Darmstädter Tagblatt 1935


21. September 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige
NA
Nr
R4
Ier U
A
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:

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Morgenzeitung der Landeshauptſta=
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſt.
Nummer 260 Gamstag, den 21. September 1935. 197. Jahrgans?

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An=
Fmm breite
Nnzeigen die
Zur Zeit iſt
Banllonte

Preſſeilieg deiſchen komt und Sonvon.
Heine Hoffnungen in London, Rom und Paris auf friedliche Beilegung des Abeſſinien=Konflikkes. Hinker=
gründe
der brikiſchen Blokkenkonzenkkakion im Mikkelmeer. Zuſlimmung Abeſſiniens zum Fünfer=Berichk?

Schärfſte Tonarl.

Die Auseinanderſetzungen zwiſchen England und Italien
haben in der Preſſe ſo deutliche Formen angenommen, daß die
konart ſchon faſt ganz auf Krieg eingeſtellt iſt. Zumal die
Italiener nehmen den Mund ſehr voll reden von der engliſchen
Kangſter=Politik und ſprechen den Engländern ironiſch ihr Mit=
ſid
aus über das, was ihnen paſſieren wird, wenn
ſie im Ernſtfall mit Italien aneinander geraten.
Gerade das Gegenteil klingt aus der engliſchen Preſſe. Be=
merkenswert
iſt hier vor allem, daß die Rothermere=Preſſe, die
bisher die Völkerbundspolitik der engliſchen Regierung mit allen
Mitteln angriff, jetzt plötzlich einſchwenkt, und zwar unter Be=
nung
, daß ſie die Regierungspolitik bisher zwar für falſch
anſehe, aber aus nationaler Diſziplin ſelbſtverſtändlich der Re=
erung
jetzt im entſcheidenden Augenblick vollſte Unterſtützung
zrſichere.
Das klingt alles ſchon ſo, als ob der Krieg tatſächlich ent=
ſchieden
werde. Auch die Rüſtungen gehen auf bei=
den
Seiten mit Nachdruck weiter. England ſpielt
mit dem naheliegenden Gedanken, ob es nicht möglich wäre,
ven Italienern den Petroleum=Hahn abzuſtel=
ſen
, insbeſondere die Leitung vom Irak nach dem Mittelmeer
ür Italien zu ſperren, die Leitung jener Geſellſchaft aus der
ſoeben die Engländer ausgeſchieden ſind, um ihren Anteil den
Italienern zu verkaufen. So geſehen, erhält dieſe Transaktion
ein komiſches Geſicht.
Etwas überraſchend kommt dazu die Information, daß an=
zeblich
der italieniſche Delegierte Baron Aloiſi durch fran=
jöſiſchen
Miniſterpräſidenten Laval in London habe an=
tagen
kaſſen, ob England bereit ſei, ſich bei
den Sanktionsvorſchlägen auf ein Minimum zu
beſchränken, worauf die Italiener die Zuſage
nachen wollten, daß ſie ihre Truppen aus
Lybien zurückziehen, alſo keine Flankendrohung
Aegyptens und des Sudans ins Auge faſſen
wollen. Das iſt die Satyre mitten in der Tragik. Man kann
ſich ſchlechterdings nicht vorſtellen, daß Großmächte ein Theater
um den Krieg herum aufführen wollen, um gewiſſermaßen den
Ktrieg mit verteilten Rollen zu ſpielen. Wir ſehen hierin des=
halb
auch höchſtens die unbeirrbare Zähigkeit des franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten Laval, der immer noch auf eine Löſung
hofft, weil er um die Wahl zwiſchen der engliſchen und italie=
ſniſchen
Freundſchaft herumkommen möchte. Es iſt nicht ganz
abwegig zu vermuten, daß Laval ſogar Muſſolini breitſchlagen
möchte, ſo etwas ähnliches wie den Fünfer=Plan anzunehmen,
in der Erwartung, daß dann der Negus Nein ſagen würde und
die Streſa=Mächte dann als Beauftragte des Völkerbundes ge=
neinſam
unter Rettung ihrer bedrohten Front gegen Abeſſinien
vorgehen würden. Aber ſo klug, dies zu verhindern, wird wohl
der Negus ſein; er wird es immer den Italienern überlaſſen,
zuerſt Nein zu ſagen, um dadurch auch dem franzöſiſchen Gegen=
ſpieler
die Aufgabe nach Möglichkeit zu erſchweren. Wirklich
ein Glück, daß es in Abeſſinien noch regnet und auf dieſe Weiſe
ſoch etwas Ruhe herrſcht.
England ftürziEuropa in denAbgrund:
EP. Rom, 20. September.
Die Preſſe bereitet die öffentliche Meinung bereits auf die
Ablehnung der Anregungen des Fünferausſchuſſes vor. Dieſe
Ablehnung wird von Muſſolini im Miniſterrat vom Samstag
bekanntgegeben werden.
Stampa ſchreibt, ſelten habe man in der Geſchichte der
Welt eine zyniſchere und überlegtere Herausforderung zum
krieg geſehen. Die Vorſchläge des Fünferausſchuſſes, die jour=
naliſtiſche
und diplomatiſche Hetze des Foreign Office, die Zu=
ſammenziehung
der geſamten britiſchen Flotte im Mittelmeer
verfolgten ein einziges Ziel: den Krieg zwiſchen Italien und
England herauszufordern Alle heuchleriſchen Schleier der Völker=
bundsfreunde
fielen, die Masken würden gelüftet. England wolle
die italieniſche Jugend treffen und die jungen Kräfte des neuen
Italiens niederwerfen, um das Preſtige des britiſchen Impe=
jums
zu retten. Mit teufliſcher Kaltblütigkeit ſtürze England
Europa in den Abgrund. In dem entſcheidenden Ernſt der
Stunde ſammle ſich das italieniſche Volk geſchloſſen um ſeinen
Führer. Die blutenden Wunden dieſer Tage werden ewig in
inſeren Herzen und in denen unſerer Söhne eingebrannt blei=
ben
. Der hundertjährige Haß eines Volkes wird die Heraus=
orderer
verfolgen und dieſes Volk wird ſich auch erinnern, wer
ſich den Herausforderern angeſchloſſen hat."
Energiſche Sprache der engliſchen Preſſe.
EP. London, 20. September.
Seit geſtern ſind auch die letzten Hoffnungen auf eine fried=
liche
Beilegung des abeſſiniſchen Konfliktes verflogen. Man iſt
nunmehr allgemein überzeugt davon, daß Muſſolini entſchloſſen
ſt unter allen Umſtänden in Abeſſinien einzumarſchieren. Es
ibt keinerlei Anzeichen dafür, daß der Duce bereit iſt, umzu=
hren
ſchreibt heute Daily Telegraph und gibt damit die
Ugemeine Stimmung wieder; vielmehr ſcheint es, als ſei er
bemüht, alle Brücken hinter ſich abzubrechen Aehnliche Sätze
finden ſich auch in allen anderen führenden Blättern, die ſämt=
ch
eine feſte und energiſche Sprache führen, ohne andererſeits
n Drohungen zu verfallen. Es ſcheint im Gegenteil, als habe
die Preſſe Anweiſung erhalten allergrößte Zurückhaltung zu
ben. Außer ganz allgemeinen Wendungen finden ſich in keinem
blatt auch nur die geringſten Andeutungen darüber was ge=
hehen
wird, wenn die italieniſche Regierung die Vorſchläge des
Fünferausſchuſſes auch offiziell ablehnen wird.

Die Times; beſchäftigt ſich heute mit der durch die Sank=
tionsfrage
in der Arbeiterpartei ausgebrochenen Kriſe, die wie
das Blatt betont, nichts mehr an der Tatſache ändern könne,
daß das ganze Land geſchloſſen hinter der Regierung und ihrer
Völkerbundspolitik ſtehe. Wenn aber das internationale Frie=
densideal
von einem Angriffskrieg bedroht wird, dann werden
nicht nur ethiſche Werte verletzt, ſondern das Friedensideal
ſelbſt iſt in Gefahr ſchreibt die Times Die Grundlagen
des internationalen Friedens bilden Gerechtigkeit, Geſetzmäßig=
keit
und Rechtsgefühl. Dazu tritt noch der gute Glaube. Wenn
der Völkerbund zum Bollwerk des Friedens werden ſoll, dann
muß er dieſe Grundſätze aufrecht erhalten.
Recht oder Unrechl,
zuerſt das Vakerland!
DNB. London, 20. September.
Daily Mail, ein Blatt, das bisher betont gegen die amt=
liche
engliſche Politik in der abeſſiniſchen Frage aufgetreten war,
nimmt heute in einem Leitartikel. Abſchied von ſeinem Lieblings=
ſtandpunkt
, um aus patriotiſchen Gründen ſich hinter die Regie=
rung
zu ſtellen. Dazu wird unter anderem ausgeführt: Es ſei
ſchwer, die Empfindung zu unterdrücken, daß es ein Fehler
war, wenn England ſich von dem Völkerbund wegen eines ver=
hältnismäßig
unwichtigen afrikaniſchen Gebietes in Aüfregung
bringen ließ, während es in abſehbarer Zeit vielleicht in viel
ernſtere Fragen verwickelt werden wird. Hierzu gehörten ſowohl
die Reviſion der europäiſchen Landkarte, wo gewiffe ungeheuer
ſtark gerüſtete. Nationen eine Gebietsvergrößerung verlangten,
wie auch die Forderung der beſitzloſen Staaten nach Kolonien
und nach einem Platz an der Sonne innerhalb Europas.
Solche Fragen könnten England dank des Völkerbunds=
ſyſtems
jederzeit in einen Krieg verwickeln. Die Memelfrage
ſei ſchon in den Vordergrund getreten und drohe eine Lage zu
ſchaffen, die ſogar noch ernſter ſei als der abeſſiniſche Streit.
Wenn man allzu ſtarr an einer Politik der Unterwürfigkeit
gegenüber dem Völkerbund feſthalte, laufe man Gefahr, daß eine
allgemeine Umwälzung und eine völlige Aenderung der
europäiſchen Landkarte hervorgerufen werden könnte.
Aus dieſem Grund bedauert Daily Mail auch jetzt noch die
Politik der engliſchen Regierung, die zwar edel ſei, aber zu
wenig Rückſicht auf britiſche Belange nehme und vergeſſe,
daß Eigennutz die Grundlage einer geſunden
Außenpolitik bilden ſollte.
Dann aber fährt das Blatt fort: Da aber die Regierung
gehandelt habe wie ſie es getan habe, könne es in dieſen ſchwie=
rigen
Zeiten für das britiſche Volk nur eine Entſcheidung geben.
Die Loſung müſſe ſein: Recht oder Unrecht, zuerſt das Vater=
land
. Alle müßten geſchloſſen hinter den Maßnahmen ſtehen, die
die britiſche Regierung für angemeſſen halte.
Inzwiſchen würde die Regierung klug tun, energiſch auf
Grund der Entſchließung zu handeln, die im nächſten Monat die
konſervative Parteikonferenz zur Rüſtungsfrage vorlegen werde.
Die Entſchließung fordert die Miniſter auf, in dem Maße auf=
zurüſten
in dem es die Erfüllung der Locarnopflichten und
der Völkerbundspflichten erfordere.
Englands Hand an der Bekroleum=
leikung
nach Italien.
DNB. Paris, 20. September.
Der Berichterſtatter des Echo de Paris in London berichtet
ſeinem Blatte, die engliſche Marineleitung ſei der Ueberzeugung,
im Ernſtfalle Italien durch Abſchnüren der Petroleumlieferun=
gen
mattſetzen zu können. Dieſer Abſicht entſprächen auch die
Flottenbewegungen.
Die Schließung des Suezkanals würde die Verſorgung
durch den Perſiſchen Meerbuſen und die Petroleumlinie von
Abadan abſchneiden. Die Bewachung der Paläſtinaküſte und
Haifas würde die Zufuhren von Petroleum aus dem Irak ſper=
ren
. Selbſt wenn die Italiener dort Erfolge haben ſollten, wür=
die
Engländer leicht das Petroleum an der Quelle in Moſſul
aufhalten können. Um den Italienern die Lieferungen aus dem
Kaukaſus abzuſchneiden, ſollen gegenwärtig Verhandlungen mit
der türkiſchen Regierung über die Schließung der Dardanellen
im Gange ſein. Durch Sperrung der Meerenge von Gibraltar
werde Italien von der Zufuhr amerikaniſchen Petroleums ab=
geſchnitten
. Es könnte dann nur noch auf dem Feſtlandsweg über
die Schweiz. Deutſchland und unmittelbar über Rumänien
Petroleum beziehen, vorausgeſetzt, daß die Lieferanten dieſer
Länder trotz der etwaigen Vorſchriften des Völkerbundes über=
haupt
Italien verſorgen könnten. Nach Anſicht zuſtändiger eng=
liſcher
Kreiſe würde Italien mithin binnen kurzem kein Petro=
leum
mehr haben.
Griechiſche Vorſichtsmaßnahmen.
EP. Athen, 20. September.
Die griechiſche Regierung hat in Rom mehrfach Einſpruch
gegen das unerlaubte Anlegen italieniſcher Kriegsſchiffe in grie=
chiſchen
Häfen und den Aufenthalt dieſer Schiffe in griechiſchen
Gewäſſern erhoben. Da dieſe Fälle ſich mehren, hat die Regie=
rung
jetzt angeordnet, daß in Zukunft, ſobald italieniſche
Schiffe ohne vorherige Genehmigung in einen
griechiſchen Hafen einlaufen, ein griechiſches
Kriegsſchiff in ſeiner unmittelbaren Nähe vor
Anker zu gehen hat.

Polens Geſicht nach Südweſten.
Von unſerem Berichterſtatter.
Dr. K. Warſchau, 17. September.
Als ſich der ſehr ſchweigſame Außenminiſter Oberſt Beck nach
zweijährigem Drängen der Oppoſiton entſchloß, im Ausſchuß des
Seim über Polens Außenpolitik zu ſprechen, konnte er noch eine
Art Gleichgewichtslage ſeines Landes zwiſchen Oſten und Weſten
feſtſtellen, die durch die deutſch=polniſche Vereinbarung und durch
den ruſſiſch=polniſchen Nichtangriffspakt geſchaffen ſei. Das war
am 1. Februar dieſes Jahres. Er unterſtrich damals, daß von dem
Inhalt beider Abkommen die Verpflichtungen Polens anderen
Staaten gegenüber unberührt blieben. Die Verpflichtungen ge=
wiß
, aber ſelbſt der geſchickt operierende Beck konnte nicht ver=
hindern
, daß ſich unter ſeinen Händen die politiſche Subſtanz ver=
änderte
, und daß ſeine diplomatiſche Arbeit eine ändernde Wir=
kung
auf die Stimmungen der Nachbarn ausübte. Obgleich es im
wohlverſtandenen Intereſſe Polens gelegen hätte, ſich das fein=
geſponnene
Netz guter Beziehungen nach allen Seiten bin fehler=
los
zu erhalten, hat es ſich nicht verhindern laſſen, daß Polens
Geſicht gegenüber ſeinen Nachbarn im Süden und Südweſten ſich
veränderte. Es hat die Züge der Herzlichkeit für die dort angren=
zenden
Nationen verloren, ſein Blick iſt mehr in die Weite ge=
richtet
.
Die für die Entwicklung der Lage in Oſteuropa ſo unglück=
ſelige
Reiſe Barthous nach Moskau hat zwar nicht den gedachten
Erfolg gezeitigt: den Oſtpakt in ſeiner Urfaſſung, der Rußland
und Frankreich die Poliziſtenrolle in Mitteleuropa zugedacht hatte,
durchzuſetzen. Dafür aber hatte ſie den anderen nicht gerade be=
grüßenswerten
Erfolg, die intereſſierten Staaten in zwei von=
einander
getrennte Gruppen zerlegt zu haben, in ſolche, die den
Oſtpakt oder einen ihm ähnlichen Erſatzpakt wünſchen, und ſolche,
die die berühmte kollektive Zuſammenarbeit ablehnen und in
freien, bilateralen Einzelabkommen von Staat zu Staat eine
dauerhafte Sicherung des Friedens erblicken. Die paktwilligen
Staaten, die Tſchechoſlowakei und Rumänien, hat Frankreich ſo=
fort
vor ſeinen Wagen geſpannt.
Zur Geſtaltung der Zukunft im Südoſten wird häufig der
Geiſt der alten öſterreich=ungariſchen Doppelmonarchie beſchworen,
bald als Heil= bald als Abſchreckungsmittel. Und geſchickte Draht=
zieher
wiſſen ſehr gut, daß es eine beſondere Pſychoſe der Nach=
folgeſtaaten
gibt, die durch die Tatſache zurückgebliebener unzer=
reißbarer
Verbindungen genährt, immer wieder im entſcheidenden
Moment herbeibeſchworen werden kann. Es iſt der Stimmungs=
gehalt
unter Erben eines unzweckmäßig verteilten Nachlaſſes.
Wer eine Verbeſſerung ſucht, kann ſie nur auf Koſten des Nach=
barn
haben und echte Freundſchaft iſt nur mit dem Nichtnachbarn
möglich.
Das beſte Beiſpiel hierfür iſt das Verhältnis Polens
zu Ungarn. Alte geſchichtliche Erinnerungen gemeinſamen
Schickſals kann man hervorſuchen, um auf dieſer Baſis neue ge=
meinſame
Geſchichte zu machen. Es bleibt kein Reſt von Miß=
trauen
, wovon das Nichtvorhandenſein irgendwelcher geſchriebe=
ner
Freundſchaftspakte das beſte Zeugnis ablegt. Um ſo ſtärker iſt
aber der Wunſch nach territorialer Berührung, der ſich für Polen
zum erſten Male ſchon 1920 kundtat, als es gegen die Rote Armee
um ſeine Exiſtenz kämpfte und Prag in dieſem Augenblick die
Durchfuhr ungariſcher Waffen nach Polen verhinderte. In Polen
wie in Ungarn zweifelt man nicht, daß eine Landbrücke über die
Slowakei geſchaffen werden könnte, deren Unluſt an dem tſche=
chiſchen
Staat bei den letzten Wahlen in draſtiſcher Form zum
Ausdruck kam. Es iſt die offiziell vertretene Meinung in War=
ſchau
, daß die völkiſchen Beziehungen der Slowakei zu den Polen
enger ſeien als zu den Tſchechen, während Ungarn wohl mit
Recht geltend macht, daß die Slowaken ſich unter ungariſcher
Oberhoheit weniger zu beklagen hatten, als gegenwärtig. Solche
Pläne konnte ein polniſcher Politiker kürzlich öffentlich im Buda=
peſter
Sender entwickeln. Mit Italien ſtimme Polen darin
überein, daß man Räterußland nicht geſtatten dürfe, in euro=
päiſche
Dinge mitzubeſtimmen. So iſt auch dorthin die Brücke des
Einverſtändniſſes geſchlagen.
Mit Oeſterreich ſelbſt, das manche Leute zum Träger der
Tradition der alten Doppelmonarchie machen möchten, hat Polen
gute wirtſchaftliche Beziehungen. Auch gefühlsmäßig neigen die
Bewohner Galiziens und des Teſchener Gebietes noch nach Wien,
als der Stätte ihres früheren geiſtigen Zentrums hin. Die Wie=
ner
Kaffees in Krakau, Lemberg und Bielitz ſind unſterblich, und
wenn die polniſchen Kellner dort deutſch antworten, reden ſie eben
wieneriſch. Ein politiſches Intereſſe an dem Schickſal des deutſchen
Reſtſtaates Oeſterreich hat in Warſchau kaum beſtanden. Oeſter=
reichs
volkspolitiſche Zugehörigkeit zu Deutſchland gilt als ge=
gebene
Tatſache, und in der Front der Anſchlußgegner war Polen
um ſo weniger zu finden, als es eher ein gewiſſes Intereſſe daran
haben konnte, wenn der Schwerpunkt deutſcher Politik ſich mehr
nach Süden verlagern würde. Oeſterreichs politiſches Schickſal iſt
jedenfalls kein ernſtes Diskuſſionsthema in der polniſchen Preſſe
von heute. Aber immer horcht ſie auf, wenn es um die Neuord=
nung
wirtſchaftlicher Beziehungen im Donauraum geht.
Der noch niemals ganz verklungene Lärm um Teſchen deutet
an, daß Polens Verhältnis zur Tſcheſlowakei nicht gut iſt.
Daß Prag ſich eine Entſcheidung der Botſchafterkonferenz über die
Teilung des Teſchener Gebietes verſchaffte, als 1920 die Bolſche=
wiken
vor Warſchau ſtanden, und das ganze polniſche Volk wieder
um die Exiſtenz ſeines neuerrichteten Staates bangte, wird nicht
ſo leicht vergeſſen werden. Aber es geht nicht nur um ein Stück
Land mehr oder weniger, oder um die Schikanierung einer kleinen
polniſchen Minderheit um Mähriſch=Oſtrau herum (die Deutſchen
dieſer Gegend ſind übrigens zahlreicher). Vielmehr ſteht im Hin=
tergrunde
Prags militäriſche Freundſchaft mit Moskau, die
demonſtrativen gegenſeitigen Beſuche von ſowjetiſchen und tſchechi=
ſchen
Generalſtäblern und die Luftviſiten. Es iſt zu Ende mit
der polniſch=tſchechiſchen Blutsbrüderſchaft, alte verborgene
Feindſchaft iſt wieder ſichtbar geworden. Polen denkt nicht daran,
tſchechiſche Wünſche im Donauraum zu unterſtützen. Schon vor
Monaten ſchrieb der Wilnaer Journaliſt Studnicki, ein alter
Freund Pilſudſkis, im Slovo: Nicht Polen, ſondern nur die
Tſchechoſlowakei ſei durch einen Anſchluß Oeſterreichs bedroht.
Polens Pakt mit Rumänien aus dem Jahre 1921 hat ſei=
nen
Wert verloren, ſeitdem Titulescu ganz offenbar weitgehende
Bindungen mit Moskau eingegangen iſt. Gerade jetzt wieder, im
Zuſammenhang mit der Auseinanderſetzung zwiſchen Litwinow
und Beck in Genf, hat die offiziöſe Telegrafen=Agentur Iskra
gemacht, daß Titulescu hinter den Kuliſſen?
darauf aufmerk

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Seite 2 Nr. 260

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 21. September 1335

2

mit Litwinow gegen Polen intriguiert habe. Bukareſt iſt im üb=
rigen
nicht erſt ſeit geſtern ein unſicherer Faktor in der polniſchen
Rechnung. Wenn es Beck daran gelegen war, im Oſten eine ge=
ſunde
Atmoſphäre zu erhalten, ſo war dieſes Ziel nicht im fran=
zöſiſchen
Spiel vorgeſehen. Und es bedeutete bereits eine Doku=
mentierung
des polniſchen Mißtrauens, als Oberſt Beck vor eini=
ger
Zeit ſeine bekannten Genfer Ausführungen über den Nutzen
von Verträgen als Denkſchrift in Bukareſt überreichen ließ. Polen
hatte den Oſtpakt und damit das Durchmarſchrecht für eine ruſ=
ſiſche
Armee durch Polen nicht abgelehnt, um jetzt etwa einen
Vorbeimarſch roter Truppen und damit eine Bedrohung aus
der ſüdlichen Flanke erleben zu ſollen. Noch ſteht Rumänien am
Scheidewege. König Carol deckt Titulescus Politik offenſichtlich
nicht reſtlos, ſondern ſieht die Verbindung OſtſeeSchwarzes
Meer auf der Linie Gdingen-Konſtantza. Carol hat wahrſchein=
lich
nicht vergeſſen, daß in der beſſarabiſchen Frage Polen ſtets
die Seite Rumäniens gehalten hat. Wieweit die Bindungen des
rumäniſchen Außenamtes bereits gehen, iſt noch nicht zu über=
ſehen
. Auch wie der Gegenſatz zwiſchen Titulescu und dem König
ausgeglichen wird, mag eine interne rumäniſche Frage ſein, doch
kann es Polen nicht gleichgültig bleiben, ob rumäniſches Gebiet
zur Etappe ſowjetruſſiſcher Heeresmacht wird, womit die Mün=
dung
der Donau unter ruſſiſche Kontrolle kommt.

Bedingte Annahme der Vorſchläge des Fünfet=
Ausſchuſſes durch Abeſſinlen.
DNB. Addis Abeba, 20. September.
Die Vorſchläge des Fünferausſchuſſes werden weiter eingehend
geprüft. Im großen und ganzen betrachtet man ſie hier als an=
nehmbar
. Allerdings ſteht die Regierung auf dem Standpunkt,
daß ſie gemäß ihren früheren Zuſagen über wirtſchaftliche Zu=
geſtändniſſe
, die allen Ländern gleiche Rechte einräumen, nicht
in der Lage ſein wird, Italien Sonderzugeſtändniſſe einzuräumen,
da dieſe unter Umſtänden Streitigkeiten mit den anderen inter=
eſſierten
Großmächten bringen könnten. Im übrigen hat der Kaiſer
die Schaffung einer beſonderen Polizei, die für die Sicherheit
der in Abeſſinien lebenden Europäer ſorgen ſoll, bereits vor=
bereitet
. Was die Kontrolle des Sklavenſchmuggels an den Gren=
zen
anbelangt, ſo iſt man hier der Anſicht, daß dies die Aufgabe
der anliegenden Länder ſei, durch die der Schmuggel erfolgt. In
der Frage der Aufnahme ausländiſcher Berater in die abeſſiniſche
Regierung iſt man nach wie vor zu Zugeſtändniſſen bereit. Der
Völberbund ſolle ſeine Kandidaten, Europäer oder Amerikaner,
vorſchlagen, der Kaiſer behalte ſich jedoch ſeine Einwilligung vor.
Das große Feſteſſen, das der Kaiſer von Abeſſinien am
Donnerstag abend, für die in Addis Abeba weilenden Vertreter der
Weltpreſſe veranſtaltet hat, nahm in Anweſenheit von 85 Ver=
tretern
einen glänzenden Verlauf. Im Verlauf des Abends nahm
der Kaiſer das Wort zu einer Anſprache, in der er nochmals
wiederholte, daß er niemals ein Mandat, welcher Form es auch
ſei, annehmen werde, das die Unabhängigkeit ſeines Landes ver=
letzen
würde. Er ſagte wörtlich: Ueber 2000 Jahre unſerer Frei=
heit
haben wir unſere Fähigkeit gezeigt, uns ohne Protektorat
ſelbſt zu regieren. Als Führer des Kaiſerreiches und Beſchützer
meines Volkes werde ich im Kriegsfalle ſelbſt das Heer gegen
den Feind führen, aber Gott wird es zu verhindern wiſſen, daß
unſer Streit mit Italien einen blutigen Ausgang nimmt.
Manöver der ägypkiſchen Lufkflokte.
DNB. Kairo, 20. September.
Die fünftägigen Manöver der ägyptiſchen Luftflotte unter
Führung engliſcher Offiziere wurden am Freitag beendet. Sie
beſtanden hauptſächlich im Bombenabwurf auf Ziele in der Wüſte.
Die Verbindung zwiſchen dem engliſchen Hauptquartier und der
neueingerichteten Flugbaſis an der Oſtküſte des Süezkanals wurde
durch Flugzeuge ſichergeſtellt. Die in Helmieh bei Kairo ſtehen=
den
motoriſierten Truppen erhielten die Weiſung, ſich für Wüſten=
expeditionen
bereitzuhalten.
Aus Baſſorah wird gemeldet, daß eine Verſtärkung der eng=
biſchen
Flugſtützpunkte am Perſiſchen Golf im Gange ſei. Ver=
ſchiedene
wichtige Golfhäfen ſollen befeſtigt werden.
Wie aus Bagdad berichtet wird, hat der Verteidigungsmini=
ſter
eine Erklärung über die Haltung des Irak im Kriegsfalle ab=
gegeben
. Danach ſei die Stellung des Irak durch den Vertrag
mit Großbritannien feſtgelegt. Irak werde an keinem Kriege
teilnehmen, der ſeine Intereſſen nicht bedrohe.
Die Berkeilung der britiſchen Kriegsſchifſe
im Milkelländiſchen Meer.
DNB. London, 20. September.
Das Reuterſche Büro veröffentlicht eine Ueberſicht über die
Verteilung der britiſchen Kriegsſchiffe im Mittelländiſchen
Meer. Danach befinden, ſich in Gibraltar die Schlachtkreuzer
Hood und Renown, ferner vier Kreuzer, neun Zerſtörer und
3 Minenſucher. In Alexandria liegen nunmehr insgeſamt 29

Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler hat ſich die Geſtaltung der
neuen Reichskriegsflagge perſönlich vorbehalten. Ihre
Einführung iſt in kurzer Zeit zu erwarten. Bis dahin wird nach
einer Verfügung des Reichskriegsminiſters auf den Dienſtgebäu=
den
der Wehrmacht die bisherige Reichskriegsflagge zuſammen
mit der Hakenkreuzflagge geſetzt.
Der Führer und Reichskanzler hat den Miniſterialrat im
Reichs= und Preußiſchen Miniſterium für Ernährung und Land=
wirtſchaft
, Dr. Saure, zum Miniſterialdirektor ernannt.
Seine Majeſtät der Kaiſer von Japan hat an den
Führer und Reichskanzler ein Danktelegramm gerichtet:
Botſchafter Muſhakoji hat mir ſoeben das Gemälde mit dem
Porträt des Kaiſers Saga überreicht, das Ew. Exzellenz mir
gütigſt zum Geſchenk gemacht haben. Ich bin ſehr glücklich, in
dieſer Gabe die freundliche Geſinnung Ew. Exzellenz zu erkennen,
deren hohen Wert ich zu ſchätzen weiß, und ſage Ihnen meinen
herzlichſten Dank. Hirohito.
Der Franziskanerpater Franz Zimolong (Pater Bertrand)
erhielt wegen Vergehens gegen das Deviſengeſetz ein Jahr ſechs
Monate Gefängnis und 3000 Mark Geldſtrafe oder noch weitere
30 Tage Gefängnis. Der Angeklagte hatte im Oktober 1934 und
Januar 1935 jedesmal 15 000 RM., die dem in Jeruſalem an=
ſäſſigen
Verein vom Heiligen Leibe zuſtanden, von einer Bres=
lauer
Bank abgehoben und dem Vertreter einer Orgelbaufirma in
Jägerndorf in der Tſchechoſlowakei für einen Orgelbau übergeben,
der das Geld dann ins Ausland brachte.
Wie amtlich bekannt gegeben wird, hat ſich die hollän=
diſche
Regierung entſchloſſen, angeſichts der kritiſchen inter=
nationalen
Lage die bereits geplanten Rüſtungsverſtär=
kungen
mit größter Eile durchzuführen. Darüber hinaus ſollen
noch weitere Flugzeuge und Luftabwehrgeſchütze angeſchafft wer=
den
. Weiter iſt geplant, die vorhandenen Munitionsvorräte er=
heblich
zu vergrößern.
Die ägyptiſche Regierung hat die Zölle auf japaniſche
Baumwollwaren mit ſofortiger Wirkung um 40 Prozent erhöht.
Die Einfuhr japaniſcher Baumwollwaren iſt in den letzten beiden
Monaten um 40 000 Pfund geſtiegen.
Miniſterpräſident Tſaldaris wurde bei einem Beſuch im
Athener Klub der Royaliſten mit großer Begeiſterung begrüßt.
Er erklärte in einer Anſprache, ſeiner Meinung nach ſei der Aus=
gang
der Volksabſtimmung keinen Augenblick zweifelhaft. Sie
werde mit einem Sieg für den monarchiſtiſchen Gedanken und der
Wiederherſtellung des Friedens und der Ordnung in Griechenland
enden.
Auf Veranlaſſung der amerikaniſchen Regierung hat das
Marineminiſterium vier amerikaniſche Funker mit allen nötigen
Apparaturen nach Abeſſinien geſandt, um im Falle eines Krieges
die Verbindung zwiſchen der amerikaniſchen Geſandtſchaft und dem
Staatsdepartement aufrechtzuerhalten. Die Funker und die
Apparate ſind bereits anfangs voriger Woche nach Afrika ab=
gegangen
.

britiſche Kriegsſchiffe, von denen das Schlachtſchiff Reſolution
mit Admiral Sir William Fiſher an Bord erſt am 18. Sep=
tember
hier eingetroffen iſt. Zu dem Geſchwader in Alexandria
gehören u. a. die Schlachtſchiffe Rovenge und Valiant drei
Kreuzer, die beiden Flugzeugmutterſchiffe Glorious und
Courageous, ſowie ein Hoſpitalſchiff. Die Zahl der in Aden
eingetroffenen Kriegsſchiffe beläuft ſich auf 10, darunter ſind die
Kreuzer Norfolk und Colombo. In Haifa befinden ſich drei
Kreuzer und zwei U=Boote. In Port Said halten ſich das
Schlachtſchiff Barham der Kreuzer, Despatch und ein Zer=
ſtörer
auf. Die Reuterſche Ueberſicht teilt ferner mit, daß in
Suez am 18. September ein Abiſo angekommen, aber weiter=
gefahren
iſt. Aus Singapur wird gemeldet, daß das Flugzeug=
mutterſchiff
Hermes und drei Zerſtörer dort am 18. Septem=
ber
eingetroffen ſind.
Weiter wird in obenſtehender Ueberſicht nichts erwähnt.
Großer Empfang des erſten abeſſiniſchen Diplomaken
in Japan.
EP. Tokoi, 20. September.
Der erſt kürzlich ernannte erſte abeſſiniſche Konſul für Japan,
Birru, iſt hier eingetroffen. Zu ſeinem Empfang hatte ſich eine
nach tauſenden zählende Menſchenmenge, darunter auch Ver=
treter
der Geheimorganiſation Schwarzer Drache und anderer
patriotiſcher Geſellſchaften, am Bahnhof eingefunden. Mitglieder
des Empfangskomitees trugen verſchiedene Aufſchriften wie
Rettet Aethiopien! Nieder mit Italien! uſw.
Birru betonte, daß er ſeine Hauptaufgabe in der Förderung der
Handelsbeziehungen zwiſchen Japan und Abeſſinien erblicke.

* Wir leſen wieder Gedichte.
Von Werner Klau.
Begeiſterung für Lyrik galt lange Zeit als eine Angelegen=
heit
unreifer Menſchen, als eine wohlwollend geduldete, aber
nicht ernſtzunehmende Liebhaberei von Leuten, die mit der
rauhen Wirklichkeit nicht genügend in Berührung gekommen
waren. Vielen Lyrikverächtern ſtanden noch die Schulſtunden in
unangenehmer Erinnerung, in denen ſie mit dem Auswendig=
lernen
Schillerſcher Balladen und Lenauſcher Verſe gequält
worden waren. Mit dem Begriff Lyrik verband ſich zumeiſt die
Vorſtellung von etwas Idealiſtiſchem und Unverbindlichem und
wer ſelbſt Gedichte ſchrieb war als Dachſtubenpoet verſchrien.
Woher kam dieſe Einſtellung zur Lyrik, die auch heute bei
einem breiteren Publikum zu bemerken iſt? Man erinnert ſich,
daß die Lyrik einſt, in der Welt der Biedermeier und der
Romantik, eine ganz andere Aufnahme und Schätzung erfuhr,
daß Generationen bürgerlicher Menſchen ſich ihre ſchwärmeriſche
Verehrung für die Verſe Mörikes und Lenaus, Uhlands und
Eichendorffs zeitlebens bewahrten, und daß lyriſche Gedichtſamm=
lungen
auch große äußere Erfolge erzielen konnten.
Wenn wir heute die Lyrikbände zur Hand nehmen, die im
vorigen Jahrhundert erſchienen ſind, ſehen wir zweierlei: daß
die Gefühlshaltung, aus der die meiſten entſtanden waren,
längſt nicht mehr die unſere iſt, und daß ihr anfangs noch
echter und tiefer Individuglismus, ihre gefühlvolle Weltver=
klärung
und ihr idealiſtiſcher Schwung in den Werken der Nach=
fahren
ins Platte, Banale und Rhetoriſche entgleitet, um gegen
Ende des Jahrhunderts zur Karikatur herabzuſinken. Die große
Welle die in den Werken der Stürmer und Dränger, der Klaſſik
und Romantik jäh aufſtieg, verebbte wieder langſam; der reiche
Schatz an Worten und Gefühlen, der von den Großen hinter=
laſſen
war, wurde von den Epiyonen allmählich aufgebraucht,
ausgehöhlt und zur Scheidemünze herabgewürdigt. Jede litera=
riſche
Tradition erſchöpft ſich einmat, und wenn die Lebens=
grundlagen
ſich wandeln, aus denen ſie urſprünglich hervorging,
die Dichter aber unverändert fortfahren, im Sinne der alten
Tradition zu ſchaffen, ſo ergibt ſich jener Zwieſpalt zwiſchen
Dichtung und Leben, der auf die Dauer untragbar wird.
Dies war der Grund für die Mißachtung von Lyrik. Die
bürgerliche Bildung, die im weſentlichen vem Eibe des klaſſi=
ſchen
Idealismus und ſeinen geiſtigen und dichteriſchen Schöpſun=
gen
zehrt, tat ein Uebriges um die Situation zu verſchärfen.
Denn einmal kanoniſierte ſie gewiſſe Werke, Form= und Ge=
fühlsvorausſetzungen
als vorbildlich, die es für die eigene Zeit
nicht mehr waren, und dann zerſtörte ſie jenes unbefangen
natürliche Verhältnis zur Welt der Kunſt und Dichtung, das

ſich nach den wirklichen inneren Bedürfniſſen des Einzelnen
richtet, um es durch pflichtmäßiges Wiſſen zu erſetzen. So
konnte das Gefühl dafür, daß Gedichte den Sinn haben, lebens=
beſtimmende
und vertiefende Kräfte auszuſtrahlen, zeitweilig
ganz verloren gehen.
Die Beſinnung und Wandlung mußte erſt unter den Lyrikern
ſelbſt einſetzen, es mußten erſt Schöpfungen neuer welthaltiger
Art entſtehen, um langſam auch unter den Empfänglichen eine
neue Auffaſſung von Lyrik aufkommen zu laſſen. Es gibt zwei
Dichtergeſtalten der jüngſten Vergangenheit, in deren Werk und
Leben dieſe Wandlung ſinnfälligſten Ausdruck gefunden hat:
Rilke und George. Beide begannen ſie mit ſpieleriſch= unverbind=
lichen
Verſen, in denen ein blaſſes Ich mit blaſſen Worten die
eigene kleine Welt wichtig nahm; beide endeten ſie mit Ge=
dichten
, in denen ſich die Tiefen und Hintergründigkeiten der
wirklichen, großen gemeinſamen Welt ſpiegelten Gedichten, wie
ſie nur denen gelingen, welche durch alle Erſchütterungen des
Daſeins hindurchgegangen ſind. So verſchieden, ſo gegenſätzlich
die beiden Dichter in ihrem Weſen ſein mögen: gemeinſam iſt
ihren ſpäten Gedichten jene metaphyſiſche Wahrhaftigkeit, die
kein Genüge an ſchönen Worten findet, ſondern zum Kern der
Dinge vorſtoßen will. Rilke hat in wenigen Sätzen den Sinn=
dieſer
Wandlung ausgedrückt: Ach.. mit Verſen iſt ſo wenig
getan, wenn man früh ſchreibt. Man ſollte warten damit und
Sinn und Süßigkeit ſammeln ein ganzes Leben und ein langes
womöglich, und dann, ganz zum Schluß, vielleicht könnte man
dann zehn Zeilen ſchreiben, die gut ſind. Denn Verſe ſind nicht,
wie die Leute meinen, Gefühle (die hat man früh genug), es
ſind Erfahrungen.
An Rilke und George lernten deutſche Menſchen zuerſt wie=
der
Verſe als Lebensmacht begreifen, als Wünſchelruten zu
den Tiefen der Wirklichkeit, ſtatt als Rauſch und Spiel und
Flucht aus der Welt. Aus der bäuerlichen und der großſtädtiſch=
techniſchen
Welt kamen neue lyriſche Geſtalter, die nicht erſt die
Eitelkeit des Individualismus und die Krankheit des Schön=
fühlens
überwinden mußten, um auf dem Boden einer gemein=
ſamen
Wirklichkeit zu ſtehen. Schließlich nahm eine im weiteſten
Sinne politiſche Lyrik, in der unſer volkliches Schickſal und die
bleibenden Mächte und Geſtalten, der Nation gedeutet wurden,
die Erbſchaft Georges und Rilkes auf und machte ſie für das
Bewußtſein breiter Schichten legitim. An den Verſen von Hans
Schwarz und Eberhard Wolfgang Moeller, dieſen ſtärkſten Ver=
tretern
der politiſchen Lyrik, wird das deutlich: hier hat ſich auch
jene Kluft zwiſchen dem weſenhaften Zeitgeiſt und der lyriſchen
Vildwelt, die ſo lange offenſtand, wieder geſchloſſen.
Das Leſen von Gedichten, das Herſagen von Lyrik, das
liebende im Herzen Bewahren von Verſen ſtand mit Recht im
Verruf, als, die deutſche Lyrik zum unverbindlichen Spiel herab=

Ikaliens finanzielle Rüſtung.
Die italieniſche Regierung hat bei der Mobiliſierung dess
Geldes zur Kriegsrüſtung keine Zeit verloren. Sie hat in Bozenz
ein Geſetz beſchloſſen, wodurch italieniſche Beſitzer von Auslands=
werten
veranlaßt wurden, dieſe Papiere gegen italieniſche Schatz=
ſcheine
umzutauſchen. Die Regierung kam dadurch in den Beſitz
von ausländiſchen Guthaben, die ſie zur Verſtärkung der Gold=
reſerve
und zum Ankauf von Rohſtoffen und Kriegsmaterial be=
nutzen
kann.
Um welche Beträge es ſich dabei handelt, läßt ſich nichtt
ſchätzen. Immerhin geht der Geſamtwert vermutlich in die Mil=
liarden
Lire. Allein an franzöſiſchen Staatspapieren iſt eine=
Milliarde Franken zuſammengekommen. Würde Italien die Pa=
piere
in raſcher Folge an den Börſen verkaufen, dann wäre eim
Abſinken der franzöſiſchen Papiere unvermeidlich. Es iſt deshalw
nicht nur eine politiſche Geſte, ſondern eine zweckmäßige Ueber=
legung
, wenn Italien mit der Bank von Frankreich ſich in Ver= ſetzte und ihr die Abſtoßung dieſer Papiere übertrug.;
Beide Staaten haben ein Intereſſe daran, ein Ueberangebot zu=
verhindern
. Italien braucht ſchnell Geld und Frankreich kanm
keine Beunruhigung ſeiner Rentner vertragen, die kommen müßte.
wenn ein Rieſenangebot von Wertpapieren den Kurs drückem
würde. Die Bank von Frankreich hat ſich deshalb bereit erklärt.
400 Millionen Franken zur Verfügung zu ſtellen und den Reſtt
in weiteren Raten zu zahlen, ſo daß die Bank den Ankauf regu=
lieren
kann.
Es ſcheint aber, als ob die Franzoſen daneben noch ein wei= Geſchäft verbinden wollen. Jedenfalls wird behauptet, daßs
Italien Gold verlangt hätte, daß die Franzoſen ſich darauf abem
nicht eingelaſſen haben, obwohl ſie Gold genug zur Verfügung
hätten. Sie rechnen wohl damit, daß die Italiener, wenn ſie keim=
Gold bekommen, die Milliarde zum Ankauf in Frankreich benutzen
werden, daß alſo das Geld im Lande bleibt und die franzöſiſche=
Außenhandelsbilanz verbeſſert.
Einſekzende Kapikalflucht aus Europa.
EP. London, 20. September.
Die Verſchiffungen von Gold nach den Vereinigten Staatem
haben in den letzten Tagen einen ſo großen Umfang angenommen;
daß die Blätter von einer durch die Kriegsgefahr bedingten Kapi=
talflucht
ſprechen. So wurde am Donnerstag Gold im Geſamt=
wert
von 1,6 Millionen Pfund nach amerikaniſchen Häfen auf dem
Weg gebracht, während am gleichen Tag nur Gold im Wert vom
nur rund 100 000 Pfund auf den Londoner Markt gekommen iſt.
Der Rückſchluß liegt daher nahe, daß die in den Kellern der Lon=
doner
Banken aufgeſpeicherten gewaltigen Goldſummen, die aus
rund 250 Millionen Pfund geſchätzt werden, abzuwandern begin.
nen. Außer dem für engliſche Rechnung nach New York verfrach
teten Gold gingen von Frankreich 1,5 Millionen Pfund und vom
Holland 220 000 Pfund in Gold über England nach den Vereinig;
ten Staaten. Insgeſamt ſind ſeit dem 9. September für 37,4 Mil.
lionen Pfund Gold nach Amerika abgegangen. Hiervon ſtammtem
für 23,4 Millionen Pfund aus England; der Reſt entfiel zu glei.
chen Teilen auf Frankreich und Holland.
24-Skunden=Streik der franzöſiſchen Dockarbeiter.
EP. Paris, 20. September.
In zahlreichen franzöſiſchen und marokkaniſchen Häfen iſt am
Freitag der wor einigen Tagen angekündigte 24ſtündige Proteſte.
Ausſtand der Dockarbeiter ausgebrochen. Die Dockarbeiter pro=
teſtieren
bekanntlich mit dieſem Streik gegen die Verwendung vorn
Tankſchiffen zum Weintransport, da, wie ſie erklären, ihnen durch
dieſes neue Transportmittel der bisher durch den Transport de
Weinfäſſer auf die Frachtdampfer erzielte Verdienſt genommen
wird. In Marſeille folgte nur ein Teil der Dockarbeiter de
Streikparole, ebenſo in Bordeaux; immerhin iſt die Arbeit irm
Hafen auf ein Mindeſtmaß beſchränkt. In Le Havre und Roue
dagegen liegt die Arbeit in den Häfen vollkommen ſtill. In Dün
kirchen haben die Dockarbeiter jedoch die Arbeit am Freitag mor=
gen
aufgenommen.

