Darmstädter Tagblatt 1934


17. Januar 1934

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige
A
9
Tadter
94
2
Tat
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:

Bei wöchentilich 7maligem Erſcheinen vom 1. Januar
bis 31. Januar 2 Reichsmark und 20 Pfennig Ab=
tragegebühr
, abgeholt 2. Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reichsmark frel Haus. Poſtbezugspreis
im Januar ohne Beſtellgeld monatlich 2.40 Reichsmart.
Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge höherer
Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſiellungen und Abbeſſellungen durch
Fernruf ohne Verbindlichkelt für uns.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Orlginal=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
Nummer 16
Mittwoch, den 17. Januar 1934.
197. Jahrgang

Anzeigenpreis:
Die 22 mm breite Zeile im Anzeigentell, 1 mm hoch,
7 Pfennig. Die 92 mm breiſte Zeile im Texttel 1 mm
hoch 100 Pfennig. Platzaufſchlag (nach vorheriger Ver=
einbarung
) für Plazlerung unter Text oder an be=
ſimmter
Stelle 25%. Rabatt nach Tarif. Privatanzeigen
ſeinſpaltig) das feitgedruckte Leberſchriftzwort 20 Pfg.,
ſedes welitere Wori 8 pfennig. Familien= Anzeigen
die 22 mm breſie Zeiſſe 1 mm hoch 6 Pfennig.
Poſiſcheckkonto: Frankfurt a. M. 1301. Bankkonio:
DD.= Bank und Darmſtädter und Naiſonalbank.

Ein neuer Geiſt in den Betrieben.
Führerprinzip auf allen Arbeitsplätzen. Errichkung von Ehrengerichken. Ausrokkung aller Mißſtände.
Verkrauensmänner an die Skelle der alken Befriebsräke. Aufſichts= und
Eingriffsrecht für die Treuhänder der Arbeit.

* Das neue Arbeiksgeſeß.
Mit dem am 1. Mai in Kraft tretenden Geſetz zur Ordnung
der nationalen Arbeit wird das Verhältnis zwiſchen dem Arbeit=
geber
und Arbeitnehmer auf eine vollkommen neue Baſis geſtellt.
Bisher haben wir beide Gruppen immer als Gegner und wirk=
liche
Gegner kennen gelernt, die über eigene Organiſationen ver=
fügten
, die ſich von Zeit zu Zeit einſetzten, um Sonderziele anzu=
ſteuern
. Arbeitskämpfe hat es in großer Zahl ge=
geben
, darunter in der Nachkriegszeit eine Fülle
politiſcher Streiks, wie überhaupt nach dem November=
Umſturz die Politik immer ſtärker in die einzelnen Betriebe und
damit in die Wirtſchaft ſelbſt einzog. Für das deutſche Volk und
die Geſamtwirtſchaft war das alles andere als ein Gewinn. Be=
günſtigt
wurde dieſe Entwicklung durch das Abweichen der Be=
triebsräte
von der urſprünglich für ſie gezogenen Linie. Sie
ſollten Mittler zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſein, wa=
ren
aber tatſächlich doch nur die Exponenten beſtimm=
ter
Parteien mit dem Ergebnis, daß ihre Arbeit un=
fruchtbar
blieb und der Betrieb zu einem poli=
tiſchen
Tummelplatz wurde.
Das jetzt vorliegende Geſetz beſeitigt dieſen Zuſtand
radikal. Es will Arbeitgeber und Arbeitnehmer
zuſammenſchweißen, wobei jedoch der Betriebsin=
haber
die Führerrolle übernimmt, während die Be=
legſchaft
ſeine Gefolgſchaft iſt, beide Teile aber gemeinſame Ziele
anſtreben und miteinander zu wetteifern haben, den Betrieb als
Grundlage ihrer Exiſtenz zu fördern und zu heben. Das Führer=
prinzip
belaſtet denBetriebsinhaber mit einem
beſonders hohen Maß von Verantwortung, auch
nach der ſozialen Seite hin. Neu iſt die Ehrenge=
richtsbarkeit
, die erreichen will, daß alle Mißſtände,
ſoweit ſie noch vorhanden ſind, ausgerottet werden und
gröbliche Verletzungen gegenüber der Betriebsgemeinſchaft ihre
Sühne finden. Für größere Betriebe gibt es Vertrauens=
männer
, die an die Stelle der alten Betriebs=
räte
treten. Dann iſt den Treuhändern der Arbeit
ein Aufſichts= und Eingriffsrecht eingeräumt.
Mit dieſem Geſetz ſoll ein neuer Geiſt in die Betriebe ein=
ziehen
, der nur die Volksgemeinſchaft und die Erfüllung der aus
ihr reſultierenden Aufgaben auf dem Gebiet der nationalen Ar=
beit
kennt. Denn Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben nicht nur
ihren eigenen Intereſſen, ſondern vor allem auch zum Nutzen der
Allgemeinheit zu dienen, was ſich eben nur erreichen läßt, wenn
ſie eine Betriebsgemeinſchaft unter Führung des Arbeitgebers
darſtellen und alle Gegenſätze der Vergangenheit auf beiden Sei=
ten
verſchwinden.

Inhalksangabe des Geſehes
zut Ordnung der nakionalen Arbeif.
Die Ablehnung des Klaſſenkampfgedankens hatte zu einer
Beſeitigung der Gewerkſchaften und der Arbeitgeberverbände ge=
führt
. Bereits durch das Geſetz vom 19. Mai 1933 über Treu=
händer
der Arbeit war den wirtſchaftlichen Vereinigungen der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Regelung der Bedingungen
für den Abſchluß von Arbeitsverträgen entzogen worden. Das
Geſetz übertrug bis zur Neuregelung der Sozialverfaſſung die
Wahrnehmung dieſer Aufgabe dem Treuhänder der Arbeit. Mit
dem neuen Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit wird nun=
mehr
auch dieſe Zwiſchenregelung beſeitigt und die Arbeits=
verfaſſung
auf eine neue Grundlage geſtellt. Für die entſcheidende
Bedeutung der neuen Regelung ſei darauf hingewieſen, daß
durch ſie 11 arbeitsrechtliche Geſetze, darunter ſolche von grund=
legender
Bedeutung, wie das Betriebsrätegeſetz, die Tarifver=
tragsverordnung
, die Schlichtungsverordnung und die Still=
legungsverordnung
erſetzt und aufgehoben werden.
Die Grundlage der neuen Sozialverfaſſung
iſt der Betrieb. Deſſen Führer iſt der Unter=
nehmer
. Er entſcheidet gegenüber der Gefolgſchaft des
Betriebes in allen betrieblichen Angelegenheiten.
Zur ſozialpolitiſchen Beratung des Führers
wirdein Vertrauensrat gebildet, dem Vertrauens=
männer
aus der Gefolgſchaft als Mitglieder und der Unter=
nehmer
als Vorſitzender angehören. Die allge=
meinen
betrieblichen Arbeitsbedingungen wer=
den
vom Unternehmer nach vorheriger Beratung im Ver=
trauensrat
in einer Betriebsordnung geregelt. Gegen die
Entſcheidung des Führers des Betriebes kann
jedoch die Mehrheit des Vertrauensrates den
Treuhänder der Arbeit anrufen.
Der Treuhänder der Arbeit iſt der oberſte
ſozialpolitiſche Vertreter der Reichsregierung
m Wirtſchaftsgebiet. Seine Aufgaben

UideSstlfhen ütäiltehelichie Getſteſcie
ren Entlaſſungen die bisher den oberſten Landesbehörden nach
der Stillegungsverordnung obliegenden Aufgaben wahrzunehmen.
In ſeiner Hand liegt insbeſondere die Ueberwachung der
Lohngeſtaltung in den Betrieben. Er kann auch Richt=
linien
für den Inhalt von Betriebsordnungen und Einzelarbeits=
verträgen
feſtſetzen und in Ausnahmefällen eine Tarifordnung
erlaſſen.
Im Bezirk des Treuhänders der Arbeit wird unter dem
Vorſitz eines richterlichen Beamten ein Ehren=
gericht
gebildet, das über Verletzungen der ſozia=
len
Ehre durch Angehörige der Betriebsgemein=

ſchaft zu entſcheiden hat. Gegen Entſcheidungen der
Ehrengerichte ſind Berufungen an den Reichsehren=
gerichtshof
zuläſſig.
Auf dem Gebiete des Kündigungsſchutzes iſt der
Grundſatz des bisherigen Rechtes aufgegeben
worden, nach dem das Arbeitsgericht nur angerufen werden
konnte, wenn die Betriebsvertretung den Einſpruch des Ge=
kündigten
als begründet erklärt hatte. Den Gekündigten
ſteht in Zukunft unmittelbar das Recht zu, auf
Widerruf der Kündigung zuklagen, wenn dieſe
unbillig hart und nicht durch die Verhältniſſe
des Betriebes bedingt iſt.
Die ſoziale Verfaſſung wird hiernach auf eine neue Grund=
lage
geſtellt. An Stelle des Kampfes um die Arbeitsbedingungen
durch Intereſſentenverbände tritt Ueberwachung durch den Staat,
der die letzte Verantwortung für eine gerechte Geſtaltung der
Arbeitsbedingungen übernimmt. Das Geſetz iſt daher ein ent=
ſcheidender
Schritt zur endgültigen Befriedung des Arbeits=
lebens
.

Sinn und Ziel des Geſehes.
Ausſührungen der Miniſler Seldke und Schmitt
vor der Preſſe.
DNB. Berlin, 16. Januar.
Im Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda
fand Dienstag ein außerordentlich ſtark beſuchter Preſſeempfang
ſtatt, bei dem die Miniſter Seldte und Schmitt Sinn und Ziel
des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit in eingehen=
den
Ausführungen darlegten.
Zuerſt ergriff der Reichsarbeitsminiſter Seldte das Wort.
Der Reichsarbeitsminiſter dankte zunächſt dem Reichswirtſchafts=
miniſter
Dr. Schmitt ſowie Staatsrat Dr. Ley für ihre hin=
gebungsvolle
Arbeit bei den Vorarbeiten zum Geſetz und führte
dann u. a. aus: Es iſt in der Tat das erſte große ſoziale
Geſetzgebungswerk, daß die Grundgedanken der
Weltanſchauung unſeres neuen Reiches zum
Ausdruck bringt. Die Hervorhebung des Führer=
gedankens
in der deutſchen Wirtſchaft, die Beſeitigung
der unſeligen Klaſſengegenſätze, unter denen die
deutſche Wirtſchaft zuſammengebrochen iſt und die Hervor=
hebung
des Begriffes der ſozialen Ehre in der
Wirtſchaftsführung ſind die nationalen und ſozialiſtiſchen Grund=
pfeiler
, auf denen dieſes neue Werk errichtet iſt. Der Unfer=
nehmer
erhält als Führer des Betriebes die verantwortliche
Stellung, die ihm nach den Grundſätzen nationalſozialiſtiſcher
Weltanſchauung, nach dem Führerprinzip zukommt. Daß die
Freiheiten, die ihm gegeben ſind, richtig verwertet werden und
daß aus den verliehenen Rechten nicht eine
Willkürherrſchaft im Betriebe erſteht, dafür
ſorgt die ſoziale Ehrengerichtsbarkeit, die wohl
zum erſten Male in der ganzen Welt durch dieſes Geſetz be=
gründet
worden iſt. Im erſten Abſchnitt des Geſetzes haben wir
bewußt dem endgültig beſeitigten marxiſtiſchen Klaſſenkampf die
Gemeinſchaftsarbeit aller Betriebsangehöri=
gen
gegenübergeſtellt. Wir führen im Betriebe Unternehmer
und Gefolgſchaft zueinander.

Das Arbeitsverhälknis wird zum Treueverhältnis.
Nicht aus papierenen Vertragsbeſtimmungen ſollen künftig das
Recht der Arbeit, die Rechte und Pflichten aller Mitglieder der
Betriebsgemeinſchaft hergeleitet werden, ſondern aus dem leben=
digen
Begriff der Treue, der Treue des Führers zur Gefolg=
ſchaft
und dieſer zu ihrem Führer. Der Unternehmer oder ein
mit der verantwortlichen Leitung des Betriebes Beauftragter
tritt als Führer künftig der Gefolgſchaft gegenüber. Die Aus=
ſchaltung
aller unverantwortlichen Zwiſcheninſtanzen bringt und
zwingt Führer und Gefolgſchaft zuſammen und ſorgt für die
notwendige Gemeinſchaftsarbeit und das gegenſeitige Vertrauen.
In großen Betrieben iſt dieſe allerengſte Gemeinſchafts=
arbeit
nicht möglich. Für ſie ſieht daher das Geſetz die Ein=
ſchaltung
von Vertrauensmittlern vor, die als An=
gehörige
der Gefolgſchaft dem Führer beratend
zur Seite treten und mit ihm und unter ſeiner
Leitung den Vertrauensrat bilden. Mit ihm iſt
nicht eine dem alten Betriebsrat entſprechende Intereſſenver=
tretung
geſchaffen. Intereſſengegenſätze gibt es
nicht mehr, vielmehr haben alle nur ein gemeinſames Inter=
eſſe
, den Betrieb, der ihnen allen Arbeit und Brot gibt. Der
Vertrauensrat iſt zur Mitwirkung bei der Regelung der Arbeits=
bedingungen
berufen, ſoll mitwirken bei der Ausgeſtaltung, des
Betriebsſchutzes und bei der Beilegung etwa auftauchender
Streitigkeiten.
Die Miſion der Treuhänder der Arbeit.
Die Inſtitution der Treuhänder der Arbeit, die ihre Bewäh=
rung
in den vergangenen Monaten hinreichend bewieſen hat,
bleibt erhalten. Die Treuhänder der Arbeit werden
nunmehr Reichsbeamte mit allen Rechten und
Pflichten. Sie unterſtehen der Dienſtaufſicht des Reichs=
arbeitsminiſteriums
und haben von ihm und dem Reichswirt=
ſchaftsminiſter
Weiſungen zu empfangen. Zur Erhaltung des
Arbeitsfriedens haben ſie ganz beſtimmte, im Geſetz einzeln auf=
geführte
Aufgaben zu erfüllen. Die ſoziale Ehre wird künftig
die Grundlage der gemeinſamen Arbeit in den Betrieben ſein.
Die Entwicklung dieſes Begriffes der ſozialen
(Fortſetzung auf Seite 2, zweite Spalte.)

* Die deutſche Schiffahrk im Kampf
um ihren Beſtand.
Von
Erich Metzenthin, Korvettenkapitän a. D., Breslau.
Vor dem Weltkriege waren zwei germaniſche Völker zu
Hauptträgern des Seeverkehrs geworden. Neben die alte See=
macht
England, die über 45,/4 Prozent der geſamten Dampfer=
tonnage
verfügte, war Deutſchland mit 11 Prozent vertreten.
In großem Abſtand folgten Norwegen 4,2 Prozent, und Frank=
reich
3,9 Prozent. Die zahlenmäßig ſtarke Handelsflotte der
Vereinigten Staaten von Nordamerika wurde überwiegend auf
den großen Seen und in der ihr durch geſetzgeberiſche Maß=
nahmen
vorbehaltenen Küſtenſchiffahrt beſchäftigt. Der Wett=
bewerb
auf dem Ozean ſpielte ſich damals ohne entſcheidende
ſtaatliche Eingriffe ab. Neue Schiffe wurden nur gebaut, wenn
die Beſteller lohnende Verwendung für ſie zu haben glaubten.
Sicherlich ging auch damals die Neubautätigkeit oft über das
unmittelbare Bedürfnis hinaus, da aber die Bevölkerung der
europäiſchen Induſtrieländer nach Zahl und Wohlſtand im ſtar=
ken
Wachſen war und immer größere Mengen von Rohſtoffen,
von Nahrungs= und Genußmitteln aus überſeeiſchen oder euro=
päiſchen
Agrarländern brauchte, wuchs der Umfang der Waren=
bewegung
ſtets ziemlich ſchnell dem vorweggenommenen Bedarf
nach. In dieſe natürliche Entwicklung hat der Weltkrieg ein
übermächtiges und unheilvolles Eingreifen der Staaten gebracht.
Unter der deutſchen U.=Bootsdrohung, die einen Zuſammenbruch
der alliierten Mächte in greifbare Nähe brachte, hat Nord=
amerika
mit ungeheurer Anſtrengung ſeiner techniſchen und
finanziellen Kräfte den Aufbau einer Ozeanflotte begonnen und
in den erſten Nachkriegsjahren fortgeſetzt, deren Ergebnis eine
Handelsmarine für den Ueberſeeverkehr iſt, die an Größe die
deutſche Handelsflotte von 1914 um das Doppelte übertrifft, wiro
ſie jetzt in privatwirtſchaftlichen Formen betrieben, iſt aber ein
künſtliches Gebilde geblieben, das nur mit rieſigen Subven=
tionen
aufrecht erhalten werden kann. Nach engliſchen Angaben
ſind in den letzten fünf Jahren 1250 Millionen RM. für dieſe
Zwecke ausgegeben worden. In ähnlicher Weiſe haben Japan,
Italien und Frankreich ihre Handelsmarinen künſtlich ver=
größert
, die Großbritanniſche, die ohne Sübvention arbeitet, iſt
auf dem Vorkriegsſtande ſtehen geblieben und an Stelle der
durch den Verſailler Vertrag geraubten deutſchen Flotte iſt eine
neue erbaut worden, die 1931, auf ihrem vorläufigen Höchſt=
ſtande
, nicht ganz vier Fünftel der Vorkriegsflotte betrug.
Die Folge der Subventionspolitik iſt, daß der gegenwärtige
Umfang der Welttonnage und der des Welthandels in ſtarkem
Mißverhältnis ſtehen. Statt 49 Millionen BRT., die ſich 1914
um die Seetransporte bewarben, ſind es jetzt 67 Millionen BRT.
Dabei iſt der Umfang des Welthandels nicht größer als im
letzten Vorkriegsjahr. Gegenüber dieſem ungeheuren Tonnage=
überfluß
ſind die Faktoren, die in der Vorkriegsperiode auf
einen Ausgleich hinwirkten, ſchwächer geworden. Die Ver=
mehrung
der europäiſchen Bevölkerung iſt jetzt ſehr viel geringer,
auf der anderen Seite machen es die großen Fortſchritte der
Landwirtſchaft auf techniſchem und züchteriſchem Gebiet mög=
lich
, immer mehr Produkte auf derſelben Fläche zu erzeugen.
Dieſe Entwicklung iſt noch keineswegs am Ende. Es iſt wahr=
ſcheinlich
, daß in abſehbarer Zeit auch ein erheblicher Teil der
Futtermittel und der Oelfrüchte, die jetzt noch eingeführt wer=
den
, auf deutſchem Boden erzeugt werden können. Die groß=
artige
Meliorationstätigkeit, die mit Hilfe des Freiwilligen
Arbeitsdienſtes durchgeführt wird, hat dieſes Ziel. Es iſt ſelbſt=
verſtändlich
, daß ſeine Erreichung die Schiffstransporte über
See verringern muß. In den erſten ſechs Monaten 1933 iſt die
Einfuhr von Nahrungs= und Genußmitteln in Hamburg gegen=
über
dem Vorjahr um 7,8 Millionen Tonnen geringer geweſen.
Für die Schiffahrt bedeutet dies auf die Länge geſehen eine
doppelte Einbuße. Auf der einen Seite fällt ein Teil der
Maſſentransporte von Ueberſee aus, auf der anderen Seite ver=
ringert
ſich für die davon betroffenen Rohſtoffländer die finan=
zielle
Möglichkeit, hochwertige europäiſche Fertigwaren zu be=
ziehen
, in vielen Fällen auch die Neigung, dies aus Ländern
zu tun, die als Abnehmer für eigene Erzeugniſſe an Bedeutung
verloren haben. Beſonders deutlich laſſen ſich derartige Zu=
ſammenhänge
gegenwärtig in der Oſtſee verfolgen, wo England
eine großzügige Ausfuhroffenſive auf Koſten Deutſchlands auf=
genommen
hat. 1933 iſt in Stettin die Buttereinfuhr wegen
der Kontingentierung von 29 000 auf 19 000 Tonnen zurück=
gegangen
, gleichzeitig hat ſich die deutſche Ausfuhr an Maſchinen
und Eiſenwaren um 68 000 auf 400 000 Tonnen verringert und
iſt auch für Zement, Zink, Blei und Düngemittel erheblich
zurückgegangen.
Da ähnliche Erſcheinungen, größere Selbſtverſorgung, auch
in anderen Ländern in Erſcheinung treten, z. B. in Italien be=
züglich
der Getreideeinfuhr, in einer Reihe von Ueberſeeländern
auf Grund des Aufbaus eigener Induſtrien, ſind die Aus=
ſichten
für eine volle Beſchäftigung der Weltſchiffahrt in abſeh=
barer
Zeit trotz gewiſſer Belebungserſcheinungen, namentlich in
der zweiten Hälfte des Jahres 1933, nicht gerade hoff=
nungsvoll
.
Und die deutſche Handelsſchiffahrt? Sie kämpft unter Be=
dingungen
, die ganz beſonders ſchwierig ſind. Der Abnahme
des Außenhandels im ganzen gehen die Beſtrebungen parallel,
der eignen Schiffahrt einen möglichſt großen Anteil durch Ein=
ſchränkung
der freien Konkurrenz zu ſichern. In Amerika wird
ſtarke Propaganda dafür gemacht, daß amerikaniſche Reiſende
die Fahrt nach Europa auf einheimiſchen Schiffen ausführen
ſollen. Da 70 Prozent der Paſſagiere auf dem Nordatlantik
Amerikaner ſind liegt darin eine erhebliche Bedrohung für die
Fahrgaſtſchiffe aller anderen Länder. In England werden Stim=
men
laut, die eine Vorzugsbehandlung der britiſchen Flagge im
Bereich des geſamten Weltreichs anſtreben. Die Vereinigten
Staaten haben ſchon lange die Küſtenfahrt für die eigene Flagge
reſerviert und bezeichnen als ſolche aus dieſem Grunde auch die
Fahrt von den Vereinigten Staaten nach den Philipinen, ob=
wohl
dieſe erheblich länger als die Strecke HamburgNew York
iſt. Es liegt auf der Hand, daß eine ſolche Entwicklung am
ſchädlichſten für Länder iſt, die wie Deutſchland und z. B. auch
Norwegen eine große und leiſtungsfähige Handelsflotte, aber
keine überſeeiſchen Beſitzungen zur Verfügung haben, deren Ver=
kehr
ihnen nötigenfalls einen Ausgleich für die Ausſchaltung auf
anderen Verkehrsgebieten geben könnte. Noch im Jahr 1932 hat

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 17. Januar 1934

Seite 2 Nr. 16

die deutſche Handelsflotte rund 300 Millionen RM. an Deviſen
aus der Beförderung von ausländiſchen Reiſenden und Frachten
gewinnen können. 1933 dürfte dieſer Betrag nicht annähernd er=
reicht
werden. Wenn früher im beſondern Hamburg der große
Umladeplatz aus dem Ozeanſchiff in die Oſtſeedampfer geweſen
iſt, ſo laufen jetzt in ſteigendem Maße Linien von Amerika
und Oſtaſien nach Gdingen und eine ſolche von Petersburg nach
den Vereinigten Staaten iſt in Vorbereitung.
Mehr als durch alle dieſe Umſtände wird im Augenblick der
Wettbewerb. der deutſchen Flagge durch die Entwertung des
engliſchen Pfund und des Dollars erſchwert. In dieſen Währun=
gen
werden die internationalen Frachten abgeſchloſſen. Die
deutſche Schiffahrt muß Löhne und andere Unkoſten weiter in
Reichsmark zahlen und hat dadurch eine Mehrbelaſtung von etwa
35 Prozent gegenüber den konkurrierenden Ländern. Ein ſolcher
Abſtand kann durch keine Organiſation und keine ſeemänniſche
und kaufmänniſche Tüchtigkeit auszeglichen werden. In An=
erkenntnis
dieſer Tatſache iſt die Reichsregierung der deutſchen
Schiffahrt in verſchiedenen Formen zu Hilfe gekommen. Zunächſt
hat ſie es durch Zahlung einer Abwrackprämie den Reedern er=
möglicht
, ſich durch Verſchrottung eines Teils ihrer älteren
Schiffe von unnötigen Ausgaben zu befreien. Rund 400 000
BRT. zirka 10 Prozent der deutſchen Tonnage, ſind ſo aus
der Konkurrenz genommen worden. Da weitere 100 000 Tonnen
verkauft worden ſind und die Zahl der Neubauten ſehr gering
war, iſt die deutſche Haudelsfloite auf 3,9 Millionen BRT.
zurückgegangen und hat den vierten Platz Norwegen überlaſſen
müſſen. Neuerdings werden Beihilfen für Schiffsreparaturen
nach ähnlichen Grundſätzen wie für Hausreparaturen gegeben.
Außerdem hat die Reichsregierung für die Zeit von Mai bis
Oktober 1933 erſtmalig einen Betrag bis zu 20 Millionen RM.
zur Verfügung geſtellt, aus dem eine Fahrtbeihilfe von 3 Pf.
je Tag und Tonne und ein Beitrag von 20 Prozent für die
Löhne gezahlt wird. Auf dieſe Weiſe haben 300000 Tonnen
wieder in Fahrt geſetzt werden können. Dieſe Maßnahme, die
wie eine Subvention ausſieht, iſt ihrem Weſen nach keine ſolche,
ſondern lediglich ein teilweiſer Ausgleich für die Benach=
teiligung
, die durch die Entwertung der fremden Valuten ent=
ſtanden
iſt. Sie wird zunächſt bis zum 1. Mai 1934 fortgeführt.
Das iſt in hohem Maße dankenswert, aber auch gegenüber den
andern Volksteilen in jeder Weiſe moraliſch berechtigt, da im
Gegenſatz zur übrigen deutſchen Wirtſchaft für Schiffahrt und
Seehandel bisher noch keine Belebung, ſondern im Gegenteil
ein weiterer Rückgang eingetreten iſt. Als charakteriſtiſch dafür
kann gelten, daß, während im ganzen Reich die Zahl der Unter=
ſtützungsempfänger
vom 1, 4. bis 31. 10. 1933 von 9 Prozent
auf 6,1 Prozent der Bevölkerung zurückgegangen iſt, ſich in
Hamburg in derſelben Periode die Ziffer von 11 auf 14 Prozent
erhöht hat. Es ſtimmt damit überein, wenn Reichswirtſchafts=
miniſter
Schmitt am 19. 12. 1933 bei der erſten Sitzung des
Außenhandelsrates feſtſtellte, daß ſich bisher leider der deutſche
Außenhandel noch in anderer Richtung als der Welthandel ent=
wickelt
habe. Dieſer ſei um etwa 1 Prozent angeſtiegen, der
deutſche Außenhandel um 7 Prozent zurückgegangen.
Wenn trotzdem die deutſche Schiffahrt und der deutſche
Außenhandel der zukünftigen Entwicklung weſentlich hoffnungs=
voller
entgegenſehen, als dies vor einem Jahr der Fall geweſen
iſt, ſo deshalb, weil ſie erwarten, daß die innerdeutſche wirt=
ſchaftliche
Geſundung ſich, wenn auch mit einer gewiſſen Nach=
eilung
, auch im Außenhandel, z. B. durch vermehrten Bedarf
an Rohſtoffen bemerkbar machen wird. Außerdem aber, und das
iſt die Hauptſache, haben ſie das feſte Vertrauen zur Reichs=
regierung
, daß ſie mit aller Energie auf eine Hebung des deut=
ſchen
Außenhandels hinarbeiten wird. Für einen durchgreifen=
den
Erfolg dürfte die allgemeine Währungsſtabiliſierung und,
wenn dieſe erreicht iſt, ein Zuſammenſchluß der ſubventions=
feindlichen
Schiffahrtsländer gegenüber den andern die not=
wendige
Vorausſetzung ſein. Bis zu ihrer Erreichung, die ja
leider nicht von uns allein abhängig iſt, kommt es darauf an,
die deutſche Handelsſchiffahrt zum mindeſten in ihrem Beſtande
zu erhalten.

Der Stellvertreter des Führers erläßt laut V.B. folgende
Anordnung: Es iſt in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß
Verbände, Innungen, Wirtſchaftskammern und
ähnliche Organiſationen umgebildet oder neu errichtet
wurden, ohne vorhergehende Benachrichtigung der zuſtändigen
Parteidienſtſtellen. Um die gerade auf dieſem Gebiete unbedingt
nötige Zuſammenarbeit von Partei und Staat und den vorbe=
zeichneten
Stellen zu gewährleiſten, dürfen in Zukunft organiſa=
toriſche
Veränderungen der genannten Art von allen Partei=
dienſtſtellen
und Staatsbehörden nur mit meinem Einverſtändnis
vorgenommen werden. Freie Wirtſchaftsgebilde werden davon

nicht berührt.

Das Wunder der ſchnurrenden Scheibe.
Amwälzungen im Zernſprechverkehr.

Von Dipl.=Ing. F. W. Winckel.
Das ſchönſte techniſche Spielzeug unſerer Tage iſt die
Nummernſcheibe des Fernſprechers, Welch Vergnügen bereitet es,
fünf Ziffern in irgendeiner Zuſammenſtellung mit der Lochſcheibe
zu drehen, nach jeder Nummer das Zurückſchnurren zu hören und
endlich nach einem kurzen Tuten eine wohlbekannte Stimme vom
fernen Ort zu vernehmen, mit der man nach Herzensluſt plau=
dern
kann.
Ein jeder kann dieſes Wunderwerk der ſchnurrenden Scheibe
in Gang ſetzen, die knöchernen Finger des weltfremden Theoreti=
kers
, die taſtende, ungelenke Hand einer alten Frau, der mani=
kürte
Zeigefinger einer jungen Dame, der ſonſt kaum etwas an=
faßt
. Jedoch die wenigſten machen ſich einen Begriff, welch groß=
artige
Erfindung die Nummernſcheibe darſtellt, die durch ihren
Mechanismus Menſchen aus nah und fern nach Belieben heran=
zaubert
. Die Erfindung dieſes Inſtruments kommt derjenigen des
Rundfunks mindeſtens gleich. Da ſie aber ſo allmählich und un=
bemerkt
kam, hat man ihre ungeheuren Wirkungsmöglichkeiten
gar nicht erkannt.
Wer nichtsdenkend einige Ziffern an ſeinem Fernſprecher
dreht, ahnt auch nicht, welchen Mechanismus er über die ganze
Stadt hinweg in Bewegung ſetzt. Aber ehe wir über den Tele=
phondraht
hinweg einen Blick in die Fernſprechämter tun, be=
wundern
wir erſt einmal die Nummernſcheibe. Sie iſt ein Kunſt=
werk
, das einem Uhrmacher alle Ehre macht. Ein Federwerk läßt
die Scheibe ablaufen, und eine winzige Zentrifugalbremſe regelt
über eine Spindel die Ablaufgeſchwindigkeit. Ein Kontaktrad
gibt beim Wählen die Stromſtöße. Sie eilen über eine freie Lei=
tung
, die ſich der Fernſprechapparat ſchon beim Anheben des
Hörers ſelbſttätig ausſucht, zum Fernſprechamt, ſetzen dort einen
fauſtgroßen Kontaktwähler in Rotation, der entſprechend der
Zahl der Stromſtöße oder der gewählten Ziffer an einer beſtimm=
ten
Stelle ſtehen bleibt. Dort geht eine Leitung weiter in den
gewünſchten Bezirk zu einem weiteren Vermittlungsamt. Die
nächſte gewählte Ziffer bringt auf dieſem Amt einen Drehwähler
in Gang. So wird eine weitere Leitung ausgeſucht, die noch
näher an den anderen Teilnehmer heranführt. Auf dieſe Weiſe
ſchaltet man ſich mit Hilfe der fünf Nummern einen Sprechweg.
Zu den vielen Mechanismen, die, in der Stadt verteilt, auf dem
Verbindungsweg zum Teilnehmer klappern, kommt noch das

Vom Tage.
Reichsminiſter Dr. Goebbels hat dem Deutſchen Rundfunk
einen Betrag von einer Million zur Verfügung geſtellt, der aus=
ſchließlich
zur Verbeſſerung der Rundfunkprogramme und zur
Hebung der ſozialen Lage der freien Künſtlerſchaft in den nächſten
drei Monaten dient.
16 000 beutſche Studenten, die am 1. März in den Arbeits=
dienſt
einrücken ſollen, werden am 24. Januar in der Zeit von
11 bis 13 Uhr in allen deutſchen Univerſitäten ſich verſammeln,
um von den Führern des Reichsarbeitsdienſtes die Aufgaben zu
erfahren, die der Student im Arbeitsdienſt zu leiſten hat.
Das Reichsgericht verurteilte am Dienstag den früheren
Hauptmann Arnold von Golßenau, der den Schriftſtellernamen
Ludwig Renn angenommen hat, wegen Vorbereitung zum Hoch=
verrat
zu 2½ Jahren Gefängnis, unter Anrechnung von 11 Mo=
naten
und einer Woche Unterſuchungshaft auf die Strafe.
Am Dienstag begannen in Warſchau deutſch=polniſche Luft=
verkehrsverhandlungen
, die ſich auf die Feſtlegung künftiger plan=
mäßiger
Flugverbindungen zwiſchen Deutſchland und Polen er=
ſtrecken
. Deutſcherſeits nehmen Miniſterialdirektor Fiſch vom
Reichsluftfahrtminiſterium und der Präſident des Reichsamtes
für Flugſicherung, Dr. Wegerdt, an den Beſprechungen teil.

Der Staatsſekretär im volniſchen Außenminiſterium Szembek
hat am Dienstag den deutſchen Geſandten in Warſchau, Herrn
von Moltke, empfangen.

(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)

Ehre und die Schaffung einer beſonderen Ehren=
gerichtsbarkeit
bildet eines der Kernſtücke des
Geſetzes. Ein beſonders eingehend ausgeſtalteter
Kündigungsſchuß
iſt gleichfalls dazu angetan, die kameradſchaftliche Verbundenheit
in den Betrieben zu ſtärken. Das große Geſetz wird am 1. Mai
dieſes Jahres, dem zweiten Tage der nationalen Arbeit, in Kraft
treten. An dieſem Tage werden die Vertrauensleute der Be=
triebe
feierlich vor der feſtlich verſammelten Gefolgſchaft zum
erſten Male geloben, daß ſie im Geiſte ehrenhafter Kamerad=
ſchäft
dem Gemeinnutz und dem Wohle aller Angehörigen des
Betriebes dienen werden.
Nach den Ausführungen des Reichsarbeitsminiſters hielt der
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt eine kurze
Anſprache. Er führte u. a. aus: Ein Volk hat wahrhaft Großes
immer nur dann geleiſtet, wenn es ſich geſchloſſen und entſchloſſen
für die ihm geſtellten Aufgaben eingeſetzt hat. Das gilt wie für
ein Volk ſo für eine Wirtſchaft, ja auch für jedes einzelne wirt=
ſchaftliche
Unternehmen. Jeder wirklich tüchtige Führer weiß,
daß er den Erfolg nur dann auf die Dauer an ſeine Fahne heften
kann, wenn die Gefolgſchaft ihm vertraut und mit vollem Herzen
dabei iſt. Jeder vernünftige Gefolgsmann weiß, daß er nur dann
auf feſtem Boden ſteht, wenn er nach alter deutſcher Art ſich
wirklich ſelbſt ganz einſetzt, ſeinem Führer folgt und ihm die
Treue hält.
Abſichtlich iſt das Geſetz in vielen Einzelheiten ſo locker ge=
halten
, daß Spielraum für Entwicklungsmöglich=
keiten
gelaſſen iſt. Möge dieſer immer in dem Sinne benutzt
werden, den großen Gedanken des Arbeitsfriedens zu vertiefen
und nichts zu verwäſſern.
Zum Schluß dankte der Reichswirtſchaftsminiſter noch ganz
beſonders dem Reichsarbeitsminiſter Seldte, der Hauptbeteiligter
an dem Geſetz ſei. Es ſei ſymboliſch für den neuen national=
ſozialiſtiſchen
Geiſt, daß dieſes Geſetz in engſter Zuſammenarbeit
zwiſchen dem Reichsarbeitsminiſterium, der Arbeitsfront, Vertre=
tern
der Wirtſchaft und dem Reichswirtſchaftsminiſterium be=
arbeitet
und herausgebracht worden ſei. Dieſes Verhältnis zeige,
daß man gerade in der oberſten Spitze ſich darüber klar ſei, daß
Arbeit und Wirtſchaft ein unzertrennlicher Begriff für das ganze
Volk ſind. Dieſer glückliche Anfang werde hoffentlich zum Glück
unſerer ganzen Nation führen.
Einheiksfronk der Saar=Bauern.
Anläßlich einer großen Kundgebung der Bauernſchaft der Saar
wurde betont, daß auch die Saarbauern mit dem geſamten Saar=
volk
zu einem feſten Block zuſammengeſchweißt ſeien, an dem ſich
die Diplomaten die Zähne ausbeißen würden. Die Zuſammen=
faſſung
der ſaarländiſchen Bauernſchaft in einer Einheitsorgani=
ſation
ſei ein Kennzeichen der hoffnungsfrohen Zuverſicht auf den
Tag, der auch die Saarbauern wieder in das große Vaterhaus
aufnehmen werde. Die Vorbereitungen zum Einbau des Bauern=
ſtandes
an der Saar in den Reichsnährſtand ſei das große Ziel,
das der ſaarländiſchen Bauernſchaft vorgezeichnet ſei.

Zählwerk, das dem rufenden Teilnehmer für die Bereitſtellung
dieſes großartig organiſierten Telephonnetzes einen Groſchen an=
kreidet
.
Der Selbſtanſchluß iſt eine Erfindung, die auf deutſche und
amerikaniſche Patente zurückgeht. 1908 wurde in Hildesheim das
erſte deutſche Selbſtanſchlußamt gebaut. Der weſentliche Ausbau
zum automatiſchen Fernſprechnetz ſetzte erſt nach dem Kriege ein.
Bis zum heutigen Tage wurden auf dieſem Gebiete weſentliche
Verbeſſerungen gefunden, die in den Neuanlagen jeweils berück=
ſichtigt
werden konnten.
Aber noch ehe die Automatiſierung beendet iſt, ſtehen wir
vor einer neuen Revolution auf dem Gebiete der Fernſprech=
technik
. Man begnügt ſich nicht mehr damit, die Teilnehmer einer
Stadt miteinander automatiſch zu verbinden, ſondern ſucht ein
ſolches Netz für ein ganzes Land, ja ſogar für die ganze
Welt zu ſchaffen! Das iſt ein durchaus ernſthafter Gedanke, der
techniſch zu verwirklichen und von Ingenieuren bereits genau
durchgerechnet iſt. Der Tag iſt nicht mehr allzu fern, an dem wir
an unſerer Nummernſcheibe im eigenen Heim die Tante in Siam,
den Kollegen in Sidney und den Geſchäftsfreund in Tokio wäh=
len
können, ohne daß ein Menſch um dieſe Verbindung ſich noch
weiter zu kümmern brauchte. Man iſt bereits an der Arbeit, die
erſten Schritte für ein Weltfernſprechnetz einzuleiten. Das
Netz der Telephondrähte wird vollkommen neu organiſiert. Das
ganze Land, alſo z. B. Deutſchland, wird in lauter Netzgruppen
eingeteilt. Jeder Bezirk iſt etwa ſiebzig Kilometer weit gedehnt.
Alle die vielen kleinen Ortſchaften werden nicht mehr ein eigenes
Fernamt haben, ſondern ſie werden ſtrahlenförmig unmittelbar
an ein einziges Fernamt angeſchloſſen, über welches ſie jeden an=
deren
Ort innerhalb der Netzgruppe erreichen können. Dieſes
Fernamt kann mit der Hand bedient werden oder automatiſch
ſein. Man wird dahin gelangen, daß in Deutſchland nur noch
ſiebenhundert Fernämter vorhanden ſein werden. Hierzu kommen
noch Ueberweiſungs= und Verteilerämter, die auf dem Wege vom
Teilnehmer zum Fernamt liegen. Hierdurch werden die Orts=
netze
ganz aus den großen durchgehenden Fernleitungen heraus=
genommen
.
Der ſtrahlenförmige Aufbau der Telephonnetze gibt eine
große Erſparnis an Leitungen, weil nicht mehr jedes Amt mit
jedem anderen im gleichen Bezirk verbunden werden muß.
Außerdem wird durch dieſe Neuorganiſation der Fernſprecher auch
an kleinen Orten ſtändig betriebsbereit ſein, während dort der
Dienſt bisher wegen mangelnder Rentabilität nur zu beſtimmten
Stunden am Tage aufrechterhalten werden konnte. Das iſt der
unmittelbare Anlaß zur Errichtung der Netzgruppen. Als eine
Muſteranlage iſt von Deutſchland die Netzgruppe Lauſanne ge=
baut
worden, in deren Bereich man unmittelbar im Sofortver=
kehr
mit allen Ortſchaften ſprechen kann. Auch im Rheiniſch=We‟=

bei der Anwendung des Schriftleikergeſetzes.
DNB. Berlin, 16. Januar.
Amtlich wird verlautbart: Im Anſchluß an die Durch=
führungsverordnung
zum Schriftleitergeſetz vom 19. Dezember
1933 hat der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propa=
ganda
beſtimmt, daß die folgenden Blätter von der Anwendung
des Schriftleitergeſetzes ausgenommen werden:
1. Verbandsmitteilungen, die ſich auf kurze Mit=
teilungen
tatſächlicher Art in Erfüllung der Verbandsaufgabe
beſchränken, nur an die Mitglieder des Verbandes geliefert wer=
den
, nur nach Bedarf in unregelmäßigen Zeitabſtänden er=
ſcheinen
, keine Anzeigen außer Vereins= und Familienanzeigen
enthalten und bei Aufnahme in die Poſtzeitungsliſte keinen
Preis aufgeben.
2. Kaufmitteilungen (früher Kundenzeit=
ſchriften
), die von einem Betrieb zur Unterrichtung ſeiner
Kundſchaft oder Belegſchaft über ſeine Erzeugniſſe und Leiſtun=
gen
nach Bedarf herausgegeben werden, ihre Zweckbeſtimmung
als Eigenwerbung in Form und Inhalt klar erkennen laſſen,
deren Inhalt ausſchließlich der Werbung für das eigene Haus
(Werk) dient, die Fremdanzeigen nicht aufnehmen und bei Auf=
nahme
in die Poſtzeitungsliſte keinen Preis angeben."
3. Werkzeitſchriften, die ausſchließlich Berichte über
die Erzeugniſſe und Leiſtungen des eigenen Unternehmens oder
iber Geſchehniſſe innerhalb der Werkgemeinſchaft und keine An=
zeigen
außer Vereins= und Familienanzeigen enthalten.
Für die an ſolchen Zeitſchriften tätigen Perſonen beſteht
alſo keine Anmeldepflicht nach dem Schriftleitergeſetz.

