Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrſchten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 20
Mittwoch, den 20. Januar 1932.
195. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erſiſcht
ſede Verpfſchtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſſung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtliſcher Beltreibung ſällil jeder
Nabatt weg. Banllonto Deutſche Bank und Darme
ſädter und Nationalbani.
Gruntteic beſtehr auf feinen Schen.
us alte Lied: „Unverjährbate Rechte.— Deutſchland muß zahlen. — Kein Inkereſſe an einem wirkſchaftlichen
Hieederaufſtieg Deutſchlands, da unbequemer Konkurrenk auf den Welkmärkken. — Reparakionsnachlaß
nur in Berbindung mit einer Herabſehung der Kriegsſchulden.” — Kein Work über Lauſanne.
parationen und der Kriegsſchulden würde auf dieſen
Geiſtes=
zuſtand zurückgehen. Wir können für die Zukunft keine
* Laval weichk aus!
Keine Ankwork auf die Erklärung Brünings.
DDie Rede des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval iſt an
1 iner amtlichen Stellen mit großer Ruhe aufgenommen wor=
Nr. Man hatte offenbar nach der Betriebſamkeit, die vom
ui dOrſay in den letzten Tagen entwickelt worden war, noch
ſaiblich ſchärfere Formulierungen auch für das Tagesproblem,
Rauſanner Konferenz, erwartet. Aus dieſem Streit hat Laval
bicherausgehalten und ſich damit begnügt, das alte Lied
den unverzichtbaren Rechten Frankreichs
NS einer neuen Melodie zu ſingen, allerdings nach
ber Melodie, die auf das muſikaliſche Gehör ſeiner Nationaliſten
ſuſſtimmt war, um ſich dadurch nicht nur eine Mehrheit in der
n mer, ſondern auch die Rückendeckung für die weiteren
inter=
btionalen Verhandlungen zu ſchaffen. Die Gründe, die Laval
lwie Aufrechterhaltung der franzöſiſchen
An=
jriche bringt, laſſen ſich ſehr leicht widerlegen. Er beruft
lnuf die franzöſiſchen Rechte, die nicht nur in unſeren Augen
ſueiw die Entwicklung längſt zu Unrecht geworden ſind. Er
ſauft ſich auf die freiwillig unterſchriebenen Verträge und
über=
ſiy, dabei, daß die Vorausſetzungen, für die nach
rmilles zuſtandegekommenen Verträge, die auch nicht ganz
ſitheillig unterſchrieben wurden, nich: mehr beſtehen, daß
ut allem auch die Vorbedingungen von der
(h=enſeite nicht gehalten worden ſind. Er ſpricht
t nicht darüber, daß die Sachverſtändigen des
ton=Berichtes und des Baſeler Gutachtens
„franzöſiſchen Foxderungen ſachlich bereits
hderkegt kaben.
Das Geſchäft aber, die Lauſanner Konferenz unmittelbar
Kiproſſeln, überläßt Herr Laval weiterhin ſeinen Mitarbeitern
ſt Quai dOrſay. Er hat ſich nicht dazu geäußert,
Fraukreich an der Kouferenz teilnimmt, wie
b uch die letzte Erklärung des Reichskanzlers
beuf ach totſchwieg, — eine diplomatiſche Unfreundlichkeit,
bpehl der franzöftſchen Re vierung, ebenſo wie den
ſverren Regierungen inzwiſchen durch die deutſchen
Ver=
iſter erneut die Notwendigkeit vor Augen
ge=
ſhhrt wurde, möglichſt ſchleunigſt für eine
end=
biltige Bereinigung des Tributſyſtems Sorge
irragen. Man wird daraus ſchließen dürfen, daß
Frank=
lich zunächſt abwartet, wie ſich die Vereinigten
ßtaten zu der Weiterzahlung der Kriegsſchul=
Iu ſtellen, obwohl nach den bisherigen Aeußerungen aus
Aſpington die Neigung zur Verlängerung des Hooverfeierjahrs
ſich für die Kriegsſchulden in Amerika ſehr gering iſt. Aber
ſyſwenn ſie anders werden ſollte, würde dadurch Deutſchlands
Elung zu einem neuen Proviſorium mit halb= oder
ganz=
briger Dauer nicht berührt. Politiſch läßt ſich vielleicht darüber
heeu; weil wahrſcheinlich nach den franzöſiſchen Wahlen die
AAichkeit für eine endgültige Regelung günſtiger iſt als heute;
bitt ſchaftlich aber iſt eine weitere Vertagung nun
ſinral nicht zu denken
Die deutſche Auffaſſung bleibt alſo weiterhin die gleiche, daß
gegen eine Vertagung der Lauſanner Konfernz um einige
2y, ſoweit das aus praktiſchen Gründen notwendig ſein ſollte,
e Einwendungen haben, daß wir aber auf dem Beginn der
TAierenz um das Monatsende beſtehn müſſen und ein neues
Pratorium ablehnen. Dies ſchon darum, weil darin
ſh franzöſiſcher Auffaſſung eine indirekte Anerkennung des
hu gplanes enthalten wäre, denn Frankreich macht
vor=
ſüßig noch zur Vorausſetzung eines
Morato=
ſims, die Weiterzahlung des ungeſchützten
hil es der deutſchen Annuität. Dazu ſind wir ab r,
chovenn uns das Geld ſofort wieder als Darlehen zur
Ver=
ſiung geſtellt wird, nicht mehr imſtande. Die deutſche
Zah=
las unfähigkeit kann auch von den Franzoſen nicht mehr
be=
ſum werden; ſie muß von der franzöſiſchen Politik auerkaunt
boen, und die muß die Grundlage des Eingeſtändniſſes bil=
* waß von Deutſchland nichts mehr zu holen iſt.
