Darmstädter Tagblatt 1935


03. Juli 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nummer 180
Mittwoch, den 3. Juli 1935
197. Jahrgang

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Fernonchei Noientlieg.
Außerordenklich ſcharfe ſowiekruſſiſche Noke an Tokio wegen der Zwiſchenfälle an der mandſchuriſchen Grenze.
Japan will ebenfalls ſehr deuklich ankworken.

Papierene Prokefte.

DNB. Moskau, 2. Juli.
Im Zuſammenhang mit den vor einigen Tagen gemeldeten
Zwiſchenfällen an der mandſchuriſch=ſowjetruſſiſchen Grenze hat
Sie Moskauer Regierung jetzt in Tokio diploma=
riſche
Schritte unternommen. Der ſowjetruſſiſche Bot=
ſchafter
Jurenew hat am Montag, wie die Taß amtlich meldet..
im Auftrag ſeiner Regierung Außenminiſter Hirota eine längere
Rote überreicht, in der in zum Teil ſcharfen Worten gegen das
Verhalten der japaniſch=mandſchuriſchen Be=
Sörden proteſtiert wird.
Zum Schluß heißt es dann in der Moskauer Note, die Sow=
ketregierung
hoffe, daß die japaniſche Regierung, die mehrfach
irhren Wunſch nach friedlichen Verhältniſſen an der ſowjetruſſiſchen
Crenze beſtätigt habe, nunmehr ſchnelle und energiſche Maßnahmen
zur Abwendung herausfordernder Handlungen der japaniſch=
rnandſchuriſchen
örtlichen Militärbehörden treffen werde, indem
fie dieſs auf die Unzuläſſigkeit und Gefährlichkeit der von ihnen
mn der Grenze durchgeführten Methoden hinweiſe.

Japans Stellungnahme.

DNB. Tokio, 2. Juli.
Die von Botſchafter Jurenew überreichte Proteſtnote wegen
Ser Zwiſchenfälle an der mandſchuriſch=ſowjetruſſiſchen Grenze
am hier ganz unerwartet. Außenminiſter Hirota nahm den Pro=
eſt
erſt an, nachdem einige Punkte abgeändert worden waren.
Das japaniſche Auswärtige Amt hält mit ſeiner Stellungnahme
noch zurück, da man einen Bericht über die Vorfälle aus Hſinking
ſerwartet. Immerhin wird von amtlicher Seite durch die Agentur
Mengo ſchon jetzt erklärt, daß die Zwiſchenfälle auf die
mangelhafte Grenzfeſtſetzung zurückzuführen
geien und deshalb eine klare Grenzziehung die wich=
igſte
Aufgabe für die Zukunft ſei. Die Tatſache, daß
ſ ie Note gleichzeitig mit der Ueberreichung in Tokio auch in Mos=
dau
veröffentlicht worden ſei, wird hier als unfreundlicher pro=
wagandiſtiſcher
Akt angeſehen, worauf Japan auch noch ausdrück=
ſich
hinweiſen werde. Anſcheinend beabſichtigte die Sowjetregie=
nung
, ſo wird hier angenommen, die Aufmerkſamkeit von der
ſahwierigen Lage im Weſten auf den Fernen Oſten abzulenken.
Das japaniſche Auswärtige Amt werde auf jeden Fall eine deut=
ſiche
Antwort geben.
* In die gewitterſchwüle Lage im Fernen Oſten, die bisher
durch die Verſchärfung des japaniſch=chineſiſchen Gegenſatzes be=
Eimmt war, fällt jetzt plötzlich durch den japaniſch=ruſſiſchen
Notenkrieg eine neue Spannung. Rußland hat in Tokio eine
ſehr deutliche Proteſtnote überreichen laſſen, in der es die
Bwiſchenfälle an der mandſchuriſchen Grenze zur
Sprache bringt und mit ernſten Folgen für die ruſſiſch=japaniſchen
Beziehungen droht. Herr Litwinow ſpart nicht mit kräftigen
Worten. Er ſpricht von der provokatoriſchen Tätigkeit der japa=
iſch
=mandſchuriſchen Behörden, von der Unzuverläſſigkeit und
Sefährlichkeit ihrer Haltung und ſchiebt Japan die Verantwor=
tuung
für alle daraus entſtehenden Folgerungen zu.
In Tokioſcheint dieſe Tonart überraſcht zu haben. Der japa=
iſche
Außenminiſter hat die Note nur unter Vorbehalt angenom=
men
, hat aber gleichzeitig angekündigt, daß er eine ſehr deutliche
Antwort erteilen würde. Das klingt außerordentlich bedrohlich,
denn die Belaſtungen, im Dreieck TokioNankingMoskau ſind
ſchon ſeit längerer Zeit ſo ſtark, daß theoretiſch ſchon eine Klei=
rigkeit
genügen würde, um eine gewaltſame Entladung herbei=
zführen
. Trotzdem braucht man aber vorderhand die jüngſte
Entwicklung nicht allzu tragiſch zu nehmen. Die Ruſſen haben ſich
auis ihren beſten Poſitionen von den Japanern hinausmanövrieren
laſſen, und die Japaner fühlen ſich in ihrer taktiſchen Situation
ſo ſicher, daß ſie ſogar auf die lauten und ſtillen Proteſte der Eng=
länder
und Amerikaner zur Tagesordnung übergehen. Alſo wer=
den
ſie ſich auch von Rußland nicht aus der bisherigen Linie ab=
bringen
laſſen, zumal ſie damit rechnen, daß die Ruſſen die Dinge
nicht zum äußerſten kommen laſſen.
Tapans Heer und Marine weiſen die ſowjekruſſiſchen
Beſchuldigungen zurück.
In japaniſchen Armeekreiſen hält man den
ſowjetruſſiſchen Proteſtſchritt für gänzlich
unbegründet und erklärt, die japaniſchen Truppen ſeien zu
diſzipliniert und im übrigen auch zu ſchwach, um dieſe angeb=
lichen
Grenzverletzungen begehen zu können. Wenn der Sowjet=
vegierung
etwas daran liege, den gegenwärtigen Zuſtand zu
beendigen, ſo könne ſie dies nur durch eine klare Grenzziehung
erreichen. In Marinekreiſen wird der ſowjet=
rüfſiſche
Proteſt wegen des angeblichen Ein=
öringens
mandſchuriſcher Kanonenboote in
Sowjetgewäſſer ebenfalls weit zurückgewieſen.
Man erklärt hier, Sowjetrußland habe ſich bisher ſtets ge=
weigert
, zu einer Verſtändigung über den Verkehr auf dem
Arnur zu gelangen und damit klare Verhältniſſe zu ſchaffen.
46 Prozenk Mililärausgaben in Japan.
Im Zuſammenhang mit einer aus Tokio gemeldeten Erklä=
rang
des Finanzminiſters Takahaſhi über die ernſte Finanzlage
Japans, die Maßnahmen zur Herabſetzung der Ausgaben uner=
läßlich
mache, iſt eine Aufſtellung des Daily Telegraph über
die japaniſchen Staatsausgaben und den Anteil der Rüſtungs=
ausgaben
daran nicht unintereſſant. Danach iſt der Anteil der
Ausgaben für militäriſche und Rüſtungszwecke an den Geſamt=

ausgaben, der noch vor 5 Jahren 29 Prozent betrug, jetzt auf 46
Prozent geſtiegen. Von dem Geſamtbudget von 2215 Millionen
Den (221 500 000 engl. Pfund nach dem Pariſtand) entfallen
allein 46 Millionen Pfund Sterling auf das Kriegsminiſterium
und 53 Millionen Pfund Sterling auf das Marineminiſterium.
Weiter hat das Kriegsminiſterium für den mandſchuriſchen Zwi=
ſchenfall
16,2 Millionen Pfund Sterling angefordert, und ebenſo
das Marineminiſterium 960 000 Pfund Sterling, wozu noch
Spezialausgaben des Außenamtes in Höhe von 36 000 Pfund
Sterling kommen. Andererſeits erwartet man allerdings, daß
der mandſchuriſche Staat in dieſem Jahre etwa eine Million
Pfund Sterling zu den dort gemachten Militärausgaben bei=
tragen
wird.
Einrichlung einer neuen japaniſchen Nachrichten=
agenlur
.
19 führende japaniſche Zeitungen und die japaniſche Rund=
funkgeſellſchaft
haben am Dienstag beim Außenminiſter und beim
Verkehrsminiſter einen Organiſationsplan zur Bildung einer
neuen japaniſchen Nachrichtenagentur eingereicht. Der Name dieſer
Nachrichtenagentur lautet Domei Tſuſchin Scha (Vereinigte
Nachrichtenagentur). Die Ernennung des Direktoriums und des
Perſonals ſoll in Kürze erfolgen.
Rengo erklärt hierzu, daß die neue Agentur wie andere Welt=
agenturen
eingerichtet werden ſoll, um ein genaues und unpartei=
iſches
Arbeiten im japaniſchen Nachrichtenweſen zu ermöglichen.
Der Außenminiſter und der Verkehrsminiſter gaben bekannt,
daß die Regierung der neuen Agentur in jeglicher Beziehung alle
Erleichterungen gewähren werde. Das neue Unternehmen werde
aber nichtsdeſtoweniger eine unabhängige Stellung einnehmen.
Edens Echo.
Ablehnung des Londoner Bermittlungsvorſchlages
im Abeſſinien-Konflikt durch die engliſche Preſſe.
EP. London, 2. Juli.
Die Erklärungen, die der Außenminiſter Sir Samuel Hoare
und der Völkerbundsminiſter Eden am Montag nachmittag im
Unterhaus abgegeben haben, finden in der Morgenpreſſe keinen
allzu günſtigen Widerhall. Die Blätter billigen zwar im all=
gemeinen
die Ausführungen Edens daß die engliſche Außen=
politik
auf dem Völkerbundspakt aufgebaut ſei und die britiſche
Regierung daher ſolchen Ereigniſſen, die die Zukunft des
Bundes weitgehend berühren könnten, nicht gleichgültig gegen=
überſtehen
dürfte. Aber mit der praktiſchen Auswertung dieſer
Auffaſſung in der abeſſiniſchen Frage, nämlich mit dem
Vermittlungsvorſchlag, den Eden dem italieniſchen
Staatschef Muſſolini unterbreitet hat, ſind ſie weit weniger
einverſtanden.
Die Blätter kritiſieren vielmehr in mehr oder
weniger ſcharfen Wendungen die Abſicht der Regierung,
Aethiopien einen Gebietsſtreifen an der
Somaliküſte mit dem Hafen von Zeila als Ent=
ſchädigung
für etwaige abeſſiniſche Konzeſ=
ſionen
an Italien abzutreten, eine Abſicht, die be=
reits
vom Unterhaus mit ziemlich lebhaftem Widerſpruch auf=
genommen
worden war. Die Daily Mail ſpricht von einem
erſtaunliche Angebot. Es ſei ein ſeltſames Ergebnis
der Anbetung des Völkerbundsfetiſchs durch die
engliſchen Politiker, daß ſie vorſchlagen müßten, einer fremden,
Sklaverei treibenden Macht Trinkgelder an britiſchem Gebiet
und britiſchen Untertanen anzubieten im Zuſammenhang mit
einem Streitfall, der England nicht im geringſten etwas an=
gehe
. Der Daily Expreß ruft dramatiſch aus, das
britiſche Weltreich werde zu Schleuderpreiſen
zum Verkauf geſtellt. Die halbamtliche Times,
warnt Italien davor, die Verträge und Abkommen zu brechen,
die es unterzeichnet habe. Die Politik Muſſolinis
ſtehe beiſpielsweiſe im Widerſpruch zu den Ver=
trägen
, die Italien mit Aethiopien, mit Eng=
land
und mit Frankreich abgeſchloſſen habe. Sie
ſei im Widerſpruch befindlich mit dem Kellogg=Pakt und dem
Völkerbundspakt und bedrohe die Grundlagen ſelbſt des Kollektiv=
Syſtems. Darum verfolge die öffentliche Meinung Englands
mit großer Beſorgnis die italieniſche Politik gegenüber Abeſ=
ſinien
und werde von ganzem Herzen alle Vorſchläge der eng=
liſchen
Regierung unterſtützen, die noch die geringſte Ausſicht
auf eine friedliche Löſung eröffneten. Der Daily Telegraph
wirft die Frage auf, ob die übrigen Mächte be=
ſonders
Frankreich, ebenſo zu ihren Ver=
pflichtungen
ſtehen würden wie England. Auch
Frankreich habe hundertmal erklärt, daß ſeine Außenpolitik ſich
auf den Völkerbund gründe, und daß es außerhalb des Bundes
keine Sicherheit gebe. Eine entſchloſſene Zuſammenarbeit
zwiſchen den beiden Weſtmächten ſei die einzige Hoffnung auf
eine friedliche Regelung. Ein Krieg würde den Bund in ſeinen
Grundfeſten erſchüttern und die gemeinſame Front über Nacht
zum Einſturz bringen.
Natürlich fehlt es wieder auch nicht an Stimmen, die der
engliſchen Regierung empfehlen, ſich vollſtändig aus dem
italieniſch=abeſſiniſchen Streit herauszuhalten. So erklärt die
Daily Mail, das engliſche Volk habe nicht die geringſte
Neigung, Abeſſiniens wegen in einen Krieg hineingezogen zu
werden, und dazu noch in einen Krieg mit einem alten Freund
und Verbündeten.

Polikiſcher Sommer in der Schweiz.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.

Rbst. Genf, 30. Juni.
Der Abſchluß der Frühſommertagung des Parlaments hat
die Schweiz inmitten ſchwerer Probleme gelaſſen. Gewiſſe Dinge,
vor allem das Geſetz für den Schutz der öffentlichen Sicherheit
und die damit verbundene Schaffung einer Bundespolizei ſind
zwar erledigt worden, aber die großen und dringenden Fragen" .
haben im Laufe er verfloſſenen Tagung höchſtens theoretiſch Er=
wähnung
gefunden und harren einer ſpäteren Löſung. Das
Parlament wird erſt im Herbſt wieder zuſammentreten. Der
Eindruck des Aufatmens über den dadurch gewonnenen Zeit=
gewinn
iſt unverkennbar. Die Sommermonate werden von Be=
hörden
, Parteien und Intereſſenverbänden zur Vorbereitung
der wichtigen Entſcheidungen benutzt werden, die dann getroffen
werden müſſen und die teils politiſcher, teils finanzieller und
wirtſchaftlicher Art ſind.
Noch vor Eröffnung des Parlaments, nämlich auf den
8. September iſt die Volksabſtimmung über die Totalreviſion
der Bundesverfaſſung angeſetzt. Die ſchweizeriſche Bundes=
verfaſſung
beſteht in ihrer jetzigen Faſſung ſeit dem Jahre 1874;
ein großer Teil ihres Inhalts iſt aber unverändert aus der
Verfaſſung von 1848 übernommen worden. Obſchon gewiſſe
unvermeidliche Anpaſſungen an die neue Zeit im =Laufe der
letzten Jahre vorgenommen worden ſind, iſt der Wunſch nach
gründlicher Verfaſſungsänderung beſonders von ſeiten der
jüngeren Generationen immer dringender geworden und hat
letzten Sommer in einer Volksinitiative ſeinen Ausdruck ge=
funden
. Die zur Veranlaſſung einer Abſtimmung über eine
Verfaſſungsänderung vorgeſchriebenen 50 000 Unterſchriften ſind
innerhalb kurzer Zeit leicht erreicht worden, und damit wurde
das in der Verfaſſung für eine Totalreviſion vorgeſehene
Verfahren ausgelöſt. Demzufolge wird der Bundesrat, falls
die Mehrheit der Abſtimmenden ſich über die Vorfrage bejahend
ausſprechen wird, die Neuwahl der beiden Räte, des National=
und des Ständerates verfügen. Dieſem ſogenannten Ver=
faſſungsparlament
wird die Ausarbeitung der neuen Verfaſſung
obliegen. Man rechnet damit, daß wenigſtens ein Jahr ver=
gehen
wird, ehe die abgeänderte Bundesverfaſſung dem Volk
zur Abſtimmung vorgelegt werden kann. Sie tritt erſt dann in
Kraft, wenn ſie nicht nur von der Mehrheit der Abſtimmenden,
ſondern auch von der Mehrheit der Kantone angenommen
worden iſt.
Augenblicklich iſt noch nicht abzuſehen, wie die Ausſichten
für die Volksabſtimmung liegen. Für den Fall der Ablehnung
der Vorfrage bleibt immer noch die Möglichkeit der Teil=
reviſion
offen, worüber ebenfalls das Volk zu entſcheiden hätte.
Sehr wenig Klarheit beſteht auch über den Sinn der eventuellen
Verfaſſungsänderung und die Richtung, in der ſich die Er=
neuerungsbeſtrebungen
auswirken werden. Die Mehrzahl der
großen Parteien, aber auch die Behörden ſelbſt haben noch nicht
Stellung genommen. Allgemein kann man aber jetzt ſchon ſagen,
daß während die jungen Parteien mit vaterländiſchem Charakter,
vor allem die ſogenannten Fronten, darauf anzukommen ſcheint,
gewiſſe Uebelſtände der Demokratie aus der gegenwärtigen
Verfaſſung auszuſchalten, die Frage der Totalreviſion auf=
geworfen
haben und demgemäß befürworten, ſowohl die großen
bürgerlichen Parteien aber andererſeits auch die Sozial=
demokraten
der Reviſion feindlich gegenüberſtehen. Auch die
großen Intereſſenverbände, die in der Schweiz ausſchlaggebende
Bedeutung haben, ſind im großen Ganzen den Reviſions=
beſtrebungen
abgeneigt, um ſo mehr, als dieſe ſich zum Teil
gerade gegen den Einfluß dieſer ſtark auf ihr Privatintereſſe
eingeſtellten Verbände richten. Es wird auch hier in der letzten
Zeit verſchiedentlich als Frage erörtert, ob nicht die Ein=
gliederung
der Berufsintereſſen in den Staat und auch in der
Schweiz angezeigt wäre. Dagegen wenden ſich freiſinnige und
konſervative Kreiſe, die ſchon jetzt die Schweiz als einen in=
offiziellen
Korporationenſtaat bezeichnen und alles vermeiden
möchten, was die Verwirklichung ſolcher Pläne fördern könnte.
Zwar iſt bei den Berufskörperſchaften ſelbſt die Tendenz zu
erkennen, die berufsſtändiſche Ordnung auszubauen, jedoch ſoll
die Mitwirkung des Staates dabei auf ein Minimum be=
ſchränkt
werden. In dieſem Sinne hat dieſer Tage der
ſchweizeriſche Gewerbeverband eine Entſchließung ange=
nommen
, die ſich grundſätzlich zur berufsſtändiſchen Ordnung be=
kannt
, wobei dem Staat aber einzig die Rolle zugedacht iſt, die
Beſchlüſſe der Berufsgruppen, falls ſie den berechtigten Inter=
eſſen
des Geſamtwohles nicht zuwiderlaufen für verbindlich zu
erklären.
Von den Gegnern der Verfaſſungsänderung hat ſich bis
jetzt nur der Schweizeriſche Bauernverband endgültig aus=
geſprochen
. Er macht geltend, daß im Landvolk ein Bedürfnis
nach Totalrepiſion nicht beſteht, daß die Vorſchläge der
Initianten große einheitliche Richtlinien nicht erkennen laſſen
und daß angeſichts der Verſchiedenheit der Ziele der Initianten
wenig Ausſicht für die Annahme einer neuen Verfaſſung durch
das Volk beſteht. Auch würden die Bundesbehörden durch die
Vorbereitung der Verfaſſungsänderung an der Löſung anderer
dringlicher Aufgaben während langer Zeit gehindert. Dieſen
Argumenten dürften ſich auch die anderen bürgerlichen Parteien
in der Hauptſache anſchließen. Eine Ausnahme macht hier die
ebenfalls auf demokratiſchem Boden ſtehende jungliberale
Bewegung, die für die Verfaſſungsänderung eintritt und ſogar
bereits einen Verfaſſungsentwurf ausgearbeitet hat, deſſen
wichtigſte Grundzüge folgende ſind: Beibehaltung des Prinzips
des Bundesſtaates, Erſchwerung der Volksinitiative durch Er=
höhung
der dafür erforderlichen Stimmenzahl, Einſchränkung
des Vereinsrechts durch Verbote ſtaatsfeindlicher Vereine, Aus=
bau
der Bundeskompetenzen gegenüber den Kantonen auf dem
Gebiete der Landesverteidigung und des Strafrechts, vor allem
aber auch auf dem Gebiete der Wirtſchaft. Hier iſt vorgeſehen,
daß der Bund wenn nötig, vom Grundſatze der Wirtſchafts=
freiheit
abweichen kann. Die Korporationenidee ſoll durch Be=
ſtimmungen
gefördert werden, die es dem Bunde ermöglichen,
die Berufsverbände nicht nur, wie das bis jetzt in beſchränktem
Maße auch der Fall war, zur Mitwirkung heranzuziehen,
ſondern ſie auch öffentlich anzuerkennen, ihre Beſchlüſſe allgemein
verbindlich zu erklären, ja ſogar den Beitritt zu ſolchen Ver=
bäuden
obligatoriſch zu machen. In kultureller B. jehung legt
der Entwurf Wert auf die Sicherung einer hinreichenden

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Seite 2 Nr. 180

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 3. Juli 1935

nationalen Erziehung der jungen Staatsbürger. Gewiſſe Anpaſ=
fungen
im Finanz= und Steuerweſen bringen wenig Neues. Unter
den verwaltungsmäßigen Neuerungsvorſchlägen verdient die Ver=
längerung
der Amtsdauer des Bundespräſidenten von einem auf
zwei Jahre, ſowie die Möglichkeit der Wiederwählbarkeit, und
die Neuſchaffung einer Preſſe= und Propagandaſtelle im
Bundesrat Erwähnung.
Der geſchilderte Verfaſſungsentwurf gibt ungefähr ein Bild
davon, in welchem Sinn ſich die öffentliche Meinung mit den
Abänderungsmöglichkeiten beſchäftigt. Zu verfügen wären noch
der Wunſch der Rechtskreiſe nach einer gewiſſen Einſchränkung
der Preſſefreiheit ſowie verſchiedene Sonderanliegen einzelner
Kantone, die ihr Verhältnis zum Bund berühren.
Die tiefe Urſache dieſer Bewegung, die die vorhandenen
Formen zu ändern beſtrebt iſt, liegt auf wirtſchaftlichem Ge=
biete
. Die ernſten Schwierigkeiten dieſer Art haben ihren erſten
Ausdruck in der Kriſeninitiative gefunden, die, obſchon ſie in
der Abſtimmung vom 2. Juni abgelehnt worden iſt, als ernſtes
Sturmzeichen angeſehen worden iſt und bei allen verant=
wortungsbewußten
Kreiſen den Eindruck hinterlaſſen hat, daß eine
aktive Kriſenbekämpfung dringend gefördert werden muß. Die
Hauptſorge bildet der dauernde Ausgleich des Staatshaushalts,
da nur auf dieſe Weiſe die ſpekulativen Angriffe gegen den
Franken erfolgreich und endgültig abgewehrt werden können.
Zu dieſem Zwecke hat der Bundesrat auf Grund ſeiner be=
ſonderen
Vollmachten auf wirtſchaftlichem Gebiet dieſer Tage
auf dem Wege des dringlichen Bundesbeſchluſſes, das heißt ohne
Befragung des Parlaments, weſentliche Steuererhöhungen auf
Zucker und Benzin verordnet, die ſofort in Kraft getreten ſind
und die ihm recht wenig Sympathien im Volke gebracht haben.
Auch ein Finanzprogramm auf weitere Sicht, das der Bundes=
verſammlung
im Herbſt vorgelegt werden ſoll, findet keine Zu=
ſtimmung
. Es handelt ſich dabei im Weſentlichen um eine Ver=
mehrung
der Bundeseinnahmen durch Coupon= und Stempel=
ſteuer
, ſowie durch Erhöhung der Zollanſätze auf ausländiſches
Brotgetreide. Ferner ſoll die Frage einer weiteren Erhebung
der urſprünglich nur vorübergehend gedachten Kriſeninitiative
und einer eidgenöſſiſchen Erbſchaftsſteuer erwogen werden. Dieſem
Programm wird vorgeworfen, daß es zu ſehr auf Steuer=
erhöhung
und zu wenig auf Sparmaßnahmen aufgebaut iſt.
Obwohl gewiſſe Einſparungen im Staatshaushalt ebenfalls in
Ausſicht geſtellt werden, beſteht in den Kreiſen der Wirtſchaft
allgemein der Eindruck, daß hier, in Anbetracht der ſchwierigen
Lage durch Vereinfachung der Bundesverwaltung und Herab=
ſetzung
der Gehälter der Bundesangeſtellten erhebliche Ein=
ſchränkungen
am Platze wären. Gegen die Ausdehnung der
Bundesſteuern wird auch im Namen des Föderalismus Ein=
ſpruch
erhoben. Wie in allen Bundesſtaaten ſind die Finanz=
verhältniſſe
in der Schweiz wenig überſichtlich. Der Bund
konnte bisher verfaſſungsmäßig keine eigenen Steuern ein=
ziehen
. Seine Ausgaben mußte er aus dem Ertrag der Zölle
und gewiſſen indirekten Abgaben decken. Davon machte die
Kriſenſteuer eine Ausnahme, die, während des Weltkrieges unter
der Bezeichnung Kriegsſteuer eingeführt, dann noch über die
Nachkriegszeit hinweghelfen und wieder endgültig verſchwinden
ſollte. Sie müßte falls ſie nun dauernden Charakter annehmen
ſollte durch Volksabſtimmung ſanktioniert werden. Hier aber
iſt mit dem energiſchen Widerſtand der Kantone zu rechnen,
die jede direkte Bundesſteuer als Eingriff in ihre Rechte be=
trachten
und darin eine Schmälerung ihrer eigenen Einnahmen
ſehen. Jeder Kanton treibt nämlich ſeine eigene Finanzpolitik
und hat für die Geſunderhaltung ſeines Staatshaushaltes zu
ſorgen.

* Ein ungenehmer Zeitgenoſſe.
Der Energieanfall der Memelmächte ſcheint ſich bereits
wieder gelegt zu haben, bevor es überhaupt zu der Aufſetzung
der Note kam, von der vor einiger Zeit die Rede war. Das
ſoll uns jedoch nicht abhalten, den Regierungen, die ſich ver=
pflichtet
haben, die Memelländer zu ſchützen und zu beſchirmen,
folgenden Vorfall vorzutragen: Dieſer Tage jagte der Polizei=
chef
von Litauiſch Crottingen mit ſeinem Auto durch die
Straßen von Memel, riß einen Radfahrer um, deſſen Rad reſt=
los
verbogen und zertrümmert wurde. Der Radfahrer ſelbſt
kam mit einigen Beulen und Hautabſchürfungen davon. Der
edle Polizeichef ſtolzierte in ſeiner Uniform heran, um den Ver=
letzten
auf Litauiſch mit folgenden Worten anzureden: Lebſt
du deutſches Schwein noch? Worauf ihm auf litauiſch die
Gegenfrage entgegenklang: Sollen denn alle Deutſchen tot=
gefahren
werden? Darauf ſtutzte dieſer angenehme Zeitgenoſſe,
denn der Memelländer ſpricht bekanntlich nicht litauiſch, weil
er zum Deutſchtum gehört. Und richtig, dem Crottinger war
das Unheil widerfahren, einen Litauer mit ſeinem Auto
überrannt zu haben. Das deutſche Schwein war alſo kein
deutſches Schwein ſondern ein Volksgenoſſe des litauiſchen
Polizeichefs, der nun ſchleunigſt wie ein begoſſener Pudel ab=
zog
. Die Gegenfragen des Ueberfahrenen wollen wir jedoch nicht
einfach untergehen laſſen, denn ſie traf ins Schwarze: Litauens

Trier.
Die alte Germanenſtadt und die römiſche Kaiſer=Reſidenz.
Von Kaſimir Edſchmid.
Trier iſt nicht nur die älteſte Stadt in Deutſchland Trier
iſt nicht nur eine alte römiſche Kaiſer=Reſidenz Trier iſt nicht
nur eine erleſen ſchöne Stadt Trier hat auch einen Fluß,
der ebenſo majeſtätiſch, ebenſo ſchön und ähnlich voll geſchicht=
licher
Erlebniskraft iſt wie die Stadt, mit der er verbunden iſt.
Die Moſel fließt bei Koblenz zwar wie ein ſtiller ſchöner
See in den Rhein, aber auf dem Stück zwiſchen Trier und
Koblenz iſt die Moſel der launiſchſte Fluß, den Deutſchland be=
ſitzt
. Zwiſchen Trier und Koblenz fließt die Moſel manchmal
buchſtäblich rückwärts, ſie macht Halbkreiſe und manchmal faſt
Kreiſe, und wenn man ihr folgt, dann iſt das wohl eine der
zauberhafteſten Wanderungen, die es gibt. Die Moſel fließt
manchmal ähnlich, wie manche Eiſenbahnen in Südamerika lau=
fen
, welche die Ingenieure, um den Staat zu betrügen, ſo gebaut
haben, daß man nach zwei Stunden Fahrt wieder an
einer Station vorbeikommt, an der man ſchon einmal war. Der
Lauf der Moſel hat allerdings nichts mit Betrug zu tun. Die
Moſel hat ſich auf dieſer Strecke nur mit vollendeter Kunſt durch
das Gebirge durchgeſägt ohne Eile, ohne Ueberſtürzung, aber
mit vollem Temperament. In den Bogen der Moſel liegen, unter
Roſen begraben, viele ſchöne Städte. Aufden Hügeln liegen präch=
tige
Burgen. Und zwiſchen den Burgen und der Moſel liegen die
geſegneten Weingärten. Und unter den Weingärten leuchtet das
Rot des Bodens wie eine von der Sonne durchglühte Haut
heraus. Das flaumige Grün der Reben und das ſtarke Roſa des
Bodens, die Burgen auf den Höhen und die Obſtbaumweiler am
Fuße der Hügel das gibt dem Strom eine Melodie von
Kraft und Idylle, von Farbenglut und Verträumtheit, von
Romantik und Ordnung von lauter Eigenſchaften, die kein
anderer deutſcher Fluß in dieſer Vereinigung ähnlich beſitzt.
Einmal war Trier an diefem Strom das Kleinod des römi=
ſchen
Imperiums. Es war eine Stadt wie Rom, die mächtigſte
Repräſentation des Weltreichs auf dieſer Seite der Alpen, eine
Stadt mit Präfekten, Paläſten, Tempeln, Villen, Arenen Kaſtel=
len
, mit einem Luxus gebaut, mit einer militäriſchen Tuchtigkeit
angelegt und mit einer Größe und Härte verwaltet, wie es dem
politiſchen Charakter der Römer entſprach. Trier wurde die
zweite Stadt des römiſchen Imperiums. Und die Porta Nigra,
der Koloß römiſchen Mauerwerks, der heute noch mitten in der
Stadt ſteht und der wirkt wie die Hälfte eines gigantiſchen
Palaſtes, die Porta Nigra, die wie ein Stück des Koloſeums
ausſieht, iſt nichts als ein römiſches Stadttor, deſſen Mauern
verloren gegangen ſind das aber groß genug und mächtig
genug war, um im Mittelalter eine Kirche daraus zu machen.