DNB. Berlin, 16. Januar.
Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der
preußiſche Miniſter des Innern den nachgeordneten Behörden
Kenntnis gegeben von folgendem Rundſchreiben, das der
Reichsfinanzminiſter an die Regierungen der
Länder gerichtet hat:
Um ein einheitliches Vorgehen der Länder=
regierungen
bei der Inanſpruchnahme der aus=
ländiſchen
Märkte und des inländiſchen öffent=
lichen
Marktes ſicherzuſtellen, wurden Ende 1924 die Be=
ratungsſtelle
für Auslandskredite und Ende 1930 die zentralen
Kreditausſchüſſe mit ihrer begutachtenden Tätigkeit vorgeſchaltet.
Beide Stellen ſind Hilfsſtellen, die überflüſſig werden müſſen,
ſobald das Reich ſelbſt die Möglichkeit hat, unmittelbar Einfluß
zu nehmen, um die erforderliche Einheitlichkeit ſicherzuſtellen.
Nicht erfaßt werden durch Paragraph 13 des Gemeindeumſchul=
dungsgeſetzes
die Aufnahme von Kaſſenkrediten und die Dar=
lehensprolongationen
, und zwar auch inſoweit nicht, als es ſich
um Auslandskredite handelt. Auch für dieſe gilt zwar, ſoweit
landesgeſetzliche Regelungen fehlen, das Geſetz über Aufnahme
son Auslandskrediten durch Gemeinden und Gemeindeverbänden
vom 21. 3. 1925. Immerhin fehlt hinſichtlich ihrer die Möglich=
keit
unmittelbarer Einwirkung ſeitens der Reichsregierung. Mit
ihnen die Beratungsſtelle zu befaſſen, erſcheint indes nicht er=
forderlich
.
Kaſſenkredike mit Hilfe von Auslandsgeld
kommen nichk mehr in Frage.
Bei der Prolongation von Auslandskrediten wird es ſich im
allgemeinen, ſolange die Deviſenbewirtſchaftung beſteht, wie bis=
her
als notwendig erweiſen, daß das Reichswirtſchaftsminiſterium
oder das Reichsbankdirektorium vorher gehört werden. Aber
auch in etwaigen ſonſtigen Fällen müßte den Reichsſtellen Ge=
legenheit
gegeben werden, die Erforderniſſe der zentralen
Deviſen= und Kreditpolitik zur Geltung zu bringen. Ich bitte
daber, in allen Fällen, in denen eine Gemeinde oder ein Ge=
meindeverband
die Aufnahme eines Betriebskredites mit Hilfe
von Auslandsgeld beabſichtigen ſollte, oder in denen die Prolon=
gation
eines Auslandskredites in Frage ſteht ſoweit nicht aus
Gründen der Eilbedürftigkeit eine direkte Befaſſung des Reichs=
wirtſchaftsminiſteriums
und des Reichsbankdirektoriums in Ve=
tracht
kommt mich ſo rechtzeitig zu benachrichtigen, daß die
Möglichkeit beſteht, nach Benehmen mit den vorgenannten Stel=
len
etwaige Wünſche zur Geltung zu bringen.
Im Einvernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter und
dem Reichsbankdirektorium bitte ich daher, von der Ein=
holung
von Gutachten der zenträlen Kredit=
ausſchüſſe
und, ſoweit es ſich um die Aufnahme von Aus=
landskrediten
durch Gemeinden, Gemeindeverbände uſw. handelt,
auch von der Einholung von Gutachten der Be=
ratungsſtelle
bis auf weiteres abzuſehen.

fäliſchen Induſtriegebiet und in Teilen Bayerns wird ein ſolcher
Sofortverkehr ausgebaut."
Das Hauptfernamt einer Netzgruppe iſt das Endfernamt.
Eine Anzahl ſolcher Aemter iſt zum Endfernamt zuſammenge=
faßt
, in deren Mitte ſich das Verteilerfernamt befindet. Es hat
einen Wirkungsbereich von 280 Kilometer Durchmeſſer. Die Ver=
teilerämter
in einem Umkreis von 1400 Kilometer ſind zum
Durchgangsfernamt vereinigt, das mit den übrigen Aemtern
dieſer Art zum Durchgangsnetz mit einem Bereich von 7000
Kilometern zuſammengefaßt iſt. Schließlich bildet den letzten
Stein dieſer Pyramide das Weltfernamt. Für den ganzen Erd=
ball
ſind fünf Weltfernämter vorgeſehen. Wenn man alſo einen
Teilnehmer in der Fünften Avenue in New York ſprechen will,
dann wählt man die Ziffern des Weltfernamtes Amerika und
gelangt von dort mit drei Ziffern über das Durchgangs= Ver=
teiler
= zum Endfernamt und von hier mit weiteren fünf Zif=
fern
in bekannter Weiſe zum Teilnehmer. Dieſe Verbindung kann
in weniger als einer Minute durchgeſchaltet werden!
Dieſes Syſtem ſieht ſich auf dem Papier ganz ſchön an, aber
wie werden die Geſpräche verrechnet, wird ſich mancher fragen.
Hierfür iſt eine geradezu geniale Löſung gefunden worden. Wenn
ein Teilnehmer, der irgendwohin in die Welt ſprechen will, zu=
nächſt
ſein zuſtändiges Fernamt erreicht hat, dann wählt er die
Zone, in der er jemand ſprechen will. Die Stromimpulſe, die von
dieſer gewählten Ziffer herrühren, betätigen ein Zählwerk, den
Zonenzähler. 3 iſt z. B. 1000 Km. entfernt. 6 2000 Km.
uſw. An dieſen Zähler iſt ein Zeitzähler angeſchloſſen, der ein
Uhrwerk ſolange laufen läßt, bis das Geſpräch beendet iſt. Da=
nach
tritt ein Kontrollzähler in Tätigkeit, der das Ergebnis der
anderen beiden Zähler auf das Konto des Teilnehmers über=
trägt
. Dieſes organiſierte, rechnende Hirn arbeitet auf die Se=
kunde
genau und gibt eine Abrechnung auf Heller und Pfennig,
wie es kein Menſch beſſer machen kann.
Ein großartiger Verſuch, der die techniſche Möglichkeit einer
Weltfernſprechverbindung zeigt, wurde vor einiger Zeit durch die
Firma Siemens u. Halske durchgeführt. Von Berlin aus wurde
ein Teilnehmer aus dem Stadtnetz von Helſingfors herausge=
wählt
. Der Verſuch iſt glänzend gelungen. Es war eine Entfer=
nung
von 1600 Km. zu überbrücken, und zwar mußten ſich die
Wählerimpulſe einen Weg über Land= und Seekabel, über Frei=
leitungen
, über fünfzehn Elektronenverſtärkerſtationen und ſon=
ſtige
Hilfseinrichtungen bahnen. Nachdem dies gelungen war,
wurde eine telephoniſche Funkkonferenz zwiſchen den finniſchen
Geſandten in Paris, London und Berlin mit dem Präſidenten
Spinhufvud hergeſtellt. Dieſe praktiſchen Beiſpiele zeigen, welche
großen Ausſichten das Weltfernſprechen hat.
Der Außenſtehende wird ſtaunen über dieſe bis zur Rein=
kultur
getriebene Automatik, die ſich in der Fernſprechtechnik

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 17. Januar 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 16 Seite 3.

FMuttteiass Taßenpontt.
Alie Melodien: Kein Berzicht auf Volksabſtimmung an der Saar. Keine Aenderung der Verträge.
Keine Preisgabe der franzöſiſchen Völkerbundsgrundſähe.

Paul=Boncour
vor dem franzöſiſchen Senak.
EP. Paris, 16. Januar.
Im franzöſiſchen Senat nahm bei der außenpolitiſchen Aus=
ſprache
nach dem General Bourgeois der Außenminiſter
Paul Boncour das Wort zu einer großen politiſchen Rede,
in der er ausführlich auf die geſamte Außenpolitik Frankreichs
einging. Der Miniſter erklärte u. a., daß eine gewiſſe Ur=
ſache
der Beunruhigung in der letzten Zeit die
tiefe Bewegung geweſen ſei, von der Deutſch=
land
geſchüttelt wurde. Auch ſei für die Nachbarn
Deutſchlands die Raſſendoktrin Urſache zu einer
gewiſſen Beunruhigung.
Das Saarproblem und das öſterreichiſche Problem ſei ein Be=
weis
dafür. Auf die Abſtimmung an der Saar werde
Frankreich nicht verzichten. Nur die ſaarländiſche Be=
völkerung
könne ſich ihr Schickſal ſelbſt beſtimmen. Auch wirt=
ſchaftliche
Vorteile könnten die franzöſiſche Anſicht nicht ändern.
Die Volksabſtimmung müſſe aufrichtig und in Sicherheit durch=
geführt
werden.
Paul Boncour ging dann weiter u. a. auf die Frage der
öſterreichiſchen Unabhängigkeit ein, die Frank=
reich
ſtets verteidigt habe, und auf die Mächtegrup=
pierungen
, die ſich in den letzten Monaten gebildet haben,
die jedoch keineswegs als eine Einkreiſung gegen=
über
Deutſchland betrachtet werden dürften. Frankreich
wünſche nur die Aufrechterhaltung des Friedens, und ſei zu die=
ſem
Zweck entſchloſſen, die Mächte zu vereinigen und zu ſtärken.
Frankreich tue dies durch die internationale Zuſam=
menarbeit
, und es liege nur an Deutſchland, ſich anzu=
ſchließen
.
Die Art, wie Frankreich das deutſche Angebot eines Nicht=
angriffspaktes
aufgenommen habe, beweiſe den Wunſch
Frankreichs, daß Deutſchland ſich den Bemühun=
gen
Frankreichs und der Form, die es ſelbſt vor=
ſchlagen
werde, anſchließen möge. Aber unter
der Bedingung, wie es das franzöſiſche Aide
memoire vom 1. Januar dargetan habe, daß die
beſtehenden Vertragsbeſtimmungen und beſon=
ders diejenigen des Locarno=Abkommens, in
Kraft blieben. Mit Bezug auf den Viermächtepakt ſagte
Boncour u. a. weiter, Frankreich habe alle ſeine Bemühungen
daran geſetzt, über ganz Europa ein Sicherheitsnetz
auszudehnen, das, wenn es auch nicht vollkommen ſei, doch bereits
große Reſultate gezeitigt habe. Im Süden habe Frankreich mit
Italien, im Oſten mit Rußland und im Südoſten mit den Balkan=
ſtaaten
und der Türkei ſeine Beziehungen verbeſſert.
Beſonders ausführlich behandelte Paul=Boncour hierbei die
Beſſerung der Beziehungen Frankreichs zu Ruß=
land
. Rußland, das dem Völkerbund noch nicht angehöre,
ſei in einen großen Sicherheitsapparat im Oſten
Europas, das einem Oſtlocarno entſpreche, ein=
geſchaltet
.
Nach einer freundlichen Erwähnung der Bemühungen zum
Abſchluß des Balkanpaktes verteidigte Boncour den Völker=
bund
. Man diene dem Völkerbund dadurch, daß man ſich um die
Anwendung aller ſeiner Artikel bemühe. Jede Verbeſſerung in
dem Verfahren werde in Frankreich mit größter Aufmerkſamkeit
geprüft werden. Doch bleibe Frankreich hinſichtlich der Grund=
ſätze
unverſöhnlich.
Auf die Abrüſtungskonferenz eingehend, erklärte
Paul=Boncour, daß Frankreich auf dieſe Konferenz gegangen ſei,
weil es der Völkerbundspakt, dazu verpflichtet habe. Das Ab=
rüſtungswerk
ſei nicht nur eine Friedenshoffnung, ſondern es
müſſe auch Sicherheiten bringen. Wenn die Abrüſtungskonferenz
Schiffbruch erleide, werde das Wettrüſten wieder beginnen.
Wenn man auf die internationale Sicherheit
verzichten müſſe, dann werde ſich Frankreich nur
um ſeine eigene Sicherheit bekümmern. Die in dem
Aide memoire dargelegte franzöſiſche Haltung ſei verſöhnlich, aber
feſt. Deutſchland habe in die Lage verſetzt werden müſſen, genau
über die franzöſiſchen Abſichten urteilen zu können.
Paul=Boncour erntete, als er die Tribüne verließ, lebhaften
Beifall. Nach ihm ergriff noch der Senator Gauthier das Wort.
Die Ausſprache wird am nächſten Donnerstag fortgeſetzt.
entwickelt hat. Gerade in einer Zeit werden ſolche Wunderwerke
von Menſchenhand vollendet, wo man ſich bereits mit Schrecken
von der automatiſchen Maſchine wieder wegwendet. Aber da iſt
ein Unterſchied zu beachten. Wir verdammen den Automaten, der
den Menſchen brotlos macht, der eine Arbeit vom Band lie=
fert
, die jedes perſönliche Gepräge verloren hat und nichts als
ein Maſſengut iſt. Der Selbſtanſchluß iſt etwas ganz anderes.
Nicht Menſchen ſoll er erſetzen, ſondern überhaupt erſt eine Mög=
lichkeit
eröffnen, die auf andere Art und Weiſe kaum gegeben
iſt. Es iſt unmöglich, in kleinen Orten ein Telephonfräulein die
ganze Nacht im Amt ſitzen zu laſſen, weil vielleicht einmal ein
einziges Geſpräch verlangt wird. Der Selbſtanſchluß aber wacht
die ganze Nacht und iſt ſofort bereit, wenn etwa ein Kranker
einen Arzt zu Hilfe ruft. So wird der Selbſtanſchluß zum
Wohltäter am Menſchen. Daß eine Weltfernſprechverbindung
nur automatiſch ſchnell und zuverläſſig durchgeführt werden
kann, geht aus den geſchilderten Projekten genügend hervor,
Trotz aller Fortſchritte ſind jedoch noch viele Schwierigkeiten zu
überwinden, ſo das Problem der automatiſchen drahtloſen Tele=
phonie
, die Vereinheitlichung aller Telephonſyſteme in der Welt
auf eine Betriebsart und dgl. mehr. Mit Stolz dürfen wir feſt=
ſtellen
, daß Deutſchland auch in der neuſten techniſchen Entwick=
lung
bahnbrechend geblieben iſt und die Führung in der Hand
behält.

Eenſt Wiecherk.

Bertragsabend der Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft.
Es rar kein Vortragsabend, es war ein Gottesdienſt.
Eine ſchlanke Geſtalt mit ſchmalem Geſicht und ruhig und
tiefblickenden Augen erſchien am Vortragspult und erzählte von
der Kindheit. Erzählte von dem väterlichen Forſthaus in=
mitten
des rauſchenden oſtpreußiſchen Waldes, von den ſieben
verbrauchten Hauslehrern, von den Streichen auf der Schule im
nahen Königsberg. Erzählte mit Humor hinter dem ſchon der
Ernſt leuchtete. Ein Ernſt der die Herrſchaft gewann, als der
Krieg einſetzte und den Dichter in die Front im Oſten und im
Weſten rief. Nach mehreren Jahren in Berlin flüchtete der
Dichter in die Stille des Starnberger Sees, deſſen Landſchaft
und deſſen Umwohner verwandtſchaftliche Züge mit dem Oſt=
preußen
der Kindheit haben.
So gewann der Dichter Ernſt Wiechert raſch die Füh=
lung
mit den Hörern, die auf Einladung der Literariſch=
Künſtleriſchen Geſellſchaft den Feſtſaal der Loge faſt
bis zum letzten Platze füllten.
An die Erinnerungen aus der Kindheit knüpfte die Er=
zählung
Veronika an; eine Erzählung, die, um die Geſtalt

Beralungen des engliſchen Kabinekks
über Abrüſtungs= und Wirkſchafts=
probleme
.
Sir John Simon und Paul=Boncour fahren nach Genf
DNB. London, 16. Januar.
Wie am Dienstag nachmittag nach der Sitzung des engliſchen
Kabinetts verlautet, wird der engliſche Außenminiſter Sir John
Simon am Mittwoch nachmittag nach Genf abreiſen, um der
Sitzung des Völkerbundsrates beizuwohnen.
Die Kabinettsſitzung dauerte zwei Stunden. An erſter Stelle
wurde, wie verlautet, die Abrüſtungsfrage beſprochen. Wie an=
ſchließend
an die Kabinettsſitzung in politiſchen Kreiſen erklärt
wird, weiſt ſie keine bemerkenswerte Aenderung ſeit der Sitzung
des Abrüſtungsausſchuſſes des engliſchen Kabinetts in der vergan=
genen
Woche auf. Ferner wurde die neue Erklärung des ameri=
kaniſchen
Präſidenten Rooſevelt über ſeine Gold= und Währungs=
politik
kurz erörtert. Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt.
Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour wird gleichfalls
am Mittwoch abend zur Teilnahme an den Arbeiten des Völker=
bundsrates
nach Genf abreiſen.
Deutſchlands Ankwork
auf die Einladung nach Genf unkerwegs
DNB. Berlin, 16. Januar.
Am Dienstag abend iſt die Antwort hinſichtlich der Beteili=
gung
der Reichsregierung an den Beratungen des Völkerbunds=
rates
hinſichtlich der Saarfrage nach Genf abgegangen. Sie wird
über den deutſchen Konſul in Genf an den Generalſekretär des
Völkerbundes, Avenol, geleitet.
Sdarpreſſe lehnk einmükig Einladung des
Völkerbundsraks ab.
dsk. Saarbrücken, 16. Januar.
Die Einladung des Völkerbundsrates an Deutſchland zur
Teilnahme an den Genfer Saarverhandlungen hat naturgemäß
im Saargebiet beſonderes Aufſehen erregt. Die geſamte
Saarpreſſe bezeichnet jedoch dieſe Einladung als einen fran=
zöſiſchen
Winkelzug; ſie ſteht auf dem Standpunkt daß
Deutſchland unter keinen Umſtänden dieſer
Einladung Folge leiſten dürfe. Die Saarbrücker Zei=
tung
ſchreibt dazu u. a.: Man ſoll in Genf nicht erwarten, daß
die Saarbevölkerung in der einſtimmigen Annahme des ſran=
zöſiſchen
Vorſchlages ſchon einen Beweis für die Loyalität des
Völkerbundes ſieht. Dieſen Optimismus verbieten uns die Er=
fahrungen
gerade der letzten Zeit. Unſere zahlreichen Beſchwer=
den
hat der Völkerbund kühl beiſeite geſchoben. Nichts iſt er=
felgt
, was den ernſthaften Willen bewieſe, ſich das Wohl der
Bevölkerung, ihre Intereſſen und ihren Schutz gegen wirtſchaft=
liche
Ausbeutung durch Frankreich, gegen die tägliche Beleidi=
gung
ihres nationalen Empfindens in dem Maße angelegen ſein
zu laſſen, das die Bevölkerung mit vollem Recht erwarten kann.
Der einzige entſcheidende Beweis wäre gerade dadurch zu
führen, daß man in Genf ohne Teilnahme Deutſchlands die
Beratungen ſo führt und ſolche Beſchlüſſe faßt, wie es Objel=
tivität
und Loyalität verlangen. Das allein wäre uns ein über=
zeugender
Beweis.
Die Saarfront betont, daß die Verantwortung für die
über die Saarfrage zu faſſenden Beſchlüſſe allein beim Völker=
bund
liegt. Sie wäre ſehr leicht, wenn man in Genf den
Willen und den Mut hätte, die Saarfrage ſo zu ſehen, wie ſie
wirklich liegt, daß nämlich die überwältigende Mehrheit der
Saarbevölkerung nur auf den Tag wartet, der ſie mit ihrem
deutſchen Vaterland wieder vereinigt.
der ſeltſamen Tante Veronika ſich ſchlingend, in das Paradies
der Kindheit mit ſeinen Märchen und ſeinem Glauben führte
und in einem Kriegserleben im gleichen Sinn beſeligt ausklang.
Es folgte die Erzählung Die Magd die der Dichter
vollkommen frei ſprach, ruhig, ſchlicht, aber mit tiefer Eindring=
lichkeit
. Die Magd, die Jahre hindurch treu gedient hat, muß
den Hof verlaſſeu, da ſie ein Kind unter dem Herzen trägt. In
der Verzweiflung will ſie aus dem Leben gehen, aber zuvor
das Kind in ihrem Schoße taufen laſſen, damit es nicht das
ewige Leben verliert. Nicht von dem jungen Pfarrherrn, aber
von dem weihnachtlichen Krippenſpiel der Kinder erfährt ſie
das Wunder der Gnade und des Glaubens und
wird dem Leben wieder gewonnen. Eine ganz einfache ſchlichte
Handlung, aber eine Handlung, in der ſich das Schickſal eines
Meuſchen wandelt und erfüllt und das helle Tor des Glaubens
ſich öffnet.
Den Abſchluß bildete die ergreifende Erzählung von dem
Todeskandidaten dem jungen Lehrer, der durch jugend=
liche
Grauſamkeit der Schüler aus ſeiner Bahn geriſſen wird,
aber vor dem Angeſicht des Todes im Kriege die alle ver=
ſöhnende
Liebe gewinnt.
Ernſt Wiechert iſt der bedeutendſte Erzähler in der
jungen, deutſchen Dichtkunſt. Seine Geſtalten ſind in vollendeter
Form mit ſtärkſtem Leben erfüllt. Seine Dichtung iſt getragen
von tiefſter Innerlichkeit, von einem hohen Ethos und einer
warmherzigen Frömmigkeit.
Ernſt Wiechert ſprach ruhig, ſachlich und mit wundervoller
Eindringlichkeit. Man ſpürte, daß hinter dem Ethos ſeiner
Erzählungen ein Menſch ſtand, der ſelbſt von dieſem Ethos
innerlichſt erfüllt war.
Ich habe es noch nie erlebt, daß eine Zuhörerſchaft mit
einer ſo atemloſen Gebanutheit und Erſchütterung einem ruhigen,
ganz unrhetoriſchen Redner folgte.
Als Ernſt Wiechert geendet hatte, lag ein gebanntes
Schweigen über dem Saal. Keine Hand rührte ſich. Der Vor=
tragende
verließ das Rednerpult und ging durch den Saal nach
dem Ausgang, während die ganze Zuhörerſchaft ſich ſchweigend
vor ihm erhob, ihm hierdurch ſtärkſte Erſchütterung und Ver=
ehrung
bekundend.
Es war kein Vortrag, es war ein Gottesdienſt.
* Frankfurker Muſikbrief.
Die Oper hat unter der Regie des Generalintendanten
H. Meißner den Rienzi neu einſtudiert. Ueber den Charakter
dieſer Oper iſt kein Wort zu verlieren. Die Einflüſſe Meyerbeers
ſind unverkennbar, wenn man auch hier und da die Tatze des
Löwen ſpürt. Nach innen geht in dieſem Werk noch nicht viel.

Frankreich beſchwerk ſich zu Anrechlt.
Das franzöſiſche Handelsminiſterium veröffentlicht eine län=
gere
Erklärung, die ſich mit den deutſch=franzöſiſchen Meinungs=
verſchiedenheiten
über die Einfuhrkontingente beſchäftigt. Der
Zweck der Uebung iſt begreiflicherweiſe, die Verantwortung für
dieſe Erſchwerung auf Deutſchland abzuſchieben. Angeſichts der
allgemein bekannten Tatſachen ein mehr als kühnes Unterfangen,
das auch nicht ausſichtsreicher wird durch die bei der Pariſer
Preſſe beſtellte Unterſtützung.
Die Dinge liegen doch ſo, daß Frankreich den Wunſch gehabt
hat, ſeine paſſive Handelsbilanz zu aktivieren oder mindeſtens den
Ausfuhrunterſchuß um einen erheblichen Teil zu vermindern. Zu
dieſem Zwecke ſchritt es zur Neuregelung der Einfuhrkontingente,
die urſprünglich nach dem Grundſatz der Meiſtbegünſti=
gung
verteilt waren. Jetzt aber iſt Frankreich von die=
ſem
Grundſatz abgewichen und hat dadurch
Deutſchland einſeitig benachteiligt. Wenn wir uns
dagegen ſchützen und nun auch unſererſeits die franzöſiſche Einfuhr
etwas abzudroſſeln ſuchen, dann iſt das weiter nichts als ein
Geſetz wirtſchaftlicher Selbſthilfe, die gerade in unſerem Falle
doppelt notwendig iſt. Frankreich kann ſich als Gläubigerland eine
paſſive Handelsbilanz leiſten. Sie iſt ſogar etwas natürliches.
Deutſchland aber braucht einen Ausfuhrüberſchuß, nicht nur um
ſeine Rohſtoffe einzuhandeln, ſondern auch um ſeine Schulden
wenigſtens verzinſen zu können. Das iſt von unſeren Gläubigern
oft genug ausgeſprochen worden und es iſt ein unfaßbarer Wider=
ſpruch
, wenn die Gläubiger auf der einen Seite ſich über die deut=
ſchen
Transferbeſtimmungen beſchweren die doch ſchon ange=
ſichts
unſeres knappen Goldbeſtandes eine unabweisbare Notwen=
digkeit
ſind ihrerſeits aber für die deutſchen Waren ihren
Markt ſperren und ſich dann über die deutſchen Gegenwirkungen
im Tone der gekränkten Unſchuld beklagen.
Zwiſchen Paris und Waſhingkon.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 16. Januar.
Die franzöſiſche Aufmerkſamkeit konzentriert ſich jetzt ganz auf
die deutſche Antwortnote. Allen anderen Ereigniſſen in den Ab=
rüſtungsverhandlungen
mißt man weit weniger Bedeutung zu.
Trotzdem man vorerſt keine Entſcheidungen, ſondern nur weitere
Verhandlungen, die ſich zum Teil noch auf die Klärung der Lage
beziehen, erwartet.
Dementſprechend knüpft man an den bevorſtehenden Beſuch
Henderſons keine weitgehenden Kommentare. Man zeigt ſich hier
übrigens Englands Haltung gegenüber nach wie vor ſkeptiſch und
mißtrauiſch. Man beſtreitet jede Einigkeit zwiſchen Paris und
London oder wenigſtens betont man, daß der engliſche Stand=
punkt
keineswegs fixiert und feſt umriſſen ſei.
Viel kommentiert wurde das Intereſſe Rooſevelts an den
Abrüſtungsverhandlungen. Es hat in den diplomatiſchen Kreiſen
einen guten Eindruck erweckt, daß die USA. ſich in den Verhand=
lungen
durch eine Perſönlichkeit erſten Ranges vertreten laſſen
werden. Noch vor kurzem hätte man das nicht erwartet, Aller=
dings
iſt es in der amerikaniſchen Politik ſelbſt für die einfluß=
reichſten
Perſönlichkeiten ſchwer, während einer ausländiſchen
Miſſion die Zuſammenarbeit mit Waſhington voll aufrecht zu er=
halten
. Das Intereſſe des Präſidenten Rooſevelt für die Ab=
rüſtungskonferenz
ſoll ſo behauptet man hier nicht zuletzt
durch innenpolitiſche Motive bedingt ſein. Für die Stimmung der
amerikaniſchen Maſſen iſt die Abrüſtungsfrage noch immer nicht
gleichgültig. Außer der gefühlsmäßigen Einſtellung ſollen prak=
tiſche
wirtſchaftspolitiſche Hoffnungen an einen Erfolg der Ver=
handlungen
geknüpft werden. Rooſevelt würde alſo durch die
Verhandlungen an Preſtige und Handlungsfreiheit, auch was die
interalliierten Schulden betrifft, gewinnen.
Daß die franzöſiſchen Kommentare ſo ſauerſüß lauten, iſt zum
Teil durch die Haltung des Waſhingtoner Senats Frankreich
gegenüber zu erklären. Die Sanktionen gegen die ſäumigen
Schuldner, trotzdem ſie nur moraliſch eine Bedeutung haben, wer=
den
hier ſehr unangenehm empfunden. Vor allem deshalb, weil
man ſich darüber Rechenſchaft gibt, daß ſie in Wirklichkeit nur
gegen Frankreich eine Spitze haben. Die Stimmung in Amerika
iſt Frankreich gegenüber ſo ungünſtig als je, wenn auch die Poli=
tik
Rooſevelts dies nicht zum Ausdruck bringt.
Im allgemeinen neigt man hier wieder zu einer etwas opti=
miſtiſcheren
Betrachtung der Abrüſtungsfrage, wenn es auch ſehr
ſchwer iſt, feſtzuſtellen, inwieweit die verſchiedenen Aeußerungen,
die man vernimmt, von taktiſchen Erwägungen diktiert wurden.
Der bisherige Landwirtſchaftsminiſter Dr. Carlos Hevia iſt
von der revolutionären Junta als Nachfolger des Profeſſors Grau
San Martin zum Präſidenten der kubaniſchen Republik gewählt
worden. Der erſt 33jährige Dr. Hevia, der einen großen Anhang
im Heer und in der Flotte hat, iſt eines der radikalſten Mitglie=
der
der politiſchen Gruppe, die den General Machdao ſtürzte. Er
war auch einer der Führer der Revolte gegen Präſident Dr. Ces=
pedes
.
Der Regiſſeur hat durch ſtarke Kürzungen das Weſentliche der
Handlung herausgehoben. Seine Leiſtung zeichnete ſich, wie in den
Räubern, durch einen ſicheren, konzentrierenden künſtleriſchen
Willen aus, der den Eindruck der Einheitlichkeit ſchuf. Die Be=
wegungen
der Chöre hielten ſich von dem Thematiſchen fern; ſie
hatten inneres Leben und Glaubhaftigkeit. Die Bühnenbilder
L. Siewerts waren durchweg typiſch. Die Koſtüme in dem Feſtakt
trafen nicht immer den gewollten Charakter des Heroiſchen.
Dieſe Oper ſteht und fällt mit dem Träger der Titelrolle. Dieſe
ſtellt nicht nur außerordentliche Anforderungen an die Stimme,
ſie verlangt auch einen Darſteller, der dieſen Volkstribunen glaub=
haft
zu machen vermag, einen Darſteller, der eine künſtleriſche Per=
ſönlichkeit
iſt. P. Helm konnte als Rienzi in geſanglicher Be=
ziehung
gefallen. Das beſagt bereits viel, wenn auch die Gleich=
mäßigkeit
der Stimmbehandlung und des Ausdrucks zu wünſchen
übrig ließ. Darſtelleriſch ſtand er offenſichtlich unter dem Banne
des Regiſſeurs; Eignes wurde nicht gegeben. Die Erinnerung an
Forchhammers überragende Verkörperung des Tribunen iſt bei
vielen noch für Helm allzu lebendig. Den Adriano ſang
M. Spiegel mit dem ganzen Einſatz ihrer ſchönen Stimme. Die
Arie brachte ihr anhaltenden Beifall auf offener Szene. Im
übrigen gab E. Kment eine lebendige Irene. F. Stern den Co=
lonna
, der immer intereſſant geſtaltende H. Heſſe den Orſini und
R. vom Scheidt mächtig den Raimondo. K. M. Zwißler gab
der auf Rhythmus und äußere Dramatik eingeſtellten Partitur
prägnantes Leben. Aus Anlaß des hier ſtattfindenden Länderfuß=
ballſpiels
gegn Ungarn hatte man den Zigeunerbaron zum erſten
Male mit John Gläſer in der Titelrolle gegeben. Er ſingt die
Partie leichter und beſchwingter als F. Völker, der ſie zuletzt hier
geſungen hat. Die Stimme iſt auch geſchmeidiger, gepflegter und
wärmer im Ausdruck. So war der Eindruck, zumal die darſtelle=
riſche
Leiſtung mit der ſtimmlichen Schritt zu halten verſuchte, aus=
gezeichnet
. Die Saffi E. Kments gehört zu ihren beſten Par=
tien
; die Erſcheinung und die knappen, den Adel der Figur kenn=
zeichnenden
Bewegungen ſind für die Saffi beſtimmend. Ganz
hervorragend iſt A. Griebel als Zſupan, nicht minder G Riedinger
als Arſena. Daß man dieſe beſonders begabte Künſtlerin im näch=
ſten
Spieljahr gehen läßt, iſt nicht ganz verſtändlich. Dr. W. Ky.

* Guſtav Freytag Die Ahnen in Neuauflage in einem Band.
Der Kurt Wolff=Verlag, Berlin, hat es unternommen, die Roman=
reihe
Die Ahnen von Guſtav Freytag in einem Bande heraus=
zubringen
und bereitet damit ſicherlich zahlloſen Leſern Freude.
Daß das wertvolle Buch noch vor Weihnachten herauskam, wird
beſonders angenehm empfunden werden, denn kaum viel andere
Bücher eignen ſich ſo ausgezeichnet zu Geſchenkzwecken für das
deutſche Volk. Erſt durch dieſe Ausgabe wird dieſes Werk Ro=
man
und deutſche Kulturgeſchichte zugleich zum hervorragenden
Dokument des Werdens deutſchen Volkstums. Das Buch iſt im
Lexikonformat gehalten, bringt ſämtliche ſechs Romane ungekürzi
und iſt reich illuſtriert, u. a. mit über 80 ganz= und halbſeitigen

Tafeln. Die gute Ausſtattung, der billige Preis (4,80 RM.) er=
höhen
den Wert des Werkes als Geſchenk.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 17. Januar 1934

Heſſiſche Polikik.
Heſſiſche Finanzüberſichk 1932.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
Für das Rechnungsjahr 1932 liegt nunmehr der end=
gültige
Abſchluß vor. Er weiſt im Verwaltungs=
teil
einen Fehlbetrag von rund 12,7 Millionen
RM. aus, ein Ergebnis, das um ſo unerfreulicher erſcheint, als
der Staatsvoranſchlag ſeinerzeit ausgeglichen erſchien.
Die Erwartungen, die auf die finanzielle Entwicklung geſetzt
waren, haben ſich alſo im weitgehenden Maße nicht erfüllt. Am
meiſten enttäuſcht hat die Einnahmeſeite. Gegenüber dem Staats=
voranſchlag
haben ſich die Einnahmen um 14,9 Millio=
nen
verringert. Davon entfallen auf die Reichsſteuerüber=
weiſungen
allein 4,9 Millionen; auf die Landesſteuern 3,7 Mil=
lionen
. Das ſind effektive Einnahme=Ausfälle, während der weiter
an 14,9 Millionen RM. noch fehlende Betrag im weſentlichen
auf Ausſtänden beruht. Inwieweit dieſe Ausſtände in ſpäteren
Jahren noch eingehen werden, iſt zweifelhaft; ein großer Teil
wird ſchon um deswillen abgeſchrieben werden müſſen, weil in=
zwiſchen
weitgehende Nachläſſe bei der Abtragung rückſtändiger
Schuldigkeiten gewährt worden ſind.
Die Ausgaben ſtellen ſich in ihrer Geſamtheit um
2 285 000 RM. geringer als im Voranſchlag vorge=
ſehen
iſt. Der Grund dieſer Ausgabenminderung iſt das Ergeb=
nis
der bei den einzelnen Ausgabezwecken im Laufe des Jahres
entſtandenen Verſchiebungen nach der einen oder anderen Seite,
Niemals entwickeln ſich die Verhältniſſe eines Haushaltsjahres

genau ſo, wie es bei der Aufſtellung des Voranſchlags angenom=
men
wurde. Erhöhungen der Ausgaben auf einzelnen Gebieten
werden Verminderungen auf anderen Gebieten gegenüberſtehen.
So iſt auch dieſes Ergebnis entſtanden.
Das unerfreuliche Ergebnis dieſes Rechnungsjahres 1932
läßt mit eindeutiger Klarheit erkennen, daß wenn auch die
Einnahmen inzwiſchen den Tiefſtand überſchrit=
ten
haben es immer noch der rückſichtsloſeſten
Sparſamkeit bedürfen wird, um die Finanzen des Landes in
Ordnung zu bringen. Daran wird es die Regierung nicht fehlen
laſſen.
Ueberreichung von Ehrenbürgerurkunden
an Reichsſtakthalker Sprenger.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
Unter Führung der Bürgermeiſter überreichten geſtern die
Abordnungen der Gemeinden Vilbel, Langen und Walldorf dem
Herrn Reichsſtatthalter in Heſſen die Ehrenbürger=Urkunden
ihrer Gemeinden, die bereits vor einiger Zeit dem Herrn Reichs=
ſtatthalter
die Ehrenbürgerrechte verliehen hatten. Zugleich
wurden wichtige Fragen der Arbeitsbeſchaffung in dieſen drei
Gemeinden dem Herrn Reichsſtatthalter vorgetragen, der großes
Verſtändnis für deren Nöte zeigte und ihnen mit Rat und Tat
zur Seite ſtand, ſo daß die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen in
nächſter Zeit verwirklicht werden dürften.

Keine Schirmherrſchaften durch Staatsminiſter Jung.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
Die Uebernahme der Schirmherrſchaften und Protektorate iſt
in Zukunft grundſätzlich abzulehnen. Die bereits übernommenen
werden vom 1. Februar 1934 ab als erloſchen betrachtet. Auch die
Teilnahme an Veranſtaltungen ſoll nur ſtattfinden, wenn dies im
öffentlichen Intereſſe als geboten erſcheint. Alle Einladungen, bei
denen dies nicht zutrifft, können zu meinem Bedauern nicht be=
antwortet
werden.
Demgemäß richte ich an alle Bevölkerungskreiſe die Bitte,
bei Einladungen an das Heſſiſche Staatsminiſterium zu prüfen,
ob die Veranſtaltung, zu der die Einladung ergehen ſoll, den vor=
bezeichneten
Vorausſetzungen entſpricht. gez. Jung.

Das Rollſyſtem.

In einem Artikel des Staatspreſſeamtes Das Rollſyſtem
die Verlegung der Gehaltszahlungen vom Monatsbeginn auf das
Monatsende, wird die Behauptung als nicht richtig
bewieſen, daß das Land Heſſen einzig und allein mit
ſolchen Maßnahmen vorgegangen ſei und damit allein
den heſſiſchen Beamten Opfer auferlegt worden ſeien, die man in
anderen Ländern nicht kenne. Zum Schluß wird geſagt: Um für
die Reſtzeit, in der das Rollſyſtem noch läuft, die Gehaltszahlun=
gen
für die Beamtenſchaft erträglicher zu machen, iſt inzwiſchen
angeordnet worden, die erſte Rate im Februar am
19. und den vollen Märzgehalt vor den Oſter=
feiertagen
den Beamten auszuzahlen.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Unſere liebe, gute Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter und Urgroßmutter
Frau Margarethe Lochhaas
geb. Kurz
entſchlief Montag abend ſanft im Herrn, wohlverſehen
den hl. Sterbeſakramenten.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Maria Becker Wwe.
Darmſtadt, den 16. Januar 1934.
Mackenſenſtr. 32 (frühere Waldſtr.)
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 18. Januar, nachmit=
tags
3½ Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofes aus ſtatt.
Das Seelenamt wird am Freitag um ½9 Uhr in St. Ludwig
gehalten.
(786

kauft
man
bei

OLrr TALO!
BILDER-HERGT, Schützenstr. 1-3
GROSSTE AUSWAHL DARMSTADTS

Kapitalanlage (93b
5-Zimmer-Etagenhaus
im Zentrum der Stadt mit
Einfahrt und Garten, für rzt
od. Rechtsanwalt besonders
gut ge ignet, bei größe er An-
zahlung
zu verkaufen. Näh.
durch den Illeinbeauftragten
Bankvertreter H. Heldmann
Peler-Gemeinder-Str. 2911. - Telefon 425

Statt beſonderer Anzeige.
Am Freitag, den 12. Januar 1934 iſf mein
guter Mann
Heinrich Steuernagel
Lehrer i. R.
nach kurzem Krankſein unerwartet ver=
ſchieden
.
Frau K. Steuernagel, geb. Dreſſel.
Darmſtadt, den 16. Januar 1934.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch des
Entſchlafenen in der Stille ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem uns ſo ſchwer getroffenen Verluſte, ſowie für
die vielen Blumenſpenden, ſagen wir innigen
Dank. Beſonderen Dank Herrn Pfarrer Bergér
für die troſtreichen Worte am Grabe der ſo früh
Verſtorbenen, ſowie allen Freunden und Bekann=
ten
die die Entſchlafene zur letzten Ruheſtätte
geleiteten.
Die tieftrauernd Hinterbliebenen:
Geſchwiſter Blüm
Arheilgerſtraße 92.
Darmſtadt, den 16. Januar 1934.
(780

Fadenmuſter=
Beſteck
echtSilber, 800 ge-
ſtempelt
, 48 Teile,
für 140 zu ver=
kauf
. bei Grünfeld,
Schloßga ſe 8.
Adler
Schreibmasch.,
sehr gut i. Stand,
(b
billig.
Müller & Ober
Rheinstr. 39

Suche gebraucht.
Kleiderſchrank
und Tiſch. Ang.
u. E. 19 Geſchſt
Größerer
Wirtſchaftsherd
mit Heizſchlange
neuen Syſtems,
gut erhalten, zu
kaufen geſucht.
Genaue Maßan=
gabe
erbet. Off.
unt. E. 15 Ge ch. (

Reparaturen
amGrammophon
fachmänniſch,
raſch u. billig im
Muſikhaus Bund
Schuchardſtr. 9 (*

Steuer=
angelegenheiten

Buchprüfungen,
Aufſtellung
von Bilanzen
uſw.
werden gewiſſen=
haft
erled. durch
älteren, erfahr
Kaufmann. Bil=
ligſte
Berechn.
Anfragen unter
E. 14 Geſchſt.

