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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtad
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfatte.
Nummer 271
Mittwoch, 2. Okiober 1935
197. Jahrgang
m Ve
i1 mm
(rnſte Probleme im Mittelmeer.
Engliſche Anfrage in Paris. — Auswechſelbare Freundſchafken. — Neugeſtalkung der Zuſammenarbeit
zwiſchen London und Paris?
vi.
I.
* Das Spiel mit den Fragezekkeln.
Die Stellung der Pariſer Preſſe zur Antwortnote
Hoares iſt zunächſt etwas uneinheitlich geweſen. Man ſtellte
ſich zum Teil befriedigt, zum Teil klang aber doch ſo etwas wie
Enttäuſchung heraus. Inzwiſchen iſt aber offenbar vom Quai
dOrſay aus die Paroleausgabe erfolgt, wonach dieſer Brief
nur als Sprungbrett benutzt werden ſoll, als
Einlei=
tung für weitere Verhandlungen.
In welcher Richtung die Wünſche der Franzoſen gehen,
braucht ja nicht erſt geſagt zu werden. Oeſterreich und Litauen
werden bereits in die Debatte geworfen. Aber das iſt noch nicht
genug. Die Franzoſen trauern auch der erkaltenden
Freund=
ſchaft zu Italien nach und wollen dafür einen Erſatz
haben. Sie gehen ſogar ſoweit, in aller Offenheit zu verlangen,
daß England ihnen etwas Aehnliches anbieten müſſe wie
die militäriſche Zuſammenarbeit des
franzö=
ſiſchen und italieniſchen Generalſtabes, die
jetzt, vorläufig wenigſtens, ein wertloſes Stück Papier
geworden iſt. Deshalb kommt von Frankreich aus jetzt
der Vorſchlag einer denkbar engen
Zuſammen=
arbeit auf allen Gebieten, alſo eines Wiederauflebens
der Entente — allerdings mit der Einſchränkung —, um den
ganzen Gedankengang für London ſchmackhafter zu machen, daß
dieſe Zuſammenarbeit im Rahmen des Völkerbundes erfolgen
ſoll. In dieſer Richtung werden ſich alſo die franzöſiſchen
Be=
mühungen weiter bewegen. Die Anweſenheit des Prinzen von
Wales in Paris ſowie der Beſuch des Miniſters Eden ſollen ſchon
Gelegenheit geben, einen Schritt vorwärts zu kommen.
Inzwiſchen ſcheint aber auch England den Franzoſen
einen Frageſbogen vorgelegt zu haben, der vermutlich
dahin geht, daß in Paris ſondiert wird, wie
Frank=
reich ſich zu der Stufenleiter wirtſchaftlicher,
finanzieller und militäriſcher Sanktionen
ge=
gebenenfalls ſtellen würde, ob es ſich daran
be=
teiligt oder wenigſtens der engliſchen Flotte
wohlwollende Unterſtützung zuteil werden
laſ=
ſen will. Darauf hat Laval bisher noch nicht geantwortet.
Er will wohl erſt im nächſten Miniſterrat darüber ſprechen.
Jeden=
falls müſſen dieſe Verhandlungen ſehr aufmerkſam verfolgt
wer=
den, weil ſie eine völlige Verſchiebung der engliſch=franzöſiſchen
Beziehungen und eine Neugeſtaltung der Zuſammenarbeit beider
Dänder im Gefolge haben können.
Die engliſche Anfrage.
EP. Paris, 1. Oktober.
Ueber die Gerüchte, wonach die engliſche Regierung gewiſſe
Fragen an das Pariſer Kabinett über die Haltung Frankreichs im
Falle eines engliſch=italieniſchen Konfliktes gerichtet habe, weiß
heute der Londoner Korreſpondent des „Figaro” folgende
Einzel=
heiten zu berichten. Danach habe das Foreign Office am
vergangenen Donnerstag dem Quai d’Orſay eine Note
zu=
gehen laſſen, in der angefragt worden ſei, w=lche Haltung
Frankreich im Falle eines von England nicht provozierten Angriffs
im Mittelmeer einnehmen würde. Die engliſche Admiralität
wünſcht zu wiſſen, ob ſie in dieſem Falle auf die Unterſtützung der
franzöſiſchen Flotte rechnen könne und die Erlaubnis erhalten
werde, von den franzöſiſchen Flottenbaſen Gebrauch zu machen.
Das Blatt behauptet, daß dieſe engliſche Anfrage noch nicht
bedeute, daß England die Unterſtützung der franzöſiſchen Flotte
zu erhalten wünſche, um ſofortige Sanktionen gegen Italien zu
ergreifen.
d
London erwarkek günſtige Ankwork aus Paris.
EP. London, 1. Oktober.
Die Londoner Blätter rechnen im
allgemei=
nen mit einer poſitiven Antwort auf die von
England an Frankreich gerichtete Anfrage, ob
England im Falle eines unprovozierten italieniſchen Angriffes auf
die engliſchen Flottenſtreitkräfte im Mittelmeer auf die
Unter=
ſtützung Frankreichs rechnen könne. Allerdings wird zugleich auch
erwartet, daß der Quai dOrſay gewiſſe Vorbehalte machen und
vor allem verſuchen wird, die Sanktionen auf das wirtſchaftliche
und finanzielle Gebiet zu beſchränken.”
Der politiſche Berichterſtatter der „Morning Poſt” ſchreibt, in
London werde binnen kurzem ein Verſprechen der franzöſiſchen
Re=
gierung erwartet, das ſich auf Unterſtützung der britiſchen
Mittel=
meerflotte durch franzöſiſche Seeſtreitkräfte in dem Fall beziehe,
daß ein Verſuch, wirtſchaftliche Sühnemaßnahmen gegen Italien
anzuwenden, zu Feindſeligkeiten führen würde. Dieſe Zuſage werde
eine Antwort auf eine diplomatiſche Anfrage darſtellen, die von
der britiſchen Regierung vor einer Woche geſtellt worden ſei,
Die Frage habe ſich auf den Fall bezogen, daß ein italieniſches
Kriegsſchiff nach Auferlegung wirtſchaftlicher Sühnemaßnahmen
durch den Völkerbund einen nicht herausgeforderten Angriff auf
ein britiſches Fahrzeug unternehmen werde. Es beſtehe Grund zu
der Annahme, daß die Franzoſen für einen ſolchen Fall um
eine Zuſicherung erſucht wurden, daß ſie ihre Flottenſtützpunkte im
Mittelmeer der britiſchen Flotte zur Verfügung ſtellen, und daß
die britiſche Flotte ſich nötigenfalls auf die aktive Unterſtützung
der franzöſiſchen Flotte verlaſſen könne.
Man erwartet, daß Eden, der am Montag ſpät abends in
Paris eintraf und im Laufe des Dienstags nach London zurück=
Eehrt, bereits in der Lage ſein wird, auch über die Haltung
Frank=
reichs Bericht zu erſtatten. Der Völkerbundsminiſter nimmt vor
ſeiner Rückkehr nach Genf an der für Mittwoch einberufenen
Kabinettsſitzung teil. Auf Grund ſeines Berichtes ſollen in dieſer
Sitzung entſcheidende Beſchlüſſe in der Sanktionsfrage gefaßt
werden.
England beugk vor.
Im Nahen Orienk gegenwärtig über 1000
Milikär=
flugzeuge.
EP. Paris, 1. Oktober.
Der Korreſpondent des „Petit Pariſiens” in Kairo gibt
ſei=
nem Blatt ein anſchauliches Bild über die Stimmung in Aegypten
am Vorabend des Ausbruches der
Feindſelig=
keiten in Oſtafrika. In der Bevölkerung herrſche ſtarke
Beunruhigung. Ueber einen bevorſtehenden Rücktritt der
ägyp=
tiſchen Regierung ſind erneut Gerüchte im Umlauf, doch liege noch
keine Beſtätigung dafür vor. Die Verteidigungsmaßnahmen
wür=
den von den ägyptiſchen und engliſchen Behörden mit größtem
Eifer und in aller Heimlichkeit durchgeführt. Die Engländer
ver=
fügten, wie verlaute, gegenwärtig im Nahen Orient über tauſend
Militärflugzeuge. Jeden Tag kämen neue engliſche Dampfer mit
Kriegsmaterial und Truppen an. In der vergangenen Woche ſeien
allein 150 Flugzeuge in Kairo eingetroffen. Im Hafen von
Alexandrien biete die große Zahl der engliſchen Kriegsſchiffe ein
kriegeriſches Bild. Ein großer Teil der Kriegsſchiffe liege ſtändig
unter Dampf.
Umfaſſende Sicherheitsvorkehrungen in Gibralkar.
Der Berichterſtatter des „Temps” in Gibraltar berichtet
ſeinem Blatt über die dort getroffenen Sicherheitsvorkehrungen.
Die militäriſchen Vorbereitungen ſeien Tag und
Nacht im Gange. Auf dem Berge ſeien 50
Flugabwehr=
batterien aufgeſtellt worden. Um die Beförderung von
Waffen und Munition — darunter ſolcher ſchweren Kalibers
zu beſchleunigen, habe die Militärbehörde von Privatfirmen
40 Laſtkraftwagen gemietet. Der Nordkai des Kriegshafens ſei
mit mehreren Batterien beſtückt worden. Jedesmal, wenn ein
italieniſches Schiff, gleichviel ob Perſonendampfer oder
Fracht=
dampfer, vorbeifahre, laufe ein britiſcher Minenſucher aus und
ſtelle Nachforſchungen nach etwa ausgelegten Minen an.
2
* Frankreichs Inkereſſe an England.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 1. Oktober.
Trotz alarmierender Nachrichten über Truppentransporte
be=
trachtet man hier die abeſſiniſche Frage neuerdings recht
kalt=
blütig, wenn man dies auch, wohl mit Rückſicht auf die
italieni=
ſchen Empfindlichkeiten, nicht ganz eingeſtehen will.
Was Frankreich im Augenblick am meiſten intereſſiert, iſt die
Haltung Englands. Die engliſche Antwort auf die offizielle
fran=
zöſiſche Anfrage über die zukünftige Haltung Englands wird
ver=
ſchiedenartig kommentiert. Im allgemeinen iſt man nicht
gan=
unzufrieden. Das ändert aber nichts daran, daß man die letzte
politiſche Entwicklung in Genf als ungünſtig betrachtet. Man
iſt ſehr weit davon entfernt, mit der
Außenpoli=
tik der Regierung zufrieden zu ſein, und gibt ſich
darüber Rechenſchaft, daß man im weſentlichen England
nach=
geben mußte.
Die engliſche Politik intereſſiert aber Frankreich auch von
einer anderen Seite. Es iſt dies die Stabiliſierung der
Währungen, deren einziges Hindernis gegenwärtig noch die
unentſchiedene oder nicht genug entſchiedene Haltung Englands
bleibt. Es hängt für Frankreich, auch für die franzöſiſche
Innen=
politik, ſehr viel davon ab, zu welchem Ergebnis die
Verhand=
lungen mit England über die Stabiliſierung der Währungen und
die Belebung der internationalen Handelsbeziehungen führen
werden.
Sollten die franzöſiſchen Beſtrebungen in
dieſer Richtung, die ſich gegenwärtig in der von Amerika
unterſtützten Aktion des Handelsminiſters Georges Bonnet
gipfeln, ſcheitern, ſo wäre der Eindruck von einem
allgemeinen Verſagen der franzöſiſchen
Außen=
politik kaum zu überwinden.
England ſagt zu den wirtſchafts= und finanzpolitiſchen
Plä=
nen Frankreichs nicht nein. Aber von engliſcher Seite können
Bedingungen geſtellt werden, die für Frankreich unannehmbar
ſind, oder aber es können Methoden vorgeſchlagen werden, die
eo ipso nicht zum Ziele führen. Zu dieſen wird hier die Methode
einer allgemeinen Konferenz, die von engliſcher Seite neuerdings
wieder lanciert wird gezählt. Engliſcherſeits möchte man dabei
angeblich bei den Erklärungen Sir Samuel Hoares über die
Neuverteilung der Rohſtoffe anknüpfen. Nach der franzöſiſchen
Auffaſſung, die von allen Seiten beſtätigt wird, kommt dieſen
Genfer Erklärungen keine prinzipielle Bedeutung zu; auch wären
die Ausſichten einer allgemeinen Konferenz
auf Erfolg gleich null.
Andererſeits betont man hier, daß die engliſchen Hinweiſe
darauf, daß eine Devalvierung der franzöſiſchen Währung die
Vorbedingung einer allgemeinen Stabiliſierung wäre, nur als
Zurückweiſung der franzöſiſchen Wünſche gedeutet werden könnten.
In der Tat lehnt die erdrückende Mehrheit der franzöſiſchen
poli=
tiſchen Welt jede Herabſetzung der franzöſiſchen Währung
entſchie=
den ab, viel entſchiedener, als dies noch vor einigen Monaten der
Fall war.
iger
Ven=
er an
be=
leine An=
Hom breite
* Kampf um China.
Leith=Roß in Tokio.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
R. W. Tokio, Ende September.
Selten hat ein auswärtiger Beſuch ſo ſtarke Spannung in
Japan ausgelöſt, wie der Beſuch des Finanzberaters der
eng=
liſchen Regierung, Sir Frederick Leith=Roß, der auf ſeiner
Reiſe nach China in Tokio Aufenthalt nahm um mit der
japaniſchen Regierung Meinungen über die finanzielle Lage in
China auszutauſchen. Engliſche Kreiſe behaupten, daß „die
Unterſuchung der finanziellen Lage in China” der einzige
Zweck der Reiſe Leith=Roß” ſei. Die japaniſche Preſſe dagegen
will wiſſen, daß Leith=Roß mit beſtimmten Vorſchlägen der
eng=
liſchen Regierung nach Japan gekommen ſei, und daß dieſe
Vorſchläge ſich auf eine Zuſammenarbeit Englands und Japans
in Oſtaſien bezögen. Hiermit aber, ſo meint die Preſſe, ſei
ohne weiteres die Erörterung hochpolitiſcher und
allgemein=
wirtſchaftlicher Fragen gegeben, die ſich nicht nur auf die
japaniſchen Flottenforderungen, ſondern auch auf einen Ausgleich
des engliſch=japaniſchen Wettbewerbkampfes in den engliſchen
Beſitzungen in der Südſee und im britiſchen Aſien bezögen.
Hierzu erklärt die Preſſe kurz: „Es muß reiner Tiſch gemacht
werden; England muß die vollkommen veränderte Lage in
Oſt=
aſien anerkennen, die Japan zwangsläufig die führende Rolle
im Fernen Oſten zuerteilte.” Oder es wird von dem Vierer=
Block Japan, Mandſchukuo, China und Siam geſprochen, der im
Werden ſei. Japan werde keine Handlungen fremder Mächte
geſtatten, die die Zuſammenarbeit dieſer Völker gefährden.
Auf=
ſchlußreich in dieſem Zuſammenhang ſind die gerade in dieſen
Tagen in der Preſſe und in Denkſchriften oder Verlautbarungen
des Heeres oder der Marine angeſtellten Erörterungen über die
„Notwendigkeit, zu einer neuen Aufteilung der Rohſtoffgebiete
und der kolonialen Siedlungsgebiete zu kommen.‟ Doch damit
nicht genug: in zahlreichen Artikeln werden eine Reihe von
Vorſchlägen und Plänen erörtert, die beweiſen, daß die japaniſche
Oeffentlichkeit in ſtärkſtem Maße an dem Beſuch Leith=Roß
Anteil nimmt. Der Leitgedanke: Die Zuſammenarbeit Japans
und Chinas darf nicht geſtört werden. Män muß China Zeit
laſſen mit Hilfe Japans eine Beſſerung und Stärkung ſeiner
politiſchen und wirtſchaftlichen Lage herbeizuführen. Dann
könnten alle Länder in einem geordneten chineſiſchen
Staats=
weſen, in einer befeſtigten chineſiſchen Wirtſchaft unbeſorgt ihren
Geſchäften nachgehen. — Und der Unterton: . . . ſoweit nicht
japaniſch=chineſiſche oder fernöſtliche Belange geſtört werden.
Japan iſt der „ſtabiliſierende Faktor” in Fernoſt und hat für
den Frieden zu ſorgen. Alfo hat Japan ein wachſames Auge
über alles zu halten, was in den fernöſtlichen Grenzen vorgeht.
Weiter heißt es, daß die Entwicklung in China eine
Lebens=
frage für Japan bedeute, während es ſich für Europa und
Amerika lediglich um Geſchäfte und Gewinne handele.
Die amtlichen Stellen lehnen Erklärungen über den Beſuch
Leith=Roß' ab. „Wir ſind”, ſo ſagte der Preſſechef der japaniſchen
Regierung zur ausländiſchen Preſſe, „von dem britiſchen
Bot=
ſchafter über den Beſuch Leith=Roß” unterrichtet worden und
haben dem Erſuchen um Ausſprachen mit japaniſchen amtlichen
Stellen zugeſtimmt.” Auf eine Frage wie ſich die Regierung
zu den in der Preſſe gemachten Ankündigungen ſtelle, wurde
ge=
antwortet, daß über die geplanten Beſprechungen noch keinerlei
Erwägungen angeſtellt worden ſeien. Außerdem ſei Leith=Roß
nicht nach Japan, ſondern nach China geſchickt worden, um
dort Unterſuchungen über die finanzielle Lage anzuſtellen.
Eng=
land habe offenbar die Abſicht, ſeine eigenen Belange in China
zu wahren. — Das war alles, was amtliche oder halbamtliche
Verlautbarungen zum Beſuch des engliſchen Finanzberaters zu
ſagen hatten. Aber in Zeitungen, denen man gute
Verbin=
dungen zum Auswärtigen Amt nachſagt konnte man intereſſante
Erläuterungen leſen. Die Tatſache, daß Leith=Roß drei Wochen
in Tokio bleiben wolle, beweiſe, daß es England um die
Mit=
arbeit oder doch wenigſtens um die Zuſtimmung Japans zu
tun ſei. Man wiſſe natürlich nicht wie ſich die japaniſche
Re=
gierung hierzu verhalten werde, aber man deutet vorſichtig an,
daß die japaniſche Grundpolitik nicht unbekannt ſein dürfte.
In dieſem Zuſammenhang wird die bekannte Erklärung des
Preſſechefs, Herrn Amau, über China angedeutet (keine
Ein=
miſchung anderer Staaten in China unter dem Mahnwort:
Hände weg von China), das anſcheinend nicht ohne Wirkung
auf die Chinapolitik anderer Staaten geblieben ſei. Die
Auf=
gabe Leith=Roß’ ſolle ſich angeblich nur auf finanzielle
Unter=
ſüchungen beſchränken, aber „finanzielle Fragen ſind politiſche
Fragen in China”. Anleihen an die großen chineſiſchen Banken
ſeien Anleihen an die Regierung in Nanking und müßten
des=
halb politiſch bewertet werden. Und endlich eine gelinde
Ver=
warnung: „England ſcheint dem wirtſchaftlichen Vordringen
Japans in China und Mandſchukuo Konkurrenz machen zu
wollen, ſchließt aber gleichzeitig ſeine überſeeiſchen Grenzen
gegen die Einfuhr japaniſcher Waren ab. Dieſe Haltung hat
ungünſtige Rückwirkungen auf die öffentliche Meinung in Japan
gehabt. Es iſt unſer aufrichtiger Wunſch, daß Leith=Roß die
gerechten Forderungen Japans in vollem Umfange verſtehen
lernt.” Man müßte alſo zu dem Schluß kommen, daß eine
engliſch=japaniſche Zuſammenarbeit in Oſtaſien nur dann
mög=
lich iſt, wenn England zu wirtſchaftlichen Zugeſtändniſſen
gegen=
über dem japaniſchen Außenhandel bereit iſt.
Endlich ſei noch um alle japaniſchen Wünſche und
Ab=
ſichten, ſoweit ſie in der Preſſe zum Ausdruck kommen,
kennen=
zulernen, auf einen Artikel des bekannten
Wirtſchafts=
publiziſten Dr. Waſhio verwieſen, der drei Möglichkeiten der
engliſchen Chinapolitik zur Erwägung ſtellt:
1. Unabhängiges Vorgehen Englands.
2. Fernoſtlocarno und internationale wirtſchaftliche Hilfe
für China. Dieſer Punkt werde aber von Japan abgelehnt,
weil er einer internationalen Kontrolle gleichkäme.
3. Gemeinſame Arbeit in China unter Abgrenzung von
Ein=
flußſzonen. Dieſer Punkt ſcheine in England Beachtung zu
Rettung des Bauernſtandes
Nation.
heißt Rettung der deutſchen
Adolf Hitler.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 2. Oktober 1935
Seite 2 — Nr. 271
finden, da durch den japaniſchen Einfluß auf Nordchina und
die dortigen geringen engliſchen Belange ſchon eine Abgrenzung
vorgezeichnet ſei. England wolle auf Nordchina verzichten und
ſich dafür auf die Wirtſchaft Szechuans und auf das
Eiſen=
bahnweſen beſchränken. Aber, ſo ſagt Waſhio, jede wirtſchaftliche
Einflußnahme ſetzt einen beſtimmten machtpolitiſchen Faktor
voraus, bedeutet alſo wieder eine Kontrolle der inneren
An=
gelegenheiten Chinas.
So alſo — wenn man die japaniſchen Preſſeerörterungen
zuſammenfaßt — geht es nicht. In den Unterredungen mit
Leith=Roß ſollen denn auch der Außenminiſter Hirota, ſein
Stell=
vertreter Shigemitſu und der Vizefinanzminiſter Tſuſhima unter
Beobachtung ſtarker Zurückhaltung erklärt haben, daß 1. China
unter anderen Vorausſetzungen betrachtet werden müſſe, wie ſie
in Europa oder Amerika gegeben ſeien, 2. das chineſiſche Volk
über genügend innere Kräfte verfüge, die eine Selbſthilfe
er=
möglichten, und 3. die Erklärungen Leith=Roß’, vorurteilsfrei
die finanzielle Lage in China unterſuchen zu wollen, zu
be=
grüßen ſeien. Japan werde ſich freuen, ſpäter Näheres darüber
zu hören, wie man auch bereit ſei, geeignete (d. h. für Japan
geeignete) Vorſchläge zu prüfen. „Japan iſt bereit”, ſo kündigte
die Nachrichtenagentur Rengo an, „mit England
zuſammen=
zuarbeiten, wenn ſich hieraus eine Belebung der
Geſamtwirt=
ſchaft Oſtaſiens ohne Störungen entwickeln läßt.”
Der Preſſechef, Herr Amau erklärte am folgenden Tage
kurz: Ueber die Unterredungen iſt nichts zu ſagen, da ſie
voll=
kommen vertraulich ſind, daß „England der neuen Lage in
Oſt=
aſien Rechnung trage und nichts ohne Japan unternehmen
würde.” Auch über die Ausſprache mit den Leitern großer
japaniſcher Banken, wie z. B. der Bank von Japan oder der
Yokohama Specie Bank, verlautet nichts. Man wird annehmen
müſſen, daß man ſich gegenſeitig aufmerkſam Gehör ſchenkte und
vielleicht auch gemeinſame Arbeit in Erwägung zog. Angeſichts
der japaniſchen Grundeinſtellung wird man aber an dem
Zu=
ſtandekommen einer Arbeitsgemeinſchaft zweifeln können. Je
ſtärker Europa oder Amerika von den politiſchen Vorgängen
außerhalb Aſiens in Anſpruch genommen ſind, um ſo mehr
ver=
dichten ſich die Erwartungen Japans, die in drei Schlagworten
Ausdruck finden: Laßt uns allein — Hände weg von China —
Aſien den Aſiaten!
Leith=Roß will noch einmal nach Tokio zurückkehren, um
die Ergebniſſe ſeiner Unterſuchungen mit der japaniſchen
Re=
gierung zu beſprechen. Die Frage bleibt offen, ob die britiſche
Regierung zu einem ſpäteren Zeitpunkt beſtimmte Vorſchläge
machen wird. Die Aktenwerte des Lytton=Berichtes oder der
Ausgang der Barnby=Kommiſſion laſſen nicht viel Raum für
poſitive Schlußfolgerungen.
* Tankſchiffbau mit milikäriſchen Hinkergründen.
Die engliſche Schiffsbauinduſtrie hat einen recht fetten
Auf=
trag erhalten. Sie ſoll ſechs Tankſchiffe bauen, die rund eine
Million Pfund koſten werden. Der Bauauftrag, der von der
Anglo Iranian Oil Co. ausgeht, hat nun allgemein
Ueber=
raſchung hervorgerufen, da jeder weiß, daß die internationale
Tankflotte einen derartigen Leerlauf aufzuweiſen hat, daß man
nur dann zu einer Geſundung der Verhältniſſe kommen kann,
wenn ein erheblicher Prozentſatz des Schiffsraumes ſtillgelegt
wird. Auch die Engländer gehören zu den Leidtragenden, da ſie
ihre Tankflotte nicht voll ausnutzen können. Wenn ſie aber jetzt
ganz plötzlich eine ganze Serie dieſer Oeltransporter auf Stapel
legen laſſen, dann müſſen ſchon militäriſche Gründe eine Rolle
ſpielen. Die Anſicht neigt überall vor, daß man in den
maß=
gebenden Londoner Kreiſen eine Verſtärkung der eigenen
Tank=
flotte trotz des vorhandenen nicht ausgenutzten Schiffsraumes für
dringend erwünſcht hält, weil unter Umſtänden politiſche
Situatio=
nen eintreten könnten, die dann ganz beſondere Anforderungen
an die engliſchen Oeltransporter ſtellen würden. Aus dieſem
Grunde hat man wohl das engliſche Arbeitsbeſchaffungsprogramm
benutzt, um Tankſchiffe mittlerer Größe zu bauen.
Fünf Ikaliener aus Malta deportiert.
EP. Malta, 1. Oktober.
Fünf führende Mitglieder der italieniſchen Kolonie werden
auf Anordnung der Zivilbehörden in dieſer Woche deportiert
Es handelt ſich um den ehemaligen italieniſchen Konſul
Commendatore Mazzone und ſeine beiden Söhne, den Direktor
der Zweigſtelle der Bank von Rom, Fusco und einen
Kapell=
meiſter. Mazzone befindet ſich zur Zeit in Rom und wird nicht
mehr nach Malta zurückkehren. Die übrigen vier Italiener ſind
im Gewahrſam der Polizei. Ihre Deportation erfolgt „im
öffentlichen Intereſſe” auf Grund einer Verfügung vom Jahre
1933 und gilt als Beginn einer Säuberungsaktion der
Inſel von pro=italieniſchen Elementen, die
an=
geblich auch für Italien Spionage betrieben
haben.
In London findet vom 1. bis 5. Oktober auf Einladung des
parlamentariſchen Handelsausſchuſſes eine internationale
Han=
delskonferenz ſtatt, an der Vertreter von 30 Nationen teilnehmen.
* Die niederſächſiſche Dichkung.
Zum Ehrentag der niederſächſiſchen Dichtung vom 1.—3. Oktober.
Der Raum, den wir als Niederſachſen zu bezeichnen pflegen,
dehnt ſich recht eigentlich von der Nordſeeküſte bis zu der
Thü=
ringer Grenze und von dem Weſtfalenland bis zur Elbe,
Nieder=
ſächſiſche Dichtung muß man aber vor allem in dem Raume
ſuchen, der ſich zwiſchen Weſer und der Elbe ausbreitet und
man kann ſchon die Hanſaſtädte Bremen und Hamburg in man
cher Beziehung fortlaſſen, denn hier hat frieſiſches Blut und
rieſiſcher Wille ſeit Jahrhunderten entſcheidend gewirkt. So iſt
ja auch Hans Friedrich Blunck ein vor allem frieſiſch
beſtimm=
ter Dichter, wenn die Niederſachſen ihn auch als einen der ihren
empfinden.
Niederſachſen wird beherrſcht von den Städten Hannover,
Braunſchweig, Göttingen, wird beherrſcht von der Lüneburger
Heide, von der Weſer mit ihren Nebenflüſſen, von der Elbe
mit ihren weſtlichen Zuſtrömungen. In dieſem Niederſachſen
herrſchte von jeher ein mächtiges Geſchichtsbewußtſein jenes
Ge=
ſchichtsbewußtſein, das aus den Zeiten Karls des Großen, der
Widukind=Kämpfe herüberragt und über Heinrich den Löwen
immer wieder die im Stamme zwar feſtwurzelnde, aber
groß=
deutſche Idee des Geſamtdeutſchtums feſthielt. Aus dieſem
Niederſachſentum holte Freiherr vom Stein auch die Stärkung
ſeines ſtaatsgeſtaltenden Willens, ſeiner Reichsſehnſucht, holte
er auch die Kraft für den Aufbau des großen deutſchen
Ge=
ſchichtswerkes der Monumenta Germaniae Historica.
In dieſem Niederſachſen erhielt ſich auch während des
gan=
zen 19. Jahrhunderts mit einer ſeltenen Zähigkeit, Klarheit und
Tatkraft das grunddeutſche, urdeutſche Bewußtſein. Paul de
Lagarde entwickelte die uralte Trächtigkeit Göttingens neu in
ſeinen deutſchen Schriften als ein Warner und Wegweiſer, als
ein Vorbereiter des neuen Reiches.
Neben ihm und früher als er richtete ein Dichter der zu
den größten Deutſchen und auch zu unſeren größten Dichtern
ge=
hört, die ewige Offenbarung des Niederſachſentums auf,
Wil=
helm Raabe, deſſen wahre Größe erſt in unſerer Zeit
lang=
ſam erkannt wird. Von der „Chronik der Sperlingsgaſſe” (1855)
bis zum letzten Alterswerk „Altershauſen” (1911 aus dem
Nach=
laß) war Raabes Geſamtſchaffen die tiefſte Auseinanderſetzung
mit dem deutſchen Schickſal aus einem intuitiven Geſchichtsſinn
heraus aus der ſchöpferiſchen Verhaftung in der urgermaniſchen
Landſchaft zwiſchen Harz, Lüneburger Heide und Weſtfalen. Hier
wurde das Ringen der deutſchen Seele um den deutſchen Staat
in zeitlicher Tragik, aber ewig fruchtbar geſtaltet. Raabe ſtand
im Gegenſatz zur geſamten Weltanſchauung, zum geſamten
Vom Tage.
Der Führer beſichtigte geſtern die Feſtung Pillau in
Oſt=
preußen und begab ſich von da nach kurzer Pauſe in Königsberg
über Neuhauſen nach Allenſtein, wo er einen Vorbeimarſch der
Truppen des Standortes unter dem Infanterieführer General von
Niebelſchütz abnahm. Unter dem Jubel der Menge begab ſich der
Führer durch die feſtlich illuminierte Stadt nach dem Hof der
Rei=
terkaſerne zur Teilnahme an dem feierlichen Zapfenſtreich.
Für den nach Berlin berufenen bisherigen
Gaupreſſeamts=
leiter Pg. Woweries hat der Gauleiter den Referenten I der
Landesſtelle Heſſen=Naſſau des Reichsminiſteriums für
Volks=
aufklärung und Propaganda Pg. G. W. Müller zum
Gaupreſſe=
amtsleiter ernannt. Pg. G. W. Müller wird alſo in Zukunft
außer der Preſſeabteilung der Landesſtelle Heſſen=Naſſau des
Reichsminiſteriums auch das Gaupreſſeamt leiten.
Im Schloß Bellevue in Berlin fand Dienstagvormittag in
Ge=
genwart hervorragender volkskundlicher Wiſſenſchaftler des In=
und Auslandes die feierliche Eröffnung des Staatlichen Muſeums
für Deutſche Volkskunde ſtatt.
Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach erläßt an die
Einheiten der HJ. den nachſtehenden Tagesbefehl, demzufolge die
deutſche Jugend am 2. Oktober in Treue und Dankbarkeit des
großen Generalfeldmarſchalls gedenkt und Blumenſträuße oder
Kränze zum Gedächtnis Paul von Hindenburgs am Ehrenmal der
Gefallenen des Weltkrieges niederlegt.
In einer Verlautbarung der Preſſeſtelle des Köſener SC.=
Ver=
bandes wird mitgeteilt, daß die derzeitige Verbandsführung des
Köſener SC.=Verbandes nach Anhörung des Mitarbeiterkreiſes, im
Einvernehmen mit der früheren Verbandsführung die Auflöſung
des Köſener SC.=Verbandes verfügt hat.
Wie erinnerlich, hatte der lettiſche Staatsanwalt in dem
Rigaer Prozeß gegen den Deutſch=Balten Treu und Gen. wegen
angeblich von ihnen ausgeübter nationalſozialiſtiſcher Betätigung
in ſeiner Anklagerede u. a. die Ziele der NSDAP. als feindſelig
gegenüber dem lettiſchen Staat und Volk bezeichnet. Der deutſche
Geſandte in Riga hat aus dieſem Anlaß bei der lettiſchen
Regie=
rung nachdrückliche Vorſtellungen erhoben und die Zuſicherung
erhalten, daß man künftighin lettiſcherſeits der Wiederholung
ſolcher Ausfälle vorbeugen wolle.
Auf Grund einer Anzeige des deutſchen Konſuls in Bilbao
wurde der ſpaniſche Schriftſteller Antonio Eſpina, der einen den
Führer und Reichskanzler beleidigenden Artikel in mehreren
ſpaniſchen Zeitungen veröffentlicht hatte, am Montag verhaftet
und ins Gefängnis eingeliefert.
Durch königlichen Erlaß wurde am Dienstag das däniſche
Folketing aufgelöſt. Die Neuwahlen finden am 22. Oktober ſtatt.
Rege Täkigkeit in London.
London, 1. Oktober.
Miniſter Eden traf am Dienstag mittag, von Genf kommend,
in London ein. Er begab ſich ſofort nach dem Foreign Office,
wo er mehrere Beſprechungen hatte. Zur Vorbereitung der
Kabi=
nettsſitzung am Mittwoch fand ſodann eine Ausſprache zwiſchen
Eden, Baldwin und Sir Hoare ſtatt. Die geſpannte
internatio=
nale Lage und die bevorſtehenden folgenſchweren Entſcheidungen
fanden am Dienstag ſichtbaren Ausdruck in der überaus regen
Tätigkeit, die nunmehr wieder im engliſchen
Regie=
rungsviertel herrſcht. Am Vormittag ſprach der
franzö=
ſiſche Botſchafter im Foreign Office vor. Am Nachmittag ſtattete
der frühere Außenminiſter Chamberlain dem Miniſterium einen
Beſuch ab. Beſondere Erwähnung verdient ferner das
Vorſpre=
chen des früheren britiſchen Oberkommiſſars in Aegypten, Lord
Lloyd.
17 Hochſchulprofeſſoren in den Ruheſtand verſetzl.
DNB. Berlin, 1. Oktober.