Parkeibeitrag während des Wehrdienſtes.
(S)Ndz. Nach dem Wehrgeſetz ruht während der aktiven
Dienſtzeit, alſo auch während der Dauer von Uebungen, die Zu
gehörigkeit zur NSDAP. oder einer ihrer Gliederungen ode
einem der angeſchloſſenen Verbände. Der Reichskriegsminiſter
hat angeordnet, daß zur Vermeidung von Härten, wie Verlun
gewiſſer Rechtsanſprüche, jedoch auch während der Zeit des
Ruhens der Zugehörigkeit Angehörige der Reſerve Erſatzreſerbe
und Landwehr bei aktivem Wehrdienſt ihre Beiträge weiter
zahlen dürfen.

geſunken war. Heute zeigt ſich wieder ein neues Verhältnis
zum Gedicht, und es wird von der Entwicklung der Lyrik ſelbft
abhängen, ob dieſe Wandlung ohne Rückſchläge bleibt. Lebens=
wirkſam
kann ein Gedicht nur werden, wenn es ſelbſt aus de
Mitte des Daſeins, aus ſeinen tiefen, uns allen gemeinſamen
Erſchütterungen ſtammt.

Ein Beſuch in der Sammlung des Wunderbaren.
Wer liebt Enthüllungen?
Eine wie liebenswerte Menſchengattung die Zauberer ſind,
ſie können, ſehr böſe werden, wenn ihre Geheimniſſe in der
Oeffentlichkeit entſchleiert werden, und es läßt ſich nur ſager,
daß ihre Abneigung gegen die Herren Enthüller gut und tie
begründet iſt. Die Magier ſind in der Regel durchaus nicht
kleinlich. Ihr Fachblatt, die prächtig friſch und mit viel Sinn
für Humor geſchriebene Magie macht keinerlei Geheimnis aus
den Geheimiſſen, und wer als einzelner über dem Kopfzer=
brechen
, das ihm dieſer oder jener im Varieté geſehene Tric
bereitet, durchaus nicht ſchlafen kann, kann unter Umſtänden
darauf rechnen, daß ihm die Fachleute von ſeinen Qualen be=
freien
. Aber der rechte Magier liebt ſeine Kunſt viel zu ſehr.
als daß er ihre Heimlichkeiten vor der Allgemeinheit und vor
den vielleicht nur nebenher Intereſſierten enthüllt ſehen möchte,
die am Ende nur ein liebloſes wenn es weiter nichts iſt!
übrig haben. Es kommt hinzu, daß alle vor dem Laienpublikum
vorgenommenen Enthüllungen doch immer nur eine unvollkome
mene Sache, bleiben.
Der Zauberer unterſcheidet drei Arten ſeiner Kunſt: Die
Illuſion, die Handmanipulation, den Apparatetrick. Bei allen
drei Gattungen kommt es aber nicht ausſchließlich auf die tra=
gende
Idee an, ſondern eine recht bedeutſame Rolle ſpielen die
allgemeinen Berufsfähigkeiten des Magiers, ohne deren Vor=
handenſein
der ſchönſte Trick ein Lotterieſpiel bleibt: ſeine Ge=
ſchicklichkeit
, ſeine Kaltblütigkeit, ſeine Anpaſſungsfähigkeit an
das Publikum.
Von Fadenhölzern, Totenköpfen und Vogelkäfigen aus Luft.
Trotz dieſer allgemeinen Vorbehalte iſt es höchſt reizvoll,
doch auch einmal die toten Requiſiten des Zauberers kennenzu
lernen, und die einzige Sammlung Deutſchlands, die einen
Ueberblick über Zauberapparate gibt, befindet ſich im Leipzigei
Graſſimuſeum und wird betreut von Bruno Lincke, der auf dem
Gebiete der parapſychologiſchen Forſchung nicht unbekannt iſt
Hier iſt ein erheblicher Teil deſſen aufbewahrt, was ſeit Jahr‟


en
nen
ind

[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Litauiſcher Größenwahn.

Das alke Spiel gehk nicht mehr!
Größenwahn kann ebenſo angeboren, wie auch ein Produkt der
E=ziehung ſein. Im Falle Litauen aber treffen beide Urſachen
uſammen. Die Litauer, vor wenigen Jahren noch Sklaven der
Kuſſen, wurden mit deutſchem Blut befreit und fühlen ſich heute
Is die Macht in Oſteuropa, die den Ton angibt.
Die Litauer werden darin noch durch das Verhalten der
brrantiemächte ermuntert, die ſeit Jahr und Tag wiſſen, welcher
Lerror und welche Entrechtung an der Memel vor ſich geht, aber
iemals mit Nachdruck ſich für ihre Unterſchrift unter dem Memel=
tatut
eingeſetzt haben. Kein Wunder, wenn die angeklagten
Litauer jetzt mit geradezu unglaublicher Frechheit davon ſprechen,
ſß ſie die Abſicht hätten, bei den Garantiemächten des
Memel=Abkommens gegen die Erklärung des
Führers im Reichstag zuproteſtieren. Kowno ſucht
den Spieß umzudrehen und arbeitet nach dem nicht unbekannten
Verfahren, daß der auf friſcher Tat ertappte Langfinger dann auf
der Flucht Haltet den Dieb! ſchreit, um die Aufmerkſam=

ſeit von ſich und ſeiner Schandtat abzulenken. Das wird den
2itauern nicht gelingen.
Zwar haben Eden und Laval zu allem Ueberfluß in Genf
Geſpräche mit dem litauiſchen Außenminiſter Lozoreitis ein=
zeleitet
, die ebenfalls in ihrer Form und Art auf Litauen er=
munternd
wirken müſſen. Eine höchſt dunkle Angelegen=
deit
iſt allerdings die Hinzuziehung des lettiſchen
Außenminiſters Munters zu dieſen Verhandlungen. Daß
nan beſchloſſen hat, den Völkerbund nicht zu be=
nühen
, iſt eigentlich eine Selbſtverſtändlichkeit, da Litauen,
ebenſo wie die Garantiemächte, eine Behandlung des Memel= Kon=
ükts
vor aller Oeffentlichkeit zu ſcheuen haben. Wir ſind aller=
dings
auch der Meinung, daß der Völkerbund kaum die Kraft auf=
bringen
wird, Litauen zur Wiederherſtellung der Memel= Auto=
nomie
zu zwingen, zumal auf der Anklagebank auch noch die
Harantiemächte ſitzen.
Petit Journal will nun erfahren haben, daß Laval dem
itauiſchen Außenminiſter die genaue und voll=
tändige
Innehaltung des Memelſtatutes emp=
ſohlen
habe. Wenn wir uns recht entſinnen, ſind dieſe Emp=
ſehlungen
ſchon mehrfach erfolgt, ohne daß ſie auf fruchtbaren
Boden fielen. Trotz dieſer trüben Erfahrungen wird das Spiel
nit untauglichen Mitteln fortgeſetzt. In Litauen
löſen dieſe Empfehlungen nur ein Hohngelächter aus, und ſo wer=
on
die Zuſtände im Memelgebiet von Woche zu Woche unerträg=
licher
. Es iſt allerhöchſte Zeit, daß hier reiner Tiſch geſchaffen
und das Memelſtatut wieder hergeſtellt wird.
der Völkerbund für die Behandlung der Memelftage
ausgeſchalket.
DNB. London, 20. September.
Reuter meldet aus Genf, Eden und Laval hatten am Don=
verstag
eine lange Beſprechung mit den Vertretern Litauens und
Lettlands, Lozoraitis und Munters, über die Frage der Zukunft
von Memel. Es verlautet, die vier Staatsmänner ſeien überein=
gekommen
, die Frage auf diplomatiſchem Wege und nicht vor dem
Völkerbundsrat oder der Völkerbundsverſammlung zu behandeln.
Das likauiſche Wahlhindernis.
Die Litauer haben nicht nur an zahlloſe Nichtmemelländer
das Wahlrecht vergeben, um auf unnatürlichem Wege bei den
bevorſtehenden Landtagswahlen die Zahl der litauiſchen Stim=
nen
zu erhöhen, ſie haben auch einer großen Anzahl von Memel=
ändern
das Wahlrecht abgeſprochen, um den Kreis der deutſchen
Bahlberechtigten erheblich zu verkleinern. Die Aberkennung des
Vahlrechts iſt noch in vollem Gange. Namentlich mit Hilfe der
Paßnachprüfung will man aus den Memelländern im Memel=
zebiet
nach Möglichkeit eine Minderheit machen. Allein in
der Stadt Memel ſind bereits 14 800 Päſſe be=
inſtandet
worden. Man muß ſich alſo darauf einrichten,
daß die Paßinhaber ihr Wahlrecht verlieren. Alle dieſe Maß=
jahmen
haben aber die Litauer noch keineswegs zufriedengeſtellt.
Sie haben, um den Gang der Wahlhandlung hinauszuzögern,
die Abſtimmung ſelbſt außerordentlich kompliziert. Offenbar
pekulieren ſie ſo, daß zu Beginn der Wahlhandlung alle Litauer
geſammelt anmarſchieren und dann abgefertigt werden, während
die deutſche Bevölkerung an das Ende zu treten hat und ſich mit
dem Reſt der zur Verfügung ſtehenden Zeit begnügen muß, die
natürlich keineswegs ausreicht, um jeden an die Wahlurne heran=
zulaſſen
. Wird in dieſer Weiſe verfahren, dann haben allein

ſchon die Litauer unendlich lange zu tun, um ihre 29 Stimmen
aus dem Bündel der Stimmſcheine herauszuſuchen. Das in
Kowno ausgearbeitete und entgegen der Konvention dem Memel=
land
aufgezwungene Wahlgeſetz ſieht vor, daß für jeden Kan=
didaten
ein Stimmſchein anzufertigen iſt, daß ſämtliche Stimm=
ſcheine
zu einem Buch zuſammengefaßt werden und daß jeder
Wahlberechtigte 29 Stimmzettel abzugeben hat, alſo ſoviel Zettel,
wie der Landtag Sitze zählt.
Inzwiſchen iſt nun bekannt geworden, daß die Litauer in
ſieben verſchiedenen Gruppen zu den Wahlen aufmarſchieren.
Sie haben mehr als zweihundert Kandidaten namhaft gemacht,
die miteinander um die 29 Sitze im Landtag kämpfen werden.
Die Memelländer ſelbſt erſcheinen mit einer Einheitsliſte in
geſchloſſener Abwehr gegenüber den Litauern. Faßt man alſo die
rund 240 bis 250 Stimmzettel zu einem Buch zuſammen, dann
hat der einzelne Wahlberechtigte mindeſtens fünf Minuten zu
ſuchen, bis er die 29 Kandidaten gefunden hat, auf die ſeine
Wahl entfallen ſoll. Er muß ſich zuvor eine Liſte anfertigen,
die die 29 Namen enthält, e nach ſeiner Geſchicklichkeit und
Wendigkeit wird er mit dieſer Arbeit früher oder ſpäter fertig.
Alte und gebrechliche Leute, Perſonen, die kurzſichtig ſind oder
die körperlich behindert ſind, brauchen natürlich ſehr lange Zeit,
bis ſie mit dieſer Vorbereitung zu Ende ſind. Inzwiſchen
ſtauen ſich die Wahlberechtigten, die nicht an die Urne treten
können. Zwar haben die Litauer Hilfsperſonal für Gebrechliche
bereitgeſtellt, aber dieſem Perſonal iſt natürlich nicht zu trauen.
Sind ſchon ſämtliche Wahlvorſtände in litauiſcher Hand, ſo wer=
den
ſie auch dafür ſorgen, daß die Helfer bei der zu leiſtenden
Hilfe für eine Abſtimmung zugunſten litauiſcher Parteien ein=
treten
. In Kowno iſt übrigens dieſes komplizierte Syſtem ſchon
einmal bei den letzten Gemeindewahlen angewandt worden. Wir
wiſſen nur, daß die Auszählung der Stimmen von ſiebzig Per=
ſonen
beſorgt wurde, die angeſtrengt ſieben Tage und ſieben
Nächte gearbeitet haben. Allein daraus ergibt ſich ſchon, wie
widerſinnig das ganz. Syſtem iſt und wie ſehr es den Litauern
darauf ankommt, wahlverzögernd zu wirken, damit noch möglichſt
viel deutſche Stimmen nicht abgegeben werden können.
Eben hat der Führer auf die unhaltbaren Zuſtände im
Memelgebiet aufmerkſam gemacht. Die Schuld an den un=
glaublichen
Zuſtänden im Memelgebiet tragen diejenigen, die
ſich für die memelländiſche Selbſtverwaltung durch feierliche Unter=
ſchrift
ſtark gemacht haben und die extra in der Konvention zum
Ausdruck brachten, daß die Souveränität über das Memelgebiet
an Litauen nur unter Vorbehalt der in der Konvention nieder=
gelegten
Bedingungen übertragen werde. Dieſe Bedingungen
hat Litauen unentwegt verletzt, aber die Signatarmächte haben
ſich bis heute nicht gerührt. In wenigen Wochen wird an der
Memel gewählt‟. Es iſt höchſte Zeit, daß die verantwortlichen
Staatsmänner in London, Rom und Paris bis dahin den be=
rechtigten
Forderungen der Deutſchen im Memelgebiet zur Er=
füllung
verhelfen.
Die Verhälkniſſe im Memelgebiek ein inker=
nalionaler
Skandal.
DNB. Stockholm, 20. September.
Die ſüdſchwediſche Zeitung Sydſvenſka Dagbladet, der
man keineswegs das Zeugnis beſonderer Deutſchfreundlichkeit
ausſtellen kann, und die auch jetzt mit ihrer Kritik an den
Reichstagsbeſchlüſſen nicht zurückhält, nimmt in ſehr bemerkens=
werter
Weiſe zu den Ausführungen des Führers über die
Memelfrage Stellung. Nachdem das Blatt auf die maßvolle Art
hingewieſen hat, mit der der Führer ſeine außenpolitiſchen For=
derungen
erhoben hat, führt es u. a. aus:
Es war eigentlich nur die Memelfrage, in der der Führer
des Deutſchen Reiches beſtimmte deutſche Anſprüche anmeldete
und an das Weltgewiſſen appellierte, und zwar das muß
man ohne Vorbehalt zugeben mit vollem Recht. Das, was ſeit
vielen Jahren im Memelgebiet vor ſich geht, iſt ein internatio=
naler
Skandal. Der dortigen deutſchen Bevölkerung iſt durch die
international gerantierte Memelkonvention die Selbſtverwaltung
zugeſichert worden, deren ſie aber Schritt für Schritt durch die
litauiſchen Herren des Landes beraubt worden iſt. Zum Schluß
heißt es: Daß der Memelſkandal verhängnisvolle Folgen haben
kann, wenn er nicht auf gerechte Weiſe aus der Welt geſchafft
wird, davon iſt man in einſichtsvollen Kreiſen überzeugt, und
war ohne Rückſicht auf die Einſtellung, die man im übrigen
gegen Deutſchland haben mag.

zehnten zum Handwerkszeug der Magier aller Länder gehört.
la iſt die Flaſche, aus der die verſchiedenartigſten Liköre fließen
und die ſogar Tinte für den Tapferen bereithält, der ſich ver=
pflichtet
, ſie zu genießen; da iſt das indiſche Fadenholz, in das
die Fäden rot und blau hineinlaufen, um grün und gelb wieder
herauszukommen; da ſind der Totenkopf und die Totenhand, die
jenſeitige Signale verkünden, da iſt das Tablett, das uner=
ſchöpflich
iſt im Spenden von Münzen und deſſen Beſitz leider
dennoch nicht zum Reichtum verhilft; da iſt der Kartendegen auf
den ſich in die Luft geworfene Karten ſpießen und ſelbſtver=
tändlich
die richtigen, auf die alles ankommt; da ſind die maſſiven,
dem kritiſchſten Publikumsblick und =zugriff ſtandhaltenden
Feſſeln, aus denen ſich der Zauberer dennoch im Nu zu befreien
vermag; da iſt das Korſett der Dame ohne Unterleib, da iſt
die Vorrichtung, die es ermöglicht, lebendige Menſchen eine
Klinge mit ſolcher Wucht in den Leib zu rennen, daß die Spitze
aus dem Rücken wieder heraustritt; da iſt die Uhr, deren Zeiger
lauf Befehl an jeder beliebigen Stelle ſtehen bleiben; da iſt der
Vogelkäfig, der die wunderbare Eigenſchaft hat, mitſamt ſeinem
gefiederten Inſaſſen ſich in Nichts auflöſen zu können, und da
ſind noch hunderterlei andere Gegenſtände, ſauber ausgearbeitet
und geiſtvoll erdacht, die es alle fauſtdick hinter den Ohren
haben.
Der Zwang des Willens.
Spielerei, aber eine wundervolle Spielerei und mehr als
eine Spielerei, denn die Kunſt, ſeine Mitmenſchen aufs Glatteis
zu führen, hat durchaus auch einen ernſten Einſchlag. Der Be=
treuer
der Sammlung, Bruno Lincke, verſteht ſich beſonders gut
auf Kartenkunſtſtücke und zeigt anſchließend an die Führung
einige verblüffende Sachen. Ein Fachausdruck der Magie heißt
forcieren, und es iſt darunter zu verſtehen, daß der Magier
dem Publikum äußerlich zwar die Wahl zwiſchen den Karten
eines Spiels freiläßt, daß er es aber tatſächlich zwingt, eine
ganz beſtimmte Karte zu ziehen. Es iſt ſchon faſt ein bißchen
unheimlich, von niemandem in der Ausübung ſeines Willens be=
hindert
zu ſein und tun und laſſen zu können, was man mag,
in Wahrheit aber dennoch der Sklave des Manipulators zu ſein
und ſeinem Befehl zu gehorchen. Vielleicht läßt ſich ſagen, daß
die ohne Apparat durchgeführten Experimente die ſchönſten von
allen ſind, denn hier, wo Phyſik und Chemie dem Illuſioniſten
nicht hilfreich zur Seite ſtehen, hat ſeine erlauchteſte Tugend, ſich
der Seele des Fremden zu bemächtigen, den weiteſten Spielraum.
Die Technik und ihre Grenze.
Soweit Magie erlernbar iſt, will vor allem fleißig die
palmage geübt ſein, die eine Kräftigung jener Muskeln her=
beiführt
, die in Arbeit geſetzt werden, wenn es gilt, Gegenſtände

im Handinnern zu verbergen. Allerdings ſteht feſt, daß Bella=
chini
, der als Altmeiſter der deutſchen Zauberkunſt gilt, das
Palmieren nur mangelhaft beherrſchte, aber ſeit Bellachinis
Zeiten hat eben auch die Magie Fortſchritte gemacht, die An=
ſprüche
, die an ſie geſtellt werden, ſind größere geworden und mit
Recht pflegen heute die Meiſter ihren Zauberlehrlingen zu ſagen,
daß, wenn die Palmage nicht gerät, eine Blamage an ihre
Stelle tritt.
Das Gebiet der Magie iſt die Täuſchung, aber angrenzend
hauſen die Okkultiſten, und daraus ergeben ſich zuweilen Rei=
bungsflächen
. Eine feſtgelegte Meinung der Magier gegenüber
dem Okkultismus und gegenüber den einzelnen Arten okkulter
Phänomene gibt es nicht, aber allerdings iſt unleugbar, daß
mindeſtens dort, wo der Okkultismus auf Kommando geübt
wird, mit der Möglichkeit eines Betruges gerechnet werden muß;
und die Magier ſind der Meinung, daß jeder, der vor hat, ſich
kritiſch mit dem Okkultismus auseinanderzuſetzen, zunächſt ein=
mal
ſich mit der Magie beſchäftigen ſollte, um einen Ueberblick
darüber zu gewinnen, was durch Täuſchungen zuſtande gebracht
Hans Bauer.
werden kann.

Frankfurker Muſikbrief.

Die Bühne der Oper wird techniſch vervollkommnet. Während
dieſer Zeit werden durch das Enſemble der Oper im Schauſpiel=
haus
leichtere Opern und Operetten gegeben. Mit Flotows
Martha hat man den Anfang gemacht. Dieſe in ihrem Empfinden
keineswegs deutſche Oper ſie hat reichlich viel oberflächliches,
ausländiſches Blut in ihren dünnen Adern erfreut ſich wegen
der Flüſſigkeit ihrer Melodien und der ſentimentalen Handlung
einer ſtarken Beliebtheit im Publikum. Die Aufführung erhielt in
erſter Linie durch die ſtiliſtiſch faſt zu prächtigen und ſo gar nicht
zu der äußerlichen Muſik paſſenden Bühnenbilder L. Siewerts ein
bedeutendes Niveau. Die Regie W. Felſenſteins hielt ſich durch=
weg
vom Gekünſtelten fern und vermied in ihrem Tempo gefühls=
mäßige
Stagnationen. Den Lyonel ſang zum erſtenmal Willi
Treffner, der neu verpflichtete lyriſche Tenor, mit ſchöner, nicht
eben großer, aber italieniſch geſchmackvoll gebildeter Stimme und
mit einer darſtelleriſch erfreulichen Gelöſtheit. Mächtig im ſtimm=
lichen
Ausdruck gibt der immer reifer werdende M. Mrakitſch den
Plumkett. Die Martha der C. Ebers iſt bekannt. A. Grüher diri=
gierte
mit erfreulicher Gewandtheit.
Der Martha folgte der Wildſchütz‟. Dieſes herrliche Werk
gehört zu unſeren beſten Luſtſpielopern. Der Komponiſt iſt darin
weit über ſein ſonſtiges Schaffen hinausgewachſen. Mit einer ſou=
veränen
Leichtigkeit und einem nur ihm gegebenen Sinn für das
Natürliche, meiſtert er die Handlung durch die Muſik. Er grübelt
nicht über Kotzebues wenig glückliches Machwerk; mit einem an
Spitzweg und Richter gemahnenden ganz feinen Empfinden für
die Volksverbundenheit der Vorgänge und mit einer faſt perſön=
lichen
Nähe zu den handelnden Perſonen hebt er dieſe in die

Nr. 260 Seite 3
Wocencroni.
Samstag: Auf dem Parteitag der Freiheit ſpricht der
Führer zur Jugend. In unſeren Augen, da muß der deutſche
Junge der Zukunft ſchlank und rank ſein, flink wie Windhunde,
zäh wie Leder und hart wie Kruppſtahl. Die DAF. hält in
Nürnberg ihre 3. Jahrestagung ab.
Die amerikaniſche Regierung ſpricht Deutſchland ihr Be=
dauern
wegen des Brodſki=Urteils aus.
Muſſolini erklärt vor ſeinem Miniſterrat, daß die Mög=
lichkeit
zu einer Kompromißlöſung mit Abeſſinien ausge=
ſchloſſen
ſei.
In Kowno erheben die Signatarmächte Vorſtellungen, daß
die bevorſtehenden Landtagswahlen im Memelgebiet in
Uebereinſtimmung mit dem Statut von 1924 erfolgen werden.
Sonntag: Hiſtoriſche Reichstagsſitzung in Nürnberg. Der
Führer unterſtreicht Deutſchlands Friedensliebe
und erklärt u. a.: Wir nehmen daher auch keine Stellung zu
Vorgängen, die nicht Deutſchland betreffen, und wünſchen nicht,
in ſolche hineingezogen zu werden. Bezüglich der Vorgänge
im Memelgebiet unterſtreicht der Führer: Die Deutſche
Reichsregierung ſieht dieſer Entwicklung mit Aufmerkſamkeit
und Bitternis zu. Es wäre eine lobenswerte Aufgabe des
Völkerbundes, ſein Intereſſe der Reſpektierung der Autonomie
des Memelgebietes zuzuwenden und es praktiſch wirkſam wer=
den
zu laſſen, ehe auch hier die Ereigniſſe Formen annehmen,
die eines Tages nur von allen Seiten bedauert werden
könnten."
Der Reichstag verabſchiedet drei Geſetze: durch das erſte
wird die Hakenkreuzflagge zur alleinigen
Reichs= und Nationalflagge, ſowie zur Handelsflagge
erklärt, während der Führer die Form der Reichskriegs=
und Reichsdienſtflagge noch beſtimmt. Durch das Reichs=
bürgergeſetz
wird beſtimmt, daß nur der Staatsange=
hörige
deutſchen oder artverwandten Blutes Reichsbürger iſt,
der durch ſein Verhalten beweiſt, daß er gewillt und geeignet
iſt, in Treue dem Deutſchen Volk und Reich zu dienen. Der
Reichsbürger iſt der alleinige Träger der vollen politiſchen
Rechte nach Maßgabe der Geſetze. Im Geſetz zum Schutze des
deutſchen Blutes und der deutſchen Ehre werden
Eheſchließungen zwiſchen Juden und Staatsangehörigen deut=
ſchen
oder artverwandten Blutes verboten. Außerehelicher Ver=
kehr
zwiſchen Juden und Staatsangehörigen deutſchen oder art=
verwandten
Blutes iſt verboten. Juden dürfen weibliche Staats=
angehörige
deutſchen oder artverwandten Blutes unter 45 Jah=
ren
nicht in ihrem Haushalt beſchäftigen (gültig ab 1. 1.
1936) . Juden wird das Hiſſen der Reichs= und National=
flagge
und das Zeigen der Reichsfarben verboten. Dagegen iſt
ihnen das Zeigen der jüdiſchen Farben geſtattet. Die Aus=
übung
dieſer Befugnis ſteht unter ſtaatlichem Schutz. Zuwider=
handlungen
werden mit Zuchthaus= bzw. Gefängnisſtrafen be=
ſtraft
.
Im Rahmen des Parteitages folgt der Ehrentag der SA.,
SS., NSKK. und Flieger, vor denen der Führer und Stabschef
Lutze ſprechen.
Montag: Ganz Nürnberg ſteht im Zeichen des Tages der
Wehrmacht, vor der unter toſendem Beifall der Führer
ſpricht. Am Abend nimmt der Parteikongreß mit der großen
Führer=Rede über die Zukunftsaufgaben der Partei ſein Ende.
Im Regierungsbezirk Münſter werden die katholiſchen
Arbeitervereine wegen ſtaatsfeindlicher Betätigung
aufgelöſt, ihr Vermögen beſchlagnahmt.
In Genf weiſt der polniſche Außenminiſter Oberſt Beck
den ſowjetruſſiſchen Delegierten Litwinow wegen einer herab=
ſetzenden
Bemerkung über zweiſeitige Freundſchaftsverträge
energiſch zurück, und als, der ſowjetruſſiſche Vertreter ſich ent=
ſchuldigt
, verläßt die polniſche Delegation demonſtrativ den
Genfer Sitzungſaal.
Dienstag: Italien dehnt ſeine Petroleum=Intereſſen im Irak=
Gebiet weiter aus, da italieniſche Finanzkreiſe die Kontrolle
der Moſſul=Oil=Field Cy. erworben haben, die auch die Britiſh
Oil Development Cy. kontrolliert.
In Algerien ereignen ſich neue Auflehnungen der Ein=
geborenen
gegen die franzöſiſchen Steuereinnehmer. Truppen
müſſen zur Beruhigung eingeſetzt werden.
In ihrer Thronrede unterſtreicht die Königin von Hol=
land
den Willen der Regierung, den Goldſtandard mit allen
Mitteln zu halten. Die wirtſchaftliche Lage der Kolonien wird
als ernſt bezeichnet.
Der Grenzkrieg in Nordweſt=Indien wird von
den engliſchen Truppen energiſch durchgeführt. Ueber 30000
Mann mit Flugzeugen und Tanks werden zur endgültigen
Beendigung der jahrzehntelangen Auflehnungen eingeſetzt.
Mittwoch: Der Staatsjugendtag erfährt eine Neuregelung
dahin, daß am Samstag grundſätzlich kein lehrplanmäßiger
Unterricht in den Schulen erteilt wird. Für alle nicht dem
Jungvolk und den Jungmädeln angehörende Schüler und Schü=
lerinnen
erfolgt nationalpolitiſche Schulung. Für die mittleren

wärmende Sphäre ſeiner Muſik, die zeichneriſch nie zartere Töne
gefunden hat. Da iſt nichts von Karikatur oder Unnatürlichkeit;
ganz primitiv iſt alles empfunden, ſo wie Mozart dem Figaro
völlig den Charakter des revolutionären Stücks genommen hat.
Soll die Aufführung gut ſein, muß ſie dieſen Geſichtspunkten ent=
ſprechen
. Das iſt ſeitens des Regiſſeurs Dr. Wälterlin leider nicht
immer geſchehen. Mätzchen ſind in keiner Oper mehr vom Uebel,
und ſie gehörten nicht zu den Seltenheiten. Und Baculus iſt kein
Popanz und ſeine Liebe zu Gretchen verdient keinen Spott. Auch
die zum Teil ſtiliſierten und allzu natürlich ſein ſollenden Büh=
nenbilder
C. Nebers bewieſen, wie wenig auch da der Sinn dieſes
Werkes erfaßt wurde. Dafür wurde man um ſo mehr von den
Soliſten entſchädigt. Robert vom Scheidt ſang zum erſten Male
den Baculus. Im erſten Akt noch ſehr von den humorloſen Regie=
anweiſungen
gehemmt, aber im zweiten Akt immer freier, immer
mehr er ſelbſt, immer menſchlicher werdend und anwachſend zu
der fünftauſend=Taler=Arie, die künſtleriſch das Erlebnis des
Abends wurde. Mit einer faſt dämoniſchen, das Innerſte des
armen Schulmeiſters aufwühlenden Art wurde dieſe Arie wieder=
gegeben
, ganz aus menſchlich glaubhaftem Grunde geſtaltet, der
ſtets die Quelle des künſtleriſchen Schaffens R. vom Scheidts iſt.
Daneben ſich zu behaupten, war nicht leicht. C. Wackers ſang mit
geſanglich und geſtiger Anmut die Baronin, Res Fiſcher mit einer
offenbar ſehr ſchönen Stimme die Gräfin, M. Madlen=Madſen
ſchalkhaft das Gretchen und H. Heſſe und P. Kötter fügten ſich als
Graf und Baron anſprechend dem Ganzen ein.
Die muſikaliſche Leitung Jochums, des Dirigenten unſerer
Freitagskonzerte, ließ manche Wünſche offen. Die Beſchwingtheit
des Ausdrucks fand nur ſelten das richtige Echo, das war alles
zu erdgebunden, zu ſehr in der Materie befangen. Dr. W. Kn.

Haus und Garken.
Einen überaus intereſſanten Beitrag zur Frage: Haus und Garten
veröffentlicht das Septemberheft der bekannten Zeitſchrift In=
nen
=Dekoration (Verlagsanſtalt Alexander Koch GmbH.,
Stuttgart). Der Prager Architekt Max Ruchty, den Leſern der
Innen=Dekoration von früheren Veröffentlichungen bekannt, ent=
warf
zugleich mit dem Plan eines Hauſes den dazugehörigen
Garten oder beſſer umgekehrt, unter Wahrung alter Baumbeſtände
und geſchickteſter Ausnutzung der vorhandenen Geländeform ſchuf
er ein ſo mit dem Garten verbundenes Haus, daß die verſchieden=
ſten
Gartenplätze wie nach außen erweiterter Innenraum erſchei=
nen
, ohne dabei etwa ihren Gartencharakter zu verlieren. Im
Gegenteil, der Garten überwuchert gleichſam das Haus deſſen
Obergeſchoß ein Dachgarten nur einen einzigen heizbaren
Raum, den Teeraum, enthält, im übrigen aber aus einer von
Feuerdorn umrankten Pergola beſteht, davor ein Dachraſen mit
Vogelbrunnen und Staudenbeeten. Dieſer Dachgarten iſt über=
dies
mit dem übvigen Garten durch eine außen ans Haus an=
gebaute
Freitreppe verbunden. Das Ganze ein zu allerlei Nach=
denken

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 260

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

und höheren Schulen wird nach den Herbſtferien beginnend der
gleitende Sechstage=Lehrplan angeordnet, d. h.
die ſechstägige Schulwoche gleitet ſtändig um einen Tag weiter.
Der römiſche Kabinettsrat beſchließt zur Verteidigung der
italieniſchen Kolonien eine innere Anleihe, Erhöhungen ver=
ſchiedener
Steuer=, Eiſenbahn= und Laſtkraftverkehrs=Tarife.
Aus der Türkei werden Maßnahmen zur Befeſtigung
der Dardanellen berichtet, während gleichzeitig aus
London eine Unterſtützung durch die Türkei im
Falle einer Bedrohung Aegyptens angekündigt wird.
Donnerstag: Für kinderreiche Familien können aus Mitteln des
Sondervermögens des Reiches für Eheſtandsdarlehen einmalige
Kinderbeihilfen auf Antrag gegeben werden.
Ein großer Vertrauensbeweis iſt das Zeichnungs=
ergebnis
auf die 500=Millionen=Anleihe des Reiches
zur Umwandlung der kurzfriſtigen Schulden. Der Betrag wird
überzeichnet und die Zeichnungsbeträge nur zu 88 Prozent zu=
geteilt
, falls keine feſten Zuſagen vorher gemacht wurden.
Muſſolini erklärt in einer Preſſe=Unterredung, daß die
Vorſchläge des Genfer Fünfer=Ausſchuſſes
unannehmbar und eine Verhöhnung Italiens ſeien.
England verſtärkt im Mittelmeer ſeine Flotte
auf 144 Einheiten, auch die größten Schlachtſchiffe der
Welt ſind dort eingeſetzt. In Abeſſinien werden auf
beiden Seiten die Frontſtellungen bezogen und fertig
ausgebaut. Mit dem italieniſchen Angriffe rechnet
man in Addis Abeba zu Beginndes MonatsOktober.
Der italieniſche Botſchafter überreicht in London einen neuen
Donaupakt=Vorſchlag, der von England kühl ent=
gegengenommen
wird mit dem Hinweis, daß erſt die abeſſiniſche
Frage in Uebereinſtimmung mit der Völkerbundsſatzung gelöſt
werden müßte.
In London wird der Brotpreis zum vierten Mal auf
jetzt 46 Rpfg. für 1800 Gramm ſchweres Brot erhöht.
In der engliſchen Arbeiterpartei gehen die in=
neren
Zwiſtigkeiten weiter. Lord Ponſonby und Stafford
Cripps, ebenſo der Parteiführer Lansbury legen ihre Aemter
nieder, da ſie eine Sanktionspolitik gegen Italien verwerfen.
Freitag: In einer Unterredung zwiſchen Eden, Laval mit dem
litauiſchen Außenminiſter wird beſchloſſen, die Memelfrage
auf diplomatiſchem Wege und nicht vor dem Völkerbund
zu behandeln. Die ſpaniſche Regierung Lerroux tritt zurück.
Treue, Gehorſam, Kameradſchaft.
Die drei Grundbegriffe des Arbeitsdienſtes.
DNB. Golm bei Potsdam, 20. Sept.
Die Reichsführerſchule des Deutſchen Arbeitsdienſtes in Pots=
dam
iſt, wie ihr Auftreten auf dem Reichsparteitag in Nürnberg
zeigt, ein Begriff geworden. Sie erzieht und bildet die Männer
heran, die das Führerkorps im Heer unſerer Arbeitsſoldaten ſtel=
len
. Die erweiterte Aufgabe des Arbeitsdienſtes durch die Ein=
führung
der Arbeitsdienſtpflicht machte auch eine räumliche Aus=
dehnung
der Reichsführerſchule notwendig. So wurde jetzt in
Golm bei Potsdam eine Gelände mit 22 Wohn= und Lehrbaracken

und einer großen Sporthalle für die Zwecke der Reichslehrabtei=
lung
hergerichtet.
Am Freitagvormittag fand in Anweſenheit zahlreicher Führer
des Arbeitsdienſtes und Vertreter der Bewegung, der Wehrmacht
und der Behörden durch Reichsarbeitsführer Staatsſekretär Hierl
die Weihe ſtatt.
Vor der Sporthalle, zu Füßen des Ehrenmals, wurde der
Reichsarbeitsführer durch den Inſpekteur des Erziehungs= und Bil=
dungsweſens
, Gauarbeitsführer Dr. Decker, willkommen geheißen.
Nach dem Abſchreiten der in langer Front angetretenen Angehö=
rigen
der Lehrabteilung und dem darauf folgenden Vorbeimarſch
fand in der zur Feſthalle ausgeſtalteten Sporthalle der feierliche
Weiheakt ſtatt.
Nach Begrüßungsworten des Oberarbeitsführers Scharf, des
Inſpekteurs der Lehrabteilung, ſprach Gauarbeitsführer Dr. Decker
über Ziele und Aufgaben des Deutſchen Arbeitsdienſtes im Drit=
ten
Reich. Welch ſtarker Wille den Arbeitsdienſt beſeele, beweiſe,
daß die Reichsführerſchule neben ihrer Ausbildung und den an=
ſtrengenden
Vorarbeiten für den Reichsparteitag in Nürnberg in
drei Monaten nebenher dieſes Lager ſchaffen konnte. Das Wir=
ken
und Schaffen des Arbeitsdienſtes ſei Aufbau auf den drei
Grundbegriffen: Treue, Gehorſam und Kameradſchaft.
Reichsarbeitsführer Staatsſekretär Hierl verwies ein=
gangs
auf die Tatſache, daß die Reichslehrabteilung in wenigen
Tagen in der Feldmeiſterſchule eine neue Form erhalten werde.
Er gab dem Wunſche Ausdruck, daß der Geiſt und die Leiſtungen in
der neuen Schule auf der alten Höhe erhalten würden. Die
Reichslehrabteilung habe erſt kürzlich auf dem Reichsparteitag in
Nürnberg eine Probe ihrer Leiſtungen abgelegt und beim Vor=
beimarſch
und bei der kultiſchen Geſtaltung eine beſondere Aner=
kennung
des Führers erhalten. Ich übergebe, ſo ſchloß der
Reichsarbeitsführer, die neue Schule ihrer Beſtimmung, in der
Zuverſicht, daß ſie eine Pflegeſtätte der Arbeitsdienſtideale ſein
wird. Alle, die durch dieſe Schule gehen, ſollen das Gepräge be=
kommen
, um wirkliche Führer unſerer Arbeitsſoldaten zu werden.
Der Leiter der Reichslehrabteilung, Gauarbeitsführer Bethge,
übernahm die Schule mit dem Gelöbnis, ſie in Treue, Gehorſam
und Pflichterfüllung im Sinne des Führers zu leiten.

Tagesbeſehl an die SA-Führer-und
der Gruppe Heſſen.

Männer

Meine lieben Kameraden!
Es iſt mir ein beſonderes Bedürfnis, Ihnen allen meine
große Freude über die Tätigkeit der SA der Gruppe Heſſen
während der letzten Monate zum Ausdruck zu bringen. Wir
haben in gemeinſamer Arbeit und Anſtrengung während dieſer
Zeit gezeigt, daß der alte SA=Geiſt in uns genau ſo wach iſt,
wie in den Kampfjahren der Bewegung vor der Machtüber=
nahme
. Der Reichswettkampf hat ein bewunderungswürdiges
Bild gegeben von Kampffreude, Entſchloſſenheit und Kamerad=
ſchaft
. Nicht nur der Siegerſturm 6/63 der Brigade 49, der vom
Führer perſönlich in herrlicher Weiſe für ſeine Arbeit belohnt
wurde, ſondern alle SA=Männer einſchließlich der Reſerve und
Sondereinheiten haben ſelbſtlos und vollſtändig ihre Pflicht
getan.