Vom Tage.
Im Haushaltsſaal des Reichstages wurde am Dienstag vor=
mittag
die 9. Vollverſammlung der Internationalen Beleuch=
tungskommiſſion
feierlich eröffnet. Die Tagung, deren Durchfüh=
rung
der Deutſchen Lichttechniſchen Geſellſchaft übertragen wor=
den
iſt, hat in Berlin begonnen und wird in Karlsruhe abge=
ſchloſſen
.
Die am 5. Juni in Brüſſel unterbrochenen Beſprechungen zwi=
ſchen
Vertretern Deutſchlands und der belgiſch=luxemburgiſchen
Wirtſchaftsunion über eine Verbeſſerung des beiderſeitigen
Waren= und Zahlungsverkehrs ſind geſtern in Berlin wieder auf=
genommen
worden.
Die Abordnung der deutſchen Frontkämpfer, die an den Ver=
handlungen
der FJDAC. in Paris teilnimmt, legte am Dienstag
nachmittag am Grabe des unbekannten Soldaten einen großen
Kranz nieder. Die Schleife trug die Inſchrift: Dem unbekann=
ten
franzöſiſchen Soldaten die deutſchen Frontkämpfer, den
2. Juli 1935.
Die 50 deutſchen Kriegsteilnehmer, die am Montag nach dem
Empfang im Lyoner Rathaus nach Vichy gekommen waren, ſind
am Dienstag morgen nach Clairvivre weitergereiſt. Clairvivre
iſt ein von der franzöſiſchen Vereinigung der lungenverletzten
Kriegsteilnehmer errichtetes Erholungsheim. Dort werden die
deutſchen Kriegsteilnehmer einige Tage bleiben.
Der in London weilende rumäniſche Außenminiſter Titulescu
hatte am Dienstag abend eine Beſprechung mit Außenminiſter
Sir Samuel Hoare. Er wird vorausſichtlich am Mittwoch mit
dem Miniſter für Völkerbundsangelegenheiten, Eden, zu einer
Unterredung zuſammentreffen.
Am Donnerstag kommender Woche wird vorausſichtlich eine
engliſche Unterhausausſprache über außenpolitiſche Angelegen=
heiten
ſtattfinden. Die Ausſprache wird ſich in der Hauptſache
auf die Ergebniſſe der Reiſe Edens nach Paris und nach Rom
erſtrecken.
Die Wiener Bundesregierung hat eine Verordnung erlaſſen,
wonach der öſterreichiſche Heimatſchutz, die oſtmärkiſchen Sturm=
ſcharen
, die Wehrzüge der chriſtlich=deutſchen Turnerſchaft, der
Freiheitsbund und die burgenländiſchen Landesſchützen zu Schutz=
korps
=Verbänden erklärt werden.
Die Königliche Tafel in Budapeſt hat in der Berufungs=
inſtanz
den kommuniſtiſchen Volksbeauftragten Matthias, Rakoſi
wegen Hochverrats, Aufruhrs und Mordes in 27 Fällen zu lebens=
länglicher
Zuchthausſtrafe verurteilt. Somit iſt im weſentlichen
das im Februar gefällte Urteil der erſten Inſtanz beſtätigt worden.
Auf Vorſchlag des chileniſchen Außenminiſters wurde der
argentiniſche Außenminiſter Saavedra Lamas einſtimmig zum
Vorſitzenden der bolivianiſch=paraguayiſchen Friedenskonferenz
gewählt.
Auf der Verfolgung der Aufſtändiſchen, die vor einigen Tagen
in Peiping mit einem Panzerzug einfielen, wurden bisher über
200 in der entmilitariſierten Zone von der chineſiſchen Sonder=
polizei
gefangen genommen, unter ihnen der Kommandant des
Panzerzuges, Tuan Chunchih, und ſein Stellvertreter, Chia
Yuyen. Beide wurden zum Tode verurteilt.

Politik im Memelgebiet läuft darauf hinaus, das Deutſchtum
auszurotten. Wie ſich nun dabei der einzelne Litauer verhält,
das geht nur zu deutlich aus dem Auftreten und dem Ausſpruch
des Polizeichefs hervor. Vielleicht hat man in Rom, London
ind Paris die Freundlichkeit dieſen Vorgang als Material
entgegenzunehmen, weil es außerordentlich informativ iſt.

für Inſtandſehzungsarbeiken.
DNB. Berlin, 2. Juli.
Der Reichs= und preußiſche Arbeitsminiſter weiſt darauf
hin, daß Reichszuſchüſſe für Inſtandſetzungs= und Ergänzungs=
arbeiten
, ſowie für Umbauten nicht mehr gewährt werden. So=
weit
endgültige Beſcheide noch nicht erteilt ſind, werden die
Antragſteller aufgefordert, die Rechnungen den örtlichen Stellen
zwecks Abrechnung und Auszahlung der Reichszuſchüſſe ſofort
einzureichen, da die Aktion abgeſchloſſen wird.
Geſeh über Erhebung von Amlagen
in der gewerblichen Wirkſchaft.
Im Reichsgeſetzblatt Nr. 67 vom 29. 6. iſt folgendes Geſetz
veröffentlicht:
Die Reichswirtſchaftskammer kann Anordnungen treffen
über die Erhebung und Verwendung von Umlagen durch Grup=
pen
oder Vereinigungen von Unternehmern nd Unter=
nehmungen
der gewerblichen Wirtſchaft als Organe der Selbſt=
verwaltung
und über die Einziehung und Beitreibung ſolcher
Umlagen durch Induſtrie= und Handelskammern, Handwerks=
kammern
oder ſonſtige öffentlich=rechtliche Vereinigungen von
Unternehmern und Unternehmungen, der gewerblichen Wirtſchaft.

Aber Trier war nicht nur eine große Provinzſtadt des
römiſchen Imperiums. Es wurde ſogar die Reſidenz der Kaiſer,
Von 287 bis Ende des vierten Jahrhunderts, ſaßen hier römiſche
Kaiſer, verwalteten von der Moſel aus das Rieſenreich, das das
Mittelmeer umſpannte, das tief in Aſien hineingriff, das Afrika
durchdrang, deſſen Flotten die Welt beherrſchten und deſſen
Armeen ein Kolonialreich ohne gleichen beſchützten ein
Reich, wie es nur wieder die Staufer in den traumhaften Glanz=
ninuten
der deutſchen Geſchichte aufgerichtet haben.
Die Römer hielten Trier bis ins fünfte Jahrhundert. Sie
hielten es gegen den Anſturm der germaniſchen Völker, die dazu
beſtimmt waren, das alte römiſche Imperium abzulöſen. Die
Römer hielten ihre Kaiſerſtadt mit aller Strenge und aller Bru=
talität
. Ihre Arena, wo ihre kriegeriſchen Schauſpiele ſtattfan=
den
, ſteht heute noch da. Wenn man ſich in dieſe Arena hinein=
ſtellt
, ſo kann man mitempfinden, wie hier um den Rang der
Weltmacht zwiſchen einer alten Raſſe und einer neuen Raſſe
gekämpft wurde. Denn die Römer warfen hier Tauſende von
Germanen ihren wilden Tieren vor. Sie ſchlachteten die Ger=
manen
regimenterweis. Die Alemannen, die Trier einmal 261
verwüſteten, machten auch das Amphitheater, die Schlachtſtätte
ihrer Kampfgenoſſen, dem Boden gleich. Die Römer bauten aber
das Amphitheater wieder auf und fünfzig Jahre ſpäter
warf Konſtantin in der Arena wieder ein paar tauſend Weſt=
falen
mit ihren Fürſten den afrikaniſchen Beſtien vor.
Aber all das half den Römern nicht. Das römiſche Impe=
rium
verging. Die Franken kamen. Trier machte alle Entwick=
lungen
des fränkiſchen Imperiums mit. Es wurde Erzbistum
und es beginnt die Reihe großer Kirchenfürſten, die Trier
ſeinen Charakter gaben. Trier hat unter ihnen viel gekämpft,
wie die Römer in Trier viel gekämpft haben. Und der letzte
deutſche Ritter, der das Mittelalter feſthalten wollte und nichts
entfliehen laſſen, Franz von Sickingen, hat vor Trier gelegen
und hat ſeine Kanonen von den Höhen nach Trier hineinknallen
laſſen. 1815 kam das Erzſtift Trier an den preußiſchen Staat.
Es kam an den preußiſchen Staat mit ſeiner Erinnerung an
die antike Machtfülle der Römer, die hier herrſchten, mit der
Porta Nigra, mit dem Amphitheater, mit ſeinen Kirchen und
mit ſeinem ſchönen Dom, an dem alle Generationen der chriſt=
lichen
Zeit gearbeitet haben, bis ein Bauwerk entſtand, das
in ſeiner Weiſe auch ein imperialiſtiſcher Bau, ja eine Stadt für
ſich iſt.
Trier war aber nicht nur die größte Kaiſerſtadt auf dieſer
Seite der Alpen, es war auch die größte antike Chriſtenſtadt.
Die Römer waren in dieſen Dingen ja wie alle großen Er=
oberervölker
loyal. Sie ließen ja auch ſchon früher den unter=
worfenen
Völkern ihren Glauben und verlangten nur die An=
betung
des kaiſerlichen Hauſes und ſie verſtanden es mit
Politik, die fremden Götter irgendwelchen römiſchen Göttern
gleichzuſetzen. Es gibt Statuen aus der Heidenzeit in Trier, wo

Verbeſſerung der Wochenhilfe
und Familienwochenhilfe
in der Krankenverſicherung.
DNB. Berlin, 2. Juli.
In der nächſten Nummer des Reichsgeſetzblattes wird das
von der Reichsregierung verabſchiedete Geſetz über Wochenhilfe
und Geneſendenfürſorge in der Krankenverſicherung veröffent=
licht
werden.
Das Geſetz enthält eine bedeutende Verbeſſerung der Vor=
ſchriften
über Wochenhilfe und Familienwochenhilfe. Aus ver=
ſicherungstechniſchen
Gründen müſſen beſtimmte Vorausſetzungen
erfüllt ſein, wenn die Leiſtungen der Wochenhilfe gewährt wer=
den
ſollen. Insbeſondere iſt eine gewiſſe Verſicherungsdauer vor
Eintritt des Wochenhilfefalles erforderlich. Die Reichsverſiche=
rungsordnung
ſchreibt darum vor, daß die Verſicherte in den
letzten zwei Jahren vor der Niederkunft mindeſtens zehn
Monate und im letzten Jahr vor der Niederkunft mindeſtens
ſechs Monate hindurch auf Grund der Reichsverſicherungs=
ordnung
oder bei der Reichsknappſchaft gegen Krankheit ver=
ſichert
geweſen ſein muß. Dieſe Vorausſetzungen ſind bei nor=
maler
Beſchäftigungs= und Wirtſchaftslage regelmäßig erfüllt.
In letzter Zeit haben ſich jedoch wegen der lang dauernden
Arbeitsloſigkeit in einer größeren Zahl von Fällen Härten aus
dieſen Beſtimmungen ergeben. Zwar ſind auch diejenigen
Arbeitsloſen, die Leiſtungen aus der Arbeitsloſenverſicherung
beziehen, gegen Krankheit verſichert, ſo daß hier die Warte=
zeiten
ohne weiteres gegeben ſind. Anders liegt es jedoch bei
den von der Arbeitsloſigkeit betroffenen Volksgenoſſen, die nach
Ausſcheiden aus der Arbeitsloſenverſicherung von der öffent=
lichen
Fürſorge betreut werden. Hier iſt in ſehr vielen Fällen
die Verſicherung gegen Krankheit nicht aufrecht erhalten worden.
Entſteht dann kurz nach dem Wiedereintritt in die Arbeit ein
Wochenhilfefall, ſo beſteht u. U. noch kein Anſpruch auf die
Leiſtungen der Krankenverſicherung, weil die Anwartſchafts=
zeiten
wegen der Unterbrechung der Verſicherung nicht mehr er=
füllt
ſind. Wochenfürſorge durch den Träger der öffentlichen
Wohlfahrtspflege iſt aber in ſehr vielen Fällen mit Rückſicht
darauf, daß der Verſicherte wieder in Arbeit ſteht, nicht ge=
währt
worden. Das Wochenhilfegeſetz beſeitigt dieſe Härten.
Nach ihm bleibt der Zeitraum, in dem ein Verſicherter von der
Wohlfahrtspflege betreut worden iſt, außer Anſatz. Iſt alſo
jemand etwa ſeit vier Monaten in Arbeit, während er vorher
zwei Jahre von der öffentlichen Fürſorge betreut wurde und
vorher als Leiſtungsempfänger aus der Arbeitsloſenverſicherung
und davor als Beſchäftigter gegen Krankheit verſichert war, ſo
ſcheiden für die Ein= bzw. Zweijahresfriſt der Reichsverſiche=
rungsordnung
die zwei Jahre, in denen der Verſicherte Für=
ſorgeleiſtungen
bezogen hat, völlig aus. Die Anwartſchaftszeit
iſt dadurch erfüllt.
Dieſe bedeutungsvolle Verbeſſerung der Leiſtungen iſt des=
halb
von beſonderer Wichtigkeit, als ſie nicht nur für weibliche
Verſicherte, ſondern auch für Ehefrauen ſowie ſolche Töchter,
Stief= und Pflegetöchter der Verſicherten, welche mit dieſen in
häuslicher Gemeinſchaft leben, gilt. Zugleich bedeutet das Ge=
ſetz
einen weiteren Ausbau der bevölkerungspolitiſchen Maß=
nahmen
der Reichsregierung.
Geneſenden=Fürſorge in der Krankenverſicherung.
Das in der nächſten Nummer des Reichsgeſetzblattes zur Ver=
öffentlichung
kommende neue Geſetz in der Krankenverſicherung
mildert die Vorſchriften der Notverordnung vom 8. Dezember
1931. Hiernach dürfen Krankenkaſſen, deren Beitragsſatz mehr als
5 v. H. betrug, keine Mehrleiſtungen gewähren. Zu dieſen Mehr=
leiſtungen
gehöten auch die Fürſorge für Geneſende und die
Maßnahmen zur Verhütung von Erkrankungen der einzelnen
Kaſſenmitglieder (§ 187, Nr. 2, Nr. 4 der Reichsverſicherungs=
ordnung
). Bei Krankenkaſſen mit einem Beitragsſatz von 5 v. H.
handelt es ſich oft um Kaſſen in Großſtädten und in Induſtrie=
gebieten
, für deren Verſicherte gerade dieſe Leiſtungen beſonders
wichtig ſind. Der Reichsregierung lag daran, hier helfend ein=
zugreifen
. Das iſt durch das neue Geſetz geſchehen. Danach dürfen
in Zukunft auch Kaſſen mit einem Beitrag von über 5 v. H. dieſe
Leiſtungen nach Maßgebe ihrer verfügbaren Mittel gewähren.
Selbſtverſtändlich ſoll hierdurch keine Erhöhung der Beiträge, die
eine Neubelaſtung der Verſicherten und ſo eine Senkung ihres
Realeinkommens bedeuten, eintreten. Es wird jedoch möglich
ſein, auch innerhalb der jetzigen finanziellen Gegebenheiten Mittel
für die geſundheitsfürſorgeriſch ſo wichtigen Leiſtungen freizu=
bekommen
und den Nutzen dieſer Leiſtungen den Verſicherten der
genannten Kaſſen zukommen zu laſſen.

neben dem alten Namen der germaniſchen Gottheit der Name
der römiſchen Gottheit ſozuſagen als Erklärung beigefügt iſt.
Als Trier nun gänzlich chriſtlich wurde, enthauptete das Volk
alle Götter. Die gefundenen Götter=Statuen haben deshalb meiſt
eine Köpfe und die Altäre ſind meiſt geſpalten.
Was aber noch merkwürdiger iſt, das iſt die Tatſache, daß
in der Gegend von Trier vor der Ankunft der Römer nicht
Gallier auf der linken Rheinſeite ſaßen, ſondern daß Germanen
hier ſiedelten. Die Treverer waren ein Volk von Pferdezüchtern,
große Reiter, und auf einer ihrer Statuen ſitzt eine ihrer
Göttinnen auf dem Pferd und zwar nicht anders als
die griechiſchen Amazonen früher und als die griechiſchen Land=
mädchen
heute nämlich ſeitlich.
Als die Franzoſen im Krieg eine Bombe in das Trierer
Muſeum warfen und man die verwirrten Steindokumente ord=
nete
, machte man einige Beobachtungen, auf Grund deren man
große Ausgrabungen begann. Dabei zeigte ſich, daß unter den
römiſchen Tempeln ſchon germaniſche geſtanden hatten. Die ger=
maniſchen
Tempel hatten zwar nur eine laubenartige Säulen=
umrahmung
aus Holz, aber die Säulen waren deshalb doch
Säulen und der heilige Tempelbezirk, der gefunden wurde,
dieſer germaniſche Tempelbezirk wird größer ſein als der heilige
Bezirk in Delphi. Und Delphi war der mächtigſte heilige Kult=
bezirk
der antiken Welt.
Die Geſchichte verfährt oft nach merkwürdigen, aber ſinn=
reichen
Launen. Als man den Dom in Trier baute, ſetzte man
die Grundriſſe an die Stelle, wo früher ein römiſcher Kaiſer=
palaſt
den Ruhm des römiſchen Imperiums verkündet hatte. Die
Ausgrabungen belehren uns jetzt, daß aber bereits unter den
Trümmern der römiſchen Tempel die Tempel der Germanen
geſtanden haben. Der Mythos der germaniſchen Geſchichte bricht
n Trier überall durch die römiſche Geſchichte hindurch.

Es gab
n W

riu
ſpäter,
Linksfr.
Stä
um ihre
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auf a
ſen angeb
un
auch
Abſicht
arte

Grieben=Reiſeführer.
Band 60: Harz. Kleine Ausgabe. Mit Angaben für Winter=
ſportler
und Automobiliſten. 126 S. mit ſieben Karten, einer
Rundſicht und 12 Abbildungen. Noch mehr kann man von
einem Reiſeführer zum Preiſe von 1,60 RM. nicht verlangen,
als dieſer Kleine Grieben bietet. Die vorliegende Ausgabe iſt
ein ſorgfältig bearbeiteter Auszug aus der großen Ausgabe des
Harz=Führers; ſie behandelt alle wichtigeren Orte, Ausſichts=
punkte
und Ausflüge mit hinreichender Ausführlichkeit für einen
kürzeren Aufenthalt. Außer der großen Ueberſichtskarte im Maß=
ſtab
1:200 000, auf der alle Wanderwege genau eingezeichnet
ſind, ſind dem Beſtand einige ausgezeichnete Spezialkarten, ein
Brocken=Panorama und ein Plan von Goslar beigegeben. Für
den Automobiliſten iſt mit einer Karte der Autoſtraßen und
inem Rundfahrt=Vorſchlag geſorgt.

[ ][  ][ ]

Dig erfült.
dauert
Härter

Mittwoch, 3. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Wahlſchakken über Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 2. Juli.
Die franzöſiſche Kammer iſt in Ferien. Paris atmet auf.
Für pier Monate hat man Ruhe. Man kann das überall hören.
Das Parlament iſt unvolkstümlicher als je. Das bedeutet aber
nicht, daß die öffentliche Meinung geſchloſſen und einheitlich
wäre, und ſei es nur in einem Punkte. In den erbitterten
Kritiken gegen die Kammer äußert ſich eine allgemeine Unzu=
friedenheit
und Unzufriedenheit iſt noch längſt kein politiſcher
Wille.
Die ſtändige Drohung der Regierungskriſe, die der poli=
tiſchen
=Welt ſchon die Nerven aufzureiben begann, iſt vorerſt
beſeitigt. Und wie es in den alten Formeln heißt die Regie=
rung
wird endlich arbeiten können. Allerdings bleibt man in
dieſem Punkte etwas ſkeptiſch, denn man ſah, daß die Aktivität
der früheren Regierungen auch während der langen Ferien=
Zeiten, die ihnen zur Verfügung ſtanden, und trotz weitgehender
Vollmachten durch innere Zwiſtigkeiten gehemmt war. Und jetzt
Befürchtet man dazu noch, daß die Politik, wenn die Kammer
auf Ferien iſt, ſich in Verſammlungen und Straßenkundgebungen
fortſetzen wird.
Die Frage der außerparlamentariſchen Organiſationen bleibt
aktuell. Sie ſind übrigens faſt die einzige Hoffnung der Rechts=
parteien
. Die parlamentariſchen Fraktionen ſind nämlich unter=
einander
ſo uneinig, daß von ihnen die Rechtskreiſe nichts
erhoffen können.
Trotzdem war es vielleicht ein Fehler, daß die Aktivität der
Rechtsorganiſationen ſo ſehr die Aufmerkſamkeit auf ſich zog.
Es gab zu einer ſtarken Ripoſte der Linken Anlaß. Und in
Dem Wahlkampfe im hächſten Frühjahr, um den ſich jetzt ſchon
alles dreht, bedeuten ja die außerparlamentariſchen Organi=
een
Fällen fationen nicht viel. Sie ermöglichten aber den Linksparteien
en worden, ½ ſchon jetzt, das Wahlkartell praktiſch zu verwirklichen, unter dem
Vorwand, daß man die bedrohten republikaniſchen Freiheiten
ſchützen müſſe. Die Linke hat in der Perſon Daladiers den
ſtarken Mann für den Wahlkampf gefunden. Daladier ſchwenkte
M mehr er= zuletzt ſtark nach links, er iſt ſelbſt bei den marxiſtiſchen Par=
dfentlichen
/E teien ſehr volkstümlich.
Die Lage wird noch durch die immer offener werdende
Unterſtützung, die Moskau der kommuniſtiſchen Agitation ge=
ſe
Härten / vährt, kompliziert. Selbſt diejenigen Rechtskreiſe, die ſich am
irter von der ſtärkſten für das Bündnis mit Rußland einſetzten, müſſen das
Sugeben.
Die politiſche Entwicklung in Frankreich hängt davon ab,
wurde und Yob es Laval gelingen wird, die Finanzen zu ſanieren und die
nberſicherung / sWirtſchaftskriſe zu lindern. Und er ſelbſt mußte in ſeiner
hert war ſo / abſchließenden Erklärung in der Kammer darauf hinweiſen, daß
leichsverſiche= wer wirtſchaftliche Aufſtieg nur in einem beruhigten Europa
uind durch eine konziliante Außenpolitik ermöglicht wird.
Vorbeugende Maßnahmen der Regierung Laval.
EP. Paris, 2. Juli.
Die innerpolitiſche Lage wird von Tag zu Tag geſpannter.
Die Ankündigung, daß am 7. Juli das Feuerkreuz unter dem
tet das Ge= Triumphbogen am Etoile=Platz aufmarſchieren und acht Tage
en Maß= ſſpäter, am nationalen Feiertag des 14. Juli, die gemeinſame
Linksfront, in der alle Linksparteien von den Kommuniſten bis
zu den Radikalſozialiſten vertreten ſind, in Paris und allen
Städten und Dörfern des Landes Umzüge veranſtalten werde,
im ihre Treue zur Republik zu bekunden, hat die verantwortli=
ſchen
Kreiſe Frankreichs mit großer Sorge erfüllt. Unruhe macht
ſich auf allen Gebieten bemerkbar. Die wildeſten Gerüchte über
Sen angeblichen Inhalt der Notverordnungen der Re=
gierung
zur Sanierung der Staatsfinanzen
Hurchlaufen ſeit dem geſtrigen Tage die Stadt. Stark beunruhigt
Hat auch die Haltung Herriots, der auf die Radikalſozia=
iſtiſche
Partei nur noch ſchwachen Einfluß hat. Herriot hat die
Abſicht geäußert, das Amt eines Präſidenten der
Partei niederzulegen, um gegen die gegen die
Regierung gerichtete Agitation Daladiers zu
wroteſtieren. Dadurch würde auch die Regierung ſelbſt in
eine ſehr heikle Lage kommen, da ihre parlamentariſche Baſis da=
mit
ſtark erſchüttert würde.
All dies trägt ſtark zur weiteren Verſtärkung der Unruhe bei.
Sinzu kommt noch, daß gewiſſe Parteiblätter täglich Ankün=
bigungen
von Aufmärſchen der politiſchen Or=
ganiſationen
veröffentlichen. Man ſchiebt dem Miniſter=
präſidenten
Laval die Abſicht zu, daß er eine Verordnung er=
aſſen
werde, derzufolge den Zeitungen künftighin die Veröffent=
ichung
ſolcher Ankündigungen verboten wird. Auch iſt die Rede
pavon, daß alle öffentlichen Kundgebungen, mit
Alusnahme der der Linken, am Nationalfeiertag
werboten werden, was natürlich bei den rechtsſtehenden
Organiſationen, böſes Blut hervorrufen würde. Der Polizeipräſi=
went
hat zuſammen mit den Militörbehörden von Paris bereits

Nr. 180 Seite 3

die Maßnahmen geprüft, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung
getroffen werden müſſen. Dieſe Maßnahmen werden ſicher um=
faſſender
ſein als alle die, die bei außerordentlichen Gelegenhei=.
ten in den letzten= Jahren getroffen worden ſind. Man geht in
der Annahme nicht fehl, wenn man behauptet, daß Paris in
den Tagen des 7. und des 14. Juli einer im Bela=
gerungszuſtand
befindlichen Stadt gleichen
wird. Von einem kleinen Zwiſchenfall können ſchwere Ereigniſſe
abhängen. Denn der Franzoſe iſt mehr Meiſter im Improviſie=
ren
, als im ſyſtematiſchen Vorbereiten. Darum gibt es anderer=
ſeits
auch nicht wenige, die vorausſagen, daß alles ruhig ver=
laufen
werde, weil die Rechte und die Linke im voraus ihre
Poſition kenne und die Regierung reichlich Zeit habe, vorbeu=
gende
Maßnahmen zu treffen.
Lavals neueſter Grundſah:
Alle Bürger müſſen gleich unzufrieden ſein!
EP. Paris, 2. Juli.
Im franzöſiſchen Miniſterrat am Dienstag hat Miniſterpräſi=
dent
Laval über die außenpolitiſche Lage Bericht erſtattet. Unter
Bezugnahme auf die Ausſprache im Unterhaus hat er ſeine Kol=
legen
über die Entwicklung des italieniſch=abeſſiniſchen Konflikts
unterrichtet und erneut die Neutralität Frankreichs betont. Er

hat mitgeteilt, daß gegenwärtig zwiſchen Frankreich
und Italien offiziöſe Beſprechungen auf diploma=
tiſchem
Wege im Gange ſind, um die beſtmögliche Löſung des
Streitfalles zu finden.
Marineminiſter Piétri hat über die Flottenmanöver bei Breſt
zericht erſtattet und auf die ausgezeichnete Verfaſſung der fran=
öſiſchen
Kriegsmarine hingewieſen, aber gleichzeitig die Notwen=
digkeit
unterſtrichen, die Bemühungen um den Ausbau der Linien=
ſchiffsflotte
fortzuſetzen.
Der übrige Teil des Miniſterrats war innerpolitiſchen Fra=
gen
gewidmet. Der Penſionsminiſter teilte mit, daß die Regierung
ſofort eine Unterſuchung über Mißbräuche bei Penſionen einleiten
und dieſe Mißbräuche abſtellen werde. Finanzminiſter Régnier
hat inzwiſchen die erſten Sparmaßnahmen ausgearbeitet.
Sie werden am kommenden Samstag endgültig fertiggeſtellt und
in der kommenden Woche von den zuſtändigen Miniſtern geprüft
werden. Die endgültigen Maßnahmen werden jedoch erſt nach
dem Nationalfeſt, und zwar an dem Miniſterrat am 16. Juli, be=
kanntgegeben
werden, wahrſcheinlich, um den franzöſiſchen Bürgern
die Freude an dem Feſt des 14. Juli nicht zu verderben. Miniſter=
präſident
Laval erklärte nämlich vor einigen Tagen, daß die
Regierung die Abſicht habe, alle Bürger zu ihren Be=
mühungen
um die Geſundung der Staatsfinanzen heranzu=
ziehen
. Erhatdashiſtoriſche Wort geprägt: Alle
Bürger müſſen gleich unzufrieden ſein.

Dreieck Belgrad, Paris und Rom.
Frankreichs füdſlawiſche Karke. Einbeziehung Belgrads in ikalieniſch=franzöſiſche Aufmarſchpläne.
wieder entfaltet und bei ſeinem Moskauer Beſuch nicht nur von
einer politiſchen, ſondern auch kulturellen Solidarität geſprochen.
Die Bruchlinie der Kleinen Enkenke.

In der ſonſt ſo ſorgfältigen Regie der Kleinen Entente hat es
eine betrübſame Panne gegeben. Ende Juni ſollte die Sitzung des
Ständigen Rates in Belgrad ſtattfinden, die jedoch im letzten
Augenblick verſchoben werden mußte, weil das jugoſlawiſche Kabi=
nett
Jeftitſch geſtürzt wurde. Der rumäniſche Außenminiſter Titu=
lescu
, der derzeitige Vorſitzende, war bereits auf dem Wege zum
Bahnhof, mußte dann aber auf die Meldung von der Kabinetts=
veränderung
in Belgrad wieder nach Hauſe fahren. Er hat ſich
damals beeilt, zu erklären, daß nur eine kurzfriſtige Vertagung in
Frage komme, muß nun aber zu ſeinem Schmerz erfahren, daß die
Jugoſlawen es keineswegs eilig haben, ſondern den neuen Termin
erſt für den Herbſt wünſchen. Darüber iſt Titulescu ſo verſchnupft,
daß er ſich auf die Bahn ſetzte, um nach Paris und London zu
reiſen. Dabei machte er aber einen Umweg um Belgrad, aber die
Belgrader Regierung Stojadinowitſch hat dies mit Faſſung er=
tragen
. Sie hat eine ſchwere Erbſchaft übernommen und ſucht
zunächſt auf innenpolitiſchem Gebiet den Unterbau der Regierung
zu feſtigen, der bei Jeftitſch ſtark ins Wanken geraten war. Wenn
ſie dieſe innerpolitiſche Notwendigkeit zur Begründung der Ver=
tagung
in den Vordergrund ſchiebt, ſo bleibt es trotzdem richtig,
daß der eigentliche Grund für ſie ſehr viel tiefer liegt: ſie will Zeit
gewinnen, und zunächſt die weitere Entwicklung abwarten, denn
von einer europäiſchen Unruhe und den Möglichkeiten einer Um=
ſchichtung
wird Jugoſlawien mit in erſter Linie betroffen.
Die Kleine Entente iſt ja oft genug ſchon totgeſagt worden,
ſie hat aber immer wieder verſtanden, wenigſtens ein Scheinleben
fortzuſetzen. Ihr Programm war von ihrer Gründung an mehr
negativ: ſie ſollte den Schutzwall der franzöſiſchen Politik gegen
Deutſchland in Südoſteuropa bilden und hat in dieſer Eigenſchaft
auch wiederholt eine größere Rolle geſpielt. Sie bemühte ſich dar=
über
hinaus auch, einen poſitiven Inhalt der Zuſammenarbeit zu
ſchaffen, was allerdings regelmäßig mißlang, weil die wirtſchaft=
lichen
und politiſchen Intereſſen der einzelnen Staaten ſtark von
einander abwichen. Dazu kam die Ueberorganiſation von Pakten
und Verträgen, die ſich gegenſeitig überſchnitten. Die Kleine En=
tente
und der Balkanbund decken ſich nicht vollſtändig, ſie tragen
ſogar bei näherem Zuſehen den Kern tiefgehender Widerſprüche
in ſich. Jugoſlawiens Lage wird durch das Ver=
hältnis
zu Italien beſtimmt. Der Wert des franzöſi=
ſchen
Bündniſſes hängt alſo davon ab, wie Paris und Rom zuein=
ander
ſtehen. Je enger die Zuſammenarbeit zwi=
ſchen
Italien und Frankreich geworden iſt, deſto
geringer wurde die Sicherung, die Jugoſlawien
ausder Rückendeckung bei Frankreich gegen Ita=
lien
hatte, deſto ſkeptiſcher wurde in Belgrad der Zwang zur
Anlehnung an Frankreich beurteilt, der für die Tſchechoſlowakei
und Rumänien immer noch der Drehpunkt ihrer Außenpolitik ge=
blieben
iſt.
Dazu kommt die grundverſchiedene Einſtellung gegenüber Ruß=
land
. Herr Beneſch in Prag hat die Fahne des Panſlawismus

Auch Titulescu hat ſich den Sowjetruſſen genähert. Die Jugo=
ſlawen
denken nicht daran, dieſen Kurs mitzuſteuern. Sie haben
davon nichts zu erwarten, ſondern nur zu fürchten.
Gleichzeitig kommen nun eingehende Berichte über den Be=
ſuch
des franzöſiſchen Generalſtabschefs Game=
lin
in Rom, die ziemlich offenherzig auf die Möglichkeit
eines italieniſch=franzöſiſchen Militärbünd=
niſſes
anſpielen, und die Tatſache einer Truppenumſtel=
lung
andeuten, bei der der jugoſlawiſchen Armee
der Offenſivſtoß gegen Deutſchland übertragen
werden ſoll. Das iſt eine Rolle, zu der ſich Jugoſlawien nicht
hergeben wird, denn ſeine Politik wird durch das Adria=Problem
beherrſcht, und hier ſind die Gegenſätze noch genau ſo groß, wie ſie
ſeinerzeit bei der franzöſiſch=italieniſchen Entfremdung waren.
Trotz aller Drohmittel der Franzoſen iſt es nicht
gelungen, eine innere Annäherung zwiſchen
Belgrad und Rom zu erreichen. Auch die Vorberei=
tungen
Italiens für den Krieg gegen Abeſſinien haben an dieſem
Zuſammenhang nichts geändert. Die Jugoſlawen ſehen alſo die
Gefahr, daß ſie bei der weiteren Entwicklung unter die Räder kom=
men
. Als Landsknechte der franzöſiſchen Poli=
tik
wollen ſie ſich aber nicht mißbrauchen laſſen, und deshalb iſt
die Abſage der Beratungen der Kleinen Entente wohl richtig ſo
zu verſtehen, daß die Belgrader Regierung es vorzieht, die Rolle
des Beobachters zu ſpielen, um ſich aus Streitigkeiten herauszu=
halten
, die Jugoſlawien nichts angehen und ſich erſt feſtzulegen,
wenn die Lage etwas klarer zu überblicken iſt.
Menſchenhandel auf Gegenſeikigkeik.
DNB. Berlin, 2. Juli.
Wie bekannt wird, wurde bei dem letzten Zuſammentreffen
zwiſchen dem öſterreichiſchen Außenminiſter Berger=Waldenegg und
dem tſchechoſlowakiſchen Außenminiſter Beneſch neben anderem
auch die Möglichkeit einer engeren Zuſammenarbeit der öſter=
reichiſchen
und tſchechoſlowakiſchen Polizeiorgane beſprochen.
Wie wir weiteren, ſehr zuverläſſigen Angaben entnehmen, hat
dieſe Beſprechung bereits erſte Ergebniſſe gezeitigt. So wurde
Ende Juni öſterreichiſcherſeits der tſchechoſlowakiſchen Polizei der
Entwurf eines Abkommens vorgelegt, demzufolge die tſchechoſlowa=
kiſche
Polizei angewieſen werden ſoll, alle öſterreichiſchen Staats=
angehörigen
, die die tſchechoſlowakiſche Grenze nach Deutſchland
überſchreiten wollen und nicht im Beſitze eines deutſchen Einreiſe=
viſums
ſind, anzuhalten und an Oeſterreich auszuliefern.
Als Gegenleiſtung im Rahmen des erwähnten Abkommens
werden die tſchechoſlowakiſchen Behörden von ſeiten Oeſterreichs die
Auslieferung tſchechoſlowakiſcher ſudetendeutſcher Militärflüchtlinge
verlangen.

