Darmstädter Tagblatt 1934


04. Juli 1934

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Einzelnummer 10 Pfennige

N1
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 182
Mittwoch, den 4. Juli 1934.
196. Jahrgang

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Neue Geſetze von Reichskabinett verabſchiedet
Der Chef des Stabes der SA. nicht mehr Mitglied der Reichsregierung. Ermächkigung zur Anwendung
wirkſchafklicher Bergelkungsmaßnahmen gegenüber ausländiſchen Zwangsmaßnahmen. Miniſterpräfident
Göring zum Reichsforſtmeiſter ernannk. Berbok öfſenklicher Sammlungen bis zum 31. 9kkober 1934.

Reichswehrminiſter dankk dem Führer
für die Niederſchlagung der Revolke.

del mit ſogen. Blindenwaren, d. h. von Waren, die von Blinden
hergeſtellt wurden, und in der Ausübung eines Gewerbes im
Umherziehen.
Das Reichskabinett beſchloß weiterhin ein Geſetz zur

DNB. Berlin, 3. Juli.
In der heutigen Sitzung des Reichskabinetts gab Reichskanz=
ler
Adolf Hitler zunächſt eine ausführliche Darſtellung
über die Entſtehung des hochverräteriſchen An=
ſchlages
und ſeine Niederwerfung. Der Reichskanzler
betonte, daß ein blitzſchnelles Handeln notwendig war, weil an=
dernfalls
die Gefahr beſtand, daß viele Tauſende von Menſchen=
leben
vernichtet worden wären.
Reichswehrminiſter Generaloberſt v. Blom=
berg
dankte dem Führer, im Namen des Reichs=
kabinetts
und der Wehrmacht für ſein entſchloſſenes
Handeln, durch das er das deutſche Volk vor dem Bürgerkrieg be=
wahrt
habe. Der Führer habe ſich als Staatsmann und Soldat
von einer Größe gezeigt, die bei den Kabinettsmitgliedern und
im ganzen deutſchen Volk das Gelöbnis für Leiſtung, Hingabe und
Treue in dieſer ſchweren Stunde in allen Herzen wachgerufen habe.
Das Reichskabinett genehmigte ſodann ein Geſetz über
Maßnahmen der Staatsnotwehr, deſſen einziger Ar=
tikel
lautet:
Die zur Niederſchlagung hoch= und landesverräteriſcher
Angriffe am 30. Juni und am 1. und 2. Juli 1934 voll=
zogenen
Maßnahmen ſind als Staatsnotwehr rechtens.
Der Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner erklärte
hierzu, daß die vor dem unmittelbaren Ausbruch einer landesver=
räteriſchen
Aktion ergriffenen Notwehrmaßnahmen nicht nur
als Recht, ſondern auch als ſtaatsmänniſche Pflicht
zu gelten haben.
Das Reichskabinett beſchloß ferner ein Aenderungsgeſetz zum
Geſetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat, wonach
der Chef des Stabes der SA. nicht mehr Mitglied
der Reichsregierung ſein muß.
Gleichzeitig wurde ein Geſetz zur

Aenderung des Reichswahlgeſeßes
genehmigt, wonach die Vorſchriften des Reichswahlgeſetzes über
den Verluſt des Abgeordnetenſitzes und das Verfahren bei der Be=
rufung
von Erſatzmännern dahin ergänzt wird, daß ein Abge=
ordneter
ſeinen Sitz verliert, wenn er aus der Reichstagsfraktion
der NSDAP. austritt oder aus ihr ausgeſchloſſen wird. Die Be=
ſtimmung
des Erſatzmannes wird dem Führer der Reichstagsfrak=
tion
überlaſſen, der dabei weder an die Grenzen der Wahlkreiſe,
noch an die Reihenfolge der Bewerber auf den Wahlvorſchlägen
gebunden iſt.
Das Reichskabinett genehmigte ſodann eine große Anzahl von
weiteren Geſetzentwürfen. Das Geſetz

gegen Mißbrauch des bargeldloſen Zahlungs=
vetkehts

ſieht vor, daß gewiſſe Unternehmungen, die zum Zwecke der Ein=
räumung
von Krediten im weſentlichen auf unbarem Wege Gut=
haben
ſchaffen, über die durch Scheckanweiſung oder Verrechungs=
auftrag
, nicht aber durch Barabhebung verfügt werden ſoll, den
Betrieb zu ſchließen haben, und daß neue Unternehmungen dieſer
Art nicht mehr eröffnet werden dürfen. Es handelt ſich hierbei
in der Hauptſache um Unternehmungen zu Baufinanzierungen
und ähnlichen Zwecken.
Das Geſetz über die Vereinheitlichung des Ge=
ſundheitsweſens
ſieht die Schaffung von Geſundheits=
ämtern
in den Stadt= und Landkreiſen vor, wodurch die Zerſplit=
terung
auf dem Gebiete des Geſundheitsweſens beſeitigt wird.
Das Geſetz über Aenderungen auf dem Gebiete
der Reichsverſorgung und das 5. Geſetz zur Aenderung
des Geſetzes über das Verfahren in Verſorgungs=
achen
durch die Reichsregierung bringt Verbeſſerungen
der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterblie=
benen
.
Das Geſetz über
Anwendung woiriſchaftlicher Bergelkungsmaßnahmen
gegenüber dem Auslande
ſt notwendig geworden durch die Androhung von Zwangsmaß=
jahmen
ſeitens des Auslandes im Waren= und Zahlungsverkehr
gegenüber Deutſchland. Um ſolchen Zwangsmaßnahmen raſch und
tächdrücklich begegnen zu können, gibt das heute genehmigte Geſetz
ſen zuſtändigen Reichsminiſtern die Ermächtigung, unverzüglich
die zur Abwehr erforderlichen Anordnungen zu treffen. Dem
fleichen Zweck dient das ebenfalls genehmigte Geſetz über die Er=
nächtigung
zu vorübergehenden Zolländerungen. Darüber hinaus
vird dem Reichswirtſchaftsminiſter durch ein beſonderes Geſetz
iber wirtſchaftliche Maßnahmen die Möglichkeit gegeben, alle
tach der Sachlage nötigen Maßnahmen unverzüglich zu treffen.
Das Geſetz zur
Aenderung der Gewerbeordnung
ibt den oberen Landesbehörden die Befugnis, bei der Errichtung
on Anlagen, die im öffentlichen Intereſſe liegen, Verzögerungen
uszuſchließen, die auf Grund der geltenden Beſtimmungen ent=
ehen
könnten. Das Geſetz beſeitigt ferner Mißſtände im Han=

Ueberleilung des Borſt- und Jagdweſens
auf das Reich.
Zur Sicherung der Erhaljung und Pflege des deutſchen Waldes
in ſeiner Bedeutung für Volks= und Landeskultur, zur Förde=
rung
der Forſtwirtſchaſt und ihrer Aufgaben für die Arbeits=
und Rohſtoffverſorgung des Volkes durch einheitliche Verwal=
tung
und Bewirtſchaftung der öffentlichen Forſten und durch
Vereinheitlichung der Aufſicht über die nichtſtaatlichen Forſten
ſowie zur einheitlichen Regelung des deutſchen Jagdweſens wiro
als oberſte Reichsbehörde ein Reichsforſtamt gebildet, an deſſen
Spitze ein Reichsforſtmeiſter ſteht. Der Reichsforſtmeiſter führt
in Jagdſachen die Amtsbezeichnung Reichsjägermeiſter‟. Der
Reichsforſtmeiſter wird vom Reichskanzler ernannt.

Der Reichskanzler hat auf Grund dieſes geſtern vom Reichs=
kabinett
verabſchiedeten Geſetzes den preußiſchen Miniſterpräſi=
denten
, General der Infanterie Hermann Göring zum
Reichsforſtmeiſter ernannt, der in Jagdſachen die
Bezeichnung Reichsjägermeiſter führt.
Gleichzeitig verabſchiedete das Reichskabinett das Reichs=
jagdgeſetz
, das eine zeitgemäße Geſtaltung des deutſchen Jagd=
rechtes
ſchafft.
Nach einem ebenfalls vom Reichskabinett verabſchiedeten
Geſetz ſind
öffenkliche Sammlungen jeder Ark mit ſoforkiger
Witkang bis zum 31. Oklober d. J. verboken.
Dies bezieht ſich auf alle Sammlungen von Geld= und Sach=
ſpenden
auf öffentlichen Straßen oder Plätzen, von Haus zu
Haus, in Gaſt= oder Vergnügungsſtätten, oder an anderen
öffentlichen Orten. Das gleiche gilt für den Verkauf von Karten,
die zum Eintritt von Veranſtaltungen irgendwelcher Art
berechtigen.
Ein Geſetz über die Akademie für deutſches
Necht macht dieſe zur öffentlichen Körperſchaft
des Reiches.
Das Geſetz über die Umwandlung von Kapital=
geſellſchaften
bezweckt, in geeigneten Fällen die Abkehr
von anonymen Geſellſchaftsformen zu erleichtern und ihre Er=
ſetzung
durch Unternehmungen mit Eigenverantwortung des
Inhabers zu fördern. Dem gleichen Zweck dient das ebenfalls
verabſchiedete Geſetz über Steuererleichterungen bei der Um=
wandlung
und Auflöſung von Kapitalgeſellſchaften. Die
Aenderungen einiger Verbrauchsftevergeſeßze
wurden beſchloſſen, und zwar des Zuckerſteuergeſetzes, in das
der aus Zelluloſe gewonnene Zucker einbezogen wird, der
ſteuerlich dem Stärkezucker gleichgeſtellt wird. Es handelt ſich
hierbei um ein Erzeugnis der Deutſchen Bergin A.=G für Holz=
hydrolyſe
. Durch eine Aenderung des Salzſteuergeſetzes wird
erreicht, daß, wer mit einem allgemeinen Vergällungsmittel ver=
gälltes
Salz unangemeldet entgällt und dadurch gleichſam Salz
gewinnt, zur Steuerzahlung herangezogen und beſtraft werden
kann, und daß die Verwendung allgemein vergällten Salzes
für menſchliche Ernährung unter Strafandrohung verboten wird.
Das Geſetz zur Aenderung des Münzgeſetzes ſchafft die Vor=
ausſetzungen
für die
Errichlung einer Reichsmünzfkäfte
und bringt die mit der Münzreform zuſammenhängenden Aende=
rungen
.
Das Geſetz zur Aenderung der Reichsſchuldenordnung vom
13. Februar 1924 eröffnet den Erwerbern von Stücken der neuen
Reichsanleihe von 1934 die Möglichkeit, ihre Forderungen in Buch=
ſchulden
des Reiches umwandeln zu laſſen.
Das Geſetz über Proteſte von Wechſeln und
Schecks beſeitigt Zweifel und Irrtümer in der Auslegung eini=
ger
Vorſchriften des neuen Wechſelgeſetzes und Scheckgeſetzes.
Das Geſetz über die Erhöhung der Umſatz= Aus=
gleichsſteuer
iſt notwendig geworden, weil andere Länder,
die eine Umſatzſteuer haben, die Einfuhr in ihr Gebiet einer be=
ſonderen
Einfuhrumſatzſteuer unterwerfen. Hiernach wird die
Einfuhr deutſcher Waren in dieſe Länder höher belaſtet als um=
gekehrt
die Einfuhr aus dieſen Ländern nach Deutſchland. Das
Geſetz ſieht daher die Möglichkeit vor, die Umſatzausgleichsſteuer
gegenüber ſolchen Ländern zu erhöhen.
Das Geſetz über den Verkauf von Waren aus Auto=
maten
beſtimmt, daß ein Verkauf aus Automaten in der
Zeit nicht ſtattfindet, in der die in Frage kommenden
Geſchäftszweige ihre Verkaufsſtellen geſchloſ=
ſen
halten müſſen. Es müſſen darnach Vorkehrungen ge=
troffen
werden, um die Benutzung der Automaten während der
werktäglichen und ſonntäglichen Ladenſchlußzeiten unmöglich zu
machen.
Das Geſetz über die Neuordnungdes Vermeſſungs=
weſens
bezweckt eine einheitliche Leitung des geſamten Be=
hördenapparates
in Vermeſſungsangelegenheiten, Organiſation
(Fortſetzung auf Seite 2, zweite Spalte.)

Auf dem Marſch.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
K. G. S. Waſhington, Ende Junk.
Als Präſident Rooſevelt im Herkſt 1932 ſeine große Wahl=
ſchlacht
lieferte, die den energiſchen Mann trotz vollkommener
Lähmung beider Beine durch ganz Amerika führte, da ſchloß
er faſt alle ſeine Reden, in denen er den Wählern den von
ihm beabſichtigten Neuen Kurs geſchildert hatte, mit der
ſymboliſchen Aufforderung: let’s go! Kommt, laßt uns
marſchieren!
Nun iſt über ein Jahr ſeit ſeinem Amtsantritt vergangen,
und in einem Buch hat Präſident Franklin D. Rooſevelt dieſes
eiſte Jahr geſchildert. In logiſcher Fortſetzung obigen Sprach=
bildes
trägt es den Titel: On Our Way; auf dem Marſch.
Rooſevelt reiht darin die einzelnen monumentalen Maßnahmen
aneinander, mit denen er den Neuen Kurs eingeleitet hat:
Schutz der Währung, Neuordnung des Wirtſchaftsweſens, Wieder=
herſtellung
des Vertrauens. Wenn das Buch auch zum großen
Teil aus einer Wiedergabe ſeiner Botſchaften an den Kongreß,
ſeiner Verordnungen und ſeiner Reden beſteht, ſo gibt dennoch
dieſe Zuſammenſtellung, die er mit überleitenden Erklärungen
geſchickt zu einem Ganzen verbunden hat, ein ſehr anſchauliches
Bild von der gewaltigen Umſtellung im Staatsleben Amerikas.
In der Zielſetzung finden ſich viele Parallelen mit Deutſch=
land
, wenn auch die Methoden ſehr verſchieden ſind, mit denen
dieſe Ziele erſtrebt werden. Daß ſie verſchieden ſind, hat von
allen idealiſtiſchen Geſichtspunkten abgeſehen ſeinen Grund
darin, daß Deutſchland den Weltkrieg verloren hat und das
Verſailler, Diktat unterſchreiben mußte. Deutſchland iſt arm,
Amerika iſt reich, ſowohl an Geld und Rohſtoffen wie an
Krediten. Das iſt übrigens auch der Grund, weshalb derjenige
Amerikaner, der nie über die Grenzen ſeines Landes gekommen
iſt, das neue Deutſchland ſo gar nicht verſtehen zu können ſcheint.
Rooſevelts Ziele ſind: Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit,
Hebung der allgemeinen Kaufkraft, Schutz der Bürger vor
gewiſſenloſen Spekulanten und Wucherern, Zuſammenarbeit von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern, kurz, ein beſſeres und glück=
licheres
Leben (a more abundant life) für jeden Volksgenoſſen.
Außenpolitik iſt in dieſem beneidenswerten Lande Nebenſache.
Wenden wir uns von den theoretiſchen Erörterungen des
Buches ab zur Betrachtung deſſen, was tatſächlich hier geſchehen
iſt, ſo muß zunächſt feſtgeſtellt werden, daß eine ſcharfe Wendung
erfolgte, die viele gern mitmachten, während andere, die
Kritikaſter grollend beiſeite ſtanden. Der rote Faden, der ſich
durch alle Maßnahmen Rooſevelts und durch ſeine Forderungen
an den Bundeskongreß zieht, iſt: Hebung der Kaufkraft. Des=
wegen
wurde die NJRA. (National Induſtrial Recovery Act)
heute vor einem Jahr geſchaffen, das große Wirtſchafts= Reform=
geſetz
, das dem Präſidenten weitgehende Vollmachten zur Regle=
mentierung
der Induſtrie gab. Die Hauptpunkte ſind höhere
Stundenlöhne, Mehreinſtellung von Arbeitern, Abſchaffung von
Kinderarbeit und sweatshops (Sklaventreiberei von Arbeite=
rinnen
, die in ungeſunden Räumen zuſammengepfercht Stück=
arbeit
leiſten müſſen, beſonders in der Kleidungs=Branche),
Ausſchaltung unlauteren Wettbewerbs zwiſchen den Unter=
nehmungen
, Recht der Arbeiter, ſich ihre Vertreter zwecks Ver=
handlungen
mit den Arbeitgebern ſelbſt zu wählen. Für jeden
Induſtriezweig wurde von der NRA. (National Recovery
Adminiſtration), dem zur Durchführung von der Nira ein=
geſetzten
Bundesamt für Belebung der Wirtſchaft ein Statut
feſtgeſetzt, in dem obige Bedingungen, ſowie die Mindeſtlöhne
und die Maximalarbeitszeit niedergelegt ſind. Wer ſich dem
Statut unterwarf, durfte den Blauen Adler auf ſeine Waren
kleben. Sofort nach Inkrafttreten der Nira=Geſetzgebung legte
die Baumwoll=Induſtrie ihren Statuten=Entwurf (code) vor,
der einen Monat ſpäter von Rooſevelt genehmigt wurde. Seit=
dem
ſind über 400 codes genehmigt worden. Hiervon werden
etwa 2 Millionen Firmen und 18 Millionen Arbeiter erfaßt,
das ſind rund 90 v. H. der geſamten amerikaniſchen Induſtrie.
Man hat errechnet, daß allein die codes die Verminderung der
Arbeitsloſigkeit von 13 auf etwa 10 Millionen Menſchen bewirtt
haben. Um das zu erreichen, mußte die wöchentliche Arbeitszeit
des einzelnen um etwa 25 v. H. herabgeſetzt werden, während
der Geſamtinhalt aller Lohntüten ſich gleichzeitig um etwa
53 v. H. hob. Eine Aufſichtsbehörde (NCB.; National Com=
pliance
Board) unterſucht alle Beſchwerden über Nichteinhaltung
der codes, während ein Schlichtungsamt (NLB.; National Labor
Board) bei Streiks zu vermitteln ſucht
Trotzdem aber iſt die Zahl der Arbeitsloſen, die nicht in
der Privatinduſtrie untergebracht werden konnten, immer noch
erſchreckend hoch. Deswegen wurden von dem Bundesamt für
Oeffentliche Arbeiten (PWA.; Public Works Adminiſtration)
große Projekte in Angriff genommen. Hierfür wurden vom
Kongreß 3,3 Milliarden Dollar bewilligt. Daneben richtete man
den Freiwilligen Arbeitsdienſt im Sommer 1933 ein (CCC.;
Civilian Conſervation Corps), der 325 000 jungen Leuten in
den Forſten und Sümpfen Beſchäftigung gab. Im Winter ſchuf
man zum Schutz gegen Hunger und Kälte die Verwaltung für
Notſtandsarbeiten (CWA.; Civil Works Adminiſtration), wo=
durch
etwa 4 Millionen Familienväter mit Arbeiten jeglicher
Art (ſogar ſtellungsloſe Architekten, Maler uſw. erhielten Auf=
träge
, für Regierungskoſten zu zeichnen und zu malen) beſchäftigt
wurden. Andere Bundesämter nahmen ſich der verſchuldeten
Haus= oder Farmbeſitzer an, und das große Bundesamt für
Finanzierung der Wirtſchaftsbelebung (RFC: Reconſtruction
Finance Corporation) lieh über 5 Milliarden Dollar an Banken,
Verſicherungs=Geſellſchaften und andere Organiſationen. Hier=
von
ſich bis jetzt 1½ Milliarde zurückgezahlt worden. Weitere
Auswirkungen des Neuen Kurſes waren das große Sied=
lungswerk
im Tal des Tenneſſe, ſowie die Vergebung von Bau=
aufträgen
für 32 neue Kriegsſchiffe.
Natürlich haben alle dieſe neuen Einrichtungen nicht ſofort
glatt gearbeitet, und beſonders die Durchführung der codes iſt
auf zahlloſe Schwierigkeiten geſtoßen. Man hat daher, um den
Unternehmern entgegenzukommen, die Zahl der codes erheblich
herabgeſetzt und ſehr viele Einzelheiten der Selbſtdiſziplin der
einzelnen Induſtrieverbände überlaſſen; beibehalten hat man
jedoch die Beſtimmungen über Mindeſtlöhne und Maximal=
Arbeitszeit. Auf der anderen Seite machen die Arbeiter an=
dauernde
Schwierigkeiten. Die Vereinigten Gewerkſchaften
(Federation of Labor) verſuchen energiſch, alle Arbeiter in ihre

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Seite 2 Nr. 182
Verbände zu treiben, während die Arbeitgeber ſich bemühen,
das Syſtem der Gelben Gewerkſchaften (Company Unions) mög=
lichſt
beizubehalten. Die Folge ſind zahlloſe Streiks, in die
auf Wunſch des Präſidenten der Bundeskongreß nunmehr mit
drakoniſchen geſetzlichen Zwangsvorſchriften eingreifen ſoll,
Weder bezüglich der codes, noch der Streiks iſt die weitere
Entwicklung im Augenblick abzuſehen. Es handelt ſich für die
amerikaniſche Wirtſchaft um eine revolutionäre Neuordnung,
und das geht nicht ohne ſcharfe Kämpfe jeder Art ab. Sollte es
zu bunt werden, ſo wird, wie geſagt, der Präſident zu Zwangs=
mitteln
greifen, ſowohl gegen das Kapital wie gegen die Arbeit,
und dabei wird er die überwiegende Volksmehrheit hinter ſich
haben. Denn die großen Maſſen des Volkes und die Mehrheit
der Intelligenz ſtehen geſchloſſen hinter Rooſevelt.
Ein weiteres Mittel zur Hebung der Kaufkraft war die
Schaffung der Landwirtſchaftlichen Ausgleichbehörde (AAA.;
Agricultural Adjuſtment Adminiſtration) die bei den weſent=
lichen
Bodenfrüchten die Produktionshöhe vorſchrieb und die
Farmer für Verringerung der Anbaufläche oder Züchtung von
weniger Schweinen uſw. durch Gelder entſchädigte, die man den
die Farmprodukte verarbeitenden Induſtrien in Form von be=
ſonderen
Steuern abnahm. Die große Dürre, die in dieſem
Sommer die Vereinigten Staaten heimſuchte, hat viele dieſer
Beſchränkungsmaßnahmen freilich unnötig gemacht. Man muß
ſtatt deſſen die Farmer, deren Aecker verdorrt ſind, aus Bundes=
mitteln
unterſtützen und für ſie ſogar Nahrung beſchaffen. Als
Folge ergab ſich die Erkenntnis, daß man nach Art der alten
Aegypter in den 7 fetten Jahren Rückſtände als eiſerne Ration
für 7 magere Jahre werde aufſpeichern müſſen. Die Regierung
greift überall ein, wo es not tut; ſie gibt Milliarden für direkte
Nothilfe aus, ohne Rückſicht darauf, ob der Staatshaushalt aus=
geglichen
wird oder nicht. Geld ſpielt keine Rolle, da es nur
im eigenen Lande umläuft und der Regierung jederzeit jede
Summe von den Banken geborgt wird, für die das ein mühe=
und riſikoloſes Geſchäft bedeutet. Für den nächſten Winter ſind
ſoeben große Reformgeſetze zwecks Einführung von Sozial=
verſicherung
, Schaffung von Heimſtätten und Umſiedlung in
landwirtſchaftlich geeignetere Orte vom Präſidenten angekündigt
worden.
Gewiß kann das Syſtem der Unterſtützung des Landes durch
rieſige Regierungsgelder bei niedrigen Steuern und ſtändiger
Vermehrung der öffentlichen Schuld nicht endlos weitergeführt
werden. Bald wird der Zinſendienſt ſich zu einem Moloch ent=
wickeln
, der Volksvermögen und Bundeskredit verſchlingt. Des=
wegen
iſt Rooſevelt beſtrebt, die Kaufkraft des Volkes auch
durch Belebung der Privatwirtſchaft zu fördern, damit mehr
Steuern einkommen und weniger Arbeitsloſe von der öffent=
lichen
Hand unterſtützt zu werden brauchen. Das iſt auch die
Begründung für das kürzlich vom Kongreß beſchloſſene Zoll=
reformgeſetz
, welches dem Präſidenten diktatoriſche Vollmachten
zur Senkung oder Hebung der Zölle und zum Abſchluß von
Zollverträgen erteilt. Der amerikaniſchen Regierung iſt dadurch
u. a. die Möglichkeit gegeben, ſich gegen die Ueberſchwemmung
mit billigen japaniſchen Waren zu wehren, die das Handels=
miniſterium
in ſeinem kürzlich erſchienenen Jahresbericht in
beweglichen Worten beklagt hatte. Das Hauptziel aber iſt die
Belebung des amerikaniſchen Außenhandels, der nach Feſt=
ſtellung
des Außenminiſters um 35 v. H. geſunken iſt. In den
Jahren 1929 bis 1933 fiel die Ausfuhr aus Amerika von
5,2 auf 1,6 Milliarden, die Einfuhr nach Amerika von 4,3 auf
1,4 Milliarden Dollar. Während der Außenhandel ſank, ging
auch die inländiſche Produktion ſtark zurück, und zwar von
112 im Jahre 1929 (die Indexziffer 100 gilt für das Normal=
jahr
1926) auf 63 im Jahre 1933. In vielen Reden hat die
Regierung ſich bemüht, dem Volk und dem Kongreß klar=
zumachen
, daß man Ausfuhr brauche, daß man aber nur mit
geſteigerter Ausfuhr rechnen könne, wenn man bereit ſei, gleich=
zeitig
die Einfuhr zu ſteigern. Und die kann man nur durch
Senkung der übertrieben hohen Schutzzölle bei den Induſtrie=
zweigen
ſteigern, die ſich als unwirtſchaftlich oder als nicht
unbedingt erforderlich herausgeſtellt haben! Nun beginnt alſo
demnächſt der Zoll=Handel, das Feilſchen mit dem Ausland
um gegenſeitige Zollkonzeſſionen. Man gebraucht dieſen Aus=
druck
(tariff bargaining) hier ganz offen in amtlichen Aus=
laſſungen
. Wann dieſe Verträge zuſtandekommen werden, ſteht
dahin, denn die von der Zollſenkung betroffenen Induſtrien
werden ſich energiſch zur Wehr ſetzen und ſich auf diejenigen
Parlamentarier ſtürzen, die im November 1934 zur Neuwahl
ſtehen. Und das ſind alle Abgeordnete ſowie ein Drittel der
Senatoren. Infolgedeſſen iſt die Belebung der Einfuhr nach
Amerika leider noch nicht auf dem Marſch.
*
Am Dienstag nachmittag wurden in der deutſchen Geſandt=
ſchaft
in Kowno durch Steinwürfe mehrere Fenſterſcheiben zer=
trümmert
. Die beiden Täter konnten von dem wachthabenden
Polizeibeamten ſofort verhaftet werden. Es handelt ſich um zwei
der Polizei bekannte Kommuniſten
Vor dem deutſchen Konſulat in Valencia explodierte am Mon=
tag
abend eine Bombe. Die Fenſterſcheiben des Gebäudes gingen
in Trümmer. Perſonen wurden nicht verletzt.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Der Führer ſtattete am Montag nachmittag dem erkrankten
Reichsminiſter Dr. Schmitt in deſſen Wohnung in Dahlem einen
Beſuch ab, der eine Stunde dauerte. Der Reichsminiſter hatte
infolge eines Ohnmachtsanfalles am 28. Juni 1934 bis jetzt das
Bett hüten müſſen, doch iſt er jetzt wieder ſoweit hergeſtellt, daß
er heute einen längeren Erholungsurlaub wird antreten können.
Im Programm des Königspaares von Siam iſt als wichtigſte
Begegnung ein Beſuch des Königspaares beim Reichspräſidenten
in Neudeck vorgeſehen. Das Königspaar fährt heute abend mit
kleinem Gefolge und in Begleitung des Chefs des Protokolls nach
Neudeck.
Die franzöſiſche Regierung hat die Aepfel= und Birnen=Einfuhr
neu kontingentiert. Für die kommenden drei Monate Juli bis
September iſt Deutſchland ein Kontingent von 120 Tonnen zuge=
ſprochen
worden.
Der Sultan von Marokko iſt in Begleitung ſeines Söhnchens
und ſeines Gefolges in Marſeille eingetroffen und im Kraftwagen
über Lyon nach Paris weitergefahren. Der Sultan wird über einen
Monat in Frankreich verweilen und verſchiedene Städte und Bade=
orte
beſuchen.
In Südchile rotteten ſich tauſend bewaffnete Bauern zuſam=
men
, die durch Kälte und Hunger von ihren uneinträglichen Far=
men
vertrieben wurden. Sie griffen die Bauern an, die den An=
ſchluß
an die Bewegung verweigerten. Eine Anzahl der letzteren
wurde getötet und von den Aufſtändiſchen in einen Fluß geworfen.
Im Kampf mit der Gendarmerie wurden etwa 50 Aufrührer ge=
tötet
.
Das japaniſche Kabinett hat am Dienstag ſeinen Rücktritt be=
ſchloſſen
. Der Beſchluß kam nicht unerwartet. Er ſoll, wie ver=
lautet
, mit dem bekannten Aktienſkandal in Zuſammenhang ſtehen,
der frühere Miniſter und ein Mitglied des gegenwärtigen Kabi=
netts
in den Verdacht der Beſtechung gebracht hat.

Neue Geſeße.

(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
des freien Berufsſtandes, Anpaſſung der geſamten Vermeſſungs=
arbeit
an die Erforderniſſe der Reichsverteidigung und Wirtſchaft
und eine Neuordnung des Gebührenweſens. Ein
Geſek über Kleintenknerhilfe
ſchafft Erleichterungen innerhalb der Fürſorge und verbeſſerte Für=
ſorgeleiſtungen
für einen beſtimmten Kreis von Berechtigten. Das
Reichskabinett verabſchiedete ferner ein Geſetz über einſtwei=
lige
Maßnahmen zur Aenderung des Siedlungs=
weſens
, ein Geſetz zur Aenderung des Gemeinde=
umſchuldungsgeſetzes
durch das den ausländiſchen Gläu=
bigern
deutſcher Gemeinden und Länder die Möglichkeit gegeben
wird, ihre Forderunegn in Schuldverſchreibungen des Umſchul=
dungsverbandes
deutſcher Gemeinden umzuwandeln. Das Geſetz
über die Rechtmäßigkeit von Verordnungen und
Verwaltungsakten gibt eine unanfechtbare Rechtsgrund=
lage
für dieſe, wo ſie bisher nicht vorhanden war. Das Geſetz zur
Bekämpfung der Papageienkranbheit ſchafft die
Grundlage für eine umfaſſende energiſche Bekämpfung dieſer
Krankheit. Schließlich genehmigte das Reichskabinett das vom
Reichsarbeitsminiſter eingebrachte
Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherungen
durch das die Krankenkaſſen innerhalb des künftigen Reichsver=
waltungsbezirkes
zur Erfüllung ſolcher Aufgaben zuſammengefaßt
werden, die zweckmäßig nicht von jeder einzelnen Krankenkaſſe für
ſich, ſondern für das ganze Gebiet gemeinſam durchgeführt werden.
Weiter hat das Geſetz die Aufgabe, den Führergedanken
bei den Verſorgungsträgern in einer den beſonderen
Verhältniſſen der Sozialverſicherung angepaßten Weiſe durchzu=
führen
, die Aufſicht ſtraff zuſammenzufaſſen und
wirkſamer zu machen und die Sozialverſiche=
rungsbehörden
zu vereinheitlichen. Beſeitigt werden
ferner die Verſchiedenheiten des Rechtes der einzelnen Verſiche=
rungsarten
, wo ſie nicht begründet ſind.
Das Geſeh über die Akademie für deutſches Recht.
Nach dem heute vom Reichskabinett beſchloſſenen Geſetz über
die Akademie für deutſches Recht wird die Akademie,
die bisher ſchon in Bayern eine Körperſchaft des
öffentlichen Rechtswar, nun auch eine öffentliche
Körperſchaft des Reiches. Ihr Sitz bleibt aber, wie im
Geſetz vorgeſehen iſt, München. Die Aufgaben der Akademie wer=
den
durch ihre Umwandlung in eine Körperſchaft des öffentlichen
Rechts des Reiches nicht geändert. Hervorzuheben iſt, daß die
Aufſicht über die Akademie vom Reichsminiſter der Juſtiz ausge=
übt
wird, während die Ernennung ihres Präſidenten jedoch, der
Bedeutung der Akademie entſprechend, durch den Reichskanzler
erfolgt.

