Darmstädter Tagblatt 1935


02. Oktober 1935

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Morgenzeitung der Landeshauptſtad
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfatte.
Nummer 271
Mittwoch, 2. Okiober 1935
197. Jahrgang

m Ve
i1 mm

(rnſte Probleme im Mittelmeer.
Engliſche Anfrage in Paris. Auswechſelbare Freundſchafken. Neugeſtalkung der Zuſammenarbeit
zwiſchen London und Paris?

vi.
I.

* Das Spiel mit den Fragezekkeln.
Die Stellung der Pariſer Preſſe zur Antwortnote
Hoares iſt zunächſt etwas uneinheitlich geweſen. Man ſtellte
ſich zum Teil befriedigt, zum Teil klang aber doch ſo etwas wie
Enttäuſchung heraus. Inzwiſchen iſt aber offenbar vom Quai
dOrſay aus die Paroleausgabe erfolgt, wonach dieſer Brief
nur als Sprungbrett benutzt werden ſoll, als Einlei=
tung
für weitere Verhandlungen.
In welcher Richtung die Wünſche der Franzoſen gehen,
braucht ja nicht erſt geſagt zu werden. Oeſterreich und Litauen
werden bereits in die Debatte geworfen. Aber das iſt noch nicht
genug. Die Franzoſen trauern auch der erkaltenden Freund=
ſchaft
zu Italien nach und wollen dafür einen Erſatz
haben. Sie gehen ſogar ſoweit, in aller Offenheit zu verlangen,
daß England ihnen etwas Aehnliches anbieten müſſe wie
die militäriſche Zuſammenarbeit des franzö=
ſiſchen
und italieniſchen Generalſtabes, die
jetzt, vorläufig wenigſtens, ein wertloſes Stück Papier
geworden iſt. Deshalb kommt von Frankreich aus jetzt
der Vorſchlag einer denkbar engen Zuſammen=
arbeit
auf allen Gebieten, alſo eines Wiederauflebens
der Entente allerdings mit der Einſchränkung , um den
ganzen Gedankengang für London ſchmackhafter zu machen, daß
dieſe Zuſammenarbeit im Rahmen des Völkerbundes erfolgen
ſoll. In dieſer Richtung werden ſich alſo die franzöſiſchen Be=
mühungen
weiter bewegen. Die Anweſenheit des Prinzen von
Wales in Paris ſowie der Beſuch des Miniſters Eden ſollen ſchon
Gelegenheit geben, einen Schritt vorwärts zu kommen.
Inzwiſchen ſcheint aber auch England den Franzoſen
einen Frageſbogen vorgelegt zu haben, der vermutlich
dahin geht, daß in Paris ſondiert wird, wie Frank=
reich
ſich zu der Stufenleiter wirtſchaftlicher,
finanzieller und militäriſcher Sanktionen ge=
gebenenfalls
ſtellen würde, ob es ſich daran be=
teiligt
oder wenigſtens der engliſchen Flotte
wohlwollende Unterſtützung zuteil werden laſ=
ſen
will. Darauf hat Laval bisher noch nicht geantwortet.
Er will wohl erſt im nächſten Miniſterrat darüber ſprechen. Jeden=
falls
müſſen dieſe Verhandlungen ſehr aufmerkſam verfolgt wer=
den
, weil ſie eine völlige Verſchiebung der engliſch=franzöſiſchen
Beziehungen und eine Neugeſtaltung der Zuſammenarbeit beider
Dänder im Gefolge haben können.
Die engliſche Anfrage.
EP. Paris, 1. Oktober.
Ueber die Gerüchte, wonach die engliſche Regierung gewiſſe
Fragen an das Pariſer Kabinett über die Haltung Frankreichs im
Falle eines engliſch=italieniſchen Konfliktes gerichtet habe, weiß
heute der Londoner Korreſpondent des Figaro folgende Einzel=
heiten
zu berichten. Danach habe das Foreign Office am
vergangenen Donnerstag dem Quai d’Orſay eine Note zu=
gehen
laſſen, in der angefragt worden ſei, w=lche Haltung
Frankreich im Falle eines von England nicht provozierten Angriffs
im Mittelmeer einnehmen würde. Die engliſche Admiralität
wünſcht zu wiſſen, ob ſie in dieſem Falle auf die Unterſtützung der
franzöſiſchen Flotte rechnen könne und die Erlaubnis erhalten
werde, von den franzöſiſchen Flottenbaſen Gebrauch zu machen.
Das Blatt behauptet, daß dieſe engliſche Anfrage noch nicht
bedeute, daß England die Unterſtützung der franzöſiſchen Flotte
zu erhalten wünſche, um ſofortige Sanktionen gegen Italien zu
ergreifen.
d
London erwarkek günſtige Ankwork aus Paris.
EP. London, 1. Oktober.
Die Londoner Blätter rechnen im allgemei=
nen
mit einer poſitiven Antwort auf die von
England an Frankreich gerichtete Anfrage, ob
England im Falle eines unprovozierten italieniſchen Angriffes auf
die engliſchen Flottenſtreitkräfte im Mittelmeer auf die Unter=
ſtützung
Frankreichs rechnen könne. Allerdings wird zugleich auch
erwartet, daß der Quai dOrſay gewiſſe Vorbehalte machen und
vor allem verſuchen wird, die Sanktionen auf das wirtſchaftliche
und finanzielle Gebiet zu beſchränken.
Der politiſche Berichterſtatter der Morning Poſt ſchreibt, in
London werde binnen kurzem ein Verſprechen der franzöſiſchen Re=
gierung
erwartet, das ſich auf Unterſtützung der britiſchen Mittel=
meerflotte
durch franzöſiſche Seeſtreitkräfte in dem Fall beziehe,
daß ein Verſuch, wirtſchaftliche Sühnemaßnahmen gegen Italien
anzuwenden, zu Feindſeligkeiten führen würde. Dieſe Zuſage werde
eine Antwort auf eine diplomatiſche Anfrage darſtellen, die von
der britiſchen Regierung vor einer Woche geſtellt worden ſei,
Die Frage habe ſich auf den Fall bezogen, daß ein italieniſches
Kriegsſchiff nach Auferlegung wirtſchaftlicher Sühnemaßnahmen
durch den Völkerbund einen nicht herausgeforderten Angriff auf
ein britiſches Fahrzeug unternehmen werde. Es beſtehe Grund zu
der Annahme, daß die Franzoſen für einen ſolchen Fall um
eine Zuſicherung erſucht wurden, daß ſie ihre Flottenſtützpunkte im
Mittelmeer der britiſchen Flotte zur Verfügung ſtellen, und daß
die britiſche Flotte ſich nötigenfalls auf die aktive Unterſtützung
der franzöſiſchen Flotte verlaſſen könne.
Man erwartet, daß Eden, der am Montag ſpät abends in
Paris eintraf und im Laufe des Dienstags nach London zurück=
Eehrt, bereits in der Lage ſein wird, auch über die Haltung Frank=
reichs
Bericht zu erſtatten. Der Völkerbundsminiſter nimmt vor
ſeiner Rückkehr nach Genf an der für Mittwoch einberufenen
Kabinettsſitzung teil. Auf Grund ſeines Berichtes ſollen in dieſer
Sitzung entſcheidende Beſchlüſſe in der Sanktionsfrage gefaßt
werden.

England beugk vor.
Im Nahen Orienk gegenwärtig über 1000 Milikär=
flugzeuge
.
EP. Paris, 1. Oktober.
Der Korreſpondent des Petit Pariſiens in Kairo gibt ſei=
nem
Blatt ein anſchauliches Bild über die Stimmung in Aegypten
am Vorabend des Ausbruches der Feindſelig=
keiten
in Oſtafrika. In der Bevölkerung herrſche ſtarke
Beunruhigung. Ueber einen bevorſtehenden Rücktritt der ägyp=
tiſchen
Regierung ſind erneut Gerüchte im Umlauf, doch liege noch
keine Beſtätigung dafür vor. Die Verteidigungsmaßnahmen wür=
den
von den ägyptiſchen und engliſchen Behörden mit größtem
Eifer und in aller Heimlichkeit durchgeführt. Die Engländer ver=
fügten
, wie verlaute, gegenwärtig im Nahen Orient über tauſend
Militärflugzeuge. Jeden Tag kämen neue engliſche Dampfer mit
Kriegsmaterial und Truppen an. In der vergangenen Woche ſeien
allein 150 Flugzeuge in Kairo eingetroffen. Im Hafen von
Alexandrien biete die große Zahl der engliſchen Kriegsſchiffe ein
kriegeriſches Bild. Ein großer Teil der Kriegsſchiffe liege ſtändig
unter Dampf.
Umfaſſende Sicherheitsvorkehrungen in Gibralkar.
Der Berichterſtatter des Temps in Gibraltar berichtet
ſeinem Blatt über die dort getroffenen Sicherheitsvorkehrungen.
Die militäriſchen Vorbereitungen ſeien Tag und
Nacht im Gange. Auf dem Berge ſeien 50 Flugabwehr=
batterien
aufgeſtellt worden. Um die Beförderung von
Waffen und Munition darunter ſolcher ſchweren Kalibers
zu beſchleunigen, habe die Militärbehörde von Privatfirmen
40 Laſtkraftwagen gemietet. Der Nordkai des Kriegshafens ſei
mit mehreren Batterien beſtückt worden. Jedesmal, wenn ein
italieniſches Schiff, gleichviel ob Perſonendampfer oder Fracht=
dampfer
, vorbeifahre, laufe ein britiſcher Minenſucher aus und
ſtelle Nachforſchungen nach etwa ausgelegten Minen an.
2
* Frankreichs Inkereſſe an England.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 1. Oktober.
Trotz alarmierender Nachrichten über Truppentransporte be=
trachtet
man hier die abeſſiniſche Frage neuerdings recht kalt=
blütig
, wenn man dies auch, wohl mit Rückſicht auf die italieni=
ſchen
Empfindlichkeiten, nicht ganz eingeſtehen will.
Was Frankreich im Augenblick am meiſten intereſſiert, iſt die
Haltung Englands. Die engliſche Antwort auf die offizielle fran=
zöſiſche
Anfrage über die zukünftige Haltung Englands wird ver=
ſchiedenartig
kommentiert. Im allgemeinen iſt man nicht gan=
unzufrieden
. Das ändert aber nichts daran, daß man die letzte
politiſche Entwicklung in Genf als ungünſtig betrachtet. Man
iſt ſehr weit davon entfernt, mit der Außenpoli=
tik
der Regierung zufrieden zu ſein, und gibt ſich
darüber Rechenſchaft, daß man im weſentlichen England nach=
geben
mußte.
Die engliſche Politik intereſſiert aber Frankreich auch von
einer anderen Seite. Es iſt dies die Stabiliſierung der
Währungen, deren einziges Hindernis gegenwärtig noch die
unentſchiedene oder nicht genug entſchiedene Haltung Englands
bleibt. Es hängt für Frankreich, auch für die franzöſiſche Innen=
politik
, ſehr viel davon ab, zu welchem Ergebnis die Verhand=
lungen
mit England über die Stabiliſierung der Währungen und
die Belebung der internationalen Handelsbeziehungen führen
werden.
Sollten die franzöſiſchen Beſtrebungen in
dieſer Richtung, die ſich gegenwärtig in der von Amerika
unterſtützten Aktion des Handelsminiſters Georges Bonnet
gipfeln, ſcheitern, ſo wäre der Eindruck von einem
allgemeinen Verſagen der franzöſiſchen Außen=
politik
kaum zu überwinden.
England ſagt zu den wirtſchafts= und finanzpolitiſchen Plä=
nen
Frankreichs nicht nein. Aber von engliſcher Seite können
Bedingungen geſtellt werden, die für Frankreich unannehmbar
ſind, oder aber es können Methoden vorgeſchlagen werden, die
eo ipso nicht zum Ziele führen. Zu dieſen wird hier die Methode
einer allgemeinen Konferenz, die von engliſcher Seite neuerdings
wieder lanciert wird gezählt. Engliſcherſeits möchte man dabei
angeblich bei den Erklärungen Sir Samuel Hoares über die
Neuverteilung der Rohſtoffe anknüpfen. Nach der franzöſiſchen
Auffaſſung, die von allen Seiten beſtätigt wird, kommt dieſen
Genfer Erklärungen keine prinzipielle Bedeutung zu; auch wären
die Ausſichten einer allgemeinen Konferenz
auf Erfolg gleich null.
Andererſeits betont man hier, daß die engliſchen Hinweiſe
darauf, daß eine Devalvierung der franzöſiſchen Währung die
Vorbedingung einer allgemeinen Stabiliſierung wäre, nur als
Zurückweiſung der franzöſiſchen Wünſche gedeutet werden könnten.
In der Tat lehnt die erdrückende Mehrheit der franzöſiſchen poli=
tiſchen
Welt jede Herabſetzung der franzöſiſchen Währung entſchie=
den
ab, viel entſchiedener, als dies noch vor einigen Monaten der
Fall war.

iger Ven=
er
an be=
leine
An=
Hom breite

* Kampf um China.
Leith=Roß in Tokio.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
R. W. Tokio, Ende September.
Selten hat ein auswärtiger Beſuch ſo ſtarke Spannung in
Japan ausgelöſt, wie der Beſuch des Finanzberaters der eng=
liſchen
Regierung, Sir Frederick Leith=Roß, der auf ſeiner
Reiſe nach China in Tokio Aufenthalt nahm um mit der
japaniſchen Regierung Meinungen über die finanzielle Lage in
China auszutauſchen. Engliſche Kreiſe behaupten, daß die
Unterſuchung der finanziellen Lage in China der einzige
Zweck der Reiſe Leith=Roß ſei. Die japaniſche Preſſe dagegen
will wiſſen, daß Leith=Roß mit beſtimmten Vorſchlägen der eng=
liſchen
Regierung nach Japan gekommen ſei, und daß dieſe
Vorſchläge ſich auf eine Zuſammenarbeit Englands und Japans
in Oſtaſien bezögen. Hiermit aber, ſo meint die Preſſe, ſei
ohne weiteres die Erörterung hochpolitiſcher und allgemein=
wirtſchaftlicher
Fragen gegeben, die ſich nicht nur auf die
japaniſchen Flottenforderungen, ſondern auch auf einen Ausgleich
des engliſch=japaniſchen Wettbewerbkampfes in den engliſchen
Beſitzungen in der Südſee und im britiſchen Aſien bezögen.
Hierzu erklärt die Preſſe kurz: Es muß reiner Tiſch gemacht
werden; England muß die vollkommen veränderte Lage in Oſt=
aſien
anerkennen, die Japan zwangsläufig die führende Rolle
im Fernen Oſten zuerteilte. Oder es wird von dem Vierer=
Block Japan, Mandſchukuo, China und Siam geſprochen, der im
Werden ſei. Japan werde keine Handlungen fremder Mächte
geſtatten, die die Zuſammenarbeit dieſer Völker gefährden. Auf=
ſchlußreich
in dieſem Zuſammenhang ſind die gerade in dieſen
Tagen in der Preſſe und in Denkſchriften oder Verlautbarungen
des Heeres oder der Marine angeſtellten Erörterungen über die
Notwendigkeit, zu einer neuen Aufteilung der Rohſtoffgebiete
und der kolonialen Siedlungsgebiete zu kommen. Doch damit
nicht genug: in zahlreichen Artikeln werden eine Reihe von
Vorſchlägen und Plänen erörtert, die beweiſen, daß die japaniſche
Oeffentlichkeit in ſtärkſtem Maße an dem Beſuch Leith=Roß
Anteil nimmt. Der Leitgedanke: Die Zuſammenarbeit Japans
und Chinas darf nicht geſtört werden. Män muß China Zeit
laſſen mit Hilfe Japans eine Beſſerung und Stärkung ſeiner
politiſchen und wirtſchaftlichen Lage herbeizuführen. Dann
könnten alle Länder in einem geordneten chineſiſchen Staats=
weſen
, in einer befeſtigten chineſiſchen Wirtſchaft unbeſorgt ihren
Geſchäften nachgehen. Und der Unterton: . . . ſoweit nicht
japaniſch=chineſiſche oder fernöſtliche Belange geſtört werden.
Japan iſt der ſtabiliſierende Faktor in Fernoſt und hat für
den Frieden zu ſorgen. Alfo hat Japan ein wachſames Auge
über alles zu halten, was in den fernöſtlichen Grenzen vorgeht.
Weiter heißt es, daß die Entwicklung in China eine Lebens=
frage
für Japan bedeute, während es ſich für Europa und
Amerika lediglich um Geſchäfte und Gewinne handele.
Die amtlichen Stellen lehnen Erklärungen über den Beſuch
Leith=Roß' ab. Wir ſind, ſo ſagte der Preſſechef der japaniſchen
Regierung zur ausländiſchen Preſſe, von dem britiſchen Bot=
ſchafter
über den Beſuch Leith=Roß unterrichtet worden und
haben dem Erſuchen um Ausſprachen mit japaniſchen amtlichen
Stellen zugeſtimmt. Auf eine Frage wie ſich die Regierung
zu den in der Preſſe gemachten Ankündigungen ſtelle, wurde ge=
antwortet
, daß über die geplanten Beſprechungen noch keinerlei
Erwägungen angeſtellt worden ſeien. Außerdem ſei Leith=Roß
nicht nach Japan, ſondern nach China geſchickt worden, um
dort Unterſuchungen über die finanzielle Lage anzuſtellen. Eng=
land
habe offenbar die Abſicht, ſeine eigenen Belange in China
zu wahren. Das war alles, was amtliche oder halbamtliche
Verlautbarungen zum Beſuch des engliſchen Finanzberaters zu
ſagen hatten. Aber in Zeitungen, denen man gute Verbin=
dungen
zum Auswärtigen Amt nachſagt konnte man intereſſante
Erläuterungen leſen. Die Tatſache, daß Leith=Roß drei Wochen
in Tokio bleiben wolle, beweiſe, daß es England um die Mit=
arbeit
oder doch wenigſtens um die Zuſtimmung Japans zu
tun ſei. Man wiſſe natürlich nicht wie ſich die japaniſche Re=
gierung
hierzu verhalten werde, aber man deutet vorſichtig an,
daß die japaniſche Grundpolitik nicht unbekannt ſein dürfte.
In dieſem Zuſammenhang wird die bekannte Erklärung des
Preſſechefs, Herrn Amau, über China angedeutet (keine Ein=
miſchung
anderer Staaten in China unter dem Mahnwort:
Hände weg von China), das anſcheinend nicht ohne Wirkung
auf die Chinapolitik anderer Staaten geblieben ſei. Die Auf=
gabe
Leith=Roß’ ſolle ſich angeblich nur auf finanzielle Unter=
ſüchungen
beſchränken, aber finanzielle Fragen ſind politiſche
Fragen in China. Anleihen an die großen chineſiſchen Banken
ſeien Anleihen an die Regierung in Nanking und müßten des=
halb
politiſch bewertet werden. Und endlich eine gelinde Ver=
warnung
: England ſcheint dem wirtſchaftlichen Vordringen
Japans in China und Mandſchukuo Konkurrenz machen zu
wollen, ſchließt aber gleichzeitig ſeine überſeeiſchen Grenzen
gegen die Einfuhr japaniſcher Waren ab. Dieſe Haltung hat
ungünſtige Rückwirkungen auf die öffentliche Meinung in Japan
gehabt. Es iſt unſer aufrichtiger Wunſch, daß Leith=Roß die
gerechten Forderungen Japans in vollem Umfange verſtehen
lernt. Man müßte alſo zu dem Schluß kommen, daß eine
engliſch=japaniſche Zuſammenarbeit in Oſtaſien nur dann mög=
lich
iſt, wenn England zu wirtſchaftlichen Zugeſtändniſſen gegen=
über
dem japaniſchen Außenhandel bereit iſt.
Endlich ſei noch um alle japaniſchen Wünſche und Ab=
ſichten
, ſoweit ſie in der Preſſe zum Ausdruck kommen, kennen=
zulernen
, auf einen Artikel des bekannten Wirtſchafts=
publiziſten
Dr. Waſhio verwieſen, der drei Möglichkeiten der
engliſchen Chinapolitik zur Erwägung ſtellt:
1. Unabhängiges Vorgehen Englands.
2. Fernoſtlocarno und internationale wirtſchaftliche Hilfe
für China. Dieſer Punkt werde aber von Japan abgelehnt,
weil er einer internationalen Kontrolle gleichkäme.
3. Gemeinſame Arbeit in China unter Abgrenzung von Ein=
flußſzonen
. Dieſer Punkt ſcheine in England Beachtung zu

Rettung des Bauernſtandes
Nation.

heißt Rettung der deutſchen
Adolf Hitler.

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Oktober 1935

Seite 2 Nr. 271

finden, da durch den japaniſchen Einfluß auf Nordchina und
die dortigen geringen engliſchen Belange ſchon eine Abgrenzung
vorgezeichnet ſei. England wolle auf Nordchina verzichten und
ſich dafür auf die Wirtſchaft Szechuans und auf das Eiſen=
bahnweſen
beſchränken. Aber, ſo ſagt Waſhio, jede wirtſchaftliche
Einflußnahme ſetzt einen beſtimmten machtpolitiſchen Faktor
voraus, bedeutet alſo wieder eine Kontrolle der inneren An=
gelegenheiten
Chinas.
So alſo wenn man die japaniſchen Preſſeerörterungen
zuſammenfaßt geht es nicht. In den Unterredungen mit
Leith=Roß ſollen denn auch der Außenminiſter Hirota, ſein Stell=
vertreter
Shigemitſu und der Vizefinanzminiſter Tſuſhima unter
Beobachtung ſtarker Zurückhaltung erklärt haben, daß 1. China
unter anderen Vorausſetzungen betrachtet werden müſſe, wie ſie
in Europa oder Amerika gegeben ſeien, 2. das chineſiſche Volk
über genügend innere Kräfte verfüge, die eine Selbſthilfe er=
möglichten
, und 3. die Erklärungen Leith=Roß’, vorurteilsfrei
die finanzielle Lage in China unterſuchen zu wollen, zu be=
grüßen
ſeien. Japan werde ſich freuen, ſpäter Näheres darüber
zu hören, wie man auch bereit ſei, geeignete (d. h. für Japan
geeignete) Vorſchläge zu prüfen. Japan iſt bereit, ſo kündigte
die Nachrichtenagentur Rengo an, mit England zuſammen=
zuarbeiten
, wenn ſich hieraus eine Belebung der Geſamtwirt=
ſchaft
Oſtaſiens ohne Störungen entwickeln läßt.
Der Preſſechef, Herr Amau erklärte am folgenden Tage
kurz: Ueber die Unterredungen iſt nichts zu ſagen, da ſie voll=
kommen
vertraulich ſind, daß England der neuen Lage in Oſt=
aſien
Rechnung trage und nichts ohne Japan unternehmen
würde. Auch über die Ausſprache mit den Leitern großer
japaniſcher Banken, wie z. B. der Bank von Japan oder der
Yokohama Specie Bank, verlautet nichts. Man wird annehmen
müſſen, daß man ſich gegenſeitig aufmerkſam Gehör ſchenkte und
vielleicht auch gemeinſame Arbeit in Erwägung zog. Angeſichts
der japaniſchen Grundeinſtellung wird man aber an dem Zu=
ſtandekommen
einer Arbeitsgemeinſchaft zweifeln können. Je
ſtärker Europa oder Amerika von den politiſchen Vorgängen
außerhalb Aſiens in Anſpruch genommen ſind, um ſo mehr ver=
dichten
ſich die Erwartungen Japans, die in drei Schlagworten
Ausdruck finden: Laßt uns allein Hände weg von China
Aſien den Aſiaten!
Leith=Roß will noch einmal nach Tokio zurückkehren, um
die Ergebniſſe ſeiner Unterſuchungen mit der japaniſchen Re=
gierung
zu beſprechen. Die Frage bleibt offen, ob die britiſche
Regierung zu einem ſpäteren Zeitpunkt beſtimmte Vorſchläge
machen wird. Die Aktenwerte des Lytton=Berichtes oder der
Ausgang der Barnby=Kommiſſion laſſen nicht viel Raum für
poſitive Schlußfolgerungen.
* Tankſchiffbau mit milikäriſchen Hinkergründen.
Die engliſche Schiffsbauinduſtrie hat einen recht fetten Auf=
trag
erhalten. Sie ſoll ſechs Tankſchiffe bauen, die rund eine
Million Pfund koſten werden. Der Bauauftrag, der von der
Anglo Iranian Oil Co. ausgeht, hat nun allgemein Ueber=
raſchung
hervorgerufen, da jeder weiß, daß die internationale
Tankflotte einen derartigen Leerlauf aufzuweiſen hat, daß man
nur dann zu einer Geſundung der Verhältniſſe kommen kann,
wenn ein erheblicher Prozentſatz des Schiffsraumes ſtillgelegt
wird. Auch die Engländer gehören zu den Leidtragenden, da ſie
ihre Tankflotte nicht voll ausnutzen können. Wenn ſie aber jetzt
ganz plötzlich eine ganze Serie dieſer Oeltransporter auf Stapel
legen laſſen, dann müſſen ſchon militäriſche Gründe eine Rolle
ſpielen. Die Anſicht neigt überall vor, daß man in den maß=
gebenden
Londoner Kreiſen eine Verſtärkung der eigenen Tank=
flotte
trotz des vorhandenen nicht ausgenutzten Schiffsraumes für
dringend erwünſcht hält, weil unter Umſtänden politiſche Situatio=
nen
eintreten könnten, die dann ganz beſondere Anforderungen
an die engliſchen Oeltransporter ſtellen würden. Aus dieſem
Grunde hat man wohl das engliſche Arbeitsbeſchaffungsprogramm
benutzt, um Tankſchiffe mittlerer Größe zu bauen.
Fünf Ikaliener aus Malta deportiert.
EP. Malta, 1. Oktober.
Fünf führende Mitglieder der italieniſchen Kolonie werden
auf Anordnung der Zivilbehörden in dieſer Woche deportiert
Es handelt ſich um den ehemaligen italieniſchen Konſul
Commendatore Mazzone und ſeine beiden Söhne, den Direktor
der Zweigſtelle der Bank von Rom, Fusco und einen Kapell=
meiſter
. Mazzone befindet ſich zur Zeit in Rom und wird nicht
mehr nach Malta zurückkehren. Die übrigen vier Italiener ſind
im Gewahrſam der Polizei. Ihre Deportation erfolgt im
öffentlichen Intereſſe auf Grund einer Verfügung vom Jahre
1933 und gilt als Beginn einer Säuberungsaktion der
Inſel von pro=italieniſchen Elementen, die an=
geblich
auch für Italien Spionage betrieben
haben.
In London findet vom 1. bis 5. Oktober auf Einladung des
parlamentariſchen Handelsausſchuſſes eine internationale Han=
delskonferenz
ſtatt, an der Vertreter von 30 Nationen teilnehmen.
* Die niederſächſiſche Dichkung.
Zum Ehrentag der niederſächſiſchen Dichtung vom 1.3. Oktober.
Der Raum, den wir als Niederſachſen zu bezeichnen pflegen,
dehnt ſich recht eigentlich von der Nordſeeküſte bis zu der Thü=
ringer
Grenze und von dem Weſtfalenland bis zur Elbe, Nieder=
ſächſiſche
Dichtung muß man aber vor allem in dem Raume
ſuchen, der ſich zwiſchen Weſer und der Elbe ausbreitet und
man kann ſchon die Hanſaſtädte Bremen und Hamburg in man
cher Beziehung fortlaſſen, denn hier hat frieſiſches Blut und
rieſiſcher Wille ſeit Jahrhunderten entſcheidend gewirkt. So iſt
ja auch Hans Friedrich Blunck ein vor allem frieſiſch beſtimm=
ter
Dichter, wenn die Niederſachſen ihn auch als einen der ihren
empfinden.
Niederſachſen wird beherrſcht von den Städten Hannover,
Braunſchweig, Göttingen, wird beherrſcht von der Lüneburger
Heide, von der Weſer mit ihren Nebenflüſſen, von der Elbe
mit ihren weſtlichen Zuſtrömungen. In dieſem Niederſachſen
herrſchte von jeher ein mächtiges Geſchichtsbewußtſein jenes Ge=
ſchichtsbewußtſein
, das aus den Zeiten Karls des Großen, der
Widukind=Kämpfe herüberragt und über Heinrich den Löwen
immer wieder die im Stamme zwar feſtwurzelnde, aber groß=
deutſche
Idee des Geſamtdeutſchtums feſthielt. Aus dieſem
Niederſachſentum holte Freiherr vom Stein auch die Stärkung
ſeines ſtaatsgeſtaltenden Willens, ſeiner Reichsſehnſucht, holte
er auch die Kraft für den Aufbau des großen deutſchen Ge=
ſchichtswerkes
der Monumenta Germaniae Historica.
In dieſem Niederſachſen erhielt ſich auch während des gan=
zen
19. Jahrhunderts mit einer ſeltenen Zähigkeit, Klarheit und
Tatkraft das grunddeutſche, urdeutſche Bewußtſein. Paul de
Lagarde entwickelte die uralte Trächtigkeit Göttingens neu in
ſeinen deutſchen Schriften als ein Warner und Wegweiſer, als
ein Vorbereiter des neuen Reiches.
Neben ihm und früher als er richtete ein Dichter der zu
den größten Deutſchen und auch zu unſeren größten Dichtern ge=
hört
, die ewige Offenbarung des Niederſachſentums auf, Wil=
helm
Raabe, deſſen wahre Größe erſt in unſerer Zeit lang=
ſam
erkannt wird. Von der Chronik der Sperlingsgaſſe (1855)
bis zum letzten Alterswerk Altershauſen (1911 aus dem Nach=
laß
) war Raabes Geſamtſchaffen die tiefſte Auseinanderſetzung
mit dem deutſchen Schickſal aus einem intuitiven Geſchichtsſinn
heraus aus der ſchöpferiſchen Verhaftung in der urgermaniſchen
Landſchaft zwiſchen Harz, Lüneburger Heide und Weſtfalen. Hier
wurde das Ringen der deutſchen Seele um den deutſchen Staat
in zeitlicher Tragik, aber ewig fruchtbar geſtaltet. Raabe ſtand
im Gegenſatz zur geſamten Weltanſchauung, zum geſamten

Vom Tage.

Der Führer beſichtigte geſtern die Feſtung Pillau in Oſt=
preußen
und begab ſich von da nach kurzer Pauſe in Königsberg
über Neuhauſen nach Allenſtein, wo er einen Vorbeimarſch der
Truppen des Standortes unter dem Infanterieführer General von
Niebelſchütz abnahm. Unter dem Jubel der Menge begab ſich der
Führer durch die feſtlich illuminierte Stadt nach dem Hof der Rei=
terkaſerne
zur Teilnahme an dem feierlichen Zapfenſtreich.
Für den nach Berlin berufenen bisherigen Gaupreſſeamts=
leiter
Pg. Woweries hat der Gauleiter den Referenten I der
Landesſtelle Heſſen=Naſſau des Reichsminiſteriums für Volks=
aufklärung
und Propaganda Pg. G. W. Müller zum Gaupreſſe=
amtsleiter
ernannt. Pg. G. W. Müller wird alſo in Zukunft
außer der Preſſeabteilung der Landesſtelle Heſſen=Naſſau des
Reichsminiſteriums auch das Gaupreſſeamt leiten.
Im Schloß Bellevue in Berlin fand Dienstagvormittag in Ge=
genwart
hervorragender volkskundlicher Wiſſenſchaftler des In=
und Auslandes die feierliche Eröffnung des Staatlichen Muſeums
für Deutſche Volkskunde ſtatt.
Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach erläßt an die
Einheiten der HJ. den nachſtehenden Tagesbefehl, demzufolge die
deutſche Jugend am 2. Oktober in Treue und Dankbarkeit des
großen Generalfeldmarſchalls gedenkt und Blumenſträuße oder
Kränze zum Gedächtnis Paul von Hindenburgs am Ehrenmal der
Gefallenen des Weltkrieges niederlegt.
In einer Verlautbarung der Preſſeſtelle des Köſener SC.= Ver=
bandes
wird mitgeteilt, daß die derzeitige Verbandsführung des
Köſener SC.=Verbandes nach Anhörung des Mitarbeiterkreiſes, im
Einvernehmen mit der früheren Verbandsführung die Auflöſung
des Köſener SC.=Verbandes verfügt hat.
Wie erinnerlich, hatte der lettiſche Staatsanwalt in dem
Rigaer Prozeß gegen den Deutſch=Balten Treu und Gen. wegen
angeblich von ihnen ausgeübter nationalſozialiſtiſcher Betätigung
in ſeiner Anklagerede u. a. die Ziele der NSDAP. als feindſelig
gegenüber dem lettiſchen Staat und Volk bezeichnet. Der deutſche
Geſandte in Riga hat aus dieſem Anlaß bei der lettiſchen Regie=
rung
nachdrückliche Vorſtellungen erhoben und die Zuſicherung
erhalten, daß man künftighin lettiſcherſeits der Wiederholung
ſolcher Ausfälle vorbeugen wolle.
Auf Grund einer Anzeige des deutſchen Konſuls in Bilbao
wurde der ſpaniſche Schriftſteller Antonio Eſpina, der einen den
Führer und Reichskanzler beleidigenden Artikel in mehreren
ſpaniſchen Zeitungen veröffentlicht hatte, am Montag verhaftet
und ins Gefängnis eingeliefert.
Durch königlichen Erlaß wurde am Dienstag das däniſche
Folketing aufgelöſt. Die Neuwahlen finden am 22. Oktober ſtatt.
Rege Täkigkeit in London.
London, 1. Oktober.
Miniſter Eden traf am Dienstag mittag, von Genf kommend,
in London ein. Er begab ſich ſofort nach dem Foreign Office,
wo er mehrere Beſprechungen hatte. Zur Vorbereitung der Kabi=
nettsſitzung
am Mittwoch fand ſodann eine Ausſprache zwiſchen
Eden, Baldwin und Sir Hoare ſtatt. Die geſpannte internatio=
nale
Lage und die bevorſtehenden folgenſchweren Entſcheidungen
fanden am Dienstag ſichtbaren Ausdruck in der überaus regen
Tätigkeit, die nunmehr wieder im engliſchen Regie=
rungsviertel
herrſcht. Am Vormittag ſprach der franzö=
ſiſche
Botſchafter im Foreign Office vor. Am Nachmittag ſtattete
der frühere Außenminiſter Chamberlain dem Miniſterium einen
Beſuch ab. Beſondere Erwähnung verdient ferner das Vorſpre=
chen
des früheren britiſchen Oberkommiſſars in Aegypten, Lord
Lloyd.
17 Hochſchulprofeſſoren in den Ruheſtand verſetzl.
DNB. Berlin, 1. Oktober.
Wie die Reichs= und Preußiſche Hochſchulverwaltung be=
kanntgibt
, wurden infolge Erreichung der Altersgrenze folgende
Profeſſoren von ihren amtlichen Verpflichtungen entbunden:
An der Univerſität Berlin: Geheimer Hofrat Profeſſor Dr.
Oncken, ferner Profeſſor Dr. Schöttler Profeſſor Dr.
Schroeter und Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Schu=
macher
.
An der Univerſität Bonn: Profeſſor Dr. Pflüger, Ge=
heimer
Regierungsrat Profeſſor Dr. Remy und Profeſſor Dr.
Sobatta.
An der Univerſität Breslau: Profeſſor Dr. Dr. Steuer=
nagel
.
An der Univerſität Frankfurt a. M.: Profeſſor Dr.
Schnaudigel und Profeſſor Dr. zur Straßen.
An der Univerſität Göttingen: Profeſſor Dr. Riecke und
Geheimer Juſtizrat Profeſſor Dr. Schoen.
An der Univerſität Hamburg: Profeſſor Dr. Schott=
müller
.
An der Univerſität Münſter: Profeſſor Dr. Roſenfeld
und Profeſſor Dr. Schöne.
An der Techniſchen Hochſchule in Berlin: Profeſſor Dr.=Ing.
Poelzig.
An der Techniſchen Hochſchule in Braunſchweig: Profeſſor
Stubbe.