Anſpruch und Zuſpruch.
Aus zwei bisher unveröffentlichten Briefen Rilkes
an junge Dichter.
Als Goethe die ausgeſtreckte Hand des leidenſchaftlich mit
ſeinem Dämon ringenden Kleiſt von ſich wies, tat er das in dem
ſicheren Empfinden, die wilde Unruhe des bis auf den Grund
erſchütterten Dichters könnte den reinen Spiegel ſeiner Seele
rüben. Das mag das große Recht des Genius ſein; ihm ſteht
aber die nicht minder große Pflicht gegenüber, dem Suchenden
an das rettende Ufer zu helfen, ihm den Weg zu weiſen und
ihm das Herz zu vertrauensvollem Bekenntnis zu öffnen. Zu
den Menſchen, die das natürliche Bedürfnis der Jugend nach
dem Zuſpruch des Dichters ſtets anerkannt haben gehörte
Fainer Maria Rilke. Aber ihm bedeutete das nicht billige
Tröſtung, ſondern höchſter Anſpruch an Begabung und Be=
währung
gegenüber der Kunſt und im beſonderen gegenüber
dem Wort. So kamen aus ſeiner Feder niemals ausweichende
Briefe, ſondern er ſagte ebenſo behutſam wie deutlich, wenn eine
ſunge Kraft an falſchem Platz war, aber er ermunterte auch gern,
wenn er ſchöne Anſätze zu erkennen glaubte.
Unter den ſoeben im Inſel=Verlag zu Leipzig erſchienenen
Briefen Rilkes aus Muzot von 19211926 befinden ſich zwei
Schriftſtücke, die wir als klaſſiſche menſchliche Dokumente ſolcher
tiefen Hilfsbereitſchaft und zugleich Verantwortung gegenüber
dem Werk bezeichnen können. Der eine Brief iſt an den Arbeiter
5. H. gerichtet, der Rilke ein Manuſkript Gedichte eingeſandt
hatte; er lautet:
Sie haben mich durch Ueberſendung des T. . . .=Heftes über=
raſcht
; mein Dank dafür kommt verſpätet heute; noch ver=
ſpäteter
gehe ich an die Rückſendung Ihres Manuſkriptes, das
ich nirgends zu empfehlen wüßte. Zum Glück finde ich ja auch
ſchon eine Ausgabe Ihrer geſammelten Arbeiten in eben dem
Verlage des T.... am Schluſſe dieſer Publikation an=
gekündigt
, ſo daß ein Hinweis an einen anderen Verleger ohne=
hin
überflüſſig geworden iſt. Ich hätte es um es offen zu
ſagen ſchwer gehabt, Ihren Gedichten das Wort zu reden
ſte bewegen ſich in der Sprache einer Zeit, die vielleicht die
Ihrige iſt, in deren Bedingungen ich aber nur von außen, und
ohne anhaltenden Anſchluß zu finden, hinüberſehe. Unſereiner
wird nicht leicht davon abzubringen ſein, daß die brodelnde
Maſſe der uns gleichſam überſteigenden Produktion nicht aus
Fülle überfließe ſondern aus Unheil und Unordnung ſo über
die Ufer alles deſſen träte, was uns nicht ſo ſehr Grenze als
eigentlich Maß geweſen iſt. Ich will nicht zu Ihrer Betrübnis
und Wirrnis ein übriges beitragen in einer Zeit, da Ihnen
die nächſten Umſtände des Daſeins hart und widerſpenſtig ſind;
ſo viel aber muß doch ſchließlich ausgeſprochen ſein, wie Sie

ſelber unwilkürlich herausfordern. Ich weiß nicht, welches
Metier Sie erlernt haben , aber als Arbeiter muß Ihnen
immerhin die Erfahrung eines gewiſſen Könnens innewohnen,
und die Freude am Gutmachen einer Sache kann Ihnen nicht
ſo ganz fremd geblieben ſein. Wenn Sie einen Augenblick von
dieſem guten, verläßlichen Boden aus auf das Gewoge Ihrer
ſchriftlichen Leiſtungen hinausblicken, ſo wird Ihnen nicht ent=
gehen
, wie ſehr dort der Zufall mit Ihnen ſpielt und wie wenig
Sie ſich erzogen haben, die Feder als das zu gebrauchen, was
ſie vor allem iſt: als ein redliches, genau beherrſchtes und ver=
antwortetes
Werkzeug. Sie werden es gewiß nicht unfreund=
lich
finden, wenn ich die Aufrichtigkeit der Zuwendung, die Sie
mir erweiſen wollten, in gleicher Weiſe nämlich aufrichtig
beantworte . .
Als Gegenſtück dazu ein Brief vom 14. 2. 1924 an W. Milch,
in dem es heißt: Glauben Sie, daß ich es für eine ſehr
ſympatiſche Aufmerkſamkeit halte, daß Sie daran denken
mochten, mir Ihre Gedichte zu ſchicken. Da Sie meinen, ſtarken
Einfluß durch meine Arbeiten erfahren zu haben, war ich an=
genehm
überraſcht, dieſen (wie das bei Ihrer Jugend möglich
geweſen wäre), im Aeußerlichen leicht übernehmbaren, kaum zu
erkennen. Es ſei denn an ein paar von den kleinen Stücken,
die größeren intereſſieren mich bei weitem mehr (ich habe ſie
öfter und laut geleſen); ſie nehmen unbedingt Abſtand vor mir;
unterliegen dafür irgendeinem Beiſpiel muſikaliſcher Art, was
mit ſich bringt, daß ſie aus lauter aufgelöſten Rändern beſtehen
und zu wenig Kern erkennen laſſen".

Ueber Machiavelli
leſen wir in Corona der ausgezeichneten Zweimonatsſchrift
des Verlags R. Oldenbourg, einen Aufſatz von Karl Alexander
v. Müller, dem wir die folgenden Stellen entnehmen:
Der Staat und abermals der Staat ſtand im Mittelpunlt
dieſes römiſchen Geiſtes. Er war ihm die einzige Quelle der
Sittlichkeit, ſelbſt die Religion iſt nur ein Mittel für ſeinen
Zweck, ihm allein haben Kunſt und Wiſſenſchaft und alle
menſchlichen Triebe zu dienen. Wenn ſein Wohl es verlangt,
gibt es für die Gewalt keine Schranke des Rechtes, für den
Betrug keine Grenze der Sittlichkeit. Tadelnswert iſt das Un=
recht
nur, wenn es ſeinen Zweck für den Staat nicht erreicht.
Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit, bis in die letzten Nerven=
ſtränge
verfolgt er die Geſetze dieſer politiſchen Wirklichkeit,
wenn ſie von jeder höheren Sittenordnung, von jeder über=
natürlichen
Bindung losgelöſt iſt . . . So hat er als erſter durch
alle Nebelhüllen der Konvention und der Heuchelei hindurch den
harten Felsgrund des ſtaatlichen Lebens aufgedeckt, die urſprüng=
lichen
und oft furchtbaren Gewalten geſehen, welche die Ge=
ſchichte
beherrſchen. Er glaubt an keinen Fortſchritt in ihrem

Verlauf, an keine Entwicklung des menſchlichen Geſchlechtes.
Wann immer der Menſch und wo er auf dem Schauplatz der
Geſchichte erſcheint, ſein triebhaftes Weſen bleibt ſtets dasſelbe;
gerade darauf gründet ſich ja die Berechenbarkeit der Staats=
kunſt
, die Möglichkeit einer politiſchen Wiſſenſchaft, daraus er=
gibt
ſich die Aufgabe des Staatsmannes.
Die Grenzen dieſer Betrachtungsweiſe liegen am Tag. Die
geſchichtliche Welt iſt unendlich reicher und tiefer als dieſer
Römerenkel ſie ſah. Wer würde aus ſeinen Schriften ahnen,
daß neben ihm Lionardo, Michelangelo und Raffael gelebt
haben, Dürer und Holbein und Grünewald Luther Loyola und
Calvin? Er hatte keinen Begriff und kein Gefühl für die
ſelbſtändige Größe der künſtleriſchen Schöpfungen, in deren
Mitte er aufwuchs, für das Eigenleben der Religion und des
geiſtigen Ringens, für die inneren ſittlichen Kämpfe, welche
Völker und Einzelne bewegen. Noch während er lebte, ſetzten
die ungeheuren religiöſen Erſchütterungen ein, welche bewieſen,
daß der Staat nicht nur ein bloßer Mechanismus der Triebe iſt,
daß neben ihm noch andere Kräfte die Seele der Völker erfaſſen
und zeitweiſe den Staat ſelbſt unter ihre Vormacht beugen.

Vom Spürſinn des Hundes
berichtet Prof. Dr. Baſtian Schmid in der Umſchau in Wiſ=
ſenſchaft
und Technik. Während uns Menſchen das Auge mehr
Eindrücke der Außenwelt vermittelt, als alle anderen Sinne zu=
ſammen
, iſt die Sehkraft des Hundes ſehr gering. Um ſo höher
ſteht ſein Geruchſinn; was für uns ein Wegweiſer bedeutet, das iſt
für ihn die Spur auf dem Boden. Jede von Menſchen getretene
Spur hinterläßt einen Miſchgeruch, der ſich aus dem allgemeinen
Menſchengeruch, ſeinem Eigengeruch und dem vom Schuhwerk zu=
ſammenſetzt
. Dazu kommen die Gerüche des verletzten Bodens, der
Geruch von zertretenen Pflanzen uſw. Der dreſſierte Hund hat
nun den charakteriſtiſchen Eigengeruch herauszufinden. Bewun=
dernswert
ſind die endgültigen Leiſtungen des fährtenreinen
Hundes, der jede Fremd=, aber auch jede Tierfährte
ablehnt. Selbſt das Identifizieren von Spur und Gegenſtand
fällt dem Hunde nicht ſchwer. Hat er einmal den Eigengeruch ſei=
nes
Herrn erkannt, ſo ſtellt er mit Sicherheit einen von ihm be=
rührten
Gegenſtand feſt. An Hand von erläuternden Abbildungen
berichtet Prof. Dr. Baſtian Schmid weiter über ſchwierige Expe=
rimente
, in denen Hunde die Fährten eines beſtimmten
anderen Hundes erkennen ſollten. Die Verſuche wurden in
die Wintermonate verlegt; auf dem gefrorenen Boden konnten
keine Spuren von Bodeneindrücken zurückbleiben. Dem fährten=
ſuchenden
Hunde wurde ſogar noch eine Augenbinde angelegt, um
jede Orientierungsmöglichkeit durch die Augen auszuſchalten. Da=
bei
ergab ſich, daß die Hunde mit der Binde ſorgfältiger
arbeiteten, als die anderen. Auch hier zeigte das Geſamtergebnis,
daß die Hunde den Eigengeruch ihrer Gefährten erkennen. Außer=
dem
beſitzen die Hunde ein ausgezeichnetes Erinnerungs=
vermögen
. Sie können noch nach acht Wochen einen einmal
begangenen Weg wiedererkennen.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 180

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 3. Juli 1935

Geſtorbene.

Darmſtadt: Helm, Johannes, Schreiner, verh.,
58 Jahre.
Schmidt, Eduard, Schneidermeiſter, verh.,
64 Jahre.
Trenkwalder, Joſ. Ferdinand 1 Mon.
Groß=Umſtadt: Hummel, Karl, Oberjuſtizſekr.
i. R., verh., 71 Jahre.
Traiſa: Göckel, Katharina, geb. Herth, Ehefrau
des Brauers, 56 Jahre.
Nieder=Ramſtadt: Bender, Friedrich, Schüler,
8 Jahre.
Ober=Ramſtadt: Baumunk Maria Katharina,
geb. Lautenſchläger, Witwe des Wegeaufſeh.,
70 Jahre.

Statt Karten.
Der liebe Gott erlöſie meinen lieben Mann und
guten Vater

Johannes Helm

Todes=Anzeige.

Heute morgenentſchlief ſanft nach langem,
ſchweren mit großer Geduld getragenen
Leiden im Alter von nahezu 67 Jahren
meine liebe Frau, unſere herzensgute
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Schwägerin und Tante

am 29. Juni durch einen ſanften Tod von ſeinem
langen mit Geduld ertragenem Teiden.
In tiefer Trauer:
Eliſabeth Helm u. Tochter Annelieſe.
Darmſtadt, Soderſtraße 9.

Auf Wunſch des Eniſchlafenen fand die Beiſetzung in aller
Stille ſtatt. Von Beileidsbeſuchen bitten wir abſehen
(5967
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geb. Metz.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
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für die Kranzſpenden ſowie die aufopfernde
Pflege der Schweſtern des Städt. Kranken=
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und die troſtreichen Worte des Herrn
Pfarrer Weber ſagen aufrichtigen Dank.

Die trauernden Hinierbliebenen:
Adolf Olf nebſt Kindern.
Darmſtadt (Holzhofallee 64), den 3. Juli 1935.

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iſt uns von allen Seiten warme Anteilnahme
entgegengebracht worden. Wir danken hier=
durch
allen denen, die uns ihr Beileid zum
Ausdruck brachten, den lieben Heimgegange=
nen
zur letzten Ruhe geleiteten und ſein Grab
mit überauszahlreichen Kränzen und Blumen
ſchmückten, beſonders ſeinen Schulkamera=
dinnen
und =Kameraden, der DAF., Orts-
gruppe
Wixhauſen, dem Muſikverein Wix=
hauſen
, Herrn Pfarrer Erckmann, Herrn
Dr. Käß und nicht zuletzt dem Stadtkranken=
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den Stadtmenschen wleder einmal abzustreifen und seine Freizeit im Grünen zu
verbringen. ins Freiel heißt letzt die Parole, und wer möchte ihr nicht gerne
folgen! Richtig ausgerüstet sein für den Aufenthalt in Licht und Sonne, heißt
doppelt die Natur genieten. Hler sind unsere Vorschläge:

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Schlüpfer
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[ ][  ][ ]

Mittwoch, 3. Juli 1935

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 3. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 180 Seite 5

Porkämpfer wahrer Volksgemeinſchaft.

likel in die Welt!

Ich bin ein Menſch! Das iſt ja ein höherer
Titel, denn ein Fürſt zu ſein.
Martin Luther.
Nun wird Deutſchland wieder ein einziges, großes Wander=
und Reiſe=Land, das uns mit ſeinen Wundern und der Tauſend=
falt
ſeiner Schönheit ans Herz blühen will. Es iſt für uns be=
reit
, wie eben nur eine Mutter bereit ſein kann. An uns liegt
es geſegnet zu werden. Und wir werden geſegnet ſein, wenn
wir um die Bereitſchaft des Herzens wiſſen, wenn wir eingingen
in die Weisheit, wahrhaft ein Menſch zu ſein. Alle Wander= und
Reiſekunſt hat darin ihren Gipfel und Grund zugleich.
Wenn uns Deutſchland zum Erlebniſſe im ſchöpferiſchen Sinne
werden ſoll, dann müſſen wir wirklich weiter nichts wollen, als
einfach als Menſch, als deutſcher Menſch auf die Reiſe zu gehen.
Dann wird ſich uns das Vaterland erſchließen in der Pracht oder
der Herbheit ſeiner Gefilde und die Köſtlichkeiten ſeiner inneren
Grenzenloſigkeit offenbaren und uns auch in die Seele ſeiner
Volksſtämme ſchauen laſſen.
Das Glück deutſchen Menſchentums wird uns durchglühen,
durchläutern und erheben, und unſere Wander= und Reiſewege
werden zu Heimwegen werden, und ein Licht wird in allem Er=
leben
ſein: wie ſchön iſt doch Deutſchland, wie reich ſein Herz,
und wie gut kann der deutſche Menſch ſein, wenn er ſich als Wan=
derer
und Naturfreund, als der Glückhaft=Schauende gibt, wenn
ſein Inwendiges frei und liebend der Welt ringsum, mit allem
was darin kräucht und fleucht, ſich verſchwiſtert. Das iſt wahrhaft
deutſch gewandert und gereiſt, gereiſt, wenn wir das Stücklein
Sonntagsland unſerer Erholung auch zu einer Pflanzſtätte wirk=
licher
Volksgenoſſenſchaft zu machen ſuchen. Aber dazu gehört, daß
wir einmal alle unſere offenſichtlichen und verkappten Geſpreizt=
heiten
und es ſind nicht allzu viele Menſchen davon gänzlich
frei daheim laſſen.
Wie mancher gleicht gerade auf der Reiſe in ſeinem
inneren und äußeren Menſchen einem unentwegten radſchlagen=
den
Pfau oder er bewegt ſich zwiſchen ſeinen Urlaubsgefährten,
von ſeinem Titel und Dünkel förmlich umgürtet, und weiß nichts
von jenem höchſten Titel: Ich bin ein Menſch! Damit aber lebt
er fern aller wahren Würde und Freude, fern aller ſchöpferiſchen
Nähe, gleichviel, ob ſie ſich auf Gott, Menſch, Natur, Volk und
Vaterland beziehen.
Nur dann, wenn wir unſere Ferienzeit zu einem neuen Aus=
druck
zu deutſcher Menſchlichkeit geſtalten, wenn wir ſie alſo wirk=
lich
menſchgemäß aus den Gründen unſeres Gemütes leben und
erleben, wird ſie zu einer ſchöpferiſchen Zeit für uns werden, und
die Kraft, mit der ſie uns insgeheim ſegnete, wird offenbar wer=
den
in Gang oder Sturm unſeres Alltags.
Und der Dienſt, den ſie an unſerem Leib und unſerer Seele
tat, wird ſich ganz von ſelbſt wandeln in den friſchen, frohen
Dienſt, den wir unſerem Volke gegenüber zu leiſten haben.
Ferienzeit Menſchenzeit, mehr denn je! Das muß die Pa=
role
ſein und bleiben! Ferienzeit Menſchenzeit! Das will
ſagen: ſich die redlichſte Mühe zu geben ſonnig und unbefangen
zu ſein, andern ihre Freude nicht zu ſchmälern, im Gegenteil,
wo man nur kann, ein unaufdringlicher Helfer zur Freude zu
ſein, ſich wirklich von der beſten Seite zu zeigen, voller Liebe
aller Kreatur zu begegnen. Ruhezeit iſt Gut=Willens=Zeit! Wem
ſie das iſt, der wird ſich immer an die Linie des Weſenhaften
halten und das hohe und notwendige Ziel des wahren Kräfte=
ſchöpfens
im Auge haben bei ſich und anderen.
Darum: Mit dem höchſten Titel hinaus in die Welt, ins
deutſche Land: Ich bin ein Menſch, darf ein deutſcher Menſch ſein!
Aus ſolchem Vorſatze aber ſprießen: Freude und Jugend, Freiheit
und edler Genuß, Kraft und ein wirklich deutſchgemuter Sinn.
Treue dieſem Vorſatz gegenüber bedeutet wahre Wander=
kunſt
, echte Reiſekultur und Bewährung im inneren Adel und
R.B.
durch ihn.
Ein neuer deutſcher Segelflugrekord Peter Riedels.
DNB. Dem bekannten Segelflieger Peter Riedel gelang
es am Montag, einen neuen Rekord im Segelzielflug aufzuſtellen.
Montag vormittag ließ er ſich vom Flughafen Tempelhof durch
ein Motorflugzeug hochſchleppen, klinkte ſich nach etwa drei Minu=
ten
aus und erreichte nach einer Flugzeit von ſechs Stunden und
40 Minuten den Hamburger Flughafen. Die zurückgelegte Strecke
beträgt 270 Kilometer die höchſte erreichte Höhe 2000 Meter. Es
iſt dies der erſte Zielflug, auf dem die Strecke von 200 Kilo=
metern
überſchritten wurde.

Vorleſungsreihe Nakionalpolikiſche Erziehung
Profeſſor Lacroix, Heidelberg, ſpricht.
Zweiter Teil. Sechſter und letzter Vortrag.
Hatte ſich die letzte der in der Verwaltungsakademie
gehaltenen Vorleſungen insbeſondere mit dem Begriff Staat
beſchäftigt, ſo hatte der 6. Vortrag die Begriffe Führer und
Kultur zum Mittelpunkt der Betrachtung. Eingeſchaltet ſei
hier, daß im nächſten Semeſter in einerdritten Vor=
Ueſungsreihe Erziehung und Bildung behandelt
werden ſollen.
Profeſſor Lacroix wiederholte zunächſt die Haupgedanken ſei=
mer
vorhergegangenen Vorleſung (ein Volk will nicht nur leben
wie eine Herde Tiere, ſondern um eine Leiſtung hervorzu=
Gringen) und bezeichnete den Leiſtungsſtaat als einen
Kulturſtaat. Leiſtung und Führergedanke ſind für den Staat
die Hauptelemente. Der Staat ſoll ſich nicht um weniges, ſondern
muß ſich um alles kümmern. Führer und Gefolgſchaft wurden
än ihren Wechſelbeziehungen zueinander unterſucht und an Hand
won markanten Beiſpielen und der Biologie erörtert. Der richtige
Führer muß in ſtrengſter Selbſterziehung leben und dieſe Selbſt=
erziehung
in den Lebensplan des ganzen Volkes einordnen. Daher
darf Führertum nie mit Deſpotismus ( angemaßter Führung)
verwechſelt werden. Führer und Gefolgſchaft entſprechen ſich wie
in einem lebendigen Körper die einzelnen Organe in ihren ver=
ſchiedenen
Funktionen, wenn eine Geſamtleiſtung dabei heraus=
kommen
ſoll. Ueber die Pflanzen und Tiere hinaus iſt uns der
Wille zu einer geiſtigen Leiſtung eingeimpft, die wir als Geſamt=
gebiet
als Kultur bezeichnen. Dieſer Leiſtungswille iſt für
uns Menſchen ein Gewiſſensbefehl, dem wir uns rückhaltlos hin=
geben
müſſen. Daß eine Leiſtung gefordert wird darüber beſteht
Klarhelt! Aber welche Leiſtung gefordert wird, das können
wir vielleicht aus Beſonderheiten aus unſerer immerhin zweitau=
ſendjährigen
Geſchichte erkennen. In dieſem Zuſammenhang er=
innerte
der Vortragende an ſeine Ausführungen über den Er=
Ziehungsſtaat und die Weltmiſſion des deurſchen Volkes.
Was einſt bei Platon Theorie geblieben iſt, hat ſich bei uns ſeit
etwa 200 Jahren immer mehr herauskriſtalliſiert. Auch an an=
dere
, philoſophiſche und religiöſe beſondere Leiſtungen aus un=
ſerer
Geſchichte erinnerte Prof. Lacroix und brachte ſie alle auf
den einen General=Nenner, daß wir uns bemühten, alle dieſe Lei=
ſtungen
ſo in uns hineinzupflanzen, daß ſie gleichſam von innen
heraus wirken. Dem Begriff des Müſſens in der Natur
wurde ſchließlich das Frei=Schöpferiſche, das bewußte im Menſchen,
das Sollen in der Kultur gegenübergeſtellt. Darin liegt
die Würde des Menſchen, daß er ſo, wenn auch in einem begrenz=
ten
Spielraum mit den Kräften der Natur frei=ſchöpferiſch um=
gehen
kann. Auch das Tier kennt Erfahrungen, aber die menſch=
liche
Wiſſenſchaft iſt geſtaltetes Wiſſen. Kultur iſt ſchließ=
lich
nichts anderes, als ſichtbar gewordene
Raſſe.
Beſonders herzlicher Beifall bezeugte dem Vortragenden der
Erfolg auch der 2. Vorleſungsreihe.

Die Juſtizpreſſeſtelle Darmſtadt teilt mit: Der Amts=
gerichtsrat
Ludwig Raab in Gießen iſt auf ſeinen Antrag
mit Ablauf des 30. Juni 1935 in den Ruheſtand verſetzt worden.
Zu dem gleichen Zeitpunkt tritt er auch in ſeiner Eigenſchaft als
Vorſitzender des Arbeitsgerichts Gießen in den Ruheſtand.
Die Amtsräume des Staatlichen Geſundheitsamtes befin=
den
ſich vom 1. Juli d. J. an Landgraf=Philipp=Anlage 11 (alter
Bahnhof). Sprechſtunden: Nachmittags von 35 Uhr, außer
Samstags.
Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, 7. Juli, nachmittags
2.30 Uhr, iſt im Gemeindehaus der Kiesſtraße Taubſtummen=
gottesdienſt
. Wegen Fahrtausweis wende man ſich an Pfarrer
Heß, Hügelſtraße 6

Maatdett an der HSo.Mrgieift an voit
Die Aufgabe der NSV. iſt ſehr groß. Sie will und ſoll
durch die Erfaſſung aller zur aktiven Hilfeleiſtung befähigten
Kräfte für die Abwendung aller Gefahren ſorgen, die von irgend=
einer
Seite aus der Geſundheit unſeres Volkes drohen.
Die Erhaltung der erbgeſunden Familie, jeglicher
Schutz von Mutter und Kind Erholungsmöglich=
keiten
aller Art für die wirtſchaftlich ſchwächeren Kreiſe und
vieles andere mehr darf in dem nationalſozialiſtiſchen Staate
nicht einer notgedrungen bürokratiſch arbeitenden Behörden=
maſchine
oder vielleicht ſogar beſonders einſeitig ausgerichteten
Fürſorgevereinen überlaſſen bleiben. Da dieſe Dinge das Lebens=
intereſſe
des geſamten Volkes berühren, ſo ſind ſie wert, daß die
geſamte Volksgenoſſenſchaft für ſie tätig iſt. An Stelle einer
geſetzlich vorgeſchriebenen und ſomit behördlich geleiteten Wohl=
fahrts
= und Armenpflege hat die völkiſche, vom Geiſte der natio=
nalſozialiſtiſchen
Freiheitsbewegung getragenen Nachbarhilfe
zu treten, die den einzelnen Fall nicht nur unter großen Ge=
ſichtspunkten
allgemeiner Art bewertet und behandelt, ſondern
auch deſſen perſönliche Seite hervorkehrt. Nicht blutloſes Schema,
ſondern blutvolle, lebenswahre Hilfsbereitſchaft einer ſchickſalver=
bundenen
Volksgemeinſchaft. Dies alles zur höchſten Potenz zu
verwirklichen, iſt Sinn und Zweck der diesjährigen Werbemaß=
nahmen
der NSV.

Im Anſchluß an das WHW. 1934/35 ſetzte eine großartige
Mitgliederwerbeaktion ein, die im ganzen Kreiſe gute
Ergebniſſe zeitigte, wenn ſie auch noch nicht abgeſchloſſen iſt. Allerorts
hat die NSV. ihre Sturmkolonnen angeſetzt, um durch perſön=
liche
Werbung ihre gewaltige ſoziale Kampffront zu ſtär=
ken
und auszufüllen. Helfer, Block= und Zellenwalter gehen von
Tür zu Tür und erobern ſo in zähem Kampf einen Frontabſchnitt
um den andern. Wir müſſen hierbei des Blockes b, Zelle UVa,
der NSV., Ortsgruppe Schloßgarten, lobend Erwähnung tun, wo=
bei
es dem rührigen Blockwalter gelungen iſt, in eifriger Klein=
arbeit
ſämtliche 58 Familien der NSV. zuzuführen. Ein Bei=
ſpiel
, das Schule zu machen verdient und ſich jeder Amtswalter
und Helfer der NSV. bei ſeiner Tätigkeit ſtets vor Augen halten
ſoll. In den Betrieben wird außerdem die Werbung durch Sam=
melliſten
durchgeführt, was ebenfalls ſchöne Erfolge brachte.
Gleichgültig, wie man die Art der Werbung anpackt, immer ſind
es Menſchen, die das meiſt recht erhebliche Opfer der Zeit nicht

reut, um ihrem Volke einen Dienſt zu erweiſen, und die unbe=
dingte
Kämpfernaturen ſein müſſen, wenn ſie auf einen Erfolg
rechnen wollen. Denn wie viel Türen werden dem NSV.= Wal=
ter
vor der Naſe zugeſchlagen, wie viel verlegenes, unehrliches
Achſelzucken und unfreundliche Bemerkungen meiſt gerade ſei=
tens
der wirtſchaftlich Stärkeren und dienſtlich höher Geſtellten
muß er in Kauf nehmen, ehe wieder ein einziges Mitglied ge=
worben
iſt. Das, was den alten Kämpfer vor der Machtüber=
nahme
groß machte, ſetzt der unbekannte NSV.=Walter im Stillen
fort das zähe und unerbittliche Ringen um die Seele jedes ein=
zelnen
Volksgenoſſen. Ein neues Soldatentum der Volks=
gemeinſchaft
ſtiller Hingebung und Opferbereitſchaft entſteht,
freilich zumeiſt ohne Uniform und Rangabzeichen, aber deshalb
nicht minder mutig und opferbewußt. Ihnen allen gebührt große
Ehre und volle Anerkennung.
Zahlen ſprechen für die NSV.! Nur ein kleiner Ausſchnitt
aus dem geſamten Reichsgebiet ſei hier gegeben:
Insgeſamt ſind im Jahre 1934 vom deutſchen Volke 550 Mil=
lionen
Reichsmark in den verſchiedenen ſozialen Hilfsmaßnahmen
geſpendet und geopfert worden. Im Hilfswerk Mutter und Kind,
ſind bisher 134 533 Kinder mit 3 767 484 Verpflegungstagen ver=
ſchickt
worden. Von der Hitlerfreiplatzſpende wurden verſchickt
53 295 Mitglieder der SA., SS., des NSKK., der PO. und an=
derer
Organiſationen mit insgeſamt 1 491 552 Gaſttagen. Zur
Müttererholung wurden 25 574 Mütter mit insgeſamt 613 776
Pflegetagen verſchickt. Schließlich wurden in der letzten Zeit in
die Notſtandsgebiete von Thüringen, Baden, Schleſien, Glatz, Sach=
ſen
, Wuppertal. Württemberg, Heſſen u. a. m. Aufträge für das
kommende WHW. 1935/36 im Werte von 3 Millionen RM. ver=
geben
.
Es werben alſo eindeutige Taten, Geſchaffenes und
Geleiſtetes für das große Werk der Volksgemeinſchaft, das zwar
heute noch gegen ſichtliche Not zu kämpfen hat, bald aber ſich voll
und ganz ſeinen großen Zukunftsaufgaben widmen kann. Die
Einſatzbereitſchaft der NSV. wird auch noch davon abhängen, daß
auch jene Lauen, die heute noch ihre Mitarbeit für überflüſſig
halten oder ihre alte, aber längſt überwundene klerikale, reaktio=
näre
und liberaliſtiſch=egoiſtiſche Einſtellung noch nicht ablegen
konnten, ſich endlich überzeugen laſſen, daß es nichts Größeres
geben kann als eben das Einſtehen des einen für den
anderen, das Mitſchaffen an einer glücklichen Zukunft unſe=
res
Volkes unter der Loſung der nationalſozialiſtiſchen Freiheits=
bewegung
.
Alles für den Führer, alles für Deutſchland!