1 komplett. Bett,
Waſchtiſch. Nacht=
tiſch
, nußb. Klei=
derſchrank
, groß.
Reiſekoff., klein.
Bücherſchrank
billig z. verk. (k
Schuchardſtr. 10,
ſtock.

Mehrere
Betten
mit Bettwerk,
Schränke, Seſſel,
Kommode und
Kleinmöbel we=
gen
Platzmangel
zu verkaufen.
Heinheimerſtr.
tr. 11. 1. Stck

V
O
15
Geb. Franzöſin
erteilt gründlich
Grammatik und
Konverſation.
Nimmt Schüler
höherer Schulen.
45 Einzel= Un=
terrichtsſtunden

montl. 5 . Off
unt. D. 66 Gſch.*

Klävierunterricht
Frau Nanny Kaiſer,
Viktoriaftr. 42, II.
Gediegy. Ausbild.
Theorie.
Hon, mäßig. (

Teppich
2,50/3,50 und eine
verzinnte Bade=
wanne
beides wie
neu, billig zu ver=
kaufen
. Wo ſagt
die Geſchäftsſt.

kreuzſait,
Piand vorzügl.
erh. ſchwrz. ſchön
Ton, nur 350
u. andere ſehr bill.
Harmonium, faſt
neu, 8 Reg., 190
Pianol. Fiſcher
Schlageterſtr. 79.

Guterhaltenes
Damenfahrrad
billig abzugeben.
Eliſabethenſtr. 35.

Gelegenheit!
Einige
Perſer=
Teppiche
3/4 Mtr. ſow. ein
Barock=Lüſte
billig abzugeben.
Kurtz
Rheinſtraße 20.

Nähmaſch.
v. RM. 115
an. RM. 1.50
wöch. Altmaſch.
in Zahl. Erſte
Rate März 34.
Koſtenl. Stick=
unterricht
.
Off. u. B 148
a. d. Geſchſt.

Herren=
und Damenrad
ſehr billig zu ver=
kauf
. Alicenſtr. 5.

Näh=
maſchinen

gebr ucht v. 20.
an, neue v. 115.-a.
Zahlungserleicht.
Georg Moll,
Eliſabethenſtr. 25½

Gebrauchter
Schreibmaſchinentiſch
zu kaufen geſucht.
Ingebote unter
E. 40 Geſchäft=ſt.

geg. bar
Piand b. Priv.
geſ. Preisangeb.
u. E. 48 Geſchſt.

Einfam., Haus
in Jugenheim, er=
baut
1925, 6 Zim
mer, Bad. elektr.
Licht, Gas, 4000
Im Gartenland,
Sien=u. Beeren=
obſt
, Bahnhof=
nähe
, preiswert
Mite April zu
vermie enoderzu
verkaufen. (b
Alfred Dinkelacker,
Tuttlingen (Wruubg.)
Nelkenſtraße 7.

Wer gibt ſein
Haus
ab ohne Anzahlg.,
ſämtl. Unkoſten
werden bezahlt.
Offerten u. E. 43
Geſchäftsſtelle.

Wohnhaus
34 ſtöckig mit je
5Zimmern im
Süd= oder Weſt=
viertel
zu kaufen
geſucht. Nurdirekt
vom Verk. Ausf.
Angebote unter
E. 45 Geſchſt.

Eingeführt, altes
Zigarrengeſchäft
mit kleinemHaus,
in Mitte derStadt
m. freiwerdender
Wohnung, preis=
wert
z. verkaufen.
Off. unter E. 38
Geſchäftsſtelle.

Junger Mann
mit bar. Vermög.
ſucht gutgehendes
Zigarr.=Geſchäft
Off. u. E24 Gſch.

Vernicklerei
moderner Art zu
verkaufen. Schu=
knechtſtraße
53, p.

R

Weiblich.
Redegewandte
Damen
geſucht. Melden
Griesheim b. D.
Obendorferſtr. 23.
Sofort ein ſaube-
res
, ehrliches
Mädchen
ür ganzen Tag
geſucht. Taunus=
ſtraße
6, parterre

Zum 1. v. 15. Feb.
Hausmädchen
geſucht, nichtüber
18 Jahren, ſchul=
frei
, kein Bubi=
kopf
.
Näheres Geſchſt

Für
Kindergarten
arbeitsfreudiges
j. ädche", nicht
unter 16 Jahren,
z. Mithilfe f. ſof.
geſucht. Angebote
mit Lebenslau
unter E 36 an die
Geſchäftsſtelle.

Alleinmädchen
mit guten Zeug=
niſſen
, welches
kochen kann, für
1. Febr. geſucht.
Bleichſtr. 47, I.

Tüchtiges
Mädchen,
das ſelbſtändig
ochen kann und
bereits i. gutem
Hauſe tät, war,
zum 1. Februar
geſucht. Vorzu=
ſtellen
nur zwi=
ſchen
1012 und
35 Uhr bei
Collmann,
Rheinſtr. 31, I.

Männlich.
Schriftl. Seimarbeit.
Verlag Vitalis,
München II Mch 71

Heizer
zur Bedienung
der Zentralheiz.
ein. groß. Villa
geſucht. Koſten=
freie
2=Zimmer=
Wohnung ſteht
zur Verfügung.
Schloſſer oder
Elektrik. bevor=
zugt
. Angeb. u.
E. 35 a. d. Geſch.
erbeten.

Zur übernahme einer Vertretung
(keine Versicherung) wird ein durchaus rühriger
Hertreter gesucht.
der in Darmstadt und Umgebung mit al en Be-
völkerungsschichten
in Verbindung zu treten
hätte. Energische Herren die durch ziel-
bewußtes
Arbeiten nach gegebener Anleitung
sich ein gutes Einkommen laufend sichern
wollen, belieben selbstgeschriebene Angebote
einzureichen unter E13Geschäftsstelle. (776

Tüchtiger
Friſeurgehilfe
per ekt in Bu i=
kopfſchneiden
für
drei Tage in der
Woche zur Aus=
hilfe
, ſpiter ev
ganz geſucht.
Angebote u. E 3
an die Geſchſt.

K

Männlich.
Schneidergeſelle
20 Jahre alt, ſuch
als Schneider
Stellung. Lohn
15 RM. dieWoche.
Angebote u. E4
an die Geſchſt.

Weiblich.
Erfahrenes
Mädchen
vom Lande, 21 J.
alt, ſucht ab 1. 2.
Stellung inklein.
Haushalt. Angeb.
u. P. 29 Geſchſt.

Saubere, ehrliche
fleißige Frau
ſucht Hausarbeit.
Off. u. E. 28Gſch.

Rheinſtraße
5 Praxis=o. Büro
räume, auch als
4=Zimmer= Woh=
nung
neu herge=
richtet
part, ſofort
z. vermieten. Off
unt. E 49 Gech.

Eliſabethenſtr. 29
I. 2gr. Räumefür
Praxis, Büro od.
Einzelmieter per
1. Februar zu
vermieten. Näh.
I., rechts 1011
und 34 Uhr. (a

Eliſabethenſtr. 50
Eing. Saalbauſtr.
ſchön mbl. Wohn=
und Schlafzim.
elettr., Schreibt.
vorh. 3, bm (a

Mühlſtraße 37
ſchöne Schlafſtelle
zu vermieten.

Heizbar, einfach
möbliertes
Zimmer
mit elektr. Licht.
Mauerſtr 27, pt.

Peter=
Gemeinder= /91
Straße
1. St. beque=
mer
Aufgang
5 helle Räume
für Geſchäftszw.
ſofort od. ſpäter
preisw. z. vm. (I

Rheinſraße
Lag.=, Werkſtatt=,
Büroräume oder
3=Zimmer= Woh=
nung
hierzu ſofort
zu vermieten.
Näher. Rudolph,
Schwanenſtr. 33.

Gut möbl. Herrn=
u
. Schlafz mmer
fließ. Waſ er zu
vermieten.
Neckarſtraße 9, I.

Ie mur Mig scupteß.
Es muß geräumt werden. Sehen Sie
selbst, wie günstig meine Angebote sind.
Jeder Schal . . . . 98 J, 50 3, 35 Z
Jeder Rest.
. .70 3, 50 3, 30 3
Biber für Kleider per Meter . . . 35 Z
Waschsamt per Meter.
. . . 60 3
Morgenrockratinée per Meter 70 +
Woll-Diagonal (nur schwarz)
90 cm breit per Meter
95 9
Köpersamt (nur schwarz) p. Mtr. 1.90
Taft (eintarbig per Meter
1.65

Soderſtr. 22, II.
gut möbl. Zim=
ner
ſofort zu
vermieten.

Ertt g8

Möbliertes
Zimmer
in nur gutem
Hauſe preiswert
ſofort zu verm.
(Monatl. 15.
Näh. Geſchäftsſt.

Einfach möbl.
Zimmer
zu vermiet. Näh.
Geſchäftsſtelle.

Tüchtige
Hausſchneiderin
uchtKunden. A=
geb
. u. E.50 Gſcht.

1. St. gut möbl.
Zimmer zu vm.

Deutsche Vollheringe 10
Milchner Heringe 3

Stück

Stück

Hülsenfrüchte vonS&F Wurst- u. Fleischwaren

Weiße Bohnen. Pfd. 22, 15
Weiße Bohnen große Pt. 32
Linsen gutkochend Pfd. 28, 22
Große Linsen..... Ptd. 38
m. Sch.
Gelbe Erbsen prd. 36, 30
Gelbe Erbsen o. Sch. Pt. 40
Gelbe halbe Erbsen 32
m. Sch.
Grüne Erbsen prl. 36, 28

Fetter Speck ...¼ Ptd. 28
Dörrfleisch prima ¼ Ptd. 28
ſcht geräuch.
Blutwurst!
Pfa. 12
cht. geräuel
Leberwurst.
Pfa. 19
StreichleberwurstPt 25
in Ringen
ra. 29
Mettwurst
Braunschn
30
Mettwurst art
Bierwurst in Blasen ¼Ptd. 25

Grüne Erbsen o sch. era 48 Berlin. Landleberwurstska 28

Mane Vi
ScF-Tee ausgiebis, in Ori=
ginalpack
.,50gr 80, 65, 55
S&F-Brokentee sogr45 Feinst. gekochter
Salschiuten Sg Heute frisch: Cabliau ohne Kopf, I
im ganzen, Pfund 28 Fisch-Filet. Pfund 42

Große
Eliſabethenſt. 56 3=Zimmer=Wohnung
zu vermiet. Ang
u. E 27 Geſchſt.
3. Zimmer-
Wohnung
(2 davon ſchräg)
mit Küche, evt.
Bad, Zentralhei=
zung
, für einzelne
Dame geeignet
zu vermiet. Miet
preis 51.
Alter’s Woh=
nungsnachweis

Eliſabethenſtr. 34
Martinsſtraße,
nächſt Ohlyſtraße
3 Zim. Manſd.=
Wohnung
(1 gerades, 2
ſchräge Zimmer)
mit reichl. Zube=
hör
zum 1. 2. zu
vermiet. Fried.=
Miete Mk. 46.
je Monat. Näh
u. E. 22 Geſchſt.

Karlſtraße 73
Schöne 4=Zimm.=
Wohnung mit
Badezimmer und
Zubehör per 1. 4.
z. vermieten. Ein=
zuſehen
13 Uhr.
Näh. Feldmann ſ

weil Sie wissen, wie billig die
Etage sein kann. Am Bismarckdenkmal.

Neue Niederſtr. 3
5=Zimmer=
Wohnung
zum 1. April zu
vermieten. (s

5 Zimmer.
Bad u. Neben=
räume
, part., ev.
Etagenheizung,
ab 1. März od.
1. April zu ver=
mieten
. Mathil=
denſtr
. 11. Ecke
Moſerſtraße. (=

Landwehrſtr. 3,
III., 5 Zimmer,
Badezi., Speiſe=
kammer
zum 1.
od. 15. 4. zu ver=
mieten
. Anzuſeh.
1112 Uhr vor=
mittags
. Zu erf
Erdgeſchoß.

Saalbauſtr. 77.
Ecke Heinrichſtr.,
part., herrſchaft.
6=Zim.=Wohng.
mit Gartenant.
. 1. 4. zu verm.
Näheres durch:
Schenck. Viktoria=
Platz 10.

6 7=Zimmer=
Wohnung
nebſt. Zubehör,
mögl chſt mit Ve=
randa
u. Garten=
anteil
in einf ich.
älter. Hauſe, ru=
hig
gelegen, zu
mäßigem Preie
zum 1. März zu
mieten geſucht
W. C. in Glasb=
ſchluß
erforderl.
Auch Ga ten aus
z. Alleinbewohn.
möglich. Angeb.
mit Preisangabe
unt. E41 Geſchſt.

Stadttellen.

Heinrichſtr. 121,
2. St., 4=Zimmer=
Wohn. m. Veran=
da
und Zubehör
zum 1. 4. z. verm.
Anf agen 1. St.
122 Uhr.
Schöne
5 Zimmer=
Wohnung
2. Stock, m. Bade
zimmer, Balkon,
Veranda, Mäd=
chenzim
., 2 Keller,
per 1. April z. vm
Frankfurterſt. 58.
Einzuſehen v. 10
bis 12 Uhr. (a

Wen eiſtadtſtr. 32,II
ſchöne 6=Zimmer=
Wohnung zum
1. April zu ver=
mieten
. Näheres
Seitenbau Kuntz.

Neuhergerichtete
7=Zim.=Wohng.
mit Etagenhzg.
u. reichl. Zubeh.
im Tintenviert.,
Ohlyſtraße 33,
ab 1. April zu
vermieten. Näh.
im 2. Stock. (a

Aelt., alleinſteh
Beamten=Witwe
ſucht 1. 4. oder
1. 7. 2 Zimmer
d. kleine 3=Zim.=
Wohnung. m. Zu=
behör
. Preis 30
bis 40 Mark. Off.
u. E 42 Geſch.

2 Zimmer
nitKüche geſucht.
Preisoff. u. E 31
Geſchaftsſt.

2=Zim.=Wohng.
ſowie Bad, per
1. Februar zu
mieten. Off. u
P 26 Geſchſt.

ſuchen 2 kleine

Aelteres
Ehepaar,
Penſionär, kin=
derlos
ſucht 3=
Zim.=Wohn. mit
Zubeh. Ang. u.
E. 5 a. d. Gſch.

Brautpaar ſucht
1=bis 2=Zimmer=
Wohnung
für 1. 4. Miete im
Voraus. Ana. u.
E23a. d. Geſchſt.

Wir ſuchen mögl.
in Beſſungen
2=Z.=Wohnung
nebſt Küche für
unſeren Wagen=

führer.
Heſſ. Autobus=
Verkehrs=Geſ.,
Darmſt dr
Adolf=Hitlerpl. 1.

Kinderloſes Ehe=
paar
ſucht
2= bis 3=Zimmer=
Wohnung.
Preisangebote u.
E34 Geſ ſt.

Aelteres Ehepaar
(berufstät.) ſucht
freundlich
1-od. 2=Zimmer=
Wohnung.
Angebote u. E 33
an die Geſchſt.

Schöne
Bohnung

2 ältere Damen 23=Zimmer=
Wohnung
Zimmer von pünktlichem
mit Kochgelegen=/Mietzahler, zum
het. Offerten u. 1. 3. od. ſpäter
B. 39 Geſchäftsſt. geſucht. Inſtand=
12 leere, heizb. ſetzung wird ev.
Manſarden übernomm. Ang.
mit elektr. Licht, u. E. 7 Geſchſt.

geſucht per 1. 3
Angeo. mit Preis
unt. E 44 Geſch

Für April eine
ſchöne, moderne
45=Zimmer=
Wohnung
von jungem Ehe=
daar
geſucht. Off.
u. P.51 Geſch. (

5-Zimmer- 15g. Ehep. ſucht
12=Zimmer=
Wohnung
in freier Lage, mit Zubehör. 2
mit Bad u. ſon= bis 25 Mk. Off.
ſtigem Zubehör, u. E. 21 Geſchſt
mögl. Etagen=
heizung
, zum 1. Kl. Haus
od. 15. März zu (56 Zim.) mit
mieten geſucht. Gärtchen z. mie=
Schriftl. Ang. u. ten geſucht. Ang.
D. 235 Geſch. (b u. E. 16 Geſchſt.

Herr, Mitte 40,
ſucht billig.
Heim
in klein. Haus=
halt
. Gfl. Ang.
mit Preis unter
E. 17 Geſchſt.

1 oder 2
Zimmer
mit oder ohne
Penſion, v. allein=
ſtehend
mJuden,
der auf Wunſch
Möbel ſelbſt ſtell.
tann, per alsbald
geſucht. Ang. mit
Preisangabe unt.
E 25 Geſchſt.

Leeres
Parterrezimmer
geſucht. Preis=
off
. u. E30 Gſch.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 17. Januar 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 16 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt

Darmſtadt, den 17. Januar 1934.

Miniſterialabkeilung für Bildungsweſen,

Auftel oas Lmentiels des SSaderw.
Eröffnung einer Ausſkellung im ehemaligen Gewerbemuſeum.

Kulkus, Kunſt und Volkskum.
VDA.=Opfertag für die Winterhilfe.
An die unterſtellten Behörden.

Im Rahmen des Winterhilfswerks und im Auftrag des Win=
terhilfswerks
=Reichsführers führt der Volksbund für das Deutſch=
tum
im Ausland (VDA.) in Abänderung der bereits bekanntgege=
benen
Termine am 26. Januar und 23. Februar 1934 einen VDA.=
Opfertag für die Winterhilfe durch.
Im Nachgang zu unſerer Verfügung vom 23. Dezember 1933
zu Nr. I. 5730 empfehlen wir Ihnen, auch über die Befreiung der
ſammelnden Schüler hinaus die Durchführung des Opfertages in
jeder Weiſe zu fördern, insbeſondere an den Orten, an denen
Gruppen des VDA. nicht beſtehen. Der Landesverband Heſſen wird
vor allem an die Kreisſchulämter Ausführungsbeſtimmungen zu
dem Opfertag für die einzelnen Schulen Ihres Bezirkes überſen=
den
, die Sie tunlichſt ſofort zur termingemäßen Durchführung an
die Schulleiter weitergeben wollen.
Ringshauſen.

Bekannkmachungen des Perſonalamkes.
Ernannt wurde: der Polizei=Hauptwachtmeiſter Adam
Schneider zu Darmſtadt mit Wirkung vom 1. Dezember 1933
zum Polizeimeiſter.
Uebertragen wurde: dem Lehrer Karl Stephan zu Ditzen=
bach
, Kreis Offenbach, mit ſofortiger Wirkung die Leitung der
Volksſchule dortſelbſt unter Verleihung der Amtsbezeichnung
Rektor für die Dauer dieſer Tätigkeit; am 5. Januar 1934 der
Lehrerin Mathilde Berberich zu Bingen eine Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Neu=Iſenburg, Kreis Offenbach, mit Wirkung
vom 1. Januar 1934 an; dem Gewerbelehrer Karl Geiß an der
Berufsſchule im Bezirk Guntersblum, Kreis Oppenheim. eine Ge=
werbelehrerſtelle
an der Berufsſchule im Bezirk Reinheim. Kreis
Dieburg, vom 8. Januar 1934 an; dem Lehrer Anton Kaiſer
zu Zotzenheim, Kreis Alzey, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule
zu Boſenheim, Kreis Alzey; dem Lehrer Wilhelm Theiß zu
Boſenheim, Kreis Alzey, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
Zotzenheim, Kreis Alzey; am 6. Januar 1934 dem Lehrer Karl
Müller zu Pohl=Gons. Kreis Friedberg, eine Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Kirch=Göns, Kr. Friedberg; dem Lehrer Guſtav
Otto zu Kirch=Göns, Kreis Friedberg, eine Lehrerſtelle an der
Volksſchule zu Klein=Linden, Kreis Gießen; dem Lehrer Walter
Guthier zu Wiesoppenheim, Kreis Worms eine Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Seibelsdorf, Kreis Alsfeld; dem Lehrer Paul
Stieler zu Seibelsdorf, Kreis Alsfeld. eine Lehrerſtelle an der
Volksſchule zu Herbſtein, Kreis Lauterbach; am 9. Januar dem
Lehrer Heinrich Arnold zu Utphe, Kreis Gießen, eine Lehrer=
ſtelle
an der Volksſchule zu Großen=Linden, Kreis Gießen, ſämt=
lich
mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
In den Ruheſtand tritt: auf Grund des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli / 19. Dezember 1923
(Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Ok=
tober
1925 (Reg.=Bl. S. 249) der Förſter Leonhard Walther zu
Hüttenthal mit Wirkung vom 1. Februar 1934; dem Ausſcheiden=
den
wurde aus dieſem Anlaß die Anerkennung der dem Staate ge=
leiſteten
treuen Dienſte ausgeſprochen.
In den Ruheſtand verſetzt wurden auf Nachſuchen: am 30. De=
zember
1933 der Rektor an der Volksſchule zu Bickenbach, Kreis
Bensheim, Wilhelm Sattler, die Lehrerin an der Volksſchule
zu Mainz, Dorothea Scheuer; die Lehrerin an der Volksſchule
zu Darmſtadt, Anna Sieger; der Lehrer an der Volksſchule zu
Worms Joſeph Back; der Lehrer an der Volksſchule zu Bens=
heim
, Adolf Berthold; der Lehrer an der Volksſchule zu
Worms. Karl Blum; der Lehrer an der Volksſchule zu Worms,
Georg Büttner; der Lehrer an der Volksſchule zu Worms
Johannes Rheinfurth; der Gewerbelehrer an der Berufs=
ſchule
zu Reinheim, Kreis Dieburg, Georg Stühlinger; der
Lehrer an der Volksſchule zu Frei=Laubersheim. Kreis Alzey Karl
Zimmermann; die Lehrerin an der Volksſchule zu Worms,
Helene Fauſt: die Lehrerin an der Volksſchule zu Bodenheim,
Kreis Oppenheim, Anna Fleck: die Lehrerin an der Volksſchule
zu Winterkaſten, Kreis Bensheim, Klara von der Becke; die
Zeichenlehrerin an der Volksſchule zu Mainz, Wilhelmine Wil=
helm
; ſämtlich mit Wirkung vom 1. Januar 1934 an; der Ver=
waltungsſekretär
Peter Heinz in Bingen; der Geweibe=
polizeikommiſſar
Wilhelm Schäfer zu Darmſtadt mit Wir=
kung
vom 1. April 1934 an; auf Grund des § 6 des Geſetzes zur
Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom 7 April 1933
(RGBl. S. 175): am 6. Januar 1934 der Oberlandwirtſchaftsrat
in Alsfeld, Dr. Leonhard Schül, mit Wirkung vom 1. Januar
1934 an.
Umgeändert wurde am 30. Dezember 1933 die am 28. April
1933 ausgeſprochene Ruheſtandsverſetzung des Rektors Georg Grö=
ninger
zu Worms mit ſofortiger Wirkung in eine Entlaſſung
nach § 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamten=
tums
vom 7. April 1933 (RGBl. I. S. 175).
Entlaſſen wurden: auf Grund des Geſetzes zur Wiederherſtel=
lung
des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 der Polizei=
Hauptwachtmeiſter Alois Thum zu Lampertheim; am 6. Januar
1934 der Juſtizſekretär in Darmſtadt, Karl Heinrich Koerchens;
beide mit ſofortiger Wirkung aus dem heſſiſchen Staatsdienſt; am
14. Dezember 1933 der Gegenbuchführer bei der Bezirksſparkaſſe
Seligenſtadt Peter Marzellin Ehatt mit ſofortiger Wirkung aus
dem Dienſt der Bezirksſparkaſſe Seligenſtadt.
Beſtellt wurden: am 4. Januar 1934 Valentin Deheck in
Dittelsheim zum kommiſſariſchen Bürgermeiſter der Gemeinde
Dittelsheim: Peter Weber in Mümling=Grumbach zum kom=
miſſariſchen
Bürgermeiſter der Gemeinde Mümlg.=Grumbach; Franz
Joſef Maier in Haingrund zum kommiſſariſchen Beigeordneten
der Gemeinde Haingrund: Heinrich Eckſtein zum kommiſſariſchen
Beigeordneten der Gemeinde Eifa an Stelle des Beigeordneten
Karl Neeb; Ortsbauernführer Heinrich Wilhelm Jager zum
kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde Ober=Ohmen an
Stelle des Beigeordneten Karl Liehr; Karl Mahr in Mümling=
Grumbach zum kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde Müm=
ling
=Grumbach; Michael Schäfer II. in Breitenbrunn zum
kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde Breitenbrunn im
Kreiſe Erbach: Adam Kaffenberger in Ebersberg zum kom=
miſſariſchen
Beigeordneten der Gemeinde Ebersberg im Kreiſe
Erbach; Peter Olt in Wald=Amorbach zum kommiſſariſchen Bei=
geordneten
der Gemeinde Wald=Amorbach; Otto Streuber=
ger
in Eich zum kommiſſariſchen Beigeordneten der Gemeinde
Eich, Kreis Worms; Wilhelm Sulzer in Dittelsheim zum kom=
miſſariſchen
Beigeordneten der Gemeinde Dittelsheim.

Hohes Alter. Frau Marie Reukauf Witwe, Feldbergſtr. 88,
feiert am 18. d. M. in voller geiſtiger und körperlicher Friſche
ihren 85. Geburtstag.
Zum Jubiläum der 25jährigen Zugehörigkeit von Haus
Baumeiſter zum Heſſiſchen Landestheater. Aus Anlaß dieſes Jubi=
läums
findet am Mittwoch, den 17. Januar, im Großen Haus
eine Feſtaufführung des luſtigen Singſpiels Mathei’s
bricht’s Eis von G. Queri ſtatt, wobei Hans Baumeiſter die
Partie des Gſchwendtner ſpielen wird.

Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Mittwoch
17. Januar Auf. 20, Ende 22 Uhr. (Außer Miete).
Preiſe 0.504.50
Matheis bricht’s Eis. Donnerstag
18. Januar An: 18, Ende 23 Uhr. C12
Preiſe 0.705.50
Götterdämmerung. Freitag
19. Januar Anf. 20, Ende nach 22.45 Uhr. D12
Preiſe 0.705.50
Wiener Blut. Kleines Haus Donnerstag
18. Januar 20, Ende g. 22½. D. Bühne, Jugendr. 13, Gr.1 u.2
Preiſe 0.50, 1.00 u. 1.50
Der Datterich. Freitag
19, Januar 20, Endegeg. 22½. D. Bühne Jugendr. 1 3, G.3u.4
Preiſe 0.50, 1.00 u. 1.5
Der Datterich.

*
Deutſches Volkskum in Trachten.
* Im ehemaligen Gewerbemuſeum in der Neckarſtraße 3
wurde geſtern vormittag, in Gegenwart zahlreicher Vertreter des
Staates, der Stadt und der evangeliſchen Landeskirche, eine Aus=
ſtellung
Deutſches Volkstum in Trachten eröffnet,
die deshalb beſondere Aufmerkſamkeit verdient, weil hier unter
dem Protektorat des Reichsbundes Volkstum und Heimat, Land=
ſchaft
Rheinfranken=Naſſau=Heſſen, ein ſtarker Antrieb zur Pflege
heimatlicher Trachten und Sitten gegeben wird. Die von Kunſt=
maler
Lauffer=Zirk, Karlsruhe, und ſeiner Frau ins Leben
gerufene Schau zeigt an ausdrucksvollen, typiſchen Puppen die ge=
treuen
Nachbildung alter Trachten, zunächſt des Schwarzwaldes.
Trachten anderer deutſcher Gauen z. B. Heſſens (des Odenwaldes
uſw.) ſollen folgen. Einen Begriff von dem Wert der Ausſtel=
lung
kann man ſich machen, wenn man hört, daß eine Puppe, die
handgeſchnitzt und mit echten Trachten aus Originaltuchen uſw.
bekleidet iſt, zirka 35. bis 40. RM. koſtet. Die Schau wird
für den Beſucher vor allem dann mehr an Intereſſe gewinnen,
wenn er ſich Zeit zur Beſichtigung läßt, denn gerade in den ein=
zelnen
, oft ganz geringen Unterſchieden an der Kleidung und Auf=
machung
liegt die Eigenart der einzelnen Trachten, die ſich manch=
mal
nur durch die Farbe der Knopflöcher, durch die Tragart der
Schürzen, der Kopfbedeckung, Mieder oder Röcke voneinander un=
terſcheidet
. Neben prächtigen Gewändern aus koſtbaren Stoffen
ſieht man einfache, ſchlichte Trachten, die ganz dem Charakter der
bäuerlichen Träger und Trägerinnen entſprechen. Beachtenswert
ſind die mit den Trachten verbundenen bäuerlichen Sitten. Eine
intereſſante Beſonderheit: Es war z. B. bei einer bäuerlichen
Mädchentracht üblich, daß ſie an ihrem Rock den ſogenannten
Mitgiftſtreifen trug, das iſt für je 1000 Gulden ein breites,
ſchwarzes Samtband, für 500 Gulden ein ſchmales ſchwarzes
Samtband, das rings um den Rock läuft. Die ausgeſtellte Trach=
tenpuppe
hat eine breite und eine ſchmale Samtborde, ſie hätte
alſo eine Mitgift von 1500 Gulden. Viele derartige Einzel=
heiten
und Sitten bergen die althergebrachten bäuerlichen
Trachten.
Die Eröffnung der Ausſtellung nahm im Auftrage des Land=
ſchaftsführers
des Reichsbundes Volkstum und Heimat, Mini=
ſterialrates
Ringshauſen. Direktor Dr. Müller vor. Er
betonte, daß das liberaliſtiſche Zeitalter ſtädtiſch orientiert war.
Der Liberalismus wurde vom Weſten infiziert, das Bauerntum
entglitt dem Liberalismus und der Stadt. Folge war, daß das
Bauerntum den Glauben an ſeine Stellung verlor, ja es haftete
geradezu ein Makel auf den Bauern, und der Städter ſchämte ſich,
vom Bauer abzuſtammen. Dieſe Entwicklung drückte ſich weiter in
den bäuerlichen Formen aus. Die ſchönen Trachten auf dem
Lande gingen verloren und wurden erſetzt durch billige ſtädtiſche
Konfektion. Mit den Trachten gingen aber auch die Sitten ver=
loren
, wie z. B. die Spinnſtuben uſw. Der Verluſt der ſittlichen
Vorſtellungen brachte eine vollkommene Auflöſung jeder Ord=
nung
mit ſich. Der Nationalſozialismus will, im Gegenſatz zu der
verfloſſenen Periode, das Bauerntum wieder bewußt zu Ehren

bringen, es wird ein Neuadel durch Blut und Boden
erſtehen. Die Ausſtellung, die vom Nationalſozialismus begün=
ſtigt
wird, zeigt im weſentlichen Trachten aus dem Schwarzwald.
In dem Künſtlerpaar Lauffer=Zirk haben wir Kenner der deut=
ſchen
Volkstrachten vor aus, die ſich zunächſt daran begeben haben,
die Trachten ihrer engeren Heimat feſtzuhalten. Gleiche Trach=
tengruppen
werden für andere deutſche Landesteile geſchaffen,
ſo daß ſchließlich ein lückenloſes Trachtenmuſeum entſtehen wird.
Es ſind keine ſchematiſierten Puppen, ſondern ausdrucksvoll ge=
ſchnitzte
, die zugleich der Raſſenkunde wertvolle Hinweiſe geben
können. Mit dem Wunſche, die Ausſtellung möge ſtark beſucht
werden, erklärte er dieſe für eröffnet. Unter Leitung von Frau
Lauffer=Zirk ſchloß ſich nun eine
Führung durch die Ausſtellung
an. Die Trachten führen bis ins Mittelalter zurück, die Schau
iſt zugleich eine Wanderung durch den badiſchen und württember=
giſchen
Schwarzwald. Wir kommen an ein Bauernhaus im Rench=
tal
und ſehen die ſchmucken Trachten der Renchtalex Männer und
Frauen in beſonders leuchtenden Farben mit roten Strümpfen
und ſchmucken Röcken. Alle Puppen tragen Originaltracht. Da=
neben
ſtehen die Schapbachtaler, die Prechtaler. Hier wurde be=
ſonders
auf die kleinen Trachtenunterſchiede aufmerkſam gemacht,
denn die Männer haben an ihren Röcken gelbe Knopflöcher. Aus
der Fülle der Einzeltrachten ſeien noch die Rippoldsauer, die
Kirnbacher und die Wirstaler, die Herrgottsſoldaten, genannt.
Jeder einzelnen Figur iſt eine Herkunftserläuterung beigefügt, ſo
daß leicht ein Ueberblick gewonnen werden kann. Die Schöntaler
(bei Triberg), die Trachten vom Titiſee und aus Oberwolfach
ſtehen in einer weiteren Abteilung. Es folgen Figuren aus dem
Hochſchwarzwald, die wundexvoll kleidſamen Trachten aus dem
Mühlenbachtal bei Hasloch, Hochzeitsleute aus St. Georgen, Bauern
aus dem Markgräflerland, aus Oettlingen, dem ſüdlichen
Schwarzwald, Mädchen und Buben aus allen Teilen Badens und
des württembergiſchen Schwarzwalds. Die Schau iſt ſo reichhal=
tig
zuſammengeſtellt, daß ſie jedem Beſucher einen intereſſanten
und erſchöpfenden Ueberblick gibt. Sie iſt ergänzt mit Faſtnachts=
gruppen
aus der Gegend von Alt=Wildberg, aus Villingen und
Bad Dürkheim, ferner mit einer Trachtentuchabteilung mit reichem
Bildmaterial und durch eine Sonderabteilung, in der Original=
kleidungsſtücke
aus dem heſſiſchen Odenwald ausgeſtellt ſind.
Die liebenswürdige Führerin durch die Schau betonte am Schluß,
Zweck der Ausſtellung ſei vor allem, daß die Städter Achtung vor
dem Ehrenkleid des Bauern bekommen. Insbeſondere ſoll die
Ausſtellung auch dazu beitragen, die Jugend wieder zu veran=
laſſen
, althergebrachte bäuerliche Trachten wieder zu ehren und zu
achten. Als nächſtes wird die Schau mit heſſiſchen Trachten
ergänzt.
Viele Trachten ſind unwiederbringlich in Vergeſſenheit ge=
raten
, aber es gilt, die noch beſtehenden Trachtenſitten zu erhal=
ten
und damit deutſches Volkstum zu pflegen. Hierzu trägt dieſe
ſehenswerte Ausſtellung erfreulicherweiſe vor allem bei.

Beflaggung der evangeliſchen Kirchen am 18. Januar
Im Einverſtändnis mit dem Landeskirchenamt werden ſämt=
liche
Pfarrämter der Landeskirche nochmals daran erinnert, daß
am 18. Januar alle kirchlichen Gebäude zu beflaggen ſind. Neben
den Kirchenfahnen ſind die Hoheitszeichen des Reiches Schwarz=
weiß
=rot und Hakenkreuz und die Landesfarben zu zeigen.

Baldl hat er ihn so weit!
Im allgemeinen kommt er gut mit ihm aus, nur hin und
wieder gibt’s einen kleinen Streit, denn sein Freund liest
noch immer nicht das Darmstädter Tagblatt, das Blatt
der Informationen!
Nun hat er ihn bald so weit! Ein paar Probenummern, die
er sich vom Verlag besorgte (auch Sie können sie haben),
überzeugten seinen Freund von dem interessanten Inhalt
und der Reichhaltigkeit des Darmstädter Tagblattes! Von
morgen an gibt’s nach dieser Richtung keine Meinungs-
verschiedenheiten
mehr, denn von morgen an lesen beide
das Darmstädter Tagblatt!

Das amtliche Fernſprechbuch für den Oberpoſtdirektions=
bezirk
Darmſtadt ausſchließlich Offenbach (Main) ſoll zu Anfang
Mai d. J. neu aufgelegt werden. Die Vorarbeiten hierzu wer=
den
am 1. April 1934 abgeſchloſſen. Bis dahin ſind Aenderun=
gen
der Eintragungen bei der zuſtändigen Fernſprech= Vermitt=
lungsſtelle
anzumelden. Der Tag des Abſchluſſes der Vorarbei=
ten
iſt für die Fälligkeit der Gebühren für die koſtenpflichtigen
Eintragungen in das Fernſprechbuch maßgebend. Sollen gebühren=
pflichtige
Eintragungen der jetzigen Auflage nicht in das neue
Buch übergehen, ſo iſt ihr Wegfall oder ihre Aenderung ſpäte=
ſtens
zum 1. April 1934 zu beantragen. Andernfalls werden ſie
in die neue Auflage gegen Erhebung der beſtimmungsmäßigen
Gebühr übernommen (vergl. § 14 der Fernſprechordnung vom
15. Februar 1927). Bei der Ausgabe neuer Fernſprechbücher iſt
für jedes neue Buch ein Buch der unmittelbar vorhergegangenen
Auflage zurückzuliefern. Bücher früherer Auflagen werden nicht
angenommen. Für die Reihenfolge der Eintragungen im Fern=
ſprechbuche
ſind die vom Ausſchuß für wirtſchaftliche Verwaltung
herausgegebenen Einheits=ABC=Regeln maßgebend. Die Nach=
ſchlags
=Regeln ſind in den Vorbemerkungen zum neuen Buche ab=
gedruckt
.
Abendkurſe des Heſſ. Roten Kreuzes. Das Heſſ. Rote Kreuz
veranſtaltet wie in den Vorjahren in Gemeinſchaft mit der Städt.
Haushaltungsſchule in der Zeit von Januar bis April d. J. fol=
gende
Kurſe für junge Frauen und Mädchen: a) Kochkurſe,
zweimal wöchentlich, Montag und Donnerstag, abends von 79
Uhr; b) Bügelkurſe, einmal wöchentlich, Freitag, abends von
7.309,30 Uhr; c) Kurſus in Geſundheitspflege und
erſter Hilfe, einmal wöchentlich, Mittwoch abends von 7.30
bis 9.30 Uhr. Teilnehmergebühr für den Kochkurſus 2. RM.
monatlich, für den Bügelkurſus und den Kurſus in Geſundheits=
pflege
und erſter Hilfe 1 RM. monatlich. Ein Erlaß der Gebüh=
ren
kann nach Prüfung der Bedürftigkeit erfolgen. Die Anmel=
dung
zur Teilnahme hat bis 22. d. M. in der Geſchäftsſtelle des
Alice=Frauenvereins. Dieburgerſtraße 21, vormittags von 10 bis
12 Uhr, zu erfolgen.

Zuſammenſchluß der Geſangvereine
Frohſinn und Harmonie zum Männerchor
Frohſinn=Harmonie‟ 1881.
Die Geſangvereine Harmonie und Frohſinn riefen ihre
Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalverſammlung im
feſtlich hergerichteten Saale des Hanauer Hofes zuſammen, die
die endgültige Verſchmelzung beider Vereine unter dem Namen
Männerchor Frohſinn=Harmonie 1881 zum Ziele hatte. In den
Vorarbeiten waren die weſentlichſten Fragen zur Zufriedenheit
beider Vereine ſchon erledigt worden, was den Verlauf der Ver=
ſammlung
ſehr begünſtigte. Mit dem Deutſchen Sängergruß’;
und Brüder reicht euch die Hand wurde die Verſammlung ein=
geleitet
, worauf Herr Alois Eck als vorläufiger Vereinsführer
die zahlreich erſchienenen Mitglieder u. a. durch einen ſehr ſchön
verfaßten Vorſpruch herzlich begrüßte und anſchließend der Toten
gedachte, deren Andenken durch Erheben von den Plätzen geehrt
wurde. Einem ausführlichen Bericht des Herrn Eck, wobei er
eingehend auf die Ziele des Führers in der Sängerbewegung
hinwies, ſchloß ſich die Wahl des neuen Vereinsführers an, wobei
einſtimmig Herr Eck als Vorſitzender gewahlt wurde. Er dankte
für das Vertrauen und verſicherte, ſeine ganze Kraft zum Wohle
des neuen Vereins und ſomit des deutſchen Liedes einzuſetzen,
wozu er auch die von ihm ſodann beſtimmten 5 Mitarbeiter, ſowie
alle Anweſenden aufforderte. Die Beſchlußfaſſungen über ver=
ſchiedene
Angelegenheiten und Fragen ließen ebenfalls das gute
Einvernehmen lebhaft zutage treten. Mit einem kräftigen Sieg=
Heil auf Führer und Vaterland und dem Gelöbnis, durch ernſte
Pflege und Förderung des deutſchen Liedes am kulturellen Auf=
bau
unſeres deutſchen Vaterlandes mitzuarbeiten, fand die in
allen Teilen angenehm und harmoniſch verlaufene Verſammlung,
der dann ein gemütlicher Teil folgte, wo die Anweſenden in
Harmonie und Frohſinn noch recht gemütlich beiſammen waren.
ihr Ende.
Aus den Darmſtädter Lichtſpiellhealern.
Union=Theater.
Heimat am Rhein.
Das iſt trotz des abgedroſchenen Titels ein recht guter Film.
Ein Film von Lieb und Leid, von Sorgen über den Erhalt hei=
matlichen
Beſitzes und von Freuden beim Becherklang und fröh=
lichem
Sang, ein Stück Natur. Bodenſtändige Natur, in die Lucie
Engliſch, als queckſilbrige Wienerin hineinflattert und dem
Ernſt der Lage den Schuß köſtlichen Humor einverleibt, der dieſer
Künſtlerin ſo gut liegt. Ein Blick in das Leben und die Nöte der
Weinbergbeſitzer und Wirtſchaften am Rhein, deren viele in Ge=
fahr
ſind, von altem anererbtem Beſitz zu kommen. Ein Blick auch
in das Leben derer, denen es beſſer geht, die ſich den beſten Wein
leiſten können, die in bildhübſchen Jachten Rheinfahrten unter=
nehmen
und v. a. mehr. Sehr geſchickt hat die Regie die Hand=
lung
aufgebaut, in der ſtarke Spannungsmomente, faſt kriminali=
ſtiſchen
Einſchlages, mit Frohſinn und Scherz abwechſeln, die Sze=
nen
umrahmt mit köſtlichen Bildern vom Rhein, beſonders aus
den Weinbergen und aus wundervollen alten Wirtshäuſern und
Weinkellern. Auch das Beiprogramm iſt recht unterhaltend.
Helia.
* In dem neuen Ufa=Film Liebe muß verſtanden
ſein, gibt es eine Menge hübſcher Schlager, darunter den, nach
dem der Film benannt iſt. Außerdem hat noch die Trägerin der
Hauptrolle enormes Glück in der Liebe, aber nicht etwa weil ſie
etwas von ihr verſteht, ſondern weil ſie nach dem Willen des
Regiſſeurs eben mehr Glück als Verſtand hat. Roſe Barſony
ſpielt die Stenotypiſtin Margit, die ſich möglichſt unbegabt an=
ſtellt
, und der man manchmal geradezu helfen möchte, die aber
doch dann den Erfinder=Ingenieur erobert Sie erlebt allerhand
unangenehme Sachen, weiß aber ſchließlich alles zum Happy end
zu bringen. Georg Alexander iſt ihr ein Partner, der in ſei=
ner
Gutmütigkeit vorzüglich zu Margit paßt. Die Handlung iſt
flott und durch die Vorlage es handelt ſich um eine neue Er=
findung
mit einer Maſchinengtuppe auch bis zum Schluß ſpan=
nend
und unterhaltend. Eine ganze Reihe vorzüglicher Einlagen
ſtimmen die Zuſchauer heiter. Neben dieſem Hauptfilm wird
ein ſehr gutes Beiprogramm und die neueſte Wochenſchau gezeigt.