Mittwoch, 4. Juli 1934
Verbok öffenklicher Sammlungen.
Das dom Reichskabinett verabſchiedete Geſetz über das Ver=
dot
von öffentlichen Sammlungen hat folgenden Wortlaut:
Die Reichsregierung hat das folgende Geſetz beſchloſſen,
das hiermit verkündet wird:
S 1.
Alle Sammlungen von Geld= oder Sachſpenden auf öffent=
lichen
Straßen oder Pläten, von Haus zu Haus, in Gaſt= oder
Vergnügungsſtätten oder an anderen öffentlichen Orten ſind
bis zum 31. Oktober 1934 verboten.
Als Sammlung gilt auch der Verkauf von Gegenſtänden,
deren Wert in keinem Verhältnis zu dem geforderten Preis ſteht.
Der Verkauf von Karten, die zum Eintritt zu Veranſtaltungen
irgendwelcher Art berechtigen, iſt auf öffentlichen Straßen und
Plätzen und von Haus zu Haus bis zum 31. Oktober 1934
ebenfalls verboten; der Berkauf in Gaſt= oder Vergnügungs=
ſtätten
iſt nur für die in ihnen ſelbſt ſtattfindenden Veran=
ſtaltungen
zuläſſig.
Kollekten in Kirchen ſind von dem Verbot ausgenommen.
Der Stellvertreter des Führers kann im Einzelfalle wegen eines
überwiegenden öffentlichen Intereſſes weitere Ausnahmen zu=
laſſen
.
Dieſe Beſtimmungen gelten auch für bereits genehmigte
Sammlungen.
8 2.
Wer den Vorſchriften des § 1 vorſätzlich zuwiderhandelt,
wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe
beſtraft.
Die bei einer verbotenen Sammlung eingegangenen Spenden
werden zugunſten des Landes eingezogen, das über ſie zu Wohl=
tätigkeitszwecken
verfügt.
In der Begründung zu dem Geſetz über das Verbot von
öffentlichen Sammlungen wird darauf hingewieſen, daß das
Sammeln von Spenden ſich in der letzten Zeit allmählich zu
einem Unweſen entwickelt habe dem Einhalt geboten werden
müſſe. Die Einkommensverhältniſſe großer Schichten des Volkes
ſeien nicht ſo, daß von den Volksgenoſſen dauernd Abgaben für
irgendwelche, an ſich oft gute und unterſtützungswürdige Zwecke
verlangt werden könnten. Die Kaufkraft werde ſonſt in einer
Weiſe geſchwächt, die unerwünſchte Rückwirkungen auf die An=
kurbelung
der Wirtſchaft habe. Unter dem Uebermaß der
Sammlungen müſſe die Gebefreudigkeit ſelbſt mehr und mehr
leiden. Die bisherigen geſetzlichen Beſtimmungen hätten ſich nicht
als ausreichend erwieſen. Um für das auch im kommenden
Winter durchzuführende Winterhilfswerk den Boden zu be=
reiten
, erſcheine es notwendig, bis zum 31. Oktober 1934 zu=
nächſt
einmal alle Sammlungen zu verbieten Für beſondere
Fälle ſind im Geſetz ſelbſt Ausnahmen durch den Stellvertreter
des Führers vorgeſehen. Im übrigen wird bis zum 31. Oktober
1934 das geſamte Sammlungsweſen durch ein Reichsgeſetz unter
Aufhebung der bisherigen Beſtimmungen neugeregelt werden
müſſen.
Das Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherung.
Das Reichskabinett hat heute das vom Reichsarbeitsminiſter
vorgelegte Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherung verab=
ſchiedet
und damit eine Tat vollbracht, um die ſeit Jahrzehnten die
verſchiedenſten Regierungen ohne Erfolg gerungen haben. Das
Geſetz wird errichtet auf den herrlichen Grundlagen der Bismarck=
ſchen
Geſetzgebung es verwirft theoretiſch=mechaniſtiſche Löſun=
gen
wie Staatsbürgerverſorgung, Einheitsverſicherung und Ein=
heitskaſſe
, durch die nur die Selbſtverantwortung der Beteiligten
gelähmt und ein öder Bürokratismus großgezogen würden. Es
faßt jedoch die Verſicherungsträger zu fruchtbarer gemeinſamer
Arbeit zuſammen, bringt ſie in Verbindung zur Staatsverwaltung
und ermöglicht eine ſtraffe, einheitliche Aufſicht. Kernpunkt des
Geſetzes iſt die Zuſammenfaſſung gemeinſchaftlicher Aufgaben der
Krankenverſicherung, namentlich auf dem Gebiet der Geſundheits=
politik
, für den Bereich einer Provinz oder eines Landes und
Verbindung zuſammengefaßter Krankenverſicherungen mit der für
denſelben Bezirk beſtehenden Landesverſicherungsanſtalt der In=
validenverſicherung
.
Das Geſetz legt nur die großen Grundlinien feſt. Es wird
durch eine Anzahl Durchführungsverordnungen ausgefüllt werden.
Die Krönung des Werkes ſoll dann ein einheitliches, klar auf=
gebautes
, volkstümlich verſtändliches Geſetzbuch der Sozialverſiche=
rung
werden.
Im Zuſammenhang mit den ſeit Ende voriger Woche unter=
brochenen
deutſch=engliſchen Transfer=Verhandlungen fand am
Dienstag nachmittag eine neue Beſprechung zwiſchen dem Führer
der deutſchen Delegation, Dr. Berger, und dem Berater des Schatz=
amts
, Leith=Roß, ſtatt. Dieſe Fühlungnahme ſoll am Mittwoch fort=
geſetzt
werden.

Jugend, Schute and Sadt.
Reichserziehungsminiſter Dr. Ruſt hat in einer großangeleg=
ten
Rede in München die Problematik der Schulreform und vor
allem ſeine Pläne über die Neueinteilung des Schuljahres klar=
gelegt
. Das Beſtreben des Erziehungsminiſters, der Jugend eine
nach Möglichkeit freie Poſition zu wahren, dabei aber den Er=
forderniſſen
der Schule in vollem Umfange gerecht zu werden, hat
dieſer Rede allſeitigen Beifall eingetragen. Das vergangene Jahr,
in dem ſich die erſten Anſätze einer Neugeſtaltung des geſamten
Erziehungsweſens zu einer durchführbaren Löſung entwickeln
mußten, hat naturgemäß mancherlei Verſuche und Zwiſchen=
löſungen
verurſacht. Nachdem durch die klare Art der Verein=
barungen
zwiſchen Reichsunterrichtsminiſter Ruſt und dem
Reichsjugendführer Baldur von Schirach die Beanſpruchung der
Jugend durch die Schule und durch ihre eigene Bewegung zeit=
lich
geregelt iſt, intereſſiert um ſo mehr der prinzipielle Grund=
gedanke
, der der ganzen Entwicklung der Jugenderziehung im
nationalſozialiſtiſchen Staat zugrunde lag.
Im Gegenſatz zu der fasciſtiſchen Jugendorganiſation Ita=
liens
, die eine ſtaatliche iſt, war in Deutſchland von vornherein
kein Zweifel daran gelaſſen worden, daß die Jugend in wei=
teſtem
Maße eine Bewegung bleiben ſolle, die von der zwangs=
läufigen
Statik ſtaatlicher Organiſation frei ſein ſolle. Die
Reichsjugendführung mit ihren zahlreichen Gliederungen, vor
allem aber die Hitlerjugend, war der ſichtbare Exponent dieſer
Auffaſſung einer freien nationalſozialiſtiſchen Jugendbewegung.
Die Schule und insbeſondere die Lehrerſchaft war zum Teil
noch Vertreter einer Anſchauung, die die Erziehung der Jugend
allein in Händen einer privilegierten Erzieherſchaft ſehen
wollte. Die praktiſche Auswirkung dieſer Verhältniſſe war not=
wendigerweiſe
ein beiderſeitiges Mißtrauen. Sollte auf Dauer
eine harmoniſche Erziehung gewährleiſtet werden, dann mußte
dieſes beiderſeitige Mißtrauen beſeitigt werden. Es ſteht außer
allem Zweifel und kann auch der Jugend nicht eindeutig genug
zu Bewußtſein gebracht werden, daß die Grundlage jeder Er=
ziehungstätigkeit
der Einfluß dazu berufener Erwachſener auf
die Jugend iſt. Eine alleinige Selbſterziehung der Jugend iſt
eine Unmöglichkeit. So haben Elternhaus und Schule nicht nur
einen berechtigten Anſpruch an die Jugend, ſie ſind zu dieſem
Anſpruch geradezu verpflichiet. Neben dem natürlichen Anſpruch
des Elternhauſes hat die Schule als Einrichtung des Staates
die zweifache Aufgabe der formalen und materiellen Bildung,
der Vermittlung von Wiſſen und der Formung zu ſtaatstragen=
den
Perſönlichkeiten. Eine Beweguns der Jugend, die ſich außer

dieſen beiden naturgegebenen Erziehungsaufgaben noch die
weitere ſtellt, durch Selbſterziehung der Jugend eine Ver=
jüngung
des ganzen Volkes zu erreichen, wird dieſer ſelbſt=
geſtellten
Aufgabe nur gerecht werden können, wenn ihre Arbeit
ſich mit der anderen Erziehungsarbeit harmoniſch ineinander=
fügt
. Es war ohne Zweifel eine Verkennung der Tatſachen von
ſeiten der Schule, in der Hitlerjugend nur eine Störung
des Lehrbetriebes zu ſehen. Der gleiche Fehler wurde allerdings
in weiten Kreiſen der neuen Jugendbewegung begangen, wenn
von ihr außer der Lehrtätigkeit der Lehrerſchaft jede Erziehungs=
berechtigung
abgeſprochen wurde. Es konnte auf die Dauer eine
gedeihliche Arbeit weder für die eine noch für die andere Seite
möglich ſein.
Reichserziehungsminiſter Ruſt hat in ſeiner begonnenen
Arbeit das Problem von der zeitlichen, alſo von der praktiſchen
Seite her angefaßt, denn eine neuartige Arbeit wird ſich im
alten Rahmen nicht durchführen laſſen. Die Einrichtung des
Staatsjugendtages verhindert die zeitlichen Ueberſchneidungen
der Anforderung und räumt vom Staat aus der Jugend einen
Tag ein, den ſie nach eigenem Ermeſſen und ohne jede Be=
hinderung
geſtalten kann. Es ſtell: dies für die Jugendbewe=
gung
eine ebenſolche Entlaſtung da, wie für Schule und Eltern=
haus
. Die Schule hat nun eine feſt umriſſene Arbeitszeit und
dem Elternhaus iſt der für die Familie ſo wichtige gemein=
ſame
Sonntag zurückgegeben. Eine anders geartete Entwicklung
wäre für den Beſtand der Familie äußerſt gefährlich geweſen,
und ohne die Familie als Rückhalt eines jeden Jugendlichen
und als natürliche Keimzelle des Staates wäre der Staat ebenſo
gefährdet geweſen, wie eine ſelbſterziehende Arbeit der Jugend
in kürzeſter Zeit reſtlos unmöglich geweſen wäre. Es mag
manchem, der von einer autarken Jugend, ſo etwas wie einen
kleinen Staat neben dem Staat, geträumt hat, eine Ent=
jäuſchung
ſein, daß Reichserziehungsminiſter Ruſt im Einver=
nehmen
mit dem Reichsjugendführer die Stellung der Familie
und der Schule in der Erziehungsarbeit gefeſtigt und ihre Be=
deutung
aufs neue betont hat. Und doch iſt die getroffene Löſung
ein gewaltiger Fortſchritt, denn ſie baut die Selbſterziehung der
Jugend als notwendigen Teil in die Geſamterziehung ein. Zu=
gleich
mit dieſer organiſatoriſchen Aufteilung haben Beſtrebun=
gen
eingeſetzt, die Mitgliedſchaft in der Hitlerjugend von dem
Urteil der Schule über die Zweckmäßigkeit einer ſolchen Mit=
gliedſchaft
abhängig zu machen. Es kann dies dann ſeine Be=
rechtigung
haben, wenn eine Lehlerſchaft die Notwendigkeit
ſelbſtändiger ſtaatspolitiſcher Erziehung durch die Jugend ſelbſt
anerkennt und ihre Entſcheidung über organiſatoriſche Fragen
unter dieſem Geſichtspunkt fällt. Reichserziehungsminiſter Ruſt
hat in klarer Erkenntnis der Notwendigkeit einer ſolch um=

faſſenden Aufgabe der Lehrerſchaft ſelbſt geſagt: Um als Führer
nicht nur in der Schule, ſondern im Leben ſelbſt Vorbild ſein
zu können, erfordert es des immerwährenden Einſatzes aller
Kräfte und aller Erprobung der ganzen Perſönlichkeit. Mit
dieſer Zuteilung der Arbeitsaufgaben an Jugend und an
Lehrerſchaft iſt beiden nicht nur die Bildungsarbeit im eigenen
Kreiſe ermöglicht, ſondern auch für das Zuſammenwirken als
Erziehungsſubjekt und Erziehungsobjekt eine verſtändliche, weil
einfache Richtlinie gegeben, denn es ſteht feſt, daß der Leit=
gedanke
die nationalſozialiſtiſche Grundeinſtellung von Lehrern
und Schülern bleibt, und daß Erziehung und Unterricht ſo auſ=
gebaut
werden müſſen, wie es die Intereſſen der Jugend und
der Nation erfordern.
Die Arbeit der Jugendbewegung iſt nach den Verein=
barungen
zwiſchen Erziehungsminiſter Ruſt und Baldur
von Schirach in ein neues Stadium getreten. Die Jugend ſelbſt
iſt einer Verantwortung enthoben, die ſie ſelbſt hätte niemals
tragen können, weil ſie eben Jugend iſt. Die Familie hat einen
Sinn zurückerhalten, den ſie manchmal ſchon verloren glaubte,
Und die Schule hat mit dem feſtgelegten Arbeitsprogramm die
Gewißheit fruchtbarer Arbeitsmöglichkeiten erhalten. Allerdings
ift der Lehrerſchaft von Staate her eine gleiche Verpflichtung
auferlegt wie der Jugend. Fordert der Staat mit Recht von der
Jugend, daß ſie der Schule Gehorſam ſchulde und dafür einen
eigenen Anteil an der Erziehungsaufgabe erhält, ſo muß der
Staat von der Schule, der er das Recht der Erziehung über=
tragen
hat, auch die Pflicht der reſtloſen Verantwortlichkeit
dieſem Staate gegenüber verlangen. Die in dem letzten Jahr
entſtandenen Reibungen zwiſchen Jugend und Schule, in die der
Staat bis zu den programmatiſchen Erklärungen des Reichs=
erziehungsminiſters
nicht eingegriffen hatte, waren auf Seite
der Jugend eben durch die Jugend entſchuldbar. Auf Seiten
der Lehrerſchaft waren ſie jedoch faſt ausnahmslos darin be=
gründet
, daß in den vergangenen Jahren die Schule ein metho=
diſch
aufgebautes Inſtitut war mit der alleinigen Aufgabe der
Wiſſensvermittlung. Dr. Ruſt hat ſeinem Willen Aus=
druck
gegeben, die Schule mehr ſein zu laſſen, als einfaches
Unterrichtsinſtitut und die Jugend mehr als Erziehungsobjekt.
Dem Staat fällt damit die Aufgabe zu, darüber zu wachen,
daß der Erziehungsprozeß ſich in der angegebenen und be=
ſtimmten
Weiſe vollzieht. Es iſt ein Verdienſt des Reichs=
erziehungsminiſters
, das Verhältnis von Jugend Schule und
Staat ſcharf umriſſen zu haben. Und es iſt ein Verdienſt des
Reichsjugendführers, im Namen der Jugend den Platz ein=
wandlos
anerkannt zu haben, den die Jugend in dieſem Drei=
Karl Auguſt Weber.
klang einzunehmen hat.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 182 Seite 3

Der Führer beim Reichspräſidenken.
in Neudeck.

DNB. Neudeck, 3. Juli.
Reichskanzler Adolf Hitler erſtattete heute hier dem Reichs=
präſidenten
von Hindenburg ausführlichen Bericht über die am
Sonntag abend abgeſchloſſene Aktion gegen die Hoch= und Landes=
verräter
.
Reichspräſident von Hindenburg benutzte dieſe Gelegenheit,
um auch perſönlich dem Reichskanzler ſeinen Dank für das ent=
ſchloſſene
Handeln auszuſprechen, durch das dem deutſchen Volk
großes Blutvergießen und dem Vaterlande ſchwere Erſchütterungen
erſpart worden ſind.

Eine Anordnung Adolf Hiklers.

DNB. Berlin, 3. Juli.
Der Führer hat folgende Anordnung erlaſſen:
Die Maßnahmen zur Niederſchlagung der Röhm=Revolte ſind
am 1. Juli 1934 nachts abgeſchloſſen worden.
Wer ſich auf eigene Fauſt, gleich aus welcher Abſicht, in Ver=
folg
dieſer Aktion eine Gewalttat zuſchulden kommen läßt, wird
der normalen Juſtiz zur Verurteilung übergeben.
gez. Adolf Hitler.

Preſſeamt der Oberſten 5A.-Führung aufgelöſt.

Der Reichspreſſechef der NSDAP. teilt mit:
Im Benehmen mit dem Chef des Stabes der SA., Lutze,
wird das Preſſeamt der Oberſten SA.=Führung mit ſofortiger
Wirkung aufgelöſt. Der bisherige Aufgabenkreis des Preſſeamtes
der Oberſten SA.=Führung geht auf die Reichspreſſeſtelle der
NSDAP. unmittelbar über.
(gez.) Dr. Dietrich
Reichspreſſechef der NSDAP.
Die NSK teilt mit: Im Zuſammenhang mit der Meldung
über die Auflöſung des Preſſeamtes der Oberſten SA.=Führung
wird verfügt: Der bisherige Leiter des Preſſeamtes, Gruppen=
führer
Weiß, iſt von den während ſeiner Abweſenheit im Preſſe=
amt
vorgekommenen Verfehlungen nicht berührt. Er ſteht zur
Verfügung der Oberſten SA.=Führung.
Der Chef des Stabes:

(gez.) Lutze.

Kein Uniformverbot für den Chef des Ausbildungs=
weſens
und ſeine Organe.

Die Beurlaubung der SA. für den Monat Juli und das
hierfür ausgeſprochene Uniformverbot gelten nicht für den Chef
des Ausbildungsweſens und ſeiner Organe.
Die Angehörigen der Stäbe und Schulen des Chefs des Aus=
bildungsweſens
ſind daher berechtigt, den SA.=Dienſtanzug zu
tragen. Sie ſind erkenntlich an einem am linken Aermelaufſchlag
zu tragenden, 3 Zentimeter breiten gelben Tuchſtreifen mit dem
Aufdruck Chef A. W. und dem Dienſtſtempel des Chefs des
Ausbildungsweſens.
Die Polizeiorgane ſind entſprechend unterwieſen worden.

richt berbreitet, der latholiſche Biſchof von Berlin, Bäres, und
der Chef der Heeresleitung, General der Artillerie von Fritſck,
ſeien erſchoſſen worden. Beide Perſönlichkeiten haben ſelbſt
ſeſtgeſtellt, daß es ihnen ausgezeichnet geht und kein Menſch ſie
auch nur im geringſten irgendwie behelligt hat. Auch Graf
Helldorf, der Potsdamer Polizeipräſident, der gleichfalls zu den
Totgeſagten gehört, verſieht ſeinen. Dienſt wie immer und
ſtattete Montag auf dem Reichspropagandaminiſterium einen
Beſuch ab. Genau ſo verhält es ſich mit den zahlreichen anderen
genannten Perſonen, ſeien es Hohenzollernprinzen, für die die
marxiſtiſche Emigrantenpreſſe plötzlich eine gewiſſe Sympathie
entdeckt hat, Miniſter oder bekannte Führer der NSDAP. Es
kann der Emigrantenpreſſe jedoch geſagt werden, das alle ihre
Spekulationen auf weitgehende Unſtimmigkeiten in Deutſchland,
oder auf ein weiteres Umſichgreifen oder einen größeren
Umfang der Hochverratsaktion reſtlos fehlgehen. Noch nie haben
Deutſchland und die nalionalſozialiſtiſche Bewegung ſo feſt,
einig und geſchloſſen dageſtanden, wie gerade im jetzigen Augen=
blick
, denn immer war die NSDAP. am ſtärkſten, wenn ſie und
die Treue ihrer Mitglieder zum Führer einer Belaſtungsprob=
ausgeſetzt
wurden.

Mnziſ bolniſcer Soialberliag zufereichnel.

DNB. Danzig, 3. Juli.
Zwiſchen der Freien Stadt Danzig und der Republik Polen
wurde am Montag ein Vertrag über Sozialverſicherung unter=
zeichnet
. Die Unterzeichnung erfolgte durch den Senatspräſiden=
ten
Dr. Rauſchning und Senator Dr. Wiercinſki Keiſer, ſowie
durch Miniſter Dr. Papee und Abteilungschef Skolowſki.
Der Vertrag bildet die Grundlage für die Re=
gelung
der gegenſeitigen Beziehungen zwiſchen
der Freien Stadt Danzig und der Republik
Polen auf dem Gebiete der geſamten Sozial=
verſicherung
. Damit werden die Staatsangehörigen der
beiden vertragſchließenden Teilen hinſichtlich der Sozialverſiche=
rung
einander gleichgeſtellt. Die Leiſtungen werden von den
Danziger und polniſchen Verſicherungsträgern nach dem Verhält=
nis
der Beitragszeiten anteilmäßig getragen. Der Vertrag ſoll
baldmöglichſt den zuſtändigen Organen zur Genehmigung vorge=
legt
werden. Er wird nach erfolgter Genehmigung in Kraft
geſetzt.

Wer iſt abſtimmungsberechtigt!

Die Abfkimmung im Sgargebiel.

Unſinnige Gerichke.

Die blitzſchnelle Aktion des Führers gegen ein kleines
Häufchen von Aufrührern, die ihrem verdienten Schickſal zu=
geführt
wurden, hat insbeſondere die Emigrantenpreſſe nicht
ſchlafen laſſen. Während ſie vorher gerade die jetzt wegen Hoch=
verrates
abgeurteilten Männer nicht genug beſchimpfen konnte,
ſetzte ſie ſich plötzlich mit außerordentlicher Wärme für ſie ein
und fühlt ſich mit ihnen ſolidariſch. Allein dieſes Verhalten
dürfte genügend zu denken geben. Es kommt hinzu, daß die
Emigrantenpreſſe die Gelegenheit der Niederſchlagung eines
Putſchverſuches benutzt, um die abenteuerlichſten Gerüchte über
Deutſchland zu verbreiten. Obwohl aus den veröffentlichten
Darſtellungen einwandfrei hervorgeht, daß nur ein kleiner
Führerklüngel aus der SA. beiroffen worden iſt, und die ganze
SA. und der größte Teil ihres Führerkorps ſich ihrer Ver=
pflichtung
und ihres Eides voll und ganz bewußt ſind und dem
Führer zu allen Zeiten die Treue gehalten haben, werden die
abenteuerlichſten Meldungen über Hinrichtungen und Er=
ſchießungen
in Deutſchland verbreitet. Man nennt phantaſtiſche
Totenzahlen und gibt ſeitenlange Liſten von angeblich er=
ſchoſſenen
Perſönlichkeiten aus, die ſämtlich wohlbehalten ſind,
und die zu allen Zeiten ihrem Dienſt nachgehen. So wurde
heute z. B. in der Emigrantenpreſſe des Saargebiets die Nach=

DNB. Berlin, 3. Juli.
Von zuſtändiger amilicher Stelle wird mitgeteilt: Der
Völkerbundsrat hat die Volksabſtimmung im Saargebiet auf
Sonntag, den 13. Januar 1935, feſtgeſetzt. Abſtimmungsberechtigt
iſt ohne Unterſchied des Geſchlechts und der Staatsangehörig=
keit
jede Perſon, die am 13. Januar 1935 zwanzig Jahre alt
iſt und am Tage der Unterzeichnung des Verſailler Vertrages,
das iſt der 28. Juni 1919, im Saargebiet gewohnt hat. Nach
dem vom Völkerbundsrat feſtgeſetzten Abſtimmungsreglement iſt
grundſätzlich jede Perſon abſtimmungsberechtigt, die an dieſem
Tage im Saargebiet ihren gewöhnlichen Wohnort hatte und ſich
dort mit der Abſicht des Verbleibens niedergelaſſen hatte.
Eine beſtimmte Anweſenheitszeit wird ſomit nicht verlangt;
auch wer ſich erſt am Stichtag, dem 28. Juni 1919, im Saar=
gebiet
niedergelaſſen hat, iſt abſtimmungsberechtigt.
Andererſeits iſt die vorübergehende Abweſenheit
vom ſtändigen Wohnort im Saargebiet ohne Einfluß auf die
Stimmberechtigung, vorausgeſetzt, daß der Wille beſtand, den
tatſächlichen Aufenthalt im Saargebiet beizubehalten. Es ſind
ſonach beiſpielsweiſe auch abſtimmungsberechtigt:
a) Perſonen, die aus einer Gemeinde des Saargebiets zur
Erfüllung des Militärdienſtes eingezogen, am 28. Juni
1919 aber noch nicht an ihren ſtändigen Wohnort im
Saargebiet zurückgekehrt waren, weil ſie noch bei ihrem
Truppenteil ſtanden, oder ſich in Gefangenſchaft be=
fanden
, oder infolge Verwundung oder Krankheit noch
nicht in das Saargebiet zurückkehren konnten;
b) aktive deutſche Militärperſonen, die vor der Beſetzung
des Saargebiets bei einem im Saargebiet garniſonieren=
den
Truppenteil ſtanden und bei der Beſetzung das
Saargebiet verlaſſen mußten, ihren Wohnſitz daſelbſt
aber bis 28. Juni 1919 noch nicht aufgegeben hatten.
In Betracht kommen Offiziere, Militärbeamte, Unter=
offiziere
und Kapitulanten, nicht aber die lediglich zur
Erfüllung ihrer Militärdienſtpflicht Eingezogenen:
c) Perſonen, die ſich über den 28. Juni 1919 zu Beſuchs=,
Studien= oder Ausbildungszwecken außerhalb ihres im
Saargebiet gelegenen ſtändigen Wohnorts aufgehalten
haben, ſelbſt wenn ſie am 28. Juni 1919 im Saargebiet
polizeilich nicht gemeldet waren;
d) Perſonen, die über den 28. Juni 1919 vorübergehend
außerhalb ihres ſtändigen Wohnorts im Abſtimmungs=
gebiet
eine Dienſt= oder Arbeitstätigkeit ausgeübt haben;
e) Perſonen, die am 28. Juni 1919 von ihrem ſtändigen
Wohnſitz im Saargebiet verreiſt waren und ſich polizei=
lich
abgemeldet hatten, um z. B. während der Reiſe am
Aufenthaltsort Brotkarten zu erhalten;
k) Perſonen, die am 28. Juni 1919 zwangsweiſe z. B. durch
Ausweiſungsbefehl der damaligen Beſa zungsmächte, von
ihrem ſtändigen Wohnort im Saargebiet ferngehalten
worden ſind, oder die aus dem Saargebiet geflüchtet
und bis 28. Juni 1919 nicht zurückgekehrt waren.
Der Aufenthalt von Minderjährigen und Entmündigten
am 28. Juni 1919 beſtimmt ſich nach dem Aufenthalt der Per=
ſonen
, die die väterliche Gewalt oder die Vormundſchaft über
ſie ausübten. Der Aufenthalt der Eltern oder des Vormunds
hat aber dann keine entſcheidende Bedeutung, wenn ein Minder=
jähriger
, der zu dieſer Zeit getrennt von ſeinen Eltern oder
ſeinem Vormund wohnte, ſelbſt für ſeinen Unterhalt ſorgte.
Eine am 28. Juni 1919 im Saargebiet beſchäftigte Minder=
jährige
, die dort ihren Unterhalt als Hausgehilfin ſelbſt ver=
diente
, iſt alſo abſtimmungsberechtigt, auch wenn ihre Eltern

damals nicht im Saargebiet wohnten. Die verheiratete Frau
teilt den Aufenthalt ihres Ehegatten, ſofern die Ehe vor dem
28. Juni 1919 geſchloſſen war.
An alle im Reich, außerhalb des Saargebiets, wohnhaften
Perſonen, die auf Grund der vorſtehenden Richtlinien die Ver=
leihung
der Abſtimmungsberechtigung beanſpruchen können und
ſich bisher noch nicht gemeldet haben, ergeht die Aufforderung.
ſich umgehend bei der Saarmeldeſtelle ihres jetzigen Wohn=
orts
(beim Einwohnermeldeamt, in den Städten beim zu=
ſtändigen
Polizeirevier) zu melden. Soweit möglich, ſind Nach=
weiſe
über den Wohnſitz am 28. Juni 1919 (An= und Abmelde=
beſcheinigungen
, Beſchäftigungszeugniſſe, Militärpapiere uſw.)
mitzubringen.

Prinzgemahl Heinrich der Riederlande F.

Nach kurzer Krankheit iſt
der Prinzgemahl der Nie=
derlande
, Heinrich, im Alter
von 58 Jahren geſtorben.
Er war ein Sohn des Groß=
herzogs
von Mecklenburg
und diente als Leutnant
im preußiſchen Gardejäger=
Bataillon, bis er ſich mit
der um einige Jahre jünge=
ren
Königin. Wilhelmine
von Holland verheiratete.
Am Tage ſeiner Hochzeit,
am 7. Februar 1901, wurde
ihm der Titel und der
Name eines Prinzen der
Niederlande verliehen. Man
erzählte damals, daß es ſich
um eine Liebesheirat ge=
handelt
habe. Trotzdem iſt
es dem Prinzen nicht ge=
lungen
, in Holland recht heimiſch zu werden. Die Königin, die
ſchon als zehnjähriges Kind den Thron erbte und ſeit 44 Jahren
die erſten acht Jahre unter der Vormundſchaft ihrer Mutter
regierte, hat ſich in der Leitung der Staatsgeſchäfte ihm gegen=
über
eine große Selbſtändigkeit bewahrt. Er erhielt im holländi=
ſchen
Staatsrat beratende Stimme, aber irgendeinen Einfluß auf
das politiſche Leben hat er nie gewonnen, auch dann nicht, als
nach mehrjähriger Ehe mit der Geburt der Prinzeſſin Juliane die
Thronfolge geſichert war. Prinz Heinrich hat ſich bemüht, einen
Ausgleich für ſein politiſches Schattendaſein zu ſchaffen, indem er
ſich auf anderen Gebieten betätigte. Er hat ſich der Organiſation
des Roten Kreuzes angenommen und hat ſich ſeinerzeit bei der
Kataſtrophe des am Hoek van Holland geſtrandeten Dampfers
Berlin hervorgetan, wo er mehreren Menſchen das Leben ret=
tete
. Aber auch das konnte eine grundlegende Verſchiebung ſeiner
Stellung in Holland nicht herbeiführen. So hatte er ſich daran
gewöhnt, einen Teil des Jahres in Deutſchland zu verbringen. Er
war im Sommer oft in Heiligendamm und im Winter regelmäßi=
ger
Gaſt auf den Berliner Bällen, bis ihn im letzten Jahr ſein
Leiden ſtarke Zurückhaltung auferlegte.

