Einzelnummer 10 Pfennigé
V
*
M4
Mrn
Ra4
teT
N
Ta
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Be wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Februor
bis 23. Februar 2— Reichsmark und 20 Pfennig
Ab=
tragegebühr, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſtbezugspreis
m Februar ohne Beſtellgeld monatlich 2.40 Reichsmark.
Nchterſcheinen einzelner Nummern infolge böherer
Gewalt berechtigt den Bezleher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtelungen durch
Fernruf ehne Verbindlichkeit für uns.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 36
Dienstag, den 6. Februar 1934.
196. Jahrgang
Anzeigenpreis:
Die 22 mm breite Zelle im Anzeigenteil, 1 mm boch,
7 pfennig. Die 92 mm breite Zeile im Textteil 1 mm
hoch 100 Pfennig. Platzaufſchlag (nach vorheriger
Ver=
einbarungl fſür Plazierung unter Text oder an
be=
ſimmter Stelle 25%. Rabat nach Tariſt. Privatanzeigen
ſeinſpaltig) das fetgedruckte Ueberſchriſtwort 20 Pfg.,
ſedes weltere Wort 8 pfennig. Famillen • Anzeigen
die 22 mm breite Zeile 1 mm hoch 6 pfennig.
poſiſcheckonto: Franfurt a. M. 1301. Bankkonte:
DD.=Bank und Darmſtädter und Natonalbank.
Polens Außenpolitik.
Radikale Wendung in den Beziehungen Polens zu Deutſchland. — Die Grundlage für den Anfban
dauer=
haftet Formen eines guknachbarlichen Verhälkniſſes geſchaffen. — Die deutſch=polniſche Erklärung über die
Nichkanwendung der Gewalk ein ſehr weſenklicher Beikrag zur Sicherung des europäiſchen Friedens.
Außenminiſter Beck
vor dem Außenausſchuß des polniſchen Senaks.
DNB. Warſchau, 5. Februar.
Der polniſche Außenminiſter Beck erſtattete am Montag
nach=
mittag im Außenausſchuß des Senats den bereits ſeit einigen
Wochen angekündigten und mit Spannung erwarteten Bericht über
die Außenpolitik Polens. Der Miniſter wies zunächſt auf die
fortdauernden Schwierigkeiten auf politiſchem
und wirtſchaftlichem Gebiet hin, durch die nicht
zuletzt eine internationale Zuſammenarbeit
gehemmt und auch eine Lockerung innerhalb
größerer Staatengruppen verurſacht werde.
Dies könne Polen indes nicht dazu berechtigen, auf ſeine eigene
Initiative zur praktiſchen Stabiliſierung und Feſtigung des
Frie=
dens zu verzichten. Daher habe er, der Außenminiſter beſonderen
Wert auf die Frage unmittelbarer Beziehungen gelegt. Ueber
das Verhältnis Polens zu Genf
erklärte der Miniſter, Polen nehme an den Arbeiten des
Völker=
bundes auch weiterhin teil, obgleich ſchon der zweite ſeiner
größeren Nachbarn heute außerhalb des Völkerbundes ſtehe. Ueber
eine etwaige Reformdes Völkerbundes werde zwar viel
geſprochen, aber bislang fehle es noch an einem
greif=
baren Entwurf hierfür. Eine zweite Frage ſei
die Abrüſtungskonferenz und deren bisheriges
bekrübliches Schickſal.
Beck erwähnte hierbei die beiden neuen ſeiner
Meinung nach ſehr beachtlichen Vorſchläge, die
in den Abrüſtungsdenkſchriften Englands und
Italiens enthalten ſeien. Das Abrüſtungsproblem
be=
rühre die weſentlichſten Fragen der Sicherheit. Die unmittelbare
Feſtigung der Sicherheit an der öſtlichen Grenze Polens durch den
Nichkangriffsverkrag mit Sowjefrußland
ſei etwas Poſitives, das durch das weitere Abkommen über den
Begriff des Angreifers ergänzt worden ſei. Hierdurch ſei eine
größtmögliche Genauigkeit in der Feſtlegung des Verzichts auf
je=
den Angriff erreicht worden. Seine beſondere Befriedigung drückte
der Miniſter über den Anteil des verbündeten
Rumä=
niens aus, durch den die Bedeutung und das Ausmaß dieſes
Friedensſtatuts bedeutend erhöht worden ſei. Zwiſchen Polen und
Sowjetrußland habe ſich infolgedeſſen eine Atmoſphäre des
Wohl=
wollens herausgebildet, die zur Beſeitigung politiſcher Gegenſätze
auf verſchiedenen Gebieten und zur Uebereinſtimmung der
An=
ſchauungen über viele Fragen geführt habe. Die polniſche
Regierung lege großen Wert auf die
Weiterent=
micklung der guten Beziehungen mit der
Sowjet=
regierung. Er, der Miniſter, hoffe, dieſe Fühlungnahme recht
bald perſönlich aufnehmen und fördern zu können. Ueber
das Verhälknis zu Deukſchland
ſagte der Miniſter wörtlich: „Das vergangene Jahr zeichnete ſich
durch eine radikale Wendung in den Beziehungen zu unſeren
weſt=
lichen Nachbarn aus. Als die Regierung des Reichskanzlers zur
Macht kam, hat die Meinung in Europa allgemein, die
Notwendig=
keit einer Verſchärfung der deutſch=polniſchen Beziehungen als
Folge dieſer Tatſache erblicken wollen. Unſere Regierung hat dieſe
Meinung nicht geteilt. Als ich das letzte Mal im Parlament über
die deutſch=polniſchen Beziehungen und deren gegenſeitige
Rückwir=
kungen geſprochen habe, glauben Sie mir bitte, da habe ich nicht
ausſchließlich an die negative Seite dieſes Ausſpruches gedacht. Bei
der erſten Fühlungnahme mit dem Reichskanzler und ſeiner
Regie=
rung haben wir eine klare und mutige Sprache in der Behandlung
unſerer Beziehungen gefunden. Dieſe Art der Behandlung der
Fragen, die vollends den Anſchauungen unſerer Regierungen
ent=
ſprach, hat ſofort die Grundlage für den Aufbau dauerhafter
For=
men eines gutnachbarlichen Verhältniſſes geſchaffen. Ein klar
um=
riſſener Gedanke geſtattete auch, ſchnell den klaren Inhalt eines
diplomatiſchen Dokumentes zu Papier zu bringen, das durch ſeine
Kürze, ohne an juriſtiſcher Korrektheit einzubüßen, am beſten die
Tendenzen beider Regierungen charakteriſiert. Es iſt ein neues
Do=
kument des Friedens entſtanden, eine Erklärung über die
Nichtan=
wendung der Gewalt, das durch ſeine Bedeutung über die
perſön=
lichen Beziehungen hinausreicht. In dem Text haben wir bereits
der Ueberzeugung Ausdruck verliehen, daß dies ein ſehr
weſent=
licher Beitrag zur Sicherung des europäiſchen Friedens darſtellt.”
Weiter ſtellte der Miniſter mit Befriedigung feſt, daß die
alten Bündniſſe mit Frankreich und Rumänien
Ddie Probedurchdie neuen Ereigniſſeüberſtanden
lhätten.
In Bezug auf Danzig
ſtellte der Miniſter mit Befriedigung feſt, daß der bisherige
Ver=
ſuch, Streitigkeiten bei Prozeſſen durch gerechte und billige, auf
eeiner praktiſchen Prüfung der Lage geſtützte Abkommen aus der
WWelt zu ſchaffen, bereits günſtige Ergebniſſe gezeitigt habe. Zwei=
Fellos würden ſolche Ergebniſſe auch in Zukunft zu erreichen ſein.
Er hege die Hoffnung, daß ſich die Gedanken und Beſtrebungen, die
Dem Abkommen vom Auguſt vorigen Jahres zugrunde lägen, zu
inem dauerhaften Syſtem der Zuſammenarbeit entwickeln würden.
Ausnahmezuſtand für Paris?
Immer neue Kundgebungen. — Zwei Diviſionen
und Tanks in Bereitſchaft.
Die politiſche Ausſchlachtung der Regierungsumbildung wirkt
ſich in der Preſſe beſonders aus. Die Oppoſition ſagt der
Regierung und ihrer Linksmehrheit ſchärfſte
Fehde an. Die Linkspreſſe verſucht, die
verſchie=
denen Zwiſchenfälle zu verkleinern. Sie ſieht in
dem Vorgehen der Regierung nur den Beweis für ein
autoritä=
res Durchgreifen, das ihr auch eine parlamentariſche Stabilität
ſichern werde.
Ziemliches Aufſehen hat in politiſchen Kreiſen der geſtrige
Beſuch des früheren Präſidenten der Republik,
Doumergue, beim Präſidenten der Republik
her=
vorgerufen. Der von Lebrun vor kurzem vergeblich unternommene
Verſuch, Doumergue mit der Bildung der Regierung zu betreuen,
ſteht noch in friſcher Erinnerung, als daß man dieſen Beſuch nicht
politiſch ausgewertet hätte. Präſident Lebrun befindet ſich in der
Tat in der ſchwierigſten Lage, die vielleicht ſeit dem Krieg ein
franzöſiſches Staatsoberhaupt zu löſen die Aufgabe hatte. Bereits
ſtellt man in vielen Kreiſen die Frage, was nach dem immerhin
möglichen Sturz Daladiers kommen werde. Zweifellos wird
der Gedanke einer Kammerauflöſung
in den maßgebenden Kreiſen gegenwärtig ernſthafter denn je
er=
wogen. Man befürchtet, daß dieſe chroniſche Kabinettskriſe eines
Tages mit einer Präſidentſchaftskriſe enden werde. Geſtern
nach=
mittag lief das Gerücht um, daß Präſident Lebrun zurücktreten
werde. Bezeichnend iſt, daß in politiſchen Kreiſen dieſes Gerücht
geglaubt wurde. — In Linkskreiſen andererſeits baut man die
Verteidigung gegen das, was man Fascismus nennt, aus. Die
Abſetzung Chiappes fällt zum Teil in dieſe Linie. Es iſt
bezeich=
nend für die wenig große Selbſtſicherheit der Linken, daß ſie
allen Ernſtes einen
Skaaksſtreich des Triumpirals Chiappe (Polizei).
Tardien (Parlamenk) und Wengand (Armee)
befürchtel.
Die Beſchlüſſe der ſozialiſtiſchen Organiſationen von Paris, die
ihre Verbandshäuſer gegenwärtig verſtärkt beſetzt halten,
entſpre=
chen dieſen Befürchtungen. Die Spannung iſt faſt bis zum
Siede=
punkt geſtiegen. Die rechtsſtehenden Verbände fordern ihre
An=
hänger auf, am Dienstag gegen die Regierung zu manifeſtieren,
die „eine Herausforderung an alle ehrlichen Elemente” ſei. Auch
die Kommuniſten ſcheinen ſich zu rüſten. Die „Action Francaiſe‟
hat die Parole ausgegeben, ſich für einen neuen Schlag gegen das
Regime bereitzuhalten.
Angeſichts dieſer von den verſchiedenen politiſchen
Richtun=
gen angekündigten Kundgebungen hat
die Regierung es für nolwendig gehalten,
Vorkehrungen zu kreffen.
Einige Blätter berichten, daß nicht nur die Pariſer Polizei und
Garniſon zum Einſchreiten bereitſtehe, ſondern daß auch
verſchie=
dene Garniſonen in der Nähe von Paris Befehl erhalten haben,
ſich marſchbereit zu halten. „Le Jour” meldet, daß Tanks aus
Compiegne nach Paris unterwegs ſeien, und daß man insgeſamt
zwei Diviſionen bei den um Paris liegenden Garniſonen
ange=
fordert habe. Wie die rechtsſtehende „Liberté” berichtet, ſoll der
ſogenannte Plan zur Verhinderung von Unruhen, der vor vier
Jahren auf Veranlaſſung des jetzt abgeſetzten Polizeigpräfekten
Chiappe ausgearbeitet wurde, zur Anwendung kommen. Er ſehe
den Alarmzuſtand für die geſamte Garniſon von Paris vor. Paris
werde in verſchiedene Abſchnitte aufgeteilt, die unter dem Befehl
je eines Oberſten geſtellt würden. Die Truppen würden in der
Nähe der wichtigſten ſtrategiſchen Punkte in Bereitſchaft gehalten.
Die Republikaniſche Garde werde für den Wachdienſt durch
In=
fanterie verſtärkt werden.
Daladier bei der Vorbereilung
für die Regierungserklärung.
Miniſterpräſiſident Daladier iſt mit der Ausarbeitung der
Regierungserklärung beſchäftigt, die er am Dienstag dem
Miniſterrat vorlegen will. Sie wird kurz ſein und folgende
Punkte behandeln:
Aufrechterhaltung der Ordnung und der republikaniſchen
Freiheiten, völlige Aufklärung des Stavisky=Skandals,
Verab=
ſchiedung des Haushaltsplans vor dem 31. März und Richtlinien
für die geſamte Politik.
Nach der Verleſung der Regierungserklärung wird die
Kam=
mer am Dienstag ſich mit dem Antrag auf Einſetzung eines
Unter=
ſuchungsausſchuſſes für den Fall Stavisky befaſſen. Es iſt
anzu=
nehmen, daß die Sitzung wieder bewegt wird. Die
Kammer=
ſitzung wird aber, falls nicht noch unvorhergeſehene Verwicklungen
eintreten, zweifellos mit der Annahme eines Vertrauensvotums
für das Kabinett Daladier enden, da die geſamte Linke,
mit Ausnahme der Kommuniſten, für die
Regie=
rung ſtimmen wird.
* Die fasciſtiſche Bewegung in England.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
G.P. London, Anfang Februar.
Der engliſche Fascismus hat ſich faſt über Nacht aus einer
kleinen, kaum ernſt genommenen Partei in eine recht
anſehn=
liche politiſche Bewegung verwandelt. Eine Bewegung, der
es allem Anſchein nach beſchieden ſein wird bei
den nächſten Parlamentswahlen eine größere
Rolle zu ſpielen. Das Verdienſt, die Aufmerkſamkeit
Eng=
lands auf dieſe Tatſache gelenkt zu haben, gebührt Loro
Rothermere. Er hat vor etwa 14 Tagen in ſeinem Blatt, der
„Daily Mail”, einen Artikel unter dem Titel „Hoch die
Schwarz=
hemden!” veröffentlicht. In dieſem hat er ſich offen als
Anhän=
ger eines fasciſtiſchen Regierungsſyſtems bekannt. Doch der
Artikel Lord Rothermeres hat, trotz der großen Bedeutung eines
ſolchen Hervortretens des mächtigen Preſſelords, dennoch nur.
eine bereits beſtehende Tatſache regiſtriert. In weiten Kreiſen
des engliſchen Volkes ſind eben in den letzten Monaten
Ent=
wicklungen vor ſich gegangen, die von ſolch augenfälliger Art
waren, daß ein ſo ſcharfer Beobachter wie Lord Rothermere ſie
einfach nicht mehr überſehen konnte. Der Fascismus, erkannte
er, beſitzt anſcheinend in England viel mehr Anhänger, als man
das allgemein glaubt. Er iſt nun auch in England ein wichtiges
Problem des Tages. Die öffentlichen Redner im Hyde Park
be=
ſchäftigen ſich mit ihm. Es wird überall heftig pro und kontra
geſtritten. Es ſind in England ohne Zweifel irgendwelche neue
politiſche Kräfte im Werden. Und es dürfte an der Zeit ſein,
von den Dingen und Menſchen, die hinter dieſen Ereigniſſen
ſtehen, eine ungeſchminkte und überſichtliche Darſtellung zu
geben.
Breite Schichten des engliſchen Volkes leiden zur Zeit bittere
Not und ſind mit den beſtehenden Zuſtänden ausgeſprochen
un=
zufrieden. Die unverkennbare Beſſerung der
wirtſchaftlichen Lage, die nach Einſetzung der
Nationalen Regierung erfolgt war, erweiſt ſich
als nicht bedeutend genug, um die
Unzufrieden=
heit dieſer Volksſchichten zu erſticken. England
hat immerhin noch faſt 3 Millionen Arbeitsloſe. Dieſe bildem
natürlich in erſter Linie ein ſtändiges Element der
Unzufrieden=
heit und Kritik. Dann kommen aber noch jene zahlloſen jungen.
Männer hinzu, die, aus der Schule entlaſſen, keine Anſtellung
finden können und nicht wiſſen, wo ſie ihre brachliegende
Arbeitskraft laſſen ſollen. Die Maſſe dieſer jungen Leute
ver=
langt nach Taten, nach einer „Regierung der Tat‟. Die
Natio=
nale Regierung hat ſie bitter enttäuſcht: eine anſehnliche
wirt=
ſchaftliche Beſſerung, ſagen ſie, iſt nicht erfolgt; mit der
Arbeits=
loſigkeit iſt bei weitem nicht aufgeräumt worden; in Sachen der
Landesverteidigung iſt die Regierung „ſo unbekümmert, daß ſie
nicht einmal für den Bau einer, die Sicherheit Englands
ge=
währleiſtenden Luftflotte Sorge trägt”; die britiſchen Belange in.
Indien und in anderen Teilen des Empire „gibt ſie kläglich
preis”; und das Weltpreſtige Großbritanniens ſinkt unter dieſer
Regierung „immer tiefer und tiefer.” So urteilen heute
Tau=
ſende, wenn nicht Hunderttauſende von jungen Briten. Viele
von ihnen wenden ſich dem Sozialismus zu; und zum Teil
hier=
durch erklärt es ſich, daß bei den Nachwahlen der letzten Zeit
die Stimmen der Labour Party eine ſo große Zunahme
aufge=
wieſen hatten. Aber die meiſten ſagen ſich mit Recht, daß eine
„wahrhaft nationale Tatenpolitik” von den Sozialiſten noch
weniger als von den zur Zeit Herrſchenden erwarter werden
kann. Labour war ja bereits zweimal am Ruder, und regiert
hat es noch jämmerlicher als die bürgerlichen Parteien. Es muß
alſo „ein ganz neues Syſtem” ſein, ein Syſtem, das weder die
Energieloſigkeit der Bürgerlichen, noch die Mißwirtſchaft der
Sozialiſten aufweiſt. Dieſe, von den alten Parteien enttäuſchte
Maſſe der Unzufriedenen ſchaut unwillkürlich nach Italien, nach
Deutſchland hinüber. Sie ſieht, wie dort alles energiſch angepackt
wird. Und ſie ſchließt ſich logiſcherweiſe der einzigen britiſchen
Partei an, von der ſie ein ähnliches Heil erhofft, der „Britiſh
Union of Fasciſts”
Die Geſchichte der fasciſtiſchen Bewegung in
England iſt weſentlich älter, als man glauben
könnte. Bereits vor mehr als 10 Jahren, im Jahre 1923,
ent=
ſtanden in England fasciſtiſche Verbände, wie „The Britiſh
Fasciſts”, „The National Fasciſti” und andere mehr. Sie hatten.
damals keinen Erfolg. Weſentlich mehr Anklang fand ſchon die
„Jmperial Fasciſt League”, die mit einigen deutſchen Kreiſen
zuſammenarbeitete und drei Jahre lang vielleicht die wichtigſte
fasciſtiſche Gruppe Englands war. Bis jedoch im Jahre 1931
die oben genannte und ſich mehr an das italieniſche Vorbild
haltende „Britiſh Union of Fasciſts” gegründet wurde. Sie iſt
heute die an Mitgliedern zahlreichſte fasciſtiſche Partei
Eng=
lands, und zwar vor allem aus zweierlei Gründen: erſtens,
weil ſie über bedeutende, zur Propagandierung einer neuen Partei
erforderliche Geldmittel verfügt, und zweitens — und dieſes iſt
vielleicht noch wichtiger — weil dieſe Organiſation in ihrem
Be=
gründer, Sir Oswald Mosley, von Anfang an eine
Perſönlich=
keit erhalten hatte, die ohne Zweifel von Format iſt und
an=
ſcheinend Eigenſchaften eines nationalen Führers beſitzt. Sir
Oswald Mosley iſt unbedingt einer der
bemer=
kenswerteſten politiſchen Köpfe Englands. Schon
mit 19 Jahren trat er in die Politik ein und zeichnete ſich durch
ein außergewöhnliches Organiſationstalent und eine ſeltene
Rednergabe aus. Mit den Konſervativen entzweite er ſich bald.
Labour empfing ihn mit offenen Armen und machte ihn zum
Kabinettsminiſter. Aber auch hier hielt er es nicht lange aus.
Macdonald billigte nicht ſeine radikalen Vorſchläge zur
Be=
kämpfung der Arbeitsloſigkeit. Und Mosley ſchlug mit lautem
Krachen die Tür von „Downing Street Nr. 10” hinter ſich zu.
Er gründete zunächſt ſeine „Neue Partei‟. Doch dieſe hatte bei
den großen Parlamentswahlen 1931 gar keinen Erfolg Nicht mal
Mosley ſelbſt gelangte ins Parlament. Das entmutigte indeſſen
den Unverdroſſenen nur wenig. Statt nach Weſtminſter begab
er ſich nun — nach Italien. Hier ſtudierte er aufs ſorgfältigſte
den Fascismus in Theorie und Praxis. Und aus Italien
zurück=
gekehrt, gründete er ſeine „Britiſh Union of Fasciſts”, mit dem
Erfolg, den man heute vor ſich ſieht.
Es iſt müßig, darüber nachzugrübeln, wie
ie genaue Mitgliederzahl der britiſchen
fgsciſtiſchen Partei iſt: ob es 35009 Mann ſind, wie
Seite 2 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 6. Februar 1934
Die „Zeugen” der franzöſiſchen Grubenverwaltung.
Auch der zweite Tag der Beweisaufnahme im Röchlingprozeß
zeigt das gleiche Bild wie der erſte Verhandlungstag. Die
ent=
laſſenen Bergleute beſchweren ſich in herzbewegenden Worten über
den politiſchen Druck der Saargruben=Verwaltung. Von dieſer
abhängige Leute ſuchen dieſe Ausſagen zu entkräften, indem ſie
alles ableugnen. Immer wieder ſteht Eid gegen Eid.
Aber immer wieder muß man auch feſtſtellen, daß die franzöſiſchen
Kronzeugen, wenn ſie in ein Kreuzfeuer von Fragen genommen
werden, ihre Ausſagen in nicht unweſentlichen Punkten
berich=
tigen müſſen, wodurch der Wert ihrer bisherigen Ausſagen ſtark
vermindert wird. — Das Urteil ſoll am Mittwoch verkündet
werden.
31
*
Von Kurt Thormann.
Als vor wenigen Jahren das Für und Wider der
Ein=
führung des Tonfilms diskutiert wurde, führten die Gegner als
Hauptargument die durch die Sprache bedingte bedeutende
Ver=
kleinerung des Abfatzgebietes ins Feld, die mit den zugleich
auftretenden erheblich höheren Herſtellungskoſten eine
Rentabili=
tät von vornherein ausſchloſſen.
Der Tonfilm kam. Mit der Tatſache mußte man ſich
not=
gedrungen abfinden; zuerſt ſchloß man ein Kompromiß, und
ver=
ſah die in fremder — nehmen wir an: engliſcher — Sprache
aufgenommenen Tonfilme mit Fußtiteln, um die Vorgänge zu
erläutern.
Daß dieſer Zuſtand für die Dauer — denn er ſtellte ja
nur ein primitives Behelfsmittel dar unerträglich werden
mußte, lag auf der Hand. Man brütete etwas anderes,
beſſeres aus, und verfiel endlich auf die „Synchroniſation”,
die „Nachbeſprechung” ausländiſcher Filme durch deutſche
Schau=
ſpieler, auch „Verdeutſchung” genannt!
Der Prozeß der „Verdeutſchung” iſt — kurz
zuſammen=
gefaßt — folgender:
Nach der Auswahl des geeigneten Filmſtoffes wird der
genau fixierte engliſche Dialog dem „Ueberſetzer” zur
Bear=
beitung gegeben. (Daß er ſich den Film vorher ſchon einige
Male, um ſich mit ihm vertraut zu machen, angeſehen hat, iſt
ſelbſtverſtändlich!) Ihm fällt bei den ganzen Vorarbeiten zur
„Verdeutſchung” die ſchwerſte Aufgabe zu: er muß die neuen
Dialoge „mundgerecht” (im wahrſten Sinne des Wortes!) machen;
denn jedes Wort muß der im Bildſtreifen feſtgehaltenen
Lippenſtellung des engliſchen Originals ſo eingepaßt werden,
daß Wort und Bild übereinſtimmen, alſo „ſynchron” ſind.
Die Berückſichtigung der Labialität (Lippenſtellung)
kompli=
ziert ſeine Arbeit erheblich; er benötigt durchſchnittlich für einen
Film — obwvohl die „Rohüberſetzung” nur ein paar Tage
dauert! — ſechs bis ſieben Wochen!!! Daß er ſiebenher auch
noch die dramaturgiſchen und phonetiſchen Geſichtspunkte beachten
muß, verſteht ſich von ſelbſt.
Er kann — und darf! — alſo die Dialoge nicht nur
ſinn=
gemäß übertragen, ſondern muß darauf achten, daß die Zahl
der deutſchen Silben ungefähr mit den engliſchen
über=
einſtimmt, und ſich außerdem in den einzelnen Silben die
glei=
chen Vokale und Konſonanten gegenüberſtehen!
Denn wvenn der engliſche Sprecher — im Bild! — gerade
ein „M” ſpricht, alſo den Mund geſchloſſen hat, darf der
deutſche Sprecher nicht etwa ein „O” oder „A”, alſo offene
Mundſtellung, ſprechen.
Vom Tage.
war, wie es uns aus einer, der Partei naheſtehenden Quelle
mitgeteilt worden iſt, im Herbſt vorigen Jahres rund 330000
Mann. Heute dürften es gewiß viel mehr ſein. Indeſſen, nicht
auf die Zahl der eingeſchriebenen Mitglieder kommt es an,
ſon=
dern auf das Maß der Sympathie, des Rückhalts, den die
Par=
tei in den breiten Volksſchichten beſitzt. Und daß letzteres in
recht weitgehendem Maße der Fall iſt, daran kann heute kaum
mehr gezweifelt werden. Es iſt erſtaunlich, wie viel Leute heute
in England, mit denen man im Alltag in Berührung kommt,
ſich offen als Anhänger der fasciſtiſchen Weltanſchauung
be=
kennen.
Von beſonderer Wichtigkeit iſt, daß die große Mehrzahl der
britiſchen Männer und Frauen, die zu den Fasciſten ſtoßen,
nicht von rechts, ſondern gerade von links, aus dem
Labour=
lager kommen, von dem ſie ſich betrogen und verraten fühlen.
Beſonders große Fortſchritte hat die britiſche
fasciſtiſche Bewegung vor allem im
induſtriel=
len Norden gemacht, woviele unter den
Arbeits=
loſen jeden Glauben an Sozialismus und
Kom=
munismusverloren haben, andererſeits aber auch nicht
annehmen, daß Konfervative und Liberale in der Lage ſeien,
England beſſeren Zeiten entgegenzuführen. „Unſere einzige
Hoff=
nung” ſchreibt ein junger Arbeiter in einem offenen Brief an
die „Daily Mail”, „liegt in der Lehre des Fascismus. Nur
der Fascismus wird es fertig bringen, England aus ſeinem
gegenwärtigen Schlafzuſtand aufzurütteln.” Mit dieſem Rufe
„England erwache!” iſt es Mosley gelungen, ſtarke Feſtungen
des Fascismus in Mancheſter, Liverpool, Birmingham und
anderen großen Arbeitszentren Englands zu gründen. In
Bir=
mingham hielt er vor etwa 10 Tagen, am 21. Januar, vor 8000,
Menſchen eine Rede im größten Verfammlungsſaal der Stadt,
in der durch des großen Joſeph Chamberlain Kampagne für
„Empire und Protektionismus” berühmt gewordenen Bingley
Hall. Als Sir Oswald Mosley in der gleichen Bingley Hall vor
drei Jahren erſchien, da empfingen ihn Scharen von
kommu=
niſtiſchen Radaumachern, die ihn überhaupt nicht zu Worte
kom=
men ließen und alles kurz und klein ſchlugen. Heute bereiteten
ihm Tauſende von begeiſterte.: Anhängern eine frenetiſche
Ovation.
Es verſteht ſich natürlich, daß dieſes Anwachſen des
Fascis=
mus in England von den alten politiſchen Parteien kaum mit
Freude und Genugtuung begrüßt wird. Vor allem die
ſozialiſtiſchen Blätter ſchnauben entweder
Wu=
oder verſuchen, die neue Bewegung als
unbe=
deutend und lächerlich darzuſtellen. Die konſervativen und
liberalen Preſſeorgane hingegen ſprechen einerſeits vom „
Preſtige=
verluſt des britiſchen Parlamentarismus” von der „
Notwendig=
keit radikaler Reformen” von den „Forderungen der Zeit, die
es kurzſichtig wäre zu überſehen”. Weiſen aber andererſeits
darauf hin, daß „unter allen Ländern Europas England faſt
das einzige Land ſei, das den großen Anſturm gegen das
par=
lamentariſche Syſtem vorläufig mit Ehren beſtanden hat”, und
meinen, daß Demokratie, Parlamentarismus und liberale
Tra=
ditionen in England „zu tief wurzeln, um je ernftlich gefährdet
ſein zu können . England hat natürlich eine ganz andere
geſchichtliche Entwicklung gehabt als Deutſchland, Italien und
die meiſten Länder des Kontinents. Auch ſeine gegenwärtigen
wirtfchaftlichen und politiſchen Probleme find ganz anderer Art,
als es jene geweſen, die in Italien und Deutſchland die
natio=
nalen Revolutionen hervorgerufen haben uſw. Aber all das
ändert natürlich nichts an der Tatſache, daß die durch den
Fascis=
mus und Nationalſozialismus vertretenen Ideen nun auch
be=
ginnen, die engliſchen Volksmaſſen zu beſchäftigen. Der engliſche
Fascismus wird vielleicht nie eine Revolution hervorrufen, wie
ſie die deutſche und italieniſche geweſen. Aber der engliſche
Fascismus iſt ohne Zweifel im Begriff eine Partei zu werden.
UInd dies ift in England, das heute nur drei und bis vor kurzem
nur zwei Parteien kannte, immerhin ſchon ein innerpolitiſches
Ereignis von großer und weittragender Bedeutung, das
ver=
merkt zu werden verdient.
Die Reichstagsrede des Führers wird, dem dringenden Wunſch
der Hörer entſprechend, vom Deutſchlandſender am 9. Februar in
der Zeit von 20,10—22,05 Uhr von Wachs wiederholt und vom
Bayeriſchen Rundfunk übernommen.
Die Reichsbahn hat den Stürmer des Forts Douaumont,
Leutnant d. R. Radtke, zum Reichsbahnrat befördert. Radtke ſtand
bisher als techniſcher Reichsbahnſekretär im Dienſte der
Reichs=
bahndirektion Berlin.
Unter Teilnahme der Magdeburger Behörden, an der Spitze
Oberpräſident Staatsrat v. Ulrich, ſowie zahlreicher
Kirchenvertre=
ter und Geiſtlicher fand am Sonntag die Einführung des neuen
evangeliſchen Landesbiſchofs der Provinz Sachſen, Friedrich Peter,
ſtatt.
Am Sonntag wurden in Stuttgart 8000
Arbeitsdienſtkamera=
den aus den Arbeitsgebieten Württemberg/Hohenzollern feierlich
verpflichtet.
General der Artillerie a. D.
von Horn iſt am Sonntagabend
nach kurzer Krankheit an den
Folgen einer Operation
ge=
ſtorben.
General v. Horn führte als
Nachfolger des Generaloberſt
von Heeringen ſeit November
1926 bis vor wenigen Tagen
den Deutſchen
Reichskrieger=
bund Kyffhauſer.
Er war als Sohn des
Gene=
ralmajors v. Horn am 9. Juli
1866 in Niederbiersdorf (Kreis
Grottkau) in Schleſien geboren,
beſuchte die Kadettenanſtalten
zu Linzberg und Lichterfelde
und trat als Leutnant in das
Feldartillerie=Regiment Nr. 3
ein. Nach dem Beſuch der
Kriegsakademie wurde er zum
Generalſtab kommandiert. 1913
wurde er Kommandeur des
Feldart.=Regiments Nr. 18,
1915 Kommandeur der 56. Feldartillerie=Brigade, 1917
General=
major und 1918 Kommandeur der 185. Infanterie=Diviſion. Nach
Beendigung des Krieges führte er im Grenzſchutz die
Feldartil=
lerie=Brigade 5, wurde im gleichen Jahre Reichswehr=
Artillerie=
führer. Nachdem er nach verſchiedenen Kommandos Befehlshaber
m Wehrkreis III Berlin geworden war, nahm er 1926 den
Ab=
chied. Während des Weltkrieges kämpfte General v. Horn
haupt=
ſächlich an der Weſtfront und nahm im Oſten an den
Entſchei=
dungskämpfen bei Gorlice teil. Für ſeine Verdienſte erhielt er
1918 den Orden „Pour le Mérite‟.
Als Präſident des Kyffhäuſerbundes hat General von Horn
es verſtanden, die drei Millionen ehemalige Soldaten durch die
Kämpfe und Wirrniſſe der vergangenen Jahre zu einer feſten
Einheit zu verbinden und ſie dem Volkskanzler des neuen
Deutſch=
lands zuzuführen.
Reichspräſident von Hindenburg, Reichskanzler Adolf Hitler
ſowie der Reichsaußenminiſter haben der Witwe des Generals der
Artillerie a. D. von Horn ihre herzliche Teilnahme anläßlich des
Todes ihres Gatten ausgeſprochen.
Schuk für ſaarländiſche Landesverräter.
Die ſaarländiſchen Zeitungen müſſen als
Auflagenachricht eine Antwort der
Regierungs=
kommiſſion auf den Artikel „Aloiſi erwache” bringen, der
zum vierzehntägigen Verbot des „Saarbrücker Abendblattes”
geführt hat.
In dem Aufſatz war geſagt worden, daß nach Artikel 49
Abſ. 2 des Verſailler Vertrages bis zur Abſtimmung zweifellos
die deutſche Staatshoheit gelte und daß der für den Wahlgang
verantwortliche Leiter in erſter Linie dafür zu ſorgen habe, daß
die deutſche Staatshoheit auch reftlos geſichert ſei. Zunächſt habe
alſo auf deutſchem Hoheitsgebiet an der Saar alles
landesverrä=
teriſche Treiben und insbeſondere die Tätigkeit der
landesver=
räteriſchen Preſſe aufzuhören, weil beides zweifellos dem
Frie=
densvertrag widerſpreche und das Wahlergebnis beeinfluſſe.
Demgegenüber wird in der Auflagennachricht die
landes=
verräteriſche Preſſe abermals in Schutz
genom=
men. „Es könne keinem Zweifel unterliegen” heißt es in der
Auflagennachricht, „daß das Eintreten für eine der drei zur
Volksabſtimmung geſtellten Möglichkeiten als voll zu ſchützendes
Recht; keinesfalls Landesverrat genannt werden könne und
dürfe. Eine ſolche Bezeichnung bedeute einen geſetzwidrigen
Druck auf die freie Willensbeſtimmung”.
Aus einem Beiſpiel erhellt wohl am beſten, welche
Schwie=
rigkeiten der Ueberſetzer zu beſeitigen hat; (es empfiehlt ſich,
den Satz, der aus einem der letzten Filme herausgegriffen iſt,
mitzuſprechen und die jeweilige Lippenſtellung zu beobachten!)
Because the woman vou belierelto be the Countess Varelli
1s an mmpostor.
