Einzelnummer 10 Pfennige
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Tadter
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Tat
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Bei wöchentilich 7maligem Erſcheinen vom 1. Januar
bis 31. Januar 2— Reichsmark und 20 Pfennig
Ab=
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Orlginal=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 16
Mittwoch, den 17. Januar 1934.
197. Jahrgang
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Ein neuer Geiſt in den Betrieben.
Führerprinzip auf allen Arbeitsplätzen. — Errichkung von Ehrengerichken. — Ausrokkung aller Mißſtände.
Verkrauensmänner an die Skelle der alken Befriebsräke. — Aufſichts= und
Eingriffsrecht für die Treuhänder der Arbeit.
* Das neue Arbeiksgeſeß.
Mit dem am 1. Mai in Kraft tretenden Geſetz zur Ordnung
der nationalen Arbeit wird das Verhältnis zwiſchen dem
Arbeit=
geber und Arbeitnehmer auf eine vollkommen neue Baſis geſtellt.
Bisher haben wir beide Gruppen immer als „Gegner” und
wirk=
liche Gegner kennen gelernt, die über eigene Organiſationen
ver=
fügten, die ſich von Zeit zu Zeit einſetzten, um Sonderziele
anzu=
ſteuern. Arbeitskämpfe hat es in großer Zahl
ge=
geben, darunter in der Nachkriegszeit eine Fülle
politiſcher Streiks, wie überhaupt nach dem November=
Umſturz die Politik immer ſtärker in die einzelnen Betriebe und
damit in die Wirtſchaft ſelbſt einzog. Für das deutſche Volk und
die Geſamtwirtſchaft war das alles andere als ein Gewinn.
Be=
günſtigt wurde dieſe Entwicklung durch das Abweichen der
Be=
triebsräte von der urſprünglich für ſie gezogenen Linie. Sie
ſollten Mittler zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſein,
wa=
ren aber tatſächlich doch nur die Exponenten
beſtimm=
ter Parteien mit dem Ergebnis, daß ihre Arbeit
un=
fruchtbar blieb und der Betrieb zu einem
poli=
tiſchen Tummelplatz wurde.
Das jetzt vorliegende Geſetz beſeitigt dieſen Zuſtand
radikal. Es will Arbeitgeber und Arbeitnehmer
zuſammenſchweißen, wobei jedoch der
Betriebsin=
haber die Führerrolle übernimmt, während die
Be=
legſchaft ſeine Gefolgſchaft iſt, beide Teile aber gemeinſame Ziele
anſtreben und miteinander zu wetteifern haben, den Betrieb als
Grundlage ihrer Exiſtenz zu fördern und zu heben. Das
Führer=
prinzip belaſtet denBetriebsinhaber mit einem
beſonders hohen Maß von Verantwortung, auch
nach der ſozialen Seite hin. Neu iſt die
Ehrenge=
richtsbarkeit, die erreichen will, daß alle Mißſtände,
ſoweit ſie noch vorhanden ſind, ausgerottet werden und
gröbliche Verletzungen gegenüber der Betriebsgemeinſchaft ihre
Sühne finden. Für größere Betriebe gibt es
Vertrauens=
männer, die an die Stelle der alten
Betriebs=
räte treten. Dann iſt den Treuhändern der Arbeit
ein Aufſichts= und Eingriffsrecht eingeräumt.
Mit dieſem Geſetz ſoll ein neuer Geiſt in die Betriebe
ein=
ziehen, der nur die Volksgemeinſchaft und die Erfüllung der aus
ihr reſultierenden Aufgaben auf dem Gebiet der nationalen
Ar=
beit kennt. Denn Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben nicht nur
ihren eigenen Intereſſen, ſondern vor allem auch zum Nutzen der
Allgemeinheit zu dienen, was ſich eben nur erreichen läßt, wenn
ſie eine Betriebsgemeinſchaft unter Führung des Arbeitgebers
darſtellen und alle Gegenſätze der Vergangenheit auf beiden
Sei=
ten verſchwinden.
Inhalksangabe des Geſehes
zut Ordnung der nakionalen Arbeif.
Die Ablehnung des Klaſſenkampfgedankens hatte zu einer
Beſeitigung der Gewerkſchaften und der Arbeitgeberverbände
ge=
führt. Bereits durch das Geſetz vom 19. Mai 1933 über
Treu=
händer der Arbeit war den wirtſchaftlichen Vereinigungen der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Regelung der Bedingungen
für den Abſchluß von Arbeitsverträgen entzogen worden. Das
Geſetz übertrug bis zur Neuregelung der Sozialverfaſſung die
Wahrnehmung dieſer Aufgabe dem Treuhänder der Arbeit. Mit
dem neuen Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit wird
nun=
mehr auch dieſe Zwiſchenregelung beſeitigt und die
Arbeits=
verfaſſung auf eine neue Grundlage geſtellt. Für die entſcheidende
Bedeutung der neuen Regelung ſei darauf hingewieſen, daß
durch ſie 11 arbeitsrechtliche Geſetze, darunter ſolche von
grund=
legender Bedeutung, wie das Betriebsrätegeſetz, die
Tarifver=
tragsverordnung, die Schlichtungsverordnung und die
Still=
legungsverordnung erſetzt und aufgehoben werden.
Die Grundlage der neuen Sozialverfaſſung
iſt der Betrieb. Deſſen Führer iſt der
Unter=
nehmer. Er entſcheidet gegenüber der Gefolgſchaft des
Betriebes in allen betrieblichen Angelegenheiten.
Zur ſozialpolitiſchen Beratung des Führers
wirdein Vertrauensrat gebildet, dem
Vertrauens=
männer aus der Gefolgſchaft als Mitglieder und der
Unter=
nehmer als Vorſitzender angehören. Die
allge=
meinen betrieblichen Arbeitsbedingungen
wer=
den vom Unternehmer nach vorheriger Beratung im
Ver=
trauensrat in einer Betriebsordnung geregelt. Gegen die
Entſcheidung des Führers des Betriebes kann
jedoch die Mehrheit des Vertrauensrates den
Treuhänder der Arbeit anrufen.
Der Treuhänder der Arbeit iſt der oberſte
ſozialpolitiſche Vertreter der Reichsregierung
m Wirtſchaftsgebiet. Seine Aufgaben
UideSstlfhen ütäiltehelichie Getſteſcie
ren Entlaſſungen die bisher den oberſten Landesbehörden nach
der Stillegungsverordnung obliegenden Aufgaben wahrzunehmen.
In ſeiner Hand liegt insbeſondere die Ueberwachung der
Lohngeſtaltung in den Betrieben. Er kann auch
Richt=
linien für den Inhalt von Betriebsordnungen und
Einzelarbeits=
verträgen feſtſetzen und in Ausnahmefällen eine Tarifordnung
erlaſſen.
Im Bezirk des Treuhänders der Arbeit wird unter dem
Vorſitz eines richterlichen Beamten ein
Ehren=
gericht gebildet, das über Verletzungen der
ſozia=
len Ehre durch Angehörige der Betriebsgemein=
ſchaft zu entſcheiden hat. Gegen Entſcheidungen der
Ehrengerichte ſind Berufungen an den
Reichsehren=
gerichtshof zuläſſig.
Auf dem Gebiete des Kündigungsſchutzes iſt der
Grundſatz des bisherigen Rechtes aufgegeben
worden, nach dem das Arbeitsgericht nur angerufen werden
konnte, wenn die Betriebsvertretung den Einſpruch des
Ge=
kündigten als begründet erklärt hatte. Den Gekündigten
ſteht in Zukunft unmittelbar das Recht zu, auf
Widerruf der Kündigung zuklagen, wenn dieſe
unbillig hart und nicht durch die Verhältniſſe
des Betriebes bedingt iſt.
Die ſoziale Verfaſſung wird hiernach auf eine neue
Grund=
lage geſtellt. An Stelle des Kampfes um die Arbeitsbedingungen
durch Intereſſentenverbände tritt Ueberwachung durch den Staat,
der die letzte Verantwortung für eine gerechte Geſtaltung der
Arbeitsbedingungen übernimmt. Das Geſetz iſt daher ein
ent=
ſcheidender Schritt zur endgültigen Befriedung des
Arbeits=
lebens.
Sinn und Ziel des Geſehes.
Ausſührungen der Miniſler Seldke und Schmitt
vor der Preſſe.
DNB. Berlin, 16. Januar.
Im Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda
fand Dienstag ein außerordentlich ſtark beſuchter Preſſeempfang
ſtatt, bei dem die Miniſter Seldte und Schmitt Sinn und Ziel
des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit in
eingehen=
den Ausführungen darlegten.
Zuerſt ergriff der Reichsarbeitsminiſter Seldte das Wort.
Der Reichsarbeitsminiſter dankte zunächſt dem
Reichswirtſchafts=
miniſter Dr. Schmitt ſowie Staatsrat Dr. Ley für ihre
hin=
gebungsvolle Arbeit bei den Vorarbeiten zum Geſetz und führte
dann u. a. aus: Es iſt in der Tat das erſte große ſoziale
Geſetzgebungswerk, daß die Grundgedanken der
Weltanſchauung unſeres neuen Reiches zum
Ausdruck bringt. Die Hervorhebung des
Führer=
gedankens in der deutſchen Wirtſchaft, die Beſeitigung
der unſeligen Klaſſengegenſätze, unter denen die
deutſche Wirtſchaft zuſammengebrochen iſt und die
Hervor=
hebung des Begriffes der ſozialen Ehre in der
Wirtſchaftsführung ſind die nationalen und ſozialiſtiſchen
Grund=
pfeiler, auf denen dieſes neue Werk errichtet iſt. Der
Unfer=
nehmer erhält als Führer des Betriebes die verantwortliche
Stellung, die ihm nach den Grundſätzen nationalſozialiſtiſcher
Weltanſchauung, nach dem Führerprinzip zukommt. Daß die
Freiheiten, die ihm gegeben ſind, richtig verwertet werden und
daß aus den verliehenen Rechten nicht eine
Willkürherrſchaft im Betriebe erſteht, dafür
ſorgt die ſoziale Ehrengerichtsbarkeit, die wohl
zum erſten Male in der ganzen Welt durch dieſes Geſetz
be=
gründet worden iſt. Im erſten Abſchnitt des Geſetzes haben wir
bewußt dem endgültig beſeitigten marxiſtiſchen Klaſſenkampf die
Gemeinſchaftsarbeit aller
Betriebsangehöri=
gen gegenübergeſtellt. Wir führen im Betriebe Unternehmer
und Gefolgſchaft zueinander.
Das Arbeitsverhälknis wird zum Treueverhältnis.
Nicht aus papierenen Vertragsbeſtimmungen ſollen künftig das
Recht der Arbeit, die Rechte und Pflichten aller Mitglieder der
Betriebsgemeinſchaft hergeleitet werden, ſondern aus dem
leben=
digen Begriff der Treue, der Treue des Führers zur
Gefolg=
ſchaft und dieſer zu ihrem Führer. Der Unternehmer oder ein
mit der verantwortlichen Leitung des Betriebes Beauftragter
tritt als Führer künftig der Gefolgſchaft gegenüber. Die
Aus=
ſchaltung aller unverantwortlichen Zwiſcheninſtanzen bringt und
zwingt Führer und Gefolgſchaft zuſammen und ſorgt für die
notwendige Gemeinſchaftsarbeit und das gegenſeitige Vertrauen.
In großen Betrieben iſt dieſe allerengſte
Gemeinſchafts=
arbeit nicht möglich. Für ſie ſieht daher das Geſetz die
Ein=
ſchaltung von Vertrauensmittlern vor, die als
An=
gehörige der Gefolgſchaft dem Führer beratend
zur Seite treten und mit ihm und unter ſeiner
Leitung den Vertrauensrat bilden. Mit ihm iſt
nicht eine dem alten Betriebsrat entſprechende
Intereſſenver=
tretung geſchaffen. Intereſſengegenſätze gibt es
nicht mehr, vielmehr haben alle nur ein gemeinſames
Inter=
eſſe, den Betrieb, der ihnen allen Arbeit und Brot gibt. Der
Vertrauensrat iſt zur Mitwirkung bei der Regelung der
Arbeits=
bedingungen berufen, ſoll mitwirken bei der Ausgeſtaltung, des
Betriebsſchutzes und bei der Beilegung etwa auftauchender
Streitigkeiten.
Die Miſion der Treuhänder der Arbeit.
Die Inſtitution der Treuhänder der Arbeit, die ihre
Bewäh=
rung in den vergangenen Monaten hinreichend bewieſen hat,
bleibt erhalten. Die Treuhänder der Arbeit werden
nunmehr Reichsbeamte mit allen Rechten und
Pflichten. Sie unterſtehen der Dienſtaufſicht des
Reichs=
arbeitsminiſteriums und haben von ihm und dem
Reichswirt=
ſchaftsminiſter Weiſungen zu empfangen. Zur Erhaltung des
Arbeitsfriedens haben ſie ganz beſtimmte, im Geſetz einzeln
auf=
geführte Aufgaben zu erfüllen. Die ſoziale Ehre wird künftig
die Grundlage der gemeinſamen Arbeit in den Betrieben ſein.
Die Entwicklung dieſes Begriffes der ſozialen
(Fortſetzung auf Seite 2, zweite Spalte.)
* Die deutſche Schiffahrk im Kampf
um ihren Beſtand.
Von
Erich Metzenthin, Korvettenkapitän a. D., Breslau.
Vor dem Weltkriege waren zwei germaniſche Völker zu
Hauptträgern des Seeverkehrs geworden. Neben die alte
See=
macht England, die über 45,/4 Prozent der geſamten
Dampfer=
tonnage verfügte, war Deutſchland mit 11 Prozent vertreten.
In großem Abſtand folgten Norwegen 4,2 Prozent, und
Frank=
reich 3,9 Prozent. Die zahlenmäßig ſtarke Handelsflotte der
Vereinigten Staaten von Nordamerika wurde überwiegend auf
den großen Seen und in der ihr durch geſetzgeberiſche
Maß=
nahmen vorbehaltenen Küſtenſchiffahrt beſchäftigt. Der
Wett=
bewerb auf dem Ozean ſpielte ſich damals ohne entſcheidende
ſtaatliche Eingriffe ab. Neue Schiffe wurden nur gebaut, wenn
die Beſteller lohnende Verwendung für ſie zu haben glaubten.
Sicherlich ging auch damals die Neubautätigkeit oft über das
unmittelbare Bedürfnis hinaus, da aber die Bevölkerung der
europäiſchen Induſtrieländer nach Zahl und Wohlſtand im
ſtar=
ken Wachſen war und immer größere Mengen von Rohſtoffen,
von Nahrungs= und Genußmitteln aus überſeeiſchen oder
euro=
päiſchen Agrarländern brauchte, wuchs der Umfang der
Waren=
bewegung ſtets ziemlich ſchnell dem vorweggenommenen Bedarf
nach. In dieſe natürliche Entwicklung hat der Weltkrieg ein
übermächtiges und unheilvolles Eingreifen der Staaten gebracht.
Unter der deutſchen U.=Bootsdrohung, die einen Zuſammenbruch
der alliierten Mächte in greifbare Nähe brachte, hat
Nord=
amerika mit ungeheurer Anſtrengung ſeiner techniſchen und
finanziellen Kräfte den Aufbau einer Ozeanflotte begonnen und
in den erſten Nachkriegsjahren fortgeſetzt, deren Ergebnis eine
Handelsmarine für den Ueberſeeverkehr iſt, die an Größe die
deutſche Handelsflotte von 1914 um das Doppelte übertrifft, wiro
ſie jetzt in privatwirtſchaftlichen Formen betrieben, iſt aber ein
künſtliches Gebilde geblieben, das nur mit rieſigen
Subven=
tionen aufrecht erhalten werden kann. Nach engliſchen Angaben
ſind in den letzten fünf Jahren 1250 Millionen RM. für dieſe
Zwecke ausgegeben worden. In ähnlicher Weiſe haben Japan,
Italien und Frankreich ihre Handelsmarinen künſtlich
ver=
größert, die Großbritanniſche, die ohne Sübvention arbeitet, iſt
auf dem Vorkriegsſtande ſtehen geblieben und an Stelle der
durch den Verſailler Vertrag geraubten deutſchen Flotte iſt eine
neue erbaut worden, die 1931, auf ihrem vorläufigen
Höchſt=
ſtande, nicht ganz vier Fünftel der Vorkriegsflotte betrug.
Die Folge der Subventionspolitik iſt, daß der gegenwärtige
Umfang der Welttonnage und der des Welthandels in ſtarkem
Mißverhältnis ſtehen. Statt 49 Millionen BRT., die ſich 1914
um die Seetransporte bewarben, ſind es jetzt 67 Millionen BRT.
Dabei iſt der Umfang des Welthandels nicht größer als im
letzten Vorkriegsjahr. Gegenüber dieſem ungeheuren
Tonnage=
überfluß ſind die Faktoren, die in der Vorkriegsperiode auf
einen Ausgleich hinwirkten, ſchwächer geworden. Die
Ver=
mehrung der europäiſchen Bevölkerung iſt jetzt ſehr viel geringer,
auf der anderen Seite machen es die großen Fortſchritte der
Landwirtſchaft auf techniſchem und züchteriſchem Gebiet
mög=
lich, immer mehr Produkte auf derſelben Fläche zu erzeugen.
Dieſe Entwicklung iſt noch keineswegs am Ende. Es iſt
wahr=
ſcheinlich, daß in abſehbarer Zeit auch ein erheblicher Teil der
Futtermittel und der Oelfrüchte, die jetzt noch eingeführt
wer=
den, auf deutſchem Boden erzeugt werden können. Die
groß=
artige Meliorationstätigkeit, die mit Hilfe des Freiwilligen
Arbeitsdienſtes durchgeführt wird, hat dieſes Ziel. Es iſt
ſelbſt=
verſtändlich, daß ſeine Erreichung die Schiffstransporte über
See verringern muß. In den erſten ſechs Monaten 1933 iſt die
Einfuhr von Nahrungs= und Genußmitteln in Hamburg
gegen=
über dem Vorjahr um 7,8 Millionen Tonnen geringer geweſen.
Für die Schiffahrt bedeutet dies auf die Länge geſehen eine
doppelte Einbuße. Auf der einen Seite fällt ein Teil der
Maſſentransporte von Ueberſee aus, auf der anderen Seite
ver=
ringert ſich für die davon betroffenen Rohſtoffländer die
finan=
zielle Möglichkeit, hochwertige europäiſche Fertigwaren zu
be=
ziehen, in vielen Fällen auch die Neigung, dies aus Ländern
zu tun, die als Abnehmer für eigene Erzeugniſſe an Bedeutung
verloren haben. Beſonders deutlich laſſen ſich derartige
Zu=
ſammenhänge gegenwärtig in der Oſtſee verfolgen, wo England
eine großzügige Ausfuhroffenſive auf Koſten Deutſchlands
auf=
genommen hat. 1933 iſt in Stettin die Buttereinfuhr wegen
der Kontingentierung von 29 000 auf 19 000 Tonnen
zurück=
gegangen, gleichzeitig hat ſich die deutſche Ausfuhr an Maſchinen
und Eiſenwaren um 68 000 auf 400 000 Tonnen verringert und
iſt auch für Zement, Zink, Blei und Düngemittel erheblich
zurückgegangen.
Da ähnliche Erſcheinungen, größere Selbſtverſorgung, auch
in anderen Ländern in Erſcheinung treten, z. B. in Italien
be=
züglich der Getreideeinfuhr, in einer Reihe von Ueberſeeländern
auf Grund des Aufbaus eigener Induſtrien, ſind die
Aus=
ſichten für eine volle Beſchäftigung der Weltſchiffahrt in
abſeh=
barer Zeit trotz gewiſſer Belebungserſcheinungen, namentlich in
der zweiten Hälfte des Jahres 1933, nicht gerade
hoff=
nungsvoll.
Und die deutſche Handelsſchiffahrt? Sie kämpft unter
Be=
dingungen, die ganz beſonders ſchwierig ſind. Der Abnahme
des Außenhandels im ganzen gehen die Beſtrebungen parallel,
der eignen Schiffahrt einen möglichſt großen Anteil durch
Ein=
ſchränkung der freien Konkurrenz zu ſichern. In Amerika wird
ſtarke Propaganda dafür gemacht, daß amerikaniſche Reiſende
die Fahrt nach Europa auf einheimiſchen Schiffen ausführen
ſollen. Da 70 Prozent der Paſſagiere auf dem Nordatlantik
Amerikaner ſind liegt darin eine erhebliche Bedrohung für die
Fahrgaſtſchiffe aller anderen Länder. In England werden
Stim=
men laut, die eine Vorzugsbehandlung der britiſchen Flagge im
Bereich des geſamten Weltreichs anſtreben. Die Vereinigten
Staaten haben ſchon lange die Küſtenfahrt für die eigene Flagge
reſerviert und bezeichnen als ſolche aus dieſem Grunde auch die
Fahrt von den Vereinigten Staaten nach den Philipinen,
ob=
wohl dieſe erheblich länger als die Strecke Hamburg—New York
iſt. Es liegt auf der Hand, daß eine ſolche Entwicklung am
ſchädlichſten für Länder iſt, die wie Deutſchland und z. B. auch
Norwegen eine große und leiſtungsfähige Handelsflotte, aber
keine überſeeiſchen Beſitzungen zur Verfügung haben, deren
Ver=
kehr ihnen nötigenfalls einen Ausgleich für die Ausſchaltung auf
anderen Verkehrsgebieten geben könnte. Noch im Jahr 1932 hat
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Januar 1934
Seite 2 — Nr. 16
die deutſche Handelsflotte rund 300 Millionen RM. an Deviſen
aus der Beförderung von ausländiſchen Reiſenden und Frachten
gewinnen können. 1933 dürfte dieſer Betrag nicht annähernd
er=
reicht werden. Wenn früher im beſondern Hamburg der große
Umladeplatz aus dem Ozeanſchiff in die Oſtſeedampfer geweſen
iſt, ſo laufen jetzt in ſteigendem Maße Linien von Amerika
und Oſtaſien nach Gdingen und eine ſolche von Petersburg nach
den Vereinigten Staaten iſt in Vorbereitung.
Mehr als durch alle dieſe Umſtände wird im Augenblick der
Wettbewerb. der deutſchen Flagge durch die Entwertung des
engliſchen Pfund und des Dollars erſchwert. In dieſen
Währun=
gen werden die internationalen Frachten abgeſchloſſen. Die
deutſche Schiffahrt muß Löhne und andere Unkoſten weiter in
Reichsmark zahlen und hat dadurch eine Mehrbelaſtung von etwa
35 Prozent gegenüber den konkurrierenden Ländern. Ein ſolcher
Abſtand kann durch keine Organiſation und keine ſeemänniſche
und kaufmänniſche Tüchtigkeit auszeglichen werden. In
An=
erkenntnis dieſer Tatſache iſt die Reichsregierung der deutſchen
Schiffahrt in verſchiedenen Formen zu Hilfe gekommen. Zunächſt
hat ſie es durch Zahlung einer Abwrackprämie den Reedern
er=
möglicht, ſich durch Verſchrottung eines Teils ihrer älteren
Schiffe von unnötigen Ausgaben zu befreien. Rund 400 000
BRT. — zirka 10 Prozent der deutſchen Tonnage, ſind ſo aus
der Konkurrenz genommen worden. Da weitere 100 000 Tonnen
verkauft worden ſind und die Zahl der Neubauten ſehr gering
war, iſt die deutſche Haudelsfloite auf 3,9 Millionen BRT.
zurückgegangen und hat den vierten Platz Norwegen überlaſſen
müſſen. Neuerdings werden Beihilfen für Schiffsreparaturen
nach ähnlichen Grundſätzen wie für Hausreparaturen gegeben.
Außerdem hat die Reichsregierung für die Zeit von Mai bis
Oktober 1933 erſtmalig einen Betrag bis zu 20 Millionen RM.
zur Verfügung geſtellt, aus dem eine Fahrtbeihilfe von 3 Pf.
je Tag und Tonne und ein Beitrag von 20 Prozent für die
Löhne gezahlt wird. Auf dieſe Weiſe haben 300000 Tonnen
wieder in Fahrt geſetzt werden können. Dieſe Maßnahme, die
wie eine Subvention ausſieht, iſt ihrem Weſen nach keine ſolche,
ſondern lediglich ein teilweiſer Ausgleich für die
Benach=
teiligung, die durch die Entwertung der fremden Valuten
ent=
ſtanden iſt. Sie wird zunächſt bis zum 1. Mai 1934 fortgeführt.
Das iſt in hohem Maße dankenswert, aber auch gegenüber den
andern Volksteilen in jeder Weiſe moraliſch berechtigt, da im
Gegenſatz zur übrigen deutſchen Wirtſchaft für Schiffahrt und
Seehandel bisher noch keine Belebung, ſondern im Gegenteil
ein weiterer Rückgang eingetreten iſt. Als charakteriſtiſch dafür
kann gelten, daß, während im ganzen Reich die Zahl der
Unter=
ſtützungsempfänger vom 1, 4. bis 31. 10. 1933 von 9 Prozent
auf 6,1 Prozent der Bevölkerung zurückgegangen iſt, ſich in
Hamburg in derſelben Periode die Ziffer von 11 auf 14 Prozent
erhöht hat. Es ſtimmt damit überein, wenn
Reichswirtſchafts=
miniſter Schmitt am 19. 12. 1933 bei der erſten Sitzung des
Außenhandelsrates feſtſtellte, daß ſich bisher leider der deutſche
Außenhandel noch in anderer Richtung als der Welthandel
ent=
wickelt habe. Dieſer ſei um etwa 1 Prozent angeſtiegen, der
deutſche Außenhandel um 7 Prozent zurückgegangen.
Wenn trotzdem die deutſche Schiffahrt und der deutſche
Außenhandel der zukünftigen Entwicklung weſentlich
hoffnungs=
voller entgegenſehen, als dies vor einem Jahr der Fall geweſen
iſt, ſo deshalb, weil ſie erwarten, daß die innerdeutſche
wirt=
ſchaftliche Geſundung ſich, wenn auch mit einer gewiſſen
Nach=
eilung, auch im Außenhandel, z. B. durch vermehrten Bedarf
an Rohſtoffen bemerkbar machen wird. Außerdem aber, und das
iſt die Hauptſache, haben ſie das feſte Vertrauen zur
Reichs=
regierung, daß ſie mit aller Energie auf eine Hebung des
deut=
ſchen Außenhandels hinarbeiten wird. Für einen
durchgreifen=
den Erfolg dürfte die allgemeine Währungsſtabiliſierung und,
wenn dieſe erreicht iſt, ein Zuſammenſchluß der
ſubventions=
feindlichen Schiffahrtsländer gegenüber den andern die
not=
wendige Vorausſetzung ſein. Bis zu ihrer Erreichung, die ja
leider nicht von uns allein abhängig iſt, kommt es darauf an,
die deutſche Handelsſchiffahrt zum mindeſten in ihrem Beſtande
zu erhalten.
Der Stellvertreter des Führers erläßt laut „V.B.” folgende
Anordnung: Es iſt in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß
Verbände, Innungen, Wirtſchaftskammern und
ähnliche Organiſationen umgebildet oder neu errichtet
wurden, ohne vorhergehende Benachrichtigung der zuſtändigen
Parteidienſtſtellen. Um die gerade auf dieſem Gebiete unbedingt
nötige Zuſammenarbeit von Partei und Staat und den
vorbe=
zeichneten Stellen zu gewährleiſten, dürfen in Zukunft
organiſa=
toriſche Veränderungen der genannten Art von allen
Partei=
dienſtſtellen und Staatsbehörden nur mit meinem Einverſtändnis
vorgenommen werden. Freie Wirtſchaftsgebilde werden davon
nicht berührt.
Das Wunder der ſchnurrenden Scheibe.
Amwälzungen im Zernſprechverkehr.
Von Dipl.=Ing. F. W. Winckel.
Das ſchönſte techniſche Spielzeug unſerer Tage iſt — die
Nummernſcheibe des Fernſprechers, Welch Vergnügen bereitet es,
fünf Ziffern in irgendeiner Zuſammenſtellung mit der Lochſcheibe
zu drehen, nach jeder Nummer das Zurückſchnurren zu hören und
endlich nach einem kurzen Tuten eine wohlbekannte Stimme vom
fernen Ort zu vernehmen, mit der man nach Herzensluſt
plau=
dern kann.
Ein jeder kann dieſes Wunderwerk der ſchnurrenden Scheibe
in Gang ſetzen, die knöchernen Finger des weltfremden
Theoreti=
kers, die taſtende, ungelenke Hand einer alten Frau, der
mani=
kürte Zeigefinger einer jungen Dame, der ſonſt kaum etwas
an=
faßt. Jedoch die wenigſten machen ſich einen Begriff, welch
groß=
artige Erfindung die Nummernſcheibe darſtellt, die durch ihren
Mechanismus Menſchen aus nah und fern nach Belieben
heran=
zaubert. Die Erfindung dieſes Inſtruments kommt derjenigen des
Rundfunks mindeſtens gleich. Da ſie aber ſo allmählich und
un=
bemerkt kam, hat man ihre ungeheuren Wirkungsmöglichkeiten
gar nicht erkannt.
Wer nichtsdenkend einige Ziffern an ſeinem Fernſprecher
dreht, ahnt auch nicht, welchen Mechanismus er über die ganze
Stadt hinweg in Bewegung ſetzt. Aber ehe wir über den
Tele=
phondraht hinweg einen Blick in die Fernſprechämter tun,
be=
wundern wir erſt einmal die Nummernſcheibe. Sie iſt ein
Kunſt=
werk, das einem Uhrmacher alle Ehre macht. Ein Federwerk läßt
die Scheibe ablaufen, und eine winzige Zentrifugalbremſe regelt
über eine Spindel die Ablaufgeſchwindigkeit. Ein Kontaktrad
gibt beim Wählen die Stromſtöße. Sie eilen über eine freie
Lei=
tung, die ſich der Fernſprechapparat ſchon beim Anheben des
Hörers ſelbſttätig ausſucht, zum Fernſprechamt, ſetzen dort einen
fauſtgroßen Kontaktwähler in Rotation, der entſprechend der
Zahl der Stromſtöße oder der gewählten Ziffer an einer
beſtimm=
ten Stelle ſtehen bleibt. Dort geht eine Leitung weiter in den
gewünſchten Bezirk zu einem weiteren Vermittlungsamt. Die
nächſte gewählte Ziffer bringt auf dieſem Amt einen Drehwähler
in Gang. So wird eine weitere Leitung ausgeſucht, die noch
näher an den anderen Teilnehmer heranführt. Auf dieſe Weiſe
ſchaltet man ſich mit Hilfe der fünf Nummern einen Sprechweg.
Zu den vielen Mechanismen, die, in der Stadt verteilt, auf dem
Verbindungsweg zum Teilnehmer klappern, kommt noch das
Vom Tage.
Reichsminiſter Dr. Goebbels hat dem Deutſchen Rundfunk
einen Betrag von einer Million zur Verfügung geſtellt, der
aus=
ſchließlich zur Verbeſſerung der Rundfunkprogramme und zur
Hebung der ſozialen Lage der freien Künſtlerſchaft in den nächſten
drei Monaten dient.
16 000 beutſche Studenten, die am 1. März in den
Arbeits=
dienſt einrücken ſollen, werden am 24. Januar in der Zeit von
11 bis 13 Uhr in allen deutſchen Univerſitäten ſich verſammeln,
um von den Führern des Reichsarbeitsdienſtes die Aufgaben zu
erfahren, die der Student im Arbeitsdienſt zu leiſten hat.
Das Reichsgericht verurteilte am Dienstag den früheren
Hauptmann Arnold von Golßenau, der den Schriftſtellernamen
Ludwig Renn angenommen hat, wegen Vorbereitung zum
Hoch=
verrat zu 2½ Jahren Gefängnis, unter Anrechnung von 11
Mo=
naten und einer Woche Unterſuchungshaft auf die Strafe.
Am Dienstag begannen in Warſchau deutſch=polniſche
Luft=
verkehrsverhandlungen, die ſich auf die Feſtlegung künftiger
plan=
mäßiger Flugverbindungen zwiſchen Deutſchland und Polen
er=
ſtrecken. Deutſcherſeits nehmen Miniſterialdirektor Fiſch vom
Reichsluftfahrtminiſterium und der Präſident des Reichsamtes
für Flugſicherung, Dr. Wegerdt, an den Beſprechungen teil.
Der Staatsſekretär im volniſchen Außenminiſterium Szembek
hat am Dienstag den deutſchen Geſandten in Warſchau, Herrn
von Moltke, empfangen.
(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
Ehre und die Schaffung einer beſonderen
Ehren=
gerichtsbarkeit bildet eines der Kernſtücke des
Geſetzes. Ein beſonders eingehend ausgeſtalteter
Kündigungsſchuß
iſt gleichfalls dazu angetan, die kameradſchaftliche Verbundenheit
in den Betrieben zu ſtärken. Das große Geſetz wird am 1. Mai
dieſes Jahres, dem zweiten Tage der nationalen Arbeit, in Kraft
treten. An dieſem Tage werden die Vertrauensleute der
Be=
triebe feierlich vor der feſtlich verſammelten Gefolgſchaft zum
erſten Male geloben, daß ſie im Geiſte ehrenhafter
Kamerad=
ſchäft dem Gemeinnutz und dem Wohle aller Angehörigen des
Betriebes dienen werden.
Nach den Ausführungen des Reichsarbeitsminiſters hielt der
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt eine kurze
Anſprache. Er führte u. a. aus: Ein Volk hat wahrhaft Großes
immer nur dann geleiſtet, wenn es ſich geſchloſſen und entſchloſſen
für die ihm geſtellten Aufgaben eingeſetzt hat. Das gilt wie für
ein Volk ſo für eine Wirtſchaft, ja auch für jedes einzelne
wirt=
ſchaftliche Unternehmen. Jeder wirklich tüchtige Führer weiß,
daß er den Erfolg nur dann auf die Dauer an ſeine Fahne heften
kann, wenn die Gefolgſchaft ihm vertraut und mit vollem Herzen
dabei iſt. Jeder vernünftige Gefolgsmann weiß, daß er nur dann
auf feſtem Boden ſteht, wenn er nach alter deutſcher Art ſich
wirklich ſelbſt ganz einſetzt, ſeinem Führer folgt und ihm die
Treue hält.
Abſichtlich iſt das Geſetz in vielen Einzelheiten ſo locker
ge=
halten, daß Spielraum für
Entwicklungsmöglich=
keiten gelaſſen iſt. Möge dieſer immer in dem Sinne benutzt
werden, den großen Gedanken des Arbeitsfriedens zu vertiefen
und nichts zu verwäſſern.
Zum Schluß dankte der Reichswirtſchaftsminiſter noch ganz
beſonders dem Reichsarbeitsminiſter Seldte, der Hauptbeteiligter
an dem Geſetz ſei. Es ſei ſymboliſch für den neuen
national=
ſozialiſtiſchen Geiſt, daß dieſes Geſetz in engſter Zuſammenarbeit
zwiſchen dem Reichsarbeitsminiſterium, der Arbeitsfront,
Vertre=
tern der Wirtſchaft und dem Reichswirtſchaftsminiſterium
be=
arbeitet und herausgebracht worden ſei. Dieſes Verhältnis zeige,
daß man gerade in der oberſten Spitze ſich darüber klar ſei, daß
Arbeit und Wirtſchaft ein unzertrennlicher Begriff für das ganze
Volk ſind. Dieſer glückliche Anfang werde hoffentlich zum Glück
unſerer ganzen Nation führen.
Einheiksfronk der Saar=Bauern.
Anläßlich einer großen Kundgebung der Bauernſchaft der Saar
wurde betont, daß auch die Saarbauern mit dem geſamten
Saar=
volk zu einem feſten Block zuſammengeſchweißt ſeien, an dem ſich
die Diplomaten die Zähne ausbeißen würden. Die
Zuſammen=
faſſung der ſaarländiſchen Bauernſchaft in einer
Einheitsorgani=
ſation ſei ein Kennzeichen der hoffnungsfrohen Zuverſicht auf den
Tag, der auch die Saarbauern wieder in das große Vaterhaus
aufnehmen werde. Die Vorbereitungen zum Einbau des
Bauern=
ſtandes an der Saar in den Reichsnährſtand ſei das große Ziel,
das der ſaarländiſchen Bauernſchaft vorgezeichnet ſei.
Zählwerk, das dem rufenden Teilnehmer für die Bereitſtellung
dieſes großartig organiſierten Telephonnetzes einen Groſchen
an=
kreidet.
Der Selbſtanſchluß iſt eine Erfindung, die auf deutſche und
amerikaniſche Patente zurückgeht. 1908 wurde in Hildesheim das
erſte deutſche Selbſtanſchlußamt gebaut. Der weſentliche Ausbau
zum automatiſchen Fernſprechnetz ſetzte erſt nach dem Kriege ein.
Bis zum heutigen Tage wurden auf dieſem Gebiete weſentliche
Verbeſſerungen gefunden, die in den Neuanlagen jeweils
berück=
ſichtigt werden konnten.
Aber noch ehe die Automatiſierung beendet iſt, ſtehen wir
vor einer neuen Revolution auf dem Gebiete der
Fernſprech=
technik. Man begnügt ſich nicht mehr damit, die Teilnehmer einer
Stadt miteinander automatiſch zu verbinden, ſondern ſucht ein
ſolches Netz für ein ganzes Land, ja ſogar für die ganze
Welt zu ſchaffen! Das iſt ein durchaus ernſthafter Gedanke, der
techniſch zu verwirklichen und von Ingenieuren bereits genau
durchgerechnet iſt. Der Tag iſt nicht mehr allzu fern, an dem wir
an unſerer Nummernſcheibe im eigenen Heim die Tante in Siam,
den Kollegen in Sidney und den Geſchäftsfreund in Tokio
wäh=
len können, ohne daß ein Menſch um dieſe Verbindung ſich noch
weiter zu kümmern brauchte. Man iſt bereits an der Arbeit, die
erſten Schritte für ein Weltfernſprechnetz einzuleiten. Das
Netz der Telephondrähte wird vollkommen neu organiſiert. Das
ganze Land, alſo z. B. Deutſchland, wird in lauter „Netzgruppen”
eingeteilt. Jeder Bezirk iſt etwa ſiebzig Kilometer weit gedehnt.