Mir die Franzoſen aus außen= oder innenpolitiſchen Gründen
* Mut zu einem ſolchen Vereicht nicht aufbringen, dann
ert das nichts daran, raß wir nach dem 1. Juli 1932 nichts
Aerr können; dann ſollen ſie auch vor aller Welt die Ver=
Mortung für die wirtſchaftlichen Folgen tragen, die ſich
dar=
micht nur für Deutſchlano, ſondern für ganz Europa und
enropäiſche Kultur ergeben müſſen.
Der franzöſiſche Reparalions=Skandpunkk.
Paris, 19. Januar.
F ranzöſiſche Kammer und Senat ſind am Dienstag
nach=
ag 15 Uhr franzöſiſcher Zeit zuſammengetreten. Nach den
her achen der Präſidenten wurde von Miniſterpräſidenr Laval
1h)er Kammer und vom Juſtizminiſter Bérard im Senat fol=
9be Regierungserklärung verleſen:
Unſere Regierung ſteht vor großen außenpolitiſchen Auf=
Wen. Sie wird zwei Problemen, die gegenwärtig Gegenſtand
Arn ationaler Erörterung ſind, ſich widmen müſſen: der Repa=
1ſtu en und der Einſchränkung und Herabſetzung der Rüſtungen.
12ie Kriſis, deren Auswirkungen Frankreich infolge der
gegen=
ſ ügen wirtſchaftlichen Abhängigkeit der Nationen auch ſpürt,
EAnicht nur die öffentliche Meinung der Völker in Verwirrung
9Macht, ſondern auch zahlreiche Syſteme wachgerufen, die eher
aAdoktrinärer Einbildungskraft als auf der Realität der
Tat=
utzn begründet ſind. Die Welt iſt nach Formeln be=
(iäg, die ihr Heilung verſprechen. Sie uimmt
tr mit zu großer Bereitſchaft die Theorien auf, die ein
hrſalheilmittel bringen wollen. Die Annullierung der Re=
Löſungen annehmen, die ohne die Kriſe beſchwören zu
können, Frankreich in ſeinen weſentlichen
Inter=
eſſen und in ſeinen durch frei geſchloſſene
Ver=
träge betonten Rechten treffen würden.
Wir werden das Recht auf Reparationen nicht verjähren
laſſen. Man fordert von uns aber eine
Entlaſtungs=
quittung zugunſten unſerer Schuldner. Wir haben aber
eine doppelte Pflicht, nämlich gegenüber den Generationen,
die den Krieg miterlebt haben, eine Pflicht der
Recht=
ſchaffenheit, die darin beſteht, nichts von unſeren Guthaben
zu opfern, ohne einen entſprechenden Erlaß unſerer eigenen
Schulden; und gegenüber den kommenden Generationen
haben wir eine Pflicht der Vorſicht, nämlich alle Abkommen
von einem gerechten Ausgleich der Produktions= und
Exiſtenzbedingungen abhängig zu machen. Dieſes
Gleich=
gewicht wäre zerſtört, wenn nach überwundener Kriſe das
Mißverhältnis zwiſchen den finanziellen und ſteuerlichen
Laſten, die die Völker in ihrer Aktivität belaſten,
Frank=
reich bei der Konkurrenz auf dem Weltmarkt in einen
Zu=
ſtand unbedingter Unterlegenheit verſetzen würde. Die
Re=
gierung wird bei allen bevorſtehenden Verhandlungen zur
Anpaſſung der in Kraft befindlichen Vereinbarungen über
die Kriegsſchulden an die Periode der wirtſchaftlichen
De=
preſſion weiterhin ſich ſtreng an dieſe grundſätzlichen
Prin=
zipien halten, die das franzöſiſche Parlament ſtets
ge=
billigt hat.