Wie die Reichs= und Preußiſche Hochſchulverwaltung
be=
kanntgibt, wurden infolge Erreichung der Altersgrenze folgende
Profeſſoren von ihren amtlichen Verpflichtungen entbunden:
An der Univerſität Berlin: Geheimer Hofrat Profeſſor Dr.
Oncken, ferner Profeſſor Dr. Schöttler Profeſſor Dr.
Schroeter und Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr.
Schu=
macher.
An der Univerſität Bonn: Profeſſor Dr. Pflüger,
Ge=
heimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Remy und Profeſſor Dr.
Sobatta.
An der Univerſität Breslau: Profeſſor Dr. Dr.
Steuer=
nagel.
An der Univerſität Frankfurt a. M.: Profeſſor Dr.
Schnaudigel und Profeſſor Dr. zur Straßen.
An der Univerſität Göttingen: Profeſſor Dr. Riecke und
Geheimer Juſtizrat Profeſſor Dr. Schoen.
An der Univerſität Hamburg: Profeſſor Dr.
Schott=
müller.
An der Univerſität Münſter: Profeſſor Dr. Roſenfeld
und Profeſſor Dr. Schöne.
An der Techniſchen Hochſchule in Berlin: Profeſſor Dr.=Ing.
Poelzig.
An der Techniſchen Hochſchule in Braunſchweig: Profeſſor
Stubbe.
Materialismus des 19. Jahrhunderts. Er hatte die Kraft und
die Mächtigkeit, die deutſche Seele lebendig zu erhalten; er hatte
auch die Kraft und die Macht, die große deutſche Volksidee,
unſer völkiſches Weſen und Menſchentum bis in ſeine ſtaatlichen
Gliederungen und Wünſche hinein als Dichter jedermann zum
Erlebnis zu machen. Er blieb in der Bitternis ſeiner Zeit
immer der Gläubige. Er wußte, daß das deutſche Volk ſich ſein
Schickſal zuletzt doch aus ſich ſelbſt herausgeſtalten wird und
geſtalten kann. Er fand ſeinerzeit in dem Niederſachſen
Wil=
helm Buſch (1832—1908) eine Art Ergänzung, die zu
Leb=
zeiten zwar oft Raabe überſchattete und verdrängte, die aber
uns heute deutlich als gute Ergänzung erſcheint. Raabe hatte
nicht dieſe Kraft, das Daſein grotesk zu formen, die Maske des
Satirikers vor die Zartheit ſeiner Seele zu rücken, den Kampf
mit dem ſcharfen Lachen für das Gute zu führen. Dieſe
Ver=
anlagung weckte ja dann ſpäter in einer noch ſeelenloſeren
Zei=
in dem anderen Niederſachſen Frank Wedekind (1864—1918)
den ſchärfſten Rationalismus, die Verzweiflung, die ſchließlich
nur noch das Negative gelten läßt, wenn ſie nicht wie in Otto
Erich Hartleben (1864—1905) faſt zu einer Zerſetzung
führt.
Es bedurfte immer der Anſchlüſſe an die große Tradition,
mochte ſie nun geſellſchaftlich ſein wie in den Romanen des
Hannoveraners Georg Freiherr von Ompteda oder
mochte ſie völkiſch durchgeführt werden wie in den prachtvollen
Bauernbüchern Heinrich Sohnreys, oder in den
Ge=
ſchichtsbüchern, vor allem in dem Scharnhorſt=Roman Guſtav
Kohnes. Der Niederſachſen=Geiſt offenbart ſich hier immer
wieder, vor allem in ſeiner Treue zum eigenen Volkstum, aber
auch in dem Ernſt, mit dem die höchſten Werte, die das Volkstum
in einzelner Perſönlichkeit erzeugt, von Geſchlecht zu Geſchlecht
gebracht werden.
Der Niederſachſe hat ja gerade das Erlebnis der
Ge=
ſchlechterfolge ſich erhalten; er gehört zu den Stämmen, die ſeit
Jahrtauſenden auf demſelben Boden wohnen. Er kann
infolge=
deſſen auch das Leben ſeiner Familie Jahrhunderte weit, nicht
nur im Adel, ſondern auch im Bauern, im Bürger, im Arbeiter
zurückverfolgen. Hier hat das Volk ſich ſelbſt immer lebendig
er=
halten. So iſt es denn auch gekommen, daß im Dichterraum
Schrift=
ſteller=, Dichter=Familien ſind verſchiedene Generationen ſich
ent=
wickelten. Braunſchweig zeigt die Familie Huch und Seidel;
das Geſchwiſterpaar Ricarda und Rudolf Huch, ſowie
ihr Vater Friedrich Huch ſteht neben dem Geſchwiſterpaar
Willy und Ina Seidel mit dem nach Berlin verpflanzten
Onkel Heinrich und deſſen Sohn Heinrich Wolfgang
Seidel. In den Seidels lebt zwar vorzugsweiſe
mecklen=
burgiſches Blut und vielfach auch mecklenburgiſche
Lebensſchil=
derung, weswegen ſie nicht im engeren Sinne zur Niederſachſen=
Programm für den erktedäntiag 435.
DNB. Berlin, 1. Oktober.
Für den Erntedanktag 1935 iſt folgendes Programm
vor=
geſehen:
Samstag, den 5. Oktober
16 Uhr: Begrüßung der Delegierten des Reichsnährſtandes
durch Reichsminiſter Dr. Goebbels im „Georgen=Garten” in
Hannover in Anweſenheit des Reichsbauernführes und
Reichs=
miniſters Darré.
20 Uhr: Die Delegierten des Reichsnährſtandes beſuchen die
Vorſtellung des Schauſpiels „Erde” von Rudolf Ahlers im
Schauſpielhaus zu Hannover.
Ab 22 Uhr: Eintreffen der Sonderzüge auf den Bahnhöfen
Hameln, Afferde, Tündern, Grohnde, Emmerthal, Groß= und
Klein=Berkel. Die Sonderzugteilnehmer werden, ſoweit ſie bis
Samstag früh vor 6 Uhr eintreffen, in Privat= und
Maſſen=
quartieren untergebracht, die ſich unmittelbar bei den
Ziel=
bahnhöfen befinden.
Sonntag, den 6. Oktober.
7 Uhr: Beginn des Aufmarſches von den Quartieren und
den Bahnhöfen.
Ab 8 Uhr: Auf dem Bückeberg Darbietungen durch
Volks=
tanzgruppen, Sing= und Spielgruppen, Maſſenchöre und Muſik.
3000 bäuerliche Trachtenträger bilden Spalier längs des
Führerweges. Die Feldzeichen und Fahnen nehmen auf der
Rednertribüne, Ehrenabteilungen der politiſchen Leiter, der SA.
und SS. vor der oberen Tribüne Aufſtellung.
Gegen 12 Uhr: Eintreffen des Führers auf dem
Kundgebungsgelände. Eine Batterie feuert beim Eintreffen des
Führers Salut. Nach Abſchreiten der Ehrenkompagnie des A./J. R.
Braunſchweig und der Ehrenabteilung des Arbeitsdienſtes vom
Baukommando Bückeberg begibt ſich der Führer zur oberen
Tribüne. Drei Knallbomben geben das Zeichen zur
Eröff=
nung der Kundgebung. Während der Sängerkreis
Hameln den Chor „Segnung” ſingt: Ueberreichung einer
Erntekrone an den Führer und eines Erntekranzes an
den Reichsbauernführer, Eröffnungsanſprache des
Reichs=
miniſters Dr. Goebbels. Begrüßungsflug von 7 Staffeln der
Luftwaffe. Während des Vorbeiflugs ſpielen die Muſikkorps
den Fliegermarſch bis eine Knallbombe den Beginn der großen
Gefechtsübung der Wehrmacht verkündet.
Teil=
nehmende Truppen: A./J.R. Braunſchweig, A./J.R. Göttingen,
13./J. R. Braunſchweig, 14./J.R. Braunſchweig, III./A.R.
Hannover 1. Battr. I./A.R. Hannover, 1 Nebel=Zug der Artl.
Abt. Königsbrück, 1/2 R.R. Paderborn, Pi. Batl. Minden (zum
Bau von Brücken über die Weſer), Pi. Patl. Holzminden (zur
Herrichtung des Gefechtsfeldes), 1 Krad. Schütz Kp./Kf. Abt.
Münſter, Panzer Abt. Nürnberg, Ohrdruf, 3 Aufklärungsſtaffeln,
1 Staffel des Befehlskampfgeſchwaders 3 Staffeln der
Luft=
waffenreſerve, 1 Flugzeug G 38 der Deutſchen Lufthanſa Flak,
Abt. Wolfenbüttel. Schlußzeichen für die Gefechtsübung:
eine Knallbombe.
Gegen 13 Uhr: Der Führer begibt ſich zur unteren Tribüne
Rede des Reichsbauernführers Darré. Rede des
Führers. Nationalhymnen. Abſchuß von 300
Fallſchirm=
bomben. Danach Beginn des Abmarſches der Teilnehmer zu den
Bahnhöfen.
Ab 19 Uhr: Abfahrt der Sonderzüge.
20 Uhr: Eintreffen des Führers in Goslar. Nach
Ab=
ſchreiten einer Ehrenkompagnie des 3. Jäger J.R. Göttingen
begibt ſich der Führer in die Kaiſerpfalz. Ueberreichung der
Ehrenbürger=Urkunde der Stadt Goslar durch den
Oberbürger=
meiſter der Stadt an den Führer. Empfang der
Bauern=
abordnungen durch den Führer.
21 Uhr: Der Führer nimmt auf dem Balkon der
Kaiſer=
pfalz den großen Zapfenſtreich, ausgeführt durch 3. Jäger J.R
Göttingen, ab. Großes Feuerwerk.
*
Die Organiſationsleitung Bückeberg teilt
mit: Entgegen anderslautenden Nachrichten iſt die Anmeldung
von Teilnehmern zu Sonderzügen nach dem Bückeberg nicht ab
geſchloſſen. Volksgenoſſen, die am 6. Oktober am Staatsakt au
dem Bückeberg teilnehmen wollen, wenden ſich ſofort an die nächſte
Parteidienſtſtelle, die ihnen dann ſofort Sonderzugkarten beſorgt,
Enkſpannung am Fekkmarkk zu erwarten.
Der Bezug der für eine hinreichende Verſorgung der
Bevöl=
kerung mit Margarine erforderlichen Rohſtoffe iſt nunmehr von
der Deviſenſeite her ſichergeſtellt. Das bedeutet praktiſch, daß die
Margarineinduſtrie im laufenden Vierteljahr erheblich größere
Mengen an Magarine herſtellen und in den Verkehr bringen wird,
als in dem abgelaufenen Vierteljahr.
Außerdem hat heute die Reichsſtelle für Milcherzeugniſſe, Oele
und Fette auf Anordnung des Reichsernährungsminiſters aus
ihren Beſtänden Butter und Schmalz in erheblichem Umfange zur
Verteilung gebracht.
Dichtung gehören, obwohl ſie daraus auch viel Kraft empfingen.
Aber im Werk der drei Huchs offenbart ſich doch das ſtrenge
Niederſachſentum und die Möglichkeit des niederſächſiſchen
Men=
ſchen, ſich die Weltweite zu erobern. Wie ſtark die Verwurzelung
iſt zeigen Ricarda Huchs „Erinnerungen von Rudolf Ursleu dem
Jüngeren”, zeigen vor allen Dingen Rudolf Huchs erſt in
unſerer Zeit zu Ruhm und Erfolg gebrachten Dichtungen.
Rudolf Huch iſt vielleicht der für nach=raabeſche Zeit wichtigſte
Geſtalter des niederſächſiſchen Menſchen und Lebensraums.
Es iſt das Kennzeichnende für den Niederſachſen daß er
immer die ganze Weite des geſamtdeutſchen Weſens bei feſter
Verwurzelung im Volkstum, im Blut und Boden zu erobern
vermag. Ein Hermann Löns iſt wohl der treueſte Schilderer
niederſächſiſcher Natur, niederſächſiſcher Menſchen und Tierwelt
niederſächſiſcher Magie und Seelen=Art, aber er wächſt doch bei
dieſer Schilderung im kleinen, in der Einzelheit ſtets hinaus in
das Reich des Geiſtigen, des Religiöſen, in die Weltweite, in
das All. Es iſt das im beſonderen Germaniſche, das ſich hier im
Niederſachſen mit beſonderer Kraft offenbart. Das hat ſelbſt
Unterhaltungsromane wie die von Dietrich Speckmann
dem Erzähler der Lüneburger Heide, befruchtet, das hat ſelbſt
einen Zeitgenoſſen Wilhelm Raabes, wie den Quedlinburge
Julius Wolf (1834—1910) lebendig erhalten, und das hat
ſchließlich den bedeutenden Balladendichter unſerer Zeit
Börries Freiherr von Münchhauſen (geboren 1874)
aus einem der älteſten niederſächſiſchen Adelsgeſchlechter zu de
Höhe gehoben, die es ihm ermöglichte, ſein ariſtokratiſches
Welt=
bild mit unſerer Volksart auf das innigſte zu vermählen und als
Urdeutſcher Weltmann zu ſein. Neben ihm gelang es der
Bal=
ladenkunſt der Bückeburgerin Lulu von Strauß und
Torney (geb. 1873) in ihren dämoniſchen Verſen wie in ihren
Dorfgeſchichten, niederſächſiſchem Bauerntum ein beſonderes
Denkmal zu ſetzen.
Wenn man aber eine Geſamtſumme aus allen nieder
ſächſiſchen Kräften, die ſich noch in vielen anderen, würdigen
Erzählern, wie Wilhelm Scharrelmann oder Karl
Söhle würdig offenbart haben, ziehen will, dann muß man
zu dem Werk Paul Ernſts, dem Sohn eines Grubenſteigers
im Harzſtädtchen Elbingerode (1866—1933) greifen. Paul Ernſ
hat ja ſelbſt ſeinen Lebensweg in ſeinen „Erinnerungen”
ge=
deutet als ein fortwährendes in die Tiefe ſteigen, in die Tiefe
des Irdiſchen, des Erdhaften, um hier das Gold zu ſchürfen
in dem ſich das Ewige ausdrückt. Er ging durch den ganzen
Kreis des menſchlichen Wiſſens und der menſchlichen
Wirklich=
keit als Student in Göttingen und Tübingen und Berlin, er
kämpfte ſich durch das Soziale, Sozialiſtiſche, durch die Literatur,
den Naturalismus zum höchſten Adel, zum klarſten Geſchichts
ſinn, zur wirklichen Freiheit empor. In ſeinen Dramen war
Mittwoch, 2. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
50 warkeken die Memelländer 8 bis 10 Skunden vor den Wahllokalen.
Die Wahl der Memellä
gwar von derartigen Erſchwerniſſen und Zwangsmaßnahmen begleitet, daß es dem größten
r am Sonnt
Teil der Bevölkerung nicht möglich
ar, das Wahlrecht auszuüben. Nach oft zehnſtündigem Warten vor den Wahllokalen mußten die
Wahlberechtigten wieder nach Hauſe gehen. Die Kownoer Regierung beſchloß daher, auch noch den Montag als Wahltag zu benutzen.
Die geſamte europäiſche Preſſe empört ſich über das unerhörte Wahlſyſtem, mit dem die Litauer die Wahl ſabotieren wollten. Dieſes
Bild zeigt das Gedränge vor dem Wahllokal in Pogegen im Memelland.
(Preſſe=Illuſtration Hoffmann=M.)
Bauernunruhen in aller Welk.
In Litauen ſchießen Bauern und Militär aufeinander, es
ſibt Tote und Verwundete. In Frankreich muß der Staat
andauernd Prozeſſe gegen ſeine Landwirte führen, weil ſie keine
Steuern zahlen wollen, meiſt keine zahlen können; es gärt im
ganzen Land, und ein allgemeiner Steuerſtreik ſteht vor dem
Aus=
ruch. In Dänemark ſind die Bauern in den Valutenſtreik
ſetreten, ſie liefern keine Deviſen mehr ab und wollen ſo die
Regierung zwingen, ihre Notlage ſtärker zu berückſichtigen. In
Amerika opponieren die Farmer, und hier, ebenſo wie in
volland und Belgien, hält man die Landwirtſchaft
müh=
ſam mit großen Subventionen über Waſſer, ohne die
Unzufrieden=
heit wirkſam bekämpfen zu können. Von der maßloſen
Ver=
lendung des Bauern in Rußland, einſt die Kornkammer der
Welt, ſei hier erſt gar nicht die Rede.
Was liegt der Not der Bauern in der Welt zugrunde?
Ab=
geſehen von Rußland, wo ein irrſinniges Syſtem der
Kollektivie=
rung die Hauptſchuld trägt, handelt es ſich überall um denſelben
Vorgang. Die Preiſe der landwirtſchaftlichen Produkte beharren
ſeit Jahren, von geringen Schwankungen abgeſehen, auf einem
Tiefſtand, der zwangsläufig zur Verarmung des Bauern führen
muß. Durch die geſunkenen Einnahmen wird die Schulden= und
Zinſenlaſt unerhört drückend, eine Zahlung der Steuern unmöglich
und die ohnedies beſcheidene Lebenshaltung des Bäuern noch
weiter eingeſchränkt. Exekutionen gegen den Beſitz des Bauern
müſſen auf härteſten Widerſtand ſtoßen, denn der Bauer iſt ſich
einer Schuld bewußt, die als Sühne von ihm verlangen würde,
ſeine Exiſtenz aufzugeben. Er ſoll ſich von Haus und Hof und
Boden trennen, nur weil er, ohne ſein Zutun, kein ausreichendes
Entgelt mehr für ſeine unendliche Mühe und Arbeit erhält.
Erinnern wir uns, daß auch in Deutſchland der Bauer noch
ſor kurzer Zeit ſich in einer ähnlichen Lage befand. Erinnern
vir uns der Unruhe und Verzweiflung, die in unſerer
Bauern=
ſchaft überhand zu nehmen drohte und beiſpielsweiſe in der
ge=
waltſamen Verhinderung von Zwangsverſteigerungen ihren
Aus=
druck fand. Die nationalſozialiſtiſche Wirtſchafts= und
Agrar=
politik hat die Rettung des Bauern als vordringlich zielbewußt
in Angriff genommen, ſie hat ihn mit ihren Maßnahmen aus der
weltumfaſſenden Not des Bauernſtandes herausgelöſt und ihm
vieder eine geſicherte Exiſtenzgrundlage geſchaffen. Weitere
Zwangsverſteigerungen wurden verhindert, die Zinſenlaſt
er=
näßigt. Durch eine ſinnvolle Einfuhr= und Preispolitik erhält
der Bauer einen größeren Anteil am Volkseinkommen und wurde
ſadurch wieder lebensfähig. Der neue Staat garantiert ihm ſein
Auskommen und hat ihn wieder als Ernährer und Blutſpender
der Nation auf den Platz geſtellt, der ihm gebührt.
Deviſenbewirtſchafkung in Likauen.
DNB. Kowno, 1. Oktober.
Die immer weiter um ſich greifenden wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten Litauens, die in den letzten Monaten zu einem
beſchleunigten Abfluß des Gold= und Deviſenbeſtandes führten.
haben die litauiſche Regierung nunmehr veranlaßt eine ſehr
weitgehende Deviſenbewirtſchaftung einzuführen. Im
Regierungs=
anzeiger wird am Dienstag ein ſofort in Kraft tretendes
Ge=
ſetz veröffentlicht, das die geſamte Deviſenbewirtſchaftung der
Litauiſchen Notenbank überträgt. Der An= und Verkauf ſowie
die Ueberweiſung von Deviſen und Gold ſowie alle damit
ver=
bundenen Operationen dürfen nur von einer eigens vom
Miniſterkabinett eingeſetzten Deviſenkommiſſion ausgeführt
werden. Alle Handelsunternehmungen jeder Art müſſen ihre
Deviſenbeſtände und ihre eingehenden Deviſen innerhalb von
fünf Tagen der Litauiſchen Notenbank abtreten. Privatperſonen
müſſen ihre Deviſenbeſtände innerhalb dieſer Zeit lediglich
an=
melden. Von dieſer Beſtimmung ausgenommen ſind Gold= und
Deviſenbeſtände im Betrage bis zu 50 Lit und Silbergeld in
beliebiger Höhe. Alle Behörden einſchließlich der autonomen
Organe des Memelgebietes dürfen zahlungspflichtige
Deviſen=
verbindlichkeiten mit dem Auslande nur mit Genehmigung des
Finanzminiſteriums eingehen. Im Reiſeverkehr mit dem
Aus=
lande ſind einmalig 200 Lit oder 20 Lit täglich freigegeben.
Ausländer müſſen bei der Aus= und Einreiſe ihre
Deviſen=
beſtände anmelden.
Zuwiderhandlungen gegen dieſes Geſetz werden mit
Geld=
ſtrafen bis zur fünffachen Höhe der hinterzogenen Deviſen und
mit Beſchlagnahme geahndet oder mit Gefängnisſtrafen bis zu
6 Monaten.
Der Ausbürgerungsprozeß in Lütkich beginnt.
DNB. Lüttich, 1. Oktober.
Die Verſäumnisurteile gegen die vier Beſchuldigten im
bel=
giſchen Ausbürgerungsprozeß ſind am 1. Oktober veröffentlicht
worden. Mit dieſem Tage beginnt die achttägige Einſpruchsfriſt.
Nach erfolgtem Einſpruch muß die Kammer des Appellationshofes
in Lüttich die Verhandlung anberaumen. Das Urteil muß nach
der Verhandlung innerhalb 14 Tagen geſprochen werden. Auf
Grund des Ausbürgerungsgeſetzes vom 30. Juli 1934 ſteht den
Beſchuldigten gegen das Urteil keine Reviſion in höheren
In=
ſtanzen zu. Damit beginnt ein Prozeß, der für die geſamte deutſche
Bevölkerung Eupen=Malmedys von großer Bedeutung iſt.
r nicht, wie falſche Geſchichtsſchreibung es wollte, ein Klaſſiziſt,
ſondern ein Dichter des Mythiſchen, der das Schickſal und das
Heldiſche religiös und geiſtig erfaßt; in ſeinen Romanen wurde
er zum Weltanſchauungsdichter. Mit ethiſchem
Vervollkommnungs=
villen wurde er zum Volksdeuter, der das Volksganze will; als
Soziologe und Kulturkritiker kämpfte er um die Grundlagen
Deutſchlands, band er dies, von ihm immer klar geſehenen
Geſamtdeutſchtum eng an die größte deutſche Geſchichte in ſeinem
„Kaiſer=Buch”.
So zeigt ſelbſt ein ſchneller Ueberblick über das lebendige
Dichtertum Niederſachſens, daß hier der deutſche Genius auf
eine Art fruchtbar iſt, wie nur in wenigen deutſchen
Stamm=
landen. Wirft man dann zuletzt einen kurzen Blick auch noch
auf die junge nachwachſende Welt, ſo weiß man, daß das alte
Blut ſich wunderſam regt, und Niederſachſen eine der ſtärkſten
dichteriſchen Schöpfungsprovinz auch der neuen deutſchen
iteratur im Dritten Reich ſein und bleiben wird. HI. M. E.
Kleines Haus. — Dienstag, den 1. Oktober.
„Gyges und ſein Ring”.
Ein Trauerſpiel von Friedrich Hebbel.
„Einen Regenbogen, der, minder grell als die Sonne.
Strahlt in gedämpftem Licht, ſpannte ich über das Bild;
Aber er ſollte nur funkeln und nimmer als Brücke dem Schickſal
Dienen, denn dieſes entſteigt einzig der menſchlichen Bruſt.”
Aus Rhodopens Bruſt entſteigt, wie Hebbel in dieſem
Leit=
wort es ankündigt, der Zwieſpalt, der ſie in den Tod treibt.
Der Zwieſpalt zwiſchen Liebe und Scham. Die ſchwere
Kränkung und Enttäuſchung, die ſie aus dem Verrat des
Kan=
daules empfindet! Ein Verrat, der doch auch wieder nur aus
einem Glücksgefühl geboren wurde.
Der Lyderkönig Kandaules zeigt in ſeinem Glücke dem
Freund Gyges die geliebte Gattin unverſchleiert: drei an ſich
edle Menſchen ſtehen im Kreiſe; aus ihrer Stellung zueinander
erwächſt ſchickſalhaft die Tragödie.
In der Zeit von Frühjahr bis Herbſt 1854, in der
glück=
lichen und fruchtbaren Wiener Periode, ſchrieb Hebbel das
packende Drama.
Doch zunächſt ohne Annahme an einer Bühne. Als Hebbel
in der Silveſter=Nacht das verfloſſene Jahr überſchaute,
ge=
dachte er des „Gyges” und bemerkte mit ſtillem Schmerz in
ſeinem Tagebuch: „Das erſte Stück, das ich in den Kaſten lege‟.
Rudolf Presber †.
Rudolf Presber iſt heute nacht
um 12 Uhr im Alter von 68
Jahren im St. Joſefs=
Kranken=
haus in Potsdam plötzlich ge=
Rudolf: Presber
ſtorben.
war Ehrenſenator des
Reichs=
verbandes der deutſchen
Schrift=
ſteller, Präſident der
Literari=
ſchen Geſellſchaft in Berlin und
Präſident der Geſellſchaft alter
Frankfurter in der Welt.
Erſt 1894 erſchien „Gyges” an der Wiener Hofburg und
iſt ſeitdem über zahlreiche deutſche Bühnen gegangen. Das
Schau=
ſpiel iſt der Höhepunkt von Hebbels poetiſchem Schaffen, wenn es
auch von anderen Werken, wie „Maria Magdalena”, an
drama=
tiſcher Kraft übertroffen wird. Mit dem hohen ethiſchen Gehalt
verbindet ſich eine herrliche dichteriſche Form.
Mit einer ſchönen und eindrucksvollen Neuinſzenierung des
„Gyges” eröffnete geſtern das Kleine Haus des Landestheaters
den Kreis ſeiner Aufführungen.
Es war merkwürdig: Lag es an dem ſchwachen Beſuch des
Hauſes oder lag es an dem Spiel auf der Bühne, es wollte
zu=
nächſt keine Stimmung aufkommen. Den „König Kandaules”
ſpielte Max Nemetz, der von Leipzig nach Darmſtadt
zurück=
gekehrt iſt, den Griechen Gyges Emil Lohkamp. Die beiden
konnten zunächſt keine Fühlung zueinander finden. Sie ſprachen
ihre Worte nebeneinander her, Nemetz laut und polternd,
Loh=
kamp in ſich gekehrt, faſt teilnahmslos. Es erwuchs nicht
Hand=
lung aus Rede und Gegenrede, es blieben Monologe. Erſt als
Ruth Trumpp als „Rhodope” mit ihrem innerlich beſeelten
Spiel erſchien, wurde die Teilnahme der Zuſchauer eingefangen.
Im weiteren Verlauf des Spieles — nach der
verhängnis=
vollen Nacht — fanden ſich die Spieler allmählich zuſammen.
Rhodopens Geſtalt trat in den Mittelpunkt. Klar wie ein
Kriſtall ſpiegelte ſich ihr Weſen und ihr Schickſal in Ruth
Trumpps Spiel: edel ihr Weſen, beſeelt ihr Spiel, erſchütternd
Nr. 271 — Seite 3
Nur noch eine Flagge.
DNB. Berlin, 1. Oktober.
Amtlich wird mitgeteilt: Durch das Reichsflaggengeſetz vom
15. September 1935 iſt die Hakenkreuzflagge zur alleinigen Reichs=
und Nationalflagge beſtimmt worden.
Auf Grund des Artikels 4 dieſes Geſetzes hat der
Reichs=
miniſter des Innern durch Erlaß vom 16. September 1935
ange=
ordnet, daß ſämtliche öffentlichen Gebäude des Reiches, der
Län=
der und der Körperſchaften des öffentlichen Rechts künftig allein
mit der Hakenkreuzflagge flaggen, und daß von ihnen die Flagge
Schwarz=Weiß=Rot ſowie die Flaggen der Länder und
Provinzial=
verbände nicht mehr zu zeigen ſind.
Es wird der Erwartung Ausdruck gegeben, daß ſich die
Bevöl=
kerung dieſem Vorgehen anſchließt und nur noch die
Hakenkreuz=
flagge zeigt. Verboten iſt das Zeigen der ſchwarz=weiß=roten
Flagge nur für Juden.
Die Reichsſteuereinnahmen im Auguſt.
Günſtiges Geſamtbild.
Im Auguſt 1935 ſind an Beſitz= und Verkehrsſteuern
453 3 gegen 393,0 Millionen RM. im Vergleichsmonat des
Vor=
jahres und an Zöllen und Verbrauchsſteuern 259,9 (Auguſt
1934 249,2) Millionen RM. aufgekommen, d. h. insgeſamt
713,2 Millionen gegen 642,2 Millionen RM. In der Zeit vom
1. April bis 31. Auguſt 1935 betrug das Aufkommen an Beſitz=
und Verkehrsſteuern gegenüber der Vergleichszeit des
Vor=
jahres 2243,1 (1901,3) Millionen RM. und an Zöllen und
Verbrauchsſteuern 1 414,1 (1305,9) Millionen RM. Insgeſamt
ſind alſo in der Berichtszeit 3 657,2 gegen 3 207,2 Millionen
RM. im Vorjahr aufgekommen.
Uebernahme der Verſorgung und Fürſorge
für ehemalige Angehörige der neuen Wehrmacht
und ihre Hinterbliebenen auf den Verſorgungs= und
Fürſorge=
dienſt der Wehrmacht.
Der Führer und Reichskanzler hat im Zuge des Aufbaues der
deutſchen Wehrmacht die Uebernahme der Verſorgung und
Für=
ſorge für ausgeſchiedene Soldaten und Beamte der neuen
Wehr=
macht und deren Hinterbliebene auf Dienſtſtellen der Wehrmacht
befohlen. Es wurde daher bei den Wehrbezirkskommandos,
Wehr=
erſatzinſpektionen und Wehrkreiskommandos, für die ehemaligen
Angehörigen der Kriegsmarine bei den Marineſtationskommandos
Verſorgungs= und Fürſorgeabteilungen eingerichtet, welche mit
Wirkung vom 1. Oktober 1935 ab das geſamte Verſorgungs= und
Fürſorgeweſen der Wehrmacht ausüben. Verſorgungsabteilungen
erhalten zunächſt nur eine kleine Anzahl von
Wehrbezirks=
kommandos, welche jeweils die Verſorgung mehrerer anderer
Wehrbezirke mitübernehmen. Jede der neuen Abteilungen wird
in der lokalen Preſſe ihre Verſorgungs= bzw. Fürſorgebezirke
be=
kanntgeben.
Aukobahnſtrecke Darmſtadk-Mannheim-Heidelberg
ab 3. Oklober freigegeben.
TPD. Frankfurt a. M., 1. Oktober.
Die Oberſte Bauleitung der Reichsautobahn gibt bekannt,
daß am Donnerstag, dem 3. Oktober, vormittags 11 Uhr, die
Reichsautobahnſtrecke. Darmſtadt — Mannheim — Heidelberg an
ſämtlichen Anſchlußſtellen dem Verkehr übergeben wird.
Der Beſtand vor dem 17. Sepkember geſchloſſener
Miſchehen von dem neuen Geſek nicht berührt.
Berlin, 1. Oktober.
Im Zuſammenhang mit dem in Nürnberg vom Reichstag
be=
ſchloſſenen Geſetz zum Schutze des deutſchen Blutes und der
deut=
ſchen Ehre vom 15. September 1935, das Miſchehen zwiſchen Juden
und Staatsangehörigen deutſchen oder artverwandten Blutes
verbietet, iſt vielfach die Vermutung ausgeſprochen worden, daß
auch bereits beſtehende Miſchehen durch das Geſetz erfaßt werden.
Dieſe Annahme iſt, wie das Deutſche Nachrichtenbüro mitteilt,
unzutreffend; der Beſtand ſolcher Miſchehen, ſoweit ſie vor dem
17. September, dem Tage des Inkraftretens des Geſetzes,
ge=
ſchloſſen ſind, wird durch das Geſetz nicht berührt.
Die Wahlbeteikigung in den Städten und größeren Orten des
Memelgebietes war durchweg ausgezeichnet. In Heydekrug, das
zugleich außer Memel der größte Ort des Gebietes iſt, wurden
2274 von 2414 Stimmen abgegeben, alſo 94 v. H. In Pogegen
gaben 1502 von 1653 Wahlberechtigten ihre Stimmen ab, was !
v. H. entſpricht. In Ruß haben ebenfalls 91 v. H. gewählt: 1354
von 1471 Wahlberechtigten.
ihr Schickſal! Die Verkörperung der Idee der Sitte,
um=
ſpielt von den tragiſchen Lichtern menſchlichen Geſchehens.
Nun hatte auch Nemetz als „Kandaules” gute und ſtarke
Momente. Kandaules iſt der Menſch, der alle Dinge zu
beherr=
ſchen meint. Doch plötzlich entgleiten ſie ſeiner Hand. Andere
Verwicklungen greifen ein, Hebbels Pſychodrama ſetzt ein. Sehr
ſchön kamen dieſe Uebergänge bei Nemetz zum Ausdruck.
Emil Lohkamp hatte als „Gyges” überaus feſſelnde
Sze=
nen. Wir ſchätzen E. Lohkamp als Künſtler zu hoch, als daß wir
diesmal nicht einige Einſchränkungen im Sinne einer
aufbauen=
den Kritik machen müßten. Die Worte des „Gyges” ſollten nicht
ſo raſch geſprochen werden. Die Schönheit von Hebbels Sprache
und der Flug ſeiner Gedanken lädt zu ruhigem Genießen ein. Ob
überhaupt die Geſtalt des jungen, ſinnenfrohen Griechen dem
Künſtler liegt, iſt eine weitere Frage.
Ilſe Knochenhauer, die geradewegs von der
Schauſpiel=
ſchule in Berlin — mit einem kurzen Umweg über die
Heidel=
berger Feſtſpiele — nach Darmſtadt gekommen iſt, hatte als „
Les=
bia” die ſympathiſche innere Erregung der Debütantin; ihr Spiel
war ausdrucksvoll und zeugte von künſtleriſchem Verſtändnis.
Mit der Akuſtik des Hauſes wird ſie ſich noch vertraut machen
müſſen. Als „Hero” ſtand ihr Hildegard Wahry munter zur
Seite.
Kurt Weſtermann als „Thoas” und Hans Ausfelder
als „Karna” ordneten ſich mit dem ihnen eigenen, ſicheren
ſchau=
ſpieleriſchen Takt vortrefflich in den Rahmen des Ganzen ein. Für
die Spielleitung zeichnete Jochen Poelzig, für die
abwechſe=
lungsvollen Bühnenbilder Max Fritzſche verantwortlich.
