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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 294
Mittwoch, den 24. Oktober 1934.
196. Jahrgang
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Kumpfmtiinniniang iii krantkeic.
Unnenpolikik forderk ihre Rechte. — Radikalſozialiſtiſcher Einſpruch gegen Doumergues Reformpläne.
Zankapfel Parlamenksauflöſung. — Doumergue bleibk feſt.
Doumergues Kampf
um die Staaksreform.
EP. Paris, 23. Oktober.
dier Kampf zwiſchen dem
Miniſterpräſiden=
tiſ2 oumergue und dem Senat um die
Staats=
r ſeinm hat am Montag abend begonnen, und ſofort äußerſt
ſchße Formen angenommen. Der Vorſtand der ſtärkſten
Siſetsfraktion, der Demokratiſchen Linken, die den
Rſſeikalſoialiſten in der Kammer entſpricht die
mſſi6’s von insgeſamt 318 Sitzen über die abſolute Mehrheit im
SIk werfügt, ſprach ſich nach längerer Beratung gegen die
Riſot=mpläne des Miniſterpräſidenten und
ins=
belſſdare gegen die Uebertragung des gegenwärtig
deſhsmat zuſtehenden Rechts zur Auflöſung der
Kam=
mſſtun den Präſidenten der Republik aus.
ii Senatsgruppe hat ihren Vorſitzenden, Bienvenu=Martin,
beſſragt, den Staatsminiſter Herriot über die im Senat
herr=
ſchſſee Stimmung zu unterrichten, damit er den
Miniſterpräſi=
deim vor einem übereilten Vorgehen in der Reformfrage
wdhl. Doumergue ließ noch in den ſpäten Abendſtunden des
Mſla”, eine Abordnung der Linksdemokratiſchen Senatsfraktion
zu giehenden Beſprechungen zu ſich kommen.
ach Schluß dieſer Zuſammenkunft erklärte der
Miniſter=
priſirtt den Preſſevertretern, er werde ſeinen Plan
weiterver=
folll= mund keinen Schritt zurückweichen. Er werde das
Reform=
pryſx ſeinbringen und alle verfaſſungsmäßigen Mittel anwenden,
umare Projekt durchzudrücken. Unter dieſen Mitteln befinde
ſichßiä die Auflöſung des Parlaments und die Ausſchreibung
voyxemwahlen. Wenn der eine oder andere Punkt ſeines Plans
voymarlament abgelehnt werden würde, werde er nicht
zurück=
treſſtz wielmehr komme ein Rücktritt nur dann in Frage, wenn
dieſ mse Reformvorlage der Ablehnung verfalle. Gleichzeitig
künfultel. Doumerque ſeine
Fluchl in die Oeffenklichkeit
an)s werde am 3. November, alſo kurz vor dem
Wiederzuſam=
meimtt des Parlaments, dem Lande in einer durch den
Rund=
fumneubreiteten großen politiſchen Rede nochmals ſeine
Reform=
plächſihurd Abſichten darlegen.
e! Reformvorſchläge des
Miniſterpräſiden=
netreffen folgende Punkte:
1oer Miniſterpräſident erhält beſondere
qhmachten und die Rechte eines
Premiermini=
ſteſſt rpährend er gegenwärtig den übrigen
Kabinettsmitglie=
derkileschgeſtellt iſt.
9eer Miniſterpräſident darf im Falle von ernſten
Mei=
nurggeſ ſchiedenheiten zwiſchen Regierung und Kammer den
Stakwppäſidenten ohne vorherige Genehmigung des Senats
bitt ſiie Kammer aufzulöſen und Neuwahlen auszuſchreiben.
Die Regierung ſoll allein das Recht haben, die
Haushalts=
aufhren vorzuſchlagen.
Der Haushalt des laufenden Jahres kann verlängert
wer=
den vemn der nächſte Haushalt, nicht rechtzeitig verabſchiedet
worftd y ſt.
Im Rahmen der Verfaſſung wird ein Beamtengeſetz
erldti.
+ Einſpruch des Vorſtandes der radikalſozialiſtiſchen
Senßonuppe gegen die Reformpläne Doumergues und deſſen
entſiſtonne Verſicherung, daß er mit allen geſetzlichen Mitteln
die am irklichung ſeines Planes betreiben werde, haben in
par=
lamneuſiſchen Kreiſen und in der Preſſe einen Widerhall
gefun=
denſr die Zuſpitzung der auf eine Entſcheidung drängenden
innſſiln tiſchen Lage erkennen läßt.
PPreſſe, die ſtets für den Miniſterpräſidenten eintritt,
nimſttu ſcn gegen den Vorwurf in Schutz, die Verfaſſung
um=
gehche u wollen. Sie erwartet, daß er auch die widerſpenſtigen
Parhteitarier zur Vernunft bringen werde. Es handele ſich,
ſo mmtnö. B. „Echo de Paris”, um einen Einſchüchterungsverſuch,
vonm. Doumergue nichts zu befürchten habe. Er habe die
öffegche Meinung hinter ſich und das Land, das ſich nach einer
Löſtifie ſiehne.
Aas Ergebnis des franzöſiſchen
Miniſterrals.
Mriefung des Parlamenks auf den 6. November.
EP. Paris, 23. Oktober.
Hüſterpräſident Doumerque legte im heutigen Miniſterrat
demſjäffidenten der Republik einen Erlaß zur Unterzeichnung
vor, .ro, den die Einberufung des Parlaments endgültig auf
den Ahwvember feſtgeſetzt wird,
2 Präſident der Republik, Lebrun, und die übrigen zur
Teilklime an den Beiſetzungsfeierlichkeiten für König
Alexan=
der ſh Jugoſlawien nach Belgrad entſandten Miniſter
erſtat=
tetenci enl icht über den Verlauf der Beiſetzung und über die
freumuche Aufnahme, die ſie in Jugoſlawien gefunden haben.
MMiniſterrat hatte ſich dann mit einer Reihe von
Maß=
nahrſn zu beſchäftigen, die das Marſeiller Attentat notwendig
gemchlu bat. U. a. unterrichtete Innenminiſter Marchandeau
das / Siunett über die Reformen, die er innerhalb der
Sicher=
heitsleſiziei durchzuführen beabſichtigt und zum Teil ſchon in
Ang9B genommen hat.
an wurde die Einberufung der Wirtſchaftskonferenz für
Frarduich und die Kolonien, der ſogenannten „
Reichskonfe=
renſſt qmf Anordnung des Kolonialminiſters Rollin vom
Miniſterrat auf den 3. Dezember feſtgeſetzt. In der
Eröffnungsſitzung wird der Präſident der Republik, Lebrun, den
Vorſitz führen.
Das Anwachſen der Arbeitslbſigkeit in
Frankreich gab ebenfalls Anlaß zu einer Erörterung.
Arbeitsminiſter Marquet machte Mitteilung über die ſeit Anfang
Oktober feſtgeſtellte Zunahme der Arbeitsloſigkeit. Der Miniſter
wurde beauftragt, im Einvernehmen mit dem Finanzminiſter
Maßnahmen zu prüfen, um neue Mittel für die
Arbeitsloſen=
unterſtützung flüſſig zu machen.
Pariſer Stimmen über das franzöſiſch=ikalieniſche
Verhälknis.
EP. Paris, 23. Oktober.
Der geſtrigen Beſprechung des franzöſiſchen
Außenminiſters Laval mit dem römiſchen
Bot=
ſchafter de Chambrun wird von der Pariſer Preſſe große
Bedeutung beigemeſſen. Dem „Oeuvre” zufolge hat Laval am
Montag mit Chambrun alle franzöſiſch=italieniſchen Fragen im
einzelnen erörterd und dann mit ihm die Möglichkeit
eines italieniſchejugoflawiſchen modus vivendi
oder eines franzöſiſch=italieniſch=
jugoſlawi=
ſchen Abkommens geprüft. Das Blatt glaubt verſichern zu
können, daß die franzöſiſch=italieniſchen Beziehungen ſich, wie
dies ja auch Muſſolini in ſeiner großen Mailänder Rede ſelbſt
anerkannt habe, ſoweit gebeſſert hätten, daß die beiden Länder
in ihrer Außenpolitik, ſowohl in der ruſſiſchen wie in der
Saar=
frage und ſelbſt in der öſterreichiſchen Politik, Hand in Hand
gehen könnten. Daher ſcheine es, daß die Reiſe des franzöſiſchen
Außenminiſters nach Rom, die erſt ſo große Schwierigkeiten zu
machen ſchien, zu wirklichen Ergebniſſen führen werde. Im
ein=
zelnen zählt das „Oeuvre” alle franzöſiſch=italieniſchen Fragen
auf, die ſicherlich für beide Länder eine befriedigende Löſung
finden würden, nämlich: 1. einen modus virendi für die
italie=
niſchen Staatsangehörigen in Tunis; 2. eine Berichtigung der
Grenze auf der Linie zum Tſchadſee; 3. die italieniſche
Expan=
ſion im Roten Meer.
Bedeutend weniger optimiſtiſch iſt die Beurteilung der Lage
im „Echo de Paris”, wo Pertinax darauf hinweiſt, daß die
Beziehungen der italieniſchen Beziehungen zu
Ungarn ein Hindernis für die Ausſöhnung
zwiſchen Ikalien und der Kleinen Entente bilden,
einmal weil die Staaten der Kleinen Entente durch die „
unga=
riſche Revanche” bedroht ſeien, und zweitens, weil Ungarn ſich
ſtets bemühen werde, ein Kompromiß zwiſchen Muſſolini und
Hitler zuſtandezubringen. In dieſem entſcheidenden Punkt ſei
bisher — vom franzöſiſchen Standpunkt aus — leider kein
Fort=
ſchritt zu verzeichnen. Alle anderen Probleme aber ſeien
neben=
ſächlich. Ein Datum für die Reiſe des Außenminiſters könne
daher im Augenblick nicht feſtgeſetzt werden. Es hänge von den
Beziehungen zwiſchen Italien und der Kleinen Entente ab.
Laval ſcheine es vorzuziehen, ſich an die vorſichtige Methode zu
halten und erſt nach Rom zu reiſen, wenn die Vorbereitungen
ſoweit gediehen ſeien, daß die Reiſe als Abſchluß und
nicht als Einleitung der Verhandlungen
er=
ſcheine.
Gömbös” Reiſe nach Wien und Rom verſchoben.
DNB. Budapeſt, 23. Oktober.
Miniſterpräſident Gömbös hat auf der Durchfahrt von
War=
ſchau nach Budapeſt Wien berührt. Entgegen Wiener
Blätter=
meldungen, wonach der Miniſterpräſident aus dem Zuge
ausge=
ſtiegen ſei und das Grab des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß
be=
ſucht habe, wird von zuſtändiger Seite mitgeteilt, daß der
unga=
riſche Regierungschef ſein Eiſenbahnabteil nicht verlaſſen,
ſon=
dern nach dem fahrplanmäßigen Aufenthalt des Zuges ſeine
Fahrt nach Budapeſt fortgeſetzt hat, wo er am Mittag wieder
eintraf. Der urſprünglich für dieſe Tage vorgeſehene
Gegen=
beſuch des Miniſterpräſidenten beim Bundeskanzler Schuſchnigg
iſt verſchoben worden. Gömbös beabſichtigt, ſich Anfang
Novem=
ber zum Beſuch der italieniſchen Regierung nach Rom zu
begeben, und wird auf der Fahrt nach Rom der öſterreichiſchen
Regierung in Wien ſeinen Beſuch abſtatten.
Die Verſchiebung der Rom= und Wiener Reiſe des
Miniſter=
präſidenten wird an zuſtändiger Stelle darauf zurückgeführt,
daß infolge der Belgrader Beiſetzungsfeierlichkeiten eine gewiſſe
Aenderung des Reiſeprogramms notwendig geworden war,
ferner daß in der nächſten Woche in Rom die Jahresfeier des
Marſches auf Rom ſtattfindet. Preſſemeldungen, nach denen
die Verſchiebung der Wiener und Romreiſe auf diplomatiſche
Schwierigkeiten zurückzuführen ſei, werden an zuſtändiger Stelle
als vollſtändig unbegründet erklärt.
Die deutſche Memelbeſchwerde.
Der litauiſche Geſandke im Foreign Office.
DNB. London, 23. Oktober.
„Times” meldet: Im Zuſammenhang mit der Berufung der
deutſchen Reichsregierung an die Garantiemächte wegen gewiſſer
Maßnahmen des Gouverneurs des Memelgebietes ſprach am
Montag der litauiſche Geſandte beim Foreign Office vor. Der
Geſandte hat, wie verlautet, die Bereitſchaft ſeiner Regierung
zum Ausdruck gebracht, den Fall ſobald wie möglich in Genf
verhandeln zu laſſen.
Suche nach neuen Ideen.
Von unſerem A=Korreſpondenten
Paris, 21. Oktober 1934.
In den letzten Wochen haben ſich die Ereigniſſe in
Frank=
reich überſtürzt. Eine politiſche Entwicklung, die ſonſt gewiß
Monate gebraucht hätte, hat ſich in wenigen Tagen vollzogen.
Noch aber iſt die Lage zu unklar, iſt die Verwirrung der Geiſter
zu groß und ſind die Komplikationen zu zahlreich, um einen
Ueberblick zu geſtatten. Selbſt den führenden Politikern ſcheint
die Möglichkeit dazu zu fehlen.
Die Mordtat von Marſeille und ihre Begleitumſtände haben
die Oeffentlichkeit in Frankreich auf das tiefſte aufgewühlt und
ihr an ſich ſchon wankendes Vertrauen in die Verwaltung des
Landes noch ſchwerer erſchüttert. Der Ruf nach einer neuen
Politik wird immer lauter. Und man fragt ſich allenthalben, ob
das Kabinett Doumergue auch künftighin fähig ſein wird, den
Anforderungen der Stunde zu genügen.
Doumergues perſönliches Anſehen iſt in Frankreich
unan=
getaſtet geblieben, und er ſelbſt wird auch von ſeinen Gegnern
reſpektiert. Aber man hält die Art, wie das Kabinett
umge=
ſtaltet wurde, für verfehlt. Dieſe Meinung herrſcht in den
poli=
tiſchen Kreiſen und insbeſondere im Senad noch mehr vor, als
in der öffentlichen Meinung. Es iſt kein Geheimnis, daß die
brutale Ausſchiffung des Juſtizminiſters Chéron, der den Senat
im Kabinett vertrat, die Senatoren ſtark verſtimmte, Und die
Tatſache, daß dieſer alte Politiker von dem Kriegsminiſter
Marſchall Pétain, alſo von einer militäriſchen Perſönlichkeit,
zum Rücktritt aufgefordert wurde, erzeugte in der politiſchen
Welt einen Eindruck, der beſtimmt ſehr tief ſitzt, auch wenn;
darüber in der Preſſe nicht geſprochen wird.
Die Innenpolitik und das Parlament fordern ihre Rechte,
Die Frage iſt nur, ob ſie ſtark genug ſind, ſich durchzuſetzen. Die
Regierung Doumerque iſt unter dem Druck der Straßenkämpfe
im Februar entſtanden. Gegen den Wunſch der Kammer
eigent=
lich, wenn auch bei Verteilung der Miniſterſitze eine parteiliche
Stimmenaufrechnung vorgenommen wurde.
Die Rechte möchte in Zukunft Kammer und Senat noch
weniger reſpektiert ſehen. Das iſt an ſich konſequent, aber die
franzöſiſche Rechte wurzelt ſelbſt etwas zu ſehr im
Parlamen=
tarismus, um das ohne Gefahr tun zu können. Sie iſt arm
an Ideen, vergreiſt und mithin nicht gerade reich an wirklichen
und tatkräftigen Perſönlichkeiten. Manche behaupten ſpöttiſch,
ſie ſei nur ein Gegenſtück zur Linken: Reaktion und weiter
nichts.
Als Poincarés Tod die politiſchen Zirkel in Frankreich zum
Nachſinnen über ſein Zeitalter brachte konnte man von vielen
Seiten mit überraſchender Gleichheit die Feſtſtellung hören, daß
die politiſchen Perſönlichkeiten, die der Tod im letzten
Jahr=
zehnt dahinraffte, nicht erſetzt werden konnten, weil es am
poli=
tiſchen Nachwuchs gänzlich fehlte. Barthou, Briand, Doumer,
Loucheur, Leyques, Maginot, Painlevé . . . Sie alle waren
Triebkräfte einer Politik, über die man gewiß verſchiedener
Meinung iſt und ſein kann, aber man muß zugeben, daß in
der jüngeren Generation ſich nur ſchwerlich Namen von deren
Gewicht finden laſſen. Viele erblicken darin das Zeichen dafür,
daß der fehlende Nachwuchs dann eben durch eine ſtarke
Per=
ſönlichkeit erſetzt werden müſſe.
Im Augenblick aber iſt man gezwungen, ſich mit den
Pro=
blemen zu beſchäftigen, die ſich vor der Regierung auftürmen.
Bei aller Anerkennung für die Verdienſte Doumergues, ſtellt
man allgemein feſt, daß er koſtbare Zeit vergehen ließ. Die
Reform der Verwaltung und der Juſtiz kann nicht von einem
Tag auf den anderen erfolgen; aber ein weiteres Zögern iſt
nicht mehr möglich, die Ereigniſſe haben es bewieſen.
Frankreich führt noch immer keine geordnete Handelspolitik.
„Wir haben über zweitauſend Kontingentierungsmaßnahmen,
aber keine einzige Idee in der Wirtſchaftspolitik”, meinte
kürz=
lich bitter ein führender Mann der Wirtſchaft. Und tatſächlich
vermag niemand zu entſcheiden, ob. Frankreich eigentlich den
Freihandel oder Autarkie will, ob es in Brüſſel auf der
Konfe=
renz der Goldländer die Initiative zur Reorganiſierung der
Währungsfragen ergreifen, oder ob es die Konferenz
hinter=
treiben wird. (Vergleiche unſeren geſtrigen Artikel „Goldblock
oder Kampfblock?‟ Die Schriftleitung.)
Die Außenpolitik war das Gebiet, wo die Regierung
Dou=
mergue noch am klarſten einen Weg einſchlug. Barthou beſaß
einen eigenen Plan und verſuchte ihn — wenn freilich auch mit
wenig Erfolg — durchzuführen. Aber Barthou iſt nun nicht
mehr, und ſeine Politik gehört der Vergangenheit an. Sein
Nachfolger Pierre Laval ſteht vorerſt vor der Aufgabe, die durch
das Attentat von Marſeille geſchaffene Situation zu klären.
In der immerhin begreiflichen Nervoſität der erſten Tage nach
dem Königsmord verſuchte man in Frankreich, die
Verantwor=
tung auf das Ausland abzuwälzen und ſah insbeſondere in
einer diplomatiſchen Offenſive gegen Ungarn eine entſprechende
Möglichkeit. Aber mit Nervoſität allein läßt ſich noch keine
Außenpolitik treiben, und man mußte denn auch ſehr bald
ein=
ſehen, daß dieſer Weg zu einem ſcharfen Gegenſatz mit Italien
führen und gleichzeitig eine Verſchärfung der Lage zwiſchen
Bel=
grad und Rom heraufbeſchwören müſſe. Alſo zu dem
Entgegen=
geſetzten von dem, was Barthou erſtrebte. Barthous
Lieblings=
plan: die reſtloſe Verſtändigung mit Italien und eine
italieniſch=franzöſiſche Regelung der Donaupolitik muß aber im
Augenblick auch zurücktreten. Die Stunde mahnt zur Vorſicht
und zum Abwarten auf allen Gebieten. Das Gebäude, das
Barthou ſchuf, zeigte ſchon in ſeinem Rohbau ſehr bedenkliche
Riſſe. Die Kritik, die man in Frankreich ſelbſt hören konnte,
war recht ſcharf, und nur die Achtung vor dem Toten brachte
ſie jetzt zum Schweigen.
Pierre Laval ſteht vor der Aufgabe, eine in vieler
Be=
ziehung neue franzöſiſche Außenpolitik zu organiſieren, deren
Grundzüge aber wohl erſt ſpäter in Erſcheinung treten werden.
Denn vorerſt wird man bemüht ſein müſſen, die franzöſiſche
Innenpolitik in jenes ſtabile Gleichgewicht zu bringen, das eine
eindeutig orientierte Außenpolitik zur Vorausſetzung haben muß.
Seite 2 — Nr. 294
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Oktober 1934
veintiinmung en Känriker And Hidt.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 23. Oktober.
Die Neoſozialiſten haben den franzöſiſchen Arbeitsminiſter
Marquet zum Austritt aus der Partei gezwungen. Die
inner=
politiſche Lage Frankreichs wird dadurch noch konfuſer. Die
Neoſozialiſtiſche Partei iſt zwar zahlenmäßig nicht ſehr
bedeu=
tend und auch organiſatoriſch nicht auf der Höhe. Sie umfaßt
ſehr heterogene Elemente, die nur das eine gemeinſam haben,
daß ſie den Marxismus verwerfen. Aber die Partei und Adrien
Marquet galten als die Verfechter der fasciſtiſchen Methoden in
Frankreich und das gab ihnen in der politiſchen Welt ein
Preſtige, das aus Bewunderung, Furcht und Abneigung
zu=
ſammengeſetzt war.
Wie verlautet, wollte die Partei durch Marquet das
Kabi=
nett Doumergue treffen. Im Augenblick iſt nur dieſe Seite des
Problems wichtig. Die Regierung Doumergue wird in Kammer
und Senat von allen Seiten angefeindet. Man behauptet, daß
man „nicht nach Verſailles gehen wird”. Zu verſtehen iſt
darun=
ter, daß man die Verfaſſungsreform Doumergues ablehnt. Zu
einer Verfaſſungsreform müßten nämlich Kammer und Senat in
Verſailles zuſammen tagen. Die Kammer war —
verſtändlicher=
weiſe — von einer Reform, die ihre Macht beſchneiden will, nie
beſonders entzückt. Und ſeit dem Austritt Chérons aus dem
Kabinett iſt auch der Senat verſtimmt. Auf Doumergue
warten alſo große Schwierigkeiten. Die
Rechts=
preſſe droht unverhüllt, daß, wenn Doumergue vom Parlament
geſtürzt werden ſollte, das franzöſiſche Volk endgültig mit dem
Parlamentarismus aufräumen wird. Das ſoll Kammer und
Senat einſchüchtern. In ernſten politiſchen Kreiſen möchte man
eine Kriſe vermeiden und die Auseinanderſetzung irgendwie
aufſchieben. Die Hoffnung beſteht, daß noch vor dem
Zuſammen=
tritt der Kammer die Konfliktsſtoffe beſeitigt werden. Aber die
Situation iſt dennoch kritiſch.
Dieſe Situation wirkt ſich, wie hier offen zugegeben wird,
auch auf die Außenpolitik ungünſtig aus. Sie erſchwert die
Arbeit der franzöſiſchen Diplomatie. Selbſt die Verſicherungen,
daß Barthous Außenpolitik unverändert fortgeſetzt wird
kön=
nen daran nichts ändern. Um ſo mehr, da Frankreich in Europa
vor einer neuen und nicht wirklich geklärten Lage ſteht. Die
Verſtändigungsmöglichkeiten mit Italien werden nach wie vor
von vielen ſkeptiſch beurteilt, trotzdem Lavals Romreiſe
über=
ſtürzt angekündigt wurde. Und ebenſo ſkeptiſch betrachtet man die
Ergebniſſe, die aus den Verhandlungen der Goldblockländer in
Brüſſel hervorgingen. Es iſt ſchwer, dieſe Manifeſtation ernſt zu
nehmen, da eine wirtſchaftliche und finanzielle Sanierung
Euro=
das ohne Deutſchland eine Unmöglichkeit darſtellt. Ganz
unmög=
lich iſt ſie gerade für jene kleinen „Goldländer” wie Belgien,
Holland und die Schweiz, die wirtſchaftlich ohne Deutſchland
ihr Gleichgewicht nie finden können.
Unſummen fur Erorrante.
In der deutſchen Volksgemeinſchaft leben zahlreiche Erbkranke,
die nur zum Teil in Anſtalten untergebracht ſind und vielfach ſich
noch frei bewegen, alſo die Möglichkeit zur Fortpflanzung beſitzen
und infolgedeſſen die Zahl der Erbkranken noch vergrößern können.
Gegen dieſe Gefahr wird die Reichsregierung mit allen zu
Gebote ſtehenden Mitteln vorgehen. Sie hat auch bereits die
ent=
ſprechenden Geſetze zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes erlaſſen.
Aber nichts wirkt für die Notwendigkeit, die gemeingefährlichen
Erbkranken zu iſolieren und an der Fortpflanzung zu verhindern,
ſo ſehr als der zahlenmäßige Nachweis der Unkoſten, die dieſe
Kranken verurſachen und oft ganze Familien ruinieren.
Vom Reichsärzteführer Dr. Wagner iſt eine ſtatiſtiſche
Er=
hebung vorgenommen worden, aus der hervorgeht, daß für die
Erhaltung erblich Belaſteter jährlich 301
Mil=
lionen RM. aufgewendet werden müſſen. Dazu
kommen 200 Millionen für Trinker,
Schwachſin=
nige und Pſychopathen. Auch erhebliche Summen müſſen
für die Rechtspflege ausgeworfen werden, die durch die
Erbkran=
ken in Anſpruch genommen wird. Dr. Wagner rechnet mit 250
Millionen im Durchſchnitt. Nach der Statiſtik von Dr. Wagner
ſind im Durchſchnitt für eine erblichbelaſtete
Per=
ſon bis zum 60. Lebensjahr rund 50000 RM. ohne
Anſtaltsaufwand erforderlich.
Dieſe ungeheure Summe geht den geſunden Gliedern unſeres
Volkes natürlich verloren und man darf daher annehmen, daß der
Kampf gegen die Fortpflanzung Erbkranker auf volles
Verſtänd=
nis ſtößt. Nur durch die planmäßige Verhinderung
erbkranken Nachwuchſes kann dieſe
Millionen=
belaſtung des Volkes in ſeinem geſunden Kern
allmählich im Laufe der Zeit heruntergedrückt
werden. Nur durch ein ausgeprägtes Pflichtbewußtſein des
ein=
zelnen, übermäßigen Alkoholgenuß zu vermeiden, wird unendlich
viel für die Volksgeſundheit und die Wohlfahrt der einzelnen
Familie erreicht.
Vom Tage.
Der Reichsarbeitsführer Hierl hat den Reichsſtatthalter und
Gauleiter Karl Kaufmann ſowie den regierenden Bürgermeiſter
von Hamburg Krogmann zu Ehrengauarbeitsführern ernannt.
Geſtern mittag fand im Garten des
Reichspropagandaminiſte=
riums eine Kundgebung des Arbeitsdienſtgaues 9 Berlin=
Bran=
denburg ſtatt, die die Verbundenheit des deutſchen Arbeitsdienſtes
mit Reichsminiſter Dr. Goebbels zum Ausdruck brächte.
Das Ehrenzeichen vom 8./9. November 1923 am roten Bande
wurde einem Einwohner von Eberswalde, dem Parteigenoſſen
Walter Zeichner, vom Führer verliehen. Pg. Zeichner der
be=
reits mit dem „Ehrenzeichen von Koburg 1922” ausgezeichnet iſt,
wurde in dieſen Tagen in den Stab des Stellvertreters des
Füh=
rers berufen.
Der jugoſlawiſche Berliner Geſandte Balugdzic ſtattete geſtern
vormittag dem Führer und Reichskanzler einen Beſuch ab und
ſprach namens des Regentſchaftsrats und der Regierung
Jugoſla=
wiens dem Führer und der Reichsregierung herzlichen Dank für
die zahlreichen Beweiſe aufrichtiger Anteilnahme aus, die
Deutſch=
land bei dem tragiſchen Tode des Königs Alexander bezeigt habe
und die das jugoſlawiſche Volk wie ſeine Regierung wohltuend
empfunden hätten.
Das Berliner Schöffengericht verurteilte den ehemaligen
kom=
muniſtiſchen Reichstagsabgeordneten Dr. Th. Neubauer wegen
Urkundenfälſchung zu ſieben Monaten Gefängnis.
Ein Militärgerichtsſenat in Leoben verurteilte im
Zuſammen=
hang mit dem Aufſtand am 25. Juli den Bauer Ludwig Ruſt zu
14 Jahren ſchweren Kerkers, und den Zimmermann Rud. Kradder
zu 12 Jahren ſchweren Kerkers. Die beiden waren beſchuldigt,
bei der Aufſtandsbewegung im Ennstal führend mitgewirkt zu
haben.
In einem belgiſchen Miniſterrat wurde auf Vorſchlag des
Außenminiſters Jaſpar beſchloſſen, etwa 20 Jugoſlawen, die in
Seraing bei Lüttich eine Art Zweigſtelle der terroriſtiſchen
Orga=
niſation Uſtaſchi aufgezogen haben, aus Belgien auszuweiſen.
Im Alter von 47 Jahren ſtarb in Rom der Herzog Gaetano
Gaetani, der während des Krieges in den Dolomiten die
be=
rühmte Mine im hiſtoriſchen Col di Lano legen und dann den
ganzen von den italieniſchen und öſterreichiſchen Truppen heiß
umkämpften Kamm in die Luft ſprengen ließ. Nach dem Krieg
wurde Herzog Gaetana Gaetani italieniſcher Botſchafter in
Wa=
ſhington.
Gandhi hat ſeine Drohung, die Führung der nationaliſtiſchen
Kongreßpartei niederzulegen, trotz den Beſchwörungen ſeiner
An=
hänger wahrgemacht. Zugleich iſt der Mahatma auch aus der
Partei ſelbſt ausgetreten.
Die Säuberung der Kommuniſtiſchen Parteiorganiſation im
Roſtow=Don=Gebiet iſt nunmehr abgeſchloſſen. Auf Grund
amt=
licher Angaben wurden aus den verſchiedenen
Parteiorganiſa=
tionen in Stadt und Land insgeſamt 466 Kommuniſten
ausge=
ſchloſſen. Ein Teil der Ausgeſchloſſenen wurde in die
Kandidaten=
liſte zurückverſetzt. Die Hauptgründe des Ausſchluſſes aus der
Partei beſtehen in der Verletzung der Parteipflichten wie auch in
einer Schädigung des Partei= und Staatspreſtiges.
Langfriſtige Gewerbekredike
der Bank für deutſche Induſtrie=Obligakionen
durch die Landeskommunalbank Darmſtadt.