Reichspräſident von Hindenburg hat nachſtehendes Tele=
gramm
an die Königin der Niederlande gerichtet: Ihre Majeſtät
und die Prinzeſſin bitte ich, aufs ſchmerzlichſte bewegt durch die
Nachricht vom Ableben Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen der Nieder=
lande
, mein aufrichtigſtes und tief empfundenes Beileid ent=
gegenzunehmen
.

Der Segen der Arbeit.

Von Dr. Karl Bergmann.

Worin beſteht dieſer Segen?
Müßige Frage! Wer jahrelang dem Fluche der Arbeits=
loſigkeit
verfallen war, jetzt aber wieder ſeiner täglichen
Arbeit nachgehen darf, wird um die Antwort nicht verlegen ſein.
Aber alle diejenigen, die nie die Geißel der Arbeitsloſigkeit am
eigenen Leib und an der eigenen Seele ſpürten, werden beim An=
blick
ihrer arbeitsloſen Volksgenoſſen empfunden haben und noch
empfinden, welches Glück eine geregelte Tätigkeit in ſich birgt.
So erſcheint die Frage, worin der Segen der Arbeit beruht,
tatſächlich, eine müßige Frage zu ſein. Wir alle können ſie beant=
worken
, und heute beſſer denn je! Und doch lohnt es ſich, ihr ein=
mal
näher zu treten, weil ſie uns Gelegenheit gibt, in eine koſt=
bare
Schatzkammer unſeres Volkes, in ſeine Sprichwörter, einen
Blick zu werfen. Denn dieſe, nicht etwa langatmige theoretiſche
Erörterungen, ſollen uns in ihrer knappen, ſchlagkräftigen und
trefflichen, oft durch Witz und Humor gewürzten Sprache über den
Segen der Arbeit berichten.
Körperliche und ſeeliſche Geſundheit, geachtete und wirtſchaft=
lich
geſicherte Stellung: Das ſind nach den Zeugniſſen der volks=
tümlichen
Lebensweisheit die ſegensreichen Folgen der Arbeit
Arbeit erhält das Leben, Arbeit erhält jung und gibt Kraft,
Faulheit macht alt und erſchlafft, Arbeit pflanzt Roſen auf die
Wangen. Nach der Arbeit ſchmeckt das Eſſen wohl, Saure
Arbeit, ſüßer Schlaf, Arbeit iſt der beſte Schlaftrunk: ſo ver=
ſchafft
Arbeit körperliche Geſundheit. Aber nicht nur dieſe, ſie ver=
leiht
uns auch das ſeeliſche Wohlbefinden, die innere ſeeliſche
Ruhe: Arbeit gebiert Ruhe und Arbeit bläſt das Feuer im
Herzen aus, meint in maleriſcher Sprache ein anderes Sprich=
wort
, d. h. ſie gibt dem Menſchen das ſeeliſche Gleichgewicht, ſchützt
ihn vor jener inneren Unruhe, die denjenigen ſo leicht befällt,
der müßig ſein Leben verbringt. Es iſt der gleiche Gedanke, der
mit anderen Worten ſo treffend von Jahn ausgedrückt wird: Es
gibt kein Stillmittel gegen die Aufforderungen des Herzens aus
Tätigkeit, gegen die Grübelgeſpenſter, womit der Geiſt ſich plagt,
keine Bannung als Beſchäftigung. Jener Wiener Arzt war daher
ein großer Menſchenkenner, der einmal einem Maler, der ſich ein=
bildete
, der Fürſt Schwarzenberg zu ſein, den Rat gab, alle Nar=
ren
abzumalen. Der Kranke folgte dem Rat: er malte, aber ehe
er noch fertig war, hörte er ſchon auf, Fürſt Schwarzenberg zu
ſein! Indeſſen iſt körperliche und ſeeliſche Geſundheit nur möglich.

bei geſicherter wirtſchaftlicher Stellung. Daher muß die Arbeit
zunächſt die tägliche Nahrung ſchaffen, das Brot, wie es im
Volksmund bezeichnenderweiſe heißt, denn das Brot iſt die Grund=
lage
der menſchlichen Ernährung und wird ſo zum Sinnbild der
Nahrung, der Speiſe, des Lebensunterhaltes überhaupt. Deshalb
meint das Srrichwort: Arbeit gibt Brot, Faulheit gibt Not,
und noch anſchaulicher, ganz perſönlich gedacht, heißt es: Arbeit
nimmt dem Müßiggang das Brot aus dem Maul. Ja, ein Sprich=
wort
iſt ſogar der Anſicht, daß Arbeit aus Steinen Brot macht,
und wirklich, das Wort iſt beinahe im buchſtäblichen Sinne wahr,
denn wie mancher Felsboden iſt durch Anſtrengung in fruchtbare,
wogende Saatfelder tragende Erde verwandelt worden. Und neh=
men
wir die Steine als Sinnbild unfruchtbaren Bodens über=
haupt
, ſo gewinnt dieſes Sprichwort eine ganz beſondere Bedeu=
tung
gerade für unſere Gegenwart, in der Tauſende von Arbeits=
dienſtwilligen
ungeheure Strecken brachliegenden Landes in frucht=
bare
Ackererde zu verwandeln im Begriffe ſind!
Im Altertum, bis weit ins Mittelalter hinein, wurde nicht
jede Arbeit gleich bewertet. Körperliche Arbeit war gering ge=
ſchätzt
. Die Grundbedeutung des uralten Wortes Arbeit als
Knechtsarbeit, Mühſal iſt ein beredtes Zeugnis für die frühere
Einſchätzung der ſchweren körperlichen Arbeit, die man den Knech=
ten
, den Unfreien, überließ. Seitdem aber langſam die Tätigkeit
des Menſchen unknechtiſcher und freier wurde, verlor unſer Wort
mehr und mehr ſeinen Sinn als Mühſal, und heute iſt der Be=
griff
der Arbeit, und zwar jeder Arbeit, geadelt. Für jede Arbeit,
ob geiſtiger oder körperlicher Art, ſtehen die Sprichwörter zu
Recht: Arbeit ſchändet nicht und Arbeit bringt Ehr. Sehr
ſchön hat dieſen Begriff der Arbeitsehre Leſſing umſchrieben:
Alle Arten, ſein Brot zu verdienen, ſind einem ehrlichen Manne
gleich anſtändig. Holz zu ſpalten, oder am Ruder des Staates zu
ſitzen. Es kommt ſeinem Gewiſſen nicht darauf an, wieviel er
nützt, ſondern wieviel er nützen wollte.
Gewiß gehen nicht alle Menſchen immer freudig an die Arbeit
heran. Es wird immer welche geben, für die die humorvollen
Sprichwörte: gelten: Die Arbeit iſt kein Haſe, ſie läuft uns nicht
weg, oder Er geht mit der Arbeit um, als ob er auf Eiern
ſäße, oder Er liebt die Arbeit wie der Dieb den Galgen. Je=
doch
gibt es auch Menſchen, die nicht aus angeborener Faulheit
eine Scheu vor der Arbeit haben, ſondern aus Angſt vor den zu
überwindenden Schwierigkeiten ſchwer an die Arbeit heranzubrin=
gen
ſind. Für ſie gilt es nur, das Sprichwort zu beherzigen:
Friſch gewagt, iſt halb gewonnen, die Arbeit nur einmal anzu=
fangen
, um dann zu ſehen, wie ſehr der Volksmund recht hat mit
ſeinem Wort: Angefangene Arbeit iſt halb getan. Für ſolche

zaghafte Naturen ſei hier mitgeteilt, wie Georg Chriſtoph Lich=
tenberg
den Schwierigkeiten einer Arbeit begegnet haben will:
Wenn man einmal eine Arbeit vor hat, ſo iſt es gut, bei der
Ausführung ſich nicht gleich das Ganze vorzuſtellen .. . Man ar=
beite
an dem, was man gerade vor ſich hat, und wenn man damit
fertig iſt, gehe man an das nächſte.
Die deutſchen Sprichwörter ſingen das hohe Lied der Arbeit.
Die Mehrzahl preiſt ihren Segen, nur wenige ſchätzen die Arbeit
gering, und dieſe ſind mehr als Verſpottung des Arbeitsſcheuen
anzuſehen, denn als wahrer Ausdruck der Volksmeinung. Unter
den vielen Hunderten von Sprichwörtern, die von der Arbeit han=
deln
, bin ich nur einem einzigen begegnet, das nichts von einem
Segen der Arbeit im Unglück wiſſen will: Arbeit hilft nicht,
wenn das Glück umſchlägt. Aber dieſer Ausdruck der Mutloſigkeit
wird wieder wettgemacht durch all die anderen, die in der Arbeit
die Grundlage menſchlichen Glücks erblicken. Die Sprache der
Sprichwörter iſt knapp, klar, dabei aber oft von hoher Anſchau=
lickkeit
, wie z. B. in den nachfolgenden: Wo Arbeit das Feld
baut, kommen keine Diſteln fort oder Wo Arbeit das Haus be=
wacht
, kann Armut nicht einſteigen. So ſtellen ſich unſere deutſchen
Sprichwörter würdig neben die Ausſprüche unſerer Dichter und
Denker. Thomas a Kempis. Fiſchart, Kant, Lichtenberg, Leſſing,
Wieland, Goethe, Schiller, ſie alle haben treffende Ausſprüche über
Weſen und Wert der Arbeit getan. Einen der ſchönſten Gedanken
über die Arbeit verdanken wir Martin Luther: Von der Arbeit
ſtirbet kein Menſch; aber von ledig und müßig Gehen kommen die
Leut um Leib und Leben; denn der Menſch iſt zur Arbeit geboren,

Richard Strauß und ſeine Vaterſtadt. Feſtſchrift zu ſeinem 70
Geburtstag. Herausgegeben von Dr. Egid Gehring. 64 S.
mit zahlreichen Bildern und Figurinen. (Verlag Knorr u.
Hirth. GmhH. München.) Kart. RM. 2.70.
Dr. Egid Gehring, der Herausgeber hat zuerſt dem Meiſter
ſelbſt bei der Richard=Strauß=Feier eine herzliche Freude gemacht:
das bedeutet zugleich ein authentiſches Urteil für ſeine liebevoll
zuſammengetragene Arbeit. Sie vereinigt eine Folge von ſel=
tenen
, vielfach erſtmals gebrachten Bildern, darunter köſtliche
Figurinen und Entwürfe von Leo Paſetti und Adolf Linnebach,
größeren Aufſätzen und vielen Anekdoten. Dieſe Geſchichten ſind
alle von Strauß ſelbſt als richtig bezeichnet worden, ſo daß hier
einmal das Wort: wenn ſie nicht wahr ſind, ſo ſind ſie doch aut
erfunden, nicht gilt: die zum Teil ganz köſtlichen Anekdoten ſind
echt! Bodenſtändigen Charakter tragen die Beiträge. Strauß=
Erinnerungen von Alexander Dillmann bringen Perſönliches von
Strauß und ſeiner Gattin, mit köſtlichem Humor erzählt. Zuletzt
ſei ein Bild erwähnt, bisher nicht bekannt, das Strauß mit ſeinem
Vater zeigt.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 182

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Juli 1934

WaegtglidElin

Luiſe Hofmann
Adolf Bär
Verlobte
Darmſtadt, den 4. Juli 1934
Karlsſtraße 98
Kiesſtraße 49

Heute entſchlief ſanft nach kurzer, ſchwerer
Krankheit mein lieber Mann, unſer guter,
treuſorgender Vater, Schwiegervater und
Großvater
Albert Böhme
Reichsbahnoberſekretär i. R.
im 65. Lebensjahre.
Gertrud Böhme, geb. Enders
Bertha Krämer, geb. Böhme
Fritz Krämer
Olga Philippi, geb. Böhme
Eduard Philippi
und Kinder Irmgard u. Olga.
Darmſtadt, den 3. Juli 1934.
Die Beerdigung findet Freitag, 6. Juli,
nachmittags 2 Uhr, auf dem Beſſunger
Friedhof ſtatt.

Heute morgen nahm Gott der Herr meine
liebe Frau, Mutter und Schwiegermutter,
unſere liebe Schweſter, Schwägerin und
Tante

geb. Schwörer
nach langem Krankenlager durch ſchmerz=
loſen
Tod in Sein himmliſches Reich.
Namens der trauernden Hinterbliebenen:
Otto Röschen, Dekan i. R.,
Lina Heinrich, geb. Röschen,
Dr. Rudolf Heinrich,
Landgerichtsrat,
zwei Enkel.
Arheilgen und Greifswald, den 3. Juli 1934.
Die Beerdigung findet Samstag, 2½ Uhr,
aufdem Wixhäuſer Friedhofvom Wichern=
heim
aus ſtatt.
(7277

Am 28. Juni entſchlief im 81. Lebens=
jahr
unſere liebe Mutter, Schwieger=
mutter
, Großmutter und Urgroßmutter
Frau

geb. Rohn.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Blaß.
Nieder=Ramſtadt, den 4. Juli 1934.
Die Beerdigung fand in der Stille ſtatt.

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Gariensobirme
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Kindermöbel
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Statt beſonderen Dankes.
Für die zahlreichen und wohltuenden Beweiſe
herzlicher Anteilnahme, die uns beidem ſchmerz=
lichen
Verluſt unſeres lieben, hoffnungsvollen
Sohnes
Paul
durch Wort, Schrift, Blumenſpenden und
ehrendes Geleit entgegengebracht worden ſind,
ſagen wir herzlichen Dank. Beſonders danken
wir den Arzten und Schweſtern im Städt.
Krankenhaus für die aufopfernde Pflege.
Ebenſo Herrn Pfarrer Junker für die troſt=
reichen
Worte am Grabe. Weiter danken wir
Sturm R 9 1/115, Krieger= und Militärverein
Graf v. Haeſeler, NS. Volkswohlfahrt der
Ortsgruppe III, Rheintor, Herrn Gabler, Hotel
zur Traube und deſſen Angeſtellten, dem
Arbeitsverband für das Nahrungsmittelge=
werbe
, den Angeſtellten des Reſtaurants zur
Krone, dem Angler=Verein und dem Verein
ehemaliger Leib=Dragoner Nr. 24, für den
ehrenden Nachruf und die Kranzniederlegung.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Adolf Rittweger.
Darmſtadt, den 3. Juli 1934.
(7282

Statt Karten.
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
und die vielen Kranz= und Blumen=
ſpenden
bei dem Heimgang unſerer lieben
Entſchlafenen ſagen wir allen unſeren herz=
lichſten
Dank. Ganz beſonders danken wir
Herrn Pfarrer Müller für die troſtreichen
Worte am Grabe und allen denen, die der
lieben Entſchlafenen die letzte Ehre erwieſen
haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Schuchmann.
Darmſtadt (Gervinusſtr. 77), Hainſtadt i. O.,
Gießen, den 3. Juli 1934.

Statt Karten.
Für die Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Heimgang unſeres lieben Ent=
ſchlafenen

Georg Illert
ſagen wir Allen unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Annemarie Illert
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[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 4. Juli 1934
Was wird aus Darmſtadt werden?
Dieſe Frage hört man heute ſo oft. Am meiſten von denen,
die ſich noch niemals die Mühe gemacht haben nachzudenken, was
Darmſtadt aus Anlaß der fluchwürdigen Tat im November 1918
verlor . . ."
Was aus Darmſtadt werden wird? Die Aufklärung kann ſich
jeder heimatbewußte Darmſtädter holen, wenn er am kommen=
den
Freitag, abends 20. 30 Uhr, inden Städt. Saal=
bau
kommt.
Dort wird im Rahmen einer öffentlichen Kundgebung der
Führer des Verkehrs= und Verſchönerungsvereins Darmſtadt und
Umgebung e. V. Kreisleiter und kommiſſariſcher Oberbürger=
meiſter
Pg. Wamboldt über dieſe die Allgemeinheit bren=
nend
intereſſierende Frage ſprechen. Der Eintritt zu dieſer Ver=
anſtaltung
iſt frei.
Der Reichsführer des Winkerhilfswerkes dankk der
Techniſchen Nokhilfe für die geleiſteke Arbeik.
Hilgenfeldt richtete an die Reichsführung der Techniſchen
Nothilfe folgendes Dankſchreiben:
Nach Abſchluß des Winterhilfswerks des deutſchen Volkes
1933/34 möchte ich Ihnen und Ihren Unterorganiſationen für
die im Winterhilfswerk geleiſtete Arbeit herzlih danken.
Wenn es möglich war, das Ziel dieſes großen ſozialen
Hilfswerkes zu erreichen und in dieſem Winter niemand hun=
gern
und frieren zu laſſen, dann hat auch Ihre Mitarbeit dazu
erheblich beigetragen. Es iſt mir ein Bedürfnis, Ihnen dies
auszudrücken, und ich bitte Sie, meinen Dank auch Ihren
Unterorganiſationen zu übermitteln.
Kataſtrophenſchutz durch die Techniſche Nothilfe. Im Ver=
laufe
des Monats Mai war die Techniſche Nothilfe in den ver=
ſchiedenſten
Teilen des Reiches allein oder mit anderen Organiſa=
tionen
zuſammen eingeſetzt, um Wald= oder Moorbrände oder
größere Gebäudebrände zu bekämpfen oder anläßlich von Ueber=
ſchwemmungen
und Unglücksfällen Hilfe zu leiſten. An 20 Orten
waren 647 Nothelfer bei den verſchiedenſten Arbeiten tätig.
Auch bei den großen Waldbränden, die allenthalben im Monat
Juni ausgebrochen waren, waren die Ortsgruppen der Techni=
ſchen
Nothilfe zur Hilfeleiſtung mit ihren Nothelfern in großer
Zahl zur Stelle.
Landesbibliothek.
Neuerwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl) vom 2. Juli
bis 16. Juli zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt.
Conrad Bornhak: Deutſche Verfaſſungsgeſchichte vom
weſtfäliſchen Frieden an. Stuttgart 1934. 34/325. 2. Johannes
Bühler: Deutſche Geſchichte. Urzeit und Ariſtokratie bis um
1100. Berlin 1934. 34/329. 3. Clemens v. Alexandreia;
Welcher Reiche wird gerettet werden? Bd. 2. München 1934. Sg.
634. 4. Gerhard Dippel: Nietzſche und Wagner. Bern 1934.
33/2136. 5. F. H. Ehmcke: Perſönliches und Sachliches Berlin
1928. 34/318. 6. Hiller von Caertringen; Bilder aus
der Geſchichte des Ulanen=Regiments König Wilhelm I. Bd. 50.
Stuttgart 1934. Sg. 178. 7. Lutz Heck: Aus der Wildnis in den
Zoo. Berlin (1930) 34/323. 8. Karl Heim: Leben aus dem
Glauben. Berlin 1934 34/338. 9. Rudolf Kapp: Heilige und
Heiligenlegenden in England. Halle 1934. 34/317. 10. Otto
Kriegk: Das Ende von Verſailles, Oldenburg (1934). 34/346.
11. Siegfried Paſſar; Einführung in die geographiſche Völker=
kunde
, Frankfurt 1934. 33/2245. 12. Karl Graf von Pückler:
Aus meinem Diplomatenleben. Schweidnitz 1934. 34/168. 13. Ha=
rold
Raſch: Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums. Berlin
1934. 33/1538. 14. Rainer Maria Rilke: Briefe an ſeinen Ver=
leger
. . . Leipzig 1934. 34/237. 15. Friedrich Riſch: Wilhelm
von Rubruk. . . Leipzig 1934 34/31. 16. Curt Roſten: Der =
diſchen
Raſſe Weg und Ziel. Berlin 1934. 34/115. 17. Ottmar
Rutz: Grundlagen einer pſychologiſchen Raſſenkunde. Tübingen
1934. 34/159. 18. Peter Heinrich Schmidt. Die geographiſchen
Grundlagen der Verkehrswirtſchaft. Jena 1934. 33/2250. 19. Ge=
org
Schuſter: Königin Luiſe. Berlin (1934). 34/365. 20. Her=
mann
Stegemann: Des Deutſchen Vaterland. Stuttgart
(1934). 34 A 35. 21. Karl Theodor Straſſer: Deutſchlands
Urgeſchichte. Berlin 1933. 34/7, 22. Tierplaſtik aus fünf
Jahrtauſenden. Berlin 1933. 34 A 33. 23. Manuel Michaelis de
Vasconcellos: Nationalerziehung und Staatswille. Berlin
1934. 34/26. 24. Hans Weltzel: Von Ottern und Nattern.
Braunſchweig 1934. 34/367 25. Hans Zeiß: Die Grabfunde
aus dem ſpaniſchen Weſtgotenreich. Bd. 2. Berlin 1934. Sg 340.
26. Eduard Ziehen: Mittelrhein und Reich im Zeitalter der
Reichsreform.. . Frankfurt 1934. 34/264. 27. Wilhelm Zieſe=
mer
: Das Land der Basken. Berlin 1934. 34/357. Vormer=
kungen
werden im Leſeſaal entgegengenommen. Verleih=
bar
ab 16. Juli 1934.
An die heſſiſchen Bürgermeiſtereien. Der Amtstag der Heſſ.
Hauptfürſorgeſtelle der Kriegsbeſchädigten= und Kriegshinterblie=
benen
=Fürſorge am Montag, dem 9. Juli, fällt aus. Die heſſi=
ſchen
Bürgermeiſtereien werden erſucht, die Intereſſenten in ge=
eigneter
Weiſe hierauf aufmerkſam zu machen.
Hoheitszeichen der NSDAP. auch für Landesbeamte. Der
Reichsminiſter des Inneren hat die für die uniformierten Reichs=
beamten
getroffene Anordnung, daß die Landeskokarde an der
Dienſtmütze durch das Hoheitszeichen der NSDAP. zu erſetzen iſt,
auf die uniformierten Landesbeamten ausgedehnt. Die umfor=
mierten
Landesbeamten tragen alſo künftig gleichfalls im oberen
Mützenſtreifen das Hoheitszeichen der NSDAP., im unteren
Mützenſtreifen die ſchwarz=weiß=rote Kokarde. Die für die uni=
formierte
Polizei und die Gendarmerie getroffene Sonderregelung
wird hierdurch nicht berührt.
Die NSDAP. ſtempelrechtlich dem Reich gleichgeſtellt. Die
unlösliche politiſche Verbundenheit von Staat und Partei läßt
es geboten erſcheinen, die Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiter=
partei
ſtempelrechtlich dem Reich gleichzuſtellen. Staatsminiſter
Jung ordnet daher an, daß die Befreiung von den Landesſtempel=
abgaben
, die für das Reich (gemäß Art. 7 Abſ. 1 Ziffer 2 des
Heſſiſchen Urkundenſtempelgeſetzes oder auf Grund ſonſtiger Vor=
ſchriften
) beſtehen, im gleichen Umfange auch der Nationalſozia=
liſtiſchen
Deutſchen Arbeiterpartei eingeräumt werden. Die Gleich=
ſtellung
beſchränkt ſich auf die Partei als ſolche.
Hohes Alter. Frau Lina Schmidt, Ahaſtraße 20, feiert
heute in korperlicher und geiſtiger Geſundheit ihren 77. Geburts=
tag
. Sie iſt langjährige treue Bezieherin unſeres Blattes.
P. Gedenkfeier der 70=Jährigen. Die 70jährigen ehemaligen
Schulkameraden und =kameradinnen, welche im Jahre 1878 in
der Beſſunger Petruskirche konfirmiert worden waren, begingen
am Sonntag durch einen gemeinſamen Kirchgang mit anſchließen=
dem
Abendmahl ihren 70. Geburtstag, wobei Herr Pfarrer Weiß
die Gedächtnisrede hielt.
Heute abend 8,15 Uhr Feierabend=Singen auf dem
Damaſchkeplatz (Waldkolonie). In der Erkenntnis, daß alle guten
Kräfte im Volke herangezogen werden müſſen, um den Wieder=
aufbau
unſeres deutſchen Vaterlandes zu fördern, haben ſich auch
die Geſangvereine voll und ganz in den Dienſt des Volkes ge=
ſtellt
. Ihre Mitwirkung bei Kundgebungen und ſonſtigen Ver=
anſtaltungen
zeigt, daß die Vereine die deutſche Sangeskunſt nicht
nur um des Geſanges willen, ſondern vor allem deshalb pflegen,
um dem Volke auf ihre Weiſe zu nützen, d. h., daß ſie ihre Ar=
beit
als eine Pflicht gegenüber der Volksgemeinſchaft anſehen.
Nachdem die Chorvereinigung Melomanen Lie=
derhalle
und die Eiſenbahner=Geſangsabteilung
unter der Leitung des Chorleiters M. Herfurth ſchon bei verſchie=
denen
Veranſtaltungen mitgewirkt haben wollen ſie nunmehr
heute abend die Volksgenoſſen in der Waldkolonie durch Vor=
tragen
einiger Lieder erfreuen. Es werden zu Gehör gebracht:
1. Mahnung. 2. O du Heimat an der Saar, 3. Untreue, 4. Liebes=
leid
, 5. Rheinglaube, 6. Zum Wandertor hinaus, 7. Morgen=
wanderung
. 8. Deutſchland, heil ger Name.

Woogserinnerungen.
In den letzten Tagen iſt mir ein kürzlich erſchienenes Büch=
lein
zugegangen Der Große Woog zu Darmſtadt: Ver=
faſſer
iſt Dr. Adolf Müller, der Direktor der Stadtbücherei
und des Stadtarchivs; das verdienſtvolle Schriftchen iſt mit 10
hübſchen Bildern geſchmückt. Auch in Liedern iſt der Große Woog
beſungen worden. Die Militärſchwimmſchule iſt nur
kurz erwähnt. Einen alten Darmſtädter Heiner verlockt es des=
halb
, zu dieſem Kapitel aus ſeiner Bubenzeit noch einiges zu er=
zählen
. Urſprünglich ruhte die Schwimmſchule auf eichenen
Pfählen, die im Waſſer feſt eingelaſſen waren, und zwar auf der
weſtlichen Dammſeite, zwiſchen den weißen Häuschen und dem
Zapfen . Später trugen hölzerne Fäſſer und dann Pontons
aus Eiſenblech die Schwimmſchule. Mit großer Spannung er=
warteten
wir Buben immer das Aufſchlagen der Anſtalt; es
erfolgte Ende Mai und die Schwimmſaiſon wurde beim Militär
etwa am 1. Juni eröffnet. Ich habe 1875, noch als Schmitzianer,
bei den Soldaten ſchwimmen gelernt. Schwimmlehrer waren Ge=
meine
, Gefreite oder Unteroffiziere der hieſigen Regimenter, mei=
ſtens
aber von den 115ern. Sie trugen leinene Anzüge und einen
großen, mit einem bunten Band geſchmückten Strohhut aus Holz=
ſpänen
. Kommandeur je ein Jahr lang war ein Leutnant.
Morgens und nachmittags, etwa bis 4 Uhr. lernten die Soldaten.
dann kamen die Buben. Das melodiſche O=eins, zwei, drei‟
ertönte aus etwa 20 Kehlen, während die Schüler an der
Stange, an der ſtrammen oder an der lockeren Leine im
Waſſer zappelten. Wer ſich freiſchwimmen wollte mußte 15
Minuten ſchwimmen können; zum Schluß wurde ein Sprung vom
hohen oder gar dem höchſten Sprungbrett gefordert. War die
Probe beſtanden, bekam man eine Freiſchwimmerkarte bis
vor kurzer Zeit hatte ich meine aufbewahrt und erwarb das
Recht, ſich in der Freiſchwimmerecke aus= und anziehen zu dur=
fen
. Zum Aus= und Anziehen war für alle ein mit einem Vor=
hang
verſchloſſener Raum da, deſſen Luft, weil er von ſämtlichen
Zöglingen der Schwimmſchule, Soldaten und Schülern, gebraucht
wurde, nicht immer die allerbeſte war. Nach dem Schwimmen
ſtärkte man ſich gern durch einen Keil Kommißbrot, der für
3 Pfennige bei dem Feldwebel der Kantine am Eingang der
Schwimmſchule zu haben war. Dann fuhren uns oft die Schwimm=
lehrer
in den großen Schwimmſchulnachen koſtenlos ſpäzieren. Bei
Gunder koſtete die Stunde Kahnfahren 80 Pf.. nur am Lud=
wigstag
war für die Abonnenten Freifahrt, was natürlich oft
lange Warterei verurſachte. Von Gunders Nachen waren die
große und die kleine Schwalbe am beliebteſten. Nach dem Nach=
mittagsunterricht
erſt Schwimmen dann Nachenfahren da
wurde es manchmal ſpät bis zur Heimkehr, und ängſtliche Eltern
warteten mit Bangen auf die Herren Söhne. Gelegentlich ließ
der Leutnant die Freiſchwimmer militäriſch antreten, dann ging
es nach der Größe von dem höheren Sprungbrett, womöglich
Kopf vor , in die Fluten. Zur beſonderen Aufſicht war immer
einer der Schwimmlehrer als Dujour beſtimmt (Die Schnur",
ſagten wir Heiner) und war kenntlich an einem um den Leib ge=
ſchallten
Kurt, an dem ein langes dünnes Seil befeſtigt war,
das der Dujour im Arm trug. Ich habe nicht erlebt, daß ein
Bub gerettet werden mußte. Wohl aber ſah ich einmal, wie bei
einem Soldatenſchüler, als dieſer von der Barriere aus ins
Waſſer ſprang, die Leine, an der er ſchwimmen ſollte, an einem
vorſpringenden Balken der Schwimmſchule hängen blieb und riß.
Im nächſten Augenblick war der Lehrer mit den Kleidern ſeinem
Schüler nachgeſprungen und brachte ihn glücklich an eines der
Leiterchen, an denen man ins Waſſer ſteigen konnte. Auch ein
Lazarettgehilfe war immer anweſend. Manchmal ſahen wir auch
das Gepäckſchwimmen der Soldaten: hier und da verſuchte es
auch einer von uns, in Kleidern zu ſchwimmen. Wenn der Leut=
nant
milde war, geſtattete er den Freiſchwimmern, in den Ferien
auch ſtatt mittags morgens zu baden. Für den Schwimm=
lehrer
des Herrn Sohnes mußte der Papa von Zeit zu Zeit, be=
ſonders
beim Freiſchwimmen, ein paar gern genommene Zigarren
ſtiften. Die Soldaten hatten jährlich ein Preisſchwimmen: Ein=
mal
fielen bei dieſem Feſt durch einen unglücklichen Zufall (die
Zuſchauer hatten die öſtliche Hälfte der auf den Pontons ruhen=
den
Anſtalt zu ungleich belaſtet) außer den Feſtteilnehmern auch
die ſämtlichen Preiſe ins Waſſer und mußten von dem
Schwimmlehrer erſt wieder getaucht werden, wobei das Bad
weder einem Photographie=Album noch einer Wecker=Uhr beſon=
ders
gut bekam. In der Militärſchwimmſchule wußten die
Eltern ihre Buben gut aufgehoben und behütet, daher beſuchten
wir ſie in unſeren jungen Jahren oft mehrere Jahre bis wir für
die Weißen reif erklärt wurden. In die gefahrloſe Floh=
bach
war keiner von uns zu bringen.
Nach dem Kriege iſt die Militärſchwimmanſtalt verſchwun=
den
, und nur die Erinnerung an ſie und an die dort verbrachte
ſchöne frohe Zeit bleibt vielen alten Darmſtädtern. T. R.