Hebbels ergreifende Dichtung hinterließ einen tiefen Eindruck,
der ſich am Schluſſe in warmem Beifall ausſprach.
Z.
Von der Univerſität Heidelberg. Die Preſſeſtelle der
Univer=
ſität Heidelberg teilt mit: Das Bundesminiſterium für Unterricht
in Wien hat den Dozenten Dr. Hans Kinzl. bisher an der
Univer=
ſität Heidelberg, mit Wirkung vom 1. Oktober 1935 zum
außer=
ordentlichen Profeſſor der Geographie an der Univerſität
Inns=
bruck ernannt.
Wilh. Buch: „Der deutſche Weg”. (Wilhelm Limpert. Berlin
SW. 68. 1.80 RM.)
Dieſe Moſaikbilder deutſcher Geſchichte, ſehr geſchickt auf
knappſtem Raum zuſammengedrängt eine faſt erſchöpfende
Ge=
ſchichte von Jahrhunderten deutſcher Vergangenheit gebend, kann
man nicht leſen, ohne tief erſchüttert zu werden. Ein
wechſel=
voller Leidensweg wird aufgezeichnet, wie ihn kein Volk der Erde
gleich ſchmerz= und leidvoll, aber auch nicht gleich an Größe, Stolz,
Härte und Kraft durchlebt hat. Ein Weg, der erſchüttert, aber
auch voll Glauben iſt. Ein Buch, das in jedes deutſche Haus
ge=
hört, beſonders wichtig für Dietwarte und Jugenderzieher.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 2. Oktober 1935
Seite 4 — Nr. 271
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 2. Oktober 1935
Die Jaldinenwagen Tolannten
ab Donnerstag, den 10. Okkober.
Volksgenoſſen!
In ihrem großen Verantwortungsgefühl hat die Bevölkerung
des Kreiſes Darmſtadt das Winterhilfswerk 1934/35 unterſtützt.
Unvergeſſene Taten völkiſcher Bruder= und Schweſternliebe wurden
vollbracht, haben Anerkennung und Lob des Führers gefunden und
werden noch bei ſpäteren Geſchlechtern Achtung und ſtetes
Nach=
eifern finden. Ein Volk hörte auf ſeinen Führer und ſtand
ge=
ſchloſſen hinter ihm.
Der Winter 1935/36 ſteht vor der Tür. Wenn auch im
ver=
floſſenen Sommer durch Arbeitsbeſchaffung ein großer Teil aller
Volksgenoſſen in Arbeit kam, ſo iſt doch noch große Not zu lindern.
Es ergeht deshalb die Mahnung und Bitte an alle
Volks=
genoſſen: Seht ſchon jetzt euere Beſtände an Kleidungs= und
Wäſcheſtücken durch und bereitet ſie für die Abgabe an das
Winterhilfswerk vor.
Sammler des Winterhilfswerkes werden ab 10. Oktober
wieder überall vorſprechen. Niemand ſollte ſie mit leeren Händen
von ſeiner Türe gehenllaſſen. Bei einigem guten Willen und
opferbereiter Geſinnung wird ſich unter den vorhandenen
Beſtän=
den ſicherlich noch manches Stück finden, das entbehrt werden kann.
Das Winterhilfswerk bittet jedoch, nur ſolche Kleidungs= und
Wäſcheſtücke abzugeben, die noch verwertbar ſind. Sachen, mit denen
auch die geſchickteſten Hände nichts mehr anzufangen wiſſen, ſind
wertlos, und es iſt unwürdig, ſolche Sachen dem Winterhilfswerk
anzubieten.
Die nationalſozialiſtiſche Wohlfahrtspflege iſt aus dem
Grund=
ſatz der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung „Gemeinnutz geht
vor Eigennutz” geboren worden. Ihre Arbeit geht deshalb nich
vom Einzelmenſchen, ſondern vom Ganzen des Volkes aus. S
ſieht ihre Arbeit auch nur als Teil, der nur ſo weit gilt, als er
Wert hat für das Ganze. Dem einzelnen ſagt die NSV.: Das
Recht an die Gemeinſchaft kann niemals größer ſein als die Pflicht
gegenüber der Gemeinſchaft”
Sie verlangt daher von ihm
be=
wußt den Einſatz aller Kräfte für den Lebenskampf und ruft ihm
Vom Volke
zu: „Nicht mitzuleiden, mitzukämpfen ſind wir da!‟
aber wird bewußt das Opfer für den Einzelnen gefordert, der in
Not geraten iſt. Hier findet die Volksgemeinſchaft ihren höchſten
ſittlichen Ausdruck: „Einer für alle, alle für einen”
Der Kreisbeauftragte
des Winterhilfswerkes des deutſchen Volkes.
Zei oiesjahtige eriebantlng
im Kreis Darmſtadt.
Das vorläufige Programm.
In einer Preſſebeſprechung gab geſtern
Kreispropaganda=
leiter Pg. Schreiner in großen Zügen ein Bild vom Verlauf
des diesjährigen Erntedanktages im Kreis Darmſtadt.
Im Gegenſatz zum vorjährigen Erntedanktag wird dieſes Jahr
in Darmſtadt ſelbſt von der Kreispropagandaleitung in
engſtem Zuſammenhang mit der Kreisbauernſchaft eine Feier
veranſtaltet werden. Sie findet auf dem Hochſchulſtadion
ſtatt, der Beginn iſt auf 12 Uhr feſtgeſetzt. Die einzelnen
Orts=
gruppen — die Deutſche Arbeitsfront nimmt ebenfalls an der
Feier teil — marſchieren von verſchiedenen Sammelplätzen aus
zum Hochſchulſtadion. In der Mitte des Kampffeldes wird ein
hoher Maſt mit einem großen Erntekranz aufgeſtellt werden, der
in einem Geviert von 30 Metern abgeſperrt wird. Das
Kampf=
feld ſelbſt iſt für die Hitler=Jugend vorbehalten, die ſich für eine
Umrahmung der Feier mit Sprechchören, Liedern und Muſikſtücken
ihres hervorragenden Muſikzuges zur Verfügung geſtellt hat.
Kreisleiter Wamboldt wird mit einer Anſprache die Feier
eröffnen. Im Mittelpunkt ſteht die Uebertragung der Reden
des Führers und des Reichsbauernführer Darré vom Bückeberg.
Gegen 2 Uhr iſt die Feier beendet.
Aehnliche Feiern veranſtalten gleichzeitig ſämtliche
Ortsgrup=
pen auf dem Land in Verbindung mit den Ortsbauernſchaften.
In Erzhauſen wird z. B. der BDM. mit Erntetänzen und
Sprech=
chören die dortige Veranſtaltung umrahmen.
Wie im Vorjahr werden dann am Nachmittag die
Darmſtäd=
ter Ortsgruppen hinaus aufs Land gehen, um zuſammen mit den
Bauern in allgemeiner Fröhlichkeit den Erntedanktag zu
beſchlie=
ßen. Die Ortsgruppen draußen haben ſich mit Muſik verſorgt und
es gibt Tanz in allen Lokalen. Weiterſtadt empfängt die
Orts=
gruppe Maintor, Roßdorf die Ortsgruppe Gutenberg, Pfungſtadt
die Ortsgruppe Mitte, Meſſel die Ortsgruppe Schloßgarten,
Eber=
ſtadt die Ortsgruppe Steinberg, Nieder=Ramſtadt die Ortsgruppe
Beſſungen. Braunshardt die Ortsgruppe Rheintor und Traiſa die
Ortsgruppe Gervinus.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. — Perſonalnachrichten. —
Aus dem heſſiſchen Staatsdienſt entlaſſen wurden: Am 23.
Sep=
tember 1935 der Rechnungsrat Karl Saal bei der Buchhaltung
der Abteilung III der Heſſiſchen Landesregierung mit Wirkung
vom 1. Auguſt 1935 auf ſeinen Antrag; am 23. September 1935
die Gewerbeinſpektorin Frieda d’ Angelo beim Heſſ.
Gewerbe=
aufſichtsamt zu Worms, geboren am 3. Juni 1889, auf Grund
des Art. 34 des Geſetzes, die Ruhegehalte der Staatsbeamten
be=
treffend, vom 18. Dezember 1923 (Heſſ. Regierungsblatt 1924,
S. 1) mit Wirkung vom 1. Oktober 1935.
Heſſiſches Landesmuſeum, Paradeplatz. Ab 1. Oktober 1935
treten die für das Winterhalbjahr feſtgeſetzten Beſuchszeiten in
Kraft. Hiernach iſt das Muſeum geöffnet: Sonntags von 10—13
Uhr, Mittwochs von 14—16 Uhr (ſtatt ſeither von 15
bis 17 Uhr) und Freitags von 11—13 Uhr. Während der
ge=
nannten Beſuchszeiten kann das Muſeum von jedermann
un=
entgeltlich beſichtigt werden,
Das Glockenſpiel im Schloßhof ſpielt im Monat Oktober alle
ganze Stunde. Aus dem Dörflein, da drüben, vom Turme herab‟,
Melodie von G. W. Fink, und alle halbe Stunde „Nun preiſet alle
Gottes Barmherzigkeit”, nach einer Melodie aus dem Jahre 1644.
—Städt. Akademie für Tonkunſt. Prof. Max v. Pauer wird
bei genügender Beteiligung ab Mitte Oktober einen
dreimona=
tigen klavierpädagogiſchen Abendkurſus (Arbeitsgemeinſchaft)
wöchentlich zwei Stunden — abhalten.
Martinsgemeinde Weſt. Heute Mittwoch abends 8 Uhr,
iſt im Gemeindehaus, Liebfrauenſtraße 6, die bereits
angekün=
digte allgemeine Gemeindeverſammlung (in der
über den zukünftigen Namen der Gemeinde Beſchluß gefaßt wird.
Es darf erwartet werden, daß in dieſer Verſammlung, die für
die geſamte Entwicklung der Gemeinde von geſchichtlicher
Bedeu=
tung ſein wird, alle kirchlich geſinnten Familien vertreten ſind.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landeskheakers.
GROSSES HAUS.
2. Oktober Anfang 19.30. Ende 22.30 Uhr. —
NS= Kultur=
gemeinde M, 1. Vorſtellung: „Prinz von Preußen”,
Schauſpiel von Hans Schwarz. Donnerstag,
3. Oktober Anfang 1930. Ende 22.30 Uhr. — NS= Kultur=
gemeinde O, 1. Vorſtellung: „Der fliegende Hol=
länder”, romantiſche Oper von Richard Wagner. Freitag.
4. Oktober Anfang 19.30. Ende 22.15 Uhr. — Hauptmiete D,
Vorſtellg. Erſtaufführung
„Die Pfingſt=
orgel”, eine bayr. Moritat von Alois Joh. Lippl. KLEINES HAUS. Donnerstag,
3. Oktober Anfang 20,00. Ende 22.30 Uhr. — Zuſatzmiete III.
1. Vorſtellung: „Gyges und ſein Ring”, Tragödie
von Hebbel. Samstag,
5. Oktober Anfang 19.30. Ende 22,00 Uhr. — Zuſatzmiete
1. Vorſtellung. In neuer Einſtudierung
und Ausſtattung: „Der Waffenſchmied”,
komiſche Oper von Lortzing.
Alt=Darmſtadt fährt nach Oppenheim.
Es war ein Sonntag bell und klar —
Ein wunderſchöner Tag im Jahr”
— ſo ließ ſich der letzte Sonntag des Morgens am
Parade=
platz an. Dort verſammelte ſich „Alt=Darmſtadt” zur Fahrt nach
Oppenheim. Freilich wurde nicht der kürzeſte Weg gewählt. Ueber
Büttelborn und Groß=Gerau gings zum Kornſand — und dies
darum, weil man Gelegenheit nehmen wollte, die alten Rat=
Für manche
Fahrt=
häuſer der genannten Orte anzuſehen.
teilnehmer bedeutete es ſogar eine Ueberraſchung, in Büttelborn
ein ſo ſtattliches, wohlgebautes und ſinnvoll verziertes
Fachwerk=
haus aus alter Zeit herübergrüßen zu ſehen. Er wurde belehrt,
daß Büttelborn eine alte Geſchichte hat; er erfuhr von den
frän=
kiſchen Siedelungen dort und ihrer Eigenart, und gewiß war
manchem auch die Namensdeutung „Büttelborn” als „
Kinder=
brunnen” bisher unbekannt geblieben. Ob wohl das Storchenneſt
auf dem Rathausdach dieſe Namensdeutung heute noch
verſinnbild=
licht? Das Büttelborn des guten Sauerkrauts iſt eher bekannt.
Das Rathaus trägt — neben dem alten Zeichen des Sonnenrads,
des Lebensbaums und der Schlange — den Hinweis darauf ja
deutlich zur Schau.
In Groß=Gerau weiſt auch das Rathaus auf eine würdige
Vergangenheit hin. Man darf annehmen, daß dort die älteſten
Anſiedlungen in unſerem Gebiet lagen. Die Forſchungen weiſen
Zuſammenhänge mit dem hohen Norden auf (z. B. mit dem
Iri=
ſchen). Auf der Fahrt nach dem Kornſand überquert man auch
das alte Neckarflußbett. Der Neckar mündete bekanntlich vor
Jahrtauſenden in der Nähe von Trebur in den Rhein.
In Oppenheim war dann wieder geſchichtlicher Boden erreicht.
Die ehemalige Reichsſtadt Oppenheim beſitzt heute als größte
Sehenswürdigkeit die prächtige Katharinenkirche. Ihr galt der
erſte Gang. Der Oppenheimer Führer erzählte allerhand
Aeußer=
liches. Leider ging er auf Weſentliches kaum ein. Die
Sonder=
heit des Bauſtils (etwa im Vergleich zur Gotik des Kölner Doms
oder des Straßburger Münſters) wurde zum Beiſpiel gar nicht
erwähnt. Aber jeder echte „Alt=Darmſtädter” wird ſo geſchult
ſein, um zum mindeſten das Bild des Domes ſo gut in ſich
auf=
genommen zu haben, daß er ſpätere Hinweiſe auf dieſe
Sonder=
heiten leicht aus der Erinnerung heraus wird verarbeiten können.
Die „Oppenheimer Roſe”, das herrliche Fenſter, wird keinem
aus dem Gedächtnis ſchwinden.
Dann gings zur Landskron; und hier zeigte ſich daß der
Sonntag nicht ganz ſo hell und klar war, wie er in Darmſtadt
verſprochen hatte. Die Ferne war vernebelt, und im Laufe des
Tages gab es ſogar ein paar Tröpfchen Regen, die aber
nieman=
dem die Laune verderben konnten.
Es war Großbetrieb in Oppenheim — großes Winzerfeſt! —
Das Städtchen wimmelte von Fremden. Dadurch ging es beim
Eſſen mit der Bedienung vielleicht ein bißchen langſam. Aber es
ſtand ja Zeit in Fülle zu Gebote, und wer wird an ſolchen Tagen
mit einem über und über beſchäftigten Kellner rechten? Bis zum
Beginn des Feſtzuges hätte noch eine ganze Kompagnie mehr ſich
ſatteſſen können
Im Feſtzug fand der „Sackträger” vielleicht die meiſte
Be=
achtung. Mittelpunkt des Winzerfeſtes war ein Zunftſpiel mit
Mädchenreigen und dem Küfertanz. Das Spiel ſtellte dar, wie
Oppenheim ſeinerzeit vom Kaiſer die Stadtrechte verliehen bekam.
Der die Urkunde überbringende Herold erlebt dann das Feſt der
Küferzunft mit. Das Spiel ward mit ſichtlicher Freude
darge=
boten, die Tänze waren gefällig und gut eingeübt; der Tanz der
Küfer vor allem bot ſchöne Bilder. Die Mädchen ſangen zu ihrem
Reigen ihr einſchmeichelndes Liedchen mit angenehmen Stimmen.
Altes Volkstum ſoll in dem Spiel und den Tänzen wieder
auf=
leben.
Oppenheim hatte geboten, was es bieten konnte. Um 4 Uhr
beſtieg „Alt=Darmſtadt” ſeine Reiſewagen und fuhr nach
Dien=
heim. Dort wurde — unter des Pfarrers liebevoller Führung —
die eigenartige Kirche beſichtigt: Ein ſehr ſchlichter Barockraum
iſt an einen altgotiſchen Chor angebaut. Die ganze Kirche iſt
jüngſt verſtändnisvoll neu ausgemalt. Der Maler iſt mit
größ=
ter Ehrfurcht der Vergangenheit nachgegangen und hat dieſe —
behutſam und zurückhaltend —
ſo würdig wie möglich in ſeiner
Malerei wieder erſtehen laſſen.
In Dienheim gab es aber noch eine beſondere Ueberraſchung:
Das Ehepaar Gröninger lud die Darmſtädter alle in das
Stamm=
haus der Frau ein, und dort — in Haus und Hof und Keller der
Familie Gräf — ging nun der Weinkrug um und füllte die
Glä=
ſer mit köſtlichem 34er Tafelſtein. Da war keiner, dem der Wein
nicht gemundet hätte. Man ſah nur fröhliche Geſichter, und das
Gedicht von Joh. Trojan von der Weinprobe paßte gut zur Stunde.
Beim Weggehen zierte ſpäter manchen Arm eine Flaſche dieſes
edlen Stoffes.: Es ſei auch verraten, daß nächſtens kiſtenweiſe
ſolche Flaſchen nach Darmſtadt rollen werden. Ein Wunder iſt
es nicht. Solche Quelle ſoll man nutzen.
Beim Abſchied dankte der Vorſitzende den Gaſtgebern in
lau=
niger und herzlicher Art. Aber es ſchied wohl keiner, der nicht
noch einmal perſönlich ſeinen Dank ausgeſprochen hätte für die
genoſſene Gaſtfreundſchaft.
Dann gings in den dämmernden Abend hinein, der Heimat
zu. In ſchlanker Fahrt wurde Darmſtadt erreicht. Glaubt ihr,
daß alle zufrieden waren?
Immer noch Kinderlandverſchickung!
Man ſollte meinen, daß mit Beginn des Herbſtes die
Kinder=
transporte eingeſtellt ſind. Daß dem nicht ſo iſt, beweiſt die
Tat=
ſache, daß heute Mittwoch wieder drei Transporte
laufen. Einmal gilt es, Abſchied nehmen von den Pflegeeltern.
30 Kinder aus dem Kreiſe Düſſeldorf kehren wieder geſund und
kräftig in ihre Heimat zurück, während aus dem Kreiſe
Darm=
ſtadt zwei Fahrten in die Kreiſe Limburg und
Unter=
taunus ſtattfinden. Insgeſamt 60 Kinder ſuchen dort bei
be=
ſonders auserwählten Pflegeeltern Erholung und Freude. Wir
wünſchen allen alles Gute und frohe Fahrt.
u Biiterhifstderr 1999/30:
Spende auf die Konken der Kreisführung
Darmſtadt des WHW.:
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt Nr. 5000,
Deutſche Bank und Diskontogeſellſchaft Nr. 16 000,
Darmſtädter und Nationalbank, Filiale der Dresdner Bank,
Nr. 3500.
Mit vollen Segeln in den Kampf für das WAW
Heilnahrung im einfachſten Haushalk.
Diät halten, d. h. nach Angaben des Arztes für ein krankes
Familienmitglied diät kochen, iſt für viele Hausfrauen ein
Schreck=
geſpenſt, da die meiſten Frauen glauben, daß dies nur durch
koſt=
ſpieligen Aufwand durchzuführen ſei.
In der großen Lehrausſtellung „Volk und Wirtſchaft” in der
Städtiſchen Feſthalle, die nur noch bis zum 13. Oktober zu ſehen
iſt, wird allen Intereſſierten von einer ſtaatlich geprüften
Diät=
ſchweſter koſtenlos alle Unterrichtung gewährt, die nötig iſt, um
nur mit etwas gutem Willen ausgeſtattet jeder Hausfrau zu
er=
möglichen, aus dem normalen täglichen Mittagstiſch ohne
beſon=
dere Koſten und Aufwand eine einfache Diät herzuſtellen; denn
meiſt iſt es nur Unwiſſenheit und Angſt vor zu großer
Mehr=
belaſtung des Haushalts, die die Hausfrau von der Diätküche
abhalten und ſo die Mühe des Arztes zur Erfolgloſigkeit
verur=
teilen.
Wie in der Feſthalle praktiſch zu ſehen iſt, iſt ſelbſt im
klein=
ſten Küchenbetrieb, alſo dort, wo der Hausfrau nur ein Herd mit
2 Kochſtellen zur Verfügung ſteht, die Herſtellung einfacher Diät
möglich, allerdings unter der Vorausſetzung, daß die Frau über
die Richtlinien unterrichtet iſt.
Es iſt im allgemeinen nicht nötig, die Diätkoſt extra zu
kochen, was eine weſentliche Arbeitsbelaſtung und
Mehrinan=
ſpruchnahme der Haushaltkaſſe bedeuten würde; man kann ohne
weiteres die Speiſen für die geſamte Familie kochen und muß nur
nachher die Einzeldiät herausnehmen und geſondert für die
be=
treffende Koſt abſchmecken. Deshalb iſt die neben den Vorträgen
vorgeführte Diätſchau beſonders intereſſant. Wird doch
Zucker=
diät, Nierendiät. Magen= und Darmſchonkoſt, Gichtdiät,
Gallen=
ſchonkoſt und Entfettungsdiät gezeigt, die ſämtlich aus den
glei=
chen Lebensmitteln hergeſtellt ſind. So wird in Verbindung von
Rede und praktiſcher Vorführung die Wiſſensgrundlage geſchaffen,
die zum Segen vieler Familien gereichen ſoll.
16 Jahre Techniſche Nokhilfe.
Eine Rück= und Vorſchau.
Das am 30. September ablaufende 16. Tätigkeitsjahr ſtand
einerſeits im Zeichen des weiteren Ausbaues und der Feſtigung
der organiſatoriſchen Grundlagen, der Neu= und Durchgliederung
der Organiſation nach einheitlichen Richtlinien, der Fortſetzung
der fachlichen und weltanſchaulichen Ausbildung und Schulung
und andererſeits einer praktiſchen Betätigung in zahlreichen
Ein=
ſatzfällen. In den 15 Landes= bzw. ſelbſtändigen Bezirksgruppen
beſtehen z. Zt. insgeſamt an 505 Orten, in denen nach den
Feſt=
ſtellungen TN.=Aufgaben zu erfüllen ſind, Orts= bzw.
Unter=
gruppen. Sie bilden die unterſten Einheiten, die wiederum
un=
terteilt ſind in den ſog. Techniſchen Dienſt, für Einſätze in
lebens=
wichtigen Betrieben beſtimmt, in den Luftſchutzdienſt, zur
Mit=
wirkung im zivilen Luftſchutz aufgeſtellt, und in den Allgemeinen
Dienſt. der die nicht feſt eingeteilten Nothelfer umfaßt. Die
ſtraffe Gliederung der Nothelferſchaft innerhalb der einzelnen
Dienſte iſt in Gang geſetzt. Die Verordnung über die
Neugliede=
rung iſt von dem Reichsführer am 15. Dezember 1934 ergangen.
Danach gliedern ſich die Dienſte von unten nach oben in Scharen,
Kameradſchaften, Gemeinſchaften, Gefolgſchaften, Bereitſchaften
und Hauptbereitſchaften. Von den anderen wichtigſten
innen=
organiſatoriſchen Maßnahmen ſind beſonders zu
er=
wähnen: die für die fachliche Schulung erforderliche Durchführung
von Ausbildungskurſen für Führer und Nothelfer für den
Luft=
ſchutz, z. T. in eigens dafür eingerichteten TN.=Schulen, in TN.=
Werkſtätten und auf TN.=Uebungsplätzen, aber auch bereits da
und dort für den Techniſchen Dienſt, ſowie die der inneren
Aus=
richtung der Nothelfer dienende weltanſchauliche Schulung.
Uebun=
gen der TN, und ſolcher im größeren Verbande wurden von Zeit
zu Zeit zur Erprobung der Leiſtungsfähigkeit und Ueberprüfung
des Standes der Einſatzbereitſchaft durchgeführt.
Gleichzeitig hielt ſich die Techniſche Nothilfe nicht nur zur
Hilfeleiſtung in Fällen höherer Gewalt, die
je=
weils Aufgabe des für den Luftſchutz aufgeſtellten
Inſtandſetzungs=
dienſtes, und zwar der Inſtandſetzungstrupps iſt, bereit, ſondern
wurde ſehr häufig dafür alarmiert und allein in rund 100 Fällen
praktiſch zur Hilfeleiſtung eingeſetzt, wie z. B. wegen
ausgebroche=
ner Brände oder wegen Hochwaſſers oder Sturmſchäden oder
Un=
glücksfällen des täglichen Lebens oder aus anderen Anläſſen.
Be=
merkenswert waren beſonders die Einſätze bei dem
Exploſions=
unglück in Reinsdorf und dem Einſturzunglück der Baugrube der
Nord=Süd=Bahn am Brandenburger Tor in Berlin, wo allein
10 Tage lang in vier Schichten je 600—700 Nothelfer täglich
ar=
beiteten und ein Viertel ſämtlicher von den eingeſetzten
Rettungs=
mannſchaften geleiſteten Arbeitsſtunden auf die Techniſche
Not=
hilfe entfielen. Wenn es noch weiterer Beweiſe der Opfer= und
Hilfsbereitſchaft der Techniſchen Nothilfe bedürfte, brauchte man
nur auf die erfolgreiche Betätigung im Rahmen des
Winterhilfs=
werkes, bei der Schadenverhütung der NS.=Volkswohlfahrt und
bei vielen anderen Gelegenheiten ſozialer und gemeinnütziger
Hilfsdienſte hinzuweiſen.
Vieles iſt im abgelaufenen Jahre geſchaffen worden. Noch iſt
vieles zu tun, und noch harren große, ſchwere Aufgaben der
Lö=
ſung. Die der Techniſchen Nothilfe im Laufe der letzten Jahre
von allen Seiten zuteil gewordene Unterſtützung, das allgemein
zunehmende Verſtändnis für die TN. und deren bedeutſame
Miſſion und nicht zuletzt der zähe Wille der Nothelferſchaft, die
zu jedem Opfer bereit iſt, weil ſie weiß, daß und warum es
erfor=
derlich iſt und weil ſie bedingungslos dem Führer
und damit Deutſchland freiwillig dienen will,
laſſen die Hoffnung berechtigt erſcheinen, daß alle Schwierigkeiten
überwunden werden, und daß es weiter vor= und aufwärts geht
„der Not zum Trutz, dem Volk zu Nutz”.
Arbeitsbeſchafung durch Wohnungsinſtandſehzungen
Es muß wiederholt darauf hingewieſen werden, daß der deutſche
Haus= und Grundbeſitz auch in dieſem Jahre eine große
Arbeits=
beſchaffungsaktion durchführt, die dazu beſtimmt iſt, den Zuſtand
der Häuſer und des Wohnraumes zu verbeſſern und gleichzeitig
dem deutſchen Handwerk Arbeit und Brot zu geben. Bekanntlich
fallen die Reichszuſchüſſe für Wohnungsinſtandſetzungen, die früher
in Höhe von 20 v. H. des anerkannten Inſtandſetzungsbetrages
gewährt wurden, jetzt fort. Immerhin hat, namentlich der
Alt=
hausbeſitz, gewiſſe Möglichkeiten, die an ſich ſchwierige
Finanzie=
rung der Wohnungsinſtandſetzungen anderweitig durchzuführen.
Denn ihm ſtehen zu dieſem Zweck auf Grund der Umwandlung der
Barſenkung der Hauszinsſteuer in eine Anleihe jetzt die
Anleihe=
ſtücke zur Verfügung, die er zum Tageskurſe verkaufen kann. Es
wäre wünſchenswert, daß die einzelnen Hausbeſitzer ſchneller, als
es bisher der Fall war, in den Beſitz dieſer Anleiheſtücke
gelan=
gen. Selbſtverſtändlich ſollen nur diejenigen Hausbeſitzer von der
Möglichkeit der Veräußerung der Anleiheſtücke zum Tageskurſe
Gebrauch machen, die auf anderem Wege die
Hausinſtandſetzungs=
arbeiten nicht finanzieren können. Denn wenn große Beträge der
Anleihe auf den Markt geworfen werden, müßte ſich daraus eine
unvorteilhafte Geſtaltung des Kurſes ergeben. Deshalb ſollten nur
diejenigen Hausbeſitzer die Anleiheſtücke verkaufen, die ſonſt nicht
in der Lage wären, durch Vergebung von Inſtandſetzungsaufträgen
an der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit teilzunehmen. Im übrigen:
bedarf es des Hinweiſes in der Oeffentlichkeit, daß die
wirtſchaft=
liche Lage zahlreicher Hausbeſitzer trotz der Möglichkeit der
Ver=
wendung der Anleiheſtücke heute noch außerordentlich geſpannt iſt.
Was die Lichtſpieltheaker bringen.
— Union=Theater bringt einen Triumph der Filmkunſt mit
Hans Albers, Annabella, Attila Hörbiger in „Varieté”.
— Die Helia=Lichtſpiele bringen Rudolf Forſter in einer ſeiner
größten Leiſtungen „Hohe Schule, im Zuſammenſpiel mit Angela
Salloker und Hans Moſer.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute in Nachaufführung
einen Film von Format — einen Film, ungekünſtelt, ſpannend und
temperamentvoll „Das Erbe in Pretoria” mit Paul Hartmann,
Charlotte Suſa und Guſtaf Gründgens.
— Belida zeigt nur drei Tage Lilian Harvey in der
Ope=
rette. Zwei Herzen und ein Schlag” mit Wolf=Albach
Retty, Otto Wallburg.
Dem Ehepaar Milchhändler Franz Weber und Frau
Mar=
garete, geb. Beyer, zur Silbernen Hochzeit, gleichzeitig zum 25
jäh=
rigen Geſchäftsjubiläum. Das Ehepaar iſt ebenſolange Leſer des
Darmſtädter Tagblatts.
Der älteſten Einwohnerin von Wolfskehlen. Witwe
Margarete Seip, geb. Seipel, zu ihrem 91. Geburtstag am
Samstag, dem 5. Oktober.
Frau Witwe Eliſe Hallſtein, geb. Wernersbach in
Rim=
horn zu ihrem 83. Geburtstag, den ſie bei voller körperlicher
und geiſtiger Friſche feiern kann.
Mittwoch, 2. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 271 — Seite 5
Feſtigung
liederung
fortſetzung
hulung
ſchen
Ein=
ruppen
den Feſt=
. Unt
n
*
Mit=
ſten
Ein Volk zu ſein, das iſt die Religion unſerer Zeit.
Mädel! Noch ſind die Tage in Nürnberg wach und lebendig
in uns, die klar und hart einer ganzen Welt bewieſen: der
zwei=
tauſend Jahre alte Kampf der deutſchen Menſchen um völkiſche
Einheit hat jetzt zum Sieg geführt. Hier ſteht ein Volk. das,
er=
vacht aus jahrhundertelangem Schlaf, das Pochen ſeines Blutes
wieder hört und ſich über alle Unterſchiede und Klüfte hinweg zu
einem Glauben, einer Liebe, einem Willen und einer Tat
zuſam=
menſchließt. Zweitauſend Jahre lang hat der Kampf gedauert
gegen die finſteren Mächte der Zerriſſenheit, bis alle Deutſchen
erkannten: Ein Volk zu ſein, das iſt die Religion unſerer Zeit
Und ſchon wollen dunkle Mächte wieder verſuchen. dieſe
Ein=
eit zu zerſtören. Sie glauben mit Lug und Trug uns wieder
zu verderben. Sie ſollen ſich bitter täuſchen, denn in dem Volk
von morgen, deſſen Religion es iſt, ein Volk zu ſein, marſchieren
ill die Tauſende und Millionen Opfer mit, die der Kampf um
eutſche Einheit forderte, das Erbe zweier Jahrtauſende trägt
jeſes junge Volk in ſich.
Ein gewaltiges Bekenntnis zur Einheit wird die geſamte
ationalſozialiſtiſche Bewegung Heſſen=Naſſaus in den nächſten
Jochen in Limburg ablegen.
Im Mittelpunkt dieſer großen Aktion ſteht für uns die
Kund=
ebung der Hitleriugend, auf der der Reichsjugendführer zu
000 Mädel und Jungen ſprechen wird.
Mädel, wir ſind ſtolz, daß uns die Gelegenheit gegeben wird,
in dieſem Tag ein erneutes begeiſtertes Bekenntnis zum Volk
ab=
ulegen. An dieſem Tag muß die kleine Schar der Hetzer und
hunkelmänner erkennen: gegen das Deutſchland von morgen
önnen wir nicht kämpfen, denn gegen unſere Waffen ſetzen ſie
hren unerſchütterlichen Glauben, ihre Liebe, ihren Willen, der
ur Tat wird und ſich einſetzt, denn ein Volk zu ſein iſt ihre
eligion!
Mädel! Am 13. Oktober ſind wir alle in Limburg!
B.D.M.. Obergau 13.
euerwerbungen der Stadtbücherei, Pädagogftr. 1.
(Auswahl).
deffnungszeiten ab 1. Oktober: Montags und Donnerstags von
11 bis 12.30 und 16 bis 19 Uhr: Dienstags und Freitags
von 11 bis 18 Uhr; Mittwochs und Samstags von 11 bis
12.30 Uhr.
Andreas Hofer: Jahrbuch des Volksbundes für das
Deutſchtum im Ausland. 1935. 95 Bd 8. Fritz Arnold:
Ten=
is
aber wie? 5 Kſ 908. Gina Conrad von
Hötzen=
dorf: Mein Leben mit Conrad von Hötzendorf. Sein geiſtiges
Vermächtnis. 1935. 5 L 1276. Wilhelm Dörpfeld, Alt=
Ithaka. Beitrag zur Homer=Frage. 2 Bände. 1927 30 Kg 7/8.
Paul Ernſt: Gedichte und Sprüche. 10 Ac 790. Ulrich
Fleiſchhauer: Die echten Protokolle der Weiſen von Zion.
Sachverſtändigengutachten von Bern. 1935. 25 B 188. Hermann
Göring: Die Rechtsſicherheit als Grundlage der
Volksgemein=
ſchaft. 1935. 17 Fr 20. Gerd Heinrich: Auf Pantherſuche durch
Perſien. 1933. 10 Ca 113. Gottfried Henßen: Rheiniſche
Volksüberlieferung in Sage. Märchen und Schwank. 30 Cz 40.
gon von Kapherr: Hinnerk Mummel. Eine Haſen= und
Menſchengeſchichte. 1935. 1 Dz 362. O. G. Kaundinya: Das
Handballſpiel. Technik, Taktik, Spielregeln, Training. 5 Kſ 83.
Albert Kiekebuſch: Germaniſche Geſchichte und Kultur der
Urzeit. 1935. 15 Bd 184. Willi Könitzer; Hölderlin. Ein
Schickſal in Deutſchland. 1934. 50 Kl 1362. E. G.