Frankreichs Politik auf der Abrüſlungskonſerenz.
Die Regierungserklärung behandelte dann weiter die
wirt=
ſchaftliche Lage in Frankreich, die Arbeitsloſigkeit, die
Budget=
verabſchiedung, und ging ſodann zum Abrüſtungsproblem über.
Die Konferenz für die Einſchränkung und Herabſetzung der
Rü=
ſtungen werde am 2. Februar zuſammentreten. Nach dieſer
Hin=
ſicht iſt die franzöſiſche Politik durch das Memorandum zum
15. Juli v. J. definiert worden. Dieſe im
Völkerbunds=
pakt verankerte Politik iſt ſeit 12 Jahren
die=
jenige Frankreichs ebenſo wie diejenige des
Völkerbundes. Unſer Land hat immer wieder die
wirt=
ſchaftliche, politiſche und humane Bedeutung dieſer Politik
er=
meſſen können.
Die Regierungserklärung erwähnt u. a. das Protokoll
von 1924, das, obwohl es nicht ratifiziert worden ſei,
am vollſtändigſten die franzöſiſche
Auffaſ=
ſung wiedergebe, ferner die allmähliche Anwendung
dieſer Gedankengänge in dem Abkommen von Locarno, dem
Kellogg=Pakt, dem allgemeinen Schiedsgerichtsabkommen,
mit denen ſämtlich der Name Briands verbunden bleibt;
all das ſeien die unveränderlichen Grundſätze der
franzöſi=
ſchen Politik. An dieſer Politik, ſo fährt die Erklärung
fort, haben alle Parteien teilgenommen und alle
Franzo=
ſen würden ſie aufrechterhalten. Alle erklärten überdies,
daß ſie ſich den Erfolg nur in einem beſtimmten Rahmen
denken, nämlich der Achtung des Begriffs des Vertrags,
der Schiedsgerichtsbarkeit, der Definierung des Angreifers,
des gegenſeitigen Beiſtandes, alſo der Sicherheit,
Es wäre verkehrt, etwa auf irgendeine Schwäche oder
Müdig=
keit Frankreichs und damit auf den Verzicht auf dieſe Grundſätze
rechnen zu wollen. Der Wille Frankreichs, den Frieden zu
orga=
niſieren, ſchließt beides aus. — Als Laval ſeine Ausführungen
beendet hatte, ſtimmte die Linke in den Ruf ein: „Es lebe
Briand!”
Nach Laval ergriff der Kammerpräſident Bouiſſon das
Wort, der ebenfalls darauf hinwies, daß das Anſehen des
Völker=
bundes nicht geſchwächt werden dürfe. (Ausſprache ſ. Seite 2.)
Deukſchland hält an der Lauſanner Konferenz feſt.
Berlin, 19. Januar.
Gegenüber der Havaserklärung, in der eine Verlängerung
des Hoover=Moratoriums angeregt und für den Fall dieſer
Ver=
längerung die Lauſanner Konferenz als überflüſſig bezeichnet
wird, wird in hieſigen unterrichteten politiſchen Kreiſen mit
allem Nachdruck betont, daß Deutſchland nach wie vor unter allen
Umſtänden an dem baldigen Zuſammentritt der
Reparationskon=
ferenz in Lauſanne feſthält. Es kann nur immer wieder auf den
Wiggins=Bericht vom Auguſt v. J. und auf das Baſeler
Gut=
achten hingewieſen werden, die beide die Notwendigkeit einer
baldigen Regelung der Reparationsfrage verlangen. Man
iſt in politiſchen Kreiſen der Auffaſſung, daß ſich kein
Staats=
mann dieſen Notwendigkeiten entziehen kann.
Amerika lehnk jeden Zuſammenhang
zwiſchen Schulden= und Abrüſlungsproblem ab.
In maßgebenden amerikaniſchen Kreiſen wird am Vorabend
der Abreiſe der amerikaniſchen Abrüſtungsabordnung betont, daß
die Hauptprobleme, die der Abrüſtung im Wege ſtünden,
poli=
tiſcher und wirtſchaftlicher Natur ſeien. Die amerikaniſche
Regie=
rung lehne es ab, eine Streichung oder Reviſion der europäiſchen
Schulden als Gegenleiſtung für die europäiſche Abrüſtung zu
er=
örtern. Trotz der Mahnung des Präſidenten Hoover, daß Europa
abrüſten müſſe, bevor es ſich für zahlungsunfähig erkläre, iſt die
amerikaniſche Regierung zur offiziellen Auffaſſung
zurückge=
ſchwenkt, daß eine Verbindung zwiſchen dem Schuldenproblem und
der Abrüſtungsfrage nicht beſtehe.
