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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 180
Mittwoch, den 3. Juli 1935
197. Jahrgang
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Außerordenklich ſcharfe ſowiekruſſiſche Noke an Tokio wegen der Zwiſchenfälle an der mandſchuriſchen Grenze.
Japan will ebenfalls „ſehr deuklich” ankworken.
Papierene Prokefte.
DNB. Moskau, 2. Juli.
Im Zuſammenhang mit den vor einigen Tagen gemeldeten
Zwiſchenfällen an der mandſchuriſch=ſowjetruſſiſchen Grenze hat
Sie Moskauer Regierung jetzt in Tokio
diploma=
riſche Schritte unternommen. Der ſowjetruſſiſche
Bot=
ſchafter Jurenew hat am Montag, wie die Taß amtlich meldet..
im Auftrag ſeiner Regierung Außenminiſter Hirota eine längere
Rote überreicht, in der in zum Teil ſcharfen Worten gegen das
Verhalten der japaniſch=mandſchuriſchen Be=
Sörden proteſtiert wird.
Zum Schluß heißt es dann in der Moskauer Note, die
Sow=
ketregierung hoffe, daß die japaniſche Regierung, die mehrfach
irhren Wunſch nach friedlichen Verhältniſſen an der ſowjetruſſiſchen
Crenze beſtätigt habe, nunmehr ſchnelle und energiſche Maßnahmen
zur Abwendung herausfordernder Handlungen der
japaniſch=
rnandſchuriſchen örtlichen Militärbehörden treffen werde, indem
fie dieſs auf die Unzuläſſigkeit und Gefährlichkeit der von ihnen
mn der Grenze durchgeführten Methoden hinweiſe.
Japans Stellungnahme.
DNB. Tokio, 2. Juli.
Die von Botſchafter Jurenew überreichte Proteſtnote wegen
Ser Zwiſchenfälle an der mandſchuriſch=ſowjetruſſiſchen Grenze
am hier ganz unerwartet. Außenminiſter Hirota nahm den
Pro=
eſt erſt an, nachdem einige Punkte abgeändert worden waren.
Das japaniſche Auswärtige Amt hält mit ſeiner Stellungnahme
noch zurück, da man einen Bericht über die Vorfälle aus Hſinking
ſerwartet. Immerhin wird von amtlicher Seite durch die Agentur
Mengo ſchon jetzt erklärt, daß die Zwiſchenfälle auf die
mangelhafte Grenzfeſtſetzung zurückzuführen
geien und deshalb eine klare Grenzziehung die
wich=
igſte Aufgabe für die Zukunft ſei. Die Tatſache, daß
ſ ie Note gleichzeitig mit der Ueberreichung in Tokio auch in
Mos=
dau veröffentlicht worden ſei, wird hier als unfreundlicher
pro=
wagandiſtiſcher Akt angeſehen, worauf Japan auch noch
ausdrück=
ſich hinweiſen werde. Anſcheinend beabſichtigte die
Sowjetregie=
nung, ſo wird hier angenommen, die Aufmerkſamkeit von der
ſahwierigen Lage im Weſten auf den Fernen Oſten abzulenken.
Das japaniſche Auswärtige Amt werde auf jeden Fall eine
deut=
ſiche Antwort geben.
* In die gewitterſchwüle Lage im Fernen Oſten, die bisher
durch die Verſchärfung des japaniſch=chineſiſchen Gegenſatzes be=
Eimmt war, fällt jetzt plötzlich durch den japaniſch=ruſſiſchen
Notenkrieg eine neue Spannung. Rußland hat in Tokio eine
ſehr deutliche Proteſtnote überreichen laſſen, in der es die
Bwiſchenfälle an der mandſchuriſchen Grenze zur
Sprache bringt und mit ernſten Folgen für die ruſſiſch=japaniſchen
Beziehungen droht. Herr Litwinow ſpart nicht mit kräftigen
Worten. Er ſpricht von der provokatoriſchen Tätigkeit der
japa=
iſch=mandſchuriſchen Behörden, von der Unzuverläſſigkeit und
Sefährlichkeit ihrer Haltung und ſchiebt Japan die
Verantwor=
tuung für alle daraus entſtehenden Folgerungen zu.
In Tokioſcheint dieſe Tonart überraſcht zu haben. Der
japa=
iſche Außenminiſter hat die Note nur unter Vorbehalt
angenom=
men, hat aber gleichzeitig angekündigt, daß er eine „ſehr deutliche
Antwort” erteilen würde. Das klingt außerordentlich bedrohlich,
denn die Belaſtungen, im Dreieck Tokio—Nanking—Moskau ſind
ſchon ſeit längerer Zeit ſo ſtark, daß theoretiſch ſchon eine
Klei=
rigkeit genügen würde, um eine gewaltſame Entladung
herbei=
zführen. Trotzdem braucht man aber vorderhand die jüngſte
Entwicklung nicht allzu tragiſch zu nehmen. Die Ruſſen haben ſich
auis ihren beſten Poſitionen von den Japanern hinausmanövrieren
laſſen, und die Japaner fühlen ſich in ihrer taktiſchen Situation
ſo ſicher, daß ſie ſogar auf die lauten und ſtillen Proteſte der
Eng=
länder und Amerikaner zur Tagesordnung übergehen. Alſo
wer=
den ſie ſich auch von Rußland nicht aus der bisherigen Linie
ab=
bringen laſſen, zumal ſie damit rechnen, daß die Ruſſen die Dinge
nicht zum äußerſten kommen laſſen.
Tapans Heer und Marine weiſen die ſowjekruſſiſchen
Beſchuldigungen zurück.
In japaniſchen Armeekreiſen hält man den
ſowjetruſſiſchen Proteſtſchritt für gänzlich
unbegründet und erklärt, die japaniſchen Truppen ſeien zu
diſzipliniert und im übrigen auch zu ſchwach, um dieſe
angeb=
lichen Grenzverletzungen begehen zu können. Wenn der
Sowjet=
vegierung etwas daran liege, den gegenwärtigen Zuſtand zu
beendigen, ſo könne ſie dies nur durch eine klare Grenzziehung
erreichen. — In Marinekreiſen wird der
ſowjet=
rüfſiſche Proteſt wegen des angeblichen
Ein=
öringens mandſchuriſcher Kanonenboote in
Sowjetgewäſſer ebenfalls weit zurückgewieſen.
Man erklärt hier, Sowjetrußland habe ſich bisher ſtets
ge=
weigert, zu einer Verſtändigung über den Verkehr auf dem
Arnur zu gelangen und damit klare Verhältniſſe zu ſchaffen.
46 Prozenk Mililärausgaben in Japan.
Im Zuſammenhang mit einer aus Tokio gemeldeten
Erklä=
rang des Finanzminiſters Takahaſhi über die ernſte Finanzlage
Japans, die Maßnahmen zur Herabſetzung der Ausgaben
uner=
läßlich mache, iſt eine Aufſtellung des „Daily Telegraph” über
die japaniſchen Staatsausgaben und den Anteil der
Rüſtungs=
ausgaben daran nicht unintereſſant. Danach iſt der Anteil der
Ausgaben für militäriſche und Rüſtungszwecke an den Geſamt=
ausgaben, der noch vor 5 Jahren 29 Prozent betrug, jetzt auf 46
Prozent geſtiegen. Von dem Geſamtbudget von 2215 Millionen
Den (221 500 000 engl. Pfund nach dem Pariſtand) entfallen
allein 46 Millionen Pfund Sterling auf das Kriegsminiſterium
und 53 Millionen Pfund Sterling auf das Marineminiſterium.
Weiter hat das Kriegsminiſterium für den „mandſchuriſchen
Zwi=
ſchenfall” 16,2 Millionen Pfund Sterling angefordert, und ebenſo
das Marineminiſterium 960 000 Pfund Sterling, wozu noch
„Spezialausgaben” des Außenamtes in Höhe von 36 000 Pfund
Sterling kommen. Andererſeits erwartet man allerdings, daß
der mandſchuriſche Staat in dieſem Jahre etwa eine Million
Pfund Sterling zu den dort gemachten Militärausgaben
bei=
tragen wird.
Einrichlung einer neuen japaniſchen
Nachrichten=
agenlur.
19 führende japaniſche Zeitungen und die japaniſche
Rund=
funkgeſellſchaft haben am Dienstag beim Außenminiſter und beim
Verkehrsminiſter einen Organiſationsplan zur Bildung einer
neuen japaniſchen Nachrichtenagentur eingereicht. Der Name dieſer
Nachrichtenagentur lautet „Domei Tſuſchin Scha” (Vereinigte
Nachrichtenagentur). Die Ernennung des Direktoriums und des
Perſonals ſoll in Kürze erfolgen.
Rengo erklärt hierzu, daß die neue Agentur wie andere
Welt=
agenturen eingerichtet werden ſoll, um ein genaues und
unpartei=
iſches Arbeiten im japaniſchen Nachrichtenweſen zu ermöglichen.
Der Außenminiſter und der Verkehrsminiſter gaben bekannt,
daß die Regierung der neuen Agentur in jeglicher Beziehung alle
Erleichterungen gewähren werde. Das neue Unternehmen werde
aber nichtsdeſtoweniger eine unabhängige Stellung einnehmen.
Edens Echo.
Ablehnung des Londoner Bermittlungsvorſchlages
im Abeſſinien-Konflikt durch die engliſche Preſſe.
EP. London, 2. Juli.
Die Erklärungen, die der Außenminiſter Sir Samuel Hoare
und der Völkerbundsminiſter Eden am Montag nachmittag im
Unterhaus abgegeben haben, finden in der Morgenpreſſe keinen
allzu günſtigen Widerhall. Die Blätter billigen zwar im
all=
gemeinen die Ausführungen Edens daß die engliſche
Außen=
politik auf dem Völkerbundspakt aufgebaut ſei und die britiſche
Regierung daher ſolchen Ereigniſſen, die die Zukunft des
Bundes weitgehend berühren könnten, nicht gleichgültig
gegen=
überſtehen dürfte. Aber mit der praktiſchen Auswertung dieſer
Auffaſſung in der abeſſiniſchen Frage, nämlich mit dem
Vermittlungsvorſchlag, den Eden dem italieniſchen
Staatschef Muſſolini unterbreitet hat, ſind ſie weit weniger
einverſtanden.
Die Blätter kritiſieren vielmehr in mehr oder
weniger ſcharfen Wendungen die Abſicht der Regierung,
Aethiopien einen Gebietsſtreifen an der
Somaliküſte mit dem Hafen von Zeila als
Ent=
ſchädigung für etwaige abeſſiniſche
Konzeſ=
ſionen an Italien abzutreten, eine Abſicht, die
be=
reits vom Unterhaus mit ziemlich lebhaftem Widerſpruch
auf=
genommen worden war. Die „Daily Mail” ſpricht von einem
„erſtaunliche Angebot”. Es ſei ein ſeltſames Ergebnis
der Anbetung des Völkerbundsfetiſchs durch die
engliſchen Politiker, daß ſie vorſchlagen müßten, einer fremden,
Sklaverei treibenden Macht Trinkgelder an britiſchem Gebiet
und britiſchen Untertanen anzubieten im Zuſammenhang mit
einem Streitfall, der England nicht im geringſten etwas
an=
gehe. — Der „Daily Expreß” ruft dramatiſch aus, das
britiſche Weltreich werde zu Schleuderpreiſen
zum Verkauf geſtellt. — Die halbamtliche „Times”,
warnt Italien davor, die Verträge und Abkommen zu brechen,
die es unterzeichnet habe. Die Politik Muſſolinis
ſtehe beiſpielsweiſe im Widerſpruch zu den
Ver=
trägen, die Italien mit Aethiopien, mit
Eng=
land und mit Frankreich abgeſchloſſen habe. Sie
ſei im Widerſpruch befindlich mit dem Kellogg=Pakt und dem
Völkerbundspakt und bedrohe die Grundlagen ſelbſt des Kollektiv=
Syſtems. Darum verfolge die öffentliche Meinung Englands
mit großer Beſorgnis die italieniſche Politik gegenüber
Abeſ=
ſinien und werde von ganzem Herzen alle Vorſchläge der
eng=
liſchen Regierung unterſtützen, die noch die geringſte Ausſicht
auf eine friedliche Löſung eröffneten. — Der „Daily Telegraph”
wirft die Frage auf, ob die übrigen Mächte
be=
ſonders Frankreich, ebenſo zu ihren
Ver=
pflichtungen ſtehen würden wie England. Auch
Frankreich habe hundertmal erklärt, daß ſeine Außenpolitik ſich
auf den Völkerbund gründe, und daß es außerhalb des Bundes
keine Sicherheit gebe. Eine entſchloſſene Zuſammenarbeit
zwiſchen den beiden Weſtmächten ſei die einzige Hoffnung auf
eine friedliche Regelung. Ein Krieg würde den Bund in ſeinen
Grundfeſten erſchüttern und die gemeinſame Front über Nacht
zum Einſturz bringen. —
Natürlich fehlt es wieder auch nicht an Stimmen, die der
engliſchen Regierung empfehlen, ſich vollſtändig aus dem
italieniſch=abeſſiniſchen Streit herauszuhalten. So erklärt die
„Daily Mail”, das engliſche Volk habe nicht die geringſte
Neigung, Abeſſiniens wegen in einen Krieg hineingezogen zu
werden, und dazu noch in einen Krieg mit einem alten Freund
und Verbündeten.
Polikiſcher Sommer in der Schweiz.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Rbst. Genf, 30. Juni.
Der Abſchluß der Frühſommertagung des Parlaments hat
die Schweiz inmitten ſchwerer Probleme gelaſſen. Gewiſſe Dinge,
vor allem das Geſetz für den Schutz der öffentlichen Sicherheit
und die damit verbundene Schaffung einer Bundespolizei ſind
zwar erledigt worden, aber die großen und dringenden Fragen" .
haben im Laufe er verfloſſenen Tagung höchſtens theoretiſch
Er=
wähnung gefunden und harren einer ſpäteren Löſung. Das
Parlament wird erſt im Herbſt wieder zuſammentreten. Der
Eindruck des Aufatmens über den dadurch gewonnenen
Zeit=
gewinn iſt unverkennbar. Die Sommermonate werden von
Be=
hörden, Parteien und Intereſſenverbänden zur Vorbereitung
der wichtigen Entſcheidungen benutzt werden, die dann getroffen
werden müſſen und die teils politiſcher, teils finanzieller und
wirtſchaftlicher Art ſind.
Noch vor Eröffnung des Parlaments, nämlich auf den
8. September iſt die Volksabſtimmung über die Totalreviſion
der Bundesverfaſſung angeſetzt. Die ſchweizeriſche
Bundes=
verfaſſung beſteht in ihrer jetzigen Faſſung ſeit dem Jahre 1874;
ein großer Teil ihres Inhalts iſt aber unverändert aus der
Verfaſſung von 1848 übernommen worden. Obſchon gewiſſe
unvermeidliche Anpaſſungen an die neue Zeit im =Laufe der
letzten Jahre vorgenommen worden ſind, iſt der Wunſch nach
gründlicher Verfaſſungsänderung beſonders von ſeiten der
jüngeren Generationen immer dringender geworden und hat
letzten Sommer in einer Volksinitiative ſeinen Ausdruck
ge=
funden. Die zur Veranlaſſung einer Abſtimmung über eine
Verfaſſungsänderung vorgeſchriebenen 50 000 Unterſchriften ſind
innerhalb kurzer Zeit leicht erreicht worden, und damit wurde
das in der Verfaſſung für eine Totalreviſion vorgeſehene
Verfahren ausgelöſt. Demzufolge wird der Bundesrat, falls
die Mehrheit der Abſtimmenden ſich über die Vorfrage bejahend
ausſprechen wird, die Neuwahl der beiden Räte, des National=
und des Ständerates verfügen. Dieſem ſogenannten
Ver=
faſſungsparlament wird die Ausarbeitung der neuen Verfaſſung
obliegen. Man rechnet damit, daß wenigſtens ein Jahr
ver=
gehen wird, ehe die abgeänderte Bundesverfaſſung dem Volk
zur Abſtimmung vorgelegt werden kann. Sie tritt erſt dann in
Kraft, wenn ſie nicht nur von der Mehrheit der Abſtimmenden,
ſondern auch von der Mehrheit der Kantone angenommen
worden iſt.
Augenblicklich iſt noch nicht abzuſehen, wie die Ausſichten
für die Volksabſtimmung liegen. Für den Fall der Ablehnung
der Vorfrage bleibt immer noch die Möglichkeit der
Teil=
reviſion offen, worüber ebenfalls das Volk zu entſcheiden hätte.
Sehr wenig Klarheit beſteht auch über den Sinn der eventuellen
Verfaſſungsänderung und die Richtung, in der ſich die
Er=
neuerungsbeſtrebungen auswirken werden. Die Mehrzahl der
großen Parteien, aber auch die Behörden ſelbſt haben noch nicht
Stellung genommen. Allgemein kann man aber jetzt ſchon ſagen,
daß während die jungen Parteien mit vaterländiſchem Charakter,
vor allem die ſogenannten Fronten, darauf anzukommen ſcheint,
gewiſſe Uebelſtände der Demokratie aus der gegenwärtigen
Verfaſſung auszuſchalten, die Frage der Totalreviſion
auf=
geworfen haben und demgemäß befürworten, ſowohl die großen
bürgerlichen Parteien aber andererſeits auch die
Sozial=
demokraten der Reviſion feindlich gegenüberſtehen. Auch die
großen Intereſſenverbände, die in der Schweiz ausſchlaggebende
Bedeutung haben, ſind im großen Ganzen den
Reviſions=
beſtrebungen abgeneigt, um ſo mehr, als dieſe ſich zum Teil
gerade gegen den Einfluß dieſer ſtark auf ihr Privatintereſſe
eingeſtellten Verbände richten. Es wird auch hier in der letzten
Zeit verſchiedentlich als Frage erörtert, ob nicht die
Ein=
gliederung der Berufsintereſſen in den Staat und auch in der
Schweiz angezeigt wäre. Dagegen wenden ſich freiſinnige und
konſervative Kreiſe, die ſchon jetzt die Schweiz als einen
in=
offiziellen Korporationenſtaat bezeichnen und alles vermeiden
möchten, was die Verwirklichung ſolcher Pläne fördern könnte.
Zwar iſt bei den Berufskörperſchaften ſelbſt die Tendenz zu
erkennen, die berufsſtändiſche Ordnung auszubauen, jedoch ſoll
die Mitwirkung des Staates dabei auf ein Minimum
be=
ſchränkt werden. In dieſem Sinne hat dieſer Tage der
ſchweizeriſche Gewerbeverband eine Entſchließung
ange=
nommen, die ſich grundſätzlich zur berufsſtändiſchen Ordnung
be=
kannt, wobei dem Staat aber einzig die Rolle zugedacht iſt, die
Beſchlüſſe der Berufsgruppen, falls ſie den berechtigten
Inter=
eſſen des Geſamtwohles nicht zuwiderlaufen” für verbindlich zu
erklären.
Von den Gegnern der Verfaſſungsänderung hat ſich bis
jetzt nur der Schweizeriſche Bauernverband endgültig
aus=
geſprochen. Er macht geltend, daß im Landvolk ein Bedürfnis
nach Totalrepiſion nicht beſteht, daß die Vorſchläge der
Initianten große einheitliche Richtlinien nicht erkennen laſſen
und daß angeſichts der Verſchiedenheit der Ziele der Initianten
wenig Ausſicht für die Annahme einer neuen Verfaſſung durch
das Volk beſteht. Auch würden die Bundesbehörden durch die
Vorbereitung der Verfaſſungsänderung an der Löſung anderer
dringlicher Aufgaben während langer Zeit gehindert. Dieſen
Argumenten dürften ſich auch die anderen bürgerlichen Parteien
in der Hauptſache anſchließen. Eine Ausnahme macht hier die
ebenfalls auf demokratiſchem Boden ſtehende jungliberale
Bewegung, die für die Verfaſſungsänderung eintritt und ſogar
bereits einen Verfaſſungsentwurf ausgearbeitet hat, deſſen
wichtigſte Grundzüge folgende ſind: Beibehaltung des Prinzips
des Bundesſtaates, Erſchwerung der Volksinitiative durch
Er=
höhung der dafür erforderlichen Stimmenzahl, Einſchränkung
des Vereinsrechts durch Verbote ſtaatsfeindlicher Vereine,
Aus=
bau der Bundeskompetenzen gegenüber den Kantonen auf dem
Gebiete der Landesverteidigung und des Strafrechts, vor allem
aber auch auf dem Gebiete der Wirtſchaft. Hier iſt vorgeſehen,
daß der Bund wenn nötig, vom Grundſatze der
Wirtſchafts=
freiheit abweichen kann. Die Korporationenidee ſoll durch
Be=
ſtimmungen gefördert werden, die es dem Bunde ermöglichen,
die Berufsverbände nicht nur, wie das bis jetzt in beſchränktem
Maße auch der Fall war, zur Mitwirkung heranzuziehen,
ſondern ſie auch öffentlich anzuerkennen, ihre Beſchlüſſe allgemein
verbindlich zu erklären, ja ſogar den Beitritt zu ſolchen
Ver=
bäuden obligatoriſch zu machen. In kultureller B. jehung legt
der Entwurf Wert auf die Sicherung einer hinreichenden
Seite 2 — Nr. 180
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Juli 1935
nationalen Erziehung der jungen Staatsbürger. Gewiſſe
Anpaſ=
fungen im Finanz= und Steuerweſen bringen wenig Neues. Unter
den verwaltungsmäßigen Neuerungsvorſchlägen verdient die
Ver=
längerung der Amtsdauer des Bundespräſidenten von einem auf
zwei Jahre, ſowie die Möglichkeit der Wiederwählbarkeit, und
die Neuſchaffung einer Preſſe= und Propagandaſtelle im
Bundesrat Erwähnung.
Der geſchilderte Verfaſſungsentwurf gibt ungefähr ein Bild
davon, in welchem Sinn ſich die öffentliche Meinung mit den
Abänderungsmöglichkeiten beſchäftigt. Zu verfügen wären noch
der Wunſch der Rechtskreiſe nach einer gewiſſen Einſchränkung
der Preſſefreiheit ſowie verſchiedene Sonderanliegen einzelner
Kantone, die ihr Verhältnis zum Bund berühren.
Die tiefe Urſache dieſer Bewegung, die die vorhandenen
Formen zu ändern beſtrebt iſt, liegt auf wirtſchaftlichem
Ge=
biete. Die ernſten Schwierigkeiten dieſer Art haben ihren erſten
Ausdruck in der Kriſeninitiative gefunden, die, obſchon ſie in
der Abſtimmung vom 2. Juni abgelehnt worden iſt, als ernſtes
Sturmzeichen angeſehen worden iſt und bei allen
verant=
wortungsbewußten Kreiſen den Eindruck hinterlaſſen hat, daß eine
aktive Kriſenbekämpfung dringend gefördert werden muß. Die
Hauptſorge bildet der dauernde Ausgleich des Staatshaushalts,
da nur auf dieſe Weiſe die ſpekulativen Angriffe gegen den
Franken erfolgreich und endgültig abgewehrt werden können.
Zu dieſem Zwecke hat der Bundesrat auf Grund ſeiner
be=
ſonderen Vollmachten auf wirtſchaftlichem Gebiet dieſer Tage
auf dem Wege des dringlichen Bundesbeſchluſſes, das heißt ohne
Befragung des Parlaments, weſentliche Steuererhöhungen auf
Zucker und Benzin verordnet, die ſofort in Kraft getreten ſind
und die ihm recht wenig Sympathien im Volke gebracht haben.
Auch ein Finanzprogramm auf weitere Sicht, das der
Bundes=
verſammlung im Herbſt vorgelegt werden ſoll, findet keine
Zu=
ſtimmung. Es handelt ſich dabei im Weſentlichen um eine
Ver=
mehrung der Bundeseinnahmen durch Coupon= und
Stempel=
ſteuer, ſowie durch Erhöhung der Zollanſätze auf ausländiſches
Brotgetreide. Ferner ſoll die Frage einer weiteren Erhebung
der urſprünglich nur vorübergehend gedachten Kriſeninitiative
und einer eidgenöſſiſchen Erbſchaftsſteuer erwogen werden. Dieſem
Programm wird vorgeworfen, daß es zu ſehr auf
Steuer=
erhöhung und zu wenig auf Sparmaßnahmen aufgebaut iſt.
Obwohl gewiſſe Einſparungen im Staatshaushalt ebenfalls in
Ausſicht geſtellt werden, beſteht in den Kreiſen der Wirtſchaft
allgemein der Eindruck, daß hier, in Anbetracht der ſchwierigen
Lage durch Vereinfachung der Bundesverwaltung und
Herab=
ſetzung der Gehälter der Bundesangeſtellten erhebliche
Ein=
ſchränkungen am Platze wären. Gegen die Ausdehnung der
Bundesſteuern wird auch im Namen des Föderalismus
Ein=
ſpruch erhoben. Wie in allen Bundesſtaaten ſind die
Finanz=
verhältniſſe in der Schweiz wenig überſichtlich. Der Bund
konnte bisher verfaſſungsmäßig keine eigenen Steuern
ein=
ziehen. Seine Ausgaben mußte er aus dem Ertrag der Zölle
und gewiſſen indirekten Abgaben decken. Davon machte die
Kriſenſteuer eine Ausnahme, die, während des Weltkrieges unter
der Bezeichnung „Kriegsſteuer” eingeführt, dann noch über die
Nachkriegszeit hinweghelfen und wieder endgültig verſchwinden
ſollte. Sie müßte falls ſie nun dauernden Charakter annehmen
ſollte durch Volksabſtimmung ſanktioniert werden. Hier aber
iſt mit dem energiſchen Widerſtand der Kantone zu rechnen,
die jede direkte Bundesſteuer als Eingriff in ihre Rechte
be=
trachten und darin eine Schmälerung ihrer eigenen Einnahmen
ſehen. Jeder Kanton treibt nämlich ſeine eigene Finanzpolitik
und hat für die Geſunderhaltung ſeines Staatshaushaltes zu
ſorgen.
* Ein „ungenehmer” Zeitgenoſſe.
Der Energieanfall der Memelmächte ſcheint ſich bereits
wieder gelegt zu haben, bevor es überhaupt zu der Aufſetzung
der Note kam, von der vor einiger Zeit die Rede war. Das
ſoll uns jedoch nicht abhalten, den Regierungen, die ſich
ver=
pflichtet haben, die Memelländer zu ſchützen und zu beſchirmen,
folgenden Vorfall vorzutragen: Dieſer Tage jagte der
Polizei=
chef von Litauiſch Crottingen mit ſeinem Auto durch die
Straßen von Memel, riß einen Radfahrer um, deſſen Rad
reſt=
los verbogen und zertrümmert wurde. Der Radfahrer ſelbſt
kam mit einigen Beulen und Hautabſchürfungen davon. Der
edle Polizeichef ſtolzierte in ſeiner Uniform heran, um den
Ver=
letzten auf Litauiſch mit folgenden Worten anzureden: „Lebſt
du deutſches Schwein noch?” Worauf ihm auf litauiſch die
Gegenfrage entgegenklang: „Sollen denn alle Deutſchen
tot=
gefahren werden?‟ Darauf ſtutzte dieſer angenehme Zeitgenoſſe,
denn der Memelländer ſpricht bekanntlich nicht litauiſch, weil
er zum Deutſchtum gehört. Und richtig, dem Crottinger war
das Unheil widerfahren, einen — Litauer mit ſeinem Auto
überrannt zu haben. Das „deutſche Schwein” war alſo kein
deutſches „Schwein” ſondern ein Volksgenoſſe des litauiſchen
Polizeichefs, der nun ſchleunigſt wie ein begoſſener Pudel
ab=
zog. Die Gegenfragen des Ueberfahrenen wollen wir jedoch nicht
einfach untergehen laſſen, denn ſie traf ins Schwarze: Litauens
Trier.
Die alte Germanenſtadt und die römiſche Kaiſer=Reſidenz.
Von Kaſimir Edſchmid.
Trier iſt nicht nur die älteſte Stadt in Deutſchland — Trier
iſt nicht nur eine alte römiſche Kaiſer=Reſidenz — Trier iſt nicht
nur eine erleſen ſchöne Stadt — — Trier hat auch einen Fluß,
der ebenſo majeſtätiſch, ebenſo ſchön und ähnlich voll
geſchicht=
licher Erlebniskraft iſt wie die Stadt, mit der er verbunden iſt.
Die Moſel fließt bei Koblenz zwar wie ein ſtiller ſchöner
See in den Rhein, aber auf dem Stück zwiſchen Trier und
Koblenz iſt die Moſel der launiſchſte Fluß, den Deutſchland
be=
ſitzt. Zwiſchen Trier und Koblenz fließt die Moſel manchmal
buchſtäblich rückwärts, ſie macht Halbkreiſe und manchmal faſt
Kreiſe, und wenn man ihr folgt, dann iſt das wohl eine der
zauberhafteſten Wanderungen, die es gibt. Die Moſel fließt
manchmal ähnlich, wie manche Eiſenbahnen in Südamerika
lau=
fen, welche die Ingenieure, um den Staat zu betrügen, ſo gebaut
haben, daß man nach zwei Stunden Fahrt wieder an
einer Station vorbeikommt, an der man ſchon einmal war. Der
Lauf der Moſel hat allerdings nichts mit Betrug zu tun. Die
Moſel hat ſich auf dieſer Strecke nur mit vollendeter Kunſt durch
das Gebirge durchgeſägt — ohne Eile, ohne Ueberſtürzung, aber
mit vollem Temperament. In den Bogen der Moſel liegen, unter
Roſen begraben, viele ſchöne Städte. Aufden Hügeln liegen
präch=
tige Burgen. Und zwiſchen den Burgen und der Moſel liegen die
geſegneten Weingärten. Und unter den Weingärten leuchtet das
Rot des Bodens wie eine von der Sonne durchglühte Haut
heraus. Das flaumige Grün der Reben und das ſtarke Roſa des
Bodens, die Burgen auf den Höhen und die Obſtbaumweiler am
Fuße der Hügel — das gibt dem Strom eine Melodie von
Kraft und Idylle, von Farbenglut und Verträumtheit, von
Romantik und Ordnung — von lauter Eigenſchaften, die kein
anderer deutſcher Fluß in dieſer Vereinigung ähnlich beſitzt.
Einmal war Trier an diefem Strom das Kleinod des
römi=
ſchen Imperiums. Es war eine Stadt wie Rom, die mächtigſte
Repräſentation des Weltreichs auf dieſer Seite der Alpen, eine
Stadt mit Präfekten, Paläſten, Tempeln, Villen, Arenen
Kaſtel=
len, mit einem Luxus gebaut, mit einer militäriſchen Tuchtigkeit
angelegt und mit einer Größe und Härte verwaltet, wie es dem
politiſchen Charakter der Römer entſprach. Trier wurde die
zweite Stadt des römiſchen Imperiums. Und die Porta Nigra,
der Koloß römiſchen Mauerwerks, der heute noch mitten in der
Stadt ſteht und der wirkt wie die Hälfte eines gigantiſchen
Palaſtes, die Porta Nigra, die wie ein Stück des Koloſeums
ausſieht, iſt nichts als ein römiſches Stadttor, deſſen Mauern
verloren gegangen ſind — das aber groß genug und mächtig
genug war, um im Mittelalter eine Kirche daraus zu machen.
Vom Tage.
Im Haushaltsſaal des Reichstages wurde am Dienstag
vor=
mittag die 9. Vollverſammlung der Internationalen
Beleuch=
tungskommiſſion feierlich eröffnet. Die Tagung, deren
Durchfüh=
rung der Deutſchen Lichttechniſchen Geſellſchaft übertragen
wor=
den iſt, hat in Berlin begonnen und wird in Karlsruhe
abge=
ſchloſſen.
Die am 5. Juni in Brüſſel unterbrochenen Beſprechungen
zwi=
ſchen Vertretern Deutſchlands und der belgiſch=luxemburgiſchen
Wirtſchaftsunion über eine Verbeſſerung des beiderſeitigen
Waren= und Zahlungsverkehrs ſind geſtern in Berlin wieder
auf=
genommen worden.
Die Abordnung der deutſchen Frontkämpfer, die an den
Ver=
handlungen der FJDAC. in Paris teilnimmt, legte am Dienstag
nachmittag am Grabe des unbekannten Soldaten einen großen
Kranz nieder. Die Schleife trug die Inſchrift: „Dem
unbekann=
ten franzöſiſchen Soldaten — die deutſchen Frontkämpfer, den
2. Juli 1935‟.
Die 50 deutſchen Kriegsteilnehmer, die am Montag nach dem
Empfang im Lyoner Rathaus nach Vichy gekommen waren, ſind
am Dienstag morgen nach Clairvivre weitergereiſt. Clairvivre
iſt ein von der franzöſiſchen Vereinigung der lungenverletzten
Kriegsteilnehmer errichtetes Erholungsheim. Dort werden die
deutſchen Kriegsteilnehmer einige Tage bleiben.