Kolben=
beyer: Neuland. 2 Abhandlungen. 1935. 50 Kl 1920.
Bern=
hard Kummer: Die germaniſahe Weltanſchauung nach
altnor=
diſcher Ueberlieferung. 1933. 10 R. 90. Bernhard Kummer:
Herd und Altar. 1. Band: Perſönlichkeit und Gemeinſchaft. 10 R92.
Bernhard Kummer: Midgards Untergang. Germaniſcher
Kult und Glaube in den letzten heidniſchen Jahrhunderten. 1935.
10 R 94.. J. Locher: Das neue Kraftfahr=Lehrbuch. 1935. 15
Ev. 215. Hans Joachim Moſer: Tönende Volksaltertümer.
1935. 7 Cz 227. D. L. Münchmeyer: Beweismaterial für den
organiſierten Landesverrat und den Dolchſtoß der Marxiſten aller
Schattierungen. 1932. 40 Fp 818. Alfred von Roth=
Röſt=
hof: Ba Menelik. Erlebniſſe mit abeſſiniſchen Pflanzern. Jägern,
Fürſten und Goldſuchern. 1930. 30 Cf 420. Ludwig Rühle
Sunnerlich unn wunnerlich. Gedichte und Geſchichten in
naſſauiſch=
oberheſſiſcher Mundart. 10 Ac 3338. Thaſſilovon Scheffer:
Die Kultur der Griechen. 1935. 3 B 364. Schiller u. Goethe;
Ur=Xenien. Herausgegeben von Hans Wahl. 1934. 50 Kl 2941.
Der
Hans Schwarz:
Prinz von Preußen. 10 Ad 18
6.
portliche Lauf: Von P. Auſt und anderen. 5 Kſ 336.
Pe=
er Supf: Dos Buch der deutſchen Fluggeſchichte. 5 Ef. 55
Ernſt Wagemann: Zwiſchenbilanz der Kriſenpolitik. 1935.
50 Fp 830. von Wenninger: Die Schlacht von Tannenberg.
Serausgegeben von Ludendorff. 45 Bk 484. Ziegler und
Op=
enheim: Weltuntergang in Sage und Wiſſenſchaft. 1921. 10
Da 730. Lothar F. Zotz: Erlebte Vorgeſchichte. Wie ich in
Deutſchland ausgrub. 15 Bd. 420. Zwei Jahre Arbeit an
der Reichsautobahn: Zur Eroffnung der erſten Teilſtrecken.
935. 15 Ev 600.
— Groß=Varieté im Orpheum! Heute Eröffnungs=
Vorſtellung! Der grandioſe Oktober=Spielplan des Orpheums,
nit der großen Varieté= und Sport=Revue „Der
bunte Würfel‟
gelangt beute, Mittwoch, abends,
erſt=
mals zur Darbietung. Alles was das Varieté an Novitäten bietet.
ſt in dieſem Monſtre=Programm enthalten. Sonntag ſind zwei
Vorſtellungen.
Aus dem Gerichlsſaal.
Nörgler werden beſtraft.
Aw. Das Sondergericht verhandelte am Montag in
Mainz gegen fünf Leute, die wieder mal ihre ganz dumme und
enberechtigte Kritik am Staate und ſeinen Einrichtungen
öffent=
ich zum Beſten gaben. Das Gericht ging dieſes Mal ſehr milde
mit den verſchiedenen Delinquenten um. Drei Wochen Haft
er=
tielt der 32jährige Friedrich L. aus Gimbsheim. dem die
Auto=
raßen nicht in den Kram paßten, funf Wochen Gefängnis
er=
hielt der 30jährige Heinrich Z., aus Atteln gebürtig, der fand,
s habe ſich überhaupt noch nichts gebeſſert und vier Wochen
Haft erhielt der 45jährige Franz K. aus Mainz, der der SA.
irgendwie nicht grün war. Je drei Monate Gefängnis dagegen
erhielten der 26jährige Joſef L. aus Mainz, der ſeine ganz
un=
naßgebliche Meinung über den Reichstagsbrand in einer
Wirt=
haft kund tun zu müſſen glaubte, und die 40jährige Margarete
„die im Krankenhaus nach einem kurzen, recht gehäſſigen
Ueber=
lick über die Jetztzeit dunkle Prophezeiungen losließ.
Die Deutſche Arbeitsfront
Kameradſchaftsabend der Bekriebszelle
Landeskheaker.
Im großen Saale des Orangeriehauſes veranſtaltete die
Be=
triebszelle Landestheater unter der rührigen Leitung der KdF.=
Warte Pg. Gehre und Pg. Münch einen Kameradſchaftsabend.
Betriebszellenobmann Pg. Beſt wies darauf hin, daß die
Volks=
gemeinſchaft als Kernſtück der nationalſozialiſtiſchen
Weltanſchau=
ung nur dann erreicht werden kann, wenn der Geiſt der
Kame=
radſchaft eine Selbſtverſtändlichkeit iſt. Die uneigennützige,
hin=
gebungsvolle Bereitſchaft aller am Gelingen des Abends
Betei=
ligten bewies, daß dies Ziel in der Zelle Landestheater in hohem
Maße erreicht worden iſt. Zunächſt folgte die Ehrung eines
ver=
dienten Arbeitskameraden, Oberbeleuchter Ludwig Philippi,
der 40 Jahre lang am Landestheater beſchäftigt iſt, wurde in
ernſten und launigen Verſen gefeiert. Dem Jubilar wurden
neben Geſchenken die beſten Wünſche der Gefolgſchaft übermittelt.
Nach der vom 1. Kapellmeiſter Dr. Bitter geleiteten Egmont=
Ouvertüre, die die Arbeitskameraden zu Ovationen hinriß,
be=
gann der Reigen der Darbietungen. Die Anſage hatte Hans
Magel übernommen, der in dieſer ſeiner bislang größten Rolle
debütierte und ſich ſeiner Aufgabe ausgezeichnet entledigte. Nun
kamen ſie alle und wetteiferten in dem Wunſche, denen eine
Freude zu machen, die in anſtrengender und aufreibender Arbeit
hinter den Kuliſſen des Theaters der Kunſt dienen. Dieſer Wille,
einmal wirklich mit ſeinen künſtleriſchen Gaben, nicht um
ſchnö=
den Mammons, ſondern nur um der dankbaren Blicke unſerer
Arbeitskameraden willen eine Vorſtellung zu geben, wie ſie ſich
ihnen dankbar verbunden fühlen, ließ bei Gebenden und
Nehmen=
den ein Kameradſchaftsgefühl aufkommen,wie man es ſich nicht
ſchöner wünſchen kann. Heinrich Blaſel, Grete Welz, Hans
Aus=
felder, Chriſtian Schmidt, ein hoffnungsvoller Tenor aus den
Reihen des techniſchen Perſonals, Irmgard Roediger, Andreas
Volpert. Heinz Schlüter, Liſelott Ammermann, Regina Harre,
Georg Koop vom Chor, der wie ſein Stimmkollege Toni Schabo
über eine wunderſchöne Tenorſtimme verfügt, Erna v. Georgi,
Heinz=Albrecht Marcks und zuletzt Joachim Sattler,
unwiderſteh=
lich wie Schmeling, begleitete ſich ſelbſt und ſchloß ſo die Reihe
der ſoliſtiſchen Darbietungen, zu denen auch noch die
tempera=
mentvollen Tänze unſerer Tanzgruppe zu rechnen ſind. Mit der
Fledermaus=Ouvertüre, geſpielt vom Landestheater=Orcheſter
unter Leitung unſeres jungen Kapellmeiſters, des
Arbeitskame=
raden Hollreiſer klang der unterhaltende Teil des Abends aus.
Die Kapelle Willy Melchior ſpielte bei dem noch folgenden Tanze
auf. Es war ein Kameradſchaftsabend, wie er vollendeter nicht
hätte ſein können. Möge der Geiſt, der über dieſem Abend
wal=
tete, erhalten bleiben zum Segen unſerer heiligen Deutſchen
Kunſt.
Ed.
Kameradſchaftsabend der Befriebszelle
Stadikrankenhaus.
Ein ſchon lange gehegter Wunſch der
Gefolgſchaftsmitglie=
der des Stadtkrankenhauſes für einen Kameradſchaftsabend ging
in Erfüllung. Liegt es doch ſchon an der Eigenart des Betriebes,
wo beſondere Schwierigkeiten zu überwinden ſind, um den
Gefolg=
ſchaftsmitgliedern einige vergnügte Stunden zu ermöglichen.
Der feſtlich geſchmückte Concordiaſaal war bis zum letzten
Platz beſetzt, woſelbſt ſich eine bunte Vortragsfolge glatt
abwik=
kelte. Nach dem flott geſpielten Eröffnungsmarſch, brachte Herr
Chriſtian Liebig ein Melodram wirkungsvoll zu Gehör,
wo=
bei auch unſeres Führers gedacht wurde. In freundlich paſſenden
Begrüßungs= und Kameradſchaftsworten hieß der
Betriebszellen=
obmann alle Anweſenden herzlich willkommen. Anſchließend ſprach
Herr Direktor Dr. Schlippe markante Worte
Füxr die Programmfolge ſorgte Herr Chriſtian Liebig und
deſſen Spielerſchar, die im Bad: „Mu=Ta=Ko” und „Schnucki in
Form” alle am richtigen Platze ſtanden und ſich deshalb ein
Ge=
ſamtlob verdienten und reichen lebhafteſten Beifall fanden.
Als Zugabe ſeien noch die humorvollen Vorträge des Herrn
Dr. Helmut Zulauf erwähnt, deſſen muſikaliſche Begleitung
Herr Wilhelm Böttiger übernahm. Der Reſt des Abends galt den
Tanzluſtigen, die alle zu ihrem Rechte kamen.
Der muſikaliſche Teil des Abends wurde von der Kapelle der
Landespolizei=Gruppe Darmſtadt beſtritten, die flotte Märſche
und unermüdlich zum Tanze aufſpielte.
Somit fand der Kameradſchaftsabend der Betriebszelle
Stadt=
krankenhaus ſeinen würdigen Abſchluß, und er wird den
Anweſen=
den noch weiter in ſteter Erinnerung bleiben.
An alle Einzelhändler und deren Gefolgſchaftsmitglieder!
Wir weiſen nochmals auf den heute abend 20,30 Uhr (
Mitt=
woch) in unſeren Lehrräumen Rheinſtr. 14. II (Eingang Ecke
Grafenſtr) ſtattfindenden Vortrag über „Die Einführung des
Waren=Eingangbuches” hin. Der Geſchäftsführer der Vereinigung
des Einzelhandels Darmſtadt und Umgebung, Pa. Dr. Hummel,
wird hierzu ſprechen.
— Wir erwarten alle Einzelhandler und
die in Frage kommenden leitenden Gefolgſchaftsmitglieder.
ue9 Minterhitistderis Tausts0!
— Zitherklub Darmſtadt=Beſſungen 1896. Für das große
volkstümliche Konzert, das am Sonntag, dem 6. Oktober, im
evang. Gemeindehaus. Eichwieſenſtraße, ſtattfindet, hat
Deutſch=
lands beſter Zithervirtuoſe, Ferdinand Kollmaneck=Leipzig,
ſeine Mitwirkung zugeſagt. Aus ſeinem Programm entnehmen
wir, daß er in dieſem Konzert Werke eigener Kompoſitionen
ſpielt. Seine hohe künſtleriſche Einſtufung auf dem Gebiete des
Zitherſpiels wird jeder Konzertbeſucher ſelbſt feſtſtellen können.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15 bis 10 Uhr:
Zuſammenkunft. Donnerstag, 3. Okt.: Geſundheitsfragen.
Wie=
derbeginn der Gymnaſtik am 2. Oktober, um 8.30 Uhr.
Wieder=
beginn der Nähabende am 9. Oktober, um 8.30 Uhr.
Die Wanderausſtellung der
Landesverſicherungs=
anſtalt Heſſen „Kampf den Volkskrankheiken,
Volksgeſundheitspflege‟
Glück und Erfolg des Einzelnen und des Volkes hängen davon
ab, daß ſie ſich aus der Kenntnis ihrer Lebensgeſetze heraus
ge=
ſund und kraftvoll zu erhalten wiſſen. Dazu bedarf es der
Auf=
klärung über dieſe Lebensgeſetze und über die Wege zur
Geſund=
erhaltung, alſo hygieniſche Volksbelehrung. Dieſe muß aber, ganz
anders als früher, nicht nur auf Fürſorge für das Kranke und
Schwache, ſondern vorzüglich auf Stärkung des Geſundheits= und
Geſundungswillens gerichtet ſein. Die NSDAP. hat zum erſten
Male in der Geſchichte gezeigt und in die Tat umgeſetzt, daß die
Pflege der Volksgeſundheit bei der Sorge um die Reinheit der
Raſſe und um die Erhaltung des erbgeſunden Volkskernes
begin=
nen muß. Deshalb muß hinfort in jeder Ausſtellung, welche
Ge=
ſundheitspflege lehren will, das Haupt= und Kernſtück der Raſſen=
und Erbkunde gewidmet ſein. Im Verein mit dem Raſſenpolitiſchen
Amt der NSDAP., Gau Heſſen=Naſſau, wurde eine ſolche
Abtei=
lung eingerichtet, wie ſie bisher wohl noch nirgends in dieſer
Ausführlichkeit gezeigt wurde. Sie wurde auch deshalb mit
be=
ſonderer Sorgfalt ausgeſtaltet, weil die Wanderausſtellung
erſt=
malig Gelegenheit gibt, das Gedankengut der Raſſen= und
Erb=
pflege auch dem letzten Volksgenoſſen im hinterſten Dorf des
Lan=
des nahezubringen, und damit bei jedem das Verſtändnis für die
grundlegenden Geſetze des Dritten Reiches auf dieſem Gebiet zu
wecken. Wenn jeder Volksgenoſſe den Inhalt der Abteilung
Raſſen=
kunde und Erbgeſundheitspflege in ſich aufnimmt, iſt er ſicher für
alle Zeiten gewappnet gegen alle Eingriffe und Einwände, die
immer noch, trotz allem Segen, gegen dieſe Geſetze vorgebracht
werden. Zur weiteren Belehrung über alle durch die bildliche
Dar=
ſtellung geweckten Fragen haben ſich die Amtsärzte, ſowie
ſämt=
liche Aerzte der KVD. zur Verfügung geſtellt; ſie erhalten von
der Ausſtellung hierzu geeignete Lichtbilderreihen. Der Stoff der
ganzen Schau iſt ſo gehalten, daß insbeſondere auch unſere Jugend,
Schulen, HJ., Jungvolk mit Nutzen in die Ausſtellung geführt
wer=
den können.
Für die anderen Abteilungen konnte zum Teil Vorhandenes
benutzt werden. Alles iſt aber auf den neueſten Stand des Wiſſens
gebracht, und den eingangs erwähnten Grundſatzen entſprechend
ergänzt worden. Daß dabei der Kampf gegen die Tuberkuloſe in
allen ihren Formen beſonders ausführlich dargeſtellt wurde,
er=
klärt ſich daraus, daß die Tuberkuloſe immer noch die verheerendſte
Volksſeuche iſt — haben wir doch immer noch 300 000 offene,
an=
ſteckende Schwindſüchtige in Deutſchland —. Zudem war die
Tuber=
kuloſebekämpfung ſtets die eigentliche Domäne der
Invalidenver=
ſicherung. In dieſem Kampf ſteht die Landesverſicherungsanſtalt
Heſſen mit anerkannt muſtergültiger Organiſation mit an erſter
Stelle. Im Bereich der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen iſt ſeit
zwei Jahren der Idealzuſtand faſt erreicht, daß nämlich kein
Tu=
berkuloſeheilverfahren an der Koſtenfrage ſcheitern darf, ſondern
daß durch den Heilſtättenverein und die
Landesverſicherungsan=
ſtalt jeder Kranke, ob verſichert oder nicht, ſo raſch als möglich
einer Heilſtätte zugeführt werden kann, wenn er überhaupt noch
kurfähig iſt. Die bisherigen Maßnahmen der
Invalidenverſiche=
rung werden in Zukunft aufs glücklichſte ergänzt durch das neue,
groß angelegte Tuberkuloſehilfswerk der NSV., das auch die
letz=
ten Lücken der Front gegen die Tuberkuloſe ſchließen wird.
Daß der Kampf gegen die Geſchlechtskrankheiten eine
ein=
gehende Darſtellung finden muß, iſt begreiflich, wenn man ſieht,
daß in Deutſchland jährlich immer noch etwa 350 000 Männer und
Frauen an dieſen Seuchen erkranken. Dieſe Gefahr für unſer Volk
iſt alſo immer noch ungeheuer; denn die Geſchlechtskrankheiten
befallen ja allermeiſt junge und geſunde Menſchen, zerſtören die
Fortpflanzungsfähigkeit oder ſchädigen Kinder und Kindeskinder.
Ihre Bekämpfung iſt daher auch im Sinne der Raſſen= und
Erb=
geſundheitspflege beſonders wichtig und faſt noch dringlicher, als
die Abwehr gegen die Tuberkuloſe und Krebs. Krankheiten, die
vielfach nur anbrüchige und alte Menſchen gefährden. Der Führer
hat nicht umſonſt in ſeinem Buch mit Ernſt auf dieſe Frage
hin=
gewieſen.,
Die Abteilung Säuglingspflege enthält alles, was die
wer=
dende Mutter wiſſen muß, was aber zu wiſſen auch den
Groß=
müttern nichts ſchadet, und erſt recht nicht den Männern; ſie ſehen
dann einmal, welche Sorgfalt und Mühe von der Mutter bei der
Aufzucht der Kinder verlangt wird, und lernen dieſe Arbeit beſſer
würdigen.
Es würde zu weit führen, jede Abteilung eingehend zu
be=
ſprechen. Jeder ſoll kommen und ſelbſt ſehen. Der geringe
Ein=
trittspreis dient der weiteren Ausgeſtaltung und iſt für jedermann
erſchwinglich. Der Rahmen der Ausſtellung wurde bewußt eng
ge=
zogen. Das Gebiet der Volksgeſundheitspflege und der
Volksauf=
artung iſt ſo groß, daß Arbeitsteilung notwendig iſt. Das hier
Ge=
zeigte wird im weſentlichen von den Trägern der
Sozialverſiche=
rung — Krankenkaſſen und Invalidenverſicherung — gepflegt und
gefördert; es findet ſeine notwendige Ergänzung in dem
gewal=
tigen Programm der Deutſchen Arbeitsfront und der
Sportver=
bände, die durch ſportliche Erziehung. Schönheit und Hygiene der
Arbeit, Geſtaltung von Freizeit und Erholung uſw., den Geſunden
ſo kräftigen will, daß er den Volksſeuchen gerüſtet und abwehrfähig
gegenüberſteht.
Wiſſen allein ſchützt nicht vor Schaden, aber Unwiſſenheit
ver=
größert ihn, weil ſie die Wege zur Verhütung und Heilung nicht
kennt oder falſche weiſt. Darum iſt es Pflicht jedes Volksgenoſſen,
das hier Gebotene kennen zu lernen, um für ſich und ſeine
Fa=
milie in der Volksgemeinſchaft ein guter Mitkämpfer gegen
Krank=
heit und Entartang zu werden.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen wade
sicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeit
Dortmund. Eine Ehe kann nur geſchieden werden, wenn einer
der vom Geſetz anerkannten Gründe vorliegt. Als
Scheidungsgrund gilt u. a. auch die bösliche Verlaſſung oder der
Umſtand, daß der andere Ehegatte durch ſchwere Verletzung der
durch die Ehe begründeten Pflichten oder durch ehrloſes oder
un=
ſittliches Verhalten eine ſo tiefe Zerrüttung des ehelichen
Ver=
hältniſſes verſchuldet hat, daß dem Ehegatten die Fortſetzung der
Ehe nicht zugemutet werden kann. Auch grobe Mißhandlung
wird als Scheidungsgrund anerkannt. Zunächſt wird beim
Orts=
gericht (Rathaus) ein Armutszeugnis zu erwirken ſein und dann
mit dieſem beim Amtsgericht ein Sühnetermin beantragt werden
müſſen. Für die Klage beim Landgericht muß Beiordnung eines
Anwalts nachgeſucht werden.
durch mehr Licht, aber durch gutes, blendungsfreies Licht. Dein Kind wird es Dir
immer danken. Jede Mutter sollte darauf achten, daß die Kinder bei der
Schul-
arbeit, beim Lesen, bei Handarbeiten und auch beim Spiel ihren Augen den zu
betrachtenden Gegenstand nie zu nahe bringen. WVenn sie es doch tun, fehlt meist
genügende und gute Beleuchtung. Fehlt Licht, so kann dem leicht abgeholfen
werden, denn elektrisches Licht ist jabillig. Die neuen Osram-ſel-Lampen geben,
je nach Größe, bis 20% mehr Licht. Sie sind zu 40, 60, 75 und 100 Watt in allen
Elektro-Fachgeschäften zu haben. Mit Osram-ſel-Lampen zu besserem Licht!
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[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 271
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 2. Oktober 19‟
Aus Heſſen.
Nächſtenliebe der Tal.
Aufruf des Landesbauernführers Dr. Wagner für das
Winter=
hilfswerk 1935/36.
Auch in dieſem Winter wird die Not für viele deutſche
Volks=
genoſſen wieder groß. Darum gilt es. zum dritten Male die
Volks=
gemeinſchaft, die in uns und um uns der Führer ſchmiedete, unter
Beweis zu ſtellen und ſie immer inniger und feſter als ein
un=
zerreißbares Band um alle Volksgenoſſen zu knüpfen.
Wenn auch die Ernte in vielen Gegenden unſerer
Landes=
bauernſchaft keinen vollen Erfolg gebracht hat, ſo verlangt der
Nationalſozialismus, daß dennoch jeder Bauer ſeine Pflicht
gegen=
über der Volksgemeinſchaft erfüllt und nach beſten Kräften zur
Winterhilfe der NSV., die ein Liebeswerk iſt, das aus
national=
ſozialiſtiſchem Ideengut geboren wurde, beiſteuert.
Das Winterhilfswerk iſt nicht nur nehmend, ſondern auch
gebend. Ganze Induſtriezweige werden durch es beſchäftigt. Auch
hat es im vergangenen Jahre unter anderem 6 Millionen Pfund
Fleiſch im eigenen Saft, mehrere Millionen Zentner Kartoffeln,
500 000 Zentner Weiß= und Rotkohl und erhebliche Mengen
an=
derer Nahrungsmittel von der deutſchen Landwirtſchaft bezogen.
Daran haben Bauern und Landwirte, Metzger, Bäcker, Müller
uſw ihren Anteil. Daran ſollte jeder in den kommenden Wochen
denken, wenn ſich die freiwilligen Helfer in opferwilliger
Bereit=
ſchaft an ihn wenden.
Die Richtſätze und Richtlinien, die ich für den Bereich der
Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau erlaſſen habe ſind für jeden
einzelnen Bauern tragbar. Der weitaus größte Teil der
Bauern=
ſchaft weiß, auf was es ankommt, nämlich darauf, daß ohne den
deutſchen Arbeiter Handwerker und jeden einzelnen Volksgenoſſen
in der Stadt als Verbraucher bäuerlicher Erzeugniſſe ſein Mühen
und Schaffen keinen Sinn hätte. Dennoch gibt es vereinzelt Bauern,
die dieſe naturgegebenen Grundſätze im Leben des Volkes nicht
begreifen oder nicht begreifen wollen. Die Landesbauernſchaft
wird mit tunlichen Mitteln dafür ſorgen, daß auch dieſe Bauern
im Winter 1935/36 ihre Pflicht gegenüber der Volksgemeinſchaft
erfüllen.
Durch Vereinbarung zwiſchen dem Winterhilfswerk
einer=
ſeits, der Inneren Miſſion und dem Caritas=Verband und den
übrigen Verbänden andererſeits iſt das Winterhilfswerk der
alleinige Sammler in dieſem Winter. Durch es werden alle
deut=
ſchen Volksgenoſſen in ihren ſozialen Einrichtungen betreut und
verſorgt.
Darum, Bauern, ſorgt dafür, daß ſich das kommende
Winter=
hilfswerk würdig an die Seite der beiden letzten mit ihren
her=
vorragenden Ergebniſſen ſtellen kann. Sorgt dafür, daß der
Reichs=
nährſtand mit der Winterhilfsſpende vor ſeinem Volk und ſeinem
Führer beſtehen kann. Der Nationalſozialismus treibt keine falſche
Unterſtützungspolitik, ſondern verwirklicht den Gemeinſchaftsſinn
und das Gemeinſchaftswerben der Bewegung, das ſeinem höchſten
Ausdruck in der Nächſtenliebe der Tat findet.
Heil Hitler!
(gez.) Dr. Wagner, Landesbauernführer.
Dg. Arheilgen, 1. Okt. Als Auftakt zu ihrer Werbeaktion
veranſtaltete die Hitler=Jugend in der ſinnvoll
aus=
geſchmückten Turnhalle eine Deutſche Feierſtunde. Die
Darbietungsfolge ſtand unter der Deviſe „Unter den Fahnen
ſchreiten wir” und wurde mit flotten Märſchen durch den
Spiel=
mannszug der Hitler=Jugend eingeleitet. Nach einigen
Muſik=
ſtücken folgte eine Reihe eindrucksvoller Sprechchöre und Lieder,
die von über 100 Jungens dargeboten wurden. In einer
An=
ſprache, die mit dem Geſang des Liedes der HJ. beſchloſſen wurde,
fand Bannführer Freudenberg rechte Worte für Jugend und
Beſucher. Der zweite Teil des Abends brachte die Aufführung
des Spiels „Anno 1627” von Bruno Nowack, das in packender
Weiſe die aufwühlenden Kämpfe der Bauernkriege vor Augen
führt. Beſonders tiefe Eindrücke vermittelten die Volksſzenen
und das Schlußbild. Die zur Aufführung notwendigen Fahnen,
Standarten und die zahlreichen Waffen waren von den wackeren
Jungens ſelbſt entworfen und angefertigt.
Freiwillige
Feuerwehr. Die Luftſchutz=Halbzüge unſerer Freiwilligen
Feuerwehr wurden zu einer Luftſchutz=Uebung gerufen. Die
Alarmierung erfolgte durch die Hauptmeldefahrer und
Melde=
fahrer. Die Zentrale die ſich auf dem Rathaus befand, beorderte
telephoniſch die Halbzüge nach verſchiedenen angenommenen
Brandſtellen. Die Brandangriffe wurden durch das Kommando
der Wehr und den Bürgermeiſter in Augenſchein genommen, um
das ſelbſtändige Handeln der einzelnen Halbzugführer zu
kon=
trollieren. Dann wurden die Halbzüge nochmals eingeſetzt und
zwar galt es, einen durch Bombenwurf verurſachten Mühlenbrand
in der Rückenmühle zu bekämpfen. Auch hier fand eine
Beſichti=
gung der Einſatzſtellung der Halbzüge durch das Kommando und
den Bürgermeiſter ſtatt. Es ſchloß ſich eine Ausſprache über die
Vorführungen an, in der zum Ausdruck gebracht wurde, daß
be=
ſondere Mängel bei den einzelnen Angriffen, nicht feſtzuſtellen
waren.
J. Griesheim. 1. Okt. Landw. Bezugs= und Abſatz=
Genoſſenſchaft
Mitgliederverſammlung. Der
Aufſichtsratsvorſitzende ſowie der Rechner gaben weitgehende
Er=
klärungen über Bezug und Behandlung der Saatkartoffeln,
ins=
beſondere der Holl. Erſtlinge. Es wird empfohlen, außer
Erſtlin=
gen, Frühe Gelbe und Böhms Mittelfrühe zum Teil zu beziehen.
Bei Edeltraut wird dringend empfohlen, Herbſtbezug zu tätigen.
Ein größeres Quantum iſt bereits von der Genoſſenſchaft
ange=
kauft. Beſtellungen hierauf müſſen, bis längſtens Samstag. 5.
Ok=
tober, gemacht werden. Der Rechner gab dann noch einen Bericht
über Futtermittelbezug, der vow Ortsbauernführer Wicht ergänzt
wurde.
Ar
r. Eberſtadt, 1. Okt. Verpflichtung des neuen
Gemeinderates. Der Sitzungsſaal war feſtlich ausgeſchmückt.
Herr Bürgermeiſter Madre brachte die nach der neuen
Ge=
meindeordnung für die hieſige Gemeinde zu treffenden Richtlinien
zur Verleſung, wonach dem Bürgermeiſter außer zwei
Beigeord=
neten 12 Gemeinderäte beratend zur Seite ſtehen. Die neuen
Vertreter wurden namentlich aufgerufen und durch Handſchlag
nebſt Ueberreichung der Beſtellungsurkunde zu ihrem Amt
ver=
pflichtet. Es ſind dies folgende Räte: Karl Weil, Fritz Göttmann,
Wilhelm Harniſchfeger 4., Friedrich Fiſcher, Friedrich Kredel,
Ernſt Eidenmüller, Ferdinand Jox, Georg Walther, Auguſt
Sperling. Adolf Weber, Wilhelm Kern 2. Friedrich Stey
Sämt=
liche 12 Vertreter ſind auf die Dauer von ſechs Jahren gewählt.
Ratsmitglied Weil ſprach zu der Gemeindevertretung und
be=
zeichnete dieſe als die Grundparzelle des nationalſozialiſtiſchen
Staates. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß entgegen der
frühe=
ren Spaltung zwiſchen Theorie und Praxis im alten Syſtem die
Idee Adolf Hitlers immer mehr in die Tat umgeſetzt werden
möge Herr Bürgermeiſter Madre gab einen kurzen Rückblick der
abgelaufenen Arbeitsperiode in der Gemeinde, in welcher es
mög=
lich war, durch umfangreiche Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen die
Arbeitsloſenziffer der Gemeinde auf ein Fünftel des Standes
vom 30. Januar 1932 herabzudrücken. Für das laufende
Verwal=
tungsjahr iſt in Ausſicht genommen, eine weitere Teilregulierung
der Modau, Behebung der Wohnungsnot durch weitere Förderung
des Wohnhausbaues. Ins Auge gefaßt iſt die Anlage eines den
gegenwärtigen Anforderungen entſprechenden Schwimmbades. Je
nach Möglichkeit ſoll noch eine Teilkanaliſation einiger Straßen
vorgenommen werden.
Ar. Eberſtadt, 1. Okt. Die Dreißigjährigen hielten
im „Bergſträßer Hof” eine Geburtstagsfeier, zu der auch
verſchie=
dene auswärtige Schulkameraden erſchienen waren. Obmann Gg.
Fiſcher begrüßte alle Kameraden und Gäſte aufs herzlichſte.
ganz beſonders auch Herrn Lehrer Vogel und nachträglich noch
Lehrerin Fräulein Jacobi. Schulkameradin Greta Dächert
ſprach einen Prolog. Eine Polonaiſe nur für Schulkameraden führte
dieſelben zuſammen zum feierlichen Appell, dem ſich in
abwechſe=
lungsreicher Form die übrige Programm= und Tanzfolge anſchloß.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 1 Okt. Der neue Gemeinderat.
Der Beauftragie der NS
P. für den Kreis Darmſtadt hat die
nachverzeichneten Volksgenoſſen auf die Dauer von ſechs Jahren
zu Gemeinderäten der Gemeinde Nieder=Ramſtadt berufen:
1. Beck Ludwig 4., Bankbeamter 2. Block Wilh. Ferd.,
Kauf=
mann, 3. Faldermann Karl 2., Schloſſer, 4. Geyer Ernſt
Kaufmann, 5. Schultheis, Dr. med., Arzt, 6. Ortö Hans
rnſt, Lehrer, 7. Wallbott, Wilhelm, Förſter, 8 Wagner
Wilhelm, Landwirt. Die Berufenen wurden durch den
Bürger=
meiſter bereits verpflichtet und die Anſtellungsurkunden
zu=
gefertigt
k. Dieburg, 1. Oktober. Mitteldeutſcher
Bankver=
ein in Liqu. Ordentliche Generalverſammlung.
Der Vorſitzende des Aufſichtsrats, Herr Geora Coy, gab die
Ta=
gesordnung bekannt, worauf Herr Liquidator Deuter die Bilanz
ſowie die Gewinn= und Verluſtrechnung verlas. Aus derſelben iſt
zu entnehmen, daß im Jahre 1934 ein Verluſt von 16 341,38 RM.
Deutſchlands erſtes Erbhofdorf
geht im Ried ſeiner Pollendung entgegen
Lpd. Bürſtadt (Ried). Noch einmal
hat der Herbſt ſich zu einer
ſommer=
lichen Prachtentfaltung aufgeſchwungen
und ſeine ganze Wärme über das Land
ausgebreitet. Faſt unbegrenzt taſtet ſich
das Auge über die vor uns liegenden
Felder des Riedgebietes, bis hinüber
um Odenwald, der dem ganzen einen
Abſchluß gibt.
Wir ſind auf dem Wege zum erſten
deutſchen Erbhofdorf. Hinter Bürſtadt,
dort, wo Riedwälder und =Felder ſich
zu einem=rieſigen Teppich verweben, wo
einſt Siegfried der Nibelungenheld,
den Eber und den Bären jagte,
ent=
decken wir plötzlich am Rande des
be=
innenden Waldes, maleriſch
ange=
ſchmiegt, das erſte deutſche
Erbhof=
dorf, das unter den fleißigen Händen
der Handwerker ſeiner baldigen
Voll=
endung entgegengeht. Man kann die
Tage zählen, bis zu denen die erſten
Erbhofbauern ihren Einzug halten. Die
Gebäude ſind bereits fertiggeſtellt; die
letzten Fenſter werden eingepaßt, und
die Dachdecker ſind gerade mit dem
Decken des letzten Daches beſchäftigt.
Schön muß es einmal hier ſein in
dem jüngſten Dorf, das in den Wald
ſich zieht. Ein idylliſcher Zauber liegt
über den Häuschen, die ſo freundlich
ausſchauen und zum Verweilen
ein=
laden. Hier ſteht der Erbhofbauer in
der Natur, die ihn mit allen Faſern
an Grund und Boden, an Heimat und
Scholle feſſeln ſoll.
Im Gegenſatz zu den üblichen
Sied=
lungsſtellen hat man hier auf
Leben=
digkeit in der Linie, auf Abwechſlung
im äußeren Bild, großen Wert gelegt
und ſo dem Geſamtbild immer wieder
neue Reize abgewonnen. Eine
Wald=
ſtraße teilt den größeren Teil des
Dor=
fes in zwei Teile, und durch eine
Lich=
tung des Baumbeſtandes hat man auch
für reichlichen Einfall des
Sonnenlich=
tes genügend Raum geſchaffen. Die
Wohnhäuſer ſtehen geſtaffelt, um ſo die
Bauflucht zu brechen und dadurch den
h
geringſten Anſchein langweiliger
Sied=
lungsbauweiſe zu vermeiden. Hinter
ſind mit Holz verkleidet und dem Cha= einen maleriſchen Anblick.
rakter des Waldes angepaßt.