* Werden die Preiſe weiker ſiuken?
Von
Prof. Dr. C. von Tyſzka, Hamburg.
Es gibt wohl kaum einen Verbraucher in unſerer
Wirt=
ſchaft — und die Verbraucherſchaft iſt die große Maſſe — der
nicht von dem neuen Jahre weitere Preisſenkungen erwartet.
Iſt dieſe Hoffnung begründet oder werden wir Enttäuſchungen
erleben? — Die Frage iſt wichtig genug, um den Verſuch zu
wagen, einen Ueberblick über die mutmaßliche zukünftige
Preis=
geſtaltung zu geben, und zwar durch Gegenüberſtellung der
Fak=
toren, die auf eine Preisſenkung hinzielen mit denen, die die
Tendenz haben, die bisherige Preisſenkung aufzuhalten oder gar
eine Erhöhung der Preiſe zu bewirken. Von den Faktoren, die hier
in Frage kommen, wollen wir zunächſt die Maßnahmen des
Staates in dieſer Hinſicht, die ſogenannte Wirtſchaftspolitik
be=
trachten. Nicht nur bei uns in Deutſchland, ſondern auch in
faſt allen übrigen Ländern war die Wirtſchaftspolitik bisher in
erſter Linie produzentenfreundlich. Das iſt auch erklärlich und
gerechtfertigt, denn der Produzent iſt der Träger des
Wirt=
ſchaftslebens, ſein Wohlergehen bedingt die Erfolge in der
Wirtſchaft. Deshalb ſchützte man ihn durch mehr oder weniger
hehe Zölle vor der Konkurrenz des Auslandes, ſubventionierte
bedürftige Unternehmungen, erlaubte Kartelle und
Preis=
bindungen, die ausgeſprochen den Zweck verfolgen, die Preiſe
hoch zu halten. Denn hohe Preiſe galten und gelten immer
noch im allgemeinen als ein Zeichen des Wohlergehens der
Wirtſchaft. Der Konſument wurde demgegenüber mehr oder
weniger vernachläfſigt, und zwar unter der Begründung, daß
ja faſt jeder Konſument auf der andern Seite Produzent ſei,
und indem man ſeine Einnahmen durch Steigerung der Preiſe
und der Löhne erhöhe, ſtärke man zugleich ſeine Kaufkraft als
Konſument.
Eine ſolche Wirtſchaftspolitik iſt bis zu einem gewiſſen
Grade ganz ſicher richtig. Aber es gibt auch hier wie in allem
Grenzen. Und dieſe ſind gerade bei uns in Deutſchlan?, vor
allem in den Nachkriegsjahren weit überſchritten worden. War
bereits vor dem Kriege unſere Politik produktionsorientiert, ſo
wurde dieſe Tendenz durch die Inflation in übermäßiger Weiſe
verſtärkt. In dieſer Zeit fortgeſetzter Geldentwertung trat
durch den Verlauf der Entwicklung das Konſumenteniniereſſe
immer mehr in den Hintergrund. Die Preiſe ſtiegen enorm,
die Löhne folgten nach; man lebte von der Hand in den Mund,
gerechnet wurde kaum mehr, der Pfennig war verachtet.
Die Stabiliſierung der Währung konnte wohl mit einem
Schlage unſere Geldverhältniſſe ändern, nicht aber ebenſo ſchnell
die Geſinnung und das wirtſchaftliche Denken. Dieſes bewegte
ſich immer noch zum Teil in den Bahnen der Inflation. Der
Pfennig blieb nach wie vor wenig geachtet, die Tuend der
rechnenden Sparſamkeit hatte einen zu argen Stoß erhalten, als
daß ſie ſich ſchnell hätte erholen können. Auf Erhöh tüg der
Preiſe und Löhne wurde die ganze Politik abgeſtellt, und die
wenigen Warner, die darauf hinwieſen, daß Deutſchland im
Be=
griff ſei, das teuerſte Lano der Erde zu werden, wurden nicht
gehört.