Große Frauenkundgebung des Reichsluftſchuß=
bundes
, Ortsgr. Darmſtadk, in der Woogskurnhalle.
Anläßlich der Sonderwerbung Die Frau im Luftſchutz, die
im Monat Juli 1935 im ganzen Deutſchen Reich zur Durchfüh=
rung
kommt, veranſtaltet die Ortsgruppe Darmſtadt des Reichs=
luftſchutzbundes
am Donnerstag, dem 4. Juli 1935,
in der Woogtsurnhalle, abends 20.15 Uhr, einen Aufklärungsvor=
trag
mit Filmvorführung für die Frauen Darmſtadts. Es
ſprechen der Ortsgruppenführer Dr.=Ing. Seidel und die Lan=
des
= und Gauluftſchutzreferentin Frau Eliſabeth Seidel zu dem
Thema: Die Luftſchutzdienſtpflicht der Frau.
Keine Frau und Mutter, kein Mädel verſäume, dieſen wichtigen
Aufklärungsvortrag zu beſuchen. Jede Frau und Mutter, der
NS.=Frauenſchaft und der dem deutſchen Frauenwerk angeglie=
derten
Verbände, bekennt ſich durch ihre Teilnahme an der Kund=
gebung
in der Woogsturnhalle zu dem Wehrwillen ihres Volkes
und ſeinem großen Führer Adolf Hitler.

Was die Lichtſpieltheater bringen.
* Helia: Er weiß, was er will.
Der Film Er weiß, was er will, der geſtern im
Helia anlief, wird von der Arga=Film G. m. b. H., München,
ausdrücklich als ein Nachwuchs=Film angekündigt, in welchem
junge, unbekannte Kräfte mitwirken. Nach einer ſolchen Ankün=
digung
erwartet man dann wohl etwas, das aus dem üblichen
Fahrwaſſer ausbiegt, etwas Draufgängeriſches. Das iſt hier aber
gar nicht der Fall; der Verlauf der Handlung, die Typen, die
auftauchen, ſind uns aus vielen ähnlichen Filmen ganz bekannt.
Ein reichlich unmodernes Elternpaar will ſeinen Sohn gegen
deſſen Willen mit einer jungen Dame verheiraten. Der junge
Mann reißt aus, trifft aber im Gebirge wieder mit der betref=
fenden
Dame zuſammen und lernt ſie auf einer gemeinſamen Ge=
birgstour
ſchätzen und lieben. Am Schluß gibts doch noch
im Sinne der Eltern die obligate Verlobung. Im Anfang
kann die Handlung gar nicht recht ins Rollen kommen erſt
ſpäter, als der Schauplatz ins Gebirge verlegt wird, ſcheinen ſich
Regiſſeur und Darſteller mehr in ihrem Element zu fühlen, da
wird die Szenenfolge lockerer, das Spiel merklich friſcher und
gelöſter. Am beſten gefielen uns ein paar Gebirgsbauerntypen,
die prachtvoll lebendig zwiſchen den anderen, etwas ſchablonen=
haften
Figuren ſtanden.
Im Beiprogramm intereſſiert beſonders ein Film mit aus=
gezeichneten
ringſportlichen Aufnahmen.

Das Union=Theater zeigt noch bis einſchließlich Donners=
tag
den Toeplitz=Film Mein Herz der Königin (Dr.
Struenſee) mit Clive Brook und Madeleine Carrol in den Haupt=
ollen
.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen bis auf weiteres den bedeuten=
en
deutſchen Nachwuchs=Film Er weiß was er will mit
Hans Fitz, Eliſe Aulinger und vielen anderen Bühnenkünſtlern
in den Hauptrollen. Jugendliche haben Zutritt.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute letztmals den echten
Pat und Patachon=Film Pat und Patachon ſchlagen
ſich durch. Jugendliche zugelaſſen.
Belida zeigt am 3. Juli den Fliegerſenſationsfilm Auf
Leben und Tod (Nachtflug).
an der Grenze aus den Kämpfen an der öſterreichiſch= ruſſi=
hen
Grenze.

Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte den ganzen
Dienstag gegen eine Pfungſtädter Kohlenhändlerin und ihre bei=
den
Söhne wegen Betrugs und Schädigung des Volksvermögens.
Sie werden einmal beſchuldigt, daß ſie die Kohle, die ſie auf Gut=
ſcheine
der NS.=Volkswohlfahrt abgaben, billiger einkauften, d. h.
minderwertigere Kohle einkauften, als von der NSV. verlangt
wurde. Pfungſtadt hatte nämlich vorgeſchrieben, daß die Kohlen=
händler
Ruhrkohle abgeben ſollten, während die Angeklagten
ſchleſiſche Kohle abgaben, die im Geſtehungspreis 3 oder 4 Pf.
pro Zentner billiger käme und deren Heizwert um etliche 1000
Kalorien geringer ſei. Weiter werden ſie beſchuldigt dieſen Leu=
ten
zu ſchlecht gewogen zu haben. Es ſtanden eine Anzahl Fälle
zur Anklage, in denen 23 Pfund Kohlen am Zentner fehlten,
Das ſei ein pures Verſehen geweſen, behaupten die Angeklagten.
In den anderen Fällen liege die Schuld an der Wiegekiſte, die
naß geweſen ſei und deshalb etwas mehr gewogen habe. Sie
hätten die Kiſte nicht jedesmal neu abwiegen können. Das Ge=
richt
hält entgegen dem Vertreter der Staatsanwaltſchaft, der je
ein Jahr Zuchthaus beantragt hatte, eine Schädigung des Volks=
wohls
nicht für erwieſen und ſpricht die Angeklagten deshalb im
erſten Punkt der Anklage frei. Es iſt der Auffaſſung, daß der
Geſtehungspreis ungefähr gleich war. Im anderen Falle jedoch
verurteilt es den einen Sohn wegen fortgeſetzten Betrugs zu drei
Monaten Gefängnis, die alte Mutter und den zweiten Sohn zu
je 4 Monaten Gefängnis.

* Skeuer= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Juli 1935.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
5. Juli: Abgabe der Beſcheinigung an die Finanzkaſſe,
daß die Summe der im Monat Juni 1935 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im gleichen
Monat einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
16. bis 30. Juni 1935 erfolgten Lohnzahlungen. Falls
die bis zum 15. Juni 1935 einbehaltenen Lohnſteuerbe=
träge
für ſämtliche in einem Betriebe beſchäftigten Ar=
beitnehmer
den Betrag von 200 RM. nicht überſtiegen
haben, Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 30. Juni 1935 erfolgten Lohnzahlungen.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Abführung der Bürgerſteuer für Lohnſteuerpflich=
tige
an die Gemeindekaſſe auf Grund der näheren Be=
ſtimmungen
.
5. Juli: Ablauf der Schonfriſt für die am 25. Juni 1935
fällig geweſene zweite Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel)
auf die ſtaatliche Grundſteuer, Sonderge=
bäude
ſteuer und Gewerbeſteuer laut weißem
Steuerbeſcheid für das Rechnungsjahr 1935/36. Wegen
der Sonderregelung hinſichtlich der Sondergebäudeſteuer
ſiehe den letzten Steuerkalender.
6. Juli: Vorlage der Aufſtellung der Deviſenge=
ſchäfte
, die von einem Unternehmen mit genereller
Genehmigung zum Deviſenerwerb im Monat Juni 1935
getätigt worden ſind (ſoweit ſolche Genehmigungen über=
haupt
noch erteilt werden.)
10. Juli: Letzter Tag, an dem laut Mahnung der Stadtkaſſe
vom 30. Juni 1935 (vergl. die Mahnung in Nr. 177 des
Darmſtädter Tagblatts vom 30. Juni 1935) das
Schulgeld für den Monat Juni 1935 für die Darm=
ſtädter
höheren Schulen, die ſtädtiſchen Maſchinenbau=
Gewerbe=, Handels=, Haushaltungsſchulen uſw. noch bei
Meidung der Beitreibung und Koſtenberechnung gezahlt
werden kann.
10. Juli: Umſatzſteuer=Voranmeldungen und Vorauszahlung,
und zwar für die monatlichen Zahler (für den Monat
Juni 1935) und für die Vierteljahreszahler (für das
2. Vierteljahr 1935.) Die Schonfriſt iſt fortge=
fallen
!
15. Juli: Bis zu dieſem Tage ſind die Gewerbeſcheine 193,5
in der Finanzkaſſe des Finanzamts Darmſtadt=Stadt,
Alexanderſtraße 22 (Infanteriekaſerne) Schalter III.
Zimmer 46 abzuholen. Nach dieſem Zeitpunkt erfolgt
die Aushändigung auf Koſten des Steuerpflichtigen.
15. Juli: Anmeldung und Zahlung der Börſenumſatzſteuer,
ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren ent=
richtet
wird. Abrechnung für den Monat Juni 1935 bzw.
für das 2. Vierteljahr oder das 1. Halbjahr, je nach dem
Abrechnungszeitraum. G. F. Fehlanzeige nicht vergeſſen!
Beiträge zur Handwerkskammer.
Näheres im Steuerkalender am 1. Auguſt 1935. Die Hebregiſter
werden z. Zt. noch aufgeſtellt.
H. W. Wohmann.

Heimabend im V. D. A. Wir machen noch einmal aufmerk=
ſam
auf den Heimabend, der am Mittwoch, 3. Juli, 20.15 Uhr,
in der Krone ſtattfindet. Wertvolle Belehrung über das
Deutſchtum im Oſten gibt die anerkannte Rednerin Frl.
E. Heſſenauer aus Kaſſel. Eintritt frei. Alle volksdeutſch
denkenden Frauen und Mädchen ſind eingeladen. Handarbeit mit=
bringen
!

Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Verein ehem. Schutztruppen, Darmſtadt und
Reſi=Theater zeigt den ſpannenden Spionagefilm Haus Umgebung. Mitgliederverſammlung am 3. Juli 1935, abends
8½ Uhr, bei Gaſtwirt Döring, Dieburger Straße 156. Alle Kolo=
nialkämpfer
, auch Chinakämpfer, herzlich willkommen.
Der Vereinsführer.
Turngemeinde Beſſungen 1865. Die turngeſchichtliche Aus=
ſtellung
, die aus Anlaß der 70=Fahrfeier im Kneiplokal des Ver=
einshauſes
ſtattfand, iſt am beutigen Mittwoch zum letzten Male
geöffnet. Die nächſte Wanderung der Wanderabteilung findet
am kommenden Sonntag, dem 7. Juli, nach Heppenheim, Juhöhe,
Zell, Bensheim ſtatt. Abfahrt mit Sonntagskarte nach Heppen=
heim
um 6.17 Uhr ab Südbahnhof. Die Teilnehmer am Gau=
feſt
in Saarbrücken haben ihre Meldungen bis ſpäteſtens 12. Juli
auf der Geſchäftsſtelle abzugeben.
Turnerbund Jahn 1875, Darmſtadt. Land=
heim
=Woche. Wir geben bekannt, daß die Landheim=Woche
am Montag, den 8. Juli beginnt. Letzter Meldetermin iſt Frei=
tag
, den 5. Juli, abends, im Turnhaus. Allen Teilnehmern ferner
zur Kenntnis, daß die Abfahrt am Montag, um 8 Uhr, ab
Turnhaus erfolgt. Als Zuſchuß für die Omnibusfahrt hat jeder
Teilnehmer 40 Pfg. zu zahlen. Die nächſte Turnrats=
Sitzung iſt am Freitag, den 5. Juli, 8.30 Uhr, im Vereins=
haus
. Es wird um pünktliches Erſcheinen gebeten. Ferner
machen wir darauf aufmerkſam, daß auch der Sportplatz wäh=
rend
der Sommermonate an Sonntag=Nachmittagen
geöffnet iſt. Kochgelegenheit für die Zubereitung von Tee
oder Kaffee iſt vorhanden, ebenſo ſteht der neue Aufenthaltsraum
allen Benutzern zur Verfügung.
Schuls Felſenkeller. Heute Mittwoch Gartenkonzert,
Solo=Einlagen.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 180

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 3. Juli 1935

Der Kreisleiter.
Kreisamtsleitung der NS.=Frauenſchaft Darmſtadt.
Die Reichsführerin Frau Scholtz=Klink hat angeordnet, daß der
Monat Juli im ganzen Reichsgebiet als Ferienmonat für die
Frauenſchaftsarbeit anzuſetzen iſt. Demnach fallen alle Heimabende
und ſonſtigen Veranſtaltungen im Monat Juli aus.
Die Arbeiten für die NSV. ſind ſelbſtverſtändlich weiter zu
leiſten. Die Kreisgeſchäftsſtelle der NS.=Frauenſchaft bleibt im
ganzen Monat geöffnet.
Sprechſtunden finden nur nachmittags von 35 Uhr, Rhein=
ſtraße
95 (im Haus der Kreisleitung) ſtatt.
NS. Frauenſchaft Darmſtadt.
Wir machen unſere Frauenſchaftsmitglieder auf den am Mitt=
woch
, den 3. Juli 1935, in der Krone ſtattfindenden Heimabend
des VDA. aufmerkſam. Es ſpricht ein Sudetendeutſcher über die
Not im Sudetendeutſchtum. Wir bitten, den Abend zahlreich zu
beſuchen. Am Donnerstag, den 4. Juli, abends 8,15 Uhr, findet
in der Woogsturnhalle eine Filmvorführung des Reichsluftſchutz=
bundes
ſtatt. Es ſpricht der Ortsgruppenführer Dr. Seidel und die
Landes= und Gau=Luftſchutzreferentin Pgn. Frau Seidel. Eintritt
frei. Es iſt Ehrenpflicht unſerer Frauenſchaftsmitglieder, dieſen
wichtigen Vortrag zu beſuchen.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Rheintor.
Die neuen Haustafeln liegen zur alsbaldigen Abholung durch
die Zellen auf der Geſchäftsſtelle bereit. Ab 3. Juli 1935 befindet
ſich unſere Geſchäftsſtelle im NSV.=Heim, Mackenſenſtraße 18.
2. Bereitſchaft der PO.
Am Samstag, den 6. Juli 1935, findet der Gepäckmarſch nach
Brandau ſtatt. Sämtliche Politiſchen Leiter, die an dieſem Gepäck=
marſch
teilnehmen, haben am Mittwoch, den 3. Juli 1935, um
20.30 Uhr, bei Fabian, Alexanderſtraße (Brauerei Fay) zur Ab=
holung
der Tourniſter uſw. zu erſcheinen. Ich mache es den Poli=
tiſchen
Leitern, die mit nach Nürnberg fahren, zur Pflicht, an die=
ſem
Gepäckmarſch teilzunehmen.
Die aus dem Kreiſe Gelnhauſen untergebrachten Ferienkinder
verlaſſen morgen, Mittwoch, 3. Juli 1935, vormittags, Darmſtadt.
Die Kinder treffen ſich um 12,30 Uhr im Hauptbahnhof vor der
Fahrkartenausgabe. Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß
die Kinder vollzählig und pünktlich erſcheinen und mit ihren Aus=
weiſen
verſehen ſind.
*
Die im Kindererholungsheim Fort Hartenberg bei Mainz
untergebrachten Kinder kommen morgen, Mittwoch, 3. Juli, mit
dem fahrplanmäßigen Zug um 13,11 Uhr in Darmſtadt= Hauptbahn=
hof
an. Die Eltern der Kinder werden hiermit nochmals auf=
gefordert
, dieſelben dort in Empfang zu nehmen.
NS.=Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
1. Kreisverſammlung des NSLB.
Am Donnerstag, den 4. Juli, 20.20 Uhr, ſpricht in einer Kreis=
verſammlung
des Stadtkreiſes, die im großen Saal der Brauerei
Krone Schuſtergaſſe, ſtattfindet, Pg. Dr. Zeh=Heppenheim an
Hand von Lichtbildern über Sinnbilder und Heilszeichen am deut=
ſchen
Haus und Gerät. Mit Rückſicht auf die große Bedeutung, die
die germaniſchen Sinnbilder und Heilszeichen als Ausdruck völki=
ſchen
und religiöſen Wollens der Germanen für uns heute beſitzen,
erwarten wir die Teilnahme aller Mitglieder an der Verſamm=
lung
.
2. NS.=Lehrerbund Darmſtadt Stadt und Land, Fachſchaft Volks=
ſchule
, Arbeitsgemeinſchaft Deutſch
Pflichttagung für Juli: Mittwoch, den 3. Juli, nachmittags
3 Uhr, im Zeichenſaale der Peſtalozziſchule, Stiftsſtraße 32 zu
Darmſtadt. Frau Book=Frankfurt a. M. beſpricht die Fibeln ( Ver=
lag
Dieſterweg) Von Drinnen und Draußen (mit Lichtbildern).
Alle Lehrkräfte der Elementarklaſſen ſind hierzu eingeladen, Gäſte
willkommen.
NS.=Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
3. Arbeitsgemeinſchaft Knabenturnen.
Die nächſte Arbeitsſitzung findet am Mittwoch, den 3. Juli,
15 Uhr, in der Turnhalle am Kapellplatz ſtatt.
NS.=Lehrerbund Darmſtadt=Land.
Fachſchaft: Rechnen und Raumlehre.
Die nächſte Arbeitstagung findet Mittwoch, 3. Juli, 15 Uhr,
in der Ballonſchule ſtatt.

die deutſche Arbeitsfront

Kreisberufserziehungsamt.
Veranſtaltungen vom 1. bis 8. Juli.
Reichsberufshauptgruppe Kaufmannsgehilfen.
Fachgruppe Lebensmittel=Einzelhandel:
Der Vortrag Behandlung und Lagerung von Lebensmitteln
im Sommer fällt aus.
Berufsgruppe der Werkmeiſter.
Fachgruppe Metall Vortragsreihe: Montag, den 20. Juli,
20 Uhr: Die Gefahren des elektriſchen Stromes und erſte Hilfe
bei Unglücksfällen (Fortſetzung), im Saal 1, Rheinſtr. 14, 2. Stock,
Eingang Grafenſtr.. Vortragender: Dipl.=Ing. Finkbeiner= Darm=
ſtadt
. Fachgruppe Holz und Metall Vortragsreihen: Freitag,
den 5. Juli, 20.30 Uhr: Holz und Stahl im Wettbewerb mit
Lichtbildern im Saal 1. Rheinſtraße 14, 2. Stock, Eingang Grafen=
ſtraße
. Vortragender: Arbeitskamerad W. Rabe=Darmſtadt.
Reichsberufshauptgruppen Kaufmannsgehilfen, Techniker und In=
genieure
.
Sonntag, den 7. Juli: Betriebskundliche Führung durch das
Gaswerk Darmſtadt. Führung: Baurat Bambach. Treffpunkt:
Sonntag, vormittags 10 Uhr am Eingang zum Gaswerk, Frank=
furter
Straße. Da nur eine beſchränkte Anzahl Teilnehmer zuge=
laſſen
iſt, erbitten wir Anmeldungen bis ſpäteſtens Mittwoch, den
3. Juli, Rheinſtraße 35, 1. Stock, Zimmer 6.
Operetten=Sommerſpielzeit.
Teilnahme=Erklärungen für die Mietreihe können noch bis
Freitag, 5. Juli 1935 abgegeben werden. Die Ortsgruppen= und
Betriebswarte KdF. müſſen ihre Meldungen bis 5. Juli, nach=
mittags
, abgegeben haben, damit die Zuteilung der Plätze recht=
zeitig
vorgenommen werden kann.
Neues Sportprogramm der NSG. Kraft durch Freude‟.
Folgende offenen Sportkurſe beginnen in dieſer Woche
und werden bis Ende September durchgeführt:
Allgemeine Körperſchule (Männer und Frauen). Kurs 1
Stadion der Hochſchule, Montag 19.3020.45 Uhr. Kurs 2
Woogswieſe TSG. 46, Dienstag, 2021.15 Uhr. Kurs 3:
Woogswieſe TSG. 46, Donnerstag, 2021.15 Uhr.
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele (nur für Frauen). Kurs 4:
Stadion der Hochſchule, Montag, 1819 Uhr. Kurs 5: Goethe=
Schule, Dienstag, 2021 Uhr. Kurs 6: Stadion der Hoch=
ſchule
, Mittwoch, 1920 Uhr. Kurs7; Viktoria=Schule, Don=
nerstag
, 2021 Uhr. Kurs8: Liebigs=Oberreal=Schule, Don=
nerstag
, 2021 Uhr. Kurs 9: Morneweg=Schule, Freitag
2021 Uhr.
Leichtathletik (Männer und Frauen). Kurs 10: Stadion
der Hochſchule, Dienstag, 19.3021 Uhr. Kurs 11: Nur
Frauen: Stadion der Hochſchule, Donnerstag, 19.3021 Uhr.
Die geſchloſſenen Sportkurſe (Reichsſportabzeichen,
Schwimmen, Fechten, Tennis und Reiten) beginnen in der zweiten
Juli=Woche. Tennis= und Reitkurſe bedingen vorherige An=
meldung
und ſofortige Bezahlung der Kurſusgebühr auf der Ge=
ſchäftsſtelle
, Bismarckſtraße 19, Telephon 3330.

Einweihung von neuen Waldtempeln. Am Samstag,
6. Juli, nachmittags 4.30 Uhr, findet am Rücksbrünnchen
die Einweihung der neu errichteten drei Waldtempel ſtatt. Hierzu
ſind die Mitglieder des Verkehrs= und Verſchönerungsvereins herz=
lichſt
eingeladen, wie ebenſo dieſe Einladung auch für jeden an=
deren
Darmſtädter Volksgenoſſen gilt. Vom Rücksbrünnchen aus
begeben ſich die Teilnehmer zum Bernhards=Acker=
Brünnchen, um auch dieſe neue Waldſchutzhütte zu beſichtigen.
Danach treffen ſich alle Teilnehmer zu einem geſelligen Beiſam=
menſein
in zwangloſer Form auf dem Oberwaldhaus.

*Obſt und Waſſer

Auf friſches Obſt ſoll man kein Waſſer trinken. Das iſt eine
alte Regel, die allen Kindern gepredigt wird und die uns auch
im höheren Alter immer noch im Ohr klingt. Aber warum ſollen
wir das eigentlich nicht tun? Wir trinken doch Fruchtſaft, der
aus friſchen Früchten und Waſſer hergeſtellt iſt, und er bekommt
uns ausgezeichnet. So und ſo oft wird auch gegen dieſe Regel
geſündigt, ohne daß ein beſonderer Schaden entſteht. Dennoch
wollen wir dieſe durch viele Generationen übernommene War=
nung
nicht unbeachtet laſſen; denn an ſolchen Volksregeln iſt ge=
wöhnlich
ein gut Teil Wahrheit, und auch andere Völker haben
ganz ähnliche Geſundheitsregeln. So gilt, wie Dr. Heupke mit=
teilt
, bei vielen Negerſtämmen, das Trinken von Waſſer nach
reichlichem Obſtgenuß als überaus gefährlich, und auch die Chi=
neſenmütter
verbieten ihren Kindern Flüſſigkeiten aufzunehmen,
wenn vorher Obſt verzehrt wurde.
Die Wiſſenſchaft hat ſich viel Mühe gegeben, eine Erklärung
zu finden. Es wurde feſtgeſtellt, daß Kirſchen ſtark aufquellen,
wenn ſie mit einer reichlichen Menge Waſſer übergoſſen werden.
Eine ſolche Quellung kann im Magen natürlich eine übermäßige
Belaſtung hervorrufen, aber ſie genügt doch nicht recht, um ge=
fährliche
Darmlähmungen zu erklären, die tatſächlich in einzelnen
Fällen nach überreichlichem Obſtgenuß in Verbindung mit gro=
ßen
Flüſſigkeitsmengen beobachtet worden ſind. Wenn man auch
ticht alle Nachrichten dieſer Art, wie ſie manchmal berichtet wer=
den
, allzu ernſt nehmen darf, ſo ſteht es doch außer Zweifel, daß
ab und zu ein Verſtoß gegen die Regel ſchwerſte Erſcheinungen
auslöſen kann. Es ſteht aber auch feſt, daß manche Menſchen die
unglaublichſten Sünden gegen eine vernünftige Ernährungsweiſe
begehen können und doch geſund bleiben.
Die Aufnahme großer Mengen roher Nahrungsmittel inner=
halb
kurzer Zeit ſtellt immer ſtarke Anſprüche an unſeren Ver=
dauungsapparat
. Die aufgenommene Nahrung muß im Magen
ſtark mit Verdaungsſäften durchmiſcht und kräftig verarbeitet
werden, wenn ſie vom Darm richtig ausgenutzt werden ſoll.
Außerdem haften an den rohen Früchten allerhand Keime, und
zwar auch dann, wenn man die Früchte vorher gut abgeſpült hat.
Es brauchen ja nicht gleich Typhus= und Cholerabazillen zu ſein.
Es gibt genug andere Keime, die keine Krankheiten hervorrufen,
aber doch eine ſtarke Gärung bewirken. Der Magenſaft tötet dieſe
Keime, wird er aber durch Unmengen von Waſſer ſtark verdünnt,
ſo kann er ſeine Arbeit nicht recht durchführen, und nun ſetzt im
Darm eine heftige Gärung ein, die zu ſtarker Aufblähung, unter
Umſtänden auch zu Reizerſcheinungen, ja ſogar zu Darmlähmung
führen kann. Es geht dann recht ſtürmiſch im Darminnern her,
aber glücklicherweiſe führt die Darmbewegung bald zu einer na=

türlichen Beſeitigung der gärenden, quellenden Maſſen, nachdem
vorher heftige Leibſchmerzen aufgetreten waren. Nicht immer
liegt es an einer Beſchmutzung oder Verunreinigung des Obſtes.
Viele Menſchen" beherbergen in ihrem Darm eine recht bunte
Flora von Gärſtoffen, die nun bei übermäßigem Angebot von
gärungsfähigen Subſtanzen ſich wie toll gebarden. Unreife Früchte
pflegen ja auch ſchon bei mäßigem Genuß viel Unruhe zu ſtiften,
wie wohl jeder aus kindlichen Streifzügen im Garten weiß. Es
ſind nicht nur unreife Stachelbeeren, Aepfel oder Kirſchen, die
uns allzu ſehr reizen und deren allzu ſaurer Geſchmack dann tüch=
tig
mit Waſſer gedämpft wird. Gurkenſalat, rohe Schnittbohnen,
Kraut, Getreidekörner und friſches Brot rufen ebenfalls oft Un=
behagen
im Darm hervor. Leider ſind wiederholt lebensbedro=
hende
Zuſtände nach ſolchen Exzeſſen beobachtet worden. Manch=
mal
wurden auch beſtehende Krankheitszuſtände durch die revo=
lutionären
Vorgänge in den Verdauungsorganen zu einer kata=
ſtrophalen
Verſchlimmerung gebracht. Leibſchneiden und Durch=
fall
gehen ja meiſt bald vorüber und hinterlaſſen nur eine ge=
ſunde
Warnung. Aber es gibt auch andere Zuſtände, die auf un=
zweckmäßige
Ernährung und Gärungsvorgänge zurückgeführt wer=
den
müſſen, meiſt aber nicht richtig gedeutet werden.
Es kommen gar nicht ſelten Zuſtände von Herzangſt, Atem=
not
, Herzſchmerzen, Spannung und Schmerzen in der Bruſt vor,
die ſehr quälend ſein können und von den Erkrankten als Herz=
krankheiten
gedeutet werden. In Wirlichkeit iſt dabei das Herz
ganz geſund, aber im Leib iſt nicht alles geheuer. Durch Gärungs=
vorgänge
im Darm können ſich vor allem die Darmabſchnitte in
der linken oberen Bauchgegend aufblähen und das Zwerchfell et=
was
nach oben verdrängen. Dieſer Druck wird oft recht unbehag=
lich
empfunden und kann zu läſtigen Beklemmungserſcheinungen
führen. Es empfiehlt ſich daher, beim Genuß roher Früchte und
allzu friſchen Brotes vorſichtig zu ſein, vor allem langſam zu
eſſen und nicht während oder unmittelbar nach dem Eſſen große
Mengen Flüſſigkeit zu ſich zu nehmen. Man braucht ſich dadurch
die Freude am Genuß rohen Obſtes keineswegs beeinträchtigen
zu laſſen. Gegen die Blähungsbeſchwerden, die ſich ja manchmal
nicht ganz vermeiden laſſen, hilft eine Taſſe Pfefferminztee, am
Abend genoſſen, oft ausgezeichnet. Im übrigen wird man die
Regel Kein Waſſer nach Obſt! zwar beachten, ohne ſie allzu
ſtreng zu nehmen, denn ein Schluck Waſſer, nach Genuß einer
mäßigen Menge Obſt wird meiſt keinen Schaden anrichten, vor
allem dann nicht, wenn das Obſt als Nachtiſch und nicht außer=
halb
der Mahlzeiten genoſſen wird. Gefahr beſteht nur, wenn
der Magen allzu raſch gefüllt worden iſt und die Verdaungs=
Dr. Georg Kaufmann.
organe allzu empfindlich ſind.

Aus Heſſen.
Skurm und Unwetter im Rhein=Main=Gebief.
Am Montag abend gegen 11 Uhr ging über dem Rhein=
Main=Gebiet ein ſchweres Unwetter nieder. Ein böenartiger
Sturm wirbelte große Staubwolken durch die Luft, ſo daß die
Sicht außerordentlich behindert war. In Frankfurt a. M. wur=
den
zahlreiche Bäume umgeriſſen; die Feuerwehr hatte alle Hände
voll zu tun, um die dadurch entſtandenen Verkehrshinderniſſe zu
beſeitigen. Ein kurzer Platzregen richtete jedoch keinen weiteren
Schaden an.
Schlimmer wütete das Unwetter im heſſiſchen Ried und an
der Bergſtraße. Dort wurde zum Teil erheblicher Schaden in den
Gärten und auf den Feldern angerichtet. Es ſetzte ein mit rie=
ſiger
Gewalt dahinbrauſender Sandſturm ein, der innerhalb
weniger Minuten die Kulturen mit einer zentimeterhohen Sand=
ſchicht
bedeckte und an den Bäumen erheblichen Schaden anrichtete.
Selbſt ſtärkſte Bäume wurden entwurzelt oder umgeriſſen. Der
anſchließend niedergehende wolkenbrüchartige Regen hat vielfach
die Feldfrucht völlig zu Boden gewalzt. Auch an den Häuſern
und Dächern wurde erheblicher Schaden angerichtet,
In Darmſtadt mußte die Feuerwehr mehrfach ausrücken,
um Verkehrshinderniſſe durch umgeriſſene Bäume zu beſeitigen.
Das Unwetter ſetzte hier ganz ſchlagartig mit einem ungeheuren
Wirbelſturm ein, det mehrfach ſich zu Windhoſen ballte und
Sandwolken haushoch in die Höhe peitſchte. Beſonders auf dem
Marktplatz mußten Eiswagen und Autos ſchleunigſt ſich in Sicher=
heit
bringen. Auch in den Wäldern, beſonders bei Griesheim,
wurde viel Schaden angerichtet.
Aus Arheilgen wird ebenfalls ſtarker Schaden gemeldet.
An den Obſtbäumen wurden vielfach Aeſte abgeriſſen und ſogar
einige Bäume ganz ausgeriſſen. Am Hofgut Kranichſtein legte
der Sturm zwei der großen alten Linden vollſtändig um. In
der Maulbeerallee ſchlug ein von einem Maulbeerbaum ſtürzen=
der
großer Aſt den Zaun des Anweſens Weber durch und ſtreifte
beim Fallen das Wohnhaus, richtete aber glücklicherweiſe weiter
keinen bedeutenden Schaden an. Auch weiter oberhalb ſchlugen
viele dicke Aeſte zu Boden, und in der Nähe des Merck= Sport=
platzes
brachen einige der alten Maulbeerbäume vollſtändig durch.
Da auch die Lichtleitung der Straßenbeleuchtung geſtört war,
lagen die Straßen lange Zeit vollſtändig im Dunkeln.
In Nieder=Ramſtadt war die elektriſche Lichtleitung für
kurze Zeit geſtört, ſo daß der ganze Ort im Dunkeln lag. Bei
einer Anzahl Obſtbäumen an ungeſchützten Stellen brach die
Krone ab. Auch in den Gärten ſieht es wüſt aus, überall kann
man abgebrochene und umgeriſſene Roſen= und andere Sträucher
finden. Nicht minder haben auch die Wohnhäuſer gelitten. Dach=
ſchäden
, Fenſterſcheibenbrüche und dergleichen geben ein Bild von
der Heftigkeit des Sturmes. Menſchen, die von dem Sturme
unterwegs überraſcht wurden, konnten ihren Weg nicht fortſetzen
und mußten Zuflucht in den Häuſern ſuchen. Der Sturm hielt ſo
etwa ¼ Std. lang an. Das Gewitter ſelbſt konnte ſich über der
hieſigen Gegend nicht ſo recht entladen, ſo daß nur ſehr wenig
Regen fiel.