Der Teil des neuen Erbhofes, der
uns zunächſt liegt, hat einen völlig abweichenden Bauſtil erhalten
und liegt teils noch im Walde, teils tritt er aus dem Walde
her=
aus. Hier hat die Bauleitung auch die ſchöne fachwerkliche
Bau=
weiſe in ſchlichter Form angewandt und damit ſchon im Werden
die Liebe zu Heimat und Herd eingepflanzt, die den Erbhofbauern
einmal erfüllen ſoll.
Viel Arbeit mußte geleiſtet werden, bis dieſes herrliche
Werk erſtand. Und an alles iſt gedacht. Neben den 30 Morgen
Land, die zu den 25 Bauernſtellen gehören, wurden Spargelfelder
angelegt und Obſtbäume angepflanzt. Die ſchmucken Häuschen
ſelbſt beſtehen aus einer Wohnküche, einem Schlafzimmer für die
Eltern, einem für die Kinder, ſowie aus einer geräumigen
Man=
ſarde. Hinter dem Haus aber bieten Stall und Scheune genügend
Platz für die kommenden Ernten, für Schweine, Kühe und das
Federvieh.
Auch vier Handwerkerbauern werden angeſetzt, die zuſätzlich
je 10 Morgen Land erhalten, ſo daß ihnen die Möglichkeit gege=
entſtand. Einem kurzen Bericht der Liquidatoren und des
Auf=
ſichtsrats folgte der Bericht des Buchprüfers Jünger, der die
außerordentlich ſchwierigen Verhältniſſe bei den
Liquidationsar=
beiten würdigte, die von den Beteiligten gewiſſenhaft erledigt
wurden. Die Bilanz wurde ohne Widerſpruch genehmigt, allen
Verantwortlichen wurde Entlaſtung erteilt. Liquidator Dotter
hatte im vorigen Jahre eine Hypothek von 5000 RM. als Kaution
hinterlegt, die er jetzt zurück haben möchte. Dem wurde entſprochen
gegen 1 Stimme (50 Aktien). Von den Aktionären wurde eine
ſchnellere Abwicklung verlangt, damit die Kaſſe endlich einmal
verſchwinde. Von ſeiten des Aufſichtsrats wie des
Ueberwachungs=
ausſchuſſes wurde betont, daß alles getan wurde, um das
Reſtver=
mögen den Gläubigern auszuzahlen. Mit einer Hauptgläubigerin,
der Dresdner Bank wird demnächſt ein Abſchluß zuſtande kommen,
der es ermöglicht, freier ſchalten und walten zu können. Die
klei=
nen Gläubiger ſollen mit 10 Prozent abgefunden werden, wodurch
die Verwaltung verringert wird. Den Gläubigern, die mit großen
Summen zu rechnen haben, wird man Hypotheken geben mit einem
entſprechenden Nachlaß. Leider läßt es ſich nicht ermöglichen, in
nächſter Zeit eine Quote zur Verteilung zu bringen — zweimal
Prozent ſind bis jetzt den Gläubigern zugute gekommen. Nach
Beantwortung verſchiedener Fragen über geſetzliche Vorſchriften
ſchloß Herr Co9 die Verſammlung mit einem dreifachen Sieg=
Heil auf den Führer.
sparsam im Gebrauch. —
zohnpllegend, wunder-S
voll nochhaltig ertrischend 2
Br. Seckmauern, 1. Okt. Der Turnverein „Einigkeit”
Seck=
mauern hielt am Sonntag ſein diesjähriges Abturnen ab. Die
anſchließend bei dem Mitglied Adam Schäfer, Gaſtwirt.
eck=
mauern, ſtattgefundene Preisverteilung ergab, folgendes Bild:
Gg. Rummel, 2. Rudi Trumpfeller, 3. Fr. Fink, 4 Gg. Eckert,
Ernſt Walter, 5. Ph. Eckert.
Zu Ehrenfeldſchützen, in
der Gemeinde wurden beſtimmt: Ph. Grünewald, Ferd. Frieß,
Hans Martin. Die neuernannten Gemeinderäte ſind: Gg. Eckert
jun., Hch. Hotz, Adolf Grünewald Wilh. Stier. — Für die
Win=
terhilfe 1935/36 wurden bis jetzt gezeichnet 40 Zentner
Kar=
toffeln und etwa 7 Zentner Getreide. — Der Obſtbauverein hielt
einen Rundgang in der Gemeinde ab, um einen Ueberblick über
den Eitrag der Obſternte zu erhalten.
4s. Erbach, 30. Sept. Meiſterprüfung. Bei der
dies=
jährigen Meiſterprüfung haben auch aus dem Elfenbeingewerbe
die Elfenbeinſchnitzer Georg Wendel und Adam Stellwag ſich der
Prüfung mit Erfolg unterzogen. Die Arbeiten dieſer Jungmeiſter
ſind, im Elfenbeinmuſeum im gräflichen Schloß vom Sonntag,
den 29. September, bis Montag, den 7. Oktober, zur Beſichtigung
ausgeſtellt. — Alice=Frauenverein. Ab 1. Oktober wird
die Kreisleitung des Alice=Frauenvereins von der Gräfin
Eliſa=
beth zu Erbach=Fürſtenau, in Fürſtenau, auf Frau Helene
Keß=
ler=Erbach übergehen. Die Landesvorſitzende von Heſſen hat
die ſeitherige Kreisleiterin zum Ehrenmitglied des Alice=
Frauen=
vereins unter Belaſſung in dem Amte eines Mitglieds des
Lan=
desrates ernannt.
m. Beerfelden, 1. Okt. Der neue Gemeinderat,
Vorige Woche war Kreisleiter Schwinn hier anweſend zur
Ver=
pflichtung der neuen Gemeinderäte. Außer dem Bürgermeiſter
wird die Stadt künftig vertreten ſein durch zwei Beigeordnete und
6 Gemeinderäte. Erſter Beigeordneter iſt Pg. Karl Michel, der
zweite wird demnächſt ernannt werden. Der Gemeinderat iſt aus
folgenden Parteigenoſſen zuſammengeſetzt: Ortsgrunpenleiter W.
Kumpf, Ortsbauernführer A. Bär, Arbeiter G. Mader,
Kreis=
handwerksmeiſter He Schott, Fabrikant H. Siefert, Forſtdirektor
O. Weſternacher.
Aus Oberheſſen.
Lpd. Alsfeld, 28 Sevt. Die Erbhöfe im
Anerben=
gerichtsbezir
Alsfeld. In die Anerbenrolle des
Aner=
bengerichtsbezirks Alsfeld wurden bisher insgeſamt 505 Gehöfte
als Erbhöfe eingetragen Gegenwärtig werden noch etwa 150
An=
träge geprüft. Von 727 ins Gemeindeverzeichnis eingetragenen
Bauernhöfen wurden 662 in das gerichtliche Verzeichnis
über=
tragen.
den Wohnhäuſern ſtehen, ebenfalls ge= Oben: Neben der holzverkleideten Bauweiſe finden wir auch noch den anheimelnden
Fach=
ſtaffelt. Scheuer und Stallungen. Sie werkbau vor. — Unten: Dicht an den Waldrand geſchmiegt, bietet das erſte Erbhof=Dorf
(Heimatbilderdienſt, Photo: Pink.)
ben iſt, ſich ihren Lebensunterhalt auf eigenem Boden ſelbſt zu
erzeugen.
Und man hat den zukünftigen Erbhofbauern auch den Erwerb
ihres Grund und Bodens nicht ſchwer gemacht. Die jährliche
Ab=
gabe beträgt nicht ganz 30 Mark für den Morgen, eine Summe,
die bei guter Bewirtſchaftung wohl ohne weiteres
herauszuarbei=
ten ſein dürfte.
Bald werden nun die neuen Erbhofbauern auf ihren
Gehöf=
ten einziehen. Eine harte und mühevolle Aufbauarbeit beginnt.
Aber im nächſten Jahre dann, wenn die erſten Halme unter der
Senſe fallen, wenn die erſten Erntewagen polternd über den Hof
zur Scheune rollen, werden ſie reichlich belohnt ſein für ihre
Ar=
beit und noch mehr das Gefühl der innigen Verbundenheit mit
ihrer Scholle und ihrer Heimat haben.
Ein abgefeimker Schwindler im Odenwald.
— Heppenheim a. d. B., 1. Okt. Mit einem Motorrad kam
ein junger Mann in Unter=Schönmattenwag an und
logierte ſich als Herr Schmidt von Stuttgart. „Adjutant des
Stabschefs von Württemberg”, im Gaſthaus ein. Seine
Angaben erſchienen dadurch glaubhaft, daß in ſeiner Abweſenheit
ein Telephonanruf feſtſtellen wollte, ob der Herr Adjutant
einge=
troffen ſei. Anſcheinend war der Anxufer er ſelbſt. Das
mitge=
brachte Motorrad hatte für einen ſo ſchneidigen jungen Mann
u wenig Pferdekräfte, weshalb er es einem ortsanſäſſigen
Ge=
ſchäftsmann für 100 Mark verkaufte. Nach dem Kaufabſchluß lieh
r ſich aber das Rad noch einmal, um angeblich zur Sparkaſſe nach
Weinheim zu fahren. Von da ab war der Schwindler
verſchwun=
den, nachdem er noch die wertvolle Uhr eines Förſters
mitgenommen hatte. Später ſtellte ſich heraus, daß er das
Motorrad in einem Dorf bei Eberbach erſchwindelt und dort
auch einem Dienſtmädchen das Sparkaſſenbuch mit
200 Mark geſtohlen batte.
— Bickenbach, 30. Sept. Trauer im Turnverein. Im
Alter von kaum 34 Jahren ſtarb unſer lieber Oberturnwart
Ju=
ſtus Dieter. Am Samstag wurde der Verblichene von ſeinen
Turnern zur letzten Ruheſtätte geleitet. Sechs Turner in
Turner=
kleidung trugen, ihren Oberturnwart, der Sarg war flankiert von 6
Turnern mit Fackeln, voran die Turnerfahne, und faſt alle
Mit=
glieder des Vereins gaben dem ſo früh von uns Gegangenen das
letzte Geleit! Der Geiſtliche zeichnete das Lebensbild des allzeit
hilfsbereiten, herzensguten Menſchen. Sein Leben war nicht nur
erfüllt von der Arbeit im ſchweren Beruf und den Sorgen um
ſeine Gattin, wo es galt, Dienſt am Verein zu tun. Dienſt für die
D. T., war der Heimgegangene zur Stelle. Turnbruder Stiev
ſpricht als Vereinsführer tiefgefühlten Dank und ehrte den
Ver=
ſtorbenen, indem er ſeine großen Verdienſte um den Verein
ſchilderte. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit legte er einen
Kranz am Grabe nieder. Turner und Turnerinnen erheben den
rechten Arm und nehmen Abſchied von dem getreuen, wackeren
Turnbruder, Freund und Kamerad. Schüler und Schülerinnen
werfen Blumen ins Grab und nehmen Abſchied für immer von
ihrem lieben Oberturnwart. Nun treten die Sprecher des
Ge=
angvereins, der Schulkameraden der Gefolgſchaft der Gebr.
Röder und Vertreter der Direktion mit Kranzſpenden ans Grab.
Die Melodien eines Abſchiedschores umſchweben die Gruft. Juſtus
Dieter iſt nicht mehr, ſein Geiſt muß und wird weiterleben im
Turnverein.
Be. Groß=Gerau. 1. Okt, Schwerer Verkehrsunfall.
Gegen 1 Uhr ereignete ſich auf der Höhe des Gerichts in der
Darmſtädterſtraße ein folgenſchwerer Verkehrsunfall, der ein
Todesopfer forderte. Ein Darmſtädter Opelarbeiter war im
Be=
griff, mit ſeinem Fahrrad nach ſeiner Arbeitsſtätte zu fahren. Da
mußte er vor dem Gericht einen Wagen überholen. Auf der
an=
deren Seite der Straße ſtand ein weiterer Perſonenwagen. Als
er einen Wagen überholen wollte, öffnete der Fahrer desſelben
die Wagentür. Der Radfahrer wurde hiervon von ſeinem Rade
geſchleudert, als im gleichen Augenblick auf der Seite ein weiterer
Wagen ankam. Dieſer wieder ſchleuderte nun den Radfahrer ein
Stück weg, wo er mit ſchweren Verletzungen liegen blieb. Man
verbrachte den Verunglückten ſofort in das Groß=Gerauer
Kran=
kenhaus, wo ſchwere Rückaratverletzungen feſtgeſtellt wurden. Im
Laufe des Tages iſt der Verunglückte verſtorben. Die Polizei
nahm den Tatbeſtand auf.
— Gernsheim. 1. Okt. Waſſerſtand des Rheins am
30. Sept.: —0,64 Meter, am 1. Okt.: —0,59 Meter.
*
*Die Physikalisch-
Tech=
nische Reichsanstalt.
Die kenne ich! Dort werden die Fieberthermometer geprüft,
so werden die meisten unserer Leser, wenn es gut geht, beim
Anblick der Ueberschrift denken und nur ein sehr kleiner Teil
wird etwas mehr über eine Anstalt wissen, die für unsere
wirt-
schaftliche und wissenchaftliche Arbeit in Deutschland, und
da-
mit in der ganzen Welt, von weitreichender Bedeutung ist. Die
Anstalt ist auch nicht etwa eine neuere Einrichtung, sie kann
schon auf eine nahezu 50jährige erfolgreiche Tätigkeit
zurück-
blicken, Ihre Gründung verdanken wir letzten Endes der
An-
regung eines unserer bedeutendsten Ingenieure, nämlich Werner
von Siemens. Er war nicht nur ein bedeutender Elektrotechniker,
Ingenieur und Industrieller, er hatte auch als Führernatur den
Blick aufs Ganze behalten und erkannt, daß Forschung die
Grundlage jeden technischen Fortschrittes ist. So regte er im
Jahre 1886 an, ein Institut zu gründen, das „wissenschaftlicher
Forschungstätigkeit, also zur Erweiterung des Gebietes unserer
Naturerkenntnis” gewidmet sei. Er selbst erklärte sich bereit,
ein geeignetes Gelände zur Verfügung zu stellen. So entstand die
Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Charlottenburg, Ihr
erster Leiter war der bedeutendste Physiker seiner Zeit,
Geheim-
rat von Helmholtz. An dieser großen Ueberlieferung wurde
fest-
gehalten und immer Forscher von erstem Rang zur Leitung der
Anstalt berufen, so daß diese heute in der wissenschaftlichen
Welt der Völker einen allerersten Rang einnimmt.
Was wird nun alles in dieser Anstalt untersucht und
ge-
macht? Entsprechnd ihrem Aufgabenkreis und zur Abscheidung
ist sie in mehrere Abteilungen gegliedert, die wir im folgenden
im Einzelnen näher betrachten wollen.
Die Abteilung für Maß und Gewicht.
Die Aufgaben dieser Abteilung waren früher einer
beson-
deren Reichsanstalt zugewiesen, sie ist aber im Jahre 1923 mit
der Anstalt vereinigt worden. In dieser Abteilung werden die
deutschen Urmaße für das Meter und das Kilogramm aufbewahrt
und ständig überwacht. Sie stellt den deutschen Delegierten zum
Internationalen Ausschuß für Maß und Gewicht, befaßt sich mit
der allgemeinen Maß- und Gewichtsordnung, der Eich-Ordnung
und der Anweisung der Eichämter, Hieraus erhellt, welch große
Bedeutung sie für den gesamten deutschen Handel und den
Warenverkehr hat.
Das Urmeter ist trotz Herstellung aus besten Werkstoffen,
eine Mischung von Platin und lridium, nicht unveränderlich, auch
ist es bei feinster Arbeit mit optischen Hilfsmitteln nicht
mög-
lich, eine den Fortschritten der Technik genügende Genauigkeit
im Vergleich zweier Maße zu erreichen. Die Anstalt arbeitet
da-
her in Zusammenarbeit mit ausländischen Forschungstätten daran
eine andere Grundlage für Längenmessung zu finden. Man hat
diese unveränderliche Größe in der Wellenlänge des Lichtes ge-
Funden. Sie ermöglicht eine zehnfach so hohe Genauigkeit, als
der Vergleich zweier Strichmaße auf einem Metallstab. Die
Ge-
nauigkeit hat die staunenswerte Höhe von 0,000 02 Millimeter!
Es liegt auf der Hand, daß derartige Messungen nur mit aller-
Feinsten Werkzeugen und in Räumen von ganz gleicher
Tempe-
ratur vorgenommen werden können, Neben reinen
Längenmeß-
werkzeugen werden auch Lehren aller Art, Schraubenspindeln,
Teiltrommeln, Normalgewinde, Zahnräder und dergleichen
aus-
gemessen und geprüft.
In einer anderen Unterabteilung werden Gewichte und
Waagen aller Art geprüft. Waagen von der größten Gleiswaage,
auf der ein ganzer Bahnwaggon gewogen werden kann, bis zu
den feinsten chemischen Wägevorrichtungen sind zu prüfen, Im
Jahre 1933 mußten z. B. 21 verschiedene Bauarten von
Neigungs-
waagen, wie sie sich jetzt im Kleinhandel immer mehr einführen,
untersucht werden. Zum Abmessen von Flüssigkeiten sind
Ge-
äte aufgekommen, die grundlegende Aenderungen bedingen. Die
Geräte der Tankstellen müssen ebenso geprüft werden, wie die
Spritzen der Aerzte, teils um eine Uebervorteilung der Käufer
zu verhindern, teils um das Leben der Menschen bei der
Ver-
wendung starker Gifte zu schützen.
Neben der Länge und der Masse muß auch unsere dritte
grundlegende Meßgröße, die Zeit, gemessen werden. Hier kommt
Hie Prüfung von Stimmgabeln, für das Instrumentengewerbe, von
Stoppuhren, von Umdrehungszählern usw. in Frage. Wir müssen
uns bei dem großen Arbeitsumfang auf diese kurzen Angaben
beschränken.
Die Abteilung für Elektrizität und Magnetismus.
Die vielfältige Anwendung der Elektrizität im
wirtschaft-
ichen Leben hat es dahin gebracht, daß auch die elektrischen
Einheiten Volt, Ampere und Ohm in den weitesten Kreisen des
Volkes bekannt sind und täglich gebraucht werden. Daß ihre
Größe durch ein Reichgesetz vom 1. Juni 1898 festgelegt ist
dürfte weniger bekannt sein, noch weniger was darin steht. Die
Grundlagen zu diesem Gesetz hat die Phyikalisch-Technische
Teichanstalt geschaffen, In weiterer Forschungarbeit hat sie
dann bessere Unterlagen für die Bestimmung der elektrischen
Einheiten gesucht und gefunden, mit dem Erfolg, daß auch im
Ausland dieses Material, Manganin, allgemein angewendet wird
Die Reichsanstalt hat auch bei der internationalen Vereinbarung
im London im Jahre 1908 mitgewirkt, wo die elektrische
Strom-
einheit, das Ampere, international festgelegt wurde.
Ein neuzeitliches Arbeitsfeld hat die Reichsanstalt auf dem
Gebiet der drahtlosen Telegraphie und Telephonie gefunden, wo
die Wellenlänge zu messen ist. Die Genauigkeit ist so weit
ge-
teigert worden, daß im Wellenbereich von 1 bis 190 Kilometer
mit einer Genauigkeit vor 1 v. T. gemessen werden kann,
Mancher Kranke hat schon zu seinem Leidwesen aus dem
Munde des Arztes das Wort „Röntgen-Einheiten” gehört, Er kann
licht ahnen, welch unendliche Arbeit aufgewendet werden
nußte, um eine genaue Abmessung der heilbringenden Strahlen
zu ermöglichen, Sie war notwendig, um ein Uebermaß, und damit
einen Schaden zu verhüten, In der Reichsanstalt ist auch diese
segensvolle Arbeit geleistet worden. Ein Mitglied dieser
Abtei-
ung hat einen Meßapparat erdacht und weiter ausgebildet, der
heute in der ganzen Welt bei fast allen elektro-physikalischen,
hermometrischen und optischen Forschungen angewendet wird.
in anderer Forscher der Anstalt hat das große Verdienst, eine
neue Metallegierung beim Bau von elektrischen Stromwandlern
eingeführt zu haben, wodurch allein der deutschen
Elektrowirt-
schaft im Jahre Verluste von etwa 50 Mill. RM. erspart werden.
in schlagender Beweis dafür, wie sehr sich reine Forscherarbeit
etzten Endes segenbringend auswirkt und das in sie hinein-
Sesteckte Kapital verzinst. Neben der reinen Forscherarbeit haf
diese Abteilung naturgemäß ein sehr weites Feld bei der
Prü-
tung von elektrischen und magnetischen Meßgeräten aller Art
Leine neue Bauart von Stromzählern darf ohne vorherige
Prü-
ung und Genehmigung in der Reichsanstalt zur Verwendung
rommen, Heute, wo fast in jeder Haushaltung ein
Elektrizitäts-
jähler hängt, wo die verschiedenartigsten Bauarten im Handel
sind, müssen ständig Untersuchungen in großem Umfange
ge-
macht werden. Diese wenigen Angaben mögen genügen, um
Hilfen bei der
Kartoffel-
ernte.
Mit dem Herbst naht die Zeit der Kartoffelernte, wo im
bäuerlichen Haushalt alt und jung fest zupacken muß, um die
Früchte vor Winter einheimsen zu können. Die Arbeitskräfte
wer-
den dann rar, so daß der Bauer gerne zu Hilfen greift, die eine
menschliche Arbeitskraft nicht beanspruchen, Er tut dies
beson-
ders dann gerne, wenn die Hilfsmittel so billig sind, daß sie für
jeden erschwinglich werden, oder wenn er sie gar selbst mit
ein-
fachen Mittln herstellen kann, Im folgenden beschreiben wir kurz
drei Vorrichtungen, die all diesen Anforderungen genügen.
Bild 1. Sackaufhalter.
Der in Bild 1 dargestellte Sackaufhalter läßt sich am Wagen
oder auch nach Anbringung eines Eisenbügels an der Wand in
der Tenne leicht anbringen, bei Mitnahme eines Pfahles kann er
auch auf dem Felde aufgestellt werden. Das Gerät kann jeder
Schmied leicht herstellen. Die Abbildung zeigt alle Einzelheiten.
Ein doppelt gewinkeltes Flacheisen und ein halbrund gebogenes
zweites Flacheisen sind zur Herstellung notwendig. Weitere
Er-
örterungen erübrigen sich, es muß nur darauf hingewiesen
wer-
den, daß bei dem im Vordergrund dargestellten Aufhalter der
Sack nicht richtig aufgehängt ist, es geschah dies, um die Form
des Eisens besser zeigen zu können. Mit Hilfe des Gerätes kann
ein einzelner Mann im Wagen angefahrene Kartoffel versacken
oder auch einen Sack mit dem Korb füllen.
Wenn der vollbeladene Wagen entleert werden soll und die
Rückwand — der Vorsteller — wird herausgenommen, so fallen
die Hackfrüchte, die dicht an diesem Brett lagen, zunächst einmal
auf den Boden und müssen von dort wieder aufgeschaufelt oder
zusammengelesen werden.
Bild 2. Abladestand.
Der auf Bild 2 dargestellte Abladestand vermeidet dies und
gibt Gelegenheit, die Kartoffeln unmittelbar vom Wagen in den
Abtragekorb zu füllen. Schreitet die Abladearbeit weiter, so muß
sich der Ablader dauernd um seine Längsachse drehen, wodurch
die Arbeit verlangsamt und die Rücken- und Schultermuskulatur
stark ermüdet wird.
Bild 3. Einfülltrichter.
Benützt man dagegen den in Bild 3 dargestellten, an der Seite
des Kastenwagens angehängten Einfülltrichter, so wird die Arbeit
schneller und bei geringerer Ermüdung vor sich gehen. Die
bei-
den Vorrichtungen lassen sich bei einigem Geschick aus wenigen
Brettern herstellen.
einen Einblick in die Tätigkeit dieser Abteilung zu gewähren.
Zu weitergehenden Angaben müßten Vorkenntnisse
vorausge-
setzt werden, die in dem Leserkreis einer Tageszeitung nicht
erwartet werden dürfen.
Die Abteilung für Wärme und Druck.
Die Gase und die Dämpfe sind in ihren Eigenschaften in
erster Linie von der augenblicklichen Wärme und dem Druck
abhängig. Es war deswegen schon seit Gründung ider Anstalt
eine ihrer wichtigsten Aufgaben, diese Zusammenhänge zu
un-
tersuchen und durch sehr sorgfältige Messungen zu erfassen.
Noch heute werden Messungen über die spezifische Wärme tech-
nischer Gase, die Verdampfungswärme des Wassers bei Drucken
bis zu 150 Atmosphären, den Wärmeübergang bei der
Konden-
sation von Satt- und Heißdampf und ähnliche Untersuchungen
vorgenommen. Alle derartige Untersuchungen werden mit der
fortschreitenden Entwicklung der Technik immer mehr für
höhere Drucke und Temperaturen erforderlich, wir erinnern nur
an die Höchstdruckdampfanlagen in neuzeitlichen Kraftwerken,
an die Speicherung von Gasen unter hohen Drucken und
ähn-
liches. Zur Messung der Temperaturen genügt in der Technik
das altbekannte Quecksilberthermometer bei weitem nicht. Mit
Spezialgläsern reicht man bis zu 700 Grad, mit Quarzgläsern
noch höher, aber bei Temperaturen von Tausenden von Grad
sind andere Hilfsmittel erforderlich. Alle diese Geräte müssen
geprüft und mit großer Genauigkeit geeicht werden. Zum
Messen niedriger Temperaturen verwendet man z. B.
Wider-
standsthermometer, das sind Metalldrähte, z. B. aus Platin, deren
elektrische Leitfähigkeit von der Temperatur abhängig ist.
Letztere haben sich so bewährt, daß sie als Norm für die
Tem-
peraturskala von — 200 bis + 630 Grad angenommen wurden.
Noch viele andere Arten von Wärmemessern wurden von der
Anstalt mit so großer Genauigkeit untersucht, daß sie heute die
Führung in der ganzen Welt auf dem Gebiete der
Temperatur-
messung hat. Auch hinsichtlich der Stückzahl der
vorzunehmen-
den Prüfungen kommt dieser Abteilung eine besondere
Bedeu-
tung zu. Wir erwähnten schon eingangs die Fieberthermometer,
Neben vielen Arten von Temperaturmeßgeräten für die Industrie
werden in der Anstalt im Jahr etwa 400 000 und in den unter
ihrer Ueberwachung stehenden Thermometerprüfanstalten etwa
5 000 000 Fieberthermometer geprüft.
Zur Erreichung sehr tiefer Temperaturen sind besondere
Schwierigkeiten zu überwinden. Bekanntlich liegt das Ziel all
dieser Bestrebungen beim sogenannten absoluten Mullpunkt, der
bei — 273 Grad liegt. In einem vor 7 Jahren neu errichteten
Kältelaboratorium ist die Anstalt in der Lage, bis zu — 272
Grad herunterzukommen, sie ist also nur noch einen Grad von
dem heiß ersehnten Kältepol entfernt. Seit dem Jahre 1913
arbeitet das Kältelaboratorium der Reichsanstalt mit flüssigem
Wasserstoff. Mit dessen Hilfe wurde es im Jahre 1925 auch
mög-
lich, Helium zu verflüssigen. Dieses merkwürdige Edelgas, das
als nicht brennbares Gas zur Füllung von Luftschiffen besondere
Bedeutung hat, ermöglicht es uns auch, bis auf einen Grad an
den absoluten Nullpunkt heranzukommen. Die in der Anstalt
aufgestellte Anlage kann in der Stunde 3 Liter flüssiges Helium
erzeugen. Die im Kältelaboratorium erzeugten flüssigen Gase,
neben Anlagen für Helium sind auch solche für Stickstoff und
Wasserstoff vorhanden, werden zu Forschungszwecken für diese
Abteilung und in anderen Abteilungen zu Messungen bei
nie-
deren Temperaturen verwendet oder an andere Institute im
Reich abgegeben. Auch diese Abteilung der Reichsanstalt hat
also vielfältige und wichtige Aufgaben zu erledigen.
Abteilung Optik.
Zur Messung der Stärke einer Lichtquelle dient bis heute
immer noch die von v. Hefner-Alteneck im Jahre 1883
angege-
bene Lampe. Außerordentlich gründliche Untersuchungen der
Reichsanstalt haben ihr trotz zahlreicher Gegenvorschläge, bis
jetzt diese allgemeine Anerkennung gesichert, Neuerdings wird
trotzdem wieder versucht, eine andere Lichteinheit von größerer
Genauigkeit zu finden. Für die Lichtempfindlichkeit
photogra=
phischer Platten ist vor kurzem eine neu deutsche Norm
ver-
öffentlicht worden, an deren Ausarbeitung diese Abteilung einen
wesentlichen Anteil hatte, In der Beleuchtungstechnik gewinnen
die Gasentladungsröhren immer mehr an Bedeutung. Die Messung
der Lichtstärke dieser Lampen stößt auf Schwierigkeiten wegen
der beigemischten Farben. Durch Verwendung geeigneter
Far-
benfilter ist die Anstalt auch dieser Schwierigkeiten Herr
ge-
worden, In einem besonderen Laboratorium für Strahlungen
wer-
den Untersuchungen über die Radioaktivität verschiedener
Sub-
stanzen vorgenommen. Die wissenschaftliche Welt ist eben
be-
sonders interessiert an Untersuchungen über den Aufbau der
Atome und an den sogenannten Höhenstrahlungen. Auch hier
steht die Anstalt mit ihren Arbeiten in vorderster Front.
Die Präsidialabteilung.
Neben einer Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen unter
der unmittelbaren Leitung des Präsidenten der Reichsanstalt
wird hier die Verwaltung der Anstalt und der 30 zu ihr
gehören=
den Laboratorien geführt, In der Anstalt arbeiten zurzeit etwa
70 Physiker, Ingenieure und Chemiker, ein höherer
Verwal-
tungsbeamter und über 170 Techniker, Mechaniker, Bürobeamte,
Gehilfen usw.
Zusammenfassend stellen wir fest, daß wir in der
Physika-
lisch-Technischen Reichsanstalt eine wissenschaftliche
For-
schungsanstalt von internationalem Ansehen vor uns haben, die
für die deutsche Wissenschaft und Technik von allergrößter
Be-
deutung ist.
KURZE MITTEILUNGEN
* Eine großangelegte Versuchsfahrt mit heimischen
Treib-
stoffen ist gegenwärtig im Gange. Die Versuchsfahrten haben am
19. August begonnen und gehen über 20 000 Kilometer. Sie stehen unter
Leitung des NSKK., unter Mitwirkung des VDl. und RTA. Unterwegs
sind 46 Lastwagen mit einer Ladefähigkeit von 2 Tonnen bis zu den
schwersten Bauarten. Sie werden aber nicht, wie sonst, mit
ausländi-
schen Treibstoffen, wie Benzin oder Dieselöl, sondern mit heimischen
Rohstoffen, wie Holz, Holzkohle, Torfkoks, Braunkohlenschwelkoks,
Braunkohlenbriketts, Anthrazit, Steinkohlenschwelkoks, Methanol,
Me-
than, Ruhrgasöl, Dampf und Dieselöl, letzteres aber nur aus deutscher
Braunkohle gewonnen, betrieben. Fast die Hälfte aller Wagen, nämlich
20, laufen mit Folzgas. Nach Fahrten auf der Avus laufen die Wagen
jetzt auf dem Nürburgring, den Abschluß bilden wiederum Fahrten auf
der Avus. Während des Fahrens finden dauernd Messungen statt, die
Verbrauch, Schnelligkeit der Startbereitschaft, Verschleiß und
Aufwen-
dungen für Reinigung und Wartung prüfen sollen. Das Ergebnis dieser
für unsere Wirtschaft sehr wichtigen Versuchsfahrten ist mit größter
Spannung zu erwarten.
* Ingenieurausbildung für Flugzeugbau. Um dem anhaltend
starken Bedarf der Flugzeugwerke an Fachingenieuren gerecht zu
wer-
den, die in besonderen, vom allgemeinen Maschinenbau stark
abweichen-
den Konstruktions- und Berechnungsverfahren des Flugzeugbaues
gründ-
lich geschult sind, wurde durch die berufenen Ministerien eine
be-
schränkte Anzahl von technischen Lehranstalten mit der Abhaltung von
Sonderlehrgängen betraut. Die Ausbildung wird in einsemestrigen
Auf=
bauklassen für die Absolventen von Höheren Technischen
Staatslehr-
anstalten oder anderen als gleichberechtigt anerkannten Schulen
durch-
geführt.
Klebestreifen zum Verschließen von Verpackungen aus Papier
haben sich in den letzten Jahren immer mehr eingeführt, wohl in erste
Linie wegen ihrer einfachen Handhabung. Neuerdings werden
Klebe-
streifen in den Handel gebracht, die nicht aus Papier, sondern aus einem
durchsichtigen Film bestehen. Ein besonderer Vorteil besteht darin, daß
der Film selbstklebend ist, etwa wie das loslierband, das bei elektrischen
Installationen heute ein unentbehrlicher Bestandteil geworden ist. Der
neue Klebefilm ist für Karton, Blech, Glas und ähnliche
Verpackungs-
stoffe zu verwenden. Er braucht nicht angefeuchtet oder erwärmt zu
werden, und kann außerdem noch mehrmals benutzt werden, da er nicht
eintrocknet. Der Klebfilm wird auch gemustert farbig und
undurchsich-
tig in den Handel gebracht. Die Rollen enthalten 25 Meter und werden
in verschiedenen Breiten geliefert.
Seite 8 — Nr. 271
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 2. Oktober 1935
Der Führer und Reichskanzler in Oſtpreußen.
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler hat ſich bereits vorher zu den
Ueberführungsfeierlich=
keiten am Geburtstage des verewigten Generalfeldmarſchalls von Hindenburg nach Oſtpreußen
be=
geben. Am Montag wohnte er einer Felddienſtübung des Infanterie=Regiments Königsberg in der
Nähe von Landsberg (Oſtpreußen) bei. Dieſes Bild zeigt den Führer bei der Ankunft vor dem
Bahnhof in Landsberg. Der Kommandant der Ehrenkompanie erſtattet dem Führer Meldung. Im
Hintergrund Reichskriegsminiſter Generaloberſt v. Blomberg, General v. Fritſch und der
Komman=
dierende General des 1. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis I, Generalleutn. v. Brauchitſch.