Alle die vielen kleinen Ortſchaften werden nicht mehr ein eigenes
Fernamt haben, ſondern ſie werden ſtrahlenförmig unmittelbar
an ein einziges Fernamt angeſchloſſen, über welches ſie jeden
an=
deren Ort innerhalb der „Netzgruppe erreichen können. Dieſes
Fernamt kann mit der Hand bedient werden oder automatiſch
ſein. Man wird dahin gelangen, daß in Deutſchland nur noch
ſiebenhundert Fernämter vorhanden ſein werden. Hierzu kommen
noch Ueberweiſungs= und Verteilerämter, die auf dem Wege vom
Teilnehmer zum Fernamt liegen. Hierdurch werden die
Orts=
netze ganz aus den großen durchgehenden Fernleitungen
heraus=
genommen.
Der ſtrahlenförmige Aufbau der Telephonnetze gibt eine
große Erſparnis an Leitungen, weil nicht mehr jedes Amt mit
jedem anderen im gleichen Bezirk verbunden werden muß.
Außerdem wird durch dieſe Neuorganiſation der Fernſprecher auch
an kleinen Orten ſtändig betriebsbereit ſein, während dort der
Dienſt bisher wegen mangelnder Rentabilität nur zu beſtimmten
Stunden am Tage aufrechterhalten werden konnte. Das iſt der
unmittelbare Anlaß zur Errichtung der Netzgruppen. Als eine
Muſteranlage iſt von Deutſchland die Netzgruppe Lauſanne
ge=
baut worden, in deren Bereich man unmittelbar im
Sofortver=
kehr mit allen Ortſchaften ſprechen kann. Auch im Rheiniſch=We‟=
bei der Anwendung des Schriftleikergeſetzes.
DNB. Berlin, 16. Januar.
Amtlich wird verlautbart: Im Anſchluß an die
Durch=
führungsverordnung zum Schriftleitergeſetz vom 19. Dezember
1933 hat der Reichsminiſter für Volksaufklärung und
Propa=
ganda beſtimmt, daß die folgenden Blätter von der Anwendung
des Schriftleitergeſetzes ausgenommen werden:
1. Verbandsmitteilungen, die ſich auf kurze
Mit=
teilungen tatſächlicher Art in Erfüllung der Verbandsaufgabe
beſchränken, nur an die Mitglieder des Verbandes geliefert
wer=
den, nur nach Bedarf in unregelmäßigen Zeitabſtänden
er=
ſcheinen, keine Anzeigen außer Vereins= und Familienanzeigen
enthalten und bei Aufnahme in die Poſtzeitungsliſte keinen
Preis aufgeben.
2. Kaufmitteilungen (früher
Kundenzeit=
ſchriften), die von einem Betrieb zur Unterrichtung ſeiner
Kundſchaft oder Belegſchaft über ſeine Erzeugniſſe und
Leiſtun=
gen nach Bedarf herausgegeben werden, ihre Zweckbeſtimmung —
als Eigenwerbung — in Form und Inhalt klar erkennen laſſen,
deren Inhalt ausſchließlich der Werbung für das eigene Haus
(Werk) dient, die Fremdanzeigen nicht aufnehmen und bei
Auf=
nahme in die Poſtzeitungsliſte keinen Preis angeben."
3. Werkzeitſchriften, die ausſchließlich Berichte über
die Erzeugniſſe und Leiſtungen des eigenen Unternehmens oder
iber Geſchehniſſe innerhalb der Werkgemeinſchaft und keine
An=
zeigen außer Vereins= und Familienanzeigen enthalten.
Für die an ſolchen Zeitſchriften tätigen Perſonen beſteht
alſo keine Anmeldepflicht nach dem Schriftleitergeſetz.
DNB. Berlin, 16. Januar.
Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der
preußiſche Miniſter des Innern den nachgeordneten Behörden
Kenntnis gegeben von folgendem Rundſchreiben, das der
Reichsfinanzminiſter an die Regierungen der
Länder gerichtet hat:
Um ein einheitliches Vorgehen der
Länder=
regierungen bei der Inanſpruchnahme der
aus=
ländiſchen Märkte und des inländiſchen
öffent=
lichen Marktes ſicherzuſtellen, wurden Ende 1924 die
Be=
ratungsſtelle für Auslandskredite und Ende 1930 die zentralen
Kreditausſchüſſe mit ihrer begutachtenden Tätigkeit vorgeſchaltet.
Beide Stellen ſind Hilfsſtellen, die überflüſſig werden müſſen,
ſobald das Reich ſelbſt die Möglichkeit hat, unmittelbar Einfluß
zu nehmen, um die erforderliche Einheitlichkeit ſicherzuſtellen.
Nicht erfaßt werden durch Paragraph 13 des
Gemeindeumſchul=
dungsgeſetzes die Aufnahme von Kaſſenkrediten und die
Dar=
lehensprolongationen, und zwar auch inſoweit nicht, als es ſich
um Auslandskredite handelt. Auch für dieſe gilt zwar, ſoweit
landesgeſetzliche Regelungen fehlen, das Geſetz über Aufnahme
son Auslandskrediten durch Gemeinden und Gemeindeverbänden
vom 21. 3. 1925. Immerhin fehlt hinſichtlich ihrer die
Möglich=
keit unmittelbarer Einwirkung ſeitens der Reichsregierung. Mit
ihnen die Beratungsſtelle zu befaſſen, erſcheint indes nicht
er=
forderlich.
Kaſſenkredike mit Hilfe von Auslandsgeld
kommen nichk mehr in Frage.
Bei der Prolongation von Auslandskrediten wird es ſich im
allgemeinen, ſolange die Deviſenbewirtſchaftung beſteht, wie
bis=
her als notwendig erweiſen, daß das Reichswirtſchaftsminiſterium
oder das Reichsbankdirektorium vorher gehört werden. Aber
auch in etwaigen ſonſtigen Fällen müßte den Reichsſtellen
Ge=
legenheit gegeben werden, die Erforderniſſe der zentralen
Deviſen= und Kreditpolitik zur Geltung zu bringen. Ich bitte
daber, in allen Fällen, in denen eine Gemeinde oder ein
Ge=
meindeverband die Aufnahme eines Betriebskredites mit Hilfe
von Auslandsgeld beabſichtigen ſollte, oder in denen die
Prolon=
gation eines Auslandskredites in Frage ſteht — ſoweit nicht aus
Gründen der Eilbedürftigkeit eine direkte Befaſſung des
Reichs=
wirtſchaftsminiſteriums und des Reichsbankdirektoriums in
Ve=
tracht kommt — mich ſo rechtzeitig zu benachrichtigen, daß die
Möglichkeit beſteht, nach Benehmen mit den vorgenannten
Stel=
len etwaige Wünſche zur Geltung zu bringen.
Im Einvernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter und
dem Reichsbankdirektorium bitte ich daher, von der
Ein=
holung von Gutachten der zenträlen
Kredit=
ausſchüſſe und, ſoweit es ſich um die Aufnahme von
Aus=
landskrediten durch Gemeinden, Gemeindeverbände uſw. handelt,
auch von der Einholung von Gutachten der
Be=
ratungsſtelle bis auf weiteres abzuſehen.
fäliſchen Induſtriegebiet und in Teilen Bayerns wird ein ſolcher
Sofortverkehr ausgebaut."
Das Hauptfernamt einer Netzgruppe iſt das „Endfernamt”.
Eine Anzahl ſolcher Aemter iſt zum „Endfernamt”
zuſammenge=
faßt, in deren Mitte ſich das „Verteilerfernamt” befindet. Es hat
einen Wirkungsbereich von 280 Kilometer Durchmeſſer. Die
Ver=
teilerämter in einem Umkreis von 1400 Kilometer ſind zum
„Durchgangsfernamt” vereinigt, das mit den übrigen Aemtern
dieſer Art zum „Durchgangsnetz” mit einem Bereich von 7000
Kilometern zuſammengefaßt iſt. Schließlich bildet den letzten
Stein dieſer Pyramide das „Weltfernamt”. Für den ganzen
Erd=
ball ſind fünf Weltfernämter vorgeſehen. Wenn man alſo einen
Teilnehmer in der Fünften Avenue in New York ſprechen will,
dann wählt man die Ziffern des Weltfernamtes Amerika und
gelangt von dort mit drei Ziffern über das Durchgangs=
Ver=
teiler= zum Endfernamt und von hier mit weiteren fünf
Zif=
fern in bekannter Weiſe zum Teilnehmer. Dieſe Verbindung kann
in weniger als einer Minute durchgeſchaltet werden!
Dieſes Syſtem ſieht ſich auf dem Papier ganz ſchön an, aber
wie werden die Geſpräche verrechnet, wird ſich mancher fragen.
Hierfür iſt eine geradezu geniale Löſung gefunden worden. Wenn
ein Teilnehmer, der irgendwohin in die Welt ſprechen will,
zu=
nächſt ſein zuſtändiges Fernamt erreicht hat, dann wählt er die
Zone, in der er jemand ſprechen will. Die Stromimpulſe, die von
dieſer gewählten Ziffer herrühren, betätigen ein Zählwerk, den
„Zonenzähler”. „3‟ iſt z. B. 1000 Km. entfernt. „6‟ 2000 Km.
uſw. An dieſen Zähler iſt ein Zeitzähler angeſchloſſen, der ein
Uhrwerk ſolange laufen läßt, bis das Geſpräch beendet iſt.
Da=
nach tritt ein Kontrollzähler in Tätigkeit, der das Ergebnis der
anderen beiden Zähler auf das Konto des Teilnehmers
über=
trägt. Dieſes organiſierte, rechnende Hirn arbeitet auf die
Se=
kunde genau und gibt eine Abrechnung auf Heller und Pfennig,
wie es kein Menſch beſſer machen kann.
Ein großartiger Verſuch, der die techniſche Möglichkeit einer
Weltfernſprechverbindung zeigt, wurde vor einiger Zeit durch die
Firma Siemens u. Halske durchgeführt. Von Berlin aus wurde
ein Teilnehmer aus dem Stadtnetz von Helſingfors
herausge=
wählt. Der Verſuch iſt glänzend gelungen. Es war eine
Entfer=
nung von 1600 Km. zu überbrücken, und zwar mußten ſich die
Wählerimpulſe einen Weg über Land= und Seekabel, über
Frei=
leitungen, über fünfzehn Elektronenverſtärkerſtationen und
ſon=
ſtige Hilfseinrichtungen bahnen. Nachdem dies gelungen war,
wurde eine telephoniſche Funkkonferenz zwiſchen den finniſchen
Geſandten in Paris, London und Berlin mit dem Präſidenten
Spinhufvud hergeſtellt. Dieſe praktiſchen Beiſpiele zeigen, welche
großen Ausſichten das Weltfernſprechen hat.
Der Außenſtehende wird ſtaunen über dieſe bis zur
Rein=
kultur getriebene Automatik, die ſich in der Fernſprechtechnik
Mittwoch, 17. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 16 — Seite 3.
FMuttteiass Taßenpontt.
Alie Melodien: Kein Berzicht auf Volksabſtimmung an der Saar. — Keine Aenderung der Verträge.
Keine Preisgabe der franzöſiſchen Völkerbundsgrundſähe.
Paul=Boncour
vor dem franzöſiſchen Senak.
EP. Paris, 16. Januar.
Im franzöſiſchen Senat nahm bei der außenpolitiſchen
Aus=
ſprache nach dem General Bourgeois der Außenminiſter
Paul Boncour das Wort zu einer großen politiſchen Rede,
in der er ausführlich auf die geſamte Außenpolitik Frankreichs
einging. Der Miniſter erklärte u. a., daß eine gewiſſe
Ur=
ſache der Beunruhigung in der letzten Zeit die
„tiefe Bewegung geweſen ſei, von der
Deutſch=
land geſchüttelt wurde”. Auch ſei für die Nachbarn
Deutſchlands die Raſſendoktrin Urſache zu einer
gewiſſen Beunruhigung.
Das Saarproblem und das öſterreichiſche Problem ſei ein
Be=
weis dafür. Auf die Abſtimmung an der Saar werde
Frankreich nicht verzichten. Nur die ſaarländiſche
Be=
völkerung könne ſich ihr Schickſal ſelbſt beſtimmen. Auch
wirt=
ſchaftliche Vorteile könnten die franzöſiſche Anſicht nicht ändern.
Die Volksabſtimmung müſſe aufrichtig und in Sicherheit
durch=
geführt werden.
Paul Boncour ging dann weiter u. a. auf die Frage der
öſterreichiſchen Unabhängigkeit ein, die
Frank=
reich ſtets verteidigt habe, und auf die
Mächtegrup=
pierungen, die ſich in den letzten Monaten gebildet haben,
die jedoch keineswegs als eine Einkreiſung
gegen=
über Deutſchland betrachtet werden dürften. Frankreich
wünſche nur die Aufrechterhaltung des Friedens, und ſei zu
die=
ſem Zweck entſchloſſen, die Mächte zu vereinigen und zu ſtärken.
Frankreich tue dies durch die internationale
Zuſam=
menarbeit, und es liege nur an Deutſchland, ſich
anzu=
ſchließen.
Die Art, wie Frankreich das deutſche Angebot eines
Nicht=
angriffspaktes aufgenommen habe, beweiſe den Wunſch
Frankreichs, daß Deutſchland ſich den
Bemühun=
gen Frankreichs und der Form, die es ſelbſt
vor=
ſchlagen werde, anſchließen möge. Aber unter
der Bedingung, wie es das franzöſiſche Aide
memoire vom 1. Januar dargetan habe, daß die
beſtehenden Vertragsbeſtimmungen und beſon=
„ders diejenigen des Locarno=Abkommens, in
Kraft blieben. Mit Bezug auf den Viermächtepakt ſagte
Boncour u. a. weiter, Frankreich habe alle ſeine Bemühungen
daran geſetzt, über ganz Europa ein Sicherheitsnetz
auszudehnen, das, wenn es auch nicht vollkommen ſei, doch bereits
große Reſultate gezeitigt habe. Im Süden habe Frankreich mit
Italien, im Oſten mit Rußland und im Südoſten mit den
Balkan=
ſtaaten und der Türkei ſeine Beziehungen verbeſſert.
Beſonders ausführlich behandelte Paul=Boncour hierbei die
Beſſerung der Beziehungen Frankreichs zu
Ruß=
land. Rußland, das dem Völkerbund noch nicht angehöre,
ſei in einen großen Sicherheitsapparat im Oſten
Europas, das einem Oſtlocarno entſpreche,
ein=
geſchaltet.
Nach einer freundlichen Erwähnung der Bemühungen zum
Abſchluß des Balkanpaktes verteidigte Boncour den
Völker=
bund. Man diene dem Völkerbund dadurch, daß man ſich um die
Anwendung aller ſeiner Artikel bemühe. Jede Verbeſſerung in
dem Verfahren werde in Frankreich mit größter Aufmerkſamkeit
geprüft werden. Doch bleibe Frankreich hinſichtlich der
Grund=
ſätze unverſöhnlich.
Auf die Abrüſtungskonferenz eingehend, erklärte
Paul=Boncour, daß Frankreich auf dieſe Konferenz gegangen ſei,
weil es der Völkerbundspakt, dazu verpflichtet habe. Das
Ab=
rüſtungswerk ſei nicht nur eine Friedenshoffnung, ſondern es
müſſe auch Sicherheiten bringen. Wenn die Abrüſtungskonferenz
Schiffbruch erleide, werde das Wettrüſten wieder beginnen.
Wenn man auf die internationale Sicherheit
verzichten müſſe, dann werde ſich Frankreich nur
um ſeine eigene Sicherheit bekümmern. Die in dem
Aide memoire dargelegte franzöſiſche Haltung ſei verſöhnlich, aber
feſt. Deutſchland habe in die Lage verſetzt werden müſſen, genau
über die franzöſiſchen Abſichten urteilen zu können.
Paul=Boncour erntete, als er die Tribüne verließ, lebhaften
Beifall. Nach ihm ergriff noch der Senator Gauthier das Wort.
Die Ausſprache wird am nächſten Donnerstag fortgeſetzt.
entwickelt hat. Gerade in einer Zeit werden ſolche Wunderwerke
von Menſchenhand vollendet, wo man ſich bereits mit Schrecken
von der automatiſchen Maſchine wieder wegwendet. Aber da iſt
ein Unterſchied zu beachten. Wir verdammen den Automaten, der
den Menſchen brotlos macht, der eine „Arbeit vom Band”
lie=
fert, die jedes perſönliche Gepräge verloren hat und nichts als
ein Maſſengut iſt. Der Selbſtanſchluß iſt etwas ganz anderes.
Nicht Menſchen ſoll er erſetzen, ſondern überhaupt erſt eine
Mög=
lichkeit eröffnen, die auf andere Art und Weiſe kaum gegeben
iſt. Es iſt unmöglich, in kleinen Orten ein Telephonfräulein die
ganze Nacht im Amt ſitzen zu laſſen, weil vielleicht einmal ein
einziges Geſpräch verlangt wird. Der Selbſtanſchluß aber wacht
die ganze Nacht und iſt ſofort bereit, wenn etwa ein Kranker
einen Arzt zu Hilfe ruft. So wird der Selbſtanſchluß zum
Wohltäter am Menſchen. Daß eine Weltfernſprechverbindung
nur automatiſch ſchnell und zuverläſſig durchgeführt werden
kann, geht aus den geſchilderten Projekten genügend hervor,
Trotz aller Fortſchritte ſind jedoch noch viele Schwierigkeiten zu
überwinden, ſo das Problem der automatiſchen drahtloſen
Tele=
phonie, die Vereinheitlichung aller Telephonſyſteme in der Welt
auf eine Betriebsart und dgl. mehr. Mit Stolz dürfen wir
feſt=
ſtellen, daß Deutſchland auch in der neuſten techniſchen
Entwick=
lung bahnbrechend geblieben iſt und die Führung in der Hand
behält.
Eenſt Wiecherk.
Bertragsabend der Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft.
Es rar kein Vortragsabend, es war ein Gottesdienſt.
Eine ſchlanke Geſtalt mit ſchmalem Geſicht und ruhig und
tiefblickenden Augen erſchien am Vortragspult und erzählte von
der Kindheit. Erzählte von dem väterlichen Forſthaus
in=
mitten des rauſchenden oſtpreußiſchen Waldes, von den ſieben
verbrauchten Hauslehrern, von den Streichen auf der Schule im
nahen Königsberg. Erzählte mit Humor hinter dem ſchon der
Ernſt leuchtete. Ein Ernſt der die Herrſchaft gewann, als der
Krieg einſetzte und den Dichter in die Front im Oſten und im
Weſten rief. Nach mehreren Jahren in Berlin flüchtete der
Dichter in die Stille des Starnberger Sees, deſſen Landſchaft
und deſſen Umwohner verwandtſchaftliche Züge mit dem
Oſt=
preußen der Kindheit haben.
So gewann der Dichter Ernſt Wiechert raſch die
Füh=
lung mit den Hörern, die auf Einladung der Literariſch=
Künſtleriſchen Geſellſchaft den Feſtſaal der Loge faſt
bis zum letzten Platze füllten.
An die Erinnerungen aus der Kindheit knüpfte die
Er=
zählung „Veronika” an; eine Erzählung, die, um die Geſtalt
Beralungen des engliſchen Kabinekks
über Abrüſtungs= und
Wirkſchafts=
probleme.
Sir John Simon und Paul=Boncour fahren nach Genf
DNB. London, 16. Januar.
Wie am Dienstag nachmittag nach der Sitzung des engliſchen
Kabinetts verlautet, wird der engliſche Außenminiſter Sir John
Simon am Mittwoch nachmittag nach Genf abreiſen, um der
Sitzung des Völkerbundsrates beizuwohnen.
Die Kabinettsſitzung dauerte zwei Stunden. An erſter Stelle
wurde, wie verlautet, die Abrüſtungsfrage beſprochen. Wie
an=
ſchließend an die Kabinettsſitzung in politiſchen Kreiſen erklärt
wird, weiſt ſie keine bemerkenswerte Aenderung ſeit der Sitzung
des Abrüſtungsausſchuſſes des engliſchen Kabinetts in der
vergan=
genen Woche auf. Ferner wurde die neue Erklärung des
ameri=
kaniſchen Präſidenten Rooſevelt über ſeine Gold= und
Währungs=
politik kurz erörtert. Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt.
Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour wird gleichfalls
am Mittwoch abend zur Teilnahme an den Arbeiten des
Völker=
bundsrates nach Genf abreiſen.
Deutſchlands Ankwork
auf die Einladung nach Genf unkerwegs
DNB. Berlin, 16. Januar.
Am Dienstag abend iſt die Antwort hinſichtlich der
Beteili=
gung der Reichsregierung an den Beratungen des
Völkerbunds=
rates hinſichtlich der Saarfrage nach Genf abgegangen. Sie wird
über den deutſchen Konſul in Genf an den Generalſekretär des
Völkerbundes, Avenol, geleitet.
Sdarpreſſe lehnk einmükig Einladung des
Völkerbundsraks ab.
dsk. Saarbrücken, 16. Januar.
Die Einladung des Völkerbundsrates an Deutſchland zur
Teilnahme an den Genfer Saarverhandlungen hat naturgemäß
im Saargebiet beſonderes Aufſehen erregt. Die geſamte
Saarpreſſe bezeichnet jedoch dieſe Einladung als einen
fran=
zöſiſchen Winkelzug; ſie ſteht auf dem Standpunkt daß
Deutſchland unter keinen Umſtänden dieſer
Einladung Folge leiſten dürfe. Die „Saarbrücker
Zei=
tung” ſchreibt dazu u. a.: Man ſoll in Genf nicht erwarten, daß
die Saarbevölkerung in der einſtimmigen Annahme des
ſran=
zöſiſchen Vorſchlages ſchon einen Beweis für die Loyalität des
Völkerbundes ſieht. Dieſen Optimismus verbieten uns die
Er=
fahrungen gerade der letzten Zeit. Unſere zahlreichen
Beſchwer=
den hat der Völkerbund kühl beiſeite geſchoben. Nichts iſt
er=
felgt, was den ernſthaften Willen bewieſe, ſich das Wohl der
Bevölkerung, ihre Intereſſen und ihren Schutz gegen
wirtſchaft=
liche Ausbeutung durch Frankreich, gegen die tägliche
Beleidi=
gung ihres nationalen Empfindens in dem Maße angelegen ſein
zu laſſen, das die Bevölkerung mit vollem Recht erwarten kann.
Der einzige entſcheidende Beweis wäre gerade dadurch zu
führen, daß man in Genf ohne Teilnahme Deutſchlands die
Beratungen ſo führt und ſolche Beſchlüſſe faßt, wie es
Objel=
tivität und Loyalität verlangen. Das allein wäre uns ein
über=
zeugender Beweis.
Die „Saarfront” betont, daß die Verantwortung für die
über die Saarfrage zu faſſenden Beſchlüſſe allein beim
Völker=
bund liegt. Sie wäre ſehr leicht, wenn man in Genf den
Willen und den Mut hätte, die Saarfrage ſo zu ſehen, wie ſie
wirklich liegt, daß nämlich die überwältigende Mehrheit der
Saarbevölkerung nur auf den Tag wartet, der ſie mit ihrem
deutſchen Vaterland wieder vereinigt.
der ſeltſamen Tante Veronika ſich ſchlingend, in das Paradies
der Kindheit mit ſeinen Märchen und ſeinem Glauben führte
und in einem Kriegserleben im gleichen Sinn beſeligt ausklang.
Es folgte die Erzählung „Die Magd” die der Dichter
vollkommen frei ſprach, ruhig, ſchlicht, aber mit tiefer
Eindring=
lichkeit. Die Magd, die Jahre hindurch treu gedient hat, muß
den Hof verlaſſeu, da ſie ein Kind unter dem Herzen trägt. In
der Verzweiflung will ſie aus dem Leben gehen, aber zuvor
das Kind in ihrem Schoße taufen laſſen, damit es nicht das
ewige Leben verliert. Nicht von dem jungen Pfarrherrn, aber
von dem weihnachtlichen Krippenſpiel der Kinder erfährt ſie
das Wunder der Gnade und des Glaubens und
wird dem Leben wieder gewonnen. Eine ganz einfache ſchlichte
Handlung, aber eine Handlung, in der ſich das Schickſal eines
Meuſchen wandelt und erfüllt und das helle Tor des Glaubens
ſich öffnet.
Den Abſchluß bildete die ergreifende Erzählung von dem
„Todeskandidaten” dem jungen Lehrer, der durch
jugend=
liche Grauſamkeit der Schüler aus ſeiner Bahn geriſſen wird,
aber vor dem Angeſicht des Todes im Kriege die alle
ver=
ſöhnende Liebe gewinnt.
Ernſt Wiechert iſt der bedeutendſte Erzähler in der
jungen, deutſchen Dichtkunſt. Seine Geſtalten ſind in vollendeter
Form mit ſtärkſtem Leben erfüllt. Seine Dichtung iſt getragen
von tiefſter Innerlichkeit, von einem hohen Ethos und einer
warmherzigen Frömmigkeit.
Ernſt Wiechert ſprach ruhig, ſachlich und mit wundervoller
Eindringlichkeit. Man ſpürte, daß hinter dem Ethos ſeiner
Erzählungen ein Menſch ſtand, der ſelbſt von dieſem Ethos
innerlichſt erfüllt war.
Ich habe es noch nie erlebt, daß eine Zuhörerſchaft mit
einer ſo atemloſen Gebanutheit und Erſchütterung einem ruhigen,
ganz unrhetoriſchen Redner folgte.
Als Ernſt Wiechert geendet hatte, lag ein gebanntes
Schweigen über dem Saal. Keine Hand rührte ſich. Der
Vor=
tragende verließ das Rednerpult und ging durch den Saal nach
dem Ausgang, während die ganze Zuhörerſchaft ſich ſchweigend
vor ihm erhob, ihm hierdurch ſtärkſte Erſchütterung und
Ver=
ehrung bekundend.
Es war kein Vortrag, es war ein Gottesdienſt.
* Frankfurker Muſikbrief.
Die Oper hat unter der Regie des Generalintendanten
H. Meißner den „Rienzi” neu einſtudiert. Ueber den Charakter
dieſer Oper iſt kein Wort zu verlieren. Die Einflüſſe Meyerbeers
ſind unverkennbar, wenn man auch hier und da die Tatze des
Löwen ſpürt. Nach innen geht in dieſem Werk noch nicht viel.
Frankreich beſchwerk ſich zu Anrechlt.
Das franzöſiſche Handelsminiſterium veröffentlicht eine
län=
gere Erklärung, die ſich mit den deutſch=franzöſiſchen
Meinungs=
verſchiedenheiten über die Einfuhrkontingente beſchäftigt. Der
Zweck der Uebung iſt begreiflicherweiſe, die Verantwortung für
dieſe Erſchwerung auf Deutſchland abzuſchieben. Angeſichts der
allgemein bekannten Tatſachen ein mehr als kühnes Unterfangen,
das auch nicht ausſichtsreicher wird durch die bei der Pariſer
Preſſe beſtellte Unterſtützung.
Die Dinge liegen doch ſo, daß Frankreich den Wunſch gehabt
hat, ſeine paſſive Handelsbilanz zu aktivieren oder mindeſtens den
Ausfuhrunterſchuß um einen erheblichen Teil zu vermindern. Zu
dieſem Zwecke ſchritt es zur Neuregelung der Einfuhrkontingente,
die urſprünglich nach dem Grundſatz der
Meiſtbegünſti=
gung verteilt waren. Jetzt aber iſt Frankreich von
die=
ſem Grundſatz abgewichen und hat dadurch
Deutſchland einſeitig benachteiligt. Wenn wir uns
dagegen ſchützen und nun auch unſererſeits die franzöſiſche Einfuhr
etwas abzudroſſeln ſuchen, dann iſt das weiter nichts als ein
Geſetz wirtſchaftlicher Selbſthilfe, die gerade in unſerem Falle
doppelt notwendig iſt. Frankreich kann ſich als Gläubigerland eine
paſſive Handelsbilanz leiſten. Sie iſt ſogar etwas natürliches.
Deutſchland aber braucht einen Ausfuhrüberſchuß, nicht nur um
ſeine Rohſtoffe einzuhandeln, ſondern auch um ſeine Schulden
wenigſtens verzinſen zu können. Das iſt von unſeren Gläubigern
oft genug ausgeſprochen worden und es iſt ein unfaßbarer
Wider=
ſpruch, wenn die Gläubiger auf der einen Seite ſich über die
deut=
ſchen Transferbeſtimmungen beſchweren — die doch ſchon
ange=
ſichts unſeres knappen Goldbeſtandes eine unabweisbare
Notwen=
digkeit ſind — ihrerſeits aber für die deutſchen Waren ihren
Markt ſperren und ſich dann über die deutſchen Gegenwirkungen
im Tone der gekränkten Unſchuld beklagen.
Zwiſchen Paris und Waſhingkon.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 16. Januar.
Die franzöſiſche Aufmerkſamkeit konzentriert ſich jetzt ganz auf
die deutſche Antwortnote. Allen anderen Ereigniſſen in den
Ab=
rüſtungsverhandlungen mißt man weit weniger Bedeutung zu.
Trotzdem man vorerſt keine Entſcheidungen, ſondern nur weitere
Verhandlungen, die ſich zum Teil noch auf die Klärung der Lage
beziehen, erwartet.
Dementſprechend knüpft man an den bevorſtehenden Beſuch
Henderſons keine weitgehenden Kommentare. Man zeigt ſich hier
übrigens Englands Haltung gegenüber nach wie vor ſkeptiſch und
mißtrauiſch. Man beſtreitet jede Einigkeit zwiſchen Paris und
London oder wenigſtens betont man, daß der engliſche
Stand=
punkt keineswegs fixiert und feſt umriſſen ſei.
Viel kommentiert wurde das Intereſſe Rooſevelts an den
Abrüſtungsverhandlungen. Es hat in den diplomatiſchen Kreiſen
einen guten Eindruck erweckt, daß die USA. ſich in den
Verhand=
lungen durch eine Perſönlichkeit erſten Ranges vertreten laſſen
werden. Noch vor kurzem hätte man das nicht erwartet,
Aller=
dings iſt es in der amerikaniſchen Politik ſelbſt für die
einfluß=
reichſten Perſönlichkeiten ſchwer, während einer ausländiſchen
Miſſion die Zuſammenarbeit mit Waſhington voll aufrecht zu
er=
halten. Das Intereſſe des Präſidenten Rooſevelt für die
Ab=
rüſtungskonferenz ſoll — ſo behauptet man hier — nicht zuletzt
durch innenpolitiſche Motive bedingt ſein. Für die Stimmung der
amerikaniſchen Maſſen iſt die Abrüſtungsfrage noch immer nicht
gleichgültig. Außer der gefühlsmäßigen Einſtellung ſollen
prak=
tiſche wirtſchaftspolitiſche Hoffnungen an einen Erfolg der
Ver=
handlungen geknüpft werden. Rooſevelt würde alſo durch die
Verhandlungen an Preſtige und Handlungsfreiheit, auch was die
interalliierten Schulden betrifft, gewinnen.
Daß die franzöſiſchen Kommentare ſo ſauerſüß lauten, iſt zum
Teil durch die Haltung des Waſhingtoner Senats Frankreich
gegenüber zu erklären. Die Sanktionen gegen die ſäumigen
Schuldner, trotzdem ſie nur moraliſch eine Bedeutung haben,
wer=
den hier ſehr unangenehm empfunden. Vor allem deshalb, weil
man ſich darüber Rechenſchaft gibt, daß ſie in Wirklichkeit nur
gegen Frankreich eine Spitze haben. Die Stimmung in Amerika
iſt Frankreich gegenüber ſo ungünſtig als je, wenn auch die
Poli=
tik Rooſevelts dies nicht zum Ausdruck bringt.
Im allgemeinen neigt man hier wieder zu einer etwas
opti=
miſtiſcheren Betrachtung der Abrüſtungsfrage, wenn es auch ſehr
ſchwer iſt, feſtzuſtellen, inwieweit die verſchiedenen Aeußerungen,
die man vernimmt, von taktiſchen Erwägungen diktiert wurden.
Der bisherige Landwirtſchaftsminiſter Dr. Carlos Hevia iſt
von der revolutionären Junta als Nachfolger des Profeſſors Grau
San Martin zum Präſidenten der kubaniſchen Republik gewählt
worden. Der erſt 33jährige Dr. Hevia, der einen großen Anhang
im Heer und in der Flotte hat, iſt eines der radikalſten
Mitglie=
der der politiſchen Gruppe, die den General Machdao ſtürzte. Er
war auch einer der Führer der Revolte gegen Präſident Dr.
Ces=
pedes.
Der Regiſſeur hat durch ſtarke Kürzungen das Weſentliche der
Handlung herausgehoben. Seine Leiſtung zeichnete ſich, wie in den
Räubern, durch einen ſicheren, konzentrierenden künſtleriſchen
Willen aus, der den Eindruck der Einheitlichkeit ſchuf. Die
Be=
wegungen der Chöre hielten ſich von dem Thematiſchen fern; ſie
hatten inneres Leben und Glaubhaftigkeit. Die Bühnenbilder
L. Siewerts waren durchweg typiſch. Die Koſtüme in dem Feſtakt
trafen nicht immer den gewollten Charakter des Heroiſchen.
Dieſe Oper ſteht und fällt mit dem Träger der Titelrolle. Dieſe
ſtellt nicht nur außerordentliche Anforderungen an die Stimme,
ſie verlangt auch einen Darſteller, der dieſen Volkstribunen
glaub=
haft zu machen vermag, einen Darſteller, der eine künſtleriſche
Per=
ſönlichkeit iſt. P. Helm konnte als Rienzi in geſanglicher
Be=
ziehung gefallen. Das beſagt bereits viel, wenn auch die
Gleich=
mäßigkeit der Stimmbehandlung und des Ausdrucks zu wünſchen
übrig ließ. Darſtelleriſch ſtand er offenſichtlich unter dem Banne
des Regiſſeurs; Eignes wurde nicht gegeben. Die Erinnerung an
Forchhammers überragende Verkörperung des Tribunen iſt bei
vielen noch — für Helm — allzu lebendig. — Den Adriano ſang
M. Spiegel mit dem ganzen Einſatz ihrer ſchönen Stimme. Die
Arie brachte ihr anhaltenden Beifall auf offener Szene. — Im
übrigen gab E. Kment eine lebendige Irene. F. Stern den
Co=
lonna, der immer intereſſant geſtaltende H. Heſſe den Orſini und
R. vom Scheidt mächtig den Raimondo. — K. M. Zwißler gab
der auf Rhythmus und äußere Dramatik eingeſtellten Partitur
prägnantes Leben. Aus Anlaß des hier ſtattfindenden
Länderfuß=
ballſpiels gegn Ungarn hatte man den Zigeunerbaron zum erſten
Male mit John Gläſer in der Titelrolle gegeben. Er ſingt die
Partie leichter und beſchwingter als F. Völker, der ſie zuletzt hier
geſungen hat. Die Stimme iſt auch geſchmeidiger, gepflegter und
wärmer im Ausdruck. So war der Eindruck, zumal die
darſtelle=
riſche Leiſtung mit der ſtimmlichen Schritt zu halten verſuchte,
aus=
gezeichnet. Die Saffi E. Kments gehört zu ihren beſten
Par=
tien; die Erſcheinung und die knappen, den Adel der Figur
kenn=
zeichnenden Bewegungen ſind für die Saffi beſtimmend. — Ganz
hervorragend iſt A. Griebel als Zſupan, nicht minder G Riedinger
als Arſena. Daß man dieſe beſonders begabte Künſtlerin im
näch=
ſten Spieljahr gehen läßt, iſt nicht ganz verſtändlich. Dr. W. Ky.
* Guſtav Freytag „Die Ahnen” in Neuauflage in einem Band.
Der Kurt Wolff=Verlag, Berlin, hat es unternommen, die
Roman=
reihe „Die Ahnen” von Guſtav Freytag in einem Bande
heraus=
zubringen und bereitet damit ſicherlich zahlloſen Leſern Freude.
Daß das wertvolle Buch noch vor Weihnachten herauskam, wird
beſonders angenehm empfunden werden, denn kaum viel andere
Bücher eignen ſich ſo ausgezeichnet zu Geſchenkzwecken für das
deutſche Volk. Erſt durch dieſe Ausgabe wird dieſes Werk —
Ro=
man und deutſche Kulturgeſchichte zugleich — zum hervorragenden
Dokument des Werdens deutſchen Volkstums. Das Buch iſt im
Lexikonformat gehalten, bringt ſämtliche ſechs Romane ungekürzi
und iſt reich illuſtriert, u. a. mit über 80 ganz= und halbſeitigen
Tafeln. Die gute Ausſtattung, der billige Preis (4,80 RM.)
er=
höhen den Wert des Werkes als Geſchenk.
Seite 4 — Nr. 16
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Januar 1934
Heſſiſche Polikik.
Heſſiſche Finanzüberſichk 1932.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
Für das Rechnungsjahr 1932 liegt nunmehr der
end=
gültige Abſchluß vor. Er weiſt im
Verwaltungs=
teil einen Fehlbetrag von rund 12,7 Millionen
RM. aus, ein Ergebnis, das um ſo unerfreulicher erſcheint, als
der Staatsvoranſchlag ſeinerzeit ausgeglichen erſchien.
Die Erwartungen, die auf die finanzielle Entwicklung geſetzt
waren, haben ſich alſo im weitgehenden Maße nicht erfüllt. Am
meiſten enttäuſcht hat die Einnahmeſeite. Gegenüber dem
Staats=
voranſchlag haben ſich die Einnahmen um 14,9
Millio=
nen verringert. Davon entfallen auf die
Reichsſteuerüber=
weiſungen allein 4,9 Millionen; auf die Landesſteuern 3,7
Mil=
lionen. Das ſind effektive Einnahme=Ausfälle, während der weiter
an 14,9 Millionen RM. noch fehlende Betrag im weſentlichen
auf Ausſtänden beruht. Inwieweit dieſe Ausſtände in ſpäteren
Jahren noch eingehen werden, iſt zweifelhaft; ein großer Teil
wird ſchon um deswillen abgeſchrieben werden müſſen, weil
in=
zwiſchen weitgehende Nachläſſe bei der Abtragung rückſtändiger
Schuldigkeiten gewährt worden ſind.