Zu der Aufführung des Reichsbundes Heſſiſch Volk bei
Sang und Tanz iſt noch nachzutragen, daß die ſchönen Lichtbilder,
die in der Pauſe gezeigt wurden, von Fräulein M. Dieffen=
bach
, Darmſtadt aufgenommen worden ſind. Beitrittserklä=
rungen
zum Reichsbund ſind in der Geſchäftsſtelle des Reichs=
bundes
, Neckarſtr. 3, in den Geſchäftsſtellen des Darmſtädter Tag=
blatts
und der Heſſiſchen Landeszeitung, ſowie im Verkehrsbüro
zu haben. Der Beitrag beträgt monatlich ,25 RM., dafür wird
die bebilderte Monatsſchrift Volk und Scholle umſonſt geliefert.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 17. Januar 1934

BuRRUS!
Beſuche hinker den Feſten.
Ob es an der Kälte draußen liegt, oder an der Wärme in den
Zimmern, ob daran, daß man hilfsbereit iſt und den geplagten
Mitmenſchen helfen möchte, das Weihnachtsgebäck vorm Altwerden
zu bewahren, oder ob nun ſo im allgemeinen die Zeit nach Weih=
nachten
und Neujahr zu familiärem Meinungsaustauſch ganz be=
ſonders
geeignet iſt: jedenfalls blühen in dieſer Zeit die Beſuche
von Familie zu Familie. Und am ſchönſten blühen ſie, wo ſo ein
paar kindliche Plappermäulchen hüben und drüben unerſchöpflichen
Stoff für die Unterhaltungen der beglückten Eltern bieten. Was
meinen Sie was unſere Liſelotte wieder gemacht hat? Ja,
und unſer Willi! Und der Ernſt und die Urſula und das
Karlchen ſind auch nicht ohne. Aber eine Geſchichte hat diesmal mein
menſchliches Herz beſonders gepackt, und das iſt die Geſchichte der
Seelenpein von Freund Suppkes Jüngſtem, dem Otto Suppke, dem
mutmaßlich zukünftigen Reichsernährungsminiſter. Es war alſo
am 1. Weihnachtsfeiertag, und Suppkes hatten eine Gans. Der
kleine Otto iſt bei Mutters Vorbereitungen nicht aus der Küche
zu bringen. Jagt man ihn fort zu ſeinen Spielſachen, ſo kommt er
nach wenigen Minuten wieder und fragt, ob es nicht bald Zeit
zum Eſſen ſei. Als er ſo (twa zwei dutzendmal gefragt hat, genau
ſo viele Male aus der Küche gewieſen wurde, aber bei dieſem
neckiſchen Spiel mit der Mutter noch nicht das geringſte an Sehn=
ſucht
und Spannung verloren hat, iſt es endlich ſoweit; der ge=
deckte
Tiſch erwartet ihn. Und Otto, der Hoffnungsvolle, ſtartet.
Er ſtartet mit ganzer Hingabe, genießt, iſt nicht zu ſprechen.
Manchmal nur kommen ſeine Augen hoch, eilig und ſcheu; ſie ver=
gewiſſern
ſich, daß der Inhalt ſämtlicher Schüſſeln und Platten
noch zu einem zweiten Gang ausreichen wird. Und da geſchieht es
plötzlich: Klein=Otto hört auf zu eſſenz er hält Schieber und Löffel
wie verkrampft in der Hand, der Schreck guckt ihm aus den Augen.
Entſetzt ſieht er die Mutter an, den Vater; die Augen fangen an
zu ſchwimmen. Was iſt denn los Otto? fragt die Mutter. Otto
ſchiebt ſich vom Stuhl herunter, ſtellt ſich mit der Kehrſeite vor
die Mutter hin; er muß einmal hinaus. Na, da brauchſt du doch
nicht zu weinen, ſagt die Mutter. Aber da dreht ſich der Otto nach
ihr um; ganz groß ſind ſeine Augen, ſie richten ſich voller Vorwurf
auf die Mutter, als ſei ſie an allem ſchuld. Das ſchöne Eſſen.
ſagt er jetzt gehts ſchon wieder fort, faßt die Hoſenklappe und
geht, ſchluchzend vor Seelenpein, nach der Tür.
Polizeibericht.
Straßenſperre. Auf Grund des 8 10 der Polizeiverordnung
über die Verkehrsregelung in der Stadt Darmſtadt vom 18. Auguſt
1931 wird: die Lindenhofſtraße zwiſchen der Mühlſtraße und der
Großen Kaplaneigaſſe für den Durchgangsverkehr mit Laſtkraft=
wagen
und Omnibuſſen geſperrt.
Wäſchediebſtahl. In der Nacht des 15. Januar zwiſchen 20 und
22 Uhr wurden aus dem Hofe des Hauſes Hügelſtraße 89 zum
trocknen aufgehängte Wäſcheſtücke (1 farbiges Damenhemd 1 Kna=
benhemd
, 1 hellblauer Unterrock) geſtohlen. Wer kann Angaben
machen?
Rohlinge am Werk. In der Nacht zum 11. Januar wurden in
der Schloßgartenſtraße von unbekannten, Rohlingen 6 Straßen=
laternen
eingeworfen und ſtark beſchädigt. Wer kann über die
Täter irgendwelche Angaben machen?
Vorſicht! Falſche 20=Mark=Reichsbanknoten. In der letzten Zeit
tauchen erneut falſche 20=Mark=Reichsbanknoten auf. Dieſelben
ſind weicher und glätter als die echten, die Pflanzenfaſern fehlen
ganz, das weibliche Bildnis iſt verſchwommen und mit einem ſpitzen
Geſicht wiedergegeben. Die Reihenzeichnung iſt: G 9629006 ( ver=
änderlich
). Vor Annahme der Falſchnoten wird dringend gewarnt!
Bei Auftauchen iſt ſofort die Polizei zu benachrichtigen.
Verkehrsunfall. Am Dienstag gegen 14 Uhr ſtieß Ecke Zeug=
hausſtraße
und Luiſenſtraße ein Laſtkraftwagen aus Büttelborn
mit einem Perſonenkraftwagen aus Büdingen zuſammen. Es ent=
ſtand
nur geringer Sachſchaden.
Selbſtmord und Selbſtmordverſuch. Am Dienstag, gegen
21.30 Uhr, wurden in einem hieſigen Hotel ein 51jähriger jüdiſcher
Rechtsanwalt aus Berlin und ſeine 48jährige Ehefrau, die ſich
mit Veronal vergiftet hatten bewußtlos aufgefunden und ſofort
ins Stadtkrankenhaus verbracht. Der Ehemann ſtarb alsbald nach
der Einlieferung, während die Frau ſehr bedenklich darnieder=
liegt
. Das Motiv der Tat iſt unbekannt.

Deutſche Trachten. In dieſem Zeichen ſteht die Wohltätig=
keits
=Veranſtaltung, die die Frauenortsgruppe des VDA. im
Dienſte des Winterhilfswerkes für die Deutſchen im Ausland
am 3. Februar im Saalbau durchführt. Die blutsmäßig ewig be=
gründete
lebendige nationale Solidarität des deutſchen Volkes
verlangt, daß die außerhalb der Grenzen wohnenden Volksgenoſ=
ſen
nicht vergeſſen werden. Das ernſte Ziel rückt den Abend des
3. Februar aus dem Karneval heraus. Es iſt ausgeſchloſſen, daß
Faſtnachtskoſtüme auftauchen unmöglich ſind ebenſo Frack und
Smoking. In das bunte Bild paſſen am beſten echte Trachten,
Heraus aus Truhe und Schrein, was im eigenen Haus und im
Bekanntenkreis an ſolchem Gut noch vorhanden iſt. Auch das
Dirndlkleid habe ſein Recht, auch Jäger, Wanderer, Sommer=
friſchler
, Paddler dürfen die Menge durchſchreiten. Einzelheiten
über die Darbietungen des Abends, die bereits eine große Zahl
froher Menſchenkinder bei Proben zuſammenführen, werden dem=
nächſt
bekannt gegeben.

Hanau-Lichtenberger Pfarrer=Beamtenfamilien.
Prälat 2. Dr. Diehl ſpricht vor den Mitgliedern der Heſſiſchen Familiengeſchichtlichen Vereinigung.

Inkereſſanker hiſtoriſcher Rückblick.
Die Mitglieder der Heſſ. Familiengeſchichtlichen Vereinigung
kamen geſtern abend ſehr zahlreich zu einem Vortragsabend, zu
dem auch die Mitglieder des Alt=Darmſtadt=Vereins eingeladen
waren, im Hotel Prinz Karl zuſammen. Nach ſeiner Begrüßung
erſtattete der Vorſitzende, Regierungsrat Schäfer, den Ge=
ſchäftsbericht
. Die Mitgliederzahl beträgt am Ende des
Jahres 1933 404, 5 Mitglieder verſtarben im vergangenen Jahr.
Zu ihren Ehren erhoben ſich die Anweſenden von ihren Plätzen.
Im neuen Jahre war ein Mitgliederzuwachs von 16 Perſonen zu
verzeichnen. Einige intereſſante Mitteilungsblätter wurden im
vergangenen Jahre herausgegeben.
Das neueſte Heft hat große Anerkennung gefunden. Die
Bücherei iſt weiter angewachſen. Die Ahnentafeleinreichung
nimmt nur langſam zu. Die Verhandlungen mit den Nachbar=
vereinen
wegen einer einheitlichen Heſſen=naſſauiſchen Zeitſchrift
konnten noch nicht abgeſchloſſen werden.
Anſchließend erſtattete der Rechner, Prof. Hamann, den
Kaſſenbericht. An Einnahmen waren 1882,54 Mk. eingegangen,
die Ausgaben betrugen 1373,63 Mk., ſo daß ſich ein Reingewinn
von 508,91 Mk. für 1933 ergibt, über den aber bereits verfügt iſt.
Der jetzige Kaſſenbeſtand beträgt 1632,45 Mk. Der Rechnungs=
prüfer
, Staatsrat Schliephake, hat die Rechnung geprüft und für
richtig befunden.
Regierungsrat Schäfer erläutert dann ein Schreiben des
Führers des Geſamtvereins der Geſchichts= und Altertumsvereine,
Univerſitäts=Prof. Dr. Hopy=Berlin, dem Alt=Darmſtadt ange=
hört
. Danach hat nach dem Führerprinziv ein Führer neu gewählt
zu werden. Auf Antrag des Herrn Oberſchulrats Ritzert wird Re=
gierungsrat
Schäfer einſtimmig zum Führer gewählt. Er wird
die Ratsmitglieder ernennen. Der Führer dankte für das Ver=
trauen
und verſprach, auch weiterhin im Sinne des 3. Reiches
und des Nationalſozialismus zum Wohle des Vereins zu arbeiten.
Anſchließend ſprach das Ehrenmitglied des Vereins,
Prälak 2. Dr. Dr. Diehl.
von den Anweſenden lebhaft und herzlich begrüßt, über das
Thema: Hanau=Lichtenberger Pfarrer= Beamten=
familien
, das er in ſeiner leicht humorvollen Weiſe eingehend
behandelte. Zunächſt gab er einige geſchichtliche Erläuterungen.
Die Grafſchaft Hanau=Lichtenberg beſtand aus der Untergraf=
ſchaft
und der Obergrafſchaft, aus zwei räumlich getrennten Ge=
bieten
. Die Grafen von Hanau=Lichtenberg geboten bis zu ihrem
Tode über dieſe Gebiete. Die Hanau=Münzenberger Gebiete fie=
len
ſpäter an Darmſtadt. Streit entſtand zunächſt nach dem Tode
des letzten Grafen von Hanau im Jahre 1736 über die Aemter
Babenhauſen und Schaafheim. Der 35jährige Prozeß, der ſich an=
ſchloß
, ging 1771 damit zu Ende, daß Schaafheim an Heſſen. Ba=
benhauſen
an Kaſſel kam. Später kam Babenhauſen an Darmſtadt.
Es gibt beſtimmte Einſchnitte der Gebiete. Darüber muß
man ſich klar ſein, wenn man von der Geſchichte der Pfarrer=
Beamtenfamilien im Hanau=Lichtenberger Gebiet berichtet. Der
Uebergang der Grafſchaft Hanau=Lichtenberg an Heſſen=Darmſtadt
hatte ebenfalls Einfluß auf die Pfaxrer= und Beamtenſchaft. Wei=
ter
ſind die franzöſiſchen Invaſionen 1689 und 1793 von beſonderer
Bedeutung. Einzelne Familien wanderten aus; einige Familien
flüchteten, manche Pfarreien wurden von den Franzoſen rekatho=
liciert
.
Von der Reformation bis zum 30jährigen Kriege iſt das Bild
klar. Die Oberſchicht der Geiſtlichen und Beamten wechſelte fort=
geſetzt
. Ein Einſtrömen von Leuten aus aller Herren Länder fand
infolge der nicht genügenden Pfarraſpiranten, namentlich aus dem
Elſaß und aus Württemberg ſtatt, einzelne kamen aus Thüringen.
Die Folge iſt familiengeſchichtlich klar. Es gibt dort wenige Pfarrer
und Beamte, die ihren Stammbaum auf die Reformationsjahre
zurückführen können. Ausnahmen ſind die Familie Süß, die auch
in Darmſtadt blüht. Sie war eine Generation Theologen=, ſpäter
Lehrerfamilie. Eine andere Familie iſt die Familie Frühauf
(Lehrerfamilie); die möglicherweiſe auf Joſ. Frühauf zurückgeht,
der 1622 aus Oeſterreich kam.
Man begegnet im Hanau=Lichtenberger Gebiet vielen Fa=
milien
aus allen Gegenden Deutſchlands, ſo einer Joh. Hepp von
Nidda, einer Familie Lackner, einem Conrad Merck von Ulm. einem
Glied der Familie Ramſpeck, einem Pfarrer Gg. Schalles (1556),
von dem die heſſiſche noch blühende Familie abſtammt. Martin
Schönwald (Magiſter), der aus Dreieichenhain ſtammt, ein Sohn
jenes Mannes, der abgeſetzt wurde, nach einem Gedicht in aus=
gezeichneten
deutſchen Verſen, das der Idee von Goethes Fauſt
entſpricht, das aber von einem üblen Intriganten als Schmähge=
dicht
auf den Fürſten von Iſenburg umgedichtet wurde, wanderte
ebenfalls in dieſe Gebiete ein.
Im 30jährigen Krieg ſtarben die Pfarrergeſchlechter im Ha=
nau
=Lichtenberger Gebiet aus. Nach dem 30jährigen Krieg mußte
daher der Pfarrer=, Lehrer= und Beamtenſtand wieder auf die
Höhe gebracht werden. Landeskinder im geiſtlichen Stand gab es
in der Herrſchaft Lichtenberg nur in geringer Zahl. Leute kamen
von auswärts, z. B. aus Thüringen Pfarrer Grohmeier, Nöllner
aus Bernitz (1681), Kampmann (6 Generationen im Pfarrdienſt)
und Wegelin. Letztere Familie war von Dauer in dieſem Gebiet.
1793 war noch ein Rat Wegelin feſtzuſtellen. Die Familie Engel=
bach
(Büdesheim), ein Theologe Höffel aus Thüringen wanderten
ebenfalls ein. Die intereſſanteſten Einwanderer ſind die Ungarn:
1681 ein Mann Namens Joh. Bornhagen (Bornagius), Sam.
Fasco. und Andreas Führenſtein (67 Theologen im Gebiete).
Als die Franzoſen kamen, verübten ſie, merkwürdige Helden=
taten‟
. Eine intereſſante Handſchrift, das Pfarrbuch von Hanau=

7

Geſunde Frau Geſundes Volk, Kunſhalle am Rheintor.

Lichtenberg, beſagt, daß die Franzoſen gewalttätig eingriffen und
eine Reihe von Pfarrfamilien über den Rhein ſchafften, ſo die
Familie Luck. Viele Geiſtliche und Beamten flüchteten. Es kam
jetzt darauf an, bei familiengeſchichtlichen Forſchungen auf die
Zeit von 16891736 aufzubauen. Einige Familien hielten ſich, es
kamen neue aus Straßburg, Friedberg, z. B. die Familien Petry,
Bender, aus Speyer kam die Familie Mall. aus der 89 Theo=
logen
hervorgingen. Weiter ſind die Theologen Meſſing und
Deuerling aus Lobenſtein aus Thüringen zu nennen.
1736 kam das Hanau=Lichtenberger Amt an Heſſen=Darmſtadt.
Seit dieſer Zeit kam der Nachſtrom aus Heſſen=Darmſtadt. Von
Heſſen=Darmſtädter Familien ſind zu nennen: Joh. Peter Fabri=
cius
. Ueber dieſen Mann ſind in Eſſelborns Buch allerlei intereſ=
ſante
Dinge enthalten. Im Pirmaſenſer Land ſpielten Gaſtrollen
und zogen dann wieder aus einige Familiennamen, wie z. B.
Gg. Hch. Buxmann, ſpäter Pfarrer in Roßdorf, Scriba, ſpäter
Pfarrer in Oberramſtadt, der die Gnade des Landgrafen hatte.
Andere blieben dort, ſo die Familie Venator, der am Pirmaſen=
ſer
Hof Feldpropſt wurde, weiter Joh. Mitzenius, Harteneck, deſ=
ſen
Vater Mundſchenk des Landgrafen von Heſſen war. 2 Fami=
lien
ſtammten aus Butzbach, und zwar die Familie Höhnig= Butz=
bach
, die Familie blieb im Theologenſtand, und die Familie Neß=
ler
=Butzbach. Die Familie Baſt, die in Pirmaſens eine große Rolle
ſpielte, und die Familie Werner waren ebenfalls Pfarrerfami=
lien
. Das waren Theologenabkömmlinge, die ſich erhalten haben.
Referent ſprach dann über einige Familien, die in der Fran=
zoſenzeit
vertrieben wurden, wobei er intereſſante Einzelheiten
über bekannte Familien gab, ſo u. a. die Familien Bender,
Engelbach Fritſch. Heiler, Kromayer, Chriſt, Friedr. Lange,
Lempke, Phil. Friedr. Petri, Rehfeld, Reuß, die alle Theologen
lieferten, ferner ſind hier zu nennen die Familien Werner und
Maurer. Die Beamten= und Pfarrſchaft im Hanau=Lichtenberger
Gebiet war alſo durcheinandergemiſcht, da ein fortgeſetztes Gehen
und Kommen war. Die Familiengeſchichte hier zu erforſchen, iſt
von allergrößter Bedeutung. Die Bewegung der Oberſchicht in
dieſem Gebiet war zwar nicht ſo ſtark wie in der Pfalz, aber doch
ſo ſtark, daß die Forſchung im Hanau=Lichtenberger Gebiet be=
ſonders
auch für Heſſen außerordentlich bedeutend iſt. Referent
ſchloß ſeine hochintereſſanten Ausführungen mit dem Wunſche,
die Familiengeſchichtliche Vereinigung möge ihre Aufgabe in Zu=
kunft
immer tiefer erfaſſen und ſich recht viele Mitglieder zur
Vereinigung finden. Möge auch insbeſondere die Familienfor=
ſchung
ſich auf die Auslandsdeutſchen erſtrecken, bei denen die
Tradition mehr hochgehalten wird, als vielfach in der Heimat.
Lebhafter Beifall, dem der Führer der Vereinigung noch beredten
Ausdruck gab, wurde gezollt. Man blieb dann bei angeregter
Unterhaltung noch einige Zeit zuſammen.

Zweite Lebensmittelpfundſammlung.
Heute, Mittwoch, den 17. Januar, und morgen, Donnerstag,
den 18. Januar, wird in der ganzen Stadt die zweite Lebens=
mittelpfundſammlung
durchgeführt. An dieſen Tagen kommen un=
ſere
Helfer und Helferinnen in jeden einzelnen Haushalt, um die
bereitliegenden Lebensmittelpakete abzuholen.
Es wird wiederholt gebeten, die Lebensmittelſpenden in
Pfundpackungen mit Inhaltsangabe bereit zu hal=
ten
. Hierdurch wird die Arbeit bei der Kreisführung bedeutend
erleichtert und unſere hilfsbedürftigen Volksgenoſſen kommen
raſcher in den Beſitz der Spenden.
Lichtbildervortrag im Heſſ. Jagdklub (Krone). Heute abend
ſpricht im großen Saal des Brauereiausſchanks Zur Krone ein
Hochwildjäger, Herr Carl Ruthe aus Wiesbaden, über ſeine in=
tereſſanten
Jagderlebniſſe in den Karpathen. Der Redner wird
dabei eine größere Anzahl prächtiger Lichtbilder vorführen.
Hakenkreuz auf der neuen Poſtdienſtmarke. Wie das Vdu=
Büro meldet, hat die Deutſche Reichspoſt neue Dienſtmarken zu
12 Werten zwiſchen 3 und 50 Reichspfennigen herſtellen laſſen.
Die neue Dienſtmarke enthält als einziges Symbol das Haken=
kreuz
. Ueberdem Hakenkreuz befindet ſich die Wertangabe und
unter dem Hakenkreuz die Aufſchrift Dienſtmarke Deutſches
Reich.
Aus der NSDAP.
Der Gaugeſchäftsführer.
Der Vorſitzende des Gaugerichts Heſſen=Naſſau, Pg. Freiherr
von Lyncker, wird bis zum 7. März vertreten durch Pg. Dr. Weis=
gerber
, Telephonanruf: Wiesbaden 26 169 und 26 170.
Kampfbund der Deutſchen Architekten und Ingenieure,
Bezirksleitung Darmſtadt.
Die nächſte Bezirksverſammlung findet am 17. Januar, abends
8 Uhr, in der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, Eingang Alexan=
derſtraße
, im Muſikzimmer der Studentiſchen Wirtſchaftshilfe
ſtatt. Pg. Dipl.=Ing. Karl Jagesberger hält einen Vortrag
über Nationalſozialismus und Technik. Für Mit=
glieder
iſt das Erſcheinen Pflicht. Gäſte können eingeführt werden.
Schulungskurſe finden ſtatt:
Donnerstag, den 18. Januar: Griesheim.
Freitag, den 19. Januar: Darmſtadt. OG. Gutenberg.
Samstag, den 20. Januar: Meſſel.
Ortsgruppe Darmſtadt, Schloßgarten.
Am Mittwoch, dem 17. Januar, abends 8.30 Uhr pünktlich,
findet im Perkeo, Alexanderſtraße, eine Mitglieder= Ver=
ſammlung
ſtatt. Es ſpricht Bürgermeiſter Pg. Haug.
Die Arbeitsabende für die Frauenſchaft der Ortsgruppe
Darmſtadt Gutenberg finden von Donnerstag, den 18. Januar
1934, alle 14 Tage in der Jugendherberge Gute Raſt am Rieger=
platz
ſtatt.

Die Vormitkagsſtunden
ſind zum Beſuchen der Ausſtellung Geſunde Frau Geſundes
Volk die beſten für Sie, verehrte Volksgenoſſin, werter Volks=
genoſſe
, der Sie noch arbeitslos ſind, im Ruheſtand leben oder
ſonſt frei über Ihre Zeit verfügen können. Sie werden doch nicht
denken, das geht mich nichts an, oder gar ein undeutſches Wort
gebrauchen und ſagen: Ach, das intereſſiert mich nicht? Gehen
Sie nur einmal hin, da werden Sie anderer Meinung. Es kommt
nämlich gerade auf Sie an; gerade Ihretwegen iſt dieſe Wander=
ausſtellung
nach Darmſtadt gekommen, weil man Ihnen nicht zu=
muten
will, nach Dresden zu fahren und die dort bodenſtändigen
Ausſtellungen des Hygiene=Muſeums zu beſichtigen. Man er=
wartet
Sie hier. Man hält Sie nämlich für ein wertvolles Mit=
glied
der Volksgemeinſchaft, und wenn Sie das auch denken, dann
werden Sie die zur Veranſtaltung der Ausſtellung vereinigten
Volksfreunde niht enttäuſchen wollen.
Ja, es kommt wirklich auf jeden einzelnen Volksgenoſſen an,
der im Beſitze geſunder Geiſteskräfte iſt. Jeder kann und ſoll an
ſeinem Plätzchen mitarbeiten für die Zukunft des edlen deutſchen
Volkes, das in ſo vielfacher Hinſicht krank iſt und dahinzuſterben
droht. Um die Geſundheit des Volkes, ſein wertvollſtes Kleinod,
kämpfen wir. Die Frauen ſind in beſonderem Maße zu Hüterin=
nen
dieſes Kleinodes berufen. Deshalb gebührt ihnen Schutz und
Stütze durch die ganze Volksgemeinſchaft. Wer ſagt da noch: Das
geht mich nichts an, das ſpricht mich nicht an?
So denken, ſo reden könnte nur ein wertloſer Mitläufer der
Volksgemeinſchaft, der ſich mit durchſchleppen läßt, ein Schmarotzer,
der am Marke des Volkes zehrt.
Die Frauen im beſonderen aber, die ja auch vielfach von gei=
ſtig
=ſeeliſchen Zeitkrankheiten bedroht oder ſchon angekränkelt ſind,
die werden ſich durch das Kennenlernen der ganzen Ausſtellung
ihres Wertes und ihrer wundervollen Aufgabe wieder voll be=
wußt
werden. Unendlich viel ungeſunder, undeutſcher Geiſt in
Mod= und Gewohnheit iſt in den zurückliegenden Jahrzehnten,
beſonders von Frankreich her, eingedrungen und von undeutſchen
Kreiſen in Deutſchland mit Wonne genährt worden. Der Deutſche
hat eine Schwäche für das, was von weither kommt; ſo hat es
leider, das Fremde auch vermocht, viele deutſche Frauen zu beein=

fluſſen, obwohl die Frau von Natur ſinniger am Altbewährten
hängt, mit ihrem Feingefühl und Ahnungsvermögen das Gute
und Edle herausſpürt und beharrlich verteidigt.
So iſt es eine wundervolle Aufgabe, die angekränkelten Volks=
genoſſinnen
für die hohen Gedanken deutſchen Frauenlebens wie=
derzugewinnen
, daß auch ſie mit vollem Verſtändniſſe für den
Wert des Volkstums mit ſtrahlenden Augen ſingen können: Ich
bin ein deutſches Mädchen . . . Es iſt eine wundervolle Auf=
gabe
, ſich in die vielgeſtaltigen Gedanken hineinzuarbeiten, wie
man der vielgeplagten Hausfrau und der oft überarbeiteten
Bauernfrau ihr Los erleichtern, ihnen Erholung und Freude
ſpenden kann. Das alles und unendlich viel mehr lernt man in
der Ausſtellung. Habe ich nun recht gehabt, verehrte Leſerin, ver=
ehrter
Leſer, daß es auf Sie ankommt? Nun kommen Sie in die
Ausſtellung, auch mehrmals, auch zu den Vorträgen und Führun=
gen
. Sie werden ſie verlaſſen mit dem Bewußtſein, jetzt mehr
wert zu ſein, und unſerem Führer bei ſeiner unermeßlichen Ar=
beit
zur Rettung unſeres Volkes beſſer helfen zu können.
Dr. med. F. Sell.
Abends 6 Uhr hielt Herr Dr. med. Sachsden angekündigten Vor=
trag
über Erbkrankheiten und Krankheitsbereitſchaften im Kin=
desalter

Der Redner beſprach zunächſt an der Hand von Vererbungs=
tafeln
die Vorgänge und Geſetze der Vererbung bei Pflanze, Tier
und Menſch. Vom geſunden Menſchen leitete er über zum kranken,
ging näher ein auf die Unterſchiede zwiſchen echten Erbkrankheiten
und den durch Umwelteinflüſſe entſtandenen Erkrankungen und
erläuterte dann ausführlich die für das Kindesalter wichtigſten
Erbſchäden. Einbezogen in die Betrachtungen wurden auch die
Diatheſen oder Krankheitsbereitſchaften und Konſtitutions=
anomalien
, da dieſe gerade für das Kind von großer praktiſcher
Bedeutung ſind.
Der Vortrag war ſehr gut beſucht, und am Schluß dankte
man dem Redner herzlich für ſeine lehrreiche Ausführung.
Heute, Mittwoch, ſpricht um 16 Uhr Frau Pgn. Liſi Pauvie,
Diätſchweſter, über Geſunde Koſt und Krankenküche‟. 18 Uhr
findet der Vortrag mit Führung von Herrn Dr. med Schim=
mel
über Menſtruationsbeſchwerden ſtatt. (Dieſer Vortrag iſt
nur für Frauen und Mädchen.)

NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Darmſtadt, Gervinus (8).
Wir machen die Einwohnerſchaft unſerer Ortsgruppe darauf
aufmerkſam, daß am Mittwoch, dem 17. d. M., die Pfundſamm=
lung
durchgeführt wird. Die Ortsgruppe umfaßt das Gebiet von
der Erbacher Straße, Riedlingerſtraße, Hoffmannſtraße, Heinrich=
ſtraße
ab Nieder=Ramſtädter Straße bis zum Wald. Sämtliche
Haushaltungen werden gebeten, die geſpendeten Lebensmittel in
Pfundpaketen mit Inhaltsangabe zur Abholung bereit zu halten.
Funkwarte.
Am Donnerstag, dem 18. Januar 1934, abends 20 Uhr. fin=
det
eine Sitzung der Funkwarte des Kreiſes in der Kreisrund=
funkberatungsſtelle
ſtatt.
NSDAP., Kreisleitung Bensheim a. d. B.
NSLB., Kreis Bensheim.
Am Mittwoch, dem 17. Januar 1934, Kreisverſammlung in
Auerbach, Gaſthaus Weigold. Beginn pünktlich 3 Uhr. Er=
ſcheinen
Pflicht. Tagesordnung wird bei Beginn der Verſamm=
lung
bekannt gegeben.

Bereins- und lokale Beranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ortsfremde junge Mäd=
chen
, Freundinnenheim. Sandſtr. 24. Jeden Donnerstag, abends
8.1510 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mitt=
woch
im Monat: Gymnaſtik. Leitung: Frl. Irmgard Pätzold.
Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen und Zu=
ſchneiden
. Donnerstag, den 18. 1. 34: Jahresrüſte.
Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Drag.
23. Hauptgruppe Darmſtadt. Die Reichsgründungsfeier findet
Sonntag, den 21. d. M., abends 7,30 Uhr, im Saalbau ſtatt. Die
Standartenabordnung erſcheint in Uniform. Eintrittskarten ſind
im Gutenberg und bei der Geſchäftsſtelle der Haſſia, Ahaſtr. 5,
zu haben. Zahlreiche Beteiligung wird erbeten.
Kriegerverein Darmſtadt. Die Kameraden wer=
den
hiermit nochmals auf die Reichsgründungsfeier Sonntag, den
21. d. M. 19.30 Uhr, im Städtiſchen Saalbau hingewieſen und
zu zahlreichem Beſuch aufgefordert.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 17. Januar 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Billige Fahrt nach Darmſtadt
zur Ausſtellung Geſunde Frau Geſundes Volk.
Um den weiteſten Kreiſen Gelegenheit zu geben, die für die
Allgemeinheit von höchſter Bedeutung ſeiende Ausſtellung Ge=
ſunde
Frau Geſundes Volk zu ſehen, hat die Deutſche Reichs=
bahngeſellſchaft
Sonntagsrückfahrkarten von folgenden Stationen
nach Darmſtadt aufgelegt:
Es werden alle Bahnhöfe im Umkreis von 75 Klm. um Darm=
ſtadt
, ſowie die Bahnhöfe Butzbach, Gießen, Lich, Villingen ( Ober=
heſſen
), Nidda, Hungen, Stockheim (Oberheſſen), Schotten, Wäch=
tersbach
, Limburg (Lahn) Diez, St. Goar, Bacharach, Bad= Kreuz=
nach
, Bad=Münſter am Stein, Staudernheim, Langmeil, Enken=
bach
, Neuſtadt (Haardt), Hbf., Germersheim, Graben=Neudorf,
Bruchſal, Eberbach, Lohr a. Main. Gemünden a. Main, Milten=
berg
a. Main und Amorbach ermächtigt, Sonntagsrückfahrkarten
(auch Blanko=Sonntagsrückfahrkarten) nach Darmſtadt Hbf., Nord
und Süd mit folgender Geltungsdauer auszugeben:
Ueber die Sonntage 14., 21. und 28. Januar ſowie 4. Februar
von Samstags 0 Uhr bis Montags 12 Uhr (ſpäteſter Antritt der
Rückfahrt) und an den Werktagen vom 15. Januar bis zum 2. Fe=
bruar
mit je eintägiger Geltungsdauer von 0 bis 24 Uhr ( ſpä=
teſter
Antritt der Rückfahrt).
Die Sonntagsrückfahrkarten, die Dienstags bis Freitags in der
fraglichen Zeit gelöſt werden, gelten zur Rückfahrt nur dann,
wenn ſie auf der Rückſeite den Ausſtellungsſtempel tragen.
Vereine und Verbände, welche geſchloſſen die Ausſtellung be=
ſuchen
, erhalten darüber hinaus noch Vergünſtigungen, welche auf
den Bahnhöfen zu erfragen ſind. Außerdem wird der Eintrittspreis
ermäßigt und bei einer größeren Perſonenzahl eine Sonderfüh=
rung
veranſtaltet. Die Ausſtellung beginnt am 13. Januar und
ſchließt mit dem 4. Februar 1934.

Kreiswinkerwanderung der Odenwaldkurner.
Die Winterwanderung führte die Turnerſchaft des Oden=
waldkreiſes
am letzten Sonntag wiederum nach der Böllſteiner
Höhe, die ſchon von jeher von den Turnerwanderern als Sammel=
punkt
bevorzugt wird. Trotz ungünſtiger Witterung hatten ſich
über 200 Turner und Turnerinnen eingefunden, um nach altem
Brauch ihr Turnerneujahr zu feiern. Aus allen Teilen des aus=
gedehnten
Kreisgebietes, aus dem Mümlingtal, dem oberen und
unteren Gerſprenztal kamen die Wanderſcharen mit Marſchgeſang
und Marſchmuſik gezogen, frohgemut trotz anſtrengender Anmarſch=
wege
. Jahnſche Turner wiſſen, daß Wanderfahrten dazu da ſind,
Beine und Füße, Herz und Lunge zu kräftigen, das Nervenſyſtem
abzuhärten, zur Ausdauer und Beharrlichkeit zu erziehen, dann
aber auch noch einem höheren Zweck dient: den Geiſt der Liebe,
der Gemeinſchaft, der Verträglichkeit, die Freude an der heimat=
lichen
Natur, Heimat= und Vaterlandsliebe zu wecken und zu
ſtärken.
Nachdem alle Wandergruppen eingetroffen waren, und man
ſich an der Ruckſackverpflegung gütlich getan hatte, wurde zum
Sammeln geblaſen. Nach alter Sitte wurde das Treffen mit einer
allgemeinen Freiübung unter der Leitung des Kreisturnwarts
Meyer im Freien in winterlicher Höhenluft eröffnet. Ihr folgte
die eigentliche Feier im Heiſtſchen Saale, wobei Reigen, Lieder,
Volkstänze und vaterländiſche Gedichte in bunter Abwechſlung
geboten wurden. Im Mittelpunkt ſtand eine begeiſterte Rede des
Wanderwarts Steinlach, der in markanten Worten über Tur=
neriſcher
Geiſt im neuen Reiche ſprach. Fröhliches, turneriſches
Treiben herrſchte allenthalben. Nur zu ſchnell flogen die Stunden
dahin. Um 4 Uhr war die Feier zu Ende. Noch ein herzlicher
Händedruck und wieder gings auf ſchneeigtem, naſſen Pfad dem
Heimatdorfe zu mit dem ſtolzen Bewußtſein, wieder eine ſchöne
Wanderfahrt hinter ſich zu haben.

Dg. Arheilgen, 16. Jan. Miſſionsvortrag. In der
evangeliſchen Kirche fand geſtern abend durch die Baſler Miſſion
die Vorführung des Films Yuelan, die Tochter des Geomanten
(Wahrſagers) ſtatt. Dieſer fünfteilige Chinafilm gibt im Rah=
men
einer fortlaufenden Handlung, in der Yuelan, eine junge
Chineſin, die tragende Rolle ſpielt, ein Bild vom Schickſal vieler
chineſiſchen Frauen. Gleichzeitig gibt der Film aber auch einen
Einblick in die unermüdliche und nicht immer ungefährliche Arbeit
der Miſſionare auf vorgeſchobenem Poſten. Herr Miſſionar
Michel, der ſelbſt in China tätig war, ſprach während der
Vorführung erläuternde Worte.
Er. Wixhauſen, 16. Jan. Vortrag über das Erbhof=
geſetz
. Herr Heinrich Gärtner als landwirtſchaftlicher Fach=
berater
begrüßte die Anweſenden und übergab dem Referenten,
Herrn Dümas, Abteilungsleiter beim Heſſiſchen Bauernſtand
in Frankfurt a. M., das Wort zu ſeinem Vortrag. In längeren
Auslaſſungen legte er die Bedeutung des Erbhofgeſetzes für den
Bauernſtand dar Er verſtand es in ausgezeichneter Weiſe, die
Vorzüge des Geſetzes für unſeren Bauernſtand herauszuſchälen.
Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen ſtreifte Redner auch
die Oſtſiedlung und ihre Bedeutung für die deutſche Landwirt=
ſchaft
. Alles in allem genommen, ſei das Geſetz das Beſte, was
bisher für den Bauernſtand geſchaffen wurde. Feuerwehr.
Geſtern abend fand ein Appell der Feuerwehr in der 1. Garnitur
ſtatt. Hierbei wurden u. a. auch die Vorbereitungen zum 50 jäh=
rigen
Jubiläum beſprochen, das Anfangs Juni feſtlich begangen
werden ſoll.
Ep. Erzhauſen, 16. Jan. Deutſcher Abend des Re=
ſerveſturms
3/115. Anläßlich der Spiegelverleihung hielt
der Reſerveſturm 3/115 in der Ludwigshalle einen Deutſchen
Abend ab. Ein ſehr abwechſlungsreiches Programm bildete einen
würdigen Rahmen zu der von Herrn Sturmhauptführer Bohn=
ſack
vorgenommenen Spiegelverleihung. Beſonderen Anklang
fanden zwei von der SA. geſtellte Lebende Bilder: Kampf der
SA. und Aufbruch der Nation. Schneidige Märſche und Solo=
vorträge
wechſelten in bunter Reihenfolge einander ab. Ein Rei=
gen
, aufgeführt vom B.d.M., leitete über zu dem Höhepunkt des
Abends, einem rheiniſchen Liederpotpourri in Form eines Damp=
ferausflugs
. Beſonders, hervorgehoben zu werden verdient die
meiſterliche Regie des Herrn Peter Müller=Wixhauſen. Als So=
liſten
zeigten zwei Kameraden aus Wixhauſen Peter Huck und
Gg. Benz gutes Können. Herr Lehrer Kaut am Klavier war
ihnen ein ſicherer Begleiter. Nach einem kleinen Sketch: Hühner=
dieb
vor Gericht und einem Muſikſtück wurde der Abend be=
ſchloſſen
.
Ct. Heubach, 16. Januar. Ausder NSDAP. Die Orts=
gruppe
Heubach veranſtaltete ihren Schulungsabend. Ortsgrup=
venleiter
Ohl eröffnete den Abend mit Begrüßungsworten und
Pg. Schütz=Wiebelsbach erwähnte, daß das Thema in der Reihe
der Vortragsfolge das Judentum als Raſſenfrage heute eine
Unterbrechung erfahre, da er ſich anläßlich Görings Geburtstag
veranlaßt ſehe, den heutigen Abend der Geſchichte unſeres großen
Mitkämpfers Göring zu widmen. Pg. Schütz verſtand es trefflich,
alsdann ein intereſſantes, ausführliches Lebensbild Görings den
jahlreichen Zuhörern vor Augen zu führen.
Cd. Michelſtadt, 16. Jan. S S.=Konzert. Das Konzert der
Kapelle der 33. SS.=Standarte erfreute ſich eines ſolchen Zu=
ſpruches
, daß der geräumige Saal des Schmerkers Garten ſchon
vor Beginn der Veranſtaltung bis auf den letzten Platz beſetzt
war und viele wieder umkehren mußten. Es wäre verfehlt, ein=
zelne
Konzertſtücke aus dem auserwählten Programm hervorzu=
heben
, denn was geboten wurde, war erſtklaſſig und zeugte von
einer guten Schulung. An das Konzert ſchloß ſich noch ein gemüt=
liches
Zuſammenſein an, bei dem auch die Tanzfreudigen zu ihrem
Recht kamen.
4s. Erbach, 16. Januar. Vom Odenwald. Die hieſige
Ortsgruppe führte die erſte Wanderung im neuen Jahre durch. Es
hatte ſich eine ſtattliche Anzahl von unentwegten Wanderfreun=
den
eingefunden, die auf noch teilweiſe vereiſten Pfaden die ſchöne
Wanderung über Erlenbach, die Rolle nach Dorf=Erbach unter=
nahmen
. Am kommenden Samstag abend feiert die hieſige Orts=
grupe
das Wandererehrungsfeſt, das dieſes Jahr in Form eines
Klubabends, im kleineren Rahmen durchgeführt werden ſoll. Ein
Lichtbildervortrag, ein illuſtrierter Wanderbericht. Anſprachen und
Lieder und ein kleines Theaterſtückchen werden wieder zur Unter=
haltung
beitragen; auch die Tanzluſtigen ſollen auf ihre Rech=
nung
kommen.

