Darmstädter Tagblatt 1934


24. Oktober 1934

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 294
Mittwoch, den 24. Oktober 1934.
196. Jahrgang

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Kumpfmtiinniniang iii krantkeic.
Unnenpolikik forderk ihre Rechte. Radikalſozialiſtiſcher Einſpruch gegen Doumergues Reformpläne.
Zankapfel Parlamenksauflöſung. Doumergue bleibk feſt.

Doumergues Kampf
um die Staaksreform.
EP. Paris, 23. Oktober.
dier Kampf zwiſchen dem Miniſterpräſiden=
tiſ
2 oumergue und dem Senat um die Staats=
r
ſeinm hat am Montag abend begonnen, und ſofort äußerſt
ſchße Formen angenommen. Der Vorſtand der ſtärkſten
Siſetsfraktion, der Demokratiſchen Linken, die den
Rſſeikalſoialiſten in der Kammer entſpricht die
mſſi6’s von insgeſamt 318 Sitzen über die abſolute Mehrheit im
SIk werfügt, ſprach ſich nach längerer Beratung gegen die
Riſot=mpläne des Miniſterpräſidenten und ins=
belſſdare
gegen die Uebertragung des gegenwärtig
deſhsmat zuſtehenden Rechts zur Auflöſung der Kam=
mſſtun
den Präſidenten der Republik aus.
ii Senatsgruppe hat ihren Vorſitzenden, Bienvenu=Martin,
beſſragt, den Staatsminiſter Herriot über die im Senat herr=
ſchſſee
Stimmung zu unterrichten, damit er den Miniſterpräſi=
deim
vor einem übereilten Vorgehen in der Reformfrage
wdhl. Doumergue ließ noch in den ſpäten Abendſtunden des
Mſla, eine Abordnung der Linksdemokratiſchen Senatsfraktion
zu giehenden Beſprechungen zu ſich kommen.
ach Schluß dieſer Zuſammenkunft erklärte der Miniſter=
priſirtt
den Preſſevertretern, er werde ſeinen Plan weiterver=
folll
= mund keinen Schritt zurückweichen. Er werde das Reform=
pryſx
ſeinbringen und alle verfaſſungsmäßigen Mittel anwenden,
umare Projekt durchzudrücken. Unter dieſen Mitteln befinde
ſichßiä die Auflöſung des Parlaments und die Ausſchreibung
voyxemwahlen. Wenn der eine oder andere Punkt ſeines Plans
voymarlament abgelehnt werden würde, werde er nicht zurück=
treſſtz
wielmehr komme ein Rücktritt nur dann in Frage, wenn
dieſ mse Reformvorlage der Ablehnung verfalle. Gleichzeitig
künfultel. Doumerque ſeine
Fluchl in die Oeffenklichkeit
an)s werde am 3. November, alſo kurz vor dem Wiederzuſam=
meimtt
des Parlaments, dem Lande in einer durch den Rund=
fumneubreiteten
großen politiſchen Rede nochmals ſeine Reform=
plächſihurd
Abſichten darlegen.
e! Reformvorſchläge des Miniſterpräſiden=
netreffen
folgende Punkte:
1oer Miniſterpräſident erhält beſondere
qhmachten und die Rechte eines Premiermini=
ſteſſt
rpährend er gegenwärtig den übrigen Kabinettsmitglie=
derkileschgeſtellt
iſt.
9eer Miniſterpräſident darf im Falle von ernſten Mei=
nurggeſ
ſchiedenheiten zwiſchen Regierung und Kammer den
Stakwppäſidenten ohne vorherige Genehmigung des Senats
bitt ſiie Kammer aufzulöſen und Neuwahlen auszuſchreiben.
Die Regierung ſoll allein das Recht haben, die Haushalts=
aufhren
vorzuſchlagen.
Der Haushalt des laufenden Jahres kann verlängert wer=
den
vemn der nächſte Haushalt, nicht rechtzeitig verabſchiedet
worftd y ſt.
Im Rahmen der Verfaſſung wird ein Beamtengeſetz
erldti.
+ Einſpruch des Vorſtandes der radikalſozialiſtiſchen
Senßonuppe gegen die Reformpläne Doumergues und deſſen
entſiſtonne Verſicherung, daß er mit allen geſetzlichen Mitteln
die am irklichung ſeines Planes betreiben werde, haben in par=
lamneuſiſchen
Kreiſen und in der Preſſe einen Widerhall gefun=
denſr
die Zuſpitzung der auf eine Entſcheidung drängenden
innſſiln tiſchen Lage erkennen läßt.
PPreſſe, die ſtets für den Miniſterpräſidenten eintritt,
nimſttu ſcn gegen den Vorwurf in Schutz, die Verfaſſung um=
gehche
u wollen. Sie erwartet, daß er auch die widerſpenſtigen
Parhteitarier zur Vernunft bringen werde. Es handele ſich,
ſo mmtnö. B. Echo de Paris, um einen Einſchüchterungsverſuch,
vonm. Doumergue nichts zu befürchten habe. Er habe die
öffegche Meinung hinter ſich und das Land, das ſich nach einer
Löſtifie ſiehne.
Aas Ergebnis des franzöſiſchen
Miniſterrals.
Mriefung des Parlamenks auf den 6. November.
EP. Paris, 23. Oktober.
Hüſterpräſident Doumerque legte im heutigen Miniſterrat
demſjäffidenten der Republik einen Erlaß zur Unterzeichnung
vor, .ro, den die Einberufung des Parlaments endgültig auf
den Ahwvember feſtgeſetzt wird,
2 Präſident der Republik, Lebrun, und die übrigen zur
Teilklime an den Beiſetzungsfeierlichkeiten für König Alexan=
der
ſh Jugoſlawien nach Belgrad entſandten Miniſter erſtat=
tetenci
enl icht über den Verlauf der Beiſetzung und über die
freumuche Aufnahme, die ſie in Jugoſlawien gefunden haben.
MMiniſterrat hatte ſich dann mit einer Reihe von Maß=
nahrſn
zu beſchäftigen, die das Marſeiller Attentat notwendig
gemchlu bat. U. a. unterrichtete Innenminiſter Marchandeau
das / Siunett über die Reformen, die er innerhalb der Sicher=
heitsleſiziei
durchzuführen beabſichtigt und zum Teil ſchon in
Ang9B genommen hat.
an wurde die Einberufung der Wirtſchaftskonferenz für
Frarduich und die Kolonien, der ſogenannten Reichskonfe=
renſſt
qmf Anordnung des Kolonialminiſters Rollin vom

Miniſterrat auf den 3. Dezember feſtgeſetzt. In der
Eröffnungsſitzung wird der Präſident der Republik, Lebrun, den
Vorſitz führen.
Das Anwachſen der Arbeitslbſigkeit in
Frankreich gab ebenfalls Anlaß zu einer Erörterung.
Arbeitsminiſter Marquet machte Mitteilung über die ſeit Anfang
Oktober feſtgeſtellte Zunahme der Arbeitsloſigkeit. Der Miniſter
wurde beauftragt, im Einvernehmen mit dem Finanzminiſter
Maßnahmen zu prüfen, um neue Mittel für die Arbeitsloſen=
unterſtützung
flüſſig zu machen.

Pariſer Stimmen über das franzöſiſch=ikalieniſche
Verhälknis.
EP. Paris, 23. Oktober.
Der geſtrigen Beſprechung des franzöſiſchen
Außenminiſters Laval mit dem römiſchen Bot=
ſchafter
de Chambrun wird von der Pariſer Preſſe große
Bedeutung beigemeſſen. Dem Oeuvre zufolge hat Laval am
Montag mit Chambrun alle franzöſiſch=italieniſchen Fragen im
einzelnen erörterd und dann mit ihm die Möglichkeit
eines italieniſchejugoflawiſchen modus vivendi
oder eines franzöſiſch=italieniſch= jugoſlawi=
ſchen
Abkommens geprüft. Das Blatt glaubt verſichern zu
können, daß die franzöſiſch=italieniſchen Beziehungen ſich, wie
dies ja auch Muſſolini in ſeiner großen Mailänder Rede ſelbſt
anerkannt habe, ſoweit gebeſſert hätten, daß die beiden Länder
in ihrer Außenpolitik, ſowohl in der ruſſiſchen wie in der Saar=
frage
und ſelbſt in der öſterreichiſchen Politik, Hand in Hand
gehen könnten. Daher ſcheine es, daß die Reiſe des franzöſiſchen
Außenminiſters nach Rom, die erſt ſo große Schwierigkeiten zu
machen ſchien, zu wirklichen Ergebniſſen führen werde. Im ein=
zelnen
zählt das Oeuvre alle franzöſiſch=italieniſchen Fragen
auf, die ſicherlich für beide Länder eine befriedigende Löſung
finden würden, nämlich: 1. einen modus virendi für die italie=
niſchen
Staatsangehörigen in Tunis; 2. eine Berichtigung der
Grenze auf der Linie zum Tſchadſee; 3. die italieniſche Expan=
ſion
im Roten Meer.
Bedeutend weniger optimiſtiſch iſt die Beurteilung der Lage
im Echo de Paris, wo Pertinax darauf hinweiſt, daß die
Beziehungen der italieniſchen Beziehungen zu
Ungarn ein Hindernis für die Ausſöhnung
zwiſchen Ikalien und der Kleinen Entente bilden,
einmal weil die Staaten der Kleinen Entente durch die unga=
riſche
Revanche bedroht ſeien, und zweitens, weil Ungarn ſich
ſtets bemühen werde, ein Kompromiß zwiſchen Muſſolini und
Hitler zuſtandezubringen. In dieſem entſcheidenden Punkt ſei
bisher vom franzöſiſchen Standpunkt aus leider kein Fort=
ſchritt
zu verzeichnen. Alle anderen Probleme aber ſeien neben=
ſächlich
. Ein Datum für die Reiſe des Außenminiſters könne
daher im Augenblick nicht feſtgeſetzt werden. Es hänge von den
Beziehungen zwiſchen Italien und der Kleinen Entente ab.
Laval ſcheine es vorzuziehen, ſich an die vorſichtige Methode zu
halten und erſt nach Rom zu reiſen, wenn die Vorbereitungen
ſoweit gediehen ſeien, daß die Reiſe als Abſchluß und
nicht als Einleitung der Verhandlungen er=
ſcheine
.
Gömbös Reiſe nach Wien und Rom verſchoben.
DNB. Budapeſt, 23. Oktober.
Miniſterpräſident Gömbös hat auf der Durchfahrt von War=
ſchau
nach Budapeſt Wien berührt. Entgegen Wiener Blätter=
meldungen
, wonach der Miniſterpräſident aus dem Zuge ausge=
ſtiegen
ſei und das Grab des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß be=
ſucht
habe, wird von zuſtändiger Seite mitgeteilt, daß der unga=
riſche
Regierungschef ſein Eiſenbahnabteil nicht verlaſſen, ſon=
dern
nach dem fahrplanmäßigen Aufenthalt des Zuges ſeine
Fahrt nach Budapeſt fortgeſetzt hat, wo er am Mittag wieder
eintraf. Der urſprünglich für dieſe Tage vorgeſehene Gegen=
beſuch
des Miniſterpräſidenten beim Bundeskanzler Schuſchnigg
iſt verſchoben worden. Gömbös beabſichtigt, ſich Anfang Novem=
ber
zum Beſuch der italieniſchen Regierung nach Rom zu
begeben, und wird auf der Fahrt nach Rom der öſterreichiſchen
Regierung in Wien ſeinen Beſuch abſtatten.
Die Verſchiebung der Rom= und Wiener Reiſe des Miniſter=
präſidenten
wird an zuſtändiger Stelle darauf zurückgeführt,
daß infolge der Belgrader Beiſetzungsfeierlichkeiten eine gewiſſe
Aenderung des Reiſeprogramms notwendig geworden war,
ferner daß in der nächſten Woche in Rom die Jahresfeier des
Marſches auf Rom ſtattfindet. Preſſemeldungen, nach denen
die Verſchiebung der Wiener und Romreiſe auf diplomatiſche
Schwierigkeiten zurückzuführen ſei, werden an zuſtändiger Stelle
als vollſtändig unbegründet erklärt.
Die deutſche Memelbeſchwerde.
Der litauiſche Geſandke im Foreign Office.
DNB. London, 23. Oktober.
Times meldet: Im Zuſammenhang mit der Berufung der
deutſchen Reichsregierung an die Garantiemächte wegen gewiſſer
Maßnahmen des Gouverneurs des Memelgebietes ſprach am
Montag der litauiſche Geſandte beim Foreign Office vor. Der
Geſandte hat, wie verlautet, die Bereitſchaft ſeiner Regierung
zum Ausdruck gebracht, den Fall ſobald wie möglich in Genf
verhandeln zu laſſen.

Suche nach neuen Ideen.

Von unſerem A=Korreſpondenten
Paris, 21. Oktober 1934.
In den letzten Wochen haben ſich die Ereigniſſe in Frank=
reich
überſtürzt. Eine politiſche Entwicklung, die ſonſt gewiß
Monate gebraucht hätte, hat ſich in wenigen Tagen vollzogen.
Noch aber iſt die Lage zu unklar, iſt die Verwirrung der Geiſter
zu groß und ſind die Komplikationen zu zahlreich, um einen
Ueberblick zu geſtatten. Selbſt den führenden Politikern ſcheint
die Möglichkeit dazu zu fehlen.
Die Mordtat von Marſeille und ihre Begleitumſtände haben
die Oeffentlichkeit in Frankreich auf das tiefſte aufgewühlt und
ihr an ſich ſchon wankendes Vertrauen in die Verwaltung des
Landes noch ſchwerer erſchüttert. Der Ruf nach einer neuen
Politik wird immer lauter. Und man fragt ſich allenthalben, ob
das Kabinett Doumergue auch künftighin fähig ſein wird, den
Anforderungen der Stunde zu genügen.
Doumergues perſönliches Anſehen iſt in Frankreich unan=
getaſtet
geblieben, und er ſelbſt wird auch von ſeinen Gegnern
reſpektiert. Aber man hält die Art, wie das Kabinett umge=
ſtaltet
wurde, für verfehlt. Dieſe Meinung herrſcht in den poli=
tiſchen
Kreiſen und insbeſondere im Senad noch mehr vor, als
in der öffentlichen Meinung. Es iſt kein Geheimnis, daß die
brutale Ausſchiffung des Juſtizminiſters Chéron, der den Senat
im Kabinett vertrat, die Senatoren ſtark verſtimmte, Und die
Tatſache, daß dieſer alte Politiker von dem Kriegsminiſter
Marſchall Pétain, alſo von einer militäriſchen Perſönlichkeit,
zum Rücktritt aufgefordert wurde, erzeugte in der politiſchen
Welt einen Eindruck, der beſtimmt ſehr tief ſitzt, auch wenn;
darüber in der Preſſe nicht geſprochen wird.
Die Innenpolitik und das Parlament fordern ihre Rechte,
Die Frage iſt nur, ob ſie ſtark genug ſind, ſich durchzuſetzen. Die
Regierung Doumerque iſt unter dem Druck der Straßenkämpfe
im Februar entſtanden. Gegen den Wunſch der Kammer eigent=
lich
, wenn auch bei Verteilung der Miniſterſitze eine parteiliche
Stimmenaufrechnung vorgenommen wurde.
Die Rechte möchte in Zukunft Kammer und Senat noch
weniger reſpektiert ſehen. Das iſt an ſich konſequent, aber die
franzöſiſche Rechte wurzelt ſelbſt etwas zu ſehr im Parlamen=
tarismus
, um das ohne Gefahr tun zu können. Sie iſt arm
an Ideen, vergreiſt und mithin nicht gerade reich an wirklichen
und tatkräftigen Perſönlichkeiten. Manche behaupten ſpöttiſch,
ſie ſei nur ein Gegenſtück zur Linken: Reaktion und weiter
nichts.
Als Poincarés Tod die politiſchen Zirkel in Frankreich zum
Nachſinnen über ſein Zeitalter brachte konnte man von vielen
Seiten mit überraſchender Gleichheit die Feſtſtellung hören, daß
die politiſchen Perſönlichkeiten, die der Tod im letzten Jahr=
zehnt
dahinraffte, nicht erſetzt werden konnten, weil es am poli=
tiſchen
Nachwuchs gänzlich fehlte. Barthou, Briand, Doumer,
Loucheur, Leyques, Maginot, Painlevé . . . Sie alle waren
Triebkräfte einer Politik, über die man gewiß verſchiedener
Meinung iſt und ſein kann, aber man muß zugeben, daß in
der jüngeren Generation ſich nur ſchwerlich Namen von deren
Gewicht finden laſſen. Viele erblicken darin das Zeichen dafür,
daß der fehlende Nachwuchs dann eben durch eine ſtarke Per=
ſönlichkeit
erſetzt werden müſſe.
Im Augenblick aber iſt man gezwungen, ſich mit den Pro=
blemen
zu beſchäftigen, die ſich vor der Regierung auftürmen.
Bei aller Anerkennung für die Verdienſte Doumergues, ſtellt
man allgemein feſt, daß er koſtbare Zeit vergehen ließ. Die
Reform der Verwaltung und der Juſtiz kann nicht von einem
Tag auf den anderen erfolgen; aber ein weiteres Zögern iſt
nicht mehr möglich, die Ereigniſſe haben es bewieſen.
Frankreich führt noch immer keine geordnete Handelspolitik.
Wir haben über zweitauſend Kontingentierungsmaßnahmen,
aber keine einzige Idee in der Wirtſchaftspolitik, meinte kürz=
lich
bitter ein führender Mann der Wirtſchaft. Und tatſächlich
vermag niemand zu entſcheiden, ob. Frankreich eigentlich den
Freihandel oder Autarkie will, ob es in Brüſſel auf der Konfe=
renz
der Goldländer die Initiative zur Reorganiſierung der
Währungsfragen ergreifen, oder ob es die Konferenz hinter=
treiben
wird. (Vergleiche unſeren geſtrigen Artikel Goldblock
oder Kampfblock? Die Schriftleitung.)
Die Außenpolitik war das Gebiet, wo die Regierung Dou=
mergue
noch am klarſten einen Weg einſchlug. Barthou beſaß
einen eigenen Plan und verſuchte ihn wenn freilich auch mit
wenig Erfolg durchzuführen. Aber Barthou iſt nun nicht
mehr, und ſeine Politik gehört der Vergangenheit an. Sein
Nachfolger Pierre Laval ſteht vorerſt vor der Aufgabe, die durch
das Attentat von Marſeille geſchaffene Situation zu klären.
In der immerhin begreiflichen Nervoſität der erſten Tage nach
dem Königsmord verſuchte man in Frankreich, die Verantwor=
tung
auf das Ausland abzuwälzen und ſah insbeſondere in
einer diplomatiſchen Offenſive gegen Ungarn eine entſprechende
Möglichkeit. Aber mit Nervoſität allein läßt ſich noch keine
Außenpolitik treiben, und man mußte denn auch ſehr bald ein=
ſehen
, daß dieſer Weg zu einem ſcharfen Gegenſatz mit Italien
führen und gleichzeitig eine Verſchärfung der Lage zwiſchen Bel=
grad
und Rom heraufbeſchwören müſſe. Alſo zu dem Entgegen=
geſetzten
von dem, was Barthou erſtrebte. Barthous Lieblings=
plan
: die reſtloſe Verſtändigung mit Italien und eine
italieniſch=franzöſiſche Regelung der Donaupolitik muß aber im
Augenblick auch zurücktreten. Die Stunde mahnt zur Vorſicht
und zum Abwarten auf allen Gebieten. Das Gebäude, das
Barthou ſchuf, zeigte ſchon in ſeinem Rohbau ſehr bedenkliche
Riſſe. Die Kritik, die man in Frankreich ſelbſt hören konnte,
war recht ſcharf, und nur die Achtung vor dem Toten brachte
ſie jetzt zum Schweigen.
Pierre Laval ſteht vor der Aufgabe, eine in vieler Be=
ziehung
neue franzöſiſche Außenpolitik zu organiſieren, deren
Grundzüge aber wohl erſt ſpäter in Erſcheinung treten werden.
Denn vorerſt wird man bemüht ſein müſſen, die franzöſiſche
Innenpolitik in jenes ſtabile Gleichgewicht zu bringen, das eine
eindeutig orientierte Außenpolitik zur Vorausſetzung haben muß.

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Seite 2 Nr. 294

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 24. Oktober 1934

veintiinmung en Känriker And Hidt.

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 23. Oktober.
Die Neoſozialiſten haben den franzöſiſchen Arbeitsminiſter
Marquet zum Austritt aus der Partei gezwungen. Die inner=
politiſche
Lage Frankreichs wird dadurch noch konfuſer. Die
Neoſozialiſtiſche Partei iſt zwar zahlenmäßig nicht ſehr bedeu=
tend
und auch organiſatoriſch nicht auf der Höhe. Sie umfaßt
ſehr heterogene Elemente, die nur das eine gemeinſam haben,
daß ſie den Marxismus verwerfen. Aber die Partei und Adrien
Marquet galten als die Verfechter der fasciſtiſchen Methoden in
Frankreich und das gab ihnen in der politiſchen Welt ein
Preſtige, das aus Bewunderung, Furcht und Abneigung zu=
ſammengeſetzt
war.
Wie verlautet, wollte die Partei durch Marquet das Kabi=
nett
Doumergue treffen. Im Augenblick iſt nur dieſe Seite des
Problems wichtig. Die Regierung Doumergue wird in Kammer
und Senat von allen Seiten angefeindet. Man behauptet, daß
man nicht nach Verſailles gehen wird. Zu verſtehen iſt darun=
ter
, daß man die Verfaſſungsreform Doumergues ablehnt. Zu
einer Verfaſſungsreform müßten nämlich Kammer und Senat in
Verſailles zuſammen tagen. Die Kammer war verſtändlicher=
weiſe
von einer Reform, die ihre Macht beſchneiden will, nie
beſonders entzückt. Und ſeit dem Austritt Chérons aus dem
Kabinett iſt auch der Senat verſtimmt. Auf Doumergue
warten alſo große Schwierigkeiten. Die Rechts=
preſſe
droht unverhüllt, daß, wenn Doumergue vom Parlament
geſtürzt werden ſollte, das franzöſiſche Volk endgültig mit dem
Parlamentarismus aufräumen wird. Das ſoll Kammer und
Senat einſchüchtern. In ernſten politiſchen Kreiſen möchte man
eine Kriſe vermeiden und die Auseinanderſetzung irgendwie
aufſchieben. Die Hoffnung beſteht, daß noch vor dem Zuſammen=
tritt
der Kammer die Konfliktsſtoffe beſeitigt werden. Aber die
Situation iſt dennoch kritiſch.
Dieſe Situation wirkt ſich, wie hier offen zugegeben wird,
auch auf die Außenpolitik ungünſtig aus. Sie erſchwert die
Arbeit der franzöſiſchen Diplomatie. Selbſt die Verſicherungen,
daß Barthous Außenpolitik unverändert fortgeſetzt wird kön=
nen
daran nichts ändern. Um ſo mehr, da Frankreich in Europa
vor einer neuen und nicht wirklich geklärten Lage ſteht. Die
Verſtändigungsmöglichkeiten mit Italien werden nach wie vor
von vielen ſkeptiſch beurteilt, trotzdem Lavals Romreiſe über=
ſtürzt
angekündigt wurde. Und ebenſo ſkeptiſch betrachtet man die
Ergebniſſe, die aus den Verhandlungen der Goldblockländer in
Brüſſel hervorgingen. Es iſt ſchwer, dieſe Manifeſtation ernſt zu
nehmen, da eine wirtſchaftliche und finanzielle Sanierung Euro=
das
ohne Deutſchland eine Unmöglichkeit darſtellt. Ganz unmög=
lich
iſt ſie gerade für jene kleinen Goldländer wie Belgien,
Holland und die Schweiz, die wirtſchaftlich ohne Deutſchland
ihr Gleichgewicht nie finden können.

Unſummen fur Erorrante.

In der deutſchen Volksgemeinſchaft leben zahlreiche Erbkranke,
die nur zum Teil in Anſtalten untergebracht ſind und vielfach ſich
noch frei bewegen, alſo die Möglichkeit zur Fortpflanzung beſitzen
und infolgedeſſen die Zahl der Erbkranken noch vergrößern können.
Gegen dieſe Gefahr wird die Reichsregierung mit allen zu
Gebote ſtehenden Mitteln vorgehen. Sie hat auch bereits die ent=
ſprechenden
Geſetze zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes erlaſſen.
Aber nichts wirkt für die Notwendigkeit, die gemeingefährlichen
Erbkranken zu iſolieren und an der Fortpflanzung zu verhindern,
ſo ſehr als der zahlenmäßige Nachweis der Unkoſten, die dieſe
Kranken verurſachen und oft ganze Familien ruinieren.
Vom Reichsärzteführer Dr. Wagner iſt eine ſtatiſtiſche Er=
hebung
vorgenommen worden, aus der hervorgeht, daß für die
Erhaltung erblich Belaſteter jährlich 301 Mil=
lionen
RM. aufgewendet werden müſſen. Dazu
kommen 200 Millionen für Trinker, Schwachſin=
nige
und Pſychopathen. Auch erhebliche Summen müſſen
für die Rechtspflege ausgeworfen werden, die durch die Erbkran=
ken
in Anſpruch genommen wird. Dr. Wagner rechnet mit 250
Millionen im Durchſchnitt. Nach der Statiſtik von Dr. Wagner
ſind im Durchſchnitt für eine erblichbelaſtete Per=
ſon
bis zum 60. Lebensjahr rund 50000 RM. ohne
Anſtaltsaufwand erforderlich.
Dieſe ungeheure Summe geht den geſunden Gliedern unſeres
Volkes natürlich verloren und man darf daher annehmen, daß der
Kampf gegen die Fortpflanzung Erbkranker auf volles Verſtänd=
nis
ſtößt. Nur durch die planmäßige Verhinderung
erbkranken Nachwuchſes kann dieſe Millionen=
belaſtung
des Volkes in ſeinem geſunden Kern
allmählich im Laufe der Zeit heruntergedrückt
werden. Nur durch ein ausgeprägtes Pflichtbewußtſein des ein=
zelnen
, übermäßigen Alkoholgenuß zu vermeiden, wird unendlich
viel für die Volksgeſundheit und die Wohlfahrt der einzelnen
Familie erreicht.

Vom Tage.

Der Reichsarbeitsführer Hierl hat den Reichsſtatthalter und
Gauleiter Karl Kaufmann ſowie den regierenden Bürgermeiſter
von Hamburg Krogmann zu Ehrengauarbeitsführern ernannt.
Geſtern mittag fand im Garten des Reichspropagandaminiſte=
riums
eine Kundgebung des Arbeitsdienſtgaues 9 Berlin= Bran=
denburg
ſtatt, die die Verbundenheit des deutſchen Arbeitsdienſtes
mit Reichsminiſter Dr. Goebbels zum Ausdruck brächte.
Das Ehrenzeichen vom 8./9. November 1923 am roten Bande
wurde einem Einwohner von Eberswalde, dem Parteigenoſſen
Walter Zeichner, vom Führer verliehen. Pg. Zeichner der be=
reits
mit dem Ehrenzeichen von Koburg 1922 ausgezeichnet iſt,
wurde in dieſen Tagen in den Stab des Stellvertreters des Füh=
rers
berufen.
Der jugoſlawiſche Berliner Geſandte Balugdzic ſtattete geſtern
vormittag dem Führer und Reichskanzler einen Beſuch ab und
ſprach namens des Regentſchaftsrats und der Regierung Jugoſla=
wiens
dem Führer und der Reichsregierung herzlichen Dank für
die zahlreichen Beweiſe aufrichtiger Anteilnahme aus, die Deutſch=
land
bei dem tragiſchen Tode des Königs Alexander bezeigt habe
und die das jugoſlawiſche Volk wie ſeine Regierung wohltuend
empfunden hätten.
Das Berliner Schöffengericht verurteilte den ehemaligen kom=
muniſtiſchen
Reichstagsabgeordneten Dr. Th. Neubauer wegen
Urkundenfälſchung zu ſieben Monaten Gefängnis.
Ein Militärgerichtsſenat in Leoben verurteilte im Zuſammen=
hang
mit dem Aufſtand am 25. Juli den Bauer Ludwig Ruſt zu
14 Jahren ſchweren Kerkers, und den Zimmermann Rud. Kradder
zu 12 Jahren ſchweren Kerkers. Die beiden waren beſchuldigt,
bei der Aufſtandsbewegung im Ennstal führend mitgewirkt zu
haben.
In einem belgiſchen Miniſterrat wurde auf Vorſchlag des
Außenminiſters Jaſpar beſchloſſen, etwa 20 Jugoſlawen, die in
Seraing bei Lüttich eine Art Zweigſtelle der terroriſtiſchen Orga=
niſation
Uſtaſchi aufgezogen haben, aus Belgien auszuweiſen.
Im Alter von 47 Jahren ſtarb in Rom der Herzog Gaetano
Gaetani, der während des Krieges in den Dolomiten die be=
rühmte
Mine im hiſtoriſchen Col di Lano legen und dann den
ganzen von den italieniſchen und öſterreichiſchen Truppen heiß
umkämpften Kamm in die Luft ſprengen ließ. Nach dem Krieg
wurde Herzog Gaetana Gaetani italieniſcher Botſchafter in Wa=
ſhington
.
Gandhi hat ſeine Drohung, die Führung der nationaliſtiſchen
Kongreßpartei niederzulegen, trotz den Beſchwörungen ſeiner An=
hänger
wahrgemacht. Zugleich iſt der Mahatma auch aus der
Partei ſelbſt ausgetreten.
Die Säuberung der Kommuniſtiſchen Parteiorganiſation im
Roſtow=Don=Gebiet iſt nunmehr abgeſchloſſen. Auf Grund amt=
licher
Angaben wurden aus den verſchiedenen Parteiorganiſa=
tionen
in Stadt und Land insgeſamt 466 Kommuniſten ausge=
ſchloſſen
. Ein Teil der Ausgeſchloſſenen wurde in die Kandidaten=
liſte
zurückverſetzt. Die Hauptgründe des Ausſchluſſes aus der
Partei beſtehen in der Verletzung der Parteipflichten wie auch in
einer Schädigung des Partei= und Staatspreſtiges.

Langfriſtige Gewerbekredike
der Bank für deutſche Induſtrie=Obligakionen
durch die Landeskommunalbank Darmſtadt.