Die Ausgaben ſtellen ſich in ihrer Geſamtheit um
2 285 000 RM. geringer als im Voranſchlag
vorge=
ſehen iſt. Der Grund dieſer Ausgabenminderung iſt das
Ergeb=
nis der bei den einzelnen Ausgabezwecken im Laufe des Jahres
entſtandenen Verſchiebungen nach der einen oder anderen Seite,
Niemals entwickeln ſich die Verhältniſſe eines Haushaltsjahres
genau ſo, wie es bei der Aufſtellung des Voranſchlags
angenom=
men wurde. Erhöhungen der Ausgaben auf einzelnen Gebieten
werden Verminderungen auf anderen Gebieten gegenüberſtehen.
So iſt auch dieſes Ergebnis entſtanden.
Das unerfreuliche Ergebnis dieſes Rechnungsjahres 1932
läßt mit eindeutiger Klarheit erkennen, daß — wenn auch die
Einnahmen inzwiſchen den Tiefſtand
überſchrit=
ten haben — es immer noch der rückſichtsloſeſten
Sparſamkeit bedürfen wird, um die Finanzen des Landes in
Ordnung zu bringen. Daran wird es die Regierung nicht fehlen
laſſen.
Ueberreichung von Ehrenbürgerurkunden
an Reichsſtakthalker Sprenger.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
Unter Führung der Bürgermeiſter überreichten geſtern die
Abordnungen der Gemeinden Vilbel, Langen und Walldorf dem
Herrn Reichsſtatthalter in Heſſen die Ehrenbürger=Urkunden
ihrer Gemeinden, die bereits vor einiger Zeit dem Herrn
Reichs=
ſtatthalter die Ehrenbürgerrechte verliehen hatten. Zugleich
wurden wichtige Fragen der Arbeitsbeſchaffung in dieſen drei
Gemeinden dem Herrn Reichsſtatthalter vorgetragen, der großes
Verſtändnis für deren Nöte zeigte und ihnen mit Rat und Tat
zur Seite ſtand, ſo daß die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen in
nächſter Zeit verwirklicht werden dürften.
Keine Schirmherrſchaften durch Staatsminiſter Jung.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
Die Uebernahme der Schirmherrſchaften und Protektorate iſt
in Zukunft grundſätzlich abzulehnen. Die bereits übernommenen
werden vom 1. Februar 1934 ab als erloſchen betrachtet. Auch die
Teilnahme an Veranſtaltungen ſoll nur ſtattfinden, wenn dies im
öffentlichen Intereſſe als geboten erſcheint. Alle Einladungen, bei
denen dies nicht zutrifft, können zu meinem Bedauern nicht
be=
antwortet werden.
Demgemäß richte ich an alle Bevölkerungskreiſe die Bitte,
bei Einladungen an das Heſſiſche Staatsminiſterium zu prüfen,
ob die Veranſtaltung, zu der die Einladung ergehen ſoll, den
vor=
bezeichneten Vorausſetzungen entſpricht. gez. Jung.
Das Rollſyſtem.”
In einem Artikel des Staatspreſſeamtes „Das Rollſyſtem”
die Verlegung der Gehaltszahlungen vom Monatsbeginn auf das
Monatsende, wird die Behauptung als nicht richtig
bewieſen, daß das Land Heſſen einzig und allein mit
ſolchen Maßnahmen vorgegangen ſei und damit allein
den heſſiſchen Beamten Opfer auferlegt worden ſeien, die man in
anderen Ländern nicht kenne. Zum Schluß wird geſagt: „Um für
die Reſtzeit, in der das Rollſyſtem noch läuft, die
Gehaltszahlun=
gen für die Beamtenſchaft erträglicher zu machen, iſt inzwiſchen
angeordnet worden, die erſte Rate im Februar am
19. und den vollen Märzgehalt vor den
Oſter=
feiertagen den Beamten auszuzahlen.
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Unſere liebe, gute Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter und Urgroßmutter
Frau Margarethe Lochhaas
geb. Kurz
entſchlief Montag abend ſanft im Herrn, wohlverſehen
den hl. Sterbeſakramenten.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Maria Becker Wwe.
Darmſtadt, den 16. Januar 1934.
Mackenſenſtr. 32 (frühere Waldſtr.)
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 18. Januar,
nachmit=
tags 3½ Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofes aus ſtatt.
Das Seelenamt wird am Freitag um ½9 Uhr in St. Ludwig
gehalten.
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Am Freitag, den 12. Januar 1934 iſf mein
guter Mann
Heinrich Steuernagel
Lehrer i. R.
nach kurzem Krankſein unerwartet
ver=
ſchieden.
Frau K. Steuernagel, geb. Dreſſel.
Darmſtadt, den 16. Januar 1934.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch des
Entſchlafenen in der Stille ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem uns ſo ſchwer getroffenen Verluſte, ſowie für
die vielen Blumenſpenden, ſagen wir innigen
Dank. Beſonderen Dank Herrn Pfarrer Bergér
für die troſtreichen Worte am Grabe der ſo früh
Verſtorbenen, ſowie allen Freunden und
Bekann=
ten die die Entſchlafene zur letzten Ruheſtätte
geleiteten.
Die tieftrauernd Hinterbliebenen:
Geſchwiſter Blüm
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Darmſtadt, den 16. Januar 1934.
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Mittwoch, 17. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 16 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 17. Januar 1934.
Miniſterialabkeilung für Bildungsweſen,
Auftel oas Lmentiels des SSaderw.
Eröffnung einer Ausſkellung im ehemaligen Gewerbemuſeum.
Kulkus, Kunſt und Volkskum.
VDA.=Opfertag für die Winterhilfe.
An die unterſtellten Behörden.
Im Rahmen des Winterhilfswerks und im Auftrag des
Win=
terhilfswerks=Reichsführers führt der Volksbund für das
Deutſch=
tum im Ausland (VDA.) in Abänderung der bereits
bekanntgege=
benen Termine am 26. Januar und 23. Februar 1934 einen „VDA.=
Opfertag für die Winterhilfe” durch.
Im Nachgang zu unſerer Verfügung vom 23. Dezember 1933
zu Nr. I. 5730 empfehlen wir Ihnen, auch über die Befreiung der
ſammelnden Schüler hinaus die Durchführung des Opfertages in
jeder Weiſe zu fördern, insbeſondere an den Orten, an denen
Gruppen des VDA. nicht beſtehen. Der Landesverband Heſſen wird
vor allem an die Kreisſchulämter Ausführungsbeſtimmungen zu
dem Opfertag für die einzelnen Schulen Ihres Bezirkes
überſen=
den, die Sie tunlichſt ſofort zur termingemäßen Durchführung an
die Schulleiter weitergeben wollen.
Ringshauſen.
Bekannkmachungen des Perſonalamkes.
Ernannt wurde: der Polizei=Hauptwachtmeiſter Adam
Schneider zu Darmſtadt mit Wirkung vom 1. Dezember 1933
zum Polizeimeiſter.
Uebertragen wurde: dem Lehrer Karl Stephan zu
Ditzen=
bach, Kreis Offenbach, mit ſofortiger Wirkung die Leitung der
Volksſchule dortſelbſt unter Verleihung der Amtsbezeichnung
„Rektor” für die Dauer dieſer Tätigkeit; am 5. Januar 1934 der
Lehrerin Mathilde Berberich zu Bingen eine Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Neu=Iſenburg, Kreis Offenbach, mit Wirkung
vom 1. Januar 1934 an; dem Gewerbelehrer Karl Geiß an der
Berufsſchule im Bezirk Guntersblum, Kreis Oppenheim. eine
Ge=
werbelehrerſtelle an der Berufsſchule im Bezirk Reinheim. Kreis
Dieburg, vom 8. Januar 1934 an; dem Lehrer Anton Kaiſer
zu Zotzenheim, Kreis Alzey, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule
zu Boſenheim, Kreis Alzey; dem Lehrer Wilhelm Theiß zu
Boſenheim, Kreis Alzey, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
Zotzenheim, Kreis Alzey; am 6. Januar 1934 dem Lehrer Karl
Müller zu Pohl=Gons. Kreis Friedberg, eine Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Kirch=Göns, Kr. Friedberg; dem Lehrer Guſtav
Otto zu Kirch=Göns, Kreis Friedberg, eine Lehrerſtelle an der
Volksſchule zu Klein=Linden, Kreis Gießen; dem Lehrer Walter
Guthier zu Wiesoppenheim, Kreis Worms eine Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Seibelsdorf, Kreis Alsfeld; dem Lehrer Paul
Stieler zu Seibelsdorf, Kreis Alsfeld. eine Lehrerſtelle an der
Volksſchule zu Herbſtein, Kreis Lauterbach; am 9. Januar dem
Lehrer Heinrich Arnold zu Utphe, Kreis Gießen, eine
Lehrer=
ſtelle an der Volksſchule zu Großen=Linden, Kreis Gießen,
ſämt=
lich mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
In den Ruheſtand tritt: auf Grund des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli / 19. Dezember 1923
(Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der Faſſung des Geſetzes vom 8.
Ok=
tober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) der Förſter Leonhard Walther zu
Hüttenthal mit Wirkung vom 1. Februar 1934; dem
Ausſcheiden=
den wurde aus dieſem Anlaß die Anerkennung der dem Staate
ge=
leiſteten treuen Dienſte ausgeſprochen.
In den Ruheſtand verſetzt wurden auf Nachſuchen: am 30.
De=
zember 1933 der Rektor an der Volksſchule zu Bickenbach, Kreis
Bensheim, Wilhelm Sattler, die Lehrerin an der Volksſchule
zu Mainz, Dorothea Scheuer; die Lehrerin an der Volksſchule
zu Darmſtadt, Anna Sieger; der Lehrer an der Volksſchule zu
Worms Joſeph Back; der Lehrer an der Volksſchule zu
Bens=
heim, Adolf Berthold; der Lehrer an der Volksſchule zu
Worms. Karl Blum; der Lehrer an der Volksſchule zu Worms,
Georg Büttner; der Lehrer an der Volksſchule zu Worms
Johannes Rheinfurth; der Gewerbelehrer an der
Berufs=
ſchule zu Reinheim, Kreis Dieburg, Georg Stühlinger; der
Lehrer an der Volksſchule zu Frei=Laubersheim. Kreis Alzey Karl
Zimmermann; die Lehrerin an der Volksſchule zu Worms,
Helene Fauſt: die Lehrerin an der Volksſchule zu Bodenheim,
Kreis Oppenheim, Anna Fleck: die Lehrerin an der Volksſchule
zu Winterkaſten, Kreis Bensheim, Klara von der Becke; die
Zeichenlehrerin an der Volksſchule zu Mainz, Wilhelmine
Wil=
helm; ſämtlich mit Wirkung vom 1. Januar 1934 an; der
Ver=
waltungsſekretär Peter Heinz in Bingen; der
Geweibe=
polizeikommiſſar Wilhelm Schäfer zu Darmſtadt mit
Wir=
kung vom 1. April 1934 an; auf Grund des § 6 des Geſetzes zur
Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom 7 April 1933
(RGBl. S. 175): am 6. Januar 1934 der Oberlandwirtſchaftsrat
in Alsfeld, Dr. Leonhard Schül, mit Wirkung vom 1. Januar
1934 an.
Umgeändert wurde am 30. Dezember 1933 die am 28. April
1933 ausgeſprochene Ruheſtandsverſetzung des Rektors Georg
Grö=
ninger zu Worms mit ſofortiger Wirkung in eine Entlaſſung
nach § 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbeamten=
tums vom 7. April 1933 (RGBl. I. S. 175).
Entlaſſen wurden: auf Grund des Geſetzes zur
Wiederherſtel=
lung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 der Polizei=
Hauptwachtmeiſter Alois Thum zu Lampertheim; am 6. Januar
1934 der Juſtizſekretär in Darmſtadt, Karl Heinrich Koerchens;
beide mit ſofortiger Wirkung aus dem heſſiſchen Staatsdienſt; am
14. Dezember 1933 der Gegenbuchführer bei der Bezirksſparkaſſe
Seligenſtadt Peter Marzellin Ehatt mit ſofortiger Wirkung aus
dem Dienſt der Bezirksſparkaſſe Seligenſtadt.
Beſtellt wurden: am 4. Januar 1934 Valentin Deheck in
Dittelsheim zum kommiſſariſchen Bürgermeiſter der Gemeinde
Dittelsheim: Peter Weber in Mümling=Grumbach zum
kom=
miſſariſchen Bürgermeiſter der Gemeinde Mümlg.=Grumbach; Franz
Joſef Maier in Haingrund zum kommiſſariſchen Beigeordneten
der Gemeinde Haingrund: Heinrich Eckſtein zum kommiſſariſchen
Beigeordneten der Gemeinde Eifa an Stelle des Beigeordneten
Karl Neeb; Ortsbauernführer Heinrich Wilhelm Jager zum
kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde Ober=Ohmen an
Stelle des Beigeordneten Karl Liehr; Karl Mahr in Mümling=
Grumbach zum kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde
Müm=
ling=Grumbach; Michael Schäfer II. in Breitenbrunn zum
kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde Breitenbrunn im
Kreiſe Erbach: Adam Kaffenberger in Ebersberg zum
kom=
miſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde Ebersberg im Kreiſe
Erbach; Peter Olt in Wald=Amorbach zum kommiſſariſchen
Bei=
geordneten der Gemeinde Wald=Amorbach; Otto
Streuber=
ger in Eich zum kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde
Eich, Kreis Worms; Wilhelm Sulzer in Dittelsheim zum
kom=
miſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde Dittelsheim.
Hohes Alter. Frau Marie Reukauf Witwe, Feldbergſtr. 88,
feiert am 18. d. M. in voller geiſtiger und körperlicher Friſche
ihren 85. Geburtstag.
Zum Jubiläum der 25jährigen Zugehörigkeit von Haus
Baumeiſter zum Heſſiſchen Landestheater. Aus Anlaß dieſes
Jubi=
läums findet am Mittwoch, den 17. Januar, im Großen Haus
eine Feſtaufführung des luſtigen Singſpiels „Mathei’s
bricht’s Eis” von G. Queri ſtatt, wobei Hans Baumeiſter die
Partie des Gſchwendtner ſpielen wird.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus Mittwoch17. Januar Auf. 20, Ende 22 Uhr. (Außer Miete).
Preiſe 0.50—4.50
Matheis bricht’s Eis. Donnerstag
18. Januar An: 18, Ende 23 Uhr. C12
Preiſe 0.70—5.50
Götterdämmerung. Freitag
19. Januar Anf. 20, Ende nach 22.45 Uhr. D12
Preiſe 0.70—5.50
Wiener Blut. Kleines Haus Donnerstag
18. Januar 20, Ende g. 22½. D. Bühne, Jugendr. 13, Gr.1 u.2
Preiſe 0.50, 1.00 u. 1.50
Der Datterich. Freitag
19, Januar 20, Endegeg. 22½. D. Bühne Jugendr. 1 3, G.3u.4
Preiſe 0.50, 1.00 u. 1.5
Der Datterich.
*
Deutſches Volkskum in Trachten.
* Im ehemaligen Gewerbemuſeum in der Neckarſtraße 3
wurde geſtern vormittag, in Gegenwart zahlreicher Vertreter des
Staates, der Stadt und der evangeliſchen Landeskirche, eine
Aus=
ſtellung „Deutſches Volkstum in Trachten” eröffnet,
die deshalb beſondere Aufmerkſamkeit verdient, weil hier unter
dem Protektorat des Reichsbundes Volkstum und Heimat,
Land=
ſchaft Rheinfranken=Naſſau=Heſſen, ein ſtarker Antrieb zur Pflege
heimatlicher Trachten und Sitten gegeben wird. Die von
Kunſt=
maler Lauffer=Zirk, Karlsruhe, und ſeiner Frau ins Leben
gerufene Schau zeigt an ausdrucksvollen, typiſchen Puppen die
ge=
treuen Nachbildung alter Trachten, zunächſt des Schwarzwaldes. —
Trachten anderer deutſcher Gauen z. B. Heſſens (des Odenwaldes
uſw.) ſollen folgen. Einen Begriff von dem Wert der
Ausſtel=
lung kann man ſich machen, wenn man hört, daß eine Puppe, die
handgeſchnitzt und mit echten Trachten aus Originaltuchen uſw.
bekleidet iſt, zirka 35.— bis 40.— RM. koſtet. Die Schau wird
für den Beſucher vor allem dann mehr an Intereſſe gewinnen,
wenn er ſich Zeit zur Beſichtigung läßt, denn gerade in den
ein=
zelnen, oft ganz geringen Unterſchieden an der Kleidung und
Auf=
machung liegt die Eigenart der einzelnen Trachten, die ſich
manch=
mal nur durch die Farbe der Knopflöcher, durch die Tragart der
Schürzen, der Kopfbedeckung, Mieder oder Röcke voneinander
un=
terſcheidet. Neben prächtigen Gewändern aus koſtbaren Stoffen
ſieht man einfache, ſchlichte Trachten, die ganz dem Charakter der
bäuerlichen Träger und Trägerinnen entſprechen. Beachtenswert
ſind die mit den Trachten verbundenen bäuerlichen Sitten. Eine
intereſſante Beſonderheit: Es war z. B. bei einer bäuerlichen
Mädchentracht üblich, daß ſie an ihrem Rock den ſogenannten
„Mitgiftſtreifen” trug, das iſt für je 1000 Gulden ein breites,
ſchwarzes Samtband, für 500 Gulden ein ſchmales ſchwarzes
Samtband, das rings um den Rock läuft. Die ausgeſtellte
Trach=
tenpuppe hat eine breite und eine ſchmale Samtborde, ſie hätte
alſo eine Mitgift von 1500 Gulden. — Viele derartige
Einzel=
heiten und Sitten bergen die althergebrachten bäuerlichen
Trachten.
Die Eröffnung der Ausſtellung nahm im Auftrage des
Land=
ſchaftsführers des Reichsbundes Volkstum und Heimat,
Mini=
ſterialrates Ringshauſen. Direktor Dr. Müller vor. Er
betonte, daß das liberaliſtiſche Zeitalter ſtädtiſch orientiert war.
Der Liberalismus wurde vom Weſten infiziert, das Bauerntum
entglitt dem Liberalismus und der Stadt. Folge war, daß das
Bauerntum den Glauben an ſeine Stellung verlor, ja es haftete
geradezu ein Makel auf den Bauern, und der Städter ſchämte ſich,
vom Bauer abzuſtammen. Dieſe Entwicklung drückte ſich weiter in
den bäuerlichen Formen aus. Die ſchönen Trachten auf dem
Lande gingen verloren und wurden erſetzt durch billige ſtädtiſche
Konfektion. Mit den Trachten gingen aber auch die Sitten
ver=
loren, wie z. B. die Spinnſtuben uſw. Der Verluſt der ſittlichen
Vorſtellungen brachte eine vollkommene Auflöſung jeder
Ord=
nung mit ſich. Der Nationalſozialismus will, im Gegenſatz zu der
verfloſſenen Periode, das Bauerntum wieder bewußt zu Ehren
bringen, es wird ein Neuadel durch Blut und Boden
erſtehen. — Die Ausſtellung, die vom Nationalſozialismus
begün=
ſtigt wird, zeigt im weſentlichen Trachten aus dem Schwarzwald.
In dem Künſtlerpaar Lauffer=Zirk haben wir Kenner der
deut=
ſchen Volkstrachten vor aus, die ſich zunächſt daran begeben haben,
die Trachten ihrer engeren Heimat feſtzuhalten. Gleiche
Trach=
tengruppen werden für andere deutſche Landesteile geſchaffen,
ſo daß ſchließlich ein lückenloſes Trachtenmuſeum entſtehen wird.
Es ſind keine ſchematiſierten Puppen, ſondern ausdrucksvoll
ge=
ſchnitzte, die zugleich der Raſſenkunde wertvolle Hinweiſe geben
können. Mit dem Wunſche, die Ausſtellung möge ſtark beſucht
werden, erklärte er dieſe für eröffnet. — Unter Leitung von Frau
Lauffer=Zirk ſchloß ſich nun eine
Führung durch die Ausſtellung
an. Die Trachten führen bis ins Mittelalter zurück, die Schau
iſt zugleich eine Wanderung durch den badiſchen und
württember=
giſchen Schwarzwald. Wir kommen an ein Bauernhaus im
Rench=
tal und ſehen die ſchmucken Trachten der Renchtalex Männer und
Frauen in beſonders leuchtenden Farben mit roten Strümpfen
und ſchmucken Röcken. Alle Puppen tragen Originaltracht.
Da=
neben ſtehen die Schapbachtaler, die Prechtaler. Hier wurde
be=
ſonders auf die kleinen Trachtenunterſchiede aufmerkſam gemacht,
denn die Männer haben an ihren Röcken gelbe Knopflöcher. Aus
der Fülle der Einzeltrachten ſeien noch die Rippoldsauer, die
Kirnbacher und die Wirstaler, die Herrgottsſoldaten, genannt.
Jeder einzelnen Figur iſt eine Herkunftserläuterung beigefügt, ſo
daß leicht ein Ueberblick gewonnen werden kann. Die Schöntaler
(bei Triberg), die Trachten vom Titiſee und aus Oberwolfach
ſtehen in einer weiteren Abteilung. Es folgen Figuren aus dem
Hochſchwarzwald, die wundexvoll kleidſamen Trachten aus dem
Mühlenbachtal bei Hasloch, Hochzeitsleute aus St. Georgen, Bauern
aus dem Markgräflerland, aus Oettlingen, dem ſüdlichen
Schwarzwald, Mädchen und Buben aus allen Teilen Badens und
des württembergiſchen Schwarzwalds. Die Schau iſt ſo
reichhal=
tig zuſammengeſtellt, daß ſie jedem Beſucher einen intereſſanten
und erſchöpfenden Ueberblick gibt. Sie iſt ergänzt mit
Faſtnachts=
gruppen aus der Gegend von Alt=Wildberg, aus Villingen und
Bad Dürkheim, ferner mit einer Trachtentuchabteilung mit reichem
Bildmaterial und durch eine Sonderabteilung, in der
Original=
kleidungsſtücke aus dem heſſiſchen Odenwald ausgeſtellt ſind.
Die liebenswürdige Führerin durch die Schau betonte am Schluß,
Zweck der Ausſtellung ſei vor allem, daß die Städter Achtung vor
dem Ehrenkleid des Bauern bekommen. Insbeſondere ſoll die
Ausſtellung auch dazu beitragen, die Jugend wieder zu
veran=
laſſen, althergebrachte bäuerliche Trachten wieder zu ehren und zu
achten. Als nächſtes wird die Schau mit heſſiſchen Trachten
ergänzt.
Viele Trachten ſind unwiederbringlich in Vergeſſenheit
ge=
raten, aber es gilt, die noch beſtehenden Trachtenſitten zu
erhal=
ten und damit deutſches Volkstum zu pflegen. Hierzu trägt dieſe
ſehenswerte Ausſtellung erfreulicherweiſe vor allem bei.
Beflaggung der evangeliſchen Kirchen am 18. Januar
Im Einverſtändnis mit dem Landeskirchenamt werden
ſämt=
liche Pfarrämter der Landeskirche nochmals daran erinnert, daß
am 18. Januar alle kirchlichen Gebäude zu beflaggen ſind. Neben
den Kirchenfahnen ſind die Hoheitszeichen des Reiches —
Schwarz=
weiß=rot und Hakenkreuz — und die Landesfarben zu zeigen.
Baldl hat er ihn so weit!
Im allgemeinen kommt er gut mit ihm aus, nur hin und
wieder gibt’s einen kleinen Streit, denn sein Freund liest
noch immer nicht das Darmstädter Tagblatt, das Blatt
der Informationen!
Nun hat er ihn bald so weit! Ein paar Probenummern, die
er sich vom Verlag besorgte (auch Sie können sie haben),
überzeugten seinen Freund von dem interessanten Inhalt
und der Reichhaltigkeit des Darmstädter Tagblattes! Von
morgen an gibt’s nach dieser Richtung keine
Meinungs-
verschiedenheiten mehr, denn von morgen an lesen beide
das Darmstädter Tagblatt!
Das amtliche Fernſprechbuch für den
Oberpoſtdirektions=
bezirk Darmſtadt ausſchließlich Offenbach (Main) ſoll zu Anfang
Mai d. J. neu aufgelegt werden. Die Vorarbeiten hierzu
wer=
den am 1. April 1934 abgeſchloſſen. Bis dahin ſind
Aenderun=
gen der Eintragungen bei der zuſtändigen Fernſprech=
Vermitt=
lungsſtelle anzumelden. Der Tag des Abſchluſſes der
Vorarbei=
ten iſt für die Fälligkeit der Gebühren für die koſtenpflichtigen
Eintragungen in das Fernſprechbuch maßgebend. Sollen
gebühren=
pflichtige Eintragungen der jetzigen Auflage nicht in das neue
Buch übergehen, ſo iſt ihr Wegfall oder ihre Aenderung
ſpäte=
ſtens zum 1. April 1934 zu beantragen. Andernfalls werden ſie
in die neue Auflage gegen Erhebung der beſtimmungsmäßigen
Gebühr übernommen (vergl. § 14 der Fernſprechordnung vom
15. Februar 1927). Bei der Ausgabe neuer Fernſprechbücher iſt
für jedes neue Buch ein Buch der unmittelbar vorhergegangenen
Auflage zurückzuliefern. Bücher früherer Auflagen werden nicht
angenommen. Für die Reihenfolge der Eintragungen im
Fern=
ſprechbuche ſind die vom Ausſchuß für wirtſchaftliche Verwaltung
herausgegebenen Einheits=ABC=Regeln maßgebend. Die
Nach=
ſchlags=Regeln ſind in den Vorbemerkungen zum neuen Buche
ab=
gedruckt.
Abendkurſe des Heſſ. Roten Kreuzes. Das Heſſ. Rote Kreuz
veranſtaltet wie in den Vorjahren in Gemeinſchaft mit der Städt.
Haushaltungsſchule in der Zeit von Januar bis April d. J.
fol=
gende Kurſe für junge Frauen und Mädchen: a) Kochkurſe,
zweimal wöchentlich, Montag und Donnerstag, abends von 7—9
Uhr; b) Bügelkurſe, einmal wöchentlich, Freitag, abends von
7.30—9,30 Uhr; c) Kurſus in Geſundheitspflege und
erſter Hilfe, einmal wöchentlich, Mittwoch abends von 7.30
bis 9.30 Uhr. — Teilnehmergebühr für den Kochkurſus 2. RM.
monatlich, für den Bügelkurſus und den Kurſus in
Geſundheits=
pflege und erſter Hilfe 1 RM. monatlich. Ein Erlaß der
Gebüh=
ren kann nach Prüfung der Bedürftigkeit erfolgen. Die
Anmel=
dung zur Teilnahme hat bis 22. d. M. in der Geſchäftsſtelle des
Alice=Frauenvereins. Dieburgerſtraße 21, vormittags von 10 bis
12 Uhr, zu erfolgen.
Zuſammenſchluß der Geſangvereine
„Frohſinn” und „Harmonie” zum Männerchor
„Frohſinn=Harmonie‟ 1881.
Die Geſangvereine „Harmonie” und „Frohſinn” riefen ihre
Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalverſammlung im
feſtlich hergerichteten Saale des Hanauer Hofes zuſammen, die
die endgültige Verſchmelzung beider Vereine unter dem Namen
Männerchor Frohſinn=Harmonie 1881” zum Ziele hatte. In den
Vorarbeiten waren die weſentlichſten Fragen zur Zufriedenheit
beider Vereine ſchon erledigt worden, was den Verlauf der
Ver=
ſammlung ſehr begünſtigte. Mit dem „Deutſchen Sängergruß’;
und „Brüder reicht euch die Hand” wurde die Verſammlung
ein=
geleitet, worauf Herr Alois Eck als vorläufiger Vereinsführer
die zahlreich erſchienenen Mitglieder u. a. durch einen ſehr ſchön
verfaßten Vorſpruch herzlich begrüßte und anſchließend der Toten
gedachte, deren Andenken durch Erheben von den Plätzen geehrt
wurde. Einem ausführlichen Bericht des Herrn Eck, wobei er
eingehend auf die Ziele des Führers in der Sängerbewegung
hinwies, ſchloß ſich die Wahl des neuen Vereinsführers an, wobei
einſtimmig Herr Eck als Vorſitzender gewahlt wurde. Er dankte
für das Vertrauen und verſicherte, ſeine ganze Kraft zum Wohle
des neuen Vereins und ſomit des deutſchen Liedes einzuſetzen,
wozu er auch die von ihm ſodann beſtimmten 5 Mitarbeiter, ſowie
alle Anweſenden aufforderte. Die Beſchlußfaſſungen über
ver=
ſchiedene Angelegenheiten und Fragen ließen ebenfalls das gute
Einvernehmen lebhaft zutage treten. Mit einem kräftigen „Sieg=
Heil” auf Führer und Vaterland und dem Gelöbnis, durch ernſte
Pflege und Förderung des deutſchen Liedes am kulturellen
Auf=
bau unſeres deutſchen Vaterlandes mitzuarbeiten, fand die in
allen Teilen angenehm und harmoniſch verlaufene Verſammlung,
der dann ein gemütlicher Teil folgte, wo die Anweſenden in
Harmonie und Frohſinn noch recht gemütlich beiſammen waren.
ihr Ende.
Aus den Darmſtädter Lichtſpiellhealern.
Union=Theater.
„Heimat am Rhein”.
Das iſt trotz des abgedroſchenen Titels ein recht guter Film.
Ein Film von Lieb und Leid, von Sorgen über den Erhalt
hei=
matlichen Beſitzes und von Freuden beim Becherklang und
fröh=
lichem Sang, ein Stück Natur. Bodenſtändige Natur, in die Lucie
Engliſch, als queckſilbrige Wienerin hineinflattert und dem
Ernſt der Lage den Schuß köſtlichen Humor einverleibt, der dieſer
Künſtlerin ſo gut liegt. Ein Blick in das Leben und die Nöte der
Weinbergbeſitzer und Wirtſchaften am Rhein, deren viele in
Ge=
fahr ſind, von altem anererbtem Beſitz zu kommen. Ein Blick auch
in das Leben derer, denen es beſſer geht, die ſich den beſten Wein
leiſten können, die in bildhübſchen Jachten Rheinfahrten
unter=
nehmen und v. a. mehr. Sehr geſchickt hat die Regie die
Hand=
lung aufgebaut, in der ſtarke Spannungsmomente, faſt
kriminali=
ſtiſchen Einſchlages, mit Frohſinn und Scherz abwechſeln, die
Sze=
nen umrahmt mit köſtlichen Bildern vom Rhein, beſonders aus
den Weinbergen und aus wundervollen alten Wirtshäuſern und
Weinkellern. Auch das Beiprogramm iſt recht unterhaltend.
Helia.
* In dem neuen Ufa=Film „Liebe muß verſtanden
ſein”, gibt es eine Menge hübſcher Schlager, darunter den, nach
dem der Film benannt iſt. Außerdem hat noch die Trägerin der
Hauptrolle enormes Glück in der Liebe, aber nicht etwa weil ſie
etwas von ihr verſteht, ſondern weil ſie nach dem Willen des
Regiſſeurs eben „mehr Glück als Verſtand” hat. Roſe Barſony
ſpielt die Stenotypiſtin Margit, die ſich möglichſt unbegabt
an=
ſtellt, und der man manchmal geradezu helfen möchte, die aber
doch dann den Erfinder=Ingenieur „erobert” Sie erlebt allerhand
unangenehme Sachen, weiß aber ſchließlich alles zum Happy end
zu bringen. Georg Alexander iſt ihr ein Partner, der in
ſei=
ner Gutmütigkeit vorzüglich zu Margit paßt. Die Handlung iſt
flott und durch die Vorlage — es handelt ſich um eine neue
Er=
findung mit einer Maſchinengtuppe — auch bis zum Schluß
ſpan=
nend und unterhaltend. Eine ganze Reihe vorzüglicher Einlagen
ſtimmen die Zuſchauer heiter. — Neben dieſem Hauptfilm wird
ein ſehr gutes Beiprogramm und die neueſte Wochenſchau gezeigt.
Zu der Aufführung des Reichsbundes „Heſſiſch” Volk bei
Sang und Tanz” iſt noch nachzutragen, daß die ſchönen Lichtbilder,
die in der Pauſe gezeigt wurden, von Fräulein M.
Dieffen=
bach, Darmſtadt aufgenommen worden ſind. —
Beitrittserklä=
rungen zum Reichsbund ſind in der Geſchäftsſtelle des
Reichs=
bundes, Neckarſtr. 3, in den Geſchäftsſtellen des Darmſtädter
Tag=
blatts und der Heſſiſchen Landeszeitung, ſowie im Verkehrsbüro
zu haben. Der Beitrag beträgt monatlich —,25 RM., dafür wird
die bebilderte Monatsſchrift „Volk und Scholle” umſonſt geliefert.
Seite 6 — Nr. 16
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Januar 1934
BuRRUS!
Beſuche hinker den Feſten.
Ob es an der Kälte draußen liegt, oder an der Wärme in den
Zimmern, ob daran, daß man hilfsbereit iſt und den geplagten
Mitmenſchen helfen möchte, das Weihnachtsgebäck vorm Altwerden
zu bewahren, oder ob nun ſo im allgemeinen die Zeit nach
Weih=
nachten und Neujahr zu familiärem Meinungsaustauſch ganz
be=
ſonders geeignet iſt: jedenfalls blühen in dieſer Zeit die Beſuche
von Familie zu Familie. Und am ſchönſten blühen ſie, wo ſo ein
paar kindliche Plappermäulchen hüben und drüben unerſchöpflichen
Stoff für die Unterhaltungen der beglückten Eltern bieten. „Was
meinen Sie was unſere Liſelotte wieder gemacht hat?” — „Ja,
und unſer Willi!” — Und der Ernſt und die Urſula und das
Karlchen ſind auch nicht ohne. Aber eine Geſchichte hat diesmal mein
menſchliches Herz beſonders gepackt, und das iſt die Geſchichte der
Seelenpein von Freund Suppkes Jüngſtem, dem Otto Suppke, dem
mutmaßlich zukünftigen Reichsernährungsminiſter. Es war alſo
am 1. Weihnachtsfeiertag, und Suppkes hatten eine Gans. Der
kleine Otto iſt bei Mutters Vorbereitungen nicht aus der Küche
zu bringen. Jagt man ihn fort zu ſeinen Spielſachen, ſo kommt er
nach wenigen Minuten wieder und fragt, ob es nicht bald Zeit
zum Eſſen ſei. Als er ſo (twa zwei dutzendmal gefragt hat, genau
ſo viele Male aus der Küche gewieſen wurde, aber bei dieſem
neckiſchen Spiel mit der Mutter noch nicht das geringſte an
Sehn=
ſucht und Spannung verloren hat, iſt es endlich ſoweit; der
ge=
deckte Tiſch erwartet ihn. Und Otto, der Hoffnungsvolle, ſtartet.
Er ſtartet mit ganzer Hingabe, genießt, iſt nicht zu ſprechen.
Manchmal nur kommen ſeine Augen hoch, eilig und ſcheu; ſie
ver=
gewiſſern ſich, daß der Inhalt ſämtlicher Schüſſeln und Platten
noch zu einem zweiten Gang ausreichen wird. Und da geſchieht es
plötzlich: Klein=Otto hört auf zu eſſenz er hält Schieber und Löffel
wie verkrampft in der Hand, der Schreck guckt ihm aus den Augen.
Entſetzt ſieht er die Mutter an, den Vater; die Augen fangen an
zu ſchwimmen. „Was iſt denn los Otto?” fragt die Mutter. Otto
ſchiebt ſich vom Stuhl herunter, ſtellt ſich mit der Kehrſeite vor
die Mutter hin; er muß einmal hinaus. „Na, da brauchſt du doch
nicht zu weinen”, ſagt die Mutter. Aber da dreht ſich der Otto nach
ihr um; ganz groß ſind ſeine Augen, ſie richten ſich voller Vorwurf
auf die Mutter, als ſei ſie an allem ſchuld. „Das ſchöne Eſſen.”
ſagt er „jetzt gehts ſchon wieder fort”, faßt die Hoſenklappe und
geht, ſchluchzend vor Seelenpein, nach der Tür.
Polizeibericht.
Straßenſperre. Auf Grund des 8 10 der Polizeiverordnung
über die Verkehrsregelung in der Stadt Darmſtadt vom 18. Auguſt
1931 wird: die Lindenhofſtraße zwiſchen der Mühlſtraße und der
Großen Kaplaneigaſſe für den Durchgangsverkehr mit
Laſtkraft=
wagen und Omnibuſſen geſperrt.
Wäſchediebſtahl. In der Nacht des 15. Januar zwiſchen 20 und
22 Uhr wurden aus dem Hofe des Hauſes Hügelſtraße 89 zum
trocknen aufgehängte Wäſcheſtücke (1 farbiges Damenhemd 1
Kna=
benhemd, 1 hellblauer Unterrock) geſtohlen. Wer kann Angaben
machen?
Rohlinge am Werk. In der Nacht zum 11. Januar wurden in
der Schloßgartenſtraße von unbekannten, Rohlingen 6
Straßen=
laternen eingeworfen und ſtark beſchädigt. Wer kann über die
Täter irgendwelche Angaben machen?
Vorſicht! Falſche 20=Mark=Reichsbanknoten. In der letzten Zeit
tauchen erneut falſche 20=Mark=Reichsbanknoten auf. Dieſelben
ſind weicher und glätter als die echten, die Pflanzenfaſern fehlen
ganz, das weibliche Bildnis iſt verſchwommen und mit einem ſpitzen
Geſicht wiedergegeben. Die Reihenzeichnung iſt: G 9629006 (
ver=
änderlich). Vor Annahme der Falſchnoten wird dringend gewarnt!
Bei Auftauchen iſt ſofort die Polizei zu benachrichtigen.
Verkehrsunfall. Am Dienstag gegen 14 Uhr ſtieß Ecke
Zeug=
hausſtraße und Luiſenſtraße ein Laſtkraftwagen aus Büttelborn
mit einem Perſonenkraftwagen aus Büdingen zuſammen. Es
ent=
ſtand nur geringer Sachſchaden.
Selbſtmord und Selbſtmordverſuch. Am Dienstag, gegen
21.30 Uhr, wurden in einem hieſigen Hotel ein 51jähriger jüdiſcher
Rechtsanwalt aus Berlin und ſeine 48jährige Ehefrau, die ſich
mit Veronal vergiftet hatten bewußtlos aufgefunden und ſofort
ins Stadtkrankenhaus verbracht. Der Ehemann ſtarb alsbald nach
der Einlieferung, während die Frau ſehr bedenklich
darnieder=
liegt. Das Motiv der Tat iſt unbekannt.