Nr. 16 Seite 7

11

Vorführung des neuen Wunderaukos in Berlin. Der kleine Wagen mit mehr als 200 Km. Slunden=
Geſchwindigkeil. Schnellflugzeuge und Schnellaukos die Verkehrsmilkel der Zukunft.
Die Größe des Luftwiderſtandes.

Hilbervogel repolukioniert den
Aukobau.
Unſer Berliner techniſcher Mitarbeiter ſchreibt uns:
In Berlin fand vor einigen Tagen die erſte öffentliche Ver=
ſuchsfahrt
mit dem P=Wagen ſtatt, einem Wunderauto, das
berufen ſein ſoll, im internationalen Wettbewerb eine bedeut=
ſame
Rolle zu ſpielen. Der P=Wagen, wie er nach ſeinem
Erbauer Dr. Ferdinand Porſche genannt wird, wurde in
Werkſtätten der Deutſchen Auto=Union hergeſtellt. Viele Monate
wurden Verſuchsfahrten durchgeführt, bevor das neue Wunder=
auto
auf der Avus einem
kleinen Kreis von Sachver=
ſtändigen
durch den Renn=
fahrer
Hans Stuck in ſeinen
ungewönlichen Leiſtungen ge=
zeigt
wurde.
Der Wagen ſieht mit ſei=
nem
blitzenden Gewand, das
ihm den Namen Silber=
vogel
eingetragen hat, auch
äußerlich ſehr gut aus. Er
iſt ungefähr vier Meter lang
und einen Meter breit, un=
terſcheidet
ſich, von dem üb=
lichen
Typ der Rennwagen
alſo durch ſeine ungewöhn=
liche
Kleinheit, die kaum die
großen Leiſtungen des neuen
Autos erwarten läßt. Es
ſind techniſche Konſtruktions=
einzelheiten
, die ihm die
große Geſchwindigkeit verlei=
hen
. Viel iſt darüber nicht
bekannt geworden, denn ſie
ſollen geheim gehalten wer=
den
. Der Wagen iſt mit
einem 16=Zylinder=V=Motor
ausgerüſtet, der rückwärts
liegt. Vorn iſt nur der Küh=
ler
angebracht. Bei der
Probefahrt hat dieſer kleine
Silbervogel. Geſchwindig=
keiten
von weit mehr als
200 Kilometern entfaltet.
In dem Luftverkehr ſind Schnellflugzeuge mit großen Durch=
ſchnittsgeſchwindigkeiten
ſchon ſeit einigen Monaten in Amerika
und Deutſchland im Gebrauch. Auch andere Länder verfügen
bereits über Flugzeuge mit großen Geſchwindigkeiten, durch die
die Länder in des Wortes wahrſter Bedeutung einander näher
gerückt ſind. Mit Durchſchnittsgeſchwindigkeiten von 250 Studen=
kilometern
kann man die größten Entfernungen in Europa in
einem Bruchteil der früheren Zeit zurücklegen. Jetzt werden
Schnellautos folgen, denn es darf erwartet werden, daß der
neue P=Wagen auch die Auto=Konſtruktion ſtark beeinfluſſen
wird. Die Rennwagen ſind nur die Schrittmacher für die Fort=
ſchritte
, die auch den gewöhnlichen Gebrauchswagen zugute

kommen. Bei den Flugzeugen und natürlich auch beim Auto=
bau
wurde die ſtarke Steigerung der Schnelligkeit in erſter
Reihe durch Verminderung des Luftwiderſtandes bewirkt. Die
Heinkel=Schnellflugzeuge zeichnen ſich dadurch aus, daß ſie
dem Luftwiderſtand eine möglichſt geringe Angriffsfläche bieten.
Alle früher vorſpringenden Konſtruktionsteile ſind in das
Innere des Flugzeuges verlegt oder ſo gut umkleidet, daß der
Luftwiderſtand nicht ſehr hemmend wirken kann. Das Fahr=
geſtell
wird eingezogen. Sogar die Handgriffe der Türen ſind
eingebaut. Man kennt zwar die Geſetze des Luftwiderſtandes
nicht, aber man kann die Größe dieſes Faktors an einigen Bei=
ſpielen
erkennen. Ein 10 Gramm wiegendes 7=Millimeter=
Infanteriegeſchoß hat beim Verlaſſen der Gewehrmündung eine

Geſchwindigkeit von 895 Meterſekunden, was einer Energie von
408 Meterkilogramm entſpricht. Nach 1000 Metern iſt nach Be=
rechnungen
von Dr. Mouths die Energie auf 46 Meterkilogramm
und nach 2000 Metern ſogar auf 12 Meterkilogramm geſunken.
Zur Ueberwindung des Luftwiderſtandes hat das Geſchoß alſo bei
einer Entfernung von 1000 Metern 352 Meterkilogramm und
bei 2000 Metern 396 Meterkilogramm nötig gehabt. Der Energie=
verluſt
durch Luftwiderſtand iſt alſo ungeheuer groß. Selbſtver=
ſtändlich
iſt der P=Wagen auch ſo gebaut, daß der Luftwider=
ſtand
möglichſt gering iſt. Dadurch erhält er auch zum Teil ſeine
große Geſchwindigkeit, wenn auch die Konſtruktion die Haupt=
Karl Anders.
rolle ſpielt.

Der neue Rennwagen der Auto=Union.

Der Prozeß gegen die Wormſer Theakerbrandſtifter
EI. Worms, 16. Jan. Am Montag begann vor dem heſſiſchen
Sondergericht der Prozeß gegen die beiden Theaterbrandſtifter, den
20jährigen Richter und den 21jährigen Geffert. Richters
Vater ſtarb im Gefängnis; Geffert iſt das 19. Kind ſeiner Eltern,
ſein Vater war ein Opfer der Oppauer Exploſion, er ſelbſt ge=
hörte
einmal dem kommuniſtiſchen Hausſchutz an. Familienange=
hörige
beider ſind kriminell. Bei der Vernehmung geben beide
etwa 80 Einbruchdiebſtähle, auch die Brandſtiftung des Feſt=
hauſes
zu, wobei einer dem anderen die Hauptſchuld zuzuſchieben
verſucht. Nach der Zeugenvernehmung folgten die Sachverſtän=
digengutachten
.
Der Brandſachverſtändige, Prof. Reaſtrup, erklätt auf Befra=
gen
des Oberſtaatsanwalts, es ſei nur ein Brandherd angelegt
worden. Die leicht brennbaren Materialien hätten die ſchnelle
Ausbreitung des Feuers begünſtigt. Der zweite Sachverſtändige,
Medizinalrat Luzius, gibt ein Gutachten, über die körperlichen
und geiſtigen Fähigkeiten der Angeklagten ab. Er meint zuſam=
menfaſſend
, beide hätten genau gewußt, worum es ſich handelte.
Von einer Affekthandlung könne keine Rede ſein. Damit war die
Beweisaufnahme geſchloſſen. Oberſtaatsanwalt Dr. Kräll beleuch=
tete
die Vorgänge der Brandſtiftung. Betonend politiſche Mo=
mente
ſpielten nicht direkt eine Rolle, aber die Tat habe das Ge=
ſicht
des Bolſchewismus gehabt, ſei Geiſt vom Geiſte der in Berlin
verübten Reichstagsbrandſtiftung. Bei der Strafzumeſſung ſei der
Schutz der Allgemeinheit in den Vordergrund zu ſtellen und des=
halb
auf die Höchſtſtrafe zu erkennen. Der Strafantrag lautete
demgemäß gegen beide Angeklagte, auf je 15 Jahre Zuchthaus,
10jährigen Ehrverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht.
Das Urteil im Feſthausbrandſtifterprozeß.
Die Verteidiger, Rechtsanwalt Ramge und Rechtsanwalt
Bros, plädierten für Richter und Geffert auf mildere Strafen.
Nach etwa einſtündiger Beratung verkündete das Sondergericht
folgendes Urteil: Die Angeklagten Kurt Richter und
J Geffert werden, wegen gemeinſchaftlicher, vorſätzlicher
ſchwerer Brandſtiftung zu je 12 Jahren Zuchthaus ver=
urteilt
. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihnen auf die Dauer
von 10 Jahren aberkannt. Außerdem wird die Polizeiaufſicht
angeordnet.
Ce. Seeheim, 15. Jan. Hauptverſammlungen. Durn=
verein
(D. T.). Aus dem Kaſſenbericht ergibt ſich daß die
Vermögensverhältniſſe günſtig ſind, ſo daß mit der Rückzahlung
der Bauſteine begonnen werden kann, doch wurde aus der Ver=
ſammlung
heraus der Wunſch geäußert, daß recht viel Aktionäre‟
auf ihren Anteil verzichten möchten. Der Anſpruch darauf erliſcht
mit dem 20. Januar. Der Bericht der Turnwarte verriet einen
ſchmerzlichen Unterton: Infolge des zunehmenden SA.=Dienſtes
ſeien die Turnerriegen immer kleiner geworden, ſo daß mit Be=
ſorgnis
um den Beſtand des Turnvereins in die Zukunft geſehen
werde. Ein Höhepunkt des Abends war der Bericht des Führers
Gg. Schmidt über das Stuttgarter Feſt mit der Verleſung der
Hitlerrede. Auch die Botſchaft des Reichsführers v. Tſchammer=
Oſten hörte man aufmerkſam. Kriegerverein. Seit Jah=
ren
iſt die Hauptverſammlung verbunden mit einer Reichsgrün=
dungsfeier
; diesmal nahm dazu der Bezirksführer Kam. Findling
(Bensheim) die Weihe der Kyffhäuſerfahne vor. Anſchließend
ehrte er folgende Mitglieder: für 50jährige Mitgliedſchaft die
Kameraden Ph. Papſt 1. Ad. Münch, Wilh. Anders, Guſt. Hart=
mann
: für 30= und 25jährige Mitgliedſchaft: Ph. Papſt 2., Rud.
Schmidt, Gg. Hartmann, Gg. Plößer. Den geſchäftlichen Teil
wickelte der Vereinsführer Hch. Arras ſchnell ab; dem Rechner,
Ph. Liſt, deſſen Buchführung durch ſachverſtändige Kameraden
geprüft worden war, konnte er mit herzlichen Dankesworten Ent=
laſtung
erteilen. Wiederholt griff Kam. Findling in die Be=
ſprechung
ein, wichtige Aufſchlüſſe über zeitgemäße Fragen gebend,
über SA. R. II. über die Fronthilfe, über das Verhältnis des
Bundes zur NS.=Bewegung. Unter den Klängen der Muſik ver=
ließ
er den Saal, nachdem ihm Kam. Arras den Dank der Ver=
ſammlung
ausgeſprochen hatte.

Immer wieder Deviſenſchmuggel.
Mainz, 16. Jan. Wie der Oeffentlichkeit ſchon hinlänglich
bekannt iſt, werden auf den Poſtämtern Deutſchlands durch die
Zollfahndungsbehörde die nach dem Ausland gerichteten Brief=
ſendungen
geöffnet und u. a. auch auf Deviſen unterſucht. Dabei
wurden in der letzten Zeit in einem nach Antwerpen gerichteten
Brief 300 belgiſche Franken, in einem weiteren Brief, der an
einen Prior in Wien adreſſiert war, ein 20 Mark=Schein und in
einem dritten an einen Empfänger in Paris gerichteten Brief
15 franzöſiſche Franken entdeckt. Die Abſender hatten es unter=
laſſen
, ihre Adreſſe in den Briefen zu vermerken, ſo daß ſie nicht
ermittelt werden konnten. Der Brief nach Paris war an einen
Blumenhändler gerichtet, der darauf aufgefordert wurde, zur Er=
innerung
an den 23. November 1923 an dieſem Tage an einen
Franzoſen ein Blumengebinde zu ſenden. Die vorgefundenen De=
viſen
wurden geſtern gerichtlich eingezogen.

Bm. Hofheim (Ried), 16. Jan. Hohes Alter. Landwirt
Simon Rupp feierte ſeinen 78. Geburtstag. Am 17. d. M. be=
geht
Landwirt Valt. Löſch ſeinen 75. und Frau Anna Rupp
Wwe, ihren 70. Geburtstag.
Bm. Hofheim (Ried), 16. Jan. Gemeinderatsſitzung.
In der letzten öffentlichen Gemeinderatsſitzung wurde beſchloſſen,
betreffs Steuerrückſtände ſich den ſtaatlichen Maßnahmen anzu=
ſchließen
und mit den einzelnen Rückſtändigen zu verhandeln.
Eine Anzahl Anträge auf Wohlfahrtsunterſtützung wurde geneh=
migt
. Der Rat nahm Kenntnis von einem Schreiben betr. gün=
ſtiger
Darlehen für Arbeitsbeſchaffung, und beſchloß, davon Ge=
brauch
zu machen. Anſchließend wurden noch einige lokale An=
gelegenheiten
behandelt. Kameradſchaftsabend. Der
hieſige SA.=Sturm 16/221 hatte im Kaiſerhof einen Kamerad=
ſchaftsabend
, der an kein Programm gebunden, bei Muſik, Unter=
haltung
und Tanz einen wohlgelungenen Verlauf nahm. An dem
Abend nahmen auch die nächſten Angehörigen der SA.=Männer
teil.
P. Geinsheim (Ried), 15. Jan. Der 43jährige frühere Sepa=
ratiſtenführer
Joſef Bender aus Geinsheim zuletzt wohnhaft in
Mainz, hatte ſich dort in ſchwer beleidigender Weiſe gegen den
neuen deutſchen Staat und ſeine Führer ausgeſprochen Unter
Berückſichtigung ſeiner während der Separatiſtenzeit betätigten
vaterlandsverräteriſchen Geſinnung verurteilte ihn das heſſiſche
Sondergericht am Samstag in ſeiner Sitzung in Mainz zu einer
Gefängnisſtrafe von einem Jahr und drei Monaten.
Biebesheim, 13. Jan. In hieſiger Gemeinde iſt eine Teil=
kanaliſation
geplant. Ein begrüßenswerter Plan, da bei
ſtarken Regengüſſen oft ganze Straßenteile unter Waſſer ſtehen.
Auch wird bei dieſer Arbeit wieder ein Teil der Arbeitsloſen in
lohnende Beſchäftigung gebracht.
Viernheim, 16. Jan Vermißt wird ſeit dem 1. Januar
der 32jährige Kaufmann Ludwig Winkenbach, von hier. Er
iſt 1,75 Meter groß, ſchlank, hat dunkelfarbiges, dreieckiges Geſicht,
ſchwarzes, lockiges, zurückgekämmtes Haar, dunkle Augen, etwas
platte Naſe und niedrige Stirn. Er beſitzt vollſtändige Zähne und
iſt bekleidet mit dunkelgrauem Plüſchhut, grünem. zweireihig ge=
knöpftem
Anzug und braunen Halbſchuhen.
Da. Egelsbach, 15. Jan. Deutſcher Abend. Nahezu 900
Gäſte waren anweſend. Und ſie durften einige ſehr ſchöne Stun=
den
verleben. Die Veranſtaltung, die durch den Ortsgruppen=
führer
der NSDAP. Pg. Hannabach, eröffnet wurde, hatte in
ihrem Programm einen ſehr feinſinnigen Aufbau und verlief ſo
glatt und unterhaltend, daß die Zeit wie im Fluge verging. Vor=
zügliche
Muſik der Ortsgruppenkapelle, Prologe, Gedichte, Sprech=
chöre
mit lebenden Bildern, Erinnerungsgruppenbilder aus dem
Welkrieg. Geſänge der Sängervereinigung 1861 uſw. brachten das
große Erleben des Weltkrieges und das unvergleichliche Helden=
tum
des deutſchen Soldaten, dann den großen Aufbruch des Volkes
nach 14jährigem Niedergang markant zur Darſtellung und gaben
dieſem Teil des Abends ein ernſtes und wurdiges Gepräge. Nach=
her
ſchloß ſich noch ein gemütlicher Teil an mit militäriſch= humo=
riſtiſchen
Szenen und ein Tänzchen.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 17. Januar 1934

Reich und Ausland.
Wellenänderung beim Deutſchlandſender
Berlin. Der Deutſchlandſender iſt letzte Nacht
von Welle 194 Kilohertz (1546,4 Meter) auf Welle
191 Kilohertz (Welle 1571) umgeſtellt worden, da
Frankreich die bisherige Welle des Eiffelturms,
die im Luzerner Plan nicht mehr vorgeſehen iſc
weiter benutzt und dadurch den Empfang des eng=
liſchen
Hauptſenders Daventry auf der Welle des
modus vivendi=Plans (203 Kilohertz) in Eng=
land
unmöglich macht. Die Engländer waren da=
her
gezwungen, dem Eiffelturm auszuweichen und
ſind in der letzten Nacht auf die ihnen nach dem
Luzerner Plan zugeteilte Welle von 200 Kilo=
hertz
(1500 Meter) gegangen. Infolgedeſſen war
Deutſchland gezwungen, um den beſtehenden Fre=
quenzabſtand
zu den Nachbarſendern zu erhalten,
für den Deutſchlandſender die im Luzerner Plan
vorgeſehene Welle von 191 Kilohertz (1571 Meter)
zu ſchalten. Der Empfang des Deutſchlandſenders
wird durch dieſe Maßnahme in keiner Weiſe be=
rührt
.
Schwerer Unfall
eines Hörnerſchlittens bei Oberſtdorf. 2 Tote,
1 Schwerverletzter.
Oberſtdorf. Auf der Straße von Waſach
nach Langenwang (Oberſtdorf) ereignete ſich in
der Nacht zum Dienstag ein ſchwerer Unfall eines
Hörnerſchlittens. Zwei der Inſaſſen kamen ums
Leben, einer wurde ſchwer verletzt.
Gegen 11 Uhr abends hatten zwei Poſtboten,
ein Schuhmacher und ein Melker auf einem Hör=
nerſchlitten
die Abfahrt nach Langenwang ange=
treten
. Da die Straße völlig vereiſt war, erreichte
der Schlitten bald eine raſende Geſchwindigkeit.
In einer Kurve verloren die Inſaſſen völlig die
Gewalt über das Fahrzeug. Der Schlitten ſauſte
über den Straßenrand hinaus. Der eine Poſtbote
fiel dabei auf die Straße und blieb unverletzt. Der
andere Poſtbote ſchlug gegen das Straßengeländer
und ſtürzte dann 70 Meter tief einen Abhang hin=
ab
. Dort wurde er tot aufgefunden. Der Schuh=
macher
Biber und der Melker Brenner ſtürzten
von Felswand zu Felswand etwa 1000 Meter
hinab. Schwer verletzt blieben ſie auf der Breitach=
ſtraße
liegen. Brenner ſchleppte ſich bis zu dem
etwa einen Kilometer entfernten nächſten Wohn=
haus
, um die Einwohner zur Hilfeleiſtung zu
alarmieren, dann brach er zuſammen. Er wurde
ins Krankenhaus eingeliefert.

Bequeme Arbeit der Einbrecher.
Der Schlüſſel liegt beim Kaſſenſchrank.
Frankfurt a. M. In der vergangenen
Nacht ſtiegen Einbrecher durch ein Fenſter in die
Büroräume eines Geſchäfts in der Neckarſtraße.
Sie öffneten mit einem Schlüſſel, den ſie am Tat=
ort
vorfanden, den Kaſſenſchrank und erbeuleten
500 RM. Sodann ſchlugen ſie in eine Wand, die
die Büroräume vom Lager trennt, ein Loch und
entwendeten eine erhebliche Menge Zigaretten.
Der frühere Rektor der ſtaatlichen Gemäldegalerie,
Profeſſor Hauſer, vor Gericht.
Berlin. Vor der IV. Strafkammer des Land=
gerichts
Berlin begann am Dienstag der Prozeß
gegen den früheren erſten Reſtaurator der ſtaat=
lichen
Gemäldegalerie, Profeſſor Hauſer, wegen
Betruges und ſchwerer Urkundenfälſchung. Gewiſſe
Kreiſe des Kunſthandels hatten die wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten Prof. Hauſers ausgenutzt und ſich
von ihm gegen geringe Bezahlung Gutachten nach
ihren Wünſchen ausſtellen laſſen. Nach dem Er=
gebnis
der Vorunterſuchung hat Hauſer in dein
letzten Jahre Hunderte von bewußt unrichtigen
Gutachten erſtattet, wobei er ſich häufig noch als
Reſtaurator der ſtaatlichen Muſeen bezeichnete,
obwohl er bereits 1928 aus dieſer Stellung ausge=
ſchieden
war. Die Kunſthändler, für die Profeſſor
Hauſer arbeitete, haben durch deſſen Gutachten
phantaſtiſche Summen verdient. Neben Hauſer
haben ſich noch zwei Händler, Willy Borchardt und
Alfred Joſeph, wegen gemeinſchaftlichen Betruges,
ſchwerer Urkundenfälſchung, Untreue und Unter=
ſchlagung
zu verantworten.
Flugzeugunfall in Oldenburg.
Berlin. Ein Flugzeug der Luftdienſt G. m.,
b. H. mußte geſtern vormittag bald nach dem Start
bei Marienſiel (Oldenburg) infolge Verſagens des
Motors wieder heruntergehen und ſtieß dabei
gegen einen Deich. Das Flugzeug wurde beſchädigt
und die fünf Inſaſſen, darunter der Führer Oſter=
kamp
, erlitten leichte Verletzungen.

Aufſehenerregender Ueberkrikt zu den
Nalionalſozialiſten in Oeſterreich.

Heimwehrlandesführer Dr. Albrecht Alberti
war von der öſterreichiſchen Bundespolizei verhaf=
tet
worden, weil er bei einer Hausſuchung in der
Wohnung des nationalſozialiſtiſchen Gauleiters
Frauenfeld angetroffen worden war. Dr. Alberti
hat inzwiſchen ſeinen Rücktritt als Landesführer
von Niederöſterreich mitgeteilt und ſeinen Beitritt
zu den Nat onalſozialiſten vollzogen.

Oben: Einer der Bobs, die an der Eröffnung teilnahmen. Am Steuer Weltmeiſter Kilian, als
Dritter der Präſident der Winter=Olympiade, Dr. v. Halt.
Unten: Blick auf eine Kurve der landſchaftlich ſo herrlich und ſo vorzüglich angelegten Bobbahn
mit dem Kommandoſtand der Rennleitung.
Bei Garmiſch=Partenkirchen wurde die neue Bobbahn feierlich eingeweiht, die bei der Winter=
Olympiade 1936 als Kampfſtätte dienen wird.
Das größte Kriegsſchiff der Welk lief auf Grund.

Das 35 000 Tonnen große engliſche Flaggſchiff H. M. S. Nelſon,
das bei der Geſchwader=Ausfahrt im Hafen von Portsmouth auf eine Sandbank lief, wird
Eintritt der Flut von Schleppern wieder aus ſeiner Lage befreit.

nach

Augsburger Bergſteiger wieder im
Himalaya.
Augsburg. Von einem neuen Angriff auf
den Berg des Schreckens, den Nanga Parbat im
Himalaya, berichtet die N. A. 3.. Danach hat in
aller Verſchwiegenheit Willy Merkl, einer der
bekannteſten ſüdbayeriſchen Bergſteiger und Mit=
glied
des Deutſch=Oeſterreichiſchen Alpenvereins,
eine neue Himalaya=Expedition zuſammengeſtellt,
die bereits im Februar ihre Ausreiſe nach Indien
und in den Himalaya antreten wird. Eine Reihe
der bekannteſten deutſchen Bergſteiger wird mit
Merkl den 2. Angriff auf den Nanga Parbat, der
mit ſeinen 8120 Metern der ſiebthöchſte Berg der
Erde iſt, wagen. Unter der Führung von Inge=
nieur
Willy Merkl ſtehen Dr. Welzenbach= Mün=
chen
, Peter Aſchenbrenner=Kufſtein, Fritz Becht=
hold
=Traunſtein, Erwin Schneider=Hall in Tirol,
Ulrich Wieland=Ulm, der Wiſſenſchaftler Dr. Raehl,
der Expeditionsarzt Dr. Bernhard, Dr. Finſter=
walder
und noch zwei weitere Teilnehmer bereit.
Die Expedition beſteht nur aus Deutſchen. Dr.
Finſterwalder, dem durch eine Spende des Alpen=
vereins
die Teilnahme ermöglicht wurde, wird
vor allem die Gewinnung karthographiſcher Auf=
nahmen
obliegen.
Bechthold und Aſchenbrenner haben Merkl be=
reits
bei ſeiner erſten Nanga=Parbat=Expedition
begleitet, Schneider und Wieland waren Dyren=
furths
Begleiter bei deſſen Angriff auf den Kan=
chendzoeng
im Jahre 1930. Merkl. Bechthold und
Dr. Raehl hatten zuſammen an der deutſchen
Kaukaſus=Expedition im Jahre 1929 teilgenom=
men
. Die Expedition wird den zweiten An=
griff
auf der Route des Jahres 1932 unternehmen.

Die Haupttäter zwei Tſchechen.
Trier. Der Trierer Polizei iſt es geiungen,
zwei internationale Rauſchgifthändler, die in
Luxemburg ihren Wohnſitz haben und von denen
der eine ſich ſeit Wochen in einem Ort an der
Moſel bei Trier aufhielt, in dem Augenblick zu
verhaften, als ſie drei anderen Perſonen, einem
jungen Mann von der Mittelmoſel ſowie zwei
Kaufleuten aus Trier, 260 Gramm Kokain ver=
kaufen
wollten. Das Rauſchgift ſtammte aus
Luxemburg und war von einem der Kokainhänd=
ler
, beide übrigens tſchechiſcher Nationalität über
die Grenze geſchmuggelt worden. Die fünf Per=
ſonen
wurden verhaftet, als ſie in einem Pxivat=
hauſe
zuſammentrafen, um den vorher in verſchie=
denen
Zuſammenkünften feſtgelegten Kauf end=
gültig
abzuſchließen. Das Kokain, das in vier
Flaſchen verpackt war und bei einer chemiſchen Un=
terſuchung
für nicht ganz rein befunden wurde,
konnte beſchlagnahmt werden. Man nimmt an,
daß es ſich um eine Kokainſchieberbande handelt,
deren Spur die Trierer Polizei ſeit langem an
der luxemburgiſchen Grenze verfolgte.

Die Urſache der Kataſtrophe
von Corbigny.
Zehn Tote beim Abſturz der Smaragd.
Paris. Zu dem Abſturz des dreimotorigen
Großflugzeuges Smaragd wird bekannt, daß
nicht ſieben, ſondern zehn Perſonen an Bord
waren, einſchließlich dem Flugzeugführer. Zu
den Opfern gehört auch die Gattin des Direktors
der franzöſiſchen Handelsluftfahrt, ſowie eine Or=
donnanz
des Generalgouverneurs von Indochenn,
Die Urſache des Unglücks iſt noch nicht bekangt.
Als das Flugzeug in Flammen abgeſtürzt war,
verſuchten die Einwohner von Corbigny den In=
ſaſſen
Hilfe zu bringen. Es war aber unmöglih,
an das brennende Flugzeug heranzukommen Sämt=
liche
Inſaſſen ſind bis zur Unkenntlichkeit ver=
brannt
, ſo daß eine Erkennung ſchwer möglich iſt.
Der Smaragd befand ſich auf ſeinem erſten grö=
ßeren
Flug, der ihn von Paris nach Saigon ge=
führt
hat. Das Flugzeug war am Montag morgen
nicht in Marſeille, ſondern in Athen geſtartet und
hatte mit Zwiſchenlandungen in Italien und
Marſeille Lyon erreicht. Von dort war es kurz
nach 18 Uhr nach Paris aufgeſtiegen. Der bei
dem Abſtur zums Leben gekommene Generalgou=
verneur
von Indochina wurde 1928 auf die en
Poſten ernannt. Seit dem Jahre 1898 war er in
Indochina. Er iſt beſonders gegen die kommuniſti=
ſchen
Umtriebe in Indochina mit großer Energie
vorgegangen.
Smaragd gegen eine Hochſpaunungsleitung
geſtoßen?
Paris. Ueber die Urſache der Kataſtrophe
von Corbigny hat man bis zur Stunde noch keine
genzuen Anhaltspunkte. Immerhin iſt eine Mel=
dung
des Matin bemerkenswert, nach der das
Flugzeug Smaragd, als es niedrig flog, gegen
eine Hochſpannungsleitung geſtoßen ſein könnte;
denn im Augenblick des Unglücks ſei in Corbigny
plötzlich das Licht erloſchen. Ein vom Luftfahrt=
miniſterium
eingeſetzter Unterſuchungsausſchuß iſt
bereits nach der Unglücksſtätte unterwegs.
Beileid des Reichsluftfahrtminiſters Göring.
Reichsluftfahrtminiſter Göring hat dem fran=
zöſiſchen
Luftminiſter Cot anläßlich des Flugzeug=
unglückes
bei Corbigny folgendes Beileidstele=
gramm
übermittelt:
Zu dem ſchweren Unglück, das die franzöſiſche
Luftfahrt betroffen hat, ſpreche ich Ihnen und
Ihrem Lande meine und der deutſchen Luftfahrt
herzliche Anteilnahme aus.

Aktion gegen amerikaniſche Alkoholfabriken.
Waſhington. Die Behörden haben eine
große Aktion gegen die Alkoholfabriken begonnen,
die in den letzten Jahren der Prohibition keine
oder nur ſehr wenig Steuern bezahlt haben. Die
erſte Anklage erfolgte gegen die beiden großen
Firmen in Baltimore, United States Induſtrial
Alcohol Cy. und die United States Induſtrial Che=
mical
Cy., die zuſammen 8 Mill. Dollar Steuern
nachzahlen ſollen.

Das Erdbeben in Indien.
Kalkutta. Die Zahl der Todesopfer beim
Erdbeben in Indien iſt auf 50 geſtiegen, außerdem
ſind Hunderte von Verletzten zu beklagen. In
Jamalpur, wo das Erdbeben beſonders große
Schäden angerichtet hat, ſind 10 Perſonen getötet
und 15 verletzt worden. In Patna ſind wiederum
leichte Erdſtöße wahrgenommen worden. Das
Nordgangesgebiet iſt vom Erdbeben am meiſten
in Mitleidenſchaft gezogen worden.
Aus Kalkutta gehen uns über die Erdbeben=
kataſtrophe
weiter folgende Meldungen zu:
Das am Montag von einem ſchweren Erdbeben
heimgeſuchte Indien wurde am Dienstag erneut
von Erdſtößen erſchüttert. Dabei ſind nach den
bisher vorliegenden Meldungen in Patna wieder
zehn Menſchen unter zuſammengeſtürzten Häuſern
begraben worden. In dieſer Stadt wurden bisher
50 Tote geborgen. Die Zahl der Verletzten beträgt
hier 400. 4000 Häuſer ſtürzten ein. In Mirzapur
ſind noch mehrere Hundert Häuſer zuſammenge=
ſtürzt
, die jedoch zum größten Teil bereits ge=
räumt
worden waren. Am ſchwerſten hat wieder
Jamalpur gelitten. Nach Berichten von Augen=
zeugen
ſieht dieſe Stadt mit Einſchluß des Euro=
päerviertels
aus, als ob ſie eine ſchwere Beſchie=
ßung
durchgemacht hätte. Der Bahnhof, ein wich=
tiger
Knotenpunkt, iſt vollſtändig zerſtört. Die
Zahl der Todesopfer in Jamalpur wird jetzt mit
60 angegeben, während die Zahl der Verletzten
1000 überſchreitet. Auch Binar, Benares, Lucknow,
Cawnpur, Allahabad und Darjeeling melden
ſchwere Verluſte. In Darjeeling, der Sommer=
reſidenz
des Gouverneurs von Bengalen, ſollen
Hunderte von Frauen, die in den Teeplantagen
arbeiteten, durch einen Erdſtoß verſchüttet worden
ſein. Die halbe Stadt ſei vollſtändig verſchwunden.
Dieſe Meldung bedarf jedoch noch einer Beſtäti=
gung
. Im ganzen dürfte die Zahl der Todes=
opfer
der Kataſtrophe über 200 betragen. Die Zahl
der Verletzten wird vorläufig mit über 6000 an=
gegeben
. Der Schaden geht in viele Millionen
Pfund. Die Rettungsarbeiten ſind überall in vol=
lem
Gang. In Jamalpur hat das Rote Kreuz Not=
baracken
und Zelte errichtet. Mehrere Züge mit
Aerzten, Pflegeperſonal, Arznei und Nahrungs=
mitteln
ſind nach den am ſchwerſten betroffenen
Gegenden unterwegs.
Warenhausbrand in Lille.
300 Angeſtellte brotlos.
Lille. In den Abendſtunden des Montags
wurde ein hieſiges großes Warenhaus durch Groß=
feuer
völlig zerſtört. Man ſchätzt den Sachſchaden
auf fünf Millionen Francs. Der Brand iſt
wahrſcheinlich darauf zurückzuführen, daß ein Ar=
beiter
bei Ausbeſſerungsarbeiten verſehentlich mit
der Lötlampe eine Zeltplane in Brand ſteckte.
Schreckensfahrt einer überfüllten chineſiſchen
Dſchunke.
London. Ein ſchreckliches Ende nahm, wie
Reuter aus Singapore meldet, der Verſuch von
200 Chineſen, in einer winzigen Dſchunke Singa=
pore
zu erreichen. Die Chineſen, die in ihrer Nuß=
ſchale
von dem ſüdchineſiſchen Hafen Hainan auf=
gebrochen
waren, gerieten auf der Fahrt nach
Singapore in einen fürchterlichen Sturm, ſo daß
ſie ſich in den für ihre Zahl viel zu engen Räumen
unter Deck zuſammendrängen mußten. Dabei wur=
den
28 Fahrgäſte in einem kleinen Raum derart
zuſammengedrückt, daß ſie erſtickten. Die Leichen
wurden über Bord geworfen. Schließlich lief die
Dſchunke den Hafen von Groß=Cheribon an, wo
16 Fahrgäſte zurückblieben. Was mit den übrigen
156 Reiſenden geſchehen iſt, konnte nicht in Er=
fahrung
gebracht werden.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 17. Januar 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 16 Seite 9

Mütter Heiligtum der Bölker.
Höchſte Laſt und höchſte Würde. Trägerinnen der Zukunft
Das neue Deutſchland ſorgt für ſie.
Von Sabine Hartung.

Es gibt nichts Schöneres als den Stolz, wo=
mit
eine Mutter ſich mit ihren Kindern zeigt,
ſich bewundern läßt und ſich freut, wenn ihre
Kinder bewundert werden. Nichts Natürlicheres,
als daß jede Mutter ihre Kinder für die beſten
und ſchönſten hält. Die Mutterliebe iſt ſo ſtark
und groß, daß wir ſie unter den hochentwickelten,
wie unter den primitiven Völkern mit gleicher
leidenſchaftlicher Kraft und Innigkeit ſich äußern
ſehen.
Mutter und Kind, das iſt eine Einheit, auf
der die Welt im Grunde aufgebaut iſt. Das iſt
die Familie, die Keimzelle, die Urzelle der Völ=
ker
und Reiche. Das ſind zwei lebendige Weſen,
die doch nur eines ſind, und ſo verkörpern ſie den
tiefſten und ſchönſten Mythos des Lebens. Dabei
iſt Mutterſein eine Bürde, die ſchwer zu tragen
iſt. Auch die Negermutter trägt ihr Kind, wenn
es noch klein iſt, den ganzen Tag, von früh bis
ſpät, bei allen ihren Verrichtungen und Gängen
mit ſich herum, weil auch ihr die Mutterpflicht
als die höchſte und ſchönſte Aufgabe ihres Le=
bens
gilt. Aber gerade weil es eine Pflicht iſt,
bringt ſie ja auch dieſe heilige ſittliche Erhebung
des ganzen Menſchen mit ſich. Denn ohne Bürde
gibt es keine Würde, und die höchſte Würde der
Frau kann nur durch die größte Bürde der Mut=
terſchaft
errungen werden.
In Albanien ſieht man die Mutter eine große,
ſchön bemalte Wiege auf dem Kopf mit ſich
tragen, wenn ſie das Haus verlaſſen muß. In der
Wiege aber trägt ſie ihr Kindchen mit ſich, ſo,
wie es die Mammi der Neger in einem ſchön
geſtickten Tuch auf ihrem Rücken aufgebunden
trägt. Selbſt die von der mohammedaniſchen
Sitte ſonſt ſo ſtreng im Hauſe abgeſchloſſene Frau
erſcheint als Mutter häufig auf der Straße, weil
ſie ihr Kind hinausbringen muß in Luft und
Sonne. Und weil man den Lurus der Kinder=
wagen
nicht oder noch nicht kennt, ſo bleibt für
die Mutter nichts weiter übrig, als die Kinder
zu tragen.
Wie die Mutter Trägerin der Zukunft für
alle Völker iſt, ſo hat ſie auch am ſtärkſten das
Gefühl für die Verbundenheit mit den Voreltern.
Bei ihr iſt die Zukunft und die Vergangenheit
der Völker treu und ſicher bewahrt. Würden
wir die ſchönen Trachten des Spreewaldes wohl
noch ſo zahlreich finden, wenn nicht die Mütter
ihren Stolz darein ſetzen würden, mit ihren
Kleinen zuſammen beim ſonntäglichen Kirchgang
in den herrlichen Hauben und gewirkten und
ſchön geſtickten Kleidern, Tüchern und Schürzen
zu erſcheinen! Was man bei uns beobachten
kann, ſieht man genau ſo in Holland, wie in
Spanien. Und ſelbſt dort, wo die ſtädtiſche Kul=
tur
und die Erſchwerung der Lebensumſtände,
verbunden, mit einer zwar billigen, aber auch
nüchternen Verſtädterung und Verallgemeine=
rung
der Kleidung, die Kinder ſo wie in Japan
mehr und mehr in europäiſche Kleider ſteckt, ſind
es gerade die Mütter, die die alte Volkstracht
am treueſten bewahren. Auch das ſieht man
ebenſo mitten in den Parks des Hyakka=en in
Tokio, wie auf den Promenaden von Algier in
Nordafrika.
Wie ungeheuer groß ſind die Pflichten der
Mutter, wie vielfältig die Laſten, die von ihr
tagtäglich verlangt werden. Aber gerade weil
ſie an alles denken, für alles ſorgen muß, darum
findet ſie auch für alles die Tugenden, um die
Aufgabe zu erfüllen, die das Leben ihr ſo man=
nigfach
ſtellt. Ihr Leben iſt, wie Goethe ſagt,
ein ewiges Gehen und Kommen, oder ein Heben
und Tragen, Bereiten und Schaffen für andere:
Denn als Mutter fürwahr
bedarf ſie der Tugenden alle.
Je größer die Anforderungen, je größer die
Not der Familie, je größer die Laſt, die auf

einem Volk liegt, je höher die Not, je mehr der
Opfer, die uns auferlegt werden, um ſo höher
und reiner leuchten auch die Tugenden der Müt=

Die deutſche Schule ſieht ſich im Rahmen der
neuen Volksgeſundheitspflege vor große und
neuartige Aufgaben geſtellt. Die Schulzeit iſt
die einzige längere Zeitſpanne, in der eine plan=
mäßige
, lückenloſe Ueberwachung der Geſundheit
aller deutſchen Menſchen möglich iſt. Acht bis
zwölf Jahre lang iſt die Jugend in unſeren
Schulen der ſtändigen Beobachtung zugänglich.
Es iſt dieſem Sachverhalt gegenüber beinahe
unverſtändlich, daß ſich die Schulgeſundheits=
pflege
bisher faſt ausſchließlich, auf dieſe Be=
obachtung
beſchränkte, ohne daraus die zur Er=
haltung
und Förderung der Volksgeſundheit
notwendigen Folgerungen zu ziehen. Enge Zu=
ſammenarbeit
aller geſundheitsfürſorgeriſchen
Veranſtaltungen und Einheitlichkeit in Ziel=
ſetzung
und Praxis waren bislang unmöglich
gemacht durch Ueberorganiſation und planloſe
Ueberfürſorge‟
Heute fällt der Schulgeſundheits=
pflege
die bedeutſame Aufgabe zu, die eu=
geniſchen
Verhältniſſe bei allen Schulkindern
zu überprüfen und ſie während der Schulzeit zu
überwachen.
Es muß erreicht werden, daß jede Schule für
jeden Schüler einen Schülerbogen führt, der
während der geſamten Schulzeit gewiſſenhaft
bearbeitet wird und ein möglichſt ſicheres Urteil
über die Geſamtperſönlichkeit des heranwachſen=
den
Volksgenoſſen zuläßt.
In ihnen werden vom Schuleintritt an genau
Angaben über die kindliche Entwicklung ge=
macht
. Hierbei ſind beſonders wichtig und auf=
ſchlußreich
Mitteilungen über die Familien der
Kinder, über die erbgeſundheitlichen Verhält=
niſſe
, die raſſiſche Zugehörigkeit, die häusliche
und ſoziale Umwelt, die körperliche und ſeeliſche
Geſundheit, Entwicklungsſtörungen oder = rück=
ſtände
infolge Erbanlage oder Milieuwirkung.
Jahr für Jahr werden dieſe Aufzeichnungen im
Schülerbogen fortgeſetzt, ergänzt und berichtigt.
Ein pädagogiſches Tagebuch, in dem der Lehrer
Einzelbeobachtungen und Erfahrungen feſthält,
wird wertvolles Material hierzu liefern. Be=
ſuche
der Eltern in ihrer Häuslichkeit, familien=
kundliche
Nachforſchungen und Umweltunter=
ſuchungen
ſtützen die gewonnenen Ergebniſſe.
So ſteht ſchließlich die geſamte kindliche Ent=
wicklung
, klar und zuverläſſig dargeſtellt, jeder
Beurteilung offen. Der Schularzt, der mehrmals
im Jahre alle Kinder zu unterſuchen hat, ver=
wendet
ſeine Feſtſtellungen nicht mehr ausſchließ=
lich
für ſeine rein mediziniſchen Maßnahmen,
ſondern teilt ſie auch dem Lehrer mit, der dar=
über
im Schülerbogen berichtet. Der Lehrer
wiederum unterbreitet ebenfalls ſeine Beobach=
tungen
und Erfahrungen dem Arzt.
Solche Schülerbogen=Beobachtungen, die auch
nach der Schulzeit bei den Organiſationen des
Arbeitsdienſtes, der Jugendverbände und der
öffentlichen Geſundheitsfürſorge fortgeſetzt wer=
den
müßten, kann bei gewiſſenhafter Arbeit der
Wiedergeſundung unſeres Volkes unſchätzbare
Dienſte leiſten. Sie wandern mit dem jungen
Menſchen von Schule zu Schule, von einer Klaſſe
zur nächſtfolgenden.

ter dieſes Volkes. Welches Volk aber hätte durch
zwei Jahrzehnte mehr geduldet und gelitten als
das unſrige! Wo aber ſtrahlt darum auch hellerer
Schein von jeder Mutter, als von den deutſchen
Müttern! Wie wunderbar und zugleich auch wie
ſelbſtverſtändlich, daß gerade die mütterlichen
Frauen ſich mit am feurigſten und hingebendſten
zu der großen Volksbewegung unſeres National=
ſozialismus
bekannten! Darum gilt es auch für
uns keine Mutter, die ſtolzer, reiner und edler
vor uns ſtehen könnte, als die deutſche Mutter.
Und darum gibt es auch für den Staat keine
höhere Pflicht, als ſie und ihr Kind, die ja eines
ſind, in ſeinen Schutz zu nehmen.