Die Bank für deutſche Induſtrie=Obligationen in Berlin
hat mit der Landeskommunalbank=Girozentrale
für Heſſen in Darmſtadt vertragliche Vereinbarungen ge=
troffen
, auf Grund deren die Landeskommunalbank innerhalb
ihres Tätigkeitsbereiches an der Ausleihung der langfriſtigen
Gewerbekredite der Induſtriebank, ſoweit es ſich um Kleinkredite
bis zu 15 000 RM. handelt, mitwirken wird. Bekanntlich ſtellt die
Induſtriebank kleinen und mittleren Betrieben der Induſtrie, des
Handwerks und des Handels langfriſtige, 5 Jahre laufende Dar=
lehen
bis zu Einzelbeträgen von 500 RM. hinab zur Verfügung.
Die Darlehen, die auf hypothekariſcher Grundlage gewährt wer=
den
, dienen zur Ablöſung überhöhter kurzfriſtiger Verbindlichkei=
ten
, zur Finanzierung langfriſtiger Inveſtitionen ſowie zur Ver=
ſtärkung
der Betriebsmittel.

Gemeinſchaftsempfang des deutſchen Handwerks.

Darmſtadt, 23. Oktober.
Der Reichshandwerksmeiſter und Leiter der Reichsbetriebs=
gemeinſchaft
XIIT (Handwerk) der Deutſchen Arbeitsfront,
Klempnermeiſter Pg. Schmidt, gibt folgende Anordnung des
Stabsleiters der PO. bekannt:
Die Sitzung des Reichshandwerkstages am 28. Oktober wird
über alle deutſchen Sender übertragen. An den Verſammlungen
nehmen Meiſter, Geſellen und Lehrlinge gemeinſam teil. Ich mache
es allen NSHAGO=Mitgliedern ſowie der Reichsbetriebsgemein=
ſchaft
XVIII zur Pflicht, an dieſem Gemeinſchaftsempfang teil=
zunehmen
.

Die neue jugoſlawiſche Regierung
Aeonlder.

Zehnkes Kabineik Uzundwitſch.

EP. Belgrad, 23. Oktober.
Die neue Regierung Uzunowitſch iſt in ſpäter Nachtſtunc
gebildet worden. Die neuen Miniſter haben um Mitternacht do=
Eid abgelegt. Das zehnte Kabinett Uzunowitſch hat dieſelge
Zuſammenſetzung wie die vorige Regierung. Nur iſt an do
Stelle des bisherigen Kriegsminiſters Milovanowitſch du
frühere Miniſterpräſident, General Pera Zivkowitſch, getreun
Ferner gehören der neuen Regierung die früheren Miniſie=
präſidenten
Marinkowitſch und Dr. Srſkitſch als Miniſter ohm
Portefeuille an. Damit ſind ſämtliche Miniſterpräſidenten ſ=
dem
6. Januar 1929, alſo ſeit der Ausſchaltung des Parlamenen
Mitglieder des gegenwärtigen Kabinetts.
Der ſloweniſche Führer Dr. Koroſchetz gehört der neut
Regierung nicht an. Ueber die Urſachen des Nichteintritts von
Dr. Koroſchetz gibt es verſchiedene Verſionen. Die eine geh
dahin, daß er aus innerpolitiſchen Gründen eine Teilnahme an
der Regierung abgelehnt habe, die andere, daß man den Eit=
tritt
von Dr. Koroſchetz für einen ſpäteren Zeitpunkt in Ausſich=
genommen
habe.

* Die Neugeſtaltung des jugoſlawiſchen Kabinettes hau
gerade weil der Rücktritt des Miniſteriums Uzunowitſch um
mittelbar nach der Beiſetzung von König Alexander erfolgien
eine Bedeutung über die Grenzen des Landes hinaus. Uzung
witſch hat ſeinen Rücktritt ausdrücklich damit begründet, daß der
Negentſchaftsrat freie Hand haben ſolle. Er ſelbſt iſt mit d
Neubildung des Kabinettes beauftragt worden und hat ſein
alten Miniſter faſt alle übernommen. Er hat ſein Kabinett ledi=
lich
ergänzt durch die drei früheren Miniſterpräſidenten, die ſenn
1929 alſo ſeit der Umgeſtaltung der Verfaſſung, an der Spitet
der Regierung als ausgeſprochene Vertrauensleute des erno=
deten
Königs geſtanden hatten. Die Ernennung dieſer du
früheren Miniſterpräſidenten und die Beibehaltung des Auße
miniſters Jeftitſch ſoll offenbar als ein Bekenntnis des Regu
ſchaftsrates aufgefaßt werden, den bisherigen Kurs in
Innen= wie in der Außenpolitik weiter zu ſteuern und anm.
Linien feſtzuhalten, die König Alexander vorgezeichnet Mb

Ein Kabinett der Perſönlichkeiten alfo, das nach innen unſt

Aufrechterhaltung der Zentraliſierung den Ausgleich der
ſchen, religiöſen und wirtſchaftlichen Gegenſätze verfolgt und ncht

außen hin allen Experimenten abhold iſt, das die freundſchoſ=
lichen
Beziehungen zu Frankreich pflegen, aber im Sinne de
franzöſiſchen Politik auch eine Verminderung der Reibung=
flächen mit Italien anſtreben will.

Südflawiſche Angriffe auf Ungarn.

DNB. Belgrad, 23. Oktober.
Die halbamtliche Vrene befaßt ſich in einem Aufſatz mit dend
Beziehungen der in das Marſeiller Attentatskomplott verwickelten
Perſonen zu Ungarn. Das Blatt greift bei dieſer Gelegenheit die
ungariſche Politik leidenſchaftlich an und vergleicht beſonders det
gegenwärtige Haltung der ungariſchen Polizei mit ihrem ſeinerm
zeitigen Auftreten anläßlich der Frankenfälſcherangelegenheit.

Zwan Michailoff und ſechs weitere Tertoriſten
vogelfrei.
DNB. Sofia, 23. Oktobet
Vor zwei Monaten hatte die politiſche Staatspolizei an4
ganze Reihe mazedoniſcher Terroriſten mit Iwan Michaihfn
der Spitze, die ſich bis dahin ihrer Feſtnahme entziehen konll,
die öffentliche Aufforderung ergehen laſſen, ſich innerhalb imt
zweiwöchigen Friſt den Behörden zur Vernehmung zu ſtelll.
Dieſe Aufforderung war auf Grund der neuen Verfügung i u
Schutze der Sicherheit des Staates erlaſſen worden. Auf Erſudl
der Staatspolizei hat nunmehr das Sofioter Kreisgericht Mu
mazedoniſchen Führer Iwan Michailoff ſowie ſechs weitere Tenn
riſten als Verbrecher und vogelfrei erklärt. Jeder bulgariſchen
Staatsbürger, der auf einen der Geſuchten ſtößt, iſt verpflichich A
dieſen der Polizei anzuzeigen oder aber ihn ſelbſt feſtzunehmen.
Der IMRO=Führer Iwan Michailoff ſowie einige ande
Komitatſchi konnten bekanntlich ins Ausland entkommen. M
Polizei vermutet indeſſen, daß ſich mehrere der Geſuchten noch
Bulgarien verſteckt halten. Seltſamerweiſe befindet ſich unter W
auf der Verbrecherliſte genannten Terroriſten auch der Marſeilſe
Königsmörder Wlado Georgieff=Tſchernoſenſki.

nut

Beornsmdt in der Beinvemnang.

Von Wilhelm Michel.

In einer mir befreundeten Familie ereignete es ſich, daß
ein junges Mädchen, die Hausangeſtellte einen Selbſtmord=
verſuch
machte. Sie öffnete den Gashahn in der Küche, ſchluckte
zwei Schlafpulver und ſetzte ſich an den Tiſch, feſt entſchloſſen,
ins Jenſeits hinüberzuſchlafen. Sie hatte Liebeskummer. Sie
liebte einen Mann, der eines Tags nichts mehr von ihr wiſſen
wollte. Zwei Tage lang ging ſie wie erſtarrt im Haus umher,
ihre Augen hatten einen fremden Blick. Ihr Herz wußte keinen
Rat mehr. Da verfiel ſie auf den letzten ſchrecklichen Ausweg.
Schwer bewußtlos wurde ſie gegen Morgen in der Küche auf=
gefunden
und ins Krankenhaus gebracht. Aber ſie ſtarb nicht.
Sie war zu geſund. In wenigen Wochen konnte ſie ſchon wieder
nach Hauſe. Und da zeigte ſich, daß in der Zwiſchenzeit ſich
etwas in ihr verändert hatte. Sie konnte wieder leben. Sie
konnte leben ohne die Liebe, an die ſie ihr ganzes Herz gehängt
htte. Die Trauer dauerte noch lange, denn das Mädel war
ein echtes, herzhaftes Geſchöpf. Aber es war eine Trauer, die
Naum ließ für ſtille Zufriedenheit und Pflichterfüllung.
Warum habe ich an dieſe Begebenheit ſo oft zurückdenken
müſſen?
Sie hat mir eine Lehre gegeben. Ich ſchäme mich faſt, von
dieſer Lehre zu ſprechen. Es könnte ſein, daß ſie manchem viel
zu einfach, zu platt, zu dürftig vorkommt. Aber für mich hat
ſie einen Sinn.
Ich habe mich gefragt: Warum war dieſes Mädchen mit
einem Leben, das ihm völlig unerträglich geſchienen hatte, nach
kurzer Zeit wieder zufrieden, obſchon ſich nichts geändert hatte
am Anlaß ihrer Verzweiflung? Offenbar, weil ſie die kleine
Zeitſpanne überſtanden hatte, in der ihr Herz ſich von jener
Liebe losreißen konnte. Die Lebensfrage für dieſes Mädchen
war eine Frage dieſer zwvei, drei Wochen. Sie war die Frage
der wenigen Tage, die ihr Gemüt brauchte, um die Untreue des
Geliebten anzunehmen und innerlich zu verar=
beiten
.
Ich habe in dieſem Falle zum erſtenmal deutlich geſehen,
daß es bei den meiſten unſrer Verzweiflungen nur darauf an=
kommt
, die beſtimmte kurze Zeitſpanne zu überdauern, in der
ſich eine innere Ablöſung vom Bisherigen und eine
nene Kräftebildung im Sinn der neuen Lage vollzieht.
Wenn ein Menſch einen geliebten Nebenmenſchen verliert,
wenn er ſein Vermögen einbüßt oder ſeine geachtete Stellung,
wenn er mit dem Strafgefetz zuſammenſtößt dann ſpiegelt

ihm die Verzweiflung vor: Ein ganzes langes Leben ſollſt du
fortan führen unter dieſen unerträglichen Bedingungen? Tag
auf Tag und Jahr auf Jahr ſollſt du unter dem Druck dieſer
Entbehrungen, dieſer Ehrenminderung ſtehen? Unmöglich!
Fort aus einem Daſein, das nur lichtloſer Jammer ſein kann!
Aber in Wirklichkeit ſteht die Frage ganz anders. Nicht
ein ganzes, langes, lichtloſes Leben ſteht als Aufgabe vor dem
Unglücklichen, ſondern nichts als die wenigen Wochen oder Tage,
in denen ſein Gemüt ſich verwandeln und genau im Maß
der neuen Lage erſtarken kann. Was ich da ſage, iſt wahr
ohne Flunkerei. Nicht als der alte, bisherige Menſch habe ich
nach dem Unglück mein künftiges Leben zu tragen, ſondern als
der neue Menſch, der ich morgen, übermorgen ſein werde,
wenn das Unglück mich umgeſchaffen und mir die neuen
Kräfte gegeben hat, von denen ich jetzt noch nichts ahne. Das
Unglück droht mich im Augenblick zu erſchlagen, aber trotzdem
geht das Leben in mir weiter. Es ſchafft in uns Die Auf=
gabe
des Verzweifelten iſt zunächſt keine andre als die, dem in
uns ſchaffenden Leben die geringe Friſt zur inwendigen Um=
ſchaffung
zu gönnen. Dann trägt, in voller, nüchterner Wahr=
heit
, ein andrer meine Laſt, nämlich das gewandelte und dem
Gewicht der Laſt angepaßte Ich.
Einem geachteten Manne, der durch böſe Verſtrickungen zu
einer Freiheitsſtrafe kommt, mag bei der Vorſtellung ſeines
künftigen Lebens zumute ſein wie einem Fiſch, der auf den
Sand geworfen werden ſoll. Muß er nicht verzweifeln? Nein,
er muß dem Unglück eine Chance geben‟ Er muß es an=
nehmen
für eine Zeit, er muß ſich von ihm umgeſtalten laſſen,
um es dann als ein neuer Menſch zu tragen. Und weil wir
von dem Fiſch auf dem Sand geſprochen haben: Im Laufe der
Erdentwicklung iſt es großen Fiſchvölkern begegnet, daß ſie in=
folge
rieſiger Kataſtrophen aufs feſte Land kamen. Da gingen
ſie aber nicht zugrunde, ſondern ſie entwickelten Lungen ſtatt
der bisherigen Kiemen, ſie lebten als Amphibien oder gar als
reine Landtiere weiter. Sie haben die Zeit der Verzweiflung
überſtanden und viele Jahrtauſende neuen Lebens dafür ge=
wonnen
.

Das iſt meine Lehre aus dem Ereignis, das ich erzählte.
Ich gebe zu, ſie iſt trocken, ſie iſt dürftig, ſie iſt auch nicht auf
alle Verzweiflungen anwendbar. Aber könnte ſie nicht in
manchen, ja in vielen Fällen helfen, indem ſie dem Verzweifel=
ten
eine nächſte, klar und knapp bemeſſene Aufgabe ſtellt: Mach
die Augen zu und lebe ein paar Tage dir ſelber zum Trotz,
halte eine oder zwei Wochen ſtand, damit das Leben dir die
Paßform deines Unglücks geben kann und mit ihr die Kraft,
es zu überwinden?

Prinzefſin der Ling
veröffentlicht ihre Memoiren ..."

Aus der geheimnisvollen Welt des chineſiſchen Kaiſerhoſe
Ueber das Leben am chineſiſchen Kaiſerhofe berichtei.!
Buch aus der Feder der chineſiſchen Prinzeſſin Der Ling,
jetzt im britiſchen Buchhandel erſchienen iſt. Die Prim
war erſte Hofdame bei der Kaiſerin=Witwe TſurHſ=
Memoiren ſchildern zum erſten Male aus direkter Quele
Vorgänge hinter den Kuliſſen des Kaiſerhofes von Pel!
obwohl die Ereigniſſe über 35 Jahre zurückliegen. 30 30
lang dauerte der Kampf der Verfaſſerin mit den buddhiſtie
Prieſtern, die nicht die Veröffentlichung geſtatteten.

Wenn Tſu=Hſi eine Reiſe tat...
Wenn heutzutage orientaliſche Kaiſer oder Kaiſetſſe
reiſen, iſt das eine verhältnismäßig einfache Angelegenheiſ.
beſteigen ihren Sonderzug, der ihnen wie jedem anderen Silſ
oberhaupt zur Verfügung ſteht. Aber, wenn Ihre Kaue.
Majeſtät die Kaiſerin=Witwe Tſu=Hſi, Herrin eines Reiches
400 Millionen Einwohner, eine Reiſe tat, brachte das Schwl.
keiten mit ſich, von deren Ausmaß ſich kein Europäer eine."
ſtellung machen kann.
Anfangs dieſes Jahrhunderts unternahm die Kaiſerin.!
fach Reiſen von Peking nach Mukden. Sie verließ den P0l
einer Kutſche. Achtzehn Kutſchen mit den Hofdamenl"
hinterdrein. Der Ober=Eunuch empfing die Fürſtin am Bos
wo ein Sonderzug bereitſtand. Da eine chineſiſche Kaue.!
der Ueberlieferung außer den Fahrern niemand neben, ſe
den darf, beſtieg ſie allein den Zug. Die Lokomotio
waren Mandarine. Selbſt der Heizer, der die Kohlen Iaa
führte den Titel eines unteren Mandarins. Nach dem *
in dem einſam die Kaiſerin ſaß, folgten mehrere So09
mit den Hofdamen und den Bedienten.
Auf jeder Reiſe, auch auf der kleinſten, begleitei.
Kaiſerin nicht weniger als hundert Köche. Der katſerliche 2y0
zettel wies hundert verſchiedene Gerichte auf. Jedes wit
einem anderen Koch hergeſtellt. Ein dritter Sonderzilch.
zahlloſe Lebensmittel und rieſige Geflügelkäfige mit le
Da die Kaiſerin an Schwindelanfällen litt, durſte Le. 3e

zug nur im Kutſchentempo fahren. Jede Reiſe wa.

Prinzeſſin Der Ling berichtet, eine wahre Höllengugl
MüPL0N
Beteiligten. Die Fahrt von Peking nach Mukden 90l

mehrere Tage.

[ ][  ][ ]

NEittwoch, 24. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 294 Seite 3

Pehinin veisonooner Hionenverhanglängen

apan wünſchk völlige Gleichberechkigung und damit die Abſchaffung der im Verkrag von Waſhingkon
feſtgelegken Schlüfſelzahlen.
Japaniſches Liebeswerben um die engliſche
Dreiecks=Beſprechungen.
Freundſchaft.
exr erſte Gedankenauskauſch. Paris und Rom

werden ſtets unkerrichket.
PE. London, 23. Oktober.
OODie erſte Zuſammenkunft zwiſchen der engliſchen und der
uiriſchen Delegation für die Vorverhandlungen der Flotten=
Famenz dauerte drei Stunden und war, wie in einem halb=
eld
chen Communigué ausgeführt wird, vornehmlich einem Ge=
tknnaustauſch
über die japaniſchen Vorſchläge gewidmet. Hier=
weird
jedoch ausdrücklich betont, daß dieſe Vorſchläge nicht in
fen, einer offiziellen Denkſchrift vorgelegt worden ſind. Die
ſnſe Sitzung zwiſchen Engländern und Japanern wird am
Rtag abgehalten. Bis dahin werden die letzteren eine Zuſam=
1mhanft mit der amerikaniſchen Delegation unter Führung von
w an Davis haben. Die franzöſiſche und italieniſche Regie=
frtwerden
über den Gang der Verhandlungen, die als ſtreng
zpriulich bezeichnet werden, auf dem Laufenden gehalten.
25 Anſchluß an die engliſch=japaniſche Zuſammenkunft fand eine
1ſrmatoriſche Sitzung des engliſchen Kabinetts ſtatt.
* Die Beſprechungen zwiſchen England, Japan und Amerika
1ſ ſoie Rüſtungen zur See haben in London offiziell begonnen.
Re eigentliche Flottenkonferenz, ſondern mehr ein Verſuch,
fſeihrellen, ob eine ſolche Flottenkonferenz, die im nächſten Jahr
fſägi iſt, überhaupt Ausſicht auf Erfolg hat.
Der eigentliche Tatbeſtand iſt bekannt. Es gibt einen Flotten=
erag
von Waſhington aus dem Jahre 1922, der das Verhält=
Hnidar Hauptkampfflotten der Seemächte ſchlüſſelmäßig feſtlegte.
UFann gekündigt werden und läuft dann 1936 ab. Gleichzeitig
i ſſir Flottenvertrag von 1930 in London zuſtande gekommen,
dſedge Beſtimmungen über die übrigen Schiffsklaſſen enthält.
Abeſ=ſte Frage iſt, ob die für den Ablauf der Verträge not=
weuige
Kündigung ausgeſprochen wird. Vorläufig iſt die Kün=
d’ſm
noch nicht erfolgt, aber es iſt zweifellos, daß Japan davor
mſy zurückſchrecken wird, weil es den gegenwärtigen Zuſtand als
eiſt rarke Einſchränkung ſeiner Verteidigung auffaßt. Japan
eifeltt völlige Gleichberechtigung und damit die Abſchaffung der
iuhlarrtrag von Waſhington feſtgelegten Schlüſſelzahlen von
5//::18 für England, die Vereinigten Staaten und Japan. Wei=
t
ernebt es die Feſtſetzung einer neuen Geſamttonnage und in
diſim! Rahmen die Beibehaltung defenſiver Waffen, wie Unter=
ſdrotse
, und die Abſchaffung offenſiver Waffen, wie Flugzeug=
mneiſchiffe
, an. Die Einzelheiten des japaniſchen Vorſchlags
wper vorausſichtlich noch in dieſer Woche veröffentlicht werden,
nſſgem ſie von den Japanern in allen Einzelheiten dargelegt
wirei ſind, wozu mehrere Sitzungen notwendig ſein dürften.
Diſtos eſer Plan von England und den Vereinigten Staaten ab=
gdan
, werden wird, ſteht bereits heute feſt. England und bis
zuhmm gewiſſen Grade auch die Vereinigten Staaten ſind be=
reiſ
dyen Japanern gewiſſe Zugeſtändniſſe zu machen. Sie ſind
fe)ß micht gewillt, ihnen die Gleichberechtigung zuzubilligen
odſta)f das Prinzip der Rüſtungsbegrenzung durch Schiffskate=
gchſer
mu verzichten. Von Waſhington wird nun der Vor=
d
5. einer 20prozentigen Herabſetzung der
Rſſäungen gemacht. Demgegenüber ſucht jede Macht nun
ihlnSonderwünſche durchzudrücken: Japan verlangt die
Aſſhlffung der Flugzeugmutterſchiffe, weil da=
duſrdye
Möglichkeit gegeben iſt, die Baſis etwaiger Luftangriffe
anuie japaniſche Küſte heranzulegen. England erhebt
wiſſer die Forderung nach Beſeitigung der
Ulln ſeeboote.
qman will nun in London nur die marinetechniſchen Dinge
beſſſehyen. Die Engländer möchten auch die Politik anſchneiden.
Inhrurnde alſo genug Gegenſätze, die eigentlich keinen Ausgleich
mdßh machen. Es herrſcht deshalb auch wegen des Ausganges
deir ewrechungen ſtarker Peſſimismus. Eines aber darf nicht
übſſehan werden: alle Mächte haben Angſt davor, daß ein ver=
trdwofer
Zuſtand entſteht, der ein ungehindertes Wettrüſten
zunr olge haben müßte. Und dieſe Angſt vor dem Vakuum könnte
zuhcl diie Vorausſetzung für ein Kompromiß ſchaffen helfen.

EP. Tokio, 23. Oktober.
Die aus der Mandſchurei zurückgekehrte engliſche Wirtſchafts=
Delegation unter Führung von Lord Barnby iſt vom Mikagoemp=
fangen
worden. Dies war das erſte Mal, daß der japaniſche Kai=
ſer
einer derartigen Miſſion eine Audienz gewährt. Damit wird
das japaniſche Intereſſe an der Miſſion deutlich unterſtrichen. Die
japaniſche Regierung und mit ihr die japaniſche Preſſe ſind weiter
eifrig bemüht, Englands Freundſchaft zu gewinnen. Wie verlautet,
dürfte der Beſuch der engliſchen Abordnung in Tokio zur Gründung
eines engliſch=japaniſchen Wirtſchaftsverbandes führen.
Japan warket noch mit der Kündigung
des Waſhingkoner Abkommens.
DNB. Tokio, 23. Oktober.
Die für heute angekündigte Bekanntgabe der japaniſchen Vor=
ſchläge
für die Flottenkonferenz iſt nicht erfolgt. In politiſchen
Kreiſen gibt man der Anſicht Ausdruck, daß die Regierung ſich ent=
ſchloſſen
habe, keine vorzeitigen Bindungen einzugehen. Dementis
über Nichtangriffspakte, die heute erfolgten, verfolgen, wie ver=
lautet
, denſelben Zweck. In der Frage der Kündigung des Flot=
tenabkommens
herrſcht noch keine Klarheit. Man will, wie halb=
amtlich
erklärt wurde, die Ergebniſſe der Londoner Beſprechungen
abwarten. Weiter verlautet, daß Japan politiſche Erörterungen
ablehne und alle Einzelverhandlungen über die Erneuerung von
Nichtangriffspakten vom Londoner Ergebnis abhängig machen
wolle. In einer Maſſenverſammlung von Seeoffizieren und Poli=
tikern
wurde die Kündigung des Flottenvertrages verlangt. Ent=
ſchließungen
, die in dieſer Frage angenommen wurden, gingen der
Regierung in Tokio und der in London weilenden japaniſchen Ver=
tretung
zu.

Der Bund der Saarvereine teilt uns mit:
Jede im Saargebiet wohnende Perſon kann Einſpruch gegen
die Eintragung einer bereits in die vorläufige Abſtimmungsliſte
aufgenommene Perſon erheben.
Die Abſtimmungskommiſſion hat nun verfügt, daß derjenige,
der einen ſolchen Einſpruch erhebt, eine Abſcheift desſelben durch
eingeſchriebenen Brief dem Betroffenen mitzuteilen hat, und zwar
an deſſen Anſchrift im Saargebiet.
Der Betroffene muß innerhalb von vier Tagen ſeit
Aufgabe dieſes Einſchreibebriefes zur Poſt (alſo nicht ſeit
dem Tage, an dem er ihn erhält) ſeine Einwendungen gegen dieſen
Einſpruch dem zuſtändigen Kreisbüro ſchriftlich mitteilen. Er muß
ferner das ihm abſchriftlich zugeſtellte Einſpruchsſchreiben des Ein=
ſpruch
Erhebenden ſeiner Erwiderung an das Kreisbüro beifügen.
Alſo: Wer einen ſolchen Brief über ſeine Anſchrift im Saar=
gebiet
erhält, muß ſofort ſeine Einwendungen ſchriftlich Un=
terſchrift
nicht vergeſſen unter Beifügung der Schrift des Geg=
ners
an das zuſtändige Kreisbüro der Abſtimmungskommiſſion
ſenden. In Zweifelsfragen wende man ſich ſofort an die Orts=
gruppen
des Bundes der Saarvereine.
Sehr wichtige Mikkeilung für die Saarabſtimmungs=
berechkigten
!
Von ſeparatiſtiſcher Seite iſt gegen faſt alle Abſtimmungs=
berechtigten
Einſpruch erhoben worden auch gegen den Landesgrup=
penführer
der Saarvereine von Heſſen und Heſſen=Naſſau, Poſtamt=
mann
Anſchütz, und gegen ſeinen Stellvertreter Polizeimajor
Lange. Dieſe Einſprüche müſſen ſofort widerlegt werden, da die
Friſt am 25. Oktober abläuft. In Zweifelsfällen wenden ſich die
Abſtimmungsberechtigten an ihren Saarobmann, wenn dieſer nicht
bekannt iſt, an Poſtamtmann Hugo Anſchütz, Frankfurt a. M., Zeil
106, Fernſprecher 20026, Nebenſtelle 372.

ſpaniſchen

Emdrücke vom aſturiſchen Kampfgebief.
DNB. Madrid, 23. Oktober.
Aus dem Hauptquartier der Regierungstruppen in Gijon
wird jetzt die Einnahme der letzten noch in den Händen der Auf=
ſtändiſchen
befindlichen Orte Auſturiens gemeldet. Widerſtand
wurde von den Rebellen nicht mehr geleiſtet ſo daß ſich der Ein=
marſch
der Regierungstruppen im allgemeinen unblutig vollzog,
Als Beute fielen den Truppen 3500 Gewehre, zehn Maſchinenge=
wehre
, zwei Kanonen und über zwei Laſtwagen mit Dynamit in
die Hände. Daß ſich die Aufſtändiſchen bedingungslos ergaben, iſt
auf die Niedergeſchlagenheit in ihren Reihen, auf den Mangel an
Lebensmitteln in ihren Familien und ſchließlich auch auf das
Ausgehen der Munitionsvorräte zurückzuführen.
Der von der Madrider Zeitung El Debate nach Aſturien
entſandte Berichterſtatter gibt ausführlich ſeine Eindrücke vom
aſturiſchen Kampfgebiet wieder. Die Häuſer der Dörfer
waren zum großen Teil zerſchoſſen. Sämtliche Brücken und Ueber=
führungen
in jener Gegend waren von den Aufſtändiſchen in die
Luft geſprengt worden und nur notdürftig von den Pionieren mit
Brettern und Balken wieder gangbar gemacht.
Erſchütternd waren die Szenen, die ſich nach der
Befreiung Oviedos unter den Einwohnern abſpielten. Auf
der einen Seite die Wiederſehensfreude derjenigen, die nach tage=
langer
Trennung ihre Angehörigen und Freunde geſund wieder
antrafen, und auf der anderen Seite Trauer derjenigen, die feſt=
ſtellen
mußten, daß ihre nächſten Verwandten in dem furchtbaren
Blutbad umgekommen waren. In Sama wurden insgeſamt 110
Poliziſten ermordet. In La Felguera ſollen die Aufſtändiſchen
nach Mitteilung der Madrider Zeitung El Debate 60 Leute, die
Polizeitruppen 78 verloren haben. Unter den Aufſtändiſchen über=
wogen
bei weitem die Syndikaliſten und Sozialiſten und z. T. der
freie Kommunismus. Dieſe Unterſchiede machten ſich vor allem in
der Arbeitsweiſe der Revolutionsausſchüſſe bemerkbar. In Mieres
wurde ſofort nach dem Aufſtandsbeginn der freie Kommunismus
ausgerufen, ein Revolutionsausſchuß als höchſte Inſtanz, ferner
Kriegs= Proviant=, Transport= und Sanitätsausſchüſſe eingeſetzt,
Man ſetzte das Geld außer Kraft und gab als
Zahlmittel Gutſcheine heraus, mit denen der
Geſchäftsverkehr geregelt wurde. Die Aerzte mußten
von früh 8 Uhr bis abends 8 Uhr Dienſt tun und von abends
8 bis morgens 8 Uhr im Revolutionshoſpital Wache halten. Für
dieſe Arbeit erhielten ſie einen Gutſchein von einer Peſeta (etwa
35 Pfg.) täglich für ihre ganze Familie. Zum Vorgeſetzten für die
Aerzte wurde ein Praktikant ernannt, der u. a. die von den Aerz=
ten
ausgeſtellten Rezepte zu begutachten hatte.
Bei der Madrider Polizeibehörde hat ſich ein 26jähriger Stu=
dent
geſtellt, der angab, der verantwortliche Führer bei den
Schießereien und Feuerüberfällen während der Revolutionstage
in Madrid zu ſein. Er halte es für die Pflicht eines jeden revo=
lutionären
Führers, die volle Verantwortung für die von ihm
veranlaßten Taten zu übernehmen und bedauere außerordentlich,
daß ſich eine Reihe Führer der Bewegung durch die Flucht der
Verantwortung entzogen habe. Sein unmittelbarer Chef ſei eben=
falls
entflohen und habe eine beträchtliche Summe Geldes mit=
genommen
.
Der ſpaniſche Juſtizminiſter gab bekannt, daß die von den
Kriegsgerichten in Barcelona und Aſturien ver=
hängten
Todesurteile an den Oberſten Gerichts=
hoffüberwieſen
werden. Durch die außerordentlich große
Zahl der von den Regierungstruppen in Aſturien gefangen ge=
nommenen
Rebellen iſt die Unterbringung dieſer Verhafteten zu
einem Problem geworden. Da die Gefängniſſe Aſturiens bereits
überfüllt ſind und infolge der ungünſtigen Witterung die Schaf=
fung
von Konzentrationslagern Schwierigkeiten bereitet, iſt ein
größeres Schiff nach dem aſturiſchen Hafen Gijon beordert worden,
das in ähnlicher Weiſe, wie es bereits in Barcelona geſchehen iſt,
einen Teil der Gefangenen beherbergen ſoll. Um die durch die
Revolution in Aſturien geſchaffenen Verhältniſſe einer eingehen=
den
Unterſuchung zu unterziehen, wird vorausſichtlich der ſpaniſche
Marineminiſter dieſer Tage als offizieller Vertreter der Regierung
in das nordſpaniſche Kampfgebiet reiſen.
*
Das Kriegsgericht von Oviedo hat vier Aufſtändiſche wegen
Mordes an drei Zivilgardiſten zum Tode verurteilt.
Die neue portugieſiſche Regierung iſt gebildet, Miniſterpräſi=
dent
Salazar übernimmt auch das Finanzminiſterium. Außen=
miniſter
iſt Caiero da Mata, Innenminiſter Oberſtleutnant Lin=
haris
de Lima, Juſtizminiſter Manuel Rodrigues, Kriegsminiſter
Oberſt Paſſes e Souſa, Marineminiſter Mesquita Guimarges.

