Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 185
Samstag, den 2. Juli 1934.
196. Jahrgang
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Bemühungen um einen Kanalpakt.
Engliſche Abneigung gegen eine Wiederbelebung der Vorkriegsallianz. — Eden lehnk Ausdehnung der
Lotarno=Verpflichlungen auf andere Teile Europas ab. — Umfangreiches engliſches Rüſtungsprogramm.
1Milliarde für engliſche Aufrüſtung.
Die engliſche Preſſe bringt faſt täglich irgendeine Neuigkeit
über den Aufrüſtungsplan der Londoner Regierung. Wir
haben vor einigen Tagen gehört, daß die Fliegerwaffe verſtärkt
werden ſoll. Alsbald wurde bekannt, daß auch die Marine
bedacht werden wird. Jetzt hört man, daß 600 neue
Kampf=
flugzeuge angeſchafft und in den nächſten zwei bis
drei Jahren 20 Kreuzer gebaut werden ſollen.
Ins=
geſamt ſoll dieſes Aufrüſtungsprogramm die Mobiliſierung
eines Betrages von rund einer Milliarde Mark erforderlich
machen.
Die intereſſanten Details des engliſchen
Aufrüſtungs=
programms werden juſt in dem Augenblick der engliſchen
Oeffentlichkeit ſerviert, da der franzöſiſche Außenminiſter
be=
reits ſeine Koffer für die Reiſe nach London zu packen beginnt.
Herr Barthou iſt ſich natürlich durchaus nicht im unklaren
darüber, daß die Aufrüſtung der Engländer eine
unmittelbare Folge der gewaltigen
fran=
zöſiſchen Aufrüſtung iſt.
Aufſchlußreich iſt, wie man hüben und drüben die Reiſe
Barthous preſſemäßig vorbereitet. Auf der franzöſiſchen Seite
werden die ſanfteſten Töne angeſchlagen. Es wird alles
ver=
mieden, um mit der Tür ins Haus zu fallen. Nur hie und da
wird etwas von der Notwendigkeit einer engliſch=franzöſiſchen
Solidarität geſprochen und leiſe an das Vorkriegsbündnis
er=
innert. In England winkt man jedoch heftig ab und faſt die
geſamte Preſſe wendet ſich mehr oder weniger ſtark gegen
den Gedanken einer Wiederbelebung der
Vor=
kriegsallianz. Man möchte nicht ohne Not aus der Rolle
des europäiſchen Schiedsrichters heraustreten und ſich nicht nach
irgendeiner Seite feſtlegen. Allerdings darf man nicht
über=
ſehen, daß der Kreis um den engliſchen Kriegsminiſter Hailſham
durchaus frankophil eingeſtellt iſt, und daß die Reiſe des
Generalſtabschefs nach Frankreich, ſowie der voraufgegangene
Beſuch des Generals Weygand in London wieder diejenigen in
ihrer Annahme beſtärkt, die da gläuben, daß doch
weitgehende Vorbereikungen für eine
engliſch=
franzöſiſche milikäriſche Zuſammenarbeit
getroffen werden
Auffallend iſt, daß der franzöſiſche Marineminiſter
Pietri als Begleiter Barthous mit nach London
fah=
ren ſoll, obwohl verſchiedene franzöſiſche Zeitnugen in öffiziös
inſpirierten Artikeln zum Ausdruck brachten, daß der franzöſiſche
Außenminiſter durchaus nicht die Abſicht habe, ein
Militärbünd=
nis zur Debatte zu ſtellen, ſondern lediglich allgemein politiſche
Fragen zu erörtern. Plötzlich wird jedoch
das Problem der Pakke in den Vordergrund
geſchoben
und hier eröffnen ſich nun wieder neue Ausſichten.
Es wird bekannt, daß der franzöſiſche
General=
tabschef Weygand in Brüſſel und im Haag geweſen
ein ſoll, und daß ſich dieſe Reiſe etwa in der Richtung bewegt, wie
chon kürzlich in aufſehenerregenden Pariſer und Londoner
Mel=
dungen angedeutet wurde: Daß man rund um den Kanal einen
Staatenblock ſchaffen will, der auf dem Gedanken der allgemeinen
Sicherheit aufgebaut iſt, der aber in ſich den Kern zu einem
Mili=
ärbündnis tragen könnte. Man hört weiter, daß die
Fran=
ſoſen das britiſche Sicherheitsbedürfnis
be=
aützen wollen, um in London den Abſchluß eines
Kanalpaktes vorzuſchlagen. Das mag wohl auch der
Grund ſein, weswegen in Ausſicht genommen iſt, den
Marine=
miniſter Pietri dem Außenminiſter zuzuteilen.
Nun iſt bekannt, daß
die Engländer ſehr wenig Neigung haben.
ſich auf irgendwelche Pakke einzulaſſen,
iber bisher war doch immer nur von einem Oſtlocarno und von
onſtigen regionalen Abmachungen im europäiſchen Oſten die Rede.
Der Unterſtaatsſekretär im engliſchen Außenamt, Eden, hat in
einer letzten Rede auch noch einmal wörtlich zum Ausdruck
ge=
racht: „Wir ſtehen zu dem Locarno=Pakt, aber wir ſind nicht
be=
eik, Bindungen, die wir in dieſem Vertrag eingingen, auf andere
reile Europas auszudehnen, an denen wir nicht ſo ſtark
inter=
ſſiert ſind.” Wenn man ſich die Formulierung Edens genau
nſieht, dann geht daraus nicht hervor daß England
uch Abmachungen ablehnen würde, die ſich auf
eile Europas beziehen, an denen es ſtärker
in=
ereſſiert iſt als in Oſteuropa.
Ein Kanalpakt
Innte unter Umſtänden die Engländer reizen, ſich ihm zuzuwen=
Men und zu überlegen, ob ſie ihn abſchließen ſollen.
Faßt man die Eindrücke zuſammen, wie ſie die
Vorbereitun=
en der Barthou=Reiſe hinterlaſſen, dann wäre es falſch, wollte
an ſich hundertprozentig der Anſicht zuwenden, daß die
Gene=
alſtabschefs in Paris und London in einen
luft=
eeren Raum hinein verhandelt hätten und daß
arthou in London den Engländern nur Höflichkeitsphraſen
dre=
den wird. Die Diplomaten vom Quai d’Orſay haben ſich in der
ergangenheit, nicht nur als ſehr geſchickte, ſondern auch als
ißerſt zähe und hartnäckige Verfechter ihrer Ziele herausgeſtellt.
ollte nach der Reiſe Barthous irgendein nichtsſagendes
Commu=
iaué veröffentlicht werden, ſo bedeutet das noch längſt nicht, daß
die Franzoſen mit ihrer Abſicht geſcheitert ſind. Wir müſſen eher
annehmen, daß ein nichtsſagendes Communiqué etwas verbirgt
oder aber die Franzoſen werden, wenn die Dinge in London nicht
ganz nach ihren Wünſchen gelaufen ſind, neue Anſtrengungen
machen, um die Engländer in ihr militäriſches Bündnisſyſtem
einzugliedern.
Englands Sicherheitsbedürfnis.
Eden und Baldwin kündigen engliſche Aufrüſtung an.
EP. London, 6. Juli.
Lordſiegelbewahrer Eden gab, wie bereits kurz
von uns gemeldet, am Donnerstag Erklärungen über die
engliſche Abrüſtungspolitik ab, die unmittelbar vor
dem Beſuch des franzöſiſchen Außenminiſters Barthou beſondere
Bedeutungen gewinnen.
Eden betont, ſeiner Anſicht nach gebe es keine Sicherheit, die
die engliſche Regierung heute anbieten könne, die das
Zuſtande=
kommen eines Abrüſtungs=Abkommens ermöglichen würde. Zu der
Frage der territorialen Sicherheitspakte erklärte
Lordſiegelbe=
wahrer Eden, England ſtehe zu den mit den Weſtmächten
ab=
geſchloſſenen Locarno=Verträgen, aber es ſei nicht
ge=
neigt, ſeine Verpflichtungen aus dieſen
Verträ=
gen aufandere Teile Europas auszudehnen. Was
die Ausführungsgarantien für ein Abrüſtungs=Abkommen
anbe=
lange, ſo dürfe man keine allzu große Hoffnungen auf den Bericht
des zum Studium dieſer Frage eingeſetzten Genfer Ausſchuſſes
hegen. Denn während die franzöſiſche Regierung ſich bisher ſtändig
geweigert habe, in irgendeinem Ausmaße einer Aufrüſtung
Deutſchlands zuzuſtimmen, habe andererſeits die deutſche
Regie=
rung nicht weniger entſchieden ein Abkommen abgelehnt, das ihr
nicht das Recht auf eine gewiſſe ſofortige Aufrüſtung zugeſtehe.
Dieſe breite Kluft konne nicht durch ein Sicherheitsangehot der
engliſchen Regierung überbrückt werden. Falls die beiden
Par=
teien nicht näher zuſammengebracht werden könnten, ſei nicht
ab=
züſehen, wie eine Brücke über dieſen Abgrund geſchlagen werden
könne. — Zum Schluß wies Eden darauf hin, daß England bis
zur äußerſten Gefahrengrenze abgerüſtet habe.
Das ſei eine Verantwortung, die keine Regierung, die auf die
Sicherheit des Inſelreiches und auf den Weltfrieden bedacht ſei,
ignorieren dürfe.
Dieſe Erklärung beſtätigt die bereits am Tage zuvor vom
„Daily Telegraph” verbreitete Meldung, wonach Barthou
durch den engliſchen Botſchafter in Paris, Clerk,
von dem
unwiderruflichen Enkſchluß der engliſchen Regierung.
keine neuen Bindungen in Europa einzugehen,
unterrichtet worden ſei. Großbritannien, heißt es darin,
werde an den von Barthou und dem ruſſiſchen Außenkommiſſar
Litwinow vorgeſchlagenen Hilfeleiſtungspakten für Oſteuropa, den
Balkan und das Mittelmeer nicht teilnehmen, ja, dieſen Pakten
nicht einmal auch nur ſeine platoniſche Billigung gewähren.
Eng=
land erkenne ſeine aus dem Locarno=Vertrag ſich ergebenden
Ver=
pflichtungen nach wie vor an, ſei aber gegenwärtig nicht geneigt,
dieſe Verpflichtungen zu erweitern oder zu ändern. — Auch der
diplomatiſche Korreſpondent des „News Chronicle”, Vernon
Bart=
lett, verſicherte, die engliſche Regierung denke nicht an den
Ab=
ſchluß des vom Quai dOrſay ſicherlich heiß gewünſchten
Bünd=
niſſes mit England.
Eine Erklärung, aus der ebenſo wie aus den abſchließenden
Worten Edens die
Ankündigung einer engliſchen Aufrüſtung
herauszuleſen iſt, wurde am gleichen Tage auch vom
ſtellvertre=
tenden Miniſterpräſidenten Baldwin im Unterhaus abgegeben.
Baldwin entgegnete auf die Anfrage eines liberalen
Abgeord=
neten er könne keineswegs die Verſicherung abgeben, daß die
engliſchen Luftſtreitkräfte nicht verſtärkt werden
würden, ſolange die Abrüſtungskonferenz noch andauere. Auf eine
weitere Anfrage des früheren Außenminiſters Auſten
Chamber=
lain, ob die Regierung bemüht ſei, die engliſchen Streitkräfte in
einer Stärke zu erhalten, die es England ermögliche, die aus dem
Völkerbundspakt ſich ergebenden Verpflichtungen zu erfüllen,
be=
merkte der Lordkanzler, dieſe Verantwortung laſte jederzeit auf
der Regierung.
Der politiſche Korreſpondent der „Daily Mail” berichtet
heute, die von der Regierung angeordnete Nachprüfung der
Bedürfniſſe der Landesverteidigung hätte bereits
zu dem erſten Ergebnis geführt, daß die Sachverſtändigen
Kredite in Höhe von
60 Millionen Pfund zum Ausbau des Heeres,
der Flokke und der Lufkſtreitkräfte
für notwendig erachtet hätten. Das vorgeſchlagene
Pro=
gramm ſehe vor den Bau von 600 neuen Flugzeugen und von 20
Kreuzern in den nächſten zwei bis drei Jahren, eine Vermehrung
der Marineluftſtreitkräfte ſowie eine ſtärkere Mechaniſierung der
Armee. Im Zuſammenhang damit wird von „Daily Mail” und
„Daily Telegraph” gemeldet, daß das große Flottenarſenal bei
Woolwich, das in Friedenszeiten 20 000, in Kriegszeiten 100 000
Arbeiter beſchäftigt, in der im Kriegsfalle durch Luftangriffe
be=
ſonders ſtark bedrohten „Londoner Gefahrenzone” liege und
oben=
drein von der belgiſchen Küſte aus mit weittragenden Geſchützen
beſchoſſen werden könne und in eine ſicherere Gegend,
höchſtwahr=
ſcheinlich nach Südwales, verlegt werden ſolle.
Wie Frankreich rüſtek und hekl.
Aus Paris wird uns geſchrieben:
Hand in Hand mit der durch die Feſtigung der Bündniſſe
mit der ſüdoſteuropäiſchen Vaſallenſtaaten gekennzeichneten
„Wiederaufrichtung” der franzöſiſchen Außenpolitik geht derzeit
eine allgemeine Belebung der Rüſtungspolitik Frankreichs.
Selbſtverſtändlich handelt es ſich bei dieſem Gleichklang der
Außen= und Rüſtungspolitik keineswegs um eine zufällige
Er=
ſcheinung, vielmehr iſt das eine von dem anderen abhängig;
Wenn Außenminiſter Barthou in Brüſſel, Warſchau und Prag,
in Bukareſt und Belgrad die alten, brüchig gewordenen Allianzen
aufzufriſchen verſucht, wenn er unter dem Deckmantel von
Hilfe=
leiſtungspakten, regionalen Abkommen uſw. immer neue Staaten
in den eiſernen Ring gegen Deutſchland und die übrigen
Reviſionsmächte zu ſchmieden ſich beſtrebt, dann iſt er ſich
natür=
lich klar darüber, daß ihm ſeine Bemühungen um ſo eher
ge=
lingen werden, je höher die Militärmacht Frankreichs und
da=
mit der Wert eines Bündniſſes mit Frankreich im Kurs ſteht.
Von dieſem Geſichtspunkte aus iſt alſo nicht zuletzt die
Tatſache zu beurteilen, daß ganz Frankreich heute einem
unge=
heuren Waffenlager, einer gewaltigen Feſtung und einem
rieſigen Manöverfeld gleicht. Tagräglich enthalten die Pariſer
Zeitungen Berichte von irgendeinem „Kriegsſchauplatz”. An
allen Küſten durchfurchen die Kiele der franzöſiſchen Kriegsſchiffe
die Wogen der Ozeane; nach allen Himmelsrichtungen
durch=
ſchwärmen die zahlreichen Flugzeuggeſchwader mit den
blau=
weiß=roten Kokarden den Aether, Tag und Nacht raſen in
irgendeiner Gegend Frankreichs die Kraftwagen, Tanks, Kanonen
und Maſchinengewehre durch Feld und Wald dahin. Ueber
hundert Milliarden Franken hat Frankreich in ſieben Jahren für
ſeine wahnwitzigen Rüſtungen hinausgeworfen, während
gleich=
zeitig die Regierung Doumergue den Staatsbeamten und
Kriegsopfern die zum Teil ſchon knapp genug bemeſſenen
Ge=
hälter und Penſionen kürzt. Jahr für Jahr dient etwa ein
Drittel des geſamten franzöſiſchen Staatshaushaltes dazu, ein
Heer von 650 000 Mann zu unterhalten und ſtändig mit dem
modernſten und vollkommenſten Material auszurüſten. Ein
nicht geringer Teil dieſer Milliarden iſt in den gigantiſchſten
Feſtungsanlagen aller Zeiten an der Oſt= und Südoſtgrenze
Frankreichs im wahrſten Sinne des Wortes „verbuddelt”
worden. Nach einem kürzlich im Senat verteilten Bericht des
Senators Benazet ſind bei dem Ausbau dieſer Befeſtigungen,
die eine Ausdehnung von über 700 Kilometern haben, nicht
weniger als 12 Millionen Kubikmeter Erde und Geſtein
umge=
wühlt worden; rund 100 Kilometer unterirdiſcher Gefechtsgänge
und 4500 Kilometer Straßen und Schienenſtränge wurden unter
Verwendung von 150 000 Tonnen Stahl angelegt. Gleichzeitig
hat Belgien in Zuſammenarbeit mit dem franzöſiſchen
General=
ſtab ſeine gegen Deutſchland gerichteten Feſtungen ausgebaut.
Damit der „brave Mann auf der Straße” die
Milliarden=
ausgaben für die „chineſiſche Mauer” im Oſten widerſtandslos
hinnimmt, weiſt eine tüchtige Preſſepropaganda immer und
immer wieder darauf hin, daß Frankreich, wenn es ſich in der
Hauptſache auf Befeſtigungen verlege, ſeinen Friedenswillen
beweiſe, denn derartige Anlagen beſäßen nur einen rein
defen=
ſiven Wert. Abgeſehen davon, daß man dabei die militäriſchen
Anſtrengungen auf anderen, weniger ins Auge ſtechenden
Ge=
bieten ſchamhaft verſchweigt, hat anſcheinend der franzöſiſche
Generalſtab noch nie etwas von dem jedem Laien hinlänglich
bekannten Wert von Feſtungsanlagen als Rückgrat des
Auf=
marſches einer Offenſivarmee gehört. Wenn man allerdings in
einem Blatte wie dem „Journal des Débats”, das als
Fach=
organ für militäriſche Fragen gilt, in einem von dem General
de Cugnae gezeichneten Artikel lieſt, die zur Beſetzung der
Be=
feſtigungswerke beſtimmten Deckungstruppen müßten auch
ſchnellbewegliche, überlegen ausgerüſtete und ſtets zum Handeln
bereite Streitkräfte umfaſſen, wenn man in der Liberté, die
ebenfalls zu Generalſtabskreiſen die beſten Beziehungen
unter=
hält, die Anſicht vertreten findet, es ſei ein Irrtum, ſich durch
die Befeſtigungen zu einer Beſchränkung der franzöſiſchen
Strategie auf eine Verteidigungslinie und zur Aufgabe jedes
Offenſivgedankens bewegen zu laſſen, und wenn ſchließlich ein
„Sachverſtändiger” Oberſtleutnant de Gaulle, in einem Buche
„Zur Berufsarmee” für die Bildung einer „Stoßarmee” eines
jederzeit, überall und bei jeder Gelegenheit marſchbereiten,
motoriſierten und daher mit großer Schnelligkeit operierenden,
mit den wirkungsvollſten Waffen ausgerüſteten „Manövrierkorps”
eintritt, dann tauchen gelinde Zweifel an der „
Defenſiv=
einſtellung” und an der angeblichen Ahnungsloſigkeit der
leiten=
den franzöſiſchen Militärs auf.
Wie dieſe Preſſeerörterungen verraten, bildet die Schaffung
der „Deckungstruppen” gegenwärtig für den franzöſiſchen
Generalſtab ein ernſtes Problem. Obwohl ſeit einiger Zeit die
franzöſiſchen Reſerviſten in einem bisher unbekannten Umfange
zu Manövern und Uebungen herangezogen werden — in der
zweiten Hälfte des September werden beiſpielsweiſe 15000
Reſerviſten in geſchloſſenem Diviſionsverbande Manöver „auf
Kriegsfuß” abhalten — iſt man ſich in militäriſchen Fachkreiſen
ſelbſtverſtändlich bewußt, daß im Kriegsfall die Beſetzung der
Feſtungsanlagen, die ein techniſch außerordentlich kompliziertes
Spiel darſtellt, durch aktive und Reſervetruppen ſich als
unzu=
länglich zu erweiſen droht. Man hält es für unerläßlich, ſchon
in Friedenszeiten in den Feſtungswerken ein mit den
tech=
niſchen Einrichtungen und ihrer Bedienung vollſtändig
ver=
trautes Perſonal zu unterhalten. Aus dieſen Erwägungen
heraus — und auch um den für die nächſten Jahre zu
erwarten=
den Ausfall an Rekruten teilweiſe auszugleichen — beſchäftigt
man ſich an maßgebenden Stellen ſehr ernſthaft mit dem
Ge=
danken, eine „Techniker=Armee” für die Grenzdeckung zu ſchaffen.
Das geeignete Menſchenmaterial iſt in Frankreich ja vorhanden.
Uinter den etwa 225000 männlichen Arbeitsloſen dürften ſich
60—70 000 „Techniker”, d. h. Mechaniker, Stellmacher, Tiſchler,
Elektriker uſw. unter 35 Jahren befinden. Ein Plan, dieſe
Techniker zu einer „Arbeiter=Armee” zu organiſieren, ſoll bereits
die Zuſtimmung der Regierung und der zuſtändigen
Parlaments=
kommiſſion gefunden haben. Die größte Schwierigkeit iſt, den
in Frage kommenden Arbeitsloſen einen Anreiz zum Eintritt
in die Deckungsarmee zu geben. Den Gedanken, der dem
ſozialiſtiſchen „Populaire” zufolge an maßgebenden Stellen
er=
wogen worden ſein ſoll, die arbeitsloſen Techniker einfach durch
Entziehung der Unterſtützung den Plänen des Generalſtabs
wieder beteuert, daß Frankreich nur auf ſeine Verteidigung be=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 7. Juli 1934
Seite 2 — Nr. 185
gefügig zu machen, ſcheint man aufgegeben zu haben; ſtatt deſſen
denkt man daran, die Rekrutierungsoffiziere mit der
frei=
händigen Anwerbung der Leute zu beauftragen. Ein Teil der
durch dieſe „Techniker=Armee” entſtehenden hohen Koſten ſoll
dann dadurch gedeckt werden, daß die Beträge, die den
Ange=
worbenen früher an Arbeitsloſenunterſtützung gezahlt wurden,
dem Kriegsminiſterium überwieſen werden.
Da infolge des Geburtenausfalls während des Weltkrieges
in den kommenden „mageren Jahren” die Zahl der
wehr=
fähigen jungen Leute in Frankreich von jährlich 180 000 auf
118000 ſinken wird, kann durch dieſen Plan, der beſtensfalls
40000 Mann ergeben ſoll, der Rekrutenmangel nur teilweiſe
ausgeglichen werden. Durch die in den Jahren 1933 bis 1935
vorgenommene Erhöhung des Dienſtalters um vier Monate
und die allmähliche Wiedereinführung des normalen
Dienſt=
alters (20 Jahre) in den vier oder fünf „mageren Jahren”
durch verſtärkte Einberufung von Reſerviſten und ſchließlich
durch Verlegung von 5—6000 Mann afrikaniſcher Truppen nach
Frankreich hofft der franzöſiſche Generalſtab, die Streitkräfte
des Mutterlandes auf der alten Höhe halten zu können. Sollten
wider Erwarten — oder falls die rüſtungswahnſinnigen Militärs
die Durchführung ſabotieren — alle dieſe Maßnähmen nicht
den Erfolg bringen, den der Generalſtab der Oeffentlichkeit
gegenüber zu wünſchen vorgibt, dann bleibt immer noch der
Ausweg, die Militärdienſtzeit von einem Jahr auf 18 Monate
oder gar zwei Jahre zu erhöhen. Miniſterpräſident Doumergue
iſt in der Kammer bei der Bewilligung von mehr als drei
Milliarden Franken Rüſtungskrediten mit der Erklärung, daß
die Regierung die oben erwähnten Maßnahmen „unter den
derzeit gegebenen Umſtänden” lohal durchführen werde, um das
Problem herumgegangen, wie die Katze um den heißen Brei.
Eine Regierung, in der neben Doumergue ſo entſchloſſene
Rüſtungsanhänger wie Tardieu und Barthou, ſowie zwei hohe
Militärs, Marſchall Pétain und General Denain, ſitzen; iſt nicht
gerade das geeignete Gremium, um die Diktatur des
General=
ſtabs zu brechen, der von jeher keine Sympathien für die 1929
eingeführte einjährige Dienſtzeit an den Tag gelegt hat. Und
die Kammer? Wenn eines Tages Doumergue ſich „gezwungen”
ſehen ſollte, ihr die Verlängerung der Dienſtzeit unter der
üblichen Auflöſungs= oder Demiſſionsdrohung vorzuſchlagen,
dann werden die um ihre Sitze beſorgten Abgeordneten auch
dieſe Pille mit großer Mehrheit ſchlucken. Und die franzöſiſche
Bevölkerung wird bis dahin durch die gegenwärtig im Gange
befindliche wüſte Hetze wohl in die von Regierung und Militärs
gewünſchte Panikſtimmung verſetzt worden ſein, um reſigniert
auch dieſe neue Belaſtung, die zu den bereits gebrachten
finanziellen Opfern hinzukommen wird, ſich auferlegen zu laſſen.
Die Verherrlichung alles Militäriſchen durch die Preſſe, glänzende
Paraden, die unabläſſig wiederholten Lügenmeldungen über
Angriffsabſichten Deutſchlands und Italiens, die Heranziehung
faſt der gefamten Zivilbevölkerung zu Abwehrübungen gegen
Luftgasangriffe, ſelbſt die Filmwochenſchau, die ohne militäriſche
Szenen und Marſaillaiſe kaum noch zu denken iſt, all dies und
noch vieles andere dient der angeſtrebten Wiederbelebung des
kriegeriſchen Geiſtes eines Volkes, das man, um einen von
Paul=Boncour geprägten Ausdruck zu gebrauchen, zu einer
„nation armée” zu einem Volke in Waffen, erziehen möchte.
Man kann nur hoffen, daß die furchtbare Saat, die hier von
den verantwortlichen Leitern der franzöſiſchen Politik ausgeſtreut
wird, nicht eines Tages nicht furchtbarere Früchte tragen wird.
Wenn bei dieſer Betrachtung die Flotte und die
Luftſtreit=
kräfte Frankreichs etwas vernachläſſigt werden mußten, ſo liegt
das nur daran, daß bisher über die Rüſtungen auf dieſen
Ge=
bieten weniger Einzelheiten bekannt geworden ſind. Die
Kam=
mer hat vor wenigen Tagen erſt das Flottenbauprogramm für
1934 gebilligt; dadurch iſt der Bau eines zweiten Panzerſchiffes
von 26 500 Tonnen (Dunkerque”=Typ) genehmigt worden. Die
franzöſiſche Fachpreſſe führt bereits einen lebhaften
Propa=
gandafeldzug für die Inangriffnahme noch größerer „Capital
ships” einmal um den beiden italieniſchen Neubauten von
35 000 Tonnen etwas Gleichwertiges entgegenzuſtellen, einmal
um in einer günſtigen Verhandlungspoſition auf der
Flotten=
konferenz des Jahres 1935 erſcheinen zu können. Daß die
fran=
zöſiſche Flotte ſo ſtark ſein müſſe wie die deutſchen und
italieniſchen Seeſtreitkräfte zuſammengenommen, gilt für dieſe
Blätter ebenſo wie für die maßgebenden Marinekreiſe
aus=
gemacht. Bei den Luftrüſtungen verfolgt Luftminiſter Denain,
wie er kürzlich im Parlament betonte, den Grundſatz, zur
Quantität die Qualität hinzuzufügen, d. h. die 5600 Flugzeuge,
die Frankreich gegenwärtig beſitzt und die zum Teil den modernen
Anforderungen nicht mehr entſprechen, allmählich durch techniſch
vollkommenſte Apparate zu erſetzen. Die „Prototypen” dafür
ſind in den letzten Monaten unter großen Anſtrengungen
heraus=
konſtruiert worden; zahlreiche Rekordleiſtungen ſind ſeit einiger
Zeit mit Kampfflugzeugen oder großen Bombern vom Typ des
„Regenbogens” und des „Südlichen Kreuzes” vollbracht worden.
Ganz beſondere Aufmerkſamkeit wendet der General Denain der
Ausrüſtung der Flugzeuge mit ſchweren Maſchinengewehren und
Kanonen ſowie der Ausbildung der aktiven und Reſerveflieger
in Zuſammenarbeit mit den übrigen Truppengattungen zu.
Selbſtverſtändlich wird auch in dieſem Zuſammenhang immer
der Hampr Srkeollc Mndſches.
Von Wilhelm Michel.
In den 80er Jahren ging überm deutſchen Geiſtesbezirk
ein Gewitter nieder. Sein Name war Friedrich Nietzſche.
Eine alte Welt wollte aus ihrem ſeitherigen Begriffs= und
Wertgefüge herausſchmelzen. Dieſem Wollen diente Nietzſche
als ein Zerſtörer und Verwandler. Sein geiſtesgeſchichtlicher
Auftrag läßt ſich heute, da in den bekannten politiſch=ſittlichen
Wiedergeburtsvorgängen wichtige Teile ſeiner Sendung erfüllt
ſind, etwas genauer beſtimmen als zur Zeit ſeines Auftretens:
Er hatte gegenüber einer am Leben vorbeidenkenden Zeit den
Sonderwert „Leben” neu zu erhärten, vor allem nach der Seite
der Leiblichkeit, der Geſtalt= und Naturhaftigkeit und der tapferen
Schickſalserfüllung. Dem diente ſeine Umwertung und ſeine
glänzende, bis dahin unerhörte Pfychologie.
Da dieſem Manne ein Durchbruch und eine Einſchmelzung
aufgegeben waren, durfte er nicht eigentlich „Menſch” ſein.
Er mußte etwas Glühenderes, etwas Dynamiſcheres ſein als
Menſch. „Ich bin kein Menſch, ich bin ein Verhängnis”, ſagte
er von ſich. Anderwärts nennt er ſich ein Ungeheuer, einen
Narren, gar einen Hanswurſten, und alle dieſe Benennungen
kreiſen um das Unmenſchliche, Uebermenſchliche, das mit ihm
einherkam. Deſſen letztes Zeichen war jener hitzige,
ſchwarz=
lockige Wahnſinn, der mit haſtiger Gebärde aus „Ecce Homo”
redet. Wie unter einer Krone von Eis und Flammen geht er,
Dionyſos und Antichriſt, durch die letzten Turiner Tage.
Nietzſche hat ſich, ſoweit er Zerſtörer war gegen keinen
Feind grimmiger gewandt als gegen die chriſtliche Religion.
Darin liegt ein Zwang: Das Chriſtentum als die einzige
Religion, die um den „in Ordnung gebrachten Menſchen” weiß,
mußte der Damm ſein, an dem die Kräfte eines „dynämiſchen”
eines für Zerſtörung und Umſchmelzung eingeſetzten Menſchen
am zornigſten aufſchäumten.
Nietzſche hat auch dem Chriſtentum, oder beſſer: dem
chriſt=
lichen Menſchen gegenüber eine Sendung. Er iſt deutlich
ſicht=
bar eingereiht in die Zahl derer, die ins Bewußtſein der
Chriſtenheit eine neue Achtung vor dem Werte „Leben”
ein=
zuarbeiten hatten; jene Achtung, zu der eine auf göttliche
Lebensſchöpfung eingeſchworene Religion wie das Chriſtentum
ganz beſonders gerufen iſt und die im chriſtlichen Bewußtſein
der letzten Zeiten allmählich zu kurz gekommen war.
Nietzſche nahm den ungeheuren Auftrag auf ſich. Aber er
erfüllte ihn nicht in der Weiſe eines religiöſen Genies, als eine
Reformation, ſondern in der Weiſe einer hitzigen Geſchichtskraft.
nämlich als ein durch Irren ſchwer verdunkeltes, dämoniſches
Vom Tage.
Der Landesbiſchof von Naſſau=Heſſen wird am Sonntag, dem
15. Juni, vormittags 10 Uhr, in der St. Katharinenkirche in
Frankfurt a. M. den Gottesdienſt halten. Am Montag, 16. Juli,
abends 8 Uhr, wird der Landesbiſchof in der Aula der Univerſität
im Rahmen des Evangeliſchen Studentendienſtes über das Thema
„Die deutſche evangeliſche Kirche von 1933 und 1934” ſprechen.
Das ſiameſiſche Königspaar beſichtigte am Freitagnachmittag
die Sehenswürdigkeiten Potsdams.
Das Saarbrücker Schnellgericht verhandelte am Freitag gegen
drei Reichsdeutſche, die am Donnerstagabend in Saarlouis
Hand=
zettel verteilt hatten, in denen zu der Grenzlandkundgebung, die
am 8. Juli in Leitersweiler ſtattfindet, aufgefordert wurde. Jeder
der Angeklagten erhielt eine Geldſtrafe von 300 Fr., im
Nicht=
beitreibungsfalle ſechs Tage Gefängnis.
Die Unterzeichnung des deutſch=holländiſchen Transfer=
Ab=
kommens wird für Samstag angekündigt. Man rechnet damit, daß
die Zinsſätze für die deutſchen Anleihen auf 4 bzw. 4½ Prozent
herabgeſetzt werden.
Der franzöſiſche Senat hat den bereits von der Kammer
an=
genommenen Plan über den Bau des zweiten Panzerkreuzers vom
Typ der „Dünkirchen” (26 500 To.) nach kurzer Debatte
angenom=
men. Der neue Schlachtkreuzer wird den Namen „Strasbourg”
erhalten.