In der Aufgabe der Berufsberatung iſt die
Berufseignung der wichtigere Begriff, ſie muß
gegenüber dem Berufswunſch des Jugendlichen
den Ausſchlag geben. Bisher gab es für die
Schule oder die öffentlichen Einrichtungen der
Berufsberatung verhältnismäßig wenige und
unſichere Anhaltspunkte, um die Eignung der
Schulentlaſſenen für gewiſſe Berufe zu prüfen.
Selbſt die mitunter angewendeten Teſtverfahren
und Prüfungen geben wie alle Prüfungen
ein unvollkommenes und nicht immer zuverläſſi=
ges
Bild von der tatſächlichen Eignung der ge=
prüften
Bewerber. Viel ſicherer und einwand=
freier
dagegen iſt das Urteil, das der Schüler=
bogen
ermöglicht. Hier hat die geſamte Ent=
wicklung
des jungen Menſchen während ſeiner
Schulzeit ihren Niederſchlag gefunden, und
dieſer gewiſſenhaft und gründlich bearbeitete
Bogen gibt wertvollen Aufſchluß über Ziel=
gerichtetheit
und Leiſtungsfähigkeit des Jugend=
lichen
, ohne daß die Fehlerquellen der Teſtprü=
fungen
und die Zufälligkeit augenblicklicher
Neigungen und Stimmungen ſich auswirken
können.

Die neue Schulgeſundheitspflege ermöglicht
aber auch dem Staat die ſichere Ausleſe ſeiner
Beamten und Angeſtellten. Der nationalſozia=
liſtiſche
Staat ſtellt hohe Anforderungen an
Geſundheit, Charakter, geiſtige Leiſtung und
Spannkraft ſeiner Beamten. Ihm iſt darum an
einer Ausleſe gelegen, die ihm die Heranbil=
dung
eines tüchtigen Beamtennachwuchſes er=
möglicht
. Die bisher üblichen Formen der Be=
amtenausleſe
und die Bedingungen, von denen
die Anſtellung eines Beamten abhängig gemacht
wurde, waren von recht ſchematiſchen Geſichts=
punkten
geleitet und ließen es zu, daß Elemente
in das deutſche Berufsbeamtentum eindrangen,
die die alten preußiſchen Grundlagen eines ſau=
beren
, pflichttreuen und vaterländiſch geſonnenen
Beamtentums gefährdeten.
Wenn Elternſchaft und Jugend wiſſen, welche
Bedeutung den Geſundheitsbogen der Schule
beigemeſſen wird, dann werden ſie bald von ſich
aus alles tun, um ihre Pflicht gegenüber der
völkiſchen Geſundheit zu erfüllen. Durch eine
planmäßige Aufklärung der Elternſchaft und
unſerer Jugend über alle Fragen der Volks=
geſundheitspflege
, der Raſſenlehre und der
Eugenik muß jede Familie und jeder Einzelne
wachgerüttelt und zu dem Bewußtſein ſeiner
Verantwortung gegenüber der Geſundheit unſe=
res
Volkes und der kommenden Generation
durchgeführt werden. Enge Zuſammenarbeit
von Schule und Elternhaus iſt auch bei der
neuen Schulgeſundheitspflege wie im Geſamt=
aufbau
der völkiſchen Erziehung unbedingte
Vorausſetzung.
Natürlich iſt mit der neuen Form der Ueber=
wachung
aller Schüler und ihres Geſundheits=
zuſtandes
nur ein Teil der neuen Schulgeſund=
heitspflege
gekennzeichnet. Die praktiſche Ge=
ſundheitsfürſorge
für unſere Schuljugend um=
faßt
einen großen Kreis neuer Maßnahmen und
Einrichtungen, die der körperlichen Ertüchtigung
der Jugend dienen. Unter ihnen die Schulland=
heimerziehung
, die in dem geplanten 9. Land=
ſchuljahr
die Jungen und Mädchen der Städte
in nahe Verbindung mit dem Boden und ſeinen
Werten und Kräften bringen ſoll.

So entſteht das Februar=Abzeichen des Winterhilfswerkes.
Im Februar wird das Winterhilfswerk ein hübſches Spitzenabzeichen für alle Spender herausgeben.
Nicht weniger als 5 Millionen Stück ſind beſtellt, die vor allem in der ſächſiſchen Spitzenſtadt Plauen
benſo den Fabriken wie den Heimarbeitern reiche Beſchäftigung geben. Unſer Bild: Die von der
Maſchine hergeſtellten Roſettenmuſter werden auseinandergeſchnitten, gezäckelt und dann zu je
drei Sternen übereinander genäht.

Der Schülerbogen!
Neue Wege der Schulgeſundheitspflege im nationalſozialiſtiſchen Staat.
Von O. G. Förſter.

Das Urteil der Berge.
Von Axel Rudolph.
Lydia atmete frei und unbeſchwert. Wenn ihr
Blick zurückkehrte aus der Weite der Alpenwelt,
von den Firnen und Graten, die ſich wie Götter=
burgen
um ſie türmten, blieb er in unverhoh=
lenem
Wohlgefallen hängen an den breiten Schul=
tern
, dem gebräunten Stiernacken Guſtav Pol=
dringers
, der die Führung übernommen hatte
und ſicher und unbekümmert voranſchritt auf dem
ſchwindelſchmalen Bergpfad. Ab und zu drehte
Guſtav ſich um, und wenn ſein Wildbubengeſicht,
ſeine Malmzähne ſie anlachten, lächelte auch
Lydia zurück. Manchmal wandte auch ſie auf
einen Augenblick ſich rückwärts, um Werner
Wolff, der den Schluß bildete, ein Wort zuzu=
werfen
. Aber Wolff hörte kaum darauf hin. Er
ſchritt mit geſenktem Blick und zuſammengeknif=
fenen
Lippen ganz dicht an der Felswand dahin,
und ſein hageres Geſicht war trotz der friſchen
Bergluft noch blaſſer als gewöhnlich.
Man hatte urſprünglich nur die übliche Tour
hinauf zum Ledro=See geplant. Aber Poldringer
hatte das für lachhaft erklärt und ſich erboten,
die Führung zu übernehmen über Bergpfade, die
nur ihm bekannt, hinein in die wilde Bergwelt,
wohin die Menſchen ſonſt nicht kamen.
In den Bergen zeigt ſich, was in einem Men=
ſchen
drinſteckt, hatte Guſtav Poldringer geſtern
abend geſagt. Das Urteil der Berge iſt hart
aber unbeſtechlich. Lydia lächelte beim Ge=
danken
an das Wort. Der Mann, der da vor ihr
ging, brauchte das Urteil der Berge nicht zu
fürchten.
Kommen Sie doch her, Herr Wolff, lachte
Guſtav, der ganz vorne auf der Felsplatte ſtand.
Werner tat gehorſam einen Schritt. Dann blieb
erſtehen. Seine Augen flatterten. Ein leiſes Zit=
tern
lief durch ſeine Knie. Guſtav Poldringer ſah
hinüber. Ach ſo, ſagte er dann gemütlich, na
ja. Lydia ſtieg eine leichte Röte ins Geſicht.
Einen Augenblick noch ſah ſie ernſt in Werner
Wolffs verzerrtes Lächeln. Dann wandte ſie ſich

ab und trat neben Guſtav Poldringer. Ein wenig
ſchwindelte ihr, als ſie in die Tiefe blickte. Aber
der Arm des Mannes legte ſich um ihre Schulter,
ſeine Augen blitzten in die ihren: ſiegbewußt,
fordernd, beſitzergreifend. Und Lydia überließ ſich
ſeinem Arm.
Plötzlich fühlte ſie ſich zurückgeriſſen. Ein
Grollen lief durch den Berg. Ein Warnungs=
ſchrei
Guſtavs, ein erſchreckendes ſich Rückwärts=
Werfen gegen die Feldwand dann donnerte
und praſſelte es um ſie, Steine, Felsſtücke, Erde
zwei Minuten nur, dann vergrollte das Ge=
witter
tief unter ihnen. Entſetzt hob Lydia die
Hände von den Augen. Sie ſtanden noch auf der
Felsplatte alle drei. Aber neben ihnen war der
ſchmale Pfad verſchwunden, gähnte eine Kluft,
die die ſchmale Zunge als einen angeklebten
Balkon erſcheinen ließ.
Ein Bergſturz! Guſtav Poldringer ſchaute um
ſich und fluchte. Da ſaß man ſchön in der Falle.
Der Bergſturz hatte den einzigen Rückweg weg=
geriſſen
. Die ſenkrechte, glatte Wand hinter ihnen
war nicht beſonders hoch, aber unerſteigbar.
Verdammt und zugenäht, ſchimpfte Guſtav. Da
ſitzen wir jetzt in der Falle. Jetzt iſt der Weg
nach oben verſperrt. Können wir nicht her=
unter
klettern? fragte Wolff ſtill. Guſtav ſah
ihn mit einem halb wütenden, halb höhniſchen
Blicke an. Ich nicht. Die Felszunge hier hängt
frei in die Luft hinaus. Aber vielleicht können
Sie es?
Sie riefen. Sie heulten um die Wette den
halben Tag lang. Der Bergwind riß die Laute
von ihrem Mund und verwehte ſie. Die Sonne
ging unter. Es wurde bitter kalt hier oben.
Guſtav Poldringers Geſicht war fahl geworden,
ſeine Stimme klang matt: Unſer Proviant iſt
alle. Und die Nacht=Kälte! Verdammt! Wir ſind
fertig! Sich denken zu müſſen ..
Werden Sie nur nicht hyſteriſch, Poldringer
unterbrach Wolff ihn. Guſtav fuhr hoch, als habe
er einen Schlag erhalten. Hyſteriſch? Und das
wagen Sie mir zu ſagen? Sie ... Feigling?
Wolff ließ den Schimpf unbeachtet. Sein Geſicht
hatte einen grübelnden Ausdruck angenommen.

Wir müſſen einen Ausweg finden, ſann er
vor ſich hin.
Die Nacht kam. Lydia zitterte vor Kälte. Sie
ſaß, Wolffs Jacke um die Schultern, zwiſchen den
beiden Männern, die ſich dicht an ſie drängten,
um ſie zu wärmen. Sie fühlte die Ironie des
Schickſals. Geſtern noch hatte ſie ſich nicht ent=
ſcheiden
können für einen der beiden Männer.
Nun würde ſie vielleicht den kleinen Reſt ihres
Lebens zuſammen mit beiden verbringen müſſen.
Kälte. Hunger. Am Ende ſtand der Tod. Lang=
ſam
krochen die Nachtſtunden dahin. Lydia ſank
mit leiſem Weinen in Schlaf. Als ſie im Tag=
grauen
aufſchreckte, ſah ſie eine Geſtalt ganz vorne
am Rande der Felszunge ſtehen: Werner Wolff.
Eine Sekunde ſtand er da, das Geſicht aufwärts
gerichtet gegen den Morgenhimmel. Dann warf
er ſich über die Felskante in die Luft.
Lydias Schrei riß Poldringer empor. Was
iſt? ſtammelte er, vor Kälte mit den Zähnen
klappernd. Wolff, zitterte Lydia, Entſetzlich!
Ich ſah ihn ſpringen! Hinunter in den See."
Wahnſinn! Guſtav ſah ſich erſchrocken um. Die
Angſt hat ihn verrückt gemacht. Er hat nicht die
geringſte Chance. Dreihundert Fuß ſinds und
der See iſt zwar tief, aber eiskalt! Mit wirren
Augen ſchaute Lydia um ſich. Ihre zitternden
Hände holten einen Brief hervor, der mit einem
Stein beſchwert, neben ihr lag. Es war ein alter
Briefumſchlag mit einer gedruckten Aufſchrift,
Die Adreſſe war mit Bleiſtift ausgeſtrichen.
Lydia hatte Werner Wolff ſtatt deſſen auf den
Umſchlag geſchrieben. Erſchüttert las Lydia die
Bleiſtiftzeilen auf den loſen Notizbuchblättern:
Liebſte Lydia!
Die ganze Nacht habe ich über einen Ausweg
nachgegrübelt. Unſere einzige Chance iſt der
See dort unten. Die Chance iſt minimal, aber
ſie iſt die einzige. Seltſam iſt das Leben,
Lydia. Ich war Flieger während des Krieges.
Wurde aus 4000 Meter Höhe herabgeſchoſſen.
Erſt im letzten Augenblick gelang es mir, meine
Maſchine wieder aufzurichten. Seit jenem Tage
varen meine Nerven dahin. Ich konnte kaum

noch aus einem Fenſter auf die Straße ſehen.
Der Arzt ſagte mir, es gäbe nur eine Rettung:
meine Furcht vor dem Fallen zu überwinden.
Ich habe es verſucht, habe Bergtouren unter=
nommen
. Alles half nichts. Meine Nerven ver=
ſagten
. Aber um Ihretwillen, glaube ich, kann
ich es. Wenn mein Vorhaben glückt, ſo werde
ich meine Selbſtachtung wiedergewinnen, wenn
nicht, nun, es iſt beſſer, tot zu ſein, als ſo
weiter zu leben. Ich liebe Sie, Lydia. Leben
Sie wohl. Der Reſt ſteht in eines anderen
Hand.
Guſtav Poldringer, der ihr über die Schul=
ter
geſchaut hatte, griff haſtig nach dem Brief=
umſchlag
. Er trug den Vordruck des Deutſchen
Offiziersbundes, und die Anſchrift lautete:
Herrn Hauptmann a. D. Werner Wolff. In=
haber
des Pour le Mérite‟,
Großer Gott, ſtieß Guſtav hervor, es war
der Kampfflieger Wolff! Lydia ſah dem Ver=
ſtörten
kalt in die Augen. Wie war das doch,
Herr Poldringer? Sagten Sie nicht Feig=
ling
?"
Nun ſtand die Sonne wieder hoch am Him=
mel
. Da fuhr Poldringers Kopf jäh in die
Höhe. Irgendwoher kam ein Menſchenlaut, ein
Ruf. Die beiden Menſchen auf der Felsplatte
lauſchten zitternd. Irgendwo über ihnen: A
lala! Poldringer ſprang auf die Füße. Das
ſind die Leute vom Club Alpino in Riva! Ich
kenne ihren Ruf! Sie kommen! Sie holen uns,
Hauptmann Wolff hat uns gerettet!
Alala! Wieder kam der Ruf näher.
Und dazwiſchen eine andere Stimme, klar und
deutlich: Lydia! Lydia!
Guſtav Poldringer formte die Hände zum
Trichter an den Mund und ſchrie, daß die Lun=
gen
berſten wollten. Lydia antwortete nicht. Sie
ſaß ſtill an die Felswand gelehnt und lauſchte
der Stimme, die ihren Namen rief. Und die
von der Sonne umlohten Bergzacken jenſeits des
Sees ſchienen ihr die Türme eines Märchen=
ſchloſſes
.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 17. Januar 1934

Rlaum auf dem Bahnſteig.

Von Manfred Tiefenbach.

Schon während er ſeinen Kaffee trank, zeigte
Herr Jakuſch eine gewiſſe Nervoſität, die ſeinem
ruhigen Weſen ſonſt fremd war. Alle Augen=
blicke
zog er ſeine Taſchenuhr, und von dem In=
halt
der Zeitung, die er in der Hand hielt, nahm
er kaum eine Zeile auf.
Endlich erhob er ſich. Höchſte Zeit jetzt
murmelte er. Lief noch ſchnell in die Küche, um
dem Mädchen Anna einige letzte Anweiſungen
zu geben. Alſo ſtellen Sie die Roſen auf den
Tiſch Sie wiſſen ja, meine Frau liebt Blu=
men
ſo ſehr und machen Sie alles ſo nett wie
möglich. Fünf Sekunden ſpäter war er ſchon
auf der Straße.
Auf dem Bahnhof war das übliche Durch=
einander
der vielen Menſchen, die zum Winter=
ſport
verreiſen wollten, die vielen anderen, die
ihre heimkehrenden Angehörigen und Freunde
und Bekannten erwarteten. Langſam ſchlängelte
ſich Herr Jakuſch nach dem Bahnſteig durch, wo
der Berliner Zug einlaufen mußte. Er ſah, daß
er wieder einmal eine gute Viertelſtunde zu
früh gekommen war, und das Warten trug nicht
dazu bei, ſeine Nervoſität zu vermindern.
Endlich! ſagte er, als ein Bahnbeamter
mit durchdringender Stimme ſchrie: Zurück=
treten
! Gleich darauf rollte donnernd, pfeifend,
pruſtend und keuchend der D=Zug aus Berlin in
die Halle.
Herr Jakuſch nahm dort Aufſtellung, wo die
Wagenreihe der zweiten Klaſſe begann. Denn
natürlich würde Jenny zweiter Klaſſe fahren,
er hatte ſie ausdrücklich gebeten, weil er wußte,
wie ſehr Eiſenbahnfahrten ſie mitnahmen, wenn
ſie hart und unbequem oder gar eingeengt fah=
ren
mußte.
Herr Jakuſch reckte den Hals. Ja, er ver=
ſuchte
ſich länger zu machen, als er war, um
gleichſam aus der Vogelperſpektive das Gewirr
der Ausſteigenden überblicken zu können. Viele
Menſchen, die durcheinanderwirbelten, die üb=
liche
Verwirrung dieſes Augenblicks. Aber Jenny
war nicht zu entdecken.
Herr Jakuſch haſtete an den vier, fünf Wagen
zweiter Klaſſe entlang. Einmal und noch ein=
mal
. Immer mit der gleichen Ergebnisloſigkeit.
Ob ſie vielleicht doch dritter Klaſſe . . .? Aber
ein Blick über den langſam ſich entleerenden
Bahnſteig zeigte, daß auch dieſe Hoffnung trog.
Es waren jetzt zehn Minuten ſeit dem Ein=
laufen
des Zuges vergangen. Und Herr Jakuſch,
eben noch froh und voller Erwartung, denn
ſeine Frau war ſechs Wochen fort geweſen und
er hatte ſich ſchon redlich nach ihrer Heimkehr
gebangt, Herr Jakuſch alſo ſank plötzlich in ſich
zuſammen.
Vielleicht hat ſie ſich in Berlin verſpätet.
dachte er. Vielleicht hat ſie den Zug nicht er=
wiſcht
. Aber dieſer Troſt ſtand auf ſchwachen
Beinen. Denn dieſer Zug war heute früh um
neun Uhr abgegangen, und jetzt war es nach=
mittags
gegen fünf Uhr. Natürlich würde Jenny
ihm telegraphiert haben, denn ſie wußte ja, daß
er ſie abholen, und ſich beunruhigen würde,
wenn ſie nicht wie verabredet ankam. Und er
hätte es längſt haben müſſen, das Telegramm,
ſchon im Laufe des Vormittags. Er wandte ſich
an einen der Bahnbeamten. Der nächſte D=Zug
aus Berlin? meinte der, morgen früh um
acht Uhr.
Herr Jakuſch wurde blaß. Das bedeutete
einen endloſen Abend, eine endloſe Nacht. Ohne
Schlaf. Denn er würde nicht ſchlafen können,
natürlich, vor lauter Sorge und Unruhe.
Mit großen, haſtenden Schritten lief Herr
Jakuſch hinüber zum Bahnpoſtamt, verlangte
ein dringendes Ferngeſpräch nach Berlin, nannte
die Nummer. Die fünf, ſechs Minuten des War=
tens
waren ſchrecklich. Endlich kam der erlöſende
Ruf des Poſtbeamten: Ferngeſpräch Berlin
Zelle drei, bitte!
Die Hand, die den Hörer hielt, zitterte. Dann
kam die vertraute Stimme des Schwagers.
Jenny? Aber wir haben ſie beide zur Bahn
gebracht, heute morgen, wie verabredet. Wir
hätten doch telegraphiert, wenn ſie den Zug
verſäumt hätte.
Lieber Gott, dachte Herr Jakuſch, und plötz=
lich
fror er, und es war ihm doch eben noch ſo
heiß geweſen. Ganz, ganz langſam, ſchleichend
beinahe, ging er zurück zum Bahnſteig, wandte
ſich an den Fahrdienſtleiter. Meine Frau iſt
in Berlin in den 9=Uhr=Zug geſtiegen, ſtam=
melte
er, in Zeugengegenwart, und nicht hier
angekommen.
Der Beamte ſah ihn groß und erſtaunt an.
Und nun? fragte er.
Könnte ſie nicht unterwegs herausgefallen,
könnte ihr nicht ein Unglück zugeſtoßen ſein?
Herrn Jakuſchs Zunge formte mühſelig die
Worte, unendlich ſchwer fiel es ihm, das aus=
zuſprechen
, was als furchtbare Angſt in ſeinem
Herzen wohnte.
Unwahrſcheinlich. meinte der Fahrdienſt=
leiter
. Aber natürlich werde ich nachforſchen.
Das Begleitperſonal des Zuges, der noch
immer keuchend in der Halle ſtand, denn hier
war ja Endſtation dieſer Strecke, wußte nichts.
Unfall? Nein es war keiner gemeldtet.
Ich könnte die Stationen der Strecke ab=
fragen
, tröſtete der Fahrdienſtleiter. Und
machte ſich ohne Zeitverluſt ans Werk, denn die=
ſer
Mann tat ihm leid. Können Sie eine Per=
ſonalbeſchreibung
geben oder haben Sie ein Bild
von Ihrer Gattin bei der Hand?
Ja, Herr Jakuſch hatte ein Bild. Eine qual=
volle
Stunde. Von jeder Station die gleiche er=
gebnisloſe
Antwort. Kein Unfall gemeldet, kei=
ner
beobachtet. Auch von den Streckenwärtern
nicht. Ob die Reiſende mit ihrer für die End=
ſtation
geltenden Karte etwa unterwegs den
Zug verlaſſen habe? Antwort der Schalter=
beamten
: Nein nein nein.
Achſelzuckend gab der Fahrdienſtleiter endlich
ſeinen Beſcheid. Herr Jakuſch wußte nicht, ob
er froh ſein ſollte oder verzweifelt. Dieſe Un=
gewißheit
war unerträglich. Aber ein Menſch
kann doch nicht einfach verſchwinden, hier! ſchrie
er. Was ſollte der Beamte ſagen?
Mühſelig ſchleppte Herr Jakuſch ſich nach
Hauſe. Oben, im Speiſezimmer, wartete Anna,
das Mädchen, auf ihre Herrin. Aber er kam
allein allein.

Anna öffnete die Tür. Die gnädige Frau
iſt ſehr wütend, flüſterte ſie haſtig. Sie war=
tet
ſeit anderthalb Stunden."
Die gnädige Frau? Herr Jakuſch ſtürzte
ins Zimmer. Da ſaß Jenny nun, doppelt ſchön
in ihrem Zorn, und ehe er noch ein Wort ſagen
konnte, ergoß ſich über ihn eine Flut von Vor=
würfen
. Eine Viertelſtunde ſtand ich an der
Sperre, weil ich dich auf dem Bahnſteig nicht
entdeckte, ſchalt ſie. Ich dachte, hier müſſen
wir uns ja treffen, hier können wir uns nicht
verfehlen. Aber .."
Er ließ ſie ausreden, wortlos. Es war ja
jetzt ganz gleichgültig, ob ſie recht hatte oder er.
Es war ganz belanglos, nachzuprüfen, warum

ſie einander nicht geſehen hatten. Sie war da,
Jenny war da nun war alles wieder gut!
Wie froh ich bin, ſagte er lächelnd, da ſie
endlich erſchöpft ſchwieg, und er beugte ſich über
ihr flammendes, erhitztes Geſicht.
Sie ſah das Lächeln und all die Angſt, die
noch hinter dieſem Lächeln lauerte. Die eben
erſt überſtandene Angſt. Und ſie errötete plötz=
lich
und ſchämte ſich auch, denn eine ſolche Angſt
und eine ſolch Kopfloſigkeit, die gab es doch nur
als Ausfluß einer ebenſo großen, grenzenloſen
Liebe?
Wie konnte es nur geſchehen? fragte Herr
Jakuſch noch, daß ich dich nicht erblickte? Jeden
Wagen habe ich abgeſucht.
Ich fuhr doch dritter, entgegnete Jenny ſtill.
Aber warum denn? Wo ich doch ausdrück=
lich
....
Darum, lächelte die Frau und reichte ihm
ein ſauber in Seidenpapier gehülltes, mit bun=
tem
Band verſchnürtes Päckchen. Ich war doch
ſchon knapp bei Kaſſe und wollte nicht heim=
kommen
, ohne dir eine kleine Freude zu machen."

Bon berühmten Leuten.

Guſſy Holl iſt Jannings vierte Gattin. Was
das Heiraten betrifft, iſt Jannings in einem
Punkt ſehr konſequent geweſen. Er ließ ſich
immer vom gleichen Standesamt in Charlotten=
burg
trauen. Bei ſeiner vierten Ehe mußte
er ungewöhnlich lange warten. Endlich kommt
er an die Reihe. Mit einem unzufriedenen Ge=
ſicht
brummt er zu dem Beamten: Mich hätte
man auch ein bißchen raſcher bedienen können,
ich bin doch euer beſter Kunde.
Kipling iſt ein glänzender Unterhalter. Doch
erzählt er lächelnd, daß er einmal jemand auf
die Nerven gegangen ſei. Er beſuchte einen
Freund. Das Töchterchen Dorothy mußte ihn
durch den Garten führen. Bei der Rückkehr
fragte man das kleine Mädchen:
Warſt du auch artig? Haſt du auch Herrn
Kipling nicht gelangweilt?
Nein, erwiderte ſie mit Nachdruck, er hat
mich gelangweilt."
Daß es nicht immer wild=phantaſtiſch bei
Lieb= und Heiratſchaften großer Künſtler zu=
geht
, zeigt die Geſchichte von Ingres Heirat.
Ingres lebte in Rom, zu ſeinem eigenen Miß=
vergnügen
ziemlich einſam und traurig. Ein
Freund, dem er ſich deswegen anvertraute, be=
ſchloß
, ihm eine Frau zu beſorgen, ein junges
Mädchen, das außer großen perſönlichen Vor=
zügen
auch ſehr viel häusliche Tugenden beſaß.
Der Freund brachte die Sache brieflich ſo weit,
daß er eines Tages Ingres mitteilen konnte,
die Braut werde am ſoundſovielten in Rom an=
kommen
. Ingres ging ihr bis zum Grabe Neros
entgegen und ſah dort zum erſten Male die
Frau, aus einer Mietskutſche ſteigend, die ihn
dann ſo viele Jahre lang glücklich gemacht hat.
Sie hat alle Verſprechungen meines Freundes
gehalten, und mehr als das, erzählte Ingres
ſpäter. Dabei kannte ſie mich doch ebenſo=
wenig
wie ich ſie; das heißt, ich hatte eine
kleine Skizze von mir gemacht, die ich ihr zu=
ſchickte
. Du hatteſt dir aber nicht übel
geſchmeichelt, fügte Frau Ingres hinzu, die
zuhörte, ohne von ihrer Näharbeit aufzuſehen...

Man weiß, daß Francois Coppée an Zun=
genkrebs
ſtarb. Dagegen iſt wenig bekannt,
welche Anſtrengungen die Aerzte machten, um
ihn zu retten. Profeſſor G. ſagte eines Tages
zu ihm:
Wenn wir Sie operieren würden, wäre Ihr
Leiden ſofort behoben. Eine ſchwierige Opera=
tion
allerdings ich will aufrichtig ſein
aber ſie wird mir gelingen, ich habe ſie geſtern
an dem Kutſcher des Prinzen von R. ausgeführt,
mit Erfolg.
Alſo, meint Coppée, Sie wollen mir die
Zunge rausnehmen?

Ich will es tun.
Gut. Ich will aber nicht, mein lieber Pro=
feſſor
. Lieber ſterbe ich, wenn ich doch nicht
mehr ſprechen kann nach der Operation! Ich
bin nicht der Kutſcher des Prinzen von R..
Die Operation wurde tatſächlich nicht aus=
geführt
. Und fünf Wochen ſpäter war er tot.
Feruccio Buſoni beſuchte einmal einen Da=
daiſten
=Abend. Um den großen Komponiſten zu
ehren, trug ein junger Dadaiſt eine Klavier=
kompoſition
vor. Triſtan Tzara, der neben Zu=
ſoni
ſaß, fragte nach ſeinem Urteil. Dieſer ſagte:
Ich möchte das Stück noch einmal hören . . .

Da capo . . . Da capo . . . Oder lieber, um in
Ihrem Stil zu bleiben: Da=da . . . ca=ca ...
po=po .
Der Kapitän A. M. Sorry, der im The
Scribners Paper ſeine Erinnerungen als Ko=
lonial
=Offizier veröffentlicht hat, hat von der
letzten Reiſe nach Südafrika einen Kaffer als
Diener mitgebracht. Der Schwarze iſt ſehr in=
telligent
, hat jedoch nicht den geringſten Unter=
richt
erhalten.
Als er zum erſten Male eine Zeitung ſah,
mußte Sorry ihm erklären, was leſen iſt. Er
begriff ſchnell, blieb aber ſtill und nachdenklich.
Einige Tage ſpäter unterbrach er ſeinen
Herrn beim Leſen:
Darf ich fragen . ."
Ja!
Gnädiger Herr, Sie leſen, das ſehe ich, aber
was leſen Sie auf dem Blatt: das Schwarze
oder das Weiße?
Als man ſich einmal über den erhöhten
Lebenshaltungsindex unterhielt, erzählte der
Handelsſekretär W. H. Hoover folgende Ge=
ſchichte
:
Eines Tages bekam ich plötzlich Appetit auf
Kirſchen, und ich kaufte mir ein Pfund auf dem
Markt. Als der Obſthändler den Preis nannte,
war ich aufs höchſte überraſcht:
Wie, ſagte ich, das iſt ja eine ſkandalöſe
Preisſteigerung!
Achſelzuckend meinte der Händler:
Tja, die Kirſchen ſind eben rar.
Rar? erwiderte ich, und die Zeitungen ſchrei=
ben
, daß ſie auf den Bäumen verfaulen?
Eben darum ſind ſie rar, war die lakoniſche
Antwort.
Niemals ſchloß W. H. Hoover, habe ich
ſpäter im Arbeitskabinett dieſe mir auf dem
Marktplatz erteilte Lektion vergeſſen. hag-

Der Adler des Aufſtiegs.

Dieſelben großen und letzten Fragen, die
bei uns zur Entſcheidung gedrängt haben, ſtehen
auch in Amerika zur Beantwortung. Das iſt ein=
mal
die Frage, ob die Kräfte der alten Ordnung
des Wirtſchaftslebens in den Vereinigten Staa=
ten
, die für die Wirtſchaftskataſtrophe verant=
wörtlich
ſind endgültig ausgeſchaltet werden
und an die Stelle dieſer moraliſch vollkommen
diskreditierten Männer und Inſtitutionen eine
neue Wirtſchaftsordnung treten ſoll. Aber dieſe
Frage hängt auch in den Vereinigten Staaten
unauflöslich mit der Frage nach der neuen
ſtaatlichen Ordnung des gewaltigen Reiches jen=
ſeits
des Atlantiſchen Ozeans zuſammen. Die
Vorausſetzung freilich und das iſt vielleicht
überhaupt die allerwichtigſte Frage bleibt:
ob im jungen amerikaniſchen Volke der junge
Geiſt unſeres Jahrhunderts ſchon kräftig genug
iſt, um die abgeſtandene liberaliſtiſch= kapitali=
ſtiſche
Denkweiſe und deren Ordnung im Kul=
tur
= wie im Staats= und Wirtſchaftsleben zu er=
ſetzen
.
Es kann erfreulicherweiſe für das Schickſal
des amerikaniſchen Volkes wie aller mit ihm in
ſo nahen freundſchaftlichen Beziehungen verbun=
denen
Nationen der Erde kein Zweifel ſein, daß
dieſer neue Geiſt eines jungen Amerika, der
verkörpert wird in der Perſönlichkeit des Prä=
ſidenten
Rooſevelt, in kräftiger Entwicklung und
in unaufhaltſamem Vordringen begriffen iſt.
Einerlei, wie der ſoeben wieder eröffnete Kon=
greß
ſich für oder wider die Ziele des Präſiden=
ten
entſcheiden wird, die Entſcheidung iſt
längſt unumgänglich und notwendig gewordenſ
durch den gewaltigen Gang der Dinge, wie er
ſich ſeit Anfang 1933 angebahnt hat.
Außer in der Perſönlichkeit Rooſevelts hat
die neue Zeit in den Vereinigten Staaten ihr
Symbol und ihr durchdringendes Schlagwort
ſichtbare Geſtalt angenommen. Das eine ſind die

drei Buchſtaben N.R.A., in denen die Natio=
nal
Recovery Act, das Geſetz zur nationalen
Wiederherſtellung, zuſammengedrängt iſt. Das
andere iſt der blaue Adler aus dem Banner der
amerikaniſchen Nation, der für ſich ſelbſt nun

Der 13jährige Kinokönig von Ramsgate bei London.

Eddie Oliver, der jüngſte Kinobeſitzer der Welt, in ſeinem Vorführungsraum.
Dieſer geſchäftstüchtige Junge, den augenblicklich ganz England bewundert, dürfte der jüngſte Kino=
beſitzer
der Welt ſein. In einem Keller unter dem Kramladen ſeiner Eltern veranſtaltete er regel=
mäßig
Vorführungen von Kurzfilmen, zu denen er ſeine Spielkameraden einlud und von ihnen
eine Eintrittsgebühr von 1 Penny nahm. Als neueſte Errungenſchaft hatte ſich der 13jährige Kino=
beſitzer
einen eigenen Aufnahmeapparat angeſchafft, mit dem er eine lokale Wochenſchau von Rams=
gate
und Umgebung aufnahm. Nun hat jedoch die Polizei weitere Vorſtellungen verboten, da der
Keller nicht den geringſten Anſprüchen der Feuerſicherheit genügte. Eddie jedoch konnte zur Freude
ſeiner Kameraden erklären, daß er bereits einen neuen Raum gefunden habe, gegen den die Polizei
keine Einſprüche geltend machen könne.

Der blaue Adler auf dem Abendkleid.
Das Symbol der amerikaniſchen Wirtſchafts=
belebung
erfreut ſich ſo großer Beliebtheit,
daß es ſogar als Kleidſchmuck verwandt wird.
ebenfalls wieder höchſtes Symbol der Aufſtiegs=
kräfte
dieſes 125=Millionen=Volkes geworden
iſt. Der blaue Adler, in deſſen Zeichen Rooſe=
velts
N.R.A. eine außerordentlich wirkſame
Propaganda entfaltet, ſteigt empor. Gewiß, die
ſtatiſtiſchen Vergleichsziffern über die Belebung
der Wirtſchaft in den Vereinigten Staaten zei=
gen
nur 20 Prozent Zunahme gegenüber dem
Stand von Ende 1932, alſo vom Tiefſtand der
Kriſe. Tatſache iſt aber, daß die Haltung des
amerikaniſchen Volkes eine geiſtige Aufwärts=
entwicklung
zeigt, die unvergleichlich über dieſen
nüchternen 20 Prozent der Statiſtik des Wieder=
aufſtieges
liegt.
Das iſt eine der Tatſachen, die jetzt zu An=
fang
des Jahres 1934 und beim Wiederzuſam=
mentritt
des amerikaniſchen Kongreſſes vorlie=
gen
. Die Beſeitigung des Alkoholverbotes hat
ebenfalls als ein gewichtiges Faktum die Ereig=
niſſe
vom Frühjahr und vom Herbſt gewaltig
vorwärts gedrängt. Unter den ſtaatlichen Maß=
nahmen
, vor denen der amerikaniſche Kongreß
nunmehr ſteht, iſt die Aufhebung der Prohibi=
tion
eine der bedeutſamſten. Noch bedeutſamer
freilich, iſt die Schlacht um den Dollar, die be=
kanntlich
mit dem ſtrategiſchen Ziele geſchlagen
wird, die Kaufkraft der Schuldner durch die
Wiederherſtellung der urſprünglichen und tat=
ſächlich
weit niedrigeren Verpflichtung zu ſichern
und damit den ſonſt unentwirrbar ſcheinenden
Schuldenknäuel aufzulockern und zu entwirren.
Wir können dabei angeſichts des mannig=
faltigen
Experimentierens, das ohne Zweifel in
manchen der Maßnah ien Amerikas erblickt wer=
den
kann, uns alle nur denkbare Zurückhaltung
auferlegen. Darüber aber wollen wir uns mit
den jungen Kräften des jungen Umerika f euen,
daß es auch dort gerade jetzt zu Anfang des
neuen Jahres deutlich erkennbar unter dem
blauen Adler aufwärts geht.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 17. Januar 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Die Habsburger und die Reichskleinodien.
Hiſtoriſche Erinnerungen zum Reichsgründungstag am 18. Januar.