Der in London weilende rumäniſche Außenminiſter Titulescu
hatte am Dienstag abend eine Beſprechung mit Außenminiſter
Sir Samuel Hoare. Er wird vorausſichtlich am Mittwoch mit
dem Miniſter für Völkerbundsangelegenheiten, Eden, zu einer
Unterredung zuſammentreffen.
Am Donnerstag kommender Woche wird vorausſichtlich eine
engliſche Unterhausausſprache über außenpolitiſche
Angelegen=
heiten ſtattfinden. Die Ausſprache wird ſich in der Hauptſache
auf die Ergebniſſe der Reiſe Edens nach Paris und nach Rom
erſtrecken.
Die Wiener Bundesregierung hat eine Verordnung erlaſſen,
wonach der öſterreichiſche Heimatſchutz, die oſtmärkiſchen
Sturm=
ſcharen, die Wehrzüge der chriſtlich=deutſchen Turnerſchaft, der
Freiheitsbund und die burgenländiſchen Landesſchützen zu
Schutz=
korps=Verbänden erklärt werden.
Die Königliche Tafel in Budapeſt hat in der
Berufungs=
inſtanz den kommuniſtiſchen Volksbeauftragten Matthias, Rakoſi
wegen Hochverrats, Aufruhrs und Mordes in 27 Fällen zu
lebens=
länglicher Zuchthausſtrafe verurteilt. Somit iſt im weſentlichen
das im Februar gefällte Urteil der erſten Inſtanz beſtätigt worden.
Auf Vorſchlag des chileniſchen Außenminiſters wurde der
argentiniſche Außenminiſter Saavedra Lamas einſtimmig zum
Vorſitzenden der bolivianiſch=paraguayiſchen Friedenskonferenz
gewählt.
Auf der Verfolgung der Aufſtändiſchen, die vor einigen Tagen
in Peiping mit einem Panzerzug einfielen, wurden bisher über
200 in der entmilitariſierten Zone von der chineſiſchen
Sonder=
polizei gefangen genommen, unter ihnen der Kommandant des
Panzerzuges, Tuan Chunchih, und ſein Stellvertreter, Chia
Yuyen. Beide wurden zum Tode verurteilt.
Politik im Memelgebiet läuft darauf hinaus, das Deutſchtum
auszurotten. Wie ſich nun dabei der einzelne Litauer verhält,
das geht nur zu deutlich aus dem Auftreten und dem Ausſpruch
des Polizeichefs hervor. Vielleicht hat man in Rom, London
ind Paris die Freundlichkeit dieſen Vorgang als Material
entgegenzunehmen, weil es außerordentlich informativ iſt.
für Inſtandſehzungsarbeiken.
DNB. Berlin, 2. Juli.
Der Reichs= und preußiſche Arbeitsminiſter weiſt darauf
hin, daß Reichszuſchüſſe für Inſtandſetzungs= und
Ergänzungs=
arbeiten, ſowie für Umbauten nicht mehr gewährt werden.
So=
weit endgültige Beſcheide noch nicht erteilt ſind, werden die
Antragſteller aufgefordert, die Rechnungen den örtlichen Stellen
zwecks Abrechnung und Auszahlung der Reichszuſchüſſe ſofort
einzureichen, da die Aktion abgeſchloſſen wird.
Geſeh über Erhebung von Amlagen
in der gewerblichen Wirkſchaft.
Im Reichsgeſetzblatt Nr. 67 vom 29. 6. iſt folgendes Geſetz
veröffentlicht:
Die Reichswirtſchaftskammer kann Anordnungen treffen
über die Erhebung und Verwendung von Umlagen durch
Grup=
pen oder Vereinigungen von Unternehmern nd
Unter=
nehmungen der gewerblichen Wirtſchaft als Organe der
Selbſt=
verwaltung und über die Einziehung und Beitreibung ſolcher
Umlagen durch Induſtrie= und Handelskammern,
Handwerks=
kammern oder ſonſtige öffentlich=rechtliche Vereinigungen von
Unternehmern und Unternehmungen, der gewerblichen Wirtſchaft.
Aber Trier war nicht nur eine große Provinzſtadt des
römiſchen Imperiums. Es wurde ſogar die Reſidenz der Kaiſer,
Von 287 bis Ende des vierten Jahrhunderts, ſaßen hier römiſche
Kaiſer, verwalteten von der Moſel aus das Rieſenreich, das das
Mittelmeer umſpannte, das tief in Aſien hineingriff, das Afrika
durchdrang, deſſen Flotten die Welt beherrſchten und deſſen
Armeen ein Kolonialreich ohne gleichen beſchützten — — ein
Reich, wie es nur wieder die Staufer in den traumhaften
Glanz=
ninuten der deutſchen Geſchichte aufgerichtet haben.
Die Römer hielten Trier bis ins fünfte Jahrhundert. Sie
hielten es gegen den Anſturm der germaniſchen Völker, die dazu
beſtimmt waren, das alte römiſche Imperium abzulöſen. Die
Römer hielten ihre Kaiſerſtadt mit aller Strenge und aller
Bru=
talität. Ihre Arena, wo ihre kriegeriſchen Schauſpiele
ſtattfan=
den, ſteht heute noch da. Wenn man ſich in dieſe Arena
hinein=
ſtellt, ſo kann man mitempfinden, wie hier um den Rang der
Weltmacht zwiſchen einer alten Raſſe und einer neuen Raſſe
gekämpft wurde. Denn die Römer warfen hier Tauſende von
Germanen ihren wilden Tieren vor. Sie ſchlachteten die
Ger=
manen regimenterweis. Die Alemannen, die Trier einmal 261
verwüſteten, machten auch das Amphitheater, die Schlachtſtätte
ihrer Kampfgenoſſen, dem Boden gleich. Die Römer bauten aber
das Amphitheater wieder auf — und fünfzig Jahre ſpäter
warf Konſtantin in der Arena wieder ein paar tauſend
Weſt=
falen mit ihren Fürſten den afrikaniſchen Beſtien vor.
Aber all das half den Römern nicht. Das römiſche
Impe=
rium verging. Die Franken kamen. Trier machte alle
Entwick=
lungen des fränkiſchen Imperiums mit. Es wurde Erzbistum
— und es beginnt die Reihe großer Kirchenfürſten, die Trier
ſeinen Charakter gaben. Trier hat unter ihnen viel gekämpft,
wie die Römer in Trier viel gekämpft haben. Und der letzte
deutſche Ritter, der das Mittelalter feſthalten wollte und nichts
entfliehen laſſen, Franz von Sickingen, hat vor Trier gelegen
und hat ſeine Kanonen von den Höhen nach Trier hineinknallen
laſſen. 1815 kam das Erzſtift Trier an den preußiſchen Staat.
Es kam an den preußiſchen Staat mit ſeiner Erinnerung an
die antike Machtfülle der Römer, die hier herrſchten, mit der
Porta Nigra, mit dem Amphitheater, mit ſeinen Kirchen und
mit ſeinem ſchönen Dom, an dem alle Generationen der
chriſt=
lichen Zeit gearbeitet haben, bis ein Bauwerk entſtand, das
in ſeiner Weiſe auch ein imperialiſtiſcher Bau, ja eine Stadt für
ſich iſt.
Trier war aber nicht nur die größte Kaiſerſtadt auf dieſer
Seite der Alpen, es war auch die größte antike Chriſtenſtadt.
Die Römer waren in dieſen Dingen ja wie alle großen
Er=
oberervölker loyal. Sie ließen ja auch ſchon früher den
unter=
worfenen Völkern ihren Glauben und verlangten nur die
An=
betung des kaiſerlichen Hauſes — und ſie verſtanden es mit
Politik, die fremden Götter irgendwelchen römiſchen Göttern
gleichzuſetzen. Es gibt Statuen aus der Heidenzeit in Trier, wo
Verbeſſerung der Wochenhilfe
und Familienwochenhilfe
in der Krankenverſicherung.
DNB. Berlin, 2. Juli.
In der nächſten Nummer des Reichsgeſetzblattes wird das
von der Reichsregierung verabſchiedete Geſetz über Wochenhilfe
und Geneſendenfürſorge in der Krankenverſicherung
veröffent=
licht werden.
Das Geſetz enthält eine bedeutende Verbeſſerung der
Vor=
ſchriften über Wochenhilfe und Familienwochenhilfe. Aus
ver=
ſicherungstechniſchen Gründen müſſen beſtimmte Vorausſetzungen
erfüllt ſein, wenn die Leiſtungen der Wochenhilfe gewährt
wer=
den ſollen. Insbeſondere iſt eine gewiſſe Verſicherungsdauer vor
Eintritt des Wochenhilfefalles erforderlich. Die
Reichsverſiche=
rungsordnung ſchreibt darum vor, daß die Verſicherte in den
letzten zwei Jahren vor der Niederkunft mindeſtens zehn
Monate und im letzten Jahr vor der Niederkunft mindeſtens
ſechs Monate hindurch auf Grund der
Reichsverſicherungs=
ordnung oder bei der Reichsknappſchaft gegen Krankheit
ver=
ſichert geweſen ſein muß. Dieſe Vorausſetzungen ſind bei
nor=
maler Beſchäftigungs= und Wirtſchaftslage regelmäßig erfüllt.
In letzter Zeit haben ſich jedoch wegen der lang dauernden
Arbeitsloſigkeit in einer größeren Zahl von Fällen Härten aus
dieſen Beſtimmungen ergeben. Zwar ſind auch diejenigen
Arbeitsloſen, die Leiſtungen aus der Arbeitsloſenverſicherung
beziehen, gegen Krankheit verſichert, ſo daß hier die
Warte=
zeiten ohne weiteres gegeben ſind. Anders liegt es jedoch bei
den von der Arbeitsloſigkeit betroffenen Volksgenoſſen, die nach
Ausſcheiden aus der Arbeitsloſenverſicherung von der
öffent=
lichen Fürſorge betreut werden. Hier iſt in ſehr vielen Fällen
die Verſicherung gegen Krankheit nicht aufrecht erhalten worden.
Entſteht dann kurz nach dem Wiedereintritt in die Arbeit ein
Wochenhilfefall, ſo beſteht u. U. noch kein Anſpruch auf die
Leiſtungen der Krankenverſicherung, weil die
Anwartſchafts=
zeiten wegen der Unterbrechung der Verſicherung nicht mehr
er=
füllt ſind. Wochenfürſorge durch den Träger der öffentlichen
Wohlfahrtspflege iſt aber in ſehr vielen Fällen mit Rückſicht
darauf, daß der Verſicherte wieder in Arbeit ſteht, nicht
ge=
währt worden. Das Wochenhilfegeſetz beſeitigt dieſe Härten.
Nach ihm bleibt der Zeitraum, in dem ein Verſicherter von der
Wohlfahrtspflege betreut worden iſt, außer Anſatz. Iſt alſo
jemand etwa ſeit vier Monaten in Arbeit, während er vorher
zwei Jahre von der öffentlichen Fürſorge betreut wurde und
vorher als Leiſtungsempfänger aus der Arbeitsloſenverſicherung
und davor als Beſchäftigter gegen Krankheit verſichert war, ſo
ſcheiden für die Ein= bzw. Zweijahresfriſt der
Reichsverſiche=
rungsordnung die zwei Jahre, in denen der Verſicherte
Für=
ſorgeleiſtungen bezogen hat, völlig aus. Die Anwartſchaftszeit
iſt dadurch erfüllt.
Dieſe bedeutungsvolle Verbeſſerung der Leiſtungen iſt
des=
halb von beſonderer Wichtigkeit, als ſie nicht nur für weibliche
Verſicherte, ſondern auch für Ehefrauen ſowie ſolche Töchter,
Stief= und Pflegetöchter der Verſicherten, welche mit dieſen in
häuslicher Gemeinſchaft leben, gilt. Zugleich bedeutet das
Ge=
ſetz einen weiteren Ausbau der bevölkerungspolitiſchen
Maß=
nahmen der Reichsregierung.
Geneſenden=Fürſorge in der Krankenverſicherung.
Das in der nächſten Nummer des Reichsgeſetzblattes zur
Ver=
öffentlichung kommende neue Geſetz in der Krankenverſicherung
mildert die Vorſchriften der Notverordnung vom 8. Dezember
1931. Hiernach dürfen Krankenkaſſen, deren Beitragsſatz mehr als
5 v. H. betrug, keine Mehrleiſtungen gewähren. Zu dieſen
Mehr=
leiſtungen gehöten auch die Fürſorge für Geneſende und die
Maßnahmen zur Verhütung von Erkrankungen der einzelnen
Kaſſenmitglieder (§ 187, Nr. 2, Nr. 4 der
Reichsverſicherungs=
ordnung). Bei Krankenkaſſen mit einem Beitragsſatz von 5 v. H.
handelt es ſich oft um Kaſſen in Großſtädten und in
Induſtrie=
gebieten, für deren Verſicherte gerade dieſe Leiſtungen beſonders
wichtig ſind. Der Reichsregierung lag daran, hier helfend
ein=
zugreifen. Das iſt durch das neue Geſetz geſchehen. Danach dürfen
in Zukunft auch Kaſſen mit einem Beitrag von über 5 v. H. dieſe
Leiſtungen nach Maßgebe ihrer verfügbaren Mittel gewähren.
Selbſtverſtändlich ſoll hierdurch keine Erhöhung der Beiträge, die
eine Neubelaſtung der Verſicherten und ſo eine Senkung ihres
Realeinkommens bedeuten, eintreten. Es wird jedoch möglich
ſein, auch innerhalb der jetzigen finanziellen Gegebenheiten Mittel
für die geſundheitsfürſorgeriſch ſo wichtigen Leiſtungen
freizu=
bekommen und den Nutzen dieſer Leiſtungen den Verſicherten der
genannten Kaſſen zukommen zu laſſen.
neben dem alten Namen der germaniſchen Gottheit der Name
der römiſchen Gottheit ſozuſagen als Erklärung beigefügt iſt.
Als Trier nun gänzlich chriſtlich wurde, enthauptete das Volk
alle Götter. Die gefundenen Götter=Statuen haben deshalb meiſt
eine Köpfe — und die Altäre ſind meiſt geſpalten.
Was aber noch merkwürdiger iſt, das iſt die Tatſache, daß
in der Gegend von Trier vor der Ankunft der Römer nicht
Gallier auf der linken Rheinſeite ſaßen, ſondern daß Germanen
hier ſiedelten. Die Treverer waren ein Volk von Pferdezüchtern,
große Reiter, und auf einer ihrer Statuen ſitzt eine ihrer
Göttinnen auf dem Pferd — — — und zwar nicht anders als
die griechiſchen Amazonen früher und als die griechiſchen
Land=
mädchen heute — nämlich ſeitlich.
Als die Franzoſen im Krieg eine Bombe in das Trierer
Muſeum warfen und man die verwirrten Steindokumente
ord=
nete, machte man einige Beobachtungen, auf Grund deren man
große Ausgrabungen begann. Dabei zeigte ſich, daß unter den
römiſchen Tempeln ſchon germaniſche geſtanden hatten. Die
ger=
maniſchen Tempel hatten zwar nur eine laubenartige
Säulen=
umrahmung aus Holz, aber die Säulen waren deshalb doch
Säulen — und der heilige Tempelbezirk, der gefunden wurde,
dieſer germaniſche Tempelbezirk wird größer ſein als der heilige
Bezirk in Delphi. Und Delphi war der mächtigſte heilige
Kult=
bezirk der antiken Welt.
Die Geſchichte verfährt oft nach merkwürdigen, aber
ſinn=
reichen Launen. Als man den Dom in Trier baute, ſetzte man
die Grundriſſe an die Stelle, wo früher ein römiſcher
Kaiſer=
palaſt den Ruhm des römiſchen Imperiums verkündet hatte. Die
Ausgrabungen belehren uns jetzt, daß aber bereits unter den
Trümmern der römiſchen Tempel die Tempel der Germanen
geſtanden haben. Der Mythos der germaniſchen Geſchichte bricht
n Trier überall durch die römiſche Geſchichte hindurch.
Es gab
n W
riu
ſpäter,
Linksfr.
Stä
um ihre
Kre
auf a
ſen angeb
un
auch
Abſicht
arte
Grieben=Reiſeführer.
Band 60: Harz. Kleine Ausgabe. Mit Angaben für
Winter=
ſportler und Automobiliſten. 126 S. mit ſieben Karten, einer
Rundſicht und 12 Abbildungen. — Noch mehr kann man von
einem Reiſeführer zum Preiſe von 1,60 RM. nicht verlangen,
als dieſer Kleine Grieben bietet. Die vorliegende Ausgabe iſt
ein ſorgfältig bearbeiteter Auszug aus der großen Ausgabe des
Harz=Führers; ſie behandelt alle wichtigeren Orte,
Ausſichts=
punkte und Ausflüge mit hinreichender Ausführlichkeit für einen
kürzeren Aufenthalt. Außer der großen Ueberſichtskarte im
Maß=
ſtab 1:200 000, auf der alle Wanderwege genau eingezeichnet
ſind, ſind dem Beſtand einige ausgezeichnete Spezialkarten, ein
Brocken=Panorama und ein Plan von Goslar beigegeben. Für
den Automobiliſten iſt mit einer Karte der Autoſtraßen und
inem Rundfahrt=Vorſchlag geſorgt.
Dig erfült.
dauert
Härter
Mittwoch, 3. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
i, die nach
der öfint=
Arbeit ein
1ich auf die
wartſchafts. 1
it Rückſicht
nicht ge 1
it alo
der vorher
ſicherte
Für=
riſchafitszeit
gen iſt
des=
ür weibliche
he Töchter,
ſit dieſen in
Wahlſchakken über Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 2. Juli.
Die franzöſiſche Kammer iſt in Ferien. Paris atmet auf.
Für pier Monate hat man Ruhe. Man kann das überall hören.
Das Parlament iſt unvolkstümlicher als je. Das bedeutet aber
nicht, daß die öffentliche Meinung geſchloſſen und einheitlich
wäre, und ſei es nur in einem Punkte. In den erbitterten
Kritiken gegen die Kammer äußert ſich eine allgemeine
Unzu=
friedenheit und Unzufriedenheit iſt noch längſt kein politiſcher
Wille.
Die ſtändige Drohung der Regierungskriſe, die der
poli=
tiſchen =Welt ſchon die Nerven aufzureiben begann, iſt vorerſt
beſeitigt. Und wie es in den alten Formeln heißt „die
Regie=
rung wird endlich arbeiten können”. Allerdings bleibt man in
dieſem Punkte etwas ſkeptiſch, denn man ſah, daß die Aktivität
„der früheren Regierungen auch während der langen Ferien=
Zeiten, die ihnen zur Verfügung ſtanden, und trotz weitgehender
Vollmachten durch innere Zwiſtigkeiten gehemmt war. Und jetzt
Befürchtet man dazu noch, daß die Politik, wenn die Kammer
auf Ferien iſt, ſich in Verſammlungen und Straßenkundgebungen
fortſetzen wird.
Die Frage der außerparlamentariſchen Organiſationen bleibt
aktuell. Sie ſind übrigens faſt die einzige Hoffnung der
Rechts=
parteien. Die parlamentariſchen Fraktionen ſind nämlich
unter=
einander ſo uneinig, daß von ihnen die Rechtskreiſe nichts
erhoffen können.
Trotzdem war es vielleicht ein Fehler, daß die Aktivität der
Rechtsorganiſationen ſo ſehr die Aufmerkſamkeit auf ſich zog.
Es gab zu einer ſtarken Ripoſte der Linken Anlaß. Und in
Dem Wahlkampfe im hächſten Frühjahr, um den ſich jetzt ſchon
alles dreht, bedeuten ja die außerparlamentariſchen
Organi=
een Fällen fationen nicht viel. Sie ermöglichten aber den Linksparteien
en worden, ½ ſchon jetzt, das Wahlkartell praktiſch zu verwirklichen, unter dem
Vorwand, daß man die bedrohten republikaniſchen Freiheiten
ſchützen müſſe. Die Linke hat in der Perſon Daladiers den
ſtarken Mann für den Wahlkampf gefunden. Daladier ſchwenkte
M mehr er= zuletzt ſtark nach links, er iſt ſelbſt bei den marxiſtiſchen
Par=
dfentlichen /E teien ſehr volkstümlich.
Die Lage wird noch durch die immer offener werdende
Unterſtützung, die Moskau der kommuniſtiſchen Agitation
ge=
ſe Härten / vährt, kompliziert. Selbſt diejenigen Rechtskreiſe, die ſich am
irter von der ſtärkſten für das Bündnis mit Rußland einſetzten, müſſen das
Sugeben.
Die politiſche Entwicklung in Frankreich hängt davon ab,
wurde und Yob es Laval gelingen wird, die Finanzen zu ſanieren und die
nberſicherung / sWirtſchaftskriſe zu lindern. Und er ſelbſt mußte in ſeiner
hert war ſo / abſchließenden Erklärung in der Kammer darauf hinweiſen, daß
leichsverſiche= wer wirtſchaftliche Aufſtieg nur in einem beruhigten Europa
uind durch eine konziliante Außenpolitik ermöglicht wird.
Vorbeugende Maßnahmen der Regierung Laval.
EP. Paris, 2. Juli.
Die innerpolitiſche Lage wird von Tag zu Tag geſpannter.
Die Ankündigung, daß am 7. Juli das „Feuerkreuz” unter dem
tet das Ge= Triumphbogen am Etoile=Platz aufmarſchieren und acht Tage
en Maß= ſſpäter, am nationalen Feiertag des 14. Juli, die gemeinſame
Linksfront, in der alle Linksparteien von den Kommuniſten bis
zu den Radikalſozialiſten vertreten ſind, in Paris und allen
Städten und Dörfern des Landes Umzüge veranſtalten werde,
im ihre Treue zur Republik zu bekunden, hat die
verantwortli=
ſchen Kreiſe Frankreichs mit großer Sorge erfüllt. Unruhe macht
ſich auf allen Gebieten bemerkbar. Die wildeſten Gerüchte über
Sen angeblichen Inhalt der Notverordnungen der
Re=
gierung zur Sanierung der Staatsfinanzen
Hurchlaufen ſeit dem geſtrigen Tage die Stadt. Stark beunruhigt
Hat auch die Haltung Herriots, der auf die
Radikalſozia=
iſtiſche Partei nur noch ſchwachen Einfluß hat. Herriot hat die
Abſicht geäußert, das Amt eines Präſidenten der
Partei niederzulegen, um gegen die gegen die
Regierung gerichtete Agitation Daladiers zu
wroteſtieren. Dadurch würde auch die Regierung ſelbſt in
eine ſehr heikle Lage kommen, da ihre parlamentariſche Baſis
da=
mit ſtark erſchüttert würde.
All dies trägt ſtark zur weiteren Verſtärkung der Unruhe bei.
Sinzu kommt noch, daß gewiſſe Parteiblätter täglich
Ankün=
bigungen von Aufmärſchen der politiſchen
Or=
ganiſationen veröffentlichen. Man ſchiebt dem
Miniſter=
präſidenten Laval die Abſicht zu, daß er eine Verordnung
er=
aſſen werde, derzufolge den Zeitungen künftighin die
Veröffent=
ichung ſolcher Ankündigungen verboten wird. Auch iſt die Rede
pavon, daß alle öffentlichen Kundgebungen, mit
Alusnahme der der Linken, am Nationalfeiertag
werboten werden, was natürlich bei den rechtsſtehenden
Organiſationen, böſes Blut hervorrufen würde. Der
Polizeipräſi=
went hat zuſammen mit den Militörbehörden von Paris bereits
Nr. 180 — Seite 3
die Maßnahmen geprüft, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung
getroffen werden müſſen. Dieſe Maßnahmen werden ſicher
um=
faſſender ſein als alle die, die bei außerordentlichen Gelegenhei=.
ten in den letzten= Jahren getroffen worden ſind. Man geht in
der Annahme nicht fehl, wenn man behauptet, daß Paris in
den Tagen des 7. und des 14. Juli einer im
Bela=
gerungszuſtand befindlichen Stadt gleichen
wird. Von einem kleinen Zwiſchenfall können ſchwere Ereigniſſe
abhängen. Denn der Franzoſe iſt mehr Meiſter im
Improviſie=
ren, als im ſyſtematiſchen Vorbereiten. Darum gibt es
anderer=
ſeits auch nicht wenige, die vorausſagen, daß alles ruhig
ver=
laufen werde, weil die Rechte und die Linke im voraus ihre
Poſition kenne und die Regierung reichlich Zeit habe,
vorbeu=
gende Maßnahmen zu treffen.
Lavals neueſter Grundſah:
„Alle Bürger müſſen gleich unzufrieden ſein!”
EP. Paris, 2. Juli.
Im franzöſiſchen Miniſterrat am Dienstag hat
Miniſterpräſi=
dent Laval über die außenpolitiſche Lage Bericht erſtattet. Unter
Bezugnahme auf die Ausſprache im Unterhaus hat er ſeine
Kol=
legen über die Entwicklung des italieniſch=abeſſiniſchen Konflikts
unterrichtet und erneut die Neutralität Frankreichs betont. Er
hat mitgeteilt, daß gegenwärtig zwiſchen Frankreich
und Italien offiziöſe Beſprechungen auf
diploma=
tiſchem Wege im Gange ſind, um die beſtmögliche Löſung des
Streitfalles zu finden.
Marineminiſter Piétri hat über die Flottenmanöver bei Breſt
zericht erſtattet und auf die ausgezeichnete Verfaſſung der
fran=
öſiſchen Kriegsmarine hingewieſen, aber gleichzeitig die
Notwen=
digkeit unterſtrichen, die Bemühungen um den Ausbau der
Linien=
ſchiffsflotte fortzuſetzen.
Der übrige Teil des Miniſterrats war innerpolitiſchen
Fra=
gen gewidmet. Der Penſionsminiſter teilte mit, daß die Regierung
ſofort eine Unterſuchung über Mißbräuche bei Penſionen einleiten
und dieſe Mißbräuche abſtellen werde. — Finanzminiſter Régnier
hat inzwiſchen die erſten Sparmaßnahmen ausgearbeitet.
Sie werden am kommenden Samstag endgültig fertiggeſtellt und
in der kommenden Woche von den zuſtändigen Miniſtern geprüft
werden. Die endgültigen Maßnahmen werden jedoch erſt nach
dem Nationalfeſt, und zwar an dem Miniſterrat am 16. Juli,
be=
kanntgegeben werden, wahrſcheinlich, um den franzöſiſchen Bürgern
die Freude an dem Feſt des 14. Juli nicht zu verderben.
Miniſter=
präſident Laval erklärte nämlich vor einigen Tagen, daß die
Regierung die Abſicht habe, alle Bürger zu ihren
Be=
mühungen um die Geſundung der Staatsfinanzen
heranzu=
ziehen. Erhatdashiſtoriſche Wort geprägt: „Alle
Bürger müſſen gleich unzufrieden ſein”.
Dreieck Belgrad, Paris und Rom.
Frankreichs füdſlawiſche Karke. — Einbeziehung Belgrads in ikalieniſch=franzöſiſche Aufmarſchpläne.
wieder entfaltet und bei ſeinem Moskauer Beſuch nicht nur von
einer politiſchen, ſondern auch kulturellen Solidarität geſprochen.
Die Bruchlinie der Kleinen Enkenke.
In der ſonſt ſo ſorgfältigen Regie der Kleinen Entente hat es
eine betrübſame Panne gegeben. Ende Juni ſollte die Sitzung des
Ständigen Rates in Belgrad ſtattfinden, die jedoch im letzten
Augenblick verſchoben werden mußte, weil das jugoſlawiſche
Kabi=
nett Jeftitſch geſtürzt wurde. Der rumäniſche Außenminiſter
Titu=
lescu, der derzeitige Vorſitzende, war bereits auf dem Wege zum
Bahnhof, mußte dann aber auf die Meldung von der
Kabinetts=
veränderung in Belgrad wieder nach Hauſe fahren. Er hat ſich
damals beeilt, zu erklären, daß nur eine kurzfriſtige Vertagung in
Frage komme, muß nun aber zu ſeinem Schmerz erfahren, daß die
Jugoſlawen es keineswegs eilig haben, ſondern den neuen Termin
erſt für den Herbſt wünſchen. Darüber iſt Titulescu ſo verſchnupft,
daß er ſich auf die Bahn ſetzte, um nach Paris und London zu
reiſen. Dabei machte er aber einen Umweg um Belgrad, aber die
Belgrader Regierung Stojadinowitſch hat dies mit Faſſung
er=
tragen. Sie hat eine ſchwere Erbſchaft übernommen und ſucht
zunächſt auf innenpolitiſchem Gebiet den Unterbau der Regierung
zu feſtigen, der bei Jeftitſch ſtark ins Wanken geraten war. Wenn
ſie dieſe innerpolitiſche Notwendigkeit zur Begründung der
Ver=
tagung in den Vordergrund ſchiebt, ſo bleibt es trotzdem richtig,
daß der eigentliche Grund für ſie ſehr viel tiefer liegt: ſie will Zeit
gewinnen, und zunächſt die weitere Entwicklung abwarten, denn
von einer europäiſchen Unruhe und den Möglichkeiten einer
Um=
ſchichtung wird Jugoſlawien mit in erſter Linie betroffen.
Die Kleine Entente iſt ja oft genug ſchon totgeſagt worden,
ſie hat aber immer wieder verſtanden, wenigſtens ein Scheinleben
fortzuſetzen. Ihr Programm war von ihrer Gründung an mehr
negativ: ſie ſollte den Schutzwall der franzöſiſchen Politik gegen
Deutſchland in Südoſteuropa bilden und hat in dieſer Eigenſchaft
auch wiederholt eine größere Rolle geſpielt. Sie bemühte ſich
dar=
über hinaus auch, einen poſitiven Inhalt der Zuſammenarbeit zu
ſchaffen, was allerdings regelmäßig mißlang, weil die
wirtſchaft=
lichen und politiſchen Intereſſen der einzelnen Staaten ſtark von
einander abwichen. Dazu kam die Ueberorganiſation von Pakten
und Verträgen, die ſich gegenſeitig überſchnitten. Die Kleine
En=
tente und der Balkanbund decken ſich nicht vollſtändig, ſie tragen
ſogar bei näherem Zuſehen den Kern tiefgehender Widerſprüche
in ſich. Jugoſlawiens Lage wird durch das
Ver=
hältnis zu Italien beſtimmt. Der Wert des
franzöſi=
ſchen Bündniſſes hängt alſo davon ab, wie Paris und Rom
zuein=
ander ſtehen. Je enger die Zuſammenarbeit
zwi=
ſchen Italien und Frankreich geworden iſt, deſto
geringer wurde die Sicherung, die Jugoſlawien
ausder Rückendeckung bei Frankreich gegen
Ita=
lien hatte, deſto ſkeptiſcher wurde in Belgrad der Zwang zur
Anlehnung an Frankreich beurteilt, der für die Tſchechoſlowakei
und Rumänien immer noch der Drehpunkt ihrer Außenpolitik
ge=
blieben iſt.
Dazu kommt die grundverſchiedene Einſtellung gegenüber
Ruß=
land. Herr Beneſch in Prag hat die Fahne des Panſlawismus
Auch Titulescu hat ſich den Sowjetruſſen genähert. Die
Jugo=
ſlawen denken nicht daran, dieſen Kurs mitzuſteuern. Sie haben
davon nichts zu erwarten, ſondern nur zu fürchten.
Gleichzeitig kommen nun eingehende Berichte über den
Be=
ſuch des franzöſiſchen Generalſtabschefs
Game=
lin in Rom, die ziemlich offenherzig auf die Möglichkeit
eines italieniſch=franzöſiſchen
Militärbünd=
niſſes anſpielen, und die Tatſache einer
Truppenumſtel=
lung andeuten, bei der der jugoſlawiſchen Armee
der Offenſivſtoß gegen Deutſchland übertragen
werden ſoll. Das iſt eine Rolle, zu der ſich Jugoſlawien nicht
hergeben wird, denn ſeine Politik wird durch das Adria=Problem
beherrſcht, und hier ſind die Gegenſätze noch genau ſo groß, wie ſie
ſeinerzeit bei der franzöſiſch=italieniſchen Entfremdung waren.