Zu deutſch: „Weil die Frau, von der Sie glauben, ſie ſei
die Gräfin Varelli, eine Betrügerin iſt”. (Den ganzen Satz
zu analyſieren würde zu weit führen; deshalb nehmen wir als
äußerſt intereſſantes Beiſpiel das Ende!) „1s an impostor” iſt
ſehr ſtark aſynchron; auch ein Behelfswort „Heuchlerin”
„Lügnerin” „Hochſtaplerin” uſw. gleicht dieſen Fehler nicht aus
Das Hauptaugenmerk richtet der Ueberſetzer natürlich auf das
durch die im Bildſtreifen ſtarke Betonung hervortretende Schluß=
wort „impostor”. Und hier wiederum iſt es der äußerſt
mar=
kante Uebergang von „im auf „po”, der durch die Dehnung
des „o” im Bild ſehr plaſtiſch kommt, alſo unbedingt
ver=
wandte Silben fordert — endlich fand ſich dann ein
gleich=
ſtarkes deutſches Wort: „empörend”! Und ſo hieß der Satz
ſchließlich: „Da dieſe Frau vorgiebt, ſie wäre die Gräfin
Varelli — es iſt empörend!“
Iſt die Ueberſetzung abgeſchloſſen, geht das Dialogbuch an
den Regiſſeur über, der — meiſt in Gemeinſchaft mit dem
Ueber=
ſetzer! — „checkt”, d. h. prüft, ob die neuen deutſchen Dialoge
mit der Lippenſtellung des engliſchen Originals in Einklang zu
bringen ſind. Zu dieſem Zweck läßt er den Film in etwa 100
Szenen (ntakes” genanut!) zerſchneiden, deren jede ungefähr
25 Meter mißt, und jäßt ſich jede einzelne, die als unendliches
Band geklebt iſt, ununterbrochen vorführen, bis er die Sätze
jedes einzelnen (ſelbſt kieinſten!) Darſtellers überprüft, und die
hier und da eventuell noch auftretenden Divergenzen
aus=
geglichen hat.
Das „Checken” dauert vier bis fünf Tage!
Dann kommt die Beſetzung, die Auswahl der Sprecher nach
der jeweils der Individualität des engliſchen Originals
ent=
ſprechenden Stimme (Klangfarbe, Rythmus uſw.)
Ihnen fällt die keineswegs leichte Aufgabe zu, die Dialoge
wirklich ſynchron zu ſprechen! Das ſtellt ungeheure
An=
forderungen an ſie und verlangt mehr Konzentration, als
bei=
ſpielsweiſe die Bewältigung einer großen, ſchweren Rolle auf
der Bühne!
Sie umſtehen im Halbkreis die Leinwand und ſtarren
an=
geſpannt auf die Bildvorgänge; zuerſt wird ihnen der „take‟
mit — natürlich engliſchem! — Ton vorgeführt, damit ſie
ſich an den Rhythmus ihres Originals gewöhnen. Bei den
dann folgenden Wiederholungen wird der Ton immer „kleiner”
gemacht; aber ſie ſprechen ihren Dialog — in den engliſchen
hinein! — ſchon mit, um, wie der Fachausdruck heißt: „Schritt
Wenn auch die innerpolitiſchen Ereigniſſe in
Frankreich faſt das geſamte Intereſſe der
Pari=
ſer Preſſe in Anſpruch nehmen, ſo hat ſie doch noch
Zeit gefunden, ſich mit den verſchiedenen Abrüſtungsdenkſchriften,
namentlich mit der deutſchen und den in ihr enthaltenen Fragen
zu beſchäftigen. Wir haben ſtark den Eindruck, als ob eine ganze
Reihe dieſer Kommentare auf Stichworte geſchrieben
worden iſt, die vom Quai diOrſay ſtammen. Jedenfalls
darf man feſtſtellen, daß in der geſamten Pariſer Preſſe wie auf
ein gegebenes Signal eine ſtarke Ablehnung der in der deutſchen
Denkſchrift niedergelegten Gedankengänge zum Ausdruck
gekom=
men iſt. Aber wie ſo oft, wiſſen die franzöſiſchen Blätter ihre
negative Einſtellung ſo geſchickt zu bemänteln und ſofort zum
Gegenſtoß auszuholen.
Für Frankreich iſt es natürlich recht unbequem, nun zu ſagen,
ob man abrüſten will oder nicht. Statt deſſen wird der Spieß
umgedreht und aus der deutſchen Denkſchrift herausgeſehen, daß
Deutſchland nur an ſeine eigene Aufrüſtung denkt. Auf dieſe
Weiſe ſucht man die eigene Situation zu erleichtern, kommt
aber doch nicht um das Tatſächliche herum,
irgend wann einmal klar zum Ausdruck zu
brin=
gen, wie Frankreich zum
Abrüſtungsproblem=
ſteht. Natürlich fehlt es zur Entlaſtung der franzöſiſchen
Situation nicht an Verdächtigungen Deutſchlands. In den
letz=
ten Tagen wagten ſich ſchon einige Zeitungen vor, um neue
Märchen von deutſchen Geheimrüſtungen in die Welt zu ſetzen.
Wirft man jetzt einen Blick in die Pariſer Preſſe, dann
er=
gibt ſich von neuem, daß eine ſyſtematiſche Hetze gegen uns
inſze=
niert worden iſt, die doch nur dazu dienen ſoll, die zunächſt
ein=
mal unterbrochenen diplomatiſchen Verhandlungen zwiſchen
Ber=
lin und Paris zum Abſchluß zu bringen und eine Atmoſphäre
heraufzubeſchwören, die jede Verſtändigung unmöglich macht und
auch Frankreich der Notwendigkeit enthebt, ein klares „Ja” oder
auch nur „Nein” auszuſprechen.
Wenn in einer franzöſiſchen Zeitung geſagt wird, daß
Deutſch=
land ſeine Gegenfragen nur ſtelle, um zu ereichen, daß aus der
Abrüſtung mit einer Kontrolle nichts wird, „weil Deutſchland
über gewaltige geheime Lager mit Maſchinengewehren, ſchweren
Geſchützen, Tanks und Bombenflugzeugen verfüge”, dann möchten
wir demgegenüber daran erinnern, daß der Reichskanzler
wie=
derholt in unzweideutiger Form die Kontrolle angenommen hat,
allerdings unter der Vorausſetzung der Gegenſeitigkeit, alſo für
alle Unterzeichner eine Abrüſtungskonvention gilt und ſich bei
allen Staaten gleichmäßig auf alle Waffenarten erſtreckt.
Aber wie wäre es, wenn ſich Berlin und Paris vorher über
eine einfache gegenſeitige Kontrolle verſtändigen würden? —
Nur um einmal feſtzuſtellen, was an geheimen Lagern auf beiden
Seiten iſt. Wir dürfen wohl heute ſchon ſagen, daß die franzöſiſche
Kontrollkommiſſion voller Enttäuſchungen die Heimreiſe wieder
antreten müßte, weil es bei uns keinerlei insgeheim
eingelager=
tes Kriegsmaterial gibt, während die deutſche
Kontrollkommiſ=
ſion ſchon wenige Schritte hinter der deutſch=franzöſiſchen Grenze
auf gewaltige Waffenvorräte aller Art ſtoßen würde. Die
Kon=
trolle hat alſo nicht Deutſchland, ſondern Frankreich zu ſcheuen.
Darum tönt uns auch aus der franzöſiſchen Preſſe der Ruf
ent=
gegen, daß eine Verſtändigung unmöglich ſei. Wir wagen dieſe
Feſtſtellung vorläufig noch zu beſtreiten, weil wir nicht alle
Hoff=
nung aufgegeben haben, daß es doch noch gelingen werde, einen
Ausweg zu finden. Allerdings ſind wir uns darüber im Klaren,
daß in einer Abrüſtungskonvention die Abrüſtung ſelbſt wohl zu
kurz kommen wird.
Nalionalſozialiſtiſche Deutſche Oberſchule
Skarnberger See.
Wie der „Völk. Beob.” meldet, teilt die Oberſte SA.=
Füh=
rung u. a. mit: Die Oberſte SA.=Führung eröffnet am 1. April
1934 am Starnberger See (Feldafing), 30 Kilometer ſüdlich
Münchens, eine neunklaſſige Erziehungsanſtalt. Sie wird
zu=
nächſt die Klaſſen Sexta mit Unterſekunda (1. bis 6. Klaſſe)
umfaſſen, und in drei Jahren zu einer Vollanſtalt mit
Reife=
zeugnis auswachſen.
Die Hauptaufgabe dieſer „Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Oberſchule Starnberger See” iſt die Heranbildung eines
natio=
nalſozialiſtiſchen Führernachwuchſes, dem eine dem Weſen des
neuen Staates entſprechende charakteriſtiſche, körperliche und
geiſtige Ausbildung vermittelt werden wird.
Mit der Führung dieſer Schule wurde Standartenführer
Goerlitz beauftragt.
Aufgenommen werden nur ſolche Schüler, die nach
charakter=
licher, körperlicher und geiſtiger Veranlagung die Gewähr bieten,
daß ſie den geſtellten Anforderungen entſprechen. Die Höhe der
Erziehungsbeiträge und des Schulgeldes richtet ſich nach den
wirtſchaftlichen Verhältniſſen der Erziehungsberechtigten (im
Durchſchnitt etwa 60 bis 100 RM.).
zu faſſen”. „Wenn das „ſitzt”, wird der Ton ganz
weg=
genommen — nun ſprechen ſie nur noch nach den Bildvorgängen.
Selbſtverſtändlich müſſen ſie ihre Dialoge beſcherrſchen;
extemporieren iſt im Synchroniſationsatelier ſtreng verpönt —
denn jede, ſelbſt kleinſte Abweichung vom vorgeſchriebenen Text
wird ja aſynchron!
„Jede Silbe= — und mag ſie manchmal auch gegen jedes
Sprachgefühl ſein! — iſt ja durch die Ueberſetzung und das
„Checken” als die einzig mögliche Form ausprobiert worden.
Einige Schwierigkeiten bereitet auch die durch die
Ueber=
ſetzung eingetretene Verſchiebung der Zäſuren (Einſchnitte), die
durch geſchicktes Sprechen ausgeglichen werden müſſen.
Ge=
fühlsmäßig (wozu der Sprecher natürlich neigt!) darf er
den Satz nicht unterbrechen, ſondern willkürlich nach der
Lippenſtellung ſeines Originals. Er darf nicht ſagen: „Und
daun — nach vielen Wochen — ſah ich ihn — verdreckt —
ver=
kommen — kaum noch Menſch zu nennen — wieder”; ſondern:
„Und dann nach vielen — Wochen ſah — ich ihn verdreckt —
verkommen kaum noch — Menſch zu nennen wieder!“
Aber das allerſchwierigſte iſt und bleibt der präziſe Einſatz!
Der Sprecher muß auf den Bruchteil einer Sekunde genau
ein=
ſetzen, d. h. im ſelben Moment, wenn das Original ſeine
Lippen bewegt, alſo bevor er dieſe Bewegung optiſch
wahr=
nimmt! Das Gleiche gilt natürlich auch für die Einhaltung der
Zäſuren, die meiſt „überrannt” werden.
Routinierte Sprecher helfen ſich durch — natürlich nur in
Gedanken!! — Mitſprechen der Pauſen. Etwa ſo: „Und dann
(pau—ſe — pau—ſe) nach vielen Wochen (pau—ſe — eins) ſah
ich .. ." uſw.
Daß unter dieſen Umſtänden nicht immer alles ſo glatt
während des Synchroniſierens geht, und gelegentlich einer der
Sprecher mal „patzt”, liegt nahe; aber zur Ehre unſerer
Schau=
ſpieler ſei es geſagt, daß ihre Diſziplin und Konzentration
der=
artige „Patzer” auf ein Minimum beſchränkt, und ſie als ein
ſehr weſentliches Glied in der Kette des „Synchroniſierens” ihr
möglichſtes tun um — ſofern die Ueberſetzung einwandfrei
iſt!! — die „Verdeutſchung” eines ausländiſchen Films einem
kritiſchen Publikum vorführen zu können, ohne daß es merkt,
daß da zwei Künſtler — ein Sprecher und ein Darſteller! —
am Werk ſind, die ſich zu einer Einheit verſchmelzen.
p. Ein Pompeji auf der Halbinſel Krim. Seit mehreren
Jah=
ren vorgenommene Ausgrabungen haben ermöglicht, eine blühende
helleniſche Stadt wiederzufinden, deren Entſtehung auf mehrere
hrhunderte vor unſerer Zeitrechnung zurückgeht. Man hat, wie
n Pompeji, zahlreiche Inſchriften entdecken können, die auf das
ſtädtiſche politiſche Leben Bezug haben.
1ip und g
ine
Wir haben
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 6. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Rußland Gewehr bei Fuß.
Moskauer Argwohn gegen Japan. — „Rußland auf alles gefahl. — Die Rote Armee und Marine in
Erwarkung kommender kriegeriſcher Verwicklungen im Fernen Oſten aufs beſte gerüſtel.
zu ſchädigen. Der Schutz der Sowjetgrenzen und =Städte ſei den
Techniſierung der Roken Armee.
Japanern ein Dorn im Auge. Es wäre ihnen lieber, wenn die
Sowjetgrenzen mit Mandſchukuv ebenſo ſchutzlos wären, wie die
Grenzen Chinas 1931. Die Kriegsvorbereitungen Japans erſtreck=
Ausfuhrungen Woroſchilows auf dem Parkeilag ten ſich auf militäriſch=wirtſchaftliche, prganiſatoriſche
rüſtungs=
techniſche Gebiete, auf die quantitative Verſtärkung der
Streit=
der KPR.
Nr. 36 — Seite 3
DNB. Moskau, 5. Februgr.
Die Telegraphen=Agentur der Sowjetunion veröffentlicht
nunmehr die große Rede, die der Volkskommiſſar für Heer und
Marine Weroſch’low am 39. Januar auf dem 17. Parteitag der
Ruſſiſchen Kommuniſtiſchen Partei hielt, die ſich mit der
Ver=
teidigung Rußlands befaßte.
Der Volkskommiſſar meinte einleitend, dem
Eiſenbahnver=
kehr müſſe die Partei ihre geſamte Macht und Autorität
wid=
men. Was die Landesverteidigung betreffe, ſo entſpreche die
Wehrmacht der Sowjetunion vollauf dem Entwicklungsniveau
des Landes. Zwiſchen dem 16. und dem 17. Parteitag ſei eine
enorme Arbeit zur Umgeſtaltung der Roten Armee geleiſtet
worden.
Wir haben, ſo betonte Woroſchilow, moderne Tanks
in durchaus genügender Anzahl, wir haben eine
quantita=
tiv und qualitativ ausreichende Artillerie, eine
genügende Anzahl guter Handmaſchinengewehre und
Maſchinengewehre für die Abwehr von Luftangriffen.
Wir haben jetzt eine mächtige chemiſche Induſtrie und
keine ſchlechten Verbindungsmittel. Wir haben mächtige
ſchwere Bombenflugzeuge geſchaffen und das geſamte
Flugzeugweſen verbeſſert.
Die Techniſierung habe der Roken Armee ein völlig
verändertes Geſicht gegeben.
Zur Verſtärkung der Landesverteidigung ſeien befeſtigte
Plätze eingerichtet worden, über die die Sowjetunion jetzt nicht
nur an der Weſtgrenze, vom Ladogaſee bis zum Schwarzen
Meer, ſondern auch in den bedrohteſten Gegenden
im Fernen Oſten und in Oſtſibirien verfüge. An der
Oſtſee, in der Gegend von Murmanſk. am Schwarzen Meer und
insbefondere im Fernen Oſten ſeien
Küſtenbefeſtigun=
gen geſchaffen worden. Dieſe Befeſtigungen würden jedem, der
Luſt habe, den Sowjetboden anzugreifen, beträchtliche
Schwierig=
keiten bieten. Die Gefahr eines Angriffs auf die ruſſiſchen
Küſtengebiete habe die Sowjetunion gezwungen, zur
Schaffung von Seeſtreitkräften auch im Bernen Oſten
zu ſchreiten. Linienſchiffe und Flugzeugmutterſchiffe habe die
Sowjetunion im Norden und im Fernen Oſten nicht, doch die
leichten Seeſtreitkräfte und der Küſtenſchutz den Rußland dort
beſitze, vor allem aber Marineflugzeuge und die Unterſeeboote,
könnten einem angreifenden Feind bereits ſchweren Schaden
zu=
fügen.
In der Ausbildung der Armee ſeien große Erfolge erzielt
worden. Die Armee habe auf moderne Art und Weiſe ſchießen
gelernt und verſtehe vortrefflich, mit ihren Waffen umzugehen.
Sie habe ſich pſychologiſch an die neue Technik gewöhnt. Der
militäriſche Nachwuchs aus der Arbeiterklaſſe und aus der
Bauernſchaft der Kollektivwirtſchaft mache gegenwärtig die
über=
wältigende Mehrheit im Perſonalbeſtand der Armee aus. Die
Zahl der Parteimitglieder und der Jungkommuniſten in den
Reihen der Armee wachſe. Für die Erziehung der Angehörigen
der Armee zu neuen ſozialiſtiſchen Meuſchen werde viel getan.
Sie ſei die wichtigſte Aufgabe der Armee=Partei=Organiſation
und der Kommandeure.
Eingehend nahm der Volkskommiſſar dann zur
Lage im Fernen Oſten
Stellung. Japan ſei das erſte Land, das ſich mit Hilfe eines
Krieges einen Ausweg aus der Kriſe zu ſchaffen verſucht habe.
Es trete am Weltmarkte als Hauptkäufer für Kriegsrüſtungen
und Kriegsinduſtrie=Rohſtoffe auf.
Gleichzeitig ſei die politiſche Vorbereitung Japans für einen
Krieg, der ernſter ſei, als der, den es in China führe, deutlich
zu erkennen Japan ſei nicht nur der tatſächliche Herr in der
Mandſchurei geworden, es ſei auch, ſobald dies eingetreten ſei,
dazu übergegangen, die Sowjetintereſſen an der Oſtchinabahn
Großes Haus. — Montag, den 5. Februar 1934.
Sechſtes Sinfonie=Konzerk.
Die Vortragsfolge brachte zu viel. Abſolute, zum Teil neue
Muſik erfordert ſo diel Konzentration von dem Zuhörer, daß
er um 10 Uhr kaum mehr imſtande iſt, die letzte Brahmsſinfonie
gebührend zu würdigen. Zuerſt hörten wir Madrigale aus dem
7. Buch der Madrigale, für kleines Orcheſter bearbeitet von
Francesco Malipiero, dem verdienſtvollen Herausgeber der
ſämt=
lichen Werke von Monteverdi. Dieſer Shakeſpeare unter den
italieniſchen Muſikern um 1600 gab das 7. Buch ſeiner
Madri=
gale, einer vornehmſt, teilweiſe faſt weltfremde Künſt bietende
Sammlung von 32 zum Teil ſehr großformigen Werken für eine
und mehrere Stimmen mit teilweiſe inſtrumentaler Begleitung
und durchweg ſtützendem Klavier 1641 als alter Mann heraus.
Malipiero, den Muſikforſcher und Komponiſten, reizte es, den
kühnen, charaktervollen Tongemälden völlig inſtrumentales
Ge=
wand zu geben, und in einem Kammerorcheſter von Streichern
und entſprechend ſtarken Bläſern den reichen Gruppenwechſel
und die ausdrucksvolle Motivik hervortreten zu laſſen. In vier
Hauptſätzen reihen ſich reiche, charakteriſtiſche Bilder ſuitenartig
aneinander, und ſelbſt das Fehlen der Dichtungen, an die ſich
Monteverdi ſo eng anſchließt wie 250 Jahre ſpäter Hugo Wolf,
vermindert nicht das ſtarke Intereſſe. Wir erkannten die ſchönen
Madrigale „A'auest olmo”, „interrotte speranze” das düſterſte
Stück, und „Vörrei baciarti” das melodienreiche liebenswürdige
Schlußſtück, und bewunderten Malipieros geſchickte ganz das
Original lebendig wiedergebende Inſtrumentationskunſt, wie
Karl Friderichs feine Einfühlung in dieſen zeitfernen Stil.
Sodann ſpielte Max von Pauer das B=Dur=Klavier=Konzert
von W. A. Mozart, das in ſeiner Heiterkeit und manchem Motiv
an die zeitlich naheſtehende „Entführung” erinnert. Pedrillos
„Alſo Blondchen haſt verſtanden” ſpielt im erſten Satz eine
ziemlich große Rolle. Pauer iſt ein Künſtler vornehmſter und
ſchlichteſter Prägung, der das Perſönliche völlig hinter dem
Kunſtwverk verſchwinden läßt und in Verzicht auf äußere ſtarke
Publikumswirkung alles klar, überſichtlich, fein in der
rhythmi=
ſchen Ausprägung und dem ſinnvollen Phraſieren geſtaltet und
getreuſten Dienſt am Werk ausübt. So wählte er auch in den
Außenſätzen Kadenzen, die hervorragend ſtiliſtiſch angepaßt
waren und thematiſche Arbeit, beſonders reizvoll in der letzten
Kadenz mit Paſſagen, die den Phantaſien Mozarts entſprachen,
miſchten. Wunderbar ſchlicht und herzlich erklang der in
Varia=
tionen ſich ſteigernde langſame Satz, köſtlich, lebensfroh und
humornah das Finale. Nach ſtürmiſchem Beifall gab der Künſt=
kräfte und ſchließlich auf die Vorbereitungen des
Aufmarſch=
platzes in der Mandſchurei. Die Mandſchurei verſpandele ſich
all=
mählich in den ſtärkſten Stützpunkt Japans.
Die Sowjetunion müſſe dies alles mit Aufmerkſamkeit
ver=
folgen, die nötigen Maßnahmen treffen und auf alles
ge=
faßt ſein. In erſter Linie müſſe ſich Rußland in ſeinen
inter=
nationalen Beziehungen Manövrierfreiheit ſichern. Die
Be=
ziehungen zu Perſien und Afghaniſtan ſeien gut, nur der
Ferne Oſten ſei mit Wolken bedeckt. Dort könne
ein Kriegsgewitter ausbrechen. Der Krieg wird,
wenn man ihn uns aufzwingt, ein großer und ernſter Krieg ſein.
Es wird ein Krieg gegen die Bolſchewiken und dazu ein
moder=
ner Krieg, der ſeinem Urheber teuer zu ſtehen kommen wird.
Woroſchilow zählte im einzelnen die
Vorbereitun=
gen auf, die die Sowjetunion zu ihrem Schutz an”
ihren fernöſtlichen Grenzen getroffen habe. Die
bewaffneten Kräfte in dieſen Gebieten ſeien wenig verſtärkt
worden. Zahlen dürfe er nicht nennen. In den wichtigſten
Gegenden ſeien Barrieren angelegt worden, über die hinweg der
Feind nicht ſo leicht den Sowjetboden betreten werde.
Wladi=
woſtok und das ganze Küſtengebiet. Nordſachalin wie die
Kam=
tſchatka, wie überhaupt jeden Fuß breit ihres Bodens müſſe die
Sowjetunion um jeden Preis verteidigen, und werde ihn auch
zu verteidigen wiſſen.
Der japaniſche Botſchafter bei Litwinow.
DNB. Reval, 5. Februar.
Wie aus Moskau gemeldet wird, empfing. Außenkommiſſar
Litwinow den japaniſchen Botſchafter Ota zu einer Ausſprache
über die politiſche Lage im Fernen Oſten.
Die japaniſche Skellungnahme zur Rede Woroſchilows
Tokio, 5. Februar.
Die geſamte japaniſche Preſſe bringt die Rede des
Kriegs=
kommiſſars Woroſchilow in großer Ausführlichkeit. Die „Tokio
Niſhi Niſhi” erklärt, daß die Geduld der japaniſchen
Oeffentlich=
keit nunmehr zu Ende gehe. Die übrigen Blätter nehmen
eben=
falls eine ſtark ablehnende Haltung gegen die Rede Woroſchilows
ein und verlangen, daß Moskau eine Abfuhr erteilt werde.
Sodesſragfe it kanfdunftiche Prodagandg
in der japaniſchen Armee und Marine.
DNB. Tokio, 5. Februar.
Das ſeit dem Jahre 1929 beſtehende Geſetz zur Bekämpfung
der kommuniſtiſchen Propaganda iſt durch eine neue Beſtimmung
ergänzt worden, nach der für kommuniſtiſche Propaganda
inner=
halb der Wehrmacht die Todesſtrafe eingeführt wird. Die
Be=
ſtimmung ſoll am 1. April in Kraft treten.
Vor einer Nachrichtenkonkrolle in Japan?
Das Interview mit Kriegsminiſter Hayaſchi, das — wie
gemeldet — am Samstag vom „Daily Expreß” veröffentlicht”
worden iſt und bei dem Hayaſchi geſagt haben ſoll, Japan ſei
mit dem Schwert gegründet und werde gegenwärtig nicht von
Staatsmännern, ſondern von Kriegern regiert, hat in Tokio
großes Aufſehen erregt. Wie die Agentur Rondo mitteilt, iſt das
Interview übertrieben, unfreundlich und entſpreche nicht den
Tatſachen. Man prüfe deshalb gegenwärtig die Frage, ob man
nicht eine Nachrichtenkontrolle einführen ſolle.
ler das große C=Moll=Impromptu von Schubert gleich vollendet
und ebenſo ſchlicht und mit vorſichtigem Pedalgebrauch zu. Das
Mozart=Konzert wurde vom Orcheſter unter Friderich ſehr
ſtil=
voll begleitet und bis ins Detail liebevoll ausgearbeitet.
Es folgte eine ſehr umfangreiche Suite für großes Orcheſter,
Op. 26, von Hermann Unger als Erſtaufführung. In 4
charakte=
riſtiſchen, aber zum Teil allzu breit ausgeführten Bildern
wer=
den die „Jahreszeiten” geſchildert. Der „Vorfrühling” beginnt
zart und zugleich herb, man ſpürt noch Winterklarheit nach
gro=
ßem Aufſchwung kehren die erſten Gedanken zurück. An zweiter
und vierter Stelle ſtehen Nachtgemälde, die „Sommernacht” läßt
erſt in die Natur hinein lauſchen, dann ſcheint in blühender
Melodie Seeliſches hervorzudringen, laute Muſik und Tanz
er=
klingt als Intermezzo, nach lyriſchem Höhepunkt ſinkt der Satz
zum Anfang zurück. In der „Winterſternennacht” miſcht ſich das
Bild klaren Froſtes und dunklen Schweigens, die Steigerungen
führen zu religiöſer Einkehr mit Choralklängen, ein großer,
feierlicher Orgelpunkt ſchließt ab. Dazwiſchen ſteht der „Herbſt=
Sturm”, der zwar thematiſch recht intereſſant gearbeitet iſt und
reiche Tonmalereien bringt, in ſeiner klanglichen Geſamtwirkung
aber enttäuſcht. Ein wirklicher Herbſtſturm iſt gewaltiger und
elementarer, mit ſeinen einfachen Mitteln gibt Haydn im
Ge=
witterchor der „Jahreszeiten” Ergreifenderes. Das Werk iſt ſehr
reich und effektvoll inſtrumentiert, trotzdem fehlt zuweilen durch
Längen etwas die Weiterentwicklung, es iſt mehr ſinfoniſche
Dich=
tung als Suite, vielleicht ſagt uns auch heute ſolcher
Impreſſio=
nismus weniger als vor 10 oder 20 Jahren. Die Ausführung
war vorzüglich und glänzend vorbereitet.
In der vierten Brahms=Sinfonie entfaltete Friderich eine
herbe Kraft und Größe der Auffaſſung, die uns an die
Wieder=
gabe von Beethovens Neunter erinnerte. In leidenſchaftlichſter
Erregung erſtand der 1. Satz faſt zu ſehr drängend in der Repriſe.
Das wundervolle Andante wurde beſonders auf den Gegenſatz
von rhythmiſcher Starrheit im Hauptteil und lyriſcher Innigkeit
im Seitenſatz eingeſtellt. Ganz famos war das Scherzo, keck,
derb im Hauptteil, fein in allen Zwiſchengedanken. Mit
unge=
heurem Ernſt, mit konſequenter Härte und großem Schwung
baute ſich das Finale mit den vielen Variationen des kurzen
Paſſacaglienthemas auf. Es war erſtaunlich, wie die Spannung
bis zum letzten Takt aufrechterhalten wurde. Man freute ſich,
daß das Konzert beſſer als die beiden letzten Sinfoniekonzerte
beſucht war, und daß die Hörer faſt ausnahmslos bis faſt 10,45
Uhr durchhielten und verſtändnisvoll reichſten Beifall ſpendeten.
T. N.
Ruf an die Univerſität Heidelberg. Ernſt Camillſcheg,
Ordinarius für romaniſche Philologie an der Unverſität Berlin,
hat einen Ruf an den etatsmäßigen Lehrſtuhl für romaniſche
Sprachwiſſenſchaft an der Univerſität Heidelberg erhalten.
Wiener Kabinett will den Völkerbund anrufen.
Dem Wiener Kabinett ſcheint bei der Lage, in die es ſich
hineinmanöpriert hat, nicht ſonderlich behaglich zu ſein. Herr
Dollfuß weiß offenbar nicht recht, wie er weiter kommen ſoll. Er
hatte ſchon am Samstag verkünden laſſen, daß er nun nach der
deutſchen Tuiwort den Appell an Genf richten würde. Die
Kabinettsſitzung iſt dann plötzlich abgeſagt und auf Montag
ver=
ſchoben worden. Am Montag hat das Wiener
Kabi=
nett dann mehrere Stunden beraten und ſchließlich
eine „Verlautbarung” herausgegeben, die mehr als
vor=
ſichtig friſiert iſt, die aber doch erkennen läßt, daß die
Mei=
nungsverſchiedenheiten unter den
Mitarbei=
tern von Herrn Dollfuß ſehr groß ſein müſſen. Denn
es iſt tatſächlich nur — allerdings „einſtimmig” — beſchloſſen
worden, den Bundeskanzler zu ermächtigen, die
ihm „notwendig und dienlich erſcheinenden
Schritte zum Zwecke der der deutſchen Regierung
bereits angekündigten Befaſſung des
Völker=
bundes zu unternehmen”.
Das iſt alſo noch nicht die unmittelbare
An=
rufung, ſondern unter Umſtänden nur eine
Vor=
bereitung dazu, die doch wohl ſo zu verſtehen iſt, daß Herr
Dollfuß erſt einmal vorſichtig ſondieren ſoll, wie die übrigen
Mächte über die Fahrt nach Genf denken. Denn darüber
herr=
ſchen vorderhand noch Zweifel, weil einmal die Gefahr beſteht,
daß der Völkerbund ſich bei einem ſolchen Verfahren nur
bla=
mieren könnte, und zum andern ſind doch auch Ueberlegungen
aufgeworfen worden, ob es gerade jetzt zweckmäßig iſt, im
Augenblick, da möglicherweiſe die Abrüſtungsverhandlungen in
einen entſcheidenden Abſchnitt kommen, einen ſolchen Streitapfel
zwiſchen die Nächſtbeteiligten zu werfen.
Zudem iſt
die Lage in Wien
ſelbſt nachgerade ſo grotesk, daß die Frage geſtattet iſt, ob und
inwieweit die Regierung Dollfuß noch als eine Regierung zu
betrachten iſt. Wir wollen doch nicht vergeſſen: Anfang Januar
hat Herr Dollfuß noch mit derſelben deutſchen Regierung
ver=
handeln wollen, die er jetzt vor das internationale Gericht
zitie=
ren möchte, hat er ſogar dem aus Oeſterreich ausgewieſenen
Herrn Habicht Päſſe zu Verfügung geſtellt. Unabhängig von
dem, vielleicht ſogar ohne ſein Vorwiſſen, hat auch der Fürſt
Starhemberg verhandelt. Dollfuß hat im letzten Augenblick ſeine
Einladung zurückgezogen, offenbar, weil er dazu aus der
Gruppe Fey heraus gezwungen wurde. Dem Fürſten
Starhemberg hat man ſeine nächſten Mitarbeiter verhaftet.
Der Fürſt ſelbſt ſcheint polizeilicher Verwahrung nur eben
ent=
gangen zu ſein. Er hält aber dafür jetzt große Reden im Lande,
worin er ſeinem Bundeskanzler eine Art
Ulti=
matum ſtellt und die Auflöſung der Chriſtlich=
Sozialen und der Sozialdemokraten verlangt.
Bei Licht beſehen hat Herr Dollfuß weder die Chriſtlich=
Sozialen noch die Heimwehr hinter ſich. Wie er mit den
Sozial=
demokraten ſteht, iſt eine hell=dunkle Angelegenheit. Er iſt alſo
lediglich der Bundeskanzler eines in ſich zerfallenen Kabinetts,
das jedenfalls die Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter ſich
hat, und der Völkerbund ſollte eigentlich ſich ſelbſt für zu gut
halten, als daß er ſich zu Stützungsverſuchen für ein in der
Luft hängendes Kabinett hergibt.
Diplomakiſche Vorbereitung der Mächke
durch die Wiener Regierung.
DNB. Wien, 5. Februar.
Zu dem Beſchluß des außerordentlichen Wiener Miniſterrats
über die Anrufung des Völkerbundes in der deutſch=
öſterreichi=
ſchen Angelegenheit werden von amtlicher Seite weitere
Erklä=
rungen abgelehnt. Die geſamte Preſſe wird lediglich auf die
amtliche Mitteilung verwieſen. Im Miniſterrat iſt weder ein
Beſchluß über den Inhalt des Antrags an den Völkerbund, noch
über den Zeitpunkt ſeiner Einreichung gefaßt worden, und
ebenſo=
wenig iſt daher dem öſterreichiſchen Geſandten beim Völkerbund
Auftrag erteilt worden, die notwendigen Schritte zur Einleitung
des Verfahrens beim Völkerbundsſekretariat vorzunehmen. An
den maßgebenden Stellen erklärt man lediglich, daß die
Regie=
rung den grundſätzlichen Beſchluß gefaßt habe, den Völkerbund
mit der Angelegenheit zu befaſſen, falls nicht in
aller=
nächſter Zeit eine neue Lage eintreten ſollte.
In Wiener diplomatiſchen Kreiſen beſteht der Eindruck, daß
die öſterreichiſche Regierung durch ihren Beſchluß die
Angelegen=
heit zunächſt auf internationales Gebiet hinüberſchieben wollte.
Die Wiener Regierung habe grundſätzlich zwar den Weg nach
Genf beſchritten, tatſächlich jedoch zunächſt eine erſte Etappe
diplo=
matiſcher Verhandlungen einleiten wollen. Man iſt der Anſicht,
daß ſich die Regierung alle Möglichkeiten einer diplomatiſchen Re=
* Nalionales Feſtſpiel in Duisburg.
Am Duisburger Stadttheater kam durch die „
Spielgemein=
ſchaft Rhein=Ruhr für nationale Feſtgeſtaltung ein choriſches
Bewegungsdrama „Deutſche Mythe”. („Uns erſtand der
Eine”) zur Uraufführung, das als ein weiterer Verſuch der
Er=
weckung des künſtleriſchen Gemeinſchaftstheaters Beachtung
ver=
dient. Die Entwicklung aus dem dreiteiligen tänzeriſchen Thema
Durchbruch — Bekenntnis — Feier” verdeutlicht die Idee vom
Herauswachſen des Führers aus der anarchiſch brodelnden Maſſe,
ihr Erkennen und ihre Gefolgſchaft bis zu einem apotheotiſchen
Dur=Finale. Entſprechend ſind die handlungsmäßigen
Antriebs=
kräfte im erſten Teil dramatiſch, im ſpäteren mehr epiſch und vom
Sprechchor getragen, deren rhythmiſch und pathetiſch gebundene
Kraft der Eſſener Richard Euringer formte. Bernhard
Zeller ſchrieb dazu eine Muſik, die mehr noch untermalt als
aus dem Innern wächſt. Die von Helmut Rohlſen
einſtudier=
ten Sprechchöre wirkten überzeugend beſonders im letzten Teil,
ließen im übrigen jedoch die Problematik ſolcher Wirkungen auch
weiterhin beſtehen. Die Choreographie der Tänze war in der
Anlage der Regiſſeurin Heide Woog (von der Lohelandſchule
Mülheim) ausgezeichnet, ihre Ausführung durch Laientänzer und
Mitglieder der Duisburger Theatertanzgruppe techniſch nicht
überall gelöſt. Als Verſuch einer Annäherung an das auf große
Wirkungen zielende, volkhaft gebundene Geſamtkunſtwerk ſcheint
dieſe Arbeit nicht unweſentlich. Sie fand bei der
reſpektheiſchen=
den Aufführung ſtarke Beachtung und den ihr gebührenden
Un.
Beifall.
Die neue Kulturfilmwelle.
Die Landesfilmſtelle der NSDAP. in Frankfurt a. M. und
ihre Gaufilmſtellen beginnen ab 15. Februar 1934 mit der
Durch=
führung von Kulturfilmveranſtaltungen.
