Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 182
Mittwoch, den 4. Juli 1934.
196. Jahrgang
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Neue Geſetze von Reichskabinett verabſchiedet
Der Chef des Stabes der SA. nicht mehr Mitglied der Reichsregierung. — Ermächkigung zur Anwendung
wirkſchafklicher Bergelkungsmaßnahmen gegenüber ausländiſchen Zwangsmaßnahmen. — Miniſterpräfident
Göring zum Reichsforſtmeiſter ernannk. — Berbok öfſenklicher Sammlungen bis zum 31. 9kkober 1934.
Reichswehrminiſter dankk dem Führer
für die Niederſchlagung der Revolke.
del mit ſogen. Blindenwaren, d. h. von Waren, die von Blinden
hergeſtellt wurden, und in der Ausübung eines Gewerbes im
Umherziehen.
Das Reichskabinett beſchloß weiterhin ein Geſetz zur
DNB. Berlin, 3. Juli.
In der heutigen Sitzung des Reichskabinetts gab
Reichskanz=
ler Adolf Hitler zunächſt eine ausführliche Darſtellung
über die Entſtehung des hochverräteriſchen
An=
ſchlages und ſeine Niederwerfung. Der Reichskanzler
betonte, daß ein blitzſchnelles Handeln notwendig war, weil
an=
dernfalls die Gefahr beſtand, daß viele Tauſende von
Menſchen=
leben vernichtet worden wären.
Reichswehrminiſter Generaloberſt v.
Blom=
berg dankte dem Führer, im Namen des
Reichs=
kabinetts und der Wehrmacht für ſein entſchloſſenes
Handeln, durch das er das deutſche Volk vor dem Bürgerkrieg
be=
wahrt habe. Der Führer habe ſich als Staatsmann und Soldat
von einer Größe gezeigt, die bei den Kabinettsmitgliedern und
im ganzen deutſchen Volk das Gelöbnis für Leiſtung, Hingabe und
Treue in dieſer ſchweren Stunde in allen Herzen wachgerufen habe.
Das Reichskabinett genehmigte ſodann ein Geſetz über
Maßnahmen der Staatsnotwehr, deſſen einziger
Ar=
tikel lautet:
„Die zur Niederſchlagung hoch= und landesverräteriſcher
Angriffe am 30. Juni und am 1. und 2. Juli 1934
voll=
zogenen Maßnahmen ſind als Staatsnotwehr rechtens.”
Der Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner erklärte
hierzu, daß die vor dem unmittelbaren Ausbruch einer
landesver=
räteriſchen Aktion ergriffenen Notwehrmaßnahmen nicht nur
als Recht, ſondern auch als ſtaatsmänniſche Pflicht
zu gelten haben.
Das Reichskabinett beſchloß ferner ein Aenderungsgeſetz zum
Geſetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat, wonach
der Chef des Stabes der SA. nicht mehr Mitglied
der Reichsregierung ſein muß.
Gleichzeitig wurde ein Geſetz zur
Aenderung des Reichswahlgeſeßes
genehmigt, wonach die Vorſchriften des Reichswahlgeſetzes über
den Verluſt des Abgeordnetenſitzes und das Verfahren bei der
Be=
rufung von Erſatzmännern dahin ergänzt wird, daß ein
Abge=
ordneter ſeinen Sitz verliert, wenn er aus der Reichstagsfraktion
der NSDAP. austritt oder aus ihr ausgeſchloſſen wird. Die
Be=
ſtimmung des Erſatzmannes wird dem Führer der
Reichstagsfrak=
tion überlaſſen, der dabei weder an die Grenzen der Wahlkreiſe,
noch an die Reihenfolge der Bewerber auf den Wahlvorſchlägen
gebunden iſt.
Das Reichskabinett genehmigte ſodann eine große Anzahl von
weiteren Geſetzentwürfen. Das Geſetz
gegen Mißbrauch des bargeldloſen
Zahlungs=
vetkehts
ſieht vor, daß gewiſſe Unternehmungen, die zum Zwecke der
Ein=
räumung von Krediten im weſentlichen auf unbarem Wege
Gut=
haben ſchaffen, über die durch Scheckanweiſung oder
Verrechungs=
auftrag, nicht aber durch Barabhebung verfügt werden ſoll, den
Betrieb zu ſchließen haben, und daß neue Unternehmungen dieſer
Art nicht mehr eröffnet werden dürfen. Es handelt ſich hierbei
in der Hauptſache um Unternehmungen zu Baufinanzierungen
und ähnlichen Zwecken.
Das Geſetz über die Vereinheitlichung des
Ge=
ſundheitsweſens ſieht die Schaffung von
Geſundheits=
ämtern in den Stadt= und Landkreiſen vor, wodurch die
Zerſplit=
terung auf dem Gebiete des Geſundheitsweſens beſeitigt wird.
Das Geſetz über Aenderungen auf dem Gebiete
der Reichsverſorgung und das 5. Geſetz zur Aenderung
des Geſetzes über das Verfahren in
Verſorgungs=
achen durch die Reichsregierung bringt Verbeſſerungen
der Kriegsbeſchädigten und
Kriegshinterblie=
benen.
Das Geſetz über
Anwendung woiriſchaftlicher Bergelkungsmaßnahmen
gegenüber dem Auslande
ſt notwendig geworden durch die Androhung von
Zwangsmaß=
jahmen ſeitens des Auslandes im Waren= und Zahlungsverkehr
gegenüber Deutſchland. Um ſolchen Zwangsmaßnahmen raſch und
tächdrücklich begegnen zu können, gibt das heute genehmigte Geſetz
ſen zuſtändigen Reichsminiſtern die Ermächtigung, unverzüglich
die zur Abwehr erforderlichen Anordnungen zu treffen. Dem
fleichen Zweck dient das ebenfalls genehmigte Geſetz über die
Er=
nächtigung zu vorübergehenden Zolländerungen. Darüber hinaus
vird dem Reichswirtſchaftsminiſter durch ein beſonderes Geſetz
iber wirtſchaftliche Maßnahmen die Möglichkeit gegeben, alle
tach der Sachlage nötigen Maßnahmen unverzüglich zu treffen.
Das Geſetz zur
Aenderung der Gewerbeordnung
ibt den oberen Landesbehörden die Befugnis, bei der Errichtung
on Anlagen, die im öffentlichen Intereſſe liegen, Verzögerungen
uszuſchließen, die auf Grund der geltenden Beſtimmungen
ent=
ehen könnten. Das Geſetz beſeitigt ferner Mißſtände im Han=
Ueberleilung des Borſt- und Jagdweſens
auf das Reich.
Zur Sicherung der Erhaljung und Pflege des deutſchen Waldes
in ſeiner Bedeutung für Volks= und Landeskultur, zur
Förde=
rung der Forſtwirtſchaſt und ihrer Aufgaben für die Arbeits=
und Rohſtoffverſorgung des Volkes durch einheitliche
Verwal=
tung und Bewirtſchaftung der öffentlichen Forſten und durch
Vereinheitlichung der Aufſicht über die nichtſtaatlichen Forſten
ſowie zur einheitlichen Regelung des deutſchen Jagdweſens wiro
als oberſte Reichsbehörde ein Reichsforſtamt gebildet, an deſſen
Spitze ein Reichsforſtmeiſter ſteht. Der Reichsforſtmeiſter führt
in Jagdſachen die Amtsbezeichnung „Reichsjägermeiſter‟. Der
Reichsforſtmeiſter wird vom Reichskanzler ernannt.
Der Reichskanzler hat auf Grund dieſes geſtern vom
Reichs=
kabinett verabſchiedeten Geſetzes den preußiſchen
Miniſterpräſi=
denten, General der Infanterie Hermann Göring zum
Reichsforſtmeiſter ernannt, der in Jagdſachen die
Bezeichnung „Reichsjägermeiſter” führt.
Gleichzeitig verabſchiedete das Reichskabinett das
Reichs=
jagdgeſetz, das eine zeitgemäße Geſtaltung des deutſchen
Jagd=
rechtes ſchafft.
Nach einem ebenfalls vom Reichskabinett verabſchiedeten
Geſetz ſind
öffenkliche Sammlungen jeder Ark mit ſoforkiger
Witkang bis zum 31. Oklober d. J. verboken.
Dies bezieht ſich auf alle Sammlungen von Geld= und
Sach=
ſpenden auf öffentlichen Straßen oder Plätzen, von Haus zu
Haus, in Gaſt= oder Vergnügungsſtätten, oder an anderen
öffentlichen Orten. Das gleiche gilt für den Verkauf von Karten,
die zum Eintritt von Veranſtaltungen irgendwelcher Art
berechtigen.
Ein Geſetz über die Akademie für deutſches
Necht macht dieſe zur öffentlichen Körperſchaft
des Reiches.
Das Geſetz über die Umwandlung von
Kapital=
geſellſchaften bezweckt, in geeigneten Fällen die Abkehr
von anonymen Geſellſchaftsformen zu erleichtern und ihre
Er=
ſetzung durch Unternehmungen mit Eigenverantwortung des
Inhabers zu fördern. Dem gleichen Zweck dient das ebenfalls
verabſchiedete Geſetz über Steuererleichterungen bei der
Um=
wandlung und Auflöſung von Kapitalgeſellſchaften. Die
Aenderungen einiger Verbrauchsftevergeſeßze
wurden beſchloſſen, und zwar des Zuckerſteuergeſetzes, in das
der aus Zelluloſe gewonnene Zucker einbezogen wird, der
ſteuerlich dem Stärkezucker gleichgeſtellt wird. Es handelt ſich
hierbei um ein Erzeugnis der Deutſchen Bergin A.=G für
Holz=
hydrolyſe. Durch eine Aenderung des Salzſteuergeſetzes wird
erreicht, daß, wer mit einem allgemeinen Vergällungsmittel
ver=
gälltes Salz unangemeldet entgällt und dadurch gleichſam Salz
gewinnt, zur Steuerzahlung herangezogen und beſtraft werden
kann, und daß die Verwendung allgemein vergällten Salzes
für menſchliche Ernährung unter Strafandrohung verboten wird.
Das Geſetz zur Aenderung des Münzgeſetzes ſchafft die
Vor=
ausſetzungen für die
Errichlung einer Reichsmünzfkäfte
und bringt die mit der Münzreform zuſammenhängenden
Aende=
rungen.
Das Geſetz zur Aenderung der Reichsſchuldenordnung vom
13. Februar 1924 eröffnet den Erwerbern von Stücken der neuen
Reichsanleihe von 1934 die Möglichkeit, ihre Forderungen in
Buch=
ſchulden des Reiches umwandeln zu laſſen.
Das Geſetz über Proteſte von Wechſeln und
Schecks beſeitigt Zweifel und Irrtümer in der Auslegung
eini=
ger Vorſchriften des neuen Wechſelgeſetzes und Scheckgeſetzes.
Das Geſetz über die Erhöhung der Umſatz=
Aus=
gleichsſteuer iſt notwendig geworden, weil andere Länder,
die eine Umſatzſteuer haben, die Einfuhr in ihr Gebiet einer
be=
ſonderen Einfuhrumſatzſteuer unterwerfen. Hiernach wird die
Einfuhr deutſcher Waren in dieſe Länder höher belaſtet als
um=
gekehrt die Einfuhr aus dieſen Ländern nach Deutſchland. Das
Geſetz ſieht daher die Möglichkeit vor, die Umſatzausgleichsſteuer
gegenüber ſolchen Ländern zu erhöhen.
Das Geſetz über den Verkauf von Waren aus
Auto=
maten beſtimmt, daß ein Verkauf aus Automaten in der
Zeit nicht ſtattfindet, in der die in Frage kommenden
Geſchäftszweige ihre Verkaufsſtellen
geſchloſ=
ſen halten müſſen. Es müſſen darnach Vorkehrungen
ge=
troffen werden, um die Benutzung der Automaten während der
werktäglichen und ſonntäglichen Ladenſchlußzeiten unmöglich zu
machen.
Das Geſetz über die Neuordnungdes
Vermeſſungs=
weſens bezweckt eine einheitliche Leitung des geſamten
Be=
hördenapparates in Vermeſſungsangelegenheiten, Organiſation
(Fortſetzung auf Seite 2, zweite Spalte.)
Auf dem Marſch.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
K. G. S. Waſhington, Ende Junk.
Als Präſident Rooſevelt im Herkſt 1932 ſeine große
Wahl=
ſchlacht lieferte, die den energiſchen Mann trotz vollkommener
Lähmung beider Beine durch ganz Amerika führte, da ſchloß
er faſt alle ſeine Reden, in denen er den Wählern den von
ihm beabſichtigten „Neuen Kurs” geſchildert hatte, mit der
ſymboliſchen Aufforderung: let’s go! Kommt, laßt uns
marſchieren!
Nun iſt über ein Jahr ſeit ſeinem Amtsantritt vergangen,
und in einem Buch hat Präſident Franklin D. Rooſevelt dieſes
eiſte Jahr geſchildert. In logiſcher Fortſetzung obigen
Sprach=
bildes trägt es den Titel: „On Our Way”; auf dem Marſch.
Rooſevelt reiht darin die einzelnen monumentalen Maßnahmen
aneinander, mit denen er den „Neuen Kurs” eingeleitet hat:
Schutz der Währung, Neuordnung des Wirtſchaftsweſens,
Wieder=
herſtellung des Vertrauens. Wenn das Buch auch zum großen
Teil aus einer Wiedergabe ſeiner „Botſchaften” an den Kongreß,
ſeiner Verordnungen und ſeiner Reden beſteht, ſo gibt dennoch
dieſe Zuſammenſtellung, die er mit überleitenden Erklärungen
geſchickt zu einem Ganzen verbunden hat, ein ſehr anſchauliches
Bild von der gewaltigen Umſtellung im Staatsleben Amerikas.
In der Zielſetzung finden ſich viele Parallelen mit
Deutſch=
land, wenn auch die Methoden ſehr verſchieden ſind, mit denen
dieſe Ziele erſtrebt werden. Daß ſie verſchieden ſind, hat — von
allen idealiſtiſchen Geſichtspunkten abgeſehen — ſeinen Grund
darin, daß Deutſchland den Weltkrieg verloren hat und das
Verſailler, Diktat unterſchreiben mußte. Deutſchland iſt arm,
Amerika iſt reich, ſowohl an Geld und Rohſtoffen wie an
Krediten. Das iſt übrigens auch der Grund, weshalb derjenige
Amerikaner, der nie über die Grenzen ſeines Landes gekommen
iſt, das neue Deutſchland ſo gar nicht verſtehen zu können ſcheint.
Rooſevelts Ziele ſind: Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit,
Hebung der allgemeinen Kaufkraft, Schutz der Bürger vor
gewiſſenloſen Spekulanten und Wucherern, Zuſammenarbeit von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern, kurz, ein beſſeres und
glück=
licheres Leben (a more abundant life) für jeden Volksgenoſſen.
Außenpolitik iſt in dieſem beneidenswerten Lande Nebenſache.
Wenden wir uns von den theoretiſchen Erörterungen des
Buches ab zur Betrachtung deſſen, was tatſächlich hier geſchehen
iſt, ſo muß zunächſt feſtgeſtellt werden, daß eine ſcharfe Wendung
erfolgte, die viele gern mitmachten, während andere, die
„Kritikaſter” grollend beiſeite ſtanden. Der rote Faden, der ſich
durch alle Maßnahmen Rooſevelts und durch ſeine Forderungen
an den Bundeskongreß zieht, iſt: Hebung der Kaufkraft.
Des=
wegen wurde die „NJRA.” (National Induſtrial Recovery Act)
heute vor einem Jahr geſchaffen, das große Wirtſchafts=
Reform=
geſetz, das dem Präſidenten weitgehende Vollmachten zur
Regle=
mentierung der Induſtrie gab. Die Hauptpunkte ſind höhere
Stundenlöhne, Mehreinſtellung von Arbeitern, Abſchaffung von
Kinderarbeit und „sweatshops” (Sklaventreiberei von
Arbeite=
rinnen, die in ungeſunden Räumen zuſammengepfercht
Stück=
arbeit leiſten müſſen, beſonders in der Kleidungs=Branche),
Ausſchaltung unlauteren Wettbewerbs zwiſchen den
Unter=
nehmungen, Recht der Arbeiter, ſich ihre Vertreter zwecks
Ver=
handlungen mit den Arbeitgebern ſelbſt zu wählen. Für jeden
Induſtriezweig wurde von der NRA. (National Recovery
Adminiſtration), dem zur Durchführung von der Nira
ein=
geſetzten Bundesamt für Belebung der Wirtſchaft ein Statut
feſtgeſetzt, in dem obige Bedingungen, ſowie die Mindeſtlöhne
und die Maximalarbeitszeit niedergelegt ſind. Wer ſich dem
Statut unterwarf, durfte den Blauen Adler auf ſeine Waren
kleben. Sofort nach Inkrafttreten der Nira=Geſetzgebung legte
die Baumwoll=Induſtrie ihren Statuten=Entwurf (code) vor,
der einen Monat ſpäter von Rooſevelt genehmigt wurde.
Seit=
dem ſind über 400 codes genehmigt worden. Hiervon werden
etwa 2 Millionen Firmen und 18 Millionen Arbeiter erfaßt,
das ſind rund 90 v. H. der geſamten amerikaniſchen Induſtrie.
Man hat errechnet, daß allein die codes die Verminderung der
Arbeitsloſigkeit von 13 auf etwa 10 Millionen Menſchen bewirtt
haben. Um das zu erreichen, mußte die wöchentliche Arbeitszeit
des einzelnen um etwa 25 v. H. herabgeſetzt werden, während
der Geſamtinhalt aller Lohntüten ſich gleichzeitig um etwa
53 v. H. hob. Eine Aufſichtsbehörde (NCB.; National
Com=
pliance Board) unterſucht alle Beſchwerden über Nichteinhaltung
der codes, während ein Schlichtungsamt (NLB.; National Labor
Board) bei Streiks zu vermitteln ſucht
Trotzdem aber iſt die Zahl der Arbeitsloſen, die nicht in
der Privatinduſtrie untergebracht werden konnten, immer noch
erſchreckend hoch. Deswegen wurden von dem Bundesamt für
Oeffentliche Arbeiten (PWA.; Public Works Adminiſtration)
große Projekte in Angriff genommen. Hierfür wurden vom
Kongreß 3,3 Milliarden Dollar bewilligt. Daneben richtete man
den Freiwilligen Arbeitsdienſt im Sommer 1933 ein (CCC.;
Civilian Conſervation Corps), der 325 000 jungen Leuten in
den Forſten und Sümpfen Beſchäftigung gab. Im Winter ſchuf
man zum Schutz gegen Hunger und Kälte die Verwaltung für
Notſtandsarbeiten (CWA.; Civil Works Adminiſtration),
wo=
durch etwa 4 Millionen Familienväter mit Arbeiten jeglicher
Art (ſogar ſtellungsloſe Architekten, Maler uſw. erhielten
Auf=
träge, für Regierungskoſten zu zeichnen und zu malen) beſchäftigt
wurden. Andere Bundesämter nahmen ſich der verſchuldeten
Haus= oder Farmbeſitzer an, und das große Bundesamt für
Finanzierung der Wirtſchaftsbelebung (RFC: Reconſtruction
Finance Corporation) lieh über 5 Milliarden Dollar an Banken,
Verſicherungs=Geſellſchaften und andere Organiſationen.
Hier=
von ſich bis jetzt 1½ Milliarde zurückgezahlt worden. Weitere
Auswirkungen des „Neuen Kurſes” waren das große
Sied=
lungswerk im Tal des Tenneſſe, ſowie die Vergebung von
Bau=
aufträgen für 32 neue Kriegsſchiffe.
Natürlich haben alle dieſe neuen Einrichtungen nicht ſofort
glatt gearbeitet, und beſonders die Durchführung der codes iſt
auf zahlloſe Schwierigkeiten geſtoßen. Man hat daher, um den
Unternehmern entgegenzukommen, die Zahl der codes erheblich
herabgeſetzt und ſehr viele Einzelheiten der Selbſtdiſziplin der
einzelnen Induſtrieverbände überlaſſen; beibehalten hat man
jedoch die Beſtimmungen über Mindeſtlöhne und Maximal=
Arbeitszeit. Auf der anderen Seite machen die Arbeiter
an=
dauernde Schwierigkeiten. Die Vereinigten Gewerkſchaften
(Federation of Labor) verſuchen energiſch, alle Arbeiter in ihre
Seite 2 — Nr. 182
Verbände zu treiben, während die Arbeitgeber ſich bemühen,
das Syſtem der Gelben Gewerkſchaften (Company Unions)
mög=
lichſt beizubehalten. Die Folge ſind zahlloſe Streiks, in die
auf Wunſch des Präſidenten der Bundeskongreß nunmehr mit
drakoniſchen geſetzlichen Zwangsvorſchriften eingreifen ſoll,
Weder bezüglich der codes, noch der Streiks iſt die weitere
Entwicklung im Augenblick abzuſehen. Es handelt ſich für die
amerikaniſche Wirtſchaft um eine revolutionäre Neuordnung,
und das geht nicht ohne ſcharfe Kämpfe jeder Art ab. Sollte es
zu bunt werden, ſo wird, wie geſagt, der Präſident zu
Zwangs=
mitteln greifen, ſowohl gegen das Kapital wie gegen die Arbeit,
und dabei wird er die überwiegende Volksmehrheit hinter ſich
haben. Denn die großen Maſſen des Volkes und die Mehrheit
der Intelligenz ſtehen geſchloſſen hinter Rooſevelt.
Ein weiteres Mittel zur Hebung der Kaufkraft war die
Schaffung der Landwirtſchaftlichen Ausgleichbehörde (AAA.;
Agricultural Adjuſtment Adminiſtration) die bei den
weſent=
lichen Bodenfrüchten die Produktionshöhe vorſchrieb und die
Farmer für Verringerung der Anbaufläche oder Züchtung von
weniger Schweinen uſw. durch Gelder entſchädigte, die man den
die Farmprodukte verarbeitenden Induſtrien in Form von
be=
ſonderen Steuern abnahm. Die große Dürre, die in dieſem
Sommer die Vereinigten Staaten heimſuchte, hat viele dieſer
Beſchränkungsmaßnahmen freilich unnötig gemacht. Man muß
ſtatt deſſen die Farmer, deren Aecker verdorrt ſind, aus
Bundes=
mitteln unterſtützen und für ſie ſogar Nahrung beſchaffen. Als
Folge ergab ſich die Erkenntnis, daß man nach Art der alten
Aegypter in den 7 fetten Jahren Rückſtände als eiſerne Ration
für 7 magere Jahre werde aufſpeichern müſſen. Die Regierung
greift überall ein, wo es not tut; ſie gibt Milliarden für direkte
Nothilfe aus, ohne Rückſicht darauf, ob der Staatshaushalt
aus=
geglichen wird oder nicht. Geld ſpielt keine Rolle, da es nur
im eigenen Lande umläuft und der Regierung jederzeit jede
Summe von den Banken geborgt wird, für die das ein mühe=
und riſikoloſes Geſchäft bedeutet. Für den nächſten Winter ſind
ſoeben große Reformgeſetze zwecks Einführung von
Sozial=
verſicherung, Schaffung von Heimſtätten und Umſiedlung in
landwirtſchaftlich geeignetere Orte vom Präſidenten angekündigt
worden.
Gewiß kann das Syſtem der Unterſtützung des Landes durch
rieſige Regierungsgelder bei niedrigen Steuern und ſtändiger
Vermehrung der öffentlichen Schuld nicht endlos weitergeführt
werden. Bald wird der Zinſendienſt ſich zu einem Moloch
ent=
wickeln, der Volksvermögen und Bundeskredit verſchlingt.
Des=
wegen iſt Rooſevelt beſtrebt, die Kaufkraft des Volkes auch
durch Belebung der Privatwirtſchaft zu fördern, damit mehr
Steuern einkommen und weniger Arbeitsloſe von der
öffent=
lichen Hand unterſtützt zu werden brauchen. Das iſt auch die
Begründung für das kürzlich vom Kongreß beſchloſſene
Zoll=
reformgeſetz, welches dem Präſidenten diktatoriſche Vollmachten
zur Senkung oder Hebung der Zölle und zum Abſchluß von
Zollverträgen erteilt. Der amerikaniſchen Regierung iſt dadurch
u. a. die Möglichkeit gegeben, ſich gegen die Ueberſchwemmung
mit billigen japaniſchen Waren zu wehren, die das
Handels=
miniſterium in ſeinem kürzlich erſchienenen Jahresbericht in
beweglichen Worten beklagt hatte. Das Hauptziel aber iſt die
Belebung des amerikaniſchen Außenhandels, der nach
Feſt=
ſtellung des Außenminiſters um 35 v. H. geſunken iſt. In den
Jahren 1929 bis 1933 fiel die Ausfuhr aus Amerika von
5,2 auf 1,6 Milliarden, die Einfuhr nach Amerika von 4,3 auf
1,4 Milliarden Dollar. Während der Außenhandel ſank, ging
auch die inländiſche Produktion ſtark zurück, und zwar von
112 im Jahre 1929 (die Indexziffer 100 gilt für das
Normal=
jahr 1926) auf 63 im Jahre 1933. In vielen Reden hat die
Regierung ſich bemüht, dem Volk und dem Kongreß
klar=
zumachen, daß man Ausfuhr brauche, daß man aber nur mit
geſteigerter Ausfuhr rechnen könne, wenn man bereit ſei,
gleich=
zeitig die Einfuhr zu ſteigern. Und die kann man nur durch
Senkung der übertrieben hohen Schutzzölle bei den
Induſtrie=
zweigen ſteigern, die ſich als unwirtſchaftlich oder als nicht
unbedingt erforderlich herausgeſtellt haben! Nun beginnt alſo
demnächſt der „Zoll=Handel”, das Feilſchen mit dem Ausland
um gegenſeitige Zollkonzeſſionen. Man gebraucht dieſen
Aus=
druck (tariff bargaining) hier ganz offen in amtlichen
Aus=
laſſungen. Wann dieſe Verträge zuſtandekommen werden, ſteht
dahin, denn die von der Zollſenkung betroffenen Induſtrien
werden ſich energiſch zur Wehr ſetzen und ſich auf diejenigen
Parlamentarier ſtürzen, die im November 1934 zur Neuwahl
ſtehen. Und das ſind alle Abgeordnete ſowie ein Drittel der
Senatoren. Infolgedeſſen iſt die Belebung der Einfuhr nach
Amerika leider noch nicht „auf dem Marſch”.
*
Am Dienstag nachmittag wurden in der deutſchen
Geſandt=
ſchaft in Kowno durch Steinwürfe mehrere Fenſterſcheiben
zer=
trümmert. Die beiden Täter konnten von dem wachthabenden
Polizeibeamten ſofort verhaftet werden. Es handelt ſich um zwei
der Polizei bekannte Kommuniſten
Vor dem deutſchen Konſulat in Valencia explodierte am
Mon=
tag abend eine Bombe. Die Fenſterſcheiben des Gebäudes gingen
in Trümmer. Perſonen wurden nicht verletzt.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Der Führer ſtattete am Montag nachmittag dem erkrankten
Reichsminiſter Dr. Schmitt in deſſen Wohnung in Dahlem einen
Beſuch ab, der eine Stunde dauerte. Der Reichsminiſter hatte
infolge eines Ohnmachtsanfalles am 28. Juni 1934 bis jetzt das
Bett hüten müſſen, doch iſt er jetzt wieder ſoweit hergeſtellt, daß
er heute einen längeren Erholungsurlaub wird antreten können.
Im Programm des Königspaares von Siam iſt als wichtigſte
Begegnung ein Beſuch des Königspaares beim Reichspräſidenten
in Neudeck vorgeſehen. Das Königspaar fährt heute abend mit
kleinem Gefolge und in Begleitung des Chefs des Protokolls nach
Neudeck.
Die franzöſiſche Regierung hat die Aepfel= und Birnen=Einfuhr
neu kontingentiert. Für die kommenden drei Monate Juli bis
September iſt Deutſchland ein Kontingent von 120 Tonnen
zuge=
ſprochen worden.
Der Sultan von Marokko iſt in Begleitung ſeines Söhnchens
und ſeines Gefolges in Marſeille eingetroffen und im Kraftwagen
über Lyon nach Paris weitergefahren. Der Sultan wird über einen
Monat in Frankreich verweilen und verſchiedene Städte und
Bade=
orte beſuchen.
In Südchile rotteten ſich tauſend bewaffnete Bauern
zuſam=
men, die durch Kälte und Hunger von ihren uneinträglichen
Far=
men vertrieben wurden. Sie griffen die Bauern an, die den
An=
ſchluß an die Bewegung verweigerten. Eine Anzahl der letzteren
wurde getötet und von den Aufſtändiſchen in einen Fluß geworfen.
Im Kampf mit der Gendarmerie wurden etwa 50 Aufrührer
ge=
tötet.
Das japaniſche Kabinett hat am Dienstag ſeinen Rücktritt
be=
ſchloſſen. Der Beſchluß kam nicht unerwartet. Er ſoll, wie
ver=
lautet, mit dem bekannten Aktienſkandal in Zuſammenhang ſtehen,
der frühere Miniſter und ein Mitglied des gegenwärtigen
Kabi=
netts in den Verdacht der Beſtechung gebracht hat.
Neue Geſeße.
(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
des freien Berufsſtandes, Anpaſſung der geſamten
Vermeſſungs=
arbeit an die Erforderniſſe der Reichsverteidigung und Wirtſchaft
und eine Neuordnung des Gebührenweſens. Ein
Geſek über Kleintenknerhilfe
ſchafft Erleichterungen innerhalb der Fürſorge und verbeſſerte
Für=
ſorgeleiſtungen für einen beſtimmten Kreis von Berechtigten. Das
Reichskabinett verabſchiedete ferner ein Geſetz über
einſtwei=
lige Maßnahmen zur Aenderung des
Siedlungs=
weſens, ein Geſetz zur Aenderung des
Gemeinde=
umſchuldungsgeſetzes durch das den ausländiſchen
Gläu=
bigern deutſcher Gemeinden und Länder die Möglichkeit gegeben
wird, ihre Forderunegn in Schuldverſchreibungen des
Umſchul=
dungsverbandes deutſcher Gemeinden umzuwandeln. Das Geſetz
über die Rechtmäßigkeit von Verordnungen und
Verwaltungsakten gibt eine unanfechtbare
Rechtsgrund=
lage für dieſe, wo ſie bisher nicht vorhanden war. Das Geſetz zur
Bekämpfung der Papageienkranbheit ſchafft die
Grundlage für eine umfaſſende energiſche Bekämpfung dieſer
Krankheit. Schließlich genehmigte das Reichskabinett das vom
Reichsarbeitsminiſter eingebrachte
Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherungen
durch das die Krankenkaſſen innerhalb des künftigen
Reichsver=
waltungsbezirkes zur Erfüllung ſolcher Aufgaben zuſammengefaßt
werden, die zweckmäßig nicht von jeder einzelnen Krankenkaſſe für
ſich, ſondern für das ganze Gebiet gemeinſam durchgeführt werden.