Trotz aller Drohmittel der Franzoſen iſt es nicht
gelungen, eine innere Annäherung zwiſchen
Belgrad und Rom zu erreichen. Auch die
Vorberei=
tungen Italiens für den Krieg gegen Abeſſinien haben an dieſem
Zuſammenhang nichts geändert. Die Jugoſlawen ſehen alſo die
Gefahr, daß ſie bei der weiteren Entwicklung unter die Räder
kom=
men. Als „Landsknechte der franzöſiſchen
Poli=
tik” wollen ſie ſich aber nicht mißbrauchen laſſen, und deshalb iſt
die Abſage der Beratungen der Kleinen Entente wohl richtig ſo
zu verſtehen, daß die Belgrader Regierung es vorzieht, die Rolle
des Beobachters zu ſpielen, um ſich aus Streitigkeiten
herauszu=
halten, die Jugoſlawien nichts angehen und ſich erſt feſtzulegen,
wenn die Lage etwas klarer zu überblicken iſt.
Menſchenhandel auf Gegenſeikigkeik.
DNB. Berlin, 2. Juli.
Wie bekannt wird, wurde bei dem letzten Zuſammentreffen
zwiſchen dem öſterreichiſchen Außenminiſter Berger=Waldenegg und
dem tſchechoſlowakiſchen Außenminiſter Beneſch neben anderem
auch die Möglichkeit einer engeren Zuſammenarbeit der
öſter=
reichiſchen und tſchechoſlowakiſchen Polizeiorgane beſprochen.
Wie wir weiteren, ſehr zuverläſſigen Angaben entnehmen, hat
dieſe Beſprechung bereits erſte Ergebniſſe gezeitigt. So wurde
Ende Juni öſterreichiſcherſeits der tſchechoſlowakiſchen Polizei der
Entwurf eines Abkommens vorgelegt, demzufolge die
tſchechoſlowa=
kiſche Polizei angewieſen werden ſoll, alle öſterreichiſchen
Staats=
angehörigen, die die tſchechoſlowakiſche Grenze nach Deutſchland
überſchreiten wollen und nicht im Beſitze eines deutſchen
Einreiſe=
viſums ſind, anzuhalten und an Oeſterreich auszuliefern.
Als Gegenleiſtung im Rahmen des erwähnten Abkommens
werden die tſchechoſlowakiſchen Behörden von ſeiten Oeſterreichs die
Auslieferung tſchechoſlowakiſcher ſudetendeutſcher Militärflüchtlinge
verlangen.
Anſpruch und Zuſpruch.
Aus zwei bisher unveröffentlichten Briefen Rilkes
an junge Dichter.
Als Goethe die ausgeſtreckte Hand des leidenſchaftlich mit
ſeinem Dämon ringenden Kleiſt von ſich wies, tat er das in dem
ſicheren Empfinden, die wilde Unruhe des bis auf den Grund
erſchütterten Dichters könnte den reinen Spiegel ſeiner Seele
rüben. Das mag das große Recht des Genius ſein; ihm ſteht
aber die nicht minder große Pflicht gegenüber, dem Suchenden
an das rettende Ufer zu helfen, ihm den Weg zu weiſen und
ihm das Herz zu vertrauensvollem Bekenntnis zu öffnen. Zu
den Menſchen, die das natürliche Bedürfnis der Jugend nach
dem Zuſpruch des Dichters ſtets anerkannt haben gehörte
Fainer Maria Rilke. Aber ihm bedeutete das nicht billige
Tröſtung, ſondern höchſter Anſpruch an Begabung und
Be=
währung gegenüber der Kunſt und im beſonderen gegenüber
dem Wort. So kamen aus ſeiner Feder niemals ausweichende
Briefe, ſondern er ſagte ebenſo behutſam wie deutlich, wenn eine
ſunge Kraft an falſchem Platz war, aber er ermunterte auch gern,
wenn er ſchöne Anſätze zu erkennen glaubte.
Unter den ſoeben im Inſel=Verlag zu Leipzig erſchienenen
Briefen Rilkes aus Muzot von 1921—1926 befinden ſich zwei
Schriftſtücke, die wir als klaſſiſche menſchliche Dokumente ſolcher
tiefen Hilfsbereitſchaft und zugleich Verantwortung gegenüber
dem Werk bezeichnen können. Der eine Brief iſt an den Arbeiter
„5. H. gerichtet, der Rilke ein Manuſkript Gedichte eingeſandt
hatte; er lautet:
„Sie haben mich durch Ueberſendung des T. . . .=Heftes
über=
raſcht; mein Dank dafür kommt verſpätet heute; noch
ver=
ſpäteter gehe ich an die Rückſendung Ihres Manuſkriptes, das
ich nirgends zu empfehlen wüßte. Zum Glück finde ich ja auch
ſchon eine Ausgabe Ihrer geſammelten Arbeiten in eben dem
Verlage des „T....” am Schluſſe dieſer Publikation
an=
gekündigt, ſo daß ein Hinweis an einen anderen Verleger
ohne=
hin überflüſſig geworden iſt. Ich hätte es — um es offen zu
ſagen — ſchwer gehabt, Ihren Gedichten das Wort zu reden —
ſte bewegen ſich in der Sprache einer Zeit, die vielleicht die
Ihrige iſt, in deren Bedingungen ich aber nur von außen, und
ohne anhaltenden Anſchluß zu finden, hinüberſehe. Unſereiner
wird nicht leicht davon abzubringen ſein, daß die brodelnde
Maſſe der uns gleichſam überſteigenden Produktion nicht aus
Fülle überfließe — ſondern aus Unheil und Unordnung ſo über
die Ufer alles deſſen träte, was uns nicht ſo ſehr Grenze als
eigentlich Maß geweſen iſt. Ich will nicht zu Ihrer Betrübnis
und Wirrnis ein übriges beitragen in einer Zeit, da Ihnen
die nächſten Umſtände des Daſeins hart und widerſpenſtig ſind;
ſo viel aber muß doch ſchließlich ausgeſprochen ſein, wie Sie
ſelber unwilkürlich herausfordern. Ich weiß nicht, welches
Metier Sie erlernt haben —, aber als Arbeiter muß Ihnen
immerhin die Erfahrung eines gewiſſen Könnens innewohnen,
und die Freude am Gutmachen einer Sache kann Ihnen nicht
ſo ganz fremd geblieben ſein. Wenn Sie einen Augenblick von
dieſem guten, verläßlichen Boden aus auf das Gewoge Ihrer
ſchriftlichen Leiſtungen hinausblicken, ſo wird Ihnen nicht
ent=
gehen, wie ſehr dort der Zufall mit Ihnen ſpielt und wie wenig
Sie ſich erzogen haben, die Feder als das zu gebrauchen, was
ſie vor allem iſt: als ein redliches, genau beherrſchtes und
ver=
antwortetes Werkzeug. — Sie werden es gewiß nicht
unfreund=
lich finden, wenn ich die Aufrichtigkeit der Zuwendung, die Sie
mir erweiſen wollten, in gleicher Weiſe — nämlich aufrichtig —
beantworte . .
Als Gegenſtück dazu ein Brief vom 14. 2. 1924 an W. Milch,
in dem es heißt: Glauben Sie, daß ich es für eine ſehr
ſympatiſche Aufmerkſamkeit halte, daß Sie daran denken
mochten, mir Ihre Gedichte zu ſchicken. Da Sie meinen, ſtarken
Einfluß durch meine Arbeiten erfahren zu haben, war ich
an=
genehm überraſcht, dieſen (wie das bei Ihrer Jugend möglich
geweſen wäre), im Aeußerlichen leicht übernehmbaren, kaum zu
erkennen. Es ſei denn an ein paar von den kleinen Stücken,
die größeren intereſſieren mich bei weitem mehr (ich habe ſie
öfter und laut geleſen); ſie nehmen unbedingt Abſtand vor mir;
unterliegen dafür irgendeinem Beiſpiel muſikaliſcher Art, was
mit ſich bringt, daß ſie aus lauter aufgelöſten Rändern beſtehen
und zu wenig Kern erkennen laſſen".
Ueber Machiavelli
leſen wir in „Corona” der ausgezeichneten Zweimonatsſchrift
des Verlags R. Oldenbourg, einen Aufſatz von Karl Alexander
v. Müller, dem wir die folgenden Stellen entnehmen:
„Der Staat und abermals der Staat ſtand im Mittelpunlt
dieſes römiſchen Geiſtes. Er war ihm die einzige Quelle der
Sittlichkeit, ſelbſt die Religion iſt nur ein Mittel für ſeinen
Zweck, ihm allein haben Kunſt und Wiſſenſchaft und alle
menſchlichen Triebe zu dienen. Wenn ſein Wohl es verlangt,
gibt es für die Gewalt keine Schranke des Rechtes, für den
Betrug keine Grenze der Sittlichkeit. Tadelnswert iſt das
Un=
recht nur, wenn es ſeinen Zweck für den Staat nicht erreicht.
Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit, bis in die letzten
Nerven=
ſtränge verfolgt er die Geſetze dieſer politiſchen Wirklichkeit,
wenn ſie von jeder höheren Sittenordnung, von jeder
über=
natürlichen Bindung losgelöſt iſt . . . So hat er als erſter durch
alle Nebelhüllen der Konvention und der Heuchelei hindurch den
harten Felsgrund des ſtaatlichen Lebens aufgedeckt, die
urſprüng=
lichen und oft furchtbaren Gewalten geſehen, welche die
Ge=
ſchichte beherrſchen. Er glaubt an keinen Fortſchritt in ihrem
Verlauf, an keine Entwicklung des menſchlichen Geſchlechtes.
Wann immer der Menſch und wo er auf dem Schauplatz der
Geſchichte erſcheint, ſein triebhaftes Weſen bleibt ſtets dasſelbe;
gerade darauf gründet ſich ja die Berechenbarkeit der
Staats=
kunſt, die Möglichkeit einer politiſchen Wiſſenſchaft, daraus
er=
gibt ſich die Aufgabe des Staatsmannes.
Die Grenzen dieſer Betrachtungsweiſe liegen am Tag. Die
geſchichtliche Welt iſt unendlich reicher und tiefer als dieſer
Römerenkel ſie ſah. Wer würde aus ſeinen Schriften ahnen,
daß neben ihm Lionardo, Michelangelo und Raffael gelebt
haben, Dürer und Holbein und Grünewald Luther Loyola und
Calvin? Er hatte keinen Begriff und kein Gefühl für die
ſelbſtändige Größe der künſtleriſchen Schöpfungen, in deren
Mitte er aufwuchs, für das Eigenleben der Religion und des
geiſtigen Ringens, für die inneren ſittlichen Kämpfe, welche
Völker und Einzelne bewegen. Noch während er lebte, ſetzten
die ungeheuren religiöſen Erſchütterungen ein, welche bewieſen,
daß der Staat nicht nur ein bloßer Mechanismus der Triebe iſt,
daß neben ihm noch andere Kräfte die Seele der Völker erfaſſen
und zeitweiſe den Staat ſelbſt unter ihre Vormacht beugen.”
Vom Spürſinn des Hundes
berichtet Prof. Dr. Baſtian Schmid in der „Umſchau in
Wiſ=
ſenſchaft und Technik”. Während uns Menſchen das Auge mehr
Eindrücke der Außenwelt vermittelt, als alle anderen Sinne
zu=
ſammen, iſt die Sehkraft des Hundes ſehr gering. Um ſo höher
ſteht ſein Geruchſinn; was für uns ein Wegweiſer bedeutet, das iſt
für ihn die Spur auf dem Boden. Jede von Menſchen getretene
Spur hinterläßt einen Miſchgeruch, der ſich aus dem allgemeinen
Menſchengeruch, ſeinem Eigengeruch und dem vom Schuhwerk
zu=
ſammenſetzt. Dazu kommen die Gerüche des verletzten Bodens, der
Geruch von zertretenen Pflanzen uſw. Der dreſſierte Hund hat
nun den charakteriſtiſchen Eigengeruch herauszufinden.
Bewun=
dernswert ſind die endgültigen Leiſtungen des fährtenreinen”
Hundes, der jede Fremd=, aber auch jede Tierfährte
ablehnt. Selbſt das Identifizieren von Spur und Gegenſtand
fällt dem Hunde nicht ſchwer. Hat er einmal den Eigengeruch
ſei=
nes Herrn erkannt, ſo ſtellt er mit Sicherheit einen von ihm
be=
rührten Gegenſtand feſt. An Hand von erläuternden Abbildungen
berichtet Prof. Dr. Baſtian Schmid weiter über ſchwierige
Expe=
rimente, in denen Hunde die Fährten eines beſtimmten
anderen Hundes erkennen ſollten. Die Verſuche wurden in
die Wintermonate verlegt; auf dem gefrorenen Boden konnten
keine Spuren von Bodeneindrücken zurückbleiben. Dem
fährten=
ſuchenden Hunde wurde ſogar noch eine Augenbinde angelegt, um
jede Orientierungsmöglichkeit durch die Augen auszuſchalten.
Da=
bei ergab ſich, daß die Hunde mit der Binde ſorgfältiger
arbeiteten, als die anderen. Auch hier zeigte das Geſamtergebnis,
daß die Hunde den Eigengeruch ihrer Gefährten erkennen.
Außer=
dem beſitzen die Hunde ein ausgezeichnetes
Erinnerungs=
vermögen. Sie können noch nach acht Wochen einen einmal
begangenen Weg wiedererkennen.
Seite 4 — Nr. 180
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Juli 1935
Geſtorbene.
Darmſtadt: Helm, Johannes, Schreiner, verh.,
58 Jahre.
Schmidt, Eduard, Schneidermeiſter, verh.,
64 Jahre.
Trenkwalder, Joſ. Ferdinand 1 Mon.
Groß=Umſtadt: Hummel, Karl, Oberjuſtizſekr.
i. R., verh., 71 Jahre.
Traiſa: Göckel, Katharina, geb. Herth, Ehefrau
des Brauers, 56 Jahre.
Nieder=Ramſtadt: Bender, Friedrich, Schüler,
8 Jahre.
Ober=Ramſtadt: Baumunk Maria Katharina,
geb. Lautenſchläger, Witwe des Wegeaufſeh.,
70 Jahre.
Statt Karten.
Der liebe Gott erlöſie meinen lieben Mann und
guten Vater
Johannes Helm
Todes=Anzeige.
Heute morgenentſchlief ſanft nach langem,
ſchweren mit großer Geduld getragenen
Leiden im Alter von nahezu 67 Jahren
meine liebe Frau, unſere herzensgute
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Schwägerin und Tante
am 29. Juni durch einen ſanften Tod von ſeinem
langen mit Geduld ertragenem Teiden.
In tiefer Trauer:
Eliſabeth Helm u. Tochter Annelieſe.
Darmſtadt, Soderſtraße 9.
Auf Wunſch des Eniſchlafenen fand die Beiſetzung in aller
Stille ſtatt. — Von Beileidsbeſuchen bitten wir abſehen
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zu wollen.
geb. Metz.
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der trauernden Hinterbliebenen:
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den Stadtmenschen wleder einmal abzustreifen und seine Freizeit im Grünen zu
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folgen! — Richtig ausgerüstet sein für den Aufenthalt in Licht und Sonne, heißt
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[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 3. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 3. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 180 — Seite 5
Porkämpfer wahrer Volksgemeinſchaft.
likel in die Welt!
Ich bin ein Menſch! Das iſt ja ein höherer
Titel, denn ein Fürſt zu ſein.
Martin Luther.
Nun wird Deutſchland wieder ein einziges, großes Wander=
und Reiſe=Land, das uns mit ſeinen Wundern und der
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falt ſeiner Schönheit ans Herz blühen will. Es iſt für uns
be=
reit, wie eben nur eine Mutter bereit ſein kann. An uns liegt
es geſegnet zu werden. Und wir werden geſegnet ſein, wenn
wir um die Bereitſchaft des Herzens wiſſen, wenn wir eingingen
in die Weisheit, wahrhaft ein Menſch zu ſein. Alle Wander= und
Reiſekunſt hat darin ihren Gipfel und Grund zugleich.
Wenn uns Deutſchland zum Erlebniſſe im ſchöpferiſchen Sinne
werden ſoll, dann müſſen wir wirklich weiter nichts wollen, als
einfach als Menſch, als deutſcher Menſch auf die Reiſe zu gehen.
Dann wird ſich uns das Vaterland erſchließen in der Pracht oder
der Herbheit ſeiner Gefilde und die Köſtlichkeiten ſeiner inneren
Grenzenloſigkeit offenbaren und uns auch in die Seele ſeiner
Volksſtämme ſchauen laſſen.
Das Glück deutſchen Menſchentums wird uns durchglühen,
durchläutern und erheben, und unſere Wander= und Reiſewege
werden zu Heimwegen werden, und ein Licht wird in allem
Er=
leben ſein: wie ſchön iſt doch Deutſchland, wie reich ſein Herz,
und wie gut kann der deutſche Menſch ſein, wenn er ſich als
Wan=
derer und Naturfreund, als der Glückhaft=Schauende gibt, wenn
ſein Inwendiges frei und liebend der Welt ringsum, mit allem
was darin kräucht und fleucht, ſich verſchwiſtert. Das iſt wahrhaft
deutſch gewandert und gereiſt, gereiſt, wenn wir das Stücklein
Sonntagsland unſerer Erholung auch zu einer Pflanzſtätte
wirk=
licher Volksgenoſſenſchaft zu machen ſuchen. Aber dazu gehört, daß
wir einmal alle unſere offenſichtlichen und verkappten
Geſpreizt=
heiten — und es ſind nicht allzu viele Menſchen davon gänzlich
frei — daheim laſſen.
Wie mancher gleicht — gerade auf der Reiſe — in ſeinem
inneren und äußeren Menſchen einem unentwegten
radſchlagen=
den Pfau oder er bewegt ſich zwiſchen ſeinen Urlaubsgefährten,
von ſeinem Titel und Dünkel förmlich umgürtet, und weiß nichts
von jenem höchſten Titel: „Ich bin ein Menſch!‟ Damit aber lebt
er fern aller wahren Würde und Freude, fern aller ſchöpferiſchen
Nähe, gleichviel, ob ſie ſich auf Gott, Menſch, Natur, Volk und
Vaterland beziehen.
Nur dann, wenn wir unſere Ferienzeit zu einem neuen
Aus=
druck zu deutſcher Menſchlichkeit geſtalten, wenn wir ſie alſo
wirk=
lich menſchgemäß aus den Gründen unſeres Gemütes leben und
erleben, wird ſie zu einer ſchöpferiſchen Zeit für uns werden, und
die Kraft, mit der ſie uns insgeheim ſegnete, wird offenbar
wer=
den in Gang oder Sturm unſeres Alltags.
Und der Dienſt, den ſie an unſerem Leib und unſerer Seele
tat, wird ſich ganz von ſelbſt wandeln in den friſchen, frohen
Dienſt, den wir unſerem Volke gegenüber zu leiſten haben.
Ferienzeit — Menſchenzeit, mehr denn je! Das muß die
Pa=
role ſein und bleiben! Ferienzeit — Menſchenzeit! Das will
ſagen: ſich die redlichſte Mühe zu geben ſonnig und unbefangen
zu ſein, andern ihre Freude nicht zu ſchmälern, im Gegenteil,
wo man nur kann, ein unaufdringlicher Helfer zur Freude zu
ſein, ſich wirklich von der beſten Seite zu zeigen, voller Liebe
aller Kreatur zu begegnen. Ruhezeit iſt Gut=Willens=Zeit! Wem
ſie das iſt, der wird ſich immer an die Linie des Weſenhaften
halten und das hohe und notwendige Ziel des wahren
Kräfte=
ſchöpfens im Auge haben — bei ſich und anderen.
Darum: Mit dem höchſten Titel hinaus in die Welt, ins
deutſche Land: Ich bin ein Menſch, darf ein deutſcher Menſch ſein!
Aus ſolchem Vorſatze aber ſprießen: Freude und Jugend, Freiheit
und edler Genuß, Kraft und ein wirklich deutſchgemuter Sinn.
Treue dieſem Vorſatz gegenüber bedeutet wahre
Wander=
kunſt, echte Reiſekultur und Bewährung im inneren Adel und
R.B.
durch ihn.
Ein neuer deutſcher Segelflugrekord Peter Riedels.
DNB. Dem bekannten Segelflieger Peter Riedel gelang
es am Montag, einen neuen Rekord im Segelzielflug aufzuſtellen.
Montag vormittag ließ er ſich vom Flughafen Tempelhof durch
ein Motorflugzeug hochſchleppen, klinkte ſich nach etwa drei
Minu=
ten aus und erreichte nach einer Flugzeit von ſechs Stunden und
40 Minuten den Hamburger Flughafen. Die zurückgelegte Strecke
beträgt 270 Kilometer die höchſte erreichte Höhe 2000 Meter. Es
iſt dies der erſte Zielflug, auf dem die Strecke von 200
Kilo=
metern überſchritten wurde.
Vorleſungsreihe „Nakionalpolikiſche Erziehung”
Profeſſor Lacroix, Heidelberg, ſpricht.
Zweiter Teil. — Sechſter und letzter Vortrag.
Hatte ſich die letzte der in der Verwaltungsakademie
gehaltenen Vorleſungen insbeſondere mit dem Begriff „Staat”
beſchäftigt, ſo hatte der 6. Vortrag die Begriffe „Führer” und
„Kultur” zum Mittelpunkt der Betrachtung. Eingeſchaltet ſei
hier, daß im nächſten Semeſter in einerdritten Vor=
Ueſungsreihe „Erziehung und Bildung” behandelt
werden ſollen.
Profeſſor Lacroix wiederholte zunächſt die Haupgedanken
ſei=
mer vorhergegangenen Vorleſung (ein Volk will nicht nur leben
wie eine Herde Tiere, ſondern um eine Leiſtung hervorzu=
Gringen) und bezeichnete den Leiſtungsſtaat als einen
Kulturſtaat. Leiſtung und Führergedanke ſind für den Staat
die Hauptelemente. Der Staat ſoll ſich nicht um weniges, ſondern
muß ſich um alles kümmern. Führer und Gefolgſchaft wurden
än ihren Wechſelbeziehungen zueinander unterſucht und an Hand
won markanten Beiſpielen und der Biologie erörtert. Der richtige
Führer muß in ſtrengſter Selbſterziehung leben und dieſe
Selbſt=
erziehung in den Lebensplan des ganzen Volkes einordnen. Daher
darf Führertum nie mit Deſpotismus (— angemaßter Führung)
verwechſelt werden. Führer und Gefolgſchaft entſprechen ſich wie
in einem lebendigen Körper die einzelnen Organe in ihren
ver=
ſchiedenen Funktionen, wenn eine Geſamtleiſtung dabei
heraus=
kommen ſoll. Ueber die Pflanzen und Tiere hinaus iſt uns der
Wille zu einer geiſtigen Leiſtung eingeimpft, die wir als
Geſamt=
gebiet als „Kultur” bezeichnen. Dieſer Leiſtungswille iſt für
uns Menſchen ein Gewiſſensbefehl, dem wir uns rückhaltlos
hin=
geben müſſen. Daß eine Leiſtung gefordert wird darüber beſteht
Klarhelt! Aber welche Leiſtung gefordert wird, das können
wir vielleicht aus Beſonderheiten aus unſerer immerhin
zweitau=
ſendjährigen Geſchichte erkennen. In dieſem Zuſammenhang
er=
innerte der Vortragende an ſeine Ausführungen über den Er=
Ziehungsſtaat und die Weltmiſſion des deurſchen Volkes.
Was einſt bei Platon Theorie geblieben iſt, hat ſich bei uns ſeit
etwa 200 Jahren immer mehr herauskriſtalliſiert. Auch an
an=
dere, philoſophiſche und religiöſe beſondere Leiſtungen aus
un=
ſerer Geſchichte erinnerte Prof. Lacroix und brachte ſie alle auf
den einen General=Nenner, daß wir uns bemühten, alle dieſe
Lei=
ſtungen ſo in uns hineinzupflanzen, daß ſie gleichſam von innen
heraus wirken. — Dem Begriff des „Müſſens” in der Natur
wurde ſchließlich das Frei=Schöpferiſche, das bewußte im Menſchen,
das „Sollen” in der Kultur gegenübergeſtellt. Darin liegt
die Würde des Menſchen, daß er ſo, wenn auch in einem
begrenz=
ten Spielraum mit den Kräften der Natur frei=ſchöpferiſch
um=
gehen kann. Auch das Tier kennt Erfahrungen, aber die
menſch=
liche Wiſſenſchaft iſt geſtaltetes Wiſſen. Kultur iſt
ſchließ=
lich nichts anderes, als ſichtbar gewordene
Raſſe.
Beſonders herzlicher Beifall bezeugte dem Vortragenden der
Erfolg auch der 2. Vorleſungsreihe.
Die Juſtizpreſſeſtelle Darmſtadt teilt mit: Der
Amts=
gerichtsrat Ludwig Raab in Gießen iſt auf ſeinen Antrag
mit Ablauf des 30. Juni 1935 in den Ruheſtand verſetzt worden.
Zu dem gleichen Zeitpunkt tritt er auch in ſeiner Eigenſchaft als
Vorſitzender des Arbeitsgerichts Gießen in den Ruheſtand.
Die Amtsräume des Staatlichen Geſundheitsamtes
befin=
den ſich vom 1. Juli d. J. an Landgraf=Philipp=Anlage 11 (alter
Bahnhof). Sprechſtunden: Nachmittags von 3—5 Uhr, außer
Samstags.
— Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, 7. Juli, nachmittags
2.30 Uhr, iſt im Gemeindehaus der Kiesſtraße
Taubſtummen=
gottesdienſt. Wegen Fahrtausweis wende man ſich an Pfarrer
Heß, Hügelſtraße 6
Maatdett an der HSo.Mrgieift an voit
Die Aufgabe der NSV. iſt ſehr groß. Sie will und ſoll
durch die Erfaſſung aller zur aktiven Hilfeleiſtung befähigten
Kräfte für die Abwendung aller Gefahren ſorgen, die von
irgend=
einer Seite aus der Geſundheit unſeres Volkes drohen.
Die Erhaltung der erbgeſunden Familie, jeglicher
Schutz von Mutter und Kind
Erholungsmöglich=
keiten aller Art für die wirtſchaftlich ſchwächeren Kreiſe und
vieles andere mehr darf in dem nationalſozialiſtiſchen Staate
nicht einer notgedrungen bürokratiſch arbeitenden
Behörden=
maſchine oder vielleicht ſogar beſonders einſeitig ausgerichteten
Fürſorgevereinen überlaſſen bleiben. Da dieſe Dinge das
Lebens=
intereſſe des geſamten Volkes berühren, ſo ſind ſie wert, daß die
geſamte Volksgenoſſenſchaft für ſie tätig iſt. An Stelle einer
geſetzlich vorgeſchriebenen und ſomit behördlich geleiteten
Wohl=
fahrts= und Armenpflege hat die völkiſche, vom Geiſte der
natio=
nalſozialiſtiſchen Freiheitsbewegung getragenen Nachbarhilfe
zu treten, die den einzelnen Fall nicht nur unter großen
Ge=
ſichtspunkten allgemeiner Art bewertet und behandelt, ſondern
auch deſſen perſönliche Seite hervorkehrt. Nicht blutloſes Schema,
ſondern blutvolle, lebenswahre Hilfsbereitſchaft einer
ſchickſalver=
bundenen Volksgemeinſchaft. Dies alles zur höchſten Potenz zu
verwirklichen, iſt Sinn und Zweck der diesjährigen
Werbemaß=
nahmen der NSV.
Im Anſchluß an das WHW. 1934/35 ſetzte eine großartige
Mitgliederwerbeaktion ein, die im ganzen Kreiſe gute
Ergebniſſe zeitigte, wenn ſie auch noch nicht abgeſchloſſen iſt. Allerorts
hat die NSV. ihre Sturmkolonnen angeſetzt, um durch
perſön=
liche Werbung ihre gewaltige ſoziale Kampffront zu
ſtär=
ken und auszufüllen. Helfer, Block= und Zellenwalter gehen von
Tür zu Tür und erobern ſo in zähem Kampf einen Frontabſchnitt
um den andern. Wir müſſen hierbei des Blockes b, Zelle UVa,
der NSV., Ortsgruppe Schloßgarten, lobend Erwähnung tun,
wo=
bei es dem rührigen Blockwalter gelungen iſt, in eifriger
Klein=
arbeit ſämtliche 58 Familien der NSV. zuzuführen. Ein
Bei=
ſpiel, das Schule zu machen verdient und ſich jeder Amtswalter
und Helfer der NSV. bei ſeiner Tätigkeit ſtets vor Augen halten
ſoll. In den Betrieben wird außerdem die Werbung durch
Sam=
melliſten durchgeführt, was ebenfalls ſchöne Erfolge brachte.
Gleichgültig, wie man die Art der Werbung anpackt, immer ſind
es Menſchen, die das meiſt recht erhebliche Opfer der Zeit nicht
reut, um ihrem Volke einen Dienſt zu erweiſen, und die
unbe=
dingte Kämpfernaturen ſein müſſen, wenn ſie auf einen Erfolg
rechnen wollen. Denn wie viel Türen werden dem NSV.=
Wal=
ter vor der Naſe zugeſchlagen, wie viel verlegenes, unehrliches
Achſelzucken und unfreundliche Bemerkungen — meiſt gerade
ſei=
tens der wirtſchaftlich Stärkeren und dienſtlich höher Geſtellten —
muß er in Kauf nehmen, ehe wieder ein einziges Mitglied
ge=
worben iſt. Das, was den alten Kämpfer vor der
Machtüber=
nahme groß machte, ſetzt der unbekannte NSV.=Walter im Stillen
fort — das zähe und unerbittliche Ringen um die Seele jedes
ein=
zelnen Volksgenoſſen. Ein neues Soldatentum der
Volks=
gemeinſchaft ſtiller Hingebung und Opferbereitſchaft entſteht,
freilich zumeiſt ohne Uniform und Rangabzeichen, aber deshalb
nicht minder mutig und opferbewußt. Ihnen allen gebührt große
Ehre und volle Anerkennung.
Zahlen ſprechen für die NSV.! Nur ein kleiner Ausſchnitt
aus dem geſamten Reichsgebiet ſei hier gegeben:
Insgeſamt ſind im Jahre 1934 vom deutſchen Volke 550
Mil=
lionen Reichsmark in den verſchiedenen ſozialen Hilfsmaßnahmen
geſpendet und geopfert worden. Im Hilfswerk „Mutter und Kind”,
ſind bisher 134 533 Kinder mit 3 767 484 Verpflegungstagen
ver=
ſchickt worden. Von der Hitlerfreiplatzſpende wurden verſchickt
53 295 Mitglieder der SA., SS., des NSKK., der PO. und
an=
derer Organiſationen mit insgeſamt 1 491 552 Gaſttagen. Zur
Müttererholung wurden 25 574 Mütter mit insgeſamt 613 776
Pflegetagen verſchickt. Schließlich wurden in der letzten Zeit in
die Notſtandsgebiete von Thüringen, Baden, Schleſien, Glatz,
Sach=
ſen, Wuppertal. Württemberg, Heſſen u. a. m. Aufträge für das
kommende WHW. 1935/36 im Werte von 3 Millionen RM.
ver=
geben.
Es werben alſo eindeutige Taten, Geſchaffenes und
Geleiſtetes für das große Werk der Volksgemeinſchaft, das zwar
heute noch gegen ſichtliche Not zu kämpfen hat, bald aber ſich voll
und ganz ſeinen großen Zukunftsaufgaben widmen kann. Die
Einſatzbereitſchaft der NSV. wird auch noch davon abhängen, daß
auch jene Lauen, die heute noch ihre Mitarbeit für überflüſſig
halten oder ihre alte, aber längſt überwundene klerikale,
reaktio=
näre und liberaliſtiſch=egoiſtiſche Einſtellung noch nicht ablegen
konnten, ſich endlich überzeugen laſſen, daß es nichts Größeres
geben kann als eben das Einſtehen des einen für den
anderen, das Mitſchaffen an einer glücklichen Zukunft
unſe=
res Volkes unter der Loſung der nationalſozialiſtiſchen
Freiheits=
bewegung.
Alles für den Führer, alles für Deutſchland!
Große Frauenkundgebung des
Reichsluftſchuß=
bundes, Ortsgr. Darmſtadk, in der Woogskurnhalle.
Anläßlich der Sonderwerbung „Die Frau im Luftſchutz”, die
im Monat Juli 1935 im ganzen Deutſchen Reich zur
Durchfüh=
rung kommt, veranſtaltet die Ortsgruppe Darmſtadt des
Reichs=
luftſchutzbundes am Donnerstag, dem 4. Juli 1935,
in der Woogtsurnhalle, abends 20.15 Uhr, einen
Aufklärungsvor=
trag mit Filmvorführung für die Frauen Darmſtadts. — Es
ſprechen der Ortsgruppenführer Dr.=Ing. Seidel und die
Lan=
des= und Gauluftſchutzreferentin Frau Eliſabeth Seidel zu dem
Thema: „Die Luftſchutzdienſtpflicht der Frau”.