„Deutſche Trachten”. In dieſem Zeichen ſteht die
Wohltätig=
keits=Veranſtaltung, die die Frauenortsgruppe des VDA. im
Dienſte des „Winterhilfswerkes für die Deutſchen im Ausland”
am 3. Februar im Saalbau durchführt. Die blutsmäßig ewig
be=
gründete lebendige nationale Solidarität des deutſchen Volkes
verlangt, daß die außerhalb der Grenzen wohnenden
Volksgenoſ=
ſen nicht vergeſſen werden. Das ernſte Ziel rückt den Abend des
3. Februar aus dem Karneval heraus. Es iſt ausgeſchloſſen, daß
Faſtnachtskoſtüme auftauchen unmöglich ſind ebenſo Frack und
Smoking. In das bunte Bild paſſen am beſten echte Trachten,
Heraus aus Truhe und Schrein, was im eigenen Haus und im
Bekanntenkreis an ſolchem Gut noch vorhanden iſt. Auch das
Dirndlkleid habe ſein Recht, auch Jäger, Wanderer,
Sommer=
friſchler, Paddler dürfen die Menge durchſchreiten. Einzelheiten
über die Darbietungen des Abends, die bereits eine große Zahl
froher Menſchenkinder bei Proben zuſammenführen, werden
dem=
nächſt bekannt gegeben.
Hanau-Lichtenberger Pfarrer=Beamtenfamilien.
Prälat 2. Dr. Diehl ſpricht vor den Mitgliedern der Heſſiſchen Familiengeſchichtlichen Vereinigung.
Inkereſſanker hiſtoriſcher Rückblick.
Die Mitglieder der Heſſ. Familiengeſchichtlichen Vereinigung
kamen geſtern abend ſehr zahlreich zu einem Vortragsabend, zu
dem auch die Mitglieder des Alt=Darmſtadt=Vereins eingeladen
waren, im Hotel „Prinz Karl” zuſammen. Nach ſeiner Begrüßung
erſtattete der Vorſitzende, Regierungsrat Schäfer, den
Ge=
ſchäftsbericht. Die Mitgliederzahl beträgt am Ende des
Jahres 1933 404, 5 Mitglieder verſtarben im vergangenen Jahr.
Zu ihren Ehren erhoben ſich die Anweſenden von ihren Plätzen.
Im neuen Jahre war ein Mitgliederzuwachs von 16 Perſonen zu
verzeichnen. Einige intereſſante Mitteilungsblätter wurden im
vergangenen Jahre herausgegeben.
Das neueſte Heft hat große Anerkennung gefunden. Die
Bücherei iſt weiter angewachſen. Die Ahnentafeleinreichung
nimmt nur langſam zu. Die Verhandlungen mit den
Nachbar=
vereinen wegen einer einheitlichen Heſſen=naſſauiſchen Zeitſchrift
konnten noch nicht abgeſchloſſen werden.
Anſchließend erſtattete der Rechner, Prof. Hamann, den
Kaſſenbericht. An Einnahmen waren 1882,54 Mk. eingegangen,
die Ausgaben betrugen 1373,63 Mk., ſo daß ſich ein Reingewinn
von 508,91 Mk. für 1933 ergibt, über den aber bereits verfügt iſt.
Der jetzige Kaſſenbeſtand beträgt 1632,45 Mk. Der
Rechnungs=
prüfer, Staatsrat Schliephake, hat die Rechnung geprüft und für
richtig befunden.
Regierungsrat Schäfer erläutert dann ein Schreiben des
Führers des Geſamtvereins der Geſchichts= und Altertumsvereine,
Univerſitäts=Prof. Dr. Hopy=Berlin, dem Alt=Darmſtadt
ange=
hört. Danach hat nach dem Führerprinziv ein Führer neu gewählt
zu werden. Auf Antrag des Herrn Oberſchulrats Ritzert wird
Re=
gierungsrat Schäfer einſtimmig zum Führer gewählt. Er wird
die Ratsmitglieder ernennen. Der Führer dankte für das
Ver=
trauen und verſprach, auch weiterhin im Sinne des 3. Reiches
und des Nationalſozialismus zum Wohle des Vereins zu arbeiten.
Anſchließend ſprach das Ehrenmitglied des Vereins,
Prälak 2. Dr. Dr. Diehl.
von den Anweſenden lebhaft und herzlich begrüßt, über das
Thema: „Hanau=Lichtenberger Pfarrer=
Beamten=
familien”, das er in ſeiner leicht humorvollen Weiſe eingehend
behandelte. Zunächſt gab er einige geſchichtliche Erläuterungen.
Die Grafſchaft Hanau=Lichtenberg beſtand aus der
Untergraf=
ſchaft und der Obergrafſchaft, aus zwei räumlich getrennten
Ge=
bieten. Die Grafen von Hanau=Lichtenberg geboten bis zu ihrem
Tode über dieſe Gebiete. Die Hanau=Münzenberger Gebiete
fie=
len ſpäter an Darmſtadt. Streit entſtand zunächſt nach dem Tode
des letzten Grafen von Hanau im Jahre 1736 über die Aemter
Babenhauſen und Schaafheim. Der 35jährige Prozeß, der ſich
an=
ſchloß, ging 1771 damit zu Ende, daß Schaafheim an Heſſen.
Ba=
benhauſen an Kaſſel kam. Später kam Babenhauſen an Darmſtadt.
Es gibt beſtimmte Einſchnitte der Gebiete. Darüber muß
man ſich klar ſein, wenn man von der Geſchichte der Pfarrer=
Beamtenfamilien im Hanau=Lichtenberger Gebiet berichtet. Der
Uebergang der Grafſchaft Hanau=Lichtenberg an Heſſen=Darmſtadt
hatte ebenfalls Einfluß auf die Pfaxrer= und Beamtenſchaft.
Wei=
ter ſind die franzöſiſchen Invaſionen 1689 und 1793 von beſonderer
Bedeutung. Einzelne Familien wanderten aus; einige Familien
flüchteten, manche Pfarreien wurden von den Franzoſen
rekatho=
liciert.
Von der Reformation bis zum 30jährigen Kriege iſt das Bild
klar. Die Oberſchicht der Geiſtlichen und Beamten wechſelte
fort=
geſetzt. Ein Einſtrömen von Leuten aus aller Herren Länder fand
infolge der nicht genügenden Pfarraſpiranten, namentlich aus dem
Elſaß und aus Württemberg ſtatt, einzelne kamen aus Thüringen.
Die Folge iſt familiengeſchichtlich klar. Es gibt dort wenige Pfarrer
und Beamte, die ihren Stammbaum auf die Reformationsjahre
zurückführen können. Ausnahmen ſind die Familie Süß, die auch
in Darmſtadt blüht. Sie war eine Generation Theologen=, ſpäter
Lehrerfamilie. Eine andere Familie iſt die Familie Frühauf
(Lehrerfamilie); die möglicherweiſe auf Joſ. Frühauf zurückgeht,
der 1622 aus Oeſterreich kam.
Man begegnet im Hanau=Lichtenberger Gebiet vielen
Fa=
milien aus allen Gegenden Deutſchlands, ſo einer Joh. Hepp von
Nidda, einer Familie Lackner, einem Conrad Merck von Ulm. einem
Glied der Familie Ramſpeck, einem Pfarrer Gg. Schalles (1556),
von dem die heſſiſche noch blühende Familie abſtammt. Martin
Schönwald (Magiſter), der aus Dreieichenhain ſtammt, ein Sohn
jenes Mannes, der abgeſetzt wurde, nach einem Gedicht in
aus=
gezeichneten deutſchen Verſen, das der Idee von Goethes Fauſt
entſpricht, das aber von einem üblen Intriganten als
Schmähge=
dicht auf den Fürſten von Iſenburg umgedichtet wurde, wanderte
ebenfalls in dieſe Gebiete ein.
Im 30jährigen Krieg ſtarben die Pfarrergeſchlechter im
Ha=
nau=Lichtenberger Gebiet aus. Nach dem 30jährigen Krieg mußte
daher der Pfarrer=, Lehrer= und Beamtenſtand wieder auf die
Höhe gebracht werden. Landeskinder im geiſtlichen Stand gab es
in der Herrſchaft Lichtenberg nur in geringer Zahl. Leute kamen
von auswärts, z. B. aus Thüringen Pfarrer Grohmeier, Nöllner
aus Bernitz (1681), Kampmann (6 Generationen im Pfarrdienſt)
und Wegelin. Letztere Familie war von Dauer in dieſem Gebiet.
1793 war noch ein Rat Wegelin feſtzuſtellen. Die Familie
Engel=
bach (Büdesheim), ein Theologe Höffel aus Thüringen wanderten
ebenfalls ein. Die intereſſanteſten Einwanderer ſind die Ungarn:
1681 ein Mann Namens Joh. Bornhagen (Bornagius), Sam.
Fasco. und Andreas Führenſtein (6—7 Theologen im Gebiete).
Als die Franzoſen kamen, verübten ſie, „merkwürdige
Helden=
taten‟. Eine intereſſante Handſchrift, das Pfarrbuch von Hanau=
7
Geſunde Frau — Geſundes Volk”, Kunſhalle am Rheintor.
Lichtenberg, beſagt, daß die Franzoſen gewalttätig eingriffen und
eine Reihe von Pfarrfamilien über den Rhein ſchafften, ſo die
Familie Luck. Viele Geiſtliche und Beamten flüchteten. Es kam
jetzt darauf an, bei familiengeſchichtlichen Forſchungen auf die
Zeit von 1689—1736 aufzubauen. Einige Familien hielten ſich, es
kamen neue aus Straßburg, Friedberg, z. B. die Familien Petry,
Bender, aus Speyer kam die Familie Mall. aus der 8—9
Theo=
logen hervorgingen. Weiter ſind die Theologen Meſſing und
Deuerling aus Lobenſtein aus Thüringen zu nennen.
1736 kam das Hanau=Lichtenberger Amt an Heſſen=Darmſtadt.
Seit dieſer Zeit kam der Nachſtrom aus Heſſen=Darmſtadt. Von
Heſſen=Darmſtädter Familien ſind zu nennen: Joh. Peter
Fabri=
cius. Ueber dieſen Mann ſind in Eſſelborns Buch allerlei
intereſ=
ſante Dinge enthalten. Im Pirmaſenſer Land ſpielten Gaſtrollen
— und zogen dann wieder aus — einige Familiennamen, wie z. B.
Gg. Hch. Buxmann, ſpäter Pfarrer in Roßdorf, Scriba, ſpäter
Pfarrer in Oberramſtadt, der die Gnade des Landgrafen hatte.
Andere blieben dort, ſo die Familie Venator, der am
Pirmaſen=
ſer Hof Feldpropſt wurde, weiter Joh. Mitzenius, Harteneck,
deſ=
ſen Vater Mundſchenk des Landgrafen von Heſſen war. 2
Fami=
lien ſtammten aus Butzbach, und zwar die Familie Höhnig=
Butz=
bach, die Familie blieb im Theologenſtand, und die Familie
Neß=
ler=Butzbach. Die Familie Baſt, die in Pirmaſens eine große Rolle
ſpielte, und die Familie Werner waren ebenfalls
Pfarrerfami=
lien. Das waren Theologenabkömmlinge, die ſich erhalten haben.
Referent ſprach dann über einige Familien, die in der
Fran=
zoſenzeit vertrieben wurden, wobei er intereſſante Einzelheiten
über bekannte Familien gab, ſo u. a. die Familien Bender,
Engelbach Fritſch. Heiler, Kromayer, Chriſt, Friedr. Lange,
Lempke, Phil. Friedr. Petri, Rehfeld, Reuß, die alle Theologen
lieferten, ferner ſind hier zu nennen die Familien Werner und
Maurer. Die Beamten= und Pfarrſchaft im Hanau=Lichtenberger
Gebiet war alſo durcheinandergemiſcht, da ein fortgeſetztes Gehen
und Kommen war. Die Familiengeſchichte hier zu erforſchen, iſt
von allergrößter Bedeutung. Die Bewegung der Oberſchicht in
dieſem Gebiet war zwar nicht ſo ſtark wie in der Pfalz, aber doch
ſo ſtark, daß die Forſchung im Hanau=Lichtenberger Gebiet
be=
ſonders auch für Heſſen außerordentlich bedeutend iſt. Referent
ſchloß ſeine hochintereſſanten Ausführungen mit dem Wunſche,
die Familiengeſchichtliche Vereinigung möge ihre Aufgabe in
Zu=
kunft immer tiefer erfaſſen und ſich recht viele Mitglieder zur
Vereinigung finden. Möge auch insbeſondere die
Familienfor=
ſchung ſich auf die Auslandsdeutſchen erſtrecken, bei denen die
Tradition mehr hochgehalten wird, als vielfach in der Heimat. —
Lebhafter Beifall, dem der Führer der Vereinigung noch beredten
Ausdruck gab, wurde gezollt. — Man blieb dann bei angeregter
Unterhaltung noch einige Zeit zuſammen.
Zweite Lebensmittelpfundſammlung.
Heute, Mittwoch, den 17. Januar, und morgen, Donnerstag,
den 18. Januar, wird in der ganzen Stadt die zweite
Lebens=
mittelpfundſammlung durchgeführt. An dieſen Tagen kommen
un=
ſere Helfer und Helferinnen in jeden einzelnen Haushalt, um die
bereitliegenden Lebensmittelpakete abzuholen.
Es wird wiederholt gebeten, die Lebensmittelſpenden in
Pfundpackungen mit Inhaltsangabe bereit zu
hal=
ten. Hierdurch wird die Arbeit bei der Kreisführung bedeutend
erleichtert und unſere hilfsbedürftigen Volksgenoſſen kommen
raſcher in den Beſitz der Spenden.
— Lichtbildervortrag im Heſſ. Jagdklub (Krone). Heute abend
ſpricht im großen Saal des Brauereiausſchanks „Zur Krone” ein
Hochwildjäger, Herr Carl Ruthe aus Wiesbaden, über ſeine
in=
tereſſanten Jagderlebniſſe in den Karpathen. Der Redner wird
dabei eine größere Anzahl prächtiger Lichtbilder vorführen.
— Hakenkreuz auf der neuen Poſtdienſtmarke. Wie das Vdu=
Büro meldet, hat die Deutſche Reichspoſt neue Dienſtmarken zu
12 Werten zwiſchen 3 und 50 Reichspfennigen herſtellen laſſen.
Die neue Dienſtmarke enthält als einziges Symbol das
Haken=
kreuz. Ueberdem Hakenkreuz befindet ſich die Wertangabe und
unter dem Hakenkreuz die Aufſchrift „Dienſtmarke Deutſches
Reich”.
Aus der NSDAP.
Der Gaugeſchäftsführer.
Der Vorſitzende des Gaugerichts Heſſen=Naſſau, Pg. Freiherr
von Lyncker, wird bis zum 7. März vertreten durch Pg. Dr.
Weis=
gerber, Telephonanruf: Wiesbaden 26 169 und 26 170.
Kampfbund der Deutſchen Architekten und Ingenieure,
Bezirksleitung Darmſtadt.
Die nächſte Bezirksverſammlung findet am 17. Januar, abends
8 Uhr, in der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, Eingang
Alexan=
derſtraße, im Muſikzimmer der Studentiſchen Wirtſchaftshilfe
ſtatt. Pg. Dipl.=Ing. Karl Jagesberger hält einen Vortrag
über „Nationalſozialismus und Technik”. Für
Mit=
glieder iſt das Erſcheinen Pflicht. Gäſte können eingeführt werden.
Schulungskurſe finden ſtatt:
Donnerstag, den 18. Januar: Griesheim.
Freitag, den 19. Januar: Darmſtadt. OG. Gutenberg.
Samstag, den 20. Januar: Meſſel.
Ortsgruppe Darmſtadt, Schloßgarten.
Am Mittwoch, dem 17. Januar, abends 8.30 Uhr pünktlich,
findet im „Perkeo”, Alexanderſtraße, eine Mitglieder=
Ver=
ſammlung ſtatt. Es ſpricht Bürgermeiſter Pg. Haug.
Die Arbeitsabende für die Frauenſchaft der Ortsgruppe
Darmſtadt — Gutenberg finden von Donnerstag, den 18. Januar
1934, alle 14 Tage in der Jugendherberge „Gute Raſt” am
Rieger=
platz ſtatt.
Die Vormitkagsſtunden
ſind zum Beſuchen der Ausſtellung „Geſunde Frau — Geſundes
Volk” die beſten für Sie, verehrte Volksgenoſſin, werter
Volks=
genoſſe, der Sie noch arbeitslos ſind, im Ruheſtand leben oder
ſonſt frei über Ihre Zeit verfügen können. Sie werden doch nicht
denken, „das geht mich nichts an”, oder gar ein undeutſches Wort
gebrauchen und ſagen: „Ach, das intereſſiert mich nicht?‟ Gehen
Sie nur einmal hin, da werden Sie anderer Meinung. Es kommt
nämlich gerade auf Sie an; gerade Ihretwegen iſt dieſe
Wander=
ausſtellung nach Darmſtadt gekommen, weil man Ihnen nicht
zu=
muten will, nach Dresden zu fahren und die dort bodenſtändigen
Ausſtellungen des Hygiene=Muſeums zu beſichtigen. Man
er=
wartet Sie hier. Man hält Sie nämlich für ein wertvolles
Mit=
glied der Volksgemeinſchaft, und wenn Sie das auch denken, dann
werden Sie die zur Veranſtaltung der Ausſtellung vereinigten
Volksfreunde niht enttäuſchen wollen.
Ja, es kommt wirklich auf jeden einzelnen Volksgenoſſen an,
der im Beſitze geſunder Geiſteskräfte iſt. Jeder kann und ſoll an
ſeinem Plätzchen mitarbeiten für die Zukunft des edlen deutſchen
Volkes, das in ſo vielfacher Hinſicht krank iſt und dahinzuſterben
droht. Um die Geſundheit des Volkes, ſein wertvollſtes Kleinod,
kämpfen wir. Die Frauen ſind in beſonderem Maße zu
Hüterin=
nen dieſes Kleinodes berufen. Deshalb gebührt ihnen Schutz und
Stütze durch die ganze Volksgemeinſchaft. Wer ſagt da noch: „Das
geht mich nichts an, — das ſpricht mich nicht an?”
So denken, ſo reden könnte nur ein wertloſer Mitläufer der
Volksgemeinſchaft, der ſich mit durchſchleppen läßt, ein Schmarotzer,
der am Marke des Volkes zehrt.
Die Frauen im beſonderen aber, die ja auch vielfach von
gei=
ſtig=ſeeliſchen Zeitkrankheiten bedroht oder ſchon angekränkelt ſind,
die werden ſich durch das Kennenlernen der ganzen Ausſtellung
ihres Wertes und ihrer wundervollen Aufgabe wieder voll
be=
wußt werden. Unendlich viel ungeſunder, undeutſcher Geiſt in
Mod= und Gewohnheit iſt in den zurückliegenden Jahrzehnten,
beſonders von Frankreich her, eingedrungen und von undeutſchen
Kreiſen in Deutſchland mit Wonne genährt worden. Der Deutſche
hat eine Schwäche für das, was von weither kommt; ſo hat es
leider, das Fremde auch vermocht, viele deutſche Frauen zu beein=
fluſſen, obwohl die Frau von Natur ſinniger am Altbewährten
hängt, mit ihrem Feingefühl und Ahnungsvermögen das Gute
und Edle herausſpürt und beharrlich verteidigt.
So iſt es eine wundervolle Aufgabe, die angekränkelten
Volks=
genoſſinnen für die hohen Gedanken deutſchen Frauenlebens
wie=
derzugewinnen, daß auch ſie mit vollem Verſtändniſſe für den
Wert des Volkstums mit ſtrahlenden Augen ſingen können: „Ich
bin ein deutſches Mädchen . . .‟ Es iſt eine wundervolle
Auf=
gabe, ſich in die vielgeſtaltigen Gedanken hineinzuarbeiten, wie
man der vielgeplagten Hausfrau und der oft überarbeiteten
Bauernfrau ihr Los erleichtern, ihnen Erholung und Freude
ſpenden kann. Das alles und unendlich viel mehr lernt man in
der Ausſtellung. Habe ich nun recht gehabt, verehrte Leſerin,
ver=
ehrter Leſer, daß es auf Sie ankommt? Nun kommen Sie in die
Ausſtellung, auch mehrmals, auch zu den Vorträgen und
Führun=
gen. Sie werden ſie verlaſſen mit dem Bewußtſein, jetzt mehr
wert zu ſein, und unſerem Führer bei ſeiner unermeßlichen
Ar=
beit zur Rettung unſeres Volkes beſſer helfen zu können.
Dr. med. F. Sell.
Abends 6 Uhr hielt Herr Dr. med. Sachsden angekündigten
Vor=
trag über „Erbkrankheiten und Krankheitsbereitſchaften im
Kin=
desalter”
Der Redner beſprach zunächſt an der Hand von
Vererbungs=
tafeln die Vorgänge und Geſetze der Vererbung bei Pflanze, Tier
und Menſch. Vom geſunden Menſchen leitete er über zum kranken,
ging näher ein auf die Unterſchiede zwiſchen echten Erbkrankheiten
und den durch Umwelteinflüſſe entſtandenen Erkrankungen und
erläuterte dann ausführlich die für das Kindesalter wichtigſten
Erbſchäden. Einbezogen in die Betrachtungen wurden auch die
Diatheſen oder Krankheitsbereitſchaften und
Konſtitutions=
anomalien, da dieſe gerade für das Kind von großer praktiſcher
Bedeutung ſind.
Der Vortrag war ſehr gut beſucht, und am Schluß dankte
man dem Redner herzlich für ſeine lehrreiche Ausführung.
Heute, Mittwoch, ſpricht um 16 Uhr Frau Pgn. Liſi Pauvie,
Diätſchweſter, über „Geſunde Koſt und Krankenküche‟. 18 Uhr
findet der Vortrag mit Führung von Herrn Dr. med
Schim=
mel über „Menſtruationsbeſchwerden” ſtatt. (Dieſer Vortrag iſt
nur für Frauen und Mädchen.)
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Darmſtadt, Gervinus (8).
Wir machen die Einwohnerſchaft unſerer Ortsgruppe darauf
aufmerkſam, daß am Mittwoch, dem 17. d. M., die
Pfundſamm=
lung durchgeführt wird. Die Ortsgruppe umfaßt das Gebiet von
der Erbacher Straße, Riedlingerſtraße, Hoffmannſtraße,
Heinrich=
ſtraße ab Nieder=Ramſtädter Straße bis zum Wald. Sämtliche
Haushaltungen werden gebeten, die geſpendeten Lebensmittel in
Pfundpaketen mit Inhaltsangabe zur Abholung bereit zu halten.
Funkwarte.
Am Donnerstag, dem 18. Januar 1934, abends 20 Uhr.
fin=
det eine Sitzung der Funkwarte des Kreiſes in der
Kreisrund=
funkberatungsſtelle ſtatt.
NSDAP., Kreisleitung Bensheim a. d. B.
NSLB., Kreis Bensheim.
Am Mittwoch, dem 17. Januar 1934, Kreisverſammlung in
Auerbach, Gaſthaus „Weigold”. Beginn pünktlich 3 Uhr.
Er=
ſcheinen Pflicht. Tagesordnung wird bei Beginn der
Verſamm=
lung bekannt gegeben.
Bereins- und lokale Beranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ortsfremde junge
Mäd=
chen, Freundinnenheim. Sandſtr. 24. Jeden Donnerstag, abends
8.15—10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten
Mitt=
woch im Monat: Gymnaſtik. Leitung: Frl. Irmgard Pätzold.
Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen und
Zu=
ſchneiden. Donnerstag, den 18. 1. 34: Jahresrüſte.
Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Drag.
23. Hauptgruppe Darmſtadt. Die Reichsgründungsfeier findet
Sonntag, den 21. d. M., abends 7,30 Uhr, im Saalbau ſtatt. Die
Standartenabordnung erſcheint in Uniform. Eintrittskarten ſind
im „Gutenberg” und bei der Geſchäftsſtelle der Haſſia, Ahaſtr. 5,
zu haben. Zahlreiche Beteiligung wird erbeten.
— Kriegerverein Darmſtadt. Die Kameraden
wer=
den hiermit nochmals auf die Reichsgründungsfeier Sonntag, den
21. d. M. 19.30 Uhr, im Städtiſchen Saalbau hingewieſen und
zu zahlreichem Beſuch aufgefordert.
Mittwoch, 17. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Billige Fahrt nach Darmſtadt
zur Ausſtellung „Geſunde Frau — Geſundes Volk”.
Um den weiteſten Kreiſen Gelegenheit zu geben, die für die
Allgemeinheit von höchſter Bedeutung ſeiende Ausſtellung „
Ge=
ſunde Frau — Geſundes Volk” zu ſehen, hat die Deutſche
Reichs=
bahngeſellſchaft Sonntagsrückfahrkarten von folgenden Stationen
nach Darmſtadt aufgelegt:
Es werden alle Bahnhöfe im Umkreis von 75 Klm. um
Darm=
ſtadt, ſowie die Bahnhöfe Butzbach, Gießen, Lich, Villingen (
Ober=
heſſen), Nidda, Hungen, Stockheim (Oberheſſen), Schotten,
Wäch=
tersbach, Limburg (Lahn) Diez, St. Goar, Bacharach, Bad=
Kreuz=
nach, Bad=Münſter am Stein, Staudernheim, Langmeil,
Enken=
bach, Neuſtadt (Haardt), Hbf., Germersheim, Graben=Neudorf,
Bruchſal, Eberbach, Lohr a. Main. Gemünden a. Main,
Milten=
berg a. Main und Amorbach ermächtigt, Sonntagsrückfahrkarten
(auch Blanko=Sonntagsrückfahrkarten) nach Darmſtadt Hbf., Nord
und Süd mit folgender Geltungsdauer auszugeben:
Ueber die Sonntage 14., 21. und 28. Januar ſowie 4. Februar
von Samstags 0 Uhr bis Montags 12 Uhr (ſpäteſter Antritt der
Rückfahrt) und an den Werktagen vom 15. Januar bis zum 2.
Fe=
bruar mit je eintägiger Geltungsdauer von 0 bis 24 Uhr (
ſpä=
teſter Antritt der Rückfahrt).
Die Sonntagsrückfahrkarten, die Dienstags bis Freitags in der
fraglichen Zeit gelöſt werden, gelten zur Rückfahrt nur dann,
wenn ſie auf der Rückſeite den Ausſtellungsſtempel tragen.
Vereine und Verbände, welche geſchloſſen die Ausſtellung
be=
ſuchen, erhalten darüber hinaus noch Vergünſtigungen, welche auf
den Bahnhöfen zu erfragen ſind. Außerdem wird der Eintrittspreis
ermäßigt und bei einer größeren Perſonenzahl eine
Sonderfüh=
rung veranſtaltet. Die Ausſtellung beginnt am 13. Januar und
ſchließt mit dem 4. Februar 1934.
Kreiswinkerwanderung der Odenwaldkurner.
Die Winterwanderung führte die Turnerſchaft des
Oden=
waldkreiſes am letzten Sonntag wiederum nach der Böllſteiner
Höhe, die ſchon von jeher von den Turnerwanderern als
Sammel=
punkt bevorzugt wird. Trotz ungünſtiger Witterung hatten ſich
über 200 Turner und Turnerinnen eingefunden, um nach altem
Brauch ihr Turnerneujahr zu feiern. Aus allen Teilen des
aus=
gedehnten Kreisgebietes, aus dem Mümlingtal, dem oberen und
unteren Gerſprenztal kamen die Wanderſcharen mit Marſchgeſang
und Marſchmuſik gezogen, frohgemut trotz anſtrengender
Anmarſch=
wege. Jahnſche Turner wiſſen, daß Wanderfahrten dazu da ſind,
Beine und Füße, Herz und Lunge zu kräftigen, das Nervenſyſtem
abzuhärten, zur Ausdauer und Beharrlichkeit zu erziehen, dann
aber auch noch einem höheren Zweck dient: den Geiſt der Liebe,
der Gemeinſchaft, der Verträglichkeit, die Freude an der
heimat=
lichen Natur, Heimat= und Vaterlandsliebe zu wecken und zu
ſtärken.
Nachdem alle Wandergruppen eingetroffen waren, und man
ſich an der Ruckſackverpflegung gütlich getan hatte, wurde zum
Sammeln geblaſen. Nach alter Sitte wurde das Treffen mit einer
allgemeinen Freiübung unter der Leitung des Kreisturnwarts
Meyer im Freien in winterlicher Höhenluft eröffnet. Ihr folgte
die eigentliche Feier im Heiſtſchen Saale, wobei Reigen, Lieder,
Volkstänze und vaterländiſche Gedichte in bunter Abwechſlung
geboten wurden. Im Mittelpunkt ſtand eine begeiſterte Rede des
Wanderwarts Steinlach, der in markanten Worten über „
Tur=
neriſcher Geiſt im neuen Reiche” ſprach. Fröhliches, turneriſches
Treiben herrſchte allenthalben. Nur zu ſchnell flogen die Stunden
dahin. Um 4 Uhr war die Feier zu Ende. Noch ein herzlicher
Händedruck und wieder gings auf ſchneeigtem, naſſen Pfad dem
Heimatdorfe zu mit dem ſtolzen Bewußtſein, wieder eine ſchöne
Wanderfahrt hinter ſich zu haben.
Dg. Arheilgen, 16. Jan. Miſſionsvortrag. In der
evangeliſchen Kirche fand geſtern abend durch die Baſler Miſſion
die Vorführung des Films „Yuelan, die Tochter des Geomanten
(Wahrſagers)” ſtatt. Dieſer fünfteilige Chinafilm gibt im
Rah=
men einer fortlaufenden Handlung, in der Yuelan, eine junge
Chineſin, die tragende Rolle ſpielt, ein Bild vom Schickſal vieler
chineſiſchen Frauen. Gleichzeitig gibt der Film aber auch einen
Einblick in die unermüdliche und nicht immer ungefährliche Arbeit
der Miſſionare auf vorgeſchobenem Poſten. Herr Miſſionar
Michel, der ſelbſt in China tätig war, ſprach während der
Vorführung erläuternde Worte.
Er. Wixhauſen, 16. Jan. Vortrag über das
Erbhof=
geſetz. Herr Heinrich Gärtner als landwirtſchaftlicher
Fach=
berater begrüßte die Anweſenden und übergab dem Referenten,
Herrn Dümas, Abteilungsleiter beim Heſſiſchen Bauernſtand
in Frankfurt a. M., das Wort zu ſeinem Vortrag. In längeren
Auslaſſungen legte er die Bedeutung des Erbhofgeſetzes für den
Bauernſtand dar Er verſtand es in ausgezeichneter Weiſe, die
Vorzüge des Geſetzes für unſeren Bauernſtand herauszuſchälen.
Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen ſtreifte Redner auch
die Oſtſiedlung und ihre Bedeutung für die deutſche
Landwirt=
ſchaft. Alles in allem genommen, ſei das Geſetz das Beſte, was
bisher für den Bauernſtand geſchaffen wurde. — Feuerwehr.
Geſtern abend fand ein Appell der Feuerwehr in der 1. Garnitur
ſtatt. Hierbei wurden u. a. auch die Vorbereitungen zum 50
jäh=
rigen Jubiläum beſprochen, das Anfangs Juni feſtlich begangen
werden ſoll.
Ep. Erzhauſen, 16. Jan. Deutſcher Abend des
Re=
ſerveſturms 3/115. Anläßlich der Spiegelverleihung hielt
der Reſerveſturm 3/115 in der Ludwigshalle einen Deutſchen
Abend ab. Ein ſehr abwechſlungsreiches Programm bildete einen
würdigen Rahmen zu der von Herrn Sturmhauptführer
Bohn=
ſack vorgenommenen Spiegelverleihung. Beſonderen Anklang
fanden zwei von der SA. geſtellte Lebende Bilder: „Kampf der
SA.” und „Aufbruch der Nation”. Schneidige Märſche und
Solo=
vorträge wechſelten in bunter Reihenfolge einander ab. Ein
Rei=
gen, aufgeführt vom B.d.M., leitete über zu dem Höhepunkt des
Abends, einem rheiniſchen Liederpotpourri in Form eines
Damp=
ferausflugs. Beſonders, hervorgehoben zu werden verdient die
meiſterliche Regie des Herrn Peter Müller=Wixhauſen. Als
So=
liſten zeigten zwei Kameraden aus Wixhauſen — Peter Huck und
Gg. Benz — gutes Können. Herr Lehrer Kaut am Klavier war
ihnen ein ſicherer Begleiter. Nach einem kleinen Sketch: „
Hühner=
dieb vor Gericht” und einem Muſikſtück wurde der Abend
be=
ſchloſſen.
Ct. Heubach, 16. Januar. Ausder NSDAP. Die
Orts=
gruppe Heubach veranſtaltete ihren Schulungsabend.
Ortsgrup=
venleiter Ohl eröffnete den Abend mit Begrüßungsworten und
Pg. Schütz=Wiebelsbach erwähnte, daß das Thema in der Reihe
der Vortragsfolge — das Judentum als Raſſenfrage — heute eine
Unterbrechung erfahre, da er ſich anläßlich Görings Geburtstag
veranlaßt ſehe, den heutigen Abend der Geſchichte unſeres großen
Mitkämpfers Göring zu widmen. Pg. Schütz verſtand es trefflich,
alsdann ein intereſſantes, ausführliches Lebensbild Görings den
jahlreichen Zuhörern vor Augen zu führen.
Cd. Michelſtadt, 16. Jan. S S.=Konzert. Das Konzert der
Kapelle der 33. SS.=Standarte erfreute ſich eines ſolchen
Zu=
ſpruches, daß der geräumige Saal des „Schmerkers Garten” ſchon
vor Beginn der Veranſtaltung bis auf den letzten Platz beſetzt
war und viele wieder umkehren mußten. Es wäre verfehlt,
ein=
zelne Konzertſtücke aus dem auserwählten Programm
hervorzu=
heben, denn was geboten wurde, war erſtklaſſig und zeugte von
einer guten Schulung. An das Konzert ſchloß ſich noch ein
gemüt=
liches Zuſammenſein an, bei dem auch die Tanzfreudigen zu ihrem
Recht kamen.
4s. Erbach, 16. Januar. Vom Odenwald. Die hieſige
Ortsgruppe führte die erſte Wanderung im neuen Jahre durch. Es
hatte ſich eine ſtattliche Anzahl von unentwegten
Wanderfreun=
den eingefunden, die auf noch teilweiſe vereiſten Pfaden die ſchöne
Wanderung über Erlenbach, die Rolle nach Dorf=Erbach
unter=
nahmen. — Am kommenden Samstag abend feiert die hieſige
Orts=
grupe das Wandererehrungsfeſt, das dieſes Jahr in Form eines
Klubabends, im kleineren Rahmen durchgeführt werden ſoll. Ein
Lichtbildervortrag, ein illuſtrierter Wanderbericht. Anſprachen und
Lieder und ein kleines Theaterſtückchen werden wieder zur
Unter=
haltung beitragen; auch die Tanzluſtigen ſollen auf ihre
Rech=
nung kommen.
Nr. 16 — Seite 7
11
Vorführung des neuen „Wunderaukos” in Berlin. — Der kleine Wagen mit mehr als 200 Km. Slunden=
Geſchwindigkeil. — „Schnellflugzeuge” und „Schnellaukos” die Verkehrsmilkel der Zukunft.
Die Größe des Luftwiderſtandes.
„Hilbervogel” repolukioniert den
Aukobau.
Unſer Berliner techniſcher Mitarbeiter ſchreibt uns:
In Berlin fand vor einigen Tagen die erſte öffentliche
Ver=
ſuchsfahrt mit dem „P=Wagen” ſtatt, einem Wunderauto, das
berufen ſein ſoll, im internationalen Wettbewerb eine
bedeut=
ſame Rolle zu ſpielen. Der „P=Wagen”, wie er nach ſeinem
Erbauer Dr. Ferdinand Porſche genannt wird, wurde in
Werkſtätten der „Deutſchen Auto=Union” hergeſtellt. Viele Monate
wurden Verſuchsfahrten durchgeführt, bevor das neue „
Wunder=
auto” auf der Avus einem
kleinen Kreis von
Sachver=
ſtändigen durch den
Renn=
fahrer Hans Stuck in ſeinen
ungewönlichen Leiſtungen
ge=
zeigt wurde.
Der Wagen ſieht mit
ſei=
nem blitzenden Gewand, das
ihm den Namen „
Silber=
vogel” eingetragen hat, auch
äußerlich ſehr gut aus. Er
iſt ungefähr vier Meter lang
und einen Meter breit,
un=
terſcheidet ſich, von dem
üb=
lichen Typ der Rennwagen
alſo durch ſeine
ungewöhn=
liche Kleinheit, die kaum die
großen Leiſtungen des neuen
Autos erwarten läßt. Es
ſind techniſche
Konſtruktions=
einzelheiten, die ihm die
große Geſchwindigkeit
verlei=
hen. Viel iſt darüber nicht
bekannt geworden, denn ſie
ſollen geheim gehalten
wer=
den. Der Wagen iſt mit
einem 16=Zylinder=V=Motor
ausgerüſtet, der rückwärts
liegt. Vorn iſt nur der
Küh=
ler angebracht. — Bei der
Probefahrt hat dieſer kleine
„Silbervogel”.
Geſchwindig=
keiten von weit mehr als
200 Kilometern entfaltet.
In dem Luftverkehr ſind „Schnellflugzeuge” mit großen
Durch=
ſchnittsgeſchwindigkeiten ſchon ſeit einigen Monaten in Amerika
und Deutſchland im Gebrauch. Auch andere Länder verfügen
bereits über Flugzeuge mit großen Geſchwindigkeiten, durch die
die Länder in des Wortes wahrſter Bedeutung einander näher
gerückt ſind. Mit Durchſchnittsgeſchwindigkeiten von 250
Studen=
kilometern kann man die größten Entfernungen in Europa in
einem Bruchteil der früheren Zeit zurücklegen. Jetzt werden
„Schnellautos” folgen, denn es darf erwartet werden, daß der
neue „P=Wagen” auch die Auto=Konſtruktion ſtark beeinfluſſen
wird. Die Rennwagen ſind nur die Schrittmacher für die
Fort=
ſchritte, die auch den gewöhnlichen Gebrauchswagen zugute
kommen. Bei den Flugzeugen — und natürlich auch beim
Auto=
bau — wurde die ſtarke Steigerung der Schnelligkeit in erſter
Reihe durch Verminderung des Luftwiderſtandes bewirkt. Die
„Heinkel=Schnellflugzeuge” zeichnen ſich dadurch aus, daß ſie
dem Luftwiderſtand eine möglichſt geringe Angriffsfläche bieten.