Materialismus des 19. Jahrhunderts. Er hatte die Kraft und
die Mächtigkeit, die deutſche Seele lebendig zu erhalten; er hatte
auch die Kraft und die Macht, die große deutſche Volksidee,
unſer völkiſches Weſen und Menſchentum bis in ſeine ſtaatlichen
Gliederungen und Wünſche hinein als Dichter jedermann zum
Erlebnis zu machen. Er blieb in der Bitternis ſeiner Zeit
immer der Gläubige. Er wußte, daß das deutſche Volk ſich ſein
Schickſal zuletzt doch aus ſich ſelbſt herausgeſtalten wird und
geſtalten kann. Er fand ſeinerzeit in dem Niederſachſen Wil=
helm
Buſch (18321908) eine Art Ergänzung, die zu Leb=
zeiten
zwar oft Raabe überſchattete und verdrängte, die aber
uns heute deutlich als gute Ergänzung erſcheint. Raabe hatte
nicht dieſe Kraft, das Daſein grotesk zu formen, die Maske des
Satirikers vor die Zartheit ſeiner Seele zu rücken, den Kampf
mit dem ſcharfen Lachen für das Gute zu führen. Dieſe Ver=
anlagung
weckte ja dann ſpäter in einer noch ſeelenloſeren Zei=
in
dem anderen Niederſachſen Frank Wedekind (18641918)
den ſchärfſten Rationalismus, die Verzweiflung, die ſchließlich
nur noch das Negative gelten läßt, wenn ſie nicht wie in Otto
Erich Hartleben (18641905) faſt zu einer Zerſetzung
führt.
Es bedurfte immer der Anſchlüſſe an die große Tradition,
mochte ſie nun geſellſchaftlich ſein wie in den Romanen des
Hannoveraners Georg Freiherr von Ompteda oder
mochte ſie völkiſch durchgeführt werden wie in den prachtvollen
Bauernbüchern Heinrich Sohnreys, oder in den Ge=
ſchichtsbüchern
, vor allem in dem Scharnhorſt=Roman Guſtav
Kohnes. Der Niederſachſen=Geiſt offenbart ſich hier immer
wieder, vor allem in ſeiner Treue zum eigenen Volkstum, aber
auch in dem Ernſt, mit dem die höchſten Werte, die das Volkstum
in einzelner Perſönlichkeit erzeugt, von Geſchlecht zu Geſchlecht
gebracht werden.
Der Niederſachſe hat ja gerade das Erlebnis der Ge=
ſchlechterfolge
ſich erhalten; er gehört zu den Stämmen, die ſeit
Jahrtauſenden auf demſelben Boden wohnen. Er kann infolge=
deſſen
auch das Leben ſeiner Familie Jahrhunderte weit, nicht
nur im Adel, ſondern auch im Bauern, im Bürger, im Arbeiter
zurückverfolgen. Hier hat das Volk ſich ſelbſt immer lebendig er=
halten
. So iſt es denn auch gekommen, daß im Dichterraum Schrift=
ſteller
=, Dichter=Familien ſind verſchiedene Generationen ſich ent=
wickelten
. Braunſchweig zeigt die Familie Huch und Seidel;
das Geſchwiſterpaar Ricarda und Rudolf Huch, ſowie
ihr Vater Friedrich Huch ſteht neben dem Geſchwiſterpaar
Willy und Ina Seidel mit dem nach Berlin verpflanzten
Onkel Heinrich und deſſen Sohn Heinrich Wolfgang
Seidel. In den Seidels lebt zwar vorzugsweiſe mecklen=
burgiſches
Blut und vielfach auch mecklenburgiſche Lebensſchil=
derung
, weswegen ſie nicht im engeren Sinne zur Niederſachſen=

Programm für den erktedäntiag 435.
DNB. Berlin, 1. Oktober.
Für den Erntedanktag 1935 iſt folgendes Programm vor=
geſehen
:
Samstag, den 5. Oktober
16 Uhr: Begrüßung der Delegierten des Reichsnährſtandes
durch Reichsminiſter Dr. Goebbels im Georgen=Garten in
Hannover in Anweſenheit des Reichsbauernführes und Reichs=
miniſters
Darré.
20 Uhr: Die Delegierten des Reichsnährſtandes beſuchen die
Vorſtellung des Schauſpiels Erde von Rudolf Ahlers im
Schauſpielhaus zu Hannover.
Ab 22 Uhr: Eintreffen der Sonderzüge auf den Bahnhöfen
Hameln, Afferde, Tündern, Grohnde, Emmerthal, Groß= und
Klein=Berkel. Die Sonderzugteilnehmer werden, ſoweit ſie bis
Samstag früh vor 6 Uhr eintreffen, in Privat= und Maſſen=
quartieren
untergebracht, die ſich unmittelbar bei den Ziel=
bahnhöfen
befinden.
Sonntag, den 6. Oktober.
7 Uhr: Beginn des Aufmarſches von den Quartieren und
den Bahnhöfen.
Ab 8 Uhr: Auf dem Bückeberg Darbietungen durch Volks=
tanzgruppen
, Sing= und Spielgruppen, Maſſenchöre und Muſik.
3000 bäuerliche Trachtenträger bilden Spalier längs des
Führerweges. Die Feldzeichen und Fahnen nehmen auf der
Rednertribüne, Ehrenabteilungen der politiſchen Leiter, der SA.
und SS. vor der oberen Tribüne Aufſtellung.
Gegen 12 Uhr: Eintreffen des Führers auf dem
Kundgebungsgelände. Eine Batterie feuert beim Eintreffen des
Führers Salut. Nach Abſchreiten der Ehrenkompagnie des A./J. R.
Braunſchweig und der Ehrenabteilung des Arbeitsdienſtes vom
Baukommando Bückeberg begibt ſich der Führer zur oberen
Tribüne. Drei Knallbomben geben das Zeichen zur Eröff=
nung
der Kundgebung. Während der Sängerkreis
Hameln den Chor Segnung ſingt: Ueberreichung einer
Erntekrone an den Führer und eines Erntekranzes an
den Reichsbauernführer, Eröffnungsanſprache des Reichs=
miniſters
Dr. Goebbels. Begrüßungsflug von 7 Staffeln der
Luftwaffe. Während des Vorbeiflugs ſpielen die Muſikkorps
den Fliegermarſch bis eine Knallbombe den Beginn der großen
Gefechtsübung der Wehrmacht verkündet. Teil=
nehmende
Truppen: A./J.R. Braunſchweig, A./J.R. Göttingen,
13./J. R. Braunſchweig, 14./J.R. Braunſchweig, III./A.R.
Hannover 1. Battr. I./A.R. Hannover, 1 Nebel=Zug der Artl.
Abt. Königsbrück, 1/2 R.R. Paderborn, Pi. Batl. Minden (zum
Bau von Brücken über die Weſer), Pi. Patl. Holzminden (zur
Herrichtung des Gefechtsfeldes), 1 Krad. Schütz Kp./Kf. Abt.
Münſter, Panzer Abt. Nürnberg, Ohrdruf, 3 Aufklärungsſtaffeln,
1 Staffel des Befehlskampfgeſchwaders 3 Staffeln der Luft=
waffenreſerve
, 1 Flugzeug G 38 der Deutſchen Lufthanſa Flak,
Abt. Wolfenbüttel. Schlußzeichen für die Gefechtsübung:
eine Knallbombe.
Gegen 13 Uhr: Der Führer begibt ſich zur unteren Tribüne
Rede des Reichsbauernführers Darré. Rede des
Führers. Nationalhymnen. Abſchuß von 300 Fallſchirm=
bomben
. Danach Beginn des Abmarſches der Teilnehmer zu den
Bahnhöfen.
Ab 19 Uhr: Abfahrt der Sonderzüge.
20 Uhr: Eintreffen des Führers in Goslar. Nach Ab=
ſchreiten
einer Ehrenkompagnie des 3. Jäger J.R. Göttingen
begibt ſich der Führer in die Kaiſerpfalz. Ueberreichung der
Ehrenbürger=Urkunde der Stadt Goslar durch den Oberbürger=
meiſter
der Stadt an den Führer. Empfang der Bauern=
abordnungen
durch den Führer.
21 Uhr: Der Führer nimmt auf dem Balkon der Kaiſer=
pfalz
den großen Zapfenſtreich, ausgeführt durch 3. Jäger J.R
Göttingen, ab. Großes Feuerwerk.
*
Die Organiſationsleitung Bückeberg teilt
mit: Entgegen anderslautenden Nachrichten iſt die Anmeldung
von Teilnehmern zu Sonderzügen nach dem Bückeberg nicht ab
geſchloſſen. Volksgenoſſen, die am 6. Oktober am Staatsakt au
dem Bückeberg teilnehmen wollen, wenden ſich ſofort an die nächſte
Parteidienſtſtelle, die ihnen dann ſofort Sonderzugkarten beſorgt,
Enkſpannung am Fekkmarkk zu erwarten.
Der Bezug der für eine hinreichende Verſorgung der Bevöl=
kerung
mit Margarine erforderlichen Rohſtoffe iſt nunmehr von
der Deviſenſeite her ſichergeſtellt. Das bedeutet praktiſch, daß die
Margarineinduſtrie im laufenden Vierteljahr erheblich größere
Mengen an Magarine herſtellen und in den Verkehr bringen wird,
als in dem abgelaufenen Vierteljahr.
Außerdem hat heute die Reichsſtelle für Milcherzeugniſſe, Oele
und Fette auf Anordnung des Reichsernährungsminiſters aus
ihren Beſtänden Butter und Schmalz in erheblichem Umfange zur
Verteilung gebracht.
Dichtung gehören, obwohl ſie daraus auch viel Kraft empfingen.
Aber im Werk der drei Huchs offenbart ſich doch das ſtrenge
Niederſachſentum und die Möglichkeit des niederſächſiſchen Men=
ſchen
, ſich die Weltweite zu erobern. Wie ſtark die Verwurzelung
iſt zeigen Ricarda Huchs Erinnerungen von Rudolf Ursleu dem
Jüngeren, zeigen vor allen Dingen Rudolf Huchs erſt in
unſerer Zeit zu Ruhm und Erfolg gebrachten Dichtungen.
Rudolf Huch iſt vielleicht der für nach=raabeſche Zeit wichtigſte
Geſtalter des niederſächſiſchen Menſchen und Lebensraums.
Es iſt das Kennzeichnende für den Niederſachſen daß er
immer die ganze Weite des geſamtdeutſchen Weſens bei feſter
Verwurzelung im Volkstum, im Blut und Boden zu erobern
vermag. Ein Hermann Löns iſt wohl der treueſte Schilderer
niederſächſiſcher Natur, niederſächſiſcher Menſchen und Tierwelt
niederſächſiſcher Magie und Seelen=Art, aber er wächſt doch bei
dieſer Schilderung im kleinen, in der Einzelheit ſtets hinaus in
das Reich des Geiſtigen, des Religiöſen, in die Weltweite, in
das All. Es iſt das im beſonderen Germaniſche, das ſich hier im
Niederſachſen mit beſonderer Kraft offenbart. Das hat ſelbſt
Unterhaltungsromane wie die von Dietrich Speckmann
dem Erzähler der Lüneburger Heide, befruchtet, das hat ſelbſt
einen Zeitgenoſſen Wilhelm Raabes, wie den Quedlinburge
Julius Wolf (18341910) lebendig erhalten, und das hat
ſchließlich den bedeutenden Balladendichter unſerer Zeit
Börries Freiherr von Münchhauſen (geboren 1874)
aus einem der älteſten niederſächſiſchen Adelsgeſchlechter zu de
Höhe gehoben, die es ihm ermöglichte, ſein ariſtokratiſches Welt=
bild
mit unſerer Volksart auf das innigſte zu vermählen und als
Urdeutſcher Weltmann zu ſein. Neben ihm gelang es der Bal=
ladenkunſt
der Bückeburgerin Lulu von Strauß und
Torney (geb. 1873) in ihren dämoniſchen Verſen wie in ihren
Dorfgeſchichten, niederſächſiſchem Bauerntum ein beſonderes
Denkmal zu ſetzen.
Wenn man aber eine Geſamtſumme aus allen nieder
ſächſiſchen Kräften, die ſich noch in vielen anderen, würdigen
Erzählern, wie Wilhelm Scharrelmann oder Karl
Söhle würdig offenbart haben, ziehen will, dann muß man
zu dem Werk Paul Ernſts, dem Sohn eines Grubenſteigers
im Harzſtädtchen Elbingerode (18661933) greifen. Paul Ernſ
hat ja ſelbſt ſeinen Lebensweg in ſeinen Erinnerungen ge=
deutet
als ein fortwährendes in die Tiefe ſteigen, in die Tiefe
des Irdiſchen, des Erdhaften, um hier das Gold zu ſchürfen
in dem ſich das Ewige ausdrückt. Er ging durch den ganzen
Kreis des menſchlichen Wiſſens und der menſchlichen Wirklich=
keit
als Student in Göttingen und Tübingen und Berlin, er
kämpfte ſich durch das Soziale, Sozialiſtiſche, durch die Literatur,
den Naturalismus zum höchſten Adel, zum klarſten Geſchichts
ſinn, zur wirklichen Freiheit empor. In ſeinen Dramen war

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 2. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

50 warkeken die Memelländer 8 bis 10 Skunden vor den Wahllokalen.

Die Wahl der Memellä
gwar von derartigen Erſchwerniſſen und Zwangsmaßnahmen begleitet, daß es dem größten
r am Sonnt
Teil der Bevölkerung nicht möglich
ar, das Wahlrecht auszuüben. Nach oft zehnſtündigem Warten vor den Wahllokalen mußten die
Wahlberechtigten wieder nach Hauſe gehen. Die Kownoer Regierung beſchloß daher, auch noch den Montag als Wahltag zu benutzen.
Die geſamte europäiſche Preſſe empört ſich über das unerhörte Wahlſyſtem, mit dem die Litauer die Wahl ſabotieren wollten. Dieſes
Bild zeigt das Gedränge vor dem Wahllokal in Pogegen im Memelland.
(Preſſe=Illuſtration Hoffmann=M.)

Bauernunruhen in aller Welk.
In Litauen ſchießen Bauern und Militär aufeinander, es
ſibt Tote und Verwundete. In Frankreich muß der Staat
andauernd Prozeſſe gegen ſeine Landwirte führen, weil ſie keine
Steuern zahlen wollen, meiſt keine zahlen können; es gärt im
ganzen Land, und ein allgemeiner Steuerſtreik ſteht vor dem Aus=
ruch
. In Dänemark ſind die Bauern in den Valutenſtreik
ſetreten, ſie liefern keine Deviſen mehr ab und wollen ſo die
Regierung zwingen, ihre Notlage ſtärker zu berückſichtigen. In
Amerika opponieren die Farmer, und hier, ebenſo wie in
volland und Belgien, hält man die Landwirtſchaft müh=
ſam
mit großen Subventionen über Waſſer, ohne die Unzufrieden=
heit
wirkſam bekämpfen zu können. Von der maßloſen Ver=
lendung
des Bauern in Rußland, einſt die Kornkammer der
Welt, ſei hier erſt gar nicht die Rede.
Was liegt der Not der Bauern in der Welt zugrunde? Ab=
geſehen
von Rußland, wo ein irrſinniges Syſtem der Kollektivie=
rung
die Hauptſchuld trägt, handelt es ſich überall um denſelben
Vorgang. Die Preiſe der landwirtſchaftlichen Produkte beharren
ſeit Jahren, von geringen Schwankungen abgeſehen, auf einem
Tiefſtand, der zwangsläufig zur Verarmung des Bauern führen
muß. Durch die geſunkenen Einnahmen wird die Schulden= und
Zinſenlaſt unerhört drückend, eine Zahlung der Steuern unmöglich
und die ohnedies beſcheidene Lebenshaltung des Bäuern noch
weiter eingeſchränkt. Exekutionen gegen den Beſitz des Bauern
müſſen auf härteſten Widerſtand ſtoßen, denn der Bauer iſt ſich
einer Schuld bewußt, die als Sühne von ihm verlangen würde,
ſeine Exiſtenz aufzugeben. Er ſoll ſich von Haus und Hof und
Boden trennen, nur weil er, ohne ſein Zutun, kein ausreichendes
Entgelt mehr für ſeine unendliche Mühe und Arbeit erhält.
Erinnern wir uns, daß auch in Deutſchland der Bauer noch
ſor kurzer Zeit ſich in einer ähnlichen Lage befand. Erinnern
vir uns der Unruhe und Verzweiflung, die in unſerer Bauern=
ſchaft
überhand zu nehmen drohte und beiſpielsweiſe in der ge=
waltſamen
Verhinderung von Zwangsverſteigerungen ihren Aus=
druck
fand. Die nationalſozialiſtiſche Wirtſchafts= und Agrar=
politik
hat die Rettung des Bauern als vordringlich zielbewußt
in Angriff genommen, ſie hat ihn mit ihren Maßnahmen aus der
weltumfaſſenden Not des Bauernſtandes herausgelöſt und ihm
vieder eine geſicherte Exiſtenzgrundlage geſchaffen. Weitere
Zwangsverſteigerungen wurden verhindert, die Zinſenlaſt er=
näßigt
. Durch eine ſinnvolle Einfuhr= und Preispolitik erhält
der Bauer einen größeren Anteil am Volkseinkommen und wurde
ſadurch wieder lebensfähig. Der neue Staat garantiert ihm ſein
Auskommen und hat ihn wieder als Ernährer und Blutſpender
der Nation auf den Platz geſtellt, der ihm gebührt.

Deviſenbewirtſchafkung in Likauen.
DNB. Kowno, 1. Oktober.
Die immer weiter um ſich greifenden wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten Litauens, die in den letzten Monaten zu einem
beſchleunigten Abfluß des Gold= und Deviſenbeſtandes führten.
haben die litauiſche Regierung nunmehr veranlaßt eine ſehr
weitgehende Deviſenbewirtſchaftung einzuführen. Im Regierungs=
anzeiger
wird am Dienstag ein ſofort in Kraft tretendes Ge=
ſetz
veröffentlicht, das die geſamte Deviſenbewirtſchaftung der
Litauiſchen Notenbank überträgt. Der An= und Verkauf ſowie
die Ueberweiſung von Deviſen und Gold ſowie alle damit ver=
bundenen
Operationen dürfen nur von einer eigens vom
Miniſterkabinett eingeſetzten Deviſenkommiſſion ausgeführt
werden. Alle Handelsunternehmungen jeder Art müſſen ihre
Deviſenbeſtände und ihre eingehenden Deviſen innerhalb von
fünf Tagen der Litauiſchen Notenbank abtreten. Privatperſonen
müſſen ihre Deviſenbeſtände innerhalb dieſer Zeit lediglich an=
melden
. Von dieſer Beſtimmung ausgenommen ſind Gold= und
Deviſenbeſtände im Betrage bis zu 50 Lit und Silbergeld in
beliebiger Höhe. Alle Behörden einſchließlich der autonomen
Organe des Memelgebietes dürfen zahlungspflichtige Deviſen=
verbindlichkeiten
mit dem Auslande nur mit Genehmigung des
Finanzminiſteriums eingehen. Im Reiſeverkehr mit dem Aus=
lande
ſind einmalig 200 Lit oder 20 Lit täglich freigegeben.
Ausländer müſſen bei der Aus= und Einreiſe ihre Deviſen=
beſtände
anmelden.
Zuwiderhandlungen gegen dieſes Geſetz werden mit Geld=
ſtrafen
bis zur fünffachen Höhe der hinterzogenen Deviſen und
mit Beſchlagnahme geahndet oder mit Gefängnisſtrafen bis zu
6 Monaten.
Der Ausbürgerungsprozeß in Lütkich beginnt.
DNB. Lüttich, 1. Oktober.
Die Verſäumnisurteile gegen die vier Beſchuldigten im bel=
giſchen
Ausbürgerungsprozeß ſind am 1. Oktober veröffentlicht
worden. Mit dieſem Tage beginnt die achttägige Einſpruchsfriſt.
Nach erfolgtem Einſpruch muß die Kammer des Appellationshofes
in Lüttich die Verhandlung anberaumen. Das Urteil muß nach
der Verhandlung innerhalb 14 Tagen geſprochen werden. Auf
Grund des Ausbürgerungsgeſetzes vom 30. Juli 1934 ſteht den
Beſchuldigten gegen das Urteil keine Reviſion in höheren In=
ſtanzen
zu. Damit beginnt ein Prozeß, der für die geſamte deutſche
Bevölkerung Eupen=Malmedys von großer Bedeutung iſt.

r nicht, wie falſche Geſchichtsſchreibung es wollte, ein Klaſſiziſt,
ſondern ein Dichter des Mythiſchen, der das Schickſal und das
Heldiſche religiös und geiſtig erfaßt; in ſeinen Romanen wurde
er zum Weltanſchauungsdichter. Mit ethiſchem Vervollkommnungs=
villen
wurde er zum Volksdeuter, der das Volksganze will; als
Soziologe und Kulturkritiker kämpfte er um die Grundlagen
Deutſchlands, band er dies, von ihm immer klar geſehenen
Geſamtdeutſchtum eng an die größte deutſche Geſchichte in ſeinem

Kaiſer=Buch.
So zeigt ſelbſt ein ſchneller Ueberblick über das lebendige
Dichtertum Niederſachſens, daß hier der deutſche Genius auf
eine Art fruchtbar iſt, wie nur in wenigen deutſchen Stamm=
landen
. Wirft man dann zuletzt einen kurzen Blick auch noch
auf die junge nachwachſende Welt, ſo weiß man, daß das alte
Blut ſich wunderſam regt, und Niederſachſen eine der ſtärkſten
dichteriſchen Schöpfungsprovinz auch der neuen deutſchen
iteratur im Dritten Reich ſein und bleiben wird. HI. M. E.

Kleines Haus. Dienstag, den 1. Oktober.
Gyges und ſein Ring.
Ein Trauerſpiel von Friedrich Hebbel.
Einen Regenbogen, der, minder grell als die Sonne.
Strahlt in gedämpftem Licht, ſpannte ich über das Bild;
Aber er ſollte nur funkeln und nimmer als Brücke dem Schickſal
Dienen, denn dieſes entſteigt einzig der menſchlichen Bruſt.
Aus Rhodopens Bruſt entſteigt, wie Hebbel in dieſem Leit=
wort
es ankündigt, der Zwieſpalt, der ſie in den Tod treibt.
Der Zwieſpalt zwiſchen Liebe und Scham. Die ſchwere
Kränkung und Enttäuſchung, die ſie aus dem Verrat des Kan=
daules
empfindet! Ein Verrat, der doch auch wieder nur aus
einem Glücksgefühl geboren wurde.
Der Lyderkönig Kandaules zeigt in ſeinem Glücke dem
Freund Gyges die geliebte Gattin unverſchleiert: drei an ſich
edle Menſchen ſtehen im Kreiſe; aus ihrer Stellung zueinander
erwächſt ſchickſalhaft die Tragödie.
In der Zeit von Frühjahr bis Herbſt 1854, in der glück=
lichen
und fruchtbaren Wiener Periode, ſchrieb Hebbel das
packende Drama.
Doch zunächſt ohne Annahme an einer Bühne. Als Hebbel
in der Silveſter=Nacht das verfloſſene Jahr überſchaute, ge=
dachte
er des Gyges und bemerkte mit ſtillem Schmerz in
ſeinem Tagebuch: Das erſte Stück, das ich in den Kaſten lege‟.

Rudolf Presber .

Rudolf Presber iſt heute nacht
um 12 Uhr im Alter von 68
Jahren im St. Joſefs= Kranken=
haus
in Potsdam plötzlich ge=
Rudolf: Presber
ſtorben.
war Ehrenſenator des Reichs=
verbandes
der deutſchen Schrift=
ſteller
, Präſident der Literari=
ſchen
Geſellſchaft in Berlin und
Präſident der Geſellſchaft alter
Frankfurter in der Welt.

Erſt 1894 erſchien Gyges an der Wiener Hofburg und
iſt ſeitdem über zahlreiche deutſche Bühnen gegangen. Das Schau=
ſpiel
iſt der Höhepunkt von Hebbels poetiſchem Schaffen, wenn es
auch von anderen Werken, wie Maria Magdalena, an drama=
tiſcher
Kraft übertroffen wird. Mit dem hohen ethiſchen Gehalt
verbindet ſich eine herrliche dichteriſche Form.
Mit einer ſchönen und eindrucksvollen Neuinſzenierung des
Gyges eröffnete geſtern das Kleine Haus des Landestheaters
den Kreis ſeiner Aufführungen.
Es war merkwürdig: Lag es an dem ſchwachen Beſuch des
Hauſes oder lag es an dem Spiel auf der Bühne, es wollte zu=
nächſt
keine Stimmung aufkommen. Den König Kandaules
ſpielte Max Nemetz, der von Leipzig nach Darmſtadt zurück=
gekehrt
iſt, den Griechen Gyges Emil Lohkamp. Die beiden
konnten zunächſt keine Fühlung zueinander finden. Sie ſprachen
ihre Worte nebeneinander her, Nemetz laut und polternd, Loh=
kamp
in ſich gekehrt, faſt teilnahmslos. Es erwuchs nicht Hand=
lung
aus Rede und Gegenrede, es blieben Monologe. Erſt als
Ruth Trumpp als Rhodope mit ihrem innerlich beſeelten
Spiel erſchien, wurde die Teilnahme der Zuſchauer eingefangen.
Im weiteren Verlauf des Spieles nach der verhängnis=
vollen
Nacht fanden ſich die Spieler allmählich zuſammen.
Rhodopens Geſtalt trat in den Mittelpunkt. Klar wie ein
Kriſtall ſpiegelte ſich ihr Weſen und ihr Schickſal in Ruth
Trumpps Spiel: edel ihr Weſen, beſeelt ihr Spiel, erſchütternd

Nr. 271 Seite 3

Nur noch eine Flagge.
DNB. Berlin, 1. Oktober.
Amtlich wird mitgeteilt: Durch das Reichsflaggengeſetz vom
15. September 1935 iſt die Hakenkreuzflagge zur alleinigen Reichs=
und Nationalflagge beſtimmt worden.
Auf Grund des Artikels 4 dieſes Geſetzes hat der Reichs=
miniſter
des Innern durch Erlaß vom 16. September 1935 ange=
ordnet
, daß ſämtliche öffentlichen Gebäude des Reiches, der Län=
der
und der Körperſchaften des öffentlichen Rechts künftig allein
mit der Hakenkreuzflagge flaggen, und daß von ihnen die Flagge
Schwarz=Weiß=Rot ſowie die Flaggen der Länder und Provinzial=
verbände
nicht mehr zu zeigen ſind.
Es wird der Erwartung Ausdruck gegeben, daß ſich die Bevöl=
kerung
dieſem Vorgehen anſchließt und nur noch die Hakenkreuz=
flagge
zeigt. Verboten iſt das Zeigen der ſchwarz=weiß=roten
Flagge nur für Juden.
Die Reichsſteuereinnahmen im Auguſt.
Günſtiges Geſamtbild.
Im Auguſt 1935 ſind an Beſitz= und Verkehrsſteuern
453 3 gegen 393,0 Millionen RM. im Vergleichsmonat des Vor=
jahres
und an Zöllen und Verbrauchsſteuern 259,9 (Auguſt
1934 249,2) Millionen RM. aufgekommen, d. h. insgeſamt
713,2 Millionen gegen 642,2 Millionen RM. In der Zeit vom
1. April bis 31. Auguſt 1935 betrug das Aufkommen an Beſitz=
und Verkehrsſteuern gegenüber der Vergleichszeit des Vor=
jahres
2243,1 (1901,3) Millionen RM. und an Zöllen und
Verbrauchsſteuern 1 414,1 (1305,9) Millionen RM. Insgeſamt
ſind alſo in der Berichtszeit 3 657,2 gegen 3 207,2 Millionen
RM. im Vorjahr aufgekommen.
Uebernahme der Verſorgung und Fürſorge
für ehemalige Angehörige der neuen Wehrmacht
und ihre Hinterbliebenen auf den Verſorgungs= und Fürſorge=
dienſt
der Wehrmacht.
Der Führer und Reichskanzler hat im Zuge des Aufbaues der
deutſchen Wehrmacht die Uebernahme der Verſorgung und Für=
ſorge
für ausgeſchiedene Soldaten und Beamte der neuen Wehr=
macht
und deren Hinterbliebene auf Dienſtſtellen der Wehrmacht
befohlen. Es wurde daher bei den Wehrbezirkskommandos, Wehr=
erſatzinſpektionen
und Wehrkreiskommandos, für die ehemaligen
Angehörigen der Kriegsmarine bei den Marineſtationskommandos
Verſorgungs= und Fürſorgeabteilungen eingerichtet, welche mit
Wirkung vom 1. Oktober 1935 ab das geſamte Verſorgungs= und
Fürſorgeweſen der Wehrmacht ausüben. Verſorgungsabteilungen
erhalten zunächſt nur eine kleine Anzahl von Wehrbezirks=
kommandos
, welche jeweils die Verſorgung mehrerer anderer
Wehrbezirke mitübernehmen. Jede der neuen Abteilungen wird
in der lokalen Preſſe ihre Verſorgungs= bzw. Fürſorgebezirke be=
kanntgeben
.
Aukobahnſtrecke Darmſtadk-Mannheim-Heidelberg
ab 3. Oklober freigegeben.
TPD. Frankfurt a. M., 1. Oktober.
Die Oberſte Bauleitung der Reichsautobahn gibt bekannt,
daß am Donnerstag, dem 3. Oktober, vormittags 11 Uhr, die
Reichsautobahnſtrecke. Darmſtadt Mannheim Heidelberg an
ſämtlichen Anſchlußſtellen dem Verkehr übergeben wird.
Der Beſtand vor dem 17. Sepkember geſchloſſener
Miſchehen von dem neuen Geſek nicht berührt.
Berlin, 1. Oktober.
Im Zuſammenhang mit dem in Nürnberg vom Reichstag be=
ſchloſſenen
Geſetz zum Schutze des deutſchen Blutes und der deut=
ſchen
Ehre vom 15. September 1935, das Miſchehen zwiſchen Juden
und Staatsangehörigen deutſchen oder artverwandten Blutes
verbietet, iſt vielfach die Vermutung ausgeſprochen worden, daß
auch bereits beſtehende Miſchehen durch das Geſetz erfaßt werden.
Dieſe Annahme iſt, wie das Deutſche Nachrichtenbüro mitteilt,
unzutreffend; der Beſtand ſolcher Miſchehen, ſoweit ſie vor dem
17. September, dem Tage des Inkraftretens des Geſetzes, ge=
ſchloſſen
ſind, wird durch das Geſetz nicht berührt.
Die Wahlbeteikigung in den Städten und größeren Orten des
Memelgebietes war durchweg ausgezeichnet. In Heydekrug, das
zugleich außer Memel der größte Ort des Gebietes iſt, wurden
2274 von 2414 Stimmen abgegeben, alſo 94 v. H. In Pogegen
gaben 1502 von 1653 Wahlberechtigten ihre Stimmen ab, was !
v. H. entſpricht. In Ruß haben ebenfalls 91 v. H. gewählt: 1354
von 1471 Wahlberechtigten.

ihr Schickſal! Die Verkörperung der Idee der Sitte, um=
ſpielt
von den tragiſchen Lichtern menſchlichen Geſchehens.
Nun hatte auch Nemetz als Kandaules gute und ſtarke
Momente. Kandaules iſt der Menſch, der alle Dinge zu beherr=
ſchen
meint. Doch plötzlich entgleiten ſie ſeiner Hand. Andere
Verwicklungen greifen ein, Hebbels Pſychodrama ſetzt ein. Sehr
ſchön kamen dieſe Uebergänge bei Nemetz zum Ausdruck.
Emil Lohkamp hatte als Gyges überaus feſſelnde Sze=
nen
. Wir ſchätzen E. Lohkamp als Künſtler zu hoch, als daß wir
diesmal nicht einige Einſchränkungen im Sinne einer aufbauen=
den
Kritik machen müßten. Die Worte des Gyges ſollten nicht
ſo raſch geſprochen werden. Die Schönheit von Hebbels Sprache
und der Flug ſeiner Gedanken lädt zu ruhigem Genießen ein. Ob
überhaupt die Geſtalt des jungen, ſinnenfrohen Griechen dem
Künſtler liegt, iſt eine weitere Frage.
Ilſe Knochenhauer, die geradewegs von der Schauſpiel=
ſchule
in Berlin mit einem kurzen Umweg über die Heidel=
berger
Feſtſpiele nach Darmſtadt gekommen iſt, hatte als Les=
bia
die ſympathiſche innere Erregung der Debütantin; ihr Spiel
war ausdrucksvoll und zeugte von künſtleriſchem Verſtändnis.
Mit der Akuſtik des Hauſes wird ſie ſich noch vertraut machen
müſſen. Als Hero ſtand ihr Hildegard Wahry munter zur
Seite.
Kurt Weſtermann als Thoas und Hans Ausfelder
als Karna ordneten ſich mit dem ihnen eigenen, ſicheren ſchau=
ſpieleriſchen
Takt vortrefflich in den Rahmen des Ganzen ein. Für
die Spielleitung zeichnete Jochen Poelzig, für die abwechſe=
lungsvollen
Bühnenbilder Max Fritzſche verantwortlich.
Hebbels ergreifende Dichtung hinterließ einen tiefen Eindruck,
der ſich am Schluſſe in warmem Beifall ausſprach.
Z.

Von der Univerſität Heidelberg. Die Preſſeſtelle der Univer=
ſität
Heidelberg teilt mit: Das Bundesminiſterium für Unterricht
in Wien hat den Dozenten Dr. Hans Kinzl. bisher an der Univer=
ſität
Heidelberg, mit Wirkung vom 1. Oktober 1935 zum außer=
ordentlichen
Profeſſor der Geographie an der Univerſität Inns=
bruck
ernannt.

Wilh. Buch: Der deutſche Weg. (Wilhelm Limpert. Berlin
SW. 68. 1.80 RM.)
Dieſe Moſaikbilder deutſcher Geſchichte, ſehr geſchickt auf
knappſtem Raum zuſammengedrängt eine faſt erſchöpfende Ge=
ſchichte
von Jahrhunderten deutſcher Vergangenheit gebend, kann
man nicht leſen, ohne tief erſchüttert zu werden. Ein wechſel=
voller
Leidensweg wird aufgezeichnet, wie ihn kein Volk der Erde
gleich ſchmerz= und leidvoll, aber auch nicht gleich an Größe, Stolz,
Härte und Kraft durchlebt hat. Ein Weg, der erſchüttert, aber
auch voll Glauben iſt. Ein Buch, das in jedes deutſche Haus ge=
hört
, beſonders wichtig für Dietwarte und Jugenderzieher.