GPA. Freiherr von Wechmar, der Generaldirektor der
Städtiſchen Kur= und Bäderverwaltung in Wiesbaden, ſcheidet
mit dem 1. Auguſt aus Wiesbaden und übernimmt auf Anord=
nung
des Herrn Reichsſtatthalters und Gauleiters Sprenger die
Leitung und Verwältung des Heſſ. Staatsbades Bad=Nauheim.
Freiherr von Wechmar nahm als aktiver Offizier am Welt=
krieg
teil und trat dann zur Reichswehr über. Er nahm dann
ſeinen Abſchied und war mehrere Jahre kaufmänniſch im In= und
Ausland tätig. Seit 1926 war er unter den nicht einfachen Dan=
ziger
Verhältniſſen Kurdirektor in Zoppot und kam von dort nach
Wiesbaden. Freiherr von Wechmar iſt Pg. und macht Dienſt in
der SA. Der rhein=mainiſchen Preſſe iſt Pg. von Wechmar als
vorbildlicher Betreuer des vom Gaupreſſeamt Heſſen=Naſſau ver=
anſtalteten
erſten deutſchen Preſſe=Kameradſchaftslagers in Wies=
baden
bekannt.

Dg. Arheilgen, 2. Juli. Krieger= und Soldaten=
kameradſchaft
. Im Vereinslokal Zur Sonne fanden ſich
die Kameraden in Stärke von etwa 100 Mann zu einem Aus=
marſch
zuſammen. Unter Vorantritt des Spielmannszuges ging
es in geordnetem Zuge durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem
Gaſthaus Zur Linde wo die Teilnehmer zwei Kraftwagen
beſtiegen und bis nach Meſſel fuhren. Vor dem Ortseingang von
Meſſel ſtiegen die Kameraden aus und formierten ſich wiederum
zu einem Zuge, um unter Marſchklängen einen Werbemarſch
durch Meſſel zu unternehmen. Die wohlgeordnete Marſchkolonne
wurde von der Meſſeler Bevölkerung freundlichſt begrüßt und
hinterließ einen guten Eindruck. Im Anſchluß an den Umzug
fand im Gaſthaus Laumann gemeinſam mit den Meſſeler Kame=
raden
ein kameradſchaftliches Zuſammenſein ſtatt, wobei Kame=
radſchaftsführer
Beigeordneter Zeidler das Wort ergriff und
über den Kameradſchaftsgeiſt in den Krieger= und Soldaten=
kameradſchaften
ſowie über die Aufgaben derſelben ſprach. Bein
Abſingen alter Soldaten= und Vaterlandslieder und ſonſtiger
Unterhaltung nahm der Abend einen harmoniſchen Verlauf, und
erſt in vorgerückter Stunde traten die Kameraden die Heim=
fahrt
an.

Gernsheim, 2. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 1. Juli 1,80 Meter, am 2. Juli 1,76 Meter.

Obſtbauverſammlung des Kreiſes Erbach.
As. Erbach, 1. Juli. Im Einvernehmen mit der Landes=
bauernſchaft
hatte der Bezirksobſtbauverband für den Kreis Er=
bach
einen Obſtbautag anberaumt. Bereits am Vormittag fand
ein Schulungslehrgang unter Leitung des Landwirtſchaftskam=
merrates
Pfeiffer der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau ſtatt.
Am Nachmittag fanden ſich die Obſtbauintereſſenten des ge=
ſamten
Kreisgebietes zur öffentlichen Verſammlung im Saal=
bau
ein. Der Leiter des Bezirksobſtbauverbandes für den Kreis
Erbach, Rentamtmann Steinert=Erbach, begrüßte die Erſchie=
nenen
, beſonders die Referenten des Tages und Kreisbauern=
führer
Ripper=Pfaffen=Beerfurth.
Herr Steinert erſtattete nun in ausführlicher Weiſe Bericht
über die Tätigkeit des Bezirksobſtbauverbandes, der heute 58
Ortsgruppen zählt, die wiederum in 5 Unterbezirke eingeteilt
ſind. Obſtbauinſpektor Orthmann=Heppenheim ergänzte den
Bericht unter beſonderer Betonung des Vortragsweſens. Der
Rechner des Bezirksverbandes, Poſtmeiſter Michel=Erbach, gab
einen kurzen Ueberblick über die finanzielle Seite und mahnte zur
pünktlichen Entrichtung der Beiträge. In feſſelnder Weiſe ſprach
Landwirtſchaftskammerrat Pfeiffer=Frankfurt a. M. über
Obſtbau im Hauptberuf‟. Es ſei an der Zeit, daß die am Obſt=
bau
intereſſierten Kreiſe endlich einſehen, daß Obſtbaumpflege
keine Spielerei iſt. Der Obſtbau wird heute noch von allen
Zweigen der Landwirtſchaft am meiſten vernachläſſigt, und zwar
deshalb, weil der Obſtbau immer als eine Nebeneinnahme be=
trachtet
wurde und noch wird. Ein vorſchriftsmäßiger Obſtbau
wird bei vielen als nicht lohnend bezeichnet. In Wirklichkeit
aber haben nur wenige einen Verſuch damit gemacht. Wenn der
Obſtbau Erfolg bringen ſoll, dann muß auch er hundertprozentig
betrieben werden. Die Erfolge, die eine ſachgemäße Obſtbaum=
pflege
zeitigt, ſind verblüffend. Vielfach fehlt dem Obſtzüchter
der Blick für einen gepflegten und geſunden Baum. Wir leiden
darunter, daß der Obſtbau ein Nebenbetrieb iſt. Bei Neupflan=
ungen
iſt ein beſonderes Augenmerk auf die erforderlichen Ab=
ſtände
und auf die Bodenbearbeitung zu richten. Gut gepflegte
Bäume garantieren ſelbſt bei ungünſtigen Witterungsverhält=
niſſen
eine Vollernte. Beſondere Sorgfalt muß auch auf das
Ernten, Packen und Sortieren verwandt werden. Wenn zu all
den angeführten Momenten noch das Ueberwintern geeigneter
Spätſorten hinzukommt, ſo muß es gelingen, den deutſchen Früh=
jahrsmarkt
von Auslandsobſt freizuhalten.

In gleich intereſſanter Weiſe ſprach anſchließend Obſtbaufach=
berater
Seitzer=Obernburg über Blütenbiologiſche
Betrachtungen im Obſtbau‟. Die Blütezeit im Obſtbau
iſt die Zeit der Hoffnung. Leider machen wir meiſt den Fehler,
daß wir den Baum in dieſem Stadium ſich ſelbſt überlaſſen. Die
Anſätze zur Blütenbildung für das nächſte Jahr bilden ſich in den
Monaten Juli, Auguſt und September. Deshalb bedarf der
Baum gerade in dieſer Zeit beſonderer Pflege und guter Dün=
gung
. Der Obſtbauer muß jetzt ſchon an das Frühjahr 1936 und
nicht nur an den Herbſt 1935 denken. Zur Zeit der Blütenent=
faltung
muß wiederum ein Düngung eintreten. Wollen wir pro=
duktiven
Obſtbau treiben, ſo müſſen wir uns auf der ganzen
Linie umſtellen und für jeden Baum im Jahr 4 bis 5 RM. auf=
wenden
. Die unliebſamen Schwankungen zwiſchen Rekord= und
Nißernte liegen nicht am Baum, ſondern an uns. Deshalb
müſſen wir auch an unſerem Teil arbeiten an der Geſtaltung der
deutſchen Zukunft, indem wir wetteifern auf dem Gebiete des
ſeutſchen Obſtbaues.

f. Roßdorf, 2. Juli. Kameradſchaftsabend der
OHJ. Die Belegſchaft der Odenwälder Hartſtein=Induſtrie, Be=
trieb
Roßdorf, hielt im Zeichen echter Volksgemeinſchaft gemein=
ſam
mit ſämtlichen Angeſtellten der Darmſtädter Verwaltung im
feſtlich geſchmückten Saale Zur Sonne einen Kameradſchafts=
abend
ab. Mit herzlichen Worten begrüßte Direktor Bonte
namens der Direktion die zur Feier Erſchienenen. Anſchließend
fand die Ehrung einiger Arbeitskameraden mit 25= bzw. 40 jähri=
ger
Tätigkeit ſtatt; als Geldgeſchenk erhielten die Jubilare 50
bzw. 100 RM., ſowie Urkunden und Gedenkmünzen. Pg. Adam
Löffler, Ortswalter der Deutſchen Arbeitsfront, ſprach als
Vertreter der Kreiswaltung und Pg. Gemeinderat Karl Storck
als Vertreter des erkrankten Bürgermeiſters für die Gemeinde
Roßdorf. Zellenwalter Roos dankte namens ſeiner Arbeits=
kameraden
für das Zuſtandekommen dieſes Abends und nahm
eine Ehrung der Gefallenen und der Toten des Betriebes in übli=
cher
Weiſe vor. Mit beſonderer Aufmerkſamkeit wurde ſodann
einem Vortrag des Direktors Dr. Kleefenz gefolgt. Dieſer
gab einen intereſſanten Bericht über ſeinen jetzt ſtattgefundenen
Beſuch bei ähnlichen Betrieben in England, und beſonders wurde
dieſer geſteigert, als Dr. Kleefenz von dem Anſehen und Achtung,
die unſer Führer im Auslande genießt, erzählte.
G. Ober=Ramſtadt, 2. Juli. Krieger= und Soldaten=
kameradſchaft
Germania‟. Durch die Opferwilligkeit der
Mitglieder war die Kameradſchaft in die Lage verſetzt, eine neue
Kyffhäuſer=Bundesflagge, wie ſie ſchon die meiſten Vereine des
Deutſchen Reichskriegerbundes beſitzen, anzuſchaffen. Die alte ehr=
würdige
Vereinsfahne wird auch fernerhin in Ehren gehalten. Vor
ihrer erſten Benutzung beim Reichskriegertag in Kaſſel ſoll die
neue Fahne in einfacher, würdiger Weiſe geweiht werden. Die
Weihe findet Mittwoch, den 3. Juli, abends, im Gaſthaus Zum
grünen Laub ſtatt.

Wir gratulieren!

Zum 80. Geburtstag Herrn Direktor Max Scheid in Heppen=
heim
a. d. B.
Zum 83. Geburtstag Herrn Krum. Straßenwärter i. R., in
Groß=Gerau.

[ ][  ][ ]

zu
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dadurch
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im

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Kreis Er=
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Mittwoch, 3. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 180 Seite 7

Aufgebot eines Ariers mit einer Züdin verweigert.

Eine Enkſcheidung des Wehlarer
Amtsgerichts.
Lpd. Das Wetzlarer Amtsgericht hat, wie das Frankfurter
Volksblatt berichtet, auf die Klage eines Ariers hin, dem der
zuſtändige Standesbeamte das Aufgebot mit einer Jüdin verwei=
gerte
, das nachſtehende Urteil gefällt, das Beachtung in allen
Kreiſen verdient:
Der Antrag des Karl Gelzenleuchter in Mudersbach, Kreis
Wetzlar, den Standesbeamten in Hohenſolms anzuweiſen, das von
dem Antragſteller, bei dem Standesamt Hohenſolms beantragte
Aufgebot zur Schließung der Ehe zwiſchen dem Antragſteller und
der Jüdin Martha Mayer aus Oſthofen, Kreis Worms, zu er=
laſſen
, wird abgelehnt.
In der Begründung führt das Gericht aus: Der An=
tragſteller
, der nach ſeinen eigenen Angaben deutſchen Blutes iſt,
unterhält ſeit dem Jahre 1930 ein Liebesverhältnis mit der Jüdin
Martha Mayer aus Oſthofen und hat ihr die Ehe verſprochen.
Am 26. Mai 1935 beantragte er bei dem für ſeinen Wohnſitz zu=
ſtändigen
Standesamt in Hohenſolms unter Vorlage der erfor=
derlichen
Standesurkunden das Aufgebot zur Eheſchließung zwi=
ſchen
ihm und der Martha Mayer. Der Standesbeamte lehnte
den Erlaß des beantragten Aufgebots ab., mit der Begründung,
zur Eheſchließung zwiſchen einem deutſchblütigen Mann und einer
Jüdin könne er als Nationalſozialiſt keine Amtshilfe leiſten.
Der Antragſteller beruft ſich darauf, daß die Weigerung des
Standesbeamten in den beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen
keine Grundlage finde, und hat beantragt, den Standesbeamten
anzuweiſen, das begehrte Aufgebot zu erlaſſen.
Es iſt richtig, daß die beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen
die Eheſchließung zwiſchen einem deutſchblütigen Manne und einer
Jüdin nicht verbieten, dieſer formalgeſetzliche Zuſtand vermag
aber den Antrag des Antragſtellers nicht zu ſtützen.
Mit der Machtübernahme durch den Nationalſozialismus in
Deutſchland ſind die Grundlagen der nationalſozialiſtiſchen Welt=
anſchauung
zugleich die Grundlagen für den völkiſch=ſtaatlichen
Neuaufbau des Deutſchen Reiches geworden. Dieſer wird durch=
geführt
und im Tiefſten getragen aus der Erkenntnis der unlös=
lichen
, naturgeſetzlichen Einheit von Raſſe, Seele und Recht. Die

Wiederbefreiung des deutſchen Menſchen von allen ſchädigenden
Einflüſſen artfremder Raſſen, die Wiedererſtarkung der deutſchen
Seele und ihre Reinerhaltung für alle Zukunft iſt hierbei das un=
verrückbare
, höchſte Ziel. In dieſer völkiſch gerichteten Grundhal=
tung
wurzelt das Rechtsdenken und die Rechtsfindung im neuen
Deutſchland ebenſo wie das bereits vorliegende Geſetzgebungswerk
des Dritten Reiches. Hierfür ſind unter anderen insbeſondere das
Geſetz zur Bereinigung des Berufsbeamtentums nebſt Durchfüh=
rungsverordnungen
, ſowie das Reichserbhofgeſetz, das Gemeinde=
verfaſſungsgeſetz
und das Wehrgeſetz die eindeutigſten Bekundungen.
Dieſe grundlegenden Geſetze ſind durchdrungen von der Einſicht in
die ſeeliſch und körperlich ſchädigenden Wirkungen der Bluts=
miſchung
deutſchſtämmiger Menſchen mit Angehörigen artfremder
Raſſen oder Blutsgemeinſchaften, insbeſondere mit Juden; ſie er=
ſtreben
folgerichtig das Ziel, die durch Raſſemiſchung eingetretene
Entartung des deutſchen Volkes nach allen Richtungen hin zu
ſichern. Dieſem auf allen Gebieten der Geſetzgebung, wie auch in
dem geſamten amtlichen und halbamtlichen Schrifttum des Staa=
tes
und der NSDAP. zutage tretenden Streben wäre es ein Schlag
ins Geſicht, wollte der nationalſozialiſtiſche Staat gleichzeitig wei=
terhin
Ehen zwiſchen Deutſchblütigen und Juden zulaſſen.
Der Einwand, daß trotz alledem ſolche Miſchehen bisher ge=
ſetzlich
noch nicht verboten ſeien, ſchlägt nicht durch. Dieſer Ein=
wand
entſpringt typiſch jüdiſch=liberaliſtiſchem Moral= und Rechts=
denken
; letzteres hatte mit dem Grundſatz Was nicht verboten iſt,
iſt erlaubt, deutſches Recht und deutſche Sitte bereits faſt völlig
inſtinktlos und wurzellocker gemacht. Nationalſozialiſtiſche das
iſt arteigene Rechtsanſchauung hat demgegenüber wieder das
artmäßige Geſetz des Sollens aufgerichtet, als Anforderung an
jeden Einzelnen: ſeine innere Haltung und äußere Lebensführung
allein auf das Wohl ſeines Volkes auszurichten und deſſen Be=
langen
ſich unterzuordnen. Dieſer Satz iſt bindendes, geltendes
Recht des Dritten Reiches und, wie oben dargelegt, bereits in
grundlegenden Geſetzen eindeutig zum Ausdruck gekommen. Mit
dieſem Rechtsſatz ſteht die Eheſchließung eines deutſchblütigen
Mannes mit einer Jüdin in unlösbarem Widerſpruch. Eine ſolche
Eheſchließung kann daher nicht mehr zugelaſſen werden, und der
Standesbeamte hat mit Recht den Erlaß des vom Antragſteller
begehrten Aufgebotes abgelehnt.
Der Antrag des Antragſtellers, den Standesbeamten zum Er=
laß
des begehrten Aufgebotes anzuweiſen, war daher, wie ge=
ſchehen
, abzulehnen.

Monakskalender für Tierſchuk.

Sonnenhitze liegt drückend über Feld und Flur! Selbſt
die ſonſt ſo muntere Vogelwelt iſt, ſtumm. Es kommt die Zeit
der Mauſer, in der Vögel ſtill und zurückgezogen leben, bis ſie
ihr Gefieder gewechſelt haben. Unſere gefiederten Freunde kön=
nen
jetzt gänzlich ohne Nahrungsſorgen leben, denn reichlich hat
die Natur den Tiſch gedeckt. Aber oftmals iſt Mangel an Waſſer.
Danach haben die Vögel oft lebhaftes Bedürfnis, nicht nur um
ihren Durſt zu ſtillen, ſondern auch, um darin zu baden. Daher
ſoll man beſonders im waſſerarmen Gelände ſtets für künſtliche
Badegelegenheit ſorgen.
Auch die Stubenvögel ſollen jetzt täglich mehrere Male mit
friſchem Waſſer verſorgt werden! Aber achtet darauf, daß die
Badegefäße groß genug ſind, damit ſich nicht die Vögel beim
Plätſchern im Waſſer die Flügel verſtoßen.
Die Zugtiere haben im Sommer beſonders unter der Hitze
zu leiden: Sie werden von Durſt gequält, und auch die Inſekten
machen ihnen bei der Hitze viel zu ſchaffen. Du ſollſt daher nicht
die Tiere ihres natürlichen Abwehrmittels berauben, wie du es
tuſt, wenn du deinem Pferd den Schweif kürzeſt.
Du weißt ſelbſt, wie läſtig es iſt, wenn dir ein Mückchen ins
Auge fliegt. Auch bei den Tieren kommt es vor, beſonders bei
den armen Zugtieren. Fremdkörper wie Inſekten, Körner und
Strohteilchen können unter die Lider geraten und hier heftige
Schmerzen verurſachen. Daher waſche deinen Zugtieren mit einem
feuchten Schwamm öfters die Augen aus!
Achte bei der Hitze auf deinen Hund! Trägt er einen Maul=
korb
, ſo ſorge dafür, daß dieſer ſo groß iſt, daß der Hund ſeinen
Fang ganz aufmachen kann; denn der Hund tranſpiriert nicht wie
der Menſch durch die Haut, ſondern auch durch die Zunge. Wenn
idaher der Maulkorb zu eng iſt, kann ſich das arme Tier nicht
genügend abkühlen. Wenn der Hund die Zunge aus dem Fang
hängen läßt, ſo iſt das kein Zeichen von Durſt, ſondern der Hund
hat nur das Beſtreben, die heraushängende Zunge abzukühlen.
Stelle einem erhitzten Hund nie kaltes Waſſer vor! Es ſchadet
idem Hund genau ſo wie dem erhitzten Menſchen.
C. W.
* Langen, 2. Juli. Im vergangenen Jahre hatte das Forſt=
amt
Langen zum erſten Male den Verſuch gemacht, den Ab=
ſſchluß
der Kulturarbeiten feſtlich zu begehen und da=
rmit
zugleich dem Gemeinſchaftsſinn einen lebendigen Ausdruck zu
werleihen, der alle Menſchen von jeher beſeelt hat, die vom Wald
rund für den Wald leben. Wie ſtark der Widerhall dieſes Gedan=
kens
war, zeigte die überaus rege Beteiligung bei dem diesjähri=
gen
Kulturfeſt, zu dem das Forſtamt Langen ſämtliche Kultur=
mrbeiter
und =arbeiterinnen der Staats= und Gemeindewaldungen
geladen hatte. Das Feſt fand in dem mit Fichten= und Birken=
grün
reich geſchmückten Saale Zum neuen Löwen in Offenthal
ſtatt. Nach einem ſchneidigen Waldhorngruß, der durch zwei
äunge Forſtbeamte geblaſen wurde, eröffnete Forſtaſſeſſor Dr.
Eidmann in Vertretung des abweſenden Amtsvorſtandes das
Feſt durch eine Anſprache. Er ſchilderte in warmen Worten die
Verbundenheit, die durch die Liebe zum Walde und zur Natur
bei allen denen entſteht, die im Walde tätig ſind. Ein Sieg=
Heil auf den Führer und das Deutſchlandlied beſchloſſen die Rede.
Anſchließend ſprach Bürgermeiſter Göckel=Langen als Vertre=
ter
der größten waldbeſitzenden Gemeinde und zugleich als Kreis=
bauernführer
. Er begeiſterte die Anweſenden durch ſeine Worte
über die Bedeutung von Blut und Boden für die Land= und
FForſtwirtſchaft, dieſen beiden wichtigſten Trägern eines geſunden
Volksganzen. Das Horſt=Weſſel=Lied beendete den offiziellen Teil
des Abends. Im weiteren Verlaufe ſorgten eine flott ſpielende
Kapelle, eine mit großer Spannung erwartete und an Ueber=
raſchungen
reiche Tombola und ein von Kulturarbeiterinnen auf=
geführtes
kleines Theaterſtück für ſo viel Unterhaltung und Er=
heiterung
, daß der Tag längſt angebrochen war, als die Letzten
dieſes Feſt verließen, das im beſten Sinne von einem Geiſte echter
Arbeitsverbundenheit Zeugnis gegeben hat.

Aus Oberheſſen.

LPD. Schlitz, 2. Juli. Graf Wilhelm von Schlitz .
Am Sonntag mittag verſtarb in Frankfurt a. M. in der Klinik
von Noorden nach ſchwerem Leiden Graf Wilhelm von Schlitz,
genannt v. Goertz, im Alter von 53 Jahren. Er wurde im Jahre
1882 in Schlitz als Sohn des Grafen Emil von Schlitz, genannt
v. Goertz, geboren. Aus Anlaß des Todes des Grafen Wilhelm
hat die ganze Stadt Schlitz Trauer angelegt. Mit dem Städt=
chen
trauert das ganze Schlitzer Land.

Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 3. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtih. 6.15: Berlin:
Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr., Wetter. 8.00:
Waſſerſtand, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Bad Neuenahr: Frühkonzert. 9.00: Nur Kaſſel: Werbe=
konzert
. 9.15: Nur Kaſſel: Muſik am Morgen. 10.00:
Sendepauſe. 10.15: Schulfunk: Was iſt ein Cembalo?
10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00:
Werbekonzert. 11.25: Meldungen. 11.30: Sozialdienſt.
11.45: Bauernfunk.
12.00: Breslau: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit und
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht.
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40: Wetter. 14.45:
Sendepauſe. 15.00: Nur Kaiſerslautern: Nachr. 15.15:
Von Kaiſerslautern: 1. (15.15): Soldaten=Balladen. 2.
(15.40): Joh. Kirchweng erzählt von ſeiner Saarheimat.
16.00: Polniſche Lieder. 16.30: Geſchichte und Landſchaft
am Wege: Bingen. 17.00: Nachmittagskonzert. 18.30:
Das Leben ſpricht. 18.45: Saardienſt. 18.55: Meldg.
19.00: Unterhaltungskonzert. 19.40: Bauernfunk. 19.50:
Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.15: Hamburg:
Reichsſendung: Stunde der jungen Nation: Appell an die
Jugend. 20.45: Lachender Funk. 22.00: Zeit, Nachr.
22.15: Wetter, Nachr., Sport. 22.30: Köln: Nachtmuſik
und Tanz. 24.00: Stuttgart: Nordiſche Muſik.
OMiutien Oaudannn
Mittwoch, 3. Juki
Reichsſendung: 20.10: Stunde der jungen Nation;
Appell an die Jugend.
Leipzig: 20.45: Der Deichgraf. Hörſpiel nach der Er=
zählung
Storms Der Schimmelreiter.
Köln: 20.45: Ohrenſchmaus. Heitere Kleinkunſt. Darin
ein luſtiges Hörſpiel: Die Krähe als Hellſeher.
Breslau: 21.00: Es geht ein Liedlein im Volke. Ein
Sommerabend unter der Dorflinde.
Wien: 19.30: Militärkonzert.
Sottens: 20.00: Konzertabend.
Warſchau: 21.00: Chopin=Stunde.
Beromünſter: 21.10: Werke von Haydn und Schubert.
Budapeſt: 22.00: Balalaika=Konzert.
Stockholm: 22.00: Mod. Tanzmuſik.
Kopenbagen: 22.15: Sinfoniekonzert.
London: 23.10: Tanzkapelle S. Kyte.

Sport, Spiel u. Jucnen
Die nächſten Olympig=Prüfungen der Leichkathleten
werden am 13. und 14. Juli in Hamburg und Darmſtadt
durchgeführt. Hamburg ſieht die Hürdenläufer. Diskuswerfer,
Kugelſtoßer, Hoch= und Stabhochſpringer, Dreiſpringer ſowie die
Kernmannſchaft der Frauen am Start, während in Darmſtadt die
Sprinter, Speer= und Hammerwerfer ſowie Weit=
ſpringer
an den Wettbewerben beteiligt ſind. Außerdem wird
hier eine 4X100=Meter=Nationalſtaffel gelaufen.
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
An die örtlichen Fachamtsleiter uſw.
Es wird darauf hingewieſen, daß heute abend 8. 30 Uhr.
die ordnungsgemäße übliche Sitzung der örtlichen Fachamts=
leiter
des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen im Grünen
Zimmer der Woogsturnhalle ſtattfindet, zu der auch die Verbin=
dungsleute
ſowie die einzelnen Sachbearbeiter eingeladen ſind.
gez. Löweg
Trainingsgemeinſchaft der Darmſtädter Springer.
Die Trainingsgemeinſchaft der Darmſtädter Springer übt im
Woog jeden Mittwoch, unter Leitung von Schütz, ab 18 Uhr.
Es wird erwartet, daß ſich die Darmſtädter Springerinnen und
Springer pünktlich und regelmäßig zu dieſem Training einfinden.
TSG. 46, Hockey=Abteilung.
Durch Verlegung der Uebungsſtunden für die Leichtathletik=
Abteilung kann das Damen=Hockey=Training nun auch
endgültig feſtgelegt werden. Gerade die beiden ſpielfreien Monate
Juli nd Auguſt werden wir für die Ausbildung unſerer Damen=
elf
verwenden. Beſucht das Damen=Training jeden Mittwoch,
abends 18.30 Uhr, auf der Woogswieſe. Auch die übrigen Anfänger
können an dieſer Uebungsſtunde teilnehmen. Außerdem findet
jeden Samstag, ab 16 Uhr, der allgemeine Uebungsbetrieb
wie ſeither ſtatt. Ich bitte um reſtloſe Beteiligung.
SV. Merck bei den 8. Weiſenauer Schüler=Kampfſpielen erfolgreich.
Die unter der Leitung des alten Leichtathletik=Pioniers Adam
Krichbaum ſtehende Schülerabteilung konnte in Weiſenau ſehr
ſchöne Erfolge erzielen. Die Mannſchaft des Jahresgangs 1923
(geboren), die einen Vierkampf (Kugelſtoßen, Weitſprung, 50 und
100=Meter=Lauf) zu beſtreiten hatte, errang den erſten Preis, und
damit den Wandewreis von Groß=Darmſtadt, geſtiftet von Dr.
Ritter von Halt, vor SV. 98 Darmſtadt. Auch in der Einzelwer=
tung
des Stadtpreiſes war Merck ſiegreich, da Alfred Weber den
Wanderpreis errang. In der Geſamtwertung aller teilnehmen=
den
Vereine war SV. Merck an 8. Stelle, vor SV. 98 Darmſtadt.
Die Erfolge der Schülerabteilung beweiſen, daß der SV. Merck
auf dem Gebiet der Jugendertüchtigung an erſter Stelle mar=
ſchiert
.
Nbg.
Fußball.
Union Wixhauſen V. f. R. Offenbach 2:1 (1:1).
Zum Abſchluß des Spieljahres lieferten ſich genannte Mann=
ſchaften
einen abwechſlungsreichen und fairen Kampf, mit auf
beiden Seiten zeitweiſe ſehr guten Leiſtungen. Das Spiel beginnt
mit temperamentvollen Angriffen auf beiden Seiten, und beide
Torhüter mußten ſofort in Tätigkeit treten. Bei den Hintermann=
ſchaften
konnte man wiederholt Schwächen feſtſtellen. Es wurde
ſolang mit dem Ball geſpielt, wodurch die Abſchläge meiſtens zu
matt und unſauber waren. Recht gut und taktiſch klug arbeitete
die Unionläuferreihe, obwohl Fiedler nicht ganz auf der Höhe
war. Durch Eckball, den der Mittelſtürmer mit dem Kopf ein=
lenkte
, konnte Offenbach in Führung gehen. Kurz vor Halbzeit
erzielte Union durch den Halbrechten den Ausgleich. Nach dem
Wechſel anfangs verteiltes Spiel, klare Torgelegenheiten auf bei=
den
Seiten werden ausgelaſſen. Union drängte einige Zeit, ging
aber zu oft in die Abſeitsfalle. Durch eine Flanke von rechts
konnte der Halbrechte Unions zum ſiegbringenden Treffer ein=
lenken
. Kurz vor Schluß hatte Offenbach nochmals Gelegenheit
zum Ausgleich, doch Jung meiſterte den Schuß aus kurzer Entfer=
nung
in ſeiner Manier. Beide Mannſchaften zeigten eine gute
Geſamtleiſtung und befriedigten die Zuſchauer in jeder Weiſe.
Der Schiedsrichter leitete einwandfrei.
Das Vierkelfinale der Damen in Wimbledon.
Tikelbeſiherin Miß Round geſchlagen.
Die Tennismeiſterſchaftsſpiele in Wimbledon ſtanden am
Dienstag im Zeichen der Damen, die ihr Viertelfinale austrugen.
Wie ſchon am Montag bei den Herren, ſo gab es auch am Dienstag
bei dem Dameneinzel eine Ueberraſchung: die Niederlage der Be=
ſitzerin
des Meiſterſchaftstitels, Miß Round, durch ihre langjäh=
rige
ausſtraliſche Rivalin Miß Hartigan. Das Spiel, bei dem auf
beiden Seiten kein, Meiſterſchafts=Tennis gezeigt wurde, endete
mit dem Sieg der Auſtralierin mit 4:6, 6:4, 6:3. Die zweite
engliſche Spielerin, Miß Stammers, wurde erwartungsgemäß von
Frau Sperling=Krahwinkel, Dänemark, mit 7:5, 7:5 geſchlagen.
Die Amerikanerin Miß Jakobs beſiegte die Polin Jedrczejowſka
mit 6:1, 9:7 und Mrs. Moody=Wikls fertigte die franzöſiſche Spit=
zenſpielerin
Mme, Mathieu überraſchend glatt mit 6:3, 6:0 ab.

Weikerbericht

des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Nach der ſtarken Erwärmung des Feſtlandes, die am Montag
ihren Höhepunkt erreichte, drangen kühlere Luftmaſſen vom
Weſten her auf den Kontinent vor. Sie bringen mehr wolkiges,
ſchwüles Wetter. Der Luftdruckanſtieg über Weſteuropa wird
auf ſeinem Weg nach Oſten nach vorübergehend unſicherem Wetter
wieder fortſchreitende Beruhigung der Wetterlage herbeiführen.
Ausſichten für Mittwoch; Vielfach wolkig, vereinzelte Regen=
ſchauer
, bei weſtlichen Winden Mittagstemperaturen zwiſchen
2025 Grad, ſchwül.
Ausſichten für Donnerstag: Meiſt aufgeheitert, wärmer.

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das leben brachte Freuden und
Erfolge, dazu auch manches leid.
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lich
will nichts mehr gelingen. Angst
vor Entschlüssen lähmt den Unter-
nehmungsgeist
, man ist nervös, matt,
mutlos. Wie ist das zu erklären? Der
Wendepunkt des Lebens ist da, die
Gefahrenecke. Aber die Gefahr
kann beseitigt werden, denn
neue Kraft gibt dem Organismus
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[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 180

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 3. Juli 1935

Franz Skaſſens
Edda-Bilder für
die Reichskanzlei
vollendet.