Die Bank für deutſche Induſtrie=Obligationen in Berlin
hat mit der Landeskommunalbank=Girozentrale
für Heſſen in Darmſtadt vertragliche Vereinbarungen
ge=
troffen, auf Grund deren die Landeskommunalbank innerhalb
ihres Tätigkeitsbereiches an der Ausleihung der langfriſtigen
Gewerbekredite der Induſtriebank, ſoweit es ſich um Kleinkredite
bis zu 15 000 RM. handelt, mitwirken wird. Bekanntlich ſtellt die
Induſtriebank kleinen und mittleren Betrieben der Induſtrie, des
Handwerks und des Handels langfriſtige, 5 Jahre laufende
Dar=
lehen bis zu Einzelbeträgen von 500 RM. hinab zur Verfügung.
Die Darlehen, die auf hypothekariſcher Grundlage gewährt
wer=
den, dienen zur Ablöſung überhöhter kurzfriſtiger
Verbindlichkei=
ten, zur Finanzierung langfriſtiger Inveſtitionen ſowie zur
Ver=
ſtärkung der Betriebsmittel.
Gemeinſchaftsempfang des deutſchen Handwerks.
Darmſtadt, 23. Oktober.
Der Reichshandwerksmeiſter und Leiter der
Reichsbetriebs=
gemeinſchaft „XIIT (Handwerk) der Deutſchen Arbeitsfront,
Klempnermeiſter Pg. Schmidt, gibt folgende Anordnung des
Stabsleiters der PO. bekannt:
Die Sitzung des Reichshandwerkstages am 28. Oktober wird
über alle deutſchen Sender übertragen. An den Verſammlungen
nehmen Meiſter, Geſellen und Lehrlinge gemeinſam teil. Ich mache
es allen NSHAGO=Mitgliedern ſowie der
Reichsbetriebsgemein=
ſchaft XVIII zur Pflicht, an dieſem Gemeinſchaftsempfang
teil=
zunehmen.
Die neue jugoſlawiſche Regierung
Aeonlder.
Zehnkes Kabineik Uzundwitſch.
EP. Belgrad, 23. Oktober.
Die neue Regierung Uzunowitſch iſt in ſpäter Nachtſtunc
gebildet worden. Die neuen Miniſter haben um Mitternacht do=
Eid abgelegt. Das zehnte Kabinett Uzunowitſch hat dieſelge
Zuſammenſetzung wie die vorige Regierung. Nur iſt an do
Stelle des bisherigen Kriegsminiſters Milovanowitſch du
frühere Miniſterpräſident, General Pera Zivkowitſch, getreun
Ferner gehören der neuen Regierung die früheren
Miniſie=
präſidenten Marinkowitſch und Dr. Srſkitſch als Miniſter ohm
Portefeuille an. Damit ſind ſämtliche Miniſterpräſidenten
ſ=
dem 6. Januar 1929, alſo ſeit der Ausſchaltung des Parlamenen
Mitglieder des gegenwärtigen Kabinetts.
Der ſloweniſche Führer Dr. Koroſchetz gehört der neut
Regierung nicht an. Ueber die Urſachen des Nichteintritts von
Dr. Koroſchetz gibt es verſchiedene Verſionen. Die eine geh
dahin, daß er aus innerpolitiſchen Gründen eine Teilnahme an
der Regierung abgelehnt habe, die andere, daß man den
Eit=
tritt von Dr. Koroſchetz für einen ſpäteren Zeitpunkt in
Ausſich=
genommen habe.
* Die Neugeſtaltung des jugoſlawiſchen Kabinettes hau
gerade weil der Rücktritt des Miniſteriums Uzunowitſch um
mittelbar nach der Beiſetzung von König Alexander erfolgien
eine Bedeutung über die Grenzen des Landes hinaus. Uzung
witſch hat ſeinen Rücktritt ausdrücklich damit begründet, daß der
Negentſchaftsrat freie Hand haben ſolle. Er ſelbſt iſt mit d
Neubildung des Kabinettes beauftragt worden und hat ſein
alten Miniſter faſt alle übernommen. Er hat ſein Kabinett
ledi=
lich ergänzt durch die drei früheren Miniſterpräſidenten, die ſenn
1929 alſo ſeit der Umgeſtaltung der Verfaſſung, an der Spitet
der Regierung als ausgeſprochene Vertrauensleute des
erno=
deten Königs geſtanden hatten. Die Ernennung dieſer du
früheren Miniſterpräſidenten und die Beibehaltung des Auße
miniſters Jeftitſch ſoll offenbar als ein Bekenntnis des Regu
ſchaftsrates aufgefaßt werden, den bisherigen Kurs in
Innen= wie in der Außenpolitik weiter zu ſteuern und anm.
Linien feſtzuhalten, die König Alexander vorgezeichnet Mb
Ein Kabinett der Perſönlichkeiten alfo, das nach innen unſt
Aufrechterhaltung der Zentraliſierung den Ausgleich der
ſchen, religiöſen und wirtſchaftlichen Gegenſätze verfolgt und ncht
außen hin allen Experimenten abhold iſt, das die
freundſchoſ=
lichen Beziehungen zu Frankreich pflegen, aber im Sinne de
franzöſiſchen Politik auch eine Verminderung der Reibung=”
flächen mit Italien anſtreben will.
Südflawiſche Angriffe auf Ungarn.
DNB. Belgrad, 23. Oktober.
Die halbamtliche „Vrene” befaßt ſich in einem Aufſatz mit dend
Beziehungen der in das Marſeiller Attentatskomplott verwickelten
Perſonen zu Ungarn. Das Blatt greift bei dieſer Gelegenheit die
ungariſche Politik leidenſchaftlich an und vergleicht beſonders det
gegenwärtige Haltung der ungariſchen Polizei mit ihrem ſeinerm
zeitigen Auftreten anläßlich der Frankenfälſcherangelegenheit.
Zwan Michailoff und ſechs weitere Tertoriſten
vogelfrei.
DNB. Sofia, 23. Oktobet
Vor zwei Monaten hatte die politiſche Staatspolizei an4
ganze Reihe mazedoniſcher Terroriſten mit Iwan Michaihfn
der Spitze, die ſich bis dahin ihrer Feſtnahme entziehen konll,
die öffentliche Aufforderung ergehen laſſen, ſich innerhalb imt
zweiwöchigen Friſt den Behörden zur Vernehmung zu ſtelll.
Dieſe Aufforderung war auf Grund der neuen Verfügung i u
Schutze der Sicherheit des Staates erlaſſen worden. Auf Erſudl
der Staatspolizei hat nunmehr das Sofioter Kreisgericht Mu
mazedoniſchen Führer Iwan Michailoff ſowie ſechs weitere Tenn
riſten als Verbrecher und vogelfrei erklärt. Jeder bulgariſchen
Staatsbürger, der auf einen der Geſuchten ſtößt, iſt verpflichich A
dieſen der Polizei anzuzeigen oder aber ihn ſelbſt feſtzunehmen.
Der IMRO=Führer Iwan Michailoff ſowie einige ande
Komitatſchi konnten bekanntlich ins Ausland entkommen. M
Polizei vermutet indeſſen, daß ſich mehrere der Geſuchten noch
Bulgarien verſteckt halten. Seltſamerweiſe befindet ſich unter W
auf der Verbrecherliſte genannten Terroriſten auch der Marſeilſe
Königsmörder Wlado Georgieff=Tſchernoſenſki.
nut
Beornsmdt in der Beinvemnang.
Von Wilhelm Michel.
In einer mir befreundeten Familie ereignete es ſich, daß
ein junges Mädchen, die Hausangeſtellte einen
Selbſtmord=
verſuch machte. Sie öffnete den Gashahn in der Küche, ſchluckte
zwei Schlafpulver und ſetzte ſich an den Tiſch, feſt entſchloſſen,
ins Jenſeits hinüberzuſchlafen. Sie hatte Liebeskummer. Sie
liebte einen Mann, der eines Tags nichts mehr von ihr wiſſen
wollte. Zwei Tage lang ging ſie wie erſtarrt im Haus umher,
ihre Augen hatten einen fremden Blick. Ihr Herz wußte keinen
Rat mehr. Da verfiel ſie auf den letzten ſchrecklichen Ausweg.
Schwer bewußtlos wurde ſie gegen Morgen in der Küche
auf=
gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Aber ſie ſtarb nicht.
Sie war zu geſund. In wenigen Wochen konnte ſie ſchon wieder
nach Hauſe. Und da zeigte ſich, daß in der Zwiſchenzeit ſich
etwas in ihr verändert hatte. Sie konnte wieder leben. Sie
konnte leben ohne die Liebe, an die ſie ihr ganzes Herz gehängt
htte. Die Trauer dauerte noch lange, denn das Mädel war
ein echtes, herzhaftes Geſchöpf. Aber es war eine Trauer, die
Naum ließ für ſtille Zufriedenheit und Pflichterfüllung.
Warum habe ich an dieſe Begebenheit ſo oft zurückdenken
müſſen?
Sie hat mir eine Lehre gegeben. Ich ſchäme mich faſt, von
dieſer Lehre zu ſprechen. Es könnte ſein, daß ſie manchem viel
zu einfach, zu platt, zu dürftig vorkommt. Aber für mich hat
ſie einen Sinn.
Ich habe mich gefragt: Warum war dieſes Mädchen mit
einem Leben, das ihm völlig unerträglich geſchienen hatte, nach
kurzer Zeit wieder zufrieden, obſchon ſich nichts geändert hatte
am Anlaß ihrer Verzweiflung? Offenbar, weil ſie die kleine
Zeitſpanne überſtanden hatte, in der ihr Herz ſich von jener
Liebe losreißen konnte. Die Lebensfrage für dieſes Mädchen
war eine Frage dieſer zwvei, drei Wochen. Sie war die Frage
der wenigen Tage, die ihr Gemüt brauchte, um die Untreue des
Geliebten anzunehmen und innerlich zu
verar=
beiten.
Ich habe in dieſem Falle zum erſtenmal deutlich geſehen,
daß es bei den meiſten unſrer Verzweiflungen nur darauf
an=
kommt, die beſtimmte kurze Zeitſpanne zu überdauern, in der
ſich eine innere Ablöſung vom Bisherigen und eine
nene Kräftebildung im Sinn der neuen Lage vollzieht.
Wenn ein Menſch einen geliebten Nebenmenſchen verliert,
wenn er ſein Vermögen einbüßt oder ſeine geachtete Stellung,
wenn er mit dem Strafgefetz zuſammenſtößt — dann ſpiegelt
ihm die Verzweiflung vor: Ein ganzes langes Leben ſollſt du
fortan führen unter dieſen unerträglichen Bedingungen? Tag
auf Tag und Jahr auf Jahr ſollſt du unter dem Druck dieſer
Entbehrungen, dieſer Ehrenminderung ſtehen? — Unmöglich!
Fort aus einem Daſein, das nur lichtloſer Jammer ſein kann!
Aber in Wirklichkeit ſteht die Frage ganz anders. Nicht
ein ganzes, langes, lichtloſes Leben ſteht als Aufgabe vor dem
Unglücklichen, ſondern nichts als die wenigen Wochen oder Tage,
in denen ſein Gemüt ſich verwandeln und genau im Maß
der neuen Lage erſtarken kann. Was ich da ſage, iſt wahr
ohne Flunkerei. Nicht als der alte, bisherige Menſch habe ich
nach dem Unglück mein künftiges Leben zu tragen, ſondern als
der neue Menſch, der ich morgen, übermorgen ſein werde,
wenn das Unglück mich umgeſchaffen und mir die neuen
Kräfte gegeben hat, von denen ich jetzt noch nichts ahne. Das
Unglück droht mich im Augenblick zu erſchlagen, aber trotzdem
geht das Leben in mir weiter. Es ſchafft in uns Die
Auf=
gabe des Verzweifelten iſt zunächſt keine andre als die, dem in
uns ſchaffenden Leben die geringe Friſt zur inwendigen
Um=
ſchaffung zu gönnen. Dann trägt, in voller, nüchterner
Wahr=
heit, ein „andrer” meine Laſt, nämlich das gewandelte und dem
Gewicht der Laſt angepaßte Ich.
Einem geachteten Manne, der durch böſe Verſtrickungen zu
einer Freiheitsſtrafe kommt, mag bei der Vorſtellung ſeines
künftigen Lebens zumute ſein wie einem Fiſch, der auf den
Sand geworfen werden ſoll. Muß er nicht verzweifeln? — Nein,
er muß dem Unglück „eine Chance geben‟ Er muß es
an=
nehmen für eine Zeit, er muß ſich von ihm umgeſtalten laſſen,
um es dann als ein neuer Menſch zu tragen. Und weil wir
von dem Fiſch auf dem Sand geſprochen haben: Im Laufe der
Erdentwicklung iſt es großen Fiſchvölkern begegnet, daß ſie
in=
folge rieſiger Kataſtrophen aufs feſte Land kamen. Da gingen
ſie aber nicht zugrunde, ſondern ſie entwickelten Lungen ſtatt
der bisherigen Kiemen, ſie lebten als Amphibien oder gar als
reine Landtiere weiter. Sie haben die Zeit der „Verzweiflung”
überſtanden und viele Jahrtauſende neuen Lebens dafür
ge=
wonnen.
Das iſt meine Lehre aus dem Ereignis, das ich erzählte.
Ich gebe zu, ſie iſt trocken, ſie iſt dürftig, ſie iſt auch nicht auf
alle Verzweiflungen anwendbar. Aber könnte ſie nicht in
manchen, ja in vielen Fällen helfen, indem ſie dem
Verzweifel=
ten eine nächſte, klar und knapp bemeſſene Aufgabe ſtellt: Mach
die Augen zu und lebe ein paar Tage dir ſelber zum Trotz,
halte eine oder zwei Wochen ſtand, damit das Leben dir die
Paßform deines Unglücks geben kann — und mit ihr die Kraft,
es zu überwinden?
Prinzefſin der Ling
veröffentlicht ihre Memoiren ..."
Aus der geheimnisvollen Welt des chineſiſchen Kaiſerhoſe
Ueber das Leben am chineſiſchen Kaiſerhofe berichtei.!
Buch aus der Feder der chineſiſchen Prinzeſſin Der Ling,
jetzt im britiſchen Buchhandel erſchienen iſt. Die Prim
war erſte Hofdame bei der Kaiſerin=Witwe TſurHſ=
Memoiren ſchildern zum erſten Male aus direkter Quele
Vorgänge hinter den Kuliſſen des Kaiſerhofes von Pel!“
obwohl die Ereigniſſe über 35 Jahre zurückliegen. 30 30
lang dauerte der Kampf der Verfaſſerin mit den buddhiſtie
Prieſtern, die nicht die Veröffentlichung geſtatteten.
Wenn Tſu=Hſi eine Reiſe tat...
Wenn heutzutage orientaliſche Kaiſer oder Kaiſetſſe
reiſen, iſt das eine verhältnismäßig einfache Angelegenheiſ.
beſteigen ihren Sonderzug, der ihnen wie jedem anderen Silſ
oberhaupt zur Verfügung ſteht. Aber, wenn Ihre Kaue.
Majeſtät die Kaiſerin=Witwe Tſu=Hſi, Herrin eines Reiches
400 Millionen Einwohner, eine Reiſe tat, brachte das Schwl.
keiten mit ſich, von deren Ausmaß ſich kein Europäer eine."
ſtellung machen kann.
Anfangs dieſes Jahrhunderts unternahm die Kaiſerin.!
fach Reiſen von Peking nach Mukden. Sie verließ den P0l
einer Kutſche. Achtzehn Kutſchen mit den Hofdamenl"
hinterdrein. Der Ober=Eunuch empfing die Fürſtin am Bos
wo ein Sonderzug bereitſtand. Da eine chineſiſche Kaue.!
der Ueberlieferung außer den Fahrern niemand neben, ſe
den darf, beſtieg ſie allein den Zug. Die Lokomotio
waren Mandarine. Selbſt der Heizer, der die Kohlen Iaa
führte den Titel eines unteren Mandarins. Nach dem *
in dem einſam die Kaiſerin ſaß, folgten mehrere So09
mit den Hofdamen und den Bedienten.
Auf jeder Reiſe, auch auf der kleinſten, begleitei.
Kaiſerin nicht weniger als hundert Köche. Der katſerliche 2y0
zettel wies hundert verſchiedene Gerichte auf. Jedes wit
einem anderen Koch hergeſtellt. Ein dritter Sonderzilch.
zahlloſe Lebensmittel und rieſige Geflügelkäfige mit le
Da die Kaiſerin an Schwindelanfällen litt, durſte Le. 3e
zug nur im Kutſchentempo fahren. Jede Reiſe wa.
Prinzeſſin Der Ling berichtet, eine wahre Höllengugl
MüPL0N
Beteiligten. Die Fahrt von Peking nach Mukden 90l
mehrere Tage.
[ ← ][ ][ → ]NEittwoch, 24. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 294 — Seite 3
Pehinin veisonooner Hionenverhanglängen
apan wünſchk völlige Gleichberechkigung und damit die Abſchaffung der im Verkrag von Waſhingkon
feſtgelegken Schlüfſelzahlen.
Japaniſches Liebeswerben um die engliſche
Dreiecks=Beſprechungen.
Freundſchaft.
exr erſte Gedankenauskauſch. — Paris und Rom
werden ſtets unkerrichket.
PE. London, 23. Oktober.
OODie erſte Zuſammenkunft zwiſchen der engliſchen und der
uiriſchen Delegation für die Vorverhandlungen der Flotten=
Famenz dauerte drei Stunden und war, wie in einem
halb=
eld chen Communigué ausgeführt wird, vornehmlich einem
Ge=
tknnaustauſch über die japaniſchen Vorſchläge gewidmet.
Hier=
weird jedoch ausdrücklich betont, daß dieſe Vorſchläge nicht in
fen, einer offiziellen Denkſchrift vorgelegt worden ſind. Die
ſnſe Sitzung zwiſchen Engländern und Japanern wird am
Rtag abgehalten. Bis dahin werden die letzteren eine Zuſam=
1mhanft mit der amerikaniſchen Delegation unter Führung von
w an Davis haben. Die franzöſiſche und italieniſche
Regie=
frtwerden über den Gang der Verhandlungen, die als ſtreng
zpriulich bezeichnet werden, auf dem Laufenden gehalten. —
25 A—nſchluß an die engliſch=japaniſche Zuſammenkunft fand eine
1ſrmatoriſche Sitzung des engliſchen Kabinetts ſtatt.
* Die Beſprechungen zwiſchen England, Japan und Amerika
1ſ ſoie Rüſtungen zur See haben in London offiziell begonnen.
Re eigentliche Flottenkonferenz, ſondern mehr ein Verſuch,
fſeihrellen, ob eine ſolche Flottenkonferenz, die im nächſten Jahr
fſägi iſt, überhaupt Ausſicht auf Erfolg hat.
Der eigentliche Tatbeſtand iſt bekannt. Es gibt einen
Flotten=
erag von Waſhington aus dem Jahre 1922, der das Verhält=
Hnidar Hauptkampfflotten der Seemächte ſchlüſſelmäßig feſtlegte.
UFann gekündigt werden und läuft dann 1936 ab. Gleichzeitig
i ſſir „Flottenvertrag von 1930 in London zuſtande gekommen,
dſedge Beſtimmungen über die übrigen Schiffsklaſſen enthält.
Abeſ=ſte Frage iſt, ob die für den Ablauf der Verträge
not=
weuige Kündigung ausgeſprochen wird. Vorläufig iſt die
Kün=
d’ſm noch nicht erfolgt, aber es iſt zweifellos, daß Japan davor
mſy zurückſchrecken wird, weil es den gegenwärtigen Zuſtand als
eiſt rarke Einſchränkung ſeiner Verteidigung auffaßt. Japan
eifeltt völlige Gleichberechtigung und damit die Abſchaffung der
iuhlarrtrag von Waſhington feſtgelegten Schlüſſelzahlen von
5//::18 für England, die Vereinigten Staaten und Japan.
Wei=
t ernebt es die Feſtſetzung einer neuen Geſamttonnage und in
diſim! Rahmen die Beibehaltung defenſiver Waffen, wie
Unter=
ſdrotse, und die Abſchaffung offenſiver Waffen, wie
Flugzeug=
mneiſchiffe, an. — Die Einzelheiten des japaniſchen Vorſchlags
wper vorausſichtlich noch in dieſer Woche veröffentlicht werden,
nſſgem ſie von den Japanern in allen Einzelheiten dargelegt
wirei ſind, wozu mehrere Sitzungen notwendig ſein dürften.
Diſtos eſer Plan von England und den Vereinigten Staaten
ab=
gdan, werden wird, ſteht bereits heute feſt. England und bis
zuhmm gewiſſen Grade auch die Vereinigten Staaten ſind
be=
reiſ dyen Japanern gewiſſe Zugeſtändniſſe zu machen. Sie ſind
fe)ß micht gewillt, ihnen die Gleichberechtigung zuzubilligen
odſta)f das Prinzip der Rüſtungsbegrenzung durch
Schiffskate=
gchſer mu verzichten. Von Waſhington wird nun der
Vor=
d5.” einer 20prozentigen Herabſetzung der
Rſſäungen gemacht. Demgegenüber ſucht jede Macht nun
ihlnSonderwünſche durchzudrücken: Japan verlangt die
Aſſhlffung der Flugzeugmutterſchiffe, weil
da=
duſrdye Möglichkeit gegeben iſt, die Baſis etwaiger Luftangriffe
anuie japaniſche Küſte heranzulegen. England erhebt
wiſſer die Forderung nach Beſeitigung der
Ulln ſeeboote.
qman will nun in London nur die marinetechniſchen Dinge
beſſſehyen. Die Engländer möchten auch die Politik anſchneiden.
Inhrurnde alſo genug Gegenſätze, die eigentlich keinen Ausgleich
mdßh machen. Es herrſcht deshalb auch wegen des Ausganges
deir ewrechungen ſtarker Peſſimismus. Eines aber darf nicht
übſſehan werden: alle Mächte haben Angſt davor, daß ein
ver=
trdwofer Zuſtand entſteht, der ein ungehindertes Wettrüſten
zunr olge haben müßte. Und dieſe Angſt vor dem Vakuum könnte
zuhcl diie Vorausſetzung für ein Kompromiß ſchaffen helfen.
EP. Tokio, 23. Oktober.
Die aus der Mandſchurei zurückgekehrte engliſche Wirtſchafts=
Delegation unter Führung von Lord Barnby iſt vom
Mikagoemp=
fangen worden. Dies war das erſte Mal, daß der japaniſche
Kai=
ſer einer derartigen Miſſion eine Audienz gewährt. Damit wird
das japaniſche Intereſſe an der Miſſion deutlich unterſtrichen. Die
japaniſche Regierung und mit ihr die japaniſche Preſſe ſind weiter
eifrig bemüht, Englands Freundſchaft zu gewinnen. Wie verlautet,
dürfte der Beſuch der engliſchen Abordnung in Tokio zur Gründung
eines engliſch=japaniſchen Wirtſchaftsverbandes führen.
Japan warket noch mit der Kündigung
des Waſhingkoner Abkommens.
DNB. Tokio, 23. Oktober.
Die für heute angekündigte Bekanntgabe der japaniſchen
Vor=
ſchläge für die Flottenkonferenz iſt nicht erfolgt. In politiſchen
Kreiſen gibt man der Anſicht Ausdruck, daß die Regierung ſich
ent=
ſchloſſen habe, keine vorzeitigen Bindungen einzugehen. Dementis
über Nichtangriffspakte, die heute erfolgten, verfolgen, wie
ver=
lautet, denſelben Zweck. In der Frage der Kündigung des
Flot=
tenabkommens herrſcht noch keine Klarheit. Man will, wie
halb=
amtlich erklärt wurde, die Ergebniſſe der Londoner Beſprechungen
abwarten. Weiter verlautet, daß Japan politiſche Erörterungen
ablehne und alle Einzelverhandlungen über die Erneuerung von
Nichtangriffspakten vom Londoner Ergebnis abhängig machen
wolle. In einer Maſſenverſammlung von Seeoffizieren und
Poli=
tikern wurde die Kündigung des Flottenvertrages verlangt.
Ent=
ſchließungen, die in dieſer Frage angenommen wurden, gingen der
Regierung in Tokio und der in London weilenden japaniſchen
Ver=
tretung zu.
Der Bund der Saarvereine teilt uns mit:
Jede im Saargebiet wohnende Perſon kann Einſpruch gegen
die Eintragung einer bereits in die vorläufige Abſtimmungsliſte
aufgenommene Perſon erheben.
Die Abſtimmungskommiſſion hat nun verfügt, daß derjenige,
der einen ſolchen Einſpruch erhebt, eine Abſcheift desſelben durch
eingeſchriebenen Brief dem Betroffenen mitzuteilen hat, und zwar
an deſſen Anſchrift im Saargebiet.
Der Betroffene muß innerhalb von vier Tagen ſeit
Aufgabe dieſes Einſchreibebriefes zur Poſt (alſo nicht ſeit
dem Tage, an dem er ihn erhält) ſeine Einwendungen gegen dieſen
Einſpruch dem zuſtändigen Kreisbüro ſchriftlich mitteilen. Er muß
ferner das ihm abſchriftlich zugeſtellte Einſpruchsſchreiben des
Ein=
ſpruch Erhebenden ſeiner Erwiderung an das Kreisbüro beifügen.
Alſo: Wer einen ſolchen Brief über ſeine Anſchrift im
Saar=
gebiet erhält, muß ſofort ſeine Einwendungen ſchriftlich —
Un=
terſchrift nicht vergeſſen — unter Beifügung der Schrift des
Geg=
ners an das zuſtändige Kreisbüro der Abſtimmungskommiſſion
ſenden. In Zweifelsfragen wende man ſich ſofort an die
Orts=
gruppen des Bundes der Saarvereine.
Sehr wichtige Mikkeilung für die
Saarabſtimmungs=
berechkigten!
Von ſeparatiſtiſcher Seite iſt gegen faſt alle
Abſtimmungs=
berechtigten Einſpruch erhoben worden auch gegen den
Landesgrup=
penführer der Saarvereine von Heſſen und Heſſen=Naſſau,
Poſtamt=
mann Anſchütz, und gegen ſeinen Stellvertreter Polizeimajor
Lange. Dieſe Einſprüche müſſen ſofort widerlegt werden, da die
Friſt am 25. Oktober abläuft. In Zweifelsfällen wenden ſich die
Abſtimmungsberechtigten an ihren Saarobmann, wenn dieſer nicht
bekannt iſt, an Poſtamtmann Hugo Anſchütz, Frankfurt a. M., Zeil
106, Fernſprecher 20026, Nebenſtelle 372.
ſpaniſchen
Emdrücke vom aſturiſchen Kampfgebief.
DNB. Madrid, 23. Oktober.
Aus dem Hauptquartier der Regierungstruppen in Gijon
wird jetzt die Einnahme der letzten noch in den Händen der
Auf=
ſtändiſchen befindlichen Orte Auſturiens gemeldet. Widerſtand
wurde von den Rebellen nicht mehr geleiſtet „ſo daß ſich der
Ein=
marſch der Regierungstruppen im allgemeinen unblutig vollzog,
Als Beute fielen den Truppen 3500 Gewehre, zehn
Maſchinenge=
wehre, zwei Kanonen und über zwei Laſtwagen mit Dynamit in
die Hände. Daß ſich die Aufſtändiſchen bedingungslos ergaben, iſt
auf die Niedergeſchlagenheit in ihren Reihen, auf den Mangel an
Lebensmitteln in ihren Familien und ſchließlich auch auf das
Ausgehen der Munitionsvorräte zurückzuführen.
Der von der Madrider Zeitung „El Debate” nach Aſturien
entſandte Berichterſtatter gibt ausführlich ſeine Eindrücke vom
aſturiſchen Kampfgebiet wieder. Die Häuſer der Dörfer
waren zum großen Teil zerſchoſſen. Sämtliche Brücken und
Ueber=
führungen in jener Gegend waren von den Aufſtändiſchen in die
Luft geſprengt worden und nur notdürftig von den Pionieren mit
Brettern und Balken wieder gangbar gemacht.
Erſchütternd waren die Szenen, die ſich nach der
Befreiung Oviedos unter den Einwohnern abſpielten. Auf
der einen Seite die Wiederſehensfreude derjenigen, die nach
tage=
langer Trennung ihre Angehörigen und Freunde geſund wieder
antrafen, und auf der anderen Seite Trauer derjenigen, die
feſt=
ſtellen mußten, daß ihre nächſten Verwandten in dem furchtbaren
Blutbad umgekommen waren. In Sama wurden insgeſamt 110
Poliziſten ermordet. In La Felguera ſollen die Aufſtändiſchen
nach Mitteilung der Madrider Zeitung „El Debate” 60 Leute, die
Polizeitruppen 78 verloren haben. Unter den Aufſtändiſchen
über=
wogen bei weitem die Syndikaliſten und Sozialiſten und z. T. der
freie Kommunismus. Dieſe Unterſchiede machten ſich vor allem in
der Arbeitsweiſe der Revolutionsausſchüſſe bemerkbar. In Mieres
wurde ſofort nach dem Aufſtandsbeginn der freie Kommunismus
ausgerufen, ein Revolutionsausſchuß als höchſte Inſtanz, ferner
Kriegs= Proviant=, Transport= und Sanitätsausſchüſſe eingeſetzt,
Man ſetzte das Geld außer Kraft und gab als
Zahlmittel Gutſcheine heraus, mit denen der
Geſchäftsverkehr geregelt wurde. Die Aerzte mußten
von früh 8 Uhr bis abends 8 Uhr Dienſt tun und von abends
8 bis morgens 8 Uhr im Revolutionshoſpital Wache halten. Für
dieſe Arbeit erhielten ſie einen Gutſchein von einer Peſeta (etwa
35 Pfg.) täglich für ihre ganze Familie. Zum Vorgeſetzten für die
Aerzte wurde ein Praktikant ernannt, der u. a. die von den
Aerz=
ten ausgeſtellten Rezepte zu begutachten hatte.
Bei der Madrider Polizeibehörde hat ſich ein 26jähriger
Stu=
dent geſtellt, der angab, der verantwortliche Führer bei den
Schießereien und Feuerüberfällen während der Revolutionstage
in Madrid zu ſein. Er halte es für die Pflicht eines jeden
revo=
lutionären Führers, die volle Verantwortung für die von ihm
veranlaßten Taten zu übernehmen und bedauere außerordentlich,
daß ſich eine Reihe Führer der Bewegung durch die Flucht der
Verantwortung entzogen habe. Sein unmittelbarer Chef ſei
eben=
falls entflohen und habe eine beträchtliche Summe Geldes
mit=
genommen.