Das franzöſiſche Parlament iſt am Freitagabend in die Ferien
gegangen.
Der Wiederzuſammentritt des Büros der Abrüſtungskonferenz
iſt, nach einer Meldung des diplomatiſchen Korreſpondenten des
„Daily Herald”, nunmehr endgültig auf den Herbſt, und zwar
früheſtens im Oktober, verſchoben worden.
Der ſchweizeriſche Bundesrat hat beſchloſſen, dem eidgenöſſiſchen
Militärdepartement einen Vorſchuß=Kredit von 50 000 Franken zu
eröffnen zur Durchführung der eidgenöſſiſchen und kantonalen
In=
ſtruktionskurſe für den paſſiven Luftſchutz der Zivilbevölkerung.
Der Schweizer Bundesrat hat beſchloſſen, die Einfuhr und die
Verbreitung des „Angriff”, „Völkiſchen Beobachter” und der „
Ber=
liner Börſenzeitung” für 14 Tage zu unterſagen.
Der italieniſche Vertreter im Verwaltungsrat des
Internatio=
nalen Arbeitsamtes, Senator de Michelis, hat dem
Verwaltungs=
rat Vorſchläge für eine Aenderung in den zurzeit beſtehenden
Ausnahmen von den Vorſchriften der internationalen
Arbeits=
abkommen gemacht. Es handelt ſich dabei um Ausnahmen, welche
ür beſtimmte Gruppen von Arbeitern und Berufen gültig ſind,
wie auch um Ausnahmen, die für ganze Länder generell platzgreifen.
Wie aus Moskau gemeldet wird, erklärte der japaniſche
Bot=
ſchafter Ota in einer Unterredung mit Außenkommiſſar Litwinow,
daß der Kabinettswechſel in Japan auf die Außenpolitik des
Lan=
des ohne jeden Einfluß bleiben werde.
dacht ſei. „Wir wollen”, ſo erklärte der Luftminiſter, „auf einen
gegen uns gerichteten Luftangriff vorbereitet ſein, aber” — und
hier ſchaut wieder der Pferdefuß heraus — „wir brauchen
auch eine Jagdfliegerei und Bombenflugzeuggeſchwader, die
fähig ſind, die Flugzeuge des Gegners im Neſt zu zerſtören
und Repreſſalien auszuüben.” Trotz aller ſchönen Redensarten
von der „ziviliſatoriſchen Sendung” die Frankreich ſeit der
Verkündung der Menſchenrechte in der Welt glaubt erfüllen zu
müſſen, ziehen die Franzoſen es vor, ihre Hegemonie über
Europa nicht mit den Waffen des Geiſtes ſondern mit
Kanonen, Tanks, Flugzeugen und Kriegsſchiffen aufrecht zu
erhalten. Und dann wundern ſie ſich, oder geben es wenigſtens
vor, wenn andere Länder dieſem Beiſpiel folgen, und die ganze
Welt Schritt für Schritt in einen Rüſtungswettlauf
hinein=
getrieben wird, deſſen Ende man nur mit Schrecken
voraus=
ahnen kann.
Bofſchafter-Empfänge bei Barkhou.
BP. Paris, 6. Juli.
Außenminiſter Barthou empfing am Donnerstag den
fran=
zöſiſchen Botſchafter in Rom, de Chambrun, zur Berichterſtattung.
Chambrun war von der franzöſiſchen Regierung beauftragt
wor=
den, bei der italieniſchen Regierung über die Möglichkeiten der
Einleitung von direkten Verhandlungen zur Beilegung der alten
Streitfälle Fühlung zu nehmen. Der Botſchafter hatte zu
die=
ſem Zweck mit Muſſolini und dem Unterſtaatsſekretär Suvich
mehrere Unterredungen. Ueber das Ergebnis dieſer
Unterredun=
gen erſtattete nun Chambrun dem Außenminiſter Barthou Bericht,
Einzelheiten über den Bericht de Chambruns ſind bisher nicht
bekannt geworden. Die von gewiſſer intereſſierter Seite
verbrei=
tete Meldung, daß Muſſolini dem franzöſiſchen Botſchafter eine
Einladung für den franzöſiſchen Außenminiſter Barthou, nach
Rom zu kommen, übergeben habe, werden bisher nicht beſtätigt.
Kurz nachdem Chambrun den Quai d’Orſay verlaſſen hatte,
erſchien der italieniſche Botſchafter in Paris im Außenminiſterium,
wo er ebenfalls von Barthou empfangen wurde. Bei dieſer
Unter=
redung handelte es ſich um eine Ergänzung der Beſprechung
zwi=
ſchen Barthou und Chambrun.
Tun, das ſeinen Auftrag unbegrenzt und maßlos nimmt und
damit in die Fänge des Wahns fällt: Nietzſche hielt ſich für
beauftragt, das Chriſtentum ſelber auszurotten.
Als dieſen Kämpfer gegen die chriſtliche Religion ſtellt ihn
eine ſoeben erſchienene Auswahl aus ſeinen Schriften wieder
heraus, die Paul Bergenhagen für den Verlag Paul
Steege=
mann in Berlin beſorgt hat. „Friedrich Nietzſche, Judentum=
Chriſtentum — Deutſchtum” iſt der Titel.
Dieſe Auswahl iſt vor allem ein Beweis dafür, wie man
das Bild eines Schriftſtellers von Grund aus fälſchen kann,
obſchon man ſeine Ausſprüche wortgetreu anführt. Nietzſche hat
über Judentum, Chriſtentum, Deutſchtum ſehr Vielfältiges,
aber keineswegs Eindeutiges geſagt. Er hat die blonde Beſtie
verherrlicht, er hat das Kriegertum der Germanen geprieſen,
dazu den deutſchen Bauern, den Oſtelbier, den preußiſchen
Offizier. Aber er hat die Deutſchen anderwärts beſchimpft mit
einer beſeſſenen Wut, die ſelbſt den wahnwitzigen
Deutſchen=
haß während des Weltkriegs überbietet. Er hat ſie als
Horn=
vieh, als gemeines Pack, als Kulturverbrecher, als Erfinder der
„kulturwidrigſten Krankheit und Unvernunft”, nämlich des
Nationalismus, bezeichnet. Er war ſtolz darauf, ſchon mit
26 Jahren ſein Mißtrauen gegen den deutſchen Charakter
aus=
geſprochen zu haben, und ſein letztes Wort zum Thema
Deutſch=
tum lautet: „Ich bin in meinen tiefſten Inſtinkten allem, was
deutſch iſt, fremd.” Gegen das Judentum hat Nietzſche heftig
polemiſiert, aber das hat ihn nicht gehindert, anderwärts die
Juden gerade gegen die Deutſchen betont herauszuſtreichen
und — was weſentlich belaſtender iſt — er hat in einem
Heinrich Heine den wunderbarſten lyriſchen Dichter aller
Jahrtauſende (!) erblickt! Und ſo hat er auch, während
Bergenhagens Auswahl ihn als einen ſtaatsgläubigen Menſchen
hinſtellen will gegen den Staat („das kälteſte aller kalten
Ungeheuer”) Abwertendes in Menge geſagt, und er hat, wieder
gegen Bergenhagens Auswahl, den ſchroffſten,
bindungsfeind=
lichſten Individualismus vertreten, den Raſſenſtandpunkt
be=
kämpft.
Es geht nicht an, aus Nietzſche einen bekenntnistreuen
Parteigänger für irgendein Programm zu machen, wohl gar
zum Gebrauch für Buchſtabengläubige. Mindeſtens muß man
wiſſen, daß man bei Nietzſche in der Geſellſchaft eines Menſchen
iſt, bei dem es ſich um etwas Aeußerſtes an lebendigem,
flutendem Verhalten, an bedingungsloſer
Erſchütterungs=
kraft handelt. Er ſetzt nicht Programm gegen Programm, ſondern
glühendes Umdenken gegen jede Art von Beharren, damit ſich
jenes Furchtbare, Gefährliche an „Leben” erfülle, dem ſein
Trachten galt. Dynamiſch, nicht ſtatiſch müſſen ſeine einzelnen
Ausſagen genommen werden.
Nur in ſeiner Ablehnung des Chriſtentums iſt er ſich treu
Der Reichsinnenminiſter
zu den Keuereeworipiänen.
Reichsminiſter des Innern Dr. Frick hat an den
Reichs=
finanzminiſter Graf Schwerin von Kroſigk folgendes Schreiben
gerichtet:
„Sehr verehrter Herr Reichsminiſter!
Staatsſekretär Pg. Reinhard hat in München die in Ihrem
Miniſterium geplanten Steuerreformpläne bekannt gegeben.
Dabei haben Sie den bevölkerungspolitiſchen
For=
derungen, die ich bei der erſten Sitzung des
Sachverſtändigen=
beirats für Bevölkerungs= und Raſſenpolitik am 28. Juni 1933
geſtellt habe, weitgehend Rechnung getragen, wofür
ich Ihnen als der für die bevölkerungspolitiſchen Maßnahmen
zuſtändige Miniſter meinen beſten Dank auszuſprechen nicht
verfehlen möchte.
Ich erinnere dabei außer der Förderung der
Ehe=
ſchließung, die von Ihrem Miniſterium ſchon im
ver=
gangenen Sommer in Angriff genommen war, an die
Er=
höhung= der Kinderermäßigung bei der
Neu=
regelung der Einkommensſteuer, wie an die
Frei=
beträge für Kinder bei der künftigen
Ver=
mögens= und Erbſchaftsſteuergeſetzgebung. Auch
iſt Staatsſekretär Reinhard bereitwilligſt einer Anregung des
Leiters meiner Abteilung „Volksgeſundheit” gefolgt, Familien
mit Kindern von der Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe zu befreien,
ſo daß ſchon heute Familien mit ein und zwei Kindern bei
einem monatlichen Einkommen bis 500 RM. und Familien mit
drei und mehr Kindern auch bei einem höheren Einkommen
von 500 bis 3000 RM. monatlich von dieſer Abgabe freigeſtellt
ſind. Dieſer Weg, zunächſt Abgaben oder Verſicherungsbeiträge
bei denjenigen zu ſenken, die durch den Unterhalt und die
Auf=
zucht von Kindern für das Weiterbeſtehen und die Zukunft
unſeres Volkes ſorgen, ſcheint mir ganz beſonders wertvoll und
berechtigt zu ſein, da er zunächſt vielleicht die einzige
Möglich=
keit darſtellt, die Familie und inſonderheit die kinderreiche
Familie wirtſchaftlich zu ſchützen. Aus dieſem Grunde begrüße
ich ganz beſonders die von Pg. Reinhard verkündete Abſicht,
ab Frühjahr 1935 die Beiträge für die Arbeitsloſenverſicherung
zu ermäßigen, und zunächſt damit zu beginnen, daß die
Arbeit=
nehmer mit einer größeren Kinderzahl, z. B. bei drei und
mehr Kindern, vom Arbeitsloſenverſicherungsbeitrag ganz
be=
freit werden ſollen.
Vor allen Dingen bin ich aber auch davon überzeugt, daß
dieſe bevölkerungspolitiſche Steuerreform
ge=
eignet erſcheint, die Kaufkraft der Familie
all=
gemein zu erhöhen und ſo den inneren
Wirt=
ſchaftsmarkt zu ſtärken. Es iſt zweifellos richtig, daß
gerade in kinderreichen Familien infolge der ſchlechten
wirt=
ſchaftlichen Lage der breiten Maſſe ein großer Mangel an
Be=
darfsgegenſtänden aller Art eingetreten iſt, deſſen Deckung in
den nächſten Jahren gefördert und erreicht werden muß. So
dürften ſich die Senkung der Lohnſteuer und die Befreiung von
der Arbeitsloſenhilfe ſchon heute dahin auswirken, daß die
Arbeitsloſigkeit durch Belebung der betreffenden
Wirtſchafts=
zweige weiter zurückgeht. Ohne dieſe ſchon jetzt
anerkennens=
werte Hilfe zur Beſtreitung der notwendigen Lebensbedürfniſſe
einer kinderreichen Familie zu unterſchätzen, darf ich jedoch in
dieſem Zuſammenhang erneut darauf hinweiſen, daß es
trotz=
dem auch weiterhin unſer Beſtreben ſein und bleiben muß, die
Lebensbedürfniſſe einer Familie mit ausreichender Kinderzahl
durch Erhöhung des Nahrungsſpielraumes mehr und mehr
ſicherzuſtellen.
Gerade bei der breiten Maſſe der Volksgenoſſen mit kleinem
Lohn= und Arbeitseinkommen iſt ein Ausgleich der
Familienlaſten die einzige Möglichkeit, um die
Kinderaufxucht zu gewährleiſtenund die
be=
ſtehende Not in dieſen Familien zu mildern.
Wenn der Ausgleich in Prozenten des Einkommens geſchaffen
wird, ſo iſt damit auch eine gewiſſe Gewähr geboten, daß eine
Beſſerſtellung nur wertvollen Familien und Gliedern unſeres
Volkes zugute kommen wird. Dabei will ich keineswegs
ver=
kennen, daß nach wie vor die Eltern aus Liebe zu ihren Kindern
Opfer und Entſagungen werden auf ſich nehmen müſſen, die den
Kinderloſen und Kinderarmen erſpart bleiben. Immerhin wird
jede auch ſchon geringe wirtſchaftliche
Ent=
laſtung der Familie dazu angetan ſein, die
ſeeliſche Einſtellung unſeres Volkes im Sinne
der Erhaltung der Art und der Raſſe zu
wan=
deln. Nur ſo wird es uns gelingen, die deutſche Familie und
unſer Volk entſprechend dem Ziel der nationalſozialiſtiſchen
Bewegung mit der Heimat und dem deutſchen Staat unlösbar
zu verbinden.
Da wir dieſem Ziel durch die beabſichtigte
bevölkerungs=
politiſche Steuerreform näherkommen, danke ich Ihnen für die
entſcheidende Unterſtützung bei der Durchſetzung
bevölkerungs=
politiſcher Ziele, und darf Sie gleichzeitig bitten, Pg. Reinhard
dieſen Dank zu übermitteln."
geblieben. Gerade jene letzte Schrift „Ecce Homo”, die die
wütenden Ausfälle gegen das Deutſchtum enthält, wiederholt
zuſammenfaſſend auch alle ſeine Beſchimpfungen des
Chriſten=
tums — ſo daß man faſt verſucht wäre, zu fragen: Was kann
einem Deutſchen dieſe Polemik gegen das Chriſtentum
be=
deuten, wenn ſie räumlich und innerlich ſo eng gebunden iſt an
dieſe wutſchnaubende wahrheitswidrige Polemik gegen das
Deutſchtum? Wer hier als Zeuge ſo jammervoll daſteht —
darf der dort mit ſeinem Zeugnis ernſtgenommen werden?
Aber das wäre nur ein formaliſtiſcher Geſichtspunkt, und
er würde die ſachlichen Gründe gegen Nietzſches
Anti=
chriſtentum verdecken, die heranzuführen ſind.
Nietzſches Kampf gegen das Chriſtentum iſt auf Gedeih und
Verderb, an eine beſtimmte Anthropologie gebunden. Nur unter
der Vorausſetzung, daß Nietzſches Anſchauung vom Weſen und
der Struktur des Menſchen richtig ſind können ſeine Argumente
gegen das Chriſtentum Geltung beanſpruchen. Wie ſieht aber
dieſe Nietzſcheſche Anthropologie aus? Sie behauptet, daß die
Seele und ſelbſt der Geiſt des Menſchen nichts als lügneriſche
Erfindungen ſeien. Die Seele namentlich gilt ihm als ein
ſinnleerer, abergläubiſcher Begriff, ein erdichtetes Ding, nur
dazu beſtimmt, mit ſeiner Hilfe den Leib verächtlich zu machen.
Seele eine Erdichtung, Geiſt ein Geſpenſt, das Ich eine leere
Vorſpiegelung, ein fabriziertes „Ideal” — unter dieſen
Voraus=
ſetzungen — und nur unter ihnen! — treffen Nietzſches Gründe
gegen das Chriſtentum zu. Einmal ſind es die Juden, ein
anderes Mal die Prieſter, ein drittes Mal die Sklaven, ein
viertes Mal die Chriſten, die die Seele erfunden haben, und
in alledem liegt nur der Beweis, daß Nietzſche mit den
urgegebenen Spannungen und
Entgegen=
ſetzungen im Menſchen nicht fervig geworden
iſt und nie dazu gelangte, ſie lebensrichtig in ſeinen Begriff
vom Menſchen einzubauen. Er weiß vom Menſchen das
Ent=
ſcheidende nicht, und dieſer unheilbare Mangel in ſeinen
Vor=
ausſetzungen macht ihn zum „Kämpfer” gegen die chriſtliche
Wahrheit — nicht anders als wie ein Geiſteskranker von ſeinen
defekten Vorausſetzungen aus zum „Kämpfer” gegen die
ärger=
liche Wahrheit des wirklichen Lebens wird. Er nimmt der
„Entſtehung der Seele” gegenüber einen Standpunkt ein, der
ihn ſtreckenweiſe geradezu als einen Mitſchuldigen an der
Anthropologie eines Sigmund Freud oder gewiſſer
bolſche=
wiſtiſcher Theoretiker hinſtellt. Er macht für die Entſtehung
der „Seele” jenes Unbehagen an der Kultur verantwortlich,
das wir von Freud her kennen; er läßt ſie herauswachſen aus
verdrängtem Inſtinktleben, als eine Krankheit, genau wie es
Bert Brecht, Bela Balaſz und andere Kommuniſten ausgeſprochen
haben. Das Aufkommen des „Schlechten Gewiſſens” vollends
hat lediglich der Staat verſchuldet, indem er Verbote hinſtellte,
Samstag, 7. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 185 — Seite 3
Bas oibaas der e
Eine Unkerredung
mit dem Chef des Stabes.
DNB. Berlin, 6. Juli.
Der Chef des Stabes der SA., Viktor Lutze, wurde von
einem Vertreter des „Angriffs” über die Zukunft der SA.
be=
fragt:
„Mein Chef des Stabes, wußten Sie ebenſo wie der Führer,
Hermann Göring, Dr. Goebbels und einige andere aus der
Um=
gebung des Kanzlers ſchon vor Wochen von der bevorſtehenden
Rebellion der ehemaligen SA.=Führer?‟
„Ich erfuhr von dem verräteriſchen Treiben Röhms und
ſei=
ner Umgebung erſt, als ſich die Lage wirklich zugeſpitzt hatte. Ich
wurde dann als einer der älteſten SA.=Führer Deutſchlands, der
übrigens auch ſchon ſeit langem Front gemacht hatte gegen die
Linie der Oberſten SA.=Führung, vom Führer hinzugezogen, um
bei der Niederſchlagung der Rebellen mitzuwirken. Zu dem Kreis
der Vertrauten und Freunde Röhms gehörte ich nie.”
„Kam die ehrenvolle Berufung zum Chef des Stabes der
SA. für Sie überraſchend?‟
„Ja, das war ſchon eine Ueberraſchung für mich. Ich hatte
niemals daran gedacht, daß ich einmal Chef des Stabes werden
würde, vor allem deswegen nicht, weil ich auch nicht den Ehrgeiz
hatte, es zu werden."
„Glauben Sie, daß die Verräter mit ihren verbrecheriſchen
Plänen bei der SA. irgendwie Ausſicht auf Erfolg gehabt hätten,
wenn der Führer dem Spuk nicht im letzten Augenblick ein jähes
Ende gemacht hätte?"
Der Chef des Stabes erklärt mit aller Entſchiedenheit, daß
kein SA.=Mann zu dem Verräter Röhm geſtanden hätte. Bei dem
ganzen Spuk handelte es ſich lediglich um eine reine
Führer=
revolte. Und auch von den Führern war es nur ein ganz kleiner
Kreis, der die Rebellion mitmachen wollte.
„Es iſt alſo tatſächlich ſo, daß der einfache und unbekannte
SA.=Mann und ſeine Führer nichts von dem ſeit Wochen
vorbe=
reiteten verräteriſchen Unternehmen der Oberſten Führerklique
wußten und daß ſie infolgedeſſen keineswegs belaſtet ſind?‟
„Nein, die SA. braucht ſich wirklich nicht zu
ſchä=
men, weil ein kleiner Kreis ihrer bisherigen Führer zu
Ver=
rätern wurde. Sie ſollte von jenen nur mißbraucht werden, ſteht
aber heute makellos da. Mit Stolz kann ich ſagen, daß die
ge=
ſamte SA. ſauber iſt und demnächſt wieder mit erhobenem Haupt
das Braunhemd tragen kann.
Der Führer ſteht ſelbſtverſtändlich treu zu ihr und
liebt ſie. Wäre ſein Verhältnis zu ihr auch nur ein bißchen
getrübt, er hätte ſie ja auflöſen können. Oder er hätte nicht die
alte Garde damit beauftragt, dort, wo noch etwas faul ſein ſollte,
für gründliche Säuberung zu ſorgen.
Auf die Frage, ob von der ehemaligen Oberſten SA.=Führung
nicht abſichtlich politiſch unzuverläſſige Clemente von den
Kom=
muniſten, Sozialdemokraten, Deutſchnationalen und aus dem
Stennes=Lager in die SA. aufgenommen worden ſind, erklärte der
Chef des Stabes, daß er dies nicht unbedingt bejahen möchte. Er
ſei allerdings der Meinung, daß einige der nun gerichteten
frühe=
ren SA.=Führer die Aufnahme ſolcher Elemente gewünſcht hätten,
um dadurch Unzufriedene in der SA. zu ſammeln.
„Wie wird ſich in Zukunft das Verhältnis zwiſchen
der SA. und den Schutzſtaffeln geſtalten?"
„Es ſoll wie bisher zwiſchen dieſen Formationen ein
rein kameradſchaftliches Verhältnis herrſchen. Beide
werden auch zukünftig getrennt ihren Aufgaben nachgehen und
ſie getrennt zu löſen haben."
Ueber die
Neuorganiſalion der
SA-
kann der neue Chef des Stabes heute natürlich noch keine
nähe=
ren Angaben machen. Er gibt allerdings mit aller Beſtimmtheit
ſeiner Ueberzeugung Ausdruck, daß eine Neuorganiſation
durch=
geführt werden muß und durchgeführt werden wird, weil ſie eben
unbedingt notwendig iſt. Ob in dieſem Zuge eine
zahlen=
mäßige Verringerung der Sturmabteilungen
er=
folgen wird, iſt nicht ganz ausgeſchloſſen, wenn man
ſich vergegenwärtigt, daß der Chef des Stabes, Lutze, aus den
braunen Formationen ein unbedingt ſauberes und — was in
die=
ſem Zuſammenhang von beſonderer Bedeutung iſt — ein politiſch
zuverläſſiges Inſtrument der Bewegung zu machen entſchloſſen iſt.
„Wird dann zu künftig jeder SA.=Mann Mitglied
der NSDAP. ſein müſſen?”
„Ich bin der Meinung, daß es auf die Dauer
unumgäng=
lich ſein wird, daß der SA.=Mann, in erſter Linie
aber der SA.=Führer, Parteigenoſſe iſt. Schließlich
muß er, wenn er Garant einer Weltanſchauung ſein will, dieſer
nationalſozialiſtiſchen Bewegung mit Haut und Haar verſchrieben
ſein.”
Der von dem früheren Stabschef verliehene Ehrendolch darf
nach Entfernung des Namens des Verräters wieder getragen
werden; genau ſo, wie alle SA.=Männer ihren Dienſtdolch
tra=
gen dürfen. Die Entſcheidung darüber, ob die alten Kämpfer für
ihre Verdienſte einen Erſatz für den Ehrendolch erhalten, der
dann von Adolf Hitler ſelbſt und nicht wieder vom Chef des
Stabes verliehen wird, liegt beim Führer ſelbſt.
Zwiſchen Reichsminiſter Dr. Goebbels und dem neuen Chef
des Stabes der SA. Viktor Lutze, die beide ſchon in den erſten
Anfängen der Bewegung im Ruhrgebiet zuſammen gegen den
roten Terror gekämpft haben, fand ein Telegrammwechſel ſtatt.
Auf freien Fuß geſekt.
DNB. Berlin, 6. Juli.
Im Zuge der Unterſuchungen anläßlich der hochverräteriſchen
Revolte wurden u. a. verhaftet:
Fritz Günther von Tſchirſchky und Roegendorff
Friedrich Karl von Savigny
Margarete von Stotzingen.
Die Unterſuchung ergab, daß zwiſchen ihnen und den
Hochver=
rätern keine Beziehungen beſtanden haben. Ihre Enthaftung wurde
daher unverzüglich veranlaßt. Ebenſo wurde der SA=Führer von
Killinger aus der Haft entlaſſen.
Urlaubsbefehl!
Im Anſchluß an die Anordnung des Chefs des Stabes der
SA. vom 4. Juli 1934 ordne ich an:
Im Rahmen der Gruppe Heſſen beſteht im allgemeinen für
den Urlaubsmonat Juli Verbot zum Tragen des Dienſtanzuges.
Davon werden nicht berührt diejenigen SA.=Führer und =
Män=
ner, die während der Urlaubszeit dienſtlich auf den SA.=
Dienſt=
ſtellen tätig ſind.
Die Brigadeführer geben über die dafür in Frage
Kommen=
den beſondere Anweiſung.
Ich lege Wert darauf, daß der Urlaub in dem gegebenen
Umfang nach Kräften ausgenutzt wird, damit die SA.=Führer
und =Männer mit friſchen Kräften nach dem Urlaub den
Neuauf=
bau der SA. im Sinne unſeres Führers betreiben können.
Der Führer der Gruppe Heſſen:
gez. A. H. Beckerle, Gruppenführer.
Neue kommuniſtiſche Unruhen in Amſterdam.
EP. Amſterdam, 6. Juli.
Im Amſterdamer Arbeiterviertel kam es am Donnerstag
abend erneut zu blutigen Zuſammenſtößen zwiſchen
kommuniſti=
ſchen Arbeitsloſen und der Polizei. Die Arbeitsloſen verſuchten
zunächſt, in die innere Stadt zu ziehen und dort gegen die
Kür=
zung der Arbeitsloſenunterſtützung zu proteſtieren. Als ſich die
Polizei ihnen entgegenſtellte, verbarrikadierten ſich die
Kommuniſten im Arbeiterviertel. Sämtliche nach
dieſem Viertel führenden Kanalbrücken wurden aufgezogen. Die
Polizei ging zunächſt mit dem Gummiknüppel vor, machte
aber ſchließlich, als ſie von den Barrikaden aus mit Steinen
be=
worfen wurde, von der Schußwaffe Gebrauch.
Verſchie=
dentlich fuhren auch Motorradfahrer gegen die Menge an, um ſie
auseinanderzutreiben. Die Polizei mußte ſich jedoch ſchließlich
zurückziehen und die Kommuniſten blieben Herr des
Ar=
beiterviertels, wo ſie zahlreiche Fenſterſcheiben und
ſämtliche Straßenlaternen zertrümmerten,
ſo=
wie einige Geſchäfte ausplünderten. Die Unruhen
dauerten in den Morgenſtunden noch an. Die Polizei hat jetzt
zahlreiche Kähne herangeſchafft, um damit über den Kanal zu
ſetzen und in das Arbeiterviertel einzudringen. Nach den bisher
vorliegenden Meldungen wurde ein Kommuniſt getötet; ſieben
weitere wurden ſchwer verletzt. Man ſcheint jedoch mit einer
weit höheren Zahl von Opfern zu rechnen, denn ſämtliche
Sani=
tätsmannſchaften von Amſterdam ſind in der Nähe des
Arbeiter=
viertels zuſammengezogen worden.
Die kommuniſtiſchen Straßentumulte haben ſich
erwartungs=
gemäß am Freitag fortgeſetzt. Während im Stadtviertel
Jor=
daan an verſchiedenen Stellen Arbeitertrupps mit der
Ausbeſſe=
rung der aufgebrochenen Straßen und mit der Wiederherſtellung
anderer Schäden beſchäftigt waren, wurde an anderen Stellen das
Straßenpflaſter aufgeriſſen. Verſchiedentlich wurde
erneut verſucht, Barrikaden zu errichten.
Amkskeite des deutſchen Handwerks”.
DNB. Berlin, 6. Juli.
Reichspräſident von Hindenburg hat, einem Wunſche des
deut=
ſchen Handwerks entſprechend, eine „Führer=Amtskette des
deut=
ſchen Handwerks” geſtiftet, die von dem Goldſchmiedemeiſter
Pro=
feſſor Karl Berthold in Köln geſchaffen worden iſt und heute im
Reichspräſidentenhauſe durch Staatsſekretär Meißner den
Ver=
tretern des deutſchen Handwerks übergeben wurde, dem
Reichs=
handwerksführer Klempnermeiſter Schmidt, den
Landeshand=
werksführern Bäckermeiſter Magunia, Schornſteinfegermeiſter
Katz=
mann, Tiſchlermeiſter Bätzner, ſowie Dr. Schild vom Stabe des
Reichshandwerksführers
Die vom Reichspräſidenten geſtiftete, dem Führer des
deut=
ſchen Handwerks am Freitag überreichte Führer=Amtskette iſt ein
Meiſterwerk des deutſchen Goldſchmiedehandwerks. Sie enthält
in etwas veränderter Form das Symbol des deutſchen Handwerks:
Hammer, Eichenblatt und Eichel. Das Symbol zeigt einen
Ham=
mer, deſſen Stiel von einem Eichenblatt und einer Eichel gekreuzt
iſt. Das Eichenblatt hat ſieben Zacken, denn ſieben iſt die Zahl
des Meiſters. Der Hammer hat auf ſeinem Kopf ein liegendes
Kreuz, ein Symbol des Geſtaltens. Der Kopf des Hammers gibt
einem offenen Kreis den Abſchluß. Dieſer offene Kreis bedeutet
(wie das Hufeiſen) eine Leere, die erſt gefüllt werden ſoll; das
Ungeſtaltete, das durch den Hammer erſt zum Kreis (alſo zum
ſchönen und ganzen Stück) vollendet wird, oder den Lehrling, das
unbeſchriebene Blatt, dem erſt der Meiſter (der Hammer) Wiſſen
und Können gibt. Die Kreuzung von Eichel und Stiel gibt einen
Sechsſtern, der als Hagal=Rune ein altes kosmiſches Symbol
bildet.
Die Urkunde, mit der der Reichspräſident dem
Reichshand=
werksführer die Führeramtskette verlieh, beſgat u. a., daß die
Kette in das Eigentum der jeweiligen öffentlich=rechtlichen
Spitzenkörperſchaft des deutſchen Handwerks übergeht und ſie
er=
mächtige den Reichshandwerksjührer, an verdiente
Handwerks=
führer eine Amtskette als beſondere Auszeichnung zu verleihen,
die der dem Reichshandwerksführer verliehenen nachgebildet
werden darf. Die Kette iſt von ihren Trägern bei allen nationalen
und dienſtlichen Anläſſen anzulegen.
Sihung des Reichsverkehrsverbandes
zur Klärung der Abgrenzungen.
In der Sitzung des Reichsverkehrsrates am Freitag gab der
Reichsverkehrsminiſter bekannt, daß er zur weiteren Vertiefung
der Beziehung der Verkehrsträger zu der übrigen Wirtſchaft den
Führer der Wirtſchaft Direktor Keßler zum Mitglied des
Reichs=
verkehrsrates berufen habe. Ebenſo habe er auch den
Reichsſport=
führer v. Tſchammer und Oſten als Mitglied berufen.
Die Tagung des Reichsverkehrsrates war in der Hauptſache
eine Erörterung, welche eine klare Abgrenzung der
Zuſtändig=
keiten zwiſchen dem Reichsverkehrsminiſterium, dem von ihm
ge=
bildeten Reichsverkehrsrat und den Organiſationen bezweckte, die
ſich mit Verkehrsfragen befaſſen. Der Führer der Wirtſchaft,
Direk=
tor, Keßler, nahm dabei das Wort zu grundſätzlichen
Darlegun=
gen über die Organiſation der Wirtſchaft im nationalſozialiſtiſchen
Staat. Die nächſte Vollſitzung des Reichsverkehrsrates wurde auf
den 17. Oktober anberaumt.
wo früher das Raubtier Menſch ſich ungehemmt austoben durfte.
Keinerlei Wiſſen alſo davon, daß Staat und Kultur,
Geſell=
ſchaft und Gefittung erſt durch die im Menſchen
einge=
tretenen Spannungen zwiſchen „Geiſt” und Animalität,
zwiſchen Seele und Wirklichkeit möglich geworden ſind;
linien=
treuer Materialismus in der Aufſtellung der wahnſinnigen
Kauſalität: Staat als Erſtes, Seele und Gewiſſen als Zweites
und Drittens! Und dazu nur als leere Wahngebilde,
unwirk=
liche Fiktionen, beſtenfalls „Krankheiten”! Wären die Menſchen
gewöhnt, ſich denkeriſche Fragen als exiſtenzielle Fragen zu
ſtellen, ſo wäre längſt klargeſtellt, daß gerade der Deutſche unter
den Vorausſetzungen der Nietzſcheſchen Anthropologie weder
denken noch atmen noch leben kann. Denn nie wird ein deutſcher
Menſch in ſeinem Innern glauben, daß Seele als ein blechernes
Fehlprodukt der ſtaatlichen Entwicklung in ihm gewuchert iſt.