Keine Frau und Mutter, kein Mädel verſäume, dieſen wichtigen
Aufklärungsvortrag zu beſuchen. Jede Frau und Mutter, der
NS.=Frauenſchaft und der dem deutſchen Frauenwerk
angeglie=
derten Verbände, bekennt ſich durch ihre Teilnahme an der
Kund=
gebung in der Woogsturnhalle zu dem Wehrwillen ihres Volkes
und ſeinem großen Führer Adolf Hitler.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
* Helia: „Er weiß, was er will”.
Der Film „Er weiß, was er will”, der geſtern im
Helia anlief, wird von der Arga=Film G. m. b. H., München,
ausdrücklich als ein Nachwuchs=Film angekündigt, in welchem
junge, unbekannte Kräfte mitwirken. Nach einer ſolchen
Ankün=
digung erwartet man dann wohl etwas, das aus dem üblichen
Fahrwaſſer ausbiegt, etwas Draufgängeriſches. Das iſt hier aber
gar nicht der Fall; der Verlauf der Handlung, die Typen, die
auftauchen, ſind uns aus vielen ähnlichen Filmen ganz bekannt.
Ein reichlich unmodernes Elternpaar will ſeinen Sohn gegen
deſſen Willen mit einer jungen Dame verheiraten. Der junge
Mann reißt aus, trifft aber im Gebirge wieder mit der
betref=
fenden Dame zuſammen und lernt ſie auf einer gemeinſamen
Ge=
birgstour ſchätzen und lieben. Am Schluß gibts — doch noch
im Sinne der Eltern — die obligate Verlobung. — Im Anfang
kann die Handlung gar nicht recht ins Rollen kommen — erſt
ſpäter, als der Schauplatz ins Gebirge verlegt wird, ſcheinen ſich
Regiſſeur und Darſteller mehr in ihrem Element zu fühlen, da
wird die Szenenfolge lockerer, das Spiel merklich friſcher und
gelöſter. Am beſten gefielen uns ein paar Gebirgsbauerntypen,
die prachtvoll lebendig zwiſchen den anderen, etwas
ſchablonen=
haften Figuren ſtanden.
Im Beiprogramm intereſſiert beſonders ein Film mit
aus=
gezeichneten ringſportlichen Aufnahmen.
— Das Union=Theater zeigt noch bis einſchließlich
Donners=
tag den Toeplitz=Film „Mein Herz der Königin” (Dr.
Struenſee) mit Clive Brook und Madeleine Carrol in den
Haupt=
ollen.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen bis auf weiteres den
bedeuten=
en deutſchen Nachwuchs=Film „Er weiß was er will” mit
Hans Fitz, Eliſe Aulinger und vielen anderen Bühnenkünſtlern
in den Hauptrollen. Jugendliche haben Zutritt.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute letztmals den echten
Pat und Patachon=Film „Pat und Patachon ſchlagen
ſich durch”. Jugendliche zugelaſſen.
— Belida zeigt am 3. Juli den Fliegerſenſationsfilm „Auf
Leben und Tod” (Nachtflug).
an der Grenze” aus den Kämpfen an der öſterreichiſch=
ruſſi=
hen Grenze.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte den ganzen
Dienstag gegen eine Pfungſtädter Kohlenhändlerin und ihre
bei=
den Söhne wegen Betrugs und Schädigung des Volksvermögens.
Sie werden einmal beſchuldigt, daß ſie die Kohle, die ſie auf
Gut=
ſcheine der NS.=Volkswohlfahrt abgaben, billiger einkauften, d. h.
minderwertigere Kohle einkauften, als von der NSV. verlangt
wurde. Pfungſtadt hatte nämlich vorgeſchrieben, daß die
Kohlen=
händler Ruhrkohle abgeben ſollten, während die Angeklagten
ſchleſiſche Kohle abgaben, die im Geſtehungspreis 3 oder 4 Pf.
pro Zentner billiger käme und deren Heizwert um etliche 1000
Kalorien geringer ſei. Weiter werden ſie beſchuldigt dieſen
Leu=
ten zu ſchlecht gewogen zu haben. Es ſtanden eine Anzahl Fälle
zur Anklage, in denen 2—3 Pfund Kohlen am Zentner fehlten,
Das ſei ein pures Verſehen geweſen, behaupten die Angeklagten.
In den anderen Fällen liege die Schuld an der Wiegekiſte, die
naß geweſen ſei und deshalb etwas mehr gewogen habe. Sie
hätten die Kiſte nicht jedesmal neu abwiegen können. Das
Ge=
richt hält entgegen dem Vertreter der Staatsanwaltſchaft, der je
ein Jahr Zuchthaus beantragt hatte, eine Schädigung des
Volks=
wohls nicht für erwieſen und ſpricht die Angeklagten deshalb im
erſten Punkt der Anklage frei. Es iſt der Auffaſſung, daß der
Geſtehungspreis ungefähr gleich war. Im anderen Falle jedoch
verurteilt es den einen Sohn wegen fortgeſetzten Betrugs zu drei
Monaten Gefängnis, die alte Mutter und den zweiten Sohn zu
je 4 Monaten Gefängnis.
* Skeuer= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Juli 1935.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
5. Juli: Abgabe der Beſcheinigung an die Finanzkaſſe,
daß die Summe der im Monat Juni 1935 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im gleichen
Monat einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
16. bis 30. Juni 1935 erfolgten Lohnzahlungen. Falls
die bis zum 15. Juni 1935 einbehaltenen
Lohnſteuerbe=
träge für ſämtliche in einem Betriebe beſchäftigten
Ar=
beitnehmer den Betrag von 200 RM. nicht überſtiegen
haben, Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 30. Juni 1935 erfolgten Lohnzahlungen.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Abführung der Bürgerſteuer für
Lohnſteuerpflich=
tige an die Gemeindekaſſe auf Grund der näheren
Be=
ſtimmungen.
5. Juli: Ablauf der Schonfriſt für die am 25. Juni 1935
fällig geweſene zweite Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel)
auf die ſtaatliche Grundſteuer,
Sonderge=
bäude ſteuer und Gewerbeſteuer laut weißem
Steuerbeſcheid für das Rechnungsjahr 1935/36. Wegen
der Sonderregelung hinſichtlich der Sondergebäudeſteuer
ſiehe den letzten Steuerkalender.
6. Juli: Vorlage der Aufſtellung der
Deviſenge=
ſchäfte, die von einem Unternehmen mit genereller
Genehmigung zum Deviſenerwerb im Monat Juni 1935
getätigt worden ſind (ſoweit ſolche Genehmigungen
über=
haupt noch erteilt werden.)
10. Juli: Letzter Tag, an dem laut Mahnung der Stadtkaſſe
vom 30. Juni 1935 (vergl. die Mahnung in Nr. 177 des
„Darmſtädter Tagblatts” vom 30. Juni 1935) das
Schulgeld für den Monat Juni 1935 für die
Darm=
ſtädter höheren Schulen, die ſtädtiſchen Maſchinenbau=
Gewerbe=, Handels=, Haushaltungsſchulen uſw. noch bei
Meidung der Beitreibung und Koſtenberechnung gezahlt
werden kann.
10. Juli: Umſatzſteuer=Voranmeldungen und Vorauszahlung,
und zwar für die monatlichen Zahler (für den Monat
Juni 1935) und für die Vierteljahreszahler (für das
2. Vierteljahr 1935.) Die Schonfriſt iſt
fortge=
fallen!
15. Juli: Bis zu dieſem Tage ſind die Gewerbeſcheine 193,5
in der Finanzkaſſe des Finanzamts Darmſtadt=Stadt,
Alexanderſtraße 22 (Infanteriekaſerne) Schalter III.
Zimmer 46 abzuholen. Nach dieſem Zeitpunkt erfolgt
die Aushändigung auf Koſten des Steuerpflichtigen.
15. Juli: Anmeldung und Zahlung der Börſenumſatzſteuer,
ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren
ent=
richtet wird. Abrechnung für den Monat Juni 1935 bzw.
für das 2. Vierteljahr oder das 1. Halbjahr, je nach dem
Abrechnungszeitraum. G. F. Fehlanzeige nicht vergeſſen!
Beiträge zur Handwerkskammer.
Näheres im Steuerkalender am 1. Auguſt 1935. Die Hebregiſter
werden z. Zt. noch aufgeſtellt.
H. W. Wohmann.
— Heimabend im V. D. A. Wir machen noch einmal
aufmerk=
ſam auf den Heimabend, der am Mittwoch, 3. Juli, 20.15 Uhr,
in der „Krone” ſtattfindet. Wertvolle Belehrung über das
Deutſchtum im Oſten gibt die anerkannte Rednerin Frl.
E. Heſſenauer aus Kaſſel. Eintritt frei. Alle volksdeutſch
denkenden Frauen und Mädchen ſind eingeladen. Handarbeit
mit=
bringen!
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Verein ehem. Schutztruppen, Darmſtadt und
— Reſi=Theater zeigt den ſpannenden Spionagefilm „Haus Umgebung. Mitgliederverſammlung am 3. Juli 1935, abends
8½ Uhr, bei Gaſtwirt Döring, Dieburger Straße 156. Alle
Kolo=
nialkämpfer, auch Chinakämpfer, herzlich willkommen.
Der Vereinsführer.
— Turngemeinde Beſſungen 1865. Die turngeſchichtliche
Aus=
ſtellung, die aus Anlaß der 70=Fahrfeier im Kneiplokal des
Ver=
einshauſes ſtattfand, iſt am beutigen Mittwoch zum letzten Male
geöffnet. — Die nächſte Wanderung der Wanderabteilung findet
am kommenden Sonntag, dem 7. Juli, nach Heppenheim, Juhöhe,
Zell, Bensheim ſtatt. Abfahrt mit Sonntagskarte nach
Heppen=
heim um 6.17 Uhr ab Südbahnhof. — Die Teilnehmer am
Gau=
feſt in Saarbrücken haben ihre Meldungen bis ſpäteſtens 12. Juli
auf der Geſchäftsſtelle abzugeben.
Turnerbund Jahn 1875, Darmſtadt.
Land=
heim=Woche. Wir geben bekannt, daß die Landheim=Woche
am Montag, den 8. Juli beginnt. Letzter Meldetermin iſt
Frei=
tag, den 5. Juli, abends, im Turnhaus. Allen Teilnehmern ferner
zur Kenntnis, daß die Abfahrt am Montag, um 8 Uhr, ab
Turnhaus erfolgt. Als Zuſchuß für die Omnibusfahrt hat jeder
Teilnehmer 40 Pfg. zu zahlen. — Die nächſte Turnrats=
Sitzung iſt am Freitag, den 5. Juli, 8.30 Uhr, im
Vereins=
haus. Es wird um pünktliches Erſcheinen gebeten. — Ferner
machen wir darauf aufmerkſam, daß auch der Sportplatz
wäh=
rend der Sommermonate an Sonntag=Nachmittagen
geöffnet iſt. Kochgelegenheit für die Zubereitung von Tee
oder Kaffee iſt vorhanden, ebenſo ſteht der neue Aufenthaltsraum
allen Benutzern zur Verfügung.
Schuls Felſenkeller. Heute Mittwoch Gartenkonzert,
Solo=Einlagen.
Seite 6 — Nr. 180
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Juli 1935
Der Kreisleiter.
Kreisamtsleitung der NS.=Frauenſchaft Darmſtadt.
Die Reichsführerin Frau Scholtz=Klink hat angeordnet, daß der
Monat Juli im ganzen Reichsgebiet als Ferienmonat für die
Frauenſchaftsarbeit anzuſetzen iſt. Demnach fallen alle Heimabende
und ſonſtigen Veranſtaltungen im Monat Juli aus.
Die Arbeiten für die NSV. ſind ſelbſtverſtändlich weiter zu
leiſten. Die Kreisgeſchäftsſtelle der NS.=Frauenſchaft bleibt im
ganzen Monat geöffnet.
Sprechſtunden finden nur nachmittags von 3—5 Uhr,
Rhein=
ſtraße 95 (im Haus der Kreisleitung) ſtatt.
NS. Frauenſchaft Darmſtadt.
Wir machen unſere Frauenſchaftsmitglieder auf den am
Mitt=
woch, den 3. Juli 1935, in der „Krone” ſtattfindenden Heimabend
des VDA. aufmerkſam. Es ſpricht ein Sudetendeutſcher über die
Not im Sudetendeutſchtum. Wir bitten, den Abend zahlreich zu
beſuchen. — Am Donnerstag, den 4. Juli, abends 8,15 Uhr, findet
in der Woogsturnhalle eine Filmvorführung des
Reichsluftſchutz=
bundes ſtatt. Es ſpricht der Ortsgruppenführer Dr. Seidel und die
Landes= und Gau=Luftſchutzreferentin Pgn. Frau Seidel. Eintritt
frei. Es iſt Ehrenpflicht unſerer Frauenſchaftsmitglieder, dieſen
wichtigen Vortrag zu beſuchen.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Rheintor.
Die neuen Haustafeln liegen zur alsbaldigen Abholung durch
die Zellen auf der Geſchäftsſtelle bereit. Ab 3. Juli 1935 befindet
ſich unſere Geſchäftsſtelle im NSV.=Heim, Mackenſenſtraße 18.
2. Bereitſchaft der PO.
Am Samstag, den 6. Juli 1935, findet der Gepäckmarſch nach
Brandau ſtatt. Sämtliche Politiſchen Leiter, die an dieſem
Gepäck=
marſch teilnehmen, haben am Mittwoch, den 3. Juli 1935, um
20.30 Uhr, bei Fabian, Alexanderſtraße (Brauerei Fay) zur
Ab=
holung der Tourniſter uſw. zu erſcheinen. — Ich mache es den
Poli=
tiſchen Leitern, die mit nach Nürnberg fahren, zur Pflicht, an
die=
ſem Gepäckmarſch teilzunehmen.
Die aus dem Kreiſe Gelnhauſen untergebrachten Ferienkinder
verlaſſen morgen, Mittwoch, 3. Juli 1935, vormittags, Darmſtadt.
—Die Kinder treffen ſich um 12,30 Uhr im Hauptbahnhof vor der
Fahrkartenausgabe. — Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß
die Kinder vollzählig und pünktlich erſcheinen und mit ihren
Aus=
weiſen verſehen ſind.
*
Die im Kindererholungsheim „Fort Hartenberg” bei Mainz
untergebrachten Kinder kommen morgen, Mittwoch, 3. Juli, mit
dem fahrplanmäßigen Zug um 13,11 Uhr in Darmſtadt=
Hauptbahn=
hof an. — Die Eltern der Kinder werden hiermit nochmals
auf=
gefordert, dieſelben dort in Empfang zu nehmen.
NS.=Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
1. Kreisverſammlung des NSLB.
Am Donnerstag, den 4. Juli, 20.20 Uhr, ſpricht in einer
Kreis=
verſammlung des Stadtkreiſes, die im großen Saal der Brauerei
„Krone” Schuſtergaſſe, ſtattfindet, Pg. Dr. Zeh=Heppenheim an
Hand von Lichtbildern über Sinnbilder und Heilszeichen am
deut=
ſchen Haus und Gerät. Mit Rückſicht auf die große Bedeutung, die
die germaniſchen Sinnbilder und Heilszeichen als Ausdruck
völki=
ſchen und religiöſen Wollens der Germanen für uns heute beſitzen,
erwarten wir die Teilnahme aller Mitglieder an der
Verſamm=
lung.
2. NS.=Lehrerbund Darmſtadt Stadt und Land, Fachſchaft
Volks=
ſchule, Arbeitsgemeinſchaft „Deutſch”
Pflichttagung für Juli: Mittwoch, den 3. Juli, nachmittags
3 Uhr, im Zeichenſaale der Peſtalozziſchule, Stiftsſtraße 32 zu
Darmſtadt. Frau Book=Frankfurt a. M. beſpricht die Fibeln (
Ver=
lag Dieſterweg) „Von Drinnen und Draußen (mit Lichtbildern).
Alle Lehrkräfte der Elementarklaſſen ſind hierzu eingeladen, Gäſte
willkommen.
NS.=Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
3. Arbeitsgemeinſchaft Knabenturnen.
Die nächſte Arbeitsſitzung findet am Mittwoch, den 3. Juli,
15 Uhr, in der Turnhalle am Kapellplatz ſtatt.
NS.=Lehrerbund Darmſtadt=Land.
Fachſchaft: Rechnen und Raumlehre.
Die nächſte Arbeitstagung findet Mittwoch, 3. Juli, 15 Uhr,
in der Ballonſchule ſtatt.
die deutſche Arbeitsfront
Kreisberufserziehungsamt.
Veranſtaltungen vom 1. bis 8. Juli.
Reichsberufshauptgruppe Kaufmannsgehilfen.
Fachgruppe Lebensmittel=Einzelhandel:
Der Vortrag „Behandlung und Lagerung von Lebensmitteln
im Sommer” fällt aus.
Berufsgruppe der Werkmeiſter.
Fachgruppe Metall — Vortragsreihe: Montag, den 20. Juli,
20 Uhr: „Die Gefahren des elektriſchen Stromes und erſte Hilfe
bei Unglücksfällen” (Fortſetzung), im Saal 1, Rheinſtr. 14, 2. Stock,
Eingang Grafenſtr.. Vortragender: Dipl.=Ing. Finkbeiner=
Darm=
ſtadt. — Fachgruppe Holz und Metall —Vortragsreihen: Freitag,
den 5. Juli, 20.30 Uhr: „Holz und Stahl im Wettbewerb” mit
Lichtbildern im Saal 1. Rheinſtraße 14, 2. Stock, Eingang
Grafen=
ſtraße. Vortragender: Arbeitskamerad W. Rabe=Darmſtadt.
Reichsberufshauptgruppen Kaufmannsgehilfen, Techniker und
In=
genieure.
Sonntag, den 7. Juli: Betriebskundliche Führung durch das
Gaswerk Darmſtadt. Führung: Baurat Bambach. Treffpunkt:
Sonntag, vormittags 10 Uhr am Eingang zum Gaswerk,
Frank=
furter Straße. Da nur eine beſchränkte Anzahl Teilnehmer
zuge=
laſſen iſt, erbitten wir Anmeldungen bis ſpäteſtens Mittwoch, den
3. Juli, Rheinſtraße 35, 1. Stock, Zimmer 6.
Operetten=Sommerſpielzeit.
Teilnahme=Erklärungen für die Mietreihe können noch bis
Freitag, 5. Juli 1935 abgegeben werden. Die Ortsgruppen= und
Betriebswarte „KdF.” müſſen ihre Meldungen bis 5. Juli,
nach=
mittags, abgegeben haben, damit die Zuteilung der Plätze
recht=
zeitig vorgenommen werden kann.
Neues Sportprogramm der NSG. „Kraft durch Freude‟.
Folgende offenen Sportkurſe beginnen in dieſer Woche
und werden bis Ende September durchgeführt:
Allgemeine Körperſchule (Männer und Frauen). Kurs 1
Stadion der Hochſchule, Montag 19.30—20.45 Uhr. — Kurs 2
Woogswieſe TSG. 46, Dienstag, 20—21.15 Uhr. — Kurs 3:
Woogswieſe TSG. 46, Donnerstag, 20—21.15 Uhr.
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele (nur für Frauen). Kurs 4:
Stadion der Hochſchule, Montag, 18—19 Uhr. — Kurs 5: Goethe=
Schule, Dienstag, 20—21 Uhr. — Kurs 6: Stadion der
Hoch=
ſchule, Mittwoch, 19—20 Uhr. — Kurs7; Viktoria=Schule,
Don=
nerstag, 20—21 Uhr. —— Kurs8: Liebigs=Oberreal=Schule,
Don=
nerstag, 20—21 Uhr. — Kurs 9: Morneweg=Schule, Freitag
20—21 Uhr.
Leichtathletik (Männer und Frauen). Kurs 10: Stadion
der Hochſchule, Dienstag, 19.30—21 Uhr. — Kurs 11: Nur
Frauen: Stadion der Hochſchule, Donnerstag, 19.30—21 Uhr.
Die geſchloſſenen Sportkurſe (Reichsſportabzeichen,
Schwimmen, Fechten, Tennis und Reiten) beginnen in der zweiten
Juli=Woche. — Tennis= und Reitkurſe bedingen vorherige
An=
meldung und ſofortige Bezahlung der Kurſusgebühr auf der
Ge=
ſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19, Telephon 3330.
— Einweihung von neuen Waldtempeln. Am Samstag,
6. Juli, nachmittags 4.30 Uhr, findet am Rücksbrünnchen
die Einweihung der neu errichteten drei Waldtempel ſtatt. Hierzu
ſind die Mitglieder des Verkehrs= und Verſchönerungsvereins
herz=
lichſt eingeladen, wie ebenſo dieſe Einladung auch für jeden
an=
deren Darmſtädter Volksgenoſſen gilt. Vom Rücksbrünnchen aus
begeben ſich die Teilnehmer zum Bernhards=Acker=
Brünnchen, um auch dieſe neue Waldſchutzhütte zu beſichtigen.
Danach treffen ſich alle Teilnehmer zu einem geſelligen
Beiſam=
menſein in zwangloſer Form auf dem Oberwaldhaus.
*Obſt und Waſſer
Auf friſches Obſt ſoll man kein Waſſer trinken. Das iſt eine
alte Regel, die allen Kindern gepredigt wird und die uns auch
im höheren Alter immer noch im Ohr klingt. Aber warum ſollen
wir das eigentlich nicht tun? Wir trinken doch Fruchtſaft, der
aus friſchen Früchten und Waſſer hergeſtellt iſt, und er bekommt
uns ausgezeichnet. So und ſo oft wird auch gegen dieſe Regel
geſündigt, ohne daß ein beſonderer Schaden entſteht. Dennoch
wollen wir dieſe durch viele Generationen übernommene
War=
nung nicht unbeachtet laſſen; denn an ſolchen Volksregeln iſt
ge=
wöhnlich ein gut Teil Wahrheit, und auch andere Völker haben
ganz ähnliche Geſundheitsregeln. So gilt, wie Dr. Heupke
mit=
teilt, bei vielen Negerſtämmen, das Trinken von Waſſer nach
reichlichem Obſtgenuß als überaus gefährlich, und auch die
Chi=
neſenmütter verbieten ihren Kindern Flüſſigkeiten aufzunehmen,
wenn vorher Obſt verzehrt wurde.
Die Wiſſenſchaft hat ſich viel Mühe gegeben, eine Erklärung
zu finden. Es wurde feſtgeſtellt, daß Kirſchen ſtark aufquellen,
wenn ſie mit einer reichlichen Menge Waſſer übergoſſen werden.
Eine ſolche Quellung kann im Magen natürlich eine übermäßige
Belaſtung hervorrufen, aber ſie genügt doch nicht recht, um
ge=
fährliche Darmlähmungen zu erklären, die tatſächlich in einzelnen
Fällen nach überreichlichem Obſtgenuß in Verbindung mit
gro=
ßen Flüſſigkeitsmengen beobachtet worden ſind. Wenn man auch
ticht alle Nachrichten dieſer Art, wie ſie manchmal berichtet
wer=
den, allzu ernſt nehmen darf, ſo ſteht es doch außer Zweifel, daß
ab und zu ein Verſtoß gegen die Regel ſchwerſte Erſcheinungen
auslöſen kann. Es ſteht aber auch feſt, daß manche Menſchen die
unglaublichſten Sünden gegen eine vernünftige Ernährungsweiſe
begehen können und doch geſund bleiben.
Die Aufnahme großer Mengen roher Nahrungsmittel
inner=
halb kurzer Zeit ſtellt immer ſtarke Anſprüche an unſeren
Ver=
dauungsapparat. Die aufgenommene Nahrung muß im Magen
ſtark mit Verdaungsſäften durchmiſcht und kräftig verarbeitet
werden, wenn ſie vom Darm richtig ausgenutzt werden ſoll.
Außerdem haften an den rohen Früchten allerhand Keime, und
zwar auch dann, wenn man die Früchte vorher gut abgeſpült hat.
Es brauchen ja nicht gleich Typhus= und Cholerabazillen zu ſein.
Es gibt genug andere Keime, die keine Krankheiten hervorrufen,
aber doch eine ſtarke Gärung bewirken. Der Magenſaft tötet dieſe
Keime, wird er aber durch Unmengen von Waſſer ſtark verdünnt,
ſo kann er ſeine Arbeit nicht recht durchführen, und nun ſetzt im
Darm eine heftige Gärung ein, die zu ſtarker Aufblähung, unter
Umſtänden auch zu Reizerſcheinungen, ja ſogar zu Darmlähmung
führen kann. Es geht dann recht ſtürmiſch im Darminnern her,
aber glücklicherweiſe führt die Darmbewegung bald zu einer na=
türlichen Beſeitigung der gärenden, quellenden Maſſen, nachdem
vorher heftige Leibſchmerzen aufgetreten waren. Nicht immer
liegt es an einer Beſchmutzung oder Verunreinigung des Obſtes.
Viele Menſchen" beherbergen in ihrem Darm eine recht bunte
Flora von Gärſtoffen, die nun bei übermäßigem Angebot von
gärungsfähigen Subſtanzen ſich wie toll gebarden. Unreife Früchte
pflegen ja auch ſchon bei mäßigem Genuß viel Unruhe zu ſtiften,
wie wohl jeder aus kindlichen Streifzügen im Garten weiß. Es
ſind nicht nur unreife Stachelbeeren, Aepfel oder Kirſchen, die
uns allzu ſehr reizen und deren allzu ſaurer Geſchmack dann
tüch=
tig mit Waſſer gedämpft wird. Gurkenſalat, rohe Schnittbohnen,
Kraut, Getreidekörner und friſches Brot rufen ebenfalls oft
Un=
behagen im Darm hervor. Leider ſind wiederholt
lebensbedro=
hende Zuſtände nach ſolchen Exzeſſen beobachtet worden.
Manch=
mal wurden auch beſtehende Krankheitszuſtände durch die
revo=
lutionären Vorgänge in den Verdauungsorganen zu einer
kata=
ſtrophalen Verſchlimmerung gebracht. Leibſchneiden und
Durch=
fall gehen ja meiſt bald vorüber und hinterlaſſen nur eine
ge=
ſunde Warnung. Aber es gibt auch andere Zuſtände, die auf
un=
zweckmäßige Ernährung und Gärungsvorgänge zurückgeführt
wer=
den müſſen, meiſt aber nicht richtig gedeutet werden.
Es kommen gar nicht ſelten Zuſtände von Herzangſt,
Atem=
not, Herzſchmerzen, Spannung und Schmerzen in der Bruſt vor,
die ſehr quälend ſein können und von den Erkrankten als
Herz=
krankheiten gedeutet werden. In Wirlichkeit iſt dabei das Herz
ganz geſund, aber im Leib iſt nicht alles geheuer. Durch
Gärungs=
vorgänge im Darm können ſich vor allem die Darmabſchnitte in
der linken oberen Bauchgegend aufblähen und das Zwerchfell
et=
was nach oben verdrängen. Dieſer Druck wird oft recht
unbehag=
lich empfunden und kann zu läſtigen Beklemmungserſcheinungen
führen. Es empfiehlt ſich daher, beim Genuß roher Früchte und
allzu friſchen Brotes vorſichtig zu ſein, vor allem langſam zu
eſſen und nicht während oder unmittelbar nach dem Eſſen große
Mengen Flüſſigkeit zu ſich zu nehmen. Man braucht ſich dadurch
die Freude am Genuß rohen Obſtes keineswegs beeinträchtigen
zu laſſen. Gegen die Blähungsbeſchwerden, die ſich ja manchmal
nicht ganz vermeiden laſſen, hilft eine Taſſe Pfefferminztee, am
Abend genoſſen, oft ausgezeichnet. Im übrigen wird man die
Regel „Kein Waſſer nach Obſt!” zwar beachten, ohne ſie allzu
ſtreng zu nehmen, denn ein Schluck Waſſer, nach Genuß einer
mäßigen Menge Obſt wird meiſt keinen Schaden anrichten, vor
allem dann nicht, wenn das Obſt als Nachtiſch und nicht
außer=
halb der Mahlzeiten genoſſen wird. Gefahr beſteht nur, wenn
der Magen allzu raſch gefüllt worden iſt und die Verdaungs=
Dr. Georg Kaufmann.
organe allzu empfindlich ſind.
Aus Heſſen.
Skurm und Unwetter im Rhein=Main=Gebief.
Am Montag abend gegen 11 Uhr ging über dem Rhein=
Main=Gebiet ein ſchweres Unwetter nieder. Ein böenartiger
Sturm wirbelte große Staubwolken durch die Luft, ſo daß die
Sicht außerordentlich behindert war. In Frankfurt a. M.
wur=
den zahlreiche Bäume umgeriſſen; die Feuerwehr hatte alle Hände
voll zu tun, um die dadurch entſtandenen Verkehrshinderniſſe zu
beſeitigen. Ein kurzer Platzregen richtete jedoch keinen weiteren
Schaden an.
Schlimmer wütete das Unwetter im heſſiſchen Ried und an
der Bergſtraße. Dort wurde zum Teil erheblicher Schaden in den
Gärten und auf den Feldern angerichtet. Es ſetzte ein mit
rie=
ſiger Gewalt dahinbrauſender Sandſturm ein, der innerhalb
weniger Minuten die Kulturen mit einer zentimeterhohen
Sand=
ſchicht bedeckte und an den Bäumen erheblichen Schaden anrichtete.
Selbſt ſtärkſte Bäume wurden entwurzelt oder umgeriſſen. Der
anſchließend niedergehende wolkenbrüchartige Regen hat vielfach
die Feldfrucht völlig zu Boden gewalzt. Auch an den Häuſern
und Dächern wurde erheblicher Schaden angerichtet,
In Darmſtadt mußte die Feuerwehr mehrfach ausrücken,
um Verkehrshinderniſſe durch umgeriſſene Bäume zu beſeitigen.
Das Unwetter ſetzte hier ganz ſchlagartig mit einem ungeheuren
Wirbelſturm ein, det mehrfach ſich zu Windhoſen ballte und
Sandwolken haushoch in die Höhe peitſchte. Beſonders auf dem
Marktplatz mußten Eiswagen und Autos ſchleunigſt ſich in
Sicher=
heit bringen. Auch in den Wäldern, beſonders bei Griesheim,
wurde viel Schaden angerichtet.
Aus Arheilgen wird ebenfalls ſtarker Schaden gemeldet.
An den Obſtbäumen wurden vielfach Aeſte abgeriſſen und ſogar
einige Bäume ganz ausgeriſſen. Am Hofgut Kranichſtein legte
der Sturm zwei der großen alten Linden vollſtändig um. In
der Maulbeerallee ſchlug ein von einem Maulbeerbaum
ſtürzen=
der großer Aſt den Zaun des Anweſens Weber durch und ſtreifte
beim Fallen das Wohnhaus, richtete aber glücklicherweiſe weiter
keinen bedeutenden Schaden an. Auch weiter oberhalb ſchlugen
viele dicke Aeſte zu Boden, und in der Nähe des Merck=
Sport=
platzes brachen einige der alten Maulbeerbäume vollſtändig durch.
Da auch die Lichtleitung der Straßenbeleuchtung geſtört war,
lagen die Straßen lange Zeit vollſtändig im Dunkeln.
In Nieder=Ramſtadt war die elektriſche Lichtleitung für
kurze Zeit geſtört, ſo daß der ganze Ort im Dunkeln lag. Bei
einer Anzahl Obſtbäumen an ungeſchützten Stellen brach die
Krone ab. Auch in den Gärten ſieht es wüſt aus, überall kann
man abgebrochene und umgeriſſene Roſen= und andere Sträucher
finden. Nicht minder haben auch die Wohnhäuſer gelitten.
Dach=
ſchäden, Fenſterſcheibenbrüche und dergleichen geben ein Bild von
der Heftigkeit des Sturmes. Menſchen, die von dem Sturme
unterwegs überraſcht wurden, konnten ihren Weg nicht fortſetzen
und mußten Zuflucht in den Häuſern ſuchen. Der Sturm hielt ſo
etwa ¼ Std. lang an. Das Gewitter ſelbſt konnte ſich über der
hieſigen Gegend nicht ſo recht entladen, ſo daß nur ſehr wenig
Regen fiel.
GPA. Freiherr von Wechmar, der Generaldirektor der
Städtiſchen Kur= und Bäderverwaltung in Wiesbaden, ſcheidet
mit dem 1. Auguſt aus Wiesbaden und übernimmt auf
Anord=
nung des Herrn Reichsſtatthalters und Gauleiters Sprenger die
Leitung und Verwältung des Heſſ. Staatsbades Bad=Nauheim.