Der ſpaniſche Juſtizminiſter gab bekannt, daß die von den
Kriegsgerichten in Barcelona und Aſturien
ver=
hängten Todesurteile an den Oberſten
Gerichts=
hoffüberwieſen werden. Durch die außerordentlich große
Zahl der von den Regierungstruppen in Aſturien gefangen
ge=
nommenen Rebellen iſt die Unterbringung dieſer Verhafteten zu
einem Problem geworden. Da die Gefängniſſe Aſturiens bereits
überfüllt ſind und infolge der ungünſtigen Witterung die
Schaf=
fung von Konzentrationslagern Schwierigkeiten bereitet, iſt ein
größeres Schiff nach dem aſturiſchen Hafen Gijon beordert worden,
das in ähnlicher Weiſe, wie es bereits in Barcelona geſchehen iſt,
einen Teil der Gefangenen beherbergen ſoll. Um die durch die
Revolution in Aſturien geſchaffenen Verhältniſſe einer
eingehen=
den Unterſuchung zu unterziehen, wird vorausſichtlich der ſpaniſche
Marineminiſter dieſer Tage als offizieller Vertreter der Regierung
in das nordſpaniſche Kampfgebiet reiſen.
*
Das Kriegsgericht von Oviedo hat vier Aufſtändiſche wegen
Mordes an drei Zivilgardiſten zum Tode verurteilt.
Die neue portugieſiſche Regierung iſt gebildet,
Miniſterpräſi=
dent Salazar übernimmt auch das Finanzminiſterium.
Außen=
miniſter iſt Caiero da Mata, Innenminiſter Oberſtleutnant
Lin=
haris de Lima, Juſtizminiſter Manuel Rodrigues, Kriegsminiſter
Oberſt Paſſes e Souſa, Marineminiſter Mesquita Guimarges.
Veßlran der Kaiſerin verboten!
niereſſant iſt auch, was die Memoiren der Prinzeſſin ſonſt
nocthen ichten. Der Körper der Kaiſerin durfte bei Todesſtrafe
von iamand, ſelbſt einem Arzt nicht, berührt werden. War
Ihhilgjeſtät krank und mußte der Arzt ihr den Puls fühlen,
nagche: zu einer Liſt Zuflucht. Der Arm der hohen Patientin
wutz mit dünner Seide umwickelt. Erſt dann ergriff der Arzt
dass undgelenk, um den Puls zu fühlen. Aber noch andere
SalAlterigkeiten brachte die Unantaſtbarkeit Ihrer Majeſtät mit
ſichſſt rechrmals mußte ſie ſich die Zähne ausziehen laſſen. Der
Zaßyritt war gezwungen, dieſes ſchwierige Geſchäft demütig
aufhſn! Knien liegend zu verrichten. Erhielt die Kaiſerin eine
Mektn, verſchrieben, mußte der Hofapotheker jede Pille und
jedlie Trrank vor ihren Augen probieren. So groß war die
Fußr wer Kaiſerin vor Vergiftung.
edchineſiſche Prinzeſſin Der Ling, deren
Lebenserinnerun=
gencl eſe Mitteilungen entnommen wurden, hielt es als junges
MSſſien, zehn volle Jahre am Hofe der Kaiſerin aus. Jetzt lebt
dielſhame in großer Armut in Nanking, und ſie hat zu dem
Mik4 Uhre Memoiren zu ſchreiben, gegriffen, um dem
Hunger=
hg
hg-
todſ: entgehen.
ſ. Zt. in Darmſtadt herausgebrachte Opernwerk des
duter Komponiſten Bodo Wolf iſt anläßlich der
Urauf=
fühmſu an dieſer Stelle eingehend und kritiſch gewürdigt
worm. Seine weſtdeutſche Erſtaufführung auf der
Wupper=
tale)pernbühne hat den Eindruck verſtärkt, daß eine
ſorg=
ſamfunſch liebevolle Einſtudierung und Wiedergabe für die
Wirſtander beachtlichen Arbeit recht viel bedeutet. Ferner, daß
hierirne, recht brauchbare Spieloper geſchrieben wurde, die im
Librüe Eugen Rittelbuſchs echt komödiantiſche, durch die
meiſlſinggerliche. Nähe keineswegs beeinträchtigte Züge trägt.
Woldf MXuſik iſt reſpektabel gekonnt, vorzüglich in der
ſatz=
techrtuien: Faktur, die auch mit beſcheidenen orcheſtralen Mitteln
ſtelleſneiß’e ſtarke Wirkungen erzielt. Sie weckt Hoffnungen in
das üinere Schaffen dieſes Komponiſten, der am Schluß der
Wuräſttoler Aufführung mit dem Textdichter eine unmittelbare
Zuſtcinurng des Publikums zu Werk und Aufführung erfahren
konmu Aln dieſem Erfolg war, wie geſagt, die Sorgfalt, mit
der OOper vermittelt wurde, nicht gering beteiligt. Vor
allerlmezeugte die muſikaliſche Darſtellung durch den Dirigenten
Willhn /Schleuning eine ſchöne Einfühlungskraft in den
muſikantiſchen Stil des Werkes, welche die Regie Heinz
Ar=
nolds nicht in gleich eindringlichem Maße offenbarte und das
unter Verwendung der Drehbühne lebendig wirkende
Szenen=
bild Albrecht Langenbecks nur teilweiſe ſpüren ließ. Der
beſte Eindruck des Abends ging vom rein Muſikaliſchen aus,
auf der Bühne am beſten durch die männliche Hauptfigur
Her=
mann Abelmanns vermittelt, nach dem erſt in Abſtand die
übrigen Kräfte — Eliſabeth Höngen, Carl Walter, Johann
Biſchoff (Darmſtadt) und Rudolf Wünzer zu nennen ſind. Mit
beſonderer Betonung ſind die Leiſtungen der Chöre
hervor=
zuheben, welche zur günſtigen Wirkung des ergiebigen Opern=
Dr. B.
abends nicht unweſentlich beitrugen.
Ilſe Bandeloh-der Weg einer Frau?
Lily Hohenſtein, eine Darmſtädter Dichterin, erhielt,
wie unſeren Leſern bekannt iſt, für ihr Erſtlingswerk „Das Kind
und die Wundmale” den Jugendpreis deutſcher Erzähler. Sie
hat nun ein neues Buch geſchrieben, einen umfangreichen
Roman „Ilſe Bandeloh” mit dem Untertitel „Der Weg
einer Frau.” Ein Buch, das nicht unumſtritten bleiben wird, aber
doch auf jeden Fall ein ſtarkes und wertvolles, von
bemerkens=
wertem Bekenntnismut getragenes Buch, das eine Fülle Leben
bewegender Probleme aufrollt und ſie konſequent löſt oder doch
ſie mindeſtens logiſch der Löſung nahe führt. Eine Fülle von
Problemen, die ſchier zu groß iſt für das Leben, für den Weg
einer Frau, und ſo iſt dieſes Buch auch mehr geworden, iſt
der Weg mehrerer Frauen, wenn auch gleichen Charakters, iſt
darüber hinaus der Weg der Frau ſchlechthin.
Ließ ſchon „Das Kind und die Wundmale” aufhorchen
wegen der Vertiefung in die menſchlich=weibliche Pſyche aus
der ſchon das ſchickſalhafte Leid des Weibtums hindurchklingt,
ſo wird in dem neuen Buch gerade dieſes Schickſalhafte, das
ewige Leiden des Weibtums, ohne das es ein Erblühen des
Lebensglücks nicht gibt, für die Frau und Mutter heroiſch
ge=
zeichnet und vielfach erſchütternd groß und dramatiſch geſtaltet.
Und das Geſtalten des ſchickſalgebundenen Leidenmüſſens, des
Schickfals überhaupt, mag es ſeine letzten Formen, ſeine letzte
Auswirkung aus innerem Eigenerleben und =leben heraus
er=
halten, oder mag es von außen an den Menſchen herangetragen
werden, iſt beſtimmend für die Bedeutung dieſes Buches, iſt
die ſtarke Seite der Dichterin Lily Hohenſtein, die immer,
wenn auch hin und wieder ſprunghaft, mit fraulicher Logik, bis
zur letzten Konſequenz geht.
*) Roman von Lily Hohenſtein. Rainer Wunderlich Verlag,
Tübingen.
Und ſie beginnt mit der Schickſalsgeſtaltung früh, ſehr früh
ſchon beim Kinde, dem ſein Lebenslos ſchon in die Jahrhunderte
alte Wiege der Bandeloh gelegt wird. Läßt dieſes ſtarke
Ge=
ſchlecht ſeinen Weg gehen, der immer beſtimmt wird durch eine
Frau, die in das Leben der Bandeloh hineinwächſt, ihr Blut
mit dem ihrigen miſcht und blutgebunden bleibt mit dieſem
Geſchlecht, es weitervererbt und an die Scholle bindet, trotz aller
Abirrungen, die in der menſchlichen, ſonderlich in der weiblichen
Natur begründet ſind. —
Die Geſchichte der Ilſe Bandeloh, die eigentlich ſchon mit
der reifen Kindheit ihrer ſchönen Mutter beginnt, die allerdings
an der Blutsfremdheit zugrunde geht, iſt die Schilderung des
Weges einer Frau zu ſich ſelbſt. Eines dornenvollen entſagungs=
und ſchmerzenreichen Weges, an deſſen letztlichem Ziel aber hell
ſtrahlendes glückhaftes Leuchten ſteht. Iſt die Geſchichte einer
Ehe zwiſchen zwei gleich wertvollen Menſchen, die aber erſt
in ſchwerem Ringen mit ſich ſelbſt und mit dem Leben zueinander
finden. Und iſt die Geſchichte einer ſchmerzdurchbluteten
Mütter=
lichkeit und einer gnadenvollen Liebe, die erſt überwunden
wer=
den muß, um letztliche Lebensgemeinſchaft, zukunfttragend auf
nun allerdings unerſchütterlichem Grunde aufbauen zu können. —
Die Erzählungskunſt der Dichterin iſt eigenartig und fein,
ſtark und ausdrucksvoll. Gedankenreich und tief. Menſchlich reif
und für eine Frau mutig. Sie ſchrieb ein Buch über eine
Frau, aber kein Frauenbuch. Denn neben dieſer Frau, dieſem
Bandeloh=Frauen, ſtehen immer die Bandeloh ſelbſt, die
Män=
ner, die kämpfen und ſchaffen um und für die Frauen, die ihr
Schickſal werden. —
M. St.
* „Völkiſche Kultur”, Monatsſchrift für die geſamte geiſtige
Be=
wegung des neuen Deutſchlands. Herausgeber: Dr. Wolfgang
Nufer. Verlag: Wilhelm Limpert, Dresden=A. 1.
Das Oktober=Heft dieſer anregenden und richtungsweiſenden
Zeitſchrift wird anläßlich des 90. Geburtstages des Philoſophen
Friedrich Nietzſche mit einem Aufſatz des ausgezeichneten Nietzſche=
Kenners Richard Benz eröffnet: „Nietzſches deutſches
Vermächtnis”. Es geht letzten Endes um die Frage des für
uns verbindlichen Nietzſche=Bildes. Die Ausführungen des
Ver=
faſſers ſind geeignet, Klarheit in die noch ziemlich verworrene
Auffaſſung über die Bedeutung und den erzieheriſchen Wert des
Philoſophen für unſere Zeit zu bringen. — Die Herkunft des
neuen Menſchenbildes verſucht Werner Deubel in ſeinem
Auf=
ſatz „Gräkogermaniſch — Gräkojudaiſch” zu entwickeln. Im
Mittel=
punkt der geiſtreichen Abhandlung ſtehen die von Ludwig Klages
geprägten Scheidebegriffe „biozentriſch — logozentriſch”
Aus dem übrigen Inhalt ſei ein Aufſatz von Wilhelm Michel
hervorgehoben, in dem dieſer das dramatiſche Werk von Erich
von Hartz in ſeiner Beziehung zur deutſchen Gegenwart zeigt.
Er kennzeichnet Erich von Hartz als einen von denjenigen
Dich=
tern, in deren Werken ſich das zur deutſchen Lebenswende gehörige
Bewußtſein bildet: „Mit allem, was Hartz geſchaffen hat, ſteht e
weſenhaft im gegenwärtigen Augenblick der Geſchichte‟.
Seite 4 — Nr. 294
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Au
EEM
Ernst Hofmann
Elisabeth Hofmann geb. König
geben ihre Vermählung bekannt
Wienerstraße 55 Frankfurterstraße 69
24. Oktober 1954.
Montag früh ½5 Uhr verſchied nach kurzer,
ſchwerer Krankheit mein innig geliebter
Mann, unſer treuſorgender Vater,
Schwie=
gervater, Bruder, Schwager und Onfel
Für die zahlreichen und wohltuenden Beweiſe
herz=
licher Anteilnahme, die uns bei dem ſo ſchmerzlichen
Verluſt unſeres lieben
Werner
Städt. Arbeiter
im Alter von 55 Jahren.
Die trauernden Hinterbllebenen:
Eliſabeth Bromberger, geb. Schneider
Gg. Keller und Frau, geb. Bromberger
Darmſtadt, den 24. Oktober 1934.
Die Beerdigung findet heute Mittwoch,
den 24. Oktober, nachm. 15 Uhr, auf dem
(11123
Waldfriedhof ſtatt.
Allen Verwandten und
Be=
kannten die traurige
Mittei=
lung, daß meine liebe Frau,
unſere herzensgute Mutter
Frau Anna Streb
geb. Bockhard
im Alter von 48 Jahren
plötz=
lich und unerwartet von uns
gegangen iſt.
In tiefer Trauer:
Philipp Streb u. Angehörige.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1934.
Die Beerdigung findet am
25. Oktober, nachmittags um
14 Uhr, vom Portale des
Waldfriedhofs aus ſtatt,
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ſowie Umändern
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Ang. S. 43 Gſch.
entgegengebracht worden ſind, ſagen wir hierdurch
unſeren herzlichſten Dank. Insbeſondere danken wir
Herrn Oekan Müller für ſeine troſtreichen Worte
am Grabe ſowie ſeinen SA= und Partei=Kameraden
für die letzte Ehre und Kranzniederlegung.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Wilhelm Heckmann.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und die überaus großen Kranz= und
Blumen=
ſpenden beim Heimgang unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen
Georg Gries
Rangiermeiſter i. R.
ſagen wir allen unſeren innigſten Dank.
Ganz beſonders danken wir Herrn Pfarrer
Irle für die troſtreichen Worte am Grabe,
dem Fahrbeamtenverein, für die große
An=
teilnahme und Kranzſpenden, dem
Rangier=
perſonal für ihre Kranzſpende ſowie den lieben
Schweſtern und dem lieben Bruder vom Herz
Jeſu=Hoſpital für ihretreue aufopfernde Pflege
und all denen, die unſerem lieben treuen
Ent=
ſchlafenen die letzte Ehre erwieſen haben.
u1115) Die trauernden Hinterbliebenen:
Martha Gries Wwe. und Kinder
Darmſtadt, (Neue Niederſtr. 15), 24, Okt. 1934.
Oktober 1934.
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[ ← ][ ][ → ]MTittwoch, 24. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 294 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Von den Orgeln und Glocken unſerer Stadtkirche.
Darmſtadt, den 24. Oktober 1934.
Kleiderſammlung
für das Winkerhilfswerk 1934/ 35.
IIn den nächſten Tagen dieſer Woche wird in nachfolgend
auf=
zuerten Straßen für das Winterhilfswerk die Kleiderſammlung
rauenommen.
Wede Hausfrau ſehe noch einmal ihre Schränke und Schubladen
und gebe alles Entbehrliche und Verwendbare den
Emnlern.
Mittwoch, den 24. Oktober: Jahnſtraße, Peter=Fries=Straße,
eſrrraße, Klappacherſtraße, nördliche Herrngartenſtraße.
Seekatz=
iR2, Clemensſtraße. Clemensweg. Heinrichwingertsweg,
Küch=
twaße. Uhlandſtraße, Büchnerſtraße, Steinbergweg, Fichteſtraße,
ſdrerlinweg, Claudiusweg, Hobrechtſtraße, ſüdliche Jahnſtraße,
PWeidenborn. Nieder=Ramſtädterſtraße, ſüdliche Jahnſtraße,
u Uéſtraße.
/Donnerstag, den 25. Oktober: Herdweg, Bruchwieſenſtraße,
.8Herdweg, Theodor=Fritſch=Straße, ſüdl. Herdweg, Moſerſtraße,
ſ. Herdweg, Niebergallweg, Hoffmannſtraße, ſüdl. Herdweg,
Lmmſtraße, Roquetteweg. Nieder=Ramſtädterſtraße; ſüdlicher
Kduveg, Ohlyſtraße, Wittmannſtraße, Bruſtſtraße. Hobrechtſtraße,
FErlenberg. Am Geißenſee.
(Freitag, den 26. Oktober; „Karlsſtraße, ſüdliche Hügelſtraße,
ader=Ramſtädterſtraße, nördlicher Herdweg, Kiesſtraße,
weſt=
ſe ! Nieder=Ramſtädterſtraße. Heinrichſtraße, weſtliche Nieder=
Mittädterſtraße, Annaſtraße, Heidelbergerſtraße, ſüdl.
Riedeſel=
ſt5.=, Saalbauſtraße, ſüdliche Riedeſelſtraße, Weyprechtſtraße,
Ahelminenſtraße, Steinackerſtraße, Theodor=Fritſch=Straße,
w ſicher Herdweg. Moſerſtraße, nördlicher Herdweg, Hochſtraße,
läyaannſtraße, nördlicher Herdweg, Grünerweg, nördlicher
Herd=
m. Mückertſtraße. Mathildenſtraße.
SSamstag, den 27. Oktober: Roßdörferſtraße, Kiesſtraße, öſt=
G Nieder=Ramſtädterſtraße, Heinrichſtraße öſtliche Nieder=
Enikädterſtraße. Wienerſtraße. Gervinusſtraße, Beckſtraße, ſüd=
U Darmſtraße. Inſelſtraße. Herdweg öſtlich des Friedhofs,
ſen weg, Soderſtraße öſtlich der Stiftsſtraße, Heinrich=Fuhr=
Erße. Heidenreichſtraße, Wilhelm=Jäger=Straße. Hicklerſtraße,
Adrnühlenweg. Schwarzwaldring Frankenäckerweg.
Gabels=
heerſtraße, Darmſtraße, Stiftsſtraße, ſüdliche Landgraf=Georg=
Erne.
Karkofſeln für die Bedürftigen!
Im Laufe dieſer Woche ſollen 40 Waggon Kartoffeln durch
19 Winterhilfswerk zur Verteilung kommen. Die Spenden der
Berrnſchaft haben damit zwar noch nicht ihren Abſchluß gefunden
zu ees bedarf noch weiterer Opfer, um allen Bedürfniſſen bei
10rar notleidenden Bevölkerung zu entſprechen. Trotzdem iſt die
bäufige Belieferung von 40 Waggon Kartoffeln immerhin ein
Gees dafür, daß auch im Winter 1934/35 für unſere Armen vom
Aurrhilfswerk aus geſorgt wird. Die näheren Angaben über die
AAelrlung werden an dieſer Stelle noch bekannt gegeben.
Mitteilungskarten gehen den zum Empfang der Kartoffeln
Hſehr=igten Familien durch die Ortsgruppen der NSV. zu.
Kreisbeauftragter des Winterhilfswerks 1934/35.
Aufruf an alle Elkern!
Täglich haben eure Kinder Gelegenbeit, in den Reihen der
ABeis=Jugend, des Jung=Volks und des B.D.M. das Erlebnis
0b nungen Gemeinſchaft in ſich aufzunehmen. Aus dieſer
Ge=
rmſthaft iſt in mühevoller Arbeit auch ein Werk gewachſen, das
üb nichaulicher Weiſe den Kampf und den Sieg der Hitler=
Iln0 zeigt.
Ari euch. Eltern, ergeht der Ruf der Jugend! Kommt in die
6 le und ſchaut dort das Gemeinſchaftswerk eurer Kinder.
Eö) den Kampf den junge Menſchen für das große Deutſche
ſo ngekämpft haben. Ueberzeugt euch von der vielſeitigen
Ar=
b’ls die in den Reihen der HJ., des JV. und des BDM. an der
bei, Generation und damit am Volke geleiſtet wird.
Fſer nehmt dann den Glauben mit nach Hauſe, daß eure
Kin=
yoß werden im Geiſt der neuen Zeit, daß in ihre Herzen die
ſe Bu Volk und Vaterland gepflanzt wird.
e Ausſtellung iſt noch bis zum 28. Oktober; täglich
sTbis 22 Uhr, in der Feſthalle, geöffnet.
Die Ausſtellungsleitung.
i. A.: Alwin Rüffer.
— Jubiläums=Konzert der Sängerluſt 1849 Darmſtadt
anläß=
cess 85jährigen Beſtehens am 27. Oktober d. J., abends, im
ſtt. Saalbau. An der Ausführung ſind beteiligt: Clara Her=
Muſikdirektor Martin Klaſſert, Kurt Etzold, Matthias
er. Kurt Egendorf, Heinrich Steinmann, der 1. Sopran des
ier chors der Liedertafel 1842 Darmſtadt und der Knabenchor
SAlyſchule unter Leitung von Heinrich Landzettel. Die
ge=
ſrdeitung liegt in den Händen unſeres Chormeiſters K. Grim.
Bwortragsfolge iſt inſofern einheitlich, als ſie neben zwei
hen, von Robert Schumann und Friedrich Hegar nur
Ton=
ſchKungen neuzeitlicher Komponiſten bringt. H. K. Smid,
Jo=
ſeiſnes. Martin Klaſſert, Wilhelm Rinkens. Armin Knab,
Wal=
nenn und Heinrich Spitta ſind Namen von Klang und Wert.
iC höre von H. K. Schmid und Wilhelm Rinkens erlebten
ih/ Urraufführung bei der diesjährigen Nürnberger
Sänger=
w)9. Die Eintrittspreiſe ſind niedrig gehalten, denn wir
wol=
leyr dum Volksgenoſſen das Hören guter deutſcher Muſik
ermög=
li/6. — In dem Artikel. 85 Jahre Sängerluſt” wurde durch ein
Viſhan Herr Kammermuſiker Otto Bartke vergeſſen, der auch
deſſühor geleitet.
Euszeichnung! Auf der „Ika” in Frankfurt a M wurde
de ſſtnh=aber des Kaffee „Schütz”, Konditormeiſter Karl Hering,
miſter Goldenen Plakette und einem Ehrnpreis ausgezeichnet.
Beimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heA wandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15—10 Uhr:
Zuſanzenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
G)luſtik Leitung Frl. Irmgard Pätzold. Jeden zweiten und
viſſen. Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden
Donners=
talſger 25. Oktober: Volksmiſſionariſcher Vortrag in der
Stadt=
kiym um 8 Uhr. Gemeinſamer Beſuch.
er Verein ehemaliger Angehöriger des Großh.
Artillerie=
koſſ h=äelt ſeine Monatsverſammlung ab, bei der eine
Lange=
m lſtek)= Gedenkfeier abgehalten wurde. Kamerad Martin
Hcſſmger hielt einen vorzüglich ausgearbeiteten Vortrag, dem
erſnn! Titel „Der Todesſturm auf Langemarck” gab.
Helſunnger ſchilderte die Vorbereitung ſowie die Entwicklung und
delsgurzen Verlauf der Schlacht mit großem Verſtändnis und
hant dmmit bei den Kameraden einen vollen Erfolg. Man
ge=
dalſe aer toten Helden von Langemarck in würdiger Weiſe, und
ſo t0 unſere Monatsverſammlung diesmal einer wahren
Sdſehd hrung.
1e4. Oktober Miete B 5.
Auf. 19.30, Ende g. 22.15 Uhr.
Preiſe 0.70—5.50
Der Bettelſtudent. Mrittag,
425 Oktober Anfang 19.30, Ende geg. 22,15 Uhr. Miete E 6.
Peiſe 0.70—5.50
Fidelio. T26. Oktober Miete D 5,
Anfaug 20, Ende 22.30 Uhr.
Kinderreiche Mütter Nr. 1-50, 101-150, 301-405
Preiſe 0.50—4.50
Ein Volksfeind. Kleines Haus. Anfang 20, Enden. 22.30 Uhr. Deutſche Bühne,
Miſiuvh,”,
224. Oktober /K 3, Zuſatzm.Xl. Kabale u. Liebe. Pr. 0.70.-3.80 DoHAI-ag,
125. Oktober Anf 20, Ende g. 22.30 Uhr. Zuſatzm. IIT 2. Vorſt.
Wenn der Hahn kräht. Preiſe 0.70—3.80 Frelb. 2/5. Oktober Auf. 20, Ende 22.30 Uhr Außer Miete, Kinder=
reiche Mütter 51—100, 151—300
Der Vetter aus Dingsda. Preiſe 0.80—4.50
432. Veranſtalkung von Alk=Darmſtadk,
Verein für Orisgeſchichke und Heimakkunde.
Wieder brauſen die Herbſtwinde übers Land. Müde fallen
die Blätter und zartes Leben ſtirbt. Morſche Aeſte krachen, und
wir horchen auf. Aber gerade jetzt ſchreitet auch der Sämann über
die Flur und ſtreut neuen Samen. So iſt der Herbſt Ende und
Anfang, Niedergang und Aufgang. Glaube und Hoffnung. So iſts
draußen in der Natur und im Menſchenleben: Ein Kommen und
Gehen, ein Sterben und Werden. — Gerade in dieſen Tagen iſt
aus dem Alt=Darmſtadt=Kreis ein edler Freund geriſſen worden:
Freiherr von Stein zu Lausnitz iſt im Hamburger
Kran=
kenhaus verſchieden. Dem hochherzigen Gönner und Stifter,
dem treuen Heimatfreund bleibt in unſerer Gemeinde ein
ehren=
des Gedächtnis
Aus verſchiedenen Gründen mußte unſer Karrillon=Abend
verſchoben werden. Daher ſprach Herr Rud. Anton über „Orgeln
und Glocken unſerer Stadtkirche‟
In der Stadtkirche wurde 1600 die erſte Orgel aufgeſtellt.
1599 wurde mit dem Orgelbauer Grohrock folgender Vertrag
ab=
geſchloſſen:
„Wir Schultheß. Burgermeiſter und Rath daſelbſt, ſambt und
ſonders bekennen offentlich das uff heut dato den 13. Auguſti
wir dem Ehrgerechten und Vornehmen Johann Grohrockhen von
Emmerich, Orgelmacher zu Frankfurt, ein Corpus angedingt und
er uns bey guten ehren und Treuwen dasſelbſt zu erfertigen und
mit unſerer Fuhr die wir darzu beſtellen und verkoſten ſollen,
Allherr gegen Darmſtadt zu liefern, einzuſetzen und uffzurichten
und zu verfertigen dieſer nachfolgende Geſtalt: — Nemlich ein
Quindemann grauicirt uff Acht ſchu. Ein Oktauam. Ein Hol
Pfeiff uff 4 ſchu, ein Mixtur, Ein Cimbal, Quintflet, Ein
Tromb=
den ein Vogelgeſang und guten Tremulanten ſamt dem Pedal
mit Acht ganzen und vollkommen Regiſtern. Wie das einer Orgel
geburt, alles guter beſtendiger Wehrſchaft, Uff Mittfaſten des
kunftigen 1600ſten Jahres dennaſſen einzuliefern, das es in den
darauf volgenden heilig Oſtern volliglich Lauten und gebraucht
werden möge. Hiergegen verſprechen wir und ſagen zu, Crafft
dieſes, — Ihme Johann Grohrockhen nach endlicher Ververtigung,
und gethaner Prob, die uff unſre Coſten durch unparteyiſche
Or=
ganiſten geſchehen ſoll und wir dieſelben unſer gelegenheit nach
erfordern mögen: Paar (bar) über und in einer ungetheilten
ſumme zu geben und einzuhändigen Dreyhundertund fünffzig
gulden unſer Landes und ſtatt Wehrung. — In Urkund Unſer
Mag, Joannis Angeli Superintendentis und Melchior Saluelds
Schultheſſen uffgedruckter Pitſchaft Siegeln uff obgemeldt
13. Auguſti A. d. 1599‟
„10 fl. 7 alb 5pf. Iſt bey dem württ zum Engell. Jacob
Stoltzern. Alß dem Orgelmacher erſtlich die Orgell veringet,
ver=
zerrt worden Laut des würts Zettul.”
Die ganze (1.) Orgel mit Einrichtung, Gehäuſe, Malerei,
Herrichtungen am Turme, Bühne u. ſ. w. koſtete 546 Fl. 2 alb.
2 Pf.
Der 1. Organiſt hieß Niklas Klingler.
1686 wurde die 1. Orgel an die Gemeinde Griesheim
ver=
kauft und eine neue größere angeſchafft. Der Darmſtädter
Orgel=
bauer Anton Mayer erhielt dafür 1686 am 25. Februar 578
Gulden.
1805 wurde die 2. Orgel der Gemeinde Crumſtadt verkauft,
und Landgraf Ludewig 10. ließ von dem Hoforgelmacher J.
Obern=
dörfer zu Jugenheim für 5868 fl. die 3. Orgel bauen. Sie hatte
zwei Claviere, 25 Regiſter und 4 Blaſebälge. Zu dieſer Zeit wurde
Chr. H. Rink (geb. 18. 2. 1770) von Gießen nach Darmſtadt als
Organiſt der Stadt= und Garniſouskirche nach Darmſtadt berufen.
Am 7. Juli 1805 ſpielte er das neue Werk zum erſten Male.
1807 berief der 1. Großherzog den Tondichter Abt Vogler
hier=
her und ernannte ihn mit einem Gehalte von 2200 fl. zum
Ge=
heimrat. Auf ſeinen Rat wurde die 3. Orgel ergänzt und
vervoll=
kommnet.
Beim Kirchenumbau 1843—45 wurde ſie auf die Emporbühne
des nördlichen Seitenſchiffes geſtellt, wo ſie der Gemeinde bis 1873
diente.
Unſere 4. Orgel wurde von Walker in Ludwigsburg für
9656 fl. gebaut und am 2. März 1873 eingeweiht. Dieſes Werk iſt
ſeit dem mehrfach verbeſſert worden, zuletzt 1908 durch den
Orgel=
bauer Sauer in Frankfurt an der Oder, 57 neue Stimmen und
ein elektriſches Gebläſe wurden für 21 800 RM. eingebaut.
Seit dem letzten großen Umbau hat die ſchöne alte Orgel ein
neues Gewand und einen neuen Platz auf der Weſtempore
er=
halten. Das Landeskirchenamt ſtiftete eine 2. Orgel, die unten
im Chorraume ſteht.
Der Herr Redner erzählte nun noch allerlei von den Glocken
der Stadtkirche. Urſprünglich waren hier nur zwei Glocken und
mit dieſen in Verbindung ein, koſtbares Uhrwerk”, das 1710 als
altes Eiſen verkauft wurde. Seitdem fehlt der Stadtkirche die Uhr.
1626 iſt eine der alten Glocken zerſprungen. Für die
zer=
ſprungene Glocke und 51 fl. 4. alb. lieferte der Büchſen= und
Glockengießer Joh. Hoffmann zu Frankfurt eine Erſatzglocke.