Habsburg will das Rad der Geſchichte zurückdrehen. Die
Gerüchte wollen nicht verſtummen, daß der öſterreichiſche Bun=
des
=Präſident Reichs=Verweſer und Bundeskanzler, Dollfuß
Reichs=Kanzler werden ſoll. Reichskanzler, wie ehedem der
große Diplomat: Fürſt Metternich; die Engländer nennen Herrn
Dollfuß heute ja bereits The little Met=
ternich
den kleinen Metternich. Aber
Reichs=Verweſer? Für wen ſoll die
Stellvertretung bzw. die Verweſerſchaft
denn geführt werden? Zweifellos für Otto
von Habsburg, den Sohn des letzten Kaiſers,
Karl aus ſeiner Ehe mit der Kaiſerin Zita,
der Feindin unſeres alten und unſeres
neuen Reiches.
Oeſterreich ſoll wieder die Vormacht in
Deutſchland werden. Gewiß, es war ein
trauriger Tag für jeden deutſchen Patrio=
ten
, als Kaiſer Franz II. am 6. Auguſt
1806 durch den Grafen Stadion dem Reichs=
tage
zu Regensburg die Erklärung zugehen
ließ, daß er die Krone des heiligen römi=
ſchen
Reiches teutſcher Nation niederlege,
und ſich als von allen Pflichten gegen das
Reich losgezählt erachte. Damit war Oeſter=
reich
ausgeſchieden und hatte ſeine Vor=
machtſtellung
im alten Reich aufgegeben.
Die Führung ging im Laufe der geſchicht=
lichen
Entwicklung auf Preußen über; dieſe
Entwicklung fand vorerſt ihren Abſchluß
Wt
durch die Niederlage des Kaiſertums der
Habsburger in der Schlacht bei Königgrätz.
Aber auch dieſer Entſcheidungstag vom
3. Juli 1866, in dem endgültig der Kampf
um die Vorherrſchaft in Deutſchland zu=
gunſten
Preußens entſchieden ward, ſoll aus
der Geſchichte geſtrichen werden. Die Be=
mühungen
des kleinen Metternich und der
Habsburger werden vergebens ſein, niemals
wird Habsburg wieder die Führung in
Deutſchland übernehmen.
Schon bei der Reichsgründung am
18. Januar 1871 trat zutage, mit welcher
Eiferſucht das Haus Habsburg gegenüber
den proteſtantiſchen Hohenzollern die Tradi=
tion
des heiligen Römiſchen Reiches teutſcher
Nation hütete. Kronprinz Friedrich Wil=
helm
, der Sieger von Königgrätz, Weißen=
burg
, Wörth und Sedan, als unſer Fritz
der Liebling des deutſchen Volkes, hätte
gern die alten Reichskleinodien von Wien
nach Berlin überführt. In den Friedens=
bedingungen
des Nikolsburger bzw. des
Prager Friedens, der den preußiſch= öſter=
reichiſchen
Krieg von 1866 beendete, war
eine Beſtimmung über die Reichskleinodien
nicht enthalten. Dagegen war in dem
Wiener Friedens=Vertrag vom 3. Oktober
1866 bezüglich der uralten Eiſernen Krone‟
der Langobardiſchen Könige beſtimmt wor=
den
, daß Oeſterreich dieſe Krone an den
Bundesgenoſſen Preußens, den König von
Italien, herauszugeben habe. Dieſe Be=
dingung
wurde auch erfüllt; die Eiſerne
Krone ruht jetzt wieder wie Jahrhunderte
hindurch in dem Dome zu Monza. Es iſt Oben: Der damalige Oberleutnant Paul von Hindenburg (X), Deutſchlands
das dieſelbe Krone, die einſt Karl der Große, jetziger Reichspräſident, als Mitglied der Abordnung ſeines Regiments zur Kaiſer=
ſich
im Jahre 774 nach der Beſiegung des
Langobardenkönigs Deſiderius aufs Haupt
geſetzt hatte. Im Jahre 1158 krönte ſich der
große Hohenſtaufe, Kaiſer Friedrich Bar=
baroſſa
, zu Monza mit dieſer Krone und hielt danach den be=
rühmten
Reichstag auf der Ebene von Roncaglia ab.
Dieſe Eiſerne Krone hat ſich auch Napoleon I. am 26 Mai
1805 zu Mailand als König von Italien ſelbſt aufs Haupt

geſetzt und dabei die ſtolzen Worte geſprochen: Gott gibt ſie
mir, weh’ dem, der daran rührt.
Unter dem Zwange des verlorenen Krieges haben die Habs=
burger
Anno 1866 dieſe uralte Krone an das italieniſche Königshaus
ausgeliefert; man hätte wohl auch die Herausgabe der Kleinodien

krönungsfeier im Spiegelſaal des Schloſſes zu Verſailles.
Unten: Die Ausrufung Wilhelms I. zum Deutſchen Kaiſer am 18. Januar 1871.

des alten heiligen Römiſchen Reiches teutſcher Nation in gleicher
Weiſe erreichen können, aber Bismarck wollte das niedergewor=
fene
Oeſterreich ſchonen. In jener denkwürdigen, dramatiſchen
Auseinanderſetzung mit ſeinem alten König hat Bismarck dieſem

Nr. 16 Seite 11
in Nikolsburg bekanntlich am 24. Juli 1866 die Zuſtimmung
zur Schonung Oeſterreichs und zum Verzicht auf den Sieges=
Einzug in Wien abgerungen. So blieben die Reichskleinodien
in Wien auch ſpäter haben ſich die Habsburger trotz der
engen Beziehungen, die das deutſche Reich und die öſterreichiſche
Monarchie verbanden, nicht dazu entſchließen können, die alten
Reichskleinodien herauszugeben. Sie blieben in der Schatzkammer
der Wiener Hofburg, wo ſie heute noch ruhen.
Als im Dezember 1870 und im Januar 1871 in=Verſailles
die Entſcheidung reifte, da wünſchte, wie ſchon erwähnt, Kron=
prinz
Friedrich Wilhelm die neue Würde mit der alten Tra=
dition
zu verbinden.
Am 3. Dezember 1870 hatte Prinz Luitpold von Bayern, der
ſpätere Prinzregent, den berühmten Kaiſer=Brief, den König
Ludwig II. nach Bismarcks Entwurf geſchrieben hatte, dem
König Wilhelm überreicht. Der Kronprinz erzählt in ſeinem
Tagebuch: Als wir des Königs Zimmer verlaſſen hatten, reich=
ten
Graf Bismarck und ich uns die Hand, ohne viel zu reden,
denn wir fühlten, daß die Entſcheidung eingetreten ſei, und daß
mit dem heutigen Tage Kaiſer und Reich unwiderruflich her=
geſtellt
ſeien. Geradezu jubelnd ſchrieb der Kronprinz, der ſei=
nen
Kaiſertraum verwirklicht ſah, in ſein Tagebuch: Vorbei
iſt die kaiſerloſe, die ſchreckliche Zeit! Ich danke Gott, daß das
65 jährige Interregnum wieder vorbei iſt. Eine Aufgabe
von höchſter Bedeutung knüpft ſich an die Fortſetzung des
über tauſend Jahre alten Kaiſertums deutſcher Nation.
Um dieſer Auffaſſung äußerlich Ausdruck zu geben, hatte
er angeregt, die Herausgabe der alten Reichskleinodien von dem
Habsburgiſchen Kaiſerhauſe zu verlangen. Damals berichtete der
Geſandte von Schweidnitz dem Kronprinzen aus Wien: Ew.
Kaiſerliche Hoheit haben die Gnade gehabt, mir durch den Gra=
fen
Eulenburg eine Schrift über die deutſchen Reichskleinodien
überſenden zu laſſen, wodurch ich zu folgenden Bemerkungen
verpflichtet bin: Ich habe gleich bei Beginn der jetzt ihrem
Abſchluſſe entgegengehenden Ereigniſſe meine Bemühungen dahin
gerichtet, durch intime Verbindungen zu ſondieren, wie man in
der Hofburg in dieſem Punkte denkt und fühlt. Ich habe hier=
durch
die Gewißheit erlangt, daß man dort lieber das
Aeußerſte riskieren würde, als zu dem tiefen Schmerz,
den man über die Neugeſtaltung Deutſchlands empfindet, noch
eine Demütigung hinzunehmen. So denkt und fühlt man heute:
ob man ſpäter einmal anbieten wird, was man jetzt auf
alle Gefahr hin verweigern würde, das iſt eine
andere Frage, deren Löſung davon abhängt, wie Deutſchland
gegen Oeſterreich handelt.
Die Habsburger wollten es alſo lieber auf einen Krieg an=
kommen
laſſen, als die Reichskleinodien herauszugeben; tief
muß bei ihnen ſchon damals die Hoffnung auf eine Wieder=
erſtehung
des heiligen Römiſchen Reiches teutſcher Nation unter
Habsburgs Führung Wurzel gefaßt haben; dieſe Hoffnung be=
ſteht
bei ihnen noch heute, wie wir aus Vorgängen der jüngſten
Zeit wiſſen.
Die Habsburger ſind im Jahre 1870 neutral geblieben, aber
nur, weil Kaiſer Alexander II. von Rußland der Wiener Hoſ=
burg
unmißverſtändlich zu verſtehen gab, daß er an der Seite
ſeines Oheims, des alten Königs Wilhelm ſtehen, und einen
Eingriff Oeſterreichs in den franzöſiſch=deutſchen Konflikt ſeiner=
ſeits
als Kriegsfall betrachten werde.
Das Volk Deutſch=Oeſterreichs hat damals ganz anders
empfunden; dieſer Geſinnung hat am beſten der öſterreichiſche
Dichter Robert Hamerling Ausdruck gegeben, als er zur Zeit
der Gründung des Bismarck=Reiches im Jahre 1871 die herr=
lichen
Worte prägte:
Wie ſtand’s mit uns in Deutſchlands Schlachten=Tagen?
Neutral war Oeſtreichs Hand und Oeſtreichs Erz
Neutral nicht ganz! Das Herz hat mitgeſchlagen,
Das Herz Deutſch=Oeſterreichs, das deutſche Herz.
Es iſt gerade gegenwärtig reizvoll, bei einem Rückblick auf den
Reichsgründungstag im Jahre 1871 an dieſen Gegenſatz in der
Einſtellung zum Bismarck=Reiche zu erinnern, der zwiſchen den
Habsburgern und dem Volke Deutſch=Oeſterreichs beſtand.
Dr. Ludwig Roth.

mmmmm
Berantwortich für Poltitund Wirtſchaft=RudolfMaupe, für Feuilleton, Reichund
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann; für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für Die
Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den Anzeigen=
reilund
geſchäftliche Milteilungen: Willy Kuhle, ſämtl. in Darmſtadt D.A XII. 23362.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird. Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Diebeuſge Nunmer ha 14 Geſien.

Copyright by Verlag Alfred Bechthold, Braunſchweig.
(Nachdruck verboten).
8)
Was das Kindchen heute abend eine ſolche lebhafte Röte im Ge=
ſicht
hat, verſetzt der Lange, nachdem er nun Liſa ſcharf durch das Einglas
beobachtet hat. Auch die Augen ſind ein wenig, na, verſchleiert möchte
ich ſagen.: . Du biſt doch nicht krank, Mädchen?"
Onein ich fühle mich ſehr wohl!
Reizend ſieht ſie aus heute abend, wirft der Studienrat ein. Sie
wird jeden Tag ſchöner, unſere Liſa!
Schmeicheln Sie nicht, Herr Rat! entgegnete Liſa nun und lacht.
Die Worte unſeres Freundes ſind ſehr wahr geſprochen. . ."
Steiner blinzelt luſtig zu dem Mädchen hin. Nun ja, die Liſa iſt jetzt
neunzehn Jahre alt. Wir denken noch immer, ſie ſei ein Kind. Sie iſt
jetzt chon eine Jungfrau, das möchte ich feſtgeſtellt wiſſen!
Wie die Zeit fliegt, verſetzt der Arzt. Ich meine, wir hätten ſie
noch geſtern als kleines Ding auf den Knien geſchaukelt!
Der Apotheker Schmitz greift mal wieder nach ſeinem Glas.

Ich habe geſtern ein Radieschen auf wiſſenſchaftlicher Baſis ana=
yſiert
. Radieschen haben außerordentlich viel Vitamingehalt. Schade,
daß ich davon nur zwei Beete angelegt habe. Aber nächſtes Jahr werde
ich mich ſchon beſſer damit eindecken!
Der Garten macht Ihnen ſchon viel Arbeit, Herr Schmitz! ſchreit
der Oberlehrer Heining, der bis dahin geſchwiegen hat, dem ſchwer=

örigen Apotheker zu.
Das kann ich nicht ſagen, erwidert Schmitz gelaſſen. Ich habe
einen arbeitsloſen Nachbar, einen Schiffslader, der verſteht die Sache
us dem ff heraus. Da kommt faſt ein Gärtner nicht mit. Fräulein Liſa
jevie. Nemieschen habe ich?"
Acht, Herr Schmitz!
Mehr noch nicht? Dann ſchnell noch eins, ehe der Wein wieder
erſteuert wird."
Heiteres Lachen erſchallt am Tiſch.
Meine Herren nimmt der Arzt wieder das Wort, wir kommen
uinz von der Sache ab. Ich muß geſtehen, daß mich die Angelegenheit
uit dem Fremden doch ein wenig neugierig macht. Fräulein Liſa, wo
eckt er denn eigentlich?"
Oben in ſeinem Zimmer!
Kommt er denn nicht mal nach unten, um ſich eins. . . Er macht
it der Hand die Bewegung des Trinkens.
Er ließ ſich bis jetzt Wein und Vier nach oben bringen. Die Gaſt=
ume
ſowie die Terraſſe hat er noch nicht betreten!
Was, Bier trinkt er? fragt der Baſaltinduſtrielle verwundert
Dann muß er ein gemütlicher Kerk ſein. Ich wette tauſend gegen eins.
Die Berliner ſind alle gemütlich behauptet ein Gerichtsreferendar,
er ſich ſelten zu den Geſprächen am Tiſch äußert.
Aber auch alle ſehr von ſich eingenommen, erwidert Steiner.

Sie ſind ſtolz darauf, in der Mitte von Deutſchland zu wohnen,
meint der Arzt. Aber ihr Witz und ihr Schneid iſt blendend. . . Neue
Witze hätten wir mal wieder nötig. Hat nicht einer von den Herren einen
beſonderen auf Lager?
Hat mir doch da ein Hund den ganzen Garten verſchweinigelt!
ſchmettert der Apotheker. Drei Wochen lang konnte ich nicht feſtſtellen,
wie er da überhaupt herein kam, denn der Zaun iſt hoch. Mißt glatt
ſeine zwei Meter.. . Da entdeckte ich heute morgen ein Loch in dieſem
Zaun, gerade in der Ecke, wo einige Sträucher ſtehen. So ein Bieſt..."
Unverſchämt. Herr Gerichtsreferendar, es iſt meine, wenn auch unmaß=
gebliche
Meinung, daß die Polizei bei uns ſich etwas mit dieſen und
ähnlichen Dingen beſchäftige. Wenn der Täter auch ein Hund iſt, ſo be=
deutet
dieſes Beſchmutzen von anderer Leute Grund und Boden doch
einmal eine Rechtswidrigkeit, die das Geſetz als ſolches nicht duldet, und
es iſt für einen Kulturſtaat ein recht bedenkliches Zeichen des ſittlichen
Niederganges, wenn in aller Offentlichkeit. . . Na, Sie wiſſen ja, meine
Herren!. .. Proſit! Die große Brille rutſcht beinahe bis über die Naſen=
ſpitze
.
Eine größere Heiterkeit hätte ſogar der beſte Witz nicht ausgelöſt.
Danach ſetzt einige Sekunden Stille ein.
Nun endlich zur Sache! Der Arzt greift zu ſeiner Brieftaſche und
legt ſie auf den Tiſch. Iſt es den Herren angenehm, wenn wir dem Ber=
liner
Herrn durch Liſa unſere Karten überbringen laſſen? Wir laden ihn
höflichſt zu einem Glas Wein ein!
Alle nicken zuſtimmend. Nur der Kölner Fabrikant zieht ein wenig
die Lippen ein. Einige Karten fliegen auf den Tiſch.
Und Sie, Herr von Geiben? fragt der Arzt.
Nun, ja ja, der Wagen intereſſiert mich ſchon. Möchte gern die
Marke wiſſen, häl.. .
Die Marke?! ruft der Apotheker. Das iſt Rüdesheimer Berg,
Jahrgang 1929. Kann man im Dunkeln riechen und ſchmecken!
Es iſt ſonderbar, daß ſich das Weſen des jungen ſchönen Mädchens
in den letzten Tagen merklich verändert hat. Liſa iſt nicht mehr ſo froh=
launig
wie ſonſt, ihre Heiterkeit ſcheint oft ſehr erzwungen. Sie ſitzt
mitunter an ſtillen Plätzen, verträumt und in Gedanken verſunken. Oder
man muß ſie zwei= bis dreimal fragen, um eine Antwort zu erhalten.
Jäh iſt das Kindhafte bei ihr geſchwunden, ſo ſchnell, wie der Tag
mit der Nacht wechſelt. In ihr iſt das Weib erwacht, ſie fühlt mit Bangen
und Erſchrecken eine Wandlung in ihrem Innern ſich vollziehen.
Es iſt noch etwas Ungeklärtes, Fremdes und Unbegreifliches, was
auf ihre Seele einſtürmt, aber ſie ſchaudert in Glück und Schmerz
vor dem, was ſich von Stunde zu Stunde ſtärker in ihr entwickelt. Sie
fühlt das ſchnelle berauſchende Strömen des Blutes in ihren Adern, ſie
vermeint das Pochen des unruhig arbeitenden Herzens zu ſpüren.
Das iſt ſeit jener Minute ſo, als Günter Brabeck zum erſtenmal ganz
nahe vor ihr ſtand und in ihre Augen ſah.
Es fehlt ihr ſeitdem bei den gewöhnlichen Dingen die Überlegung,
ſie erfüllt ihre Pflichten rein mechaniſch. Sie möchte mitunter weinen
und ſich vor den Menſchen verbergen, dann iſt wiederplötzlich ein ſtrahlen=
des
Feuer in ihren Augen ihr Buſen hebt ſich, die Bruſt atmet ſchnell,
und der Blick ſcheint in Hoffen, Verlangen und Sehnen nach innen
gekehrt.
Es ſind nur zwei Menſchen, die dieſe Anderung in ihr wahrgenommen
haben: die Mutter und von Geiben, der Kölner Induſtrielle und Sonder=
ling
.
Als Geibens Villa zwei Jahre am Berghang unterhalb der Burg=
ruine
ſtand, wurde Liſa geboren. Das war vor neunzehn Jahren, und

zwar an einem prächtigen Sommertag. Geiben verkehrte damals um
dieſe Zeit ſchon täglich im Gaſthof Zum Rittertal‟. Er war ein hoch=
aufgeſchoſſener
unger Mann, äußerſt hager und in ſeinem Weſen be=
ſonders
eigenartig. Aber die Wirtsleute hatten ſich ſchon mehr als einmal
von ſeinem prächtigen Charakter überzeugen können. Er hatte wohl eine
etwas rauhe und faſt häßliche Schale, aber darinnen ſteckte ein guter
Kern. Wer ihn länger kannte, fand ihn ſogar ſympathiſch und einnehmend.
Er galt als ungeheuer reich, und es war kein Geheimnis, daß ſich ſein
Vermögen auf Millionen belief.
Einen Tag nach Liſas Geburt erlebten die Eltern eine große Über=
raſchung
. Geiben erſchien in einem feſt ichen Anzug und bat förmlich,
höflich und korrekt um die Ehre, bei der Taufe des kleinen Mädchens
Pate ſtehen zu dürfen. Sein Wunſch wurde ihm ſelbſtverſtändlich gerne
erfüllt.
Die Leute lachten über ihn, wenn er faſt täglich ins Rittertal kam
und ſich mit der kleinen Liſa beſchäftigte. Er hob ſie auf den Arm, als ſie
noch in Windeln lag und trug ſie um den Weiher ſpazieren. Das fanden
die Nachbarn originell und amüſant. Ihn aber genierte das nicht. Er ſah
nicht rechts und nicht links. Dingkela, der Vater Liſas, ſagte oft, daß ein
Mann ſein eigenes Kind nicht mehr lieben könne als Geiben das kleine
Mädchen. Er führte es bei ſeinen erſten Gehverſuchen, und als Liſa das
erſtemal Mama ſtammelte, ſagte er einfach, aber ſehr beglückt: Jetzt
beginnt das Kindchen zu ſprechen!"
Geiben, der den Winter regelmäßig in Köln verbrachte, kam aber
auch dann ab und zu ins Rittertal gefahren. Aber wenn er im Frühjahr
ſeinen Einzug in die Villa hielt, wenn der Motor ſeines Wagens mit
hundert Pferdeſtärken den ſteilen Berg hinaufſtürmte mit toſendem
Geräuſch und mächtigem Brüllen , dann gab es wohl ein kleines,
ruhiges, aber feierliches Feſt. Kam er dann in den Gaſthof, ſo nahm er
ſich Liſa auf den Schoß, betrachtete ſie lange mit großen leuchtenden
Augen, die bei dieſer Gelegenheit immer feucht wurden, und ſagte mit
bewegter Stimme:
Wie iſt das prachtvolle Haar gewachſen wie groß iſt ſie getvorden!
. . Sie wird klug, man ſieht es an den Geſichtszügen, und ſchön ſehr
ſchön. .."
Man hatte ihm einmal es war um die Weihnachtszeit geweſen
telefoniert, daß Liſa bedenklich erkrankt ſei. Das war an einem ſpäten
Abend. Noch vor Mitternacht kam er mit dem bedeutendſten Kölner Arzt
in ſeinem Wagen angefahren. Er mußte eine wahnwitzige Fahrt durch
Schneegeſtöber und Winterſtürme gemacht haben. Bleich, bis ins Innerſte
erſchüttert, hatte er an dem Bett geſtanden und keinen Blick von dem
fiebernden Mädchen gelaſſen. Herr Profeſſor, retten Sie das Kind
retten Sie um Gottes Willen das Kind!... Das war alles geweſen,
was er geſagt hatte.
Liſa genas.
Sie müſſen mir ſchon die Sorge für Liſas Zukunft und Wohl=
ergehen
überlaſſen, hatte er eines Tages zu Dingkela geſagt. Ich habe
keine Eltern mehr, habe keine Angehörige, bin unverheiratet, werde
auch nicht heiraten. . . Sie machen mich glücklich, wenn Sie mir geſtatten,
Liſa in materieller Hinſicht ein wenig zu betreuen. Ich habe ein Inſtitut
ausfindig gemacht, wvo jungen Mädchen die denkbar beſte Erziehung
zuteil wird. Laſſen Sie Liſa einige Jahre dorthin gehen, ſie wird da mit
heer reinen Seele und ihrem ſchöngeiſtigen Empfindungen Anſchauungen
in ſich aufnehmen, in denen die Geſetzmäßigkeit der Ethik und überhaupt
men praktiſchen Lebensführung
alle Begrifſe ideeller Art und
verankert
(Fortſetzung folgt.!

[ ][  ][ ]

Seite 12 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 17. Januar 1934

Sport, Spiel und Jucnen

Winkerrunde
der Darmſtädter Schwimmer.
1. Abend: Freitag, den 19. Januar, 7½ Uhr.
Am kommenden Freitag beginnt die Winterrunde der Darm=
ſtädter
Schwimmer. Schon der erſte Abend bringt intereſſante
Kämpfe.
Klaſſe 1 der Herren: 4 mal 100 Meter Kraul, 4 mal 50 Meter
Bruſt und 10 mal 50 Meter Kraul. Die erſte Staffel wird wohl
Jungdeutſchland gewinnen, während Tgd. 46, Tgſ. 75 und Polizei
hart um die Plätze ringen werden. Offen dagegen iſt die Bruſt=
ſtaffel
. Die 46er werden wohl alles hergeben, um
von den 12 bzw. 4 Sek. Vorgabe noch etwas ins
Ziel zu behalten, was ihnen auch gelingen ſollte.
Einen beſonders ſpannenden Verlauf wird die 10
mal 50 Meter Kraulſtaffel nehmen. Turngeſell=
ſchaft
und Polizei ſind gleich ſtark und werden dem
Klub ein Aufholen ihres Vorſprungs recht ſchwer
machen. Tritt auch die Turngemeinde in ſtärkſter
Beſetzung an, ſo ſollten die vier Mannſchaften nur
geringe Zeitunterſchiede im Ziele trennen.
Klaſſe 2 ſchwimmt: 200 Meter Bruſt, 100 Meter
Rücken und 4 mal 100 Meter Bruſt. Die Schwim=
mer
von Merck ſind noch zu unbekannt, als daß hier
eine Vorausſage möglich iſt. Immerhin muß ſich
Jungdeutſchlands 2. auf ſtarken Widerſtand gefaßt
machen.
Die Damen werden ſich über 4 mal 50 Meter
Kraul 6 mal 50 Meter Bruſt und 100 Meter Rük=
ken
Kämpfe liefern, die denen der Herren um nichts
nachſtehen. In der Kraulſtaffel haben ſowohl die
46er Turnerinnen als auch die beiden Staffeln
Jungdeutſchlands Sieges=Ausſichten. Die geringen
Unterſchiede, die im Vorjahre zwiſchen den drei
Staffeln beſtanden, ſind durch die diesjährigen Vor=
gaben
faſt ausgeglichen. Das gleiche gilt für die
Bruſtſtaffel. Im Rückenſchwimmen ſtellt wohl der
Schwimmklub die Siegerin, während ſich ſeine übri=
gen
Teilnehmerinnen mit den Turnerinnen in die
Plätze teilen werden.
Durch die niederen Eintrittspreiſe iſt jedermann
Gelegenheit geboten, die Winterkämpfe zu be=
ſuchen
.

Fußball.
SV. 98 Darmſtadt Fußball=Jugend.
Heute, Mittwoch, abends 6,45 Uhr, findet in der Stadion=
Gaſtſtätte Jung eine Spielerverſammlung ſtatt, zu der
jedes Mitglied pünktlich zu erſcheinen hat.
Auf dem Stadion in Michelſtadt findet am kommen=
den
Sonntag das Spiel des dortigen Sportvereins gegen den
Tabellenzweiten Rotweiß Darmſtadt ſtatt. Michelſtadt iſt auf
ſeinem Gelände ein äußerſt ſtarker Gegner, der ſchon des öfteren
in der Tabelle höher rangierende Mannſchaften geſchlagen nach
Hauſe ſchickte. Mit den Darmſtädter Rotweißen gaſtiert jedoch am
Sonntag eine Mannſchaft auf dem Stadion, die den Michelſtädtern
das Siegen nicht leicht machen wird, zumal die Gäſte verſuchen
werden, ihren guten Platz in der Tabelle auch weiterhin zu hal=
ten
. Vorher treffen ſich die Reſerven beider Vereine.

Eckball vor dem ungariſchen Tor.

Ringen im Gau 13.
Tabellenführer holen Punkke.

Aus dem Länderſpiel DeutſchlandUngarn:
Der ungariſche Torhüter Hada boxt den Eckball ins Feld zurück.

Kreis Mainz: Kreisliga: Alemannia Nackenheim
Athl.=Cl. Mainz=Koſtheim 6:13. Athl.=Cl. Laubenheim Hagen
Worms 16:4. .=Klaſſe: Hellas Mainz Kr.SC. Amöne=
burg
10:9. Athletia Wiesbaden Athl.=Cl. Mainz=Weiſenau,
2. Mannſch., 7:13.
U.

Der letzte Kampfſonntag brachte in Fortſetzung der Kämpfe
der Rückrunde Stärkung der Tabellenführer. Oberſtein ſchlägt
auch in dem Rückkampf den Zweiten Kreuznach, und 88 Mainz
gewinnt gegen Dieburg.
Im Bezirk Darmſtadt=Mainz:
Athletik=Sport=Verg. 88 Mainz Turngmd. Dieburg 17:3.
Stemm= u. Rakl. Lampertheim Athl.=Sp.Ver. Bensheim 14:5.
Kr. Sp.=Verein 1910 Darmſtadt Polizei Darmſtadt 10:10.
Vorwärts Groß=Zimmern Athl.=Cl. Mainz=Weiſenau 11:7.
Bei ſehr unruhigem Publikum, das mit den Entſcheidungen
des Kampfgerichts nicht einverſtanden war, lief das Treffen Die=
burg
gegen Mainz vom Stapel. Wenn auch der Sieg der
Mainzer nicht in Frage ſtand, ſo gibt aber die Höhe des Reſul=
tates
nicht die Kampfesſtärke beider Mannſchaften wieder. Die
Dieburger Mannſchaft iſt beſtimmt nicht ſo ſchlecht wie das Re=
ſultat
beſagt. Dieburg trat ohne Lunkenheimer an und waren ſo
ſchon 3 Punkte für Mainz ſicherer, die auch Neukeroth gegen den
eingeſtellten Erſatzmann ſicherte. Im Federgewicht ward Ohl
Sieger. Die übrigen Siege fielen durch Guthmann. Quick, Gros,
Korn und Klick an Mainz. Erſterer und letzterer waren ſehr
fraglich.
Bensheim kämpfte in Lampertheim, wo die Einheimi=
ſchen
ſicherer Sieger wurden. Für den Gaſt ſiegte Freitag nach
Punkten und Keller durch Aufgabe ſeines Gegners. Für Lam=
vertheim
waren Müller, Kettler, Grisheimer, Klingler und
Reiter erfolgreich, letzterer nach Punkten.
Ueber den Lokalkampf 1910 und Polizei in Darmſtadt iſt be=
richtet
.
Groß=Zimmern gewinnt, wie erwartet, über den Ta=
bellenzweiten
Mainz=Weiſenau. Reinhardt=Gr.=Zimmern, der ſich
bei jedem Kampf, bei dem er nicht Sieger wird, benachteiligt
fühlt, gab auch hier wieder eine Note für ſich ab. Dem Verein
wäre es zu empfehlen, zu prüfen, ob derſelbe noch weiter in der
Mannſchaft aufzuſtellen iſt. Nicht erſt warten, bis die Strafe
kommt. Für Groß=Zimmern ſiegten Herbert, Weidner, Kaffen=
berger
, für Weiſenau Fr. Mundſchenk und Ditt. Ohl und Danz
trennten ſich unentſchieden von Joſ. Mundſchenk und Haag.
Bezirk Nahe: Athletenklub Oberſtein Athletik=Sport=
Vgg. Kreuznach 11:6. Athletik=Sp.=Vgg. Bingen Mittelbollen=
bach
10:7. Waldböckelheim Athl.=Verein Kirn 9:11. Hammer=
ſtein
Bingen=Büdesheim 16:4.
Bezirk Frankfurt: Germania Hösbach Athl.=Sport=
Vgg. 86 Frankfurt 10:8. Eiche 01 Hanau Viktoria 1912 Ecken=
heim
9:8.

Vom Rhein nach Kapſtadk mit dem Faltbook.
Wie aus Rom gemeldet wird, ſind dort die beiden auf einer
Weltreiſe befindlichen deutſchen Faltbotfahrer Gebrüder Heinrich
und Kurt Schildmann wohlbehalten eingetroffen. Das Ita=
lieniſche
Olympiſche Komitee bot den beiden deutſchen Sports=
leuten
Gaſtfreundſchaft an und brachte ſie in den Unterkunftsräu=
men
des prächtigen Parteiſtadions in Rom unter. Die Gebrüder
Schildmann, die vor einigen Jahren bereits einen Fußmarſch
von Deutſchland nach Indien durchgeführt haben, ſind im Septem=
ber
in Duisburg mit ihrem 5,25 Meter langen und 90 Zen=
timeter
breiten Faltboot aufgebrochen, und mit dieſem gebrech=
lichen
Fahrzeug wollen ſie bis nach Kapſtadt fahren. Ihr bis=
heriger
Weg führte ſie zunächſt den Rhein aufwärts bis nach Chur,
von dort ging es mit der Bahn zum Como=See und von dort
weiter auf dem Waſſerwege über Venedig, Trieſt, Pola und Fiume
nach Zara in Dalmatien. Für die Fahrt über die Adria nach
Ancona wurde ein Dampfer und bis Orte die Eiſenbahn benutzt.
Dann ging es den Tiber abwärts mit dem Boot nach Rom Die
weitere Reiſeroute führt über Neapel, Palermo, Malta,Tripolis
nach dem Suez=Kanal und dann die oſtafrikaniſche Küſte entlang
bis nach Kapſtadt.
Broccardo=Guimbretiere hatten beim Dortmunder Sechstage=
rennen
auch nach Beendigung des dritten Tagesabſchnittes in der
Nacht zum Montag weiter die Führung inne. In dieſem Abſchnitt
ſelbſt wurden Schön=Ippen Sieger. Am Dienstag nachmittag um
17 Uhr lagen Lohmann=Dinale und Vopel=Korsmeier mit Run=
denvorſprung
vor Schön=Jppen, Bogaert=Jgnat, Broccardo= Guim=
bretiere
und Kilian=Pützfeld an der Spitze.
Die Deutſchland=Riege der D. T. wird am 4. Fe=
bruar
in ausgezeichneter Beſetzung, in Landau in der Pfalz an=
treten
.
Zwölf Nationen, darunter auch Deutſchland, haben zu
den Eishockey=Weltmeiſterſchaften vom 3. bis 11. Februar in Mai=
land
gemeldet. Die deutſchen Spieler werden vorher noch an den
Deutſchen Winterkampfſpielen und Deutſchen Meiſterſchaften im
Harz teilnehmen.
Kanadas Vertreter bei der Eishockey= Weltmeiſter=
ſchaft
, die Saskaton Quakers, geben ihr deutſches Debut am
Wochenende in Berlin gegen den Berliner Schlittſchuhklub. Am
28. Januar und 1. Februar ſind die Kanadier in München und
auf dem Rieſſerſee Gäſte des Sportklubs Rieſſerſee.

Handball im Kreis Odennald.
Ergebniſſe vom 14. Januar:
Lengfeld Groß=Umſtadt 5:2 (4:0).
Reinheim Nieder=Klingen 4:3 (3:0).
Heubach Schaafheim 7:0 (4:0).
Altheim Richen 2:2 (1:1).
Fr.=Crumbach 2. Gr.=Bieberau 2. 3:3 (3:2).
In Lengfeld treten beide Mannſchaften erſatzgeſchwächt an
und liefern ſich ein anſtändiges Spiel auf aufgefrorenem Boden.
Lengfeld, durch zwei Strafwürfe, die zu Toren führten, angefeu=
ert
, geht mehr als ſein Gegner aus ſich heraus und kann bis kurz
vor Spielende auf 5:0 erhöhen, Gr.=Umſtadt wirft in den letzten
Minuten noch zwei Tore. Reinheim geht bei leichter Ueber=
legenheit
bis zum Seitenwechſel mit 3:0 und nach demſelben mit
4:0 Toren davon. Von da ab kam Nieder=Klingen zu Wort und
kann bis zum Schlußpfiff noch auf 4:3 herankommen. Reinheim
fand ſich mit ungünſtigen Bodenverhältniſſen beſſer ab und ſiegte
knapp aber verdient.
In Heubach ſiegt die Platzelf auf Grund beſſerer Geſamtlei=
ſtung
verdient. Die Gäſte verloren die Luſt, nachdem eine hohe
Niederlage unabwendbar ſchien und zwei Spieler den Platz ver=
laſſen
mußten. Das Altheimer Spiel litt ſchwer unter den
ſchlechten Platzverhältniſſen. Die Mannſchaften waren faſt gleich=
wertig
; das Reſultat entſpricht dem Spielverlauf. In Fränk.=
Crumbach erſchienen beide Mannſchaften mit Verſtärkung aus der
Erſten. Das Ergebnis entſpricht dem Spielverlauf.
Die übrigen Spiele fielen aus, da die Plätze nicht beſpielbar
waren.
Am kommenden Sonntag kommen keine Spiele zum Austrag.
Sämtliche Schiedsrichter und Spielwarte treffen ſich an dieſem
Sonntag zu einer wichtigen Pflichttagung in Mümling=Grumbach.
50 nebenbei ..."
Ein Fall Reſi Franz.
Auf eine ganz eigenartige Weiſe hat ſich im württember=
giſchen
Gau ein Fall Reſi Franz entwickelt. Bekanntlich ging
der alte, ruhmreiche Fürther Internationale vor einiger Zeit zum
VfR. Heilbronn, wo er zuletzt ſogar ſpieleriſch wieder tätig war.
Nun hat ſich folgendes ereignet: Der Spieler Walter von Union
Böckingen nannte den Spieler Franz einen Berufsſpieler und für
dieſe Beleidigung wurde Walter auf vier Wochen geſperrt. Um
Böckingen aber Gelegenheit zu geben, den Wahrheitsbeweis zu
erbringen, wurde die Strafe acht Tage ausgeſetzt, aber ſchon jetzt
haben die amtlichen Stellen gegen Franz und den VfR. Heilbronn
ein Verfahren wegen Verſtoßes gegen die Amateurgeſetze einge=
leitet
und den Spieler Franz vorläufig geſperrt.

Rundſunk=Programme.

10.10:
10.45:
14.30.
16.00;

Frankfurt: Mittwoch, 17. Januar
Schulfunk. Die Brüder Grimm. Von ihrer Arbeit und

ihrem Leben.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.

(Nur für Freiburg): Nachrichten.

17.45:
18.00
18.25:
19.45:
21.55:
21.00:
B.00:

9.00:
9.40:
10.10
11.00:
14.45:
15.45:
16.00:
17.00:
17.15:
17.35:
18.05:
18.30
19.00
19.50:
20.00
80.30:
21.00:
B.00:

Stuttgart: Nachmittagskonzert des Südfunkorcheſters. Ltg.:
Otto Senfert. Soliſt; Herm. Rieth (Baß). Am Flügel:
Hugo Herrmann. Einlage (17.00): Vom Deutſchland=
ſender
: Angriffswaffen der Flugzeuge. Ein Geſpräch mit
Hauptmann Koehl.
Aus Zeit und Leben.
Köln: Stunde der Jugend. Achtung, die HJ. hat das Wort!
Köln: Deutſch für Deutſche.
19.00: Köln: Eine Stunde Soldatenmuſik. Geſungen und geblaſen.
Die Löwin und der General Hörſpiel von Ed. Reinacher.
München: Univ.=Prof. Dr. Haushofer: Weltpolitiſcher Mo=
natsbericht
.
Berlin: 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.
22.40: Köln: Beim Dortmunder Sechstagerennen,
Köln: Ludwia van Beethoven.
23.45: Stuttgart: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 17. Januar
Schulfunk: ... und ſie lagen auf der Bärenhaut. Hörfolge.
Kindergymnaſtik.
Turmmuſiken. Vom Mittelalter bis zur Jetztzeit.
Zeitfunk. 11.30: Dr. Gerta Wendelmuth: Zubereitung
der Gemüſe im Winter. 11.50: Zeitfunk.
Kinderliederſingen. 15.15: Tierſchutzfunk für Kinder.
Aus alten Zeitſchriften: Wir leſen Heinrich von Kleiſt’s:
Berliner Abendblätter.
Stuttgart: Nachmittagskonzert.
Angriffswaffen der Flugzeuge. (Geſpräch mit Hauptm. Köhl.)
(Aufnahme.)
Techniſche Bauſtunde der Jugend: Bau von Flugzeugmodellen,
Gleit= und Segelflugzeugen.
Querſchnitt durch den Lauri=Volpi=Film: Das Lied der Sonne:
Pfarrer Themel: Was uns bewegt, H. G. Görner (Orge).
Dr. Joh. Günther: Das verfluchte Wort Intereſſe‟.
Köln: Soldatenmuſik. Geſungen und geblaſen.
Ober=Ing. Nairz: 10 Minuten. Funktechnik.
Kernſpruch. 20.10: München: Weltpolit. Monatsbericht.
Drei erdachte Geſpräche von Paul Ernſt: Unſterblichkeit.
Dichter und Maler. Die Macht des Geſanges.
L. v. Beethoven: 3. Symphonie. Ltg.: Frichhoeffer.
Uebertragung Sendergruppe Weſt: Klavier=Trio op. 1, 3 und
Cello=Sonate op. 69.

Welterbericht.

Erneute Staffeln wärmerer Ozeanluft dringen über die bri=
tiſchen
Inſeln vor. Sie werden auch uns berühren und zu mil=
dem
, trübem und regneriſchem Wetter führen.
Ausſichten für Mittwoch, den 17. Januar: Wechſelnd wolkig, an=
fänglich
noch kurz aufklarend, wieder milder, zeitweiſe Nie=
derſchläge
.
Ausſichten für Donnerstag, den 18. Januar: Starke Eintrübung
mit Niederſchlägen, milder, ſüdweſtliche bis weſtliche Winde.

Blaſſes Ausſehen
und Müdigkeit
ſind bei Kindern und Erwachſenen Zei=
chen
einer geſchwächten Geſundheit. Eine
Kur mit Scotts Emulſion hilft, neue
Kraft zu gewinnen, bringt die Lebens=
freude
zurück und bereichert das Blut.
Scotts Emulſion iſt eines der beſten
Kräftigungsmittel in Fällen von
Schwäche, Blutarmut, zehrenden Krank=
heiten
, Skrofuloſe und engliſcher Krank=
heit
. Scotts Emulſion belebt den Appetit und
verſchafft dem ganzen Körper
beſonders wichtige Nährſtoffe.
Berlangen Sie ſtets die echte

Scotts
Emulſion
Sie iſt reich an geſundheits=
und wachstumsfördernden
Vitaminen.

Verſteigerung.
Infolge Auflöſung eines herrſchaftlichen Haus=
haltes
verſteigere ich im Auftrage am Freitag,
19. d. Mts. vormittags ½10 Uhr beginnend, nach=
folgend
bezeichnete ſehr gut erhaltene Möbel in
dem Hauſe
125 Jahnſtraße 125
gegen ſofortige Barzahlung:
1 Salonſchrank m. Marmor, 1 kleine Vitrine,
2 Spiegelſchr., 2 zweitür. Kleiderſchr., 1 Geſchirr=
chrank
, 1 Pfeilerſchr., 2 Waſchkomm. m. Marmor,
5 Nachtſchr. m. Marm 2 kompl. Betten m. Roßh.=
Matr. u. Federz., 3 Hausapoth., 1. Nachtſtuhl. 1
Babykorb, 1 Ausz.=Tiſch, 1 Stegtiſch, 1 achteckig.
Tiſch, 1 oval. Tiſch, 4 viereck. Tiſche, 1 Nähtiſch,
1 Ziertiſch m. Onixplatte, 1 Schreibt. m. Aufſatz,
1 Schreibt.=Seſſel, 1 Sofa m. 2 Seſſeln ( Brokat=
bezug
), 2 Polſterſeſſel, 2 Liegeſtühle, 2 Hocker, 1
Fußkiſſen, 1 kl. Truhe m. Polſter, Stühle, Uhren,
Beleuchtungskörper, Vorhänge, 5 Oelbilder, 2 Por=
zellan
=Leuchter, 2. Holz=Gartenbänke. 1 Wäſche=
nange
, 1 Obſtgeſtell. 1 Flaſchengeſtell, 1 Harmo=
nium
, 1 Klavierbank und vieles Ungenannte.
Darmſtadt, den 17. Januar 1934. (779
Kunst- und Auktionshaus

Telephon
4323

Telephon
4323


Beſichkigung und Verkauf:
Donnerskag, 18. 1., vou 10 bis 5 Uhr.
Annahme von Taxationen und Verſteigerungen.