Nie wird er glauben, daß Religion nur ein lächerlicher
Lücken=
bußer für fehlende wiſſenſchaftliche Urſachen=Erkenntnis
i (bgl. das Nietzſchebuch S. 45). So gut er ſich heute gegen
die entwertende, zerſetzende Pſychologie eines Freud oder gegen
die erbärmliche Menſchenauffaſſung des Bolſchewismus wehrt,
19. gut muß er, wo er klar ſieht, auftreten gegen Nietzſches
Anthropologie, die erſt den Menſchen als ein ſpannungsloſes
ierweſen poſtuliert, und dann mit dieſem Wahn die
chriſt=
liche Wahrheit glaubt widerlegen zu können.
Bergenhagens Auswahl liefert, gerade in ihrer
Einſeitig=
keit, ein wertvolles Beiſpiel dafür, daß auch ein mächtiger Geiſt
das, was wahr iſt, nur unter wahnhaften, wirklichkeitsleeren
Voräusſetzungen beſtreiten kann. Wer ſich klar macht, daß es
bei Nietzſches Anthropologie um grundverderbliche Fiktionen
geht, innerlich verſippt und verſchwägert mit zerſtöreriſchen und
widerdeutſchen Denkweiſen der Zeit, dem werden allgemach
auch ſeine Argumente gegen die chriſtliche Religion ungenießbar
werden. Er wird ſie erkennen als eine getarnte Wiederkehr
ſener Geiſtigkeit des Abgrunds, die wir ſoeben zur Vordertür
hinausgeworfen haben.
Arpheum: „Die luſtige Witwe.
Lehars „Luſtige Witwe” iſt doch immer noch recht munter
und es ſieht nicht ſo aus, als ſollte ſie ſo bald von unſeren
Spiel=
plänen verſchwinden. Jedenfalls verfehlte ſie geſtern abend im
Orpheum bei der von der NS. Gemeinſchaft „Kraft durch
Freude” veranſtalteten Aufführung ihre Wirkung auf das ſehr
zahlreich erſchienene Publikum nicht. Die bekannten Melodien,
bald ſchmiſſig und flott, bald einſchmeichelnd und weich, zünden
Geiger (Heſſiſches Landes=
theater), aus dem kleinen Orcheſter wirklich alles Mögliche an
Schwung und Temperament herausholte.
Die Handlung mit ihren mehr oder weniger ernſten
Konflik=
ten und Verwirrungen, wickelte ſich unter der Leitung von
Hein=
rich Beſt (Heſſiſches Landestheater) in flottem Tempo ab bis zu
ihrem glücklichen Ende wo natürlich der Richtige und die
Rich=
tige ſich in die Arme ſinken dürfen. Hübſche Belebung im
Rah=
men der Handlung bildeten auch die Tanzeinlagen, die unter der
Leitung von Aenne Schellhaas einſtudiert waren, und viel
Beifall fanden.
Aus der langen Reihe der Darſteller, die von verſchiedenen
Bühnen kamen und alle eine große Spielfreude mitbrachten, kann
man nicht jeden einzelnen nennen. Anny Delp (Stadttheater
Stettin) in der Titelrolle ſang und ſpielte mit Temperament und
wußte ihre vielen Bewerber wohl in Schach zu halten. Ihr
Part=
ner und Erwählter war Hermann Häcker (Stadttheater Mainz),
der gut ausſah und ſang. Den ſchmachtenden Roſſillion ſpielte
Hans Schnabel (Stadttheater Bamberg) und Hermine Hein
war die „anſtändige Frau” des Geſandten (Arthur Seidler,
Ratibor). Von Mitgliedern des Heſſiſchen Landestheaters
ge=
hörten außerdem noch Hans Magel und Paul Gehre dem
Enſemble an. Der Spielleiter des Abends, Heinrich Beſt,
hatte auch die urkomiſche Rolle des Geſandtſchafts=Faktotums
Njegus übernommen und entwickelte hier ſeinen köſtlichen Humor.
Ein beifallsfreudiges Publikum dankte allen Künſtlern,
ſowohl mehrmals bei offener Szene als auch beſonders an den
Aktſchlüſſen, wo es für die Hauptdarſteller viel Blumen gab.
Neues vom Handbuch der geographiſchen Wiſſenſchaft
Herausgegeben von Univ.=Prof. Dr. Fritz Klute=Gießen unter
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ein Teil Mitteleuropa ſind das Thema der neuen Lieferungen des
„Handbuchs der geographiſchen Wiſſenſchaft” Profeſſor Arved
Schultz führt ſeine Darſtellung Turkiſtans fort, jenes eigenartigen
Landes, das be
kaum bekannten, aber zukunftsreichk=
aller Mannigfaltigkeit doch typiſch, den bolſchewiſtiſchen Orient
verkörpert. In ſeiner Miſchung ariſcher, türkiſcher und
mongoli=
ſcher Völker herrſcht das türkiſche Element vor: Usbeken, Kaſak=
Kirgiſen, Turkmenen und Tadſchik ſind die Namen der
hauptſäch=
lichſten Bevölkerungsgruppen. Die Zukunft wird Turkiſtan
wahr=
ſcheinlich als wichtigſten Baumwollieferanten der Sowjetrepublik
ſehen. — Der Anfang der Darſtellung von China wird in Prof.
Georg Wegeners Schilderung zu einem feſſelnden Ueberblick über
die äußere Umgrenzung des Rieſenreichs und ſeiner Geſchichte. —
Von mitteleuropäiſchen Ländern wird die Schweiz in der
konzen=
trierten, aufſchlußreichen Schilderung Prof. Voſſelers beendet und
beginnt Prof. Lichtenecker Oeſterreich und die Geographie der
Alpen. — In weitem Sprunge bringt die nächſte Lieferung dann
Kanada von Profeſſor Dietrich, die Vegetation, Koloniſation und
Wirtſchaft. Das Wald= und Seenland rieſigſten Ausmaßes und
unbegrenzter Möglichkeiten wird durch Dietrichs Darſtellung ein
feſtumriſſener Begriff. Land und Leute werden in Wort und Bild
lebendig. Kaum merkt der Leſer durch den feſſelnden Stoff und
die glänzende Darſtellung, wie er belehrt und wie ſein Wiſſen
reicher und tiefer wird. Ebenſo anſchaulich ſchildert der
Heraus=
geber des Handbuchs, Profeſſor Klute=Gießen, die afrikaniſche
Goldküſte, Portugieſiſch= und Franzöſiſch=Guinea, das eigenartige
Staatengebilde der Negerrepublik Liberia, deſſen Kulturträger
die ſeinerzeit aus Amerika hier angeſiedelten Neger ſind; die
Elfenbeinküſte, die ehemalige deutſche Kolonie Togo, Britiſch=
Nigeria, Kamerun und das Kongobecken. — Man würde dem
ge=
diegenen und überaus wertvollen Inhalt dieſer geographiſchen
Muſter= und Meiſterarbeiten Unrecht tun, wenn man behaupten
wollte, Länder und Völker rollen wie ein ſpannender Film am
Leſer vorüber. Dazu vermittelt das Handbuch zuviel Wiſſen, iſt
es zu ſehr bildend; aber doch iſt man immer wieder verſucht, es
zu ſagen, weil hier ein ſeltener Einklang von Bild und Wort,
ein Höchſtmaß von Anſchaulichkeit in beidem erreicht, weil es bunt,
lebendig und ſchön iſt. Jedenfalls ein unerreichtes und kaum zu
erſetzendes Werk für jedermann, der geographiſche Bildung als
weſentlich für unſere Zeit erkannt hat.
Luftfahrt im Reiche des Mikado . . Ueber die bisher in
der Oeffentlichkeit nur wenig bekannte Militär= und Zivil=
Luft=
fahrt in Japan, dem Lande des Mikado, berichtet an Hand
zahl=
reicher Bilder das neue Heft der „Deutſchen Flugilluſtrierten”
(Phönix=Verlag, Berlin). Gerade angeſichts der Lage im Fernen
Oſten, der großen amerikaniſchen Flottenmanöver im Pazifik, iſt
dieſer Beitrag im gegenwärtigen Augenblick von ganz beſonderem
Intereſſe. Weitere reich bebilderte Aufſätze: „Der Mann, der nut
in Geſchwadern denkt”, zeigt die Arbeit des berühmten
italieni=
ſchen Flugzeugkonſtrukteurs Marchetti, der auch die bekannten
Ozeanflugboote, S 55” konſtruiert hat: „Seemänniſche
Fliegeraus=
bildung” bringt einen Fahrtbericht von Schülern der Deutſchen
Verkehrsfliegerſchule in Warnemünde. Ueber die „
Kunſtflugwelt=
meiſterſchaft in
berichtet feſſelnd die Schülerin und
Be=
gleiterin Fieſe
in. Biſſ
Seite 4 — Nr. 185
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 7. Juli 1934
Ht
ene
Statt Karten.
Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen
ELEONORE PAUL
DR. RUD.ERNST STROH
Darmstadt, Juli 1934
Lagerhausstraße 18
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Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß
wurde geſtern mein lieber, ſtets
treube=
ſorgter Mann, unſer lieber, herzensguter
Vater, Schwiegervat., Großvater, Bruder,
Schwager und Onkel
Karl Weitzel
Borarbeiter i. R.
im Alter von 69 Jahren von ſeinem
ſchwerem Leiden erlöſt
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Karl Weitzel Wwe., geb. Engel u. Kinder.
Darmſtadt (Darmſtr 6), den 6. Juli 1934
z. Zt. Erbacherſtr. 6, II.
(7385
Beerdigung: Montag, 9. Juli, nachm.
3 Uhr, alter Friedhof, Niederramſtädterſtr.
Von Beileidsbeſuch. bitten wir abzuſehen.
DANKSAGUNG
Für dle uns
entgegenge-
gebrachten zahlreichen
Be-
welse aufrichtiger Teilnahme
bel dem Einschelden
unse-
res lieben, einzlgen Sohnes
AU
X 3. 10. 17 F 27. 6. 34
danken herzllchst
Hch. Merker u. Frau
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme beim
Hin=
ſcheiden unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen, ſagen wir allen
unſeren innigſten Dank. Ganz
beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Köhler (
Martinsge=
meinde) für die troſtreichen
Worte am Grabe und allen
denen, die dem lieben
Ent=
ſchlafenen die letzte Ehre
er=
wieſen haben.
(7372
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Leonhard Apel.
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„HGraus aus der Hrebsnot”
heißt das neueste Werk, für alle bestimmt, Dr. Wettereris, des
Leiters des deutschen Radiumheims Neckargemünd in Baden. Das
Buch, dessen Erlös der Verfasser zur Linderung der
Krebs-
not bestimmt hat, ist schon jetzt kritisiert:
„Aus allen Poren dringt die versönliche Erfahrung des großen
Autors, seine Gedanken erfüllen den Leser mit Trost u. Sicherheit.
Es ist der eroße Wurf Wetterer’s der mit der großen goldenen
Medaille „Kampf dem Krebs” geschmückt ist. „Insbesondere der
Aufbau seines Verhütungswerkes‟ ,„Wetterer’s großer Vorzug ist,
daß er, der glänzende Schnimediziner, der Naturheilbewegung
wunderbar gerecht wird.” „Jauer muß das Buch hennen, es ist uag
BreVler gegen die Krebenot . . .‟ „Rahezu zlie Gedandan im Aufbzu
der Krebsbekämptung — sei es Verhätung, sel es Raclumiheraple und
ausgesteitung der Moulage — sind Weiterer’s-. „Wetterer mit seiner
neu aufgebauten Radium-Methodik ist unstreitig der, Erste im
Krebsbekämpfungsgebiet, er hat die größten Erfolge. „Wenn
man Wetterer ließt, glaubt man, ihn, d. großart. Redner zu hören.
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8.15: Waſſerſtand, Wetter. — 8.20: Stuttgart: Gymnoſtik.
9.30: Nur Trier; Werbekonzert. — 10.00: Nachr. — 10.10=
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12.00: Mittagskonzert. Ltg.: MZF. Lüdecke.
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13.20: Stuttgart: Trinklieder auf Schallpl. — 13.50: Zeit,
Nachr. — 14.00: Stuttgart: Militärmuſik auf Schallpl.
14.30: Fröhliches Wochenend! Schnatter m der Sommerfriſche
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Polizeipräſident ſpricht. — 18.30; Stegreifſendung. — 18.50;
Zeit, Wetter.
19.00: Trier: Unterhaltungskonzert. Ltg.: Hans Feddern. —
20.00: Zeit, Nachr. — 20.05: Saarländiſche Umſchau. —
.15: Bad Soden: Luſtiger Abend. — 22.20: Zeit, Nachr.
2.35: Nachr. aus dem Senderbezirk, Wetter, Sport. — 22.45:
Bad Soden; Tanzmuſik. Kurhaus=Kapelle und Tanzkapelle Franz
Renner. — 0.15: Stuttgart: Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Sonnabend, 7. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Wiederholung der Abendnachr.
6.00; Berlin: Gymnaſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20:
Königsberg: Frühkonzert. — In einer Pauſe (gegen 7.00):
3.00: Sperrzeik. — B.45: Leibesübung für die
Nachr.
9.40: Die körperliche Erziehung des Säuglings
Frau.
und Kleinkindes. — 10.00: Nachr. — 10.10: Funkſtille.
10.30: Fröhl. Kindergarten. — 11.15: Seewetterbericht. —
11.30: Ernſt Adolf Dreyer ſprichr über ſein Buch: Die deutſche
Kultur im neuen Reich. — 11.45: Die Wiſſenſchaft meldet:
Neueſte Forſchungen über die Temperaturen des Weltmeeres
und der Weltkörper. — 11.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
12.00: Frankfurt: Mittagskonzert. — 12.55: Zeitzeichen.
13.00: Wochenendunterhaltung auf Schallpl. — Anſchl.: Wetter
für die Landw. — 13.45: Nachr. — 14.00: Sperrzeit.
14.45: Glückwünſche. — 15.00: Wetter. — 15.15:
Kinderbaſtel=
ſtunde. — 15.45: K. E. Weiß: Wirtſchaftswochenſchau.
16.00: Königsberg: Orcheſter des Kbg. Opernhauſes. Ltg.: Wolfg.
Brückner. — 18.00: G. Schäfer: Sportwochenſchau. — 18.20:
Arbeitskamerad, Du biſt gemeint! — 18.35: Fröhlicher Tanz
im Grünen mit der Kapelle Woitſchach.
9.50: Der deutſche Rundfunk bringt. — 19.55: Glockengeläut.
20.00; Kernſpruch; anſchl.: Wetter für die Landwirtſchaft und
Kurznachr. — 20.10: Frankfurt: Wir ſuchen den beſten
Rund=
funkſprecher! — 22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachr.
22.45: Seewetterb=richt. — 23.00: Feierſtunde der Hiklerjugend
auf der Warkbl g. — Waldbühne in Eiſenach. — 23.453
Forkſetzung des Bunten Abends.
Samstag, 7. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 185 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 7. Juli 1934
Ein dreifaches Pflichtgebol.
Während der letzten Wochen ſind zahlreiche Aufrufe der
Par=
tei, der Behörden, der Wirtſchaftsvertretungen und der Deutſchen
Angeſtelltenſchaft ins Land gegangen, mit dem Mahnruf:
Ver=
geßt die älteren Angeſtellten nicht! Den Anfang
machte der Treuhänder der Arbeit für Brandenburg, der an Hand
praktiſcher Beiſpiele die ſchädlichen Folgen kurzſichtiger
Perſonal=
politik zeigte. Damit iſt eine große Gewiſſensaufrüttelung
ein=
geleitet, die das freudige Mittun aller fordert, denen
national=
ſozialiſtiſches Handeln Sache des Herzens iſt.
Es iſt wirtſchaftlich, ſozialpolitiſch und
be=
völkerungspolitiſch gleichermaßen notwendig,
daß jeder Betrieb auf einen ausreichenden Stamm älterer, berufs=
und betriebserfahrener Mitarbeiter hält, und daß wir überall in
der Wirtſchaft von den Fehlern früherer Einſtellungsgrundſätze
loskommen.
Schon rein wirtſchaftlich iſt es ſo, daß ältere Mitarbeiter das
Mehr an Gehalt, das ihnen zukommt, reichlich ausgleichen durch
ihre Umſicht, Erfahrung, Sicherheit, durch Eigenſchaften, die im
allgemeinen erſt im Laufe vieljähriger Berufsarbeit allmählich
erworben werden. Gut geleitete Betriebe haben ſich darüber von
jeher Rechenſchaft gegeben. Dennoch ſind auch ſolche
Betriebs=
führer zahlreich, die in kurzſichtiger Eintagungsrechnung nur den
Gehaltsunterſchied berückſichtigen, die beſonderen Qualitäten
äl=
terer Mitarbeiter aber außer acht laſſen.
Auch daran ſollte man, ſowohl volkswirtſchaftlich wie
einzel=
wirtſchaftlich, mehr als bisher denken, daß auf die Dauer ſogar
die Jugend an ihrer Berufsfreude Schaden nehmen müßte, wenn
es dabei bliebe, daß rüſtige, ſchaffensfreudige Männer, die der
Jugend nur um anderthalb oder zwei Jahrzehnte im Alter
vor=
aus ſind, bei der Stellenſuche die harte Abweiſung erfahren:
Zu alt!
Gebieteriſcher noch fordern die ſozialen Pflichtgebote des
Nationalſozialismus ſtärkere Berückſichtigung der älteren
Ange=
ſtellten. An die Pflichtgebote mahnt eindringlich ein Aufruf aus
Danzig, an deſſen Spitze ſich Gauleiter Albert Forſter
ge=
ſtellt hat. Er ruft den Behörden, Betriebsführern,
Perſonallei=
tern zu: „Zahlreiche Familienväter hat die vergangene Zeit nach
zehn zwanzig und mehr Dienſtjahren um den Arbeitsplatz
ge=
bracht. Denkt an die Kinder dieſer Stellenloſen, indem ihr eurer
eigenen Kinder gedenkt! Denkt an die Frauen und überlegt
ein=
mal, wieviel ſtilles Heldentum von den Frauen der Stellenloſen
ſchon durchkämpft werden mußte!”
Hier klingen zugleich bevölkerungspolitiſche Motive an die
auch in einem leider wenig beachteten Aufruf des
Aufklä=
rungsamtes für Bevölkerungspolitik und
Raſſenpflege in den Vordergrund geſtellt werden. Darin
heißt es: „Dieſe angeblich zu alten Volksgenoſſen ſind aber gerade
durchaus willens, eine Familie zu gründen oder ihre bereits
be=
ſtehende Familie zu vergrößern, falls ſie nur eine einigermaßen
ſichere Dauerſtellung finden. Erhalten ſie dieſe nicht, ſo verbringen
ſie ihre beſten Jahre völlig nutzlos; eine Eheſchließung und die Geburt
von Kindern unterbleiben, und wo bereits Kinder vorhanden
ſind, drohen Not, Elend und Verfall Dieſe nachteiligen Wirkungen
zu bekämpfen iſt aber gerade das Ziel, um deſſen Verwirklichung
wir uns heute mit allen Mitteln bemühen. Man wende nicht ein,
daß ja jüngere Menſchen die gleichen Möglichkeiten haben würden
wie die älteren. Dieſe Möglichkeiten beſtehen eben nicht; denn
die jungen Leute werden ſo mangelhaft bezahlt, daß an eine
Eheſchließung nicht zu denken iſt. Der bevölkerungspolitiſche
Nach=
teil tritt ohne jede Frage ein, und das iſt der Hauptgrund,
wes=
halb man ſich mit aller Macht gegen den verderblichen Einwand
wenden muß: Sie ſind zu alt!“
Wenn ſich jetzt in breiter Front Parteiſtellen Behörden und
die Wirtſchaftsvertretungen, an der Spitze der Führer der
Wirt=
ſchaft für die älteren Angeſtellten einſetzen, dann darf man
er=
warten, daß dieſer Wille Eingang in die Perſonalpolitik auch der
Betriebe findet, die ſich früher den Notwendigen verſchloſſen.
Jugend=Grenz= und Auslandsfahrken
ſind anmeldepflichtig.
Die Reichsjugendführung teilt mit: Laut einer ſchon vor
längerer Zeit ergangenen Anordnung des Stellvertreters des
Führers, Reichsminiſters Heß, ſind ſämtliche Grenz= und
Aus=
landsfahrten von Jugendwandergruppen und jugendlichen
Einzel=
wanderern bei der Abteilung Ausland der Reichsjugendführung,
Berlin NW. 40, Kronprinzenufer 10, anmeldepflichtig. Die
An=
meldung muß mindeſtens vier Wochen vor Antritt der Fahrt
er=
folgen. Anmeldevordrucke und Richtlinien werden vom
Fahrten=
amt auf Anforderung koſtenlos zugeſtellt. Das Fahrtenamt weiſt
darauf hin, daß gegen Wandergruppen und Einzelwanderer, die
ohne die Genehmigung des Fahrtenamtes Grenz= und
Auslands=
fahrten unternehmen. mit aller Schärfe vorgegangen wird. Zur
Erreichung der Genehmigung ſind folgende Vorſchriften genau zu
beachten:
1. Um die zuſtändigen Stellen rechtzeitig verſtändigen zu
kön=
nen, ſind vier Anmeldevordrucke, die koſtenfrei angefordert
wer=
den können, mit genauen Teilnehmerliſten auszufüllen.
2. Die Fahrt muß geldlich in jeder Beziehung einwandfrei
ſichergeſtellt ſein, damit die Gruppen, auf keinen Fall während
der Fahrt in geldliche Schwierigkeiten kommen.
3. Sämtliche Anfragen an die Vertretungen des Deutſchen
Reiches (Geſandtſchaften und Konſulate) im Ausland ſowie an
fremdländiſche Vertretungen müſſen über die Abteilung Ausland
geleitet werden. Ebenſo darf die Verbindung mit deutſchen
Or=
ganiſationen oder Jugendverbänden im Ausland ſowie mit
fremd=
ländiſchen Organiſationen und Verbänden nur durch die
Abtei=
lung Ausland aufgenommen werden.
4. Für alle Fahrten und Wanderungn jenſeits der Grenzen
herrſcht abſolutes Uniformverbot. Es dürfen weder Uniformteile
noch Abzeichen, Fahnen oder Wimpel auf die Fahrt mitgenommen
werden.
D. Das Fahrtenamt ſtellt nach Genehmigung einer Fahrt einen
blauen Ausweis der Gruppe zur Verfügung, der als Nachweis
der eingeholten Genehmigung gilt. Der Ausweis iſt nach
Been=
digung der Fahrt nebſt einem genauen Bericht über die Fahrt
dem Fahrtenamt zurückzuſenden.
6. Fahrten gemiſchter Gruppen — Mädel und Jungen
gemein=
ſam — ſind verboten.
7. Ohne die Genehmigung des Fahrtenamtes darf keine
Grenz=
oder Auslandsfahrt unternommen werden.
— Die Dienſträume des Kreisgeſundheitsamts Darmſtadt
wurden nach Mackenſenſtraße 18 verlegt. Sprechſtunden jeden
Nachmittag von 3—4 Uhr, außer Samstags.
— Die ruſſiſche Kapelle auf der Mathildenhöhe iſt jeden Tag
dur Beſichtigung von 10—12.30 und von 3—7 Uhr geöffnet.
Anmeldepflicht für Auslandsſtudium. Wie die Deutſche
Stu=
dentenſchaft mitteilt, müſſen ſich alle deutſchen Studenten, die im
kommenden Winterſemeſter im Ausland ſtudieren wollen, bei den
örtlichen Auslandsämtern der Deutſchen Studentenſchaft
abmel=
den, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, und um der
Unterſtützun=
gen der DSt. nicht verluſtig zu gehen. Jeder Student deutſcher
Reichsangehörigkeit iſt zu dieſer Abmeldung verpflichtet. Nähere
Auskünfte über die Form der Abmeldung uſw. ſind beim
Aus=
landsamt der örtlichen Studentenſchaft einzuholen. Jeder ſo
ab=
gemeldete Student erhält eine Mitgliedskarte, die als Ausweis
auch im Ausland gilt. Dieſe Regelung bezweckt, gewiſſe
Miß=
ſtände, die das Anſehen des neuen Deutſchland durch das
Auftre=
ten gewiſſenloſer ſtudierender Emigranten im Ausland erheblich
ſchädigen, nach Möglichkeit zu vermeiden.
Bus ond ans Sarmſtavt!
Grundlegende Ausführungen des Oberbürgermeiſters Wamboldk. — Die Zukunfk unſerer Valerſtadk in erſter
Linie eine Sorge ihrer Einwohnerſchaft. — Gründungsverſammlung des Berfehts=
und Berſchönerungsvereins Darmſtadt und Umgebung.
Eine Kundgebung im Saalbau.
** Geſtern abend fand im Städtiſchen Saalbau die
Grün=
dungsverſammlung des Verkehrs= und
Verſchö=
nerungsvereins Darmſtadt und Umgebung e. V.
ſtatt. Die Teilnahme an dieſer Verſammlung war ſehr ſtark.
Oberbürgermeiſter Wamboldt eröffnete die Verſammlung mit
herzlichen Begrüßungsworten. Forſtrat Reiß gab eine kurze
Erklärung über die notwendige Verſchmelzung des
Verſchönerungs=
vereins mit dem Verkehrsverein ab; ine ähnliche Erklärung gab
Provinzialrat Dr. Volz namens des Verkehrsvereins ab.
Dar=
auf erfolgte die Uebernahme des neugegründeten Verkehrs= und
Verſchönerungsvereins Darmſtadt und Umgebung e. V. durch den
1. Vorſitzer Oberbürgermeiſter Wamboldt. Als ſtellvertr.
Vor=
ſitzer wurde der Leiter des Städtiſchen Verkehrs= und Preſſeamts
Hans Fiſcher, als Rechner Architekt Schembs beſtimmt.
Die Annahme der neuen Satzungen und des Voranſchlags für
das laufende Rechnungsjahr wurde debattelos genehmigt. Dann
erfolgte die Berufung der Ausſchußmitglieder. — Anſchließend
an dieſe Hauptverſammlung ſprach der Vereinsvorſitzer,
Kreis=
leiter und kommiſſariſcher
Oberbürgermeiſter Wamboldt
über die Frage: „Was wird aus Darmſtadt werden?”
Dieſe Frage intereſſierte ſelbſtverſtändlich weiteſte Kreiſe, ſo daß
der Saal dicht beſetzt war. Seinen außerordentlich intereſſanten
Ausführungen entnehmen wir u. a. folgendes:
Was wird aus Darmſtadt? das iſt die Frage, die in den
letzten Jahren ſich jeder gute Darmſtädter vorgelegt hat.
Be=
gründet iſt dieſe Frage durch die weitgreifenden politiſchen
Ver=
änderungen, die wir nach dem Kriegsausbruch durchgemacht
haben, und die beſtimmend für das Schickſal gerade unſerer Stadt
ſind.
„Ich habe bereits bei meinem Amtsantritt erklärt, daß die
Sorge um die Zukunft unſerer Vaterſtadt in erſter Linie eine
Sorge unſerer Einwohnerſchaft ſelbſt ſein muß. Es iſt notwendig,
daß ſich jeder Darmſtädter ſelbſt um die Zukunftsgeſtaltung ſeiner
Vaterſtadt bekümmert und für die Geltung der Stadt einſetzt. Wir
ſelbſt müſſen an die Geſtaltung unſerer Zukunft herangehen und
nicht den Kopf in den Sand ſtecken und für die Entwicklung
lediglich andere Stellen beſorgt ſein laſſen und andere Stellen
dafür verantwortlich machen.
Wir können danach die Antwort auf die Frage, was wird
aus Darmſtadt werden, in die einfache Formel zuſammenfaſſen:
Aus unſerer Stadt wird das werden, was wir ſelbſt aus ihr zu
machen verſtehen.
Darüber, welche Möglichkeiten ſich uns hier bieten, und wie
die planvolle Eingliederung jedes Einzelnen zur Mitarbeit für
die Stadtgeltung erfolgen kann, will ich verſuchen, hier Aufſchluß
zu geben. Denn ich bin der Anſicht, daß wir alle Kräfte wecken
müſſen, um dem Gedanken an die richtige Eingliederung unſerer
Stadt in das Rhein=Main=Gebiet weiteſte Verbreitung zu geben.
Das veranlaßt mich auch, die Frage der Zukunft unſerer Stadt
hier einer öffentlichen Behandlung zu unterziehen.
Wenn man einen Neuaufbau ſchaffen will, der den Beſtand
von Generationen überdauert, ſo iſt es unerläßlich, daß man
die Entwicklung des geſchichtlich Gewordenen
prüft. Auch die durch die Vergangenheit überlieferten Kräfte
müſſen die ungeheure Aufbauarbeit unſerer Generation
mit=
treiben.
Ein weſentlicher Punkt in der Geſchichte der Vergangenheit
der Stadt Darmſtadt iſt die Tatſache, daß dieſe Stadt
jahrhun=
dertelang Regierungsſitz war. Landesherr, Regierung und
Sol=
datentum, das waren in der geſchichtlichen Vergangenheit unſerer
Stadt Jahrhunderte hindurch die treibenden Kräfte.
Wir Nationalſozialiſten meſſen an den Leiſtungen, die der
Einzelne vollbringt den Wert ſeiner Perſönlichkeit, und wir
er=
kennen jede geſchichtliche Perſönlichkeit an, die für das Leben der
Nation Werte geſchaffen hat, die von Beſtand waren. Bei einem
Rückblick in die geſchichtliche Vergangenheit gerade unſerer Stadt
iſt es ſelbſtverſtändlich, daß wir rückhaltlos anerkennen, daß das
Haus Brabant für die Stadt Darmſtadt und für die
Stadtgeſtal=
tung Hervorragendes geleiſtet hat. Bei richtiger Verwaltung
und entſprechendem Ausbau des übernommenen Erbes ſind wir
durchaus in der Lage, für eine Zukunftsgeſtaltung zu ſorgen, die
die günſtige Fortentwicklung unſerer Stadt ſichert.
Die jahrhundertelange Eigenſchaft unſerer Stadt als Haupt=
und Reſidenzſtadt hat ſowohl dem Stadtbild ſelbſt, wie dem Geiſte
ſeiner Bewohner und vor allem auch der Zuſammenſetzung ſeiner
Einwohnerſchaft den weſentlichſten Stempel aufgedrückt. Was
ver=
gangen iſt,. kehrt nicht wieder!
Adolf Hitler hat als erſter erkannt, daß das ſtaatliche und
kulturelle Leben des deutſchen Volkes in der alten Form zur
Er=
ſtarrung verdammt und das Volk ſelbſt dem Untergang geweiht
iſt, wenn nicht durchgreifende Reformen im Geiſte des
National=
ſozialismus eintreten. Er hat dem deutſchen Volke eine neue
Form des ſtaatlichen Lebens gegeben, und dieſe Form durch
natio=
nalſozialiſtiſchen Geſtaltungswillen mit flutendem Leben erfüllt.
Das Rad der Geſchichte wird über die ewig Geſtrigen
hin=
weggehen, die den Sinn der neuen Zeit nicht zu erfaſſen
ver=
mögen, und die ſich nicht damit abfinden können, daß ihre Zeit,
die ſie nicht genützt haben, vorbei iſt. Es muß jedem klar ſein,
daß gegen den Willen des Neugeſtalters von Deutſchland nichts
unternommen werden kann. Das ganze Volk ſteht hinter ihm,
ſein Wille iſt entſcheidend.
Dafür, daß ſein Wille in ganz Deutſchland durchgeſetzt wird,
bürgen ſeine getreueſten Mitarbeiter: die Gauleiter und
Reichs=
ſtatthalter. Der Gauleiter Sprenger hat mit unermüdlicher
Schaffenskraft unſerem Heimatgebiet die feſte Geſtalt des Rhein=
Main=Gebietes gegeben. Er hat die Mainlinie beſeitigt und
hat durch Zuſammenfaſſung der Wirtſchaft und durch einheitliche
Geſtaltung des Kulturwillens bereits die große Linie aufgezeigt.
in der die Entwicklung vor ſich gehen wird.
Bei den Arbeiten für die Zukunftsgeſtaltung der Städte des
Rhein=Maingebiets müſſen die Lebensbedingungen für jede Stadt
berückſichtigt werden. Der nationalſozialiſtiſche Staat garantiert
jedem ſein Lebensrecht. Es wäre liberaliſtiſch aber nicht
national=
ſozialiſtiſch, wenn die Lebensnotwendigkeiten von Gemeinweſen,
die durch ihre Vergangenheit, aber beſonders auch durch den
leben=
digen Geſtaltungswillen ihrer Einwohnerſchaft eine
Daſeinsberech=
tigung haben, irgendwie beſchnitten würden. Ich werde meine
ganze Perſon dafür einſetzen, daß unſere Stadt im Rhein=Main=
Gebiet volle Würdigung findet.