1451 waren zu den beiden älteſten Glocken noch 2 neue
ge=
kommen, ſo daß das Geläute jetzt aus 4 Glocken beſtand
1586 zerſprang die Totenglocke, und Meiſter Hieronymus Heck
aus Aſchaffenburg goß eine neue, die 1829 beim Trauergläute für
die Großherzogin Luiſe zugrunde ging.
Der Vorſitzende ſprach Herrn Anton, „dem Helfer in der Not”
den herzlichſten Dank der zahlreichen aufmerkſamen Hörer aus und
regte zu einer lebhaften Ausſprache an Daran beteiligten ſich:
Fräulein Reuling. Frau Voltz und die Herren: Dr. Diry, Enders,
Geh. Rat Dr. Hofmann, Stieſi, Karn, Röder und Weber.
Für Samstag, den 27. Oktober, lädt Alt=Darmſtadt freundlichſt
ein zu einem Gang durch den herbſtlichen
Ludwigs=
höhwald. Herr Förſter H. Klipſtein wird uns führen.
Aus den Darmſtädter Lichtſpiel= Theakern.
Helia.
„Spiel mit dem Feuer” iſt unbeſtreitbar eines der
net=
teſten Luſtſpiele der Spielzeit. Wer Paul Hörbiger kennt,
dem ſagt die Tatſache, daß er hier zwiſchen zwei Frauen — ſeine
eigene und eine Operettenſängerin — gerät, ſchon genug. Daß
er ſolch heiklen Situationen nicht gewachſen iſt, iſt klar. Bei
ſeiner gewohnten Harmloſigkeit, die ſich hier mit kindlichem
Ego=
ismus vereinigt, ſtellt er ſich nicht ſonderlich geſchickt an, wenn
es gilt, Ausreden zu erfinden und Herrenabende vorzutäuſchen,
aber im zweiten Teil des Films, in dem ſich die beiden Frauen
gewiſſermaßen gegen ihn verbinden, macht er ein noch viel
länge=
res Geſicht — eine Sache, die ja auch zu ſeinen beſonderen
Fähig=
keiten gehört. Auch ſeine beiden Partnerinnen, Helga Brink
und Trude Marlen, ſpielen ihre Rolle mit viel Geſchick und
In Vorbereitung; Martha — Hockewanzel,
Szene mit Elga Brink aus dem neuen Ufa=Tonfilm
„Spiel mit dem Feuer”.
mitunter nicht ohne Feinheiten. — Beſonderes Lob gebührt aber
dem Regiſſeur Ralph Arthur Roberts. Er hat es
ver=
ſtanden, aus der Handlung, die an ſich eher zu Plattheiten
herausgefordert hätte, ein Höchſtmaß an Witz, graziöſen Einfällen,
ja pſychologiſchen Feinheiten herauszuholen, ſo daß dieſer Film
nicht nur zum Lachen, ſondern auch zum Lächeln reichlichen Anlaß
gibt — und das iſt beinahe noch mehr. Daß das „Happy=End”
etwas überſtürzt kommt und dadurch zum Schluß der Film aufs
Durchſchnittsniveau ſinkt, iſt ein kleiner Schönheitsfehler, der die
Freude am Luſtſpiel als ganzem wirklich nicht weiter
beeinträch=
tigt. — Im Beiprogramm ſind die glänzend photographierten
Bilder von einer Flugzeugfahrt nach Südamerika („F. P. 1‟
*
wird Wirklichkeit!) äußerſt intereſſant und eindrucksvoll.
Bunker Abend für die Winkerhilfe!
CWie wir ſchon in den letzten Ausgaben unſerer Zeitung
mitgeteilt haben, findet am Sonntag, den 28. Oktober, abends
8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ein Bunter Abend zugunſten des
Winterhilfswerks 1934/35 ſtatt. Die Darbietungen erſtklaſſiger
Varieté=Künſtler verſprechen einen vollen Erfolg des Abends und
es iſt deshalb anzuraten, ſich rechtzeitig mit einer Eintrittskarte
für nur 75 Pfg. zu verſehen.
Der Vorverkauf findet in nachfolgenden Stellen ſtatt:
Ge=
ſchäftsſtelle Heſſ. Landeszeitung, Verkehrsbüro, Hugo de Waal,
Rheinſtr. Muſikhaus Chriſtian Arnold, Geſchäftsſtelle des
Winter=
hilfswerks, Wilhelminenſtr. 34. und ſämtlichen Ortsgruppen
der NSV.
* Not beizeiken Einhalt kun!
Deshalb gebe jeder ſein Opfer auf das Konto des
Winterhilfswerks 1934/35 Kreis Darmſtadt Nr. 5000
bei der Städtiſchen Sparkaſſe, 3500 bei der Dresdener
Bank und Nr. 16 000 bei der Deutſchen Bank.
Der Pollzeibericht meldel:
Wer hat auf dieſe Weiſe Wäſche beſtellt? In den letzten
Jah=
ren haben wiederholt Perſonen als angebliche Beauftragte der
Firma Joſef Witt. Verſandgeſchäft in Weiden, Beſtellungen auf
Textil= und Leinenwaren entgegengenommen, oder ſolche
minder=
wertige Waren im Umherziehen abgeſetzt, vielfach auch
Anzahlun=
gen erſchwindelt. Es handelt ſich hier durchweg um Betrüger, da
die genannte Firma keine Reiſenden oder Vertreter angeſtellt hat.
Sachdienliche Mitteilungen werden entgegengenommen bei dem
Landeskriminalpolizeiamt, Hügelſtraße Nr. 31—33, Zimmer 29a.
Wer hat Wahrnehmungen gemacht? In der Nacht zum 17.
Oktober 1934 wurde vor dem Hauſe Dieburgerſtraße Nr. 96 eine
Straßenlampe beſchädigt. Den Radſpuren nach wurde dieſelbe von
einem Kraftwagen, der an die Laterne angefahren iſt, beſchädigt.
Perſonen, die in vorliegender Sache Angaben machen können,
wer=
den gebeten, alsbald bei dem Landeskriminalpolizeiamt.
Hügel=
ſtraße 31/33, Zimmer 12. vorzuſprechen.
Autodiebſtahl. Am 22. 10. 1934 zwiſchen 19 und 22 Uhr wurde
vor dem Städtiſchen Saalbau ein PKW., Marke Opel. mit dem
polizeilichen Kennzeichen 18 3494 Motor= und Fahrgeſtell Nr.
94256 geſtohlen. Sachdienliche Mitteilungen über den Verbleib
des Wagens ſind an das Landeskriminalpolizeiamt. Hügelſtraße
31/33. zu richten.
Diebſtahl im Heſſiſchen Landestheater. Am 11. 10. 34 nach
Schluß der Vorſtellung im Großen Haus wurde ein Opernglas,
das eine Dame, um ſich anzukleiden, auf einen in der Nähe
ſtehen=
den Stuhl gelegt hatte, von einem Unbekannten entwendet. Wer
hat Wahrnehmungen gemacht? Sachdienliche Mitteilungen an das
Landeskriminalpolizeiamt, Hügelſtraße. Zimmer 27, erbeten.
Die Autobahn beſtohlen. Belohnung zugeſichert. Von
Sonn=
tag, den 21.. auf Montag, den 22. Oktober 1934, wurde an einer
Bauſtelle der Autobahn in unmittelbarer Nähe des
Brückenüber=
ganges des Wormſerpfades bei Gräfenhauſen an einer
Förder=
maſchine das Gummiförderband durchſchnitten. Der entſtandene
Schaden beträgt zirka 350 Mark. Am gleichen Tage wurden an der
dortigen Arbeitsſtelle ein Abort und einige Rollwagen
umgewor=
fen. Wer hat die Täter geſehen oder hat irgendwelche
Wahrneh=
mungen gemacht? Sachdienliche Angaben werden bei dem
Landes=
kriminalpolizeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 28,
oder jeder Polizei= und Gendarmerieſtation entgegengenommen.
— Vogelsberger Höhen=Club, Zweigverein Darmſtadt. Am
Sonntag führte der Zweigverein Darmſtadt des Vogelsberger
Höhen=Clubs ſeine planmäßige Oktoberwanderung durch. Wenn
auch etwas dunſtig, ſo war es doch ein herrlicher Wandertag, ſo
recht dazu angetan, uns Stadtmenſchen hinauszutreiben, um in der
herrlichen reinen Luft die vom Alltag verſtaubten Lungen zu
rei=
nigen, um die reizende im erſten Herbſtkleide ſtehende Natur zu
bewundern, von der wir in unſeren Steinmauern ſo wenig haben.
Etwa 90 Wanderer ſtellten ſich den beiden Führern. VHC.=Brüder
Bienhaus und Schneider. In Stockſtadt, der Endſtation unſerer
Bahnfahrt, begrüßten uns etwa 10 Mitglieder des Zweigvereins
Worms die mit uns gemeinſchaftlich die Wanderung gingen.
Dieſe führte uns rund um den Kühkopf, auf dem ſogenannten
Aepfeldamm, in etwa dreiſtündigem Marſch nach dem Forſthaus
Kühkopf, woſelbſt die Mittagsraſt gehalten wurde. Bald ſtellte
ſich auch der Zweigverein Mainz mit etwa 40 Wanderern ein und
ſchon hier ließ die bekannte Mainzer Stimmung angenehme Schlüſſe
auf das nachmittägliche Zuſammenſein zu. Der letzte Weg führte
uns über Erfelden nach Goddelau zur Schlußraſt im dortigen
Saalbau. Hier begrüßte der ſtellvertretende Zweigvereinsführer
von Darmſtadt, VHC.=Bruder Burk die Zweigvereine Mainz und
Worms und dankte den beiden Führern der Wanderung für ihre
vortreffliche Führung. Während die beiden Zweigvereinsführer
von Mainz und Worms, VHC.=Brüder Hanack und Vonalt ihre
Freude über die gemeinſam verlebte Wanderung zum Ausdruck
brachten, kam der Führer des Verbandes der deutſchen Gebirgs=
und Wandervereine, VHC.=Bruder Profeſſor Werner. in längeren
Ausführungen auf den Wert der deutſchen Wanderſache zu
ſpre=
chen. Lebhafter Beifall belohnte ſeine vortrefflichen Ausführungen.
Der Führer der Ortsgruppe Goddelau des Odenwaldklubs begrüßte
alsdann noch die Wanderfreunde aus Darmſtadt, Mainz und
Worms.
— Reichsluftſchutz e. V. Die Ortsgruppe Darmſtadt des
Reichs=
luftſchutzbundes, fordert ihre Mitglieder auf, die Ausſtellung
„Kampf und Sieg der Hitler=Jugend” in der
Feſt=
halle zu beſuchen. Der Reichsluftſchutzbund betrachtet es als ſeine
Pflicht, die Beſtrebungen der HJ. zu unterſtützen und erwartet,
daß die Mitglieder des Reichsluftſchutzbundes durch zahlreichen
Beſuch der Ausſtellung ihre Verbundenheit mit der Hitler=Jugend
zum Ausdruck bringen.
— VDA. Die in der Volkstumsarbeit des VDA. ſtehenden
Frauen Heſſens treffen ſich am Samstag und Sonntag in
Darm=
ſtadt zu ernſter Schulung in der von dem Führer dem Volksbund
aller Deutſchen zugewieſenen Aufgabe. Dieſes Treffen gibt der
Männer= und Frauengruppe Veranlaſſung, alle Mitglieder und
Freunde des VDA. zu einer volksdeutſchen
Kundge=
bung aufzurufen. Im Mittelpunkt dieſer am Samstag im
Feſt=
ſaal der „Krone” ſtattfindenden Veranſtaltung ſteht ein Vortrag
des Freiherrn v. Imhoff aus Nürnberg. Er wird den
„Kampf um den deutſchen Lebensraum in
Mit=
teleuropa” ſchildern. Den Vortrag umrahmen volksdeutſche
Geſänge der Madrigal=Vereinigung und Vorträge des
Schülerorcheſters des Realgymnaſiums. Geeignete
Gedichte bietet Richard Münch. Eintritt frei.
„Sefte 9 — Nr. 29
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Oktober 1934
Aus der NSDAP.
Gauleiter Sprenger vor den Propagandiſten
des Gaues Heſſen=Naſſau.
Eröffnung des 1. Lehrganges.
In fünf ſiebentägigen Lehrgängen werden in der Zeit vom
22. Oktober bis 3. Dezember 1934 alle Gauredner, Kreisredner,
Kreispropagandaleiter, Ortsgruppen= und
Stützpunktpropaganda=
warte erfaßt, um gemeinſam neue Wege und Richtlinien für die
Propagandatätigkeit zu ſuchen und zu erarbeiten.
In allen Lehrgängen werden ſprechen: Gaubeiter
Sprenger, Gaupropagandaleiter Müller=Scheld.
Gau=
wirtſchaftsberater Eckhardt Gaupreſſeamtsleiter
Wowe=
ries, Preſſereferent der Landesſtelle Heſſen=Naſſau G. W.
Mül=
lex, Landesobmann Becker.
Für jedes dieſer Referate ſteht ein ganzer Tag zur
Ver=
fügung.
Während am Vormittag das etwa zweiſtündige Referat
ge=
halten wird, wird am Nachmittag das Thema in einer
mehrſtün=
digen Ausſprache und Diskuſſion durchgearbeitet.
Im feierlich geſchmückten Saal des Hauſes der Jugend zu
Frankfurt a. M. wurde am Montag vormittag der 1. Lehrgang
eröffnet. Schon auf den erſten Blick ſah man, daß hier eine
muſtergültige Diſziplin herrſcht. Der Gaupropagandaleiter
mel=
dete dem Gauleiter und eröffnete ſodann den 1. Kurs Darauf
legte der Gauleiter in etwa 1½ Stunden in großen Zügen die
Aufgaben und Möglichkeiten der Propagandarbeit klar und gab
einen Ueberblick über die Entſtehung der Bewegung in unſerem
Gau. Der Vortrag des Gauleiters, auf deſſen ausdrückliche
An=
ordnung dieſe Lehgränge zurückzuführen ſind, zeigte deutlich, daß
hier nicht kalter ſchulmeiſterlicher Unterricht erteilt werden ſoll,
ſondern daß dieſe Lehrgänge vor allem kameradſchaftliche
Aus=
ſprache von Führer und Gefolgſchaft ſein werden.
Nach der mit außerordentlichem Beifall aufgenommenen Rede
des Gauleiters fand das gemeinſame Mittageſſen ſtatt.
Vor der am Nachmittag ſtattfindenden Ausſprache iſt eine
Ruhepauſe von 2 Stunden angeordnet, Dadurch, daß täglich nur
ein Referat gehalten wird, ſoll den im Dienſt ſehr ſtark
bean=
ſpruchten Propagandiſten wenigſtens für dieſe 7 Tage die
Mög=
lichkeit einer inneren und äußeren Entſpannung gegeben werden.
Die Angehörigen eines jeden Kreiſes ſind gemeinſam
unterge=
bracht, damit ſie ſich einmal näher kennenlernen und ſomit eine
völlig kameradſchaftliche Baſis für die kommende Arbeit
gewähr=
leiſtet iſt.
Schon heute kann geſagt werden, daß dieſe völlig neue Art
der Durchführung eines Lehrganges ſehr erfolgreich zu werden
verſpricht.
Weitere Nachrichten über die kommenden Vorträge werden
laufend durch die Preſſe bekanntgegeben.
Kameradſchaftsabend der NSK9B.,
Skühpunkk 2, Beſſungen.
Der Stützpunkt 2 der NSKOV. hatte am Sonntag in die
Beſſunger Turnhalle ſeine Mitglieder und deren Angehörige zu
einem Kameradſchaftsabend nebſt bunter Vortragsfolge
einge=
laden. Die Beſſunger Turnhalle konnte die Perſonen nicht faſſen;
man hatte mit ſolch einem Maſſenbeſuch nicht gerechnet.
Der Stützpunktleiter, Kamerad Klipſtein, eröffnete den
Abend, indem er alle Anweſenden, beſonders den Ortsgruppen=
Obmann Pg. Nungeſſer, den Orthſchen Männerchor ſowie den
Zitherklub Beſſungen, herzlich begrüßte. Kamerad Klipſtein dankte
im Voraus allen denen, die ſich für den Abend zur Verfügung
ſtellten und beſonders ſeinem Kameraden und Schriftwart
Minkler, der für den Programmteil verantwortlich zeichnete.
Es iſt eine ſiittliche Pflicht, daß man bei den
Kameradſchafts=
abenden auch derer gedenkt, die auf dem Felde der Ehre
gefal=
len ſind. Die vorgenommene Totenehrung geſtaltete ſich
beſon=
ders weihevoll, was das Verdienſt des Stützpunktleiters iſt.
Am Abſchluß der Anſprache des Kameraden Klipſtein brachte
derſelbe ein „Sieg=Heil” auf unſeren Führer und Volkskanzler
Adolf Hitler aus, worauf das Deutſchland und Horſt=Weſſel=Lied
geſungen wurden.
Nach der Ehrung ſprach Frl. Feltgen (Kriegswaiſe) einen
von Kamerad Minkler ſinnig verfaßten Prolog, der mit
lebhaf=
tem Beifall quittiert wurde. Dann ſang Kamerad
Spring=
mann zwei ſchöne Baßlieder, die ebenfalls guten Anklang
fan=
den. Der Zitherklub Beſſungen, unter der bewährten Leitung
ſeines Dirigenten. Kamerad R. Münch, ſpielte wie immer ſehr
klangſchön und erntete reichlichen Applaus. Einige ſehr ſchön
gebrachte Chöre durch den altbekannten Orthſchen Männerchor
und dann der liebliche Chor „Glöcklein im Tal” von Orth
brach=
ten den Sängern ſtürmiſchen Beifall.
Nun ſprach der Ortsgruppen=Obmann Pg. Nungeſſer
einige echt deutſche Worte und betonte, daß er wünſche, daß alle
Kameradſchaftsabende einen derartigen Beſuch wie heute
auf=
weiſen. Es folgte dann ein Handharmonika=Duo, bei dem das
zwölfjährige Töchterchen des Kameraden Paduch ganz
ausge=
zeichnet ſpielte und der Sohn der Kameradenfrau Beck nicht
min=
der. Der ſchneidig geſpielte „Badenweiler Marſch” ſchloß den
er=
ſten Teil der Vortragsfolge ab. — Nach einer Pauſe ſpielte das
Orcheſter, für das Herr Fornoff verantwortlich zeichnete, die
Ouvertüre „Dichter und Bauer” von Suppé ſehr ſchön. Es folgte
der Opernſänger Spira, der mit ſeinem hellen Tenor die
Zu=
hörer beglückte und von ihnen mit Beifall überſchüttet wurde.
Allmählich kam der Humor zu ſeinem Recht. Mit ſelbſtverfaßten
Vortragen wartete der Kamerad Minkler auf und bekam, wie
immer, lebhaften Applaus. Ein darauf folgendes Rheinlieder=
Potpourri, welches die Kameradenfrauen und Kameraden
mit=
ſangen, brachte höchſte Stimmung, was im Schunkeln von Jung
und Alt ſeinen Ausdruck fand.
Den Abſchluß der Vortragsfolge bildete ein von Kamerad
Minkler verfaßter Sketch „Beim italieniſchen Tanzmeiſter‟. Der
Sketch demonſtrierte artfremden Tanz und deutſchen Tanz, wobei
der deutſche Tanz Sieger blieb. Herr und Frau Volz, die dabei
mitwirkten, waren mimiſch glänzend, und der Tanzmeiſter
Kra=
wutko (Verfaſſer) ſtand dem nicht nach.
Um Mitternacht endete der wohlgelungene
Kameradſchafts=
abend.
Ortsgruppe Mitte.
Heute abend beſucht die Ortsgruppe geſchloſſen (Politiſche
Leiter und Mitglieder) die Ausſtellung in der Feſthalle „Kampf
und Sieg der HJ.” Mit Rückſicht auf die Bedeutung der
Aus=
ſtellung und den niedrigen Eintrittspreis der jedem
Volksgenoſ=
ſen den Beſuch ermöglicht, iſt die vollzählige Teilnahme dringend
zu empfehlen. Antreten am Mittwoch, 19.45 Uhr, am Paradeplatz.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Steinberg und Mitte.
Unſere Mitglieder beſuchen heute geſchloſſen die Ausſtellung
der Hitler=Jugend. Treffpunkt 7.30 Uhr abends vor der
Feſt=
halle. Eintritt 20 Pfg.:
Amt für Beamte, Kreis Darmſtadt.
Heute abend 8.15 Uhr findet im Städt. Saalbau zu
Darm=
ſtadt ein Beamtenſchulungsabend ſtatt. Es ſpricht der
Beauf=
tragte des Amtes für Beamte, Gau Heſſen=Naſſau, Pg. Bachmann,
über „Der Durchbruch des Nationalſozialismus”.
NSLB. Fachſchaft Volksſchule, Darmſtadt=Land.
Heute nachmittag 3 Uhr findet in Eberſtadt im „
Darm=
ſtädter Hof” eine Pflichtverſammlung ſtatt. Einrichtung der
neuen Arbeitsgruppen, Ernennung ihrer Leiter, Ausgabe der
Arbeitspläne und Bericht über die Dorfſchulwoche in Kaulſtoß.
Vereins= und lokale Beranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Verein ehem. Heſſ. Leibdragoner Gedächtnisfeier
am Dragoner=Denkmal! Nächſten Sonntag, abends 7.30 Uhr, findet
aus Anlaß der Wiederkehr der achttägigen ſchweren Schlacht bei
Kruſeik an unſerem gemeinſamen Denkmal in der Landgraf=
Philipps=Anlage die Entzündung der Feuerſchale ſtatt. Die
Ge=
denkrede hält der ehemalige Kriegsfreiwillige der weißen Dragoner
Hauptmann Spatz.
Die deutſcheArbeitsfront
N5. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Am Freitag, 26. Oktober, veranſtalten wir im Städtiſchen
Saalbau einen Lieder= und Balladen=Abend. Die Soliſten des
Abends ſind Lea Piltti, die anläßlich ihres Auftretens im
Johann=Strauß=Abend ſehr gefeiert wurde und der Baß=Bariton
Peter Schäfer, der bei ſeinen verſchiedenen Konzerten ſtets
eine günſtige Würdigung gefunden hat. Die Vortragsfolge
ent=
hält außer Liedern von Brahms, Reger, Rich. Strauß und Trunk
einige der ſchönſten Balladen von C. Löwe. In die Begleitung
teilen ſich die Kapellmeiſter B. Geiger und E. G. Welcke.
Karten zum Preiſe von 30 und 50 Pfg. ſind ab ſofort bei der
Kreisgeſchäftsſtelle, den Ortsgruppenwarten und Betriebswarten
„K.d.F.” zu haben. Der Beſuch dieſer Veranſtaltung kann allen
Volksgenoſſen beſtens empfohlen werden.
„Datterich” im Kleinen Haus!
Die Heſſiſche Spielgemeinſchaft eröffnet ihre Spielzeit 1934/35
mit einer Aufführung des „Datterich” am Sonntag, den
28. Oktober, abends 7.30 Uhr. Wir haben für die
Arbeitskame=
raden den Vertrieb der Karten zum Einheitspreis von 50 Pfg.
übernommen, um allen Kreiſen den Beſuch dieſer Vorſtellung zu
ermöglichen. Die Karten ſind ab ſofort bei uns und den
Orts=
gruppen= bzw. Betriebswarten „K.d.F.” zu entnehmen. Wir bitten
von dieſer Vergünſtigung recht zahlreich Gebrauch zu machen.
Führung Schloßmuſeum.
Meldungen zu dieſer Führung ſind erwünſcht. Der ermäßigte
Eintrittspreis für die Kameraden der DAF. ſollte weite Kreiſe
zum Beſuch anſpornen. Die Betriebswarte „K.d.F.” ſollen es ſich
angelegen ſein laſſen, immer wieder auf den Beſuch dieſer
Sehens=
würdigkeit hinzuweiſen.
Führung Städt. Gaswerk.
Die Führung muß wegen mangelnder Beteiligung noch
etwo=
zurückgeſtellt werden. Neumeldungen werden noch angenommen
Ein Einblick in dieſen lebenswichtigen Betrieb ſollte viele Kame
raden anlocken.
Aus Heſſen.
Jahreskagung des Heſſiſchen Kindergotkesdienſt=
Verbandes.
Dg. Arheilgen, 22. Okt. Am Samstag und Sonntag hielt der
Heſſiſche Kindergottesdienſt=Verband in unſerem Orte ſeine
Jah=
restagung ab, zu der die Helfer und Helferinnen aus dem ganzen
Heſſenlande erſchienen waren. Schon der Samstag abend ſah
zahl=
reiche Gäſte im evang. Gemeindehaus zu einer Arbeitstagung
ver=
ſammelt. In einem eingehenden Referat ſprach Herr Profeſſor
Gerſtenmaier=Friedberg über Fragen des
Kindergottes=
dienſtes, mit deſſen künftiger Geſtaltung ſich die anſchließende
Be=
ſprechung eingehend befaßte.
Im Feſtgottesdienſt am Sonntag vormittag, bei dem der
Kir=
chenchor mitwirkte ſprach Landesjugendpfarrer Haas über die
Erziehungsarbeit, die, um fruchtbar zu ſein, von göttlichem
Wil=
len getragen und beſeelt ſein müſſe. Anſchließend an den
Feſtgot=
tesdienſt fand ein Kindergottesdienſt ſtatt, den ebenfalls
Landes=
jugendpfarrer Haas hielt.
Nach dem gemeinſamen Mittageſſen vereinigten ſich die
Teil=
nehmer zur Hauptverſammlung. Der Vorſitzende des Verbandes,
Herr Pfarrer Schmidt=Laubach, konnte neben den übrigen
Teil=
nehmern auch Herrn Oberlandeskirchenrat Walther als Vertreter
des Landesbiſchofs begrüßen. Mit ihrer Teilnahme an der
Ta=
gung beweiſe die Kirchenregierung, daß ſie der Arbeit des
Ver=
bandes große Bedeutung beimeſſe. Nach dem Danke an alle
Hel=
ferinnen und Helfer und an unſeren Ortspfarrer nebſt Gattin
für ihre Mühewaltung um das Zuſtandekommen der Tagung
ſo=
wie für die liebevolle Gaſtfreundſchaft nahm Herr
Oberlandes=
kirchenrat Walther das Wort. Er hob beſonders hervor, daß
der Kindergottesdienſt nicht mehr nach dem Ermeſſen der einzel=
werde. Herzliche Worte des Dankes widmete er dem Vorſtand des
Verbandes und allen Helferinnen und Helfern für ihre
unermüd=
liche Arbeit. Anſchließend erſtattete Herr Direktor Röhricht
ein Referat über „Kindergottesdienſt und Innere Miſſion”, in
dem er die Aufgabengebiete der Inneren Miſſion ſtreifte und
An=
regungen gab für Erweiterung der Arbeit im Kindergottesdienſt.
In einem weiteren Vortrag verbreitete ſich Herr
Landesjugend=
pfarrer Haas über das Thema „Kindergottesdienſt und
Ge=
meinde” und legte klar, wie heute unſere Jugend zu erziehen ſei.
Die Jugend verlange heute von der Kirche auch im Evangelium
eine andere Sprache. Nicht Sittengeſetz, ſondern frohe Botſchaft
ſolle das Evangelium ſein. Im weiteren brachte der Redner zum
Ausdruck, daß der Kindergottesdienſt als ſolcher auch in der
Ge=
meinde Erziehungsarbeit leiſtet. An eine kurze Kaffeepauſe ſchloß
ſich eine angeregte Ausſprache an. Ihren Abſchluß fand die Haupt=
verſammlung mit der Aufführung des Spiels „Jutta von
Weins=
berg” durch den Mädchenkreis des Evangeliſchen Jugendwerks.
Bei der abendlichen Feierſtunde, mit der die recht anregend
und erſprießliche Tagung beſchloſſen wurde, hielt der
Landes=
jugendpfarrer einen liturgiſchen Gottesdienſt und ſprach über die
Verantwortung der Eltern und der Jugend vor Chriſtus.
J. Griesheim, 23. Okt. Inſpektion der Freiwill.
Feuerwehr. Am Sonntag fand die diesjährige Inſpektion
der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr ſtatt. In Vertretung des
Kreisfeuerwehrinſpektors war Brandinſpektor Herborn von
der Merckſchen Berufsfeuerwehr Darmſtadt erſchienen. Er
beſich=
tigte zunächſt die Uniform und Ausrüſtung und anſchließend
das Geräte= und Fußexerzieren. Ein anſchließender Brandangriff
fand in der Pfützenſtraße am Hauſe der Bäckerei Kullmann ſtatt;
daſelbſt war durch Blitzſchlag in den Kamin ein Brand
entſtan=
den. Der Stoßtrupp der Feuerwehr fand im Hauſe verletzte
Perſonen vor, die zunächſt zu retten waren. Sie wurden dem
Sanitätsperſonal zur weiteren Behandlung übergeben. Die
an=
kommenden Züge gingen ſofort zum Ablöſchen des brennenden
Ge=
bäudes und zur Verhinderung eines Weitergreifens des Feuers
auf anſchließende Gebaude über. Nach Beendigung dieſer Uebung
beſchloß ein Vorbeimarſch die Inſpektion. Die von den
Sani=
tätern angelegten Notverbände wurden ebenfalls beſichtigt und
von Branddirektor Herborn als ſehr gut befunden. Mit dem
Brandangriff war er ebenfalls zufrieden. Anſchließend überreichte
Herr Herborn dem Feuerwehrmann Peter Friedmann 3. das
Diplom nebſt Abzeichen für 40jährige Wehrmanntätigkeit ſeitens
des Heſſiſchen Miniſteriums. Die Wehr ernannte den Jubilar
zum Ehrenmitglied. Ferner wurden ausgezeichnet die
Feuer=
wehrleute Wilhelm Helfmann 1., Heinr. Philipp Kullmann,
Wil=
helm Mahr und Peter Feldmann für 30jährige Dienſtzeit und
Heinrich Feldmann 3. und Friedrich Schupp 3. für 10jährige
Dienſtzeit. Abends fand im Feſtſaal „Zum grünen Laub” eine
Familienfeier ſtatt. — Die Brotſammlung in hieſiger
Ge=
meinde durch das Jungvolk am letzten Samstag erbrachte 518
ganze Brote und 281 halbe Brote, die am Sonntag in mit
Tan=
nengrün geſchmückten Autos nach Darmſtadt zur Ortsgruppe 9
verbracht wurden. Zur Verteilung an die Bedürftigen in hieſiger
Gemeinde, die geſtern ſtattfand, wurden vom WHW. des Kreiſes
Darmſtadt 477 Brote zur Verfügung geſtellt.