Wäscheren
Büeg 7. Aerf arch dl, S wsicht. Hutenzd
UJahnstr.4, 0
Segr 1856

UMION BANK

Rheinstr. 24, Fernr. : 100, 1010, 3000, 3001

Arbeitsvergebung.
Die Garten=, Wegebau=, Erd=, Holzfäller und
Pflaſterarbeiten, das Verlegen von Waſſerleitungen,
ſowie die Lieferung von Torfmull, Kunſtdünger
und Beſſunger Kies bei Inſtandſetzungsarbeiten in
ſtädt. Anlagen und auf den Friedhöfen ſollen auf
Grund der Reichsverdingungsordnung vergeben
werden.
Die Bedingungen liegen bei dem unterzeichneten
Amte Grafenſtraße No. 30, 1. Stock, Zimmer No. 9
offen. Angebote ſind bis Mittwoch, den 24. Ja=
nuar
1934, 10 Uhr, bei der vorbezeichneten Dienſt=
(st 800
telle einzureichen.
Darmſtadt, den 17. Januar 1934
Städt. Hochbauamt.

D
Brautpaare
empfiehlt.
Haushaltungs=
gegenſtände

aller Art (a
Jalob Scheid
Darmſt., Kirchſtr. 6.
Gutſch. f. Eheſt.=Beih.
werden in Zahl. gen.

Ab 115. Mk.
fabrikneue (a
Nähmaſchinen
Gütting
Schuchardſtr. 10

Ein Poſten
ſteuerfreie
Motorräder
von 35./ an zuver
kauf. Alicenſtr. 5

Schlakzim.,Polsd.
Jtahl
EISUkol-Beitell Stahlmatra jed.
Teilz. Kat. fr. Eisenmöbelfb. Suhl/Th.

Verſteigerungsanzeige.
Am Donnerstag, den 18. Januar
1934, nachmittags 3 Uhr verſteigere
ich in meinem Verſteigerungslokale
Luiſenſtraße 32, zwangsweiſe meiſt=
bietend
gegen Barzahlung:
1 Ladentheke, 1 Perſerteppich,
3 Brüicken, 1 Küchenſchrank,
Rf
ſowie verſch. mehr.
Darmſtadt, den 16. Januar 1934.
Scheuer, Ge ichtsvollzieher,

422 P8
Fiat=Limouſine
( Vorführungs=
wagen
, neueſtes
Model, ſteuerfr.
zum Taxpreis zu
verkauf. 6/3 Wan=
verer
=Limouſine
billig. Fiat=Ver
tret Mühlſtr. 23
Tele on 2362 (804

6725 P8. Hdler
neu bereift, offen,
zu verkaufen, ev.
Teilzahlg. Heidel=
bergerſtr
. 136, I. (c
Steuer= u. führer=
heinfreier
(G
2 mpolieferwagen
preisw. zu verk.
AmHerrenacker 15
Telefon 2343

[ ][  ][ ]

Nummer 16

blate

Mittwoch, 17. Januar
leſte Nachrichten

Der deutſche Kartoffelmarkt am Jahresanfang
Höhere als vorgeſchäßte Ernke. Günſtiger Berwerkungsftand. Feſte und geſicherke Marktlage.
Verbreikerke Abſahgrundlage für Fabrikkarkoffeln.
Günſtige Abfchlüfſe und Ausſichten Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.

in Muttariofſein.
Von Dr. Heinz Roth, Beratender Volkswirt, R.D.V., Krefeld.
Der deutſche Kartoffelmarkt kann mit größter Befriedigung
an der Jahreswende auf die bis jetzt verfloſſene Zeit des Wirt=
ſchaftsjahres
1933/34 zurückblicken. Das Herbſtgeſchäft hat ſich in
einer kaum erwarteten Form durch die Hilfe des grandioſen deut=
ſchen
Winterhilfswerkes entwickelt, ſo daß große Mengen um=
geſetzt
werden konnten. Die Verwertungsmaßnahmen, einfach und
klar, ſind ſo angeordnet, daß ſich jetzt ſchon erhebliche Einflüſſe
zeigen. Durch die Verwertungsmaßnahmen iſt in erſter Linie
erreicht, daß die Kartoffel wieder in ihre alten Vorrechte, erſtes
und gutes Futtermittel zu ſein, eingeſetzt wurde und erheblich
dazu beitragen muß, den genialen Fettplan zur Durchführung zu
bringen. Das Fettſchwein jedenfalls, deſſen Futtergrundlage
engſtens mit der Kartoffel zuſammenhängt, iſt im Vormarſch be=
griffen
. Der Auftrieb des Fettſchweins zu den 11 größten Vieh=
märkten
Deutſchlands erreichte bereits im November vor. Jahres
30 v.H., während die entſprechenden Hundertteile vom November
1932 nur 17,3 und vom November 1931 gar nur 11,3 betragen.
Aber auch auf allen anderen Verwertungszweigen geht es vor=
wärts
. Deshalb kommt es durchaus nicht ungelegen, wenn die
Preisberichtsſtelle beim Reichsnährſtand von einer günſtigen Ver=
wertungslage
zu berichten weiß und die endgültige Schätzung der
Kartoffelernte 1933 um gegen 400 000 To. größer als die Vor=
ſchätzung
bekanntgegeben wird. Die Kartoffelernte 1933 beträgt
nach dieſer Endſchätzung 44,07 Millionen To gegen 43,65 Mill.
To. der Vorſchätzung und gegen 47,01 Mill. To. im Jahre 1932.
Am 30. November waren noch 27,48 Mill. To. in den Händen
der deutſchen Landwirtſchaft gegen 28,28 Mill. To. zur gleichen
Zeit des Vorjahres. Verkaufsverfügbar wurden allerdings an
dieſem 30. November nur 7,06 Mill. To von der deutſchen Land=
wirtſchaft
geſtellt. Daraus mag man auch die Zuverſicht erkennen,
die die deutſche Landwirtſchaft am Jahresanfang beſonders in
die Verwertungsentwicklung ſetzt. Dies zeigt ſich nach außen,
daß Angebote kaum vorliegen. Man wartet alſo in Ruhe ab, bis
ſich die Nachfrage regt, zumal man beſonderen Wert darauf legt,
genügende Mengen Futterkartoffeln zurückhalten zu können.
Unter dieſen Umſtänden darf es nicht wundernehmen, wenn die
Marktlage am Jahresanfang eine durchaus geſicherte und feſte,
iſt. Die Preiſe haben im allgemeinen ihren Stand behauptet
und ſind was die lange Froſtzeit in der erſten Dezemberhälfte
des Vorjahres nicht fertiggebracht hat ſogar in den letzten
Tagen des Vorjahres etwas angezogen. Den Höchſterzeugernreis
konnte die Verſteigerung in Weſel am 28. Dez. 1933 mit 2,40 bis
2.70 RM. für Induſtrie, Erdgold und ähnliche Sorten erzielen.
Die Großhandelspreiſe für die gleichen Sorten lagen am Jahres=
anfang
je Zentner loſe ab Station im Oſten bei 1.851.90 RM.
in Mitteldeutſchland bei 1.851.,95 RM., in Weſtdeutſchland bei
2.402,55 RM., und in Süddeutſchland bei 1,902,20 RM. Die
Nachfrage zeigte ſchon um die Jahreswende eine regere Tätigkeit,
was um ſo erklärlicher iſt, als einmal die Zeit des harten Fro=
ſtes
in der erſten Dezemberhälfte und zum zweiten auch die Feier=
tage
in der zweiten Dezemberhälfte die Entwicklung zu einem
lebhafteren Geſchäft verhindert haben. Da die Nachfrage über=
wiegt
, neigen die Preiſe zu leichten Preiserhöhungen.
Von der beſonderen Bedeutung, die die deutſche Futterkar=
toffel
auch weiterhin haben wird, wurde bereits geſprochen. Aber
auch der Feld= alſo der unſortierten Kartoffel kommt große Be=
achtung
zu. Denn gerade die Feldkartoffel wird weiterhin als
zuſätzlicher Bedarf ſeitens der minderbemittelten Bevölkerung in
Anſpruch genommen werden, und vor allem dann, wenn die
Preiſe auf die Dauer doch weiter in die Höhe gehen werden. Die
Nachfrage in Feldkartoffeln iſt daher eine ſtetige, nie abreißende
geweſen. Wenn das Angebot meiſt auch nicht ausreichte, ſo wurde
der Bedarf auf die Dauer und bei längerem Warten doch gedeckt.
In Fabrikkartoffeln war das Geſchäft nach dem Herbſtgeſchäft
nach und nach eingeſchlafen. Doch durch die gute Nachfrage nach
Kartoffelflocken, die durch die Beimiſchung zu Hühnermiſchfuttern
eine vergrößerte Abſatzgrundlage fanden, und durch die Abſatz=
verbreiterung
der Erzeugniſſe der deutſchen Kartoffelſtärkeindu=
ſtrie
bekam der Fabrikkartoffelmarkt einen erneuten Auftrieb.
Auch die Brennereien traten endlich als Käufer auf. Sehr wirk=
ſam
wurde der deutſche Fabrikkartoffelmarkt durch Maßnahmen
für die deutſche Kartoffelſtärkeinduſtrie unterſtützt. Die Backhilfs=
mittelinduſtrie
iſt veranlaßt worden. 8000 To. Kartoffelwalzmehl
in ihren Backhilfsmitteln zu verarbeiten, Außerdem iſt die
Maispuddingmehlinduſtrie veranlaßt worden, zunächſt 1500 To.
Kartoffelpuddinamehl zu einem Preis abzunehmen und zu ver=
kaufen
, der 10 Rvfg. unter dem gleichen aus Mais hergeſtellten
Erzeugnis liegt. In dieſer Maßnahme liegt auch eine große Ver=
günſtigung
für den deutſchen Verbrauch, da das Kartoffelpudding=
mehl
auf Grund neuer und vatentierter Verfahren durchaus
dem aus ausländiſchen Rohſtoffen hergeſtellten Erzeugnis gleich=
wertig
iſt. Die Ausſichten des Fabrikkartoffelmarktes ſind, alſo
weiterhin günſtig, ganz abgeſehen von den Mengen, die die Bren=
nereien
zur Herſtellung des Spiritusaufkommens noch benötigen.
Das froſtfreie Wetter in der zweiten Dezemberhälfte hatte
die unterbrochenen Verladungen vor allem die zu Schiff nach
Italien wieder aufnehmen laſſen. Vornehmlich wurden die Men=
gen
der Erzeugergebiete zur Verſchiffung herangezogen, die den
großen Seehäfen am nächſten liegen, da bei den Verkaufspreiſen
äuäßerſt kalkuliert werden mußte. Vereladungen in Saatkartof=
feln
fanden bisher nur in Frühkartoffeln ſtatt. die des Vorkei=
mens
wegen zur dringenden Verladung angefordert wurden. Die
mittelfrühen und vor allem die ſpäten Sorten wurden eifrigſt
zur Lieferung im Frühjahr gekauft. So konnten vor allem auch
größere Mengen Originalſaatkartoffeln, ſo die induſtrieähnlichen
krehsfeſten Sorten. an der Spitze Erdgold, und auch ſtärkehaltige
Wirtſchaftskartoffeln, wie zum Beiſpiel Parnaſſia, Roland uſw.
zur Frühjahrslieferung verkauft werden. Dieſe Käufe fanden um
ſo mehr Anregung, weil für im Noyember und Dezember vorigen.
Jahres zur Frühjahrslieferung getätigte Abſchlüſſe vielfach Ein=
kaufsprämien
his zu 5 v.H. des Rechnungsbetrages gewährt wur=
den
. Das Ausland vor allem auch Frankreich, das ſonſt faſt nur
Handelsſaaten kaufte, hat infolge der günſtigen Preiſe größere
Abſchlüſſe getätigt. Außer Originalſaaten waren meiſt erſte an=
erkannte
Abſaaten gefragt.
Aus dieſer Nachfrage mag man erſehen, daß der deutſche
Bauer auch in der Saatenfrage zur Qualität zurückkehrt, zumal
er ſicher ſein kann, daß das ſo angelegte Kapital ſich im nächſten
Wirtſchaftsjahr verzinſen wird. Da die Preiſe der Saatkartof=
feln
auch nach Fortfall der Vergünſtigungen immer noch als ent=
gegenkommend
bezeichnet werden müſſen, darf man von der Ent=
wicklung
des deutſchen Saatkartoffelgeſchäfts noch größere Umſätze
erwarten.

Produktenmärkke.

Berliner Getreidemarkt vom 16. Januar. Unternehmungsluſt
weiter gering. Beſuch mäßig. Verhältnis von Angebot und
Nachfrage hat keine Beſſerung erfahren. Preisniveau allgemein
kaum behauptet. Für ſpätere Lieferung bei Weizen vereinzelt
Nachfrage, jedoch Forderungen und Gebote ſchwer in Einklang zu
bringen. Verwertungsmöglichkeiten für Exportſcheine unbefrie=
digend
. Mehl in Lokoware vom Konſum für täglichen Bedarf
aufgenommen. Angebot in Hafer und Gereſte keineswegs dring=
lich
; Konſum disponiert aber ſehr vorſichtig. Auch für Saathafer
geforderte Preiſe nicht durchzuholen.

Die Geſchäftsſtille der letzten Tage machte geſtern an der
Berliner Börſe womöglich weitere Fortſchritte, da die außen=
politiſchen
Ereigniſſe, insbeſondere der Verſuch Frankreichs mit
der Saarfrage ein neues Spannungsmoment in die deutſch= fran=
zöſiſchen
Beziehungen zu bringen, etwas zur Zurückhaltung ver=
anlaßten
. Daneben ſteht natürlich Rooſevelts Währungsbotſchaft
im Vordergrund des Intereſſes, ohne daß jedoch ein beſonderer
Einfluß auf den Effektenmarkt feſtzuſtellen iſt. Unter dem Ein=
druck
der Geſchäftsſtille gaben die Kurſe naturgemäß leicht nach,
doch hielten ſich die Einbußen in verhältnismäßig engen Grenzen.
Montane waren zum Beiſpiel nur bis ½ Prozent gedrückt, mit

nultoren 2 Prou, die Uiſgen Were hs 1i Pro Andererſeis
waren Farben am Anfang ½ Prozent feſter; vorübergehend ging
der Kurs bis auf 124½. Um je 1½ Prozent feſter kamen auch
Aſchaffenburger Zellſtoff ſowie Waldhof an. Gut behauptet waren
Schiffahrtswerte auf die Ausführungen des Generaldirektors der
Nordatlantikgemeinſchaft. Der Rentenmarkt verkehrte eben=
falls
in ſehr ruhiger Haltung; es war vereinzelt wieder leichtes
Angebot vorhanden, ſo daß die Kurſe zum Teil nachgaben. Von
den variabel gehandelten deutſchen Renten gaben Neubeſitzanleihe
um 30 Pfg. nach, während Altbeſitz mit 98,60 unverändert blie=
ben
. Im weiteren Verlauf trat, ausgehend von der Farben=
aktie
, die bis auf 125½ anzog, eine leichte Befeſtigung verſchie=
dener
Werte ein, die ſich jedoch kaum als dauerhaft erwies. Ledig=
lich
Montanwerte blieben gebeſſert, ſo Rheinſtahl mit plus 7,
Klöckner plus ½. Reichsbankanteile kamen im Verlauf mit 166½,
d. h. 1½ Prozent unter Vortagsſchluß, zur Notiz.
An der geſtrigen Frankfurter Börſe war das Geſchäft
wiederum klein. Im Hinblick auf die außenpolitiſchen Ereigniſſe
hält ſowohl das Publikum als auch die Kuliſſe ſtärker zurück und
gehen Neuengagements nur im notwendigſten Falle ein. Die
angekündigten Maßnahmen Rooſevelts brachten gewiſſe Unſicher=
heit
und einen Rückgang des Dollarkurſes; auch das engliſche
Pfund lag im Zuſammenhang damit ſchwächer, zumal man unter
Umſtänden mit gleichen Maßnahmen der engliſchen Regierung
rechnen kann. Dieſer Schritt würde zur Folge haben, daß die
Beziehungen zu den Exportländern neuen Schwierigkeiten unter=
worfen
würden. Am Markte der Dollarbonds lagen diejenigen
Werte, die von Amerika noch arbitriert werden können, ſchwach
und gaben bis zu 1½ Prozent nach. Stahlvereinbonds verloren
½8 Prozent. Von deutſchen Anleihen konnten ſich Altbeſitz um
½ Prozent befeſtigen; ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen lagen
gut behauptet und Neubeſitz unter mehrfachen Schwankungen 4
Prozent niedriger. Am Aktienmarkt wurde die Mitteilung von
erhöhtem Kali=Inlandsabſatz mit Befriedigung vermerkt. Die
Tendenz war etwa behauptet. Farbeninduſtrie bei kleinen Um=
ſätzen
plus ½ Prozent, auch Metallgeſellſchaft ½ Prozent höher,
dagegen Scheideanſtalt erneut unter Druck und 2 Proz. ſchwächer.
Montanwerte lagen meiſt etwas niedriger. Klöckner minus 1,
Rheinſtahl und Mannesmann je minus ½ Prozent; andererſeits
Harpener ½ Prozent und Mansfeld Bergbau 1½ Prozent höher
Elektrowerte lagen uneinheitlich; Geſfürel gewannen 1 Prozent.
Schuckert gingen ¼ Prozent zurück. Von Zellſtoffwerten konnten
Waldhof 2½ Prozent anziehen. Im einzelnen: Daimler minus
½ Proz. Aku minus ½ Proz., Continental Gummi plus ¼ Proz.
Im Verlaufe ging das Geſchäft am Rentenmarkt noch eine Klei=
nigkeit
zurück.
Die Abendbörſe lag infolge der durch die amerikaniſche
Währungsunſicherheit, verurſachten Zurückhaltung nahezu geſchäfts=
los
. Die Stimmung war jedoch nicht unfreundlich, indeſſen brök=
kelten
die Kurſe aber auf Grund der Geſchäftsſtille gegenüber
dem Berliner Schluß um etwa 0.250,50 Prozent ab. Der plötz=
liche
Rückgang der Energieverſorgungswerte an der geſtrigen
Berliner Schlußbörſe hat die Zurückhaltung noch eher verſtärkt;
Bekula waren hier aber um 0.75 Prozent erholt, gegen den
Frankfurter Schluß büßten ſie allerdings noch 1,5 Proz. ein.

Deviſenzukeilung bei der Einfuhr von Zelſtoff.
Durch die Verordnung über die Einfuhr von Waren vom
9. Januar 1934, die am 15. Januar in Kraft getreten iſt wurde
die Einfuhr von Zellſtoff verboten und iſt nur noch mit einer
beſonderen Bewilligung des Reichskommiſſars für Aus= und Ein=
fuhrbewilligung
zuläſſig. Nach dem Runderlaß Nr. 70/1932 des
Reichswirtſchaftsminiſters durfte die allgemeine Genehmigung
nach 3/3 der Richtlinien für die Bezahlung von ausländiſchen
Zellſtoffen nicht verwendet werden. Dieſer Runderlaß Nr. 70/32
wird mit ſofortiger Wirkung aufgehoben. An ſeiner Stelle gilt
folgendes: Zur Leiſtung von Auslandszahlungen für dieſe nun=
mehr
einfuhrverbotenen Waren muß ab 15. Januar 1934 bei der
örtlich zuſtändigen Deviſenſtelle jeweils unter Vorlage der Ein=
fuhrbewilligung
und der Unterlagen, aus denen ſich die Höhe
der Zahlung ergibt, ein Antrag auf Erteilung einer Einzelgeneh=
migung
geſtellt werden. Dieſe iſt bei Erfüllung der Vorausſetzun=
gen
in jedem Falle zu erteilen. Bei Zahlungen nach Ländern,
mit denen ein Zahlungsabkommen irgendwelcher Art beſteht,
müſſen die Beträge auf die bei der Reichshauptbank Berlin ge=
führten
Sonderkonten der ausländiſchen Zentralnotenbanken
überwieſen werden. Da nach dem Runderlaß Nr. 70/32 die An=
träge
auf Erteilung von Zahlungsgenehmigungen vor der Ein=
fuhr
von Zellſtoffen zu ſtellen waren, können für diejenigen ein=
zuführenden
Zellſtoffmengen, für die Zahlungsgenehmigung be=
reits
vorliegt, Auslandszahlungen geleiſtet werden. Das gilt
jedoch nur für diejenigen Waren, die bis zum 15. Januar 1934
zollamtlich abgefertigt wurden. Im übrigen verlieren ſämtliche
anderen bisher erteilten Genehmigungsbeſcheide für Zellſtoff mit
Wirkung vom 15. Januar 1934 ab ihre Gültigkeit und ſind von
den Deviſenſtellen einzuziehen. Anträge auf Leiſtung von Zah=
lungen
für bereits eingeführten Zellſtoff iſt grundſätzlich nicht
zu entſprechen. Laufende oder noch nicht entſchiedene oder neue
Anträge ſind in allen Fällen zurückzugeben mit dem Erſuchen, zu=
nächſt
die Einfuhrbewilligung beizubringen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zuſammenarbeit der deutſchen und norwegiſchen Fiſchwirt=
ſchaft
. Zwiſchen den deutſchen Heringseinführern und der Nor=
wegiſchen
Zentralgenoſſenſchaft für Abſatz norwegiſcher Heringe
iſt ein privatwirtſchaftliches Abkommen geſchloſſen worden, das
die Einfuhr von friſchen Heringen aus Norwegen in die Geſamt=
regelung
des deutſchen Friſchheringsmarktes einbezieht. Es han=
delt
ſich nicht um eine Kontingentierung der Einfuhr, ſondern um
Vereinbarungen über die Anpaſſung der norwegiſchen Einfuhr
an die jeweiligen deutſchen Bedarfsverhältniſſe.
Das Abkommen der Rudolph Karſtadt AG. mit ihren Dol=
larbondsgläubigern
in Kraft geſetzt. Der Reorganiſationsplan,
den die Rudolph Karſtadt AG. am 18. April 1933 mit dem New=
Yorker Schutzkomitee der Bondsgläubiger ihrer 6prozent. Dollar=
anleihe
vereinbart hat, iſt mit dem heutigen Tage durch gemein=
ſame
Erklärung des Schutzkomitees und des Vorſtandes der Ge=
ſellſchaft
in Kraft geſetzt worden. Zu den Bedingungen des
Planes können Bonds nur noch bis ſpäteſtens 31. Januar 1934
hinterlegt werden. Die Ausſchüttung der im Reorganiſations=
plan
vorgeſehenen 7½prozent. Rückzahlung auf die hinterlegten
Bonds erfolgt ab 5. Februar 1934.

Viehmärkke.

Mainzer Schlachtviehmarkt vom 16. Januar. Auftrieb: Rin=
der
720, darunter 48 Ochſen, 8 Bullen, 664 Kühe oder Färfen,
ferner 303 Kälber 766 Schweine. Notiert wurde pro Zentner
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 2530, b) 2024; Bullen
C) 2225; Kühe a) 2126, b) 1620, c)) 1215; Färſen a) 22
bis 31. Kälber Doppellender , andere a) 3237, b) 2432,
c) 1224:, Lämmer Hammel und Schafe nicht notiert. Schweine=
markt
fand geſtern ſtatt. Marktverlauf: Rinder ſchleppend. Ueber=
ſtand
; Kälber ruhig, langſam geräumt.
Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Die Bonner Induſtrie= und Handelskammer hat ihre Auf=
löſung
und ihr Aufgehen in der Kölner Kammer beſchloſſen, um
die Verwaltungsführung der Wirtſchaft im Kölner Bezirk zu
vereinheitlichen. Vom Preußiſchen Miniſterium für Wirtſchaft
und Arbeit wurde dieſe Maßnahme gebilligt. Vorſitzender der
neugebildeten Kammer iſt für 1934 Bankier Fritz von Schröder.
Der Süddeutſche Zinkblechverband teilt mit, daß die Preiſe
mit ſofortiger Wirkung um zirka 2 Prozent ermäßigt wurden,
nachdem ſie zuletzt am 11. Jan. eine Erhöhung um 1,5 Prozent
erfahren hatten.

Berliner Kursbericht
vom 16. Januar 1934

Oeviſenmarkt
vom 16. Januar 1934

Berl. Handels=Geſ./ 88.
Deutſche Bank u. 7
56.25

Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. 6.
Bayr. Motorenw
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

61.50
28.50
29.625
23.125
133.875
42.
13.75
68.
150.375
111.50

Mne
Elektr. Lieferung
F. G. Farben 125.50
Ge ſ. Bergwerte
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel l

Mfe
92.25
57.75
88.75
87.25
65.375
67.25
111.
57.25
85.875
28.
59.

Kuneee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Kaufho
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.)
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke.
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werte

Ne
50.75
150.
16.625
38.125
412,50
53.
17.
87.75
7.50
73.50
89.75

Währung (Geld Buenos=Aires 1 Pap. Peio 0.693 Kanada 1canad. Doll. 2.582 Japan 1Yen 0.7891 Kairo 1 ägypt. 13.585 Iſtanbul 1türk. 2 1.963 London 12.Stg. 13.205 New Yor! 1 Dollar 2.572 Rio de Janetro 1 Milreis 0.224 uruguap 1 Goldpeſo 1.399 1 Amſterdam 100 Gulden 168.33 Athen 100 Drachm. 2.326 Brüſſel 100 Belg 58.24 Budapeſt 100 Pengö Danzig. 100 Gulden 2i. 42 Helungfors 100 finn.Mk. 5.3441

Rie
0.697
2.588
0.791
13.615
1.*67
13.235
2.588
0.226
1.301
168.67
2.400
58.26
21.58
5.e56

Italien
Jugoſlawien
Kopenhagen
Liſſabon
Oslo
Paris
Prag
Island
Rigg.
Schwe
Sofia
Spanien
Stockholm
Tallinn (Eſt.
Wien

100 Lire 2f.93
00 Dinar
100 Kronen I5
100 Escudos
100 gronen
100 Francs
100 Tſch. Kr. 12.455
00 isl. Kr.
100 Lats (s0. 92
100 Leva
100 Peſetas 34.62
100 Kronen 68.13
100 eſtl. gr
100 Schilling!4

Währung Ge ld Brief
5.664
58.99
12.04
66. 48
6.43
100 Franken (0.92 (81.08
3.0a7
72.93/
77.30

2i.34
5.676
59.11
12.06
66.62
16.47
12.475
59.74 59,96
20.18
3.053
24.68
66.27
73,07
47.30

Surmſtädter und Hariokatbant Barmktagt, Flhade de resgher Sunt
Frankfurter Kursbericht vom 16. Januar 1934.

Kenee
Gr. IIp. 1934
1935
. . 1938
1937
. 1938
Gruppe!
6%Otſch. Reichsanl.
v. 27
6%
5½% nter. , v.30
69Baden ... v.27
6%Bahern .. v. 27
6%Heſſen. .. v. 29
6% Preuß.S v. 28
6%Sachſen . v.27
68 Thüringen
Dtſch. Anl. Ausl
ſungsſch. *:/.Ab
öſungsanl.. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge
bietsanleihe .
6%Baden=Baden.
69Berlin ... b.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden.. v.26
62Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
8SMainz.
68Mannheim v.27
62München , b.29
6%Wiesbaden v. 28
6%He/. Landesbl.
Goldoblig.
6½% Heſſ. Landes=
2hhp.=Bk.=Liquid.

102.25
100,
93),
92
97
100.2
96
95.25
95
96
94.5
106.5
95.5
921,

98
18.825
9.5
80.5
85
81.25
86.5
84.55
88

92.75

Pe
Hyp.=Bi. Ligu.
Komm. Obl. ..
82 Preuß. Landes=
Pfb. Anſt. G.Pf
16% Goldoblig.
6%Landeskomm.
Bk. Girozentr. f.
Heſt. Glbobl. R.1
R.12
z20
6%Kaſ. Landeskrd.
Goldpfbr. ..
6%Naſſ. Landesbl.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. 1I.
FAusl. Ser,II
Dr. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
6%Ber . Hyp.=Bk.
5½%0 Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bl..
5½% Lig. Pfbr.,
Goldoblig.
3 Frii. Pfbr.=Bl.
5 %, %0 n Lig.=Pfbr.
1628 ein. Hhp.=Bi.
5½ Lig. Pfbr.
G%P lz. Hhp.=Bk.
5½2% Lia.Pfbr.
8SRhe n.Hhp. Bi.
5½% Lig. Pfbr.
1 675 oboblig.
16% Südd Boden=
Fred.=Ba ...
5½% Lig. br.
16% Württ. Hhp.=B

91.5

86.75
92.75
931,
92.25

96.5
113
18.5
93.5
93
93
91.75
89
93
92:
92.75
94.25
95
94
93
93.75

96.5
925).
96.25

Wd
62Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
182Mitteld. St ihl.
6%SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerie
6% BoigtckHäffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn L.E.B.
5% L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 62
4½% Oſt. Schätze.
4%Oſt. Goldrente.
5 %vereinh. Rumän
4½%
47
4%Türk. Admin..
47 1.Bagdadl
Bollanl.
428
4½%üngarn 1918
4½,% 1914
Goldr.!
1470
1910
4%
4½Budp. Stadtanl.
4Liſabon
42Stockholm
Aktien.
Wig. Kunſtzlide Unte
A. E. G. ..
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bemberg, J.P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. .
Eement Heidelberg
Karlſtadt
5. G. Chemie. Baſel

Vff
94
91.n75
2.s
74
114
11.5
11.5
6.3
13.5
19.5
4.025
6.25

41
*ö
34
43.25
1120.55
72.75
83.5
91
1139

Chem.Werte Abert)
Chade
...
Contin. Gummiw..
Contin, Linoleum.
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
.!:
Dt Gold= u. Silber=
cheide
=Anſtalt.
Linoleum"
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoff & Widm.
Eichbaum=Werger.
Elekt: Lieferg.=Gei.
Lichtu. Kraft
Eſchw. Bergwer
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J.G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guillegume
Frankfurter Hof..
Gelſenk.Berawert.
Geſ. ſ.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kayſer.
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerle Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf. 1
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer ....
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil.
Slſe Bergb. Stan
Junghans

*
1a8.75
149,5
36.25
1110
102
164
47.75
70.5
16.75
71.5
91.75
995,
l210
26
37.5
125.25
28.5
54
58
48
26=
268.5
83
29.5
87.5
101
34.5
52.5
99.75

107.5
32

Kue
Aſchersleben
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke .
Knorr C.6 .....
Lahmeyer & Co.
Laurahütte ..
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Malntr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallge, Frankſ.
Miag. Mühlenbau.
MotorenDarmſtadt
Neckarwert Cßling
Oberbedar
Phönix Bergbau..
Rh. Braun ohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerte.
Riebeck Montan
Roeder, Gebr.
Rütgerswerie
Salzdetuurth Ka
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind. 1
Schramm, Lackfbr.
Schucker: Elektr. /1
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südd. Bucker=A. G.),
Thür. Liefer.=Geſ.
Kaufhof
Unterfr

4211,
55

19
86.5
207
70.5
59.5
K

Gn

86.25
84.5

Mie Ku
Ver Ultramarin. ..
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof,
Allg. Di. Credikanſt.
Badiſche Ban1...
Bk. f. Brauindtiſt
Bayer. Hyp. u. W
Berl Handelsgei.
Gypothelbt.
Comm. u. Pribatb
Dt. Ban und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdner Ban:
Franki. Ban..
Hyp.=Bant
Mein Hyp.=Bon
Pfülz. Lyp.=Ban
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Bant.
Südd. Bod.Cr. Bk.
Würtih Notenban

57 A.-G. Vertelrsw.
51.25 1 Allg. Lofalb. Kraftn
7% Dt. Reichsb. Vzg
151
Hapag.
185
Nordd. Lloyd.
173.75
2a.5 Südd Eiſenb. Gei.

102
83
143.75

Allanz= u. Stutto.
Verſicherung. =
. Verein.Verſ.
Frankona Rücku.Ml.
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handel

38I,
108
114

87.75
120
50.5
56.25
61.5
83
88.75
85.75
88
168.5
115
100
64
92.5
110),
28.25
29.5
48

231.75

e
20

11.25
41

[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 17. Januar 1934

Heute und folgende Tage

Bis auf Weiteres

Lucie Englisch, die liebens-
würdigeLustspiel
-Darstellerin
in dem Rheinfilm voll echter
Fröhlichkeit
Heimat
am Rhein

mit Werner Fütterer, Hans
Junkermann, Jakob Tiedtke
Jugendliche haben Zutritt.

Der neue lustige Ufa-Film,
ein Lachschlager, ein
Sorgenbrecher
Rose Barsony, Wolf Albach-
Retty in: (V782
Liebe muß
vorstanden sein
mit Georg Alexander und
Hilde Hildebrand.

Heute und folgende Tage

Ein außergewöhnliches Film-
werk
, das zu tiefstem
Miterleben zwingt:
Du sollst nicht
begehren ...
mit FriedelPisetta, Walter
Griep und Paul Klinger.

Beginn: 3,45, 6 und 8,20 Uhr.

GroßesHaus iniche Matheis bricht’s Eis Heſſiſches
Landestheater Außer Miete Singſpiel von Gg. Queri
Preiſe 0.304.50 Mk. Mittwoch
17. Januar 1934 Keine Vorſtellung KleinesHaus

Frauenverein vom Roten Kreuz
für Deutſche über See.
Märchenſpiel:
Der Froſchkönig
Samstag, den 20. Januar 1934, abends 7 Uhr
im Saalbau.

Erfriſchungen

Tanz

Tombola

Rheingauer Beinſtube
Inh.: Hch. Moog, Adolf=Hitler=Platz 1
Heute Mittwoch u. morgen Donnerstag
Schlachtfeſt
Konzert ab 8 Uhr d. Kapellesee

Heſſiſcher Hof
am Mathildenplatz
Mittwoch u. Donnerstag
Schlachtfeft!

Karten für Mitglieder: Unnumeriert 1. Mk., numerſert 2. M.,
für Nichtmitglieder: 2. u. 3. Mk. Studenten 50 Pfg., bei
Leuthner, Ernſt=Ludwigsplatz und am Abend ab 6 Uhr an
(588b
der Kaſſe.

Städt. Akademie für Tonkunſt
Portragsabend der Opernſchule
(3. Eliernabend)
am 18. Januar 1934, 20 Uhr, im kleinen
Saal des Städi. Saalbaus.
Arlenandenfeidieg
aus Opern und Operetten.
Karten zu 1. RM, 0.50 RM. ſowie Schüler=
karten
zu 0.25 RM., im Sekretariat der Städt
Akademie, (Eliſabethenſir. 36, Fernſpr. 3500
st. 605)
2

Wintersport in Schnee u. Sonne.
Komplette Skiausrüstungen
Sportgerecht und preiswert!
Robert Hübner, Darmstadt
(129a
Ernst-Ludwigstraße 11
Abt. Wintersport.
Annahmestelle der bekannten Hessenskikurse

Maltitart 9oh
Abfahrt:
Mittwoch 1 Uhr
Donnerstag 8½ Uhr
Mk. 1.80
mit Ski und Gepäck.
Näheres: Heſſenſkikurſe, Ernſt=
796) Ludwigſtr. 11, Telefon 2194

Odenwald=
Klub.
Samstag,
20. Jan., 20 Uhr,
Woogsturnhalle,
52.
Jahresfeſt
und
Wanderer=
Ehrung.
Beliebte Künſt=
ler
Geſangsab=
eilung
, Muſik=
zug
der Stand.
115. Mitglieder
60 Pfg., Nicht=
nitgl
. 1.20 Mk.
Verkauf b. Till=
mann
, Eliſab.=
Straße 21. Tanz
frei! Wander=
anzug
.

Raſierklingen
gut und billig!
10St v. 20 J an
Ia Raſierſeife
1 Stück nur 10 J
Seifen=Lehner
Mackenſenſtr. 9
Telefon 215. (a

Wittmand=
Matut ſtr. 30,I. g

Manuſkripke
Seite 12 Pfg.
Vervielfältig.
Herdweg 98. (a

fahrrad Anhänger
für jeden Zuech geeiänet
liefert
Geory Hehn-Darmstsdt
fahrradschlossermeister
Schnonenstr.20

HEUTE
LETZTER
TAG!

Eilian Karveg
Winterivorlionderfahrt

Café Birngarten
Alexanderstraße 19
Heute Mittwoch und Samstag
Großer
Happenahend
mit Stimmungs-Musik

Billige

vom 20.27. Januar
Jungholz 1100 m Hochallgäu
der ideale und schneesichere
Wintersportplatz
nur Mk. 56.-
Fahrt, Verpflegung, Trinkgeld usw.
Skiunterricht in der Skischule.
Näheres:
787)
Hessenskikurse, Ernst-Ludwigstr. 11, Tel. 2194

Das Konzert der
Arbeitsdienſtkapelle
25/254
wird verſchoben!
Karten behalten ihre Gültigkeit
oder werden in der Völkiſchen
Buchhandlung, Rheinſtraße 22,
zurückgenommen.
(805

Magda Schne der

Es war einmal eine Filmgeſellſchaft, die hatte ſich’s vorgenommen, der Weltgemeinde der Film.
freunde das Weſen und den Wert der kleinen Anzeige in einem fröhlichen Spiel vor Augen zu
ühren. da holte ſie ſich zwei vielbewährte Künſtlerinnen: Magda Schneider und Erika
Gläßner und dazu in Fritz Schulz den in allen Sätteln gerechten jungen Schwerenöter. der Film
heißt Sehnſucht 202, nach dem Kennwort für eine von zwei kleinen Anzeigen, um die die heitere
Melodie des Confilms geſponnen iſt. Das Unglück will es, daß der Schalterbeamte, der die An=
zeigen
angenommen hat, die Textzeilen der beiden kleinen Anzeigen durcheinander bringt und
dadurch folgt nun eine Berwechſelungskomödie, wie ſie beſſer nicht ausgedacht werden kann. Die
kleinen Anzeigen werden zu kleinen Kobolden, die aber nur Butes ſtiften, ganz wie im Märchen.
Im Leben eines ſeden Menſchen ſpielen kleine Anzeigen ſtets einmal eine Rolle. Sie ſind die
treuen Helfer, wenn etwas verkauft oder vermietet werden ſoll, oder wenn ſonſt etwas geſucht wird.
Sie finden im Darmſtädter Cagblatt ſtärkſte Beachtung, weil das darmſtädter Tagblatt‟
den Intereſſenten das größte Angebot und die beſte Auswahl bietet.

Klein=Anzeigen koſten wenig, ſie leiſten viell
das fette Ueberſchriftswort koſtet 20 Pfennig, ſedes weitere Wort 8 pfennig.

Sachte, sachtenn,
meine Herren!
Wo es so enorme Vorräte glbt, wie im
Jnventur=Verkauf bei Stegmüller
braucht niemand Angst zu haben, daß er leer
ausginge. Denken Sie im übrigen nicht nur
an die billigen Anzüge und Mäntel, sondern
auch an Stegmüllers
Streifenhosen . . . zu Mk. 3.90 2.50 1.50
Anzugs-Hosen. . zu Mk. 7.90 6.50 3.50
Sport-Hosen. . . . zu Mk. 6.50 4.90 2.95
Herren-Hüte . . . zu Mk. 5.90 3.90 1.95
Herren-Puilover, zu Mk. 2.95 1.50 0.95
Strickwesten .. . zu Mk. 7.50 5.50 2.95
Lodenjoppen .. . zu Mk. 11.50 8.95 4.95
Oberhemden .. . zu Mk. 3.95 2.95 1.95
Selbstbinder .. . . zu Mk. 1.95 0.95 0.50
Unterhosen .. . . zu Mk. 1.85 1.50 0.95
und was es derartiges mehr gibt!

Musik
Inſtrumente
kaufen Sie am
beſten in dem be=
kannten
Fachge=
ſchäft

I. Gerhert
Schuchardſtraße 13.

Roſen,
Beerenobſt
L. KUHN
Gartenbau
Hochſtr. 22, Ruf 20530
Fahrradreiſen
BEN
Grafenstr. 20

Leica=
Ausrüſtung
gegen
Platten=Kamera
(6,5X9
zu tauſchen ge=
ſucht
. Angeb. u.
E. 32 Geſchſt.

Das gute

Brikeu, auch Union
Ia Nußkohlen
Kohien-Schmitt
Schwanenstr. 15
Tel. 2660.

Gutgehendes größeres Speise- und Ver.
sammlungs-Lokal mit guter Besetzung
durch Vereine mit Kegelbahn und Neben-
zimmern
in Efm.-Sachsenhausen an
tüchtigen, kautionsfähigen (RM. 3000.-)
Fachmann kurzfristig zu verpachten.
Großinventar vollzählig vorhanden. Ge-
schirr
, Bestecke ete. können billig
übernommen werden. Nur ernsthafte
Selbstinteressenten wollen sich melden
unter E 46 an die Geschäftsstelle d. Bl.

Bürſten
aller Art, (b
Bohner,
Bohnerwachs,
Staub= und
Poliertücher,
Scheuertücher.

Brückner
Holzſtraße.
am Brunnen.

(R
Schilder
Gravierungen
Rheinstr. 19
bel
Re)

Abfallholz!
. 1.50
Eiche
Buche .. . 1.70
Kiefer
p. Ztr. fr. Kell.
Faßfabrik Heim,
Arheilgerſtraße
Nr. 53/55. (a

Wissenschaftlich studiertes
Handlesen
der im In- und Ausland berühmten
Meister-Psvcho-Chirologin von
Weltruf. Frau Dir. Schaefer,
Baden BadenStuttgart. 18jährige
Praxis, 75000 Hände geprüft. Aus-
kunft
in allen Lebensfragen fün
Damen u. Herren. Sprechst. 2-7 Uhr
Peter-Gemeinderstr. 6, I., Vdh. (374a

Sch. Walter
Mackenſenſtr.50
Telefon 3739.

Runst im Kandwerk‟
am Ludwigsplaßz 415a
Markentabrikate
Armbanduhrent Gold und Silbber

Hinterm Darmstädter Schloß