Freiherr von Wechmar nahm als aktiver Offizier am
Welt=
krieg teil und trat dann zur Reichswehr über. Er nahm dann
ſeinen Abſchied und war mehrere Jahre kaufmänniſch im In= und
Ausland tätig. Seit 1926 war er unter den nicht einfachen
Dan=
ziger Verhältniſſen Kurdirektor in Zoppot und kam von dort nach
Wiesbaden. Freiherr von Wechmar iſt Pg. und macht Dienſt in
der SA. Der rhein=mainiſchen Preſſe iſt Pg. von Wechmar als
vorbildlicher Betreuer des vom Gaupreſſeamt Heſſen=Naſſau
ver=
anſtalteten erſten deutſchen Preſſe=Kameradſchaftslagers in
Wies=
baden bekannt.
Dg. Arheilgen, 2. Juli. Krieger= und
Soldaten=
kameradſchaft. Im Vereinslokal „Zur Sonne” fanden ſich
die Kameraden in Stärke von etwa 100 Mann zu einem
Aus=
marſch zuſammen. Unter Vorantritt des Spielmannszuges ging
es in geordnetem Zuge durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem
Gaſthaus „Zur Linde” wo die Teilnehmer zwei Kraftwagen
beſtiegen und bis nach Meſſel fuhren. Vor dem Ortseingang von
Meſſel ſtiegen die Kameraden aus und formierten ſich wiederum
zu einem Zuge, um unter Marſchklängen einen Werbemarſch
durch Meſſel zu unternehmen. Die wohlgeordnete Marſchkolonne
wurde von der Meſſeler Bevölkerung freundlichſt begrüßt und
hinterließ einen guten Eindruck. Im Anſchluß an den Umzug
fand im Gaſthaus Laumann gemeinſam mit den Meſſeler
Kame=
raden ein kameradſchaftliches Zuſammenſein ſtatt, wobei
Kame=
radſchaftsführer Beigeordneter Zeidler das Wort ergriff und
über den Kameradſchaftsgeiſt in den Krieger= und
Soldaten=
kameradſchaften ſowie über die Aufgaben derſelben ſprach. Bein
Abſingen alter Soldaten= und Vaterlandslieder und ſonſtiger
Unterhaltung nahm der Abend einen harmoniſchen Verlauf, und
erſt in vorgerückter Stunde traten die Kameraden die
Heim=
fahrt an.
— Gernsheim, 2. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 1. Juli 1,80 Meter, am 2. Juli 1,76 Meter.
Obſtbauverſammlung des Kreiſes Erbach.
As. Erbach, 1. Juli. Im Einvernehmen mit der
Landes=
bauernſchaft hatte der Bezirksobſtbauverband für den Kreis
Er=
bach einen Obſtbautag anberaumt. Bereits am Vormittag fand
ein Schulungslehrgang unter Leitung des
Landwirtſchaftskam=
merrates Pfeiffer der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau ſtatt.
Am Nachmittag fanden ſich die Obſtbauintereſſenten des
ge=
ſamten Kreisgebietes zur öffentlichen Verſammlung im „
Saal=
bau” ein. Der Leiter des Bezirksobſtbauverbandes für den Kreis
Erbach, Rentamtmann Steinert=Erbach, begrüßte die
Erſchie=
nenen, beſonders die Referenten des Tages und
Kreisbauern=
führer Ripper=Pfaffen=Beerfurth.
Herr Steinert erſtattete nun in ausführlicher Weiſe Bericht
über die Tätigkeit des Bezirksobſtbauverbandes, der heute 58
Ortsgruppen zählt, die wiederum in 5 Unterbezirke eingeteilt
ſind. Obſtbauinſpektor Orthmann=Heppenheim ergänzte den
Bericht unter beſonderer Betonung des Vortragsweſens. Der
Rechner des Bezirksverbandes, Poſtmeiſter Michel=Erbach, gab
einen kurzen Ueberblick über die finanzielle Seite und mahnte zur
pünktlichen Entrichtung der Beiträge. In feſſelnder Weiſe ſprach
Landwirtſchaftskammerrat Pfeiffer=Frankfurt a. M. über
„Obſtbau im Hauptberuf‟. Es ſei an der Zeit, daß die am
Obſt=
bau intereſſierten Kreiſe endlich einſehen, daß Obſtbaumpflege
keine Spielerei iſt. Der Obſtbau wird heute noch von allen
Zweigen der Landwirtſchaft am meiſten vernachläſſigt, und zwar
deshalb, weil der Obſtbau immer als eine Nebeneinnahme
be=
trachtet wurde und noch wird. Ein vorſchriftsmäßiger Obſtbau
wird bei vielen als nicht lohnend bezeichnet. In Wirklichkeit
aber haben nur wenige einen Verſuch damit gemacht. Wenn der
Obſtbau Erfolg bringen ſoll, dann muß auch er hundertprozentig
betrieben werden. Die Erfolge, die eine ſachgemäße
Obſtbaum=
pflege zeitigt, ſind verblüffend. Vielfach fehlt dem Obſtzüchter
der Blick für einen gepflegten und geſunden Baum. Wir leiden
darunter, daß der Obſtbau ein Nebenbetrieb iſt. Bei
Neupflan=
ungen iſt ein beſonderes Augenmerk auf die erforderlichen
Ab=
ſtände und auf die Bodenbearbeitung zu richten. Gut gepflegte
Bäume garantieren ſelbſt bei ungünſtigen
Witterungsverhält=
niſſen eine Vollernte. Beſondere Sorgfalt muß auch auf das
Ernten, Packen und Sortieren verwandt werden. Wenn zu all
den angeführten Momenten noch das Ueberwintern geeigneter
Spätſorten hinzukommt, ſo muß es gelingen, den deutſchen
Früh=
jahrsmarkt von Auslandsobſt freizuhalten.
In gleich intereſſanter Weiſe ſprach anſchließend
Obſtbaufach=
berater Seitzer=Obernburg über Blütenbiologiſche
Betrachtungen im Obſtbau‟. Die Blütezeit im Obſtbau
iſt die Zeit der Hoffnung. Leider machen wir meiſt den Fehler,
daß wir den Baum in dieſem Stadium ſich ſelbſt überlaſſen. Die
Anſätze zur Blütenbildung für das nächſte Jahr bilden ſich in den
Monaten Juli, Auguſt und September. Deshalb bedarf der
Baum gerade in dieſer Zeit beſonderer Pflege und guter
Dün=
gung. Der Obſtbauer muß jetzt ſchon an das Frühjahr 1936 und
nicht nur an den Herbſt 1935 denken. Zur Zeit der
Blütenent=
faltung muß wiederum ein Düngung eintreten. Wollen wir
pro=
duktiven Obſtbau treiben, ſo müſſen wir uns auf der ganzen
Linie umſtellen und für jeden Baum im Jahr 4 bis 5 RM.
auf=
wenden. Die unliebſamen Schwankungen zwiſchen Rekord= und
Nißernte liegen nicht am Baum, ſondern an uns. Deshalb
müſſen wir auch an unſerem Teil arbeiten an der Geſtaltung der
deutſchen Zukunft, indem wir wetteifern auf dem Gebiete des
ſeutſchen Obſtbaues.
f. Roßdorf, 2. Juli. Kameradſchaftsabend der
OHJ. Die Belegſchaft der Odenwälder Hartſtein=Induſtrie,
Be=
trieb Roßdorf, hielt im Zeichen echter Volksgemeinſchaft
gemein=
ſam mit ſämtlichen Angeſtellten der Darmſtädter Verwaltung im
feſtlich geſchmückten Saale Zur Sonne” einen
Kameradſchafts=
abend ab. Mit herzlichen Worten begrüßte Direktor Bonte
namens der Direktion die zur Feier Erſchienenen. Anſchließend
fand die Ehrung einiger Arbeitskameraden mit 25= bzw. 40
jähri=
ger Tätigkeit ſtatt; als Geldgeſchenk erhielten die Jubilare 50
bzw. 100 RM., ſowie Urkunden und Gedenkmünzen. Pg. Adam
Löffler, Ortswalter der Deutſchen Arbeitsfront, ſprach als
Vertreter der Kreiswaltung und Pg. Gemeinderat Karl Storck
als Vertreter des erkrankten Bürgermeiſters für die Gemeinde
Roßdorf. Zellenwalter Roos dankte namens ſeiner
Arbeits=
kameraden für das Zuſtandekommen dieſes Abends und nahm
eine Ehrung der Gefallenen und der Toten des Betriebes in
übli=
cher Weiſe vor. Mit beſonderer Aufmerkſamkeit wurde ſodann
einem Vortrag des Direktors Dr. Kleefenz gefolgt. Dieſer
gab einen intereſſanten Bericht über ſeinen jetzt ſtattgefundenen
Beſuch bei ähnlichen Betrieben in England, und beſonders wurde
dieſer geſteigert, als Dr. Kleefenz von dem Anſehen und Achtung,
die unſer Führer im Auslande genießt, erzählte.
G. Ober=Ramſtadt, 2. Juli. Krieger= und
Soldaten=
kameradſchaft „Germania‟. Durch die Opferwilligkeit der
Mitglieder war die Kameradſchaft in die Lage verſetzt, eine neue
Kyffhäuſer=Bundesflagge, wie ſie ſchon die meiſten Vereine des
Deutſchen Reichskriegerbundes beſitzen, anzuſchaffen. Die alte
ehr=
würdige Vereinsfahne wird auch fernerhin in Ehren gehalten. Vor
ihrer erſten Benutzung beim Reichskriegertag in Kaſſel ſoll die
neue Fahne in einfacher, würdiger Weiſe geweiht werden. Die
Weihe findet Mittwoch, den 3. Juli, abends, im Gaſthaus „Zum
grünen Laub” ſtatt.
Wir gratulieren!
Zum 80. Geburtstag Herrn Direktor Max Scheid in
Heppen=
heim a. d. B.
Zum 83. Geburtstag Herrn Krum. Straßenwärter i. R., in
Groß=Gerau.
zu
oße
dadurch
gen
im
ſi
des=
Kreis
Er=
itag fand
ſchaftskan=
ſau ſtatt,
ge=
m „
Saal=
den Kreis
e
Erſchie=
isbauern=
Eiei
1a 0
zur
Mittwoch, 3. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 180 — Seite 7—
Aufgebot eines Ariers mit einer Züdin verweigert.
Eine Enkſcheidung des Wehlarer
Amtsgerichts.
Lpd. Das Wetzlarer Amtsgericht hat, wie das „Frankfurter
Volksblatt” berichtet, auf die Klage eines Ariers hin, dem der
zuſtändige Standesbeamte das Aufgebot mit einer Jüdin
verwei=
gerte, das nachſtehende Urteil gefällt, das Beachtung in allen
Kreiſen verdient:
Der Antrag des Karl Gelzenleuchter in Mudersbach, Kreis
Wetzlar, den Standesbeamten in Hohenſolms anzuweiſen, das von
dem Antragſteller, bei dem Standesamt Hohenſolms beantragte
Aufgebot zur Schließung der Ehe zwiſchen dem Antragſteller und
der Jüdin Martha Mayer aus Oſthofen, Kreis Worms, zu
er=
laſſen, wird abgelehnt.
In der Begründung führt das Gericht aus: „Der
An=
tragſteller, der nach ſeinen eigenen Angaben deutſchen Blutes iſt,
unterhält ſeit dem Jahre 1930 ein Liebesverhältnis mit der Jüdin
Martha Mayer aus Oſthofen und hat ihr die Ehe verſprochen.
Am 26. Mai 1935 beantragte er bei dem für ſeinen Wohnſitz
zu=
ſtändigen Standesamt in Hohenſolms unter Vorlage der
erfor=
derlichen Standesurkunden das Aufgebot zur Eheſchließung
zwi=
ſchen ihm und der Martha Mayer. Der Standesbeamte lehnte
den Erlaß des beantragten Aufgebots ab., mit der Begründung,
zur Eheſchließung zwiſchen einem deutſchblütigen Mann und einer
Jüdin könne er als Nationalſozialiſt keine Amtshilfe leiſten.
Der Antragſteller beruft ſich darauf, daß die Weigerung des
Standesbeamten in den beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen
keine Grundlage finde, und hat beantragt, den Standesbeamten
anzuweiſen, das begehrte Aufgebot zu erlaſſen.
Es iſt richtig, daß die beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen
die Eheſchließung zwiſchen einem deutſchblütigen Manne und einer
Jüdin nicht verbieten, dieſer formalgeſetzliche Zuſtand vermag
aber den Antrag des Antragſtellers nicht zu ſtützen.
Mit der Machtübernahme durch den Nationalſozialismus in
Deutſchland ſind die Grundlagen der nationalſozialiſtiſchen
Welt=
anſchauung zugleich die Grundlagen für den völkiſch=ſtaatlichen
Neuaufbau des Deutſchen Reiches geworden. Dieſer wird
durch=
geführt und im Tiefſten getragen aus der Erkenntnis der
unlös=
lichen, naturgeſetzlichen Einheit von Raſſe, Seele und Recht. Die
Wiederbefreiung des deutſchen Menſchen von allen ſchädigenden
Einflüſſen artfremder Raſſen, die Wiedererſtarkung der deutſchen
Seele und ihre Reinerhaltung für alle Zukunft iſt hierbei das
un=
verrückbare, höchſte Ziel. In dieſer völkiſch gerichteten
Grundhal=
tung wurzelt das Rechtsdenken und die Rechtsfindung im neuen
Deutſchland ebenſo wie das bereits vorliegende Geſetzgebungswerk
des Dritten Reiches. Hierfür ſind unter anderen insbeſondere das
Geſetz zur Bereinigung des Berufsbeamtentums nebſt
Durchfüh=
rungsverordnungen, ſowie das Reichserbhofgeſetz, das
Gemeinde=
verfaſſungsgeſetz und das Wehrgeſetz die eindeutigſten Bekundungen.
Dieſe grundlegenden Geſetze ſind durchdrungen von der Einſicht in
die ſeeliſch und körperlich ſchädigenden Wirkungen der
Bluts=
miſchung deutſchſtämmiger Menſchen mit Angehörigen artfremder
Raſſen oder Blutsgemeinſchaften, insbeſondere mit Juden; ſie
er=
ſtreben folgerichtig das Ziel, die durch Raſſemiſchung eingetretene
Entartung des deutſchen Volkes nach allen Richtungen hin zu
ſichern. Dieſem auf allen Gebieten der Geſetzgebung, wie auch in
dem geſamten amtlichen und halbamtlichen Schrifttum des
Staa=
tes und der NSDAP. zutage tretenden Streben wäre es ein Schlag
ins Geſicht, wollte der nationalſozialiſtiſche Staat gleichzeitig
wei=
terhin Ehen zwiſchen Deutſchblütigen und Juden zulaſſen.
Der Einwand, daß trotz alledem ſolche Miſchehen bisher
ge=
ſetzlich noch nicht verboten ſeien, ſchlägt nicht durch. Dieſer
Ein=
wand entſpringt typiſch jüdiſch=liberaliſtiſchem Moral= und
Rechts=
denken; letzteres hatte mit dem Grundſatz „Was nicht verboten iſt,
iſt erlaubt”, deutſches Recht und deutſche Sitte bereits faſt völlig
inſtinktlos und wurzellocker gemacht. Nationalſozialiſtiſche — das
iſt arteigene — Rechtsanſchauung hat demgegenüber wieder das
artmäßige Geſetz des Sollens aufgerichtet, als Anforderung an
jeden Einzelnen: ſeine innere Haltung und äußere Lebensführung
allein auf das Wohl ſeines Volkes auszurichten und deſſen
Be=
langen ſich unterzuordnen. Dieſer Satz iſt bindendes, geltendes
Recht des Dritten Reiches und, wie oben dargelegt, bereits in
grundlegenden Geſetzen eindeutig zum Ausdruck gekommen. Mit
dieſem Rechtsſatz ſteht die Eheſchließung eines deutſchblütigen
Mannes mit einer Jüdin in unlösbarem Widerſpruch. Eine ſolche
Eheſchließung kann daher nicht mehr zugelaſſen werden, und der
Standesbeamte hat mit Recht den Erlaß des vom Antragſteller
begehrten Aufgebotes abgelehnt.
Der Antrag des Antragſtellers, den Standesbeamten zum
Er=
laß des begehrten Aufgebotes anzuweiſen, war daher, wie
ge=
ſchehen, abzulehnen.
Monakskalender für Tierſchuk.
Sonnenhitze liegt drückend über Feld und Flur! Selbſt
die ſonſt ſo muntere Vogelwelt iſt, ſtumm. Es kommt die Zeit
der Mauſer, in der Vögel ſtill und zurückgezogen leben, bis ſie
ihr Gefieder gewechſelt haben. Unſere gefiederten Freunde
kön=
nen jetzt gänzlich ohne Nahrungsſorgen leben, denn reichlich hat
die Natur den Tiſch gedeckt. Aber oftmals iſt Mangel an Waſſer.
Danach haben die Vögel oft lebhaftes Bedürfnis, nicht nur um
ihren Durſt zu ſtillen, ſondern auch, um darin zu baden. Daher
ſoll man beſonders im waſſerarmen Gelände ſtets für künſtliche
Badegelegenheit ſorgen.
Auch die Stubenvögel ſollen jetzt täglich mehrere Male mit
friſchem Waſſer verſorgt werden! Aber achtet darauf, daß die
Badegefäße groß genug ſind, damit ſich nicht die Vögel beim
Plätſchern im Waſſer die Flügel verſtoßen.
Die Zugtiere haben im Sommer beſonders unter der Hitze
zu leiden: Sie werden von Durſt gequält, und auch die Inſekten
machen ihnen bei der Hitze viel zu ſchaffen. Du ſollſt daher nicht
die Tiere ihres natürlichen Abwehrmittels berauben, wie du es
tuſt, wenn du deinem Pferd den Schweif kürzeſt.
Du weißt ſelbſt, wie läſtig es iſt, wenn dir ein Mückchen ins
Auge fliegt. Auch bei den Tieren kommt es vor, beſonders bei
den armen Zugtieren. Fremdkörper wie Inſekten, Körner und
Strohteilchen können unter die Lider geraten und hier heftige
Schmerzen verurſachen. Daher waſche deinen Zugtieren mit einem
feuchten Schwamm öfters die Augen aus!
Achte bei der Hitze auf deinen Hund! Trägt er einen
Maul=
korb, ſo ſorge dafür, daß dieſer ſo groß iſt, daß der Hund ſeinen
Fang ganz aufmachen kann; denn der Hund tranſpiriert nicht wie
der Menſch durch die Haut, ſondern auch durch die Zunge. Wenn
idaher der Maulkorb zu eng iſt, kann ſich das arme Tier nicht
genügend abkühlen. Wenn der Hund die Zunge aus dem Fang
hängen läßt, ſo iſt das kein Zeichen von Durſt, ſondern der Hund
hat nur das Beſtreben, die heraushängende Zunge abzukühlen.
Stelle einem erhitzten Hund nie kaltes Waſſer vor! Es ſchadet
idem Hund genau ſo wie dem erhitzten Menſchen.
C. W.
* Langen, 2. Juli. Im vergangenen Jahre hatte das
Forſt=
amt Langen zum erſten Male den Verſuch gemacht, den
Ab=
ſſchluß der Kulturarbeiten feſtlich zu begehen und
da=
rmit zugleich dem Gemeinſchaftsſinn einen lebendigen Ausdruck zu
werleihen, der alle Menſchen von jeher beſeelt hat, die vom Wald
rund für den Wald leben. Wie ſtark der Widerhall dieſes
Gedan=
kens war, zeigte die überaus rege Beteiligung bei dem
diesjähri=
gen Kulturfeſt, zu dem das Forſtamt Langen ſämtliche
Kultur=
mrbeiter und =arbeiterinnen der Staats= und Gemeindewaldungen
geladen hatte. Das Feſt fand in dem mit Fichten= und
Birken=
grün reich geſchmückten Saale „Zum neuen Löwen” in Offenthal
ſtatt. Nach einem ſchneidigen Waldhorngruß, der durch zwei
äunge Forſtbeamte geblaſen wurde, eröffnete Forſtaſſeſſor Dr.
Eidmann in Vertretung des abweſenden Amtsvorſtandes das
Feſt durch eine Anſprache. Er ſchilderte in warmen Worten die
Verbundenheit, die durch die Liebe zum Walde und zur Natur
bei allen denen entſteht, die im Walde tätig ſind. Ein Sieg=
Heil auf den Führer und das Deutſchlandlied beſchloſſen die Rede.
Anſchließend ſprach Bürgermeiſter Göckel=Langen als
Vertre=
ter der größten waldbeſitzenden Gemeinde und zugleich als
Kreis=
bauernführer. Er begeiſterte die Anweſenden durch ſeine Worte
über die Bedeutung von „Blut und Boden” für die Land= und
FForſtwirtſchaft, dieſen beiden wichtigſten Trägern eines geſunden
Volksganzen. Das Horſt=Weſſel=Lied beendete den offiziellen Teil
des Abends. Im weiteren Verlaufe ſorgten eine flott ſpielende
Kapelle, eine mit großer Spannung erwartete und an
Ueber=
raſchungen reiche Tombola und ein von Kulturarbeiterinnen
auf=
geführtes kleines Theaterſtück für ſo viel Unterhaltung und
Er=
heiterung, daß der Tag längſt angebrochen war, als die Letzten
dieſes Feſt verließen, das im beſten Sinne von einem Geiſte echter
Arbeitsverbundenheit Zeugnis gegeben hat.
Aus Oberheſſen.
LPD. Schlitz, 2. Juli. Graf Wilhelm von Schlitz †.
Am Sonntag mittag verſtarb in Frankfurt a. M. in der Klinik
von Noorden nach ſchwerem Leiden Graf Wilhelm von Schlitz,
genannt v. Goertz, im Alter von 53 Jahren. Er wurde im Jahre
1882 in Schlitz als Sohn des Grafen Emil von Schlitz, genannt
v. Goertz, geboren. Aus Anlaß des Todes des Grafen Wilhelm
hat die ganze Stadt Schlitz Trauer angelegt. Mit dem
Städt=
chen trauert das ganze Schlitzer Land.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 3. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtih. 6.15: Berlin:
Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr., Wetter. 8.00:
Waſſerſtand, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Bad Neuenahr: Frühkonzert. 9.00: Nur Kaſſel:
Werbe=
konzert. 9.15: Nur Kaſſel: Muſik am Morgen. 10.00:
Sendepauſe. 10.15: Schulfunk: Was iſt ein Cembalo?
10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00:
Werbekonzert. 11.25: Meldungen. 11.30: Sozialdienſt.
11.45: Bauernfunk.
12.00: Breslau: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit und
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht.
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40: Wetter. 14.45:
Sendepauſe. 15.00: Nur Kaiſerslautern: Nachr. 15.15:
Von Kaiſerslautern: 1. (15.15): Soldaten=Balladen. 2.
(15.40): Joh. Kirchweng erzählt von ſeiner Saarheimat.
16.00: Polniſche Lieder. 16.30: Geſchichte und Landſchaft
am Wege: Bingen. 17.00: Nachmittagskonzert. 18.30:
Das Leben ſpricht. 18.45: Saardienſt. 18.55: Meldg.
19.00: Unterhaltungskonzert. 19.40: Bauernfunk. 19.50:
Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.15: Hamburg:
Reichsſendung: Stunde der jungen Nation: Appell an die
Jugend. 20.45: Lachender Funk. 22.00: Zeit, Nachr.
22.15: Wetter, Nachr., Sport. 22.30: Köln: Nachtmuſik
und Tanz. 24.00: Stuttgart: Nordiſche Muſik.
OMiutien Oaudannn
Mittwoch, 3. Juki
Reichsſendung: 20.10: Stunde der jungen Nation;
Appell an die Jugend.
Leipzig: 20.45: Der Deichgraf. Hörſpiel nach der
Er=
zählung Storms „Der Schimmelreiter”.
Köln: 20.45: Ohrenſchmaus. Heitere Kleinkunſt. Darin
ein luſtiges Hörſpiel: Die Krähe als Hellſeher.
Breslau: 21.00: Es geht ein Liedlein im Volke. Ein
Sommerabend unter der Dorflinde.
Wien: 19.30: Militärkonzert.
Sottens: 20.00: Konzertabend.
Warſchau: 21.00: Chopin=Stunde.
Beromünſter: 21.10: Werke von Haydn und Schubert.
Budapeſt: 22.00: Balalaika=Konzert.
Stockholm: 22.00: Mod. Tanzmuſik.
Kopenbagen: 22.15: Sinfoniekonzert.
London: 23.10: Tanzkapelle S. Kyte.
Sport, Spiel u. Jucnen
Die nächſten Olympig=Prüfungen der Leichkathleten
werden am 13. und 14. Juli in Hamburg und Darmſtadt
durchgeführt. Hamburg ſieht die Hürdenläufer. Diskuswerfer,
Kugelſtoßer, Hoch= und Stabhochſpringer, Dreiſpringer ſowie die
Kernmannſchaft der Frauen am Start, während in Darmſtadt die
Sprinter, Speer= und Hammerwerfer ſowie
Weit=
ſpringer an den Wettbewerben beteiligt ſind. Außerdem wird
hier eine 4X100=Meter=Nationalſtaffel gelaufen.
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
An die örtlichen Fachamtsleiter uſw.
Es wird darauf hingewieſen, daß heute abend 8. 30 Uhr.
die ordnungsgemäße übliche Sitzung der örtlichen
Fachamts=
leiter des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen im Grünen
Zimmer der Woogsturnhalle ſtattfindet, zu der auch die
Verbin=
dungsleute ſowie die einzelnen Sachbearbeiter eingeladen ſind.
gez. Löweg
Trainingsgemeinſchaft der Darmſtädter Springer.
Die Trainingsgemeinſchaft der Darmſtädter Springer übt im
Woog jeden Mittwoch, unter Leitung von Schütz, ab 18 Uhr.
Es wird erwartet, daß ſich die Darmſtädter Springerinnen und
Springer pünktlich und regelmäßig zu dieſem Training einfinden.
TSG. 46, Hockey=Abteilung.
Durch Verlegung der Uebungsſtunden für die Leichtathletik=
Abteilung kann das Damen=Hockey=Training nun auch
endgültig feſtgelegt werden. Gerade die beiden ſpielfreien Monate
Juli nd Auguſt werden wir für die Ausbildung unſerer
Damen=
elf verwenden. Beſucht das Damen=Training jeden Mittwoch,
abends 18.30 Uhr, auf der Woogswieſe. Auch die übrigen Anfänger
können an dieſer Uebungsſtunde teilnehmen. Außerdem findet
jeden Samstag, ab 16 Uhr, der allgemeine Uebungsbetrieb
wie ſeither ſtatt. Ich bitte um reſtloſe Beteiligung.
SV. Merck bei den 8. Weiſenauer Schüler=Kampfſpielen erfolgreich.
Die unter der Leitung des alten Leichtathletik=Pioniers Adam
Krichbaum ſtehende Schülerabteilung konnte in Weiſenau ſehr
ſchöne Erfolge erzielen. Die Mannſchaft des Jahresgangs 1923
(geboren), die einen Vierkampf (Kugelſtoßen, Weitſprung, 50 und
100=Meter=Lauf) zu beſtreiten hatte, errang den erſten Preis, und
damit den Wandewreis von Groß=Darmſtadt, geſtiftet von Dr.
Ritter von Halt, vor SV. 98 Darmſtadt. Auch in der
Einzelwer=
tung des Stadtpreiſes war Merck ſiegreich, da Alfred Weber den
Wanderpreis errang. — In der Geſamtwertung aller
teilnehmen=
den Vereine war SV. Merck an 8. Stelle, vor SV. 98 Darmſtadt.
Die Erfolge der Schülerabteilung beweiſen, daß der SV. Merck
auf dem Gebiet der Jugendertüchtigung an erſter Stelle
mar=
ſchiert.
Nbg.
Fußball.
Union Wixhauſen — V. f. R. Offenbach 2:1 (1:1).
Zum Abſchluß des Spieljahres lieferten ſich genannte
Mann=
ſchaften einen abwechſlungsreichen und fairen Kampf, mit auf
beiden Seiten zeitweiſe ſehr guten Leiſtungen. Das Spiel beginnt
mit temperamentvollen Angriffen auf beiden Seiten, und beide
Torhüter mußten ſofort in Tätigkeit treten. Bei den
Hintermann=
ſchaften konnte man wiederholt Schwächen feſtſtellen. Es wurde
ſolang mit dem Ball geſpielt, wodurch die Abſchläge meiſtens zu
matt und unſauber waren. Recht gut und taktiſch klug arbeitete
die Unionläuferreihe, obwohl Fiedler nicht ganz auf der Höhe
war. Durch Eckball, den der Mittelſtürmer mit dem Kopf
ein=
lenkte, konnte Offenbach in Führung gehen. Kurz vor Halbzeit
erzielte Union durch den Halbrechten den Ausgleich. Nach dem
Wechſel anfangs verteiltes Spiel, klare Torgelegenheiten auf
bei=
den Seiten werden ausgelaſſen. Union drängte einige Zeit, ging
aber zu oft in die Abſeitsfalle. Durch eine Flanke von rechts
konnte der Halbrechte Unions zum ſiegbringenden Treffer
ein=
lenken. Kurz vor Schluß hatte Offenbach nochmals Gelegenheit
zum Ausgleich, doch Jung meiſterte den Schuß aus kurzer
Entfer=
nung in ſeiner Manier. Beide Mannſchaften zeigten eine gute
Geſamtleiſtung und befriedigten die Zuſchauer in jeder Weiſe.
Der Schiedsrichter leitete einwandfrei.
Das Vierkelfinale der Damen in Wimbledon.
Tikelbeſiherin Miß Round geſchlagen.
Die Tennismeiſterſchaftsſpiele in Wimbledon ſtanden am
Dienstag im Zeichen der Damen, die ihr Viertelfinale austrugen.
Wie ſchon am Montag bei den Herren, ſo gab es auch am Dienstag
bei dem Dameneinzel eine Ueberraſchung: die Niederlage der
Be=
ſitzerin des Meiſterſchaftstitels, Miß Round, durch ihre
langjäh=
rige ausſtraliſche Rivalin Miß Hartigan. Das Spiel, bei dem auf
beiden Seiten kein, Meiſterſchafts=Tennis” gezeigt wurde, endete
mit dem Sieg der Auſtralierin mit 4:6, 6:4, 6:3. — Die zweite
engliſche Spielerin, Miß Stammers, wurde erwartungsgemäß von
Frau Sperling=Krahwinkel, Dänemark, mit 7:5, 7:5 geſchlagen.
Die Amerikanerin Miß Jakobs beſiegte die Polin Jedrczejowſka
mit 6:1, 9:7 und Mrs. Moody=Wikls fertigte die franzöſiſche
Spit=
zenſpielerin Mme, Mathieu überraſchend glatt mit 6:3, 6:0 ab.
Weikerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Nach der ſtarken Erwärmung des Feſtlandes, die am Montag
ihren Höhepunkt erreichte, drangen kühlere Luftmaſſen vom
Weſten her auf den Kontinent vor. Sie bringen mehr wolkiges,
ſchwüles Wetter. Der Luftdruckanſtieg über Weſteuropa wird
auf ſeinem Weg nach Oſten nach vorübergehend unſicherem Wetter
wieder fortſchreitende Beruhigung der Wetterlage herbeiführen.
Ausſichten für Mittwoch; Vielfach wolkig, vereinzelte
Regen=
ſchauer, bei weſtlichen Winden Mittagstemperaturen zwiſchen
20—25 Grad, ſchwül.
Ausſichten für Donnerstag: Meiſt aufgeheitert, wärmer.
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lich will nichts mehr gelingen. Angst
vor Entschlüssen lähmt den
Unter-
nehmungsgeist, man ist nervös, matt,
mutlos. Wie ist das zu erklären? Der
Wendepunkt des Lebens ist da, die
Gefahrenecke. Aber die Gefahr
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Seite 8 — Nr. 180
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Juli 1935
Franz Skaſſens
Edda-Bilder für
die Reichskanzlei
vollendet.
Der Auftrag des
Füh=
rers und Reichskanzlers
Adolf Hitler, den
hiſto=
riſchen Sitzungsſaal der
Reichskanzlei mit vier
Monumentalbild=
teppichen zu ſchmücken,
iſt in ſeinem erſten
künſtleriſchen
Arbeits=
gang vollendet. Der
Berliner Kunſtmaler
Franz Staſſen hat
die Edda=Sagen in vier
Motiven feſtgehalten,
die nunmehr der
Mün=
chen=Nymphenburger
Bildwirkerei=
Manufak=
tur als Vorlagen für
die Wandteppiche dienen
ſollen. Unſer Bild zeigt
die Nornen unter der
Welteſche. (Scherl=M.)