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Oktober 1935

Seite 4 Nr. 271

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 2. Oktober 1935
Die Jaldinenwagen Tolannten
ab Donnerstag, den 10. Okkober.
Volksgenoſſen!
In ihrem großen Verantwortungsgefühl hat die Bevölkerung
des Kreiſes Darmſtadt das Winterhilfswerk 1934/35 unterſtützt.
Unvergeſſene Taten völkiſcher Bruder= und Schweſternliebe wurden
vollbracht, haben Anerkennung und Lob des Führers gefunden und
werden noch bei ſpäteren Geſchlechtern Achtung und ſtetes Nach=
eifern
finden. Ein Volk hörte auf ſeinen Führer und ſtand ge=
ſchloſſen
hinter ihm.
Der Winter 1935/36 ſteht vor der Tür. Wenn auch im ver=
floſſenen
Sommer durch Arbeitsbeſchaffung ein großer Teil aller
Volksgenoſſen in Arbeit kam, ſo iſt doch noch große Not zu lindern.
Es ergeht deshalb die Mahnung und Bitte an alle Volks=
genoſſen
: Seht ſchon jetzt euere Beſtände an Kleidungs= und
Wäſcheſtücken durch und bereitet ſie für die Abgabe an das
Winterhilfswerk vor.
Sammler des Winterhilfswerkes werden ab 10. Oktober
wieder überall vorſprechen. Niemand ſollte ſie mit leeren Händen
von ſeiner Türe gehenllaſſen. Bei einigem guten Willen und
opferbereiter Geſinnung wird ſich unter den vorhandenen Beſtän=
den
ſicherlich noch manches Stück finden, das entbehrt werden kann.
Das Winterhilfswerk bittet jedoch, nur ſolche Kleidungs= und
Wäſcheſtücke abzugeben, die noch verwertbar ſind. Sachen, mit denen
auch die geſchickteſten Hände nichts mehr anzufangen wiſſen, ſind
wertlos, und es iſt unwürdig, ſolche Sachen dem Winterhilfswerk
anzubieten.
Die nationalſozialiſtiſche Wohlfahrtspflege iſt aus dem Grund=
ſatz
der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung Gemeinnutz geht
vor Eigennutz geboren worden. Ihre Arbeit geht deshalb nich
vom Einzelmenſchen, ſondern vom Ganzen des Volkes aus. S
ſieht ihre Arbeit auch nur als Teil, der nur ſo weit gilt, als er
Wert hat für das Ganze. Dem einzelnen ſagt die NSV.: Das
Recht an die Gemeinſchaft kann niemals größer ſein als die Pflicht
gegenüber der Gemeinſchaft
Sie verlangt daher von ihm be=
wußt
den Einſatz aller Kräfte für den Lebenskampf und ruft ihm
Vom Volke
zu: Nicht mitzuleiden, mitzukämpfen ſind wir da!
aber wird bewußt das Opfer für den Einzelnen gefordert, der in
Not geraten iſt. Hier findet die Volksgemeinſchaft ihren höchſten
ſittlichen Ausdruck: Einer für alle, alle für einen
Der Kreisbeauftragte
des Winterhilfswerkes des deutſchen Volkes.

Zei oiesjahtige eriebantlng
im Kreis Darmſtadt.
Das vorläufige Programm.
In einer Preſſebeſprechung gab geſtern Kreispropaganda=
leiter
Pg. Schreiner in großen Zügen ein Bild vom Verlauf
des diesjährigen Erntedanktages im Kreis Darmſtadt.
Im Gegenſatz zum vorjährigen Erntedanktag wird dieſes Jahr
in Darmſtadt ſelbſt von der Kreispropagandaleitung in
engſtem Zuſammenhang mit der Kreisbauernſchaft eine Feier
veranſtaltet werden. Sie findet auf dem Hochſchulſtadion
ſtatt, der Beginn iſt auf 12 Uhr feſtgeſetzt. Die einzelnen Orts=
gruppen
die Deutſche Arbeitsfront nimmt ebenfalls an der
Feier teil marſchieren von verſchiedenen Sammelplätzen aus
zum Hochſchulſtadion. In der Mitte des Kampffeldes wird ein
hoher Maſt mit einem großen Erntekranz aufgeſtellt werden, der
in einem Geviert von 30 Metern abgeſperrt wird. Das Kampf=
feld
ſelbſt iſt für die Hitler=Jugend vorbehalten, die ſich für eine
Umrahmung der Feier mit Sprechchören, Liedern und Muſikſtücken
ihres hervorragenden Muſikzuges zur Verfügung geſtellt hat.
Kreisleiter Wamboldt wird mit einer Anſprache die Feier
eröffnen. Im Mittelpunkt ſteht die Uebertragung der Reden
des Führers und des Reichsbauernführer Darré vom Bückeberg.
Gegen 2 Uhr iſt die Feier beendet.
Aehnliche Feiern veranſtalten gleichzeitig ſämtliche Ortsgrup=
pen
auf dem Land in Verbindung mit den Ortsbauernſchaften.
In Erzhauſen wird z. B. der BDM. mit Erntetänzen und Sprech=
chören
die dortige Veranſtaltung umrahmen.
Wie im Vorjahr werden dann am Nachmittag die Darmſtäd=
ter
Ortsgruppen hinaus aufs Land gehen, um zuſammen mit den
Bauern in allgemeiner Fröhlichkeit den Erntedanktag zu beſchlie=
ßen
. Die Ortsgruppen draußen haben ſich mit Muſik verſorgt und
es gibt Tanz in allen Lokalen. Weiterſtadt empfängt die Orts=
gruppe
Maintor, Roßdorf die Ortsgruppe Gutenberg, Pfungſtadt
die Ortsgruppe Mitte, Meſſel die Ortsgruppe Schloßgarten, Eber=
ſtadt
die Ortsgruppe Steinberg, Nieder=Ramſtadt die Ortsgruppe
Beſſungen. Braunshardt die Ortsgruppe Rheintor und Traiſa die
Ortsgruppe Gervinus.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. Perſonalnachrichten.
Aus dem heſſiſchen Staatsdienſt entlaſſen wurden: Am 23. Sep=
tember
1935 der Rechnungsrat Karl Saal bei der Buchhaltung
der Abteilung III der Heſſiſchen Landesregierung mit Wirkung
vom 1. Auguſt 1935 auf ſeinen Antrag; am 23. September 1935
die Gewerbeinſpektorin Frieda d’ Angelo beim Heſſ. Gewerbe=
aufſichtsamt
zu Worms, geboren am 3. Juni 1889, auf Grund
des Art. 34 des Geſetzes, die Ruhegehalte der Staatsbeamten be=
treffend
, vom 18. Dezember 1923 (Heſſ. Regierungsblatt 1924,
S. 1) mit Wirkung vom 1. Oktober 1935.
Heſſiſches Landesmuſeum, Paradeplatz. Ab 1. Oktober 1935
treten die für das Winterhalbjahr feſtgeſetzten Beſuchszeiten in
Kraft. Hiernach iſt das Muſeum geöffnet: Sonntags von 1013
Uhr, Mittwochs von 1416 Uhr (ſtatt ſeither von 15
bis 17 Uhr) und Freitags von 1113 Uhr. Während der ge=
nannten
Beſuchszeiten kann das Muſeum von jedermann un=
entgeltlich
beſichtigt werden,
Das Glockenſpiel im Schloßhof ſpielt im Monat Oktober alle
ganze Stunde. Aus dem Dörflein, da drüben, vom Turme herab‟,
Melodie von G. W. Fink, und alle halbe Stunde Nun preiſet alle
Gottes Barmherzigkeit, nach einer Melodie aus dem Jahre 1644.
Städt. Akademie für Tonkunſt. Prof. Max v. Pauer wird
bei genügender Beteiligung ab Mitte Oktober einen dreimona=
tigen
klavierpädagogiſchen Abendkurſus (Arbeitsgemeinſchaft)
wöchentlich zwei Stunden abhalten.
Martinsgemeinde Weſt. Heute Mittwoch abends 8 Uhr,
iſt im Gemeindehaus, Liebfrauenſtraße 6, die bereits angekün=
digte
allgemeine Gemeindeverſammlung (in der
über den zukünftigen Namen der Gemeinde Beſchluß gefaßt wird.
Es darf erwartet werden, daß in dieſer Verſammlung, die für
die geſamte Entwicklung der Gemeinde von geſchichtlicher Bedeu=
tung
ſein wird, alle kirchlich geſinnten Familien vertreten ſind.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landeskheakers.
GROSSES HAUS.

Mittwoch,
2. Oktober Anfang 19.30. Ende 22.30 Uhr.
NS= Kultur=
gemeinde
M, 1. Vorſtellung: Prinz von Preußen,
Schauſpiel von Hans Schwarz. Donnerstag,
3. Oktober Anfang 1930. Ende 22.30 Uhr. NS= Kultur=
gemeinde
O, 1. Vorſtellung: Der fliegende Hol=
länder
, romantiſche Oper von Richard Wagner. Freitag.
4. Oktober Anfang 19.30. Ende 22.15 Uhr. Hauptmiete D,
Vorſtellg. Erſtaufführung
Die Pfingſt=
orgel
, eine bayr. Moritat von Alois Joh. Lippl. KLEINES HAUS. Donnerstag,
3. Oktober Anfang 20,00. Ende 22.30 Uhr. Zuſatzmiete III.
1. Vorſtellung: Gyges und ſein Ring, Tragödie
von Hebbel. Samstag,
5. Oktober Anfang 19.30. Ende 22,00 Uhr. Zuſatzmiete
1. Vorſtellung. In neuer Einſtudierung
und Ausſtattung: Der Waffenſchmied,
komiſche Oper von Lortzing.

Alt=Darmſtadt fährt nach Oppenheim.

Es war ein Sonntag bell und klar
Ein wunderſchöner Tag im Jahr
ſo ließ ſich der letzte Sonntag des Morgens am Parade=
platz
an. Dort verſammelte ſich Alt=Darmſtadt zur Fahrt nach
Oppenheim. Freilich wurde nicht der kürzeſte Weg gewählt. Ueber
Büttelborn und Groß=Gerau gings zum Kornſand und dies
darum, weil man Gelegenheit nehmen wollte, die alten Rat=
Für manche Fahrt=
häuſer
der genannten Orte anzuſehen.
teilnehmer bedeutete es ſogar eine Ueberraſchung, in Büttelborn
ein ſo ſtattliches, wohlgebautes und ſinnvoll verziertes Fachwerk=
haus
aus alter Zeit herübergrüßen zu ſehen. Er wurde belehrt,
daß Büttelborn eine alte Geſchichte hat; er erfuhr von den frän=
kiſchen
Siedelungen dort und ihrer Eigenart, und gewiß war
manchem auch die Namensdeutung Büttelborn als Kinder=
brunnen
bisher unbekannt geblieben. Ob wohl das Storchenneſt
auf dem Rathausdach dieſe Namensdeutung heute noch verſinnbild=
licht
? Das Büttelborn des guten Sauerkrauts iſt eher bekannt.
Das Rathaus trägt neben dem alten Zeichen des Sonnenrads,
des Lebensbaums und der Schlange den Hinweis darauf ja
deutlich zur Schau.
In Groß=Gerau weiſt auch das Rathaus auf eine würdige
Vergangenheit hin. Man darf annehmen, daß dort die älteſten
Anſiedlungen in unſerem Gebiet lagen. Die Forſchungen weiſen
Zuſammenhänge mit dem hohen Norden auf (z. B. mit dem Iri=
ſchen
). Auf der Fahrt nach dem Kornſand überquert man auch
das alte Neckarflußbett. Der Neckar mündete bekanntlich vor
Jahrtauſenden in der Nähe von Trebur in den Rhein.
In Oppenheim war dann wieder geſchichtlicher Boden erreicht.
Die ehemalige Reichsſtadt Oppenheim beſitzt heute als größte
Sehenswürdigkeit die prächtige Katharinenkirche. Ihr galt der
erſte Gang. Der Oppenheimer Führer erzählte allerhand Aeußer=
liches
. Leider ging er auf Weſentliches kaum ein. Die Sonder=
heit
des Bauſtils (etwa im Vergleich zur Gotik des Kölner Doms
oder des Straßburger Münſters) wurde zum Beiſpiel gar nicht
erwähnt. Aber jeder echte Alt=Darmſtädter wird ſo geſchult
ſein, um zum mindeſten das Bild des Domes ſo gut in ſich auf=
genommen
zu haben, daß er ſpätere Hinweiſe auf dieſe Sonder=
heiten
leicht aus der Erinnerung heraus wird verarbeiten können.
Die Oppenheimer Roſe, das herrliche Fenſter, wird keinem
aus dem Gedächtnis ſchwinden.
Dann gings zur Landskron; und hier zeigte ſich daß der
Sonntag nicht ganz ſo hell und klar war, wie er in Darmſtadt
verſprochen hatte. Die Ferne war vernebelt, und im Laufe des
Tages gab es ſogar ein paar Tröpfchen Regen, die aber nieman=
dem
die Laune verderben konnten.

Es war Großbetrieb in Oppenheim großes Winzerfeſt!
Das Städtchen wimmelte von Fremden. Dadurch ging es beim
Eſſen mit der Bedienung vielleicht ein bißchen langſam. Aber es
ſtand ja Zeit in Fülle zu Gebote, und wer wird an ſolchen Tagen
mit einem über und über beſchäftigten Kellner rechten? Bis zum
Beginn des Feſtzuges hätte noch eine ganze Kompagnie mehr ſich
ſatteſſen können
Im Feſtzug fand der Sackträger vielleicht die meiſte Be=
achtung
. Mittelpunkt des Winzerfeſtes war ein Zunftſpiel mit
Mädchenreigen und dem Küfertanz. Das Spiel ſtellte dar, wie
Oppenheim ſeinerzeit vom Kaiſer die Stadtrechte verliehen bekam.
Der die Urkunde überbringende Herold erlebt dann das Feſt der
Küferzunft mit. Das Spiel ward mit ſichtlicher Freude darge=
boten
, die Tänze waren gefällig und gut eingeübt; der Tanz der
Küfer vor allem bot ſchöne Bilder. Die Mädchen ſangen zu ihrem
Reigen ihr einſchmeichelndes Liedchen mit angenehmen Stimmen.
Altes Volkstum ſoll in dem Spiel und den Tänzen wieder auf=
leben
.
Oppenheim hatte geboten, was es bieten konnte. Um 4 Uhr
beſtieg Alt=Darmſtadt ſeine Reiſewagen und fuhr nach Dien=
heim
. Dort wurde unter des Pfarrers liebevoller Führung
die eigenartige Kirche beſichtigt: Ein ſehr ſchlichter Barockraum
iſt an einen altgotiſchen Chor angebaut. Die ganze Kirche iſt
jüngſt verſtändnisvoll neu ausgemalt. Der Maler iſt mit größ=
ter
Ehrfurcht der Vergangenheit nachgegangen und hat dieſe
behutſam und zurückhaltend
ſo würdig wie möglich in ſeiner
Malerei wieder erſtehen laſſen.
In Dienheim gab es aber noch eine beſondere Ueberraſchung:
Das Ehepaar Gröninger lud die Darmſtädter alle in das Stamm=
haus
der Frau ein, und dort in Haus und Hof und Keller der
Familie Gräf ging nun der Weinkrug um und füllte die Glä=
ſer
mit köſtlichem 34er Tafelſtein. Da war keiner, dem der Wein
nicht gemundet hätte. Man ſah nur fröhliche Geſichter, und das
Gedicht von Joh. Trojan von der Weinprobe paßte gut zur Stunde.
Beim Weggehen zierte ſpäter manchen Arm eine Flaſche dieſes
edlen Stoffes.: Es ſei auch verraten, daß nächſtens kiſtenweiſe
ſolche Flaſchen nach Darmſtadt rollen werden. Ein Wunder iſt
es nicht. Solche Quelle ſoll man nutzen.
Beim Abſchied dankte der Vorſitzende den Gaſtgebern in lau=
niger
und herzlicher Art. Aber es ſchied wohl keiner, der nicht
noch einmal perſönlich ſeinen Dank ausgeſprochen hätte für die
genoſſene Gaſtfreundſchaft.
Dann gings in den dämmernden Abend hinein, der Heimat
zu. In ſchlanker Fahrt wurde Darmſtadt erreicht. Glaubt ihr,
daß alle zufrieden waren?

Immer noch Kinderlandverſchickung!
Man ſollte meinen, daß mit Beginn des Herbſtes die Kinder=
transporte
eingeſtellt ſind. Daß dem nicht ſo iſt, beweiſt die Tat=
ſache
, daß heute Mittwoch wieder drei Transporte
laufen. Einmal gilt es, Abſchied nehmen von den Pflegeeltern.
30 Kinder aus dem Kreiſe Düſſeldorf kehren wieder geſund und
kräftig in ihre Heimat zurück, während aus dem Kreiſe Darm=
ſtadt
zwei Fahrten in die Kreiſe Limburg und Unter=
taunus
ſtattfinden. Insgeſamt 60 Kinder ſuchen dort bei be=
ſonders
auserwählten Pflegeeltern Erholung und Freude. Wir
wünſchen allen alles Gute und frohe Fahrt.

u Biiterhifstderr 1999/30:
Spende auf die Konken der Kreisführung
Darmſtadt des WHW.:
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt Nr. 5000,
Deutſche Bank und Diskontogeſellſchaft Nr. 16 000,
Darmſtädter und Nationalbank, Filiale der Dresdner Bank,
Nr. 3500.
Mit vollen Segeln in den Kampf für das WAW

Heilnahrung im einfachſten Haushalk.
Diät halten, d. h. nach Angaben des Arztes für ein krankes
Familienmitglied diät kochen, iſt für viele Hausfrauen ein Schreck=
geſpenſt
, da die meiſten Frauen glauben, daß dies nur durch koſt=
ſpieligen
Aufwand durchzuführen ſei.
In der großen Lehrausſtellung Volk und Wirtſchaft in der
Städtiſchen Feſthalle, die nur noch bis zum 13. Oktober zu ſehen
iſt, wird allen Intereſſierten von einer ſtaatlich geprüften Diät=
ſchweſter
koſtenlos alle Unterrichtung gewährt, die nötig iſt, um
nur mit etwas gutem Willen ausgeſtattet jeder Hausfrau zu er=
möglichen
, aus dem normalen täglichen Mittagstiſch ohne beſon=
dere
Koſten und Aufwand eine einfache Diät herzuſtellen; denn
meiſt iſt es nur Unwiſſenheit und Angſt vor zu großer Mehr=
belaſtung
des Haushalts, die die Hausfrau von der Diätküche
abhalten und ſo die Mühe des Arztes zur Erfolgloſigkeit verur=
teilen
.
Wie in der Feſthalle praktiſch zu ſehen iſt, iſt ſelbſt im klein=
ſten
Küchenbetrieb, alſo dort, wo der Hausfrau nur ein Herd mit
2 Kochſtellen zur Verfügung ſteht, die Herſtellung einfacher Diät
möglich, allerdings unter der Vorausſetzung, daß die Frau über
die Richtlinien unterrichtet iſt.
Es iſt im allgemeinen nicht nötig, die Diätkoſt extra zu
kochen, was eine weſentliche Arbeitsbelaſtung und Mehrinan=
ſpruchnahme
der Haushaltkaſſe bedeuten würde; man kann ohne
weiteres die Speiſen für die geſamte Familie kochen und muß nur
nachher die Einzeldiät herausnehmen und geſondert für die be=
treffende
Koſt abſchmecken. Deshalb iſt die neben den Vorträgen
vorgeführte Diätſchau beſonders intereſſant. Wird doch Zucker=
diät
, Nierendiät. Magen= und Darmſchonkoſt, Gichtdiät, Gallen=
ſchonkoſt
und Entfettungsdiät gezeigt, die ſämtlich aus den glei=
chen
Lebensmitteln hergeſtellt ſind. So wird in Verbindung von
Rede und praktiſcher Vorführung die Wiſſensgrundlage geſchaffen,
die zum Segen vieler Familien gereichen ſoll.

16 Jahre Techniſche Nokhilfe.
Eine Rück= und Vorſchau.
Das am 30. September ablaufende 16. Tätigkeitsjahr ſtand
einerſeits im Zeichen des weiteren Ausbaues und der Feſtigung
der organiſatoriſchen Grundlagen, der Neu= und Durchgliederung
der Organiſation nach einheitlichen Richtlinien, der Fortſetzung
der fachlichen und weltanſchaulichen Ausbildung und Schulung
und andererſeits einer praktiſchen Betätigung in zahlreichen Ein=
ſatzfällen
. In den 15 Landes= bzw. ſelbſtändigen Bezirksgruppen
beſtehen z. Zt. insgeſamt an 505 Orten, in denen nach den Feſt=
ſtellungen
TN.=Aufgaben zu erfüllen ſind, Orts= bzw. Unter=
gruppen
. Sie bilden die unterſten Einheiten, die wiederum un=
terteilt
ſind in den ſog. Techniſchen Dienſt, für Einſätze in lebens=
wichtigen
Betrieben beſtimmt, in den Luftſchutzdienſt, zur Mit=
wirkung
im zivilen Luftſchutz aufgeſtellt, und in den Allgemeinen
Dienſt. der die nicht feſt eingeteilten Nothelfer umfaßt. Die
ſtraffe Gliederung der Nothelferſchaft innerhalb der einzelnen
Dienſte iſt in Gang geſetzt. Die Verordnung über die Neugliede=
rung
iſt von dem Reichsführer am 15. Dezember 1934 ergangen.
Danach gliedern ſich die Dienſte von unten nach oben in Scharen,
Kameradſchaften, Gemeinſchaften, Gefolgſchaften, Bereitſchaften
und Hauptbereitſchaften. Von den anderen wichtigſten innen=
organiſatoriſchen
Maßnahmen ſind beſonders zu er=
wähnen
: die für die fachliche Schulung erforderliche Durchführung
von Ausbildungskurſen für Führer und Nothelfer für den Luft=
ſchutz
, z. T. in eigens dafür eingerichteten TN.=Schulen, in TN.=
Werkſtätten und auf TN.=Uebungsplätzen, aber auch bereits da
und dort für den Techniſchen Dienſt, ſowie die der inneren Aus=
richtung
der Nothelfer dienende weltanſchauliche Schulung. Uebun=
gen
der TN, und ſolcher im größeren Verbande wurden von Zeit
zu Zeit zur Erprobung der Leiſtungsfähigkeit und Ueberprüfung
des Standes der Einſatzbereitſchaft durchgeführt.
Gleichzeitig hielt ſich die Techniſche Nothilfe nicht nur zur
Hilfeleiſtung in Fällen höherer Gewalt, die je=
weils
Aufgabe des für den Luftſchutz aufgeſtellten Inſtandſetzungs=
dienſtes
, und zwar der Inſtandſetzungstrupps iſt, bereit, ſondern
wurde ſehr häufig dafür alarmiert und allein in rund 100 Fällen
praktiſch zur Hilfeleiſtung eingeſetzt, wie z. B. wegen ausgebroche=
ner
Brände oder wegen Hochwaſſers oder Sturmſchäden oder Un=
glücksfällen
des täglichen Lebens oder aus anderen Anläſſen. Be=
merkenswert
waren beſonders die Einſätze bei dem Exploſions=
unglück
in Reinsdorf und dem Einſturzunglück der Baugrube der
Nord=Süd=Bahn am Brandenburger Tor in Berlin, wo allein
10 Tage lang in vier Schichten je 600700 Nothelfer täglich ar=
beiteten
und ein Viertel ſämtlicher von den eingeſetzten Rettungs=
mannſchaften
geleiſteten Arbeitsſtunden auf die Techniſche Not=
hilfe
entfielen. Wenn es noch weiterer Beweiſe der Opfer= und
Hilfsbereitſchaft der Techniſchen Nothilfe bedürfte, brauchte man
nur auf die erfolgreiche Betätigung im Rahmen des Winterhilfs=
werkes
, bei der Schadenverhütung der NS.=Volkswohlfahrt und
bei vielen anderen Gelegenheiten ſozialer und gemeinnütziger
Hilfsdienſte hinzuweiſen.
Vieles iſt im abgelaufenen Jahre geſchaffen worden. Noch iſt
vieles zu tun, und noch harren große, ſchwere Aufgaben der =
ſung
. Die der Techniſchen Nothilfe im Laufe der letzten Jahre
von allen Seiten zuteil gewordene Unterſtützung, das allgemein
zunehmende Verſtändnis für die TN. und deren bedeutſame
Miſſion und nicht zuletzt der zähe Wille der Nothelferſchaft, die
zu jedem Opfer bereit iſt, weil ſie weiß, daß und warum es erfor=
derlich
iſt und weil ſie bedingungslos dem Führer
und damit Deutſchland freiwillig dienen will,
laſſen die Hoffnung berechtigt erſcheinen, daß alle Schwierigkeiten
überwunden werden, und daß es weiter vor= und aufwärts geht
der Not zum Trutz, dem Volk zu Nutz.

Arbeitsbeſchafung durch Wohnungsinſtandſehzungen
Es muß wiederholt darauf hingewieſen werden, daß der deutſche
Haus= und Grundbeſitz auch in dieſem Jahre eine große Arbeits=
beſchaffungsaktion
durchführt, die dazu beſtimmt iſt, den Zuſtand
der Häuſer und des Wohnraumes zu verbeſſern und gleichzeitig
dem deutſchen Handwerk Arbeit und Brot zu geben. Bekanntlich
fallen die Reichszuſchüſſe für Wohnungsinſtandſetzungen, die früher
in Höhe von 20 v. H. des anerkannten Inſtandſetzungsbetrages
gewährt wurden, jetzt fort. Immerhin hat, namentlich der Alt=
hausbeſitz
, gewiſſe Möglichkeiten, die an ſich ſchwierige Finanzie=
rung
der Wohnungsinſtandſetzungen anderweitig durchzuführen.
Denn ihm ſtehen zu dieſem Zweck auf Grund der Umwandlung der
Barſenkung der Hauszinsſteuer in eine Anleihe jetzt die Anleihe=
ſtücke
zur Verfügung, die er zum Tageskurſe verkaufen kann. Es
wäre wünſchenswert, daß die einzelnen Hausbeſitzer ſchneller, als
es bisher der Fall war, in den Beſitz dieſer Anleiheſtücke gelan=
gen
. Selbſtverſtändlich ſollen nur diejenigen Hausbeſitzer von der
Möglichkeit der Veräußerung der Anleiheſtücke zum Tageskurſe
Gebrauch machen, die auf anderem Wege die Hausinſtandſetzungs=
arbeiten
nicht finanzieren können. Denn wenn große Beträge der
Anleihe auf den Markt geworfen werden, müßte ſich daraus eine
unvorteilhafte Geſtaltung des Kurſes ergeben. Deshalb ſollten nur
diejenigen Hausbeſitzer die Anleiheſtücke verkaufen, die ſonſt nicht
in der Lage wären, durch Vergebung von Inſtandſetzungsaufträgen
an der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit teilzunehmen. Im übrigen:
bedarf es des Hinweiſes in der Oeffentlichkeit, daß die wirtſchaft=
liche
Lage zahlreicher Hausbeſitzer trotz der Möglichkeit der Ver=
wendung
der Anleiheſtücke heute noch außerordentlich geſpannt iſt.

Was die Lichtſpieltheaker bringen.
Union=Theater bringt einen Triumph der Filmkunſt mit
Hans Albers, Annabella, Attila Hörbiger in Varieté.
Die Helia=Lichtſpiele bringen Rudolf Forſter in einer ſeiner
größten Leiſtungen Hohe Schule, im Zuſammenſpiel mit Angela
Salloker und Hans Moſer.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute in Nachaufführung
einen Film von Format einen Film, ungekünſtelt, ſpannend und
temperamentvoll Das Erbe in Pretoria mit Paul Hartmann,
Charlotte Suſa und Guſtaf Gründgens.
Belida zeigt nur drei Tage Lilian Harvey in der Ope=
rette
. Zwei Herzen und ein Schlag mit Wolf=Albach
Retty, Otto Wallburg.

Dem Ehepaar Milchhändler Franz Weber und Frau Mar=
garete
, geb. Beyer, zur Silbernen Hochzeit, gleichzeitig zum 25 jäh=
rigen
Geſchäftsjubiläum. Das Ehepaar iſt ebenſolange Leſer des
Darmſtädter Tagblatts.
Der älteſten Einwohnerin von Wolfskehlen. Witwe
Margarete Seip, geb. Seipel, zu ihrem 91. Geburtstag am
Samstag, dem 5. Oktober.
Frau Witwe Eliſe Hallſtein, geb. Wernersbach in Rim=
horn
zu ihrem 83. Geburtstag, den ſie bei voller körperlicher
und geiſtiger Friſche feiern kann.

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Mittwoch, 2. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 271 Seite 5

Feſtigung
liederung
fortſetzung
hulung
ſchen Ein=
ruppen

den Feſt=
. Unt
n
*
Mit=
ſten

Ein Volk zu ſein, das iſt die Religion unſerer Zeit.
Mädel! Noch ſind die Tage in Nürnberg wach und lebendig
in uns, die klar und hart einer ganzen Welt bewieſen: der zwei=
tauſend
Jahre alte Kampf der deutſchen Menſchen um völkiſche
Einheit hat jetzt zum Sieg geführt. Hier ſteht ein Volk. das, er=
vacht
aus jahrhundertelangem Schlaf, das Pochen ſeines Blutes
wieder hört und ſich über alle Unterſchiede und Klüfte hinweg zu
einem Glauben, einer Liebe, einem Willen und einer Tat zuſam=
menſchließt
. Zweitauſend Jahre lang hat der Kampf gedauert
gegen die finſteren Mächte der Zerriſſenheit, bis alle Deutſchen
erkannten: Ein Volk zu ſein, das iſt die Religion unſerer Zeit
Und ſchon wollen dunkle Mächte wieder verſuchen. dieſe Ein=
eit
zu zerſtören. Sie glauben mit Lug und Trug uns wieder
zu verderben. Sie ſollen ſich bitter täuſchen, denn in dem Volk
von morgen, deſſen Religion es iſt, ein Volk zu ſein, marſchieren
ill die Tauſende und Millionen Opfer mit, die der Kampf um
eutſche Einheit forderte, das Erbe zweier Jahrtauſende trägt
jeſes junge Volk in ſich.
Ein gewaltiges Bekenntnis zur Einheit wird die geſamte
ationalſozialiſtiſche Bewegung Heſſen=Naſſaus in den nächſten
Jochen in Limburg ablegen.
Im Mittelpunkt dieſer großen Aktion ſteht für uns die Kund=
ebung
der Hitleriugend, auf der der Reichsjugendführer zu
000 Mädel und Jungen ſprechen wird.
Mädel, wir ſind ſtolz, daß uns die Gelegenheit gegeben wird,
in dieſem Tag ein erneutes begeiſtertes Bekenntnis zum Volk ab=
ulegen
. An dieſem Tag muß die kleine Schar der Hetzer und
hunkelmänner erkennen: gegen das Deutſchland von morgen
önnen wir nicht kämpfen, denn gegen unſere Waffen ſetzen ſie
hren unerſchütterlichen Glauben, ihre Liebe, ihren Willen, der
ur Tat wird und ſich einſetzt, denn ein Volk zu ſein iſt ihre
eligion!
Mädel! Am 13. Oktober ſind wir alle in Limburg!
B.D.M.. Obergau 13.
euerwerbungen der Stadtbücherei, Pädagogftr. 1.
(Auswahl).
deffnungszeiten ab 1. Oktober: Montags und Donnerstags von
11 bis 12.30 und 16 bis 19 Uhr: Dienstags und Freitags
von 11 bis 18 Uhr; Mittwochs und Samstags von 11 bis
12.30 Uhr.
Andreas Hofer: Jahrbuch des Volksbundes für das
Deutſchtum im Ausland. 1935. 95 Bd 8. Fritz Arnold: Ten=
is

aber wie? 5 Kſ 908. Gina Conrad von Hötzen=
dorf
: Mein Leben mit Conrad von Hötzendorf. Sein geiſtiges
Vermächtnis. 1935. 5 L 1276. Wilhelm Dörpfeld, Alt=
Ithaka. Beitrag zur Homer=Frage. 2 Bände. 1927 30 Kg 7/8.
Paul Ernſt: Gedichte und Sprüche. 10 Ac 790. Ulrich
Fleiſchhauer: Die echten Protokolle der Weiſen von Zion.
Sachverſtändigengutachten von Bern. 1935. 25 B 188. Hermann
Göring: Die Rechtsſicherheit als Grundlage der Volksgemein=
ſchaft
. 1935. 17 Fr 20. Gerd Heinrich: Auf Pantherſuche durch
Perſien. 1933. 10 Ca 113. Gottfried Henßen: Rheiniſche
Volksüberlieferung in Sage. Märchen und Schwank. 30 Cz 40.
gon von Kapherr: Hinnerk Mummel. Eine Haſen= und
Menſchengeſchichte. 1935. 1 Dz 362. O. G. Kaundinya: Das
Handballſpiel. Technik, Taktik, Spielregeln, Training. 5 Kſ 83.
Albert Kiekebuſch: Germaniſche Geſchichte und Kultur der
Urzeit. 1935. 15 Bd 184. Willi Könitzer; Hölderlin. Ein
Schickſal in Deutſchland. 1934. 50 Kl 1362. E. G. Kolben=
beyer
: Neuland. 2 Abhandlungen. 1935. 50 Kl 1920. Bern=
hard
Kummer: Die germaniſahe Weltanſchauung nach altnor=
diſcher
Ueberlieferung. 1933. 10 R. 90. Bernhard Kummer:
Herd und Altar. 1. Band: Perſönlichkeit und Gemeinſchaft. 10 R92.
Bernhard Kummer: Midgards Untergang. Germaniſcher
Kult und Glaube in den letzten heidniſchen Jahrhunderten. 1935.
10 R 94.. J. Locher: Das neue Kraftfahr=Lehrbuch. 1935. 15
Ev. 215. Hans Joachim Moſer: Tönende Volksaltertümer.
1935. 7 Cz 227. D. L. Münchmeyer: Beweismaterial für den
organiſierten Landesverrat und den Dolchſtoß der Marxiſten aller
Schattierungen. 1932. 40 Fp 818. Alfred von Roth= Röſt=
hof
: Ba Menelik. Erlebniſſe mit abeſſiniſchen Pflanzern. Jägern,
Fürſten und Goldſuchern. 1930. 30 Cf 420. Ludwig Rühle
Sunnerlich unn wunnerlich. Gedichte und Geſchichten in naſſauiſch=
oberheſſiſcher
Mundart. 10 Ac 3338. Thaſſilovon Scheffer:
Die Kultur der Griechen. 1935. 3 B 364. Schiller u. Goethe;
Ur=Xenien. Herausgegeben von Hans Wahl. 1934. 50 Kl 2941.
Der
Hans Schwarz:
Prinz von Preußen. 10 Ad 18
6.
portliche Lauf: Von P. Auſt und anderen. 5 Kſ 336. Pe=
er
Supf: Dos Buch der deutſchen Fluggeſchichte. 5 Ef. 55
Ernſt Wagemann: Zwiſchenbilanz der Kriſenpolitik. 1935.
50 Fp 830. von Wenninger: Die Schlacht von Tannenberg.
Serausgegeben von Ludendorff. 45 Bk 484. Ziegler und Op=
enheim
: Weltuntergang in Sage und Wiſſenſchaft. 1921. 10
Da 730. Lothar F. Zotz: Erlebte Vorgeſchichte. Wie ich in
Deutſchland ausgrub. 15 Bd. 420. Zwei Jahre Arbeit an
der Reichsautobahn: Zur Eroffnung der erſten Teilſtrecken.
935. 15 Ev 600.
Groß=Varieté im Orpheum! Heute Eröffnungs=
Vorſtellung! Der grandioſe Oktober=Spielplan des Orpheums,
nit der großen Varieté= und Sport=Revue Der
bunte Würfel‟
gelangt beute, Mittwoch, abends, erſt=
mals
zur Darbietung. Alles was das Varieté an Novitäten bietet.
ſt in dieſem Monſtre=Programm enthalten. Sonntag ſind zwei
Vorſtellungen.
Aus dem Gerichlsſaal.
Nörgler werden beſtraft.
Aw. Das Sondergericht verhandelte am Montag in
Mainz gegen fünf Leute, die wieder mal ihre ganz dumme und
enberechtigte Kritik am Staate und ſeinen Einrichtungen öffent=
ich
zum Beſten gaben. Das Gericht ging dieſes Mal ſehr milde
mit den verſchiedenen Delinquenten um. Drei Wochen Haft er=
tielt
der 32jährige Friedrich L. aus Gimbsheim. dem die Auto=
raßen
nicht in den Kram paßten, funf Wochen Gefängnis er=
hielt
der 30jährige Heinrich Z., aus Atteln gebürtig, der fand,
s habe ſich überhaupt noch nichts gebeſſert und vier Wochen
Haft erhielt der 45jährige Franz K. aus Mainz, der der SA.
irgendwie nicht grün war. Je drei Monate Gefängnis dagegen
erhielten der 26jährige Joſef L. aus Mainz, der ſeine ganz un=
naßgebliche
Meinung über den Reichstagsbrand in einer Wirt=
haft
kund tun zu müſſen glaubte, und die 40jährige Margarete
die im Krankenhaus nach einem kurzen, recht gehäſſigen Ueber=
lick
über die Jetztzeit dunkle Prophezeiungen losließ.