Alle früher vorſpringenden Konſtruktionsteile ſind in das
Innere des Flugzeuges verlegt oder ſo gut umkleidet, daß der
Luftwiderſtand nicht ſehr hemmend wirken kann. Das
Fahr=
geſtell wird eingezogen. Sogar die Handgriffe der Türen ſind
eingebaut. Man kennt zwar die Geſetze des Luftwiderſtandes
nicht, aber man kann die Größe dieſes Faktors an einigen
Bei=
ſpielen erkennen. Ein 10 Gramm wiegendes 7=Millimeter=
Infanteriegeſchoß hat beim Verlaſſen der Gewehrmündung eine
Geſchwindigkeit von 895 Meterſekunden, was einer Energie von
408 Meterkilogramm entſpricht. Nach 1000 Metern iſt nach
Be=
rechnungen von Dr. Mouths die Energie auf 46 Meterkilogramm
und nach 2000 Metern ſogar auf 12 Meterkilogramm geſunken.
Zur Ueberwindung des Luftwiderſtandes hat das Geſchoß alſo bei
einer Entfernung von 1000 Metern 352 Meterkilogramm und
bei 2000 Metern 396 Meterkilogramm nötig gehabt. Der
Energie=
verluſt durch Luftwiderſtand iſt alſo ungeheuer groß.
Selbſtver=
ſtändlich iſt der „P=Wagen” auch ſo gebaut, daß der
Luftwider=
ſtand möglichſt gering iſt. Dadurch erhält er auch zum Teil ſeine
große Geſchwindigkeit, wenn auch die Konſtruktion die Haupt=
Karl Anders.
rolle ſpielt.
Der neue Rennwagen der Auto=Union.
Der Prozeß gegen die Wormſer Theakerbrandſtifter
EI. Worms, 16. Jan. Am Montag begann vor dem heſſiſchen
Sondergericht der Prozeß gegen die beiden Theaterbrandſtifter, den
20jährigen Richter und den 21jährigen Geffert. Richters
Vater ſtarb im Gefängnis; Geffert iſt das 19. Kind ſeiner Eltern,
ſein Vater war ein Opfer der Oppauer Exploſion, er ſelbſt
ge=
hörte einmal dem kommuniſtiſchen Hausſchutz an.
Familienange=
hörige beider ſind kriminell. Bei der Vernehmung geben beide
etwa 80 Einbruchdiebſtähle, auch die Brandſtiftung des
Feſt=
hauſes zu, wobei einer dem anderen die Hauptſchuld zuzuſchieben
verſucht. Nach der Zeugenvernehmung folgten die
Sachverſtän=
digengutachten.
Der Brandſachverſtändige, Prof. Reaſtrup, erklätt auf
Befra=
gen des Oberſtaatsanwalts, es ſei nur ein Brandherd angelegt
worden. Die leicht brennbaren Materialien hätten die ſchnelle
Ausbreitung des Feuers begünſtigt. Der zweite Sachverſtändige,
Medizinalrat Luzius, gibt ein Gutachten, über die körperlichen
und geiſtigen Fähigkeiten der Angeklagten ab. Er meint
zuſam=
menfaſſend, beide hätten genau gewußt, worum es ſich handelte.
Von einer Affekthandlung könne keine Rede ſein. Damit war die
Beweisaufnahme geſchloſſen. Oberſtaatsanwalt Dr. Kräll
beleuch=
tete die Vorgänge der Brandſtiftung. Betonend politiſche
Mo=
mente ſpielten nicht direkt eine Rolle, aber die Tat habe das
Ge=
ſicht des Bolſchewismus gehabt, ſei Geiſt vom Geiſte der in Berlin
verübten Reichstagsbrandſtiftung. Bei der Strafzumeſſung ſei der
Schutz der Allgemeinheit in den Vordergrund zu ſtellen und
des=
halb auf die Höchſtſtrafe zu erkennen. Der Strafantrag lautete
demgemäß gegen beide Angeklagte, auf je 15 Jahre Zuchthaus,
10jährigen Ehrverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht.
Das Urteil im Feſthausbrandſtifterprozeß.
Die Verteidiger, Rechtsanwalt Ramge und Rechtsanwalt
Bros, plädierten für Richter und Geffert auf mildere Strafen.
Nach etwa einſtündiger Beratung verkündete das Sondergericht
folgendes Urteil: Die Angeklagten Kurt Richter und
J Geffert werden, wegen gemeinſchaftlicher, vorſätzlicher
ſchwerer Brandſtiftung zu je 12 Jahren Zuchthaus
ver=
urteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihnen auf die Dauer
von 10 Jahren aberkannt. Außerdem wird die Polizeiaufſicht
angeordnet.
Ce. Seeheim, 15. Jan. Hauptverſammlungen.
Durn=
verein (D. T.). Aus dem Kaſſenbericht ergibt ſich daß die
Vermögensverhältniſſe günſtig ſind, ſo daß mit der Rückzahlung
der „Bauſteine” begonnen werden kann, doch wurde aus der
Ver=
ſammlung heraus der Wunſch geäußert, daß recht viel „Aktionäre‟
auf ihren Anteil verzichten möchten. Der Anſpruch darauf erliſcht
mit dem 20. Januar. Der Bericht der Turnwarte verriet einen
ſchmerzlichen Unterton: Infolge des zunehmenden SA.=Dienſtes
ſeien die Turnerriegen immer kleiner geworden, ſo daß mit
Be=
ſorgnis um den Beſtand des Turnvereins in die Zukunft geſehen
werde. Ein Höhepunkt des Abends war der Bericht des Führers
Gg. Schmidt über das Stuttgarter Feſt mit der Verleſung der
Hitlerrede. Auch die Botſchaft des Reichsführers v. Tſchammer=
Oſten hörte man aufmerkſam. — Kriegerverein. Seit
Jah=
ren iſt die Hauptverſammlung verbunden mit einer
Reichsgrün=
dungsfeier; diesmal nahm dazu der Bezirksführer Kam. Findling
(Bensheim) die Weihe der Kyffhäuſerfahne vor. Anſchließend
ehrte er folgende Mitglieder: für 50jährige Mitgliedſchaft die
Kameraden Ph. Papſt 1. Ad. Münch, Wilh. Anders, Guſt.
Hart=
mann: für 30= und 25jährige Mitgliedſchaft: Ph. Papſt 2., Rud.
Schmidt, Gg. Hartmann, Gg. Plößer. — Den geſchäftlichen Teil
wickelte der Vereinsführer Hch. Arras ſchnell ab; dem Rechner,
Ph. Liſt, deſſen Buchführung durch ſachverſtändige Kameraden
geprüft worden war, konnte er mit herzlichen Dankesworten
Ent=
laſtung erteilen. Wiederholt griff Kam. Findling in die
Be=
ſprechung ein, wichtige Aufſchlüſſe über zeitgemäße Fragen gebend,
über SA. R. II. über die Fronthilfe, über das Verhältnis des
Bundes zur NS.=Bewegung. Unter den Klängen der Muſik
ver=
ließ er den Saal, nachdem ihm Kam. Arras den Dank der
Ver=
ſammlung ausgeſprochen hatte.
Immer wieder Deviſenſchmuggel.
Mainz, 16. Jan. Wie der Oeffentlichkeit ſchon hinlänglich
bekannt iſt, werden auf den Poſtämtern Deutſchlands durch die
Zollfahndungsbehörde die nach dem Ausland gerichteten
Brief=
ſendungen geöffnet und u. a. auch auf Deviſen unterſucht. Dabei
wurden in der letzten Zeit in einem nach Antwerpen gerichteten
Brief 300 belgiſche Franken, in einem weiteren Brief, der an
einen Prior in Wien adreſſiert war, ein 20 Mark=Schein und in
einem dritten an einen Empfänger in Paris gerichteten Brief
15 franzöſiſche Franken entdeckt. Die Abſender hatten es
unter=
laſſen, ihre Adreſſe in den Briefen zu vermerken, ſo daß ſie nicht
ermittelt werden konnten. Der Brief nach Paris war an einen
Blumenhändler gerichtet, der darauf aufgefordert wurde, zur
Er=
innerung an den 23. November 1923 an dieſem Tage an einen
Franzoſen ein Blumengebinde zu ſenden. Die vorgefundenen
De=
viſen wurden geſtern gerichtlich eingezogen.
Bm. Hofheim (Ried), 16. Jan. Hohes Alter. Landwirt
Simon Rupp feierte ſeinen 78. Geburtstag. Am 17. d. M.
be=
geht Landwirt Valt. Löſch ſeinen 75. und Frau Anna Rupp
Wwe, ihren 70. Geburtstag.
Bm. Hofheim (Ried), 16. Jan. Gemeinderatsſitzung.
In der letzten öffentlichen Gemeinderatsſitzung wurde beſchloſſen,
betreffs Steuerrückſtände ſich den ſtaatlichen Maßnahmen
anzu=
ſchließen und mit den einzelnen Rückſtändigen zu verhandeln.
Eine Anzahl Anträge auf Wohlfahrtsunterſtützung wurde
geneh=
migt. Der Rat nahm Kenntnis von einem Schreiben betr.
gün=
ſtiger Darlehen für Arbeitsbeſchaffung, und beſchloß, davon
Ge=
brauch zu machen. Anſchließend wurden noch einige lokale
An=
gelegenheiten behandelt. — Kameradſchaftsabend. Der
hieſige SA.=Sturm 16/221 hatte im „Kaiſerhof” einen
Kamerad=
ſchaftsabend, der an kein Programm gebunden, bei Muſik,
Unter=
haltung und Tanz einen wohlgelungenen Verlauf nahm. An dem
Abend nahmen auch die nächſten Angehörigen der SA.=Männer
teil.
P. Geinsheim (Ried), 15. Jan. Der 43jährige frühere
Sepa=
ratiſtenführer Joſef Bender aus Geinsheim zuletzt wohnhaft in
Mainz, hatte ſich dort in ſchwer beleidigender Weiſe gegen den
neuen deutſchen Staat und ſeine Führer ausgeſprochen Unter
Berückſichtigung ſeiner während der Separatiſtenzeit betätigten
vaterlandsverräteriſchen Geſinnung verurteilte ihn das heſſiſche
Sondergericht am Samstag in ſeiner Sitzung in Mainz zu einer
Gefängnisſtrafe von einem Jahr und drei Monaten.
Biebesheim, 13. Jan. In hieſiger Gemeinde iſt eine
Teil=
kanaliſation geplant. Ein begrüßenswerter Plan, da bei
ſtarken Regengüſſen oft ganze Straßenteile unter Waſſer ſtehen.
Auch wird bei dieſer Arbeit wieder ein Teil der Arbeitsloſen in
lohnende Beſchäftigung gebracht.
Viernheim, 16. Jan Vermißt wird ſeit dem 1. Januar
der 32jährige Kaufmann Ludwig Winkenbach, von hier. Er
iſt 1,75 Meter groß, ſchlank, hat dunkelfarbiges, dreieckiges Geſicht,
ſchwarzes, lockiges, zurückgekämmtes Haar, dunkle Augen, etwas
platte Naſe und niedrige Stirn. Er beſitzt vollſtändige Zähne und
iſt bekleidet mit dunkelgrauem Plüſchhut, grünem. zweireihig
ge=
knöpftem Anzug und braunen Halbſchuhen.
Da. Egelsbach, 15. Jan. Deutſcher Abend. Nahezu 900
Gäſte waren anweſend. Und ſie durften einige ſehr ſchöne
Stun=
den verleben. Die Veranſtaltung, die durch den
Ortsgruppen=
führer der NSDAP. Pg. Hannabach, eröffnet wurde, hatte in
ihrem Programm einen ſehr feinſinnigen Aufbau und verlief ſo
glatt und unterhaltend, daß die Zeit wie im Fluge verging.
Vor=
zügliche Muſik der Ortsgruppenkapelle, Prologe, Gedichte,
Sprech=
chöre mit lebenden Bildern, Erinnerungsgruppenbilder aus dem
Welkrieg. Geſänge der Sängervereinigung 1861 uſw. brachten das
große Erleben des Weltkrieges und das unvergleichliche
Helden=
tum des deutſchen Soldaten, dann den großen Aufbruch des Volkes
nach 14jährigem Niedergang markant zur Darſtellung und gaben
dieſem Teil des Abends ein ernſtes und wurdiges Gepräge.
Nach=
her ſchloß ſich noch ein gemütlicher Teil an mit militäriſch=
humo=
riſtiſchen Szenen und ein Tänzchen.
Seite 8 — Nr. 16
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Januar 1934
Reich und Ausland.
Wellenänderung beim Deutſchlandſender
Berlin. Der Deutſchlandſender iſt letzte Nacht
von Welle 194 Kilohertz (1546,4 Meter) auf Welle
191 Kilohertz (Welle 1571) umgeſtellt worden, da
Frankreich die bisherige Welle des Eiffelturms,
die im Luzerner Plan nicht mehr vorgeſehen iſc
weiter benutzt und dadurch den Empfang des
eng=
liſchen Hauptſenders Daventry auf der Welle des
„modus vivendi”=Plans (203 Kilohertz) in
Eng=
land unmöglich macht. Die Engländer waren
da=
her gezwungen, dem Eiffelturm auszuweichen und
ſind in der letzten Nacht auf die ihnen nach dem
Luzerner Plan zugeteilte Welle von 200
Kilo=
hertz (1500 Meter) gegangen. Infolgedeſſen war
Deutſchland gezwungen, um den beſtehenden
Fre=
quenzabſtand zu den Nachbarſendern zu erhalten,
für den Deutſchlandſender die im Luzerner Plan
vorgeſehene Welle von 191 Kilohertz (1571 Meter)
zu ſchalten. Der Empfang des Deutſchlandſenders
wird durch dieſe Maßnahme in keiner Weiſe
be=
rührt.
Schwerer Unfall
eines Hörnerſchlittens bei Oberſtdorf. — 2 Tote,
1 Schwerverletzter.
Oberſtdorf. Auf der Straße von Waſach
nach Langenwang (Oberſtdorf) ereignete ſich in
der Nacht zum Dienstag ein ſchwerer Unfall eines
Hörnerſchlittens. Zwei der Inſaſſen kamen ums
Leben, einer wurde ſchwer verletzt.
Gegen 11 Uhr abends hatten zwei Poſtboten,
ein Schuhmacher und ein Melker auf einem
Hör=
nerſchlitten die Abfahrt nach Langenwang
ange=
treten. Da die Straße völlig vereiſt war, erreichte
der Schlitten bald eine raſende Geſchwindigkeit.
In einer Kurve verloren die Inſaſſen völlig die
Gewalt über das Fahrzeug. Der Schlitten ſauſte
über den Straßenrand hinaus. Der eine Poſtbote
fiel dabei auf die Straße und blieb unverletzt. Der
andere Poſtbote ſchlug gegen das Straßengeländer
und ſtürzte dann 70 Meter tief einen Abhang
hin=
ab. Dort wurde er tot aufgefunden. Der
Schuh=
macher Biber und der Melker Brenner ſtürzten
von Felswand zu Felswand etwa 1000 Meter
hinab. Schwer verletzt blieben ſie auf der
Breitach=
ſtraße liegen. Brenner ſchleppte ſich bis zu dem
etwa einen Kilometer entfernten nächſten
Wohn=
haus, um die Einwohner zur Hilfeleiſtung zu
alarmieren, dann brach er zuſammen. Er wurde
ins Krankenhaus eingeliefert.
Bequeme Arbeit der Einbrecher.
Der Schlüſſel liegt beim Kaſſenſchrank.
Frankfurt a. M. In der vergangenen
Nacht ſtiegen Einbrecher durch ein Fenſter in die
Büroräume eines Geſchäfts in der Neckarſtraße.
Sie öffneten mit einem Schlüſſel, den ſie am
Tat=
ort vorfanden, den Kaſſenſchrank und erbeuleten
500 RM. Sodann ſchlugen ſie in eine Wand, die
die Büroräume vom Lager trennt, ein Loch und
entwendeten eine erhebliche Menge Zigaretten.
Der frühere Rektor der ſtaatlichen Gemäldegalerie,
Profeſſor Hauſer, vor Gericht.
Berlin. Vor der IV. Strafkammer des
Land=
gerichts Berlin begann am Dienstag der Prozeß
gegen den früheren erſten Reſtaurator der
ſtaat=
lichen Gemäldegalerie, Profeſſor Hauſer, wegen
Betruges und ſchwerer Urkundenfälſchung. Gewiſſe
Kreiſe des Kunſthandels hatten die wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten Prof. Hauſers ausgenutzt und ſich
von ihm gegen geringe Bezahlung Gutachten nach
ihren Wünſchen ausſtellen laſſen. Nach dem
Er=
gebnis der Vorunterſuchung hat Hauſer in dein
letzten Jahre Hunderte von bewußt unrichtigen
Gutachten erſtattet, wobei er ſich häufig noch als
Reſtaurator der ſtaatlichen Muſeen bezeichnete,
obwohl er bereits 1928 aus dieſer Stellung
ausge=
ſchieden war. Die Kunſthändler, für die Profeſſor
Hauſer arbeitete, haben durch deſſen Gutachten
phantaſtiſche Summen verdient. — Neben Hauſer
haben ſich noch zwei Händler, Willy Borchardt und
Alfred Joſeph, wegen gemeinſchaftlichen Betruges,
ſchwerer Urkundenfälſchung, Untreue und
Unter=
ſchlagung zu verantworten.
Flugzeugunfall in Oldenburg.
Berlin. Ein Flugzeug der Luftdienſt G. m.,
b. H. mußte geſtern vormittag bald nach dem Start
bei Marienſiel (Oldenburg) infolge Verſagens des
Motors wieder heruntergehen und ſtieß dabei
gegen einen Deich. Das Flugzeug wurde beſchädigt
und die fünf Inſaſſen, darunter der Führer
Oſter=
kamp, erlitten leichte Verletzungen.
Aufſehenerregender Ueberkrikt zu den
Nalionalſozialiſten in Oeſterreich.
Heimwehrlandesführer Dr. Albrecht Alberti
war von der öſterreichiſchen Bundespolizei
verhaf=
tet worden, weil er bei einer Hausſuchung in der
Wohnung des nationalſozialiſtiſchen Gauleiters
Frauenfeld angetroffen worden war. Dr. Alberti
hat inzwiſchen ſeinen Rücktritt als Landesführer
von Niederöſterreich mitgeteilt und ſeinen Beitritt
zu den Nat onalſozialiſten vollzogen.
Oben: Einer der Bobs, die an der Eröffnung teilnahmen. Am Steuer Weltmeiſter Kilian, als
Dritter der Präſident der Winter=Olympiade, Dr. v. Halt.
Unten: Blick auf eine Kurve der landſchaftlich ſo herrlich und ſo vorzüglich angelegten Bobbahn
mit dem Kommandoſtand der Rennleitung.
Bei Garmiſch=Partenkirchen wurde die neue Bobbahn feierlich eingeweiht, die bei der Winter=
Olympiade 1936 als Kampfſtätte dienen wird.
Das größte Kriegsſchiff der Welk lief auf Grund.
Das 35 000 Tonnen große engliſche Flaggſchiff „H. M. S. Nelſon”,
das bei der Geſchwader=Ausfahrt im Hafen von Portsmouth auf eine Sandbank lief, wird
Eintritt der Flut von Schleppern wieder aus ſeiner Lage befreit.
nach
Augsburger Bergſteiger wieder im
Himalaya.
Augsburg. Von einem neuen Angriff auf
den „Berg des Schreckens”, den Nanga Parbat im
Himalaya, berichtet die „N. A. 3.‟. Danach hat in
aller Verſchwiegenheit Willy Merkl, einer der
bekannteſten ſüdbayeriſchen Bergſteiger und
Mit=
glied des Deutſch=Oeſterreichiſchen Alpenvereins,
eine neue Himalaya=Expedition zuſammengeſtellt,
die bereits im Februar ihre Ausreiſe nach Indien
und in den Himalaya antreten wird. Eine Reihe
der bekannteſten deutſchen Bergſteiger wird mit
Merkl den 2. Angriff auf den Nanga Parbat, der
mit ſeinen 8120 Metern der ſiebthöchſte Berg der
Erde iſt, wagen. Unter der Führung von
Inge=
nieur Willy Merkl ſtehen Dr. Welzenbach=
Mün=
chen, Peter Aſchenbrenner=Kufſtein, Fritz
Becht=
hold=Traunſtein, Erwin Schneider=Hall in Tirol,
Ulrich Wieland=Ulm, der Wiſſenſchaftler Dr. Raehl,
der Expeditionsarzt Dr. Bernhard, Dr.
Finſter=
walder und noch zwei weitere Teilnehmer bereit.
Die Expedition beſteht nur aus Deutſchen. Dr.
Finſterwalder, dem durch eine Spende des
Alpen=
vereins die Teilnahme ermöglicht wurde, wird
vor allem die Gewinnung karthographiſcher
Auf=
nahmen obliegen.
Bechthold und Aſchenbrenner haben Merkl
be=
reits bei ſeiner erſten Nanga=Parbat=Expedition
begleitet, Schneider und Wieland waren
Dyren=
furths Begleiter bei deſſen Angriff auf den
Kan=
chendzoeng im Jahre 1930. Merkl. Bechthold und
Dr. Raehl hatten zuſammen an der deutſchen
Kaukaſus=Expedition im Jahre 1929
teilgenom=
men. — Die Expedition wird den zweiten
An=
griff auf der Route des Jahres 1932 unternehmen.
Die Haupttäter zwei Tſchechen.
Trier. Der Trierer Polizei iſt es geiungen,
zwei internationale Rauſchgifthändler, die in
Luxemburg ihren Wohnſitz haben und von denen
der eine ſich ſeit Wochen in einem Ort an der
Moſel bei Trier aufhielt, in dem Augenblick zu
verhaften, als ſie drei anderen Perſonen, einem
jungen Mann von der Mittelmoſel ſowie zwei
Kaufleuten aus Trier, 260 Gramm Kokain
ver=
kaufen wollten. Das Rauſchgift ſtammte aus
Luxemburg und war von einem der
Kokainhänd=
ler, beide übrigens tſchechiſcher Nationalität über
die Grenze geſchmuggelt worden. Die fünf
Per=
ſonen wurden verhaftet, als ſie in einem
Pxivat=
hauſe zuſammentrafen, um den vorher in
verſchie=
denen Zuſammenkünften feſtgelegten Kauf
end=
gültig abzuſchließen. Das Kokain, das in vier
Flaſchen verpackt war und bei einer chemiſchen
Un=
terſuchung für nicht ganz rein befunden wurde,
konnte beſchlagnahmt werden. Man nimmt an,
daß es ſich um eine Kokainſchieberbande handelt,
deren Spur die Trierer Polizei ſeit langem an
der luxemburgiſchen Grenze verfolgte.
Die Urſache der Kataſtrophe
von Corbigny.
Zehn Tote beim Abſturz der „Smaragd”.
Paris. Zu dem Abſturz des dreimotorigen
Großflugzeuges „Smaragd” wird bekannt, daß
nicht ſieben, ſondern zehn Perſonen an Bord
waren, einſchließlich dem Flugzeugführer. — Zu
den Opfern gehört auch die Gattin des Direktors
der franzöſiſchen Handelsluftfahrt, ſowie eine
Or=
donnanz des Generalgouverneurs von Indochenn,
Die Urſache des Unglücks iſt noch nicht bekangt.
Als das Flugzeug in Flammen abgeſtürzt war,
verſuchten die Einwohner von Corbigny den
In=
ſaſſen Hilfe zu bringen. Es war aber unmöglih,
an das brennende Flugzeug heranzukommen
Sämt=
liche Inſaſſen ſind bis zur Unkenntlichkeit
ver=
brannt, ſo daß eine Erkennung ſchwer möglich iſt.
Der „Smaragd” befand ſich auf ſeinem erſten
grö=
ßeren Flug, der ihn von Paris nach Saigon
ge=
führt hat. Das Flugzeug war am Montag morgen
nicht in Marſeille, ſondern in Athen geſtartet und
hatte mit Zwiſchenlandungen in Italien und
Marſeille Lyon erreicht. Von dort war es kurz
nach 18 Uhr nach Paris aufgeſtiegen. — Der bei
dem Abſtur zums Leben gekommene
Generalgou=
verneur von Indochina wurde 1928 auf die en
Poſten ernannt. Seit dem Jahre 1898 war er in
Indochina. Er iſt beſonders gegen die
kommuniſti=
ſchen Umtriebe in Indochina mit großer Energie
vorgegangen.
„Smaragd” gegen eine Hochſpaunungsleitung
geſtoßen?
Paris. Ueber die Urſache der Kataſtrophe
von Corbigny hat man bis zur Stunde noch keine
genzuen Anhaltspunkte. Immerhin iſt eine
Mel=
dung des „Matin” bemerkenswert, nach der das
Flugzeug „Smaragd”, als es niedrig flog, gegen
eine Hochſpannungsleitung geſtoßen ſein könnte;
denn im Augenblick des Unglücks ſei in Corbigny
plötzlich das Licht erloſchen. Ein vom
Luftfahrt=
miniſterium eingeſetzter Unterſuchungsausſchuß iſt
bereits nach der Unglücksſtätte unterwegs.
Beileid des Reichsluftfahrtminiſters Göring.
Reichsluftfahrtminiſter Göring hat dem
fran=
zöſiſchen Luftminiſter Cot anläßlich des
Flugzeug=
unglückes bei Corbigny folgendes
Beileidstele=
gramm übermittelt:
Zu dem ſchweren Unglück, das die franzöſiſche
Luftfahrt betroffen hat, ſpreche ich Ihnen und
Ihrem Lande meine und der deutſchen Luftfahrt
herzliche Anteilnahme aus.
Aktion gegen amerikaniſche Alkoholfabriken.
Waſhington. Die Behörden haben eine
große Aktion gegen die Alkoholfabriken begonnen,
die in den letzten Jahren der Prohibition keine
oder nur ſehr wenig Steuern bezahlt haben. Die
erſte Anklage erfolgte gegen die beiden großen
Firmen in Baltimore, United States Induſtrial
Alcohol Cy. und die United States Induſtrial
Che=
mical Cy., die zuſammen 8 Mill. Dollar Steuern
nachzahlen ſollen.
Das Erdbeben in Indien.
Kalkutta. Die Zahl der Todesopfer beim
Erdbeben in Indien iſt auf 50 geſtiegen, außerdem
ſind Hunderte von Verletzten zu beklagen. In
Jamalpur, wo das Erdbeben beſonders große
Schäden angerichtet hat, ſind 10 Perſonen getötet
und 15 verletzt worden. In Patna ſind wiederum
leichte Erdſtöße wahrgenommen worden. Das
Nordgangesgebiet iſt vom Erdbeben am meiſten
in Mitleidenſchaft gezogen worden.
Aus Kalkutta gehen uns über die
Erdbeben=
kataſtrophe weiter folgende Meldungen zu:
Das am Montag von einem ſchweren Erdbeben
heimgeſuchte Indien wurde am Dienstag erneut
von Erdſtößen erſchüttert. Dabei ſind nach den
bisher vorliegenden Meldungen in Patna wieder
zehn Menſchen unter zuſammengeſtürzten Häuſern
begraben worden. In dieſer Stadt wurden bisher
50 Tote geborgen. Die Zahl der Verletzten beträgt
hier 400. 4000 Häuſer ſtürzten ein. In Mirzapur
ſind noch mehrere Hundert Häuſer
zuſammenge=
ſtürzt, die jedoch zum größten Teil bereits
ge=
räumt worden waren. Am ſchwerſten hat wieder
Jamalpur gelitten. Nach Berichten von
Augen=
zeugen ſieht dieſe Stadt mit Einſchluß des
Euro=
päerviertels aus, als ob ſie eine ſchwere
Beſchie=
ßung durchgemacht hätte. Der Bahnhof, ein
wich=
tiger Knotenpunkt, iſt vollſtändig zerſtört. Die
Zahl der Todesopfer in Jamalpur wird jetzt mit
60 angegeben, während die Zahl der Verletzten
1000 überſchreitet. Auch Binar, Benares, Lucknow,
Cawnpur, Allahabad und Darjeeling melden
ſchwere Verluſte. In Darjeeling, der
Sommer=
reſidenz des Gouverneurs von Bengalen, ſollen
Hunderte von Frauen, die in den Teeplantagen
arbeiteten, durch einen Erdſtoß verſchüttet worden
ſein. Die halbe Stadt ſei vollſtändig verſchwunden.
Dieſe Meldung bedarf jedoch noch einer
Beſtäti=
gung. — Im ganzen dürfte die Zahl der
Todes=
opfer der Kataſtrophe über 200 betragen. Die Zahl
der Verletzten wird vorläufig mit über 6000
an=
gegeben. Der Schaden geht in viele Millionen
Pfund. Die Rettungsarbeiten ſind überall in
vol=
lem Gang. In Jamalpur hat das Rote Kreuz
Not=
baracken und Zelte errichtet. Mehrere Züge mit
Aerzten, Pflegeperſonal, Arznei und
Nahrungs=
mitteln ſind nach den am ſchwerſten betroffenen
Gegenden unterwegs.
Warenhausbrand in Lille.
300 Angeſtellte brotlos.
Lille. In den Abendſtunden des Montags
wurde ein hieſiges großes Warenhaus durch
Groß=
feuer völlig zerſtört. Man ſchätzt den Sachſchaden
auf fünf Millionen Francs. — Der Brand iſt
wahrſcheinlich darauf zurückzuführen, daß ein
Ar=
beiter bei Ausbeſſerungsarbeiten verſehentlich mit
der Lötlampe eine Zeltplane in Brand ſteckte.
Schreckensfahrt einer überfüllten chineſiſchen
Dſchunke.
London. Ein ſchreckliches Ende nahm, wie
Reuter aus Singapore meldet, der Verſuch von
200 Chineſen, in einer winzigen Dſchunke
Singa=
pore zu erreichen. Die Chineſen, die in ihrer
Nuß=
ſchale von dem ſüdchineſiſchen Hafen Hainan
auf=
gebrochen waren, gerieten auf der Fahrt nach
Singapore in einen fürchterlichen Sturm, ſo daß
ſie ſich in den für ihre Zahl viel zu engen Räumen
unter Deck zuſammendrängen mußten. Dabei
wur=
den 28 Fahrgäſte in einem kleinen Raum derart
zuſammengedrückt, daß ſie erſtickten. Die Leichen
wurden über Bord geworfen. Schließlich lief die
Dſchunke den Hafen von Groß=Cheribon an, wo
16 Fahrgäſte zurückblieben. Was mit den übrigen
156 Reiſenden geſchehen iſt, konnte nicht in
Er=
fahrung gebracht werden.
Mittwoch, 17. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 16 — Seite 9
Mütter Heiligtum der Bölker.
Höchſte Laſt und höchſte Würde. — Trägerinnen der Zukunft
Das neue Deutſchland ſorgt für ſie.
Von Sabine Hartung.
Es gibt nichts Schöneres als den Stolz,
wo=
mit eine Mutter ſich mit ihren Kindern zeigt,
ſich bewundern läßt und ſich freut, wenn ihre
Kinder bewundert werden. Nichts Natürlicheres,
als daß jede Mutter ihre Kinder für die beſten
und ſchönſten hält. Die Mutterliebe iſt ſo ſtark
und groß, daß wir ſie unter den hochentwickelten,
wie unter den primitiven Völkern mit gleicher
leidenſchaftlicher Kraft und Innigkeit ſich äußern
ſehen.
Mutter und Kind, das iſt eine Einheit, auf
der die Welt im Grunde aufgebaut iſt. Das iſt
die Familie, die Keimzelle, die Urzelle der
Völ=
ker und Reiche. Das ſind zwei lebendige Weſen,
die doch nur eines ſind, und ſo verkörpern ſie den
tiefſten und ſchönſten Mythos des Lebens. Dabei
iſt Mutterſein eine Bürde, die ſchwer zu tragen
iſt. Auch die Negermutter trägt ihr Kind, wenn
es noch klein iſt, den ganzen Tag, von früh bis
ſpät, bei allen ihren Verrichtungen und Gängen
mit ſich herum, weil auch ihr die Mutterpflicht
als die höchſte und ſchönſte Aufgabe ihres
Le=
bens gilt. Aber gerade weil es eine Pflicht iſt,
bringt ſie ja auch dieſe heilige ſittliche Erhebung
des ganzen Menſchen mit ſich. Denn ohne Bürde
gibt es keine Würde, und die höchſte Würde der
Frau kann nur durch die größte Bürde der
Mut=
terſchaft errungen werden.
In Albanien ſieht man die Mutter eine große,
ſchön bemalte Wiege auf dem Kopf mit ſich
tragen, wenn ſie das Haus verlaſſen muß. In der
Wiege aber trägt ſie ihr Kindchen mit ſich, ſo,
wie es die Mammi der Neger in einem ſchön
geſtickten Tuch auf ihrem Rücken aufgebunden
trägt. Selbſt die von der mohammedaniſchen
Sitte ſonſt ſo ſtreng im Hauſe abgeſchloſſene Frau
erſcheint als Mutter häufig auf der Straße, weil
ſie ihr Kind hinausbringen muß in Luft und
Sonne. Und weil man den Lurus der
Kinder=
wagen nicht oder noch nicht kennt, ſo bleibt für
die Mutter nichts weiter übrig, als die Kinder
zu tragen.
Wie die Mutter Trägerin der Zukunft für
alle Völker iſt, ſo hat ſie auch am ſtärkſten das
Gefühl für die Verbundenheit mit den Voreltern.
Bei ihr iſt die Zukunft und die Vergangenheit
der Völker treu und ſicher bewahrt. Würden
wir die ſchönen Trachten des Spreewaldes wohl
noch ſo zahlreich finden, wenn nicht die Mütter
ihren Stolz darein ſetzen würden, mit ihren
Kleinen zuſammen beim ſonntäglichen Kirchgang
in den herrlichen Hauben und gewirkten und
ſchön geſtickten Kleidern, Tüchern und Schürzen
zu erſcheinen! Was man bei uns beobachten
kann, ſieht man genau ſo in Holland, wie in
Spanien. Und ſelbſt dort, wo die ſtädtiſche
Kul=
tur und die Erſchwerung der Lebensumſtände,
verbunden, mit einer zwar billigen, aber auch
nüchternen Verſtädterung und
Verallgemeine=
rung der Kleidung, die Kinder ſo wie in Japan
mehr und mehr in europäiſche Kleider ſteckt, ſind
es gerade die Mütter, die die alte Volkstracht
am treueſten bewahren. Auch das ſieht man
ebenſo mitten in den Parks des Hyakka=en in
Tokio, wie auf den Promenaden von Algier in
Nordafrika.
Wie ungeheuer groß ſind die Pflichten der
Mutter, wie vielfältig die Laſten, die von ihr
tagtäglich verlangt werden. Aber gerade weil
ſie an alles denken, für alles ſorgen muß, darum
findet ſie auch für alles die Tugenden, um die
Aufgabe zu erfüllen, die das Leben ihr ſo
man=
nigfach ſtellt. Ihr Leben iſt, wie Goethe ſagt,
ein ewiges Gehen und Kommen, oder ein Heben
und Tragen, Bereiten und Schaffen für andere:
„Denn als Mutter fürwahr
bedarf ſie der Tugenden alle.”
Je größer die Anforderungen, je größer die
Not der Familie, je größer die Laſt, die auf
einem Volk liegt, je höher die Not, je mehr der
Opfer, die uns auferlegt werden, um ſo höher
und reiner leuchten auch die Tugenden der Müt=
Die deutſche Schule ſieht ſich im Rahmen der
neuen Volksgeſundheitspflege vor große und
neuartige Aufgaben geſtellt. Die Schulzeit iſt
die einzige längere Zeitſpanne, in der eine
plan=
mäßige, lückenloſe Ueberwachung der Geſundheit
aller deutſchen Menſchen möglich iſt. Acht bis
zwölf Jahre lang iſt die Jugend in unſeren
Schulen der ſtändigen Beobachtung zugänglich.
Es iſt dieſem Sachverhalt gegenüber beinahe
unverſtändlich, daß ſich die
Schulgeſundheits=
pflege bisher faſt ausſchließlich, auf dieſe
Be=
obachtung beſchränkte, ohne daraus die zur
Er=
haltung und Förderung der Volksgeſundheit
notwendigen Folgerungen zu ziehen. Enge
Zu=
ſammenarbeit aller geſundheitsfürſorgeriſchen
Veranſtaltungen und Einheitlichkeit in
Ziel=
ſetzung und Praxis waren bislang unmöglich
gemacht durch Ueberorganiſation und planloſe
„Ueberfürſorge‟
Heute fällt der
Schulgeſundheits=
pflege die bedeutſame Aufgabe zu, die
eu=
geniſchen Verhältniſſe bei allen Schulkindern
zu überprüfen und ſie während der Schulzeit zu
überwachen.
Es muß erreicht werden, daß jede Schule für
jeden Schüler einen Schülerbogen führt, der
während der geſamten Schulzeit gewiſſenhaft
bearbeitet wird und ein möglichſt ſicheres Urteil
über die Geſamtperſönlichkeit des
heranwachſen=
den Volksgenoſſen zuläßt.
In ihnen werden vom Schuleintritt an genau
Angaben über die kindliche Entwicklung
ge=
macht. Hierbei ſind beſonders wichtig und
auf=
ſchlußreich Mitteilungen über die Familien der
Kinder, über die erbgeſundheitlichen
Verhält=
niſſe, die raſſiſche Zugehörigkeit, die häusliche
und ſoziale Umwelt, die körperliche und ſeeliſche
Geſundheit, Entwicklungsſtörungen oder =
rück=
ſtände infolge Erbanlage oder Milieuwirkung.
Jahr für Jahr werden dieſe Aufzeichnungen im
Schülerbogen fortgeſetzt, ergänzt und berichtigt.
Ein pädagogiſches Tagebuch, in dem der Lehrer
Einzelbeobachtungen und Erfahrungen feſthält,
wird wertvolles Material hierzu liefern.
Be=
ſuche der Eltern in ihrer Häuslichkeit,
familien=
kundliche Nachforſchungen und
Umweltunter=
ſuchungen ſtützen die gewonnenen Ergebniſſe.