Veßlran der Kaiſerin verboten!
niereſſant iſt auch, was die Memoiren der Prinzeſſin ſonſt
nocthen ichten. Der Körper der Kaiſerin durfte bei Todesſtrafe
von iamand, ſelbſt einem Arzt nicht, berührt werden. War
Ihhilgjeſtät krank und mußte der Arzt ihr den Puls fühlen,
nagche: zu einer Liſt Zuflucht. Der Arm der hohen Patientin
wutz mit dünner Seide umwickelt. Erſt dann ergriff der Arzt
dass undgelenk, um den Puls zu fühlen. Aber noch andere
SalAlterigkeiten brachte die Unantaſtbarkeit Ihrer Majeſtät mit
ſichſſt rechrmals mußte ſie ſich die Zähne ausziehen laſſen. Der
Zaßyritt war gezwungen, dieſes ſchwierige Geſchäft demütig
aufhſn! Knien liegend zu verrichten. Erhielt die Kaiſerin eine
Mektn, verſchrieben, mußte der Hofapotheker jede Pille und
jedlie Trrank vor ihren Augen probieren. So groß war die
Fußr wer Kaiſerin vor Vergiftung.
edchineſiſche Prinzeſſin Der Ling, deren Lebenserinnerun=
gencl
eſe Mitteilungen entnommen wurden, hielt es als junges
MSſſien, zehn volle Jahre am Hofe der Kaiſerin aus. Jetzt lebt
dielſhame in großer Armut in Nanking, und ſie hat zu dem
Mik4 Uhre Memoiren zu ſchreiben, gegriffen, um dem Hunger=
hg
hg-
todſ
: entgehen.

ſ. Zt. in Darmſtadt herausgebrachte Opernwerk des
duter Komponiſten Bodo Wolf iſt anläßlich der Urauf=
fühmſu
an dieſer Stelle eingehend und kritiſch gewürdigt
worm. Seine weſtdeutſche Erſtaufführung auf der Wupper=
tale
)pernbühne hat den Eindruck verſtärkt, daß eine ſorg=
ſamfunſch
liebevolle Einſtudierung und Wiedergabe für die
Wirſtander beachtlichen Arbeit recht viel bedeutet. Ferner, daß
hierirne, recht brauchbare Spieloper geſchrieben wurde, die im
Librüe Eugen Rittelbuſchs echt komödiantiſche, durch die
meiſlſinggerliche. Nähe keineswegs beeinträchtigte Züge trägt.
Woldf MXuſik iſt reſpektabel gekonnt, vorzüglich in der ſatz=
techrtuien
: Faktur, die auch mit beſcheidenen orcheſtralen Mitteln
ſtelleſneiß’e ſtarke Wirkungen erzielt. Sie weckt Hoffnungen in
das üinere Schaffen dieſes Komponiſten, der am Schluß der
Wuräſttoler Aufführung mit dem Textdichter eine unmittelbare
Zuſtcinurng des Publikums zu Werk und Aufführung erfahren
konmu Aln dieſem Erfolg war, wie geſagt, die Sorgfalt, mit
der OOper vermittelt wurde, nicht gering beteiligt. Vor
allerlmezeugte die muſikaliſche Darſtellung durch den Dirigenten
Willhn /Schleuning eine ſchöne Einfühlungskraft in den

muſikantiſchen Stil des Werkes, welche die Regie Heinz Ar=
nolds
nicht in gleich eindringlichem Maße offenbarte und das
unter Verwendung der Drehbühne lebendig wirkende Szenen=
bild
Albrecht Langenbecks nur teilweiſe ſpüren ließ. Der
beſte Eindruck des Abends ging vom rein Muſikaliſchen aus,
auf der Bühne am beſten durch die männliche Hauptfigur Her=
mann
Abelmanns vermittelt, nach dem erſt in Abſtand die
übrigen Kräfte Eliſabeth Höngen, Carl Walter, Johann
Biſchoff (Darmſtadt) und Rudolf Wünzer zu nennen ſind. Mit
beſonderer Betonung ſind die Leiſtungen der Chöre hervor=
zuheben
, welche zur günſtigen Wirkung des ergiebigen Opern=
Dr. B.
abends nicht unweſentlich beitrugen.

Ilſe Bandeloh-der Weg einer Frau?
Lily Hohenſtein, eine Darmſtädter Dichterin, erhielt,
wie unſeren Leſern bekannt iſt, für ihr Erſtlingswerk Das Kind
und die Wundmale den Jugendpreis deutſcher Erzähler. Sie
hat nun ein neues Buch geſchrieben, einen umfangreichen
Roman Ilſe Bandeloh mit dem Untertitel Der Weg
einer Frau. Ein Buch, das nicht unumſtritten bleiben wird, aber
doch auf jeden Fall ein ſtarkes und wertvolles, von bemerkens=
wertem
Bekenntnismut getragenes Buch, das eine Fülle Leben
bewegender Probleme aufrollt und ſie konſequent löſt oder doch
ſie mindeſtens logiſch der Löſung nahe führt. Eine Fülle von
Problemen, die ſchier zu groß iſt für das Leben, für den Weg
einer Frau, und ſo iſt dieſes Buch auch mehr geworden, iſt
der Weg mehrerer Frauen, wenn auch gleichen Charakters, iſt
darüber hinaus der Weg der Frau ſchlechthin.
Ließ ſchon Das Kind und die Wundmale aufhorchen
wegen der Vertiefung in die menſchlich=weibliche Pſyche aus
der ſchon das ſchickſalhafte Leid des Weibtums hindurchklingt,
ſo wird in dem neuen Buch gerade dieſes Schickſalhafte, das
ewige Leiden des Weibtums, ohne das es ein Erblühen des
Lebensglücks nicht gibt, für die Frau und Mutter heroiſch ge=
zeichnet
und vielfach erſchütternd groß und dramatiſch geſtaltet.
Und das Geſtalten des ſchickſalgebundenen Leidenmüſſens, des
Schickfals überhaupt, mag es ſeine letzten Formen, ſeine letzte
Auswirkung aus innerem Eigenerleben und =leben heraus er=
halten
, oder mag es von außen an den Menſchen herangetragen
werden, iſt beſtimmend für die Bedeutung dieſes Buches, iſt
die ſtarke Seite der Dichterin Lily Hohenſtein, die immer,
wenn auch hin und wieder ſprunghaft, mit fraulicher Logik, bis
zur letzten Konſequenz geht.
*) Roman von Lily Hohenſtein. Rainer Wunderlich Verlag,
Tübingen.

Und ſie beginnt mit der Schickſalsgeſtaltung früh, ſehr früh
ſchon beim Kinde, dem ſein Lebenslos ſchon in die Jahrhunderte
alte Wiege der Bandeloh gelegt wird. Läßt dieſes ſtarke Ge=
ſchlecht
ſeinen Weg gehen, der immer beſtimmt wird durch eine
Frau, die in das Leben der Bandeloh hineinwächſt, ihr Blut
mit dem ihrigen miſcht und blutgebunden bleibt mit dieſem
Geſchlecht, es weitervererbt und an die Scholle bindet, trotz aller
Abirrungen, die in der menſchlichen, ſonderlich in der weiblichen
Natur begründet ſind.
Die Geſchichte der Ilſe Bandeloh, die eigentlich ſchon mit
der reifen Kindheit ihrer ſchönen Mutter beginnt, die allerdings
an der Blutsfremdheit zugrunde geht, iſt die Schilderung des
Weges einer Frau zu ſich ſelbſt. Eines dornenvollen entſagungs=
und ſchmerzenreichen Weges, an deſſen letztlichem Ziel aber hell
ſtrahlendes glückhaftes Leuchten ſteht. Iſt die Geſchichte einer
Ehe zwiſchen zwei gleich wertvollen Menſchen, die aber erſt
in ſchwerem Ringen mit ſich ſelbſt und mit dem Leben zueinander
finden. Und iſt die Geſchichte einer ſchmerzdurchbluteten Mütter=
lichkeit
und einer gnadenvollen Liebe, die erſt überwunden wer=
den
muß, um letztliche Lebensgemeinſchaft, zukunfttragend auf
nun allerdings unerſchütterlichem Grunde aufbauen zu können.
Die Erzählungskunſt der Dichterin iſt eigenartig und fein,
ſtark und ausdrucksvoll. Gedankenreich und tief. Menſchlich reif
und für eine Frau mutig. Sie ſchrieb ein Buch über eine
Frau, aber kein Frauenbuch. Denn neben dieſer Frau, dieſem
Bandeloh=Frauen, ſtehen immer die Bandeloh ſelbſt, die Män=
ner
, die kämpfen und ſchaffen um und für die Frauen, die ihr
Schickſal werden.
M. St.
* Völkiſche Kultur, Monatsſchrift für die geſamte geiſtige Be=
wegung
des neuen Deutſchlands. Herausgeber: Dr. Wolfgang
Nufer. Verlag: Wilhelm Limpert, Dresden=A. 1.
Das Oktober=Heft dieſer anregenden und richtungsweiſenden
Zeitſchrift wird anläßlich des 90. Geburtstages des Philoſophen
Friedrich Nietzſche mit einem Aufſatz des ausgezeichneten Nietzſche=
Kenners Richard Benz eröffnet: Nietzſches deutſches
Vermächtnis. Es geht letzten Endes um die Frage des für
uns verbindlichen Nietzſche=Bildes. Die Ausführungen des Ver=
faſſers
ſind geeignet, Klarheit in die noch ziemlich verworrene
Auffaſſung über die Bedeutung und den erzieheriſchen Wert des
Philoſophen für unſere Zeit zu bringen. Die Herkunft des
neuen Menſchenbildes verſucht Werner Deubel in ſeinem Auf=
ſatz
Gräkogermaniſch Gräkojudaiſch zu entwickeln. Im Mittel=
punkt
der geiſtreichen Abhandlung ſtehen die von Ludwig Klages
geprägten Scheidebegriffe biozentriſch logozentriſch
Aus dem übrigen Inhalt ſei ein Aufſatz von Wilhelm Michel
hervorgehoben, in dem dieſer das dramatiſche Werk von Erich
von Hartz in ſeiner Beziehung zur deutſchen Gegenwart zeigt.
Er kennzeichnet Erich von Hartz als einen von denjenigen Dich=
tern
, in deren Werken ſich das zur deutſchen Lebenswende gehörige
Bewußtſein bildet: Mit allem, was Hartz geſchaffen hat, ſteht e
weſenhaft im gegenwärtigen Augenblick der Geſchichte‟.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 294

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Au
EEM

Ernst Hofmann
Elisabeth Hofmann geb. König
geben ihre Vermählung bekannt
Wienerstraße 55 Frankfurterstraße 69
24. Oktober 1954.

Montag früh ½5 Uhr verſchied nach kurzer,
ſchwerer Krankheit mein innig geliebter
Mann, unſer treuſorgender Vater, Schwie=
gervater
, Bruder, Schwager und Onfel

Für die zahlreichen und wohltuenden Beweiſe herz=
licher
Anteilnahme, die uns bei dem ſo ſchmerzlichen
Verluſt unſeres lieben

Werner

Städt. Arbeiter
im Alter von 55 Jahren.
Die trauernden Hinterbllebenen:
Eliſabeth Bromberger, geb. Schneider
Gg. Keller und Frau, geb. Bromberger
Darmſtadt, den 24. Oktober 1934.

Die Beerdigung findet heute Mittwoch,
den 24. Oktober, nachm. 15 Uhr, auf dem
(11123
Waldfriedhof ſtatt.

Allen Verwandten und Be=
kannten
die traurige Mittei=
lung
, daß meine liebe Frau,
unſere herzensgute Mutter
Frau Anna Streb
geb. Bockhard
im Alter von 48 Jahren plötz=
lich
und unerwartet von uns
gegangen iſt.
In tiefer Trauer:
Philipp Streb u. Angehörige.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1934.
Die Beerdigung findet am
25. Oktober, nachmittags um
14 Uhr, vom Portale des
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entgegengebracht worden ſind, ſagen wir hierdurch
unſeren herzlichſten Dank. Insbeſondere danken wir
Herrn Oekan Müller für ſeine troſtreichen Worte
am Grabe ſowie ſeinen SA= und Partei=Kameraden
für die letzte Ehre und Kranzniederlegung.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Wilhelm Heckmann.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und die überaus großen Kranz= und Blumen=
ſpenden
beim Heimgang unſeres lieben Ent=
ſchlafenen

Georg Gries
Rangiermeiſter i. R.
ſagen wir allen unſeren innigſten Dank.
Ganz beſonders danken wir Herrn Pfarrer
Irle für die troſtreichen Worte am Grabe,
dem Fahrbeamtenverein, für die große An=
teilnahme
und Kranzſpenden, dem Rangier=
perſonal
für ihre Kranzſpende ſowie den lieben
Schweſtern und dem lieben Bruder vom Herz
Jeſu=Hoſpital für ihretreue aufopfernde Pflege
und all denen, die unſerem lieben treuen Ent=
ſchlafenen
die letzte Ehre erwieſen haben.
u1115) Die trauernden Hinterbliebenen:
Martha Gries Wwe. und Kinder
Darmſtadt, (Neue Niederſtr. 15), 24, Okt. 1934.

Oktober 1934.

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MTittwoch, 24. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 294 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Von den Orgeln und Glocken unſerer Stadtkirche.
Darmſtadt, den 24. Oktober 1934.

Kleiderſammlung
für das Winkerhilfswerk 1934/ 35.
IIn den nächſten Tagen dieſer Woche wird in nachfolgend auf=
zuerten
Straßen für das Winterhilfswerk die Kleiderſammlung
rauenommen.
Wede Hausfrau ſehe noch einmal ihre Schränke und Schubladen
und gebe alles Entbehrliche und Verwendbare den
Emnlern.
Mittwoch, den 24. Oktober: Jahnſtraße, Peter=Fries=Straße,
eſrrraße, Klappacherſtraße, nördliche Herrngartenſtraße. Seekatz=
iR
2, Clemensſtraße. Clemensweg. Heinrichwingertsweg, Küch=
twaße
. Uhlandſtraße, Büchnerſtraße, Steinbergweg, Fichteſtraße,
ſdrerlinweg, Claudiusweg, Hobrechtſtraße, ſüdliche Jahnſtraße,
PWeidenborn. Nieder=Ramſtädterſtraße, ſüdliche Jahnſtraße,
u Uéſtraße.
/Donnerstag, den 25. Oktober: Herdweg, Bruchwieſenſtraße,
.8Herdweg, Theodor=Fritſch=Straße, ſüdl. Herdweg, Moſerſtraße,
ſ. Herdweg, Niebergallweg, Hoffmannſtraße, ſüdl. Herdweg,
Lmmſtraße, Roquetteweg. Nieder=Ramſtädterſtraße; ſüdlicher
Kduveg, Ohlyſtraße, Wittmannſtraße, Bruſtſtraße. Hobrechtſtraße,
FErlenberg. Am Geißenſee.
(Freitag, den 26. Oktober; Karlsſtraße, ſüdliche Hügelſtraße,
ader=Ramſtädterſtraße, nördlicher Herdweg, Kiesſtraße, weſt=
ſe
! Nieder=Ramſtädterſtraße. Heinrichſtraße, weſtliche Nieder=
Mittädterſtraße, Annaſtraße, Heidelbergerſtraße, ſüdl. Riedeſel=
ſt
5.=, Saalbauſtraße, ſüdliche Riedeſelſtraße, Weyprechtſtraße,
Ahelminenſtraße, Steinackerſtraße, Theodor=Fritſch=Straße,
w ſicher Herdweg. Moſerſtraße, nördlicher Herdweg, Hochſtraße,
läyaannſtraße, nördlicher Herdweg, Grünerweg, nördlicher Herd=
m
. Mückertſtraße. Mathildenſtraße.
SSamstag, den 27. Oktober: Roßdörferſtraße, Kiesſtraße, öſt=
G Nieder=Ramſtädterſtraße, Heinrichſtraße öſtliche Nieder=
Enikädterſtraße. Wienerſtraße. Gervinusſtraße, Beckſtraße, ſüd=
U Darmſtraße. Inſelſtraße. Herdweg öſtlich des Friedhofs,
ſen weg, Soderſtraße öſtlich der Stiftsſtraße, Heinrich=Fuhr=
Erße. Heidenreichſtraße, Wilhelm=Jäger=Straße. Hicklerſtraße,
Adrnühlenweg. Schwarzwaldring Frankenäckerweg. Gabels=
heerſtraße
, Darmſtraße, Stiftsſtraße, ſüdliche Landgraf=Georg=
Erne.
Karkofſeln für die Bedürftigen!
Im Laufe dieſer Woche ſollen 40 Waggon Kartoffeln durch
19 Winterhilfswerk zur Verteilung kommen. Die Spenden der
Berrnſchaft haben damit zwar noch nicht ihren Abſchluß gefunden
zu ees bedarf noch weiterer Opfer, um allen Bedürfniſſen bei
10rar notleidenden Bevölkerung zu entſprechen. Trotzdem iſt die
bäufige Belieferung von 40 Waggon Kartoffeln immerhin ein
Gees dafür, daß auch im Winter 1934/35 für unſere Armen vom
Aurrhilfswerk aus geſorgt wird. Die näheren Angaben über die
AAelrlung werden an dieſer Stelle noch bekannt gegeben.
Mitteilungskarten gehen den zum Empfang der Kartoffeln
Hſehr=igten Familien durch die Ortsgruppen der NSV. zu.
Kreisbeauftragter des Winterhilfswerks 1934/35.

Aufruf an alle Elkern!

Täglich haben eure Kinder Gelegenbeit, in den Reihen der
ABeis=Jugend, des Jung=Volks und des B.D.M. das Erlebnis
0b nungen Gemeinſchaft in ſich aufzunehmen. Aus dieſer Ge=
rmſthaft
iſt in mühevoller Arbeit auch ein Werk gewachſen, das
üb nichaulicher Weiſe den Kampf und den Sieg der Hitler=
Iln0 zeigt.
Ari euch. Eltern, ergeht der Ruf der Jugend! Kommt in die
6 le und ſchaut dort das Gemeinſchaftswerk eurer Kinder.
) den Kampf den junge Menſchen für das große Deutſche
ſo ngekämpft haben. Ueberzeugt euch von der vielſeitigen Ar=
b’ls
die in den Reihen der HJ., des JV. und des BDM. an der
bei, Generation und damit am Volke geleiſtet wird.
Fſer nehmt dann den Glauben mit nach Hauſe, daß eure Kin=
yoß
werden im Geiſt der neuen Zeit, daß in ihre Herzen die
ſe Bu Volk und Vaterland gepflanzt wird.
e Ausſtellung iſt noch bis zum 28. Oktober; täglich
sTbis 22 Uhr, in der Feſthalle, geöffnet.
Die Ausſtellungsleitung.
i. A.: Alwin Rüffer.

Jubiläums=Konzert der Sängerluſt 1849 Darmſtadt anläß=
cess
85jährigen Beſtehens am 27. Oktober d. J., abends, im
ſtt. Saalbau. An der Ausführung ſind beteiligt: Clara Her=
Muſikdirektor Martin Klaſſert, Kurt Etzold, Matthias
er. Kurt Egendorf, Heinrich Steinmann, der 1. Sopran des
ier chors der Liedertafel 1842 Darmſtadt und der Knabenchor
SAlyſchule unter Leitung von Heinrich Landzettel. Die ge=
ſrdeitung
liegt in den Händen unſeres Chormeiſters K. Grim.
Bwortragsfolge iſt inſofern einheitlich, als ſie neben zwei
hen, von Robert Schumann und Friedrich Hegar nur Ton=
ſchKungen
neuzeitlicher Komponiſten bringt. H. K. Smid, Jo=
ſeiſnes
. Martin Klaſſert, Wilhelm Rinkens. Armin Knab, Wal=
nenn
und Heinrich Spitta ſind Namen von Klang und Wert.
iC höre von H. K. Schmid und Wilhelm Rinkens erlebten
ih/ Urraufführung bei der diesjährigen Nürnberger Sänger=
w
)9. Die Eintrittspreiſe ſind niedrig gehalten, denn wir wol=
leyr
dum Volksgenoſſen das Hören guter deutſcher Muſik ermög=
li/
6. In dem Artikel. 85 Jahre Sängerluſt wurde durch ein
Viſhan Herr Kammermuſiker Otto Bartke vergeſſen, der auch
deſſühor geleitet.
Euszeichnung! Auf der Ika in Frankfurt a M wurde
de ſſtnh=aber des Kaffee Schütz, Konditormeiſter Karl Hering,
miſter Goldenen Plakette und einem Ehrnpreis ausgezeichnet.
Beimabende für ortsfremde junge Mädchen, Freundinnen=
heA
wandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.1510 Uhr:
Zuſanzenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
G)luſtik Leitung Frl. Irmgard Pätzold. Jeden zweiten und
viſſen. Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden Donners=
talſger
25. Oktober: Volksmiſſionariſcher Vortrag in der Stadt=
kiym
um 8 Uhr. Gemeinſamer Beſuch.
er Verein ehemaliger Angehöriger des Großh. Artillerie=
koſſ
h=äelt ſeine Monatsverſammlung ab, bei der eine Lange=
m
lſtek)= Gedenkfeier abgehalten wurde. Kamerad Martin
Hcſſmger hielt einen vorzüglich ausgearbeiteten Vortrag, dem
erſnn! Titel Der Todesſturm auf Langemarck gab.
Helſunnger ſchilderte die Vorbereitung ſowie die Entwicklung und
delsgurzen Verlauf der Schlacht mit großem Verſtändnis und
hant dmmit bei den Kameraden einen vollen Erfolg. Man ge=
dalſe
aer toten Helden von Langemarck in würdiger Weiſe, und
ſo t0 unſere Monatsverſammlung diesmal einer wahren
Sdſehd hrung.

iefſiſches Landestheater Darmſtadt. Großles Haus. Mik Mii
1e4. Oktober Miete B 5.
Auf. 19.30, Ende g. 22.15 Uhr.
Preiſe 0.705.50
Der Bettelſtudent. Mrittag,
425 Oktober Anfang 19.30, Ende geg. 22,15 Uhr. Miete E 6.
Peiſe 0.705.50
Fidelio. T26. Oktober Miete D 5,
Anfaug 20, Ende 22.30 Uhr.
Kinderreiche Mütter Nr. 1-50, 101-150, 301-405
Preiſe 0.504.50
Ein Volksfeind. Kleines Haus. Anfang 20, Enden. 22.30 Uhr. Deutſche Bühne,
Miſiuvh,,
224. Oktober /K 3, Zuſatzm.Xl. Kabale u. Liebe. Pr. 0.70.-3.80 DoHAI-ag,
125. Oktober Anf 20, Ende g. 22.30 Uhr. Zuſatzm. IIT 2. Vorſt.
Wenn der Hahn kräht. Preiſe 0.703.80 Frelb. 2/5. Oktober Auf. 20, Ende 22.30 Uhr Außer Miete, Kinder=
reiche
Mütter 51100, 151300
Der Vetter aus Dingsda. Preiſe 0.804.50

432. Veranſtalkung von Alk=Darmſtadk,
Verein für Orisgeſchichke und Heimakkunde.
Wieder brauſen die Herbſtwinde übers Land. Müde fallen
die Blätter und zartes Leben ſtirbt. Morſche Aeſte krachen, und
wir horchen auf. Aber gerade jetzt ſchreitet auch der Sämann über
die Flur und ſtreut neuen Samen. So iſt der Herbſt Ende und
Anfang, Niedergang und Aufgang. Glaube und Hoffnung. So iſts
draußen in der Natur und im Menſchenleben: Ein Kommen und
Gehen, ein Sterben und Werden. Gerade in dieſen Tagen iſt
aus dem Alt=Darmſtadt=Kreis ein edler Freund geriſſen worden:
Freiherr von Stein zu Lausnitz iſt im Hamburger Kran=
kenhaus
verſchieden. Dem hochherzigen Gönner und Stifter,
dem treuen Heimatfreund bleibt in unſerer Gemeinde ein ehren=
des
Gedächtnis
Aus verſchiedenen Gründen mußte unſer Karrillon=Abend
verſchoben werden. Daher ſprach Herr Rud. Anton über Orgeln
und Glocken unſerer Stadtkirche‟
In der Stadtkirche wurde 1600 die erſte Orgel aufgeſtellt.
1599 wurde mit dem Orgelbauer Grohrock folgender Vertrag ab=
geſchloſſen
:
Wir Schultheß. Burgermeiſter und Rath daſelbſt, ſambt und
ſonders bekennen offentlich das uff heut dato den 13. Auguſti
wir dem Ehrgerechten und Vornehmen Johann Grohrockhen von
Emmerich, Orgelmacher zu Frankfurt, ein Corpus angedingt und
er uns bey guten ehren und Treuwen dasſelbſt zu erfertigen und
mit unſerer Fuhr die wir darzu beſtellen und verkoſten ſollen,
Allherr gegen Darmſtadt zu liefern, einzuſetzen und uffzurichten
und zu verfertigen dieſer nachfolgende Geſtalt: Nemlich ein
Quindemann grauicirt uff Acht ſchu. Ein Oktauam. Ein Hol
Pfeiff uff 4 ſchu, ein Mixtur, Ein Cimbal, Quintflet, Ein Tromb=
den
ein Vogelgeſang und guten Tremulanten ſamt dem Pedal
mit Acht ganzen und vollkommen Regiſtern. Wie das einer Orgel
geburt, alles guter beſtendiger Wehrſchaft, Uff Mittfaſten des
kunftigen 1600ſten Jahres dennaſſen einzuliefern, das es in den
darauf volgenden heilig Oſtern volliglich Lauten und gebraucht
werden möge. Hiergegen verſprechen wir und ſagen zu, Crafft
dieſes, Ihme Johann Grohrockhen nach endlicher Ververtigung,
und gethaner Prob, die uff unſre Coſten durch unparteyiſche Or=
ganiſten
geſchehen ſoll und wir dieſelben unſer gelegenheit nach
erfordern mögen: Paar (bar) über und in einer ungetheilten
ſumme zu geben und einzuhändigen Dreyhundertund fünffzig
gulden unſer Landes und ſtatt Wehrung. In Urkund Unſer
Mag, Joannis Angeli Superintendentis und Melchior Saluelds
Schultheſſen uffgedruckter Pitſchaft Siegeln uff obgemeldt
13. Auguſti A. d. 1599
10 fl. 7 alb 5pf. Iſt bey dem württ zum Engell. Jacob
Stoltzern. Alß dem Orgelmacher erſtlich die Orgell veringet, ver=
zerrt
worden Laut des würts Zettul.

Die ganze (1.) Orgel mit Einrichtung, Gehäuſe, Malerei,
Herrichtungen am Turme, Bühne u. ſ. w. koſtete 546 Fl. 2 alb.
2 Pf.
Der 1. Organiſt hieß Niklas Klingler.
1686 wurde die 1. Orgel an die Gemeinde Griesheim ver=
kauft
und eine neue größere angeſchafft. Der Darmſtädter Orgel=
bauer
Anton Mayer erhielt dafür 1686 am 25. Februar 578
Gulden.
1805 wurde die 2. Orgel der Gemeinde Crumſtadt verkauft,
und Landgraf Ludewig 10. ließ von dem Hoforgelmacher J. Obern=
dörfer
zu Jugenheim für 5868 fl. die 3. Orgel bauen. Sie hatte
zwei Claviere, 25 Regiſter und 4 Blaſebälge. Zu dieſer Zeit wurde
Chr. H. Rink (geb. 18. 2. 1770) von Gießen nach Darmſtadt als
Organiſt der Stadt= und Garniſouskirche nach Darmſtadt berufen.
Am 7. Juli 1805 ſpielte er das neue Werk zum erſten Male.
1807 berief der 1. Großherzog den Tondichter Abt Vogler hier=
her
und ernannte ihn mit einem Gehalte von 2200 fl. zum Ge=
heimrat
. Auf ſeinen Rat wurde die 3. Orgel ergänzt und vervoll=
kommnet
.
Beim Kirchenumbau 184345 wurde ſie auf die Emporbühne
des nördlichen Seitenſchiffes geſtellt, wo ſie der Gemeinde bis 1873
diente.
Unſere 4. Orgel wurde von Walker in Ludwigsburg für
9656 fl. gebaut und am 2. März 1873 eingeweiht. Dieſes Werk iſt
ſeit dem mehrfach verbeſſert worden, zuletzt 1908 durch den Orgel=
bauer
Sauer in Frankfurt an der Oder, 57 neue Stimmen und
ein elektriſches Gebläſe wurden für 21 800 RM. eingebaut.
Seit dem letzten großen Umbau hat die ſchöne alte Orgel ein
neues Gewand und einen neuen Platz auf der Weſtempore er=
halten
. Das Landeskirchenamt ſtiftete eine 2. Orgel, die unten
im Chorraume ſteht.
Der Herr Redner erzählte nun noch allerlei von den Glocken
der Stadtkirche. Urſprünglich waren hier nur zwei Glocken und
mit dieſen in Verbindung ein, koſtbares Uhrwerk, das 1710 als
altes Eiſen verkauft wurde. Seitdem fehlt der Stadtkirche die Uhr.
1626 iſt eine der alten Glocken zerſprungen. Für die zer=
ſprungene
Glocke und 51 fl. 4. alb. lieferte der Büchſen= und
Glockengießer Joh. Hoffmann zu Frankfurt eine Erſatzglocke.
1451 waren zu den beiden älteſten Glocken noch 2 neue ge=
kommen
, ſo daß das Geläute jetzt aus 4 Glocken beſtand
1586 zerſprang die Totenglocke, und Meiſter Hieronymus Heck
aus Aſchaffenburg goß eine neue, die 1829 beim Trauergläute für
die Großherzogin Luiſe zugrunde ging.
Der Vorſitzende ſprach Herrn Anton, dem Helfer in der Not
den herzlichſten Dank der zahlreichen aufmerkſamen Hörer aus und
regte zu einer lebhaften Ausſprache an Daran beteiligten ſich:
Fräulein Reuling. Frau Voltz und die Herren: Dr. Diry, Enders,
Geh. Rat Dr. Hofmann, Stieſi, Karn, Röder und Weber.
Für Samstag, den 27. Oktober, lädt Alt=Darmſtadt freundlichſt
ein zu einem Gang durch den herbſtlichen Ludwigs=
höhwald
. Herr Förſter H. Klipſtein wird uns führen.