Wir müeſſn Wegbereiter ſein für die gemeinſchaftliche
Geſtal=
tund unſerer rhein=mainiſchen Heimat, denn die Zukunft unſerer
Stadt iſt bedingt von ihrer ſinngemäßen Eingliederung in das
Rhein=Maingebiet.
Ich freue mich, mitteilen zu dürfen, daß der Gauleiter und
Reichsſtatthalter mir wiederholt verſichert hat, daß er ſich die
Zukunft unſerer Stadt ſehr angelegen ſein läßt. Unſer
Zuſammen=
hang mit dem Rhein=Maingebiet iſt übrigens nicht nur
wirtſchaft=
lich bedingt, ſondern auch durch die vielfältigen Beziehungen unſerer
Bevölkerung zu dem Land zwiſchen Neckar und Lahn. Wenn in
Berlin das Scherzwort geſagt wird, jeder dritte Berliner ſei
ein Schleſier, ſo können wir hier vielleicht ſagen, daß jeder dritte
Darmſtädter ein Oberheſſe iſt.
Aus den im Laufe von Generationen hierhergepflanzten
Men=
ſchen ſetzt ſich aber ein weſentlicher Beſtandteil unſerer
Darm=
ſtädter Bevölkerung zuſammen.
Dieſe Stadt hat ja auch eine ganze Reihe hervorragender
Männer Deutſchland und der Welt geſchenkt, wie auch eine große
Anzahl bedeutender Männer hier gelebt haben. Ich will nur
fol=
gende Namen nennen: Helfrich Peter Sturz, Kriegsrat Merck, der
Freund Goethes, Juſtus Liebig, Johann Kaup. Gervinus, der
allen Darmſtädtern unvergeßliche Niebergall, General von der
Tann, Ludwig Büchner, der Chemiker Kekule, der Nordpolforſcher
Weyprecht, der berühmte Baumeiſter Ludwig Hoffmann, die
Darmſtädter Kinder waren. Aber auch weiter die bekannten
Vorkämpfer der Turnerbewegung Adolf Spieß und Heinrich
Völ=
ſing. Ferner noch Abt Vogler, von Flotow und Freiherr v. Gagern
und viele andere.
Es muß unſere Sorge ſein, daß wir auch in Zukunft bei der
Neugeſtaltung unſeres Vaterlandes dem Vaterlande. Männer
ſchenken können.
Die geſchichtliche Entwicklung hat dazu geführt, daß die Stadt
Darmſtadt unter den heſſiſchen Städten vor dem Kriege eine ganz
beſondere Stellung eingenommen hat. In Darmſtadt hatten
Solda=
ten und Soldatentum immer eine ſtarke Bedeutung. Ferner
brachte die Hofhaltung den Geſchäftsleuten manchen Verdienſt. Wir
hatten viele Millionäre und kapitalkräftige Rentner hier. Heute
ſind Hof und und Militär weggefallen, Millionäre und Rentner
haben ihr Geld verloren und ſind zum großen Teil
unterſtützungs=
bedürftige Kleinrentner geworden. Dieſe Verhältniſſe werden
durch folgende Zahlenangaben ſehr ſinnfällig beleuchtet. Nach dem
Stand vom 31. März 1934 betrug die Zahl der unterſtützten
Kleinrentner: in Darmſtadt 648 (nicht wie in Frankfurt, wo die
Zahl 500 beträgt) in Mainz 345, in Offenbach 169, in Worms 115,
in Gießen 141. Dieſe Zahlen beweiſen, daß ehedem in unſerei
Stadt zahlreiche Leute waren, die ihr ein ganz beſonderes
Ge=
präge gegeben haben.
Die Verhältniſſe haben ſich grundlegend geändert und dazu
geführt, daß manche Geſchäftszweige hier überhaupt ihre
Daſeins=
möglichkeiten verloren haben und andere ſtark zurückgegangen ſind.
Daß in dieſe Verhältniſſe überhaupt eine Wendung zum Beſſeren
ſich anbahnen kann, iſt lediglich den Maßnahmen der heutigen
Regierung zu verdanken.
Insbeſondere muß der erfolgreich in Angriff genommene
Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit dazu führen, daß wir aus den
drückenden Notverhältniſſen herauskommen. Es gilt alſo auch für
uns daß wir uns reſtlos für die Maßnahmen der Reichsregierung
einſetzen und jeder Einzelne an ſeinem Platz ſich als treuer Ge=,
folgsmann unſeres Führers Adolf Hitler erweiſt.
Es gilt auf allen Gebieten Aufbauarbeit im Sinne des
Na=
tionalſozialismus zu leiſten. Das gilt beſonders für die
Stadt=
verwaltung, die die Führung für das Aufbauwerk in unſerer
Stadt übernehmen muß.
Hier heißt es: nicht nur verwalten, ſondern vorzugsweiſe neu
zu geſtalten.
Zwiſchen Großſtadt und Kleinſtadt muß im neuen Stagt ein
breiter Lebensraum für eine geſunde Mittelſtadt bleiben. Dabei
kommt es nach meiner Auffaſſung nicht ſo ſehr darauf an, für
dieſe Mittelſtädte eine beſondere Zahl der Einwohner zu
errei=
chen, ſondern viel mehr auf den Geiſt, den dieſe Einwohnerſchaft
beſeelt und vor allem aber darauf, daß bei dem Neuaufbau der
Städte die Grundlage für die wirtſchaftlichen
Lebensnotwendig=
keiten geſchaffen werden. Vor allem aber haben wir darauf zu
halten, daß wir in der Lage ſind, unſere kulturelle Miſſion zu
er=
füllen
Wir wollen aus Darmſtadt keine Großſtadt im Taſchenformat
machen. Aber doch könnte ich mir denken, daß die Entwicklung
dahin getrieben werden muß, daß wir über die 93 000 Einwohner
hinauskommen. Denn wir dürfen auch hinſichtlich der
Einwohner=
zahl nicht allzu ſehr hinter den Nachbarſtädten des Rhein=Main=
Gebietes zurückſtehen.
Möglichkeiten dazu liegen vor den Toren der Stadt.
Stark betont muß werden, daß wir hier die Vorausſetzungen
für angenehme Lebens= und Wohnverhältniſſe ſchaffen müſſen.
Wir können hier den Volksgenoſſen, die das haſtende Leben in der
Großſtadt zermürbt hat, eine angenehme Wohnſtadt bieten. Der
Ruf unſerer Stadt in dieſer Hinſicht iſt auch heute noch ſo ſtark,
daß immer wieder Anfragen hierherkommen über
Niederlaſſungs=
möglichkeiten.
Ich möchte Darmſtadt gewiß nicht nur als eine Stadt für
alte Leute ſehen. Doch glaube ich mit Recht unſeren
Volksgenoſ=
ſen zurufen zu können: Freund, wenn Du alt werden willſt, ziehe
rechtzeitig nach Darmſtadt!
Die Lage unſerer Stadt inmitten ſchönſter Waldungen am
Hügelland, aber auch am Flachland muß und wird immer einen
Anreiz bieten, hierher zu ziehen. Dazu müſſen freilich
Verkehrs=
verbindungen geſchaffen werden, die es ermöglichen, von hier
ſchnell zu den Wirtſchaftszentren unſeres Heimatgebietes kommen
zu können.
Der planmäßige Ausbau unſerer Stadt als Wohn= und
Gar=
tenſtadt hat aber zur Vorausſetzung, daß hier alle die kulturellen
Einrichtungen erhalten bleiben, die wir übernommen haben, und
daß wir den Mut zum planmäßigen Aufbau aller dieſer
Einrich=
tungen und auch zur Neugeſtaltung aufbringen.
Der Reichsminiſter Dr. Frick hat neulich ausgeführt, daß die
geſchichtlich gebundenen Landeshauptſtädte, auch wenn ſie nicht
mehr Sitz parlamentariſcher Tagungen ſind, in ihrer Bedeutung
als kultureller und wirtſchaftlicher Zentralpunkt geſtärkt werden
müſſen. Nichts liegt dem Nationalſozialismus ferner, als zu
zen=
traliſieren oder das ganze geiſtige und wirtſchaftliche Leben in
einem Zentralpunkt zuſammenzufaſſen. Dies gilt im gleichen Maße
auch für die Verwaltung.
Die alten Landeshauptſtädte bleiben Kulturzentren. Und
wir Darmſtädter erheben auf Grund der großen
Vergangen=
heit dieſer Stadt den Anſpruch, Kulturzentrum unſeres
Heimatgebiets zu bleiben.
Die geſamte Lage erfordert aber, daß wir uns kräftig rühren,
und daß jeder an ſeiner Stelle tätig mithilft.
Aus dieſem Grunde habe ich es auch mit ganz beſonderer
Freude begrüßt, daß in dieſem Jahre die bedeutende deutſche
Frühjahrsausſtellung auf der Mathildenhöhe ſtattfindet. Die
An=
erkennung des beſonderen Wertes dieſer Kunſtſchau hat ſich nicht
nur in Darmſtadt, ſondern weit darüber hinaus durchgeſetzt. Dieſe
Kunſtausſtellung gehört zu den bedeutendſten im neuen Reich.
Durch Einheimiſche wurde hier eine Tat geſchaffen, die wirklich
dazu geeignet iſt, den Ruf unſerer Stadt als Kunſtſtadt neu zu
feſtigen. Wir haben Veranlaſſung, den Veranſtaltern, vor allem
Herrn Profeſſor Adolf Beyer, dafür herzlich zu danken. Durch noch
beſſeren Beſuch der Ausſtellung muß den Veranſtaltern der Dank
ausgedrückt werden.
Es erwächſt uns aber hier noch eine beſondere Aufgabe, die
baldmöglichſt gelöſt werden muß, das iſt.
die Schaffung einer ſtändigen Kunſtſchau.
Es iſt mir bekannt geworden, daß außer den Kunſtſammlungen
des Landesmuſeums und des Schloßmuſeums ſich hier noch weitere
Sammlungen wertvoller Gemälde befinden. Und zwar in einer
Zahl und Güte, daß durch deren Zuſammenfügung eine weitere
umfangreiche Galerie ohne weiteres geſchaffen werden kann, die
dann eine beſondere Sehenswürdigkeit unſerer Stadt bildet.
Da=
zu kommen in Betracht: Gemälde in ſtädtiſchem Beſitz, die
Samm=
lung des Ständigen Rates und die Sammlung der Freien
Ver=
einigung Darmſtädter Künſtler. Es müßte möglich ſein, daraus
eine ſtändige Schau zuſammenzuſtellen, die einen beſonderen
An=
ziehungspunkt unſerer Stadt bildet.
Schließlich müſſen wir auch dazu kommen, hier eine
Unter=
richtsſtätte für Malerei und Plaſtik wieder erſtehen zu laſſen. —
Wenn nach dem Willen des Führers München zur führenden
deut=
ſchen Kunſtſtätte wird, wenn dort das Haus der deutſchen Kunſt
entſteht, in dem die Spitzenleiſtungen der deutſchen Kunſt gezeigt
werden, ſo müſſen rings im deutſchen Lande Schul= und
Pflegeſtätten entſtehen, die den Zubringerdienſt zu dieſem
Gipfel=
punkt der deutſchen Kunſt leiſten. Wir hier in den Ländern müſſen
die Talente aufſpüren, ſchulen und fördern, damit eine deutſche
Kunſt entſtehe. Damit entſteht aber auch für uns die
Verpflich=
tung, gau= und länderweiſe Schulungs= und Pflegeſtätten zu
er=
richten, die den werdenden Künſtlern erſt die Möglichkeit zur
Aus=
wirkung geben, aber gleichzeitig auch für ihr Gebiet der
Sammel=
punkt aller künſtleriſchen Beſtrehungen werden. Die Sachgebiete
der Kunſt, Malerei, Plaſtik. Muſik, darſtellende Kunſt uſw. können
durch eine zweckentſprechende Organiſation vielleicht örtlich verteilt
werden. Daß aber aus unſerer Stadt Darmſtadt, ihrer Tradition
Seite 6 — Nr. 185
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 7. Juli 1934
getreu, eine Pflegeſtätte deutſcher Kunſt werde, dafür müſſen wir
uns alle, jeder an ſeiner Stelle, einſetzen.
Herr Oberbürgermeiſter Wamboldt würdigte dann die
Bedeutung der handwerklichen Kunſt, der deutſchen Raumkunſt
und Dekoration, die von Darmſtadt weſentlich beſtimmt wurde.
Weiter betonte er den Wert der Darmſtädter Möbelinduſtrie und
kam dann auf die Bedeutung des Theaters, der Muſikpflege, der
Techniſchen Hochſchule zu ſprechen, widmete der Jugenderziehung,
die gerade in Darmſtadt eine beſondere Entwicklungsmöglichkeit
hat, einen breiten Raum. Beſonderer Dank galt den Fliegern, die
durch ihre Leiſtungen der Stadt Geltung verſchafften. Er ſprach
weiter von dem Altſtadtdurchbruch und einer genau zu prüfenden
Altſtadtſanierung, von dem Kampf gegen die Wohnungs= und
Arbeitsloſigkeit und über die Hebung des Fremdenverkehrs
Hier=
bei teilte er mit, daß bereits im nächſten Jahre folgende
Aus=
ſtellungen hier ſtattfinden ſollen:
Im einzelnen werden wir auf dieſe bedeutungsvollen
Aus=
führungen des Herrn Oberbürgermeiſters, die wir hier nur
an=
gedeutet haben, morgen zurückkommen. — Er teilte mit, daß
be=
reits im nächſten Jahre folgende Ausſtellungen hier ſtattfinden
ſollen:
Im Juli: die 6. Süddeutſche Gaſtwirtsmeſſe, die vor 6 Jahren
in Darmſtadt ihren Ausgang nahm.
Im Auguſt: die Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellung.
Im September: die Ausſtellung des Vereins der Ingenieure
„Volk und Wirtſchaft”
Er führte dann weiter aus: Wir haben als Ziel: 1. Feſtigung
und Verbreitung des Rufes unſerer Stadt im Heimatgebiet, im
Reich und im Ausland: 2. Vervollkommnung des Verkehrs nach
und in der Stadt; 3. Förderung aller Einrichtungen, die zur
Stadtgeltung notwendig ſind: 4. Heranziehung und beſtes
Be=
treuen der Fremden: 5. Neuer Antrieb unſeres Geſchäftslebens
zum Wohle unſeres Gemeinweſens und zum Wohle aller
ſchaffen=
den Stände.
Der Verkehrs= und Verſchönerungsverein iſt ein Heimatverein
im beſten Sinne. Darum iſt es Ehrenpflicht eines jeden, der
dazu irgendwie in der Lage iſt, dem Verkehrs= und
Verſchöne=
rungsverein als Mitglied beizutreten. In Frankfurt war es
möglich, daß in kurzer Zeit 1900 neue Mitglieder beigetreten
ſind, die ein Beitragsaufkommen von 34 000 RM. leiſten. Auch
wir brauchen zur Durchführung unſerer Aufgabe Geld und die
Mitarbeit und Unterſtützung unſerer Volksgenoſſen.
Oberbürgermeiſter Wamboldt ſchloß mit den Worten: Mögen
alle Volksgenoſſen und Darmſtädter Landsleute ihre Unterſtützung
nicht verſagen. Alle Kraft und alle Arbeit der gewollten
Aufbau=
leiſtung des nationalſozialiſtiſchen Staates. Daß auch unſer altes
liebes Darmſtadt bei der Umgeſtaltung der Dinge den ihm
ge=
bührenden Platz ſich erkämpft, iſt unſer aller Wunſch. Dafür
werde ich mich ſtets mit aller Kraft einſetzen als Nationalſozialiſt
und als Darmſtädter. Darmſtadt im nationalſozialiſtiſchen
Deutſch=
land voran! Mit Hitler in eine glückliche Zukunft!
Heil Hitler!
Der zweite Vorſitzende brachte ein dreifaches „Siegheil!” auf
den Führer aus, in das begeiſtert eingeſtimmt wurde, und ſchloß
mit Worten des Dankes die Kundgebung.
Der Polizeibericht.
Einbruchsdiebſtahl. In der Nacht vom 29. auf 30. 6. 1934
überſtiegen unbekannte Täter die Umzaunung des am
Botani=
ſchen Garten gelegenen Sportplatzes der Burſchenſchaft Rugia,
ſprengten gewaltſam die geſchloſſenen Fenſterläden des auf dem
Sportplatz gelegenen Umkleide= und Aufenthaltsraumes auf und
zertrümmerten ſaſt ſämtliche Fenſterſcheiben. Der oder die Täter
verſchafften ſich hierauf Zutritt zu den Räumlichkeiten und ſtahlen
aus denſelben zwei Tennishoſen, eine Lüſterjacke, ein Paar gelbe
Schuhe (Gr. 42), ſowie einen Dengelhammer.
Schilderdiebe am Werk. In der Zeit vom 28. bis 29. 6.
1934 wurde ein an der Toreinfahrt des Hauſes Wilhelminenſtr. 38
angebrachtes Emailleſchild mit der Aufſchrift Dienſteingang”
ent=
fernt und entwendet. Es iſt dies der zweite Fall innerhalb einer
Woche, daß ein Schild mit derſelben Aufſchrift entfernt bzw.
zer=
trümmert wurde. Wer hat Wahrnehmungen gemacht?
Sachdien=
liche Mitteilungen erbeten an die Polizeidirektion hier,
Hügel=
ſtraße 31/33. Zimmer 2.
Diebſtahl in einem Gartenhaus. In der Zeit vom 29. 6. bis
2, 7. 1934 wurde in eine Gartenhütte in der Roßdörfer Straße
eingebrochen und aus einem Schrank 4 Scheren, welche von
Kin=
dern eines Spielkreiſes benutzt werden, geſtohlen. Die Scheren
ſind vernickelt, etwa 10 Zentimeter lang. Perſonen, die zu
die=
ſem Diebſtahl ſachdienliche Angaben machen können, werden
ge=
beten, ſich bei der Kriminalpolizei, Hügelſtr. 31/33, Zimmer 12,
zu melden.
Diebſtahl. Am 29. Juni, gegen 10.30 Uhr, wurde in der
Hauptpoſt am Einzahlungsſchalter Nr. 1 ein Herrenſchirm mit
glattem Silbergriff und faſt neuem Bezug entwendet. Perſonen,
die um dieſe Zeit in dem Schalterraum waren und von dem
Täter irgendwelche Wahrnehmungen gemacht haben, werden
er=
ſucht, dies bei der Kriminalpolizei, Hügelſtraße 31/33. Zimmer 27,
mitzuteilen.
Schadenfeuer in Weiterſtadt. Am 5. 7. 1934 brach in den
Mittagsſtunden in der Scheune des Bäckers und Landwirts
Michel Petri 2. in Weiterſtadt Feuer aus. Die Scheune iſt bis
auf die Umfaſſungsmauern niedergebrannt. Als Brandurſache
kommt, wie einwandfrei feſtgeſtellt wurde, Kurzſchluß in Frage.
Verkehrsunfälle. Am 3. 7. 1934, gegen 7.45 Uhr, ſtieß an
der Straßenkreuzung der Blumenthal= und Kahlertſtraße ein
PKW. mit einem Motorradfahrer zuſammen. Hierbei wurde ein
53jähriger Mann aus Darmſtadt, der auf dem Sozius ſaß, leicht
verletzt und nach dem Stadtkrankenhaus verbracht. Die
Schuld=
frage muß noch geklärt werden.
Am Donnerstag, dem 5. 7. 1934, gegen 16.15 Uhr, ſtieß ein
Motorradfahrer aus Griesheim mit einem zweirädrigen
Metzger=
wagen auf dem Adolf=Hitler=Platz zuſammen. Der
Motorrad=
fahrer wurde leicht verletzt.
Am gleichen Tage, gegen 17.15 Uhr, ſtieß ein Darmſtädter
Motorradfahrer mit einem Frankfurter Motorradfahrer an der
Straßenkreuzung Heinheimer= und Lauteſchlägerſtraße
zuſam=
men. . Beide Fahrer und die Soziusfahrerin wurden leicht
ver=
letzt und konnten nach Anlegung von Notverbänden durch Dr.
Hoffmann ihre Fahrt fortſetzen.
Feſtgenommen wurde wegen Sittlichkeitsverbrechens,
began=
gen an minderjährigen Knaben, der 43jährige J. Sch. aus
Darm=
ſtadt. Er kam in Unterſuchungshaft.
Wer kennt den Mann? In der Nacht vom 8. zum 9. 6. 1934,
gegen 1 Uhr, trat im Palaisgarten ein Mann auf, der dort
vor=
beikommende Paſſanten in ſchamloſeſter Weiſe beläſtigte.
Be=
ſchreibung: Etwa 50 Jahre alt, 1,70 Meter groß, unterſetzt
und kräftig gebaut, ziemlich beleibt, volles Geſicht, bartlos,
kurz=
geſchnittenes, hellblondes Haar, über die Mitte des Kopfes
voll=
ſtändige Glatze. Der Täter war bekleidet mit grauem Anzug,
langer Hoſe, ohne Weſte. Er trug helles, mit weißen Streifen
durchzogenes Hemd ohne Kragen und war ohne Kopfbedeckung.
Warnung für Badende. Am 30. Juni wurde aus einem
un=
verſchloſſenen Spind im Auskleideraum des Hochſchulſtadions ein
größerer Geldbetrag geſtohlen. Wer hat den Täter oder
ver=
dächtige Perſonen beobachtet? Um auf dieſem Gebiete den Dieben
das Handwerk zu legen, wird wiederholt dringend empfohlen,
beim Baden größere Geldbeträge und Wertſachen zu Hauſe zu
laſſen oder ſie an der Kaſſe zur Aufbewahrung abzugeben.
Luft= und Seepoſtbeförderung nach und von Amerika. Zur
Beſchleunigung des Poſtverkehrs mit Amerika (New York) finden
in der nächſten Zeit folgende Flüge ſtatt: Reichspoſtflüge
von Köln nach Cherbourg, die den Dampfern „Bremen” und
„Europa” Spätlingspoſt für Amerika nachbringen, am 11. 7.,
18. 7. und 28. 7. ferner Vorausflüge (Schleuderflüge)
von den beiden Dampfern nach New York am 15./16. 7., 22./23.
und 1./2. 8., in Richtung nach Southampton am 12. 7.. 22.
29. 7. u. 9. 8. Mit den Nachbringe= u. Vorausflügen, die bisher alle
gut gelungen ſind, werden gewöhnliche und eingeſchriebene
Brief=
ſendungen und kleinere Pakete befördert. Bei Benutzung,der
Flüge wird gegenüber der gewöhnlichen Beförderung nach
Amerika ein Zeitgewinn bis zu 4 Tagen erzielt. Nähere
Aus=
kunft erteilen die Poſtanſtalten. Alle mit den Vorausflügen
be=
förderten Luftpoſtſendungen erhalten einen Sonderſtempel.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquiitung beizufügen. Anozzme Anfragen werden
nicht Seantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
W. B. hier. Rückſprache erforderlich, werktags vormittags
8 Uhr bei der Schriftleitung, wobei der Ehevertrag mitzubringen
wäre.
N. W. D. Der Dichter iſt Frhr. Börries v. Münchhauſen.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Vor der Großen Strafkammer ſtanden zwei
Sitt=
lichkeitsverbrecher, ein 50jähriger Mann aus Kranichſtein und ein
31jähriger aus Ober=Ramſtadt. Beide haben ſich an kleinen
Mäd=
chen von 10 bzw. 12 Jahren vergangen. Der erſte Angeklagte
erhält ein Jahr und 6 Monate Gefängnis, der zweite zwei Jahre
und 3 Monate Gefängnis.
Bedauernswert iſt der letzte Angeklagte, der 29jährige
Ro=
bert Schäfer aus Frankfurt a. M. Er iſt in
Waiſen=
häuſern und, da er epileptiſch iſt, in Anſtalten aufgezogen
wor=
den; er hat in den kurzen Jahren ſeiner Freiheit allerhand
De=
likte begangen, ſo daß das Bezirksſchöffengericht vor einigen
Mo=
naten ſeine Sicherungsverwahrung anordnete. Er möchte lieber
in eine Anſtalt, und hatte dagegen Berufung eingelegt, aber der
mediziniſche Sachverſtändige iſt der Auffaſſung, daß er in eine
Anſtalt keinesfalls gehöre, ja, daß dort ſeine Krankheit
höchſt=
wahrſcheinlich weſentlich verſchlimmert werde, und das Gericht
verwirft daraufhin ſeine Berufung, ſo daß es bei der Sicherung
bleibt.
Ebenfalls auf Sicherungsverwahrung erkennt das
Gericht für den 44jährigen, aus dem Elſaß gebürtigen Georg
Steiger aus Frankfurt. Seine Spezialität ſind
Eiſenbahn=
diebſtähle. Er hatte bei der letzten Sache, als er in
Baben=
hauſen wieder einmal einen Ballen Leder aus einem dort über
Nacht ſtehenden Güterwagen geklaut hatte, Papiere mit ſeinem
Namen und Lichtbild verloren, ſo daß es ſchon das Geſcheiteſte
war, er gab alles gleich zu. Andere Diebſtähle, die gerade in
Babenhauſen ſehr zahlreich waren, beſtreitet er. Das Gericht
verurteilt den oftmals Vorbeſtraften außerdem wegen ſchweren
Diebſtahls im Rückfall zu drei Jahren Zuchthaus und
zehn Jahren Ehrverluſt.
Der 57jährige Hugo Navratil und ſein Sohn Otto
hatten ſich dann wegen Betrugs des Wohlfahrtsamts
zu verantworten. Weder Vater noch Sohn hatten angegeben,
daß ſie wieder verdienten, und ruhig ein halbes Jahr lang die
Unterſtützung weiter bezogen. In ſo unverſchämter Weiſe habe ſie
noch niemand belogen, ſagt ein Vertreter des Wohlfahrtsamtes.
Etwa 200 Mark verdient der Vater im Monat. In erſter
In=
ſtanz hatte der Vater ſechs und der Sohn fünf Monate
Gefäng=
nis erhalten. Die Große Strafkammer erkennt heute gegen den
Vater auf ein Jahr und drei Monate und gegen den
Sohn auf neun Monate Gefängnis. Das Urteil iſt
endgültig.
Das Bezirksſchöffengericht verhandelte am ſelben
Tage einen Autounfall, der ſich Mitte März Ecke Hoffmann=
und Heinrichſtraße zutrug. Die Hoffmannſtraße kam ein Auto
herauf, die Heinrichſtraße ein Motorradfahrer, und beide ſtießen
an der Ecke derart zuſammen, daß der Motorradfahrer mit dem
Kopf in die Scheibe fuhr und tödlich verletzt wurde. Der 46
jäh=
rige Autofahrer wird wegen fahrläſſiger Tötung zu
einem Monat Gefängnis verurteilt. Das Gericht
be=
tont, daß die Hauptſchuld den Getöteten ſelber treffe, der mit
zu großer Geſchwindigkeit in die Kreuzung hineingefahren ſei.
Es wird dem Angeklagten deshalb auch eine fünfjährige
Bewäh=
rungsfriſt zugebilligt.
Der Strafſenat verurteilte am Freitag in
nichtöffent=
licher Sitzung den vielfach vorbeſtraften Joſeph Scotti aus
Mainz=Koſtheim wegen Hochverrats —
Weiterver=
breitung des Braunbuches — zu zwei Jahren Zuchthaus.
Drei Wormſer wegen desſelben Verbrechens Angeklagte
wer=
den mangels Beweiſes freigeſprochen. Der vierte Angeklagte,
Andreas Jonsdorfer, erhielt ſechs Monate Gefängnis.
Hanna Reitſch.
die beſonders durch ihre
Segel=
flüge im Rahmen der deutſchen
Segelflug=Expedition in
Süd=
amerika bekannt wurde und
dort den Höhenweltrekord für
Frauen aufſtellte, hat jetzt, wie
wir bereits meldeten, mit einem
Fluge über 160 Kilometer von
Griesheim bei Darmſtadt nach
Reutlingen in Württemberg
eine neue Weltbeſtleiſtung im
Strecken=Segelflug für Frauen
aufgeſtellt.
Sonderfahrt ins Blaue.
Ins Blaue hinein, heißt der amtliche Titel für den am
näch=
ſten Sonntag, 8. Juli, von der Reichsbahndirektion Mainz
gefah=
renen Sonderzug. Diesmal wird aber ſchon verraten, daß es ins
Grüne hinein geht, daß eines der ſchönſten deutſchen Mittelgebirge
Ziel der Fahrt iſt, die alten und jungen Wanderluſtigen Gelegenheit
zu einer nahezu fünfſtündigen Wanderung in einem Hochwald
prächtigſter Art gibt. Wer von den Teilnehmern die ganze
Wan=
derung nicht mitmachen will, kann getroſt dieſen Zug ebenfalls
benutzen. Er kann reizende kleine Dörfer ſehen, kleine
Waldſpäzier=
gänge nach ſchönen Ausſichtspunkten ausführen und von dem
erſten Ziel der Fahrt aus mit dem Sonderzug durch Berg und
Tal in zweiſtündiger Fahrt an das Ziel der Wanderer fahren,
die er dann wieder trifft. In einem wunderſchönen Städtchen,
deſſen kulinariſche Produkte Weltruf genießen, wird ſich dann die
Sonderzugsgemeinde noch bis nahezu 19 Uhr aufhalten und
aller=
lei Ueberraſchungen erleben. Reich ſind die Möglichkeiten, ſich den
Tag angenehm zu geſtalten. Der beſtimmt verkehrende Zug übt
große Anziehungskraft aus. Wer die weſentlich verbilligte
Fahr=
karte nicht alsbald holt, läuft Gefahr, an dieſer vielverſprechenden
Fahrt nicht teilnehmen zu können.
Deutſcher, ſprich deutſch!
„5 Marken 4 8 und 5 Marken à 6.*
Mußt du dazu ein franzöſiſches Wort nehmen?
Sag doch: 5 Marken zu 8, 5 Marken je 6,
oder kürzer: 5 Achter, 5 Sechſer!
Sprachverein.
— Eine Kunſtausſtellung, die beſucht wird! Es iſt vor noch nicht
allzu geraumer Zeit geſagt worden, daß die
Kunſtausſtel=
lung auf der Mathildenhöhe noch erheblich an
Be=
ſuchermangel leide. Dem iſt anders geworden. Nachdem ſich
un=
ſere vorſichtigen Darmſtädter Mitbürger erſt einmal durch
vor=
geſchickte Patrouillen von der Güte des Gebotenen überzeugt
hatten, kommen Sie nun in erheblicher Anzahl. Nicht nur
Einzel=
perſonen, ſondern auch Vereine, Schulklaſſen uſw. Allein an
letz=
teren waren zirka 20 mit 581 Schülern anweſend! Ebenſo findet
der außerordentlich umfangreiche, gut bebilderte Katalog regen
Abſatz. Es gibt noch viele unter den Darmſtädter Bürgern, die
die Ausſtellung hoffentlich bald und öfters beſuchen werden.
Betr.: Appell der alten Kämpfer.
Der am Sonntag, dem 8 d. M. bei Todt. Dieburger Str. 97,
um 10 Uhr vormittags ſtattfindende Appell der alten Kämpfer
dient in erſter Linie der Kontrolle darüber, ob dieſe alten
Kämp=
fer alle in Arbeit ſtehen. Es ſind deshalb die nötigen Ausweiſe
mitzubringen. Irgendwelche Feierlichkeit oder ſonſtige
Veran=
ſtaltung ſoll mit dieſem Appell nicht verbunden werden.
NS. Frauenſchaft Darmſtadt.
Allen mitwirkenden Helfern und Helferinnen, die am 1. Juli,
in der Feſthalle, zum Gelingen unſeres Sommerfeſtes mit
beige=
tragen, ſagen wir herzlichen Dank.
NS. Frauenſchaft Darmſtadt.
Die Sprechſtunden der NS Frauenſchaft (Fräulein Otto) für
das „Hauswirtſchaftliche Jahr für Mädchen” finden täglich von
10 bis 12 Uhr vormittags bei der NS. Frauenſchaft, Kreisleitung,
Rheinſtraße 48, ſtatt.
BNSDJ., Ortsgruppe Darmſtadt.
Am Samstag, dem 7. Juli, findet nachmittags um 15.30 Uhr,
eine Ortsgruppenverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt des
Bundes Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten ſtatt. Es ſprechen
Pg. Dr. Brauns über „Nationalismus und Nationalſozialismus”
Rechtsanwalt Dr. Neuſchäffer über „Das neue Zivilprozeßrecht”.
Das Erſcheinen aller Mitglieder iſt Pflicht.
Kreisſchulungsleiter.
Am Sonntag abend 9 Uhr lade ich die Kreisſchulungsobleute
des Kreiſes Darmſtadt zu einem zwangloſen Zuſammenſein im
Hanſahotel, kleiner Saal, ein. Bitte um zahlreiches Erſcheinen!
gez. Wamboldt, Kreisleiter.
NSBO. und Deutſche Arbeitsfront.