(Preſſe=Illuſtration Hoffmann=M.)
Reich und Ausland.
Die „Beamken”
der Geheimen Staakspolizei.
* Die Berliner Kriminalpolizei machte jetzt
wieder einmal einen beſonders guten Fang. Seit
langem ſchon war ſie einer Gaunerbande auf der
Spur, die ſich in der Maske von „Beamten” der
Geheimen Staatspolizei in zahlreichen Fällen im
Berliner Weſten in Wohnungen Einlaß verſchafft
hatten und dort dann ſtahlen, was ihnen nur
wertvoll erſchien und bei den Beutezügen in die
Hände fiel. Die falſchen Beamten traten mit
ſtrenger Amtsmiene auf und erklärten,
Durch=
ſuchungen nach Deviſen und falſchem Geld
vor=
nehmen zu müſſen. In ſieben Fällen konnte
ihnen ihr verbrecheriſches Treiben nachgewieſen
werden.
Als die erſten Anzeigen eingelaufen waren,
wurde ſofort eine Sonderkommiſſion zur
Ver=
folgung der Bande eingeſetzt. Tag und Nacht
waren die Kriminalbeamten unterwegs. Bald
war ermittelt, daß alle ſechs Mitglieder der
Bande ſelbſt im Weſten wohnten. Fünf der
Bur=
ſchen konnten dann vor einigen Tagen bereits
verhaftet werden, bis es dann gelang, nun auch
den ſechſten Banditen zu faſſen. Die näheren
Un=
terſuchungen deckten dann die Syſtematik dieſer
Burſchen auf. In der Regel erſchienen ſie in den
Wohnungen gutſituierter Familien. An der Tür
gaben ſie ſich in ſehr beſtimmtem Ton als Beamte
der Geheimen Staatspolizei aus und wieſen dann
flüchtig viereckige oder runde braune
Metallmar=
ken vor. Das Ganze ſpielte ſich aber ſo ſchnell
ab, daß niemand rechtzeitig hinter den Schwindel
kam. Sie erklärten dann, es liege eine Anzeige
vor und man müſſe nun die Wohnung
durch=
ſuchen. Das geſchah dann auch ſo gründlich, daß
ſie dabei alles ſtahlen, was ihnen in die Hände
fiel. Auf geheime Zeichen hin wurde die „
Durch=
ſuchung” dann abgebrochen. Es hieß, der Verdacht
ſei offenſichtlich ungerechtfertigt. Man habe nichts
gefunden, und damit ſei die ganze Angelegenheit
erledigt. Bei dieſen Manövern fielen den
Gau=
nern in vier bislang bekannten Fällen insgeſamt
3000 RM. in die Hände, daneben aber eine ganze
Anzahl ſilberner Zigarettenetuis und auch ein
Photoapparat. Das Geld wurde dann unter den
Gaunern verteilt und ſchnellſtens mit
Freun=
dinnen in Lokalen und bei Einkäufen verjubelt.
Nicht ein Pfennig wurde mehr vorgefunden, als
man die Burſchen feſtnahm. Alles Leugnen, das
natürlich verſucht wurde, half aber nichts. Das
zuſammengetragene Beweismaterial bewegte die
Burſchen dann ſchließlich doch zu einem
Ge=
ſtändnis.
Chronik des Tages.
In Schweinheim hatten ſich zwei Frauen
während der Unterhaltung auf der Treppe an
das Geländer angelehnt. Plötzlich gab das
Trep=
pengeländer nach, ſo daß beide Frauen in den
Hof ſtürzten. Hierbei zog ſich eine von ihnen ſo
ſchwere innere Verletzung zu, daß ſie bereits
einige Stunden ſpäter verſtarb.
In der Nähe des Ortsausganges von
Sendel=
bach fanden ſpielende Kinder am
Montagvormit=
tag die Leiche der 29jährigen ledigen Maria
Rauſch. Nach den angeſtellten Ermittlungen ſteht
einwandfrei feſt, daß ein Mord vorliegt. Der
Verdacht der Täterſchaft richtet ſich gegen den
ledigen Wilhelm Saueracker der mit der Rauſch
ein Verhältnis unterhielt.
Die Unterſuchung der Leiche der Frau
Far=
caſanu, die Sonntag früh auf der Strecke im
Emstal gefunden worden war, hat ergeben, daß
es ſich um einen Raubmord handelt. Es konnte
feſtgeſtellt werden, daß der mutmaßliche Mörder
ein rumäniſcher Student iſt.
Bei Valencia ſtieß ein vollbeſetzter
Trieb=
wagen, der mit einer Geſchwindigkeit von 90
Kilo=
metern fuhr, mit einem auf der Strecke ſtehenden
Eiſenbahnwagen zuſammen. Aus den Trümmern
wurden 45 zum Teil ſchwer verletzte Fahrgäſte
ge=
borgen. Eine Perſon iſt nach der Einlieferung
ins Krankenhaus geſtorben.
Aus Kingſton (Jamaica) wird berichtet, daß
der nächtliche ſchwere Sturm auf der kleinen
bri=
tiſchen Inſel Cayman=Brac, die zur Cayman=
Inſelgruppe gehört, ſchweren Schaden angerichtet
hat. 40 Häuſer wurden völlig zerſtört und 105
andere ſchwer beſchädigt. 190 Perſonen ſind
ob=
dachlos. Verluſte an Menſchenleben wurden
bis=
her nicht gemeldet.
Der dem an der Küſte von Jamaika
aufgelau=
fenen holländiſchen Dampfer „Rotterdam” zu
Hilfe geeilte britiſche Dampfer „Ariguani”
über=
nahm die 460 Paſſagiere des geſtrandeten
Damp=
fers und brachte ſie nach Kingſton. Die Beſatzung
blieb an Bord, um bei den Abſchleppungsarbeiten
mitzuhelfen. Vier Laderäume der „Rotterdam”
ſind leckgeſchlagen.
Vor 25 Jahren:
Zum erſten Male Alpenflug.
Zum Gedächtnis von Chavez.
Brig. Zu Ehren des peruaniſchen Fliegers
Géo Chavez und zur Erinnerung an ſeinen
er=
ſten großen Alpenflug über den Simplon vom
23. September 1910 haben in den Tagen vom 27.,
28. und 29. September in Brig und in
Domodoſ=
ſola verſchiedene Gedächtnisfeiern ſtattgefunden
Bei einem vom Walliſer Staatsrat und der
Ge=
meinde Brig veranſtalteten Bankett in Brig
hiel=
ten Anſprachen Staatspräſident Dr. Loretan
Oberſt Pierre Weiß vom franzöſiſchen Luftfahrt=
Miniſterium, Oberſt Bardet, Chef des
ſchweizeri=
ſchen Militärflugweſens, als Vertreter des
Bun=
desrats, und Stadtpräſident Guntern, Brig.
Die erſte Fronk=
Unkerſeebooks=
Flokkille
„Weddigen”
in Dienſt geſtellk.
Mit einer kurzen
mili=
täriſchen Veranſtaltung
und einer Flaggen=
Parade wurde in Kiel
die erſte Front=
Unterſee=
boots=Flottille, beſtehend
aus den Booten „U. 7‟
bis „U. 12” unter dem
Kommando des
Fregat=
tenkapitäns Dönitz in
Dienſt geſtellt. Die
Flot=
tille erhielt den Namen
„Unterſeeboots=Flottille
Weddigen”, wodurch dem
unvergeßlichenSeehelden
ein bleibendes Denkmal
geſetzt iſt.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Die Geiſterfahrt der R 349S.
Eine Lokomotive fähri 9 Kilometer unbemannt. — Auch die Zwillingsmaſchine folgt
von alleine. — Der Schrecken der Atlanta=Bahn. — Eine unheimliche Nacht.
Ein Augenzeuge berichtet.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Atlanta (U. S. A.), im Auguſt.
Auf einer der Hauptſtrecken der
Atlanta=Bahn wurde mehrere Nächte
hindurch ein ſenſationeller Vorgang
beobachtet, der in weitem Umkreis
Gerüchte von dem Erſcheinen einer
Geiſterlokomotive aufkommen ließ.
Alle Strecken ſperten!“
Morgens, gegen 2.17 Uhr, wurde von den
Betriebswerkſtätten der Station Atlanta, ein
Telegramm an alle Stationen in 200 Kilometer
Umkreis gegeben: Die Strecke müſſe unbedingt
geſperrt werden, alle Uebergänge ſeien zu ſichern,
auf allen Stationen müſſe dafür geſorgt werden,
daß die Durchfahrt auf dem Hauptgleis frei ſei!
Nanu? — Ein Präſidentenzug? — Oder eine
Nachtübung? . . . Nichts davon — aber in dem
Rundtelegramm ſtand zu leſen, daß die
Lokomo=
tive R 3495 unterwegs ſei. . . . Wenn es
ge=
linge, möge man ſie auf einen Prellbock
auflau=
fen laſſen. — Während dieſes Telegramm auf
den kleinen Stationen den Beamten vom
Nacht=
dienſt gerade aus ſeinem Schlummer rüttelte,
hörte er draußen ſchon mit hoher Tourenzahl die
Lokomotive vorbeibrauſen.
Eine unheimliche Beobachtung.
Folgende Beobachtung lag dieſem Telegramm
zugrunde: Einer der Heizer in den
Lokomotiv=
werkſtätten von Atlanta war gegen 2 Uhr
mor=
gens zu den Betriebshallen gekommen, um die
Keſſel vorzuheizen. Ehe er aber den Schuppen
be=
trat. vernahm er plötzlich ein Aechzen, das
Schlit=
tern eines Tores, das Geräuſch einer
anfahren=
den Lokomotive — und ſah zu ſeinem Entſetzen,
wie die eine der beiden Expreßlokomotiven
lang=
ſam und dann immer ſchneller aus dem Schuppen
herausfuhr.
„Ich ſah genauer hin. Alles war zwar dunkel,
aber der Mond gab immerhin Licht genug, um
erkennen zu laſſen — daß niemand auf dem
Führerſtand war. Kein Zweifel: — die
Ma=
ſchine fuhr ganz von alleine — ohne jede
Be=
mannung!“
Der Zwilling folgt. . . .
„Die gleiche Feſtſtellung hatte auch der
Tele=
graphiſt im Stellwerk gemacht. Wir riefen uns
Eines der früheſten Werke deutſcher
Relief-Schniherei.
Als „Kunſtwerk des Monats” ſtellt das Deutſche
Muſeum im Oktober dieſes wunderbare rheiniſche
Holzrelief aus dem 11. Jahrhundert aus. Es ſtellt
die Kreuzabnahme dar und iſt eines der
frühe=
ſten Werke deutſcher Relief=Schnitzerei.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
unſere Beobachtungen zu: Hier ging etwas nicht
mit rechten Dingen vor ſich! So kam es zunächſt
zu jenem Telegramm an alle, das von der
Gei=
ſterfahrt der R 3495 berichtete. ..."
Auf einem Schienenrad jagten der Heizer und
der Telegraphiſt der fliehenden Lokomotive nach.
Ihre Rufe hatten das Perſonal in den
Ueber=
nachtungshallen geweckt, weitere Beamte ſchloſſen
ſich der Verfolgung an. Da, nach 9 Kilometer
Fahrt, lief die Lokomotive plötzlich langſamer
und blieb dann — ſtehen. Kaum hatte man
Ge=
legenheit, näher an die Maſchine heranzukommen
als in der Ferne, genau ſo geheimnisvoll und
ebenfalls ohne Bemannung, die
Schweſterloko=
motive § 3496 auftauchte. Sechs Meter hinter
der Lokomotive R 3495 blieb ſie von alleine
ſtehen. . .
Eine Nacht mit Herzklopfen.
Die ſofortige genaue Unterſuchung der beiden
Lokomotiven ergab nichts Bemerkenswertes: die
Feuerung war tot, die Keſſel waren leer, der
Waſſerſtand allerdings hatte annähernd die Höhe,
die er am Vorabend gehabt hatte, bevor man für
den nächſten Morgen kaltes Waſſer nachgefüllt
hatte.
Die Abergläubiſchen glaubten an Geſpenſter,
die Vernünftigen lehnten derartige Annahmen
als groben Unfug ab, konnten ſich allerdings
ſelbſt keinen Reim auf dieſe myſteriöſen Vorgänge
machen.
„So beauftragte man alſo mich, den Heizer,
und zwei Ingenieure, die nächſte Nacht auf den
„Geſpenſterlokomotiven” zuzubringen, um genau
zu beobachten, was dort vor ſich ginge. Und
wie=
derum — unſer Herzſchlag wollte vor Erregung
faſt ſtoppen — nachts um 2.17 Uhr begann erſt die
eine und dann die andere Maſchine zu fahren.
Und wieder fuhren beide 9 Kilometer weit —
ohne Bemannung!”
Geiſterbeſchwörer oder Techniker?
Jetzt ſchieden ſich die aufgeregten Gemüter in
zwei Gruppen: die einen verlangten die
Hinzu=
ziehung eines guten Geiſterbeſchwörers — die
an=
deren die Befragung eines Maſchineningenieurs
oder Technikers beſonderer Findigkeit. Aber noch
zwei Nächte ſchärfſter Beobachtung waren nötig,
um dieſes Geheimnis der Geiſterlokomotiven —
ohne Hexerei — zu löſen:
Wenn die Lokomotiven abends in den
Schup=
pen gebracht wurden, füllte man im Waſſerkeſſel
kaltes Waſſer nach. Dadurch entſtand in dem
von der vorhergehenden Fahrt noch heißen
in=
neren Dampfrohr eine Zuſammenziehung des
Dampfes, die ſich auch auf zwei Hebel fortſetzte,
durch welche der Eintritt des Dampfes aus dem
eigentlichen Dampfkeſſel in das zum Zylinder
führende Dampfrohr reguliert wurde. So konnte
alſo der letzte ſich in dem Waſſerkeſſel bildende
Dampf in das Dampfrohr und damit in den
Zy=
linder dringen und hier jene Funktionen erfüllen,
die ſchließlich die Lokomotive in Gang ſetzten. Es
war alſo keine Hexerei, ſondern rein phyſikaliſche
Geſetze, die ſich hier — freilich auf den erſten
Blick unheimlich und unberechenbar —
aus=
wirkten.
Doch man wird noch lange auf der Atlanta=
Bahn von der Geiſterlokomotive R 3495 und
ihrer Zwillingsſchweſter § 3496 erzählen. . . .
Ein Tiger ausgebrochen.
Bad Mergentheim. In der
Sonntag=
abendvorſtellung eines hier gaſtierenden Zirkus
ſprang bei der Vorführung von fünf Tigern
plötzlich ein Tiger gegen das Eiſengitter und
brach die Gitterſtäbe auseinander. Mit einem
Satz ſprang er durch die Oeffnung, ſetzte quer
über eine Loge hinweg und flüchtete durch den
Hauptausgang. Ein vor dem Zirkus ſtehender
30 Jahre alter Mann wurde von dem Tiger mit
den Pranken am Genick gepackt und gegen einen
Zaun geworfen. Der Mann erlitt ſchwere
Wun=
den und mußte ſofort ins Krankenhaus gebracht
werden. Der Tiger flüchtete weiter, konnte aber
nach Verlauf von etwa drei Viertelſtunden von
dem Dompteur in der Nähe der Tauber wieder
eingefangen werden. Der Ausbruch des Tigers
löſte bei den Zuſchauern einen Schrei des
Ent=
ſetzens aus, doch konnte die Vorſtellung, nachdem
das Publikum ſich von ſeinem Schrecken erholt
hatte, weitergeführt werden.
We9
A
Pi
nid
li
ig
n
Mittwoch, 2. Oktober 1935
„Die Leitung des Zoologiſchen Gartens”, ſo
Has man kürzlich in einem Bericht aus. New
Nork, „hat die Feuerlöſchvorrichtungen bei den
Affenkäfigen verſtärken und die Stroheinlagen
vegen Brandgefahr entfernen müſſen.” Nun —
dieſe Maßnahme könnte uns an ſich ziemlich
penig intereſſieren, aber die Vorgeſchichte
da=
zu iſt doch ſo merkwürdig, daß ich ſie Ihnen
ſicht vorenthalten will. Die Inſaſſen der
Uffenkäfige waren nämlich ſeit einiger Zeit
ſeidenſchaftliche Raucher geworden!
Unvernünf=
ige Beſucher hatten ſich wohl mal den Spaß
ernacht, den größeren Affen ſtatt der üblichen
ſüſſe oder Brotſtückchen Zigaretten
zu=
huſtecken. Und da war die Geſellſchaft nun mal
uuf den Geſchmack gekommen und gab nicht
her Ruhe, bis man ſie wieder mit dem
nöti=
en „Stoff” verſorgte. Es gab immer Beſucher
enug, die dem Betteln der Tiere gern
nach=
aben, um ſich den — zweifellos recht
poſſier=
ſichen — Anblick der rauchenden Affen zu
ver=
ſchaffen. (Wo allerdings die Wärter
unter=
deſſen ſteckten, die die Beſucher auf ihre
un=
vernünftige Handlungsweiſe aufmerkſam machen
ind die Tiere vor der Unvernunft der Beſucher
ſchützen ſollten, fragt man ſich vergeblich!) Mit
der Zeit hatten ſich nun die Schimpanſen zu
vahren Kettenrauchern herausgebildet; ſie waren
genau wie Menſchen dieſer Gattung —
ge=
ſeizt, bedrückt, ungenießbar, wenn ſie nicht
ine Zigarette an der andern anſtecken konnten.
Ein alter Orang Utan dagegen hatte ſich darauf
verſteift, nur noch ein kurzes engliſches
Pfeif=
hen zu rauchen. Als man den ſchüchternen
Verſuch machte, es ihm abzunehmen, wurde er
o böſe und gefährlich, wie nur ein alter Orang
tan werden kann. Am drolligſten muß ein
ſulter Pavian geweſen ſein. Dem hatten ein
paar Matroſen das Priemen beigebracht. In
urzer Zeit übertraf er ſeine Lehrmeiſter bei
veitem; kein alter Seebär ſpuckte ſo elegante
Zogen wie dieſer Pavian!
Trotzdem dieſe rauchende und priemende
Uifengeſellſchaft eine große Anziehungskraft auf
die Zoo=Beſucher ausübte, ſcheint die Leitung
des Gartens doch ſchließlich ernſte Sorgen ge=
Aabt zu haben, wie die oben erwähnte
Maß=
ſiahme beweiſt. Denn ſo weit waren die Affen
ſoch noch nicht in der Ziviliſation
vorgeſchrit=
en, daß ſie jeden glimmenden Zigarren= oder
Zigarettenſtummel fein ſäuberlich ausdrückten.
ſooffentlich hat ſich die New Yorker Zoo=Leitung
ſinterdeſſen auch noch zu anderen
Maßnah=
nen in dieſer Angelegenheit entſchloſſen, durch
die das Uebel mehr an der Wurzel gepackt
wrd!
Daß die „wilden Tiere” überhaupt nicht
ſillerlei „verfeinerte” Genüſſe verſchmähen,
be=
veiſen übrigens auch die Tiere des
amerika=
iiſchen Yellowſtone=Nationalparks. Die Bären
umn Beiſpiel kommen oft an die parkenden
lutos heran, — in ganz friedlicher Abſicht: nur
ſuim ſich Bonbons, Schokolade, Konfekt zu
er=
erteln. Andere Tiere treiben ſich in der Nähe
on Picknick=Geſellſchaften herum und zeigen
roße Vorliebe für belegte Brötchen und
lerlei Konſerven
Im Londoner Zoo lebt ein alter Mandrill,
er ſeit Jahr und Tag einen regelrechten
Flugſtrecke
Oklahoma.
Von Franz Friedrichs
Als Foſter die Binde von den Augen nahm,
iand er auf der Landſtraße; er ſah von dem
luto, das ihn in langer Fahrt hierher gebracht
ſatte, nichts mehr. Graue und gelbe Prärien
ſehnten ſich in der Mittagsſonne. Einzelne
iedere Hügel liefen im blauen Dunſt der
Ferne über die Steppe. Kein Menſch, kein
Lagen, nichts. Foſter ſteckte die dreimal
ver=
notet geweſene Augenbinde in die Taſche und
ing an zu marſchieren; ganz gleich, in welche
kichtung. Die Sonne brannte durch den
wol=
benloſen Tag. Ein feiner Staub zog von der
Erde aufwärts und wanderte weit draußen
urch die Ebene. Rinderherden, dachte ſich
Foſter. — Gleichmäßig ſchritt er weiter. Nach
inigen Stunden, — vielleicht war es nur eine,
ſie Briganten hatten ihm vor der Entlaſſung
uch die Uhr abgenommen — ſah er ſchräg
ber der Steppe ein kleines Dorf
heraufkom=
nen. Als er zu den erſten Bretterhäuſern kam,
ragte er einen Mann, wo er ſei und ob es
ier ſo etwas wie Polizei gäbe. Der Mann
ah ihn ſchief an, gab erſt eine
unverſtänd=
ſiche Antwort, und meinte dann: „Polizei
rauchen wir keine, hier gibt es nur anſtändige
eute! Wenn Sie es aber dringend haben,
lönnen Sie im Hotel telephonieren!“ Im
ſotel, hatte der Alte geſagt. Dieſes Hotel
be=
ſiand aus vier Bretterwänden und einer
Wilo=
beſtdiele mit einem elektriſchen Klavier. Foſter
ragte nicht viel, er ging zum Telephon und
ief die nächſte Polizeiſtation an. Darauf
mel=
eie ſich Fig Spring.
„Hier Bret Foſter. Ich wurde entführt . . .
„Einen Augenblick”, hörte er. Dann knackte
s einige Male und eine andere Stimme er=
„Kidnapping Departement, was
vachte.
ibt es?
Foſter wiederholte ſeine Ausſage.
„Können Sie uns Wahrnehmungen
mit=
eilen? Beſonderheiten?”
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 271 — Seite 9
Befehledurch Ather und draht
Das militäriſche Nachrichtenweſen von Croja bis heute.
Als Troja nach zehnjähriger Belagerung in
die Hände der Griechen fiel, da wußte man noch
in der gleichen Nacht überall im fernen Hellas,
daß der männermordende Krieg um die Stadt
beendet ſei. Flammende Holzſtöße, auf allen
Ber=
gen entfacht, trugen die Siegesbotſchaft
nächt=
licherweile in die Ferne. Das war um 1200 vor
Chriſtus. Und kaum 800 Jahre ſpäter erfand ein
findiger Kopf ſo etwas wie einen Buchſtaben=
Telegraphen. An der Sende= und Empfangsſeite
befanden ſich gleichgroße zylindriſche Behälter,
in denen ein Schwimmer mit Buchſtabenſtreifen
ſchwamm. Beide wurden zur gleichen Höhe mit
Waſſer gefüllt. Auf ein optiſches Signal hin
öffnete man hüben und drüben gleichzeitig den
Bodenauslauf: der Waſſerſpiegel ſank in beiden
Gefäßen gleichſchnell, und wenn der Schwimmer
ſo weit geſunken war, daß der zu übertragende
Buchſtabe am Gefäßrand angelangt war, gab
die Sendeſtation ein neues Zeichen, der Auslauf
wurde geſtoppt, und man konnte nun auf der
Empfangsſeite den zu übermittelnden Buchſtaben
ableſen.
Es iſt bezeichnend, daß der Erfinder dieſes
„Telegraphen”, der allerdings nie zu praktiſcher
Verwendung gelangt iſt, weil die Uebertragung
wegen des immer wieder nötigen Auffüllens
der Gefäße zu langſam vonſtatten ging, ein
Soldat war: es war der arkadiſche Feldherr
Aeneas. Denn für die Kriegstechnik iſt es von
jeher von entſcheidender Wichtigkeit geweſen,
eine raſche und ſichere Verſtändigung zwiſchen
entfernten Truppenteilen untereinander und mit
der Führung herbeizuführen. Bis in das
Mit=
telalter hinein haben Lichtſignale dieſen Zweck
erfüllt; ſpäter traten Flaggenſignale und
Zei=
gereinrichtungen hinzu,
Blinkvorrichtungen
kamen auf, wie ſie im Weltkrieg in großem
Umfang verwendet wurden.
Die Elektrizität ſtellte das militäriſche
Nach=
richtenweſen auf einen ganz neuen Boden. Der
Fernſprecher fand raſch Eingang in das Heeres=
wieder im Wald. (Scherl=Bilderdienſt=M.)
Deutſcher Soldat am Fernſchreiber.
Auch die neue deutſche Wehrmacht bedient ſich
der modernſten Nachrichtenmittel. (Weltbild.)
weſen aller Länder der Welt. Wer hätte nicht
einmal als Frontſoldat an der beliebten „
Quaſ=
ſelſtrippe” gehangen? Wer hätte nicht Leitungen
gelegt oder gar die in kritiſchen Augenblicken
„natürlich” zerſchoſſene Leitung geflickt? Es
waren unverwüſtliche Geräte, die man den
Hee=
ren in die Hand gab, gebaut für den rauhen
Betrieb im Unterſtand, im Graben, in der
Ar=
tillerie=Stellung. Aber ſie nutzten wenig, wenn
die Strippe entzwei war.
Deshalb hat neben der „leitungsgerichteten”
Nachrichtenübertragung vor allem auch die
draht=
loſe Telegraphie, die Funktechnik, für militäriſche
Zwecke Verwendung gefunden. Schon im
Welt=
krieg gab es fahr= und tragbare Sende= und
Empfangsſtationen, und mit der modernen
Ent=
wicklung des Funkweſens, mit der Schaffung
kleiner und kleinſter Sende= und
Empfangsein=
richtungen — mit der Entwicklung der
Richt=
ſtrahler, die ihre Funkſtrahlen nur in beſtimmte
Richtungen ausſtrahlen, mit der zunehmenden
Beherrſchung der kurzen und ultrakurzen
Wel=
len, die infolge ihrer beſonderen
Ausbreitungs=
verhältniſſe unerwünſchten Empfang
ausſchlie=
ßen, haben ſich viele neue und wertvolle
Mög=
lichkeiten ergeben.
Aber auch die neueſte Entwicklung der
Lei=
tungs=Telegraphie hat im Nachrichtenweſen der
Armeen Eingang gefunden, und da iſt es vor
allem der Fernſchreiber, deſſen ſie ſich für ihre
Zwecke bemächtigt hat. Es iſt naturgemäß ein
entſcheidender Vorteil, zu übertragende
Nach=
richten, Meldungen, Befehle ſofort in Form
eines Buchſtabentextes und unter genauer
Kon=
trolle durch die Sendeſtelle übertragen zu können.
Die Uebertragung dieſes neueſten
Nachrich=
tenmittels des „zivilen” Nachrichtenverkehrs auf
die Bedürfniſſe des Kriegsweſens hat die
Kon=
ſtrukteure vor ganz beſondere Aufgaben geſtellt;
denn die Feldgeräte müſſen nicht nur weſentlich
leichter und gleichzeitig robuſter ſein als die im
ortsfeſten Dienſt verwendeten, ſondern es iſt
auch notwendig, ihre Betriebsſicherheit ſoweit
zu ſteigern, daß fehlerhafte Uebertragungen, die
natürlich den ganzen Erfolg in Frage ſtellen
würden, mit Sicherheit ausgeſchloſſen ſind.
4 *
Abendſchoppen hält: er muß ſein
Quan=
tum Bier bekommen, ſonſt iſt er nicht glücklich!
Man macht aber mit ihm nur eine Ausnahme,
im allgemeinen bekommen die Affen im
Lon=
doner Zoo nur Alkohol, wenn eine Erkältung
im Anzug iſt. Erkältungen ſollen bei den Affen
daher ſehr beliebt ſein; es gibt ja ſchließlich
auch Menſchen, die eine herannahende Grippe
gern zum Vorwand nehmen —?
Nun muß man aber nicht denken, daß im
Londoner Zoo der Alkohol nur ſo in Stromen
fließt. Noch kürzlich wurde dort ein Orang=
Utan eingeliefert, der hier eine —
Entziehungs=
kur durchmachen ſoll. Er war bisher im
Privat=
beſitz, und ſeit er eines Tages mal an eine
Flaſche Benediktiner geraten war, war er wie
wild hinter jedem Tropfen Alkohol her. —
Das=
ſelbe kann man ja bei recht vielen Tieren
be=
obachten; nur die Schlangen machen eine
Aus=
nahme und verſchmähen ſtrikte einen guten
Tropfen. — In dem Zuſammenhang fällt mir
übrigens noch etwas ein, das ich dieſer Tage
las: Ein Bauer aus der Grafſchaft Eſſex hatte
die Gewohnheit, jeden Abend zur Kneipe zu
reiten. Als erſtes beſtellte er dann zwei
Bittre, einen für ſich, einen für das Pferd,
„denn der Gaul hat doch ſchließlich die Mühe
gehabt, mich hierherzubringen.” — Der Gaul
ließ ſich dann den Bittren ausgezeichnet
ſchmecken! Auch ein Beweis für die innigen
Zuſammenhänge zwiſchen Tierwelt und
Alko=
hol — die wir ja übrigens auch durch die
vielſagenden Ausdrücke „einen Affen oder
einen Kater haben” beſtätigt finden. Till.
Die Hirſche röhren
„Keine. Die Sache ging zu raſch. Ich kam
mit dem Expreß nach Antonio in Cleburne an;
wurde von zwei Männern abgeholt, in ein
Auto gebracht, dann verband man mir die
Augen, und es ging weit irgendwohin. In
einem Zimmer wurde mir die Binde von den
Augen genommen. Ein Mann war da, ſah
nicht aus wie ein Farmer. War ſehr freund
lich, bat um den Scheck. Ich ſtellte ihn aus
er betrug mein augenblickliches Barvermögen.
Nach vier Tagen war er zu Geld gemacht. Ich
wurde freigelaſſen.”
„Perſonenbeſchreibung?”
„Es war zu dämmerig, ſah nichts!”
„Das Haus?”
„Ein gewöhnliches Zimmer mit einem Tiſch
einem Stuhl, einem Bett, Waſchgelegenheit
und einigen Büchern. Das iſt alles!”
„Sie befinden ſich in Texas — es gibt dort
viele heiße Quellen. Wie war das Waſſer;
„Es war ſtark mineralhaltig. Ich trank oft;
man brachte es mir in einem Aluminiumbecher
ohne Henkel. Es wurde wohl bei einem
Brun=
nen geholt; ſo oft ich trinken wollte, hörte ich
den Brunnen während des Pumpens
quietſchen..."
„Das genügt faſt. Fiel Ihnen ſonſt etwas
R.
„Am zweiten Tag nahm man mir die Uhr
b. Ein Flieger kam regelmäßig um 9.45 Uhr
vormittags . . .
„9.45 Uhr”, wiederholte die Stimme.
„Am dritten Tag blieb er aus. Das war
ein Mittwoch.
„O kan!” kam die Stimme zurück. „Bleiben
Sie in Ihrem Hotel. Morgen wird Sie unſer
Feldleutnant Jones beſuchen!“
„Mein Geld.. ." wollte Foſter zu reden
be=
ginnen, aber die andere Stimme ſchnitt die
Rede ab. „Wir hoffen!” hörte er noch, dann
blieb es ſtill. —.
Bis morgen, dachte ſich Foſter. Dann trat
er zurück in die Diele, ſetzte ſich auch in einen
Schaukelſtuhl und nahm ein altes
Wildweſt=
heft zur Hand; er ſchwieg, ebenſo, wie der
Hotelmann ſchwieg, der von Zeit zu Zeit
ſei=
nem Stuhl einen derben Schwung gab.
Indeſſen arbeitete die Polizei in der
näch=
ſten Staffelzentrale.
„Glaube, eine leichte Sache”, ſagte Jones,
als er in das Flugzeug ſtieg. In der nächſten
Viertelſtunde ſurrte der Flieger ab, und am
nächſten Morgen wanderte ein Arbeitsloſer in
der Nähe des Farmerdorfes Paradiſe den
Häuſern zu.
Dem Unternehmen der Polizei war eine
einzige Anfrage im Luftverkehrsamt
voraus=
gegangen. 64 Linien ſtehen im regelmäßigen
Verkehr. Auf der Karte von Amerika ſtehen
ſie genau eingezeichnet. Eine von ihnen nimmt
die Route über Fort Worth, über Oklahoma
City. Auf dieſer Route kommt der Flieger um
9.45 Uhr über ein Farmerdorf. Und dieſes
Dorf heißt Paradiſe. Am Mittwoch gab es
Sturm das Flugzeug ſtartete nicht. Der Flug
unterblieb. Die Angabe ſtimmte alſo.
Als Jones, als Arbeitsloſer, in das
Far=
merdorf kam, ſuchte er vorerſt jedes Haus nach
einer Pumpe ab. Es war ſieben Uhr morgens.
Die Sonne ſtand ſchon hoch. Von Tür zu Tur
fragte er ſich um Arbeit durch. Endlich, am
Hauſe, das ſchon etwas abſeits der Straße
und dem Dorfe lag, entdeckte er die
Waſſer=
pumpe. Und dieſe Pumpe quietſchte. Er trat
in den Hof, auf die Tür zu.
„Ich ſuche Arbeit”, ſagte er.
„Hier gibt es keine”, kam die Antwort des
Mannes aus dem Fenſter.
„Ich bin müde. Und Durſt habe ich auch!"
„Gehen Sie, bevor der Boß kommt. Der
Herr iſt auf Fremde nicht gut zu ſprechen!“
„Seit wann wird ein Mann, der um ein
Glas Waſſer bittet, in den Staaten abge=
ieſen?"
Es dauerte nicht lange, da erſchien der
armer wieder mit einem Becher. Dieſer
ſecher war aus Aluminium und hatte keinen
enkel. Und der Brunnen quietſchte und das
aſſer ſchmeckte ſtark mineralhaltig.
„Hm” ſagte Jones, „ſonderbares Waſſer
s, iſt es nicht ſo?"
„Kümmert mich nichts! Und nun gute
eiſe!"
„Augenblick!”, ſagte Jones. „Wann kommt
r Boß?
„Weiß nicht. Wenn er mich ſieht, wie ich
mich mit Ihnen vergnüge, dann ſetzt es
etwas!” „Nicht ſo ſchlimm, denke, er hat
Ar=
beit für mich!“
„Was für Arbeit?”
„Wird ſich wohl herausſtellen!” deutete
Jones an.
Der andere warf einen Blick auf ihn.
„Wenn Sie mir nicht verraten, wo er iſt,
gehe ich!
„In der Stadt!” ſagte der Farmer. Er
deutete mit dem Kinn nach dem Dorf hinüber.
„Danke!” ſagte Jones, und ging um das
Haus herum weiter.
Als er auf die Straße kam, traf er auf
einige Poliziſten. „Stimmt alles” ſagte er,
„wenn jetzt noch der Flieger kommt, dann kann
es losgehen."