Der Auftrag des Füh=
rers
und Reichskanzlers
Adolf Hitler, den hiſto=
riſchen
Sitzungsſaal der
Reichskanzlei mit vier
Monumentalbild=
teppichen
zu ſchmücken,
iſt in ſeinem erſten
künſtleriſchen Arbeits=
gang
vollendet. Der
Berliner Kunſtmaler
Franz Staſſen hat
die Edda=Sagen in vier
Motiven feſtgehalten,
die nunmehr der Mün=
chen
=Nymphenburger
Bildwirkerei= Manufak=
tur
als Vorlagen für
die Wandteppiche dienen
ſollen. Unſer Bild zeigt
die Nornen unter der
Welteſche. (Scherl=M.)

Reich und Ausland.
Dornierwal Tornado notgewaſſerk.
Vorbildlicher Sicherungsdienſt der Lufthanſa.
DNB. Berlin. Auf wie ſorgfältige Weiſe
der Flugſicherungsdienſt der Deutſchen Lufthanſa
auf der ſchwierigſten aller Luftverkehrsſtrecken,
nämlich dem Transozeanabſchnitt des Luftpoſt=
dienſtes
DeutſchlandSüdamerika arbeitet, zeigt
deutlich ein Vorfall, der ſich auf dem letzten Poſt=
flug
SüdamerikaEuropa ereignete. Am Samstag
nachmittag ſtartete vom Motorſchiff Schwaben=
land
, das zurzeit in der Nähe der Inſel Fernando
Noronha ſtationiert iſt, der Dornierwal Tornado
zum Flug nach Bathurſt in Britiſch=Gambien an
der Küſte Weſtafrikas. Bereits in der erſten Mor=
genſtunde
des Sonntag meldete das Flugboot, daß
der Kühler des hinteren Motors leck geworden ſei.
Auf dieſen Funkſpruch hin nahm die Schwaben=
land
ſofort Kurs in der Richtung auf den Tor=
nado
, der ſeinen Flug mit einem Motor fortſetzte.
Erſt um 6 Uhr ſah ſich Flugkapitän Blume genö=
tigt
, zu einer Außenlandung anzuſetzen, die glatt
durchgeführt wurde. Nachdem ſie funkentele=
graphiſch
dem vor Bathurſt liegenden zweiten
Flugſtützpunkt Weſtfalen mitgeteilt worden war,
ſetzte ſich dieſe in Marſch, während zwiſchen dem
gewaſſerten Flugboot und dem Dampfer ſtändig
Funkſprüche gewechſelt wurden. Da das Luftſchiff
Graf Zeppelin ſich gerade auf einer ſeiner plan=
mäßigen
Fahrten nach Südamerika befand, nahm
es ebenfalls Kurs auf das Flugboot, erreichte es
in der Nacht zum Dienstag und blieb ſolange in
ſeiner Nähe, bis der Dampfer Weſtfalen auf=
tauchte
und um 23 Uhr Poſt, Beſatzung und auch
das Flugboot wohlbehalten an Bord nehmen
konnte. Die für Europa beſtimmte Poſtſendung
wurde unverzüglich auf das an Bord der Weſt=
falen
befindliche Reſerveflugboot Smum über=
nommen
und dieſes zum Weiterflug nach Bathurſt
geſtartet. Die durch die Außenlandung verlorene
Zeit dürfte zum größten Teil auf der Strecke Bat=
hurſt
-Las Palmas SevillaStuttgart wieder
aufgeholt werden. Mit dem Eintreffen der Sen=
dungen
iſt am Mittwoch zu rechnen.
Der Zwiſchenfall des Tornado beweiſt, wie
gut geſichert der Transozean=Luftdienſt der Deut=
ſchen
Lufthanſa iſt, denn dank der vorbildlichen
Funkausrüſtung und des Zuſammenwirkens der
Flugſtützpunkte in dieſem Falle auch des Graf
Zeppelin befanden ſich Flugboot und Be=
ſatzung
keinen Augenblick in Gefahr. Es hat ſich
auch erneut gezeigt, daß der in dieſem Dienſt ver=
wandte
Flugboottyp durchaus hochſeefähig iſt.

Chronik des Tages.
Die Bergungsarbeiten auf dem König.Georg=
Schacht in Freital ſind nach dreißigſtündiger Dauer
abgeſchloſſen worden. Die beiden Verunglückten,
die Häuer Rolle und Rentſch, konnten nur noch
als Leichen geborgen werden.
Am Strande von Suſſak an der italieniſch=
ſüdſlawiſchen
Grenze bemerkten die Badenden
geſtern plötzlich zu ihrem Entſetzen zwei rieſige
Haifiſche. Die Schwimmer verſuchten ſo ſchnell als
möglich das Ufer zu erreichen, um ſich in Sicher=
heir
zu bringen. Einem jungen Mädchen, einer
tſchechoſlowakiſchen Staatsangehörigen, die ſich zu
weit aufs Meer gewagt hatte, gelang es nicht
mehr rechtzeitig an das Ufer zu gelangen. Sie
fiel einem der beiden Raubfiſche zum Opfer.
Wie aus Meridian (Miſſiſſippi) gemeldet
wird, ſind die amerikaniſchen Dauerflieger, die
Brüder Key, am Montag um 20.08 Uhr nach
einem Dauerflug von 27 Tagen, fünf Stunden
und 33 Minuten gelandet. Die Landung erfolgte
wegen ungünſtiger Wetterberichte. Die Flieger
mußten wiederholt gegen Nebel und Gewitter an=
kämpfen
und zeitweiſe blind fliegen.

* Das kleine Reh von Ukkewald.
Eine ſeltſame Reh=Liebe.
In Uttewald in der Sächſiſchen Schweiz hatte
vor längerer Zeit der Bürgermeiſter im Wald ein
kläglich ſchreiendes Rehkitz gefunden und mit Er=
laubnis
der örtlichen Forſtbehörde auf ſeinem
Gutshof aufgezogen. Das Tierchen hatte ſich bald
an ſeine Umgebung und an die Menſchen gewöhnt
und wurde der Verzug des ganzen Ortes. Zur
Herbſtzeit des vergangenen Jahres aber erſchien,
von der Witterung des weiblichen Tieres ange=
lockt
, ein ſchöner Rehbock am Tor des Gutshofes
und ſcharrte mit ſeinen Läufen ſo lange, bis er
die Aufmerkſamkeit auf ſich gelenkt hatte. Schließ=
lich
entſchloſſen ſich die Menſchen, der Natur nach=
zugeben
, und wenn auch ſchweren Herzens, ſo
ließen ſie doch ihr geliebtes kleines Reh mit dem
Rehbock eines Abends von dannen ziehen. Das
Erſtaunen des Bürgermeiſters und Gutsbeſitzers
wie des ganzen Dorfes war aber recht groß, als
der galante Rehbock an jedem folgenden Morgen
ebenſo pünktlich, wie er gekommen war, am Guts=
tor
erſchien und ſein Rehfrauchen bei den Men=
ſchen
wieder ablieferte. Und in der Folgezeit be=
wies
er ſich ſtets als der galante Schwiegerſohn
des Bürgermeiſters, holte ſich am Abend ſeine
kleine Geliebte ab und kehrte am nächſten Morger
mit ihr zurück. Und aus dieſer ſeltenen Liebe
unter den beiden Rehtieren iſt jetzt ein kleines
Rehbaby erſtanden, das ſeiner Mutter auf ein
Haar ähnelt. Scharen von Beſuchern umlagern
täglich die Wohnung der jungen Rehmutter, die
mit ihrem unter ſo ſeltſamen Umſtänden zur Welt
gekommenen Baby eine Sehenswürdigkeit von
Uttewald bildet.

ſie müſſen ſich beichten!
Ja=
Eine höchſtrichterliche Entſcheidung für Verlobte. Warum George und Naſchida Niome dennoch
nicht geſchieden wurden.

* Beichten iſt erſtens keine angenehme Sache,
und zweitens dann nicht, wenn einer oder eine
dem geliebten Gegenſtand dadurch vielleicht eine
unangenehme oder zur Nachdenklichkeiſt veran=
laſſende
Neuigkeit übermittelt. Viele helfen ſich
deshalb über dieſe Klippe, indem ſie dieſe Beich=
ten
auf paſſende Gelegenheiten bei dunkleren
Abendſtunden verlegen, oder in ärztlicher Doſie=
rung
verteilen oder ganz ſchweigen und es
dem Lauf der Dinge überlaſſen, was der Strom
des Lebens ans Land ſpült.
Aber dann kann das Schifflein plötzlich auf
eine Sandbank laufen, und Hilferufe erſchallen
auch nach dem Kadi. Darum hat jetzt der Oberſte
Gerichtshof von New York ein für alle Mal die
tralte Streitfrage Iſt eine Braut ihrem Verlob=
ten
volle Aufrichtigkeit über ihre Vergangenheit
ſchuldig? rechtsgültig beantwortet, und zwar mit
einem deutlichen und ſchreckhaften Ja! Um das
zukünftige Glück einer Ehe zu ſichern, muß eine
Braut ihrem Verlobten die Wahrheit über ihre
Vergangenheit ſagen. Verſchweigt ſie ihm wich=
tige
Einzelheiten, ſo iſt er berechtigt unterſtrich
der Herr Oberrichter Nichtigkeitserklärung der
Ehe zu verlangen und iſt von allen ſeinen Ver=
pflichtungen
befreit.
Das war das Grundſätzliche der Entſcheidung.
aber in der Urteilsbegründung verhieß er den
erblaßten Evastöchtern doch einige mildernde
Umſtände als er verkündete, daß ſchließlich kleine
unweſentliche Täuſchungen kein Grund zur Un=
gültigkeitserklärung
ſeien. Wenn ſich eine Blon=

dine ihr Haar dunkel färbt, um ihm zu gefallen,
der dunkel liebt, oder wenn eine Brünette ihre
Locken bleichen und erblonden läßt, weil er auf
blond allein ſchwört und nur ſo ins Netz der Ehe
gelockt werden kann, dann iſt das lächelte Rich=
ter
James eine erlaubte Kriegsliſt im Kampf
der Geſchlechter.
Aber der Fall, der eigentlich zur Beratung
ſtand, war viel komplizierter. Mr. George Braden,
ein bekannter amerikaniſcher Shulmann und
Pädagoge, hatte auf Nichtigkeitserklärung geklagt,
weil ſeine junge Gattin Naſchida Niome ihm ver=
heimlicht
hatte, daß ſie ſchon einmal verheiratet
und geſchieden war. Nun das war an ſich ein
hundertprozentiger Grund, und doch kam der Ge=
richtshof
zu anderer Anſicht, und zwar aus einem
ſeltſamen Grund: George und Naſchida hatten
nämlich häufig ſpiritiſtiſchen Sitzungen beige=
wohnt
, und der weiſe Richter ſchloß daraus, daß
bei dieſen Seancen eine ſo innige ſeeliſche Ver=
ſchwiſterung
der beiden Verlobten ſtattgefunden
habe, daß es für ſie keine Geheimniſſe mehr gab
insbeſondere weil bei einem dieſer ſpiritiſtiſchen
Experimente Mr. George die Stimmen der ver=
ſtorbenen
Kinder ſeiner Braut zu hören glaubte
und er alſo von ihrer früheren Ehe gewußt haben
müſſe! George erinnerte ſich nur dunkel an die=
ſes
Tiſchrücken
Das Urteil hat viel Aufregung hevorgerufen,
aber die ſcheint uns doch eigentlich recht unbe=
gründet
, da ſich Mr. James doch als ein kluger
Richter erwieſen hat.
b

Dornröschen mit der Raſierklinge.
(1) Kowno. Uralt iſt der Rachedurſt verrate=
ner
Liebe, und von je waren Meſſer, Schießgerehr
und Gift die überkommenen Requiſiten blutiger
Eiferſuchtsdramen. Doch Leidenſchaft macht auch
erfinderiſch, und ſo hat Fräulein Stankewitſchiute
aus dem Städtchen Aukſtadwaris in Litauen denn
die Chronik der Anſchläge von Verſchmähten um
ein gänzlich neues Muſter bereichert.
Sie überredete ihren ungetreuen Liebhaber zu
einem letzten tränenreichen Stelldichein, an deſſen
unvermeidlichem Ende ſie ihm einen mitgebrach=
ten
Roſenſtrauß zum Riechen hinhielt. Der
Mann roch und fuhr mit einem Schmerzens=
ſchrei
zurück. In dem Bukett war eine Raſierklinge
verborgen, die ihm ſeine Naſe hübſch glatt in
zwei Hälften zerlegt hatte! Die verſtoßene Braut
ſtupſte ihm raſch noch einmal den Strauß ins
Geſicht, was nicht gerade zur weiteren Verſchöne=
rung
ihres Opfers, wohl aber zu heftigem Blut=
verluſt
führte.
Der Trick mit dem Roſenbukett hat dem ge=
walttätigen
Fräulein aus Aukſtadwaris übrigens
achtzehn Monate Gefängnis eingebracht.

Auf dem Sezierliſch wurde er wach.
(0) Galatz. Wieſo Peter Ocoſliſceanu eigent=
lich
in dieſe Prügelei verwickelt wurde, iſt bis
heute noch nicht feſtgeſtellt. Jedenfalls wurde er
als Toter vom Platze getragen und ins Gerichts=
laboratorium
eingeliefert. Die Aerzte ſchickten ſich
eben an, mit der Sezierung zur Feſtſtellung der
wirklichen Todesurſachen zu beginnen, als Peter
mit einem Fluch aufſprang und auf die Straße
lief. Man eilte ihm nach und überführte den vom
Tode zum Leben erwachten Peter in ein Kranken=
haus
, wo man jetzt beſtimmt damit rechnet, den
für tot Erklärten am Leben erhalten zu können.
Den Schaden haben die Leichenbeſchauer. Denn
gegen ſie wurde ein Verfahren wegen verſuchter
fahrläſſiger Tötung eingeleitet.

Egly gewinnk das 16. Deutſche
Spring=Derby.

Luft

Beim 16. Deutſchen Spring=Derby in Klein= Flott=
beck
gab es eine Senſation, als Egly unter SS=
Unterſcharführer Temme im Stechen mit
Raubritter unter Oberleutnant Neckelmann
zum zweitenmal fehlerlos über den ſchweren Kurs
kam. Es iſt dies ſeit 10 Jahren das erſtemal, daß
die ſchwere Derby=Bahn ſehlerlos überwunden
wurde. Unſer Bild zeigt Egly bei einem Sprung
(Scherl=M)

Eit
ien

Sie rächke ſich am Falſchen.
(2) Paris. Auf dem Boulevard des Sepi=
nettes
ſtand ein Maler und verſuchte die Schön=
heit
der Straßenanlagen auf die Leinwand zu
bannen. Unweit von ihm war ein Häuſermaler
mit dem Anſtreichen einer Hausfront beſchäftigt.
Als ein ſchöner, weißer Hund an dem Häuſermaler
vorüberkam, fing der ihn und malte mit blauer
Farbe ſchöne blaue Tupfen in ſein weißes Fell.
500 Meter entfernt kam die Herrin des Hun=
des
, ein älteres Fräulein, das entſetzt Recherchen
einzog, wer ihren über alles geliebten Toutou ſo
verunziert habe. Jemand flüſterte ihr zu, der
Maler ſei es geweſen. Sie war nun der Auf=
faſſung
, daß derartige Kunſtleiſtungen nur einem
wirklichen Kunſtmaler zuzutrauen ſeien. Mii ge=
ſchwungenem
Schirm ſtürzte ſie alſo auf den
Bildermaler los und ſchlug nicht nur auf ihn,
ſondern auch auf ſein Bild ein.
Heute, vor dem Richter, ſtellt es ſich endgültig
heraus, daß der unglückliche Bildermaler, den
Touton beſtimmt nicht verunzierte. Aber die
ſchlagfertige Mademoiſelle wird ein paar hun=
dert
Franken für das unerſetzliche Kunſtwerk
bezahlen müſſen. Und außerdem muß ſie den
Häuſermaler noch ſuchen.

Ueber 300 000 Menſchen wohnten dem diesjährigen Schaufliegen der engliſchen Luftmacht bei. Auf
dem Militärflugplatz von Hendon führten die engliſchen Flieger Geſchwaderflüge und Luftexerzieren
vor, das bei der rieſigen Zuſchauermenge große Begeiſterung auslöſte. (Preſſe=Bild=Zentrale=M.)

Er ſtarb an einen Fiſch!
(th) New York= In der Todesanzeige des
Clive Alvord ſtand zu leſen: Er ſtarb an einem
Fiſch Eine ſolche Angabe mußte natürlich die
Behörden und ſchließlich auch die Journaliſten
reizen, ſich nach dieſem merkwürdigen Todesfall
näher zu erkundigen.
Alvord hatte einen ſhönen Königsfiſch gefan=
gen
und ihn in der Annahme, er ſei tot, ins Boot
geworfen. Der Fiſch war aber keineswegs tot,
ſondern hüpfte nach einigen Sekunden hoch empor
und biß Alvord ins Bein. Daraus entwickelte ſich
Blutvergiftung und Starrkrampf. Dagegen war
menſchliche Hilfe ohnmächtig. So ſtarb Alvord tat=
ſächlich
an einem Fiſch.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 3. Juli 1935

Ooht ieltiottat Laftt s0ürfrättftert
Der Lebenslauf des Cornelius Danderbilt
Der Knabe kannte kein Geld Im Krieg und Frieden

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 180 Seite 9

Noch immer iſt es eine =Seltenheit, daß ein
Millionär oder ein künftiger Erbe von Mil=
lionen
, ſein Geld achtlos beſeite wirft und ſich
burch eigener Hände Arbeit ſein Brot ver=
dient
. Dieſen Schritt hat der jetzt 37jährige
Cornelius Vanderbilt d. J. vor einigen Jah=
ren
getan und inzwiſchen gezeigt, daß er den
von ihm gewählten Beruf des Journaliſten
auszufüllen vermag. Er hat bisher 52 Fahr=
ten
über den Atlantiſchen Ozean gemacht, da=
von
44, noch ehe er ſechzehn Jahre alt war.
Stwa ebenſo oft hat er im Auto das ameri=
kaniſche
Feſtland durchquert. Er hat mit allen
fetzigen und einſtigen gekrönten Häuptern
Europas zu Mittag geſpeiſt und ſich mit
Hoover Rooſevelt, Stalin, Muſſolini und an=
deren
Machthabern unterhalten. Im ganzen
hat er bis jetzt neun Bücher herausgegeben,
von denen das letzte Ein Lebewohl an die
Fünfte Avenue in mehr als einer Hinſicht
bemerkenswert iſt.
Bekanntlich iſt die Fünfte Avenue die
Straße in New York, in der die Millionäre
und Multimillionäre wohnen. Der junge
Cornelius wuchs teils in dem Vanderbiltſchen
Pslais, in New York, teils in dem Landſitz
ſin Newport auf. Einen großen Teil ſeiner
Kinder= und Knabenjahre aber verbrachte er
auf der Luſtjacht North Star, die an allen
großen Regatten Amerikas und Euopas teil=
rahm
und auch ſehr häufig in Kiel war.
Als Cornelius 16 Jahre alt war, konnte er
außer Engliſch auch Franzöſiſch und Italie=
niſch
ſowie etwas Deutſch ſprechen und konnte
ſſchwimmen, fechten, boxen, ſegeln, jagen und
tanzen. Aber niemals hatte er bis dahin
allein über die Straße gehen dürfen. Im üb=
rigen
wurde der Knabe in dem Glauben er=
ogen
, daß alle Menſchen ungefähr ebenſo leb=
ten
wie er ſelber. Und daß ſein Urgroßvater,
ein gewiſſer van der Bilt, mit Gemüſe gehan=
delt
hatte, ahnte er nicht. Geld wär ihm über=
paupt
kein Begriff. Bis zu ſeinem 15. Jahr
vatte er nie mehr als 25 Cent Taſchengeld in
wer Woche gehabt.
Die Eltern ſah der Knabe nur zweimal
häglich; um 9 Uhr früh mußten die Kinder
Buten Morgen ſagen, durften mit den Eltern
erühſtücken und ſich dann zurückziehen; um
Uhr nachmittags mußten ſie die in den Sa=
gons
verſammelten Teegäſte begrüßen. Nach
20 Minuten aber mußten ſie wieder gehen.
Im Frühling 1917, als Amerika ſeine Teil=
ſahme
am Weltkrieg erklärt hatte, erfuhr der
ſninge Cornelius durch den Koch, daß die ame=
ikaniſche
Jugend aufgerufen würde, zu den
Fahnen zu eilen. Da ſeine Mutter für dieſe
baterländiſche Pflicht kein Verſtändnis gehabt
bätte, ſo verließ der Sohn eines Nachts heim=
läch
das elterliche Haus und meldete ſich zum
Militärdienſt. Die Mutter ſetzte ſich mit den
Militärbehörden in Verbindung und erreichte
bas Verſprechen, daß ihr Sohn in Amerika
kleiben werde, wenn die Truppen nach dem
Kriegsſchauplatz abgingen. Cornelius aber be=
ſtach
einen Wachbeamten und ließ ſich auf das
Sransportſchiff ſchmuggeln. Wieder ließen die
Eltern ihre Beziehungen ſpielen. Der junge
Janderbilt wurde, in Europa angekommen,
icht an die Front geſchickt, ſondern wurde
Schofför eines Gefängnisdirektors. Nach vier=
zehn
Tagen aber hatte er das Glück, daß der
Schofför des Generals Haig erkrankte. Da nie=
niand
von der Umgebung imſtande war, den
beſonderen Wagen des Generals zu fahren,
ſo wurde Cornelius Vanderbilt zum Stabe
des Generals kommandiert und war als Or=
donnanz
tätig. Ein Schock, den er durch eine
in ſeiner Nähe krepierende Granate bekam,
machte ſeiner militäriſchen Laufbahn ein Ende.
Als er aber nach Amerika zurückkehrte, ſah er,
daß es ihm unmöglich ſein würde, noch wei=
terhin
in Geſellſchaftskreiſen zu leben, in denen
nichts gearbeitet wurde und jeder nur darauf
bedacht war, die Zeit totzuſchlagen.
Schon als Kind hatte er davon geträumt.
Fournaliſt zu werden. Mit ſeiner Schweſter
zuſammen hatte er eine kleine Zeitung ge=

ſchrieben und herausgegeben; er hatte ſie auf
einem kleinen Hektographen gedruckt und die
Kinder hatten die Zeitung an die Beſatzung
der Jacht verkauft, die damals in Kiel vor
Anker lag. Aus dieſem Spiel wollte er nun
Ernſt machen. Männer der Zeitung rieten ihm,
eine Zeitung zu kaufen. Aber der alte Van=
derbilt
weigerte ſich entſchieden, dafür Geld
zur Verfügung zu ſtellen. Er hatte für die
Zukunft des Sohnes ganz beſtimmte Pläne,
Cornelius ſollte eine von dem Vater gewählte
Dame heiraten und dann in die Leitung der
Vanderbiltſchen Eiſenbahngeſellſchaft eintreten.
Cornelius lehnte dieſen Vorſchlag ab. Ohne
eigenes Kapital gründete er eine Zeitung in
Los Angeles, die ſehr gut ging, weil Corne=
lius
mit ſeiner Meinung nicht hinter dem
Berge hielt und verſchiedene große Geſchäfts=
unternehmungen
angriff. Aber auf die Dauer
ließen ſich die kapitalkräftigen Herren dieſe
Angriffe nicht gefallen, und Vanderbilts Un=
ternehmen
verkrachte. Cornelius mußte das
ganze von ſeinem Großvater mütterlicherſeits
ererbte Kapital hingeben, um die Gläubiger
zu befriedigen. Später hat er dann vorwie=
gend
von dem gelebt, was er als Reporter
und durch ſeine Bücher verdient hat.
In ſeinem neueſten Buche ſetzt ſich Corne=
lius
Vanderbilt mit der amerikaniſchen Geſell=
ſchaft
auseinander, wie er ſie in ſeinen
Knabenjahren gekannt hat und wie ſie zum
Teil immer noch iſt. In jeder amerikaniſchen
Stadt von einiger Bedeutung gibt es zwei
Geſellſchaftskreiſe. In Chikago iſt eine unüber=
ſteigbare
Mauer zwiſchen den protzigen Neu=
reichen
und den alten Familien. In Holly=
wood
bilden die Fairbanks=Pickford=Chaplin
eine Gruppe für ſich, die ſich nicht herbeiläßt,
irgend einen neuen Stern einzuladen. In San
Franzisko iſt die zweite Generation der Ban=
kier
Burlinghames tonangebend, die in bezug
auf Steifheit und Geziertheit alles in den
Schatten ſtellen, was ſonſt in amerikaniſchen
Geſellſchaftskreiſen üblich iſt.
Die Verwandten und Bekannten Vander=
bilts
rücken natürlich von ihm ab. Sein Vet=
ter
erklärt, ihn nicht mehr zu kennen: Solche
Sachen kann ein Vanderbilt, nicht ſchreiben!
Als ſeine Großmutter vor einem Jahre ſtarb,
vererbte ſie ihm nichts außer einer alten
Photographie. Aber der junge Cornelius hatte
ja auch nicht auf eine Erbſchaft gerechnet. Das,
was ihn froh macht iſt, daß jetzt der alten
amerikaniſchen Geſellſchaft das Rückgrat ge=
brochen
iſt und daß ſie in alter Geſtalt nicht
wieder aufleben wird. Die junge Generation
ſoll von anderem Schrot und Korn ſein. Und
mit dieſem Ausklang iſt Vanderbilts Buch troß
allem ein optimiſtiſches Buch. Werner Helling.

Ganghofer
Zu ſeinem 80. Geburtstag am 7. Juli.
Die ältere Generation erinnert ſich ſeiner
mit großer Freude. Seine Romane fehlten um
die Jahrhundertwende in faſt keinem Hauſe.
Vieles aber iſt in Ganghofers Werken, das in
ſeiner Friſche und Unmittelbarkeit auch heute
noch lebendig zu uns ſpricht und uns immer
wieder zu ihm hinzieht.
Geboren wurde Ludwig Ganghofer am 7.
Juli 1855 in Kaufbeuren, als Sohn eines Forſt=
manns
. Wir finden hier einen intereſſanten
Zuſammenklang: während der Vater auf wiſ=
ſenſchaftlichem
Wege dem Walde nahe zu kom=
men
ſuchte und Bücher ſchrieb wie Das forſt=
liche
Verſuchsweſen, Der praktiſche Holzrech=
ner
und andere, wurde der Wald dem Sohn
zu Erlebnis und Dichtung. Das bayeriſche Hoch=
land
und ſeine Menſchen, die er in ſeiner Kind=
heit
kennen lernte und in ſich aufnahm, waren
das Stoffgebiet, aus dem er am liebſten ſchöpfte,
einerlei, ob ihm der Stoff zu Roman, Märchen
oder Naturſchilderung wurde. Er ſpürte den
Sagen nach, die bei den Menſchen der Berg=
und Walddörfer noch in allen Gemütern leben,
die von Mund zu Mund weitergegeben wer=
den
, ſich von Großmutter auf Enkel vererben.
Er ließ ſich aurühren von dem dörflich= länd=
lichen
Geſchehen und baute auf wirklichen Be=
richten
ſeine erdhaft=ſtarken Romane auf.
Als junger Student der Univerſität Berlin
gab er ſeine erſte Gedichtſammlung heraus, mit
dem empfindſamen Titel, den jene achtziger
Jahre noch verlangten und guthießen Vom
Stamme Asra‟. Dann aber wurde plötzlich eine
Theaterleidenſchaft in ihm geweckt. Das Mün=
chener
Gärtner=Theater gaſtierte in Berlin, und
unter dem Eindruck jener Vorſtellungen ent=
warf
Ganghofer das noch heute oft geſpielte
Volksſchauſpiei Der Herrgottsſchnitzer von
Ammergau‟. Er formte den Stoff auch als
Novelle, und mit dieſer Novelle eroberte er ſich
ſchnell das Publikum. Damit war er für die
Literatur gewonnen, brachte aber zunächſt Büh=
nenwerke
heraus, und zwar ein fünfaktiges
Drama Wege des Herzens, ein einaktiges
Luſtſpiel Der Anfang vom Ende und im
Frühjahr 1881 das Dialektſchauſpiel Der Pro=
zeßhanſl‟
. Dann ging er als Dramaturg an
das Wiener Ringtheater, und übernahm auch
die Redaktion des Wiener Tageblattes. Aber
die Stoffe, die ſich durch Erlebnis und Beob=
achtung
in ihm geſammelt, riefen und lockten.
Jahr für Jahr brachte Ganghofer nun einen
Roman heraus: Der Jäger von Fall Berg=
luft
. Die Sünden der Väter. Edelweiß=
könig
. Das Schweigen im Walde und viele
viele andere. Von ſeinen Schauſpielen iſt noch
zu nennen Der Geiger von Mittenwald und
Die Hochzeit von Valeni.
Hochangeſehen verlebte. Ganghofer viele
Jahre ſeines Lebens, in München, wo ſich in
jenen Zeiten viele von denen ſammelten, die
die deutſche Kunſt in Anſehen brachten. Der

blonde Recke war in Künſtlerkreiſen ein gern
geſehener Gaſt. Es wird ihm nachgerühmt, daß
ſeine Art, zu erzählen, noch weit lebendiger und
naturnäher geweſen ſei als die Art ſeines
Schreibens. Alle, die ihn näher kannten, benei=
deten
ihn um ſein ſonnig=glückliches Familien=
leben
.
Daß er kein Stürmer und Dränger war und
keine neuen Wege ging, wird man ihm nicht
als Nachteil anrechnen, wenn man dagegen her=
vorhebt
, daß er dem Leben des Volkes nach=
ſpürte
und die Geſtalten, Charaktere und Schick=
ſale
von Bauern, Förſtern, Menſchen der Ein=
ſamkeit
zu formen verſuchte.
G. W.

Demut

Ehe Lortzing ſich als Komponiſt des Zar
und Zimmermann einen Namen machte, war
er am Leipziger Stadttheater als Sänger und
Schauſpieler tätig. In einem Singſpiel leiſtete
er ſich einmal eine witzige Bemerkung über
Leipziger Verhältniſſe.
Als dem die Theaterzenſur ausübenden Rat
Demuth dieſer Witz zu Ohren kam, ließ er
Lortzing zu ſich kommen und erteilte ihm außer
einem Verweis, weil der Künſtler ſich oben=
drein
noch verteidigen wollte, eine eintägige
Haftſtrafe.
Als nun Lortzing nach Verbüßung der Strafe
wieder auf der Bühne erſchien, wurde er vom
Publikum, unter dem ſich auch Rat Demuth be=
fand
, mit ſtürmiſchem Beifall empfangen. Wollte
man doch hören und ſehen, wie der Gemaß=
regelte
die Verwarnung befolgte. Als die beim
letzten Male beanſtandete Stelle mit dem Ex=
tempore
herankam, und alles die Ohren ſpitzte,
trat Lortzing an die Rampe und ſagte:
Ich ſpräche ja gerne noch mehr, aber . . .
Demut verbietet es mir!
Brauſender Beifall. . . Rat Demuth hielt es
für angemeſſen, ſchleunigſt das Theater zu ver=
laſſen
.
Wußten Sie das?
Aus Deutſchland wanderten nach über=
ſeeiſchen
Ländern in den Jahren 1851 bis 1890
mindeſtens 3 100 000 Menſchen aus,
hauptſächlich über Bremen und Hamburg. Die
meiſten Auswanderer ſtanden im Alter zwiſchen
21 und 30 Jahren. Die Männer überwogen
unter den Auswanderern, und zwar entfielen
auf ſie 55,7 Prozent.
Unterſchriften wurden ſchon im Altertum ge=
ſammelt
. Zur eigentlichen Liebhaberei aber
wurde das Sammeln von Unterſchriften erſt
um Ende des 16. Jahrhunderts beſonders in
Frankreich. In der 2. Hälfte des 18. Jahr=
hunderts
griff dieſe Liebhaberei auch nach
Deutſchland über.
Aprikoſenkerne werden in Großbritannien
zur Herſtellung von Puder benutzt.

Die herrliche ſüddeut=
ſche
Landſchaft iſt ein
ſehr beliebtes Reiſe=
ziel
für die Ferien=
zeit
.

Schön iſt es in Kon=
ſtanz
am Bodenſee,
von dem auf unſerem
Bilde das Konzil=
gebäude
und das
Münſter mit dem Ha=
fen
im Vordergrund
zu ſehen iſt.
(Scherl=M.)