Aus den Darmſtädter Lichtſpiel= Theakern.
Helia.
Spiel mit dem Feuer iſt unbeſtreitbar eines der net=
teſten
Luſtſpiele der Spielzeit. Wer Paul Hörbiger kennt,
dem ſagt die Tatſache, daß er hier zwiſchen zwei Frauen ſeine
eigene und eine Operettenſängerin gerät, ſchon genug. Daß
er ſolch heiklen Situationen nicht gewachſen iſt, iſt klar. Bei
ſeiner gewohnten Harmloſigkeit, die ſich hier mit kindlichem Ego=
ismus
vereinigt, ſtellt er ſich nicht ſonderlich geſchickt an, wenn
es gilt, Ausreden zu erfinden und Herrenabende vorzutäuſchen,
aber im zweiten Teil des Films, in dem ſich die beiden Frauen
gewiſſermaßen gegen ihn verbinden, macht er ein noch viel länge=
res
Geſicht eine Sache, die ja auch zu ſeinen beſonderen Fähig=
keiten
gehört. Auch ſeine beiden Partnerinnen, Helga Brink
und Trude Marlen, ſpielen ihre Rolle mit viel Geſchick und

In Vorbereitung; Martha Hockewanzel,

Szene mit Elga Brink aus dem neuen Ufa=Tonfilm
Spiel mit dem Feuer.
mitunter nicht ohne Feinheiten. Beſonderes Lob gebührt aber
dem Regiſſeur Ralph Arthur Roberts. Er hat es ver=
ſtanden
, aus der Handlung, die an ſich eher zu Plattheiten
herausgefordert hätte, ein Höchſtmaß an Witz, graziöſen Einfällen,
ja pſychologiſchen Feinheiten herauszuholen, ſo daß dieſer Film
nicht nur zum Lachen, ſondern auch zum Lächeln reichlichen Anlaß
gibt und das iſt beinahe noch mehr. Daß das Happy=End
etwas überſtürzt kommt und dadurch zum Schluß der Film aufs
Durchſchnittsniveau ſinkt, iſt ein kleiner Schönheitsfehler, der die
Freude am Luſtſpiel als ganzem wirklich nicht weiter beeinträch=
tigt
. Im Beiprogramm ſind die glänzend photographierten
Bilder von einer Flugzeugfahrt nach Südamerika (F. P. 1
*
wird Wirklichkeit!) äußerſt intereſſant und eindrucksvoll.
Bunker Abend für die Winkerhilfe!
CWie wir ſchon in den letzten Ausgaben unſerer Zeitung
mitgeteilt haben, findet am Sonntag, den 28. Oktober, abends
8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ein Bunter Abend zugunſten des
Winterhilfswerks 1934/35 ſtatt. Die Darbietungen erſtklaſſiger
Varieté=Künſtler verſprechen einen vollen Erfolg des Abends und
es iſt deshalb anzuraten, ſich rechtzeitig mit einer Eintrittskarte
für nur 75 Pfg. zu verſehen.
Der Vorverkauf findet in nachfolgenden Stellen ſtatt: Ge=
ſchäftsſtelle
Heſſ. Landeszeitung, Verkehrsbüro, Hugo de Waal,
Rheinſtr. Muſikhaus Chriſtian Arnold, Geſchäftsſtelle des Winter=
hilfswerks
, Wilhelminenſtr. 34. und ſämtlichen Ortsgruppen
der NSV.

* Not beizeiken Einhalt kun!
Deshalb gebe jeder ſein Opfer auf das Konto des
Winterhilfswerks 1934/35 Kreis Darmſtadt Nr. 5000
bei der Städtiſchen Sparkaſſe, 3500 bei der Dresdener
Bank und Nr. 16 000 bei der Deutſchen Bank.

Der Pollzeibericht meldel:
Wer hat auf dieſe Weiſe Wäſche beſtellt? In den letzten Jah=
ren
haben wiederholt Perſonen als angebliche Beauftragte der
Firma Joſef Witt. Verſandgeſchäft in Weiden, Beſtellungen auf
Textil= und Leinenwaren entgegengenommen, oder ſolche minder=
wertige
Waren im Umherziehen abgeſetzt, vielfach auch Anzahlun=
gen
erſchwindelt. Es handelt ſich hier durchweg um Betrüger, da
die genannte Firma keine Reiſenden oder Vertreter angeſtellt hat.
Sachdienliche Mitteilungen werden entgegengenommen bei dem
Landeskriminalpolizeiamt, Hügelſtraße Nr. 3133, Zimmer 29a.
Wer hat Wahrnehmungen gemacht? In der Nacht zum 17.
Oktober 1934 wurde vor dem Hauſe Dieburgerſtraße Nr. 96 eine
Straßenlampe beſchädigt. Den Radſpuren nach wurde dieſelbe von
einem Kraftwagen, der an die Laterne angefahren iſt, beſchädigt.
Perſonen, die in vorliegender Sache Angaben machen können, wer=
den
gebeten, alsbald bei dem Landeskriminalpolizeiamt. Hügel=
ſtraße
31/33, Zimmer 12. vorzuſprechen.
Autodiebſtahl. Am 22. 10. 1934 zwiſchen 19 und 22 Uhr wurde
vor dem Städtiſchen Saalbau ein PKW., Marke Opel. mit dem
polizeilichen Kennzeichen 18 3494 Motor= und Fahrgeſtell Nr.
94256 geſtohlen. Sachdienliche Mitteilungen über den Verbleib
des Wagens ſind an das Landeskriminalpolizeiamt. Hügelſtraße
31/33. zu richten.
Diebſtahl im Heſſiſchen Landestheater. Am 11. 10. 34 nach
Schluß der Vorſtellung im Großen Haus wurde ein Opernglas,
das eine Dame, um ſich anzukleiden, auf einen in der Nähe ſtehen=
den
Stuhl gelegt hatte, von einem Unbekannten entwendet. Wer
hat Wahrnehmungen gemacht? Sachdienliche Mitteilungen an das
Landeskriminalpolizeiamt, Hügelſtraße. Zimmer 27, erbeten.
Die Autobahn beſtohlen. Belohnung zugeſichert. Von Sonn=
tag
, den 21.. auf Montag, den 22. Oktober 1934, wurde an einer
Bauſtelle der Autobahn in unmittelbarer Nähe des Brückenüber=
ganges
des Wormſerpfades bei Gräfenhauſen an einer Förder=
maſchine
das Gummiförderband durchſchnitten. Der entſtandene
Schaden beträgt zirka 350 Mark. Am gleichen Tage wurden an der
dortigen Arbeitsſtelle ein Abort und einige Rollwagen umgewor=
fen
. Wer hat die Täter geſehen oder hat irgendwelche Wahrneh=
mungen
gemacht? Sachdienliche Angaben werden bei dem Landes=
kriminalpolizeiamt
Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 28,
oder jeder Polizei= und Gendarmerieſtation entgegengenommen.

Vogelsberger Höhen=Club, Zweigverein Darmſtadt. Am
Sonntag führte der Zweigverein Darmſtadt des Vogelsberger
Höhen=Clubs ſeine planmäßige Oktoberwanderung durch. Wenn
auch etwas dunſtig, ſo war es doch ein herrlicher Wandertag, ſo
recht dazu angetan, uns Stadtmenſchen hinauszutreiben, um in der
herrlichen reinen Luft die vom Alltag verſtaubten Lungen zu rei=
nigen
, um die reizende im erſten Herbſtkleide ſtehende Natur zu
bewundern, von der wir in unſeren Steinmauern ſo wenig haben.
Etwa 90 Wanderer ſtellten ſich den beiden Führern. VHC.=Brüder
Bienhaus und Schneider. In Stockſtadt, der Endſtation unſerer
Bahnfahrt, begrüßten uns etwa 10 Mitglieder des Zweigvereins
Worms die mit uns gemeinſchaftlich die Wanderung gingen.
Dieſe führte uns rund um den Kühkopf, auf dem ſogenannten
Aepfeldamm, in etwa dreiſtündigem Marſch nach dem Forſthaus
Kühkopf, woſelbſt die Mittagsraſt gehalten wurde. Bald ſtellte
ſich auch der Zweigverein Mainz mit etwa 40 Wanderern ein und
ſchon hier ließ die bekannte Mainzer Stimmung angenehme Schlüſſe
auf das nachmittägliche Zuſammenſein zu. Der letzte Weg führte
uns über Erfelden nach Goddelau zur Schlußraſt im dortigen
Saalbau. Hier begrüßte der ſtellvertretende Zweigvereinsführer
von Darmſtadt, VHC.=Bruder Burk die Zweigvereine Mainz und
Worms und dankte den beiden Führern der Wanderung für ihre
vortreffliche Führung. Während die beiden Zweigvereinsführer
von Mainz und Worms, VHC.=Brüder Hanack und Vonalt ihre
Freude über die gemeinſam verlebte Wanderung zum Ausdruck
brachten, kam der Führer des Verbandes der deutſchen Gebirgs=
und Wandervereine, VHC.=Bruder Profeſſor Werner. in längeren
Ausführungen auf den Wert der deutſchen Wanderſache zu ſpre=
chen
. Lebhafter Beifall belohnte ſeine vortrefflichen Ausführungen.
Der Führer der Ortsgruppe Goddelau des Odenwaldklubs begrüßte
alsdann noch die Wanderfreunde aus Darmſtadt, Mainz und
Worms.
Reichsluftſchutz e. V. Die Ortsgruppe Darmſtadt des Reichs=
luftſchutzbundes
, fordert ihre Mitglieder auf, die Ausſtellung
Kampf und Sieg der Hitler=Jugend in der Feſt=
halle
zu beſuchen. Der Reichsluftſchutzbund betrachtet es als ſeine
Pflicht, die Beſtrebungen der HJ. zu unterſtützen und erwartet,
daß die Mitglieder des Reichsluftſchutzbundes durch zahlreichen
Beſuch der Ausſtellung ihre Verbundenheit mit der Hitler=Jugend
zum Ausdruck bringen.
VDA. Die in der Volkstumsarbeit des VDA. ſtehenden
Frauen Heſſens treffen ſich am Samstag und Sonntag in Darm=
ſtadt
zu ernſter Schulung in der von dem Führer dem Volksbund
aller Deutſchen zugewieſenen Aufgabe. Dieſes Treffen gibt der
Männer= und Frauengruppe Veranlaſſung, alle Mitglieder und
Freunde des VDA. zu einer volksdeutſchen Kundge=
bung
aufzurufen. Im Mittelpunkt dieſer am Samstag im Feſt=
ſaal
der Krone ſtattfindenden Veranſtaltung ſteht ein Vortrag
des Freiherrn v. Imhoff aus Nürnberg. Er wird den
Kampf um den deutſchen Lebensraum in Mit=
teleuropa
ſchildern. Den Vortrag umrahmen volksdeutſche
Geſänge der Madrigal=Vereinigung und Vorträge des
Schülerorcheſters des Realgymnaſiums. Geeignete
Gedichte bietet Richard Münch. Eintritt frei.

[ ][  ][ ]

Sefte 9 Nr. 29

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 24. Oktober 1934

Aus der NSDAP.

Gauleiter Sprenger vor den Propagandiſten
des Gaues Heſſen=Naſſau.

Eröffnung des 1. Lehrganges.

In fünf ſiebentägigen Lehrgängen werden in der Zeit vom
22. Oktober bis 3. Dezember 1934 alle Gauredner, Kreisredner,
Kreispropagandaleiter, Ortsgruppen= und Stützpunktpropaganda=
warte
erfaßt, um gemeinſam neue Wege und Richtlinien für die
Propagandatätigkeit zu ſuchen und zu erarbeiten.
In allen Lehrgängen werden ſprechen: Gaubeiter
Sprenger, Gaupropagandaleiter Müller=Scheld. Gau=
wirtſchaftsberater
Eckhardt Gaupreſſeamtsleiter Wowe=
ries
, Preſſereferent der Landesſtelle Heſſen=Naſſau G. W. Mül=
lex
, Landesobmann Becker.
Für jedes dieſer Referate ſteht ein ganzer Tag zur Ver=
fügung
.
Während am Vormittag das etwa zweiſtündige Referat ge=
halten
wird, wird am Nachmittag das Thema in einer mehrſtün=
digen
Ausſprache und Diskuſſion durchgearbeitet.
Im feierlich geſchmückten Saal des Hauſes der Jugend zu
Frankfurt a. M. wurde am Montag vormittag der 1. Lehrgang
eröffnet. Schon auf den erſten Blick ſah man, daß hier eine
muſtergültige Diſziplin herrſcht. Der Gaupropagandaleiter mel=
dete
dem Gauleiter und eröffnete ſodann den 1. Kurs Darauf
legte der Gauleiter in etwa 1½ Stunden in großen Zügen die
Aufgaben und Möglichkeiten der Propagandarbeit klar und gab
einen Ueberblick über die Entſtehung der Bewegung in unſerem
Gau. Der Vortrag des Gauleiters, auf deſſen ausdrückliche An=
ordnung
dieſe Lehgränge zurückzuführen ſind, zeigte deutlich, daß
hier nicht kalter ſchulmeiſterlicher Unterricht erteilt werden ſoll,
ſondern daß dieſe Lehrgänge vor allem kameradſchaftliche Aus=
ſprache
von Führer und Gefolgſchaft ſein werden.
Nach der mit außerordentlichem Beifall aufgenommenen Rede
des Gauleiters fand das gemeinſame Mittageſſen ſtatt.
Vor der am Nachmittag ſtattfindenden Ausſprache iſt eine
Ruhepauſe von 2 Stunden angeordnet, Dadurch, daß täglich nur
ein Referat gehalten wird, ſoll den im Dienſt ſehr ſtark bean=
ſpruchten
Propagandiſten wenigſtens für dieſe 7 Tage die Mög=
lichkeit
einer inneren und äußeren Entſpannung gegeben werden.
Die Angehörigen eines jeden Kreiſes ſind gemeinſam unterge=
bracht
, damit ſie ſich einmal näher kennenlernen und ſomit eine
völlig kameradſchaftliche Baſis für die kommende Arbeit gewähr=
leiſtet
iſt.
Schon heute kann geſagt werden, daß dieſe völlig neue Art
der Durchführung eines Lehrganges ſehr erfolgreich zu werden
verſpricht.
Weitere Nachrichten über die kommenden Vorträge werden
laufend durch die Preſſe bekanntgegeben.

Kameradſchaftsabend der NSK9B.,
Skühpunkk 2, Beſſungen.

Der Stützpunkt 2 der NSKOV. hatte am Sonntag in die
Beſſunger Turnhalle ſeine Mitglieder und deren Angehörige zu
einem Kameradſchaftsabend nebſt bunter Vortragsfolge einge=
laden
. Die Beſſunger Turnhalle konnte die Perſonen nicht faſſen;
man hatte mit ſolch einem Maſſenbeſuch nicht gerechnet.
Der Stützpunktleiter, Kamerad Klipſtein, eröffnete den
Abend, indem er alle Anweſenden, beſonders den Ortsgruppen=
Obmann Pg. Nungeſſer, den Orthſchen Männerchor ſowie den
Zitherklub Beſſungen, herzlich begrüßte. Kamerad Klipſtein dankte
im Voraus allen denen, die ſich für den Abend zur Verfügung
ſtellten und beſonders ſeinem Kameraden und Schriftwart
Minkler, der für den Programmteil verantwortlich zeichnete.
Es iſt eine ſiittliche Pflicht, daß man bei den Kameradſchafts=
abenden
auch derer gedenkt, die auf dem Felde der Ehre gefal=
len
ſind. Die vorgenommene Totenehrung geſtaltete ſich beſon=
ders
weihevoll, was das Verdienſt des Stützpunktleiters iſt.
Am Abſchluß der Anſprache des Kameraden Klipſtein brachte
derſelbe ein Sieg=Heil auf unſeren Führer und Volkskanzler
Adolf Hitler aus, worauf das Deutſchland und Horſt=Weſſel=Lied
geſungen wurden.
Nach der Ehrung ſprach Frl. Feltgen (Kriegswaiſe) einen
von Kamerad Minkler ſinnig verfaßten Prolog, der mit lebhaf=
tem
Beifall quittiert wurde. Dann ſang Kamerad Spring=
mann
zwei ſchöne Baßlieder, die ebenfalls guten Anklang fan=
den
. Der Zitherklub Beſſungen, unter der bewährten Leitung
ſeines Dirigenten. Kamerad R. Münch, ſpielte wie immer ſehr
klangſchön und erntete reichlichen Applaus. Einige ſehr ſchön
gebrachte Chöre durch den altbekannten Orthſchen Männerchor
und dann der liebliche Chor Glöcklein im Tal von Orth brach=
ten
den Sängern ſtürmiſchen Beifall.
Nun ſprach der Ortsgruppen=Obmann Pg. Nungeſſer
einige echt deutſche Worte und betonte, daß er wünſche, daß alle
Kameradſchaftsabende einen derartigen Beſuch wie heute auf=
weiſen
. Es folgte dann ein Handharmonika=Duo, bei dem das
zwölfjährige Töchterchen des Kameraden Paduch ganz ausge=
zeichnet
ſpielte und der Sohn der Kameradenfrau Beck nicht min=
der
. Der ſchneidig geſpielte Badenweiler Marſch ſchloß den er=
ſten
Teil der Vortragsfolge ab. Nach einer Pauſe ſpielte das
Orcheſter, für das Herr Fornoff verantwortlich zeichnete, die
Ouvertüre Dichter und Bauer von Suppé ſehr ſchön. Es folgte
der Opernſänger Spira, der mit ſeinem hellen Tenor die Zu=
hörer
beglückte und von ihnen mit Beifall überſchüttet wurde.
Allmählich kam der Humor zu ſeinem Recht. Mit ſelbſtverfaßten
Vortragen wartete der Kamerad Minkler auf und bekam, wie
immer, lebhaften Applaus. Ein darauf folgendes Rheinlieder=
Potpourri, welches die Kameradenfrauen und Kameraden mit=
ſangen
, brachte höchſte Stimmung, was im Schunkeln von Jung
und Alt ſeinen Ausdruck fand.
Den Abſchluß der Vortragsfolge bildete ein von Kamerad
Minkler verfaßter Sketch Beim italieniſchen Tanzmeiſter‟. Der
Sketch demonſtrierte artfremden Tanz und deutſchen Tanz, wobei
der deutſche Tanz Sieger blieb. Herr und Frau Volz, die dabei
mitwirkten, waren mimiſch glänzend, und der Tanzmeiſter Kra=
wutko
(Verfaſſer) ſtand dem nicht nach.
Um Mitternacht endete der wohlgelungene Kameradſchafts=
abend
.

Ortsgruppe Mitte.

Heute abend beſucht die Ortsgruppe geſchloſſen (Politiſche
Leiter und Mitglieder) die Ausſtellung in der Feſthalle Kampf
und Sieg der HJ. Mit Rückſicht auf die Bedeutung der Aus=
ſtellung
und den niedrigen Eintrittspreis der jedem Volksgenoſ=
ſen
den Beſuch ermöglicht, iſt die vollzählige Teilnahme dringend
zu empfehlen. Antreten am Mittwoch, 19.45 Uhr, am Paradeplatz.

NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Steinberg und Mitte.
Unſere Mitglieder beſuchen heute geſchloſſen die Ausſtellung
der Hitler=Jugend. Treffpunkt 7.30 Uhr abends vor der Feſt=
halle
. Eintritt 20 Pfg.:

Amt für Beamte, Kreis Darmſtadt.
Heute abend 8.15 Uhr findet im Städt. Saalbau zu Darm=
ſtadt
ein Beamtenſchulungsabend ſtatt. Es ſpricht der Beauf=
tragte
des Amtes für Beamte, Gau Heſſen=Naſſau, Pg. Bachmann,
über Der Durchbruch des Nationalſozialismus.
NSLB. Fachſchaft Volksſchule, Darmſtadt=Land.
Heute nachmittag 3 Uhr findet in Eberſtadt im Darm=
ſtädter
Hof eine Pflichtverſammlung ſtatt. Einrichtung der
neuen Arbeitsgruppen, Ernennung ihrer Leiter, Ausgabe der
Arbeitspläne und Bericht über die Dorfſchulwoche in Kaulſtoß.

Vereins= und lokale Beranſtalkungen.

(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)

Verein ehem. Heſſ. Leibdragoner Gedächtnisfeier
am Dragoner=Denkmal! Nächſten Sonntag, abends 7.30 Uhr, findet
aus Anlaß der Wiederkehr der achttägigen ſchweren Schlacht bei
Kruſeik an unſerem gemeinſamen Denkmal in der Landgraf=
Philipps=Anlage die Entzündung der Feuerſchale ſtatt. Die Ge=
denkrede
hält der ehemalige Kriegsfreiwillige der weißen Dragoner
Hauptmann Spatz.

Die deutſcheArbeitsfront

N5. Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟

Am Freitag, 26. Oktober, veranſtalten wir im Städtiſchen
Saalbau einen Lieder= und Balladen=Abend. Die Soliſten des
Abends ſind Lea Piltti, die anläßlich ihres Auftretens im
Johann=Strauß=Abend ſehr gefeiert wurde und der Baß=Bariton
Peter Schäfer, der bei ſeinen verſchiedenen Konzerten ſtets
eine günſtige Würdigung gefunden hat. Die Vortragsfolge ent=
hält
außer Liedern von Brahms, Reger, Rich. Strauß und Trunk
einige der ſchönſten Balladen von C. Löwe. In die Begleitung
teilen ſich die Kapellmeiſter B. Geiger und E. G. Welcke.
Karten zum Preiſe von 30 und 50 Pfg. ſind ab ſofort bei der
Kreisgeſchäftsſtelle, den Ortsgruppenwarten und Betriebswarten
K.d.F. zu haben. Der Beſuch dieſer Veranſtaltung kann allen
Volksgenoſſen beſtens empfohlen werden.

Datterich im Kleinen Haus!
Die Heſſiſche Spielgemeinſchaft eröffnet ihre Spielzeit 1934/35
mit einer Aufführung des Datterich am Sonntag, den
28. Oktober, abends 7.30 Uhr. Wir haben für die Arbeitskame=
raden
den Vertrieb der Karten zum Einheitspreis von 50 Pfg.
übernommen, um allen Kreiſen den Beſuch dieſer Vorſtellung zu
ermöglichen. Die Karten ſind ab ſofort bei uns und den Orts=
gruppen
= bzw. Betriebswarten K.d.F. zu entnehmen. Wir bitten
von dieſer Vergünſtigung recht zahlreich Gebrauch zu machen.

Führung Schloßmuſeum.

Meldungen zu dieſer Führung ſind erwünſcht. Der ermäßigte
Eintrittspreis für die Kameraden der DAF. ſollte weite Kreiſe
zum Beſuch anſpornen. Die Betriebswarte K.d.F. ſollen es ſich
angelegen ſein laſſen, immer wieder auf den Beſuch dieſer Sehens=
würdigkeit
hinzuweiſen.

Führung Städt. Gaswerk.
Die Führung muß wegen mangelnder Beteiligung noch etwo=
zurückgeſtellt
werden. Neumeldungen werden noch angenommen
Ein Einblick in dieſen lebenswichtigen Betrieb ſollte viele Kame

raden anlocken.

Aus Heſſen.

Jahreskagung des Heſſiſchen Kindergotkesdienſt=
Verbandes.

Dg. Arheilgen, 22. Okt. Am Samstag und Sonntag hielt der
Heſſiſche Kindergottesdienſt=Verband in unſerem Orte ſeine Jah=
restagung
ab, zu der die Helfer und Helferinnen aus dem ganzen
Heſſenlande erſchienen waren. Schon der Samstag abend ſah zahl=
reiche
Gäſte im evang. Gemeindehaus zu einer Arbeitstagung ver=
ſammelt
. In einem eingehenden Referat ſprach Herr Profeſſor
Gerſtenmaier=Friedberg über Fragen des Kindergottes=
dienſtes
, mit deſſen künftiger Geſtaltung ſich die anſchließende Be=
ſprechung
eingehend befaßte.
Im Feſtgottesdienſt am Sonntag vormittag, bei dem der Kir=
chenchor
mitwirkte ſprach Landesjugendpfarrer Haas über die
Erziehungsarbeit, die, um fruchtbar zu ſein, von göttlichem Wil=
len
getragen und beſeelt ſein müſſe. Anſchließend an den Feſtgot=
tesdienſt
fand ein Kindergottesdienſt ſtatt, den ebenfalls Landes=
jugendpfarrer
Haas hielt.
Nach dem gemeinſamen Mittageſſen vereinigten ſich die Teil=
nehmer
zur Hauptverſammlung. Der Vorſitzende des Verbandes,
Herr Pfarrer Schmidt=Laubach, konnte neben den übrigen Teil=
nehmern
auch Herrn Oberlandeskirchenrat Walther als Vertreter
des Landesbiſchofs begrüßen. Mit ihrer Teilnahme an der Ta=
gung
beweiſe die Kirchenregierung, daß ſie der Arbeit des Ver=
bandes
große Bedeutung beimeſſe. Nach dem Danke an alle Hel=
ferinnen
und Helfer und an unſeren Ortspfarrer nebſt Gattin
für ihre Mühewaltung um das Zuſtandekommen der Tagung ſo=
wie
für die liebevolle Gaſtfreundſchaft nahm Herr Oberlandes=
kirchenrat
Walther das Wort. Er hob beſonders hervor, daß
der Kindergottesdienſt nicht mehr nach dem Ermeſſen der einzel=

werde. Herzliche Worte des Dankes widmete er dem Vorſtand des
Verbandes und allen Helferinnen und Helfern für ihre unermüd=
liche
Arbeit. Anſchließend erſtattete Herr Direktor Röhricht
ein Referat über Kindergottesdienſt und Innere Miſſion, in
dem er die Aufgabengebiete der Inneren Miſſion ſtreifte und An=
regungen
gab für Erweiterung der Arbeit im Kindergottesdienſt.
In einem weiteren Vortrag verbreitete ſich Herr Landesjugend=
pfarrer
Haas über das Thema Kindergottesdienſt und Ge=
meinde
und legte klar, wie heute unſere Jugend zu erziehen ſei.
Die Jugend verlange heute von der Kirche auch im Evangelium
eine andere Sprache. Nicht Sittengeſetz, ſondern frohe Botſchaft
ſolle das Evangelium ſein. Im weiteren brachte der Redner zum
Ausdruck, daß der Kindergottesdienſt als ſolcher auch in der Ge=
meinde
Erziehungsarbeit leiſtet. An eine kurze Kaffeepauſe ſchloß
ſich eine angeregte Ausſprache an. Ihren Abſchluß fand die Haupt=

verſammlung mit der Aufführung des Spiels Jutta von Weins=
berg
durch den Mädchenkreis des Evangeliſchen Jugendwerks.

Bei der abendlichen Feierſtunde, mit der die recht anregend
und erſprießliche Tagung beſchloſſen wurde, hielt der Landes=
jugendpfarrer
einen liturgiſchen Gottesdienſt und ſprach über die
Verantwortung der Eltern und der Jugend vor Chriſtus.

J. Griesheim, 23. Okt. Inſpektion der Freiwill.
Feuerwehr. Am Sonntag fand die diesjährige Inſpektion
der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr ſtatt. In Vertretung des
Kreisfeuerwehrinſpektors war Brandinſpektor Herborn von
der Merckſchen Berufsfeuerwehr Darmſtadt erſchienen. Er beſich=
tigte
zunächſt die Uniform und Ausrüſtung und anſchließend
das Geräte= und Fußexerzieren. Ein anſchließender Brandangriff
fand in der Pfützenſtraße am Hauſe der Bäckerei Kullmann ſtatt;
daſelbſt war durch Blitzſchlag in den Kamin ein Brand entſtan=
den
. Der Stoßtrupp der Feuerwehr fand im Hauſe verletzte
Perſonen vor, die zunächſt zu retten waren. Sie wurden dem
Sanitätsperſonal zur weiteren Behandlung übergeben. Die an=
kommenden
Züge gingen ſofort zum Ablöſchen des brennenden Ge=
bäudes
und zur Verhinderung eines Weitergreifens des Feuers
auf anſchließende Gebaude über. Nach Beendigung dieſer Uebung
beſchloß ein Vorbeimarſch die Inſpektion. Die von den Sani=
tätern
angelegten Notverbände wurden ebenfalls beſichtigt und
von Branddirektor Herborn als ſehr gut befunden. Mit dem
Brandangriff war er ebenfalls zufrieden. Anſchließend überreichte
Herr Herborn dem Feuerwehrmann Peter Friedmann 3. das
Diplom nebſt Abzeichen für 40jährige Wehrmanntätigkeit ſeitens
des Heſſiſchen Miniſteriums. Die Wehr ernannte den Jubilar
zum Ehrenmitglied. Ferner wurden ausgezeichnet die Feuer=
wehrleute
Wilhelm Helfmann 1., Heinr. Philipp Kullmann, Wil=
helm
Mahr und Peter Feldmann für 30jährige Dienſtzeit und
Heinrich Feldmann 3. und Friedrich Schupp 3. für 10jährige
Dienſtzeit. Abends fand im Feſtſaal Zum grünen Laub eine
Familienfeier ſtatt. Die Brotſammlung in hieſiger Ge=
meinde
durch das Jungvolk am letzten Samstag erbrachte 518
ganze Brote und 281 halbe Brote, die am Sonntag in mit Tan=
nengrün
geſchmückten Autos nach Darmſtadt zur Ortsgruppe 9
verbracht wurden. Zur Verteilung an die Bedürftigen in hieſiger
Gemeinde, die geſtern ſtattfand, wurden vom WHW. des Kreiſes
Darmſtadt 477 Brote zur Verfügung geſtellt.

Cf. Birkenau, 23. Okt. Kampf gegen Hunger und
Kälte. Im Kampf gegen Hunger und Kälte hat ſich auch wieder
das Jungvolk wacker in die Front geſtellt. Bei der am Samstag
für die arbeitsloſe Stadtbevölkerung durchgeführten Brotſamm=
lung
brachten die rührigen Jungvolkpimpfe hier über 200 Laib
Brot zuſammen, die am Sonntag früh verladen und mit Beglei=
tung
von Jungens des Jungvolkes nach Offenbach verbracht wurde.
Winterveranſtaltungen. In nachahmenswerter Weiſe
hatten ſich hier die Vereinsvorſtände und Leiter ſonſtiger Organi=
ſationen
zuſammengefunden, um gemeinſam die beabſichtigten Ver=
anſtaltungen
der Wintermonate zu beſprechen, und um dadurch zu
vermeiden, daß zwei Veranſtaltungen an einem Tag zuſammenfal=
len
. Die Ausſprache ergab ein gutes Einvernehmen zwiſchen den
Ortsvereinen, und wurde das Programm für die ganzen Winter=
monate
gemeinſam feſtgelegt. Die Beſprechung fand auf Anxegung
der Ortsgruppenleitung der NSDAP. ſtatt.