Die Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe Steinberg befindet ſich in
der Theodor=Fritſch=Straße 95. Sprechſtunden täglich von 5 bis
7 Uhr.
BNSDJ., Gruppe Referendare und Aſſeſſoren.
Am Montag, dem 9. Juli 1934, 14 Uhr pünktlich, findet im
Sitzungsſaal der Zivilkammer II ein Schulungsvortrag ſtatt, zu
dem alle Kameraden zu erſcheinen haben.
Um Glauben und Volkskum in Oefkerreich.
Eine große evangeliſche Volksfeier im Wald wird am
kom=
menden Sonntag auf der Kohlplatte (Nähe Oberwaldhaus)
ſtatt=
finden. Es wird eine beſondere Freude ſein, daß die
Evangeli=
ſchen unſerer Stadt, und zwar die aller Bevölkerungskreiſe, der
Gebildeten und der Arbeiter, der Beamten und der Kaufleute ſich
in echter Volksgemeinſchaft in dem wundervollen Buchendom
zu=
ſammenfinden. Was ſie eint, iſt die Gemeinſamkeit des
Volks=
tums, auch die Gemeinſchaft des Glaubens. Männer und Frauen
werden Zeugnis ablegen für ihren Glauben und die innige
Ver=
bundenheit mit dem ſchweren, auch für uns ſchickſalhaften Kampf
im Glauben und Volkstum, der heute in Oeſterreich ausgefochten
wird. Unſere Jugend zumal, namentlich auch die in den
natio=
nalen Verbänden, ſoll mit uns Intereſſe gewinnen für den
Not=
ruf, der an uns von unſeren Brüdern drüben ergangen iſt.
Im Mittelpunkt der Feier ſteht eine
Freilichtauf=
führung „Die Salzburger” An dieſem wunderbaren
Stück Erde wird in natürlicher Dekoration von erprobten
Kräf=
ten dargeſtellt ein Stück Geſchichte aus Oeſterreichs
Vergangen=
heit, aus dem Kampf um Glauben und Heimat vor zweihundert
Jahren lebendig, das bezeichnend iſt auch für den heutigen Kampf
dort. Ein genauer Kenner der Verhältniſſe, ein ehemaliger
öſterreichiſcher Pfarrer, der auch einmal in Darmſtadt
Pfarraſſi=
ſtent war, wird zu uns ſprechen. Lieder, Chöre, Reden und
Dar=
bietungen werden einander abwechſeln.
In gemeinſamem Zuge bewegen ſich die Gemeinden zum
Walde. Die große Mehrzahl ſammelt ſich um 2,30 Uhr am
Pa=
radeplatz, die Martinsgemeinde am Riegerplatz. Poſaunenchöre
werden die Züge begleiten. Von den Nachbargemeinden haben
ſich bereits zahlreiche Evangeliſche zu dieſem Dekanatsfeſt
des Evangeliſchen Bundes angemeldet. Wir hoffen,
daß alt und jung ſich hinausbegeben. Ein gemeinſames
Ab=
zeichen ſoll die Teilnehmer auch äußerlich verbinden. Dieſes
Ab=
zeichen, das durch die neueſten Verordnungen nicht in der
beab=
ſichtigten Weiſe angeboten werden darf, iſt in der Stadt zu haben
bei Buchhandlung Waitz und Carius, bei den
Schreibwarenhand=
lungen Heckmann. Bender. Weiß und Paul.
Auch bei heißem Wetter wird es im Walde ſchattig ſein. Wir
hoffen auf einen Tag, der uns alle, die wir zuſammenkommen,
ſtärkt in der Freude an Heimat und Glauben, der uns aber auch
6.
das Herz öffnet für unſere öſterreichiſchen Brüder.
Heſſiſche Erfinder.
Auszug aus dem Patentblatt vom 28. Juni 1934.
A. Patentanmeldungen.
Otto Hardung, Worms: Ueber dem Gefrier= oder Kühlgut
angeordneter Kohlenſäureeisbehälter.
Hugo Maehler, Nieder=Ingelheim a. Rh.: Elektriſche
Hand=
lampe mit Weichgummiſtiel.
Alois Schreckenberger, Hemsbach a. d. B.: Küchenherd mit
einem Hauptkeſſel und einem Nebenkeſſel.
Konrad Fitzenberger, Büdingen, Oberheſſen: Feilenführung
zum Schärfen von Sägen.
Theodor Wild, Offenbach a. M.: Aſchenbecher für
Kraftfahr=
zeuge mit ſelbſttätiger ſofortiger Entleerung.
B. Erteilte Patente.
Fritz Bornhardt, Buchſchlag in Heſſen: Zeitſchalteinrichtung.
C Eingetragene Gebrauchsmuſter.
Carl Becker, Darmſtadt: Mechaniſcher Wendeapparat mit
Wendeſchrauben.
Wilhelm Kaege, Nieder=Ingelheim a. Rh.: Befeſtigungsdübel
für Eckleuchten.
Wilhelm Kaege, Nieder=Ingelheim a. Rh.: Zweiteilige
Wand= und Eckleuchte für Bleikabelmontage.
Boſche u. Mayer G. m. b. H., Bieber bei Offenbach a. M.;
Einſeitig öffnender Taſchenbügel.
Anton Meinert. Worms=Pfiffligheim: Halter für
Fenſter=
fähnchen.
Heinz Dächert. Darmſtadt: Biegſamer Schlüſſelring mit
Sicherheitsverſchluß.
Heinrich Michel, Babenhauſen in Heſſen: Aſchenbecher mit
Verſchlußglocke.
Ludwig Fröhner, Darmſtadt: Rührvorrichtung für
Rüben=
ſchneider.
Bereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
— Reichsbund ehem. Militärmuſiker E. V.,
Ortsverein Darmſtadt. Wir erinnern unſere Mitglieder
und geladenen Gäſte an das heute im Saalbau bei jedem Wetter
ſtattfindende Sommerfeſt. Beginn des Konzerts pünktlich 8.15 Uhr
— Verein ehem. 61er Artilleriſten. Der
Reichs=
bund ehemaliger Militärmuſiker hat uns zu ſeinem Sommerfeſt
am Samstag, dem 7. Juli, abends 8 Uhr. im Saalbau
einge=
laden. Unſere Vereinsnadel berechtigt zu freiem Eintritt. Wit
erwarten daher regſte Beteiligung.
— Akademiſcher Gottesdienſt. Der letzte akademiſche
Gottes=
dienſt dieſes Semeſters findet am Sonntag, den 8. Juli 1934,
vor=
mittags 11.15 Uhr, in der Schloßkirche (Eingang vom inneren
Schloßhof) ſtatt.
Waldbrände können
Ein weggeworfenes Zündholz, achtlos weggeworfene
Zigarren= oder Zigarettenreſte rufen Waldbrände hervor!
Samstag, 7. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 185 — Seite 7
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 5. Juli. Ausflug. Die im Vorjahre
Fünf=
zigjährigen unternahmen einen Ausflug, an dem ſich rund 35
Ka=
meradinnen und Kameraden beteiligten. In den frühen
Morgen=
ſtunden verſammelten ſich die Teilnehmer am Gashaus „Zum
goldenen Löwen” und beſtiegen den wartenden Omnibus. Die
Fahrt ging über Dieburg, Groß=Umſtadt. Höchſt nach Michelſtadt,
wo ſich eine kurze Beſichtigung der Stadt anſchloß. In Erbach
wurde kurze Raſt gehalten. Ueber Beerfelden wurde das ſchöne
Städtchen Hirſchhorn erreicht und daſelbſt das Mittageſſen
einge=
nommen. Die Heimfahrt führte über die Bergſtraße. Die
Teil=
nehmer waren dem Kameraden Franz Hermann, der die ſchöne
Fahrt organiſiert hatte, recht dankbar. — Werbe=Konzert.
Im Schwanenſaale veranſtaltete die Gruppenkapelle der
Arbeits=
dienſtgruppe 254 ein Werbekonzert. Die Kapelle, unter ſtraffer
Leitung des Muſikmeiſters H. Forſchler bot eine reiche Folge
guter Muſik, die mit einem ſchneidigen Marſch eingeleitet wurde.
Die flotten Darbietungen der jungen Kapelle fanden verdient
ſtarken Beifall und mußten teilweiſe wiederholt werden.
Ef. Meſſel, 5. Juli. Am Sonntag, 8. d. M., nachmittags um
5 Uhr, findet in der Gaſtwirtſchaft Georg Laumann 12. eine
Ver=
ſammlung der Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft und um 6 Uhr
eine ſolche des Geſangvereins „Sängerbund=Eintracht” in der
Gaſt=
wirtſchaft Georg Heberer ſtatt.
Cp. Weiterſtadt, 6. Juli. Scheunenbrand. Am hellen
Tage brach in der Scheune des Bäckermeiſters Petri ein
Scheunen=
brand aus. Den Bemühungen der Feuerwehr gelang es, ein
Uebergreifen der Flammen auf die Nachbargebäude zu
verhin=
dern, doch brannte die Scheune bis auf die Grundmauern nieder.
Die Entſtehungsurſache des Feuers iſt unbekannt.
Traiſa, 6. Juli. In der am Montag, den 9. Juli im
Ver=
einslokal „Heſſiſcher Hof” ſtattfindenden Monatsverſammlung
des Obſt= und Gartenbauvereins ſpricht Mitglied Weber über
„Schädlingsbekämpfung im Gemüſegarten‟. Die Schädlinge ſind
auch hier ſtark aufgetreten. Der Beſuch des Vortrags über die
Bekämpfung iſt daher allen Mitgliedern ſehr zu empfehlen.
Nieder=Ramſtadt, 6. Juli. Nieder=Ramſtädter
An=
ſtalten. Bei dem am 8. Juli ſtattfindenden Jahresfeſt der
Nie=
der=Ramſtädter Anſtalten hat Pfarrer Köhler=Darmſtadt die
Feſt=
ppedigt übernommen und wird auch bei der Nachfeier noch einmal
das Wort zu einer Anſprache ergreifen. Falls das Wetter günſtig
iſt, ſoll die Nachfeier mit der Kaffeebewirtung im Anſtaltsgarten
ſtattfinden.
Eb. Nieder=Beerbach, 6. Juli. Die Kreditkaſſe Nieder=
Beerbach, G. m. b. H., konnte im abgelaufenen Geſchäftsjahr 1933
einen Reingewinn von 961,11 RM. erzielen. Die Bilanz ſchließt
in Einnahmen und Ausgaben mit 117 111,45 RM. ab. Die
Ge=
ſamthaftſumme der 92 Mitglieder beträgt 92 000 RM.
G. Ober=Ramſtadt, 6. Juli. Gegenwärtig ſiind die Landwirte
mit der Einbringung der zweiten Kleernte beſchäftigt. Dieſe
lie=
fert wegen der langen Trockenheit im allgemeinen nur einen
ge=
ringen Ertrag. Die Reife des Getreides ſchreitet auch in unſerer
Gemarkung raſch vorwärts, ſo daß die Ernte allgemein 14 Tage
früher als in anderen Jahren eiſetzen wird.
Le. Groß=Umſtadt, 6. Juli. Aus Anlaß des 16.
Verbands=
tages des heſſiſchen Schuhmachermeiſter=Verbandes, welcher am
letzten Samstag und Sonntag in den Mauern unſeres Städtchens
abgehalten wurde, wehte in allen Straßen reicher Flaggenſchmuck.
Vertreter aus dem ganzen Heſſenlande nahmen an der Tagung
teil. Der Begrüßungsabend, dem am Nachmittag eine
Vorſtands=
ſitzung vorausgegangen war, fand in dem feſtlich geſchmückten
Saale des Gaſthauſes „Zur goldenen Krone”, (Inhaber Jakob
Ackermann) ſtatt. Hier rief Schuhmachermeiſter Anton
Gumbin=
ger von hier den Handwerkskollegen, ſowie den zahlreich
erſchie=
nenen Gäſten herzliche Worte der Begrüßung zu, dabei betonend,
daß man ſich hier auf hiſtoriſchem Boden der Heimſtätte der alten
Zunft befinde. Für den freundlichen Empfang dankte der
Ver=
bandsvorſitzende, Schuhmachermeiſter Späth. und gab der
Hoff=
nung Ausdruck, daß auch das ehrbare Schuhmacherhandwerk eines
Hans Sachs im dritten Reiche blühen und gedeihen möge. Unter
dem Motto „Einigkeit macht ſtark”, begrüßte Bürgermeiſter
Mag=
ſaam die Verſammlung namens der Stadt Groß=Umſtadt, mit
dem Wunſche, daß es den Gäſten in unſerer Stadt gefallen möge;
er wünſchte der Tagung guten und vollen Verlauf. Durch Vortrag
einiger Chöre des Männergeſangvereins, ſowie Darbietungen auf
Zither und Violine zweier jugendlicher Künſtler herrſchte bald
eine gehobene, gemütliche Stimmung; auch ein flottes Tänzchen
fehlte am Schluſſe nicht. Die eigentliche Hauptverſammlung, ſowie
diejenige der Wohlfahrtseinrichtung nahmen von Sonntag früh
9 Uhr ihren Anfang und endneten erſt gegen 4 Uhr. Einem
Rundgang durch die Stadt ſchloß ſich ein Spaziergang durch das
Raibacher Tal über den Heinrichsberg an, wobei ſich die Gäſte
von der ſchönen Lage und Umgebung Groß=Umſtadts überzeugen
konnten — Eine gediegene Ausſtellung von Leder der Firma
Johs Ganß, hier, ſowie von Bearbeitungsmaſchinen und
Mate=
rialien der Schuhmacherbranche im unteren Rathausſaale, war
reichlich beſchickt und erfreute ſich eines guten Beſuches.
Le Lengfeld i. Odw., 6. Juli. Der ſeit vielen Jahren hier
anſäſſige", auch in Jägerkreiſen weithin bekannte, geſchätzte und
beliebte praktiſche Arzt Dr Karl Braun, hat mit dem 1. d. Mts.
ſeine Praxis niedergelegt; möge demſelben nach langjähriger
an=
ſtrengender Tätigkeit in ſeinem ſchweren Beruf ein froher und
geſunder Ruheſtand auf viele Jahre beſchieden ſein; ſeinen
Wohn=
ſitz behält er in Lengfeld bei.
Eb. Hainſtadt bei Seligenſtadt, 6. Juli. Durch
Stark=
ſtrom getötet. Der Schornſteinfeger Hans Schimmel kam in
Ausübung ſeines Berufs auf dem Dach eines hieſigen Anweſens
einer Starkſtromleitung zu nahe und wurde getötet. Schimmel iſt
unverheiratet, er war jedoch erſt kurze Zeit nach längerer
Arbeits=
loſigkeit wieder in Beſchäftigung.
Anmeldepflicht zum Reichsnährſtand.
Zu der öffenklichen Aufforderung zur Anmeldung beim Reichsnährſtand bis 15. Anguſt.
Ber gehort Jam Heicskahrfrand!
Von zuſtändiger Seite wird zu der von uns bereits
wieder=
gegebenen Aufforderung des Reichsbauernführers zur
Anmel=
dung des Landhandels und der Betriebe, die
landwirtſchaftliche Erzeugniſſe be= und
ver=
arbeiten, bei den zuſtändigen Dienſtſtellen des
Reichsnähr=
ſtandes folgendes mitgeteilt:
Die Aufforderung des Reichsbauernführers dient lediglich
dem Zweck, das Reichsnährſtandsgeſetz und die hierzu ergangenen
Ausführungsbeſtimmungen zuverläſſig und erſchöpfend
durchzu=
führen. Wer einen der in dem Aufruf bezeichneten
Wirtſchafts=
zweige betreibt, hat ſich bei ſeiner Kreisbauernſchaft anzumelden.
Die Anmeldung iſt auch in zweifelhaften Fällen vorzunehmen.
Die Anmeldung hat bis zum 15. Auguſt 1934 zu erfolgen
und iſt koſtenlos. Dazu iſt ein Vordruck, der bei ſämtlichen
Dienſt=
ſtellen des Reichsnährſtandes (Ortsbauernführer,
Landesbauern=
führer, Hauptabteilung IV, und bei dem Reichsnährſtand,
Reichs=
hauptabteilung IV. Berlin NW. 7. Mittelſtraße 2/4) koſtenlos
er=
hältlich iſt, zu benutzen. Auskünfte erteilen die Kreisbauernführer,
Landesbauernführer (Hauptabteilung IV) ſowie die Bürgermeiſter
und Ortsbehörden. Auch in allen Fällen, in denen die
Zugehörig=
keit
traler Stelle.
Es wird beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß der
Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft gemäß 8 9 des
Reichsnährſtandgeſetzes vom 13. September 1933 beſtimmen kann,
daß die Nichtbefolgung dieſer Aufforderung mit
Gefängnis und mit Geldſtrafe bis zu 100000 RM.
oder mit einer dieſer Strafen geahndet, und daß außerdem die
Fortführung des Betriebes unterſagt werden kann, wenn wegen
Nichtbefolgung rechtskräftig auf Strafe erkannt worden iſt.
Ausdrücklich befreit von einer neuerlichen Anmeldung ſind
die Mitglieder des Landhandelsbundes E. V., der wirtſchaftlichen
Vereinigung der Weizen= und Roggenmühlen, des
Reichsverban=
des deutſcher Obſt=, Gemüſe= und Lebensmittelhändler E. V., des
Reichsverbandes des deutſchen Süßwaren=Großhandels E. V. und
diejenigen Betriebe, die ſich dort bereits zum Reichsnährſtand
an=
gemeldet haben. Weiterhin ſind von einer Anmeldung befreit die
in die Handwerksrolle der Bäcker, Schlächter, Müller oder
Kon=
ditoreien eingetragenen Betriebe. Dagegen gilt die etwa noch
be=
ſtehende Mitgliedſchaft bei einem bereits bei einer anderen
Be=
rufs= oder Standesvertretung oder bei einem anderen Verband
oder Verein als den oben genannten getätigte Anmeldung nicht
als Anmeldung beim Reichsnährſtand.
Zweck und Ziel des Reichsnährſtandgeſetzes iſt die
Zuſammen=
faſſung aller an der Erzeugung, Weiterleitung, Be= und
Verarbei=
tung landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe Schaffenden zu einer
ge=
ſchloſſenen Organiſation unter einer Führung. Dem
Reichsnähr=
ſtand liegt insbeſondere die marktpolitiſche Betreuung aller zu
ihm gehörenden Handels= und Gewerbezweige ausſchließlich ob.
Die Zugehörigkeit zum Reichsnährſtand ſchließt bei den in der
öffentlichen Aufforderung unter „4” aufgeführten Fächern die
Zugehörigkeit zu anderen Standes= und Berufsvertretungen aus.
Zum Ausſcheiden aus einem freien Wirtſchaftsverband bedarf es
auch bei dieſen Betrieben der ſatzungsgemäßen Kündigung. Wer
hiernach von einem neben dem Beitrag zum Reichsnährſtand zu
entrichtenden Verbandsbeitrag freizuwerden wünſcht, hat
gegen=
über ſeinem Verband die Kündigung auszuſprechen.
Außer bei den Ortsbauernführern ſind die Formulare zu
er=
halten in: Frankfurt, Hauptabteilung IV der Landesbauernſchaft.
Bockenheimerlandſtraße 55: Darmſtadt. Kreisbauernſchaft,
Star=
kenburg Nord, Hauptabteilung IV. Hügelſtraße 73, durch
Haupt=
abteilungsleiter Wilh. Ulbrich; Worms, Landwirtſchaftsamt;
Mainz, Landwirtſchaftsamt; Offenbach, Ortsbauernführer Philipp
Peter Kratz, Waldſtraße 65.
Bn. Hirſchhorn, 6. Juli. NS Frauenſchaft. Im Erbach=
Fürſtenauerhof hielt die hieſige Ortsgruppe der NS. Frauenſchaft
ihren zweiten Deutſchen Abend, der als „Heimat= und
Trachten=
feſt” einen ſchönen Verlauf nahm. Altdeutſche Kinder= und
Mär=
henſpiele, Originaltänze und Bilder aus der „Langenthaler
Spinnſtube”, die von der NS. Frauenſchaft Langenthal zur
Vor=
führung kamen, wecheſlten miteinander in bunter Folge ab. Viel
belacht wurden auch das luſtige Singſpiel „Die muſikaliſche
Koch=
ſchule” und das „Ständchen der Hausangeſtellten”, die von
mehre=
ren Mitgliedern der NS. Frauenſchaft Hirſchhorn in altmodiſchen
Trachten aufgeführt wurden. Muſikſtücke und gemeinſam geſungene
Lieder ergänzten das reichhaltige Programm des Abends. der mit
einem Tänzchen ſeinen Abſchluß fand.
Die Vorzüge einer Rasierereme gegenüber der festen
Rasier-
seife sind leicht festzustellen, besonders denn, wenn man
gleich beim ersten Versuch
„Dr. Dralle’s Rasiercreme‟
benatzt. Dieses ideale, zeitgemäße Rasiermittel hat
außer-
dem noch den Vorzug, sehr preiswert zu sein, denn die
große Tube kostet nur 50 Pfg. (IIHbg. 6608
Em. Heppenheim a. d. B., 6. Juli. Bis jetzt macht ſich keine
Schnakenplage bemerkbar, da durch die
Meliorationsarbei=
ten im Ried und die damit verbundene Trockenlegung ſumpfigen
Geländes die Brutſtätten vernichtet werden und die Plagegeiſter
hierdurch verſchwunden ſind. — Bergſträßer Feſtſpiele.
Die Schülervorſtellung des Holzamerſchen Freilichtſpiels „Um
Stadt und Volk” war von 1000 in köſtlicher Weiſe miterlebenden
Kindern beſucht, die den größten Spaß an der eiligen Flucht der
Franzoſen hatten und mit Mühe davon abgehalten wurden, dieſe
vom Schauplatz vertreiben zu helfen. Jubelnde Beifallsſtürme
dankten am Schluß dem Dichter und den Mitwirkenden, die
wie=
der einen großen Erfolg für ſich buchen konnten.
Ca. Lorſch. 6. Juli. Feldbereinigung. Die ſeit
Mo=
naten im Gange befindlichen Vermeſſungsarbeiten in hieſiger
Gemarkung ſind nun ſoweit gediehen, daß der allgemeine
Me=
liorationsplan nebſt Erläuterungsbericht und
Planprüfungspro=
tokoll zur Einſicht der Beteiligten auf der Bürgermeiſterei
offen=
gelegt werden konnte. Einwendungen können daſelbſt am
Mitt=
woch, den 18 Juli d. J., vormittags 8.30 bis 9.30 Uhr, vorgebracht
werden. — Verſammlung. Die Ortsgruppe Lorſch des
Oden=
waldklubs hielt am Donnerstag abend eine
Mitgliederverſamm=
lung ab, in der u. g. über die Hauptverſammlung in Weinheim
Be=
richt erſtattet wurde — Gauſchießen. Auf dem Schießplatze
im Lorſcher Walde findet am kommenden Sonntag das
diesjäh=
rige Gauſchießen ſtatt. Die beſten Schützen des Gaues geben ſich
hier ein Stelldichein. — Adreßbuch. Eine begrüßenswerte
Ein=
richtung hat die Gemeindeverwaltung Lorſch getroffen, indem ſie
ein neues Adreßbuch für ſämtliche Ortseinwohner von Lorſch
zu=
ſammengeſtellt hat, das zu jedermanns Einſicht auf der
Bürger=
meiſterei offen liegt.
— Hirſchhorn, 6. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
5. Juli 1,49 Meter, am 6. Juli 1,46 Meter, morgens 5.30 Uhr.
— Gernsheim, 6. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
5. Juli 0,28 Meter, am 6. Juli 0,18 Meter, morgens 5.30 Uhr.
Cf. Birkenau, 6. Juli. Unglücksfall. Ein Unglücksfall,
bei dem es zum Glück nur bei Materialſchaden blieb, ereignete ſich
geſtern nachmittag hier auf der Strecke Birkenau—Weinheim. An
einem unbewachten Feldwegübergang der Bahnſtrecke wurde die
Ackerwalze eines hieſigen Landwirts von der Maſchine des
Güter=
zugs erfaßt. Durch etwas ſchlechte Ueberſicht und infolge des
Raſſelns der Walze überhörte der Geſpannführer das Herannahen
des Zuges, trotzdem derſelbe Signal gab. Die Ackerwalze wurde
vollkommen zertrümmert und auch die Lokomotive des Güterzuges
leicht beſchädigt. Ein Glück war es, daß im Augenblick des
Zu=
ſammenſtoßes das Pferd ſcheute und die Stränge riſſen. Der
Ge=
ſpannführer erlitt einen Nervenſchock.
Dp. Zwingenberg, 3. Juli. Die hieſige Ortsgruppe des
Oden=
waldklubs unternahm am Sonntag, von ſchönſtem Wanderwetter
begünſtigt, eine Tageswanderung, welche nach Heppenheim.
Ju=
höhe. Mitlechtern. Mittershauſen, Jägerraſt und Bensheim führte.
Eb. Buchſchlag, 5. Juli. 30 Jahre Villenkolonie. Die
Villenkolonie Buchſchlag konnte zu Beginn des Monats auf ein
30jähriges Beſtehen zurückblicken. Der Gründungsvertrag zwiſchen
der Heſſiſchen Domänenverwaltung und der Wohnungsgeſellſchaft
Buchſchlag wurde am 1. Juli 1904 unterzeichnet. Am 1. Januar
1905 wurde eine eigene Gemarkung Buchſchlag gebildet. Seit 1913
hat Buchſchlag Selbſtverwaltung.
Aus Oberheſſen.
h. Gießen, 6. Juli. Mit dem Auto in ein
Schau=
fenſter gerannt. Ein ſchweres Verkehrsunglück ereignete ſich
vorgeſtern im Seltersweg. Ein Motorradfahrer, der den
Selters=
weg überqueren wollte, wurde von einem Auto erfaßt und zur
Seite geſchleudert, ſo daß ſeine Maſchine auf den Bürgerſteig zu
liegen kam. Das Auto geriet gleichfalls auf den Bürgerſteig und
rannte direkt in ein Schaufenſter hinein, das in Trümmer ging.
Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Beide Fahrzeuge
wurden beſchädigt.
h. Alsfeld, 5. Juli. Eine der älteſten Freiwilligen
Feuer=
wehren Oberheſſens, die hieſige Freiwillige Feuerwehr, beging am
Sonntag unter ſtarker Beteiligung der auswärtigen Wehren die
Feier ihres 80jährigen Beſtehens. Ein Feldgottesdienſt
leitete die Feſtveranſtaltungen ein. Hieran ſchloß ſich die
Vor=
führung eines großangelegten Brandangriffs der Jubiläumswehr.
Am Nachmittag bewegte ſich ein großer Feſtzug durch die
reich=
beflaggten Straßen der Stadt zum Feſtplatz, wo der 1.
Komman=
dant der Wehr, Oberbrandmeiſter und Kreisfeuerwehrinſpektor
Knierim, die zahlreichen Feuerwehrmänner und Ehrengäſte
be=
grüßte. Er überreichte ſodann dem 2. Kommandanten der Wehr
im Auftrag des Landesverbandes Heſſiſcher Freiwilliger
Feuer=
wehren eine der Alsfelder Wehr verliehene ſilberne Plakette. Die
Glückwünſche der Stadt Alsfeld überbrachte Bürgermeiſter Dr.
Völſing. Für den Provinzialverband Oberheſſen der Freiwilligen
Feuerwehren überbrachte Branddirektor Wenzel=Gießen
Glück=
wunſche. Für 40jährige treue Dienſtzeit im
Feuer=
löſchweſen wurden die Feuerwehrleute Herm. Bäcking, Wilh. Koch.
Gg. Haber und Gg. Weber ausgezeichnet. Ein Geräte=Exerzieren
der Jubiläumswehr und das übliche Volksfeſt mit Konzert und
Tanz beſchloſſen das Feſt.
Nachrichten des Skandesamls Darmſtadk.
Geſtorbene: Am 29. Juni: Hoßfeld, Wilhelm Gaſtwirt,
86 J. Müllerſtr 19. Am 1. Juli: Jaſchen. Otto Paul,
Schloſſer, 57 J., Arheilgen, Stadtkrankenhaus; Immerheiſer,
Eliſabeth, geb. Opp. Ehefrau des Fabrikarbeiters, 33 J., Ober=
Ingelheim, Eliſabethenſtift; Hildebrandt, Anna, geb. Beck,
76 J.. Witwe des Landwirts. Magdalenenſtr. 21; Weber,
Eliſabetha Margarete, geb. Schnellbächer, 39 J. Ehefrau des
Kaufmanns, Mathildenſtr 47. Am 30. Juni; Herrmann
Peter Karl, Maler= und Weißbindermeiſter, 57 J., Erbacherſtr. 13.
Am 1. Juli: Kelch, Otto, Profeſſor, Studienrat i. R., 63 J.,
Neuſtadt i. Odw., Eliſabethenſtift; „Haub, Barbara, geb.
Sieg=
ling, o. B., Witwe des Landwirts, 82 J.. Schwanenſtr. 79;
Schmuttermaier, Marie Luiſe, geb Rapp, Witwe des
Schreiners 75 J.. Taunusſtr. 47. Am 2. Juli; Zeiß, Auguſte,
Kind, 5 Jahre, Eberſtadt b. D. Eliſabethenſtift. Am 3. Juli;
Böhme, Andreas Albert, Reichsbahnoberſekretär i. R., 64 J.,
Neue Niederſtraße 21; Schmunk, Friedrich, Weißbinder, 38 J.,
Eberſtadt b. D., Eliſabethenſtift. Am 5. Juli: Behr, Walter
Wilhelm Karl, Schüler. 12 J.. Groß=Gerau Eliſabethenſtift. Am
5. Juli: Brunner, Siegwart Alois. 1 Monat, Dietrich=Eckart=
Platz 5. Weitzel, Karl Friedrich, Vorarbeiter, 60 J.,
Darm=
ſtraße 6. Delp. Anna, geb. Fiſcher, 26 J., Ehefrau des
Stein=
metz Philipp Delp, Asbach, Kreis Dieburg, Stadtkrankenhaus.
Aircriche Kachrichren.
Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Samstag, 7. Juli.
Stadtkirche. Abends 8,30 Uhr: Abendandacht.
Baul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Abenbs 8 Uhr:
Chriſten=
lehre und Wochenſchlußandacht.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Abends 7.30 Uhr: Chriſtenlehre für den
Weſt=
bezirk. Pfarrer Irle.
6. Sonntag nach Trinitatis 8. Juli.
(In allen Kirchen Kollekte für die Oſtaſienmiſſion.)
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger. Vorm.
11.15 Uhr: Kindergottesdienſt der Markusgemeinde. Pfarrer Kornmann.
Stadtgemeinde. Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre für die Lukasgemeinde im
Gemeinde=
haus. Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 bis 5 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Nordtüre.
Stadtkapelle. Vorm. 8 Uhr: Hauptgottesdienſt. „farrer Heß. Vorm. 9 Uhr:
Chriſten=
lehre. Pfarrer Heß. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt der Lukasgemeinde. Dekan
F. Müller. Der Abendgottesdienſt fällt wegen der Feier des Evangeliſchen Bundes aus.
Donnerstag, 12. Fuli, abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer Köhler.
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer i. R. Vogel. Vorm. 11,15
Uhr: Akademiſcher Gottesdienſt. Hochſchulpfarrer Funker, Amtshandlungen in der
Schloßgemeinde vom 9. bis 15. Juli: Pfarrer Wagner Alexanderſtr. 1, Fernruf 8380.
Martinskirche. Vorm. 7 Uhr: Frühgottesdienſt. Pfarrer Köhler. Vorm. 8,30 Uhr:
Chriſtenlehre für die Neukonfirmierten der Martinsgemeinde Oſt Iin der Kirche; Oſt II
im Martinsſtift; Weſt I und II im Gemeindehaus. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt.
Pfarrer Dr. Bergér. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt für die Martinsgemeinde Weſt.
Pfarrer Dr. Bergér.
Fohanneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Weinberger. Vorm.
11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Weinberger. Die Johanneskirche iſt wochentags
von 7,30 bis 7 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. Pfarraſſiſtent Junker, Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Junker.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Frle. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt für beide Bezirke. Pfarrer Irle. Die Beſſunger
Kirche iſt wochentags zu ſtiller Andacht geöffnet von morgens 7 bis abends 7 Uhr.
Pauluskirche. (Kollekte für die evangeliſche Erziehungsarbeit.) Vorm. 8,30 Uhr:
Chriſtenlehre für beide Bezirke. Pfarrer Wolf. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
A. Müller. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer A. Müller. Die Pauluskirche
iſt wochentags von 9 bis 6 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang Südſeite.
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Waldeck. Vorm. 11,15 Uhr:
Kindergottesdienſt.
Donnerstag, 12. Fuli, abends 8 Uhr: Betſtunde.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Lautenſchläger, Hügelſtr. 28, Fernruf
2033.
2. Veranſtaltungen.
Stadtgemeinde: Gemeindehaus (Kiesſtr. 17). Montag, 9. Juli: Jungenabend der
Stadtgemeinde. — Freitag, 13. Juli, abends 8 Uhr: Mädchenabend der
Kaplanei=
gemeinde.