Samstag, 21. September 1935
Der Reichsparteitag hat das Bild von der Gruppe Heſſert
abgerundet. Diejenigen von Ihnen, die als Vertreter unſere=
Einheiten in Nürnberg ſein durften, haben das in ſie geſetzt
Vertrauen gerechtfertigt und die Gruppe Heſſen würdig vertretern
Wir können alle ſtolz darauf ſein, der Gruppe Heſſen anzu
gehören. Wir wollen dieſen Stolz und unſere Freude des Füc=
rers
darin ſuchen, daß wir im ſelben Sinne weiter kämpfen unz
weiter an uns arbeiten. Wir wollen auch die kommende Zein
ausnutzen und dafür ſorgen, daß wir noch mehr an innerem
Gehalt und an Einſatzfähigkeit für die große Aufgabe unſeres;
Führers gewinnen.
In Anerkennung der geleiſteten Arbeit und zur Erholum=
von
der Anſtrengung ordne ich hiermit an, daß vor dem
Oktober 1935 keinerlei SA=Dienſt mehr ſtattfinden darf. Dfi
Arbeit in den Stäben iſt in dieſer Zeit zu beſchränken.
Heil dem Führer!
Der Führer der Gruppe Heſſen
(gez.) Beckerle, Gruppenführer.
Rückkrikt der ſpaniſchen Regierung.
Miniſterpräſident Lerroux unterbreitete am Donnerstagabem
dem Präſidenten Alcala Zamora die erſten 15 Notverordnungen
die ſich die Wiederherſtellung der ſpaniſchen Finanzen zum Zielle
ſetzen, zur Unterzeichnung. Die zwölf Miniſterien werden aru
neun vermindert, und zwar wird das Induſtrie= und Handelss
miniſterium mit dem Landwirtſchaftsminiſterium, das Verkehrs=
miniſterium
mit dem Miniſterium für öffentliche Arbeiten um
das Juſtiziniſterium mit dem Arbeitsminiſterium vereinigt. Fe=
ner
werden vier Unterſtaatsſekretariate und 20 Generaldirektiones
ſowie verſchiedene andere Verwaltungsſtellen aufgehoben.
Das Kabinett Lerroux hat am Freitag dem Präſidenten de
Republik den Geſamtrücktritt erklärt. Der Rücktritt des Kabinetu;
iſt eine Folge der in den letzten Tagen erfolgten Rücktritte der
beiden der Agrar=Partei angehörigen Miniſter und er dürf-/
höchſtwahrſcheinlich zum Ziele haben, die Umbildung des Kab
netts in Anpaſſung an die Sparverordnungen zu erleichtern. D
Zahl der Miniſter ſoll von 12 auf 9 vermindert werden.
Griechiſcher Flokkenbeſuch in Iſtanbul.
DNB. Iſtanbul, 20. September.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung iſt am Freita
vormittag ein Geſchwader der griechiſchen Kriegsflotte, das ſich
aus dem Kreuzer Helli den Zerſtörern Hydra, Spara=
Yerax und Phantera den U=Booten Triton Proms=
theus
Katſonis und einigen anderen Schiffseinheiten zu
ſammenſetzt, in den Hafen von Iſtanbul eingelaufen. Zugleich
mit den Kriegsſchiffen traf ein Geſchwader von 6 Flugzeuge=
ein
. Türkiſche Kriegsſchiffe und zwei Flugzeugeſchwader ware=
den
Gäſten entgegengefahren, um ſie auf dem Marmara=Meer z
begrüßen. Die griechiſche Flotte wird einige Tage in Iſtanbr-
bleiben
. Von den türkiſchen Behörden werden für die Gäſu
verſchiedene Feſtveranſtaltungen und Empfänge vorbereitet. Im
Hinblick auf die gegenwärtige politiſche Lage gewinnt dieſe
Flottenbeſuch inſofern beſondere Bedeutung, als dadurch d‟
Freundſchaft zwiſchen der Türkei und Griechenland eine neue
liche offizielle Bekräftigung erfährt.

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Waſſerſtand, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik
8.30: Sendepauſe. 9.00: Nur Frankfurt: Nachr. 9.15
Nur für Frankfurt: Konzert u. a. 9.45: Proſa aus un=
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Gau. Höchſter Scherwe. 10.00: Sendepaufe. 11.00
Werbekonzert. 11.40: Programm, Wirtſchaftsmeldg., Wek=
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. 11.45: Bauernfunk.
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Nachr.; anſchl.: Nachr. aus dem Sendebezirk. 14.00: Zeik.
Nachr., Wetter. 14.15: Mitten im Werktag. Sozial= u
Wirtſchaftsdienſt in bunter Folge. 14.55: Zeit, Wirt=
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Wien: 20.15: Bunter Abend.
Agram: 20.30: Ruſſiſche Lieder.
Sottens: 20.35: Operette von Lehar.
Rom: 20.40: Opernabend.
Kopenhagen: 23.05: Tanzmuſik aus dem Ritz,

Ier nu
ronie

[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 1935

Nr. 260 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt

Darmſtadt, 21. September 1935

Auſtaf!

Am Sonntag, den 22. September, findet, wie im ganzen
Feiche, ſo auch in Darmſtadt das Feſt der Deutſchen Schule
ſtatt.
Um die Verbundenheit der Darmſtädter Bevölkerung mit die=
ſin
Ereignis und den 35 Millionen Volksgenoſſen jenſeits der
Grenzen zu zeigen, fordere ich hiermit auf, an allen Häu=
ern
die Hakenkreuzfahne zu hiſſen.
Heil Hitler!
Wamboldt, Kreisleiter und Oberbürgermeiſter.

Aus Amſterdam kommt die Mitteilung, daß der dortige
deutſche Generalkonſul Bernhard von Hahn im Alter von
noch nicht 55 Jahren nach kurzer Krankheit verſtorben iſt. Herr
von Hahn weilte noch vor kurzem zu Beſuch in Darmſtadt. Er iſt
ſit Darmſtadt geboren und entſtammt einer angeſehenen heſſiſchen
Aelsfamilie. In Darmſtadt beſuchte von Hahn auch das Gymnaſium
urd trat ſehr bald nach Vollendung ſeines Studiums in den Dienſt
dis Auswärtigen Amtes, für das er die wirtſchaftlichen Inter=
ſeſen
Deutſchlands vielfach im Ausland mit beſten Erfolgen ver=
tieten
konnte.
Vor dem Krieg, zu dem er als Leutnant bei dem Heſſ. Feld=
art
.=Rgt. 25 eingezogen war, war Bernhard v. Hahn mehrere Jahre
Mzekonſul in Shanghai und wurde von dort in das Auswär=
tige
Amt nach Berlin berufen. Darauf war er kurz als Vizekonſul
ſin Kopenhagen und wurde nach kurzer Dienſtleiſtung in Berlin im
Jahre 1921 Konſul in Rotterdam, wo er bis zum Jahre 1928
vrblieb. Im November 1928 kam er als Generalkonſul nach
Arnſterdam, wo ihn nunmehr der Tod im beſten Mannesalter aus
eiter ſehr erfolgreichen Tätigkeit im Dienſte des deutſchen Volkes
riß. Generalkonſul von Hahn hat beſonders in Holland in ſchwie=
rigen
Zeiten und Wirtſchaftskriſen nicht nur mit der deutſchen
Kolonie ausgezeichnet zuſammengearbeitet, ſondern auch die Be=
ziehungen
zu Holland und der holländiſchen Wirtſchaft ſo zu pfle=
gen
verſtanden, daß er von allen Seiten hoch geſchätzt wurde.

Auguft Keßler

Geboren am 24. September 1872 zu Beſſungen, geſtorben am
17. September 1935 zu Darmſtadt.
Auf dem Beſſunger Friedhof haben wir geſtern den älteſten
von den jetzigen Lehrern des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums zur
letzten Ruhe geleitet. Der Verſtorbene war kein Mann der
Oeffentlichkeit, aber ſein Wirken am Gymnaſium hat ihn mit ſo
vielen Menſchen in Berührung gebracht, daß es wohl angebracht
iſt, auch öffentlich von ihm zu reden; und ſo ſei es einem lang=
ahrigen
Lebensgenoſſen geſtattet, einiges über ſeinen Lebensgang
und über ſein Weſen zu ſagen, nach dem ſchönen Brauch des alten
hom, wo einem Naheſtehenden die laudatio funebris, die Lobrede
af den Verſtorbenen, oblag.
Auguſt Keßler gehörte zu den Glücklichen, bei denen das Ende
es Lebens ſich mit dem Anfang zuſammenſchließt. Das Ludwig=
Georgs=Gymnaſium, an dem er zuletzt als Lehrer tätig war, ſah
chon den Knaben unter ſeinen Schülern. Er ſtammte aus Beſſun=
en
und verlor früh den Vater. Trotz ungünſtiger Verhältniſſe
ieß die Witwe den Sohn, auf den ſchon die Beſſunger Volksſchule
ufmerkſam machte, das Gymnaſium beſuchen. Verwandtſchaftliche
Zeziehungen führten ihn ſpäter nach Büdingen, wo er 1891 die
Zeifeprüfung ablegte. Für ein Studium auf der Univerſität ſtan=
en
nur beſcheidene Mittel zur Verfügung. Mit der leichten
ſtonie, die ihm eigen war, pflegte er ſpäter zu ſagen, da er gut
ſielernt habe und wenig bemittelt geweſen ſei, habe jedermann
eagt, er müſſe klaſſiſche Philologie ſtudieren. In dem Scherz ver=
ſarg
ſich eine leichte Bitterkeit. Er glaubte nämlich, für den Be=
ur
des Lehrers ſei ſein Körper nicht robuſt genug geweſen. In
er Tat war das Schulhalten für den zartcebauten Mann mit
emn durchgeiſtigten Geſicht keine leichte Aufgabe; nur ſeinem ſtar=
en
Willen und dem Verzicht auf manche Freude des Lebens war
s zu verdanken, daß er beinahe vier Jahrzehnte hindurch ſeine
ſlicht ſo vorbildlich erfüllen konnte, wie er es getan hat.
In Gießen, wo er 18911895 ſtudierte, erwarb er ſich die
Vehrbefähigung für die alten Sprachen. Geſchichte und Deutſch. In
em ſtrengen Betrieb des philologiſchen Seminars lernte er daß
nan in ſeinen Behauptungen recht vorſichtig und den Behaup=
unngen
anderer gegenüber recht mißtrauiſch ſein ſoll. Ein Kollege
hickte ihm ſpäter einmal eine Abhandlung, worin ein Problem
us einem antiken Schriftſteller gelöſt ſein ſollte. Er erhielt dar=
uf
ein ſehr anerkennendes Dankesſchreiben, aber mit dem abküh=
ſenden
Zuſatz: Wenn es dem Philologen geziemte, würde ich ſo=
ſar
ſagen, ſie hätten mich überzeugt. Dieſe vorſichtige Zurück=
altung
bewahrte unſern Freund davor, die wechſelnden Moden
in der Wiſſenſchaft und in der Pädagogik immer und in vorder=
er
Reihe mitzumachen. Sie erſchwerte ihm aber andererſeits die
Vorbereitung auf den Unterricht, da er ſich nicht darauf be=
hränkte
, Gehörtes weiterzugeben, ſondern es für nötig hielt, die
Dinge immer wieder von neuem ſelbſtändig durchzudenken.
Die praktiſche Ausbildung für den Beruf empfing er nach
ſeendigtem Studium am Gymnaſium in Gießen, wo H. Schiller
os pädagogiſche Seminar leitete. Eine Forderung, die bei der
ſortigen Unterweiſung ſtark betont wurde, daß der Lehrer die
ſuußeren Formen nicht vernachläſſigen ſolle, wurde von dem jun=
en
Kandidaten beſonders gern angenommen, da ſie ſeinem Weſen
ntſprach. Er hat ſich in dieſer Hinſicht niemals etwas vergeben.
Nachdem der Lehramtsacceſſiſt, wie man damals ſagte, den
eſt der Probezeit am Gymnaſium in Darmſtadt zugebracht hatte,
and er ſeine erſte dauernde Verwendung Oſtern 1898 am Gym=
aſium
in Bensheim. Hier gelangte er auch drei Jahre ſpäter
ur definitiven Anſtellung und blieb dort bis 1910. In ſeine
Zensheimer Zeit fällt eine längere Reiſe nach Griechenland. Er
utte ſich ſorgfältig darauf vorbereitet, und die notwendigſten
Zenntniſſe in der Landesſprache ſich angeeignet. Denn es war
eine Geſellſchaftsreiſe auf bequemem Dampfer, er reiſte in alter
Veiſe allein und beſchwerlich. Denn er wollte nicht nur Muſeen
ind Ruinen, ſondern auch Land und Leute kennen lernen. Gerade
on ſeinem Verkehr mit den kleinen Leuten, in der griechiſchen
inſamkeit, mit Hirten und Bauern, wußte er anſchaulich und
uſtig zu erzählen. Er hatte überhaupt einen ausgeſprochenen
sinn für Humor, ſo ernſt er ſich auch gewöhnlich zeigte. Wenn er
inmal in einem größeren Kreis erſchien, was nicht allzu oft vor=
am
, ſo überraſchte er durch ſeine geſelligen Talente. Er wußte
ch in Vers und Proſa leicht und gefällig auszudrücken; es war
ber nur für die Verſchönerung des Augenblicks, nicht für den
Druck beſtimmt.
Das Jahr 1910 führte ihn in das heimatliche Darmſtadt zu=
ſck
. Er begründete hier ſeinen Hausſtand und wirkte zuerſt am
leuen Gymnaſium und dann, nach deſſen Auflöſung, am Ludwig=
deorgs
=Gymnaſium bis in dieſen Sommer. Eine Unterbrechung
eranlaßte der Krieg, da er 1917 als Landſturmmann eingezogen
ind nach der nötigen Ausbildung bis zum Kriegsende im Front=
betterdienſt
verwendet wurde. Die 25 Jahre des Darmſtädter
=chuldienſtes haben ihm das gebracht, was griechiſche Philoſophen
45 Telos, die dem einzelnen mögliche Vollendung, nannten. Die=
er
Entwicklung entſprach die Hochachtung, die Schüler und El=
ern
, Kollegen und Vorgeſetzte dem feinſinnigen, geduldigen
ehrer, dem vornehm denkenden Mann in ſteigendem Maße ent=
egenbrachten
. Als in dieſem Sommer bekannt wurde, daß er

angs eher erfreuen können, wenn die Bürde des Amtes von ihm
enommen ſei. Nun iſt ein anderer Ruheſtand für ihn gekommen.
Das hochgelegene Studierzimmer in der Frankfurter Straße, von
em er ſo gern die Blicke über die alten Bäume des Herrngartens
hweifen ließ, wenn der Geiſt einmal ruhte vom Leſen und Den=
en
, ſteht leer. Aber wir dürfen nicht klagen. Es war dem Heim=
ſegangenen
vergönnt, im täglichen Umgang mit den größten
Schöpfungen des Menſchengeiſtes ein reiches Leben zu führen, und
as bis zuletzt, bis an die Schwelle des Todes. Und wie vieles
oon dem, was er war, lebt bewußt und unbewußt in denen wei=
er
, denen ſein Umgang und ſeine Lehre zuteil ward.
Wilhelm Büchner.

*Die letzte Woche

Nun reitet er im wundervoll ſtrahlenden Purpurgewand über
Wald und Feld und Acker und Rain, der König Herbſt, der
heute ſeine Regierung antritt. Lange vorher ſchon hat er ſein
Kommen angekündigt durch Boten, die faſt auf ein Schreckensregiment
ſchließen laſſen. Und in ſeinem Gefolge ſind Sturm und Regen=
ſchauer
. Das ſauſt und brauſt über alles hinweg, was ſich ihm noch
nicht beugen mag und rückſichtslos fegt er weg, was nicht mehr
geſund und lebenskräftig genug, ſeinem Sturmwüten die Stirne
zu bieten. Und doch iſt er ſchön, herrlich, in ſeinem Sturmgebraus.
Führt er doch auch der letzten wärmenden Sonne goldene Strahlen
in ſeinem königlichen Wappen; hilft dieſe Sonnenſtrahlen ein=
fangen
in die Beeren der Traube, der er die letzte ſüße Reife
bringt, daß ihr Göttertrank uns erhalten bleibt und Leben gibt
auch in der Herrſchaft des Winters. in Sorge und Not, in guten,
ſchönen und in kummerbeſchwerten Stunden. Der köſtliche deutſche
Wein! Volksgetränk ſoll er werden. Nicht mehr das Vorrecht
der Beſitzenden, ſo will es das neue deutſche Reich, und wo wäre
wohl der Griesgram. der dieſem Gebot nicht gerne Folge leiſte!
Freilich, wer ſeinen Schoppen ſchäumenden Gerſtenſaftes liebt oder
gar wer glücklicher Aktienbeſitzer irgendeiner Brauerei iſt, der
wird weniger freudig in den Wettkampf zwiſchen Bier und Wein
treten. Warum auch ſoll es ein Wettkampf ſein? Alles zu ſeiner
Zeit. Man ſage mir nichts gegen ein gutes Glas Bier, aber ehen=
ſowenig
gegen ein Glas goldenen oder perlenden Weines! Nur
davon ſpreche man nicht, daß man beides entbehren ſoll. Lieber
ſprich mir von allen Schreckniſſen der Hölle!
Alſo der Herbſt iſt da!
Von heute ab dürfen wir, ohne ihn oder einen andern damit
zu beleidigen, zum Herbſt auch wirklich Herbſt ſagen. Als ver=
ſöhnliches
Mittelſtück zwiſchen Sommerwärme und Winterkälte
bringt er mitunter (noch oder ſchon) von beidem etwas und iſt an
ſeinem Geburtstag zuerſt einmal für die Ausgleichung von Tag
und Nacht. ganz wie ſein junger Bruder Frühling. Es ſind ihm
auch, wie jedem von den vier Jahresbrüdern, als Anteil an den
365 Tagen Vermögen genau drei Monate zugeteilt. Aber be=
kanntlich
halten ſich Natur und Leben nicht immer an dieſe Ein=
teilung
und den amtlich anerkannten Kalender, ſo ſie laſſen es mal
ſo, mal ſo gehen. ganz wie es ihnen beliebt, und wie oft könnte
man Tage der einen Jahreszeit mit ſolchen einer anderen aus=
tauſchen
, ohne daß es deshalb Verwirrung gäbe.
Beiſpielsweiſe dieſe letzten Sommertage, die uns die jetzt
abgelaufene Woche beſchert hat! Sie waren eigentlich recht wenig
ſommerlich, griffen dem Herbſt tüchtig vor, und wenn ſie ein jeder
von uns auch ſelbſt erlebt hat, ſo bleibt es doch die Pflicht des
Chroniſten, ihnen auch in bezug auf ihr Wetter im Rahmen des
Ganzen den gebührenden Platz anzuweiſen. Ihre Launen waren
wild und zum Teil furchtbar in der Wirkung. Der Sturm, den
ſie auf dem Meer beſonders auf der Nordſee, brachten, hat nicht
nur Schiffe und Material, ſondern leider auch eine ganze Reihe
von Menſchenleben gefordert; er hat das naſſe Grab unter man=
chem
tüchtigen Seemann aufgeriſſen. Schneegeſtöber und eiſiger
Sturm haben in den Alpen ahnungsloſe Bergſteiger, die noch froh
und wohlgemut ausgezogen waren, wütend überfallen, haben ihnen
den Heimweg ſchwieriger und ſchwieriger gemacht und ſchließlich
für immer abgeſchnitten. Gerade geſtern hörten wir, wie der un=
ermüdliche
Kämpfer und Alpenpilot Ernſt Udet an der Eiger=
wand
zwei Alpiniſter geſucht und die Leichen unter einem Fels=
vorſprung
geſichtet hat. Bis zu den Knien im Schnee ſteckend, ſtand
der eine dieſer toten Alpiniſten noch aufrecht, als habe er den Tod
auf ſich zukommen und ihm in letzter Anſtrengung und Verzweif=
lung
noch entgehen wollen. Und doch ſind dieſe beiden Toten nur
ein kleiner Teil jener Opfer, die die immer rätſelhaften und von
plötzlichen Wetterſtürzen bedrohten Berge gerade in dieſem Som=
mer
gefordert haben. Ueber unſer Gebiet kamen die Aus=
wirkungen
dieſer Stürme in Form von ſtarken Winden um die
Mitte der Woche. Hart und grob wurden die freiſtehenden Obſt=
bäume
gefaßt und geſchüttelt, und von dem Wenigen was noch
darauf hing, wurde dabei wieder ein Gutteil rückſichtslos auf den
Boden geworfen. Leider werden uns die überlebenden Zwetſchen,
Birnen und Aepfel ſchon recht hochmütig erzählen, was ſie durch
ſolch unvorhergeſehenen Maßnahmen einer ſich austobenden Natur
an Wert gewonnen haben. Und dann regnete es einen ganzen
trüben Tag lang, zäh und ausdauernd; ein Wetter, faſt wie im
Hochſommer nur, daß die Hitze fehlte. An ſolchen Tagen lernt
man ſeine geſchützte Stube wieder ſchätzen, und darin vielleicht
ein gutes Buch oder eine kleine Geſelligkeit unter Freunden am
Abend. Das iſt wohl auch Stimmung und Einſtellung der Padd=
ler
und Altrheinfreunde, die jetzt darangehen, ihr Frei=
luft
= und Waſſerdaſein bis zum nächſten Frühjahr aufzugeben und
ſich in die ſchützende Stadt zurückzuziehen. Für viele davon iſt der
Herbſt nur ein Warten auf den Winter, der mit ſeinen glitzernden
Geſchenken Eis und Schnee die Landſchaft ringsum erſt wieder ſo
richtig brauchbar macht für ſporthungrige Arme, Beine und Lun=
gen
. Hoffen wir, daß aber, nichtwahr, das hat doch noch ein
bißchen Zeit. So furchtbar eilt das ja gerade nicht.
Vorläufig bricht ſeit geſtern um die Aprillaunen dieſes
September noch deutlicher zu unterſtreichen von Zeit zu Zeit
die Sonne mal wieder durch, und wenn ſie auch dabei meiſt etwas
ſpätſommer=altersſchwach ausſieht, ſo ſteht doch zu hoffen, daß ſie
ſich auch bald wieder erholen und uns noch manchen ſchönen Tag,
auch in dieſem Herbſt, ſchenken wird. Und vor allem, wie geſagt,
dem Wein!
Eine erſchreckende Liſte hat dieſe Woche wieder der Polizei=
bericht
veröffentlicht. Verkehrsunfälle ohne Ende und über=
all
! Nicht nur in Darmſtadt. In den Städten der Umgegend. auch
in den Landorten noch mehr. Aber das iſt ein ſchlechter Troſt.
In Darmſtadt waren faſt 10 Verkehrsunfälle mit ſchweren Folgen,
in einem Falle ſogar Todesfolge. Alle Verkehrsmittel ſind an den
Zuſammenſtößen beteiligt. Fußgänger und, wie faſt immer. Rad=
fahrer
, Motorradfahrer und Perſonenwagen, Omnibuſſe und Laſt=
kraftwagen
. Sogar ein Milchfuhrwerk war beteiligt. Die Häufung
der Verkehrsunfälle, bei denen immer irgendwie einer die Schuld
trägt, gibt doch zu denken. Erziehung und immer wieder Erziehung
ſcheint unerläßlich, und eine Verkehrsordnung, die möglichſt un=
kompliziert
iſt, daß ſie jeder leicht begreift. Dann aber auch für
jeden wirklichen Sünder ſtrenge Strafe. Wer ſich heute ans Steuer
eines Kraftfahrzeuges oder auf ein Fahrrad ſetzt, muß ſich bewußt
ſein, daß er damit Verantwortung übernimmt nicht nur für ſein
eigenes koſtbares Leben, ſondern in erſter Linie ſeinen Mitmen=
ſchen
gegenüber. Innerhalb der Städte und ihrer Straßen muß
endlich die Raſerei aufhören. Ich meine, wenn alle anſtändig
fahren und vorſichtig, dann muß die Zahl der Zuſammenſtöße auf=
hören
und Verkehrsunfälle ſind nur noch zu entſchuldigen, wenn
wirklich höhere Gewalt vorliegt, gegen die wir machtlos ſind.
*
Anfang der Woche ſind unſere braven SA.=Männer aus
Nürnbera zurückgekehrt. Sie haben Tage wundervollen Erlebens
hinter ſich. Sicher auch Tage ſchwerer körperlicher Stravazen. Wer
aber nimmt dieſe nicht gerne auf ſich, wenn er das Bewußtſein
mit heimbringt. Stunden oder Tage größter geſchichtlicher Bedeu=
tung
mit erlebt zu haben. Solche aber brachte der Parteitag der
Freiheit. Stramm und aufrecht marſchierten ſie durch die Straßen
im Spalier der daheim gebliebenen Kameraden, die ihnen mit
Muſik und Fackeln einen ſchönen Empfang bereiteten. Beſonders
ſtolz durfte die Standarte M/50 der NSKK. heimkehren, ſie durfte
ihr vom Führer in Nürnberg geweihtes Feldzeichen einholen.
Der Tag der Wehrmacht in Nürnberg brachte übrigens wie=
der
einmal den großen Zapfenſtreich. Es dürfte vielleicht intereſ=

ſieren, welchen Urſprungs dieſer Zapfenſtreich iſt. Dieſe feierliche
Muſik zwingt all und jeden in ihren Bann. Sein winziger Bruder
iſt der Kleine Zapfenſtreich", der allabendlich in den Garniſon=
ſtädten
die Soldaten in die Kaſernen ruft: Soldaten ſollen nach
Hauſe gehen ſoll’n nicht mehr bei den Mädchen ſtehn der
Hauptmann hat’s geſagt . . . Welchen Urſprung hat nun der
Zapfenſtreich? Zu finden iſt er ſchon vor der Einführung der
ſtehenden Heere, ſchon bei den alten Landsknechten war er be=
kannt
. Nach deren Dienſtvorſchriften wurde für jeden Abend die
Stunde feſtgeſetzt, wann die Leute im Lager ihre Schlafſtätte auf=
zuſuchen
hatten. Um dieſe Zeit zog dann der Profoß mit Tromm=
lern
und Pfeifern durch das Lager und ſchlug bei den Marketen=
dern
mit ſeinem Stab auf die Zapfen der Fäſſer, womit angedeutet
wurde, daß von Stund an nicht mehr verzapft werden dürfe, es
war für das Lager, abgeklopft und damit Ruhe geboten. Dieſem
Abklopfen oder Abſchlagen durch den Profoß entſprechend, iſt
in den älteſten Militärreglements uſw., auch noch in den Kriegs=
artikeln
vom Anfang des 18. Jahrhunderts, nur von einem Zapfen=
ſchlage
die Rede. Hieraus hat ſich dann im Laufe der Zeit der
Zapfenſtreich entwickelt, iſt doch Schlag und Streich ſprächlich
oft völlig gleichbedeutend. Das iſt das Werden des kleinen
Zapfenſtreichs; der große Zapfenſtreich verdankt ſeine jetzige
Form, die Feierlichkeit, mit dem er abgehalten wird, und ſeine
Melodien erſt der Zeit der Befreiungskriege.
Schnelle und gute Arbeit hat unſere Kriminalpolizei geleiſtet.
den Wüſtling aus Urberach, der eine Frau im Roßdörfer Walde
brutal überfiel, hat ſie ſehr ſchnell dingfeſt gemacht. Das iſt gut
ſo. Hoffentlich wird dieſer Held eine genügend lange Zeit unſchäd=
lich
gemacht. Die Strafe kann gar nicht abſchreckend genug aus=
fallen
für dieſe unerhört feige und brutale Tat. Unſere Wälder
ſind koſtbares Gut, nicht nur in materieller Hinſicht. Wer in ihnen
Erholung ſucht, muß das Gefühl der Sicherheit haben. Und wer
den Gottesfrieden des Waldes ſo gemein ſtört, hat in der menſch=
lichen
Geſellſchaft keinen Platz mehr.
Unehrlich Volk hat unſere nun zu Ende gegangene Garten=
bau
=Ausſtellung im Orangeriegarten heimgeſucht. Nicht weniger
als 42 Majolika=Vaſen wurden geſtohlen. Merk=
würdig
bleibt nur daß der Diebſtahl erſt jetzt entdeckt wurde und
daß die Andenkenjäger, oder die da glaubten für 30 Pfg. Eintritt
noch eine Vaſe für 4,50 RM. als Geſchenk mitnehmen zu dürfen,
wochenlang ungehindert die Vaſen entführen konnten, ohne daß
dies bemerkt wurde.
In unſerem Woog beginnt es einſam zu werden. Das kühle
Wetter hat mit dem zeitweiſe ja beängſtigenden Andrang der
Badegäſte Schluß gemacht. Nur einige wenige Unentwegte, be=
ſonders
Abgehärtete, geben ſich noch dem erfriſchenden Bad in des
Wooges kühlen Fluten hin. Aber auch ſie gehen nach kurzen
Schwimmbewegungen ſchnell wieder an Land. Mit Sonnen= und
Luftbad auf der Inſel ſcheints vorbei zu ſein. Und die Badebedürf=
tigen
bevorzugen wieder das geheizte ſchöne Hallenſchwimm=
bad
. Vielleicht iſt jetzt die Zeit gegeben, da die Verwaltung des
Schwimmbades die eigentlich unverſtändliche Beſchränkung, der
gemeinſamen Benutzung des großen Schwimmbaſſins auf
einen Tag der Woche wieder aufhebt. Gewiß läßt ſich immer
noch über das gemeinſame Baden beider Geſchlechter in einem
Schwimmbaſſin ſtreiten. Wenn man es aber grundſätzlich zu=
läßt
, ſollte man es nicht auf einen Tag der Woche beſchränken,
Die frühere Einrichtung dürfte namentlich für die Wintermonate
ſich empfehlen.
Die Bewohner der Hermannſtraße, Jahnſtraße. Martinſtraße,
Herdweg uſw. klagen mit Recht darüber, daß in ihrer Gegend
kein öffentlicher Fernſprecher vorhanden iſt. Wie die
Poſt auf Anfrage mitteilt, hat auch ſie dieſes Manko ſchon er=
kannt
und die Klagen für berechtigt gehalten. Sie wird in aller
Kürze für Abhilfe ſorgen.
In Worms gibt es Geld, für das ſich kein Eigentümer fin=
det
. Am 17. Auguſt 1934, alſo vor mehr als einem Jahre, wurde
in dem Kaſſenraum der Deutſchen Bank und Diskontogeſellſchaft,
Filiale Worms, ein größerer Geldbetrag gefunden und von der
Bank in Verwahr genommen. Bis heute hat ſich der Eigentümer
trotz mehrfacher Veröffentlichung noch nicht gemeldet. Der Betrag
iſt jetzt nach den geſetzlichen Beſtimmungen dem Finder auszu=
händigen
.
In Oſthofen hat ein Bäckermeiſter hundert Jahre alte
Strümpfe geerbt. Er entdeckte unter geerbten Gegenſtänden ein
Paar wundervoll geſtrickte und verzierte Strümpfe, die die Jahres=
zahl
1831 tragen und noch faſt neu ſind. Den Verzierungen nach
dürfte es ſich um Hochzeitsſtrümpfe handeln.
Für die ſorgende Hausfrau noch ſchnell eine kleine Parade
der Haushaltshilfen, die ich einem Mitarbeiter ver=
danke
! Es ſind Neuheiten, die zur Bequemlichkeit der Hausfrau
erfunden ſind:
Die Pellkartoffelgabel. Zum Schälen vom Pell=
kartoffeln
braucht man eine vierzinkige Gabel, bei der in der
Mitte ein längerer und rundherum drei kürzere Zinken angeord=
net
ſind. Mit dem längeren Zinken rollt man ſich die Kartoffel
heran, bis man ſie richtig aufſpießen kann. Die ringförmige An=
ordnung
der übrigen Zinken verhütet ein vorzeitiges Platzen der
Kartoffel. Pellkartoffeln beim Schälen im der Hand zu halten iſt
nicht nur unhygieniſch, ſondern oft auch ſchmerzhaft, weil die rich=
tige
Pellkartoffel heiß ſein muß.
Das Schreibpult an der Wohnungstür. Oft
wollen Beſucher oder Geſchäftsleute dem Wohnungsinhaber, der
nicht zu Hauſe iſt, Mitteilungen hinterlaſſen. Fehlt es an Papier
und Bleiſtift, entſtehen dadurch oft Verzögerungen und Unſtim=
migkeiten
. Hier will ein Türſchreibpult abhelfen, das außen an
der Wohnungstür befeſtigt iſt und durch Ziehen an einem Griff
heruntergeklappt wird. Auf der Innenſeite der Klappe befindet
ſich ein Schreibblock mit Bleiſtift. Das beſchriebene Blatt wird
abgeriſſen und in den Briefkaſten geworfen.
Die ſtehende Zahnbürſte. Die teils recht unprakti=
ſchen
Zahnbürſtenſtänder ſollen dadurch überflüſſig gemacht wer=
den
, daß am Griff der Zahnbürſte ein kleiner Sockel angebracht
wird, auf dem man die Zahnbürſte aufrecht hinſtellen kann. Für
dieſe Bürſten gibt es einen beſonderen Verſchluß, bei dem der
Sockelfuß gleichzeitig als Verſchlußteil dient.
Porzellan=Kochgeſchirr mit Metallüberzug.
Zum Schutz gegen Auftreten von Spannungen bei der Erbitzung
von Porzellangeſchirr wird dieſes jetzt mit einem Metallüberzug
verſehen. Seine Aufgabe iſt es. die Wärme möglichſt ſchnell über
die ganze Topfoberfläche zu verteilen und ſo eine gleichmäßige
Erwärmung des Geſchirrs herzuſtellen.
Die Gummibürſte als Fußmatte. Die meiſten Fuß=
matten
erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn man ſich die Schuh=
ſohlen
auf ihnen abſtreicht. Tut man das nicht, ſo bleibt der
Straßenſchmutz an den Schuhen haften und ſtreicht ſich erſt auf der
wolligen Oberfläche von Teppichen ab. Um eine ſelbſttätige Rei=
nigung
der Schuhe zu erzielen, hat eine Hamburger Firma eine
aus vielen Einzelſtreifen zuſammengeſetzte Gummimatte her=
geſtellt
, deren kleine Gummiſpitzen beim Betreten der Matte
zwangsläufig eine Reinigung der Schuhſohlen bewirken. Da
Gummi gegen Feuchtigkeit unempfindlich iſt, beſteht bei dieſer
Matte auch keine Gefahr der Verſtockung. Bemerkenswert iſt ferner,
daß dieſe Matte aus einzelnen Elementen zu beliebigen Größen
zuſammengeſetzt werden können.
Maximilian.

Erledigt, iſt eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen
Lehrer an der Volksſchule in Ludwigshöhe (Kreis Oppenheim).
Dienſtwohnung iſt vorhanden. Bewerber müſſen ſeit mindeſtens
acht Jahren die Prüfung abgelegt und eine Anwärterdienſtzeit
von mindeſtens fünf Jahren zurückgelegt haben.
Pilzwanderung. Am kommenden Sonntag treffen ſich
die Teilnehmer um 13 Uhr vor dem Oſtbahnhof. Anmeldungen
an die Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung. Neckar=
ſtraße
3 (Gewerbemuſeum), Fernruf 4755.
Der Frankfurter Sender bringt am Samstag, 21. Sept.,
nachmittags um 6.20 Uhr, eine Reportage über das Bewachungs=
gewerbe
. Wir bitten alle Radiohörer, ihren Apparat einzuſtellen
um dieſe Zeit, damit ſie den Zweck und die Wichtigkeit des Be=
wachungsgewerbes
erfahren können.
Sozigliſſen der Tak zu ſein, heißt mithelfen!
Spendet für das Hilfswerk Mutter und Kind auf
das Konto der NSV. Nr. 5990 bei der Städt. Spar=
kaſſe
und Poſtſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. M.

Zum Goldenen Ehejubiläum, da
in ſeltener geiſtiger und
körperlicher Rüſtigkeit begehen den Eheleuten Ceorg Adam
Kaiſer in Spachbrücken.
Dem Betriebsführer der Darmſtädter Verwaltung der Süd=
deutſchen
Eiſenbahn=Geſellſchaft. Herrn Baudirektor Dipl.=Ing.
Karl Kraft (ein geborener Darmſtädter) zu ſeinem 25jährigen
Dienſtjubiläum am 22. September.
Frau Marie Göckel Wwe, in Traiſa zu ihrem 75. Ge=
burtst

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 260

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 21. September 1935

Aus der NSDAP

Kreisleitung Darmſtadt.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Beſſungen.
Heute Samstag, 21. Sept., läuft im Belida abends 8 Uhr
der Film Triumph des Willens. Parteigenoſſen, Frauenſchafts=
mitglieder
und jeder Volksgenoſſe erhalten Karten zum Preiſe
von 30 Pfg. bei Frl. Buder, Heidelberger Straße 108½.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Gutenberg.
Der Arbeitsabend der Ortsgruppe Gutenberg findet
Montag, 23. September, abends 8 Uhr, im NSV.=Heim, Rieger=
platz
, ſtatt.

Die Deutſche Arbeitsfront

Fachſchaft Fleiſcher.
Wir verweiſen nochmals auf die am Sonntag, 22. September,
ſtattfindende Omnibusfahrt nach Heidelberg. Abfahrt
pünktlich 8.15 Uhr vormittags am Marſtall. Die Fahrt wird bei

jeder Witterung durchgeführt.

NS-Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟

Volkstümlicher Muſikabend im Saalbau. Heute 20.15 Uhr
finden ſich alle Volksgenoſſen im Saalbau bei Kraft durch
Freude ein, um den Volkstümlichen Muſikabend mit anſchließen=
dem
Tanz zu erleben. Das ſchöne Programm, das wir an die=
ſer
Stelle in der Donnerstagsausgabe veröffentlichten, wird von
der Standartenkapelle unter Willi Schlupp geſpielt die
Kapelle Schlupp beſtreitet auch die Tanzmuſik. Als Soliſt hören
Sie Peter Schäfer mit berühmten Arien von Lortzing und
Millöcker, begleitet von Kapellmeiſter E. G. Welcke. Das Mei=
ſtertanzpaar
Bäulke wird moderne Tänze zeigen und einen
luſtigen Geſchicklichkeitstanz arrangieren. Karten zu 50 Pfg. ſind
noch in unſerer Geſchäftsſtelle und an der Abendkaſſe ab 19 Uhr
im Saalbau zu haben.
Ortsgruppe Arheilgen. Morgen Sonntag, abends 20.15
Uhr großer, Bunter Varieté=Abend im Schwanen, Hervor=
ragende
Künſtler 12 Mitwirkende! Eintritt 40 Pfg. Karten
bei den Block= und Zellenwarten, im DAF.=Büro und an der
Abendkaſſe im Schwanen.

KdF.=Sportkurſe.
Heute Samstag finden ſtatt:
Tennis. Ort: Hochſchul=Stadion. Zeit: 14.3016.00 Uhr.
Verſäumte bzw. ausgefallene Stunden können Samstags von
16.0017.30 Uhr auf dem Hochſchul=Stadion nachgeholt werden.
Treibt im Winter Tennisſport in der Halle. Meldet Euch
rechtzeitig zu den Hallen=Tenniskurſen der NSG. Kraft durch
Freude‟.
Das neue Vierteljahres=Sportprogramm der NSG. Kraft
durch Freude zeigt u. a. folgende neue Kurſe an:
Kegeln. Kegler=Sportheim, Saalbauſtraße 67. Donnerstags von
20.0023.00 Uhr.
Trockenſkikurſus. Turnhalle des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, So=
derſtraße
31. Mittwoch von 19.0020.30 Uhr, 20.3022.00 Uhr.
Schwimmen (für Frauen). Städtiſches Schwimmbad, kleine Halle.
Freitags von 19.3020.30 Uhr.
Schwimmen (für Männer und Frauen). Städtiſches Hallenbad:
Kleine Halle Montags von 19.3020.30 Uhr, große Halle
Freitags von 20.3021.30 Uhr.
Sportfechten. Fechtſchule Kaiſer, Schloßgartenſtraße 11. Mitt=
wochs
von 20.0021.00 Uhr.
Hallentennis. Städtiſche Feſthalle. Samstags von 14.0015.30
Uhr, Sonntags von 9.3011.00 Uhr, 11.0012.30 Uhr.
Meldet Euch ſchon jetzt zu den neuen Sportkurſen auf der
Geſchäftsſtelle Kraft durch Freude‟, Bismarckſtraße 19 (Telephon
2683), und tragt Euch in die ausliegenden Liſten ein.
Leibesübungen mit Kraft durch Freude bringen Frohſinn
und Geſundheit einem jeden, der den Weg in die Sportkurſe der
NSG. Kraft durch Freude findet.

Die engere Heimak in der Lehrausſtellung
Volk und Wirkſchaft

Neben dem gewaltigen Ueberblick über das ſchaffende Deutſch=
land
iſt in dieſer Schau nicht vergeſſen worden, auch den Wirt=

Ddn eich, Gcol Wanche Wuterlie Fandäfie ſie Auf=
ſchlüſſe
werden gegeben. Wer wußte z. B., daß die der Land= und

Forſtwirtſchaft zugehörige Wohnbevölkerung des Arbeitsamts=
bezirks
Darmſtadt, der 330 000 Einwohner und ein Gebiet von

1716 Quadratkilometer umfaßt, relativ nicht unerheblich kleiner
iſt als in Heſſen und im Reich? Oder auch, daß die landwirtſchaft=
lich
genutzte Fläche ſogar um 10 Prozent unter dem Reichs= und
Heſſen=Durchſchnitt liegt? Daß dagegen die Intenſität der Vieh=
wirtſchaft
größer iſt als in Heſſen und im Reich, ebenſo die Wohn=
dichte
? Wir erhalten weiter Aufſchluß über die verhältnis=
mäßig
geringere Zahl der Erwerbsperſonen und höhere der berufs=
loſen
Selbſtändigen, über die ſoziale Gliederung und den Alters=
aufbau
der Wohnbevölkerung, über den großen Waldbeſtand und
vieles andere mehr. Es lohnt ſich, dieſer Schau von Volk und
Wirtſchaft des engeren Wohngebietes einen beſonderen Blick zu
gonnen. Auf einer großen luſtigen Darſtellung vermittelt eine
Reihe ſymboliſcher Bilder in recht origineller Art und Weiſe die
Merkwürdigkeiten der Wirtſchaftsſtruktur, wozu ſechs überſichtliche
Tabellen über nähere Einzelheiten unterrichten und eine Text=
tafel
einen knappen Geſamtüberblick bietet.
Es muß allerdings geſagt werden, daß dieſe Koſt dem einen
oder anderen Ausſtellungsbeſucher nicht ſo ſehr zuſagt. Deshalb
iſt dafür Sorge getragen, daß auch der andere Teil der Ausſtel=
lungsbeſucher
zu ſeinem Recht kommt. Bemüht bleiben hierfür
beſonders die Vortragenden und Vorkochenden der Gruppen
Städtiſche Betriebe und Heag. Und ſehr viel Mühe wendet auch
die NS.=Frauenſchaft, Abteilung Volkswirtſchaft=Hauswirtſchaft
(Hausfrauenbund und Alice=Eleonorenſchule, Stadt. Haushal=
tungsſchule
) auf, die für die nächſten Tage folgenden Plan auf=
geſtellt
haben:
Am 23. September: Verſchiedenes aus weißem Käſe;
am 25. September: Eierſpeiſen verſchiedener Art.
So kommen alſo in dieſer einmaligen Schau alle auf ihre Koſten.

Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheakers.

GROSSES HAUS.

Samstag.
21. Sept. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.30 Uhr. Hauptmiete B,
2. Vorſtellung: Der fliegende Holländer. Roman=
tiſche
Oper von Richard Wagner.
Sonntag.
22. Sept. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22 Uhr. NS. Kul=
turgemeinde
K, 1 Vorſtellung. In neuer Ein=
ſtudierung
und Ausſtattung: Der Barbier von
Bagdad. Komiſche Oper von Peter Cornelius. Dienstag.
24. Sept. Anfang 20.00 Uhr, Ende gegen 22.30 Uhr. Haupt=
miete
4, 3. Vorſtellung. Der Barbier von Bagdad.
Komiſche Oper von Peter Cornelius. Mittwoch,
25. Sept. Anfang 19.00 Uhr, Ende 23.00 Uhr. Hauptmiete B,
3. Vorſtellung. Lohengrin. Große romantiſche Oper
von Richard Wagner. Donnerstag,
26. Sept. Anfang 19.30 Uhr Ende 22.30 Uhr. Hauptmiete C
3. Vorſtellung. Prinz von Preußen. Schauſpiel
von Hans Schwarz. Freitag,
Sept Anfang 19.30 Uhr, Ende nach 22.00 Uhr. Haupt=
miete
D. 3. Vorſtellung. Gaſtſpiel Lea Piltti
(Gilda): Rigoletto. Oper von Giuſeppe Verdi. Samstag.
8. Sept. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.30 Uhr NS. Kultur=
gemeinde
H, 1. Vorſtellung. Der fliegende Hollän=
der
. Romantiſche Oper von Richard Wagner. Sonntag.
29. Sept. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.15 Uhr. Außer Miete.
Zu ermäßigten Preiſen: Die Tänzerin Fanny
Elßler. Operette von Johann Strauß.

Erſte Frankfurter Gaſtwirtsmeſſe.
In der rieſigen Reihe der übrigen Stände finden wir einn
vollſtändige Ueberſicht über den heutigen Stand de=
Eine umfaſſende Schau.
Küchentechnik und des Bedarfes an Haus= un=

** Heute wird in der Feſthalle zu Frankfurt a. M. die Gaſt=
wirtsmeſſe
eröffnet. Bei der engen Verbundenheit zwiſchen den
Aufgaben des Gaſtwirtsgewerbes und denen der Hausfrau wurde
die 1. Frankfurter Gaſtwirtsmeſſe mit beiden Gruppen zu einer
einheitlichen Schau zuſammengezogen. Iſt doch die Küchentechnik
des Gaſtwirtsgewerbes nicht zuletzt Schrittmacherin für die
Kuchentechnik in den Haushaltungen. Geſtern hatten die Ver=
treter
der Preſſe bereits Gelegenheit, ſich von dem Aufbau der
Gaſtwirtsmeſſe zu überzeugen. Zwar iſt die Meſſe noch im Auf=
bau
, aber heute wird ſie fix und fertig daſtehen und geſtern ſchon
war zu bemerken, daß zahlreiche Brauereien, die geſamte Getränke=
induſtrie
, Kühltechnik, Raumausſtattung. Geſchirre uſw. vertreten
ſind. Der Propagandaverband preußiſcher Weinbaugebiete, in
Zuſammenarbeit mit den Landesbauernſchaften Heſſen und Rhein=
land
, hat einen beſonders umfangreichen Stand aufgebaut. Etwa
700 Sitzplätze umfaßt das Weindorf. Im Haus der Moden iſt
die Sonderſchau der NS. Frauenſchaft hervorzuheben,
die in vier Abteilungen zerfällt. In der Vorführungsküche
wird ſtändig die Herſtellung von gutſchmeckenden und preiswerten
Gerichten gezeigt, und man kann ſich gleichzeitig von der Güte die=
ſer
Speiſen durch Koſtproben überzeugen. Eine ſtehende Schau
gibt zahlreiche praktiſche Winke und Anregungen für die Haus=
und Küchenführung. Die Abteilung. Der gedeckte
Tiſch wirbt für eine gepflegte Häuslichkeit auch im einfachſten
Haushalt, der auch die 4. Abteilung Die Gaſtſtube der
deutſchen Frau gewidmet iſt. Eine wirkungsvolle Ergän=
zung
dieſer Lehrſchauen der NS. Frauenſchaft bilden eine Reihe
von anderen Ständen. So insbeſondere der Stand des Interna=
tionalen
Kochkunſtmuſeums, in welchem wir eine bemerkenswerte
Ueberſicht über den Nährgehalt der einzelnen Nah=
rungsmittel
finden. Außerdem ſehen wir hier eine Menge
von Speiſefolgen und ſchließlich zahlreiche fertig angerichtete
Platten alter und neuer Kochkunſt. Die Konditoreninnung ge=
währt
ebenſo wie die Fleiſcherinnung einen Einblick in ihre hohe
Leiſtungsfähigkeit.

Von der Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten und Be=
herbergungsgewerbe
beteiligen ſich an der Veranſtaltung
alle vier Gruppen: Die Frankfurter Hotels, Speiſereſtaurants,
Kaffeehäuſer und Aepfelweinwirtſchaften. Das Hotelgewerbe zeigt
an einigen Tiſchen und Ständen die geſchmackvolle Herrichtung
der Speiſen, was ſowohl, für den Fachmann als auch für die
Hausfrau recht lehrreich iſt. Speiſeplatten u. a. werden von den
Speiſereſtaurants in vielfältiger Weiſe gezeigt. Auch die Kaffee=
häuſer
geſtalten einige ſehr ſchöne Tiſche.

Was die Lichtſpieltheater bringen.

Helia: Epiſode.

Dieſer Film
ſtritten worden.

aus Gründen verſchiedenerlei Art ſtark um=
as
ihm am meiſten zum Vorwurf gemacht

wurde, war wohl die Tatſache, daß ein ehemaliger öſterreichiſcher
Offizier, ein ſonſt tadelloſer Charakter, der um das Jahr 1922

herum, wie ſo viele andere, einen Beruf ergreifen mußte und
Hauslehrer bei einem reichen Kunſtſammler wurde, eine Dumm=
heit
machte. Eine Dummheit, die allerdings ein Offizier nicht
machen ſollte, die aber immerhin, ſo wie ſie die Filmhandlung
aufzeigt, kein Schwerverbrechen iſt. Er fälſcht einen Entſchul=
dungszettel
für die beiden Buben, die er zu erziehen hat, um ihr
Schulſchwänzen zu vertuſchen. Das tritt, wie geſagt vorhältnis=
mäßig
unauffällig in dem Film hervor, ſo daß der Maſſe der Be=
ſucher
dieſes fluchwürdige Verbrechen kaum zum Bewußtſein
kommt. Immerhin aber bringt dieſer ehemalige Offizier ſich bei
ſeinen Buben vorübergehend in Verdacht, auch einen Scheck des
Vaters gefälſcht zu haben. Im ganzen aber wird an dem tadel=
loſen
Charakter des Mannes nicht gerüttelt. Es wäre eine Klei=
nigkeit
geweſen für den Drehbuchdichter (ſoweit nicht Abſicht vor=
lag
), dieſe Epiſode anders zu geſtalten.
Wenn man aber davon abſieht, bleibt eine an ſich im Grunde
wundervolle Filmhandlung übrig, die ihren künſtleriſchen Wert,
ihr menſchlich Anziehendes, vielleicht überhaupt ihren Filmwert,
allerdings in erſter Linie Paula Weſſelys hervorragender Dar=
ſtellungskunſt
verdankt. Der Film zeigt einen Ausſchnitt aus dem
Leben in Wien um die Zeit, da noch Inflation und Schiebertum
herrſchend waren. Unzählige Menſchen wurden unverdient reich,
und noch mehr ebenſo unverdient arm. Wiener Mädel der guten
und beſten Geſellſchaft, richtiger aller Kreiſe wurden aus ihrer
Bahn geworfen und gezwungen, auf irgendeine Art Geld zu ver=
dienen
. Natürlich fanden ſich auch reiche Mäzene, die auf ihre
Art den Mädchen helfen wollten. Einer von dieſen war der Kunſt=
ſammler
Torreſani, der durch Zufall bei einem Rechtsanwalts=
beſuch
die kleine Valerie Gärtner kennen lernt, eine Kunſtſtuden=
tin
, für die die Mutter mit den ſpärlichen Zinſen ihres kleinen
Vermögens das Studium bezahlt. Durch Verluſt des Vermögens
fühlt ſich die Tochter gezwungen, Geld zu verdienen, um ihrer
nichtsahnenden Mutter den Verluſt zu verſchweigen. Sie hat das
Glück, in Torreſani einen Beſchützer zu finden, der eigentlich ein
anſtändiger Kerl iſt und auf Gegenleiſtung verzichtet. Er be=
gnügt
ſich hin und wieder mit der Geſellſchaft der netten kleinen
Wienerin, die ſeine Schecks wie ein Weihnachtsmärchen an=
nimmt
und weiterarbeitet. Der obengenannte ehemalige Offizier
iſt bei Torreſani Hauslehrer, und wie das Filmgeſchick es be=
ſtimmt
, lernen die beiden ſich kennen und lieben. Dieſe Hand=
lung
iſt im Grunde, nicht die Hauptſache des ausgezeichneten
Films. Die Hauptſache iſt die Milieuzeichnung, eigentlich mehr
eine Zeichnung der Zeit und damit der Art, wie die netten Wie=
ner
Mädel ſich im Leben behaupten. Eine ihrer ſympathiſchſten
Vertreterinnen iſt Valerie Gärtner, die von Paula Weſſely in der
Tat ſo geſpielt wird, als ſei ſie in Wirklichkeit das kleine Wiener
Mädel, das anſtändig bleiben will bis zum Letzten, das harmlos
empfindet, das genießt und arbeitet, das ihrer Mutter beiſteht
und zu der eines Tages dann doch die große Liebe kommt und
damit auch die tragiſchen Konflikte, die das Leben mit ſich zu
bringen pflegt. Paula Weſſelys ſchauſpieleriſche Leiſtung in dieſer
Rolle iſt ganz erſtklaſſig. Man fühlt, ſie iſt in ihrem Element.
Sie iſt von zarter, keuſcher Zurückhaltung und iſt voll Tem=
verament
. Sie iſt altklug und naiv. In ihr wechſelt ſtändig der
Ernſt und die Schwere des Daſeins und die Lebensfreude. Sie iſt
ein guter Kamerad ihrer Mitſchülerinnen und ſie iſt ſchließlich
eine ſtarke liebende Frau. In Karl Ludwig Diehl als Leutnant
Kinz findet ſie einen ungemein ſympathiſchen Partner. Beide ſpie=
len
ſo, daß man ihnen zum Schluß das große Glück als ehrlich ver=
dient
von Herzen gönnt. Aus der großen Reihe der übrigen Dar=
ſteller
ſei Erika von Wagner noch hervorgehoben, die ſehr gedie=
gen
, ſehr verſtändnisvoll mit liebenswürdiger Entſagung und.
wo es ſein muß, mit Humor unter Tränen die Frau Torreſani
und die Mutter der beiden Buben verkörpert.

Das Union=Theater zeigt ab heute eine zauberhaft leichte,
amüſante Filmkomödie nach dem bekannteſten Werk des meiſter=
geſpielten
Bühnendichters unſerer Zeit, Bernhard Shaw: Pyg=
malion
, mit Jenny Jugo und Guſtav Gründgens.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute eine ſenſationelle Erſt=
aufführung
: Polizeiauto 99. Ein ſpannendes Filmwerk in deut=
ſcher
Sprache.
Das Union=Theater zeigt am Sonntag, vorm. 11.15 Uhr,
in einer Film=Morgenfeier den Film der Heſſ. Landesregierung:
Wir in Heſſen. Ein Auszug aus dem nationalſozialiſtiſchen
Meliorations=Arbeits= und Siedlungsprogramm im heſſ. Ried.
Kartenvorverkauf ab Samstag an der Union=Kaſſe.
Belida zeigt nur noch heute und morgen Anny Ondra und
Max Schmeling in Knock out. Ein junges Mädchen ein
junger Mann, mit Fritz Odemar, Aunie Markart, Wilhelm
Bendow.
Reſi=Theater zeigt die humorvolle Erſtauffführung Alte
Kameraden, nach dem Roman von Rud. Herzog Das Fähn=
lein
der Verſprengten. In der Nachtvorſtellung, 10.45 Uhr:
Einbrecher, mit Willy Fritſch, Lilian Harvey, Heinz Rüh=
mann
.

Den Brüdern im bedrohten Land
Warmfühlend Herz, hilfreiche Hand!

Niemand darf beim Feſt der deutſchen Schule
am 22. Sepf. 1935 ſehlen!

Küchengeräten, innerhalb des Gaſtwirtsgewerbes. Ang.
fangen vom kleinſten Kaffeelöffel bis zur rieſigen Kühlanlage iit
hier faſt alles nach dem neueſten Stand vertreten, was wir i.
gendwie in der Küche gebrauchen. Die Fortſchritte der Hauss=
haltstechnik
, und nicht zuletzt die Fortſchritte auf dem Gebiete do
Reinigungsmittel, die auch der Hausfrau ſehr viel Erleichteruny
bringen, ſehen wir hier in ihrer praktiſchen Anwendung.
Eine beſondere Eigenart der Gaſtwirtsmeſſe iſt die große Au=s
wahl an angebotenen Getränken. Wir haben ſchon auf das Weir=
dorf
hingewieſen, aber daneben, ſind auch noch Winzer vertrete:
die ihre ſelbſt gebauten Weine zum Ausſchank bringen. Die Likö), die Bierbrauereien, die Schaumweininduſtrie ſowie du.
Kaffeeſorten verſchiedener Firmen, aber auch die erſtklaſſigen alkt
holfreien Getränke und die Summe der Proben an Fleiſchbrüheei
geben einen Ueberblick über die vielſeitigen Genüſſe aller Am,
die heute geboten werden.
Es lohnt ſich alſo ſchon, einmal zum Feſthallengelände hir=
zuwandern
und dieſe kleine Reiſe durch die Spitzenleiſtunge=
aller
Wirtſchaftsgruppen zu unternehmen. Die Wirtſchaftsgruprr
Gaſtſtätten und Beherbergungsgewerbe veranſtaltet heute 11 Uch.
eine große Kundgebung, zu welcher alle Gaſtwirte aus Südweſ)
deutſchland eingeladen ſind.
Herr Dr. Plum hatte die Freundlichkeit, unſere Abteilunu
durch die vielen Sehenswürdigkeiten dieſer Meſſe zu führen.
Meſſedirektor Dr. Pfnorr wies in einer kurzen Anſpradk,
darauf hin, daß noch keine zwei Wochen vergangen ſind, ſeitde
uns auf dem Feſthallengelände, das prächtige Bild der Schant
Mainiſcher Wirtſchaft geboten wurde, und ſchon beherbergt de
Gelände eine neue Schau, die dem Aufbau der deutſchen Volk=
wirtſchaft
dienen ſoll. Die Feſthalle und das anſchließende Err=
geſchoß
des Hauſes der Moden beherbergt die erſte Frankfurten
Gaſtwirtsmeſſe. Die Frankfurter Meſſe iſt im Obergeſchoß da
Haus der Moden untergebracht. Ihre Beſchickung iſt um 2
Prozent größer als im Vorjahre. Sie umfaßt die Abteilunge!
Haus= und Küchengeräte ſowie Spielwaren. Man hat die Zu
laſſung der Ausſteller abſichtlich beſchränkt, um eine ſtufenmäßig
Anpaſſung der Ausſtellerzahl an die Verbreitung des Marktes Z.
erzielen, alſo Angebot und Bedarf weitgehendſt in Uebereinſtin=
mung
zu bringen. Die Gaſtwirtsmeſſe, die heute eröffnet wir
trägt ebenſo wie die Frankfurter Meſſe reinen Meſſecharakter. S
hat nicht den Charakter der Protektivbeteiligung von Firmen, ſon
dern baut ſich auf auf Einzelfirmen. Für die Zukunft werde=
Frankfurter Meſſen unentbehrlich werden. Den Aufſchwung fi=
ſer
Wirtſchaft, der ſich hier deutlich zeigt, danken wird unſerem
Führer Adolf Hitler, dem ein dreifaches Sieg=Heil ausgebrack
wurde.

* Eröffnung der Werkkunſtausftellung
bei der Zirma E. Merck.

und


näler aus

Geleitet von dem Gedanken, die Kunſt dem ſchaffenden Mew=
ſchen
nahezubringen, veranſtaltet die NS. Gemeinſchafi
Kraft durch Freude innerhalb einzelner Betriebe Kunſtau s
ſtellungen, um dem Arbeiter an ſeinem Werkplatz ſelbſt Gelegen
heit zu geben, Kunſtwerke zu ſehen, ſich mit ihnen auseinanderz:
ſetzen, vielleicht ſogar das eine oder andere zu erwerben. Nac=
dem
dieſer Gedanke vor kurzem ſchon in zwei Darmſtädter Betrk.
ben bei Gebr. Roeder, A.=G., und Röhm u. Haa
A.=G. in die Tat umgeſetzt war, wurde geſtern bei der Firm
E. Merck eine Werkkunſtausſtellung eröffnet.
Nach einem ſehr intereſſanten Rundgang durch den geſamtel
Betrieb, bei welchem der Betriebsführer Dr. Fritz Merck di
Führung übernommen hatte, fand vor dem ſchöngeſchmückten Po/
tal des Gebäudes, das die wiſſenſchaftlichen Forſchungsräumlich
keiten beherbergt, die feierliche Eröffnung der Ausſtey
lung ſtatt. Die ganze Gefolgſchaft des Werkes war dazu an
getreten. Das Werk=Orcheſter, unter Leitung von Herrn Prokmi
Hammer, leitete die Feier mit den Klängen von Wach au.

es nahet gen den Tag (aus den Meiſterſingern) ein. Auch de
Werkschor trug mit Beethovens Die Himmel rühmen des Ewige‟
Ehre zur feſtlichen Ausgeſtaltung der Stunde bei.
Betriebsführer Dr. Fritz Merck betonte in ſeiner Anſprach,
beſonders, daß es für uns hier in Darmſtadt nur Erfüllung eine
Pflicht ſei, wenn wir die künſtleriſche Tradition der Vergangen!
heit wahren und der Kunſt beſondere Pflege angedeihen laſſe:
In dieſem Sinne ſei die Betriebsführung auch gern der Anregur!)
der NS. Gemeinſchaft Kraft durch Freude gefolgt und gebe dei)
Mitgliedern der Gefolgſchaft Gelegenheit, koſtenlos wertvol)
Kunſtwerke kennenzulernen und ſich an ihnen zu erfreuen.
Gau=Inſpektor Pg. David Müller der anſchließend de
Wort zur Eröffnungsanſprache ergriff, führte aus, daß ſich de
NS. Gemeinſchaft Kraft durch Freude bei der Ve=
anſtaltung
ſolcher Werkkunſtausſtellungen, von dem Ge
ſichtspunkt leiten laſſe, den deutſchen ſchaffenden Menſchen in de
vorderſte Front auch auf kulturellem Gebiet! zu ſtelle
Kunſt und Kunſtgenuß ſoll nicht beſtimmten Schichten vorbehalten
bleiben. Eine neue, enge Verbindung des Künſtlers mit dem Vol
ſoll geſchaffen werden; der Künſtler wird ſeine Kraft aus den
Volk ſchöpfen, der ſchaffende Menſch aber wird durch ſein Intereſe
der Arbeit des Künſtlers neuen Impuls geben. Daß der Arbeitcl
kein Verſtändnis für Kunſt habe, iſt ein Vorurteil, das durch de
Erfolge der früheren Werkausſtellungen bereits ſchlagend wide
legt iſt! Der ſchaffende Menſch iſt berufen, in vorderſter Lin;
mitzugeſtalten an allem was die Entwicklung des deutſchen Vo
kes, den Aufbau des nationalſozialiſtiſchen Staates angeht.
Betriebswalter Pg. Bohnſack brachte dann ein dreifache
Sieg=Heil auf den Führer aus, denn er iſt es ja, der uns di
neue Volksgemeinſchaft geſchenkt hat die Volksgemeinſchaft, de
letzten Endes auch dieſe Ausſtellung dienen ſoll! Zum Abſchluß
der Feier erklangen dann die beiden deutſchen Lieder.
Dann konnten wir noch einen Rundgang durch die Ausſtellung
machen, die in einem geeigneten Raum ſehr ſchön und zweckmäßit
angeordnet iſt. Eine Reihe bekannter Kunſtler aus Darmſtad,
Frankfurt und Offenbach haben Gemälde und Graphiken, Plo=
ſtiken
und kunſtgewerbliche Arbeiten ausgeſtellt. Iſt es Zufal
oder Abſicht jedenfalls herrſcht die Landſchaftsdarſtellung durck=
aus
vor; die deutſche Landſchaft der Nähe und Ferne, Bekannte?
und Liebvertrautes aus unſerer Umgebung und anderes aus fei=
neren
Gauen der deutſchen Heimat, aber auch fremde ſüdlick=
Landſchaften. Auch der Menſch in der Landſchaft, der Bauer beß
der Arbeit etwa, iſt dargeſtellt. Die Schönheit eines einzelneil
Baumes, einer einzelnen Pflanze ſpricht aus verſchiedenen Bill
dern eindringlich zu uns. Das menſchliche Antlitz, wie es von
Leben beſchrieben und ausgevrägt iſt, ſchaut uns aus manchen Bi!
dern oder Plaſtiken an. Seltener als wir erwartet hätten, fan
den wir das Thema des ſchaffenden Menſchen ſelbſt angeſchlagen
vielleicht wird erſt die Zukunft die Geſtaltung dieſes Themas
bringen können.

K
richsſtraße:
Der Sonnte
Sonntag,
ehne drins
er Freizeit
in ſeinem
Arztes nur
Utes

Sonnta
tadts am
der daran
Apothe
m
o da
vorh

Suchfahrt im 9denwald und an der Bergſtraße.

Wir weiſen nochmals darauf hin, daß der Nennungs=
ſchluß
für dieſe Veranſtaltung des NSKK., Motorſtandarte 50,
und des DDAC., Ortsgruppe Darmſtadt, heute, Samstag, der
21. September, 13 Uhr, bei einfachem Nenngeld, abläuft. Nen
nungen ſind zu richten an den DDAC., Rheinſtraße 9, Fern
ſprecher 888.

Der junge Darmſtädter Dichter=Komponiſt Hans Altendor.
hat ein Kultiſches Vorſpiel für Orcheſter geſchrieben. Das Wer=
iſt
dem Bann 115 der Hitler=Jugend gewidmet und ſoll am
13. Oktober d. J., im Rahmen einer HJ.=Veranſtaltung, im Heſſ.
ſchen Landestheater zur Uraufführung kommen.

Die Kuban=Koſaken in Darmſtadt. Heute nachmittag 3.30 Uhr
wird die berühmte Kuban=Koſaken=Reitertruppe unter Führung
des Rittmeiſters Taraſſenko auf dem Turnierplatz an der
Schutzpolizeikaſerne (Eingang von der Feſthalle) ihre tollkühne!
Reiterſpiele vorführen. Morgen nachmittag 4.15 Uhr findet ein
zweite Vorſtellung ſtatt.

Morgenfeier (Schach dem Zaren) am 29. September im
Kleinen Haus. Für die Morgenfeier herrſcht bereits jetzt größte?
Intereſſe. Die Orts= und Betriebswarte holen ihren Bedarf au
Karten umgehend in der Geſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19, ab.

[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 1935

Ferienfreuden durch die NSB!
Noch immer Kindertransporte aufs Land.
Unzählige Züge rollen in die Ferne zur See, ins Gebirge,
ims weite ſchöne Land. Unzählige kleine Arme winken und grüßen,
Augen leuchten und Tücher flattern, und der Jubel vieler, heller
Stimmchen durchſchwirrt die Luft. Jubel überall in Deutſchland!
Frohes, ſorgloſes Kinderlachen in Städten und Städtchen, auf
Bergen, am Strand und in den Tälern. Eltern und Verwandte
cehen auf den Bahnhöfen, winken und rufen. Kommt geſund
wieder...!", wünſchen viel Freude und ſind allein. Gehen ſtill
wieder an die Arbeit, haben keine Ferien und leben in Gedanken
ſoch irgendwo, wo es ſehr ſchön ſein muß.
So ſind geſtern, Freitag, in aller Frühe, nach 5 Uhr,
wieder Kinder aus dem Kreis Darmſtadt mit der Kinderlandver=
ſchickung
der NSV. nach dem Gau Weſtfalen=Nord ge=
teiſt
. Sie werden zu Volksgenoſſen kommen, die ſie mit offenen
Urmen aufnehmen und behandeln, als wären es ihre eigenen Kin=
der
. Sie werden von wunderbaren Dingen nach Hauſe ſchreiben,
die Buben und Mädchen, kleine knappe Kartengrüße, die nach
Hauſe flattern. Die Kleinen haben doch ſo wenig Zeit. Aber
die Eltern verſtehen, zwiſchen den Zeilen zu leſen!
Ferienzauber, glückliche, ſorgloſe Jugend! Sie ſind ſo froh,
die Kleinen, und wir ſind es mit! Unzählige Züge rollen in die
Ferne, unzählige kleine Arme winken und grüßen, und viele helle
Stimmchen jubeln. . .
. . Iſt das nicht auch eine große Freude für uns Daheim=
gebliebene
, wenn wir die NS. Volkswohlfahrt unterſtützen und
jäglich uns üben im Beweis ſtändiger Opferbereitſchaft und ſteten
Opferwillens?
Billiger Sonderzug nach Triet.
Die Sonderfahrt der Reichsbahndirektion Mainz am näch=
ſten
Sonntag führt nach Trier. Für den Feinſchmecker verſpricht
dieſer Tag ein Hochgenuß zu werden. Gewiß denkt jeder zunächſt
an die Weinmetropole der Moſel, wo Hunderttauſende von Fu=
dern
Wein des Genuſſes in weiten unter die ganze Stadt ſich
erſtreckenden Kellern harren. Auch das chriſtliche Trier die
älteſte Apoſtelgrabſtätte in St. Matthias, die wunderbaren Denk=
mäler
aus der Römerzeit uſw. locken beſtimmt. Aber was für
die heutige Zeit ſo bedeutſam iſt, wird ein Gang durch die Räume
des Provinzialmuſeums aufweiſen.
Die Ausgrabungen der letzten Jahre haben das überzeugende
Material zutage gefördert, das den Nachweis erbringt, wie hier
an der Grenze germaniſchen und römiſchen Kulturſchaffens das
jugendfriſche Germanentum ſich als der überlegene Teil erwieſen
hat, der ſeine Götterwelt der abſterbenden römiſchen Welt auf=
zwingt
, ohne daß dafür andere Machtmittel als die der inneren
Ueberlegenheit gebraucht werden mußten. Sicher ein Grund
mehr, ſich zur Reiſe mit dem ſo erheblich verbilligten Sonderzug
zu entſchließen. Die Verpflegung iſt in Trier gut und billig. Und
es mag ein Wetter ſein, wie es will. Trier iſt an jedem Tage
ſchön. Der Zug wird beſtimmt verkehren.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 260 Seite 7

Aerzklicher Sonnkagsdienſt.
Den ärztlichen Sonntagsdienſt am 22 September ver=
ſehen
: Bezirk 1, umgrenzt durch die Heinrichsſtraße, Peter=
Gemeindexſtraße. Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und Dieburger
Straße: Frl. Dr. med. Braun, Hügelſtraße 47, Tel. 2903.
Bezirk 2, nordweſtlicher Stadtteil, begrenzt durch Holzhofallee,
Eſchollbrücker Straße, Heinrichsſtraße Peter=Gemeinder=Straße,
Zeughausſtraße Alexanderſtraße und Dieburger Straße: Dr. med.
Buchhold, Alicenſtraße 19½, Tel. 3208. Bezirk 3, Beſ=
ſungen
ſüdlich der Holzhofallee, Eſchollbrücker Straße und Hein=
richsſtraße
: Dr. med. Scherer, Heinrichsſtraße 64, Tel. 3113.
Der Sonntagsdienſt reicht von Samstag, mittags 14 Uhr, bis
Sonntag, nachts 24 Uhr. Der Arzt ſoll am Wochenende nicht
ohne dringenden Grund beanſprucht werden, denn er bedarf die=
ſer
Freizeit zur Ruhe und Fortbildung, um die Leiſtungsfähigkeit
in ſeinem Beruf zu ſteigern. Man verlange daher die Hilfe des
Arztes nur in wirklichen Notfällen zuerſt die Hilfe des Haus=
arztes
, nur in ſeiner Abweſenheit die Hilfe des Arztes vom
Sonntagsdienſt.
Sonnkagsdienſt der Zahnärzke.
Auf Anordnung des Reichsverbandes der Zahnärzte Deutſch=
lands
wird ab 1. September 1935 der Sonntagsdienſt eingeführt.
Der zahnärztliche Sonntagsdienſt beginnt Samstag nachmit=
tags
um 18 Uhr und endigt Sonntag nachts um 24 Uhr.
Die Zahnkranken ſollen jedoch in erſter Linie verſuchen, ihren
Haus=Zahnarzt zu erreichen und erſt, wenn dieſer nicht da iſt, ſich
an den Zahnarzt des Sonntagsdienſtes wenden.
Die Tätigkeit des Sonntagsdienſtes verſteht ſich lediglich auf
Schmerzbeſeitigung. Weitere Behandlung übernimmt ſpäterhin
der jeweilig behandelnde Arzt des Betreffenden
Es verſieht den Sonntagsdienſt am 22. September: Frau Dr.
Grab. Eliſabethenſtraße 54, Tel. 1541.
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in den Apotheken Darm=
ſtadts
am 22. September. Es verſehen den Sonntagsdienſt und in
der daran ſich anſchließenden Woche den Nachtdienſt: Merckſche
Apotheke, Rheinſtraße 9. Beſſunger Apotheke, Witt=
mannſtraße
1. Der Nachtdienſt wechſelt am Samstag abend,
ſo daß die Apotheke, welche den Sonntagsdienſt hat, ſchon in der
vorhergehenden Nacht den Nachtdienſt verſieht.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit verhan=
delte
das Schöffengericht am Freitag gegen vier Ange=
klagte
aus Nauheim bei Groß=Gerau. In Nauheim wurde
am 2. Januar dieſes Jahres durch den Gerichtsvollzieher eine Fa=
milie
aus einem Hauſe hinausgeſetzt. Die Leute hatten ihre Woh=
nung
abgeſchloſſen, waren fortgegangen und hatten ſich in keiner
Weiſe um eine neue Wohnung geſorgt, ſo daß der Gerichtsvoll=
zieher
von einem Schloſſer die Tür öffnen und die Möbel auf die
Straße ſtellen laſſen mußte. Selbſt die Mutter der Frau hatte
ſich geweigert, die Möbel zu ſich zu nehmen. Als es nun gegen
abend ſachte zu regnen begann, ſammelte ſich viel Volks vor dem
Hauſe an und empörte ſich gegen die Hausbeſitzerin, die aller=
dings
in Nauheim keinen guten Ruf genießt, weil die zwei klei=
nen
Kinderchen nun auf der Straße nächtigen ſollten. Der Schwie=
gerſohn
der Hausbeſitzerin, der mit dieſer verfeindet war, benutzte
dieſe Gelegenheit, um an ihr ſein Mütchen zu kühlen und bewog
die Menge, in das Haus einzudringen und, unter teilweiſer ge=
waltſamer
Eröffnung der einzelnen Türen, die Möbel wieder
hinaufzubringen. Eine recht unrühmliche Rolle ſpielten dabei der
politiſche Leiter und der Obmann der Arbeitsfront von Nauheim.
Das Gericht verurteilt dieſe drei Leute und einen Vierten, der
beinahe tätlich wurde gegen die hochſchwangere Tochter der Haus=
beſitzerin
, wegen gemeinſamen Hausfriedensbruchs
und Sachbeſchädigung, und zwar den letzten Angeklagten zu drei
Wochen, die beiden anderen als verantwortliche, füh=
rende
Männer in Nauheim zu je ſechs Wochen, und den
Schwiegerſohn der Hausbeſitzerin, der als Angehöriger der SA.,
von der er daraufhin ſelbſtverſtändlich beurlaubt wurde, in un=
glaublich
verantwortungsloſer Weiſe, lediglich zur Kühlung ſeiner
ganz perſönlichen Racheglüſte, ſich gegen Anordnungen des Staa=
tes
empörte und dadurch die Bewegung und das dritte Reich un=
geheuerlich
bloßſtellte, zu vier Monaten Gefängnis.

Aus Heſſen.
Amtliche Bekanntmachungen des Kreiſes Dieburg.
Der Landwirt und Wagner Ludwig Adam Stöhr von
Billings wurde als Gemeinderechner der Gemeinde Billings
eidlich verpflichtet.
Der Balthaſar Schneider von Neunkirchen wurde
zum 2. Brandmeiſter der Gemeinde Neunkirchen eidlich verpflichtet.
Der Edmund Knecht von Radheim wurde als Jagd=
aufſeher
für den gemeindlichen Jagdbezirk Radheim eidlich ver=
pflichtet
.
Der Georg Krell in Lichtenberg wurde als Feldſchütze
der Gemeinde Lichtenberg eidlich verpflichtet.
Landwirt Peter Günther, von Kleeſtadt wurde zum
1. Beigeordneten der Gemeinde Kleeſtadt ernannt.
Amtliche Nachrichten des Kreisamts Erbach über Verpflichtungen
(Monat Auguſt 1935):
1. Johann Waſſum, Kimbach Jagdaufſeher;
2. Johann Rummel, Lützel=Wiebelsbach, Leichenbeſchauer;
3. Fritz Kleemann. Neuſtadt, Feldgeſchworener;
4. Jakob Körber, Rai=Breitenbach Feuerwehrkommandant;
5. Georg Gerbig, Günterfürſt. 1. Brandmeiſter:
6. Johannes Bär, Steinbuch. Wiegemeiſter;
7. Jakob Lehr, Raubach Feldſchütze;
8. Wilhelm Holſchuh, Günterfürſt. 1. Brandmeiſter;
9. Jakob Kaffenberger, Günterfürſt, 2. Brandmeiſter;
10. Ludwig Schuhmann Michelſtadt, Hilfsfeldſchütze;
11. Jakob Uhrig, Michelſtadt Hilfsfeldſchütze:
12. Johann, Waſſum, Kimbach, Ehrenfeldſchütze;
13. Adam Rapp, Kimbach Ehrenfeldſchütze;
14. Leonhard Gerbig, Günterfürſt, Jagdaufſeher.

Ar. Eberſtadt, 20 Sept. Blühender Flieder In den
Anlagen vor dem Friedhof kann man gegenwärtig blühenden
Flieder beobachten. Bei der ſüdlichen Fußſteigherſtellung der
Paliſadenſtraße wurden die Anlagen etwas abgekürzt und die
Fliederbüſche verſetzt. Infolge des trockenen Sommers ſtockte der
Trieb, der mit dem Regen wieder einſetzte und zur nachträglichen
Blütenbildung führte, zur allgemeinen Bewunderung. Die
Turngeſellſchaft hält, am Sonntag, den 29. September,
auf ihrem Turnplatz in der Schloßſtraße ihr diesjähriges Ab=
turnen
, beſtehend in Preisturnen mit Siegerverkündigung und
gemütlichem Beiſammenſein.
Dd. Traiſa, 20. Sept Verſammlung. Der Geſangver=
ein
Sängerluſt hält am Samstag abend eine wichtige Mit=
gliederverſammlung
bei Mitglied Kaul ab.

ag des deudchen Dolkstums
Fder deudchen Schules
Seplember 193)

G. Ober=Ramſtadt. 20. Sept. Holzgeldzahlungen. Bei
Holzkäufen im hieſigen Gemeindewald gilt der Kaufpreis bis zum
31. Oktober des Kaufjahres als zinslos geſtundet. Nach dieſem
Zeitpunkt tritt die Verzinſung und Beitreibung ein. Die Bürger=
meiſterei
hat nun in einer Bekanntmachung darauf hingewieſen,
daß Holzgeldſchuldigkeiten künftig nicht mehr ohne weiteves ge=
ſtundet
werden, ſondern dahingehende Anträge nur noch in ganz
beſonders dringenden Fällen berückſichtigt werden können. Den
Käufern wurde deshalb empfohlen, die Holzgeldbeträge
gegebenenfalls in angemeſſenen Raten bis zum feſtgeſetzten
Fälligkeitstermin zu begleichen. Gleichzeitig wurde darauf hin=
gewieſen
, daß diejenigen Käufer, die mit der Zahlung des Holz=
geldes
trotzdem im Rückſtande bleiben, bei künftigen Ver=
ſteigerungen
als Bieter micht mehr zugelaſſen werden.
Ci. Erbach. 20. Sept. Rege Tätigkeit in der DAF.
Die DAF leiſtete in den letzten Wochen im Kreisgebiet ein
tüchtiges Stück Arbeit. Durch raſtloſe Werbetätigkeit wurden nahe=
zu
100 neue Mitglieder gewonnen. Beſonders ſegensreich wirkte
die Unterſtützungsabteilung: im Monat Auguſt allein wurden in=
folge
der vom Amt für Selbſthilfe genehmigten Anträge an
Kranke 922,80 RM., an Invalidenunterſtützung 781,92 RM. an
Erwerbsloſenunterſtützung 322,90 RM., an Notfallunterſtützung
43 RM., an Sterbegeldunterſtützung 275 RM. und an Heirats=
unterſtützung
5 RM. ausgezahlt. Stark beanſprucht war auch
die Rechtsberatungsſtelle, die in zahlreichen Fällen helfend und
vermittelnd eingriff und zahlreiche Verfahren verſchiedenſter Art
erfolgreich durchführte. Zur gründlichen Durchführung des
Schulungsweſens der Vertrauensräte und der Betriebsführer
wurde das Kreisgebiet in drei Bezirke eingeteilt; überall fanden
Lehrgänge ſtatt. Von der NSG. Kraft durch Freude wurden
durch Betriebsgemeinſchaftsabende und Betriebswanderungen
Kameradſchaft gepflegt und die Mitglieder einander menſchlich
näher gebracht. Auch das Amt für Schönheit der Arbeit ent=
faltete
eine emſige Tätigkeit. ArbeitstagungderOrts=
bauernführer
. Die Ortsbauernführer hielten geſtern eine
gut beſuchte Arbeitstagung ab, die eine ganze Reihe wichtiger
Gegenwartsfragen behandelte. Auch das bevorſtehende Ernte=
dankfeſt
wurde eingehend beſprochen und die Durchführung der
verſchiedenen Veranſtaltungen durch Richtlinien feſtgelegt,
Vom Odenwaldklub. Die hieſige Ortsgruppe des Oden=
waldklubs
führte ihre letzte diesjährige Ganztagswanderung
durch. Ein anſtrengender Marſch führte die Teilnehmer über
Bullau. Eutergrund und Breitenbuch noch Dörnbach, wo eine
längere Mittagsraſt eingelegt wurde. Von da ging die Wanderung
zunächſt wieder zu Fuß über Breitenbach und Ernſtthal nach Kail=
bach
und dann mit der Bahn in die Heimat. Ausflug des
Kirchenchors. Der Kirchenchor machte ſeinen diesjährigen
Herbſtausflug nach dem benachbarten König, wo es mit dortigen
Sangesfreunden einige Stunden froher Geſelligkeit und treuer
Kameradſchaft verbrachte.
m. Hetzbach i. Odw., 19. Sevt. Jagdverpachtung.
Während bei den mancherorts ſtattfindenden Jagdverpachtungen
ein zögerndes Zugreifen zu beobachten iſt, wurde bei der kürzlichen
Verpachtung der hieſigen Gemeindejagd ein guter Preis erzielt.
Ein Herr aus Frankfurt bot für zwei Bogen fürs Jahr 2180 RM.,
der Zuſchlag dürfte nicht lange auf ſich warten laſſen.