Da kam der Umſchwung: die fortgeſetzte Kreditzufuhr vom
Ausland, auf deren Baſis jene Politik der hohen Preiſe und
Löhne von 1925 bis 1929 anfgebaut war, blieb ſchon von 1928
an aus. Und damit ergab ſich die Unmöglichkeit der Fortſetzung
der bisher produktionsorientierten Wirtſchaftspolitik. Ma ſah
ein, daß man mit der immer weiteren Erhöhung der Preiſe
und Löhne auf dem falſchen Weg war. „Das Ganze halt und
kehrt”, ſo lautete von 1930 an die Parole. Lohnabbzu und
Preisſenkungen wurden gefordert. Der Konſument und ſeine
Intereſſen traten in den Vordergrund. Aber es iſt leichter einen
begangenen Fehler einzuſehen, als ihn wieder gut zu mächen.
Denn man darf den Einfluß, den ſtaatliche Maßnahmen auf die
Preisgeſtaltung haben, namentlich wenn es ſich darum hendelt,
die Preiſe zu ſenken, nicht überſchätzen. Freilich ſino in den
letzten beiden Jahren die Preiſe der meiſten Lebensbedurfniſſe
ſtark zurückgegangen, ſo, um einige wenige zu nennen: von Ende
1929 bis Ende 1931 Fleiſch um 30 bis 40 Prozent, Milch um
20 Prozent, Butter um 33 Prozent. Margarine um 17 Prozent,
Gemüfe um 15 bis 20 Prozeut, Kartoffeln um 18 Prozent,
Bekleidung um 25 Prozent. Aber die Preisſenkung dieſer und
auderer Waren iſt wohl nicht in erſter Linie den Beſtredungen
der Wirtſchaftspolitik zu danken — wenn ihre Einwirkung auch
durchaus nicht verkannt werden ſoll, — ſondern der Tatſache,
daß auf dem Weltmarkte die den Verbrauchsgütern zugrunde
liegenden Rohſtoffe noch weit mehr im Preis gefallen ſind. Die
meiſten Rohſtoffpreiſe liegen auf dem Weltmarkt gegeritärtig
unter dem Vorkriegsniveau. Iufolgedeſſen mußten auch im
Ju=
land die Preiſe trotz Zollſchutz ſinken und nur ein geringer
Druck der ſtaatlichen Stellen genügte, um dieſe Preisſenkung
auszulöſen. Die Preisſenkungsaktionen der Regierung ſtanden
alſo im Einklang mit der natürlichen Entwicklung der Dinge.
Aber wie wird die Zukunft ausſehen. — Auf
dem Weltmarkt ſcheint der Preisfall, jedenfalls der ſtarke
Breis=
ſturz zum Stillſtand gekommen zu ſein. Möglich, wohl auch
wahrſcheinlich, daß die Preiſe dort noch etwas nachgeben werden,
aber doch nur langſam, ſchwerlich in größerem Maße. Iſt da
überhaupt die Möglichkeit gegeben, daß ſie ſich bei uns in
Deutſchland noch ſenken? — Ich wage dieſe Frage zu bejahen
und zu behaupten, daß unſere Preiſe nicht nar noch
weiter ſinken können, ſondern auch ſinken
müſ=
ſen. Und zwar aus mehreren Gründen. Zunächſt hat
Deutſchland das Weltmarktpreisniveau noch lange nicht erreicht.
Es gibt kaum einen Rohſtoff=Preis, der in Deutſchland nicht
höher wäre als auf dem Weltmarkt. So liegen z. B. die
deut=
ſchen Getreidepreiſe um etwa 150 Prozent über dem Welimarkt,
die Fleiſchpreiſe um zirka 20 Prozent, die Zuckerpreiſe um zirka
30 Prozent uſw. Freilich liegt die Urſache zum weſentlichſten
Teil in dem Zollſchutz, den die Produzenten nicht zu vertreten
haben, und den zu ermäßigen Sache der Wirtſchaftspolilik wäre.
Jedenfalls ſind aber hier durchaus Möglichkeiten der
Preis=
ſenkung vorhanden, und es iſt Sache der deutſchen Wirtſchaft,
dieſe voll auszunutzen. An zu hohen Rohſtoffpreiſen könnte
jedenfalls eine Preisfenkungsaktion nicht ſcheitern.
Einen zweiten Grund ſehe ich in den auch heute noch
ver=
hältnismäßig hohen Preisſpanuen, die von den
meiſten Proouzenten berechnet werden. Das ſoll lein Volzurf
ſein, ſondern nur die Feſtſtellung einer Tatfache, die ſich oaraus
erklärt, daß wir immer noch das unſelige Erbe der Iuflation,
Seite 2 — Nr. 20
von dem ich oben ſprach, mit uus herumtragen. Wie bekannt,
ſieht es der neuernannte Preiskommiſſar als eine ſeine:
vor=
nehmſten Aufgaben an, die Preisſpannen in den einzelnen
Ge=
zverben zu ſenken. Zu dieſem Zweck handelt er, unser
Zugrunde=
legung genaueſter Kalkulationsmethoden mit den einzelnen
ge=
vverblichen Organiſationen unter Mitwirkung der Behörden
un die Gewerbetreibenden freiwillig zur Herabſetzung der
Breis=
ſpannen und damit der Preiſe der Waren zu veranlaſſen. Es
iſt zu hoffen, daß die geſunde Einſicht der roduzenten, daß
heute nicht mehr durch hohen Stückgewinn, ſondern nur allein
noch durch großen Umſatz ein Verdienſt erzielt we den kanu, den
Beſtrebungen des Preiskommiſſars zum Erfolg helfen wird.