So ſteht ſchließlich die geſamte kindliche
Ent=
wicklung, klar und zuverläſſig dargeſtellt, jeder
Beurteilung offen. Der Schularzt, der mehrmals
im Jahre alle Kinder zu unterſuchen hat,
ver=
wendet ſeine Feſtſtellungen nicht mehr
ausſchließ=
lich für ſeine rein mediziniſchen Maßnahmen,
ſondern teilt ſie auch dem Lehrer mit, der
dar=
über im Schülerbogen berichtet. Der Lehrer
wiederum unterbreitet ebenfalls ſeine
Beobach=
tungen und Erfahrungen dem Arzt.
Solche Schülerbogen=Beobachtungen, die auch
nach der Schulzeit bei den Organiſationen des
Arbeitsdienſtes, der Jugendverbände und der
öffentlichen Geſundheitsfürſorge fortgeſetzt
wer=
den müßten, kann bei gewiſſenhafter Arbeit der
Wiedergeſundung unſeres Volkes unſchätzbare
Dienſte leiſten. Sie wandern mit dem jungen
Menſchen von Schule zu Schule, von einer Klaſſe
zur nächſtfolgenden.
ter dieſes Volkes. Welches Volk aber hätte durch
zwei Jahrzehnte mehr geduldet und gelitten als
das unſrige! Wo aber ſtrahlt darum auch hellerer
Schein von jeder Mutter, als von den deutſchen
Müttern! Wie wunderbar und zugleich auch wie
ſelbſtverſtändlich, daß gerade die mütterlichen
Frauen ſich mit am feurigſten und hingebendſten
zu der großen Volksbewegung unſeres
National=
ſozialismus bekannten! Darum gilt es auch für
uns keine Mutter, die ſtolzer, reiner und edler
vor uns ſtehen könnte, als die deutſche Mutter.
Und darum gibt es auch für den Staat keine
höhere Pflicht, als ſie und ihr Kind, die ja eines
ſind, in ſeinen Schutz zu nehmen.
In der Aufgabe der Berufsberatung iſt die
Berufseignung der wichtigere Begriff, ſie muß
gegenüber dem Berufswunſch des Jugendlichen
den Ausſchlag geben. Bisher gab es für die
Schule oder die öffentlichen Einrichtungen der
Berufsberatung verhältnismäßig wenige und
unſichere Anhaltspunkte, um die Eignung der
Schulentlaſſenen für gewiſſe Berufe zu prüfen.
Selbſt die mitunter angewendeten Teſtverfahren
und Prüfungen geben — wie alle Prüfungen —
ein unvollkommenes und nicht immer
zuverläſſi=
ges Bild von der tatſächlichen Eignung der
ge=
prüften Bewerber. Viel ſicherer und
einwand=
freier dagegen iſt das Urteil, das der
Schüler=
bogen ermöglicht. Hier hat die geſamte
Ent=
wicklung des jungen Menſchen während ſeiner
Schulzeit ihren Niederſchlag gefunden, und
dieſer gewiſſenhaft und gründlich bearbeitete
Bogen gibt wertvollen Aufſchluß über
Ziel=
gerichtetheit und Leiſtungsfähigkeit des
Jugend=
lichen, ohne daß die Fehlerquellen der
Teſtprü=
fungen und die Zufälligkeit augenblicklicher
Neigungen und Stimmungen ſich auswirken
können.
Die neue Schulgeſundheitspflege ermöglicht
aber auch dem Staat die ſichere Ausleſe ſeiner
Beamten und Angeſtellten. Der
nationalſozia=
liſtiſche Staat ſtellt hohe Anforderungen an
Geſundheit, Charakter, geiſtige Leiſtung und
Spannkraft ſeiner Beamten. Ihm iſt darum an
einer Ausleſe gelegen, die ihm die
Heranbil=
dung eines tüchtigen Beamtennachwuchſes
er=
möglicht. Die bisher üblichen Formen der
Be=
amtenausleſe und die Bedingungen, von denen
die Anſtellung eines Beamten abhängig gemacht
wurde, waren von recht ſchematiſchen
Geſichts=
punkten geleitet und ließen es zu, daß Elemente
in das deutſche Berufsbeamtentum eindrangen,
die die alten preußiſchen Grundlagen eines
ſau=
beren, pflichttreuen und vaterländiſch geſonnenen
Beamtentums gefährdeten.
Wenn Elternſchaft und Jugend wiſſen, welche
Bedeutung den Geſundheitsbogen der Schule
beigemeſſen wird, dann werden ſie bald von ſich
aus alles tun, um ihre Pflicht gegenüber der
völkiſchen Geſundheit zu erfüllen. Durch eine
planmäßige Aufklärung der Elternſchaft und
unſerer Jugend über alle Fragen der
Volks=
geſundheitspflege, der Raſſenlehre und der
Eugenik muß jede Familie und jeder Einzelne
wachgerüttelt und zu dem Bewußtſein ſeiner
Verantwortung gegenüber der Geſundheit
unſe=
res Volkes und der kommenden Generation
durchgeführt werden. Enge Zuſammenarbeit
von Schule und Elternhaus iſt auch bei der
neuen Schulgeſundheitspflege wie im
Geſamt=
aufbau der völkiſchen Erziehung unbedingte
Vorausſetzung.
Natürlich iſt mit der neuen Form der
Ueber=
wachung aller Schüler und ihres
Geſundheits=
zuſtandes nur ein Teil der neuen
Schulgeſund=
heitspflege gekennzeichnet. Die praktiſche
Ge=
ſundheitsfürſorge für unſere Schuljugend
um=
faßt einen großen Kreis neuer Maßnahmen und
Einrichtungen, die der körperlichen Ertüchtigung
der Jugend dienen. Unter ihnen die
Schulland=
heimerziehung, die in dem geplanten 9. „
Land=
ſchuljahr” die Jungen und Mädchen der Städte
in nahe Verbindung mit dem Boden und ſeinen
Werten und Kräften bringen ſoll.
So entſteht das Februar=Abzeichen des Winterhilfswerkes.
Im Februar wird das Winterhilfswerk ein hübſches Spitzenabzeichen für alle Spender herausgeben.
Nicht weniger als 5 Millionen Stück ſind beſtellt, die vor allem in der ſächſiſchen Spitzenſtadt Plauen
benſo den Fabriken wie den Heimarbeitern reiche Beſchäftigung geben. — Unſer Bild: Die von der
Maſchine hergeſtellten Roſettenmuſter werden auseinandergeſchnitten, „gezäckelt” und dann zu je
drei Sternen übereinander genäht.
Der „Schülerbogen!
Neue Wege der Schulgeſundheitspflege im nationalſozialiſtiſchen Staat.
Von O. G. Förſter.
Das Urteil der Berge.
Von Axel Rudolph.
Lydia atmete frei und unbeſchwert. Wenn ihr
Blick zurückkehrte aus der Weite der Alpenwelt,
von den Firnen und Graten, die ſich wie
Götter=
burgen um ſie türmten, blieb er in
unverhoh=
lenem Wohlgefallen hängen an den breiten
Schul=
tern, dem gebräunten Stiernacken Guſtav
Pol=
dringers, der die Führung übernommen hatte
und ſicher und unbekümmert voranſchritt auf dem
ſchwindelſchmalen Bergpfad. Ab und zu drehte
Guſtav ſich um, und wenn ſein Wildbubengeſicht,
ſeine Malmzähne ſie anlachten, lächelte auch
Lydia zurück. Manchmal wandte auch ſie auf
einen Augenblick ſich rückwärts, um Werner
Wolff, der den Schluß bildete, ein Wort
zuzu=
werfen. Aber Wolff hörte kaum darauf hin. Er
ſchritt mit geſenktem Blick und
zuſammengeknif=
fenen Lippen ganz dicht an der Felswand dahin,
und ſein hageres Geſicht war trotz der friſchen
Bergluft noch blaſſer als gewöhnlich.
Man hatte urſprünglich nur die übliche Tour
hinauf zum Ledro=See geplant. Aber Poldringer
hatte das für lachhaft erklärt und ſich erboten,
die Führung zu übernehmen über Bergpfade, die
nur ihm bekannt, hinein in die wilde Bergwelt,
wohin die Menſchen ſonſt nicht kamen.
„In den Bergen zeigt ſich, was in einem
Men=
ſchen drinſteckt”, hatte Guſtav Poldringer geſtern
abend geſagt. „Das Urteil der Berge iſt hart
aber unbeſtechlich.” Lydia lächelte beim
Ge=
danken an das Wort. Der Mann, der da vor ihr
ging, brauchte das Urteil der Berge nicht zu
fürchten.
„Kommen Sie doch her, Herr Wolff”, lachte
Guſtav, der ganz vorne auf der Felsplatte ſtand.
Werner tat gehorſam einen Schritt. Dann blieb
erſtehen. Seine Augen flatterten. Ein leiſes
Zit=
tern lief durch ſeine Knie. Guſtav Poldringer ſah
hinüber. „Ach ſo,” ſagte er dann gemütlich, „na
ja.” Lydia ſtieg eine leichte Röte ins Geſicht.
Einen Augenblick noch ſah ſie ernſt in Werner
Wolffs verzerrtes Lächeln. Dann wandte ſie ſich
ab und trat neben Guſtav Poldringer. Ein wenig
ſchwindelte ihr, als ſie in die Tiefe blickte. Aber
der Arm des Mannes legte ſich um ihre Schulter,
ſeine Augen blitzten in die ihren: ſiegbewußt,
fordernd, beſitzergreifend. Und Lydia überließ ſich
ſeinem Arm.
Plötzlich fühlte ſie ſich zurückgeriſſen. Ein
Grollen lief durch den Berg. Ein
Warnungs=
ſchrei Guſtavs, ein erſchreckendes ſich Rückwärts=
Werfen gegen die Feldwand — dann donnerte
und praſſelte es um ſie, Steine, Felsſtücke, Erde
— zwei Minuten nur, dann vergrollte das
Ge=
witter tief unter ihnen. Entſetzt hob Lydia die
Hände von den Augen. Sie ſtanden noch auf der
Felsplatte alle drei. Aber neben ihnen war der
ſchmale Pfad verſchwunden, gähnte eine Kluft,
die die ſchmale Zunge als einen angeklebten
Balkon erſcheinen ließ.
Ein Bergſturz! Guſtav Poldringer ſchaute um
ſich und fluchte. Da ſaß man ſchön in der Falle.
Der Bergſturz hatte den einzigen Rückweg
weg=
geriſſen. Die ſenkrechte, glatte Wand hinter ihnen
war nicht beſonders hoch, aber unerſteigbar.
„Verdammt und zugenäht”, ſchimpfte Guſtav. „Da
ſitzen wir jetzt in der Falle. Jetzt iſt der Weg
nach oben verſperrt.” — „Können wir nicht
her=
unter klettern?” fragte Wolff ſtill. Guſtav ſah
ihn mit einem halb wütenden, halb höhniſchen
Blicke an. „Ich nicht. Die Felszunge hier hängt
frei in die Luft hinaus. Aber vielleicht können
Sie es?‟
Sie riefen. Sie heulten um die Wette den
halben Tag lang. Der Bergwind riß die Laute
von ihrem Mund und verwehte ſie. Die Sonne
ging unter. Es wurde bitter kalt hier oben.
Guſtav Poldringers Geſicht war fahl geworden,
ſeine Stimme klang matt: „Unſer Proviant iſt
alle. Und die Nacht=Kälte! Verdammt! Wir ſind
fertig! Sich denken zu müſſen ..
„Werden Sie nur nicht hyſteriſch, Poldringer”
unterbrach Wolff ihn. Guſtav fuhr hoch, als habe
er einen Schlag erhalten. „Hyſteriſch? Und das
wagen Sie mir zu ſagen? Sie ... Feigling?
Wolff ließ den Schimpf unbeachtet. Sein Geſicht
hatte einen grübelnden Ausdruck angenommen.
„Wir müſſen einen Ausweg finden”, ſann er
vor ſich hin.
Die Nacht kam. Lydia zitterte vor Kälte. Sie
ſaß, Wolffs Jacke um die Schultern, zwiſchen den
beiden Männern, die ſich dicht an ſie drängten,
um ſie zu wärmen. Sie fühlte die Ironie des
Schickſals. Geſtern noch hatte ſie ſich nicht
ent=
ſcheiden können für einen der beiden Männer.
Nun würde ſie vielleicht den kleinen Reſt ihres
Lebens zuſammen mit beiden verbringen müſſen.
Kälte. Hunger. Am Ende ſtand der Tod.
Lang=
ſam krochen die Nachtſtunden dahin. Lydia ſank
mit leiſem Weinen in Schlaf. Als ſie im
Tag=
grauen aufſchreckte, ſah ſie eine Geſtalt ganz vorne
am Rande der Felszunge ſtehen: Werner Wolff.
Eine Sekunde ſtand er da, das Geſicht aufwärts
gerichtet gegen den Morgenhimmel. Dann warf
er ſich über die Felskante in die Luft.
Lydias Schrei riß Poldringer empor. „Was
iſt?” ſtammelte er, vor Kälte mit den Zähnen
klappernd. „Wolff”, zitterte Lydia, „Entſetzlich!
Ich ſah ihn ſpringen! Hinunter in den See." —
„Wahnſinn!” Guſtav ſah ſich erſchrocken um. Die
Angſt hat ihn verrückt gemacht. Er hat nicht die
geringſte Chance. Dreihundert Fuß ſinds und
der See iſt zwar tief, aber eiskalt!” Mit wirren
Augen ſchaute Lydia um ſich. Ihre zitternden
Hände holten einen Brief hervor, der mit einem
Stein beſchwert, neben ihr lag. Es war ein alter
Briefumſchlag mit einer gedruckten Aufſchrift,
Die Adreſſe war mit Bleiſtift ausgeſtrichen.
„Lydia” hatte Werner Wolff ſtatt deſſen auf den
Umſchlag geſchrieben. Erſchüttert las Lydia die
Bleiſtiftzeilen auf den loſen Notizbuchblättern:
Liebſte Lydia!
Die ganze Nacht habe ich über einen Ausweg
nachgegrübelt. Unſere einzige Chance iſt der
See dort unten. Die Chance iſt minimal, aber
— ſie iſt die einzige. Seltſam iſt das Leben,
Lydia. Ich war Flieger während des Krieges.
Wurde aus 4000 Meter Höhe herabgeſchoſſen.
Erſt im letzten Augenblick gelang es mir, meine
Maſchine wieder aufzurichten. Seit jenem Tage
varen meine Nerven dahin. Ich konnte kaum
noch aus einem Fenſter auf die Straße ſehen.
Der Arzt ſagte mir, es gäbe nur eine Rettung:
meine Furcht vor dem Fallen zu überwinden.
Ich habe es verſucht, habe Bergtouren
unter=
nommen. Alles half nichts. Meine Nerven
ver=
ſagten. Aber um Ihretwillen, glaube ich, kann
ich es. Wenn mein Vorhaben glückt, ſo werde
ich meine Selbſtachtung wiedergewinnen, wenn
nicht, — nun, es iſt beſſer, tot zu ſein, als ſo
weiter zu leben. Ich liebe Sie, Lydia. Leben
Sie wohl. Der Reſt ſteht in eines anderen
Hand.”
Guſtav Poldringer, der ihr über die
Schul=
ter geſchaut hatte, griff haſtig nach dem
Brief=
umſchlag. Er trug den Vordruck des Deutſchen
Offiziersbundes, und die Anſchrift lautete:
„Herrn Hauptmann a. D. Werner Wolff.
In=
haber des Pour le Mérite‟,
„Großer Gott,” ſtieß Guſtav hervor, „es war
der Kampfflieger Wolff!” Lydia ſah dem
Ver=
ſtörten kalt in die Augen. „Wie war das doch,
Herr Poldringer? Sagten Sie nicht —
Feig=
ling?"
Nun ſtand die Sonne wieder hoch am
Him=
mel. Da fuhr Poldringers Kopf jäh in die
Höhe. Irgendwoher kam ein Menſchenlaut, ein
Ruf. Die beiden Menſchen auf der Felsplatte
lauſchten zitternd. Irgendwo über ihnen: „A—
la—la!” Poldringer ſprang auf die Füße. „Das
ſind die Leute vom Club Alpino in Riva! Ich
kenne ihren Ruf! Sie kommen! Sie holen uns,
Hauptmann Wolff hat uns gerettet!“
„A—la—la!” Wieder kam der Ruf näher.
Und dazwiſchen eine andere Stimme, klar und
deutlich: „Lydia! Ly—di—a!”
Guſtav Poldringer formte die Hände zum
Trichter an den Mund und ſchrie, daß die
Lun=
gen berſten wollten. Lydia antwortete nicht. Sie
ſaß ſtill an die Felswand gelehnt und lauſchte
der Stimme, die ihren Namen rief. Und die
von der Sonne umlohten Bergzacken jenſeits des
Sees ſchienen ihr die Türme eines
Märchen=
ſchloſſes.
Seite 10 — Nr. 16
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Januar 1934
Rlaum auf dem Bahnſteig.
Von Manfred Tiefenbach.
Schon während er ſeinen Kaffee trank, zeigte
Herr Jakuſch eine gewiſſe Nervoſität, die ſeinem
ruhigen Weſen ſonſt fremd war. Alle
Augen=
blicke zog er ſeine Taſchenuhr, und von dem
In=
halt der Zeitung, die er in der Hand hielt, nahm
er kaum eine Zeile auf.
Endlich erhob er ſich. „Höchſte Zeit jetzt”
murmelte er. Lief noch ſchnell in die Küche, um
dem Mädchen Anna einige letzte Anweiſungen
zu geben. „Alſo ſtellen Sie die Roſen auf den
Tiſch — Sie wiſſen ja, meine Frau liebt
Blu=
men ſo ſehr — und machen Sie alles ſo nett wie
möglich.” Fünf Sekunden ſpäter war er ſchon
auf der Straße.
Auf dem Bahnhof war das übliche
Durch=
einander der vielen Menſchen, die zum
Winter=
ſport verreiſen wollten, die vielen anderen, die
ihre heimkehrenden Angehörigen und Freunde
und Bekannten erwarteten. Langſam ſchlängelte
ſich Herr Jakuſch nach dem Bahnſteig durch, wo
der Berliner Zug einlaufen mußte. Er ſah, daß
er wieder einmal eine gute Viertelſtunde zu
früh gekommen war, und das Warten trug nicht
dazu bei, ſeine Nervoſität zu vermindern.
„Endlich!” ſagte er, als ein Bahnbeamter
mit durchdringender Stimme ſchrie: „
Zurück=
treten!” Gleich darauf rollte donnernd, pfeifend,
pruſtend und keuchend der D=Zug aus Berlin in
die Halle.
Herr Jakuſch nahm dort Aufſtellung, wo die
Wagenreihe der zweiten Klaſſe begann. Denn
natürlich würde Jenny zweiter Klaſſe fahren,
er hatte ſie ausdrücklich gebeten, weil er wußte,
wie ſehr Eiſenbahnfahrten ſie mitnahmen, wenn
ſie hart und unbequem oder gar eingeengt
fah=
ren mußte.
Herr Jakuſch reckte den Hals. Ja, er
ver=
ſuchte ſich länger zu machen, als er war, um
gleichſam aus der Vogelperſpektive das Gewirr
der Ausſteigenden überblicken zu können. Viele
Menſchen, die durcheinanderwirbelten, die
üb=
liche Verwirrung dieſes Augenblicks. Aber Jenny
war nicht zu entdecken.
Herr Jakuſch haſtete an den vier, fünf Wagen
zweiter Klaſſe entlang. Einmal und noch
ein=
mal. Immer mit der gleichen Ergebnisloſigkeit.
Ob ſie vielleicht doch dritter Klaſſe . . .? Aber
ein Blick über den langſam ſich entleerenden
Bahnſteig zeigte, daß auch dieſe Hoffnung trog.
Es waren jetzt zehn Minuten ſeit dem
Ein=
laufen des Zuges vergangen. Und Herr Jakuſch,
eben noch froh und voller Erwartung, denn
ſeine Frau war ſechs Wochen fort geweſen und
er hatte ſich ſchon redlich nach ihrer Heimkehr
gebangt, Herr Jakuſch alſo ſank plötzlich in ſich
zuſammen.
„Vielleicht hat ſie ſich in Berlin verſpätet.”
dachte er. „Vielleicht hat ſie den Zug nicht
er=
wiſcht.” Aber dieſer Troſt ſtand auf ſchwachen
Beinen. Denn dieſer Zug war heute früh um
neun Uhr abgegangen, und jetzt war es
nach=
mittags gegen fünf Uhr. Natürlich würde Jenny
ihm telegraphiert haben, denn ſie wußte ja, daß
er ſie abholen, und ſich beunruhigen würde,
wenn ſie nicht wie verabredet ankam. Und er
hätte es längſt haben müſſen, das Telegramm,
ſchon im Laufe des Vormittags. Er wandte ſich
an einen der Bahnbeamten. „Der nächſte D=Zug
aus Berlin?” meinte der, „morgen früh um
acht Uhr.”
Herr Jakuſch wurde blaß. Das bedeutete
einen endloſen Abend, eine endloſe Nacht. Ohne
Schlaf. Denn er würde nicht ſchlafen können,
natürlich, vor lauter Sorge und Unruhe.
Mit großen, haſtenden Schritten lief Herr
Jakuſch hinüber zum Bahnpoſtamt, verlangte
ein dringendes Ferngeſpräch nach Berlin, nannte
die Nummer. Die fünf, ſechs Minuten des
War=
tens waren ſchrecklich. Endlich kam der erlöſende
Ruf des Poſtbeamten: „Ferngeſpräch Berlin —
Zelle drei, bitte!”
Die Hand, die den Hörer hielt, zitterte. Dann
kam die vertraute Stimme des Schwagers.
„Jenny? Aber wir haben ſie beide zur Bahn
gebracht, heute morgen, wie verabredet. Wir
hätten doch telegraphiert, wenn ſie den Zug
verſäumt hätte.”
„Lieber Gott,” dachte Herr Jakuſch, und
plötz=
lich fror er, und es war ihm doch eben noch ſo
heiß geweſen. Ganz, ganz langſam, ſchleichend
beinahe, ging er zurück zum Bahnſteig, wandte
ſich an den Fahrdienſtleiter. „Meine Frau iſt
in Berlin in den 9=Uhr=Zug geſtiegen,”
ſtam=
melte er, „in Zeugengegenwart, und nicht hier
angekommen.”
Der Beamte ſah ihn groß und erſtaunt an.
„Und nun?” fragte er.
„Könnte ſie nicht unterwegs herausgefallen,
könnte ihr nicht ein Unglück zugeſtoßen ſein?”
Herrn Jakuſchs Zunge formte mühſelig die
Worte, unendlich ſchwer fiel es ihm, das
aus=
zuſprechen, was als furchtbare Angſt in ſeinem
Herzen wohnte.
„Unwahrſcheinlich.” meinte der
Fahrdienſt=
leiter. „Aber natürlich werde ich nachforſchen.”
Das Begleitperſonal des Zuges, der noch
immer keuchend in der Halle ſtand, denn hier
war ja Endſtation dieſer Strecke, wußte nichts.
Unfall? Nein — es war keiner gemeldtet.
„Ich könnte die Stationen der Strecke
ab=
fragen,” tröſtete der Fahrdienſtleiter. Und
machte ſich ohne Zeitverluſt ans Werk, denn
die=
ſer Mann tat ihm leid. „Können Sie eine
Per=
ſonalbeſchreibung geben oder haben Sie ein Bild
von Ihrer Gattin bei der Hand?‟
Ja, Herr Jakuſch hatte ein Bild. Eine
qual=
volle Stunde. Von jeder Station die gleiche
er=
gebnisloſe Antwort. Kein Unfall gemeldet,
kei=
ner beobachtet. Auch von den Streckenwärtern
nicht. Ob die Reiſende mit ihrer für die
End=
ſtation geltenden Karte etwa unterwegs den
Zug verlaſſen habe? Antwort der
Schalter=
beamten: Nein — nein — nein.
Achſelzuckend gab der Fahrdienſtleiter endlich
ſeinen Beſcheid. Herr Jakuſch wußte nicht, ob
er froh ſein ſollte oder verzweifelt. Dieſe
Un=
gewißheit war unerträglich. „Aber ein Menſch
kann doch nicht einfach verſchwinden, hier!” ſchrie
er. Was ſollte der Beamte ſagen?
Mühſelig ſchleppte Herr Jakuſch ſich nach
Hauſe. Oben, im Speiſezimmer, wartete Anna,
das Mädchen, auf ihre Herrin. Aber er kam
allein — allein.
Anna öffnete die Tür. „Die gnädige Frau
iſt ſehr wütend,” flüſterte ſie haſtig. „Sie
war=
tet ſeit anderthalb Stunden."
„Die gnädige Frau?” Herr Jakuſch ſtürzte
ins Zimmer. Da ſaß Jenny nun, doppelt ſchön
in ihrem Zorn, und ehe er noch ein Wort ſagen
konnte, ergoß ſich über ihn eine Flut von
Vor=
würfen. „Eine Viertelſtunde ſtand ich an der
Sperre, weil ich dich auf dem Bahnſteig nicht
entdeckte,” ſchalt ſie. „Ich dachte, hier müſſen
wir uns ja treffen, hier können wir uns nicht
verfehlen. Aber .."
Er ließ ſie ausreden, wortlos. Es war ja
jetzt ganz gleichgültig, ob ſie recht hatte oder er.
Es war ganz belanglos, nachzuprüfen, warum
ſie einander nicht geſehen hatten. Sie war da,
Jenny war da — nun war alles wieder gut!
„Wie froh ich bin”, ſagte er lächelnd, da ſie
endlich erſchöpft ſchwieg, und er beugte ſich über
ihr flammendes, erhitztes Geſicht.
Sie ſah das Lächeln und all die Angſt, die
noch hinter dieſem Lächeln lauerte. Die eben
erſt überſtandene Angſt. Und ſie errötete
plötz=
lich und ſchämte ſich auch, denn eine ſolche Angſt
und eine ſolch Kopfloſigkeit, die gab es doch nur
als Ausfluß einer ebenſo großen, grenzenloſen
Liebe?
„Wie konnte es nur geſchehen?” fragte Herr
Jakuſch noch, „daß ich dich nicht erblickte? Jeden
Wagen habe ich abgeſucht.”
„Ich fuhr doch dritter”, entgegnete Jenny ſtill.
„Aber warum denn? Wo ich doch
ausdrück=
lich ....
„Darum”, lächelte die Frau und reichte ihm
ein ſauber in Seidenpapier gehülltes, mit
bun=
tem Band verſchnürtes Päckchen. „Ich war doch
ſchon knapp bei Kaſſe und wollte nicht
heim=
kommen, ohne dir eine kleine Freude zu machen."
Bon berühmten Leuten.
Guſſy Holl iſt Jannings vierte Gattin. Was
das Heiraten betrifft, iſt Jannings in einem
Punkt ſehr konſequent geweſen. Er ließ ſich
immer vom gleichen Standesamt in
Charlotten=
burg trauen. Bei ſeiner vierten Ehe mußte
er ungewöhnlich lange warten. Endlich kommt
er an die Reihe. Mit einem unzufriedenen
Ge=
ſicht brummt er zu dem Beamten: „Mich hätte
man auch ein bißchen raſcher bedienen können,
ich bin doch euer beſter Kunde.”
Kipling iſt ein glänzender Unterhalter. Doch
erzählt er lächelnd, daß er einmal „jemand auf
die Nerven gegangen” ſei. Er beſuchte einen
Freund. Das Töchterchen Dorothy mußte ihn
durch den Garten führen. Bei der Rückkehr
fragte man das kleine Mädchen:
„Warſt du auch artig? Haſt du auch Herrn
Kipling nicht gelangweilt?‟
„Nein”, erwiderte ſie mit Nachdruck, er hat
mich gelangweilt."
Daß es nicht immer wild=phantaſtiſch bei
Lieb= und Heiratſchaften großer Künſtler
zu=
geht, zeigt die Geſchichte von Ingres Heirat.
Ingres lebte in Rom, zu ſeinem eigenen
Miß=
vergnügen ziemlich einſam und traurig. Ein
Freund, dem er ſich deswegen anvertraute,
be=
ſchloß, ihm eine Frau zu beſorgen, ein junges
Mädchen, das außer großen perſönlichen
Vor=
zügen auch ſehr viel häusliche Tugenden beſaß.
Der Freund brachte die Sache brieflich ſo weit,
daß er eines Tages Ingres mitteilen konnte,
die Braut werde am ſoundſovielten in Rom
an=
kommen. Ingres ging ihr bis zum Grabe Neros
entgegen und ſah dort zum erſten Male die
Frau, aus einer Mietskutſche ſteigend, die ihn
dann ſo viele Jahre lang glücklich gemacht hat.
„Sie hat alle Verſprechungen meines Freundes
gehalten, und mehr als das”, erzählte Ingres
ſpäter. „Dabei kannte ſie mich doch
ebenſo=
wenig wie ich ſie; das heißt, ich hatte eine
kleine Skizze von mir gemacht, die ich ihr
zu=
ſchickte.” — „Du hatteſt dir aber nicht übel
geſchmeichelt”, fügte Frau Ingres hinzu, die
zuhörte, ohne von ihrer Näharbeit aufzuſehen...
Man weiß, daß Francois Coppée an
Zun=
genkrebs ſtarb. Dagegen iſt wenig bekannt,
welche Anſtrengungen die Aerzte machten, um
ihn zu retten. Profeſſor G. ſagte eines Tages
zu ihm:
„Wenn wir Sie operieren würden, wäre Ihr
Leiden ſofort behoben. Eine ſchwierige
Opera=
tion allerdings — ich will aufrichtig ſein —
aber ſie wird mir gelingen, ich habe ſie geſtern
an dem Kutſcher des Prinzen von R. ausgeführt,
mit Erfolg.
„Alſo”, meint Coppée, „Sie wollen mir die
Zunge rausnehmen?”
„Ich will es tun.”
„Gut. Ich will aber nicht, mein lieber
Pro=
feſſor. Lieber ſterbe ich, wenn ich doch nicht
mehr ſprechen kann nach der Operation! Ich
bin nicht der Kutſcher des Prinzen von R..
Die Operation wurde tatſächlich nicht
aus=
geführt. Und fünf Wochen ſpäter war er tot.
Feruccio Buſoni beſuchte einmal einen
Da=
daiſten=Abend. Um den großen Komponiſten zu
ehren, trug ein junger Dadaiſt eine
Klavier=
kompoſition vor. Triſtan Tzara, der neben
Zu=
ſoni ſaß, fragte nach ſeinem Urteil. Dieſer ſagte:
„Ich möchte das Stück noch einmal hören . . .
Da capo . . . Da capo . . . Oder lieber, um in
Ihrem Stil zu bleiben: Da=da . . . ca=ca ...
po=po .
Der Kapitän A. M. Sorry, der im „The
Scribners Paper” ſeine Erinnerungen als
Ko=
lonial=Offizier veröffentlicht hat, hat von der
letzten Reiſe nach Südafrika einen Kaffer als
Diener mitgebracht. Der Schwarze iſt ſehr
in=
telligent, hat jedoch nicht den geringſten
Unter=
richt erhalten.
Als er zum erſten Male eine Zeitung ſah,
mußte Sorry ihm erklären, was „leſen” iſt. Er
begriff ſchnell, blieb aber ſtill und nachdenklich.
Einige Tage ſpäter unterbrach er ſeinen
Herrn beim Leſen:
„Darf ich fragen . ."
„Ja!”
„Gnädiger Herr, Sie leſen, das ſehe ich, aber
was leſen Sie auf dem Blatt: das Schwarze
oder das Weiße?‟
Als man ſich einmal über den erhöhten
Lebenshaltungsindex unterhielt, erzählte der
Handelsſekretär W. H. Hoover folgende
Ge=
ſchichte:
„Eines Tages bekam ich plötzlich Appetit auf
Kirſchen, und ich kaufte mir ein Pfund auf dem
Markt. Als der Obſthändler den Preis nannte,
war ich aufs höchſte überraſcht:
Wie, ſagte ich, das iſt ja eine ſkandalöſe
Preisſteigerung!
Achſelzuckend meinte der Händler:
„Tja, die Kirſchen ſind eben rar”.
Rar? erwiderte ich, und die Zeitungen
ſchrei=
ben, daß ſie auf den Bäumen verfaulen?
„Eben darum ſind ſie rar”, war die lakoniſche
Antwort.
„Niemals” ſchloß W. H. Hoover, „habe ich
ſpäter im Arbeitskabinett dieſe mir auf dem
Marktplatz erteilte Lektion vergeſſen. hag-
Der Adler des Aufſtiegs.
Dieſelben großen und letzten Fragen, die
bei uns zur Entſcheidung gedrängt haben, ſtehen
auch in Amerika zur Beantwortung. Das iſt
ein=
mal die Frage, ob die Kräfte der alten Ordnung
des Wirtſchaftslebens in den Vereinigten
Staa=
ten, die für die Wirtſchaftskataſtrophe
verant=
wörtlich ſind endgültig ausgeſchaltet werden
und an die Stelle dieſer moraliſch vollkommen
diskreditierten Männer und Inſtitutionen eine
neue Wirtſchaftsordnung treten ſoll. Aber dieſe
Frage hängt auch in den Vereinigten Staaten
unauflöslich mit der Frage nach der neuen
ſtaatlichen Ordnung des gewaltigen Reiches
jen=
ſeits des Atlantiſchen Ozeans zuſammen. Die
Vorausſetzung freilich — und das iſt vielleicht
überhaupt die allerwichtigſte Frage — bleibt:
ob im jungen amerikaniſchen Volke der junge
Geiſt unſeres Jahrhunderts ſchon kräftig genug
iſt, um die abgeſtandene liberaliſtiſch=
kapitali=
ſtiſche Denkweiſe und deren Ordnung im
Kul=
tur= wie im Staats= und Wirtſchaftsleben zu
er=
ſetzen.
Es kann erfreulicherweiſe für das Schickſal
des amerikaniſchen Volkes wie aller mit ihm in
ſo nahen freundſchaftlichen Beziehungen
verbun=
denen Nationen der Erde kein Zweifel ſein, daß
dieſer neue Geiſt eines jungen Amerika, der
verkörpert wird in der Perſönlichkeit des
Prä=
ſidenten Rooſevelt, in kräftiger Entwicklung und
in unaufhaltſamem Vordringen begriffen iſt.
Einerlei, wie der ſoeben wieder eröffnete
Kon=
greß ſich für oder wider die Ziele des
Präſiden=
ten entſcheiden wird, — die Entſcheidung iſt
längſt unumgänglich und notwendig gewordenſ
durch den gewaltigen Gang der Dinge, wie er
ſich ſeit Anfang 1933 angebahnt hat.
Außer in der Perſönlichkeit Rooſevelts hat
die neue Zeit in den Vereinigten Staaten ihr
Symbol und ihr durchdringendes Schlagwort
ſichtbare Geſtalt angenommen. Das eine ſind die
drei Buchſtaben „N.R.A.”, in denen die
Natio=
nal Recovery Act, das Geſetz zur nationalen
Wiederherſtellung, zuſammengedrängt iſt. Das
andere iſt der blaue Adler aus dem Banner der
amerikaniſchen Nation, der für ſich ſelbſt nun
Der 13jährige Kinokönig von Ramsgate bei London.
Eddie Oliver, der jüngſte Kinobeſitzer der Welt, in ſeinem Vorführungsraum.
Dieſer geſchäftstüchtige Junge, den augenblicklich ganz England bewundert, dürfte der jüngſte
Kino=
beſitzer der Welt ſein. In einem Keller unter dem Kramladen ſeiner Eltern veranſtaltete er
regel=
mäßig Vorführungen von Kurzfilmen, zu denen er ſeine Spielkameraden einlud und von ihnen
eine Eintrittsgebühr von 1 Penny nahm. Als neueſte Errungenſchaft hatte ſich der 13jährige
Kino=
beſitzer einen eigenen Aufnahmeapparat angeſchafft, mit dem er eine lokale Wochenſchau von
Rams=
gate und Umgebung aufnahm. Nun hat jedoch die Polizei weitere Vorſtellungen verboten, da der
Keller nicht den geringſten Anſprüchen der Feuerſicherheit genügte. Eddie jedoch konnte zur Freude
ſeiner Kameraden erklären, daß er bereits einen neuen Raum gefunden habe, gegen den die Polizei
keine Einſprüche geltend machen könne.
Der blaue Adler auf dem Abendkleid.
Das Symbol der amerikaniſchen
Wirtſchafts=
belebung erfreut ſich ſo großer Beliebtheit,
daß es ſogar als Kleidſchmuck verwandt wird.
ebenfalls wieder höchſtes Symbol der
Aufſtiegs=
kräfte dieſes 125=Millionen=Volkes geworden
iſt. Der blaue Adler, in deſſen Zeichen
Rooſe=
velts N.R.A. eine außerordentlich wirkſame
Propaganda entfaltet, ſteigt empor. Gewiß, die
ſtatiſtiſchen Vergleichsziffern über die Belebung
der Wirtſchaft in den Vereinigten Staaten
zei=
gen „nur” 20 Prozent Zunahme gegenüber dem
Stand von Ende 1932, alſo vom Tiefſtand der
Kriſe. Tatſache iſt aber, daß die Haltung des
amerikaniſchen Volkes eine geiſtige
Aufwärts=
entwicklung zeigt, die unvergleichlich über dieſen
nüchternen 20 Prozent der Statiſtik des
Wieder=
aufſtieges liegt.
Das iſt eine der Tatſachen, die jetzt zu
An=
fang des Jahres 1934 und beim
Wiederzuſam=
mentritt des amerikaniſchen Kongreſſes
vorlie=
gen. Die Beſeitigung des Alkoholverbotes hat
ebenfalls als ein gewichtiges Faktum die
Ereig=
niſſe vom Frühjahr und vom Herbſt gewaltig
vorwärts gedrängt. Unter den ſtaatlichen
Maß=
nahmen, vor denen der amerikaniſche Kongreß
nunmehr ſteht, iſt die Aufhebung der
Prohibi=
tion eine der bedeutſamſten. Noch bedeutſamer
freilich, iſt die Schlacht um den Dollar, die
be=
kanntlich mit dem ſtrategiſchen Ziele geſchlagen
wird, die Kaufkraft der Schuldner durch die
Wiederherſtellung der urſprünglichen und
tat=
ſächlich weit niedrigeren Verpflichtung zu ſichern
und damit den ſonſt unentwirrbar ſcheinenden
Schuldenknäuel aufzulockern und zu entwirren.