Weiter hat das Geſetz die Aufgabe, den Führergedanken
bei den Verſorgungsträgern in einer den beſonderen
Verhältniſſen der Sozialverſicherung angepaßten Weiſe
durchzu=
führen, die Aufſicht ſtraff zuſammenzufaſſen und
wirkſamer zu machen und die
Sozialverſiche=
rungsbehörden zu vereinheitlichen. Beſeitigt werden
ferner die Verſchiedenheiten des Rechtes der einzelnen
Verſiche=
rungsarten, wo ſie nicht begründet ſind.
Das Geſeh über die Akademie für deutſches Recht.
Nach dem heute vom Reichskabinett beſchloſſenen Geſetz über
die Akademie für deutſches Recht wird die Akademie,
die bisher ſchon in Bayern eine Körperſchaft des
öffentlichen Rechtswar, nun auch eine öffentliche
Körperſchaft des Reiches. Ihr Sitz bleibt aber, wie im
Geſetz vorgeſehen iſt, München. Die Aufgaben der Akademie
wer=
den durch ihre Umwandlung in eine Körperſchaft des öffentlichen
Rechts des Reiches nicht geändert. Hervorzuheben iſt, daß die
Aufſicht über die Akademie vom Reichsminiſter der Juſtiz
ausge=
übt wird, während die Ernennung ihres Präſidenten jedoch, der
Bedeutung der Akademie entſprechend, durch den Reichskanzler
erfolgt.
Mittwoch, 4. Juli 1934
Verbok öffenklicher Sammlungen.
Das dom Reichskabinett verabſchiedete Geſetz über das
Ver=
dot von öffentlichen Sammlungen hat folgenden Wortlaut:
„Die Reichsregierung hat das folgende Geſetz beſchloſſen,
das hiermit verkündet wird:
S 1.
Alle Sammlungen von Geld= oder Sachſpenden auf
öffent=
lichen Straßen oder Pläten, von Haus zu Haus, in Gaſt= oder
Vergnügungsſtätten oder an anderen öffentlichen Orten ſind
bis zum 31. Oktober 1934 verboten.
Als Sammlung gilt auch der Verkauf von Gegenſtänden,
deren Wert in keinem Verhältnis zu dem geforderten Preis ſteht.
Der Verkauf von Karten, die zum Eintritt zu Veranſtaltungen
irgendwelcher Art berechtigen, iſt auf öffentlichen Straßen und
Plätzen und von Haus zu Haus bis zum 31. Oktober 1934
ebenfalls verboten; der Berkauf in Gaſt= oder
Vergnügungs=
ſtätten iſt nur für die in ihnen ſelbſt ſtattfindenden
Veran=
ſtaltungen zuläſſig.
Kollekten in Kirchen ſind von dem Verbot ausgenommen.
Der Stellvertreter des Führers kann im Einzelfalle wegen eines
überwiegenden öffentlichen Intereſſes weitere Ausnahmen
zu=
laſſen.
Dieſe Beſtimmungen gelten auch für bereits genehmigte
Sammlungen.
8 2.
Wer den Vorſchriften des § 1 vorſätzlich zuwiderhandelt,
wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe
beſtraft.
Die bei einer verbotenen Sammlung eingegangenen Spenden
werden zugunſten des Landes eingezogen, das über ſie zu
Wohl=
tätigkeitszwecken verfügt.”
In der Begründung zu dem Geſetz über das Verbot von
öffentlichen Sammlungen wird darauf hingewieſen, daß das
Sammeln von Spenden ſich in der letzten Zeit allmählich zu
einem Unweſen entwickelt habe dem Einhalt geboten werden
müſſe. Die Einkommensverhältniſſe großer Schichten des Volkes
ſeien nicht ſo, daß von den Volksgenoſſen dauernd Abgaben für
irgendwelche, an ſich oft gute und unterſtützungswürdige Zwecke
verlangt werden könnten. Die Kaufkraft werde ſonſt in einer
Weiſe geſchwächt, die unerwünſchte Rückwirkungen auf die
An=
kurbelung der Wirtſchaft habe. Unter dem Uebermaß der
Sammlungen müſſe die Gebefreudigkeit ſelbſt mehr und mehr
leiden. Die bisherigen geſetzlichen Beſtimmungen hätten ſich nicht
als ausreichend erwieſen. Um für das auch im kommenden
Winter durchzuführende Winterhilfswerk den Boden zu
be=
reiten, erſcheine es notwendig, bis zum 31. Oktober 1934
zu=
nächſt einmal alle Sammlungen zu verbieten Für beſondere
Fälle ſind im Geſetz ſelbſt Ausnahmen durch den Stellvertreter
des Führers vorgeſehen. Im übrigen wird bis zum 31. Oktober
1934 das geſamte Sammlungsweſen durch ein Reichsgeſetz unter
Aufhebung der bisherigen Beſtimmungen neugeregelt werden
müſſen.
Das Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherung.
Das Reichskabinett hat heute das vom Reichsarbeitsminiſter
vorgelegte Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherung
verab=
ſchiedet und damit eine Tat vollbracht, um die ſeit Jahrzehnten die
verſchiedenſten Regierungen ohne Erfolg gerungen haben. Das
Geſetz wird errichtet auf den herrlichen Grundlagen der
Bismarck=
ſchen Geſetzgebung — es verwirft theoretiſch=mechaniſtiſche
Löſun=
gen wie Staatsbürgerverſorgung, Einheitsverſicherung und
Ein=
heitskaſſe, durch die nur die Selbſtverantwortung der Beteiligten
gelähmt und ein öder Bürokratismus großgezogen würden. Es
faßt jedoch die Verſicherungsträger zu fruchtbarer gemeinſamer
Arbeit zuſammen, bringt ſie in Verbindung zur Staatsverwaltung
und ermöglicht eine ſtraffe, einheitliche Aufſicht. Kernpunkt des
Geſetzes iſt die Zuſammenfaſſung gemeinſchaftlicher Aufgaben der
Krankenverſicherung, namentlich auf dem Gebiet der
Geſundheits=
politik, für den Bereich einer Provinz oder eines Landes und
Verbindung zuſammengefaßter Krankenverſicherungen mit der für
denſelben Bezirk beſtehenden Landesverſicherungsanſtalt der
In=
validenverſicherung.
Das Geſetz legt nur die großen Grundlinien feſt. Es wird
durch eine Anzahl Durchführungsverordnungen ausgefüllt werden.
Die Krönung des Werkes ſoll dann ein einheitliches, klar
auf=
gebautes, volkstümlich verſtändliches Geſetzbuch der
Sozialverſiche=
rung werden.
Im Zuſammenhang mit den ſeit Ende voriger Woche
unter=
brochenen deutſch=engliſchen Transfer=Verhandlungen fand am
Dienstag nachmittag eine neue Beſprechung zwiſchen dem Führer
der deutſchen Delegation, Dr. Berger, und dem Berater des
Schatz=
amts, Leith=Roß, ſtatt. Dieſe Fühlungnahme ſoll am Mittwoch
fort=
geſetzt werden.
Jugend, Schute and Sadt.
Reichserziehungsminiſter Dr. Ruſt hat in einer
großangeleg=
ten Rede in München die Problematik der Schulreform und vor
allem ſeine Pläne über die Neueinteilung des Schuljahres
klar=
gelegt. Das Beſtreben des Erziehungsminiſters, der Jugend eine
nach Möglichkeit freie Poſition zu wahren, dabei aber den
Er=
forderniſſen der Schule in vollem Umfange gerecht zu werden, hat
dieſer Rede allſeitigen Beifall eingetragen. Das vergangene Jahr,
in dem ſich die erſten Anſätze einer Neugeſtaltung des geſamten
Erziehungsweſens zu einer durchführbaren Löſung entwickeln
mußten, hat naturgemäß mancherlei Verſuche und
Zwiſchen=
löſungen verurſacht. Nachdem durch die klare Art der
Verein=
barungen zwiſchen Reichsunterrichtsminiſter Ruſt und dem
Reichsjugendführer Baldur von Schirach die Beanſpruchung der
Jugend durch die Schule und durch ihre eigene Bewegung
zeit=
lich geregelt iſt, intereſſiert um ſo mehr der prinzipielle
Grund=
gedanke, der der ganzen Entwicklung der Jugenderziehung im
nationalſozialiſtiſchen Staat zugrunde lag.
Im Gegenſatz zu der fasciſtiſchen Jugendorganiſation
Ita=
liens, die eine ſtaatliche iſt, war in Deutſchland von vornherein
kein Zweifel daran gelaſſen worden, daß die Jugend in
wei=
teſtem Maße eine Bewegung bleiben ſolle, die von der
zwangs=
läufigen Statik ſtaatlicher Organiſation frei ſein ſolle. Die
Reichsjugendführung mit ihren zahlreichen Gliederungen, vor
allem aber die Hitlerjugend, war der ſichtbare Exponent dieſer
Auffaſſung einer freien nationalſozialiſtiſchen Jugendbewegung.
Die Schule und insbeſondere die Lehrerſchaft war zum Teil
noch Vertreter einer Anſchauung, die die Erziehung der Jugend
allein in Händen einer privilegierten Erzieherſchaft ſehen
wollte. Die praktiſche Auswirkung dieſer Verhältniſſe war
not=
wendigerweiſe ein beiderſeitiges Mißtrauen. Sollte auf Dauer
eine harmoniſche Erziehung gewährleiſtet werden, dann mußte
dieſes beiderſeitige Mißtrauen beſeitigt werden. Es ſteht außer
allem Zweifel und kann auch der Jugend nicht eindeutig genug
zu Bewußtſein gebracht werden, daß die Grundlage jeder
Er=
ziehungstätigkeit der Einfluß dazu berufener Erwachſener auf
die Jugend iſt. Eine alleinige Selbſterziehung der Jugend iſt
eine Unmöglichkeit. So haben Elternhaus und Schule nicht nur
einen berechtigten Anſpruch an die Jugend, ſie ſind zu dieſem
Anſpruch geradezu verpflichiet. Neben dem natürlichen Anſpruch
des Elternhauſes hat die Schule als Einrichtung des Staates
die zweifache Aufgabe der formalen und materiellen Bildung,
der Vermittlung von Wiſſen und der Formung zu
ſtaatstragen=
den Perſönlichkeiten. Eine Beweguns der Jugend, die ſich außer
dieſen beiden naturgegebenen Erziehungsaufgaben noch die
weitere ſtellt, durch Selbſterziehung der Jugend eine
Ver=
jüngung des ganzen Volkes zu erreichen, wird dieſer
ſelbſt=
geſtellten Aufgabe nur gerecht werden können, wenn ihre Arbeit
ſich mit der anderen Erziehungsarbeit harmoniſch
ineinander=
fügt. Es war ohne Zweifel eine Verkennung der Tatſachen von
ſeiten der Schule, in der Hitlerjugend nur eine Störung
des Lehrbetriebes zu ſehen. Der gleiche Fehler wurde allerdings
in weiten Kreiſen der neuen Jugendbewegung begangen, wenn
von ihr außer der Lehrtätigkeit der Lehrerſchaft jede
Erziehungs=
berechtigung abgeſprochen wurde. Es konnte auf die Dauer eine
gedeihliche Arbeit weder für die eine noch für die andere Seite
möglich ſein.
Reichserziehungsminiſter Ruſt hat in ſeiner begonnenen
Arbeit das Problem von der zeitlichen, alſo von der praktiſchen
Seite her angefaßt, denn eine neuartige Arbeit wird ſich im
alten Rahmen nicht durchführen laſſen. Die Einrichtung des
Staatsjugendtages verhindert die zeitlichen Ueberſchneidungen
der Anforderung und räumt vom Staat aus der Jugend einen
Tag ein, den ſie nach eigenem Ermeſſen und ohne jede
Be=
hinderung geſtalten kann. Es ſtell: dies für die
Jugendbewe=
gung eine ebenſolche Entlaſtung da, wie für Schule und
Eltern=
haus. Die Schule hat nun eine feſt umriſſene Arbeitszeit und
dem Elternhaus iſt der für die Familie ſo wichtige
gemein=
ſame Sonntag zurückgegeben. Eine anders geartete Entwicklung
wäre für den Beſtand der Familie äußerſt gefährlich geweſen,
und ohne die Familie als Rückhalt eines jeden Jugendlichen
und als natürliche Keimzelle des Staates wäre der Staat ebenſo
gefährdet geweſen, wie eine ſelbſterziehende Arbeit der Jugend
in kürzeſter Zeit reſtlos unmöglich geweſen wäre. Es mag
manchem, der von einer autarken Jugend, ſo etwas wie einen
kleinen Staat neben dem Staat, geträumt hat, eine
Ent=
jäuſchung ſein, daß Reichserziehungsminiſter Ruſt im
Einver=
nehmen mit dem Reichsjugendführer die Stellung der Familie
und der Schule in der Erziehungsarbeit gefeſtigt und ihre
Be=
deutung aufs neue betont hat. Und doch iſt die getroffene Löſung
ein gewaltiger Fortſchritt, denn ſie baut die Selbſterziehung der
Jugend als notwendigen Teil in die Geſamterziehung ein.
Zu=
gleich mit dieſer organiſatoriſchen Aufteilung haben
Beſtrebun=
gen eingeſetzt, die Mitgliedſchaft in der Hitlerjugend von dem
Urteil der Schule über die Zweckmäßigkeit einer ſolchen
Mit=
gliedſchaft abhängig zu machen. Es kann dies dann ſeine
Be=
rechtigung haben, wenn eine Lehlerſchaft die Notwendigkeit
ſelbſtändiger ſtaatspolitiſcher Erziehung durch die Jugend ſelbſt
anerkennt und ihre Entſcheidung über organiſatoriſche Fragen
unter dieſem Geſichtspunkt fällt. Reichserziehungsminiſter Ruſt
hat in klarer Erkenntnis der Notwendigkeit einer ſolch um=
faſſenden Aufgabe der Lehrerſchaft ſelbſt geſagt: „Um als Führer
nicht nur in der Schule, ſondern im Leben ſelbſt Vorbild ſein
zu können, erfordert es des immerwährenden Einſatzes aller
Kräfte und aller Erprobung der ganzen Perſönlichkeit.” Mit
dieſer Zuteilung der Arbeitsaufgaben an Jugend und an
Lehrerſchaft iſt beiden nicht nur die Bildungsarbeit im eigenen
Kreiſe ermöglicht, ſondern auch für das Zuſammenwirken als
Erziehungsſubjekt und Erziehungsobjekt eine verſtändliche, weil
einfache Richtlinie gegeben, „denn es ſteht feſt, daß der
Leit=
gedanke die nationalſozialiſtiſche Grundeinſtellung von Lehrern
und Schülern bleibt, und daß Erziehung und Unterricht ſo
auſ=
gebaut werden müſſen, wie es die Intereſſen der Jugend und
der Nation erfordern.”
Die Arbeit der Jugendbewegung iſt nach den
Verein=
barungen zwiſchen Erziehungsminiſter Ruſt und Baldur
von Schirach in ein neues Stadium getreten. Die Jugend ſelbſt
iſt einer Verantwortung enthoben, die ſie ſelbſt hätte niemals
tragen können, weil ſie eben Jugend iſt. Die Familie hat einen
Sinn zurückerhalten, den ſie manchmal ſchon verloren glaubte,
Und die Schule hat mit dem feſtgelegten Arbeitsprogramm die
Gewißheit fruchtbarer Arbeitsmöglichkeiten erhalten. Allerdings
ift der Lehrerſchaft von Staate her eine gleiche Verpflichtung
auferlegt wie der Jugend. Fordert der Staat mit Recht von der
Jugend, daß ſie der Schule Gehorſam ſchulde und dafür einen
eigenen Anteil an der Erziehungsaufgabe erhält, ſo muß der
Staat von der Schule, der er das Recht der Erziehung
über=
tragen hat, auch die Pflicht der reſtloſen Verantwortlichkeit
dieſem Staate gegenüber verlangen. Die in dem letzten Jahr
entſtandenen Reibungen zwiſchen Jugend und Schule, in die der
Staat bis zu den programmatiſchen Erklärungen des
Reichs=
erziehungsminiſters nicht eingegriffen hatte, waren auf Seite
der Jugend eben durch die „Jugend” entſchuldbar. Auf Seiten
der Lehrerſchaft waren ſie jedoch faſt ausnahmslos darin
be=
gründet, daß in den vergangenen Jahren die Schule ein
metho=
diſch aufgebautes Inſtitut war mit der alleinigen Aufgabe der
Wiſſensvermittlung. Dr. Ruſt hat ſeinem Willen
Aus=
druck gegeben, die Schule mehr ſein zu laſſen, als einfaches
Unterrichtsinſtitut und die Jugend mehr als Erziehungsobjekt.
Dem Staat fällt damit die Aufgabe zu, darüber zu wachen,
daß der Erziehungsprozeß ſich in der angegebenen und
be=
ſtimmten Weiſe vollzieht. Es iſt ein Verdienſt des
Reichs=
erziehungsminiſters, das Verhältnis von Jugend Schule und
Staat ſcharf umriſſen zu haben. Und es iſt ein Verdienſt des
Reichsjugendführers, im Namen der Jugend den Platz
ein=
wandlos anerkannt zu haben, den die Jugend in dieſem Drei=
Karl Auguſt Weber.
klang einzunehmen hat.
Mittwoch, 4. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 182 — Seite 3
Der Führer beim Reichspräſidenken.
in Neudeck.
DNB. Neudeck, 3. Juli.
Reichskanzler Adolf Hitler erſtattete heute hier dem
Reichs=
präſidenten von Hindenburg ausführlichen Bericht über die am
Sonntag abend abgeſchloſſene Aktion gegen die Hoch= und
Landes=
verräter.
Reichspräſident von Hindenburg benutzte dieſe Gelegenheit,
um auch perſönlich dem Reichskanzler ſeinen Dank für das
ent=
ſchloſſene Handeln auszuſprechen, durch das dem deutſchen Volk
großes Blutvergießen und dem Vaterlande ſchwere Erſchütterungen
erſpart worden ſind.
Eine Anordnung Adolf Hiklers.
DNB. Berlin, 3. Juli.
Der Führer hat folgende Anordnung erlaſſen:
Die Maßnahmen zur Niederſchlagung der Röhm=Revolte ſind
am 1. Juli 1934 nachts abgeſchloſſen worden.
Wer ſich auf eigene Fauſt, gleich aus welcher Abſicht, in
Ver=
folg dieſer Aktion eine Gewalttat zuſchulden kommen läßt, wird
der normalen Juſtiz zur Verurteilung übergeben.
gez. Adolf Hitler.
Preſſeamt der Oberſten 5A.-Führung aufgelöſt.
Der Reichspreſſechef der NSDAP. teilt mit:
Im Benehmen mit dem Chef des Stabes der SA., Lutze,
wird das Preſſeamt der Oberſten SA.=Führung mit ſofortiger
Wirkung aufgelöſt. Der bisherige Aufgabenkreis des Preſſeamtes
der Oberſten SA.=Führung geht auf die Reichspreſſeſtelle der
NSDAP. unmittelbar über.
(gez.) Dr. Dietrich
Reichspreſſechef der NSDAP.
Die NSK teilt mit: Im Zuſammenhang mit der Meldung
über die Auflöſung des Preſſeamtes der Oberſten SA.=Führung
wird verfügt: Der bisherige Leiter des Preſſeamtes,
Gruppen=
führer Weiß, iſt von den während ſeiner Abweſenheit im
Preſſe=
amt vorgekommenen Verfehlungen nicht berührt. Er ſteht zur
Verfügung der Oberſten SA.=Führung.
Der Chef des Stabes:
(gez.) Lutze.
Kein Uniformverbot für den Chef des
Ausbildungs=
weſens und ſeine Organe.
Die Beurlaubung der SA. für den Monat Juli und das
hierfür ausgeſprochene Uniformverbot gelten nicht für den Chef
des Ausbildungsweſens und ſeiner Organe.
Die Angehörigen der Stäbe und Schulen des Chefs des
Aus=
bildungsweſens ſind daher berechtigt, den SA.=Dienſtanzug zu
tragen. Sie ſind erkenntlich an einem am linken Aermelaufſchlag
zu tragenden, 3 Zentimeter breiten gelben Tuchſtreifen mit dem
Aufdruck „Chef A. W.” und dem Dienſtſtempel des Chefs des
Ausbildungsweſens.
Die Polizeiorgane ſind entſprechend unterwieſen worden.
richt berbreitet, der latholiſche Biſchof von Berlin, Bäres, und
der Chef der Heeresleitung, General der Artillerie von Fritſck,
ſeien erſchoſſen worden. Beide Perſönlichkeiten haben ſelbſt
ſeſtgeſtellt, daß es ihnen ausgezeichnet geht und kein Menſch ſie
auch nur im geringſten irgendwie behelligt hat. Auch Graf
Helldorf, der Potsdamer Polizeipräſident, der gleichfalls zu den
Totgeſagten gehört, verſieht ſeinen. Dienſt wie immer und
ſtattete Montag auf dem Reichspropagandaminiſterium einen
Beſuch ab. Genau ſo verhält es ſich mit den zahlreichen anderen
genannten Perſonen, ſeien es Hohenzollernprinzen, für die die
marxiſtiſche Emigrantenpreſſe plötzlich eine gewiſſe Sympathie
entdeckt hat, Miniſter oder bekannte Führer der NSDAP. Es
kann der Emigrantenpreſſe jedoch geſagt werden, das alle ihre
Spekulationen auf weitgehende Unſtimmigkeiten in Deutſchland,
oder auf ein weiteres Umſichgreifen oder einen größeren
Umfang der Hochverratsaktion reſtlos fehlgehen. Noch nie haben
Deutſchland und die nalionalſozialiſtiſche Bewegung ſo feſt,
einig und geſchloſſen dageſtanden, wie gerade im jetzigen
Augen=
blick, denn immer war die NSDAP. am ſtärkſten, wenn ſie und
die Treue ihrer Mitglieder zum Führer einer
Belaſtungsprob=
ausgeſetzt wurden.
Mnziſ bolniſcer Soialberliag zufereichnel.
DNB. Danzig, 3. Juli.
Zwiſchen der Freien Stadt Danzig und der Republik Polen
wurde am Montag ein Vertrag über Sozialverſicherung
unter=
zeichnet. Die Unterzeichnung erfolgte durch den
Senatspräſiden=
ten Dr. Rauſchning und Senator Dr. Wiercinſki Keiſer, ſowie
durch Miniſter Dr. Papee und Abteilungschef Skolowſki.
Der Vertrag bildet die Grundlage für die
Re=
gelung der gegenſeitigen Beziehungen zwiſchen
der Freien Stadt Danzig und der Republik
Polen auf dem Gebiete der geſamten
Sozial=
verſicherung. Damit werden die Staatsangehörigen der
beiden vertragſchließenden Teilen hinſichtlich der
Sozialverſiche=
rung einander gleichgeſtellt. Die Leiſtungen werden von den
Danziger und polniſchen Verſicherungsträgern nach dem
Verhält=
nis der Beitragszeiten anteilmäßig getragen. Der Vertrag ſoll
baldmöglichſt den zuſtändigen Organen zur Genehmigung
vorge=
legt werden. Er wird nach erfolgter Genehmigung in Kraft
geſetzt.
Wer iſt abſtimmungsberechtigt!
Die Abfkimmung im Sgargebiel.
Unſinnige Gerichke.
Die blitzſchnelle Aktion des Führers gegen ein kleines
Häufchen von Aufrührern, die ihrem verdienten Schickſal
zu=
geführt wurden, hat insbeſondere die Emigrantenpreſſe nicht
ſchlafen laſſen. Während ſie vorher gerade die jetzt wegen
Hoch=
verrates abgeurteilten Männer nicht genug beſchimpfen konnte,
ſetzte ſie ſich plötzlich mit außerordentlicher Wärme für ſie ein
und fühlt ſich mit ihnen ſolidariſch. Allein dieſes Verhalten
dürfte genügend zu denken geben. Es kommt hinzu, daß die
Emigrantenpreſſe die Gelegenheit der Niederſchlagung eines
Putſchverſuches benutzt, um die abenteuerlichſten Gerüchte über
Deutſchland zu verbreiten. Obwohl aus den veröffentlichten
Darſtellungen einwandfrei hervorgeht, daß nur ein kleiner
Führerklüngel aus der SA. beiroffen worden iſt, und die ganze
SA. und der größte Teil ihres Führerkorps ſich ihrer
Ver=
pflichtung und ihres Eides voll und ganz bewußt ſind und dem
Führer zu allen Zeiten die Treue gehalten haben, werden die
abenteuerlichſten Meldungen über Hinrichtungen und
Er=
ſchießungen in Deutſchland verbreitet. Man nennt phantaſtiſche
Totenzahlen und gibt ſeitenlange Liſten von angeblich
er=
ſchoſſenen Perſönlichkeiten aus, die ſämtlich wohlbehalten ſind,
und die zu allen Zeiten ihrem Dienſt nachgehen. So wurde
heute z. B. in der Emigrantenpreſſe des Saargebiets die Nach=
DNB. Berlin, 3. Juli.
Von zuſtändiger amilicher Stelle wird mitgeteilt: Der
Völkerbundsrat hat die Volksabſtimmung im Saargebiet auf
Sonntag, den 13. Januar 1935, feſtgeſetzt. Abſtimmungsberechtigt
iſt ohne Unterſchied des Geſchlechts und der
Staatsangehörig=
keit jede Perſon, die am 13. Januar 1935 zwanzig Jahre alt
iſt und am Tage der Unterzeichnung des Verſailler Vertrages,
das iſt der 28. Juni 1919, im Saargebiet gewohnt hat. Nach
dem vom Völkerbundsrat feſtgeſetzten Abſtimmungsreglement iſt
grundſätzlich jede Perſon abſtimmungsberechtigt, die an dieſem
Tage im Saargebiet ihren gewöhnlichen Wohnort hatte und ſich
dort mit der Abſicht des Verbleibens niedergelaſſen hatte.
Eine beſtimmte Anweſenheitszeit wird ſomit nicht verlangt;
auch wer ſich erſt am Stichtag, dem 28. Juni 1919, im
Saar=
gebiet niedergelaſſen hat, iſt abſtimmungsberechtigt.
Andererſeits iſt die vorübergehende Abweſenheit
vom ſtändigen Wohnort im Saargebiet ohne Einfluß auf die
Stimmberechtigung, vorausgeſetzt, daß der Wille beſtand, den
tatſächlichen Aufenthalt im Saargebiet beizubehalten. Es ſind
ſonach beiſpielsweiſe auch abſtimmungsberechtigt:
a) Perſonen, die aus einer Gemeinde des Saargebiets zur
Erfüllung des Militärdienſtes eingezogen, am 28. Juni
1919 aber noch nicht an ihren ſtändigen Wohnort im
Saargebiet zurückgekehrt waren, weil ſie noch bei ihrem
Truppenteil ſtanden, oder ſich in Gefangenſchaft
be=
fanden, oder infolge Verwundung oder Krankheit noch
nicht in das Saargebiet zurückkehren konnten;
b) aktive deutſche Militärperſonen, die vor der Beſetzung
des Saargebiets bei einem im Saargebiet
garniſonieren=
den Truppenteil ſtanden und bei der Beſetzung das
Saargebiet verlaſſen mußten, ihren Wohnſitz daſelbſt
aber bis 28. Juni 1919 noch nicht aufgegeben hatten.
In Betracht kommen Offiziere, Militärbeamte,
Unter=
offiziere und Kapitulanten, nicht aber die lediglich zur
Erfüllung ihrer Militärdienſtpflicht Eingezogenen:
c) Perſonen, die ſich über den 28. Juni 1919 zu Beſuchs=,
Studien= oder Ausbildungszwecken außerhalb ihres im
Saargebiet gelegenen ſtändigen Wohnorts aufgehalten
haben, ſelbſt wenn ſie am 28. Juni 1919 im Saargebiet
polizeilich nicht gemeldet waren;
d) Perſonen, die über den 28. Juni 1919 vorübergehend
außerhalb ihres ſtändigen Wohnorts im
Abſtimmungs=
gebiet eine Dienſt= oder Arbeitstätigkeit ausgeübt haben;
e) Perſonen, die am 28. Juni 1919 von ihrem ſtändigen
Wohnſitz im Saargebiet verreiſt waren und ſich
polizei=
lich abgemeldet hatten, um z. B. während der Reiſe am
Aufenthaltsort Brotkarten zu erhalten;
k) Perſonen, die am 28. Juni 1919 zwangsweiſe z. B. durch
Ausweiſungsbefehl der damaligen Beſa zungsmächte, von
ihrem ſtändigen Wohnort im Saargebiet ferngehalten
worden ſind, oder die aus dem Saargebiet geflüchtet
und bis 28. Juni 1919 nicht zurückgekehrt waren.
Der Aufenthalt von Minderjährigen und Entmündigten
am 28. Juni 1919 beſtimmt ſich nach dem Aufenthalt der
Per=
ſonen, die die väterliche Gewalt oder die Vormundſchaft über
ſie ausübten. Der Aufenthalt der Eltern oder des Vormunds
hat aber dann keine entſcheidende Bedeutung, wenn ein
Minder=
jähriger, der zu dieſer Zeit getrennt von ſeinen Eltern oder
ſeinem Vormund wohnte, ſelbſt für ſeinen Unterhalt ſorgte.
Eine am 28. Juni 1919 im Saargebiet beſchäftigte
Minder=
jährige, die dort ihren Unterhalt als Hausgehilfin ſelbſt
ver=
diente, iſt alſo abſtimmungsberechtigt, auch wenn ihre Eltern
damals nicht im Saargebiet wohnten. — Die verheiratete Frau
teilt den Aufenthalt ihres Ehegatten, ſofern die Ehe vor dem
28. Juni 1919 geſchloſſen war.
An alle im Reich, außerhalb des Saargebiets, wohnhaften
Perſonen, die auf Grund der vorſtehenden Richtlinien die
Ver=
leihung der Abſtimmungsberechtigung beanſpruchen können und
ſich bisher noch nicht gemeldet haben, ergeht die Aufforderung.
ſich umgehend bei der Saarmeldeſtelle ihres jetzigen
Wohn=
orts (beim Einwohnermeldeamt, in den Städten beim
zu=
ſtändigen Polizeirevier) zu melden. Soweit möglich, ſind
Nach=
weiſe über den Wohnſitz am 28. Juni 1919 (An= und
Abmelde=
beſcheinigungen, Beſchäftigungszeugniſſe, Militärpapiere uſw.)
mitzubringen.
Prinzgemahl Heinrich der Riederlande F.
Nach kurzer Krankheit iſt
der Prinzgemahl der
Nie=
derlande, Heinrich, im Alter
von 58 Jahren geſtorben.
Er war ein Sohn des
Groß=
herzogs von Mecklenburg
und diente als Leutnant
im preußiſchen Gardejäger=
Bataillon, bis er ſich mit
der um einige Jahre
jünge=
ren Königin. Wilhelmine
von Holland verheiratete.