Wirtſchaftlich möglich iſt jedenfalls, wie die Berechnungen des
Preiskommiſſars dartun, eine Senkung der Preisſpannen in
den meiſten Gewverben.
Einen dritten Grund ſehe ich in den von Mitte 1931 ab
erfolgten und beſonders in der Dezember=Notverordnung
vor=
geſehenen Lohnſenkungen. Es iſt bekannt, daß die
viel=
fach verhältnismäßig hohen Löhne der Jahre 1927 bis 1929 die
Preiſe heraufgeſchraubt haben, da ſie die Produktionskoſten
er=
höht haben. Der Lohnanteil an den Koſten iſt zwar in den
einzelnen Geſverben ein verſchiedner, aber gerade in den
Ge=
brauchsgütern, auf deren Senkung es ankommt, ein recht hoher.
Mit der Herabſetzung der Löhne ermäßigten ſich ſomit die
Pro=
duktionskoſten und infolgedeſſen kann und muß der Preis
niedriger werden. Hier liegt die innere Berechtigung der
An=
ordnung der Preisherabſetzung der Grundſtoffe (Kohle. Eiſen
uſw.) und der gebundenen Preiſe wie auch der oben erfrähnten
Beſtrebungen der Preisſpannenſenkung.
Einen vierten Grund erblicke ich in der durc die Gehalts=
und Lohnſenkungen wie durch den Rückgang der Einkommen
überhaupt herbeigeführten Minderung der Kaufkraft.
Sämtliche Preiſe haben ihre obere Grenze in der Kaufkraft der
Bevölkerung. In dem Maße wie dieſe ſinkt, muß verſucht
wer=
den durch Preisnachläſſe die Kaufkraft zu heben, um den
Um=
ſatz zu ſteigern. Ein armes Land, wie unſer Deutſchland, muß
billig ſein; „muß” in doppelter Bedeutung, einmal als ethiſche
Forderung, zum andern aber, weil nur durch „Billigkeit” der
Verfall der Kaufkraft aufgehoben werden kann.
Ein weiterer Faktor, der das allgemeine Preisniveau ſenken
ſpürde, wäre die Herabſetzung ſämtlicher Gebühren,
die der öffentlichen Verwaltung wie beſonders auch der
halb=
öffentlichen Verſorgungs= und Verkehrsbetriebe: Herabſetzung der
Gas= und Elektrizitätsgebühren, der Straßenbahn= Eiſenbahn=
und Poſttarife. Hier liegt ein weiteres dankbares Arbeitsfeld
für den neuen Preiskommiſſar vor. Und auf dieſen Gebieten
iſt er auch in der Lage, diktatoriſch vorzugehen, da es ſich hier
um öffentliche oder halböffentliche Betriebe handelt, die
ge=
zwungen werden können, wenn die Einſicht verſagt, während
eine Preisdiktatur in der Privatwirtſchaft ſtets ihre ſehr
be=
denklichen Seiten hat. Eine weitere Möglichkeit der Senkung
des Preisniveaus wäre in einer zweckmäßigen Beaufſichtigung
der Kartelle und ihrer Preispolitik zu erblicken, und es läßt
ſich nicht leugnen, daß die kartellmäßig gebundenen Preiſe immer
noch verhältnismäßig weit höher als die freien Preiſe liegen.
Dieſen Tendenzen, die auf eine Ermäßigung der Preiſe
hin=
wirken, ſtehen freilich Faktoren, die auf das Gegenteil hinzielen,
gegenüber. Vor allem zwei: die außerordentliche Steuerlaſt, die
imimer größer geworden iſt, beſonders auch jetzt wieder durch
die Erhöhung der Umfatzſteuer, und die großen, ebenfalls
fort=
geſetzt geſtiegenen ſozialen Laſten. Aber dies muß mit in den
Kauf genommen und bezwungen werden, denn es bleibt uns
kein anderer Weg zur Ueberwindung der ſchweren Wirtſch
fts=
kriſe, der großen Not und des Elends, als weitere Verbilligung
ſämtlicher Verbrauchsgüter. Nur dadurch allein können wir
wieder Arbeit und Brot ſchaffen, und durch Ausfuhr uns die
lebensnotwendigen Waren, die uns fehlen, beſorgen. Wer aber
ausführen will, muß billig auf dem Weltmarkt anbiete . Es
iſt kein roſiger Weg, ſondern ein Dornenpfad, den wir gehen
müſſen und Schmälerung unſerer Einkommen, gleich ob es aus
Lohn, Gehalt oder ſelbſtändiger Arbeit fließt, bezeichnen ihn.