Die immer wieder auftauchenden Sonderwünſche innerhalb
und außerhalb der Partei werden dadurch hundertprozentig
er=
füllt. Die Mehrheit unſerer Volksgenoſſen drängt nach kultureller
Vertiefung, die infolge der Oberflächlichkeit der letzten 15 Jahre
ſtark vernachläſſigt wurde.
Als erſtes Programm ſind der einzigartige Kulturfilm von
Spend Noldan „Was iſt die Welt” und der intereſſante
Kurzfilm „Flandern, die Front nach 15 Jahren” beſtimmt worden,
deren Uraufführung am 14. Januar 1934 in Berlin ſtattfand.
Dieſe Kulturfilm=Veranſtaltungen ſollen im weſentlichen durch
die Organiſationen der Landesfilmſtelle Südweſt durchgeführt und
in die Partei, ihre Untergliederungen, in die Arbeitsfront,
Schu=
len, Vereine und Verbände uſw. hineingetragen werden. Auch die
Beſucherorganiſationen der „Deutſchen Bühne” werden den Dienſt
am Kulturfilm unterſtützen.
Ruf an die Univerſität Leipzig. Der ordentliche Profeſſor
Dr. Wolfgang Schadwaldt an der Univerſität Freiburg i.
Br. hat einen Ruf an den Lehrſtuhl für klaſſiſche Philologie an
der Univerſität Leipzig erhalten.
Seite 4 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 6. Februar 1934
gelung offen gehalten habe und offenbar von der Vorausſetzung
ausgeht, daß ſich auf Grund der Stellungnahme des Kabinetts
die an der öſterreichiſchen Frage unmittelbar intereſſierten Mächte
zu einem diplomatiſchen Eingreifen veranlaßt ſehen würden. Der
Beſchluß des außerordentlichen Miniſterrats am Montag iſt auf
diplomatiſchem Wege den Großmächten mitgeteilt worden. Der
Berliner öſterreichiſche Geſandte Tauſchitz, der an dem
Miniſter=
rat teilnahm, beabſichtigt, in den nächſten Tagen auf ſeinen
Ber=
liner Poſten zurückzukehren.
Der Eindruck des Wiener Beſchluſſes
in Völkerbundskreiſen.
DNB. Genf, 5. Februar.
In Völkerbundskreiſen beſtreitet man nicht, daß der
Be=
ſchluß des öſterreichiſchen Miniſterrates einem
neuen Ausweichen vor einer ſofortigen
Ent=
ſcheidung gleichkommt. Auf telephoniſche Anfrage wurde
dem Völkerbundsrat vom Bundeskanzleramt in Wien mitgeteilt,
daß ein Schritt des Bundeskanzlers, zu dem dieſer
durch die Miniſter ermächtigt worden iſt, nicht vor dem
8. Februar, alſo erſt nach der Rückkehr des Bundeskanzlers
von Budapeſt, erfolgen würde. In den nächſten Tagen
ſoll dann eine entſprechende Note zunächſt
vor=
bereitet werden. Es erſcheint demnach nicht ausgeſchloſſen,
daß neue Schwierigkeiten entſtehen, die weitere Verzögerungen
bringen.
Tiroler Heimwehren fordern
„parkeiloſen Führerſtaak”
DNB. Wien, 5. Februar.
Nach einer Meldung aus Innsbruck hat Landeshauptmann
Dr. Stumpf der Forderung der Tiroler
Heimweh=
ren nach Einſetzung eines überparteilichen
Lan=
de sausſchuſſes zugeſtimmt und dieſen für Montag zur erſten
Sitzung einberufen.
Von den Tiroler Heimwehren ſoll weiter
verlangt worden ſein, daß ſämtliche
Landes=
regierungen durch die hauptſächlich aus
Heim=
wehrvertretern zuſammenzuſetzenden
Landes=
ausſchüſſe erſetzt werden. Demgegenüber hat der Lan=
deshauptmann von Nieder=Oeſterreich, Reither, in einer Rede vor
dem katholiſchen Volksverband erklärt, die Chriſtlich=Soziale
Par=
tei werde ſich ihren Platz an der Sonne nicht nehmen laſſen,
Landeshauptmann Stumpf ſoll erklärt haben, daß die
Dar=
ſtellung, die von einer Erſetzung der Landesregierung durch den
neuen Landesausſchuß zu melden weiß, den Tatſachen in keiner
Weiſe entſpreche. Ein ſolcher Landesausſchuß werde vorausſichtlich
nur beratende Funktionen erhalten. Ein Diktat von irgendeiner
Seite müßte unter allen Umſtänden abgelehnt werden. Das
Schick=
ſal des Parteiſyſtems ſei Sache der Parteien ſelbſt und des
Landtages.
Die weiteren Forderungen gehen nach Auflöſung
der politiſchen Parteien, damit der parteiloſe
Führerſtaat in nächſter Zeit verwirklicht wird.
Für heute iſt die Ankunft neuer Heimwehrformationen aus dem
Lande in Innsbruck angekündigt, um der Erfüllung dieſer
Forde=
rungen erhöhten Nachdruck zu verleihen.
Die letzten Ereigniſſe in Tirol finden in Regierungskreiſen
ſtärkſte Beachtung. Die radikalen Forderungen der
Tiroler Heimwehren auf Durchführung eines
autoritären Regimes und Auflöſung der
Chriſt=
lich=Sozialen ſowie der Sozialdemokratiſchen
Partei haben für die Regierung eine neue
ſchwie=
rige Lage geſchaffen. Bundeskanzler Dollfuß hat am
Mon=
tag ſelbſt mit den einzelnen maßgebenden Faktoren in Innsbruck
die Fühlung aufgenommen und ſich für Freitag nach ſeiner
Rück=
kehr aus Budapeſt den Landeshauptmann von Tirol und die
Ver=
treter der einzelnen Gruppen zu einer Ausſprache ins
Bundes=
kanzleramt beſtellt. Wie offiziell mitgeteilt wird, bleibt das
Auf=
gebot der Tiroler Schutzformationen aufrecht. Die Formationen
ſelbſt unterſtehen dem Sicherheitsdirektor von Tirol.
Beginn der Berliner Skillhalte=Konferenz.
DNB. Berlin, 5. Februar.
Die Konferenz der Stillhaltegläubiger iſt am Montag
vor=
mittag in der Reichsbank eröffnet worden. Die Teilnahme an
dieſer Konferenz erſtreckt ſich, mit Ausnahme von Dänemark, auf
die zehn Länder, die das Stillhalteabkommen unterzeichnet haben.
Es handelt ſich bei den ausländiſchen Vertretern um die ſchon
in den regelmäßigen Stillhalteſitzungen anweſenden
Perſönlich=
keiten. Die amerikaniſche Abordnung führt F. Abbot Goodhue
und die engliſche Frank C. Diarks, während die Franzoſen unter
Führung von Belay ſtehen. Deutſcherſeits nehmen an den Ver=
handlungen wiederum Dr. Otto Jeidels (Berliner Handels=
Geſellſchaft), Guſtav Schlieper (DD.=Bank) und Dr. Sempel vom
Reichsſtand der Deutſchen Induſtrie teil. Der engliſche Vertreter
Frank C. Diarks iſt zum Vorſitzenden der Konferenz gewählt
worden.
Eine halbe Milliarde Oeffa=Darlehen.
Mitkel für Straßenbauken in Heſſen.
DNB. Berlin, 5. Februar.
Nach einer Mitteilung des Reichsarbeitsminiſteriums hat die
Deutſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten A.G. (Oeffa) aus
dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm vom 1. 6. 1933 in den letzten
Wochen weitere Darlehen im Betrage von 35 Millionen RM.
be=
willigt. Hiervon entfallen 10 Millionen RM auf Straßenbauten
in den Provinzen Hannover, Meſtfalen, Sachſen, Schleſien,
Bran=
denburg, der Rheinprovinz und den Ländern Bayern, Heſſen
und Thüringen. Ferner wurde der Stadt Berlin für die gleichen
Zwecke ein Darlehen von 840 000 RM. zur Verfügung geſtellt.
Für Inſtandſetzungs= und Ergänzungsarbeiten an öffentlichen
Gebäuden erhielten die Städte Gelſenkirchen, Mühlheim und das
Land Thüringen größere Darlehen. Der Stadt Eſſen wurde für
Arbeiten auf dem Gebiet des Hochbaues ebenfalls ein Darlehen
von über 1 Million RM. bewilligt. Weiter wurden für Arbeiten
kommunaler Verſorgungsbetriebe, insbeſondere zur Erweiterung
beſtehender Anlagen, in den Städten Sagan, Forſt, Koburg und
dem Landkreis Erkelenz erhebliche Mittel zugeſagt.
Insgeſamt ſind nunmehr im Arbeitsbeſchaffungsprogramm
vom 1. 6. 1933 von der Oeffa Darlehenszuſagen von über 500
Millionen RM. erteilt. Dazu treten die Bewilligungen der
an=
deren bei dem Programm mitwirkenden Kreditinſtitute.
*
Im Rahmen der Vorträge des „Reichsbundes für deutſche
Sicherheit” ſpricht am Dienstag zwiſchen 20,10 Uhr und 20,20 Uhr
der Präſident des Reichsbundes, Major a. D. Weberſtädt, über das
Thema „Ein Jahr Kampf um Deutſchlands Gleichberechtigung”.
Der Vortrag geht über alle deutſchen Sender.
Die rumäniſche Polizei verhaftete am Sonntag in Bukareſt
den erſten Unterführer der Eiſernen Garde, Motca, der ſich
bis=
her verborgen gehalten hatte. Anſcheinend iſt ſein Aufenthalt von
einem ſeiner Anhänger den Behörden verraten worden. Der
Führer der Eiſernen Garde. Zella Codreanu, und der Leiter der
ſog. „Todesabteilung” der Garde, Szilagy, werden noch geſucht.
Heute früh verſchied nach langem, ſchweren Leiden
untere innigſigeliebte Mutter
im 52. Lebensjahr.
geb. Babel
In tiefer Trauer:
Grete u. Willi Hofmann.
Darmſitadt, den 4. Februar 1934.
Taunusſtraße 28.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 6. Februar 1934,
vor=
mittags 10½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Nach kurzem, mit großer Geduld ertragenem
Leiden iſt Sonntag abend mein lieber Gatte, unſer
lieber Vater und Großvater
Gonenie Shhrnel
ſanft entſchlafen.
Eliſe Scheller, geb. Ruckelshauſen
Familie Richard Kopf.
Pfungſiadt, Darmſiadt, den 6. Februar 1934.
Die Einäſcherung findet am Mittwoch, nachmittags um 3 Uhr
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Von Blumenſpenden und Beileidsbeſuchen bitten wir Abſtand
nehmen zu wollen
(1615
Niedernhauſen.
Georg Pabſt V
Dreher=
meiſter, und Frau Katharina,
geb. Renkel, begehen am
6. Februar d. Js. das Feſt der
Silbernen Hochzeit. (1596
Beitiedern-Reinigung
Entmotten 1. Polstermöbel
Bettkedern. Daunen
Barchente, Drelle 426
Polstermöbel, Maratzen” Motorrad
Neuanferligung, Rebaralurel neuwertig, billig
Gebraucht
zukaufen geſucht
Stacheldraht,
Drahtzaun=
ge=
flecht,
Miſtbeet=
fenſter. „
Schub=
karr. ,
Handkaſten=
wagen, Tiſch L,
Gartenpumpe,
Bohnenſtangen.
Ang. u. G 148
Geſchſt.
Flügel
zu kauf. geſucht.
Preisoff. unter
G. 82 Geſchſt.
NSU. ſteuerfrei,
abzugeben.
Joh. Mutſchler.
Metzgerei. Zeil=
ROTTAhard b. Darmſt.
Gute Verdienſtmöglichkeit
durch Werben nationalſozial.
Zeitſchrift. Zu melden
R. Mainka, Mackenſenſtr. 31,
2. Stock, bei Hartmann, von
5—7 Uhr nachmittags. (1603
Schöner
Serdienst.
für Damen. Verkaufsſtelle einer
angeſehenen Wäſchefabrik. Kein
Riſiko,
Angebote unter 3. 331 an
Poſt=
fach Nr. 482 Stuttgart. (I. St.1602
Magdalenenstr. 11 • Tel. 1084
Korsett-Spezialistin
empf. Maßkorsett v. 18.- Rm. an
Mustergültig in Form und Arbeit.
Reparaturen, Reinigen, Umändern.
Konstantine Schwab
Wilhelminenpl. 2 ( Kein Laden) (428a
Für
Kapital=
anlage! Schönes
Kreppel=
4X3=-Zim.
Zeit
Muus
Butter- Veranda und
Garten f. 16 000
Maul
Mk. zu verkauf.
Schuſtergaſſe 5. (a/ Anzahlung 5000
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
ſowie für die zahlreichen Kranzſpenden beim
Heimgange unſerer lieben, unvergeßlichen
Entſchlafenen
Frau Anna Barbara Eberle
geb. Herth
ſagen wir allen, beſonders Herrn Pfarrer
Müller für ſeine tröſtenden Worte,
herz=
lichen Dank.
Gebrauchte
Screlos
maſchinen
mit Garantie
billigſt zu verkf.
WINKEL
28Rheinſtraße 28
Brikeit, auch Union
Ia Nußkohlen
Kohlen-Schmitt
Schwanenstr. 15.
Tel. 2660.
O
5-10 Mille
gegen gute
Zinſ. u. prima
Sicherheit zu
leih. geſucht,
eventl wird
tücht. Kaufmann
als Buchhalt.
eingeſtellt.
Angeb. unter
G. 151 an die
Geſchftſt. erb.
Mk. Näh. durch
P. Hellmund
Grafenſtraße 4,
Telefon 538. (c
Zigarren= oder
Wollgeſchäft
zu kaufen oder
mieten geſuch
Angeb. u. G. 140
a. d. Gſchſt. erb.
Suche z. kaufen:
Mrune
Preisang. unter
5. 81 Geſchſt.
Univerſiell=
Dreirad=
Liefer=
wagen
in gut. Zuſt.
bill. zu verkf.
Ang u. G. 150
an die Geſchſt.
Dſſenes Anfa
4—6=Sitzer, von
Selbſtkäufer geg.
Kaſſe geſucht.
Angeb. u. G. 142
an die Geſchſt.
Sonntag gold.
Herrenring
mit 3 Steinen
verloren. — Der
Finder wird um
Rückgabe gegen
gute Belohnung
gebeten, da
An=
denken.
Abzuge=
ben: Taunusſtr.
Nr. 34, II.
Kt
Weiblich.
Fräulein,
30 J. alt, ſucht
die Führung
ei=
nes frauenloſen
Haush. zu
über=
nehmen. Ang. u.
G. 137 Geſchſt.
Akkordeonſpielet
evtl.
Schrammel=
trio f. Faſtnacht=
Montag.
Diens=
tag geſucht. Café
Schütz,
Luiſen=
ſtraße 10.
Brieftaſche
mit „Ausweiſen
verloren. Bitte
gegen Belohng.
beim Fundbüro
abgeben.
Frau
empf. ſich täglich
einige Stunden
im Haush. War
chon in Herrſch.=
Haus tätig. Off.
u. G. 126 Gſchſt.
Männlich.
Tücht., mit allen
Inſtallateurarbeiten
vertraut. Elektro=
Monteur auf
Dauerſtellung
ge=
ſucht. Off. mit
Zeugnisabſchrift.
u. G153 Geſchſt.
Gute
Harmonika=
Spieler
f. einige Abende
geſucht. (c
Brauerei
Bren=
ter, Gr.=Umſtadt
Gebrauchte
Ski
mittl. Größe zu
kaufen geſucht.
Eliſabethenſtr.
21, I., Tel. 2933.
1 Windfang,
Glasverſchläge,
Schiebwände u.
Glastüren zu
kaufen geſucht.
Off. G. 145 Gſch.
Da gibt es unzählig viel
teute, die ſich immer
wie=
der vornehmen, ein
Muſik=
inſtrument anzuſchaffen —
die es ſich hundertmal
vor=
nehmen und hundertmal
wieder vergeſſen! Dieſen
Leuten iſt nur
beizukom=
men, indem man ſie ſolange
durch die Anzeige im
Darm=
ſtädter Tagblatt erinnert,
bis ſie den Laden betreten
und ihrem Wunſch
Erfül=
lung geben.
Frisch eingetroffen:
Unglasierter Valencia- d
Volkreis 1 Pfund nur &OPfg.
Zitronen . . . Stück von Ban
Valencia-Garten Mir
Adolf-Hitlerplatz 1 — Telefon 2941
1616
Serrſch. Bohng.
8 Zimmer mit allem Zubehör und
Zentralheizung, im Eichbergviertel
preiswert zu vermieten.
Näh u. G 240 an die Geſchſt (121a
Nachweis
Eliſabethenſtr. 30
H. 1. St., f. Haus
beſitzer. Vermiet.
u. Mieter günſtig
Weiblich.
Gebildete
Haustochter
zum 1. März
ge=
ſucht. Frau Dr
Hallwachs
Bensheim. Ad.=
Hitler=Str. 82,pt.
Große 5=Zimm.=
Wohnung,
part., in gutem,
ruh. Hauſe per
1. April eventl.
etwas früher zu
vermieten. Di
Wohnung wird
neu hergerichtet.
Preis 56.50 Mk.
Off. G. 135 Gſch
Solides
vom Lande mit
gutem Zeugnis
ſer 15. Februar
ev. ſpät. geſucht.
Bodenheimer,
Rheinſtraße 24
Suche z. 1. März
tüchtiges,
zuver=
läſſiges, junges
Alleinmädchen,
in Haushalt und
Küche erfahren,
mit guten
Emp=
fehlungen.
Vor=
zuſtellen nachm.
3—5:
Heinrich=
ſtraße 6, I.
Ordentliche
Lauffrau
oder Mädchen
3mal wöch.
vor=
mittags geſucht.
Stiftſtr. 19, III.
Alleinſtehende
Frau,
die einem ält.
Herrn d.
Haus=
halt führ. kann,
per ſof. geſucht.
Annaſtr. 10, pt.
A
Eliſabethenſtr. 29
I. 2gr. Räumefür
Praxis, Büro vd.
Einzelmieter pel
Februar zu
vermieten. Näh.
I., rechts 10—11
und 3—4 Uhr. (a
Roquetteweg 6.
part., 5 Zim. m.
Zubehör, wegen
Verſetzung per
1. April zu
ver=
mieten. Näheres
Stock.
Schöne 5=Zim.=
Wohnung
m. Bad,
Veran=
da u. ſonſtigem
Zubeh.,
Hochpar=
terre, z. 1. April Mathildenplatz 9
zu verm. Preis
75 Mk. Anfr. u. mer bill. zu ver=
G. 124 Geſchſt.
Peter=
Gemeinder=/41
Straße
Mädchen gegenüber altem
Palaisgart.,
ſon=
nige 5—6=Zim.=
Wohng. i. 2. St.,
Kachelöfenheizg.,
W. C. im Abſchl.,
Veranda uſw.
ſo=
fort oder ſpäter
zu vermieten.
Näh. 1. Stock. (a
Saalbauſtr. 71, I.
Schöne
6-Zimmer-
Wohnung
Verand., Bad,
kein Gegenüber
alsbald z. verm.
Näh. Kirchſtr. 4.
Tel. 86. (a
Heinrichſtr. 121,
St., 4=Zimm.=
Wohng. mit
Ve=
randa u. Zubeh.
zum 1. April zu
verm. Anfragen
1. St., 12-2 Uhr.
(b
Neubau=
Wohnung
Am Herrenacker
12, I. r., 3 Zim.
Küche, komplett
eingericht. Bad,
z. 1. 4. 34 z.
ver=
mieten. Miete
71.— RM. mon
Auskunft
Stadt=
haus, Zimm. 48.
A
Leeres, ſeparates
Zimmer
zu vermieten.
Lauteſchläger=
ſtraße 3, I. lks.
Näh. pt. b. Pohl.
3 neu
hergerich=
tete, ſchön möbl.
Zimmer
einzeln oder
zu=
ammen zu
ver=
mieten.
Herrn=
gartenſtraße 33
Möbliertes
Zimmer
Mauerſtr. 27, pt
Freundl. möbl.
Zimmer
zu verm. Nied.
Ramſt.=Str. 35, I.
Möbl., großes
Wohn=
Schlafzimmer
(Klavierbenutz.
an ält.
Einzel=
mieter billig
ab=
zugeben. Etwas
Anſchluß
gebo=
ten. Offerten u.
G. 141 Geſchſt.
Helle Werkſtatt=
Räume
mit guter
Ein=
fahrt in
zentra=
ler Lage z.
mie=
ten geſucht. Off.
unt. G. 139 Gſch.
4—5=Zimmer=
Wohnung,
modern, mit
eingericht. Bad,
wenn mögl. auch
Etagenheizung.
zum 1. Mai evtl.
früher geſucht.
Off. mit Preis
u. G. 133 Gſchſt.
II., möbl.
Zim=
mieten.
Geſunde
3—4=Zimmer=
Wohnung
mit Zubeh., ev.
auch m. Garten,
in ſonnig., guter
Lage v.
kinder=
loſ., beſſ. Ehep.
bis zum Mai.
Juni oder Juli
zu miet. geſucht.
Beſchreibung m.
Preis u. G. 143
an die Geſchſt.
Aeltere Dame
ſucht in gutem
Hauſe
4=Zim.=Wohnung.
Ang. u. G 146
Geſchſt.
Jg. Ehepaar ſucht
2=Zim.=Wohnung
(Martinsviertel).
Preisangeb. unt
u 147 Geſchſt.
Merckſcher
Ange=
ſtellter m. Kind
ſucht
2=Zimmer=
Wohnung
mit Küche u.
Zu=
behör in gutem
Hauſe. Ang. u.
G. 132 Geſchſt.
Abgeſchloſſene
2—3=Zimmer=
Wohnung
in ruhig. Hauſe
von Akademiker
zum 1. April
ge=
ſucht. Angeb. u.
G. 128 Geſchſt.
Suche
kleine leere
Zimmer,
auch Manſarde.
Ang. mit Preis
G. 144 Gſchſt.
Geſucht v. 2
Da=
men groß. möbl.
Zimmer
mit 2 Betten u.
Küchenbenutzung
Heinrichſtr. oder
Tint.=,
Eichberg=
viertel
vorgezo=
gen. Preis ca. 25
Mk. Offerten u.
G. 130 Geſchſt.
Möbliertes
Zimmer
m. Klavier (
mög=
lichſt Zentralhz.)
geſucht. Ang. u.
G. 123 Geſchſt.
Suche für 10-14
Tage gut möbl.
Zimmer
i. Meßplatznähe.
Off. G. 116 Gſch.
möglichſt Nähe der Mühlſtraße
zu mieten geſucht. Angebote
unter G. 127 Geſchſt. erwünſcht.
Schöne, helle
6—8=Zimmer=Wohnung
in der unteren Rheinſtraße oder in
deren Nähe zu mieten geſucht.
Angebote mit Preis erbeten unter
G. 134 an die Geſchäſtsſtelle.
Dienstag, 6. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 6. Februar 1934.
Dienſtankrikk
des neuen Aberbürgermeifkers.
Der kommiſſariſche Oberbürgermeiſter der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, Pg. Wamboldt, hat am 5. Februar ſeinen Dienſt
aufgenommen. Er empfing die Leiter der ſtädtiſchen Dienſtſtellen
und ließ ſich die Herren durch Bürgermeiſter Pg. Haug vorſtellen.
In ſeiner Begrüßungsanſprache führte der kommiſſariſche
Ober=
bürgermeiſter aus, daß ſein Wunſch und ſeine Hoffnung auf ein
vertrauensvolles Zuſammenarbeiten gehe. Beſonderes und
aus=
ſchlaggebendes Gewicht lege er darauf, daß die Beamtenſchaft in
nationalſozialiſtiſchem Geiſte mit der Bevölkerung verkehre, und
die Verbundenheit zwiſchen den Einwohnern und der
Stadtver=
waltung ſtets die Richtlinien des dienſtlichen Handelns beſtimme.
Die Verwaltung der Stadt und die Einwohner müſſen
zuſammen=
ſtehen und ſich gegenſeitig in ihren Arbeiten zum Wohle unſerer
Vaterſtadt unterſtützen.
Mit einem dreifachen „Sieg Heil” auf den Führer ſchloß Pg.
Wamboldt die kurze Beſprechung.
Bekaunkmachungen des Perſonalamkes.
Zu kommiſſariſchen Beigeordneten wurden beſtellt: Am
30. Januar 1934: Bernhard Dreieicher in Gundernhauſen
für die Gemeinde Gundernhauſen; K. Brickelmaier
in Rumpenheim für die Gemeinde Rumpenheim; Franz
Cöleſtinus Molitor in Drais für die Gemeinde Drais.
Zu kommiſſariſchen Bürgermeiſtern wurden beſtellt: Am
27. Januar: Georg Dittewich in Mainz für die Gemeinde
Heidesheim; am 30. Januar: Hans Schaurer in Frei=
Weinheim für die Bürgermeiſterei Frei=Weinheim.
Zu Bürgermeiſtern ſind ernannt worden: A. Kreis
Gießen: Wilhelm Kahl 2., in Alten=Buſeck; Heinrich
Groß, in Annerod: Ernſt Keil. in Burkhardsfelden; Karl
Knöpper, in Dorf=Güll; Karl Heinrich Pitz. in Lauter;
Lud=
wig Wagner, in Lollar; Georg Becker in Londorf;
Lud=
wig Kreiling, in Mainzlar; Eduard Fritz, in Ober=
Beſ=
ſingen; Wilhelm Launspach 5., in Reiskirchen; Karl Klos,
in Rödgen; „Wilhelm Reuter, in Staufenberg; Otto
Zim=
mer 3., in Villingen; Ernſt Trüller, in Weickartshain:
Karl Euler, in Wieſeck. — B. Kreis Lauterbach: Karl
Block „in Friſchborn; Heinrich Joſephat Dehn, in Herbſtein;
Otto Gutermuth 2., in Ilbeshauſen; Friedrich Schmelz 2.
in Nieder=Moos; „Johannes Schmier, in Pfordt; Heinrich
Koch, in Queck. — C Kreis Bingen; Karl Philipp
Redhardt in Dromersheim; Georg Eſpenſchied in
Horr=
weiler; Philipp Zimmermann; in Nieder=Hilbersheim;
Philipp Joſef Jäger, in Ockenheim — D. Kreis Mainz:
Chriſtian Johann Härtter, in Budenheim: Karl Georg
Fried=
rich Wilhelm Jacobi in Gonſenheim: „Jakob Eckes 2.. in
Nie=
der=Olm. — E Kreis Oppenheim: Jakob. Wilhelm
Biegler, in Dolgesheim; Johann Martin Henrizi, in
Frieſenheim; „Otto Chriſtian Heinz, in Hahnheim; Jakob
Brückbauer in Mommenheim; Heinrich Paul Otto. in
Nackenheim; „Karl Heinrich Bucher, in Uelversheim.
N. Kreis Worms: Adolf Sauer in Heßloch; Chriſtian
Heinrich Lott, in Leiſelheim; Heinrich Debus in
Bermers=
heim; Jakob Weber. in Gimbsheim: Georg Philipp Stamm,
in Hohen=Sülzen; Johann Kraus, in Abenheim; Karl Lüll,
in Wachenheim; Friedrich Karl Hirſch in Weſthofen. —
Sämt=
liche Ernennungen erfolgten am 30. Januar 1934.
Zu Beigeordneten ſind ernannt worden: Karl
Zimmer=
mann, in Nieder=Olm, Kreis Mainz; „Georg Windiſch 2.,
in Mommenheim. Kreis Oppenheim; beide am 30. Januar 1934.
Perſonalnachrichken der Reichsbahndirekkion Mainz.
Zugang: Reichsbahnoberrat Nagel von Erfurt nach
Mainz als Mitglied der Reichsbahndirektion;
Reichsbahnbaumei=
ſter Fricke von Stargard (Pom) nach Mainz zum Reichsbahn=
Maſchinenamt.
Ernannt: Der Rechnungsreviſor Reichsbahnoberinſpektor
Bornheimer in Mainz zum Reichsbahnamtmann.
— Heſſiſche Spielgemeinſchaft. „Familie Luſtig” oder
„Die Erbdante”. Man ſchreibt uns: Während Heinrich
Rüth=
lein in ſeinen Bühnenwerken das Darmſtädter Kleinbürgertum
in unbeſtrittener Meiſterſchaft ſchildert, ſo, wie es leibt und lebt,
ſpricht und handelt, zeichnet Georg Büchner, der Verfaſſer der
Dia=
lektſtücke „Ein Lumbeawend”, „E geplagder Familievadder”
„Hebermehl u. Co.”, wie in dieſen Stücken auch in der zur
Erſtaufführung durch die Spielgemeinſchaft gelangenden
Dialekt=
poſſe „Familie Luſtig” oder „Die Erb dante” das
kul=
turell etwas gehobene mittlere Darmſtädter Bürgertum, das bei
anſpruchsvollerer Lebensgeſtaltung auch eine ganz. andere Sprache
führt, ohne indes der heimatlichen Mundart untreu zu werden.
Wenn Rüthlein einer wirkungsvollen Situationskomik ſeinen
Er=
folg verdankt, ſo erreicht Büchner einen ſolchen durch den mit
ſtarkem Sarkasmus gewürzten Dialog. Das vor langen Jahren
bei einem Winterfeſt des Muſikvereins uraufgeführte Stück iſt
für die Spielgemeinſchaft von dem Verfaſſer neu bearbeitet
wor=
den, obgleich es in keiner Weiſe zeitgebunden iſt, denn
Geldman=
gel hat es von je gegeben und wird es immer geben, und auch
Familien, die das Leben zu genießen verſtehen, werden niemals
ausſterben.
Bertha Obholzer vom Heſſiſchen Landestheater iſt für die
nächſte Spielzeit als hochdramatiſche und Zwiſchenfach=Sängerin
von Generalmuſikdirektor Elmendorff nach Wiesbaden verpflichtet
worden.
Heſſiſches Landestheater.
Mite Hfe
6. Februar 19½, Ende 22. D. Bühne, Jugendr. 14, Gr. 1—2
Alle gegen Einen — Einer für Alle, 0.50—4.50 Mitwoch
Vſaße Anf. 19½, Ende 23 Uhr. Deutſche Bühne L.5
Preiſe 0.70—5.50
Aida. Donnerstag
8 Februar Anf. 19, Ende nach 22 Uhr. B15.
Preiſe 0.70—5.50
Die Zauberflöte. Kleines Haus Tienst:1
6. Februar Anf. 20, Ende 22 Uhr. (Außer Miete).
Preiſe 0.70—3.80
Tanzabend. Donnerslag
8. Februar Zuſatzm. II17
Anf. 20, Ende 22.45 Uhr.
Preiſe 0.70—3.80
Der letzte Zeuge.
Nr. 36 — Seite 5
— Heſſiſches Landestheater. In der am Mittwoch, dem 7.
Februar, 19 30 Uhr, im Großen Haus ſtattfindenden Aufführung
der Oper „Aida” von Guiſeppe Verdi gaſtiert Res Fiſcher vom
Stadttheater Baſel in der Partie der Amneris auf Anſtellung.
Die Partie des Rhadames ſingt Joachim Sattler.
Der Tofewendewerd.
Die Preisarbeiten des deutſchen Journaliſten=Weikbewerbs „Mit Hikler in die Macht”
Wir ſetzen unſeren Leſerwettbewerb mit der Arbeit B fort:
Arbeit B.
Die ſchluchzende Schweſter.
NSK. Es war zu Anfang meiner Laufbahn, nachdem ich den
Geruch der Druckfarbe und das Rollen der großen Maſchinen in
mich aufgenommen hatte. Zwei Tage wanderte ich durch alle
Stuben der Redaktion, um endlich am dritten im Vermiſchten
Teil und Unterm Strich bei Herrn Achim Zuckerleim zu landen.
Ich ſtand vor ſeiner gezückten Füllfeder wie Winkelried vor
den Speeren der Hahnenſchwänze, während er mit ſpitzen Fingern
meinen erſten Artikel entgegennahm. Er war mit Feuer
ge=
ſchrieben, glaubt mir, denn ich war mit großen Vorſätzen zu
Zuckerleim gekommen. Ich wollte beweiſen, daß Schriftleiter
Volkstribunen ſind und als Bannerträger der öffentlichen
Mei=
nung eine Sendung haben.
„Sie ſind mein Mann” mußte er — ſo glaubte ich — gleich
ſagen. „Auf Sie haben wir ſchon immer gewartet.”
„Natürlich”, war alles, was Zuckerleim herausbrachte. „Ein
Anfänger.”
Dann warf er die Arbeit in den Papierkorb und empfahl
mir, zunächſt ſeine Korrekturen zu leſen. Ich wurde blaß wie
ein weißer Käſe, aber das änderte nichts an der Tatſache, daß
ich zunächſt ein toter Mann blieb und meinen Ehrgeiz und meine
Sendung unter Zuckerleim=Artikeln begraben mußte.
Eines Tages lief ich dem Direktor über den Weg. „Wo ſind
ſie denn jetzt?” fragte er beiläufig.
„Bei Herrn Zuckerleim”, gab ich höflich zurück.
„Sehr gut für Sie” meinte er kurz. „Bei der ſchluchzenden
Schweſter. Das iſt gerade die rechte Schule. Dieſe Leute können
wir brauchen.”
Erſt viel ſpäter begriff ich, was er damit meinte. Indeſſen
blieb ich viele Monate an Herrn Zuckerleim angehängt. Sein
Weſen glich einer gleißenden, flachen Scheibe. Er war mehr als
ein tüchtiger Schriftleiter oder ein gewürfelter Reporter. Er
war ein Dichter eigener Art. Wenn er hinterm Tintenglas
hockte, wuchs er über ſich ſelbſt hinaus. Dann drehte ſich das
Kaleidoſkop ſeiner Einfälle und wurde zu vielen hundert kleinen
und kleinſten Geiſtern, die um ihn herumſaßen und ihm lauſchten.
Sie erzählten ihm tauſend Geheimniſſe, die er in ſeine
Schilde=
rungen einwob. Die zähe Maſſe der belangloſen Tagesereigniſſe,
die er bearbeitete, wurde unter ihrem Einfluß zu einem
glitzern=
den, ſchillernden Bauwerk, lockend und ſeltſam wie eine
hauch=
dünne Seifenblaſe.
Meiſt ſchrieb er neckiſche Dingerchen, die ihn zu nichts
ver=
pflichteten. Nur mitunter ſprach tiefe Schwermut aus ſeinen
Abhandlungen.
„Die Börſe war ſchlecht”, erwiderte er mir einmal, als ich
ihn nach dem Grund fragte. „Aber Sie merken das nicht. Sie
haben keine Fingerſpitzen. Sie werden es zu nichts bringen.”
Deshalb blieb ich im Schlepptau des Herrn Zuckerleim.
Endlich bot er mir eine Gelegenheit. Es war ein Bericht über
einen Dauertanz in der Honolulu=Bar. Acht Tage lang ſah ich
dort ſtumm zu. Am neunten Tage brachte ich meinem
Zucker=
leim einen Bericht, der unbedingt zur Schließung des Lokals
führen mußte. Ich hatte mal ordentlich vom Leder gezogen, wie
man ſo ſagt. Es war mir ſehr ernſt damit.
„Sind Sie denn total übergeſchnappt?” fragte mich
Zucker=
leim, und ſeine Augen kamen bedenklich aus den Höhlen. „Die
Honolulu=Bar iſt unſer beſter Auftraggeber im Anzeigenteil.”
Tags darauf erſchien ein Zuckerleim=Tanzbericht. Da ich
be=
fangen war, muß ich es ablehnen, darüber zu urteilen. Ich
be=
zweifle aber nicht, daß ihm der Verein lahmer
Streichholzhänd=
ler noch nachträglich ein Diplom widmen wird. So tüchtig war
Zuckerleim.
Er zeigte ſich überhaupt als ein Meiſter der Verwandlung.
Ich ſchleppte ihm Berichte herbei über Parlamentsſitzungen, die
wie Schlafpulver wirkten. Ich ſtöberte in den Gerichtsſälen
her=
um und entwarf mit der Sicherheit eines Photographen
Charak=
terſkizzen abgrundtiefen Untermenſchentums. Ich ſchilderte ihm,
wo ich nur konnte, alle Lockungen und Lockerungen unſeres
viel=
geſtaltigen Lebens.