Am Tage ſeiner Hochzeit,
am 7. Februar 1901, wurde
ihm der Titel und der
Name eines Prinzen der
Niederlande verliehen. Man
erzählte damals, daß es ſich
um eine Liebesheirat
ge=
handelt habe. Trotzdem iſt
es dem Prinzen nicht
ge=
lungen, in Holland recht heimiſch zu werden. Die Königin, die
ſchon als zehnjähriges Kind den Thron erbte und ſeit 44 Jahren
— die erſten acht Jahre unter der Vormundſchaft ihrer Mutter —
regierte, hat ſich in der Leitung der Staatsgeſchäfte ihm
gegen=
über eine große Selbſtändigkeit bewahrt. Er erhielt im
holländi=
ſchen Staatsrat beratende Stimme, aber irgendeinen Einfluß auf
das politiſche Leben hat er nie gewonnen, auch dann nicht, als
nach mehrjähriger Ehe mit der Geburt der Prinzeſſin Juliane die
Thronfolge geſichert war. Prinz Heinrich hat ſich bemüht, einen
Ausgleich für ſein politiſches Schattendaſein zu ſchaffen, indem er
ſich auf anderen Gebieten betätigte. Er hat ſich der Organiſation
des Roten Kreuzes angenommen und hat ſich ſeinerzeit bei der
Kataſtrophe des am Hoek van Holland geſtrandeten Dampfers
„Berlin” hervorgetan, wo er mehreren Menſchen das Leben
ret=
tete. Aber auch das konnte eine grundlegende Verſchiebung ſeiner
Stellung in Holland nicht herbeiführen. So hatte er ſich daran
gewöhnt, einen Teil des Jahres in Deutſchland zu verbringen. Er
war im Sommer oft in Heiligendamm und im Winter
regelmäßi=
ger Gaſt auf den Berliner Bällen, bis ihn im letzten Jahr ſein
Leiden ſtarke Zurückhaltung auferlegte.
Reichspräſident von Hindenburg hat nachſtehendes
Tele=
gramm an die Königin der Niederlande gerichtet: Ihre Majeſtät
und die Prinzeſſin bitte ich, aufs ſchmerzlichſte bewegt durch die
Nachricht vom Ableben Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen der
Nieder=
lande, mein aufrichtigſtes und tief empfundenes Beileid
ent=
gegenzunehmen.
Der Segen der Arbeit.
Von Dr. Karl Bergmann.
Worin beſteht dieſer Segen?
Müßige Frage! Wer jahrelang dem Fluche der
Arbeits=
loſigkeit verfallen war, jetzt aber wieder ſeiner täglichen
Arbeit nachgehen darf, wird um die Antwort nicht verlegen ſein.
Aber alle diejenigen, die nie die Geißel der Arbeitsloſigkeit am
eigenen Leib und an der eigenen Seele ſpürten, werden beim
An=
blick ihrer arbeitsloſen Volksgenoſſen empfunden haben und noch
empfinden, welches Glück eine geregelte Tätigkeit in ſich birgt.
So erſcheint die Frage, worin der Segen der Arbeit beruht,
tatſächlich, eine müßige Frage zu ſein. Wir alle können ſie
beant=
worken, und heute beſſer denn je! Und doch lohnt es ſich, ihr
ein=
mal näher zu treten, weil ſie uns Gelegenheit gibt, in eine
koſt=
bare Schatzkammer unſeres Volkes, in ſeine Sprichwörter, einen
Blick zu werfen. Denn dieſe, nicht etwa langatmige theoretiſche
Erörterungen, ſollen uns in ihrer knappen, ſchlagkräftigen und
trefflichen, oft durch Witz und Humor gewürzten Sprache über den
Segen der Arbeit berichten.
Körperliche und ſeeliſche Geſundheit, geachtete und
wirtſchaft=
lich geſicherte Stellung: Das ſind nach den Zeugniſſen der
volks=
tümlichen Lebensweisheit die ſegensreichen Folgen der Arbeit
„Arbeit erhält das Leben”, „Arbeit erhält jung und gibt Kraft,
Faulheit macht alt und erſchlafft”, „Arbeit pflanzt Roſen auf die
Wangen”. „Nach der Arbeit ſchmeckt das Eſſen wohl”, „Saure
Arbeit, ſüßer Schlaf”, „Arbeit iſt der beſte Schlaftrunk”: ſo
ver=
ſchafft Arbeit körperliche Geſundheit. Aber nicht nur dieſe, ſie
ver=
leiht uns auch das ſeeliſche Wohlbefinden, die innere ſeeliſche
Ruhe: „Arbeit gebiert Ruhe” und „Arbeit bläſt das Feuer im
Herzen aus”, meint in maleriſcher Sprache ein anderes
Sprich=
wort, d. h. ſie gibt dem Menſchen das ſeeliſche Gleichgewicht, ſchützt
ihn vor jener inneren Unruhe, die denjenigen ſo leicht befällt,
der müßig ſein Leben verbringt. Es iſt der gleiche Gedanke, der
mit anderen Worten ſo treffend von Jahn ausgedrückt wird: „Es
gibt kein Stillmittel gegen die Aufforderungen des Herzens aus
Tätigkeit, gegen die Grübelgeſpenſter, womit der Geiſt ſich plagt,
keine Bannung als Beſchäftigung”. Jener Wiener Arzt war daher
ein großer Menſchenkenner, der einmal einem Maler, der ſich
ein=
bildete, der Fürſt Schwarzenberg zu ſein, den Rat gab, alle
Nar=
ren abzumalen. Der Kranke folgte dem Rat: er malte, aber ehe
er noch fertig war, hörte er ſchon auf, Fürſt Schwarzenberg zu
ſein! Indeſſen iſt körperliche und ſeeliſche Geſundheit nur möglich.
bei geſicherter wirtſchaftlicher Stellung. Daher muß die Arbeit
zunächſt die tägliche Nahrung ſchaffen, das „Brot”, wie es im
Volksmund bezeichnenderweiſe heißt, denn das Brot iſt die
Grund=
lage der menſchlichen Ernährung und wird ſo zum Sinnbild der
Nahrung, der Speiſe, des Lebensunterhaltes überhaupt. Deshalb
meint das Srrichwort: „Arbeit gibt Brot, Faulheit gibt Not”,
und noch anſchaulicher, ganz perſönlich gedacht, heißt es: „Arbeit
nimmt dem Müßiggang das Brot aus dem Maul”. Ja, ein
Sprich=
wort iſt ſogar der Anſicht, daß „Arbeit aus Steinen Brot macht”,
und wirklich, das Wort iſt beinahe im buchſtäblichen Sinne wahr,
denn wie mancher Felsboden iſt durch Anſtrengung in fruchtbare,
wogende Saatfelder tragende Erde verwandelt worden. Und
neh=
men wir die „Steine” als Sinnbild unfruchtbaren Bodens
über=
haupt, ſo gewinnt dieſes Sprichwort eine ganz beſondere
Bedeu=
tung gerade für unſere Gegenwart, in der Tauſende von
Arbeits=
dienſtwilligen ungeheure Strecken brachliegenden Landes in
frucht=
bare Ackererde zu verwandeln im Begriffe ſind!
Im Altertum, bis weit ins Mittelalter hinein, wurde nicht
jede Arbeit gleich bewertet. Körperliche Arbeit war gering
ge=
ſchätzt. Die Grundbedeutung des uralten Wortes Arbeit als
„Knechtsarbeit, Mühſal” iſt ein beredtes Zeugnis für die frühere
Einſchätzung der ſchweren körperlichen Arbeit, die man den
Knech=
ten, den Unfreien, überließ. Seitdem aber langſam die Tätigkeit
des Menſchen unknechtiſcher und freier wurde, verlor unſer Wort
mehr und mehr ſeinen Sinn als „Mühſal”, und heute iſt der
Be=
griff der Arbeit, und zwar jeder Arbeit, geadelt. Für jede Arbeit,
ob geiſtiger oder körperlicher Art, ſtehen die Sprichwörter zu
Recht: „Arbeit ſchändet nicht” und „Arbeit bringt Ehr”. Sehr
ſchön hat dieſen Begriff der Arbeitsehre Leſſing umſchrieben:
„Alle Arten, ſein Brot zu verdienen, ſind einem ehrlichen Manne
gleich anſtändig. Holz zu ſpalten, oder am Ruder des Staates zu
ſitzen. Es kommt ſeinem Gewiſſen nicht darauf an, wieviel er
nützt, ſondern wieviel er nützen wollte.”
Gewiß gehen nicht alle Menſchen immer freudig an die Arbeit
heran. Es wird immer welche geben, für die die humorvollen
Sprichwörte: gelten: „Die Arbeit iſt kein Haſe, ſie läuft uns nicht
weg”, oder „Er geht mit der Arbeit um, als ob er auf Eiern
ſäße”, oder „Er liebt die Arbeit wie der Dieb den Galgen”.
Je=
doch gibt es auch Menſchen, die nicht aus angeborener Faulheit
eine Scheu vor der Arbeit haben, ſondern aus Angſt vor den zu
überwindenden Schwierigkeiten ſchwer an die Arbeit
heranzubrin=
gen ſind. Für ſie gilt es nur, das Sprichwort zu beherzigen:
„Friſch gewagt, iſt halb gewonnen”, die Arbeit nur einmal
anzu=
fangen, um dann zu ſehen, wie ſehr der Volksmund recht hat mit
ſeinem Wort: „Angefangene Arbeit iſt halb getan”. Für ſolche
zaghafte Naturen ſei hier mitgeteilt, wie Georg Chriſtoph
Lich=
tenberg den Schwierigkeiten einer Arbeit begegnet haben will:
„Wenn man einmal eine Arbeit vor hat, ſo iſt es gut, bei der
Ausführung ſich nicht gleich das Ganze vorzuſtellen .. . Man
ar=
beite an dem, was man gerade vor ſich hat, und wenn man damit
fertig iſt, gehe man an das nächſte.”
Die deutſchen Sprichwörter ſingen das hohe Lied der Arbeit.
Die Mehrzahl preiſt ihren Segen, nur wenige ſchätzen die Arbeit
gering, und dieſe ſind mehr als Verſpottung des Arbeitsſcheuen
anzuſehen, denn als wahrer Ausdruck der Volksmeinung. Unter
den vielen Hunderten von Sprichwörtern, die von der Arbeit
han=
deln, bin ich nur einem einzigen begegnet, das nichts von einem
Segen der Arbeit im Unglück wiſſen will: „Arbeit hilft nicht,
wenn das Glück umſchlägt”. Aber dieſer Ausdruck der Mutloſigkeit
wird wieder wettgemacht durch all die anderen, die in der Arbeit
die Grundlage menſchlichen Glücks erblicken. Die Sprache der
Sprichwörter iſt knapp, klar, dabei aber oft von hoher
Anſchau=
lickkeit, wie z. B. in den nachfolgenden: „Wo Arbeit das Feld
baut, kommen keine Diſteln fort” oder „Wo Arbeit das Haus
be=
wacht, kann Armut nicht einſteigen”. So ſtellen ſich unſere deutſchen
Sprichwörter würdig neben die Ausſprüche unſerer Dichter und
Denker. Thomas a Kempis. Fiſchart, Kant, Lichtenberg, Leſſing,
Wieland, Goethe, Schiller, ſie alle haben treffende Ausſprüche über
Weſen und Wert der Arbeit getan. Einen der ſchönſten Gedanken
über die Arbeit verdanken wir Martin Luther: „Von der Arbeit
ſtirbet kein Menſch; aber von ledig und müßig Gehen kommen die
Leut um Leib und Leben; denn der Menſch iſt zur Arbeit geboren,
Richard Strauß und ſeine Vaterſtadt. Feſtſchrift zu ſeinem 70
Geburtstag. Herausgegeben von Dr. Egid Gehring. 64 S.
mit zahlreichen Bildern und Figurinen. (Verlag Knorr u.
Hirth. GmhH. München.) Kart. RM. 2.70.
Dr. Egid Gehring, der Herausgeber hat zuerſt dem Meiſter
ſelbſt bei der Richard=Strauß=Feier eine herzliche Freude gemacht:
das bedeutet zugleich ein authentiſches Urteil für ſeine liebevoll
zuſammengetragene Arbeit. Sie vereinigt eine Folge von
ſel=
tenen, vielfach erſtmals gebrachten Bildern, darunter köſtliche
Figurinen und Entwürfe von Leo Paſetti und Adolf Linnebach,
größeren Aufſätzen und vielen Anekdoten. Dieſe Geſchichten ſind
alle von Strauß ſelbſt als richtig bezeichnet worden, ſo daß hier
einmal das Wort: „wenn ſie nicht wahr ſind, ſo ſind ſie doch aut
erfunden”, nicht gilt: die zum Teil ganz köſtlichen Anekdoten ſind
echt! Bodenſtändigen Charakter tragen die Beiträge. Strauß=
Erinnerungen von Alexander Dillmann bringen Perſönliches von
Strauß und ſeiner Gattin, mit köſtlichem Humor erzählt. Zuletzt
ſei ein Bild erwähnt, bisher nicht bekannt, das Strauß mit ſeinem
Vater zeigt.
Seite 4 — Nr. 182
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 4. Juli 1934
WaegtglidElin
Luiſe Hofmann
Adolf Bär
Verlobte
Darmſtadt, den 4. Juli 1934
Karlsſtraße 98
Kiesſtraße 49
Heute entſchlief ſanft nach kurzer, ſchwerer
Krankheit mein lieber Mann, unſer guter,
treuſorgender Vater, Schwiegervater und
Großvater
Albert Böhme
Reichsbahnoberſekretär i. R.
im 65. Lebensjahre.
Gertrud Böhme, geb. Enders
Bertha Krämer, geb. Böhme
Fritz Krämer
Olga Philippi, geb. Böhme
Eduard Philippi
und Kinder Irmgard u. Olga.
Darmſtadt, den 3. Juli 1934.
Die Beerdigung findet Freitag, 6. Juli,
nachmittags 2 Uhr, auf dem Beſſunger
Friedhof ſtatt.
Heute morgen nahm Gott der Herr meine
liebe Frau, Mutter und Schwiegermutter,
unſere liebe Schweſter, Schwägerin und
Tante
geb. Schwörer
nach langem Krankenlager durch
ſchmerz=
loſen Tod in Sein himmliſches Reich.
Namens der trauernden Hinterbliebenen:
Otto Röschen, Dekan i. R.,
Lina Heinrich, geb. Röschen,
Dr. Rudolf Heinrich,
Landgerichtsrat,
zwei Enkel.
Arheilgen und Greifswald, den 3. Juli 1934.
Die Beerdigung findet Samstag, 2½ Uhr,
aufdem Wixhäuſer Friedhofvom
Wichern=
heim aus ſtatt.
(7277
Am 28. Juni entſchlief im 81.
Lebens=
jahr unſere liebe Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter und Urgroßmutter
Frau
geb. Rohn.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Blaß.
Nieder=Ramſtadt, den 4. Juli 1934.
Die Beerdigung fand in der Stille ſtatt.
Sch
Zel
Genul
zu sehen ist ein
leshalb besichtigen
s meine Ausstellung
Garienmöbel
Gariensobirme
Liegestühle
Kindermöbel
Klappwagen
Statt beſonderen Dankes.
Für die zahlreichen und wohltuenden Beweiſe
herzlicher Anteilnahme, die uns beidem
ſchmerz=
lichen Verluſt unſeres lieben, hoffnungsvollen
Sohnes
Paul
durch Wort, Schrift, Blumenſpenden und
ehrendes Geleit entgegengebracht worden ſind,
ſagen wir herzlichen Dank. Beſonders danken
wir den Arzten und Schweſtern im Städt.
Krankenhaus für die aufopfernde Pflege.
Ebenſo Herrn Pfarrer Junker für die
troſt=
reichen Worte am Grabe. Weiter danken wir
Sturm R 9 1/115, Krieger= und Militärverein
Graf v. Haeſeler, NS. Volkswohlfahrt der
Ortsgruppe III, Rheintor, Herrn Gabler, Hotel
zur Traube und deſſen Angeſtellten, dem
Arbeitsverband für das
Nahrungsmittelge=
werbe, den Angeſtellten des Reſtaurants zur
Krone, dem Angler=Verein und dem Verein
ehemaliger Leib=Dragoner Nr. 24, für den
ehrenden Nachruf und die Kranzniederlegung.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Adolf Rittweger.
Darmſtadt, den 3. Juli 1934.
(7282
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme und die vielen Kranz= und
Blumen=
ſpenden bei dem Heimgang unſerer lieben
Entſchlafenen ſagen wir allen unſeren
herz=
lichſten Dank. Ganz beſonders danken wir
Herrn Pfarrer Müller für die troſtreichen
Worte am Grabe und allen denen, die der
lieben Entſchlafenen die letzte Ehre erwieſen
haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Schuchmann.
Darmſtadt (Gervinusſtr. 77), Hainſtadt i. O.,
Gießen, den 3. Juli 1934.
Statt Karten.
Für die Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Heimgang unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen
Georg Illert
ſagen wir Allen unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Annemarie Illert
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[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 4. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 4. Juli 1934
Was wird aus Darmſtadt werden?
Dieſe Frage hört man heute ſo oft. Am meiſten von denen,
die ſich noch niemals die Mühe gemacht haben nachzudenken, was
Darmſtadt aus Anlaß der fluchwürdigen Tat im November 1918
verlor . . ."
Was aus Darmſtadt werden wird? Die Aufklärung kann ſich
jeder heimatbewußte Darmſtädter holen, wenn er am
kommen=
den Freitag, abends 20. 30 Uhr, inden Städt.
Saal=
bau kommt.
Dort wird im Rahmen einer öffentlichen Kundgebung der
Führer des Verkehrs= und Verſchönerungsvereins Darmſtadt und
Umgebung e. V. Kreisleiter und kommiſſariſcher
Oberbürger=
meiſter Pg. Wamboldt über dieſe die Allgemeinheit
bren=
nend intereſſierende Frage ſprechen. Der Eintritt zu dieſer
Ver=
anſtaltung iſt frei.
Der Reichsführer des Winkerhilfswerkes dankk der
Techniſchen Nokhilfe für die geleiſteke Arbeik.
Hilgenfeldt richtete an die Reichsführung der Techniſchen
Nothilfe folgendes Dankſchreiben:
„Nach Abſchluß des Winterhilfswerks des deutſchen Volkes
1933/34 möchte ich Ihnen und Ihren Unterorganiſationen für
die im Winterhilfswerk geleiſtete Arbeit herzlih danken.
Wenn es möglich war, das Ziel dieſes großen ſozialen
Hilfswerkes zu erreichen und in dieſem Winter niemand
hun=
gern und frieren zu laſſen, dann hat auch Ihre Mitarbeit dazu
erheblich beigetragen. Es iſt mir ein Bedürfnis, Ihnen dies
auszudrücken, und ich bitte Sie, meinen Dank auch Ihren
Unterorganiſationen zu übermitteln.”
— Kataſtrophenſchutz durch die Techniſche Nothilfe. Im
Ver=
laufe des Monats Mai war die Techniſche Nothilfe in den
ver=
ſchiedenſten Teilen des Reiches allein oder mit anderen
Organiſa=
tionen zuſammen eingeſetzt, um Wald= oder Moorbrände oder
größere Gebäudebrände zu bekämpfen oder anläßlich von
Ueber=
ſchwemmungen und Unglücksfällen Hilfe zu leiſten. An 20 Orten
waren 647 Nothelfer bei den verſchiedenſten Arbeiten tätig.
Auch bei den großen Waldbränden, die allenthalben im Monat
Juni ausgebrochen waren, waren die Ortsgruppen der
Techni=
ſchen Nothilfe zur Hilfeleiſtung mit ihren Nothelfern in großer
Zahl zur Stelle.
Landesbibliothek.
Neuerwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl) vom 2. Juli
bis 16. Juli zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt.
Conrad Bornhak: Deutſche Verfaſſungsgeſchichte vom
weſtfäliſchen Frieden an. Stuttgart 1934. 34/325. 2. Johannes
Bühler: Deutſche Geſchichte. Urzeit und Ariſtokratie bis um
1100. Berlin 1934. 34/329. 3. Clemens v. Alexandreia;
Welcher Reiche wird gerettet werden? Bd. 2. München 1934. Sg.
634. 4. Gerhard Dippel: Nietzſche und Wagner. Bern 1934.
33/2136. 5. F. H. Ehmcke: Perſönliches und Sachliches Berlin
1928. 34/318. 6. Hiller von Caertringen; Bilder aus
der Geſchichte des Ulanen=Regiments König Wilhelm I. Bd. 50.
Stuttgart 1934. Sg. 178. 7. Lutz Heck: Aus der Wildnis in den
Zoo. Berlin (1930) 34/323. 8. Karl Heim: Leben aus dem
Glauben. Berlin 1934 34/338. 9. Rudolf Kapp: Heilige und
Heiligenlegenden in England. Halle 1934. 34/317. 10. Otto
Kriegk: Das Ende von Verſailles, Oldenburg (1934). 34/346.
11. Siegfried Paſſar; Einführung in die geographiſche
Völker=
kunde, Frankfurt 1934. 33/2245. 12. Karl Graf von Pückler:
Aus meinem Diplomatenleben. Schweidnitz 1934. 34/168. 13.
Ha=
rold Raſch: Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums. Berlin
1934. 33/1538. 14. Rainer Maria Rilke: Briefe an ſeinen
Ver=
leger. . . Leipzig 1934. 34/237. 15. Friedrich Riſch: Wilhelm
von Rubruk. . . Leipzig 1934 34/31. 16. Curt Roſten: Der
jü=
diſchen Raſſe Weg und Ziel. Berlin 1934. 34/115. 17. Ottmar
Rutz: Grundlagen einer pſychologiſchen Raſſenkunde. Tübingen
1934. 34/159. 18. Peter Heinrich Schmidt. Die geographiſchen
Grundlagen der Verkehrswirtſchaft. Jena 1934. 33/2250. 19.
Ge=
org Schuſter: Königin Luiſe. Berlin (1934). 34/365. 20.
Her=
mann Stegemann: Des Deutſchen Vaterland. Stuttgart
(1934). 34 A 35. 21. Karl Theodor Straſſer: Deutſchlands
Urgeſchichte. Berlin 1933. 34/7, 22. Tierplaſtik aus fünf
Jahrtauſenden. Berlin 1933. 34 A 33. 23. Manuel Michaelis de
Vasconcellos: Nationalerziehung und Staatswille. Berlin
1934. 34/26. 24. Hans Weltzel: Von Ottern und Nattern.
Braunſchweig 1934. 34/367 25. Hans Zeiß: Die Grabfunde
aus dem ſpaniſchen Weſtgotenreich. Bd. 2. Berlin 1934. Sg 340.
26. Eduard Ziehen: Mittelrhein und Reich im Zeitalter der
Reichsreform.. . Frankfurt 1934. 34/264. 27. Wilhelm
Zieſe=
mer: Das Land der Basken. Berlin 1934. 34/357. —
Vormer=
kungen werden im Leſeſaal entgegengenommen.
Verleih=
bar ab 16. Juli 1934.
An die heſſiſchen Bürgermeiſtereien. Der Amtstag der Heſſ.
Hauptfürſorgeſtelle der Kriegsbeſchädigten= und
Kriegshinterblie=
benen=Fürſorge am Montag, dem 9. Juli, fällt aus. Die
heſſi=
ſchen Bürgermeiſtereien werden erſucht, die Intereſſenten in
ge=
eigneter Weiſe hierauf aufmerkſam zu machen.
Hoheitszeichen der NSDAP. auch für Landesbeamte. Der
Reichsminiſter des Inneren hat die für die uniformierten
Reichs=
beamten getroffene Anordnung, daß die Landeskokarde an der
Dienſtmütze durch das Hoheitszeichen der NSDAP. zu erſetzen iſt,
auf die uniformierten Landesbeamten ausgedehnt. Die
umfor=
mierten Landesbeamten tragen alſo künftig gleichfalls im oberen
Mützenſtreifen das Hoheitszeichen der NSDAP., im unteren
Mützenſtreifen die ſchwarz=weiß=rote Kokarde. Die für die
uni=
formierte Polizei und die Gendarmerie getroffene Sonderregelung
wird hierdurch nicht berührt.
Die NSDAP. ſtempelrechtlich dem Reich gleichgeſtellt. Die
unlösliche politiſche Verbundenheit von Staat und Partei läßt
es geboten erſcheinen, die Nationalſozialiſtiſche Deutſche
Arbeiter=
partei ſtempelrechtlich dem Reich gleichzuſtellen. Staatsminiſter
Jung ordnet daher an, daß die Befreiung von den
Landesſtempel=
abgaben, die für das Reich (gemäß Art. 7 Abſ. 1 Ziffer 2 des
Heſſiſchen Urkundenſtempelgeſetzes oder auf Grund ſonſtiger
Vor=
ſchriften) beſtehen, im gleichen Umfange auch der
Nationalſozia=
liſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei eingeräumt werden. Die
Gleich=
ſtellung beſchränkt ſich auf die Partei als ſolche.
Hohes Alter. Frau Lina Schmidt, Ahaſtraße 20, feiert
heute in korperlicher und geiſtiger Geſundheit ihren 77.
Geburts=
tag. Sie iſt langjährige treue Bezieherin unſeres Blattes.
P. Gedenkfeier der 70=Jährigen. Die 70jährigen ehemaligen
Schulkameraden und =kameradinnen, welche im Jahre 1878 in
der Beſſunger Petruskirche konfirmiert worden waren, begingen
am Sonntag durch einen gemeinſamen Kirchgang mit
anſchließen=
dem Abendmahl ihren 70. Geburtstag, wobei Herr Pfarrer Weiß
die Gedächtnisrede hielt.
Heute abend 8,15 Uhr Feierabend=Singen auf dem
Damaſchkeplatz (Waldkolonie). In der Erkenntnis, daß alle guten
Kräfte im Volke herangezogen werden müſſen, um den
Wieder=
aufbau unſeres deutſchen Vaterlandes zu fördern, haben ſich auch
die Geſangvereine voll und ganz in den Dienſt des Volkes
ge=
ſtellt. Ihre Mitwirkung bei Kundgebungen und ſonſtigen
Ver=
anſtaltungen zeigt, daß die Vereine die deutſche Sangeskunſt nicht
nur um des Geſanges willen, ſondern vor allem deshalb pflegen,
um dem Volke auf ihre Weiſe zu nützen, d. h., daß ſie ihre
Ar=
beit als eine Pflicht gegenüber der Volksgemeinſchaft anſehen.
Nachdem die Chorvereinigung Melomanen
Lie=
derhalle und die Eiſenbahner=Geſangsabteilung
unter der Leitung des Chorleiters M. Herfurth ſchon bei
verſchie=
denen Veranſtaltungen mitgewirkt haben wollen ſie nunmehr
heute abend die Volksgenoſſen in der Waldkolonie durch
Vor=
tragen einiger Lieder erfreuen. Es werden zu Gehör gebracht:
1. Mahnung. 2. O du Heimat an der Saar, 3. Untreue, 4.
Liebes=
leid, 5. Rheinglaube, 6. Zum Wandertor hinaus, 7.
Morgen=
wanderung. 8. Deutſchland, heil ger Name.
Woogserinnerungen.
In den letzten Tagen iſt mir ein kürzlich erſchienenes
Büch=
lein zugegangen „Der Große Woog zu Darmſtadt”:
Ver=
faſſer iſt Dr. Adolf Müller, der Direktor der Stadtbücherei
und des Stadtarchivs; das verdienſtvolle Schriftchen iſt mit 10
hübſchen Bildern geſchmückt. Auch in Liedern iſt der Große Woog
beſungen worden. — Die Militärſchwimmſchule iſt nur
kurz erwähnt. Einen alten Darmſtädter Heiner verlockt es
des=
halb, zu dieſem Kapitel aus ſeiner Bubenzeit noch einiges zu
er=
zählen. — Urſprünglich ruhte die Schwimmſchule auf eichenen
Pfählen, die im Waſſer feſt eingelaſſen waren, und zwar auf der
weſtlichen Dammſeite, zwiſchen den „weißen Häuschen” und dem
„Zapfen . Später trugen hölzerne Fäſſer und dann Pontons
aus Eiſenblech die Schwimmſchule. Mit großer Spannung
er=
warteten wir Buben immer das „Aufſchlagen” der Anſtalt; es
erfolgte Ende Mai und die Schwimmſaiſon wurde beim Militär
etwa am 1. Juni eröffnet. — Ich habe 1875, noch als Schmitzianer,
bei den Soldaten ſchwimmen gelernt. Schwimmlehrer waren
Ge=
meine, Gefreite oder Unteroffiziere der hieſigen Regimenter,
mei=
ſtens aber von den 115ern. Sie trugen leinene Anzüge und einen
großen, mit einem bunten Band geſchmückten Strohhut aus
Holz=
ſpänen. Kommandeur — je ein Jahr lang — war ein Leutnant.
Morgens und nachmittags, etwa bis 4 Uhr. lernten die Soldaten.
dann kamen die Buben. Das melodiſche „O=eins, zwei, drei‟
ertönte aus etwa 20 Kehlen, während die Schüler „an der
Stange”, an der „ſtrammen” oder an der „lockeren Leine” im
Waſſer zappelten. Wer ſich freiſchwimmen” wollte mußte 15
Minuten ſchwimmen können; zum Schluß wurde ein Sprung vom
hohen oder gar dem höchſten Sprungbrett gefordert. War die
Probe beſtanden, bekam man eine Freiſchwimmerkarte — bis
vor kurzer Zeit hatte ich meine aufbewahrt — und erwarb das
Recht, ſich in der „Freiſchwimmerecke” aus= und anziehen zu
dur=
fen. Zum Aus= und Anziehen war für alle ein mit einem
Vor=
hang verſchloſſener Raum da, deſſen Luft, weil er von ſämtlichen
Zöglingen der Schwimmſchule, Soldaten und Schülern, gebraucht
wurde, nicht immer die allerbeſte war. Nach dem Schwimmen
ſtärkte man ſich gern durch einen „Keil” Kommißbrot, der für
3 Pfennige bei dem Feldwebel der „Kantine” am Eingang der
Schwimmſchule zu haben war. Dann fuhren uns oft die
Schwimm=
lehrer in den großen Schwimmſchulnachen koſtenlos ſpäzieren. Bei
„Gunder koſtete die Stunde Kahnfahren 80 Pf.. nur am
Lud=
wigstag war für die Abonnenten Freifahrt, was natürlich oft
lange Warterei verurſachte. Von Gunders Nachen waren die
„große und die kleine Schwalbe” am beliebteſten. Nach dem
Nach=
mittagsunterricht erſt Schwimmen dann Nachenfahren — da
wurde es manchmal ſpät bis zur Heimkehr, und ängſtliche Eltern
warteten mit Bangen auf die Herren Söhne. Gelegentlich ließ
der Leutnant die Freiſchwimmer militäriſch antreten, dann ging
es nach der Größe von dem höheren Sprungbrett, womöglich
„Kopf vor , in die Fluten. Zur beſonderen Aufſicht war immer
einer der Schwimmlehrer als „Dujour” beſtimmt („Die Schnur”",
ſagten wir Heiner) und war kenntlich an einem um den Leib
ge=
ſchallten Kurt, an dem ein langes dünnes Seil befeſtigt war,
das „der Dujour” im Arm trug. Ich habe nicht erlebt, daß ein
Bub gerettet werden mußte. Wohl aber ſah ich einmal, wie bei
einem Soldatenſchüler, als dieſer von der „Barriere” aus ins
Waſſer ſprang, die Leine, an der er ſchwimmen ſollte, an einem
vorſpringenden Balken der Schwimmſchule hängen blieb und riß.