Cf. Birkenau, 23. Okt. Kampf gegen Hunger und
Kälte. Im Kampf gegen Hunger und Kälte hat ſich auch wieder
das Jungvolk wacker in die Front geſtellt. Bei der am Samstag
für die arbeitsloſe Stadtbevölkerung durchgeführten
Brotſamm=
lung brachten die rührigen Jungvolkpimpfe hier über 200 Laib
Brot zuſammen, die am Sonntag früh verladen und mit
Beglei=
tung von Jungens des Jungvolkes nach Offenbach verbracht wurde.
— Winterveranſtaltungen. In nachahmenswerter Weiſe
hatten ſich hier die Vereinsvorſtände und Leiter ſonſtiger
Organi=
ſationen zuſammengefunden, um gemeinſam die beabſichtigten
Ver=
anſtaltungen der Wintermonate zu beſprechen, und um dadurch zu
vermeiden, daß zwei Veranſtaltungen an einem Tag
zuſammenfal=
len. Die Ausſprache ergab ein gutes Einvernehmen zwiſchen den
Ortsvereinen, und wurde das Programm für die ganzen
Winter=
monate gemeinſam feſtgelegt. Die Beſprechung fand auf Anxegung
der Ortsgruppenleitung der NSDAP. ſtatt.
Evangeliſcher Gemeindetag in Reinheim.
Cg. Reinheim, 22. Okt. Sonntag, den 21. Oktober, fand
Reinheim ein evangeliſcher Gemeindetag und Kirchen
vorſtehertag ſtatt. Mehr als 25 Gemeinden nicht nur de
näheren Umgebung waren vertreten. Vorbereitung und Leitun
der Tagung lag in den Händen des Vorſitzenden des Heſſ. Evang
Gemeindetags Prof. D. Matthes=Darmſtadt. Auch der Propf
der Propſtei Starkenburg, Kirchenrat Dr. Müller, wohnte iſt
bei. Der Dekan des Dekanats Groß=Umſtadt, Reichert=
Lens=
feld, hatte die Feſtpredigt übernommen und ſprach auf Grund des
Schriftworts 1. Petr. 2, 9 ff. über die Frage, was es gerade heute
für uns bedeute, der Kirche des Evangeliums anzugehören.
Pfar=
rer Dr. Meiſinger=Reinheim hielt nach dem Gottesdienſt vo
den erſchienenen auswärtigen Gäſten einen Vortrag über die
Kirche Reinheim in Vergangenheit und Gegenwart und das
kirch=
liche Gemeindeleben Reinheims. Nach einem Gang durch die
Alt=
ſtadt wurde das Ortsmuſeum beſichtigt. Sachverſtändig führt
Apotheker Scriba=Reinheim. Nachmittags um 2.15 Uhr etöffe
nete Profeſſor D. Matthes im Saalbau „Zur Spitze” die Ge
meindetagung mit Grußworten und mit aufklärenden
Ausführun=
gen über die Aufgaben und Ziele des ſeit 20 Jahren beſtehenden
Gemeindetags. Sein Ziel ſei: Lebendige Gemeinden zu
ſchaf=
fen. Propſt Dr. Müller überbrachte die Grüße und guten
Wünſche der Kirchenregierung. Heute ginge es nicht mehr um die
Frage, Religion oder Religionsloſigkeit, ſondern um die andere
welche Religion die wahre ſei. In dem heutigen Kampf dürſ
der evangeliſche Mann nicht abſeits ſtehen, darum ſei das evan
geliſche Männerwerk nötig. Pfarrer Weiß=Darmſtadt hielt ſe
dann ſeinen Vortrag über das Thema: „Die evangeliſche Kirc
und die dritte Konfeſſion.‟ Durch die Jahrhunderte hindurch
ſich die evangeliſche Kirche als eine Segensmacht für unſer
erwieſen. Von dem Glauben eines Martin Luther dürfe M
nicht als von einem dem germaniſch=deutſchen Weſen artfrei
Glauben reden. Die Erfindung einer neuen Religion aus 90
und Raſſe, einer Religion, die Sünde und Erlöſung leugne, knſf
dem deutſchen Volke nicht helfen, ſondern allein die Erfüllung!
Forderung Hindenburgs, daß unſerem Volke Chriſtus verkünd
werde. Das ſei auch im Sinne des Führers. Pfarrer Heß=Darſt
ſtadt ſprach über das evangeliſche Männerwerk. Erh
klagte, daß heute die alte fromme Sitte, beſonders die des ſonne
täglichen Kirchgangs, vielfach in den evangeliſchen Familien 9e
ſchwunden ſei. Das ſei vor allem die Schuld der Männe,
Sie müßten wieder an die Front, auch in der Kirche. Neben d0s
große evang. Frauenwerk müſſe das Männerwerk treten, evaſe
geliſche Männervereine in den Gemeinden ſich bilden. In der Dis
uſſion begrüßte Pfarrer Dr. Meiſinger=Reinheim im Namel
der Kirche Reinheim die Gäſte, den Gemeindetag und beſondes
den Propſt und den Dekan, welcher nun auch Dekan der Pfarie
Reinheim ſei, nachdem das Dekanat Reinheim aufgelöſt worden
ſei. Man ſolle, führte er weiter aus, doch nicht immer von deſ
Verſagen der Kirche ſprechen. Die evangeliſchen Männer hätten
freilich vielfach verſagt. Wie der neue Staat die Männer gerufel
habe, ſo rufe ſie nun auch die Kirche. Pfarrer Schrimpf=Die
burg wünſchte, daß der Sonntag, beſonders die gottesdienſtlie
Zeit wieder mehr geheiligt werde. Es ſei gut, daß die Jugeſl
am Sonntag wieder dem Hauſe gehören ſolle, man ſolle darune.
auch das Gotteshaus verſtehen. Oberreallehrer Frank=Darm
ſtadt ſprach über das evangeliſche Männerwerk, ſeine Bedeutung
ſeine Aufgaben und ſeinen bereits geleiſteten ſegensreichen Dieſſ
an Kirche und Volk. Eine ſehr angeregte Ausſprache erfolgte, i
geregt von Frl. Markendorf=Fränkiſch=Crumbach, über die Fra0e
wie die Brücke zwiſchen Kirche und SA. (auch den anderen Fok
mationen) zu ſchlagen ſei. Dazu ſprachen mehrere SA.=Männe.
(Rektor Neeb=Darmſtadt, Weidmann=Wiebelsbach). Brummer !n
Werner von Langen. Die Brücke ließe ſich ſchlagen, es komme V
doch ſehr auf die Führer an. Propſt Dr. Müller faßte das G.
gebnis der Ausſprache und der ganzen Tagung noch einmal 0
ſammen. Profeſſor D. Matthes ſprach ein Dankeswort, M
dem Geſang eines Chorals ſchloß die ſehr gut und Erfolg ve
ſprechende Tagung.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 23. Oktober. Dirigenten=Jun‟
läum. Herr J Kehr, früher zu Darmſtadt, jetzt in Malſie
kann in dieſen Tagen auf eine 25jährige Dirigententätigkeit
Geſangverein „Eintracht=Freundſchaft” (ehemalige Turnerſſt
mannſchaft) zurückblicken. Als junger, kaum 18 Jahre aue
Mann, der damals noch die Schulbänke drückte, wagte er ſich."
die Aufgabe zur Leitung eines Geſangvereins heran. Sein Moſ
kaliſches Können und der Idealismus zum Männergeſang leh”
gar bald die beſten Erfolge reifen. Jedermann ſind die Leiſti
gen der damaligen Turnerſingmannſchaft noch in beſtem Ged0c.
nis, und die Zuerteilung einer Reihe 1. und höchſter Ehrenn.
haben das Werk gekrönt. In der uneigennützigſten Weiſe ha.
Bb. Auerbach, 23. Okt. Innerhalb der Gliederungen der Ne
DAP. eröffnete am Sonntag die NSG. „Kraft durch Freude‟,
Schweizerſaal des Hotels „Zur Krone” mit einem „Bunte
Abend die diesjährigen Herbſt= und Abendunterhaltungen. De
Beſuch war außerordentlich gut. Die Reihe der Darbietunge
befriedigte in ihrer Vielſeitigkeit und Fülle jeden Geſchmack. De
Vorſitzende des Verſchönerungs= und Kurvereins, Pg. Lehre
Bauer, hielt eine zündende Begrüßungsanſprache und dankt
am Schluſſe des Abends allen Mithelfern und Mitwirkenden. Ein
flottes Tänzchen bildete den Abſchluß des Abends.
Bb. Bensheim, 23. Oktober. Die NSG. „Kraft durg
Freude” und der Reichsbund Volkstum und Heimal
veranſtalteten am Sonntag einen Heimatabend in Geſtalt eines
Mundartabends „Benſemer Owend”. Beide Säle des „Deutſche,
Hauſes” waren voll beſetzt. Ein reichhaltiges Programm wickelt
ſich Schlag auf Schlag ab. Herr Gewerbelehrer Stoll wies in
ſeiner Begrüßungsrede auf den Zweck der Veranſtaltung hin, die
bei allen Volksgenoſſen den Sinn und die Liebe zur Heimat
för=
dern will und eine Stunde der Entſpannung ſei, um neue Kraſt
für den Alltag zu gewinnen. Es müſſe dabei aber auch eine Kluſt
zwiſchen Darſteller und Zuhörer überbrückt werden. Zahlreiche
Mundarts=Vorträge, Tänze, Geſänge, Reigen und ein ernſteres
Stollſches Theaterſtück „Der ſchwarze Chriſtoph”, ebenfalls mund
artlich recht bedeutſam, bildeten die Vortragsfolge. Es war
nahe=
zu Mitternacht, da der Abend mit einem Sieg=Heil auf den
Füh=
rer und dem Geſang des Deutſchland= und des Horſt=
Weſſelliede=
ſein Ende fand. —
S
der Jubilar auch in der Nachkriegszeit dem Verein zur Verfugln
geſtellt und damit dieſem über die ſchweren Zeiten der Finan.
hinweggeholfen, und es iſt doppelt hoch anzuerkennen, daß eh
treu ſeinem Idealismus, auch jetzt noch, nachdem er ſeinen 300
ſitz nach Mainz verlegen mußte, den Chorleiterpoſten ehrenam.
weiter verſieht. Der Verein veranſtaltet aus Anlaß dieſes 20
läums am Sonntag, den 4. November, ein großes Konzerl.
Zeugnis ablegen ſoll und wird von dem muſikaliſchen Könne."
Chorleiters und des von ihm geleiteten Vereins. Näſial
Künſtler wie Frau Horn=Stoll, Herr Theo Ritzhaupt, Herk *.
Dr. Noack haben ihre Mitwirkung zugeſagt. Von ſeiten dee"
Sängerbundes wird dem verdienten Chorleiter eine Ehrung.?"
werden.
— Gernsheim, 23. Okt. Waſſerſtand des RN
(Pegel) am 22. d. M.: —0,18 Meter, am 23. d. M.: —924 9
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Hirſchhorn, 23. Okt. Waſſerſtand des Necſt?"
21. Oktober: 1.40 Meter. am 22. Oktober: 1.45 Meter.
guf. Gießen, 22. Okt. Pſychiater=Tagung in Gieh"
Im Anſchluß an den Fortbildungskurſus für praktiſche *5
fand am 20. und 21. Oktober im Hörſaal des Phyſiologiſche.
ſtituts unter der Leitung des Direktors der Pfychiatriſchel.
Nervenklinik. Prof. Hoffmann, die 57 Tagung der Südwel.
ſchen Pſychiater ſtatt. Die Hauptvorträge waren von 420 N
Hörern beſucht. Als Vertreter der Heſſiſchen Staatsrehiel..
Obermedizinalrat Dr. Schmidt=Darmſtadt erſchienen. Die De
Aerzteſchaft vertrat SA.=Sanitäts=Oberführer Dr. Eſc”
Nimwoch, 24. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 294 — Seite 7
Sasssstws lasAat
Handball im Odenwald.
iugfeld — Erba
(hbr 10:9 (5:3).
Bezirksklaſſe.
9:5 (2:4). Groß=3
Polizei-Sb. Darmſtadk.
Die für heute abend feſtgeſetzte
Generalverſamm=
lung wird aus beſonderen Umſtänden auf Mittwoch, den
31. Oktober 1934, abends 8 Uhr, verlegt.
(gez.) Kiſſel, Vereinsführer.
Fechten.
ſ 3:4 (1:3). Süd: Steinbuch — Momart 3:11 (1:4).
Kiſarkxombach — Zell 9:6.
Untere Mannſchaften.
„aafeld — Erbach 7:4 (1:2). Reinheim — Nieder=Ramſtadt
6: 2). Groß=Zimmern — Groß=Umſtadt 12:1 (5:0).
trder Bezirksklaſſe ging es überall heiß her,
beſon=
art ſoll in Groß=Zimmern gekämpft worden ſein, wo die
wlbis zum Schluß abwechſelnd in Führung lagen und die
Gäſiſtdas beſſere Ende hatten. — In Lengfeld zeigen die
Er=
bacch den ſchöneren Handball und liegen auch bis zum
Seiten=
weuch i—n Führung. Nach der Pauſe kommt Lengfeld mehr auf
undd — Ausgleich, hierdurch angeeifert mit rieſigem Kampfgeiſt
komm ſeie Platzmannſchaft durch Strafwürfe, auf die man
ſicht=
lich’ftsging, zum Siege. — In Reinheim ſtand von Beginn des
Spifes nab in der Platzelf der Sieger feſt.
wer Kreisklaſſe „Weſt” ſtellten ohne Ausnahme die
Plcſtreine die ſpielſtärkeren Mannſchaften. In Reichelsheim
hattüe dne Gäſte ziemlich Schußpech. In Groß=Bieberau konnten
die ſſge trotz der in das Spiel getragenen unnötigen Härte
einee lee Niederlage nicht abwenden. Nieder=Klingen ſtellte die
körpmiw kräftigere Mannſchaft und hatte durchweg mehr vom
Sprig— In „Nord” wendete ſich in Klein=Zimmern mit dem
Seilſtechſel das Blatt. Gundernhauſen konnte jetzt nicht nur
den imerhin bedeutenden Vorſprung einholen, ſondern auch
nochte beiden Punkte erkämpfen. In Richen ſpielen die Gäſte
plauht, die Platzelf kann hier nach Belieben hoch gewinnen.
In en war von jeher für Spachbrücken heißes Pflaſter, doch
reichißtes den Gäſten gerade noch zu einem knappen Siege, den
die ſſſuu elf mit allen, auch unerlaubten Mitteln zu verhindern
ſuchl— In „Süd” kann Momart in Steinbuch die Platzelf
leich=thdagen. Der Torhüter verhinderte eine höhere Niederlage.
In /tclbrombach iſt die Platzmannſchaft ſiegreich,
kden unteren Mannſchaften der Bezirksklaſſe in
Lentpd., Reinheim und Groß=Zimmern ſiegen überall die
Platz=
mankmäfften überzeugend.
ſA28. Eppertshauſen — Turnerſchaft Bürgel 6:5 (3:4).
Ar; zahlreichen Zuſchauern lieferten ſich beide Vereine ein
hernagend faires Spiel, welches in Laux (FSV. Frankfurt)
einamrnklaſſigen Leiter hatte. Sofort entwickelte ſich ein
herr=
liche//äampf welcher das ganze Spiel hindurch ohne
Unter=
brechtßig anhielt. Der Gaſtgeber findet ſich zuerſt und kann in
der ilſcinute durch H. Müller in Führung gehen. Bürgel
ge=
ſtaltgeinn das Spiel offener, aber beide Hintermannſchaften
be=
ſondtſe er Hüter der Gäſte, ſind auf der Höhe. Bei der Pauſe
hießff/.:4 für Bürgel. Nach Wiederbeginn geht es wieder mit
eineſnhöllentempo auf und ab. Die Verteidigungen wuchſen
übenrh) ſelbſt hinaus. War in der erſten Hälfte der Torhüter
der ſt= überragend, ſo war es in der zweiten Hälfte der von
Eppfislruſen. Erſt in der 9. Minute kam es zum 5. Tor für B.
E. gi mun zum Endſpurt über und kam durch H. Müller und
durghnverhofften Weitſchuß des Mittelläufers P. Euler in der
20. Mritte zum Ausgleich. Bürgel ward durch dieſes Tor etwas
vermprt. Dieſen Moment nutzte E. aus, und in der 23. Minute
kamᛋdurch P. Müller zum 6. Tore und zum Siege. Bürgel
mach tif- den reſtlichen Minuten noch verzweifelte
Anſtrengun=
gen, lſe die Hintermannſchaft, beſonders F. Müller im Tor,
war ih mehr zu ſchlagen.
henven 6:14 für Bürgel. — Die Jugend kam gegen Tgm.
Jügaßim zu einem verdienten 7:3=(4:2)=Siege.
wärt
heißt
jetzt
ſtehen.
erzie
Tref=
Mai=
nicht
ihrer
Die
und
liegt.
ſtraß
Ringen.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
mächſten Eamstag muß der KSV. 1910 wiederum aus=
Gegen Athletenklub 1904 Mainz=Weiſenau
esmal die Loſung. Die Mainzer Vorſtädter haben bis
wiünf Begegnungen erſt 2 Punkte auf ihr Konto gebracht,
ulw mit den Darmſtädtern, die aus vier auch nicht mehr
It, punktgleich. Beide haben nun das Beſtreben, dieſes
5 zur Verbeſſerung ihres Tabellenſtandes zu verwerten.
eiſenau iſt allerdings der ſtarke Gegner vom Vorjahre
ehrr, doch ſollte dies die Darmſtädter nicht verführen,
eu ner leicht zu nehmen, denn es könnte ſich bitter rächen.
ſrck nach Weiſenau geht wieder per Kraftwagen vor ſich
unſen Intereſſenten ſich beteiligen. Die Einzeichnungsliſte
n Freitag abend von 8—10 Uhr in der Turnhalle
Soder=
fien. Abfahrt am Samstag abend, pünktlich 7 Uhr, ab
antt „Krone‟.
Darmſtädter Fechtclub ſiegt über Mainz.
Der am Sonntag in Darmſtadt ausgetragene Clubkampf zwi=
ſchen dem Mainzer und Darmſtädter Fechtclub in Damen= und
Herren=Florett endete mit einem doppelten Sieg der
Darm=
ſtädter. Obwohl die Mainzer mit Spitzenfechtern angetreten
waren, wurden ſie von der im Durchſchnitt beſſeren Darmſtädter
Herrenmannſchaft überlegen mit 15:10 Siegen geſchlagen. Auch
die Damen waren durch ihren blitzſchnellen Angriff den
Main=
zern weitaus überlegen und fertigten ſie mit 10:6 Siegen ab.
Hierbei mußte ſich die auf den Deutſchen Meiſterſchaften
erfolg=
reiche Mainzer Fechterin Frl. Olly Hein ihrer Darmſtädter
Geg=
nerin Frl. Annemarie Fuchs nach herrlichem Gefecht mit 5:3
Treffern beugen.
Nach dieſem Siege über Mainz ſteht der Darmſtädter
Fecht=
club im Rhein=Main=Gebiet mit an erſter Stelle, nachdem die
vorhergegangenen Clubkämpfe gegen Offenbach, Frankfurt,
Rüdesheim und Viernheim auch für Darmſtadt gewonnen
wur=
den. — Die Siege verteilten ſich wie folgt:
Herren:
Darmſtadt: Kh. Melcher 4 Siege, 11 erh. Treffer. F.
Mel=
cher 3 Siege, 15 erh. Treffer. H. Sack 3 Siege 16 erh Treffer.
R. Siegert 3 Siege, 17 erh. Treffer. Dr. Roth 2 Siege. 18
erh. Treffer.
Damen:
Darmſtadt: Frl. Fuchs 4 Siege. Frl. Melcher 2 Siege. Frl.
Hein 2 Siege. Frl. Thümmel 2 Siege.
Mainz: Frl. Hein 3 Siege. Frl. Held 2 Siege. Frl. Klippel
0 Sieg. Frl. Strohm 1 Sieg.
Turnerbund Jahn 1875, Darmſtadk.
Jugendabteilungen.
Im Rahmen der Umgeſtaltung des Winter=Uebungsbetriebes
des Turnerbundes Jahn 1875 wurde nun auch für die
Jugend=
abteilungen der Turnbetrieb in eine andere Turnhalle verlegt,
und zwar turnt jetzt die Jugend in der Turnhalle am
Ka=
pellplatz, Eingang gegenüber der Stadtkapelle. Die
Turn=
ſtunden der Schülerabteilung finden Donnerstags ab 17.45
Uhr und die Uebungsſtunde der Schülerinnen Mittwochs ab
17.45 Uhr in der gleichen Halle ſtatt. Ende jeweils um 19.15
Uhr. Wir bitten die verehrl. Eltern unſerer Jugendlichen, die
Kinder zu einem regelmäßigen Erſcheinen anzuhalten.
Selbſt=
verſtändlich ſind Eltern zum Beſuche ebenfalls freundlich
einge=
laden. Der Schuljugend ſteht es frei, ſich den Uebungsbetrieb
jederzeit anzuſehen und auch mitzumachen.
Männerturnen. In der Mittwochs=Turnſtunde in der
Liebigs=Oberrealſchule findet die Ausgabe der Urkunden über die
Vereinsmeiſterſchaften im Volksturnen ſtatt. Alle Teilnehmer
werden gebeten, an dieſem Abend anweſend zu ſein und ſich aktiv
zu betätigen.
Schwimmen. Wir weiſen nochmals darauf bin, daß die
Schwimmſtunde wie in früheren Jahren auch dieſen Winter
wie=
der Samstags ſtattfindet. Beginn 19.30 Uhr, große Halle. Allen
Nichtſchwimmern des Vereins iſt Gelegenheit geboten, das
Schwimmen zu erlernen.
Fußball.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt — Viktoria Schaafheim 5:0 (5:0).
Die Spielabteilung der TSG. 1877 Ober=Ramſtadt früher
Sportklub 28 empfing Viktoria Schaafheim zum Verbandsſpiele.
Bis zur Pauſe zeigten ſich die Einheimiſchen in beſter Verfaſſung
und führten mit 5:0, das durch gute Leiſtungen aller
Mann=
ſchaftsteile mehr als verdient war. Nach dem Wechſel wurden
die Ober=Ramſtädter noch ſtärker überlegen, hatten auch noch
zahlreiche Torgelegenheiten, konnten aber dieſelben nicht
aus=
werten. Auch verteidigte die Gäſtemannſchaft in dieſer Zeit
äußerſt zahlreich und mit viel Geſchick ihr Tor. Bei Schaafheim
zeigten die beiden Verteidiger, Mittelläufer, Mittelſtürmer und
der kleine flinke Halbrechte gute Leiſtungen. Die ganze
Mann=
ſchaft kämpfte mit voller Hingabe um ein ehrenvolles Ergebnis.
Das ſehr faire Spiel hatte in Melck=Wixhauſen einen
ausgezeich=
neten Spielleiter.
Reſerve — 98 Darmſtadt V 3:5.
1. Jugend — Tgde. Beſſungen 5:2.
Handball: 1. Jugend — Turnerſchaft Griesheim 1:8.
VfR. Beerfelden — Tv. Lützel=Wiebelsbach 5:2 (1:2).
Der bis jetzt unbeſiegte Tabellenführer Tv. Lützel=
Wiebels=
bach geſchlagen! In einem überaus ſpannenden Kampfe konnte
am Sonntag die VfR.=Elf ihre glänzende Form erneut unter
Beweis ſtellen und einen ſchönen Sieg erſpielen. Wohl nicht ſo
leicht, wie das Ergebnis ſagt, wurde dieſer ſchöne Sieg
errun=
gen, denn bis in die letzte Minute verteidigte mit geradezu
hero=
iſchem Eifer und Mut die Gäſtemannſchaft jeden Fuß breit
Boden. Doch das größere Stehvermögen Beerfeldens entſchied
den Kampf. Wir müſſen aber feſtſtellen, daß die Gäſte über ſich
ſelbſt hinauswuchſen, denn unter dem Beifall ihrer Anhänger
konnten ſie bis zur Pauſe eine 2:1=Führung erringen. Unter
großer Begeiſterung errangen dann mit einer Prachtleiſtung des
Sturmführers Beerfeldens den Ausgleich durch eine direkt
ver=
wandelte Ecke und des Halblinken die Führung. Mit zwei
wei=
teren ſehr ſchönen Toren ſtellte der Halbrechte den Sieg und die
Punkte ſicher.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 24. Oktober
6.00: Bauernfunk. — 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. — 6.45: Zeit,
Meldungen. — 6.50: Wetter. — 655: Morgenſpruch, Choral.
7.00: Muſikzug der SA.=Standarte R. 63. Ltg.: Herm. v. d.
Dovenmühle.
In einer Pauſe ca, 8.00: Nur für Frankfurt:
Waſſerſtand, Wetter. — 8.25: Stuttgart: Gymnaſtik — 9.00:
Nur Kaſſerslautern: Werbekonzert. — 9.15: Rur Kaſſerslautern=
1. Pauline König erzählt. — 2. Die Volksheilſtätte
Sonnen=
wende bei Bad Dürkheim. — 3. Der Wald und ſem Lied. —
10.00: Nachr. — 10.10: Leipzig: Schulfunk: Alte deutſche
Volks=
muſik. — 10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. —
11.00: Werbekonzert. — 11.30: Sozialdienſt für die Saar. —
11 45: Meldungen.
12.00: Promenadenkonzert. Kapelle der Landespolßzei Stuttgart.
Ltg.: Wilh. Fran= — 13.00: Zeit, Saardienſt, Nachr. —
13.10: Nachr. — 13.15: Ein frohes Lied iſt meie Luſt. (
Schall=
platten). — 14.15: Zeit, Nachr. — 14.30: Wirtſchaftsbericht. —
14.45: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. — 14.55: Wetter. — 15.00:
Nur Kaiſerslautern: Nachr. — 15.15: 3 mal 15 Minuken aus
dem Sendebezirk. 1. Von Trier: Das Mo=Blasquartett ſpielt.
2. Von Freiburg: 800 Jahre Kloſter Salem. Funkbild aus
der ehemaligen Ziſterzienſer Abtei — 3. Von Kaſſel: Es iſt die
alte Heimat noch. Kurheſſiſche Art in ihrer vertrauten Volksweiſe.
16.00: Hannover: Das Niederſächſ. Sinfonieorcheſter. Ltg.: von
Soſen. — 18.00: Lohn und Strafe in der Erziehung. Geſpräch
zwiſchen einer Jugendleiterin und einem Lehrer. — 18.20: Aus
Zeit und Leben. — 18.45: Unterhaltungskonzert. Orcheſter
Trierer Berufsmuſiker, Ltg.: R. Bachmann.
19.45: Das Leben ſpricht. — 20.90: Zeit, Nachr. — 20.10:
Stutt=
gart: Unſere Saar — den Weg frei zur Verſtändigung. —
20,35: Leipzig; Reichsſendung: Stunde der jungen Nation=
Freiheitskriege. — 21.00: Bunte Stunde. — 22.00: Zeit,
Nachr — 22.10: Nachr., Wetter, Sport, — 22.30: Tanzmuſik
der Kapelle Hauck=Reichert. — 24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Deutſchlandſender: Mittwoch, 24. Oktober
6.00: Hamburg: Wetter. — 6.05: Wiederholung der wichtigſten
Abendnachr — 6.15: Berlin; Gymnaſtik — 6.30: Tagesſpruch.
6.35: Damig: Frühkonzert. — In einer Pauſe gegen 7.00: Nachr.
8.00: Sperrzeit. — 8.45: Leibesübung für die Frau. — 9.00:
Sendepauſe. — 9.40; Kindergymnaſtik. — 10.00: Nachr. —
10.15: Niederdeutſche Dichter in Wort und Lied. Theodor Storm,
Guſtav, Falke, Detlev v. Liliencron. — 10 45: Fröhl.
Kinder=
garten. — 11.15: Seewetterbericht. — 11.30: Sendepauſe. —
11.40: Der Bauer ſpricht — der Bauer hört: Neuordnung des
Schlachtviehverkehrs — Anſchl.: Wetter. — 11.50: Glückwünſche.
12.00: Dresden: Mittagskowert der Dresdner Philharmomie. Ltg.:
Scheſtak. — Ungariſche und Slawiſche Tänze. — 12.55:
Zeit=
zeichen. — 13.00: Jetzt ſchlägt’s dreßzehn. (Schallpl.). — Anſchl.:
Wetter. — 13.45: Nachr. — 14.00: Sperrzeit. — 14.55:
Pro=
gramm, Wetter, Börſe. — 15.15: Kiderliederſingen. Ltg.:
E Goedel. — 15.40: Tanzendes Hoßz. (Schallpl.).
16.00: Hannover: Das Niederſächſ. Sinfonieorcheſter. Ltg.; von
Soſen. — 18.00: Bücherſtunde: Von Schelmen und braven
Leuten. — 18.15: Zeitfunk. — 18.30: Serenaden. (Schallpl.). —
18.55: Das Gedicht; anſchl.: Wetter.
19.00: Volkslieder und Duette. — 19.30: Italieniſcher Sprach=
Unterricht für Anfänger. — 20.00: Kernſpruch; anſchl.:
Kurz=
nachrichten — 20.10: Stuttgart: Unere Saar — den Weg
frei zur Verſtändigung. — 20.30: Militärkonzerk. Das
Muſik=
korps der Wachtruppe Berlin. Ltg.: Obermuſikmeiſter Ahlers.
In der Pauſe 21.05: Die Arbeit der Theater im Reiche.
Ur=
aufführung von E. G. Kolbenheyers „Gregor und Hemrich”, im
Staatstheater Dresden. — 22.00: Wetter= Tages= und
Sport=
nachrichten. — 22.30: K. Schmidt und Dr. Amy Nadolny=
Hackemann: Segelflug und neues Weltbild (Aufn.) — 22.45:
Seewetterbericht. — 23.00: Himmliſche Klänge. (Schallpl.).
Welterbericht.
An der Rückſeite der über Nordſkandinavien abziehenden
Störung gelangt kältere oseaniſche Luft nach dem Feſtland.
In=
folgedeſſen wird meiſt bewölktes und zeitweiſe nebliges Wetter
vorherrſchen, wobei auch vereinzelt Niederſchläge auftreten.
Ausſichten für Mittwoch: Dunſtig und wolkig, mit
vorübergehen=
dem Aufklaren, etwas kühler, vereinzelt leichte Niederſchläge.
Ausſichten für Donnerstag: Etwas wechſelhaftes und ziemlich
küh=
les Wetter.
ROHAN VON HANS RABL
Copyright 1934 by Auguſt Scherl G. m. b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Fſtchchte ihr das Unterhaltungsblatt heraus und ſtudierte
ſeineſeuranz= und Handelsteil weiter. „Biſt du fertig?” fragte
er ndſleimer Weile.
9n7 —”, ſagte ſie und kaute.