Zuckerleim hörte mich aufmerkſam an. Dann begann er zu
ſchreiben. Meine Parlamentsſchilderungen laſen ſich aus ſeiner
Feder ſpannender als ein Boxmatſch über 15 Runden mit knockout
und Tiefſchlag. Unübertroffen geradezu waren ſeine
Abhand=
lungen, wenn er die Geheimgänge ſeeliſcher Verwirrung und
Verwilderung erforſchte. Der nüchternſte Tatbeſtand glich einem
Kriminalroman im letzten Kapitel. Die Geſtalten der
Böſewich=
ter wuchſen unter ſeiner Feder zu ſtiller Größe und ihre Taten
zu einer Anklage gegen alle, die dieſe Armen ſchuldig werden
ließen. Seiner Verteidigung war kein Staatsanwalt gewachſen.
Als er ſeinen 50. Geburtstag feierte, wagte ich einen
Vor=
ſtoß. „Es iſt zwecklos” meinte er. „Sie werden niemals erſte
Garnitur werden. Ein Zeitungsſchreiber ihrer Art iſt ein Menſch,
der ſeinen Beruf verfehlt hat. Sie wollen nur immer Schlachten
ſchlagen. Aber unſere Zeit verlangt die Demut.‟ Dann wurde
ſeine Stimme weich und vertraulich. Sie iſt hart, dieſe Zeit”,
fuhr er fort. „Man muß ſich anpaſſen können, einfühlen und mit
ihr gehen. Sie wollen ſie formen. Aber Sie werden zerbrechen.”
„Oder ſiegen”, gab ich zurück und war damit für Zuckerleim
endgültig erledigt.
Als die Sturmfahnen, der braunen Bataillone über alle
Straßen wehten, wurde aus Zuckerleims demutsvollem Jammern
ein Schrei ſchmerzlicher Entrüſtung. Damals erſt erkannte ich,
weshalb man ihn die ſchluchzende Schweſter genannt hatte. „Ich
verſtehe die Welt nicht mehr”, bemerkte er bitter. Dann verließ
er die Stube und räumte mir ſeinen Platz ein. Er ging
frei=
willger als ich gedacht hatte.
Geſehen habe ich ihn ſeitdem nicht wieder. Eines Tages
er=
fuhr ich, daß er nun doch wieder einen Beruf entdeckt habe. Er
ſei jetzt Hilfsbremſer am Rollwagen einer durch Europa
ziehen=
den Zirkustruppe.
Winkerhilfswerk
des deutſchen Volkes 1933/34.
Der Kampf gegen Hunger und Kälte gehl weiter!
Pfundſammlung im Monak Februgk.
E Die ſeitherigen Pfundſammlungen haben dem
Winterhilfs=
werk große Dienſte geleiſtet. Die Gaben wurden auch von den
notleidenden Volksgenoſſen als eine große Hilfe in ihrem ſchweren
Lebenskampf empfunden und dankbar entgegengenommen. Die
Einrichtung der Pfundſammlung hat ſich aber auch bewährt, weil
einerſeits mit den Spenden den Hilfsbedürftigen außer den
üb=
lichen Zuweiſungen aus dem Winterhilfswerk merklich geholfen
werden kann und andererſeits dadurch den Gebern keine große
Belaſtung entſteht. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Hausfrauen
die Koſten für einige Pfund Lebensmittel bei rationeller
Wirt=
ſchaftsführung ohne eine empfindliche Mehrbelaſtung ihrer
Haus=
haltskaſſe aufbringen können.
Die nächſte Pfundſammlung wird in Darmſtadt am
Mittwoch, den 14., und Donnerstag, den 15. Februar 1934,
durchgeführt. Damit ſich dieſe Sammlung raſch und reibungslos
abwickelt und um den Sammlern und Sammlerinnen das
Ein=
ſammeln der Spenden zu erleichtern und bei der Sammlung alle
Haushaltungen zu erfaſſen, werden in der Zeit von Mittwoch, den
7., bis einſchließlich Samstag, den 10. Februar 1934, in ſämtlichen
Haushaltungen Liſten zur namentlichen Eintragung der Spenden
vorgelegt. Auf Grund dieſer Liſten werden die gezeichneten
Spen=
den am 12. und 13. Februar 1934 eingeſammelt.
Sämtliche Volksgenoſſen, die opfern können, werden dringend
gebeten, ſich auch an dieſer Pfundſammlung umfangreich zu
beteiligen, damit unſeren notleidenden Brüdern. Schweſtern und
Kindern weiter geholfen werden kann.
Es muß auch bei dieſer Sammlung zum Ausdruck kommen,
daß im Dritten Reich, im Reiche Adolf Hitlers, es eine
Volksge=
meinſchaft gibt, die ſich ſelbſt helfen will mit dem endgültigen
Ziel auf Beſeitigung der öffentlichen Almoſen.
In unſerer Volksgemeinſchaft darf es nur einen Grundſatz
geben:
„Alle für Einen, Einer für Alle!”
Beamkenverſehung und Wohnungskündigung.
p. Es erſcheint unter den gegenwärtigen Verhältniſſen
an=
gezeigt, dieſe Fragen an Hand der geſetzlichen Beſtimmungen
einer Beſprechung zu unterziehen.
8 570 BGB. gibt Militärperſonen, Beamten, Geiſtlichen und
Lehrern an öffentlichen Unterrichtsanſtalten im Falle der
Ver=
ſetzung nach einem anderen Orte ein vorzeitiges Kündigungsrecht
hinſichtlich der Räume, die ſie für ſich oder ihre Familie am
bis=
herigen Wohnorte (Garniſonsorte) gemietet haben. Die
Kün=
digung kann nur für den erſten Termin erfolgen,
für den ſie zuläſſig iſt.
Es muß ſich immer um eine Verlegung des Wohn= und
Amtsſitzes nach einem anderen Orte auf Grund einer von den
ſtaatlichen Organen im dienſtlichen Intereſſe verfügten Maßregel
handeln gleichgültig, ob die Verſetzung auf Wunſch oder gegen
den Willen des Beamten erfolgt, ob eine Berufung in ein
an=
deres Amt oder eine Strafverſetzung in Frage iſt. Der Fall der
Penſionierung ſcheidet ganz aus, eine ausdehnende Auslegung
des Geſetzes iſt unſtatthaft.
Sehr wichtig iſt, daß die Beſtimmung keinen zwingenden
Charakter trägt. Deshalb wurde in ſchriftlichen Mietverträgen
ſeither die Anwendung des 8 570 ausgeſchloſſen. Der Mieter
wird hier um ſo mehr vorſichtig verfahren werden müſſen, als
neuerdings Umzugsgelder ſeitens der ſtaatlichen Organe entweder
gar nicht oder doch nur in beſchränktem Umfange gewährt werden.
Einen völlig anderen Tatbeſtand hat das neue
Geſetz vom 7. April 1933, in Kraft ſeit 24. April 1933.
Wer nach den Vorſchriften des Geſetzes zur Wiederherſtellung
des Berufsbeamtentums ſeine Bezüge ganz oder teilweiſe
ver=
liert, kann das Mietverhältnis unter Einhaltung der geſetzlichen
Friſt kündigen. Die Kündigung muß auch hier für den erſten
zuläſſigen Termin bewirkt werden. Aber wohl zu bemerken iſt,
daß hier entgegenſtehende Vereinbarungen mit
dem Vermieter rechtsunwirkſam ſind.
Der Vermieter kann gegen die Kündigung binnen zwei
Wochen bei dem Amtsgericht, in deſſen Bezirk die Mieträume
liegen, Widerſpruch anbringen. Nach Anhörung beider Teile,
die ihre tatſächlichen Behauptungen glaubhaft zu machen haben,
wird das Amtsgericht entſcheiden. Es wird die Unwirkſamkeit
der Kündigung ausſprechen, wenn dem Mjeter unter
Berückſich=
tigung der Verhältniſſe beider Teile die Fortſetzung des
Miet=
verhältniſſes zugemutet werden kann. Die Entſcheidung erfolgt
durch Beſchluß (nicht Urteil). Gegen denſelben haben beide Teile
das Recht der ſofortigen Beſchwerde. Das angegangene
Be=
ſchwerdegericht entſcheidet endgültig.
Seite 6 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 6. Februar 1934
Buktns4
Schnee=Sonnkag.
Von dieſem herrlichen Sonntag wußte man nach Wetter= und
Schneemeldungen ſchon vorher, daß er keine Enttäuſchung
bringen werde. So konnte man ſich auf ihn vorbereiten: den
Rodel bereitſtellen, die Skier wachſen und bügeln, die dickſten
Wollſtrümpfe und Handſchuhe hervorſuchen, die Lederſtiefel mit
Tran und Fett geſchmeidig machen und den Ruckſack packen. Den
Tag wollte man ausnutzen!“
Als der Tag, wie prophezeit, in kalter Bläue heraufzog, da
drängten ſich um die Autobuſſe, die in die Berge fuhren, die
Scharen der mit Spitzbrettern bewehrten Sportler. Und
draußen und droben ging es erſt richtig los. Schnee hatte es
genug, und die Sonne blieb den über Berg und Tal
Schweifen=
den den ganzen Tag treu. Um die Mittagszeit wärmte ſie in
einem Waldwinkel ſogar richtig die zum kalten Imbiß
Ver=
ſammelten.
Rings um die Stadt beſahen ſich die älteren und
geruh=
ſamen Bürgerfamilien auch einmal die Winterlandſchaft in der
Nachmittagsſonne. Kein noch ſo kleiner Winkel in Stadt und
Land, der heute nicht von fröhlich lärmender Jugend als
„Rodelbahn” benutzt worden wäre. Der Kaffee nach der
Heim=
kehr in der geheizten Stube ſchmeckte dann um ſo beſſer.
Spät am Abend kamen die Sportler zurück. Mit hellen Augen,
durchgekühlt und ausgelüftet. Erzählten von der Herrlichkeit
des Winterparadieſes, von ſtolzen Schwüngen durch den
pulprigen Schnee, in den dieſer oder jene ſich ein unfreiwilliges
Bett gemacht, hatte mancher auch einen Riß oder eine Beule
vor=
zuzeigen. — Alle aber glühten vor Freude über dieſen
einzig=
artigen Schnee=Sonntag!”
Reichsverband Deutſcher Baumeiſter.
Ortsgruppe Darmſtadt. — Vortragsabend.
Der Vortragende, Oberrechnungsrat Kolb, hatte ſich das
im Zeichen unſeres nationalen Neuaufbaues ſehr aktuelle Thema
„Baudenkmäler und Denkmalpflege” geſtellt.
Aus=
gehend von dem auf dem vorjährigen Parteitag in Nürnberg von
unſerem genialen Führer aufgeſtellten Fundamentalgrundſatz, daß
nur Raſſenvölker, die ſich art= und blutmäßig rein halten, befähigt
ſind, die aus ihren Lebensbedingungen und Bedürfniſſen
heraus=
wachſende Kultur zu entwickeln und ſchöpferiſch darin tätig zu
ſein, zeigte der Vortragende an Hand von Beiſpielen, wie
wich=
tig dieſer Grundſatz für den Neuaufbau unſerer deutſchen Kultur
iſt. Die hochentwickelte Kultur der aus dem Norden nach
Grie=
chenland eingewanderten Raſſe der Hellenen, die Kultur der
Aegypter und Römer müſſen Staunen und Bewunderung
hervor=
rufen. Sehr anſchaulich zeigte er aber auch an Hand von
Bei=
ſpielen, wie durch die Vermiſchung mit anderen Raſſen, der
Un=
tergang eines Volkes, und damit deren Kultur, zwangsläufig
her=
beigeführt wird. Auch die deutſche Kultur ſei um die Mitte des
19. Jahrhunderts durch den vordringenden Einfluß einer
artfrem=
den Raſſe in Politik, Wirtſchaft und Dichtkunſt, ja ſelbſt in der
Rechtſprechung, immer mehr in Verfall geraten. Das beweiſe
am beſten die auf den reinen Profit, das Unvermögen oder die
Protzenhaftigkeit abgeſtellten Bauwerke unſerer jüngſt
vergan=
genen Zeit. Sehr anſchaulich wirkten die Lichtbilder, die der
Vortragende ſorgfältig zuſammengeſtellt nach dieſen
kulturge=
ſchichtlichen Betrachtungen dem geſpannten Zuhörerkreis zeigen
konnte. Er zeigte zunächſt den noch auf deutſchem Boden
ſtehen=
den römiſchen Profanbau, die Porta Nigra in Trier, um dann
auf die gegen Ende des 8. Jahrhunderts, unter der Herrſchaft der
Karolinger, entſtandenen erſten Gotteshäuſer germaniſcher
Kul=
tur überzuleiten. Von der einfachſten Dorfkirche bis zum großen
Münſter zeigte der Vortragende die Entwicklung rein deutſcher
Kultur und Kunſt, von der romaniſchen Baukunſt beginnend. bis
in die neueſte, für Darmſtadt die Mollerſche, Zeit hinein.
Da=
zwiſchen wechſelten hübſche und architektoniſch ſehr wertvolle
Bil=
der unſerer engeren und weiteren Heimat ab. Es ſeien hier nur
die hübſchen Holzfachwerkbauten und charakteriſtiſchen Torbogen
aus Oberheſſen, die maleriſchen Anlagen von Heuſenſtamm,
Drei=
eichenhain und Seligenſtadt, neben den Domen zu Mainz und
Worms genannt. Alles lebendige Zeugen ihrer Zeit und
Kul=
tur und Beiſpiele meiſterlicher Geſtaltungskunſt für den neu ſich
regenden deutſchen Kulturwillen.
Für die Zuhörer dankte der Landesverbandsvorſitzende,
Bau=
amtmann Koch, und gab unter „Mitteilungen” bekannt, daß die
Reichsregierung die Baumeiſterverordnung bei den
Uebergangs=
beſtimmungen geändert hat. Die 40=Jahresgrenze wurde auf
35 Jahre zurückgeſetzt, und zwar für die Frontkämpfer=Generation
und den Wegbereitern des Dritten Reiches, als Angehörige der
politiſchen Organiſation der NSDAP. und deren SA., SS., HJ.
und Stahlhelm, jedoch haben nur diejenigen Angehörigen eines
der anerkannten nationalen Verbände Anſpruch auf bevorzugte
Behandlung, die mindeſtens 1 Jahr im vaterländiſchen Dienſte
tätig gewcſen ſind und dadurch in ihrer Ausbildung in
erheb=
lichem Maße behindert wurden. Die bezeichneten zeitlichen
Vor=
ausſetzungen müſſen am 1. April 1933 erfüllt geweſen ſein.
(Näheres im Reichsgeſetzblatt, Teil I. vom 19 Hartung 1934,
Nr. 5.) Weiter gab er bekannt, daß nunmehr über 50 Kollegen
zu „Baumeiſtern”, ernannt ſeien und gratulierte den Herren
Kol=
legen Kolb und Engel zur Ernennung zum Baumeiſter in dieſer
Woche.
Kameradſchaftsabend
der Mokorenfabrik Darmſtadi A.-G.
Im Konkordiaſaal fand ein Kameradſchaftsabend der
geſam=
ten Belegſchaft der Motorenfabrik ſtatt. Träger der
Veranſtal=
tung war die Zelle „Modaag‟ Gefördert wurde der Abend von
der Kreisleitung der Deutſchen Arbeitsfront Darmſtadt.
Pünkt=
lich um 20 Uhr begann mit dem Badenweiler Marſch, geſpielt
von der Werkskapelle, die Veranſtaltung. Zellenwart Pg.
Kum=
mer begrüßte alle Anweſenden, beſonders die Vertreter der
Kreisbetriebszellenleitung. Pgg. v. Oelhafen, Adorf und
Betriebs=
führer Direktor May. Er gab vor allem ſeiner Freude
Aus=
druck, daß alle Werksangehörigen, vom Arbeiter bis zum Führer
des Betriebes, ſich mit ihren Familienangehörigen eingefunden
hatten. Ein Zeichen, daß der Kameradſchaftsgeiſt und die
Ge=
meinſchaftsarbeit in unſerem Betriebe gute Fortſchritte gemacht
haben. Er dankte allen denen, die ihn unterſtützten, den Geiſt
des Führers Adolf Hitler in den Betrieb hineinzutragen.
Betriebsführer Direktor May führte zu Beginn ſeiner
An=
ſprache aus, daß er heute der Eingeladene iſt. Dafür, daß der
Gemeinſchaftsgeiſt (Kraft durch Freude) ſo ſchnell in ſeinem
Be=
trieb Einzug gehalten hat, danke er allen denen, die an dieſem
Schaffen Anteil hatten, und verſprach, die Gemeinſchaftsarbeit in
ſeinem Betrieb und auch außerhalb desſelben zu fördern und zu
unterſtützen.
Der Vertreter der Kreisbetriebszellenleitung, Pg. v.
Oel=
hafen, ein Redner, dem der Nationalſozialismus in Fleiſch
und Blut übergegangen iſt, ſchilderte die Ereigniſſe des letzten
Jahres und führte dabei aus, daß das Geſetz zum Schutze der
nationalen Arbeit ein Geſchenk des Führers ſei, als Dank an das
deutſche Volk, das ſich am 12. November v. J. faſt reſtlos in die
Gefolgſchaft des Führers eingereiht hat. Mit einem begeiſterten
Sieg=Heil auf unſeren Führer Adolf Hitler, der dem deutſchen
Volke wieder Glaube und Freude gab, ſchloß er ſeine
Ausfüh=
rungen.
Die Mitwirkenden des Programms, ſämtlich
Betriebsange=
hörige, haben den Beweis erbracht, daß gute Kräfte in unſerem
Betrieb vorhanden ſind. Sie haben auch einen großen Anteil
am Gelingen des erſten Kameradſchaftsabends. Die
Darbietun=
gen begeiſterten alle Anweſenden, und der Erfolg war der Lohn
für die Veranſtalter.
— Nachklänge zum V.D.A.=Feſt. Ueber das erfreuliche
Er=
gebnis wird demnächſt näheres bekanntgemacht. Gewinne der
Tombola werden Dienstag, den 6. Februar, von 10—12 Uhr, im
Gartenſaal des Saalbaues ausgegeben. Vermißt wird eine echte
Bauernweſte in roter Farbe, ein Prunkſtück eines armen
ober=
heſſiſchen Bauern, dem die Leihgabe für das Feſt unbedingt
wie=
der beſchafft werden muß. Der „Faſching für Große und
Kleine”, der eine Wiederholung der „deutſchen Tänze in aller
Welt” bringt, beginnt im Saalbau, am Sonntag, den 11. Febr.,
um 15 Uhr.
Ausſtellung „Geſunde Frau-Geſundes Volk”
Die Ausſtellung in der Kunſthalle hat ihre Pforten geſchloſſen.
In den Nachmittagsſtunden des letzten Sonntags ſetzte ein ziemlich
reger Zuſtrom von Beſuchern ein, darunter ſind in letzter Minute
noch einige Frauenvereine von außerhalb gekommen, die ſich dieſe
Gelegenheit nicht entgehen laſſen wollten. Die idealen Ziele,
welche die Ausſtellung verfolgt zur Förderung und Hebung der
Geſundheitsfragen, ſind nicht einzig und allein auf die Ausſtellung
zurückzuführen, ſondern auch durch das geſprochene lebendige Wort
in Vorträgen und Führungen der hieſigen Aerzteſchaft, ſowie durch
Sonderdarbietungen, welche hier in den verſchiedenen Syſtemen
von hieſigen Schulen der Gymnaſtik für Frau und Kind, gezeigt
wurden. Auch auf die Djät=Kochvorträge ſei hingewieſen. Eine
ſolche Variation von dieſem Spezialgebiet der Diät wird nicht
gleich wieder Gelegenheit ſein, zu beſuchen. Auch das aufklärende
Wort und die vielen Notizen, welche die Einwohner von
Darm=
ſtadt und Umgebung durch die Preſſe über die jeweils wichtigen
Gebiete erhielten, ſei hier beſonders erwähnt. Auch der
Stadt=
verwaltung (Verkehrsamt) ſowie dem Kunſtverein für Heſſen, der
die Räume zur Verfügung ſtellte, gebührt Anerkennung über das
Zuſtandekommen dieſer zeitgemäßen Schau in unſerer Stadt. Der
Beſuch war ein recht zufriedenſtellender; ſomit iſt ein Zeugnis
ab=
gelegt, daß die Bevölkerung unſerer Stadt Wiſſensdurſt und
Auf=
nahmefähigkeit der Hygiene bekundet, und es iſt geplant, für eine
ſpätere Zeit (vielleicht 1935) eine größere Ausſtellung mit dem
Deutſchen Hygiene=Muſeum, Dresden, auf dem Gebiet der
Geſund=
heitspflege zu veranſtalten, ſo ähnlich, wie ſich noch viele
Darm=
ſtädter erinnern können, welche im Schloß 1912 unter dem Namen
„Der Menſch” gezeigt wurde, und damals ein überwältigendes
Intereſſe in allen Kreiſen fand, und von weither brachten extra
eingelegte Sonderzüge Beſucher herbei.
Die Frage der Verlängerung der Ausſtellung über den 4 Febr.
hinaus tauchte, öfters auf. Dieſem Wunſch konnte jedoch nicht
nachgekommen werden, da dieſelbe für einige Städte im Rheinland
zu feſtgeſetzten Terminen gezeigt werden ſoll, um dort ihr
Auf=
klärungswerk an unſerem Volke fortzuſetzen.
Geſtern fanden die letzten gymnaſtiſchen Vorführungen ſtatt
unter dem Thema „Gymnaſtik — tänzeriſche Gymnaſtik” unter
Leitung von Frl. Aenne Schellhaas und Frl. Herta=Luiſe
Beck, dipl. Gymnaſtiklehrerinnen der Lehre Laban. Die
Red=
nerin führte u. a. aus, daß reine Gymnaſtik nur eine phyſiſche
An=
gelegenheit iſt, die den Zweck hat, körperliche Schäden, wie
Hal=
tungsfehler uſw., zu beſeitigen; es ſind Uebungen, den Körper
zu ſpannen, zu lockern, geſchmeidig und widerſtandsfähig zu machen.
Während bei ihr nur der Körper bewegt wird, wird bei der
tän=
zeriſchen Bewegungslehre auch der Geiſt angeregt. Die tänzeriſche
Bewegungsform iſt feiner, komplizierter, vielſeitiger und
aus=
drucksvoll. Bei geſteigertem Können iſt die Seele der Antrieb,
durch den das Inſtrument Körper bewegt wird, um ihre
Schwin=
gungen zum Ausdruck zu bringen. Schon bei den Indern wurde
der Tanz beſonders gepflegt und beſonders für den Tempeltanz
ausgebildet. Es liegt ja Jahrtauſende zurück, wo man bei dieſen
Völkern, Ausdruck und Gebärde eine beſondere Sprache der
Schön=
heit, Poeſie, auch zur Geſunderhaltung des Körpers mit dient und
ſpricht. In der neueren Zeit wurden verſchiedene Syſteme von
Gymnaſtik und Tanz gelehrt. Dieſe Kombination von Gymnaſtik
und Tanz zuſammen hat die Schule Laban erkannt und danach
ihr Syſtem aufgebaut. Gymnaſtik und Tanz ſind zwei getrennte
Gebiete, und jedes für ſich erfordert ein eigenes Können. In der
Kombination zuſammen, durch Muſik unterſtützt erhöht die
In=
ſpiration und damit die Beweglichkeit, die durchgreifend iſt von
dem Fuß bis zu den Fingerſpitzen. Jedes Mädchen, das in den
jungen Jahren Freude am Tanz hat und ſpäter als Hausfrau
weniger Gelegenheit hat, ſollte, durch die Hausarbeiten ungleich
beanſprucht, als Ausgleich ſich dieſem Syſtem widmen, weil ſie das
darin findet, was ihr unbewußt liegt, denn die Bewegungslehre
Laban fördert Körper und Geiſt. Die Vorführungen entſprachen
vollkommen den Anſprüchen der Zuſchauer; nicht nur vormittags,
ſondern auch bei der Nachmittags=Darbietung ernteten die
Lehr=
kräfte reichen Beifall, und es muß dankenswert anerkannt werden,
daß eine Wiederholung ſtattgefunden hat. Während die Schüler
noch etwas laienhaft, aber ſchon mit gut durchgebildetem Körper
die gymnaſtiſchen und tänzeriſchen Uebungen vorführten, zeigten
die beiden Lehrkräfte zwei ausdrucksvolle künſtleriſche Etuden. Es
iſt nicht zuviel geſagt, daß das Können der beiden Damen noch
künſtleriſch ſich ſteigern wird und jetzt ſchon auf ihre
außerordent=
liche Begabung die Aufmerkſamkeit hinlenken kann.
Geſtern ſprach zum dritten Male vor überfülltem Saale über
das Thema „Die Blutungen der Frau” Herr Frauenarzt Dr. med.
Schimmel. Wie wichtig und lehrreich dieſes Gebiet für die
Frau iſt, hat dieſer ſtarke Zuſpruch zum dritten Male bewieſen,
denn das Wiſſen der Frau über dieſe wichtigen Vorgänge iſt im
allgemeinen lückenhaft und von irrtümlichen Anſchauungen
durch=
ſetzt. Wenn auch heutzutage eine gewiſſe biologiſche Vorbildung
bereits in der Schule erfolgt, ſo iſt doch eine ſpätere Erweiterung
und Erneuerung dieſer Kenntniſſe durch derartige Vorträge
be=
ſonders zu begrüßen. Da es vielfach die allereinfachſten
hygieni=
ſchen Verhaltungsmaßeregeln ſind, gegen welche die Frauen
ver=
ſtoßen, ſo iſt es dringend wünſchenswert, daß ſie wenigſtens
dar=
über eine Aufklärung erhalten, denn Vorbeugen iſt auch in dieſem
Falle einfacher als Heilen. Auch dieſe Vorträge ſind ganz im
Sinne unſeres Führers, denn Aufklärung tut not. und ſomit
be=
ſtätigt ſich dann der Lehrſatz: „Geſunde Frau — Geſundes Volk”.
Diät als Heilfaktor”. In vielen verſchiedenen Vorträgen
hat Frau Pgn. Liſi Paupié auf dieſem Gebiet Vorträge
gehal=
ten während der Ausſtellungszeit. In ihrem letzten geſtrigen
Vor=
trag wies die Rednerin nochmals in kurz geſtreifter Form auf die
einzelnen Gebiete hin. Weit über die Grenzen der Stadt hinaus
wurde das Wiſſen mitgenommen von mancher Beſucherin, welche
unverhofft an ſolchen Vorträgen teilgenommen hat. Somit war
es ein ſegensreiches Wirken als Aufklärungsarbeit. Geſunde Koſt
gibt kräftige Menſchen; „richtig angewandte Koſt hilft kranken
Menſchen zur Geneſung.
Zührerkagung der Hikler=Jugend
in der Okto=Berndk=Halle.
In der Otto=Berndt=Halle der Techniſchen Hochſchule,
Darm=
ſtadt, fand in Anweſenheit des Gebietsführers Kxamer und
des Oberbannführers Bloch am Sonntag, den 4. Februar eine
eindrucksvolle Tagung der Hitler=Jugend= und Jungvolk=Führer
des Bannes 115 ſtatt.
Die Tagung wurde eingeleitet mit einem Einmarſch der
Hit=
ler=Jugend= und Jungvolk=Fahnen und =Wimpel unter den
Klängen des Präſentiermarſches und einem Treuegelöbnis der
verſammelten 1050 Führer der vor wenigen Tagen in Potsdam
geweihten Bannfahne.
Gebietsführer Kramer führte in einer längeren Anſprache
aus, daß die nationalſozialiſtiſche Revoulution noch nicht beendet,
und daß es das Streben der Jugend ſei, von dem Willen des
Führers auch nicht einen Schritt abzugehen. Die Jugend iſt der
Garant der nationalſozialiſtiſchen Revolution, daher auch das
To=
ben gewiſſer monarchiſtiſcher und konfeſſioneller Kreiſe bei der
Ein=
gliederung der Jugendbünde in die Hitler=Jugend. Wir wollen
nicht die geſamte Jugend, um unſere Zahl zu vergrößern und uns
an Zahlen zu berauſchen, ſondern wir wollen ſie, weil wir wiſſen,
daß es für den Beſtand unſeres Volkes und unerläßlich notwendig
iſt, daß jeder deutſche Junge durch unſere Reihen hindurchgeht.
Weiter zeichnete der Gebietsführer den Weg vor der im neuen
Jahr für die körperliche, geiſtige und kulturelle Schulung der
Hit=
ler=Jugend beſchritten werden wird.
Der Jungvolkgebietsführer Jung ſchilderte das Verhältnis
des Jungvolks zur Hitler=Jugend und betonte, daß es die Aufgabe
des Jungvolks ſei, aus den Jungen zünftige Kerle zu machen,
die dann in der Hitler=Jugend ihre weitere Ausbildung
be=
kommen.
Vor den Referaten der einzelnen Sachbearbeiter des Bannes
115 ergriff Oberbannführer Bloch das Wort. Er legte dar, daß
die Führer der Hitler=Jugend und des Jungvolks ganz beſondere
Pflichten übernommen und zu tragen haben. Es gelte nicht nur,
Führer zu heißen, ſondern vor allem auch Führer zu ſein. Ihre
Aufgabe würden ſie nur dann reſtlos erfüllt haben, wenn ſie ſelbſt
ganze Kerle ſeien und täglich und ſtündlich zu gleicher
Einſatz=
bereitſchaft. Hingabe und Opfermut beſeelt ſind wie die 21
gefal=
lenen Kameraden.
Die Tagung, die mit Liedern. Sprechchören und
Vortragsdar=
bietungen der Singſchar des Bannes 115 würdig umrahmt war,
ſchloß mit dem Lied der Hitler=Jugend
„Unſere Fahnen flattern uns voran!”.
Da heißt es beſonders auf die Zähne
Sie Teuchen viel? achten, damit ſie nicht ihr ſchönes,
weißes Ausſehen verlieren. Machen
Sie es, wie ſo viele andere Raucher auch: Pflegen Sie Ihre Zähne
regelmäßig abends und morgens mit Chlorodont — dann kann den
Tabak Ihren Zähnen nichts anhaben. Mit Chlorodont läßt ſich leicht
der gelbe Belag beſeitigen, der ſich durch ſtarkes Rauchen auf den Zähnen
bildet. Vor allem aber erfriſcht Chlorodont den Mund durch ſeinens
kräftigen Pfefferminzgeſchmack. Stets bleibt Ihr Atem friſch und rein!
— Markusgemeinde. Unſer Familien=Abend iſt Sonntag,
11. Februar, abends im Gemeindehaus. Er wird mit reichen
Darbietungen muſikaliſcher und deklamatoriſcher Art ausgeſtattet
werden durch gütige Mitwirkung der geſchätzten Opernſängerin
Frau Kuhn=Liebel, ſowie des bewährten Haustrios und beſter
deklamatoriſcher Kräfte. Auch die Mädchenvereinigung wird ſich
beteiligen. Pfarrer Vogel will erzählen „von einer ſtill
gewor=
denen Straße‟. Nach der Tee=Pauſe ſollen einige freundlich
ge=
ſtiftete Gewinne verloſt werden zum Beſten der Gemeindehilfe.
Man ſichere ſich frühzeitig im Laufe dieſer Woche einen Platz
durch Löſung einer Teekarte bei Frau Luſt, Soderſtraße 55, oder
bei dem Hausmeiſter des Gemeindehauſes. Kiesſtraße 17.
El. Unfälle beim Rodeln. Ein 37jähriger Mann hat am
Sonn=
tag beim Rodeln in der Nähe des Heiligkreuz den rechten
Unter=
ſchenkel gebrochen. Er wurde von der Sanitätswache des Roten
Kreuzes abtransportiert. Ebenſo ein 16jähriger Burſche, der beim
Rodeln auf der Marienhöhe einen Bruch des linken Fußknöchels
erlitten hatte.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortei. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechisverbindlichlelt.
G. W.. Reinheim. Die Frage erſcheint nicht unzweifelhaft.
Um eine Auslegung des Geſetzgebers (hier der Inhaberin des
Regals) hinſichtlich der Rundfunkordnung zu erhalten, möchte ſich
eine Anfrage beim Reichspoſtminiſterium zunächſt und vor
wei=
teren Schritten empfehlen.
A. L. Die Bedarfsdeckungsſcheine werden nach dem Geſetze
nur an inländiſche Arbeitsloſe abgegeben. Aber Sie könnten
ver=
ſuchen, aus dem Aufkommen an freiwilliger Spende zur
Förde=
rung der nationalen Arbeit eine Beihilfe etwa zu bekommen.
Wenden Sie ſich deshalb an die Deutſche Geſellſchaft für
öffent=
liche Arbeiten, Aktiengeſellſchaft in Berlin, die die Treuhänderin
des Reiches iſt.
Aus der NSDAp.
Kreisleitung Darmſtadt.
Ich verbiete mit ſofortiger Wirkung Eingriffe ſämtlicher
Untergliederungen der PO. in die Arbeitsvermittlung, ſei es
durch Vorſprechen beim Arbeitsamt ſelbſt, ſeinen Nebenſtellen
oder bei den Arbeitgebern.
Die SA.=Führung der Brigade 50 hat ſinngemäße
Anord=
nungen erlaſſen. Es hat ſich herausgeſtellt, daß in vielen Fällen
erheblich durch Stümper Vermittlungen in Arbeit zuſtande
ge=
kommen ſind, die in keiner Weiſe dem Willen des Führers und
den erlaſſenen Vorſchriften entſprechen.
„Ich werde jeden Amtswalter, der dieſer Anordnung
zuwider=
handelt, zur Rechenſchaft ziehen.
Schulungskurſe finden ſtatt:
Dienstag, 6. Februar, abends 8.30 Uhr. Darmſtadt,
O.=G. Mitte. — Donnerstag, 8. Februar, abends 8.30 Uhr,
Kranichſtein. — Freitag, 9. Februar abends
Pfung=
ſtadt. — Samstag, 10 Febr. abends 8.30 Uhr,
Gräfenhau=
ſen. — Es ſpricht der Kreisſchulungsleiter Pg. Borchert.
An=
fang pünktlich 8.30 Uhr. Erſcheinen iſt Pflicht für
Parteigenoſ=
ſen. Gäſte ſind ſo viel wie möglich einzuführen. Lokal iſt dem
Kreisſchulungsleiter jeweils vorher bekanntzugeben.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Gervinus (8).
Sämtliche Amtswalter der NS.=Volkswohlfahrt die Helfer
und Helferinnen der Verbände haben ſich am Dienstag, dem
6. Februar, abends 8 Uhr, in der Peſtalozziſchule einzufinden;
daſelbſt wichtige Beſprechung über die nächſte 1=Pfundſammlung.
— Vogelsberger Höhenclub, Zweigverein Darmſtadt. Eine
wunderſchöne Winterlandſchaft überraſchte die ſtattliche VHC.=
Wanderſchar gelegentlich der letzten Wanderung. Wald und Feld
waren in eine dichte Schneedecke eingehüllt, und der blaue
Him=
mel in herrlichſtem Sonnenſchein verſetzte alle Herzen in
freu=
digſte Stimmung. Die Stimmung war ſchon bei Beginn der
Wanderung eine recht lebhafte und ſteigerte ſich während der
Wanderung mehr und mehr und war am Endziel in Griesheim
eine überaus frohe und muntere. Die Wanderung begann an
der Eſchollbrücker Straße, führte durch die Schepp=Allee nach dem
Griesheimer Haus und weiter nach Eſchollbrücken. Nach
erfolg=
ter Frühſtücksraſt erfolgte der Weitermarſch nach dem Endziel
Griesheim, wo man noch einige recht vergnügte Stunden mit
der beſtens befreundeten Ortsgruppe des Odenwaldklubs daſelbſt
verbrachte, Beſondere Erwähnung gebührt VHC.=Bruder Decker,
welcher einen ſehr intereſſanten und ausführlichen Bericht über
das Griesheimer Haus und ſeine Spukgeſchichten von Johs.
Schwerzel und Genoſſen brachte. Der überaus reiche Beifall
be=
ſtätigte den guten Ausklang. Die Führer, VHC.=Brüder Decker
und E. Schneider, hatten die Wanderung gut vorbereitet und
beſtens durchgeführt. Der Dank wurde ihnen von VHC.=Bruder
Erb in gebührendem Maße zuteil, ebenſo wurde dem
Odenwald=
klub für ſein Erſcheinen herzlicher Dank geſagt. Die Jugend
nahm regen Anteil an der Wanderung und kam auch wieder zu
ihrem Recht.