Evangeliſcher Gemeindetag in Reinheim.

Cg. Reinheim, 22. Okt. Sonntag, den 21. Oktober, fand
Reinheim ein evangeliſcher Gemeindetag und Kirchen
vorſtehertag ſtatt. Mehr als 25 Gemeinden nicht nur de
näheren Umgebung waren vertreten. Vorbereitung und Leitun
der Tagung lag in den Händen des Vorſitzenden des Heſſ. Evang
Gemeindetags Prof. D. Matthes=Darmſtadt. Auch der Propf
der Propſtei Starkenburg, Kirchenrat Dr. Müller, wohnte iſt
bei. Der Dekan des Dekanats Groß=Umſtadt, Reichert= Lens=
feld
, hatte die Feſtpredigt übernommen und ſprach auf Grund des
Schriftworts 1. Petr. 2, 9 ff. über die Frage, was es gerade heute
für uns bedeute, der Kirche des Evangeliums anzugehören. Pfar=
rer
Dr. Meiſinger=Reinheim hielt nach dem Gottesdienſt vo
den erſchienenen auswärtigen Gäſten einen Vortrag über die
Kirche Reinheim in Vergangenheit und Gegenwart und das kirch=
liche
Gemeindeleben Reinheims. Nach einem Gang durch die Alt=
ſtadt
wurde das Ortsmuſeum beſichtigt. Sachverſtändig führt
Apotheker Scriba=Reinheim. Nachmittags um 2.15 Uhr etöffe
nete Profeſſor D. Matthes im Saalbau Zur Spitze die Ge
meindetagung mit Grußworten und mit aufklärenden Ausführun=
gen
über die Aufgaben und Ziele des ſeit 20 Jahren beſtehenden
Gemeindetags. Sein Ziel ſei: Lebendige Gemeinden zu ſchaf=
fen
. Propſt Dr. Müller überbrachte die Grüße und guten
Wünſche der Kirchenregierung. Heute ginge es nicht mehr um die
Frage, Religion oder Religionsloſigkeit, ſondern um die andere
welche Religion die wahre ſei. In dem heutigen Kampf dürſ
der evangeliſche Mann nicht abſeits ſtehen, darum ſei das evan
geliſche Männerwerk nötig. Pfarrer Weiß=Darmſtadt hielt ſe
dann ſeinen Vortrag über das Thema: Die evangeliſche Kirc
und die dritte Konfeſſion. Durch die Jahrhunderte hindurch
ſich die evangeliſche Kirche als eine Segensmacht für unſer
erwieſen. Von dem Glauben eines Martin Luther dürfe M
nicht als von einem dem germaniſch=deutſchen Weſen artfrei
Glauben reden. Die Erfindung einer neuen Religion aus 90
und Raſſe, einer Religion, die Sünde und Erlöſung leugne, knſf
dem deutſchen Volke nicht helfen, ſondern allein die Erfüllung!
Forderung Hindenburgs, daß unſerem Volke Chriſtus verkünd
werde. Das ſei auch im Sinne des Führers. Pfarrer Heß=Darſt
ſtadt ſprach über das evangeliſche Männerwerk. Erh
klagte, daß heute die alte fromme Sitte, beſonders die des ſonne
täglichen Kirchgangs, vielfach in den evangeliſchen Familien 9e
ſchwunden ſei. Das ſei vor allem die Schuld der Männe,
Sie müßten wieder an die Front, auch in der Kirche. Neben d0s
große evang. Frauenwerk müſſe das Männerwerk treten, evaſe
geliſche Männervereine in den Gemeinden ſich bilden. In der Dis
uſſion begrüßte Pfarrer Dr. Meiſinger=Reinheim im Namel
der Kirche Reinheim die Gäſte, den Gemeindetag und beſondes
den Propſt und den Dekan, welcher nun auch Dekan der Pfarie
Reinheim ſei, nachdem das Dekanat Reinheim aufgelöſt worden
ſei. Man ſolle, führte er weiter aus, doch nicht immer von deſ
Verſagen der Kirche ſprechen. Die evangeliſchen Männer hätten
freilich vielfach verſagt. Wie der neue Staat die Männer gerufel
habe, ſo rufe ſie nun auch die Kirche. Pfarrer Schrimpf=Die
burg wünſchte, daß der Sonntag, beſonders die gottesdienſtlie
Zeit wieder mehr geheiligt werde. Es ſei gut, daß die Jugeſl
am Sonntag wieder dem Hauſe gehören ſolle, man ſolle darune.
auch das Gotteshaus verſtehen. Oberreallehrer Frank=Darm
ſtadt ſprach über das evangeliſche Männerwerk, ſeine Bedeutung
ſeine Aufgaben und ſeinen bereits geleiſteten ſegensreichen Dieſſ
an Kirche und Volk. Eine ſehr angeregte Ausſprache erfolgte, i

geregt von Frl. Markendorf=Fränkiſch=Crumbach, über die Fra0e

wie die Brücke zwiſchen Kirche und SA. (auch den anderen Fok
mationen) zu ſchlagen ſei. Dazu ſprachen mehrere SA.=Männe.
(Rektor Neeb=Darmſtadt, Weidmann=Wiebelsbach). Brummer !n
Werner von Langen. Die Brücke ließe ſich ſchlagen, es komme V
doch ſehr auf die Führer an. Propſt Dr. Müller faßte das G.
gebnis der Ausſprache und der ganzen Tagung noch einmal 0
ſammen. Profeſſor D. Matthes ſprach ein Dankeswort, M
dem Geſang eines Chorals ſchloß die ſehr gut und Erfolg ve
ſprechende Tagung.

Ak. Nieder=Ramſtadt, 23. Oktober. Dirigenten=Jun‟
läum. Herr J Kehr, früher zu Darmſtadt, jetzt in Malſie
kann in dieſen Tagen auf eine 25jährige Dirigententätigkeit
Geſangverein Eintracht=Freundſchaft (ehemalige Turnerſſt
mannſchaft) zurückblicken. Als junger, kaum 18 Jahre aue
Mann, der damals noch die Schulbänke drückte, wagte er ſich."
die Aufgabe zur Leitung eines Geſangvereins heran. Sein Moſ
kaliſches Können und der Idealismus zum Männergeſang leh
gar bald die beſten Erfolge reifen. Jedermann ſind die Leiſti
gen der damaligen Turnerſingmannſchaft noch in beſtem Ged0c.
nis, und die Zuerteilung einer Reihe 1. und höchſter Ehrenn.
haben das Werk gekrönt. In der uneigennützigſten Weiſe ha.

Bb. Auerbach, 23. Okt. Innerhalb der Gliederungen der Ne
DAP. eröffnete am Sonntag die NSG. Kraft durch Freude‟,
Schweizerſaal des Hotels Zur Krone mit einem Bunte
Abend die diesjährigen Herbſt= und Abendunterhaltungen. De
Beſuch war außerordentlich gut. Die Reihe der Darbietunge
befriedigte in ihrer Vielſeitigkeit und Fülle jeden Geſchmack. De
Vorſitzende des Verſchönerungs= und Kurvereins, Pg. Lehre
Bauer, hielt eine zündende Begrüßungsanſprache und dankt
am Schluſſe des Abends allen Mithelfern und Mitwirkenden. Ein
flottes Tänzchen bildete den Abſchluß des Abends.
Bb. Bensheim, 23. Oktober. Die NSG. Kraft durg
Freude und der Reichsbund Volkstum und Heimal
veranſtalteten am Sonntag einen Heimatabend in Geſtalt eines
Mundartabends Benſemer Owend. Beide Säle des Deutſche,
Hauſes waren voll beſetzt. Ein reichhaltiges Programm wickelt
ſich Schlag auf Schlag ab. Herr Gewerbelehrer Stoll wies in
ſeiner Begrüßungsrede auf den Zweck der Veranſtaltung hin, die
bei allen Volksgenoſſen den Sinn und die Liebe zur Heimat för=
dern
will und eine Stunde der Entſpannung ſei, um neue Kraſt
für den Alltag zu gewinnen. Es müſſe dabei aber auch eine Kluſt
zwiſchen Darſteller und Zuhörer überbrückt werden. Zahlreiche
Mundarts=Vorträge, Tänze, Geſänge, Reigen und ein ernſteres
Stollſches Theaterſtück Der ſchwarze Chriſtoph, ebenfalls mund
artlich recht bedeutſam, bildeten die Vortragsfolge. Es war nahe=
zu
Mitternacht, da der Abend mit einem Sieg=Heil auf den Füh=
rer
und dem Geſang des Deutſchland= und des Horſt= Weſſelliede=
ſein
Ende fand.

S

der Jubilar auch in der Nachkriegszeit dem Verein zur Verfugln

geſtellt und damit dieſem über die ſchweren Zeiten der Finan.
hinweggeholfen, und es iſt doppelt hoch anzuerkennen, daß eh
treu ſeinem Idealismus, auch jetzt noch, nachdem er ſeinen 300
ſitz nach Mainz verlegen mußte, den Chorleiterpoſten ehrenam.
weiter verſieht. Der Verein veranſtaltet aus Anlaß dieſes 20
läums am Sonntag, den 4. November, ein großes Konzerl.
Zeugnis ablegen ſoll und wird von dem muſikaliſchen Könne."

Chorleiters und des von ihm geleiteten Vereins. Näſial
Künſtler wie Frau Horn=Stoll, Herr Theo Ritzhaupt, Herk *.
Dr. Noack haben ihre Mitwirkung zugeſagt. Von ſeiten dee"
Sängerbundes wird dem verdienten Chorleiter eine Ehrung.?"
werden.

Gernsheim, 23. Okt. Waſſerſtand des RN
(Pegel) am 22. d. M.: 0,18 Meter, am 23. d. M.: 924 9
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Hirſchhorn, 23. Okt. Waſſerſtand des Necſt?"
21. Oktober: 1.40 Meter. am 22. Oktober: 1.45 Meter.
guf. Gießen, 22. Okt. Pſychiater=Tagung in Gieh"
Im Anſchluß an den Fortbildungskurſus für praktiſche *5
fand am 20. und 21. Oktober im Hörſaal des Phyſiologiſche.
ſtituts unter der Leitung des Direktors der Pfychiatriſchel.
Nervenklinik. Prof. Hoffmann, die 57 Tagung der Südwel.
ſchen Pſychiater ſtatt. Die Hauptvorträge waren von 420 N
Hörern beſucht. Als Vertreter der Heſſiſchen Staatsrehiel..
Obermedizinalrat Dr. Schmidt=Darmſtadt erſchienen. Die De
Aerzteſchaft vertrat SA.=Sanitäts=Oberführer Dr. Eſc

[ ][  ][ ]

Nimwoch, 24. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 294 Seite 7

Sasssstws lasAat

Handball im Odenwald.

iugfeld Erba
(hbr 10:9 (5:3).

Bezirksklaſſe.
9:5 (2:4). Groß=3

Polizei-Sb. Darmſtadk.

Die für heute abend feſtgeſetzte Generalverſamm=
lung
wird aus beſonderen Umſtänden auf Mittwoch, den
31. Oktober 1934, abends 8 Uhr, verlegt.
(gez.) Kiſſel, Vereinsführer.

Fechten.

ſ 3:4 (1:3). Süd: Steinbuch Momart 3:11 (1:4).
Kiſarkxombach Zell 9:6.
Untere Mannſchaften.
aafeld Erbach 7:4 (1:2). Reinheim Nieder=Ramſtadt
6: 2). Groß=Zimmern Groß=Umſtadt 12:1 (5:0).

trder Bezirksklaſſe ging es überall heiß her, beſon=
art
ſoll in Groß=Zimmern gekämpft worden ſein, wo die
wlbis zum Schluß abwechſelnd in Führung lagen und die
Gäſiſtdas beſſere Ende hatten. In Lengfeld zeigen die Er=
bacch
den ſchöneren Handball und liegen auch bis zum Seiten=
weuch
in Führung. Nach der Pauſe kommt Lengfeld mehr auf
undd Ausgleich, hierdurch angeeifert mit rieſigem Kampfgeiſt
komm ſeie Platzmannſchaft durch Strafwürfe, auf die man ſicht=
lich’ftsging
, zum Siege. In Reinheim ſtand von Beginn des
Spifes nab in der Platzelf der Sieger feſt.
wer Kreisklaſſe Weſt ſtellten ohne Ausnahme die
Plcſtreine die ſpielſtärkeren Mannſchaften. In Reichelsheim
hattüe dne Gäſte ziemlich Schußpech. In Groß=Bieberau konnten
die ſſge trotz der in das Spiel getragenen unnötigen Härte
einee lee Niederlage nicht abwenden. Nieder=Klingen ſtellte die
körpmiw kräftigere Mannſchaft und hatte durchweg mehr vom
Sprig In Nord wendete ſich in Klein=Zimmern mit dem
Seilſtechſel das Blatt. Gundernhauſen konnte jetzt nicht nur
den imerhin bedeutenden Vorſprung einholen, ſondern auch
nochte beiden Punkte erkämpfen. In Richen ſpielen die Gäſte
plauht, die Platzelf kann hier nach Belieben hoch gewinnen.
In en war von jeher für Spachbrücken heißes Pflaſter, doch
reichißtes den Gäſten gerade noch zu einem knappen Siege, den
die ſſſuu elf mit allen, auch unerlaubten Mitteln zu verhindern
ſuchl In Süd kann Momart in Steinbuch die Platzelf
leich=thdagen. Der Torhüter verhinderte eine höhere Niederlage.
In /tclbrombach iſt die Platzmannſchaft ſiegreich,
kden unteren Mannſchaften der Bezirksklaſſe in
Lentpd., Reinheim und Groß=Zimmern ſiegen überall die Platz=
mankmäfften
überzeugend.
ſA28. Eppertshauſen Turnerſchaft Bürgel 6:5 (3:4).
Ar; zahlreichen Zuſchauern lieferten ſich beide Vereine ein
hernagend faires Spiel, welches in Laux (FSV. Frankfurt)
einamrnklaſſigen Leiter hatte. Sofort entwickelte ſich ein herr=
liche//äampf
welcher das ganze Spiel hindurch ohne Unter=
brechtßig
anhielt. Der Gaſtgeber findet ſich zuerſt und kann in
der ilſcinute durch H. Müller in Führung gehen. Bürgel ge=
ſtaltgeinn
das Spiel offener, aber beide Hintermannſchaften be=
ſondtſe
er Hüter der Gäſte, ſind auf der Höhe. Bei der Pauſe
hießff/.:4 für Bürgel. Nach Wiederbeginn geht es wieder mit
eineſnhöllentempo auf und ab. Die Verteidigungen wuchſen
übenrh) ſelbſt hinaus. War in der erſten Hälfte der Torhüter
der ſt= überragend, ſo war es in der zweiten Hälfte der von
Eppfislruſen. Erſt in der 9. Minute kam es zum 5. Tor für B.
E. gi mun zum Endſpurt über und kam durch H. Müller und
durghnverhofften Weitſchuß des Mittelläufers P. Euler in der
20. Mritte zum Ausgleich. Bürgel ward durch dieſes Tor etwas
vermprt. Dieſen Moment nutzte E. aus, und in der 23. Minute
kamᛋdurch P. Müller zum 6. Tore und zum Siege. Bürgel
mach tif- den reſtlichen Minuten noch verzweifelte Anſtrengun=
gen
, lſe die Hintermannſchaft, beſonders F. Müller im Tor,
war ih mehr zu ſchlagen.
henven 6:14 für Bürgel. Die Jugend kam gegen Tgm.
Jügaßim zu einem verdienten 7:3=(4:2)=Siege.

wärt
heißt
jetzt
ſtehen.
erzie
Tref=
Mai=
nicht

ihrer
Die
und
liegt.
ſtraß

Ringen.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
mächſten Eamstag muß der KSV. 1910 wiederum aus=
Gegen Athletenklub 1904 Mainz=Weiſenau
esmal die Loſung. Die Mainzer Vorſtädter haben bis
wiünf Begegnungen erſt 2 Punkte auf ihr Konto gebracht,
ulw mit den Darmſtädtern, die aus vier auch nicht mehr
It, punktgleich. Beide haben nun das Beſtreben, dieſes
5 zur Verbeſſerung ihres Tabellenſtandes zu verwerten.
eiſenau iſt allerdings der ſtarke Gegner vom Vorjahre
ehrr, doch ſollte dies die Darmſtädter nicht verführen,
eu ner leicht zu nehmen, denn es könnte ſich bitter rächen.
ſrck nach Weiſenau geht wieder per Kraftwagen vor ſich
unſen Intereſſenten ſich beteiligen. Die Einzeichnungsliſte
n Freitag abend von 810 Uhr in der Turnhalle Soder=
fien
. Abfahrt am Samstag abend, pünktlich 7 Uhr, ab
antt Krone‟.

Darmſtädter Fechtclub ſiegt über Mainz.
Der am Sonntag in Darmſtadt ausgetragene Clubkampf zwi=

ſchen dem Mainzer und Darmſtädter Fechtclub in Damen= und
Herren=Florett endete mit einem doppelten Sieg der Darm=
ſtädter
. Obwohl die Mainzer mit Spitzenfechtern angetreten
waren, wurden ſie von der im Durchſchnitt beſſeren Darmſtädter
Herrenmannſchaft überlegen mit 15:10 Siegen geſchlagen. Auch
die Damen waren durch ihren blitzſchnellen Angriff den Main=
zern
weitaus überlegen und fertigten ſie mit 10:6 Siegen ab.
Hierbei mußte ſich die auf den Deutſchen Meiſterſchaften erfolg=
reiche
Mainzer Fechterin Frl. Olly Hein ihrer Darmſtädter Geg=
nerin
Frl. Annemarie Fuchs nach herrlichem Gefecht mit 5:3
Treffern beugen.
Nach dieſem Siege über Mainz ſteht der Darmſtädter Fecht=
club
im Rhein=Main=Gebiet mit an erſter Stelle, nachdem die
vorhergegangenen Clubkämpfe gegen Offenbach, Frankfurt,
Rüdesheim und Viernheim auch für Darmſtadt gewonnen wur=
den
. Die Siege verteilten ſich wie folgt:
Herren:
Darmſtadt: Kh. Melcher 4 Siege, 11 erh. Treffer. F. Mel=
cher
3 Siege, 15 erh. Treffer. H. Sack 3 Siege 16 erh Treffer.
R. Siegert 3 Siege, 17 erh. Treffer. Dr. Roth 2 Siege. 18
erh. Treffer.

Damen:
Darmſtadt: Frl. Fuchs 4 Siege. Frl. Melcher 2 Siege. Frl.
Hein 2 Siege. Frl. Thümmel 2 Siege.
Mainz: Frl. Hein 3 Siege. Frl. Held 2 Siege. Frl. Klippel
0 Sieg. Frl. Strohm 1 Sieg.
Turnerbund Jahn 1875, Darmſtadk.
Jugendabteilungen.
Im Rahmen der Umgeſtaltung des Winter=Uebungsbetriebes
des Turnerbundes Jahn 1875 wurde nun auch für die Jugend=
abteilungen
der Turnbetrieb in eine andere Turnhalle verlegt,
und zwar turnt jetzt die Jugend in der Turnhalle am Ka=
pellplatz
, Eingang gegenüber der Stadtkapelle. Die Turn=
ſtunden
der Schülerabteilung finden Donnerstags ab 17.45
Uhr und die Uebungsſtunde der Schülerinnen Mittwochs ab
17.45 Uhr in der gleichen Halle ſtatt. Ende jeweils um 19.15
Uhr. Wir bitten die verehrl. Eltern unſerer Jugendlichen, die
Kinder zu einem regelmäßigen Erſcheinen anzuhalten. Selbſt=
verſtändlich
ſind Eltern zum Beſuche ebenfalls freundlich einge=
laden
. Der Schuljugend ſteht es frei, ſich den Uebungsbetrieb
jederzeit anzuſehen und auch mitzumachen.
Männerturnen. In der Mittwochs=Turnſtunde in der
Liebigs=Oberrealſchule findet die Ausgabe der Urkunden über die
Vereinsmeiſterſchaften im Volksturnen ſtatt. Alle Teilnehmer
werden gebeten, an dieſem Abend anweſend zu ſein und ſich aktiv
zu betätigen.
Schwimmen. Wir weiſen nochmals darauf bin, daß die
Schwimmſtunde wie in früheren Jahren auch dieſen Winter wie=
der
Samstags ſtattfindet. Beginn 19.30 Uhr, große Halle. Allen
Nichtſchwimmern des Vereins iſt Gelegenheit geboten, das
Schwimmen zu erlernen.
Fußball.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt Viktoria Schaafheim 5:0 (5:0).
Die Spielabteilung der TSG. 1877 Ober=Ramſtadt früher
Sportklub 28 empfing Viktoria Schaafheim zum Verbandsſpiele.
Bis zur Pauſe zeigten ſich die Einheimiſchen in beſter Verfaſſung
und führten mit 5:0, das durch gute Leiſtungen aller Mann=
ſchaftsteile
mehr als verdient war. Nach dem Wechſel wurden
die Ober=Ramſtädter noch ſtärker überlegen, hatten auch noch
zahlreiche Torgelegenheiten, konnten aber dieſelben nicht aus=
werten
. Auch verteidigte die Gäſtemannſchaft in dieſer Zeit
äußerſt zahlreich und mit viel Geſchick ihr Tor. Bei Schaafheim
zeigten die beiden Verteidiger, Mittelläufer, Mittelſtürmer und
der kleine flinke Halbrechte gute Leiſtungen. Die ganze Mann=
ſchaft
kämpfte mit voller Hingabe um ein ehrenvolles Ergebnis.
Das ſehr faire Spiel hatte in Melck=Wixhauſen einen ausgezeich=
neten
Spielleiter.
Reſerve 98 Darmſtadt V 3:5.
1. Jugend Tgde. Beſſungen 5:2.
Handball: 1. Jugend Turnerſchaft Griesheim 1:8.

VfR. Beerfelden Tv. Lützel=Wiebelsbach 5:2 (1:2).
Der bis jetzt unbeſiegte Tabellenführer Tv. Lützel= Wiebels=
bach
geſchlagen! In einem überaus ſpannenden Kampfe konnte
am Sonntag die VfR.=Elf ihre glänzende Form erneut unter
Beweis ſtellen und einen ſchönen Sieg erſpielen. Wohl nicht ſo
leicht, wie das Ergebnis ſagt, wurde dieſer ſchöne Sieg errun=
gen
, denn bis in die letzte Minute verteidigte mit geradezu hero=
iſchem
Eifer und Mut die Gäſtemannſchaft jeden Fuß breit
Boden. Doch das größere Stehvermögen Beerfeldens entſchied
den Kampf. Wir müſſen aber feſtſtellen, daß die Gäſte über ſich
ſelbſt hinauswuchſen, denn unter dem Beifall ihrer Anhänger
konnten ſie bis zur Pauſe eine 2:1=Führung erringen. Unter
großer Begeiſterung errangen dann mit einer Prachtleiſtung des
Sturmführers Beerfeldens den Ausgleich durch eine direkt ver=
wandelte
Ecke und des Halblinken die Führung. Mit zwei wei=
teren
ſehr ſchönen Toren ſtellte der Halbrechte den Sieg und die
Punkte ſicher.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 24. Oktober
6.00: Bauernfunk. 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. 6.45: Zeit,
Meldungen. 6.50: Wetter. 655: Morgenſpruch, Choral.
7.00: Muſikzug der SA.=Standarte R. 63. Ltg.: Herm. v. d.
Dovenmühle.
In einer Pauſe ca, 8.00: Nur für Frankfurt:
Waſſerſtand, Wetter. 8.25: Stuttgart: Gymnaſtik 9.00:
Nur Kaſſerslautern: Werbekonzert. 9.15: Rur Kaſſerslautern=
1. Pauline König erzählt. 2. Die Volksheilſtätte Sonnen=
wende
bei Bad Dürkheim. 3. Der Wald und ſem Lied.
10.00: Nachr. 10.10: Leipzig: Schulfunk: Alte deutſche Volks=
muſik
. 10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
11.00: Werbekonzert. 11.30: Sozialdienſt für die Saar.
11 45: Meldungen.
12.00: Promenadenkonzert. Kapelle der Landespolßzei Stuttgart.
Ltg.: Wilh. Fran= 13.00: Zeit, Saardienſt, Nachr.
13.10: Nachr. 13.15: Ein frohes Lied iſt meie Luſt. ( Schall=
platten
). 14.15: Zeit, Nachr. 14.30: Wirtſchaftsbericht.
14.45: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.55: Wetter. 15.00:
Nur Kaiſerslautern: Nachr. 15.15: 3 mal 15 Minuken aus
dem Sendebezirk. 1. Von Trier: Das Mo=Blasquartett ſpielt.
2. Von Freiburg: 800 Jahre Kloſter Salem. Funkbild aus
der ehemaligen Ziſterzienſer Abtei 3. Von Kaſſel: Es iſt die
alte Heimat noch. Kurheſſiſche Art in ihrer vertrauten Volksweiſe.
16.00: Hannover: Das Niederſächſ. Sinfonieorcheſter. Ltg.: von
Soſen. 18.00: Lohn und Strafe in der Erziehung. Geſpräch
zwiſchen einer Jugendleiterin und einem Lehrer. 18.20: Aus
Zeit und Leben. 18.45: Unterhaltungskonzert. Orcheſter
Trierer Berufsmuſiker, Ltg.: R. Bachmann.
19.45: Das Leben ſpricht. 20.90: Zeit, Nachr. 20.10: Stutt=
gart
: Unſere Saar den Weg frei zur Verſtändigung.
20,35: Leipzig; Reichsſendung: Stunde der jungen Nation=
Freiheitskriege. 21.00: Bunte Stunde. 22.00: Zeit,
Nachr 22.10: Nachr., Wetter, Sport, 22.30: Tanzmuſik
der Kapelle Hauck=Reichert. 24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Deutſchlandſender: Mittwoch, 24. Oktober
6.00: Hamburg: Wetter. 6.05: Wiederholung der wichtigſten
Abendnachr 6.15: Berlin; Gymnaſtik 6.30: Tagesſpruch.
6.35: Damig: Frühkonzert. In einer Pauſe gegen 7.00: Nachr.
8.00: Sperrzeit. 8.45: Leibesübung für die Frau. 9.00:
Sendepauſe. 9.40; Kindergymnaſtik. 10.00: Nachr.
10.15: Niederdeutſche Dichter in Wort und Lied. Theodor Storm,
Guſtav, Falke, Detlev v. Liliencron. 10 45: Fröhl. Kinder=
garten
. 11.15: Seewetterbericht. 11.30: Sendepauſe.
11.40: Der Bauer ſpricht der Bauer hört: Neuordnung des
Schlachtviehverkehrs Anſchl.: Wetter. 11.50: Glückwünſche.
12.00: Dresden: Mittagskowert der Dresdner Philharmomie. Ltg.:
Scheſtak. Ungariſche und Slawiſche Tänze. 12.55: Zeit=
zeichen
. 13.00: Jetzt ſchlägt’s dreßzehn. (Schallpl.). Anſchl.:
Wetter. 13.45: Nachr. 14.00: Sperrzeit. 14.55: Pro=
gramm
, Wetter, Börſe. 15.15: Kiderliederſingen. Ltg.:
E Goedel. 15.40: Tanzendes Hoßz. (Schallpl.).
16.00: Hannover: Das Niederſächſ. Sinfonieorcheſter. Ltg.; von
Soſen. 18.00: Bücherſtunde: Von Schelmen und braven
Leuten. 18.15: Zeitfunk. 18.30: Serenaden. (Schallpl.).
18.55: Das Gedicht; anſchl.: Wetter.
19.00: Volkslieder und Duette. 19.30: Italieniſcher Sprach=
Unterricht für Anfänger. 20.00: Kernſpruch; anſchl.: Kurz=
nachrichten
20.10: Stuttgart: Unere Saar den Weg
frei zur Verſtändigung. 20.30: Militärkonzerk. Das Muſik=
korps
der Wachtruppe Berlin. Ltg.: Obermuſikmeiſter Ahlers.
In der Pauſe 21.05: Die Arbeit der Theater im Reiche. Ur=
aufführung
von E. G. Kolbenheyers Gregor und Hemrich, im
Staatstheater Dresden. 22.00: Wetter= Tages= und Sport=
nachrichten
. 22.30: K. Schmidt und Dr. Amy Nadolny=
Hackemann: Segelflug und neues Weltbild (Aufn.) 22.45:
Seewetterbericht. 23.00: Himmliſche Klänge. (Schallpl.).

Welterbericht.
An der Rückſeite der über Nordſkandinavien abziehenden
Störung gelangt kältere oseaniſche Luft nach dem Feſtland. In=
folgedeſſen
wird meiſt bewölktes und zeitweiſe nebliges Wetter
vorherrſchen, wobei auch vereinzelt Niederſchläge auftreten.
Ausſichten für Mittwoch: Dunſtig und wolkig, mit vorübergehen=
dem
Aufklaren, etwas kühler, vereinzelt leichte Niederſchläge.
Ausſichten für Donnerstag: Etwas wechſelhaftes und ziemlich küh=
les
Wetter.

ROHAN VON HANS RABL
Copyright 1934 by Auguſt Scherl G. m. b. H., Berlin.

(Nachdruck verboten.)

Fſtchchte ihr das Unterhaltungsblatt heraus und ſtudierte
ſeineſeuranz= und Handelsteil weiter. Biſt du fertig? fragte
er ndſleimer Weile.
9n7 , ſagte ſie und kaute.
Fgrfiff nach dem Tablett und beförderte es mit kühnem
Schwa üüber ſich weg auf den Waſchtiſch. Zigarette? fragte er.
N.8
GS rauchten und laſen. Plötzlich drückte er den Stummel
aus jeu ſegte die Zeitung weg. Du=
fragte
ſie. Was denn?
GBſchküttelte den Kopf. Nichts weiter ſagte er. Es
geht Amnnicht! dachte er dabei. Man kann über ſolche Sachen
nicht ren-. Vielleicht können das Leute wie Seydell Leute,
die ſiſſhrnnzipiell nie genieren? Er konnte es nicht. Ungeduldig
fegte ſedige Zeitung aus dem Bett.
ſr rrecht, ſagte ſie faul. Noch eins ſchlafen?
SEleggten ſich zurecht. Grete ſchlief faſt ſofort wieder ein.
Erwinnig, noch eine Weile wach, aber ihr ruhiges, tiefes Atmen
drücktru mr die Augenlider zu. Schlafen iſt anſteckend, dachte er
zuletzt!
Dwwar die Einrichtung des faulen Sonntags, wie ſie es
nanntt fFrüher war das alle ſechs, acht Wochen vorgekommen.
Seit Ift, nicht mehr ins Geſchäft gegangen war, hatten die
faulennon ntage nach und nach ganz aufgehört. Es war einmal
an eimn Sonntag geweſen, da hatte Grete beim Aufwaſchen ge=
ſeufzt
6v ſhatte geſagt: Ich möchte im Bett bleiben.
EEn hatte ſie beſorgt gefragt, ob ſie krank ſei.
ſe, (krank war ſie nicht, ſie hatte nur einfach Luſt, einmal
zuſ ſtehen, einmal einen Tag überhaupt nichts zu tun.