Peſſbeich in Apenelt.
Die Stadtverwaltung Oppenheim hatte für den 18. Septem=
ber
,ds. Js. die Vertreter der Preſſe aus nah und fern zu einem
Beſuch der alten Rhein= und Weinſtadt eingeladen. Oppenheim,
inmitten des Qualitätsweinbaugebietes, iſt Fremdenverkehrsort,
und deshalb iſt, wenn eine erſprießliche Arbeit geleiſtet werden
ſoll, eine harmoniſche Zuſammenarbeit mit der Preſſe unbedingt
erforderlich, zumal heute, wo der Weinbau ſo außerordentlich
notleidet und ja das ganze Wirtſchaftsleben in dieſer alten freien
Reichsſtadt mit dem Weinbau unmittelbar verknüpft iſt.
Die Gäſte von der Preſſe wurden in dem Hotel, Kurpfalz
durch die einheimiſche Preſſe empfangen und unter ſachverſtän=
diger
Führung trat man den Weg zur Kellerei der Wein=
großhandlung
Sittmann an, wo der Betriebsinhaber
die großzügigen intereſſanten und eindrucksvollen Anlagen zeigte
und erklärte. Allgemeines Staunen erregten die mächtigen Keller=
anlagen
mit den wuchtigen Fäſſern, und allerlei Fragen mußte
Herr Georg Sittman beantworten, denn die Herren von der
Preſſe zeigten großes Intereſſe an allen Anlagen, Neuheiten und
Einrichtungen. Ueberall konnte man feſtſtellen, wie vielſeitig der
Weinbau in die übrige deutſche Wirtſchaft eingreift, allerlei Ma=
ſchinen
und Vorrichtungen werden hier benötigt, um den Betrieb
in Schwung zu halten, und viele Volksgenoſſen, verdienen ihr
Brot bei der Herſtellung dieſer Maſchinen und Apparate. Wenn
man bedenkt, daß in dieſer Großkellerei es möglich iſt, 1000 Stück
Wein einzulagern (das Stück zu 1200 Liter), dann kann man ſich
einen Begriff von einem ſolchen Unternehmen machen. Als Ab=
ſchluß
der überaus lehrreichen Beſichtigung reichte die Firma Sitt=
mann
den fremden Gäſten eine Probe des edlen Oppenheimer
Gewächſes, und allgemeine Anerkennung fand der gute Tropfen,
ein 1933er Oppenheimer Reiſekahr.
Es folgte dann die Beſichtigung des ſteinernen Wahrzeichens
Oppenheims, der St. Katharinenkirche. Herr Weinguts=
beſitzer
Ernſt Jungkenn hatte es übernommen, die Beſucher zu
führen, und erklärte eindrucksvoll die einzigartigen Schönheiten
dieſes mächtigen Domes, der in ſeinem gotiſchen Stil das ſchönſte
Baudenkmal am Rhein zwiſchen Köln und Straßburg iſt. Auch
das unmittelbar hinter der St. Katharinenkirche gelegene Bein=
haus
mit den aufgeſchichteten Gebeinen von über 15 000 Men=
ſchen
wurde beſucht.
Zur Beſichtigung der Lehr= und Verſuchsanſtalt
für Obſt= und Weinbau erwartete Weinbautechniker Maul
die Gäſte. Hier konnte man erſt richtig an Hand der vielen prak=
tiſchen
Anlagen und Beiſpiele einen Einblick in die Arbeit des
Weinbauern gewinnen. Der ganze Werdegang des Weines wurde
hier geſchildert und nach einem Gang durch die Treibhäuſer und
Weinberge mit den verſchiedenſten Arten von Raten uſw., führte
Diplomlandwirt Droz von der Weinbauſchule die Beſucher in
den Weinkeller der Anſtalt. Hier lagern nur Naturweine denn
bei der Schule wird nie Zucker verwandt, auch in den ſchlechteſten
Jahren nicht, denn der Wein ſoll ſeine Urkraft behalten. Eine
darauf gereichte Probe überzeugte alle Teilnehmer von der Wahr=
heit
der Worte, denn hervorragend ſchmeckte der edle Traubenſaft.
Ueber die Anlagen der Landskrone trat dann die Geſellſchaft
nach Beſichtigung der alten Reichsfeſte Landskrone den
Marſch zur Gaſtſtätte auf der Landskrone an, wo ein guter Im=
biß
die Gäſte erwartete. Hier ergriff Bürgermeiſter Dr.
Scheller das Wort und begrüßte die Beſucher, namens der
Stadtverwaltung. Er wies nochmals auf den Zweck des Beſuches
hin und legte recht eindrucksvoll die Notlage des Weinbaues dar,
erwähnte nochmals die Schönheiten der Stadt und wünſchte, daß
auch in Zukunft die Zuſammenarbeit mit der Preſſe eine recht
gute und lebendige bleibe.
Dr. Albrecht, Direktor des Deutſchen Nachrichtenbüros
Frankfurt a. M., dankte im Auftrage der Preſſe, und ſeine wert=
vollen
Anregungen fanden allgemeine Anerkennung. Er lobte
den Oppenheimer Wein und pries die ſchöne alte freie Reichsſtadt
mit ihren vielſeitigen Schönheiten. Bei einigen Proben aus dem
Stadtkeller blieben dann die Gäſte mit den Vertretern der Oppen=
heimer
Bevölkerung noch einige Stunden zuſammen, und es iſt
ſicher, daß hier wertvolle Beziehungen zwiſchen Preſſe und Ver=
waltung
geſchloſſen worden ſind.
Pilzvergiftung einer dreiköpfigen Familie.
Vater und Tochter geſtorben.
LPD Offenbach. 20. Sevt. Die in Weiskirchen (Kreis
Offenbach) wohnende Familie Franz Grimm wurde geſtern früh
unter ſchweren Vergiftungserſcheinungen ins Kreiskrankenhaus
Seligenſtadt eingeliefert. Die Familie hatte beim Pilzſuchen den
giftigen Knollenblätterpilz mit dem genießbaren Champignon ver=
wechſelt
und daraus eine Mahlzeit bereitet. Das ſiebenjährige
Töchterchen Hildegard ſtarb bald nach der Einlieferung ins Kran=
kenhaus
. Nach qualvollen Schmerzen verſchied im Laufe des
geſtrigen Tages auch der 29jährige Vater. Die Mutter ſchwebt noch
in Lebensgefahr.
m. Finkenbach i. Odw., 19. Sept. Gemeinnützige Zu=
ſammenarbeit
. Der Gewitterſturm am Sonntag abend hatte
die Umkleidekabinen des hieſigen Schwimmbades umgelegt, doch
der entſtandene Schaden beſtand nicht lange: ſchon am Montag
abend war er behoben dank der Tätigkeit der Feuerwehr, die in
ſelbſtloſer Arbeit ihre Kräfte in den Dienſt der Allgemeinheit
ſtellte. Scheibenſchießen. Der hieſige KKS. hielt am
Sonntag ein Scheibenſchießen ab. durch das 18 Alt= und 4 Jung=
ſchützen
Sieger wurden. Der erſte Preis ging mit 35, der letzte mit
28 Ringen ab.
Be Rüſſelsheim, 18. Sept. Gemeinderatsſitzung.
Gemeindeeigne Bauplätze im Rammſee bzw. im Rübgrund wer=
den
verſchiedenen Geſuchſtellern überlaſſen. Die Gemeinde Rüſſels=
heim
übernimmt bei zwei Bauluſtigen die Bürgſchaft für Hypo=
theken
der Landeskommunalbank, Girozentrale Darmſtadt. Zwei
Geſuche um Stiftung von Ehrenpreiſen werden abgelehnt, da die
Gemeinde grundſätzlich Ehrenpreiſe nur bei größeren Vexanſtal=
tungen
von beſonderer Bedeutung bewilligt. Verſchiedene Steuer=
ſtundungs
= bzw. verſchiedene Steuererlaßgeſuiche werden nach dem
Vorſchlag der Finanzkommiſſion erledigt. Die Gemeinde vergibt
die Arbeiten und Lieferungen zur Straßenherſtellung in den Sied=
lungen
im Rübgrund und am Schützenhaus. Sämtliche Straßen er=
halten
Randſteinverlegung. Goſſenpflaſterung und Chauſſierung
der Fahrbahn. Die hierfür erforderlichen Koſten werden ins=
geſamt
auf 46 240 RM. veranſchlagt. Der Reſt der Straße An den
Fichten wird bis zur Frankfurter Str. mit einer Einſtreudecke ver=
ſehen
. Die Wilhelmſtraße wird von der Weiſenauer Str. bis zur
Mainzer Str. auf der weſtlichen Seite mit Randſteinen und
Goſſenpflaſterung verſehen, während der ſüdliche Teil der Wil=
helmſtraße
von der Weiſenauer Str. bis zur Fabrik eine Ein=
ſtreudecke
erhält. Weiter wurden von dem Gemeinderat ver=
ſchiedene
Entſchließungen zur Bekämpfung der Judenfrage an=
genommen
.
Hirſchhorn, 20. Sept. Waſſerſtand des Neckars
am Pegel in Hirſchhorn am 19. Sept. 1.51 Meter, am 20. Sept.
1,53 Meter.
Gernsheim, 20. Sept. Waſſerſtand des Rheins
am Pegel in Gernsheim am 19. Sept. 0.26 Meter, am 20. Sept.
0.30 Meter.
Am. Biebesheim, 20. Sept. Verſteigerung des Ge=
meindeobſtes
. Am Mittwoch fand die Verſteigerung des
gemeinheitlichen Obſtes im Wörth ſtatt. Der Behang war in
dieſem Jahre im Vergleich zu ſonſtigen Jahren außerordentlich
gering. Während z. B. im vorigen Jahre 500600 Zentner ver=
ſteigert
werden konnten, waren es dieſes Jahr nur ca. 80 Zent=
ner
. Infolge der allgemeinen Knappheit waren auch die Preiſe
recht hoch und bewegten ſich zwiſchen 9 und 15 RM. für den
Baum. Die Heugras=Verſteigerung der Gemeinde=
gräſereien
fand am Dienstag abend im Parteilokal ſtatt. Die
Gebote bewegten ſich, auf den Zentner Heu ausgeſchlagen, zwiſchen
1 und 2 RM.

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die große Schau in der Städtischen Festhalle bis Sonntag, den 13. Oktober 1935
Fünfzehn Gruppen: u. a. Nahrung, Kleidung, Wohnung, Haushalt,
Rohstoffwirtschaft, Wirtschaftsentwicklung e Geöffnet von 9 bis 19 Uhr

Eintritt
30 Pfg.
Kinder und Organisationen
Ermäßigung

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 260

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 21. September 1935

diircnihe Kachrichien.

Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte
Samstag, 21. September.
Schloßkirche. Abends 8,15 Uhr: Abendandacht. Pfarrer Wintermann.
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Wochenſchlußgottesdienſt.
14. Sonntag nach Trinitatis, 22. September.
(In allen Gottesdienſten Kollekte für die Lutherſtiftung in Gießen.)
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Kornmann. Vorm. 11,15
Uhr: Kindergottesdienſt der Reformationsgemeinde. Nachm. 5 Uhr: Abendgottesdienſt.
Pfarrer Widmann.
Im Chor der Stadtkirche findet an jedem Wochentag eine Liturgiſche Abendandacht
ſtatt. Beginn 6,45 Uhr.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 bis 5 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Nordſeite.
Stadtkapelle. Vorm. 8,30 Uhr: Morgenandacht. Pfarrer Wintermann. Vorm. 10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Pfarrer i. R. Weißgerber. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt der
Lukasgemeinde. Dekan Müller.
Dienstag, 24. Sept. abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer W. Köhler.
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wintermann. Vorm. 11,15
Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Wintermann.
Martinskirche. (Kollekte für die Jugendarbeit in der Landeskirche Naſſau=Heſſen.)
Vorm. 7 Uhr: Frühgottesdienſt. Pfarrer Köhler. Vorm. 8,30 Uhr: Chriſtenlehre (Schluß)
für Martinsgemeinde Oſt Iin der Martinskirche; Oſt II im Martinsſtift; für Weſt I und
II im Gemeindehaus. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Widmann. Vorm.
11 Uhr: Kindergottesdienſt der Martinsgemeinde Weſt. Pfarrer Widmann.
Johanneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Weinberger. Vorm.
11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Weinberger.
Die Johanneskirche iſt wochentags von 7 bis 7 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Liebigſtraße.
Paul=Gerhardt=Hans (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Pfarraſſiſtent North. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
North.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Weiß. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt für beide Bezirke. Pfarrer Weiß.
Die Beſſunger Kirche iſt wochentags von 7 bis 7 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Eingang Haupttüre.
Pauluskirche. Vorm. 8,30 Uhr: Chriſtenlehre (Oſtbezirk). Pfarrer Wolf. Vorm.
10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wolf. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer
Wolf.
Die Pauluskirche iſt wochentags von 8 bis 6 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Haupttüre.
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Dr. Grünewald. Vorm. 11,15 Uhr:
Kindergottesdienſt.
Mittwoch, 25. Sept., abends 8 Uhr: Betſtunde.
Lutheriſcher Gottesdienſt (Selbſt. Luth. Kirche. im Feierabend, Stiftsſtr. 51),
Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt mit Abendmahlsfeier. Beichte 1f210. Pfarrer Müller, Erbach.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer W. Köhler, Wenckſtr. 29, Fernruf 2449.
2. Veranſtaltungen.
Stadtgemeinde. Gemeindehaus (Kiesſtr. 17). Montag, 23. Sept.: Evangeliſcher

Jugendabend der Stadtgemeinde. Mittwoch, 25. Sept.: Kirchenchor der Stadtkapelle
und Schloßkirche. Freitag, 27. Sept.: Kirchenchor der Stadtkirche.
Martinsgemeinde. Gemeindehaus (Liebfrauenſtr. 6.) Montag, 23. Sept., abends
8 Uhr: Jungenabend Weſt. Mittwoch, 25. Sept., nachm. 2 Uhr: Handarbeits= und
Strickſchule. Freitag, 27. Sept., abends 8 Uhr: Mädchenabend Weſt. Samstag,
28. Sept., nachm. 2 Uhr: Handarbeits= und Strickſchule.
Martinsſtift (Müllerſtr. 28). Dienstag, 24. Sept., abends 8 Uhr: Kirchenchor.
Donnerstag, 26. Sept., abends 8 Uhr: Mädchenabend Oſt.
Saal der Kleinkinderſchule (Mauerſtr. 5). Donnerstag, 26. Sept., abends
8 Uhr: Poſaunenchor. Freitag, 27. Sept., abends 8 Uhr: Jungenabend Oſt.
Johannesgemeinde. Gemeindehaus (Kahlertſtr. 26). Montag, 23. Sept., abends
8,15 Uhr: Kirchenchor. Mittwoch, 25. Sept., nachm. 2 Uhr: Strickſchule. Abends
8 Uhr: Kurrende. Donnerstag, 26. Sept., abends 8 Uhr: Hauptverſammlung der
Sterbekaſſe. Abends 8,15 Uhr: Aterenkreis. Freitag,27. Sept., abends 8,15 Uhr:
Evang. Mädchenkreis. Samstag, 28. Sept., abends 8,15 Uhr: Kirchenchor.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Sonntag, 22. Sept.,
nachm. 5 Uhr: Ein frohes Spiel für Kinder. Abends 8 Uhr: Gemeindeabend. Montag,
23. Sept., abends 8,30 Uhr: Kirchenchor. Mittwoch, 25. Sept., nachm. 3 Uhr: Strick=
ſchule
.
Petrusgemeinde. Gemeindehans (Eichwieſenſtr. 8). Montag, 23. Sept., abends
8,15 Uhr: Mädchenkreis. Dienstag, 24. Sept., abends 8,15 Uhr: Kirchenchor. Mitt=
woch
, 25. Sept., nachm. 2 Uhr: Chorſchule. Nachm. 2 bis 4 Uhr: Strickſchule in der
Mädchenſchule. Abends 8 Uhr: Poſaunenchor. Freitag, 27. Sept., abends 8,15 Uhr:
Kirchenchor. Samstag, 28. Sept., nachm. 2 bis 4 Uhr: Strickſchule in der Mädchen=
ſchule
.
Paulusgemeinde. Gemeindeſaal unter der Kirche. Montag, 23. Sept., abends
8 Uhr: Mädchenkreis. Dienstag, 24. Sept., abends 8,15 Uhr: Kirchenchor. Freitag,
27. Sept., abends 8 Uhr: Kirchenchor.
Eliſabethenſtift (Erbacher Str. 25), Ev. Sonntagsverein: Sonntag, 22. Sept.,
nachm. 4 Uhr: Vereinsſtunden.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde. Vorm. 11 Uhr:
Kindergottesdienſt. Nachm. 3,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Bringmann. Montag, nachm.
4 Uhr: Miſſionsarbeitsſtunde. Abends 8 Uhr: Poſaunenchor. Abends 8,30 Uhr: Männer=
abend
. Herr Bringmann. Dienstag, nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde. Abends 8,30
Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Herr Leiſer. Mittwoch, abends 8,30 Uhr: Gemiſchter
Chor. Donnerstag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde, Herr Bringmann. (Offb. Joh.).
Freitag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde in der Beſſunger Mädchenſchule. Herr Bringmann.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Sonntag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für
junge Mädchen. 8,30 Uhr: Jugendbundſtunde für junge Mädchen und Jungmänner=
verſammlung
. Montag, abends 7,30 Uhr: F. K. für junge Mädchen. Dienstag,
abends 8,30 Uhr: Mädchenkreis. Mittwoch, nachm. 3 Uhr: Kinderſtunde für Mädchen.
Donnerstag, nachm. 5,15 Uhr: E. C.=Jungſchar für Knaben. Freitag, abends
8 Uhr: Gebetsſtunde für junge Männer und Jugendbundſtunde für junge Männer.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen: Freundinnenheim, Sandſtr. 24. Jeden
Donnerstag, abends 8,15 bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden zweiten und vierten Mitt=
woch
im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
3. Gemeindeämter.

Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heidelberger Str. 21, Fernſprr
Nr. 2883.

Diakoniſſenſtationen: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17: Martinsſtift, Müllerſtr. 288,
Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6; Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26; Paul=Gerhardt=Hauss
Damaſchkeplatz1; Gemeindehaus, Eichwieſenſtr. 8; neben der Pauluskirche, Ohlyſtrr
Privatpflegeſtation des Heſſiſchen Diakonievereins: Freiligrathſtr. 8, Fernſpreche-,

Nr. 245.

Auswärtige Gemeinden.

Provinzialpflegeanſtalt. Sonntag, 22. Sept., nachm. 1,30 Uhr: GottesdienFn

Evgl. Gemeinde Eberſtadt. Samstag, 21. Sept., Chriſtenlehre der Buben. Sonmu
tag: Vorm. 9,30 Uhr: Hauptgottesdienſt. Lieder: 265, 251. Predigt: Eph. 4, 1S5
Pfarrer Aſſ. Heinrich. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Mittwoch: Kirchenchor.
Samstag: Chriſtenlehre der Mädchen.
Lieder 265, 251.
Evgl. Kirche Traiſa. Sonntag, 22. Sept. 1935: 9,30 Uhr: Gottesdienſt. Pfarraſſiſten
Herr. Vorm. 10,30 Uhr: Kindergottesdienſt der Großen. 13 Uhr: Kindergottesdienſt des,
Kleinen. Donnerstag, 20,30 Uhr: Frauenabend.
Evgl. Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, 22. Sept., vorm. 9,30 Uhr: Gottesdienfz.
10,30 Uhr: Kindergottesdienſt. Montag: Poſaunenchor. Dienstag: Bibelſtundoe.
Mittwoch: Kirchenchor. Freitag: Poſaunenchor.
Evgl. Kirche Nieder=Ramſtadt. Sonntag, 22. Sept., vorm. 9,30 Uhr: Hauptgottes
dienſt. Vorm. 10,30 Uhr: Chriſtenlehre. Nachm. 2 Uhr: Gottesdienſt in Waſchenbach.
Dienstag: Jungmädchenverein. Mittwoch: Kirchenchor. Donnerstag: Frauenvereirn
Evgl. Gemeinde Roßdorf. Sonntag, den 22. Sept., vorm. 8½ Uhr: Chriſtenlehree,
9½ Uhr: Hauptgottesdienſt. 10¾ Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm. 3 Uhr: Verſammr,
lung des Eo. Minnerwerks. Dienstag abend ½9 Uhr: Probe des Kirchenchors.
Freitag: Jungmädchenabend.

Evgl. Gemeinde Reichelsheim i. Odw. Sonntag, 22. Sept., vorm. 8.15 Uhr: Andach=
Anſtalt Göttmann. 9.45 Uhr: Chriſtenlehre weibl. Jugend I. 9.30 Uhr: Hauptgottess
dienſt. Pfr. Munk. 10.30 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfrv. Hofmann. Montag, de-

23. Sept 8,30 Uhr: Frauenabend (Gem.=Haus). Mittwoch, 25. Sept., 8.30 Uhrr.
Wochen=Andacht (Gem.=Haus). Pfrv. Hofmann. Freitag, 27. Sept., 8 Uhr: Vom
bereitung des Kinder=Gottesdienſtes. 8.30 Uhr (Gem.=Haus): Kirchenchor.

Sonſtige Gemeinſchaften.
Vereinigung evangeliſcher Freikirchen Deutſchlands.

Chriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtr. 40. Sonntag, 22. Sept., vorn
9,30 Uhr: Andacht. Prediger Kruſt. Abends 8 Uhr: Evangeliumsverkündigung. Dienss
tag, 24. Sept., abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde. Prediger Kruſt.
Evgl. Gemeinſchaft, Schulſtr. 9. Sonntag, 22. Sept., vorm. 10 Uhr: Predigtgottess
dienſt. Prediger Veihelmann. Vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Eröf-
nungsgottesdienſt
für die Katechumen. Montag, abends 8,30 Uhr: Singſtunde. Mitst
woch, abends 8,15 Uhr: Bibelbeſprechſtunde.

Ev. Wohlfahrtsdienſt, Hügelſtr. 6, Fernſpr. 2205. Jugendfürſorge, Allgemeine
Fürſorge, Gefangenen= und Wandererfürſorge. Sprechſtunden täglich von 10 bis 12 Uhr.
Rechtsauskunftsſtelle für alle Rechtsfragen, einſchließlich Eheberatung und Miet=
recht
. Sprechſtunden täglich von 11 bis 12 Uhr, ausgenommen Mittwoch und Samstag.
Trinkerfürſorgeſtelle. Sprechſtunden von Montag bis Freitag, nachm. 56 Uhr.
Evgl. Gemeindeamt, Kiesſtr. 17 (jetzt nur im Vorderhauſe, eine Treppe): Ein=
nahmeſtelle
für das Kirchnotgeld täglich 8 bis 12 Uhr. Kirchenſteuerangelegenheiten
werden nur im Landeskirchenamt, Mackenſenſtraße 40 (Ecke Neckarſtr.) , Zimmer 7,
bearbeitet.

Methodiſten=Gemeinde (evgl. Freikirche), Wendelſtadtſtr. 38. Sonntag, 22. Sept
vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Predigtgottesdienſt. Prediger Koh=
hammer
. Mittwoch, abends 8 Uhr: Bibelſtunde, Freitag abends 8 Uhr: Frauer
miſſionsverein.
Chriſtlich=wiſſenſchaftliche Bereinigung (Christian Science Society) in Darmſtadu,
Aula des Adolf=Hitler=Bauſchule, Neckarſtr. 3. Gottesdienſte jeden Sonntag, vorn-
10 Uhr und jeden Mittwoch, abends 8,15 Uhr. Thema am 22. Sept. 1935: Materig
Goldener Text: Joel 2:1.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Wauerſtr. 17. Sonntag vorn,
9.30 Uhr: Bibelandacht. 10.30 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8.15 Uhr: Predig,
Prediger Schneider. Mittwoch abend 8.30 Uhr: Bibel= und Gebetſtnnde.

Statt Karten.

Wir beehren uns, unsere Vermähling bekanntzugeben

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21. September 1935

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Nach einem arbeitsreichen Leben verſchied heute morgen
3½ Uhr im 80. Lebensjahr nach jahrelangem, mit großer
Geduld getragenem Leiden unſere liebe, gute Mutter, Groß=
mutter
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geb. Schmahl

Die trauernden Kinder:
Otto Buſchbaum, Reichsbahnoberrat und Familie
Karl= Buſchbaum, Kaufmann und Familie
Eiſe Schmüſer, geb. Buſchbaum und Familie
Helene Hanff, geb. Buſchbaum Wwe. und Kinder
Marie Maurer, geb. Buſchbaum Wwe.
Lucie Buſchbaum, Lehrerin.

Darmſtadt, Wiesbaden, Hamburg, Berlin, Ober=Ramſtadi,
den 20. September 1935.

Die Einäſcherung findet Montag, den 23. September, 15 Uhr,
in der Kapelle des Waldfriedhofes ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.

Todes=Anzeige.

Am 18. Sept. verſchied plötzlich und unerwartet, infolge
eines Unglücksfalles, mein innigſtgeliebter Mann, unſer
guter Sohn, Schwiegerſohn, Bruder, Schwager und Onkel

Karl Krämer

im blühenden Alter von 27 Jahren.
In tiefer Trauer:
Gretel Krämer, geb. Hörr
Familie Johann Krämer
Fam. Ernſt Hörr nebſt Angehörigen.
Wixhauſen, den 19. September 1935.

Die Beerdigung findet am Samstag, den 21. September,
nachm. 4 Uhr, von Wixhauſen, Ludwigſtr. 33, aus ſtatt,

Geſtorbene.

Darmſtadt: Keßler, Phil. Aug., Oberſtudien
rat, Prof., verh., 62 Jahre.
Nürnberger. Anna Eliſabeth, 7 Jahre.
Weicker Johann Lorenz, Oberzugſchaffner
i. R., verh., 67 Jahre.
Tecklenburg, Karoline Pauline. Dore
Emilie, geb. Dornſeiff, Witwe des Geh. Berg=
rats
, 83 Jahre.
Fornoff. Ilſe Katharine, 4 Jahre.
Buſchbaum, Viktoria Luiſe, geb. Schmahl,
Witwe des Maſchinenfabrik., 79 Jahre.
Schäfer, Katharina, geb. Sieß, Ehefrau
des Schuhmachers, 47 Jahre.
Auerbach: Kölch, Aug., Kaufmann, verh., 33 J.
Frankfurt: Baas, Emilie, geb. Ludwig, o. B.,
geſchieden 56 Jahre.
Arheilgen: Binz. Heinz, 9 Monate.
Eberſtadt: Buttler, Alfons, 3 Jahre.
Reinheim: Dehn. Eva Marie, geb. Kolb, Ehe=
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Schätzung 270 RM.
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Nr. 19, daſelbſt, 854 qm. Schätzung
2880. RM.
4. Flur 14, Nr. 62. Acker daſelbſt, 1518 gn
Schätzung: 1500. RM.
5. Flur 14, Nr. 607o, Weg (Privatweg) Im
tiefen See 527 qm. Schätzung: 400. RM.
Eigentümer: Triſtan Heinz=Raven, zuletzt wohnhaft
in Darmſtadt, jetzt im Ausland unbekannten
Aufenthalts.
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Zwangsvollſtreckung.
Darmſtadt, den 25. Juli 1935,
Amtsgericht.
8428)

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9½ Uhr im Gemeindehaus zu Braunshardt.
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Schätzung: 850 RM.
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Margarethe, geb. Wagner, als Geſamtgut der
Errungenſchaftsgemeinſchaft.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvollſtreckung.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1935.
(8430
Amtsgericht.

Zwangsverſteigerung.

Termin: Mittwoch, den 16. Oktober 1935, vormittags
9½ Uhr, im Neuen Gerichtsgebäude Darmſtadt,
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Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt Bez. V. Blatt1046;
1. Flur 7 Nr. 662, Grabgarten Mathildenſtr.,
99 qm. Schätzung: 1000 RM.
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2. Käthe Herrmann geb. Schäfer, Witwe des
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Darmſtadt, den 6. Auguſt 1935,
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[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 260 Seite 9

Indre Spada, derletzte Bandit

Liebe, Leben und Tod des letzten Banditen von Korſika

Von Hans O. Müller.

Auch die Dorffeuerwehr raſt klingelnd aus dem Dorfe her=
aus
, um den Nachbarn Hilfe zu bringen.
Frauen, Kinder und Greiſe, von Neugier getrieben, eilen durch
ie Nacht, dem Nachbardorf zu.
Immer röter färbt ſich der Himmel.
Das ganze Nachbardorf muß in Flammen ſtehen. Die Armen!
Wird man ihnen noch Hilfe bringen können?
Aber, was iſt das
Was brennt da?
Das kann ja gar nicht das Nachbardorf ſein. Der Brand
ſcheint viel näher zu ſein.
Vielleicht ſchon auf der Hälfte des Weges nach Cuonzo.
Lodernd ſchlagen Flammen gen Himmel. Ja, es iſt ein mäch=
irges
Feuer, was da brennt.
Aber es iſt nicht Cuonzo.
Es iſt ein kleiner, trockener Lärchenwald, der da brennt.
Ein Lärchenwald, der in der Mitte des Weges zwiſchen un=
ſerm
Dorf und Cuonzo liegt.
Das muß Brandſtiftung ſein!
Aber, warum hat man es getan? Wem kann eine ſolche
Brandſtiftung nützen?
Wagen, Feuerwehr und Menſchen ſtehen verblüfft vor dieſem
rennenden Wald.
Man müßte den Waldbrand löſchen. Aber hier iſt nirgendwo
Waſſer in der Nähe. Er wird alſo abbrennen.
Aber da hört man plötzlich auf der anderen Seite des Wal=
des
Lärm, Schreien, Rufen und ſieht viele Geſtalten.
Der Wald wird umgangen! Man muß feſtſtellen, wer die
inderen ſind!
Halloh, wer ſeid ihr?
Und wer ſeid ihr?
Ach, das ſind ja die Bewohner von Cuonzo!
Wir dachten Cuonzo brennt!
Und wir dachten euer Dorf brennt!
Wir wollten euch zu Hilfe eilen!
Und wir euch!
Ein wenig Verblüffung . . . dann Gelächter.
Die Bewohner beider Dörfer haben den Brand geſehen, und
jedes Dorf hat ſich aufgemacht, um dem anderen Dorf zu helfen.
Wer mag nur den Lärchenwald angezündet haben?
Vielleicht der Teufel ſelbſt! Vielleicht wollte er ſeine Groß=
frutter
hier verbrennen. . . . Hohoho! ...
Wieder Gelächter.
Egal, wer den Wald angezündet hat! Er iſt nicht zu retten
und weiter kann er auch keinen Schaden tun, denn an den Wald
ſchließen ſich feuchte Wieſen.
Die brennen nicht.
Laßt den Wald abbrennen. Er wird dann eine gute Wieſe
zeben.

Die Schreckensnachricht.

Jetzt aber nach Hauſe.
Es wird bald der Morgen da ſein und das Vieh in den Stäl=
len
wird nach Futter ſchreien.
Lärmend und ausgelaſſen trennt man ſich.
Die Feuerwehr voran, die andern Gefährte hinterher, zu=
letzt
die Fußgänger. So macht man ſich auf den Rückweg.
Blinder Lärm!
Aber zum Teufel, was iſt das?
Kaum hat man das Dorf erreicht, als jammernd die alten
Leute, die das Dorf nicht verlaſſen hatten, ihnen entgegen=
türmen
.
Halt! Halt!"
Iſt etwas paſſiert?"
Raub! Diebſtahl! Ueberfall!
Die alten Leute können vor Jammern zuerſt nicht ſprechen.
Da kommt es unter Stöhnen und Seufzern heraus:
Kaum wart ihr fort .. . !"
... da kamen die Banditen!
Die Banditen André Spadas..."
... und ſie räuberten das ganze Dorf aus!
Wir ſind arm . . . vernichtet . . . verloren . . . !"
Wutgeſchrei und Beſtürzung überall.
Man hat uns abſichtlich aus dem Dorf gelockt und während
unſerer Abweſenheit das Dorf ausgeplündert!
Ach, wir armen Betrogenen... !"
Hätten wir nur dem André Spada neulich die Kontribution
bezahlt, die er verlangte, aber wir haben ſeine Boten mit Peit=
ſchenhieben
aus dem Dorf getrieben...!"
Cuonzo hat es nicht anders gemacht. Das Dorf Cuonzo hat
auch nicht bezahlt. Dort hat man Spadas Abgeſandte ebenfalls
mit Stockſchlägen aus dem Dorfe getrieben... !"
Ob man Cuonzo auch ausgeplündert hat?"
Einige machen ſich ſofort mit ihren Gäulen auf um zu er=
fahren
, was im Dorf Cuonzo paſſiert iſt.
Als ſie ankommen, dasſelbe Bild wie im eigenen Dorf.
Wehgeſchrei! Jammer! Verzweiflung!
Die Banditen André Spadas haben auch dieſes Dorf aus=
geplündert
, während ſie alle bei dem brennenden Lärchenwald
ſtanden.
Um die gleiche Zeit ſagt André Spada ſtolz zu ſeiner Ma=
rkana
: Mädel, wünſch dir was, wir haben ein gutes Geſchäft ge=
macht
dieſe Nacht.

Ein höflicher Korſe.

Dies ſpielt ſich auf der Hotelterraſſe des Lempereur=Hotels
in Baſtia ab:
Mr. John Moore, ein reicher Amerikaner, ſitzt mit ſeiner
Frau auf der Terraſſe.
Das Geſicht des Amerikaners iſt ärgerlich und gerötet.
Er blickt wütend auf ſeine Frau, die neben ihm ſitzt und
ſchließlich wettert er los:
Dies alles iſt Blödſinn. Ich verfluche den Augenblick, da wir
den Entſchluß faßten, auf unſerer Ferienreiſe Korſika zu beſuchen!
Mrs. Evelyne Moore ſieht kühl und ein wenig ſpöttiſch auf
ihren Gatten.
Ich finde alles entzückend hier, und ich habe mir in den Kopf
geſetzt, dieſen André Spada zu ſehen und ihm ein Schnippchen zu
ſchlagen. Denk dir, was das für eine Senſation gibt. Unſere
Zeitungen, drüben werden die Sache groß bringen, mit Ueber=
ſchriften
wie: Mrs. Moore übertölpelt korſiſchen Banditen! oder
Mrs. Moore, die ebenſo kühn wie ſchön iſt, ſchlägt den Banditen
Spada!
Hör auf! ruft Mr. Moore aus und hält ſich die Ohren zu.
Und wenn du dich auf den Kopf ſtellſt, ich will dieſen André
Spada ſehen... ruft ſie erbittert aus.
Er wird dir eine Kugel in den ſchönen Kopf jagen!"
Mrs. More lacht. Ich habe überall gehört, daß er ſehr höflich
zu Damen ſein ſoll... beſonders zu ſchönen Frauen..!"
Das iſt wahr! ſagt eine Stimme vom Nebentiſch.
Das Ehepaar Moore blickt zu dem älteren Herrn hinüber,
der am Nebentiſch ſitzt.
Wiſſen Sie etwas näheres über dieſen Banditen? fragt
Mrs. Moore neugierig.
Der höfliche Korſe erhebt ſich, macht eine Verbeugung und
ſtellt ſich vor.

Luigi Belazza iſt mein Name!
Nach der Vorſtellung bittet Mrs. Moore den intereſſanten
Korſen, an ihrem Tiſch doch Platz zu nehmen.
Luigi Belazza macht einen vorzüglichen Eindruck. Sein ſchon
ſtark angegrauter Knebelbart ſitzt in einem jugendlichen, lachen=
den
Geſicht. Mr. Moore hofft in Belazza einen Bundesgenoſſen / Aber trotz dieſer bitteren Wahrheit, die Cecilia André Spada ge=
gegen
die Torheit ſeiner Frau zu finden.
Denken Sie ſich, meine Frau will durchaus einen Ausflug Mädchen,
hier in die Berge machen. Trotzdem ſie überall gewarnt wird,
weil Ihr korſiſcher Bandit Spada hier die Gegend unſicher macht, ebenfalls Sympathie für den jungen Mann mit dem ſanften Ge=
Sie will ihn durchaus ſehen, und ſie iſt ſogar ſo toll, daß ſie ein ſicht und den ſchwermütigen, etwas traurigen Augen zu haben.
Autogramm von ihm haben will.. .
Belazza ſieht intereſſiert auf Mrs. Moore.
Ich würde Ihnen aber raten, keine bewaffneten Leute mit= Gegend bereiſe, um Weine aufzukaufen.
zunehmen. Das liebt Spada nicht, das macht ihn nervös und er
wird ungemütlich. . . . ! ſagte Belazza.
Ich will nur meinen Chauffeur mitnehmen, der meinen nächſten Tag bei der Kapelle.
Wagen fährt . . . .!"
Spada wird dich ausrauben! ruft Mr. Moore aus.
Mrs. Moore lacht. Ich will dieſen Spada ja gerade ein lich heiße Küſſe.
wenig hereinlegen. Hören Sie Mr. Belazza, ich laſſe meinen
echten Schmuck natürlich hier bei meinem Mann, aber ich beſitze ler verliebt.
ganz ausgezeichnete Imitationen. Dieſe Imitationen will ich an=
legen
. Natürlich wird er ſie mir abnehmen und ich ... werde mich
totlachen. Eine Frau übertölpelt Spada ... alle Zeitungen werden
das bringen ....!"
Sie können ruhig ihren echten Schmuck mitnehmen. André
Spada wird wie eine ſchöne Frau berauben. Er iſt dafür be= er iſt. Es gelingt ihm aber, ſie zu überreden, ſich von ihm ent=
kannt
....!"
Unmöglich! ruft Mr. Moore aus.
Das glaube ich auch nicht.. .! ſagt Mrs. Moore.
Ganz beſtimmt! Er beraubt ſie nicht....!"
Ich wette mit Ihnen Mr. Moore!
Mr. Moore lächelt: Wenn Sie durchaus Ihr Geld loswer= lich getraut würden.
den wollen. Um welche Summe?
Tauſend Dollar!
Abgemacht!
Spada gibk ein Aukogramm.
Am nächſten Tag früh am Morgen fährt Mrs. Moore mit
gramm zu bitten und ihm mit ihrem falſchen Schmuck hereinzu=
legen
.
Mr. Moore und der freundliche Luigi Belazza verbringen
den Tag auf der Hotelterraſſe und pokern.
Mr. Moore iſt im Gewinnen und ſehr zufrieden mit ſeinem
Partner. Gegen Abend kommt wirklich Mrs. Moore von ihrem
Ausflug zurück. Mr. Moore ſieht ſprachlos auf den falſchen
Schmuck, der immer noch ſeine Frau ziert.
Du haſt dieſen André Spada nicht getroffen?"
Natürlich! Uebrigens ganz anders, wie ich ihn mir vorge=
ſtellt
hatte. Ein häßlicher, bärtiger Kerl. Er hatte die Landſtraße
mit einem Seil abgeſperrt und wir mußten anhalten. Er gab mir
brummig das gewünſchte Autogramm. Meinen Schmuck hat er mir
nicht abgenommen. Er hat nur 50 Francs Wegzoll erhoben. Dann
ließ er uns weiterfahren. Er war für mich eine große Enttäu=
ſchung
! ſagt Mrs. Moore mißgeſtimmt.
Luigi Belazza lächelt.
Konnte der Bandit denn ſeinen Namen ſchreiben?
Nein, drei Kreuze hat er auf die Karte geſetzt. Was ſoll ich
mit den drei Kreuzen. Niemand wird mir glauben ... Ich finde
es empörend. Es gibt auch hier keine Romantik und alles, was
Ihr von Eurem großen Banditen hier erzählt, iſt Unſinn! ſagt
ſie ein wenig ärgerlich zu Belazza.
Jedenfalls haben Sie tauſend Dollar gewonnen! ſagt Mr.
Moore ein wenig verſchnupft zu Belazza.
Viel mehr . . .! ſagt Luigi Belazza und ſteckt das Geld ein.
Würden Sie mich bis an mein Auto begleiten? fragt er dann
höflich.
Das Ehepaar Moore folgt Belazza bis auf die Straße, wo
ein ſchwerer Wagen ſteht.
Schon ſitzt Belazza am Volant.
Darf ich noch einmal, um die Karte bitten, auf die der Ban=
dit
die drei Kreuze gemalt hat?"
Mrs. Moore reicht Belazza die Karte.
Sie verſteht dies alles nicht.
Ich will doch nicht Ihr Autogramm! ſagt ſie ſchließlich,
denn Belazza ſchreibt einen Namen auf die Karte.
Sie haben ja André Spada auf die Karte geſchrieben!
ruft ſie erſtaunt aus und betrachtet kopfſchüttelnd die Unterſchrift.
Das bin ich auch .. .! ſagt in dieſem Augenblick der Mann
am Steuer und reißt ſich mit einem kleinen Ruck den falſchen Zwik= er als freudige Erregung, daß er wieder da ſei,
kelbart herunter.
Sie ... ſind .. . Spada .. .?"
Ja, und vielen Dank für den echten Schmuck.. . ich holte ihn
mir aus Ihrem Zimmer Mr. Moore, während Ihre Frau mit
dem falſchen Schmuck einen meiner Leute düpieren wollte ... der bemächtigt und ſie aus dem Zimmer trägt.
häßliche, ſchwarze Kerl iſt nur einer meiner Banditen geweſen..!"
Ehe das Ehepaar Moore ſich von ihrem Schrecken erholt hat, Spada zu Cecilia.
iſt André Spada ſchon mit ſeinem Auto verſchwunden.
Mrs. Moore hat nie wieder den Wunſch gehabt, einen Ban=
diten
kennen zu lernen.

Bandikenkönig.