Der Schüler, der das
Lehrbuch verbeſſerte
Von Noemi Eskul.
In ſeiner Wohnung im 9. Bezirk erſchoß
ſich geſtern der 35jährige Bankbeamte Ger=
hart
Herdegens mit einem Armeerevolver.
Herdegens hinterläßt zwei Kinder und eine
Frau, mit der er in glücklichſter Ehe lebte.
Ein Motiv für die Unglückstat fehlt ſomit.
Aus Kollegenkreiſen des Selbſtmörders
wird uns allerdings berichtet, daß Herde=
gens
in der jüngſten Zeit zu Schwermuts=
anfällen
neigte, nachdem es ihm nicht ge=
lingen
wollte, einen geringfügigen Fehler
in ſeinem letzten Vierteljahrsabſchluß auf=
(Zeitungsnotiz.)
zudecken.
Herdegens, Herdegens... Gerhart Herdegens?
Das iſt doch, das war doch ... richtig!
Da iſt ein dreifenſtriges Klaſſenzimmer in
dem öſterreichiſchen Provinzſtädtchen, links der
Blick in den Schulhof, rechts die Landkarte von
Hellas, achtundzwanzig Schüler der oberſten
Klaſſe ſchmoren in der Hochſommerglut, aber ſie
laſſen dennoch kein Auge von der Wandtafel. Vor
der ſteht der Mathematiklehrer kein gewöhn=
licher
Pauker, o nein, Mitherausgeber des amt=
lichen
Lehrbuches iſt er, morgen ſchon oder doch
übermorgen winkt ihm beſtimmt eine Hochſchul=
berufung
und demonſtriert einen verzwickten
Beweis. Jetzt iſt er fertig, wendet ſich um; ſein
Blick ſucht die Bankreihen ab, bleibt ſchließlich
ganz vorn hängen. Dort ſitzt ein junger Mann
wenn er erſt aufſtehen wird, wird man ſehen, daß
er weit über Pennälermaß hoch aufgeſchoſſen
iſt , der reibt ſich mit dem Mittelfinger der
linken Hand unausgeſetzt den höckrigen Naſen=
rücken
. Dieſe Bewegung iſt im ganzen Gymna=
ſium
, Schülern wie Lehrern, bekannt.

Der Mathematiklehrer nimmt ſie wahr, lächelt
und ſagt freundlich: Alſo, da iſt wieder mal
einer nicht einverſtanden. Nun, ſo ſagen Sie uns
halt, was Ihnen nicht gefällt, mein Lieber!
Stimmt am Ende der Beweis nicht?
Der Angeredete erhebt ſich augenblicklich,
ohne den Finger von der Naſe zu nehmen, was
leicht komiſch wirkt, und erwidert ſtockend: Nein,
Herr Profeſſor, ſtimmen tut er ſchon, der Beweis,
nur ich glaub, es müßt’ einen kürzeren geben.
Einen kürzeren: Der Lehrer überlegt ſe=
kundenlang
, darauf entſchieden: Nein, einen kür=
zeren
gibt es nicht.
Wenn Sie mir gütigſt noch fünf Minuten
Zeit zum Nachdenken geben wollten, Herr Pro=
feſſor
?"
Der Angeredete zieht die Uhr. Fünf Minuten
... nun ja. Dann macht er ſcheinbar gleich=
mütig
einige Eintragungen ins Klaſſenbuch, in
Wirklichkeit iſt er genau ſo geſpannt wie wir
Mitſchüler alle, die wir auf den Ablauf der Friſt
warten, in allen Fibern erregt, wie auf das
Startſignal zum Marathonlauf klappt das
ſchwarze Diarium zu, zieht abermals die Kapſel=
uhr
, läßt den Deckel auf und wieder zuſchnap=
pen
, doch ohne einen Blick auf das Ziffernblatt
zu werfen.
Nun?
Der Gemeinte ſteht auf; während er die Be=
wegung
ausführt, hat er den Finger von der
Naſe genommen. Als die Klaſſe das merkt, atmet
ſie hörbar; jetzt ſieht man überraſcht, daß der
höckrige Naſenrücken nicht das Weſentliche an
dem noch unfertigen Geſicht iſt; das Weſentliche
iſt vielmehr ein ſtahlblaues Augenpaar, das den
Lehrer unbekümmert anblickt; dann ſpricht Her=
degens
, Gerhart Herdegens, nur eben zureichend
in Deutſch, Latein und Griechiſch, aber die
Leuchte des Gymnaſiums in Mathematik und
Phyſik, darob ſchon häufig beſtaunt von inſpizie=
renden
Schulräten und ſeiner Stimme iſt

nicht die geringſte Spur von Aufregung anzu=
merken
: Ich glaube, daß ich’s jetzt hab, Herr
Profeſſor.
So, Sie glauben, dann kommen Sie mal nach
vorn!"
Während der Lehrer den Platz auf dem Ka=
theder
räumt, geht der alſo Aufgeforderte mit
ſchlackſigen Knien zur Wandtafel, greift zum
Schwamm, reibt ſorgfältig mit dem Lappen trok=
ken
und teilt die ſtumpfſchwarze Fläche mit einem
Kreideſtrich in zwei Hälften. Links ſchreibt er in
zügiger Schrift und ohne nur einmal anzuhalten
die Beweisführung des Profeſſors hin, die vor=
her
die ganze Tafelbreite eingenommen hatte,
rechts macht er, immer in gleicher Zeilenhöhe,
ſeine Behauptung zum Beweis. Der Lehrer ſteht
vor dem Katheder, den Blick zum Fenſter gerich=
tet
, mit dem einen Auge hält er unſere dem Aus=
bruch
nahe Erregung im Zaum, mit dem anderen
folgt er jeder Bewegung Herdegens: Hand, wie
der Stoßvogel ſeinem Opfer nachkreiſt.
Vier Zeilen über der Schlußformel des Pro=
feſſors
legt Herdegens die Kreide fort, tritt zur
Seite, ſagt auod erat demonstrandum, und
wendet ſich zur Klaſſe.
Der Lehrer verfällt in eine ungewohnt ſa=
loppe
Stellung, beide Hände ſteckt er in die
Hoſentaſchen, ſtreckt den rechten Fuß vor und
wiegt ſein Körpergewicht auf ihm rhythmiſch hin
und her. Wieder überlieſt er die Formelreihen
es iſt nichts auszuſetzen.
Dann gibt er ſich einen gewaltſamen Ruck und
ſteht in ſeiner gewohnten Haltung da. Mit einer
ſeltſam rauhen Stimme wendet er ſich zu uns:
Alſo, da ſind wir alle miteinander einmal vom
Hauch des Genies angeweht worden, merken Sie
ſich dieſe Stunde . . ." Und zu Herdegens: Ja, es
iſt gut, Sie können ſich ſetzen.
Der geht rank und aufrecht zu ſeinem Platz
zurück und beginnt, kaum daß er ſich niedergeſetzt

hat, wieder mit ſeiner reibenden Bewegung. Wir
müſſen alle lächeln.
In dieſer Stunde iſt nicht mehr viel gelehrt
und gelernt worden. Wir Pennäler hatten einen
faßlichen Begriff davon bekommen, daß es Dinge
gibt zwiſchen Himmel und Erde, die erſt ſpäter
zu Schulweisheiten werden; der Profeſſor
kämpfte ſichtlich mit ſich, ſagte aber nichts mehr
zum Thema. Schließlich erlöſte uns alle die
Glocke.
Die nächſte Unterrichtsſtunde gab der Direk=
tor
, ſeit Schülergenerationen Ajax geheißen:
Horaz. Er muſterte mit erſtauntem Blick die
Formelreihen und hieß mich ſie von der Tafel zu
wiſchen. Ich druckſte und druckſte Schuckmann
kam mir zu Hilfe. Der Direx lächelte huldvoll
Gewährung.
Am letzten Schultag vor den großen Ferien ſagte
der Mathematiklehrer kurz vor dem Klingel=
zeichen
, ohne jemand anzuſehen, unvermittelt:
Alſo, Herdegens, Sie haben da neulich mir
altem Eſel und Generationen von Mathematikern
gezeigt, daß wir Trottel ſind, allzumal. Ich habe
das Erforderliche ſchon veranlaßt: In der näch=
ſten
Ausgabe meines Lehrbuches wird ſtehen:
Es gibt jetzt einen kürzeren Beweis dieſes
Satzes, gefunden von meinem Schüler Gerhart
Herdegens. Aber werden Sie mir nicht größen=
wahnſinnig
!
In Gerhart Herdegens: Geſicht ſchoß eine rote
Lohe hoch hinauf in den wirren Schopf.
Herdegens, armer Gerhart Herdegens, du biſt
in Wahrheit bedauernswert. Du biſt zwar über
den Ozean geſchwommen, aber dafür im Rinn=
ſtein
elendiglich ertrunken; es hat dir nichts ge=
nutzt
, daß du das Lehrbuch verbeſſert haſt, du biſt
doch am kleinen Einmaleins geſcheitert.
Wir wollen um dich trauern.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 186

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 3. Juli 1935

Hänschen ſpielt mit Greif Ringkampf.

(Scherl=M.)

Philolophie um das Auto
welchen Wagen loll man kaufen???

Das große Rätſel der heutigen Zeit liegt
nicht auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung,
der Herſtellung des Goldes aus Hühnerei und
Meerwaſſer, und auch nicht in der Bezwingung
der Stratoſphäre oder eines Beſuches auf dem
Mond. Das alles iſt möglich und faßbar.
Das große Rätſel der heutigen Zeit iſt die
unumſtößliche Tatſache, daß jeder Kraftwagen=
beſitzer
ſeine Maſchine für die Beſte hält.
Nun gibt es doch auch unter den Wagen ſone
und ſolche.
Aber mit einer eigentümlichen Leidenſchaft
tritt jeder gerade für ſeinen Wagen ein, auch
ſelbſt dann, wenn es ſich um die älteſte Klamotte
handelt, die ſelbſt von einem Auto=Schlachthof
mit häßlichen Worten zurückgewieſen werden
würde.
Das iſt ein Maſchinchen!"
Ich habe 80 000 Kilometer drauf und noch
niemals die Zündkerzen gewechſelt! Wenn ich
die Haube in den anderthalb Jahren oft auf=
gehabt
habe, ſo war es zwei= oder dreimal."
Gewiß: Ihr Wagen iſt Klaſſe! Aber ich
möchte ein einziges Mal neben Ihnen den Zir=
lerberg
oder gar den Katſchberg hinauffahren!
Da würden Sie von mir ſchön abgehängt
werden!
Man kennt das alles zur Genüge.
Nun muß es doch nach den Geſetzen der Logik
Wagen geben, die beſſer oder ſchlechter ſind als
andere. Genau,wie es auch Frauen gibt, die
hübſcher oder häßlicher ſind als ihre Mit=
ſchweſtern
.
Aber: Genau wie einer die Frau, mit der er
gerade fährt, als die Beſte und Schönſte emp=
findet
und preiſt, genau ſo tritt er für den Wa=
gen
ein, der ihm von einer geriſſenen Verkaufs=
kanone
aufgehängt wurde.
Die Sache iſt doch ſo:
Es ging ein Mann aus, um einen ABC zu
kaufen. Von guten Freunden und ausgekochten
Sachverſtändigen hatte er gehört, daß nur der
ABC für ihn in Frage kommt. Nur keinen DEF!
Den muß man nach 5000 Kilometern auf der
Landſtraße zuſammenleſen! Und dann verbraucht
er genau das Doppelte an Treibſtoff wie der
gute, anſpruchsloſe ABC!
Alſo: Er geht aus, um einen ABC zu kaufen.
Unterwegs trifft er ſeinen Freund Meier, der
ſofort drohende Warnungsrufe ausſtößt:
Was?! Einen ABC?! Menſchenskind! Sie
haben, wohl nicht alle auf dem Chriſtbaum!
ABC und DEF kommen für Sie überhaupt nicht
in Frage! Dann kaufen Sie ſich doch lieber
gleich einen Roller mit Boſchhorn und Rücktritt=
bremſe
! Es gibt nur einen Wagen! Das iſt der
Mir zieht es! Das iſt Qualität! Klaſſe!
Sache! Wenn Sie mit dem angebrauſt kommen,
gibt man Ihnen Kredit, ohne Auskunft einzu=
holen
. Sehen Sie mal: Da zahlen Sie einen
Tauſender mehr und haben etwas, was Sie nach
60 000 Kilometern noch mit 50 Prozent verkau=
fen
können! Fahren Sie mal mit einem ABC.
60 000 Kilometer! Da kriegen Sie für ein Hun=
defuhrwerk
mehr, als für Ihr abgeklappertes
Klappriolettchen! Autokauf iſt Vertrauensſache,
mein lieber Schwan. Genau wie Heirat! Ueber=
legen
Sie ſich hundertmal. Oder müſſen Sie Ihr
Wägelchen heute nachmittag ſchon haben, um
beim Finanzamt vorzufahren?
Der Mann, der da ausging, einen ABC. zu
kaufen, wird unſicher.
Er nimmt ſich gerade vor, die Sache noch ein=
mal
zu überſchlafen, als ſein Freund Müller
in einem zwar ſehr ſtattlichen, aber reichlich be=
jahrten
Wagen dahergebrauſt kommt und hält.
Als er die Schickſalsfragen: ABC. DEF oder
Mir zieht es vernimmt, bricht er in ein
jubelndes Hohngelächter aus.
Daß ich nicht kichere! Wie kann man heut=
zutage
überhaupt noch fragen, welchen Wagen
man fahren ſoll! Das iſt doch ſchon lange ent=
ſchieden
! Es gibt nur einen Wagen, den NJK!
Alles andere iſt Unſinn. Sehen Sie ſich doch
meinen Wagen an! Da ſteht er! Er iſt zwar
nicht Stromlinie, aber 140 000 ſind drauf! Und
wie!"
Meier und Müller geraten in eine erregte
Auseinanderſetzung.
Sie, Herr! So ein Wagen! Den haben Sie
wohl aus dem alten Marſtall geholt! Mit dem
wurde ja ſchon der olle Fritz zur Konfirmation
gefahren! Der richtige Leichen=Landauer 1. Klaſſe!
Daß der überhaupt noch läuft!
Was? Laufen? Geſtern bin ich mit dem
über die Avus noch mit 110 gefahren."

Ja, in vier Stunden. Das glaube ich gern.
Und 9 Liter verbraucht er nur.
Hell oder dunkel?
Was verſtehen Sie denn überhaupt von
Kraftwagen? Sie ſind ja noch viel zu jung.
Gewiß! So alt, wie Ihr Wagen bin ich noch
nicht. Aber ſoviel weiß ich, daß dieſe Marke für
unſern Freund überhaupt nicht in Frage kommt.
Dann kann er ſich ja gleich eine Wohnlaube auf
ein altes Chaſſis nageln laſſen. Nee, ſowas!
Der Mann, der ausging, einen ABC zu kau=
fen
, wird nervös.
Er verabſchiedet ſich von Meier und Müller,
die erregt weiter verhandeln, und geht zu einem
Halteplatz, um einen alten, erfahrenen Kraft=
roſchkenführer
zu fragen.
Männeken! Ich fahre ſeit 20 Jahren nur
Amerikaner. Wat annders jiebt es jarnich. Da
wiſſen Se, wat Se haben. Koofen Se ſich uff
Stottern eenen richtigen Futſch und Se wer=
den
eene dauernde jroſſe Freude haben. Allet an=
nere
is Quatſch.
Da nun aber der Verkäufer des ABC ein
mit allen Salben geſchmierter Zeitgenoſſe war,
hatte er den Mann, der da kaufen wollte, nicht
aus den Augen gelaſſen und war ihm heimlich,
von ſeinem Hauſe aus, gefolgt.
Und als er das Opfer der verſchiedenen Rat=
ſchläge
nun in bangen Zweifeln ſtehen ſah, ging
er auf ihn zu, grüßte überraſcht und ſprach alſo:
Welch ein reizender Zufall! Ich komme hier
nit meinem Wagen vorbei, gerade mit dem Mo=
dell
, das Ihnen ſo gut gefallen hat, und ſehe Sie
hier ſtehen! Da müſſen Sie gleich einmal mit=
fahren
, und Sie können ſich von den hohen Fahr=
eigenſchaften
dieſes einzigen Wagens über=
zeugen
! Sie werden ſehen, wie er in der Kurve
liegt. Sie werden empfinden, wie die Schwing=
achſen
ſchwingen! Sie werden fühlen, wie die
Federn federn! Wie er faſt nichts verbraucht,
werden Sie ſehen. Wie er geräuſchlos geht,
welches Anzugsmoment er hat, wie überhaupt
der ABC der ideale Wagen für Herren=
fahrer
iſt!
So kam denn der Mann zu einem ABC.
Und er fuhr ihn und erkannte, daß alles, was
der Verkäufer geſagt hatte, reine, lautere Wahr=
heit
war.
Und er pries den Wagen vernehmlich und
vor allen andern.
Und wenn er noch kein Unglück gehabt hat,
ſo fährt er heute noch!
P. K.

Der lächſiſche Eulenſpiegel
Von Martin Schäfer.
Martin Pumphut, der als wandernder Mül=
lergeſelle
das ganze Sachſenland durchzog und
bei den Leuten durch ſeine luſtigen und biſſigen
Streiche viel von ſich reden gemacht hatte, trabte
eines Abends gemächlich auf ſeinem plumpen
Gaul einem Dorfe zu, wo er im Wirtshaus für
die Dauer eines kräftigen Nachtmahls zu raſten
gedachte.
Auf ſeinem Ritt wurde er von einem großen
Wagen überholt, auf dem eine Menge junger
Leute ſaß, die den ſchönen Tag zu einer fröh=
lichen
gemeinſamen Fahrt benutzt hatten. Einige
von ihnen hatten den Pumphut wohl erkannt,
und ſie beratſchlagten nun in fröhlichem Ueber=
mut
, wie ſie dem ſo ſchwer zu übertölpelnden
Müllergeſellen einen Streich ſpielen könnten, der
ſie im Lande berühmt machen ſollte.
Sie erreichten den Gaſthof im Dorf eine gute
Weile früher als der Reiter, und da ſie ver=
muten
mußten, daß auch jener hierher kommen
werde, ſtellten ſie Tiſche und Stühle im Gaſtzim=
mer
ſo, daß außer ihnen kein einziger Gaſt mehr
Platz finden konnte.
Bald darauf erklangen draußen Hufſchläge,
der Pumphut ſprang vom Pferd und führte es
in den Stall, betrat dann die Schankſtube und
bemerkte ſofort, was die Burſchen im Schilde
führten. Er ließ ſich aber nichts anmerken, und
beſtellt mit lauter Stimme bei der Kellnerin
eine Schüſſel Salat mit Eſſig und Oel für ſein
Roß. Das Gericht ſei ſofort in den Stall zu
bringen.
Die Burſchen lachten ſchallend auf. Da aber
der Pumphut ſein ernſteſtes Geſicht behielt und
nebenbei verſicherte, daß ſein Pferd nicht nur ſelt=
ſam
ausſehe, ſondern auch einen ſonderbaren Ge=
ſchmack
habe, da zudem der Salat inzwiſchen ge=
richtet
war, wurden die Burſchen neugierig und
begleiteten die Kellnerin in den Stall, um das

Tier bei ſeiner merkwürdigen Mahlzeit zu be=
obachten
. Der Pumphut machte es ſich inzwiſchen
in dem leeren Zimmer bequem und verzehrte ge=
mächlich
ſein Abendbrot. Nach einer Weile kam
die Geſellſchaft zurück und verkündete enttäuſcht,
daß das Roß nicht gefreſſen habe.
So, entgegnete der Pumphut achſelzuckend,
dann iſt gewiß das Oel in der Schüſſel ranzig
geweſen. Laßt es alſo gut ſein. Ich danke euch
jedenfalls, daß ihr mir inzwiſchen ſo bereitwillig
Platz gemacht habt.
Sprachs und ging mit freundlichem Gruß aus
dem Zimmer, während die Geſellſchaft ihm ver=
dutzt
und mit langen Geſichtern nachſah.

Kreuzwort=Krankheit
Auch mich hat es gepackt .. ..
Fluß in Deutſchland. Teil des Baumes.
Altes Saiteninſtrument.
Inhaltseinheit eines Raumes.
Himmelskörper. Kontinent.
Roter Farbſtoff. Stadt in Sachſen.
Vogel. Gegenteil von Geiz.
Großer Jäger. Haustier, Faxen.
Dünger, Kurort in der Schweiz.

Ankerplatz. Soviel wie ſelten.
Linker Nebenfluß des Rheins.
Fährmann in den Unterwelten.
Wappenvogel. Teil des Beins.
Kopfbedeckung. Zeiterſcheinung.
Titel. Papageienart.
Kampfplatz. Dickes Seil. Verneinung.
Komponiſt der Gegenwart.
Abſchiedsgruß. Ein Berg mit Krater.
Kriegsgott. Wurfſpieß. Junges Schaf.
Tierprodukt. Arabiſch: Vater.
Phantaſieprodukt im Schlaf.
Kröte. Synonym für Inſel.
Hühnervogel. Kleines Schiff.
Teil des Auges. Einfaltspinſel.
Geographiſcher Begriff.
Aggregatzuſtand des Waſſers.
Kloſtervorſtand. Feiner Spott.
Baum. Entlohnung des Verfaſſers.
Flachland. Unrat. Liebesgott.
Laban. Edam. Utah. Torte.
Uri, Ra ſind immer da .. . ."
Lütütü! Menſch, haßt du Worte!
Venus! Moſtrich! Zimt! Hurra!

Puck.

1ua, dds Hrelids Hafte dltdrees!
Ein Rapitel Rindererziehung

Von Ilſe Mahl.

Man ſitzt beim Mittageſſen.
Der kleine Maxl löffelt ganz jämmerlich an
ſeiner Suppe. Er nimmt kaum etwas auf den
Löffel, bläſt umſtändlich, ſchlürft ganz vorſichtig
und drückt und würgt, bis er ſchließlich ein paar
Tropfen hinuntergeſchluckt hat. Die Suppe in
ſeinem Teller will einfach nicht abnehmen, denn,
um es kurz zu ſagen, er mag ſie nicht, es iſt Grün=
kernſuppe
.
Was iſt los? Warum ißt du nicht? Vater
hat bereits ſein finſterſtes Geſicht aufgeſetzt,
Mutter aber bekommt unverdiente Schelte:
Haſt du ihm wieder kurz vor dem Eſſen
Schokolade gegeben? Ich habe doch ſchon ſo oft
geſagt, daß du das nicht tun ſollſt. Jetzt ſiehſt du
ja, was dabei herauskommt. Der Junge ſoll ſich
an die Mahlzeiten gewöhnen. Ueberhaupt dulde
ich in meiner Familie kein Leckermaul. Was auf
den Tiſch kommt, wird gegeſſen. Verſtanden?
Und dann folgt noch ein Vortrag über An=
bau
, Ernte, Nährwert und Verdaulichkeit des
Grünkerns. Wie gut, daß er neulich den intereſ=
ſanten
Aufſatz im Wirtſchaftsteil geleſen hat!
Mutti und Maxl hören ſich alles an. Mutti
ruhig, Maxl weniger ruhig. Auch wenn die Er=
vachſenen
hundertmal behaupten, Grünkernſuppe
ſei gut und geſund, er mag ſie trotzdem nicht. Und
da er ſchon beinahe am Weinen iſt, erklärt Mut=
ter
beſchwichtigend, er werde ſie eben am Abend
eſſen.
Vater iſt zwar mit dieſer Löſung wenig zu=
frieden
, aber dem Familienfrieden zuliebe ſagt
er nichts dagegen. Er meint nur noch, es ſei be=
ſtimmt
das letztemal, daß ihm ſo etwas durch=
gehe
. Andere Kinder wären froh, ſie bekämen
jeden Tag eine ſo gute Suppe.
Inzwiſchen bringt Murti eine Platte gold=
gelber
Pfannkuchen, zuſammengerollt und mit
Himbeermarmelade gefüllt. Sie duften ſo herr=
lich
, daß ſich Maxl auf ſeinem Stuhl reckt und
ſehnſüchtig nach der Platte ſchielt. Nun wird
Vati ſehen, wie tüchtig er eſſen kann!
Und dann geſchieht das Merkwürdige.
Maxl traut ſeinen Augen kaum. Vati kaut
recht unwillig an ſeinem erſten Biſſen herum,
verzieht das Geſicht und verlangſamt das Tempo.
Beim vierten Biſſen legt er die Gabel weg, ſteht
auf und ſagt in einem Ton, den man keineswegs
liebenswürdig nennen kann: Das iſt kein Eſſen
für einen Mann! Meine Wünſche werden natür=
lich
nie berückſichtigt. Pfannkuchen! Ich habe
genug. Im Geſchäft hat man Aerger und zu
Hauſe bekommt man ein liebloſes Eſſen vorge=
ſetzt
. Macht, was ihr wollt, ich eſſe jedenfalls

Eier im 6las gekocht

Die fortſchrittliche Hausfrau möchte
heute nicht mehr auf die Verwen=
dung
feuerfeſter Gläſer verzichten.
Sie erleichtern die Beobachtung des
Kochvorganges und eignen ſich
gleichzeitig zum ſauberen Anrichten.
Mit beſonderer Vorliebe werden
die Kochgefäße aus Glas auf elek=
triſchen
Herden benutzt, da hierbei
Ruß und Schmutz vollkommen fort=
fallen
. Eine Neuerung aus dieſem
Glasmaterial aber iſt ein kleiner
Eierkocher, wie er auf unſerem
Bilde zu ſehen iſt. Er kann nach
Art der Einmachgläſer durch einen
Deckel mit Federbügel verſchloſſen
werden. Dabei iſt das Material
ſo widerſtandsfähig, daß man das
ganze Gefäß mit dem heißen Ei
unbedenklich ins kalte Waſſer ſtel=
len
kann.
(Teha=M.)

nichts mehr. Damit geht er aus dem Zimmer
und machr die Tür etwas unſanft hinter ſich zu.
Während Maxl ſeine Mutter tröſtet, die ſich
in ihrer Hausfrauenehre gekränkt fühlt, macht
er ſich ſeinen eigenen Vers über Kindererziehung.
Hatte Papa nicht eben noch erklärt, er dulde
in ſeiner Familie keine Leckermäuler, und alles,
was auf den Tiſch komme, müſſe gegeſſen werden?
Und nun lief er ſelber wegen eines Pfannkuchens,
den er nicht mochte, weg. Andere Papis wären
froh, ſie bekämen jeden Tag gefüllten Pfann=
kuchen
. Und Mutti muß ihm das heute abend auch
ſagen.
Vater aber wird beſtimmt antworten: Ja;
das iſt etwas ganz anderes!
Iſt das nun wirklich etwas ganz anderes?
Muß man nicht vielmehr auch in dieſen Kleinig=
keiten
des täglichen Lebens mit gutem Beiſpiel
vorangehen, anſtatt ſich bei jeder Gelegenheit auf
die elterliche Autorität zu berufen, der alles er=
laubt
iſt?
Es gibt noch viele derartige Fälle, bei denen
wir uns nicht wundern müſſen, wenn unſere
Worte in den Wind geſprochen ſind, wenn unſere
Kinder ſie nicht ernſtnehmen, weil ſie ſehen, wir
machen einen Unterſchied zwiſchen Theorie und
Praxis. Wir verbieten ihnen das Aufſpringen
auf die fahrende Straßenbahn und rennen ſelbſt
wie ein Dauerläufer hinter ihr her. Wir teilen
wegen jeder Lüge Ohrfeigen aus und gebrauchen
ſelber bei jeder Gelegenheit eine Notlüge. Wir
verlangen, daß man bei jeder Kleinigkeit
Bitte! und Danke! ſage, und können ſelber
nur befehlen. Wir verbieten unſeren Kindern,
im Bette zu leſen, weil das die Augen verderbe,
und ſelber leſen wir unter Umſtänden die halbe
Nacht durch.
Gewiß, es gibt tauſend Fälle, in denen es
wirklich etwas ganz anderes iſt, ob es ſich um
Kinder oder Erwachſene handelt. Aber die Kin=
der
ſollen nicht den Eindruck bekommen, daß die
Erziehung nur äußerlich iſt, und daß man ſich
eigentlich gar nicht nach ihr zu richten braucht,
um durchs Leben zu kommen.
Vergeſſen wir nicht, daß wir auch in den klei=
nen
Dingen des Alltags immer Vorbild ſein
müſſen, wenn unſere Erziehung Erfolg haben
ſoll. Kinder ſind ſcharfe Beobachter und über=
wachen
uns ganz genau. Wehe, wenn ſie da in
unſerem Syſtem einen Fehler entdecken!
Können wir es ihnen dann noch übelnehmen,
wenn unſere Predigten zum einen Ohr hinein=
und zum anderen hinausgehen?

[ ][  ][ ]

immer
nter ſich zu.
ſtet, die ſich
fühlt, macht
erziehung.
rt, er dulde
r. und alles,
ſen werden?
kuchens,
s wären
n Pfann=
abend
auch
Ja,

anderes?
en Kleinig=
m
Beiſpiel
legenheit auf
r alles er

Nummer 180

DarmſtädterCagblatte

Mittwoch, 3. Juli

Neueſte Nachrchten

Die Preisgeſtaltung im deutſchenAußenhandel
zu nehmen, noch viel weniger ſich das Recht angemaßt hätten,
von der Zuſtimmung etwa ſeine eigene geſchäftliche Tätigkeit ab=
Das Rechk auf wirkſchaftspolikiſche
hängig zu machen. Mit gleichem Recht kann doch wohl auch die

Arnionnt.

Auf einer Veranſtaltung der Außenhandelsſtelle
für Südweſtfalen zu Hagen ſprach vor 3000 Führern
der ſüdweſtfäliſchen Wirtſchaft der Direktor der
Golddiskontbank und Generalreferent im Reichs=
wirtſchaftsminiſterium
, Dr. Brinkmann=Berlin,
über das Thema: Der deutſche Außenhandel.
Nachdem, ſo führte der Vortragende u. a. aus, der Einſatz von
Mitteln zur Exporthilfe, wie ſie durch die Rückkaufstätigkeit von
Auslandsſchuldtiteln gewonnen wurden, infolge geringer gewor=
dener
Bardeviſeneingänge nicht mehr in ausreichendem Umfange
zu Gebote ſteht, lag es auf der Hand, daß die gewerbliche Wirt=
ſchaft
, und zwar Gruppe für Gruppe, aus eigener Kraft
Mittel einſetzt, damit die zur Ausfuhr gelangenden Güter einen
für den ausländiſchen Abnehmer möglichen Preis auch weiterhin
erhalten. Wie oft begegnen wir dem Einwand des kaufbereiten
ausländiſchen Abnehmers, er könne einfach die deutſche Ware, ſo
gern er möchte, nicht kaufen, weil ſie zu teuer iſt. Wenn wir nun,
wie wir es bisher getan haben, von der uns umgebenden allzu
hohen Preismauer wenige Steine fortnehmen, um der deutſchen
Ware einen gewiſſen Ausgang in das Ausland zu verſchaffen, um
damit den nun einmal für eine Wirtſchaft erforderlichen Rohſtoff
hereinzuholen, ſo ſind wir bei einem ſolchen Vorgehen doch wohl
weit davon entfernt, zu dumpen und was auch für die Zu=
kunft
gilt Methoden einer Ausfuhrſteigerung, wie ſie viele
Konkurrenzländer zur Anwendung bringen, nachzumachen.
Uns iſt nicht bekannt, daß Deutſchland ſeine Konkurrenzlän=
der
darüber befragt, welche Beweggründe ſie veranlaßt haben
könnten, zu Wettbewerbsmethoden beſonderer Art ihre Zuflucht

deutſche Geſchäftswelt erwarten, daß man ihr, nachdem ſie zur
Genüge alles getan hat, um ihre faire Preisgeſtaltung unter Be=
weis
zu ſtellen, Interpellationen erſpart. Wenn man die Aus=
laſſungen
der jüngſten Zeit über den ſogenannten neuen deutſchen
Exportplan lieſt, ſo kann man ſich des Eindrucks nicht erwehren,
hier in unſerem Lande Dinge vorbereitet würden, die in noch
nie dageweſenen Formen und Umfang die ausländiſche Geſchäfts=
welt
überraſchen und zu Boden werfen ſollen.
Wir können mit ehrlichem Gewiſſen nur noch einmal wie=
derholen
, was wir im übrigen auch in der abgelaufenen Zeit
praktiſch unter Beweis geſtellt haben, daß es uns völlig fern
liegt, das ohnehin in bedrohlicher Weiſe zerrüttete internationale
Preisniveau zum Schaden aller Völker noch weiter zu zerſtören.
Wir vertreten die Auffaſſung, daß wir zum Preisruin
auf internationalen Märkten weder Anſtoß ge=
geben
, geſchweige zu ſeiner Vervollkommnung
inen Beitrag geliefert haben. Deutſchland würde es
zu ſeinem Teil nur begrüßen können, wenn die internationalen
Waren= und Kreditmärkte in eine für alle Völker beſſere Forn
allmählich wieder übergeführt würden. Einem ſolchen Ziele
kommt man aber nicht näher, wenn man fortfährt, durch Ausbau
von Clearing=Syſtemen die Entthronung des Geldes im inter=
nationalen
Sinne zu betreiben; vielmehr muß angeſtrebt werden,
Clearing=Syſteme abzubauen und damit auch von dieſer Seite her
den Handel ſchrittweiſe von den ihm auferlegten Feſſeln zu be=
freien
und dem Gelde wieder ſeine ihm gebührende internatio=
ale
Geltung und ſtabile Wertmeſſung zu verſchaffen. Man kann
es uns aber, ſo wie die Dinge einmal liegen, nicht verargen, daß
wir auch unſererſeits diejenige Aktivität entwickeln, deren wir
zur Behauptung unſerer Exiſtenz bedürfen. Wir nehmen wirt=
ſchaftlich
das gleiche Recht in Anſpruch, wie wir es anderen
Nationen ebenfalls zubilligen.