Martinsgemeinde: (Gemeindehaus Liebfrauenſtr. 6). Sonntag, 8. Juli, nachm.
3,30 Uhr: Dekanatsfeſt des Evang. Bundes auf der Kohlplatte. — Montag, 9. Juli,
abends 8 Uhr: Jungenabend (Weſt). — Mittwoch, 11. Juli, nachm. 2 Uhr: Handarbeits=
und Strickſchule. — Freitag, 13. Juli, abends 8 Uhr: Mädchenabend (Weſt). — Samstag,
14. Juli, nachm. 2 Uhr: Handarbeits= und Strickſchule.
Martinsſtift (Müllerſtr. 28). Montag, 9. Juli, abends 8 Uhr: Jungenabend Oſt.
Freitag, 13. Juli, abends 8 Uhr: Mädchenabend Oſt.
Saal der gleinkinderſchule (Mauerſtr. 5). Donnerstag, 12. Juli, abends 8 Uhr:
Poſaunenchor.
Fohannesgemeinde: Gemeindehaus (Kahlertſtr. 26). Montag, 9. Juli, nachm.
5 uhr: Ev. Jungſcharſtunde. Abends 8 Uhr: Kirchenchor. Abends 8 Uhr: Jungenabend.
Mittwoch, 11. Juli, nachm. 2 Uhr: Strickſchule. — Freitag, 13. Juli, abends 8 Uhr:
Ev. Mädchenkreis.
Petrusgemeinde: Gemeindehaus (Eichwieſenſtr. 8). Montag, 9. Juli, abends
8,15 Uhr: Ev. Jugendwerk, Mädchenkreis. — Dienstag, 10. Juli, abends 8,15 Uhr:
Kirchenchor. — Donnerstag, 12. Juli, nachm. 3 Uhr: Spaziergang der Frauenhilfe
nach der Ludwigshöhe. Abends 6—8 Uhr: Poſaunenchor. — Freitag, 13. Juli, abends
8 uhr: Mädchenchor. Abends 8,15 Uhr: Ev. Jugendwerk, Bubenkreis. Abends 8,15 Uhr:
Kirchenchor.
Panlusgemeinde: Gemeindeſaal unter der Kirche. Montag, 9. Juli, abends
8.15 Uhr: Mädchenkreis.
Eliſabethenſtift (Erbacher, Str. 25). Ev. Sonntagsverein: Sonntag, 8. Juli,
nachm. 3,30 Uhr: Teilnahme an der Kundgebung des Ev. Bundes auf der Kohlplatte
(Nähe Oberwaldhaus).
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde. Vorm. 11 Uhr:
Kindergottesdienſt. Nachm. 3,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Bringmann — Montag, nachm.
4 Uhr: Miſſionsarbeitsſtunde. Abends 8,80 Uhr: Männerabend. Herr Bringmann. —
Dienstag, nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde. Abends 8,30 Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde.
Weicker=Benz. — Mittwoch, abends 8,30 Uhr: Gemiſchter Chor. — Donnerstag, abends
8,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Bringmann. — Freitag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde in
der Beſſunger Mädchenſchule. Herr Menne. — Samstag, abends 8 Uhr: Poſaunenchor.
Voranzeige: Sonntag, 15. Juli, abends 8 Uhr: Sommerfeſt der Stadtmiſſion.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Sonntag, abends 8,30 Uhr: Jugendbundſtunde
für junge Mädchen und junge Männer. — Montag, nachm. 5 Uhr: E. C.=Jungſchar für
Knaben. — Dienstag, abends 8,80 Uhr: „ädchenkreis. Abends 9 Uhr: Gebetsſtunde für
junge Mädchen. — Mittwoch, nachm. 3 Uhr: Kinderſtunde für Mädchen. — Freitag,
abends 8,30 Uhr: Rüſtſtunde für junge Mädchen.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen: Freundinnenheim, Sandſtr. 24.
Jeden Donnerstag, abends 8,15—10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden zweiten und vierten
Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
3. Gemeindeämter.
Ev. Wohlfahrtsdienſt: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Vorderhaus, 1 Treppe
Sprech=
ſtunden vorm. von 10 bis 12 Uhr und nachmittags (außer Samstags) von 5 bis 6 Uhr.
Gemeindeamt für Kirchenſtenerangelegenheiten: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17,
Hinterhaus, Saal 3. Geſchäftsſtunden vorm. von 8—12 Uhr und nachm. von 3—5,30
Uhr, außer Dienstag= und Freitagnachmittag. Fernſpr. 2379.
Zahlſtelle für das Kirchnotgeld: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Hinterhaus, Zimmer 4.
Zahltage: Montag, Mittwoch und Donnerstag vorm. von 9—12 Uhr.
Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heidelberger Str. 21. Fernſpr. 2883.
Diakoniſſenſtgtionen: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17: Martinsſtift, Müllerſtraße 28;
Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6; Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26; Gemeindehaus,
Eich=
wieſenſtr. 8; neben der Pauluskirche, Ohlyſtraße.
Privatpflegeſtation des Heſſiſchen Diakonievereins, Freiligrathſtr. 8, Fernſpr. 245,
Auswärtige Gemeinden.
Evgl. Kirche Nieder=Ramſtadt. Sonntag, 8. Juli. Vorm. 9.30 Uhr:
Hauptgottes=
dienſt. Vorm. 10,30 Uhr: Chriſtenlehre. Nachm. 2,15 Uhr: Feſtgottesdienſt zum
Jahres=
feſt der Nieder=Ramſtädter Anſtalten. Prediger: Pfarrer Köhler=Darmſtadt. Mitwirkung
der Anſtaltschöre. — Dienstag: Jungmädchenverein. — Mittwoch: Kirchenchor.
Evgl. Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, 8 Juli. Vorm. 9,30 Uhr: Cottesdienſt.
Vorm. 10,30 Uhr: Chriſtenlehre — Montag: Poſaunenchor. — Mittwoch: Bibelſtunde.
Donnerstag; Helferinnen im Pfarrhaus. Poſaunenchor. — Freitag: Kirchenchor.
Evgl. Gemeinde Roßdorf. Sonntag, 8. Juli, Vorm. 9,30 Uhr: Hauptgottesdienſt.
Kollekte für die Oſtaſienmiſſion. 10,30 Uhr: Chriſtenlehre. 11 Uhr: Kindergottesdienſt.
Freitag, abends 8,30 Uhr: Jungmädchenabend.
Eogl. Gemeinde Traiſa. Sonntag, 8.45 Uhr: Chriſtenlehre. 9.30 Uhr:
Gottes=
dienſt. 10.30 Uhr: Kindergottesdienſt d. Gr. 13 Uhr: Kindergottesgienſt d. Al. —
Donnerstag, Frauenabend.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Vereinigung evangeliſcher Freikirchen Deutſchlands.
1. Evangeliſche Gemeinſchaft, Schulſtraße 9.
Sonntag, vorm. 9,30 Uhr: Predigtgottesdienſt. Prediger Veihelmann. Vorm. 10,45
Uhr: Sonntagsſchule, Abends 8 Uhr: Predigt. — Montag, abends 8,30 Uhr:
Gemeinde=
jugendabend. Prediger Veihelmann. — Mittwoch; 8,30 Uhr Singſtunde. —
Donners=
tag, 8,30 Uhr: Bibelſtunde.
2. Evgl. Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtraße 17.
Sonntag, vorm. 9,30 Uhr: Predigtgottesdienſt. Prediger Hähnel. Vorm. 10,30 Uhr:
Sonntagsſchule. Abends 8,15 Uhr: Evangeliſation. — Mittwvoch, abends 8,15 Uhr;
Bibelbeſprechung. — Freitag, abends 8,30 Uhr: Gebetsandacht,
3. Methodiſten=Gemeinde, Wendelſtadtſtraße 38.
Sonntag, vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchuile. Abends 8 Uhr: Predigtgottesdienſt,
Prediger Hirtz.
Die Chriſtengemeinſchaft, Heidelberger Str. 14. Während den Sommerwochen wird
die Menſchenweihehandlung nur 14tägig gefeiert. Nächſtmalig am Sonntag, 15. Juli,
vorm. 7.30 Uhr.
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtr. 40. Sonntag, 8. Juli, vorm. 9,15
Uhr: Andacht. Prediger Kruſt. Abends 8 Uhr: Evangeliumsverkündigung. — Dienstag,
abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde. Prediger Kruſt.
Ehriſtlich=wiſſenſchaftliche Bereinigung (Christian sciense Society) in Darmſtadt,
Aula der Adolf=Hitler=Schule, Neckarſtraße 3. Gottesdienſte ſind jeden Sanntag,
vorm. 10 Uhr und jeden Mittwoch, abends 8,15 Uhr. Thema am 8. Juli: „Das
Sakra=
ment.” Goldener Text: Johannes 6:
Seite 8 — Nr. 185
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 7. Juli 1934
Reich und Ausland.
Der Unfall der „Dresden”
vor dem Seeamk.
Bremerhaven. Das Seeamt Bremerhaven
verhandelte am Donnerstag nachmittag unter
Vor=
ſitz des Richters Grüder über den Unfall des Lloyd=
Dampfers „Dresden”, der bekanntlich am 20. Juni
abends auf einer „Kraft durch Freude‟=Fahrt fünf
Seemeilen nördlich von Utſire (Norwegen) auf
Grund gelaufen war und ſpäter ſank.
In dem am Donnerstag abend gefällten Spruch
des Seeamtes über den Unfall des Dampfers
„Dresden” heißt es u. a.: Der unter
Lotſenbera=
tung aus dem Stavanger=Fjord kommende
Fahr=
gaſtdampfer „Dresden” iſt am 20. Juni 1934 um
19.18 Uhr bei Einlaufen in den Carmſund bei
Arsgrunden über Felſen und Untiefen gelaufen
und hat ſich dabei den Boden derart aufgeriſſen,
daß er auf der Inſel Carmoe aufgeſetzt werden
mußte. Die Grundberührung iſt in erſter Linie
auf das von der norwegiſchen Behörde inzwiſchen
feſtgeſtellte Vertreiben der Boje nach Süd
zurück=
zuführen, ferner darauf, daß der Lotſe offenbar
die füdliche Stromverſetzung des Schiffes nicht
genügend berückſichtigt hat und ſchließlich darauf,
daß der wachthabende Offizier in berechtigtem
Ver=
trauen auf den bewährten Lotſen die vorher
an=
erkennenswert häufig vorgenommenen
Kreuzpei=
lungen zu Beſtimmungen des jeweiligen
Schiffs=
ortes bei und nach der Lotſenkursänderung nicht
nochmals genommen hat. Die Schiffsleitung trifft
im übrigen kein Verſchulden. Ihre Navigierung
Maßnahmen nach dem Unfall waren richtig, die
Rettungsmaßnahmen ſachgemäß, das Verlaſſen des
Schiffes berechtigt.
Schiffsleitung und Beſatzung ohne Ausnahme
haben dabei dank ihrer Schulung eine
muſter=
gültige Pflichterfüllung gezeigt, ſo daß ſich die
Rettung der 975 Fahrgäſte der NS.=Gemeinſchaft
„Kraft durch Freude” in völliger Ordnung
voll=
ziehen konnte. Das Rettungswerk der norwegiſchen
Dampfer „Kong Haakon” und „Kronprinzeſſin
Martha” ſowie die Hilfsbereitſchaft der Stavanger=
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft ſind dankbar
anzuer=
kennen, ebenſo die Fürſorge des franzöſiſchen
Aviſos „Ardent” für die Beſatzung. Die Aufnahme
und Unterbringung der Schiffbrüchigen durch die
norwegiſche Bevölkerung iſt in vorbildlicher,
men=
ſchenfreundlicher Weiſe geſchehen, ſo daß die
Be=
teiligten nicht nur der Dankbarkeit der Geretteten,
ſondern aller deutſchen Volksgenoſſen gewiß ſein
dürfen.
Rleſenwaldbrand
im Oſkzipfel der Provinz Sachſen.
Elſterwerda. Seit einigen Tagen wütet im
Oſtzipfel der Provinz Sachſen zwiſchen den Orten
Pleſſa und Gorden im Kreiſe Liebenwerda ein
Waldbrand, von dem nach und nach tauſend
Mor=
gen alter und junger Kiefernbeſtände und
Moor=
wieſen erfaßt worden ſind.
Die Flammen finden im Moorboden immer
wieder neue Nahrung. Unterirdiſch ſchwelt das
Feuer weiter und bringt die Bäume, wenn die
Wurzeln vernichtet ſind, zum Sturz. Etwa 30 bis
40 000 Feſtmeter Holz müſſen geſchlagen werden,
darunter über hundertjährige Bäume. Im
Brand=
gebiet, das von einem ausgedehnten Grabennetz
durchzogen wird, arbeiten etwa 1000 Mann an der
Bekämpfung des Brandes. Zwei
Arbeitsdienſt=
lager ſind eingeſetzt. Feldküchen ſorgen für die
Verpflegung. Von der Techniſchen Nothilfe
Finſter=
walde wurden Telephonleitungen gelegt. Ferner iſt
ein umfangreicher Sanitätsdienſt eingerichtet
wor=
den, da die Helfer nicht ſelten von Rauchvergiftung
befallen werden. Die Umgrenzung des brennenden
Waldſtückes erſtreckt ſich auf eine Länge von 8 bis
10 Kilometer.
Spendet für das Hilfswerk
BMutter und Kinde
Von der „Kinderzeche” in Dinkelsbühl.
Ein Bild von dem hiſtoriſchen Feſtſpiel, das zur Erinnerung an die Errettung der Stadt während
des Dreißigjährigen Krieges alljährlich aufgeführt wird. Damals wurde die Stadt von den
Schwe=
den erobert. Vor dem furchtbaren Schickſal der Plünderung und Verwüſtung wurde Dinkelsbühl
durch den Mut einer Jungfrau bewahrt, die an der Spitze der Kinder der Stadt die Sieger um Gnade
anflehte und erhört wurde. Die Erinnerung an dieſe Begebenheit wird in dem Heimatſpiel „Die
läßt die gebotene Sorgfalt nicht vermiſſen. Die Kinderzeche” neu belebt, das im Rahmen der Tauſendjahrfeier Dinkelsbühls um die Mitte Juli
aufgeführt wird.
Ein Denkmal für
Johanna Sebus.
In dem kleinen Ort Brienen bei
Cleve am Rhein hat die Deutſche
Lebensrettungs=Geſellſchaft ein
Denkmal für Johanna Sebus er=, die am 13. Januar 1809
für die Rettung einer Mutter und
ihrer drei Kinder aus
Waſſers=
not ihr Leben geopfert hat. Das
erſte. Denkmal, das die Heldin
erhielt, war das bekannte Gedicht
Goethes.
Berlin. Wie ein Berliner Mittagsblatt
be=
richtet, ſoll in Amerika demnächſt ein
Strato=
ſphärenballon ſtarten, der in eine Höhe bis 24000
Meter gelangen wird. Der bisherige Weltrekord
der Ruſſen, die bekanntlich 18 000 Meter erreichten,
würde damit um ein volles Drittel überboten
werden. Der neue Ballon wird in den Goodyear=
Zeppelin=Werken gebaut. Er hat einen
Raumin=
halt von 85 000 Kubikmetern, die Hülle umfaßt
12 000 Quadratmeter Tuch. Das Gewicht der
Gon=
del, die einen größten Durchmeſſer von 2,50 Metern
hat, liegt bei 200 Kilogramm. Wie auch die
Gon=
del des PiccardBallons, hat ſie ein paar
Bull=
augen als Fenſter, durch die die Beſatzung ihre
Beobachtungen anſtellen kann. Auch der Eingang
zur Gondel iſt in dieſer Form gehalten. Die Gondel
ſelbſt beſteht aus einer neu gefundenen Magneſium=
Legierung. Die wiſſenſchaftlichen Inſtrumente und
der Ballaſt, der diesmal aus Bleiſtaub beſteht
und rund 3000 Kilogramm ausmacht, finden neben
der Beſatzung in der Gondel Platz. Für den
Ab=
laß des Ballaſtes mußte eine ſinnreiche Einrichtung
geſchaffen werden, damit in den großen Höhen der
koſtbare Sauerſtoff nicht entweicht. Die Vorrichtung
iſt in der Art einer Schleuſe konſtruiert.
Beſondere Aufmerkſamkeit wurde nach den
wiederholten Unfällen der Abſturzſicherung
gewid=
met. Wenn nun wieder in großer Höhe etwas an
den Halteſeilen paſſieren ſollte, ſo wird es nach
wie vor den Inſaſſen unmöglich ſein, aus der
Gondel herauszukommen. Darum hat man einen
Fallſchirm für die ganze Gondel konſtruiert, der
ſich bei einem etwaigen Abſturz öffnet. Er muß
allerdings von der Gondel aus bedient werden.
Immerhin würde durch dieſe
Sicherheitsvorrich=
tung der Fall der Gondel weſentlich gebremſt
wer=
den und in geringeren Höhen könnte die
Be=
ſatzung dann mit den Einmann=Fallſchirmen ſich
aus der Gondel retten. Die ganze Einrichtung
wurde laufend an größeren und ſchwereren
Flug=
zeugen ausprobiert, die mit dieſem neuartigen
Fallſchirm auch aus großen Höhen ſicher zur Erde
gelangten. Es werden alſo nach dieſer Richtung
hin alle nur denkbaren Vorkehrungen getroffen,
um Kataſtrophen ſo gut als eben möglich
aus=
zuſchließen!
Die Amerikaner wollen mit ihrem neuen Ballon
bis in die Höhe von 24 000 Meter aufſteigen. Dazu
bedurfte es genaueſter Berechnungen, und der
Ballon darf unter dieſen Umſtänden nur zu einem
Zehntel gefüllt werden. Aber ſchon bei dieſer
redu=
zierten Füllung erreicht der Ballon mit Gondel
und Hülle eine Höhe von annähernd 90 Metern.
Es läßt ſich alſo denken, daß bei einer derartig
großen Angriffsfläche ſchon der kleinſte
Seiten=
wind genügen würde, um den Ballon aus der
Bahn zu bringen, ja vielleicht den Start überhaupt
unmöglich zu machen. Man denkt nun daran, den
Startplatz in eine Talmulde zu verlegen, die
rings=
um von ſteilen Bergen bis zu 130 Metern Höhe
eingeſchloſſen iſt. Hier iſt vielleicht die
Voraus=
ſetzung der abſoluten Windſtille gegeben. Dieſe
Talmulde iſt auch ſchon gefunden, und wie es
heißt, liegt die Ballonhülle bereits an Ort und
Stelle, um gefüllt zu werden. Jedenfalls muß man
aber erſt auf günſtiges Wetter warten. Führer
des Ballons wird der bekannte amerikaniſche
Luft=
ſchiffer Major Kepner ſein. Sein Freund und
Mitarbeiter Hauptmann Stevens, ein routinierter
Photograph auf dem Gebiet des Höhenflugs, wird
ihn begleiten. Die beiden Piloten rechnen damit,
die erſtrebte Höhe von 24 000 Metern in rund
vier Stunden zu erreichen. In der Stratoſphäre
ſelbſt will man ſich dann vier Stunden aufhalten,
um die wiſſenſchaftlichen Beobachtungen anzuſtellen
und die entſprechenden Meſſungen vorzunehmen,
und in weiteren vier Stunden ſoll dann der
Ab=
ſtieg bewerkſtelligt werden.
Kraftwagenzug in den Sktaßengraben
gefahren. — 21 Berlette.
Dresden. Ein ſchwerer Unfall, bei dem
zahl=
reiche Perſonen verletzt wurden, ereignete ſich am
Donnerstag gegen 18 Uhr bei Fiſchbach auf der
Kreuzung der Staatsſtraßen Dresden — Bautzen
und Stolpen—Arnsdorf. Ein
Perſonengroßkraft=
wagen mit Anhänger, der ſich auf der Fahrt von
Schleſien nach Weſtfalen befand, geriet beim
Ueberholen eines kleinen Perſonenkraftwagens
hinter der Kreuzung in den linken Straßengraben
und ſtürzte um. Hierbei wurden, wie die
Kriminal=
polizei meldet, 21 Perſonen verletzt, wovon ſechs
dem Krankenhaus in Stolpen zugeführt werden
mußten. Lebensgefahr beſteht bei keinem der
Ver=
letzten. Die übrigen Verletzten ſowie die unverletzt
gebliebenen Fahrtteilnehmer — etwa 80 an der
Zahl — wurden mittels zweier Omnibuſſe nach
Dresden gebracht, wo ſie über Nacht Quartier
fanden. Bei den Verunglückten handelt es
ſich um Schleſier und Weſtfalen. Der Omnibus
ge=
hörte einem Unternehmen, das regelmäßig
Geſell=
ſchaftsfahrten unternahm.
Ueberſchwemmungen in Nord=Afghaniſtan.
Peſchawar. Eine verheerende
Ueberſchwem=
mung hat mehrere Ortſchaften in Nord=
Afghani=
ſtan heimgeſucht. 90 Menſchen ſind ums Leben
gekommen. Außerdem ſind 1000 Stück Vieh
zu=
grundegegangen.
Deutſcher Trachkentag in Würzburg.
Der Reichsbund Volkstum und Heimat
veran=
ſtaltet am 7. und 8 Juli in Würzburg einen
gro=
ßen deutſchen Trachtenaufmarſch. Aus allen
deut=
ſchen Gauen werden in Sonderzügen etwa 10000
Volksgenoſſen erſcheinen, die von der Farben=
und Formenpracht deutſcher Trachten zeugen und
ſie als Richtſchnur einer Eigengeſtaltung des
Trachtenweſens der Stände und Stämme
vorfüh=
ren werden. Der Bedeutung dieſer Trachtenſchau
entſprechend hat Staatsminiſter Eſſer die
Schirm=
herrſchaft über dieſen Tag übernommen. Es wird
ferner mit der Anweſenheit weiterer führender
Perſönlichkeiten aus Staat und Bewegung
ge=
rechnet. Der Leiter des Volksbundes für
Volks=
tum und Heimat, Amtsleiter Haverbeck, wird über
die Bedeutung der Tracht für die Neubegründung
unſerer Ständeordnung aus Arbeitern, Bauern
und Soldaten ſowie für Ausprägung der
Stammes=
kultur ſprechen.
Verbrecheriagd auf dem Genſer See.
m. Berlin. In der Nacht zum Donnerstag
kam es auf dem Genfer See zu einem heftigen
Kampf zwiſchen zwei Verbrechern und der
Lau=
ſanner Polizei. Die beiden Verbrecher, zwei
Ita=
liener, hatten ſich an einen Berner Kaufmann
herangemacht und ihm erzählt, daß einer von ihnen
der Erbe eines ſehr reichen Amerikaners ſei, der
für ein Schweizer wohltätiges Unternehmen eine
größere Stiftung machen wolle. Er habe ſeinen
„Neffen” mit der Auszahlung des Geldes
beauf=
tragt. Nur ſei das Geld noch nicht eingegangen,
man wolle aber gerne die Hälfte des Betrages,
45 000 Dollars, der Stiftung alsbald übermitteln.
Die Gauner hatten Wind davon bekommen, daß
der Berner Kaufmann auf einer Lauſanner Bank
ein Guthaben von ¼ Million Franken beſaß. Mit
dieſer märchenhaften Geſchichte haben ſie den
Kaufmann tatſächlich überredet, ihnen den Betrag
von 45 000 Dollars „vorzuſchießen”. Kaum hatten
die Burſchen das Geld, als ſie ſich auch ſchon ein
Motorboot ſcharterten und über den Genfer See
hinweg das franzöſiſche Ufer zu erreichen
verſuch=
ten. Die Polizei war aber noch rechtzeitig von
den Verwandten des Kaufmanns unterrichtet
worden und nahm ſofort die Verfolgung auf dem
See auf. In der Mitte etwa holten ſie das
Motor=
boot der Verbrecher ein, und nun entwickelte ſich
ſofort ein heftiger Kampf mit lebhaftem
Kugel=
wechſel. Es gelang der Polizei aber, das Boot der
Gauner leck zu ſchießen, ſo daß es beinahe
ge=
ſunken wäre. Auf dieſe Weiſe konnten die
Bur=
ſchen dingfeſt gemacht und das Geld wieder
herbei=
geſchafft werden.
Eine Eierverwertungsſtelle niedergebrannt.
40 000 Eier vernichtet.
Ziegenhain. Geſtern morgen brach in der
hieſigen Eierſammelſtelle des Bezirks Ziegenhain
Feuer aus, das ſich ſchnell ausbreitete, ſo daß bald
die Flammen aus dem Dach des Gebäudes
heraus=
ſchlugen Trotzdem die Ziegenhainer Feuerwehr
alles aufbot, um das Feuer niederzukämpfen,
wurde das Gebäude vollſtändig vernichtet.
Sämt=
liches Büro= und Packmaterial, die wertvolle
Sor=
tiermaſchine und ein Auto wurden durch das
Feuer zerſtört. 40 000 Eier, die in der
Sammel=
ſtelle lagerten, wurden ebenfalls vernichtet. Die
polizeilichen Ermittlungen nach der Brandurſache
ſind noch nicht abgeſchloſſen. Der enorme Schaden
iſt durch Verſicherung gedeckt.
Schwere Skürme und Gewitker
über Jugoſlawien.
15 Todesopfer durch Blitzſchläge.
Belgrad. Das Land wurde in den letzten
Tagen von ſchweren Gewittern und Stürmen
heimgeſucht, die große Sachſchäden anrichteten. An
zahlreichen Stellen ſchlug der Blitz ein, wobei
Menſchen ums Leben kamen. In dem Dorfe Rumſka
ſchlug der Blitz in eine Feldhütte ein, in der 15
Bauern übernachteten. Zwei davon wurden
ge=
tötet, zehn ſchwer, zum Teil lebensgefährlich
ver=
letzt. — In dem bosniſchen Orte Derventa wurden
drei Kinder durch Blitzſchlag getötet. Insgeſamt
dürften in den letzten Tagen durch Blitzſchläge in
Jugoſlawien etwa 15 Perſonen ums Leben
gekom=
men ſein.
Fünf Geſchwiſter vom Zug überfahren und getötet.
Rom. An einem ungeſchützten Bahnübergang
in der Nähe von Salern ereignete ſich ein Unglück,
das fünf Geſchwiſtern das Leben koſtete. Die fünf
Kinder eines Bauern wollten auf einem
Eſels=
karren ihrem Vater, der auf dem Feld arbeitete,
das Eſſen bringen. Der Karren wurde von einem
Zuge erfaßt und vollſtändig zertrümmert. Vier
Kinder waren ſofort tot, das fünfte ſtarb bald
darauf.
Erdbeben bei Perugia.
Rom. In Marsciano bei Perugia wurden
am Freitag morgen ſtarke Erdſtöße bemerkt, die
acht Sekunden andauerten. Die Bevölkerung des
Ortes floh, von Panik erfaßt, ins Freie und
ver=
brachte die Nacht auf den Feldern. Mitteilungen
über Schäden ſind noch nicht eingetroffen.
Wieder ein engliſches Bombenflugzeug abgeſtürzt.
London. Nachdem bereits am Donnerstag
ein britiſches Bombenflugzeug bei Uebungen über
dem Flugplatz von Northolt abgeſtürzt und in
Brand geraten war, wobei zwei Inſaſſen getötet
wurden, ereignete ſich am Freitag früh ein neues
Unglück. Ein großes Bombenflugzeug neueſten
Typs ſtürzte bei einem Probeflug aus noch un
bekannter Urſache in der Nähe des Flugplatzes
aus ziemlich großer Höhe ab. Einer der Inſaſſen
fand den Tod, während die anderen vier
Mit=
glieder der Beſatzung mit leichteren Verletzungen
davon kamen.
Ein Gemälde von Velasquez geſtohlen.
Mexiko. Wie aus Guatemala gemeldet wird,
wurde dort aus dem Hauſe des Malers Gandaria
ein Originalgemälde des berühmten ſpaniſchen
Malers Velasquez geſtohlen. Das Bild, das die
Infantin Tereſita darſtellt, hat einen Wert von
etwa 100 000 Dollar. Die Regierung hat die
Ueberwachung aller Grenzen und die Durchſuchung
aller Gepäckſtücke an den Grenzübergangsſtellen
angeordnet.
Samstag, 7. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der Mann, der die Welt vergiltet.
Das ſchlafende Hokel. — Das Geheimnis um die Zigarettenverkäuferin.
Ein Verbrecher an der Menſchheit.
2)
Von E. T. A. Hay. (Nachdruck verboten!)
Inhalt des bisher erſchienenen Teils:
Der internationale Rauſchgifthandel iſt über die ganze
Welt verbreitet. Der Unbekannte der an der Spitze
dieſes Rauſchgiftſyndikats ſteht, führt den Spitznamen
„Prinz”. Ueberall hat er ſeine Opfer. Die Polizei
und Kontrollſtationen aller Welt ſuchen ihn und ſind
im Kampf gegen ihn. In Marpherſons Hotel in
Lon=
don, in das der Verfaſſer zufällig gerät, gehen
merk=
würdige Dinge vor. Die Menſchen dort ſcheinen alle
zu ſchlafen.
Wer ſoll das begreifen?
Nachdem ich mein Zimmer geſehen habe, hätte ich am liebſten
Luſt, ſofort das Hotel wieder zu verlaſſen.
Nicht, daß es ſchlecht möbeliert oder unelegant geweſen wäre.
Nein, im Gegenteil, ſelten habe ich ein ſo luxuriöſes
Hotel=
zimmer geſehen, aber es war ſchmutzig.
Ungewöhnlich ſchmutzig.
Eine Seltenheit in engliſchen Hotels.
Das Bett war ſchlecht gemacht. Die Bezüge nicht allzu ſauber.
Ueberall liegt der Staub fingerdick..
Unerhörte Schlamperei! Man iſt doch nicht auf dem Balkan,
Ich klingle nach dem Zimmermädchen.
Niemand kommt.
Ich klingle wütend nach dem Kellner!
Niemand kommt. . .
„Ich läute Alarm nach dem Hausdiener!
Totenſtille ...
Jetzt wird es mir aber zu bunt. Dieſes ganze Hotel ſoll
doch ...
„Hallo!”
Endlich „Come in!“
Alſo nun erſcheint doch das Stubenmädchen. Sie unterſcheidet
ſich um kein Haar von all den anderen ſeltſamen Angeſtellten
dieſes Hotels. Sie iſt dürr und hager. Steht mit hängenden
Armen in der Tür. Ihr Geſicht hat den grünlichen Schimmer, den
hier alle Geſichter haben. Das Geſicht apatiſch, müde und
gleich=
gültig.
Ich ſinge ihr wütend eine lange Litanei vor von der
Un=
ordnung, dem Schmutz und dem Dreck im Zimmer.
Hört ſie überhaupt zu?
Verdammt! Sie ſchläft wohl.. . ſchläft im Stehen. . . Nein,
ſie hat ja die Augen offen, ſieht mich an. Aber der Teufel mag
wiſſen, ob ſie mich überhaupt ſieht.
„Schlafen Sie!”
„Nol Sir!”
„Was iſt hier eigentlich in dieſem Hotel los?” brülle ich
wütend.
Sie ſchreckt zuſammen. Sieht mich einen Augenblick faſt
er=
ſchrocken an, verſinkt dann aber ſofort wieder in die alte Apathie.
„Nichts iſt hier los, Mr. Hay!” kaut ſie langſam hervor.
„Gehen Sie ſchlafen!” ſchreie ich und komme immer mehr in
Wut. Natürlich ſollen meine Worte nur Spott ſein.
„Yes Sir!” Sie verſchwindet und ich blicke verblüfft hinter
ihr her. Sie hat meine Worte für Ernſt genommen.
Jetzt habe ich dieſes Theater fatt. Ein ruhiges Hotel wollte
Iich ja, aber dieſes iſt mir denn doch zu ruhig,
Donnerwetter, dieſes iſt ja ein Sarg, und kein Hotel.
Der Hausdiener ſoll meine Sachen herunterbringen. Ein Auto
und dann fort..
Geſpenſter mit grünen Geſichkern ...
Wieder läute ich Sturm.
Aber natürlich kommt kein Hausdiener.
Schon greife ich nach meinen Koffern und will ſie ſelbſt
her=
unterſchleppen, aber dann denke ich wieder .. . Blödſinn, man muß
erſt einmal herausbekommen, was mit dieſem verrückten Hotel
eigentlich los iſt.
Und dann mache ich mich auf, dem Geheimnis des Hotels auf
die Spur zu kommen.
Nach einer Stunde komme ich auf mein Zimmer zurück.
Das Geheimnis habe ich nicht gelöſt.
Nur ſeltſame Feſtſtellungen gemacht . .. höchſt ſeltſame . . .
Wahrhaftig, ich ſah nie in meinem Leben ein Hotel wie dieſes
Rein äußerlich iſt dieſes Hotel genau wie alle anderen. Mit
Foyer, Bar, Liftboys, Zigarettenbox, Kellnerin und allem, was zu
zu einem Hotel gehört.
Aber wirklich nur rein äußerlich gleicht es den anderen
Hotels.