Im nächſten Augenblick war der Lehrer mit den Kleidern ſeinem
Schüler nachgeſprungen und brachte ihn glücklich an eines der
Leiterchen, an denen man ins Waſſer ſteigen konnte. Auch ein
Lazarettgehilfe war immer anweſend. Manchmal ſahen wir auch
das Gepäckſchwimmen der Soldaten: hier und da verſuchte es
auch einer von uns, in Kleidern zu ſchwimmen. Wenn der
Leut=
nant milde war, geſtattete er den Freiſchwimmern, in den Ferien
auch ſtatt mittags morgens zu baden. — Für den
Schwimm=
lehrer des Herrn Sohnes mußte der Papa von Zeit zu Zeit,
be=
ſonders beim Freiſchwimmen, ein paar gern genommene Zigarren
ſtiften. — Die Soldaten hatten jährlich ein Preisſchwimmen:
Ein=
mal fielen bei dieſem Feſt durch einen unglücklichen Zufall (die
Zuſchauer hatten die öſtliche Hälfte der auf den Pontons
ruhen=
den Anſtalt zu ungleich belaſtet) außer den Feſtteilnehmern auch
die ſämtlichen Preiſe ins Waſſer und mußten von dem
Schwimmlehrer erſt wieder getaucht” werden, wobei das Bad
weder einem Photographie=Album noch einer Wecker=Uhr
beſon=
ders gut bekam. — In der Militärſchwimmſchule wußten die
Eltern ihre Buben gut aufgehoben und behütet, daher beſuchten
wir ſie in unſeren jungen Jahren oft mehrere Jahre bis wir für
die Weißen” reif erklärt wurden. — In die gefahrloſe „
Floh=
bach” war keiner von uns zu bringen.
Nach dem Kriege iſt die Militärſchwimmanſtalt
verſchwun=
den, und nur die Erinnerung an ſie und an die dort verbrachte
ſchöne frohe Zeit bleibt vielen alten Darmſtädtern. T. R.
Rheinland-Limousine
sofort lieferbar durch
nur noch RM. 3900.
Fr. RInner, Rheinstraße 30. (5489a
Aus den Darmſtädter Lichtſpiel=Theakern.
Union: Die große Chance.
Das iſt wirklich eine große Chance, die den jungen Erfinder
ausgerechnet mit der Tochter eines allmächtigen Generaldirektors
zuſammenführt. Natürlich ſetzt ſich die junge Dame — weniger
aus Begeiſterung für den fabelhaften Rohölmotor als für die
Perſon ſeines Erfinders — tatkräftig für die Sache ein. Ganz ſo
einfach, wie ſie ſich’s gedacht hat, geht’s ja nun nicht, denn der
junge Mann, in ſeinem Stolz beleidigt, macht erſt noch eine etwas
vom Zaun gebrochene Szene und läuft beinah vor ſeiner großen
Chance davon. Das hilft ihm aber gar nichts, das Glück hat ihn
nun mal erwiſcht und das Ende iſt eine Verlobung und ein
Ver=
trag mit der Fabrik.
Eine harmlos luſtige, unterhaltſame Angelegenheit, die der
Negiſſeur Victor Janſon noch mit allerhand netten Epiſoden
und Nebenfiguren ausgeſtattet hat. So ſtellt er neben das junge
Paar, das Camilla Horn und Hans Söhnker ſympathiſch
dar=
ſtellen, das beſchauliche Glück der beiden Alten, Hanſi Nieſe
und Jakob Tiedke, und das Trio der Geldgeber, in dem ſich
be=
ſonders H. von Meyring durch überwältigende dumme
Arro=
ganz hervortut.
Aus dem intereſſanten Beiprogramm ſind beſonders ein Film
vom Klettern in Fels und Eis der Dolomiten und eine
ausge=
zeichnete Aufnahme der Freiſchütz=Ouvertüre hervorzuheben. a-
Wenn in Frankkurt . . . dann
Rebstock, Braubachstraße 19
Geſellſchaftsfahrt nach München. Wie die Handwerkskammer
Darmſtadt bekannt gibt, veranſtaltet der Bezirksverein
Mittel=
rhein und Heſſen, Heſſen=Naſſau des Reichsverbandes des Deutſchen
Elektro=Inſtallateurgewerbes, Frankfurt a. M., Braubachſtr. 18/22,
anläßlich ſeiner Reichsverbandstagung am 21. Juli ds. Is in
München eine Geſellſchaftsfahrt von Frankfurt a. M. nach
Mün=
chen zu einer bedeutenden Preisermäßigung von 50 Prozent.
Inter=
eſſenten an der Geſellſchaftsfahrt, die insbeſondere auch dem Beſuch
der Ausſtellung „Deutſche Siedlung” und. Deutſche Straße” gilt,
haben ſich bis zum 8. Juli ds. Js. ſchriftlich oder telephoniſch
bei dem Bezirksverein Mittelrhein und Heſſen, Heſſen=Naſſau,
Frankfurt a. M., Braubachſtr. 18/22, anzumelden. Die gleiche
Er=
mäßigung tritt für die Rückfahrt ein. Die Abfahrtszeiten für die
Hinreiſe (Eilzugbenutzung) ſind folgende: 10.05 Uhr ab
Frank=
furt a. M., 10.35 Uhr ab Hanau, 10.56 Uhr ab Aſchaffenburg,
11.58 Uhr ab Gemünden, Ankunft in München 17.08 Uhr. Die
Rückfahrt wird am 23. Juli abends ſtattfinden.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim, Sandſtraße. Jeden Donnerstag, abends 8½ bis 10 Uhr:
Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gymnaſtik: Leitung: Frl. Irmgard Pätzold. Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat Nähen und Zuſchneiden.
Donners=
tag, den 5. Juli: „Des Chriſten Verantwortung für Volk und
Staat.
Pflücken und Aufkaufen von Kiefern= und Fichtenzapfen. Die
Polizeidivektion weiſt auf die Verordnung des
Geſamtminiſte=
riums vom 8. Mai 1929 hin, wonach für die jeweilige Erntezeit
das Pflücken und Aufkaufen von Kiefernzapfen vor dem 15. De
zember und von Fichtenzapfen vor dem 1. Oktober verboten iſt.
Die Zuwiderhandlung iſt unter Strafe geſtellt, auch können
ge=
brauchte Werkzeuge uſw. ſowie verbotswidrig geſammelte Zapfen
eingezogen werden.
Nr. 182 — Seite 5
Im Monat Juli fallen ſämtliche Generalmitgliederappelle,
öfſentliche Verſammlungen und Amtswalterſchulungsabende der
Politiſchen Organiſation aus. Eine Ausnahme bildet der Vortrag
des Profeſſors Dr. Grimm am 24. Juli im Städtiſchen Saalbau,
Kreiskulturwart.
Die für Mittwoch, den 4. Juli, einberufene Verſammlung
der Ortskulturwarte des Kreiſes Darmſtadt (Stadt und Land)
unterbleibt bis auf weiteres.
Ortsgruppe Gutenberg.
Die Sprechſtunden der Ortsgruppe Gutenberg ſind von jetzt
ab jeden Dienstag und Freitag nachmittags von 5.30—7.30 Uhr.
NS. Frauenſchaft der Ortsgruppen Steinberg und Mitte.
Die Zuſammenkunft der Frauenſchaftsmitglieder der
Orts=
gruppen I und IX findet am Mittwoch, abends 8 Uhr, bei Sitte
ſtatt. — Bitte Singbücher mitbringen.
NS. Volkswohlfahrt der Ortsgruppe Rheintor.
Verſammlung ſämtlicher Amtswalter und der ihnen
zuge=
teilten Helfer Donnerstag, den 5. Juli 1934, 20.15 Uhr. in der
Reſtauration „Deutſcher Hof”, Mackenſenſtraße 23. Erſcheinen iſt
Pflicht!
NSLB. Darmſtadt=Land.
Tagung der geſamten Lehrerſchaft des Kreiſes — Volksſchule,
Berufsſchule und Ruheſtändler — am Mittwoch, den 4. Juli, um
3 Uhr im „Arheilger Mühlchen” Halteſtelle Hammelstrift der
Straßenbahnlinie 8. — Familienangehörige ſind willkommen.
Die Rechenſchaftsberichte der Ringleiter ſind fällig.
NS. Lehrerbund Darmſtadt=Stadt und Land.
Pflichtgruppe: Gewerbliche und allgemeine Berufsſchule.
Nächſte Arbeitstagung am Donnerstag, den 5. Juli, 18 Uhr,
in der Gewerblichen Berufsſchule II zu Darmſtadt. Ecke Nieder=
Ramſtädter= und Karlsſtraße,
Tagesordnung: 1. Rückblick auf die bisherige Tätigkeit der
Arbeitsgruppe. 2. Zur kommenden Sach= und Facharbeit. 3.
Er=
ledigung laufender Angelegenheiten.
Mit Rückſicht auf die Geſtaltung der künftigen Tätigkeit der
Arbeitsgruppe iſt die Anweſenheit aller Mitglieder des NSLB.
an den Berufsſchulen im Stadt= und Landkreis dringend
not=
wendig.
Anmeldepflicht der Betriebe des Land=
Handels und. dein Keiasskagrftand.
Es iſt eine öffentliche Aufforderung ergangen, daß ſich alle
Betriebe des Landhandels und die Betriebe, die
landwirtſchaftliche Erzeugniſſe be= und
verar=
beiten, bei den zuſtändigen Dienſtſtellen des Reichsnährſtandes
bis zum 15. Auguſt anzumelden haben. Die
Anmel=
dung iſt auch in zweifelhaften Fällen vorzunehmen. Dieſe
Auf=
forderung des Reichsbauernführers dient dem Zweck, das
Reichs=
nährgeſetz und die hierzu ergangenen Ausführungsbeſtimmungen
zuverläſſig und erſchöpfend durchzuführen. Die Aufforderung
er=
halten alle in Frage kommenden anmeldepflichtigen
Wirtſchafts=
zweige. Vordrucke ſind bei ſämtlichen Dienſtſtellen des
Reichs=
nährſtandes zu erhalten. Fragebogen, die auszufüllen ſind,
ſind erhältlich bei der Kreisbauernſchaft
Star=
kenburg=Nord Hauptabteilung 4, Darmſtadt.
Hügel=
ſtraße 73, durch Hauptabteilungsleiter Wilh. Ulbrich.
Die Entſcheidung über die Zugehörigkeit zum Reichsnährſtand
erfolgt in zweifelhaften Fällen von zentraler Stelle. Die
Nicht=
befolgung der Aufforderung wird mit Gefängnis oder Geldſtrafe
geahndet, es kann auch die Fortführung des Betriebes unterſagt
werden. Die Mitglieder des Deutſchen Landhandels E. V., der
Wirtſchaftlichen Vereinigung der Roggen= und Weizenmühlen,
des Reichsverbandes Deutſcher Obſt=, Gemüſe= und
Lebensmittel=
händler E. V., des Reichsverbandes der Deutſchen
Süßwaren=
großhändler E V. und diejenigen Betriebe, die ſich dort bereits
zum Reichsnährſtand angemeldet haben weiterhin die in die
Handwerksrolle der Bäcker, Schlächter, Müller oder Konditoren
eingetragenen Betriebe ſind von einer neuerlichen Anmeldung
befreit. Die Anmeldung bei irgendeiner anderen Berufs= oder
Standesvertretung oder bei einem anderen Verband oder Verein
als den vorgenanntien gilt nicht als Anmeldung beim
Reichsnähr=
ſtand, Reichshauptabteilung 4.
Mehr Urlaub den Lehrlingen!
Aufruf
an alle Organiſationen der Induſtrie, des Handwerks, des Handels,
an alle Betriebsführer und Meiſter!
Die Jugend iſt die Zukunft eines Volkes. Darum hat jedes
Volk die Pflicht, alles zu tun, damit ſeine Jugend körperlich und
geiſtig geſund erhalten wird. Bleibt dieſe Pflicht unerfüllt, dann
muß das in ſeiner Jugend weiterlebende Volk, Naturgeſetzen
zu=
folge, im Kampf um das Daſein erliegen und zu Grunde gehen.
Der Nationalſozialismus hat dieſe Tatſache klar erkannt und
ſieht es darum als ſeine wichtigſte Aufgabe an, die Jugend zum
Fundament des natiomalſozialiſtiſchen Staates zu machen.
Ge=
lingt dies, dann wird der Beſtand des Staates auf weite Sicht
gewährleiſtet ſein. Denn wer die Jugend hat der hat die Zukunft.
Leider iſt dieſe Erkenntnis noch nicht Allgemeingut des
deut=
ſchen Volkes geworden. Immer noch verſündigen ſich einzelne
Volkskreiſe an der Zukunft unſeres Volkes, indem ſie der Jugend
nicht den ihr gebührenden Platz einräumen und in
verbrecheri=
ſcher Weiſe deren körperliche und geiſtige Ausbildung hemmen.
Dies trifft ganz beſonders auf die Urlaubs= und
Freizeitgewäh=
rung für unſere werktätige Jugend zu. Auf dieſem Gebiet
herr=
ſchen vielfach noch Zuſtande, die an die ſchlimmſten Erſcheinungen
der Zeiten liberaliſtiſch=kapitaliſtiſcher Ausbeutung erinnern. Die
werktätigen Jugendlichen haben täglich ungefähr 9 Stunden
kör=
perliche Arbeit zu verrichten. In vielen Fällen jedoch iſt die
Arbeitszeit der Jugendlichen noch größer. Die Freizeit und
Ferien=
zeit iſt ſo knapp bemeſſen, daß vielen Jungarbeitern und
Jung=
arbeiterinnen gar keine Erholungsmöglichkeit geboten iſt. Häufig
erhält der Jungarbeiter kaum 6 Tage Urlaub im Jahr, während
einem Schüler 70 Ferientage zugebilligt werden. Ja, es gibt ganze
Berufsgruppen, deren jugendliche Angehörige im Jahr nur 1 oder
2 Tage, manchmal ſogar überhaupt keine Ferien haben. Hier wird
Raubbau an unſerer Jugend, an beſter Volkskraft getrieben.
Das muß anders werden.
Deutſcher Betriebsführer, deutſcher Meiſter! Wir appellieren an
euer Verandwortungsgefühl gegenüber Volk und Staat. Gebt
euren Lehrlingen, die ja mitten in ihrer Wachstumsperiode
ſtehen, ſoviel Frei= und Ferienzeit, als ſie zur Förderung ihrer
körperlichen und geiſtigen Ausbildung benötigen. Gebt ihnen
mehr Urlaub! So wie die deutſche Jugend im
Reichsberufs=
wettkampf durch die Tat ein überwältigendes Bekenntnis zum
Arbeitsdeutſchland Adolf Hitlers abgelegt hat, ſo beweiſt nun auch
ihr, daß ihr Nationalſozialiſten der Tat ſeid!
Heil Hitler!
Führer des Gebietes 13
Bezirksleiter der Deutſchen
der Hitlerjugend
Arbeitsfront, Bezirk Heſſ./H.=N.
M. d. R.
M. d. R.
gez. Kramer
gez. Becker.
p. Durchführung des Feuerbeſtattungsgeſetzes. Die vor
In=
krafttreten des neuen Reichsgeſetzes (vgl. Nr. 142, S. 6) auf
Form=
blatt eines Feuerbeſtattungsvereins abgegebene, eigenhändig
unterſchriebene Erklärung, durch die der auf Feuerbeſtattung
ge=
richtete Wille bekundet iſt, bleibt, auch wenn ſie nicht
eigenhän=
dig geſchrieben iſt, wirkſam. Die auf Feuerbeſtattung gerichtete
Willensbekundung kann widerrufen werden. Der Widerruf iſt
einwandfrei nachzuweiſen. Dieſer Nachweis kann erbracht werden:
1. durch Verfügung von Todes wegen, 2. durch eine vom
Verſtor=
benen abgegebene mündliche Erklärung, die von einer zur
Füh=
rung eines öffentlichen Siegels berechtigten Perſon als in ihrer
Gegenwart abgegeben beurkundet iſt, 3. durch eine unter Angabe
des Ortes und Tages eigenhändig geſchriebene und
unterſchriebene Erklärung des Verſtorbenen.
Die Leichen ſind in den Särgen oder Einſatzſärgen einzuäſchern,
in denen ſie zur Feuerbeſtattungsänlage gelangen. Die Särge
müſ=
ſen aus dünnem Holz oder Zinkblech beſtehen, frei von
Metall=
beſchlägen ſein und dürfen nicht angeſtrichen oder lackiert ſein,
Pech darf zur Abdichtung der Fugen nicht verwendet werden.
Seite 6 — Nr. 182
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 4. Juli 1934
Bütihs!
Menſchenkenner.
An einem glühheißen Spätnachmittag ſitze ich im Garten eines
Ausfluglokals. Müde und ſtur ſchaue ich auf die vielen leeren
Tiſche ringsumher. Ein Mann erſcheint, wiſcht ſich den Schweiß
von der Stirn und kommt in meine Nähe. „Selbſtverſtändlich”,
beantworte ich freundlich die Frage, ob er Platz nehmen darf —
aber ich denke; du hätteſt dich doch genau ſo gut ſonſtwo hinſetzen
können! Der Mann fällt mir auf die Nerven. Er ſchaut mich in
einer unverſchämten Weiſe an, ſucht in meinem Geſicht herum,
als habe er etwas darin verloren. Wenn er mich doch nur in
Ruhe laſſen wollte! Zu allem Ueberfluß beginnt er ein Geſpräch.
Und war für ein Geſpräch! Er ſpricht von mir, genau geſagt:
von meiner Phyſiognomie.
Nun gehe ich doch aus meiner Sturheit heraus, nicht etwa,
weil es mich intereſſiert, das zu erfahren, was der Mann aus
meinem Geſicht, aus dem Spiegel meines Charakters,
heraus=
rätſelt, ſondern weil ich mich köſtlich amüſiere. Für einen Muſiker,
vielleicht auch für einen Maler, auf jeden Fall für einen Künſtler
hält mich der Mann. Und er möchte gar zu gern von mir eine
Beſtätigung ſeiner phyſiognomiſchen Rätſelei erfahren. Ich aber
erzähle ihm eine Anekdote:
„Lavater der Goethefreund und Begründer der
Phyſiognomik, ſaß einmal in einer Poſtkutſche einem ſanften
Manne gegenüber und machte mit dieſem genau dasſelbe, was
Sie gerade mit mir machten. Lavater war Geiſtlicher und glaubte,
in dem Manne einen Kollegen erkennen zu müſſen. Er wäre aber
am liebſten aus der Poſtkutſche verduftet, als er die barſchen
Worte des ſanften Mannes hörte: „Ich bin kein Seelenhirte,
ſondern der Scharfrichter von Baſel!”
Mein Tiſchnachbar iſt ſchwer gekränkt, zahlt ſeine Zeche und
verſchwindet. Nun, er wird dieſe Zeilen zu Geſicht bekommen und
frohlocken: „Ich habe doch recht gehabt: ein Künſtler war der
Mann, wenn auch kein Muſiker oder Maler, ſo doch ein Literat,
und das ſind ja bekanntlich auch Künſtler — Hungerkünſtler!“
Mir ſoll’s recht ſein! Mir ſchmeckt die Arbeit und das Brot,
das ich verdiene!
Skeuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Juli 1934.
Aufbewahren!
Ausſchneiden!
5. Juli: Abgabe der Beſcheinigung an die Finanzkaſſe,
daß die Summe der im Monat Juni 1934 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im gleichen
Monat einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
16. bis 30. Juni 1934 erfolgten Lohnzahlungen. Falls
die bis zum 15. Juni 1934 einbehaltenen
Lohnſteuer=
beträge für ſämtliche in einem Betriebe beſchäftigten
Arbeitnehmer den Betrag von 200 RM. nicht überſtiegen
haben, im Ueberweiſungsverfahren Abführung der
Lohn=
ſteuer für die in der Zeit vom 1. bis 30. Juni 1934
er=
folgten Lohnzahlunegen. (Keine Schonfriſt.)
5. Juli: In gleicher Weiſe wie vorſtehend angegeben Abführung
der Eheſtandshilfe bei Lohnempfängern. (Keine
Schonfriſt.)
5. Juli: Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe für die nicht
ſozialverſicherten Arbeitnehmer an die Finanzkaſſe.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Ablauf der Schonfriſt für das am 25. Juni 1934
fällig geweſene zweite ſtaatliche Ziel (Vorauszahlung)
auf die ſtaatliche Grundſteuer,
Sondergebäude=
ſteuer und Gewerbeſteuer.
5. Juli: Abführung der Bürgerſteuer, ſoweit dieſe im
Mo=
nat Juni 1934 von den Arbeitgebern einzubehalten und
nicht bereits am 20. Juni 1934 abzuführen war. (Keine
Schonfriſt.)
6. Juli: Vorlage der Aufſtellung der
Deviſenge=
ſchäfte, die von einem Unternehmen mit genereller
Genehmigung zum Deviſenerwerb im Monat Juni 1934
getätigt worden ſind.
10. Juli: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung des
Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen
und die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monau
Juni 1934.
10. Juli: Anmeldung und Zahlung der Börſenumſatzſteuer,
ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren zu
ent=
richten iſt. (Abrechnung für Juni 1934 bzw. je nach der
Ausdehnung des Abrechnungszeitraumes im einzelnen
Falle für das 2. Vierteljahr oder das 1. Halbjahr 1934.)
Keine Schonfriſt.
10. Juli: Umſatzſteuer — Voranmeldung — und
Vorauszah=
lung für die monatlichen Zahler (für den Monat Juni
1934) und für die Vierteljahreszahler (für das 2.
Vier=
teljahr 1934.) Schonfriſt bis 17. Juli 1934.
Beiträge zur Handwerkskammer.
Das erſte, eigentlich am 30. Juni 1934 fällig geweſene Ziel
für 1934/35 wird um einige Tage verſchoben, da die
Anforderungs=
zettel noch nicht herausgebracht werden konnten. Näheres über den
Termin im nächſten Steuerkalender.
H. W. Wohmann.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Nachdem die Große Strafkammer am
Diens=
tag gegen den oftmals und ſchwer vorbeſtraften 32 Guſtav Adolf Bienſack aus Pforzheim
auf Antrag der Staatsanwaltſchaft die
Sicherungsverwah=
rung anordnete, verhandelte es wegen Unterſchlagung
und ſchwerer Urkundenfälſchung gegen den 41=
jäh=
rigen Philipp Hanf aus Viernheim. Hanf gehört
ſeit 1930 der NSDAP. an. Im Mai 1933 wurde ihm die
Ge=
ſchäftsleitung der Viernheimer Ortsgruppe der NS.=
Kriegsopfer=
verſorgung übertragen. Gelegentlich einer Reviſion in dieſem
Frühjahr ſtellte ſich heraus, daß die Buchführung und Kaſſe in
größter Unordnung waren, und daß etwa 500 Mark Defizit beſtand.
Hanf verſucht in der Verhandlung trotz der Warnung des
Vor=
ſitzenden das Märchen aufzutiſchen, er habe bei einer
Poſteinzah=
lung Geld verloren, doch bequemt er ſich ſchließlich dazu, zuzugeben,
daß er Geld für ſich verbrauchte. Er ſei ſeit fünf Jahren
arbeits=
los und beziehe mit ſeiner vierköpfigen Familie nur etwas über
13 Mark in der Woche. Um ſeine Unterſchlagungen zu verſchleiern,
hatte er in den Mitgliedsbüchern der Mitglieder, die er
einbe=
halten hatte, die Eintrittsdaten abgeändert — d. h. auf ein
ſpä=
teres Datum geſetzt, — und die bezahlten Beiträge einfach für ſich
behalten. Das Gericht iſt gemäß den letzten Ausführungen des
Führers der Auffaſſung, daß ein Nationalſozialiſt, wenn er ſich
derartige Verfehlungen zu ſchulden kommen laſſe, weſentlich
ſchär=
fer zu beſtrafen ſei, als irgendein anderer und verurteilt ihn
wegen Unterſchlagung und Untreue, und wegen
ſchwerer Urkundenfälſchung zu zwei Jahren
Ge=
fängnis und zu fünf Jahren Ehrverluſt. Es erläßt
außerdem in Anbetracht der hohen Strafe ſofort Haftbefehl.
Ein junger Eberſtädter, der beſchuldigt wurde, an einem
16jährigen Mädel, das bei ſeiner Mutter in Stellung war, mit
Gewalt unzüchtige Handlungen vorgenommen zu haben, wird
frei=
geſprochen, da das Gericht allein auf die nicht ſehr glaubwürdigen
Ausſagen des Mädchens keine Verurteilung zu ſtützen vermag.
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Wiederholung. Auf vielſeitigen Wunſch findet am
Donnerstag, 5. Juli, im Vortragsſaal der Städt. Betriebe,
Eliſa=
bethenſtraße 25½, ein Vortrag mit praktiſchen Vorführungen ſtatt.
Es wird über das Thema „Flüſſiges Obſt und Dampfentſaften
im Gasherd” geſprochen. Der Beſuch dieſer Veranſtaltung wird
beſtens empfohlen. Wir verweiſen auf die heutige Anzeige.
Samtkanogevang duf den Tanbe.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 3. Juli. Saarkundgebung. Der
Sportverein 1926. Nieder=Ramſtadt, hatte am 30. v. M. eine
Rin=
germannſchaft aus Güſchenbach (Saar) zu Gaſt zur Austragung
eines Freundſchaftskampfes. Dieſer Beſuch gab Anlaß zu einer
gewaltigen Saarkundgebung. Beim Eintreffen der Gäſte am
Bahnhof wurden dieſe durch die politiſche Leitung der NSDAP.,
durch die beiden SA.=Stürme, die HJ., den BDM., durch
Vereins=
abordnungen und durch die Mitglieder des Sportvereins begrüßt
Die Standarten=SA.=Kapelle 390 ſpielte beim Einlaufen des
Zuges das Deutſchlandlied. In geſchloſſenem Zuge marſchierten
alsdann die Gäſte nebſt den hieſigen Teilnehmern zum Marktplatz,
woſelbſt die eigentliche Kundgebung ſtattfand. Nach einem
Vor=
ſpiel der Standartenkapelle ergriff der Ortsgruppenleiter der
NSDAP., Pg. Malcomes, das Wort zu einer herzlichen
Be=
grüßungsanſprache. Er erinnerte an die Leiden und Drangſale,
der unſere Brüder an der Saar ausgeſetzt waren und noch ſind,
und gab der Verſicherung Ausdruck, daß das Reich unter der
Füh=
rung Adolf Hitlers alles daranſetzen werde, das urdeutſche
Saar=
land zum Reiche zurückzugewinnen. Mit einem dreifachen „Sieg=
Heil” auf Führer und Reich und dem Abſingen des Deutſchland=
und Horſt=Weſſel=Liedes ſchloß der Redner. Anſchließend ſprach
Bürgermeiſter Jährling namens der Gemeinde Worte der
Be=
grüßung, die ihren Ausklang darin fanden, daß man dem
Saar=
volk die Treue halten wird. Der Führer der Saargäſte nahm
Ge=
legenheit, den Dank für den überaus herzlichen Empfang
auszu=
ſprechen. Der Abend war der Austragung der Freundſchaftskämpfe
gewidmet. Vor Beginn der Kämpfe begrüßte der Ehrenvorſitzende
des Sportvereins 1926. Herr Hans Voll, die Saarbrüder, die in
gleich herzlichen Worten von dem Führer der Saarmannſchaft
er=
widert wurden. Auch der Führer des zuſtändigen Sportverbandes
ließ es ſich nicht nehmen, freundliche Worte der Begrüßung an die
Saargäſte zu richten. Ein Führerbildnis wurde der
Saarmann=
ſchaft als Ehrengeſchenk zum Andenken an den hieſigen Aufenthalt
überreicht. Bis in die Morgenſtunden waren alsdann die
Saar=
gäſte mit der überaus ſtark vertretenen Einwohnerſchaft gemütlich
verſammelt.
* Groß=Umſtadt, 3. Juli. Der Sonntag vormittag vereinigte
die Umſtädter Bevölkerung am 1. Juli zu einer Saarkundgebung
vor dem ehrwürdigen Rathaus. Umrahmt wurde die Feier von
entſprechenden Liedern der Sängervereinigung und des
Männer=
geſangvereins unter Stabführung des Dirigenten Kehrmann.
Bürgermeiſter Magſam eröffnete die Kundgebung mit dem
Hinweis darauf, daß das Unrecht von Verſailles ſchon ſeit
fünf=
zehn Jahren namenloſes Elend über die kerndeutſche
Saarbevöl=
kerung gebracht habe. Er trug dem anweſenden Saardeutſchen,
Pfarrer Steubing, warme Grußworte an die geborenen Groß=
Umſtädter, die jetzt im Saargebiet leben, und an die
Saardeut=
ſchen überhaupt auf. Pfarrer Steubing=Saarbrücken wies auf
die Not und die Bedrückung unter der Völkerbundsregierung hin,
die eine Regierungskommiſſion eingeſetzt hat, die aus Mitgliedern
der verſchiedenſten Staaten beſtehe. Sie kann natürlich nicht die
deutſchen Belange der rein deutſchen Bevölkerung entſprechend
ver=
treten. Denn rein deutſch iſt das Saarvolk, trotz des Märchens
von den 150 000 Saarfranzoſen, an deren Vorhandenſein die
Ur=
heber ſelbſt nicht glauben. Eine gewiſſe Gleichgültigkeit habe ſich
einmal in die Reihen der Saarländer eingeſchlichen. Aber der
nationalſozialiſtiſche Umſchwung im Reiche habe das
Saardeutſch=
tum wieder hell auflodern laſſen. Entſchloſſener denn je ſchreite
das Saarvolk, welches erleichtert aufgeatmet habe, als der
Ab=
ſtimmungstag feſtgeſetzt wurde, in 195 Tagen zur Abſtimmung
und treten den heißerſehnten Heimmarſch in das Reich Adolf
Hit=
lers mit einem einmütigen „Glück auf!” an. Dr. Neumann
ſprach für den Volksbund für das Deutſchtum im Ausland, der
die Belange des Grenz= und Auslandsdeutſchtums vertritt. Er
wies nach, daß es auch für uns im angrenzenden deutſchen
Binnen=
land nicht gleichgültig ſein kann, ob Frankreich ſeine Hand
wie=
der auf ein Stück deutſchen Grenzlandes legen kann oder nicht.
Denn wenn der weſtliche Nachbar ein weiteres Stück deutſchen
Volksbodens losreißt, dann werden neue Gebietsteile Grenzland,
in denen dann die Entdeutſchungsverſuche weiter fortgeſetzt
wer=
den. Deshalb müſſe den Vorpoſten des Deutſchtums im
abgetrenn=
ten Grenzgebiet durch ſtraffes Zuſammenhalten im Innern
Deutſchlands der Rücken geſtärkt werden. Der Zuſammenſchluß
aller Deutſchen könne aber nur Wahrheit werden, wenn ſich alle
Volksgenoſſen entſchloſſen und bedingungslos hinter den Führer
Adolf Hitler ſtellen, hinter einen Führer, der in den letzten 24
Stunden mit eiſernem Griff, nuerhörtem perſönlichen Mut und
beiſpielloſer Unerſchrockenheit eine dem deutſchen Volke drohende
Gefahr beſeitigt hat. So wie der Führer treu zum Volke allzeit
ſtehe, ſo treu müſſen auch alle Volksgenoſſen ſich hinter ihn ſtellen.