Die Deutſche Arbeitsfront

Kameradſchaftsabend der Bekriebszelle
Landeskheaker.
Im großen Saale des Orangeriehauſes veranſtaltete die Be=
triebszelle
Landestheater unter der rührigen Leitung der KdF.=
Warte Pg. Gehre und Pg. Münch einen Kameradſchaftsabend.
Betriebszellenobmann Pg. Beſt wies darauf hin, daß die Volks=
gemeinſchaft
als Kernſtück der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchau=
ung
nur dann erreicht werden kann, wenn der Geiſt der Kame=
radſchaft
eine Selbſtverſtändlichkeit iſt. Die uneigennützige, hin=
gebungsvolle
Bereitſchaft aller am Gelingen des Abends Betei=
ligten
bewies, daß dies Ziel in der Zelle Landestheater in hohem
Maße erreicht worden iſt. Zunächſt folgte die Ehrung eines ver=
dienten
Arbeitskameraden, Oberbeleuchter Ludwig Philippi,
der 40 Jahre lang am Landestheater beſchäftigt iſt, wurde in
ernſten und launigen Verſen gefeiert. Dem Jubilar wurden
neben Geſchenken die beſten Wünſche der Gefolgſchaft übermittelt.
Nach der vom 1. Kapellmeiſter Dr. Bitter geleiteten Egmont=
Ouvertüre, die die Arbeitskameraden zu Ovationen hinriß, be=
gann
der Reigen der Darbietungen. Die Anſage hatte Hans
Magel übernommen, der in dieſer ſeiner bislang größten Rolle
debütierte und ſich ſeiner Aufgabe ausgezeichnet entledigte. Nun
kamen ſie alle und wetteiferten in dem Wunſche, denen eine
Freude zu machen, die in anſtrengender und aufreibender Arbeit
hinter den Kuliſſen des Theaters der Kunſt dienen. Dieſer Wille,
einmal wirklich mit ſeinen künſtleriſchen Gaben, nicht um ſchnö=
den
Mammons, ſondern nur um der dankbaren Blicke unſerer
Arbeitskameraden willen eine Vorſtellung zu geben, wie ſie ſich
ihnen dankbar verbunden fühlen, ließ bei Gebenden und Nehmen=
den
ein Kameradſchaftsgefühl aufkommen,wie man es ſich nicht
ſchöner wünſchen kann. Heinrich Blaſel, Grete Welz, Hans Aus=
felder
, Chriſtian Schmidt, ein hoffnungsvoller Tenor aus den
Reihen des techniſchen Perſonals, Irmgard Roediger, Andreas
Volpert. Heinz Schlüter, Liſelott Ammermann, Regina Harre,
Georg Koop vom Chor, der wie ſein Stimmkollege Toni Schabo
über eine wunderſchöne Tenorſtimme verfügt, Erna v. Georgi,
Heinz=Albrecht Marcks und zuletzt Joachim Sattler, unwiderſteh=
lich
wie Schmeling, begleitete ſich ſelbſt und ſchloß ſo die Reihe
der ſoliſtiſchen Darbietungen, zu denen auch noch die tempera=
mentvollen
Tänze unſerer Tanzgruppe zu rechnen ſind. Mit der
Fledermaus=Ouvertüre, geſpielt vom Landestheater=Orcheſter
unter Leitung unſeres jungen Kapellmeiſters, des Arbeitskame=
raden
Hollreiſer klang der unterhaltende Teil des Abends aus.
Die Kapelle Willy Melchior ſpielte bei dem noch folgenden Tanze
auf. Es war ein Kameradſchaftsabend, wie er vollendeter nicht
hätte ſein können. Möge der Geiſt, der über dieſem Abend wal=
tete
, erhalten bleiben zum Segen unſerer heiligen Deutſchen
Kunſt.
Ed.
Kameradſchaftsabend der Befriebszelle
Stadikrankenhaus.
Ein ſchon lange gehegter Wunſch der Gefolgſchaftsmitglie=
der
des Stadtkrankenhauſes für einen Kameradſchaftsabend ging
in Erfüllung. Liegt es doch ſchon an der Eigenart des Betriebes,
wo beſondere Schwierigkeiten zu überwinden ſind, um den Gefolg=
ſchaftsmitgliedern
einige vergnügte Stunden zu ermöglichen.
Der feſtlich geſchmückte Concordiaſaal war bis zum letzten
Platz beſetzt, woſelbſt ſich eine bunte Vortragsfolge glatt abwik=
kelte
. Nach dem flott geſpielten Eröffnungsmarſch, brachte Herr
Chriſtian Liebig ein Melodram wirkungsvoll zu Gehör, wo=
bei
auch unſeres Führers gedacht wurde. In freundlich paſſenden
Begrüßungs= und Kameradſchaftsworten hieß der Betriebszellen=
obmann
alle Anweſenden herzlich willkommen. Anſchließend ſprach
Herr Direktor Dr. Schlippe markante Worte
Füxr die Programmfolge ſorgte Herr Chriſtian Liebig und
deſſen Spielerſchar, die im Bad: Mu=Ta=Ko und Schnucki in
Form alle am richtigen Platze ſtanden und ſich deshalb ein Ge=
ſamtlob
verdienten und reichen lebhafteſten Beifall fanden.
Als Zugabe ſeien noch die humorvollen Vorträge des Herrn
Dr. Helmut Zulauf erwähnt, deſſen muſikaliſche Begleitung
Herr Wilhelm Böttiger übernahm. Der Reſt des Abends galt den
Tanzluſtigen, die alle zu ihrem Rechte kamen.
Der muſikaliſche Teil des Abends wurde von der Kapelle der
Landespolizei=Gruppe Darmſtadt beſtritten, die flotte Märſche
und unermüdlich zum Tanze aufſpielte.
Somit fand der Kameradſchaftsabend der Betriebszelle Stadt=
krankenhaus
ſeinen würdigen Abſchluß, und er wird den Anweſen=
den
noch weiter in ſteter Erinnerung bleiben.
An alle Einzelhändler und deren Gefolgſchaftsmitglieder!
Wir weiſen nochmals auf den heute abend 20,30 Uhr ( Mitt=
woch
) in unſeren Lehrräumen Rheinſtr. 14. II (Eingang Ecke
Grafenſtr) ſtattfindenden Vortrag über Die Einführung des
Waren=Eingangbuches hin. Der Geſchäftsführer der Vereinigung
des Einzelhandels Darmſtadt und Umgebung, Pa. Dr. Hummel,
wird hierzu ſprechen.
Wir erwarten alle Einzelhandler und
die in Frage kommenden leitenden Gefolgſchaftsmitglieder.

ue9 Minterhitistderis Tausts0!
Zitherklub Darmſtadt=Beſſungen 1896. Für das große
volkstümliche Konzert, das am Sonntag, dem 6. Oktober, im
evang. Gemeindehaus. Eichwieſenſtraße, ſtattfindet, hat Deutſch=
lands
beſter Zithervirtuoſe, Ferdinand Kollmaneck=Leipzig,
ſeine Mitwirkung zugeſagt. Aus ſeinem Programm entnehmen
wir, daß er in dieſem Konzert Werke eigener Kompoſitionen
ſpielt. Seine hohe künſtleriſche Einſtufung auf dem Gebiete des
Zitherſpiels wird jeder Konzertbeſucher ſelbſt feſtſtellen können.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen, Freundinnen=
heim
, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15 bis 10 Uhr:
Zuſammenkunft. Donnerstag, 3. Okt.: Geſundheitsfragen. Wie=
derbeginn
der Gymnaſtik am 2. Oktober, um 8.30 Uhr. Wieder=
beginn
der Nähabende am 9. Oktober, um 8.30 Uhr.

Die Wanderausſtellung der Landesverſicherungs=
anſtalt
Heſſen Kampf den Volkskrankheiken,
Volksgeſundheitspflege‟
Glück und Erfolg des Einzelnen und des Volkes hängen davon
ab, daß ſie ſich aus der Kenntnis ihrer Lebensgeſetze heraus ge=
ſund
und kraftvoll zu erhalten wiſſen. Dazu bedarf es der Auf=
klärung
über dieſe Lebensgeſetze und über die Wege zur Geſund=
erhaltung
, alſo hygieniſche Volksbelehrung. Dieſe muß aber, ganz
anders als früher, nicht nur auf Fürſorge für das Kranke und
Schwache, ſondern vorzüglich auf Stärkung des Geſundheits= und
Geſundungswillens gerichtet ſein. Die NSDAP. hat zum erſten
Male in der Geſchichte gezeigt und in die Tat umgeſetzt, daß die
Pflege der Volksgeſundheit bei der Sorge um die Reinheit der
Raſſe und um die Erhaltung des erbgeſunden Volkskernes begin=
nen
muß. Deshalb muß hinfort in jeder Ausſtellung, welche Ge=
ſundheitspflege
lehren will, das Haupt= und Kernſtück der Raſſen=
und Erbkunde gewidmet ſein. Im Verein mit dem Raſſenpolitiſchen
Amt der NSDAP., Gau Heſſen=Naſſau, wurde eine ſolche Abtei=
lung
eingerichtet, wie ſie bisher wohl noch nirgends in dieſer
Ausführlichkeit gezeigt wurde. Sie wurde auch deshalb mit be=
ſonderer
Sorgfalt ausgeſtaltet, weil die Wanderausſtellung erſt=
malig
Gelegenheit gibt, das Gedankengut der Raſſen= und Erb=
pflege
auch dem letzten Volksgenoſſen im hinterſten Dorf des Lan=
des
nahezubringen, und damit bei jedem das Verſtändnis für die
grundlegenden Geſetze des Dritten Reiches auf dieſem Gebiet zu
wecken. Wenn jeder Volksgenoſſe den Inhalt der Abteilung Raſſen=
kunde
und Erbgeſundheitspflege in ſich aufnimmt, iſt er ſicher für
alle Zeiten gewappnet gegen alle Eingriffe und Einwände, die
immer noch, trotz allem Segen, gegen dieſe Geſetze vorgebracht
werden. Zur weiteren Belehrung über alle durch die bildliche Dar=
ſtellung
geweckten Fragen haben ſich die Amtsärzte, ſowie ſämt=
liche
Aerzte der KVD. zur Verfügung geſtellt; ſie erhalten von
der Ausſtellung hierzu geeignete Lichtbilderreihen. Der Stoff der
ganzen Schau iſt ſo gehalten, daß insbeſondere auch unſere Jugend,
Schulen, HJ., Jungvolk mit Nutzen in die Ausſtellung geführt wer=
den
können.
Für die anderen Abteilungen konnte zum Teil Vorhandenes
benutzt werden. Alles iſt aber auf den neueſten Stand des Wiſſens
gebracht, und den eingangs erwähnten Grundſatzen entſprechend
ergänzt worden. Daß dabei der Kampf gegen die Tuberkuloſe in
allen ihren Formen beſonders ausführlich dargeſtellt wurde, er=
klärt
ſich daraus, daß die Tuberkuloſe immer noch die verheerendſte
Volksſeuche iſt haben wir doch immer noch 300 000 offene, an=
ſteckende
Schwindſüchtige in Deutſchland . Zudem war die Tuber=
kuloſebekämpfung
ſtets die eigentliche Domäne der Invalidenver=
ſicherung
. In dieſem Kampf ſteht die Landesverſicherungsanſtalt
Heſſen mit anerkannt muſtergültiger Organiſation mit an erſter
Stelle. Im Bereich der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen iſt ſeit
zwei Jahren der Idealzuſtand faſt erreicht, daß nämlich kein Tu=
berkuloſeheilverfahren
an der Koſtenfrage ſcheitern darf, ſondern
daß durch den Heilſtättenverein und die Landesverſicherungsan=
ſtalt
jeder Kranke, ob verſichert oder nicht, ſo raſch als möglich
einer Heilſtätte zugeführt werden kann, wenn er überhaupt noch
kurfähig iſt. Die bisherigen Maßnahmen der Invalidenverſiche=
rung
werden in Zukunft aufs glücklichſte ergänzt durch das neue,
groß angelegte Tuberkuloſehilfswerk der NSV., das auch die letz=
ten
Lücken der Front gegen die Tuberkuloſe ſchließen wird.
Daß der Kampf gegen die Geſchlechtskrankheiten eine ein=
gehende
Darſtellung finden muß, iſt begreiflich, wenn man ſieht,
daß in Deutſchland jährlich immer noch etwa 350 000 Männer und
Frauen an dieſen Seuchen erkranken. Dieſe Gefahr für unſer Volk
iſt alſo immer noch ungeheuer; denn die Geſchlechtskrankheiten
befallen ja allermeiſt junge und geſunde Menſchen, zerſtören die
Fortpflanzungsfähigkeit oder ſchädigen Kinder und Kindeskinder.
Ihre Bekämpfung iſt daher auch im Sinne der Raſſen= und Erb=
geſundheitspflege
beſonders wichtig und faſt noch dringlicher, als
die Abwehr gegen die Tuberkuloſe und Krebs. Krankheiten, die
vielfach nur anbrüchige und alte Menſchen gefährden. Der Führer
hat nicht umſonſt in ſeinem Buch mit Ernſt auf dieſe Frage hin=
gewieſen
.,
Die Abteilung Säuglingspflege enthält alles, was die wer=
dende
Mutter wiſſen muß, was aber zu wiſſen auch den Groß=
müttern
nichts ſchadet, und erſt recht nicht den Männern; ſie ſehen
dann einmal, welche Sorgfalt und Mühe von der Mutter bei der
Aufzucht der Kinder verlangt wird, und lernen dieſe Arbeit beſſer
würdigen.
Es würde zu weit führen, jede Abteilung eingehend zu be=
ſprechen
. Jeder ſoll kommen und ſelbſt ſehen. Der geringe Ein=
trittspreis
dient der weiteren Ausgeſtaltung und iſt für jedermann
erſchwinglich. Der Rahmen der Ausſtellung wurde bewußt eng ge=
zogen
. Das Gebiet der Volksgeſundheitspflege und der Volksauf=
artung
iſt ſo groß, daß Arbeitsteilung notwendig iſt. Das hier Ge=
zeigte
wird im weſentlichen von den Trägern der Sozialverſiche=
rung
Krankenkaſſen und Invalidenverſicherung gepflegt und
gefördert; es findet ſeine notwendige Ergänzung in dem gewal=
tigen
Programm der Deutſchen Arbeitsfront und der Sportver=
bände
, die durch ſportliche Erziehung. Schönheit und Hygiene der
Arbeit, Geſtaltung von Freizeit und Erholung uſw., den Geſunden
ſo kräftigen will, daß er den Volksſeuchen gerüſtet und abwehrfähig
gegenüberſteht.
Wiſſen allein ſchützt nicht vor Schaden, aber Unwiſſenheit ver=
größert
ihn, weil ſie die Wege zur Verhütung und Heilung nicht
kennt oder falſche weiſt. Darum iſt es Pflicht jedes Volksgenoſſen,
das hier Gebotene kennen zu lernen, um für ſich und ſeine Fa=
milie
in der Volksgemeinſchaft ein guter Mitkämpfer gegen Krank=
heit
und Entartang zu werden.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen wade
sicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeit
Dortmund. Eine Ehe kann nur geſchieden werden, wenn einer
der vom Geſetz anerkannten Gründe vorliegt. Als
Scheidungsgrund gilt u. a. auch die bösliche Verlaſſung oder der
Umſtand, daß der andere Ehegatte durch ſchwere Verletzung der
durch die Ehe begründeten Pflichten oder durch ehrloſes oder un=
ſittliches
Verhalten eine ſo tiefe Zerrüttung des ehelichen Ver=
hältniſſes
verſchuldet hat, daß dem Ehegatten die Fortſetzung der
Ehe nicht zugemutet werden kann. Auch grobe Mißhandlung
wird als Scheidungsgrund anerkannt. Zunächſt wird beim Orts=
gericht
(Rathaus) ein Armutszeugnis zu erwirken ſein und dann
mit dieſem beim Amtsgericht ein Sühnetermin beantragt werden
müſſen. Für die Klage beim Landgericht muß Beiordnung eines
Anwalts nachgeſucht werden.

durch mehr Licht, aber durch gutes, blendungsfreies Licht. Dein Kind wird es Dir
immer danken. Jede Mutter sollte darauf achten, daß die Kinder bei der Schul-
arbeit
, beim Lesen, bei Handarbeiten und auch beim Spiel ihren Augen den zu
betrachtenden Gegenstand nie zu nahe bringen. WVenn sie es doch tun, fehlt meist
genügende und gute Beleuchtung. Fehlt Licht, so kann dem leicht abgeholfen
werden, denn elektrisches Licht ist jabillig. Die neuen Osram-ſel-Lampen geben,
je nach Größe, bis 20% mehr Licht. Sie sind zu 40, 60, 75 und 100 Watt in allen
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[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 271

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Oktober 19

Aus Heſſen.
Nächſtenliebe der Tal.
Aufruf des Landesbauernführers Dr. Wagner für das Winter=
hilfswerk
1935/36.
Auch in dieſem Winter wird die Not für viele deutſche Volks=
genoſſen
wieder groß. Darum gilt es. zum dritten Male die Volks=
gemeinſchaft
, die in uns und um uns der Führer ſchmiedete, unter
Beweis zu ſtellen und ſie immer inniger und feſter als ein un=
zerreißbares
Band um alle Volksgenoſſen zu knüpfen.
Wenn auch die Ernte in vielen Gegenden unſerer Landes=
bauernſchaft
keinen vollen Erfolg gebracht hat, ſo verlangt der
Nationalſozialismus, daß dennoch jeder Bauer ſeine Pflicht gegen=
über
der Volksgemeinſchaft erfüllt und nach beſten Kräften zur
Winterhilfe der NSV., die ein Liebeswerk iſt, das aus national=
ſozialiſtiſchem
Ideengut geboren wurde, beiſteuert.
Das Winterhilfswerk iſt nicht nur nehmend, ſondern auch
gebend. Ganze Induſtriezweige werden durch es beſchäftigt. Auch
hat es im vergangenen Jahre unter anderem 6 Millionen Pfund
Fleiſch im eigenen Saft, mehrere Millionen Zentner Kartoffeln,
500 000 Zentner Weiß= und Rotkohl und erhebliche Mengen an=
derer
Nahrungsmittel von der deutſchen Landwirtſchaft bezogen.
Daran haben Bauern und Landwirte, Metzger, Bäcker, Müller
uſw ihren Anteil. Daran ſollte jeder in den kommenden Wochen
denken, wenn ſich die freiwilligen Helfer in opferwilliger Bereit=
ſchaft
an ihn wenden.
Die Richtſätze und Richtlinien, die ich für den Bereich der
Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau erlaſſen habe ſind für jeden
einzelnen Bauern tragbar. Der weitaus größte Teil der Bauern=
ſchaft
weiß, auf was es ankommt, nämlich darauf, daß ohne den
deutſchen Arbeiter Handwerker und jeden einzelnen Volksgenoſſen
in der Stadt als Verbraucher bäuerlicher Erzeugniſſe ſein Mühen
und Schaffen keinen Sinn hätte. Dennoch gibt es vereinzelt Bauern,
die dieſe naturgegebenen Grundſätze im Leben des Volkes nicht
begreifen oder nicht begreifen wollen. Die Landesbauernſchaft
wird mit tunlichen Mitteln dafür ſorgen, daß auch dieſe Bauern
im Winter 1935/36 ihre Pflicht gegenüber der Volksgemeinſchaft
erfüllen.
Durch Vereinbarung zwiſchen dem Winterhilfswerk einer=
ſeits
, der Inneren Miſſion und dem Caritas=Verband und den
übrigen Verbänden andererſeits iſt das Winterhilfswerk der
alleinige Sammler in dieſem Winter. Durch es werden alle deut=
ſchen
Volksgenoſſen in ihren ſozialen Einrichtungen betreut und
verſorgt.
Darum, Bauern, ſorgt dafür, daß ſich das kommende Winter=
hilfswerk
würdig an die Seite der beiden letzten mit ihren her=
vorragenden
Ergebniſſen ſtellen kann. Sorgt dafür, daß der Reichs=
nährſtand
mit der Winterhilfsſpende vor ſeinem Volk und ſeinem
Führer beſtehen kann. Der Nationalſozialismus treibt keine falſche
Unterſtützungspolitik, ſondern verwirklicht den Gemeinſchaftsſinn
und das Gemeinſchaftswerben der Bewegung, das ſeinem höchſten
Ausdruck in der Nächſtenliebe der Tat findet.
Heil Hitler!
(gez.) Dr. Wagner, Landesbauernführer.

Dg. Arheilgen, 1. Okt. Als Auftakt zu ihrer Werbeaktion
veranſtaltete die Hitler=Jugend in der ſinnvoll aus=
geſchmückten
Turnhalle eine Deutſche Feierſtunde. Die
Darbietungsfolge ſtand unter der Deviſe Unter den Fahnen
ſchreiten wir und wurde mit flotten Märſchen durch den Spiel=
mannszug
der Hitler=Jugend eingeleitet. Nach einigen Muſik=
ſtücken
folgte eine Reihe eindrucksvoller Sprechchöre und Lieder,
die von über 100 Jungens dargeboten wurden. In einer An=
ſprache
, die mit dem Geſang des Liedes der HJ. beſchloſſen wurde,
fand Bannführer Freudenberg rechte Worte für Jugend und
Beſucher. Der zweite Teil des Abends brachte die Aufführung
des Spiels Anno 1627 von Bruno Nowack, das in packender
Weiſe die aufwühlenden Kämpfe der Bauernkriege vor Augen
führt. Beſonders tiefe Eindrücke vermittelten die Volksſzenen
und das Schlußbild. Die zur Aufführung notwendigen Fahnen,
Standarten und die zahlreichen Waffen waren von den wackeren
Jungens ſelbſt entworfen und angefertigt.
Freiwillige
Feuerwehr. Die Luftſchutz=Halbzüge unſerer Freiwilligen
Feuerwehr wurden zu einer Luftſchutz=Uebung gerufen. Die
Alarmierung erfolgte durch die Hauptmeldefahrer und Melde=
fahrer
. Die Zentrale die ſich auf dem Rathaus befand, beorderte
telephoniſch die Halbzüge nach verſchiedenen angenommenen
Brandſtellen. Die Brandangriffe wurden durch das Kommando
der Wehr und den Bürgermeiſter in Augenſchein genommen, um
das ſelbſtändige Handeln der einzelnen Halbzugführer zu kon=
trollieren
. Dann wurden die Halbzüge nochmals eingeſetzt und
zwar galt es, einen durch Bombenwurf verurſachten Mühlenbrand
in der Rückenmühle zu bekämpfen. Auch hier fand eine Beſichti=
gung
der Einſatzſtellung der Halbzüge durch das Kommando und
den Bürgermeiſter ſtatt. Es ſchloß ſich eine Ausſprache über die
Vorführungen an, in der zum Ausdruck gebracht wurde, daß be=
ſondere
Mängel bei den einzelnen Angriffen, nicht feſtzuſtellen
waren.
J. Griesheim. 1. Okt. Landw. Bezugs= und Abſatz=
Genoſſenſchaft
Mitgliederverſammlung. Der
Aufſichtsratsvorſitzende ſowie der Rechner gaben weitgehende Er=
klärungen
über Bezug und Behandlung der Saatkartoffeln, ins=
beſondere
der Holl. Erſtlinge. Es wird empfohlen, außer Erſtlin=
gen
, Frühe Gelbe und Böhms Mittelfrühe zum Teil zu beziehen.
Bei Edeltraut wird dringend empfohlen, Herbſtbezug zu tätigen.
Ein größeres Quantum iſt bereits von der Genoſſenſchaft ange=
kauft
. Beſtellungen hierauf müſſen, bis längſtens Samstag. 5. Ok=
tober
, gemacht werden. Der Rechner gab dann noch einen Bericht
über Futtermittelbezug, der vow Ortsbauernführer Wicht ergänzt
wurde.
Ar
r. Eberſtadt, 1. Okt. Verpflichtung des neuen
Gemeinderates. Der Sitzungsſaal war feſtlich ausgeſchmückt.
Herr Bürgermeiſter Madre brachte die nach der neuen Ge=
meindeordnung
für die hieſige Gemeinde zu treffenden Richtlinien
zur Verleſung, wonach dem Bürgermeiſter außer zwei Beigeord=
neten
12 Gemeinderäte beratend zur Seite ſtehen. Die neuen
Vertreter wurden namentlich aufgerufen und durch Handſchlag
nebſt Ueberreichung der Beſtellungsurkunde zu ihrem Amt ver=
pflichtet
. Es ſind dies folgende Räte: Karl Weil, Fritz Göttmann,
Wilhelm Harniſchfeger 4., Friedrich Fiſcher, Friedrich Kredel,
Ernſt Eidenmüller, Ferdinand Jox, Georg Walther, Auguſt
Sperling. Adolf Weber, Wilhelm Kern 2. Friedrich Stey Sämt=
liche
12 Vertreter ſind auf die Dauer von ſechs Jahren gewählt.
Ratsmitglied Weil ſprach zu der Gemeindevertretung und be=
zeichnete
dieſe als die Grundparzelle des nationalſozialiſtiſchen
Staates. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß entgegen der frühe=
ren
Spaltung zwiſchen Theorie und Praxis im alten Syſtem die
Idee Adolf Hitlers immer mehr in die Tat umgeſetzt werden
möge Herr Bürgermeiſter Madre gab einen kurzen Rückblick der
abgelaufenen Arbeitsperiode in der Gemeinde, in welcher es mög=
lich
war, durch umfangreiche Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen die
Arbeitsloſenziffer der Gemeinde auf ein Fünftel des Standes
vom 30. Januar 1932 herabzudrücken. Für das laufende Verwal=
tungsjahr
iſt in Ausſicht genommen, eine weitere Teilregulierung
der Modau, Behebung der Wohnungsnot durch weitere Förderung
des Wohnhausbaues. Ins Auge gefaßt iſt die Anlage eines den
gegenwärtigen Anforderungen entſprechenden Schwimmbades. Je
nach Möglichkeit ſoll noch eine Teilkanaliſation einiger Straßen
vorgenommen werden.
Ar. Eberſtadt, 1. Okt. Die Dreißigjährigen hielten
im Bergſträßer Hof eine Geburtstagsfeier, zu der auch verſchie=
dene
auswärtige Schulkameraden erſchienen waren. Obmann Gg.
Fiſcher begrüßte alle Kameraden und Gäſte aufs herzlichſte.
ganz beſonders auch Herrn Lehrer Vogel und nachträglich noch
Lehrerin Fräulein Jacobi. Schulkameradin Greta Dächert
ſprach einen Prolog. Eine Polonaiſe nur für Schulkameraden führte
dieſelben zuſammen zum feierlichen Appell, dem ſich in abwechſe=
lungsreicher
Form die übrige Programm= und Tanzfolge anſchloß.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 1 Okt. Der neue Gemeinderat.
Der Beauftragie der NS
P. für den Kreis Darmſtadt hat die
nachverzeichneten Volksgenoſſen auf die Dauer von ſechs Jahren
zu Gemeinderäten der Gemeinde Nieder=Ramſtadt berufen:
1. Beck Ludwig 4., Bankbeamter 2. Block Wilh. Ferd., Kauf=
mann
, 3. Faldermann Karl 2., Schloſſer, 4. Geyer Ernſt
Kaufmann, 5. Schultheis, Dr. med., Arzt, 6. Ortö Hans
rnſt, Lehrer, 7. Wallbott, Wilhelm, Förſter, 8 Wagner
Wilhelm, Landwirt. Die Berufenen wurden durch den Bürger=
meiſter
bereits verpflichtet und die Anſtellungsurkunden zu=
gefertigt

k. Dieburg, 1. Oktober. Mitteldeutſcher Bankver=
ein
in Liqu. Ordentliche Generalverſammlung.
Der Vorſitzende des Aufſichtsrats, Herr Geora Coy, gab die Ta=
gesordnung
bekannt, worauf Herr Liquidator Deuter die Bilanz
ſowie die Gewinn= und Verluſtrechnung verlas. Aus derſelben iſt
zu entnehmen, daß im Jahre 1934 ein Verluſt von 16 341,38 RM.

Deutſchlands erſtes Erbhofdorf
geht im Ried ſeiner Pollendung entgegen

Lpd. Bürſtadt (Ried). Noch einmal
hat der Herbſt ſich zu einer ſommer=
lichen
Prachtentfaltung aufgeſchwungen
und ſeine ganze Wärme über das Land
ausgebreitet. Faſt unbegrenzt taſtet ſich
das Auge über die vor uns liegenden
Felder des Riedgebietes, bis hinüber
um Odenwald, der dem ganzen einen
Abſchluß gibt.
Wir ſind auf dem Wege zum erſten
deutſchen Erbhofdorf. Hinter Bürſtadt,
dort, wo Riedwälder und =Felder ſich
zu einem=rieſigen Teppich verweben, wo
einſt Siegfried der Nibelungenheld,
den Eber und den Bären jagte, ent=
decken
wir plötzlich am Rande des be=
innenden
Waldes, maleriſch ange=
ſchmiegt
, das erſte deutſche Erbhof=
dorf
, das unter den fleißigen Händen
der Handwerker ſeiner baldigen Voll=
endung
entgegengeht. Man kann die
Tage zählen, bis zu denen die erſten
Erbhofbauern ihren Einzug halten. Die
Gebäude ſind bereits fertiggeſtellt; die
letzten Fenſter werden eingepaßt, und
die Dachdecker ſind gerade mit dem
Decken des letzten Daches beſchäftigt.
Schön muß es einmal hier ſein in
dem jüngſten Dorf, das in den Wald
ſich zieht. Ein idylliſcher Zauber liegt
über den Häuschen, die ſo freundlich
ausſchauen und zum Verweilen ein=
laden
. Hier ſteht der Erbhofbauer in
der Natur, die ihn mit allen Faſern
an Grund und Boden, an Heimat und
Scholle feſſeln ſoll.
Im Gegenſatz zu den üblichen Sied=
lungsſtellen
hat man hier auf Leben=
digkeit
in der Linie, auf Abwechſlung
im äußeren Bild, großen Wert gelegt
und ſo dem Geſamtbild immer wieder
neue Reize abgewonnen. Eine Wald=
ſtraße
teilt den größeren Teil des Dor=
fes
in zwei Teile, und durch eine Lich=
tung
des Baumbeſtandes hat man auch
für reichlichen Einfall des Sonnenlich=
tes
genügend Raum geſchaffen. Die
Wohnhäuſer ſtehen geſtaffelt, um ſo die
Bauflucht zu brechen und dadurch den
h
geringſten Anſchein langweiliger Sied=
lungsbauweiſe
zu vermeiden. Hinter
ſind mit Holz verkleidet und dem Cha= einen maleriſchen Anblick.
rakter des Waldes angepaßt.
Der Teil des neuen Erbhofes, der
uns zunächſt liegt, hat einen völlig abweichenden Bauſtil erhalten
und liegt teils noch im Walde, teils tritt er aus dem Walde her=
aus
. Hier hat die Bauleitung auch die ſchöne fachwerkliche Bau=
weiſe
in ſchlichter Form angewandt und damit ſchon im Werden
die Liebe zu Heimat und Herd eingepflanzt, die den Erbhofbauern
einmal erfüllen ſoll.
Viel Arbeit mußte geleiſtet werden, bis dieſes herrliche
Werk erſtand. Und an alles iſt gedacht. Neben den 30 Morgen
Land, die zu den 25 Bauernſtellen gehören, wurden Spargelfelder
angelegt und Obſtbäume angepflanzt. Die ſchmucken Häuschen
ſelbſt beſtehen aus einer Wohnküche, einem Schlafzimmer für die
Eltern, einem für die Kinder, ſowie aus einer geräumigen Man=
ſarde
. Hinter dem Haus aber bieten Stall und Scheune genügend
Platz für die kommenden Ernten, für Schweine, Kühe und das
Federvieh.