Reich und Ausland.
Dornierwal „Tornado” notgewaſſerk.
Vorbildlicher Sicherungsdienſt der Lufthanſa.
DNB. Berlin. Auf wie ſorgfältige Weiſe
der Flugſicherungsdienſt der Deutſchen Lufthanſa
auf der ſchwierigſten aller Luftverkehrsſtrecken,
nämlich dem Transozeanabſchnitt des
Luftpoſt=
dienſtes Deutſchland—Südamerika arbeitet, zeigt
deutlich ein Vorfall, der ſich auf dem letzten
Poſt=
flug Südamerika—Europa ereignete. Am Samstag
nachmittag ſtartete vom Motorſchiff „
Schwaben=
land”, das zurzeit in der Nähe der Inſel Fernando
Noronha ſtationiert iſt, der Dornierwal „Tornado”
zum Flug nach Bathurſt in Britiſch=Gambien an
der Küſte Weſtafrikas. Bereits in der erſten
Mor=
genſtunde des Sonntag meldete das Flugboot, daß
der Kühler des hinteren Motors leck geworden ſei.
Auf dieſen Funkſpruch hin nahm die „
Schwaben=
land” ſofort Kurs in der Richtung auf den „
Tor=
nado”, der ſeinen Flug mit einem Motor fortſetzte.
Erſt um 6 Uhr ſah ſich Flugkapitän Blume
genö=
tigt, zu einer Außenlandung anzuſetzen, die glatt
durchgeführt wurde. Nachdem ſie
funkentele=
graphiſch dem vor Bathurſt liegenden zweiten
Flugſtützpunkt „Weſtfalen” mitgeteilt worden war,
ſetzte ſich dieſe in Marſch, während zwiſchen dem
gewaſſerten Flugboot und dem Dampfer ſtändig
Funkſprüche gewechſelt wurden. Da das Luftſchiff
„Graf Zeppelin” ſich gerade auf einer ſeiner
plan=
mäßigen Fahrten nach Südamerika befand, nahm
es ebenfalls Kurs auf das Flugboot, erreichte es
in der Nacht zum Dienstag und blieb ſolange in
ſeiner Nähe, bis der Dampfer „Weſtfalen”
auf=
tauchte und um 23 Uhr Poſt, Beſatzung und auch
das Flugboot wohlbehalten an Bord nehmen
konnte. Die für Europa beſtimmte Poſtſendung
wurde unverzüglich auf das an Bord der „
Weſt=
falen” befindliche Reſerveflugboot „Smum”
über=
nommen und dieſes zum Weiterflug nach Bathurſt
geſtartet. Die durch die Außenlandung verlorene
Zeit dürfte zum größten Teil auf der Strecke
Bat=
hurſt-Las Palmas — Sevilla—Stuttgart wieder
aufgeholt werden. Mit dem Eintreffen der
Sen=
dungen iſt am Mittwoch zu rechnen.
Der Zwiſchenfall des „Tornado” beweiſt, wie
gut geſichert der Transozean=Luftdienſt der
Deut=
ſchen Lufthanſa iſt, denn dank der vorbildlichen
Funkausrüſtung und des Zuſammenwirkens der
Flugſtützpunkte — in dieſem Falle auch des „Graf
Zeppelin” — befanden ſich Flugboot und
Be=
ſatzung keinen Augenblick in Gefahr. Es hat ſich
auch erneut gezeigt, daß der in dieſem Dienſt
ver=
wandte Flugboottyp durchaus hochſeefähig iſt.
Chronik des Tages.
Die Bergungsarbeiten auf dem König.Georg=
Schacht in Freital ſind nach dreißigſtündiger Dauer
abgeſchloſſen worden. Die beiden Verunglückten,
die Häuer Rolle und Rentſch, konnten nur noch
als Leichen geborgen werden.
Am Strande von Suſſak an der
italieniſch=
ſüdſlawiſchen Grenze bemerkten die Badenden
geſtern plötzlich zu ihrem Entſetzen zwei rieſige
Haifiſche. Die Schwimmer verſuchten ſo ſchnell als
möglich das Ufer zu erreichen, um ſich in
Sicher=
heir zu bringen. Einem jungen Mädchen, einer
tſchechoſlowakiſchen Staatsangehörigen, die ſich zu
weit aufs Meer gewagt hatte, gelang es nicht
mehr rechtzeitig an das Ufer zu gelangen. Sie
fiel einem der beiden Raubfiſche zum Opfer.
Wie aus Meridian (Miſſiſſippi) gemeldet
wird, ſind die amerikaniſchen Dauerflieger, die
Brüder Key, am Montag um 20.08 Uhr nach
einem Dauerflug von 27 Tagen, fünf Stunden
und 33 Minuten gelandet. Die Landung erfolgte
wegen ungünſtiger Wetterberichte. Die Flieger
mußten wiederholt gegen Nebel und Gewitter
an=
kämpfen und zeitweiſe blind fliegen.
* Das kleine Reh von Ukkewald.
Eine ſeltſame Reh=Liebe.
In Uttewald in der Sächſiſchen Schweiz hatte
vor längerer Zeit der Bürgermeiſter im Wald ein
kläglich ſchreiendes Rehkitz gefunden und mit
Er=
laubnis der örtlichen Forſtbehörde auf ſeinem
Gutshof aufgezogen. Das Tierchen hatte ſich bald
an ſeine Umgebung und an die Menſchen gewöhnt
und wurde der Verzug des ganzen Ortes. Zur
Herbſtzeit des vergangenen Jahres aber erſchien,
von der Witterung des weiblichen Tieres
ange=
lockt, ein ſchöner Rehbock am Tor des Gutshofes
und ſcharrte mit ſeinen Läufen ſo lange, bis er
die Aufmerkſamkeit auf ſich gelenkt hatte.
Schließ=
lich entſchloſſen ſich die Menſchen, der Natur
nach=
zugeben, und wenn auch ſchweren Herzens, ſo
ließen ſie doch ihr geliebtes kleines Reh mit dem
Rehbock eines Abends von dannen ziehen. Das
Erſtaunen des Bürgermeiſters und Gutsbeſitzers
wie des ganzen Dorfes war aber recht groß, als
der galante Rehbock an jedem folgenden Morgen
ebenſo pünktlich, wie er gekommen war, am
Guts=
tor erſchien und ſein Rehfrauchen bei den
Men=
ſchen wieder ablieferte. Und in der Folgezeit
be=
wies er ſich ſtets als der „galante Schwiegerſohn”
des Bürgermeiſters, holte ſich am Abend ſeine
kleine Geliebte ab und kehrte am nächſten Morger
mit ihr zurück. Und aus dieſer ſeltenen Liebe
unter den beiden Rehtieren iſt jetzt ein kleines
Rehbaby erſtanden, das ſeiner Mutter auf ein
Haar ähnelt. Scharen von Beſuchern umlagern
täglich die „Wohnung” der jungen Rehmutter, die
mit ihrem unter ſo ſeltſamen Umſtänden zur Welt
gekommenen Baby eine Sehenswürdigkeit von
Uttewald bildet.
ſie müſſen ſich beichten!
Ja=
Eine höchſtrichterliche Entſcheidung für Verlobte. — Warum George und Naſchida Niome dennoch
nicht geſchieden wurden.
* Beichten iſt erſtens keine angenehme Sache,
und zweitens dann nicht, wenn einer oder eine
dem „geliebten Gegenſtand” dadurch vielleicht eine
unangenehme oder zur Nachdenklichkeiſt
veran=
laſſende Neuigkeit übermittelt. Viele helfen ſich
deshalb über dieſe Klippe, indem ſie dieſe
Beich=
ten auf paſſende Gelegenheiten bei dunkleren
Abendſtunden verlegen, oder in „ärztlicher
Doſie=
rung” verteilen — oder ganz ſchweigen und es
dem Lauf der Dinge überlaſſen, was der Strom
des Lebens ans Land ſpült.
Aber dann kann das Schifflein plötzlich auf
eine Sandbank laufen, und Hilferufe erſchallen —
auch nach dem Kadi. Darum hat jetzt der Oberſte
Gerichtshof von New York ein für alle Mal die
tralte Streitfrage „Iſt eine Braut ihrem
Verlob=
ten volle Aufrichtigkeit über ihre Vergangenheit
ſchuldig?” rechtsgültig beantwortet, und zwar mit
einem deutlichen und ſchreckhaften „Ja!” „Um das
zukünftige Glück einer Ehe zu ſichern, muß eine
Braut ihrem Verlobten die Wahrheit über ihre
Vergangenheit ſagen. Verſchweigt ſie ihm
wich=
tige Einzelheiten, ſo iſt er berechtigt — unterſtrich
der Herr Oberrichter — Nichtigkeitserklärung der
Ehe zu verlangen und iſt von allen ſeinen
Ver=
pflichtungen befreit.”
Das war das Grundſätzliche der Entſcheidung.
aber in der Urteilsbegründung verhieß er den
erblaßten Evastöchtern doch einige „mildernde
Umſtände” als er verkündete, daß ſchließlich „kleine
unweſentliche Täuſchungen” kein Grund zur
Un=
gültigkeitserklärung ſeien. Wenn ſich eine Blon=
dine ihr Haar dunkel färbt, um „ihm” zu gefallen,
der dunkel liebt, oder wenn eine Brünette ihre
Locken bleichen und erblonden läßt, weil „er” auf
blond allein ſchwört und nur ſo ins Netz der Ehe
gelockt werden kann, dann iſt das — lächelte
Rich=
ter James — eine „erlaubte Kriegsliſt im Kampf
der Geſchlechter”.
Aber der Fall, der eigentlich zur Beratung
ſtand, war viel komplizierter. Mr. George Braden,
ein bekannter amerikaniſcher Shulmann und
Pädagoge, hatte auf Nichtigkeitserklärung geklagt,
weil ſeine junge Gattin Naſchida Niome ihm
ver=
heimlicht hatte, daß ſie ſchon einmal verheiratet
und geſchieden war. Nun — das war an ſich ein
hundertprozentiger Grund, und doch kam der
Ge=
richtshof zu anderer Anſicht, und zwar aus einem
ſeltſamen Grund: George und Naſchida hatten
nämlich häufig ſpiritiſtiſchen Sitzungen
beige=
wohnt, und der weiſe Richter ſchloß daraus, daß
bei dieſen Seancen eine ſo innige ſeeliſche
Ver=
ſchwiſterung der beiden Verlobten ſtattgefunden
habe, daß es für ſie keine Geheimniſſe mehr gab —
insbeſondere „weil bei einem dieſer ſpiritiſtiſchen
Experimente Mr. George die Stimmen der
ver=
ſtorbenen Kinder ſeiner Braut zu hören glaubte
und er alſo von ihrer früheren Ehe gewußt haben
müſſe!‟ George erinnerte ſich nur dunkel an
die=
ſes Tiſchrücken
Das Urteil hat viel Aufregung hevorgerufen,
aber die ſcheint uns doch eigentlich recht
unbe=
gründet, da ſich Mr. James doch als ein kluger
Richter erwieſen hat.
b
Dornröschen mit der Raſierklinge.
(1) Kowno. Uralt iſt der Rachedurſt
verrate=
ner Liebe, und von je waren Meſſer, Schießgerehr
und Gift die überkommenen Requiſiten blutiger
Eiferſuchtsdramen. Doch Leidenſchaft macht auch
erfinderiſch, und ſo hat Fräulein Stankewitſchiute
aus dem Städtchen Aukſtadwaris in Litauen denn
die Chronik der Anſchläge von Verſchmähten um
ein gänzlich neues Muſter bereichert.
Sie überredete ihren ungetreuen Liebhaber zu
einem letzten tränenreichen Stelldichein, an deſſen
unvermeidlichem Ende ſie ihm einen
mitgebrach=
ten Roſenſtrauß „zum Riechen” hinhielt. Der
Mann roch — und fuhr mit einem
Schmerzens=
ſchrei zurück. In dem Bukett war eine Raſierklinge
verborgen, die ihm ſeine Naſe hübſch glatt in
zwei Hälften zerlegt hatte! Die verſtoßene Braut
ſtupſte ihm raſch noch einmal den Strauß ins
Geſicht, was nicht gerade zur weiteren
Verſchöne=
rung ihres Opfers, wohl aber zu heftigem
Blut=
verluſt führte.
Der Trick mit dem Roſenbukett hat dem
ge=
walttätigen Fräulein aus Aukſtadwaris übrigens
achtzehn Monate Gefängnis eingebracht.
Auf dem Sezierliſch wurde er wach.
(0) Galatz. Wieſo Peter Ocoſliſceanu
eigent=
lich in dieſe Prügelei verwickelt wurde, iſt bis
heute noch nicht feſtgeſtellt. Jedenfalls wurde er
als Toter vom Platze getragen und ins
Gerichts=
laboratorium eingeliefert. Die Aerzte ſchickten ſich
eben an, mit der Sezierung zur Feſtſtellung der
wirklichen Todesurſachen zu beginnen, als Peter
mit einem Fluch aufſprang und auf die Straße
lief. Man eilte ihm nach und überführte den vom
Tode zum Leben erwachten Peter in ein
Kranken=
haus, wo man jetzt beſtimmt damit rechnet, den
für tot Erklärten am Leben erhalten zu können.
— Den Schaden haben die Leichenbeſchauer. Denn
gegen ſie wurde ein Verfahren wegen verſuchter
fahrläſſiger Tötung eingeleitet.
„Egly” gewinnk das 16. Deutſche
Spring=Derby.
Luft
Beim 16. Deutſchen Spring=Derby in Klein=
Flott=
beck gab es eine Senſation, als „Egly” unter SS=
Unterſcharführer Temme im Stechen mit
„Raubritter” unter Oberleutnant Neckelmann
zum zweitenmal fehlerlos über den ſchweren Kurs
kam. Es iſt dies ſeit 10 Jahren das erſtemal, daß
die ſchwere Derby=Bahn ſehlerlos überwunden
wurde. Unſer Bild zeigt „Egly” bei einem Sprung
(Scherl=M)
Eit
ien
Sie rächke ſich am Falſchen.
(2) Paris. Auf dem „Boulevard des
Sepi=
nettes” ſtand ein Maler und verſuchte die
Schön=
heit der Straßenanlagen auf die Leinwand zu
bannen. Unweit von ihm war ein Häuſermaler
mit dem Anſtreichen einer Hausfront beſchäftigt.
Als ein ſchöner, weißer Hund an dem Häuſermaler
vorüberkam, fing der ihn und malte mit blauer
Farbe ſchöne blaue Tupfen in ſein weißes Fell.
500 Meter entfernt kam die Herrin des
Hun=
des, ein älteres Fräulein, das entſetzt Recherchen
einzog, wer ihren über alles geliebten Toutou ſo
verunziert habe. Jemand flüſterte ihr zu, der
Maler ſei es geweſen. Sie war nun der
Auf=
faſſung, daß derartige Kunſtleiſtungen nur einem
wirklichen Kunſtmaler zuzutrauen ſeien. Mii
ge=
ſchwungenem Schirm ſtürzte ſie alſo auf den
Bildermaler los und ſchlug nicht nur auf ihn,
ſondern auch auf ſein Bild ein.
Heute, vor dem Richter, ſtellt es ſich endgültig
heraus, daß der unglückliche Bildermaler, den
Touton beſtimmt nicht verunzierte. Aber die
„ſchlagfertige” Mademoiſelle wird ein paar
hun=
dert Franken für das „unerſetzliche Kunſtwerk”
bezahlen müſſen. Und außerdem muß ſie den
Häuſermaler noch ſuchen.
Ueber 300 000 Menſchen wohnten dem diesjährigen Schaufliegen der engliſchen Luftmacht bei. Auf
dem Militärflugplatz von Hendon führten die engliſchen Flieger Geſchwaderflüge und Luftexerzieren
vor, das bei der rieſigen Zuſchauermenge große Begeiſterung auslöſte. (Preſſe=Bild=Zentrale=M.)
„Er ſtarb an einen Fiſch!”
(th) New York= In der Todesanzeige des
Clive Alvord ſtand zu leſen: „Er ſtarb an einem
Fiſch” Eine ſolche Angabe mußte natürlich die
Behörden und ſchließlich auch die Journaliſten
reizen, ſich nach dieſem merkwürdigen Todesfall
näher zu erkundigen.
Alvord hatte einen ſhönen Königsfiſch
gefan=
gen und ihn in der Annahme, er ſei tot, ins Boot
geworfen. Der Fiſch war aber keineswegs tot,
ſondern hüpfte nach einigen Sekunden hoch empor
und biß Alvord ins Bein. Daraus entwickelte ſich
Blutvergiftung und Starrkrampf. Dagegen war
menſchliche Hilfe ohnmächtig. So ſtarb Alvord
tat=
ſächlich an einem Fiſch.
Mittwoch, 3. Juli 1935
Ooht ieltiottat Laftt s0ürfrättftert
Der Lebenslauf des Cornelius Danderbilt
Der Knabe kannte kein Geld — Im Krieg und Frieden
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 180 — Seite 9
Noch immer iſt es eine =Seltenheit, daß ein
Millionär oder ein künftiger Erbe von
Mil=
lionen, ſein Geld achtlos beſeite wirft und ſich
burch eigener Hände Arbeit ſein Brot
ver=
dient. Dieſen Schritt hat der jetzt 37jährige
Cornelius Vanderbilt d. J. vor einigen
Jah=
ren getan und inzwiſchen gezeigt, daß er den
von ihm gewählten Beruf des Journaliſten
auszufüllen vermag. Er hat bisher 52
Fahr=
ten über den Atlantiſchen Ozean gemacht,
da=
von 44, noch ehe er ſechzehn Jahre alt war.
Stwa ebenſo oft hat er im Auto das
ameri=
kaniſche Feſtland durchquert. Er hat mit allen
fetzigen und einſtigen gekrönten Häuptern
Europas zu Mittag geſpeiſt und ſich mit
Hoover Rooſevelt, Stalin, Muſſolini und
an=
deren Machthabern unterhalten. Im ganzen
hat er bis jetzt neun Bücher herausgegeben,
von denen das letzte „Ein Lebewohl an die
Fünfte Avenue” in mehr als einer Hinſicht
bemerkenswert iſt.
Bekanntlich iſt die Fünfte Avenue die
Straße in New York, in der die Millionäre
und Multimillionäre wohnen. Der junge
Cornelius wuchs teils in dem Vanderbiltſchen
Pslais, in New York, teils in dem Landſitz
ſin Newport auf. Einen großen Teil ſeiner
Kinder= und Knabenjahre aber verbrachte er
auf der Luſtjacht „North Star”, die an allen
großen Regatten Amerikas und Euopas
teil=
rahm und auch ſehr häufig in Kiel war.
Als Cornelius 16 Jahre alt war, konnte er
außer Engliſch auch Franzöſiſch und
Italie=
niſch ſowie etwas Deutſch ſprechen und konnte
ſſchwimmen, fechten, boxen, ſegeln, jagen und
tanzen. Aber niemals hatte er bis dahin
allein über die Straße gehen dürfen. Im
üb=
rigen wurde der Knabe in dem Glauben
er=
ogen, daß alle Menſchen ungefähr ebenſo
leb=
ten wie er ſelber. Und daß ſein Urgroßvater,
ein gewiſſer van der Bilt, mit Gemüſe
gehan=
delt hatte, ahnte er nicht. Geld wär ihm
über=
paupt kein Begriff. Bis zu ſeinem 15. Jahr
vatte er nie mehr als 25 Cent Taſchengeld in
wer Woche gehabt.
Die Eltern ſah der Knabe nur zweimal
häglich; um 9 Uhr früh mußten die Kinder
Buten Morgen ſagen, durften mit den Eltern
erühſtücken und ſich dann zurückziehen; um
Uhr nachmittags mußten ſie die in den
Sa=
gons verſammelten Teegäſte begrüßen. Nach
20 Minuten aber mußten ſie wieder gehen.
Im Frühling 1917, als Amerika ſeine
Teil=
ſahme am Weltkrieg erklärt hatte, erfuhr der
ſninge Cornelius durch den Koch, daß die
ame=
ikaniſche Jugend aufgerufen würde, zu den
Fahnen zu eilen. Da ſeine Mutter für dieſe
baterländiſche Pflicht kein Verſtändnis gehabt
bätte, ſo verließ der Sohn eines Nachts
heim=
läch das elterliche Haus und meldete ſich zum
Militärdienſt. Die Mutter ſetzte ſich mit den
Militärbehörden in Verbindung und erreichte
bas Verſprechen, daß ihr Sohn in Amerika
kleiben werde, wenn die Truppen nach dem
Kriegsſchauplatz abgingen. Cornelius aber
be=
ſtach einen Wachbeamten und ließ ſich auf das
Sransportſchiff ſchmuggeln. Wieder ließen die
Eltern ihre Beziehungen ſpielen. Der junge
Janderbilt wurde, in Europa angekommen,
icht an die Front geſchickt, ſondern wurde
Schofför eines Gefängnisdirektors. Nach
vier=
zehn Tagen aber hatte er das Glück, daß der
Schofför des Generals Haig erkrankte. Da
nie=
niand von der Umgebung imſtande war, den
beſonderen Wagen des Generals zu fahren,
ſo wurde Cornelius Vanderbilt zum Stabe
des Generals kommandiert und war als
Or=
donnanz tätig. Ein Schock, den er durch eine
in ſeiner Nähe krepierende Granate bekam,
machte ſeiner militäriſchen Laufbahn ein Ende.
Als er aber nach Amerika zurückkehrte, ſah er,
daß es ihm unmöglich ſein würde, noch
wei=
terhin in Geſellſchaftskreiſen zu leben, in denen
nichts gearbeitet wurde und jeder nur darauf
bedacht war, die Zeit totzuſchlagen.
Schon als Kind hatte er davon geträumt.
Fournaliſt zu werden. Mit ſeiner Schweſter
zuſammen hatte er eine kleine Zeitung ge=
ſchrieben und herausgegeben; er hatte ſie auf
einem kleinen Hektographen gedruckt und die
Kinder hatten die Zeitung an die Beſatzung
der Jacht verkauft, die damals in Kiel vor
Anker lag. Aus dieſem Spiel wollte er nun
Ernſt machen. Männer der Zeitung rieten ihm,
eine Zeitung zu kaufen. Aber der alte
Van=
derbilt weigerte ſich entſchieden, dafür Geld
zur Verfügung zu ſtellen. Er hatte für die
Zukunft des Sohnes ganz beſtimmte Pläne,
Cornelius ſollte eine von dem Vater gewählte
Dame heiraten und dann in die Leitung der
Vanderbiltſchen Eiſenbahngeſellſchaft eintreten.
Cornelius lehnte dieſen Vorſchlag ab. Ohne
eigenes Kapital gründete er eine Zeitung in
Los Angeles, die ſehr gut ging, weil
Corne=
lius mit ſeiner Meinung nicht hinter dem
Berge hielt und verſchiedene große
Geſchäfts=
unternehmungen angriff. Aber auf die Dauer
ließen ſich die kapitalkräftigen Herren dieſe
Angriffe nicht gefallen, und Vanderbilts
Un=
ternehmen verkrachte. Cornelius mußte das
ganze von ſeinem Großvater mütterlicherſeits
ererbte Kapital hingeben, um die Gläubiger
zu befriedigen. Später hat er dann
vorwie=
gend von dem gelebt, was er als Reporter
und durch ſeine Bücher verdient hat.
In ſeinem neueſten Buche ſetzt ſich
Corne=
lius Vanderbilt mit der amerikaniſchen
Geſell=
ſchaft auseinander, wie er ſie in ſeinen
Knabenjahren gekannt hat und wie ſie zum
Teil immer noch iſt. In jeder amerikaniſchen
Stadt von einiger Bedeutung gibt es zwei
Geſellſchaftskreiſe. In Chikago iſt eine
unüber=
ſteigbare Mauer zwiſchen den protzigen
Neu=
reichen und den alten Familien. In
Holly=
wood bilden die Fairbanks=Pickford=Chaplin
eine Gruppe für ſich, die ſich nicht herbeiläßt,
irgend einen neuen Stern einzuladen. In San
Franzisko iſt die zweite Generation der
Ban=
kier Burlinghames tonangebend, die in bezug
auf Steifheit und Geziertheit alles in den
Schatten ſtellen, was ſonſt in amerikaniſchen
Geſellſchaftskreiſen üblich iſt.
Die Verwandten und Bekannten
Vander=
bilts rücken natürlich von ihm ab. Sein
Vet=
ter erklärt, ihn nicht mehr zu kennen: „Solche
Sachen kann ein Vanderbilt, nicht ſchreiben!“
Als ſeine Großmutter vor einem Jahre ſtarb,
vererbte ſie ihm nichts außer einer alten
Photographie. Aber der junge Cornelius hatte
ja auch nicht auf eine Erbſchaft gerechnet. Das,
was ihn froh macht iſt, daß jetzt der alten
amerikaniſchen Geſellſchaft das Rückgrat
ge=
brochen iſt und daß ſie in alter Geſtalt nicht
wieder aufleben wird. Die junge Generation
ſoll von anderem Schrot und Korn ſein. Und
mit dieſem Ausklang iſt Vanderbilts Buch troß
allem ein optimiſtiſches Buch. Werner Helling.
Ganghofer
Zu ſeinem 80. Geburtstag am 7. Juli.
Die ältere Generation erinnert ſich ſeiner
mit großer Freude. Seine Romane fehlten um
die Jahrhundertwende in faſt keinem Hauſe.
Vieles aber iſt in Ganghofers Werken, das in
ſeiner Friſche und Unmittelbarkeit auch heute
noch lebendig zu uns ſpricht und uns immer
wieder zu ihm hinzieht.
Geboren wurde Ludwig Ganghofer am 7.
Juli 1855 in Kaufbeuren, als Sohn eines
Forſt=
manns. Wir finden hier einen intereſſanten
Zuſammenklang: während der Vater auf
wiſ=
ſenſchaftlichem Wege dem Walde nahe zu
kom=
men ſuchte und Bücher ſchrieb wie „Das
forſt=
liche Verſuchsweſen”, „Der praktiſche
Holzrech=
ner” und andere, wurde der Wald dem Sohn
zu Erlebnis und Dichtung. Das bayeriſche
Hoch=
land und ſeine Menſchen, die er in ſeiner
Kind=
heit kennen lernte und in ſich aufnahm, waren
das Stoffgebiet, aus dem er am liebſten ſchöpfte,
einerlei, ob ihm der Stoff zu Roman, Märchen
oder Naturſchilderung wurde. Er ſpürte den
Sagen nach, die bei den Menſchen der Berg=
und Walddörfer noch in allen Gemütern leben,
die von Mund zu Mund weitergegeben
wer=
den, ſich von Großmutter auf Enkel vererben.
Er ließ ſich aurühren von dem dörflich=
länd=
lichen Geſchehen und baute auf wirklichen
Be=
richten ſeine erdhaft=ſtarken Romane auf.
Als junger Student der Univerſität Berlin
gab er ſeine erſte Gedichtſammlung heraus, mit
dem empfindſamen Titel, den jene achtziger
Jahre noch verlangten und guthießen „Vom
Stamme Asra‟. Dann aber wurde plötzlich eine
Theaterleidenſchaft in ihm geweckt. Das
Mün=
chener Gärtner=Theater gaſtierte in Berlin, und
unter dem Eindruck jener Vorſtellungen
ent=
warf Ganghofer das noch heute oft geſpielte
Volksſchauſpiei „Der Herrgottsſchnitzer von
Ammergau‟. Er formte den Stoff auch als
Novelle, und mit dieſer Novelle eroberte er ſich
ſchnell das Publikum. Damit war er für die
Literatur gewonnen, brachte aber zunächſt
Büh=
nenwerke heraus, und zwar ein fünfaktiges
Drama „Wege des Herzens”, ein einaktiges
Luſtſpiel „Der Anfang vom Ende” und im
Frühjahr 1881 das Dialektſchauſpiel „Der
Pro=
zeßhanſl‟. Dann ging er als Dramaturg an
das Wiener Ringtheater, und übernahm auch
die Redaktion des Wiener Tageblattes. Aber
die Stoffe, die ſich durch Erlebnis und
Beob=
achtung in ihm geſammelt, riefen und lockten.
Jahr für Jahr brachte Ganghofer nun einen
Roman heraus: „Der Jäger von Fall” „
Berg=
luft”. „Die Sünden der Väter”. „
Edelweiß=
könig”. „Das Schweigen im Walde” und viele
viele andere. Von ſeinen Schauſpielen iſt noch
zu nennen „Der Geiger von Mittenwald” und
„Die Hochzeit von Valeni”.
Hochangeſehen verlebte. Ganghofer viele
Jahre ſeines Lebens, in München, wo ſich in
jenen Zeiten viele von denen ſammelten, die
die deutſche Kunſt in Anſehen brachten. Der
blonde Recke war in Künſtlerkreiſen ein gern
geſehener Gaſt. Es wird ihm nachgerühmt, daß
ſeine Art, zu erzählen, noch weit lebendiger und
naturnäher geweſen ſei als die Art ſeines
Schreibens. Alle, die ihn näher kannten,
benei=
deten ihn um ſein ſonnig=glückliches
Familien=
leben.
Daß er kein Stürmer und Dränger war und
keine neuen Wege ging, wird man ihm nicht
als Nachteil anrechnen, wenn man dagegen
her=
vorhebt, daß er dem Leben des Volkes
nach=
ſpürte und die Geſtalten, Charaktere und
Schick=
ſale von Bauern, Förſtern, Menſchen der
Ein=
ſamkeit zu formen verſuchte.
G. W.
Demut
Ehe Lortzing ſich als Komponiſt des Zar
und Zimmermann einen Namen machte, war
er am Leipziger Stadttheater als Sänger und
Schauſpieler tätig. In einem Singſpiel leiſtete
er ſich einmal eine witzige Bemerkung über
Leipziger Verhältniſſe.
Als dem die Theaterzenſur ausübenden Rat
Demuth dieſer Witz zu Ohren kam, ließ er
Lortzing zu ſich kommen und erteilte ihm außer
einem Verweis, weil der Künſtler ſich
oben=
drein noch verteidigen wollte, eine eintägige
Haftſtrafe.
Als nun Lortzing nach Verbüßung der Strafe
wieder auf der Bühne erſchien, wurde er vom
Publikum, unter dem ſich auch Rat Demuth
be=
fand, mit ſtürmiſchem Beifall empfangen. Wollte
man doch hören und ſehen, wie der
Gemaß=
regelte die Verwarnung befolgte. Als die beim
letzten Male beanſtandete Stelle mit dem
Ex=
tempore herankam, und alles die Ohren ſpitzte,
trat Lortzing an die Rampe und ſagte:
„Ich ſpräche ja gerne noch mehr, aber . . .
Demut verbietet es mir!“
Brauſender Beifall. . . Rat Demuth hielt es
für angemeſſen, ſchleunigſt das Theater zu
ver=
laſſen.
Wußten Sie das?
Aus Deutſchland wanderten nach
über=
ſeeiſchen Ländern in den Jahren 1851 bis 1890
mindeſtens 3 100 000 Menſchen aus,
hauptſächlich über Bremen und Hamburg. Die
meiſten Auswanderer ſtanden im Alter zwiſchen
21 und 30 Jahren. Die Männer überwogen
unter den Auswanderern, und zwar entfielen
auf ſie 55,7 Prozent.
Unterſchriften wurden ſchon im Altertum
ge=
ſammelt. Zur eigentlichen Liebhaberei aber
wurde das Sammeln von Unterſchriften erſt
um Ende des 16. Jahrhunderts beſonders in
Frankreich. In der 2. Hälfte des 18.
Jahr=
hunderts griff dieſe Liebhaberei auch nach
Deutſchland über.
Aprikoſenkerne werden in Großbritannien
zur Herſtellung von Puder benutzt.
Die herrliche
ſüddeut=
ſche Landſchaft iſt ein
ſehr beliebtes
Reiſe=
ziel für die
Ferien=
zeit.
Schön iſt es in
Kon=
ſtanz am Bodenſee,
von dem auf unſerem
Bilde das
Konzil=
gebäude und das
Münſter mit dem
Ha=
fen im Vordergrund
zu ſehen iſt.
(Scherl=M.)
Der Schüler, der das
Lehrbuch verbeſſerte
Von Noemi Eskul.
In ſeiner Wohnung im 9. Bezirk erſchoß
ſich geſtern der 35jährige Bankbeamte
Ger=
hart Herdegens mit einem Armeerevolver.
Herdegens hinterläßt zwei Kinder und eine
Frau, mit der er in glücklichſter Ehe lebte.