Dann hatte ſie ihn von der Seite angeſehen und vorſichtig ge=
fragt
: Findeſt du das nun ſchlimm?
Er hatte ernſthaft geſagt: Gräßlich , und hatte ſich furcht=
bar
gefreut. Nicht nur über dieſe glorreiche Idee und es
zeigte ſich allmählich, daß ſo ein fauler Sonntag gelegentlich eine
herrlich erholſame Sache war , ſondern darüber, daß er eine
Frau hatte, die auf ſo wunderbare und ungewöhnliche Ideen kam.
Das waren Sonntage, an denen man ſich nicht anzog, an denen
man nichts an der Wohnung tat, an denen man abwechſelnd, aber
immer im Bett, , las, rauchte, erzählte und ſonſt noch ver=
ſchiedenerlei
man hatte dabei das herrliche Bewußtſein, unge=
heuer
faul und und nichtsnutzig zu ſein. Nebenan hörte man, wie
die Leute aufſtanden, man hörte, wie die Frau kochte, abwuſch,
wie ſie dann nachmittags fortgingen man dachte ſich, ſie wür=
den
, wenn ſie nur wüßten, einen für vollſtändig verkommen hal=
ten
und das war alles ſehr ſchön. Nicht einmal Marie wußte
von dieſen Sonntagen. So was erzählte man nicht weiter. Es
war ja möglich, daß auch andere Leute gelegentlich ſo abgründig
faul waren aber ein Geſprächtsthema war das nicht.
Auch ſie ſelbſt ſprachen höchſtens darüber, daß ſolche Sonn=
tage
ſehr erholſam ſeien. Daß ſie noch mehr waren, darüber ſchwie=
gen
ſie, aber ſie wußten es beide. Es war immer ein Tag ganz
beſonders enger Gemeinſamkeit. Selbſt wenn man miteinander
ausging, gaben Schuhe, Stehkragen und dergleichen das Gefühl
einer gewiſſen Konvention, der man ſich als Kulturmenſch des
zwanzigſten Jahrhunderts nicht zu entziehen vermochte. Dieſes
Gefühl aber fiel an ſolchen Sonntagen weg. Es war wie war
es denn? Es war ſo, wie man ſich den Traum von der Südſee
vorſtellte. Nichtstun, Behaglichkeit, Wärme, Nähe, Liebe, Ruhe

Südſee des kleinen Mannes hätte jemand wie Seydell oder
van Suren oder ein anderer Siebengeſcheiter dazu geſagt.
Das waren die faulen Sonntage. Dieſer aber gehörte nicht
recht zu ihnen. Je länger der Tag dauerte, deſto mehr empfanden
ſie es beide. Immer fehlte etwas, und immer war etwas zuviel
da. Die richtige Mitte war nie. Sie waren nett zueinander, ge=
wiß
. Aber da war ein Körnchen reiner Höflichkeit dabei, das
nicht dazu gehörte. Sie waren zärtlich zueinander, gewiß. Aber
es war eine Spur zuviel Heftigkeit dabei, die ſtörte. Was fehlte,
war das Selbſtverſtändliche. Keiner hätte dem anderen irgend
etwas vorwerfen können außer dem einen: daß ſie beide nicht
ſo waren, ſondern ſo ſein wollten.
Sie ſpürten es beide. Als der Tag herum war, hatte Erwin
einen ſchalen Geſchmack auf der Zunge. Und Grete, die ſpürte,
wie es um ihn ſtand, hätte gern geweint, hätte ſie nicht ſeine
Fragen gefürchtet. Aber ſie ſprachen nicht darüber ſo leicht
ſpricht man nicht über derlei. Und die Wand zwiſchen ihnen, die
ſie hatten einreißen wollen, war höher geworden.
Gratuliere, Nelli! ſagte Seydell.
Zu was denn? fragte ſie. Dann fiel ihr ein, ſie hatte
Seydell ja noch nicht geſehen, ſeit ſie Marie von der kommenden
Probeaufnahme erzählt hatte. Ach, ſo das darfſt du doch nicht
willſt du es mir vermaſſeln?
Um Gottes willen ! proteſtierte Seydell und drehte ſich
herum. Er ſpuckte ihr dreimal auf den Rücken oder tat wenig=
ſtens
ſo. Biſt du nun wieder zufrieden?"
Es geht ſo . Iſt Marie noch nicht auf?
Seydell ſchüttelte den Kopf. Schläft ſogar noch, ſagte er
und ſtrich ſich ſein Brot.
Du ſiehſt gut aus, ſtellte Nelli feſt.
Ja? Findeſt du? Ich fühl’ mich auch ach, du haſt keine
Ahnung, wie ich mich in meiner Haut wohler fühle als vorher!
Na keine Ahnung ? Ich habe ja auch dergleichen vor
mir.
Nur mit dem kleinen Unterſchied, ſagte Seydell ganz ernſt=
haft
, daß es bei dir ein Vabanqueſpiel iſt.
Wieſo?
Erſtens weißt du nicht, wie du im Film herauskommſt.
Zweitens weißt du noch lange nicht, ob er dich nimmt, ſelbſt
wenn du noch ſo gut kommſt. Vielleicht will der Geldgeber plötz=
lich
ſeine Freundin lancieren, und du ſtehſt da. Drittens weißt
du aber noch nicht, ob der Film, ſelbſt wenn er dich nimmt, zu
Ende gedreht wird, oder ob dein Herr van Suren vorher Pleite
macht. Und viertens und letztens weißt du am allerwenigſten, ob
der Film, falls er fertig wird, auch Erfolg hat. Und du kannſt
noch ſo herrlich geweſen ſein wenn der Film ein Mißerfolg
wird, dann
(Fortſetzung folgt.))

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 294

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 24. Oktober 1934

Zur Feier des 15jährigen Beſtehens der Techniſchen Nokhilfe

wurden im ganzen Reiche machtvolle Kundgebungen veranſtaltet. Die Berliner Nothelfer ver=
ſammelten
ſich zu einer Feier im Luſtgarten, bei der wie unſer Bild zeigt Oberpfarrer
Richter=Reichhelm mehrere neue Fahnen weihte.

Für die 604 Bürger des Berliner Vorortes Tegel, die im Weltkriege ihr Leben für das Vaterlan
opferten, wurde ein Denkmal errichtet, das am Sonntag feierlich eingeweiht wurde. Das Denkm
ein Werk des Bildhauers Ludwig Iſenbeck ſtellt einen erwachenden Löwen dar.

Reich und Ausland.
Zurchtbarer Tod eines Leichtſinnigen.
Limburg. Auf dem Heimweg von Kalten=
holzhauſen
nach Netzbach erkletterte am Samstag
abend gegen 10 Uhr der 17jährige Landwirtsſohn
Karl Weber aus Netzbach im Uebermut einen Lei=
tungsmaſt
der Ueberlandleitung. Auf dem Maſt
ſtehend, jodelte er ſeinen auf der Straße ſtehenden
Begleitern zu. Beim Hinunterſteigen blieb der
leichtſinnige Burſche mit den Beinen in einem
Leitungskabel hängen. Als er mit dem herunter=
hängenden
Oberkörper in zweites Kabel berührte,
geriet die Kleidung des Unglücklichen durch den
entſtandenen Kurzſchluß in helle Flammen. Weber,
der zwiſchen den Kabeln der 10 000 Volt führenden
Hochſpannungsleitung hing, war auf der Stelle
tot. Seine Leiche, die erſt, nachdem die Baukolonne
der Mainkraftwerke verſtändigt worden war, her=
untergeholt
werden konnte, wies furchtbare Ver=
brennungen
auf. Die Kleidung war bis auf die
Jacke des mit dem Kopf nach unten Hängenden
vollſtändig verbrannt, der Körper war ſtark ver=
kohlt
. Durch das furchtbare Unglück war gleich=
zeitig
die Lichtverſorgung mehrerer Dörfer der
Umgebung auf längere Zeit unterbunden.
Inkernationaler Bekrüger in Zulda

England gewinnt den Auſtralienflug.
Scokk und Black als Erſte in Melbourne. Eine Meiſterleiſtung: Rund 22004
Kilomeker in 2 Tagen, 22 Skunden und 58 Minuken bewälkigk.

Fulda. Die Fuldaer Kriminalpolizei konnte
einen unter der Maske eines griechiſch=orthodoxen
Prieſters umherreiſenden Hochſtapler und Betrü=
ger
, der ſeit 1929 in Spanien, Oeſterreich, Frank=
reich
und Deutſchland geſucht wird und dazwiſchen
auch in Nord= und Südamerika ſein Unweſen ge=
trieben
hat, verhaften. Es handelt ſich um den
ſtaatenloſen 46jährigen Galizier Wladimir Bod=
nyp
. in deſſen Beſitz ein in Braſilien ausgeſtellter
Nanſen=Paß gefunden wurde. Bodnyp hatte in
einem Fuldaer Kloſter einen raffinierten Betrugs=
verſuch
unternommen.

Laſtkraftwagen raſt in Schaufenſter.
Marburg. Am Montag mittag verſagten an
einem zum oberen Marktplatz hinauffahrenden
Laſtkraftwagen, der mit 70 Zentnern Kohlen be=
laden
war, die Bremſen. Der Wagen drückte einen
an derſelben Stelle vorbeikommenden Mann in
eine Schaufenſterſcheibe hinein.
Graf Zeppelin wieder in Friedrichshafen.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff Graf
Zeppelin iſt geſtern früh 5 Uhr unter Führung
von Kapitän Lehmann von Pernambuco nach
Friedrichshafen zurückgekehrt und um 11,5 Uhr
auf dem Werftgelände glatt gelandet. An der Süd=
amerikafahrt
nahmen zwölf Paſſagiere teil.
Goethe=Forſcher Dr. v. Biedermann geſtorben.
Berlin. Der Goethe=Forſcher Dr. Flodoard
Frh. von Biedermann iſt im 77. Lebensjahre ge=
ſtorben
. Er iſt bekannt geworden als Herausgeber
der Geſpräche Goethes, Schillers, Kleiſts und Leſ=
ſings
. Als Vorſtandsmitglied der Weimarer
Goethe=Geſellſchaft hat der Verſtorbene ſich große
Verdienſte erworben, die anläßlich des 70. Ge=
burtstages
des Gelehrten von der philoſophiſchen
Fakultät der Univerſität Berlin durch Verleihung
der Ehrendoktorwürde anerkannt wurden.
Zu Schillers 175. Geburkskag

wurden von der Reichspoſt Briefmarken in den
Werten von 6 und 12 Pfennigen geſchaffen. Die
Zeichnung ſtimmt bei beiden Marken überein.
Größe und Farbe ſind die gewöhnlicher Poſtwert
zeichen. Der Verkauf beginnt am 5. November.

Die Engländer Scott (rechts) u. Black vor ihrer Maſchine unmittelbar vor dem Start in Mildenhall
Furchkbares Aukounglück bei Siegburg
Die Landung in Melbourne.
Siegburg. In der Nacht zum Dienstag er=
London. Das engliſche Spitzenflugzeug der eignete ſich in der Nähe von Siegburg ein furcht=

Auſtralienflieger mit der Beſatzung Scott und
Black iſt am Dienstag früh 6.34 Uhr MEZ. in
Melbourne gelandet. Die britiſchen Flieger haben
für die geſamte Flugſtrecke von rund 22 000 Kilo=
metern
zwei Tage 22 Stunden und 58 Minuten
benötigt.
Auf dem Flemingtown=Rennplatz hatten ſich
ungefähr 30 000 Männer, Frauen und Kinder ver=
ſammelt
, um den Sieger im Luftrennen England
Auſtralien zu erwarten. Die Begeiſterung der
Menſchenmenge beim Eintreffen ihrer Landsleute
aus der engliſchen Heimat überſteigt alle Begriffe;
ſie vermittelte eine eindrucksvolle Vorſtellung von
dem ideellen, über das rein Techniſche weit hin=
ausgehenden
Wert dieſer Veranſtaltung. In noch
nicht ganz 71 Stunden, alſo knappen drei Tagen,
ſind jetzt Engländer von London nach dem wirt=
ſchaftlichen
Herzen des auſtraliſchen Dominions
gefahren und haben ſo eine neue Klammer nach
dem fernſten, 18 000 Kilometer vom Mutterland
entfernten Teil des engliſchen Weltreichs ge=
ſchlagen
.
Die Holländer Parmentier und Moll, die an
zweiter Stelle liegen, flogen kurz nach Mitternacht
MEZ. in Port Darwin ab. Sie haben Cloncurry
erreicht und befinden ſich etwa zehn Flugſtunden
hinter den Spitzenfliegern. Die an dritter
Stelle ſtehenden Amerikaner Turner und Pang=
born
haben Kupang im Süden der Timor=Inſel
paſſiert. Jones und Waller haben nunmehr
Singapur erreicht und ſind nach kurzem Aufenthalt
nach Port Darwin weitergeflogen, während Mac=
Gregor und Walker Allahabad verlaſſen haben.
Parmenkier und Moll haben ſich verirrt
Die holländiſchen Flieger Parmentier und Moll
haben drahtlos ein Notſignal abgegeben. Sie
ſcheinen ſich verirrt zu haben. Die Eiſenbahnbehör=
den
der Städte Albury und Wodonga unterrichte=
ten
ſie, daß ihr Flugzeug 60 Minuten über der
Umgebung dieſer Städte im Kreis geflogen ſei
Die radiotelegraphiſchen Stellen der Poſt ſind ge=
beten
worden, Parmentier und Moll, die ſich um
14.40 Uhr MEZ. 40 Meilen nördlich von Albury
befunden hätten, die Richtung anzugeben.

bares Unglück. Ein Kraftwagen aus Eitorf pralle
aus bisher unbekannter Urſache mit ſolcher Wut
gegen einen Baum, daß der vordere Teil des W
gens, in dem zwei Brüder und eine junge Fra
Platz genommen hatten, vollſtändig eingedrüc
wurde. Der Benzintank explodierte, und der W
gen geriet in Brand. Die drei Perſonen, denen
jede Rettungsmöglichkeit fehlte, da ſie auf ihren
Plätzen eingeklemmt waren, verbrannten bei leben
digem Leibe.
25 Todesopfer der Sturmlataſtvophe
an der Pazifiſchen Küſte.
San Franzisko. Die Zahl der Todesopſe
des ſchweren Sturmes, der am Montag die paue
fiſche Küſte heimſuchte, iſt auf 25 geſtiegen. Meb=
rere
Hundert Perſonen wurden verletzt. An
ſchwerſten heimgeſucht wurde die Stadt Seattle in
Staate Waſhington, wo nach den bisherigen Feſt=
ſtellungen
allein mindeſtens zehn Perſonen uns
Leben gekommen ſind. Aus zahlreichen kleineren
Orten an der Küſte liegen noch keine Nachrichten
vor, da die Telephon= und Telegraphenverbinduf
gen unterbrochen ſind.

Neuer Strakoſphärenflug Prof. Piccgt
Detroit. Profeſſor Piccard und Fraſt
gen am Dienstag um 0,58 Uhr UEZ. mit ſi
Ballon Ascenſion zu einem Stratoſphärenſi
auf. Der Ballon trieb ſüdoſtwärts.
Dem Abflug des Stratoſphärenballons As(
ſion wohnten etwa 40 000 Menſchen bei, darund
auch Henry Ford. Der Ballon ſtieg langſam i
verſchwand bald in den tiefhängenden Wolſel
Jean Piccard führt einen Kurzwellenſender mi
um mit der Außenwelt in Verbindung zu bleibe
Der Ballon Ascenſion überflog zunächſt M0
Erie=See und befand ſich um 4.18 Uhr ME3.
etwa 1250 Meter Höhe über der Stadt Norwall i
Staate Ohio. Der Ballon trieb in der Richtund
nach Pennſylwanien. Frau Piccard gab eine Funſe
meldung, wonach an Bord des Ballons alles voß
iſt und der Ballon in ſchneller Fahrt der Si0
toſphäre zuſtrebe. Um 5.45 Uhr MEZ. befand ſ0
der Ballon in etwa 3600 Meter Höhe über Clen
land (Ohio).

Das neue Wiſe
mal in der Schorfheide,

das nach einem Entwurf von Profeſſor Max Eſſer geſtaltet wurde, wurde jetzt durch den
jägermeiſter Miniſterpräſident Göring geweiht. Das Denkmal, das 3 Meter lang und s
hoch iſt, trägt auf beiden Seiten folgende Inſchrift: Einſt zog uriges Großwild durch Akt
Wälder ſeine Fährte. Jagd war Mutprobe unſerer germaniſchen Vorfahren. Unter dem Reſ
ppat
meiſter Hermann Göring im Dritten Reich A. D. 1934 entſtand hier ein deutſcher
Wiſent, Auer, Elch, Hirſch, Wildpferd, Biber und anderes Getier unſerer Heimat ſollen..."
Wer
Freiſtatt finden, um kommenden Geſchlechtern als lebendige Zeugen zu dienen vom Z
des einſt nicht durch Menſchen beherrſchten Deutſchland.

[ ][  ][ ]

iEwoch, 24. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 294 Seite 3

der Brautwerber.
Von Erik Bertelſen.
Ahr Jung war Junggeſelle, trotzdem er ſich
immatgewünſcht hatte, recht früh zu heiraten.
Mädöſt wenug hatte es zwar gegeben, die nach
ſeinerſGeſchmack waren, und auch ihn gerne
mochſlt wenn er ſah ganz gut aus und hatte
eine Wünx Beſitzung.
AM es fehlte ihm die Redegewandtheit.
Beſoßurs Frauen gegenüber war er ſchüchtern.
Es r ſihm unmöglich, zu freien. Jedesmal,
wenn+ ſoweit war, blieben ihm die Worte im
Halſſletken. Und ſonderbarerweiſe war ihm
nie es0s der Mädchen zu Hilfe gekommen.
Müwar er über 40 Jahre alt. Man rech=
nete
ſhereits zu den älteren Männern. Wollte
er übmauipt noch heiraten, war es höchſte Zeit.
D Nachbarhof bewirtſchaftete eine junge
Witun SSie gefiel Peter ſehr, und auch ihr
Hof zin richt zu verachten. Er war ſchöner als
ſein 1emer, konnte es wenigſtens unter rich=
tigers
liting bald werden, da er außerordent=
lich
gun Boden hatte. Eine Frau allein ver=
ſtandiy
türlich nicht genug davon.
E ai: Sonntag vormittag, als Peter Jung

u en wir wetten, daß. . Ja, was kann
ma u Eht alles wetten und wie oft wird wohl
die ſſiedensart auch bet uns gebraucht, trotzdem
wichriſot, wie England, das klaſſiſche Land der
Weln ſind. Meiſt iſt es uns gar nicht ſo ernſt,
wene voir ſo im Eifer der Unterhaltung eine
Weh rorſchlagen. Aber es gibt doch auch unter
untclnnſchen genug, die geradezu wie von einer
Wiltſoenſchaft beſeſſen ſind: es brauchen gar
nichhſinamer Rennplätze zu ſein, auf denen ſich
die ſſteädenſchaft austobt, manche Menſchen wet=
ten
/ndach bei allen möglichen und meiſt ſogar
umſiglichen Gelegenheiten. Sie wetten, daß es
nichtt voei Bäume auf der Welt mit gleich vie=
lenAſi
ttern gibt; ſie wetten, daß die Würſte
ausch enn Grund ſchief geſchnitten werden, weil
die ſeſſerklingen durch ſenkrechte Führung zu
ſeh=Feigen würden; zwei deutſche Gelehrte ha=
ben/nmal
gewettet, ob es richtiger ſei, zu ſagen,
geſchen oder geeſſen, und ſie haben es ſich
mahn/ Stunde Arbeit voll tiefſchürfender For=
ſchuynn
, koſten laſſen, um endlich doch zu dem
Errieiis zu kommen, daß es der deutſchen Sprache
gemuſßer ſei, zu ſagen gegeſſen!
E=Berliner, der dafür bekannt war, daß
ihmiſihes aus der Ruhe bringen konnte, hat ein=
malſeroettet
, daß ihn niemand ſo weit reizen
könſa ſeinem Freunde eine Ohrfeige zu geben.
Nadh imigen fehlgeſchlagenen Verſuchen glückte
es =hlridoch, den phlegmatiſchen Herrn in Wut
zu ihnxen: ſein Freund beſchuldigte ihn beim
Kelihn geines Gaſthauſes als Gepäckdieb und be=
zog
-fhsruf prompt die Ohrfeige, die ihm in die=
ſemm
ellle etwas verſüßt wurde durch das
Tritvl=gefühl, die Wette gewonnen zu haben.
P5l der eine auf ſeinen Gleichmut, ſo iſt
der idere auf ſeine Trinkfeſtigkeit ſtolz. Im
luſt n Rameradſchaftskreis wettete ein Offizier,
troxzin er bereits dem edlen Naß ſtark zuge=
ſproſen
hatte, daß er noch imſtande ſei, mit
einahäameraden zuſammen einen Eimer Bier in
kurzſeFiiſt auszutrinken, wenn man ihm geſtatte,
dieſteiHameraden herbeizuſchaffen. Das wurde
ihmt la.ubt, und der Offizier kam mit ſeinem
Pfelky=eder, das den Inhalt des ihm vorgeſetz=
ten
) mers raſch durch die Gurgel goß. Sehr
luſtſhaſt auch die Geſchichte von einem franzöſi=
ſchemſlarquis
, der um 2000 Franken wettete,
daß) im Mitternacht und mit verbundenen
Augwden Weg vom Place de la Concorde zu
eineurnffernt gelegenen Villa zurücklegen werde.
Tartſälith erlebten die Pariſer es in der folgen=
den
1at, einen elegant gekleideten Herrn mit
verbwemen Augen, mit ausgebreiteten Armen
durcch e Straßen taſten zu ſehen. Dem Ahnungs=
loſexy
Inten in aller Stille im Gänſemarſch etwa
50 ¼ſoien und eine ganze Reihe von Wagen.

h ein merkwürdiger Aufzug und man
wer Wache am Palais de UElyſée nicht

verdſgren, daß ſie dieſe Leute für eine Bande
von FArſchwörern hielt und verhaften wollte!
Acn Xann ſogar, wenn man die Sache auf
die ſäitze treibt, über das Wetter wetten: ſo
hat ue der ruſſiſche Leutnant Schimanoff ge=
machtvrr
wettete, daß er nie eine Wette ver=
lierenvärde
. Als er einmal zu einem neuen
Regtmn verſetzt wurde und man ihm zu
Ehrrſein: Eſſen gab, fragte ſein neuer Oberſt
ihn üte er es nur fertig bringe, nie eine
Wetritu verlieren. Ich wette nur, wenn ich
meinn Sache ganz ſicher bin, erwiderte
Schicmu ff, ich verſtehe mich ein wenig auf
Phy=ſtnomien, und ich weiß z. B. im Augen=
blick
ᛋqmu, daß Sie, Herr Oberſt, den Schmerz,
den hu nen eine alte Wunde am Fuß ver=
urſaot
Hinter einer lächelnden Miene ver=
bergis
Ach was, Unſinn, ſagte der Oberſt,
ich ewe doch nie eine Fußverletzung gehabt.
Woll Sie etwa wetten, daß ich mich da

alle 4m (Hedanken durch den Kop, gingen. Und
er becſyz, daß er noch heute als Freier zu der
Witw.yirüberfahren mußte. Nur wie kam
er darn ohne daß ſeine alte Mutter ihn
fragteus vohin er wolle? Und kam er dann
unvenniiter Sache zurück nein, ſo ging es
nicht!a kam ihm ein Gedanke. Sein Knecht
Steffiſſaikoninte gut reden und wirkte außerdem
vertrar emweckend. Ob er nicht ihn als Für=
ſprechtſchickte
?
P=E ring ſofort in den Stall, wo Steffen
die Aſd ſtriegelte. Er arbeitete flink. Gut
gelauztmein!e Peter:

täuſche? Allerdings verſetzte Schimanoff,
ich ſetze 500 Rubel! Der Oberſt hielt die
Wette, zog auf der Stelle die Stiefel aus und
ließ ſich von ſeinen Kameraden beſtätigen, daß
ſeine Füße ganz unverletzt waren. Schimanoff
bezahlte daraufhin gleichgültig die verlorene
Wette, erklärte ſo nebenbei, das Glück ſcheine
ihn verlaſſen zu haben, ſeine Kameraden wür=
den
erſtaunt ſein, das zu hören. Der Oberſt
hatte nun nichts Eiligeres zu tun, als dem
früheren Regimentskommandeur Schimanoffs
im Gefühl ſeines Triumphes zu ſchreiben, daß
er den Unbeſieglichen beſiegt habe. Die Ant=
wort
ließ gar nicht lange auf ſich warten.
Lieber Freund ſchrieb der beſagte Regiments=
kommandeur
, dieſer Schimanoff iſt doch wirk=
lich
des Teufels. Denken Sie, er hätte vor
ſeiner Abreiſe mit mir um 2000 Rubel, ge=
wettet
, daß er Sie am Abend ſeiner Ankunft
dazu bringen werde, daß Sie an verſammelter
Offizierstafel die Stiefel ausziehen und mir
dies ſelbſt melden würden. Nun, er hat ſeine
Till.
Wette glänzend gewonnen!

Der verlorene Ring.
Eine Geſchichte von der Ironie des Zufalls.
Das iſt eine ſehr unwahrſcheinlich klingende
Geſchichte, aber ſie iſt dennoch buchſtäblich wahr
und von glaubwürdigen Männern bezeugt. Ge=
ſchehen
iſt ſie in England, und die Zeitungen,
die ſie berichten, fügen die Namen der Zeugen,
bekannter und angeſehener Männer, hinzu.
Da war in einer engliſchen Kleinſtadt ein
Junge, der ſich als Laufburſche ſein Brot ver=
diente
. Eines Tages wurde er mit einem koſt=
baren
Ring zum Goldſchmied geſchickt. Auf einer
Brücke betrachtete der Junge den Ring, hielt
ihn gegen die Sonne und ließ den hellen Bril=
lanten
aufglitzern. Unverſehens geſchah das
Unglück: der Ring entglitt den ſpielenden Fin=
gern
des Jungen und fiel, über das Brücken=
geländer
in eine Schlammbank des Fluſſes.
Der Burſche überlegte nicht lange, zog ſich
Schuhe und Strümpfe aus, und ſuchte nach dem
verlorenen Ring. Die Stunden vergingen im
Fluge, ſchon brach die Dämmerung herein
den Ring hatte der Junge nicht gefunden.
Schließlich gab er das Suche auf. Und in ſei=
ner
Angſt lief er davon, wanderte in derſelben
Nacht zur nahen Hafenſtadt und ging als
Schiffsjunge auf ein Handelsſchiff.
Nach mancher abenteuerlichen Fahrt gelangte
er nach Amerika, wurde durch zähen Fleiß und
nach langen ſorgen= und arbeitsreichen Jahren
Beſitzer einer Farm und gellngte zu großem
Reichtum.
50 Jahre nach ſeiner Flucht aus Europa hielt
er es vor Heimweh nicht mehr in der Fremde
aus, verkaufte ſein Anweſen und kehrte mit
einem großen Vermögen nach England zurück,
wo er ſich in ſeiner Vaterſtadt anſiedelte.
Eines Tages ging er mit einem Bekannten
der uns die Geſchichte berichtet hatte durch
die kleine Stadt und kam an die Brücke, wo er
einſt den Ring verloren. Von ſeinen Erinne=
rungen
überwältigt, erzählte er dem Freund
die ganze Geſchichte.
Ich könnte ſchwören, ſo ſchloß er ſeine Er=
zählung
, daß hier die Stelle iſt, wo ich ihn
verlor.
Bei dieſen Worten ſtieß er ſeinen Stock in
die Schlammbank unter der Brücke, um ſeinem
Begleiter die Stelle zu zeigen. Sinnend bohrte
r im Schlamm herum. Als er den Stock wieder
zurückze / ſteckte der Ring an der eiſernen
Zwinge des Stockes, und der Brillant funkelte
im Sonnenlicht.

Wußten Sie das ſchon?
Ueber die Länge von Rieſenſchlangen
ſind recht falſche Anſichten verbreitet. Meiſt wird
ihre Länge überſchätzt. Die dunkle Pytonſchlange
(Python bivittatus Schl.) Südaſiens kann eine
Länge von 10 Meter erreichen, die Nesz= oder
Gitterſchlange (Python reticulatus Schl.) der
Malaien wird ausnahmsweiſe 10 Meter lang.
Die Anakonda (Eunectus murinus L.), die
größte Rieſenſchlange der neuen Welt, iſt einmal
mit 9,40 Metern gemeſſen worden, während die
Königs= oder Abgottſchlange (Boa oonstrictor
T.) unſerer Jahrmarktsbuden ſelten 4 Meter
Länge überſteigt.
Die Lachſe laichen im Winter in den Ober=
läufern
unſerer Ströme. Sie kehren in die Flüſſe
zurück und ſteigen ſtromaufwärts. Sie überwin=
den
dabei die größten Hinderniſſe. Man hat
Sprünge der Lachſe von 2 bis 3 Meter Höhe
und 4 bis 6 Meter Länge gemeſſen. Sie hören
während dieſer Zeit faſt völlig zu freſſen auf, und
ihr Fleiſch nimmt eine ſchön rötliche Farbe an.
Nach der Laichzeit kehren ſie ins Meer zurück. Die
jungen Lachſe bleiben etwa zwei Jahre im Süß=
waſſer
.
Spricht man in Gegenwart von weidgerechten
Jägern von Haſenbeinen, ſo kann man ſich
wenig beliebt machen. Der Haſe hat Läufe‟,
keine Beine. Die Augen heißen Seher, die
Ohren Löffel‟. Die Haare werden Wolle‟
genannt, und der Schwanz heißt Blume Nicht
das Fell wird dem Haſen abgeſtreift, ſondern
er Balg.