Vereins= und lokale Veranſkallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Hausfrauenbund. In Gemeinſchaft mit der NS.=
Frauenſchaft findet am 8. Februar, abends 8 Uhr, im Saalbau,
ein Vortrag ſtatt: „Wie muß die deutſche Frau als Urquelle
des deutſchen Volkes charakterlich und körperlich ſich ſtählen!”
Redner Dr. med. Ende. Kommiſſar der Aerztlichen
Spitzenver=
bände Heſſens. Anſchließend: 1. Orthopädiſche Gymnaſtik=
Vor=
führungen, 2. Gymnaſtik und Tanz im Leben des Kindes.
Kar=
ten 20 Pfg., in der Geſchäftsſtelle, in den Sprechſtunden, und
abends an der Kaſſe.
Der Liedertafel=Maskenball, Faſtnacht=Samstag,
den 10. Februar, im Städt. Saalbau, führt ſeine Gäſte in
dieſem Jahr in den Zauberwald. Wer möchte da nicht mit
ins märchenhafte, unbekannte Land? Unter Palmen und
Zypreſ=
ſen wandeln, die bevölkert ſind von herrlichen exotiſchen Vögeln
und Getier. Matthias Weber wird im großen Saal mit zwei
Tanzkapellen ununterbrochen ſeine Gäſte in Bewegung halten. In
den Nebenräumen iſt bei Kaffee Gelegenheit zu gemächlichem
Ausruhen. Sektlauben werden zum Genuß eines köſtlichen
leben=
ſpendenden Trunkes einladen und auch hier wird man bei
dezen=
ter Muſik Gelegenheit zum Tanz finden. Wer möchte da nicht
mit und fröhlich ſein unter den Fröhlichen?
Kartenvorver=
kauf im Zigarrenhaus Hartſtang, Ludwigsplatz 3.
Verein der Pioniere und Verkehrstruppen,
Darmſtadt und Umgegend. Am Montag, den 12. Februar, abends
8 Uhr, findet in der Woogsturnhalle der nächſte
Kamerad=
ſchaftsabend ſtatt. Die Kameraden werden eingeladen, mit
ihren Familien recht zahlreich zu erſcheinen. Für Unterhaltung
iſt geſorgt.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Wir gehen zu „Bender”: Künſtler=Konzert mit Tanz.
Näheres Inſerat.
Dienstag, 6. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 36 — Seite 7
Abſchied der heſſiſchen Wachtkompagnie.
Oberſt von Keiſer rühmt in ſeiner Abſchiedsanſprache den vorbildlichen Eifer und die kreue Pflichkerfüllung
der heſſiſchen Truppe.
* In die Heimak enklaſſen.
Am Miktwoch Abkransport der 2. Kompagnie
nach Gießen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Am Montag vormittag 11 Uhr fand in der Exerzierhalle
des Berliner Wachtregiments die Verabſchiedung der 2.
Kom=
pagnie des 15. Heſſ. Inf.=Regts. ſtatt.
Ende Oktober war die Kompagnie mit klingendem Spiel in
Berlin eingezogen. Ihre dreimonatige Tätigkeit in Berlin iſt
um. Am Mittwoch mittag wird ſie die Reichshauptſtadt wieder
verlaſſen.
Sie hat viel Mühe und viel Arbeit gehabt, hat von Berlin
aus ihr Gefechtsſchießen auf dem Exerzierplatz Döberitz
abſol=
viert, hat ſehr oft die Wache vor dem Reichspräſidentenpalais
gehabt, hat ihre Poſten vor dem Reichsehrenmal Unter den
Lin=
den aufmarſchieren laſſen, hat als Ehrenkompagnie bei der
letz=
ten Kyffhäuſertagung und beim Reit= und Fahrturnier
mitge=
wirkt, hat ſich aber auch recht fleißig in Berlin und ſeiner
Um=
gegend umgeſehen. Sämtliche Muſeen wurden beſucht, ebenſo
zahlreiche Theater. Am letzten Sonntag fand noch ein
gemein=
ſamer Ausflug nach Potsdam ſtatt, der der Beſichtigung der
Schlöſſer und hiſtoriſchen Stätten dieſer alten preußiſchen
Garni=
ſonsſtadt galt.
Jeder einzelne der jungen feldgrauen Heſſen kann die
ſchön=
ſten Erinnerungen an ſeine Berliner Zeit mit nach Gießen, mit
in die Heimat nehmen.
Oberſt von Kaiſer, der Chef des Berliner Wachtregiments,
früher ſelbſt einmal Kompagnieführer in Gießen, rühmte in
ſei=
ner Abſchiedsanſprache an die Offiziere und Mannſchaften der
Kompagnie den vorbildlichen Eifer und die treue
Pflichterfül=
lung, die die Kompagnie in Berlin entfaltet hatte, und die es
ihm leicht machte, ſie in den letzten drei Monaten auch mit den
ſchwierigſten Aufgaben zu betrauen. Mit den beſten Wünſchen
entließ er die Heſſen in ihre Heimatgarniſon. Ein dreifaches
Hurra auf den Reichspräſidenten von Hindenburg und den
Füh=
rer des deutſchen Volkes, Adolf Hitler, ſchloß die kurze
Feier=
lichkeit.
Ein Tag iſt noch den jungen Heſſen gegeben, ein Tag noch,
um noch einmal einen Blick in das lichtdurchflutete Berlin zu
werfen. Ein Tag iſt noch vorhanden, um von neuen Freunden
und Bekannten Abſchied zu nehmen und den Torniſter zu packen.
Am Mittwoch vormittag ſteht die Kompagnie auf dem
Kaſernen=
hof abmarſchbereit. Sie wird noch einmal den bekannten Weg
von Moabit her der Siegesallee entlang über den Potsdamer
Platz nehmen und dann zum Anhalter Bahnhof marſchieren, wo
die Verladung und der Abtransport in die Heimatgarniſon
ſtatt=
findet.
Arpheum.
Die Kardoſch-Hänger in Darmſtadk.
* Das luſtige Quartett „Die Kardoſch=Sänger” ſind für
wenige Tage (ſchon morgen iſt ihr letztes Auftreten) in
Darm=
ſtadt eingetroffen und ſtellten ſich geſtern abend zum erſtenmal im
Orpheum vor. Ihnen zuzuhören, iſt ein wahrer Genuß und man
hätte trotz verſchiedener Zugaben gerne nach weitere Lieder
ge=
hört. Die vier Sangeskünſtler verfügen — jeder einzelne
gleicher=
weiſe —, über eine ſelten gute techniſche Stimmenbeherrſchung,
ſo daß ſich im Zuſammenklang ihres vorzüglichen Stimmaterials
ein wundervoll harmoniſcher und wohllautender Geſang ergibt.
Der weiche Geſang und die farbenfrohe Tongeſtaltung der Lieder
ſetzt immer wieder in Erſtaunen und ſichert den Sangesmeiſtern,
deren Leitung Profeſſor Stephan Kardoſch hat, nach jeder
Dar=
bietung herzlich=begeiſterten Beifall. Die fein unterſtreichende
muſikaliſche Begleitung zeugt von vollendeter Beherrſchung des
Flügels. Die Vielſeitigkeit des modernen Geſangsquartetts, das
ſehr viele Rundfunkhörer ſchon kennen, zeigt ſich in der Auswahl
und Reichhaltigkeit der Geſangsſtücke, in der ſich Scpöert= und
Strauß=Lieder, ein italieniſches Lied „La Folletta”, eine ruſſiſche
Weiſe „Die Sonja vom Ural”, Schlagerpotpourris, Humoresken
und viele andere einſchmeichelnde Lieder befinden. Hinzu kommt
noch, neben der geſanglichen Höchſtleiſtung, ein äußerſt neckiſches
und lebendiges Mienen= und Geſteſviel der temperamentvollen
Sänger, wodurch eine erhebliche Wirkungsſteigerung erzielt wird.
Man ſollte ſich dieſes bekannte Quartett anhören — und anſehen,
man wird Stunden reinſter Freude erleben.
Dem Auftreten der Kardoſch=Sänger ging geſtern ein buntes
Programm voraus, deſſen Einzelheiten eine feſche Anſagerin dem
Publikum „ſervierte‟. Die zwei ausgezeichneten „Jockers”
produ=
zierten ſich in ihren originellen Stepptänzen in humoriſtiſcher
Auf=
machung, die Tänzerin Lore Lotter erfreut die Zuſchauer mit
einigen hübſchen Tänzen.
Jagd in Februgr in Heſſen.
(Mitgeteilt vom Heſſ. Jagdklub. E. V., Darmſtadt.)
Vorweg ſei geſagt, daß die Beſtimmungen des neuen
preußi=
ſchen Jagdgeſetzes von den zirka 2000 Mitgliedern des Heſſ
Jagd=
klubs und ſeiner Ortsgruppen Offenbah, Mainz. Gau Worms,
Odenwald, Gießen, Friedberg, Bad Nauheim, Büdingen, Schlitz,
Lauterbach. Weinheim i. B., Frankfurt a. M. und Hanau a. M.
nach all den uns gewordenen Aeußerungen mit großer Begeiſterung
aufgenommen wurden, zumal zu erwarten ſteht, daß für unſere
Gegend wohl die gleichen Vorſchriften in Kürze in Kraft treten. Es
handelt ſich um jagdgeſetzliche Neuerungen, die jeder deutſche
Weidmann dankbarſt begrüßen muß, weil ſie beſeelt ſind von der
lauteren Abſicht der willensſtarken Führer und Beſchirmer der
deutſchen Jägerei in unſerer nationalſozialiſtiſchen Regierung: die
Weidgerechtigkeit Gemeingut aller Jagdausübenden in unſerem
Vaterland werden zu laſſen, unſerem jagdbaren Wild und allen
Geſchöpfen der Natur ein Schutz, ein Hort zu ſein, ohne dabei die
Belange der Land= und Forſtwirtſchaft außer Acht zu laſſen. Weil
ſie durchdrungen ſind von der klaren Erkenntnis, daß die
Aus=
übung der Jagd der Bewirtſchaftung eines hochwichtigen
Volks=
gutes dient, und daß die Jagd nicht mehr als feudaler Sport
an=
zuſehen iſt. Jeder deutſche Jäger, der weidgerecht jagt, im Geſchöpf
den Schöpfer ehrt und von jeher beſtrebt war, in ſeinem Revier
einen angemeſſenen Wildſtand als ein Teil unſeres Volksvermögens
von hohem materiellen und beſonders auch ethiſchen Wert zu
er=
halten, wird überzeugt ſein, daß ſich die neuen jagdgeſetzlichen
Be=
ſtimmungen außerordentlich ſegensreich für die geſamten deutſchen
Freiwildbahnen auswirken müſſen.
Aus Heſſen.
Zweites Winkerhilfskonzerk in Eberſtadi.
F Es war gelungen, als Mitwirkende den Kammerſänger
Johannes Biſchoff und den Opernſänger Heinz Schlüter
vom Heſſiſchen Landestheater, ſowie den Vortragsmeiſter Fredy
Wiener aus Darmſtadt zu gewinnen. Für die Kammerſängerin
Magda Strack und die Opernſängerin Maria Reining, die ihr
Er=
ſcheinen ebenfalls zugeſagt hatten, im letzten Augenblick aber
in=
folge anderweitiger Verpflichtung bzw. Krankheit abſagen
muß=
ten, ſprang Frau Suſanne Horn=Stoll (Darmſtadt) ein. Nach
freundlichen Worten der Begrüßung durch Bürgermeiſter Dr.
Uecker eröffnete Kammerſänger Biſchoff das Konzert mit dem
Geſang der Ballade von C. Loewe: „Archibald Douglas”. Dann
hörte das Publikum Frau Horn=Stoll in der Arie der Agathe aus
der Oper „Der Freiſchütz” von Carl Maria von Weber. Fredy
Wiener rezitierte — als erſtaunlicher Meiſter der Vortragskunſt—
die bekannte Ballade (mit begleitender Muſik) von E. v.
Wilden=
bruch: „Das Hexenlied”. Im zweiten Teil hatte das Publikum
den Genuß, nochmals den Kammerſänger Biſchoff, und zwar in der
Anſprache des Hans Sachs aus der Oper „Die Meiſterſinger von
Nürnberg” zu hören. Frau Horn=Stoll ließ ſich hier zunächſt mit
dem ergreifenden „Heimweh” von Hugo Wolf, dann mit „
Wald=
einſamkeit” und dem „Wiegenlied” beide von Max Reger,
ver=
nehmen, und ſang als Zugaben „Ständchen” und „
Frühlingsſtim=
men” von Johann Strauß. Nach ihr erfreute Opernſänger
Schlü=
ter das Publikum mit den beiden Liedern „Der Schiffer” von Fr.
Schubert und Freiſinn” von Robert Schumann mit dem Erfolg,
daß auch er ſich zu zwei Zugaben herbeilaſſen mußte. Beſchloſſen
wurde das Konzert mit dem von ihm und Frau Horn=Stoll
ge=
ſungenen Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen” (aus der
„Zauberflöte” von Mozart. Elſe Hucke=Stoy erwies ſich auf
dem von der Firma Karl Arnold=Darmſtadt in liebenswürdiger
Weiſe zur Verfügung geſtellten Steinway=Flügel als virtuoſe und
feinfühlige Begleiterin. Das ſtark befriedigte Publikum dankte
den großen Eindruck hinterlaſſenden Künſtlern für das
Dargebo=
tene, das ohne Ausnahme ein hoher Kunſtgenuß war, durch
war=
men und herzlichen Beifall. In Anſehung der Bedeutung, die dem
Konzert durch die Mitwirkung der genannten namhaften Kräfte
zukam und im Hinblick darauf, daß der Ertrag des Abends für das
Winterhilfswerk beſtimmt war, wäre der Veranſtaltung ein
bef=
ſerer Beſuch zu wünſchen geweſen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 5 Febr. Winterhilfe=
Kon=
zert. Die Ortsgruppe der NS. Volkswohlfahrt Nieder=Ramſtadt=
Waſchenbach hatte im Saalbau Fiſcher ein Konzert zum Beſten
der Winterhilfe angeſetzt, das einen überaus guten Beſuch
auf=
zuweiſen hatte, Ortsgruppenwalter Dr. med. Schultheis
be=
grüßte die Erſchienenen und im beſonderen die anweſenden Gäſte,
den Gauführer des Winterhilfswerks, Herrn Bürgermeiſter
Haug=Darmſtadt und den Kreisführer Herrn Hanſel=
Darm=
ſtadt. Mitwirkende waren Opernſängerin Bertha Obholzer,
Opernſänger Heinrich Blaſel, beide vom Heſſ. Landestheater,
Vortragsmeiſter Fredy Wiener=Darmſtadt, die beiden hieſigen
Geſangvereine „Harmonie” und „Eintracht=Freundſchaft” unter
der gemeinſamen Leitung von Herrn J. Kehr=Darmſtadt. Die
Begleitung hatte Kapellmeiſter Heinz Hoeglauer vom Heſſ.
Landestheater übernommen. Der Steinwegflügel war in
uneigen=
nütziger Weiſe von der Firma K. Arnold=Darmſtadt zur
Ver=
fügung geſtellt worden. Hervorzuheben iſt, daß ſich ſämtliche
Kräfte koſtenlos in den Dienſt der Sache geſtellt hatten und
da=
mit der Veranſtaltung zu einem beſonders guten finanziellen
Er=
folg verhalfen. Die Leiſtungen des Abends waren durchweg
glänzend.
— Gundernhauſen, 5. Febr. Im Saale „Zur Krone” fand der
erſte Werbe=Filmabend des Reichsluftſchutzbundes
Stütz=
punkt Gundernhauſen, ſtatt. Der Stützpunktleiter begrüßte die
Verſammlung und dankte für das rege Intereſſe, das die
zahl=
reich Erſchienenen dem Luftſchutzgedanken entgegenbrachten.
Stütz=
punktleiter Pg. Dr. Seidel von der Ortsgruppe Darmſtadt hielt
einen etwa einſtündigen intereſſanten Vortrag über Zweck und
Ziele des Reichsluftſchutzbundes, Bezirksrednerin Pgn. Frau Dr.
Seidel erläuterte an Hand von Lichtbildern die Gefahren, die uns
aus der Luft drohen, und zeigte, wie wir uns richtig vor ihnen
ſchützen. Beide Vorträge dürften die Verſammelten von der
Not=
wendigkeit des Reichsluftſchutzbundes überzeugt haben.
Er Mümling=Grumbach, 5. Febr. Am 1. Februar waren es
200 Jahre, daß die Luſtſche Mühle in den Beſitz der Familie Luſt
überging. Sie hat im Laufe der Zeit manche Veränderungen
er=
fahren und beſteht heute als Sägewerk und Kiſtenfabrik unter der
Führung des Schwiegerſohnes von Herrn Luſt, Herrn Ernſt
Strömann. Am 2. Februar feierte Herr Luſt ſeinen 76.
Geburts=
tag. Aus Anlaß der beiden Gedenktage wurden dem Jubilar
ſei=
tens der Bevölkerung des Dorfes zahlreiche Glückwünſche und
Ge=
ſchenke dargebracht, zumal das Haus bekannt iſt, Armen und
Kran=
ken des Dorfes viel Wohltätigkeiten erwieſen zu haben. Die
„Sängervereinigung” ehrte ihr Ehrenmitglied abends durch ein
Ständchen.
Em. Heppenheim a. d. B., 5. Febr. Die Bezirkstagung
des NSSB. wurde von dem Bezirksobmann. Pg. Lehrer Sieger,
eröffnet, der mit der Begrüßungsanſprache eine Rückſchau auf das
abgelaufene Jahr verband. Herr Schül referierte über das Buch
„Von deutſchen Ahnen für deutſche Enkel” Herr Gewerbeſtudienrat
Winter ſprach über das Werk „Volk in Gefahr”.
— Bensheim, 5. Febr. Töpfereiausſtellung des
Reichsbundes Volkstum und Heimat. Der
Reichs=
bund Volkstum und Heimat, Ortsring Bensheim, veranſtaltet
vom 7. bis 12. Februar 1934 in der Turnhalle des Gymnaſiums
zu Bensheim eine Werbe=Ausſtellung Heſſen=Naſſauiſcher
Kunſt=
töpfereien, die in zirka 1200 Original=Arbeiten heutige
Gefäß=
kunſt und Plaſtik aus heſſiſchen und naſſauiſchen Kulturkreiſen
zeigt. Angeſichts des hohen kulturellen und künſtleriſchen Wertes
der Veranſtaltung iſt der Beſuch der Ausſtellung allen
Bevölke=
rungsſchichten wärmſtens zu empfehlen. Oeffnungszeiten:
Werk=
tags von 9—19 Uhr, Sonntags von 11—17 Uhr.
Bn. Hirſchhorn, 5. Febr. Wanderer=Ehrungsfeſt des
O.=Cl. Nach kurzen Begrüßungsworten des Führers der
Orts=
gruppe. Herrn Notar Hill, in der er beſonders Herrn
Bürger=
meiſter Belzner, ſowie den Vertreter des Hauptausſchuſſes, Herrn
Ueberle aus Heidelberg, ſowie den ſtellvertretenden Führer der
Ortsgruppe Heidelberg, Herrn Hauptlehrer Stern=Heidelberg,
be=
grüßte, wickelte ſich das Programm raſch vor den Augen der
Zu=
ſchauer ab und ließ dieſelben auf einige Zeit die Sorgen des
All=
tags vergeſſen. Im Mittelpunkt des Programms, welches in der
Hauptſache aus geſanglichen Darbietungen beſtand, die von
Muſik=
ſtücken der Kapelle Bluhm umrahmt wurden, ſtand die Wanderer=
Ehrung ſelbſt, welche der Führer der Ortsgruppe, Herr Notar Hill,
in humorvoller Weiſe vornahm. Die Grüße des Hauptausſchuſſes
und der Ortsgruppe Heidelberg überbrachte anſchließend in
humor=
vollen Worten Herr Ueberle=Heidelberg.
— Gernsheim, 5. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
4. Februar: 0,65 Meter, am 5. Februar: 1.06 Meter.
Er Gräfenhauſen, 5. Febr. Der Reſerveſturm 4/115
veranſtaltete einen Deutſchen Abend. Der gute Beſuch bewies die
Verbundenheit der Bevölkerung mit der SA., wie auch Herr
Ober=
truppführer Schmidt in ſeiner Anſprache, die er in Vertretung
des Herrn Sturmbannführers Bohnſack hielt. Kameradſchaftlichkeit
und Volksgemeinſchaft beſonders betonte, die Sinn und Zweck
dieſer Abende ſeien. Das bunte, abwechllungsreiche Programm
fand den ungeteilten Beifall der Anweſenden. Beſonders ſeien
genannt zwei Reigen, ausgeführt vom BdM., zwei Flötenſoli, die
Kamerad Knäpp gut zu Gehör brachte, ſowie die lebenden Bilder:
„Kampf der SA.” und „Aufbruch der Nation”. Als Höhevunkt
des Abends wurde ein Rheiniſches Lieder=Potpourri in Form
einer Rheinreiſe” aufgeführt. Kam. Peter Müller=Wixhauſen
verſtand es meiſterhaft, in Gemeinſchaft mit Kam Gg. Benz=
Wix=
hauſen, das Publikum mitzureißen. Ein kleiner Sketch: „
Hühner=
dieb vor Gericht”, beſchloß das Programm.
P. Rüſſelsheim, 5 Februar. Am Samstag nachmittag geriet
unterhalb der Opelbrücke der mit Steinkohlen beladene, auf der
Bergfahkrt nach Frankfurt befindliche Schleppkahn A. Linden
Duisburg 9 außerhalb der Fahrrinne mit einem Tiefgang von
1.90 Meter in 1,60 Meter Waſſertiefe auf Grund und konnte
bis zum Abend nicht wieder flottgemacht werden. Der
Schlepp=
dampfer fuhr, um nicht ſelbſt aufzulaufen, weiter.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
— Worms, 5. Febr. Eine 700 Jahre alte Kapelle
in einem Fabrikanweſen entdeckt. Der heimatlichen
Kunſtforſchung war zu Anfang des neuen Jahres ein
bemerkens=
werter Erfolg beſchieden. Im Gebiet der Tuchfahrik Valkenberg
an der Mainzer Straße konnte faſt der geſamte bauliche Beſtand
der im Jahre 1245 zum erſten Male genannten
Allerheiligen=
kapelle, die bisher als ein verſchwundenes Wormſer Bauwerk galt,
feſtgeſtellt werden. Die Räume dienen heute als Oelkeller und
Büroraum.
h. Aus dem Vogelsberg, 5. Febr. Starke
Schneever=
wehungen ſtören den Verkehr. Die ſtarken Schneefälle
der letzten Tage, verbunden mit heftigem Schneeſturm, haben auf
den Landſtraßen unſeres Heimatgebirges zu ſtarken
Schneeanſamm=
lungen geführt, die mancherorts eine Höhe von 0,5—1 Meter
er=
reicht haben, ſo daß es hier und da zu Verkehrsſtörungen kam.
Der Omnibus des Zweckverbandes Nidda—Ulfa blieb in der Nähe
von Ulfa in einer hohen Schneeverwehung ſtecken und konnte nicht
mehr weiter. Etwa 20—30 Leute ſchaufelten den Schnee weg und
das Auto konnte ſeine Fahrt fortſetzen.
Däzu ſollten auch diejenigen Volksgenoſſen, die Hunde und
Katzen beſitzen, beitragen dadurch, daß ſie ihre Hunde in Feld und
Wald an der Leine führen und darauf ſehen, daß ihre Katzen
Haustiere im wahren Sinne des Wortes bleiben!
Erfahrungsgemäß ſteigern ſich häufig im Februar Kälte und
Schneehöhe und damit auch die Not und die Verluſte des Wildes.
Ihrer Linderung und Bekämpfung ſollte daher vor allem die Sorge
des hegenden Jägers gelten. Das Jagen muß zurück= die
Wild=
fütterung in den Vordergrund treten. Nicht zu vergeſſen, daß es
zur Geſunderhaltung von Reh=, Rot= und Damwild und zur
För=
derung des Wachstums von Gehörn, Geweih und Schaufeln
drin=
gend notwendig iſt, jetzt und das ganze Frühjahr hindurch, die
beim Heſſiſchen Jagdklub erhältlichen, ſich vorzüglich bewährten
Salzpfannenſteine auszulegen, wofür die gerade eben ihren neuen
Kopfſchmuck ſchiebenden Rehböcke beſonders dankbar ſind.
Wo noch Abſchuß einzelner Wildarten geſtattet iſt, muß er
mit weiſer Mäßigung und nach weidgerechten Geſichtspunkten
er=
folgen.
Am 1. d. M. hat die Schonzeit der Wildente begonnen, deren
Reih= und Zugzeit bevorſteht. Offen iſt die Jagd noch auf
Schwarz=
wild, männliches Edel= und Damwild, Faſanenhähne,
Waldſchnep=
fen, Sumpfſchnepfen, Trappen. Brachvögel, Kiebitze, Dächſe, alles
Raubzeug, wilde Kaninchen und wilde Tauben. Die Schußzeit für
den Dachs endet am 15. d. M.
Der Fuchs ranzt noch. Ende des Monats nimmt der
Raub=
vogelzug ſeinen Anfang. Sauen befinden ſich in der Rauſchzeit,
bzw. friſchen binnen kurzem. Starke Hirſche beginnen im
Ver=
lauf des Monats Februar mit dem Abwerfen.
Bei nicht zu hartem Winterwetter und zu großer
Schnee=
höhe kann mit dem Ausſetzen von Faſanen und Rebhühnern zur
Blutauffriſchung gegen Ende des Monats in mittleren Lagen
begonnen werden. Hierzu ſind die nötigen Vorbereitungen,
An=
lage von Futterſtellen uſw. rechtzeitig zu treffen. Dieſe letzteren
und ihre Umgebung ſind im ganzen Revier ſcharf zu überwachen,
um Eingriffe durch mancherlei Räuber tunlichſt zu verhüten.
Allen Weidgenoſſen, die größere Reviere ohne die dringend
notwendige und ſich bezahlt machende Jagdaufſicht in Pacht
haben, oder größere Jagden zu übernehmen im Begriffe ſind,
ſei hiermit ans Herz gelegt: Denkt an die vielen notleidenden
ſtellungsloſen Jagdaufſeher, habt ein Herz für die Männer der
grünen Farbe, den treuen Hütern des Wildes, gebt ihnen Arbeit
und Brot und tragt damit auch euer Teil dazu bei, daß die Not
gelindert wird. Pächter kleinerer, aneinander grenzender
Re=
viere ſollten ſich zuſammentun, um gemeinſam einen
Jagdſchutz=
beamten anzuſtellen. Die Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen Jagdklubs
kann eine ganze Anzahl beſtempfohlener, tüchtiger Revierjäger
nachweiſen.
Das deutſche Märchen.
Ci Erbach, 5. Februar. Zu einem eindrucksvollen Erlebnis für
den erfreulich ſtarken Zuhörerkreis wurden bei der letzten
Veran=
ſtaltung der Odenwälder Vereinigung für Kunſt und
Wiſſenſchaft die Ausführungen des Herrn Geheimrat Prof.
Dr. Panzer=Heidelberg über „Das deutſche Märchen”. Zu den
Banden, die die deutſchen Volksgenoſſen enger aneinanderketten,
gehört vorrangig auch das deutſche Märchen. Die von den Brüdern
Grimm geſammelten und dann als Kinder= und Hausmärchen
her=
ausgegebenen geiſtigen deutſchen Volksgüter zählen zu den
weit=
verbreitetſten Büchern der germaniſchen Welt. Ihr erſtmaliges
Er=
ſcheinen fiel in die für Märchen wenig geeignete Aufklärungszeit,
die ja die Vernunft als oberſte und alleinige Herrſcherin über alle
Erkenntnis ſetzte. Vielfach wurden ſie deswegen auch damals als
Ammenmärchen verächtlich abgetan. Die darauf folgende Zeit aber
lehnte das rein Verſtandesmäßige ab und ließ auch das Märchen
in ſeinem Anſehen immer mehr ſteigen. Weſentlich günſtiger noch
war dann die Zeit der Romantik, in der eine Richtung das
Mär=
chen ſogar als Kanon, als Richtſchnur, für eine wahre Poeſie
über=
haupt angeſehen wiſſen wollte. Die jüngere Romantik fand gar
wirkliche Märchenſtoffe, nicht aber den rechten Stil des
Volks=
märchens, der in der Reinheit und Treue ſeine Hauptſtützen hat.
Ihn zu entdecken, war und bleibt das Verdienſt der Brüder Grimm,
die zu ihrer Arbeit alle notwendigen Vorausſetzungen mitbrachten,
die Liebe zu Volk, Heimat und Vaterland, die Luſt zu ſammeln, die
Andacht, ſich auch in Kleines liebevoll verſenken zu können, und
das Beſtreben, das wiſſenſchaftliche mit dem künſtleriſchen Intereſſe
zu verbinden. Mit der Sammlung des volkverwachſenen
Märchen=
ſchatzes vollbrachten die Brüder Grimm gleichzeitig eine hohe
wiſſenſchaftliche Leiſtung, gaben ſie dadurch doch auch den Anſtoß
zur Märchenforſchung. Höchſt anziehend iſt ein Einblick in die
Werk=
ſtatt der Märchendichtung. Die Perſonen ſind zwar ſtets in die
wirkliche Welt hineingeſtellt, aber faſt immer ausgeſtattet mit
über=
natürlichen Kräften oder in wunderbare Zuſtände verſetzt. Auch die
Tiere ſind wirklich, verfügen aber ebenſo über wunderbare
Eigen=
ſchaften. Die Grenze zwiſchen Menſchen und Tieren iſt vielfach
ver=
wiſcht. Ebenſo haben Pflanzen, Steine oder irgendwelche
Gegen=
ſtände meiſt magiſche Eigenſchaften. Dazu geſellen ſich dann. ganz
aus dem Ueberſinnlichen kommend, noch die Dämonen, die Rieſen,
Zwerge, Geiſter, Hexen, Kobolde und dergleichen mehr. Drei
Viertel aller echten Märchen bringen als ſpannende Handlung den
Erwerb einer Frau, der faſt immer erſt nach Ueberwindung
größ=
ter Hinderniſſe ermöglicht wird. Orts= und Zeitangabe ſind regel=
mäßig unbeſtimmt gehalten: Perſonen werden ſelten mit Namen
genannt; wo es einmal geſchieht, iſt es meiſt eine
Allerweltsbezeich=
nung oder auch ein redender Name, wie etwa Däumling,
Schnee=
wittchen uſw. Niemals tritt eine Vielzahl von Charakteren auf;
in der Regel ſind es nur gute oder ſchlechte. Die Zuneigung des
Leſers gilt ſtets dem Helden. Sittlichkeit in höherem Sinne wird
nicht gepredigt. Das Märchen enthält wohl eine beſtimmte Moral,
die aber oft mit unſerem Sittenmaßſtab nicht gemeſſen werden
darf. Held und Heldin ſind ſtets jugendlichen Alters; der Held iſt
faſt immer Königsſohn oder armer Leute Kind, entſtammt alſo
zwei völlig entgegengeſetzten ſozialen Schichten. Siegespreis iſt
meiſt eine Prinzeſſin mit einem Königreich. Das Märchen malt
eben ein Wunſchbild einer vollkommenen Welt. Nach außen hin iſt
die Handlung ſtreng geſchloſſen; ſie verläuft von der Geburt bis
zur Heirat, der höchſten Seligkeit. Jedes Märchen iſt eine Geſchichte
für ſich; es iſt in Proſa gehalten. Verſe findet man ſelten und dann
nur an ganz beſtimmten Stellen, etwa als Zauberſprüche oder als
Reden von jenſeitigen Weſen. Die Zahl der Märchen iſt
unend=
lich groß; die verſchiedenen Sammlungen enthalten aber nicht
völlig verſchiedene Geſchichten; es ſind überall beſtimmte
Grund=
formen feſtzuſtellen, die dann in Einzelzügen auseinandergehen.
Da das aber auch bei den ausländiſchen Märchen zutrifft, iſt die
Wiſſenſchaft eine Erklärung ſchuldig. Die Brüder Grimm
betrach=
ten die Märchen als Ueberlieferung aus alter Zeit, ausgegangen
von einem Volke, den Indogermanen wahrſcheinlich, und
weiter=
geleitet von Geſchlecht zu Geſchlecht; andere wieder ſehen Indien
als die Märchenheimat an; ein engliſcher Gelehrter behauptet, ſie
ſeien wohl überall entſtanden und nur kreuz und quer gewandert;
neuerdings neigt man wieder mehr der Anſicht zu ſie ſeien
indo=
germaniſchen Urſprungs. Auf alle Fälle ſtehen ſie auf uraltem
Glaubensgrunde. Die Wiſſenſchaft iſt alſo nicht nur berechtigt,
ſon=
dern verpflichtet, den Urſprung aufzuſpüren. In zwei bis drei
Jahrzehnten laſſen ſich ſicher beſtimmtere Angaben darüber machen,
als das heute der Fall iſt. Merkwürdig iſt und bleibt auch heute,
daß ſich die ſchlichten Märchen durch alle Zeiten und Räume
hin=
durch im Volke erhalten haben, während geſchichtliche
Begeben=
heiten, ja ſelbſt bedeutende geſchichtliche Entſcheidungen von ihm
längſt wieder vergeſſen ſind. — Dankbarer Beifall lohnte die nach
Form und Inhalt gleich vorbildliche Darbietung des Redners den
echt bald wieder einmal zu hören, der Wunſch wohl aller Beſucher
der Veranſtaltung iſt.
Seite 8 — Nr. 36
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 6. Februar. 1984
Die Markneukirchener Hitler=Jugend beſitzt eine aus ihren Mitgliedern beſtehende Kapelle, die ſo
vortrefflich eingeſpielt iſt, daß ſie im Wettkampf gegen manche Berufsmuſiker=Kapelle beſtehen
könnte. Die Jungen ſind jetzt in Kraftwagen in Berlin eingetroffen, um hier zugunſten des
Winter=
hilfswerks ein Konzert zu geben.
Die Uebergabe der Trommeln und Pauken auf dem Kaſernenhof von Aldershot.
Die Trommeln waren 1914 bei dem deutſchen Vormarſch durch Belgien in Oſtende erbeutet worden
und waren bisher im Berliner Zeughaus ausgeſtellt. Jetzt hat ſie der Reichspräſident dem tapferen
Schottengeneral Hamilton zurückgegeben.
Reich und Ausland.
200 Rundfunkempfänger in Berlin
verkeill.
Berlin. Die Hauptabteilung Rundfunk des
Gaues Groß=Berlin hat im Rahmen der „Dr.=
Goebbels=Geburtstags=Spende
eine Sammlung von Rundfunkempfängern
ver=
anſtaltet, die durch die Gaufunkwarte=
Organiſa=
tion durchgeführt wurde. Neben Spenden aus
dem Volk hat vor allem auch die Induſtrie zum
Gelingen des Sammelwerkes beigetragen. In
der Hauptſache gingen nicht gebrauchsfertige
Ge=
räte ein, die von den Funkwarten in
mehrwöchi=
ger Arbeit erſt hergerichtet werden mußten. Im
großen Sendeſaal des Berliner Funkhauſes
wur=
den dieſe Geräte, insgeſamt 200, am Sonntag
mittag an Opfer des Krieges und der Arbeit
ver=
teilt. Jedem der Beſchenkten wurde ein
Funk=
wart beigegeben, der ſofort eine fachgemäße
Ein=
richtung der Empfangsanlage vornahm. So iſt
die Dr.=Goebbels=Geburtstags=Spende zu einer
Tat echter Volksgemeinſchaft geworden, für viele
Hunderte ein beglückendes Geſchenk.
Koblenz. In der Nähe des Moſelortes
Dieblich ereignete ſich am Spätabend des
Sams=
tags ein ſchweres Verkehrsunglück. Ein
Liefer=
wagen, der mit acht Marktfrauen aus
verſchie=
denen Dörfern des Hunsrücks vom Koblenzer
Markt nach Hauſe fuhr, verunglückte kurz vor
Weltersbach. Der Lieferwagen wollte hier einem
aus entgegengeſetzter Richtung kommenden
Lie=
ferwagen ausweichen. Hierbei verlor der
Wagen=
führer des Koblenzer Wagens infolge der Glätte
auf der vereiſten Landſtraße die Gewalt über
den Wagen. Der Wagen ſtürzte eine drei
Me=
ter hohe Böſchung nach der Moſel zu ab. Die
acht Marktfrauen trugen zum größten Teil
ſchwere Kopf= und innere Verletzungen davon.