Auch vier Handwerkerbauern werden angeſetzt, die zuſätzlich
je 10 Morgen Land erhalten, ſo daß ihnen die Möglichkeit gege=

entſtand. Einem kurzen Bericht der Liquidatoren und des Auf=
ſichtsrats
folgte der Bericht des Buchprüfers Jünger, der die
außerordentlich ſchwierigen Verhältniſſe bei den Liquidationsar=
beiten
würdigte, die von den Beteiligten gewiſſenhaft erledigt
wurden. Die Bilanz wurde ohne Widerſpruch genehmigt, allen
Verantwortlichen wurde Entlaſtung erteilt. Liquidator Dotter
hatte im vorigen Jahre eine Hypothek von 5000 RM. als Kaution
hinterlegt, die er jetzt zurück haben möchte. Dem wurde entſprochen
gegen 1 Stimme (50 Aktien). Von den Aktionären wurde eine
ſchnellere Abwicklung verlangt, damit die Kaſſe endlich einmal
verſchwinde. Von ſeiten des Aufſichtsrats wie des Ueberwachungs=
ausſchuſſes
wurde betont, daß alles getan wurde, um das Reſtver=
mögen
den Gläubigern auszuzahlen. Mit einer Hauptgläubigerin,
der Dresdner Bank wird demnächſt ein Abſchluß zuſtande kommen,
der es ermöglicht, freier ſchalten und walten zu können. Die klei=
nen
Gläubiger ſollen mit 10 Prozent abgefunden werden, wodurch
die Verwaltung verringert wird. Den Gläubigern, die mit großen
Summen zu rechnen haben, wird man Hypotheken geben mit einem
entſprechenden Nachlaß. Leider läßt es ſich nicht ermöglichen, in
nächſter Zeit eine Quote zur Verteilung zu bringen zweimal
Prozent ſind bis jetzt den Gläubigern zugute gekommen. Nach
Beantwortung verſchiedener Fragen über geſetzliche Vorſchriften
ſchloß Herr Co9 die Verſammlung mit einem dreifachen Sieg=
Heil auf den Führer.

sparsam im Gebrauch.
zohnpllegend, wunder-S
voll nochhaltig ertrischend 2

Br. Seckmauern, 1. Okt. Der Turnverein Einigkeit Seck=
mauern
hielt am Sonntag ſein diesjähriges Abturnen ab. Die
anſchließend bei dem Mitglied Adam Schäfer, Gaſtwirt.
eck=
mauern
, ſtattgefundene Preisverteilung ergab, folgendes Bild:
Gg. Rummel, 2. Rudi Trumpfeller, 3. Fr. Fink, 4 Gg. Eckert,
Ernſt Walter, 5. Ph. Eckert.
Zu Ehrenfeldſchützen, in
der Gemeinde wurden beſtimmt: Ph. Grünewald, Ferd. Frieß,
Hans Martin. Die neuernannten Gemeinderäte ſind: Gg. Eckert
jun., Hch. Hotz, Adolf Grünewald Wilh. Stier. Für die Win=
terhilfe
1935/36 wurden bis jetzt gezeichnet 40 Zentner Kar=
toffeln
und etwa 7 Zentner Getreide. Der Obſtbauverein hielt
einen Rundgang in der Gemeinde ab, um einen Ueberblick über
den Eitrag der Obſternte zu erhalten.
4s. Erbach, 30. Sept. Meiſterprüfung. Bei der dies=
jährigen
Meiſterprüfung haben auch aus dem Elfenbeingewerbe
die Elfenbeinſchnitzer Georg Wendel und Adam Stellwag ſich der
Prüfung mit Erfolg unterzogen. Die Arbeiten dieſer Jungmeiſter
ſind, im Elfenbeinmuſeum im gräflichen Schloß vom Sonntag,
den 29. September, bis Montag, den 7. Oktober, zur Beſichtigung
ausgeſtellt. Alice=Frauenverein. Ab 1. Oktober wird
die Kreisleitung des Alice=Frauenvereins von der Gräfin Eliſa=
beth
zu Erbach=Fürſtenau, in Fürſtenau, auf Frau Helene Keß=
ler
=Erbach übergehen. Die Landesvorſitzende von Heſſen hat
die ſeitherige Kreisleiterin zum Ehrenmitglied des Alice= Frauen=
vereins
unter Belaſſung in dem Amte eines Mitglieds des Lan=
desrates
ernannt.
m. Beerfelden, 1. Okt. Der neue Gemeinderat,
Vorige Woche war Kreisleiter Schwinn hier anweſend zur Ver=
pflichtung
der neuen Gemeinderäte. Außer dem Bürgermeiſter
wird die Stadt künftig vertreten ſein durch zwei Beigeordnete und
6 Gemeinderäte. Erſter Beigeordneter iſt Pg. Karl Michel, der
zweite wird demnächſt ernannt werden. Der Gemeinderat iſt aus
folgenden Parteigenoſſen zuſammengeſetzt: Ortsgrunpenleiter W.
Kumpf, Ortsbauernführer A. Bär, Arbeiter G. Mader, Kreis=
handwerksmeiſter
He Schott, Fabrikant H. Siefert, Forſtdirektor
O. Weſternacher.

Aus Oberheſſen.

Lpd. Alsfeld, 28 Sevt. Die Erbhöfe im Anerben=
gerichtsbezir

Alsfeld. In die Anerbenrolle des Aner=
bengerichtsbezirks
Alsfeld wurden bisher insgeſamt 505 Gehöfte
als Erbhöfe eingetragen Gegenwärtig werden noch etwa 150 An=
träge
geprüft. Von 727 ins Gemeindeverzeichnis eingetragenen
Bauernhöfen wurden 662 in das gerichtliche Verzeichnis über=
tragen
.

den Wohnhäuſern ſtehen, ebenfalls ge= Oben: Neben der holzverkleideten Bauweiſe finden wir auch noch den anheimelnden Fach=
ſtaffelt
. Scheuer und Stallungen. Sie werkbau vor. Unten: Dicht an den Waldrand geſchmiegt, bietet das erſte Erbhof=Dorf
(Heimatbilderdienſt, Photo: Pink.)

ben iſt, ſich ihren Lebensunterhalt auf eigenem Boden ſelbſt zu
erzeugen.
Und man hat den zukünftigen Erbhofbauern auch den Erwerb
ihres Grund und Bodens nicht ſchwer gemacht. Die jährliche Ab=
gabe
beträgt nicht ganz 30 Mark für den Morgen, eine Summe,
die bei guter Bewirtſchaftung wohl ohne weiteres herauszuarbei=
ten
ſein dürfte.
Bald werden nun die neuen Erbhofbauern auf ihren Gehöf=
ten
einziehen. Eine harte und mühevolle Aufbauarbeit beginnt.
Aber im nächſten Jahre dann, wenn die erſten Halme unter der
Senſe fallen, wenn die erſten Erntewagen polternd über den Hof
zur Scheune rollen, werden ſie reichlich belohnt ſein für ihre Ar=
beit
und noch mehr das Gefühl der innigen Verbundenheit mit
ihrer Scholle und ihrer Heimat haben.

Ein abgefeimker Schwindler im Odenwald.
Heppenheim a. d. B., 1. Okt. Mit einem Motorrad kam
ein junger Mann in Unter=Schönmattenwag an und
logierte ſich als Herr Schmidt von Stuttgart. Adjutant des
Stabschefs von Württemberg, im Gaſthaus ein. Seine
Angaben erſchienen dadurch glaubhaft, daß in ſeiner Abweſenheit
ein Telephonanruf feſtſtellen wollte, ob der Herr Adjutant einge=
troffen
ſei. Anſcheinend war der Anxufer er ſelbſt. Das mitge=
brachte
Motorrad hatte für einen ſo ſchneidigen jungen Mann
u wenig Pferdekräfte, weshalb er es einem ortsanſäſſigen Ge=
ſchäftsmann
für 100 Mark verkaufte. Nach dem Kaufabſchluß lieh
r ſich aber das Rad noch einmal, um angeblich zur Sparkaſſe nach
Weinheim zu fahren. Von da ab war der Schwindler verſchwun=
den
, nachdem er noch die wertvolle Uhr eines Förſters
mitgenommen hatte. Später ſtellte ſich heraus, daß er das
Motorrad in einem Dorf bei Eberbach erſchwindelt und dort
auch einem Dienſtmädchen das Sparkaſſenbuch mit
200 Mark geſtohlen batte.

Bickenbach, 30. Sept. Trauer im Turnverein. Im
Alter von kaum 34 Jahren ſtarb unſer lieber Oberturnwart Ju=
ſtus
Dieter. Am Samstag wurde der Verblichene von ſeinen
Turnern zur letzten Ruheſtätte geleitet. Sechs Turner in Turner=
kleidung
trugen, ihren Oberturnwart, der Sarg war flankiert von 6
Turnern mit Fackeln, voran die Turnerfahne, und faſt alle Mit=
glieder
des Vereins gaben dem ſo früh von uns Gegangenen das
letzte Geleit! Der Geiſtliche zeichnete das Lebensbild des allzeit
hilfsbereiten, herzensguten Menſchen. Sein Leben war nicht nur
erfüllt von der Arbeit im ſchweren Beruf und den Sorgen um
ſeine Gattin, wo es galt, Dienſt am Verein zu tun. Dienſt für die
D. T., war der Heimgegangene zur Stelle. Turnbruder Stiev
ſpricht als Vereinsführer tiefgefühlten Dank und ehrte den Ver=
ſtorbenen
, indem er ſeine großen Verdienſte um den Verein
ſchilderte. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit legte er einen
Kranz am Grabe nieder. Turner und Turnerinnen erheben den
rechten Arm und nehmen Abſchied von dem getreuen, wackeren
Turnbruder, Freund und Kamerad. Schüler und Schülerinnen
werfen Blumen ins Grab und nehmen Abſchied für immer von
ihrem lieben Oberturnwart. Nun treten die Sprecher des Ge=
angvereins
, der Schulkameraden der Gefolgſchaft der Gebr.
Röder und Vertreter der Direktion mit Kranzſpenden ans Grab.
Die Melodien eines Abſchiedschores umſchweben die Gruft. Juſtus
Dieter iſt nicht mehr, ſein Geiſt muß und wird weiterleben im
Turnverein.
Be. Groß=Gerau. 1. Okt, Schwerer Verkehrsunfall.
Gegen 1 Uhr ereignete ſich auf der Höhe des Gerichts in der
Darmſtädterſtraße ein folgenſchwerer Verkehrsunfall, der ein
Todesopfer forderte. Ein Darmſtädter Opelarbeiter war im Be=
griff
, mit ſeinem Fahrrad nach ſeiner Arbeitsſtätte zu fahren. Da
mußte er vor dem Gericht einen Wagen überholen. Auf der an=
deren
Seite der Straße ſtand ein weiterer Perſonenwagen. Als
er einen Wagen überholen wollte, öffnete der Fahrer desſelben
die Wagentür. Der Radfahrer wurde hiervon von ſeinem Rade
geſchleudert, als im gleichen Augenblick auf der Seite ein weiterer
Wagen ankam. Dieſer wieder ſchleuderte nun den Radfahrer ein
Stück weg, wo er mit ſchweren Verletzungen liegen blieb. Man
verbrachte den Verunglückten ſofort in das Groß=Gerauer Kran=
kenhaus
, wo ſchwere Rückaratverletzungen feſtgeſtellt wurden. Im
Laufe des Tages iſt der Verunglückte verſtorben. Die Polizei
nahm den Tatbeſtand auf.
Gernsheim. 1. Okt. Waſſerſtand des Rheins am
30. Sept.: 0,64 Meter, am 1. Okt.: 0,59 Meter.

[ ][  ][ ]

*

*Die Physikalisch- Tech=
nische
Reichsanstalt.
Die kenne ich! Dort werden die Fieberthermometer geprüft,
so werden die meisten unserer Leser, wenn es gut geht, beim
Anblick der Ueberschrift denken und nur ein sehr kleiner Teil
wird etwas mehr über eine Anstalt wissen, die für unsere wirt-
schaftliche
und wissenchaftliche Arbeit in Deutschland, und da-
mit
in der ganzen Welt, von weitreichender Bedeutung ist. Die
Anstalt ist auch nicht etwa eine neuere Einrichtung, sie kann
schon auf eine nahezu 50jährige erfolgreiche Tätigkeit zurück-
blicken
, Ihre Gründung verdanken wir letzten Endes der An-
regung
eines unserer bedeutendsten Ingenieure, nämlich Werner
von Siemens. Er war nicht nur ein bedeutender Elektrotechniker,
Ingenieur und Industrieller, er hatte auch als Führernatur den
Blick aufs Ganze behalten und erkannt, daß Forschung die
Grundlage jeden technischen Fortschrittes ist. So regte er im
Jahre 1886 an, ein Institut zu gründen, das wissenschaftlicher
Forschungstätigkeit, also zur Erweiterung des Gebietes unserer
Naturerkenntnis gewidmet sei. Er selbst erklärte sich bereit,
ein geeignetes Gelände zur Verfügung zu stellen. So entstand die
Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Charlottenburg, Ihr
erster Leiter war der bedeutendste Physiker seiner Zeit, Geheim-
rat
von Helmholtz. An dieser großen Ueberlieferung wurde fest-
gehalten
und immer Forscher von erstem Rang zur Leitung der
Anstalt berufen, so daß diese heute in der wissenschaftlichen
Welt der Völker einen allerersten Rang einnimmt.
Was wird nun alles in dieser Anstalt untersucht und ge-
macht
? Entsprechnd ihrem Aufgabenkreis und zur Abscheidung
ist sie in mehrere Abteilungen gegliedert, die wir im folgenden
im Einzelnen näher betrachten wollen.
Die Abteilung für Maß und Gewicht.
Die Aufgaben dieser Abteilung waren früher einer beson-
deren
Reichsanstalt zugewiesen, sie ist aber im Jahre 1923 mit
der Anstalt vereinigt worden. In dieser Abteilung werden die
deutschen Urmaße für das Meter und das Kilogramm aufbewahrt
und ständig überwacht. Sie stellt den deutschen Delegierten zum
Internationalen Ausschuß für Maß und Gewicht, befaßt sich mit
der allgemeinen Maß- und Gewichtsordnung, der Eich-Ordnung
und der Anweisung der Eichämter, Hieraus erhellt, welch große
Bedeutung sie für den gesamten deutschen Handel und den
Warenverkehr hat.
Das Urmeter ist trotz Herstellung aus besten Werkstoffen,
eine Mischung von Platin und lridium, nicht unveränderlich, auch
ist es bei feinster Arbeit mit optischen Hilfsmitteln nicht mög-
lich
, eine den Fortschritten der Technik genügende Genauigkeit
im Vergleich zweier Maße zu erreichen. Die Anstalt arbeitet da-
her
in Zusammenarbeit mit ausländischen Forschungstätten daran
eine andere Grundlage für Längenmessung zu finden. Man hat
diese unveränderliche Größe in der Wellenlänge des Lichtes ge-
Funden. Sie ermöglicht eine zehnfach so hohe Genauigkeit, als
der Vergleich zweier Strichmaße auf einem Metallstab. Die Ge-
nauigkeit
hat die staunenswerte Höhe von 0,000 02 Millimeter!
Es liegt auf der Hand, daß derartige Messungen nur mit aller-
Feinsten Werkzeugen und in Räumen von ganz gleicher Tempe-
ratur
vorgenommen werden können, Neben reinen Längenmeß-
werkzeugen
werden auch Lehren aller Art, Schraubenspindeln,
Teiltrommeln, Normalgewinde, Zahnräder und dergleichen aus-
gemessen
und geprüft.
In einer anderen Unterabteilung werden Gewichte und
Waagen aller Art geprüft. Waagen von der größten Gleiswaage,
auf der ein ganzer Bahnwaggon gewogen werden kann, bis zu
den feinsten chemischen Wägevorrichtungen sind zu prüfen, Im
Jahre 1933 mußten z. B. 21 verschiedene Bauarten von Neigungs-
waagen
, wie sie sich jetzt im Kleinhandel immer mehr einführen,
untersucht werden. Zum Abmessen von Flüssigkeiten sind Ge-
äte
aufgekommen, die grundlegende Aenderungen bedingen. Die
Geräte der Tankstellen müssen ebenso geprüft werden, wie die
Spritzen der Aerzte, teils um eine Uebervorteilung der Käufer
zu verhindern, teils um das Leben der Menschen bei der Ver-
wendung
starker Gifte zu schützen.
Neben der Länge und der Masse muß auch unsere dritte
grundlegende Meßgröße, die Zeit, gemessen werden. Hier kommt
Hie Prüfung von Stimmgabeln, für das Instrumentengewerbe, von
Stoppuhren, von Umdrehungszählern usw. in Frage. Wir müssen
uns bei dem großen Arbeitsumfang auf diese kurzen Angaben
beschränken.
Die Abteilung für Elektrizität und Magnetismus.
Die vielfältige Anwendung der Elektrizität im wirtschaft-
ichen
Leben hat es dahin gebracht, daß auch die elektrischen
Einheiten Volt, Ampere und Ohm in den weitesten Kreisen des
Volkes bekannt sind und täglich gebraucht werden. Daß ihre
Größe durch ein Reichgesetz vom 1. Juni 1898 festgelegt ist
dürfte weniger bekannt sein, noch weniger was darin steht. Die
Grundlagen zu diesem Gesetz hat die Phyikalisch-Technische
Teichanstalt geschaffen, In weiterer Forschungarbeit hat sie
dann bessere Unterlagen für die Bestimmung der elektrischen
Einheiten gesucht und gefunden, mit dem Erfolg, daß auch im
Ausland dieses Material, Manganin, allgemein angewendet wird
Die Reichsanstalt hat auch bei der internationalen Vereinbarung
im London im Jahre 1908 mitgewirkt, wo die elektrische Strom-
einheit
, das Ampere, international festgelegt wurde.
Ein neuzeitliches Arbeitsfeld hat die Reichsanstalt auf dem
Gebiet der drahtlosen Telegraphie und Telephonie gefunden, wo
die Wellenlänge zu messen ist. Die Genauigkeit ist so weit ge-
teigert
worden, daß im Wellenbereich von 1 bis 190 Kilometer
mit einer Genauigkeit vor 1 v. T. gemessen werden kann,
Mancher Kranke hat schon zu seinem Leidwesen aus dem
Munde des Arztes das Wort Röntgen-Einheiten gehört, Er kann
licht ahnen, welch unendliche Arbeit aufgewendet werden
nußte, um eine genaue Abmessung der heilbringenden Strahlen
zu ermöglichen, Sie war notwendig, um ein Uebermaß, und damit
einen Schaden zu verhüten, In der Reichsanstalt ist auch diese
segensvolle Arbeit geleistet worden. Ein Mitglied dieser Abtei-
ung
hat einen Meßapparat erdacht und weiter ausgebildet, der
heute in der ganzen Welt bei fast allen elektro-physikalischen,
hermometrischen und optischen Forschungen angewendet wird.
in anderer Forscher der Anstalt hat das große Verdienst, eine
neue Metallegierung beim Bau von elektrischen Stromwandlern
eingeführt zu haben, wodurch allein der deutschen Elektrowirt-
schaft
im Jahre Verluste von etwa 50 Mill. RM. erspart werden.
in schlagender Beweis dafür, wie sehr sich reine Forscherarbeit
etzten Endes segenbringend auswirkt und das in sie hinein-
Sesteckte Kapital verzinst. Neben der reinen Forscherarbeit haf
diese Abteilung naturgemäß ein sehr weites Feld bei der Prü-
tung
von elektrischen und magnetischen Meßgeräten aller Art
Leine neue Bauart von Stromzählern darf ohne vorherige Prü-
ung
und Genehmigung in der Reichsanstalt zur Verwendung
rommen, Heute, wo fast in jeder Haushaltung ein Elektrizitäts-
jähler
hängt, wo die verschiedenartigsten Bauarten im Handel
sind, müssen ständig Untersuchungen in großem Umfange ge-
macht
werden. Diese wenigen Angaben mögen genügen, um

Hilfen bei der Kartoffel-
ernte
.
Mit dem Herbst naht die Zeit der Kartoffelernte, wo im
bäuerlichen Haushalt alt und jung fest zupacken muß, um die
Früchte vor Winter einheimsen zu können. Die Arbeitskräfte wer-
den
dann rar, so daß der Bauer gerne zu Hilfen greift, die eine
menschliche Arbeitskraft nicht beanspruchen, Er tut dies beson-
ders
dann gerne, wenn die Hilfsmittel so billig sind, daß sie für
jeden erschwinglich werden, oder wenn er sie gar selbst mit ein-
fachen
Mittln herstellen kann, Im folgenden beschreiben wir kurz
drei Vorrichtungen, die all diesen Anforderungen genügen.

Bild 1. Sackaufhalter.

Der in Bild 1 dargestellte Sackaufhalter läßt sich am Wagen
oder auch nach Anbringung eines Eisenbügels an der Wand in
der Tenne leicht anbringen, bei Mitnahme eines Pfahles kann er
auch auf dem Felde aufgestellt werden. Das Gerät kann jeder
Schmied leicht herstellen. Die Abbildung zeigt alle Einzelheiten.
Ein doppelt gewinkeltes Flacheisen und ein halbrund gebogenes
zweites Flacheisen sind zur Herstellung notwendig. Weitere Er-
örterungen
erübrigen sich, es muß nur darauf hingewiesen wer-
den
, daß bei dem im Vordergrund dargestellten Aufhalter der
Sack nicht richtig aufgehängt ist, es geschah dies, um die Form
des Eisens besser zeigen zu können. Mit Hilfe des Gerätes kann
ein einzelner Mann im Wagen angefahrene Kartoffel versacken
oder auch einen Sack mit dem Korb füllen.
Wenn der vollbeladene Wagen entleert werden soll und die
Rückwand der Vorsteller wird herausgenommen, so fallen
die Hackfrüchte, die dicht an diesem Brett lagen, zunächst einmal
auf den Boden und müssen von dort wieder aufgeschaufelt oder
zusammengelesen werden.

Bild 2. Abladestand.

Der auf Bild 2 dargestellte Abladestand vermeidet dies und
gibt Gelegenheit, die Kartoffeln unmittelbar vom Wagen in den
Abtragekorb zu füllen. Schreitet die Abladearbeit weiter, so muß
sich der Ablader dauernd um seine Längsachse drehen, wodurch
die Arbeit verlangsamt und die Rücken- und Schultermuskulatur
stark ermüdet wird.

Bild 3. Einfülltrichter.

Benützt man dagegen den in Bild 3 dargestellten, an der Seite
des Kastenwagens angehängten Einfülltrichter, so wird die Arbeit
schneller und bei geringerer Ermüdung vor sich gehen. Die bei-
den
Vorrichtungen lassen sich bei einigem Geschick aus wenigen
Brettern herstellen.

einen Einblick in die Tätigkeit dieser Abteilung zu gewähren.
Zu weitergehenden Angaben müßten Vorkenntnisse vorausge-
setzt
werden, die in dem Leserkreis einer Tageszeitung nicht
erwartet werden dürfen.
Die Abteilung für Wärme und Druck.
Die Gase und die Dämpfe sind in ihren Eigenschaften in
erster Linie von der augenblicklichen Wärme und dem Druck
abhängig. Es war deswegen schon seit Gründung ider Anstalt
eine ihrer wichtigsten Aufgaben, diese Zusammenhänge zu un-
tersuchen
und durch sehr sorgfältige Messungen zu erfassen.
Noch heute werden Messungen über die spezifische Wärme tech-

nischer Gase, die Verdampfungswärme des Wassers bei Drucken
bis zu 150 Atmosphären, den Wärmeübergang bei der Konden-
sation
von Satt- und Heißdampf und ähnliche Untersuchungen
vorgenommen. Alle derartige Untersuchungen werden mit der
fortschreitenden Entwicklung der Technik immer mehr für
höhere Drucke und Temperaturen erforderlich, wir erinnern nur
an die Höchstdruckdampfanlagen in neuzeitlichen Kraftwerken,
an die Speicherung von Gasen unter hohen Drucken und ähn-
liches
. Zur Messung der Temperaturen genügt in der Technik
das altbekannte Quecksilberthermometer bei weitem nicht. Mit
Spezialgläsern reicht man bis zu 700 Grad, mit Quarzgläsern
noch höher, aber bei Temperaturen von Tausenden von Grad
sind andere Hilfsmittel erforderlich. Alle diese Geräte müssen
geprüft und mit großer Genauigkeit geeicht werden. Zum
Messen niedriger Temperaturen verwendet man z. B. Wider-
standsthermometer
, das sind Metalldrähte, z. B. aus Platin, deren
elektrische Leitfähigkeit von der Temperatur abhängig ist.
Letztere haben sich so bewährt, daß sie als Norm für die Tem-
peraturskala
von 200 bis + 630 Grad angenommen wurden.
Noch viele andere Arten von Wärmemessern wurden von der
Anstalt mit so großer Genauigkeit untersucht, daß sie heute die
Führung in der ganzen Welt auf dem Gebiete der Temperatur-
messung
hat. Auch hinsichtlich der Stückzahl der vorzunehmen-
den
Prüfungen kommt dieser Abteilung eine besondere Bedeu-
tung
zu. Wir erwähnten schon eingangs die Fieberthermometer,
Neben vielen Arten von Temperaturmeßgeräten für die Industrie
werden in der Anstalt im Jahr etwa 400 000 und in den unter
ihrer Ueberwachung stehenden Thermometerprüfanstalten etwa
5 000 000 Fieberthermometer geprüft.
Zur Erreichung sehr tiefer Temperaturen sind besondere
Schwierigkeiten zu überwinden. Bekanntlich liegt das Ziel all
dieser Bestrebungen beim sogenannten absoluten Mullpunkt, der
bei 273 Grad liegt. In einem vor 7 Jahren neu errichteten
Kältelaboratorium ist die Anstalt in der Lage, bis zu 272
Grad herunterzukommen, sie ist also nur noch einen Grad von
dem heiß ersehnten Kältepol entfernt. Seit dem Jahre 1913
arbeitet das Kältelaboratorium der Reichsanstalt mit flüssigem
Wasserstoff. Mit dessen Hilfe wurde es im Jahre 1925 auch mög-
lich
, Helium zu verflüssigen. Dieses merkwürdige Edelgas, das
als nicht brennbares Gas zur Füllung von Luftschiffen besondere
Bedeutung hat, ermöglicht es uns auch, bis auf einen Grad an
den absoluten Nullpunkt heranzukommen. Die in der Anstalt
aufgestellte Anlage kann in der Stunde 3 Liter flüssiges Helium
erzeugen. Die im Kältelaboratorium erzeugten flüssigen Gase,
neben Anlagen für Helium sind auch solche für Stickstoff und
Wasserstoff vorhanden, werden zu Forschungszwecken für diese
Abteilung und in anderen Abteilungen zu Messungen bei nie-
deren
Temperaturen verwendet oder an andere Institute im
Reich abgegeben. Auch diese Abteilung der Reichsanstalt hat
also vielfältige und wichtige Aufgaben zu erledigen.
Abteilung Optik.
Zur Messung der Stärke einer Lichtquelle dient bis heute
immer noch die von v. Hefner-Alteneck im Jahre 1883 angege-
bene
Lampe. Außerordentlich gründliche Untersuchungen der
Reichsanstalt haben ihr trotz zahlreicher Gegenvorschläge, bis
jetzt diese allgemeine Anerkennung gesichert, Neuerdings wird
trotzdem wieder versucht, eine andere Lichteinheit von größerer
Genauigkeit zu finden. Für die Lichtempfindlichkeit photogra=
phischer
Platten ist vor kurzem eine neu deutsche Norm ver-
öffentlicht
worden, an deren Ausarbeitung diese Abteilung einen
wesentlichen Anteil hatte, In der Beleuchtungstechnik gewinnen
die Gasentladungsröhren immer mehr an Bedeutung. Die Messung
der Lichtstärke dieser Lampen stößt auf Schwierigkeiten wegen
der beigemischten Farben. Durch Verwendung geeigneter Far-
benfilter
ist die Anstalt auch dieser Schwierigkeiten Herr ge-
worden
, In einem besonderen Laboratorium für Strahlungen wer-
den
Untersuchungen über die Radioaktivität verschiedener Sub-
stanzen
vorgenommen. Die wissenschaftliche Welt ist eben be-
sonders
interessiert an Untersuchungen über den Aufbau der
Atome und an den sogenannten Höhenstrahlungen. Auch hier
steht die Anstalt mit ihren Arbeiten in vorderster Front.
Die Präsidialabteilung.
Neben einer Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen unter
der unmittelbaren Leitung des Präsidenten der Reichsanstalt
wird hier die Verwaltung der Anstalt und der 30 zu ihr gehören=
den
Laboratorien geführt, In der Anstalt arbeiten zurzeit etwa
70 Physiker, Ingenieure und Chemiker, ein höherer Verwal-
tungsbeamter
und über 170 Techniker, Mechaniker, Bürobeamte,
Gehilfen usw.
Zusammenfassend stellen wir fest, daß wir in der Physika-
lisch
-Technischen Reichsanstalt eine wissenschaftliche For-
schungsanstalt
von internationalem Ansehen vor uns haben, die
für die deutsche Wissenschaft und Technik von allergrößter Be-
deutung
ist.

KURZE MITTEILUNGEN
* Eine großangelegte Versuchsfahrt mit heimischen Treib-
stoffen
ist gegenwärtig im Gange. Die Versuchsfahrten haben am
19. August begonnen und gehen über 20 000 Kilometer. Sie stehen unter
Leitung des NSKK., unter Mitwirkung des VDl. und RTA. Unterwegs
sind 46 Lastwagen mit einer Ladefähigkeit von 2 Tonnen bis zu den
schwersten Bauarten. Sie werden aber nicht, wie sonst, mit ausländi-
schen
Treibstoffen, wie Benzin oder Dieselöl, sondern mit heimischen
Rohstoffen, wie Holz, Holzkohle, Torfkoks, Braunkohlenschwelkoks,
Braunkohlenbriketts, Anthrazit, Steinkohlenschwelkoks, Methanol, Me-
than
, Ruhrgasöl, Dampf und Dieselöl, letzteres aber nur aus deutscher
Braunkohle gewonnen, betrieben. Fast die Hälfte aller Wagen, nämlich
20, laufen mit Folzgas. Nach Fahrten auf der Avus laufen die Wagen
jetzt auf dem Nürburgring, den Abschluß bilden wiederum Fahrten auf
der Avus. Während des Fahrens finden dauernd Messungen statt, die
Verbrauch, Schnelligkeit der Startbereitschaft, Verschleiß und Aufwen-
dungen
für Reinigung und Wartung prüfen sollen. Das Ergebnis dieser
für unsere Wirtschaft sehr wichtigen Versuchsfahrten ist mit größter
Spannung zu erwarten.
* Ingenieurausbildung für Flugzeugbau. Um dem anhaltend
starken Bedarf der Flugzeugwerke an Fachingenieuren gerecht zu wer-
den
, die in besonderen, vom allgemeinen Maschinenbau stark abweichen-
den
Konstruktions- und Berechnungsverfahren des Flugzeugbaues gründ-
lich
geschult sind, wurde durch die berufenen Ministerien eine be-
schränkte
Anzahl von technischen Lehranstalten mit der Abhaltung von
Sonderlehrgängen betraut. Die Ausbildung wird in einsemestrigen Auf=
bauklassen
für die Absolventen von Höheren Technischen Staatslehr-
anstalten
oder anderen als gleichberechtigt anerkannten Schulen durch-
geführt
.
Klebestreifen zum Verschließen von Verpackungen aus Papier
haben sich in den letzten Jahren immer mehr eingeführt, wohl in erste
Linie wegen ihrer einfachen Handhabung. Neuerdings werden Klebe-
streifen
in den Handel gebracht, die nicht aus Papier, sondern aus einem
durchsichtigen Film bestehen. Ein besonderer Vorteil besteht darin, daß
der Film selbstklebend ist, etwa wie das loslierband, das bei elektrischen
Installationen heute ein unentbehrlicher Bestandteil geworden ist. Der
neue Klebefilm ist für Karton, Blech, Glas und ähnliche Verpackungs-
stoffe
zu verwenden. Er braucht nicht angefeuchtet oder erwärmt zu
werden, und kann außerdem noch mehrmals benutzt werden, da er nicht
eintrocknet. Der Klebfilm wird auch gemustert farbig und undurchsich-
tig
in den Handel gebracht. Die Rollen enthalten 25 Meter und werden
in verschiedenen Breiten geliefert.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 271

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Oktober 1935

Der Führer und Reichskanzler in Oſtpreußen.

Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler hat ſich bereits vorher zu den Ueberführungsfeierlich=
keiten
am Geburtstage des verewigten Generalfeldmarſchalls von Hindenburg nach Oſtpreußen be=
geben
. Am Montag wohnte er einer Felddienſtübung des Infanterie=Regiments Königsberg in der
Nähe von Landsberg (Oſtpreußen) bei. Dieſes Bild zeigt den Führer bei der Ankunft vor dem
Bahnhof in Landsberg. Der Kommandant der Ehrenkompanie erſtattet dem Führer Meldung. Im
Hintergrund Reichskriegsminiſter Generaloberſt v. Blomberg, General v. Fritſch und der Komman=
dierende
General des 1. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis I, Generalleutn. v. Brauchitſch.
(Preſſe=Illuſtration Hoffmann=M.)

Reich und Ausland.

Die Beamken
der Geheimen Staakspolizei.

* Die Berliner Kriminalpolizei machte jetzt
wieder einmal einen beſonders guten Fang. Seit
langem ſchon war ſie einer Gaunerbande auf der
Spur, die ſich in der Maske von Beamten der
Geheimen Staatspolizei in zahlreichen Fällen im
Berliner Weſten in Wohnungen Einlaß verſchafft
hatten und dort dann ſtahlen, was ihnen nur
wertvoll erſchien und bei den Beutezügen in die
Hände fiel. Die falſchen Beamten traten mit
ſtrenger Amtsmiene auf und erklärten, Durch=
ſuchungen
nach Deviſen und falſchem Geld vor=
nehmen
zu müſſen. In ſieben Fällen konnte
ihnen ihr verbrecheriſches Treiben nachgewieſen
werden.
Als die erſten Anzeigen eingelaufen waren,
wurde ſofort eine Sonderkommiſſion zur Ver=
folgung
der Bande eingeſetzt. Tag und Nacht
waren die Kriminalbeamten unterwegs. Bald
war ermittelt, daß alle ſechs Mitglieder der
Bande ſelbſt im Weſten wohnten. Fünf der Bur=
ſchen
konnten dann vor einigen Tagen bereits
verhaftet werden, bis es dann gelang, nun auch
den ſechſten Banditen zu faſſen. Die näheren Un=
terſuchungen
deckten dann die Syſtematik dieſer
Burſchen auf. In der Regel erſchienen ſie in den
Wohnungen gutſituierter Familien. An der Tür
gaben ſie ſich in ſehr beſtimmtem Ton als Beamte
der Geheimen Staatspolizei aus und wieſen dann
flüchtig viereckige oder runde braune Metallmar=
ken
vor. Das Ganze ſpielte ſich aber ſo ſchnell
ab, daß niemand rechtzeitig hinter den Schwindel
kam. Sie erklärten dann, es liege eine Anzeige
vor und man müſſe nun die Wohnung durch=
ſuchen
. Das geſchah dann auch ſo gründlich, daß
ſie dabei alles ſtahlen, was ihnen in die Hände
fiel. Auf geheime Zeichen hin wurde die Durch=
ſuchung
dann abgebrochen. Es hieß, der Verdacht
ſei offenſichtlich ungerechtfertigt. Man habe nichts
gefunden, und damit ſei die ganze Angelegenheit
erledigt. Bei dieſen Manövern fielen den Gau=
nern
in vier bislang bekannten Fällen insgeſamt
3000 RM. in die Hände, daneben aber eine ganze
Anzahl ſilberner Zigarettenetuis und auch ein
Photoapparat. Das Geld wurde dann unter den
Gaunern verteilt und ſchnellſtens mit Freun=
dinnen
in Lokalen und bei Einkäufen verjubelt.
Nicht ein Pfennig wurde mehr vorgefunden, als
man die Burſchen feſtnahm. Alles Leugnen, das
natürlich verſucht wurde, half aber nichts. Das
zuſammengetragene Beweismaterial bewegte die
Burſchen dann ſchließlich doch zu einem Ge=
ſtändnis
.

Chronik des Tages.