Die Poliziſten umſtellten das einſame Haus.
Aber niemand kam. Doch genau um 9.45 Uhr erhob
ſich das feine Surren eines herankommenden
Flugzeuges und nahm genau die Richtung
über das einſame Farmerhaus hinweg. In
dieſem Augenblick trat auch ein Mann aus der
Tür. Eben, als er im Begriff war, in das
Auto zu ſteigen, ſtanden die Poliziſten um ihn
herum.
„Baley”, ſagte Jones, „einen Augenblick.
Wollen Sie uns das Löſegeld von Bret Foſter
herausgeben?"
Der Mann wartete einen Augenblick, als
beſänne er ſich.
„Machen Sie keine Geſchichten. Sehen Sie,
dort oben, der Oklahomaflieger? Sie haben
ſich Ihren Standort ſchlecht gewählt!“
Baley wendete ſich raſch dem Haus zu, er
hatte den Arm wie zu einem Signal erhoben.
Aber nichts geſchah.
„Zu ſpät”, ſagte Jones, „meine Poliziſten
haben das Neſt ſchon ausgehoben. Auch den
Aluminiumbecher mitgenommen und ſogar eine
Flaſche Ihres vorzüglichen Geſundheitswaſſers
Nur den quietſchenden Brunnen, müſſen wir
da laſſen! Und nun come on, boy!“
Baley ſagte kein Wort mehr. Er blickte nur
mit einem grimmigen Lächeln auf den Himmel,
wo ein flirrender Punkt, der Oklahomaflieger,
gegen Süden jagte . . ."
Seite 10 — Nr. 271
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 2. Oktober 1935
der Mann, der o Eiger Hng
.. . und ein Capir wurde ihm faft zum Verhängnis.
Franz Buck iſt der Mann, der wohl die
mei=
ſten wilden Tiere gefangen und nach Europa
ge=
bracht hat. Unter anderem brachte er 60 lebende
Tiger, ebenſo viele Leoparden, eine Menge Bären
und viele Giftſchlangen mit.
Daß er beim Tierfang allerlei Abenteuer
er=
lebt hat, verſteht ſich von ſelbſt. Merkwürdig iſt
aber, daß er das gefährlichſte Abenteuer mit
einem Tier erlebte, das im allgemeinen als
harmlos angeſehen wird.
Ein malaiiſcher Tapir, ein Pflanzenfreſſer,
der weder Stoßzähne noch Krallen hat und im
allgemeinen ſehr ſcheu und furchtſam iſt, hatte ſich
in einer Falle gefangen und ſich die Haut am
Rücken erheblich abgeſchabt. Buck betrat das
Ge=
hege, in dem der Tapir gehalten wurde, näherte
ſich dem Tier und ſtrich eine Salbe auf ſeinen
Rücken. Da aber ſchnellte der Tapir herum,
rannte gegen ihn an und warf ihn zu Boden.
Da das Tier 600 Pfund wog, war die Lage
be=
denklich. Der Tapir näherte ſich dem Geſicht des
auf dem Boden Liegenden. Buck ſchrie laut um
Hilfe. Zugleich ſtemmte er ſeine Knie unter den
Unterkiefer des Tapir und packte mit jeder Hand
eines ſeiner Ohren. Der Tapir verſuchte ſich aus
dieſem Griff loszumachen, indem er den Kopf
von einer Seite nach der anderen ſchwenkte. Aber
da dieſe Verſuche nutzlos waren, begann er Buck
im Gehege hin= und herzuzerren. Sobald dieſer
Miene machte, ſich zu erheben, ſprang der Tapir
von neuem auf ihn. Allmählich fühlte Buck ſeine
Kräfte ſchwinden. Da aber näherten ſich ſein
Ge=
hilfe und ein anderer Eingeborener. Sie
ergrif=
fen einen Stock und ſchlugen das wütende Tier
damit. Da der Tapir die Schläge gar nicht zu
fühlen ſchien, nahm der Eingeborene einen
an=
dern Stock und zwängte ihn dem Tapir zwiſchen
die Kiefer. Auf dieſe Weiſe konnten ſie Buck unter
dem Tapir wegziehen und aus dem Gehege
ſchaf=
fen. Er lag draußen über eine halbe Stunde,
ohne ſich regen zu können. In der Folge mußte
er drei Tage das Bett hüten, am ganzen Körper
blau und braun geſtoßen und geſchunden. —
In Amboyna kaufte Buck einen Kaſuar, der
etwa 200 Pfund wog. Er begab ſich mit einem
Käfig nach dem Gehege, in dem ſich der Vogel
befand, um ihn zur Einſchiffung abzuholen. Ein
unbewaffneter Eingeborener begleitete ihn. Der
Vogel war mißtrauiſch. Aber nach halbſtündigen
Bemühungen hatte man das Tier ſo weit, daß es
dicht vor der Käfigtür ſtand. Dann verſuchte der
Eingeborene unvorſichtigerweiſe, den Kaſuar
durch die Oeffnung zu ſchieben. Der Vogel ſchlug
mit ſeinen ſtarken Beinen aus und verletzte den
Eingeborenen ſchwer. Noch ehe ärztliche Hilfe
zur Stelle war, ſtarb der Bedauernswerte. Buck
war nun allein mit dem Kaſuar. Mit dem
Bambusſtock, den er bei ſich trug, hätte er den
Vogel auf den Nacken ſchlagen und auf dieſe
Weiſe töten können, aber es lag ihm daran, das
wertvolle Tier lebend nach Europa zu bringen.
Deshalb ſchlug er es mit dem Stock nur gegen
die Seite, unter den Flügel. Sofort brach der
Kaſuar zuſammen. Als er ſich wieder aufrichtete,
war er zahm und ſanft. —
Zu den aufregendſten Erlebniſſen gehören
natürlich die Jagderlebniſſe mit Schlangen. Die
gefährlichſte Schlange der Welt iſt die
Königs=
kobra. Sie iſt bei weitem die größte aller
Gift=
ſchlangen und zudem eine der wenigen
Schlan=
gen, die zum Angriff übergehen, ohne gereizt
zu ſein. Während die gewöhnlichen Schlangen
zubeißen und ſich blitzſchnell wieder zurückziehen,
hält die Königskobra ihr Opfer feſt, bis ſie ihr
ganzes Gift völlig in die Wunde geſpritzt hat.
Eine ſolche Giftmenge iſt unbedingt tödlich. Als
Buck ſich in Johore aufhielt, hörte er von einem
älteren Sakai, der eine große Königskobra
ge=
fangen hatte. Die Sakai ſind ein kulturell
ziem=
lich tiefſtehender Stamm, deſſen Angehörige aber
mit Schlangen umzugehen verſtehen. Der Mann
hatte die Schlange in einer Kiſte, und Buck ſah
ſofort, daß er eine beſonders große Königskobra
vor ſich hatte. Die Schlange maß wohl über vier
Meter. Sie hatte einen Angehörigen des
Stam=
mes getötet, aber der Alte hatte ſie mit ſeinen
bloßen Händen gefangen. Er war überglücklich,
als Buck ihm zehn Dollars dafür bezahlte. Buck
nahm die Schlange mit nach Singapore, in der
alten Kiſte, in der er ſie gekauft hatte, und
be=
gab ſich ſofort zu ſeinem chineſiſchen Tiſchler, bei
dem er einen Holzkaſten mit Glasdeckel beſtellte.
Buck hatte die Abſicht, die alte Kiſte auf die neue
zu ſtellen, dann den morſchen Boden der alten
herauszuſchlagen, ſo daß die Schlange in die
untere neue Kiſte fallen mußte, und darauf raſch
den Glasdeckel zuzuſchieben. Ein junger Chineſe
brachte die Kiſte mit der Schlange in den
Schup=
pen, in dem allerlei leere Kiſten und Gefäße
ſtanden. Beim Betreten des Raumes ſtolperte er,
und durch die Erſchütterung zerbrach die alte,
morſche Kiſte, in der ſich die Kobra befand. Das
rieſige Tier fiel gerade vor Bucks Füßen zu
Boden. Die vier Gehilfen nahmen ſofort
Reiß=
aus, indem ſie auf die Kiſten hinaufkletterten.
Die Schlange hob den Kopf. Buck ſprang zurück
und ſtieß gegen die Wand des Schuppens. In
dem Augenblick biß die Schlange zu, verfehlte
aber wie durch ein Wunder das Bein. Der Mann
glaubte ſich verloren. Keine Waffe war in der
Nähe. Wieder ſtieß die Schlange zu. Mit einem
plötzlichen Entſchluß riß Buck den Mantel ab
und hielt ihn vor ſich, ſo daß die Schlange gegen
den Mantel traf; dann warf ſich Buck mit ſeinem
ganzen Gewicht auf das Tier. Er fühlte, wie ſie
ſich unter ihm und dem Mantel wand und drehte,
aber er drückte ſie mit aller Gewalt zu Boden,
während er zugleich ſeine Gehilfen herbeirief.
Schließlich gelang es einem der Burſchen, die
Kobra mit einem kräftigen Griff hinter dem
Kopf zu packen. Dann umwickelte er mit dem
Mantel ihren Kopf, bis die Schlange hilflos
war. Wenige Minuten ſpäter lag ſie in der Kiſte.
C. H.
WDie lange
lernt der Menich?
Neue Forſchungen zur Wiſſenſchaft vom Gehirn.
Das Hirngewicht der Frau. — Wo ſitzt das
Gedächtnis?
Die neuen Wege der Gehirnforſchung
wur=
den eigentlich erſt dadurch erkannt, daß man
einen Streit zwiſchen einem männlichen und
einem weiblichen Arzt zu ſchlichten hatte. Der
Arzt hatte ſich in ſehr abfälliger Form über die
Gehirnfähigkeiten der Frau ausgeſprochen. Dieſe
hatte erwidert, daß die Feſtſtellungen über das
kleinere Frauengehirn uſw. auf einem
Trug=
ſchluß beruhten. — Als man ſie zu näheren
Er=
klärungen aufforderte, machte ſie zum erſtenmal
Mitteilung von den überraſchenden
Unterſuchun=
gen, die ein Profeſſor J. Cotte in Marſeille
vorgenommen hatte. Er war nämlich zu dem
Ergebnis gelangt, daß man nicht ohne weiteres
einen Vergleich zwiſchen dem Gehirngewicht des
Mannes und jenem der Frau ziehen könne. Der
Vergleich hinke immer, da die Frau viel kleiner
ſei. Man müſſe alſo bei einem Vergleich bei
der Frau das Gewicht, des ſich hier beſonders
leicht anſetzenden Fettes in Abzug bringen.
Daraufhin erhalte man ein ſogenanntes
Nor=
malgewicht. Jetzt aber könne man einen
Ver=
gleich ziehen zwiſchen dem Körpergewicht des
Mannes in Beziehung zu ſeinem und dem
Kör=
pergewicht der Frau in Beziehung zu ihrem
Gehirn. — Der Profeſſor hatte die Vergleiche
mehrfach unter großen Schwierigkeiten und mit
Hilfe langwieriger Berechnungen gezogen und
war zu dem Ergebnis gekommen, daß in dieſem
Verhältnis das Gehirngewicht der Frau
dem=
jenigen des Mannes vollkommen gleich iſt. Er
Mit der
Crauben=Ernte
über den Rhein
Bei Lorch am Rhein
müſſen die
Weinbau=
ern vielfach die
geern=
teten Trauben mit dem
Schiff über den Rhein
nach Hauſe bringen,
wo dann die
Kelte=
rung erfolgt. (Scherl=
Bilderdienſt=M.)
fand aber bei dieſer Gelegenheit außerdem, daß
der Schädel der Frau meiſt härter und ſchwerer
iſt als derjenige des Mannes.
An ſich iſt die Bemeſſung der
Leiſtungsfähig=
keit des Gehirns gar nicht davon abhängig, ob
ein Gehirn einige Gramm mehr oder weniger
wiegt. Man weiß heute längſt, daß das Gehirn
aus ungefähr 13 Milliarden Zellen beſteht, von
denen jede zu einer beſtimmten Abteilung
ge=
hört und mitverantwortlich iſt für die
Aus=
löſung beſtimmter Vorgänge. — Aber ſelbſt bei
einem Idioten mit vollkommen unentwickeltem
Gehirn iſt die Zahl der Zellen im Durchſchnitt
dreimal ſo groß wie die Zellenzahl im Gehirn
anderer Lebeweſen auf dieſer Erde.
An Hand dieſer Unterſuchungen konnte man
auch die Annahme zerſtören, daß der Menſch
nach dem 30. Lebensjahr nicht mehr ſo auf=
nahmefähig ſei wie früher. Man hat vielmehr
jetzt feſtgeſtellt, daß das Vordergehirn kaum vor
dem 40. Lebensjahr ausgewachſen iſt. Solange
es aber nicht ausgewachſen iſt, kann der Menſch
auch noch lernen. So kommt es, daß ſelbſt
hoch=
betagte Leute noch faſt ebenſo aufnahmefähig
ſind wie mancher junge Menſch, der ſeine
Fähig=
keiten vernachläſſigte
Erwähnen wir noch eine überraſchende
Feſt=
ſtellung, die ein amerikaniſcher Phyſiologe durch
Verſuche beſtatigte: das Gedächtnis iſt keine
Eigenſchaft, die auf irgendeinen beſtimmten
Ge=
hirnteil beſchränkt iſt. Vielmehr muß man
an=
nehmen, daß jede Gruppe von Gehirnzellen ihr
eigenes Gedächtnis beſitzt. So iſt es ſchließlich
möglich, daß der eine vorzüglich Gedichte behält,
der andere Zahlen, der dritte Daten.
Heinz Nöding.
114
WDie werde ich ſchön?
Und wenn wir auch noch ſo viel andere
Dinge im Kopf haben: dieſe Frage läßt uns
nie in Ruhe! Anders wäre es auch
unnatür=
lich; und heute, da die Mode der „Sachlichkeit
vorbei iſt, und man von neuem „weiblich” iſt,
bekennen wir uns wieder zum Schön=
ſein=
wollen. Zwar helfen wir ein klein wenig nach
mit etwas Puder — aber dieſes leichte
Kor=
rigieren läßt die Haut noch zum Vorſchein
kommen: und da heißt es nun als allererſtes:
eine ſchöne Haut haben!
Die Haut iſt ſchön, wenn man ſie geſund
erhält, und ſie wird (oder bleibt) geſund,
wenn man ſie regelmäßig ſäubert von Staub,
Puder, eigener Ausdünſtung; eine alte Sache
— und doch ewig neu, weil viele Frauen es
immer noch falſch machen. Seife und Waſſer
ſind zwar ein gutes Mittel, aber ſie allein
reichen nie aus. Eine Haut wird nur dann
gründlich von allen Fremdkörpern gereinigt,
wenn man ſie zunächſt mit Oel (Oliven= oder
Mandelöl) oder mit einer der vielen guten
Reinigungscremes „wäſcht”, hinterher aber
noch mit einem ſtark alkoholhaltigen
Geſichts=
waſſer durchputzt. Jede Frau muß wiſſen, ob
ſie dann zur Nacht eine „Ernährungscreme‟
und am Tag eine mehr oder weniger fettende
Puderunterlage von Tagescreme nimmt oder
nicht. Je trockener eine Haut, deſto mehr Fett
muß ihr zugeführt werden; je fetter ſie von
ſelbſt iſt, deſto mehr hat man ſie nach der
Säuberung von Fett und auch tagsüber durch
Alkohol zu „trocknen”
Jeden Abend vor dem Schlafengehen muß
dieſe Prozedur gemacht werden; und jeden
Morgen ſoll eine normale Haut entweder mit
warmem Waſſer und ſchaumiger Seife oder
mit mildem Geſichtswaſſer von der talgigen
Schicht, die ſich über Nacht herausgeatmet hat,
befreit werden.
Wenn mit eiſerner Energie dieſe gründliche
Reinigung regelmäßig und ſorgfältig
vorge=
nommen wird, muß die Haut mit der Zeit
friſch und klar werden. Denn Pickel und
Mit=
eſſer bilden ſich oft nur, weil ſich Staubteilchen
und Hauttalg anſammeln; und da die
Blut=
zirkulation durch die Maſſage, die mit dem
Säubern verbunden iſt, ſehr angeregt wird,
ſchaut der Teint ſchließlich ſo roſig aus, daß
man mit geringſter. Nachhilfe auskommt: je
freier die Haut von Staub und altem Puder
iſt, deſto ſchöner ſieht man aus: deſto
ver=
gnügter iſt man auch: weil man dann weiß:
„ich wirke gepflegt”; und das iſt ja überhaupt
das ABC moderner Frauenſchönheit: gepflegt
ſein!
Wunder des Körpers.
Wir wiſſen wenig von den wunderbaren
Einrichtungen und Funktionen unſeres Körpers.
Wir denken, ſolange wir geſund ſind, und die
großartige Körpermaſchine unauffällig und
auto=
matiſch arbeitet, auch nicht recht darüber nach.
Um ſo mehr ſind wir erſtaunt, wenn wir
er=
fahren, daß z. B. die atmende Oberfläche
un=
ſerer Lunge hundert Quadratmeter beträgt, das
iſt ungefähr die Bodenfläche einer geräumigen
Dreizimmerwohnung. Durch dieſe Lunge pumpt
der Menſch täglich ganze zweiunddreißig
Kubik=
meter Luft, welche Menge etwa dem
Raum=
inhalt eines Omnibusinnern entſpräche.
Ganz ſenſationell iſt die Einrichtung „Herz”.
In einer einzigen Stunde werden durch dieſes
Organ vierhundertachtzig Liter Blut befördert
eine Menge, mit der man gut und gern zwei
und ein halbes Mal die Badewanne, die etwa
hundertneunzig Liter faßt, füllen könnte.
Wenn wir außerdem bedenken, daß die
Herz=
leiſtung, ſelbſt als Kraft gerechnet, imſtande
wäre, mit der Energie einer
Vierundzwanzig=
ſtundentätigkeit zwei Perſonen hundertdreißig
Meter hoch (Funkturmhöhe) zu bringen, dann
bekommen wir einen ungefähren Begriff von
der ungeheuren Arbeit, die dieſer Zweitaktmotor
in unſerem Körper im Laufe eines langen
Le=
bens zu leiſten hat. Wir haben wohl auch ein
etwas ſchlechtes Gewiſſen,wenn wir uns
über=
legen, wie wenig freundlich wir manchmal mit
dieſem edelſten unſerer Organe umgehen
Folgt das Wunder der roten
Blutkörper=
chen, deren geſamte Oberfläche die Rekordziffer
von zehnmal dreihundertzwanzig Metern gleich
dreitauſendzweihundert Quadratmetern iſt. Eine
Fläche, die ein ganz hübſches, kleines
Grund=
ſtück bilden würde, auf der nicht nur ein
Wochen=
endhäuschen, ſondern auch noch Gemüſe= und
Blumenbeete ihren Platz fänden.
Dagegen wirkt die „Oberfläche” des
Riech=
organs klein. Sie iſt nur 25
Quadratzenti=
meter groß, alſo von der Größe einer
Photo=
graphie im Format viereinhalb mal ſechs. Die
„Naſe” iſt überdies unſer ſchwächtes
Sinnes=
organ. Es hat eine Reaktionszeit von nur einer
halben Sekunde. Dieſe Zeit iſt allerdings durch
„Schnüffeln” zu beſchleunigen.
Und wie iſt es mit dem Organ unſerer
Denk=
tätigkeit? Dieſe hat bekanntlich Sitz und
Ur=
ſprung in der Großhirnrinde. Die ausgebreitete
Oberfläche des Gehirns, von dem zwei Drittel
gefurcht ſind, weiſt wieder überraſchende
Zah=
len, nämlich in Quadratzentimetern
zweitau=
ſendzweihundert!
Die leidigen Flecke..."
Nicht nur in der Tiſchwäſche, ſondern auch
an der Kleidung bei den verſchiedenen
Gelegen=
heiten entſtehende Flecke verſchwinden nur dann
ſpurlos, wenn man ſie auf friſcher Tat
be=
ſeitigt.
Zunächſt verſuche man jeden Fleck mit „
ſprin=
gend” kochendem Waſſer zu beſeitigen, wozu man
das befleckte Gewebe (außer echter und
Kunſt=
ſeide) ſtraff über eine Schüſſel ſpannt und in
dünnem Strahl aus kleiner Entfernung mit
dem Waſſer durchnäßt. Dann auf dem
Bügel=
brett ausgebreitet, mit trockenem Leinentuch
nachgerieben, bis die Stelle nur noch feucht, mit
mäßig heißem Eiſen gebügelt werden kann, wird
man keine Spur vom entſtandenen Schaden mehr
bemerken.
Kaffee=, Tee= Soßen= und Likörflecke — aber
immer friſch beſeitigt, weichen zumeiſt dieſer
ein=
fachen Behandlung.
Milchkaffee=, Kakao= oder Schokoladenflecke
ſind aus allen Geweben ohne viel Reiben, mit
erhitztem Glyzerin und Watte oder weichem
Schwämmchen zu entfernen. Man ſtelle ein
klei=
nes Büchschen mit dem Glyzerin zu dieſem Zweck
in kochendheißes Waſſer und reibe dann mit
Benzol die Reſte dieſes Reinigungsmittels
her=
aus.
Fleiſchbrühe= und Soßenflecke, ſofern in letzter
keine friſchen Kräuter mitkochten, entfernt man
leicht mit gereinigtem Benzin, das man mit
wenig Salz — erbſengroß auf ¼ Taſſe Benzin
vermiſchte. Und zwar ſollte man dieſen Fleck
von außen nach innen zu mit weichem alten
Leinen behandeln, alſo die Fettſpuren nach der
Mitte des Fleckes zu verreiben, damit ſich dieſe
nicht ausbreiten und Ränder hinterlaſſen.
Friſche Fettflecke in Kleidern entfernt man
durch Aufſtreuen einer dicken Lage Talkum auf
einer mehrfachen Lage alten Leinens, auf der
man den Fleck ausbreitet, wieder mit Talkum
bedeckt, mit Seidenpapier überlegt und
ſchließ=
lich mit nicht zu heißem Eiſen überbügelt.
Weißweinflecke im Tiſchtuch beſtreiche man auf
friſcher Tat mit etwas Butter und tauche ſpäter
die Stelle in ſtark kochende Milch, die ſie raſch
herauszieht. Gutes Wäſſern iſt notwendig,
da=
mit die Milch nicht verkäſt.
Rotweinflecke beſtreue man ſofort, dick mit
Salz und reibe ſie ſpäter mit Weißwein heraus,
um ſchließlich noch kochendes Waſſer in dünnem
Strahl, wie oben beſchrieben, darüber laufen zu
laſſen.
Bierflecke entfernt man aus Woll= und
Sei=
denkleidern mit einer Miſchung aus gleichen
Teilen Waſſer und Spiritus, die man mit
Fla=
nell aufreibt, um ſchließlich mit reinem lauem
Waſſer und Leinenläppchen nachzureiben und die
Stelle ſofort unter Seidenpapier mit mäßig
heißem Eiſen zu trocknen und zu plätten.
Blutflecke von kleinen Schnittwunden in
Tiſchwäſche oder Kleid entſtanden, tauche man
ſofort in leicht geſalzenes, kaltes Waſſer und
reibe ſie auch mit dieſem reſtlos heraus, um mit
trockenem Tuch die entſtandene Näſſe am Kleid
zu beſeitigen.
Schmutzige, verbeulte
herren=
hüte aufzufriſchen.
Gar mancher Herr brauchte nicht mit
unan=
ſehnlichem oder gar ſchmutzigem Hut und
ſchweißſtreifigem Hutband einherzugehen, wenn
die Hausfrau wüßte, daß ſie ihn ſelbſt neu
vorrichten kann. Dazu ſtelle ſie ſich eine lau=/ emn
warme Löfung von 1 Eßlöffel Gallſeife in/ —ch
1 Liter Waſſer her, bürſte mit weicher
Zahn=
bürſte den von Band und Schweißleder be
freiten Hut gleichmäßig damit ein und laſſe ihn
1 Stunde damit durchziehen. Nun reibe ſie /0
ihn mit einem Leinen=, nicht Baumtolltuch,
zu=
vor in kaltem Waſſer ausgewunden, auf dem
Tiſch aufgelegt, auf der Krempe ſauber, wobei
ſie ihn vorn mit der an eren Hand recht fef
aufſtemmt. Dann reinige ſie auch den
Hut=
kopf nach dem „Strich” in gleicher Weiſe, wo=m
bei eine eingeſchobene paſſende Schüſſel ais
3.
Stütze dient ziehe dann den Kopf über Zeige=
und Mittelfinger der rechten Hand, bis alle
Beulen geglättet ſind und laſſe ihn über der
Schüſſel trocknen. Dann das Band auf gleiche
*.
Weiſe gereinigt und gebügelt und ebenſo wie
das mit Benzin entfettete Schweißleder
be=
feſtigt, iſt der Hut wieder völlig erneuert.
Vel
[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 2. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 271 — Seite 11
Sport., Spiel und Jucnen
Union Wixhauſen — Viktoria Griesheim 9:1 (5:1).
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
Mit einem ſolchen Sieg hatte wohl niemand gerechnet. Be=
Es wird nochmals auf die heute abend 8.30 Uhr im
grünen Zimmer der Woogsturnhalle ſtattfindende regelmäßige
Sitzung der örtlichen Fachamtsleiter, Verbindungsmänner und
Sachbearbeiter hingewieſen.
gez. Löwer.
Olympia=Lichtbild=Werbeabend.
Ortsgruppe Darmſtadt des DRL.
Der in der vergangenen Woche bereits angekündigte Olympia=
Lichtbild=Werbeabend, findet beſtimmt am Donnerstag, den 17.
Oktober, abends um 8,30 Uhr, im großen Saal der
Woogsplatz=
urnhalle ſtatt.
Dieſer Werbeabend ſoll durch Wort und Bild jeden deutſchen
Volksgenoſſen erkennen laſſen, daß die Olympiade 1936 ein
vichtiges Ereignis für unſer Vaterland bedeutet! Die beſte
Jugend von 40 Nationen kommt voll Feſtesfreude und Erwartung
u uns Deutſchland iſt in dieſem Jahre der Gaſtgeber der Welt.
Dies iſt eine einzigartige Gelegenheit, der Welt den Aufbau
der deutſchen Volksgemeinſchaft zu zeigen, die in
harter Notzeit geboren wurde und zeugen wird von deutſchem
Arbeits= und Friedenswillen. Deutſcher Geiſt und
eutſches Weſen werden ſich offenbaren. Unſer Vaterland hat ſich
eine hohe herrliche Aufgabe geſtellt, es will und wird den
Olym=
biſchen Gedanken in ſeiner reinſten Form zur Geſtaltung
brin=
gen. Es iſt Pflicht jedes Volksgenoſſen, ob im Verein
Der nicht, ſich über die Vorbereitungen zu unterrichten und dieſen
Aympia=Lichtbild=Werbeabend des Deutſchen Reichsbundes für
Leibesübungen zu beſuchen. Da nur ein Unkoſtenbeitrag von
Rvfg. erhoben wird, dürfte es jedem Volksgenoſſen möglich
ein, dieſer Vevanſtaltung beizuwohnen. Eine beſondere Feſtfolge
wird den Vortrag umrahmen, die demnächſt bekannt gegeben wird.
(gez.) Löwer.
Fußſchlagball der Schulen.
Im Endſpiel um die Darmſtädter Fußſchlagballmeiſterſchaft
er 13= und 14=Jährigen ſiegte die Elf der Mornewegſchule über
die Liebigs=Oberrealſchule in ihrer Klaſſe mit 76:63 Punkten.
damit iſt die Mornewegſchule Meiſter von Darmſtadt und
ge=
angt in den Beſitz des Wimpels der Stadt Darmſtadt. Vor acht
Cagen erwarb ſie ſich auch im Schlußſpiel der Darmſtädter
Volks=
ſchulen gegen die Schillerſchule mit 66:55 Punkten den
Kreis=
wimpel der Landesregierung.
Fußball.
Kreisklaſſe 1 — Gruppe 1 und 2.
Wegen des am 13. Oktober 1935 in Frankfurt a. M.
trttfindenden Bundespokalſpieles fallen die für dieſen Tag
an=
geſetzten Pflichtſpiele aus, um allen Spielern Gelegenheit zu
ge=
ben, das Spiel zu beſuchen. Dieſe Spiele werden am 1. Dezember
1935 nachgeholt.
Die für den 1. Dezember 1935 angeſetzten Spiele Wolfskehlen
egen Arheilgen finden am 8. Dezember 1935 ſtatt.
Ich bitte die Vereine und die Schiedsrichter. hierpon
Kennt=
ws zu nehmen.
Schäfer. Kreisſportwart.
Heubach — Neuſtadt 4:3 (1:0).
Ein ſehr ſchnelles Spiel entwickelte ſich, als der
Schiedsrich=
er den Ball freigab. Heubach ſpielte ſehr eifrig, und ſo fiel
ſuach kurz vor der Pauſe der erſte Treffer durch den Rechtsaußen
fredler. Neuſtadt war techniſch etwas beſſer. In der zweiten
Hälfte war Wolf noch zweimal erfolgreich, und 1 Minute vor
Schluß ſtellte Zieres das Endergebnis her.
Jugend: Heubach — Ober=Ramſtadt 1:5.
wundernswert war das ſichere Ballſtoppen, die vorzügliche
Ball=
verteilung und das ſchnelle Abſpiel der Unionmannſchaft. Die
Leute um Frey übertrafen, ihren Gegner in jeder Beziehung.
Griesheim war ſehr eifrig, aber ſonſt war das Können ſehr ge
ring. Sehr lebhaft beginnt der Kampf. In den erſten Minuten
verteiltes Spiel, und ſchon nach kurzer Spieldauer läuft Union
zu großer Form auf. Die Gäſtedeckung kommt in Bedrängnis
und wehrt mit der Hand den Ball ab. Der Elfmeter wird
ver=
wandelt. Wixhauſen beherrſcht das Feld, und Angriff auf
An=
griff rollt auf das Gäſtetor. Schon nach 25 Minuten ſteht das
Treffen 5:0 für den Platzbeſitzer. Kurz vor Halbzeit iſt das
Spiel wieder verteilt und Griesheim hatte Gelegenheit, den
Ehrentreffer zu erzielen. Nach Wiederbeginn ein kurzes Hin und
Her, und Union geht zum Generalangriff über. Die Gäſte
ver=
ſuchen die Angriffe durch Abſeits zu unterbinden, aber vergebens.
Immer flüſſiger wird das Spiel der Blau=Weißen. Die
Ueberlegenheit tritt immer mehr in Erſcheinung. Griesheim
kann nur noch ganz ſelten gefährlich werden. Trotz ſtärkſter
Ab=
wehr können die Gäſte nicht verhindern, ſich in gleichen Abſtänden
4 weitere Tore gefallen zu laſſen.
Das Gauſchießen des Gaues Südheſſen=Pfalz
(Deutſcher Schießſportverband) fand am Sonntag auf den
Schieß=
ſtänden am Karlshof ſtatt. Gemeldet waren von 40 Vereinen
22 Mannſchaften offen, 6 Mannſchaften beliebig, Einzel offen 69,
beliebig 23, Schnellfeuer 14 und Olymp 7 Schützen.
Bei Beginn des Schießens mußte leider bekanntgegeben
wer=
den, daß ſämtliche A=Mannſchaften nicht ſchießen können, da ein
Teil derſelben nach Berlin kommandiert war. Die fehlenden
Mannſchaften werden das Schießen an einem noch zu
beſtimmen=
den Sonntag nachholen.
Das herbſtliche Wetter trug dazu bei, daß am Vormittag
faſt alle Schützen zum Schießen antraten. Die Leitung hatte Kam.
Schäfer=Darmſtadt in Vertretung übernommen, der durch ſeine
Einteilung das Schießen in kurzer Zeit abwickelte. Beim
Schie=
ßen ſelbſt wurden folgende Reſultate erzielt:
B=Mannſchaften offen: Flobertſchützenverein Offenbach 576
R
nge, KKS. Tell Raunheim 568, KK‟
Tell Mörfelden 544,
KKS. Tell Eppertshauſen 521 Ringe. B=Mannſchaften beliebig:
KKS. Buchſchlag 586 Ringe. B Einzel offen: Schüttler=
Raun=
heim 156 Ringe, Michel=Raunheim 152, Schenck=Buchſchlag 148,
Fuchs=Offenbach 146 Ringe. B beliebig; Born=Kelſterbach 155
Ringe, Schmitt=Offenbach 147, Keller=Offenbach 144, Rühl=
Buch=
ſchlag 142 Ringe. C=Mannſchaften offen: Diana Rüſſelsheim
571 Ringe, KKS. Buchſchlag 533. KKS. Hammelstrift 503, KKS.
Offenbach 500 Ringe. C=Mannſchaften beliebig: KKS.
Hammels=
trift Da. 506 Ringe. C Einzel offen: Spee=Rüſſelsheim 149 Ringe.
Aſtheimer=Rüſſelsheim 141, Wolf=Hammelstrift 140. Walter=
Weidmannsheil 139 Ringe (Da.). D=Mannſchaften offen: K.
Tell Darmſtadt 534 Ringe, KKS. Tell Eppertshauſen 521, KKS
Tell Mörfelden 513, KKS. Sportvereinigung Arheilgen 500
Ringe. D Einzel offen: Murmann=Eppertshauſen 157 Ringe,
Endres=Rüſſelsheim 146, Lingel=Eppertshauſen 137, Dieffenbach=
Arheilgen 134 Ringe.
Alle Reſultate können infolge der großen Zahl nicht
aufge=
führt werden.
Die Schützen haben gezeigt, daß ſie im Laufe des Jahres
viel geübt und gute Leiſtungen vollbracht haben. Es war das
letzte größere Schießen auf unſeren Ständen. Das Training wird
jedoch weiter fortgeſetzt, damit bis zum März nächſten Jahres
jeder Verein in der Lage ſein wird, Mannſchaften zu 4 und zu
10 Schützen gut durchtrainiert aufzuſtellen.
Die Ehrengaben werden durch Gauſportleiter Völſing=
Frank=
furt a. M. den Vereinen nach dem Abſchießen der A=Mannſchaften
zugeſandt.
TSG. 46, Paddelabteilung.
Für die Rennmannſchaft findet heute Mittwoch, abends
pünkt=
lich 8.15 Uhr, in der Turnhalle Woogsplatz, Tageswirtſchaft, eine
Beſprechung über die Winterarbeit ſtatt. Keiner darf fehlen.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 2. Oktober
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Berlin:
Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00:
Waſſer=
ſtand, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 9.00:
Nur Kaſſel: Werbekonzert. 9.15: Sendepauſe. 10.15:
Königsberg: Reichsſendung: Weihe der Gruft des
Gene=
ralfeldmarſchalls von Hindenburg im
Tannenbergndenk=
mal. 10.45: Vom Deutſchlandſender: Reichsheerkonzert.