Vor kurzem erſt hat der amerikaniſche Mil=
lionär
John Sattler den Diamanten Mogul von
einem Händler erworben und ſchon ſteht der
Stein wieder zum Verkauf. Er ſoll Unheil
bringen wie man behauptet. Er hat in den
wenigen Stunden, denen er Sattler, übrigens
einem ausgewanderten Süddeutſchen, gehörte,
Unheil gebracht. Deshalb will er ſich wieder von
ihm löſen. Es iſt ſeltſam, daß alle großen Dia=
manten
, die aus dem Orient kommen, mit
irgendwelchen tragiſchen Sagen und ſchickſal=
haften
Verwicklungen verknüpt ſind. Man kann
alſo heute ſchon fragen, wer den Mogul kaufe
und das Schickſal dazu.
Sattler, der ſich als Grundſtücksſpekulant ein
derartiges Vermögen erwarb, daß er ſeit mehr
als 10 Jahren ſeinen Neigungen leben konnte,
war ganz zufällig von einem Bekannten auf den
Mogul aufmerkſam gemacht worden, den er auf
ſeiner Südamerikareiſe in Rio de Janeiro traf.
Mehr aus Neugierde als aus Kaufluſt ſchaute
ſich Sattler den ſeltenen Stein an und war von
ſeinem Anblick ſo entzückt, daß er ſofort in Kauf=
verhandlungen
eintrat. Der Stein iſt immerhin
77. Karat ſchwer, vollkommen rein und bekam
ſeinen Namen wohl nach ſeinem größeren Bru=
der
, dem Großmogul, der zum Schatz der eng=
liſchen
Krone gehört.
War es nun Zufall od.r das an Diaman=
ten
geknüpfte Schickſal? Zur gleichen Stunde,
als der Kauf abgeſchloſſen wurde, erhielt Satt=
ler
ein Telegramm aus New York, das ihm die
Erkrankung ſeiner Gattin mitteilte, am nächſten
Tag erfolgte ein ſchwerer geſchäftlicher Verluſt.
Sattler, nicht abergläubiſch, aber wohl doch in=
tereſſiert
für die Zufälle, die ſich um einen toten
Diamanten ranken können, erkundigte ſich ein=
gehend
nach der Geſchichte des Steins und er=
fuhr
nun einige Einzelheiten, die ihn doch be=
wogen
, ſich lieber wieder von dem Stein zu
trennen. Wobei er ſchneller einen Käufer zu
finden hofft als der Juwelier in Rio, der zwei
Jahre darauf feſthing.
Er hatte ihn nämlich von dem Millionär
Mo ley erworben. Dieſer hatte ihn wie er
behauptete nur verkauft, weil er die Sorge
nie los wurde, der Stein könne ihm geſtohlen
werden. Tatſache iſt, daß ſeine Gattin, wenn ſie

Das denkmal auf dem Dache.

Die Standfigur des Ludwig=Monuments
vom Alten Palaisgarten aus geſehen.

den Stein trug, ſtändig von vier Detektiven
bewacht werden mußte. Das hielt Morley für
ſicherer als die größte Verſicherung gegen Raub.
Dieſer Morley ſeinerſeits war auch wieder auf
eine erſtaunliche Weiſe einige Jahre vorher an
den Stei geraten. Bei ihm fand ſich eines
Abends ein Diamantenhändler ein, der ihm ge=
ſtand
, einen koſtbaren Stein, eben den Moguk,
gegen eine hohe Summe verpfändet zu haben.
Die Pfandfriſt laufe am nächſten Tag ab. Wenn
er bis dahin nicht den Stein ausgelöſt habe,
verfalle er für eine lächerliche Summe. Er bot
ihm alſo einen Geſellſchaftsbeſitz an, wenn der
Millionär Morley den Stein heraushöle. Das
tat dieſer denn auch. Eigenartiger Weiſe zeigte
der Juwelier gar keine Neigung, den Stein bei
Morley wieder auszulöſen. Gegen eine verhält=
nismäßig
kleine Abfindung ging das koſtbare
Stück in den endgültigen Beſitz Morleys über.
Nachdem Morley ſpäter nach vielen Schick=
ſalsſchlägen
übrigens den Stein verkauft
hatte, tra er den Händler zufällig wieder und
fragte ihn, weshalb er den Stein denn ſo leicht=
fertig
abgegeben habe. Er habe ihm Unheil ge=
bracht
geſtand der Händler. Es ſei immer
glänzend gegangen. Aber dann auf einmal ſei
alles wie behext geweſen, ſeit er den Stein im
Hauſe gehabt habe. Daß das Pech dieſem Stein
anhänge, ſei daher zu erklären, daß eine Harems=
frau
des Abdul Hamid den Stein verflucht
habe, als ſie in bittere Not geraten in
Südfrankreich nach Kriegsende gezwungen war,
den Stein zu verkaufen. Fluch hin, Fluch her
der Sultan ſoll ihn von einem perſiſchen Händ=
ler
bekommen haben, der ihn einem afghaniſchen
Soldaten abhandelte, der die Lepra hatte, die
er mit dem Stein von einem ausgeſtoßenen in=
diſchen
Fakir eingehandelt haben wollte.
So führt eine legendenhafte, jedenfalls aber
tragiſche Geſchichte durch die Jahre von Indien
bis nach Rio. Und nun ſteht er Stein zum
Verkauf. Verrufen wie der Hope Diamant oder
er Goldkonda und doch ſchön wie ein Mär=
chen
, ſo ſchön, daß jemand die Schönheit kaufen
wird um vielleicht (wie die Abergläubiſchen
immer wieder behaupten werden) gleichzeitig
das Schickſal zu erwerben, s unheilbringend
den 77 Karat anhängt. Heinz Nöding.

1oer Kaufr der Kegur.
Amerikas größter Diamant ſteht zum Verkauf.
Ein verrufener Stein.

Die ſind aber fein blank heute. Man könnte
beinahe glauben, ſie müßten den Brautwagen
ziehen. Ja, ja, man kann nie wiſſen, wie ſchnell
man zum Heiraten kommt.
Jedenfalls muß man erſt ein Mädchen
haben lachte Steffen.
Richtig, antwortete Peter. Kennſt du
eigentlich die Elvira drüben in Lanrup die
junge Witwe? Was hältſt du von ihr? Wäre
ſie nicht eine gute Partie?
Das kann man nicht abſtreiten.
Was meinſt du, Steffen ob du nicht mal
hinüberreiteſt und fragſt, wie ſie darüber denkt?
Du könnteſt ja damit anfangen, ob ſie nicht ein
Fohlen zu verkaufen hätte. Und ſo nach und
nach kannſt du dann die Sprache auf andere
Dinge bringen. Es iſt doch ein Jammer, daß
ihr Hof nicht gut genug bewirtſchaftet wird."
Steffen ſah nachdenklich aus: Ob man es
verſucht?
Natürlich! Es kann d ja nicht mehr paſ=
ſieren
als ein Nein von ihr. Ich finde, du
ſollteſt ſof rt hinreiten. Du pflegſt dich ja gut
usdrücken zu können. Bringſt du ſie dazu, ja‟
zu ſagen, bekommſt du von mir ein Sparkaſſen=
buch
mit 500 Kronen, die ich dir zugedacht habe.
Steffen ſtutzte: Das iſt zu viel des Guten!"
Nein, Steffen. Das iſt ſyon richtig ſo. Ich
bin imme= mit dir zuf eden geweſen und will
dir gerne weiter helfen. Aber reden wir
nicht ſo viel. Gehe noch am Vormittag. Wenn
es auch ſeine Vorteile hat, Junggeſelle zu ſein,
eine Frau zu haben iſt auch nicht ſchlecht. Und
ſie nimmt beſtimmt nicht d n erſten beſten Mann
auf ihren ſchönen Hof. Aber verſuch es einmal
bei ihr.
Mut habe ich ſagte Steffen. Abe.
wenn ſie nun ja ſagt , was wird dann hier
zuf dem Hof?
Da kümmere dich nicht weiter drum. Mach,
daß du fortkommſt, und iſt es nötig, dann bleibe

ruhig den ganzen Tag über weg. Ich fände es
ärgerlich, wenn ein anderer ſie fortſchnappte.
Und falls du es fertig bringſt, daß die Hochzeit
bald ſtattfindet, dann kannſt du dich darauf ver=
laſſen
, daß ich dich niemals vergeſſe.
Steffen zog in ſeinem feinſten Staat ab.
Peter ſah ihm kummervoll nach. Immerhin war
es ein gewagtes Unternehmen. Mißglückte es,
erzählte ſicherlich Elvira überall davon. Und
dann wäre es für Peter unangenehmer, als
wäre er ſelber dort geweſen..
Nach Tiſch ging Peter weit hinaus auf ſeine
Felder. Und ihm wurde ganz wunderlich zumute,
wenn er daran dachte, daß er vielleicht bald alles
verlaſſen müßte. Leicht würde ihm das nicht
werden. Faſt bedauerte er, Steffen geſandt zu
haben. Ob er bald wiederkam? Unruhig ſpähte
Peter in Richtung von Lanrup. Was ging dort
drüben wohl vor ſich? Ob Elvira nett war?
Oder wurde ſie böſe auf Steffen? Sagte ſie ja,
wäre das doch ganz ſchön.
Die Stunden vergingen. Immerzu ſah er
hinüber auf den Weg nach Lanrup. Niemand
war zu ſehen. Die Schatten wurden länger. Der
Abend kam. Und Peter ſetzte ſich in den Garten
un wartete.
Endlich, ſpät am Abend, hörte er ein ver=
gnügtes
Pfeifen von der Landſtraße. Peter lief
auf den pfeifenden Mann zu: Biſt du es, Stef=
fen
? Wie ging es aus?
Großartig, antwortete Steffen. Sie hatte
gar nichts dagegen, ſich wieder zu verheiraten.
Was ſagte ſie? Wie wars denn?
Sachte, ſachte. Wir wollen uns lieber an
den Grabenrand ſetzen, während ich erzähle.
Und Steffen erzählte:
Alſo ich kam und fragte, ob ſie ein Fohlen
zu verkaufen hätte. Und das hätte ſie. Aber
über den Preis konnten vr uns nicht einigen.
Fabelhaft du biſt ja ein richtiger Diplo=
mat
.

Vielleicht. Alſo ich ekam ſie dazu, daß ſie
mir ihre ganze Beſitzung und alles, was dazu
gehörte, zeigte.
Iſt es nicht ein wunderſchöner Hof?
Ja. Und das ſagte ich ihr auch. Aber
hier fehlt ein Mann, ſagte ich auch zu ihr.
Ha, ha. Und was antwortete ſie?"
Wenig. Sie dachte nach und meinte: Män=
ner
gibt es genug, aber , iſt ein großer Unter=
ſchied
, wie ſie ſi d‟
Sagteſt du nicht, daß d: einen Mann für ſie
wüßteſt, der der Richtige ſei?
Noch nicht. Aber ſi bat mich zu Tiſch. Und
am Nachmittag ſagte ich wieder: Hier fehl, ein
Mann. Sie ſollte darüber nachdenken. Ich
habe nachgedacht, ſagte ſie. Und ehe ich mirs
verſah, umarmte ſie mich und küßte mich.
Peter ſprang wie geſtochen auf. Dich? Dich
küßte ſie ſie? Das iſt doch eine Lüge!
Nein., Wen ſollte ſie denn ſonſt küſſen?
Mich, mich! Für mich ſollteſt du anfragen,
ob ſie mich haben wollt!
Steffen ſtand auf und ſagte ruhig und über=
legen
: Das hätteſt du etwas deutlicher ſagen
miſſen. Ich dachte, ich ſelber ſollte ſie freien.
Ja glaubſt du denn, dafür bekämſt du ein
Sparkaſſenbuch?
Nein. Das kam mir ja komiſch vor. Aber
nun iſt es zu ſpät, darüber zu reden. Das Spar=
kaſſenbuch
kannſt du gern behalten. Sie iſt ja
nicht gerade arm. Und wir heiraten hald.
Bald? Biſt du wahnſinnig, Mann? Na,
du kannſt dich darauf verlaſſen, daß ich dich nicht
vergeſſen werde!"
Das ſagte er in etwas anderem Tonfall als
am Vormittag. Aber ſchließlich verging auch ſein
Ze i, und als die Hochzeit, dar, fuhr er ſelber
das Brautpaar mit ſeinen ſchönen Pferden zur
Kirche.
(Berechtigte Ueberſetzung aus dem Däniſchen
von Karin Reitz.)

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 294

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 24. Oktober 1934

Alttgercrldere

Von der Birkenrinde zum modiſchen Gürtel.

Es gibt ein witziges Wort: Schade, daß man
den Erfinder des Bettes nicht kennt man
müßte ihm ein Denkmal ſetzen! Dieſes Wort
will unter der ſtillſchweigenden Vorausſetzung,
daß das Bett nicht die Erfindung eines einzelnen
iſt, ſagen: Unſere Lagerſtatt in der heutigen
Form iſt ein derartiger kultureller Fortſchritt
gegenüber der Schlafſtätte auf der Erde, daß ihr
Erfinder vorausgeſetzt, daß es einen gäbe
der Dankbarkeit und Ehrung der geſamten
Menſchheit gewiß wäre. Genau ſo verhält es ſich
mit dem Gürtel. Der erſte Menſch, der ſein Fell=
gewand
mit einem Gürtel zuſammenhielt, hatte
damit einen genialen Gedanken, für den wir ihn
noch heute feiern müßten. Denn wie ſollten wir
Mann und Frau ohne Gürtel auskommen?
Dieſes ehrwürdige Kleidungsſtück hat Ahnen aus
der fernſten Vorzeit. Bei ſeiner Erfindung hat
ſicherlich ſowohl das Schmuckbedürfnis, als auch
das Verlangen nach größerer Wärmeergiebigkeit
der Kleidung eine Rolle geſpielt, und ſo haben
wir denn bereits aus der jungen Steinzeit Zeug=
niſſe
von Gürteln aus Birkenrinde und anderen
primitiven Materialien, wie aus der Bronzezeit
die erſten Gürtel, die ſchon ihren Zweck als
Schmuckſtück klar und deutlich erkennen laſſen.
Dieſe Linie iſt durch die Jahrtauſende nicht
abgeriſſen. Schon ſehr früh bemühte man ſich, wie
geſagt, um die Verzierung der Gürtelglieder mit
Ornamenten und Figurenſchmuck von köſtlicher,
urſprünglicher Schönheit. Und als dann in der
nachchriſtlichen Zeit die Gürtelſchnalle erfunden
wurde, gewann dieſes Kleidungsſtück ſeine Un=
entbehrlichkeit
, die ihm bis heute geblieben iſt.
Der beſte Beweis dafür, welche Rolle der Gürtel
in der Vorſtellungswelt dieſer Zeiten geſpielt
hat, ſind die Zeugniſſe aus Sage, Mythologie
und religiöſem Kult, die mit dem Gürtel in Zu=
ſammenhang
ſtehen. Man kennt den Gürtel der
Venus, die Löſung des Gürtels ſpielt im Hoch=
zeitszeremoniell
des Altertums eine bedeutende
Rolle. Aus dem Mittelalter iſt uns die Sage
von der Verwandlung von Menſchen in Wer=
wölfe
durch das Anlegen eines Zaubergürtels
überliefert worden. Immer wieder hat die reli=
giöſe
Kunſt dargeſtellt, wie die Muttergottes bei
der Himmelfahrt, bei der Ausfahrt von ihrem
Grab, dem ungläubigen Thomas ihren Gürtel
zufallen ließ. Beim Mann gar gewann der Gür=
tel
ſeine Bedeutung dadurch, daß er die ideale
Art zur Unterbringung der Waffen war, des
Dolches, des Schwertes, des Degens und ſpäter
der Patronentaſche uſw. Auch heute iſt eine Uni=
form
ohne das Wehrgehänge nicht gut denkbar.
Wie es nicht anders ſein kann, treibt auch die
Mode unſrer Zeit mit dem Gürtel ihr launiſches
Spiel. Einmal iſt er breit, ein andermal ſchmal,
und die Materialien, aus denen er angefertigt
wird, ſind gar nicht zu zählen. Im Vordergrund
ſteht natürlich immer noch das Leder, das auf
alle mögliche Weiſe verarbeitet wird. Aber auch
der Tuchgürtel, der Gürtel aus Treſſen, Litzen
und Kordeln, aus Wollſchnüren uſw. hat ſeinen
Platz. Wenn ſchon der Gürtel ſelbſt dauernden
Veränderungen unterworfen iſt, ſo nicht minder

die Gürtelſchnalle. An ihr kann die Phantaſie un=
erſchöpflich
arbeiten. Wenn ſie aus edlem Metall
iſt, wenn ihr Ausſehen zudem noch übereinſtimmt
mit dem Clip, dem Ohrring, dann iſt ſie vom
einfachen Verſchluß zum Range eines wahrhaften
Schmuckſtücks erhoben worden. Ja, man darf
ſagen, daß ſie in dem Orcheſter der Metalleffekte,
die die Mode über die Frau ſtreut, mitunter die
erſte Geige ſpielt. Es ſcheint faſt, als ob die
neueſte Mode, nämlich die Berlocken am Gürtel,
erinnern wollte an die Zeit, in der die Hausfrau
den gewichtigen Schlüſſelbund dort trug, denn
ähnlich luſtig baumelt die Berlocke nun wieder
an den Gürteln unſerer Frauen. Sie, die man
aus Großvaters Tagen von der Uhrkette kennt,
iſt ein zierliches, ſelbſtändiges Schmuckſtück ge=
worden
, auch ſie iſt mitunter abgeſtimmt auf das
Gürtelſchloß, wenn ſie nicht gar als ſeine Ver=
längerung
zu betrachten iſt, auf den Ohrring und
auf die Broſche. Dabei muß es nicht immer ein
abſtraktes Schmuckſtück ſein, auch allerlei Ge=
tier
hüpft am Gürtel auf und ab. So tritt die
Berlocke ein in die Reihe der ſchmückenden
Freundſchaftsbeweiſe, zu den Ringen, den Freund=
ſchaftsarmbändern
als neuartige Abwandlung.
Und damit iſt dem guten alten Gürtel wieder
einmal eine neue Aufgabe zugewieſen, die ihn
aber keineswegs entfernt von ſeiner urſprüng=
lichen
, nämlich Zäſur und Halt für Kleid und
Mantel zu ſein.

Die Berlocke kommt wieder.
Neuerdings trägt die Frau dieſes zierliche
Schmuckſtück, das in Großvaters Tagen an der
Uhrkette zu finden war, am Gürtel.

Er pfeift auf dem letzten

Loch.
Von Edda Prochownik.

Keine andere Sprache iſt ſo reich an bildhaf=
ten
Ausdrücken und ſprichwörtlichen Redens=
arten
wie unſere deutſche Mutterſprache. Da
andererſeits unſer Volk von altersher durch eine
angeborene Muſikalität ausgezeichnet wurde, iſt
es intereſſant, einmal feſtzuſtellen, in welchem
Maße unſere deutſchen Redensarten durch Ver=
gleiche
aus muſikaliſchem Gebiete beeinflußt
werden.
Die Pfeife oder Flöte war früher das all=
gemein
verbreitete Inſtrument, daher kommt ſie
auch am häufigſten in Redensarten vor. Wir
ſagen von etwas, das auf und davon geht, es
geht flöten wohl in Anlehnung an einen
Menſchen, der mit der Flöte davongeht, um ſich
als fahrender Muſikant durchzuſchlagen. Aber
vorher muß man ihm die Flötentöne
beibringen d. h. ihn belehren, was in die=
ſer
Redensart immer einen etwas ſarkaſtiſchen
Beigeſchmack hat. Jemand pfeift auf
dem letzten Loch bedeutet: Er lebt nicht
mehr lange. Dieſer Ausdruck iſt erſt ſeit dem
17. Jahrhundert allgemein geworden. Wer auf
der Pfeife den letzten, alſo höchſten Ton bläſt,
kann auf ihr nicht weiter nach oben gehen. An=
genehmer
iſt es dann ſchon, nach jemandes
Pfeife tanzen und ihm zu gehorchen. Auf
den Totentänzen des frühen Mittelalters wurde
der Tod meiſt als Muſikant dargeſtellt, der
jedem Stand auf einem beſonderen Inſtrument
den Totentanz ſpielte. Der hochdeutſchen Pfeife
ſteht die plattdeutſche Pipe gegenüber, ein, weil
allgemein benutztes, nur gering eingeſchätztes
Muſikinſtrument. Daher der wegwerfende Aus=
druck
: Das iſt mir pipe.
Wenn einer in höchſter Wonne ſchwelgt, ſo
heißt es ſchon im Mittelalter: Der Himmel
hängt ihm voller Geigen. Das ent=
ſtammt
der Sitte der Renaiſſancezeit, den chriſt=
lichen
Himmel mit Muſikinſtrumenten darzu=
ſtellen
. So ſehen wir auf einem Raffaelſchen
Gemälde, Krönung der Maria, den Himmel
voller Geigen. In einem alten Krippenſpiel
heißt es ebenfalls Der Himmel hängt mit Gei=
gen
voll, es iſt a Engelsſang!" Zwei Jahrhun=
derte
ſpäter, als die Streichquartette aufkamen,
entſtand auch die Redensart Die erſteGeige
ſpielen Wer die erſte Geige ſpielt, iſt Mit=
telpunkt
des Kreiſes, ebenſo wie dem Spieler
der erſten Geige die ſchwerſte Aufgabe zufällt.
Der Orgel entnehmen wir den Ausdruck
wie die Orgelpfeifen, wenn wir die
gleichmäßig anſteigende Größe von Geſchwiſtern
bezeichnen wollen; eine bildliche Redensart, die
ſich im 16. Jahrhundert bei uns einbürgerte
Zum Schluß unſerer kleinen Betrachtung noch

eine Redensart aus dem Gebiete der allgemei=
nen
Muſik. Da iſt der Muſikdirigent, der ſeinen
Chorſängern den Ton angibt; daher iſt
immer der Führende zugleich der Tonangebende.

2ülſchen
Orient undotziaenr.

Man iſt zwiſchen Orient und Okzident, wenn
man den Fuß nach Marokko geſetzt hat. Es
drängt ſich förmlich auf, wie hier ein Kampf der
Kulturen ausgefochten wird. Heute und noch
immer, unabläſſig ſeit wir von dieſem Lande
üiberhaupt Kunde haben. Gewiß, wir ſehen den
Orient! Aber unterſcheidet er ſich ſo ſehr
von dem Leben nördlich der Straße von Gibral=
tar
? Etwa wenn wir an der Kutiba in der
Hauptſtadt Marrakeſch, den viereckigen, wuch=
tigen
Turm bewundern. Iſt dieſes Minarett
nicht ein Bauwerk ganz dem gleichend, das man
in Sevilla an der dortigen Giralda findet? Ge=
wiß
iſt es ſo. Beide ſind auch zu gleicher Zeit er=
baut
worden. Yacub el Manſur, der prächtigſte
unter den Kalifen von Cordova aus dem Ge=
ſchlecht
der Almoraviden, befahl ſie zu bauen.
In zehn Tagen mußte ſie fertig ſein. Die Ueber=
lieferung
berichtet, daß 40 000 Chriſtenſklaven
den Befehl pünktlich ausgeführt haben.
Aber damit ſind wir auch vor die ganze ge=
waltige
Problematik Marokkos geſtellt. Wenn
man hochgewachſenen, breitſchulterigen, doch
ſchlanken Berbern auf dem rieſigen Marktplatze
der Hauptſtadt, dem Giama el fna, begegnet,
blondhaarig, blauäugig wie ſie ſind, ſo muß man
an unſere Stammesgenoſſen von einſt, an die
Vandalen denken, deren Reich Andaluſien die
arabiſchen Omajjaden erſt 711 eroberten, nach=
dem
ſie kurz zuvor das ebenfalls von Vandalen
beherrſchte Land der Mauren, Maghrib, unter=
worfen
hatten. Immer ſind in Abſtänden von
Jahrhunderten die Wellen bald von Weſten,
bald von Oſten über Marokko hingegangen.
Haben phöniziſche Kultur von Karthago her,
dann römiſche, weſtliches Chriſtentum und öſt=
liches
Mohammedanertum in dieſes Land hin=
eingetragen
, das eine der Brücken bildet zwiſchen
Oſt und Weſt, zwiſchen Orient und Okzident.
Die Phönizier konnten kaum erſt die Küſten=
gebiete
aufſchließen; die Römer bauten ſchon
Straßen ins Innere. Auf ihnen drang die Kul=
tur
vor und das Chriſtentum folgte. Als die
römiſche Kultur verdorrte und erſtarrte, drang
die des Orients, die der Araber, ins Land. Noch
heute ſieht man merkwürdige arabiſche Schulen,
in denen die Kinder auf Matten hockend Ara=
biſch
=Schreiben und =Leſen, ſowie die größte Er=
findung
der Araber für die Welt, das Einmal=

eins und die Algebra, kennen lernen. Daneben
aber breiten ſich zunehmend europäiſche Schulen
aus, und vor dem grünen Teppich des Gerichts
hält zur Seite des rechtskundigen Berberkalifen
ein franzöſiſcher Beiſitzer die Gerichtstage mit
ab. Jedoch ſind die Strafen noch recht orientaliſch.
Man erſtaunt über die Betriebſamkeit des
Volkes, die bereits die kleinen Mohrenknaben
mit den raſierten Köpfen und ſeltſamen Skalp=
locken
darauf ergriffen hat. Gewiß iſt es noch
keine ſolche Regelung und Einteilung der Ar=
beit
, wie Europa ſie kennt. Noch geht viel orien=
taliſcher
Schlendrian nebenher. Noch herrſcht auch
die Eigenart des Orients: üppiger Reichtum
übergangslos und faſt unvermittelt neben bit=
terer
Armut. Nur ſchwach ſind bislang die ſo
wichtigen Schichten des Mittelſtandes, einer hoch=
ſtehenden
Arbeiterſchaft. Der Reichtum liegt
ſymboliſch noch immer in den vier Kugeln aus
maſſivem Gold, die die Laterne des Minaretts
der Kutibia=Moſchee in Marrakeſch tragen und
die einſt eine Lieblingsfrau Yacubs el Manſur
aus ihrem Schmuck herſtellen ließ. Aber immer
ſtärker, mächtiger, durchdringender wogt der Ok=
zident
mit ſeinem Leben hinein in das des
Orients.

Rnekdoten
um berühmte Männer.

Von W. Hahn.

Bismarck wohnte einmal einer Geſellſchaft bei,
auf der die Gattin des franzöſiſchen Botſchafters
ſeine Tiſchdame war. Ob die Dame verſuchen
wollte, vom Kanzler irgend etwas zu erfahren,
ſie wurde jedenfalls immer vertraulicher. Hatte
ſie zuerſt Bismarck noch mit Exzellenz ange=
redet
, ſo nannte ſie ihn etwas ſpäter nur noch
Herr von Bismarck und wieder eine Viertel=
ſtunde
nachher Mein lieber Bismarck.

Der Kanzler roch den Braten und ſagte
lächelnd zu der Dame: Madame, falls Sie e=
noch
nicht wiſſen ſollten: Mein Vorname iſt
Otto!
Als Ludwig XIN. den Miniſter Colbert
fragte, weshalb er das kleine Holland nicht be=
ſiegen
könne, antwortete der Miniſter: Weil die
Größe eines Landes nicht von dem Umfange
ſeines Gebietes abhängig iſt, ſondern von dem
Charakter ſeiner Bewohner. Der Fleiß, die
Mäßigkeit, die Energie der Holländer macht es
daß Euer Majeſtät es ſo ſchwer finden, ſie zu he=
ſiegen
.
Und als die ſpaniſchen Geſandten Sping
und Nichardet 1608 bei den Friedensverhan
lungen im Haag etliche Perſonen, aus einen
kleinen Boote ſteigen, ſich ins Gras ſetzen, im
einfaches Mahl von Käſe und Brot verzehren
ſehen und auf ihre Frage von den Bauern hör=
ten
, daß ſeien die hochmächtigen Geſandten ihrer
Generalſtaaten, meinte Spinola: Wir müſſen
Frieden machen; ſolche Männer ſind nicht zu be=
ſiegen
.

Die Frau in aller Welt.

Die Braut im Schafspelz. Eine ſeltſame
Brautverehrung kennt man bei den Didos im
Dangheſtaniſchen Sowjetfreiſtaat. In ihrem El=
ternhauſe
werfen der Braut einige Freunde des
Bräutigams einen Schafspelz über den Kopf und
mit dieſem bekleidet muß ſich die Braut zum
Hauſe ihres zukünftigen Gemahls begeben. Auf
dem mehr oder weniger weiten Wege wird ſie
von der Bevölkerung des Dorfes mit Straßen=
ſchmutz
beworfen.
Die Mannfrau. Eine ſeltſame Sitte hat ſich
ſeit altersher in der albaniſchen Frauenwelt er=
halten
. Sind in einer Familie keine männlichen
Tachkommen vorhanden, ſo übernimmt zuweilen
eine der Töchter die Rolle des Sohnes, um ſo
den väterlichen Beſitz der Familie zu erhalten.
Sie heiratet nicht, legt Männerkleidung an und
verrichtet auch ſämtliche Männerarbeiten und
beteiligt ſich zuweilen auch an der Blutrache.
von der die Frauen ſonſt ausgeſchloſſen bleiben.
Weiße Neger. Bei den Tuaregs, einem ſehr
kultivierten Berbervolk, herrſcht, wie bei vielen
Völkern, das Mutterrecht, d. h. die Kinder der
Tuaregs gehören zu den Familien der Frauen.
Eigenartige Zuſtände haben ſich hier dadurch
entwickelt, daß vielfach Vermiſchungen mit Ne=
gern
, die Sklaven gleichgeachtet werden, zuſtande=
kommen
. Iſt der Vater eines Knaben ein Ad=
liger
und die Mutter eine Negerin, ſo gilt auch
das Kind, mag es noch ſo weiß ſein, als Neger,
iſt aber andererſeits der Vater Neger und die
Mutter eine Adlige eine Verbindung, die
allerdings nicht ſehr häufig vorkommt , ſo iſt
auch der Sohn ein Adliger.
Wer iſt Vater? Weiß in Yorkſhire in Eng=
land
ein Mädchen den Vater ſeines Kindes nicht
anzugeben, ſo geht die Mutter des Mädchens
auf die Vaterſuche. Sie findet den Vater ſehr
bald; der erſte Mann, den die Frau im Bett
liegend vorfindet, iſt dem Volksglauben nach der
Vater; er muß, ob er will oder nicht, die Vater=
ſchaft
des Kindes anerkennen.
Mit Kratzen und Haarausraufen gehen die
Botokudenfrauen gegen die Frauen benachbarter,
mit ihnen in Fehde liegender Horden vor, wäh=
rend
ſich gleichzeitig die Männer im erbitterten
Zweikampf gegenüberſtehen. Feindſeligkeiten
jeder Art werden nie im Maſſenkampf, ſondern
ſtets nur im Zweikampf ausgetragen.
Der Ehezwang der Awaren. Der Aware, ein
Angehöriger eines kaukaſiſchen Volksſtammes,
kommt ſehr leicht zu einer Frau, leichter, als
ihm gemeinhin lieb iſt. Gefällt einem jungen
Mädchen ein junger Aware, ſo macht es keinen
Hehl aus ſeiner Leidenſchaft. Es begibt ſich in
das Haus des Awaren, der das Mädchen, ſofern
es dies wünſcht, ehelichen muß. Ertappt die
Awarin ihren Mann bei einer Untreue, ſo er=
ſticht
ſie ihn nicht ſelten im Zähzorn.