Machtvoll erklang ein dreifaches „Sieg Heil!” als erneutes
Treu=
gelöbnis gen Himmel. Das Horſt=Weſſel=Lied ſchloß die
eindrucks=
volle Feier.
Ca, Lorſch, 3. Juli. Große Saarkundgebung. Auf
Ein=
ladung des Sportklubs Olympia Lorſch und der Turnvereinigung
Lorſch empfing unſere Gemeinde am Samstag abend Beſuch aus
dem Saargebiet. Die Veranſtaltung lag in den Händen der
Orts=
gruppe der NSDAP. und Ortsgruppenleiter. Pg. Degen hieß
die Gäſte am Bahnhof, wo ſich ſämtliche Gliederungen der Partei,
die beiden Sportvereine und die Fahnenabordnungen ſämtlicher
übrigen Vereine eingefunden hatten, herzlich willkommen. Der
ſtattliche Zug bewegte ſich zum Marktplatz, wo die Gäſte in ihre
Quartiere eingewieſen wurden. Am Abend fand in der Turnhalle
der Turnvereinigung ein offizieller Begrüßungsabend ſtatt, der
einen glänzenden Verlauf nahm. Nach einer kurzen Anſprache des
Pg. Degen und des Herrn Regierungsrats Dr. Fuchs=
Bens=
heim wetteiferten die Turner= und Turnerinnen=Riegen der Gäſte,
Turngemeinde von 1860 Neunkirchen und der Turnvereinigung
Lorſch, die beiden Geſangvereine Lorſch und der für den Abend
gewonnene Vortragskünſtler Fiſcher=Schlotthauer, Mainz.
unter=
einander, die zahlreichen Beſucher mit zum Teil glänzenden
Dar=
bietungen auf dem Gebiete der Turnerei und Geſang aufs beſte
zu unterhalten. Am Schluſſe dankte der Führer der Saargäſte für
die freundliche Einladung und die herzliche Begrüßung. Pg.
Degen ſchloß den offiziellen Teil des Abends mit einem dreifachen
Kampf=Heil. Am Sonntag vormittag wurden die Gäſte im feſtlich
geſchmückten Rathausſaale durch Herrn Bürgermeiſter Hubo im
Namen der Gemeinde Lorſch begrüßt und ihnen zur bleibenden
Erinnerung an ihren hieſigen Aufenthalt ein gerahmtes Bild mit
dem Wahrzeichen Lorſchs überreicht. Herr Schroer verſicherte
in ſeinem Dankeswort, daß das Saarland dem Vaterland auch
weiterhin die Treue halten und auch im Endkampf ſtandhaft
durch=
halten werde. Anſchließend beſichtigten die Gäſte unter Führung
von Herrn Dr. Schopp, hier, die Ueberreſte des alten Kloſters
Lorſch. Am Nachmittag ſpielten die Gäſte mit je einer Handball=
und Fußballelf gegen die hieſige Turnvereinigung und den
Sport=
klub Olympia.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 3. Juli. Nationalſozialiſtiſche
Kriegsopferverſorgung. Die Ortsgruppe hatte ihre
Mitglieder zu einer Verſammlung im Gaſthaus „Zum Lamm”
eingeladen. Ortsgruppenobmann Kamerad Schäfer ſprach über
geſchäftliche Fragen und gab die Zuſammenſetzung der
Ortsgrup=
penleitung der NSKOV. bekannt. Des weiteren ſtreifte er
Bei=
tragsfragen und die ſachlichen Ausgaben der Ortsgruppe.
Sprech=
ſtunden für die Kriegsopfer finden jeden Donnerstag abend von
5—7 Uhr auf Zimmer 4 des Rathauſes ſtatt. Der Bezirksobmann
der NSKOV., Wagner, ſprach dann in eineinhalbſtündiger
Rede zu den Kameraden und erwähnte eingangs, daß es nicht
an=
gehe, von den Kameraden zu verlangen, ihm als Führer zu
fol=
gen, ohne ihn zu kennen. Deshalb habe er es ſich zur Pflicht
ge=
macht, ſich den einzelnen Ortsgruppen vorzuſtellen. Redner kam
dann auf die Urſachen des Weltkrieges zu ſprechen, für den er die
internationale Hochfinanz verantwortlich machte und widmete
den gefallenen Frontkameraden einen warmen Nachruf. In zu
Herzen gehenden Worten ſchilderte er das herbe Leid der
Krie=
gerhinterbliebenen und deren Laſten, für die die ſeitherigen
Re=
gierungen nicht das richtige Verſtändnis aufgebracht hätten. Heute
ſei das anders. Und deshalb ſei es die Pflicht der Kameraden,
ſich in voller Einmütigkeit hinter den Führer zu ſtellen, das
na=
tionalſozialiſtiſche Ideengut zu vertiefen und mitzuhelfen am
Wiederaufbau. Redner ermahnte die Parteigenoſſen, in dieſem
Sinne den Kameraden als Vorbild zu dienen, und ſchloß ſeine
Anſprache mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer.
Nach=
dem Ortsgruppenobmann Schäfer dem Bezirksobmann für ſeine
eindrucksvollen Ausführungen, die den Beifall der zahlreichen
Ka=
meraden fanden, gedankt hatte, ſchloß er die Verſammlung. —
Gartenfeſt. Am Samstag abend veranſtaltete die
Kleingar=
tenbau=Vereinigung Arheilgen=Kranichſtein ein ſchönes
Garten=
feſt, das ſich eines guten Beſuches erfreute. Zu dieſem Zwecke
hatte man die Gärten mit Fahnen und zahlreichen Lampions
ge=
ſchmückt und bengaliſch beleuchtet, was ein recht impoſantes Bild
abgab. Muſikaliſche Darbietungen eines aus Hand= und
Mund=
harmonikaſpielern (auch Damen) zuſammengeſtellten Orcheſters
bildeten eine nette Unterhaltung. Später ſchloß ſich ein recht
ge=
mütliches Beiſammenſein mit allerlei Kurzweil bei Gartenfreund
Jung (Gaſthaus „Zur Ludwigsbuche”) an.
O. Erzhauſen, 3. Juli. Am Montag fand im Lokal zum grünen
Baum eine Mitgliederverſammlung der Deutſchen
Arbeitsopfer=
verſorgung, Ortsgrupe Erzhauſen, ſtatt. Der Zahlſtellen=Obmann
eröffnete die Verſammlung und gedachte des verſtorbenen
Mit=
gliedes Zulauf ſowie den Opfern von Buckingen, anſchließend
wid=
mete die Verſammlung den anweſenden Saargäſten ein dreifaches
Sieg=Heil. Daraufhin ſprach der Ortsgruppenverbandsführer, der
Kamerad Mooſer, Rechtsſchutzvertreter der Landesverbandsleitung,
über Arbeitsopfer im neuen Staat. Kamerad Mooſer verſtand
es, in vorzüglichen Worten den Mitgliedern ihre Lage vor Augen
zu führen. Mit einem dreifachen Sieg=Heil wurde die
Verſamm=
lung geſchloſſen.
J. Griesheim, 2. Juli. Die hieſige Sängervereinigung „
Sän=
gerbund=Germania” beteiligte ſich an dem Kreiswertungsſingen
des Kreiſes Darmſtadt=Land im Heſſiſchen Sängerbund, welches
dem Geſangverein „Germania” Eberſtadt anläßlich ſeines 40
jäh=
rigen Beſtehens übertragen war. Unſere Sängervereinigung
„Sängerbund=Germania”, unter Leitung ihres verdienſtvollen
Dirigenten, Chormeiſter Wilhelm Etzold=Darmſtadt, trat mit rund
100 Sängern auf die Bühne. Als Wertungsrichter war Herr
Mu=
ſikdirektor Joſeph Knettel=Bingen verpflichtet. Die vorzüglichen
Wertungen beweiſen, daß die Sängervereinigung in der kurzen
Zeit ihres Beſtehens eifrigſt und ernſt gearbeitet hat. Mögen die
Auszeichnungen allen Sängern ein Anſporn ſein, auch weiterhin
dem Deutſchen Lied und dem Deutſchen Männergeſang die Treue
zu halten, die Zuſammengehörigkeit und Verbundenheit zu feſtigen
und der Vereinigung neue Mitglieder und Anhänger zu werben.
Eb. Eberſtadt, 2. Juli. Die Reichsſchwimmwoche wurde
hier erſt zum diesmaligen Wochenende durchgeführt und dauert
bis einſchließlich Donnerstag. Neben den hieſigen Sportvereinen
hat beſonders die Jugend tätigen Anteil — Die Freiwillige
Feuerwehr hielt am Samstag abend zuſammen mit der
Pflichtfeuerwehr der Villenkolonie im Schulhof eine gemeinſame
Uebung ab. Danach ging es mit klingendem Spiel in den
Rat=
heushof zu den Gerätehallen zurück.
Ek. Pfungſtadt, 3. Juli. Ausflug des
Frauenver=
eins. Geſtern unternahm der Frauenverein einen Ausflug nach
Lindenfels, an dem 137 Frauen teilnahmen. Der Autobetrieb
Steinmetz hatte vier große Wagen geſtellt, und mit ihnen ging
es der Bergſtraße entlang über Bensheim nach Lindenfels. Im
Hotel „Heſſ. Haus” wurde geraſtet, da die Beſitzerin Rauch geb.
Preß eine gebürtige Pfungſtädterin iſt. Der längere Aufenthalt
wurde gruppenweiſe zu Spaziergängen in die Umgegend benützt.
Um halb 8 Uhr wurde die Rückreiſe über Reichelsheim—Ober=
Ramſtadt angetreten. Den Teilnehmern hat es recht gut gefallen.
Der große Odenwälder Bauernkag in Beerfelden.
m. Beerfelden, 3. Juli.
Wieder naht der zweite Sonntag im Juli und mit ihm wohl
das größte Bauerntreffen, das im Laufe des Jahres
zuſtande=
kommt. Beerfelden iſt eine alte Marktſtadt, eine Stadt, in der
jahrzehntelang regelmäßige Viehmärkte ſtattfanden, die ebenſo
regelmäßig von den Bauern der Umgebung beſucht wurden. Seit
der große jährliche Pferde=, Fohlen=,Zuchtvieh=.
Ziegen= und Schweinemarkt eingeführt wurde, hat ſich
die Beſucherzahl ſehr erweitert, denn es kamen nicht nur
Inter=
eſſenten vom Odenwald und der Bergſtraße, ſondern der
Beſucher=
kreis geht weit ins Badiſche, Bayeriſche und Württembergiſche
hinein. Dies darf nicht wundernehmen, denn der Markt bietet
gar vielerlei: Am Sonntag ein Reit= und Fahrturnier, am
Mon=
tag die Tierſchau mit Markt, an beiden Tagen fröhliches Treiben
auf dem reichbeſetzten Juxplatz; am dritten Tag die Verloſung,
die gut eingeführt iſt und jedes Jahr eine ſolide
Gewinnbeteili=
gung dem Loſekäufer zuführt. Kommenden Sonntagmorgen
be=
ginnt das Reit= und Fahrturnier mit einer Vorprüfung zur
Dreſ=
ſurprüfung mit nachfolgendem Patrouillenritt für SA. und SS.
Nachmittags nach dem feierlichen Aufmarſch der
Turnierteilneh=
mer werden die morgens vorgeprüften Abteilungen vorgeſtellt,
dieſelben bieten dann eine Schaunummer. Weiter ſieht das
Pro=
gramm vor: zwei Jagdſpringen, eine Schaunummer,
Patrouillen=
ſpringen und Galopprennen. Die Geſpannprüfungen erſtrecken
ſich auf Einſpänner und Zweiſpänner im Kutſchwagen und
Schau=
fahren für Zweiſpänner, unterſchieden nach Landwirtſchaft und
Gewerbe. Die Preisverteilung findet abends ſtatt und bringt
zum Teil., Preisſchleifen und Ehrenpreiſe je nach der Zahl der
Beteiligten. Mit dem Markt am Montag iſt eine große Schau
verbunden, die ſich auf ſämtliche Tierarten erſtreckt und die für
Zuchtpferde und Fohlen veranſtaltet iſt von der Landes=
Bauern=
ſchaft Heſſen=Naſſau und dem Landespferdezuchtverein mit der
Stadt Beerfelden. Die Schau über die übrigen Tiere iſt
veran=
ſtaltet von der Stadt Beerfelden und der Landes=Bauernſchaft
Heſſen=Naſſau. Die Preiszuerkennenden verfügen über eine
Summe von zirka 3000 RM.
Le Groß=Umſtadt, 3. Juli. Anläßlich des Guſtav=Adolf=Feſtes
in Erbach i. O. predigte am letzten Sonntag im
Vormittags=
gottesdienſt in der evangeliſchen Stadtkirche, wobei der
Kirchen=
geſangverein mitwirkte, Herr Pfarrer Steubing aus dem
Saar=
land. — Im Anſchluß an den Gottesdienſt fand auf dem
Markt=
platz eine ergreifende Saarkundgebung ſtatt, die mit einem Lied
der beiden hieſigen Geſangvereine eroffnet wurde. Bürgermeiſter
Magſaam ſprach hierauf herzliche Begrüßungsworte und
er=
wähnte, daß auch geborene Groß=Umſtädter ſich im Saargebiet
befinden und den Tag der Rückkehr zum deutſchen Vaterlande
mit großer Sehnſucht erwarteten .— Herr Pfarrer Steubing
ſchil=
derte die unſäglichen Leiden und Schikanen, welche die
Saarbe=
völkerung unter der fremden Herrſchaft, beſonders durch die
Fran=
zoſen zu erdulden hätten. Die Machtergreifung der Regierung am
30 Januar 1933 durch unſeren großen Volkskanzler Adolf Hitler
ſei der froheſte Tag ſeines Lebens geweſen, denn von dieſem Tage
ab ſei ein neuer Geiſt auch in die Saarbevölkerung eingezogen
und die allgemeinen Verhaltniſſe ſeien ſpürbar beſſer geworden.
Mit heißem Dank und Sieg=Heil auf den Reichskanzler Adolf
Hitler ſchloß der Redner ſeine Ausführungen, die auf die große
Zahl der Zuhörer einen ernſten Eindruck machten. Als
Ver=
treter des VDA. ſprach hiernach in bekannter Weiſe Herr
Stu=
dienrat Dr. Neumann. Er ſprach der hieſigen Bevölkerung ſeinen
herzlichen Dank aus für die letzte gute Sammlung die der VDA.
dahier veranſtaltete. In ein Treugelöbnis für die bedrängten
Brüder und Schweſtern an der Saar wurde freudig eingeſtimmt.
Unſerm Volkskanzler Adolf Hitler galt von neuem das
Treuge=
löbnis und Sieg=Heil, in das die Menge begeiſtert einſtimmte
und langen Wiederhall fand. Ein Lied der Geſangvereine
been=
dete die eindrucksvolle Kundgebung.
Cg. Reinheim, 3. Juli. Abſchluß des
Kreisturn=
feſtes. Am geſtrigen Tage fand auch der letzte Teil des Feſtes
ſein Ende, der den Reinheimer Einwohnern ſelbſt galt. Die
Schule war ausgefallen, um 2 Uhr ſammelte ſich der Feſtzug der
Reinheimer Vereine: Turnverein, Feuerwehr, SA.R. II (
Krieger=
verein), die Schuljugend, der Männergeſangverein uſw., um noch
einmal die Ortsſtraßen zu paſſieren. Der Turnverein hatte den
Feſtwagen noch einmal mitgeführt. Unter fröhlichem Geſang
und Marſchmuſik ging es zum Feſtplatz, wo ſich ſchon die Aelteren
zum größten Teil eingefunden hatten, und füllten ſich bald die
Zelte mit einer in fröhlicher Unterhaltung begriffenen
Ortsge=
meinde. Die Jugend ergötzte ſich bei Sacklaufen, Eierlaufen uſw.
Karuſſell, Schiffsſchaukel und die Verkaufsſtände von Metzger,
Bäcker, Rauch= und Süßwarenhändler waren ebenſo wie der
Eis=
wagen ſtets umlagert. Mit Unterhaltungsmuſik wartete die
Ka=
pelle Kollbacher auf, ſo daß nur gar zu ſchnell die Stunden bis
zum Abend verronnen waren. Am Abend kamen noch einmal die
Großen beim Tanz zum Recht.
Mittwoch, 4. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 182 — Seike 7
dur Sindde und Sonstam.
Eindrucksvolle Abendveranftalkung.
Ci. Erbach, 2. Juli.
Kaum hatten die letzten Gäſte die Nachmittagskundgebung
des Sonntags verlaſſen, da füllte ſich die Feſthalle ſchon wieder
mit auswärtigen und hieſigen Beſuchern, um dem Familienabend
anzuwohnen. Den Reigen der Begrüßungsanſprachen eröffnete im
Namen des gräflichen Hauſes Erbgraf Alexander, der auf
die enge Verbundenheit ſeines Hauſes mit dem Wirken Luthers
und Guſtav Adolfs hinwies; ihm folgte nach einer muſikaliſchen
Einlage, Dekan Schäfer=Michelſtadt, der im Namen des
Deka=
nats und deſſen Zweigvereine herzlichen Willkommengruß entbot
und weitere treue Gefolgſchaft zuſicherte. Als Vertreter des
Krei=
ſes überbrachte Kreisdirektor Dr. Braun innige Glückwünſche,
dankte dem Guſtav=Adolf=Verein für ſein mannhaftes Eintreten
für Volk und Kirche und lud zum baldigen Wiederkommen ein.
Ihm ſchloß ſich mit herzlichen Worten Bürgermeiſter Lenz im
Namen der Stadt und der NSDAP. an, dabei des Führers
geden=
kend der der Pflege wahren Volkstums und kirchlicher Betätigung
ein ſo treuer Wegbereiter iſt. Die Grüße des VDA., des wackeren
Mitkämpfers des Guſtav=Adolf=Vereins, draußen im weiten
Welt=
all, überbrachte in ſinniger Weiſe Kreisſchulrat Gerbig mit dem
Wunſche, die Arbeit beider Vereine möge ſich zum Segen des
deut=
ſchen Volkstums im Hinblick auf das zu erſtrebende Ziel der
gro=
ßen deutſchen Volksgemeinſchaft noch enger geſtalten. Die Reibe
der Glückwunſchanſprachen ſchloß der Vertreter des
Zentralvor=
ſtandes und des Hauptvereins, Dr. Bruns=Leipzig, der gerade
dem heſſiſchen Zweigverein für ſeine ſeitherige, oft bahnbrechende
Arbeit Worte beſonderer Anerkennung zu ſagen hatte und bat,
in dieſer zielbewußten Art auch weiterhin tätig zu ſein. Einen
an=
ſchaulichen Einblick in das Leben und Wirken unſerer Glaubens=
und Volksgenoſſen in den Nachbarſtaaten vermittelte Profeſſor D.
Dr. Cordier=Gießen in ſeinen Ausführungen über „
Reiſe=
eindrücke aus der deutſchen evangeliſchen Diaſpora in
Süd=
ſlawien”. Mit Kenneraugen ſieht er die dem Deutſchtum
drohen=
den Gefahren, aber auch die für die Erhaltung des deutſchen und
chriſtlichen Weſens einzuſetzenden Kräfte. Als Zeichen der
Aner=
kennung für die bei der Tagung geleiſtete Arbeit, aber auch als
Zeichen Erbacher Gewerbefleißes überreichte Stadtpfarrer Hahn
Rednern und kirchlichen Würdenträgern im Namen des
evangeli=
ſchen Kichenvorſtands das Feſtabzeichen, aus echtem Elfenbein
her=
geſtellt. Den Dank für die hier gefundene überaus herzliche
Auf=
nahme und Gaſtrefundſchaft, ſowie den Dank für alle die, die die
Tagung vorbereiten und ſo würdig zu geſtalten verſtanden,
er=
ſtattete in vorgerückter Abendſtunde der Vorſitzende des Heſſiſchen
Hauptvereins. D. Wagner, Bensheim. Muſikaliſche Einlagen
des nimmermüden Kirchen= und Poſaunenchors ſowie des
Städti=
ſchen Orcheſters und das Deklamatorium „Brüder in Not”,
darge=
ſtellt von einer Gruppe junger Mädchen, trennten und verbanden
die redneriſchen Darbietungen.
Der Montag blieb interner Vereinsarbeit im engeren
Kreiſe vorbehalten. Die Verwaltungsratsſitzung hatte neben der
Rechnungsprüfung und der Entgegennahme des Jahresberichtes
noch eine ganze Reihe wichtiger Punkte zu erledigen. Der Sitzung
ſchloſſen ſich dann Führungen durch unſere Elfenbeinſchnitzereien.
Diamantſchleifereien, Töpfereien und die reichhaltigen
Sammlun=
gen im gräflichen Schloſſe an. Am Nachmittag fand im „
Schützen=
hof” noch eine Vorſtandsſitzung des Landesverbandes der Guſtav=
Adolf=Frauenvereine und dann anſchließend eine öffentliche
Ver=
ſammlung der Guſtav=Adolf=Frauenvereine in der Feſthalle ſtatt.
Der Erſtattung des Tätigkeitsberichtes der Guſtav=Adolf=
Frauen=
vereine für 1933/34 folgten zwei ſehr lehrreiche Vorträge über
„Segensſpuren deutſchen Frauendienſtes in Ueberſee” von Pfarrer
Stoſch=Wittenberg, und „Frauennöte in Neu=Werbas”,
gehal=
ten von Profeſſor D. Dr. Cordier=Gießen. Der regen
Anteil=
nahme aus allen Teilen der Bevölkerung entſprach auch das
er=
freuliche Ergebnis der Opferſammlung, das dem Guſtav=Adolf=
Verein von hier als Glückwunſchgabe übermittelt werden konnte
für eine ſegensreiche Weiterführung ſeiner Arbeit für Glaube und
Volkstum.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 3. Juli. Bei dem Kreisturnfeſt
am 30. Juni und 1. Juli in Reinheim beteiligte ſich der hieſige
Turnverein mit 10 Turnern und Turnerinnen. Von denſelben
wurden 4 Turner und 4 Turnerinnen preisgekront. — Auf
Veran=
laſſung der Ortsverwaltung fand am Samstag nacht eine
Alarmübung der hieſigen Feuerwehr ſtatt. Als Brandobjekt
war die eine Viertelſtunde vom Ort entfernte Schmahlmühle
an=
genommen. Die Inanſpruchnahme von Motorfahrzeugen hat dabei
gezeigt, daß den abſeits gelegenen Hofreiten im Brandfalle
eben=
ſo ſchnell Hilfe zuteil werden kann als im Ortsbereich.
Bb. Bensheim, 3. Juli. Unſer Heimatmuſeum iſt nun
in ſeiner neuen Heimſtätte, den früheren Räumen des Zollamtes
im Dalberger Hof, am letzten Sonntag wieder eröffnet worden.
In dem Dezernenten des Archivs, Herrn Beigeordneten Joſef
Stoll, iſt ihm, das ja nach Auflöſung des Muſeumsvereins in den
Beſitz der Stadt übergegangen iſt, ein ſachkundiger Leiter und
Pfleger vorgeſtellt worden. In ſehr überſichtlicher Weiſe ſtellen
ſich die vielen und wertvollen Schätze des Muſeums nun dem
Be=
ſucher dar. In fünf größeren Räumen, fanden ſie günſtige
Auf=
nahme. Außerdem wurden der Odenwälder Bauernſtube und der
Odenwälder Bauernküche zwei vorzüglich dazu geeignete Räume
eingeräumt und die prähiſtoriſchen Fund= und Bruchſtücke aus der
Steinzeit finden noch im Ergeſchoß beſondere Unterkunft. Das
Heimatmuſeum iſt reich an Trachten, Porzellan,
Metallgegenſtän=
den des Haushaltes Dingen früherer und ſpäterer örtlichen
In=
duſtrien, an Fundſtücken bei Ausgrabungen, an Waffen. Münzen,
Werkzeugen vergangener Perioden, an Stichen, Bilder, alten
Mö=
beln und Muſikinſtrumenten, Schmuckgegenſtänden und hand= und
hausweiklichen Hilfsmitteln. Die Odenwälder Bauernſtube
mit ihrer Küche geben bis in die kleinſte Einzelheit die Eigenart
und Gepflogenheiten der bäuerlichen Gebirgsbewohner kund. Der
Beſuch des Muſeums, das an Sonntagen von 11 bis 12 geöffnet
iſt, kann nur beſtens empfohlen werden.
Heppenheim a. d. B., 3. Juli. Vorgeſtern fand auf der
Star=
kenburg das diesgährige Sommertanztreffen für die dem
Reichs=
bund Volstum und Heimat angeſchloſſenen Gruppen ſtatt.
Bei herrlichſtem Wetter fand ſich eine mehr als 300 Teilnehmer
zählende Schar aus den verſchiedenſten Gegenden der Landſchaft
zuſammen, die bei den Klängen einer trefflichen Kapelle alte
Tanzweiſen wiederholte oder neu erlernte. Groß ſteht die
Auf=
gabe vor den Teilnehmern, das überlieferte Volkstanzgut wieder
dem Volke zurückzugeben und unſere Feſte und Feiern mit ihm
ge=
ſtalten zu helfen.
Op. Wolfskehlen, 3. Juli. Hobes Alter. Am Dienstag
konnte Witwe Magdalene Melchior ihren 80. Geburtstag begehen.
Be. Groß=Gerau, 3. Juli. 30jährige Jubelfeier des
Eiſenbahner=Vereins Groß=Gerau und
Umge=
gend. Der Eiſenbahnerverein für Groß=Gerau und Umgegend
veranſtaltete am vergangenen Samstag und Sonntag ſein 30
jäh=
riges Jubelfeſt, verbunden mit Fahnenweihe. Groß=Gerau hatte zu
dieſem Tage reichen Fahnenſchmuck und Tannengrün angelegt.
Eingeleitet wurde das Feſt durch einen am Samstag abend
ſtatt=
gefundenen Kommers. Dieſer war ausgefüllt von
Geſangsvorträ=
gen Groß=Gerauer Vereine, Muſikvorträgen der
Standartenka=
velle Groß=Gerau und beſonders von einem Vortrag des
Vor=
ſitzenden Mönnich, der einen Rückblick auf das Weſen und die
Gründung der Eiſenbahnervereine gab. Weckruf, Kirchgang und
anſchließend Feſtzug leiteten den Hauptfeſttag ein, der durch die
Vorkommniſſe des Freitag und Samstag zu einer erhebenden
Treuekundgebung für den Führer wurde. Nach der Begrüßung
der Teilnehmer nahm der Reichsbahnoberrat die Weihe der
Fahne vor Mit dem Weiheſpruch „Treu allezeit zum Dienſt
be=
reit, treu dem deutſchen Volke, treu dem Führer” überreichte er
die Fahne. Glückwünſche wurden hiernach dem Verein von
ver=
ſchiedenen Brudervereinen überbracht, von der Stadt Groß=
Gerau und beſonders von einem Saar=Eiſenbahnerverein
Völk=
lingen. Der Höhepunkt der Veranſtaltung jedoch war die Rede
des Ortsgruppenleiters Schad, Groß=Gerau, der die Grüße der
Partei überbrachte. Seine Rede, die oftmals von Beifall
unter=
brochen war, gipfelte in dem einen Satz nachdem ſich immer und
immer wieder Beifallsſtürme wiederholten: „Für uns gibt es
nur einen Führer, und der heißt Adolf Hitler”. Zum Schluſſe
ſeiner Anſprache ſtimmten die Anweſenden begeiſtert in das
drei=
fache Sieg=Heil auf den Führer ein und begannen ſpontan das
Horſt=Weſſel=Lied zu ſingen. Ein Treutelegramm an den Führer
wurde hiernach von Ortsgruppenleiter Schad dem Führer
ge=
ſandt. Hiernach nahm man die Ehrung der Veteranen des
Ver=
eins vor Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt und mit der
Ehrennadel ausgezeichnet Georg Berning. Georg Ernſt, Auguſt
Gedultig. Johann Häfner, Adam Hechler, Philipp Metzger,
Mar=
tin Müller, Ludwig Reiß und Wilhelm Seiler. Der Abend war
noch ausgefüllt mit gemütlichem Beiſammenſein und Tanz.
Spoct, Solel und Fucnen
Die beſten Leichkakhleken
Südweſt=
veurſchlanos in Burmnſtkor.
Die Gau=Meiſterſchaften im Hochſchulſtadion.
Am kommenden Samstag und Sonntag, dem 7./8. Juli, finden
hier in Darmſtadt die Leichtathletik=Meiſterſchaften des großen
Gaues XIII, Südweſt ſtatt, der die Gebiete Main=Heſſen, Pfalz
und Saar umfaßt. Die beſten Leichtathleten und Leichtathletinnen
Südweſtdeutſchlands werden alſo am kommenden Samstag und
Sonntag hier im ſchönen Hochſchulſtadion ihre Meiſter ermitteln.
Das Programm iſt überaus reichhaltig und umfaßt außer dem
Mehrkampf, dem 3000=Meter=Hindernislauf und dem
Marathon=
lauf alle Diſziplinen der Olympiſchen Spiele.
Wir werden alſo am Samstag und Sonntag wieder einmal
wunderſchöne Kämpfe auf Bahn und Raſen erleben, und wir ſind
überzeugt davon, daß nunmehr — nachdem die Raſenſpiele Hand=
und Fußball pauſieren — das ſportfreudige Darmſtadt ſich dieſe
Meiſterſchaften unſerer Kämfer des olympiſchen Sportes nicht
ent=
gehen laſſen wird. Die Eintrittspreiſe ſind niedrig gehalten, und
da überdies noch eine Dauerkarte für beide Tage ausgegeben wird.
beſteht für jeden die Möglichkeit, dieſe Meiſterſchaften zu beſuchen
und mit dazu beizutragen, daß ſie einen würdigen Geſamtrahmen
finden! Unterſchiede zwiſchen Sitz= und Stehplatz wird nicht
ge=
macht. Das Meldeergebnis iſt qualitativ ausgezeichnet
ausgefal=
len. Alle Leichtathleten von Namen und gutem Können haben
ihre Meldung abgegeben, ſo daß auch nach feinen Kämpfen beſte
Leiſtungen zu erwarten ſind.
Kampfrichter für die Gau=Meiſterſchaften.
Die Herren, die als Kampfrichter am Samstag und Sonntag
mithelfen wollen, treffen ſich am kommenden Donnerstag, um 19
Uhr pünktlich, im Hochſchulſtadion unter dem Marathontor zur
letzten Beſprechung. Eine nachträgliche Einreihung in das
Kampt=
gericht kann nicht mehr erfolgen.
1. Mreistätaſent in Argengen.
Arbeilgen ein ſechsfaches Wekkkampfkreffen.
Das Meldeergebnis hat alle Erwartungen übertroffen.