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Aus den Darmſtädter Lichtſpiel=Theakern.
Union: Die große Chance.
Das iſt wirklich eine große Chance, die den jungen Erfinder
ausgerechnet mit der Tochter eines allmächtigen Generaldirektors
zuſammenführt. Natürlich ſetzt ſich die junge Dame weniger
aus Begeiſterung für den fabelhaften Rohölmotor als für die
Perſon ſeines Erfinders tatkräftig für die Sache ein. Ganz ſo
einfach, wie ſie ſich’s gedacht hat, geht’s ja nun nicht, denn der
junge Mann, in ſeinem Stolz beleidigt, macht erſt noch eine etwas
vom Zaun gebrochene Szene und läuft beinah vor ſeiner großen
Chance davon. Das hilft ihm aber gar nichts, das Glück hat ihn
nun mal erwiſcht und das Ende iſt eine Verlobung und ein Ver=
trag
mit der Fabrik.
Eine harmlos luſtige, unterhaltſame Angelegenheit, die der
Negiſſeur Victor Janſon noch mit allerhand netten Epiſoden
und Nebenfiguren ausgeſtattet hat. So ſtellt er neben das junge
Paar, das Camilla Horn und Hans Söhnker ſympathiſch dar=
ſtellen
, das beſchauliche Glück der beiden Alten, Hanſi Nieſe
und Jakob Tiedke, und das Trio der Geldgeber, in dem ſich be=
ſonders
H. von Meyring durch überwältigende dumme Arro=
ganz
hervortut.
Aus dem intereſſanten Beiprogramm ſind beſonders ein Film
vom Klettern in Fels und Eis der Dolomiten und eine ausge=
zeichnete
Aufnahme der Freiſchütz=Ouvertüre hervorzuheben. a-

Wenn in Frankkurt . . . dann
Rebstock, Braubachstraße 19

Geſellſchaftsfahrt nach München. Wie die Handwerkskammer
Darmſtadt bekannt gibt, veranſtaltet der Bezirksverein Mittel=
rhein
und Heſſen, Heſſen=Naſſau des Reichsverbandes des Deutſchen
Elektro=Inſtallateurgewerbes, Frankfurt a. M., Braubachſtr. 18/22,
anläßlich ſeiner Reichsverbandstagung am 21. Juli ds. Is in
München eine Geſellſchaftsfahrt von Frankfurt a. M. nach Mün=
chen
zu einer bedeutenden Preisermäßigung von 50 Prozent. Inter=
eſſenten
an der Geſellſchaftsfahrt, die insbeſondere auch dem Beſuch
der Ausſtellung Deutſche Siedlung und. Deutſche Straße gilt,
haben ſich bis zum 8. Juli ds. Js. ſchriftlich oder telephoniſch
bei dem Bezirksverein Mittelrhein und Heſſen, Heſſen=Naſſau,
Frankfurt a. M., Braubachſtr. 18/22, anzumelden. Die gleiche Er=
mäßigung
tritt für die Rückfahrt ein. Die Abfahrtszeiten für die
Hinreiſe (Eilzugbenutzung) ſind folgende: 10.05 Uhr ab Frank=
furt
a. M., 10.35 Uhr ab Hanau, 10.56 Uhr ab Aſchaffenburg,
11.58 Uhr ab Gemünden, Ankunft in München 17.08 Uhr. Die
Rückfahrt wird am 23. Juli abends ſtattfinden.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen, Freundinnen=
heim
, Sandſtraße. Jeden Donnerstag, abends 8½ bis 10 Uhr:
Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gymnaſtik: Leitung: Frl. Irmgard Pätzold. Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat Nähen und Zuſchneiden. Donners=
tag
, den 5. Juli: Des Chriſten Verantwortung für Volk und
Staat.
Pflücken und Aufkaufen von Kiefern= und Fichtenzapfen. Die
Polizeidivektion weiſt auf die Verordnung des Geſamtminiſte=
riums
vom 8. Mai 1929 hin, wonach für die jeweilige Erntezeit
das Pflücken und Aufkaufen von Kiefernzapfen vor dem 15. De
zember und von Fichtenzapfen vor dem 1. Oktober verboten iſt.
Die Zuwiderhandlung iſt unter Strafe geſtellt, auch können ge=
brauchte
Werkzeuge uſw. ſowie verbotswidrig geſammelte Zapfen
eingezogen werden.

Nr. 182 Seite 5

Im Monat Juli fallen ſämtliche Generalmitgliederappelle,
öfſentliche Verſammlungen und Amtswalterſchulungsabende der
Politiſchen Organiſation aus. Eine Ausnahme bildet der Vortrag
des Profeſſors Dr. Grimm am 24. Juli im Städtiſchen Saalbau,
Kreiskulturwart.
Die für Mittwoch, den 4. Juli, einberufene Verſammlung
der Ortskulturwarte des Kreiſes Darmſtadt (Stadt und Land)
unterbleibt bis auf weiteres.
Ortsgruppe Gutenberg.
Die Sprechſtunden der Ortsgruppe Gutenberg ſind von jetzt
ab jeden Dienstag und Freitag nachmittags von 5.307.30 Uhr.
NS. Frauenſchaft der Ortsgruppen Steinberg und Mitte.
Die Zuſammenkunft der Frauenſchaftsmitglieder der Orts=
gruppen
I und IX findet am Mittwoch, abends 8 Uhr, bei Sitte
ſtatt. Bitte Singbücher mitbringen.
NS. Volkswohlfahrt der Ortsgruppe Rheintor.
Verſammlung ſämtlicher Amtswalter und der ihnen zuge=
teilten
Helfer Donnerstag, den 5. Juli 1934, 20.15 Uhr. in der
Reſtauration Deutſcher Hof, Mackenſenſtraße 23. Erſcheinen iſt
Pflicht!
NSLB. Darmſtadt=Land.
Tagung der geſamten Lehrerſchaft des Kreiſes Volksſchule,
Berufsſchule und Ruheſtändler am Mittwoch, den 4. Juli, um
3 Uhr im Arheilger Mühlchen Halteſtelle Hammelstrift der
Straßenbahnlinie 8. Familienangehörige ſind willkommen.
Die Rechenſchaftsberichte der Ringleiter ſind fällig.
NS. Lehrerbund Darmſtadt=Stadt und Land.
Pflichtgruppe: Gewerbliche und allgemeine Berufsſchule.
Nächſte Arbeitstagung am Donnerstag, den 5. Juli, 18 Uhr,
in der Gewerblichen Berufsſchule II zu Darmſtadt. Ecke Nieder=
Ramſtädter= und Karlsſtraße,
Tagesordnung: 1. Rückblick auf die bisherige Tätigkeit der
Arbeitsgruppe. 2. Zur kommenden Sach= und Facharbeit. 3. Er=
ledigung
laufender Angelegenheiten.
Mit Rückſicht auf die Geſtaltung der künftigen Tätigkeit der
Arbeitsgruppe iſt die Anweſenheit aller Mitglieder des NSLB.
an den Berufsſchulen im Stadt= und Landkreis dringend not=
wendig
.
Anmeldepflicht der Betriebe des Land=
Handels und. dein Keiasskagrftand.
Es iſt eine öffentliche Aufforderung ergangen, daß ſich alle
Betriebe des Landhandels und die Betriebe, die
landwirtſchaftliche Erzeugniſſe be= und verar=
beiten
, bei den zuſtändigen Dienſtſtellen des Reichsnährſtandes
bis zum 15. Auguſt anzumelden haben. Die Anmel=
dung
iſt auch in zweifelhaften Fällen vorzunehmen. Dieſe Auf=
forderung
des Reichsbauernführers dient dem Zweck, das Reichs=
nährgeſetz
und die hierzu ergangenen Ausführungsbeſtimmungen
zuverläſſig und erſchöpfend durchzuführen. Die Aufforderung er=
halten
alle in Frage kommenden anmeldepflichtigen Wirtſchafts=
zweige
. Vordrucke ſind bei ſämtlichen Dienſtſtellen des Reichs=
nährſtandes
zu erhalten. Fragebogen, die auszufüllen ſind,
ſind erhältlich bei der Kreisbauernſchaft Star=
kenburg
=Nord Hauptabteilung 4, Darmſtadt. Hügel=
ſtraße
73, durch Hauptabteilungsleiter Wilh. Ulbrich.
Die Entſcheidung über die Zugehörigkeit zum Reichsnährſtand
erfolgt in zweifelhaften Fällen von zentraler Stelle. Die Nicht=
befolgung
der Aufforderung wird mit Gefängnis oder Geldſtrafe
geahndet, es kann auch die Fortführung des Betriebes unterſagt
werden. Die Mitglieder des Deutſchen Landhandels E. V., der
Wirtſchaftlichen Vereinigung der Roggen= und Weizenmühlen,
des Reichsverbandes Deutſcher Obſt=, Gemüſe= und Lebensmittel=
händler
E. V., des Reichsverbandes der Deutſchen Süßwaren=
großhändler
E V. und diejenigen Betriebe, die ſich dort bereits
zum Reichsnährſtand angemeldet haben weiterhin die in die
Handwerksrolle der Bäcker, Schlächter, Müller oder Konditoren
eingetragenen Betriebe ſind von einer neuerlichen Anmeldung
befreit. Die Anmeldung bei irgendeiner anderen Berufs= oder
Standesvertretung oder bei einem anderen Verband oder Verein
als den vorgenanntien gilt nicht als Anmeldung beim Reichsnähr=
ſtand
, Reichshauptabteilung 4.

Mehr Urlaub den Lehrlingen!
Aufruf
an alle Organiſationen der Induſtrie, des Handwerks, des Handels,
an alle Betriebsführer und Meiſter!
Die Jugend iſt die Zukunft eines Volkes. Darum hat jedes
Volk die Pflicht, alles zu tun, damit ſeine Jugend körperlich und
geiſtig geſund erhalten wird. Bleibt dieſe Pflicht unerfüllt, dann
muß das in ſeiner Jugend weiterlebende Volk, Naturgeſetzen zu=
folge
, im Kampf um das Daſein erliegen und zu Grunde gehen.
Der Nationalſozialismus hat dieſe Tatſache klar erkannt und
ſieht es darum als ſeine wichtigſte Aufgabe an, die Jugend zum
Fundament des natiomalſozialiſtiſchen Staates zu machen. Ge=
lingt
dies, dann wird der Beſtand des Staates auf weite Sicht
gewährleiſtet ſein. Denn wer die Jugend hat der hat die Zukunft.
Leider iſt dieſe Erkenntnis noch nicht Allgemeingut des deut=
ſchen
Volkes geworden. Immer noch verſündigen ſich einzelne
Volkskreiſe an der Zukunft unſeres Volkes, indem ſie der Jugend
nicht den ihr gebührenden Platz einräumen und in verbrecheri=
ſcher
Weiſe deren körperliche und geiſtige Ausbildung hemmen.
Dies trifft ganz beſonders auf die Urlaubs= und Freizeitgewäh=
rung
für unſere werktätige Jugend zu. Auf dieſem Gebiet herr=
ſchen
vielfach noch Zuſtande, die an die ſchlimmſten Erſcheinungen
der Zeiten liberaliſtiſch=kapitaliſtiſcher Ausbeutung erinnern. Die
werktätigen Jugendlichen haben täglich ungefähr 9 Stunden kör=
perliche
Arbeit zu verrichten. In vielen Fällen jedoch iſt die
Arbeitszeit der Jugendlichen noch größer. Die Freizeit und Ferien=
zeit
iſt ſo knapp bemeſſen, daß vielen Jungarbeitern und Jung=
arbeiterinnen
gar keine Erholungsmöglichkeit geboten iſt. Häufig
erhält der Jungarbeiter kaum 6 Tage Urlaub im Jahr, während
einem Schüler 70 Ferientage zugebilligt werden. Ja, es gibt ganze
Berufsgruppen, deren jugendliche Angehörige im Jahr nur 1 oder
2 Tage, manchmal ſogar überhaupt keine Ferien haben. Hier wird
Raubbau an unſerer Jugend, an beſter Volkskraft getrieben.
Das muß anders werden.
Deutſcher Betriebsführer, deutſcher Meiſter! Wir appellieren an
euer Verandwortungsgefühl gegenüber Volk und Staat. Gebt
euren Lehrlingen, die ja mitten in ihrer Wachstumsperiode
ſtehen, ſoviel Frei= und Ferienzeit, als ſie zur Förderung ihrer
körperlichen und geiſtigen Ausbildung benötigen. Gebt ihnen
mehr Urlaub! So wie die deutſche Jugend im Reichsberufs=
wettkampf
durch die Tat ein überwältigendes Bekenntnis zum
Arbeitsdeutſchland Adolf Hitlers abgelegt hat, ſo beweiſt nun auch
ihr, daß ihr Nationalſozialiſten der Tat ſeid!
Heil Hitler!
Führer des Gebietes 13
Bezirksleiter der Deutſchen
der Hitlerjugend
Arbeitsfront, Bezirk Heſſ./H.=N.
M. d. R.
M. d. R.
gez. Kramer
gez. Becker.

p. Durchführung des Feuerbeſtattungsgeſetzes. Die vor In=
krafttreten
des neuen Reichsgeſetzes (vgl. Nr. 142, S. 6) auf Form=
blatt
eines Feuerbeſtattungsvereins abgegebene, eigenhändig
unterſchriebene Erklärung, durch die der auf Feuerbeſtattung ge=
richtete
Wille bekundet iſt, bleibt, auch wenn ſie nicht eigenhän=
dig
geſchrieben iſt, wirkſam. Die auf Feuerbeſtattung gerichtete
Willensbekundung kann widerrufen werden. Der Widerruf iſt
einwandfrei nachzuweiſen. Dieſer Nachweis kann erbracht werden:
1. durch Verfügung von Todes wegen, 2. durch eine vom Verſtor=
benen
abgegebene mündliche Erklärung, die von einer zur Füh=
rung
eines öffentlichen Siegels berechtigten Perſon als in ihrer
Gegenwart abgegeben beurkundet iſt, 3. durch eine unter Angabe
des Ortes und Tages eigenhändig geſchriebene und
unterſchriebene Erklärung des Verſtorbenen.
Die Leichen ſind in den Särgen oder Einſatzſärgen einzuäſchern,
in denen ſie zur Feuerbeſtattungsänlage gelangen. Die Särge müſ=
ſen
aus dünnem Holz oder Zinkblech beſtehen, frei von Metall=
beſchlägen
ſein und dürfen nicht angeſtrichen oder lackiert ſein,
Pech darf zur Abdichtung der Fugen nicht verwendet werden.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 182

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 4. Juli 1934

Bütihs!

Menſchenkenner.

An einem glühheißen Spätnachmittag ſitze ich im Garten eines
Ausfluglokals. Müde und ſtur ſchaue ich auf die vielen leeren
Tiſche ringsumher. Ein Mann erſcheint, wiſcht ſich den Schweiß
von der Stirn und kommt in meine Nähe. Selbſtverſtändlich,
beantworte ich freundlich die Frage, ob er Platz nehmen darf
aber ich denke; du hätteſt dich doch genau ſo gut ſonſtwo hinſetzen
können! Der Mann fällt mir auf die Nerven. Er ſchaut mich in
einer unverſchämten Weiſe an, ſucht in meinem Geſicht herum,
als habe er etwas darin verloren. Wenn er mich doch nur in
Ruhe laſſen wollte! Zu allem Ueberfluß beginnt er ein Geſpräch.
Und war für ein Geſpräch! Er ſpricht von mir, genau geſagt:
von meiner Phyſiognomie.
Nun gehe ich doch aus meiner Sturheit heraus, nicht etwa,
weil es mich intereſſiert, das zu erfahren, was der Mann aus
meinem Geſicht, aus dem Spiegel meines Charakters, heraus=
rätſelt
, ſondern weil ich mich köſtlich amüſiere. Für einen Muſiker,
vielleicht auch für einen Maler, auf jeden Fall für einen Künſtler
hält mich der Mann. Und er möchte gar zu gern von mir eine
Beſtätigung ſeiner phyſiognomiſchen Rätſelei erfahren. Ich aber
erzähle ihm eine Anekdote:
Lavater der Goethefreund und Begründer der
Phyſiognomik, ſaß einmal in einer Poſtkutſche einem ſanften
Manne gegenüber und machte mit dieſem genau dasſelbe, was
Sie gerade mit mir machten. Lavater war Geiſtlicher und glaubte,
in dem Manne einen Kollegen erkennen zu müſſen. Er wäre aber
am liebſten aus der Poſtkutſche verduftet, als er die barſchen
Worte des ſanften Mannes hörte: Ich bin kein Seelenhirte,
ſondern der Scharfrichter von Baſel!
Mein Tiſchnachbar iſt ſchwer gekränkt, zahlt ſeine Zeche und
verſchwindet. Nun, er wird dieſe Zeilen zu Geſicht bekommen und
frohlocken: Ich habe doch recht gehabt: ein Künſtler war der
Mann, wenn auch kein Muſiker oder Maler, ſo doch ein Literat,
und das ſind ja bekanntlich auch Künſtler Hungerkünſtler!
Mir ſoll’s recht ſein! Mir ſchmeckt die Arbeit und das Brot,
das ich verdiene!
Skeuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Juli 1934.
Aufbewahren!
Ausſchneiden!
5. Juli: Abgabe der Beſcheinigung an die Finanzkaſſe,
daß die Summe der im Monat Juni 1934 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im gleichen
Monat einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
16. bis 30. Juni 1934 erfolgten Lohnzahlungen. Falls
die bis zum 15. Juni 1934 einbehaltenen Lohnſteuer=
beträge
für ſämtliche in einem Betriebe beſchäftigten
Arbeitnehmer den Betrag von 200 RM. nicht überſtiegen
haben, im Ueberweiſungsverfahren Abführung der Lohn=
ſteuer
für die in der Zeit vom 1. bis 30. Juni 1934 er=
folgten
Lohnzahlunegen. (Keine Schonfriſt.)
5. Juli: In gleicher Weiſe wie vorſtehend angegeben Abführung
der Eheſtandshilfe bei Lohnempfängern. (Keine
Schonfriſt.)
5. Juli: Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe für die nicht
ſozialverſicherten Arbeitnehmer an die Finanzkaſſe.
(Keine Schonfriſt.)
5. Juli: Ablauf der Schonfriſt für das am 25. Juni 1934
fällig geweſene zweite ſtaatliche Ziel (Vorauszahlung)
auf die ſtaatliche Grundſteuer, Sondergebäude=
ſteuer
und Gewerbeſteuer.
5. Juli: Abführung der Bürgerſteuer, ſoweit dieſe im Mo=
nat
Juni 1934 von den Arbeitgebern einzubehalten und
nicht bereits am 20. Juni 1934 abzuführen war. (Keine
Schonfriſt.)
6. Juli: Vorlage der Aufſtellung der Deviſenge=
ſchäfte
, die von einem Unternehmen mit genereller
Genehmigung zum Deviſenerwerb im Monat Juni 1934
getätigt worden ſind.
10. Juli: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung des
Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen
und die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monau
Juni 1934.
10. Juli: Anmeldung und Zahlung der Börſenumſatzſteuer,
ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren zu ent=
richten
iſt. (Abrechnung für Juni 1934 bzw. je nach der
Ausdehnung des Abrechnungszeitraumes im einzelnen
Falle für das 2. Vierteljahr oder das 1. Halbjahr 1934.)
Keine Schonfriſt.
10. Juli: Umſatzſteuer Voranmeldung und Vorauszah=
lung
für die monatlichen Zahler (für den Monat Juni
1934) und für die Vierteljahreszahler (für das 2. Vier=
teljahr
1934.) Schonfriſt bis 17. Juli 1934.
Beiträge zur Handwerkskammer.
Das erſte, eigentlich am 30. Juni 1934 fällig geweſene Ziel
für 1934/35 wird um einige Tage verſchoben, da die Anforderungs=
zettel
noch nicht herausgebracht werden konnten. Näheres über den
Termin im nächſten Steuerkalender.
H. W. Wohmann.

Aus dem Gerichksſaal.

Aw. Nachdem die Große Strafkammer am Diens=
tag
gegen den oftmals und ſchwer vorbeſtraften 32 Guſtav Adolf Bienſack aus Pforzheim
auf Antrag der Staatsanwaltſchaft die Sicherungsverwah=
rung
anordnete, verhandelte es wegen Unterſchlagung
und ſchwerer Urkundenfälſchung gegen den 41= jäh=
rigen
Philipp Hanf aus Viernheim. Hanf gehört
ſeit 1930 der NSDAP. an. Im Mai 1933 wurde ihm die Ge=
ſchäftsleitung
der Viernheimer Ortsgruppe der NS.= Kriegsopfer=
verſorgung
übertragen. Gelegentlich einer Reviſion in dieſem
Frühjahr ſtellte ſich heraus, daß die Buchführung und Kaſſe in
größter Unordnung waren, und daß etwa 500 Mark Defizit beſtand.
Hanf verſucht in der Verhandlung trotz der Warnung des Vor=
ſitzenden
das Märchen aufzutiſchen, er habe bei einer Poſteinzah=
lung
Geld verloren, doch bequemt er ſich ſchließlich dazu, zuzugeben,
daß er Geld für ſich verbrauchte. Er ſei ſeit fünf Jahren arbeits=
los
und beziehe mit ſeiner vierköpfigen Familie nur etwas über
13 Mark in der Woche. Um ſeine Unterſchlagungen zu verſchleiern,
hatte er in den Mitgliedsbüchern der Mitglieder, die er einbe=
halten
hatte, die Eintrittsdaten abgeändert d. h. auf ein ſpä=
teres
Datum geſetzt, und die bezahlten Beiträge einfach für ſich
behalten. Das Gericht iſt gemäß den letzten Ausführungen des
Führers der Auffaſſung, daß ein Nationalſozialiſt, wenn er ſich
derartige Verfehlungen zu ſchulden kommen laſſe, weſentlich ſchär=
fer
zu beſtrafen ſei, als irgendein anderer und verurteilt ihn
wegen Unterſchlagung und Untreue, und wegen
ſchwerer Urkundenfälſchung zu zwei Jahren Ge=
fängnis
und zu fünf Jahren Ehrverluſt. Es erläßt
außerdem in Anbetracht der hohen Strafe ſofort Haftbefehl.
Ein junger Eberſtädter, der beſchuldigt wurde, an einem
16jährigen Mädel, das bei ſeiner Mutter in Stellung war, mit
Gewalt unzüchtige Handlungen vorgenommen zu haben, wird frei=
geſprochen
, da das Gericht allein auf die nicht ſehr glaubwürdigen
Ausſagen des Mädchens keine Verurteilung zu ſtützen vermag.

Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Wiederholung. Auf vielſeitigen Wunſch findet am
Donnerstag, 5. Juli, im Vortragsſaal der Städt. Betriebe, Eliſa=
bethenſtraße
25½, ein Vortrag mit praktiſchen Vorführungen ſtatt.
Es wird über das Thema Flüſſiges Obſt und Dampfentſaften
im Gasherd geſprochen. Der Beſuch dieſer Veranſtaltung wird
beſtens empfohlen. Wir verweiſen auf die heutige Anzeige.

Samtkanogevang duf den Tanbe.

Ak. Nieder=Ramſtadt, 3. Juli. Saarkundgebung. Der
Sportverein 1926. Nieder=Ramſtadt, hatte am 30. v. M. eine Rin=
germannſchaft
aus Güſchenbach (Saar) zu Gaſt zur Austragung
eines Freundſchaftskampfes. Dieſer Beſuch gab Anlaß zu einer
gewaltigen Saarkundgebung. Beim Eintreffen der Gäſte am
Bahnhof wurden dieſe durch die politiſche Leitung der NSDAP.,
durch die beiden SA.=Stürme, die HJ., den BDM., durch Vereins=
abordnungen
und durch die Mitglieder des Sportvereins begrüßt
Die Standarten=SA.=Kapelle 390 ſpielte beim Einlaufen des
Zuges das Deutſchlandlied. In geſchloſſenem Zuge marſchierten
alsdann die Gäſte nebſt den hieſigen Teilnehmern zum Marktplatz,
woſelbſt die eigentliche Kundgebung ſtattfand. Nach einem Vor=
ſpiel
der Standartenkapelle ergriff der Ortsgruppenleiter der
NSDAP., Pg. Malcomes, das Wort zu einer herzlichen Be=
grüßungsanſprache
. Er erinnerte an die Leiden und Drangſale,
der unſere Brüder an der Saar ausgeſetzt waren und noch ſind,
und gab der Verſicherung Ausdruck, daß das Reich unter der Füh=
rung
Adolf Hitlers alles daranſetzen werde, das urdeutſche Saar=
land
zum Reiche zurückzugewinnen. Mit einem dreifachen Sieg=
Heil auf Führer und Reich und dem Abſingen des Deutſchland=
und Horſt=Weſſel=Liedes ſchloß der Redner. Anſchließend ſprach
Bürgermeiſter Jährling namens der Gemeinde Worte der Be=
grüßung
, die ihren Ausklang darin fanden, daß man dem Saar=
volk
die Treue halten wird. Der Führer der Saargäſte nahm Ge=
legenheit
, den Dank für den überaus herzlichen Empfang auszu=
ſprechen
. Der Abend war der Austragung der Freundſchaftskämpfe
gewidmet. Vor Beginn der Kämpfe begrüßte der Ehrenvorſitzende
des Sportvereins 1926. Herr Hans Voll, die Saarbrüder, die in
gleich herzlichen Worten von dem Führer der Saarmannſchaft er=
widert
wurden. Auch der Führer des zuſtändigen Sportverbandes
ließ es ſich nicht nehmen, freundliche Worte der Begrüßung an die
Saargäſte zu richten. Ein Führerbildnis wurde der Saarmann=
ſchaft
als Ehrengeſchenk zum Andenken an den hieſigen Aufenthalt
überreicht. Bis in die Morgenſtunden waren alsdann die Saar=
gäſte
mit der überaus ſtark vertretenen Einwohnerſchaft gemütlich
verſammelt.
* Groß=Umſtadt, 3. Juli. Der Sonntag vormittag vereinigte
die Umſtädter Bevölkerung am 1. Juli zu einer Saarkundgebung
vor dem ehrwürdigen Rathaus. Umrahmt wurde die Feier von
entſprechenden Liedern der Sängervereinigung und des Männer=
geſangvereins
unter Stabführung des Dirigenten Kehrmann.
Bürgermeiſter Magſam eröffnete die Kundgebung mit dem
Hinweis darauf, daß das Unrecht von Verſailles ſchon ſeit fünf=
zehn
Jahren namenloſes Elend über die kerndeutſche Saarbevöl=
kerung
gebracht habe. Er trug dem anweſenden Saardeutſchen,
Pfarrer Steubing, warme Grußworte an die geborenen Groß=
Umſtädter, die jetzt im Saargebiet leben, und an die Saardeut=
ſchen
überhaupt auf. Pfarrer Steubing=Saarbrücken wies auf
die Not und die Bedrückung unter der Völkerbundsregierung hin,
die eine Regierungskommiſſion eingeſetzt hat, die aus Mitgliedern
der verſchiedenſten Staaten beſtehe. Sie kann natürlich nicht die
deutſchen Belange der rein deutſchen Bevölkerung entſprechend ver=
treten
. Denn rein deutſch iſt das Saarvolk, trotz des Märchens
von den 150 000 Saarfranzoſen, an deren Vorhandenſein die Ur=
heber
ſelbſt nicht glauben. Eine gewiſſe Gleichgültigkeit habe ſich
einmal in die Reihen der Saarländer eingeſchlichen. Aber der
nationalſozialiſtiſche Umſchwung im Reiche habe das Saardeutſch=
tum
wieder hell auflodern laſſen. Entſchloſſener denn je ſchreite

das Saarvolk, welches erleichtert aufgeatmet habe, als der Ab=
ſtimmungstag
feſtgeſetzt wurde, in 195 Tagen zur Abſtimmung
und treten den heißerſehnten Heimmarſch in das Reich Adolf Hit=
lers
mit einem einmütigen Glück auf! an. Dr. Neumann
ſprach für den Volksbund für das Deutſchtum im Ausland, der
die Belange des Grenz= und Auslandsdeutſchtums vertritt. Er
wies nach, daß es auch für uns im angrenzenden deutſchen Binnen=
land
nicht gleichgültig ſein kann, ob Frankreich ſeine Hand wie=
der
auf ein Stück deutſchen Grenzlandes legen kann oder nicht.
Denn wenn der weſtliche Nachbar ein weiteres Stück deutſchen
Volksbodens losreißt, dann werden neue Gebietsteile Grenzland,
in denen dann die Entdeutſchungsverſuche weiter fortgeſetzt wer=
den
. Deshalb müſſe den Vorpoſten des Deutſchtums im abgetrenn=
ten
Grenzgebiet durch ſtraffes Zuſammenhalten im Innern
Deutſchlands der Rücken geſtärkt werden. Der Zuſammenſchluß
aller Deutſchen könne aber nur Wahrheit werden, wenn ſich alle
Volksgenoſſen entſchloſſen und bedingungslos hinter den Führer
Adolf Hitler ſtellen, hinter einen Führer, der in den letzten 24
Stunden mit eiſernem Griff, nuerhörtem perſönlichen Mut und
beiſpielloſer Unerſchrockenheit eine dem deutſchen Volke drohende
Gefahr beſeitigt hat. So wie der Führer treu zum Volke allzeit
ſtehe, ſo treu müſſen auch alle Volksgenoſſen ſich hinter ihn ſtellen.
Machtvoll erklang ein dreifaches Sieg Heil! als erneutes Treu=
gelöbnis
gen Himmel. Das Horſt=Weſſel=Lied ſchloß die eindrucks=
volle
Feier.
Ca, Lorſch, 3. Juli. Große Saarkundgebung. Auf Ein=
ladung
des Sportklubs Olympia Lorſch und der Turnvereinigung
Lorſch empfing unſere Gemeinde am Samstag abend Beſuch aus
dem Saargebiet. Die Veranſtaltung lag in den Händen der Orts=
gruppe
der NSDAP. und Ortsgruppenleiter. Pg. Degen hieß
die Gäſte am Bahnhof, wo ſich ſämtliche Gliederungen der Partei,
die beiden Sportvereine und die Fahnenabordnungen ſämtlicher
übrigen Vereine eingefunden hatten, herzlich willkommen. Der
ſtattliche Zug bewegte ſich zum Marktplatz, wo die Gäſte in ihre
Quartiere eingewieſen wurden. Am Abend fand in der Turnhalle
der Turnvereinigung ein offizieller Begrüßungsabend ſtatt, der
einen glänzenden Verlauf nahm. Nach einer kurzen Anſprache des
Pg. Degen und des Herrn Regierungsrats Dr. Fuchs= Bens=
heim
wetteiferten die Turner= und Turnerinnen=Riegen der Gäſte,
Turngemeinde von 1860 Neunkirchen und der Turnvereinigung
Lorſch, die beiden Geſangvereine Lorſch und der für den Abend
gewonnene Vortragskünſtler Fiſcher=Schlotthauer, Mainz. unter=
einander
, die zahlreichen Beſucher mit zum Teil glänzenden Dar=
bietungen
auf dem Gebiete der Turnerei und Geſang aufs beſte
zu unterhalten. Am Schluſſe dankte der Führer der Saargäſte für
die freundliche Einladung und die herzliche Begrüßung. Pg.
Degen ſchloß den offiziellen Teil des Abends mit einem dreifachen
Kampf=Heil. Am Sonntag vormittag wurden die Gäſte im feſtlich
geſchmückten Rathausſaale durch Herrn Bürgermeiſter Hubo im
Namen der Gemeinde Lorſch begrüßt und ihnen zur bleibenden
Erinnerung an ihren hieſigen Aufenthalt ein gerahmtes Bild mit
dem Wahrzeichen Lorſchs überreicht. Herr Schroer verſicherte
in ſeinem Dankeswort, daß das Saarland dem Vaterland auch
weiterhin die Treue halten und auch im Endkampf ſtandhaft durch=
halten
werde. Anſchließend beſichtigten die Gäſte unter Führung
von Herrn Dr. Schopp, hier, die Ueberreſte des alten Kloſters
Lorſch. Am Nachmittag ſpielten die Gäſte mit je einer Handball=
und Fußballelf gegen die hieſige Turnvereinigung und den Sport=
klub
Olympia.