Die Quitten die goldenen
heiperidenäpfel der alten
Griechen.

verlocken durch ihre heutigen billigen Preiſe zu
weitgehender hauswirtſchaftlicher Verwertung.
Abgeſehen von ihrer Verarbeitung zu Kompott,
Marmelade, Gelee, Paſte geben ſie die Mög=
lichkeit
zur Herſtellung beſonders leckerer
Speiſen. Das iſt an erſter Stelle die
Quittenſuppe. Ihre Herſtellung iſt
folgende:

4 bis 5 Quitten werden in Stückchen ge
ſchnitten und mit Schale und Kernhaus mit
halb Waſſer halb Wein weich gekocht, durch
paſſiert und mit Zucker, je nach Geſchmack, ge=
ſüßt
. Wer will kann auch eine kleine Stange
Zimmt darn
entweder mit zwei Eigelb oder mit Kartoffel
mehl, welches man vorher mit etwas kalten
Waſſer anrührt, verdickt über Goldwürfel an
richten. Wer es einfacher machen will, he=
die
Quitten ebenſogut nur mit Waſſer 190
was für Familien mit Kindern vorzuzielnſt.

Dann ein wunderbarer Quittenauſ
lauf als Sonntagsnachtiſch:
Die Quitten werden in Waſſer weich ge
kocht, von Schale und Kernhaus befreit, das
Mark fein gerührt bis es faſt weiß ausſieht.
Auf 300 Gr. Quittenmark rechnet man 200 8r.
Zucker, je nach Geſchmack, 4 Eigelb, die ge
riebene Schale und den Saft einer halben
Citrone ſowie 2 Eßlöffel Mehl. Iſt alles gut
durcheinander gerührt, gibt man noch den
Schnee von 6 Eiweiß dazu, nur ganz leichl
untergemiſcht, füllt alles in eine gebuttern
Porzellan= oder Steingutform und bäckt de
Speiſe in nicht zu heißem Rohr

Quittenereme. 2 Pfund Quitten
werden geſchält, in Stücke geſchnitten mit 0
viel Waſſer weich gekocht, daß dasſelbe gerad
darüber ſteht. Wenn erkaltet läßt man de
Saft durch einen Beutel laufen und gibt 70
jedem halben Liter Saft 200 Gr. Zucker und
9 Blatt weiße und 1 Blatt rote Gelatine, 109
alles nochmals auf, ſeiht es durch ein Siel
und wenn erkaltet gibt man ¼ Liter Schlaß
rahm dazu, rührt alles gut durch, füllt o
Maſſe in eine mit kaltem Waſſer ausgeſpull.
Form, läßt ſie erſtarren und ſerviert daſſ
oder umgeſtürzt auf einer Glasplatte, ehl=
mit
Keks.

Etwas ſehr Schönes iſt ein Quitten‟
kuchen zum Nachmittagskaffee oder
ſättigender Nachtiſch zu kleinem Mittagelle
Man bereitet einen Mürbeteig aus 100 Oe
Butter oder Margarine, 100 Gr. Zucker, 2
Gr. Mehl und etwas Citronenſchale, beiß
mit dieſem eine Springform und beſtreicht."
Teig dick mit Quittenmarmelade. Von Le
übriggebliebenen Teig rädelt man 1 cm pi.
Streifen aus, welche man zu einem zierlſg
Gitter auf die Marmelade legt, beſtreicht. e
mit Eigelb und bäckt ſchön goldgelb. Ehe N
den Kuchen auf den Tiſch bringt beſtreut,
ihn mit Puderzucker. Natürlich kann
Hefeteig ſtatt Mürbeteig verwendet werde"

Etwas nicht Alltägliches iſt eine Qull
orte: Eine mit Butter beſtrichene Spl.
form wird mit Mürbeteig belegt und
Quittenmarmelade beſtrichen. Nun rühr.
140 Gr. geſtoßene Mandeln, 120 Gr. 2
4 Eßlöffel Quittenmarmelade mit 3. 600
Eiern gut ab. (alſo die Eiweiß nicht zu Sche
bel
ſchlagen), gibt Schale und Saft einer
Citrone daran, mengt alles gut durcheinel.
und gießt dies auf den mit Quittenmarme..
obel
beſtrichenen Teig. Nun nimmt man oder
taſſen voll geriebene Weißbrotſemile.
Zwieback, vermengt dieſe mit Zucke.
che
Zimmt und ſtreut es auf die Tor.
man noch mit Butterflöckchen bel=gt i9h00
gelb bäckt.

Ludwig XV hielt einſt eine Beſichtigung
ſeiner reitenden Grenadiere ab. In ſeinem Ge=
folge
befand ſich auch der engliſche Geſandte. Der
König blieb vor einem Grenadier ſtehen, deſſen
Geſicht von Narben gänzlich zerfetzt war, und
ſagte zu dem Engländer: Bedenken Sie, mein
Herr, daß es dieſen Soldaten auf dem Geſicht ge=
ſchrieben
ſteht, daß ſie die bravſten Truppen
Europas ſind?
Aber Sire, erwiderte der Geſandte, was
werden Eure Majeſtät von den Soldaten ſagen
die dieſe Wunden ſchlugen?
Der König, von der treffenden Antwort über=
raſcht
, ſchwieg betreten.
Da brach der Grenadier das militäriſche
Schweigen und murmelte unwillig zwiſchen den
Zähnen: Die ſind tot!

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1Kior

[ ][  ][ ]

Mummer 294

Mittwoch 24. Oktober

Weinner ans Hrantfärier efferrensorſe.

Die Berliner Börſe ſetzte überwiegend freundlicher ein.
Im. Publikum lagen in verſchiedenen Werten Kaufaufträge vor,
eheni ſich die Kuliſſe mit Rückkäufen anſchloß. Die Kurserholung
lltbeſitzanleihe um 65 Pfg. hinterließ einen guten Eindruck.
ſüh. aus der fortſchreitenden Gelderleichterung und der weiteren
tühung der Induſtriebeſchäftigung im September wurden neue
ſtragungen geſchöpft. Kräftige Befeſtigung wieſen Braunkohlen=
nte
auf, da neuerdings nicht mit einer ſtärkeren finanziellen
hſ ſpruchnahme der Geſellſchaften im Rahmen der Treibſtoff=
ie
gerechnet wird. Für Lahmeyeraktien wurde der Kurs in=
de
der Ankündigung einer Dividendenermäßigung ausgeſetzt.
MMontanaktienmarkt ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung der
elderger Zinkaktien im Hinblick auf die ſteigende Bedeutung
iAnternehmens bei der rheiniſchen Rohſtoffverſorgung um 3½
Arent fort. Die übrigen Montanwerte waren nur um Prozent=
ſtchtteile
höher. Braunkohlenaktien waren faſt durchweg 3 Pro=
Wefeſtigt. Kaliwerte lagen umſatzlos. Auch in chemiſchen
llrgen entwickelte, ſich kein nennenswertes Geſchäft. Renten
ei bis auf Altbeſitz wenig verändert. Induſtrieobligationen
ſaſen Schwankungen bis ½ Prozent auf. Ungariſche Renten
ueni 15 Pfg. höher. Der Satz für Tagesgeld unterſchritt erſt=
ſns
wieder die Grenze von 4 Prozent um ½ Prozent. Am Va=
mmrnarkt
hörte man London=Kabel mit 4,96½. Der Verlauf
wäm allgemeinen behauptet. Am Rentenmarkt war das Ge=
bis
auf Altbeſitz, die insgeſamt ¼ Proz. gewannen, ruhiger,
Wrivatdiskont blieb unverändert 3½ Prozent.
ach den vorgeſtern zum Teil in größerem Umfange erfolg=
keülattſtellungen
zeigte die geſtrige Frankfurter Mittags=
bie
überwiegend eine freundliche Haltung. Der Mangel an
hinſeren Anregungen ließ aber kein nennenswertes Geſchäft zu,
ual, ſeitens der Kundſchaft nur in kleinem Umfange Kaufauf=
he
vorgelegen haben. Somit beſchränkte ſich die Umſatztätig=
huptſächlich
auf die Kuliſſe, die wieder einige Kaufneigung
ſenete. Eine Bevorzugung beſtimmter Marktgebiete war indes
hi zu erkennen. Sowohl der Aktien= wie der Rentenmarkt hatte
htikleine Erhöhungen zu verzeichnen. Etwas lebhafter waren
bch. Altbeſitz, die mit 104 (103½) eröffneten und nach dem erſten
bs auf 104½ anzogen. Kommunal=Umſchuldung, Reichsmark=
Leien und Zinsvergütungsſcheine lagen behauptet, während
be Reichsſchuldbuchforderungen ½ Prozent und 6proz. Stahl=
beil
bonds ³ Prozent verloren. Aktien waren ebenfalls nicht
ab ſinheitlich. Von chemiſchen Werten wurden Farbeninduſtrie

Wirkſchaftliche Rundſchau.

billus ½ Prozent etwas lebhafter umgeſetzt. Elektropapiere
bier= überwiegend Beſſerungen um ¼½ Prozent auf. Der
Mtanmarkt zeigte bei allerdings nur kleinen Umſätzen faſt
ſneg Erhöhungen von ¼½ Proz. In der zweiten Börſen=
hue
, traten im allgemeinen kaum beſondere Veränderungen ein,
häinrſe unterlagen verſchiedentlich kleinen Schwankungen, per
Eao, lagen ſie zumeiſt auf Anfangsbaſis. Am Rentenmarkt
ansen Altbeſitz zunächſt bis 104¾, dann 104½ und ſpäter etwa
.. Die übrigen variablen Rentenpapiere lagen bei unver=
ähr
en Kurſen ſehr ſtill. Der Pfandbriefmarkt litt allgemein
iſar kleinem Angebot und die Kurſe gingen bei Gold= und Liqui=
dſatespfandbriefen
um ¼½ Proz., bei Kommunalobligationen
U / Prozent zurück. Gut gehalten waren dagegen Stadtanleihen,
wm auch die Entwicklung nicht ganz einheitlich war. Staats=
cſhen
lagen ruhig. Am Auslandsrentenmarkt lagen Valuta=
piſſets
, wie Schweizer Bundesbahnen, Schweden uſw., etwa 23
Alleurt höher. Im Freiverkehr zeigte ſich zeitweiſe etwas In=
tAEef
für Ruſſen=Prioritäten. Am Aktienmarkt wichen die Kurſe
niſaheiden Seiten nur um Bruchteile eines Prozentes gegen den
Aſnng ab. Tagesgeld blieb weiterhin leicht und mit 3 Prozent
uihrandert.
Ote Abendbörſe verkehrte auf der ganzen Linie in ſehr
ſtißl Haltung. Infolge der nur ſchwachen Kundſchaftsbeteili=
grst
reigte auch die Kuliſſe keine Unternehmungsluſt; daneben
mit ſiich der bevorſtehende Ultimo in ſtarker Zurückhaltung be=
var
. Die Kurſe brachten gegen den Berliner Schluß nur ge=
fürzige
Abweichungen. Am Rentenmarkt notierten Altbeſitz
kaßent höher. Von fremden Werten waren 4proz. Schweizer
ie’sbahn weiter, und zwar um 1 Prozent auf 184 befeſtigt. Im
berkehr entwickelte ſich bei Börſeneröffnung lebhafteres Ge=
ſi
m Warſchau=Wiener, wobei Mark=Obligationen mit 15½
ſAwach 14½ geſtern mittag) und Stücke=Obligationen mit 14½
/1½ (13½) bewertet wurden; auch einige Ruſſen=Prioritäten
wihrgetwas beachtet.

Einkaufsgenehmigung für Felle und
Anordnung einer Beftandserhebung

Ueberwachungsſtelle für Lederwirtſchaft wird durch eine
A1fonung die Beſtimmungen für die neuen Einkaufsgenehmi=
gu
tn der ledererzeugenden Betriebe für die Zeit vom 1. 10. 34
bixs1 3. 1935 im R.=A. veröffentlichen. Danach erhalten die
Gdetrſ=ien die Berechtigung, bis auf weiteres die gleichen Mengen
vormiellen und Häuten wie bisher einzukaufen. Eine Aen=
de
utg bringt die Anordnung durch die Befreiung der Kleinbe=
trixt
von der Bewirtſchaftung, d. h. derjenigen Betriebe, welche
in//13t die im § 11 der Anordnung feſtgelegten Mindeſt= Einarbei=
turkmengen
nicht erreicht haben und auch im Winterhalbjahre
19/5/5 bei ihren Abſchlüſſen nicht überſchreiten. Durch eine
werie Anordnung der Ueberwachungsſtelle, für Lederwirtſchaft
witteie neue Beſtandserhebung der Vorräte an Fellen und an
Hchin, mit dem Stichtag vom 30. Sept. 1934 angeordnet. Die
Ugeſmmchungsſtelle wird, ſoweit es ihr möglich iſt, den leder=
erueeinden
Betrieben, Gerbereien, Häuteverwertungsorganiſa=
tichtn
uund Händlern die erforderlichen Fragebogen zuſtellen. So=
woEr
)ſes bis zum 25. Oktober nicht geſchehen ſein ſollte, ſind Be=
trochn
verpflichtet, die Fragebogen von der Ueberwachungsſtelle
füſſie)erwirtſchaft in Berlin, W. 9, Potsdamer Straße 139, um=
geſſſranzufordern
.
Viehmärkke.
Nafinzer Schlachtviehmarkt vom 23. Okt. Auftrieb: Ochſen 64,
Ad, Kühe 420, Färſen 210, Kälber 311, Schafe 26, Schweine
Aotiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen

Rdhr va) 4348, b) 3742, c) 3036, d) 2027: Schafe nicht
noſſat; Schweine a) 53, b) 5253, c) 5153, d) 4752. Marki=
vendi
, Rinder mittelmäßig teilweiſe geräumt; Kälber maßig
lebſkt, ausverkauft: Schweine lebhaft, geräumt.
aunnheimer Schlachtviehmarkt vom 23. Oktober. Zufuhren:
hien, 147 Bullen, 351 Kühe, 337 Färſen, 818 Kälber, 49
384 Schweine, 1 Ziege, 41 Arbeitspferde, 30 Schlacht=
31; Bullen
3

71: Schafe und Ziegen nicht notiert: Schweine a) 2. 53,
7 5153, d) 4853. g) 4850: Arbeitspferde 4501050
unddch achtpferde 25120 RM. Marktverlauf: Großvieh mittel,
guttlarre geſucht; Kälber mittel, Schweine lebhaft.
ptſchriftleitung: Mupolf Mauve.

Eet ianse Luſde eieine i Eeih i ed Deriſceie r Frfe
ero angte Manufkripte wird Garantie der Nückſendung nicht ülbernommen
ſrrnden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr. nachmittags 67 Uhr.

Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Deutſchlands Kohlenproduktion im September 1934. Nach den
Ermittelungen des Statiſtiſchen Reichsamts wurden im Septem=
ber
1934 und vom Januar bis September 1934 in Deutſchland
gefördert bzw. gewonnen (in Tonnen, alle Ziffern ohne Saar=
gebiet
): Steinkohlen Sept. 1934: 10 304 118 (Sept 1933: 9 366 764
und Sept. 1913: 11 990 948). Braunkohlen 11 422740 (10 768 366
und 7 473 246); Koks 2 004 664 (1705 045 und 2 444 898); Stein=
kohlenbriketts
416 209 (302 304 und 467 555); Braunkohlenbriketts
2705 812 (2 678 685 und 1909 156). Januar bis September: Stein=
kohlen
91 168 862 (80 215 470 und 106 571 793); Braunkohlen
99 753 709 (90 871 242 und 64 132 226); Koks 17 748 500 (15 285 845
und 22 074 181): Steinkohlenbriketts 3 523 302 (3 171 256 und
4174712) Braunkohlenbriketts 23 457 738 (21 974 420 und
15 993 722).
Weiter lebhaftes Roheiſengeſchäft. Die Nachfrage nach Roh=
eiſen
aus dem Inlande war auch im letzten Monat ſekr rege. Wie
der Roheiſenverband dem DHD, mitteilt, hat die Einfuhr aus=
ländiſchen
Roheiſens leider eine Verſtärkung erfahren. An dem
vergrößerten Abſatz nach Deutſchland ſind ſowohl Belgien als auch
Indien und die Mandſchurei beteiligt. Die Nachfrage aus dem
Ausland bewegte ſich in den Grenzen des Vormonats. Die Preiſe
lagen unverändert.
Vorausſichtlich kein Zigarrenkartell. Nachdem es dem Reichs=
verband
deutſcher Zigarrenherſteller e. V. gelungen war, 85 Proz.
aller deutſchen Zigarrenherſteller zum freiwilligen Beitritt zu
einem in Ausſicht genommenen Konditionskartell zu bewegen,
hatte er vor einiger Zeit beim RWM. den Antrag auf zwangs=
weiſen
Beiſchluß der Außenſeiter geſtellt. Der Vertrag ſah die
Regelung der Zahlungs= und Lieferungsbedingungen vor, ſollte
ferner die Faſſons= und Gewichtsbeſtimmungen regeln, ſowie dem
Schleuderunweſen ein Ende bereiten. Wie der DHD. erfährt, iſt
aber mit einer Genehmigung dieſes Konditionskartells nicht zu
rechnen.
Herausnahme der Teppich=, Läufer= und Möbelſtoffherſtellung
aus der Bewirtſchaftung der Jutewirtſchaftsſtelle. Durch eine von
der Ueberwachungsſtelle für Baſtfaſern=Jutewirtſchaftsſtelle er=
laſſene
Anordnung 4 vom 17 10. 1934 wird die Herſtellung der
Teppiche, Läufer= und Möbelſtoffe aus der Bewirtſchaftung durch
die Jutewirtſchaftsſtelle herausgenommen, die Meldepflicht des
Handels erweitert und die freie Verkaufsgrenze ohne Bedarfs=
deckungsſchein"
für die Gurteninduſtrie auf 50 Kilo herabgeſetzt.
Ferner werden für den Ankauf gewiſſer Sackarten vom Entleerer
Höchſtpreiſe bekanntgegeben. Bei Ueberſchreitung dieſer Höchſt=
preiſe
macht ſich nicht nur der Verkäufer, ſondern auch der Käufer
ſtrafbar. Die Anordnung tritt ſofort in Kraft.
Pflichtanmeldung zur Wirtſchaftsgruppe Sägeinduſtrie. Auf
Grund der Anordnung des Reichswirtſchaftsminiſters über die An=
erkennung
der Wirtſchaftsgruppe Sägeinduſtrie vom 2. Oktober
1934 fordert dieſe alle zu dieſem Induſtriezweig gehörenden Un=
ternehmer
und Unternehmungen (natürliche und juriſtiſche Per=
ſonen
) auf, ſich zum 15. November 1934 bei der Wirtſchaftsgruppe
Sägeinduſtrie, Berlin SW. 11. Streſemannſtraße 56, anzumelden.
Für die Pflichtanmeldung kommen beſondere Formulare zur Ver=
ſendung
. Firmen, die keine oder nicht genügend Formulare er=
halten
, fordern dieſe bei der genannten Wirtſchaftsgruppe an.
Die Anmeldung iſt auch in Zweifelsfällen vorzunehmen. Sie
iſt unabhängig von der bereits erfolgten Meldung beim Reichs=
nährſtand
oder bei anderen Wirtſchaftsgruppen.
Erntevorſchätzung für Hackfrüchte und Heu Anfang Oktober
1934. Die Vorſchätzungen der amtlichen Berichterſtatter zu An=
fang
Oktober ds. Is. ergeben nach Mitteilung des Statiſtiſchen
Reichsamtes an Spätkartoffeln einen Ertrag von 41,8 Millionen
Tonnen, d. h. rund 800 000 Tonnen mehr als im Vorjahr und
1,7 Mill. Tonnen mehr als im Durchſchnitt 192733. Durch die=
ſen
Mehrertrag iſt der Rückgang an Frühkartoffeln nahezu aus=
geglichen
. Die geſamte Kartoffelernte beträgt 43,6 Mill. Tonnen,
bleibt alſo nur um 1 Prozent hinter dem Vorjahr zurück, liegt
aber um 2,7 Mill. Tonnen über dem Durchſchnitt der letzten 10
Jahre. Die Zuckerrübenernte wird nach vorläufiger Schätzung
auf 9,1 Mill. Tonnen, d. h. rund 500 000 Tonnen 6 Prozent
höher, veranſchlagt als im Vorjahr. Der erhöhte Ertrag iſt hier
größtenteils auf die Erweiterung der Anbaufläche (um 52 000
Hektar 17 Prozent) zurückzuführen. An Runkelrüben wird faſt
der vorjährige Ertrag (rund 30 Mill. Tonnen) erwartet, d. h. 3
Mill, Tonnen mehr als im Durchſchnitt 192433. Die Heuernte
wird auf 27,3 Mill. Tonnen geſchätzt. Davon entfallen auf Klee
74 (im Vorjahre 8 8) Mill. Tonnen, auf Luzerne 1,6 (1,8) Mill.
Tonnen und auf Wieſenheu 18,3 (22,2) Mill. Tonnen. Infolge
der anhaltenden günſtigen Witterung dürfte ſich die Hackfrucht=
und Heuernte nach endgültiger Feſtſtellung etwas erhöhen.
Berliner Kursbericht
vom 23. Oktober 1934 Seutſche Sanz uns

der deutſchen Aukomobil=Induſtrie.
Die deutſche Automobilinduſtrie konnte im vergangenen Sport=
jahr
eine Reihe von großen internationalen Erfolgen für ſich
buchen, und gerade jetzt, wo der Automobilexport einen weſent=
lichen
Beſtandteil der Geſamtexportbeſtrebungen der deutſchen In=
duſtrie
bildet, lag einmal eine grundlegende Analyſe im Bereich
der Aktualität, inwieweit Export und Sport einander dienlich
ſind. Die Adlerwerke konnten neben anderen großen deutſchen
Automobilwerken in dieſem Jahre auf eine Reihe von Sport=
erfolgen
zurückblicken, die alle auf ſerienmäßigen Typen erzielt
worden ſind. Hier alſo lag der Fall beſonders klar, da ja die Er=
folge
nicht durch Spezial=Konſtruktionen in Geſchwindigkeits=
rennen
errungen wurden, ſondern bei Gebrauchswertprüfungen.
Solche Erfolge müſſen ſich natürlich durch die Propaganda, die
zwangsläufig durch die Verkündigung der Reſultate in der aus=
wärtigen
Preſſe erfolgt, im Export auswirken. Die Adlerwerke
konnten vornehmlich auf rund ihrer Sporterfolge die erfreuliche
Tatſache feſtſtellen, daß die Exportquote in dieſem Jahre gegen
das Vorjahr um 100 Prozent anzog, und zwar ſetzte die Erhöhung
des Exports im Monat Mai in ſteiler Kurve ein, alſo gerade zu
einer Zeit, wo die große Serie internationaler Erfolge, die das
Werk erzielen konnte, begann. Ein beſſerer und deutlicherer Be=
weis
von der Befruchtung des Automobilſports auf das Automo=
bilgeſchäft
iſt wohl kaum zu erbringen, und in dieſem Zuſammen=
hang
muß immer wieder darauf hingewieſen werden, daß die
ſportfördernden Maßnahmen auf dem Gebiete der Kraftfahrt, wie
ſie heute von der Regierung und vom Reichsführer der deutſchen
Kraftfahrt betrieben werden, für die deutſche Automobilinduſtrie
von großer Bedeutung ſind, wenn auch die rege Sportbeteiligung
an großen internationalen Veranſtaltungen für die Induſtrie die
Bereitſtellung erheblicher Mittel erfordert.
Die deutſche Krafffahrzeuginduſtrie im Auguft 1934.
Die Erzeugungsentwicklung in der Kraftfahrzeuginduſtrie war
im Auguſt, mit Ausnahme der Kleinkrafträder, leicht rückläufig.
Auch der Abſatz an Kraftfahrzeugen, mit Ausnahme der Nutz=
kraftwagen
, ging im Berichtsmonat allgemein zurück. Die Groß=
krafträder
wieſen einen Abſatzrückgang um 17 Prozent auf, an
Perſonenkraftwagen und dreirädrigen Fahrzeugen wurden ein
Zehntelprozent weniger abgeſetzt als im Vormonat. Die Liefer=
und Laſtkraftwageninduſtrie hatte eine 11prozentige Abſatzſteige=
rung
aufzuweiſen. Gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat waren
Herſtellung und Abſatz der Kraftfahrzeuginduſtrie auch im Auguſt
1934 außerordentlich günſtig. Der Abſatz an Perſonenkraftwagen
erhöhte ſich gegenüber Auguſt 1933 um rund zweidrittel Prozent.
Hergeſtellt wurden 18 877 (9256) Wagen. Die Herſtellung von
Liefer= und Laſtkraftwagen erreichte 2375 (1057) Stück. Der Ab=
ſatz
konnte mit 2499 gegen 1047 weit mehr als verdoppelt werden.
An Krafträdern und dreirädrigen Fahrzeugen wurden 10 566
(Auguſt 1933: 4284) Stück hergeſtellt. Der Abſatz ſtieg um ca.
½ Prozent. Der Abſatz an Perſonenkraftwagen hielt ſich etwa
auf Vormonatshöhe, bei den Kleinwagen mit 1,5 Liter Hubraum
konnte eine leichte Zunahme feſtgeſtellt werden. Die Liefer= und
Laſtkraftwagenausfuhr ſank um 9 Prozent. Ebenſo ging die
Ausfuhr von Krafträdern im Berichtsmonat zurück.

Produkienmärkke.

Berl. Handels=Geſ
Deutſche Bank u. 1
Discontv.=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Lloyd
A. C. G.
Bayr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas

98.
n4.75
77.
29.75
32.
28.75
129.25
134.
94.50
112.
132.75
123.

M
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

107.
104.125
143.375
63.
11.625
107.875
78.
78.50
118.
76.75
96.875
76.125
54.

Orenſtein & Koppe
Polyphonwerle
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkal
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Aae
16.375
99.
155.25
33.50
41.75
116.50
66.25
13.875
Rré
48.
101.50
108.50
128.25

j. Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
(Bergſtr.) vom 22. Okt. (Preiſe in Pfg. pro Pfd.): Birnen 312,
Aepfel 510, Nüſſe 23, Quitten 4. Anfuhr 250 Zentner. Nach=
frage
gut. Verſteigerungen jeden Werktag um 14 Uhr.
Berliner Getreidegroßmarkt vom 23. Oktober. Das Geſchäft
bewegte ſich im Berliner Getreideverkehr erneut in recht ruhigen
Bahnen, die Grundſtimmung war aber weiter durchaus ſtetig. Die
Angebotsverhältniſſe haben im allgemeinen keine Veränderung
erfahren. Weizen iſt ausreichend vorhanden, die Nachfrage iſt
aber nach wie vor klein. Roggen findet laufend Unterkunft. Das
Angebot hat ſich lediglich an der Küſte etwas verſtärkt. Die Lage
am Hafermarkt iſt unverändert geblieben; der lebhaften Nach=
frage
ſteht nur kleines Angebot gegenüber. Auch Gerſten ſind
nur gering offeriert, gute Brauqualitäten werden weiter beachtet.
Mehle liegen ruhig und unverändert.

Oepiſenmarkt
vom 23. Oktober 1934

ris
0.715
e.706
0.93
62.13
2.05
11.22
3.77
81.03 181.21
34.05
0.395
7.976

Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Zulgarien
Canada
Jäneman
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Briechenland
Holland
Jsland

Währun=
1äghpt. 4
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
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100eſtl. Kr.
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00 Pengb 168.38 58. 72 Uruguay 1 Goldpeſo 0.999 55.8 55.9 Ver. Staaten 1 Dollat 2.483

Surmſtäuter ano Karionn

Frankfurter Kursbericht vom 23. Oktober 1934.

Kene
Gr. II p. 1934 1103.7
1935 105.25
1936 1102.3
1937 997,
1938 98.3
Gruppe I ... . 101.3
4% Dtſch. Reichsanl.
v.27 96
5½%Intern. v.30/ 93*),
6%Baden ... v.27/ 96
6%Bayern . . v. 27 96.5
6%Heſſen. ... v. 29/ 95.75
6% Preuß. St. v. 281107.75
6% Sachſen ..v.27/ 96.25
6% Thüringen v.271 95
6% Dt. Reichsbahn
Schätze. . . . . . . . 100.6
1% Dt. Reichspoſt
Schätze. . . . . .. . . 1100.25
Dtſch. Anl. Ausl.
+½½- Ablöſung .1104.25
(Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
.... 9.6
6%Baden=Baden./ 85.5
6%Berlin ...v.94/ 85.75
6 Darmſtadt.
6% Dresden.. v.26 83.5
6% Frankfurt a. M.
Schätze v.29
v.26 86,
86
S3Maind. . . 1.
6%Mannheim v. 27/ 89
6%München v. 29 91
6%Wiesbaden v. 28
6%Heſſ. Landesbk. / 93.5
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5½% Big.-Obl
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825 Frki. Hyp.=Bk.
5 ½% Lig.=Pfbr
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6% Frkf. Pfbr.=Bk
5½½ Lig.=Pfr
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½% Ll0.=Pffr
6%Rhein. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr
6% Golboblie
6% Sübd. Boden=
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5½% Big.=Pfb
6%Württ. Hyp.=B.

93.5

94.75
91.5

88.25
88.5
Rré
93.75
93,

101.75
118.75
21
93
93
Ad
93.5
902
93.25
A
93
94
95
941
93.75
94.75
92
95.5
94.25
95.25

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% Dt. Linol. Werke
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6%Mitteld. Stah
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1914
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94
86.5
80.75
84
118.75
12.25
12.25
11.5

4.5
4.05

6.95
6.95
7.75
7.1
51.75
51.2
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Mete
83
216
132.9
49.5
120.5
107
212.5
59
85
100.25
87
104
119.25
265
52.5
60
116
143
Wais
63.25
111
91.5
29.5

110
57.5

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r. Liefer.=Ge‟..

Ret

3

*
83.5
76.
84
70.5
75.5
95
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90.5
92
39.1
154.5
220
174
64.5
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Unterfranfen .. . . .
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145.75
111
64
100

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 294

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 24. Oktober 1934

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