In Schweinheim hatten ſich zwei Frauen
während der Unterhaltung auf der Treppe an
das Geländer angelehnt. Plötzlich gab das Trep=
pengeländer
nach, ſo daß beide Frauen in den
Hof ſtürzten. Hierbei zog ſich eine von ihnen ſo
ſchwere innere Verletzung zu, daß ſie bereits
einige Stunden ſpäter verſtarb.
In der Nähe des Ortsausganges von Sendel=
bach
fanden ſpielende Kinder am Montagvormit=
tag
die Leiche der 29jährigen ledigen Maria
Rauſch. Nach den angeſtellten Ermittlungen ſteht
einwandfrei feſt, daß ein Mord vorliegt. Der
Verdacht der Täterſchaft richtet ſich gegen den
ledigen Wilhelm Saueracker der mit der Rauſch
ein Verhältnis unterhielt.
Die Unterſuchung der Leiche der Frau Far=
caſanu
, die Sonntag früh auf der Strecke im
Emstal gefunden worden war, hat ergeben, daß
es ſich um einen Raubmord handelt. Es konnte
feſtgeſtellt werden, daß der mutmaßliche Mörder
ein rumäniſcher Student iſt.
Bei Valencia ſtieß ein vollbeſetzter Trieb=
wagen
, der mit einer Geſchwindigkeit von 90 Kilo=
metern
fuhr, mit einem auf der Strecke ſtehenden
Eiſenbahnwagen zuſammen. Aus den Trümmern
wurden 45 zum Teil ſchwer verletzte Fahrgäſte ge=
borgen
. Eine Perſon iſt nach der Einlieferung
ins Krankenhaus geſtorben.
Aus Kingſton (Jamaica) wird berichtet, daß
der nächtliche ſchwere Sturm auf der kleinen bri=
tiſchen
Inſel Cayman=Brac, die zur Cayman=
Inſelgruppe gehört, ſchweren Schaden angerichtet
hat. 40 Häuſer wurden völlig zerſtört und 105
andere ſchwer beſchädigt. 190 Perſonen ſind ob=
dachlos
. Verluſte an Menſchenleben wurden bis=
her
nicht gemeldet.
Der dem an der Küſte von Jamaika aufgelau=
fenen
holländiſchen Dampfer Rotterdam zu
Hilfe geeilte britiſche Dampfer Ariguani über=
nahm
die 460 Paſſagiere des geſtrandeten Damp=
fers
und brachte ſie nach Kingſton. Die Beſatzung
blieb an Bord, um bei den Abſchleppungsarbeiten
mitzuhelfen. Vier Laderäume der Rotterdam
ſind leckgeſchlagen.

Vor 25 Jahren:
Zum erſten Male Alpenflug.

Zum Gedächtnis von Chavez.

Brig. Zu Ehren des peruaniſchen Fliegers
Géo Chavez und zur Erinnerung an ſeinen er=
ſten
großen Alpenflug über den Simplon vom
23. September 1910 haben in den Tagen vom 27.,
28. und 29. September in Brig und in Domodoſ=
ſola
verſchiedene Gedächtnisfeiern ſtattgefunden
Bei einem vom Walliſer Staatsrat und der Ge=
meinde
Brig veranſtalteten Bankett in Brig hiel=
ten
Anſprachen Staatspräſident Dr. Loretan
Oberſt Pierre Weiß vom franzöſiſchen Luftfahrt=
Miniſterium, Oberſt Bardet, Chef des ſchweizeri=
ſchen
Militärflugweſens, als Vertreter des Bun=
desrats
, und Stadtpräſident Guntern, Brig.

Die erſte Fronk=
Unkerſeebooks=
Flokkille
Weddigen
in Dienſt geſtellk.

Mit einer kurzen mili=
täriſchen
Veranſtaltung
und einer Flaggen=
Parade wurde in Kiel
die erſte Front= Unterſee=
boots
=Flottille, beſtehend
aus den Booten U. 7
bis U. 12 unter dem
Kommando des Fregat=
tenkapitäns
Dönitz in
Dienſt geſtellt. Die Flot=
tille
erhielt den Namen
Unterſeeboots=Flottille
Weddigen, wodurch dem
unvergeßlichenSeehelden
ein bleibendes Denkmal
geſetzt iſt.

(Scherl=Bilderdienſt=M.)

Die Geiſterfahrt der R 349S.

Eine Lokomotive fähri 9 Kilometer unbemannt. Auch die Zwillingsmaſchine folgt
von alleine. Der Schrecken der Atlanta=Bahn. Eine unheimliche Nacht.
Ein Augenzeuge berichtet.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)

Atlanta (U. S. A.), im Auguſt.
Auf einer der Hauptſtrecken der
Atlanta=Bahn wurde mehrere Nächte
hindurch ein ſenſationeller Vorgang
beobachtet, der in weitem Umkreis
Gerüchte von dem Erſcheinen einer
Geiſterlokomotive aufkommen ließ.

Alle Strecken ſperten!

Morgens, gegen 2.17 Uhr, wurde von den
Betriebswerkſtätten der Station Atlanta, ein
Telegramm an alle Stationen in 200 Kilometer
Umkreis gegeben: Die Strecke müſſe unbedingt
geſperrt werden, alle Uebergänge ſeien zu ſichern,
auf allen Stationen müſſe dafür geſorgt werden,
daß die Durchfahrt auf dem Hauptgleis frei ſei!
Nanu? Ein Präſidentenzug? Oder eine
Nachtübung? . . . Nichts davon aber in dem
Rundtelegramm ſtand zu leſen, daß die Lokomo=
tive
R 3495 unterwegs ſei. . . . Wenn es ge=
linge
, möge man ſie auf einen Prellbock auflau=
fen
laſſen. Während dieſes Telegramm auf
den kleinen Stationen den Beamten vom Nacht=
dienſt
gerade aus ſeinem Schlummer rüttelte,
hörte er draußen ſchon mit hoher Tourenzahl die
Lokomotive vorbeibrauſen.

Eine unheimliche Beobachtung.

Folgende Beobachtung lag dieſem Telegramm
zugrunde: Einer der Heizer in den Lokomotiv=
werkſtätten
von Atlanta war gegen 2 Uhr mor=
gens
zu den Betriebshallen gekommen, um die
Keſſel vorzuheizen. Ehe er aber den Schuppen be=
trat
. vernahm er plötzlich ein Aechzen, das Schlit=
tern
eines Tores, das Geräuſch einer anfahren=
den
Lokomotive und ſah zu ſeinem Entſetzen,
wie die eine der beiden Expreßlokomotiven lang=
ſam
und dann immer ſchneller aus dem Schuppen
herausfuhr.
Ich ſah genauer hin. Alles war zwar dunkel,
aber der Mond gab immerhin Licht genug, um
erkennen zu laſſen daß niemand auf dem
Führerſtand war. Kein Zweifel: die Ma=
ſchine
fuhr ganz von alleine ohne jede Be=
mannung
!
Der Zwilling folgt. . . .

Die gleiche Feſtſtellung hatte auch der Tele=
graphiſt
im Stellwerk gemacht. Wir riefen uns

Eines der früheſten Werke deutſcher
Relief-Schniherei.

Als Kunſtwerk des Monats ſtellt das Deutſche
Muſeum im Oktober dieſes wunderbare rheiniſche
Holzrelief aus dem 11. Jahrhundert aus. Es ſtellt
die Kreuzabnahme dar und iſt eines der frühe=
ſten
Werke deutſcher Relief=Schnitzerei.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)

unſere Beobachtungen zu: Hier ging etwas nicht
mit rechten Dingen vor ſich! So kam es zunächſt
zu jenem Telegramm an alle, das von der Gei=
ſterfahrt
der R 3495 berichtete. ..."
Auf einem Schienenrad jagten der Heizer und
der Telegraphiſt der fliehenden Lokomotive nach.
Ihre Rufe hatten das Perſonal in den Ueber=
nachtungshallen
geweckt, weitere Beamte ſchloſſen
ſich der Verfolgung an. Da, nach 9 Kilometer
Fahrt, lief die Lokomotive plötzlich langſamer
und blieb dann ſtehen. Kaum hatte man Ge=
legenheit
, näher an die Maſchine heranzukommen
als in der Ferne, genau ſo geheimnisvoll und
ebenfalls ohne Bemannung, die Schweſterloko=
motive
§ 3496 auftauchte. Sechs Meter hinter
der Lokomotive R 3495 blieb ſie von alleine
ſtehen. . .
Eine Nacht mit Herzklopfen.

Die ſofortige genaue Unterſuchung der beiden
Lokomotiven ergab nichts Bemerkenswertes: die
Feuerung war tot, die Keſſel waren leer, der
Waſſerſtand allerdings hatte annähernd die Höhe,
die er am Vorabend gehabt hatte, bevor man für
den nächſten Morgen kaltes Waſſer nachgefüllt
hatte.
Die Abergläubiſchen glaubten an Geſpenſter,
die Vernünftigen lehnten derartige Annahmen
als groben Unfug ab, konnten ſich allerdings
ſelbſt keinen Reim auf dieſe myſteriöſen Vorgänge
machen.
So beauftragte man alſo mich, den Heizer,
und zwei Ingenieure, die nächſte Nacht auf den
Geſpenſterlokomotiven zuzubringen, um genau
zu beobachten, was dort vor ſich ginge. Und wie=
derum
unſer Herzſchlag wollte vor Erregung
faſt ſtoppen nachts um 2.17 Uhr begann erſt die
eine und dann die andere Maſchine zu fahren.
Und wieder fuhren beide 9 Kilometer weit
ohne Bemannung!

Geiſterbeſchwörer oder Techniker?

Jetzt ſchieden ſich die aufgeregten Gemüter in
zwei Gruppen: die einen verlangten die Hinzu=
ziehung
eines guten Geiſterbeſchwörers die an=
deren
die Befragung eines Maſchineningenieurs
oder Technikers beſonderer Findigkeit. Aber noch
zwei Nächte ſchärfſter Beobachtung waren nötig,
um dieſes Geheimnis der Geiſterlokomotiven
ohne Hexerei zu löſen:
Wenn die Lokomotiven abends in den Schup=
pen
gebracht wurden, füllte man im Waſſerkeſſel
kaltes Waſſer nach. Dadurch entſtand in dem
von der vorhergehenden Fahrt noch heißen in=
neren
Dampfrohr eine Zuſammenziehung des
Dampfes, die ſich auch auf zwei Hebel fortſetzte,
durch welche der Eintritt des Dampfes aus dem
eigentlichen Dampfkeſſel in das zum Zylinder
führende Dampfrohr reguliert wurde. So konnte
alſo der letzte ſich in dem Waſſerkeſſel bildende
Dampf in das Dampfrohr und damit in den Zy=
linder
dringen und hier jene Funktionen erfüllen,
die ſchließlich die Lokomotive in Gang ſetzten. Es
war alſo keine Hexerei, ſondern rein phyſikaliſche
Geſetze, die ſich hier freilich auf den erſten
Blick unheimlich und unberechenbar aus=
wirkten
.
Doch man wird noch lange auf der Atlanta=
Bahn von der Geiſterlokomotive R 3495 und
ihrer Zwillingsſchweſter § 3496 erzählen. . . .

Ein Tiger ausgebrochen.

Bad Mergentheim. In der Sonntag=
abendvorſtellung
eines hier gaſtierenden Zirkus
ſprang bei der Vorführung von fünf Tigern
plötzlich ein Tiger gegen das Eiſengitter und
brach die Gitterſtäbe auseinander. Mit einem
Satz ſprang er durch die Oeffnung, ſetzte quer
über eine Loge hinweg und flüchtete durch den
Hauptausgang. Ein vor dem Zirkus ſtehender
30 Jahre alter Mann wurde von dem Tiger mit
den Pranken am Genick gepackt und gegen einen
Zaun geworfen. Der Mann erlitt ſchwere Wun=
den
und mußte ſofort ins Krankenhaus gebracht
werden. Der Tiger flüchtete weiter, konnte aber
nach Verlauf von etwa drei Viertelſtunden von
dem Dompteur in der Nähe der Tauber wieder
eingefangen werden. Der Ausbruch des Tigers
löſte bei den Zuſchauern einen Schrei des Ent=
ſetzens
aus, doch konnte die Vorſtellung, nachdem
das Publikum ſich von ſeinem Schrecken erholt
hatte, weitergeführt werden.


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nid

li
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n

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 2. Oktober 1935

Die Leitung des Zoologiſchen Gartens, ſo
Has man kürzlich in einem Bericht aus. New
Nork, hat die Feuerlöſchvorrichtungen bei den
Affenkäfigen verſtärken und die Stroheinlagen
vegen Brandgefahr entfernen müſſen. Nun
dieſe Maßnahme könnte uns an ſich ziemlich
penig intereſſieren, aber die Vorgeſchichte da=
zu
iſt doch ſo merkwürdig, daß ich ſie Ihnen
ſicht vorenthalten will. Die Inſaſſen der
Uffenkäfige waren nämlich ſeit einiger Zeit
ſeidenſchaftliche Raucher geworden! Unvernünf=
ige
Beſucher hatten ſich wohl mal den Spaß
ernacht, den größeren Affen ſtatt der üblichen
ſüſſe oder Brotſtückchen Zigaretten zu=
huſtecken
. Und da war die Geſellſchaft nun mal
uuf den Geſchmack gekommen und gab nicht
her Ruhe, bis man ſie wieder mit dem nöti=
en
Stoff verſorgte. Es gab immer Beſucher
enug, die dem Betteln der Tiere gern nach=
aben
, um ſich den zweifellos recht poſſier=
ſichen
Anblick der rauchenden Affen zu ver=
ſchaffen
. (Wo allerdings die Wärter unter=
deſſen
ſteckten, die die Beſucher auf ihre un=
vernünftige
Handlungsweiſe aufmerkſam machen
ind die Tiere vor der Unvernunft der Beſucher
ſchützen ſollten, fragt man ſich vergeblich!) Mit
der Zeit hatten ſich nun die Schimpanſen zu
vahren Kettenrauchern herausgebildet; ſie waren
genau wie Menſchen dieſer Gattung ge=
ſeizt
, bedrückt, ungenießbar, wenn ſie nicht
ine Zigarette an der andern anſtecken konnten.
Ein alter Orang Utan dagegen hatte ſich darauf
verſteift, nur noch ein kurzes engliſches Pfeif=
hen
zu rauchen. Als man den ſchüchternen
Verſuch machte, es ihm abzunehmen, wurde er
o böſe und gefährlich, wie nur ein alter Orang
tan werden kann. Am drolligſten muß ein
ſulter Pavian geweſen ſein. Dem hatten ein
paar Matroſen das Priemen beigebracht. In
urzer Zeit übertraf er ſeine Lehrmeiſter bei
veitem; kein alter Seebär ſpuckte ſo elegante
Zogen wie dieſer Pavian!
Trotzdem dieſe rauchende und priemende
Uifengeſellſchaft eine große Anziehungskraft auf
die Zoo=Beſucher ausübte, ſcheint die Leitung
des Gartens doch ſchließlich ernſte Sorgen ge=
Aabt zu haben, wie die oben erwähnte Maß=
ſiahme
beweiſt. Denn ſo weit waren die Affen
ſoch noch nicht in der Ziviliſation vorgeſchrit=
en
, daß ſie jeden glimmenden Zigarren= oder
Zigarettenſtummel fein ſäuberlich ausdrückten.
ſooffentlich hat ſich die New Yorker Zoo=Leitung
ſinterdeſſen auch noch zu anderen Maßnah=
nen
in dieſer Angelegenheit entſchloſſen, durch
die das Uebel mehr an der Wurzel gepackt
wrd!
Daß die wilden Tiere überhaupt nicht
ſillerlei verfeinerte Genüſſe verſchmähen, be=
veiſen
übrigens auch die Tiere des amerika=
iiſchen
Yellowſtone=Nationalparks. Die Bären
umn Beiſpiel kommen oft an die parkenden
lutos heran, in ganz friedlicher Abſicht: nur
ſuim ſich Bonbons, Schokolade, Konfekt zu er=
erteln
. Andere Tiere treiben ſich in der Nähe
on Picknick=Geſellſchaften herum und zeigen
roße Vorliebe für belegte Brötchen und
lerlei Konſerven
Im Londoner Zoo lebt ein alter Mandrill,
er ſeit Jahr und Tag einen regelrechten

Flugſtrecke
Oklahoma.
Von Franz Friedrichs
Als Foſter die Binde von den Augen nahm,
iand er auf der Landſtraße; er ſah von dem
luto, das ihn in langer Fahrt hierher gebracht
ſatte, nichts mehr. Graue und gelbe Prärien
ſehnten ſich in der Mittagsſonne. Einzelne
iedere Hügel liefen im blauen Dunſt der
Ferne über die Steppe. Kein Menſch, kein
Lagen, nichts. Foſter ſteckte die dreimal ver=
notet
geweſene Augenbinde in die Taſche und
ing an zu marſchieren; ganz gleich, in welche
kichtung. Die Sonne brannte durch den wol=
benloſen
Tag. Ein feiner Staub zog von der
Erde aufwärts und wanderte weit draußen
urch die Ebene. Rinderherden, dachte ſich
Foſter. Gleichmäßig ſchritt er weiter. Nach
inigen Stunden, vielleicht war es nur eine,
ſie Briganten hatten ihm vor der Entlaſſung
uch die Uhr abgenommen ſah er ſchräg
ber der Steppe ein kleines Dorf heraufkom=
nen
. Als er zu den erſten Bretterhäuſern kam,
ragte er einen Mann, wo er ſei und ob es
ier ſo etwas wie Polizei gäbe. Der Mann
ah ihn ſchief an, gab erſt eine unverſtänd=
ſiche
Antwort, und meinte dann: Polizei
rauchen wir keine, hier gibt es nur anſtändige
eute! Wenn Sie es aber dringend haben,
lönnen Sie im Hotel telephonieren! Im
ſotel, hatte der Alte geſagt. Dieſes Hotel be=
ſiand
aus vier Bretterwänden und einer Wilo=
beſtdiele
mit einem elektriſchen Klavier. Foſter
ragte nicht viel, er ging zum Telephon und
ief die nächſte Polizeiſtation an. Darauf mel=
eie
ſich Fig Spring.
Hier Bret Foſter. Ich wurde entführt . . .
Einen Augenblick, hörte er. Dann knackte
s einige Male und eine andere Stimme er=
Kidnapping Departement, was
vachte.
ibt es?
Foſter wiederholte ſeine Ausſage.
Können Sie uns Wahrnehmungen mit=
eilen
? Beſonderheiten?

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 271 Seite 9

Befehledurch Ather und draht
Das militäriſche Nachrichtenweſen von Croja bis heute.

Als Troja nach zehnjähriger Belagerung in
die Hände der Griechen fiel, da wußte man noch
in der gleichen Nacht überall im fernen Hellas,
daß der männermordende Krieg um die Stadt
beendet ſei. Flammende Holzſtöße, auf allen Ber=
gen
entfacht, trugen die Siegesbotſchaft nächt=
licherweile
in die Ferne. Das war um 1200 vor
Chriſtus. Und kaum 800 Jahre ſpäter erfand ein
findiger Kopf ſo etwas wie einen Buchſtaben=
Telegraphen. An der Sende= und Empfangsſeite
befanden ſich gleichgroße zylindriſche Behälter,
in denen ein Schwimmer mit Buchſtabenſtreifen
ſchwamm. Beide wurden zur gleichen Höhe mit
Waſſer gefüllt. Auf ein optiſches Signal hin
öffnete man hüben und drüben gleichzeitig den
Bodenauslauf: der Waſſerſpiegel ſank in beiden
Gefäßen gleichſchnell, und wenn der Schwimmer
ſo weit geſunken war, daß der zu übertragende
Buchſtabe am Gefäßrand angelangt war, gab
die Sendeſtation ein neues Zeichen, der Auslauf
wurde geſtoppt, und man konnte nun auf der
Empfangsſeite den zu übermittelnden Buchſtaben
ableſen.
Es iſt bezeichnend, daß der Erfinder dieſes
Telegraphen, der allerdings nie zu praktiſcher
Verwendung gelangt iſt, weil die Uebertragung
wegen des immer wieder nötigen Auffüllens
der Gefäße zu langſam vonſtatten ging, ein
Soldat war: es war der arkadiſche Feldherr
Aeneas. Denn für die Kriegstechnik iſt es von
jeher von entſcheidender Wichtigkeit geweſen,
eine raſche und ſichere Verſtändigung zwiſchen
entfernten Truppenteilen untereinander und mit
der Führung herbeizuführen. Bis in das Mit=
telalter
hinein haben Lichtſignale dieſen Zweck
erfüllt; ſpäter traten Flaggenſignale und Zei=
gereinrichtungen
hinzu,
Blinkvorrichtungen
kamen auf, wie ſie im Weltkrieg in großem
Umfang verwendet wurden.
Die Elektrizität ſtellte das militäriſche Nach=
richtenweſen
auf einen ganz neuen Boden. Der
Fernſprecher fand raſch Eingang in das Heeres=

wieder im Wald. (Scherl=Bilderdienſt=M.)

Deutſcher Soldat am Fernſchreiber.
Auch die neue deutſche Wehrmacht bedient ſich
der modernſten Nachrichtenmittel. (Weltbild.)
weſen aller Länder der Welt. Wer hätte nicht
einmal als Frontſoldat an der beliebten Quaſ=
ſelſtrippe
gehangen? Wer hätte nicht Leitungen
gelegt oder gar die in kritiſchen Augenblicken
natürlich zerſchoſſene Leitung geflickt? Es
waren unverwüſtliche Geräte, die man den Hee=
ren
in die Hand gab, gebaut für den rauhen
Betrieb im Unterſtand, im Graben, in der Ar=
tillerie
=Stellung. Aber ſie nutzten wenig, wenn
die Strippe entzwei war.
Deshalb hat neben der leitungsgerichteten
Nachrichtenübertragung vor allem auch die draht=
loſe
Telegraphie, die Funktechnik, für militäriſche
Zwecke Verwendung gefunden. Schon im Welt=
krieg
gab es fahr= und tragbare Sende= und
Empfangsſtationen, und mit der modernen Ent=
wicklung
des Funkweſens, mit der Schaffung
kleiner und kleinſter Sende= und Empfangsein=
richtungen
mit der Entwicklung der Richt=
ſtrahler
, die ihre Funkſtrahlen nur in beſtimmte
Richtungen ausſtrahlen, mit der zunehmenden
Beherrſchung der kurzen und ultrakurzen Wel=
len
, die infolge ihrer beſonderen Ausbreitungs=
verhältniſſe
unerwünſchten Empfang ausſchlie=
ßen
, haben ſich viele neue und wertvolle Mög=
lichkeiten
ergeben.
Aber auch die neueſte Entwicklung der Lei=
tungs
=Telegraphie hat im Nachrichtenweſen der
Armeen Eingang gefunden, und da iſt es vor
allem der Fernſchreiber, deſſen ſie ſich für ihre
Zwecke bemächtigt hat. Es iſt naturgemäß ein
entſcheidender Vorteil, zu übertragende Nach=
richten
, Meldungen, Befehle ſofort in Form
eines Buchſtabentextes und unter genauer Kon=
trolle
durch die Sendeſtelle übertragen zu können.
Die Uebertragung dieſes neueſten Nachrich=
tenmittels
des zivilen Nachrichtenverkehrs auf
die Bedürfniſſe des Kriegsweſens hat die Kon=
ſtrukteure
vor ganz beſondere Aufgaben geſtellt;
denn die Feldgeräte müſſen nicht nur weſentlich
leichter und gleichzeitig robuſter ſein als die im
ortsfeſten Dienſt verwendeten, ſondern es iſt
auch notwendig, ihre Betriebsſicherheit ſoweit
zu ſteigern, daß fehlerhafte Uebertragungen, die
natürlich den ganzen Erfolg in Frage ſtellen
würden, mit Sicherheit ausgeſchloſſen ſind.

4 *
Abendſchoppen hält: er muß ſein Quan=
tum
Bier bekommen, ſonſt iſt er nicht glücklich!
Man macht aber mit ihm nur eine Ausnahme,
im allgemeinen bekommen die Affen im Lon=
doner
Zoo nur Alkohol, wenn eine Erkältung
im Anzug iſt. Erkältungen ſollen bei den Affen
daher ſehr beliebt ſein; es gibt ja ſchließlich
auch Menſchen, die eine herannahende Grippe
gern zum Vorwand nehmen ?
Nun muß man aber nicht denken, daß im
Londoner Zoo der Alkohol nur ſo in Stromen
fließt. Noch kürzlich wurde dort ein Orang=
Utan eingeliefert, der hier eine Entziehungs=
kur
durchmachen ſoll. Er war bisher im Privat=
beſitz
, und ſeit er eines Tages mal an eine
Flaſche Benediktiner geraten war, war er wie
wild hinter jedem Tropfen Alkohol her. Das=
ſelbe
kann man ja bei recht vielen Tieren be=
obachten
; nur die Schlangen machen eine Aus=
nahme
und verſchmähen ſtrikte einen guten
Tropfen. In dem Zuſammenhang fällt mir
übrigens noch etwas ein, das ich dieſer Tage
las: Ein Bauer aus der Grafſchaft Eſſex hatte
die Gewohnheit, jeden Abend zur Kneipe zu
reiten. Als erſtes beſtellte er dann zwei
Bittre, einen für ſich, einen für das Pferd,
denn der Gaul hat doch ſchließlich die Mühe
gehabt, mich hierherzubringen. Der Gaul
ließ ſich dann den Bittren ausgezeichnet
ſchmecken! Auch ein Beweis für die innigen
Zuſammenhänge zwiſchen Tierwelt und Alko=
hol
die wir ja übrigens auch durch die
vielſagenden Ausdrücke einen Affen oder
einen Kater haben beſtätigt finden. Till.

Die Hirſche röhren

Keine. Die Sache ging zu raſch. Ich kam
mit dem Expreß nach Antonio in Cleburne an;
wurde von zwei Männern abgeholt, in ein
Auto gebracht, dann verband man mir die
Augen, und es ging weit irgendwohin. In
einem Zimmer wurde mir die Binde von den
Augen genommen. Ein Mann war da, ſah
nicht aus wie ein Farmer. War ſehr freund
lich, bat um den Scheck. Ich ſtellte ihn aus
er betrug mein augenblickliches Barvermögen.
Nach vier Tagen war er zu Geld gemacht. Ich
wurde freigelaſſen.
Perſonenbeſchreibung?
Es war zu dämmerig, ſah nichts!
Das Haus?
Ein gewöhnliches Zimmer mit einem Tiſch
einem Stuhl, einem Bett, Waſchgelegenheit
und einigen Büchern. Das iſt alles!
Sie befinden ſich in Texas es gibt dort
viele heiße Quellen. Wie war das Waſſer;
Es war ſtark mineralhaltig. Ich trank oft;
man brachte es mir in einem Aluminiumbecher
ohne Henkel. Es wurde wohl bei einem Brun=
nen
geholt; ſo oft ich trinken wollte, hörte ich
den Brunnen während des Pumpens
quietſchen..."
Das genügt faſt. Fiel Ihnen ſonſt etwas

R.
Am zweiten Tag nahm man mir die Uhr
b. Ein Flieger kam regelmäßig um 9.45 Uhr

vormittags . . .
9.45 Uhr, wiederholte die Stimme.

Am dritten Tag blieb er aus. Das war
ein Mittwoch.
O kan! kam die Stimme zurück. Bleiben
Sie in Ihrem Hotel. Morgen wird Sie unſer
Feldleutnant Jones beſuchen!
Mein Geld.. ." wollte Foſter zu reden be=
ginnen
, aber die andere Stimme ſchnitt die
Rede ab. Wir hoffen! hörte er noch, dann
blieb es ſtill. .
Bis morgen, dachte ſich Foſter. Dann trat
er zurück in die Diele, ſetzte ſich auch in einen
Schaukelſtuhl und nahm ein altes Wildweſt=
heft
zur Hand; er ſchwieg, ebenſo, wie der
Hotelmann ſchwieg, der von Zeit zu Zeit ſei=
nem
Stuhl einen derben Schwung gab.

Indeſſen arbeitete die Polizei in der näch=
ſten
Staffelzentrale.
Glaube, eine leichte Sache, ſagte Jones,
als er in das Flugzeug ſtieg. In der nächſten
Viertelſtunde ſurrte der Flieger ab, und am
nächſten Morgen wanderte ein Arbeitsloſer in
der Nähe des Farmerdorfes Paradiſe den
Häuſern zu.
Dem Unternehmen der Polizei war eine
einzige Anfrage im Luftverkehrsamt voraus=
gegangen
. 64 Linien ſtehen im regelmäßigen
Verkehr. Auf der Karte von Amerika ſtehen
ſie genau eingezeichnet. Eine von ihnen nimmt
die Route über Fort Worth, über Oklahoma
City. Auf dieſer Route kommt der Flieger um
9.45 Uhr über ein Farmerdorf. Und dieſes
Dorf heißt Paradiſe. Am Mittwoch gab es
Sturm das Flugzeug ſtartete nicht. Der Flug
unterblieb. Die Angabe ſtimmte alſo.
Als Jones, als Arbeitsloſer, in das Far=
merdorf
kam, ſuchte er vorerſt jedes Haus nach
einer Pumpe ab. Es war ſieben Uhr morgens.
Die Sonne ſtand ſchon hoch. Von Tür zu Tur
fragte er ſich um Arbeit durch. Endlich, am
Hauſe, das ſchon etwas abſeits der Straße
und dem Dorfe lag, entdeckte er die Waſſer=
pumpe
. Und dieſe Pumpe quietſchte. Er trat
in den Hof, auf die Tür zu.
Ich ſuche Arbeit, ſagte er.
Hier gibt es keine, kam die Antwort des
Mannes aus dem Fenſter.
Ich bin müde. Und Durſt habe ich auch!"
Gehen Sie, bevor der Boß kommt. Der
Herr iſt auf Fremde nicht gut zu ſprechen!
Seit wann wird ein Mann, der um ein
Glas Waſſer bittet, in den Staaten abge=

ieſen?"
Es dauerte nicht lange, da erſchien der
armer wieder mit einem Becher. Dieſer
ſecher war aus Aluminium und hatte keinen
enkel. Und der Brunnen quietſchte und das
aſſer ſchmeckte ſtark mineralhaltig.
Hm ſagte Jones, ſonderbares Waſſer
s, iſt es nicht ſo?"
Kümmert mich nichts! Und nun gute
eiſe!"
Augenblick!, ſagte Jones. Wann kommt
r Boß?

Weiß nicht. Wenn er mich ſieht, wie ich
mich mit Ihnen vergnüge, dann ſetzt es
etwas! Nicht ſo ſchlimm, denke, er hat Ar=
beit
für mich!
Was für Arbeit?
Wird ſich wohl herausſtellen! deutete
Jones an.
Der andere warf einen Blick auf ihn.
Wenn Sie mir nicht verraten, wo er iſt,
gehe ich!
In der Stadt! ſagte der Farmer. Er
deutete mit dem Kinn nach dem Dorf hinüber.
Danke! ſagte Jones, und ging um das
Haus herum weiter.
Als er auf die Straße kam, traf er auf
einige Poliziſten. Stimmt alles ſagte er,
wenn jetzt noch der Flieger kommt, dann kann
es losgehen."
Die Poliziſten umſtellten das einſame Haus.
Aber niemand kam. Doch genau um 9.45 Uhr erhob
ſich das feine Surren eines herankommenden
Flugzeuges und nahm genau die Richtung
über das einſame Farmerhaus hinweg. In
dieſem Augenblick trat auch ein Mann aus der
Tür. Eben, als er im Begriff war, in das
Auto zu ſteigen, ſtanden die Poliziſten um ihn
herum.
Baley, ſagte Jones, einen Augenblick.
Wollen Sie uns das Löſegeld von Bret Foſter
herausgeben?"
Der Mann wartete einen Augenblick, als
beſänne er ſich.
Machen Sie keine Geſchichten. Sehen Sie,
dort oben, der Oklahomaflieger? Sie haben
ſich Ihren Standort ſchlecht gewählt!
Baley wendete ſich raſch dem Haus zu, er
hatte den Arm wie zu einem Signal erhoben.
Aber nichts geſchah.
Zu ſpät, ſagte Jones, meine Poliziſten
haben das Neſt ſchon ausgehoben. Auch den
Aluminiumbecher mitgenommen und ſogar eine
Flaſche Ihres vorzüglichen Geſundheitswaſſers
Nur den quietſchenden Brunnen, müſſen wir
da laſſen! Und nun come on, boy!
Baley ſagte kein Wort mehr. Er blickte nur
mit einem grimmigen Lächeln auf den Himmel,
wo ein flirrender Punkt, der Oklahomaflieger,
gegen Süden jagte . . ."

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Seite 10 Nr. 271

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 2. Oktober 1935

der Mann, der o Eiger Hng
.. . und ein Capir wurde ihm faft zum Verhängnis.