Wir können dabei angeſichts des
mannig=
faltigen Experimentierens, das ohne Zweifel in
manchen der Maßnah ien Amerikas erblickt
wer=
den kann, uns alle nur denkbare Zurückhaltung
auferlegen. Darüber aber wollen wir uns mit
den jungen Kräften des jungen Umerika f euen,
daß es auch dort gerade jetzt zu Anfang des
neuen Jahres deutlich erkennbar unter dem
blauen Adler aufwärts geht.
Mittwoch, 17. Januar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die Habsburger und die Reichskleinodien.
Hiſtoriſche Erinnerungen zum Reichsgründungstag am 18. Januar.
Habsburg will das Rad der Geſchichte zurückdrehen. Die
Gerüchte wollen nicht verſtummen, daß der öſterreichiſche
Bun=
des=Präſident „Reichs=Verweſer” und Bundeskanzler, Dollfuß
„Reichs=Kanzler” werden ſoll. Reichskanzler, wie ehedem der
große Diplomat: Fürſt Metternich; die Engländer nennen Herrn
Dollfuß heute ja bereits „The little
Met=
ternich” — den kleinen Metternich. — Aber
„Reichs=Verweſer”? Für wen ſoll die
Stellvertretung bzw. die „Verweſerſchaft”
denn geführt werden? Zweifellos für Otto
von Habsburg, den Sohn des letzten Kaiſers,
Karl aus ſeiner Ehe mit der Kaiſerin Zita,
der Feindin unſeres alten und unſeres
neuen Reiches.
Oeſterreich ſoll wieder die Vormacht in
Deutſchland werden. Gewiß, es war ein
trauriger Tag für jeden deutſchen
Patrio=
ten, als Kaiſer Franz II. am 6. Auguſt
1806 durch den Grafen Stadion dem
Reichs=
tage zu Regensburg die Erklärung zugehen
ließ, daß er die Krone des „heiligen
römi=
ſchen Reiches teutſcher Nation” niederlege,
und ſich „als von allen Pflichten gegen das
Reich losgezählt” erachte. Damit war
Oeſter=
reich ausgeſchieden und hatte ſeine
Vor=
machtſtellung im alten Reich aufgegeben.
Die Führung ging im Laufe der
geſchicht=
lichen Entwicklung auf Preußen über; dieſe
Entwicklung fand vorerſt ihren Abſchluß
Wt
durch die Niederlage des Kaiſertums der
Habsburger in der Schlacht bei Königgrätz.
Aber auch dieſer Entſcheidungstag vom
3. Juli 1866, in dem endgültig der Kampf
um die Vorherrſchaft in Deutſchland
zu=
gunſten Preußens entſchieden ward, ſoll aus
der Geſchichte geſtrichen werden. Die
Be=
mühungen des „kleinen Metternich” und der
Habsburger werden vergebens ſein, niemals
wird Habsburg wieder die Führung in
Deutſchland übernehmen.
Schon bei der Reichsgründung — am
18. Januar 1871 — trat zutage, mit welcher
Eiferſucht das Haus Habsburg gegenüber
den proteſtantiſchen Hohenzollern die
Tradi=
tion des heiligen Römiſchen Reiches teutſcher
Nation hütete. Kronprinz Friedrich
Wil=
helm, der Sieger von Königgrätz,
Weißen=
burg, Wörth und Sedan, als „unſer Fritz”
der Liebling des deutſchen Volkes, hätte
gern die alten Reichskleinodien von Wien
nach Berlin überführt. In den
Friedens=
bedingungen des Nikolsburger bzw. des
Prager Friedens, der den preußiſch=
öſter=
reichiſchen Krieg von 1866 beendete, war
eine Beſtimmung über die Reichskleinodien
nicht enthalten. Dagegen war in dem
Wiener Friedens=Vertrag vom 3. Oktober
1866 bezüglich der uralten „Eiſernen Krone‟
der Langobardiſchen Könige beſtimmt
wor=
den, daß Oeſterreich dieſe Krone an den
Bundesgenoſſen Preußens, den König von
Italien, herauszugeben habe. Dieſe
Be=
dingung wurde auch erfüllt; die „Eiſerne
Krone” ruht jetzt wieder wie Jahrhunderte
hindurch in dem Dome zu Monza. Es iſt Oben: Der damalige Oberleutnant Paul von Hindenburg (X), Deutſchlands
das dieſelbe Krone, die einſt Karl der Große, jetziger Reichspräſident, als Mitglied der Abordnung ſeines Regiments zur
Kaiſer=
ſich im Jahre 774 nach der Beſiegung des
Langobardenkönigs Deſiderius aufs Haupt
geſetzt hatte. Im Jahre 1158 krönte ſich der
große Hohenſtaufe, Kaiſer Friedrich
Bar=
baroſſa, zu Monza mit dieſer Krone und hielt danach den
be=
rühmten Reichstag auf der Ebene von Roncaglia ab.
Dieſe „Eiſerne Krone” hat ſich auch Napoleon I. am 26 Mai
1805 zu Mailand als „König von Italien” ſelbſt aufs Haupt
geſetzt und dabei die ſtolzen Worte geſprochen: „Gott gibt ſie
mir, weh’ dem, der daran rührt.”
Unter dem Zwange des verlorenen Krieges haben die
Habs=
burger Anno 1866 dieſe uralte Krone an das italieniſche Königshaus
ausgeliefert; man hätte wohl auch die Herausgabe der Kleinodien
krönungsfeier im Spiegelſaal des Schloſſes zu Verſailles.
Unten: Die Ausrufung Wilhelms I. zum Deutſchen Kaiſer am 18. Januar 1871.
des alten heiligen Römiſchen Reiches teutſcher Nation in gleicher
Weiſe erreichen können, aber Bismarck wollte das
niedergewor=
fene Oeſterreich ſchonen. In jener denkwürdigen, dramatiſchen
Auseinanderſetzung mit ſeinem alten König hat Bismarck dieſem
Nr. 16 — Seite 11
in Nikolsburg bekanntlich am 24. Juli 1866 die Zuſtimmung
zur Schonung Oeſterreichs und zum Verzicht auf den Sieges=
Einzug in Wien abgerungen. So blieben die Reichskleinodien
in Wien — auch ſpäter haben ſich die Habsburger trotz der
engen Beziehungen, die das deutſche Reich und die öſterreichiſche
Monarchie verbanden, nicht dazu entſchließen können, die alten
Reichskleinodien herauszugeben. Sie blieben in der Schatzkammer
der Wiener Hofburg, wo ſie heute noch ruhen.
Als im Dezember 1870 und im Januar 1871 in=Verſailles
die Entſcheidung reifte, da wünſchte, wie ſchon erwähnt,
Kron=
prinz Friedrich Wilhelm die neue Würde mit der alten
Tra=
dition zu verbinden.
Am 3. Dezember 1870 hatte Prinz Luitpold von Bayern, der
ſpätere Prinzregent, den berühmten „Kaiſer=Brief”, den König
Ludwig II. nach Bismarcks Entwurf geſchrieben hatte, dem
König Wilhelm überreicht. Der Kronprinz erzählt in ſeinem
Tagebuch: „Als wir des Königs Zimmer verlaſſen hatten,
reich=
ten Graf Bismarck und ich uns die Hand, ohne viel zu reden,
denn wir fühlten, daß die Entſcheidung eingetreten ſei, und daß
mit dem heutigen Tage Kaiſer und Reich unwiderruflich
her=
geſtellt ſeien.” Geradezu jubelnd ſchrieb der Kronprinz, der
ſei=
nen Kaiſertraum verwirklicht ſah, in ſein Tagebuch: „Vorbei
iſt die kaiſerloſe, die ſchreckliche Zeit! Ich danke Gott, daß das
65 jährige Interregnum wieder vorbei iſt. — Eine Aufgabe
von höchſter Bedeutung knüpft ſich an die Fortſetzung des
über tauſend Jahre alten Kaiſertums deutſcher Nation.”
Um dieſer Auffaſſung äußerlich Ausdruck zu geben, hatte
er angeregt, die Herausgabe der alten Reichskleinodien von dem
Habsburgiſchen Kaiſerhauſe zu verlangen. Damals berichtete der
Geſandte von Schweidnitz dem Kronprinzen aus Wien: „Ew.
Kaiſerliche Hoheit haben die Gnade gehabt, mir durch den
Gra=
fen Eulenburg eine Schrift über die deutſchen Reichskleinodien
überſenden zu laſſen, wodurch ich zu folgenden Bemerkungen
verpflichtet bin: „Ich habe gleich bei Beginn der jetzt ihrem
Abſchluſſe entgegengehenden Ereigniſſe meine Bemühungen dahin
gerichtet, durch intime Verbindungen zu ſondieren, wie man in
der Hofburg in dieſem Punkte denkt und fühlt. Ich habe
hier=
durch die Gewißheit erlangt, daß man dort lieber das
Aeußerſte riskieren würde, als zu dem tiefen Schmerz,
den man über die Neugeſtaltung Deutſchlands empfindet, noch
eine Demütigung hinzunehmen. So denkt und fühlt man heute:
ob man ſpäter einmal anbieten wird, was man jetzt auf
alle Gefahr hin verweigern würde, „das iſt eine
andere Frage, deren Löſung davon abhängt, wie Deutſchland
gegen Oeſterreich handelt.”
Die Habsburger wollten es alſo lieber auf einen Krieg
an=
kommen laſſen, als die Reichskleinodien herauszugeben; tief
muß bei ihnen ſchon damals die Hoffnung auf eine
Wieder=
erſtehung des heiligen Römiſchen Reiches teutſcher Nation unter
Habsburgs Führung Wurzel gefaßt haben; dieſe Hoffnung
be=
ſteht bei ihnen noch heute, wie wir aus Vorgängen der jüngſten
Zeit wiſſen.
Die Habsburger ſind im Jahre 1870 neutral geblieben, aber
nur, weil Kaiſer Alexander II. von Rußland der Wiener
Hoſ=
burg unmißverſtändlich zu verſtehen gab, daß er an der Seite
ſeines Oheims, des alten Königs Wilhelm ſtehen, und einen
Eingriff Oeſterreichs in den franzöſiſch=deutſchen Konflikt
ſeiner=
ſeits als Kriegsfall betrachten werde.
Das Volk Deutſch=Oeſterreichs hat damals ganz anders
empfunden; dieſer Geſinnung hat am beſten der öſterreichiſche
Dichter Robert Hamerling Ausdruck gegeben, als er zur Zeit
der Gründung des Bismarck=Reiches im Jahre 1871 die
herr=
lichen Worte prägte:
„Wie ſtand’s mit uns in Deutſchlands Schlachten=Tagen?
„Neutral” war Oeſtreichs Hand und Oeſtreichs Erz —
Neutral” — nicht ganz! Das Herz hat mitgeſchlagen,
Das Herz Deutſch=Oeſterreichs, das deutſche Herz.”
Es iſt gerade gegenwärtig reizvoll, bei einem Rückblick auf den
Reichsgründungstag im Jahre 1871 an dieſen Gegenſatz in der
Einſtellung zum Bismarck=Reiche zu erinnern, der zwiſchen den
Habsburgern und dem Volke Deutſch=Oeſterreichs beſtand.
Dr. Ludwig Roth.
mmmmm
Berantwortich für Poltitund Wirtſchaft=RudolfMaupe, für Feuilleton, Reichund
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann; für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für „Die
Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
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Diebeuſge Nunmer ha 14 Geſien.
Copyright by Verlag Alfred Bechthold, Braunſchweig.
(Nachdruck verboten).
8)
„Was das Kindchen heute abend eine ſolche lebhafte Röte im
Ge=
ſicht hat”, verſetzt der Lange, nachdem er nun Liſa ſcharf durch das Einglas
beobachtet hat. „Auch die Augen ſind ein wenig, na, verſchleiert möchte
ich ſagen.: . Du biſt doch nicht krank, Mädchen?"
„Onein ich fühle mich ſehr wohl!”
„Reizend ſieht ſie aus heute abend”, wirft der Studienrat ein. „Sie
wird jeden Tag ſchöner, unſere Liſa!”
„Schmeicheln Sie nicht, Herr Rat!” entgegnete Liſa nun und lacht.
„Die Worte unſeres Freundes ſind ſehr wahr geſprochen. . ."
Steiner blinzelt luſtig zu dem Mädchen hin. „Nun ja, die Liſa iſt jetzt
neunzehn Jahre alt. Wir denken noch immer, ſie ſei ein Kind. Sie iſt
jetzt chon eine Jungfrau, das möchte ich feſtgeſtellt wiſſen!“
„Wie die Zeit fliegt”, verſetzt der Arzt. Ich meine, wir hätten ſie
noch geſtern als kleines Ding auf den Knien geſchaukelt!”
Der Apotheker Schmitz greift mal wieder nach ſeinem Glas.
„Ich habe geſtern ein Radieschen auf wiſſenſchaftlicher Baſis
ana=
yſiert. Radieschen haben außerordentlich viel Vitamingehalt. Schade,
daß ich davon nur zwei Beete angelegt habe. Aber nächſtes Jahr werde
ich mich ſchon beſſer damit eindecken!“
„Der Garten macht Ihnen ſchon viel Arbeit, Herr Schmitz!” ſchreit
der Oberlehrer Heining, der bis dahin geſchwiegen hat, dem ſchwer=
örigen Apotheker zu.
„Das kann ich nicht ſagen”, erwidert Schmitz gelaſſen. „Ich habe
einen arbeitsloſen Nachbar, einen Schiffslader, der verſteht die Sache
us dem ff heraus. Da kommt faſt ein Gärtner nicht mit. Fräulein Liſa
jevie. Nemieschen habe ich?"
„Acht, Herr Schmitz!”
„Mehr noch nicht? — Dann ſchnell noch eins, ehe der Wein wieder
erſteuert wird."
Heiteres Lachen erſchallt am Tiſch.
„Meine Herren” nimmt der Arzt wieder das Wort, „wir kommen
uinz von der Sache ab. Ich muß geſtehen, daß mich die Angelegenheit
uit dem Fremden doch ein wenig neugierig macht. Fräulein Liſa, wo
eckt er denn eigentlich?"
„Oben in ſeinem Zimmer!“
„Kommt er denn nicht mal nach unten, um ſich eins. . .‟ Er macht
it der Hand die Bewegung des Trinkens.
„Er ließ ſich bis jetzt Wein und Vier nach oben bringen. Die
Gaſt=
ume ſowie die Terraſſe hat er noch nicht betreten!“
„Was, Bier trinkt er?” fragt der Baſaltinduſtrielle verwundert
Dann muß er ein gemütlicher Kerk ſein. Ich wette tauſend gegen eins.”
„Die Berliner ſind alle gemütlich” behauptet ein Gerichtsreferendar,
er ſich ſelten zu den Geſprächen am Tiſch äußert.
„Aber auch alle ſehr von ſich eingenommen”, erwidert Steiner.
„Sie ſind ſtolz darauf, in der Mitte von Deutſchland zu wohnen”,
meint der Arzt. „Aber ihr Witz und ihr Schneid iſt blendend. . . Neue
Witze hätten wir mal wieder nötig. Hat nicht einer von den Herren einen
beſonderen auf Lager?”
„Hat mir doch da ein Hund den ganzen Garten verſchweinigelt!“
ſchmettert der Apotheker. „Drei Wochen lang konnte ich nicht feſtſtellen,
wie er da überhaupt herein kam, denn der Zaun iſt hoch. Mißt glatt
ſeine zwei Meter.. . Da entdeckte ich heute morgen ein Loch in dieſem
Zaun, gerade in der Ecke, wo einige Sträucher ſtehen. So ein Bieſt..."
Unverſchämt. Herr Gerichtsreferendar, es iſt meine, wenn auch
unmaß=
gebliche Meinung, daß die Polizei bei uns ſich etwas mit dieſen und
ähnlichen Dingen beſchäftige. Wenn der Täter auch ein Hund iſt, ſo
be=
deutet dieſes Beſchmutzen von anderer Leute Grund und Boden doch
einmal eine Rechtswidrigkeit, die das Geſetz als ſolches nicht duldet, und
es iſt für einen Kulturſtaat ein recht bedenkliches Zeichen des ſittlichen
Niederganges, wenn in aller Offentlichkeit. . . Na, Sie wiſſen ja, meine
Herren!. .. Proſit!‟ Die große Brille rutſcht beinahe bis über die
Naſen=
ſpitze.
Eine größere Heiterkeit hätte ſogar der beſte Witz nicht ausgelöſt.
Danach ſetzt einige Sekunden Stille ein.
„Nun endlich zur Sache!‟ Der Arzt greift zu ſeiner Brieftaſche und
legt ſie auf den Tiſch. „Iſt es den Herren angenehm, wenn wir dem
Ber=
liner Herrn durch Liſa unſere Karten überbringen laſſen? Wir laden ihn
höflichſt zu einem Glas Wein ein!“
Alle nicken zuſtimmend. Nur der Kölner Fabrikant zieht ein wenig
die Lippen ein. Einige Karten fliegen auf den Tiſch.
„Und Sie, Herr von Geiben?” fragt der Arzt.
Nun, ja ja, der Wagen intereſſiert mich ſchon. Möchte gern die
Marke wiſſen, hä häl.. .
„Die Marke?!” ruft der Apotheker. „Das iſt Rüdesheimer Berg,
Jahrgang 1929. Kann man im Dunkeln riechen und ſchmecken!“
Es iſt ſonderbar, daß ſich das Weſen des jungen ſchönen Mädchens
in den letzten Tagen merklich verändert hat. Liſa iſt nicht mehr ſo
froh=
launig wie ſonſt, ihre Heiterkeit ſcheint oft ſehr erzwungen. Sie ſitzt
mitunter an ſtillen Plätzen, verträumt und in Gedanken verſunken. Oder
man muß ſie zwei= bis dreimal fragen, um eine Antwort zu erhalten.
Jäh iſt das Kindhafte bei ihr geſchwunden, ſo ſchnell, wie der Tag
mit der Nacht wechſelt. In ihr iſt das Weib erwacht, ſie fühlt mit Bangen
und Erſchrecken eine Wandlung in ihrem Innern ſich vollziehen.
Es iſt noch etwas Ungeklärtes, Fremdes und Unbegreifliches, was
auf ihre Seele einſtürmt, aber ſie ſchaudert — in Glück und Schmerz —
vor dem, was ſich von Stunde zu Stunde ſtärker in ihr entwickelt. Sie
fühlt das ſchnelle berauſchende Strömen des Blutes in ihren Adern, ſie
vermeint das Pochen des unruhig arbeitenden Herzens zu ſpüren.
Das iſt ſeit jener Minute ſo, als Günter Brabeck zum erſtenmal ganz
nahe vor ihr ſtand und in ihre Augen ſah.
Es fehlt ihr ſeitdem bei den gewöhnlichen Dingen die Überlegung,
ſie erfüllt ihre Pflichten rein mechaniſch. Sie möchte mitunter weinen
und ſich vor den Menſchen verbergen, dann iſt wiederplötzlich ein
ſtrahlen=
des Feuer in ihren Augen ihr Buſen hebt ſich, die Bruſt atmet ſchnell,
und der Blick ſcheint in Hoffen, Verlangen und Sehnen nach innen
gekehrt.
Es ſind nur zwei Menſchen, die dieſe Anderung in ihr wahrgenommen
haben: die Mutter und von Geiben, der Kölner Induſtrielle und
Sonder=
ling.
Als Geibens Villa zwei Jahre am Berghang unterhalb der
Burg=
ruine ſtand, wurde Liſa geboren. Das war vor neunzehn Jahren, und
zwar an einem prächtigen Sommertag. Geiben verkehrte damals um
dieſe Zeit ſchon täglich im Gaſthof „Zum Rittertal‟. Er war ein
hoch=
aufgeſchoſſener unger Mann, äußerſt hager und in ſeinem Weſen
be=
ſonders eigenartig. Aber die Wirtsleute hatten ſich ſchon mehr als einmal
von ſeinem prächtigen Charakter überzeugen können. Er hatte wohl eine
etwas rauhe und faſt häßliche Schale, aber darinnen ſteckte ein guter
Kern. Wer ihn länger kannte, fand ihn ſogar ſympathiſch und einnehmend.
Er galt als ungeheuer reich, und es war kein Geheimnis, daß ſich ſein
Vermögen auf Millionen belief.
Einen Tag nach Liſas Geburt erlebten die Eltern eine große
Über=
raſchung. Geiben erſchien in einem feſt ichen Anzug und bat förmlich,
höflich und korrekt um die Ehre, bei der Taufe des kleinen Mädchens
Pate ſtehen zu dürfen. Sein Wunſch wurde ihm ſelbſtverſtändlich gerne
erfüllt.
Die Leute lachten über ihn, wenn er faſt täglich ins „Rittertal” kam
und ſich mit der kleinen Liſa beſchäftigte. Er hob ſie auf den Arm, als ſie
noch in Windeln lag und trug ſie um den Weiher ſpazieren. Das fanden
die Nachbarn originell und amüſant. Ihn aber genierte das nicht. Er ſah
nicht rechts und nicht links. Dingkela, der Vater Liſas, ſagte oft, daß ein
Mann ſein eigenes Kind nicht mehr lieben könne als Geiben das kleine
Mädchen. Er führte es bei ſeinen erſten Gehverſuchen, und als Liſa das
erſtemal Mama ſtammelte, ſagte er einfach, aber ſehr beglückt: „Jetzt
beginnt das Kindchen zu ſprechen!"
Geiben, der den Winter regelmäßig in Köln verbrachte, kam aber
auch dann ab und zu ins Rittertal gefahren. Aber wenn er im Frühjahr
ſeinen Einzug in die Villa hielt, wenn der Motor ſeines Wagens mit
hundert Pferdeſtärken den ſteilen Berg hinaufſtürmte — mit toſendem
Geräuſch und mächtigem Brüllen —, dann gab es wohl ein kleines,
ruhiges, aber feierliches Feſt. Kam er dann in den Gaſthof, ſo nahm er
ſich Liſa auf den Schoß, betrachtete ſie lange mit großen leuchtenden
Augen, die bei dieſer Gelegenheit immer feucht wurden, und ſagte mit
bewegter Stimme:
Wie iſt das prachtvolle Haar gewachſen — wie groß iſt ſie getvorden!
. . Sie wird klug, man ſieht es an den Geſichtszügen, und ſchön — ſehr
ſchön. .."
Man hatte ihm einmal — es war um die Weihnachtszeit geweſen —
telefoniert, daß Liſa bedenklich erkrankt ſei. Das war an einem ſpäten
Abend. Noch vor Mitternacht kam er mit dem bedeutendſten Kölner Arzt
in ſeinem Wagen angefahren. Er mußte eine wahnwitzige Fahrt durch
Schneegeſtöber und Winterſtürme gemacht haben. Bleich, bis ins Innerſte
erſchüttert, hatte er an dem Bett geſtanden und keinen Blick von dem
fiebernden Mädchen gelaſſen. „Herr Profeſſor, retten Sie das Kind —
retten Sie um Gottes Willen das Kind!...‟ Das war alles geweſen,
was er geſagt hatte.
Liſa genas.
„Sie müſſen mir ſchon die Sorge für Liſas Zukunft und
Wohl=
ergehen überlaſſen”, hatte er eines Tages zu Dingkela geſagt. „Ich habe
keine Eltern mehr, habe keine Angehörige, bin unverheiratet, werde
auch nicht heiraten. . . Sie machen mich glücklich, wenn Sie mir geſtatten,
Liſa in materieller Hinſicht ein wenig zu betreuen. Ich habe ein Inſtitut
ausfindig gemacht, wvo jungen Mädchen die denkbar beſte Erziehung
zuteil wird. Laſſen Sie Liſa einige Jahre dorthin gehen, ſie wird da mit
heer reinen Seele und ihrem ſchöngeiſtigen Empfindungen Anſchauungen
in ſich aufnehmen, in denen die Geſetzmäßigkeit der Ethik und überhaupt
men praktiſchen Lebensführung
alle Begrifſe ideeller Art und
verankert
(Fortſetzung folgt.!
Seite 12 — Nr. 16
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Januar 1934
Sport, Spiel und Jucnen
Winkerrunde
der Darmſtädter Schwimmer.
1. Abend: Freitag, den 19. Januar, 7½ Uhr.
Am kommenden Freitag beginnt die Winterrunde der
Darm=
ſtädter Schwimmer. Schon der erſte Abend bringt intereſſante
Kämpfe.
Klaſſe 1 der Herren: 4 mal 100 Meter Kraul, 4 mal 50 Meter
Bruſt und 10 mal 50 Meter Kraul. Die erſte Staffel wird wohl
Jungdeutſchland gewinnen, während Tgd. 46, Tgſ. 75 und Polizei
hart um die Plätze ringen werden. Offen dagegen iſt die
Bruſt=
ſtaffel. Die 46er werden wohl alles hergeben, um
von den 12 bzw. 4 Sek. Vorgabe noch etwas ins
Ziel zu behalten, was ihnen auch gelingen ſollte.
Einen beſonders ſpannenden Verlauf wird die 10
mal 50 Meter Kraulſtaffel nehmen.
Turngeſell=
ſchaft und Polizei ſind gleich ſtark und werden dem
Klub ein Aufholen ihres Vorſprungs recht ſchwer
machen. Tritt auch die Turngemeinde in ſtärkſter
Beſetzung an, ſo ſollten die vier Mannſchaften nur
geringe Zeitunterſchiede im Ziele trennen.”
Klaſſe 2 ſchwimmt: 200 Meter Bruſt, 100 Meter
Rücken und 4 mal 100 Meter Bruſt. Die
Schwim=
mer von Merck ſind noch zu unbekannt, als daß hier
eine Vorausſage möglich iſt. Immerhin muß ſich
Jungdeutſchlands 2. auf ſtarken Widerſtand gefaßt
machen.
Die Damen werden ſich über 4 mal 50 Meter
Kraul 6 mal 50 Meter Bruſt und 100 Meter
Rük=
ken Kämpfe liefern, die denen der Herren um nichts
nachſtehen. In der Kraulſtaffel haben ſowohl die
„46er” Turnerinnen als auch die beiden Staffeln
Jungdeutſchlands Sieges=Ausſichten. Die geringen
Unterſchiede, die im Vorjahre zwiſchen den drei
Staffeln beſtanden, ſind durch die diesjährigen
Vor=
gaben faſt ausgeglichen. Das gleiche gilt für die
Bruſtſtaffel. Im Rückenſchwimmen ſtellt wohl der
Schwimmklub die Siegerin, während ſich ſeine
übri=
gen Teilnehmerinnen mit den Turnerinnen in die
Plätze teilen werden.
Durch die niederen Eintrittspreiſe iſt jedermann
Gelegenheit geboten, die Winterkämpfe zu
be=
ſuchen.
Fußball.
SV. 98 Darmſtadt — Fußball=Jugend.
Heute, Mittwoch, abends 6,45 Uhr, findet in der Stadion=
Gaſtſtätte Jung eine Spielerverſammlung ſtatt, zu der
jedes Mitglied pünktlich zu erſcheinen hat.
Auf dem Stadion in Michelſtadt findet am
kommen=
den Sonntag das Spiel des dortigen Sportvereins gegen den
Tabellenzweiten Rotweiß Darmſtadt ſtatt. Michelſtadt iſt auf
ſeinem Gelände ein äußerſt ſtarker Gegner, der ſchon des öfteren
in der Tabelle höher rangierende Mannſchaften geſchlagen nach
Hauſe ſchickte. Mit den Darmſtädter Rotweißen gaſtiert jedoch am
Sonntag eine Mannſchaft auf dem Stadion, die den Michelſtädtern
das Siegen nicht leicht machen wird, zumal die Gäſte verſuchen
werden, ihren guten Platz in der Tabelle auch weiterhin zu
hal=
ten. Vorher treffen ſich die Reſerven beider Vereine.
Eckball vor dem ungariſchen Tor.
Ringen im Gau 13.
Tabellenführer holen Punkke.
Aus dem Länderſpiel Deutſchland—Ungarn:
Der ungariſche Torhüter Hada boxt den Eckball ins Feld zurück.
Kreis Mainz: Kreisliga: Alemannia Nackenheim —
Athl.=Cl. Mainz=Koſtheim 6:13. Athl.=Cl. Laubenheim — Hagen
Worms 16:4. —.=Klaſſe: Hellas Mainz — Kr.SC.
Amöne=
burg 10:9. Athletia Wiesbaden — Athl.=Cl. Mainz=Weiſenau,
2. Mannſch., 7:13.
U.
Der letzte Kampfſonntag brachte in Fortſetzung der Kämpfe
der Rückrunde Stärkung der Tabellenführer. Oberſtein ſchlägt
auch in dem Rückkampf den Zweiten Kreuznach, und 88 Mainz
gewinnt gegen Dieburg.
Im Bezirk Darmſtadt=Mainz:
Athletik=Sport=Verg. 88 Mainz — Turngmd. Dieburg 17:3.
Stemm= u. Rakl. Lampertheim — Athl.=Sp.Ver. Bensheim 14:5.
Kr. Sp.=Verein 1910 Darmſtadt Polizei Darmſtadt 10:10.
Vorwärts Groß=Zimmern — Athl.=Cl. Mainz=Weiſenau 11:7.
Bei ſehr unruhigem Publikum, das mit den Entſcheidungen
des Kampfgerichts nicht einverſtanden war, lief das Treffen
Die=
burg gegen Mainz vom Stapel. Wenn auch der Sieg der
Mainzer nicht in Frage ſtand, ſo gibt aber die Höhe des
Reſul=
tates nicht die Kampfesſtärke beider Mannſchaften wieder. Die
Dieburger Mannſchaft iſt beſtimmt nicht ſo ſchlecht wie das
Re=
ſultat beſagt. Dieburg trat ohne Lunkenheimer an und waren ſo
ſchon 3 Punkte für Mainz ſicherer, die auch Neukeroth gegen den
eingeſtellten Erſatzmann ſicherte. Im Federgewicht ward Ohl
Sieger. Die übrigen Siege fielen durch Guthmann. Quick, Gros,
Korn und Klick an Mainz. Erſterer und letzterer waren ſehr
fraglich.
Bensheim kämpfte in Lampertheim, wo die
Einheimi=
ſchen ſicherer Sieger wurden. Für den Gaſt ſiegte Freitag nach
Punkten und Keller durch Aufgabe ſeines Gegners. Für
Lam=
vertheim waren Müller, Kettler, Grisheimer, Klingler und
Reiter erfolgreich, letzterer nach Punkten.
Ueber den Lokalkampf 1910 und Polizei in Darmſtadt iſt
be=
richtet.
Groß=Zimmern gewinnt, wie erwartet, über den
Ta=
bellenzweiten Mainz=Weiſenau. Reinhardt=Gr.=Zimmern, der ſich
bei jedem Kampf, bei dem er nicht Sieger wird, benachteiligt
fühlt, gab auch hier wieder eine Note für ſich ab. Dem Verein
wäre es zu empfehlen, zu prüfen, ob derſelbe noch weiter in der
Mannſchaft aufzuſtellen iſt. Nicht erſt warten, bis die Strafe
kommt. Für Groß=Zimmern ſiegten Herbert, Weidner,
Kaffen=
berger, für Weiſenau Fr. Mundſchenk und Ditt. Ohl und Danz
trennten ſich unentſchieden von Joſ. Mundſchenk und Haag.
Bezirk Nahe: Athletenklub Oberſtein — Athletik=Sport=
Vgg. Kreuznach 11:6. Athletik=Sp.=Vgg. Bingen —
Mittelbollen=
bach 10:7. Waldböckelheim — Athl.=Verein Kirn 9:11.
Hammer=
ſtein — Bingen=Büdesheim 16:4.
Bezirk Frankfurt: Germania Hösbach — Athl.=Sport=
Vgg. 86 Frankfurt 10:8. Eiche 01 Hanau — Viktoria 1912
Ecken=
heim 9:8.
Vom Rhein nach Kapſtadk mit dem Faltbook.
Wie aus Rom gemeldet wird, ſind dort die beiden auf einer
Weltreiſe befindlichen deutſchen Faltbotfahrer Gebrüder Heinrich
und Kurt Schildmann wohlbehalten eingetroffen. Das
Ita=
lieniſche Olympiſche Komitee bot den beiden deutſchen
Sports=
leuten Gaſtfreundſchaft an und brachte ſie in den
Unterkunftsräu=
men des prächtigen Parteiſtadions in Rom unter. Die Gebrüder
Schildmann, die vor einigen Jahren bereits einen Fußmarſch
von Deutſchland nach Indien durchgeführt haben, ſind im
Septem=
ber in Duisburg mit ihrem 5,25 Meter langen und 90
Zen=
timeter breiten Faltboot aufgebrochen, und mit dieſem
gebrech=
lichen Fahrzeug wollen ſie bis nach Kapſtadt fahren. Ihr
bis=
heriger Weg führte ſie zunächſt den Rhein aufwärts bis nach Chur,
von dort ging es mit der Bahn zum Como=See und von dort
weiter auf dem Waſſerwege über Venedig, Trieſt, Pola und Fiume
nach Zara in Dalmatien. Für die Fahrt über die Adria nach
Ancona wurde ein Dampfer und bis Orte die Eiſenbahn benutzt.
Dann ging es den Tiber abwärts mit dem Boot nach Rom Die
weitere Reiſeroute führt über Neapel, Palermo, Malta,Tripolis
nach dem Suez=Kanal und dann die oſtafrikaniſche Küſte entlang
bis nach Kapſtadt.
Broccardo=Guimbretiere hatten beim Dortmunder
Sechstage=
rennen auch nach Beendigung des dritten Tagesabſchnittes in der
Nacht zum Montag weiter die Führung inne. In dieſem Abſchnitt
ſelbſt wurden Schön=Ippen Sieger. Am Dienstag nachmittag um
17 Uhr lagen Lohmann=Dinale und Vopel=Korsmeier mit
Run=
denvorſprung vor Schön=Jppen, Bogaert=Jgnat, Broccardo=
Guim=
bretiere und Kilian=Pützfeld an der Spitze.
Die „Deutſchland=Riege” der D. T. wird am 4.
Fe=
bruar in ausgezeichneter Beſetzung, in Landau in der Pfalz
an=
treten.
Zwölf Nationen, darunter auch Deutſchland, haben zu
den Eishockey=Weltmeiſterſchaften vom 3. bis 11. Februar in
Mai=
land gemeldet. Die deutſchen Spieler werden vorher noch an den
Deutſchen Winterkampfſpielen und Deutſchen Meiſterſchaften im
Harz teilnehmen.
Kanadas Vertreter bei der Eishockey=
Weltmeiſter=
ſchaft, die Saskaton Quakers, geben ihr deutſches Debut am
Wochenende in Berlin gegen den Berliner Schlittſchuhklub. Am
28. Januar und 1. Februar ſind die Kanadier in München und
auf dem Rieſſerſee Gäſte des Sportklubs Rieſſerſee.
Handball im Kreis Odennald.
Ergebniſſe vom 14. Januar:
Lengfeld — Groß=Umſtadt 5:2 (4:0).
Reinheim — Nieder=Klingen 4:3 (3:0).
Heubach — Schaafheim 7:0 (4:0).
Altheim — Richen 2:2 (1:1).
Fr.=Crumbach 2. — Gr.=Bieberau 2. 3:3 (3:2).
In Lengfeld treten beide Mannſchaften erſatzgeſchwächt an
und liefern ſich ein anſtändiges Spiel auf aufgefrorenem Boden.
Lengfeld, durch zwei Strafwürfe, die zu Toren führten,
angefeu=
ert, geht mehr als ſein Gegner aus ſich heraus und kann bis kurz
vor Spielende auf 5:0 erhöhen, Gr.=Umſtadt wirft in den letzten
Minuten noch zwei Tore. — Reinheim geht bei leichter
Ueber=
legenheit bis zum Seitenwechſel mit 3:0 und nach demſelben mit
4:0 Toren davon. Von da ab kam Nieder=Klingen zu Wort und
kann bis zum Schlußpfiff noch auf 4:3 herankommen. Reinheim
fand ſich mit ungünſtigen Bodenverhältniſſen beſſer ab und ſiegte
knapp aber verdient.
In Heubach ſiegt die Platzelf auf Grund beſſerer
Geſamtlei=
ſtung verdient. Die Gäſte verloren die Luſt, nachdem eine hohe
Niederlage unabwendbar ſchien und zwei Spieler den Platz
ver=
laſſen mußten. — Das Altheimer Spiel litt ſchwer unter den
ſchlechten Platzverhältniſſen. Die Mannſchaften waren faſt
gleich=
wertig; das Reſultat entſpricht dem Spielverlauf. — In Fränk.=
Crumbach erſchienen beide Mannſchaften mit Verſtärkung aus der
Erſten. Das Ergebnis entſpricht dem Spielverlauf.
Die übrigen Spiele fielen aus, da die Plätze nicht beſpielbar
waren.
Am kommenden Sonntag kommen keine Spiele zum Austrag.
Sämtliche Schiedsrichter und Spielwarte treffen ſich an dieſem
Sonntag zu einer wichtigen Pflichttagung in Mümling=Grumbach.
50 nebenbei ..."
Ein „Fall Reſi Franz”.
Auf eine ganz eigenartige Weiſe hat ſich im
württember=
giſchen Gau ein „Fall Reſi Franz” entwickelt. Bekanntlich ging
der alte, ruhmreiche Fürther Internationale vor einiger Zeit zum
VfR. Heilbronn, wo er zuletzt ſogar ſpieleriſch wieder tätig war.
Nun hat ſich folgendes ereignet: Der Spieler Walter von Union
Böckingen nannte den Spieler Franz einen Berufsſpieler und für
dieſe Beleidigung wurde Walter auf vier Wochen geſperrt. Um
Böckingen aber Gelegenheit zu geben, den Wahrheitsbeweis zu
erbringen, wurde die Strafe acht Tage ausgeſetzt, aber ſchon jetzt
haben die amtlichen Stellen gegen Franz und den VfR. Heilbronn
ein Verfahren wegen Verſtoßes gegen die Amateurgeſetze
einge=
leitet und den Spieler Franz vorläufig geſperrt.
Rundſunk=Programme.
10.10:
10.45:
14.30.
16.00;
Frankfurt: Mittwoch, 17. Januar
Schulfunk. Die Brüder Grimm. Von ihrer Arbeit und
ihrem Leben.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
(Nur für Freiburg): Nachrichten.