Die Reichsbank am Halbjahresulkimo.
Der Ausweis der Reichsbank vom 29. Juni 1935 ſteht im
Zeichen des Halbjahresabſchluſſes, der bekanntlich immer höhere
Anforderungen als Fälligkeitstermin für Zinſen uſw. ſtellt. Die
Beanſpruchung liegt im normalen Rahmen und bewegt ſich etwa
in der Höhe der gleichen Zeit des Vorjahres. Die geſamte Kapi=
talanlage
der Bank iſt in der Ultimowoche um 589,2 Millionen
auf 4682,1 Mill. RM. geſtiegen. Im einzelnen haben die Be=
ſtände
an Handelswechſeln und =ſchecks um 483,2 auf 3878.7 Mill.
RM., an Lombardforderungen um 54,2 auf 89,5 Mill. RM., an
deckungsfähigen Wertpapieren um 0,1 auf 336,6 Mill. RM., an
Reichsſchatzwechſeln um 51,7 Mill. auf 53,0 Mill. RM. zugenom=
men
; die ſonſtigen Wertpapiere blieben bei einer Zunahme um
16 000 RM. mit 324,4 Mill. RM. nahezu unverändert. Der Um=
lauf
an Scheidemünzen hat eine Zunahme um 98,5 Mill. RM.
erfahren, da dieſe Münzen bei auftretendem ſtarken Bedarf bevor=
zugt
ausgegeben werden. Insgeſamt ſtellt ſich der Zahlungsmit=
telumlauf
Ende Juni auf 5984 Mill. RM. gegenüber 5910 Mill.
RM. Ende Mai ds. Js. und 5781 Mill. RM. Ende Juni 1934.
Die im Ausweis zum Ausdruck kommende höhere Beanſpruchung
beruht zum Teil darauf, daß dem Stichtag ein Lohnzahlungstag
voranging. Die fremden Gelder haben um 64,5 Mill auf 819,0
Mill. RM. zugenommen. Die Beſtände an Gold und deckungs=
fähigen
Deviſen ſtellen ſich bei einer Zunahme um 874000 RM.
auf 85,6 Mill. RM.
Konkurſe und Vergleichsverfahren im Juni.
Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im
Juni durch den Reichsanzeiger 219 neue Konkurſe ohne die
wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf Konkurseröff=
nung
und 66 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben.
Die entſprechenden Zahlen für den Vormonat ſtellen ſich auf 245
bzw. 92.
4 Milliarden Dollar für Arbeitsbeſchaffungszwecke.
Mit dem am Montag begonnenen neuen amerikaniſchen
Steuerjahr tritt auch der wirtſchaftliche Wiederaufrich=
ſtungsplan
des Präſidenten Rooſevelt in Kraft. Dieſer Plan,
ider Kredite von insgeſamt 4 Milliarden Dollar vorſieht, ſoll 3,5
MMillionen Arbeitsloſen wieder Arbeit geben. Die Arbeitsloſen
werden bei Straßen= und Brückenbauten, bei dem
Bau von billigen Wohnhäuſern, bei Elektrifizie=
wungsarbeiten
und bei weiteren Arbeiten Verwendung
ffinden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Ergebnis der Schweinezählung vom 5. Juni 1935. Die vor=
Täufigen Zuſammenſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes haben
als Ergebnis der Schweinezählung vom 5. Juni 1935 einen Ge=
ſamtſchweinebeſtand
von 20,03 (am 5. Juni vorigen Jahres 22,36)
MMill. Stück ergeben. Von dem Geſamtbeſtand entfielen auf
Schlachtſchweine (über ½ Jahr alt) 3,91 (4,47) Mill. Stück, auf
Jungſchweine und Ferkel (unter ½ Jahr alt) 14,07 (14,72) und
auf trächtige Sauen 1,22 (1,29) Mill. Stück, von den letzteren
waren 0,35 (0,34) Mill. Stück Jungſauen. Zu einer ſachgemäßen
rückſichtigt werden, daß der Vorjahresbeſtand überhöht war und
Beurteilung des Rückganges gegenüber dem Juni 1934 muß be=
beſondere
. Entlaſtungsmaßnahmen erforderlich machte. Dem=
gemäß
wird das Schweineangebot zunächſt zwar hinter dem Ueber=
angebot
des Vorjahres zurückbleiben, es wird jedoch in den Win=
termonaten
langſam wieder anſteigen. Die Zunahme der träch=
rigen
Jungſauen läßt erkennen, daß eine Vergrößerung des Sauen=
beſtandes
eingeleitet iſt.
Gründung eines Spinnfaſerwerkes in Thüringen. Von thü=
ringiſchen
Induſtriellen wurde unter maßgebender Mitwirkung
des Präſidenten Kehrl. Cottbus, als Vertreter des Beauftragten
des Führers und Reichskanzlers für Wirtſchaftsfragen, und des
Miniſterialrats Eberhardt, Berlin, des thüringiſchen Gauwirt=
chaftsfachberaters
, die Thüringiſche Spinnfaſer A.=G.
in Weimar gegründet. Gegenſtand des Unternehmens iſt der
Erwerb, die Errichtung und der Vertrieb von Unternehmungen
auf dem Gebiete der Herſtellung von Spinnfaſer zur Verarbei=
t
ung in Baumwollſpinnereien, Wollſpinnereien und verwandten
Betrieben. Das Gründungskapital beträgt 0,5 Mill. RM. und
ſoll auf 4 Mill. RM. erhöht werden. Die Baukoſten des Werkes
werden auf etwa 9 Mill. RM. veranſchlagt. Die jährliche
Erzeugung ſoll 7 Mill. Kilogramm Spinnfaſer betragen. In
den Aufſichtsrat wurden gewählt: Dir. O. Simon, Altenburg
(J. G. Schmidt jun. Söhne A.=G.), Dir, H. E. Harnack. Greiz
(Gera=Greizer Kammgarnſpinnerei), Handelskammerpräſident H.
Kehrl. Cottbus, Dir. E. E. Doerr, Moelln (Lauenburg), und
Miniſterialrat, O. Eberhardt, Berlin. Zum Vorläufigen Vor=
ſtand
wurde Dir. W. Meoius, Weimar beſtellt.
J. Mayer u. Sohn Lederfabrik A.=G., Offenbach a. M. Dieſe
Familiengeſellſchaft hat durch einen Generalverſammlungsbeſchluß
das Aktienkapitil von 8 Mill. RM. um 1,5 Mill. RM. auf 6,50
Mill. RM. durch Einziehung von im Beſitz der Geſellſchaft befind=
lichen
Aktien herabgeſetzt.

Viehmärkke.

Mainzer Viehmarkt vom 2. Juli Auftrieb: 10 Ochſen (zum
Viehhof direkt 2), 21 (1) Bullen, 241 (10) Kühe, 93 (8) Färſen,
277 (30) Kälber, 2 Schafe, 702 (40) Schweine. Notiert wurden
pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42, b) 40
bis 41; Bullen a) 42. b) 4041 c) 3839; Kühe a) 4042.
b) 3539. c) 3034, d) 2129; Färſen a) 42. b) 4041, c) 37
his 39; Kälber b) 5055 c) 4148, d) 3040; Schweine b) 49
bis 51, c) 4950, d) 4548. Marktverlauf: Rinder lebhaft,
ausverkauft; Kälber ruhig, geräumt: Schweine lebhaft, ausver=
kauft
.

Die Skickſtoffpreiſe für das neue Düngejahr.
Das Stickſtoff=Syndikat teilt in ſeinem Rundſchreiben
an ſeine Abnehmer unter anderem mit:
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat in ſeiner
Bekanntmachung über einen Sonderabſchlag auf den Stickſtoff=
preis
veröffentlicht im Deutſchen Reichsanzeiger und Preußi=
ſchen
Staatsanzeiger vom 1. Februar 1935 auf den Zuſammen=
hang
zwiſchen dem von uns für die Erzeugungsſchlacht des Dünge=
jahres
1934/35 gewährten Sonderabſchlag und der Abſatzhöhe der
Stickſtoffdüngemittel im gleichen Düngejahr hingewieſen und er=
klärt
, daß nur bei einer weſentlichen Abſatzſteigerung auf die
Weitergewährung der Preisverbilligung für das Düngewirt=
ſchaftsjahr
1935/36 gerechnet werden könnte. Bei der Feſtſetzung
des Sonderabſchlages ging der Reichskommiſſar davon aus, daß
die durch den Sonderabſchlag beabſichtigte Herabſetzung der Stick=
ſtoffpreiſe
für das neue Düngejahr 1935/36 nur verlangt werden
könnte, wenn der Mehrabſatz des Düngejahres 1934/35 groß
genug ſein würde, um durch entſprechende Produktionserhöhung
eine Verbilligung der Geſtehungskoſten erreichbar erſcheinen zu
laſſen. Die unterſte Grenze der auch nur für eine teilweiſe
Beibehaltung des Sonderabſchlages erforderlichen Abſatzſtei=
gerung
war mit 25 Prozent feſtgeſetzt. Dagegen hat die tatſäch=
liche
Abſatzſteigerung 9 Prozent betragen. Die Voraus=
ſetzung
für eine Senkung der Stickſtoffpreiſe iſt
ſomit, wie zwiſchen den beteiligten Inſtanzen ausdrücklich feſt=
geſtellt
wurde, nicht er füllt, ſo daß der Sonderabſchlag leider
nicht beibehalten werden kann. Es gelten demnach die Stick=
ſtoffpreiſe
des abgelaufenen Düngejahres in
ihrer urſprünglichen Höhe unabänderlich auch für das kommende
Düngejahr.

Produkkenmärkke.

j. Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim
vom 1. Juli. Kirſchen a) 2532, b) 1524, c) 814: Erdbeeren
a) 2224, b) 2022, c) 1820; grüne Stachelbeeren 1015,
reife Stachelbeeren 1518; rote Johannisbeeren 1819, ſchwarze
Johannisbeeren 22; Himbeeren 1929 Pfg. pro Pfund. Anfuhr
350 Zentner, Nachfrage ſehr gut.

Die Berliner Börſe war weiter freundlich, doch hielt ſich
das Geſchäft wie am Vortage in engen Grenzen. Anſcheinend
wurden erneut Kuponerlöſe am Aktienmarkt angelegt, während
eine Rückwirkung des Kupontermins auf dem Rentenmarkt noch
nicht zu ſpüren war. Am Aktienmarkt fiel die weitere Aufwärts=
bewegung
der Tarifwerte auf, die ¼ bis 1 Prozent höher bezahlt
wurden, wobei man auf die ſtabile Dividendenpolitik dieſer Ge=
ſellſchaften
verweiſt. Montanwerte waren nur um Prozentbruch=
teile
gebeſſert. In Kaliwerten machte ſich wieder Material=
mangel
bemerkbar, Salzdetfurth gewannen 2½ Prozent. Farben
(minus ½ Prozent) blieben vernachläſſigt. Elektrowerte waren
½ Prozent gebeſſert. Von Metallwerten waren beſonders Eiſen=
handel
gefragt und erneut 3 Prozent höher. Renten neigten teil=
weiſe
zur Schwäche. Im Verlauf blieb die Tendenz freundlich.
Von Montanwerten, waren Rheinſtahl und Stolberger Zink
feſter. Kokswerte konnten weiter auf 125½ (123½) anziehen,
Von Elektroaktien ſtiegen Rhein. Elektro um 2½ Prozent. Da=
gegen
waren Deutſche Eiſenhandel 2 Prozent niedriger. Am
Kaſſarentenmarkt war erſtmalig eine Zunahme der Umſätze zu
bemerken, die man als eine Auswirkung des Kupontermins an=
ſehen
kann. Die Kurſe waren aber im großen und ganzen wie=
der
nicht viel verändert.
Infolge der nur kleinen Publikumsbeteiligung verzeichnete
die geſtrige Rhein=Mainiſche Börſe wieder nur ſehr klei=
nes
Geſchäft, zumal auch irgendwelche Anregungen, nicht vor=
lagen
. Die Kurſe erfuhren im allgemeinen nur minimale Ver=
änderungen
, wobei aber weiterhin leichte Befeſtigungen über=
wogen
. Spezialbewegungen größeren Formats waren geſtern
nicht zu beobachten. Einige Nachfrage zeigte ſich für Montan=
papiere
. Elektroaktien lagen recht ſtill. Schiffahrtsaktien notier=
ten
voll behauptet, ebenſo Kunſtſeidenpapiere. Von chemiſchen
Werten eröffneten JG. Farben ½ Prozent niedriger Scheide=
anſtalt
blieben mit 235 unverändert. Reichsbankanteile bröckel=
ten
½ Prozent ab. Am Rentenmarkt war das Geſchäft in den
variablen Papieren bei minimalen Veränderungen ſehr klein.
Weitere Nachfrage zeigte ſich für Reichsbahn=Vorzugsaktien mit
123½. Im Verlaufe ſchrumpfte das Geſchäft ſtark zuſammen.
Infolge der Geſchäftsſtille bröckelten die Kurſe zumeiſt um Bruch=
teile
eines Prozentes ab, die Grundtendenz blieb jedoch feſt. Der
variable Rentenmarkt lag auch ſpäterhin geſchäftslos.
An der Abendbörſe war die Haltung weiter feſt, wenn auch
den Notierungen in den meiſten Fällen kein nennenswertes Ge=
ſchäft
zugrunde lag. Im Vergleich mit den Berliner Schlußkurſen
waren überwiegend Erhöhungen von ¼ bis ½ Prozent zu ver=
zeichnen
. Der Rentenmarkt wurde ſtark vernachläſſigt, die Kurſe
konnten ſich indes behaupten.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Zinkwalzwerksverband G. m. b. H., Berlin, hat den
Grundpreis für Zinkbleche mit Wirkung ab 1. Juli 1935 im
Durchſchnitt um 0,25 RM. für 100 Kilogramm erhöht
Nach dem Ausſcheiden Mc. Garrahs und Leon Fraſers aus
dem Präſidium der BJ3. ſind die Vereinigten Staaten in der
BJ3. nicht mehr vertreten. Einer Wahl des Gouverneurs der
Federal Reſerve Bank in New York, Harriſon, in den Verwal=
tungsrat
der BJ3. hat das Federal Reſerve Board die Geney=
migung
verſagt.
Einer Einladung der Vereinigung Carl Schurz folgend, wird
in den Tagen vom 1. bis 4. Juli eine Delegation der amerikagi=
ſchen
Gruppe der JHK. mit ihrem Vorſitzenden Thomas J. Wat=
ſon
, Präſident der International Buſineß Machines Corporation
und Direktor der Federal Reſerve Bank. New York, das neue
Deutſchland beſuchen. Die Reiſe führt von Saarbrücken nach
Völklingen (Röchling=Werke), Trier, Bingen, Köln, Leverkuſen
und Berlin.
Mee
Stellvertr. Haupiſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik; Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleton und die
Gegenwart: Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland: i. V. KarlBöhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann Anzeigen=
leiter
: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. V. 85. 20019. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 2.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Berliner Kursbericht
vom 2. Juli 1935

Deviſenmarkt
vom 2. Juli 1935

Berl. Handels= Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag.
Nordd. Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl

Nef
94.
94.
35.
38.25
48.
125.
117.50
100.
119.
160.375
141.75
111.

Me Hee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Nie
151.50
129.50
112.50
107.625
165.
94.
126.375
101.875
125.
89
74.50

Weee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtote. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht/1
Wanderer=Werke

Re
120.50
186.
36.
84.50
123.75
96.
11.75
121.625
54.75
130.25
128.75

Aeghpten
Argentimien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar)
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fland

Währung
Tägypt.
Pap. Peſo
100 Belga
Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen
00 Gulden
1.Sg.
00 eſtl. Kr.
100 finn.Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

R
12.50
0.659
41.88s
0.139
3.047
2.466
54.48 5
45.67
12.20
168.43
5.38
16.39
2.353)
168.72/
55.21

Briei=
12.53
0.662
41.965
0.141
3.053
2.470
54.58
46.97
12.23
638
5.39
16.43
2.355
162,08
55.33

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei.
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten

Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Francs.
100 Peſetas
1100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Geldpeſo
1 Dollar

GeldBrief

20.42
0.710
5.649
80.32
6t.32
148.95
11.o5
62.32
81.09
33.99
10.34
1.972
0.999
2.470

20.46
0.719
5.661
81.08
61.44
42,05
11.09
63.04
b1.a5
34.05
10.38
1.978
1.001
2.774

Durmſtädter ans Harionnrbant Durmſtast, Wihiute der Btesoher Sunz

Frankfürter Kursbericht vom 2. Juli 1935.

Kee
Gr.IIp. 1934
1985
1936
1937
1988
Gruppe l ..
5 %Dtſch. Reichsanl.
2%Intern.,v. 30
BBaden v. 27
2Bahern v. 27
½Heſſen.. v. 28
. v. 29
* Preuß. v. 28
%Sachſen v. 27
412%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......!.
20 Dt. Reichspoſt=
Schätze ......"
4½%......"
Otſch. Anl Ausl.
42), Ablöſung..
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
4½%Bad.=Baden
4½BBerlin .v. 24
4½BDarmſtadt ..
4½%Dresden v.26
4½%Frankfurt 26
Jcheidelberg26
KMainz....
ZMannheim27
4½ Münchenv. 29
4½ %Wiesbaden2s
4½½Heſſ. Landesb
4½% Golbobl.
5½% Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liquid.

103.6
10in
108.5
108
107
105
100.25
97.25
103.75
97.25
98.5
9.
97.75
108.5
96.25
96.75
100.5
100.3
100.15
113
10.3
90
95
88.75
92
89:),
910,
95.25
96.25
941.
100.5

43%beſſ. Landhypi
Komm.=Obl. . . .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% v Goldoblig.)
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
4½% desgl. R.12
8 Kaſſ. Landes=
krebitk
. Goldpfb.
4½%Naſſ. Landes=
bank
Goldpfb...
5½%, Lig.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser. 1I
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½% Berl. Hyp. B.
5½ Lig.=Pfbr.)
4½% Frkf. Hhp.=B.
5½% Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
2 % Frlf. Pfbr.B.
Lig.=Pfr. .
4½ ZMein. Shp. B.)
½% Lig.=Pfr.
% Pfälz. Hhp. B.
Lig.=Pfb.
5½2
4½% Rh.Hyp.=Bk.
Lia.=Pfr.
41
Goldobl.
4½%Südd. Boden=
Cred.=Bank ....
5½% Lig.=Pfbr.
4½ %Würt. Ghp.
6% Daimler=Benz.!
6%Dt. Linol. Werke
6%0 Klöcknerwerke.

96.75

X.
A

96.75
10½1.

115:,
130.5
200.
96
96.25
1007
93.5
96:),
161
96.5
101),
97.25
101
96.25
101.25
94
9n.75
100.5
98
104.75
103
101

3Mainkrw. b.26
6%Mitteld. Stahl.
5% Neckardl. G.b.23
6% Rh. Stahl v. 25
62 SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerke
58 RM.=Anl.
49%
4½8
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bondsl:
5%Bosn. 2. E. B.
5%.
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 021
4½20 Oſt. Schätze,
4%Oſt. Goldrente.
5Svereinh. Rumän
4½%

4½Budp. Stadtanl.
4%Liſſabon. .....
4% Stockholm. . . . .
Aktien.
Accumulat.=Fabr!
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. .........
AndregeſorisBahn
Aſchaffbg. Brauere!
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Nürnba.

101.25
102.25
99.25
102
97.5
101.35

100.25
127.75
16.75
16.75
8"
44.25
34.5
8.1
10

11.6
11.6
11.8
11.5

G
113

174
62.5
g7.5
127.75
116
87I,
129
119
140
130

M Ri
Cement Heidelberg /118
Karlſtadt.
J. G. Chemie, Baſell147.5
Chem. Werke Albert /102.5
Chade (A-C) ...."
Contin. Gummiw. .1160
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl ....... /110.5
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoffé Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Enzinger Union .
EſchweilerBergwerk
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebrüder. . .1128
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guilleaume
Franifurter Hof ..
Geſ. ſtelektr. Untern.
Goldſchmidt, Th...
Gritzner=Kahſer...
Grün &Bilfinger..
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanſwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Lempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſen ....!!
nann. Phi

Vefe
135
94.25
116.5
1235
169/,
92.5
118
95
117.25
133.75
104.5
262
81.5
159
65
151.25
1041,
56.25
129
106
40.5
201
101.75
112.:
115
63.5
113
14.5
94,25

Kee Hu
Genüſſe
Junghans ......"
Kali=Chemie... . . .
Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ../ 96
Klöcknerwerke ..../1021),
Knorr C. 8.
...
Konſerven Braun
Lahmeher & Co. /131.75
Laurahütte".
Lech, Augsburg.
Lokomf. KraußckCo. 103
Löwenbr. Münch. .
Mainkr.=W.
Mainz=Alkt. 2
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. 9
Metallgeſ. Frankf. 1110
Miag, Mühlenbau
Moenus.
MotorenDarmſtadt
Neckarwerk Eßling.
Sdenw. Hartſtein.
Parkeu. Bürgerbr.,
Nh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerle ...
Riebeck Montan..
Roeder, Gebr.
Rütgerswerie ..../120.75
Salzbetfurth Kali
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.,
Schramm, Lackfabr.
Schuckert, Elektr..11
Schwartz, Storchen!
Siemens & Halske.!1
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Tellus Bergbau ..
Thür, Liefer,Geſ.

Ve
90.25
128
127.25
186
67.75
24.25
215
90.75
83
89
1116.75
90
84.75
99.5
109.5
112
227.5
1157,
105.5
105
202.5
176
70
22.5
15
180.5
190
1on

Nnterfranten.:.
Ver. Stahlwerke ..
Ver. Ultramarin ..I.
Weſtdte. Kauſhof.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank ...
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Sypotheibk.
Comm. u. Privatbk.
Dt. Ban 1u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel.
DresdnerBank ...
Frantf. Bant ..../107
Hhp.=Ban!
Mein. Shp.=Ban1.
Pfälz. Oyp.=Bank.
Reichsbank=Anl. ..
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. B1.
Wür Notenbon?
A.-G. 1. Veriehrsn
Allg. Lokalb. Kraftw
720 Dt. ReichsbVzg.
Hapag ........
Lübeck=Büchner..
Nordd.=Llohzd ..
Südd. Eiſenb. Geſ.

Al. janzr u. Stutte.
Verſicherung ...!4
Vereim.Ver
Frankona Rück=u. M
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handels

1110
84),
141.5
36
120
83
1124
125.75
90.75
116.5
127
92.25
94
82.5
94
96.75
98i.
87
190
128.5
92.5
80
123.75
123.25
79.5
81.5

215
268
123

73.5

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 180

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 3. Juli 1935

R

WOLEGANG MARKEN
(29

Und Ihr Leben, Schweſter?
Steht in Gottes Hand, Miſter Marſhall! Aber jetzt werden
Sie wohl mit Dr. Poeck und den anderen Herren über unſere
Pläne ſprechen wollen. Ich werde mir inzwiſchen erlauben, Ihre
Frau Mutter aufzuſuchen, um ſie zu beruhigen.
Sie reichte den beiden Piloten die Hand und verließ mit
Joan nachdenklich das Miſſionshaus.
Auch ihr war die große Aehnlichkeit Fred Marſhalls mit
Georg von Rapp ſofort aufgefallen.

Margarete und Joan fuhren nach der Villa Marſhall und
verlangten dort die Frau des Hauſes zu ſprechen.
Joan wunderte ſich, daß der würdige chineſiſche Hausmeiſter
ſie ſo lange und fragend anſtarrte.
Schließlich geleitete er die Schweſtern zu ſeiner Herrin.
Mrs. Marſhall ſaß eben an ihrem Schreibtiſch, als Joan
und Margarete eintraten. Sie erhob ſich raſch und kam ihnen
entgegen.
Mit ruhiger Freundlichkeit reichte ſie Margarete die Hand,
und das Mädchen ſah erſtaunt, daß die Frau aufs Haar Joan
glich.
Jetzt wandert ihr Blick herüber zu Joan, die mit weit=
aufgeriſſenen
Augen auf Mrs. Marſhall ſtarrt.
Alles Blut weicht aus deren Wangen, als ſie Joan anſieht.
Jane . . . Jane! ſtößt Joan Waagen plötzlich hervor. Biſt
du es, Jane?"
Joan, du . . . du? ſpricht Mrs. Marſhall leiſe. Dann liegen
ſich die beiden Schweſtern in den Armen und küſſen ſich unter
Tränen.
Schweſter Margarete ſteht wie angewurzelt. Sie iſt unfähig,
ſich zu rühren und fühlt nur, daß ſie jetzt ihr Glück endgültig
begraben muß.
Das alſo iſt Jane, die Georg von Rapp ſo geliebt, die er
zu Unrecht von ſich geſtoßen hatte!
Die beiden Schweſtern ſind aufs tiefſte erſchüttert darüber,
daß das Schickſal ſie wieder zuſammengeführt hat. Sie denken in
dieſer Stunde nicht an Margarete, nur das Wiederſehen, das be=
glückend
und ſchmerzlich zugleich iſt, erfüllt ſie.
Ach, Jane ... daß ich ſchuld bin, daß dein Glück einſt
zerbrach!
Du?

Ja! Haſt du dich nicht von deinem Gatten getrennt, weil
er dir eine ſchlechte Vergangenheit vorwarf? Hat er in dir nicht
das Mädchen von Padang geſehen? Weiß du nicht, daß er dich
mit mir verwechſelt hat?
Jetzt begreift Jane alles.
Ihr Herz krampft ſich zuſammen bei dem Gedanken, daß ein
Irrtum ſie um ihr Lebensglück gebracht.
Das war’s alſo!
Mit einem Male erſchüttert ein heftige Schluchzen den Körper
der Frau.
Sie weint um ihr verlorenes Glück.
Da tritt Margarete zu ihr und legt ihre Hand begütigend
auf deren Arm. Weinen Sie nicht, Lady, Georg von Rapp lebt
und ſucht Sie, um gutzumachen, was er einſt durch ſein Zweifeln
gefehlt hat.
Georg .. . ſucht mich? fragt Jane ungläubig.
Ja! Er will ſühnen . . . denn er liebt Sie ja noch immer.
Wieder weint die Frau auf. Ich ... ich bin alt geworden!
Nein, nein, Lady! So dürfen Sie nicht ſprechen! Sagt
Ihnen der Spiegel nicht jeden Tag, wie ſchön Sie ſind?"
Joan iſt erfüllt von Bewunderung für Schweſter Margarete.
War es möglich, daß ſich eine Frau in ſolchem Maße über=
wand
, daß ſie zur anderen, deretwegen ſie auf ihr Glück ver=
zichten
mußte, ſo ſchweſterlich ſein konnte?
Kommen Sie, Lady, ich will Ihnen von Herrn von Rapp
erzählen, ſagte Margarete.
Sie nehmen Platz und Margarete erzählte, wie ſie Georg
von Rapp kennengelernt und gepflegt hat, ſchildert die Freund=
ſchaft
, die ſie mit ihm verbunden, das Auftauchen Joans und
endlich die Aufklärung des verhängnisvollen Irrtums vor
zwanzig Jahren.
Nur von ihrer Liebe ſchweigt ſie.
Und jetzt ſucht er Sie, Lady! ſchließt Margarete. Gewiß
hat er ſchon alles in Bewegung geſetzt, vielleicht iſt er auch be=
reits
auf der Fahrt zu Ihnen.
Nein, erklärte Jane, das kann nicht ſein! Denn kein
Menſch weiß, daß hinter Mrs. Marſhall Jane Waagen ſteckt.
Damals, als ich mich von Georg trennte, nahm ſich Mr. Marſhall
meiner als väterlicher Freund an. Er adoptierte mich, und ich
folgte ihm nach China, wo ich ihm eine eifrige Helferin in ſeinem
Handelshauſe wurde. Mr. Marſhall ſtand ganz allein in der

Welt. In Schanghai gebar ich . . . Georgs Sohn. Fred weiß
nichts von ſeinem Vater. So bin ich für die Welt verſchollen.
Dann wollen wir Georg von Rapp ſofort telegraphieren!
rät Margarete.
Frau Jane iſt freudig einverſtanden. Margarete will die
Depeſche aufgeben.
Die zwei Schweſtern haben ſich viel zu erzählen und ſind ſo
beglückt, ſich wiedergefunden zu haben, daß Joan, aber auch Mar=
garete
vergeſſen von Freds Entſchluß zu ſprechen.
Erſt kurz vor dem Abſchied fällt Margarete der eigentliche
Zweck ihres Beſuches ein.
Mrs. Marſhall erſchrickt ſehr, als ſie von dem Entſchluß des
Sohnes hört.
Margarete aber verſpricht ihr, in Gemeinſchaft mit Dr. Poeck
dafür ſorgen zu wollen, daß Fred nicht in die Gefahrenzone
kommt. Das beruhigt die Mutter.
Sie iſt jetzt von dem Wunſch beſeelt, das edle Werk tatkräftig
zu unterſtützen.
In herzlicher Freundſchaft trennen ſie ſich.
Als Joan und Margarete wieder auf der Straße ſtehen,
winkt Margarete einer Taxe und befiehlt dem Chauffeur: Zum
Telegraphenamt!"
Aber als ſie das inhaltsſchwere Telegramm an Georg von
Rapp dem Beamten hinſchiebt, zittern ihre Hände, noch einmal
wallt der ungeheure Schmerz um den verlorenen Geliebten in
ihr auf. Aber dann wird alles ganz ſtill in ihr.
Denn ſie iſt Schweſter Margarete, fern jedem Egoismus, fern
jedem Neid und Ehrgeiz .. ."
Joan aber ahnt Margaretes Herzeleid und drückt das Mäd=
chen
ſchweſterlich an ſich.
Dann fahren ſie nach der Miſſionsſtation zurück.
Dort hat ſich inzwiſchen allerhand ereignet.
Nach dem Start der Weltflieger hat ſich die Pekinger Preſſe
des Falles angenommen, und beſonders die chineſiſchen Zeitungen
druckten die Worte, die Margarete vor den Fliegern geſprochen,
faſt wörtlich ab.
Große Artikel wurden darüber geſchrieben.
Wir glaubten erſt nicht, ſchrieb die Aufgehende Sonne‟,
daß es einen Menſchen geben kann, der in unſer Land kommt,
nur um zu helfen, einen Menſchen, der erfüllt iſt von der großen
Güte Buddhas. Aber wir haben die guten Worte gehört, und
dieſe Worte haben wider unſere Herzen geſchlagen wie der Klöp=
pel
gegen die Glocke. Und unſere Herzen rufen der Regierung
zu: Warum gebt ihr den Fremden, was ſie verlangen, warum
denkt ihr aber an die Hunderttauſende von Elenden, nicht, die
dem Tode preisgegeben ſind? Es iſt die Pflicht der Regierung,
daß ſie den Kampf gegen General Hu, gegen dieſen falſchen Hund,
der ein elender Mandſchukuli war, mit aller Schärfe führt. Gene=
ral
Hu hat das edle Hilfswerk der Miſſionen unmöglich gemacht.
Sieben tüchtige Aerzte und dreiundzwanzig opferbereite Schwe=
ſtern
aus dem Abendlande hat er gefangengenommen, und hält
das Peſtgebiet abgeſperrt.
(Fortſetzu

Nur noch heute und morgen Bis auf weiteres Ein packender Großfilm!
Mein Herz Ein guter deutscher Nach-
wuchsfilm
:
Er weiß der Königin Wager will (DR. STRUENSEE)
mit Clive Brook G5sss
Madeleine Carrol.
Regie: Victor Saville. mit Hans Fitz
Ligelotte Schmidt
Elise Aulinger
Jugendliche haben Zutritt.

A

Ad.

Hente letzter Tag

Der letzte Film des echten
Komiker-Paares:

Parnkardchen

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die ideale Heizung für Einfamilienhäuser.
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