Aus Heſſen.

Dg. Arheilgen, 3. Juli. Nationalſozialiſtiſche
Kriegsopferverſorgung. Die Ortsgruppe hatte ihre
Mitglieder zu einer Verſammlung im Gaſthaus Zum Lamm
eingeladen. Ortsgruppenobmann Kamerad Schäfer ſprach über
geſchäftliche Fragen und gab die Zuſammenſetzung der Ortsgrup=
penleitung
der NSKOV. bekannt. Des weiteren ſtreifte er Bei=
tragsfragen
und die ſachlichen Ausgaben der Ortsgruppe. Sprech=
ſtunden
für die Kriegsopfer finden jeden Donnerstag abend von
57 Uhr auf Zimmer 4 des Rathauſes ſtatt. Der Bezirksobmann
der NSKOV., Wagner, ſprach dann in eineinhalbſtündiger
Rede zu den Kameraden und erwähnte eingangs, daß es nicht an=
gehe
, von den Kameraden zu verlangen, ihm als Führer zu fol=
gen
, ohne ihn zu kennen. Deshalb habe er es ſich zur Pflicht ge=
macht
, ſich den einzelnen Ortsgruppen vorzuſtellen. Redner kam
dann auf die Urſachen des Weltkrieges zu ſprechen, für den er die
internationale Hochfinanz verantwortlich machte und widmete
den gefallenen Frontkameraden einen warmen Nachruf. In zu
Herzen gehenden Worten ſchilderte er das herbe Leid der Krie=
gerhinterbliebenen
und deren Laſten, für die die ſeitherigen Re=
gierungen
nicht das richtige Verſtändnis aufgebracht hätten. Heute
ſei das anders. Und deshalb ſei es die Pflicht der Kameraden,
ſich in voller Einmütigkeit hinter den Führer zu ſtellen, das na=
tionalſozialiſtiſche
Ideengut zu vertiefen und mitzuhelfen am
Wiederaufbau. Redner ermahnte die Parteigenoſſen, in dieſem
Sinne den Kameraden als Vorbild zu dienen, und ſchloß ſeine
Anſprache mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer. Nach=
dem
Ortsgruppenobmann Schäfer dem Bezirksobmann für ſeine
eindrucksvollen Ausführungen, die den Beifall der zahlreichen Ka=
meraden
fanden, gedankt hatte, ſchloß er die Verſammlung.
Gartenfeſt. Am Samstag abend veranſtaltete die Kleingar=
tenbau
=Vereinigung Arheilgen=Kranichſtein ein ſchönes Garten=
feſt
, das ſich eines guten Beſuches erfreute. Zu dieſem Zwecke
hatte man die Gärten mit Fahnen und zahlreichen Lampions ge=
ſchmückt
und bengaliſch beleuchtet, was ein recht impoſantes Bild
abgab. Muſikaliſche Darbietungen eines aus Hand= und Mund=
harmonikaſpielern
(auch Damen) zuſammengeſtellten Orcheſters
bildeten eine nette Unterhaltung. Später ſchloß ſich ein recht ge=
mütliches
Beiſammenſein mit allerlei Kurzweil bei Gartenfreund
Jung (Gaſthaus Zur Ludwigsbuche) an.
O. Erzhauſen, 3. Juli. Am Montag fand im Lokal zum grünen
Baum eine Mitgliederverſammlung der Deutſchen Arbeitsopfer=
verſorgung
, Ortsgrupe Erzhauſen, ſtatt. Der Zahlſtellen=Obmann
eröffnete die Verſammlung und gedachte des verſtorbenen Mit=
gliedes
Zulauf ſowie den Opfern von Buckingen, anſchließend wid=
mete
die Verſammlung den anweſenden Saargäſten ein dreifaches
Sieg=Heil. Daraufhin ſprach der Ortsgruppenverbandsführer, der
Kamerad Mooſer, Rechtsſchutzvertreter der Landesverbandsleitung,
über Arbeitsopfer im neuen Staat. Kamerad Mooſer verſtand
es, in vorzüglichen Worten den Mitgliedern ihre Lage vor Augen
zu führen. Mit einem dreifachen Sieg=Heil wurde die Verſamm=
lung
geſchloſſen.
J. Griesheim, 2. Juli. Die hieſige Sängervereinigung Sän=
gerbund
=Germania beteiligte ſich an dem Kreiswertungsſingen
des Kreiſes Darmſtadt=Land im Heſſiſchen Sängerbund, welches
dem Geſangverein Germania Eberſtadt anläßlich ſeines 40 jäh=
rigen
Beſtehens übertragen war. Unſere Sängervereinigung
Sängerbund=Germania, unter Leitung ihres verdienſtvollen
Dirigenten, Chormeiſter Wilhelm Etzold=Darmſtadt, trat mit rund
100 Sängern auf die Bühne. Als Wertungsrichter war Herr Mu=
ſikdirektor
Joſeph Knettel=Bingen verpflichtet. Die vorzüglichen
Wertungen beweiſen, daß die Sängervereinigung in der kurzen
Zeit ihres Beſtehens eifrigſt und ernſt gearbeitet hat. Mögen die
Auszeichnungen allen Sängern ein Anſporn ſein, auch weiterhin
dem Deutſchen Lied und dem Deutſchen Männergeſang die Treue
zu halten, die Zuſammengehörigkeit und Verbundenheit zu feſtigen
und der Vereinigung neue Mitglieder und Anhänger zu werben.
Eb. Eberſtadt, 2. Juli. Die Reichsſchwimmwoche wurde
hier erſt zum diesmaligen Wochenende durchgeführt und dauert
bis einſchließlich Donnerstag. Neben den hieſigen Sportvereinen
hat beſonders die Jugend tätigen Anteil Die Freiwillige
Feuerwehr hielt am Samstag abend zuſammen mit der
Pflichtfeuerwehr der Villenkolonie im Schulhof eine gemeinſame
Uebung ab. Danach ging es mit klingendem Spiel in den Rat=
heushof
zu den Gerätehallen zurück.
Ek. Pfungſtadt, 3. Juli. Ausflug des Frauenver=
eins
. Geſtern unternahm der Frauenverein einen Ausflug nach
Lindenfels, an dem 137 Frauen teilnahmen. Der Autobetrieb
Steinmetz hatte vier große Wagen geſtellt, und mit ihnen ging
es der Bergſtraße entlang über Bensheim nach Lindenfels. Im
Hotel Heſſ. Haus wurde geraſtet, da die Beſitzerin Rauch geb.
Preß eine gebürtige Pfungſtädterin iſt. Der längere Aufenthalt
wurde gruppenweiſe zu Spaziergängen in die Umgegend benützt.
Um halb 8 Uhr wurde die Rückreiſe über ReichelsheimOber=
Ramſtadt angetreten. Den Teilnehmern hat es recht gut gefallen.

Der große Odenwälder Bauernkag in Beerfelden.
m. Beerfelden, 3. Juli.
Wieder naht der zweite Sonntag im Juli und mit ihm wohl
das größte Bauerntreffen, das im Laufe des Jahres zuſtande=
kommt
. Beerfelden iſt eine alte Marktſtadt, eine Stadt, in der
jahrzehntelang regelmäßige Viehmärkte ſtattfanden, die ebenſo
regelmäßig von den Bauern der Umgebung beſucht wurden. Seit
der große jährliche Pferde=, Fohlen=,Zuchtvieh=.
Ziegen= und Schweinemarkt eingeführt wurde, hat ſich
die Beſucherzahl ſehr erweitert, denn es kamen nicht nur Inter=
eſſenten
vom Odenwald und der Bergſtraße, ſondern der Beſucher=
kreis
geht weit ins Badiſche, Bayeriſche und Württembergiſche
hinein. Dies darf nicht wundernehmen, denn der Markt bietet
gar vielerlei: Am Sonntag ein Reit= und Fahrturnier, am Mon=
tag
die Tierſchau mit Markt, an beiden Tagen fröhliches Treiben
auf dem reichbeſetzten Juxplatz; am dritten Tag die Verloſung,
die gut eingeführt iſt und jedes Jahr eine ſolide Gewinnbeteili=
gung
dem Loſekäufer zuführt. Kommenden Sonntagmorgen be=
ginnt
das Reit= und Fahrturnier mit einer Vorprüfung zur Dreſ=
ſurprüfung
mit nachfolgendem Patrouillenritt für SA. und SS.
Nachmittags nach dem feierlichen Aufmarſch der Turnierteilneh=
mer
werden die morgens vorgeprüften Abteilungen vorgeſtellt,
dieſelben bieten dann eine Schaunummer. Weiter ſieht das Pro=
gramm
vor: zwei Jagdſpringen, eine Schaunummer, Patrouillen=
ſpringen
und Galopprennen. Die Geſpannprüfungen erſtrecken
ſich auf Einſpänner und Zweiſpänner im Kutſchwagen und Schau=
fahren
für Zweiſpänner, unterſchieden nach Landwirtſchaft und
Gewerbe. Die Preisverteilung findet abends ſtatt und bringt
zum Teil., Preisſchleifen und Ehrenpreiſe je nach der Zahl der
Beteiligten. Mit dem Markt am Montag iſt eine große Schau
verbunden, die ſich auf ſämtliche Tierarten erſtreckt und die für
Zuchtpferde und Fohlen veranſtaltet iſt von der Landes= Bauern=
ſchaft
Heſſen=Naſſau und dem Landespferdezuchtverein mit der
Stadt Beerfelden. Die Schau über die übrigen Tiere iſt veran=
ſtaltet
von der Stadt Beerfelden und der Landes=Bauernſchaft
Heſſen=Naſſau. Die Preiszuerkennenden verfügen über eine
Summe von zirka 3000 RM.

Le Groß=Umſtadt, 3. Juli. Anläßlich des Guſtav=Adolf=Feſtes
in Erbach i. O. predigte am letzten Sonntag im Vormittags=
gottesdienſt
in der evangeliſchen Stadtkirche, wobei der Kirchen=
geſangverein
mitwirkte, Herr Pfarrer Steubing aus dem Saar=
land
. Im Anſchluß an den Gottesdienſt fand auf dem Markt=
platz
eine ergreifende Saarkundgebung ſtatt, die mit einem Lied
der beiden hieſigen Geſangvereine eroffnet wurde. Bürgermeiſter
Magſaam ſprach hierauf herzliche Begrüßungsworte und er=
wähnte
, daß auch geborene Groß=Umſtädter ſich im Saargebiet
befinden und den Tag der Rückkehr zum deutſchen Vaterlande
mit großer Sehnſucht erwarteten . Herr Pfarrer Steubing ſchil=
derte
die unſäglichen Leiden und Schikanen, welche die Saarbe=
völkerung
unter der fremden Herrſchaft, beſonders durch die Fran=
zoſen
zu erdulden hätten. Die Machtergreifung der Regierung am
30 Januar 1933 durch unſeren großen Volkskanzler Adolf Hitler
ſei der froheſte Tag ſeines Lebens geweſen, denn von dieſem Tage
ab ſei ein neuer Geiſt auch in die Saarbevölkerung eingezogen
und die allgemeinen Verhaltniſſe ſeien ſpürbar beſſer geworden.
Mit heißem Dank und Sieg=Heil auf den Reichskanzler Adolf
Hitler ſchloß der Redner ſeine Ausführungen, die auf die große
Zahl der Zuhörer einen ernſten Eindruck machten. Als Ver=
treter
des VDA. ſprach hiernach in bekannter Weiſe Herr Stu=
dienrat
Dr. Neumann. Er ſprach der hieſigen Bevölkerung ſeinen
herzlichen Dank aus für die letzte gute Sammlung die der VDA.
dahier veranſtaltete. In ein Treugelöbnis für die bedrängten
Brüder und Schweſtern an der Saar wurde freudig eingeſtimmt.
Unſerm Volkskanzler Adolf Hitler galt von neuem das Treuge=
löbnis
und Sieg=Heil, in das die Menge begeiſtert einſtimmte
und langen Wiederhall fand. Ein Lied der Geſangvereine been=
dete
die eindrucksvolle Kundgebung.
Cg. Reinheim, 3. Juli. Abſchluß des Kreisturn=
feſtes
. Am geſtrigen Tage fand auch der letzte Teil des Feſtes
ſein Ende, der den Reinheimer Einwohnern ſelbſt galt. Die
Schule war ausgefallen, um 2 Uhr ſammelte ſich der Feſtzug der
Reinheimer Vereine: Turnverein, Feuerwehr, SA.R. II ( Krieger=
verein
), die Schuljugend, der Männergeſangverein uſw., um noch
einmal die Ortsſtraßen zu paſſieren. Der Turnverein hatte den
Feſtwagen noch einmal mitgeführt. Unter fröhlichem Geſang
und Marſchmuſik ging es zum Feſtplatz, wo ſich ſchon die Aelteren
zum größten Teil eingefunden hatten, und füllten ſich bald die
Zelte mit einer in fröhlicher Unterhaltung begriffenen Ortsge=
meinde
. Die Jugend ergötzte ſich bei Sacklaufen, Eierlaufen uſw.
Karuſſell, Schiffsſchaukel und die Verkaufsſtände von Metzger,
Bäcker, Rauch= und Süßwarenhändler waren ebenſo wie der Eis=
wagen
ſtets umlagert. Mit Unterhaltungsmuſik wartete die Ka=
pelle
Kollbacher auf, ſo daß nur gar zu ſchnell die Stunden bis
zum Abend verronnen waren. Am Abend kamen noch einmal die
Großen beim Tanz zum Recht.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 182 Seike 7

dur Sindde und Sonstam.
Eindrucksvolle Abendveranftalkung.
Ci. Erbach, 2. Juli.
Kaum hatten die letzten Gäſte die Nachmittagskundgebung
des Sonntags verlaſſen, da füllte ſich die Feſthalle ſchon wieder
mit auswärtigen und hieſigen Beſuchern, um dem Familienabend
anzuwohnen. Den Reigen der Begrüßungsanſprachen eröffnete im
Namen des gräflichen Hauſes Erbgraf Alexander, der auf
die enge Verbundenheit ſeines Hauſes mit dem Wirken Luthers
und Guſtav Adolfs hinwies; ihm folgte nach einer muſikaliſchen
Einlage, Dekan Schäfer=Michelſtadt, der im Namen des Deka=
nats
und deſſen Zweigvereine herzlichen Willkommengruß entbot
und weitere treue Gefolgſchaft zuſicherte. Als Vertreter des Krei=
ſes
überbrachte Kreisdirektor Dr. Braun innige Glückwünſche,
dankte dem Guſtav=Adolf=Verein für ſein mannhaftes Eintreten
für Volk und Kirche und lud zum baldigen Wiederkommen ein.
Ihm ſchloß ſich mit herzlichen Worten Bürgermeiſter Lenz im
Namen der Stadt und der NSDAP. an, dabei des Führers geden=
kend
der der Pflege wahren Volkstums und kirchlicher Betätigung
ein ſo treuer Wegbereiter iſt. Die Grüße des VDA., des wackeren
Mitkämpfers des Guſtav=Adolf=Vereins, draußen im weiten Welt=
all
, überbrachte in ſinniger Weiſe Kreisſchulrat Gerbig mit dem
Wunſche, die Arbeit beider Vereine möge ſich zum Segen des deut=
ſchen
Volkstums im Hinblick auf das zu erſtrebende Ziel der gro=
ßen
deutſchen Volksgemeinſchaft noch enger geſtalten. Die Reibe
der Glückwunſchanſprachen ſchloß der Vertreter des Zentralvor=
ſtandes
und des Hauptvereins, Dr. Bruns=Leipzig, der gerade
dem heſſiſchen Zweigverein für ſeine ſeitherige, oft bahnbrechende
Arbeit Worte beſonderer Anerkennung zu ſagen hatte und bat,
in dieſer zielbewußten Art auch weiterhin tätig zu ſein. Einen an=
ſchaulichen
Einblick in das Leben und Wirken unſerer Glaubens=
und Volksgenoſſen in den Nachbarſtaaten vermittelte Profeſſor D.
Dr. Cordier=Gießen in ſeinen Ausführungen über Reiſe=
eindrücke
aus der deutſchen evangeliſchen Diaſpora in Süd=
ſlawien
. Mit Kenneraugen ſieht er die dem Deutſchtum drohen=
den
Gefahren, aber auch die für die Erhaltung des deutſchen und
chriſtlichen Weſens einzuſetzenden Kräfte. Als Zeichen der Aner=
kennung
für die bei der Tagung geleiſtete Arbeit, aber auch als
Zeichen Erbacher Gewerbefleißes überreichte Stadtpfarrer Hahn
Rednern und kirchlichen Würdenträgern im Namen des evangeli=
ſchen
Kichenvorſtands das Feſtabzeichen, aus echtem Elfenbein her=
geſtellt
. Den Dank für die hier gefundene überaus herzliche Auf=
nahme
und Gaſtrefundſchaft, ſowie den Dank für alle die, die die
Tagung vorbereiten und ſo würdig zu geſtalten verſtanden, er=
ſtattete
in vorgerückter Abendſtunde der Vorſitzende des Heſſiſchen
Hauptvereins. D. Wagner, Bensheim. Muſikaliſche Einlagen
des nimmermüden Kirchen= und Poſaunenchors ſowie des Städti=
ſchen
Orcheſters und das Deklamatorium Brüder in Not, darge=
ſtellt
von einer Gruppe junger Mädchen, trennten und verbanden
die redneriſchen Darbietungen.
Der Montag blieb interner Vereinsarbeit im engeren
Kreiſe vorbehalten. Die Verwaltungsratsſitzung hatte neben der
Rechnungsprüfung und der Entgegennahme des Jahresberichtes
noch eine ganze Reihe wichtiger Punkte zu erledigen. Der Sitzung
ſchloſſen ſich dann Führungen durch unſere Elfenbeinſchnitzereien.
Diamantſchleifereien, Töpfereien und die reichhaltigen Sammlun=
gen
im gräflichen Schloſſe an. Am Nachmittag fand im Schützen=
hof
noch eine Vorſtandsſitzung des Landesverbandes der Guſtav=
Adolf=Frauenvereine und dann anſchließend eine öffentliche Ver=
ſammlung
der Guſtav=Adolf=Frauenvereine in der Feſthalle ſtatt.
Der Erſtattung des Tätigkeitsberichtes der Guſtav=Adolf= Frauen=
vereine
für 1933/34 folgten zwei ſehr lehrreiche Vorträge über
Segensſpuren deutſchen Frauendienſtes in Ueberſee von Pfarrer
Stoſch=Wittenberg, und Frauennöte in Neu=Werbas, gehal=
ten
von Profeſſor D. Dr. Cordier=Gießen. Der regen Anteil=
nahme
aus allen Teilen der Bevölkerung entſprach auch das er=
freuliche
Ergebnis der Opferſammlung, das dem Guſtav=Adolf=
Verein von hier als Glückwunſchgabe übermittelt werden konnte
für eine ſegensreiche Weiterführung ſeiner Arbeit für Glaube und
Volkstum.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 3. Juli. Bei dem Kreisturnfeſt
am 30. Juni und 1. Juli in Reinheim beteiligte ſich der hieſige
Turnverein mit 10 Turnern und Turnerinnen. Von denſelben
wurden 4 Turner und 4 Turnerinnen preisgekront. Auf Veran=
laſſung
der Ortsverwaltung fand am Samstag nacht eine
Alarmübung der hieſigen Feuerwehr ſtatt. Als Brandobjekt
war die eine Viertelſtunde vom Ort entfernte Schmahlmühle an=
genommen
. Die Inanſpruchnahme von Motorfahrzeugen hat dabei
gezeigt, daß den abſeits gelegenen Hofreiten im Brandfalle eben=
ſo
ſchnell Hilfe zuteil werden kann als im Ortsbereich.
Bb. Bensheim, 3. Juli. Unſer Heimatmuſeum iſt nun
in ſeiner neuen Heimſtätte, den früheren Räumen des Zollamtes
im Dalberger Hof, am letzten Sonntag wieder eröffnet worden.
In dem Dezernenten des Archivs, Herrn Beigeordneten Joſef
Stoll, iſt ihm, das ja nach Auflöſung des Muſeumsvereins in den
Beſitz der Stadt übergegangen iſt, ein ſachkundiger Leiter und
Pfleger vorgeſtellt worden. In ſehr überſichtlicher Weiſe ſtellen
ſich die vielen und wertvollen Schätze des Muſeums nun dem Be=
ſucher
dar. In fünf größeren Räumen, fanden ſie günſtige Auf=
nahme
. Außerdem wurden der Odenwälder Bauernſtube und der
Odenwälder Bauernküche zwei vorzüglich dazu geeignete Räume
eingeräumt und die prähiſtoriſchen Fund= und Bruchſtücke aus der
Steinzeit finden noch im Ergeſchoß beſondere Unterkunft. Das
Heimatmuſeum iſt reich an Trachten, Porzellan, Metallgegenſtän=
den
des Haushaltes Dingen früherer und ſpäterer örtlichen In=
duſtrien
, an Fundſtücken bei Ausgrabungen, an Waffen. Münzen,
Werkzeugen vergangener Perioden, an Stichen, Bilder, alten =
beln
und Muſikinſtrumenten, Schmuckgegenſtänden und hand= und
hausweiklichen Hilfsmitteln. Die Odenwälder Bauernſtube
mit ihrer Küche geben bis in die kleinſte Einzelheit die Eigenart
und Gepflogenheiten der bäuerlichen Gebirgsbewohner kund. Der
Beſuch des Muſeums, das an Sonntagen von 11 bis 12 geöffnet
iſt, kann nur beſtens empfohlen werden.
Heppenheim a. d. B., 3. Juli. Vorgeſtern fand auf der Star=
kenburg
das diesgährige Sommertanztreffen für die dem Reichs=
bund
Volstum und Heimat angeſchloſſenen Gruppen ſtatt.
Bei herrlichſtem Wetter fand ſich eine mehr als 300 Teilnehmer
zählende Schar aus den verſchiedenſten Gegenden der Landſchaft
zuſammen, die bei den Klängen einer trefflichen Kapelle alte
Tanzweiſen wiederholte oder neu erlernte. Groß ſteht die Auf=
gabe
vor den Teilnehmern, das überlieferte Volkstanzgut wieder
dem Volke zurückzugeben und unſere Feſte und Feiern mit ihm ge=
ſtalten
zu helfen.
Op. Wolfskehlen, 3. Juli. Hobes Alter. Am Dienstag
konnte Witwe Magdalene Melchior ihren 80. Geburtstag begehen.
Be. Groß=Gerau, 3. Juli. 30jährige Jubelfeier des
Eiſenbahner=Vereins Groß=Gerau und Umge=
gend
. Der Eiſenbahnerverein für Groß=Gerau und Umgegend
veranſtaltete am vergangenen Samstag und Sonntag ſein 30 jäh=
riges
Jubelfeſt, verbunden mit Fahnenweihe. Groß=Gerau hatte zu
dieſem Tage reichen Fahnenſchmuck und Tannengrün angelegt.
Eingeleitet wurde das Feſt durch einen am Samstag abend ſtatt=
gefundenen
Kommers. Dieſer war ausgefüllt von Geſangsvorträ=
gen
Groß=Gerauer Vereine, Muſikvorträgen der Standartenka=
velle
Groß=Gerau und beſonders von einem Vortrag des Vor=
ſitzenden
Mönnich, der einen Rückblick auf das Weſen und die
Gründung der Eiſenbahnervereine gab. Weckruf, Kirchgang und
anſchließend Feſtzug leiteten den Hauptfeſttag ein, der durch die
Vorkommniſſe des Freitag und Samstag zu einer erhebenden
Treuekundgebung für den Führer wurde. Nach der Begrüßung
der Teilnehmer nahm der Reichsbahnoberrat die Weihe der
Fahne vor Mit dem Weiheſpruch Treu allezeit zum Dienſt be=
reit
, treu dem deutſchen Volke, treu dem Führer überreichte er
die Fahne. Glückwünſche wurden hiernach dem Verein von ver=
ſchiedenen
Brudervereinen überbracht, von der Stadt Groß=
Gerau und beſonders von einem Saar=Eiſenbahnerverein Völk=
lingen
. Der Höhepunkt der Veranſtaltung jedoch war die Rede
des Ortsgruppenleiters Schad, Groß=Gerau, der die Grüße der
Partei überbrachte. Seine Rede, die oftmals von Beifall unter=
brochen
war, gipfelte in dem einen Satz nachdem ſich immer und
immer wieder Beifallsſtürme wiederholten: Für uns gibt es
nur einen Führer, und der heißt Adolf Hitler. Zum Schluſſe
ſeiner Anſprache ſtimmten die Anweſenden begeiſtert in das drei=
fache
Sieg=Heil auf den Führer ein und begannen ſpontan das
Horſt=Weſſel=Lied zu ſingen. Ein Treutelegramm an den Führer
wurde hiernach von Ortsgruppenleiter Schad dem Führer ge=
ſandt
. Hiernach nahm man die Ehrung der Veteranen des Ver=
eins
vor Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt und mit der
Ehrennadel ausgezeichnet Georg Berning. Georg Ernſt, Auguſt
Gedultig. Johann Häfner, Adam Hechler, Philipp Metzger, Mar=
tin
Müller, Ludwig Reiß und Wilhelm Seiler. Der Abend war
noch ausgefüllt mit gemütlichem Beiſammenſein und Tanz.