Arheilgen feiert in den Tagen des 14./15 Juli d. J. das
1. Kreisturnfeſt des 18. Kreiſes Darmſtadt im Gau 13 (Südweſt)
der DT. Neunzehn Kreisturnfeſte werden im letztgenannten
Ge=
biet in dieſem Jahre durchgeführt. Dieſer Turnfeſtreigen hat
bereits am Sonntag begonnen. Nun rüſtet Arheilgen zum Feſt.
Wochen=, ja monatelang wird in den Kreisvereinen zu dieſer
Groß=Turnveranſtaltung geübt, um die geforderten Uebungen in
allen ihren Feinheiten, die eben im Geräteturnen liegen, zu
be=
herrſchen. Inzwiſchen waren die Ausſchüſſe des Feſtorts nicht
müßig. Sie haben nun alle Vorarbeiten beendet, und dieſe laſſen
darauf ſchließen, daß das kommende Feſt eine würdige
Ausgeſtal=
tung erfährt. In früheren Jahren hat man zu Gau= oder, wie
die jetzige Bezeichnung, Kreisturnfeſten nur die Turner zum
Wetturnen verſammelt, und hat zur weiteren Ausgeſtaltung die
Altersturner und Jugend ſodann ſpäter herangezogen. Der
Auf=
ſtieg des Frauenturnens brachte auch auf dieſem Gebiet die
Wettkämpfe der Turnerin und man vereinigte denn auch dieſe
Wettkämpfe mit dem Feſt der Turner. In jüngſter Zeit wurden
die Wettkämpfe der Fechter mit einbezogen, und nun bietet ſich
in Arheilgen in Anbetracht der dortigen guten Schwimmanlage
die Gewähr, mit dem Kreisturnfeſt auch die Wettkämpfe der
Schwimmer innerhalb des Kreiſes durchzuführen.
Arheilgen wird zum ſechsfachen
Wettkampf=
treffen ſich geſtalten, zu dem
das Meldeergebnis alle Erwartungen übertroffen hat.
In der Natur der Sache begründet liegt wohl ein kleiner
Rückgang in der Beteiligung der Turnerklaſſen (Ober=, Mittel=
und Unterſtufe).
Die Turnerjugend hat gegen das Vorjahr
zu=
genommen und die Teilnehmerzahl ſich um 69 Prozent
ver=
mehrt.
Zum erſten Kreistreffen der Altersturner iſt ebenſo eine
höhe Meldeziffer zu verzeichnen.
Auffallend iſt der Zuwachs im Lager der
Turne=
rinnen, deren Beteiligung gegen das Vorjahr um 85
Prozent geſtiegen iſt. Ein Erfolg, der ſelbſt von der
Fach=
leitung nicht vorausgeſehen wurde. Je größer aber die
Beteili=
gung an Wettkämpfen iſt, deſto größer iſt auch immer die
gegen=
ſeitige Konkurrenz, und ſo wird auch das 1. Kreisturnfeſt wieder
reich an ſpannenden Kämpfen ſein.
Nicht abgeſchloſſen iſt die Meldeliſte für Schwimmer und
Schwimmerinnen, ſowie Fechter, deren Kämpfe aber den
Vor=
meldungen nach zu urteilen, ebenſo gut wie die der Turner und
Turnerinnen beſetzt werden dürften. Allen Freunden der
Tur=
nerei aber ſei ſchon heute empfohlen, wenigſtens den 15. Juli,
den Hauptfeſt= und Wettkampftag des 1. Kreisturnfeſtes, zum
Beſuch Arheilgens freizuhalten.
Fußball.
FV. Gräfenhauſen—SV. Lengfeld 5:3 (3:1).
Im letzten Spiel vor der Sommerpauſe weilte am Sonntag
der Sportverein Lengfeld hier zum fälligen Rückſpiel. Die Gr.
Mannſchaft war während des ganzen Spiels überlegen und konnte
ſo auch bis zur Pauſe 3 Tore vorlegen. Durch ein Selbſttor
er=
gab ſich der Halbzeitſtand von 3:1. Nach dem Wechſel ſpielte
Grä=
fenhauſen gegen den nun ſtark aufkommenden Wind. Trotzdem
konnten die Einheimiſchen ihre Torzahl auf 5 erhöhen, mußten
aber auch 2 Gegentore der Gäſte hinnehmen. Bei etwas mehr
Glück der Gr. Stürmerreihe hätte die Torausbeute eine
weſent=
lich höhere ſein können.
Die Gäſte ſtellten eine körperlich ſtarke Mannſchaft ins Feld.
konnten aber nur durch etliche ſchnelle Vorſtöße gefährlich werden.
Die Gr. Hintermannſchaft, die wieder einmal ein gutes Spiel
zeigte, war der beſte Mannſchaftsteil.
Nalionales Fauſtball Turnier des 36.-53. Frankfurk.
Am Sonntag hat der J.G.=Sportverein eine Veranſtaltung
für Fauſtball durchgeführt, die an Leiſtungen, Teilnehmern und
Zuſchauern alles ſeither Geweſene weit übertroffen hat. Es darf
mit Rückſicht auf die teilnehmenden Vereine von einer internen
Meiſterſchaft geſprochen werden. Denn es waren nicht nur drei
Deutſche Meiſter vertreten, nämlich: Landshut, J.G.=Sportverein
und Lichtluft, ſondern alle Namen von Klang gaben ſich in
Frank=
furt ein Stelldichein. Neben den Meiſterm ſeien noch einige
Namen genannt wie Pforzheim, Hannover, Erfurt, Krefeld mit
insgeſamt 60 Mannſchaften. Aus der näheren Umgebung waren
folgende Vereine der ehrenvollen Einladung gefolgt: Tgde. Worms.
Tv. Aſchaffenburg und Tv. Pfungſtadt. Geſpielt wurde in vier
Gruppen, und der Loszug wollte es, daß in jeder Gruppe ein
ſtar=
ker Verein vertreten war. Daher kam es, daß ſich von den unteren
Vereinen keiner durchſetzen konnte. Es ſchälten ſich folgende vier
Gruppenſieger heraus: Landshut, Lichtluft, Pforzheim und
Han=
nover. Hierbei iſt beachtlich, daß der vorjährige Deutſche Meiſter
Schweinfurt bereits in den Mittelſpielen, durch Hannover aus
dem Rennen geworfen worden war. In der genannten
Reihen=
folge wurden nach den Endſpielen auch die Plätze belegt.
Lands=
hut — Lichtluft 32:30 und Pforzheim — Hannover 36:31. Der
Turnerſieger und wahrſcheinlich kommende Meiſter Landshut
be=
ſaß auf der linken Seite zwei Spieler, deren Leiſtungen von den
nur ſachverſtändigen Zuſchauern als die beſten angeſprochen
wur=
den. Für die Pfungſtädter war es ein großer Tag geweſen, gegen
beſte deutſche Klaſſe ſpielen zu können, wenn auch die Spiele
ver=
loren gingen.
Durch eine Armverletzung ſtark behindert, unterlag in
weni=
gen Minuten 6:0. 6:2 der Rangliſtenerſten Helen Jacobs. Ohne
Spiel kamen Henkel/Denker unter die letzten Acht, da der Spanier
Maier mit Cooper infolge der Grippe nicht antreten konnte.
Schiedsrichker-Arbeitsgemeinſchaft
des Kreiſes Starkenburg.
Kreisſihung am Samskag, 18 Uhr, in Darmſtadk.
Am Samstag, dem 7. Juli, abends 6 Uhr, findet erſtmalig
die für die Folge alle 4 Monate ſich wiederholende Geſamtſitzung
ſämtlicher Schiedsrichter des Kreiſes in der „Krone” in
Darm=
ſtadt ſtatt. Dieſe Gemeinſchaftsſitzungen haben den Zweck, die in
Untergruppen zuſammengefaßten Schiedsrichter einer einheitlichen
Aus= und Fortbildung zu unterwerfen. Sie ſollen ferner der
Durchführung großer, das Geſamtproblem des Sports
behandeln=
der Fragen und der Einführung der Schiedsrichter in die großen
Ziele des Sports dienen. So wie es die Pflicht eines jeden
Schiedsrichters iſt, die Sitzung zu beſuchen, wäre es auch zu
wün=
ſchen, wenn ſich, zur poſitiven Mitarbeit und zur Förderung des
Vertrauens, das zwiſchen Schiedsrichter und Verein nicht immer
beſteht, die Herren Vereinsführer pp. und die Vertreter
der Sportpreſſe an dieſen Veranſtaltungen beteiligen würden. Es
werden am 7. Juli außer dem Kreisführer u. a. der
Gauſchieds=
richterſachberater ein Referat halten, ſo daß es den
Uneingeweih=
ten möglich ſein wird, ſich von der intenſiven Art der Arbeit in
der Schiedsrichterbewegung zu überzeugen. Es iſt auch dort die
Gelegenheit geboten, den oder jenen Wunſch vorzubringen, der
leider in der oft fanatiſchſten Weiſe auf den Sportplätzen zum
Ausdruck kommt.
Der Leiter der Sch.=R.=Arbeitsgemeinſchaft.
Achkung! deutſche Kampfſpiele Nürnberg!
Intereſſenten an dem Beſuch der Deutſchen Kampfſpiele in
Nürnberg (Tage der Leichtathletik vom 27. bis 29. Juli) werden
gebeten, ſich zwecks gemeinſamer verbilligter Fahrt zu melden bei
dem Platzwart des SV. Darmſtadt 1898 e. V. am Böllenfalltor
(Telephon 4205). Die Meldung muß bis ſpäteſtens Samstag, den
7. Juli 1934, abgegeben ſein. Hinfahrt: Donnerstag, den 26. Juli,
Rückfahrt: Sonntag, den 29. Juli 1934.
Darmſtädter Radſpork-Club 1919.
Die Radballmannſchaft konnte ſich auf dem Bezirksfeſt in
Mainz=Biſchofsheim gegen erſte Klaſſe (19 Vereine) noch nicht
be=
haupten und erlitt eine, wenn auch ehrenvolle, Niederlage.
Im Vierer=Mannſchaftsfahren hatte die Rennfahrerabteilung
entſchiedenes Pech. Schon im erſten Drittel der 100=Km.=Fahrt
wird die vorhergeſtartete Mannſchaft überholt. An der Spitze
lie=
gend, fällt die Mannſchaft bei Eberſtadt infolge Reifendefekt ab.
Bis nach Langen wieder gut aufholend, werden die Fahrer Wittig
und Gerhardt in einen Sturz verwickelt, der Bruch bringt und die
Hoffnung auf Sieg oder wenigſtens Placierung aufgeben läßt.
Dafür geht für den DR.C. eine weniger erwartete Hoffnung
in Erfüllung, da er im Flaggenreigen Erſter und im Feſtkorſo
Kl. A. Zweiter wurde.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel, Trier, Freiburg 251.
Welle 1571
Frankfurt: Mittwoch, X. Julf
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit. Wetder. — 5.50: Stuttgart:
Gymnaſtik. — 6.15: Gymnaſtik. — 6.70: Zeit, Frühmeldungen
6.50: Wetter. — 6.55: Badenweiler: Frühkonzert des
Kur=
orcheſters — 8.15: Waſſerſtand, Wetter. — 8.20: Stuttgart:
Gymnaſtik.
9.45: Werbevortrag. — 10.00: Nachr. —
10.10: Schulfunk: Wir gehen durch die Bildungsſtäkken
u=
ſeres Gebiets.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und
Haus. — 11.0: Werbekonzert. — 11.40: Programm,
Wirt=
ſchaftsmeldungen. Wetter.
— 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Buntes Schallplattenkonzert. — 13.00: Nachr.,
Zeit, Saardienſt.
18.10: Nachr. aus dem Sendebezirk
13.20: Stuttgart: Mittagskonzert der SA.=Standartenkapelle
119. Ltg.: R. Hanker. — 13.50: Zeit, Nachr. — 14.00:
Stutt=
gart: Mittagskonzert. (Fortſetz.) — 14.30: 3 mal 15
Mi=
nuten aus dem Sendebezirk. — 15.30: Wetter. — 15.35:
Wirtſchaftsbericht.
15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
16.00: Karlsruhe: Nachmittagskonzert des Philharmon. Orcheſters.
17.30: Paul Palmen: Praktiſche Wetterregeln für Sport und
Wandern. — 17.45: Karlsruhe: Stunde der Jugend: Badiſche
Hitler=Jugend in Kampf und Werk. — 18.20; Wie ſteht es
heute mit der Eigenerzeugung von Oel in Deutſchland? Em
Bericht. — 18.35: Junge deutſche Dichtung: Otto von Pfiſter.
18.45: Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Programm Zeit. — 18.50:
Griff ins Heute
19.00: Bremen: Muſik auf Volksinſtrumenten. — 20.00: Zeit,
Nachr. — 20.10: Frankfurt: Reichsſendung: Unſere Saar —
den Weg frei zur Verſtändigung! — 20.30: Freiburg i. Br.3
Feſtkonzert anläßl. des 80. Geburtstages von Heinr. Zöllner.
Kompoſitionen von Heinr. Zöllner. — Anſchl.: Der 80 jährige
Komponiſt plauderk aus ſeinem Leben. — 21.20:
Unterhaltungs=
konzert. Das Funkorcheſter. Ltg.: Dr. Merten. — 22.00: Paul
Laven: Stegreiferzählung. — 22.20: Zeit, Nachr.
22.35:
Stuttgart: Du mußt wiſſen. — 22.45: Nachr. a. d. Sendebezirk,
Wetter, Sport. — 23.00: Drei Musketiere und ein Hund fahren
in Urlaub. Ein heiteres Hörſpiel aus dem Weltkrieg. — 24.00;
Nachtmuſik auf Schallplatten.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 4. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Wiederholung der Abendnachr.
6.00; Berlin: Gymnaſtik. — 6.15: Tagesſpruch.
6.20:
Königsberg; Frühkonzert. — In einer Pauſe (gegen 7.00):
Nachr.
8.00; Sperrzeir. — 8.45: Leibesübung für die
Frau.
9.00; Hauswirtſchaftl. Lehrgang. — 9.40:
Kinder=
gymnaſtik. — 10.00: Nachr. — 10.10: Funkſtille. — 10.50:
Fröhlicher Kindergarten. — 11.15: Seewetterbericht. — 11.30:
Stunde der Hausfrau. — 11.55: Wetter für die Landwirtſch.
12.00: Breslau: Mittagskonzert des Schleſ. Gau=Sinfonieorcheſters=
„Ltg.: Mundry. — 12.55: Zeitzeichen. — 13.00: Schallplatten.
Anſchl.: Wetter für die Landw. — 13.45: Nachr. — 14.00:
Sperrzeit. — 14.45: Glückwünſche. — 15.00: Wetter, Börſe.
15.15: Für die Frau: Neue Kinderbücher. — 15.40; Fürs deutſche
Mädel.
16.00: Hamburg: Muſik am Nachmittag. Ltg.: Julius Schoenherr.
17.00: Eduard von Winterſtein: Deutſche Schauſpieler in Athen.
17.15: O. F. Heinrich: Bergleute. Schichtwechſel. — Des
Bergmanns Lämpel ſeltſames Begräbnis. — 17.40: Italieniſche
Arien — Deutſche Lieder — 18.20: Kartenleſen für die
Hitlerjugend. — 18.40: Muſikeranekdoten. Kleine Geſchichten
von großen Meiſtern. —
19.10: Der Dichter ſchafft die Welt. Gedanken, Gedichte.
Ge=
ſpräche von Paul Ernſt. — 20.00: Kernſpruch. — Anſchl.:
Wetter für die Landwirtſchaft, Kurznachr. — 20.10:
Reichs=
ſendung: Frankfurt: Unſere Saar — den Weg frer zur
Veu=
ſtändigung. — 20 30: Militärkonzert. Muſikkorps der
Flieger=
landesgruppe 14. Ltg.: Wolff. — In der Pauſe: Das Training
des Marathonläufers. — 22.00; Wetter=, Tages= und
Sport=
nachrichten. — 22.30: Viertelſtunde Funktechnik. — 22.45:
See=
wetterbericht. — 23.00: München: Tanzmuſik. Ltg.; Aulich.
Wetkerbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 4. Juli: Teils wechſelnd wolkig,
teils aufheiternd, noch keine ſtärkere Erwärmung, meiſt
trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 5. Juli: Weiterhin wechſelnd
be=
wölkt mit Aufheiterung, tagsüber warm, Neigung zu
Ge=
witterſtörungen.
Mittwoch, 4. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 8 — Nr. 182
Die polniſchen Ozeanflieger in Frankreich gelandel.
Das Warkburg=Hokel in Flammen.
Reich und Ausland.
Der Fremdenverkehr im Mai 1934
Windhoſe zerſtört eine Scheune.
Weinheim. Durch eine Windhoſe wurde
die Scheune des Kaufmanns J. Heil in der
Hauptſtraße zerſtört. Die Windhoſe deckte das
Dach der Scheune in ſeiner geſamten Länge von
etwa 20 Metern vollſtändig ab. Das Gebälk der
Scheune wurde ebenfalls vollſtändig abgetragen.
Die auf dem Scheunengebälk lagernden Waren des
Kaufmanns Ferdinand Neu wurden zum größten
Teil mit dem Dachwerk in den anſchließenden
Gar=
ten geſchleudert. Auch Obſtbäume mit reichem
Be=
hang wurden dabei vernichtet. Der Schaden iſt
be=
trächtlich. Menſchenleben wurden nicht geſährdet.
Noch kurz zuvor war Frau Neu in der Scheune
tätig.
Mord an einem SS=Mann.
Vilſeck. Nach einer Tanzveranſtaltung in
Kalksreuth verübten der ledige Georg Graf und
der ledige Johann Tuſcher an dem SS=Mann
Xaver Kredler ein ſchwere Bluttat. Nach einer
vorhergegangenen Auseinanderſetzung in der
Wirtſchaft wurde Kredler auf dem Heimweg nachts
von Graf und Tuſcher aufgelauert und durch zwei
Meſſerſtiche in die Bruſt= und Bauchgegend ſowie
durch Schläge mit einem dicken Prügel auf den
Kopf tödlich verletzt. SS=Männer hielten den
einen Täter feſt. Der zweite wurde von der
Poli=
zei feſtgenommen.
Eiſenbahnunfall im Vogtland. — Ein Reiſender
getötet.
Plauen. Am Dienstag um 16.35 Uhr iſt bei
Kilometerſtein 46,5 zwiſchen Chrieſchwitz und
Barthmühle die Lokomotive des Perſonenzuges
2185 entgleiſt. Dadurch wurde auch der Packwagen
und ein Perſonenwagen aus den Gleiſen geworfen.
Ein Reiſender fand bei dem Unglück den Tod. Drei
Reiſende wurden ſchwer verletzt. Der
Perſonen=
verkehr wird durch Umſteigen aufrechterhalten.
Das ſiameſiſche Königspaar in Berlin.
Berlin. Nach Mitteilung des Statiſtiſchen
Reichsamts ſind im Mai in 200 wichtigeren
Frem=
denverkehrsorten des Deutſchen Reiches 1,01
Mil=
lionen Fremdenmeldungen und 2,94 Millionen
Fremdenübernachtungen gezählt worden, d. h. rund
ein Drittel mehr als im Mai 1933. Der in dieſen
Zahlen nicht enthaltene Verkehr der
Auslands=
fremden weiſt gegenüber dem Mai 1933 die
ein=
einhalbfache Zahl der Meldungen und die 1½= Zahl der Uebernachtungen auf. Neben dem
warmen und ſonnigen Wetter und den diesmal
in den Mai gefallenen Pfingſtfeiertagen haben zu
dem günſtigen Ergebnis u. a. die üblichen Feiern
des Tages der nationalen Arbeit am 1. Mai, die
„Kraft durch Freude”=Fahrten und die
Ober=
ammergauer Paſſionsſpiele erheblich beigetragen.
Der Umfang des Fremdenverkehrs (gemeſſen an
der Zahl der Uebernachtungen) hat in allen
Grup=
pen der Berichtsorte zugenommen, und zwar in
den Großſtädten durchſchnittlich um 22 v. H., in den
Mittel= und Kleinſtädten um 38 v. H. und in den
Bädern und Kurorten um 39 v. H. In den
See=
bädern (Oſtſeebädern) hat ſich wohl auch infolge
Ausnutzung der Vorſaiſon durch „Kraft durch
Freude” die Zahl der Beſucher gegenüber dem
Mai 1933 mehr als verdreifacht und die Zahl der
Uebernachtungen mehr als verdoppelt.
König Prajadhipok und Königin Rambai Barni nach ihrer Ankunft auf dem Berliner Bahnhof,
wo ſie von Reichsaußenminiſter von Neurath (rechts) begrüßt wurden.
Ber Schlng gegen vie dalſcmanzersände
Enkdeckung der Werkſtakt in einem Vorork von Hannover.
7000 Mark Falſchgeld im Aermelfukker.
Verhaftung der Falſchmünzer.
11½ Stunden im Segelflugzeug.
München. Dem Segelflieger Otto Croiſſant
aus Landau in der Pfalz gelang es am Sonntag
mit einer Frunau=Baby die bisherige Höchſtleiſtung
im Dauerflug auf dem Heſſelberg um 4½ Stunden
zu überbieten. Croiſſant blieb mit ſeinem
Segel=
flugzeug von 14.30 Uhr bis 2.15 Uhr, alſo 11¾
Stunden, in der Luft. Die Leiſtung iſt um ſo
be=
achtlicher, als ein großer Teil des Fluges bei
Nacht ausgeführt wurde.
Eine Rieſenſternwarte in Südafrika.
London. Die Erbauung einer großen
Stern=
warte in Südafrika aus Mitteln einer im Jahre
1714 von dem Londoner Phyſiker Dr. John
Rad=
tliffe gemachten Stiftung, wurde von dem zur
Entſcheidung angerufenen Chancery=Gerichtshof in
London genehmigt. Für den Bau, der in Vield bei
Pretoria auf einem von der ſüdafrikaniſchen
Re=
gierung geſchenkten Gelände errichtet werden ſoll,
wurden 72 000 Pfund zur Verfügung geſtellt. Das
Teleſkop der Sternwarte wird Linſen von 72 Zoll
Durchſchnitt erhalter und das größte Fernrohr auf
der ſüdlichen Halbkugel darſtellen.
Stuttgart. Die Falſchgeldſtelle des
würt=
tembergiſchen Landeskriminalpolizeiamts hat eine
Falſchmünzerbande in Stuttgart und Hannover
ermittelt und verhaftet. Die Bande beſtand aus
insgeſamt 12 Perſonen, von denen fünf die
Her=
ſtellung der falſchen Zehn= und
Zwanzigmark=
ſcheine in Hannover beſorgten, während die
übri=
gen die Scheine vertrieben. Die Herſtellung und
der Vertrieb der Falſchſcheine ging bis auf das
Jahr 1920 zurück. Erſt die Ermittlung des
Litho=
graphen, der in Stuttgart die Druckplatten
her=
geſtellt hatte, führte zur Aufdeckung der
Falſch=
münzergruppe, deren Mitglieder alle in
verwandt=
ſchaftlichen Beziehungen zueinander ſtanden. Die
einzelnen „Vertreter” bereiſten ganz Deutſchland
und brachten die Falſchgeldſcheine in der üblichen
Weiſe in Verkehr. Für einen falſchen
Zehnmark=
ſchein erhielten ſie eine „Proviſion” in Höhe von
vier Mark. Die Fälſchungen ſelbſt waren nicht
einmal hervorragend gelungen. Soweit bis jetzt
feſtſteht, wurden etwa rund 800
Zwanzigmark=
ſcheine in Umlauf geſetzt. Die Zahl der
Zehnmark=
ſcheine dürfte mit 20000 nicht zu hoch geſchätzt
ſein. Das vorhandene Falſchgeld konnte ſichergeſtellt
werden. Die Mitglieder der Bande wurden im
Laufe der letzten Woche verhaftet.
Bei Schilpp wurden im Aermelfutter für über
7000 Mark falſche Zwanzigmarkſcheine gefunden,
weiter ſind in Möbeln, die Schilpp auf einem
Spei=
cher in Stuttgart untergeſtellt hatte, falſche Scheine
im Betrage von über 30000 Mark beſchlagnahmt
worden.
Mit den Verhaftungen iſt der deutſchen
Zen=
tralſtelle zur Bekämpfung von Geldfälſchungen
beim Polizeipräſidium Berlin in Zuſammenarbeit
mit der Landesfalſchgeldſtelle beim
Polizeipräſi=
dium Stuttgart und verſchiedenen preußiſchen
Polizeibehörden ein großer Schlag gegen das
ge=
meingefährliche Treiben einer der umfangreichſten
und geriebenſten Falſchmünzerbanden geglückt.
Die Ozeanflieger in Warſchau gelandet.
Warſchau. Die polniſchen Ozeanflieger
Brüder Adamowicz ſind am Montag um 17.15
Uhr auf dem Warſchauer Flugfeld gelandet. Auf
dem ganzen Wege wurden ſie von polniſchen
Mili=
tärflugzeugen begleitet. Auf dem Flugfeld hatten
ſich etwa 50 000 Menſchen verſammelt, die die
Flieger begeiſtert begrüßten. Die Ozeanflieger
fuhren im Kraftwagen zum Rathaus, wo ſie durch
den amerikaniſchen Botſchafter, den
Stadtpräſiden=
ten von Warſchau und Vertreter des polniſchen
Flugweſens begrüßt wurden. Für Dienstag iſt ein
Beſuch der Flieger im Schloß vorgeſehen.
Neue Grubenſenkungen.
Saarbrücken. In Quierſchied machen ſich
in letzter Zeit wieder neue Grubenſenkungen
be=
merkbar. An einzelnen Häuſern ſind die
entſtan=
denen Sprünge und Riſſe ſehr beträchtlich. Eine
große Anzahl von Fenſter= und Türſteinen wurde
völlig aus ihrer Lage verſchoben oder ganz
durch=
gedrückt. Alle Ausbeſſerungen an den beſchädigten
Häuſern ſind völlig zwecklos, denn immer wieder
ſpringen die alten ausgebeſſerten Stellen wieder
auf. — Die Saar= und Blieszeitung bemerkt dazu:
Wohin das alles führen ſoll, iſt vollkommen
unver=
ſtändlich. Es kann den Bürgern auf keinen Fall
zugemutet werden, daß ſie ihr Eigentum auf dieſe
Weiſe opfern. Man wird endlich an der
maß=
gebenden Stelle das notwendige Einſehen
aufbrin=
gen und den unzweckmäßigen Raubbau an der
ſaar=
ländiſchen Kohle einſtellen müſſen. Nur durch einen
ſachgemäßen Ausbau der Untertagearbeiten und
ſorgfältiges durchgeführtes Verſetzen der Berge
kann dieſem Uebelſtande ein Ende bereitet werden.
Eine oſtpolniſche Ortſchaft eingeäſchert.
Warſchau. Durch ein Großfeuer wurde am
Montag innerhalb von zwei Stunden die ganze
Ortſchaft Raſzkutany in Oſtpolen eingeäſchert.
Vex=
brannt ſind 63 Wohnhäuſer und 157
Wirtſchafts=
gebäude. Auch ein Teil des Viehs konnte nicht
mehr gerettet werden; u. a. ſind 300 Schweine mit
verbrannt. 340 Bewohner des Dorfes ſind
obdach=
los geworden.
Unwekker in Nordbulgarien. — 12 Toke.
Sofia. Ueber dem nordbulgariſchen Bezirk
Nikopol gingen am Montag abend ſchwere
Un=
wetter nieder. Mehrere Ortſchaften wurden unter
Waſſer geſetzt. Im Dorfe Muſſeliewo wurden
zahl=
reiche Häuſer und Stallgebäude von den Fluten
fortgeriſſen, wobei 7 Perſonen ums Leben kamen.
Auch aus anderen Dörfern liegen beunruhigende
Meldungen vor. Bisher zählt man 12 Tote,
darun=
ter ſechs Kinder. Der Sachſchaden und die
Vieh=
verluſte ſind überaus groß.
Vom Berliner Sieben=Nakionen=Sporkfeft.
Berlin. Das Tätigkeitsfeld der in Stuttgart
und Halle a. d. Saale feſtgenommenen
weitver=
zweigten Falſchmünzerbande erſtreckte ſich über
ganz Deutſchland. Eine Hauptſtelle der
Falſch=
münzer befand ſich in Hannover. Als zwei
Mit=
glieder der Bande, ein gewiſſer Wichmann und
eine Frau Weck dank der Aufmerkſamkeit von
Marktfrauen und Marktbeſuchern nach ſorgfältigen
Beobachtungen in Halle a. d. Saale bei der
Aus=
gabe von falſchen Scheinen verhaftet wurden.
flüchtete der Haupttäter nach Hannover. Man
ver=
folgte ſeinen Kraftwagen nach dem Vorort
Beme=
rode, wo der Inſaſſe, der Ehemann der in Halle
verhafteten Frau, eine Villa aufſuchte. Er wurde
feſtgenommen. Man entdeckte in der Villa die mit
allem Zubehör verſehene Falſchmünzerwerkſtatt.
Als Helfer der Eheleute Weck konnten in
Stutt=
gart die Eheleute Schilpp feſtgenommen werden,
als ſie von einer Reiſe nach Heidelberg, auf der
ſie gefälſchte Scheine abgeſetzt hatten, zurückkehrten.
Der Sieg des Bochumers Borchmeyer (ganz links) im 100=Meter=Lauf,
der in 10,3 Sekunden vor Sir=Ungarn (Zweiter vor links) und Schein=Hamburg das Ziel paſſierte.
Ein Bild von dem internationalen Sportfeſt, das am Sonntag im Berliner SCC.=Stadion die beſten
Kräfte von ſieben Nationen vereinigte.
Im Hotel der Wartburg, das etwa 20 Meter von der Burg entfernt liegt, brach aus unbekannter
Urſache ein Brand aus, der ſich ſchnell ausbreitete und den Dachſtuhl völlig vernichtete. Fünf
Perſonen wurden zum Teil ſchwer verletzt.
Die polniſchen Brüder Joſeph und Benjamin Adamowicz (links Mitte) nach ihrer Notlandung auf
dem Pariſer Flughafen Le Bourget, wo ſie ihren Ozeanflug New York — Warſchau wegen
Brenn=
ſtoffmangels unterbrechen mußten. — Mitte (mit Hut): Der Pariſer polniſche Botſchafter.
Mittwoch, 4. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 182 — Seite 9
Land und Leute im Rheingau. — Wein, Wingert und Wingertsmann.
Taunus=Landſchaft und Taunus=Bäder.
Der Rheingau.
Der Rheingau, jener ſcharf begrenzte Landſtrich, den nach
zwei Seiten der Rhein, nach Oſten und Norden die natürliche
Schutzwehr eines dichtbewaldeten Gebirges abſchließt, gilt von
jeher als das deutſche Italien, und kein Geringerer als Bulwer
hat ihn das ſchönſte Tal der Welt genannt. Um von einer
ſolchen Landſchaft eine Vorſtellung zu geben, wußte Niklas Vogt
ſeine Vorleſungen über rheiniſche Geſchichte nur damit zu
er=
öffnen, daß er ſeine Zuhörer auf die Rheinbrücke von Mainz
führte, wo man jenes Bild von dem Stromtal empfängt, das
Goethe in den berühmten Verſen von
Des Rheins geſtreckten Hügeln, Auen, die den Fluß beſpiegeln,
Hochgeſegneten Gebreiten, Weingeſchmückten Landesweiten!“
nachzeichnete.