Auch der Wagenführer mußte ſchwer verletzt dem
Krankenhaus zugeführt werden. Der Wagen,
der ſich mehrere Male überſchlug, wurde
zer=
trümmert.
Tragiſcher Tod einer ganzen Familie.
Bautzen. Auf tragiſche Weiſe kam am
Samstag abend in Nimſchütz eine ganze
Fa=
milie ums Leben. Die vierjährige Tochter des
Ehepaares Malcher war mit ihrem Schlitten auf
dem Eis der Spree eingebrochen. Als die
Mut=
ter des Kindes ins Waſſer ſprang, um ihr Kind
zu retten, geriet ſie ſelbſt in die Gefahr des
Er=
trinkens. Darauf eilte der Ehemann Malcher
beiden zu Hilfe. Auch ihm gelang es nicht, ſeine
Angehörigen zu retten. Er brach ſelbſt ein, und
bevor weitere Hilfe zur Stelle war, ertrank die
dreiköpfige Familie.
Zum Reichs=Filmdramakurgen ernannk.
Ein holländiſcher Dampfer, der auf der Fahrt nach Südamerika begriffen war, erlitt bei der
Durch=
fahrt durch den Panama=Kanal eine ſchwere Havarie und ſank mit ſolcher Schnelligkeit, daß er nicht
mehr aus der Fahrlinie gebracht werden konnte. Es dauerte beträchtliche Zeit, bis das Wrack ſo
weit abgeſchleppt werden konnte, daß dieſe wichtige Verkehrsſtraße wieder freigemacht war.
Lawinen=Kataſtrophen in den Apenninnen
2as Unglück bei Robbiano fordert 18 Toke und 55 Verlekke.
Schriftleiter Willi Krauſe vom „Angriff”
iſt vom Reichspropagandaminiſter Dr. Goebbels
zum Reichs=Filmdramaturgen ernannt worden
Er hat die Aufgabe, Produktionsfirmen bei der
Auswahl der Stoffe und bei der Herſtellung der
Drehbücher zu beraten.
Der weiße Tod.
Aus Rom wird gemeldet, daß in den
Apenninen, in der Gegend von Ancona, eine
ge=
waltige Lawine niedergegangen iſt. Mehrere
Ortſchaften ſollen unter den niederſtürzenden
Schnee= und Erdmaſſen ſchwer gelitten haben.
Truppen wurden zur erſten Hilfeleiſtung entſandt.
Der kleine Weiler Monte Robbiano ſoll faſt
voll=
ſtändig verſchüttet ſein. Bisher zählte man
18 Tote und 55 Verletzte.
Auch aus anderen Orten der Apenninen
wer=
den Lawinenunglücke und Erdrutſche gemeldet. Am
ſchwerſten ſcheint aber das Lawinenunglück in
Robbiano geweſen zu ſein. Hier iſt es gelungen,
die erſte Hilfe zu bringen.
Ueber das Lawinenunglück bei Bolognola in
den Apenninen liegen von amtlicher Seite noch
keine Angaben vor. Offenſichtlich handelt es ſich
um die Verſchüttung mehrerer Häuſer des kleinen
Bergorts Bolognola, der ein beliebter
Winter=
ſportplatz iſt. Bolognola wurde bereits vor vier
Jahren von einem großen Lawinenunglück
betrof=
fen, das damals im Orte über 20 Todesopfer
for=
derte. Daß über das Ausmaß der jetzigen
Kata=
ſtrophe bisher keine ſicheren Nachrichten zu
erhal=
ten ſind, erklärt ſich aus der Unterbrechung
ſämt=
licher Verkehrsverbindungen, in den märkiſchen
Apenninen. Ein furchtbares Unwetter, das ſich
im Tal in ſchweren Regengüſſen und
Ueber=
ſchwemmungen, in den höheren Lagen in
Schnee=
ſtürmen äußert, wütet ſeit zwei Tagen an dieſem
Teil der italieniſchen Oſtküſte.
Die erſte Meldung von dem Lawinenunglück in
Bolognola brachte ein junger Skiläufer nach dem
Ort Camemrio, wohin er ſich in zwölfſtündigem
Kampf durch den Schneeſturm hindurchgearbeitet
hatte. Noch am Sonntag brachen auf
Anord=
nung der Behörden Milizſoldaten,
Polizeiſolda=
ten und Studenten zur Hilfeleiſtung auf. Sie
mußten aber etwa 25 Kilometer vor dem Ort
Halt machen, weil ſämtliche Straßen durch den
Schnefall unpaſſierbar geworden waren. Die
Rettungsmannſchaften ſind weiter bemüht, ſich
durch den Schnee nach der verunglückten Ortſchaft
durchzukämpfen.
Schweres Lawinen=Unglück
EP. Wie wir bei Redaktionsſchluß erfahren,
hat ein furchtbares Lawinenunglück auf Korſika
41 Todesopfer gefordert. Dazu erfahren wir:
Ueber die Ortſchaft Ortiborio ging geſtern
mor=
gen 3 Uhr eine rieſige Lawine nieder. Mehrere
Häuſer wurden verſchüttet. Die in den Häuſern
befindlichen Menſchen wurden von der Lawine
im Schlaf überraſcht und erſtickt oder ſie wurden
durch die niedergehenden Geſteinsmaſſen getötet.
Au= aus zahlreichen anderen Gegenden der Inſel
wurden ſtarke Lawinen gemeldet; viele
Per=
ſonen, die ins Freie flüchteten, ſind erfroren.
Zwei Pferdeſchlitten in Beſſarabien im Eis
eingebrochen.
Bukareſt. Zwei mit ſechs Perſonen
be=
ſetzte Schlitten ſind bei der Ueberquerung des
zu=
gefrorenen Ceaga=Fluſſes (Beſſarabien)
einge=
brochen. Alle Inſaſſen erlitten in den Wellen den
Tod. Im erſten Schlitten befanden ſich zwei
Schweſtern mit ihren Männern. Eine der beiden
Frauen hatte ihr ſoeben im benachbarten
Pfarr=
dorfe getauftes Kind im Arm. Im zweiten
Schlitten ſaß der Vater der beiden Frauen. Als
der erſte Schlitten den Fluß überquerte, brach das
Eis. Menſchen, Pferde und Schlitten gingen
un=
ter. Die Mutter hatte die Geiſtesgegenwart, ihr
in Pelz gewickeltes Kind auf das nicht gebrochene
Eis zu werfen, wo es unverſehrt liegen blieb.
Der Großvater verſuchte das Kind zu retten, doch
brach das Eis in dem Augenblick, als er das Kind
in ſeine Arme nahm. Beide verſanken unter den
Eisſchollen. Die Leichen konnten bis jetzt noch
nicht geborgen werden.
Ein vergeſſener Luſtplonier geſtorben.
A.S. Verlaſſen und vergeſſen ſtarb im Alter
von 76 Jahren der amerikaniſche Luftpionier
Walter Wellman deſſen abenteuerliche
Verſuche, den Nordpol und den Atlantiſchen Ozean
zu überfliegen, ihn vor einem Vierteljahrhundert
weltberühmt gemacht hatten. Obgleich mehr von
Senſationsluſt als Forſcherdrang getrieben, hat
Wellmann nichtsdeſtoweniger ſein Teil zu der
Entwicklung der Luftfahrt beigetragen, wobei er
ein erſtaunliches Glück entwickelte. Als er im
Oktober 1909 mit drei Gefährten in einem
halb=
ſtarren Luftſchiff von Spitzbergen nach dem
Nord=
pol abflog, brach nach einigen Stunden ſchon eins
der Schleppſeile, womit das Luftſchiff unlenkbar
wurde. Doch Wellman hatte mehr Glück als der
Forſcher Andree: Das Luftſchiff wurde bald nach
dem Unglück von einem Dampfer geſichtet und
nach der Virgobucht geſchleppt, wobei Wellman
ins Waſſer fiel und nur mit Mühe gerettet
wer=
den konnte. Der Verſuch, den Atlantik zu
über=
fliegen, begann im Oktober 1910 von Atlantic
City. Diesmal war Wellman von ſechs
Gefähr=
ten begleitet, und 24 Stunden lang ging die Reiſe
gut, bis das Gleichgewichtspendel des Luftſchiffs
in Unordnung geriet und die Beſatzung zwang.
auf das Waſſer niederzugehen und ſich in das
mitgeführte Boot zu retten. Wenige Stunden
ſpäter wurden ſie von dem engliſchen Dampfer
„Trent” geſichtet und nach New York gebracht.
Damit endigte der erſte Verſuch, den Ozean zu
überfliegen, der erſt nach dem Kriege von den
Engländern Alcock und Brown erfolgreich
durch=
geführt wurde.
Schnee und Sturm in Nordafrika.
Paris. Aus ganz Frankreich, aus Spanien
und Nordafrika liegen Meldungen über Kälte
und Schnee vor Es hat ſogar in Tetuan
ge=
ſchneit, ein außerordentliches Ereignis für die
Eingeborenen, die ſich nicht erinnern können, daß
es je bei ihnen geſchneit hat. Der Hafen von
Algier iſt von einem ſchweren Sturm
heim=
geſucht worden. 16 bis 17 Meter hohe Wellen
brandeten gegen die Mauern der Kais. Der neue
Quai Muſtafa iſt in einer Länge von 200 Metern
zerſtört worden.
Blukiger Kampf zwiſchen amerikaniſcher
Polizei und Bandiken.
Sapulpa (Oklahoma). Bei einem
Kampf=
zwiſchen Polizei und vier Banditen wurden zwei
Poliziſten getötet. Von den Banditen wurden
zwei getötet und die beiden anderen, einer von
ihnen ſchwer verwundet, verhaftet. Als die
Ver=
hafteten ins örtliche Gefängnis gebracht worden
waren, verſammelte ſich alsbald eine aufgeregte
Volksmenge, und die Behörden ſchickten
ſchleu=
nigſt eine Kompagnie Miliz an Ort und Stelle
ab, um einen Lynchverſuch zu verhindern
Der neue Präſidenk des Reichs=
Miniſterialrat Klauer vom Reichsjuſtizminiſterium
iſt zum Präſidenten des Reichspatentamtes er=
Die Schokken haben ihre Trommeln wieder.
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 6. Februar 1934
Nr. 36 — Seite 9
*Deutsche jugend im Urwarld.
Erlebniſſe deutſcher Sarmerſöhne.
Nach einem Briefbericht von E. H. Burg.
An einem blitzblauen Froſttag, der den kanadiſchen Urwald
überſpannte, zog vor wenigen Wochen ein Trüpplein junger
Menſchen durch das Unterholz am Otternſee. Alle waren auf
Skiern und ſahen in ihren Pelzen wie Tiere des Waldes aus.
Schweigend arbeiteten ſie ſich vorwärts durch den dicken Schnee;
ihr Anführer, ein Burſche von vielleicht ſechzehn Jahren mit
rot=
braunem Geſicht und kühnen Augen, trug eine Kugelbüchſe quer
über den Rücken.
Auf einer kreisrunden Waldblöße, die der Blizzard, der
Schneeſturm, geriſſen hatte, machte die kleine Kolonne halt. Ein
Gewirr von Aeſten und zerbrochenen Baumrieſen umſtarrte ſie.
Kaum, daß ſie ſich mit abgeſchnallten Skiern durch den Aſtverhau
hindurchpürſchen konnten. Die Sonne flammte im Weſten und
ſtreifte die Spitzen der Rieſenfichten. „Vorwärts!” rief Will, der
Anführer, „wir müſſen das Blockhaus erreichen, wenn wir nicht
im Freien kompieren wollen.”
Big Ben, der Otternfiſcher, kam vom See, wo er Eisfiſcherei
betrieben hatte. Die langgeſtielte Pickelaxt hing ihm auf der
Schulter. Eine zehnpfündige Forelle und ein ſchier übergroßer
Hecht baumelten mit durchbohrten Kiemen in einer
Weiden=
ſchlinge. Der Alte war eisgrau und dunkelhäutig vor
Schnee=
brand. Er ging leicht vorgebückt, doch voller Kraft. Die Pelzjäger
und Holzfäller hier in der Wildnis nannten ihn den „Starken”
oder den „Vater vom See‟. Er war vor einem halben
Jahrhun=
dert mit einer deutſchen Jagdexpedition nach Alaska gekommen
und auf dem Rückweg hier im kanadiſchen Urwald hängen
ge=
blieben. Er wurde ſehr verehrt, galt aber als unverbeſſerlicher
Einzelgänger.
Kaum hatte Big Ben die Hügelkette überſchritten, die ſich
ihm mit mächtigen Schneewällen entgegenſtemmte, da hörte er
junge Stimmen rufen. Sie klangen recht verzweifelt, ſchien es
ihm. Er zog alſo einen altmodiſchen Revolver (er nannte ihn
ſeine „Nilpferdkanone”) und knallte dreimal in die Luft. Ein
Schwarm von Krähen fuhr praſſelnd aus den Bäumen. Der alte
Trapper horchte. Da jubelten die Stimmen nicht weit von ihm
im dicken Windbruch und das Peitſchen einer Kugelbüchſe wurde
laut. Wenige Minuten ſpäter war der Alte umringt von jungen,
froſtroten Geſichtern. „Soviel deutſche Farmerſöhne auf einmal!"
knurrte der Jäger vergnügt, und ſeine Augen funkelten vor
Freude. Der Abendſtern, von überirdiſcher Klarheit, ſtieg aus
dem Wäldermeer hervor, da ſah er, wie ſie einträchtig zum
Blockhaus ſtampften, zur Behauſung des Alten vom See, die
flach und wuchtig im Schutze dreier mächtiger Eichen lag.
Nun begann ein lautes Erzählen, ein Geſchwirr von Lachen
und Fragen erhob ſich, während die Eichenkloben im offenen
Kamin praſſelten und ein würziger Geruch von Kaffee und
ge=
bratenem Speck durch die matt erleuchtete Balkenhöhle ſchnob.
Es wurde nur Deutſch geſprochen unter dieſen Söhnen des
Ur=
waldes. Es klang hart und ein wenig rauh, doch es war ein
herzlicher Ton darin. In Big Bens zottig bewachſenen Ohren
war es Engelsmuſik. Mit großem Behagen nahm er die Grüße
und Geſchenke ſeiner deutſchen Nachbarn entgegen, die eine
Tage=
reiſe von hier am Fluſſe ſiedelten. Prüfend führte er den Tabak
an die Naſe und ſchob ohne Umſtände eine tüchtige Portion in
ſeine vorweltliche Pfeife, die einer kleinen Keule glich. Seine
Gedanken wanderten zurück in die eigene Jugendzeit. Er ſaß
wieder auf der Schulbank, ziemlich untenan, in einem kleinen
oſtpreußiſchen Dorf und fuhr aus ſeinen Träumereien empor,
wenn der Lehrer, ein weißhaariger und milder Mann, die Geige
ans Kinn hob. „Hallo”, ſagte Big Ben „ſingt mir eins”. Da
kramte ein blonder fixer Burſche ſeine Mundharmonika hervor
und ſtimmte ein Lied an. Sofort fielen alle Stimmen ein, nur
der Alte ſang nicht mit. Er hatte den mächtigen Kopf auf die
Bruſt geſenkt und ſeine ſchweren Hände lagen hilflos auf den
Knien.
Der Mond wanderte an dem hohen, durchſichtig klaren
Himmel. Es war ſo kalt, daß die Borke von den Bäumen knallte.
Das Trüpplein deutſcher Menſchen ließ ſich nicht im geringſten
dadurch ſtören. Zwar hatte der Trapper ſie gebeten, in ſeiner
„Räuberburg” zu übernachten, aber mit dem gänzlich
unerwar=
teten Erfolg, daß ihn die Siedlerſöhne ihrerſeits bewogen
hat=
ten, mit ihnen weiterzuziehen. Sie wollten nicht ſagen wohin, er
würde ſchon ſehen. Lautlos glitten ſie nun zuſammen über den
blinkenden Schnee. Der Alte war mit rudernden Bewegungen
in ihrer Mitte, wie ein heiteres Geſpenſt anzuſehen auf ſeinen
verwogenen, ſchleudernden Brettern. Ein Funkenflug aus ſeiner
Pfeife wirbelte hinter ihm her, wenn ſie mit ruckartigen
Sprün=
gen eine Schneewehe überfielen. Drohend ſtand eine Doppelkette
von Schwarztannen. Es begann ungemütlich zu ſchneien und zu
blaſen. Der Treibſchnee, hart wie Sand, peitſchte die Geſichter.
Hohles Sauſen verkündete Sturm. Der Mond verkroch ſich in
qualmenden Wolken. Müde wurden die Knie. Das Blut ſang in
den Ohren. Verzweiflung faßte das Trüpplein. Es ſprach
nie=
mand aus, aber jeder dachte wohl bei ſich, daß es beſſer geweſen
wäre, ſie hätten in der Räuberburg übernachtet.
Das Blickfeld weitete ſich, doch nun brach der Sturm herein
und fegte ſie in den Wald zurück. Nur das Aufblitzen der
Taſchenlampe hielt ſie zuſammen. Eine entwurzelte Rieſentanne
gewährte notdürftigen Schutz. Zitternd drückte ſich das Häuflein
zuſammen.
Wo aber war Big Ben? — Da hörten ſie des Trappers
ſchnaubende Stimme. Sie klang nicht einmal ungemütlich. „Geht
alles vorüber, Jungs”, ſagte er, „iſt nur ein friſches Lüftchen,
weiter nichts, doch müßt ihr nun wohl ſagen, wo die Reiſe
hin=
gehen ſoll.” Bei dieſen Worten, die von einem grunzenden
Lachen begleitet waren, wurde plötzlich allen ſo wohl zu Mut,
ja der kleine Blonde, der unter einem Wurzelballen hockte,
brachte ſeine unzertrennliche Mundharmonika an die Lippen und
ſtieß eine kleine Melodie hinein. Der Führer aber berichtete, daß
ſie zum Schulhaus der großen neuen Siedlung an der
Bahn=
ſtrecke wollten. Die deutſchen Farmerſöhne der ganzen Umgegend
hätten ſich dort ein Stelldichein gegeben.
Die Wolken verteilen ſich, der Wind iſt eingeſchlafen, der
Himmel wieder glasklar, das Mondlicht fließt ungehindert in
die Ebene. Eine kleine Kolonne huſcht einen unendlich langen
Abhang hinab, der vom Bergwald mit ſanftem Gefälle in das
Tal überleitet. Sie fliegen ſo ſchnell dahin, daß ihre Schatten
in dem blauen Mondlicht einen geſpenſterhaften Tanz aufführen.
An ihrer Spitze rudert ein Bär mit ſchlingernden Bewegungen,
ein Waldſchrat auf Skiern, umſtoben von Funken.
Fern ſchimmert es im Grunde. Lichteraugen bohren ſich in
die Nacht. Eine Siedlung. Ein Dorf. Rot weht ein Feuer vor
dem Schulhaus. Ein Sichtzeichen, hoch hinausgereckt auf einem
Hügel.
Das Dörfchen mit dem deutſchen Namen — dreißig oder
vierzig ſaubere Holzhäuschen — ſtrahlt in feſtlichem Glanz. Die
Sägemühle hat bereitwillig den Strom geliefert. Bogenlampen
ſchwanken über der einzigen Straße, die vom Schnee freigepflügt
iſt. Die Ankömmlingen werden mit brauſenden Hochrufen
empfangen, es war viel Sorge um ſie, wegen des Schneeſturms.
Big Ben, der Patriarch vom Otternſee, wird faſt mit
Ehrerbie=
tung als erſter in das Schulhaus geleitet. Er grunzt in ſich
hinein, als er die winzigen Bänke ſieht, und iſt auch ein bißchen
gerührt. Saß auch mal auf ſonem Dings da, meiſtens ziemlich
untenan.
Der geräumige Saal füllt ſich unter Poltern und Schurren.
Jetzt iſt er geſtopft voll. Deutſche Jugend aus allen Winkeln des
Urwaldes zuſammengeſtrömt. Rotbraune Geſichter, feſte Stirnen,
Jugend, die ſich hochgekämpft hat im fremden Lande, Jugend,
die am Deutſchtum feſtgehalten hat. Jugend, die in der Wiege
die Lieder einer deutſchen Mutter hörte.
Es rauſcht durch die Reihen hin, Schulter drängt ſich an
Schulter, ein Adler ſchwebt unſichtbar über dieſen blonden und
braunen Köpfen: Deutſchland!
An der Tür ſtehen die Alten, man bringt eilfertig Stühle
herbei, aber ſie wollen nichts davon wiſſen. Wer in Geſichtern
leſen kann, ſpürt, was in ihnen vorgeht. Es iſt Stolz und Freude
und alles zugleich. Da ſeht auch den alten Otternjäger. Mächtig
zucken ſeine ſchlohweißen Brauen. Seine Augen funkeln. Sie
haben noch Feuer und Jugend. Er hat heute viele, viele Söhne
bekommen.
Da ſteigt einer aufs Podium und ſpricht. Ein Junger
ſpricht zu den Jungen. Seine Worte ſind einfach und ſtark. Sie
möchten ſich herausſchwingen aus dieſem grobgezimmerten
Schulbau im kanadiſchen Norden. Sie möchten die verſchneite
Einſamkeit überflügeln, das weite Weltmeer, an das Herz eines
jeden deutſchen Jungen greiſen. Sie möchten Sturmesgewalt
haben und in die Welt hinausſchreien: „Wir gehören zuſammen,
vergeßt uns nicht drüben in der Heimat, ſchließt uns ein in den
jungen Bund der Millionen.”
Eine große Stille iſt nach dieſen Worten. Man hört das
Holz im Ofen ziſchen und den wieder auffriſchenden Wind um
den Schornſtein ſauſen. Die Farmer und Trapper haben ihre
Pelzmützen abgeſetzt, einer nach dem andern, als warteten ſie
auf etwas Frommes und Großes. Da fängt es an zu klingen,
klein und ſchüchtern von einem jungen Mund, und weiter
geträ=
gen an viele viele Münder, und plötzlich iſt es wie eine Woge,
die alles mitreißend überſchwemmt: So wurde das
Deutſchland=
lied geſungen von deutſcher Jugend unter einem fremden hohen
Winterhimmel.
— Wir aber in der Heimat, wir hören es und
ſehen die ungezählten Hände, die ſich uns entgegenſtrecken, und
ſpüren den Herzſchlag von Millionen von jungen Kameraden
jenſeits der Meere und wir ſprechen ſtolz und frohen Mutes:
Wir halten euch und laſſen euch nicht, in alle Zeit
Treue um Treue!
Eine hartherzige Berordnung.
(—) London. Einen nicht geringen Schrecken haben kürzlich
die Poliziſten in Tanganyika, dem ehemaligen Deutſch=Oſt=Afrika,
bekommen, als ſie der neueſten Verordnung ihrer vorgeſetzten
Be=
hörde anſichtig wurden. Die Verordnung wendet ſich gegen den
übertriebenen Alkoholgenuß der Beamten und beſagt daher in
ihrem erſten Paragraphen:
„Es iſt jedem Polizeibeamten auf das ſtrengſte unterſagt,
ſo=
lange er ſich im Dienſte befindet, alkoholiſche Getränke
irgend=
welcher Art zu ſich zu nehmen.”
— Annehmbar. Aber man höre — — Paragraph 2:
„Jeder Polizeibeamte hat ſich als ununterbrochen im Dienſte
befindlich zu betrachten!“
Das Entſetzen unter den braven Poliziſten, — das kann man
ihnen nachfühlen, — war ſelbſtverſtändlich groß. Wenn ſie ſich als
ununterbrochen im Dienſte befindlich zu betrachten hatten, durften
ſie ja überhaupt keinen Alkohol mehr zu ſich nehmen! Und ſo
ent=
ſandten ſie ſofort eine Abordnung zu ihren geſtrengen Vorgeſetzten
und machten dieſe auf dieſe Tatſache aufmerkſam. Die Vorgeſetzten
ſahen ein, daß ihnen in dieſer Verordnung ein Lapſus unterlaufen
war. So blieben die Poliziſten vor dem Schickſale bewahrt, als
einzige Bevölkerungsklaſſe im heißen Afrika „trockengelegt” zu
werden
„NRA” kurbelt japaniſche Wirtſchaft an.
(kn) Chicago. Stolz ſollte der Blaue Adler der
wieder=
kehrenden amerikaniſchen Proſperity voranfliegen. Die „NRA.”,
die wirtſchaftliche Belebungsorganiſation Amerikas, hatte den
blauen Adler zum Wahrzeichen erwählt. Wo der Blaue Adler
leuchtete, ſollte jeder, der es noch eben konnte, kaufen, um ſich für
die Wirtſchaftshebung einzuſetzen. So kaufte man denn auch u. a.
eifrigſt jene Fiſchbüchſen, die auf einmal in großen Mengen auf
den Markt kamen. Fiſchbüchſen mit ſchönen, blauen Adlern darauf.
Konnte es einen würdigeren Fiſchgenuß geben, als dieſen?
Die amerikaniſche Fiſchinduſtrie wurde ſtutzig. Wer warf denn
die Blauen=Adler=Fiſche auf den Markt? Man ging der Geſchichte
nach und ſtellte feſt, daß dieſe Fiſchlein in Oel aus — Japan
her=
überkamen. Gleich nachdem der Blaue Adler zum Symbol erhoben
worden war, hatten die Japaner begriffen, daß hier ein Geſchäft
zu machen ſei. Und ſeitdem prangt der Blaue Adler nun auf allen
Waren, die jetzt aus Japan nach Amerika kommen. Man ſagt
ſo=
gar, die Japaner ſeien bis heute die einzigen, die an Amerikas
Blauem Adler verdient hätten ..
Roman von Stsfunuſch
Copyright by Verlag Alfred Bechtbold, Braunſchweig.
28)
(Nachdruck verboten).
„Du haſt irgendeinen Kummer, glaube ich?!"
„Ach!”
„Biſt du ſehr arm!“
„Ja, ſehr arm. Und.. .‟ Eveline ſchließt den Mund und ſenkt den
Kopf.
„Und?... Bitte, ſage uns, was dich bedrückt!“
„Zu Hauſe liegt mein Vater — tot!“
„O — armes Kind!.. ."
Immer weiter lärmt und tobt die Muſik. Die drei am Tiſch hören
es nicht. Die beiden Freunde packt das Mitleid mit dem armen Ding, das
nun vor ſich hin weint und Kaffee und Kuchen nicht mehr anrührt.
„Das iſt ja entſetzlich”, ſagt der Deutſche ergriffen.
Eveline ſchluchzt in ihren Schal. Ihr zarter Körper zittert und bebt.
Der Amerikaner ſteckt ſich nervös eine Zigarette in Brand. Dann
wendet er ſich an den Freund:
„Da haſt du es, Hans. So geht es, wenn man Milieu an ſolchen
Plätzen ſtudieren will, noch dazu am Weihnachtsabend und in einer
Chineſenbar.”
Harry Aſtor und Hans Derenbach ſind treue Freunde ſchon ſeit
Jahren. Sie lernten ſich einſt auf einer deutſchen Univerſität kennen, wo
beide die gleiche Fakultät beſuchten. Aſtor und Derenbach ſind tüchtige
Menſchen, die in die Welt paſſen und ſie haben ſich auf Grund ihres
Könnens ſchon hohe und angeſehene Stellungen verſchafft. Aſtor iſt
Direktor einer großen Fabrik in New York, Derenbach iſt in derſelben
Stellung Leiter eines bedeutenden Werkes in Deutſchland. Derenbach
unternahm eine Studienreiſe durch Amerika, nach deren Abſchluß er auf
einige Wochen ſeinen Freund beſuchte. Mit dem Beſuch in der
Chineſen=
bar hatte Aſtor die Abſicht gehabt, dem Freund das Leben und Treiben
in dem berüchtigtſten und ärmſten Viertel von Newyork zu zeigen.
„Haſt du noch Angehörige, Eveline?” fragt Aſtor.
„Nein!”
„Das iſt ſehr traurig. Wo wohnſt du denn?”
„In dieſer Straße!”
„Was willſt du denn jetzt tun?”
„Ich weiß es nicht!” In dieſen Worten liegt der unſägliche Jammer
ihres Daſeins.
„Biſt du damals allein mit deinem Vater nach Amerika gekommen?”
forſcht nun der Deutſche.
„Nein. Mein Vater, der jetzt tot iſt, war nicht mein richtiger Vater”,
entgegnet ſie und ſchluchzt noch immer.
„Nun weine nicht mehr, Eveline. Wir geben dir gleich noch einige
Dollars!”
Ach, die Herren haben mich ſchon reichlich beſchenkt!“ Nun ſieht ſie
mit hilfloſen Blicken zu den beiden auf.
„Das hat nichts zu ſagen. Du ſollſt noch einige Dollars haben. Aber
wie kommt es, daß dies nicht dein richtiger Vater war?” erkundigt ſich
der Deutſche weiter.
Nun erzählt ſie alles von ihrer Jugend an bis zu dem Schiffsunglück,
ſoviel, wie ſie ſich noch zu erinnern weiß. Dann berichtet ſie von ihrer
Ret=
tung und ihrem weiteren Leben bis zum heutigen Tag.
Das Erſtaunen der beiden Freunde iſt grenzenlos.
Wohin ſollte denn die Reiſe deiner Eltern gehen?” fragt Derenbach,
als ſie geendigt hat.
„Wie ich ſpäter erfahren habe, nach Buenos Aires!”
„Wollte ſich dein Vater dort niederlaſſen!“
„Er ſollte an der dortigen Univerſität tätig ſein!“
„Welchen Beruf hatte denn dein Vater!”
„Er war Profeſſor und Doktor der Chemie!“
Die beiden tauſchen einen überraſchten Blick miteinander. Das mit
Lumpen behangene Mädchen ſitzt gebückt auf dem Stuhl. Ihr langes
welliges Haar hängt über Schultern und Bruſt. Das ovale Geſicht mit
den ſeelenvollen Augen iſt ſehr bleich. Die ſchlanken Hände liegen
geruh=
ſam im Schoß. Sie iſt ſehr ſchön, ſchön wie eine Blume, die auf den
warmen belebenden Hauch der Sonne wartet.
„Eveline, biſt du noch hungrig?‟ Der Deutſche ſchiebt Kuchen und
Tortenſtücke zu ihr hin."
„Nein, danke!”
„Wünſchſt du dir ſonſt noch etwas?”
„Nein, Miſter. Sie ſind ſehr gut zu mir!“
„Kannſt du mir ſagen, Kind, wie dein Vater hieß? Ich meine den
Profeſſor!”
„Ich heiße Eveline Schlack. Meines Vaters Name war Werner
Schlack. Geboren bin ich in der deutſchen Univerſitätsſtadt H."
Eine ſtarke Erregung ergreift die beiden. Sie ſind im Augenblick
nicht fähig, ein Wort zu ſagen.
Eveline bemerkt ihre Überraſchung kaum. Sie erhebt ſich, um ſich
zu verabſchieden.
„Vielen Dank für Ihre Güte”, ſtammelt ſie.
Der Deutſche hält ſie zurück. Er reißt einen Zettel aus dem
Notiz=
block, reicht ihr einen Füllfederhalter und bittet ſie, ihre Adreſſe zu
no=
tieren. Sie kommt ſeinem Wunſche nach. Leicht und graziös verläßt ſie die
Bar.
„Was ſagſt du zu dieſer Begegnung mit dem Mädchen?” fragt
Derenbach den Amerikaner.
Ich bin ſprachlos!“
„Ich habe mich ſelten ſo erregt als in jener Minute, da ſie uns das
Geſtändnis ihrer Herkunft machte.”
„Man iſt verſucht, zu glauben, es narre einen ein Traum!”
„Denke dir, Harry, das Kind unſeres Profeſſors, dem wir faſt all
unſer Wiſſen und Können verdanken, in dieſen menſchenunwürdigen
Verhältniſſen. Ein Irrtum iſt vollkommen ausgeſchloſſen. Eveline iſt die
Tochter des Profeſſors, die Tochter Schlacks. Es ſtand ja damals nach dem
Schiffsuntergang in allen Blättern, daß er ſelbſt nebſt ſeiner Gattin
auf der Liſte der Opfer ſei.”
„Vor neunzehn Jahren haben wir dem Profeſſor anläßlich der
Geburt eines Mädchens ein Ständchen gebracht.”
„Es war das einzige Kind — und das iſt dieſe Eveline. Kein Zweifel.
Unglaublich, wie das Schickſal oft in der grauſamſten Weiſe mit den
Menſchen verfährt.”
Wir müſſen uns ihrer annehmen. Das iſt unſere Pflicht und
Schul=
digkeit dem toten Profeſſor gegenüber”, ſagt Harry Aſtor ernſt und
be=
ſtimmt.
„Ja, es iſt unſere Pflicht”, erwidert Hans Derenbach in Gedanken.
Am nächſten Tage fährt der Wagen des Direktors Harry Aſtor durch
die Straße, in der die Chineſenbar iſt. Vor einem grauſchmutzigen Hauſe
hält er. Am Morgen iſt bereits Henſton in die ſtädtiſche Leichenhalle
über=
führt worden.
Eveline kommt in das Haus Aſtors. Die beiden Freunde erſchöpfen
ſich in Liebenswürdigkeit ihr gegenüber. Nach wenigen Tagen iſt Eveline
eine Dame der Großen Welt. Ihre Anmut und ihr Liebreiz bezaubern
jeden, der ſie kennen lernt. Das einzige, was ſie noch trübe ſtimmt und das
Glück, das ſie nun genießt, nicht voll erfaſſen läßt, iſt die Trauer um
Henſton, den Retter ihres Lebens.
Hans Derenbach, der Deutſche, bleibt noch vier Wochen in New
York als Gaſt ſeines Freundes. Eveline lebt ſehr ſchnell auf und fährt mit
ihm nach Europa zurück, dem Land entgegen, wo einſtmals ihre Wiege
ſtand. Er will der unglücklichen Tochter ſeines früheren Lehrers eine neue
Heimat in ſeinem Hauſe geben. Er hat bereits ſeine Schweſter, die ihm
den Haushalt führt, von allem verſtändigt.
Als der Dampfer in einem deutſchen Hafen anlegt, weiß Hans
Derenbach, daß er ſich nie mehr von Eveline trennen wird.
Aus dem Kino ſtrömen die Menſchen in den frühlingswarmen Abend.
Die unzähligen Lichter der Straße blenden ihre Augen. Der Strom der
Kinobeſucher miſcht ſich unter das Gewoge der Paſſanten.
Liſa und Geiben gehen Arm in Arm dem Bahnhof zu, in deſſen
Nähe ſie im Hotel ſpeiſen. Sie ſtehen noch ganz im Banne des Films, was
zur Folge hat, daß ſie ſehr ſchweigſam und nachdenklich ſind. Sie wechſeln
nur wenige herzliche Worte und beachten kaum, was um ſie her vorgeht,
Spät am Abend fahren ſie heimwärts. Kurz vor Mitternacht kommen
ſie im Rittertal an. Als ſich Geiben verabſchiedet, ſagt er mit ſeltſam
be=
wegter Stimme:
„Es iſt etwas ganz Hohes, Erhabenes und Schönes um das
Menſchen=
tum, wenn Liebe und Güte ſeine Handlungen beſtimmen. Wer nicht
nach dieſem großen Gebote Gottes, lebt, lädt eine nie zu ſühnende Schuld
auf ſich. Auch in dieſer Welt des Materialismus ſiegt das Reine und Ideale
ſtetig über den Egoismus. Ich glaube, liebe Liſa, daß viele Menſchen im
Grunde gut ſind. Man muß dem Nebenmenſchen nur ſelbſt auch Güte
und Liebe ſchenken. Es war mir heute ein großes Erlebnis, an das ich noch
oft denken werde. Nun gute Nacht, liebes Kind! .. . Schlafe wohl!”
IK.
Seit acht Tagen iſt Norbert Stauf wieder im Rittertal.
Die Verlobung Liſa Dingkelas mit dem weltbekannten Regiſſeur
bildet das Tagesgeſpräch in der Gegend. Sie wurde in aller Stille
ge=
feiert, außer den nächſten Anverwandten Liſas nahmen nur noch die
Mitglieder des Stammtiſches daran teil.