Fgrfiff nach dem Tablett und beförderte es mit kühnem
Schwa üüber ſich weg auf den Waſchtiſch. „Zigarette?” fragte er.
„N.8
GS rauchten und laſen. Plötzlich drückte er den Stummel
aus jeu ſegte die Zeitung weg. „
Du=
fragte ſie. „Was denn?”
GBſchküttelte den Kopf. „Nichts weiter —” ſagte er. Es
geht Amnnicht! dachte er dabei. Man kann über ſolche Sachen
nicht ren-. Vielleicht können das Leute wie Seydell — Leute,
die ſiſſhrnnzipiell nie genieren? Er konnte es nicht. Ungeduldig
fegte ſedige Zeitung aus dem Bett.
ſr rrecht”, ſagte ſie faul. „Noch eins ſchlafen?”
SEleggten ſich zurecht. Grete ſchlief faſt ſofort wieder ein.
Erwinnig, noch eine Weile wach, aber ihr ruhiges, tiefes Atmen
drücktru mr die Augenlider zu. Schlafen iſt anſteckend, dachte er
zuletzt!
Dwwar die Einrichtung des „faulen Sonntags”, wie ſie es
nanntt fFrüher war das alle ſechs, acht Wochen vorgekommen.
Seit Ift, nicht mehr ins Geſchäft gegangen war, hatten die
faulennon ntage nach und nach ganz aufgehört. Es war einmal
an eimn Sonntag geweſen, da hatte Grete beim Aufwaſchen
ge=
ſeufzt6v ſhatte geſagt: „Ich möchte im Bett bleiben.”
EEn hatte ſie beſorgt gefragt, ob ſie krank ſei.
ſe, (krank war ſie nicht, ſie hatte nur einfach Luſt, einmal
zuſ ſtehen, einmal einen Tag überhaupt nichts zu tun.
Dann hatte ſie ihn von der Seite angeſehen und vorſichtig
ge=
fragt: „Findeſt du das nun ſchlimm?”
Er hatte ernſthaft geſagt: „Gräßlich —”, und hatte ſich
furcht=
bar gefreut. Nicht nur über dieſe glorreiche Idee — und es
zeigte ſich allmählich, daß ſo ein fauler Sonntag gelegentlich eine
herrlich erholſame Sache war —, ſondern darüber, daß er eine
Frau hatte, die auf ſo wunderbare und ungewöhnliche Ideen kam.
Das waren Sonntage, an denen man ſich nicht anzog, an denen
man nichts an der Wohnung tat, an denen man abwechſelnd, aber
immer im Bett, aß, las, rauchte, erzählte und ſonſt noch
ver=
ſchiedenerlei — man hatte dabei das herrliche Bewußtſein,
unge=
heuer faul und und nichtsnutzig zu ſein. Nebenan hörte man, wie
die Leute aufſtanden, man hörte, wie die Frau kochte, abwuſch,
wie ſie dann nachmittags fortgingen — man dachte ſich, ſie
wür=
den, wenn ſie nur wüßten, einen für vollſtändig verkommen
hal=
ten — und das war alles ſehr ſchön. Nicht einmal Marie wußte
von dieſen Sonntagen. So was erzählte man nicht weiter. Es
war ja möglich, daß auch andere Leute gelegentlich ſo abgründig
faul waren — aber ein Geſprächtsthema war das nicht.
Auch ſie ſelbſt ſprachen höchſtens darüber, daß ſolche
Sonn=
tage ſehr erholſam ſeien. Daß ſie noch mehr waren, darüber
ſchwie=
gen ſie, aber ſie wußten es beide. Es war immer ein Tag ganz
beſonders enger Gemeinſamkeit. Selbſt wenn man miteinander
ausging, gaben Schuhe, Stehkragen und dergleichen das Gefühl
einer gewiſſen Konvention, der man ſich als Kulturmenſch des
zwanzigſten Jahrhunderts nicht zu entziehen vermochte. Dieſes
Gefühl aber fiel an ſolchen Sonntagen weg. Es war — wie war
es denn? Es war ſo, wie man ſich den Traum von der Südſee
vorſtellte. Nichtstun, Behaglichkeit, Wärme, Nähe, Liebe, Ruhe —
„Südſee des kleinen Mannes” hätte jemand wie Seydell oder
van Suren oder ein anderer Siebengeſcheiter dazu geſagt.
Das waren die faulen Sonntage. Dieſer aber gehörte nicht
recht zu ihnen. Je länger der Tag dauerte, deſto mehr empfanden
ſie es beide. Immer fehlte etwas, und immer war etwas zuviel
da. Die richtige Mitte war nie. Sie waren nett zueinander,
ge=
wiß. Aber da war ein Körnchen reiner Höflichkeit dabei, das
nicht dazu gehörte. Sie waren zärtlich zueinander, gewiß. Aber
es war eine Spur zuviel Heftigkeit dabei, die ſtörte. Was fehlte,
war das Selbſtverſtändliche. Keiner hätte dem anderen irgend
etwas vorwerfen können — außer dem einen: daß ſie beide nicht
ſo waren, ſondern ſo ſein wollten.
Sie ſpürten es beide. Als der Tag herum war, hatte Erwin
einen ſchalen Geſchmack auf der Zunge. Und Grete, die ſpürte,
wie es um ihn ſtand, hätte gern geweint, hätte ſie nicht ſeine
Fragen gefürchtet. Aber ſie ſprachen nicht darüber — ſo leicht
ſpricht man nicht über derlei. Und die Wand zwiſchen ihnen, die
ſie hatten einreißen wollen, war höher geworden.
„Gratuliere, Nelli!” ſagte Seydell.
„Zu was denn?” fragte ſie. Dann fiel ihr ein, ſie hatte
Seydell ja noch nicht geſehen, ſeit ſie Marie von der kommenden
Probeaufnahme erzählt hatte. „Ach, ſo — das darfſt du doch nicht
— willſt du es mir vermaſſeln?”
„Um Gottes willen —!” proteſtierte Seydell und drehte ſich
herum. Er ſpuckte ihr dreimal auf den Rücken — oder tat
wenig=
ſtens ſo. „Biſt du nun wieder zufrieden?"
„Es geht ſo —. Iſt Marie noch nicht auf?”
Seydell ſchüttelte den Kopf. „Schläft ſogar noch”, ſagte er
und ſtrich ſich ſein Brot.
„Du ſiehſt gut aus”, ſtellte Nelli feſt.
„Ja? Findeſt du? Ich fühl’ mich auch — ach, du haſt keine
Ahnung, wie ich mich in meiner Haut wohler fühle als vorher!“
„Na — keine Ahnung —? Ich habe ja auch dergleichen vor
mir.”
„Nur mit dem kleinen Unterſchied”, ſagte Seydell ganz
ernſt=
haft, „daß es bei dir ein Vabanqueſpiel iſt.”
„Wieſo?‟
„Erſtens weißt du nicht, wie du im Film herauskommſt.
Zweitens weißt du noch lange nicht, ob er dich nimmt, ſelbſt
wenn du noch ſo gut kommſt. Vielleicht will der Geldgeber
plötz=
lich ſeine Freundin lancieren, und du ſtehſt da. Drittens weißt
du aber noch nicht, ob der Film, ſelbſt wenn er dich nimmt, zu
Ende gedreht wird, oder ob dein Herr van Suren vorher Pleite
macht. Und viertens und letztens weißt du am allerwenigſten, ob
der Film, falls er fertig wird, auch Erfolg hat. Und du kannſt
noch ſo herrlich geweſen ſein — wenn der Film ein Mißerfolg
wird, dann
(Fortſetzung folgt.))
Seite 8 — Nr. 294
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Oktober 1934
Zur Feier des 15jährigen Beſtehens der Techniſchen Nokhilfe
wurden im ganzen Reiche machtvolle Kundgebungen veranſtaltet. Die Berliner Nothelfer
ver=
ſammelten ſich zu einer Feier im Luſtgarten, bei der — wie unſer Bild zeigt — Oberpfarrer
Richter=Reichhelm mehrere neue Fahnen weihte.
Für die 604 Bürger des Berliner Vorortes Tegel, die im Weltkriege ihr Leben für das Vaterlan
opferten, wurde ein Denkmal errichtet, das am Sonntag feierlich eingeweiht wurde. Das Denkm
— ein Werk des Bildhauers Ludwig Iſenbeck — ſtellt einen erwachenden Löwen dar.
Reich und Ausland.
Zurchtbarer Tod eines Leichtſinnigen.
Limburg. Auf dem Heimweg von
Kalten=
holzhauſen nach Netzbach erkletterte am Samstag
abend gegen 10 Uhr der 17jährige Landwirtsſohn
Karl Weber aus Netzbach im Uebermut einen
Lei=
tungsmaſt der Ueberlandleitung. Auf dem Maſt
ſtehend, jodelte er ſeinen auf der Straße ſtehenden
Begleitern zu. Beim Hinunterſteigen blieb der
leichtſinnige Burſche mit den Beinen in einem
Leitungskabel hängen. Als er mit dem
herunter=
hängenden Oberkörper in zweites Kabel berührte,
geriet die Kleidung des Unglücklichen durch den
entſtandenen Kurzſchluß in helle Flammen. Weber,
der zwiſchen den Kabeln der 10 000 Volt führenden
Hochſpannungsleitung hing, war auf der Stelle
tot. Seine Leiche, die erſt, nachdem die Baukolonne
der Mainkraftwerke verſtändigt worden war,
her=
untergeholt werden konnte, wies furchtbare
Ver=
brennungen auf. Die Kleidung war bis auf die
Jacke des mit dem Kopf nach unten Hängenden
vollſtändig verbrannt, der Körper war ſtark
ver=
kohlt. Durch das furchtbare Unglück war
gleich=
zeitig die Lichtverſorgung mehrerer Dörfer der
Umgebung auf längere Zeit unterbunden.
Inkernationaler Bekrüger in Zulda
England gewinnt den Auſtralienflug.
Scokk und Black als Erſte in Melbourne. — Eine Meiſterleiſtung: Rund 22004
Kilomeker in 2 Tagen, 22 Skunden und 58 Minuken bewälkigk.
Fulda. Die Fuldaer Kriminalpolizei konnte
einen unter der Maske eines griechiſch=orthodoxen
Prieſters umherreiſenden Hochſtapler und
Betrü=
ger, der ſeit 1929 in Spanien, Oeſterreich,
Frank=
reich und Deutſchland geſucht wird und dazwiſchen
auch in Nord= und Südamerika ſein Unweſen
ge=
trieben hat, verhaften. Es handelt ſich um den
ſtaatenloſen 46jährigen Galizier Wladimir
Bod=
nyp. in deſſen Beſitz ein in Braſilien ausgeſtellter
Nanſen=Paß gefunden wurde. Bodnyp hatte in
einem Fuldaer Kloſter einen raffinierten
Betrugs=
verſuch unternommen.
Laſtkraftwagen raſt in Schaufenſter.
Marburg. Am Montag mittag verſagten an
einem zum oberen Marktplatz hinauffahrenden
Laſtkraftwagen, der mit 70 Zentnern Kohlen
be=
laden war, die Bremſen. Der Wagen drückte einen
an derſelben Stelle vorbeikommenden Mann in
eine Schaufenſterſcheibe hinein.
„Graf Zeppelin” wieder in Friedrichshafen.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt geſtern früh 5 Uhr unter Führung
von Kapitän Lehmann von Pernambuco nach
Friedrichshafen zurückgekehrt und um 11,5 Uhr
auf dem Werftgelände glatt gelandet. An der
Süd=
amerikafahrt nahmen zwölf Paſſagiere teil.
Goethe=Forſcher Dr. v. Biedermann geſtorben.
Berlin. Der Goethe=Forſcher Dr. Flodoard
Frh. von Biedermann iſt im 77. Lebensjahre
ge=
ſtorben. Er iſt bekannt geworden als Herausgeber
der Geſpräche Goethes, Schillers, Kleiſts und
Leſ=
ſings. Als Vorſtandsmitglied der Weimarer
Goethe=Geſellſchaft hat der Verſtorbene ſich große
Verdienſte erworben, die anläßlich des 70.
Ge=
burtstages des Gelehrten von der philoſophiſchen
Fakultät der Univerſität Berlin durch Verleihung
der Ehrendoktorwürde anerkannt wurden.
Zu Schillers 175. Geburkskag
wurden von der Reichspoſt Briefmarken in den
Werten von 6 und 12 Pfennigen geſchaffen. Die
Zeichnung ſtimmt bei beiden Marken überein.
Größe und Farbe ſind die gewöhnlicher Poſtwert
zeichen. Der Verkauf beginnt am 5. November.
Die Engländer Scott (rechts) u. Black vor ihrer Maſchine unmittelbar vor dem Start in Mildenhall
Furchkbares Aukounglück bei Siegburg
Die Landung in Melbourne.
Siegburg. In der Nacht zum Dienstag er=
London. Das engliſche Spitzenflugzeug der eignete ſich in der Nähe von Siegburg ein furcht=
Auſtralienflieger mit der Beſatzung Scott und
Black iſt am Dienstag früh 6.34 Uhr MEZ. in
Melbourne gelandet. Die britiſchen Flieger haben
für die geſamte Flugſtrecke von rund 22 000
Kilo=
metern zwei Tage 22 Stunden und 58 Minuten
benötigt.
Auf dem Flemingtown=Rennplatz hatten ſich
ungefähr 30 000 Männer, Frauen und Kinder
ver=
ſammelt, um den Sieger im Luftrennen England—
Auſtralien zu erwarten. Die Begeiſterung der
Menſchenmenge beim Eintreffen ihrer Landsleute
aus der engliſchen Heimat überſteigt alle Begriffe;
ſie vermittelte eine eindrucksvolle Vorſtellung von
dem ideellen, über das rein Techniſche weit
hin=
ausgehenden Wert dieſer Veranſtaltung. In noch
nicht ganz 71 Stunden, alſo knappen drei Tagen,
ſind jetzt Engländer von London nach dem
wirt=
ſchaftlichen Herzen des auſtraliſchen Dominions
gefahren und haben ſo eine neue Klammer nach
dem fernſten, 18 000 Kilometer vom Mutterland
entfernten Teil des engliſchen Weltreichs
ge=
ſchlagen.
Die Holländer Parmentier und Moll, die an
zweiter Stelle liegen, flogen kurz nach Mitternacht
MEZ. in Port Darwin ab. Sie haben Cloncurry
erreicht und befinden ſich etwa zehn Flugſtunden
hinter den Spitzenfliegern. — Die an dritter
Stelle ſtehenden Amerikaner Turner und
Pang=
born haben Kupang im Süden der Timor=Inſel
paſſiert. — Jones und Waller haben nunmehr
Singapur erreicht und ſind nach kurzem Aufenthalt
nach Port Darwin weitergeflogen, während Mac=
Gregor und Walker Allahabad verlaſſen haben.
Parmenkier und Moll haben ſich verirrt
Die holländiſchen Flieger Parmentier und Moll
haben drahtlos ein Notſignal abgegeben. Sie
ſcheinen ſich verirrt zu haben. Die
Eiſenbahnbehör=
den der Städte Albury und Wodonga
unterrichte=
ten ſie, daß ihr Flugzeug 60 Minuten über der
Umgebung dieſer Städte im Kreis geflogen ſei
Die radiotelegraphiſchen Stellen der Poſt ſind
ge=
beten worden, Parmentier und Moll, die ſich um
14.40 Uhr MEZ. 40 Meilen nördlich von Albury
befunden hätten, die Richtung anzugeben.
bares Unglück. Ein Kraftwagen aus Eitorf pralle
aus bisher unbekannter Urſache mit ſolcher Wut
gegen einen Baum, daß der vordere Teil des W
gens, in dem zwei Brüder und eine junge Fra
Platz genommen hatten, vollſtändig eingedrüc
wurde. Der Benzintank explodierte, und der W
gen geriet in Brand. Die drei Perſonen, denen
jede Rettungsmöglichkeit fehlte, da ſie auf ihren
Plätzen eingeklemmt waren, verbrannten bei leben
digem Leibe.
25 Todesopfer der Sturmlataſtvophe
an der Pazifiſchen Küſte.
San Franzisko. Die Zahl der Todesopſe
des ſchweren Sturmes, der am Montag die paue
fiſche Küſte heimſuchte, iſt auf 25 geſtiegen.
Meb=
rere Hundert Perſonen wurden verletzt. An
ſchwerſten heimgeſucht wurde die Stadt Seattle in
Staate Waſhington, wo nach den bisherigen
Feſt=
ſtellungen allein mindeſtens zehn Perſonen uns
Leben gekommen ſind. — Aus zahlreichen kleineren
Orten an der Küſte liegen noch keine Nachrichten
vor, da die Telephon= und Telegraphenverbinduf
gen unterbrochen ſind.
Neuer Strakoſphärenflug Prof. Piccgt
Detroit. Profeſſor Piccard und Fraſt
gen am Dienstag um 0,58 Uhr UEZ. mit ſi
Ballon „Ascenſion” zu einem Stratoſphärenſi
auf. Der Ballon trieb ſüdoſtwärts.
Dem Abflug des Stratoſphärenballons „As(
ſion” wohnten etwa 40 000 Menſchen bei, darund
auch Henry Ford. Der Ballon ſtieg langſam i
verſchwand bald in den tiefhängenden Wolſel
Jean Piccard führt einen Kurzwellenſender mi
um mit der Außenwelt in Verbindung zu bleibe
Der Ballon „Ascenſion” überflog zunächſt M0
Erie=See und befand ſich um 4.18 Uhr ME3.
etwa 1250 Meter Höhe über der Stadt Norwall i
Staate Ohio. Der Ballon trieb in der Richtund
nach Pennſylwanien. Frau Piccard gab eine Funſe
meldung, wonach an Bord des Ballons alles voß
iſt und der Ballon in ſchneller Fahrt der Si0
toſphäre zuſtrebe. Um 5.45 Uhr MEZ. befand ſ0
der Ballon in etwa 3600 Meter Höhe über Clen
land (Ohio).
Das neue Wiſe
mal in der Schorfheide,
das nach einem Entwurf von Profeſſor Max Eſſer geſtaltet wurde, wurde jetzt durch den
jägermeiſter Miniſterpräſident Göring geweiht. Das Denkmal, das 3 Meter lang und s
hoch iſt, trägt auf beiden Seiten folgende Inſchrift: „Einſt zog uriges Großwild durch Akt
Wälder ſeine Fährte. Jagd war Mutprobe unſerer germaniſchen Vorfahren. Unter dem Reſ
ppat
meiſter Hermann Göring im Dritten Reich A. D. 1934 entſtand hier ein deutſcher
Wiſent, Auer, Elch, Hirſch, Wildpferd, Biber und anderes Getier unſerer Heimat ſollen..."
Wer
Freiſtatt finden, um kommenden Geſchlechtern als lebendige Zeugen zu dienen vom Z
des einſt nicht durch Menſchen beherrſchten Deutſchland”.
iEwoch, 24. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 294 — Seite 3
der Brautwerber.
Von Erik Bertelſen.
Ahr Jung war Junggeſelle, trotzdem er ſich
immatgewünſcht hatte, recht früh zu heiraten.
Mädöſt wenug hatte es zwar gegeben, die nach
ſeinerſGeſchmack waren, und auch ihn gerne
mochſlt wenn er ſah ganz gut aus und hatte
eine Wünx Beſitzung.
AM — es fehlte ihm die Redegewandtheit.
Beſoßurs Frauen gegenüber war er ſchüchtern.
Es r ſihm unmöglich, zu freien. Jedesmal,
wenn+ ſoweit war, blieben ihm die Worte im
Halſſletken. Und ſonderbarerweiſe war ihm
nie es0s der Mädchen zu Hilfe gekommen.
Müwar er über 40 Jahre alt. Man
rech=
nete ſhereits zu den älteren Männern. Wollte
er übmauipt noch heiraten, war es höchſte Zeit.
D Nachbarhof bewirtſchaftete eine junge
Witun SSie gefiel Peter ſehr, und auch ihr
Hof zin richt zu verachten. Er war ſchöner als
ſein 1emer, konnte es wenigſtens unter
rich=
tigers liting bald werden, da er
außerordent=
lich gun Boden hatte. Eine Frau allein
ver=
ſtandiy türlich nicht genug davon.
E ai: Sonntag vormittag, als Peter Jung
u en wir wetten, daß. . Ja, was kann
ma u Eht alles wetten und wie oft wird wohl
die ſſiedensart auch bet uns gebraucht, trotzdem
wichriſot, wie England, das klaſſiſche Land der
Weln ſind. Meiſt iſt es uns gar nicht ſo ernſt,
wene voir ſo im Eifer der Unterhaltung eine
Weh rorſchlagen. Aber es gibt doch auch unter
untclnnſchen genug, die geradezu wie von einer
Wiltſoenſchaft beſeſſen ſind: es brauchen gar
nichhſinamer Rennplätze zu ſein, auf denen ſich
die ſſteädenſchaft austobt, manche Menſchen
wet=
ten /ndach bei allen möglichen und meiſt ſogar
umſiglichen Gelegenheiten. Sie wetten, daß es
nichtt voei Bäume auf der Welt mit gleich
vie=
lenAſi ttern gibt; ſie wetten, daß die Würſte
ausch enn Grund ſchief geſchnitten werden, weil
die ſeſſerklingen durch ſenkrechte Führung zu
ſeh=Feigen würden; zwei deutſche Gelehrte
ha=
ben/nmal gewettet, ob es richtiger ſei, zu ſagen,
„geſchen” oder „geeſſen”, und ſie haben es ſich
mahn/ Stunde Arbeit voll tiefſchürfender
For=
ſchuynn, koſten laſſen, um endlich doch zu dem
Errieiis zu kommen, daß es der deutſchen Sprache
gemuſßer ſei, zu ſagen „gegeſſen”!
E=Berliner, der dafür bekannt war, daß
ihmiſihes aus der Ruhe bringen konnte, hat
ein=
malſeroettet, daß ihn niemand ſo weit reizen
könſa ſeinem Freunde eine Ohrfeige zu geben.
Nadh imigen fehlgeſchlagenen Verſuchen glückte
es =hlridoch, den phlegmatiſchen Herrn in Wut
zu ihnxen: ſein Freund beſchuldigte ihn beim
Kelihn geines Gaſthauſes als Gepäckdieb und
be=
zog-fhsruf prompt die Ohrfeige, die ihm in
die=
ſemm ellle etwas verſüßt wurde durch das
Tritvl=gefühl, die Wette gewonnen zu haben.
P5l der eine auf ſeinen Gleichmut, ſo iſt
der idere auf ſeine Trinkfeſtigkeit ſtolz. Im
luſt n Rameradſchaftskreis wettete ein Offizier,
troxzin er bereits dem edlen Naß ſtark
zuge=
ſproſen hatte, daß er noch imſtande ſei, mit
einahäameraden zuſammen einen Eimer Bier in
kurzſeFiiſt auszutrinken, wenn man ihm geſtatte,
dieſteiHameraden herbeizuſchaffen. Das wurde
ihmt la.ubt, und der Offizier kam mit ſeinem
Pfelky=eder, das den Inhalt des ihm
vorgeſetz=
ten ) mers raſch durch die Gurgel goß. — Sehr
luſtſhaſt auch die Geſchichte von einem
franzöſi=
ſchemſlarquis, der um 2000 Franken wettete,
daß) im Mitternacht und mit verbundenen
Augwden Weg vom Place de la Concorde zu
eineurnffernt gelegenen Villa zurücklegen werde.
Tartſälith erlebten die Pariſer es in der
folgen=
den 1at, einen elegant gekleideten Herrn mit
verbwemen Augen, mit ausgebreiteten Armen
durcch e Straßen taſten zu ſehen. Dem
Ahnungs=
loſexy Inten in aller Stille im Gänſemarſch etwa
50 ¼ſoien und eine ganze Reihe von Wagen.
h ein merkwürdiger Aufzug und man
wer Wache am Palais de UElyſée nicht
verdſgren, daß ſie dieſe Leute für eine Bande
von FArſchwörern hielt und verhaften wollte!
Acn Xann ſogar, wenn man die Sache auf
die ſäitze treibt, über das Wetter wetten: ſo
hat ue der ruſſiſche Leutnant Schimanoff
ge=
machtvrr wettete, daß er nie eine Wette
ver=
lierenvärde. Als er einmal zu einem neuen
Regtmn verſetzt wurde und man ihm zu
Ehrrſein: Eſſen gab, fragte ſein neuer Oberſt
ihn üte er es nur fertig bringe, nie eine
Wetritu verlieren. „Ich wette nur, wenn ich
meinn Sache ganz ſicher bin”, erwiderte
Schicmu ff, „ich verſtehe mich ein wenig auf
Phy=ſtnomien, und ich weiß z. B. im
Augen=
blick ᛋqmu, daß Sie, Herr Oberſt, den Schmerz,
den hu nen eine alte Wunde am Fuß
ver=
urſaot Hinter einer lächelnden Miene
ver=
bergis” „Ach was, Unſinn”, ſagte der Oberſt,
„ich ewe doch nie eine Fußverletzung gehabt.
Woll Sie etwa wetten, daß ich mich da
alle 4m (Hedanken durch den Kop, gingen. Und
er becſyz, daß er noch heute als Freier zu der
Witw.yirüberfahren mußte. Nur — wie kam
er darn ohne daß ſeine alte Mutter ihn
fragteus vohin er wolle? Und — kam er dann
unvenniiter Sache zurück — nein, ſo ging es
nicht!“a kam ihm ein Gedanke. Sein Knecht
Steffiſſaikoninte gut reden und wirkte außerdem
vertrar emweckend. Ob er nicht ihn als
Für=
ſprechtſchickte?
P=E ring ſofort in den Stall, wo Steffen
die Aſd ſtriegelte. Er arbeitete flink. Gut
gelauztmein!e Peter:
täuſche?” — „Allerdings” verſetzte Schimanoff,
„ich ſetze 500 Rubel!‟ Der Oberſt hielt die
Wette, zog auf der Stelle die Stiefel aus und
ließ ſich von ſeinen Kameraden beſtätigen, daß
ſeine Füße ganz unverletzt waren. Schimanoff
bezahlte daraufhin gleichgültig die verlorene
Wette, erklärte ſo nebenbei, das Glück ſcheine
ihn verlaſſen zu haben, ſeine Kameraden
wür=
den erſtaunt ſein, das zu hören. — Der Oberſt
hatte nun nichts Eiligeres zu tun, als dem
früheren Regimentskommandeur Schimanoffs
im Gefühl ſeines Triumphes zu ſchreiben, daß
er den Unbeſieglichen beſiegt habe. Die
Ant=
wort ließ gar nicht lange auf ſich warten.
„Lieber Freund” ſchrieb der beſagte
Regiments=
kommandeur, „dieſer Schimanoff iſt doch
wirk=
lich des Teufels. Denken Sie, er hätte vor
ſeiner Abreiſe mit mir um 2000 Rubel,
ge=
wettet, daß er Sie am Abend ſeiner Ankunft
dazu bringen werde, daß Sie an verſammelter
Offizierstafel die Stiefel ausziehen und mir
dies ſelbſt melden würden. Nun, er hat ſeine
Till.
Wette glänzend gewonnen!“
Der verlorene Ring.
Eine Geſchichte von der Ironie des Zufalls.
Das iſt eine ſehr unwahrſcheinlich klingende
Geſchichte, aber ſie iſt dennoch buchſtäblich wahr
und von glaubwürdigen Männern bezeugt.
Ge=
ſchehen iſt ſie in England, und die Zeitungen,
die ſie berichten, fügen die Namen der Zeugen,
bekannter und angeſehener Männer, hinzu.
Da war in einer engliſchen Kleinſtadt ein
Junge, der ſich als Laufburſche ſein Brot
ver=
diente. Eines Tages wurde er mit einem
koſt=
baren Ring zum Goldſchmied geſchickt. Auf einer
Brücke betrachtete der Junge den Ring, hielt
ihn gegen die Sonne und ließ den hellen
Bril=
lanten aufglitzern. Unverſehens geſchah das
Unglück: der Ring entglitt den ſpielenden
Fin=
gern des Jungen und fiel, über das
Brücken=
geländer in eine Schlammbank des Fluſſes.
Der Burſche überlegte nicht lange, zog ſich
Schuhe und Strümpfe aus, und ſuchte nach dem
verlorenen Ring. Die Stunden vergingen im
Fluge, ſchon brach die Dämmerung herein —
den Ring hatte der Junge nicht gefunden.
Schließlich gab er das Suche auf. Und in
ſei=
ner Angſt lief er davon, wanderte in derſelben
Nacht zur nahen Hafenſtadt und ging als
Schiffsjunge auf ein Handelsſchiff.
Nach mancher abenteuerlichen Fahrt gelangte
er nach Amerika, wurde durch zähen Fleiß und
nach langen ſorgen= und arbeitsreichen Jahren
Beſitzer einer Farm und gellngte zu großem
Reichtum.
50 Jahre nach ſeiner Flucht aus Europa hielt
er es vor Heimweh nicht mehr in der Fremde
aus, verkaufte ſein Anweſen und kehrte mit
einem großen Vermögen nach England zurück,
wo er ſich in ſeiner Vaterſtadt anſiedelte.
Eines Tages ging er mit einem Bekannten
— der uns die Geſchichte berichtet hatte — durch
die kleine Stadt und kam an die Brücke, wo er
einſt den Ring verloren. Von ſeinen
Erinne=
rungen überwältigt, erzählte er dem Freund
die ganze Geſchichte.
„Ich könnte ſchwören,” ſo ſchloß er ſeine
Er=
zählung, „daß hier die Stelle iſt, wo ich ihn
verlor.”
Bei dieſen Worten ſtieß er ſeinen Stock in
die Schlammbank unter der Brücke, um ſeinem
Begleiter die Stelle zu zeigen. Sinnend bohrte
r im Schlamm herum. Als er den Stock wieder
zurückze / — ſteckte der Ring an der eiſernen
Zwinge des Stockes, und der Brillant funkelte
im Sonnenlicht.
Wußten Sie das ſchon?
Ueber die Länge von Rieſenſchlangen
ſind recht falſche Anſichten verbreitet. Meiſt wird
ihre Länge überſchätzt. Die dunkle Pytonſchlange
(Python bivittatus Schl.) Südaſiens kann eine
Länge von 10 Meter erreichen, die Nesz= oder
Gitterſchlange (Python reticulatus Schl.) der
Malaien wird ausnahmsweiſe 10 Meter lang.
Die Anakonda (Eunectus murinus L.), die
größte Rieſenſchlange der neuen Welt, iſt einmal
mit 9,40 Metern gemeſſen worden, während die
Königs= oder Abgottſchlange (Boa oonstrictor
T.) unſerer Jahrmarktsbuden ſelten 4 Meter
Länge überſteigt.