Dieſes Hotel ſcheint ein Hotel für Schlafende zu ſein, und
von Schlafenden bedient zu werden.
Stop! Schlafende iſt nicht ganz richtig. Schlafen tut in
Wirk=
lichkeit kein einziger. Sie befinden ſich nur eben alle in einem
Zuſtande unbegreiflicher Apathie. Eine Apathie, die faſt an
Schlaf grenzt.
Ich habe in die Küche des Hotels hineingeblickt.
Ein halbes Dutzend Köche ſah ich. Drei ſaßen regungslos auf
den Stühlen und ſtarrten vor ſich hin. Einer ſtand am Herd und
rührte unabläſſig in einem Topf umher, der auf dem Gasherd
ſtand. Aber die Gasflamme brannte nicht unter dem Topf, und
ich möchte darauf ſchwören, daß der Topf überhaupt leer war
und der Mann nur Luft quirlte . . . Total verrückt.
Eine Küchenmagd ſchälte Kartoffeln.
Sie ſah gar nicht auf die Kartoffel und ſchälte ſo lange um
die Kartoffel herum, bis nichts mehr von ihr da war und ſie ſich
in die Finger ſchnitt. Dann ſchrie ſie auf und ſchien wie aus einer
Letargie zu erwachen.
Teufel, das hört ſich alles ſo verrückt an?
Aber Tatſache bleibt es trotzdem, ſo unglaublich es auch
klingt.
Alle dieſe Menſchen hatten noch etwas gemeinſames an ſich.
Sie waren alle von einer erſchreckenden Hagerkeit. Von einer
Ge=
ſichtsfarbe, die ins grünliche ſpielte, und die Bewegungen waren
alle ſchwach, kraftlos und ohne jeden Funken von Energie.
Köche, Kellner, Boys, Gäſte. .. alle, aber auch alle machten
den gleichen Eindruck, und ſie wirkten wie Geſpenſter, wie
Men=
ſchen, die eigentlich ſchon zu den Toten gehörten..
Verbrechen oder Anglücksfall?
„Ich bin wieder in mein Zimmer zurückgekehrt. Laufe nervös
auf und ab. Dieſes ganze Hotel zerrt an meinen Nerven. Das
Geheimnis, das dahinter ſteckt noch viel mehr.
Zum Teufel, man muß es herausbekommen.
Aber wie?
Erſt mal eine Zigarette. Dann kommen Gedanken. Natürlich
keine Zigarette mehr da.
Haustelephon.
Rrrrr. . . Hallo... Hallo... rrrrrrrr ... rrrrrrrr . .
Ich drehe an der Kurbel, daß mir die Hand heiß wird.
Selbſtverſtändlich ſchlafen ſie auch in der Telephonzentrale hier.
Iſt auch nicht anders zu erwaxten ...
Rrrrrrrrrrrrrr..
Himmel noch mal, ich bin doch keine Weckuhr.
Da endlich meldet ſich das Fräulein mit einer müden
ver=
ſchlafenen Stimme. .
„Pleaſe Sir!”
„Wünſche wohl geruht zu haben, Miß Zentrale, Schicken ſie
mir bitte einen Boy mit Zigaretten herauf. Ich wäre dankbar,
wenn er im Laufe der nächſten Stunden den Weg herauf bis zu
mir ſchaffen würde.. .!"
(Nachdruck verboten)
Set
UBEK
Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe
„Machen Sie jedenfalls die Feſtſtellung,” ordnete er an,
„vielleicht bringt es uns auf etwas. Und laſſen Sie bei den
Kon=
ſulaten anfragen. Vielleicht hat er ſich ein Viſum geben laſſen.
Machen Sie mir gleich Meldung.” Lohmann verſchwand.
Hintze blieb ſtehen und ſah Elſe an. „So, Sie ſind noch da,
Fräulein Roth . . . das iſt ſchön; überſetzen Sie mir, bitte, ſchnell
das Stenogramm.”
Elſe flog an die Schreibmaſchine.
„Diesmal fällt er aber herein,” ſagte ſie.
„Noch haben wir ihn nicht,” erwiderte dieſer. „Aber wir
werden ihn fangen. Und dann haben wir etwas geleiſtet. Seit
bald zwei Jahren iſt die Polizei ganz Europas hinter ihm her,
und ſicher nicht nur Europas. Wer weiß, in wieviel Ländern
und unter wieviel Namen er auch ſonſt geſucht wird, dieſer Harald
Borch, wie die Wiener behaupten, daß er wirklich heiße.”
„Weiß man das gar nicht?”
„Keine Idee . . . nichts weiß man.” Hintze wurde ganz
auf=
geregt. „Er iſt eben noch nie gefaßt oder wenigſtens noch nie
identifiziert worden. Vielleicht, wenn man ihn einmal hat,
er=
kennt man einen anderen in ihm, obwohl ich es nicht glaube,
denn ſolche Leute kennt man. Aber daher das ungenaue
Signale=
ment. Und die Schwierigkeit, ihn zu ſuchen. Namen . . . Namen
weiß man dutzendweiſe von ihm, ſchockweiſe
„Und die Wiener behaupten . 2
„Ja, die behaupten, er heiße wirklich Harald Borch.”
„Iſt er denn Oeſterreicher?”
„Nein, Däne iſt er. Das weiß man.”
„Merkwürdig.”
„Hm.‟ Hintze ſah vor ſich zu Boden. „Ich glaube, die
öſter=
reichiſche Behörde, wenn auch nicht die Polizei, weiß mehr, als
ſie ſagt. Ich habe ſo den Eindruck . . . und meine Theorie. Am
Ende iſt er der illegitime Sohn eines hohen öſterreichiſchen
Ariſto=
kraten und einer Dänin. Wenn die Wiener nur mit ihrer
Zei=
tungsnotiz den Mund gehalten hätten! Es iſt ſelten genug, daß
man bei dem Gauner ſo einen Anhaltspunkt hat wie diesmal mit
dem Paß . . .” ſetzte er heftig hinzu und nahm ſeinen Spaziergang
durchs Zimmer wieder auf.
Fräulein Roth tippte eifrig drauf los.
Lohmann trat eilig ein, ſein Geſicht ſtrahlte vor Befriedigung.
„An die Konſulate wird weitertelephoniert,” meldete er. „Bis
jetzt noch nichts. Aber abgeſtiegen iſt er im Hotel Majeſtic.”
„Dachte ichs doch. Vornehme Allüren wie immer. Jetzt wird
er freilich kaum noch dort wohnen! Immerhin . ..
„Ich habe mir ſchon erlaubt, unauffällig anzurufen, Herr
Inſpektor,” ſagte Lohmann in einem Ton, der auf mehr ſchließen
ließ.”
„Und?‟
„Er wohnt noch dort.”
„Wahrhaftig . . .?"
„Ja. Er ſcheint mit einer Tänzerin angebandelt zu haben,
die im Zimmer neben ihm wohnt. Thea v. Olten, aus dem
„Paradiesvogel”. Er iſt augenblicklich bei ihr im Zimmer zum
Tee.”
„Und Sie ſtehen noch hier? Schnell, nehmen Sie mit, wen
Sie wollen — jedenfalls Kulicke —, in zwei Minuten müſſen Sie
unterwegs ſein. Ich werde inzwiſchen das Revier benachrichtigen,
daß er nicht aus dem Hotel entwiſchen kann. Aber die Verhaftung
nehmen Sie vor. Fix!”
Er ſtürzte ans Telephon. Lohmann war ſchon draußen.
Fräulein Roths Finger raſten über die Schreibmaſchine.
Zehntes Kapitel.
Die Mauſefalle.
Harald Borch war im Laufe des Nachmittags in ſein
Hotel=
zimmer zurückgekehrt. Er glaubte ſich in der Nähe ſeines
Tele=
phons am ſicherſten und hatte noch einige kleine Vorbereitungen
zu erledigen.
Als er dieſe erledigt hatte, war es Zeit, zu Thea
hinüber=
zugehen. Er überlegte ſich noch einmal ſeine Lage und ob er keinen
Fehler gemacht habe.
„Wenn Laubach ſchlau geweſen iſt und geſchwiegen hat,
be=
ſteht überhaupt keine Gefahr. Wenn er geſchwatzt hat — nun, für
den Fall ſind eben meine Poſten da. Die Hauptſache iſt dann,
daß Elſe ihr Zeichen gibt — freilich auch, daß ſie es geben kann,
ſonſt ſäße ich in einer verwünſchten Mauſefalle. Pah — ſelbſt
dann! Dem Mutigen hilft das Glück, und ich habe ſchon anders
in der Klemme geſeſſen. In Paris war’s, weiß Gott, ärger.”
Er ſtand vor dem Spiegel und reckte mit blitzenden Augen
ſeine Glieder wie ein junger Athlet vor dem Kampf. Die
wach=
ſende Spannung, in der er ſeit geſtern abend lebte, tat ihm wohl,
er fühlte ſich in ſeinem Element. Durch jede Faſer ſeines
ge=
ſchmeidigen Körpers pulſte das Blut, jede ſeiner Fähigkeiten, bis
auf die unbedeutendſte, war wach und bereit. Das war Leben..
das war Kampf . . . das war Spiel... das war ſein Leben!
Heute fühlte er ſich allem gewachſen.
„Lächerlich, daß ich überhaupt heute reiſe,” dachte er. „Wenn
der Nachmittag ruhig vorübergeht, wer weiß? Vielleicht werfe
ich den ganzen Plan um und bleibe noch, wenn auch nur bis
morgen.”
Er überlegte, wie er es wohl machen könne, hier zu bleiben.
Dann wollte er am Abend noch einmal eine Reihe feiner Lokale
durchſtreifen, vielleicht, daß er die blonde Fremde . . .
Nr. 185 — Seite 9
Selbſt beißender Hohn kann dieſe Leutchen nicht erwecken.
„Des Sir!”
„Good night!"
Mrs. Zentrale hängt ab. Hoffentlich bleibt ſie lange genug
wach, um dem Zigarettenboy Beſcheid zu ſagen.
Ich warte . .. warte . . . warte. . .
Na, das war ja vorauszuſehen.
Wahrſcheinlich iſt der Zigarettenboy im Lift mit dem Liftboy
zuſammen eingeſchlafen. Es lebe die Pennerei!
Morpheus own country habe ich hier entdeckt.
Alſo ſelbſt herunter und Zigaretten holen.
„Ich verlaſſe mein Zimmer. Der Koridor iſt dunkel, ſchlecht
er=
leuchtet. Nur einige rote Notlampen brennen.
Unheimliches Hotel.
Mein Himmel, was iſt das?
„Ich bin über irgendetwas geſtolpert.
Da liegt ja ein Menſch. Iſt er tot?
Einen Augenblick denke ich an Mord, Totſchlag, Verbrechen.
aber dann kommt mir plötzlich der Gedanke, vielleicht iſt es ein
Schlafender ...
Donnerwetter! Es iſt eine Frau, die da liegt.
Hallo! Hallo! Schlafen Sie!? Sind Sie krank!?
Ich rüttle die Frau an den Schultern.
Sie ſtöhnt auf. Qualvoll, ſchmerzlich und dann ein plötzlicher,
gellender Schrei aus ihrem Munde..
Ich ſchrecke zuſammen.. .
Dieſer Schrei! . .. Wird nicht jetzt das ganze Hotel
zuſammen=
laufen.
„Hallo! Hilfe! Ein Arzt!” rufe ich..."
Das Hotel ſchläft weiter.
Niemand kommt. Weder auf den gellenden Aufſchrei noch auf
meine Rufe.
Da nehme ich die Frau auf den Arm.
Wieder ſtolpere ich beinahe über etwas. Als ich hinblicke
ſehe ich, daß ich dieſes Mal über ein Tablett mit Zigaretten
ge=
ſtolpert bin. Nun verſtehe ich, dieſes Mädel, das ich im Arm
trage, iſt die Zigarettenverkäuferin, die mir die Zigaretten
brin=
gen wollte. Hätte ich an der Kleidung gleich ſehen ſollen.
Schwarzes hochgeſchloſſenes Kleid und weiße Tändelſchürze.
Uni=
form ſämtlicher Zigarettenverkäuferinnen in der ganzen Welt.
Was mag mit ihr ſein?
Sie ſtöhnt ununterbrochen und wimmert vor ſich hin.
Ich bin plötzlich von Mitleid erfüllt.
Deſes Leben iſt eine Hölle ...
Ich habe die Frau in mein Zimmer getragen und auf die
Chaiſelongue gelegt. Kann mich nicht darum kümmern, was
paſ=
ſend iſt oder nicht, muß ſehen, was mit dem Mädel los iſt.
Sie ſieht aus, als wolle ſie mir unter den Händen wegſterben,
Telephon. Bedienung. Arzt.. .
Himmel, ehe ſich jemand am Telephon meldet, ehe jemand
hier auf Klingelſignale erſcheint, iſt das Mädel tot.
Sie liegt da wie eine Tote.
Das Geſicht iſt verzerrt.
Die Augen ſind geöffnet und die Pupillen unnatürlich
ge=
weitet.
Trotz alledem erkenne ich, wie ſchön das Mädel iſt. Wirklich
nicht einmal dieſer ſchreckliche Zuſtand kann ihr die faſt griechiſche
Schönheit des Geſichtes, die Anmut des noch jungen Körpers
rauben.
Anmut der Bewegungen?
Nun, in dieſem Augenblick beginnt ſie plötzlich mit den
Hän=
den wild um ſich zu ſchlagen.
Sie richtet ſich auf und ſtarrt mich an.
Aber ſie ſieht mich gar nicht, das merke ich.
Sie beginnt zu ſchreien und zu ſtöhnen. Dazwiſchen Worte. . .
„Ich halte es nicht mehr aus ... Ich werde wahnſinnig. Ich bin
es ſchon .. . ja, ich bin es ſchon. . . Eine Hölle iſt dieſes Leben...
eine Hölle .. . ich will fort fort . . . von hier ...!"
Sie ſpringt auf, aber ſie iſt ſo ſchwach, daß ſie mit einem
Wehlaut wieder zurückfällt. Die Hände vor das Geſicht ſchlägt
und ſchluchzt, wild, hemmungslos und mit einem Unterton von
Verzweiflung, wie ich es nie gehört habe.
Ich bin völlig ratlos, was ſoll ich tun?.
(Fortſetzung folgt.)
Sie war ihm den ganzen Tag nicht aus dem Sinn gekommen.
Hatte er je eine ſchönere Frau geſehen? Sicher hatte noch keine
dieſen Eindruck auf ihn gemacht. Ihm war, als ob er ſich ſchon
oft nach einem ſolchen Erlebnis geſehnt habe . . und jetzt gerade
ſollte er weg? Wenn er es nun einfach wagte und blieb? Selbſt
wenn er mit ſeinem falſchen Paß aus Wien gemeldet wurde —
über kurz oder lang war es ja wahrſcheinlich —, war er nicht
in Berlin, in einer anderen Wohnung, unter anderem Namen am
ſicherſten? Dann traf er ſie vielleicht wieder, konnte ſich ihr
nähern. Gewagt war es freilich, gefährlich ... mehr als
ge=
fährlich.
Der Tag war herbſtlich trüb, und in dem Hotelzimmer fing
es ſchon an, ein wenig ſchummerig zu werden. Harald ſtand in
Gedanken verſunken am Tiſch und zog mit dem Finger Kreiſe auf
die polierte Platte.
An der Tür zum Nebenzimmer klopfte es leiſe. Das war Thea.
Harald machte eine Bewegung, als wollte er etwas
abſchüt=
teln. Das dumme Mädel!
Aber es half nichts, er mußte hinüber. Er ging alſo, nicht
ohne ſein Zimmer ſorgfältig hinter ſich abzuſchließen.
Thea flog ihm entgegen und ſchlang die Arme um ſeinen
Hals. Mit Widerſtreben zog er ſie an ſich.
„Wo ſteckſt du ſo lange?” flüſterte ſie. „Der Kommerzienrat
muß jeden Augenblick kommen.”
„Ich habe gepackt.” antwortete er.
„Du fährſt alſo heute abend?”
„Wahrſcheinlich. Aber jedenfalls nimmſt du den Nachtzug,
wenn ich dir nicht . . .‟ Es klopfte. „Nimm ſchnell,” ſagte er.
„Alles andere wie verabredet.‟ Er ſteckte ihr etwas zu; es war
eine Fahrkarte nach Bremerhaven.
Kommerzienrat Krauſe trat ein. Thea klingelte nach dem
Kellner.
Nach der Begrüßung wollte der Kommerzienrat zunächſt das
Geſchäftliche regeln. Er öffnete ſeine Brieftaſche, feuchtete den
Daumen an und zahlte dem Grafen dreitauſend Peſos auf den
Tiſch.
„Ich habe leider nicht mehr argentiniſches Geld auf meiner
Bank bekommen, Herr Graf,” ſagte er, „und habe den Reſt in
nordamerikaniſchen Dollars mitgebracht. Wenn es Ihnen recht
iſt . . .? Sie laufen ja mehrere Häfen an und können Dollars
immer gebrauchen. Sonſt kann ich Ihnen auch Mark geben.”
„Nein, nein,” ſagte der Graf gleichgültig, „Dollars ſind mir
ganz lieb.”
Der Kommerzienrat zählte ſeine Dollarnoten auf, große und
kleine, zog dann einen Zettel hervor, auf dem die Umrechnung
aufgeſchrieben war, und wollte dem Grafen vorrechnen.
„Um Gottes willen, Herr Kommerzienrat!” winkte Harald
ab, der längſt im Kopf feſtgeſtellt hatte, daß es ſtimmte. Er ſtrich
die Scheine ein und fing einen fragenden Blick Theas auf. „Meine
Fünftauſend?” ſollte das heißen. Er antwortete mit einem
be=
ruhigenden Senken der Augenlider, das deutlich: Nachher! beſagte.
Der Kellner kam mit dem Tee und ſervierte.
„Ich erwarte einen telephoniſchen Anruf,” ſagte Harald zu
ihm. „Sorgen Sie, bitte, dafür, daß ich gleich hier verbunden
werde.”
Er konnte zwar auch hören, wenn es nebenan läutete, aber
der Kommerzienrat wußte ja nichts von der Nachbarſchaft, und
es durfte auch keine Zeit verloren gehen.
Fortſetzung folgt.
Spotr,
SüptldlAattt
Die Leichkathleken
um 16 Uhr im Hochſchulſtadion!
Deutſcher Erfolg in Henletz.
Heute 16 Uhr beginnen im Hochſchulſtadion die
Gaumeiſter=
ſchaften unſerer Leichtathleten. Wir haben in der geſtrigen
Aus=
gabe bereits die Reihenfolge der einzelnen Vor= und
Entſchei=
dungskämpfe mit den vorausſichtlich beſten Anwärtern auf die
Meiſtertitel veröffentlicht. Sie werden ſchon für heute
nachmit=
tag ſpannende Rennen und vielverſprechende t. hniſche Leiſtungen
der Leichtathleten und Leichtathletinnen aus DSB. und DT.
ga=
rantieren. Verſäumen Sie nicht, die Wettkämpfe zu beſuchen,
zumal die Preiſe den Verhältniſſen angepaßt ſind; ſehr günſtig iſt
die Dauerkarte für Samstag und Sonntag — kein Unter hied
zwiſchen Sitz= und Stehplatz! — Studenten, Schüler und
Erwerbs=
loſe haben Ermäßigung.
Sommernachtſporkfeft
der Sporkvereinigung 04 Arheilgen
am Arheilger Schwimmbad.
Die Sportvereinigung 04 Arheilgen ſchließt ihre 30jährige
Jubelfeier mit einem Sommernachtfeſt, verbunden mit
ſchwimm=
ſportlichen Wettkämpfen am Arheilger Mühlchen. Der
Hauptfeſt=
tag, Sonntag, der 8. Juli, wird eingeleitet mit dem Weckruf durch
den Spielmannszug des Vereins. Anſchließend, um 9 Uhr. findet
auf dem Sportplatz am Gedenkſtein die Totengedenkfeier ſtatt.
Nachmittags um 2 Uhr bewegt ſich dann ein Feſtzug, unter
Betei=
ligung der Ortsbehörde, Korporationen und Vereine durch einige
Hauptſtraßen nach dem Arheilger Schwimmbad. Hier werden nach
Anſprachen der Behörden und ſonſtigen Stellen, mit befreundeten
Vereinen Schwimmwettkämpfe ausgetragen. Am Abend wird das
Sommernachtfeſt abgewickelt, deſſen Programm ſehr nette Sachen
enthält. Unter vielem anderen wird die Damenabteilung der
Sportvereinigung den Tanzwalzer „An der ſchönen blauen Donau”
mit Geſang und Orcheſterbegleitung zur Aufführung bringen. Das
Arheilger Schwimmbad iſt für eine ſolche Aufführung gerade wie
geſchaffen. Die geſamte Polizeikapelle unter Leitung von
Muſik=
inſpizient Buslau hat die Feſtmuſik übernommen. Sie wird unter
anderem den „Großen Zapfenſtreich” zum Vortrag bringen.
Tur=
neriſche und geſangliche Darbietungen wechſeln ab, um zur
Ver=
ſchönerung des Abends beizutragen. Nicht zu vergeſſen iſt, daß die
Beſucher auch am Abend auf und im Waſſer etwas zu ſehen
be=
kommen. Die Vorbereitungen verſprechen, daß auch dieſe
Veran=
ſtaltung einen guten Verlauf nimmt.
Heufe Schiedsrichker=Kreisſihung
um 18 Uhr in der „Krone‟.
Wie wir ſchon mitteilten finden zukünftig für ſämtliche
Schiedsrichter der Arbeitsgemeinſchaft des Kreiſes Starkenburg
in längerem Abſtand gemeinſame Sitzungen ſtatt, die einer
ein=
heitlichen Fortbildung und dem gegenſeitigen Verſtändnis der in
den Schiedsrichter=Untergruppen zuſammengefaßten Pfeifenmänner
dienen ſollen. Da in dieſen Gemeinſchaftsabenden auch allgemeine
Fragen des Sports behandelt werden, iſt die Anweſenheit der
Vereins= bzw. Abteilungsführer dringend erwünſcht, um ſo mehr,
als ſich dabei Gelegenheit bietet, Wünſche und Anregungen
vor=
zubringen. Bei der heutigen Sitzung wird neben dem Kreis=
Schiedsrichterobmann der Gau=Obmann einen Vortrag halten,
der in die intenſive Arbeit der Schiedsrichterbewegung einführt.
FC. 07 Bensheim.
Das Fußball= und Vereinsjahr des FC. 07 1933/34 fand einen
würdigen Abſchluß mit zwei Spielen: Bensheim—FSV.
Heuſen=
ſtamm 5:5 (4:5) am Samstag und Bensheim—FV. Sprendlingen
5:5 (2:2) am Sonntag. Wünſchen wir, daß mit Beginn der neuen
Spielzeit der Bensheimer Elf ein beſſeres Los beſchieden ſein
möge. Sie hat es reichlich verdient, was gerade die Privatſpiele
der letzten Zeit eindeutig gezeigt haben. Iſt ſich die Mannſchaft
bewußt, daß alles von ihr abhängt, dann werden auch mehr
Zu=
ſchauer erſcheinen, als bei den letzten Spielen, zumal auch die
Vereinsleitung keine Mühe und Koſten ſcheut.
Jahn 1875 Darmſtadt.
Landheim=Aufenthalt.
Wir geben jetzt ſchon bekannt, daß während der Schulferien
das Landheim bei Groß=Umſtadt jeden Tag geöffnet iſt.
Jugend=
lichen und auch Erwachſenen iſt damit Gelegenheit geboten, dort
einige frohe Tage im Kreiſe von Turnfreunden zu verbringen.
Wer Intereſſe hat muß dies vorher der Vereinsleitung melden,
am beſten in den Freitags=Turnſtunden der Schüler=Abteilung.
Wandern. Am nächſten Sonntag, dem 8 Juli, wird eine
Wanderfahrt an den Altrhein veranſtaltet. Da das
Strom=
ſchwimmen ausfällt, iſt es eine günſtige Gelegenheit für unſere
ſchwimmkundigen Mitglieder, ſich anzuſchließen. Abfahrt mit
Sonntagskarte um 7 Uhr nach Erfelden.
Kraftſpork.
Alhletik-SB. Germanig 1895 Darmſtadt.
Wir geben bekannt, daß am Sonntag, den 8. Juli wieder ein
Familienausflug ſtattfindet. Abmarſch mit
Spielmanns=
zug pünktlich um 9.00 Uhr früh an der Ecke Heinheimer= und
Kra=
nichſteinerſtraße. Am Nachmittag großes Treffen ſämtlicher
Schwer=
athletik=Sportvereine von Darmſtadt und Umgegend am Beſſunger
Forſthaus. Vereine, die keine Einladung erhalten haben, werden
hierdurch gebeten, ebenfalls ſo zahlreich wie möglich mit ihren
An=
gehörigen zu erſcheinen. Es ſoll ein geſelliges Treffen werden.
Der Vereinswirt iſt mit Getränken und Speiſen am Platze
11
Tour de France.
Das populärſte Rennen der Well.
A.S. Am Dienstag morgen 10 Uhr hat das größte und
popu=
lärſte Radrennen der Welt, die „Tour de France”, in der Pariſer
Vorſtadt Le Veſinet begonnen. 60 Radrennfahrer, nämlich 40
Be=
rufsfahrer und 20 Amateure wurden auf die 4363 Kilometer
lange Reiſe geſchickt, die ſie in 23 Etappen, rund um Frankreich
führt. Da einige Ruhetage eingelegt werden, findet das Rennen
erſt am 28. Juli mit der triumphalen Einfahrt der „
überleben=
den” Fahrer im Pariſer Prinzenpark ſeinen Abſchluß. Der ewig
junge „Vater” und Organiſator des Rennens. Henry Desgranges,
Mitinhaber und Direktor der größten Tagesſportzeitung der Welt.
des Pariſer „Auto”, der im Jahre 1903 ſeine erſte große „Tour”
organiſierte, hat auch in dieſem Jahr einige Neuerungen in den
Rennregeln gebracht, in dem Beſtreben, ſo gerecht wie nur
mög=
lich die Anſtrengungen der Fahrer, zu belohnen, und „last not
least”, das Publikumsintereſſe immer neu zu beleben, von dem
letzten Endes der materielle Erfolg des Rennens abhängt. Die
Ländermannſchaften ſind beibehalten worden, die Zahl der
Tou=
riſtenfahrer (d. h. der Amateure) iſt jedoch auf 20 vermindert
worden. Dafür werden dieſe Fahrer, die bisher recht
ſtiefmütter=
lich im Verhältnis zu den Berufsfahrern behandelt wurden und
die „Tour” auf eigene Koſten beſtritten, zum erſten Male in
die=
ſem Jahr unter die gleiche väterliche Obhut der Organiſatoren
genommen wie die „Aſ
haben freie Wohnung, Koſt und
Der Berliner Dr. Buhh
gewann bei der Henley=Regatta
auch die Vorentſcheidung und
ſicherte ſich damit die Teilnahme
am Endlauf. In der
Vorent=
ſcheidung wurde der Tſcheche
Zavrel mit einer Länge ſicher
geſchlagen. Buhtzs Endlauf=
Geg=
ner iſt der Amerikaner
Ruther=
ford. Im Zweier ohne landeten
die Berliner Braun—Möller
ebenfalls wieder einen Sieg;
ſie ſchlugen die Holländer
Dekker—Jens.
Wimbledonſieger
im Herreneinzel wurde der
Eng=
länder Fred Perry, der im
Endſpiel den Auſtralier
Craw=
ford überraſchenderweiſe ſchon
in drei Sätzen mit 6:3, 6:0, 7:5
beſiegte. Damit iſt ſeit 24
Jah=
ren erſtmals wieder der Endſieg
im Herreneinzel an einen
Eng=
länder gefallen.
Vom Spt
liner Hochſchulen
das als Vorprüfung für die Deutſchen Hochſchulmeiſterſchaften
im Poſtſtadion veranſtaltet wurde:
Medizinball=Uebungen der Studentinnen.
Logis und die gleichen Vorteile während des Rennens wie die
Berufsfahrer.
Es ſtarten fünf Ländermannſchaften: Belgien,
Deutſchland, Frankreich, Italien und eine gemiſchte
ſchwei=
zeriſch=ſpaniſche Mannſchaft. Jede dieſer Mannſchaften beſteht
aus acht Fahrern. Für Deutſchland fahren Stoepel, Geyer, Buſe,
Kutſchbach, Rudolf Wolke, Nitſchke. Riſch, Bruno Wolke. Die
Amateure ſetzen ſich aus 4 Italienern, 4 Belgiern und 12
Fran=
zoſen zuſammen. Die ganze Aufmerkſamkeit des Publikums
wen=
det ſich natürlich den Berufsfahrern und Nationalmannſchaften
zu. Die Franzoſen haben auch dieſes Jahr wieder die größten
Ausſichten. Von den Deutſchen hat Stoepel gute Ausſichten, der
vor zwei Jahren Zweiter in der Geſamtbewertung war.
Im Verlaufe des Jahres iſt es Henry Desgranges gelungen,
die Hilfe der Behörden, insbeſondere was den Ordnungsdienſt
anbelangt, in weitgehendſtem Maße zu gewinnen. Wo die Fahrer
die „Tour de France” fahren, da ſind ſie Herren der Straße. Die
Gendarmen, von denen zwei ſogar die ganze Tour mitmachen.
ſorgen für eine freie Straße, nicht nur auf dem Lande, ſondern
auch in den Klein= und Großſtädten.
Für manche Zeitungen iſt das Rennen Anlaß zur Entfaltung
von materiellen und redaktionellen Mitteln, von denen man ſich
in Deutſchland kaum einen Begriff machen kann. Abgeſehen vom
„Auto”, das in dieſen Tagen die Auflage von 300 000 Exemplaren
täglich auf 500 000 bis 800 000 täglich erhöht, ſind es insbeſondere
die beiden großen Nachmittagsblätter und Rivalen „
Intran=
ſigeant” und „Paris Soit”, die eine ganze „Armee” mit alleni
techniſchen Zubehör mit auf die Reiſe ſchicken. Beiden Blättern
ſtehen etwa 10 Kraftwagen, 10 Motorräder, je ein Flugzeug, je
etwa 10 Berichterſtatter zur Verfügung, dem „Intranſigeant”
fer=
ner eine Radioſendeſtation, von der aus er jeden Tag dreimal
täglich über den Verlauf des Rennens über die franzöſiſchen
ſtaat=
lichen Sender berichtet. Der „Paris Soir” hat jetzt bereits eine
Auflage von etva 1,5 Millionen und hofft. in den kommenden
Wochen dank der „Tour” die zweite Million zu erreichen. Auch
die übrigen großen und kleinen Zeitungen ſchicken eigene
Bericht=
eiſtatter hinaus, ſo daß eine Karawane von über 100 offiziellen
Kraftwagen und mehreren Hundert Menſchen dem Rennen folgen
wird.
Die vierte Etappe der „Tour”, führte am Freitag
von Metz über 220 Kilometer nach Belfort. Starke Hitze und
ſchlechte Straßen ſetzten den Fahrern ſtark zu. ſo daß die
Marſch=
zeit wieder ſtark überſchritten wurde. Die Deutſchen waren ſtark
vom Pech verfolgt; die Brüder Wolke hatten einen erfolgreichen
Ausreißverſuch unternommen, eine geſchloſſene Bahnſchranke
hemmte aber den Weg zum ſicheren Etappenſieg. Das Ziel
erreich=
ten acht Fahrer, von denen der Franzoſe Lapebie in 7:16:27 Std.
Etappenſieger wurde.
Der Reichsſporkführer
zum Zuſammenſchluß von Vereinen.
DSB. Die Vereine und Organe werden auf nachſtehende
Be=
kanntmachung des Reichsſportführers durch den
Deutſchen Leichtathletik=Verband aufmerkſam gemacht:
„Aus gegebener Veranlaſſung weiſe ich erneut darauf hin,
daß bei dem Zuſammenſchluß von Sportvereinen, ſofern für einen
ſolchen nur ſportliche Gründe maßgebend ſind, von
Zwangsmaß=
nahmen unbedingt abgeſehen werden muß. Es iſt in allen Fällen,
wo einzelne Vereine trotz offenbarer ſportlicher und
wirtſchaft=
licher Schwäche einem Zuſammenſchluß widerſtreben. Sache der
zu=
ſtändigen Verbände, die erforderlichen Maßnahmen durchzuführen.
Bei dem Zuſammenſchluß mehrerer Vereine zu örtlicher
Gemein=
ſchaft dürfen die Beauftragten oder deren Vertrauensmänner
ebenfalls keine Abgaben von den Vereinen für ſich oder für dieſe
Gemeinſchaft einziehen. Auch hier iſt es lediglich Sache der an
der Eemeinſchaft beteiligten Vereine, die unbedingt notwendigen
Koſten der Geſchäftsführung in geeigneter Weiſe aufzubringen.