11.00: Werbekonzert. 11.35: Meldg. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Breslau: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit,
Nach=
richten. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter. 14.15: Mitten im
Werktag. 14.55: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 15.00: Nur
Kai=
ſerslautern: Nachr. 15.15: Trier: 1. (15.15): Lieder von
Edgar Hanſen. 2. (15 50): Peter Zirbes, der Eifeldichter.
16.00: Beliebte Duvertüren. (Eigenaufnahmen des deutſchen
Rundfunks). 16.30: Vor der Leſe. Winzergeſpräche aus
dem Kaiſerſtuhl. 17.00: Nachmittagskonzert. Ltg.: Hans
Rosbaud. 18.30: Das Leben ſpricht. 18.55:
Wirtſchafts=
meldungen.
19.00: Saarbrücken: Unterhaltungskonzert. 19.40:
Bauern=
funk. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.15.
Vom Deutſchlandſender: Reichsſendung: Bauernkantate:
Wir ſind die junge Bauernſchaft. 20.45: Lachender Funk.
... und Mittwochs wird die Woch: geteilt. 22.00: Zeit,
Nachr. 22.15: Nachr., Wetter, Sport. 22.30: Köln:
Nachtmuſik. 24.00: Nachtwuſik. 1. Aus Wagners „Ring
des Nibelungen”. 2. Orcheſterkonzert.
Mittwoch, 2. Oktober
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Nation:
Bauernkantate. Wir ſind die junge Bauernſchaft.
Leipzig: 20.45: Orcheſterkonzert. Ltg.: Generalmuſikdir.
Weisbach.
Stuttgart: 20.45: Zum 70. Geburtstag von Max
Halbe am 4. Oktober: Mutter Erde. Ein Drama von
Max Halbe.
Deutſchlandſender: 20.45: Aus meinem Leben.
Zum 88. Geburtstag Paul von Hindenburgs.
Warſchau: 20.00: Leichte Muſik.
Brüſſel=fl.:: 20.00: Werke von Schubert u. Haydn.
Kopenhagen: 20.45: Moderne Tanzmuſik.
Budapeſt: 20.45: Bach, Haydn, Beethoven.
Luxemburg: 21.00: Unterhaltungskonzert.
Brüſſel=frz.: 21.15: Muſikal. Darbietungen.
Wekkerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Ueber Südengland hat ſich eine neue Störung entwickelt. An
deren Rückſeite ſtrömen unter verbreiteter Schauertätigkeit kalte
Luftmaſſen auf den Kontinent. Dabei kommt es zu weiteren
Temperaturrückgängen. Da das Störungsgebiet auf Deutſchland
vordringt, wird auch unſer Gebiet in ſeinen Einflußbereich
ge=
langen. Bei auffriſchenden, nach Nordweſt drehenden Winden
wird das Wetter daher unbeſtändig und regneriſch ſein.
Ausſichten für Mittwoch: Ueberwiegend bewölkt, aber auch
zeit=
weiſe aufheiternd, bei lebhaften weſtlichen bis nordweſtlichen
Winden weitere Abkühlung.
Ausſichten für Donnerstag: Fortdauer der kühlen Witterung,
aber Nachlaſſen der Schauertätigkeit.
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Alexanderſtr. 6. (0
Nummer 274
Mittwoch, 2. Oktober
latte
Die Entwicklung des amerikaniſchen Außenhandels.
und Argentinien, umgeſtellt, ſo daß der Anteil der USA. an
der geſamten deutſchen Baumwolleinfuhr von 80 auf etwa 21 Pro=
Rückgang des Ausfuhrüberſchufſes.
zent gefallen iſt. Hier zeigt ſich übrigens wieder einmal, wie
Die ſoeben vom Handelsminiſterium in Waſhington
ver=
öffentlichten Außenhandelszahlen für Auguſt ſpiegeln einen
wei=
teren Rückgang des amerikaniſchen Ausfuhr=Ueberſchuſſes
wider. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres hat die
Einfuhr um 42 Prozent zugenommen, während die Ausfuhr ſich
nur knapp um 1½ Prozent vermehren konnte. Aus= und Einfuhr
kommen einander im Volumen ſomit immer näher: es wurde im
Auguſt 1935 für rund 170 Millionen Dollar importiert, während
ſich der Ausfuhrwert auf 172 Millionen belief. Daß es ſich
hier=
bei nicht nur um eine vorübergehende, einmalige Erſcheinung
han=
delt, zeigt die Entwicklung während der erſten 8 Monate dieſes
Jahres. Gegenüber der gleichen Zeitperiode des Jahres 1934 iſt
das Außenhandels=Aktivum der Vereinigten Staaten von 259
Mill. Dollar auf nahezu 27 Mill. geſunken. Während die
Ein=
fuhr ſeit Anfang des Jahres von Monat zu Monat zunahm,
weiſt die Ausfuhr, im gleichen Zeitraum, eine fallende
Tendenz auf. Die Ausfuhr zeigte Rückgänge, vor allem bei
Maſchinen und Fahrzeugen ſowie bei Mineralien. Außerdem
aber hat der Export von Baumwolle ſtark nachgelaſſen, was zu
keinem geringen Teil auf die Droſſelung des Verkehrs mit
Deutſchland zurückzuführen iſt. In guten Jahren gingen allein
über Bremen. Deutſchlands größtem Baumwoll=Einfuhrhafen, rd.
Millionen Ballen USA.=Baummolle nach Deutſchland und den
benachbarten zentraleuropäiſchen Staaten. Infolge des Boykotts
gegenüber deutſchen Waren hat Deutſchland ſeine Baumwollbezüge
auf andere Länder, wie vor allem Braſilien, Peru, die Türkei
Einfuhr von Schweinen nach Deutſchland.
Auf Grund von Vereinbarungen mit verſchiedenen Ländern
werden, wie der DHD. erfährt, von Anfang Oktober ab
wöchent=
lich etwa 5000 Schweine eingeführt werden. Verhandlungen über
eine weitere Erhöhung der Schweineinfuhr ſind im Gange.
Außer=
dem wird aus verſchiedenen Ländern in gewiſſem Umfange eine
zuſätzliche Einfuhr von Schweineſpeck, und zwar zunächſt aus
Hol=
land, erfolgen.
Richkpreiſe für die Weinernke 1935.
Der Weinbauwirtſchaftsverband Heſſen=Naſſau teilt folgendes
mit: Nachdem kürzlich ſchon die Richtpreiſe für die Weinernte
1935 für die Weinbaugebiete Rheinheſſen und Starkenburg
be=
kanntgegeben worden ſind, iſt es heute möglich, die Richtpreiſe
für die anderen Weinbaugebiete der Landesbauernſchaft
mitzu=
teilen. Die neuen Richtpreiſe ſind von der Hauptvereinigung der
deutſchen Garten= und Weinbauwirtſchaft mit Zuſtimmung des
Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft wie folgt
feſt=
geſetzt worden:
1. Rechtsrheiniſches Weinbaugebiet (Rheingau einſchließlich
Hochheim):
Silvaner und Müller Thurgau je 1000 Liter 430 RM..
je 1000 Liter 577 RM.
b) Riesling
2. Uebrige Weinbaugebiete der
Landesbauern=
ſchaft Heſſen=Naſſau mit Ausnahme von
Rhein=
heſſen und Starkenburg, für die die Richtpreiſe
be=
reits bekanntgegeben wurden:
je 1000 Liter 346 RM.
Gemiſchter Satz
Auf dem Preis für gemiſchten Satz bauen ſich die Preiſe für
die anderen Rebſorten auf.
Der Preis ailt für 1000 Liter Moſt geringſtes Leſegut oder
Wein. Die Richtpreiſe erhöhen ſich nach dem erſten Abſtich um
6 v. H. und nach dem zweiten Abſtich um weitere 4 v. H. (
zuſam=
men nach zwei Abſtichen um 10 v. H.).
Die Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau teilt hierzu mit: Die
Bekanntmachung des Garten= und Weinbauwirtſchaftsverbandes
bezüglich der Weinpreiſe für die Ernte 1935 legt dem Erzeuger
und dem Käufer die Verpflichtung auf, beiderſeitig
dieſe Preiſe einzuhalten. Der Zweck dieſer Regelung
iſt, bei der reichen Weinernte des vorigen Jahres und der
quan=
titativ guten Ernte dieſes Jahres zu verhindern, daß ein
Verſchleudern der Ware eintritt unter dem Druck der
vorhandenen großen Beſtände. Die Preiſe ſind ſo gehalten, daß
ſie einesteils dem Erzeuger gerade die Unkoſten und die
auf=
gewandte Mühe und Arbeit decken, und auf der anderen Seite
einen Marktpreis belaſſen, der dem erſten Verkäufer und
ſchließ=
lich auch ſpäter dem letzten Verbraucher geſtattet, auf billige Art
und Weiſe Wein in den Verkehr zu bringen und dadurch für
Ab=
ſatz des reichlich vorhandenen Angebotes zu ſorgen. Die
Landes=
bauernſchaft erwartet von allen Beteiligten, daß die Richtpreiſe
unter allen Umſtänden eingehalten werden. Sie behält ſich im
Nichteinhaltungsfalle ein Einſchreiten im Intereſſe aller
beteilig=
ten Berufsgruppen vor.
Schaumwein=Induſtrie überſchreiket Vorkriegsabſak.
Ankauf von 1 Million Liter 1934er Wein.
Die deutſche Schaumweininduſtrie erhielt u. a. ſeitens des
Weinbaues vor kurzer Zeit, eine gewiſſe Ermäßigung bei den
Weinrichtpreiſen für den Ankauf von Wein der letzten Ernte
zu=
gebilligt. Dieſe Maßnahme wurde wenigſtens im Rheingau
und in Rheinheſſen getroffen. Wie der Fwd. nunmehr
hört, waren die Ankäufe der deutſchen Schaumweininduſtrie
ziem=
lich beträchtlich. Dem kürzlichen Aufruf des Reichsbeauftragten
für die Regelung des Abſatzes von Weinbauerzeugniſſen
entſpre=
chend, der die Unterbringung der bei den Winzern noch lagernden
unverkauften Beſtände an 1934er Weinen noch vor der neuen
Ernte beabſichtigte, hat die Schaumweininduſtrie über eine
Mil=
lion Liter 1934er Weine käuflich übernommen, um auf dieſe
Weiſe dem Winzerſtand auch zur Beſchaffung von Faßraum für
die neue Ernte zur Seite zu ſtehen.
Die Umſätze in Schaumwein ſind, weiterhin
befrie=
digend. Vorausſichtlich wird in dieſem Jahre, erſtmalig die
Vorkriegsverbrauchsziffer von
2 Millionen
Flaſchen überſchritten werden und 13 Millionen
errei=
chen. Beſonders ſind daran die niedrigen Preislagen beteiligt,
aber auch die höheren Preislagen haben wieder einen beſſeren
Abſatz. Demnächſt werden Einviertelflaſchen mit 200
Kubikzentimeter Inhalt und Kronkorkverſchluß (Ladenpreis etwa
RM.) eingeführt. — Auch der Export entwickelt ſich gut,
weſingleich er noch nicht ſehr beträchtlich iſt.
Berliner Getreidemarkt vom 1. Oktober. An der Geſamtlage
hat ſich auch mit dem Monatsbeginn, an dem die erhöhten
Feſt=
preiſe Geltung erlangen, nichts geändert. Nach wie vor iſt das
Angebot der erſten Hand infolge der Inanſpruchnahme der
Land=
wirtſchaft durch die Hackfruchternte nur gering, während die zweite
Hand Brotgetreide ausreichend zur Verfügung ſtellt. Die
Ver=
wertungsmöglichkeiten haben ſich andererſeits nicht gebeſſert.
3.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die Bayeriſche Hypotheken= und Wechſel=Bank vollendet am
15. Oktober 1935 das 100. Jahr ihres Beſtehens
Nach 4½jähriger Stillegung hat die Norddeutſche Hütte in
Bremen wieder einen Hochofen in Betrieb genommen.
In nächſter Zeit wird für die Arbeiter des Hauſes Siemens
die kalendermonatliche Lohnabrechnung eingeführt. mit
Zahlun=
gen am 6., 16. und 26. jeden Monats.
In den erſten Tagen des Umtauſches der 3½prozentigen
italieniſchen Anleihe in die neue 5prozentige Rüſtungsanleihe
ſind von den Banken bis Montag abend 2½ Milliarden Lire
ge=
zeichnet worden.
ſehr ſich der amerikaniſche Boykott letzten Endes mehr gegen das
ene Land und deſſen Rohſtoffausfuhr, als gegen Deutſchland
wendet.
Wenn trotz der erſtarrten amerikaniſchen Ausfuhr die
Ein=
fuhr gegenüber dem vergangenen Jahre um 42 Prozent
angeſtie=
gen iſt und ſtändig weiter ſteigende Tendenz aufweiſt, ſo iſt dies
im übrigen ein Beweis dafür, daß die zu Anfang ſeiner
Regie=
rungszeit von Rooſevelt erſtrebte Umſtellung der amerikaniſchen
Wirtſchaft auf den Binnenmarkt durchaus nicht gelungen iſt. Im
Rahmen der inzwiſchen allerdings wieder aufgegebenen NRA. des
Rooſeveltſchen Wirtſchaftscodes iſt zwar neue Kaufkraft im
In=
lande geweckt worden, die ſich jedoch, wie die geſtiegene Einfuhr
zeigt, nicht nur auf den Binnenmärkten bemerkbar macht, ſondern
in ſehr hohem Maße am Weltmarkt in Erſcheinung getreten iſt.
Durch dieſe zuſätzliche Einfuhr iſt im Endeffekt die wirtſchaftliche
Abhängigkeit der Vereinigten Staaten vom Auslande nur größer
geworden. Unter Berückſichtigung dieſer Entwicklung, die den
urſprünglichen Abſichten der amerikaniſchen Regierung völlig
zu=
r
verſtärk=
widerläuft, iſt auch die plötzliche Wende zuei
ten Außenhandelspolitik zu verſtehen. Weil man
ein=
geſehen hat, daß eine Autarkie auch in Amerika undurchführbar
und eine entſcheidende Belebung des Wirtſchaftslebens nur bei
einem Aufſchwung des Außenhandels möglich iſt, kämpft man jetzt
um eine Erweiterung der Ausfuhr. Es bleibt abzuwarten ob die
verſchiedenen, in letzter Zeit abgeſchloſſenen Handelsverträge mit
einer Reihe von europäiſchen und ſüdamerikaniſchen Staaten den
gewünſchten Erfolg auslöſen werden.
Zinniſcher Außenhandel
im Zeichen der Induſtrialiſierung.
Der finniſche Außenhandel im erſten Halbjahr 1935, der zum
erſtenmal ſeit 1930 einen Ausfuhrüberſchuß ergibt, bringt als
beſonderes Kennzeichen für die fortſchreitende Induſtrialiſierung
Finnlands eine beträchtliche Zunahme der
Maſchi=
neneinfuhr. Während ſich die Landmaſchineneinfuhr
gegen=
über dem Vorjahr noch nicht einmal verdoppelt und auch jetzt
nur 9,3 Mill. FMark erreicht, hat ſich die Einfuhr von
Textil=
maſchinen mit 40,5 Mill. FMk. nahezu verdreifacht. Auf den
deutſch=finniſchen Außenhandel iſt dieſe Entwicklung
nicht ohne Einfluß geblieben. An der Steigerung der Einfuhr
aus Deutſchland, die ſich um insgeſamt 23,5 Mill. FMk. erhöhte,
waren in erſter Linie deutſche Maſchinen, Metall und
Metall=
waren beteiligt. Auch der finniſche Abſatz nach Deutſchland hat
im erſten Halbjahr 1935 um 31 Mill. FMk. zugenommen. Hier
wurde eine Einſchränkung der Holzeinfuhr durch eine
entſpre=
chende Vermehrung der Einfuhr tieriſcher Erzeugniſſe mehr als
ausgeglichen. Deutſchland ſtand mit 474 Mill. FMk. unter
den Lieferanten Finnlands an zweiter Stelle und
wurde nur von England übertroffen, das 602 Mill. FMk.
er=
r den Abnehmern. Finnlands ſtand
Deutſch=
reichte. U5,
ill. FMk. an dritter Stelle, während England
land mit
für 1092 Mill. FMk. und die Vereinigten Staaten nur wenig
mehr als Deutſchland, nämlich für 241 Mill. FMk., Waren aus
Finnland bezogen.
jnk
Witiſchaftliche kundſchau.
Von den deutſchen Zementverbänden. Der Süddeutſche
Zementverband verzeichnet in den erſten 9 Monaten 1935, wie
der Fwd. hört, eine Abſatzſteigerung von rund 15 Prozent gegen
das erſte Dreivierteljahr 1934. Die Preiſe liegen dagegen etwa
0 Prozent niedriger. Im Reichsdurchſchnitt liegt, der deutſche
Inlandsverſand an Zement um 30 Prozent höher dieſe
Steige=
rung trifft etwa auf den norddeutſchen Verband zu,
wäh=
rend die Werke des Weſtverbandes durchſchnittlich bis zu
40 Prozent ihren Abſatz erhöhten. Der Hütten=
Zementver=
band nahm für die ihm angeſchloſſenen Werke an der allgemeinen
zteigerung nur unweſentlich teil. Das Ausfuhrgeſchäft
der deutſchen Zementinduſtrie hat ſich gegen das Vorjahr beinahe
verdoppelt.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Das in den letzten Tagen ohnedies ſehr ſtille Berliner
Börſengeſchäft erfuhr geſtern eine weitere Eindämmung, was zum
Teil darauf zurückzuführen iſt, daß am geſtrigen Monatsbeginn
die Limite=Erneuerungen noch nicht vorgenommen worden ſind.
Der nunmehr anſcheinend doch zum Ausbruch kommende
italie=
niſch=abeſſiniſche Konflikt wirkt ſich daneben ſtimmungsmäßig in
einer ſtärkeren Zurückhaltung aus, da man durch ſeine Folgen
eine Beeinträchtigung auch der europäiſchen Wirtſchaft glaubt
herleiten zu müſſen. Demgegenüber angeſtellte Erwägungen, daß
am allerwenigſten die deutſche Wirtſchaft von dieſen Vorgängen
beeinträchtigt wird, blieben zunächſt ohne nennenswerte Reſonanz.
Infolgedeſſen war keine Aufnahmeneigung vorhanden, während
andererſeits von der Bankenkundſchaft wie vom berufsmäßigen
Börſenhandel Abgaben kleinſten Ausmaßes erfolgten. Am
Rentenmarkt herrſchte ein zuverſichtlicherer Grundton, der
nament=
lich von der anhaltenden Erholung der
Kommunalumſchuldungs=
anleihe ausging. Im Verlaufe bröckelten die Kurſe weiter ab.
Dabei blieb das herauskommende Angebot außerordentlich gering.
Vorwiegend war es der berufsmäßige Börſenhandel, der
Glatt=
ſtellungen vornahm.
Die Rhein=Mainiſche Börſe brachte, am Aktienmarkt
zum Teil empfindliche Rückgänge. Die unruhige internationale
Lage verurſacht weiterhin ſtärkſte Zurückhaltung Infolgedeſſen
ſtand dem herauskommenden Angebot faſt keine Aufnahme
gegen=
über. Bei kleinen Umſätzen ergaben ſich durchſchnittliche Einbußen
von 1—1½ Prozent einige Spezialpapiere büßten darüber hinaus
3 bis 5 Prozent ein. Die vorliegenden günſtigen Nachrichten aus
der Wirtſchaft blieben ohne Wirkung. Schwach lagen beſonders
Siemens mit ca. 166 und Deutſche Erdöl mit 103½—104.
Mon=
tanaktien gingen durchweg zurück. JG. Farben gingen auf 1495
bis 149½ (150) zurück, Scheideanſtalt blieben mit 236
unverän=
dert „Metallgeſellſchaft ſowie Aſchaffenburger Zellſtoff eröffneten
je ½ Prozent ſchwächer. Feſter lagen nur Reichsbankanteile mit
173½. Am Rentenmarkt war die Haltung freundlich, wenngleich
größere Umſätze nicht beobachtet wurden. Im Verlaufe ſchwächten
Prozent
ſich die Kurſe am Aktienmarkt weiter um etwa /—
ab, insbeſondere am Montanmarkt, außerdem gingen JG. Farben
auf 149 zurück.
Obwohl das Angebot auch an der Abendbörſe keinen
beſon=
deren Umfang hatte, ſetzten ſich die Abſchwächungen fort, da dem
herauskommenden Material weiterhin keine Aufnahmeneigung
gegenüberſtand.
Umſahzſteigerung bei Henſchel & Sohn AG., Kaſſel.
Aus dem Geſchäftsbericht für 1934 geht hervor, daß auf allen
Gebieten des Fabrikationsprogrammes eine erfreuliche
Umſatz=
ſteigerung gegenüber dem Vorjahre zu verzeichnen war. Die mit
insgeſamt 115 Prozent zu beziffernde Erhöhung des Umſatzes
ent=
fällt zwar zum größten Teil auf das Inland, jedoch konnte auch
die Ausfuhr unter Erſchließung einiger neuer Abſatzgebiete
ge=
ſteigert werden. Der Auslandsumſatz erhöhte ſich in 1934 um
rund 164 Prozent. Der Auftragseingang dagegen, der die
Rech=
nungsjahre 1935 und zum Teil auch 1936 beeinflußt, ſtieg im
glei=
chen Zeitraum um rund 450 Prozent. Rein mengenmäßig
erfuh=
ren ſowohl der Umſatz als auch der Auftragseingang eine noch
größere Steigerung infolge der eingetretenen Verſchlechterung der
Ausfuhrpreiſe. Die Ertragsrechnung weiſt einen von 10,96 auf
21,63 Mill. RM. geſtiegenen Bruttoüberſchuß aus. Auf der Seite
der Aufwendungen iſt die Lohn= und Gehaltsſumme auf 10.05
(4,92) geſtiegen. Nach Anlageabſchreibungen von 1 847 408 RM.
(1 085
97 RM.) und anderen Abſchreibungen, von 22 429 RM.
(2
587 RM.) ergibt ſich ein Reingewinn von 3 49 Mill., um den
ſich der Verluſtvortrag aus den Vorjahren in Höhe von 7 142874
RM. auf 3,65 Mill. vermindert (1933: 568 683 RM. Verluſt).
Im laufenden Geſchäftsjahre 1935 hat ſich die Umſatzgeſtaltung
des vergangenen Jahres behaupten können. Der
Auftragsein=
gang aus dem In= und Auslande iſt zufriedenſtellend.
Südweſtdeutſche Flugbetriebs=AG., Frankfurt a. M. Die
Ge=
ſellſchaft (AK. 1.2 Mill.) vereinnahmte im Geſchäftsjahre 1934
aus dem Betrieb und aus Zinſen 46 000 (36 000) RM., ao.
Er=
träge erbrachten 434 000 (25 000) Mk. Zuſchüſſe 643 000 (116 000),
aus Rückſtellungen wurden 12 000 (17 000) RM. vereinnahmt.
Daraus werden für die erſtmals aktivierte im Bau befindlich
flughafenanlage in voller Höhe ihres Bilanzwertes von RM.
718 000 Wertberichtigungen und für weitere Baukoſten noch RM.
33 000 (i. V. zuſammen 27 000 RM. Abſchreibungen)
zurückge=
ſtellt. Es ergibt ſich ein Reingewinn von RM. 27 019, der ſich
um RM. 975 Vortrag erhöht.
Berliner Kursbericht
vom 1. Oktober 1935
Deutſche Bant und Oibrentd Gefrafcaft
Deviſenmarkt
vom 1. Oftober 1935
Berl, Handels=Geſ.,
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban=
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gasl
Deutſche Erdöl
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87.50
87.50
15.125
16.375
37.25
106.50
90.50
114.75
151.—
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103.625
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J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phi.. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nee
149.25
121.25
112.75
90.75
90.50
131.—
89.25
114.—
84.875
68.—
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Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alka /
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht!
Wanderer=Werke
Mafe
113.—
184.75
25.25
78—
123.—
94.375
10.25
116.125
123.—
117.—
132.75
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Frankreich
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Währung
100 Lire
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100 Dinar
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100 Kronen
100 Schilline
100 Eseut
100 Kronen
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Frankfurter Kursbericht vom 1. Oktober 1935.
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108
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[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 2. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
eber
SatAiagSl
Roman von Henrik Heller.
7
BeUn
S DiS zu
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italie,s
19
ogen
Laßt mich doch in Ruhe, dachte Eva bei ſolchen Geſprächen.
Paul war weder mit Güte noch mit Gewalt zu einer
Entſchlie=
ßung zu drängen, während des ganzen Winters hatte er nichts
getan als ſeinen täglichen Dienſt im Antoniushaus, — keinem
Diskuſſionsabend, der ärztlichen Geſellſchaft beigewohnt, keine
Fachzeitſchrift aufgemacht und neuerdings lag er wie angenagelt
über einer Arbeit, die von der Pathologie der organiſchen
Ner=
venkrankheiten handelte.
Es war nicht Erfahrung, ſondern irgendein ängſtlicher
In=
ſtinkt, der Eva verhinderte, Paul Funk auf das Bedenkliche
ſol=
chen plötzlichen Eifers hinzuweiſen. In Berufsſachen werden
Männer leicht merkwürdig, — ſie wußte das, und als ſie einmal,
auf das offene Manuſkript zeigend, die Frage tat, ob denn das
ſo eilig wäre, hob Paul den Kopf und ſagte, Eva aus den
Augen=
winkeln ſtreifend, es ſei ſogar ſehr eilig, ſein zweiunddreißigſter
Geburtstag ſtünde vor der Tür.
„Ein ehrwürdiges Atler!” gab ſie gereizt zu, „aber ich weiß
nicht, weshalb du dir gerade den Auguſt zur Einkehr und
Be=
kehrung ausſuchſt. Wenn man ſo lange gefaulenzt hat wie du,
nützen ein paar Wochen Fleiß gar nichts.”
„Oh, warum?” Paul lachte. „In vierundzwanzig Stunden
dreht ſich die Welt. Man muß mitlaufen, Kleines.”
„Das tuſt du doch ohnehin.” Evas Mund war höhniſch und
böſe.
„Hör jetzt, bitte, zu.” Eva ging entſchloſſen zum Angriff
ſüber. „Die Monk und die Höfelmeyer und der Chef, das ganze
Haus hängt neuerdings nur einer einzigen Frage nach: wo ich
meinen Urlaub zubringen werde. Lache nicht, Paul, und ſei nicht
tingeduldig. Sie reizen und plagen mich bei jeder
gemeinſchaft=
lichen Unterrichtsſtunde, bei jeder Mahlzeit, ich habe ſchon
grade=
zu Angſt, wenn es zum Eſſen läutet. Natürlich könnte ich ja aufs
Geratewohl irgendeine Stadt nennen, Meran oder ſonſtwas, aber
ich ſpüre, ſie würden weiter fragen. Ich müßte Pläne entwickeln,
ein ganzes Lügengebäude ohne jedwede Grundlage aufſtellen, und
das will ich nicht. Ich will mich nicht in eine Sackgaſſe hetzen
laſſen. Es liegt etwas Böswilliges, eine verſteckte Grauſamkeit
in dieſer Fragerei, — manchmal komme ich mir vor wie ein Stück
Wild vor der Treiberkette.”
„Evakind”, er ruckte unbehaglich mit den Schultern. „Deine
Nerven ſind einfach kaputt. Böswillig — grauſam! Was du nicht
alles aus den Taktloſigkeiten deiner Kolleginnen heraushörſt!
Uebrigens ..
„Was meinſt du, Paul?‟
„Uebrigens — ich meine, wenn man die Geſchichte mit
unbe=
fangenen Augen anſieht, könnteſt du dir wirklich ſchon einen Plan
gemacht haben.”
Sie ſah ihn an. „Soll das heißen, daß du in dieſem Fall
vor=
behaltlos mitmachen willſt?
Dr. Funk ſtand auf und begann ſeine Papiere zu ordnen.
Das Manuſkript, an dem er ſchrieb, alle Notizzettel und die
Bücher. Evas Augen folgten automatiſch ſeiner ordnenden Hand,
die die zerleſenen Werke griffbereit an der Rückwand des
Schreib=
tiſches aufreihte. Die Luft im Zimmer ſchien dicker zu werden,
war ſchwerer zu atmen. Sie ſpürte ihr Geſicht kühl werden, als
tauche ihr Kopf, losgelöſt vom übrigen Körper, in eiſige
Regio=
nen. Wie man eine Maske vorbindet, fielen die Lider über
ver=
räteriſche Augen, und ſie ſah nichts mehr von Pauls nervöſen
Händen, die mit Büchern und Schriften herumwirtſchafteten.
„Ja — Kleines, ich wollte ſchon längſt mit dir darüber reden”,
ſeine Stimme klang belegt, und er räuſperte ſich, „aber du
ver=
drehſt neuerdings alles. Ich geſtehe, daß ich unerfreubichen
Aus=
einanderſetzungen und verſteckten Vorwürfe gerne ausweiche,
eine kleine Feigheit.”
„Du willſt dieſes Jahr nicht mit mir reiſen, nicht wahr?”
ſagte Eva merkwürdig klar und kühl hinter ihrer Maske hervor.
„Ich will nicht, — was heißt das ſchon wieder? Natürlich
will ich, aber es wird nicht gehen. Wir können dieſe Ferien nicht
völlig miteinander verbringen. Vielleicht nur acht oder vierzehn
Tage. Der Alte hat mich nämlich eingeladen. Seine
Hofrätlich=
keit nimmt keine Rückſicht auf Herzensbeziehungen, und ich kann
aus Berufsgründen nicht ſo einfach und ohne Erklärung nein
ſagen. Das verſtehſt du doch?‟
„Sicher.‟ Eva machte die Augen auf und ſah Paul an. „Du
gehſt alſo zu Mislap nach Cortina?
„Ja. Sei verſichert, daß ich alles tun will, um mich dort ſo
ſchnell wie möglich von ihm loszumachen.” Er ſetzte ſich nieder
und zog Eva an den Händen zu ſich heran. „Schau nicht ſo
ver=
ſteinert aus, Kleines, — ich begreife ja ſehr gut, daß es dir
pein=
lich iſt, dieſes Jahr allein wegzufahren, nachdem das ganze Haus
weiß, daß wir den letzten Urlaub miteinander verbrachten.
Küm=
mere dich nicht darum. Wir zwei — nicht wahr —, wir zwei
wiſſen, daß uns ein paar kurze Wochen und ein paar hundert
Kilometer nicht gleich auseinanderreißen. Ich ginge ja bei Gott
lieber mit dir ins Salzkammergut als nach Cortina. Aber kann
ich den Profeſſor, kann ich den ſo einfach vor den Kopf ſtoßen
und mit meinem Mädel davongehen? Nein, das iſt unmöglich,
du ſiehſt es doch ein? Ewig kann ich doch nicht in dieſer
proble=
matiſchen Stellung als ſogenannter Aſſiſtent Günzels bleiben, —
abhängig von wohltätigen Damen und Stiftungen. Auf das
biß=
chen Gehalt pfeif ich, ich will vorwärts kommen. Mit
zweiund=
dreißig darf man nicht mehr ſpielen. Ein paar Leute meines
Nr. 271 — Seite 13
Jahrganges ſind beute ſchon habilitiert und werden morgen
Pro=
feſſoren ſein.”
An Evas Ohren ging das meiſte dieſer an ſich ganz
verſtändi=
gen Rede vorbei. Sie ſtand ſtill vor ihm, ſie fühlte ihre kalten
Finger in der feſten Umſchließung ſeiner warmen Hände. Aber
anſtatt ſeinen Erwägungen zu folgen, gingen ihre Gedanken einen
weiten Weg zurück. Bis in die Kinderzeit gingen ſie, — ſo hatte
ſie doch ſchon einmal vor einem vernünftigen und tatendurſtigen
Mann geſtanden und hatte von Vaters Worten nichts erfaßt und
nur die vertraute Stube angeſchaut und Mutters ſchweres
Par=
füm empfunden, das noch immer, abgeſtanden in der Luft
hän=
gend, wie ein Lebendiges, Greifbares von der Toten
zurückgeblie=
ben war.
„Paß jetzt auf”, ſagte Paul, „du wirſt einen ſehr
vergnüg=
lichen Urlaub ohne mich verbringen. So hübſche Mädels wie du
reiſen ſelten auf die Dauer allein. Du kriegſt ſicher Anbeter die
Menge. Ich bitte mir aus, daß du mir alles Wiſſenswerte in
dieſer Hinſicht berichteſt, wie ich denn überhaupt auf ausführliche
Briefe hoffe . . ."
„Es iſt ſchon recht”, hörte ſich Eva ſagen. „Geh nur, Paul.”
Von draußen her hörte man gedämpftes Klopfen, das Günzel
im Nebenzimmer mit einem verdrießlichen „Ja” beantwortete, —
ein paar langſam gewichtige Schritte und dann Albertas ſattes
tiefes Lachen. Die Oberin brachte dem Chefarzt die
Kranken=
berichte. Nachher redete wieder Günzel, ſeine Worte blieben
un=
verſtändlich, aber die knarrende Stimme klang jetzt ganz anders
wie vorher.
Die Monk. Die Monk iſt klug, gleichmütig, tüchtig und
taug=
lich für das Leben. Die Monk iſt ein Halt der Schwachen, ein
Beiſpiel für die Ratloſen, ſie gefällt den Männern, weil ſie die
Männer verſteht und richtig behandelt.
„Ja”, ſagte Eva alſo, auf die Stimmen von nebenan horchend,
„ſo gehſt du allein auf Ferien. Wann willſt du fahren?”
„Bald.‟ Dr. Funk zog die Augenbrauen wichtig hoch, was
bei ihm immer eine Geſte der Verlegenheit darſtellte. „Es hat
keinen Sinn, wenn ich Mislap warten laſſe, zumal dieſes
Dreck=
wetter ohnehin wenig Luſt zum Bleiben aufkommen läßt. In
Cortina ſolls herrlich ſein, — ſeit Wochen keine Wolke am
Him=
mel, — klar und windſtill. Richtiges Dolomitenwetter.”
(Fortſetzung folgt.)
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: Andreas
Zauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feuilleton: Dr. Herbert Nette,
für Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für „Reich und
usland
Dr. &. H. Quetſd
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport:
Karl Böhmann; Anzeigen
leiter: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VIII. 35. 19040. Pl.
druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei.
Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr,
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.
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wurde heute,im 84. Lebensjahr,von langem ſchwerenLeiden erlöſt.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Wilhelmine Schlichting, geb. Spengler
Berlin=Gpandau, den 29. September 1935.
Freiheit 4—7.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 3. Okt., nachm.
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