Ein Motiv für die Unglückstat fehlt ſomit.
Aus Kollegenkreiſen des Selbſtmörders
wird uns allerdings berichtet, daß
Herde=
gens in der jüngſten Zeit zu
Schwermuts=
anfällen neigte, nachdem es ihm nicht
ge=
lingen wollte, einen geringfügigen Fehler
in ſeinem letzten Vierteljahrsabſchluß auf=
(Zeitungsnotiz.)
zudecken.
Herdegens, Herdegens... Gerhart Herdegens?
Das iſt doch, das war doch ... richtig!
Da iſt ein dreifenſtriges Klaſſenzimmer in
dem öſterreichiſchen Provinzſtädtchen, links der
Blick in den Schulhof, rechts die Landkarte von
Hellas, achtundzwanzig Schüler der oberſten
Klaſſe ſchmoren in der Hochſommerglut, aber ſie
laſſen dennoch kein Auge von der Wandtafel. Vor
der ſteht der Mathematiklehrer — kein
gewöhn=
licher Pauker, o nein, Mitherausgeber des
amt=
lichen Lehrbuches iſt er, morgen ſchon oder doch
übermorgen winkt ihm beſtimmt eine
Hochſchul=
berufung — und demonſtriert einen verzwickten
Beweis. Jetzt iſt er fertig, wendet ſich um; ſein
Blick ſucht die Bankreihen ab, bleibt ſchließlich
ganz vorn hängen. Dort ſitzt ein junger Mann—
wenn er erſt aufſtehen wird, wird man ſehen, daß
er weit über Pennälermaß hoch aufgeſchoſſen
iſt —, der reibt ſich mit dem Mittelfinger der
linken Hand unausgeſetzt den höckrigen
Naſen=
rücken. Dieſe Bewegung iſt im ganzen
Gymna=
ſium, Schülern wie Lehrern, bekannt.
Der Mathematiklehrer nimmt ſie wahr, lächelt
und ſagt freundlich: „Alſo, da iſt wieder mal
einer nicht einverſtanden. Nun, ſo ſagen Sie uns
halt, was Ihnen nicht gefällt, mein Lieber!
Stimmt am Ende der Beweis nicht?”
Der Angeredete erhebt ſich augenblicklich,
ohne den Finger von der Naſe zu nehmen, was
leicht komiſch wirkt, und erwidert ſtockend: „Nein,
Herr Profeſſor, ſtimmen tut er ſchon, der Beweis,
nur ich glaub”, es müßt’ einen kürzeren geben.”
„Einen kürzeren:‟ Der Lehrer überlegt
ſe=
kundenlang, darauf entſchieden: „Nein, einen
kür=
zeren gibt es nicht.”
„Wenn Sie mir gütigſt noch fünf Minuten
Zeit zum Nachdenken geben wollten, Herr
Pro=
feſſor?"
Der Angeredete zieht die Uhr. „Fünf Minuten
... nun ja.‟ Dann macht er ſcheinbar
gleich=
mütig einige Eintragungen ins Klaſſenbuch, in
Wirklichkeit iſt er genau ſo geſpannt wie wir
Mitſchüler alle, die wir auf den Ablauf der Friſt
warten, in allen Fibern erregt, wie auf das
Startſignal zum Marathonlauf — klappt das
ſchwarze Diarium zu, zieht abermals die
Kapſel=
uhr, läßt den Deckel auf — und wieder
zuſchnap=
pen, doch ohne einen Blick auf das Ziffernblatt
zu werfen.
„Nun?‟
Der Gemeinte ſteht auf; während er die
Be=
wegung ausführt, hat er den Finger von der
Naſe genommen. Als die Klaſſe das merkt, atmet
ſie hörbar; jetzt ſieht man überraſcht, daß der
höckrige Naſenrücken nicht das Weſentliche an
dem noch unfertigen Geſicht iſt; das Weſentliche
iſt vielmehr ein ſtahlblaues Augenpaar, das den
Lehrer unbekümmert anblickt; dann ſpricht
Her=
degens, Gerhart Herdegens, nur eben zureichend
in Deutſch, Latein und Griechiſch, aber die
Leuchte des Gymnaſiums in Mathematik und
Phyſik, darob ſchon häufig beſtaunt von
inſpizie=
renden Schulräten — und ſeiner Stimme iſt
nicht die geringſte Spur von Aufregung
anzu=
merken: „Ich glaube, daß ich’s jetzt hab, Herr
Profeſſor.”
„So, Sie glauben, dann kommen Sie mal nach
vorn!"
Während der Lehrer den Platz auf dem
Ka=
theder räumt, geht der alſo Aufgeforderte mit
ſchlackſigen Knien zur Wandtafel, greift zum
Schwamm, reibt ſorgfältig mit dem Lappen
trok=
ken und teilt die ſtumpfſchwarze Fläche mit einem
Kreideſtrich in zwei Hälften. Links ſchreibt er in
zügiger Schrift und ohne nur einmal anzuhalten
die Beweisführung des Profeſſors hin, die
vor=
her die ganze Tafelbreite eingenommen hatte,
rechts macht er, immer in gleicher Zeilenhöhe,
ſeine Behauptung zum Beweis. Der Lehrer ſteht
vor dem Katheder, den Blick zum Fenſter
gerich=
tet, mit dem einen Auge hält er unſere dem
Aus=
bruch nahe Erregung im Zaum, mit dem anderen
folgt er jeder Bewegung Herdegens: Hand, wie
der Stoßvogel ſeinem Opfer nachkreiſt.
Vier Zeilen über der Schlußformel des
Pro=
feſſors legt Herdegens die Kreide fort, tritt zur
Seite, ſagt „auod erat demonstrandum”, und
wendet ſich zur Klaſſe.
Der Lehrer verfällt in eine ungewohnt
ſa=
loppe Stellung, beide Hände ſteckt er in die
Hoſentaſchen, ſtreckt den rechten Fuß vor und
wiegt ſein Körpergewicht auf ihm rhythmiſch hin
und her. Wieder überlieſt er die Formelreihen
— es iſt nichts auszuſetzen.
Dann gibt er ſich einen gewaltſamen Ruck und
ſteht in ſeiner gewohnten Haltung da. Mit einer
ſeltſam rauhen Stimme wendet er ſich zu uns:
„Alſo, da ſind wir alle miteinander einmal vom
Hauch des Genies angeweht worden, merken Sie
ſich dieſe Stunde . . ." Und zu Herdegens: „Ja, es
iſt gut, Sie können ſich ſetzen.”
Der geht rank und aufrecht zu ſeinem Platz
zurück und beginnt, kaum daß er ſich niedergeſetzt
hat, wieder mit ſeiner reibenden Bewegung. Wir
müſſen alle lächeln.
In dieſer Stunde iſt nicht mehr viel gelehrt
und gelernt worden. Wir Pennäler hatten einen
faßlichen Begriff davon bekommen, daß es Dinge
gibt zwiſchen Himmel und Erde, die erſt ſpäter
zu Schulweisheiten werden; der Profeſſor
kämpfte ſichtlich mit ſich, ſagte aber nichts mehr
zum Thema. Schließlich erlöſte uns alle die
Glocke.
Die nächſte Unterrichtsſtunde gab der
Direk=
tor, ſeit Schülergenerationen „Ajax” geheißen:
Horaz. Er muſterte mit erſtauntem Blick die
Formelreihen und hieß mich ſie von der Tafel zu
wiſchen. Ich druckſte und druckſte — Schuckmann
kam mir zu Hilfe. Der Direx lächelte huldvoll
Gewährung.
Am letzten Schultag vor den großen Ferien ſagte
der Mathematiklehrer kurz vor dem
Klingel=
zeichen, ohne jemand anzuſehen, unvermittelt:
„Alſo, Herdegens, Sie haben da neulich mir
altem Eſel und Generationen von Mathematikern
gezeigt, daß wir Trottel ſind, allzumal. Ich habe
das Erforderliche ſchon veranlaßt: In der
näch=
ſten Ausgabe meines Lehrbuches wird ſtehen:
Es gibt jetzt einen kürzeren Beweis dieſes
Satzes, gefunden von meinem Schüler Gerhart
Herdegens. Aber werden Sie mir nicht
größen=
wahnſinnig!“
In Gerhart Herdegens: Geſicht ſchoß eine rote
Lohe hoch hinauf in den wirren Schopf.
Herdegens, armer Gerhart Herdegens, du biſt
in Wahrheit bedauernswert. Du biſt zwar über
den Ozean geſchwommen, aber dafür im
Rinn=
ſtein elendiglich ertrunken; es hat dir nichts
ge=
nutzt, daß du das Lehrbuch verbeſſert haſt, du biſt
doch am kleinen Einmaleins geſcheitert.
Wir wollen um dich trauern.
Seite 10 — Nr. 186
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Juli 1935
Hänschen ſpielt mit Greif „Ringkampf”.
(Scherl=M.)
Philolophie um das Auto
welchen Wagen loll man kaufen???
Das große Rätſel der heutigen Zeit liegt
nicht auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung,
der Herſtellung des Goldes aus Hühnerei und
Meerwaſſer, und auch nicht in der Bezwingung
der Stratoſphäre oder eines Beſuches auf dem
Mond. Das alles iſt möglich und faßbar.
Das große Rätſel der heutigen Zeit iſt die
unumſtößliche Tatſache, daß jeder
Kraftwagen=
beſitzer ſeine Maſchine für die Beſte hält.
Nun gibt es doch auch unter den Wagen ſone
und ſolche.
Aber mit einer eigentümlichen Leidenſchaft
tritt jeder gerade für ſeinen Wagen ein, auch
ſelbſt dann, wenn es ſich um die älteſte Klamotte
handelt, die ſelbſt von einem Auto=Schlachthof
mit häßlichen Worten zurückgewieſen werden
würde.
„Das iſt ein Maſchinchen!"
„Ich habe 80 000 Kilometer drauf und noch
niemals die Zündkerzen gewechſelt! Wenn ich
die Haube in den anderthalb Jahren oft
auf=
gehabt habe, ſo war es zwei= oder dreimal."
„Gewiß: Ihr Wagen iſt Klaſſe! Aber ich
möchte ein einziges Mal neben Ihnen den
Zir=
lerberg oder gar den Katſchberg hinauffahren!
Da würden Sie von mir ſchön abgehängt
werden!“
Man kennt das alles zur Genüge.
Nun muß es doch nach den Geſetzen der Logik
Wagen geben, die beſſer oder ſchlechter ſind als
andere. Genau,wie es auch Frauen gibt, die
hübſcher oder häßlicher ſind als ihre
Mit=
ſchweſtern.
Aber: Genau wie einer die Frau, mit der er
gerade fährt, als die Beſte und Schönſte
emp=
findet und preiſt, genau ſo tritt er für den
Wa=
gen ein, der ihm von einer geriſſenen
Verkaufs=
kanone aufgehängt wurde.
Die Sache iſt doch ſo:
Es ging ein Mann aus, um einen ABC zu
kaufen. Von guten Freunden und ausgekochten
Sachverſtändigen hatte er gehört, daß nur der
ABC für ihn in Frage kommt. Nur keinen DEF!
Den muß man nach 5000 Kilometern auf der
Landſtraße zuſammenleſen! Und dann verbraucht
er genau das Doppelte an Treibſtoff wie der
gute, anſpruchsloſe ABC!
Alſo: Er geht aus, um einen ABC zu kaufen.
Unterwegs trifft er ſeinen Freund Meier, der
ſofort drohende Warnungsrufe ausſtößt:
„Was?! Einen ABC?! Menſchenskind! Sie
haben, wohl nicht alle auf dem Chriſtbaum!
ABC und DEF kommen für Sie überhaupt nicht
in Frage! — Dann kaufen Sie ſich doch lieber
gleich einen Roller mit Boſchhorn und
Rücktritt=
bremſe! Es gibt nur einen Wagen! Das iſt der
„Mir zieht es!‟ Das iſt Qualität! Klaſſe!
Sache! Wenn Sie mit dem angebrauſt kommen,
gibt man Ihnen Kredit, ohne Auskunft
einzu=
holen. Sehen Sie mal: Da zahlen Sie einen
Tauſender mehr und haben etwas, was Sie nach
60 000 Kilometern noch mit 50 Prozent
verkau=
fen können! Fahren Sie mal mit einem ABC.
60 000 Kilometer! Da kriegen Sie für ein
Hun=
defuhrwerk mehr, als für Ihr abgeklappertes
Klappriolettchen! Autokauf iſt Vertrauensſache,
mein lieber Schwan. Genau wie Heirat!
Ueber=
legen Sie ſich hundertmal. Oder müſſen Sie Ihr
Wägelchen heute nachmittag ſchon haben, um
beim Finanzamt vorzufahren?
Der Mann, der da ausging, einen ABC. zu
kaufen, wird unſicher.
Er nimmt ſich gerade vor, die Sache noch
ein=
mal zu überſchlafen, als ſein Freund Müller
in einem zwar ſehr ſtattlichen, aber reichlich
be=
jahrten Wagen dahergebrauſt kommt und hält.
Als er die Schickſalsfragen: ABC. DEF oder
„Mir zieht es” vernimmt, bricht er in ein
jubelndes Hohngelächter aus.
„Daß ich nicht kichere! Wie kann man
heut=
zutage überhaupt noch fragen, welchen Wagen
man fahren ſoll! Das iſt doch ſchon lange
ent=
ſchieden! Es gibt nur einen Wagen, den NJK!
Alles andere iſt Unſinn. Sehen Sie ſich doch
meinen Wagen an! Da ſteht er! Er iſt zwar
nicht Stromlinie, aber 140 000 ſind drauf! Und
wie!"
Meier und Müller geraten in eine erregte
Auseinanderſetzung.
Sie, Herr! So ein Wagen! Den haben Sie
wohl aus dem alten Marſtall geholt! Mit dem
wurde ja ſchon der olle Fritz zur Konfirmation
gefahren! Der richtige Leichen=Landauer 1. Klaſſe!
Daß der überhaupt noch läuft!“
„Was? Laufen? Geſtern bin ich mit dem
über die Avus noch mit 110 gefahren."
„Ja, in vier Stunden. Das glaube ich gern.”
„Und 9 Liter verbraucht er nur.”
„Hell oder dunkel?
„Was verſtehen Sie denn überhaupt von
Kraftwagen? Sie ſind ja noch viel zu jung.”
„Gewiß! So alt, wie Ihr Wagen bin ich noch
nicht. Aber ſoviel weiß ich, daß dieſe Marke für
unſern Freund überhaupt nicht in Frage kommt.
Dann kann er ſich ja gleich eine Wohnlaube auf
ein altes Chaſſis nageln laſſen. Nee, ſowas!“
Der Mann, der ausging, einen ABC zu
kau=
fen, wird nervös.
Er verabſchiedet ſich von Meier und Müller,
die erregt weiter verhandeln, und geht zu einem
Halteplatz, um einen alten, erfahrenen
Kraft=
roſchkenführer zu fragen.
„Männeken! Ich fahre ſeit 20 Jahren nur
Amerikaner. Wat annders jiebt es jarnich. Da
wiſſen Se, wat Se haben. Koofen Se ſich uff
Stottern eenen richtigen „Futſch” und Se
wer=
den eene dauernde jroſſe Freude haben. Allet
an=
nere is Quatſch.”
Da nun aber der Verkäufer des ABC ein
mit allen Salben geſchmierter Zeitgenoſſe war,
hatte er den Mann, der da kaufen wollte, nicht
aus den Augen gelaſſen und war ihm heimlich,
von ſeinem Hauſe aus, gefolgt.
Und als er das Opfer der verſchiedenen
Rat=
ſchläge nun in bangen Zweifeln ſtehen ſah, ging
er auf ihn zu, grüßte überraſcht und ſprach alſo:
„Welch ein reizender Zufall! Ich komme hier
nit meinem Wagen vorbei, gerade mit dem
Mo=
dell, das Ihnen ſo gut gefallen hat, und ſehe Sie
hier ſtehen! Da müſſen Sie gleich einmal
mit=
fahren, und Sie können ſich von den hohen
Fahr=
eigenſchaften dieſes einzigen Wagens
über=
zeugen! Sie werden ſehen, wie er in der Kurve
liegt. Sie werden empfinden, wie die
Schwing=
achſen ſchwingen! Sie werden fühlen, wie die
Federn federn! Wie er faſt nichts verbraucht,
werden Sie ſehen. Wie er geräuſchlos geht,
welches Anzugsmoment er hat, wie überhaupt
der ABC der ideale Wagen für
Herren=
fahrer iſt!“
So kam denn der Mann zu einem ABC.
Und er fuhr ihn und erkannte, daß alles, was
der Verkäufer geſagt hatte, reine, lautere
Wahr=
heit war.
Und er pries den Wagen vernehmlich und
vor allen andern.
Und wenn er noch kein Unglück gehabt hat,
ſo fährt er heute noch!
P. K.
Der lächſiſche Eulenſpiegel
Von Martin Schäfer.
Martin Pumphut, der als wandernder
Mül=
lergeſelle das ganze Sachſenland durchzog und
bei den Leuten durch ſeine luſtigen und biſſigen
Streiche viel von ſich reden gemacht hatte, trabte
eines Abends gemächlich auf ſeinem plumpen
Gaul einem Dorfe zu, wo er im Wirtshaus für
die Dauer eines kräftigen Nachtmahls zu raſten
gedachte.
Auf ſeinem Ritt wurde er von einem großen
Wagen überholt, auf dem eine Menge junger
Leute ſaß, die den ſchönen Tag zu einer
fröh=
lichen gemeinſamen Fahrt benutzt hatten. Einige
von ihnen hatten den Pumphut wohl erkannt,
und ſie beratſchlagten nun in fröhlichem
Ueber=
mut, wie ſie dem ſo ſchwer zu übertölpelnden
Müllergeſellen einen Streich ſpielen könnten, der
ſie im Lande berühmt machen ſollte.
Sie erreichten den Gaſthof im Dorf eine gute
Weile früher als der Reiter, und da ſie
ver=
muten mußten, daß auch jener hierher kommen
werde, ſtellten ſie Tiſche und Stühle im
Gaſtzim=
mer ſo, daß außer ihnen kein einziger Gaſt mehr
Platz finden konnte.
Bald darauf erklangen draußen Hufſchläge,
der Pumphut ſprang vom Pferd und führte es
in den Stall, betrat dann die Schankſtube und
bemerkte ſofort, was die Burſchen im Schilde
führten. Er ließ ſich aber nichts anmerken, und
beſtellt mit lauter Stimme bei der Kellnerin
eine Schüſſel Salat mit Eſſig und Oel für ſein
Roß. Das Gericht ſei ſofort in den Stall zu
bringen.
Die Burſchen lachten ſchallend auf. Da aber
der Pumphut ſein ernſteſtes Geſicht behielt und
nebenbei verſicherte, daß ſein Pferd nicht nur
ſelt=
ſam ausſehe, ſondern auch einen ſonderbaren
Ge=
ſchmack habe, da zudem der Salat inzwiſchen
ge=
richtet war, wurden die Burſchen neugierig und
begleiteten die Kellnerin in den Stall, um das
Tier bei ſeiner merkwürdigen Mahlzeit zu
be=
obachten. Der Pumphut machte es ſich inzwiſchen
in dem leeren Zimmer bequem und verzehrte
ge=
mächlich ſein Abendbrot. Nach einer Weile kam
die Geſellſchaft zurück und verkündete enttäuſcht,
daß das Roß nicht gefreſſen habe.
„So”, entgegnete der Pumphut achſelzuckend,
„dann iſt gewiß das Oel in der Schüſſel ranzig
geweſen. Laßt es alſo gut ſein. Ich danke euch
jedenfalls, daß ihr mir inzwiſchen ſo bereitwillig
Platz gemacht habt.”
Sprachs und ging mit freundlichem Gruß aus
dem Zimmer, während die Geſellſchaft ihm
ver=
dutzt und mit langen Geſichtern nachſah.
Kreuzwort=Krankheit
Auch mich hat es gepackt .. ..
Fluß in Deutſchland. Teil des Baumes.
Altes Saiteninſtrument.
Inhaltseinheit eines Raumes.
Himmelskörper. Kontinent.
Roter Farbſtoff. Stadt in Sachſen.
Vogel. Gegenteil von Geiz.
Großer Jäger. Haustier, Faxen.
Dünger, Kurort in der Schweiz.
Ankerplatz. Soviel wie ſelten.
Linker Nebenfluß des Rheins.
Fährmann in den Unterwelten.
Wappenvogel. Teil des Beins.
Kopfbedeckung. Zeiterſcheinung.
Titel. Papageienart.
Kampfplatz. Dickes Seil. Verneinung.
Komponiſt der Gegenwart.
Abſchiedsgruß. Ein Berg mit Krater.
Kriegsgott. Wurfſpieß. Junges Schaf.
Tierprodukt. Arabiſch: Vater.
Phantaſieprodukt im Schlaf.
Kröte. Synonym für Inſel.
Hühnervogel. Kleines Schiff.
Teil des Auges. Einfaltspinſel.
Geographiſcher Begriff.
Aggregatzuſtand des Waſſers.
Kloſtervorſtand. Feiner Spott.
Baum. Entlohnung des Verfaſſers.
Flachland. Unrat. Liebesgott.
Laban. Edam. Utah. Torte.
Uri, Ra ſind immer da .. . ."
Lütütü! Menſch, haßt du Worte!
Venus! Moſtrich! Zimt! Hurra!
Puck.
1ua, dds Hrelids Hafte dltdrees!
Ein Rapitel Rindererziehung
Von Ilſe Mahl.
Man ſitzt beim Mittageſſen.
Der kleine Maxl löffelt ganz jämmerlich an
ſeiner Suppe. Er nimmt kaum etwas auf den
Löffel, bläſt umſtändlich, ſchlürft ganz vorſichtig
und drückt und würgt, bis er ſchließlich ein paar
Tropfen hinuntergeſchluckt hat. Die Suppe in
ſeinem Teller will einfach nicht abnehmen, denn,
um es kurz zu ſagen, er mag ſie nicht, es iſt
Grün=
kernſuppe.
„Was iſt los? Warum ißt du nicht?” Vater
hat bereits ſein finſterſtes Geſicht aufgeſetzt,
Mutter aber bekommt unverdiente Schelte:
„Haſt du ihm wieder kurz vor dem Eſſen
Schokolade gegeben? Ich habe doch ſchon ſo oft
geſagt, daß du das nicht tun ſollſt. Jetzt ſiehſt du
ja, was dabei herauskommt. Der Junge ſoll ſich
an die Mahlzeiten gewöhnen. Ueberhaupt dulde
ich in meiner Familie kein Leckermaul. Was auf
den Tiſch kommt, wird gegeſſen. Verſtanden?”
Und dann folgt noch ein Vortrag über
An=
bau, Ernte, Nährwert und Verdaulichkeit des
Grünkerns. Wie gut, daß er neulich den
intereſ=
ſanten Aufſatz im Wirtſchaftsteil geleſen hat!
Mutti und Maxl hören ſich alles an. Mutti
ruhig, Maxl weniger ruhig. Auch wenn die
Er=
vachſenen hundertmal behaupten, Grünkernſuppe
ſei gut und geſund, er mag ſie trotzdem nicht. Und
da er ſchon beinahe am Weinen iſt, erklärt
Mut=
ter beſchwichtigend, er werde ſie eben am Abend
eſſen.
Vater iſt zwar mit dieſer Löſung wenig
zu=
frieden, aber dem Familienfrieden zuliebe ſagt
er nichts dagegen. Er meint nur noch, es ſei
be=
ſtimmt das letztemal, daß ihm ſo etwas
durch=
gehe. Andere Kinder wären froh, ſie bekämen
jeden Tag eine ſo gute Suppe.
Inzwiſchen bringt Murti eine Platte
gold=
gelber Pfannkuchen, zuſammengerollt und mit
Himbeermarmelade gefüllt. Sie duften ſo
herr=
lich, daß ſich Maxl auf ſeinem Stuhl reckt und
ſehnſüchtig nach der Platte ſchielt. Nun wird
Vati ſehen, wie tüchtig er eſſen kann!
Und dann geſchieht das Merkwürdige.
Maxl traut ſeinen Augen kaum. Vati kaut
recht unwillig an ſeinem erſten Biſſen herum,
verzieht das Geſicht und verlangſamt das Tempo.
Beim vierten Biſſen legt er die Gabel weg, ſteht
auf und ſagt in einem Ton, den man keineswegs
liebenswürdig nennen kann: „Das iſt kein Eſſen
für einen Mann! Meine Wünſche werden
natür=
lich nie berückſichtigt. Pfannkuchen! Ich habe
genug. Im Geſchäft hat man Aerger und zu
Hauſe bekommt man ein liebloſes Eſſen
vorge=
ſetzt. Macht, was ihr wollt, ich eſſe jedenfalls
Eier im 6las — gekocht
Die fortſchrittliche Hausfrau möchte
heute nicht mehr auf die
Verwen=
dung feuerfeſter Gläſer verzichten.
Sie erleichtern die Beobachtung des
Kochvorganges und eignen ſich
gleichzeitig zum ſauberen Anrichten.
Mit beſonderer Vorliebe werden
die Kochgefäße aus Glas auf
elek=
triſchen Herden benutzt, da hierbei
Ruß und Schmutz vollkommen
fort=
fallen. Eine Neuerung aus dieſem
Glasmaterial aber iſt ein kleiner
Eierkocher, wie er auf unſerem
Bilde zu ſehen iſt. Er kann nach
Art der Einmachgläſer durch einen
Deckel mit Federbügel verſchloſſen
werden. Dabei iſt das Material
ſo widerſtandsfähig, daß man das
ganze Gefäß mit dem heißen Ei
unbedenklich ins kalte Waſſer
ſtel=
len kann.
(Teha=M.)
nichts mehr.‟ Damit geht er aus dem Zimmer
und machr die Tür etwas unſanft hinter ſich zu.
Während Maxl ſeine Mutter tröſtet, die ſich
in ihrer Hausfrauenehre gekränkt fühlt, macht
er ſich ſeinen eigenen Vers über Kindererziehung.
Hatte Papa nicht eben noch erklärt, er dulde
in ſeiner Familie keine Leckermäuler, und alles,
was auf den Tiſch komme, müſſe gegeſſen werden?
Und nun lief er ſelber wegen eines Pfannkuchens,
den er nicht mochte, weg. Andere Papis wären
froh, ſie bekämen jeden Tag gefüllten
Pfann=
kuchen. Und Mutti muß ihm das heute abend auch
ſagen.
Vater aber wird beſtimmt antworten: „Ja;
das iſt etwas ganz anderes!“
Iſt das nun wirklich etwas ganz anderes?
Muß man nicht vielmehr auch in dieſen
Kleinig=
keiten des täglichen Lebens mit gutem Beiſpiel
vorangehen, anſtatt ſich bei jeder Gelegenheit auf
die elterliche Autorität zu berufen, der alles
er=
laubt iſt?
Es gibt noch viele derartige Fälle, bei denen
wir uns nicht wundern müſſen, wenn unſere
Worte in den Wind geſprochen ſind, wenn unſere
Kinder ſie nicht ernſtnehmen, weil ſie ſehen, wir
machen einen Unterſchied zwiſchen Theorie und
Praxis. Wir verbieten ihnen das Aufſpringen
auf die fahrende Straßenbahn und rennen ſelbſt
wie ein Dauerläufer hinter ihr her. Wir teilen
wegen jeder Lüge Ohrfeigen aus und gebrauchen
ſelber bei jeder Gelegenheit eine Notlüge. Wir
verlangen, daß man bei jeder Kleinigkeit
„Bitte!” und „Danke!” ſage, und können ſelber
nur befehlen. Wir verbieten unſeren Kindern,
im Bette zu leſen, weil das die Augen verderbe,
und ſelber leſen wir unter Umſtänden die halbe
Nacht durch.
Gewiß, es gibt tauſend Fälle, in denen es
wirklich „etwas ganz anderes” iſt, ob es ſich um
Kinder oder Erwachſene handelt. Aber die
Kin=
der ſollen nicht den Eindruck bekommen, daß die
Erziehung nur äußerlich iſt, und daß man ſich
eigentlich gar nicht nach ihr zu richten braucht,
um durchs Leben zu kommen.
Vergeſſen wir nicht, daß wir auch in den
klei=
nen Dingen des Alltags immer Vorbild ſein
müſſen, wenn unſere Erziehung Erfolg haben
ſoll. Kinder ſind ſcharfe Beobachter und
über=
wachen uns ganz genau. Wehe, wenn ſie da in
unſerem Syſtem einen Fehler entdecken!
Können wir es ihnen dann noch übelnehmen,
wenn unſere Predigten zum einen Ohr hinein=
und zum anderen hinausgehen?
immer
nter ſich zu.
ſtet, die ſich
fühlt, macht
erziehung.
rt, er dulde
r. und alles,
ſen werden?
kuchens,
s wären
n
Pfann=
abend auch
„Ja,
anderes?
en
Kleinig=
m Beiſpiel
legenheit auf
r alles er
Nummer 180
DarmſtädterCagblatte
Mittwoch, 3. Juli
Neueſte Nachrchten
Die Preisgeſtaltung im deutſchenAußenhandel
zu nehmen, noch viel weniger ſich das Recht angemaßt hätten,
von der Zuſtimmung etwa ſeine eigene geſchäftliche Tätigkeit ab=
Das Rechk auf wirkſchaftspolikiſche
hängig zu machen. Mit gleichem Recht kann doch wohl auch die
Arnionnt.
Auf einer Veranſtaltung der Außenhandelsſtelle
für Südweſtfalen zu Hagen ſprach vor 3000 Führern
der ſüdweſtfäliſchen Wirtſchaft der Direktor der
Golddiskontbank und Generalreferent im
Reichs=
wirtſchaftsminiſterium, Dr. Brinkmann=Berlin,
über das Thema: „Der deutſche Außenhandel”.
Nachdem, ſo führte der Vortragende u. a. aus, der Einſatz von
Mitteln zur Exporthilfe, wie ſie durch die Rückkaufstätigkeit von
Auslandsſchuldtiteln gewonnen wurden, infolge geringer
gewor=
dener Bardeviſeneingänge nicht mehr in ausreichendem Umfange
zu Gebote ſteht, lag es auf der Hand, daß die gewerbliche
Wirt=
ſchaft, und zwar Gruppe für Gruppe, aus eigener Kraft
Mittel einſetzt, damit die zur Ausfuhr gelangenden Güter einen
für den ausländiſchen Abnehmer möglichen Preis auch weiterhin
erhalten. Wie oft begegnen wir dem Einwand des kaufbereiten
ausländiſchen Abnehmers, er könne einfach die deutſche Ware, ſo
gern er möchte, nicht kaufen, weil ſie zu teuer iſt. Wenn wir nun,
wie wir es bisher getan haben, von der uns umgebenden allzu
hohen Preismauer wenige Steine fortnehmen, um der deutſchen
Ware einen gewiſſen Ausgang in das Ausland zu verſchaffen, um
damit den nun einmal für eine Wirtſchaft erforderlichen Rohſtoff
hereinzuholen, ſo ſind wir bei einem ſolchen Vorgehen doch wohl
weit davon entfernt, zu dumpen und — was auch für die
Zu=
kunft gilt — Methoden einer Ausfuhrſteigerung, wie ſie viele
Konkurrenzländer zur Anwendung bringen, nachzumachen.
Uns iſt nicht bekannt, daß Deutſchland ſeine
Konkurrenzlän=
der darüber befragt, welche Beweggründe ſie veranlaßt haben
könnten, zu Wettbewerbsmethoden beſonderer Art ihre Zuflucht
deutſche Geſchäftswelt erwarten, daß man ihr, nachdem ſie zur
Genüge alles getan hat, um ihre faire Preisgeſtaltung unter
Be=
weis zu ſtellen, Interpellationen erſpart. Wenn man die
Aus=
laſſungen der jüngſten Zeit über den ſogenannten neuen deutſchen
Exportplan lieſt, ſo kann man ſich des Eindrucks nicht erwehren,
aß hier in unſerem Lande Dinge vorbereitet würden, die in noch
nie dageweſenen Formen und Umfang die ausländiſche
Geſchäfts=
welt überraſchen und zu Boden werfen ſollen.
Wir können mit ehrlichem Gewiſſen nur noch einmal
wie=
derholen, was wir im übrigen auch in der abgelaufenen Zeit
praktiſch unter Beweis geſtellt haben, daß es uns völlig fern
liegt, das ohnehin in bedrohlicher Weiſe zerrüttete internationale
Preisniveau zum Schaden aller Völker noch weiter zu zerſtören.