In dem Gaſthof „Zum Rittertal” herrſcht regſame Tätigkeit.
Hand=
werker arbeiten innen und außen an der Renovierung des Hauſes,
Schneiderinnen kommen und gehen, Geſchäftsleute bemühen ſich um
Aufträge.
In drei Wochen ſoll Hochzeit ſein. Da gilt es an vieles zu denken,
Und Frau Dingkela und Guſtel haben alle Hände voll zu tun.
Liſa iſt alles wie ein Traum. Sie erwartet ſehnſüchtig den Tag, der
ſie mit ihrem Geliebten auf ewig bindet.
Adolf Hagenfeld hat auf den Rat ſeines Vaters einſtweilen die
Gegend verlaſſen. Sein guter Geiſt hat über die böſen Eigenſchaften und
die gefährliche Art ſeiner Leidenſchgft geſiegt. In zwei Briefen bat er Liſa
und Norbert Stauf für ſeine Anfeindungen um Verzeihung. Er hat die
Stelle als Geſchäftsleiter in einem Hotel einer ſüddeutſchen Großſtadt
nen und ſich auf zwei Jahre verpflichtet.
(Fortſetzung folgt.)
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 6. Februar 1934
Seite 16 — Nr. 36
Sdarbablullttat
Leichtathletik=Sportwarte in der Führerſchule.
Erſte Olympiakagung in Etklingen.
In der Führerſchule des Deutſchen Leichtathletik=Verbandes in
Ettlingen fanden ſich am Samstag und Sonntag der Führerrat,
die 16 Sportwarte aller Gaue und die Gauführer der Gaue 15
und 16 zu einer arbeitsreichen Tagung zuſammen, in der die
Richtlinien der Arbeit vor allem im Hinblicke auf die Olympia
1936 verkündet wurden.
Die Arbeitstagung ſtand unter der Leitung des Sportwartes
des Deutſchen Leichtathletikverbandes, Direktor Buſch=Köln.
— Hochintereſſant waren die Berichte aus den einzelnen
Gauen; ſie bewieſen die Vielgeſtaltigkeit des deutſchen Lebens
auch im Sport. Ueber beſondere Schwierigkeiten berichtete
Oſt=
preußen, es appellierte an alle Volksgenoſſen, ſich auch künftig
an der Oſtlandfahrt der deutſchen Sportler im Juni 1934 zu
betei=
ligen. Pommern wird den Verkehr mit den Oſtſeeſtaaten (
in=
ternational) ſtärker pflegen als bisher Brandenburg gab
ein Bild ſeiner beſonderen Verhältniſſe im Herzen des Reiches,
Schleſien konnte über einen glücklichen Auftrieb des Sportes
berichten, hervorgerufen durch das Sportfeſt des deutſchen Oſtens;
in Südweſt wird in finanzieller Beziehung ohne
Schwierigkei=
ten gearbeitet; dem Gau Württemberg hat das 15. Deutſche
Turnfeſt genützt; alle Türen ſind offen, ein Olympia=Werbeahend
wird auch dort die Vorbereitungsarbeiten für 1936 eröffnen.
Das=
ſelbe wird auch aus den Gauen Weſtfalen und
Nieder=
rhein gemeldet. Aus allen Berichten ſpürte man die
Begeiſte=
rung und Freude, nun in voller Arbeit einſetzen zu können,
zu=
mal die nötigen finanziellen Mittel durch die Zuſage des
Reichs=
ſportführers in allernächſter Zeit zu erwarten ſind.
Ueber Frauenſportfragen ſprach Sportwart Voß=Wuppertal,
der durch den Reichsſportführer in den kürzlich gegründeten
Frauenausſchuß Deutſchlands berufen wurde. Die Richtlinien für
den Frauenſport werden in Kürze erlaſſen.
Am Sonntag referierte Sportwart Buſch über die
Leicht=
athletikordnung, deren ſinngemäße Auslegung bei allen
Veran=
ſtaltungen auch für die Olympiavorbereitung von Wichtigkeit iſt.
Die Auszeichnungen, die an die Sieger zur Verteilung
kommen, werden eine neue Form erhalten.
In eingehender Weiſe trug Reichstrainer Waitzer das
Olympia=Vorbereitungsprogramm vor deſſen Kernſtück die
Trai=
ningsgemeinſchaften bilden, für deren Durchführung die
Gauſport=
warte und mit dieſen die Kreisſportwarte verantwortlich ſind.
Die Trainingsgemeinſchaften ſollen eine Dauereinrichtung werden,
denn ſie werden geeignet ſein, die Uebungsleiterfrage für die
Zu=
kunft zu löſen. Trainingsgemeinſchaft beißt die dauernde Erfaſſung
und Eingliederung der Talente; in die Laganiſation der
Trainings=
gemeinſchaften ſeien die Vereine einzuſchalten, die durch
Ueber=
nahme der allgemeinen Erziehung der Aktiven und durch
Ueber=
wachung ihrer Lebenshaltung eine hohe Verantwortung bekämen.
Die Teilnehmer der Gemeinſchaft erhalten einen Ausweis und
einen Verpflichtungsſchein. Aus den Beſten würden, nach
Diſzipli=
nen geordnet, die Trainingskameradſchaften gebildet. Die
Ein=
gliederung in die Kameradſchaft erfolgt auf Grund der
Leiſtun=
gen und menſchlichen Eigenſchaften. Der Weg zur Einreihung in
die Olympiamannſchaft führe nur über die Trainingsgemeinſchaft
— und Kameradſchaft: Ausnahmen behalte ſich der
Leichtathletik=
verband vor, auch das Recht, die Kampfdiſziplin für die
Teil=
nehmer zu beſtimmen. Die Härtung der Wettkämpfer erfolgt u. a.
durch Vorgabekämpfe innerhalb der Gemeinſchaft und durch
Wett=
kämpfe mit benachbarten Trainingsgemeinſchaften.
Olympiatrainer Brechenmacher vermittelte ein
anſchau=
liches Bild von der notwendigen Konzentration und dem
Kampf=
geiſt, der alle Mitarbeiter erfaſſen müſſe, die Zuſammenfaſſung
aller Arbeit erfolge in der Zentrale Ettlingen. Hier würden auch
vom 19.—24. Februar die techniſchen Leiter der
Trainingsgemein=
ſchaften zu einem Kurs zuſammenkommen.
Preſſewart Bauer berichtete über die Grundſätze der
Preſſe=
arbeit und über die Maßnahmen, die von den Gauſportwarten zu
treffen ſind. Im Hinblick auf die Wichtigkeit der Preſſe= und
Werbearbeit der Leichtathletik für die Olympig ſei ein
Preſſe=
führerrat im Einvernehmen mit dem Reichsſportführer gegründet
worden. Dieſem Führerrat gehören an: Führer und Stellvertreter
der Fachſchaft Sportpreſſe im Reichsverband der Deutſchen Preſſe
Dr. H. Bollmann, Herbert Obſcherningkat und Dr. H. Storz. Ein
literariſches Olympiapreisausſchreiben, das auf Ideen des
Reichs=
ſportführers zurückgehe, wird demnächſt veröffentlicht.
Ueber die Kampfſpiele in Nürnbera berichtete Dr. v. Halt.
Die im Rahmen dieſer Kämpfe durchzuführenden
Leichtathletik=
meiſterſchaften 1934 werden beſonders ſorgfältig vorbereitet. Die
Kampfſviele werden ſchon eine vorläufige Sichtung der
vorhande=
nen Kämpfer für 1936 ſein. Das internationale
Wettkampfpro=
gramm ſieht u. a. den Länderkampf gegen Schweden vor; überall
werden die beſten Kräfte eingeſetzt. Dr. v. Halt beſchloß die
Ta=
gung nach Erörterung vieler Einzelfragen mit dem Ausdruck der
Freude über die Zielbewußtheit aller Mitarbeiter.
Sportverein 1898.
Die Reſerven von SV. 98 und Polizei trennten ſich nicht,
wie im geſtrigen Bericht zu leſen war, mit einem 6:1=Sieg für
die Gäſte, ſondern die 98er ſetzten durch einen 5:1=Sieg ihren
Siegeszug fort.
TSV. Meſſel — Merck Darmſtadt 11:1 (6:1) abgebr.
Bei herrlichem Wetter ſtanden ſich der Tabellenführer und der
=Zweite im Vorſpiel gegenüber. Wer mit einem ſtarken
Wider=
ſtand der Mercker gerechnet hatte, ſah ſich bitter entäuſcht. Merck
konnte dem guten Spiel des Tabellenführers nicht Gleichwertiges
gegenüber ſtellen und mußte ſich bis zur Halbzeit ſchon ſechs Tore
gefallen laſſen. Nach der Pauſe, beim Stand von 8:1 mußten
5 Gäſteſpieler in kurzen Abſtänden das Spielfeld verlaſſen. Wegen
allzu großer Ueberlegenheit brach der Schiedsrichter das Spiel
vorzeitig ab, nachdem Meſſel vorher noch dreimal ſkorte. Der Sieg
von Meſſel iſt auch in dieſer Höhe verdient. Die Mannſchaft
ſpielte, wie in den erſten Spielen der diesjährigen Fußballſaiſon.
Schiedsrichter Ritter=Groß=Zimmern wie immer ſehr gut. — Das
Spiel der 2. Mannſchaft fiel aus.
FV. Gräfenhauſen—TSV. Erzhauſen 3:1.
Das gegen den TSV. Erzhauſen fällige Verbandsſpiel konnte
Gräfenhauſen verdient für ſich entſcheiden. Gräfenhauſen, das in
der erſten Hälfte ein gefälliges Spiel zeigte, erzielte während
dieſer Zeit 3 ſchöne Tore, ſo daß mit 3:0 die Seiten gewechſelt
wurden. Nach der Pauſe ließ das Spiel auf beiden Seiten etwas
nach, was jedoch auf die Glätte des Bodens zurückzuführen war.
Kurz vor Schluß kamen die Gäſte bei einem ſchnellen Durchbruch
zu ihrem Ehrentor. Der Schiedsrichter aus Dietzenbach konnte
gefallen.
SC. 1928 Ober=Ramſtadt-—Viktoria Griesheim 6:3 (4:1).
Mit dieſem Ergebnis konnte Ober=Ramſtadt ſeinen Gegner
klar abfertigen. Es hätte genau ſo gut 10:3 lauten können, denn
D.=R. war meiſtens klar im Vorteil und hatte noch zahlreiche
Torgelegenheiten. Die Torlatte und der ausgezeichnete
Gäſte=
torhüter verhinderten eine noch höhere Torausbeute für den
Gaſtgeber. „Durch die tiefe Schneedecke wurden an die Spieler
und den Schiedsrichter hohe Anforderungen geſtellt, trotzdem war
das Spiel jederzeit ſpannend und abwechſelungsreich. Griesheim
hatte einen ausgezeichneten Torhüter, der eine Reihe ſchwerſter
Bälle glänzend meiſterte. Auch die Gäſteverteidigung zeigte recht
gute Leiſtungen. Von den übrigen gefiel noch der Rechtsaußen.
Der Gaſtgeber lieferte ein gutes Spiel und war auf allen Poſten
gut beſetzt. Schiedsrichter, ein Herr aus Dittersheim, leitete
gut. 2. Mannſch. 5:3 für O.=R. Müller=Groß=Umſtadt leitete
ein=
wandfrei.
SV. Weiterſtadt—Union Wixhauſen 2:3 (1:3).
Das 1. Verbandsſpiel der Nachrunde ſah Union Wixhauſen
in Weiterſtadt zu Gaſt. Die Gäſte ſtellten eine junge und eifrige
Mannſchaft, die auch körperlich den Einheimiſchen überlegen war.
Das Spiel wurde ſtark durch den ſchneebedeckten Platz
beeeinträch=
tigt. Weiterſtadt ſpielte ſozuſagen nur mit 10 Mann, da der
einheimiſche Linksaußen durch eine Knieverletzung nur als
Sta=
tiſt mitwirkte. Bei der Niederlage des SV. Weiterſtadt muß
man noch berückſichtigen, daß das 3. Tor der Union ein
Eigen=
tor Weiterſtadts geweſen iſt; wäre dies nicht vorgekommen, ſo
hätten ſich beide Vereine die Punkte teilen müſſen, was auch
wohl dem Spielverlauf entſprochen hätte, denn Weiterſtadt hatte
mindeſtens ebenſoviel vom Feldſpiel wie die Gäſte. Die
Ein=
heimiſchen ſind in dieſer Verbandsrunde vom Pech verfolgt. Wie
immer war die Hintermannſchaft der Einheimiſchen der beſte
Mannſchaftsteil. Der Sturm hat immer noch ſeinen alten Fehler,
er zögert zu lange mit dem Schießen, und die Stürmer wollen
den Ball bis ins Tor ſpielen, anſtatt von einiger Entfernung zu
ſchießen.
Das Spiel begann mit einem Durchbruch der Gäſte, der aber
durch Abſeits unterbunden wurde. Weiterſtadt ſetzt auch mit
ge=
fährlichen Durchbrüchen an, aber ſie bringen nichts ein. Kurz
hintereinander ſchießt Union 2 Tore, dem Weiterſtadt nur eins
entgegenſetzen konnte. Einige Minuten ſpäter fällt das
Eigen=
tor. Wirhauſen führt 3:1. Halbzeit. Die zweite Hälfte gehört
zum größten Teil den Einheimiſchen. Aber nur ein Tor wird
aufgeholt durch einen ſchön getretenen Strafſtoß. Die Gäſte
ver=
teidigen zeitweiſe mit 4 Leuten. Der Ausgleich liegt in der
Luft. Die Gäſte ſind herzlich froh, als der Schlußpfiff ertönt.
Dem Spielverlauf nach wäre ein Unentſchieden gerechter geweſen,
aber Weiterſtadt hat wie immer das Pech zu ſeinem
Verbünde=
ten. Ecken 10:9. Reſerve 10:1 für Wixhauſen.
Die Jugendmannſchaft konnte ihr erſtes Verbandsſpiel, in
Pfungſtadt mit einem 8:0 für ſich entſcheiden. Hoffentlich zeigt
ſich dieſe Mannſchaft auch in den weiteren Spielen von dieſer
Seite.
Eine Einladung aus USA. erhielt die
Fußballmann=
ſchaft von Werder Bremen. Die Norddeutſchen ſollen im Herbſt in
den Staaten fünf Spiele gegen die deutſch=amerikaniſche
Auswahl=
elf austragen.
Rückſichtsloſes Vorgehen gegen ſporkliche Uebeltäter
Der Gauſpielwart der TD. teilt mit:
Mit ernſter Sorge verfolge ich die ſonntäglichen
Spiel=
berichte. Trotz Mahnung und Androhung von Strafen und
Platzſperrung kommen Bedrohungen, ja Tätlichkeiten gegen
Spie=
ler und Schiedsrichter immer wieder vor. Dieſe Ausſchreitungen
müſſen unter allen Umſtänden unterbunden werden.
Ich gebe hiermit den Kreis= und Bezirksſpielwarten die
An=
weiſung. Platz und Verein rückſichtslos für die ganzen laufenden
Spielreihen zu ſperren, wenn Schlägereien oder Tätlichkeiten
gegen den Schiedsrichter erneut gemeldet werden.
Gleichzeitig iſt der betreffende Verein ſofort zu ſperren und
für das kommende Spieljahr der nächſt niederen Klaſſe zu
über=
weiſen. Die Täter ſind aus der DT. auszuſchließen, der Antrag
dazu durch mich an den Gauführer einzureichen. Von jeder
Tät=
lichkeit iſt mir mit ſofortiger Wirkſamkeit ein Aktenſtück zu
über=
mitteln.
ONalei Sport
Neuer deutſcher Schwimmrekord.
Einen neuen deutſchen Staffelrekord ſchwamm der SC.
Glei=
witz 1900 anläßlich der regelmäßig ſtattfindenden
Olympiaprü=
fungsſchwimmen in Hindenburg heraus. Mit der Mannſchaft
Winkler, H. Richter, A. Wille und Aramioſch verbeſſerte Gleiwitz
den von Spartn Köln bisher mit 6,56 Minuten gehaltenen
Re=
kord im Staffelſchwimmen über 100, 200, 200. 100 Meter auf
6:54,8 Min.
Der unbekannte Ruderer.
Die vom Reichsſportführer ausgegebene Parole, den „
unbe=
kannten Sportsmann” zu ſuchen, wird ſich auch der Deutſche Ruder=
Verband zu eigen machen. Es ſoll jedem Volksgenoſſen, der
Eig=
nung dazu verſpürt, eine Zeitlang Gelegenheit gegeben werden,
völlig koſtenlos die Technik und den Wert ſportlichen Ruderns
kennen zu lernen. Am Tage des „Deutſchen Anruderns”, 15. April,
ſollen die ſo gewonnenen neuen Kräfte dann feierlich in die große
Rudergemeinde aufgenommen werden.
Die argentiniſchen Fechter,
die auf ihrer ausgedehnten Europarundreiſe auch nach Frankfurt
am Main (17—19. Februar) und nach Berlin (22.—24. Februar)
kommen, zeigten in Mailand ihre Kunſt. Villigran gewann ein
Säbelgefecht gegen Domeniconi mit 10:9, und mit dem gleichen
Ergebnis fertigte Criſtiani auf Degen den Italiener G. Raſtelli
ab. E. Lucchetti unterlag 4:10 gegen den Europameiſter im
„Florettfechten, Gugragna=Italien, und Bruſti=Italien fertigte
auf Degen den Argentinier A. Lucchetti mit 10:7 Treffern ab.
G. von Opel in Locarno.
Der deutſche Skuller Georg von Opel, der ſich beſonders im
Auslande aufhällt und hier ſchon zu ſchönen Erfolgen kam, hat
ſich jetzt in Locarno niedergelaſſen. G. v. Opel will ſich hier für
die großen Regatten des Sommers 1934 vorbereiten.
Richter und Hürtgen beſtraft.
Vom Deutſchen Radfahrer=Verband ſind die beiden bekannten
Kölner Radrennfahrer Albert Richter und Gottfried Hürtgen in
Strafe genommen worden. Richter hat eine Geldſtrafe von 100
Mark erhalten, weil er bei der Ehrenrunde auf der Kölner Sport=
Karnevalveranſtaltung anſtatt im deutſchen Meiſtertrikot in einem
Firmentrikot fuhr, während Hürtgen für die Zeit vom 16. Februar
bis 31. März geſperrt wurde. Der Grund für dieſe Maßnahme iſt
darin zu ſuchen, daß der Kölner beim Dortmunder
Sechstageren=
nen ohne Gund vorzeitig die Waffen geſtreckt hat. Am
Antwerpe=
ner Sechstagerennen darf er noch teilnehmen.
Aus dem deutſchen Golfſport.
Am Montag begann auf dem Platz des Golf= und Landklubs
Berlin=Wannſee ein Kurſus für den deutſchen Golflehrer=
Nach=
wuchs, der ſich über drei Wochen Dauer erſtreckt. An dieſem
Kur=
ſus, dem erſten ſeiner Art, nehmen achtzehn junge deutſche
Golf=
lehrer teil, darunter auch der letzte deutſche Meiſter Gerhard
Müller=Nedlitz
Der Deutſche Golf=Verband hält am 10. Februar in
Wies=
baden ſeine erſte diesjährige Tagung ab. Auf der Tagesordnung
ſtehen ſehr wichtige Punkte, ſo die Junioren=Meiſterſchaft 1934,
die Frage der Pflege und Erziehung der Golfjugend, die Anlage
neuer Golfplätze und die Verwendung nur deutſcher Schläger und
deutſchen Ballmaterials.
Oda — Japans Olympiatrainer.
Der bedeutendſte Leichtathlet, den Japan bisher
hervorge=
bracht hat, iſt Mikio Oda, der Kapitän der japaniſchen Olympia=
Mannſchaften 1928 und 1932. Ihn hat man jetzt zum Haupttrainer
für Japans Leichtathleten im Hinblick auf die Berliner
Olympi=
ſchen Spiele 1936 ernannt. Oda, der beim Amſterdamer Turnier
den Dreiſprung gewann, war der erſte Japaner, dem ein
olym=
piſcher Sieg zufiel.
Studentiſches Reiten in Daruftadl.
An vielen deutſchen Univerſiäten und Hochſchulen wird der
Reitſport ſeit vielen Jahren betrieben und hat ſchon eine gewiſſe
Tradition erhalten. Univerſitätsreitlehrer und Reitſtall waren
den meiſten Studenten früher ebenſo geläufige Begriffe wie
Fechtmeiſter und Paukſaal. Wenn auch jene Reiterei nicht den
ſportlichen Wert beſeſſen haben mag, den das Reiten der
Stu=
denten von heute beſitzt, ſo war doch damals die Beteiligung
an dieſem Sport der heutigen ſtark überlegen. Der Grund für
dieſen Rückgang iſt einmal in der allgemeinen Kürzung der dem
Studenten zur Verfügung ſtehenden Mittel zu ſuchen, zum
ande=
ren haben Motor und Motorſport dem Reitſport manche
Anhän=
ger entzogen. Viele von ihnen haben aber, aufgemuntert durch
die rege Werbetätigkeit alter paſſionierter Reiter und
Pferde=
freunde, den Weg zur Reiterei wieder gefunden. Sie haben
er=
kannt und ſchätzen gelernt, welche beſonderen Vorzüge, aber auch
Anforderungen, den Reitſport auszeichnen.
Mit Beginn dieſes Semeſters wurde die ſtudentiſche
Reit=
abteilung dem neugebildeten SA.=Hochſchulamt unterſtellt. Die
Teilnahmeberechtigung an der offiziellen Ausbildung iſt an die
Zugehörigkeit zur SA. gebunden. Eine noch ſtraffere
Durchfüh=
rung der Uebungen iſt durch dieſe Neuerung gewährleiſtet.
Wie im vergangenen Semeſter, wird auch in dieſem wieder
die Reitabteilung der Studenten bei ihrem
Semeſterabrei=
ten am 21. Februar vor die Oeffentlichkeit treten, um zu
zeigen, wie ſie im laufenden Winterſemeſter unter ihrem
bekann=
ten, vorzüglichen Reitlehrer, Hauptmann Rettig, gearbeitet hat.
Es iſt zu hoffen, daß dieſer Arbeit auch heuer wieder reges
Inter=
eſſe entgegengebracht wird.
Die Olympiaſchanze am Guidiberg bei Garmiſch=
Partenkirchen iſt am Montag von Baron le Fort der
Oeffentlich=
keit übergeben worden. Schon beim erſten Springen wurden
her=
vorragende Ergebniſſe erzielt, obwohl die Teilnehmer
nicht den vollen Anlauf benutzten. Der Norweger Kaarby ſtand
70 Meter, ſein Landsmann Sörenſen und der Partenkirchener
Oſtler kamen auf 66 Meter.
Ein hervorragendes Meldeergebnis haben die
bevorſtehenden Deutſchen Ski=Meiſterſchaften in Berchtesgaden
ge=
funden. Es nehmen teil am 18=Km.=Langlauf 275 Läufer, am
Sprunglauf 135 Mann, am Abfahrtsrennen 160 Läufer, an der
Staffel 17 Mannſchaften, am 50=Km.=Dauerlauf 60 Läufer und am
Abfahrtsrennen der Damen 35 Läuferinnen. Außerdem ſtarten 32
Patrouillen zur SA.=Meiſterſchaft.
Die Bobmeiſterſchaften 1935 finden in St. Moritz
(Zweierbob) und in Innsbruck (Viererbob) ſtatt.
Deutſchlands Eishockey=Mannſchaft gewann
bei den Weltmeiſterſchaftskämpfen in Mailand ihr zweites Spiel
Die Schweiz wird nun doch an den Fis=Rennen in
Solef=
tes (Norwegen) teilnehmen, nachdem die finanziellen Fragen
be=
friedigend geregelt worden ſind.
Für den Winterfahr=Wettbewerb des NSKK.
und des DDAC. wurden am Montag in München von den 198
ge=
meldeten 192 Fahrzeuge abgenommen.
Guſtav Eder, der hervoragende Deutſche Meiſter im
Wel=
tergewichtsboxen iſt erkrankt, weshalb auch der für den 11.
Fe=
bruar nach Brüſſel anberaumte Kampf gegen Guſtave Roth
ver=
ſchoben werden mußte.
Rundſunk=Programme.
Frankfurt: Dienstag, 6. Februar
10.10: (Nur für Freiburg): Werbekonzert.
1030: Nur für Freiburg): Eigene Sendung.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
14.30: Nur für Freiburg: Nachrichten.
14.40: Stunde der Frau: Arbeiterfrau an der Grenze.
16.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Meyer.
17.30: Stuttgart: Das Saxophon ſpielt vor Schallplatten.
17.45: Wie ſteht es mit der Normung?
18.00; Stunde der Jugend: Abiturienten gehen in praktiſchen Beruf.
18.25: Italieniſcher Sprachunterricht.
19.00: Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation: Ich träumt
im ſeinem Schatten. Szenen um deutſche Volkslieder.
20.10: Vom Deutſchlandſender: Major a. D. Weberſtedt: Em
Jahr Kampf um Deutſchlands Gleichberechtigung.
20.20: Stuttgart: Die verhängnisvolle Faſchingsnacht. Poſſe mit
Geſang von Johann Neſtroy.
21.40: Stuttgart: Wiener Walzer. Geſpielt vom Südfunkorcheſter.
Ltg.: Ferd. Droſt. — 22.45: Kleine Unterhaltung.
B.00: Leipzig: Heut gibt’s im Radio Tanzmuſik. Ltg.: Weber.
24.00: Wilh. Michel: Vom Sinn und Schickſal der deutſchen Kunſt.
— Anſchl.; Muſik.
Königswuſterhauſen.
10.10:
10.50:
15.15:
15.25:
15.45:
16.00;
17.25:
17.40:
18.30:
19.00:
20.10:
Deutſchlandſender: Dienstag, 6. Februgr
Schulfunk: Wieland, der Schmied. (Hörſpiel.)
Fröhlicher Kindergarten. — 11.30; Volk und Arbeit.
Buch=
beſprechung. — 11.45: Zeitfunk.
Für die Frau: Mode — auch eine deutſche Wirtſchaſtsfrage,
Schöne und praktiſche Kinderkleidung.
Karl Fiſcher: Aus: „Lebenserinnerungen eines Arbeiters”.
München: Velverkonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. L. K.
Meyer als Gaſt. — 17.00: Jugendfunk: Wir bauen em
Boot zum Frühjahr
Eim Philoſoph erreicht die Jugend.
Das ſind Sachen! Freche Verſe Lieder und Geſpräche.
Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
Stunde der Nation: Ich träumt in ſeinem Schatten. Szeneu
um deutſche Volkslieder.
Major a. D. von Weberſtedt: Ein Jahr Kampf um Deutſch=
poniſten. Eine luſtige Stunde.
21.00: Sinfonie der Arbeit. Dichtung; Hans Jürgen Nierentz. Muſik:
Herbert Windt. — 21.40: Handwerks= und Ständelieder.
Chor des Deutſchlandſenders. Lig.: Hans Geore Görner.
23.00: Leipzig: Heut gibt’s im Radio Tanzmuſik. Mitw.: Das
Funkorcheſter das Emdéorcheſter, die 5 Beltantos. Lig.:
Hilmar Weber.
Weiterberichl.
Noch immer lagert hoher Druck über den britiſchen Inſeln
und erſtreckt ſich bis über Deutſchland. Durch eine kräftige
Stö=
rung im Norden wird allerdings milde Luft vom Ozean her nach
dem Kontinent verfrachtet, ſo daß der Froſt zurückgeht und
neb=
lige Bewölfung vorherrſchen wird Vereinzelt iſt ſogar mit
leich=
ten Niederſchlägen zu rechnen.
Ausſichten für Dienstag: Neblig, wolkig, etwas milder, Neigung
zu leichten Niederſchlägen.
Ausſichten für Mittwoch: Keine weſentliche Aenderung.
Lauptſchritleitung: Ruvor Mauve.
Verantwortlick ür Politik und Wirtſcha t: Rudol Mauve: ür Jeuilieton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nabrichten: Max Streeſe; für den Schulußdienſt: Andrcas
Bauer; ſür den Candel: Dr. 8. 6 Luetſch: für Sport: Kari Böhmann: für „Die
Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette: jür den
Anzeigen=
teil und geſchäftliche Mitteilungen: Billy Kuhie ſämtl. in Darmſtadt. 2 A I. 34: 23606
Lruck und Berlag: L. C. Wittich, Larmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unveriangte Manufkrivte wird. Garantie der Rückſendung n ichi übernvmmen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 36
Dienstag, 6. Februar
Beinnet and Kanrfatier effellensotfe.
Zum Wochenbeginn war in der Tendenz der Berliner Börſe
gegenüber der Vorwoche kaum eine Aenderung zu vermerken. Das
Publikum verhielt ſich zwar zunächſt noch etwas zurückhaltend,
was ja am Montag eine faſt ſtändige Erſcheinung iſt, und auch
die Kuliſſe beteiligte ſich nur zögernd am Geſchäft, wobei man
auf die beginnenden Stillhalteverhandlungen verweiſt.
Anderer=
ſeits waren aber auch größere Orders für Spezialwerte
vor=
handen, nisbeſondere Montanwerte lagen dabei im Vordergrund.
Hoeſch kamen um 1½ Prozent, Stolberger Zink im gleichen
Aus=
maß gebeſſert zur Notiz. Lediglich die in der letzten Woche ſtärker
favoriſierten Laurahätte büßten auf Gewinnmitnahmen 1
Pro=
zent ein. Braunkohlenwerte kamen einheitlich höher ein, Bubiag
plus 3 Prozent, Ilſe Bergbau plus 1 Prozent, JG. Farben, die
vorbörslich ſehr lebhaft und zu etwa 129 umgeſetzt wurden
er=
öffneten ½ Prozent über Samstagſchluß mit 128 Prozent.
Elek=
tropapiere waren auf Meldungen über einen günſtigen
Strom=
abſatz bis 1 Prozent feſter. Felten und Guilleaume gewannen
3½ Prozent. Siemens ſtanden unter leichtem Abgabedruck und
büßten ½ Prozent ein. Maſchinenwerte waren geſtern etwas
ver=
nachläſſigt, nur Schubert u. Salzer ſetzten ihre Aufwärtsbewegung
um 1½ Prozent fort. Sonſt ſind als nennenswert verändert
Schultheiß und Atlanten mit je plus 2, Süddeutſche Zucker mit
plus 1½ und Schleſiſche Gas mit minus 1½ Prozent zu erwähnen.
Am Rentenmarkt trat zunächſt eine klare Tendenz noch nicht
zutage. Es hat aber den Anſchein, als ob das Publikum dieſem
Markt heute ſtärkeres Intereſſe zuwendet als an den letzten
Tagen der Vorwoche.
Im weiteren Verlauf der Börſe trafen verſchiedentlich noch
Publikumsorders ein, ſo daß die Tendenz ein ausgeſprochen feſtes
Gepräge erhielt. Farben wurden lebhaft umgeſetzt und gegen
den Anfang 1½ Prozent höher notiert, aber auch Eintracht
Ber=
ger und Conti=Gummi gewannen ein weiteres Prozent,
Schiff=
ahrtswerte waren beruhigt und feſter. Montane weiter um zirka
½ Prozent gebeſſert. Lediglich Gelſenkirchen gaben um 9 Prozent
nach. Stark gefragt waren AEG., die bis auf 313 Prozent
an=
zogen. Der Rentenmarkt zeigte zwar eine freundlichere
Verfaſ=
ſung, doch hielten ſich die Umſätze weiter in ſehr engen Grenzen.
Hypothekengoldpfandbriefe kamen bis ½ Prozent höher zur Notiz,
Preußen Boden darüber hinaus bis zu 1 Prozent feſter.
Kommu=
nale und Liquidationspfandbriefe ſtill und wenig verändert.
Die Frankfurter Börſe blieb auch zum Wochenbeginn
aus=
geſprochen freundlich, nur hat ſich das Tempo der Umſätze
ver=
ringert, da die Kaufwelle etwas nachgelaſſen hat. Für die
ge=
ſunde Lage der Börſe iſt es aber bezeichnend, daß nur
außer=
ordentlich geringe Verkaufsaufsträge vorlagen. Im weſentlichen
war das Augenmerk am Aktienmarkt konzentriert, wo
ertrags=
fähige Papiere bevorzugt waren. Farbeninduſtrie 78 Prozent,
Deutſche Erdöl 1½ Prozent, Metallgeſellſchaft ½ Prozent höher.
Am Elektromarkte Schuckert 1½ Prozent, Siemens 1 Prozent,
AEG. ¼ Prozent, Gesfürel ½ Prozent feſter. Montanwerte
gleichfalls feſt, Stahlverein ½ Prozent, Mansfeld 1½ Prozent,
Gelſenkirchen 3 Prozent, Mannesmann ½ Prozent, Otavi Minen
1 RM. feſter. Zellſtoffwerte lagen eine Kleinigkeit (½ Proz.)
ge=
beſſert. Von Transportwerten lagen Reichsbahn=VA. ½ Prozent,
Hapag 1 Prozent ſchwächer, allerdings Nordd. Lloyd 7 Prozent
und AG. für Verkehrsweſen ½ Prozent freundlicher. Im
ein=
zelnen blieb der Aktienmarkt zumeiſt behauptet, Conti Gummi
½ Prozent, L. Tietz 1 Prozent und Reichsbankanteile ½ Prozent
feſter.
Am Rentenmarkte fand das große Beiſpiel der italieniſchen
Konverſion Beachtung. Reichsmark=Obligationen lagen durchweg
½ Prozent feſter. Von Reichsankeihen gingen Neubeſitz ¼
Pro=
zent, Altbeſitz ½ Prozent zurück, ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen
waren behauptet. Am Auslandsrentenmarkt Ungarn und
Mexi=
kaner weiter anziehend, 1914er Ungarn um R Prozent,
Irriga=
tions=Mexikaner um ½ Prozent, daneben 4 Prozent
Einheits=
rumänen 10 Pfg. höher.
ir en eungn ich. ernd. Faff eunfe
Cement Heidelberg ½ Prozent, dagegen lagen Daimler 4
Pro=
zent, Mannesmann ½ Prozent niedriger. Im weiteren
Ver=
laufe ſetzten ſich überwiegend Kursſteigerungen um
durchſchnitt=
lich 1 Prozent durch, darüber hinaus gewannen L. Tietz,
Aſchers=
leben und Conti Gummmi je 1½ Prozent, Farbeninduſtrie 1½
Prozent uſw. — Am Rentenmarkte belebte ſich das Geſchäft in
Neubeſitzanleihe und die Notiz lag bei 19,15 nach 19 Prozent, auch
Altbeſitz waren um ½8 Prozent auf 98 Prozent erhöht. Von
frem=
den Werten gingen 1914er Ungarn um ¼ Prozent auf 7½
Pro=
zent Brief zurück.
Bei freundlicher Stimmung entwickelte ſich an der
Abend=
börſe bei Eröffnung ſowohl am Aktien= als auch am
Renten=
markte nur kleines Geſchäft. Von der Kundſchaft waren nur wenig
Kaufaufträge eingelaufen, wodurch auch die Kuliſſe etwas zurü,
zumal nennenswerte Anregungen fehlten. Soweit zunächſt Kurfe
zur Notiz gelangten, lagen ſie gegen den Berliner Schluß gut
be=
hauptet. Im Verlaufe wurde das Geſchäft vorübergehend etwas
belebter, und Farbeninduſtrie gewannen ½ Prozent. Ferner
konn=
ten ſich AKU, um insgeſamt 1½ Prozent, Bemberg um 3
Pro=
zent, Rheinſtahl um 8 Prozent erhöhen. Die Schlußnotierungen
lagen im Vergleich zu Berlin uneinheitlich, wobei aber
Beſſe=
rungen bis zu ½ Prozent überwogen. Am Rentenmarkte
bröckel=
ten Altbeſitzanleihe etwas ab. Neubeſitz und ſpäte
Reichsſchuld=
buchforderungen lagen behauptet, ebenſo bei ſehr ſtillem Geſchäft
umgetauſchte Reichsmark=Obligationen.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 5. Februar. Der
Getrei=
degroßmarkt hatte auf der ganzen Linie im Vergleich zur
Nach=
frage ausreichendes Angebot. Die Preiſe wieſen jedoch gegenüber
denen der Vorwoche kaum Veränderungen auf. Futtermittel
waren z. B. ſeitens der Fabriken weiter ermäßigt, das
Prompt=
geſchäft war etwas beſſer, während auf Termin nur wenig
Ab=
ſchlüſſe bekannt wurden. Am Mehlmarkte war die zweite Hand
mit billigeren Offerten im Markt, während der Mühlenpreis für
Februar um 30 Pfg. auf 29,70 RM. pro Sack erhöht wurde. Das
Geſchäft beſchränkte ſich auch weiterhin nur auf die Deckung des
notwendigen Bedarfs. Es notierte (Getreide je Tonne alles
en 195—196, Roggen
Koagennehl 4.50 Proent 39—34 dto ſüd Speg. 0 34.