Durch entſprechende Aufteilung der Arbeiten uſw. wird, es ſich
häufig ermöglichen laſſen, ſolche Zuſammenſchlüſſe ohne laufende
Geſchäftskoſten zu führen. — In dieſem Zuſammenhange weiſe ich
darauf hin, daß auch im Reichsbund für Leibesübungen das
Eigen=
leben der einzelnen Vereine gewahrt werden ſoll. Dies bezieht
ſich — worauf ich aus gegebener Veranlaſſung hinweiſe — auch
auf die Führung von Vereinsfahnen uſw.”
*
Aufkrieb im Spork begeiſterk.
zu Leiſtungen.
Es kann kein Zufall ſein, daß in dieſen Tagen gerade deutſche
Sportleute überall ſich auszuzeichnen vermochten. Gehen wir
ein=
mal die Reihe durch. In Budapeſt wurden die
Weltmeiſterſchaf=
ten der Turner ausgetragen. Deutſchland war zum erſten Male
beteiligt, hatte keinerlei Routine in dieſen Kämpfen, weil ſich
unſere Turner, nach anderen Regeln turnend, als die anderen
Nationen, bisher ferngehalten hatten. Und trotzdem landet
Deutſchland an dritter Stelle hinter der Schweiz und der
Tſchecho=
ſlowakei, obwohl es an den Ringen verſagte, da wir an den
Rin=
gen gänzlich anders turnen. Und trotzdem war Winter=Frankfurt
Weltmeiſter am Reck. Mehr kann man für den Anfang nicht
ver=
langen, und wenn das Jahr 1936 herankommt, dann werden wir
für die Olympiſchen Spiele ſchon unſere Leute in Schwung haben.
In Paris kommt G. v. Cramm in den Endkampf um das
Pariſer Tennisturnier. Man weiß vielfach nicht, daß dieſes
Tur=
nier ſeit 50 Jahren als offizielles Weltmeiſterturnier gilt und daß
wenigſtens vor dem Kriege die Sieger auf dieſem immer
unge=
heuer ſtark beſchickten Turnier als Weltmeiſter bezeichnet wurden.
Als 1912 Otto Froitzheim und Otto Kreutzer in die Endrunde
kamen, als zwei Deutſche im Endkampf waren, da hatten wir den
Höchſtſtand unſeres Vorkriegstennis erreicht. Froitzheim ſiegte,
wurde Weltmeiſter, Kreutzer wurde Zweiter. Ein Jahr ſpäter
kamen Kleinſchroth=von Biſſing in die Endrunde des Herrendoppel
und wurden Weltmeiſter. Dann waren 22 Jahre Pauſe, bis jetzt
endlich wieder einer der Deutſchen, von dem Tilden bereits vor
drei Jahren ſagte, daß er Weltmeiſter werden würde, den großen
Wurf wagte und traf.
Cramm gehört heute zu den beſten Spielern der Welt, aber
es kann nicht reiner Zufall ſein, daß er gerade jetzt zu dieſer Form
auflief. Der geſamte Auftrieb, der den deutſchen Sport erfaßt
hat, hat auch ihn zu beſonderer Leiſtung mitgeriſſen. In Italien
wurde das Weltmeiſterturnier um die Fußballweltmeiſterſchaft
ausgefochten. Deutſchland blieb als letzter Vertreter des reinen
Amateurgedankens im Rennen Unter den letzten vier waren
drei Berufsſpielermannſchaften und eine Amateurmannſchaft, und
das war Deutſchland. Wir können alſo mit Recht behaupten, daß
wir (nach den Engländern, die nicht mitmachten) die beſten
Ama=
teurfußballer der Welt ſind. Das heißt nicht ſehr viel, weil die
meiſten längſt Berufsſpieler ſind, aber es heißt doch etwas. Und
unſere Jungens haben ſich ganz groß geſchlagen.
Und wie war es auf dem Nürburgring? Zwei deutſche Wagen
in Front vor vielen anderen ausländiſchen! Natürlich muß man
noch abwarten, wie ſich unſere Wagen auf ausländiſchen Bahnen
ſchlagen, aber das eine ſteht feſt, daß der Nürburgring eine ſehr
ſchwere Rennſtrecke iſt und daß die Ueberlegenheit unſerer Wagen
vor den Ausländern ganz erheblich war. Das neue Renniahr
verſpricht außergewöhnlich intereſſant zu werden, aber es wird
nicht ohne deutſche Erfolge abgehen, und das iſt unſer Stolz.
Albert Thimig.
Wetterbericht.
Unter dem Einfluß des hohen Drucks im Norden wird bei uns
das ſommerliche Wetter mit meiſt heiterem Himmel und hohen
Temperaturen noch fortdauern.
Ausſichten für Samstag. Meiſt heiter, heiß und trocken.
Ausſichten für Sonntag. Im weſentlichen noch Fortdauer der
ſommerlichen Schönwetterlage.
Nummer 185
Samstag, 7. Juli
Börſe und Geldmarkt.
Auswirkung der Ferienzeik.
Sfille Akkienmärkke. — Belebkes Renkengeſchäff.
Der Beginn der großen Ferien machte ſich, wie alljährlich,
auch in der zurückliegenden erſten Juliwoche bemerkbar, da ein
immerhin nicht unweſentlicher Teil des an der Börſe intereſſierten
Publikums den Effektenmärkten für einige Wochen den Rücken
kehrte. Die faſt ohne Unterbrechung anhaltende Geſchäftsſtille
hatte daneben aber ihren Grund auch in einer gewiſſen
Zurück=
haltung, die im Hinblick auf die in London und Berlin geführten
Transferbeſprechungen geübt wurde. Immerhin war aber ein
gewiſſer Optimismus in dieſer Beziehung unverkennbar, da dem
von England angedrohten Zwangsclearing im Lande ſelbſt
zahl=
reiche Gegner entſtanden waren und eine friedliche Löſung zur
Vermeidung von Handelskonflikten dringend gefordert wurde. Die
Entwicklung der Dinge hat den gehegten Erwartungen Recht
ge=
geben. Das am 4. Juli zuſtandegekommene deutſch=britiſche
Ab=
kommen wurde von der Börſe beſonders deshalb begrüßt, weil
darin einmal der ernſte Wunſch beider Regierungen zum
Aus=
druck kommt, die Handels= und Finanzbeziehungen
freundſchaft=
lichſt und auf der Grundlage der Gleichberechtigung fortzuſetzen
und den Umfang des beiderſeitigen Handels ſobald wie möglich zu
ſteigern, zum anderen, weil England in der Frage der
Berückſich=
tigung von Ausfuhrüberſchüſſen für die deutſchen
Zahlungsver=
pflichtungen ſich nach langem Widerſtreben nunmehr dem deutſchen
Standpunkt angeſchloſſen hat. — Auch mit der Schweiz, ſo hofft
man in Börſenkreiſen, wird eine Grundlage gefunden werden, um
die vorhandenen Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr
auszuräu=
men. — Zu Beginn der Berichtswoche drückten verſchiedentlich
noch Geldbeſchaffungsverkäufe angeſichts des Ultimos auf das
Kursniveau, zumal bei der allgemein zu beobachtenden Marktlage
ſchon kleinſte Abgaben genügten, um mehrprozentige Einbußen
hervorzurufen. Nach Ueberwindung des Halbjahresſchluſſes
ver=
mochte ſich indeſſen bald eine Erholung durchzuſetzen, die
ſtim=
mungsmäßig neben den ſchon oben erwähnten Momenten eine
Stütze erhielt durch eine Anzahl günſtiger Mitteilungen aus der
deutſchen Wirtſchaft: Die Reichsbank konnte erſtmals ſeit dem
23. Januar des Jahres eine, wenn auch geringe, Aktivität der
De=
viſenbilanz aufweiſen — allerdings infolge der ſcharfen
Deviſen=
repartierung und in Auswirkung der Einſchränkungsbeſtimmungen
für Rohſtoffe; die Sparkaſſeneinlagen ſind weiter geſtiegen, die
Reichsfinanzen haben, wie v. Schwerin=Kroſigk letzthin ausführte,
eine exfreuliche Entwicklung genommen. — Das wiedererwachende
Kaufintereſſe der Bankenkundſchaft, das ſich auch der Kuliſſe
mit=
teilte, wandte ſich ziemlich gleichmäßig allen Aktienmärkten zu.
Soweit noch eine Bevorzugung von Spezialpapieren zu beobachten
war, betraf dieſe nach wie por ſogenannte Verſorgungswerte.
Lebhafter waren vorübergehend Deutſche Continental=Gas
be=
gehrt, da der befriedigende Verwaltungsbericht für 1933 mit einer
ausgewieſenen erheblichen Steigerung der Gas= und Stromabgabe
anregte. Auch RWE. waren auf die gemeldete. Abſatzzunahme
vorübergehend ſtärker befeſtigt. Von chemiſchen Papieren hatten
Farben ziemlich lebhafte Umſätze bei verhältnismäßig
geringfügi=
gen Schwankungen aufzuweiſen. Am Kalimarkt ſtimulierte die
Steigerung des Abſatzes und eine Erhöhung der Belegſchaft in
dem Salzdetfurth=Konzern. Montane blieben verhältnismäßig
ſtark vernachläſſigt; nur Mansfeld konnten auf Grund des
günſti=
gen Abſchluſſes zeitweiſe mehrprozentige Kursgewinne erzielen.
Von Elektrowerten waren Lieferungen im Zuſammenhange mit
herabgeſtimmten; Abſchlußerwartungen zeitweilig ſtärker
nach=
gebend, per Saldo hielt ſich indeſſen der Kurs auf dem zu Beginn
der Woche erreichten.
Nach Wochen völliger Stagnation konnte erſtmals wieder der
Rentenmarkt eine unverkennbare Belebung verzeichnen. Die aus
dem Kupon=Termin herrührenden Mittel wurden weiteſtgehend zu
Neuanſchaffungen verwandt, wovon in erſter Linie die bisher ſtark
vernachläſſigten Hypothekenpfandbriefe, kräftiger noch
Kommunal=
obligationen und Liquidationspfandbriefe profitierten. Aber auch
Stadtanleihen waren in verſchiedenen Serien gefragt; ſo konnten
beiſpielsweiſe die beiden Breslauer Stadtanleihen von einem zum
anderen Tag um zirka 4 Prozent anziehen, nachdem die Notiz in
Anbetracht der zahlreich vorliegenden limitierten Kaufaufträge
vorübergehend geſtrichen war. Die von Dollar auf Mark
umge=
ſtellten Obligationen hatten verhältnismäßig nur noch kleines
Ge=
ſchäft aufzuweiſen. Indeſſen zeigte das Kursniveau auf dieſem
Gebiet kaum weſentliche Schwankungen.
Die internationalen Deviſenmärkte zeigten in der
abgelau=
fenen Woche keine weſentlichen Veränderungen; lediglich das
Pfund unterlag einigen Schwankungen. Die bereits früher
er=
wähnten Urſachen ſowie ſtändige Abrufe ausländiſcher Guthaben
waren der Grund hierfür. Der Dollar blieb faſt unverändert;
der franzöſiſche Fr. war gegenüber den Goldvaluten zum Schluß
nur knapp behauptet. Der holländiſche Gulden lag auch in der
Berichtswoche wiederum recht ſtetig. Die freundliche Haltung des
Schweizer Fr. blieb international beſtehen.
Am Geldmarkt kam der ſtarke Ultimobedarf, zumal es ſich um
den Halbjahresabſchluß handelte, in einer Erhöhung der
Blanko=
tagesgeldſätze bis auf 4½ Prozent für erſte Adreſſen zum
Aus=
druck. Indeſſen treten bald nach Ueberwindung des Ultimo größere
Rückflüſſe ein, ſo daß der Satz zuletzt auf 4—4½ Prozent ermäßigt
werden konnte. In Privatdiskonten beſtand vorübergehend
eben=
falls ſtärkeres Angebot, das ebenfalls durch die
Ultimofinanzie=
rung ſowie durch Einzahlungen auf die neue Reichsanleihe
aus=
gelöſt wurde. — Der Privatdiskontſatz blieb unverändert 3¾
Pro=
zent. In den ſogenannten erſtklaſſigen Anlagen nahm das Geſchäft
kaum größeren Umfang an.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 6. Juli. Die ruhige
Geſchäftslage hielt an und trotz des Monatswechſels blieb der
Ab=
ſatz an den Konſum ſehr klein. Die Obſtzeit mit ihren ſehr
billi=
gen Erzeugniſſen beeinträchtigt das Eiergeſchäft nicht unerheblich.
Obgleich die Zufuhren nicht beſonders groß ſind, können ſie auf
Grund dieſer Tatſache nicht ganz untergebracht werden. Für
deut=
ſche Eier blieben die letzten Preiſe in Geltung, wogegen
Hollän=
der und Dänen um je ¼ Pfg. pro Stück zurückgingen. Es notierten
in Pfg. pro Stück frei Frankfurt a. M.: Deutſche Friſcheier Kl. S.
10. Kl. a) 9,5, Kl. b) 8,75, Kl. c) 8,25, Kl. d) 7,5; Holländer
Kl. S. 9,5, Kl. a) 9, Kl. b) 8,5; Dänen Kl. S. 9,25, Kl. a) 8,75,
Kl. b) 8,25.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 6. Juli. Die Stim= 51z%Intern., v.30 91.25
mung des Buttermarktes iſt zwar freundlich, das Geſchäft aber 6’Baden ... v.27/ 92.75
ſehr ruhig. Es macht ſich wohl kleine Kaufluſt bemerkbar, die 69Bayern „.v.27/ 93
aber nur auf beſtimmte Sorten beſchränkt iſt. So iſt beſonders 6½Heſſen ....b.29/ 92
feine deutſche Molkereibutter gefragt, auch mittlere und billige zo Sachſen „„v.27/ 94
Sorten finden einige Beachtung, während Markenbutter trotz der 6öoThüringen v.27 / 91
abnehmenden Zufuhren noch reichlich angeboten wird, dem nicht
die entſprechenden Anforderungen gegenüberſtehen. Bei Anhalten 6% Dt. Reichsbahn
der warmen Witterung glaubt man aber auch hier mit einer
Beſ=
ſerung rechnen zu können, zumal wenn der Friſchmilchverbrauch
an Ausdehnung gewinnt. Die Großhandels=Einſtandspreiſe
blieben unverändert. Es notierten in RM. pro 50 Kilo ab
Ver=
andſtation: Deutſche Markenbutter 127, feine deutſche
Molkerei=
butter 123—125.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton: J. V.
Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: J. V.
Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; ſür den Handel: 69Dresden.. v.26 / 77
Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel
in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette= für den Anzeigenteil und geſchäftliche
Mit=
teilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VI. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen. 62Mannheim b.27 82
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die freundliche Tendenz an der Berliner Börſe, die am
Vortag durch die deutſch=britiſche Einigung in der Transferfrage
ausgelöſt wurde, erhielt ſich auch geſtern, zumal ſie durch
verſchie=
dene Mitteilungen eine neue Stütze erhielt. Mit Befriedigung
wird insbeſondere das jetzt veröffentlichte Geſetz über
wirtſchaft=
liche Maßnahmen erörtert, das dem Reichswirtſchaftsminiſter
be=
ſondere Vollmachten zur Förderung der deutſchen Wirtſchaft ſowie
zur Verhütung und Beſeitigung wirtſchaftlicher Schädigungen gibt.
Auch das Zuſtandekommen einer Grundlage für eine Einigung im
deutſch=ſchweizeriſchen Zahlungsverkehr fand Beachtung. Aus der
Wirtſchaft wurde eine Beſſerung des Zementabſatzes und eine
günſtige Entwicktung der rheiniſch=weſtfäliſchen Eiſeninduſtrie
ge=
meldet. Das Kursniveau zeigte infolgedeſſen eine weitere
Stei=
gerung und nur einige wenige Aktienwerte erlitten auf
Zufalls=
angebote Abſchwächungen. Das Geſchäft blieb an ſich weiter
ziem=
lich begrenzt, da ſowohl Publikum wie Kuliſſe im Hinblick auf die
bevorſtehende zweitägige Börſenunterbrechung nur
verhältnis=
mäßig geringe Neuanſchaffungen vornahm. Von Montanen
wa=
ren Mansfelder und Schleſiſche Zink weiter begehrt und zirka
½ Proz. höher. Auch Gelſenkirchen gaben ½ Proz. her, ebenſo
Harpener auf Glattſtellungen. Braunkohlenpapieren waren
durch=
weg gebeſſert, Rheinbraun um 1, Niederlauſitzer um ½ Prozent.
Auch Kaliaktien zeigten faſt ausnahmslos höhere Kurſe, da man
in den geſtrigen Generalverſammlung des Salzdetfurther
Kon=
zerns günſtige Ausführungen über das laufende Geſchäftsjahr
er=
wartete. Farben ſetzten zum Vortagsſchlußkurs ein, zogen aber bis
auf 149½ Proz. an. Von Gummi= und Linoleumpapieren ſind
Conti Gumm; mit einem Anfangsgewinn von 1¾ Proz.
erwäh=
nenswert. Im Verlauf konnten die Kurſe auf den meiſten
Aktien=
gebieten bei allerdings nur kleinen Käufen der Bankenkundſchaft
weiter leicht anziehen. Stärker gefragt waren Elektr. Lieferungen,
die 2 Prozent, und Erdöl, die ¾ Proz. gewannen. Bei geringer
Nachfrag kamen Chem. v. Heyden gegen den Anfang 1½ Prozent
höher zur Notiz. Deſſauer Gas waren um 88 Proz. erholt.
Far=
ben gaben auf 149½ Proz. nach. — Am Rentenmarkt hielt die
freundliche Stimmung an. Bei kleinen Anlagekäufen kamen
Pfandbriefe bis zu ¼ Proz. höher zur Notiz.
Die Frankfurter Börſe war wohl weiterhin feſt geſtimmt,
das Geſchäft läßt aber immer noch zu wünſchen übrig. Es dürfte
indeſſen auch während dieſes Monats infolge der Reiſe= und
Ferienzeit kaum noch eine ſtärkere Belebung erfahren. Sowohl am
Aktien= wie am Rentenmarkt lag nur kleine Publikumsnachfrage
vor, während die Kuliſſe angeſichts des Wochenſchluſſes keine
grö=
ßeren Neuengagements einging, zumal beſondere Anregungen auch
heute fehlten. Mit Befriedigung wurde aber die auch nunmehr
mit der Schweiz erfolgte Einigung in der Transferfrage zur
Kenntnis genommen. Die Kursbildung war nicht ganz
einheit=
lich, aber doch überwiegend nach oben gerichtet. Mehr in den
Vor=
dergrund rückte der Elektromarkt, an dem beachtliche
Kursbeſſe=
rungen eintraten. Beſonders Tarifwerte waren gefragt. So
ge=
wannen Bekula 1 Proz., Licht u. Kraft 2 Proz., Rhein. Elektro
1½ Proz., ferner Siemens 1½ Proz., AEG. ¾ Proz. und Geſfürel
½ Proz. Auch Elektr. Lieferungen waren nach ihrem kürzlichen
Rückſchlag um 2 Proz. erholt, nur Schuckert eröffneten um 2 Proz.
leichter. Am Montanmarkt waren die Kurſe größtenteils
unver=
ändert; etwas feſter Buderus (plus 1 Proz.), Stahlverein (plus
½ Proz.); ferner zogen Kali Aſchersleben um 2 Proz. an.
Har=
pener gingen dagegen um 1½ Proz. zurück. Chemieaktien lagen
ſtill, Farbeninduſtrie 1 Proz. niedriger. Metallgeſellſchaft leicht
erhöht. Deutſche Erdöl ausſchließlich Dividende behauptet. Im
Verlauf ſtagnierte das Geſchäft am Aktienmarkt faſt vollkommen,
doch erwieſen ſich die Kurſe gegenüber der kaum noch zu
überbie=
tenden Geſchäftsſtille als ſehr widerſtandsfähig. Auch am
Renten=
markt blieb die Lage ruhig bei gut behaupteten Kurſen. An dem
Pfandbriefmarkt beſtand weiterhin kleine Nachfrage, ſo daß die
Kurſe in den meiſten Fällen um ½—¼ Prozent anzogen.
Die letzte Abendbörſe dieſer Woche hatte zwar eine
freund=
liche Grundſtimmung, war aber auf allen Marktgebieten infolge
des außerordentlichen Ordermangels nahezu geſchäftslos. Die
Ku=
liſſe übte ſtärkſte Zurückhaltung. Infolgedeſſen blieb das
Kurs=
niveau auf dem befeſtigten Stand der Berliner Mittagsſchlußbörſe
gut behauptet. Der Rentenmarkt ſtagnierte faſt vollkommen.
Erſte Vorſchähung
der Seutſchen Geireibeerie
zu Anfang Juli 1934.
Auf Grund der von den amtlichen Saatenſtands=
Bericht=
erſtattern zu Anfang Juli angegebenen Schätzungen über die
Getreideernte errechnen ſich bei den Hauptgetreidearten folgende
Durchſchnittserträge je Hektar: Winterroggen 16,3
Doppel=
zentner (gegen 16,5 dz im Mittel 1924—33), Sommerroggen
12,2 (12,1) dz, Winterweizen 18,2 (20,5) dz, Sommerweizen
16,8 (20,3) dz, Spelz 12,1 (12,0) dz, Wintergerſte 21,1 (23,6) dz.
Sommergerſte 17,1 (18,6) d=, Hafer 15,77 (18,6) dz. Unter
Zu=
grundelegung der Ende Mai feſtgeſtellten Anbauflächen wäre
nach den zu Anfang Juli abgegebenen Schätzungen der
amt=
lichen Berichterſtatter eine Geſamternte an Roggen von etwa
7,27 Millionen Tonnen (gegen 7,52 Millionen Tonnen im Mittel
1924—33), Weizen und Spelz von 4,10 (3,88) Millionen Tonnen,
Wintergerſte von 641000 (442000) Tonnen, Sommergerſte von
2,27 (2,49) Millionen Tonnen, Hafer von rund 5,0 (6,38)
Mil=
lionen Tonnen zu erwarten. Zwar bleibt die Getreideernte
des Jahres 1934 gegenüber der ungewöhnlichen Rekordernte des
Vorjahres nicht unerheblich zurück. Im Vergleich zum
lang=
jährigen Mittel (1924—33) ergibt ſich für Brotgetreide (d. h.
für Roggen, Weizen, Spelz) eine Mittelernte, nämlich insgeſamt
11,37 Millionen Tonnen gegen 11,40 Millionen Tonnen im
Mittel der letzten 10 Jahre. Auch bei Gerſte kann im ganzen
mit einer Mittelernte gerechnet werden (2,91 Millionen Tonnen
gegen 2,93 Millionen Tonnen). Verhältnismäßig ungünſtig
ſind die Ausſichten für die Haferernte; der nach dem derzeitigen
Stand zu erwartende Ertrag bleibt gegenüber dem langjährigen
Mittel um rund 22 v. H. zurück. Für die Beurteilung dieſer
Ergebniſſe iſt zu berückſichtigen, daß es ſich hierbei um eine
erſte Vorſchätzung handelt, bei der das Getreide (zu Anfang
Juli) faſt durchweg noch auf dem Halme ſtand. Im übrigen
kann ein normaler Witterungsverlauf der nächſten Wochen (
ver=
mehrte Niederſchlagsmenge) noch gewiſſe Beſſerungen bringen,
insbeſondere für Hafer, deſſen Entwickelungsperiode am ſpäteſten
abgeſchloſſen iſt.
Landeskommunalbank — Girozenkrale für Heſſen.
In ihrem Bericht über das letzte Geſchäftsjahr konnte die
Bank feſtſtellen, daß ſich in dieſem Jahre vermöge der großzügig
fortgeſetzten und erweiterten Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen der
Reichsregierung mehr und mehr auch die finanzielle Lage der
Ge=
meinden beſſerte. Es gelang, die Zahl der
Wohlfahrtserwerbs=
loſen erheblich zu ſenken. Im Geſchäftsbezirk der Bank iſt dieſe
günſtige Entwicklung vornehmlich zurückzuführen auf den Bau der
Autoſtraße Frankfurt a. M.—Mannheim und die Durchführung
der Riedentwäſſerung ſowie die Belebung wichtiger
Induſtrie=
zweige (Autoinduſtrie u. dgl.).
Der Beſtand an langfriſtigen Kommunal=Darlehen betrug bei
der Bank Ende vorigen Jahres rund 98 400 000 RM. Zur
För=
derung der Entſchuldung bevorzugte das Inſtitut ſtets die
Gewäh=
rung von Darlehen mit planmäßiger Tilgung. Von den
vorge=
nannten 98 400 000 RM. entfallen 84 700 000 RM. auf
Tilgungs=
darlehen. Hinſichtlich der kurzfriſtigen Gemeindedarlehen hat die
Bank Umſchuldungsanträge heſſiſcher Städte und Gemeinden, die
bei ihr auf Grund des im Berichtsjahr ergangenen Gemeinde=
Um=
ſchuldungsgeſetzes geſtellt waren, in weitgehendſtem Umfange
an=
genommen und damit dieſen Darlehensnehmern zu einer
Um=
wandlung kurzfriſtiger Fälligkeiten in langfriſtige
Tilgungsdar=
lehen mit günſtiger Verzinſung verholfen. Der Umlauf an
In=
lands=Goldſchuldverſchreibungen des Inſtituts, die im ganzen
Reichsgebiet mündelſicher ſind, beziffert ſich auf nahezu 50 000 000
RM. Die Bilanzſumme beträgt rd. 194,4 Millionen RM. Bei
der an die Bank angegliederten Bauſparkaſſe liefen am Ende des
Berichtsjahres 1467 Bauſparverträge über 6 348 300 RM.
Mainzer Getreidegroßmarkt vom 6. Juli. Es notierten pro
100 Kilo: Weizen 20,70, Roggen 18,25, Hafer 20,50, Malzkeime
15,50—15,75, Weizenkleie fein 11,65—11,80, do. grob 12.30;
Rog=
genkleie 12,25—12,75, Weizenfuttermehl 12,80—12,90; Biertreber
16,75: Soyaſchrot 16,00 RM.
Berliner Kursbericht
vom 6. Juli 1934
Me He
Deutſche Bank u.
Diseonto=Geſ.
Deviſenmarkt
vom 6. Juli 1934
Dresdner Banl
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg.
Vereinigte Glanzſt. 1
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl.
ee
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
He
82.—
149.—
59.—
107.75
103.75
73.625
61.5
129.—
70.25
92.75
63.75
45.—
Weenue
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali =
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſchk
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
M
Nege
170.25
20.25
40.—
129.5
62.—
121.5
29.75
90.75
78.—
Nif4
Aegypten
Argentinjen
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
lanada
Dänemar!
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Island
Währung
1äghpt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 eanad. Doll
100 Kronen
100 Gulden
1 2.Stg.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
00 Gulden
100 isl. Kr.
Raid
13.035
0.598
58.65
0.184
3.041
2.532
56.54
e1.72
12,655
69.53
5.5941
16.50
2.497
169.73
57.29
R
13.065
0.602
59.77
0. 188
3.053
2.53
56.66
81.88
12.685
62.67
5. 606
165.54
2.5031
170.07
57.41
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tichechoflowk.
Türkei
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 8
00 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
Geld
21.60
0.749
5.6641
77.42
63.59 63.71
48.45
11.52
65.21
81.52 91.68
34.32 134.38
10.44
1.991
0.gs
2.512
Brief
21.64
0.751
5.678
77.58
48.55
11.54
65.35
10.46
1.995
1.001
2.5is
une Nutionntount Surmſtabe, Fillare dr Bresoner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 6. Juli 1934.
Kee
„Gr. IIp. 1934 103.6
„. 1935 103,
„ 1936 1021,
. 1937 99.5
„Gruppel .... 1101.25
686 Dtſch. Reichsanl.
b.27 93
6%
68 Preuß. St. v. 28 105
Schätze ........ /101
5% Dt. Reichspoſt
Schätze . . . . . . . . 100.5
Dtſch. Anl. Ausl.
+½½s Ablöſung • / 94.75
„ „ (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .. .. 9.20
69Baden=Baden. / 86.75
6SBerlin ...b.24/ 82.25
68Darmſtadt . . . . 80.75
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
„ v. 26 83.5
88Mainz. ..:
6%München v. 29 84.75
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbk. 89.25
84.5
1938 97.25
5½ % Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid.
3% „
Komm. Obl. . .
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R.11
soN
„ R.12
6%Kaſ. Landeskrd.
Goldpfbr. .....
69Naſſ. Landesbr
5½½ „ Ligu.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. I
„ „Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk
Lig.=Pfbr
8%Frkf. Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
6%Frkf. Pfbr.=Bk.
„ Lig.=Pfr.
8SMein=Hhp.=Bk.
Lig.=Pfr.
42
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
½%0 „Lig.=Pfbr.
6%Rhein. Hhp.=Bk.
5½%0 Lig.=Pfr.
6% Goldoblig.
60 Südd. Boden=
Cred.=Bank
1. %0 n Lig.=Pfbr.
6%Württ, Hyp.=B.
81.25
91
88.5
88I,
95.5
113.5
18
88.5
88.5
88.5
88),
83‟,
88.5
90.25
88.5
90
91-,
91.25
90.25
89.75
B.Ss
91:
90.5
6GDaimler=Benz. / 90.25
6% Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v.26
6%Mitteld. Stahl
9 Salzmann &Co.
8%Ver. Stahlwerke
6%VoigteHäffner 78
J. G. Farben Bonds /119.1
5%Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v.02
4½‟ Oſt. Schätze
420 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
42Türk. Wdmin..
48 „ 1.Bagdab
48
„ Zollanl.
4½%üngarn 1918
4½% „ 1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon
42oStocholm
Aßtien.
Accumulat. Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie 60.75
A. E. G.
AndreaeNoris Zahn 104
Aſchaffbg. Brauerei
„ Bellſtoff 56
Bad. Maſchinenfbr. 1122
Bemberg, F.P.
Berl. Kraft u. Licht /142),
Buderus Eiſen....
Cement Heidelberg /108,5
Karlſtadt
96.5
90
38.5
23.5
82.5
68.5
75
125.5
F.G.Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert!
Chade (A=C) ..."
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
„Erdöl
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum ..
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffck Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ
„ Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen. 40
Faber & Schleiche
Fahr Gebrüder.
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Gelſenbrch. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern. 107.25
Goldſchmidt Th. . . / 67.25
Gritzner=Kahſer. . ./ 22
Grün & Bilfinger /198
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau. 1103.5
Henninger, Kempfl109.75
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!"
Holzmann, Phil. „/ 60.75
Jlſe Bergb. Stamm/169.75
„ Genüſſel128,
Nae
133
58.5
47.75
116
1114
207.5
58
71.5
78.25
81.5
235
52.5
108
148.75
39.5
65.75
75.5
93
34.5
34.5
71.25
102.5
Jue
Kali Chemie
Kali Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke.
Knorr C. H.
Konſerven Braun.
Lahmeher & Co. .
Laurahütte
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W
Mainz Akt.=Br.
Mannesm.= Röhre=
Mansfeld. 9
Metallgeſ
Miag, Mü
Moenus
Motoren
Neckarwerk
Oberbedar
Park=u. Bürge
Phönix Berg
Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stamm
Stahlwerke ../ 91.5
Niebeck Montan. . .
Roeder, Gebr:
Rütgerswerke ..../ 38,75
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind. :/176
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr. 90.25
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
„ Reinigerwerke
Sübb. Bücker=A. G./180.5
Thür, Liefer.=Geſ..! 79
129
58
70.25
195
1on
46.5
234
101.5
89
199
30.5
97
194.5
UUnterfranken..—I
Ber. Stahlwerke. .
Ver. Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Weſtdte. Kaufhof”.
Weſteregeln Kali.
Zelſtoff Waldhof..
Allg. Dt. Erebitanſt.
Badiſche Bank. . .
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Berl. Handelsgeſ.
„ Hypothekbl
Comm. u. Privatbl.
Dt. Ban1 u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban!
Frankf. Bar
„Ban
Mein. Hyp.=Ban
Pfälz. Hyt
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bob.-Cr. Bk.
Württb. Notenban
A.=G.f. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftwl115
7% Dt. Reichsb. Vzol
Hapag.
"
Nordd. Llohzd..
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz= u. Stuttg
Verſicherung ...!"
„ Verein. Verſ./=
Frankona Rück=u. M/1o9
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
14
Schantung Handel
Re
40.5
120
19.75
129
46
45.25
113.5
102.75
89.5
116
57.75
62.5
74.5
65
80
70.25
69.5
70
154
108
100
111
25.5
30.75
55
20
225
Heute Neuaufführung
Das Tenorwunder
Weitere Darsteller:
CHARLOITE ANDER
VIKTOR DE KOWA
FRIIZ KAMPERS u. a. m.
Beiprogramm: (V7324
Ueberfall in Virginla
Beginn: 3.30, 5.45u. 8.15 Uhr
Mit dam Rat
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 7. Juli 1934
Bis auf Welteres
BRIGITTE HELM und
PAUL WEGENER in:
Inge und die
Millionen
Beginn: 3.48, 6.00 und 820
HEUTE
Großer
Dusß
Gesellschafts=
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Näheres siehe
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Feſtgottesdienſt.
Feſtpredigt: Pfarrer Köhler=Darmſtadt
4½ Uhr im Anſtalisgarien:
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