In dieſes Gemälde der epiſch ſich ausbreitenden Ufer von
Mainz bis Rüdesheim gehört zur Vervollſtändigung noch die
balladeske Stromſtrecke unterhalb des Binger Lochs, die die
Schiffer das Gebirg nennen. Die Ufer rücken
hier dichter zuſammen. An ihren ſteilen
Flan=
ken lodert Wald empor, die tauſend Balkone
und Erker kleiner Weingärten kleben an den
Hängen, und Burgen, die nur Felſenzacken zu
ſein ſcheinen, ſägen ſich in die feuchte Luft.
Aber die Anziehungskraft einer Natur, die
neben der Weltfreudigkeit von Rebenhängen
und ſtampfenden Flotten Pflanzſtätten der
Myſtik aufwachſen ließ, hat im
Landſchaft=
lichen nicht ihre Grenze.
Wir erſteigen eins ihrer Felſenneſter und
ſchauen von hoher Warte ins Stromtal hinab.
Es iſt die Roſſel, die Gebirgskante, um die
ſich der Rhein rechtwinklig herumwendet, um
ſeinen Lauf wieder nach Norden zu nehmen.
Unter uns in dem Engpaß, den die
Waſſer=
maſſen in vorgeſchichtlicher Zeit durch das uralte
Schiefergebirge ſich gegraben, keucht ein
rauchen=
der Schleppzug neben ſchäumenden Bänken
durch die ſchmale Fahrrinne des Binger Lochs
bergan, flankiert von der Mäuſeturminſel und
den Trümmern der Ehrenfels. Gegenüber,
unter dem Rupertsberg, auf dem das Kloſter
der Myſtikerin Hildegard geſtanden, das eiſerne
Schienennetz von Bingerbrück; unter der
Nahe=
mündung die ſteinerne Brücke, die Druſus
ge=
baut; aus Bingen ſich emporgipfelnd Burg
Klopp, wo Heinrich IV. als Gefangener ſeines
Sohnes eingekerkert ſaß; noch überragt von der
Kapelle des hl. Rochus, die das Andenken an die Peſtzeit nach
dem Dreißigjährigen Kriege wach erhält. Ingelheim taucht
auf, wo die Pfalz des großen Karl geſtanden, an unſerer
Seite die Reben, die der Kaiſer hier pflanzte, auf den
Berg=
terraſſen, die heute das Niederwalddenkmal krönt. — Dies alles
umfaſſen wir mit einem Blick. Entfernungen von Ewigkeiten
ſcheinen aufgehoben. Urweltliches Spiel der Naturkräfte,
Römer=
brücken und Kaiſerpfalzen, Sagentürme und Burgen, Mittelalter
und Gegenwart, Kultur und Landſchaft, der werdende, der
Ge=
ſchichte gewordene und der arbeitende Strom lagern dicht
bei=
einander zwiſchen den Weinhügeln des Lebens zu einem
untrenn=
baren Ganzen verwoben, ſich beſchauend in demſelben Spiegel,
in dem ſie zuſammenfließen. Heitere Monumentalität! Wie hier,
ſo iſt die Schrift meißelnder Naturkräfte und in Natur ſich
wandelnde Vergangenheit überall an Uferhang und Seitental zu
leſen. Die Klöſter Notgottes und Eberbach, der Teifelskadrich
und der Nolling, die Burgen der Brömſer, der Wild= und
Rhein=
grafen und der Scharfenſteiner, die Wiſper, die Hungerſteine —
jeder Fußbreit Erde und jeder Möwenſand hat ſein
Sagen=
gewiſpel. Die Fußſtapfen der Geſchichte zeichnen ſich in alle
Wege. Schöpferträume der Kultur ranken ſich durch den
Werk=
tag und ſchauen uns an mit den Augen ihrer gewachſenen Welt.
Denn die offene Verkehrs= und Grenzlage wie die innere
Ge=
ſchloſſenheit und Solidarität des Kurſtaates Mainz, dem der
Landſtrich über 800 Jahre lang angehörte, haben ihn trotz ſeines
nur vier Quadratmeilen großen Flächengehalts in die
Schickſals=
gemeinſchaft des ganzen Stromgebiets oder — was
gleich=
bedeutend iſt — ganz Deutſchland verflochten. Noch ſteht im
Winkel das Graue Haus, das älteſte Steinhaus Deutſchlands,
der Wohnſitz des Hrabanus Maurus, der, mit der Hofakademie
Karls des Großen in Beziehung, ſein Kloſter zum Mittelpunkt
der damaligen Bildung machte. Noch ſpiegelt ſich die
Ingel=
heimer Au in den Fluten, wo Ludwig der Fromme, von ſeinen
Söhnen auf dem „Lügenfelde” verraten, kummervoll ſeine Tage
beſchloß. Noch beſitzen wir die koſtbar illuminierte Handſchrift
der Viſionen, die Hildegard in Bingen und Eibingen ſchaute,
die erſte Myſtikerin des Rheinlandes, die zugleich als erſte
deutſche Naturforſcherin und Aerztin gelten darf. Noch ſteht die
Stätte in Eltville, wo Gutenberg die Brüder Bechtermünze in
der Buchdruckerkunſt unterwies. Schloß Vollrads mit ſeinem
alten Turm ragt auf, der Stammſitz Richards v. Greiffenclau,
des mächtigen Trierer Kurfürſten, an dem Huttens
Refor=
mationspläne zerſchellten. Der grandioſe Renaiſſancebau des
Reichsfeldmarſchalls Hilchen, des Waffengefährten Sickingens,
pflanzt ſtolz ſich auf in der Straßenfront von Lorch, kaum eine
Wegſtunde entfernt von dem Friedhof von Sauerburg, wo von
dem Letzten aus dem Geſchlechte ſeines Freundes Sickingen die
halbverloſchene Inſchrift meldet: „Er ſtarb im Elend”.
In dieſem Himmelsſtrich, dem deutſche Farbigkeit und
italie=
niſche Formengröße das Gepräge geben, fanden Clemens
Bren=
tano und ſein Kreis die phantaſtiſche Realität des romantiſchen
Lebensgefühls. In dem Brentanoſchen Landhaus zu Winkel,
von dem die Rheinromantik ihren Ausgang nahm, ſchrieb Bettina
in „kriſtallenen Mitternächten” jene Naturevangelien von „ſchwarz=
kantigen Pfalzen im Strom, die mit ihrem elfenbeinernen Feſten
und ſilbernen Zinnen ganz ins Mondlicht eingeſchmolzen ſind”,
und wies damit dem Zauber des Gaues in der deutſchen
Geiſtes=
geſchichte für immer ſeinen Platz an.
Von W. H. Riehl.
Man hat nach einem zweihundertjährigen Durchſchnitt
aus=
gerechnet, daß im Rheingau auf 20 Jahre elf geringe Weinjahre
kommen — für den größeren Gutsbeſitzer; für den kleinen
Bauern ſind das elf Not= und Hungerjahre! In den 9000
Mor=
gen Weingelände des Rheingaues, die dem auf dem Dampfſchiffe
vorüberjagenden Touriſten im Rebengrün ſo luſtig
entgegen=
ſchimmern, wird gar manche bange Hoffnung in jedem Frühling
mühſelig eingegraben, und im Herbſt findet ſich’s doch, daß
mehrenteils nur Hunger und Kummer darinnen aufgewachſen ſei.
Mehr als ſieben und eine halbe Million Flaſchen großenteils
vortrefflichen Weines erzeugt ein guter Rheingauer Herbſt aber
es ſitzen viel bittere Tränen in dem ſüßen Wein. Das
Würfel=
ſpiel der „Weinjahre” iſt die Angſtfrage des Rheingauers.
Seit tauſend Jahren iſt das Rheingauer Leben gleichſam in
Wein getränkt, es iſt „weingrün” geworden wie die guten alten
Fäſſer. Dies ſchafft ihm ſeine Eigenart. Denn es gibt vielerlei
Weinland in Deutſchland, aber keines, wo der Wein ſo eins und
alles wäre wie im Rheingau. Hier zeigt ſich’s, wie „Land und
Leute” zuſammenhängen. Der Wein iſt allerwege das
Glaubens=
bekenntnis des Rheingauers. Wie man zu Cromwells Zeit in
England die Royaliſten an der Fleiſchpaſtete, die Papiſten an
der Roſinenſuppe, den Atheiſten am Roaſtbeef erkannte, ſo
er=
kennt man ſeit unvordenklicher Zeit den Rheingauer an der
Weinflaſche.
Das Zeitbuch des Rheingauers teilt ſich nicht ab nach
ge=
wöhnlichen Kalenderjahren, ſondern nach Weinjahren. Leider
fällt die übliche Zeitrechnung, welche von einem ausgezeichneten
Jahrgang zum anderen zählt, ſo ziemlich mit der griechiſchen
nach Olympiaden zuſammen.
Die ganze Redeweiſe des Rheingauers iſt geſpickt mit
ur=
ſprünglichen Ausdrücken, die auf den Weinbau zurückweiſen. Man
könnte ein kleines Lexikon mit denſelben füllen. Mehrere der
landesüblichen, ſchmückenden Beiwörter des Weines ſind ein
Gedicht aus dem Volksmunde, in ein einziges Wort
zuſammen=
gedrängt. So ſagt man gar ſchon von einem recht harmoniſch
edlen firnen Trank: „es iſt Muſik in dem Wein”; ein guter
alter. Wein iſt ein „Chriſam” ein geweihtes Salböl. Die
„Blume” das „Bukett” des Weines ſind aus urſprünglichen
örtlichen Ausdrücken bereits allgemein deutſche geworden. An
ſolch prächtigem poetiſchem Wortſchmuck für ſeinen Wein iſt der
Rheingauer ſo reich wie der Araber an dichteriſchen Beiwörtern
für ſein edles Roß.
Aber nicht minderen Ueberſchuß hat des Rheingauers
Wort=
ſchatz an ſpöttiſchen Geißelworten für den ſchlechten, aus der
Art geſchlagenen Wein, in denen ſich der rheiniſche Humor gar
luſtig ſpiegelt. Im Mittelalter iſt der ſchlechte, ſaure Wein,
„davon die Quart nicht ganz drei Heller galt” am Rhein „
Rats=
mann” geheißen worden, aber wohl ſchwerlich aus dem
unſchul=
digen Grunde, den ein ſpäterer Chroniſt angibt, wenn er meint:
„denn wie viel man deſſen trank, ließ er doch den Mann bei
Verſtand, gleichwie alle Ratsleut verſtändig ſein ſollen.” Maleriſch
anſchaulich iſt die neuere rheingauiſche Bezeichnung als „
Drei=
männerwein”, welcher nur dergeſtalt getrunken
werden kann, daß zwei Männer den Trinker
feſthalten, damit ihm ein dritter das edle Naß
in die Kehle gießen könne. Muſikaliſch
an=
ſchaulich klingt der dröhnende „Rambaß” für
den groben, rohen Polterer unter den Weinen.
Des Dreimännerweins leiblicher Bruder iſt
der „Strumpfwein” ein Geſell von ſo ſauren
Mienen, daß bei ſeinem bloßen Anblick die
größten Löcher in den Strümpfen ſich von ſelber
zuſammenziehen. Der leichte flaue, milde,
charakterloſe Wein, der Philiſter unter den
Weinen, den man täglich wie Waſſer trinkt,
läuft als „Flöhpeter” mit. Dem oberdeutſchen
„Batzenwein” entſpricht der rheingauiſche
„Groſchenburger” als der Chorführer
ſämt=
licher „Kutſcherweine‟.
Im Kloſterkeller
zu Eberbach.
Anekdvte von Wilh. Schäfer.
Der Küchenbruder, kam zu Erbach an einem
Morgen in den Keller und fand den Bruder
Kellermeiſter betrübt vor einem Fäßchen ſitzen,
M
darin ein edler Steinwein der letzten Reife
wartete. Weil er den Spund gehoben hatte, war
hard Enders.
der Duft des Weines herrlich in dem Keller.
Doch ſchien der Trunk, den er in dünnen Zügen
über die Zungenſpitze laufen ließ, ihm weniger zu behagen, denn
ſorgenvoll wie ein Vater, dem ein Kind mißriet, ſah er in ſeinen
Becher und ſchüttelte den grauen Kopf, ſo daß der Bruder
Küchen=
meiſter ſchon meinte, der Wein ſei ganz verdorben.
Der Wein iſt gut gepflegt und wäre ohne Tadel, wenn er
nur nicht — und dabei trank er wieder und ſchüttelte von neuem
den Kopf und ſah den Küchenmeiſter mißmutig an — nach Leder
ſchmeckte. Der aber war ein Schalk und meinte Augenzwinkernd:
wenn der Geſchmack nur nicht vom letzten Braten käme! Weil
jener aber mißmutig blieb, ſo fing er ſelber an zu koſten; und
ſo erging es ihm nicht beſſer als dem andern: erſt fiel ein
Ge=
leucht in ſein Geſicht vom Duft und von der Kraft des Weines, bis
dann beim Nachgeſchmack die kahlen Mundwinkel ſich nach unten
zogen und er dem Kellerbruder gleich wehmütig in die Augen ſah.
So ſaßen denn die beiden Alten bei dem Fäßchen und waren
recht betrübt, daß ſolch ein edler Steinberger Riesling einen
Makel hätte. Doch leckte ſich der Küchenbruder noch ein paarmal
die Lippen: „Das iſt kein Leder, Bruder Kellermeiſter!” und nahm
noch einen Spritzer auf die Zunge: „Das wäre nicht ſchlimm, wenn
er nach Leder ein wenig bitter ſchmeckte!” und trank den Reſt
zorn=
mütig aus: „Er ſchmeckt nach Eiſen, Bruder Kellermeiſter!“
Darüber gab es einen ſeltſamen Streit; der Kellermeiſter
wollte wohl auf ſeinem Wein, doch auf der Zunge keinen Tadel
ſitzen laſſen. Sie probten beide noch einmal, nicht ſo bedächtig
wie zuvor und ſtanden auf und ſprachen jeder vor ſich hin: „Er
ſchmeckt nach Leder!“ — „Nach Eiſen ſchmeckt er!” Und probten
noch einmal, blieben getrennter Meinung und gingen zornmütig
von einander. Doch weil ſie vordem gute Freundſchaft hielten
und keiner ſonſt im Kloſter war, dem ſie in ſolcher Kennerſchaft
ernſthaft ein Urteil zugeſtanden hätten, ſo kamen ſie am Abend
überein, in Ruhe noch einmal zu ſchmecken, und blieben jeder doch
dabei: „Er ſchmeckt nach Eiſen! — Nein, nach Leder!‟ Dann
mie=
den ſie das Fäßchen ein paar Tage und probten an den andern
herum; doch weil ſie ſonſt in allem einig waren, bekam der Kel=
URN
Kloſter Eberbach im Rheintal.
„ders.
Richa
Weinleſe im Rheingau bei Bingen.
Richard Enders.
Eltville im Rheingau.
[ ← ][ ][ → ]Seite 10 — Nr. 182
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwocg, 4. Juli 1934
lermeiſter Zweifel an ſeiner eigenen Zunge und machte — recht
gewillt, das Eiſen auch zu entdecken — allein die Probe und
ſchmeckte gar nicht mehr den ſtarken Wein, wur immer
mehr das Leder und begriff nicht, wie der Küchenbruder ihm
darin widerſprechen konnte. Der aber tat heimlich desgleichen.
Und ſo geſchah es eines Tages, daß in dem Fäßchen nichts mehr
z proben war; und wie ſie da faſt fröhlich
beiein=
ander ſtanden, daß nun die Quelle ihres Streites
verronnen wäre: wollten ſie das Fäßchen ſchwenken
und hörten etwas darin klirren, das nicht von
Le=
der war. Der Kellermeiſter wurde blaß und ließ
den Sieger das Fäßchen ſchütteln, bis aus dem
Spundloch ein Schlüſſelchen von Eiſen auf die Platte
klirrte: rot verroſtet. Doch als der Küchenbruder es
ihm zeigen wollte, hing auch ein feines
Leder=
riemchen dran, tiefſchwarz von alter Näſſe.
Da ſtanden beide mit ihrer Meinung wie in eins
verklärt und ſanken ſich als Freunde in die Arme
und rochen an dem Schlüſſelchen und rochen an dem
Riemchen und gingen mit ihrer Eintracht raſch, als
ob ſie einen Schatz gehoben hätten — auch wohl,
weil ſie das leere Faß geſtehen mußten — hinauf
zum Abt und zeigten dem das Wunder an. Der
war ein feiner Greis bei alten Büchern. Er drohte
ſchalkhaft mit dem Finger, weil er die alten
Freunde kannte, davon ihm jeder lieb mit ſeinen
Kenntniſſen war, und hieß ſie ſchleunigſt den
Schlüſ=
ſel mit dem Riemchen zum Gartenbruder tragen,
daß der ihn tiefſt vergrübe; denn, ſagte er, und
lächelte in ſein Pergament, er möchte ſonſt noch
manchmal in ein Fäßchen fallen und euch entzweien.
Taunus=Silhouette.
Von Auguſt Straub.
Es iſt lange Jahre her, als ich den Taunus das
erſtemal ſah. Flößer vom Obermain hatten den „Im Taunus: Oberreifenberg mit Feldberg.
Wanderjungen mitgenommen. Ich ſaß am Bug. Da
hob ſich mit ſteilem Sprung die Linie des Gebirges
aus der Wetterau. Eine breite Wieſenebene dehnte ſich zwiſchen
dem Fluß und dem blauen Bergwall. Schon winkte Frankfurt.
Sein Kaiſerdom ſpiegelte ſich in den Fluten. Hielt mein Auge
feſt. Entglitt dann wie die Stadt.
Kühn verläuft die Himmelslinie dieſes langgeſtreckten
Berg=
rückens. Nach dem raſchen Bogen im Nordoſt der tiefe
Saalburg=
ſattel. Es folgt, das erſte Motiv einfallfreudig abwandelnd, in
der herrlichen Linie die dreigegipfelte Höh, gleich der höchſte
Stock des Gebirges. Die beiden Feldberge und der Altkönig.
Seltſam mild ſind die Konturen dieſer Berge.
Dann zieht eine breite Senke herein, den Kamm
er=
niedrigend, faſt auflöſend. Aber ſofort kehrt die
Geſchloſſen=
heit zurück, um nicht in der früheren Höhe, ſtatt ihrer in
der kompakten Maſſe der Hohen Wurzel das Stromtal
machtvoll und nahegerückt zu beherrſchen. Kalte Herberge,
Hallgartener Zange als Kuppen zählen ihr zu.
Schroff bricht die Linie ab. An dieſem Hange des
Gebirges kocht die Rheingauſonne den deutſcheſten Wein.
Schwach zieht der Waſſerſpiegel des Mains, zwingt doch
den Rhein eine Strecke weit in ſeinen Lauf.
Da liegt auf altem Römerboden Wiesbaden, die
glück=
hafte Stadt, in die mit Sonnenberg und ſeiner Ruine
der Taunus, mit Biebrich und ſeinem am Rhein
gele=
genen Naſſauer Schloß und alten Park die Stromlandſchaft
hineinwächſt.
Jenſeits das Goldene Mainz, das als Fernblick die
Hoch=
gipfel des Taunus liebt.
Es wendet der Rhein ſich ſcharf, fährt in das Binger Loch.
Schroff grüßen die Gipfel, die hier wie Kopfenden von
Rie=
ſenſärgen die Stirnwand des Taunus bilden. Hervorwuchtend
die Loreley.
Nach dem Süden fällt der Taunus, ein einſeitiges
Ge=
birge, ſteil ab. Da liegen Falkenſtein, Cronberg, Königſtein
mit ihren Schlöſſern und Ruinen, den Nachfahren der
Ring=
wälle unſerer Ahnen auf dem Altkönig, deren Steinmaſſen
weit in der Sonne ſichtbar ſind. Dem Tale zu das reizvoll
altertümliche Oberurſel.
Hinter dem Kammrücken dehnt ſich eine weite
Hoch=
landſchaft, herrlich bewaldet bis zur Lahn. Die
ausge=
dehnteſten Wälder in der Waldgenoſſenſchaft der Hohen
Mark. Denn ein Waldland iſt der Taunus, der waldreichſten
Gebirge Deutſchlands eines. Sein Waldbild haben auch die
Rodungskreiſe der im Mittelalter angelegten kleinen Dörfer
nur wenig angenagt.
Wie alt die Beſiedlung des Gebirges iſt, zeigt das viel
älter als tauſendjährige Schloßborn.
Den kuppenreichen Oſten hütet der ſtille Pferdskopf. Weil,
Uſa und Erlenbach entſpringen hier. In ihren meilenweiten
lauſchigen Wäldern ſtehen noch die alten Waldbäume Linden,
Eſchen und Ahorne. Und ſtille Wieſengründe durchfließen ſie.
Bad Nauheim, das alte Friedberg, Bad Homburg breiten ſich
vor den öſtlichen Höhen — Georgenborn, im großen Park Schloß
Hohenbuchau, liegt über den weſtlichen Höhen, Zerklüfteter ſind
hier die Täler, jäher die Felsabſtürze.
Tannengehege und Buchenreviere durchziehen die Straßen
hin zu den altbewährten waldeingeſchloſſenen Badeſtädtchen in
ihren Keſſeltälern Schlangenbad, Bad Schwalbach.
Das zweitemal zum Taunus kam ich durch den Roſengarten,
der ſtundenweit um Niederwalluf und Eltville ſich zieht. Damals
las ich die Sagen auf, die um Berge und Burgen ſich ſpinnen,
das Adolfseck des unglücklichen Kaiſers Adolf und ſeiner
Ima=
gina im Tal der Aar, Burgſchwalbach in ſeiner Nähe und
Epp=
ſtein, deſſen Geſchlecht Kurmainz viele Erzbiſchöfe, dem Reich
Michas
F. Wücherer.
ſtarke Kanzler ſchenkte; Reifenberg, die höchſte Burg im
Nor=
den des Feldberges, wo frühlings der Schlehdorn ſilbern
blüht.
Das drittemal aus der Kellerpoeſie Johannisbergs und zog
das menſchenleere, wilde Wiſpertal mit ſeinen einſamen
Müh=
len und herbſtlaubbrennenden Waldabhängen hinauf.
Nun bin ich hängen geblieben in dem Blütengebiet der
Kir=
ſchen, Birnen, Aepfel, Pfirſiſchbäume des Erdbeerlandes am
Süd=
hang des Hochmaſſivs. Habe mein Haus in den Blütengärten
und ſchaue zum breiten Fenſter hinaus und laſſe den haſtenden
Sinn mir befrieden von der milden Berglinie des Altkönigs
im Abendblau.
Schlangenbad.
(Volkslied).
Der Jäger längs dem Weiher ging,
Die Dämmerung den Wald umfing.
Was plätſchert in dem Waſſer dort?
Es kichert leis in einem fort.
Was ſchimmert dort im Graſe feucht?
Wohl Gold und Edelſtein, mich deucht.
Kronſchlänglein ringelt ſich im Bad.
Die Kron ſie abgeleget hat.
„Jetzt gilt es wagen, ob mir graut;
Wer’s Glück hat, führet heim die Braut!”
„O Jäger, laß den goldnen Reif,
Die Diener regen ſchon den Streif!
O Jäger, laß die Krone mein,
Ich gebe dir Gold und Edelſtein!
Wie du die Kron' mir wieder langſt,
Geb ich dir alles, was du verlangſt!“
Der Jäger lief, als ſei er taub,
Im Schrein barg er den teuren Raub.
Er barg ihn in dem feſten Schrein:
Die ſchönſte Maid, die Braut war ſein.
Taunus und Volkstum.
Ein rieſiges Alpengebirge, das mit Hunsrück, Eifel und
Weſterwald, in ununterbrochener Kette zuſammenhing, war der
Taunus einſt aus Fluten eines großen Binnenmeeres aufgetaucht,
ehe der Rhein die Felſenbarre des Binger Loches
durchbrochen hatte.
Doch die Naturgewalten zerſtörten die früh
auf=
gefalteten Taunusalpen wieder bis auf den Sockel,
und was heute das ſteinerne Rückgrat unſerer
Hei=
mat bildet, iſt nur die übriggebliebene, in
beſtän=
diger Umformung von neuem modellierte
Rumpf=
landſchaft. Tun wir gegenüber dieſer auf
Jahrmil=
lionen ſich erſtreckenden Entwicklung, die von
Ver=
ſuchsform zu Verſuchsform fortſchreitet, nicht einen
tiefen Blick in das eigene Weſen? Unſer eigener
Selbſtvollendungsdrang ſpiegelt ſich darin, und wenn
wir in dem Quarzit= und Serizätgeſtein des
Taunus=
gebirges die einſtige Meeresablagerung erkennen
und darin leſen, wie aller Kampf der
Welt=
körper und Naturelemente, ein unausgeſetztes
Aus=
balancieren der wirkenden und widerſtreitenden
Kräfte darſtellt, ſo begegnen wir darin demſelben
Suchen nach Harmonie, das auch in unſerem Innern
waltet.
Man hat der Taunuslandſchaft eine Seele
zu=
geſprochen. Beredter als alle Bücher ſpricht dafür die
Tatſache, daß Mendelsſohn die Melodie zu
Eichen=
dorffs Verſen „Wer hat dich, du ſchöner Wald” dem
unmittelbaren Einfluß des Taunus verdankt. Er hat
das Lied im Anblick der bewaldeten Bergeshänge,
deren Ausſicht man in Bad Soden genießt, auf einem
Tannenſtumpf ſitzend, geſchrieben. Auch das dritte
der vier großen ſinfoniſchen Werke von Brahms,
ſeine B=Dur=Sinfonie, iſt auf ähnliche Weiſe in den
Wiesbaden umgebenden Taunuswäldern entſtanden.
Darum iſt ſie unter dem Namen Taunus=Sinfonie
berühmt geworden. Wie die Wälder an dieſen
welt=
freudigen Werken mitkomponiert haben, ſo fällt es
uns nicht ſchwer, von dem gewaltigen Gebirgsmaſſiv mit den
mäch=
tigen Kuppen des Feldbergs, des Altkönigs, Roſſert und Staufen,
das wie ein Urklang von ſehnlichem Aufſchwung in monumentalen
Linien ſich emporgipfelt, ſelbſt Muſik aus Fels und Wald, eine
Naturſinfonie von mythiſcher Wucht zu erkennen, wie die
Land=
ſchaft überhaupt die Muſik der Menſchenſeele befreit. Und dieſes
Untertauchen in der Muſik der Welt iſt es denn vor allem,
womit uns die Heimatlandſchaft begnadet: Der Jungbrunn
des Empfindens. Ich meine nicht das Landſchaftsempfinden,
ſondern das Empfinden überhaupt. Die Auflockerung unſeres
Weſens, die Losgelöſtheit vom Zwange des Hirns, eben das
Muſikaliſche.
Ja, man kann ſagen, daß wir dem Charakter der
Heimat=
landſchaft nicht nur unſere menſchliche Eigenart, ſondern
ge=
vadezu die Exiſtenz als Volk verdanken. Als die Römer
ſich anſchickten, ihre Adler bis an die Weſer zu tragen und
da=
mit den vernichtenden Schlag gegen das Germanentum zu
führen, brauchte Armin nichts anderes zur Rettung zu tun,
als den deutſchen Wald zu Hilfe zu rufen und mitkämpfen zu
laſſen — ähnlich wie es Hindenburg bei Tannenberg mit den
Maſuriſchen Seen tat. Es war jener undurchdringliche
herky=
niſche Wald mit ſeinen Baumrieſen, Nebeln und Mooren, den
uns Plinius als eine Tartaruslandſchaft beſchreibt, und
Grabbe hat in ſeiner „Hermannsſchlacht” es erſchütternd
dar=
geſtellt, wie die Natur hier mit ihren Klüften und Sümpfen,
Windbrüchen und Wildniſſen für ihre Söhne in die Schlacht
eingreift und den Heimatboden für immer von den Legionen
der Welteroberer befreit.
So bildeten auch unſere Taunusberge mit ihren Flieh=
und Wallburgen, von denen noch der Ringwall auf dem
Alt=
könig zeugt, die uneinnehmbaren Feſtungen ihrer Bewohner,
und die Römer wußten wohl, warum ſie dieſe gefährlichen
Ausfalltore in den Stachelkranz ihrer Limeskaſtelle
einbe=
zogen. Freilich nur, um damit eine mächtigere Kraft
großzu=
ziehen, die ſie ſelber vernichtete: Die Sehnſucht. Aufgeſtaut
durch die Grenzmauer, die ihr die Welt verriegelte, durchſtieß
ſie hier im Taunus ſchließlich die römiſche Front und brachte
damit die Lawine der Völkerwanderung ins Rollen.
Wird es bei dieſem ſchichſalhaften Eingreifen der
Heimat=
landſchaft in die Entſcheidungen unſerer Bruſt, in das Wohl
und Wehe des Volkes und die Zukunft des Landes nicht
offen=
bar, daß hier ſeeliſche Kräfte ſchlummern und
Schickſalsgott=
heiten über uns walten? Den Alten waren darum Hain und
Quelle, Eichenforſt und Bergesgipfel heilig. So galt ihnen
auch der Feldberg als Sitz der Götter. Tiefer Sinn verbirgt
ſich darin, daß dieſer Landſchaftsgott unſerer Vorfahren ein
Heil= und Quellengott war. Denn geheizt von dem Ofen des
Vogelsberges, dem alten deutſchen Vulkan, ſprudeln den
ganzen Abhang der Taunuskette entlang die heilenden
Quel=
len: Nauheim, Homburg, Schlangenbad, Schwalbach, Ems
und Wiesbaden.
Geliebte, waldgrüne Berge! Aus ihnen wehen uns heilige
Schauer an, wie ſie den Alten die Naturgottheiten einflößten, und
wir empfinden wieder die Gottverbundenheit des deutſchen
Ge=
müts. Aus ihnen rauſcht uns die Muſik zu, die unſer Erbteil iſt,
die allverſöhnende Gemütsmacht des Deutſchtums. Mit ihr die Welt
zu beſeelen, iſt unſere Sendung. Heute mehr denn je. Denn wir
ſtehen unter den Völkern wie — die Sonne im eiſigen Weltraum.
Idſtein mit dem Hexenſtein und Schloßeingang.
Richard Enders.
*
Ri
Königſtein im Taunus.
Richard Enders.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 182
dattze
Mittwoch, 4. Juli
Der Ausweis der Reichsbank.
Erſtmals wieder kleiner Ueberſchuß der Deckungsmitkel. — Auswirkungen der Deviſenreparkierungen.
Inanſprachnahme zum
Halbjahres=
wechſel.