Der Zulauf zu André Spadas Räuberbande wird von Tag
zu Tag größer. Eine Zeitlang iſt er wirklich der ungekrönte
Herrſcher dieſer wilden Inſel.
Er beherrſcht bald den größten Teil dieſer Inſel und ſo ſelt=
ſam
es klingt, er verwaltet ihn ſogar wie ein rechtmäßiger Herr=
ſcher
. Eroberte Poſtbureaus werden von ihm nach ganz kaufmän=
niſchen
Geſichtspunkten weiter betrieben und er zieht von Dörfern
Steuern, von Wegen und Brücken Zoll, von Städten Kontribu=
tionen
ein.
Er wird von reichen Ausländerinnen umſchwärmt wie ein
berühmter Tenor und er läßt ſich all dieſe Ehrungen gerne ge=
fallen
.
Ja, ſeine Macht geht ſogar ſoweit, daß er Plakate anſchlagen
läßt, die den Gendarmen bei Todesſtrafe verbieten, bewaffnet
auf den Straßen zu erſcheinen.
Trotzdem ... er iſt um dieſe Zeit noch nicht der kaltblütige
Mörder, der er noch werden wird.
Aber dieſer Tag ſoll bald kommen, wo er aufs Neue ver=
wandelt
wird. Diesmal in einen kalten und ſkrupelloſen Mörder,
für den auch der letzte Reſt von Sympathie ſchwinden muß.
Und auch diesmal iſt es wieder eine Frau, die ihn in die
letzte Tiefe der Hölle ſtoßen ſoll.
Bandikenliebe.
André Spada wandelt bisweilen, wie ein Räuber Harun al
Raſchid in ſeinem Reiche umher.
Bei dieſen Wanderungen betritt er eines Tages eine kleine
Kapelle im Walde.
Betroffen bleibt er in der Tür der Kapelle ſtehen, denn vor
dem kleinen Altar kniet ein junges Mädchen ganz in ein inniges
Gebet verſunken. Dies junge Mädchen iſt von einer ſo rührenden,
jungfräulichen Schönheit und Anmut, daß ſelbſt dieſer von Frauen

verwöhnte Räuberhauptmann von dieſem Anblick verwirrt und
erſchüttert iſt.
Er wartet, bis ſie ihr Gebet beendet hat und dann redet er
ſie an: Für wen haſt du denn ſo innig gebetet? fragt er.
Cecilia Farina ſieht André Spada, den ſie natürlich nicht
kennt, aus ihren ſanften Taubenaugen an und flüſtert:
Für André Spada!"
Wenn einer verblüfft iſt, ſo iſt es André Spada.
Kennſt du denn Spada?"
Nein, ich kenne ihn nicht!
Warum haſt du denn für ihn gebetet?
Ich habe gebetet, daß er ſeine Sünden noch vor ſeinem Tode
bereuen möge, damit er des ewigen Heiles teilhaftig werde ...!"
Liebſt du denn dieſen Spada?
Erſchrocken weicht Cecilia zurück.
Wie könnte ich einen Mörder und Räuber lieben!
Das iſt ein böſer Schlag für André Spada und er errötet ſeit
langer Zeit zum erſten Male wieder und ſpürt etwas wie Scham.
ſagt hat, verliebt er ſich rettungslos in dies unſchuldige, reine
Cecilia, die nicht ahnt, wenn ſie vor ſich hat, ſcheint aber
Wieder einmal gibt ſich André Spada als Weinhändler aus,
der ein Geſchäft in Ajaccio beſitzt und der im Augenblick dieſe
Diesmal nennt er ſich Paolo Luca.
Er vereinbart mit Cecilia ein erneutes Stelldichein für den
Aus einem Stelldichein werden viele.
Aus gleichgültigen Worten werden Liebesſchwüre und ſchließ=
Auch Cecilia iſt jetzt rettungslos in dieſen jungen Weinhänd=
Liebe macht blind.
Cecilia ſcheint wirklich blind zu ſein.
Aber ſie iſt ja ein junges, unſchuldiges Mädel und bald dem
raffinierten André Spada unbedingt verfallen.
Trotzdem wagt André Spada nicht, ihr einzugeſtehen, wer
führen zu laſſen.
Spada erzählt, daß er in den Bergen ein kleines Landhaus
beſäße, wohin ſie beide ziehen wollten.
Cecilia iſt fromm.
Sie will nicht mit Spada zuſammenleben, wenn ſie nicht kirch=
André Spada verſpricht ihr das lächelnd.
Cecilia iſt glücklich.
Sie folgt ihm nach dem kleinen Landhaus hoch oben in den
Bergen und ganz glücklich iſt ſie, als ein bärtiger Prieſter dort
oben ſie mit dem Weinhändler Paolo Luca vermählt.
Die unſchuldige Cecilia ahnt nicht, daß dieſer Prieſter nie
ihrem Chauffeur ins Gebirge, um Andre Spada um ein Auto= andere Weihen, als die Räuberweihen durch Andre Spada emp=
fangen
hat. André Spada lächelt.
Die unſchuldige Cecilia ahnt nicht das geringſte von dieſem
Betrug. Sie verlebt glückliche und romantiſche Wochen an Seite
ihres Gatten in dem kleinen idylliſchen Häuschen.
Auch André Spada iſt glücklich.
Bisweilen ſchützt er Geſchäftsreiſen vor, denn ſeine Räuber=
organiſation
verlangt häufig die Anweſenheit des Chefs.
Ein von Gendarmen verfolgter Bandit flüchtet ſich eines
Tages zu dem verſteckten Häuschen dort oben in den Bergen.
Das Glück zerbrichk.
Um dieſe Zeit iſt André Spada gerade auf einer ſeiner Ge=
ſchäftsreiſen
und Cecilia allein zu Hauſe.
Der Bandit iſt leicht verwundet und da er von André Spadas
Betrug an Cecilia nichts weiß, fragt er: Wo iſt André? Ich
werde verfolgt?
Cecilia ſchüttelt den Kopf.
Sie müſſen ſich irren! André? Wer iſt André?
André Spada, Ihr Freund!
Ich habe keinen Freund! Ich bin verheiratet! Mein Mann
iſt der Weinhändler Paolo Luca und er hat ſein Geſchäft in
Ajacoio! ſagt Cecilia.
Der verwundete und abgejagte Bandit iſt nicht ſehr gut ge=
launt
. Er ſagt wütend.
Was ſoll dieſer Blödſinn?! Ich gehöre doch zu André’s
Bande! Mir brauchen Sie doch keine Märchen zu erzählen. Sie
wiſſen doch ganz gut, daß Paolo Luca in Wirklichkeit André
Spada iſt ....!"
Die junge Cecilia bricht unter dieſen Worten ohnmächtig zu=
ſammen
.
Der Bandit ſieht, daß er Unheil angerichtet hat und verläßt
fluchtartig das Haus. Der Chef wird ihn niederſchießen, wenn er
erfährt, daß er ihn wenn auch unbewußt, verraten hat.
Als Cecilia wieder zu ſich kommt, faßt ſie einen Entſchluß.
Sie fühlt ſich verraten, entehrt und geſchändet. Sie iſt eine echte
Korſin und erſter Gedanke iſt der Gedanke an Rache.
Sie zögert nicht, Vorbereitungen zur Erfüllung ihrer Rache
zu treffen. André Spada kommt nichtsahnend vom ſeiner Ge=
ſchäftsreiſe
zurück. Cecilia tritt ihm freundlich und liebevoll ent=
gegen
wie immer. Das ſeltſame Funkeln in ihren Augen deutet
Haß und Tränen.
Er bemerkt auch nicht, daß Cecilia ſich heimlich ſeiner Waffen
Ich bin ſo glücklich, wieder bei dir zu ſein! ſagte Andra
Ich auch, André! ſagt ſie, aber entzieht ſich ſeiner Um=
armung
.
Awlüdin
André? ruft Spada aus und wird bleich.
Ja, André Spada! ſagt ſie und weicht langſam zur Tür
zurüdk.
Du weißt .. . . !? fragt er und ſeine Stimme zittert.
Ja!
Wenn ich auch Spada bin, ſo liebe ich dich doch ... .!"
.. und ich haſſe dich! ſagt Cecilia kalt und voll Abſcheu.
In dieſem Augenblick ſtößt Cecilia die Tür auf und ruft etwas
hinaus.
In wenigen Sekunden iſt André Spada von einem halben
Dutzend Gendarmen umringt, die Cecilia heimlich herbeigeholt
und im Hauſe verſteckt hatte.
Mein Gott! ruft Spada entſetzt aus und ſeine Hand greift
in die Taſche zur Piſtole.
Die Piſtole iſt fort.
Du haſt mich verraten, Cecilia? fragt Spada, als er mit ge=
feſſelten
Händen an ihr vorübergeführt wird.
Ja und ich wünſche, daß man dich auf die Guillotine bringt,
denn du haſt mich betrogen, belogen und entehrt, das verzeihe ich
dir nie. Ich haſſe dich ... ich haſſe dich ... ich haſſe dich .. ." Die
letzten Worte ſchreit ſie laut und ekſtatiſch heraus.
In André Spadas Augen ſtehen Tränen und ſeine Schultern
zucken vor unterdrücktem Weinen, als man ihn fortführt.
Iſt dies das Ende André Spadas?
Nein, noch iſt André Spadas Anhang und Macht auf Korſika
zu groß.
Die Gendarmen werden von Spadas Leuten überfallen und
ihr tüchtiger Hauptmann befreit.
Ja, André Spada iſt wieder frei.
Aber die letzte Wandlung André Spadas, die jetzt einſetzt,
iſt furchtbar und grauenhaft.
Er iſt nicht mehr der romantiſche Räuberhauptmann, dem
man immerhin eine gewiſſe Sympathie entgegenbringen kann.
Jetzt iſt André Spada gemeiner Mörder. Nichts weiter.
(Schluß folgt nächſten Samstag.)

[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 19357

Seite 10 Nr. 260

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Reich und Ausland.

Werkvolles Geſchenk des Führers
für Japans Kaiſer.

Wochenrückschau.

Das ſind
Deutſchlands
neue U-Booke

Am 20. September be=
gann
eine große Flot=
tenſchau
der deutſchen
Kriegsmarine, bei der
zum erſten Male die
neuen 250=Tonnen=U=
Boote in Erſcheinung
treten werden. Unſer
Bild zeigt zwei U=
Boote im Kieler U=
Boots=Hafen am Ka=
nalturm
.
(Scherl=Bilderd.=M.)

Der japaniſche Botſchafter in Berlin, Graf Muſha=
koji
, überreichte ſoeben dem Kaiſer von Japan
das berühmte Kaiſer=Saga=Bild als ein Geſchenk
des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler,
Das berühmte Bild wird in den kaiſerlichen
Staatsſchatz von Japan eingereiht und im Tempel
von Kyoto untergebracht, wo es ſchon in früheren
Jahrhunderten aufbewahrt worden war. Unſere
Aufnahme zeigt das hiſtoriſche Kaiſer=Saga=Bild.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)

Verkehrsbilanz
des Parkeitages der Freiheil.

Der Reichsparteitag hat auch in dieſem Jahre
wiederum beſondere Anforderungen an die Lei=
ſtungsfähigkeit
der großen öffentlichen Verkehrs=
unternehmungen
geſtellt. Rund 850 000 Menſchen
hat die Deutſche Reichsbahn im Regelverkehr und
in 532 Vollſonderzügen nach Nürnberg und wie=
der
zurückgebracht. Die ſtärkſte Inanſpruchnahme
brachte der Abtransport, und zwar am 17. Sep=
tember
, an dem innerhalb eines Zeitraumes von
24 Stunden 179 Vollſonderzüge abgefertigt wer=
den
mußten. Für den Transport der zahlreichen
Ehrengäſte und kriegsbeſchädigten Kongreßteil
nehmer innerhalb Nürnbergs hatte die Reichspoſt
50 Kraftomnibuſſe bereitgeſtellt. Innerhalb des
Poſt= und Fernmeldeverkehrs mußten zur Bewäl=
tigung
der außergewöhnlichen Poſt= und Fern=
meldeanſprüche
beſondere Vorkehrungen getroffen
werden. In Nürnberg wurden vom 10. bis 16.
September 4 161000 Briefſendungen, d. h. 1½
Millionen mehr als in gewöhnlichen Zeiten, auf=
geliefert
, 1 534 000 Briefſendungen gingen in die=
ſen
Tagen ein. Rund 19000 Telegramme, dar=
unter
12000 des für den Reichsparteitag der Frei=
heit
herausgegebenen Schmuckblatt=Telegramms,
wurden aufgegeben. Im Fernſprechverkehr wur=
den
rund 48 500 abgehende und ankommende Ge=
ſpräche
vermittelt. Für die verſtärkte Bean=
ſpruchung
der Fernmeldeeinrichtungen mußten
vier ue Telegraphenleitungen nach Berlin, ſo=
wie
je eine Leitung nach Emden, Bremen, Düſſel=
dorf
, Frankfurt und Mannheim neu in Betrieb
genommen werden. Das Fernleitungsnetz erhielt
je fünf neue Leitungen nach Berlin und München
und je eine weitere Verbindung mit Dresden,
Düſſeldorf, Frankfurt a. M. und Köln. Ins=
geſamt
wurden 4200 Kilometer Frenſprechleitun=
gen
für den öffentlichen Verkehr in Betrieb ge=
nommen
. Die zahlreichen Rundfunkübertragungen
während des Parteitages erforderten die Aufſtel=
lung
von 50 Mikrophonen, die allein innerhalb
des Stadtbezirkes ein Sonderkabelnetz von 300
Kilometer benötigten.

Berliner Zitkusgebäude wird ab=
gebrocen
.

Das Berliner Gebäude des Zirkus Buſch ſteht
nach vierzigjährigem Beſtehen vor ſeinem Ab=
bruch
. Das Gebäude beſaß nicht mehr die not=
wendige
Feuerſicherheit, und da ſich die erforder=
lichen
baulichen Veränderungen im Hinblick auf
den bevorſtehenden Ablauf des Pachtvertrages
nicht mehr lohnen, will Frau Paula Buſch auf
das Gebäude verzichten. Das Gelände wird vor=
ausſichtlich
in das große Sanierungswerk der
Berliner Innenſtadt einbezogen und den geplan=
ten
Uferpromenaden an der Spree angegliedert
werden. Damit werden 9000 Quadratmeter
Grünflächen gewonnen. Paula Buſch, die am
Donnerstag in ihrem Zirkus Abſchied feierte, will
zunächſt als Wanderzirkus auf Reiſen gehen. Sie
beſitzt neben ihrem bisherigen Berliner Gebäude
noch feſte Häuſer in Hamburg und Breslau.

Am 20. September iſt in Halle a. d. S. die
47jährige Berta Langguth, die wegen Ermordung
des 78 Jahre alten Invalidenrentners Karl Ham=
mer
in Gonna zum Tode verurteilt worden war,
hingerichtet worden.

80 Tage als Robinſons gelebt.

Das Schickſal der 68 Schiffbrüchigen der Diego‟ Nächte der Verzweiflung.
Vogeleier und Kokosnüſſe als einzige Nahrung. Die Gereiteten berichten.

(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)

Seit 80 Tagen waren die Beſatzung und
Paſſagiere der großen Bark Diego im
Indiſchen Ozean ſpurlos verſchollen. Ueber=
raſchend
wurden ſie jetzt auf einer der
Tſchagos=Inſeln von dem Dampfer Clan
Macphee entdeckt und in Sicherheit ge=
bracht
.

Das Schiff zerſchellk.

Die Bark war auf ganz normaler Fahrt von
einem unerwarteten Taifun abgetrieben worden,
ſo daß ſie ihren indiſchen Beſtimmungsort nicht
erreichte. Zwiſchen Mauritius und den anderen
Seeſtationen ſpielten die Funk= und Kabelſprüche
War die Bark irgendwo in die Tiefen des Indi=
ſchen
Ozeans verſunken? War noch irgend jemand
von der Beſatzung oder den Paſſagieren am Leben?
Was ſich inzwiſchen abſpielte, laſſen wir hier
durch jene erzählen, die es miterlebten, und die
heute glücklich ſind, der Welt wiedergeſchenkt zu
ſein: Es ließ ſich im erſten Augenblick gar nicht
überſehen, wohin uns dieſer Sturm tragen würde.
Ich als Kapitän hatte nur eine Angſt, daß wir
zu nahe an eine der verteufelten Korallengrup=
pen
herankommen könnten. Als junger Kerl
hatte ein ſolcher Sturm ſchon einmal mich und
mein Schiff auf ein ſolches Riff geſetzt. Aber
diesmal kam es ſchlimmer. Unſere Bark wurde
zerſchlagen. Alles entwickelte ſich in dieſer
Schreckensnacht ſo blitzſchnell, daß ich heute noch
nicht weiß, wie wir überhaupt alle mit dem
Leben davonkamen".

Robinſon=Daſein wird organiſiert.
Dieſe weltverlorenen Tſchagos=Inſeln liegen
als Korallenbauten mitten im Indiſchen Ozean,
110 Quadratkilometer groß, abſeits von allen
normalen Schiffsrouten. Seit dem Jahre 1810
ſind dieſe Inſeln engliſch, 800 Neger wohnen
hier und ſchlagen ſich mit der Ernte von Kokos=
nüſſen
, Oel und Kopra mühſam durch. Nebenbei
bedienen ſie auch noch die Kohlenſtation auf der
Hauptinſel Diego Garcia. Vorräte an Lebens=
mitteln
gab es alſo nicht auf dieſen Inſeln.
Unſer Kapitän, ſo berichtete einer von der
Mannſchaft, war ſich gleich darüber im Klaren,
daß man hier vorſichtig zu Werke gehen mußte.
Er organiſierte gleich einen richtigen Robinſon=
Betrieb, in den jeder von uns und von den Paſſa=
gieren
ſofort eingeſpannt wurde. Wir Männer
mußten die verſchiedenen Wachtpoſten beſetzen,
Nahrungsmittel ſammeln, Waſſerſtellen ausfindig
machen und ähnliche Dinge mehr. Die Frauen
wurden angeleitet, Körbe zu flechten, die Küchen=
arbeiten
zu erledigen und außerdem alle notwen=
digen
Geräte für den Haushalt und auch für die
eventuelle Ausrüſtung eines Bootes aus Kokos=
faſer
herzuſtellen".

Verzweiflung bricht aus.

Im Anfang, ſo erzählt einer der Paſſagiere,
waren wir uns des Ernſtes der Situation nicht
ſo bewußt. Doch bald ſtellte ſich heraus, daß die
Fiſche, die wir fangen konnten, für unſere Be=
griffe
nicht genießbar waren. So waren wir
alſo gezwungen, uns ausſchließlich mit Vogel=
eiern
, Vogelfleiſch und Kokosnüſſen zu ernähren.
Von den Negern handelten wir einen kleinen
Vorrat Reis ein. Doch dieſer Vorrat war bald
erſchöpft. Immer mehr begannen die Paſſagiere
über ihr Los nachzugrübeln. Nach und nach kam
eine furchtbare Verzweiflungsſtimmung auf. Aus
dieſer Lethargie weckte uns jedoch zweimal die
verwegene Tat des Erſten Offiziers

Die Heldentat des Erſten Offiziers.
Zu dem Archipel gehört ein kleines Eiland
Peros Banhos, wo nach Ausſagen der Neger ein
gewiſſer Reisvorrat liegen ſollte. In einem ſelbſt=
gezimmerten
Boot, das kaum eine Chance bot, im
Südweſt=Monſum ſeetüchtig zu bleiben, wagte der
Offizier die Fahrt zu jenem Eiland hinüber.
Wir hatten ihn ſchon verloren gegeben. Da
kam er eines Morgens wieder zurück das Boot
voll beladen mit friſchen Lebensmitteln. Als er
die vorzügliche Wirkung auf die Stimmung unter

uns 68 Robinſons bemerkte, wagte er
Tage ſpäter von neuem dieſe Fahrt
wiederum heil zurück!

ein paar
und kam

Schiff in Sicht!
Aber noch immer waren ſie ohne jede Verbin=
dung
mit der Welt. Man mußte dieſes Schift
und ſeine Beſatzung auf die Totenliſte geſetzt
haben. Vergeblich hatten in den 79 verfloſſenen
Tagen die Poſten auf den höchſten Punkten der
Inſel Ausſchau gehalten. Endlich, am Morgen
des 80. Tages, kam am Horizont der Kutter
Clan Macphee in Sicht.
Wir haben Feuer angezündet, die 5 Metet
hoch emporloderten. Unſere letzten Patronen
haben wir verſchoſſen. Aus Hemden haben wir
Fahnen gemacht. Und ſo gelang es wirklich, die
Aufmerkſamkeit des vorüberfahrenden Schiffes
auf uns zu lenken. Jetzt kamen wir wenigſtens
bis auf ein an der direkten Schiffahrtslinie lie=
gendes
Inſelgebiet, von wo aus wir nunmehr
die endgültige Rückreiſe in die Welt antreten
können. 68 Robinſons finden nach 80 Tagen ins
Leben zurück ...

Bier=Pauſchalſchänke kein Geſchäft!

Forth Worth. Als Byron Gaines ver
nahm, daß man in Texas nun auch anfange, das
Bier zu einem Pauſchalpreis auszuſchenken, d. h.
jedem Gaſt gegen Zahlung von 1 Dollar ſo viel
Bier verabreiche, als er zu trinken vermöchte, da
führte er dieſe ſchöne Sitte unverzüglich auch in
ſeiner Kneipe ein. Zu ſpät erfuhr er, daß die
Wirte in Texas ihr Publikum richtig eingeſchätzt
hatten und das Gerücht von dem Einheitsbier=
preis
eine fromme Legende war. Denn da erſchien
in der Kneipe des Byron Gaines ein gewiſſer
Mr. C. Brown, knallte ſeinen Dollar auf den
Tiſch und begann zu trinken. Er trank und trank,
und hatte nach 53 Minuten bereits 4 Gallonen
Bier verkonſumiert. Das iſt eine Menge, die
etwa den fünffachen Wert dieſes Dollars aus=
macht
. Eiligſt hat Byron Gaines das Einheits=
preisſchild
entfernt. Denn jeden Tag einen ein=
zigen
Kunden wie Mr. Brown und man iſt
ruiniert in Texas.

Von den Ereigniſſen der letzten Woche iſt vor
allem der Orkan über der Kanalküſte und an dor
deutſchen Nordſeeküſte zu nennen, der vom Diemz=
tag
bis Donnerstag tobte. In Südengland wütere
der Sturm mit einer nie dageweſenen Gewan,
In den Häfen und Badeorten wurden große Ve= angerichtet und der Schaden geht
die vielen Tauſende. Auch 10 Todesopfer fch=
derte
das Unwetter in England. An den Fries=
ſchen
Inſeln ſtrandeten mehrere Küſtenſegler, auf
dem Borkumriff ſtrandete der Warnemündor
Dampfer Warnow, die zwölfköpfige Beſatzurn
und der Kapitän konnten von einem holländiſch n
Rettungsboot geborgen werden. In der letzten
Berichtswoche brachen mehrfach Großfeuer aus,
in der Nacht zum Dienstag in einer Oelfabrik bi
Lille; der Sachſchaden beläuft ſich auf eine Mii=
lion
Franken. Eine Scheune in Frieseck wure
in der Nacht zum Mittwoch ein Raub der Flann=
men
; zwölf Handwerksburſchen, die in der Scheunn
übernachten wollten, kamen ums Leben. D.
Fahndungsſtelle der Danziger Deviſen=Uebe
wachungsſtelle gelang es, vorgeſtern eine Anzar.
polniſcher Juden feſtzunehmen, die einen eifrigen
Tauſchhandel mit eingeſchmuggelten Deviſen bi=
trieben
. In Frankfurt a. M. wurden fünf Fäll=
von
Kinderlähmung feſtgeſtellt, jedoch beſteht ken
Anlaß zu irgendwelcher Beſorgnis.
Es gibt Unfälle, die ſich immer wiederhole=
durch
die Leben und Geſundheit der Menſche=
ſchwer
bedroht oder vernichtet werden, und d
doch bei einiger Achtſamkeit vermieden werder
könnten. Gerade in der letzten Woche ereigneter
ſich wieder eine Reihe ſolch vermeidbarer Unfälll
die außerordentlich bedauerlich ſind, aber allg.
mein zur Lehre dienen ſollten! Am Diensta

zündete in Frankfurt am Main ein 17jähriger=
Mädchen einen Spirituskocher an. Plötzlich finge=
die
Kleider Feuer, ſo daß das Mädchen und ein
zu Hilfe eilende Kollegin ſchwere Verbrennunge=
erlitten
. Ein dreijähriger Knabe kam dem Ofe=
zu
nahe, auf dem die Kanne mit kochendem Kaffe=
ſtand
. Er warf die Kanne aus Verſehen um, wcr
bei ſich die heiße Flüſſigkeit über das Kind em
goß. Unter qualvollen Schmerzen, ſtarb es inn
Krankenhaus. In Treuenbrietzen (Kreis Zauch=
Belzig) ſtarben drei Erwachſene und ein Kin
nach dem Genuß von giftigen Pilzen. Die Frau)
die die Pilze zubereitet hatte, war ſogar beir
Pilzeſuchen aufmerkſam gemacht worden, daß e
ſich um Giftpilze handele, ſchlug aber die War
nungen in den Wind. Am Montag ſtarb. irn
Krankenhaus in Mannheim ein 54jähriger Tag
löhner aus Feudenheim an Pilzvergiftung. De
Mann war zwar ein guter Pilzkenner, begin
aber den Fehler, daß er übrig gebliebene Pilz
am nächſten Tag aufwärmte. Zu den vermeid,
baren Unfällen gehören auch viele Autounglücke.
Am Donnerstag rannte z. B. ein mit vier Per.
ſonen beſetzter Kraftwagen aus Stürzelbach gegin
einen Straßenbaum, weil ein mitgeführter Dacke
dem Autoführer während der Fahrt ins Steuer
rad ſprang, ſo daß der Mann die Herrſchaft übe
den Wagen verlor.
In der Nacht zum Mittwoch hat der bekanntes
deutſche Segelflieger Wolf Hirth in aller Stille=
mit
ſeinen Kameraden die Reiſe nach Japan zu
einer zweimonatigen Segelflugexpedition ange=
treten
. Zum Abſchluß der Wochenrückſchau ſei arn
ein freudiges Ereignis erinnert, das allen Men=
ſchen
die Hoffnung auf ein langes Leben gibt:
denn wenn in unſerer Reichshauptſtadt bei den
Pfundsverkehr und Betrieb ſchon Leute über 100
Jahre herumlaufen, ſo werden die Menſchen ir
der Provinz ſicher noch älter. Am 19. September
konnte die älteſte Mitbürgerin, Frau Friederike
Wilhelmine Marquardt ihren 102. Geburtstag
feiern. Das Geburtstagskind nimmt min
wachen Sinnen am Leben ihrer Umwelt und ar
allem Geſchehen lebhaften Anteil und weiß nock
recht lebendig aus alten Zeiten zu erzählen.

in es

ich
Mutter,
die e
mal=
vol

In der Gemeinde Vervo, am Nonsberg, in Süd=
tirol
, brach ein Brand aus. Das Feuer griff ſo
raſch um ſich, daß ein Viertel des Dorfes einge=
äſchert
wurde.
In Oakala in Florida begann am Donners=
tag
der Bau des Schiffahrtskanals quer durch
Florida. Die erſte Sprengung wurde von Prä=
ſident
Rooſevelt perſönlich vorgenommen, der von
ſeinem Arbeitszimmer aus die Sprengladung
elektriſch zur Entzündung brachte.

ſich
unter
verfer
Vorl
velche
nen
einen
heute

ike in den Hafen.
Nach dem Orkan mit ſchwerer Schlat

Bei dem ſchweren Sturm im engliſchen Kanal wurde der engliſche Dampfer Brompton Manor,
ſchwer mitgenommen. Eine Sturzſee, die die Kommandobrücke zum Teil zerſchmetterte, ſpülte den
Kapitän des Schiffes über Bord. Dieſes Luftbild zeigt den Dampfer bei der Rückkehr in den
Dafen Southampon. Die Ladung auf dem Vorſchiff iſt zum Teil verloren gegangen. Am Heck
weht die Flagge halbmaſt zum Zeichen der Trauer für den Tod des Kapitäns. (Scherl=Bilderd.=M.)

[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 1935

Der Lanpiel ger Derdafs kampcen.!
Als ich den erſten Bahnhof in die Hand bekam.. ." Der Mann, der die Kohlenſorten
riecht Fünfzehn Minuten Aufenthalt auf der Suppenſtation
Der Fliegende Hamburger, der Flotte ob das Land noch den Bauern gehörte oder nicht.
Rheinländer, jetzt zuletzt der neue Blitz= Die Reichsbahn hat für die Regelung dieſer

zug, der Eilige Frankfurter dann die
Stromlinien=Dampflokomotive als Rekord=
brecher
der Schiene, ſie alle beſchließen das
erſte Jahrhundert der Eiſenbahn. Wie das
ſelbſt vor einem Dreivierteljahrhundert
noch ausgeſehen hat, berichteten unſerem
ha=Mitarbeiter alte Eiſenbahner.
Kürzlich habe ich eine Unterredung mit dem
ergangenen Jahrhundert gehabt. Ich habe mit
rei Menſchenaltern auf einmal in einer Perſon
eſprochen. Mit ein paar alten Eiſenbahnern,
ſie im Verlaufe der Unterhaltung allerlei aus
hren Erinnerungen auskramten. Die ſich dann
ſötzlich mitten hinein verſetzten in jene Jahre,
Is ſie junge Leute waren und die erſte ſelb=
jändige
Reiſe machen durften. Und ſich dann
anz zuletzt noch an Dinge erinnerten, die ihnen
hre eigenen Väter, groß geworden mit den erſten,
llererſten Eiſenbahnen und den erſten Telegra=
hen
, aus ihren großen Erlebniſſen erzählt haben.
der Zugbegleiter mußte nachlegen.
Amtmann Z. wohnt draußen im Grunewald,
in paar Minuten weit weg vom größten deut=
hen
Eiſenbahn=Ausbeſſerungswerk. Er hat den
Frieg 1870 mitgemacht und zwei Jahre ſpäter
ſing er zur Eiſenbahn‟. Dann bekam er bald
en erſten Bahnhof in die Hand, ſchrittweiſe
ſing es weiter; ein paar Jahre lang leitete er
en damals größten Verſchiebebahnhof Pankow,
ind die letzten zwei Jahrzehnte im Dienſt kannte
hn jeder Stadtbahnreiſende als Vorſteher des
Zahnhofs Charlottenburg. Bis 1922. Fünfzig
fahre ſchaltet Amtmann Z. dem Beſucher zuliebe
ſie Erinnerung an die Eiſenbahnverhältniſſe von
amals zurück. Damals gehörte es auch zu den
Obliegenheiten der Bahnhofsvorſteher, die Züge
ur dem Abgang auf richtige Beleuchtung und
Zeheizung zu kontrollieren. Für die Inſtandhal=
ung
ſorgten die Lampiers. Dieſen Beruf
ennt heute niemand mehr. Der Lampier kam
vährend des Aufenthaltes des Zuges auf einer
Hauptſtation in die Wagen und füllte Oel auf
ie Lämpchen. Er beſchnitt die Dochte, wenn ſie
u blaken drohten, und ſteckte ausgegangene Lämp=
hen
wieder an. Und die Zugbegleiter hatten da=
nals
nicht bloß die Fahrkarten nachzuſehen und
en Reiſenden auf Fragen Auskunft zu geben.
In der kalten Jahreszeit hielten ſie die Oefen
nſtand. War es den Reiſenden nicht warm ge=
tung
im Abteil, legten ſie nach. Der Platz nahe
ſeim Ofen war in den Wintermonaten einſtmals

ehr begehrt.
Mutter, heute geht der Balkan=Expreß ab!
Amtmann Z. hat die Zeit miterlebt, in der
lie erſten Balkanzüge von Berlin abgingen. Da=
nals
kauften viele Berliner Bahnſteigkarten,
tur um Zeugen des Schauſpiels zu ſein, wie der
Balkan=Expreß unter Ausſtoßen mächtiger Dampf=
volken
die Bahnhofshalle verließ. Zweimal
vöchentlich kam der Balkan=Expreß in Berlin
durch, und zweimal wöchentlich kamen die Schau=
ſuſtigen
mit dem Pferde=Omnibus an, um zuſehen
zu können, wer ein= und ausſtieg. Und in der
Phantaſie machte mancher bisweilen die weite
Reiſe durch fremde Länder mit.
Wenn der rüſtige alte Herr ſpäzieren geht,
ührt ihn ſein Weg manchmal über eine Brücke,
unter der die Fernzüge dahindonnern. Dann ſteht
Amtmann Z. oben und prüft den Rauch und
Dampf. Er weiß dann, welche Kohlenſorten hier
verfeuert werden, und in den Sekunden des
Vorbeiraſens der ſchnellen Züge hat er erfaßt,
welche Lokomotiv=Type den Zug über die Schie=
nen
gleiten läßt. Vor 60 Jahren fuhren in
einem ganzen Zuge nur ſoviel Reiſende mit, wie
heute in einem einzigen vollbeſetzten D=Zug=
Waggon zu finden ſind, erzählt er, und es
ging bisweilen nur im Radfahrer=Tempo. Heute
rollen die Züge da mit Geſchwindigkeiten dahin,
die größer ſind als die der Flugzeuge vor einigen

Jahren.

20 Minuten Pauſe.

In einem anderen Berliner Vorort erzählt ein
netter alter Herr von Einzelheiten des Reiſens Immer mehr Zuſchauer beteiligten ſich an dieſen
vor 60, 70 Jahren. Geheimrat K. hat die Ver=
ſtaatlichung
des Eiſenbahnweſens unter Miniſter
Maybach durchführen helfen, nach der Beendigung war. In dem Halbdunkel bekämpften ſich die
der Epoche des Schnellbauens, die ihren Expo=
nenten
in dem Eiſenbahnkönig Strousberg
ſah. Hören Sie mir von Strousberg auf, der
hat uns Sorgen genug gemacht. Der hat einfach

Dinge damals ganz ſchön Geld ausgegeben und
die Sünden des Eiſenbahnkönigs gutmachen
müſſen. Im Jahre 1872 gab es in Deutſchland
ebenſoviele Privatbahnen wie Staatsbahnen.
Aber in wenigen Jahrzehnten hatte ſich das Bild
grundlegend gewandelt, und den Vorteil hatten
die Reiſenden, denn die Fahrplangeſtaltung
wurde beſſer.
Wir ſprechen darüber, wie bequem es heute
iſt, zu reiſen. Die Eiſenbahn erſetzt dem eiligen
Reiſenden ja längſt das Hotel und die Gaſtſtätte.
Geheimrat K. mußte ſchon als Zwanzigjähriger
viel reiſen. Schlafwagen gab es noch nicht, man
nahm ſich Kiſſen und Decken mit für die Nacht
und kam unausgeſchlafen am Ziel an. Auf
wenigen Strecken gab es ſchon eine Art Liege=
wagen
, aber die waren nur für die Reiſenden
der 1. Klaſſe beſtimmt. Die Waggons waren
früher in der Farbe der Fahrkarten geſtrichen,
die Waggons 1. Klaſſe gelb, die der zweiten grün,
die dritter Güte braun und die viertklaſſigen
grau. Die Liegewagen 1. Klaſſe waren von
außen her durch einen violetten Rand kenntlich
und für die Zeit, die die meiſten von uns
nicht einmal mehr dem Hörenſagen nach kennen,
galt es ſchon als Komfort, im Eiſenbahnwagen
überhaupt ruhen zu können.
Eine Sache, die vorzüglich klappte.
Mit dem Mittageſſen wurde es folgender=
maßen
gehandhabt: Große Umſteigebahnhöfe gal=
ten
als Mittagsſtationen‟ Die Bahnhofswirte
hielten das Eſſen auf die Minute bereit, und
wenn die Reiſenden aus dem Zuge ſtiegen, fan=
den
ſie die Suppe ſchon auf dem Tiſch. Das
Bahntelefon, vor dieſem der Bahntelegraph, ver=
mittelte
zwiſchen Gaſt und Bahnhofswirt. Wer
auf einer Mittagsſtation ſpeiſen wollte, mel=
dete
dies dem Zugbegleiter, der dem nächſten
Bahnhof Mitteilung machte. Von hier wurde die
Meldung an den Bahnhofsbeamten der Mittags=
ſtation
weitergegeben, und dieſer übermittelte den
Wunſch des Reiſenden dem Bahnhofswirt. Die
ganze Einrichtung klappte immer ausgezeichnet.
Die Reiſenden brauchten für die Uebermittlung
der Mittagsbeſtellung nichts zu zahlen. Die Züge ſind die Segelflieger im Verlauf des bisherigen
die Zeit für die Reiſenden ausreichte, um ohne zu kürzeren oder längeren Flügen aufgeſtiegen.
Haſt zu eſſen.
den Aufenthalte. Dort wurde das Mittageſſen in
einer Menage mitſamt Beſteck an die Züge ge= dieſe mit den atmoſphäriſchen Bedingungen all=

man das Eßgeſchirr einfach heraus.
Selbſtverſtändlich erſcheint uns Heutigen, daß
wir im nächſten Reiſebüro Fahr=ſcheinhefte für be= Dittmar dürfte vorausſichtlich im Höhenflug
liebige Strecken zuſammenſtellen laſſen. Vor zwei
Menſchenaltern war es eine große Angelegenheit, Startüberhöhung von 1100 Meter und eine ab=
eine
längere Strecke oder gar eine Rundreiſe vor= ſolute Höhe von rund 4500 Meter. Wahrſchein=
zubereiten
. Die Fahrſcheine mußten am Schalter lich dürfte er auch im Diſtanzflug kaum mehr
vorbeſtellt werden und konnten tags darauf abge=
holt
werden oder wurden gegen Botengebühr zu= übertroffen werden. Seine Landung in Luzern
Zuſammenſtellung. Die betreffenden Fahrkarten roni hat ebenfalls eine recht achtbare fliegeriſche
weil die Karten der betreffenden Privateiſen= lang, dann öſtlich vom Eggishorn vorbei ins
bahnen nicht überall auflagen. Streckenweiſe Wallis, deſſen Flußlauf erfolgte. In Agarn bei
mußte man auch noch Reiſen mit der Poſtkutſche Leuk ſetzte er ſeinen Vogel wieder auf den Bo=
waren
nur beim Poſthalter zu bekommen, und Der Flug ſelbſt war natürlich bedeutend länger,
wer nicht vorausbeſtellte, konnte unter Umſtänden doch wird beim Diſtanzflug nur die Luftlinie ge=
Extrapoſt bezahlen.

England hat erneut verſchiedene Truppenkontingente nach Aegypten entſandt. Hier ſieht man, wie
ſich Soldaten der 7. Huſaren in Feltham in Middleſex von ihren Bräuten verabſchieden.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Donnt miernänencien Segeinegerläger.

Abefſinien=Schlacht
im Zuſchauerraum eines Brüſſeler Kinos.
Brüſſel. In einem Brüſſeler Lichtſpiel=
theater
kam es am Mittwochabend, während der
Vorführung eines dokumentariſchen Films über
den italieniſch=abeſſiniſchen Streit zu einem regel=
rechten
Boxkampf unter den Zuſchauern. Zuerſt
waren zwei Zuſchauer, ein Anhänger des Negus
und ein Freund Muſſolinis, in Streit geraten.
Meinungsverſchiedenheiten, bis ſchließlich der
ganze Zuſchauerraum in zwei Lager geſpalten
Gegner heftig und ſchlugen mit Fäuſten aufein=
ander
ein. Der Theaterbeſitzer alarmierte eilends
die Polizei ,die einige der größten Hitzköpfe aus
dem Saal verwies. Darauf konnte die Vorſtel=

Eiſenbahnſtraßen gezogen, ohne danach zu fragen, lung ungeſtört zu Ende geführt werden.

Legion.
Kubaniſch
Frau

In Kuba wurde ſoeben eine militäriſche Frauen=Legion gebildet, deren Aufgabe es iſt, das Land
gegen fremde Eindringlinge und eine Revolution verteidigen zu helfen. Die Leitung der Legion
ſoll die Frau des kubaniſchen Kriegsminiſters, des Oberſten Fulgencio Batiſta, übernehmen. Auf
anſerem Bild ſieht man Oberſt Batiſta mit ſeiner Frau und weiteren Mitgliedern der Frauen=
(Weltbild=M.)
Legion.

Beachtliche Höchſtleiſtungen.
EP. Interlaken. Annähernd fünfzigmal
hielten fahrplanmäßig 15 bis 20 Minuten, ſo daß Wettbewerbs vom Plateau des Jungfraujoches
Das Wetter hat es im großen und ganzen mit
Auf anderen Strecken gab es keine ausreichen= den Seglern recht gut gemeint. Dagegen waren
bracht. Auf einer der nächſten Stationen reichte gemein nicht voll zufrieden. Die bisherigen ſegel=
fliegeriſchen
Höchſtleiſtungen wurden daher auch
bei weitem nicht erreicht. Der Deutſche Hein
als Erſter klaſſiert werden. Er erreichte eine
geſtellt. Manchmal gab es auch Lücken in der trug ihm 60 Kilometer ein. Der Schweizer Ba=
mußten
dann in der Bahn nachgelöſt werden, Leiſtung erzielt. Er flog den Aletſchgletſcher ent=
dazwiſchen
legen, und dieſe Fahrſcheine wiederum den. Rund 40 Kilometer kann er damit buchen.
bei Beſetzung der Poſtkutſche die nächſte fahr= meſſen. Der Oeſterreicher Gumpert hat am Mon=
planmäßige
Poſtkutſche abwarten, wollte er keine tag bei herrlichſtem Wetter einen Dauerflug über
dem grauen Mönchsgipfel ausgeführt. 4 Stunden

und 48 Minuten kreiſte er über Mönch und Jung=
frau
und dürfte damit vorausſichtlich den Preis
für den Dauerflug zu ſeinen Gunſten entſchieden
haben. Dittmar, der zu einem Streckenflug auf=
ſteigen
wollte, tummelte ſich eine Zeitlang mit
ſeinem Kameraden ebenfalls über dem Mönch,
ſegelte dann aber dem Süden entgegen. Ungün=
ſtige
Winde ließen ihn beim erſten Verſuch über
den Aletſchgletſcher zurückfliegen. Sein zweiter
Verſuch mißlang ebenfalls, und er mußte um 18
Uhr in Viſp landen. Am Montag iſt auch die
erſte Segelflugpoſt durch den Schweizer Schurter
ausgeführt worden. Die Landung erfolgte in
Thun. Die Oeſterreicher von Lerch und Frena
zog es ebenfalls in die Ferne, doch fanden ſie
weder an den Ufern des Thuner=, noch des
Brienzerſees Aufwinde oder Thermik, und ſo
landete von Lerch nach 1 Stunde 47 Minuten in
Interlaken und Frena nach rund 40 Minuten in
Aeſchlen bei Gunten. In den letzten Tagen
haben die Segelflieger auf dem Jungfraujoch
eine Reihe von Beſuchen verzeichnen können.
Walter Mittelholzer, der bekannte Schweizer
Flieger, führte eine deutſche Abordnung, an
deren Spitze General Milch vom Luftfahrtminiſte=
rium
ſtand, zu ſeinen Kameraden hinauf. Dann
beſichtigten die führenden Fliegeroffiziere der
Schweiz mit Generalſtabschef Rooſt das Lager.
Am Montag endlich waren es indiſche Gäſte, der
Maharadſcha von Patiala mit ſeinen Damen, die
den kühnen Flügen im Gebiet des ewigen Schnees
folgten.