Die Lachſe laichen im Winter in den
Ober=
läufern unſerer Ströme. Sie kehren in die Flüſſe
zurück und ſteigen ſtromaufwärts. Sie
überwin=
den dabei die größten Hinderniſſe. Man hat
Sprünge der Lachſe von 2 bis 3 Meter Höhe
und 4 bis 6 Meter Länge gemeſſen. Sie hören
während dieſer Zeit faſt völlig zu freſſen auf, und
ihr Fleiſch nimmt eine ſchön rötliche Farbe an.
Nach der Laichzeit kehren ſie ins Meer zurück. Die
jungen Lachſe bleiben etwa zwei Jahre im
Süß=
waſſer.
Spricht man in Gegenwart von weidgerechten
Jägern von Haſenbeinen, ſo kann man ſich
wenig beliebt machen. Der Haſe hat „Läufe‟,
keine Beine. Die Augen heißen „Seher”, die
Ohren „Löffel‟. Die Haare werden „Wolle‟
genannt, und der Schwanz heißt „Blume” Nicht
das Fell wird dem Haſen abgeſtreift, ſondern
er „Balg”.
Vor kurzem erſt hat der amerikaniſche
Mil=
lionär John Sattler den Diamanten Mogul von
einem Händler erworben — und ſchon ſteht der
Stein wieder zum Verkauf. Er ſoll Unheil
bringen — wie man behauptet. Er hat in den
wenigen Stunden, denen er Sattler, übrigens
einem ausgewanderten Süddeutſchen, gehörte,
Unheil gebracht. Deshalb will er ſich wieder von
ihm löſen. Es iſt ſeltſam, daß alle großen
Dia=
manten, die aus dem Orient kommen, mit
irgendwelchen tragiſchen Sagen und
ſchickſal=
haften Verwicklungen verknüpt ſind. Man kann
alſo heute ſchon fragen, wer den Mogul kaufe —
und das Schickſal dazu.
Sattler, der ſich als Grundſtücksſpekulant ein
derartiges Vermögen erwarb, daß er ſeit mehr
als 10 Jahren ſeinen Neigungen leben konnte,
war ganz zufällig von einem Bekannten auf den
Mogul aufmerkſam gemacht worden, den er auf
ſeiner Südamerikareiſe in Rio de Janeiro traf.
Mehr aus Neugierde als aus Kaufluſt ſchaute
ſich Sattler den ſeltenen Stein an und war von
ſeinem Anblick ſo entzückt, daß er ſofort in
Kauf=
verhandlungen eintrat. Der Stein iſt immerhin
77. Karat ſchwer, vollkommen rein und bekam
ſeinen Namen wohl nach ſeinem größeren
Bru=
der, dem Großmogul, der zum Schatz der
eng=
liſchen Krone gehört.
War es nun Zufall od.r das an
Diaman=
ten geknüpfte Schickſal? Zur gleichen Stunde,
als der Kauf abgeſchloſſen wurde, erhielt
Satt=
ler ein Telegramm aus New York, das ihm die
Erkrankung ſeiner Gattin mitteilte, am nächſten
Tag erfolgte ein ſchwerer geſchäftlicher Verluſt.
Sattler, nicht abergläubiſch, aber wohl doch
in=
tereſſiert für die Zufälle, die ſich um einen toten
Diamanten ranken können, erkundigte ſich
ein=
gehend nach der Geſchichte des Steins und
er=
fuhr nun einige Einzelheiten, die ihn doch
be=
wogen, ſich lieber wieder von dem Stein zu
trennen. Wobei er ſchneller einen Käufer zu
finden hofft als der Juwelier in Rio, der zwei
Jahre darauf feſthing.
Er hatte ihn nämlich von dem Millionär
Mo ley erworben. Dieſer hatte ihn — wie er
behauptete — nur verkauft, weil er die Sorge
nie los wurde, der Stein könne ihm geſtohlen
werden. Tatſache iſt, daß ſeine Gattin, wenn ſie
Das denkmal auf dem Dache.
Die Standfigur des Ludwig=Monuments —
vom Alten Palaisgarten aus geſehen.
den Stein trug, ſtändig von vier Detektiven
bewacht werden mußte. Das hielt Morley für
ſicherer als die größte Verſicherung gegen Raub.
Dieſer Morley ſeinerſeits war auch wieder auf
eine erſtaunliche Weiſe einige Jahre vorher an
den Stei geraten. Bei ihm fand ſich eines
Abends ein Diamantenhändler ein, der ihm
ge=
ſtand, einen koſtbaren Stein, eben den Moguk,
gegen eine hohe Summe verpfändet zu haben.
Die Pfandfriſt laufe am nächſten Tag ab. Wenn
er bis dahin nicht den Stein ausgelöſt habe,
verfalle er für eine lächerliche Summe. Er bot
ihm alſo einen Geſellſchaftsbeſitz an, wenn der
Millionär Morley den Stein heraushöle. Das
tat dieſer denn auch. Eigenartiger Weiſe zeigte
der Juwelier gar keine Neigung, den Stein bei
Morley wieder auszulöſen. Gegen eine
verhält=
nismäßig kleine Abfindung ging das koſtbare
Stück in den endgültigen Beſitz Morleys über.
Nachdem Morley ſpäter — nach vielen
Schick=
ſalsſchlägen übrigens — den Stein verkauft
hatte, tra er den Händler zufällig wieder und
fragte ihn, weshalb er den Stein denn ſo
leicht=
fertig abgegeben habe. Er habe ihm Unheil
ge=
bracht — geſtand der Händler. Es ſei immer
glänzend gegangen. Aber dann auf einmal ſei
alles wie behext geweſen, ſeit er den Stein im
Hauſe gehabt habe. Daß das Pech dieſem Stein
anhänge, ſei daher zu erklären, daß eine
Harems=
frau des Abdul Hamid den Stein verflucht
habe, als ſie — in bittere Not geraten — in
Südfrankreich nach Kriegsende gezwungen war,
den Stein zu verkaufen. Fluch hin, Fluch her —
der Sultan ſoll ihn von einem perſiſchen
Händ=
ler bekommen haben, der ihn einem afghaniſchen
Soldaten abhandelte, der die Lepra hatte, die
er mit dem Stein von einem ausgeſtoßenen
in=
diſchen Fakir „eingehandelt” haben wollte.
So führt eine legendenhafte, jedenfalls aber
tragiſche Geſchichte durch die Jahre von Indien
bis nach Rio. Und nun ſteht er Stein zum
Verkauf. Verrufen wie der Hope Diamant oder
er Goldkonda — und doch ſchön wie ein
Mär=
chen, ſo ſchön, daß jemand die Schönheit kaufen
wird — um vielleicht (wie die Abergläubiſchen
immer wieder behaupten werden) gleichzeitig
das Schickſal zu erwerben, s unheilbringend
den 77 Karat anhängt. Heinz Nöding.
1oer Kaufr der Kegur.
Amerikas größter Diamant ſteht zum Verkauf.
Ein verrufener Stein.
„Die ſind aber fein blank heute. Man könnte
beinahe glauben, ſie müßten den Brautwagen
ziehen. Ja, ja, man kann nie wiſſen, wie ſchnell
man zum Heiraten kommt.”
„Jedenfalls muß man erſt ein Mädchen
haben” lachte Steffen.
„Richtig”, antwortete Peter. „Kennſt du
eigentlich die Elvira drüben in Lanrup — die
junge Witwe? Was hältſt du von ihr? Wäre
ſie nicht eine gute Partie?‟
„Das kann man nicht abſtreiten.”
„Was meinſt du, Steffen — ob du nicht mal
hinüberreiteſt und fragſt, wie ſie darüber denkt?
Du könnteſt ja damit anfangen, ob ſie nicht ein
Fohlen zu verkaufen hätte. Und ſo nach und
nach kannſt du dann die Sprache auf andere
Dinge bringen. Es iſt doch ein Jammer, daß
ihr Hof nicht gut genug bewirtſchaftet wird."
Steffen ſah nachdenklich aus: „Ob man es
verſucht?”
„Natürlich! Es kann d” ja nicht mehr
paſ=
ſieren als ein „Nein” von ihr. Ich finde, du
ſollteſt ſof rt hinreiten. Du pflegſt dich ja gut
usdrücken zu können. Bringſt du ſie dazu, „ja‟
zu ſagen, bekommſt du von mir ein
Sparkaſſen=
buch mit 500 Kronen, die ich dir zugedacht habe.”
Steffen ſtutzte: „Das iſt zu viel des Guten!"
„Nein, Steffen. Das iſt ſyon richtig ſo. Ich
bin imme= mit dir zuf eden geweſen und will
dir gerne weiter helfen. Aber — reden wir
nicht ſo viel. Gehe noch am Vormittag. Wenn
es auch ſeine Vorteile hat, Junggeſelle zu ſein,
eine Frau zu haben iſt auch nicht ſchlecht. Und
ſie nimmt beſtimmt nicht d n erſten beſten Mann
auf ihren ſchönen Hof. Aber verſuch es einmal
bei ihr.”
„Mut habe ich” ſagte Steffen. „Abe. —
wenn ſie nun ja ſagt —, was wird dann hier
zuf dem Hof?‟
„Da kümmere dich nicht weiter drum. Mach,
daß du fortkommſt, und iſt es nötig, dann bleibe
ruhig den ganzen Tag über weg. Ich fände es
ärgerlich, wenn ein anderer ſie fortſchnappte.
Und falls du es fertig bringſt, daß die Hochzeit
bald ſtattfindet, dann kannſt du dich darauf
ver=
laſſen, daß ich dich niemals vergeſſe.”
Steffen zog in ſeinem feinſten Staat ab.
Peter ſah ihm kummervoll nach. Immerhin war
es ein gewagtes Unternehmen. Mißglückte es,
erzählte ſicherlich Elvira überall davon. Und
dann wäre es für Peter unangenehmer, als
wäre er ſelber dort geweſen..
Nach Tiſch ging Peter weit hinaus auf ſeine
Felder. Und ihm wurde ganz wunderlich zumute,
wenn er daran dachte, daß er vielleicht bald alles
verlaſſen müßte. Leicht würde ihm das nicht
werden. Faſt bedauerte er, Steffen geſandt zu
haben. Ob er bald wiederkam? Unruhig ſpähte
Peter in Richtung von Lanrup. Was ging dort
drüben wohl vor ſich? Ob Elvira nett war?
Oder wurde ſie böſe auf Steffen? Sagte ſie ja,
wäre das doch ganz ſchön.
Die Stunden vergingen. Immerzu ſah er
hinüber auf den Weg nach Lanrup. Niemand
war zu ſehen. Die Schatten wurden länger. Der
Abend kam. Und Peter ſetzte ſich in den Garten
un wartete.
Endlich, ſpät am Abend, hörte er ein
ver=
gnügtes Pfeifen von der Landſtraße. Peter lief
auf den pfeifenden Mann zu: „Biſt du es,
Stef=
fen? Wie ging es aus?”
„Großartig”, antwortete Steffen. „Sie hatte
gar nichts dagegen, ſich wieder zu verheiraten.”
„Was ſagte ſie? Wie wars denn?”
„Sachte, ſachte. Wir wollen uns lieber an
den Grabenrand ſetzen, während ich erzähle.”
Und Steffen erzählte:
„Alſo ich kam und fragte, ob ſie ein Fohlen
zu verkaufen hätte. Und das hätte ſie. Aber
über den Preis konnten vr uns nicht einigen.”
„Fabelhaft — du biſt ja ein richtiger
Diplo=
mat.”
„Vielleicht. Alſo ich ekam ſie dazu, daß ſie
mir ihre ganze Beſitzung und alles, was dazu
gehörte, zeigte.”
„Iſt es nicht ein wunderſchöner Hof?‟
„Ja. Und das ſagte ich ihr auch. „Aber
hier fehlt ein Mann”, ſagte ich auch zu ihr.”
„Ha, ha. Und was antwortete ſie?"
„Wenig. Sie dachte nach und meinte: „
Män=
ner gibt es genug, aber , iſt ein großer
Unter=
ſchied, wie ſie ſi d‟
„Sagteſt du nicht, daß d: einen Mann für ſie
wüßteſt, der der Richtige ſei?
„Noch nicht. Aber ſi bat mich zu Tiſch. Und
am Nachmittag ſagte ich wieder: Hier fehl, ein
Mann. Sie ſollte darüber nachdenken.” „Ich
habe nachgedacht”, ſagte ſie. Und ehe ich mirs
verſah, umarmte ſie mich und küßte mich.”
Peter ſprang wie geſtochen auf. „Dich? Dich
küßte ſie ſie? Das iſt doch eine Lüge!”
„Nein., Wen ſollte ſie denn ſonſt küſſen?‟
„Mich, mich! Für mich ſollteſt du anfragen,
ob ſie mich haben wollt!“
Steffen ſtand auf und ſagte ruhig und
über=
legen: „Das hätteſt du etwas deutlicher ſagen
miſſen. Ich dachte, ich ſelber ſollte ſie freien.
„Ja glaubſt du denn, dafür bekämſt du ein
Sparkaſſenbuch?
„Nein. Das kam mir ja komiſch vor. Aber
nun iſt es zu ſpät, darüber zu reden. Das
Spar=
kaſſenbuch kannſt du gern behalten. Sie iſt ja
nicht gerade arm. Und wir heiraten hald.”
„Bald? Biſt du wahnſinnig, Mann? Na,
du kannſt dich darauf verlaſſen, daß ich dich nicht
vergeſſen werde!"
Das ſagte er in etwas anderem Tonfall als
am Vormittag. Aber ſchließlich verging auch ſein
Ze i, und als die Hochzeit, dar, fuhr er ſelber
das Brautpaar mit ſeinen ſchönen Pferden zur
Kirche.
(Berechtigte Ueberſetzung aus dem Däniſchen
von Karin Reitz.)
Seite 10 — Nr. 294
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Oktober 1934
Alttgercrldere
Von der Birkenrinde zum modiſchen Gürtel.
Es gibt ein witziges Wort: „Schade, daß man
den Erfinder des Bettes nicht kennt — man
müßte ihm ein Denkmal ſetzen!‟ Dieſes Wort
will unter der ſtillſchweigenden Vorausſetzung,
daß das Bett nicht die Erfindung eines einzelnen
iſt, ſagen: Unſere Lagerſtatt in der heutigen
Form iſt ein derartiger kultureller Fortſchritt
gegenüber der Schlafſtätte auf der Erde, daß ihr
Erfinder — vorausgeſetzt, daß es einen gäbe —
der Dankbarkeit und Ehrung der geſamten
Menſchheit gewiß wäre. Genau ſo verhält es ſich
mit dem Gürtel. Der erſte Menſch, der ſein
Fell=
gewand mit einem Gürtel zuſammenhielt, hatte
damit einen genialen Gedanken, für den wir ihn
noch heute feiern müßten. Denn wie ſollten wir
— Mann und Frau — ohne Gürtel auskommen?
Dieſes ehrwürdige Kleidungsſtück hat Ahnen aus
der fernſten Vorzeit. Bei ſeiner Erfindung hat
ſicherlich ſowohl das Schmuckbedürfnis, als auch
das Verlangen nach größerer Wärmeergiebigkeit
der Kleidung eine Rolle geſpielt, und ſo haben
wir denn bereits aus der jungen Steinzeit
Zeug=
niſſe von Gürteln aus Birkenrinde und anderen
primitiven Materialien, wie aus der Bronzezeit
die erſten Gürtel, die ſchon ihren Zweck als
Schmuckſtück klar und deutlich erkennen laſſen.
Dieſe Linie iſt durch die Jahrtauſende nicht
abgeriſſen. Schon ſehr früh bemühte man ſich, wie
geſagt, um die Verzierung der Gürtelglieder mit
Ornamenten und Figurenſchmuck von köſtlicher,
urſprünglicher Schönheit. Und als dann in der
nachchriſtlichen Zeit die Gürtelſchnalle erfunden
wurde, gewann dieſes Kleidungsſtück ſeine
Un=
entbehrlichkeit, die ihm bis heute geblieben iſt.
Der beſte Beweis dafür, welche Rolle der Gürtel
in der Vorſtellungswelt dieſer Zeiten geſpielt
hat, ſind die Zeugniſſe aus Sage, Mythologie
und religiöſem Kult, die mit dem Gürtel in
Zu=
ſammenhang ſtehen. Man kennt den Gürtel der
Venus, die Löſung des Gürtels ſpielt im
Hoch=
zeitszeremoniell des Altertums eine bedeutende
Rolle. Aus dem Mittelalter iſt uns die Sage
von der Verwandlung von Menſchen in
Wer=
wölfe durch das Anlegen eines Zaubergürtels
überliefert worden. Immer wieder hat die
reli=
giöſe Kunſt dargeſtellt, wie die Muttergottes bei
der Himmelfahrt, bei der Ausfahrt von ihrem
Grab, dem ungläubigen Thomas ihren Gürtel
zufallen ließ. Beim Mann gar gewann der
Gür=
tel ſeine Bedeutung dadurch, daß er die ideale
Art zur Unterbringung der Waffen war, des
Dolches, des Schwertes, des Degens und ſpäter
der Patronentaſche uſw. Auch heute iſt eine
Uni=
form ohne das Wehrgehänge nicht gut denkbar.
Wie es nicht anders ſein kann, treibt auch die
Mode unſrer Zeit mit dem Gürtel ihr launiſches
Spiel. Einmal iſt er breit, ein andermal ſchmal,
und die Materialien, aus denen er angefertigt
wird, ſind gar nicht zu zählen. Im Vordergrund
ſteht natürlich immer noch das Leder, das auf
alle mögliche Weiſe verarbeitet wird. Aber auch
der Tuchgürtel, der Gürtel aus Treſſen, Litzen
und Kordeln, aus Wollſchnüren uſw. hat ſeinen
Platz. Wenn ſchon der Gürtel ſelbſt dauernden
Veränderungen unterworfen iſt, ſo nicht minder
die Gürtelſchnalle. An ihr kann die Phantaſie
un=
erſchöpflich arbeiten. Wenn ſie aus edlem Metall
iſt, wenn ihr Ausſehen zudem noch übereinſtimmt
mit dem Clip, dem Ohrring, dann iſt ſie vom
einfachen Verſchluß zum Range eines wahrhaften
Schmuckſtücks erhoben worden. Ja, man darf
ſagen, daß ſie in dem Orcheſter der Metalleffekte,
die die Mode über die Frau ſtreut, mitunter die
erſte Geige ſpielt. Es ſcheint faſt, als ob die
neueſte Mode, nämlich die Berlocken am Gürtel,
erinnern wollte an die Zeit, in der die Hausfrau
den gewichtigen Schlüſſelbund dort trug, denn
ähnlich luſtig baumelt die Berlocke nun wieder
an den Gürteln unſerer Frauen. Sie, die man
aus Großvaters Tagen von der Uhrkette kennt,
iſt ein zierliches, ſelbſtändiges Schmuckſtück
ge=
worden, auch ſie iſt mitunter abgeſtimmt auf das
Gürtelſchloß, wenn ſie nicht gar als ſeine
Ver=
längerung zu betrachten iſt, auf den Ohrring und
auf die Broſche. Dabei muß es nicht immer ein
„abſtraktes” Schmuckſtück ſein, auch allerlei
Ge=
tier hüpft am Gürtel auf und ab. So tritt die
Berlocke ein in die Reihe der ſchmückenden
Freundſchaftsbeweiſe, zu den Ringen, den
Freund=
ſchaftsarmbändern als neuartige Abwandlung.
Und damit iſt dem guten alten Gürtel wieder
einmal eine neue Aufgabe zugewieſen, die ihn
aber keineswegs entfernt von ſeiner
urſprüng=
lichen, nämlich Zäſur und Halt für Kleid und
Mantel zu ſein.
Die Berlocke kommt wieder.
Neuerdings trägt die Frau dieſes zierliche
Schmuckſtück, das in Großvaters Tagen an der
Uhrkette zu finden war, am Gürtel.
Er pfeift auf dem letzten
Loch.
Von Edda Prochownik.
Keine andere Sprache iſt ſo reich an
bildhaf=
ten Ausdrücken und ſprichwörtlichen
Redens=
arten wie unſere deutſche Mutterſprache. Da
andererſeits unſer Volk von altersher durch eine
angeborene Muſikalität ausgezeichnet wurde, iſt
es intereſſant, einmal feſtzuſtellen, in welchem
Maße unſere deutſchen Redensarten durch
Ver=
gleiche aus muſikaliſchem Gebiete beeinflußt
werden.
Die Pfeife oder Flöte war früher das
all=
gemein verbreitete Inſtrument, daher kommt ſie
auch am häufigſten in Redensarten vor. Wir
ſagen von etwas, das auf und davon geht, „es
geht flöten” wohl in Anlehnung an einen
Menſchen, der mit der Flöte davongeht, um ſich
als fahrender Muſikant durchzuſchlagen. Aber
vorher muß man „ihm die Flötentöne
beibringen” d. h. ihn belehren, was in
die=
ſer Redensart immer einen etwas ſarkaſtiſchen
Beigeſchmack hat. „Jemand pfeift auf
dem letzten Loch” bedeutet: Er lebt nicht
mehr lange. Dieſer Ausdruck iſt erſt ſeit dem
17. Jahrhundert allgemein geworden. Wer auf
der Pfeife den letzten, alſo höchſten Ton bläſt,
kann auf ihr nicht weiter nach oben gehen.
An=
genehmer iſt es dann ſchon, „nach jemandes
Pfeife tanzen” und ihm zu gehorchen. Auf
den Totentänzen des frühen Mittelalters wurde
der Tod meiſt als Muſikant dargeſtellt, der
jedem Stand auf einem beſonderen Inſtrument
den Totentanz ſpielte. Der hochdeutſchen Pfeife
ſteht die plattdeutſche Pipe gegenüber, ein, weil
allgemein benutztes, nur gering eingeſchätztes
Muſikinſtrument. Daher der wegwerfende
Aus=
druck: „Das iſt mir pipe.”
Wenn einer in höchſter Wonne ſchwelgt, ſo
heißt es ſchon im Mittelalter: „Der Himmel
hängt ihm voller Geigen.‟ Das
ent=
ſtammt der Sitte der Renaiſſancezeit, den
chriſt=
lichen Himmel mit Muſikinſtrumenten
darzu=
ſtellen. So ſehen wir auf einem Raffaelſchen
Gemälde, „Krönung der Maria”, den Himmel
voller Geigen. In einem alten Krippenſpiel
heißt es ebenfalls „Der Himmel hängt mit
Gei=
gen voll, es iſt a Engelsſang!" Zwei
Jahrhun=
derte ſpäter, als die Streichquartette aufkamen,
entſtand auch die Redensart „Die erſteGeige
ſpielen” Wer die erſte Geige ſpielt, iſt
Mit=
telpunkt des Kreiſes, ebenſo wie dem Spieler
der erſten Geige die ſchwerſte Aufgabe zufällt.
Der Orgel entnehmen wir den Ausdruck
„wie die Orgelpfeifen”, wenn wir die
gleichmäßig anſteigende Größe von Geſchwiſtern
bezeichnen wollen; eine bildliche Redensart, die
ſich im 16. Jahrhundert bei uns einbürgerte
Zum Schluß unſerer kleinen Betrachtung noch
eine Redensart aus dem Gebiete der
allgemei=
nen Muſik. Da iſt der Muſikdirigent, der ſeinen
Chorſängern „den Ton angibt”; daher iſt
immer der Führende zugleich der Tonangebende.
2ülſchen
Orient undotziaenr.
Man iſt zwiſchen Orient und Okzident, wenn
man den Fuß nach Marokko geſetzt hat. Es
drängt ſich förmlich auf, wie hier ein Kampf der
Kulturen ausgefochten wird. Heute — und noch
immer, unabläſſig — ſeit wir von dieſem Lande
üiberhaupt Kunde haben. Gewiß, wir ſehen den
Orient! Aber unterſcheidet er ſich ſo ſehr
von dem Leben nördlich der Straße von
Gibral=
tar? Etwa wenn wir an der Kutiba in der
Hauptſtadt Marrakeſch, den viereckigen,
wuch=
tigen Turm bewundern. Iſt dieſes Minarett
nicht ein Bauwerk ganz dem gleichend, das man
in Sevilla an der dortigen Giralda findet?
Ge=
wiß iſt es ſo. Beide ſind auch zu gleicher Zeit
er=
baut worden. Yacub el Manſur, der prächtigſte
unter den Kalifen von Cordova aus dem
Ge=
ſchlecht der Almoraviden, befahl ſie zu bauen.
In zehn Tagen mußte ſie fertig ſein. Die
Ueber=
lieferung berichtet, daß 40 000 Chriſtenſklaven
den Befehl pünktlich ausgeführt haben.
Aber damit ſind wir auch vor die ganze
ge=
waltige Problematik Marokkos geſtellt. Wenn
man hochgewachſenen, breitſchulterigen, doch
ſchlanken Berbern auf dem rieſigen Marktplatze
der Hauptſtadt, dem Giama el fna, begegnet,
blondhaarig, blauäugig wie ſie ſind, ſo muß man
an unſere Stammesgenoſſen von einſt, an die
Vandalen denken, deren Reich Andaluſien die
arabiſchen Omajjaden erſt 711 eroberten,
nach=
dem ſie kurz zuvor das ebenfalls von Vandalen
beherrſchte Land der Mauren, Maghrib,
unter=
worfen hatten. Immer ſind in Abſtänden von
Jahrhunderten die Wellen bald von Weſten,
bald von Oſten über Marokko hingegangen.
Haben phöniziſche Kultur von Karthago her,
dann römiſche, weſtliches Chriſtentum und
öſt=
liches Mohammedanertum in dieſes Land
hin=
eingetragen, das eine der Brücken bildet zwiſchen
Oſt und Weſt, zwiſchen Orient und Okzident.
Die Phönizier konnten kaum erſt die
Küſten=
gebiete aufſchließen; die Römer bauten ſchon
Straßen ins Innere. Auf ihnen drang die
Kul=
tur vor und das Chriſtentum folgte. Als die
römiſche Kultur verdorrte und erſtarrte, drang
die des Orients, die der Araber, ins Land. Noch
heute ſieht man merkwürdige arabiſche Schulen,
in denen die Kinder auf Matten hockend
Ara=
biſch=Schreiben und =Leſen, ſowie die größte
Er=
findung der Araber für die Welt, das Einmal=
eins und die Algebra, kennen lernen. Daneben
aber breiten ſich zunehmend europäiſche Schulen
aus, und vor dem grünen Teppich des Gerichts
hält zur Seite des rechtskundigen Berberkalifen
ein franzöſiſcher Beiſitzer die Gerichtstage mit
ab. Jedoch ſind die Strafen noch recht orientaliſch.
Man erſtaunt über die Betriebſamkeit des
Volkes, die bereits die kleinen Mohrenknaben
mit den raſierten Köpfen und ſeltſamen
Skalp=
locken darauf ergriffen hat. Gewiß iſt es noch
keine ſolche Regelung und Einteilung der
Ar=
beit, wie Europa ſie kennt. Noch geht viel
orien=
taliſcher Schlendrian nebenher. Noch herrſcht auch
die Eigenart des Orients: üppiger Reichtum
übergangslos und faſt unvermittelt neben
bit=
terer Armut. Nur ſchwach ſind bislang die ſo
wichtigen Schichten des Mittelſtandes, einer
hoch=
ſtehenden Arbeiterſchaft. Der Reichtum liegt
ſymboliſch noch immer in den vier Kugeln aus
maſſivem Gold, die die Laterne des Minaretts
der Kutibia=Moſchee in Marrakeſch tragen und
die einſt eine Lieblingsfrau Yacubs el Manſur
aus ihrem Schmuck herſtellen ließ. Aber immer
ſtärker, mächtiger, durchdringender wogt der
Ok=
zident mit ſeinem Leben hinein in das des
Orients.
Rnekdoten
um berühmte Männer.
Von W. Hahn.
Bismarck wohnte einmal einer Geſellſchaft bei,
auf der die Gattin des franzöſiſchen Botſchafters
ſeine Tiſchdame war. Ob die Dame verſuchen
wollte, vom Kanzler irgend etwas zu erfahren,
ſie wurde jedenfalls immer vertraulicher. Hatte
ſie zuerſt Bismarck noch mit „Exzellenz”
ange=
redet, ſo nannte ſie ihn etwas ſpäter nur noch
„Herr von Bismarck” und wieder eine
Viertel=
ſtunde nachher „Mein lieber Bismarck”.
Der Kanzler roch den Braten und ſagte
lächelnd zu der Dame: „Madame, falls Sie
e=
noch nicht wiſſen ſollten: Mein Vorname iſt
Otto!”
Als Ludwig XIN. den Miniſter Colbert
fragte, weshalb er das kleine Holland nicht
be=
ſiegen könne, antwortete der Miniſter: „Weil die
Größe eines Landes nicht von dem Umfange
ſeines Gebietes abhängig iſt, ſondern von dem
Charakter ſeiner Bewohner. Der Fleiß, die
Mäßigkeit, die Energie der Holländer macht es
daß Euer Majeſtät es ſo ſchwer finden, ſie zu
he=
ſiegen.”
Und als die ſpaniſchen Geſandten Sping
und Nichardet 1608 bei den Friedensverhan
lungen im Haag etliche Perſonen, aus einen
kleinen Boote ſteigen, ſich ins Gras ſetzen, im
einfaches Mahl von Käſe und Brot verzehren
ſehen und auf ihre Frage von den Bauern
hör=
ten, daß ſeien die hochmächtigen Geſandten ihrer
Generalſtaaten, meinte Spinola: „Wir müſſen
Frieden machen; ſolche Männer ſind nicht zu
be=
ſiegen.”
Die Frau in aller Welt.
Die Braut im Schafspelz. Eine ſeltſame
„Brautverehrung” kennt man bei den Didos im
Dangheſtaniſchen Sowjetfreiſtaat. In ihrem
El=
ternhauſe werfen der Braut einige Freunde des
Bräutigams einen Schafspelz über den Kopf und
mit dieſem bekleidet muß ſich die Braut zum
Hauſe ihres zukünftigen Gemahls begeben. Auf
dem mehr oder weniger weiten Wege wird ſie
von der Bevölkerung des Dorfes mit
Straßen=
ſchmutz beworfen.
Die Mannfrau. Eine ſeltſame Sitte hat ſich
ſeit altersher in der albaniſchen Frauenwelt
er=
halten. Sind in einer Familie keine männlichen
Tachkommen vorhanden, ſo übernimmt zuweilen
eine der Töchter die Rolle des Sohnes, um ſo
den väterlichen Beſitz der Familie zu erhalten.
Sie heiratet nicht, legt Männerkleidung an und
verrichtet auch ſämtliche Männerarbeiten und
beteiligt ſich zuweilen auch an der Blutrache.
von der die Frauen ſonſt ausgeſchloſſen bleiben.