Franz Buck iſt der Mann, der wohl die mei=
ſten
wilden Tiere gefangen und nach Europa ge=
bracht
hat. Unter anderem brachte er 60 lebende
Tiger, ebenſo viele Leoparden, eine Menge Bären
und viele Giftſchlangen mit.
Daß er beim Tierfang allerlei Abenteuer er=
lebt
hat, verſteht ſich von ſelbſt. Merkwürdig iſt
aber, daß er das gefährlichſte Abenteuer mit
einem Tier erlebte, das im allgemeinen als
harmlos angeſehen wird.
Ein malaiiſcher Tapir, ein Pflanzenfreſſer,
der weder Stoßzähne noch Krallen hat und im
allgemeinen ſehr ſcheu und furchtſam iſt, hatte ſich
in einer Falle gefangen und ſich die Haut am
Rücken erheblich abgeſchabt. Buck betrat das Ge=
hege
, in dem der Tapir gehalten wurde, näherte
ſich dem Tier und ſtrich eine Salbe auf ſeinen
Rücken. Da aber ſchnellte der Tapir herum,
rannte gegen ihn an und warf ihn zu Boden.
Da das Tier 600 Pfund wog, war die Lage be=
denklich
. Der Tapir näherte ſich dem Geſicht des
auf dem Boden Liegenden. Buck ſchrie laut um
Hilfe. Zugleich ſtemmte er ſeine Knie unter den
Unterkiefer des Tapir und packte mit jeder Hand
eines ſeiner Ohren. Der Tapir verſuchte ſich aus
dieſem Griff loszumachen, indem er den Kopf
von einer Seite nach der anderen ſchwenkte. Aber
da dieſe Verſuche nutzlos waren, begann er Buck
im Gehege hin= und herzuzerren. Sobald dieſer
Miene machte, ſich zu erheben, ſprang der Tapir
von neuem auf ihn. Allmählich fühlte Buck ſeine
Kräfte ſchwinden. Da aber näherten ſich ſein Ge=
hilfe
und ein anderer Eingeborener. Sie ergrif=
fen
einen Stock und ſchlugen das wütende Tier
damit. Da der Tapir die Schläge gar nicht zu
fühlen ſchien, nahm der Eingeborene einen an=
dern
Stock und zwängte ihn dem Tapir zwiſchen
die Kiefer. Auf dieſe Weiſe konnten ſie Buck unter
dem Tapir wegziehen und aus dem Gehege ſchaf=
fen
. Er lag draußen über eine halbe Stunde,
ohne ſich regen zu können. In der Folge mußte
er drei Tage das Bett hüten, am ganzen Körper
blau und braun geſtoßen und geſchunden.
In Amboyna kaufte Buck einen Kaſuar, der
etwa 200 Pfund wog. Er begab ſich mit einem
Käfig nach dem Gehege, in dem ſich der Vogel
befand, um ihn zur Einſchiffung abzuholen. Ein
unbewaffneter Eingeborener begleitete ihn. Der
Vogel war mißtrauiſch. Aber nach halbſtündigen
Bemühungen hatte man das Tier ſo weit, daß es
dicht vor der Käfigtür ſtand. Dann verſuchte der
Eingeborene unvorſichtigerweiſe, den Kaſuar
durch die Oeffnung zu ſchieben. Der Vogel ſchlug
mit ſeinen ſtarken Beinen aus und verletzte den
Eingeborenen ſchwer. Noch ehe ärztliche Hilfe
zur Stelle war, ſtarb der Bedauernswerte. Buck
war nun allein mit dem Kaſuar. Mit dem
Bambusſtock, den er bei ſich trug, hätte er den
Vogel auf den Nacken ſchlagen und auf dieſe
Weiſe töten können, aber es lag ihm daran, das
wertvolle Tier lebend nach Europa zu bringen.
Deshalb ſchlug er es mit dem Stock nur gegen
die Seite, unter den Flügel. Sofort brach der
Kaſuar zuſammen. Als er ſich wieder aufrichtete,
war er zahm und ſanft.
Zu den aufregendſten Erlebniſſen gehören
natürlich die Jagderlebniſſe mit Schlangen. Die
gefährlichſte Schlange der Welt iſt die Königs=
kobra
. Sie iſt bei weitem die größte aller Gift=
ſchlangen
und zudem eine der wenigen Schlan=
gen
, die zum Angriff übergehen, ohne gereizt
zu ſein. Während die gewöhnlichen Schlangen
zubeißen und ſich blitzſchnell wieder zurückziehen,
hält die Königskobra ihr Opfer feſt, bis ſie ihr
ganzes Gift völlig in die Wunde geſpritzt hat.
Eine ſolche Giftmenge iſt unbedingt tödlich. Als
Buck ſich in Johore aufhielt, hörte er von einem
älteren Sakai, der eine große Königskobra ge=
fangen
hatte. Die Sakai ſind ein kulturell ziem=
lich
tiefſtehender Stamm, deſſen Angehörige aber
mit Schlangen umzugehen verſtehen. Der Mann
hatte die Schlange in einer Kiſte, und Buck ſah
ſofort, daß er eine beſonders große Königskobra

vor ſich hatte. Die Schlange maß wohl über vier
Meter. Sie hatte einen Angehörigen des Stam=
mes
getötet, aber der Alte hatte ſie mit ſeinen
bloßen Händen gefangen. Er war überglücklich,
als Buck ihm zehn Dollars dafür bezahlte. Buck
nahm die Schlange mit nach Singapore, in der
alten Kiſte, in der er ſie gekauft hatte, und be=
gab
ſich ſofort zu ſeinem chineſiſchen Tiſchler, bei
dem er einen Holzkaſten mit Glasdeckel beſtellte.
Buck hatte die Abſicht, die alte Kiſte auf die neue
zu ſtellen, dann den morſchen Boden der alten
herauszuſchlagen, ſo daß die Schlange in die
untere neue Kiſte fallen mußte, und darauf raſch
den Glasdeckel zuzuſchieben. Ein junger Chineſe
brachte die Kiſte mit der Schlange in den Schup=
pen
, in dem allerlei leere Kiſten und Gefäße
ſtanden. Beim Betreten des Raumes ſtolperte er,
und durch die Erſchütterung zerbrach die alte,
morſche Kiſte, in der ſich die Kobra befand. Das
rieſige Tier fiel gerade vor Bucks Füßen zu
Boden. Die vier Gehilfen nahmen ſofort Reiß=
aus
, indem ſie auf die Kiſten hinaufkletterten.
Die Schlange hob den Kopf. Buck ſprang zurück
und ſtieß gegen die Wand des Schuppens. In
dem Augenblick biß die Schlange zu, verfehlte
aber wie durch ein Wunder das Bein. Der Mann
glaubte ſich verloren. Keine Waffe war in der
Nähe. Wieder ſtieß die Schlange zu. Mit einem
plötzlichen Entſchluß riß Buck den Mantel ab
und hielt ihn vor ſich, ſo daß die Schlange gegen
den Mantel traf; dann warf ſich Buck mit ſeinem
ganzen Gewicht auf das Tier. Er fühlte, wie ſie
ſich unter ihm und dem Mantel wand und drehte,
aber er drückte ſie mit aller Gewalt zu Boden,
während er zugleich ſeine Gehilfen herbeirief.
Schließlich gelang es einem der Burſchen, die
Kobra mit einem kräftigen Griff hinter dem
Kopf zu packen. Dann umwickelte er mit dem
Mantel ihren Kopf, bis die Schlange hilflos
war. Wenige Minuten ſpäter lag ſie in der Kiſte.
C. H.
WDie lange
lernt der Menich?
Neue Forſchungen zur Wiſſenſchaft vom Gehirn.
Das Hirngewicht der Frau. Wo ſitzt das
Gedächtnis?
Die neuen Wege der Gehirnforſchung wur=
den
eigentlich erſt dadurch erkannt, daß man
einen Streit zwiſchen einem männlichen und
einem weiblichen Arzt zu ſchlichten hatte. Der
Arzt hatte ſich in ſehr abfälliger Form über die
Gehirnfähigkeiten der Frau ausgeſprochen. Dieſe
hatte erwidert, daß die Feſtſtellungen über das
kleinere Frauengehirn uſw. auf einem Trug=
ſchluß
beruhten. Als man ſie zu näheren Er=
klärungen
aufforderte, machte ſie zum erſtenmal
Mitteilung von den überraſchenden Unterſuchun=
gen
, die ein Profeſſor J. Cotte in Marſeille
vorgenommen hatte. Er war nämlich zu dem
Ergebnis gelangt, daß man nicht ohne weiteres
einen Vergleich zwiſchen dem Gehirngewicht des
Mannes und jenem der Frau ziehen könne. Der
Vergleich hinke immer, da die Frau viel kleiner
ſei. Man müſſe alſo bei einem Vergleich bei
der Frau das Gewicht, des ſich hier beſonders
leicht anſetzenden Fettes in Abzug bringen.
Daraufhin erhalte man ein ſogenanntes Nor=
malgewicht
. Jetzt aber könne man einen Ver=
gleich
ziehen zwiſchen dem Körpergewicht des
Mannes in Beziehung zu ſeinem und dem Kör=
pergewicht
der Frau in Beziehung zu ihrem
Gehirn. Der Profeſſor hatte die Vergleiche
mehrfach unter großen Schwierigkeiten und mit
Hilfe langwieriger Berechnungen gezogen und
war zu dem Ergebnis gekommen, daß in dieſem
Verhältnis das Gehirngewicht der Frau dem=
jenigen
des Mannes vollkommen gleich iſt. Er

Mit der
Crauben=Ernte
über den Rhein

Bei Lorch am Rhein
müſſen die Weinbau=
ern
vielfach die geern=
teten
Trauben mit dem
Schiff über den Rhein
nach Hauſe bringen,
wo dann die Kelte=
rung
erfolgt. (Scherl=
Bilderdienſt=M.)

fand aber bei dieſer Gelegenheit außerdem, daß
der Schädel der Frau meiſt härter und ſchwerer
iſt als derjenige des Mannes.
An ſich iſt die Bemeſſung der Leiſtungsfähig=
keit
des Gehirns gar nicht davon abhängig, ob
ein Gehirn einige Gramm mehr oder weniger
wiegt. Man weiß heute längſt, daß das Gehirn
aus ungefähr 13 Milliarden Zellen beſteht, von
denen jede zu einer beſtimmten Abteilung ge=
hört
und mitverantwortlich iſt für die Aus=
löſung
beſtimmter Vorgänge. Aber ſelbſt bei
einem Idioten mit vollkommen unentwickeltem
Gehirn iſt die Zahl der Zellen im Durchſchnitt
dreimal ſo groß wie die Zellenzahl im Gehirn
anderer Lebeweſen auf dieſer Erde.
An Hand dieſer Unterſuchungen konnte man
auch die Annahme zerſtören, daß der Menſch
nach dem 30. Lebensjahr nicht mehr ſo auf=

nahmefähig ſei wie früher. Man hat vielmehr
jetzt feſtgeſtellt, daß das Vordergehirn kaum vor
dem 40. Lebensjahr ausgewachſen iſt. Solange
es aber nicht ausgewachſen iſt, kann der Menſch
auch noch lernen. So kommt es, daß ſelbſt hoch=
betagte
Leute noch faſt ebenſo aufnahmefähig
ſind wie mancher junge Menſch, der ſeine Fähig=
keiten
vernachläſſigte
Erwähnen wir noch eine überraſchende Feſt=
ſtellung
, die ein amerikaniſcher Phyſiologe durch
Verſuche beſtatigte: das Gedächtnis iſt keine
Eigenſchaft, die auf irgendeinen beſtimmten Ge=
hirnteil
beſchränkt iſt. Vielmehr muß man an=
nehmen
, daß jede Gruppe von Gehirnzellen ihr
eigenes Gedächtnis beſitzt. So iſt es ſchließlich
möglich, daß der eine vorzüglich Gedichte behält,
der andere Zahlen, der dritte Daten.
Heinz Nöding.

114
WDie werde ich ſchön?
Und wenn wir auch noch ſo viel andere
Dinge im Kopf haben: dieſe Frage läßt uns
nie in Ruhe! Anders wäre es auch unnatür=
lich
; und heute, da die Mode der Sachlichkeit
vorbei iſt, und man von neuem weiblich iſt,
bekennen wir uns wieder zum Schön= ſein=
wollen
. Zwar helfen wir ein klein wenig nach
mit etwas Puder aber dieſes leichte Kor=
rigieren
läßt die Haut noch zum Vorſchein
kommen: und da heißt es nun als allererſtes:
eine ſchöne Haut haben!
Die Haut iſt ſchön, wenn man ſie geſund
erhält, und ſie wird (oder bleibt) geſund,
wenn man ſie regelmäßig ſäubert von Staub,
Puder, eigener Ausdünſtung; eine alte Sache
und doch ewig neu, weil viele Frauen es
immer noch falſch machen. Seife und Waſſer
ſind zwar ein gutes Mittel, aber ſie allein
reichen nie aus. Eine Haut wird nur dann
gründlich von allen Fremdkörpern gereinigt,
wenn man ſie zunächſt mit Oel (Oliven= oder
Mandelöl) oder mit einer der vielen guten
Reinigungscremes wäſcht, hinterher aber
noch mit einem ſtark alkoholhaltigen Geſichts=
waſſer
durchputzt. Jede Frau muß wiſſen, ob
ſie dann zur Nacht eine Ernährungscreme‟
und am Tag eine mehr oder weniger fettende
Puderunterlage von Tagescreme nimmt oder
nicht. Je trockener eine Haut, deſto mehr Fett
muß ihr zugeführt werden; je fetter ſie von
ſelbſt iſt, deſto mehr hat man ſie nach der
Säuberung von Fett und auch tagsüber durch
Alkohol zu trocknen
Jeden Abend vor dem Schlafengehen muß
dieſe Prozedur gemacht werden; und jeden
Morgen ſoll eine normale Haut entweder mit
warmem Waſſer und ſchaumiger Seife oder
mit mildem Geſichtswaſſer von der talgigen
Schicht, die ſich über Nacht herausgeatmet hat,
befreit werden.
Wenn mit eiſerner Energie dieſe gründliche
Reinigung regelmäßig und ſorgfältig vorge=
nommen
wird, muß die Haut mit der Zeit
friſch und klar werden. Denn Pickel und Mit=
eſſer
bilden ſich oft nur, weil ſich Staubteilchen
und Hauttalg anſammeln; und da die Blut=
zirkulation
durch die Maſſage, die mit dem
Säubern verbunden iſt, ſehr angeregt wird,
ſchaut der Teint ſchließlich ſo roſig aus, daß
man mit geringſter. Nachhilfe auskommt: je
freier die Haut von Staub und altem Puder
iſt, deſto ſchöner ſieht man aus: deſto ver=
gnügter
iſt man auch: weil man dann weiß:
ich wirke gepflegt; und das iſt ja überhaupt
das ABC moderner Frauenſchönheit: gepflegt
ſein!
Wunder des Körpers.
Wir wiſſen wenig von den wunderbaren
Einrichtungen und Funktionen unſeres Körpers.
Wir denken, ſolange wir geſund ſind, und die
großartige Körpermaſchine unauffällig und auto=
matiſch
arbeitet, auch nicht recht darüber nach.
Um ſo mehr ſind wir erſtaunt, wenn wir er=
fahren
, daß z. B. die atmende Oberfläche un=
ſerer
Lunge hundert Quadratmeter beträgt, das
iſt ungefähr die Bodenfläche einer geräumigen
Dreizimmerwohnung. Durch dieſe Lunge pumpt
der Menſch täglich ganze zweiunddreißig Kubik=
meter
Luft, welche Menge etwa dem Raum=
inhalt
eines Omnibusinnern entſpräche.
Ganz ſenſationell iſt die Einrichtung Herz.
In einer einzigen Stunde werden durch dieſes
Organ vierhundertachtzig Liter Blut befördert
eine Menge, mit der man gut und gern zwei
und ein halbes Mal die Badewanne, die etwa
hundertneunzig Liter faßt, füllen könnte.
Wenn wir außerdem bedenken, daß die Herz=
leiſtung
, ſelbſt als Kraft gerechnet, imſtande
wäre, mit der Energie einer Vierundzwanzig=
ſtundentätigkeit
zwei Perſonen hundertdreißig
Meter hoch (Funkturmhöhe) zu bringen, dann
bekommen wir einen ungefähren Begriff von
der ungeheuren Arbeit, die dieſer Zweitaktmotor
in unſerem Körper im Laufe eines langen Le=
bens
zu leiſten hat. Wir haben wohl auch ein
etwas ſchlechtes Gewiſſen,wenn wir uns über=
legen
, wie wenig freundlich wir manchmal mit
dieſem edelſten unſerer Organe umgehen
Folgt das Wunder der roten Blutkörper=
chen
, deren geſamte Oberfläche die Rekordziffer
von zehnmal dreihundertzwanzig Metern gleich
dreitauſendzweihundert Quadratmetern iſt. Eine
Fläche, die ein ganz hübſches, kleines Grund=
ſtück
bilden würde, auf der nicht nur ein Wochen=
endhäuschen
, ſondern auch noch Gemüſe= und
Blumenbeete ihren Platz fänden.
Dagegen wirkt die Oberfläche des Riech=
organs
klein. Sie iſt nur 25 Quadratzenti=
meter
groß, alſo von der Größe einer Photo=
graphie
im Format viereinhalb mal ſechs. Die
Naſe iſt überdies unſer ſchwächtes Sinnes=
organ
. Es hat eine Reaktionszeit von nur einer

halben Sekunde. Dieſe Zeit iſt allerdings durch
Schnüffeln zu beſchleunigen.
Und wie iſt es mit dem Organ unſerer Denk=
tätigkeit
? Dieſe hat bekanntlich Sitz und Ur=
ſprung
in der Großhirnrinde. Die ausgebreitete
Oberfläche des Gehirns, von dem zwei Drittel
gefurcht ſind, weiſt wieder überraſchende Zah=
len
, nämlich in Quadratzentimetern zweitau=
ſendzweihundert
!
Die leidigen Flecke..."
Nicht nur in der Tiſchwäſche, ſondern auch
an der Kleidung bei den verſchiedenen Gelegen=
heiten
entſtehende Flecke verſchwinden nur dann
ſpurlos, wenn man ſie auf friſcher Tat be=
ſeitigt
.
Zunächſt verſuche man jeden Fleck mit ſprin=
gend
kochendem Waſſer zu beſeitigen, wozu man
das befleckte Gewebe (außer echter und Kunſt=
ſeide
) ſtraff über eine Schüſſel ſpannt und in
dünnem Strahl aus kleiner Entfernung mit
dem Waſſer durchnäßt. Dann auf dem Bügel=
brett
ausgebreitet, mit trockenem Leinentuch
nachgerieben, bis die Stelle nur noch feucht, mit
mäßig heißem Eiſen gebügelt werden kann, wird
man keine Spur vom entſtandenen Schaden mehr
bemerken.
Kaffee=, Tee= Soßen= und Likörflecke aber
immer friſch beſeitigt, weichen zumeiſt dieſer ein=
fachen
Behandlung.
Milchkaffee=, Kakao= oder Schokoladenflecke
ſind aus allen Geweben ohne viel Reiben, mit
erhitztem Glyzerin und Watte oder weichem
Schwämmchen zu entfernen. Man ſtelle ein klei=
nes
Büchschen mit dem Glyzerin zu dieſem Zweck
in kochendheißes Waſſer und reibe dann mit
Benzol die Reſte dieſes Reinigungsmittels her=
aus
.
Fleiſchbrühe= und Soßenflecke, ſofern in letzter
keine friſchen Kräuter mitkochten, entfernt man
leicht mit gereinigtem Benzin, das man mit
wenig Salz erbſengroß auf ¼ Taſſe Benzin
vermiſchte. Und zwar ſollte man dieſen Fleck
von außen nach innen zu mit weichem alten
Leinen behandeln, alſo die Fettſpuren nach der
Mitte des Fleckes zu verreiben, damit ſich dieſe
nicht ausbreiten und Ränder hinterlaſſen.
Friſche Fettflecke in Kleidern entfernt man
durch Aufſtreuen einer dicken Lage Talkum auf
einer mehrfachen Lage alten Leinens, auf der
man den Fleck ausbreitet, wieder mit Talkum
bedeckt, mit Seidenpapier überlegt und ſchließ=
lich
mit nicht zu heißem Eiſen überbügelt.
Weißweinflecke im Tiſchtuch beſtreiche man auf
friſcher Tat mit etwas Butter und tauche ſpäter
die Stelle in ſtark kochende Milch, die ſie raſch
herauszieht. Gutes Wäſſern iſt notwendig, da=
mit
die Milch nicht verkäſt.
Rotweinflecke beſtreue man ſofort, dick mit
Salz und reibe ſie ſpäter mit Weißwein heraus,
um ſchließlich noch kochendes Waſſer in dünnem
Strahl, wie oben beſchrieben, darüber laufen zu
laſſen.
Bierflecke entfernt man aus Woll= und Sei=
denkleidern
mit einer Miſchung aus gleichen
Teilen Waſſer und Spiritus, die man mit Fla=
nell
aufreibt, um ſchließlich mit reinem lauem
Waſſer und Leinenläppchen nachzureiben und die
Stelle ſofort unter Seidenpapier mit mäßig
heißem Eiſen zu trocknen und zu plätten.
Blutflecke von kleinen Schnittwunden in
Tiſchwäſche oder Kleid entſtanden, tauche man
ſofort in leicht geſalzenes, kaltes Waſſer und
reibe ſie auch mit dieſem reſtlos heraus, um mit
trockenem Tuch die entſtandene Näſſe am Kleid
zu beſeitigen.
Schmutzige, verbeulte herren=
hüte
aufzufriſchen.
Gar mancher Herr brauchte nicht mit unan=
ſehnlichem
oder gar ſchmutzigem Hut und
ſchweißſtreifigem Hutband einherzugehen, wenn
die Hausfrau wüßte, daß ſie ihn ſelbſt neu
vorrichten kann. Dazu ſtelle ſie ſich eine lau=/ emn
warme Löfung von 1 Eßlöffel Gallſeife in/ ch
1 Liter Waſſer her, bürſte mit weicher Zahn=
bürſte
den von Band und Schweißleder be
freiten Hut gleichmäßig damit ein und laſſe ihn
1 Stunde damit durchziehen. Nun reibe ſie /0
ihn mit einem Leinen=, nicht Baumtolltuch, zu=
vor
in kaltem Waſſer ausgewunden, auf dem
Tiſch aufgelegt, auf der Krempe ſauber, wobei
ſie ihn vorn mit der an eren Hand recht fef
aufſtemmt. Dann reinige ſie auch den Hut=
kopf
nach dem Strich in gleicher Weiſe, wo=m
bei eine eingeſchobene paſſende Schüſſel ais
3.
Stütze dient ziehe dann den Kopf über Zeige=
und Mittelfinger der rechten Hand, bis alle
Beulen geglättet ſind und laſſe ihn über der
Schüſſel trocknen. Dann das Band auf gleiche
*.
Weiſe gereinigt und gebügelt und ebenſo wie
das mit Benzin entfettete Schweißleder be=
feſtigt
, iſt der Hut wieder völlig erneuert.

Vel

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 2. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 271 Seite 11

Sport., Spiel und Jucnen
Union Wixhauſen Viktoria Griesheim 9:1 (5:1).
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
Mit einem ſolchen Sieg hatte wohl niemand gerechnet. Be=

Es wird nochmals auf die heute abend 8.30 Uhr im
grünen Zimmer der Woogsturnhalle ſtattfindende regelmäßige
Sitzung der örtlichen Fachamtsleiter, Verbindungsmänner und
Sachbearbeiter hingewieſen.
gez. Löwer.
Olympia=Lichtbild=Werbeabend.
Ortsgruppe Darmſtadt des DRL.
Der in der vergangenen Woche bereits angekündigte Olympia=
Lichtbild=Werbeabend, findet beſtimmt am Donnerstag, den 17.
Oktober, abends um 8,30 Uhr, im großen Saal der Woogsplatz=
urnhalle
ſtatt.
Dieſer Werbeabend ſoll durch Wort und Bild jeden deutſchen
Volksgenoſſen erkennen laſſen, daß die Olympiade 1936 ein
vichtiges Ereignis für unſer Vaterland bedeutet! Die beſte
Jugend von 40 Nationen kommt voll Feſtesfreude und Erwartung
u uns Deutſchland iſt in dieſem Jahre der Gaſtgeber der Welt.
Dies iſt eine einzigartige Gelegenheit, der Welt den Aufbau
der deutſchen Volksgemeinſchaft zu zeigen, die in
harter Notzeit geboren wurde und zeugen wird von deutſchem
Arbeits= und Friedenswillen. Deutſcher Geiſt und
eutſches Weſen werden ſich offenbaren. Unſer Vaterland hat ſich
eine hohe herrliche Aufgabe geſtellt, es will und wird den Olym=
biſchen
Gedanken in ſeiner reinſten Form zur Geſtaltung brin=
gen
. Es iſt Pflicht jedes Volksgenoſſen, ob im Verein
Der nicht, ſich über die Vorbereitungen zu unterrichten und dieſen
Aympia=Lichtbild=Werbeabend des Deutſchen Reichsbundes für
Leibesübungen zu beſuchen. Da nur ein Unkoſtenbeitrag von
Rvfg. erhoben wird, dürfte es jedem Volksgenoſſen möglich
ein, dieſer Vevanſtaltung beizuwohnen. Eine beſondere Feſtfolge
wird den Vortrag umrahmen, die demnächſt bekannt gegeben wird.
(gez.) Löwer.
Fußſchlagball der Schulen.
Im Endſpiel um die Darmſtädter Fußſchlagballmeiſterſchaft
er 13= und 14=Jährigen ſiegte die Elf der Mornewegſchule über
die Liebigs=Oberrealſchule in ihrer Klaſſe mit 76:63 Punkten.
damit iſt die Mornewegſchule Meiſter von Darmſtadt und ge=
angt
in den Beſitz des Wimpels der Stadt Darmſtadt. Vor acht
Cagen erwarb ſie ſich auch im Schlußſpiel der Darmſtädter Volks=
ſchulen
gegen die Schillerſchule mit 66:55 Punkten den Kreis=
wimpel
der Landesregierung.

Fußball.
Kreisklaſſe 1 Gruppe 1 und 2.
Wegen des am 13. Oktober 1935 in Frankfurt a. M.
trttfindenden Bundespokalſpieles fallen die für dieſen Tag an=
geſetzten
Pflichtſpiele aus, um allen Spielern Gelegenheit zu ge=
ben
, das Spiel zu beſuchen. Dieſe Spiele werden am 1. Dezember
1935 nachgeholt.
Die für den 1. Dezember 1935 angeſetzten Spiele Wolfskehlen
egen Arheilgen finden am 8. Dezember 1935 ſtatt.
Ich bitte die Vereine und die Schiedsrichter. hierpon Kennt=
ws
zu nehmen.
Schäfer. Kreisſportwart.
Heubach Neuſtadt 4:3 (1:0).
Ein ſehr ſchnelles Spiel entwickelte ſich, als der Schiedsrich=
er
den Ball freigab. Heubach ſpielte ſehr eifrig, und ſo fiel
ſuach kurz vor der Pauſe der erſte Treffer durch den Rechtsaußen
fredler. Neuſtadt war techniſch etwas beſſer. In der zweiten
Hälfte war Wolf noch zweimal erfolgreich, und 1 Minute vor
Schluß ſtellte Zieres das Endergebnis her.
Jugend: Heubach Ober=Ramſtadt 1:5.

wundernswert war das ſichere Ballſtoppen, die vorzügliche Ball=
verteilung
und das ſchnelle Abſpiel der Unionmannſchaft. Die
Leute um Frey übertrafen, ihren Gegner in jeder Beziehung.
Griesheim war ſehr eifrig, aber ſonſt war das Können ſehr ge
ring. Sehr lebhaft beginnt der Kampf. In den erſten Minuten
verteiltes Spiel, und ſchon nach kurzer Spieldauer läuft Union
zu großer Form auf. Die Gäſtedeckung kommt in Bedrängnis
und wehrt mit der Hand den Ball ab. Der Elfmeter wird ver=
wandelt
. Wixhauſen beherrſcht das Feld, und Angriff auf An=
griff
rollt auf das Gäſtetor. Schon nach 25 Minuten ſteht das
Treffen 5:0 für den Platzbeſitzer. Kurz vor Halbzeit iſt das
Spiel wieder verteilt und Griesheim hatte Gelegenheit, den
Ehrentreffer zu erzielen. Nach Wiederbeginn ein kurzes Hin und
Her, und Union geht zum Generalangriff über. Die Gäſte ver=
ſuchen
die Angriffe durch Abſeits zu unterbinden, aber vergebens.
Immer flüſſiger wird das Spiel der Blau=Weißen. Die
Ueberlegenheit tritt immer mehr in Erſcheinung. Griesheim
kann nur noch ganz ſelten gefährlich werden. Trotz ſtärkſter Ab=
wehr
können die Gäſte nicht verhindern, ſich in gleichen Abſtänden
4 weitere Tore gefallen zu laſſen.
Das Gauſchießen des Gaues Südheſſen=Pfalz
(Deutſcher Schießſportverband) fand am Sonntag auf den Schieß=
ſtänden
am Karlshof ſtatt. Gemeldet waren von 40 Vereinen
22 Mannſchaften offen, 6 Mannſchaften beliebig, Einzel offen 69,
beliebig 23, Schnellfeuer 14 und Olymp 7 Schützen.
Bei Beginn des Schießens mußte leider bekanntgegeben wer=
den
, daß ſämtliche A=Mannſchaften nicht ſchießen können, da ein
Teil derſelben nach Berlin kommandiert war. Die fehlenden
Mannſchaften werden das Schießen an einem noch zu beſtimmen=
den
Sonntag nachholen.
Das herbſtliche Wetter trug dazu bei, daß am Vormittag
faſt alle Schützen zum Schießen antraten. Die Leitung hatte Kam.
Schäfer=Darmſtadt in Vertretung übernommen, der durch ſeine
Einteilung das Schießen in kurzer Zeit abwickelte. Beim Schie=
ßen
ſelbſt wurden folgende Reſultate erzielt:
B=Mannſchaften offen: Flobertſchützenverein Offenbach 576

R
nge, KKS. Tell Raunheim 568, KK‟
Tell Mörfelden 544,
KKS. Tell Eppertshauſen 521 Ringe. B=Mannſchaften beliebig:
KKS. Buchſchlag 586 Ringe. B Einzel offen: Schüttler= Raun=
heim
156 Ringe, Michel=Raunheim 152, Schenck=Buchſchlag 148,
Fuchs=Offenbach 146 Ringe. B beliebig; Born=Kelſterbach 155
Ringe, Schmitt=Offenbach 147, Keller=Offenbach 144, Rühl= Buch=
ſchlag
142 Ringe. C=Mannſchaften offen: Diana Rüſſelsheim
571 Ringe, KKS. Buchſchlag 533. KKS. Hammelstrift 503, KKS.
Offenbach 500 Ringe. C=Mannſchaften beliebig: KKS. Hammels=
trift
Da. 506 Ringe. C Einzel offen: Spee=Rüſſelsheim 149 Ringe.
Aſtheimer=Rüſſelsheim 141, Wolf=Hammelstrift 140. Walter=
Weidmannsheil 139 Ringe (Da.). D=Mannſchaften offen: K.
Tell Darmſtadt 534 Ringe, KKS. Tell Eppertshauſen 521, KKS
Tell Mörfelden 513, KKS. Sportvereinigung Arheilgen 500
Ringe. D Einzel offen: Murmann=Eppertshauſen 157 Ringe,
Endres=Rüſſelsheim 146, Lingel=Eppertshauſen 137, Dieffenbach=
Arheilgen 134 Ringe.
Alle Reſultate können infolge der großen Zahl nicht aufge=
führt
werden.
Die Schützen haben gezeigt, daß ſie im Laufe des Jahres
viel geübt und gute Leiſtungen vollbracht haben. Es war das
letzte größere Schießen auf unſeren Ständen. Das Training wird
jedoch weiter fortgeſetzt, damit bis zum März nächſten Jahres
jeder Verein in der Lage ſein wird, Mannſchaften zu 4 und zu
10 Schützen gut durchtrainiert aufzuſtellen.
Die Ehrengaben werden durch Gauſportleiter Völſing= Frank=
furt
a. M. den Vereinen nach dem Abſchießen der A=Mannſchaften
zugeſandt.

TSG. 46, Paddelabteilung.
Für die Rennmannſchaft findet heute Mittwoch, abends pünkt=
lich
8.15 Uhr, in der Turnhalle Woogsplatz, Tageswirtſchaft, eine
Beſprechung über die Winterarbeit ſtatt. Keiner darf fehlen.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 2. Oktober
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Berlin:
Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Waſſer=
ſtand
, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 9.00:
Nur Kaſſel: Werbekonzert. 9.15: Sendepauſe. 10.15:
Königsberg: Reichsſendung: Weihe der Gruft des Gene=
ralfeldmarſchalls
von Hindenburg im Tannenbergndenk=
mal
. 10.45: Vom Deutſchlandſender: Reichsheerkonzert.
11.00: Werbekonzert. 11.35: Meldg. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Breslau: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit, Nach=
richten
. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter. 14.15: Mitten im
Werktag. 14.55: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 15.00: Nur Kai=
ſerslautern
: Nachr. 15.15: Trier: 1. (15.15): Lieder von
Edgar Hanſen. 2. (15 50): Peter Zirbes, der Eifeldichter.
16.00: Beliebte Duvertüren. (Eigenaufnahmen des deutſchen
Rundfunks). 16.30: Vor der Leſe. Winzergeſpräche aus
dem Kaiſerſtuhl. 17.00: Nachmittagskonzert. Ltg.: Hans
Rosbaud. 18.30: Das Leben ſpricht. 18.55: Wirtſchafts=
meldungen
.
19.00: Saarbrücken: Unterhaltungskonzert. 19.40: Bauern=
funk
. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.15.
Vom Deutſchlandſender: Reichsſendung: Bauernkantate:
Wir ſind die junge Bauernſchaft. 20.45: Lachender Funk.
... und Mittwochs wird die Woch: geteilt. 22.00: Zeit,
Nachr. 22.15: Nachr., Wetter, Sport. 22.30: Köln:
Nachtmuſik. 24.00: Nachtwuſik. 1. Aus Wagners Ring
des Nibelungen. 2. Orcheſterkonzert.

Mittwoch, 2. Oktober
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Nation:
Bauernkantate. Wir ſind die junge Bauernſchaft.
Leipzig: 20.45: Orcheſterkonzert. Ltg.: Generalmuſikdir.
Weisbach.
Stuttgart: 20.45: Zum 70. Geburtstag von Max
Halbe am 4. Oktober: Mutter Erde. Ein Drama von
Max Halbe.
Deutſchlandſender: 20.45: Aus meinem Leben.
Zum 88. Geburtstag Paul von Hindenburgs.
Warſchau: 20.00: Leichte Muſik.
Brüſſel=fl.:: 20.00: Werke von Schubert u. Haydn.
Kopenhagen: 20.45: Moderne Tanzmuſik.
Budapeſt: 20.45: Bach, Haydn, Beethoven.
Luxemburg: 21.00: Unterhaltungskonzert.
Brüſſel=frz.: 21.15: Muſikal. Darbietungen.

Wekkerbericht

des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Ueber Südengland hat ſich eine neue Störung entwickelt. An
deren Rückſeite ſtrömen unter verbreiteter Schauertätigkeit kalte
Luftmaſſen auf den Kontinent. Dabei kommt es zu weiteren
Temperaturrückgängen. Da das Störungsgebiet auf Deutſchland
vordringt, wird auch unſer Gebiet in ſeinen Einflußbereich ge=
langen
. Bei auffriſchenden, nach Nordweſt drehenden Winden
wird das Wetter daher unbeſtändig und regneriſch ſein.
Ausſichten für Mittwoch: Ueberwiegend bewölkt, aber auch zeit=
weiſe
aufheiternd, bei lebhaften weſtlichen bis nordweſtlichen
Winden weitere Abkühlung.
Ausſichten für Donnerstag: Fortdauer der kühlen Witterung,
aber Nachlaſſen der Schauertätigkeit.

vog, 1. Oktbr.
ſſerhöhe, am
egel 3,67 Mtr.
ſaftwärme. 17
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[ ][  ][ ]

Nummer 274

Mittwoch, 2. Oktober

latte

Die Entwicklung des amerikaniſchen Außenhandels.
und Argentinien, umgeſtellt, ſo daß der Anteil der USA. an
der geſamten deutſchen Baumwolleinfuhr von 80 auf etwa 21 Pro=
Rückgang des Ausfuhrüberſchufſes.
zent gefallen iſt. Hier zeigt ſich übrigens wieder einmal, wie

Die ſoeben vom Handelsminiſterium in Waſhington ver=
öffentlichten
Außenhandelszahlen für Auguſt ſpiegeln einen wei=
teren
Rückgang des amerikaniſchen Ausfuhr=Ueberſchuſſes
wider. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres hat die
Einfuhr um 42 Prozent zugenommen, während die Ausfuhr ſich
nur knapp um 1½ Prozent vermehren konnte. Aus= und Einfuhr
kommen einander im Volumen ſomit immer näher: es wurde im
Auguſt 1935 für rund 170 Millionen Dollar importiert, während
ſich der Ausfuhrwert auf 172 Millionen belief. Daß es ſich hier=
bei
nicht nur um eine vorübergehende, einmalige Erſcheinung han=
delt
, zeigt die Entwicklung während der erſten 8 Monate dieſes
Jahres. Gegenüber der gleichen Zeitperiode des Jahres 1934 iſt
das Außenhandels=Aktivum der Vereinigten Staaten von 259
Mill. Dollar auf nahezu 27 Mill. geſunken. Während die Ein=
fuhr
ſeit Anfang des Jahres von Monat zu Monat zunahm,
weiſt die Ausfuhr, im gleichen Zeitraum, eine fallende
Tendenz auf. Die Ausfuhr zeigte Rückgänge, vor allem bei
Maſchinen und Fahrzeugen ſowie bei Mineralien. Außerdem
aber hat der Export von Baumwolle ſtark nachgelaſſen, was zu
keinem geringen Teil auf die Droſſelung des Verkehrs mit
Deutſchland zurückzuführen iſt. In guten Jahren gingen allein
über Bremen. Deutſchlands größtem Baumwoll=Einfuhrhafen, rd.
Millionen Ballen USA.=Baummolle nach Deutſchland und den
benachbarten zentraleuropäiſchen Staaten. Infolge des Boykotts
gegenüber deutſchen Waren hat Deutſchland ſeine Baumwollbezüge
auf andere Länder, wie vor allem Braſilien, Peru, die Türkei

Einfuhr von Schweinen nach Deutſchland.