Die Inanſpruchnahme der Reichsbank zum Halbjahreswechſel
war lt. Ausweis vom 30 Juni mit 586 Mill. RM. recht erheblich,
auch wenn man berückſichtigt, daß dieſer Termin immer eine
ſtär=
kere Inanſpruchnahme bringt. Im Vorjahr betrug die
Inanſpruch=
nahme der Kapitalanlage der Reichsbank 375 Millionen RM. Es
hängt die diesjährige ſtärkere Inanſpruchnahme wohl zum
größ=
ten Teil mit den Einzahlugen auf die neue Reichsanleihe
zuſam=
men. Im einzelnen ſtiegen die Beſtände an Wechſeln und Schecks
um 424 auf 3392 an, Reichsſchatzwechſel um 56 auf 70 und an
Lombardforderungen um 90 auf 171 Mill. RM. Daneben ſind
diesmal erheblicher die deckungsfähigen Wertpapiere um 16,0 auf.
361 Mill. RM. und die ſonſtigen Aktiven um 35 auf 600 Mill.
RM. geſtiegen. Die Steigerung des letzteren Poſtens hängt zum
Teil zuſammen mit einer Inanſpruchnahme des Reichskredits zum
Ultimo. Der Notenumlauf ſtieg um 379 auf 3777 Mill. RM. und
daneben der Umlauf an Rentenbankſcheinen um eine auf 345
Mil=
lionen RM. An Scheidemünzen floſſen 109 Mill. RM. in den
Verkehr; neu ausgeprägt wurden 8,6 Mill. RM. und wieder
ein=
gezogen 09 Mill RM. Die Steigerung der Giroverbindlichkeiten
um 111 Mill. RM. auf 623 Mill. RM. iſt eine normale
Erſchei=
nung. Die täglichen Deviſenrepartierungen haben ſich dahin
aus=
gewirkt, daß kein weiterer Verluſt an Gold= und Deviſenbeſtand
eingetreten iſt. Einem Rückgang des Goldbeſtandes um 2.3 auf
70,2 Mill. RM. ſteht eine Steigerung des Beſtandes an
deckungs=
fähigen Deviſen um 2,6 auf 6,6 Mill. RM. gegenüber. Das
Dek=
kungsverhältnis der Noten beträgt nunmehr 2 v. H. gegen 2,3 v. H.
in der Vorwoche. Der Geſamtzahlungsmittelumlauf betrug 5781
Mill. RM. gegen 5521 Mill. RM. zur gleichen Zeit des Vorjahrs.
Zum erſten Male ſeit langer Zeit hat der Goldabfluß der
Reichsbank ein Ende gefunden. Der geſtrige Ausweis zeigt eine
Vermehrung der Deckungsmittel um 0,3 Millionen. Das Plus
iſt zwar außerordentlich gering, aber weſentlich iſt
doch die Tatſache, daß die bisherige ungünſtige
Entwicklung zunächſt einmal ihren Abſchluß
ge=
funden hat. Es iſt allerdings nicht ſo, daß nun wieder
Devi=
ſen in größerer Menge hereingefloſſen und die Deviſenbilanz aktiv
geſtaltet haben, vielmehr hat die ſcharfe Beſchränkung in der
Zu=
teilung ausländiſcher Zahlungsmittel und die Droſſelung der
Roh=
ſtoffeinfuhr dazu geführt, daß jetzt ein kleiner Ueberſchuß
vorhan=
den iſt. Wir haben wieder feſten Boden unter den Füßen und
müſſen nun von Grund auf neu aufbauen. Es wäre jedoch
vor=
eilig, zu erwarten, daß nun von Woche zu Woche die Aktivität
der Deviſenbilanz anſteigt. Wir müſſen uns darauf einſtellen,
daß gelegentlich Rückſchläge eintreten; aber die ſcharfe
Hand=
habung der Deviſenzuteilung iſt doch eine Garantie dafür, daß
alles unterbleibt, was zu einem unnötigen Abfluß von Deviſen
führen könnte. Wir werden unſeren Außenhandel beſonders
pfle=
gen müſſen, denn nur der Warenexport ſchafft
Devi=
ſen, die nötig ſind, um die lebensnotwendigen
Roh=
ſtoffe einführen zu können und auch eine Reſerve an
De=
viſen und Gold anzulegen, die uns auf dem Gebiete der
De=
viſenzuteilung wieder eine etwas größere Bewegungsfreiheit
verſchafft.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Konſerveninduſtrie im Juni. Der Reichsverband der
Deutſchen Obſt= und Gemüſeverwertungsinduſtrie e. V. berichtet;
Der Abſatz in Gemüſekonſerven hat ſich in den letzten Wochen
gün=
ſtig entwickelt, u. a. hat die ſchlechte Ernte in Erbſen dazu Anlaß
gegeben. Auch in Bohnen ſind die Ernteausſichten unſicher. Auf
die Obſtkonſervierung wirkt das Wetter ungünſtig ein. Die
Erd=
beerernte erſtreckte ſich infolge der Hitze auf ganz kurze Zeit.
Dem=
entſprechend haben die Preiſe hierfür auf faſt das Doppelte des
Vorjahres angezogen. Infolge der großen Hitze hat die
Kirſchen=
ernte ſehr viel früher eingeſetzt als im Vorjahr. Für Süßkirſchen
ſcheinen Preis und Ertrag dem vorigen Jahre gleich zu bleiben.
Dagegen iſt in Sauerkirſchen die Ernte gut, jedoch läßt die
Be=
ſchaffenheit zu wünſchen übrig. Ganz ſchlecht iſt die Ernte in
Himbeeren. Abſatz und Nachfrage in billigſten Marmelade= und
Geleeſorten iſt gut, dagegen liegen die beſſeren Sorten ſtill. Das
Obſtſaftgeſchäft war bei ſteigenden Preiſen befriedigend.
Fahrplankonferenz für die Leipziger Herbſtmeſſe 1934. Unter
dem Vorſitz der Reichsbahndirektion Halle fand in Breslau eine
Fahrplankonferenz zur Regelung des Eiſenbahnverkehrs für die
am 26. Auguſt beginnende Leipziger Herbſtmeſſe 1934 ſtatt, an der
neben faſt allen deutſchen Reichsbahndirektionen auch eine Anzahl
außerdeutſcher Eiſenbahnverwaltungen teilnahm. Aus dem
Aus=
lande werden beſondere Meſſeſonderzüge für die Meſſebeſucher aus
Holland, Belgien und England gefahren werden. Der
Inlands=
verkehr bringt eine Verſtärkung oder Doppelführung faſt aller
fahrplanmäßigen Schnellzüge von und nach Leipzig, ſoweit ſie für
die Meſſe Bedeutung haben. Meſſeſonderzüge mit 50 Prozent
Fahrpreisermäßigung werden aus allen Teilen des Reichs
gefah=
ren werden. Außerdem iſt am Meſſe=Mittwoch, 29. Auguſt, eine
Anzahl von Verwaltungsſonderzügen vorgeſehen, für die eine
Er=
mäßigung von 60 Prozent (bisher 50 Proz.) gewährt wird.
AG. für Verkehrsweſen. Die Geſellſchaft weiſt für 1933
Er=
träge aus Beteiligungen von 1,26 (1,52) Millionen aus,
Kapital=
erträge von 0,03 (0.10) und ao. Erträge von 061 (0.11) Mill.
Nach 0,90 (—) Abſchreibungen ergibt ſich ein Reingewinn von
RM. 208 902, der ſich um den Gewinn aus 1932 auf 1 261 187 RM.
erhöht. Eine Dividende, ſoll bekanntlich wieder nicht verteilt
werden. Die Erfolgsrechmung ſpiegelt, da die Erträge der
Tochter=
geſellſchäften immer erſt im folgenden Jahr in Erſcheinung treten,
in Wirklichkeit das Jahr 1932 wider. Es läßt ſich ſchon jetzt
über=
ſehen, daß die in 1934 zu verbuchenden Einnahmen höher als die
jetzt ausgewieſenen ſein werden. Die rückläufige Bewegung der
Verkehrsunternehmungen kam im 2. Vierteljahr zum Stillſtand;
die Geſamtbruttoeinnahmen des Jahres 1933 ſtiegen trotz
Tarif=
ermäßigungen um 4 Prozent gegen 1932. Die vielfach ſchon
tot=
geſagten Neben= und Kleinbahnen haben nach Anſicht der
Geſell=
ſchaft erwieſen, daß ſie, von einigen Ausnahmen abgeſehen, keine
geringere Lebensfähigkeit beſitzen, als die übrige deutſche
Wirt=
ſchaft. Die Belebung auf dem Bäumarkt konnte ſich bei den
nahe=
ſtehenden Baugeſellſchaften erſt in der Erteilung von Aufträgen
auswirken. Beteiligungen an Eiſenbahngeſellſchaften ſind mit
39,29 (39,25) Mill. an Baugeſellſchaften mit 2,85 (2,87) Mill.
bikanziert, ſonſtige Beteiligungen mit 1,33 (0,83) Mill. Ein Teil
der Dyckerhoff=Aktien wurde veräußert, ebenſo der größte Teil der
Conſ. Diamond Mines Shares mit Gewinn.
Konzernforderun=
gen ſtiegen auf 9,64 (8,33) Mill., da der Baugeſellſchaft Lenz u.
Co. AG. bei Abdeckung ihrer Bankſchulden Hilfe geleiſtet und
Be=
triebsvorſchüſſe gewährt wurden. Sonſtige Forderungen
ermäßig=
ten ſich im Zuſammenhange mit der Sanierung Dnckerhoff u
Wid=
mann auf 1,39 (2,78) Mill. Bankguthaben 0,44 (0,36) Mill.,
da=
gegen unter 11,955 (12.14) Verbindlichkeiten Bankſchulden 3,83
(3,81) Millionen. Der Wertberichtigungspoſten erhöhte ſich durch
die Sonderabſchreibungen auf 2,41 (1,735) Mill. AK. 36,0 Mill.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton: J. V.
Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: J. D.
Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den Handel:
Dr. C. 6. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann: für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel
in Bild und Wort: Or. Herbert Nette; für den Anzeigenteil und geſchäftliche
Mit=
teilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. V. 34. 22461. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Nheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Beeiiner und Kumrmmier effelienssrſe.
Im Anſchluß an die vorgeſtrigen Glattſtellungen der Kuliſſe
lagen geſtern zu den erſten Kurſen an der Berliner Börſe
noch einige Verkaufsaufträge des Publikums vor, denen auf der
anderen Seite aber auch kleinere Kaufaufträge gegenüberſtanden.
Nachdem den unſinnigen Gerüchten nunmehr energiſch
entgegen=
getreten worden iſt, konnte ſich die Tendenz im Verlauf, als neue
Kaufaufträge des Publikums eintrafen und die Kuliſſe die
vor=
geſtern verkaufte Ware zum Teil wieder zurückerwarb, allgemein
befeſtigen. Von günſtigem Einfluß auf die Stimmung war auch
der Reichsbankausweis per 30. Juni. Im einzelnen waren
Mon=
tanwerte bis auf die Stahlvereinswerte bis 1 Prozent niedriger;
Buderus verloren ſogar 2 Proz. Auch Braunkohlenwerte
bröckel=
ten bis auf Eintracht (plus 2 Proz.) etwas ab, Von Kaliwerten
gingen Salzdetfurth um 2½ und Aſchersleben um 1½ Proz.
zu=
rück. Farben ermäßigten ſich um ½ Proz, wurden aber bald ein
Prozent über den vorgeſtrigen Kurſen gehandelt. Am
Elektro=
aktienmarkt ſetzten Siemens 1½ Proz, höher ein. AEG. und El.
Lieferungen gewannen ½ Proz. Die übrigen Werte waren etwa
1 Proz. ſchwächer Felten verloren 1½, desgl. Chade. Autowerte
waren befeſtigt; BMW. ſtiegen um 1¾ Proz. Am Bauaktienmazkt
zeigte ſich für Berger bis 19 Prozent Intereſſe. Zellſtoff= und
Papierwerte lagen ungleichmäßig. Feldmühle gewannen 1½,
während Waldhof um 1½ Prozent zurückgingen. Verkehrs= und
Schiffahrtsaktien waren gut gehalten, Reichsbankanteile lagen feſt
und wurden 1½ Proz, höher bezahlt. Am Rentenmarkt waren
Hoeſch=Obligationen ½ Proz höher. Altbeſitz wurden nach
unver=
ändertem Beginn ½ Proz, höher als vorgeſtern umgeſetzt;
Reichs=
ſchuldbuchforderungen gaben um ¼ Proz. nach,
Die Frankfurter Börſe lag zu Beginn wieder
außer=
ordentlich ruhig. Vor allem vermißte man die Anlagekäufe nach
dem Zinstermin zur Halbjahreswende. Auch die Sperrmarkkäufe
fanden nicht in dem Umfange der Vorwoche ihre Fortſetzung.
In=
folge der Geſchäftsſtille war die Kursentwicklung am Anfang
un=
einheitlich, ging aber im Verlaufe zur feſten Haltung und
Er=
holung über, da ſpäter Kaufaufträge für Rechnung des Auslands
einliefen, denen ſich die Kuliſſe wieder mit neuen Käufen
an=
ſchloß. Die feſtere Grundſtimmung ſtützt ſich auf die Ausräumung
all” der unſinnigen Gerüchte, bekundet vielmehr das allgemeine
Vertrauen des Volkes zur gefeſtigten Staatsführung.
Farben=
induſtrie zogen nach anfänglich 146½ (146½) auf 148 Prozent an,
auch die übrigen Chemiewerte lagen freundlich. Am Elektromarkt
ſetzten Siemens 1 Proz., Bekula ¼ Proz., AEG. ½ Proz. höher
ein: Schuckert und Geſfürel glichen ihre leichten Anfangsverluſte
wieder aus. Akkumulatoren lagen zu 180 Proz. unter
Berüchſich=
tigung des Dividendenabſchlages von netto 10,80 Prozent gut
behauptet. Auch am Montanmarkt waren die Kurſe anfangs
ge=
drückt, wobei Harpener ½ Proz., Mannesmann 2 Proz.,
Rhein=
ſtahl ausſchließlich Dividende 1½ Proz., Kali Aſchersleben 2
Pro=
zent und Kali Weſteregeln 1 Proz. verloren; ſpäter traten auch
hier Erholungen ein, ſo bei Harpener um 1½ und Phönix um ½
Prozent. Altbeſitzanleihe und ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen
bis ¼ Proz. niedriger, dagegen Stahlvereinbonds etwas
freund=
licher, desgleichen Reichsmarkanleihen. In der zweiten
Börſen=
ſtunde machte die Beſſerung des Kursniveaus noch leichte
Fort=
ſchritte. Geffürel gewannen 1 Proz., Bemberg 38 Proz.,
Mannes=
mann ½ Proz. uſw. Reichsbankanteile kamen 1½ Prozent höher,
Südd. Zucker unverändert zur Notiz. Das Geſchäft war
vorüber=
gehend etwas größer, im weiteren Verlauf ſchrumpfte es aber
wieder ſtark zuſammen; die Kurſe lagen aber nicht ſchwächer
Mangels jeglicher Anregung verkehrte die Abendbörſe in
ſehr ſtiller Haltung, zumal auch die Kuliſſe in Zurückhaltung
ver=
harrte. Die Grundſtimmung war deſſen ungeachtet freundlich,
wenn auch die Berliner Schlußnotierungen nicht immer ganz
ge=
halten wurden, woran hauptſächlich die außerordentliche
Geſchäfts=
ſtille ſchuld war. Von Tarifwerten konnten ſich Geffürel um ein
Prozent befeſtigen, während Lahmeyer 1 Prozent verloren.
Far=
beninduſtrie unterlagen kleinen Schwankungen, wobei ſie per
Saldo ½ Prozent nachgaben. Auch auf den übrigen
Marktgebie=
ten hielten ſich die Veränderungen in engſten Grenzen. Der
Ren=
tenmarkt ſtagnierte ebenfalls faſt vollkommen; es ſchien aber doch
etwas Nachfrage zu beſtehen. Beachtung fand der Ultimo=
Aus=
weis der Reichsbank Kommunal=Umſchuldung war höher gefragt.
Der Kursſkand der Akkien Ende Juni.
Der Monat Juni ſtand äußerlich, wie im Wirtſchaftsbericht
der Commerz= und Privatbank hervorgehoben wird, zwar im
Zeichen der neuen 4prozentigen Reichsanleihe, die neben der
Bar=
zeichnung dem Umtauſch der Reichsanleihe von 1929 und des
Neu=
beſitzes gedient und die mit einem Betrag von etwa 300 Millionen
RM. einen recht zufriedenſtellenden Erfolg gebracht hat.
Tat=
ſächlich wickelte ſich aber der größte Teil des Börſengeſchäfts auf
den Aktienmärkten ab, auf denen einige Gruppen von
Spezial=
werten im Mittelpunkt eines verſtärkten Intereſſes ſtanden. Der
Anteil der höher im Kurs notierten Werte beſonders derjenigen
Papiere über 100—150 Prozent hat erheblich zugenommen,
wäh=
rend die unteren Kategorien Rückgänge erkennen laſſen. Anlaß
zu der vergrößerten Nachfrage nach Aktien dürfte der Umſtand
gegeben haben, daß das Ausland ſeine hier befindlichen
Sperr=
markguthaben teilweiſe in Effekten verwandelte und hierbei vor
allem die ſogenannten Rohſtoffwerte bevorzugte. Dies gilt vor
allem für Braunkohlen= und Kaliwerte, während Montanaktien
im weiteren Verlauf des Monats eher vernachläſſigt waren und
ſich eine deutliche Zurückhaltung gegenüber ſolchen
Induſtriezwei=
gen bemerkbar machte, die in ſtarkem Maße von der Verſorgung
von Rohſtoffen aus dem Auslande abhängig ſind. Die zeitweilig
auflebenden Erörterungen über eine allgemeine Herabſetzung der
Zinsſätze lenkten die Aufmerkſamket erneut auf die ſogenannten
Verſorgungswerte, die teilweiſe erhebliche Kursſteigerungen
er=
zielten. Am Rentenmarkt ſelbſt bahnte ſich aus denſelben
Grün=
den vorübergehend ein Umſchichtungsprozeß derart an, daß
hoch=
verzinsliche und daher im Kurs hochſtehende Renten verkauft und
gegen ſolche mit niedrigerem Normalzinsfuß und dementſprechend
niedrigen Kurſen umgetauſcht werden. Dieſe Bewegung kam aber
bald zum Stillſtand, während ſich die vielfach nur unter ſcharfen
Repartierungen zu befriedigende Nachfrage nach den
Steuergut=
ſcheinen während des ganzen Monats erhielt.
Viehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 3. Juli. Auftrieb: 621 Rinder
dar=
unter 35 Ochſen, 21 Bullen, 565 Kühe oder Färſen, 395 Kälber,
725 Schweine. Notiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.:
Ochſen a) 1 27—33, c) 22—26; Bullen c) 23—27; Kühe a) 24
bis 30, b) 16—23, c) 11—15: Färſen a) 29—35, b) 24—28;
Käl=
ber b) 32—40, c) 26—31, d) 17—25: Schweine b) 40—43, c) 38
bis 43, d) 37—41. Marktverlauf: Rinder mäßig belebt, langſam
geräumt; Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine mäßig
be=
lebt, geringer Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 3. Juli. Auftrieb: 198 Ochſen,
118 Bullen, 379 Kühe, 390 Färſen, 853 Kälber, 52 Schafe, 1730
Schweine und 7 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilogr. Lebendgewicht:
Ochſen a) 29—32, b) 21—23, c) 24—28; Bullen a) 27—29, b) 23
bis 26, c) 21—23: Kühe a) 24—27 b) 19—23, c) 13—17, d) 9—
12: Färſen a) 30—33, b) 25—29, c) 22—24; Kälber a) 44—47,
b) 36—43, c) 29—35, d) 22—28; Schafe nicht notiert: Schweine
a) 50, b) 45 c) und d) 43—47, e) 42—45; Ziegen nicht notiert.
Marktverlauf: Großvieh mittelmäßig, Kälber mittelmäßig, kleiner
Ueberſtand; Schweine mittelmäßig.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Nach Mitteilungen des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im
Juni d. Js. durch den „Reichsanzeiger” 227 neue Konkurſe —
ohne die wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf
Konkurs=
eröffnung — und 67 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben.
Die entſprechenden Zahlen für den Vormonat ſtellen ſich auf 249
bzw. 65.
Ab 2. Juli 1934 gelten folgende neuen Metall=Halbzeugpreiſe
(in RM. je 100 Kilo für Abſchlüſſe auf 100 Kilo): Kupfer: Bleche
75,25 (75,00), Rohre 91,25 (91,00), Drähte und Stangen 68,25
(68,00).
Die Lage auf dem Papier= und Pappenmarkt hat ſich
gegen=
über dem Vormonat nicht weſentlich geändert. Die
Papierholz=
preiſe waren weiter feſt. Infolge der langanhaltenden
Trocken=
heit waren die Betriebswaſſerverhältniſſe völlig unzureichend, ſo
daß die hiervon abhängigen Papier= Pappen= und
Holzſtoffabri=
ken nur zu einem geringen Prozentſatz ausgenutzt werden konnten.
Die Gothaer Waggonfabrik AG., Gotha, an der die Orenſtein
u. Koppel AG. maßgebend beteiligt iſt, beruft ihre o. GV. auf
den 26. Juli ein. Das Geſchäftsjahr 1933 hat nach Aufzehrung
des Gewinnvortrages von RM. 15 824 einen Verluſt von 78 735
RM. ergeben, der vorzutragen iſt. (Im Vorj, erhöhte ſich der
Gewinnvortrag von RM. 13 184 um RM. 2640 Gewinn.)
Berliner Kursbericht
vom 3. Juli 1934
Oeviſenmarkt
vom 3. Juli 1934
Berl. Handels=Gef
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hahag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 1
C. P. Bemberg.
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gasl:
65.—
25.125
30.75
22.625
127.5
65.5
132.
18.—
92.
130,5
131.75
Mee
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben.
Gelſ. Bergwerke
Geſtfelektr.untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
118.625
80.75
147.875
58.125
105.25
103.25
71.—
60—
128.25
68.75
92.
63.—
43.75
Veeen
Polhyphonwerke.
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 11
Mack
38.125
168.5
18.25
39.875
128.75
59.5
12—
112,75
29.75
89.75
96.75
106.—
Aeghpten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar!
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland.
Währung
täghpt. s
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 eanad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
L=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 i3l. Kr.
Geld
13,o8s
0.599 0.502
58.53
0.1841
3.047
2.529
156.54
81.67
12.,665
69.43
5.599
16.50
2.497
169.73
57.29
Ri
13.075
Sa.65
0.198
3.05
2.535
56.66
21.83
12.695
69.57
5.611
16.54
2.503
170.07
57.41
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowk.
Türkei
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Surmſtädter und Karionntonnt Surmkadt, Flliate der Bresoner Sunk
Frankfurter Kursbericht vom 3. Juli 1934.
„Kene
„Gr. IIp. 1934
„. 1935
„. 193e
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6% Dtſch. Reichsanl.
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68München v.29
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Goldoblig.
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87.5
91:
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62 Dt. Linol. Werke
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6%Mitteld. Stahl
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107.5
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228
110.25
14.5
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eſſiſche Neueſte Nachrichten
Mar6
Mittwoch, 4. Juli 1934
13)
Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe
(Nachdruck verboten)
„Nein, die müſſen mit”, ſagte er ernſt. „Aber ehe ich es
ver=
geſſe: Ein Roter Radler wird morgen vormittag bei dir einen
kleinen Koffer abholen. Du wirſt ſchon ſehen; welchen.”
An der Ecke ſetzte er ſie in ein Auto und ging langſam die
Straße hinunter nach dem Zentrum zu. Es war das ſicherſte,
dachte er, ſo wird ſie ſchweigen. Nach ein paar Schritten trat ein
Mann auf ihn zu und bat um Feuer, Larmi war höflich und
ſuchte in der Taſche nach Streichhölzern.
„Bravo, pünktlich!” ſagte er dabei.
„Uff. den Streichholzfritzen kann man ſich verlaſſen, un uff
mir, det wiſſen Sie ja.”
Das Streichholz flammte hinter der höhlen Hand, ſo daß
beide unbeleuchtet blieben. Die Zigarre wollte nicht brennen.
Es mußte noch einmal verſucht werden. Während deſſen ſprach
Larmi leiſe und eindringlich zu dem Mann, der aufmerkſam
zu=
hörte. Endlich hatte der Glimmſtengel Feuer gefangen, und
Larmi ging mit kurzem Nicken davon.
Der andere blieb ſtehen und zog an ſeiner feuchten Zigarre.
Er nahm ſie aus dem Mund, beſah das abgebiſſene Ende und
paffte wieder. Zwiſchendurch murmelte er: „Deibel ... da is wat
zu verdienen. Aber det muß ooch ſauber jearbeetet ſinn.”
Während alles dieſes vor ſich ging, hatte ein indiskreter
Wiener Journaliſt ein Preſſetelegramm in die Welt
hinaus=
gehen laſſen, von dem der frühere Kunſttaucher am nächſten
Morgen wenig Freude haben ſollte.
Achtes Kapitel.
Eine Kunſt, die über alle Grenzen geht.
Während die Tänzerin von ihrem wiedergefundenen ſchönen
Harald träumte, verbrachte dieſer nebenan eine unruhige Nacht.
Bei ſorgfältig zugezogenen Gardinen und verhängtem
Schlüſſelloch glitt er lautlos in ſeinem Zimmer bin und her
und packte. Das heißt, er packte um, die Schränke und Schubladen
des Zimmers blieben unberührt. Eeinem großen Koffer hatte
er einen kleineren aus ſchwarzem Leder entnommen, der nun
auf dem Tiſch ſtand und der Mittelpunkt ſeiner Aufmerkſamkeit
zu ſein ſchien. Sorgfältig überlegend ſuchte er aus ſeinem
übri=
gen Gepäck einzelne Gegenſtände und tat ſie in den Handkoffer.
Als dieſer gefüllt war, ſchloß er die andern ab und packte den
ſchwarzen Handkoffer noch einmal aus. Mit geſpanntem
Aus=
druck beugte er ſich nun darüber, ſchob zwei unter dem Futter
an=
gebrachte Federn in beſtimmter Richtung zur Seite und hob das
ganze Innere wie einen Einſatz heraus. Es war ein kleines
Meiſterwerk der Feinmechanik. Der eigentliche Boden des
Kof=
fers, der ſo ans Licht kam, war in ganz flache verſtellbare Fächer
eingeteilt, und in dieſen lagen ſorgfältig umhüllte Gegenſtände,
die ſich, wie er ſie jetzt herausnahm, als Schmuckſtücke von
er=
ſtaunlichem Wert und ſeltener Schönheit erwieſen. Sie ſtellten
ein bedeutendes Vermögen dar, ſo erleſene, prachtvolle Perlen
und Steine waren darunter.
Wie ein Verliebter ließ er die Perlenſchnüre durch ſeine
Finger gleiten, der Schmelz der Steine ſchien ihn zu berauſchen.
Beſonders verweilte er bei einer dreifachen Perlenkette, deren
Schloß von alter Arbeit war und aus einem großen
wunder=
vollen Smaragd in einem Kranz von Brillanten beſtand. Er
atmete tief auf, als er das Schmuckſtück an ſeinen Platz
zurück=
legte. Wenn ich mir die alte Hexe inTerriter vorſtelle, der dies
Kleinod gehört hat, dachte er. Die war ſo reich wie ſie häßlich
war.
Zärtlich überſchaute er noch einmal ſeine verhüllten Schätze,
ehe er den Einſatz wieder in den Koffer gleiten ließ. Die Federn
ſchnappten leiſe ein, nun war es unmöglich, dem Koffer das
ge=
ringſte anzuſehen. Kein Klopfen, keine noch ſo genaue
Unter=
ſuchung hätte den geringſten Verdacht erweckt. Stück für Stück
wanderte mit etwa die Hälfte der andern Sachen in den Koffer
zurück.
Harald unterbrach ſeine Arbeit. Was mochte ihm einfallen,
wie kam er darauf, jetzt mitten in der Nacht Toilette zu machen?
Genug, er tat es, nachdem er den Rock ausgezogen und den
Kragen abgebunden hatte. Sogar ein Schminkkäſtchen brauchte er
dazu, eine kleine Doſe aus poliertem Stahl mit einem
kompli=
ziert zu öffnenden Kunſtſchloß. Eine Weile war er vor dem
Spiegel beſchäftigt, dann ſchloß er ſorfältig das Stahlkäſtchen
wie=
der ab, legte es in den ſchwarzen Koffer und packte dieſen voll.
Ohne Thea zu wecken, öffnete er die Verbindungstür und
ſtellte im Dunkeln den Handkoffer in ihr Zimmer. Als er
zurück=
gekehrt war, blieb er einen Augenblick ſtehen und ſah zweifelnd
zurück.
Aber er entſchloß ſich, es dabei zu belaſſen. Es iſt freilich ein
Riſiko, dachte er, aber es hilft nichts. Es kommt keiner darauf,
und außerdem haben ſie alle viel zu viel Angſt vor mir.
Er ſah prüfend umher. „So, ſagte er leiſe vor ſich hin,
„jetzt iſt nichts Verdächtiges mehr in meinem Zimmer als
allen=
falls — ich ſelbſt.”
Als am Morgen der Boy kam und die neueſten Zeitungen
brachte, ſatz der Graf ſchon im ſchwarzſeidenen, weiß verſchnürten
Pyjama da und frühſtückte. Beim Eintreten des Jungen glitt
ihm die Serviette unter den Tiſch, und er bückte ſich ſo ſchnell
danach, daß Fritz, wie raſch er auch zuſprang, zu ſpät kam. Mit
den Zeitungen in der Hand ſtand der Boy eine Sekunde da und
ſtarrte ganz verblüfft den Nacken des Grafen an, bis dieſer ſich
wieder aufgerichtet hatte.
Draußen traf Fritz das Zimmermädchen Luiſe.
„Haben Sie ſchon geſehen, was der Graf für eine greuliche
Warze am Hals hat?” fragte er ſie. „Die ſollte er ſich auch mal
wegmachen laſſen. So n feiner Mann wie der.”
Harald überflog die Spalten der Morgenblätter. Seine
Augen hafteten auf einer Notiz unter „Letzte Neuigkeiten”.
Haſtig las er die Zeilen: „Der Wiener Kriminalpolizei iſt es
ge=
lungen — — lange geſuchte Paßfälſcherzentrale auszuheben. Schon
ſeit längerer Zeit — hin und wieder Päſſe, mit denen es
unmög=
lich ſeine Richtigkeit haben konnte — beobachtet. Jetzt — in der
angeblichen Kunſtdruckerei — Joſeph Karl Laubach — — entdeckt
— verhaftet — — Laubach iſt — —.‟ Das Weitere intereſſierte
Harald nicht mehr. Er wußte, was nun folgte, war entweder
Journaliſtenphantaſie oder eine Falle für Anfänger.
Harald war ehrlich entrüſtet. Alſo das war es, dachte er,
und das ſoll bis morgen früh Zeit haben? Keine Sekunde!
Wie der Blitz war er angezogen, ſteckte die ſauber
zuſam=
mengelegten Zeitungen in die Taſche und lief nach einem letzten
abſchiednehmenden Blick auf ſein Zimmer hinaus und die Treppe
hinunter.
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