Weiße Neger. Bei den Tuaregs, einem ſehr
kultivierten Berbervolk, herrſcht, wie bei vielen
Völkern, das Mutterrecht, d. h. die Kinder der
Tuaregs gehören zu den Familien der Frauen.
Eigenartige Zuſtände haben ſich hier dadurch
entwickelt, daß vielfach Vermiſchungen mit
Ne=
gern, die Sklaven gleichgeachtet werden,
zuſtande=
kommen. Iſt der Vater eines Knaben ein
Ad=
liger und die Mutter eine Negerin, ſo gilt auch
das Kind, mag es noch ſo weiß ſein, als Neger,
iſt aber andererſeits der Vater Neger und die
Mutter eine Adlige — eine Verbindung, die
allerdings nicht ſehr häufig vorkommt —, ſo iſt
auch der Sohn ein Adliger.
Wer iſt Vater? Weiß in Yorkſhire in
Eng=
land ein Mädchen den Vater ſeines Kindes nicht
anzugeben, ſo geht die Mutter des Mädchens
auf die Vaterſuche. Sie findet den Vater ſehr
bald; der erſte Mann, den die Frau im Bett
liegend vorfindet, iſt dem Volksglauben nach der
Vater; er muß, ob er will oder nicht, die
Vater=
ſchaft des Kindes anerkennen.
Mit Kratzen und Haarausraufen gehen die
Botokudenfrauen gegen die Frauen benachbarter,
mit ihnen in Fehde liegender Horden vor,
wäh=
rend ſich gleichzeitig die Männer im erbitterten
Zweikampf gegenüberſtehen. Feindſeligkeiten
jeder Art werden nie im Maſſenkampf, ſondern
ſtets nur im Zweikampf ausgetragen.
Der Ehezwang der Awaren. Der Aware, ein
Angehöriger eines kaukaſiſchen Volksſtammes,
kommt ſehr leicht zu einer Frau, leichter, als
ihm gemeinhin lieb iſt. Gefällt einem jungen
Mädchen ein junger Aware, ſo macht es keinen
Hehl aus ſeiner Leidenſchaft. Es begibt ſich in
das Haus des Awaren, der das Mädchen, ſofern
es dies wünſcht, ehelichen muß. Ertappt die
Awarin ihren Mann bei einer Untreue, ſo
er=
ſticht ſie ihn nicht ſelten im Zähzorn.
Die Quitten — die „goldenen
heiperidenäpfel” der alten
Griechen.
verlocken durch ihre heutigen billigen Preiſe zu
weitgehender hauswirtſchaftlicher Verwertung.
Abgeſehen von ihrer Verarbeitung zu Kompott,
Marmelade, Gelee, Paſte geben ſie die
Mög=
lichkeit zur Herſtellung beſonders leckerer
Speiſen. Das iſt an erſter Stelle die
Quittenſuppe. Ihre Herſtellung iſt
folgende:
4 bis 5 Quitten werden in Stückchen ge
ſchnitten und mit Schale und Kernhaus mit
halb Waſſer halb Wein weich gekocht, durch
paſſiert und mit Zucker, je nach Geſchmack,
ge=
ſüßt. Wer will kann auch eine kleine Stange
Zimmt darn
entweder mit zwei Eigelb oder mit Kartoffel
mehl, welches man vorher mit etwas kalten
Waſſer anrührt, verdickt über Goldwürfel an
richten. Wer es einfacher machen will,
he=
die Quitten ebenſogut nur mit Waſſer 190
was für Familien mit Kindern vorzuzielnſt.
Dann ein wunderbarer Quittenauſ
lauf als Sonntagsnachtiſch:
Die Quitten werden in Waſſer weich ge
kocht, von Schale und Kernhaus befreit, das
Mark fein gerührt bis es faſt weiß ausſieht.
Auf 300 Gr. Quittenmark rechnet man 200 8r.
Zucker, je nach Geſchmack, 4 Eigelb, die ge
riebene Schale und den Saft einer halben
Citrone ſowie 2 Eßlöffel Mehl. Iſt alles gut
durcheinander gerührt, gibt man noch den
Schnee von 6 Eiweiß dazu, nur ganz leichl
untergemiſcht, füllt alles in eine gebuttern
Porzellan= oder Steingutform und bäckt de
Speiſe in nicht zu heißem Rohr
Quittenereme. 2 Pfund Quitten
werden geſchält, in Stücke geſchnitten mit 0
viel Waſſer weich gekocht, daß dasſelbe gerad
darüber ſteht. Wenn erkaltet läßt man de
Saft durch einen Beutel laufen und gibt 70
jedem halben Liter Saft 200 Gr. Zucker und
9 Blatt weiße und 1 Blatt rote Gelatine, 109
alles nochmals auf, ſeiht es durch ein Siel
und wenn erkaltet gibt man ¼ Liter Schlaß
rahm dazu, rührt alles gut durch, füllt o
Maſſe in eine mit kaltem Waſſer ausgeſpull.
Form, läßt ſie erſtarren und ſerviert daſſ
oder umgeſtürzt auf einer Glasplatte,
ehl=
mit Keks.
Etwas ſehr Schönes iſt ein Quitten‟
kuchen zum Nachmittagskaffee oder
ſättigender Nachtiſch zu kleinem Mittagelle”
Man bereitet einen Mürbeteig aus 100 Oe
Butter oder Margarine, 100 Gr. Zucker, 2
Gr. Mehl und etwas Citronenſchale, beiß
mit dieſem eine Springform und beſtreicht."
Teig dick mit Quittenmarmelade. Von Le
übriggebliebenen Teig rädelt man 1 cm pi.”
Streifen aus, welche man zu einem zierlſg
Gitter auf die Marmelade legt, beſtreicht. e
mit Eigelb und bäckt ſchön goldgelb. Ehe N
den Kuchen auf den Tiſch bringt beſtreut,
ihn mit Puderzucker. Natürlich kann
Hefeteig ſtatt Mürbeteig verwendet werde"
Etwas nicht Alltägliches iſt eine Qull
orte: Eine mit Butter beſtrichene Spl.
form wird mit Mürbeteig belegt und
Quittenmarmelade beſtrichen. Nun rühr.
140 Gr. geſtoßene Mandeln, 120 Gr. 2
4 Eßlöffel Quittenmarmelade mit 3. 600
Eiern gut ab. (alſo die Eiweiß nicht zu Sche
bel
ſchlagen), gibt Schale und Saft einer
Citrone daran, mengt alles gut durcheinel.
und gießt dies auf den mit Quittenmarme..
obel
beſtrichenen Teig. Nun nimmt man oder
taſſen voll geriebene Weißbrotſemile.
Zwieback, vermengt dieſe mit Zucke.
che
Zimmt und ſtreut es auf die Tor”.
man noch mit Butterflöckchen bel=gt i9h00
gelb bäckt.
Ludwig XV hielt einſt eine Beſichtigung
ſeiner reitenden Grenadiere ab. In ſeinem
Ge=
folge befand ſich auch der engliſche Geſandte. Der
König blieb vor einem Grenadier ſtehen, deſſen
Geſicht von Narben gänzlich zerfetzt war, und
ſagte zu dem Engländer: „Bedenken Sie, mein
Herr, daß es dieſen Soldaten auf dem Geſicht
ge=
ſchrieben ſteht, daß ſie die bravſten Truppen
Europas ſind?
„Aber Sire,” erwiderte der Geſandte, „was
werden Eure Majeſtät von den Soldaten ſagen
die dieſe Wunden ſchlugen?”
Der König, von der treffenden Antwort
über=
raſcht, ſchwieg betreten.
Da brach der Grenadier das militäriſche
Schweigen und murmelte unwillig zwiſchen den
Zähnen: „Die ſind tot!“
UAe
eierz
1Kior
[ ← ][ ][ → ]Mummer 294
Mittwoch 24. Oktober
Weinner ans Hrantfärier efferrensorſe.
Die Berliner Börſe ſetzte überwiegend freundlicher ein.
Im. Publikum lagen in verſchiedenen Werten Kaufaufträge vor,
eheni ſich die Kuliſſe mit Rückkäufen anſchloß. Die Kurserholung
lltbeſitzanleihe um 65 Pfg. hinterließ einen guten Eindruck.
ſüh. aus der fortſchreitenden Gelderleichterung und der weiteren
tühung der Induſtriebeſchäftigung im September wurden neue
ſtragungen geſchöpft. Kräftige Befeſtigung wieſen
Braunkohlen=
nte auf, da neuerdings nicht mit einer ſtärkeren finanziellen
hſ ſpruchnahme der Geſellſchaften im Rahmen der
Treibſtoff=
ie gerechnet wird. Für Lahmeyeraktien wurde der Kurs
in=
de der Ankündigung einer Dividendenermäßigung ausgeſetzt.
MMontanaktienmarkt ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung der
elderger Zinkaktien im Hinblick auf die ſteigende Bedeutung
iAnternehmens bei der rheiniſchen Rohſtoffverſorgung um 3½
Arent fort. Die übrigen Montanwerte waren nur um
Prozent=
ſtchtteile höher. Braunkohlenaktien waren faſt durchweg 3 Pro=
Wefeſtigt. Kaliwerte lagen umſatzlos. Auch in chemiſchen
llrgen entwickelte, ſich kein nennenswertes Geſchäft. Renten
ei bis auf Altbeſitz wenig verändert. Induſtrieobligationen
ſaſen Schwankungen bis ½ Prozent auf. Ungariſche Renten
ueni 15 Pfg. höher. Der Satz für Tagesgeld unterſchritt
erſt=
ſns wieder die Grenze von 4 Prozent um ½ Prozent. Am
Va=
mmrnarkt hörte man London=Kabel mit 4,96½. Der Verlauf
wäm allgemeinen behauptet. Am Rentenmarkt war das
Ge=
bis auf Altbeſitz, die insgeſamt ¼ Proz. gewannen, ruhiger,
Wrivatdiskont blieb unverändert 3½ Prozent.
ach den vorgeſtern zum Teil in größerem Umfange
erfolg=
keülattſtellungen zeigte die geſtrige Frankfurter
Mittags=
bie überwiegend eine freundliche Haltung. Der Mangel an
hinſeren Anregungen ließ aber kein nennenswertes Geſchäft zu,
ual, ſeitens der Kundſchaft nur in kleinem Umfange
Kaufauf=
he vorgelegen haben. Somit beſchränkte ſich die
Umſatztätig=
huptſächlich auf die Kuliſſe, die wieder einige Kaufneigung
ſenete. Eine Bevorzugung beſtimmter Marktgebiete war indes
hi zu erkennen. Sowohl der Aktien= wie der Rentenmarkt hatte
htikleine Erhöhungen zu verzeichnen. Etwas lebhafter waren
bch. Altbeſitz, die mit 104 (103½) eröffneten und nach dem erſten
bs auf 104½ anzogen. Kommunal=Umſchuldung, Reichsmark=
Leien und Zinsvergütungsſcheine lagen behauptet, während
be Reichsſchuldbuchforderungen ½ Prozent und 6proz.
Stahl=
beil bonds ³ Prozent verloren. Aktien waren ebenfalls nicht
ab ſinheitlich. Von chemiſchen Werten wurden Farbeninduſtrie
Wirkſchaftliche Rundſchau.
billus ½ Prozent etwas lebhafter umgeſetzt. Elektropapiere
bier= überwiegend Beſſerungen um ¼—½ Prozent auf. Der
Mtanmarkt zeigte bei allerdings nur kleinen Umſätzen faſt
ſneg Erhöhungen von ¼—½ Proz. In der zweiten
Börſen=
hue, traten im allgemeinen kaum beſondere Veränderungen ein,
häinrſe unterlagen verſchiedentlich kleinen Schwankungen, per
Eao, lagen ſie zumeiſt auf Anfangsbaſis. Am Rentenmarkt
ansen Altbeſitz zunächſt bis 104¾, dann 104½ und ſpäter etwa
.. Die übrigen variablen Rentenpapiere lagen bei
unver=
ähr en Kurſen ſehr ſtill. Der Pfandbriefmarkt litt allgemein
iſar kleinem Angebot und die Kurſe gingen bei Gold= und
Liqui=
dſatespfandbriefen um ¼—½ Proz., bei Kommunalobligationen
U / Prozent zurück. Gut gehalten waren dagegen Stadtanleihen,
wm auch die Entwicklung nicht ganz einheitlich war.
Staats=
cſhen lagen ruhig. Am Auslandsrentenmarkt lagen
Valuta=
piſſets, wie Schweizer Bundesbahnen, Schweden uſw., etwa 2—3
Alleurt höher. Im Freiverkehr zeigte ſich zeitweiſe etwas
In=
tAEef für Ruſſen=Prioritäten. Am Aktienmarkt wichen die Kurſe
niſaheiden Seiten nur um Bruchteile eines Prozentes gegen den
Aſnng ab. Tagesgeld blieb weiterhin leicht und mit 3 Prozent
uihrandert.
Ote Abendbörſe verkehrte auf der ganzen Linie in ſehr
ſtißl Haltung. Infolge der nur ſchwachen
Kundſchaftsbeteili=
grst reigte auch die Kuliſſe keine Unternehmungsluſt; daneben
mit ſiich der bevorſtehende Ultimo in ſtarker Zurückhaltung
be=
var. Die Kurſe brachten gegen den Berliner Schluß nur
ge=
fürzige Abweichungen. Am Rentenmarkt notierten Altbeſitz
kaßent höher. Von fremden Werten waren 4proz. Schweizer
ie’sbahn weiter, und zwar um 1 Prozent auf 184 befeſtigt. Im
berkehr entwickelte ſich bei Börſeneröffnung lebhafteres
Ge=
ſi m Warſchau=Wiener, wobei Mark=Obligationen mit 15½—
ſAwach 14½ geſtern mittag) und Stücke=Obligationen mit 14½
/1½ (13½) bewertet wurden; auch einige Ruſſen=Prioritäten
wihrgetwas beachtet.
Einkaufsgenehmigung für Felle und
Anordnung einer Beftandserhebung
Ueberwachungsſtelle für Lederwirtſchaft wird durch eine
A1fonung die Beſtimmungen für die neuen
Einkaufsgenehmi=
gu tn der ledererzeugenden Betriebe für die Zeit vom 1. 10. 34
bixs1 3. 1935 im R.=A. veröffentlichen. Danach erhalten die
Gdetrſ=ien die Berechtigung, bis auf weiteres die gleichen Mengen
vormiellen und Häuten — wie bisher — einzukaufen. Eine
Aen=
de utg bringt die Anordnung durch die Befreiung der
Kleinbe=
trixt von der Bewirtſchaftung, d. h. derjenigen Betriebe, welche
in//13t die im § 11 der Anordnung feſtgelegten Mindeſt=
Einarbei=
turkmengen nicht erreicht haben und auch im Winterhalbjahre
19/5/5 bei ihren Abſchlüſſen nicht überſchreiten. — Durch eine
werie Anordnung der Ueberwachungsſtelle, für Lederwirtſchaft
witteie neue Beſtandserhebung der Vorräte an Fellen und an
Hchin, mit dem Stichtag vom 30. Sept. 1934 angeordnet. Die
Ugeſmmchungsſtelle wird, ſoweit es ihr möglich iſt, den
leder=
erueeinden Betrieben, Gerbereien,
Häuteverwertungsorganiſa=
tichtn uund Händlern die erforderlichen Fragebogen zuſtellen.
So=
woEr)ſes bis zum 25. Oktober nicht geſchehen ſein ſollte, ſind
Be=
trochn verpflichtet, die Fragebogen von der Ueberwachungsſtelle
füſſie)erwirtſchaft in Berlin, W. 9, Potsdamer Straße 139,
um=
geſſſranzufordern.
Viehmärkke.
Nafinzer Schlachtviehmarkt vom 23. Okt. Auftrieb: Ochſen 64,
Ad, Kühe 420, Färſen 210, Kälber 311, Schafe 26, Schweine
Aotiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen
Rdhr va) 43—48, b) 37—42, c) 30—36, d) 20—27: Schafe nicht
noſſat; Schweine a) 53, b) 52—53, c) 51—53, d) 47—52.
Marki=
vendi, Rinder mittelmäßig teilweiſe geräumt; Kälber maßig
lebſkt, ausverkauft: „Schweine lebhaft, geräumt.
aunnheimer Schlachtviehmarkt vom 23. Oktober. Zufuhren:
hien, 147 Bullen, 351 Kühe, 337 Färſen, 818 Kälber, 49
384 Schweine, 1 Ziege, 41 Arbeitspferde, 30 Schlacht=
—31; Bullen
—3
71: Schafe und Ziegen nicht notiert: Schweine a) 2. 53,
7 51—53, d) 48—53. g) 48—50: Arbeitspferde 450—1050
unddch achtpferde 25—120 RM. Marktverlauf: Großvieh mittel,
guttlarre geſucht; Kälber mittel, Schweine lebhaft.
ptſchriftleitung: Mupolf Mauve.
Eet ianse Luſde eieine i Eeih i ed Deriſceie r Frfe
ero angte Manufkripte wird Garantie der Nückſendung nicht ülbernommen
ſrrnden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Deutſchlands Kohlenproduktion im September 1934. Nach den
Ermittelungen des Statiſtiſchen Reichsamts wurden im
Septem=
ber 1934 und vom Januar bis September 1934 in Deutſchland
gefördert bzw. gewonnen (in Tonnen, alle Ziffern ohne
Saar=
gebiet): Steinkohlen Sept. 1934: 10 304 118 (Sept 1933: 9 366 764
und Sept. 1913: 11 990 948). Braunkohlen 11 422740 (10 768 366
und 7 473 246); Koks 2 004 664 (1705 045 und 2 444 898);
Stein=
kohlenbriketts 416 209 (302 304 und 467 555); Braunkohlenbriketts
2705 812 (2 678 685 und 1909 156). Januar bis September:
Stein=
kohlen 91 168 862 (80 215 470 und 106 571 793); Braunkohlen
99 753 709 (90 871 242 und 64 132 226); Koks 17 748 500 (15 285 845
und 22 074 181): Steinkohlenbriketts 3 523 302 (3 171 256 und
4174712) Braunkohlenbriketts 23 457 738 (21 974 420 und
15 993 722).
Weiter lebhaftes Roheiſengeſchäft. Die Nachfrage nach
Roh=
eiſen aus dem Inlande war auch im letzten Monat ſekr rege. Wie
der Roheiſenverband dem DHD, mitteilt, hat die Einfuhr
aus=
ländiſchen Roheiſens leider eine Verſtärkung erfahren. An dem
vergrößerten Abſatz nach Deutſchland ſind ſowohl Belgien als auch
Indien und die Mandſchurei beteiligt. Die Nachfrage aus dem
Ausland bewegte ſich in den Grenzen des Vormonats. Die Preiſe
lagen unverändert.
Vorausſichtlich kein Zigarrenkartell. Nachdem es dem
Reichs=
verband deutſcher Zigarrenherſteller e. V. gelungen war, 85 Proz.
aller deutſchen Zigarrenherſteller zum freiwilligen Beitritt zu
einem in Ausſicht genommenen Konditionskartell zu bewegen,
hatte er vor einiger Zeit beim RWM. den Antrag auf
zwangs=
weiſen Beiſchluß der Außenſeiter geſtellt. Der Vertrag ſah die
Regelung der Zahlungs= und Lieferungsbedingungen vor, ſollte
ferner die Faſſons= und Gewichtsbeſtimmungen regeln, ſowie dem
Schleuderunweſen ein Ende bereiten. Wie der DHD. erfährt, iſt
aber mit einer Genehmigung dieſes Konditionskartells nicht zu
rechnen.
Herausnahme der Teppich=, Läufer= und Möbelſtoffherſtellung
aus der Bewirtſchaftung der Jutewirtſchaftsſtelle. Durch eine von
der Ueberwachungsſtelle für Baſtfaſern=Jutewirtſchaftsſtelle
er=
laſſene Anordnung 4 vom 17 10. 1934 wird die Herſtellung der
Teppiche, Läufer= und Möbelſtoffe aus der Bewirtſchaftung durch
die Jutewirtſchaftsſtelle herausgenommen, die Meldepflicht des
Handels erweitert und die freie Verkaufsgrenze ohne
Bedarfs=
deckungsſchein" für die Gurteninduſtrie auf 50 Kilo herabgeſetzt.
Ferner werden für den Ankauf gewiſſer Sackarten vom Entleerer
Höchſtpreiſe bekanntgegeben. Bei Ueberſchreitung dieſer
Höchſt=
preiſe macht ſich nicht nur der Verkäufer, ſondern auch der Käufer
ſtrafbar. Die Anordnung tritt ſofort in Kraft.
Pflichtanmeldung zur Wirtſchaftsgruppe Sägeinduſtrie. Auf
Grund der Anordnung des Reichswirtſchaftsminiſters über die
An=
erkennung der Wirtſchaftsgruppe Sägeinduſtrie vom 2. Oktober
1934 fordert dieſe alle zu dieſem Induſtriezweig gehörenden
Un=
ternehmer und Unternehmungen (natürliche und juriſtiſche
Per=
ſonen) auf, ſich zum 15. November 1934 bei der Wirtſchaftsgruppe
Sägeinduſtrie, Berlin SW. 11. Streſemannſtraße 56, anzumelden.
Für die Pflichtanmeldung kommen beſondere Formulare zur
Ver=
ſendung. Firmen, die keine oder nicht genügend Formulare
er=
halten, fordern dieſe bei der genannten Wirtſchaftsgruppe an.
Die Anmeldung iſt auch in Zweifelsfällen vorzunehmen. Sie
iſt unabhängig von der bereits erfolgten Meldung beim
Reichs=
nährſtand oder bei anderen Wirtſchaftsgruppen.
Erntevorſchätzung für Hackfrüchte und Heu Anfang Oktober
1934. Die Vorſchätzungen der amtlichen Berichterſtatter zu
An=
fang Oktober ds. Is. ergeben nach Mitteilung des Statiſtiſchen
Reichsamtes an Spätkartoffeln einen Ertrag von 41,8 Millionen
Tonnen, d. h. rund 800 000 Tonnen mehr als im Vorjahr und
1,7 Mill. Tonnen mehr als im Durchſchnitt 1927—33. Durch
die=
ſen Mehrertrag iſt der Rückgang an Frühkartoffeln nahezu
aus=
geglichen. Die geſamte Kartoffelernte beträgt 43,6 Mill. Tonnen,
bleibt alſo nur um 1 Prozent hinter dem Vorjahr zurück, liegt
aber um 2,7 Mill. Tonnen über dem Durchſchnitt der letzten 10
Jahre. Die Zuckerrübenernte wird nach vorläufiger Schätzung
auf 9,1 Mill. Tonnen, d. h. rund 500 000 Tonnen — 6 Prozent
höher, veranſchlagt als im Vorjahr. Der erhöhte Ertrag iſt hier
größtenteils auf die Erweiterung der Anbaufläche (um 52 000
Hektar — 17 Prozent) zurückzuführen. An Runkelrüben wird faſt
der vorjährige Ertrag (rund 30 Mill. Tonnen) erwartet, d. h. 3
Mill, Tonnen mehr als im Durchſchnitt 1924—33. Die Heuernte
wird auf 27,3 Mill. Tonnen geſchätzt. Davon entfallen auf Klee
74 (im Vorjahre 8 8) Mill. Tonnen, auf Luzerne 1,6 (1,8) Mill.
Tonnen und auf Wieſenheu 18,3 (22,2) Mill. Tonnen. Infolge
der anhaltenden günſtigen Witterung dürfte ſich die Hackfrucht=
und Heuernte nach endgültiger Feſtſtellung etwas erhöhen.
Berliner Kursbericht
vom 23. Oktober 1934 Seutſche Sanz uns
der deutſchen Aukomobil=Induſtrie.
Die deutſche Automobilinduſtrie konnte im vergangenen
Sport=
jahr eine Reihe von großen internationalen Erfolgen für ſich
buchen, und gerade jetzt, wo der Automobilexport einen
weſent=
lichen Beſtandteil der Geſamtexportbeſtrebungen der deutſchen
In=
duſtrie bildet, lag einmal eine grundlegende Analyſe im Bereich
der Aktualität, inwieweit Export und Sport einander dienlich
ſind. Die Adlerwerke konnten neben anderen großen deutſchen
Automobilwerken in dieſem Jahre auf eine Reihe von
Sport=
erfolgen zurückblicken, die alle auf ſerienmäßigen Typen erzielt
worden ſind. Hier alſo lag der Fall beſonders klar, da ja die
Er=
folge nicht durch Spezial=Konſtruktionen in
Geſchwindigkeits=
rennen errungen wurden, ſondern bei Gebrauchswertprüfungen.
Solche Erfolge müſſen ſich natürlich durch die Propaganda, die
zwangsläufig durch die Verkündigung der Reſultate in der
aus=
wärtigen Preſſe erfolgt, im Export auswirken. Die Adlerwerke
konnten vornehmlich auf rund ihrer Sporterfolge die erfreuliche
Tatſache feſtſtellen, daß die Exportquote in dieſem Jahre gegen
das Vorjahr um 100 Prozent anzog, und zwar ſetzte die Erhöhung
des Exports im Monat Mai in ſteiler Kurve ein, alſo gerade zu
einer Zeit, wo die große Serie internationaler Erfolge, die das
Werk erzielen konnte, begann. Ein beſſerer und deutlicherer
Be=
weis von der Befruchtung des Automobilſports auf das
Automo=
bilgeſchäft iſt wohl kaum zu erbringen, und in dieſem
Zuſammen=
hang muß immer wieder darauf hingewieſen werden, daß die
ſportfördernden Maßnahmen auf dem Gebiete der Kraftfahrt, wie
ſie heute von der Regierung und vom Reichsführer der deutſchen
Kraftfahrt betrieben werden, für die deutſche Automobilinduſtrie
von großer Bedeutung ſind, wenn auch die rege Sportbeteiligung
an großen internationalen Veranſtaltungen für die Induſtrie die
Bereitſtellung erheblicher Mittel erfordert.
Die deutſche Krafffahrzeuginduſtrie im Auguft 1934.
Die Erzeugungsentwicklung in der Kraftfahrzeuginduſtrie war
im Auguſt, mit Ausnahme der Kleinkrafträder, leicht rückläufig.
Auch der Abſatz an Kraftfahrzeugen, mit Ausnahme der
Nutz=
kraftwagen, ging im Berichtsmonat allgemein zurück. Die
Groß=
krafträder wieſen einen Abſatzrückgang um 17 Prozent auf, an
Perſonenkraftwagen und dreirädrigen Fahrzeugen wurden ein
Zehntelprozent weniger abgeſetzt als im Vormonat. Die Liefer=
und Laſtkraftwageninduſtrie hatte eine 11prozentige
Abſatzſteige=
rung aufzuweiſen. Gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat waren
Herſtellung und Abſatz der Kraftfahrzeuginduſtrie auch im Auguſt
1934 außerordentlich günſtig. Der Abſatz an Perſonenkraftwagen
erhöhte ſich gegenüber Auguſt 1933 um rund zweidrittel Prozent.
Hergeſtellt wurden 18 877 (9256) Wagen. Die Herſtellung von
Liefer= und Laſtkraftwagen erreichte 2375 (1057) Stück. Der
Ab=
ſatz konnte mit 2499 gegen 1047 weit mehr als verdoppelt werden.
An Krafträdern und dreirädrigen Fahrzeugen wurden 10 566
(Auguſt 1933: 4284) Stück hergeſtellt. Der Abſatz ſtieg um ca.
½ Prozent. Der Abſatz an Perſonenkraftwagen hielt ſich etwa
auf Vormonatshöhe, bei den Kleinwagen mit 1,5 Liter Hubraum
konnte eine leichte Zunahme feſtgeſtellt werden. Die Liefer= und
Laſtkraftwagenausfuhr ſank um 9 Prozent. Ebenſo ging die
Ausfuhr von Krafträdern im Berichtsmonat zurück.
Produkienmärkke.
Berl. Handels=Geſ
Deutſche Bank u. 1
Discontv.=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Lloyd
A. C. G.
Bayr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas
98.—
n4.75
77.—
29.75
32.—
28.75
129.25
134.—
94.50
112.—
132.75
123.—
M
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
107.
104.125
143.375
63.—
11.625
107.875
78.—
78.50
118.—
76.75
96.875
76.125
54.—
Orenſtein & Koppe
Polyphonwerle
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkal
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Aae
16.375
99.—
155.25
33.50
41.75
116.50
66.25
13.875
Rré
48.—
101.50
108.50
128.25
j. Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
(Bergſtr.) vom 22. Okt. (Preiſe in Pfg. pro Pfd.): Birnen 3—12,
Aepfel 5—10, Nüſſe 23, Quitten 4. Anfuhr 250 Zentner.
Nach=
frage gut. Verſteigerungen jeden Werktag um 14 Uhr.
Berliner Getreidegroßmarkt vom 23. Oktober. Das Geſchäft
bewegte ſich im Berliner Getreideverkehr erneut in recht ruhigen
Bahnen, die Grundſtimmung war aber weiter durchaus ſtetig. Die
Angebotsverhältniſſe haben im allgemeinen keine Veränderung
erfahren. Weizen iſt ausreichend vorhanden, die Nachfrage iſt
aber nach wie vor klein. Roggen findet laufend Unterkunft. Das
Angebot hat ſich lediglich an der Küſte etwas verſtärkt. Die Lage
am Hafermarkt iſt unverändert geblieben; der lebhaften
Nach=
frage ſteht nur kleines Angebot gegenüber. Auch Gerſten ſind
nur gering offeriert, gute Brauqualitäten werden weiter beachtet.
Mehle liegen ruhig und unverändert.
Oepiſenmarkt
vom 23. Oktober 1934
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e.706
0.93
62.13
2.05
11.22
3.77
81.03 181.21
34.05
0.395
7.976
Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Zulgarien
Canada
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England
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Frankreich
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Frankfurter Kursbericht vom 23. Oktober 1934.
Kene
„Gr. II p. 1934 1103.7
„ 1935 105.25
1936 1102.3
1937 997,
„ „ „ 1938 98.3
„Gruppe I ... . 101.3
4% Dtſch. Reichsanl.
v.27 96
5½%Intern. „v.30/ 93*),
6%Baden ... v.27/ 96
6%Bayern . . v. 27 96.5
6%Heſſen. ... v. 29/ 95.75
6% Preuß. St. v. 281107.75
6% Sachſen ..v.27/ 96.25
6% Thüringen v.271 95
6% Dt. Reichsbahn
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1% Dt. Reichspoſt
Schätze. . . . . .. . . 1100.25
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Schätze v.29
v.26 86‟,
86
S3Maind. . . 1.
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6%Wiesbaden v. 28
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94.75
91.5
88.25
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93.75
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101.75
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93
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92
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83
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85
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87
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119.25
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60
116
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64
100
Seite 12 — Nr. 294
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 24. Oktober 1934
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