Spoct, Solel und Fucnen

Die beſten Leichkakhleken Südweſt=
veurſchlanos
in Burmnſtkor.
Die Gau=Meiſterſchaften im Hochſchulſtadion.
Am kommenden Samstag und Sonntag, dem 7./8. Juli, finden
hier in Darmſtadt die Leichtathletik=Meiſterſchaften des großen
Gaues XIII, Südweſt ſtatt, der die Gebiete Main=Heſſen, Pfalz
und Saar umfaßt. Die beſten Leichtathleten und Leichtathletinnen
Südweſtdeutſchlands werden alſo am kommenden Samstag und
Sonntag hier im ſchönen Hochſchulſtadion ihre Meiſter ermitteln.
Das Programm iſt überaus reichhaltig und umfaßt außer dem
Mehrkampf, dem 3000=Meter=Hindernislauf und dem Marathon=
lauf
alle Diſziplinen der Olympiſchen Spiele.
Wir werden alſo am Samstag und Sonntag wieder einmal
wunderſchöne Kämpfe auf Bahn und Raſen erleben, und wir ſind
überzeugt davon, daß nunmehr nachdem die Raſenſpiele Hand=
und Fußball pauſieren das ſportfreudige Darmſtadt ſich dieſe
Meiſterſchaften unſerer Kämfer des olympiſchen Sportes nicht ent=
gehen
laſſen wird. Die Eintrittspreiſe ſind niedrig gehalten, und
da überdies noch eine Dauerkarte für beide Tage ausgegeben wird.
beſteht für jeden die Möglichkeit, dieſe Meiſterſchaften zu beſuchen
und mit dazu beizutragen, daß ſie einen würdigen Geſamtrahmen
finden! Unterſchiede zwiſchen Sitz= und Stehplatz wird nicht ge=
macht
. Das Meldeergebnis iſt qualitativ ausgezeichnet ausgefal=
len
. Alle Leichtathleten von Namen und gutem Können haben
ihre Meldung abgegeben, ſo daß auch nach feinen Kämpfen beſte
Leiſtungen zu erwarten ſind.
Kampfrichter für die Gau=Meiſterſchaften.
Die Herren, die als Kampfrichter am Samstag und Sonntag
mithelfen wollen, treffen ſich am kommenden Donnerstag, um 19
Uhr pünktlich, im Hochſchulſtadion unter dem Marathontor zur
letzten Beſprechung. Eine nachträgliche Einreihung in das Kampt=
gericht
kann nicht mehr erfolgen.
1. Mreistätaſent in Argengen.
Arbeilgen ein ſechsfaches Wekkkampfkreffen.
Das Meldeergebnis hat alle Erwartungen übertroffen.
Arheilgen feiert in den Tagen des 14./15 Juli d. J. das
1. Kreisturnfeſt des 18. Kreiſes Darmſtadt im Gau 13 (Südweſt)
der DT. Neunzehn Kreisturnfeſte werden im letztgenannten Ge=
biet
in dieſem Jahre durchgeführt. Dieſer Turnfeſtreigen hat
bereits am Sonntag begonnen. Nun rüſtet Arheilgen zum Feſt.
Wochen=, ja monatelang wird in den Kreisvereinen zu dieſer
Groß=Turnveranſtaltung geübt, um die geforderten Uebungen in
allen ihren Feinheiten, die eben im Geräteturnen liegen, zu be=
herrſchen
. Inzwiſchen waren die Ausſchüſſe des Feſtorts nicht
müßig. Sie haben nun alle Vorarbeiten beendet, und dieſe laſſen
darauf ſchließen, daß das kommende Feſt eine würdige Ausgeſtal=
tung
erfährt. In früheren Jahren hat man zu Gau= oder, wie
die jetzige Bezeichnung, Kreisturnfeſten nur die Turner zum
Wetturnen verſammelt, und hat zur weiteren Ausgeſtaltung die
Altersturner und Jugend ſodann ſpäter herangezogen. Der Auf=
ſtieg
des Frauenturnens brachte auch auf dieſem Gebiet die
Wettkämpfe der Turnerin und man vereinigte denn auch dieſe
Wettkämpfe mit dem Feſt der Turner. In jüngſter Zeit wurden
die Wettkämpfe der Fechter mit einbezogen, und nun bietet ſich
in Arheilgen in Anbetracht der dortigen guten Schwimmanlage
die Gewähr, mit dem Kreisturnfeſt auch die Wettkämpfe der
Schwimmer innerhalb des Kreiſes durchzuführen.
Arheilgen wird zum ſechsfachen Wettkampf=
treffen
ſich geſtalten, zu dem
das Meldeergebnis alle Erwartungen übertroffen hat.
In der Natur der Sache begründet liegt wohl ein kleiner
Rückgang in der Beteiligung der Turnerklaſſen (Ober=, Mittel=
und Unterſtufe).
Die Turnerjugend hat gegen das Vorjahr zu=
genommen
und die Teilnehmerzahl ſich um 69 Prozent ver=
mehrt
.
Zum erſten Kreistreffen der Altersturner iſt ebenſo eine
höhe Meldeziffer zu verzeichnen.
Auffallend iſt der Zuwachs im Lager der Turne=
rinnen
, deren Beteiligung gegen das Vorjahr um 85
Prozent geſtiegen iſt. Ein Erfolg, der ſelbſt von der Fach=
leitung
nicht vorausgeſehen wurde. Je größer aber die Beteili=
gung
an Wettkämpfen iſt, deſto größer iſt auch immer die gegen=
ſeitige
Konkurrenz, und ſo wird auch das 1. Kreisturnfeſt wieder
reich an ſpannenden Kämpfen ſein.
Nicht abgeſchloſſen iſt die Meldeliſte für Schwimmer und
Schwimmerinnen, ſowie Fechter, deren Kämpfe aber den Vor=
meldungen
nach zu urteilen, ebenſo gut wie die der Turner und
Turnerinnen beſetzt werden dürften. Allen Freunden der Tur=
nerei
aber ſei ſchon heute empfohlen, wenigſtens den 15. Juli,
den Hauptfeſt= und Wettkampftag des 1. Kreisturnfeſtes, zum
Beſuch Arheilgens freizuhalten.
Fußball.
FV. GräfenhauſenSV. Lengfeld 5:3 (3:1).
Im letzten Spiel vor der Sommerpauſe weilte am Sonntag
der Sportverein Lengfeld hier zum fälligen Rückſpiel. Die Gr.
Mannſchaft war während des ganzen Spiels überlegen und konnte
ſo auch bis zur Pauſe 3 Tore vorlegen. Durch ein Selbſttor er=
gab
ſich der Halbzeitſtand von 3:1. Nach dem Wechſel ſpielte Grä=
fenhauſen
gegen den nun ſtark aufkommenden Wind. Trotzdem
konnten die Einheimiſchen ihre Torzahl auf 5 erhöhen, mußten
aber auch 2 Gegentore der Gäſte hinnehmen. Bei etwas mehr
Glück der Gr. Stürmerreihe hätte die Torausbeute eine weſent=
lich
höhere ſein können.
Die Gäſte ſtellten eine körperlich ſtarke Mannſchaft ins Feld.
konnten aber nur durch etliche ſchnelle Vorſtöße gefährlich werden.
Die Gr. Hintermannſchaft, die wieder einmal ein gutes Spiel
zeigte, war der beſte Mannſchaftsteil.
Nalionales Fauſtball Turnier des 36.-53. Frankfurk.
Am Sonntag hat der J.G.=Sportverein eine Veranſtaltung
für Fauſtball durchgeführt, die an Leiſtungen, Teilnehmern und
Zuſchauern alles ſeither Geweſene weit übertroffen hat. Es darf
mit Rückſicht auf die teilnehmenden Vereine von einer internen
Meiſterſchaft geſprochen werden. Denn es waren nicht nur drei
Deutſche Meiſter vertreten, nämlich: Landshut, J.G.=Sportverein
und Lichtluft, ſondern alle Namen von Klang gaben ſich in Frank=
furt
ein Stelldichein. Neben den Meiſterm ſeien noch einige
Namen genannt wie Pforzheim, Hannover, Erfurt, Krefeld mit
insgeſamt 60 Mannſchaften. Aus der näheren Umgebung waren
folgende Vereine der ehrenvollen Einladung gefolgt: Tgde. Worms.
Tv. Aſchaffenburg und Tv. Pfungſtadt. Geſpielt wurde in vier
Gruppen, und der Loszug wollte es, daß in jeder Gruppe ein ſtar=
ker
Verein vertreten war. Daher kam es, daß ſich von den unteren
Vereinen keiner durchſetzen konnte. Es ſchälten ſich folgende vier
Gruppenſieger heraus: Landshut, Lichtluft, Pforzheim und Han=
nover
. Hierbei iſt beachtlich, daß der vorjährige Deutſche Meiſter
Schweinfurt bereits in den Mittelſpielen, durch Hannover aus
dem Rennen geworfen worden war. In der genannten Reihen=
folge
wurden nach den Endſpielen auch die Plätze belegt. Lands=
hut
Lichtluft 32:30 und Pforzheim Hannover 36:31. Der
Turnerſieger und wahrſcheinlich kommende Meiſter Landshut be=
ſaß
auf der linken Seite zwei Spieler, deren Leiſtungen von den
nur ſachverſtändigen Zuſchauern als die beſten angeſprochen wur=
den
. Für die Pfungſtädter war es ein großer Tag geweſen, gegen
beſte deutſche Klaſſe ſpielen zu können, wenn auch die Spiele ver=
loren
gingen.
Durch eine Armverletzung ſtark behindert, unterlag in weni=
gen
Minuten 6:0. 6:2 der Rangliſtenerſten Helen Jacobs. Ohne
Spiel kamen Henkel/Denker unter die letzten Acht, da der Spanier
Maier mit Cooper infolge der Grippe nicht antreten konnte.

Schiedsrichker-Arbeitsgemeinſchaft
des Kreiſes Starkenburg.
Kreisſihung am Samskag, 18 Uhr, in Darmſtadk.
Am Samstag, dem 7. Juli, abends 6 Uhr, findet erſtmalig
die für die Folge alle 4 Monate ſich wiederholende Geſamtſitzung
ſämtlicher Schiedsrichter des Kreiſes in der Krone in Darm=
ſtadt
ſtatt. Dieſe Gemeinſchaftsſitzungen haben den Zweck, die in
Untergruppen zuſammengefaßten Schiedsrichter einer einheitlichen
Aus= und Fortbildung zu unterwerfen. Sie ſollen ferner der
Durchführung großer, das Geſamtproblem des Sports behandeln=
der
Fragen und der Einführung der Schiedsrichter in die großen
Ziele des Sports dienen. So wie es die Pflicht eines jeden
Schiedsrichters iſt, die Sitzung zu beſuchen, wäre es auch zu wün=
ſchen
, wenn ſich, zur poſitiven Mitarbeit und zur Förderung des
Vertrauens, das zwiſchen Schiedsrichter und Verein nicht immer
beſteht, die Herren Vereinsführer pp. und die Vertreter
der Sportpreſſe an dieſen Veranſtaltungen beteiligen würden. Es
werden am 7. Juli außer dem Kreisführer u. a. der Gauſchieds=
richterſachberater
ein Referat halten, ſo daß es den Uneingeweih=
ten
möglich ſein wird, ſich von der intenſiven Art der Arbeit in
der Schiedsrichterbewegung zu überzeugen. Es iſt auch dort die
Gelegenheit geboten, den oder jenen Wunſch vorzubringen, der
leider in der oft fanatiſchſten Weiſe auf den Sportplätzen zum
Ausdruck kommt.
Der Leiter der Sch.=R.=Arbeitsgemeinſchaft.
Achkung! deutſche Kampfſpiele Nürnberg!
Intereſſenten an dem Beſuch der Deutſchen Kampfſpiele in
Nürnberg (Tage der Leichtathletik vom 27. bis 29. Juli) werden
gebeten, ſich zwecks gemeinſamer verbilligter Fahrt zu melden bei
dem Platzwart des SV. Darmſtadt 1898 e. V. am Böllenfalltor
(Telephon 4205). Die Meldung muß bis ſpäteſtens Samstag, den
7. Juli 1934, abgegeben ſein. Hinfahrt: Donnerstag, den 26. Juli,
Rückfahrt: Sonntag, den 29. Juli 1934.
Darmſtädter Radſpork-Club 1919.
Die Radballmannſchaft konnte ſich auf dem Bezirksfeſt in
Mainz=Biſchofsheim gegen erſte Klaſſe (19 Vereine) noch nicht be=
haupten
und erlitt eine, wenn auch ehrenvolle, Niederlage.
Im Vierer=Mannſchaftsfahren hatte die Rennfahrerabteilung
entſchiedenes Pech. Schon im erſten Drittel der 100=Km.=Fahrt
wird die vorhergeſtartete Mannſchaft überholt. An der Spitze lie=
gend
, fällt die Mannſchaft bei Eberſtadt infolge Reifendefekt ab.
Bis nach Langen wieder gut aufholend, werden die Fahrer Wittig
und Gerhardt in einen Sturz verwickelt, der Bruch bringt und die
Hoffnung auf Sieg oder wenigſtens Placierung aufgeben läßt.
Dafür geht für den DR.C. eine weniger erwartete Hoffnung
in Erfüllung, da er im Flaggenreigen Erſter und im Feſtkorſo
Kl. A. Zweiter wurde.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel, Trier, Freiburg 251.
Welle 1571
Frankfurt: Mittwoch, X. Julf
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit. Wetder. 5.50: Stuttgart:
Gymnaſtik. 6.15: Gymnaſtik. 6.70: Zeit, Frühmeldungen
6.50: Wetter. 6.55: Badenweiler: Frühkonzert des Kur=
orcheſters
8.15: Waſſerſtand, Wetter. 8.20: Stuttgart:
Gymnaſtik.
9.45: Werbevortrag. 10.00: Nachr.
10.10: Schulfunk: Wir gehen durch die Bildungsſtäkken u=
ſeres
Gebiets.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und
Haus. 11.0: Werbekonzert. 11.40: Programm, Wirt=
ſchaftsmeldungen
. Wetter.
11.50: Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Buntes Schallplattenkonzert. 13.00: Nachr.,
Zeit, Saardienſt.
18.10: Nachr. aus dem Sendebezirk
13.20: Stuttgart: Mittagskonzert der SA.=Standartenkapelle
119. Ltg.: R. Hanker. 13.50: Zeit, Nachr. 14.00: Stutt=
gart
: Mittagskonzert. (Fortſetz.) 14.30: 3 mal 15 Mi=
nuten
aus dem Sendebezirk. 15.30: Wetter. 15.35:
Wirtſchaftsbericht.
15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
16.00: Karlsruhe: Nachmittagskonzert des Philharmon. Orcheſters.
17.30: Paul Palmen: Praktiſche Wetterregeln für Sport und
Wandern. 17.45: Karlsruhe: Stunde der Jugend: Badiſche
Hitler=Jugend in Kampf und Werk. 18.20; Wie ſteht es
heute mit der Eigenerzeugung von Oel in Deutſchland? Em
Bericht. 18.35: Junge deutſche Dichtung: Otto von Pfiſter.
18.45: Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Programm Zeit. 18.50:
Griff ins Heute
19.00: Bremen: Muſik auf Volksinſtrumenten. 20.00: Zeit,
Nachr. 20.10: Frankfurt: Reichsſendung: Unſere Saar
den Weg frei zur Verſtändigung! 20.30: Freiburg i. Br.3
Feſtkonzert anläßl. des 80. Geburtstages von Heinr. Zöllner.
Kompoſitionen von Heinr. Zöllner. Anſchl.: Der 80 jährige
Komponiſt plauderk aus ſeinem Leben. 21.20: Unterhaltungs=
konzert
. Das Funkorcheſter. Ltg.: Dr. Merten. 22.00: Paul
Laven: Stegreiferzählung. 22.20: Zeit, Nachr.
22.35:
Stuttgart: Du mußt wiſſen. 22.45: Nachr. a. d. Sendebezirk,
Wetter, Sport. 23.00: Drei Musketiere und ein Hund fahren
in Urlaub. Ein heiteres Hörſpiel aus dem Weltkrieg. 24.00;
Nachtmuſik auf Schallplatten.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 4. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. 5.50: Wiederholung der Abendnachr.
6.00; Berlin: Gymnaſtik. 6.15: Tagesſpruch.
6.20:
Königsberg; Frühkonzert. In einer Pauſe (gegen 7.00):
Nachr.
8.00; Sperrzeir. 8.45: Leibesübung für die
Frau.
9.00; Hauswirtſchaftl. Lehrgang. 9.40: Kinder=
gymnaſtik
. 10.00: Nachr. 10.10: Funkſtille. 10.50:
Fröhlicher Kindergarten. 11.15: Seewetterbericht. 11.30:
Stunde der Hausfrau. 11.55: Wetter für die Landwirtſch.
12.00: Breslau: Mittagskonzert des Schleſ. Gau=Sinfonieorcheſters=
Ltg.: Mundry. 12.55: Zeitzeichen. 13.00: Schallplatten.
Anſchl.: Wetter für die Landw. 13.45: Nachr. 14.00:
Sperrzeit. 14.45: Glückwünſche. 15.00: Wetter, Börſe.
15.15: Für die Frau: Neue Kinderbücher. 15.40; Fürs deutſche
Mädel.
16.00: Hamburg: Muſik am Nachmittag. Ltg.: Julius Schoenherr.
17.00: Eduard von Winterſtein: Deutſche Schauſpieler in Athen.
17.15: O. F. Heinrich: Bergleute. Schichtwechſel. Des
Bergmanns Lämpel ſeltſames Begräbnis. 17.40: Italieniſche
Arien Deutſche Lieder 18.20: Kartenleſen für die
Hitlerjugend. 18.40: Muſikeranekdoten. Kleine Geſchichten
von großen Meiſtern.
19.10: Der Dichter ſchafft die Welt. Gedanken, Gedichte. Ge=
ſpräche
von Paul Ernſt. 20.00: Kernſpruch. Anſchl.:
Wetter für die Landwirtſchaft, Kurznachr. 20.10: Reichs=
ſendung
: Frankfurt: Unſere Saar den Weg frer zur Veu=
ſtändigung
. 20 30: Militärkonzert. Muſikkorps der Flieger=
landesgruppe
14. Ltg.: Wolff. In der Pauſe: Das Training
des Marathonläufers. 22.00; Wetter=, Tages= und Sport=
nachrichten
. 22.30: Viertelſtunde Funktechnik. 22.45: See=
wetterbericht
. 23.00: München: Tanzmuſik. Ltg.; Aulich.

Wetkerbericht.

Ausſichten für Mittwoch, den 4. Juli: Teils wechſelnd wolkig,
teils aufheiternd, noch keine ſtärkere Erwärmung, meiſt
trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 5. Juli: Weiterhin wechſelnd be=
wölkt
mit Aufheiterung, tagsüber warm, Neigung zu Ge=
witterſtörungen
.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 4. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 8 Nr. 182

Die polniſchen Ozeanflieger in Frankreich gelandel.

Das Warkburg=Hokel in Flammen.

Reich und Ausland.

Der Fremdenverkehr im Mai 1934

Windhoſe zerſtört eine Scheune.
Weinheim. Durch eine Windhoſe wurde
die Scheune des Kaufmanns J. Heil in der
Hauptſtraße zerſtört. Die Windhoſe deckte das
Dach der Scheune in ſeiner geſamten Länge von
etwa 20 Metern vollſtändig ab. Das Gebälk der
Scheune wurde ebenfalls vollſtändig abgetragen.
Die auf dem Scheunengebälk lagernden Waren des
Kaufmanns Ferdinand Neu wurden zum größten
Teil mit dem Dachwerk in den anſchließenden Gar=
ten
geſchleudert. Auch Obſtbäume mit reichem Be=
hang
wurden dabei vernichtet. Der Schaden iſt be=
trächtlich
. Menſchenleben wurden nicht geſährdet.
Noch kurz zuvor war Frau Neu in der Scheune
tätig.
Mord an einem SS=Mann.
Vilſeck. Nach einer Tanzveranſtaltung in
Kalksreuth verübten der ledige Georg Graf und
der ledige Johann Tuſcher an dem SS=Mann
Xaver Kredler ein ſchwere Bluttat. Nach einer
vorhergegangenen Auseinanderſetzung in der
Wirtſchaft wurde Kredler auf dem Heimweg nachts
von Graf und Tuſcher aufgelauert und durch zwei
Meſſerſtiche in die Bruſt= und Bauchgegend ſowie
durch Schläge mit einem dicken Prügel auf den
Kopf tödlich verletzt. SS=Männer hielten den
einen Täter feſt. Der zweite wurde von der Poli=
zei
feſtgenommen.

Eiſenbahnunfall im Vogtland. Ein Reiſender
getötet.
Plauen. Am Dienstag um 16.35 Uhr iſt bei
Kilometerſtein 46,5 zwiſchen Chrieſchwitz und
Barthmühle die Lokomotive des Perſonenzuges
2185 entgleiſt. Dadurch wurde auch der Packwagen
und ein Perſonenwagen aus den Gleiſen geworfen.
Ein Reiſender fand bei dem Unglück den Tod. Drei
Reiſende wurden ſchwer verletzt. Der Perſonen=
verkehr
wird durch Umſteigen aufrechterhalten.

Das ſiameſiſche Königspaar in Berlin.

Berlin. Nach Mitteilung des Statiſtiſchen
Reichsamts ſind im Mai in 200 wichtigeren Frem=
denverkehrsorten
des Deutſchen Reiches 1,01 Mil=
lionen
Fremdenmeldungen und 2,94 Millionen
Fremdenübernachtungen gezählt worden, d. h. rund
ein Drittel mehr als im Mai 1933. Der in dieſen
Zahlen nicht enthaltene Verkehr der Auslands=
fremden
weiſt gegenüber dem Mai 1933 die ein=
einhalbfache
Zahl der Meldungen und die 1½= Zahl der Uebernachtungen auf. Neben dem
warmen und ſonnigen Wetter und den diesmal
in den Mai gefallenen Pfingſtfeiertagen haben zu
dem günſtigen Ergebnis u. a. die üblichen Feiern
des Tages der nationalen Arbeit am 1. Mai, die
Kraft durch Freude=Fahrten und die Ober=
ammergauer
Paſſionsſpiele erheblich beigetragen.
Der Umfang des Fremdenverkehrs (gemeſſen an
der Zahl der Uebernachtungen) hat in allen Grup=
pen
der Berichtsorte zugenommen, und zwar in
den Großſtädten durchſchnittlich um 22 v. H., in den
Mittel= und Kleinſtädten um 38 v. H. und in den
Bädern und Kurorten um 39 v. H. In den See=
bädern
(Oſtſeebädern) hat ſich wohl auch infolge
Ausnutzung der Vorſaiſon durch Kraft durch
Freude die Zahl der Beſucher gegenüber dem
Mai 1933 mehr als verdreifacht und die Zahl der
Uebernachtungen mehr als verdoppelt.

König Prajadhipok und Königin Rambai Barni nach ihrer Ankunft auf dem Berliner Bahnhof,
wo ſie von Reichsaußenminiſter von Neurath (rechts) begrüßt wurden.

Ber Schlng gegen vie dalſcmanzersände

Enkdeckung der Werkſtakt in einem Vorork von Hannover.
7000 Mark Falſchgeld im Aermelfukker.

Verhaftung der Falſchmünzer.

11½ Stunden im Segelflugzeug.
München. Dem Segelflieger Otto Croiſſant
aus Landau in der Pfalz gelang es am Sonntag
mit einer Frunau=Baby die bisherige Höchſtleiſtung
im Dauerflug auf dem Heſſelberg um 4½ Stunden
zu überbieten. Croiſſant blieb mit ſeinem Segel=
flugzeug
von 14.30 Uhr bis 2.15 Uhr, alſo 11¾
Stunden, in der Luft. Die Leiſtung iſt um ſo be=
achtlicher
, als ein großer Teil des Fluges bei
Nacht ausgeführt wurde.
Eine Rieſenſternwarte in Südafrika.
London. Die Erbauung einer großen Stern=
warte
in Südafrika aus Mitteln einer im Jahre
1714 von dem Londoner Phyſiker Dr. John Rad=
tliffe
gemachten Stiftung, wurde von dem zur
Entſcheidung angerufenen Chancery=Gerichtshof in
London genehmigt. Für den Bau, der in Vield bei
Pretoria auf einem von der ſüdafrikaniſchen Re=
gierung
geſchenkten Gelände errichtet werden ſoll,
wurden 72 000 Pfund zur Verfügung geſtellt. Das
Teleſkop der Sternwarte wird Linſen von 72 Zoll
Durchſchnitt erhalter und das größte Fernrohr auf
der ſüdlichen Halbkugel darſtellen.

Stuttgart. Die Falſchgeldſtelle des würt=
tembergiſchen
Landeskriminalpolizeiamts hat eine
Falſchmünzerbande in Stuttgart und Hannover
ermittelt und verhaftet. Die Bande beſtand aus
insgeſamt 12 Perſonen, von denen fünf die Her=
ſtellung
der falſchen Zehn= und Zwanzigmark=
ſcheine
in Hannover beſorgten, während die übri=
gen
die Scheine vertrieben. Die Herſtellung und
der Vertrieb der Falſchſcheine ging bis auf das
Jahr 1920 zurück. Erſt die Ermittlung des Litho=
graphen
, der in Stuttgart die Druckplatten her=
geſtellt
hatte, führte zur Aufdeckung der Falſch=
münzergruppe
, deren Mitglieder alle in verwandt=
ſchaftlichen
Beziehungen zueinander ſtanden. Die
einzelnen Vertreter bereiſten ganz Deutſchland
und brachten die Falſchgeldſcheine in der üblichen
Weiſe in Verkehr. Für einen falſchen Zehnmark=
ſchein
erhielten ſie eine Proviſion in Höhe von
vier Mark. Die Fälſchungen ſelbſt waren nicht
einmal hervorragend gelungen. Soweit bis jetzt
feſtſteht, wurden etwa rund 800 Zwanzigmark=
ſcheine
in Umlauf geſetzt. Die Zahl der Zehnmark=
ſcheine
dürfte mit 20000 nicht zu hoch geſchätzt
ſein. Das vorhandene Falſchgeld konnte ſichergeſtellt
werden. Die Mitglieder der Bande wurden im
Laufe der letzten Woche verhaftet.

Bei Schilpp wurden im Aermelfutter für über
7000 Mark falſche Zwanzigmarkſcheine gefunden,
weiter ſind in Möbeln, die Schilpp auf einem Spei=
cher
in Stuttgart untergeſtellt hatte, falſche Scheine
im Betrage von über 30000 Mark beſchlagnahmt
worden.
Mit den Verhaftungen iſt der deutſchen Zen=
tralſtelle
zur Bekämpfung von Geldfälſchungen
beim Polizeipräſidium Berlin in Zuſammenarbeit
mit der Landesfalſchgeldſtelle beim Polizeipräſi=
dium
Stuttgart und verſchiedenen preußiſchen
Polizeibehörden ein großer Schlag gegen das ge=
meingefährliche
Treiben einer der umfangreichſten
und geriebenſten Falſchmünzerbanden geglückt.

Die Ozeanflieger in Warſchau gelandet.

Warſchau. Die polniſchen Ozeanflieger
Brüder Adamowicz ſind am Montag um 17.15
Uhr auf dem Warſchauer Flugfeld gelandet. Auf
dem ganzen Wege wurden ſie von polniſchen Mili=
tärflugzeugen
begleitet. Auf dem Flugfeld hatten
ſich etwa 50 000 Menſchen verſammelt, die die
Flieger begeiſtert begrüßten. Die Ozeanflieger
fuhren im Kraftwagen zum Rathaus, wo ſie durch
den amerikaniſchen Botſchafter, den Stadtpräſiden=
ten
von Warſchau und Vertreter des polniſchen
Flugweſens begrüßt wurden. Für Dienstag iſt ein
Beſuch der Flieger im Schloß vorgeſehen.

Neue Grubenſenkungen.

Saarbrücken. In Quierſchied machen ſich
in letzter Zeit wieder neue Grubenſenkungen be=
merkbar
. An einzelnen Häuſern ſind die entſtan=
denen
Sprünge und Riſſe ſehr beträchtlich. Eine
große Anzahl von Fenſter= und Türſteinen wurde
völlig aus ihrer Lage verſchoben oder ganz durch=
gedrückt
. Alle Ausbeſſerungen an den beſchädigten
Häuſern ſind völlig zwecklos, denn immer wieder
ſpringen die alten ausgebeſſerten Stellen wieder
auf. Die Saar= und Blieszeitung bemerkt dazu:
Wohin das alles führen ſoll, iſt vollkommen unver=
ſtändlich
. Es kann den Bürgern auf keinen Fall
zugemutet werden, daß ſie ihr Eigentum auf dieſe
Weiſe opfern. Man wird endlich an der maß=
gebenden
Stelle das notwendige Einſehen aufbrin=
gen
und den unzweckmäßigen Raubbau an der ſaar=
ländiſchen
Kohle einſtellen müſſen. Nur durch einen
ſachgemäßen Ausbau der Untertagearbeiten und
ſorgfältiges durchgeführtes Verſetzen der Berge

kann dieſem Uebelſtande ein Ende bereitet werden.

Eine oſtpolniſche Ortſchaft eingeäſchert.
Warſchau. Durch ein Großfeuer wurde am
Montag innerhalb von zwei Stunden die ganze
Ortſchaft Raſzkutany in Oſtpolen eingeäſchert. Vex=
brannt
ſind 63 Wohnhäuſer und 157 Wirtſchafts=
gebäude
. Auch ein Teil des Viehs konnte nicht
mehr gerettet werden; u. a. ſind 300 Schweine mit
verbrannt. 340 Bewohner des Dorfes ſind obdach=
los
geworden.

Unwekker in Nordbulgarien. 12 Toke.

Sofia. Ueber dem nordbulgariſchen Bezirk
Nikopol gingen am Montag abend ſchwere Un=
wetter
nieder. Mehrere Ortſchaften wurden unter
Waſſer geſetzt. Im Dorfe Muſſeliewo wurden zahl=
reiche
Häuſer und Stallgebäude von den Fluten
fortgeriſſen, wobei 7 Perſonen ums Leben kamen.
Auch aus anderen Dörfern liegen beunruhigende
Meldungen vor. Bisher zählt man 12 Tote, darun=
ter
ſechs Kinder. Der Sachſchaden und die Vieh=
verluſte
ſind überaus groß.

Vom Berliner Sieben=Nakionen=Sporkfeft.

Berlin. Das Tätigkeitsfeld der in Stuttgart
und Halle a. d. Saale feſtgenommenen weitver=
zweigten
Falſchmünzerbande erſtreckte ſich über
ganz Deutſchland. Eine Hauptſtelle der Falſch=
münzer
befand ſich in Hannover. Als zwei Mit=
glieder
der Bande, ein gewiſſer Wichmann und
eine Frau Weck dank der Aufmerkſamkeit von
Marktfrauen und Marktbeſuchern nach ſorgfältigen
Beobachtungen in Halle a. d. Saale bei der Aus=
gabe
von falſchen Scheinen verhaftet wurden.
flüchtete der Haupttäter nach Hannover. Man ver=
folgte
ſeinen Kraftwagen nach dem Vorort Beme=
rode
, wo der Inſaſſe, der Ehemann der in Halle
verhafteten Frau, eine Villa aufſuchte. Er wurde
feſtgenommen. Man entdeckte in der Villa die mit
allem Zubehör verſehene Falſchmünzerwerkſtatt.
Als Helfer der Eheleute Weck konnten in Stutt=
gart
die Eheleute Schilpp feſtgenommen werden,
als ſie von einer Reiſe nach Heidelberg, auf der
ſie gefälſchte Scheine abgeſetzt hatten, zurückkehrten.

Der Sieg des Bochumers Borchmeyer (ganz links) im 100=Meter=Lauf,
der in 10,3 Sekunden vor Sir=Ungarn (Zweiter vor links) und Schein=Hamburg das Ziel paſſierte.
Ein Bild von dem internationalen Sportfeſt, das am Sonntag im Berliner SCC.=Stadion die beſten
Kräfte von ſieben Nationen vereinigte.

Im Hotel der Wartburg, das etwa 20 Meter von der Burg entfernt liegt, brach aus unbekannter
Urſache ein Brand aus, der ſich ſchnell ausbreitete und den Dachſtuhl völlig vernichtete. Fünf
Perſonen wurden zum Teil ſchwer verletzt.

Die polniſchen Brüder Joſeph und Benjamin Adamowicz (links Mitte) nach ihrer Notlandung auf
dem Pariſer Flughafen Le Bourget, wo ſie ihren Ozeanflug New York Warſchau wegen Brenn=
ſtoffmangels
unterbrechen mußten. Mitte (mit Hut): Der Pariſer polniſche Botſchafter.

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Mittwoch, 4. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 182 Seite 9

Land und Leute im Rheingau. Wein, Wingert und Wingertsmann.
Taunus=Landſchaft und Taunus=Bäder.