Peit=
zenkleie 10,50 Weizenfuttermehl 11,50, Roggenkleie 10,50—10,60,
Soyaſchrot 15,20. Palmkuchen 15.15, Erdnußkuchen 16,30—17,20,
Treber 17. Trockenſchnitzel 10,25, Heu ſüdd. 6,50—6,75, Weizen=
und Roggenſtroh drahtgepreßt und gebündelt 1,90—2. Kartoffeln:
Induſtrie hieſiger Gegend 2,50—2,60 RM. (unv.) per 50
Kilo=
gramm bei Waggonbezug.
Mannheimer Produktenbericht vom 5. Februar. Weizen inl.
(76/77 Kilo) frei Mannheim 19,85—19,99, desgl. franko
Voll=
bahnſtation des Erzeuger Feſtpreis per Februar Bez. 9 19,25.
Bez. 10 19,55 Bez. 11 19,85 Roggen ſüdd. (71/72 Kilo) frei
Mannheim 16,90—17, desgl. franko Vollbahnſtation des
Erzeu=
gers Feſtpreis per Februar Bez. 8 16,30, Bez. 9 16,60. Hafer inl.
15,25—15,50, Sommer= und Pfälzergerſte 18—19 (Ausſtichware
über Notiz); Futtergerſte 17. Mais im Sack (La Plata) 19—19,25,
Erdnußkuchen prompt 16,75—17 Soyaſchrot prompt 15—15,25,
Rapskuchen 14,50, Palmkuchen 15,50 Kokoskuchen 17,50
Seſam=
kuchen 17. Malzkeime 14,50, Leinkuchen 17.25—17,50, Biertreber
mit Sack 17,75. Trockenſchnitzel ab Fabrik 10. Rohmelaſſe 8,50,
Wieſenheu (loſes) 6.40—6,80, Rotkleeheu 6,80—7. Luzernkleeheu
8—8,20, Stroh, Preßſtroh Roggen=Weizen 2.20—2,40, Hafer=
Gerſte 1,80—2, geb. Stroh, Roggen=Weizen 1,40—1,60, Hafer=
Gerſte 1,20—1,40, Weizenmehl, Spez. 0 mit Austauſchweizen per
Februar 29,70, per März 30. Spez. 0 aus Auslandsweizen per
Februar 28,20, per März 28,50. Roggenmehl (70/60proz) nordd.
prt 22,50—34, dto. pfälziſches und ſüdd. prompt 23,25—24,25,
Weizenkleie, feine mit Sack 10,50—10,75, grobe mit Sack 11—11,25,
Roggenkleie 10,50—11,50, Weizenfuttermehl 11,75,
Roggenfutter=
mehl 11,50—12,50. Weizennachmehl 15—15,25.
Dagggsſcfriehzrrrauhſauſtct
Die Wirkſchaftslage des Viehhandels
ii Janaut.
Vom Reichsverband des nationalen Viehhandels Deutſchlands
e. V. wird geſchrieben:
Die Auftriebe im abgelaufenen Monat waren ſehr reichlich,
ſo daß ſich eine allgemeine Beſſerung der Viehpreiſe nicht
durch=
ſetzen konnte. Die Preiſe für Rinder guter Qualitäten konnten
ſich einigermaßen behaupten, während infolge unbefriedigenden
Fleiſchgeſchäfts die geringeren Qualitäten, einen Preisrückgang
aufwieſen. Dasſelbe trifft auch für Kühe aller Qualitäten zu. In
Kälbern waren gute, ſchwere Tiere gefragt und konnten im Preis
anziehen. Mittlere und geringe Kälber vermochten die Preiſe
weiter zu halten. Das Geſchäft in Schafen war im ganzen
unver=
ändert. Auf dem Schweinemarkt konnte die Erhöhung der
Prozent=
ſätze des Beimiſchungszwangs ein Abſinken der Preiſe für fette
Schweine leidlich verhindern. Bei den leichteren Schweinen
wie=
ſen die Märkte jedoch vielfach bei nachgebenden Preiſen
Ueber=
ſtände auf. — Infolge der bevorſtehenden Faſtenzeit iſt eine
vor=
ſichtige Marktbeſchickung und ſtrengſte Marktdiſziplin weiterhin
unbedingt erforderlich wenn ſtarke Preiseinbrüche verhindert
werden ſollen. Der Reichsverband des nationalen Viehhandels
Deutſchlands e. V. hat daher ſeine Mitglieder wiederholt zur
Marktdiſziplin aufgefordert. Auch von landwirtſchaftlicher Seite
ſind an die deutſchen Bauern ähnliche Ermahnungen gegangen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Zinn=Bergwerksproduktion im Jahre 1933. Die Zinn=
Bergwerksproduktion der Erde war im Jahre 1933 etwas
ge=
ringer als im Vorjahre, ſie betrug 88 892 (98 728) Tonnen. Im
Dezember 1933 ging die Erzeugung auf 7017 (7967 im November)
zubrück. In Aſien wurden 61 987 (67 031) Tonnen Zinn gefördert,
in Afrika 7325 (6077) Tonnen, in Amerika 21 720 (15 080)
Ton=
nen in Auſtralien 2200 (2000) Tonnen und in Europa 2300
(1900) Tonnen. Die Zahlen für Aſien, Afrika und Amerika ſind
teilweiſe, die für Auſtralien und Europa ganz geſchätzt. Im
Ta=
gesdurchſchnitt betrug die Produktion 214 (270) Tonnen.
Die Tabakanbaufläche für das Anbaujahr 1934. Die
Beſtre=
bungen, den inländiſchen Tabakbau, insbeſondere nach der Güte
hin, zu verbeſſern und zu heben, waren in 1933 von
fortſchreiten=
dem Erfolg begleitet, ſo daß die Wünſche der Anbauer nach
Ver=
größerung der Anbauflächen verſtändlich ſind.
Nationalwirt=
ſchaftliche, land= betriebs= und arbeitswirtſchaftliche Gründe
wür=
den jedenfalls dafür ſprechen. Auf der anderen Seite macht es
aber die unſichere Abſatzlage notwendig, die Ausdehnung der
An=
baufläche in engen Grenzen zu halten. Nach Vorſchlägen des
Reichsnährſtandes und auf Grund eingehender Prüfung der
Sach=
lage iſt deshalb vom Reichsernährungsminiſter im
Einverneh=
men mit dem Reichsfinanzminiſter für das Jahr 1934 eine geringe
Erhöhung der Anbaufläche von insgeſan,t annähernd 3 Prozent
feſtgeſetzt worden. Die Verteilung dieſer Erhöhung bleibt den
Landesregierungen überlaſſen.
Erhebliche Abſatzſteigerung für Kali in 1933. Die
Abladun=
gen des Deutſchen Kaliſyndikats ſtiegen im Jähre 1933 auf 9.37
(8,46 Mill. Dzs K=0, alſo um 900 000 Dz.; der Abſatz 1933 betrug
zirka 66,89 Prozent der Menge, die vor Eintritt der Kriſe
ver=
kauft werden konnte. Im Dezember 1933 belief ſich der Abſatz auf
536 000 Doppelzentner K=0 gegen 444 000 Dz. im gleichen Monat
des Vorjahres. Dieſe Steigerung dürfte in der Hauptſache mit
vermehrtem Export und Ergänzung der Exportlager zu erklären
ſein.
Die Kunſtſeidenprodukkion der
Haupkerzeugungs=
länder im Jahre 1933.
Im Jahre 1933 iſt in ſämtlich Kunſtſeide produzierenden
Län=
dern eine Steigerung der Produktion feſtzuſtellen. Der Mailänder
Korreſpondent des FWD. erfährt folgende detaillierte Angaben;
Die Weltproduktion in Kunſtſeide betrug im Jahre 1933 275
Mil=
lionen Kilogramm gegen 233 Millionen Kilogramm in 1932. An
erſter Stelle unter den Erzeugungsländern ſteht nach wie vor
Amerika, das ſeine Produktion gegenüber dem Vorjahre um
15 Prozent auf rund 80 (59,8) Millionen Kilogramm ſteigerte.
Die amerikaniſche Ausfuhr iſt weiterhin geringfügig geblieben,
Sie dürfte mit rund 500 000 Kilogramm veranſchlagt werden,
Italien hat die bisher innegehaltene zweite Stelle an Japan
ab=
treten müſſen. Japan vermehrte ſeine Produktion auf 40 (31,6)
Millionen Kilogramm, Italien hat eine Produktionsſteigerung
auf 33 (31) Millionen Kilogramm aufzuweiſen. Die italieniſche
Ausfuhr iſt allerdings um 15 Prozent geſunken auf 14,1 (17)
Mil=
lionen Kilogramm. Die italieniſche Ausfuhr nach Deutſchland
be=
trug 3,7 (4,1) Millionen Kilogramm. Immerhin nimmt
Deutſch=
land nach wie vor unter den Kunſtſeideabnehmern Italiens mit
einem Bezug von 12. Prozent der italieniſchen Geſamtproduktion
den erſten Platz ein. Hinſichtlich des inneren Verbrauchs hat ſich
1933 gegenüber dem Vorjahre eine beträchtliche Steigerung
ge=
zeigt. Er ſtieg auf 20 (15) Millionen Kilogramm. England hat
ſeine Produktion auf 37 (31,5) Millionen Kilogramm erweitert.
— Die deutſche Produktion, die in 1932: 27 Millionen Kilogramm
betrug, wird für 1929 auf 29 Millionen Kilogramm angegeben.
Die Ausfuhr ſtieg auf 7,5 (6,8) Millionen Kilogramm, die
Aus=
fuhr von Geweben auf 4,3 (3,7) Millionen Kilogramm. Die
Ein=
fuhr Deutſchlands an Kunſtſeide verminderte ſich auf 9,6 (10,2)
Millionen Kilogramm.
Piehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 5. Februar. Auftrieb: Rinder
insgeſamt 1348 (gegen 1245 am letzten Montagsmarkt) darunter
befanden ſich 345 Ochſen, 120 Bullen, 250 Kühe und 363 Färſen.
Kälber 445 (530), Schafe 84 (219), Schweine 4410 (3644)).
No=
tiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1) 32
bis 33, b) 30—31, C) 27—29, d)) 24—26. Bullen a) 30, b) 28—29,
26—27, d) 23—25. Kühe a) 27, b) 23—26, c) 18—22, d) 13—17.
Färſen a) 32—33, b) 30—31, c) 27—29, d) 23—26. Kälber
Son=
derklaſſe —, andere a) 43—44, b) 36—42, c) 28—35, Lämmer und
Hammel: b1) Stallmaſthammel 33, c) mittlere 31—32, d)
gerin=
gere 29—30. Schafe e) beſte 28—29, f) mittlere 25— 27, Schweine
a) 46—48, b) 45—48, c) 44—48. d) 42—47. e) 35—45, f)
g) Sauen 38—43. Im Preisvergleich zum letzten Montagsmarkt
zogen Ochſen, Färſen, Kälber und Hammel 1—2 RM. an,
Schweine gaben 1—2 RM. nach, im übrigen blieben die letzten
Preiſe ziemlich unverändert. Marktverlauf: Rinder ruhig,
gerin=
ger Ueberſtand. Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig,
aus=
verkauft. Schweine ſchleppend, Ueberſtand (193 Stück).
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Im Ausweis der Konverſionskaſſe für deutſche
Auslands=
zahlungen vom 31. Januar 1934 erſcheinen unter Aktiven
For=
derungen gegen die Reichsbank in Reichsmark und Valuta mit
140 015 423 (am 30. 12. 1933: 112 878 785) und unter Paſſiven
Schuldſcheine mit 57 276 570 (54 522 196) und ſonſtige
Verpflich=
tungen mit 82 746 192 (58 364 062).
Am freien Markt in London wurde geſtern Gold im Werte
von 380 000 Pfund Sterling verkauft. Der Preis belief ſich auf
140 sh pro Unze Feingold.
Berliner Kursbericht
vom 5. Februar 1934
Deviſenmarkt
vom 5. Februar 1934
Me H
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordb. Lloyd
A. E. 6.
Bahr. Motorenlv.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gas
31.50
30.50
104.—
45.—
77.50
154.25
116.25
D
llektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
405.—
97.—
128.25
62.—
95.75
92.125
73.—
69.—
118.50
62.
88.875
64.75
43.25
64.25
Kue
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Kaufho
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 1
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Mieesdete
Vaf
152.50
22.75
41.375
118.50
63.25
20.125
104.—
29.—
83.75
70.125
97.—
Buenos=Aires
Kanada
Javan
Kairo”
Iſtanbul
London
New York=
Rio de Janeiro
uruguah
Amſterdam
Athen
Brüſſel
Budapeſt
Danzig
Helſingfors
Währung
1 Pap. Peſo
1canad. Doll.
Yen
1äghpt. *
1türk. s
12.=Stg.
1 Dollar
01 Milreis
1 Goldpeſo
100 Gulden
100 Drachm.
100 Belga
100 Pengö
100 Gulden
100 finn.M.
Geld
0.s63
2.597
0.764
3.345
1.998
12.965
2.632
0.215
1.349
168.03
2.z01
56.34
Brief
0.667
2.603
o.gee
13.375
2.002
2.995
2.638
0.277
1.351
169.31
2.305
56.36
ei.s7 /s1.53
5.6941 5.706
Italien
Jugoſlawien
Kopenhagen
Liſſabon
Oslo.
Paris
Prag
Fsland
Riga
Schweiz
Sofia.
Spanien
Stockholm
Tallinn (Eſtl.)
Wien
Bährung
100 Dire
100 Dinar
100 Kronen
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes t
100 Tſch.=Kr. i
100 isl. Kr.
00 Lais
100 Franken
100 Leva
100 Peſetas
100 Kronen
100 eſtl. Kr. 6
100 Schilling!
Geld
5.664
57.64
1.78 1.,g1
64.84
16.32
12.4271
58. 44
0.02
8092
3.047
83.97 3
66.68 66. 62
69.43
77.20 4
Brief
2.00 22.04
5.676
57.76
64.26
6.46
12.4a1
58.56
40.18
sl.o8
2.053
3.03
39.57
47.30
Burmſtäuter und Karisharbant Surmſtaur, oMan Mr Arescher Buntt
Frankfurter Kursbericht vom 5. Februar 1934.
Steuergutſcheine
„Gr. IIp. 1934
193:
O.„
„ 1930
„ 1937
1939
„ Gruppe I
6% Otſch. Reichsan!
„ b. 27
6%
5½% Intern.,v. 30
6%Baden. . . v. 27
6%Bayern., v. 27
68 Heſſen... v. 2‟
69% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen. . v. 2‟
6% Thüringenv. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4,
Ab=
löſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
6% Berlin. . . b.24
6% Darmſtadt ...
6% Dresden. b. 26
620 Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
„ v. 26
6% Mainz ....
62 Mannheimv. 27
68 München v. 22
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
688 „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Shp.=Bk.=Liquid.
4½% „Kom. Obl.
69 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Golboblig
6% Landeskomzl.
Bk. Girozentr. f
Heſſchldobl. R. 111
N. 121
6% Kaſſeler Land.”
kredit Goldpfbr.
6½ Naſſ. Landesbk.
5½% -Ligu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.- Anl.
FAuslSer I
*AuslSern1110
51. /5.2.
102.25
99.75
98.25
931,
90.
96.4
99.9
95.5
96
94
95
94.5
106.5
95
94
9.175
78.25
86
88”,
80
84.5
88.5
89.5
85.5
83.75
88.75
31.s
88.5
88.5
93.5
94
102.25
100).
97
935),
92
95
100.1
95.25
93),
95),
96
95.25
105.25
95.5
93.5
9.675
79.75
83
7911.
83*
8a.75
82.5
85.5
89‟
86.5
92.5
80
92.75
93.25
s625
92.75
98
92.5
96
114.75
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz),
6%Berl. Hyp. Bk.
5½% „Lig.=Pfbr.=
62 Frkf. Hyp.=Bk.
5½%0 n Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
82 Frf. Pfbr. Bk.)
%0 „ Lig.=Pfbr.
%Mein. Hyp.=Bk.
Lia. Pfbr.
62 Pfälz. Hyp.=Bk.
54
Lig. Pfbr
82 Rheln. Hyp. Bk.
½% „ Lig.Pfbr.
„ Goldoblig.
Südd. Bod.
Cred.=Bank.
5½% „ Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp. B.
6% Daimler=Benz.
800 Dt. Linol Berke
6% Mainkrw. v. 26
6%Mitteld. Stahl
6% Salzmannc Co.
6%o Ver. Stahlwerke
6% Voigte Häffner
J. G. Farben Bondsl
5% Bosn. L.E.B
5% „ 2. Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 62
4½% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumänl
4½,½
420
42 Türk. Abmin.
4½ „ 1. Bagdadl
Zollanl.
420
4½% Ungarn 19131
4½7 „ 1914
Goldr.!
1910
48
4½ Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
420 Stockholm „
Aktien.
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G.
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. .!
5.1.
A
93.5
93.75
89.5
93.75
94
96
94.5
94.75
93.5
30.75
96
96.5
39.5
93.5
10
42.25
26.5
54
Jaa
925),
91.75
88.75
92-.
R3c
92.
93
94.5
94
92.75
92.5
95.5
93.5
94.75
87.75
ss"
90.9
89
82
72.75
77
115
14.25
1435
6.7
231,
23.25
Karlſtaht
Seiee
Contin. Gummin
Contin. Linoleum
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. .
„ Erdöl ......"
43.5
30.5
96
59.5
45.95
124.75
75i.
ERäauläecht
Schw. Bergwerr
Eßling. Maſchinen
Säätent
Seodſchaſdrch. n
Gritzner=Kayſer:
Kanſperſe
bochtief Eſſen ..
Holzmann, Phil.
Junghans ..
Kali Chemie
Aſchersleben
glein, Schanzlin.
Klöcknerwerke ....
gnorr C. 6....../ 10
Lahmeyer & Co. ..
Laurahütte.
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſ
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlen
721, 68.5 38 z0
Reckarwerk Eßling.
Oberbedarf ......
Bhönir Bergbau ..
Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan. .
44.5 Roeder, Gebr. ...
Rütgerswerke ...
Salzbetfurth Kali”.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr. .
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
215 Thür. Liefer.=Geſ..
Kaufhof .........
nnterfranken ... ..
Ber. Stahlwverke..
Ver. Ultramarin ..
Voigt & Haeffner.
Beſteregeln Kali..
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank. ..
195 Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hhp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
„ Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bank und Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank ...
Frankf. Bank.
„ Hyp.=Bank.
69.25 Mein. Hhp.=Bank:
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Abt.
Rhein. Hyp.=Bank.
92.,25 1 Südd. Bob. Cr.Bk.
Württb. Notenbank
A.. G. f. Verkehrsw!)
51.5 Allg. Lokalb. Kraftwl
78 Dt. Reichsb. Vzg
Hapag ........"
Nordd. Lloyd. .
89.5 Südd. Eiſenb.=Gef.
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung.
„„ Verein. Berf.
Frankona Rück=u. Mi
5. 1.
86.25
46.75
199.75
93
90-
8425
53.5
156‟
2”/1ss
2 1160
26.5
5 1os
80
7 1147
50
188
16
6 95
39
7 1105
22.75
51
44.75
122
95.5
90
88
8 120
46
54.75
74
59.5
82.5
85.5
8 86.75
2 169.25
117.5
5.2.
90.25
15
45l,
199
96.5
90.5
82
102.5
80
146.5
50
182.5
80
231/
96.25
41.25
117
118
49.25
45.75
122
98
81
120
52.75
67
75.5
67.5
85
84
86.75
86.75
166.5
118
100
67.5
12.
10 eis 235
243 121 117 2 20 12.5 35.5 41 [ ← ][ ]
Seite 12 — Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt ? Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 6. Februar 1334
2
Bis auf Weiteres
Ein Wunderwerk der
Filmtechnik:
Die Fabel von
Ring-Kong
Ein amerik. Trick- und
Sensationsfilm nach der Idee
des letzten Romans von
Edgar Wallace.
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr
Horemtddätadin dHhauuda
Abfahrt 9 Uhr vorm.
Fahrpreis .. Mk. 1.75
Platzbestellung
Reisebüro des Ver-
MEN kHehrs-Vereins
O44
Hente die große Lustspiel-Premiere
Dollu Kaas und
Karru Liedtke
EinFilm von garz besonderer
Note:
Morgen beginnt
das Leben
mit Erich Haussmann
Hilde von Stolz
Harry Frank und
H. Baierle.
Beginn: 3.45, 8.00 u. 8.20 Uhr
15
35 &
D. d
H.
Testück H.
Bee
1598)
Adolf-Hitlerplatz 4
Fischhaus Fertig
Markt 4 Tel. 641 Ludwigſtr. 18
1Pfd. 0.25
Gr. grüne Heringe /3 Pfd. 0.70
Prima Bratſchellfiſche Pfd. 0.25
Konſum=Kabliau . . . Pfd. 0.28
Ia Fiſchfilet, küchenf., 0.70, 0.60, 0.50
Ia Kabliau i. Sch. Pfd. 0.60, 0.50
Seelachs 0.45, Goldbarſch 0.45
Süße Makrelbücklinge Pfd. 0.40
Kieler Sprotten . Kiſtchen 0.35
Spickaale,Flundern, Schellfiſche,
Lachsbücklinge, Lachsheringe,
Seeaal, Schillerlocken, Lachs
Billige Heringe zumMarinieren:
Ia kl. Bollheringe 10 Stück 0.38
la deutſcheVollheringe 5 „ 0.45
Große holl. Vollheringe 5 „ 0.55
la Siedwürſtchen . . Paar 0.10
Ia Filderkraut m. Weingeſchm. Pf. 0.20
Eingemachte Salzbohnen Pfd. 0.38
Fußmatten
größte Auswahl.
Bohnerwachs, Federwedel,
Paliertücher. Skunkswedel,
Scheuertücher,
Kehrmaſchinen.
Brückner
Holzſtraße, am Brunnen. (1604b
Schuh=
Billigreparatur
Nicklas.
Gervi=
nusſtr. 69 Ecke
Roßdörferſtr.
Masken
zu verkaufen od.
zu verleihen.
Näh. Geſchäftsſt.
Mitkelrhein. Archikekken=
und Ingenienr=Verein
(Vortragsgem. techn.=wiſſ. Verb.)
Einladung
zum Vortrag des Herrn Reg.=Bſtr.
Schreiner=Mainz am Dienstag,
den 6. Febr. 1934, abds. 8 Uhr,
im Saal 326 der Techn. Hochſch.
über „Gedanken eines modernen
Architekten zur antiken Baukunſt.”
Zahlreiches Erſcheinen der
Mit=
glieder der Vortragsgemeinſchaft
erbeten. Damen und Gäſte ſind
willkommen. Der Vorſtand.
(1620)
OEfM
Weute Dienstag, 20½ Uhr
und morgen Mittwoch
Der große Erfolg!
Gastspiel derberühmten
AAlSOsCH
Sänger
und bunte Bühne
Volkspreise:
0.50, 0.75, 1.00, 1.25
Karten: Verkehrs-Büro,
H.de Waal. Tel. 389. d611
„Runst im Kandwerk
am Ludwigsplatz aub
Jrauringanfertigung
gatt und ziseliert.
Der Page
Vom
SaassteAdlel
mit Hans Junkermann, Trude Hesterberg.
Adalbert v. Schlettow und Hans Richter.
Musik: Ed. Künnecke.
Ein lustiger Film von Sehnsucht, Liebe und Glück nach
dem gleichnamigen Buch von Maria Peteani. Im Trubel
des Hotelbetriebs erlebt Dolly Haas als Hotelpage die
tollsten Abenteuer u. findet in Harry Liedtke, der sich
bier als Liebbaber von ganz neuer Seite zeigt, ihr Glück
Beglnn: 3.45, 8.00 und 8.20 Uhr.
(V1607
Wir gehen zu
Bender
Elisabethenstraße Nr. 23
Von heute Dienstag bis einschl. Fastnacht, 8Tage
Künstler-Konzerte
mit Tanz
Leitung: Die temperamentvolleGeigenkünstlerin
Paula Mulder-Fazzi mit ihrem Ensemble
Devise: Lachen und Freudigkeit
Herrliche Dekorationen
Elntritk Frei!
Winterſport
imVogelsberg.
In ſehr behagl.
Villenhaushalt in
größer. Dorf des
Vogelsbergs (450
Mtr. 1ü. d. M.) w.
Gäſte z.
Winter=
friſche
aufgenom=
men.
Zentralhz=
fließ. Waſſ., beſte
Verpfleg. Schön.
Skigelände,
Uebungshang u.
Rodelgelegenheit
v. d. Haus.
Pen=
ſionspreis 4 Mk.,
Wochenende (von
Samstag nachm.
bis Montag früh)
7.50. Auch
Dauer=
gäſte, die ruhigen
Landaufenth. w.,
können für mehr.
Monate bei mäß.
Geſamtpr.
aufge=
nom. werd.
An=
fragen u. G154
a. d. Gſchſt. (1612
das war aber schön heute
im Resi!”
So äußern sich viele Be
sucher.
Und wir sagen Ihnen
„Ja, diese Srſtaufführung
muß gefallen — er ist
neuartig
als erſter Segelflug=Großfilm,
lustig
als ein Film der Augend.
Nur noch 2 Tage
Vickor de Kowa, Lil
Rodien, Anni Markart I
Mädels von Heut
Zöricke-, Mifa-,
Falter-,
Rhein-
gold-,
Europa-
u. a.
Fahy-
räder
35.- 45.- 54.-
60.- 75.-
Zahlungs-
erleichterung.
Gütting
Schuchardstr. 10
Gebrauchte
Herrenmarkenräder
12.— an.
Bleich=
ſtraße 32.
TAGE KARNEUAL
IM BOTEL
LoR TAOSZ
Samnstag, Montag, Dienstag ab 21 Uhr
In sämtl. festlich dekorlerten Räumene
Es wlrd gebeten sich Tische durch
Ent-
nahmne der Gedeckkarte CM. 1.50,
Rosen-
montag M. 2.—) Im Voraus zu sichern.
Schlagzeug
komplett, zu
ver=
kaufen. Angeb.
u. G. 152 Geſchſt.
PALAST-LICMTSPIEIE
Grafenstraße 1
Ein gewaltig ergreifender Großfilm
Hochstehende kirchliche Kreise haben über den Film
empfehlens-
werte Urteile abgegeben!
Der Heilige Frauziskus von Assisi
Vom Reichtum zur Armut — Von Armuf zur Heiligkeit
Die Vorführungen erfolgen mit Musikbegleitung am Mittwoch, den
7. Februar 1934, nachmittags 3, 5 und abends 8.15 Uhr.
Preise der Plätze: 0.60, 0.80, 1.00 und 1.20 RM., Kinder 0.20 RM.
Vorverk.: Buchhandlg. Wilh, Griesheimer, Wilhelminenpl. 2, Tel. 4570.
Besuchen Sie auch dle Nachmittags-Vorstellung. / (viet4
Faſt neue
Anker=
Regiſtrier=
billig zu verk.
Ang. u. G. 140
an d. Geſchſt.
Mahagoni=
Büroſchreibtiſch
und Seſſel, 2tür
Kleiderſchrank
Wäſchekiſte, eine
Angel und Ver
ſchiedenes billig
zu verk.
Heidel=
bergerſtr. 127, I
Großer weißer
Kinderwagen
zu verk., 12 Mk.
Vetter.
Bis=
marckſtraße 49.
gelas
Einlaß: 2 30 Uhr.
eginn: 3, 5.30, 8.15 Uhr.
Ausziehliſch
mit Pegamoid=
Einlage, großer
2türiger,
dunkel=
kiefern.
Kleider=
ſchrank mit
Fa=
cetteſpiegelglas,
Stühle, Mahag.=
Schränkchen mit
Marmorpl., ant.
Truhe (
Brand=
leiter, Küchen= Chaiſelongue,
ſchrank u. =Tiſch /Gasheizof., ver
billig nur gegen ſchied. Beleucht.
bar zu verkauf. Körper, Pendel
19.30—22 Uhr
Großes Haus
Heſſiſches
Landestheater
Dienstag
6. Februar 1934
Deutſche Bühne
Jugendring I4
Gruppe 1 u. 2
Preiſe
0.50—4.50 Mk.
Kleines Haus
Außer Miete
20—22 Uhr
Alle gegen Einen=
Einer für Alle
Schauſpiel von Friedrich Forſter
Spielleitung: Dr. Praſch
Bühnenbild: Edward Suhr a. G.
Darſteller: Franke=Booch, Gothe,
Ausfelder, Baumeiſter, Beſt.
Geh=
re,Hauer, Heck,Hinzelmann, Keim,
Laubenthal, Tanger, Linkmann,
Magel,Maletzki., Schudde, Schwartz
Weſtermann, Worret
Tanzabend
Alice Zickler mit der geſ. Tanzgruppe
Muſikaliſche Leitung: H. Hoeglauer
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
kiſte), Hausſtell= Kleines Sofa,
Angebote, unter vk. bill.: Herrn=
G. 136 Geſchſt. gartenſtraße 33.
Biedermeier
Stühle, kleines
Sofa,
Kleider=
ſchrank, Tiſch
Stühle, Bücher
ſchrank. Karlſtr. 25
parterre.
*
Sehr gut erhalt.
Teppich
(Tournay), 4X5
Mtr., preiswert
zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt.
Schreib=
maſchine
faſt neu, zu
ver=
kaufen. Zucker,
Bleichſtr. 11, II.
Ludwig Nösinger
Eliſabethenſtr. 42. Tel. 367
Billige und friſche
Heeſiſche!
Grüne Heringe 0.22, 4Pfd. 0.85
. 0.23
Seelachs, ohne Kopf
.0.26
Bratſchellfiſch .
„ 0.30
Kabliau, ohne Kopf
0.50
Fiſchfilets
TaNordſee=Kabliau i. Schn. 0.60
Ta Hering=Salat . ¼ Pfd. 0.18
Masken!
Prima Trachten.
Große Auswahl,
billig! Werner
Volkstheater,
Alexanderſtr. 5,
3. Stock.
Uhren
gut und billig!
Bund
Schuchardſtr. 9.
Ab 115.— Mk.
fabrikneue (b
Nähmaſchinen
Gütting
Schuchardſtr. 10.
Verchromen
Einträge in das Handelsregiſter Abteilung A:
Am. 23. Januar 1934 hinſichtlich der Firma A. & J.
Monnard, Darmſtadt: Die offene Handelsgeſellſchaft
iſt aufgelöſt. Geſchäft ſamt Firma iſt auf den
bis=
herigen Geſellſchafter, Spediteur Auguſt Monnard
als Einzelkaufmann übergegangen. — Am 30.
Ja=
nuar 1934 hinſichtlich der Firma Bahnamtliches
Roll=
kontor A. & J. Monnard & E. Schäffler, Darmſtadt:
Joſef Monnard, iſt aus der Geſellſchaft
ausgeſchie=
den, die von den übrigen Geſellſchaftern fortgeſetzt
iſt. — Neueintrag am 10. Januar 1934: Firma
Heinrich Funk, Kohlenhandlung, Darmſtadt. Inhaber
Heinrich Funk, Kaufmann in Darmſtadt. Eliſabeth
geb. Höhl, Ehefrau des Kaufmanns Heinrich Funk
in Darmſtadt iſt zur Prokuriſtin beſtellt.
Abteilung B: Am 24. Januar 1934 hinſichtlich
der Firma Carl Schenck. Eiſengießerei und
Maſchinen=
brik Darmſtadt, Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung.
Darmſtadt: Die Prokura des Dr.=Ing. Johannes
Heymann iſt erloſchen. Regierungsbaumeiſter a. D.
Konſtantin Brieger in Darmſtadt iſt zum
Geſamt=
prokuriſten beſtellt mit der Maßgabe, daß er in
Gemeinſchaft mit einem Geſchäftsführer oder einem
weiteren Prokuriſten zur Zeichnung der Firma
be=
rechtigt iſt. — Am 31. Januar 1934 hinſichtlich der
Firma: Heſſiſche Landeszeitung, Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung, Darmſtadt: Das Stammkapital
iſt durch Beſchluß der Geſellſchafterverſammlung
vom 27. Februar 1930 um 198.000 Reichsmark
auf 22.000 Reichsmark herabgeſetzt und ſodann um
88.000 Reichsmark auf 110.000 Reichsmark erhöht
worden. Durch Geſellſchafterbeſchluß vom 27.
Fe=
bruar 1930 iſt der Geſellſchaftsvertrag neu gefaßt.
Darmſtadt, den 2. Februar 1934.
Heſſiſches Amtsgericht.
ais
Städtiſche Feſthalle Darmſtadt.
Der Wirtſchaftsbetrieb in der ſtädtiſchen Feſthalle
Darmſtadt ſoll ab 1. April 1934 neu verpachtet
verden. Die Vertragsbedingungen können im
Stadthaus, Rheinſtraße 16/ 18, Zimmer 51,
einge=
ehen oder gegen Einſendung von 1.— RM.,
be=
ſogen werden.
Angebote ſind bis zum 1. März 1934 bei der
Bür=
germeiſterei Darmſtadt einzureichen.
Es wird darauf hingewieſen, daß ein ſtändiger
Wirtſchaftsbetrieb in der Feſthalle nicht in Frage
kommt, ſondern nur bei einzelnen Veranſtaltungen
(st.1597
in der warmen Jahreszeit.
Darmſtadt, den 2. Februar 1934.
Bürgermeiſterei.
Die Fuhrleiſtungen für das ſtädtiſche Tiefbauamt
im Verwaltungsjahr 1934 ſollen auf Grund der
Reichsverdingungsordnung vergeben werden.
Ar=
beitsbeſchreibungen und Bedingungen liegen bei dem
ſtädtiſchen Tiefbauamt, Zimmer Nr. 6, während
der Dienſtſtunden zur Einſicht offen. Auch werden
dort die Angebotſcheine abgegeben. Angebote ſind
bis Montag, den 19. Februar I. Js., 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 5. Februar 1934.
Städt. Tiefbauamt.
sb. 1612)
Bauarbeiten.
Die bei der Vornahme baulicher Herſtellungen in
verſchiedenen ſtädtiſchen Gebäuden vorkommenden
Beton= u. Asphaltarbeiten, Beton=Schreinerarbeiten
ſowie das Trocknen und Herrichten von
Buchen=
langriemen und Eichenparkett ſollen auf Grund der
Reichsverdingungsverordnung vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem unterzeichneten
Amte, Grafenſtraße Nr. 30, I., Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Mittwoch, den 14. Febr. 1934,
10 Uhr, bei der vorbezeichneten Dienſtſtelle ein=
(st.1599
zureichen.
Darmſtadt, den 5. Februar 1934.
Städtiſches Hochbquamt.
von Beſtecken, ſolid und preiswert
Karl Föbel, Grafenſtr. 16. 450
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 14. Februar 1934,
vormit=
tags 9 Uhr, durch das unterzeichnete Gericht
im Saal 118 des neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk. V.
Band 29, Blatt 1927:
Flur 18 Nr. 7, Grasgarten, Eſchollbrückerſtr.,
431 qm. Schätzung: 4500.— RM.
Flür 18 Nr. 8, Grasgarten daſelbſt, 905 qm.
Schätzung: 9000.— RM.
Flur 18 Nr. 82, Grasgarten daſelbit, 35 qm.
Schätzung: 100.— RM.
Flur 18 Nr. 9, Hofreite Nr. 12 daſelbſt, 1273 qm.
Schätzung: 64 000.— RM.
Flur 18 Nr. 9 uo Hofraum mit Teil daſelbſt,
Stall, 76 qm. Schätzung: 400.— RM.
Eigentümer: Frauenarzt Dr. med. Alfred Altſchüler
in Darmſtadt.
(Steuerlicher Einheitswert für den 1. 1. 1931:
(V.424
45 000.— RM.)
Darmſtadt den 5. Dezember 1933.