Wir vertreten die Auffaſſung, daß wir zum Preisruin
auf internationalen Märkten weder Anſtoß
ge=
geben, geſchweige zu ſeiner Vervollkommnung
inen Beitrag geliefert haben. Deutſchland würde es
zu ſeinem Teil nur begrüßen können, wenn die internationalen
Waren= und Kreditmärkte in eine für alle Völker beſſere Forn
allmählich wieder übergeführt würden. Einem ſolchen Ziele
kommt man aber nicht näher, wenn man fortfährt, durch Ausbau
von Clearing=Syſtemen die Entthronung des Geldes im
inter=
nationalen Sinne zu betreiben; vielmehr muß angeſtrebt werden,
Clearing=Syſteme abzubauen und damit auch von dieſer Seite her
den Handel ſchrittweiſe von den ihm auferlegten Feſſeln zu
be=
freien und dem Gelde wieder ſeine ihm gebührende
internatio=
ale Geltung und ſtabile Wertmeſſung zu verſchaffen. Man kann
es uns aber, ſo wie die Dinge einmal liegen, nicht verargen, daß
wir auch unſererſeits diejenige Aktivität entwickeln, deren wir
zur Behauptung unſerer Exiſtenz bedürfen. Wir nehmen
wirt=
ſchaftlich das gleiche Recht in Anſpruch, wie wir es anderen
Nationen ebenfalls zubilligen.
Die Reichsbank am Halbjahresulkimo.
Der Ausweis der Reichsbank vom 29. Juni 1935 ſteht im
Zeichen des Halbjahresabſchluſſes, der bekanntlich immer höhere
Anforderungen als Fälligkeitstermin für Zinſen uſw. ſtellt. Die
Beanſpruchung liegt im normalen Rahmen und bewegt ſich etwa
in der Höhe der gleichen Zeit des Vorjahres. Die geſamte
Kapi=
talanlage der Bank iſt in der Ultimowoche um 589,2 Millionen
auf 4682,1 Mill. RM. geſtiegen. Im einzelnen haben die
Be=
ſtände an Handelswechſeln und =ſchecks um 483,2 auf 3878.7 Mill.
RM., an Lombardforderungen um 54,2 auf 89,5 Mill. RM., an
deckungsfähigen Wertpapieren um 0,1 auf 336,6 Mill. RM., an
Reichsſchatzwechſeln um 51,7 Mill. auf 53,0 Mill. RM.
zugenom=
men; die ſonſtigen Wertpapiere blieben bei einer Zunahme um
16 000 RM. mit 324,4 Mill. RM. nahezu unverändert. Der
Um=
lauf an Scheidemünzen hat eine Zunahme um 98,5 Mill. RM.
erfahren, da dieſe Münzen bei auftretendem ſtarken Bedarf
bevor=
zugt ausgegeben werden. Insgeſamt ſtellt ſich der
Zahlungsmit=
telumlauf Ende Juni auf 5984 Mill. RM. gegenüber 5910 Mill.
RM. Ende Mai ds. Js. und 5781 Mill. RM. Ende Juni 1934.
Die im Ausweis zum Ausdruck kommende höhere Beanſpruchung
beruht zum Teil darauf, daß dem Stichtag ein Lohnzahlungstag
voranging. Die fremden Gelder haben um 64,5 Mill auf 819,0
Mill. RM. zugenommen. Die Beſtände an Gold und
deckungs=
fähigen Deviſen ſtellen ſich bei einer Zunahme um 874000 RM.
auf 85,6 Mill. RM.
Konkurſe und Vergleichsverfahren im Juni.
Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im
Juni durch den Reichsanzeiger 219 neue Konkurſe — ohne die
wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf
Konkurseröff=
nung — und 66 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben.
„Die entſprechenden Zahlen für den Vormonat ſtellen ſich auf 245
bzw. 92.
4 Milliarden Dollar für Arbeitsbeſchaffungszwecke.
Mit dem am Montag begonnenen neuen amerikaniſchen
Steuerjahr tritt auch der wirtſchaftliche
Wiederaufrich=
ſtungsplan des Präſidenten Rooſevelt in Kraft. Dieſer Plan,
ider Kredite von insgeſamt 4 Milliarden Dollar vorſieht, ſoll 3,5
MMillionen Arbeitsloſen wieder Arbeit geben. Die Arbeitsloſen
werden bei Straßen= und Brückenbauten, bei dem
Bau von billigen Wohnhäuſern, bei
Elektrifizie=
wungsarbeiten und bei weiteren Arbeiten Verwendung
ffinden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Ergebnis der Schweinezählung vom 5. Juni 1935. Die vor=
Täufigen Zuſammenſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes haben
als Ergebnis der Schweinezählung vom 5. Juni 1935 einen
Ge=
ſamtſchweinebeſtand von 20,03 (am 5. Juni vorigen Jahres 22,36)
MMill. Stück ergeben. Von dem Geſamtbeſtand entfielen auf
Schlachtſchweine (über ½ Jahr alt) 3,91 (4,47) Mill. Stück, auf
Jungſchweine und Ferkel (unter ½ Jahr alt) 14,07 (14,72) und
auf trächtige Sauen 1,22 (1,29) Mill. Stück, von den letzteren
waren 0,35 (0,34) Mill. Stück Jungſauen. Zu einer ſachgemäßen
rückſichtigt werden, daß der Vorjahresbeſtand überhöht war und
Beurteilung des Rückganges gegenüber dem Juni 1934 muß
be=
beſondere. Entlaſtungsmaßnahmen erforderlich machte.
Dem=
gemäß wird das Schweineangebot zunächſt zwar hinter dem
Ueber=
angebot des Vorjahres zurückbleiben, es wird jedoch in den
Win=
termonaten langſam wieder anſteigen. Die Zunahme der
träch=
rigen Jungſauen läßt erkennen, daß eine Vergrößerung des
Sauen=
beſtandes eingeleitet iſt.
Gründung eines Spinnfaſerwerkes in Thüringen. Von
thü=
ringiſchen Induſtriellen wurde unter maßgebender Mitwirkung
des Präſidenten Kehrl. Cottbus, als Vertreter des Beauftragten
des Führers und Reichskanzlers für Wirtſchaftsfragen, und des
Miniſterialrats Eberhardt, Berlin, des thüringiſchen
Gauwirt=
chaftsfachberaters, die Thüringiſche Spinnfaſer A.=G.
in Weimar gegründet. Gegenſtand des Unternehmens iſt der
Erwerb, die Errichtung und der Vertrieb von Unternehmungen
auf dem Gebiete der Herſtellung von Spinnfaſer zur
Verarbei=
t ung in Baumwollſpinnereien, Wollſpinnereien und verwandten
Betrieben. Das Gründungskapital beträgt 0,5 Mill. RM. und
ſoll auf 4 Mill. RM. erhöht werden. Die Baukoſten des Werkes
werden auf etwa 9 Mill. RM. veranſchlagt. Die jährliche
Erzeugung ſoll 7 Mill. Kilogramm Spinnfaſer betragen. In
den Aufſichtsrat wurden gewählt: Dir. O. Simon, Altenburg
(J. G. Schmidt jun. Söhne A.=G.), Dir, H. E. Harnack. Greiz
(Gera=Greizer Kammgarnſpinnerei), Handelskammerpräſident H.
Kehrl. Cottbus, Dir. E. E. Doerr, Moelln (Lauenburg), und
Miniſterialrat, O. Eberhardt, Berlin. Zum Vorläufigen
Vor=
ſtand wurde Dir. W. Meoius, Weimar beſtellt.
J. Mayer u. Sohn Lederfabrik A.=G., Offenbach a. M. Dieſe
Familiengeſellſchaft hat durch einen Generalverſammlungsbeſchluß
das Aktienkapitil von 8 Mill. RM. um 1,5 Mill. RM. auf 6,50
Mill. RM. durch Einziehung von im Beſitz der Geſellſchaft
befind=
lichen Aktien herabgeſetzt.
Viehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 2. Juli Auftrieb: 10 Ochſen (zum
Viehhof direkt 2), 21 (1) Bullen, 241 (10) Kühe, 93 (8) Färſen,
277 (30) Kälber, 2 Schafe, 702 (40) Schweine. Notiert wurden
pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42, b) 40
bis 41; Bullen a) 42. b) 40—41 c) 38—39; Kühe a) 40—42.
b) 35—39. c) 30—34, d) 21—29; Färſen a) 42. b) 40—41, c) 37
his 39; Kälber b) 50—55 c) 41—48, d) 30—40; Schweine b) 49
bis 51, c) 49—50, d) 45—48. Marktverlauf: Rinder lebhaft,
ausverkauft; Kälber ruhig, geräumt: Schweine lebhaft,
ausver=
kauft.
Die Skickſtoffpreiſe für das neue Düngejahr.
Das Stickſtoff=Syndikat teilt in ſeinem Rundſchreiben
an ſeine Abnehmer unter anderem mit:
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat in ſeiner
Bekanntmachung über einen Sonderabſchlag auf den
Stickſtoff=
preis — veröffentlicht im Deutſchen Reichsanzeiger und
Preußi=
ſchen Staatsanzeiger vom 1. Februar 1935 — auf den
Zuſammen=
hang zwiſchen dem von uns für die Erzeugungsſchlacht des
Dünge=
jahres 1934/35 gewährten Sonderabſchlag und der Abſatzhöhe der
Stickſtoffdüngemittel im gleichen Düngejahr hingewieſen und
er=
klärt, daß nur bei einer weſentlichen Abſatzſteigerung auf die
Weitergewährung der Preisverbilligung für das
Düngewirt=
ſchaftsjahr 1935/36 gerechnet werden könnte. Bei der Feſtſetzung
des Sonderabſchlages ging der Reichskommiſſar davon aus, daß
die durch den Sonderabſchlag beabſichtigte Herabſetzung der
Stick=
ſtoffpreiſe für das neue Düngejahr 1935/36 nur verlangt werden
könnte, wenn der Mehrabſatz des Düngejahres 1934/35 groß
genug ſein würde, um durch entſprechende Produktionserhöhung
eine Verbilligung der Geſtehungskoſten erreichbar erſcheinen zu
laſſen. Die unterſte Grenze der — auch nur für eine teilweiſe
Beibehaltung des Sonderabſchlages — erforderlichen
Abſatzſtei=
gerung war mit 25 Prozent feſtgeſetzt. Dagegen hat die
tatſäch=
liche Abſatzſteigerung 9 Prozent betragen. Die
Voraus=
ſetzung für eine Senkung der Stickſtoffpreiſe iſt
ſomit, wie zwiſchen den beteiligten Inſtanzen ausdrücklich
feſt=
geſtellt wurde, nicht er füllt, ſo daß der Sonderabſchlag leider
nicht beibehalten werden kann. Es gelten demnach die
Stick=
ſtoffpreiſe des abgelaufenen Düngejahres in
ihrer urſprünglichen Höhe unabänderlich auch für das kommende
Düngejahr.
Produkkenmärkke.
j. Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim
vom 1. Juli. Kirſchen a) 25—32, b) 15—24, c) 8—14: Erdbeeren
a) 22—24, b) 20—22, c) 18—20; grüne Stachelbeeren 10—15,
reife Stachelbeeren 15—18; rote Johannisbeeren 18—19, ſchwarze
Johannisbeeren 22; Himbeeren 19—29 Pfg. pro Pfund. Anfuhr
350 Zentner, Nachfrage ſehr gut.
Die Berliner Börſe war weiter freundlich, doch hielt ſich
das Geſchäft wie am Vortage in engen Grenzen. Anſcheinend
wurden erneut Kuponerlöſe am Aktienmarkt angelegt, während
eine Rückwirkung des Kupontermins auf dem Rentenmarkt noch
nicht zu ſpüren war. Am Aktienmarkt fiel die weitere
Aufwärts=
bewegung der Tarifwerte auf, die ¼ bis 1 Prozent höher bezahlt
wurden, wobei man auf die ſtabile Dividendenpolitik dieſer
Ge=
ſellſchaften verweiſt. Montanwerte waren nur um
Prozentbruch=
teile gebeſſert. In Kaliwerten machte ſich wieder
Material=
mangel bemerkbar, Salzdetfurth gewannen 2½ Prozent. Farben
(minus ½ Prozent) blieben vernachläſſigt. Elektrowerte waren
½ Prozent gebeſſert. Von Metallwerten waren beſonders
Eiſen=
handel gefragt und erneut 3 Prozent höher. Renten neigten
teil=
weiſe zur Schwäche. Im Verlauf blieb die Tendenz freundlich.
Von Montanwerten, waren Rheinſtahl und Stolberger Zink
feſter. Kokswerte konnten weiter auf 125½ (123½) anziehen,
Von Elektroaktien ſtiegen Rhein. Elektro um 2½ Prozent.
Da=
gegen waren Deutſche Eiſenhandel 2 Prozent niedriger. Am
Kaſſarentenmarkt war erſtmalig eine Zunahme der Umſätze zu
bemerken, die man als eine Auswirkung des Kupontermins
an=
ſehen kann. Die Kurſe waren aber im großen und ganzen
wie=
der nicht viel verändert.
Infolge der nur kleinen Publikumsbeteiligung verzeichnete
die geſtrige Rhein=Mainiſche Börſe wieder nur ſehr
klei=
nes Geſchäft, zumal auch irgendwelche Anregungen, nicht
vor=
lagen. Die Kurſe erfuhren im allgemeinen nur minimale
Ver=
änderungen, wobei aber weiterhin leichte Befeſtigungen
über=
wogen. Spezialbewegungen größeren Formats waren geſtern
nicht zu beobachten. Einige Nachfrage zeigte ſich für
Montan=
papiere. Elektroaktien lagen recht ſtill. Schiffahrtsaktien
notier=
ten voll behauptet, ebenſo Kunſtſeidenpapiere. Von chemiſchen
Werten eröffneten JG. Farben ½ Prozent niedriger
Scheide=
anſtalt blieben mit 235 unverändert. Reichsbankanteile
bröckel=
ten ½ Prozent ab. Am Rentenmarkt war das Geſchäft in den
variablen Papieren bei minimalen Veränderungen ſehr klein.
Weitere Nachfrage zeigte ſich für Reichsbahn=Vorzugsaktien mit
123½. Im Verlaufe ſchrumpfte das Geſchäft ſtark zuſammen.
Infolge der Geſchäftsſtille bröckelten die Kurſe zumeiſt um
Bruch=
teile eines Prozentes ab, die Grundtendenz blieb jedoch feſt. Der
variable Rentenmarkt lag auch ſpäterhin geſchäftslos.
An der Abendbörſe war die Haltung weiter feſt, wenn auch
den Notierungen in den meiſten Fällen kein nennenswertes
Ge=
ſchäft zugrunde lag. Im Vergleich mit den Berliner Schlußkurſen
waren überwiegend Erhöhungen von ¼ bis ½ Prozent zu
ver=
zeichnen. Der Rentenmarkt wurde ſtark vernachläſſigt, die Kurſe
konnten ſich indes behaupten.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Zinkwalzwerksverband G. m. b. H., Berlin, hat den
Grundpreis für Zinkbleche mit Wirkung ab 1. Juli 1935 im
Durchſchnitt um 0,25 RM. für 100 Kilogramm erhöht
Nach dem Ausſcheiden Mc. Garrahs und Leon Fraſers aus
dem Präſidium der BJ3. ſind die Vereinigten Staaten in der
BJ3. nicht mehr vertreten. Einer Wahl des Gouverneurs der
Federal Reſerve Bank in New York, Harriſon, in den
Verwal=
tungsrat der BJ3. hat das Federal Reſerve Board die
Geney=
migung verſagt.
Einer Einladung der Vereinigung Carl Schurz folgend, wird
in den Tagen vom 1. bis 4. Juli eine Delegation der
amerikagi=
ſchen Gruppe der JHK. mit ihrem Vorſitzenden Thomas J.
Wat=
ſon, Präſident der International Buſineß Machines Corporation
und Direktor der Federal Reſerve Bank. New York, das neue
Deutſchland beſuchen. Die Reiſe führt von Saarbrücken nach
Völklingen (Röchling=Werke), Trier, Bingen, Köln, Leverkuſen
und Berlin.
Mee
Stellvertr. Haupiſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik; Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleton und die
Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland”: i. V. KarlBöhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. V. 85. 20019. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 2.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 2. Juli 1935
Deviſenmarkt
vom 2. Juli 1935
Berl. Handels= Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban”
Hapag.
Nordd. Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl
Nef
94.—
94.—
35.—
38.25
48.—
125.—
117.50
100.—
119.—
160.375
141.75
111.—
Me Hee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nie
151.50
129.50
112.50
107.625
165.—
94.—
126.375
101.875
125.—
89——
74.50
Weee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtote. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht/1
Wanderer=Werke
Re
120.50
186.—
36.—
84.50
123.75
96.—
11.75
121.625
54.75
130.25
128.75
Aeghpten
Argentimien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar)
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fland
Währung
Tägypt.
Pap. Peſo
100 Belga
Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen
00 Gulden
1.Sg.
00 eſtl. Kr.
100 finn.Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
R
12.50
0.659
41.88s
0.139
3.047
2.466
54.48 5
45.67
12.20
168.43
5.38
16.39
2.353)
168.72/
55.21
Briei=
12.53
0.662
41.965
0.141
3.053
2.470
54.58
46.97
12.23
638
5.39
16.43
2.355
162,08
55.33
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei.
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Francs.
100 Peſetas
1100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Geldpeſo
1 Dollar
GeldBrief
20.42
0.710
5.649
80.32
6t.32
148.95
11.o5
62.32
81.09
33.99
10.34
1.972
0.999
2.470
20.46
0.719
5.661
81.08
61.44
42,05
11.09
63.04
b1.a5
34.05
10.38
1.978
1.001
2.774
Durmſtädter ans Harionnrbant Durmſtast, Wihiute der Btesoher Sunz
Frankfürter Kursbericht vom 2. Juli 1935.
Kee
„ Gr.IIp. 1934
„ „ „1985
„ „ 1936
„ „ 1937
„ „ 1988
Gruppe l ..
5 %Dtſch. Reichsanl.
2%Intern.,v. 30
BBaden „v. 27
2Bahern v. 27
½Heſſen.. v. 28
„ „. v. 29
* Preuß. v. 28
%Sachſen v. 27
412%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......!.
20 Dt. Reichspoſt=
Schätze ......"
4½%......"
Otſch. Anl Ausl.
42), Ablöſung..
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
4½%Bad.=Baden
4½BBerlin .„v. 24
4½BDarmſtadt ..
4½%Dresden v.26
4½%Frankfurt 26
Jcheidelberg26
KMainz....
ZMannheim27
4½ Münchenv. 29
4½ %Wiesbaden2s
4½½Heſſ. Landesb
4½% „ Golbobl.
5½% Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid.
103.6
10in
108.5
108
107
105
100.25
97.25
103.75
97.25
98.5
9.
97.75
108.5
96.25
96.75
100.5
100.3
100.15
113
10.3
90
95
88.75
92
89:),
910,
95.25
96.25
941.
100.5
43%beſſ. Landhypi
Komm.=Obl. . . .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% v Goldoblig.)
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
4½% desgl. R.12
8 Kaſſ.
Landes=
krebitk. Goldpfb.
4½%Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb...
5½%, Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser. 1I
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½% Berl. Hyp. B.
5½ Lig.=Pfbr.)
4½% Frkf. Hhp.=B.
5½% „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
2 % Frlf. Pfbr.B.
„Lig.=Pfr. .
4½ ZMein. Shp. B.)
½% „ Lig.=Pfr.
% Pfälz. Hhp. B.
Lig.=Pfb.
5½2
4½% Rh.Hyp.=Bk.
Lia.=Pfr.
41
Goldobl.
4½%Südd. Boden=
Cred.=Bank ....
5½%„ Lig.=Pfbr.
4½ %Würt. Ghp.
6% Daimler=Benz.!
6%Dt. Linol. Werke
6%0 Klöcknerwerke.
96.75
X.
A
96.75
10½1.
115:,
130.5
200.
96
96.25
1007
93.5
96:),
161
96.5
101),
97.25
101
96.25
101.25
94
9n.75
100.5
98
104.75
103
101
3Mainkrw. b.26
6%Mitteld. Stahl.
5% Neckardl. G.b.23
6% Rh. Stahl v. 25
62 SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerke
58 „ RM.=Anl.
49%
4½8
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bondsl:
5%Bosn. 2. E. B.
5%.
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 021
4½20 Oſt. Schätze,
4%Oſt. Goldrente.
5Svereinh. Rumän
4½%
4½Budp. Stadtanl.
4%Liſſabon. .....
4% Stockholm. . . . .
Aktien.
Accumulat.=Fabr!
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. .........
AndregeſorisBahn
Aſchaffbg. Brauere!
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Nürnba.
101.25
102.25
99.25
102
97.5
101.35
100.25
127.75
16.75
16.75
8"
44.25
34.5
8.1
10
11.6
11.6
11.8
11.5
G
113
174
62.5
g7.5
127.75
116
87I,
129
119
140
130
M Ri
Cement Heidelberg /118
Karlſtadt.
J. G. Chemie, Baſell147.5
Chem. Werke Albert /102.5
Chade (A-C) ...."
Contin. Gummiw. .1160
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
„ Erdöl ....... /110.5
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoffé Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
„ Licht u. Kraft
Enzinger Union .
EſchweilerBergwerk
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebrüder. . .1128
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guilleaume
Franifurter Hof ..
Geſ. ſtelektr. Untern.
Goldſchmidt, Th...
Gritzner=Kahſer...
Grün &Bilfinger..
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanſwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Lempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſen ....!!
nann. Phi
Vefe
135
94.25
116.5
1235
169/,
92.5
118‟
95
117.25
133.75
104.5
262
81.5
159
65
151.25
1041,
56.25
129
106
40.5
201
101.75
112.:
115
63.5
113
14.5
94,25
Kee Hu
„ Genüſſe
Junghans ......"
Kali=Chemie... . . .
„ Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ../ 96
Klöcknerwerke ..../1021),
Knorr C. 8.
...
Konſerven Braun
Lahmeher & Co. /131.75
Laurahütte".
Lech, Augsburg.
Lokomf. KraußckCo. 103
Löwenbr. Münch. .
Mainkr.=W.
Mainz=Alkt. 2
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. 9
Metallgeſ. Frankf. 1110
Miag, Mühlenbau
Moenus.
MotorenDarmſtadt
Neckarwerk Eßling.
Sdenw. Hartſtein.
Parkeu. Bürgerbr.,
Nh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerle ...
Riebeck Montan..
Roeder, Gebr.
Rütgerswerie ..../120.75
Salzbetfurth Kali
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.,
Schramm, Lackfabr.
Schuckert, Elektr..11
Schwartz, Storchen!
Siemens & Halske.!1
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Tellus Bergbau ..
Thür, Liefer,Geſ.
Ve
90.25
128
127.25
186
67.75
24.25
215
90.75
83
89
1116.75
90
84.75
99.5
109.5
112
227.5
1157,
105.5
105
202.5
176
70
22.5
15
180.5
190
1on
Nnterfranten.:.
Ver. Stahlwerke ..
Ver. Ultramarin ..I.
Weſtdte. Kauſhof.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank ...
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
„ Sypotheibk.
Comm. u. Privatbk.
Dt. Ban 1u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel.
DresdnerBank ...
Frantf. Bant ..../107
„ Hhp.=Ban!
Mein. Shp.=Ban1.
Pfälz. Oyp.=Bank.
Reichsbank=Anl. ..
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. B1.
Wür Notenbon?
A.-G. 1. Veriehrsn
Allg. Lokalb. Kraftw
720 Dt. ReichsbVzg.
Hapag ........
Lübeck=Büchner..
Nordd.=Llohzd ..
Südd. Eiſenb. Geſ.
—
Al. janzr u. Stutte.
Verſicherung ...!4
Vereim.Ver
Frankona Rück=u. M
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handels
1110
84),
141.5
36
120
83
1124
125.75
90.75
116.5
127
92.25
94
82.5
94
96.75
98i.
87
190
128.5
92.5
80
123.75
123.25
79.5
81.5
215
268
123
73.5
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 3. Juli 1935
R
WOLEGANG MARKEN
(29
„Und Ihr Leben, Schweſter?”
„Steht in Gottes Hand, Miſter Marſhall! Aber jetzt werden
Sie wohl mit Dr. Poeck und den anderen Herren über unſere
Pläne ſprechen wollen. Ich werde mir inzwiſchen erlauben, Ihre
Frau Mutter aufzuſuchen, um ſie zu beruhigen.”
Sie reichte den beiden Piloten die Hand und verließ mit
Joan nachdenklich das Miſſionshaus.
Auch ihr war die große Aehnlichkeit Fred Marſhalls mit
Georg von Rapp ſofort aufgefallen.
Margarete und Joan fuhren nach der Villa Marſhall und
verlangten dort die Frau des Hauſes zu ſprechen.
Joan wunderte ſich, daß der würdige chineſiſche Hausmeiſter
ſie ſo lange und fragend anſtarrte.
Schließlich geleitete er die Schweſtern zu ſeiner Herrin.
Mrs. Marſhall ſaß eben an ihrem Schreibtiſch, als Joan
und Margarete eintraten. Sie erhob ſich raſch und kam ihnen
entgegen.
Mit ruhiger Freundlichkeit reichte ſie Margarete die Hand,
und das Mädchen ſah erſtaunt, daß die Frau aufs Haar Joan
glich.
Jetzt wandert ihr Blick herüber zu Joan, die mit
weit=
aufgeriſſenen Augen auf Mrs. Marſhall ſtarrt.
Alles Blut weicht aus deren Wangen, als ſie Joan anſieht.
„Jane . . . Jane!” ſtößt Joan Waagen plötzlich hervor. „Biſt
du es, Jane?"
„Joan, du . . . du?” ſpricht Mrs. Marſhall leiſe. Dann liegen
ſich die beiden Schweſtern in den Armen und küſſen ſich unter
Tränen.
Schweſter Margarete ſteht wie angewurzelt. Sie iſt unfähig,
ſich zu rühren und fühlt nur, daß ſie jetzt ihr Glück endgültig
begraben muß.
Das alſo iſt Jane, die Georg von Rapp ſo geliebt, die er
zu Unrecht von ſich geſtoßen hatte!
Die beiden Schweſtern ſind aufs tiefſte erſchüttert darüber,
daß das Schickſal ſie wieder zuſammengeführt hat. Sie denken in
dieſer Stunde nicht an Margarete, nur das Wiederſehen, das
be=
glückend und ſchmerzlich zugleich iſt, erfüllt ſie.
„Ach, Jane ... daß ich ſchuld bin, daß dein Glück einſt
zerbrach!”
„Du?‟
„Ja! Haſt du dich nicht von deinem Gatten getrennt, weil
er dir eine ſchlechte Vergangenheit vorwarf? Hat er in dir nicht
das „Mädchen von Padang” geſehen? Weiß du nicht, daß er dich
mit mir verwechſelt hat?‟
Jetzt begreift Jane alles.
Ihr Herz krampft ſich zuſammen bei dem Gedanken, daß ein
Irrtum ſie um ihr Lebensglück gebracht.
„Das war’s alſo!”
Mit einem Male erſchüttert ein heftige Schluchzen den Körper
der Frau.
Sie weint um ihr verlorenes Glück.
Da tritt Margarete zu ihr und legt ihre Hand begütigend
auf deren Arm. „Weinen Sie nicht, Lady, Georg von Rapp lebt
und ſucht Sie, um gutzumachen, was er einſt durch ſein Zweifeln
gefehlt hat.”
„Georg .. . ſucht mich?” fragt Jane ungläubig.
„Ja! Er will ſühnen . . . denn er liebt Sie ja noch immer.”
Wieder weint die Frau auf. „Ich ... ich bin alt geworden!“
„Nein, nein, Lady! So dürfen Sie nicht ſprechen! Sagt
Ihnen der Spiegel nicht jeden Tag, wie ſchön Sie ſind?"
Joan iſt erfüllt von Bewunderung für Schweſter Margarete.
War es möglich, daß ſich eine Frau in ſolchem Maße
über=
wand, daß ſie zur anderen, deretwegen ſie auf ihr Glück
ver=
zichten mußte, ſo ſchweſterlich ſein konnte?
„Kommen Sie, Lady, ich will Ihnen von Herrn von Rapp
erzählen”, ſagte Margarete.
Sie nehmen Platz und Margarete erzählte, wie ſie Georg
von Rapp kennengelernt und gepflegt hat, ſchildert die
Freund=
ſchaft, die ſie mit ihm verbunden, das Auftauchen Joans und
endlich die Aufklärung des verhängnisvollen Irrtums vor
zwanzig Jahren.
Nur von ihrer Liebe ſchweigt ſie.
„Und jetzt ſucht er Sie, Lady!” ſchließt Margarete. „Gewiß
hat er ſchon alles in Bewegung geſetzt, vielleicht iſt er auch
be=
reits auf der Fahrt zu Ihnen.”
„Nein”, erklärte Jane, „das kann nicht ſein! Denn kein
Menſch weiß, daß hinter Mrs. Marſhall Jane Waagen ſteckt.
Damals, als ich mich von Georg trennte, nahm ſich Mr. Marſhall
meiner als väterlicher Freund an. Er adoptierte mich, und ich
folgte ihm nach China, wo ich ihm eine eifrige Helferin in ſeinem
Handelshauſe wurde. Mr. Marſhall ſtand ganz allein in der
Welt. In Schanghai gebar ich . . . Georgs Sohn. Fred weiß
nichts von ſeinem Vater. So bin ich für die Welt verſchollen.”
„Dann wollen wir Georg von Rapp ſofort telegraphieren!“
rät Margarete.
Frau Jane iſt freudig einverſtanden. Margarete will die
Depeſche aufgeben.
Die zwei Schweſtern haben ſich viel zu erzählen und ſind ſo
beglückt, ſich wiedergefunden zu haben, daß Joan, aber auch
Mar=
garete vergeſſen — von Freds Entſchluß zu ſprechen.
Erſt kurz vor dem Abſchied fällt Margarete der eigentliche
Zweck ihres Beſuches ein.
Mrs. Marſhall erſchrickt ſehr, als ſie von dem Entſchluß des
Sohnes hört.
Margarete aber verſpricht ihr, in Gemeinſchaft mit Dr. Poeck
dafür ſorgen zu wollen, daß Fred nicht in die Gefahrenzone
kommt. Das beruhigt die Mutter.
Sie iſt jetzt von dem Wunſch beſeelt, das edle Werk tatkräftig
zu unterſtützen.
In herzlicher Freundſchaft trennen ſie ſich.
Als Joan und Margarete wieder auf der Straße ſtehen,
winkt Margarete einer Taxe und befiehlt dem Chauffeur: „Zum
Telegraphenamt!"
Aber als ſie das inhaltsſchwere Telegramm an Georg von
Rapp dem Beamten hinſchiebt, zittern ihre Hände, noch einmal
wallt der ungeheure Schmerz um den verlorenen Geliebten in
ihr auf. Aber dann wird alles ganz ſtill in ihr.
Denn ſie iſt Schweſter Margarete, fern jedem Egoismus, fern
jedem Neid und Ehrgeiz .. ."
Joan aber ahnt Margaretes Herzeleid und drückt das
Mäd=
chen ſchweſterlich an ſich.
Dann fahren ſie nach der Miſſionsſtation zurück.
Dort hat ſich inzwiſchen allerhand ereignet.
Nach dem Start der Weltflieger hat ſich die Pekinger Preſſe
des Falles angenommen, und beſonders die chineſiſchen Zeitungen
druckten die Worte, die Margarete vor den Fliegern geſprochen,
faſt wörtlich ab.
Große Artikel wurden darüber geſchrieben.
„Wir glaubten erſt nicht”, ſchrieb die „Aufgehende Sonne‟,
„daß es einen Menſchen geben kann, der in unſer Land kommt,
nur um zu helfen, einen Menſchen, der erfüllt iſt von der großen
Güte Buddhas. Aber wir haben die guten Worte gehört, und
dieſe Worte haben wider unſere Herzen geſchlagen wie der
Klöp=
pel gegen die Glocke. Und unſere Herzen rufen der Regierung
zu: „Warum gebt ihr den Fremden, was ſie verlangen, warum
denkt ihr aber an die Hunderttauſende von Elenden, nicht, die
dem Tode preisgegeben ſind? Es iſt die Pflicht der Regierung,
daß ſie den Kampf gegen General Hu, gegen dieſen falſchen Hund,
der ein elender Mandſchukuli war, mit aller Schärfe führt.
Gene=
ral Hu hat das edle Hilfswerk der Miſſionen unmöglich gemacht.
Sieben tüchtige Aerzte und dreiundzwanzig opferbereite
Schwe=
ſtern aus dem Abendlande hat er gefangengenommen, und hält
das Peſtgebiet abgeſperrt.
(Fortſetzu
Mein Herz Ein guter deutscher Nach-
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