Aber an ſeinem Ende ſteht die Ausſicht auf eine befſere Zukunft.
Slimſon, Zührer der amerikaniſchen Abrüſtungs=
Delegation.
EP. Waſhington, 19. Januar.
Das Repräſentantenhaus hat den Kredit von 450 000 Dollar
für die Koſten der amerikaniſchen Abrüſtungs=Delegation
ange=
nommen. General Dawes wurde von Staatsſekretär
Stimſon aufgefordert, an die Spitze des
neugegrün=
deten Finanzkonzerns zum Wiederaufbau der
amerikaniſchen Wirtſchaft zu treten. Infolgedeſſen
wird Dawes ſeine urſprüngliche Abſicht, zur bevorſtehenden
Ab=
rüſtungs=Konferenz nach Europa zurückzukehren, nicht ausführen.
An ſeiner Stelle wird Staatsſekretär Stimſon
die Führung der amerikaniſchen Delegation auf
der Genfer Abrüſtungs=Konferenz übernehmen.
Die amtliche Ernennung Stimſons iſt heute erfolgt.
Der 150. Geburtstag des am 20. Januar 1782 zu Florenz als
Sohn des nachmaligen Kaiſers Leopold II. geborenen
Erzher=
zogs Johann erinnert wieder einmal an dieſe fürſtliche
Perſön=
lichkeit, die im tollen Jahre 1848 zum Hauptrollenträger in einem
tollen politiſchen Spiele gemacht wurde. Am 29. Juni dieſes
Jahres wurde der Erzherzog von der erſten Deutſchen
National=
verſammlung in der Frankfurter Paulskirche als Reichsverweſer
an die Spitze des einigen deutſchen Reiches geſtellt, eines
ſtaat=
lichen Weſens, das erſt noch geſchaffen werden ſollte. Die
Zen=
tralgewalt” zu vollenden, wurde ein Reichsminiſterium gebildet,
ein ebenſo ſonderbares Inſtitut; denn wie das Parlament
Be=
fugniſſe vergab, die es gar nicht hatte, ſo beſaß der
Reichskriegs=
miniſter kein Heer, der Finanzminiſter keine Finanzen, der
Juſtizminiſter kein Gericht, und der auswärtige Miniſter, der
„die Ehre und das Recht Deutſchlands über jede andere Rückſicht
ſetzen” ſollte, war nirgends anerkannt. Kurz, man verfügte nicht
über den Schatten einer Macht. Wie aber kam es, daß die
Frankfurter Verſammlung, in der unſtreitig ein erſtaunliche Fülle
von geiſtig hervorragenden, charakterſtarken und
geſinnungstüch=
tigen Männern vorhanden war, durch die Wahl des
Habsbur=
gers die deutſche Frage der Löſung näher zu bringen hoffte?
Warum war man gerade auf den Erzherzog Johann gekommen?
Eine Geſchichte, die auch ihren komiſchen Beigeſchmack hat.
Als der Präſident der Nationalverſammlung, der edle
Hein=
rich von Gagern, mit „kühnem Griffe” die Schaffung einer
Reichsverweſerſchaft vorſchlug, wies er mit Nachdruck
zugleich=
auf den Erzherzog hin. Dieſer war eine volkstümliche, aber
keineswegs bedeutende Perſönlichkeit. In jungen Jahren,
wäh=
rend der napoleoniſchen Zeit, hatte er Gemeinſinn und ater
landsliebe bewieſen, wenn auch ſeine meiſt wenig glücklichen
Kriegstaten nicht gerade für große Führereigenſchaften ſprachen.