Der Rheingau.
Der Rheingau, jener ſcharf begrenzte Landſtrich, den nach
zwei Seiten der Rhein, nach Oſten und Norden die natürliche
Schutzwehr eines dichtbewaldeten Gebirges abſchließt, gilt von
jeher als das deutſche Italien, und kein Geringerer als Bulwer
hat ihn das ſchönſte Tal der Welt genannt. Um von einer
ſolchen Landſchaft eine Vorſtellung zu geben, wußte Niklas Vogt
ſeine Vorleſungen über rheiniſche Geſchichte nur damit zu er=
öffnen
, daß er ſeine Zuhörer auf die Rheinbrücke von Mainz
führte, wo man jenes Bild von dem Stromtal empfängt, das
Goethe in den berühmten Verſen von
Des Rheins geſtreckten Hügeln, Auen, die den Fluß beſpiegeln,
Hochgeſegneten Gebreiten, Weingeſchmückten Landesweiten!
nachzeichnete.
In dieſes Gemälde der epiſch ſich ausbreitenden Ufer von
Mainz bis Rüdesheim gehört zur Vervollſtändigung noch die
balladeske Stromſtrecke unterhalb des Binger Lochs, die die
Schiffer das Gebirg nennen. Die Ufer rücken
hier dichter zuſammen. An ihren ſteilen Flan=
ken
lodert Wald empor, die tauſend Balkone
und Erker kleiner Weingärten kleben an den
Hängen, und Burgen, die nur Felſenzacken zu
ſein ſcheinen, ſägen ſich in die feuchte Luft.
Aber die Anziehungskraft einer Natur, die
neben der Weltfreudigkeit von Rebenhängen
und ſtampfenden Flotten Pflanzſtätten der
Myſtik aufwachſen ließ, hat im Landſchaft=
lichen
nicht ihre Grenze.
Wir erſteigen eins ihrer Felſenneſter und
ſchauen von hoher Warte ins Stromtal hinab.
Es iſt die Roſſel, die Gebirgskante, um die
ſich der Rhein rechtwinklig herumwendet, um
ſeinen Lauf wieder nach Norden zu nehmen.
Unter uns in dem Engpaß, den die Waſſer=
maſſen
in vorgeſchichtlicher Zeit durch das uralte
Schiefergebirge ſich gegraben, keucht ein rauchen=
der
Schleppzug neben ſchäumenden Bänken
durch die ſchmale Fahrrinne des Binger Lochs
bergan, flankiert von der Mäuſeturminſel und
den Trümmern der Ehrenfels. Gegenüber,
unter dem Rupertsberg, auf dem das Kloſter
der Myſtikerin Hildegard geſtanden, das eiſerne
Schienennetz von Bingerbrück; unter der Nahe=
mündung
die ſteinerne Brücke, die Druſus ge=
baut
; aus Bingen ſich emporgipfelnd Burg
Klopp, wo Heinrich IV. als Gefangener ſeines
Sohnes eingekerkert ſaß; noch überragt von der
Kapelle des hl. Rochus, die das Andenken an die Peſtzeit nach
dem Dreißigjährigen Kriege wach erhält. Ingelheim taucht
auf, wo die Pfalz des großen Karl geſtanden, an unſerer
Seite die Reben, die der Kaiſer hier pflanzte, auf den Berg=
terraſſen
, die heute das Niederwalddenkmal krönt. Dies alles
umfaſſen wir mit einem Blick. Entfernungen von Ewigkeiten
ſcheinen aufgehoben. Urweltliches Spiel der Naturkräfte, Römer=
brücken
und Kaiſerpfalzen, Sagentürme und Burgen, Mittelalter
und Gegenwart, Kultur und Landſchaft, der werdende, der Ge=
ſchichte
gewordene und der arbeitende Strom lagern dicht bei=
einander
zwiſchen den Weinhügeln des Lebens zu einem untrenn=
baren
Ganzen verwoben, ſich beſchauend in demſelben Spiegel,
in dem ſie zuſammenfließen. Heitere Monumentalität! Wie hier,
ſo iſt die Schrift meißelnder Naturkräfte und in Natur ſich
wandelnde Vergangenheit überall an Uferhang und Seitental zu
leſen. Die Klöſter Notgottes und Eberbach, der Teifelskadrich
und der Nolling, die Burgen der Brömſer, der Wild= und Rhein=
grafen
und der Scharfenſteiner, die Wiſper, die Hungerſteine
jeder Fußbreit Erde und jeder Möwenſand hat ſein Sagen=
gewiſpel
. Die Fußſtapfen der Geſchichte zeichnen ſich in alle
Wege. Schöpferträume der Kultur ranken ſich durch den Werk=
tag
und ſchauen uns an mit den Augen ihrer gewachſenen Welt.
Denn die offene Verkehrs= und Grenzlage wie die innere Ge=
ſchloſſenheit
und Solidarität des Kurſtaates Mainz, dem der
Landſtrich über 800 Jahre lang angehörte, haben ihn trotz ſeines
nur vier Quadratmeilen großen Flächengehalts in die Schickſals=
gemeinſchaft
des ganzen Stromgebiets oder was gleich=
bedeutend
iſt ganz Deutſchland verflochten. Noch ſteht im
Winkel das Graue Haus, das älteſte Steinhaus Deutſchlands,
der Wohnſitz des Hrabanus Maurus, der, mit der Hofakademie
Karls des Großen in Beziehung, ſein Kloſter zum Mittelpunkt
der damaligen Bildung machte. Noch ſpiegelt ſich die Ingel=
heimer
Au in den Fluten, wo Ludwig der Fromme, von ſeinen
Söhnen auf dem Lügenfelde verraten, kummervoll ſeine Tage
beſchloß. Noch beſitzen wir die koſtbar illuminierte Handſchrift

der Viſionen, die Hildegard in Bingen und Eibingen ſchaute,
die erſte Myſtikerin des Rheinlandes, die zugleich als erſte
deutſche Naturforſcherin und Aerztin gelten darf. Noch ſteht die
Stätte in Eltville, wo Gutenberg die Brüder Bechtermünze in
der Buchdruckerkunſt unterwies. Schloß Vollrads mit ſeinem
alten Turm ragt auf, der Stammſitz Richards v. Greiffenclau,
des mächtigen Trierer Kurfürſten, an dem Huttens Refor=
mationspläne
zerſchellten. Der grandioſe Renaiſſancebau des
Reichsfeldmarſchalls Hilchen, des Waffengefährten Sickingens,
pflanzt ſtolz ſich auf in der Straßenfront von Lorch, kaum eine
Wegſtunde entfernt von dem Friedhof von Sauerburg, wo von
dem Letzten aus dem Geſchlechte ſeines Freundes Sickingen die
halbverloſchene Inſchrift meldet: Er ſtarb im Elend.
In dieſem Himmelsſtrich, dem deutſche Farbigkeit und italie=
niſche
Formengröße das Gepräge geben, fanden Clemens Bren=
tano
und ſein Kreis die phantaſtiſche Realität des romantiſchen
Lebensgefühls. In dem Brentanoſchen Landhaus zu Winkel,
von dem die Rheinromantik ihren Ausgang nahm, ſchrieb Bettina
in kriſtallenen Mitternächten jene Naturevangelien von ſchwarz=

kantigen Pfalzen im Strom, die mit ihrem elfenbeinernen Feſten
und ſilbernen Zinnen ganz ins Mondlicht eingeſchmolzen ſind,
und wies damit dem Zauber des Gaues in der deutſchen Geiſtes=
geſchichte
für immer ſeinen Platz an.

Von W. H. Riehl.

Man hat nach einem zweihundertjährigen Durchſchnitt aus=
gerechnet
, daß im Rheingau auf 20 Jahre elf geringe Weinjahre
kommen für den größeren Gutsbeſitzer; für den kleinen
Bauern ſind das elf Not= und Hungerjahre! In den 9000 Mor=
gen
Weingelände des Rheingaues, die dem auf dem Dampfſchiffe
vorüberjagenden Touriſten im Rebengrün ſo luſtig entgegen=
ſchimmern
, wird gar manche bange Hoffnung in jedem Frühling
mühſelig eingegraben, und im Herbſt findet ſich’s doch, daß
mehrenteils nur Hunger und Kummer darinnen aufgewachſen ſei.
Mehr als ſieben und eine halbe Million Flaſchen großenteils
vortrefflichen Weines erzeugt ein guter Rheingauer Herbſt aber
es ſitzen viel bittere Tränen in dem ſüßen Wein. Das Würfel=
ſpiel
der Weinjahre iſt die Angſtfrage des Rheingauers.
Seit tauſend Jahren iſt das Rheingauer Leben gleichſam in
Wein getränkt, es iſt weingrün geworden wie die guten alten
Fäſſer. Dies ſchafft ihm ſeine Eigenart. Denn es gibt vielerlei
Weinland in Deutſchland, aber keines, wo der Wein ſo eins und
alles wäre wie im Rheingau. Hier zeigt ſich’s, wie Land und
Leute zuſammenhängen. Der Wein iſt allerwege das Glaubens=
bekenntnis
des Rheingauers. Wie man zu Cromwells Zeit in
England die Royaliſten an der Fleiſchpaſtete, die Papiſten an
der Roſinenſuppe, den Atheiſten am Roaſtbeef erkannte, ſo er=
kennt
man ſeit unvordenklicher Zeit den Rheingauer an der
Weinflaſche.

Das Zeitbuch des Rheingauers teilt ſich nicht ab nach ge=
wöhnlichen
Kalenderjahren, ſondern nach Weinjahren. Leider
fällt die übliche Zeitrechnung, welche von einem ausgezeichneten
Jahrgang zum anderen zählt, ſo ziemlich mit der griechiſchen
nach Olympiaden zuſammen.
Die ganze Redeweiſe des Rheingauers iſt geſpickt mit ur=
ſprünglichen
Ausdrücken, die auf den Weinbau zurückweiſen. Man
könnte ein kleines Lexikon mit denſelben füllen. Mehrere der
landesüblichen, ſchmückenden Beiwörter des Weines ſind ein
Gedicht aus dem Volksmunde, in ein einziges Wort zuſammen=
gedrängt
. So ſagt man gar ſchon von einem recht harmoniſch
edlen firnen Trank: es iſt Muſik in dem Wein; ein guter
alter. Wein iſt ein Chriſam ein geweihtes Salböl. Die
Blume das Bukett des Weines ſind aus urſprünglichen
örtlichen Ausdrücken bereits allgemein deutſche geworden. An
ſolch prächtigem poetiſchem Wortſchmuck für ſeinen Wein iſt der
Rheingauer ſo reich wie der Araber an dichteriſchen Beiwörtern
für ſein edles Roß.
Aber nicht minderen Ueberſchuß hat des Rheingauers Wort=
ſchatz
an ſpöttiſchen Geißelworten für den ſchlechten, aus der
Art geſchlagenen Wein, in denen ſich der rheiniſche Humor gar
luſtig ſpiegelt. Im Mittelalter iſt der ſchlechte, ſaure Wein,
davon die Quart nicht ganz drei Heller galt am Rhein Rats=
mann
geheißen worden, aber wohl ſchwerlich aus dem unſchul=
digen
Grunde, den ein ſpäterer Chroniſt angibt, wenn er meint:
denn wie viel man deſſen trank, ließ er doch den Mann bei
Verſtand, gleichwie alle Ratsleut verſtändig ſein ſollen. Maleriſch
anſchaulich iſt die neuere rheingauiſche Bezeichnung als Drei=
männerwein
, welcher nur dergeſtalt getrunken
werden kann, daß zwei Männer den Trinker
feſthalten, damit ihm ein dritter das edle Naß
in die Kehle gießen könne. Muſikaliſch an=
ſchaulich
klingt der dröhnende Rambaß für
den groben, rohen Polterer unter den Weinen.
Des Dreimännerweins leiblicher Bruder iſt
der Strumpfwein ein Geſell von ſo ſauren
Mienen, daß bei ſeinem bloßen Anblick die
größten Löcher in den Strümpfen ſich von ſelber
zuſammenziehen. Der leichte flaue, milde,
charakterloſe Wein, der Philiſter unter den
Weinen, den man täglich wie Waſſer trinkt,
läuft als Flöhpeter mit. Dem oberdeutſchen
Batzenwein entſpricht der rheingauiſche
Groſchenburger als der Chorführer ſämt=
licher
Kutſcherweine‟.
Im Kloſterkeller
zu Eberbach.
Anekdvte von Wilh. Schäfer.
Der Küchenbruder, kam zu Erbach an einem
Morgen in den Keller und fand den Bruder
Kellermeiſter betrübt vor einem Fäßchen ſitzen,
M
darin ein edler Steinwein der letzten Reife
wartete. Weil er den Spund gehoben hatte, war
hard Enders.
der Duft des Weines herrlich in dem Keller.
Doch ſchien der Trunk, den er in dünnen Zügen
über die Zungenſpitze laufen ließ, ihm weniger zu behagen, denn
ſorgenvoll wie ein Vater, dem ein Kind mißriet, ſah er in ſeinen
Becher und ſchüttelte den grauen Kopf, ſo daß der Bruder Küchen=
meiſter
ſchon meinte, der Wein ſei ganz verdorben.
Der Wein iſt gut gepflegt und wäre ohne Tadel, wenn er
nur nicht und dabei trank er wieder und ſchüttelte von neuem
den Kopf und ſah den Küchenmeiſter mißmutig an nach Leder
ſchmeckte. Der aber war ein Schalk und meinte Augenzwinkernd:
wenn der Geſchmack nur nicht vom letzten Braten käme! Weil
jener aber mißmutig blieb, ſo fing er ſelber an zu koſten; und
ſo erging es ihm nicht beſſer als dem andern: erſt fiel ein Ge=
leucht
in ſein Geſicht vom Duft und von der Kraft des Weines, bis
dann beim Nachgeſchmack die kahlen Mundwinkel ſich nach unten
zogen und er dem Kellerbruder gleich wehmütig in die Augen ſah.
So ſaßen denn die beiden Alten bei dem Fäßchen und waren
recht betrübt, daß ſolch ein edler Steinberger Riesling einen
Makel hätte. Doch leckte ſich der Küchenbruder noch ein paarmal
die Lippen: Das iſt kein Leder, Bruder Kellermeiſter! und nahm
noch einen Spritzer auf die Zunge: Das wäre nicht ſchlimm, wenn
er nach Leder ein wenig bitter ſchmeckte! und trank den Reſt zorn=
mütig
aus: Er ſchmeckt nach Eiſen, Bruder Kellermeiſter!
Darüber gab es einen ſeltſamen Streit; der Kellermeiſter
wollte wohl auf ſeinem Wein, doch auf der Zunge keinen Tadel
ſitzen laſſen. Sie probten beide noch einmal, nicht ſo bedächtig
wie zuvor und ſtanden auf und ſprachen jeder vor ſich hin: Er
ſchmeckt nach Leder! Nach Eiſen ſchmeckt er! Und probten
noch einmal, blieben getrennter Meinung und gingen zornmütig
von einander. Doch weil ſie vordem gute Freundſchaft hielten
und keiner ſonſt im Kloſter war, dem ſie in ſolcher Kennerſchaft
ernſthaft ein Urteil zugeſtanden hätten, ſo kamen ſie am Abend
überein, in Ruhe noch einmal zu ſchmecken, und blieben jeder doch
dabei: Er ſchmeckt nach Eiſen! Nein, nach Leder! Dann mie=
den
ſie das Fäßchen ein paar Tage und probten an den andern
herum; doch weil ſie ſonſt in allem einig waren, bekam der Kel=

URN
Kloſter Eberbach im Rheintal.

ders.
Richa

Weinleſe im Rheingau bei Bingen.

Richard Enders.

Eltville im Rheingau.

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Seite 10 Nr. 182

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwocg, 4. Juli 1934

lermeiſter Zweifel an ſeiner eigenen Zunge und machte recht
gewillt, das Eiſen auch zu entdecken allein die Probe und
ſchmeckte gar nicht mehr den ſtarken Wein, wur immer
mehr das Leder und begriff nicht, wie der Küchenbruder ihm
darin widerſprechen konnte. Der aber tat heimlich desgleichen.
Und ſo geſchah es eines Tages, daß in dem Fäßchen nichts mehr
z proben war; und wie ſie da faſt fröhlich beiein=
ander
ſtanden, daß nun die Quelle ihres Streites
verronnen wäre: wollten ſie das Fäßchen ſchwenken
und hörten etwas darin klirren, das nicht von Le=
der
war. Der Kellermeiſter wurde blaß und ließ
den Sieger das Fäßchen ſchütteln, bis aus dem
Spundloch ein Schlüſſelchen von Eiſen auf die Platte
klirrte: rot verroſtet. Doch als der Küchenbruder es
ihm zeigen wollte, hing auch ein feines Leder=
riemchen
dran, tiefſchwarz von alter Näſſe.
Da ſtanden beide mit ihrer Meinung wie in eins
verklärt und ſanken ſich als Freunde in die Arme
und rochen an dem Schlüſſelchen und rochen an dem
Riemchen und gingen mit ihrer Eintracht raſch, als
ob ſie einen Schatz gehoben hätten auch wohl,
weil ſie das leere Faß geſtehen mußten hinauf
zum Abt und zeigten dem das Wunder an. Der
war ein feiner Greis bei alten Büchern. Er drohte
ſchalkhaft mit dem Finger, weil er die alten
Freunde kannte, davon ihm jeder lieb mit ſeinen
Kenntniſſen war, und hieß ſie ſchleunigſt den Schlüſ=
ſel
mit dem Riemchen zum Gartenbruder tragen,
daß der ihn tiefſt vergrübe; denn, ſagte er, und
lächelte in ſein Pergament, er möchte ſonſt noch
manchmal in ein Fäßchen fallen und euch entzweien.
Taunus=Silhouette.
Von Auguſt Straub.
Es iſt lange Jahre her, als ich den Taunus das
erſtemal ſah. Flößer vom Obermain hatten den Im Taunus: Oberreifenberg mit Feldberg.
Wanderjungen mitgenommen. Ich ſaß am Bug. Da
hob ſich mit ſteilem Sprung die Linie des Gebirges
aus der Wetterau. Eine breite Wieſenebene dehnte ſich zwiſchen
dem Fluß und dem blauen Bergwall. Schon winkte Frankfurt.
Sein Kaiſerdom ſpiegelte ſich in den Fluten. Hielt mein Auge
feſt. Entglitt dann wie die Stadt.
Kühn verläuft die Himmelslinie dieſes langgeſtreckten Berg=
rückens
. Nach dem raſchen Bogen im Nordoſt der tiefe Saalburg=
ſattel
. Es folgt, das erſte Motiv einfallfreudig abwandelnd, in
der herrlichen Linie die dreigegipfelte Höh, gleich der höchſte
Stock des Gebirges. Die beiden Feldberge und der Altkönig.
Seltſam mild ſind die Konturen dieſer Berge.
Dann zieht eine breite Senke herein, den Kamm er=
niedrigend
, faſt auflöſend. Aber ſofort kehrt die Geſchloſſen=
heit
zurück, um nicht in der früheren Höhe, ſtatt ihrer in
der kompakten Maſſe der Hohen Wurzel das Stromtal
machtvoll und nahegerückt zu beherrſchen. Kalte Herberge,
Hallgartener Zange als Kuppen zählen ihr zu.
Schroff bricht die Linie ab. An dieſem Hange des
Gebirges kocht die Rheingauſonne den deutſcheſten Wein.
Schwach zieht der Waſſerſpiegel des Mains, zwingt doch
den Rhein eine Strecke weit in ſeinen Lauf.
Da liegt auf altem Römerboden Wiesbaden, die glück=
hafte
Stadt, in die mit Sonnenberg und ſeiner Ruine
der Taunus, mit Biebrich und ſeinem am Rhein gele=
genen
Naſſauer Schloß und alten Park die Stromlandſchaft
hineinwächſt.
Jenſeits das Goldene Mainz, das als Fernblick die Hoch=
gipfel
des Taunus liebt.
Es wendet der Rhein ſich ſcharf, fährt in das Binger Loch.
Schroff grüßen die Gipfel, die hier wie Kopfenden von Rie=
ſenſärgen
die Stirnwand des Taunus bilden. Hervorwuchtend
die Loreley.
Nach dem Süden fällt der Taunus, ein einſeitiges Ge=
birge
, ſteil ab. Da liegen Falkenſtein, Cronberg, Königſtein
mit ihren Schlöſſern und Ruinen, den Nachfahren der Ring=
wälle
unſerer Ahnen auf dem Altkönig, deren Steinmaſſen
weit in der Sonne ſichtbar ſind. Dem Tale zu das reizvoll
altertümliche Oberurſel.
Hinter dem Kammrücken dehnt ſich eine weite Hoch=
landſchaft
, herrlich bewaldet bis zur Lahn. Die ausge=
dehnteſten
Wälder in der Waldgenoſſenſchaft der Hohen
Mark. Denn ein Waldland iſt der Taunus, der waldreichſten
Gebirge Deutſchlands eines. Sein Waldbild haben auch die
Rodungskreiſe der im Mittelalter angelegten kleinen Dörfer
nur wenig angenagt.
Wie alt die Beſiedlung des Gebirges iſt, zeigt das viel
älter als tauſendjährige Schloßborn.
Den kuppenreichen Oſten hütet der ſtille Pferdskopf. Weil,
Uſa und Erlenbach entſpringen hier. In ihren meilenweiten
lauſchigen Wäldern ſtehen noch die alten Waldbäume Linden,
Eſchen und Ahorne. Und ſtille Wieſengründe durchfließen ſie.
Bad Nauheim, das alte Friedberg, Bad Homburg breiten ſich
vor den öſtlichen Höhen Georgenborn, im großen Park Schloß
Hohenbuchau, liegt über den weſtlichen Höhen, Zerklüfteter ſind
hier die Täler, jäher die Felsabſtürze.
Tannengehege und Buchenreviere durchziehen die Straßen
hin zu den altbewährten waldeingeſchloſſenen Badeſtädtchen in
ihren Keſſeltälern Schlangenbad, Bad Schwalbach.

Das zweitemal zum Taunus kam ich durch den Roſengarten,
der ſtundenweit um Niederwalluf und Eltville ſich zieht. Damals
las ich die Sagen auf, die um Berge und Burgen ſich ſpinnen,
das Adolfseck des unglücklichen Kaiſers Adolf und ſeiner Ima=
gina
im Tal der Aar, Burgſchwalbach in ſeiner Nähe und Epp=
ſtein
, deſſen Geſchlecht Kurmainz viele Erzbiſchöfe, dem Reich

Michas

F. Wücherer.

ſtarke Kanzler ſchenkte; Reifenberg, die höchſte Burg im Nor=
den
des Feldberges, wo frühlings der Schlehdorn ſilbern
blüht.
Das drittemal aus der Kellerpoeſie Johannisbergs und zog
das menſchenleere, wilde Wiſpertal mit ſeinen einſamen Müh=
len
und herbſtlaubbrennenden Waldabhängen hinauf.

Nun bin ich hängen geblieben in dem Blütengebiet der Kir=
ſchen
, Birnen, Aepfel, Pfirſiſchbäume des Erdbeerlandes am Süd=
hang
des Hochmaſſivs. Habe mein Haus in den Blütengärten
und ſchaue zum breiten Fenſter hinaus und laſſe den haſtenden
Sinn mir befrieden von der milden Berglinie des Altkönigs
im Abendblau.

Schlangenbad.
(Volkslied).
Der Jäger längs dem Weiher ging,
Die Dämmerung den Wald umfing.
Was plätſchert in dem Waſſer dort?
Es kichert leis in einem fort.
Was ſchimmert dort im Graſe feucht?
Wohl Gold und Edelſtein, mich deucht.
Kronſchlänglein ringelt ſich im Bad.
Die Kron ſie abgeleget hat.
Jetzt gilt es wagen, ob mir graut;
Wer’s Glück hat, führet heim die Braut!
O Jäger, laß den goldnen Reif,
Die Diener regen ſchon den Streif!
O Jäger, laß die Krone mein,
Ich gebe dir Gold und Edelſtein!
Wie du die Kron' mir wieder langſt,
Geb ich dir alles, was du verlangſt!
Der Jäger lief, als ſei er taub,
Im Schrein barg er den teuren Raub.
Er barg ihn in dem feſten Schrein:
Die ſchönſte Maid, die Braut war ſein.

Taunus und Volkstum.
Ein rieſiges Alpengebirge, das mit Hunsrück, Eifel und
Weſterwald, in ununterbrochener Kette zuſammenhing, war der
Taunus einſt aus Fluten eines großen Binnenmeeres aufgetaucht,
ehe der Rhein die Felſenbarre des Binger Loches
durchbrochen hatte.
Doch die Naturgewalten zerſtörten die früh auf=
gefalteten
Taunusalpen wieder bis auf den Sockel,
und was heute das ſteinerne Rückgrat unſerer Hei=
mat
bildet, iſt nur die übriggebliebene, in beſtän=
diger
Umformung von neuem modellierte Rumpf=
landſchaft
. Tun wir gegenüber dieſer auf Jahrmil=
lionen
ſich erſtreckenden Entwicklung, die von Ver=
ſuchsform
zu Verſuchsform fortſchreitet, nicht einen
tiefen Blick in das eigene Weſen? Unſer eigener
Selbſtvollendungsdrang ſpiegelt ſich darin, und wenn
wir in dem Quarzit= und Serizätgeſtein des Taunus=
gebirges
die einſtige Meeresablagerung erkennen
und darin leſen, wie aller Kampf der Welt=
körper
und Naturelemente, ein unausgeſetztes Aus=
balancieren
der wirkenden und widerſtreitenden
Kräfte darſtellt, ſo begegnen wir darin demſelben
Suchen nach Harmonie, das auch in unſerem Innern
waltet.
Man hat der Taunuslandſchaft eine Seele zu=
geſprochen
. Beredter als alle Bücher ſpricht dafür die
Tatſache, daß Mendelsſohn die Melodie zu Eichen=
dorffs
Verſen Wer hat dich, du ſchöner Wald dem
unmittelbaren Einfluß des Taunus verdankt. Er hat
das Lied im Anblick der bewaldeten Bergeshänge,
deren Ausſicht man in Bad Soden genießt, auf einem
Tannenſtumpf ſitzend, geſchrieben. Auch das dritte
der vier großen ſinfoniſchen Werke von Brahms,
ſeine B=Dur=Sinfonie, iſt auf ähnliche Weiſe in den
Wiesbaden umgebenden Taunuswäldern entſtanden.
Darum iſt ſie unter dem Namen Taunus=Sinfonie
berühmt geworden. Wie die Wälder an dieſen welt=
freudigen
Werken mitkomponiert haben, ſo fällt es
uns nicht ſchwer, von dem gewaltigen Gebirgsmaſſiv mit den mäch=
tigen
Kuppen des Feldbergs, des Altkönigs, Roſſert und Staufen,
das wie ein Urklang von ſehnlichem Aufſchwung in monumentalen
Linien ſich emporgipfelt, ſelbſt Muſik aus Fels und Wald, eine
Naturſinfonie von mythiſcher Wucht zu erkennen, wie die Land=
ſchaft
überhaupt die Muſik der Menſchenſeele befreit. Und dieſes
Untertauchen in der Muſik der Welt iſt es denn vor allem,
womit uns die Heimatlandſchaft begnadet: Der Jungbrunn
des Empfindens. Ich meine nicht das Landſchaftsempfinden,
ſondern das Empfinden überhaupt. Die Auflockerung unſeres
Weſens, die Losgelöſtheit vom Zwange des Hirns, eben das
Muſikaliſche.
Ja, man kann ſagen, daß wir dem Charakter der Heimat=
landſchaft
nicht nur unſere menſchliche Eigenart, ſondern ge=
vadezu
die Exiſtenz als Volk verdanken. Als die Römer
ſich anſchickten, ihre Adler bis an die Weſer zu tragen und da=
mit
den vernichtenden Schlag gegen das Germanentum zu
führen, brauchte Armin nichts anderes zur Rettung zu tun,
als den deutſchen Wald zu Hilfe zu rufen und mitkämpfen zu
laſſen ähnlich wie es Hindenburg bei Tannenberg mit den
Maſuriſchen Seen tat. Es war jener undurchdringliche herky=
niſche
Wald mit ſeinen Baumrieſen, Nebeln und Mooren, den
uns Plinius als eine Tartaruslandſchaft beſchreibt, und
Grabbe hat in ſeiner Hermannsſchlacht es erſchütternd dar=
geſtellt
, wie die Natur hier mit ihren Klüften und Sümpfen,
Windbrüchen und Wildniſſen für ihre Söhne in die Schlacht
eingreift und den Heimatboden für immer von den Legionen
der Welteroberer befreit.
So bildeten auch unſere Taunusberge mit ihren Flieh=
und Wallburgen, von denen noch der Ringwall auf dem Alt=
könig
zeugt, die uneinnehmbaren Feſtungen ihrer Bewohner,
und die Römer wußten wohl, warum ſie dieſe gefährlichen
Ausfalltore in den Stachelkranz ihrer Limeskaſtelle einbe=
zogen
. Freilich nur, um damit eine mächtigere Kraft großzu=
ziehen
, die ſie ſelber vernichtete: Die Sehnſucht. Aufgeſtaut
durch die Grenzmauer, die ihr die Welt verriegelte, durchſtieß
ſie hier im Taunus ſchließlich die römiſche Front und brachte
damit die Lawine der Völkerwanderung ins Rollen.
Wird es bei dieſem ſchichſalhaften Eingreifen der Heimat=
landſchaft
in die Entſcheidungen unſerer Bruſt, in das Wohl
und Wehe des Volkes und die Zukunft des Landes nicht offen=
bar
, daß hier ſeeliſche Kräfte ſchlummern und Schickſalsgott=
heiten
über uns walten? Den Alten waren darum Hain und
Quelle, Eichenforſt und Bergesgipfel heilig. So galt ihnen
auch der Feldberg als Sitz der Götter. Tiefer Sinn verbirgt
ſich darin, daß dieſer Landſchaftsgott unſerer Vorfahren ein
Heil= und Quellengott war. Denn geheizt von dem Ofen des
Vogelsberges, dem alten deutſchen Vulkan, ſprudeln den
ganzen Abhang der Taunuskette entlang die heilenden Quel=
len
: Nauheim, Homburg, Schlangenbad, Schwalbach, Ems
und Wiesbaden.
Geliebte, waldgrüne Berge! Aus ihnen wehen uns heilige
Schauer an, wie ſie den Alten die Naturgottheiten einflößten, und
wir empfinden wieder die Gottverbundenheit des deutſchen Ge=
müts
. Aus ihnen rauſcht uns die Muſik zu, die unſer Erbteil iſt,
die allverſöhnende Gemütsmacht des Deutſchtums. Mit ihr die Welt
zu beſeelen, iſt unſere Sendung. Heute mehr denn je. Denn wir
ſtehen unter den Völkern wie die Sonne im eiſigen Weltraum.

Idſtein mit dem Hexenſtein und Schloßeingang.

Richard Enders.

*
Ri
Königſtein im Taunus.

Richard Enders.

[ ][  ][ ]

Nummer 182

dattze

Mittwoch, 4. Juli

Der Ausweis der Reichsbank.
Erſtmals wieder kleiner Ueberſchuß der Deckungsmitkel. Auswirkungen der Deviſenreparkierungen.