Auf Grund von Vereinbarungen mit verſchiedenen Ländern
werden, wie der DHD. erfährt, von Anfang Oktober ab wöchent=
lich
etwa 5000 Schweine eingeführt werden. Verhandlungen über
eine weitere Erhöhung der Schweineinfuhr ſind im Gange. Außer=
dem
wird aus verſchiedenen Ländern in gewiſſem Umfange eine
zuſätzliche Einfuhr von Schweineſpeck, und zwar zunächſt aus Hol=
land
, erfolgen.

Richkpreiſe für die Weinernke 1935.

Der Weinbauwirtſchaftsverband Heſſen=Naſſau teilt folgendes
mit: Nachdem kürzlich ſchon die Richtpreiſe für die Weinernte
1935 für die Weinbaugebiete Rheinheſſen und Starkenburg be=
kanntgegeben
worden ſind, iſt es heute möglich, die Richtpreiſe
für die anderen Weinbaugebiete der Landesbauernſchaft mitzu=
teilen
. Die neuen Richtpreiſe ſind von der Hauptvereinigung der
deutſchen Garten= und Weinbauwirtſchaft mit Zuſtimmung des
Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft wie folgt feſt=
geſetzt
worden:
1. Rechtsrheiniſches Weinbaugebiet (Rheingau einſchließlich
Hochheim):
Silvaner und Müller Thurgau je 1000 Liter 430 RM..
je 1000 Liter 577 RM.
b) Riesling
2. Uebrige Weinbaugebiete der Landesbauern=
ſchaft
Heſſen=Naſſau mit Ausnahme von Rhein=
heſſen
und Starkenburg, für die die Richtpreiſe be=
reits
bekanntgegeben wurden:
je 1000 Liter 346 RM.
Gemiſchter Satz
Auf dem Preis für gemiſchten Satz bauen ſich die Preiſe für
die anderen Rebſorten auf.
Der Preis ailt für 1000 Liter Moſt geringſtes Leſegut oder
Wein. Die Richtpreiſe erhöhen ſich nach dem erſten Abſtich um
6 v. H. und nach dem zweiten Abſtich um weitere 4 v. H. ( zuſam=
men
nach zwei Abſtichen um 10 v. H.).

Die Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau teilt hierzu mit: Die
Bekanntmachung des Garten= und Weinbauwirtſchaftsverbandes
bezüglich der Weinpreiſe für die Ernte 1935 legt dem Erzeuger
und dem Käufer die Verpflichtung auf, beiderſeitig
dieſe Preiſe einzuhalten. Der Zweck dieſer Regelung
iſt, bei der reichen Weinernte des vorigen Jahres und der quan=
titativ
guten Ernte dieſes Jahres zu verhindern, daß ein
Verſchleudern der Ware eintritt unter dem Druck der
vorhandenen großen Beſtände. Die Preiſe ſind ſo gehalten, daß
ſie einesteils dem Erzeuger gerade die Unkoſten und die auf=
gewandte
Mühe und Arbeit decken, und auf der anderen Seite
einen Marktpreis belaſſen, der dem erſten Verkäufer und ſchließ=
lich
auch ſpäter dem letzten Verbraucher geſtattet, auf billige Art
und Weiſe Wein in den Verkehr zu bringen und dadurch für Ab=
ſatz
des reichlich vorhandenen Angebotes zu ſorgen. Die Landes=
bauernſchaft
erwartet von allen Beteiligten, daß die Richtpreiſe
unter allen Umſtänden eingehalten werden. Sie behält ſich im
Nichteinhaltungsfalle ein Einſchreiten im Intereſſe aller beteilig=
ten
Berufsgruppen vor.

Schaumwein=Induſtrie überſchreiket Vorkriegsabſak.
Ankauf von 1 Million Liter 1934er Wein.

Die deutſche Schaumweininduſtrie erhielt u. a. ſeitens des
Weinbaues vor kurzer Zeit, eine gewiſſe Ermäßigung bei den
Weinrichtpreiſen für den Ankauf von Wein der letzten Ernte zu=
gebilligt
. Dieſe Maßnahme wurde wenigſtens im Rheingau
und in Rheinheſſen getroffen. Wie der Fwd. nunmehr
hört, waren die Ankäufe der deutſchen Schaumweininduſtrie ziem=
lich
beträchtlich. Dem kürzlichen Aufruf des Reichsbeauftragten
für die Regelung des Abſatzes von Weinbauerzeugniſſen entſpre=
chend
, der die Unterbringung der bei den Winzern noch lagernden
unverkauften Beſtände an 1934er Weinen noch vor der neuen

Ernte beabſichtigte, hat die Schaumweininduſtrie über eine Mil=
lion
Liter 1934er Weine käuflich übernommen, um auf dieſe

Weiſe dem Winzerſtand auch zur Beſchaffung von Faßraum für
die neue Ernte zur Seite zu ſtehen.
Die Umſätze in Schaumwein ſind, weiterhin befrie=
digend
. Vorausſichtlich wird in dieſem Jahre, erſtmalig die
Vorkriegsverbrauchsziffer von
2 Millionen
Flaſchen überſchritten werden und 13 Millionen errei=
chen
. Beſonders ſind daran die niedrigen Preislagen beteiligt,
aber auch die höheren Preislagen haben wieder einen beſſeren
Abſatz. Demnächſt werden Einviertelflaſchen mit 200
Kubikzentimeter Inhalt und Kronkorkverſchluß (Ladenpreis etwa
RM.) eingeführt. Auch der Export entwickelt ſich gut,
weſingleich er noch nicht ſehr beträchtlich iſt.

Berliner Getreidemarkt vom 1. Oktober. An der Geſamtlage
hat ſich auch mit dem Monatsbeginn, an dem die erhöhten Feſt=
preiſe
Geltung erlangen, nichts geändert. Nach wie vor iſt das
Angebot der erſten Hand infolge der Inanſpruchnahme der Land=
wirtſchaft
durch die Hackfruchternte nur gering, während die zweite
Hand Brotgetreide ausreichend zur Verfügung ſtellt. Die Ver=
wertungsmöglichkeiten
haben ſich andererſeits nicht gebeſſert.

3.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.

Die Bayeriſche Hypotheken= und Wechſel=Bank vollendet am
15. Oktober 1935 das 100. Jahr ihres Beſtehens
Nach 4½jähriger Stillegung hat die Norddeutſche Hütte in
Bremen wieder einen Hochofen in Betrieb genommen.
In nächſter Zeit wird für die Arbeiter des Hauſes Siemens
die kalendermonatliche Lohnabrechnung eingeführt. mit Zahlun=
gen
am 6., 16. und 26. jeden Monats.
In den erſten Tagen des Umtauſches der 3½prozentigen
italieniſchen Anleihe in die neue 5prozentige Rüſtungsanleihe
ſind von den Banken bis Montag abend 2½ Milliarden Lire ge=
zeichnet
worden.

ſehr ſich der amerikaniſche Boykott letzten Endes mehr gegen das
ene Land und deſſen Rohſtoffausfuhr, als gegen Deutſchland
wendet.
Wenn trotz der erſtarrten amerikaniſchen Ausfuhr die Ein=
fuhr
gegenüber dem vergangenen Jahre um 42 Prozent angeſtie=
gen
iſt und ſtändig weiter ſteigende Tendenz aufweiſt, ſo iſt dies
im übrigen ein Beweis dafür, daß die zu Anfang ſeiner Regie=
rungszeit
von Rooſevelt erſtrebte Umſtellung der amerikaniſchen
Wirtſchaft auf den Binnenmarkt durchaus nicht gelungen iſt. Im
Rahmen der inzwiſchen allerdings wieder aufgegebenen NRA. des
Rooſeveltſchen Wirtſchaftscodes iſt zwar neue Kaufkraft im In=
lande
geweckt worden, die ſich jedoch, wie die geſtiegene Einfuhr
zeigt, nicht nur auf den Binnenmärkten bemerkbar macht, ſondern
in ſehr hohem Maße am Weltmarkt in Erſcheinung getreten iſt.
Durch dieſe zuſätzliche Einfuhr iſt im Endeffekt die wirtſchaftliche
Abhängigkeit der Vereinigten Staaten vom Auslande nur größer
geworden. Unter Berückſichtigung dieſer Entwicklung, die den
urſprünglichen Abſichten der amerikaniſchen Regierung völlig zu=
r
verſtärk=
widerläuft
, iſt auch die plötzliche Wende zuei
ten Außenhandelspolitik zu verſtehen. Weil man ein=
geſehen
hat, daß eine Autarkie auch in Amerika undurchführbar
und eine entſcheidende Belebung des Wirtſchaftslebens nur bei
einem Aufſchwung des Außenhandels möglich iſt, kämpft man jetzt
um eine Erweiterung der Ausfuhr. Es bleibt abzuwarten ob die
verſchiedenen, in letzter Zeit abgeſchloſſenen Handelsverträge mit
einer Reihe von europäiſchen und ſüdamerikaniſchen Staaten den
gewünſchten Erfolg auslöſen werden.

Zinniſcher Außenhandel
im Zeichen der Induſtrialiſierung.

Der finniſche Außenhandel im erſten Halbjahr 1935, der zum
erſtenmal ſeit 1930 einen Ausfuhrüberſchuß ergibt, bringt als
beſonderes Kennzeichen für die fortſchreitende Induſtrialiſierung
Finnlands eine beträchtliche Zunahme der Maſchi=
neneinfuhr
. Während ſich die Landmaſchineneinfuhr gegen=
über
dem Vorjahr noch nicht einmal verdoppelt und auch jetzt
nur 9,3 Mill. FMark erreicht, hat ſich die Einfuhr von Textil=
maſchinen
mit 40,5 Mill. FMk. nahezu verdreifacht. Auf den
deutſch=finniſchen Außenhandel iſt dieſe Entwicklung
nicht ohne Einfluß geblieben. An der Steigerung der Einfuhr
aus Deutſchland, die ſich um insgeſamt 23,5 Mill. FMk. erhöhte,
waren in erſter Linie deutſche Maſchinen, Metall und Metall=
waren
beteiligt. Auch der finniſche Abſatz nach Deutſchland hat
im erſten Halbjahr 1935 um 31 Mill. FMk. zugenommen. Hier
wurde eine Einſchränkung der Holzeinfuhr durch eine entſpre=
chende
Vermehrung der Einfuhr tieriſcher Erzeugniſſe mehr als
ausgeglichen. Deutſchland ſtand mit 474 Mill. FMk. unter
den Lieferanten Finnlands an zweiter Stelle und
wurde nur von England übertroffen, das 602 Mill. FMk. er=
r
den Abnehmern. Finnlands ſtand Deutſch=
reichte
. U5,
ill. FMk. an dritter Stelle, während England
land mit
für 1092 Mill. FMk. und die Vereinigten Staaten nur wenig
mehr als Deutſchland, nämlich für 241 Mill. FMk., Waren aus
Finnland bezogen.

jnk
Witiſchaftliche kundſchau.

Von den deutſchen Zementverbänden. Der Süddeutſche
Zementverband verzeichnet in den erſten 9 Monaten 1935, wie
der Fwd. hört, eine Abſatzſteigerung von rund 15 Prozent gegen
das erſte Dreivierteljahr 1934. Die Preiſe liegen dagegen etwa
0 Prozent niedriger. Im Reichsdurchſchnitt liegt, der deutſche
Inlandsverſand an Zement um 30 Prozent höher dieſe Steige=
rung
trifft etwa auf den norddeutſchen Verband zu, wäh=
rend
die Werke des Weſtverbandes durchſchnittlich bis zu
40 Prozent ihren Abſatz erhöhten. Der Hütten= Zementver=
band
nahm für die ihm angeſchloſſenen Werke an der allgemeinen
zteigerung nur unweſentlich teil. Das Ausfuhrgeſchäft
der deutſchen Zementinduſtrie hat ſich gegen das Vorjahr beinahe
verdoppelt.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.

Das in den letzten Tagen ohnedies ſehr ſtille Berliner
Börſengeſchäft erfuhr geſtern eine weitere Eindämmung, was zum
Teil darauf zurückzuführen iſt, daß am geſtrigen Monatsbeginn
die Limite=Erneuerungen noch nicht vorgenommen worden ſind.
Der nunmehr anſcheinend doch zum Ausbruch kommende italie=
niſch
=abeſſiniſche Konflikt wirkt ſich daneben ſtimmungsmäßig in
einer ſtärkeren Zurückhaltung aus, da man durch ſeine Folgen
eine Beeinträchtigung auch der europäiſchen Wirtſchaft glaubt
herleiten zu müſſen. Demgegenüber angeſtellte Erwägungen, daß
am allerwenigſten die deutſche Wirtſchaft von dieſen Vorgängen
beeinträchtigt wird, blieben zunächſt ohne nennenswerte Reſonanz.
Infolgedeſſen war keine Aufnahmeneigung vorhanden, während
andererſeits von der Bankenkundſchaft wie vom berufsmäßigen
Börſenhandel Abgaben kleinſten Ausmaßes erfolgten. Am
Rentenmarkt herrſchte ein zuverſichtlicherer Grundton, der nament=
lich
von der anhaltenden Erholung der Kommunalumſchuldungs=
anleihe
ausging. Im Verlaufe bröckelten die Kurſe weiter ab.
Dabei blieb das herauskommende Angebot außerordentlich gering.
Vorwiegend war es der berufsmäßige Börſenhandel, der Glatt=
ſtellungen
vornahm.

Die Rhein=Mainiſche Börſe brachte, am Aktienmarkt
zum Teil empfindliche Rückgänge. Die unruhige internationale
Lage verurſacht weiterhin ſtärkſte Zurückhaltung Infolgedeſſen
ſtand dem herauskommenden Angebot faſt keine Aufnahme gegen=
über
. Bei kleinen Umſätzen ergaben ſich durchſchnittliche Einbußen
von 11½ Prozent einige Spezialpapiere büßten darüber hinaus
3 bis 5 Prozent ein. Die vorliegenden günſtigen Nachrichten aus
der Wirtſchaft blieben ohne Wirkung. Schwach lagen beſonders
Siemens mit ca. 166 und Deutſche Erdöl mit 103½104. Mon=
tanaktien
gingen durchweg zurück. JG. Farben gingen auf 1495
bis 149½ (150) zurück, Scheideanſtalt blieben mit 236 unverän=
dert
Metallgeſellſchaft ſowie Aſchaffenburger Zellſtoff eröffneten
je ½ Prozent ſchwächer. Feſter lagen nur Reichsbankanteile mit
173½. Am Rentenmarkt war die Haltung freundlich, wenngleich
größere Umſätze nicht beobachtet wurden. Im Verlaufe ſchwächten
Prozent
ſich die Kurſe am Aktienmarkt weiter um etwa /
ab, insbeſondere am Montanmarkt, außerdem gingen JG. Farben
auf 149 zurück.
Obwohl das Angebot auch an der Abendbörſe keinen beſon=
deren
Umfang hatte, ſetzten ſich die Abſchwächungen fort, da dem
herauskommenden Material weiterhin keine Aufnahmeneigung
gegenüberſtand.

Umſahzſteigerung bei Henſchel & Sohn AG., Kaſſel.

Aus dem Geſchäftsbericht für 1934 geht hervor, daß auf allen
Gebieten des Fabrikationsprogrammes eine erfreuliche Umſatz=
ſteigerung
gegenüber dem Vorjahre zu verzeichnen war. Die mit
insgeſamt 115 Prozent zu beziffernde Erhöhung des Umſatzes ent=
fällt
zwar zum größten Teil auf das Inland, jedoch konnte auch
die Ausfuhr unter Erſchließung einiger neuer Abſatzgebiete ge=
ſteigert
werden. Der Auslandsumſatz erhöhte ſich in 1934 um
rund 164 Prozent. Der Auftragseingang dagegen, der die Rech=
nungsjahre
1935 und zum Teil auch 1936 beeinflußt, ſtieg im glei=
chen
Zeitraum um rund 450 Prozent. Rein mengenmäßig erfuh=
ren
ſowohl der Umſatz als auch der Auftragseingang eine noch
größere Steigerung infolge der eingetretenen Verſchlechterung der
Ausfuhrpreiſe. Die Ertragsrechnung weiſt einen von 10,96 auf
21,63 Mill. RM. geſtiegenen Bruttoüberſchuß aus. Auf der Seite
der Aufwendungen iſt die Lohn= und Gehaltsſumme auf 10.05
(4,92) geſtiegen. Nach Anlageabſchreibungen von 1 847 408 RM.
(1 085
97 RM.) und anderen Abſchreibungen, von 22 429 RM.
(2
587 RM.) ergibt ſich ein Reingewinn von 3 49 Mill., um den
ſich der Verluſtvortrag aus den Vorjahren in Höhe von 7 142874
RM. auf 3,65 Mill. vermindert (1933: 568 683 RM. Verluſt).
Im laufenden Geſchäftsjahre 1935 hat ſich die Umſatzgeſtaltung
des vergangenen Jahres behaupten können. Der Auftragsein=
gang
aus dem In= und Auslande iſt zufriedenſtellend.

Südweſtdeutſche Flugbetriebs=AG., Frankfurt a. M. Die Ge=
ſellſchaft
(AK. 1.2 Mill.) vereinnahmte im Geſchäftsjahre 1934
aus dem Betrieb und aus Zinſen 46 000 (36 000) RM., ao. Er=
träge
erbrachten 434 000 (25 000) Mk. Zuſchüſſe 643 000 (116 000),
aus Rückſtellungen wurden 12 000 (17 000) RM. vereinnahmt.
Daraus werden für die erſtmals aktivierte im Bau befindlich
flughafenanlage in voller Höhe ihres Bilanzwertes von RM.
718 000 Wertberichtigungen und für weitere Baukoſten noch RM.
33 000 (i. V. zuſammen 27 000 RM. Abſchreibungen) zurückge=
ſtellt
. Es ergibt ſich ein Reingewinn von RM. 27 019, der ſich
um RM. 975 Vortrag erhöht.

Berliner Kursbericht
vom 1. Oktober 1935

Deutſche Bant und Oibrentd Gefrafcaft

Deviſenmarkt
vom 1. Oftober 1935

Berl, Handels=Geſ.,
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban=
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gasl
Deutſche Erdöl

Ne

87.50
87.50
15.125
16.375
37.25

106.50
90.50
114.75
151.
126.
103.625

Mi ee
J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phi.. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Nee
149.25
121.25
112.75
90.75

90.50
131.
89.25
114.
84.875
68.

Weenue
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alka /
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht!
Wanderer=Werke

Mafe
113.
184.75
25.25
78
123.
94.375
10.25
116.125

123.
117.
132.75

Aegypten
rgentinien
elgien
raſilien
Bulgari
anada
Dänemart
En
and
Eſtlan
Finnland
Frankreich
Griechenlan!
Hollan
Fsland

Mie
ganpt. 2
Pap.
Beige
100 ge
Ve
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L.Ste
100 eſtl.
100 finn.M
100 Frank
100 Drachm.
100 Gulde
100 isl. Kr.

R

50
9.891
00
254
*
72
54.84

12.53
0.685
42.08
U
1as=
3
5a5
54 941

Italier
Javan
zugoſlawien
ttland
ſorwegen
Seſterrei
Vortug
ſchwede
chweiz
danie
ſchechoſlowat.
Türlei.
Ungarn
ruguay
Ver. Staaten

Währung

100 Lire
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilline
100 Eseut
100 Kronen
anes
eſetas
100 Tſch.=Kr.
8!
Goldp
Dollar

GeldBriei

20.30
564
90.99
19

1.039
2.486

20.34
gi.es
61.38
19.0
309

1.00
2.49

Zurilftauter and Karionarbant Surinftaut, Fltite der Aresoher Sunk
Frankfurter Kursbericht vom 1. Oktober 1935.

Hee
Gr. II p. 1934
1935
1936
193
193
Gruppe l...
5% Dtſch. Reichsanl.
6½ %Intern.,b. 60
4½ %Baden. v. 27
½%Bahern v.
4½ ſbeſſen v. 28
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Sachſen v.
4½%Thüringen 2
6% Dt Reichsbahn=
Schätze .
Ooſt.
5% Dt. Re
Schätze ......."
4½
inl. Aus
Dtſch. 9
4I. Ablöſung
Deutſche Schutzge.
bietsanleihe
49
Bad.=Baden
1135
zBerlin, v. 24
Darmſtadt ..
4½
%Dresden v
11
%Frankfurt 26
41
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ginz.
41
Kannhe
41.
Müinchen v.23
41
Wiesbaden 28

4½%beſſ. Landesb
Oa Goldobl.
2 beſſ. Landes.
Ehp.=Bk. Liguid

103",
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100.3

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961,

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Komm=Obl.
4½% Prß. Landes=
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Goldoblig
4½% Landeskom.
Bk. Girozentr. f
beſſ. Gldobl. R.11
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4½% Kaſſ. Lande
freditl. Goldpfb.
4½
Naſſ. Lande
ban! Goldpfb.
5½%0 Lig.-Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser.
4Ausl. Ser. 11
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
½%Frff. Hhp.B
ig.-Pfbr.
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Frift. Pfb.
Pir.
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*

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Lia.=Vibr
4½ Büh.*
yp.=Bt.
Lig.-A
4½
d., Holdab.
4½%Südd. Boden=
Cred.=Bant ...
g Lig.=Pf
4½
Ut. Hyp.
823Dt. Den
Linol.Werfel
6% Klöcknerweriel!

96

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J. G. FarbenBonds
5 %Bosn. L. E. B
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½%Oſt. Schätze
Sſt. G
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3,
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Goldr
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4½Buop. Stadtanl.
%Liſſabon. ....
2 Stockholm

Aktien.
Nccumulat.-Fabr
Allg. Kunſtzide Unie
I. E. G....
AndregeNoris Bahr
Aſchaffba. Braue
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Lick
Brauhaus Nürnbg.!

10P),

25
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101

99:1.
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56.25
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37.73
128
111.5

19

Mie
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell
Chem.WerkeAlbe
Chade A.=C) ....
Contin. Gummiw
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz...
Dt. 2
Telegr.
böl
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
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Dyckerhoſf.
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Licht u. Kraft!
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Eßling. Maſchinen.
Fport=Malzfabri
Faber & Schleicher.
Fahr Gebrüder.
7 G. Farbeninduſ
W
Feinmech. (Fette
Feltck Guilleaum
Frankfurter Hof.
Gel. f.eleftr. Untern
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kayier.
Grün & Bilfinger
Dafenmühle Frift.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerle Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
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Hindrichs=Aufferm. /109.5
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phi= 91

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Zle Berob. Stamm
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Kali=Chemie. .
Aſchersleben
glein, Schanzlin
Klöcknerwerte.
Knorr C. H.
Konſerven Braun.
Lahmener & Co.
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Lech, Augsb=
Lolomſ.KraußéCo.
Löwenbr. Münch.
Maintr.=W. Höchſt
Mainz=Akt.=Br.
Mannesm.= Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge), Frankf
Miag, Mühlenbau=
Noenus ......
Moloren Darmſtad
Neckarwer! Eßling
Odenw. Kartſtein
Part= u. Bürgerbi
Nh. Braunlohler
Eletr. Stamn
Stahlwerte.
Riebeg Montan
Roeder, Gebr.
Rütgerswerte
Satzdetfurth Ka.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhoſ=Bnd.
chramm. Lackſal
Schuckert, Eleitr.
Schwartz, Storchen/166.5
Siemens & Halsle.
Reinigerwerle
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Tellus Bergbau
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Badiſche Ban!
Bt. 1. Brauinduſt:
Baher, Hyp. u 2
Berl. Hande!g‟
Hypotheibl.
Comm. u. Privatbi.
Di. Ban 1u. Dise
Dt. Eff. u. Wecht.
resdner Ban
Fran 1. Bon
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Mein Ehp.=Baz
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Reichsbani=An
Nhein. Hyp.=Bon
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Wür1: Aotenbanz

A.-G.j.Per icl1s1
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720 Dt. AeichebPzg
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...
Lübec=Büchne
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Südd. Ciſenk. Ge=

Alluanz- u. Stung
Verſicherung
Zerem. Vert.
Franiona Rick=u. M
Mannh. Ver 1e

Otavt Minen
Schantung Eondel

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110.5
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99
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15
103
108

123.1

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 2. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

eber

SatAiagSl
Roman von Henrik Heller.
7

BeUn
S DiS zu
LSbe/
n indt
italie,s
19
ogen

Laßt mich doch in Ruhe, dachte Eva bei ſolchen Geſprächen.
Paul war weder mit Güte noch mit Gewalt zu einer Entſchlie=
ßung
zu drängen, während des ganzen Winters hatte er nichts
getan als ſeinen täglichen Dienſt im Antoniushaus, keinem
Diskuſſionsabend, der ärztlichen Geſellſchaft beigewohnt, keine
Fachzeitſchrift aufgemacht und neuerdings lag er wie angenagelt
über einer Arbeit, die von der Pathologie der organiſchen Ner=
venkrankheiten
handelte.
Es war nicht Erfahrung, ſondern irgendein ängſtlicher In=
ſtinkt
, der Eva verhinderte, Paul Funk auf das Bedenkliche ſol=
chen
plötzlichen Eifers hinzuweiſen. In Berufsſachen werden
Männer leicht merkwürdig, ſie wußte das, und als ſie einmal,
auf das offene Manuſkript zeigend, die Frage tat, ob denn das
ſo eilig wäre, hob Paul den Kopf und ſagte, Eva aus den Augen=
winkeln
ſtreifend, es ſei ſogar ſehr eilig, ſein zweiunddreißigſter
Geburtstag ſtünde vor der Tür.
Ein ehrwürdiges Atler! gab ſie gereizt zu, aber ich weiß
nicht, weshalb du dir gerade den Auguſt zur Einkehr und Be=
kehrung
ausſuchſt. Wenn man ſo lange gefaulenzt hat wie du,
nützen ein paar Wochen Fleiß gar nichts.
Oh, warum? Paul lachte. In vierundzwanzig Stunden
dreht ſich die Welt. Man muß mitlaufen, Kleines.
Das tuſt du doch ohnehin. Evas Mund war höhniſch und
böſe.
Hör jetzt, bitte, zu. Eva ging entſchloſſen zum Angriff
ſüber. Die Monk und die Höfelmeyer und der Chef, das ganze
Haus hängt neuerdings nur einer einzigen Frage nach: wo ich
meinen Urlaub zubringen werde. Lache nicht, Paul, und ſei nicht
tingeduldig. Sie reizen und plagen mich bei jeder gemeinſchaft=
lichen
Unterrichtsſtunde, bei jeder Mahlzeit, ich habe ſchon grade=
zu
Angſt, wenn es zum Eſſen läutet. Natürlich könnte ich ja aufs
Geratewohl irgendeine Stadt nennen, Meran oder ſonſtwas, aber
ich ſpüre, ſie würden weiter fragen. Ich müßte Pläne entwickeln,
ein ganzes Lügengebäude ohne jedwede Grundlage aufſtellen, und
das will ich nicht. Ich will mich nicht in eine Sackgaſſe hetzen
laſſen. Es liegt etwas Böswilliges, eine verſteckte Grauſamkeit
in dieſer Fragerei, manchmal komme ich mir vor wie ein Stück
Wild vor der Treiberkette.
Evakind, er ruckte unbehaglich mit den Schultern. Deine
Nerven ſind einfach kaputt. Böswillig grauſam! Was du nicht
alles aus den Taktloſigkeiten deiner Kolleginnen heraushörſt!
Uebrigens ..
Was meinſt du, Paul?
Uebrigens ich meine, wenn man die Geſchichte mit unbe=
fangenen
Augen anſieht, könnteſt du dir wirklich ſchon einen Plan
gemacht haben.

Sie ſah ihn an. Soll das heißen, daß du in dieſem Fall vor=
behaltlos
mitmachen willſt?
Dr. Funk ſtand auf und begann ſeine Papiere zu ordnen.
Das Manuſkript, an dem er ſchrieb, alle Notizzettel und die
Bücher. Evas Augen folgten automatiſch ſeiner ordnenden Hand,
die die zerleſenen Werke griffbereit an der Rückwand des Schreib=
tiſches
aufreihte. Die Luft im Zimmer ſchien dicker zu werden,
war ſchwerer zu atmen. Sie ſpürte ihr Geſicht kühl werden, als
tauche ihr Kopf, losgelöſt vom übrigen Körper, in eiſige Regio=
nen
. Wie man eine Maske vorbindet, fielen die Lider über ver=
räteriſche
Augen, und ſie ſah nichts mehr von Pauls nervöſen
Händen, die mit Büchern und Schriften herumwirtſchafteten.
Ja Kleines, ich wollte ſchon längſt mit dir darüber reden,
ſeine Stimme klang belegt, und er räuſperte ſich, aber du ver=
drehſt
neuerdings alles. Ich geſtehe, daß ich unerfreubichen Aus=
einanderſetzungen
und verſteckten Vorwürfe gerne ausweiche,
eine kleine Feigheit.
Du willſt dieſes Jahr nicht mit mir reiſen, nicht wahr?
ſagte Eva merkwürdig klar und kühl hinter ihrer Maske hervor.
Ich will nicht, was heißt das ſchon wieder? Natürlich
will ich, aber es wird nicht gehen. Wir können dieſe Ferien nicht
völlig miteinander verbringen. Vielleicht nur acht oder vierzehn
Tage. Der Alte hat mich nämlich eingeladen. Seine Hofrätlich=
keit
nimmt keine Rückſicht auf Herzensbeziehungen, und ich kann
aus Berufsgründen nicht ſo einfach und ohne Erklärung nein
ſagen. Das verſtehſt du doch?
Sicher. Eva machte die Augen auf und ſah Paul an. Du
gehſt alſo zu Mislap nach Cortina?
Ja. Sei verſichert, daß ich alles tun will, um mich dort ſo
ſchnell wie möglich von ihm loszumachen. Er ſetzte ſich nieder
und zog Eva an den Händen zu ſich heran. Schau nicht ſo ver=
ſteinert
aus, Kleines, ich begreife ja ſehr gut, daß es dir pein=
lich
iſt, dieſes Jahr allein wegzufahren, nachdem das ganze Haus
weiß, daß wir den letzten Urlaub miteinander verbrachten. Küm=
mere
dich nicht darum. Wir zwei nicht wahr , wir zwei
wiſſen, daß uns ein paar kurze Wochen und ein paar hundert
Kilometer nicht gleich auseinanderreißen. Ich ginge ja bei Gott
lieber mit dir ins Salzkammergut als nach Cortina. Aber kann
ich den Profeſſor, kann ich den ſo einfach vor den Kopf ſtoßen
und mit meinem Mädel davongehen? Nein, das iſt unmöglich,
du ſiehſt es doch ein? Ewig kann ich doch nicht in dieſer proble=
matiſchen
Stellung als ſogenannter Aſſiſtent Günzels bleiben,
abhängig von wohltätigen Damen und Stiftungen. Auf das biß=
chen
Gehalt pfeif ich, ich will vorwärts kommen. Mit zweiund=
dreißig
darf man nicht mehr ſpielen. Ein paar Leute meines

Nr. 271 Seite 13
Jahrganges ſind beute ſchon habilitiert und werden morgen Pro=
feſſoren
ſein.
An Evas Ohren ging das meiſte dieſer an ſich ganz verſtändi=
gen
Rede vorbei. Sie ſtand ſtill vor ihm, ſie fühlte ihre kalten
Finger in der feſten Umſchließung ſeiner warmen Hände. Aber
anſtatt ſeinen Erwägungen zu folgen, gingen ihre Gedanken einen
weiten Weg zurück. Bis in die Kinderzeit gingen ſie, ſo hatte
ſie doch ſchon einmal vor einem vernünftigen und tatendurſtigen
Mann geſtanden und hatte von Vaters Worten nichts erfaßt und
nur die vertraute Stube angeſchaut und Mutters ſchweres Par=
füm
empfunden, das noch immer, abgeſtanden in der Luft hän=
gend
, wie ein Lebendiges, Greifbares von der Toten zurückgeblie=
ben
war.
Paß jetzt auf, ſagte Paul, du wirſt einen ſehr vergnüg=
lichen
Urlaub ohne mich verbringen. So hübſche Mädels wie du
reiſen ſelten auf die Dauer allein. Du kriegſt ſicher Anbeter die
Menge. Ich bitte mir aus, daß du mir alles Wiſſenswerte in
dieſer Hinſicht berichteſt, wie ich denn überhaupt auf ausführliche
Briefe hoffe . . ."
Es iſt ſchon recht, hörte ſich Eva ſagen. Geh nur, Paul.
Von draußen her hörte man gedämpftes Klopfen, das Günzel
im Nebenzimmer mit einem verdrießlichen Ja beantwortete,
ein paar langſam gewichtige Schritte und dann Albertas ſattes
tiefes Lachen. Die Oberin brachte dem Chefarzt die Kranken=
berichte
. Nachher redete wieder Günzel, ſeine Worte blieben un=
verſtändlich
, aber die knarrende Stimme klang jetzt ganz anders
wie vorher.
Die Monk. Die Monk iſt klug, gleichmütig, tüchtig und taug=
lich
für das Leben. Die Monk iſt ein Halt der Schwachen, ein
Beiſpiel für die Ratloſen, ſie gefällt den Männern, weil ſie die
Männer verſteht und richtig behandelt.
Ja, ſagte Eva alſo, auf die Stimmen von nebenan horchend,
ſo gehſt du allein auf Ferien. Wann willſt du fahren?
Bald. Dr. Funk zog die Augenbrauen wichtig hoch, was
bei ihm immer eine Geſte der Verlegenheit darſtellte. Es hat
keinen Sinn, wenn ich Mislap warten laſſe, zumal dieſes Dreck=
wetter
ohnehin wenig Luſt zum Bleiben aufkommen läßt. In
Cortina ſolls herrlich ſein, ſeit Wochen keine Wolke am Him=
mel
, klar und windſtill. Richtiges Dolomitenwetter.
(Fortſetzung folgt.)

Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: Andreas
Zauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feuilleton: Dr. Herbert Nette,
für Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für Reich und
usland
Dr. &. H. Quetſd
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport:
Karl Böhmann; Anzeigen
leiter: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VIII. 35. 19040. Pl.
druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei.
Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr,

Die heutige Nummer hat 14 Geiten.

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