Diebe, die Badezimmer ſtehlen.
Budapeſt. Raffiniert und frech arbeitete
eine Budapeſter Einbrecherbande, die in dieſen
Tagen dingfeſt gemacht werden konnte. Ihr Wir=
ken
erſtreckte ſich in der Hauptſache auf Neubau=
ten
und Wohnungsumbauten, und hier wieder
ausſchließlich auf die Badezimmer. Wenn in
einem ſolchen Hauſe die Badezimmer= Einrich=
tungen
montiert waren, fuhr eines Tages ein
Wagen mit vier Monteuren vor, die ſich bei
der Bauüberwachung meldeten und erklärten, bei
der Montage ſei ein Irrtum paſſiert und die Ein=
richtung
des Badezimmers müſſe ausgetauſcht
werden. Natürlich wurden die Monteure ein=
gelaſſen
, und ſie leiſteten dann auch ganze Arbeit.
Alle Metallbeſtandteile wurden abgeſchraubt, die
Badeöfen abmontiert und ſelbſt die Badewanne
herausgeſchafft und auf dem Laſtkraftwagen ver=
laden
, wobei es häufig vorkam, daß auf die Auf=
forderung
des Chefmonteurs hin auch noch
Bauarbeiter beim Verladen Hilfe leiſten mußten.
Sogar die Bleirohre wurden von den Dieben aus
der Mauer bloßgelegt und abgeſchnitten. Die
Diebe fühlten ſich ſo ſicher, daß ſie nicht einmal
erſtaunt taten, als jetzt die Kriminalpolizei ſie
auf friſcher Tat ertappte. Sie ließen ſich durch
die Ankömmlinge keineswegs ſtören und hatten
nichts dagegen, daß ſie ihnen zuſahen. Erſt als die
Beamten ihnen an den Kragen gingen, waren ſie
furchtbar überraſcht. Auf dem Laſtkraftwagen,
der zur Fortſchaffung der Beute unten wartete,
wurden ſie ins Polizeigefängnis transportiert.
In insgeſamt 26 Häuſern haben die vier Mon=
teure
ihre Beutezüge mit Erfolg durchgeführt.

Ein echt amerikaniſcher Wellbewerb.
Pariſer Blätter erinnern an den vor ſieben
Jahren von der Rockefeller=Stiftung und der Ge=
ſellſchaft
Mavo in New York gemeinſam ausge=
ſchriebenen
Preis von 70 000 Dollar, der demje=
nigen
zufallen ſoll, der während 12 Jahren ſich
die größten perſönlichen Opfer aufzuerlegen
wußte. 432 Asketen traten in Wettbewerb. Heute,
nach ſieben Jahren, ſind 79 von ihnen tot, und
die meiſten anderen haben ihre ſpartaniſche Le=
bensweiſe
wieder aufgegeben. Nur drei Wettbe=
werber
ſcheinen für den Preis noch in Frage zu
kommen. Der erſte iſt ein Engländer namens
Morris Walton, der in Liverpool lebt und ſich
nur von Pillen nährt. Seit ſieben Jahren hat e
weder Fleiſch, noch Brot, noch Gemüſe gegeſſen,

noch Alkohol getrunken. Sein Magen hat ſich nicht
nur anormal zuſammengezogen, ſondern iſt auch
auf die gewöhnlichen Nahrungsmittel nicht mehr
eingeſtellt. Der zweite Kandidat iſt der Kana=
dier
Jack Richards aus Winnipeg, der ſeit ſieben
Jahren nachts im Stehen, an einen Wandſchrank
gelehnt, ſchläft. Der dritte Bewerber iſt der
Amerikaner Frank Fielding aus Minneſota, der
auf einem Tiſch ſchläft aber täglich ſeinen Wohn=
ort
wechſelt. Er hat auf dieſe Weiſe in den letz=
ten
ſieben Jahren über 120 000 Kilometer zurück=
gelegt
. Die Stiftergeſellſchaften behaupten, daß
dieſer Wettbewerb für die Wiſſenſchaft von
Nutzen ſei!

Das buch

chwert
DgGeiſtes

Dieſes Plakat erſcheint zur
Woche des Deutſchen Buches 19353
(27. Oktober bis 3. November)
Esſollin Betrieben u. Schaufenſternt
zum Aushang kommen und für das
gute deutſche Buch werben

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Seite 12 Nr. 260

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 21. Septemher 1935

Seeeern
*
ErrP

Leichte Artillerie fährt auf.
Manöver=Bekrachkungen
einen Schlactenennnnters.
Das Deutſche Reich hat die militäriſchen Feſſeln des Verſail=
ler
Diktates abgeſtreift. An die Stelle eines Hundert=Tauſend=
Mann=Heeres mit der Bewaffnung einer Polizeitruppe iſt das
Heer der allgemeinen Dienſtpflicht mit allen Waffen des moder=
nen
Krieges getreten. Wir ſind ein Soldatenvolk und haben in
einer langen Geſchichte gelernt, was eine ſtarke Wehr für das
Deutſche Reich bedeutet. Die Begeiſterung, die das Wehrgeſetz
vom 16. März dieſes Jahres in allen Kreiſen ausgelöſt hat, iſt der
beſte Beweis für das Verſtändnis des deutſchen Volkes. Aber
nicht voll anerkannt wird vielleicht hie und da die gewaltige
Aufgabe, vor die mit dieſer Umbildung unſeres Heeres ſeine
Führung geſtellt iſt. Der gewaltige Organismus, den das Verſail=
ler
Diktat zerſtört, ein Organismus, an dem einſt Jahrhunderte
gearbeitet, der ſoll jetzt in möglichſt kurzer Friſt wieder erſtehen.
Welcher alte Frontſoldat erinnerte ſich nicht der ſcherzhaften
Skoßſeufzer, daß der Krieg für einen Zuſchauer ja ganz ſchön
ſein möge, insbeſondere, wenn nicht ſcharf geſchoſſen würde? Wer
hätte alſo eine Einladung der Heeresverwaltung zu den dies=
jährigen
Herbſtmanövern ablehnen wollen, den erſten großen
Herbſtübungen der neuen deutſchen Wehrmacht, frei von den Feſ=
ſeln
des Verſailler Diktates? Und ſo ſahen wir unſere Wehrmacht
an der Arbeit, und was wir ſahen, erfüllt uns mit Bewunderung,
mit Stolz und mit Zuverſicht.
Wir verſagen es uns, den Ablauf dieſer Uebungen in der
bayeriſchen Oſtmark im Einzelnen zu ſchildern. Wichtiger ſcheint
uns der Geſamteindruck, das Erlebnis dieſer unvergeßlichen Tage.
Nicht fern von dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, am Fuß
des Fichtelgebirges, liegt Alexanderbad, ein idylliſcher Ort von
dreihundert Einwohnern. Hier herrſcht in dieſen Septembertagen
reges Leben. Hier iſt das Stabsquartier, hier ſind auch die Män=
ner
der Feder untergebracht, die eingeladen ſind, an den Uebun=
gen
ihrer heimiſchen Truppen teilzunehmen. Rund fünfzig Kilo=
meter
Anmarſch haben wir jeden Morgen, aber in den beiden
großen Autobuſſen herrſcht vergnügte Stimmung, und die ab=
wechſelungsreichen
Bilder der wunderhübſchen Landſchaft laſſen
keine Langeweile aufkommen. Es ſoll allerdings auch alte Krie=
ger
gegeben haben, welche die anderthalb Stunden Fahrt mit
einem tüchtigen Skat ausfüllten, um ſo ſchon am frühen Morgen
die etwas müden Lebensgeiſter anzuregen.
Unſere liebenswürdige Führung hat uns wohl vorbereitet.
Wir wiſſen, in welchem Raum an dieſem Morgen die beiden
kämpfenden Parteien ſtehen, welche Aufgaben ihnen die Führung
geſtellt hat. Wir wiſſen, daß in dem Raum, durch den wir jetzt
fahren, ein verſtärktes Regiment mit allem was dazu gehört, zum
Angriff bereit ſteht, ein Regiment, das die Aufgabe hat, ſich jeder
feindlichen Beobachtung zu entziehen. Wir wiſſen das, aber trotz
allen Suchens, trotz Zurhilfenahme unſerer Ferngläſer ſehen wir
gerade ſoviel Soldaten wie auf der Rheinſtraße zu Darmſtadt,
nämlich gar keine. Es iſt, als ob der Erdboden ſie verſchluckt hätte.
Man hat ſchon vor und während des Weltkrieges von der Leere‟
des Schlachtfeldes viel geſprochen. Die Vervollkommung des mo=

Nachrichtentruppe bei der Leitungsprüfung.

(Scherl=Bilderdienſt=M.) Kraftradſchützen im Angriff.
dernen Flugzeugs hat dieſes Wort erſt wirklich wahr gemacht.
Hanz anders ſehen heute marſchierende Truppen in der Nähe des
Kampffeldes aus, wie noch im Jahre 1918.
Wir kommen auf eine Höhe, die weithin freien Ueberblick
gewährt und finden hier die Beobachtungsſtelle einer Flak= Abtei=
lung
. Wer als Artilleriſt ſeit dem Weltkriege nicht mehr Gelegen=
heit
gehabt hat, ſich mit den techniſchen Vervollkommnungen der
Waffe zu beſchäftigen und wer jetzt ein modernes Geſchütz und in=
ſonderheit
den Mechanismus einer modernen Flak=Abteilung
genau anſieht, gerät in einige Verlegenheit. So ungefähr muß
einem Baſuto=Neger zu Mute ſein, den man in ein modernes
europäiſches Elektrizitätswerk führt.
Ueberhaupt, es iſt eine gewaltige Rolle, die die Technik im
modernen Heerweſen ſpielt. Schier unglaublich, was ſo ein
großer, etwas ungeſchlacht ausſehender Gerätewagen der Pio=
niere
alles mit ſich führt, der mit Windeseile durch das Ge=
lände
über Stock und Stein fegt. Wir ſtehen an einem engen
Waldweg, der für Fahrzwecke unpaſſierbar gemacht werden ſoll.
Mit verhältnismäßig unſcheinbar ausſehenden Motorſägen geht
es an’s Baumfällen. Fünfzig Sekunden dauert es, bis der
erſte ſtarke Baum krachend über die Straße fällt, und eine
Viertelſtunde ſpäter iſt die Sperre fertig, eine Sperre, angelegt
nach allen Regeln moderner Kriegskunſt, unpaſſierbar auf ca.
100 Meter hin, unpaſſierbar auch für das unternehmungsluſtigſte
feindliche Gefährt.
Dabei können dieſe modernen Heeresfahrzeuge wirklich aller=
hand
leiſten. Nicht nur, daß ſie eben mit Motorſchnelle durch die
Gegend fegen, Chauſſeegräben und ähnliche Geländeunebenheiten
ſind für ſie keine Hinderniſſe. Man muß einmal in einem ſoge=
nannten
Kübelwagen geſeſſen haben, der, von einem jungen
feldgrauen Soldaten geſteuert, durch das Gelände ſauſt. Und
dann denkt man daran, daß noch vor fünfundzwanzig Jahren
ſchon eine einigermaßen ſchlechte Straße für das Automobil ſo
gut wie unpaſſierbar war. Und ſie können fahren dieſe jungen
Soldaten, denen ihr graues Käppi unternehmungsluſtig auf
dem Ohr ſitzt. Dazu eine Seitenbemerkung: Unſer altes Krätz=
chen
, die alte ſchirmloſe Feldmütze die noch während des
Weltkrieges auch den intelligenteſten Kopf entſtellte, es exiſtiert
nicht mehr. Wir ſind wahrlich keine Verächter der Tradition.
Aber dem Krätzchen wird niemand eine Träne nachweinen.
Friede ſeiner Aſche.
Während wir auf einer ziemlich kahlen Hochfläche ſtehen,
über die hinweg der Angriff der blauen Partei vorbrechen ſoll,
erklingt aus den niedrig hängenden Wolken Motorengeräuſch.
Wenige Augenblicke ſpäter, und bis dahin durch Bäume ver=
borgen
, brechen ſie hervor, die Flieger der roten Partei zum
Luftangriff. Ganz niedrig ſtreichen ſie über den Waldrand dahin.
ſo niedrig, daß es faſt ſo ausſieht, als müßten die Baumwipfel
die Flugzeuge ſtreifen. Sie fliegen ſo niedrig, um ſich der feind=
liche
Beobachtung und der Luftabwehr nach Möglichkeit zu ent=
ziehen
. Nach Durchführung des Angriffs aber ſetzen ſie ſich als=
bald
vom Feinde wieder ab, um außerhalb des wirkſamen
Feuerbereichs der Abwehrwaffe zu neuen Anflughöhen zu kom=
men
. Es iſt ein grandioſer Anblick, der ſich uns bietet, ein An=
blick
, der uns die Notwendigkeit der durchgreifenden Aenderung
militäriſcher Taktik ſinnfällig vor Augen führt.

(Scherl=Bildmaterndienſt, Hans Friedmann.)
Manöver iſt kein Krieg. Es iſt nicht immer leicht, die Wir=
kung
feindlicher Gegenwehr bei ſolchen friedlichen Uebungem
feſtzuſtellen. Auf einer Straßenkreuzung, die nicht zu umgehem
iſt, einer Straßenkreuzung zwiſchen Waſſer und Berg, liegt feind=
liches
Feuer. Es ſind nur Knallkapſeln. Trotz einigem Getöſe,,
das ſie verurſachen, doch recht unſchädlich, aber neben der Straße=
ſteht
der Schiedsrichter, der einen Teil des Regimentsſtabes, der
über die Wegkreuzung im Galopp hinwegbrauſt, hartherzig außen
Gefecht ſetzt. Immerhin ſehen wir wenige Augenblicke ſpäter.
einige Fahrzeuge in ſcharfem Tempo über die ominöſe Stelle=
hinwegſauſen
, denn die Knallkapſeln waren eben nur Knall=
kapſeln
, und ſo hatte dieſes feindliche Feuer eben nicht die
großen Trichter hinterlaſſen, die im Ernſtfalle dieſe Stelle wohll
ziemlich unpaſſierbar gemacht haben würden. Wer aber von dem
Zuſchauern dieſer Szenen einmal ſelbſt Soldat war, der konnte=
ſeine
helle Freude haben nicht nur an dem kriegeriſchen Bild,
ſondern auch an der prachtvollen Durchbildung von Mann und=
Pferd, die dabei zutage trat.
Die großen Herbſtübungen ſind wahrlich kein Spiel. Sie=
ſollen
zeigen, was die Truppe gelernt hat. Sie ſollen der Füh=
rung
Gelegenheit geben, in möglichſt kriegsmäßigen Formen die=
Grundſätze der modernen Taktik lebendige Wirklichkeit werden zu.
laſſen. Sie ſind ſo die große alljährliche Prüfung für Truppen
und Führung. Wir haben ja nur einen Ausſchnitt dieſer großen
Prüfung ſelbſt beobachten können, aber wir konnten ſehen und
empfinden, daß der Geiſt unſerer wieder erſtandenen Wehrmacht
der gleiche alte Soldatengeiſt iſt, der Deutſchland einſt groß ge=
macht
und der ſeine feldgrauen Heere während des Weltkrieges
in den Stand geſetzt hat, einer Welt von Feinden viereinhalb
Jahre lang ſiegreich zu widerſtehen. Es waren gewaltige körper=
liche
Anſtrengungen, denen man die Truppen unterwarf. Aber
man muß eine Truppe, die einſchließlich der Gefechtshandlungen
ungefähr fünfzig Kilometer marſchiert war, dann abends im
Biwak beobachtet haben, um ſich ein Urteil über ihre Leiſtungs=
fähigkeit
bilden zu können.
Ja, es gab diesmal auch ein ganz richtiges Friedensbiwak,
ein Friedensbiwak, bei dem die alte Soldatenromantik wieder
erſtand. Es iſt ein märchenhaft ſchöner Anblick, der ſich uns dar=
bietet
, während wir vor einem uns liebenwürdigerweiſe zur Ver=
fügung
geſtellten Zelt bei einem Teller Erbſenſuppe aus der
Feldküche ſitzen. Soweit das Auge reicht, große Lagerfeuer, die
zum dunkeln Nachthimmel emporlodern, und rings um uns herum
Deutſchlands Jugend in Feldgrau, die ihre alten Soldatenlieder
teils fröhlich und teils feierlich erklingen läßt. Und wenn man
dann einmal durch die langen Zeltreihen ging, dann wurde auch
der größte Griesgram unfehlbar angeſteckt von der ausgelaſſenen
Fröhlichkeit, die hier herrſchte. Um 11 Uhr der Große Zapfen=
ſtreich
. Und während noch die feierlichen Klänge des alten herr=
lichen
Chorals zum Himmel klingen, iſt für uns die Stunde des
Aufbruchs gekommen, und während wir in unſerem großen Auto=
bus
die 75 Kilometer nach Alexanderbad zurückfahren, laſſen wir
in uns das Erlebte nachklingen.
Die deutſche Wehrmacht iſt wiedererſtanden. Der Geiſt, der
ſie beſeelt, iſt der gleiche wie einſt, und auch ſie wird, falls es
einmal ſein müßte, Deutſchlands Grenzen zu ſchirmen wiſſen.
M.

(Scherl=Bilderdienſt=M.)

Schweres MG. in Feuerſtellung.

(Scherl=Bildmaterndienſt.)

[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 1935

Nr. 260 Seite

18

Nrsbal dolgait

Zweiter Olympia=Vorbereitungslehrgang
für Skiläufer
in Darmſtadt.
Im Rahmen der Olympiavorbereitung für die Skiläufer
ſadet zum zweitenmal eine Zuſammenfaſſung der Skiläufer unter
eichstrainer Direktor Söllinger in Darmſtadt ſtatt. Der
ehrgang iſt ſeit dem 15. September in Gang und dauert bis
Uſärtwoch, den 25. September. Zuſammengefaßt ſind dieſes Mal
e beſten 50=Kilometer=Dauerläufer, Speziallangläufer, Kom=
mationsläufer
und die Springer aus allen deutſchen Gauen.
Leichkakhlekik=Klubkampf
TSV. Meſſel Tgſ. Eberſtadt 234,5:237: 237,5.
Aktive: 113:144; Jugend: 121,5:93,5 Punkte.
Bei ſchönſtem Wetter wurde am vergangenen Sonntag zwiſchen
iden Vereinen ein Mannſchaftskampf zum Austrag gebracht der
e in ihn geſetzte Erwartungen voll und ganz erfüllte. Wenn
ub keine beſonderen Leiſtungen gezeigt wurden was bei den
gonen nicht möglich war , ſo konnte man immerhin mit dem
evotenen voll und ganz zufrieden ſein. Wenn man weiter be=
igſichtigt
, daß die Meſſeler Vertreter infolge der gerade jetzt ein=
ſtzten
Feldarbeiten größtenteils ohne jegliches Training in den
ampf gingen, daß der beſte Mann im Weitſprung. Adam
on Berg, ſchon beim erſten Sprung infolge einer Verletzung aus=
ßen
mußte und die Mannſchaft auch ſonſt nicht gerade vom
lück begünſtigt war Wolfenſtätter kam im 100=Meter=Lauf
ſcht vom Start weg und Hans Laumann, der ſonſt weit über
Meter erreichte, kam im Keulenweitwurf diesmal nur auf
Meter ſo beſteht zu Klagen keinerlei Veranlaſſung. Da die
äinpfe vormittags ſtattfinden, waren nur wenige Zuſchauer an=
eſend
. Doch entſtand in dieſen wenigen Stunden des Beiſammen=
ins
zwiſchen beiden Mannſchaften ein inniges Verhältnis, was
eide Mannſchaften veranlaßte, zu vereinbaren, künftig alle Jahre
vei ſolcher Kämpfe (Vor= und Rückampf) zum Austrag zu
eingen. Wir haben die Mannen der Tgſ. Eberſtadt als echte
wortkameraden kennen und ſchätzen gelernt und waren ſtolz auf
ne guten Leiſtungen. Wir werden auch bemüht ſein, dieſe herz=
cten
Bande weiter zu feſtigen.
Jugendklubkampf: SV. Merck TB. Jahn 1875.
Heute Samstag nachmittag 5 Uhr, findet dieſer Klubkampf
u dem Sportplatz des SV. Merck an der Maulbeer=Allee ſtatt.
Jugendklubkampf SV. Merck TSG. 46. 63:69 Punkte.
Nach dem vor zirka 3 Wochen die Jugendlichen (4 und B)
eider Vereine zu einem Klubkampf angetreten waren, ſtanden ſich
eſtern abend die Jüngſten beider Vereine (C und D) gegenüber.
s waren wiederum ſchöne Kämpfe zu ſehen.
Die Ergebniſſe Jugend C. 31:35 P. 100 Meter: Stau=
nger
, 46, 14,1 Sek.; Weber. M., 14,2: Schallenberger M.; Krumb,
5. 1000 Meter: Staudinger, 46, 3:25,4 Min.; Schallenberger, M.,
:15: Neff, M., 3:45,5; Böckner, 46, 3:50. 4X100=Meter: SV.
ſerck 62:9 Sek. TSG. 46 63.1 Sek. Hochſprung: Staudinger, 46,
27 Meter; Böckner, 46, 107. Neff. M. 102: Lautz, M. 102.
Feitſprung: Staudinger, 46. 4,83 Meter; Weber, M., 4,12: Schal=
enberger
. M., 3,78: Krumb. 46, 3,54. Kugelſtoßen: Staudinger, 46.
24 Meter: Weber. M.. 9.10: Krumb. 46, 7.36: Hellriegel, M.,
13. Ballweitwerfen: Staudinger, 46, 57,88 Meter; Weber. M.,
3,53: Anthes, M. 50,80 Krumb. 46/ 40,80.
Jugend D. 32:34 Punkte. 50 Meter: Zimmer. M.. 7,4 Sek.;
Nörath. 46, 78: Keil. 46: R. Braun. M. 800 Meter: Pengel, 46,
49 Min.: Ga. Rückert, M., 2,54; Staubach, 46. 2,55: Neff. M.=
56,5. 4X50=Meter=Staffel: Merck 31.3 Sek.: TSG. 46 33,0 Sek.
Veitſprung: R. Braun, M., 402 Meter; Schmunk. 46. 3.90;
Nörath, 46, 3.90: Zimmer, M., 3,82. Hochſprung: Bäniſch. M.,
20 Meter; Keil, 46. 1.20: Mörath. 46, 1.15: Heckmann. M., 1.10.
ingelſtoßen: Staubach, 46 6,58 Meter: H. Lautz, M., 6,57;
Nörath. 46, 6,23: Gg. Rückert, M., 6.00. Ballweitwerfen: Gg.
kückert, M. 49,29 Meter: Stauber, 46. 44,50: Schmunk 42,86;
. Lautz, 42,28.
Jahn 1875 Darmſtadt.
Vereinsmeiſterſchaften in Leichtathletik.

Die diesjährigen internen Verinsmeiſterſchaften finden am
Sonntag, den 6. Oktober, vormittags, auf dem Platz ſtatt. In
ieſem Jahre iſt durch die Stufeneinteilung einem jeden Mitglied
belegenheit geboten, einmal ſeine Kräfte auf dieſem Gebiete unter
Zeweis zu ſtellen, gleich ob Leichtathlet, Handball= oder Fußball=
vieler
oder Geräteturner oder Schwimmer. Ein jeder Turner hat
ie Möglichkeit, durch den Mehrkampf und die 20 Punkte Wertung
inen Sieg zu erringen. Es geht daher an alle Mitglieder der
Ruf, ob männlich oder weiblich, ſich die Ausſchreibungen auf dem
Aatz anzuſehen.
Für die leiſtungsfähigen Turner iſt die Oberſtufe mit
örem 7=Kampf da, die nicht ſo gut Gerüſteten haben Ge=
egenheit
, in der Unterſtufe 5=Kampf mitzumachen. Für
ie Alten Herren wurde ebenfalls ein 5=Kampf ausge=
grieben
, doch mit anderen Uebungen. Die 4= und B=Jugend
ämpft für ſich in einem 5=Kampf und nicht zuletzt wurde für
ſie Turnerinnen ein 4=Kampf in zwei Altersklaſſen feſt=
zelegt
.
Wir fordern daher alle Mitglieder auf, ſich auf dieſe Kämpfe
oorzubereiten und die ſchönen Tage bis zum Wettkampftag noch
voll auszunutzen.
Leichtgewicht=Ringerkurnier
des Athl.=Verein Vorwärts Groß=Zimmern.
Der Athl.=Verein Vorwärts Groß=Zimmern veranſtaltet
dieſen Samstag, 21. Sept., im Saale zur Linde ein noch nicht
dageweſenes, mit den beſten deutſchen Leichtgewichtlern beſetztes
kurnier. Namen wie Kolb=Schifferſtadt. Weidner=Stuttgart, Ohl=
Gr.=Zimmern uſw. genießen in der Schwerathl Weltruf Es wird
Kämpfe geben auf biegen und brechen. Eine beſondere Delikateſſe
wird der Kampf Ohl=Gr.=Zimmern Weidner=Stuttgart werden.
Wird Weidner der im letzten Jahr von Sieg zu Sieg eilte, ja ſogar
Europameiſter Hering beſiegte, gegen die Liſt und Geriſſenheit
des Altmeiſters Ohl beſtehen können. Alles iſt geſpannt auf dieſen
Kampf er bildet in der letzten Woche in Gr.=Zimmern das Tages=
geſpräch
. Am Schluſſe wäre noch zu wünſchen, daß für dieſe
Kämpfe dem rührigen Athl.=Verein Vorwärts ein volles Haus
beſchieden wird.
Polizei Darmſtadt Kraftſportvereinigung Mainz 88.
Heute abend, 20,15 Uhr, Sporthalle Eſchollbrücker Str. 24.
Zum 2. Verbandskampf empfängt die Ringerſtaffel des Polizei=
SV. den vorjährigen Gaumeiſter Mainz 88. Die Mannſchaft der
Landespolizei beſtreitet dieſen ſchweren Kampf in ſtärkſter Auf=
ſtellung
. Siebert, der ſich eine Verletzung in Brüſſel zugezogen
hatte, iſt auch wieder mit von der Partie. Ob es allerdings zu
einem Siege gegen die Mainzer langen wird, wird erſt der Kampf
lehren. Kämpfer wie Horn. Ditt, Quawenda und Guttmann wollen
geſchlagen ſein. Kein Freund der Schwerathletik ſollte ſich dieſen
Kampf entgehen laſſen.
TSG. 1846 Darmſtadt. Paddel=Abteilung.
Unſere Vereinsmeiſterſchaften im Einerkajak werden mit Rück=
ſicht
auf den SAl.=Dienſt am kommenden Sonntag erſt nachmittags
ausgetragen. Startbeginn vünktlich 3 Uhr. Boote, Wettkämpfer
und Kampfrichter ſind ½ Stunde vorher bereit,
Neuer Europameiſter im Halbſchwergewichtsboxen wurde der
Wiener Lazek, der am Dienstag in der Wiener Engelmann=
Arena vor 12000 Zuſchauern gegen den Titelverteidiger Merlo
Preciſo=Italien in der 13. Runde durch Disqualifikation gewann.
Die gegen den Neger Jeſſe Owens wegen angeblicher Verfeh=
lungen
gegen den Amateurparagraphen geführte Unterſuchung iſt
im Sande verlaufen. Der Neger, der bekanntlich Inhaber des
Weitſprung=Weltrekordes iſt, wurde freigeſprochen.

Die Herren Vereinsberichkerſtakter
bitten wir, die möglichſt kurzen und ganz ſachlichen Spiel=
berichte
jeweils noch am Spieltag zu übermit=
teln
. Sountags ab 18 Uhr Handball an Telef. 2389, Fußball an
Telef. 2390, nur, wann ſchriftliche Einſendung nicht möglich iſt.
Für die hieſigen Vereine letzte Friſt Sonntag nacht 01 Uhr,
ſo daß auch alle auswärtigen Treffen in der Montag=Ausgabe ge=
meldet
ſein können. Die Dienstag=Ausgabe iſt den auswär=
tigen
Vereinen vorbehalten, die wir bitten, die Spielberichte
noch am Sonntag zur Poſt zu geben.
Wir werden in Zukunft ſpäter als Montagabend einlaufende
Berichte, die für niemand mehr Bedeutung beſitzen, nicht mehr
veröffentlichen und erhoffen im beiderſeitigen Intereſſe vertrauens=
volle
Zuſammenarbeit.
Sportvorſchau jeweils bis Donnerstag. 20 Uhr, erwünſcht.
Die Sportſchriftleitung.

Polizei SB. Darmſtadt.

Polizei=SV. Normannia Pfiffligheim.
Im weiteren Verlaufe empfängt am Sonntag die Fußball=
mannſchaft
die Elf aus Pfiffligheim. Die Gaſtelf aus Rheinheſſen
verfügt über eine ſehr gute Einheit, aus der der ſchnelle, gefähr=
liche
Sturm herausragt. Das Treffen beginnt um 14 Uhr auf dem
Landespolizeiplatz.
Polizei wird in folgender Aufſtellung antreten:
Sauer
Balſer
Muth
Dumont
Göbel
W. Kaſper
Fröhlich
Blank Fr. Seipp Keck.. Pfeiffer
Um 11 Uhr morgens ſteigt das Handball=Ligaſpiel
Polizei=SV. VfR. Kaiſerslautern.
Die Gäſte aus Kaiſerslautern verſtehen ſchon immer zu kämpfen.
Die früheren Großkämpfe der Darmſtädter Vereine gegen dieſe
Mannſchaft waren immer die Höhepunkte der Verbandsrunde. Auf
jeden Fall darf die Mannſchaft nicht zu leicht genommen werden,
wenn man am Sonntag keine Ueberraſchung erleben will.
Die Handballmannſchaft wird in folgender Aufſtellung an=
treten
:
Keimig
Pfeiffer.
Blanck
Daſcher Unmacht
Stahl
Leonhardt.
Stahlecker
Sommer Spalt
Huber
Vor dem Ligatreffen findet ein Jugendverbandsſt
im Fuß=
ball
gegen Meſſel ſtatt.

SV. 98 Darmſtadk.

Die Fußballer reiſen bereits zum drittenmal ins Ried, um
ihr Heil zu verſuchen. In Pfiffligheim und Lampertheim war
ihnen, trotz guter Leiſtungen auf dem Spielfelde das Glück in ganz
beſonderm Maße gbhold, ſo daß die Mannſchaft bis jetzt noch
punktlos iſt. Wir hoffen aber, daß diesmaz in Lorſch der Teufel
nicht wieder die Hände im Spiel hat und die Mannſchaft endlich
einmal außer guten Kritiken auch Punkte mit nach Darmſtadt
bringt. Die unteren Mannſchaften ſtarten diesmal auch in die
Verbandsſpiele. Es ſpielen: Reſerve in Lorſch, 2a 2. Eberſtadt,
2b TSG. 46. Stadion 10,30 Uhr, und 3. Mannſchaft 2. Reichs=
bahn
.
Die Handball=Liga iſt wieder ſpielfrei. Eine aus Spielern der
1. und 2. zuſammengeſtellte Mannſchaft trägt ein Spiel in Bicken=
bach
aus, während die Reſerve in Birkenau zum Verbandsſpiel
antritt.
Creter der in dieſem Jahre zur deutſchen Mittelſtreckler=Elite
aufgerückt iſt, wird zum Ende der Saiſon beim Internationalen
in Stuttgart noch einmal verſuchen die 1500=Meter=Strecke unter
4 Min. zu laufen. Im Kampf gegen ſtarke Konkurrenz dürfte dies
keine ausſichtsloſe Sache ſein.
Klubkampf gegen TSG. 46. Heute nachmittag und am Sonn=
tag
treffen ſich die Leichtathleten in einem Klubkampf auf breiter
Baſis.
Lokalkampf an der Rheinallee vorm. 10,30 Uhr.
TSG. 46 Merck Darmſtadt.
Das erſte Verbandsſpiel an der Rheinallee bringt einen Kampf
der beiden Lokalvereine. Der Meiſter der zweiten Kreisklaſſe,
Merck=Sportverein, iſt der Gegner der 46er! Ohne Zweifel iſt die
Mannſchaft von Merck äußerſt ſpielſtark, denn ohne Können iſt
in ihrer alten Klaſſe beſtimmt keine Meiſterſchaft zu machen.
Auch gelang es der Mannſchaft gegen Germ. Eberſtadt und Union
Wirhauſen auf deren Plätzen einwandfreie Siege zu feiern. Die
46er werden alſo gleich in ihrem erſten Auftreten mit einem
Gegner zuſammenſtoßen, der nur mit einer ſehr guten Leiſtung
zu ſchlagen ſein wird. Vorher Spiel der Reſerven, während ſich
die 3. Mannſchaften beider Vereine um 1.30 Uhr gegenüberſtehen.
Die 1. Jugend hat die Opel=Jgd. Rüſſelsheim zu Gaſt, und wird
beſtrebt ſein, ihren Vorſpielſieg zu wiederholen. Die 1. Schüler
erwarten auf der Woogswieſe die Merck=Schüler.
TSG. 46 Fußball=Jugend und Schüler.
Am Sonntag, 22. Sept, nehmen die Jugend=Pflichtſpiele ihren
Anfong. Es ſpielen: 1. Jugend TG. 65 Beſſungen, 9 Uhr,
Rennbahn; B=Jugend Germ. Pfungſtadt. 10 Uhr, Rheinallee:
Schüler SV. Merck, 4 Uhr, Rheinallee; 2. Schüler Vikt.
Griesheim, 1 Uhr, Rheinallee.
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt.
Fußball. Zum 1 Verbandsſpiel empfängt Reichsbahn den
FV. Gräfenhauſen und die 2 Mannſch. die 3. Mannſch. des SV. 98
Darmſtadt. Beide Spiele finden auf dem Reichsbahn=Sportplatz
am Dornheimerweg ſtatt. Das Spiel der 1. Mannſchaft mit Pech:
Heinbücher, Seckler; Wittersheim. Bernecker, Mahr: Diener, Bär,
Frieß 1. Stoll 1. Stromberger; beginnt um 15.15 Uhr, und das
Spiel der 2. Mannſchaft mit Göbel; Schmidt 2., Borger: Stoll 2.,
Schmidt 1., Frieß 3.; Beutel. Nettermann, Rexroth. Stoll 1.,
Gerbig; beginnt um 10 Uhr. Erſatzmann für beide Mannſchaften
Volk.
Tbd. Jahn 1875 Darmſtadt (Fußball=Abteilung).
Die 1. und 2. Mannſchaft begibt ſich am Sonntag zum erſten
Pflichtſpiel nach Wolfskehlen. Leider muß die erſte Elf
Ernſt Schäfer erſetzen. Aber auch in der Aufſtellung wie gegen
Opel iſt wohl mit einem knappen Reſultat zu rechnen. Es gilt
vor allem anſtändig und fair zu ſpielen. Die 2. Garnitur tritt
bereits um 1.30 Uhr in Wolfskehlen an. Aufſtellung der Mann=
ſchaften
erfolgte geſtern abend in der Pflichtſitzung, in der auch
die Abfahrtzeiten bekannt gegeben wurden.
Turn= und Sportgemeinde 1877 Ober=Ramſtadt.
Fußball: Am Sonntag 15.15 Uhr, empfängt TSG. Ober=
Ramſtadt ihren alten Rivalen, den SV. Roßdorf zum Verbands=
ſpiel
. Dieſer Lokalkampf brachte in den letzten Jahren immer ſehr
ſpannende Kämpfe, die auch im großen ganzen einwandfrei ver=
liefen
. Auch am Sonntag iſt wieder auf dem Sportplatz am
Schorsberg mit einem ſpannenden Spiele zu rechnen, zu dem wir,
wie immer, Maſſenbeſuch erwarten. Vorher, 13,30 Uhr,
2 Mannſchaften. Um 11 Uhr vorm.: Jugend 1. Jugend TV.
Georgenhauſen.
Handball: Die 1. Handball=Elf begibt ſich nach Darmſtadt zum
Reichsbahn=TSV. Spielanfang 3 Uhr Mannſchaftsaufſtellung:
Kleppinger; Arnold. Rodenhäuſer; Trautmann, Rodenhäuſer,
Bergſträßer; Mink. Stuckert, Würtenberger, Heiſel. Stuckert.
Erſatz: Suppes, Heiſel.
SV. 35 Nieder=Ramſtadt SV. 1910 Weiterſtadt.
Am Sonntag. 15.15 Uhr, ſtehen ſich beide Mannſchaften zum
1. Verbandsſpiel in Nieder=Ramſtadt, auf dem Sportplatz Wild=
nis
gegenüber.
Es iſt hier mit einem ſpannenden Spiel zu rechnen, zumal
die Mannſchaft des noch nicht lange beſtehenden SV. 35 Nieder=
Ramſtadt alles daranſetzen wird um gegen Weiterſtadt ehrenvoll
zu beſtehen. Vorher, 13.30 Uhr, 2. Mannſchaften.

Pom Taert der Moun
Deutſchlands Ländermannſchaften blieben vergangenen Sonn=
tag
auf der ganzen Linie ſiegreich. Die Fußballer ſchlugen
in Breslau zum drittenmal die ſtark verbeſſerten Polen knapp,
aber verdient 1:0 (1:0) und in Stettin überlegen die eſtländiſche
Nationalmannſchaft 5:0 (2:0). Der 10. Leichtathletik=
länderkampf
gegen Frankreich in Paris brachte ein in der Ge=
ſchichte
der internationalen Leichtathletikkämpfe einzigartiges Er=
gebnis
: Deutſchland gewann ſämtliche Wettbewerbe und erzielte
das Rekordreſultat von 102:48 Punkten. Die franzöſiſche Preſſe
ſprach von einem Sport=Sedan
Der Gaukampf der Leichtathleten von Südweſt und Nordheſſen
in Mainz endete mit 75,5:75,5 Punkten unentſchieden In der
Deutſchen Vereinsmeiſterſchaft gelang es dem ASV. Köln ſich mit
dem hervorragenden Ergebnis von über 10 200 Punkten an die
Spitze zu ſetzen.
Neben einer Reihe von Meiſterſchaftsſpielen, die zum größten
Teil programmgemäß verliefen, iſt aus dem Reich des Lederballs
noch zu erwähnen, daß der Gau Mitte in Gera den Gau Südweſt
zum drittenmal dieſesmal mit 2:1, ſchlagen konnte. Den Mitropa=
pokal
gewann Sparta Prag.
Die 17. Internationale Motorrad= Sechstage=
fahrt
ſah die deutſchen Fahrer in allen Wettbewerben ſiegreich.
Als die ſtärkſten Gegner erwieſen ſich dieſes Jahr überraſchender=
weiſe
die Tſchechen.
Der Gordon=Benett=Preis für Ballonfahrten fiel=
endgültig
an Polen. Der deutſche Ballon Erich Deku hielt ſich.
ausgezeichnet und belegte den dritten Platz.
Schöne Erfolge errangen unſere Segelflieger auf dem
Jungfraujoch. Im Streckenflug belegte L. Hofmann=Mannheim
den 1. Platz vor Peter Riedel, während Heini Dittmar ie größte
Höhe und in der Geſamtwertung den 1. Platz errang.

SVgg. Arheilgen Union Wixhauſen.
Mit einem recht umfangreichen Programm geht am Sonntag
die SVgg. 04 Arheilgen in die Meiſterſchaftsſpiele. Im Vorder=
grund
ſteht zunächſt das Fußballſpiel gegen Union Wir=
hauſen
, nachm. 15.15 Uhr am Mühlchen. Hier ſtehen ſich zwei
alte Bekannte gegenüber, die ſchon in früheren Jahren bei Meiſter=
ſchaftsſvielen
manchen harten Strauß ausgefochten haben. Unſere
Nachbarn bemühen ſich ſchon etliche Jahre in dieſer Klaſſe um
die Meiſterſchaft; das Glück war ihnen aber bis jetzt noch nicht
vergönnt, obwohl ſie immer ein ernſthaftes Wort mitgeredet
haben. Geſpannt iſt man, wie ſich Arheilgen in der 1. Kreis=
klaſſe
zurecht findet. Ob es die vorjährige Kriſe überwunden hat?
Jedenfalls glauben wir, daß der Unterſchied in der Spielſtärke
zwiſchen der Bezirks= und der Kreisklaſſe nicht allzu groß iſt.
Die Mühlchesleute werden daher gut tun, die Spiele nicht auf die
leichte Schulter zu nehmen. Hoffen wir auf einen raſſigen Kampf.
deſſen Ausgang zugunſten des Beſſeren entſchieden ſein ſoll.
Ferner finden am Mühlchen noch folgende Spiele ſtatt:
2 Fußballmannſchaft Union Wixhauſen, 13,30 Uhr; B=Jugend
SV. Roßdorf. 10 Uhr: Alte Herren Viktoria Walldorf, 10 Uhr.
Auswärts ſpielen: 1. Handballmannſchaft und die 2. Hand=
ballmannſchaft
in Worfelden gegen den dortigen Turnverein.
4=Fußballiugend in Pfungſtadt gegen Germania um 10 Uhr.
SVgg. 34 Ueberau TV. Neuſtadt.
Zum erſten Verbandsſpiel weilen bekannte Gäſte in Ueberau.
Die Neuſtädter ſind hier gern geſehen und haben ſchon immer
ſchöne Spiele gegen Ueberau geliefert. In der vergangenen S iſon
erreichten ſie zweimal ein Unentſchieden. Die Ueberauer Elf hat
in den letzten Spielen gegen klaſſenhöhere Gegner einen lobens=
werten
Eifer an den Tag gelegt, hält dieſer auch bei dieſer Be=
gegnung
an. iſt zuſammen mit dem Vorteil des eigenen Platzes,
vielleicht doch ein Sieg oder Unentſchieden zu erhoffen. Beginn;
1. Mannſchaften 3.15 Uhr, 2. Mannſchaften 1.45 Uhr 11 Uhr
vorm.: Ueberau=Jugend Spachbrücken=Jugend.
Verbandsſviel.
Handball.
Jahn 1875 Darmſtadt Tgd. Sprendlingen.
Im erſten Pflichtſpiel empfängt Jahn 1875 die 1. Mannſchaft
der Sprendlinger Tgd auf eigenem Platz um 3 Uhr nachmittags.
Sprendlingen, einſt Bezirksklaſſenverein, wird ſich mächtig an=
ſtrengen
, den Sieg mit nach Hauſe zu nehmen. Für die Platzelf
wird es gut ſein, ſich gleich tapfer daran zu halten, denn ſonſt
wandern die Punkte nach auswärts. 2. Mannſchaft ſpielt beim
TV. Hahn. Abfahrt mit Rad um 12.15 Uhr am Adolf=Hitler=Platz.
Die Spieler werden um pünktliches Erſcheinen gebeten.
TV. 1897 Bickenbach SV. 98 Darmſtadt.
Am Sonntag wird in Bickenbach der Sportplatz an der Pfung=
ſtädter
Straße den ganzen Tag mit Turnern und Sportler be=
völkert
ſein. Alle Abteilungen führen volkstümliche Wettkämpfe
durch.
Zum Abſchluß, um 16.30 Uhr, wird eine Mannſchaft des SV.
98 Darmſtadt der Platzelf zu einem Werbeſpiel gegenüberſtehen,
was beſtimmt den Höhepunkt der Veranſtaltung bilden wird. Die
Darmſtädter, die mit einem großen Teil der Ligamannſchaft an=
treten
, geben die Gewähr, daß ein ſchönes Spiel geboten wird,
Die Bickenbacher Mannſchaft, ſtark verjüngt, muß verſuchen,
durch Eifer zu erſetzen, was die Gäſte durch Spielerfahrung vor=
aus
haben.
TSV. Braunshardt TV. Arheilgen.
2ich
Zum erſten Verbandsſpiel empfängt der Staffelſieger vom
letzten Jahr, TSV. Braunshardt, den TV. Arheilgen. Die Ar=
heilger
Turner, die eine ſehr gute und äußerſt flinke Mannſchaft
ins Feld ſtellen, brachten es im letzten Jahre fertig, Braunshardt
im Vor= und Rückſpiel eine Niederlage beizubringen, und nur im
Entſcheidungsſpiel um den Staffelſieger waren die Braunshardter
ſiegreich. Dieſer Spielausgang iſt offen, man könnte, da das Spiel
in Braunshardt ausgetragen wird, der Platzelf, einen kleinen
Vorteil einräumen, aber die Arheilger, die gerade in den letzten
Freundſchaftsſpielen ihr wahres Können gezeigt haben, werden
alles hergeben um die beiden erſten Punkte für ſich mit nach Hauſe
nehmen zu können, Spielbeginn 3 Uhr. Vorher, 134 Uhr,
2. Mannſchaften. Die 1. Jugend tritt um 12,30 Uhr in Klein=
Gerau an.
Darmſtädter Radſport=Club 1919.
Der Gau fordert nochmals alle Wanderfahrer des Bezirks auf,
ſich zahlreich an der letzten Gauwanderfahrt zu beteiligen. Der
Club beteiligt ſich mit den Aktiven und der Jugend an dieſem
letzten Treffen. Die Fahrt geht über Roßdorf, Spachbrücken, Rein=
heim
, Groß=Bieberau, Niedernhauſen zum Endziel Schloß Lichten=
herg
. Die Wertung findet zwiſchen 1315 Uhr im Burgſaal des
Schloſſes ſtatt. Abfahrt vünktlich 10 Uhr am Manfred=von= Richt=
hofen
=Platz am Landestheater. Wertungskarten mit Lichtbild wer=
den
eingezogen.
Die Radballabteilung, die einen Clubkampf gegen Dieburg
austrug, konnte ihre ſämtlichen Spiele gewinnen. Der überaus
gute Beſuch zeigte, daß für dieſen ſchönen Sport viel Sympathien
beſtehen und iſt zu hoffen, daß der nächſte Kampf ebenfalls wieder
guten Snort bringt. Näheres erfolgt im Sportbericht.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Im Zuge der noch immer über Weſt= und Mitteleuropa be=
ſtehenden
Weſtſtrömung wurden am Freitag ſubtropiſche Luft=
maſſen
über unſer Gebiet hinweggeführt, die ſchwüles und an=
fänglich
auch regneriſches Wetter bedingten. Ueber dem Feſtland
entwickelt ſich jedoch bereits ein Hochdruckrücken, ſo daß mit Wit=
terungsbeſſerung
gerechnet werden kann.
Ausſichten für Samstag: Abgeſehen von Nebel= oder Hochnebelz
bildung vielfach aufheiternd, meiſt trocken, auf Oſt drehende
Winde, mittags ziemlich warm.
Ausſichten für Sonntag: Vielfach Frühnebel, In
liches und trockenes Wetter.