Inanſprachnahme zum Halbjahres=
wechſel
.
Die Inanſpruchnahme der Reichsbank zum Halbjahreswechſel
war lt. Ausweis vom 30 Juni mit 586 Mill. RM. recht erheblich,
auch wenn man berückſichtigt, daß dieſer Termin immer eine ſtär=
kere
Inanſpruchnahme bringt. Im Vorjahr betrug die Inanſpruch=
nahme
der Kapitalanlage der Reichsbank 375 Millionen RM. Es
hängt die diesjährige ſtärkere Inanſpruchnahme wohl zum größ=
ten
Teil mit den Einzahlugen auf die neue Reichsanleihe zuſam=
men
. Im einzelnen ſtiegen die Beſtände an Wechſeln und Schecks
um 424 auf 3392 an, Reichsſchatzwechſel um 56 auf 70 und an
Lombardforderungen um 90 auf 171 Mill. RM. Daneben ſind
diesmal erheblicher die deckungsfähigen Wertpapiere um 16,0 auf.
361 Mill. RM. und die ſonſtigen Aktiven um 35 auf 600 Mill.
RM. geſtiegen. Die Steigerung des letzteren Poſtens hängt zum
Teil zuſammen mit einer Inanſpruchnahme des Reichskredits zum
Ultimo. Der Notenumlauf ſtieg um 379 auf 3777 Mill. RM. und
daneben der Umlauf an Rentenbankſcheinen um eine auf 345 Mil=
lionen
RM. An Scheidemünzen floſſen 109 Mill. RM. in den
Verkehr; neu ausgeprägt wurden 8,6 Mill. RM. und wieder ein=
gezogen
09 Mill RM. Die Steigerung der Giroverbindlichkeiten
um 111 Mill. RM. auf 623 Mill. RM. iſt eine normale Erſchei=
nung
. Die täglichen Deviſenrepartierungen haben ſich dahin aus=
gewirkt
, daß kein weiterer Verluſt an Gold= und Deviſenbeſtand
eingetreten iſt. Einem Rückgang des Goldbeſtandes um 2.3 auf
70,2 Mill. RM. ſteht eine Steigerung des Beſtandes an deckungs=
fähigen
Deviſen um 2,6 auf 6,6 Mill. RM. gegenüber. Das Dek=
kungsverhältnis
der Noten beträgt nunmehr 2 v. H. gegen 2,3 v. H.
in der Vorwoche. Der Geſamtzahlungsmittelumlauf betrug 5781
Mill. RM. gegen 5521 Mill. RM. zur gleichen Zeit des Vorjahrs.
Zum erſten Male ſeit langer Zeit hat der Goldabfluß der
Reichsbank ein Ende gefunden. Der geſtrige Ausweis zeigt eine
Vermehrung der Deckungsmittel um 0,3 Millionen. Das Plus
iſt zwar außerordentlich gering, aber weſentlich iſt
doch die Tatſache, daß die bisherige ungünſtige
Entwicklung zunächſt einmal ihren Abſchluß ge=
funden
hat. Es iſt allerdings nicht ſo, daß nun wieder Devi=
ſen
in größerer Menge hereingefloſſen und die Deviſenbilanz aktiv
geſtaltet haben, vielmehr hat die ſcharfe Beſchränkung in der Zu=
teilung
ausländiſcher Zahlungsmittel und die Droſſelung der Roh=
ſtoffeinfuhr
dazu geführt, daß jetzt ein kleiner Ueberſchuß vorhan=
den
iſt. Wir haben wieder feſten Boden unter den Füßen und
müſſen nun von Grund auf neu aufbauen. Es wäre jedoch vor=
eilig
, zu erwarten, daß nun von Woche zu Woche die Aktivität
der Deviſenbilanz anſteigt. Wir müſſen uns darauf einſtellen,
daß gelegentlich Rückſchläge eintreten; aber die ſcharfe Hand=
habung
der Deviſenzuteilung iſt doch eine Garantie dafür, daß
alles unterbleibt, was zu einem unnötigen Abfluß von Deviſen
führen könnte. Wir werden unſeren Außenhandel beſonders pfle=
gen
müſſen, denn nur der Warenexport ſchafft Devi=
ſen
, die nötig ſind, um die lebensnotwendigen Roh=
ſtoffe
einführen zu können und auch eine Reſerve an De=
viſen
und Gold anzulegen, die uns auf dem Gebiete der De=
viſenzuteilung
wieder eine etwas größere Bewegungsfreiheit
verſchafft.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Konſerveninduſtrie im Juni. Der Reichsverband der
Deutſchen Obſt= und Gemüſeverwertungsinduſtrie e. V. berichtet;
Der Abſatz in Gemüſekonſerven hat ſich in den letzten Wochen gün=
ſtig
entwickelt, u. a. hat die ſchlechte Ernte in Erbſen dazu Anlaß
gegeben. Auch in Bohnen ſind die Ernteausſichten unſicher. Auf
die Obſtkonſervierung wirkt das Wetter ungünſtig ein. Die Erd=
beerernte
erſtreckte ſich infolge der Hitze auf ganz kurze Zeit. Dem=
entſprechend
haben die Preiſe hierfür auf faſt das Doppelte des
Vorjahres angezogen. Infolge der großen Hitze hat die Kirſchen=
ernte
ſehr viel früher eingeſetzt als im Vorjahr. Für Süßkirſchen
ſcheinen Preis und Ertrag dem vorigen Jahre gleich zu bleiben.
Dagegen iſt in Sauerkirſchen die Ernte gut, jedoch läßt die Be=
ſchaffenheit
zu wünſchen übrig. Ganz ſchlecht iſt die Ernte in
Himbeeren. Abſatz und Nachfrage in billigſten Marmelade= und
Geleeſorten iſt gut, dagegen liegen die beſſeren Sorten ſtill. Das
Obſtſaftgeſchäft war bei ſteigenden Preiſen befriedigend.
Fahrplankonferenz für die Leipziger Herbſtmeſſe 1934. Unter
dem Vorſitz der Reichsbahndirektion Halle fand in Breslau eine
Fahrplankonferenz zur Regelung des Eiſenbahnverkehrs für die
am 26. Auguſt beginnende Leipziger Herbſtmeſſe 1934 ſtatt, an der
neben faſt allen deutſchen Reichsbahndirektionen auch eine Anzahl
außerdeutſcher Eiſenbahnverwaltungen teilnahm. Aus dem Aus=
lande
werden beſondere Meſſeſonderzüge für die Meſſebeſucher aus
Holland, Belgien und England gefahren werden. Der Inlands=
verkehr
bringt eine Verſtärkung oder Doppelführung faſt aller
fahrplanmäßigen Schnellzüge von und nach Leipzig, ſoweit ſie für
die Meſſe Bedeutung haben. Meſſeſonderzüge mit 50 Prozent
Fahrpreisermäßigung werden aus allen Teilen des Reichs gefah=
ren
werden. Außerdem iſt am Meſſe=Mittwoch, 29. Auguſt, eine
Anzahl von Verwaltungsſonderzügen vorgeſehen, für die eine Er=
mäßigung
von 60 Prozent (bisher 50 Proz.) gewährt wird.
AG. für Verkehrsweſen. Die Geſellſchaft weiſt für 1933 Er=
träge
aus Beteiligungen von 1,26 (1,52) Millionen aus, Kapital=
erträge
von 0,03 (0.10) und ao. Erträge von 061 (0.11) Mill.
Nach 0,90 () Abſchreibungen ergibt ſich ein Reingewinn von
RM. 208 902, der ſich um den Gewinn aus 1932 auf 1 261 187 RM.
erhöht. Eine Dividende, ſoll bekanntlich wieder nicht verteilt
werden. Die Erfolgsrechmung ſpiegelt, da die Erträge der Tochter=
geſellſchäften
immer erſt im folgenden Jahr in Erſcheinung treten,
in Wirklichkeit das Jahr 1932 wider. Es läßt ſich ſchon jetzt über=
ſehen
, daß die in 1934 zu verbuchenden Einnahmen höher als die
jetzt ausgewieſenen ſein werden. Die rückläufige Bewegung der
Verkehrsunternehmungen kam im 2. Vierteljahr zum Stillſtand;
die Geſamtbruttoeinnahmen des Jahres 1933 ſtiegen trotz Tarif=
ermäßigungen
um 4 Prozent gegen 1932. Die vielfach ſchon tot=
geſagten
Neben= und Kleinbahnen haben nach Anſicht der Geſell=
ſchaft
erwieſen, daß ſie, von einigen Ausnahmen abgeſehen, keine
geringere Lebensfähigkeit beſitzen, als die übrige deutſche Wirt=
ſchaft
. Die Belebung auf dem Bäumarkt konnte ſich bei den nahe=
ſtehenden
Baugeſellſchaften erſt in der Erteilung von Aufträgen
auswirken. Beteiligungen an Eiſenbahngeſellſchaften ſind mit
39,29 (39,25) Mill. an Baugeſellſchaften mit 2,85 (2,87) Mill.
bikanziert, ſonſtige Beteiligungen mit 1,33 (0,83) Mill. Ein Teil
der Dyckerhoff=Aktien wurde veräußert, ebenſo der größte Teil der
Conſ. Diamond Mines Shares mit Gewinn. Konzernforderun=
gen
ſtiegen auf 9,64 (8,33) Mill., da der Baugeſellſchaft Lenz u.
Co. AG. bei Abdeckung ihrer Bankſchulden Hilfe geleiſtet und Be=
triebsvorſchüſſe
gewährt wurden. Sonſtige Forderungen ermäßig=
ten
ſich im Zuſammenhange mit der Sanierung Dnckerhoff u Wid=
mann
auf 1,39 (2,78) Mill. Bankguthaben 0,44 (0,36) Mill., da=
gegen
unter 11,955 (12.14) Verbindlichkeiten Bankſchulden 3,83
(3,81) Millionen. Der Wertberichtigungspoſten erhöhte ſich durch
die Sonderabſchreibungen auf 2,41 (1,735) Mill. AK. 36,0 Mill.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton: J. V.
Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: J. D.
Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den Handel:
Dr. C. 6. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann: für Die Gegenwart Tagesſpiegel
in Bild und Wort: Or. Herbert Nette; für den Anzeigenteil und geſchäftliche Mit=
teilungen
: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. V. 34. 22461. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Nheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Beeiiner und Kumrmmier effelienssrſe.
Im Anſchluß an die vorgeſtrigen Glattſtellungen der Kuliſſe
lagen geſtern zu den erſten Kurſen an der Berliner Börſe
noch einige Verkaufsaufträge des Publikums vor, denen auf der
anderen Seite aber auch kleinere Kaufaufträge gegenüberſtanden.
Nachdem den unſinnigen Gerüchten nunmehr energiſch entgegen=
getreten
worden iſt, konnte ſich die Tendenz im Verlauf, als neue
Kaufaufträge des Publikums eintrafen und die Kuliſſe die vor=
geſtern
verkaufte Ware zum Teil wieder zurückerwarb, allgemein
befeſtigen. Von günſtigem Einfluß auf die Stimmung war auch
der Reichsbankausweis per 30. Juni. Im einzelnen waren Mon=
tanwerte
bis auf die Stahlvereinswerte bis 1 Prozent niedriger;
Buderus verloren ſogar 2 Proz. Auch Braunkohlenwerte bröckel=
ten
bis auf Eintracht (plus 2 Proz.) etwas ab, Von Kaliwerten
gingen Salzdetfurth um 2½ und Aſchersleben um 1½ Proz. zu=
rück
. Farben ermäßigten ſich um ½ Proz, wurden aber bald ein
Prozent über den vorgeſtrigen Kurſen gehandelt. Am Elektro=
aktienmarkt
ſetzten Siemens 1½ Proz, höher ein. AEG. und El.
Lieferungen gewannen ½ Proz. Die übrigen Werte waren etwa
1 Proz. ſchwächer Felten verloren 1½, desgl. Chade. Autowerte
waren befeſtigt; BMW. ſtiegen um 1¾ Proz. Am Bauaktienmazkt
zeigte ſich für Berger bis 19 Prozent Intereſſe. Zellſtoff= und
Papierwerte lagen ungleichmäßig. Feldmühle gewannen 1½,
während Waldhof um 1½ Prozent zurückgingen. Verkehrs= und
Schiffahrtsaktien waren gut gehalten, Reichsbankanteile lagen feſt
und wurden 1½ Proz, höher bezahlt. Am Rentenmarkt waren
Hoeſch=Obligationen ½ Proz höher. Altbeſitz wurden nach unver=
ändertem
Beginn ½ Proz, höher als vorgeſtern umgeſetzt; Reichs=
ſchuldbuchforderungen
gaben um ¼ Proz. nach,
Die Frankfurter Börſe lag zu Beginn wieder außer=
ordentlich
ruhig. Vor allem vermißte man die Anlagekäufe nach
dem Zinstermin zur Halbjahreswende. Auch die Sperrmarkkäufe
fanden nicht in dem Umfange der Vorwoche ihre Fortſetzung. In=
folge
der Geſchäftsſtille war die Kursentwicklung am Anfang un=
einheitlich
, ging aber im Verlaufe zur feſten Haltung und Er=
holung
über, da ſpäter Kaufaufträge für Rechnung des Auslands
einliefen, denen ſich die Kuliſſe wieder mit neuen Käufen an=
ſchloß
. Die feſtere Grundſtimmung ſtützt ſich auf die Ausräumung
all der unſinnigen Gerüchte, bekundet vielmehr das allgemeine
Vertrauen des Volkes zur gefeſtigten Staatsführung. Farben=
induſtrie
zogen nach anfänglich 146½ (146½) auf 148 Prozent an,
auch die übrigen Chemiewerte lagen freundlich. Am Elektromarkt
ſetzten Siemens 1 Proz., Bekula ¼ Proz., AEG. ½ Proz. höher
ein: Schuckert und Geſfürel glichen ihre leichten Anfangsverluſte
wieder aus. Akkumulatoren lagen zu 180 Proz. unter Berüchſich=
tigung
des Dividendenabſchlages von netto 10,80 Prozent gut
behauptet. Auch am Montanmarkt waren die Kurſe anfangs ge=
drückt
, wobei Harpener ½ Proz., Mannesmann 2 Proz., Rhein=
ſtahl
ausſchließlich Dividende 1½ Proz., Kali Aſchersleben 2 Pro=
zent
und Kali Weſteregeln 1 Proz. verloren; ſpäter traten auch
hier Erholungen ein, ſo bei Harpener um 1½ und Phönix um ½
Prozent. Altbeſitzanleihe und ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen
bis ¼ Proz. niedriger, dagegen Stahlvereinbonds etwas freund=
licher
, desgleichen Reichsmarkanleihen. In der zweiten Börſen=
ſtunde
machte die Beſſerung des Kursniveaus noch leichte Fort=
ſchritte
. Geffürel gewannen 1 Proz., Bemberg 38 Proz., Mannes=
mann
½ Proz. uſw. Reichsbankanteile kamen 1½ Prozent höher,
Südd. Zucker unverändert zur Notiz. Das Geſchäft war vorüber=
gehend
etwas größer, im weiteren Verlauf ſchrumpfte es aber
wieder ſtark zuſammen; die Kurſe lagen aber nicht ſchwächer
Mangels jeglicher Anregung verkehrte die Abendbörſe in
ſehr ſtiller Haltung, zumal auch die Kuliſſe in Zurückhaltung ver=
harrte
. Die Grundſtimmung war deſſen ungeachtet freundlich,
wenn auch die Berliner Schlußnotierungen nicht immer ganz ge=
halten
wurden, woran hauptſächlich die außerordentliche Geſchäfts=
ſtille
ſchuld war. Von Tarifwerten konnten ſich Geffürel um ein
Prozent befeſtigen, während Lahmeyer 1 Prozent verloren. Far=
beninduſtrie
unterlagen kleinen Schwankungen, wobei ſie per
Saldo ½ Prozent nachgaben. Auch auf den übrigen Marktgebie=
ten
hielten ſich die Veränderungen in engſten Grenzen. Der Ren=
tenmarkt
ſtagnierte ebenfalls faſt vollkommen; es ſchien aber doch
etwas Nachfrage zu beſtehen. Beachtung fand der Ultimo= Aus=
weis
der Reichsbank Kommunal=Umſchuldung war höher gefragt.

Der Kursſkand der Akkien Ende Juni.
Der Monat Juni ſtand äußerlich, wie im Wirtſchaftsbericht
der Commerz= und Privatbank hervorgehoben wird, zwar im
Zeichen der neuen 4prozentigen Reichsanleihe, die neben der Bar=
zeichnung
dem Umtauſch der Reichsanleihe von 1929 und des Neu=
beſitzes
gedient und die mit einem Betrag von etwa 300 Millionen
RM. einen recht zufriedenſtellenden Erfolg gebracht hat. Tat=
ſächlich
wickelte ſich aber der größte Teil des Börſengeſchäfts auf
den Aktienmärkten ab, auf denen einige Gruppen von Spezial=
werten
im Mittelpunkt eines verſtärkten Intereſſes ſtanden. Der
Anteil der höher im Kurs notierten Werte beſonders derjenigen
Papiere über 100150 Prozent hat erheblich zugenommen, wäh=
rend
die unteren Kategorien Rückgänge erkennen laſſen. Anlaß
zu der vergrößerten Nachfrage nach Aktien dürfte der Umſtand
gegeben haben, daß das Ausland ſeine hier befindlichen Sperr=
markguthaben
teilweiſe in Effekten verwandelte und hierbei vor
allem die ſogenannten Rohſtoffwerte bevorzugte. Dies gilt vor
allem für Braunkohlen= und Kaliwerte, während Montanaktien
im weiteren Verlauf des Monats eher vernachläſſigt waren und
ſich eine deutliche Zurückhaltung gegenüber ſolchen Induſtriezwei=
gen
bemerkbar machte, die in ſtarkem Maße von der Verſorgung
von Rohſtoffen aus dem Auslande abhängig ſind. Die zeitweilig
auflebenden Erörterungen über eine allgemeine Herabſetzung der
Zinsſätze lenkten die Aufmerkſamket erneut auf die ſogenannten
Verſorgungswerte, die teilweiſe erhebliche Kursſteigerungen er=
zielten
. Am Rentenmarkt ſelbſt bahnte ſich aus denſelben Grün=
den
vorübergehend ein Umſchichtungsprozeß derart an, daß hoch=
verzinsliche
und daher im Kurs hochſtehende Renten verkauft und
gegen ſolche mit niedrigerem Normalzinsfuß und dementſprechend
niedrigen Kurſen umgetauſcht werden. Dieſe Bewegung kam aber
bald zum Stillſtand, während ſich die vielfach nur unter ſcharfen
Repartierungen zu befriedigende Nachfrage nach den Steuergut=
ſcheinen
während des ganzen Monats erhielt.

Viehmärkke.

Mainzer Viehmarkt vom 3. Juli. Auftrieb: 621 Rinder dar=
unter
35 Ochſen, 21 Bullen, 565 Kühe oder Färſen, 395 Kälber,
725 Schweine. Notiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.:
Ochſen a) 1 2733, c) 2226; Bullen c) 2327; Kühe a) 24
bis 30, b) 1623, c) 1115: Färſen a) 2935, b) 2428; Käl=
ber
b) 3240, c) 2631, d) 1725: Schweine b) 4043, c) 38
bis 43, d) 3741. Marktverlauf: Rinder mäßig belebt, langſam
geräumt; Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine mäßig be=
lebt
, geringer Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 3. Juli. Auftrieb: 198 Ochſen,
118 Bullen, 379 Kühe, 390 Färſen, 853 Kälber, 52 Schafe, 1730
Schweine und 7 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilogr. Lebendgewicht:
Ochſen a) 2932, b) 2123, c) 2428; Bullen a) 2729, b) 23
bis 26, c) 2123: Kühe a) 2427 b) 1923, c) 1317, d) 9
12: Färſen a) 3033, b) 2529, c) 2224; Kälber a) 4447,
b) 3643, c) 2935, d) 2228; Schafe nicht notiert: Schweine
a) 50, b) 45 c) und d) 4347, e) 4245; Ziegen nicht notiert.
Marktverlauf: Großvieh mittelmäßig, Kälber mittelmäßig, kleiner
Ueberſtand; Schweine mittelmäßig.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Nach Mitteilungen des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im
Juni d. Js. durch den Reichsanzeiger 227 neue Konkurſe
ohne die wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf Konkurs=
eröffnung
und 67 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben.
Die entſprechenden Zahlen für den Vormonat ſtellen ſich auf 249
bzw. 65.
Ab 2. Juli 1934 gelten folgende neuen Metall=Halbzeugpreiſe
(in RM. je 100 Kilo für Abſchlüſſe auf 100 Kilo): Kupfer: Bleche
75,25 (75,00), Rohre 91,25 (91,00), Drähte und Stangen 68,25
(68,00).
Die Lage auf dem Papier= und Pappenmarkt hat ſich gegen=
über
dem Vormonat nicht weſentlich geändert. Die Papierholz=
preiſe
waren weiter feſt. Infolge der langanhaltenden Trocken=
heit
waren die Betriebswaſſerverhältniſſe völlig unzureichend, ſo
daß die hiervon abhängigen Papier= Pappen= und Holzſtoffabri=
ken
nur zu einem geringen Prozentſatz ausgenutzt werden konnten.
Die Gothaer Waggonfabrik AG., Gotha, an der die Orenſtein
u. Koppel AG. maßgebend beteiligt iſt, beruft ihre o. GV. auf
den 26. Juli ein. Das Geſchäftsjahr 1933 hat nach Aufzehrung
des Gewinnvortrages von RM. 15 824 einen Verluſt von 78 735
RM. ergeben, der vorzutragen iſt. (Im Vorj, erhöhte ſich der
Gewinnvortrag von RM. 13 184 um RM. 2640 Gewinn.)

Berliner Kursbericht
vom 3. Juli 1934

Oeviſenmarkt
vom 3. Juli 1934

Berl. Handels=Gef
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hahag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 1
C. P. Bemberg.
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gasl:

65.
25.125
30.75
22.625
127.5
65.5
132.
18.
92.
130,5
131.75

Mee
Elektr. Lieferung
F. 6. Farben.
Gelſ. Bergwerke
Geſtfelektr.untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.

118.625
80.75
147.875
58.125
105.25
103.25
71.
60
128.25
68.75
92.
63.
43.75

Veeen
Polhyphonwerke.
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 11

Mack
38.125
168.5
18.25
39.875
128.75
59.5
12
112,75
29.75
89.75
96.75
106.

Aeghpten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar!
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland.

Währung
täghpt. s
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 eanad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
L=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 i3l. Kr.

Geld
13,o8s

0.599 0.502

58.53
0.1841
3.047
2.529
156.54
81.67
12.,665
69.43
5.599
16.50
2.497
169.73
57.29

Ri
13.075

Sa.65
0.198
3.05
2.535
56.66
21.83
12.695
69.57
5.611
16.54
2.503
170.07
57.41

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowk.
Türkei
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten

Währung Gelt Brie f 100 Lire 2i.53 ſeu.55 1 Yen 0.749 0.751 100 Dinar 5.664 5.678 100 Lats 77.42 77.58 100 Kronen 163.,64 63.76 100 Schilling 48.45 48.55 100 Eseudos 11.53 1u.s5 100 Kronen 65.28 65.42 100 Franes g1.47 gi.63 100 Peſetas 34.32 34.38 100 Tſch.=Kr. 10.44 10.48 t türk. 4 1.291 1.995 100 Pengs 1 Goldpeſo 0.9a9 1.001 * Dollar 2.511 2.517

Surmſtädter und Karionntonnt Surmkadt, Flliate der Bresoner Sunk
Frankfurter Kursbericht vom 3. Juli 1934.

Kene
Gr. IIp. 1934
. 1935
. 193e
: 1937
1938
Gruppe1 ...."
6% Dtſch. Reichsanl.
b.27
6%.
5½%Intern., v.30
63Baden .. b.27
6%Bahern b.27
6%Heſſen .... v. 29
68 Preuß, St. v. 28
62 Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ........"
6% Dt. Reichspoſt
Schätze ........
Dtſch. Anl. Ausl.
*½, Ablöſung .
(Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
...
69Baden=Baden
69Berlin ...v.24
6%Darmſtadt . .
6%Dresden: . b.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze b. 29
b.28
62Mainz. ..
68Mannheim v.25
68München v.29
6%Wiesbabenv.28
6%Heſſ. Landesbk.

103.5
103.5
1621,
99.5
971,
1011,
93.25
90
91.5
94.25
80.5
1067),
93.25
89.25
100I.

93:1,

9.20
86.5
82.25
79.5
76.5
781,
83.25

Rete

89.25
84.5

Pe
hhp.=Bk.=Liquid.
43%
Komm. Obl.
60 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6%o Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f
Heſ. Gldobl. R. 11
R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr.
6SNaſſ. Landesbk.
5½% Liqu.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser, I
Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
69 Frkf. Hyp.=Bk.,
5½% Lig.=Pfbr.
69
Goldoblig
6%Frkf. Pfbr.=Bk.
5½%0 n Lig=Pfr.
6%Mein. Hyp.=Bk.
5½%o n Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½0 Lig.=Pfbr.
6SRhein,Hyp.=Bk.
5½% Lia.=Pfr.
Goldoblig.
322 Südd. Boden=
Ereb.=Bank.
5½% n Lig.=Pfbr.
6%Württ, Hhp.=B.

88
88.25

92.5
89

A
81.5
91
881),
88.5

95
113.5
18
88
88.5
88.5
88.25
832),
88.5
80
88,
90
91
81.5
89
89.25
87.5
91:
96-
90.5

M
62 Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v.26
6%Mitteld. Stahl
% Salzmann cCo.
82Ver= Stahlwerke
62aVoigteHäffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
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14.5

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 182

eſſiſche Neueſte Nachrichten
Mar6

Mittwoch, 4. Juli 1934

13)

Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe

(Nachdruck verboten)

Nein, die müſſen mit, ſagte er ernſt. Aber ehe ich es ver=
geſſe
: Ein Roter Radler wird morgen vormittag bei dir einen
kleinen Koffer abholen. Du wirſt ſchon ſehen; welchen.
An der Ecke ſetzte er ſie in ein Auto und ging langſam die
Straße hinunter nach dem Zentrum zu. Es war das ſicherſte,
dachte er, ſo wird ſie ſchweigen. Nach ein paar Schritten trat ein
Mann auf ihn zu und bat um Feuer, Larmi war höflich und
ſuchte in der Taſche nach Streichhölzern.
Bravo, pünktlich! ſagte er dabei.
Uff. den Streichholzfritzen kann man ſich verlaſſen, un uff
mir, det wiſſen Sie ja.
Das Streichholz flammte hinter der höhlen Hand, ſo daß
beide unbeleuchtet blieben. Die Zigarre wollte nicht brennen.
Es mußte noch einmal verſucht werden. Während deſſen ſprach
Larmi leiſe und eindringlich zu dem Mann, der aufmerkſam zu=
hörte
. Endlich hatte der Glimmſtengel Feuer gefangen, und
Larmi ging mit kurzem Nicken davon.
Der andere blieb ſtehen und zog an ſeiner feuchten Zigarre.
Er nahm ſie aus dem Mund, beſah das abgebiſſene Ende und
paffte wieder. Zwiſchendurch murmelte er: Deibel ... da is wat
zu verdienen. Aber det muß ooch ſauber jearbeetet ſinn.
Während alles dieſes vor ſich ging, hatte ein indiskreter
Wiener Journaliſt ein Preſſetelegramm in die Welt hinaus=
gehen
laſſen, von dem der frühere Kunſttaucher am nächſten
Morgen wenig Freude haben ſollte.
Achtes Kapitel.
Eine Kunſt, die über alle Grenzen geht.
Während die Tänzerin von ihrem wiedergefundenen ſchönen
Harald träumte, verbrachte dieſer nebenan eine unruhige Nacht.
Bei ſorgfältig zugezogenen Gardinen und verhängtem
Schlüſſelloch glitt er lautlos in ſeinem Zimmer bin und her

und packte. Das heißt, er packte um, die Schränke und Schubladen
des Zimmers blieben unberührt. Eeinem großen Koffer hatte
er einen kleineren aus ſchwarzem Leder entnommen, der nun
auf dem Tiſch ſtand und der Mittelpunkt ſeiner Aufmerkſamkeit
zu ſein ſchien. Sorgfältig überlegend ſuchte er aus ſeinem übri=
gen
Gepäck einzelne Gegenſtände und tat ſie in den Handkoffer.
Als dieſer gefüllt war, ſchloß er die andern ab und packte den
ſchwarzen Handkoffer noch einmal aus. Mit geſpanntem Aus=
druck
beugte er ſich nun darüber, ſchob zwei unter dem Futter an=
gebrachte
Federn in beſtimmter Richtung zur Seite und hob das
ganze Innere wie einen Einſatz heraus. Es war ein kleines
Meiſterwerk der Feinmechanik. Der eigentliche Boden des Kof=
fers
, der ſo ans Licht kam, war in ganz flache verſtellbare Fächer
eingeteilt, und in dieſen lagen ſorgfältig umhüllte Gegenſtände,
die ſich, wie er ſie jetzt herausnahm, als Schmuckſtücke von er=
ſtaunlichem
Wert und ſeltener Schönheit erwieſen. Sie ſtellten
ein bedeutendes Vermögen dar, ſo erleſene, prachtvolle Perlen
und Steine waren darunter.
Wie ein Verliebter ließ er die Perlenſchnüre durch ſeine
Finger gleiten, der Schmelz der Steine ſchien ihn zu berauſchen.
Beſonders verweilte er bei einer dreifachen Perlenkette, deren
Schloß von alter Arbeit war und aus einem großen wunder=
vollen
Smaragd in einem Kranz von Brillanten beſtand. Er
atmete tief auf, als er das Schmuckſtück an ſeinen Platz zurück=
legte
. Wenn ich mir die alte Hexe inTerriter vorſtelle, der dies
Kleinod gehört hat, dachte er. Die war ſo reich wie ſie häßlich
war.
Zärtlich überſchaute er noch einmal ſeine verhüllten Schätze,
ehe er den Einſatz wieder in den Koffer gleiten ließ. Die Federn
ſchnappten leiſe ein, nun war es unmöglich, dem Koffer das ge=
ringſte
anzuſehen. Kein Klopfen, keine noch ſo genaue Unter=
ſuchung
hätte den geringſten Verdacht erweckt. Stück für Stück
wanderte mit etwa die Hälfte der andern Sachen in den Koffer
zurück.

Harald unterbrach ſeine Arbeit. Was mochte ihm einfallen,
wie kam er darauf, jetzt mitten in der Nacht Toilette zu machen?
Genug, er tat es, nachdem er den Rock ausgezogen und den
Kragen abgebunden hatte. Sogar ein Schminkkäſtchen brauchte er
dazu, eine kleine Doſe aus poliertem Stahl mit einem kompli=
ziert
zu öffnenden Kunſtſchloß. Eine Weile war er vor dem
Spiegel beſchäftigt, dann ſchloß er ſorfältig das Stahlkäſtchen wie=
der
ab, legte es in den ſchwarzen Koffer und packte dieſen voll.
Ohne Thea zu wecken, öffnete er die Verbindungstür und
ſtellte im Dunkeln den Handkoffer in ihr Zimmer. Als er zurück=
gekehrt
war, blieb er einen Augenblick ſtehen und ſah zweifelnd
zurück.
Aber er entſchloß ſich, es dabei zu belaſſen. Es iſt freilich ein
Riſiko, dachte er, aber es hilft nichts. Es kommt keiner darauf,
und außerdem haben ſie alle viel zu viel Angſt vor mir.
Er ſah prüfend umher. So, ſagte er leiſe vor ſich hin,
jetzt iſt nichts Verdächtiges mehr in meinem Zimmer als allen=
falls
ich ſelbſt.
Als am Morgen der Boy kam und die neueſten Zeitungen
brachte, ſatz der Graf ſchon im ſchwarzſeidenen, weiß verſchnürten
Pyjama da und frühſtückte. Beim Eintreten des Jungen glitt
ihm die Serviette unter den Tiſch, und er bückte ſich ſo ſchnell
danach, daß Fritz, wie raſch er auch zuſprang, zu ſpät kam. Mit
den Zeitungen in der Hand ſtand der Boy eine Sekunde da und
ſtarrte ganz verblüfft den Nacken des Grafen an, bis dieſer ſich
wieder aufgerichtet hatte.
Draußen traf Fritz das Zimmermädchen Luiſe.
Haben Sie ſchon geſehen, was der Graf für eine greuliche
Warze am Hals hat? fragte er ſie. Die ſollte er ſich auch mal
wegmachen laſſen. So n feiner Mann wie der.
Harald überflog die Spalten der Morgenblätter. Seine
Augen hafteten auf einer Notiz unter Letzte Neuigkeiten.
Haſtig las er die Zeilen: Der Wiener Kriminalpolizei iſt es ge=
lungen
lange geſuchte Paßfälſcherzentrale auszuheben. Schon
ſeit längerer Zeit hin und wieder Päſſe, mit denen es unmög=
lich
ſeine Richtigkeit haben konnte beobachtet. Jetzt in der
angeblichen Kunſtdruckerei Joſeph Karl Laubach entdeckt
verhaftet Laubach iſt . Das Weitere intereſſierte
Harald nicht mehr. Er wußte, was nun folgte, war entweder
Journaliſtenphantaſie oder eine Falle für Anfänger.
Harald war ehrlich entrüſtet. Alſo das war es, dachte er,
und das ſoll bis morgen früh Zeit haben? Keine Sekunde!
Wie der Blitz war er angezogen, ſteckte die ſauber zuſam=
mengelegten
Zeitungen in die Taſche und lief nach einem letzten
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hinunter.
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