17.45:
18.00
18.25:
19.45:
21.55:
21.00:
B.00:
9.00:
9.40:
10.10
11.00:
14.45:
15.45:
16.00:
17.00:
17.15:
17.35:
18.05:
18.30
19.00
19.50:
20.00
80.30:
21.00:
B.00:
Stuttgart: Nachmittagskonzert des Südfunkorcheſters. Ltg.:
Otto Senfert. Soliſt; Herm. Rieth (Baß). Am Flügel:
Hugo Herrmann. — Einlage (17.00): Vom
Deutſchland=
ſender: Angriffswaffen der Flugzeuge. Ein Geſpräch mit
Hauptmann Koehl.
Aus Zeit und Leben.
Köln: Stunde der Jugend. Achtung, die HJ. hat das Wort!
Köln: Deutſch für Deutſche.
19.00: Köln: Eine Stunde Soldatenmuſik. Geſungen und geblaſen.
Die Löwin und der General Hörſpiel von Ed. Reinacher.
München: Univ.=Prof. Dr. Haushofer: Weltpolitiſcher
Mo=
natsbericht.
Berlin: 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.
22.40: Köln: Beim Dortmunder Sechstagerennen,
Köln: Ludwia van Beethoven.
23.45: Stuttgart: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 17. Januar
Schulfunk: „... und ſie lagen auf der Bärenhaut.” Hörfolge.
Kindergymnaſtik.
Turmmuſiken. Vom Mittelalter bis zur Jetztzeit.
Zeitfunk. — 11.30: Dr. Gerta Wendelmuth: Zubereitung
der Gemüſe im Winter. — 11.50: Zeitfunk.
Kinderliederſingen. — 15.15: Tierſchutzfunk für Kinder.
Aus alten Zeitſchriften: „Wir leſen Heinrich von Kleiſt’s:
Berliner Abendblätter.
Stuttgart: Nachmittagskonzert.
Angriffswaffen der Flugzeuge. (Geſpräch mit Hauptm. Köhl.)
(Aufnahme.)
Techniſche Bauſtunde der Jugend: Bau von Flugzeugmodellen,
Gleit= und Segelflugzeugen.
Querſchnitt durch den Lauri=Volpi=Film: Das Lied der Sonne:
Pfarrer Themel: Was uns bewegt, H. G. Görner (Orge).
Dr. Joh. Günther: Das verfluchte Wort „Intereſſe‟.
Köln: Soldatenmuſik. Geſungen und geblaſen.
Ober=Ing. Nairz: 10 Minuten. Funktechnik.
Kernſpruch. — 20.10: München: Weltpolit. Monatsbericht.
Drei erdachte Geſpräche von Paul Ernſt: Unſterblichkeit.
Dichter und Maler. — Die Macht des Geſanges.
L. v. Beethoven: 3. Symphonie. Ltg.: Frichhoeffer.
Uebertragung Sendergruppe Weſt: Klavier=Trio op. 1, 3 und
Cello=Sonate op. 69.
Welterbericht.
Erneute Staffeln wärmerer Ozeanluft dringen über die
bri=
tiſchen Inſeln vor. Sie werden auch uns berühren und zu
mil=
dem, trübem und regneriſchem Wetter führen.
Ausſichten für Mittwoch, den 17. Januar: Wechſelnd wolkig,
an=
fänglich noch kurz aufklarend, wieder milder, zeitweiſe
Nie=
derſchläge.
Ausſichten für Donnerstag, den 18. Januar: Starke Eintrübung
mit Niederſchlägen, milder, ſüdweſtliche bis weſtliche Winde.
Blaſſes Ausſehen
und Müdigkeit
ſind bei Kindern und Erwachſenen
Zei=
chen einer geſchwächten Geſundheit. Eine
Kur mit Scotts Emulſion hilft, neue
Kraft zu gewinnen, bringt die
Lebens=
freude zurück und bereichert das Blut.
Scotts Emulſion iſt eines der beſten
Kräftigungsmittel in Fällen von
Schwäche, Blutarmut, zehrenden
Krank=
heiten, Skrofuloſe und engliſcher
Krank=
heit. Scotts Emulſion belebt den Appetit und
verſchafft dem ganzen Körper
beſonders wichtige Nährſtoffe.
Berlangen Sie ſtets die echte
Scotts
Emulſion
Sie iſt reich an geſundheits=
und wachstumsfördernden
Vitaminen.
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Infolge Auflöſung eines herrſchaftlichen
Haus=
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1 Ziertiſch m. Onixplatte, 1 Schreibt. m. Aufſatz,
1 Schreibt.=Seſſel, 1 Sofa m. 2 Seſſeln (
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bezug), 2 Polſterſeſſel, 2 Liegeſtühle, 2 Hocker, 1
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ſowie die Lieferung von Torfmull, Kunſtdünger
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Grund der Reichsverdingungsordnung vergeben
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Die Bedingungen liegen bei dem unterzeichneten
Amte Grafenſtraße No. 30, 1. Stock, Zimmer No. 9
offen. — Angebote ſind bis Mittwoch, den 24.
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Darmſtadt, den 17. Januar 1934
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Mittwoch, 17. Januar
leſte Nachrichten
Der deutſche Kartoffelmarkt am Jahresanfang
Höhere als vorgeſchäßte Ernke. — Günſtiger Berwerkungsftand. — Feſte und geſicherke Marktlage.
Verbreikerke Abſahgrundlage für Fabrikkarkoffeln.
Günſtige Abfchlüfſe und Ausſichten — Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.
in Muttariofſein.
Von Dr. Heinz Roth, Beratender Volkswirt, R.D.V., Krefeld.
Der deutſche Kartoffelmarkt kann mit größter Befriedigung
an der Jahreswende auf die bis jetzt verfloſſene Zeit des
Wirt=
ſchaftsjahres 1933/34 zurückblicken. Das Herbſtgeſchäft hat ſich in
einer kaum erwarteten Form durch die Hilfe des grandioſen
deut=
ſchen Winterhilfswerkes entwickelt, ſo daß große Mengen
um=
geſetzt werden konnten. Die Verwertungsmaßnahmen, einfach und
klar, ſind ſo angeordnet, daß ſich jetzt ſchon erhebliche Einflüſſe
zeigen. Durch die Verwertungsmaßnahmen iſt in erſter Linie
erreicht, daß die Kartoffel wieder in ihre alten Vorrechte, erſtes
und gutes Futtermittel zu ſein, eingeſetzt wurde und erheblich
dazu beitragen muß, den genialen Fettplan zur Durchführung zu
bringen. Das Fettſchwein jedenfalls, deſſen Futtergrundlage
engſtens mit der Kartoffel zuſammenhängt, iſt im Vormarſch
be=
griffen. Der Auftrieb des Fettſchweins zu den 11 größten
Vieh=
märkten Deutſchlands erreichte bereits im November vor. Jahres
30 v.H., während die entſprechenden Hundertteile vom November
1932 nur 17,3 und vom November 1931 gar nur 11,3 betragen.
Aber auch auf allen anderen Verwertungszweigen geht es
vor=
wärts. Deshalb kommt es durchaus nicht ungelegen, wenn die
Preisberichtsſtelle beim Reichsnährſtand von einer günſtigen
Ver=
wertungslage zu berichten weiß und die endgültige Schätzung der
Kartoffelernte 1933 um gegen 400 000 To. größer als die
Vor=
ſchätzung bekanntgegeben wird. Die Kartoffelernte 1933 beträgt
nach dieſer Endſchätzung 44,07 Millionen To gegen 43,65 Mill.
To. der Vorſchätzung und gegen 47,01 Mill. To. im Jahre 1932.
Am 30. November waren noch 27,48 Mill. To. in den Händen
der deutſchen Landwirtſchaft gegen 28,28 Mill. To. zur gleichen
Zeit des Vorjahres. Verkaufsverfügbar wurden allerdings an
dieſem 30. November nur 7,06 Mill. To von der deutſchen
Land=
wirtſchaft geſtellt. Daraus mag man auch die Zuverſicht erkennen,
die die deutſche Landwirtſchaft am Jahresanfang beſonders in
die Verwertungsentwicklung ſetzt. Dies zeigt ſich nach außen,
daß Angebote kaum vorliegen. Man wartet alſo in Ruhe ab, bis
ſich die Nachfrage regt, zumal man beſonderen Wert darauf legt,
genügende Mengen Futterkartoffeln zurückhalten zu können.
Unter dieſen Umſtänden darf es nicht wundernehmen, wenn die
Marktlage am Jahresanfang eine durchaus geſicherte und feſte,
iſt. Die Preiſe haben im allgemeinen ihren Stand behauptet
und ſind — was die lange Froſtzeit in der erſten Dezemberhälfte
des Vorjahres nicht fertiggebracht hat — ſogar in den letzten
Tagen des Vorjahres etwas angezogen. Den Höchſterzeugernreis
konnte die Verſteigerung in Weſel am 28. Dez. 1933 mit 2,40 bis
2.70 RM. für Induſtrie, Erdgold und ähnliche Sorten erzielen.
Die Großhandelspreiſe für die gleichen Sorten lagen am
Jahres=
anfang je Zentner loſe ab Station im Oſten bei 1.85—1.90 RM.
in Mitteldeutſchland bei 1.85—1.,95 RM., in Weſtdeutſchland bei
2.40—2,55 RM., und in Süddeutſchland bei 1,90—2,20 RM. Die
Nachfrage zeigte ſchon um die Jahreswende eine regere Tätigkeit,
was um ſo erklärlicher iſt, als einmal die Zeit des harten
Fro=
ſtes in der erſten Dezemberhälfte und zum zweiten auch die
Feier=
tage in der zweiten Dezemberhälfte die Entwicklung zu einem
lebhafteren Geſchäft verhindert haben. Da die Nachfrage
über=
wiegt, neigen die Preiſe zu leichten Preiserhöhungen.
Von der beſonderen Bedeutung, die die deutſche
Futterkar=
toffel auch weiterhin haben wird, wurde bereits geſprochen. Aber
auch der Feld= alſo der unſortierten Kartoffel kommt große
Be=
achtung zu. Denn gerade die Feldkartoffel wird weiterhin als
zuſätzlicher Bedarf ſeitens der minderbemittelten Bevölkerung in
Anſpruch genommen werden, und vor allem dann, wenn die
Preiſe auf die Dauer doch weiter in die Höhe gehen werden. Die
Nachfrage in Feldkartoffeln iſt daher eine ſtetige, nie abreißende
geweſen. Wenn das Angebot meiſt auch nicht ausreichte, ſo wurde
der Bedarf auf die Dauer und bei längerem Warten doch gedeckt.
In Fabrikkartoffeln war das Geſchäft nach dem Herbſtgeſchäft
nach und nach eingeſchlafen. Doch durch die gute Nachfrage nach
Kartoffelflocken, die durch die Beimiſchung zu Hühnermiſchfuttern
eine vergrößerte Abſatzgrundlage fanden, und durch die
Abſatz=
verbreiterung der Erzeugniſſe der deutſchen
Kartoffelſtärkeindu=
ſtrie bekam der Fabrikkartoffelmarkt einen erneuten Auftrieb.
Auch die Brennereien traten endlich als Käufer auf. Sehr
wirk=
ſam wurde der deutſche Fabrikkartoffelmarkt durch Maßnahmen
für die deutſche Kartoffelſtärkeinduſtrie unterſtützt. Die
Backhilfs=
mittelinduſtrie iſt veranlaßt worden. 8000 To. Kartoffelwalzmehl
in ihren Backhilfsmitteln zu verarbeiten, Außerdem iſt die
Maispuddingmehlinduſtrie veranlaßt worden, zunächſt 1500 To.
Kartoffelpuddinamehl zu einem Preis abzunehmen und zu
ver=
kaufen, der 10 Rvfg. unter dem gleichen aus Mais hergeſtellten
Erzeugnis liegt. In dieſer Maßnahme liegt auch eine große
Ver=
günſtigung für den deutſchen Verbrauch, da das
Kartoffelpudding=
mehl auf Grund neuer und vatentierter Verfahren durchaus
dem aus ausländiſchen Rohſtoffen hergeſtellten Erzeugnis
gleich=
wertig iſt. Die Ausſichten des Fabrikkartoffelmarktes ſind, alſo
weiterhin günſtig, ganz abgeſehen von den Mengen, die die
Bren=
nereien zur Herſtellung des Spiritusaufkommens noch benötigen.
Das froſtfreie Wetter in der zweiten Dezemberhälfte hatte
die unterbrochenen Verladungen vor allem die zu Schiff nach
Italien wieder aufnehmen laſſen. Vornehmlich wurden die
Men=
gen der Erzeugergebiete zur Verſchiffung herangezogen, die den
großen Seehäfen am nächſten liegen, da bei den Verkaufspreiſen
äuäßerſt kalkuliert werden mußte. Vereladungen in
Saatkartof=
feln fanden bisher nur in Frühkartoffeln ſtatt. die des
Vorkei=
mens wegen zur dringenden Verladung angefordert wurden. Die
mittelfrühen und vor allem die ſpäten Sorten wurden eifrigſt
zur Lieferung im Frühjahr gekauft. So konnten vor allem auch
größere Mengen Originalſaatkartoffeln, ſo die induſtrieähnlichen
krehsfeſten Sorten. an der Spitze Erdgold, und auch ſtärkehaltige
Wirtſchaftskartoffeln, wie zum Beiſpiel Parnaſſia, Roland uſw.
zur Frühjahrslieferung verkauft werden. Dieſe Käufe fanden um
ſo mehr Anregung, weil für im Noyember und Dezember vorigen.
Jahres zur Frühjahrslieferung getätigte Abſchlüſſe vielfach
Ein=
kaufsprämien his zu 5 v.H. des Rechnungsbetrages gewährt
wur=
den. Das Ausland vor allem auch Frankreich, das ſonſt faſt nur
Handelsſaaten kaufte, hat infolge der günſtigen Preiſe größere
Abſchlüſſe getätigt. Außer Originalſaaten waren meiſt erſte
an=
erkannte Abſaaten gefragt.
Aus dieſer Nachfrage mag man erſehen, daß der deutſche
Bauer auch in der Saatenfrage zur Qualität zurückkehrt, zumal
er ſicher ſein kann, daß das ſo angelegte Kapital ſich im nächſten
Wirtſchaftsjahr verzinſen wird. Da die Preiſe der
Saatkartof=
feln auch nach Fortfall der Vergünſtigungen immer noch als
ent=
gegenkommend bezeichnet werden müſſen, darf man von der
Ent=
wicklung des deutſchen Saatkartoffelgeſchäfts noch größere Umſätze
erwarten.
Produktenmärkke.
Berliner Getreidemarkt vom 16. Januar. Unternehmungsluſt
weiter gering. Beſuch mäßig. Verhältnis von Angebot und
Nachfrage hat keine Beſſerung erfahren. Preisniveau allgemein
kaum behauptet. Für ſpätere Lieferung bei Weizen vereinzelt
Nachfrage, jedoch Forderungen und Gebote ſchwer in Einklang zu
bringen. Verwertungsmöglichkeiten für Exportſcheine
unbefrie=
digend. Mehl in Lokoware vom Konſum für täglichen Bedarf
aufgenommen. Angebot in Hafer und Gereſte keineswegs
dring=
lich; Konſum disponiert aber ſehr vorſichtig. Auch für Saathafer
geforderte Preiſe nicht durchzuholen.
Die Geſchäftsſtille der letzten Tage machte geſtern an der
Berliner Börſe womöglich weitere Fortſchritte, da die
außen=
politiſchen Ereigniſſe, insbeſondere der Verſuch Frankreichs mit
der Saarfrage ein neues Spannungsmoment in die deutſch=
fran=
zöſiſchen Beziehungen zu bringen, etwas zur Zurückhaltung
ver=
anlaßten. Daneben ſteht natürlich Rooſevelts Währungsbotſchaft
im Vordergrund des Intereſſes, ohne daß jedoch ein beſonderer
Einfluß auf den Effektenmarkt feſtzuſtellen iſt. Unter dem
Ein=
druck der Geſchäftsſtille gaben die Kurſe naturgemäß leicht nach,
doch hielten ſich die Einbußen in verhältnismäßig engen Grenzen.
Montane waren zum Beiſpiel nur bis ½ Prozent gedrückt, mit
nultoren 2 Prou, die Uiſgen Were hs 1i Pro Andererſeis
waren Farben am Anfang ½ Prozent feſter; vorübergehend ging
der Kurs bis auf 124½. Um je 1½ Prozent feſter kamen auch
Aſchaffenburger Zellſtoff ſowie Waldhof an. Gut behauptet waren
Schiffahrtswerte auf die Ausführungen des Generaldirektors der
Nordatlantikgemeinſchaft. — Der Rentenmarkt verkehrte
eben=
falls in ſehr ruhiger Haltung; es war vereinzelt wieder leichtes
Angebot vorhanden, ſo daß die Kurſe zum Teil nachgaben. Von
den variabel gehandelten deutſchen Renten gaben Neubeſitzanleihe
um 30 Pfg. nach, während Altbeſitz mit 98,60 unverändert
blie=
ben. — Im weiteren Verlauf trat, ausgehend von der
Farben=
aktie, die bis auf 125½ anzog, eine leichte Befeſtigung
verſchie=
dener Werte ein, die ſich jedoch kaum als dauerhaft erwies.
Ledig=
lich Montanwerte blieben gebeſſert, ſo Rheinſtahl mit plus 7,
Klöckner plus ½. Reichsbankanteile kamen im Verlauf mit 166½,
d. h. 1½ Prozent unter Vortagsſchluß, zur Notiz.
An der geſtrigen Frankfurter Börſe war das Geſchäft
wiederum klein. Im Hinblick auf die außenpolitiſchen Ereigniſſe
hält ſowohl das Publikum als auch die Kuliſſe ſtärker zurück und
gehen Neuengagements nur im notwendigſten Falle ein. Die
angekündigten Maßnahmen Rooſevelts brachten gewiſſe
Unſicher=
heit und einen Rückgang des Dollarkurſes; auch das engliſche
Pfund lag im Zuſammenhang damit ſchwächer, zumal man unter
Umſtänden mit gleichen Maßnahmen der engliſchen Regierung
rechnen kann. Dieſer Schritt würde zur Folge haben, daß die
Beziehungen zu den Exportländern neuen Schwierigkeiten
unter=
worfen würden. Am Markte der Dollarbonds lagen diejenigen
Werte, die von Amerika noch arbitriert werden können, ſchwach
und gaben bis zu 1½ Prozent nach. Stahlvereinbonds verloren
½8 Prozent. Von deutſchen Anleihen konnten ſich Altbeſitz um
½ Prozent befeſtigen; ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen lagen
gut behauptet und Neubeſitz unter mehrfachen Schwankungen 4
Prozent niedriger. Am Aktienmarkt wurde die Mitteilung von
erhöhtem Kali=Inlandsabſatz mit Befriedigung vermerkt. Die
Tendenz war etwa behauptet. Farbeninduſtrie bei kleinen
Um=
ſätzen plus ½ Prozent, auch Metallgeſellſchaft ½ Prozent höher,
dagegen Scheideanſtalt erneut unter Druck und 2 Proz. ſchwächer.
Montanwerte lagen meiſt etwas niedriger. Klöckner minus 1,
Rheinſtahl und Mannesmann je minus ½ Prozent; andererſeits
Harpener ½ Prozent und Mansfeld Bergbau 1½ Prozent höher
Elektrowerte lagen uneinheitlich; Geſfürel gewannen 1 Prozent.
Schuckert gingen ¼ Prozent zurück. Von Zellſtoffwerten konnten
Waldhof 2½ Prozent anziehen. Im einzelnen: Daimler minus
½ Proz. Aku minus ½ Proz., Continental Gummi plus ¼ Proz.
Im Verlaufe ging das Geſchäft am Rentenmarkt noch eine
Klei=
nigkeit zurück.
Die Abendbörſe lag infolge der durch die amerikaniſche
Währungsunſicherheit, verurſachten Zurückhaltung nahezu
geſchäfts=
los. Die Stimmung war jedoch nicht unfreundlich, indeſſen
brök=
kelten die Kurſe aber auf Grund der Geſchäftsſtille gegenüber
dem Berliner Schluß um etwa 0.25—0,50 Prozent ab. Der
plötz=
liche Rückgang der Energieverſorgungswerte an der geſtrigen
Berliner Schlußbörſe hat die Zurückhaltung noch eher verſtärkt;
Bekula waren hier aber um 0.75 Prozent erholt, gegen den
Frankfurter Schluß büßten ſie allerdings noch 1,5 Proz. ein.
Deviſenzukeilung bei der Einfuhr von Zelſtoff.
Durch die Verordnung über die Einfuhr von Waren vom
9. Januar 1934, die am 15. Januar in Kraft getreten iſt wurde
die Einfuhr von Zellſtoff verboten und iſt nur noch mit einer
beſonderen Bewilligung des Reichskommiſſars für Aus= und
Ein=
fuhrbewilligung zuläſſig. Nach dem Runderlaß Nr. 70/1932 des
Reichswirtſchaftsminiſters durfte die allgemeine Genehmigung
nach 3/3 der Richtlinien für die Bezahlung von ausländiſchen
Zellſtoffen nicht verwendet werden. Dieſer Runderlaß Nr. 70/32
wird mit ſofortiger Wirkung aufgehoben. An ſeiner Stelle gilt
folgendes: Zur Leiſtung von Auslandszahlungen für dieſe
nun=
mehr einfuhrverbotenen Waren muß ab 15. Januar 1934 bei der
örtlich zuſtändigen Deviſenſtelle jeweils unter Vorlage der
Ein=
fuhrbewilligung und der Unterlagen, aus denen ſich die Höhe
der Zahlung ergibt, ein Antrag auf Erteilung einer
Einzelgeneh=
migung geſtellt werden. Dieſe iſt bei Erfüllung der
Vorausſetzun=
gen in jedem Falle zu erteilen. Bei Zahlungen nach Ländern,
mit denen ein Zahlungsabkommen irgendwelcher Art beſteht,
müſſen die Beträge auf die bei der Reichshauptbank Berlin
ge=
führten Sonderkonten der ausländiſchen Zentralnotenbanken
überwieſen werden. Da nach dem Runderlaß Nr. 70/32 die
An=
träge auf Erteilung von Zahlungsgenehmigungen vor der
Ein=
fuhr von Zellſtoffen zu ſtellen waren, können für diejenigen
ein=
zuführenden Zellſtoffmengen, für die Zahlungsgenehmigung
be=
reits vorliegt, Auslandszahlungen geleiſtet werden. Das gilt
jedoch nur für diejenigen Waren, die bis zum 15. Januar 1934
zollamtlich abgefertigt wurden. Im übrigen verlieren ſämtliche
anderen bisher erteilten Genehmigungsbeſcheide für Zellſtoff mit
Wirkung vom 15. Januar 1934 ab ihre Gültigkeit und ſind von
den Deviſenſtellen einzuziehen. Anträge auf Leiſtung von
Zah=
lungen für bereits eingeführten Zellſtoff iſt grundſätzlich nicht
zu entſprechen. Laufende oder noch nicht entſchiedene oder neue
Anträge ſind in allen Fällen zurückzugeben mit dem Erſuchen,
zu=
nächſt die Einfuhrbewilligung beizubringen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zuſammenarbeit der deutſchen und norwegiſchen
Fiſchwirt=
ſchaft. Zwiſchen den deutſchen Heringseinführern und der
Nor=
wegiſchen Zentralgenoſſenſchaft für Abſatz norwegiſcher Heringe
iſt ein privatwirtſchaftliches Abkommen geſchloſſen worden, das
die Einfuhr von friſchen Heringen aus Norwegen in die
Geſamt=
regelung des deutſchen Friſchheringsmarktes einbezieht. Es
han=
delt ſich nicht um eine Kontingentierung der Einfuhr, ſondern um
Vereinbarungen über die Anpaſſung der norwegiſchen Einfuhr
an die jeweiligen deutſchen Bedarfsverhältniſſe.
Das Abkommen der Rudolph Karſtadt AG. mit ihren
Dol=
larbondsgläubigern in Kraft geſetzt. Der Reorganiſationsplan,
den die Rudolph Karſtadt AG. am 18. April 1933 mit dem New=
Yorker Schutzkomitee der Bondsgläubiger ihrer 6prozent.
Dollar=
anleihe vereinbart hat, iſt mit dem heutigen Tage durch
gemein=
ſame Erklärung des Schutzkomitees und des Vorſtandes der
Ge=
ſellſchaft in Kraft geſetzt worden. Zu den Bedingungen des
Planes können Bonds nur noch bis ſpäteſtens 31. Januar 1934
hinterlegt werden. Die Ausſchüttung der im
Reorganiſations=
plan vorgeſehenen 7½prozent. Rückzahlung auf die hinterlegten
Bonds erfolgt ab 5. Februar 1934.
Viehmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 16. Januar. Auftrieb:
Rin=
der 720, darunter 48 Ochſen, 8 Bullen, 664 Kühe oder Färfen,
ferner 303 Kälber 766 Schweine. Notiert wurde pro Zentner
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 25—30, b) 20—24; Bullen
C) 22—25; Kühe a) 21—26, b) 16—20, c)) 12—15; Färſen a) 22
bis 31. Kälber Doppellender —, andere a) 32—37, b) 24—32,
c) 12—24:, Lämmer Hammel und Schafe nicht notiert.
Schweine=
markt fand geſtern ſtatt. Marktverlauf: Rinder ſchleppend.
Ueber=
ſtand; Kälber ruhig, langſam geräumt.
Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Die Bonner Induſtrie= und Handelskammer hat ihre
Auf=
löſung und ihr Aufgehen in der Kölner Kammer beſchloſſen, um
die Verwaltungsführung der Wirtſchaft im Kölner Bezirk zu
vereinheitlichen. Vom Preußiſchen Miniſterium für Wirtſchaft
und Arbeit wurde dieſe Maßnahme gebilligt. Vorſitzender der
neugebildeten Kammer iſt für 1934 Bankier Fritz von Schröder.
Der Süddeutſche Zinkblechverband teilt mit, daß die Preiſe
mit ſofortiger Wirkung um zirka 2 Prozent ermäßigt wurden,
nachdem ſie zuletzt am 11. Jan. eine Erhöhung um 1,5 Prozent
erfahren hatten.
Berliner Kursbericht
vom 16. Januar 1934
Oeviſenmarkt
vom 16. Januar 1934
Berl. Handels=Geſ./ 88.—
Deutſche Bank u. 7
56.25
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. 6.
Bayr. Motorenw
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
61.50
28.50
29.625
23.125
133.875
42.—
13.75
68.
150.375
111.50
Mne
Elektr. Lieferung
F. G. Farben 125.50
Ge ſ. Bergwerte
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel l
Mfe
92.25
57.75
88.75
87.25
65.375
67.25
111.—
57.25
85.875
28.
59.—
Kuneee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Kaufho
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.)
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke.
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werte
Ne
50.75
150.—
16.625
38.125
412,50
53.—
17.—
87.75
7.50
73.50
89.75
Rie
0.697
2.588
0.791
13.615
1.*67
13.235
2.588
0.226
1.301
168.67
2.400
58.26
21.58
5.e56
Italien
Jugoſlawien
Kopenhagen
Liſſabon
Oslo
Paris
Prag
Island
Rigg.
Schwe
Sofia
Spanien
Stockholm
Tallinn (Eſt.
Wien
100 Lire 2f.93
00 Dinar
100 Kronen I5
100 Escudos
100 gronen
100 Francs
100 Tſch. Kr. 12.455
00 isl. Kr.
100 Lats (s0. 92
100 Leva
100 Peſetas 34.62
100 Kronen 68.13
100 eſtl. gr
100 Schilling!4
Währung Ge ld Brief
5.664
58.99
12.04
66. 48
6.43
100 Franken (0.92 (81.08
3.0a7
72.93/
77.30
2i.34
5.676
59.11
12.06
66.62
16.47
12.475
59.74 59,96
20.18
3.053
24.68
66.27
73,07
47.30
Surmſtädter und Hariokatbant Barmktagt, Flhade de resgher Sunt
Frankfurter Kursbericht vom 16. Januar 1934.
Kenee
„ Gr. IIp. 1934
„ „ „ 1935
„. . 1938
„ 1937
„ . „ 1938
Gruppe!
6%Otſch. Reichsanl.
„ v. 27
6%
5½% nter. , v.30
69Baden ... v.27
6%Bahern .. v. 27
6%Heſſen. .. v. 29
6% Preuß.S v. 28
6%Sachſen . v.27
68 Thüringen
Dtſch. Anl. Ausl
ſungsſch. *:/.Ab
öſungsanl.. . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.
Deutſche Schutzge
bietsanleihe .
6%Baden=Baden.
69Berlin ... b.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden.. v.26
62Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
8SMainz.
68Mannheim v.27
62München , b.29
6%Wiesbaden v. 28
6%He/. Landesbl.
Goldoblig.
6½% Heſſ. Landes=
2hhp.=Bk.=Liquid.
102.25
100,
93),
92
97
100.2
96
95.25
95
96
94.5
106.5
95.5
921,
98
18.825
9.5
80.5
85
81.25
86.5
84.55
88
92.75
Pe
Hyp.=Bi. Ligu.
Komm. Obl. ..
82 Preuß. Landes=
Pfb. Anſt. G.Pf
16% Goldoblig.
6%Landeskomm.
Bk. Girozentr. f.
Heſt. Glbobl. R.1
R.12
z20
6%Kaſ. Landeskrd.
Goldpfbr. ..
6%Naſſ. Landesbl.
5½% „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. 1I.
FAusl. Ser,II
Dr. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
6%Ber . Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bl..
5½% „Lig. Pfbr.,
„ Goldoblig.
3 Frii. Pfbr.=Bl.
5 %, %0 n Lig.=Pfbr.
1628 „ein. Hhp.=Bi.
5½ „ Lig. Pfbr.
G%P lz. Hhp.=Bk.
5½2% Lia.Pfbr.
8SRhe n.Hhp. Bi.
5½% „ Lig. Pfbr.
1 675 „ oboblig.
16% Südd Boden=
Fred.=Ba ...
5½% „ Lig. br.
16% Württ. Hhp.=B
91.5
86.75
92.75
931,
92.25
96.5
113
18.5
93.5
93
93
91.75
89
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92:
92.75
94.25
95
94
93
93.75
96.5
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96.25
Wd
62Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
182Mitteld. St ihl.
6%SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerie
6% BoigtckHäffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn L.E.B.
5% „ L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 62
4½% Oſt. Schätze.
4%Oſt. Goldrente.
5 %vereinh. Rumän
4½%
47
4%Türk. Admin..
47 — 1.Bagdadl
Bollanl.
428
4½%üngarn 1918
4½,% „ 1914
Goldr.!
1470
1910
4%
4½Budp. Stadtanl.
4Liſabon
42Stockholm
Aktien.
Wig. Kunſtzlide Unte
A. E. G. ..
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff.
Bemberg, J.P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. .
Eement Heidelberg
Karlſtadt
5. G. Chemie. Baſel
Vff
94‟
91.n75
2.s
74
114
11.5
11.5
6.3
13.5
19.5
4.025
6.25
41
*ö
34
43.25
1120.55
72.75
83.5
91
1139
Chem.Werte Abert)
Chade
...
Contin. Gummiw..
Contin, Linoleum.
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
„.!:
Dt Gold= u.
Silber=
cheide=Anſtalt.
Linoleum"
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoff & Widm.
Eichbaum=Werger.
Elekt: Lieferg.=Gei.
Lichtu. Kraft
Eſchw. Bergwer
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J.G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof..
Gelſenk.Berawert.
Geſ. ſ.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kayſer.
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerle Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf. 1
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer ....
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil.
Slſe Bergb. Stan
Junghans
*
1a8.75
149,5
36.25
1110
102
164
47.75
70.5
16.75
71.5
91.75
995,
l210
26
37.5
125.25
28.5
54
58
48
26=
268.5
83
29.5
87.5
101
34.5
52.5
99.75
107.5
32
Kue
Aſchersleben
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke .
Knorr C.6 .....
Lahmeyer & Co.
Laurahütte ..
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Malntr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallge, Frankſ.
Miag. Mühlenbau.
MotorenDarmſtadt
Neckarwert Cßling
Oberbedar
Phönix Bergbau..
Rh. Braun ohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerte.
Riebeck Montan
Roeder, Gebr.
Rütgerswerie
Salzdetuurth Ka
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind. 1
Schramm, Lackfbr.
Schucker: Elektr. /1
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südd. Bucker=A. G.),
Thür. Liefer.=Geſ.
Kaufhof
Unterfr
4211,
55
19
86.5
207
70.5
59.5
K
Gn
86.25
84.5
Mie Ku
Ver Ultramarin. ..
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof,
Allg. Di. Credikanſt.
Badiſche Ban1...
Bk. f. Brauindtiſt
Bayer. Hyp. u. W
Berl Handelsgei.
Gypothelbt.
Comm. u. Pribatb
Dt. Ban und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdner Ban:
Franki. Ban..
Hyp.=Bant
Mein Hyp.=Bon
Pfülz. Lyp.=Ban
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Bant.
Südd. Bod.Cr. Bk.
Würtih Notenban
57 A.-G. Vertelrsw.
51.25 1 Allg. Lofalb. Kraftn
7% Dt. Reichsb. Vzg
151
Hapag.
185
Nordd. Lloyd.
173.75
2a.5 Südd Eiſenb. Gei.
102
83
143.75
Allanz= u. Stutto.
Verſicherung. =
. Verein.Verſ.
Frankona Rücku.Ml.
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handel
38I,
108
114
87.75
120
50.5
56.25
61.5
83
88.75
85.75
88
168.5
115
100
64
92.5
110),
28.25
29.5
48
231.75
e
20
11.25
41
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Januar 1934
Heute und folgende Tage
Bis auf Weiteres
Lucie Englisch, die
liebens-
würdigeLustspiel-Darstellerin
in dem Rheinfilm voll echter
Fröhlichkeit
Heimat
am Rhein
mit Werner Fütterer, Hans
Junkermann, Jakob Tiedtke
Jugendliche haben Zutritt.
Der neue lustige Ufa-Film,
ein Lachschlager, ein
Sorgenbrecher
Rose Barsony, Wolf Albach-
Retty in: (V782
Liebe muß
vorstanden sein
mit Georg Alexander und
Hilde Hildebrand.
Heute und folgende Tage
Ein außergewöhnliches
Film-
werk, das zu tiefstem
Miterleben zwingt:
Du sollst nicht
begehren ...
mit FriedelPisetta, Walter
Griep und Paul Klinger.
Beginn: 3,45, 6 und 8,20 Uhr.
GroßesHaus iniche Matheis bricht’s Eis HeſſiſchesLandestheater Außer Miete Singſpiel von Gg. Queri
Preiſe 0.30—4.50 Mk. Mittwoch
17. Januar 1934 Keine Vorſtellung KleinesHaus
Frauenverein vom Roten Kreuz
für Deutſche über See.
Märchenſpiel:
„Der Froſchkönig
Samstag, den 20. Januar 1934, abends 7 Uhr
im Saalbau.
Erfriſchungen
Tanz
Tombola
Rheingauer Beinſtube
Inh.: Hch. Moog, Adolf=Hitler=Platz 1
Heute Mittwoch u. morgen Donnerstag
Schlachtfeſt
Konzert ab 8 Uhr d. Kapellesee
Heſſiſcher Hof
am Mathildenplatz
Mittwoch u. Donnerstag
Schlachtfeft!
Karten für Mitglieder: Unnumeriert 1.— Mk., numerſert 2.— M.,
für Nichtmitglieder: 2.— u. 3.— Mk. Studenten 50 Pfg., bei
Leuthner, Ernſt=Ludwigsplatz und am Abend ab 6 Uhr an
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der Kaſſe.
Städt. Akademie für Tonkunſt
Portragsabend der Opernſchule
(3. Eliernabend)
am 18. Januar 1934, 20 Uhr, im kleinen
Saal des Städi. Saalbaus.
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aus Opern und Operetten.
Karten zu 1.— RM, 0.50 RM. ſowie
Schüler=
karten zu 0.25 RM., im Sekretariat der Städt
Akademie, (Eliſabethenſir. 36, Fernſpr. 3500
st. 605)
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Donnerstag 8½ Uhr
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Samstag,
20. Jan., 20 Uhr,
Woogsturnhalle,
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Jahresfeſt
und
Wanderer=
Ehrung.
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Künſt=
ler
Geſangsab=
eilung,
Muſik=
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115. Mitglieder
60 Pfg.,
Nicht=
nitgl. 1.20 Mk.
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Hessenskikurse, Ernst-Ludwigstr. 11, Tel. 2194
Das Konzert der
Arbeitsdienſtkapelle
25/254
wird verſchoben!
Karten behalten ihre Gültigkeit
oder werden in der Völkiſchen
Buchhandlung, Rheinſtraße 22,
zurückgenommen.
(805
Magda Schne der
Es war einmal eine Filmgeſellſchaft, die hatte ſich’s vorgenommen, der Weltgemeinde der Film.
freunde das Weſen und den Wert der kleinen Anzeige in einem fröhlichen Spiel vor Augen zu
ühren. da holte ſie ſich zwei vielbewährte Künſtlerinnen: Magda Schneider und Erika
Gläßner und dazu in Fritz Schulz den in allen Sätteln gerechten jungen Schwerenöter. der Film
heißt „Sehnſucht 202”, nach dem Kennwort für eine von zwei kleinen Anzeigen, um die die heitere
Melodie des Confilms geſponnen iſt. Das Unglück will es, daß der Schalterbeamte, der die
An=
zeigen angenommen hat, die Textzeilen der beiden kleinen Anzeigen durcheinander bringt und
dadurch folgt nun eine Berwechſelungskomödie, wie ſie beſſer nicht ausgedacht werden kann. Die
kleinen Anzeigen werden zu kleinen Kobolden, die aber nur Butes ſtiften, ganz wie im Märchen.
Im Leben eines ſeden Menſchen ſpielen „kleine Anzeigen” ſtets einmal eine Rolle. Sie ſind die
treuen Helfer, wenn etwas verkauft oder vermietet werden ſoll, oder wenn ſonſt etwas geſucht wird.
Sie finden im „Darmſtädter Cagblatt” ſtärkſte Beachtung, weil das „darmſtädter Tagblatt‟
den Intereſſenten das größte Angebot und die beſte Auswahl bietet.
Klein=Anzeigen koſten wenig, ſie leiſten viell
das fette Ueberſchriftswort koſtet 20 Pfennig, ſedes weitere Wort 8 pfennig.
Sachte, sachtenn,
meine Herren!
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