[ ][  ][ ]

Nummer 260

AarmſtädterCägblatte

T
NTTgbsſofrieagieräahtääſct

Samstag, 21. Septemben

Italiens Rohſtoffſorgen.
Natürlich haben ſich aber die Mengen mit Rückſicht auf die
Kriegsmaßnahmen vergrößert. Die Nachrichten über die Ein=
Skeinkohle, Erdöl, Mekalle.
käufe gewinnen aber durch andere Urſachen eine oft ungewollte

Die Kriegsvorbereitungen für den abeſſiniſchen Feldzug haben
in den letzten Monaten die Nachfrage Italiens nach allen mög=
lichen
Lebensmitteln und Rohſtoffen ſteigen laſſen. In erſter
Linie waren es Steinkohle, Petroleum und Benzin.
Die aus den verſchiedenſten Quellen ſtammenden Zahlenangaben
widerſprechen ſich ſtark. Feſt ſteht, daß ſich die Steinkohlennot mit
jedem Tage mehr verſchärft, ſo daß die Entwicklung in dem be=
vorſtehenden
Winter noch nicht abzuſehen iſt.
An Stelle der Sowjetunion iſt heute Rumänien der
wichtigſte Lieferant für Erdöl an Italien. Auf Grund
des rumäniſchen Materials iſt im erſten Halbjchr 1935 die Ein=
fuhr
von Rohöl und allen ſeinen verſchiedenen Raffinaden, ſoweit
rumäniſche Lieferungen in Frage kommen, auf über 711 000 Ton=
nen
geſtiegen gegenüber 440 000 Tonnen im gleichen Zeitraum
1934. Dieſe Entwicklung iſt nicht ohne Bedeutung für den inter=
nationalen
Petroleumhandel geweſen. Der rumäniſchen Aus=
fuhrſteigerung
von 61,7 Prozent lagen feſte Lieferungsverpflich=
tungen
Italien gegenüber zugrunde, die zeitweiſe Rumänien nicht
in den Stand ſetzten, ſeine übrigen natürlichen Märkte mit der
gleichen Regelmäßigkeit zu beliefern. In Weſteuropa konn=
ten
infolgedeſſen die Erzeuger der Vereinigten Staaten
einen Teil der früher verlorengegangenen Petroleum=
märkte
zurückerobern.
Die verſtärkten Bemühungen der italieniſchen Regierung, in=
nerhalb
des eigenen Landes Erdölvorkommen zu finden, halten
noch immer an, obwohl die Erfolge nicht von beſonderer Bedeu=
tung
ſind. Praktiſch genommen iſt Italien bis auf etwa 12 v. H.
für die Verſorgung ſeines geſamten Inlandsverbrauches in Erdöl
und all ſeinen Nebenerzeugniſſen auf Einfuhr angewieſen.
Auf den Metallmärkten ſcheint die Sorge nicht minder
groß zu ſein. In den Vereinigten Staaten deuten umfangreiche
tatſächliche Kaufabſchlüſſe von Kupfer darauf hin. Auch Zinn
muß wie Kupfer nahezu reſtlos aus dem Auslande beſchafft wer=
den
. Die übrige Metallwirtſchaft kann ſich etwa zur Hälfte im
eigenen Lande verſorgen, iſt alſo immer noch in ziemlichem Um=
fange
auf die Einfuhr angewieſen. Die bedeutendſte Eigenerzeu=
gung
in der Metallwirtſchaft iſt wohl Aluminium, von dem etwa
14 000 Tonnen jährlich hergeſtellt werden. Der Inlandsverbrauch
war in normalen Zeiten etwa 10 000 Tonnen groß. Um den Ver=
brauch
in Kupfer einzuſchränken, hat jedoch Italien ein Aus=
fuhrverbot
für Aluminium erlaſſen und ſtärkere Ver=
wendung
an Stelle von Kupfer vorgeſchrieben. Der Bedarf an
Blei wird etwa zur Hälfte im Inlande gedeckt, es werden etwa
60 000 Tonnen jährlich verarbeitet. Die Lage für Zink iſt da=
gegen
beſſer. Der geſamte Bedarf kann im Lande ſelbſt erzeugt
werden. Im übrigen wird alles Erforderliche verſucht, um den
Mangel fehlender Materialien und Rohſtoffe durch Erſatzſtoffe
weniger fühlbar zu machen.
Ein Feldzug in Abeſſinien wird zweifellos keine Material=
ſchlacht
werden, wie wir ſie aus dem Weltkrieg her kennen, denn
ſoweit es ſich überſehen läßt, wird es, ſofern er örtlich beſchränkt
bleibt, ein Kleinkrieg bleiben. Wenn Italien trotzdem Rohſtoff=
rücklagen
ſchafft, dann iſt es die übliche Vorſicht. Es handelt ſich
um Einkäufe ſolcher Rohſtoffe und Materialien, die durch Italien
in normalen Zeiten auch im Auslande eingekauft werden mußten.

Uebertreibung: Die bisherigen Lieferanten bewil=
ligen
nicht mehr Kredite, wie es vordem war. Die
engliſchen Kohlenlieferanten verweigerten jegliche Weiterliefe=
rung
, bis die alten Verpflichtungen abgedeckt ſind. Die Ameri=
kaner
lehnten die Bewilligung eines nachgeſuchten Kredites für
den Ankauf von Rohbaumwolle ab. Die großen Londoner Metall=
firmen
wollten ſelbſt kleinſte Mengen nicht anders verkaufen als
gegen Bezahlung vor Verſchiffung. Man könnte die Leſe der
Kreditverweigerungen noch vergrößern. Italien will oder kann
auf derartige Zahlungsbedingungen zur Zeit nicht eingehen, und
deshalb verſucht es immer wieder, ſeine Aufträge bei neuen Lie=
feranten
in anderen Ländern unterzubringen.
Um die für die Einfuhr notwendigen Deviſen zu ſchaffen,
müſſen die Goldreſerven immer ſtärker angegrif=
fen
werden. Die kürzlich veröffentlichten wirtſchaftlichen
Kriegsgeſetze dürften die letzten ſtillen Reſerven ausländiſcher
Zahlungsmitel erfaßt haben. Der Erfolg dieſer Maßnahmen
darf nicht überſchätzt werden, weil ſchon vorher ſeitens der Regie=
rung
alles verſucht wurde, um in den Beſitz von Deviſen zu kom=
men
. Bei dieſer Gelegenheit hat ſie erfaßt, was ſie auf geſetz=
lichem
Wege ergreifen konnte. Trotzdem erwartet man in Lande
nach dieſer Richtung hin weitere draſtiſche Maßnahmen. Natür=
lich
muß auch die Steuerſchraube ſchärfer angezogen werden, ob=
wohl
die öffentlichen Abgaben bereits im Laufe der Monate eine
ſchwer zu tragende Höhe erreicht haben.
Dies wird die Bevölkerung um ſo empfindlicher treffen, weil
die Preiſe der wichtigſten Lebensmittel und Ver=
brauchsartikel
von Woche zu Woche ſteigen. Seit
Anfang dieſes Jahres ſind die Nahrungsmittel um etwa 15 Pro=
zent
im Durchſchnitt geſtiegen. Dabei wird vom Kleinhandel er=
klärt
, daß es bei Neubedarf nicht möglich ſei, auch nur einen ein=
zigen
Artikel zum gleichen Preiſe wieder eindecken zu können.

Bekleidungsgegenſtände ſind ſeit Jahresbeginn um 25 Prozent ge=
ſtiegen
; jedoch wird die Bevölkerung bereits langſam auf Erſatz=

ſtoffe vorbereitet. Baumwolle ſoll durch Hanffaſer erſetzt werden.
Wieweit es der in Frage kommenden Induſtrie aber ſchon gelun=
gen
iſt, irgendwelche Großherſtellung aufzurichten, konnte bisher
in einwandfreier Weiſe nicht feſtgeſtellt werden. Jedenfalls ſind
Fertigwaren in den neuen Stoffen noch nicht auffindbar. Nur
eines iſt ſicher, daß der Staat ſelbſt dieſe Umſtellung auf Hanf=
faſerſtoffe
auf das eindringlichſte fördert und finanziert.
Der Kampf um die Sicherſtellung von Rohſtoffen ſowie die
Verſorgung der Heimat mit Nahrung und Kleidung bedeutet für
Italien eine mindeſtens ebenſo ernſte Angelegenheit, wie die
Kriegsvorbereitung ſelbſt.

Weitere Schrumpfung der Goldreſerven der Banca d’Italia.
Der Goldbeſtand der Banca d’Italia hat in der Zeit vom
31. Auguſt bis 10. September eine weitere ſtarke Verminderung
auf 4,56 (4,70) Milliarden Lire erfahren. Auch die Valuten=
reſerve
ging auf 432,05 (438,09) Mill. Lire zurück. Das Wechſel=
portefeuille
zeigt eine Erhöhung auf 4.05 (3.95) Milliarden Lire,
die Lombards ſtiegen auf 2,30 (2.19) Milliarden Lire. Der Bank=
notenumlauf
erfuhr eine weitere Vergrößerung auf 14,23 (14,09)
Milliarden Lire.

Die beſchäftigungsloſe Welkonnage.

Wie weit die Weltſchiffahrt auch heute noch von einer end=
gültigen
Geſundung entfernt iſt, zeigen die neueſten Aufliege=
ziffern
. Trotzdem die Welttonnage von Mitte 1931 bis Mitte
dieſes Jahres durch verſtärktes Abwracken und durch Unfälle bei
nur geringer Bautätigkeit von 70,1 Millionen Tonnen auf 69,4
Millionen Tonnen brutto, alſo um 5,2 Millionen Tonnen, zurück=
gegangen
iſt, liegen in den verſchiedenen Schiffahrtsländern nach
den neueſten Erhebungen noch immer über 5, 3 Millio=
nen
Tonnen brutto beſchäftigungslos. Dieſe auf=
gelegten
Schiffe verteilen ſich dabei u. a. wie folgt.
Flottenbeſtand aufgelegte Schiffe in Proz.
Mitte 1935
Stichtag in 1000 BRT. der Flotte

in 1000 BRT.

England 17 400 1. 7. 35 962 5,5 USA. 10190 1. 35 2395 23,5 Japan 4086 1. 35 16 0,4 Norwegen 3968 1. 9. 35 198 5,0 Deutſchland 3 704 8. 35 150 4,0 Frankreich 3 025 1. 6. 35 428 14.3 Italien 2 884 1. 7. 35 198 6,5

Deutſchland ſchneidet nach der obigen Aufliegeſtatiſtik
verhältnismäßig gut ab, da nur noch rund 4 Prozent ſeiner gegen=
wärtigen
Tonnage aufgelegt ſind gegenüber einem Weltdurch=
ſchnitt
von 8,6 Prozent. Das iſt um ſo bemerkenswerter, wenn
man berückſichtigt, daß im Jahre 1932 Deutſchland hinſichtlich des
Prozentſatzes der aufgelegten Schiffe mit 33 Prozent an der
Spitze aller Länder ſtand.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.

Die geſpannte politiſche Lage förderte die ſchon am Vortage
beobachtete ſtärkere Verkaufsneigung des Publikums an der
Berliner Börſe, doch war geſtern im Gegenſatz zum Vortag
eine gewiſſe Aufnahmefähigkeit zu bemerken. Neben erneuten
Rückgängen waren daher auch an einigen Märkten leichte Kurs=
beſſerungen
feſtzuſtellen. Die etwas widerſtandsfähigere Haltung
vermochte ſich indeſſen nicht zu behaupten, ſo daß ſich bereits vor
Ablauf der erſten halben Stunde weitere Kursabſchläge ergaben.
Farben ſetzten mit unverändert 150½ ein, gaben aber dann auf
149½ nach. Maſchinenbauaktien waren widerſtandsfähig, wenn
auch hier Einbußen nicht vermieden werden konnten. Renten
lagen ſtill. Altbeſitz gaben 1 Prozent, Wiederaufbauzuſchläge ca.
½ Prozent her. Im Verlaufe blieb die Tendenz an den Aktien=
märkten
unentſchieden. Den weiteren Abgaben ſtanden Rückäufe
gegenüber. Farben ermäßigten ſich auf 149½ Prozent.

An der Rhein=Mainiſchen Börſe hielt die rückläufige
Kursbewegung an. Neue Ereigniſſe lagen nicht vor, die gewiſſe
Nervoſität im Börſenhandel wird als unbegründet angeſehen.
Nach wie vor löſt der abeſſiniſche Konflikt Zurückhaltung aus,
wobei allerdings die Verkäufe von ſeiten der Bankenkundſchaft
wiederum nur gering waren, aber nur auf eine mäßige Auf=
nahmewilligkeit
ſtießen. Auch Kaſſawerte durchweg ſchwächer,
vielfach erſchienen wieder Minuszeichen an der Maklertafel. JG.
Farben bis 149½ (150½) gedrückt, daneben Erdöl 1½, Metall=
geſellſchaft
¼ Prozent ſchwächer. Elektrowerte teilweiſe gehalten,
ſo AEG und Gesfürel, überwiegend aber angeboten. Am Mon=
tanmarkt
war mit Ausnahmen die Kursentwicklung widerſtands=
fähiger
. Buderus ſogar 1½ Prozent erholt. Der Rentenmarkt
lag in ſich weit beſſer gehalten als Aktien. Die Umſätze blieben
allerdings gering. Altbeſitz gaben um ½ Prozent nach. Aus=
landsrenten
lagen ruhig. Im Verlaufe hielt die ſchwache Hal=
tung
an.
An der Abendbörſe waren die niedrigen Mittagsſchlußkurſe
größtenteils gehalten. Die Börſe lag ſehr ſtill, da wenig Mate=
rial
am Markt war.

Wiriſchaftliche Rundſchau.

Verſicherungswirtſchaft kündigt Kriegsriſiko. Nachdem ange=
ſichts
der durch den abeſſiniſchen Konflikt geſchaffenen Lage die
Verſicherungsunternehmungen in England und auch in anderen
Ländern ſich veranlaßt geſehen haben, das Kriegsriſiko allgemein
zu kündigen, haben auch die deutſchen Transportverſicherer ſich
zur Kündigung entſchloſſen. Beratungen darüber, wie dem be=
rechtigten
Verſicherungsbedürfnis am beſten Rechnung zu tragen
iſt, ſind im Gange,

Kleine wirtſchafsnachrichken.

Das Reichsbank=Direktorium hat beſchloſſen, auch in dieſem
Jahre von der ſatzungsmäßigen Möglichkeit zur Ausſchüttung
einer Abſchlagsdividende auf Reichsbankanteile zum 1. Oktober
ds. Js. keinen Gebrauch zu machen. Die Gründe hierfür ſind die
gleichen wie im Vorjahre.
Der Verbrauch an Inlandszucker im Auguſt dieſes Jahres
hat gegenüber dem Vorjahre wieder eine erhebliche Zunahme
aufzuweiſen. Er beträgt 9,13 v. H. nach den berechneten Abliefe=
rungen
der Abteilung Erzeugung und 7,44 v. H. nach den ab=
genommenen
Mengen der Abteilung Verteilung.
Zum Vorſitzenden des Brauwirtſchaftsverbandes Weſtdeutſch=
land
in Köln wurde Erbhofbauer und Brauereibeſitzer Georg
Schönberger in Groß=Bieberau (Heſſen) berufen.
Jugoſlawien führte im erſten Halbjahr 1935 546 Automobile
ein. Davon ſtammen 218 aus Amerika und 136 aus Deutſchland.

Um die Apfelverſorgung.

Deutſchland verfügt nach der letzten Obſtbaumzählung vonn
Jahre 1934 insgeſamt über einen Apfelbaumbeſtand vom
76,6 Millionen Stück, wovon 53,4 Mill. Stück ertragsfähig warem
Dieſer Geſamtbeſtand verteilt ſich zwar, wie die Kartenſkizze zeigtt
über das geſamte Reichsgebiet, aber die Beſtände ſind in Süd=
deutſchland
am dichteſten, und die Dichte nimmt von Weſt nach Oſſi
ab. Trotz dieſes großen Apfelbaumbeſtandes reichen aber die In=
landsernten
für den heimiſchen Bedarf nicht aus, zumal dieſe=
infolge
des raſchen Vordringens des Apfelſaft= und Apfelſprudel=
verbrauchs
gewachſen iſt. Auch in Jahren guter inländiſche
Apfelernten hat Deutſchland infolgedeſſen erhebliche Apfelmengem
aus dem Ausland einführen müſſen, 1933 beiſpielsweiſe 215 102

Ver Bestand an.

Apfelbäumen
1Punkt: 100 000 Stück

Tonnen im Werte von 367 Mill. RM. und 1934 165 346 Tonnem
im Werte von 28,6 Mill. RM. Bis Juli ds. Js. einſchließlich wan
die Apfeleinfuhr niedriger als zur gleichen Zeit des Vorjahres;
aber die Haupteinfuhrſaiſon liegt im letzten Jahresdrittel.
Nach den Erhebungen des Reichsnährſtandes haben zwar vom
den wichtigſten Anbaugebieten das hannoverſche und Teile des
württembergiſchen recht befriedigende Erträge zu erwarten, aber
in den übrigen Gebieten dürfte die Apfelernte im Durch=
ſchnitt
erheblich hinter der des Vorjahres zurückbleiben. Auchs
wenn im Rahmen der gegebenen Deviſenlage günſtige Einfuhr=
möglichkeiten
ausgenutzt werden, ſo ſind dieſe noch dadurch er=
ſchwert
, daß auch in anderen Ländern die Apfelernten ungünſtig
ausfallen werden. Um den Spannungen am Apfelmarkt zu be=
gegnen
, ſind bereits verſchiedene Maßnahmen ergriffen worden,
beiſpielsweiſe hat der Reichsnährſtand, eine Sammelaktion fün
Fallobſt, das beſonders von der Marmeladen= und Krautinduſtrie
verbraucht wird eingeleitet, um eine reſtloſe Verwertung der
Ernte ſicherzuſtellen.

Produkkenmärkke.

Mainzer Getreidemarkt vom 20. September. Weizen W 12
20,60, Roggen R 18 16,90, Hafer H 14 15.80, Induſtriegerſte 20,00
bis 21,50. Futtergerſte G 11 16,70. Malzkeime 17,7518,25. Wei=
zenkleie
W 19 11,00, Roggenkleie R 18 10,40, Biertreber 19,00 bis
19,25. Tendenz: Brotgetreide genügend angeboten. In Brau=
und Induſtriegerſten iſt das Angebot etwas größer, in Kleie und
Biertreber fehlt es an Angebot. (Die Preiſe verſtehen ſich ver
100 Kilogramm loko ab Mainz.)
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 20. September. Bek
weiterhin ruhiger Marktlage ergaben ſich am Eiergroßmarkt geeu
genüber dem letzten Markt keine Veränderungen. Die der neuen
Verordnung angepaßten Preiſe lagen unverändert. Es notierten
in Pfg. pro Stück frei Frankfurt a. M. ( Großhandelsverkaufs=
preiſe
an den Kleinhandel): Deutſche Markeneier S 12,2512,50.
A 11,5011,75, B 10,7511.00, D 9,009,25: Holländer S 1125
bis 11,50, A. 10,5010,75, B 10,0010.25, C 9,259,50: Jugo=
ſlawen
und Bulgaren A 10.5010,75 B 10,0010,25 Original=
ware
9,7510,00: Deutſche Marken=Kühlhauseier S 10,25, A 9,50
bis 9,75, B 9,259,50, C 8,759,00, D 8,258,50.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 20. September.
Die Lage am Buttergroßmarkt war gegenüber dem letzten Markt=
tag
unverändert. Das Geſchäft blieb weiterhin ruhig, die Preiſe
lagen unverändert. Es notierten pro 50 Kilogramm frei Frank=
furt
a. M. (Großhandelsverkaufspreiſe an den Kleinhandel): im
RM.: Deutſche Markenbutter 144145, Feine Deutſche Molkerei=
butter
142143, Deutſche Molkereibutter 140. Landbutter 125,
Kochbutter 115120. Holländiſche Butter 144146.

Berliner Kursbericht
vom 20. September 1935

Oeviſenmarkt
vom 20. September 1935

Me Hu
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bau=
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 11
C. P. Bemberg 1
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau II
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Nek

87.
86.50
15
16.875
36.375
119.
105.25
91.125
115.25
152.
126.25
104.

Mie eee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Vie
149.125
121.375
110.25
89.125

89.
130.
87.25
111.125
82.50
66.50

Orenſtein & Koppel
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alka!i
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
derer=Werke

Me
111.625
180.125
24.875
75.875
125.
85.50
10.125
114.625
43.50
118.25
114.25
129.50

Aegypten
Argentinien
Belgien:
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemart
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenlant.
Holland.
Island

D
äahpt. s.
1 Pap. Peſol
100 Belga
Milreis
100 Leva
teanab.Boll,
100 Kronen
100 Gulden 4
12=Stg.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm
100 Gulden
100 isl. Kr.

Geld=Brief

12.525
0.889
41.91 4
2.19e
3.047
2.463
54.59 *
48.81
12.225
68.43
5.39
16.37
2.353
182.331 1
54.95

12.555
0.692
1.99
0.74
3.053
2.467
54.69
46.91
12.255
6a.s7
5.40
16.41
2.357
168.67
55.07

Italien
Japan
Jugoflawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowat.
Türkei
ungarn

Uruguah
Ver, Staaten

Mice
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
1o0 Eseubos
100 Kronen
100 Franes e
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
t türk. 2
100 Pengd
1 Goldpeſo
1 Dollar

1N
Mes Mitte eit
Keiner
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ai
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lalten
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it ihrer ge

Beginn 25
Eliſabe
Stolte, Tat

1.039
2.48:

Suraſtadter und Karionatoane Sütinftaot, Flllate dei Bresoker Sunz
Frankfurter Kursbericht vom 20. September 1935.

Meene
Gr.II p. 1934
1935
1936
. 1937
1938
Gruppe l. . .
5%Dtſch. Reichsanl.
4%
5½ %Inter.,b. 50
4½%Baden. v. 27
4½%Bahern v. 27
4½Heſſen v. 28
4½9
v. 29
4½% Preuß. v. 28
4½% Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......!
5%0 Dt. Reichspoſt:
Schätze ....."
4½%......
Otſch. Anl. Ausl.
PI. Ablöſung
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
.

4½Bad.=Baden
%Berlin v. 24
½ %Darmſtadt ..
1%Dresden v.26
½ %Frankhurt 26
4½% Heidelberg26
½%Mainz.....
4½%Mannheim27
½ %München v.s9
4½ %Wiesbaden 28

4½½Heſſ. Landesb
½% Goldobl.
5½% Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk. Liquid.

1030.
1o7.7
108.9
108.25
108
107.3
100,
95.2
102
95.25
97
96.25
97
107.75
96.75
95.5

100
100.25

110

10.1

95

92
88.5

92.5
93.5
88.

98.5
93.25

zoof;

N
Komm.=Obl. . .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R. 11
4½% desgl. R. 12
4½% Kaſſ. Landes=
krebitk
. Goldpfb.
4½% Naſſ. Landes=
bank
Goldpfb.
5½% Lig.=Obl.
Dt. Komm. Sam=!
mel=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser.
*Ausl. Ser, II
D. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½BBerl. Hyp. B.
5½ Lig.=Pfbr. ..
4½%Frkf. Hyp.=B
51%7 Lig=Pfbr.
4½% Goldoblig.
4½%Frkft. Pfbr. B.
5½% Lig.=Pfr.
4½ %Mein. Hhp. B.
5½9
Lig.=Pfbr.
4½,% Pfälz. Shp. B
5½% Lig.=Pfbr.
4½%Rh. Hhp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
41
Goldobl.
4½%Südd. Boden=
Ered.=Bank ....
5½
Lig.=Pfbr.
4½% Bürtt. Hyp.
6%Daimler=Benz
6 2Dt. Linol. Werke
6% Klöchnerwerkel

96.25

34.75

93.5

94.25

96.5
100½,

113.75
132.5

19.5
95.75

96.5
1061,
93
96.5
100,
95.5
101.1
97.25
100-.
96.5
100-,
94.25

98

g771.
1o3.75
103
102½4

in 733

6% Mitteld. Stahl
5%NeckarA. G.v. 23
5% Rhein=Main=
Donau v. 23... .
6%SalzmannckCo.
6%Ver. Stahlwverke
5% RM.=Anl.
439
4½9
6% Voigt & Häffner
J. G. FarbenBonds
5%Bosn. 9. E. B.
5%
L.Inveſt.
52Bulg. Tab. v. 62
4½%Oſt. Schätze
4%Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
4%Türk. 1. Bagdad
48 II.Bagdad
4½ %ungarn. 1918
4½%0
1914
Goldr.
1910
48

4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon. .
42 Stockholm
Aktien.
Accumulat.-Fabr 4
Allg. Kunſtzide Uniel
A. E. G..........
Andrea=Noris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht.
Brauhaus Nürnbg.

100.5

101.25

100
99
101

101
123:1,

7.75

6.25

8l.
37),
9.25

541,
111

S0.
36.25
128
111

129

142.5
123.5

Oen
Eement Heidelberg
Karlſtadt

J. G. Chemie, Baſel140
9
Chem.WerkeAlbe

Chade (A.=C) .....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ......."
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Ge
Licht u. Kraſt
Enzinger Union
EſchweilerBergwerk
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrit.
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebrüder..
F. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Feltck Guillegume..
Frankfurter Hof...
Geſ. f.eleltr. Untern.
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.).
Hanfwerke Füſſen:
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.!
Hochtief Eſſen ..
Holzmann, Phil. .*

Tas
114.25
138

134.25
93

1037,

235

88
116

107
129
97.5
262

160
61

14941,

97.5

121
1037
28
190
98
130

110.5
118.25

114.5
108.5
93

Keee
Genüſſel
Junghans.
Kali=Chemie. . ....
Aſchersleben.!
Klein, Schanzlin.
Klöckhnerwerke.
Knorr C. H.
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co
Laurahütte
Lech, Augsburg..
Lokomf. KraußcCo.
Löwenbr. Münch..
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz=Akt.=Br.
Mannesm.= Röhren
Mansfeld. Bergb..
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau.
Moenus ........"
MotorenDarmſtadt
Reckarwer! Eßling.
Sdenw. Hartſtein.
Bark= u. Bürgerbr.
Rh. Braunlohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerl
Riebeck Mont
Roeder, Gebr.
Rütgerswe
Salzdetfu
Salzw.
Schöfferk
b.
Schramm, Lackfabr
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske.
Reinigerwerke!
Südd. Zucker=A. G.
Tellus Bergbau.
Thür. Liefer.=Gef..

122.75

130
131
88
86.75
186.5

126
1170.

100.5
1201

82.5

80.5

109
115
214
138
104
100
104
111:,
180

167
118
116
165,
91.5
206.5
104
119.5

Mieie
Ber. Stahlwerle..
Ver. Ultramarin.
Beſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kali.
Zellſto ffWaldhof. .I.

Allg. Dt. Cred zuer)
Badiſche Bank...!=
Bk. t. Brauinduſtr.)
Bayher. Hyp. u. W.
Zerl. Handelsge.
Hypothelbl.
Comm. u. Privatbl.
Dt. Ban1 u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe!.
Dresdner Ban 1.
Fran 1. Bant.
Hyp.=Bank
Mein. Khp.=Bar1.
Pfälz. Hyp.=Ban1.
Reichsbank=An 1.
Rhein. Hyp.=Ban!.
Vereinsb. Hamburg
Bürt, Nojenbon

A.=G.). Berickucn
Allg. Lokalb. Krafin
720 Dt. ReichsbBzg.
Hapag ........."
Lübeck=Büchne ..
Nordd. Lloyzd..
Südd. Eiſenb.=Geſ.

Ultanz- u. Stuttg.
Verſicherung ...
Verein. Verf.
Frankona Rücku. Ml
Mannh. Verſick.

Otavi Minen.
Schantung Handell

135
24.75

1o8.75

73
126
120

11175
134
85
86.5
87.5
1103
92.5

521
134
111
100

75.5
119
123.5
15

[ ][  ][ ]

Samstag, 21. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 260 Seite 15

Kn

Roman von Maria Oberlin
Nr. 58 war nun ſchon ſeit Tagen das Sorgenkind auf dem
ſanng 5. Immer heftiger wütete das Fieber im Körper des
nanken. Immer von neuem murmelten die blaſſen, ſpröden den Hochwald ſorgſam betreuen.
inpen in der Fieberglut wirre Namen.
brachten keine Klarheit. Der Matroſe, der den Verletzten ein= den Eindruck des Beſitzers. Da hingen an den Wänden ſeltene
eſerte, konnte nichts anderes ausſagen, als daß er den Paſſa= Jagdtrophäen und Felle, Gerätſchaften und Waffen fremder Men=
ſer
nicht kenne und nur der Zufall ſie beide um ihr Leben ſchen, ſogar ein rieſengroßes Stück Elefantenelfenbein war an der
impfend zuſammengebracht hätte. Der Kapitän des Küſten= Decke befeſtigt und zeugte von der Gaſtfreundſchaft eines ſchwar=
jache
vermutet, aber diesmal einmal war das Mißtrauen
eigebens geweſen! Dann nahmen ſich die Zeitungen der rigen, aber weit ausgedehnten unteren Räumen verteilt, das
jache an.
Eine Perſonalbeſchreibung ging in Fettdruck durch die Blät=, zimmer eingerichtet.
er und ſchreiende Ueberſchriften riefen die Senſation zweier
neiterer Geretteten in die Welt hinaus.
Tage, Wochen, Monate vergingen.
Es wurde Sommer. Die heiße, ſtaubige, laſtende Sommerhitze Bogen, und in der Mitte der leuchtendgrünen Fläche prangten
r einer Weltſtadt. Langſam rang ſich der bis zum Aeußerſten hochſtämmige Roſenſtöcke, die im Sommer eine üppige Pracht
eſchwächte und abgekämpfte Körper zur Geneſung durch. Längſt entfalteten.
hon war Tommy Leed, der Matroſe, der ihn ins Krankenhaus
rachte, von Amerika fortgefahren, um neuen Dienſt anzutreten. auf und umſchloß den idylliſch gelegenen Hof von allen Seiten.
luch die Kataſtrophe der Titanic vergaß ſich allmählich, nach=
em
ſie lange Zeit alle Welt in Aufregung gehalten hatte.
hlanker Mann das New=Heaven=Krankenhaus, ein lädierter, Wiſſenſchaftliche und vergleichende Werke aller Art reihten ſich
nitgenommener Anzug umſchloß die ſchmal gewordene Geſtalt, da aneinander. Der breite Schreibtiſch war ſtets mit Manuſkrip=
Nit leiſer Unſicherheit ſteuerte er durch den tobenden Verkehr ten und ſeltenen Forſchungsfunden bedeckt. In einer kleinen
er Weltſtadt dem deutſchen Konſulat zu ..."
Hier gab es ein Wiederſehen mit einem längſt tot und ver= ſchürfende Werke, die vor allem das Leben fremder Eingeborener
oen Geglaubten ..
Hohe grüne Eichen und dichte Tannen umſchließen mitten im
derzen des Thüringer Landes ein kleines Landgut.
Wer die ſchmale, weiße Landſtraße, die zwei kleine Dörfer und ruhiger, als in den erſten Wochen nach dem furchtbaren
niteinander verbindet, entlang wandert oder fährt, erreicht in Verluſt.
er Mitte einen ſchönen Wald, der ſich ſtundenlang hinzieht.
Keiner vermutet hinter den hochragenden Tannen und Eichen ſchönen, blaßroten Mund.
daus und Hof. Erſt wer ſich die Mühe macht, ein paar Stunden
urch den herrlichen Hochwald zu wandern, ſtößt an ſeinem Ende und blätterte nachdenklich darin.
uf ein zurückliegendes weißes Haus. Breit und behäbig hinge=
agert
, von hohen Bäumen umrauſcht, macht es den Eindruck eines Meta dazu ſagen? War ſie ſtark genug, eine neue Erinnerung an
oßen Bauerngutes.
Haus Börken war auch in der Tat früher ein Thüringer
Zauernhof geweſen. Aber es war kein Erwerbsgut geweſen, ſon= verſtorbenen Forſchers leſen zu dürfen. Sorgfältig hatte ſie die
ſern immer nur eine Ruheſtätte, ein Erholungshaus für die Fa= Ergebniſſe ſeiner beiden letzten Forſchungsreiſen zuſammengetra=
nilien
Borken und Frobus, die den alten Beſitz liebevoll zu er= gen, geſichtet, geordnet. Heimlich hatte ſie ſich mit dem Verleger
vurden.
Der Erbe des Gutes war Hermann Frobus geworden. Aber ganze im Rohbau ſchon fertig vorliegende neue Werk des For=
o
ſehr er an ſeinem alten Familienſitz hing, hatte ihn doch ſein I ſchers geſammelt.
inruhiges Forſcherblut immer wieder fortgetrieben und ſchließlich
nit ihrer ganzen Liebe und Sorgfalt.

Copyright by Prometheus-Verlag, Gröbenzell bei München
(Nachdruck verboten)
Sie pflegte die uralten ſchönen Möbel des Hofes, ſorgte für
den großen Blumengarten und ließ den meilenweit ſich erſtrecken=
Die große Diele mit einer antiken Standuhr und verblaßten,
Inzwiſchen waren Nachforſchungen angeſtellt worden. Aber matten Oelbildern zu Eingang des Hauſes trug beſonders ſtark
honers wußte auch nichts . . . Erſt zwar hatte man eine dunkle zen Wüſtenherrſchers, dem der Forſcher einmal ein koſtbares Ge=
ſchenk
gemacht hatte. Alte Bauernmöbel waren in den drei nied=
letzte
der Zimmer hatte ſich der Forſcher ſorgfältig als Arbeits=
Der Blick von den breiten niedrigen Fenſtern war bezaubernd
ſchön. Ein ſammetgrüner Raſen zog ſich vor dem Hauſe hin, nied=
rige
, langhingedehnte Roſenbeete zogen darin ihre ſchimmernden
Von hier aus aber ragte ſogleich der dunkle Dom des Waldes
Der Arbeitsraum des Forſchers trug deutlich ſein Gepräge.
Die Wände waren alle von großen, flachen Glasſchränken um=
An einem glühendheißen Sommertag verließ ein großer, ſtellt, hier hatte die ganz umfangreiche Bibliothek Platz gefunden.
Vitrine aber befanden ſich die Werke des Forſchers ſelbſt. Tief=
aufzeigten
.
In dieſem Zimmer ſaß an dieſem Nachmittag Thea Korff.
Das ſchmale, blaſſe Geſicht des jungen Mädchens hatte ſeine
Röte nicht wiedergefunden. Aber die Augen blickten beherrſchter
Heute lag ſogar ein leichter freudiger Schimmer um den
Sie ſchlug eine in rotes Saffianleder gebundene Mappe auf
Einen Herzſchlag lang ſaß ſie überlegend da. Was würde
den geliebten Vetter zu ertragen?
Sie hatte ſich die Erlaubnis ausgebeten, in den Arbeiten des
ſalten ſuchten. Auch als ſie längſt ſchon in alle Welt zerſtreut ſeiner Werke in Verbindung geſetzt und die Herausgabe des letz=
ten
Werkes zugeſagt erhalten. In dieſer Mappe hatte ſie das
Es war keine leichte Arbeit geweſen. Aber ſie hatte ein Tage=
jahm
Meta Dirkſen den alten Hof in Beſitz und verwaltete ihn buch gefunden, daß die letzte Forſchungsreiſe genau in kurzen No=
tizen
feſtgehalten hatte, da war es ihr dann doch ſchkießlich nach

allerlei Ueberlegungen und Plänen gelungen, dieſes Werk den
früheren anzupaſſen, die Reihe der wertvollen aufklärenden Ar=
beiten
vom Leben fremder Völker zu vervollſtändigen.
Die Arbeit war ihr lieb geworden, hatte den herben Schmerz
in trauervolle Wehmut gemildert. Jetzt war ſie damit fertig.
Und wieder von neuem wollte ſie Leere und Melancholie drückend
überfallen.
Eine Stimme unterbrach ihr Denken:
Wollen wir draußen Kaffee trinken? Meta Dirkſens müde
Stimme ſcholl zu ihr herein."
Sie ſtand draußen am Haus und blickte in das niedrige Fen=
ſter
hinein. Mit liebkoſender Hand ſtrich ſie über die ſehr reich
blühenden Fuchſien der Blumenkäſten, die ihre herzförmigen,
roten Blüten in üppiger Pracht niederwippen ließen. Hermann
hatte dieſe Blumen ſo geliebt! Es war ihm immer erſt richtig
heimatlich, zu Mute geweſen, wenn die ſchönen roten Blumen
blühten und er müde und abgekämpft von ſeinen Reiſen
ſich in den paradieſiſchen Frieden zurückgezogen hatte.
Ein paar Tage hatte er dann gefaulenzt; wie ein großer
Junge war er in Haus und Hof umhergeſtrolcht, laut jubelnd von
Tyras, dem ſchon etwas altersſchwachen Schäferhund, umbellt.
Und dann waren die Tage ernſter und angeſtrengter Arbeit
gekommen. Einladungen zu wiſſenſchaftlichen Vorträgen, ein Aus=
arbeiten
und Sichten des geſamten Materials.
Eine weiche Hand legte ſich auf die ihre. Sie ſah in Thea
Korffs mitfühlende, ſie warm anblickende Augen.
Ich habe eine ſo ſchöne Ueberraſchung, ſagte ſie und ver=
ſuchte
viel Feſtigkeit und Heiterkeit in ihre Stimme zu legen.
Sie legte den Arm um die Freundin und ging mit ihr ge=
meinſam
bis zu einem Ruheplatz vor dem Haus, der von einer
Roſenhecke anmutig überdacht war. Sie goß der Freundin Kaffee
ein und lehnte ſich dann erwartungsvoll zurück.
Gar nicht neugierig? verſuchte ſie einen leichten Ton anzu=
ſchlagen
.
Meta Dirkſen ſchrak zuſammen. Ihr müder Blick hob ſich.
Sie ſah das junge Mädchen an, ſah den feſten, tapferen Blick,
der entſchloſſen einen großen Schmerz verbarg, dem ſie ſelbſt ſich
immer noch hoffnungslos hingab.
Eine feine Röte kam ihn ihr Geſicht. Sie antwortete:
Doch. Was iſt denn?"
Thea Korff ſchlug die Mappe auf und reichte ſie ihr herüber.
Faſſungslos ſchaute ſie darauf hernieder. Las in Hermanns
großer klarer Handſchrift Aufzeichnungen, Erlebniſſe, Forſchungs=
ergebniſſe
und Schilderungen. Dazwiſchen hatte eine kleine, per=
lende
Mädchenhandſchrift die Aufzeichnungen ergänzt, miteinan=
der
verbunden, vervollſtändigt.
Leiſe Tränen tropften ihr hernieder. Beſchämt wiſchte ſie ſie
vor dem erſten Blick des Mädchens fort.
(Fortſetzung folgt.)

Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: J. V. Karl
Böhmann; für den lokalen Teil: Max Streeſe für das Feuilleroni, V. Max Streeſe,
für Gegenwart‟ Or. Herbert Nette; für Reich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Sport: Karl Böhmann; Anzeigen=
leiter
: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VIII. 35. 19040. Pl. 5. Druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u.=Druckerei.
Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr;

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Tanz=Kurſus
Beginn 25. Sept.
Eliſabethenſtr. 12
Stoltze, Tanzl.*

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