Seine eifrige Tätigkeit für die Bewaffnung und Erhebung des
Volkes in Tirol (1805, 1809 und 1813) hatte ihn bei ſeinem
Bruder, Kaiſer Franz, und bei deſſen Miniſter Metternich
ver=
dächtig gemacht: man munkelte, er habe ſich ein Alpenkönigreich
Rhätien ſchaffen wollen. Das Mißtrauen der Hofburg begleitete
den Erzherzog auch nach Steiermark, wo er ſich ſeit 1815
natur=
wiſſenſchaftlichen und hiſtoriſchen Studien hingab und ſich um die
wiſſenſchaftlichen Sammlungen und Anſtalten der Hauptſtadt
Graz große Verdienſte erwarb. In Wien machte er ſich weiter
verdächtig, dadurch, daß er mit Gelehrten und Künſtlern wie
mit ſeinesgleichen verkehrte, daß er gar in vertrautem Kreiſe
ſich zuweilen über die Torheiten der k. k. Zenſur unmutig
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Wie verlautet, denkt die Reichsregierung nicht daran, die
be=
antragten Spielbanken für Aachen. Wiesbaden, Baden=Baden und
Weißer Hirſch (Dresden) durch Notverordnung einzuführen. Ueber
die Einführung, zu der ſich bisher nur das Zentrum noch nicht
ge=
äußert hat, werde der Reichstag entſcheiden müſſen.
Wie wir erfahren, hat der Preiskommiſſar auf Grund ſeiner
Verhandlungen mit den Brauereien angeordnet, daß der Bierpreis
ab 1. Februar um zwei Mark je Hektoliter Vollbier geſenkt wird,
alſo von 49,85 auf 47,85 Reichsmark. Der Ausſchankpreis ſoll eine
entſprechende Senkung erfahren.
Durch Verordnung des Reichskommiſſars für
Preisüber=
wachung ſind Preisauszeichnungen auch für Schuhreparaturen
an=
geordnet worden. Ferner ſind die Schornſteinfegertaxen gegenüber
den Sätzen vom 1. 12. 31 um 15 v. H. geſenkt worden.
Die Zinsverbilligung für die zu Gerſte= und Haferankäufen
von getreideverarbeitenden Fabrikbetrieben in Anſpruch
genom=
menen Wechſelkredite, iſt bis zum 15. Februar 1932 verlängert
worden. Vorausſetzung der Zinsverbilligung iſt, daß die
zu=
grunde liegenden Käufe bis zum 15. Februar 1932 abgeſchloſſen
und erfüllt ſind.
Der Preußiſche Landtag lehnte am Dienstag die
ſtaatspartei=
lichen und kommuniſtiſchen Anträge auf Reviſion bzw. völlige
Ein=
ſtellung der ſtaatlichen Abfindung für die ehemaligen
Fürſtenhäu=
ſer und ſtandesherrlichen Familien ab.
Der Vorſitzende der nationalſozialiſtiſchen Reichstagsfraktion,
Dr. Frick, der vor ſeiner Ernennung zum thüringiſchen
Innen=
miniſter bayeriſcher Staatsbeamter war, kehrt jetzt wieder in den
bayeriſchen Staatsdienſt zurück, und zwar als Regierungsrat erſter
Klaſſe bei der Regierung von Oberbayern und Mitglied des
Ober=
verſicherungsamtes.
Die Depoſiten ungariſcher Banken in New York wurden von
den amerikaniſchen Großbanken vorübergehend geſperrt. Der
Schritt erfolgte infolge der unklaren Ausführungsbeſtimmungen
des ungariſchen Teilmoratoriums durch die ungariſchen Banken.
Bis zu einer Klärung der Lage werden daher die ungariſchen
Einlagegelder zur Deckung der ungariſchen Bankſchulden in New
York zurückgehalten.
Wie aus Addis Abeba gemeldet wird, wurde der dortige
amerikaniſche Geſandte Southard von der abeſſiniſchen Polizei
übel zugerichtet, weil er mit ſeinem Automobil eine eingeborene
Frau leicht geſtreift und verletzt hatte. Der Chauffeur des
ame=
rikaniſchen Geſandten wurde verhaftet.
Der Rückgang des deutſchen Ausfuhrüberſchuſſes.
* In ausländiſchen Preſſebetrachtungen zum
Reparations=
problem kehrt ununterbrochen die Behauptung wieder, daß es
Deutſchland nicht ſchwer fallen würde, einen Teil der bisherigen
Laſten zu tragen und damit Frankreich zufriedenzuſtellen, weil ſich
die deutſche Ausfuhr in aufſteigender Linie bewege und die
Aus=
fuhrüberſchüſſe von Monat zu Monat zunähmen. Damit wären
auch die Einnahmen geſchaffen, um die franzöſiſchen Anſprüche
zu=
friedenzuſtellen. Jetzt liegt die neue Ausfuhrbilanz vor, ſowohl
für Dezember, wie auch für das ganze Jahr 1931. (Siehe
Handels=
teil. Die Schriftleitung.) Richtig iſt, daß die deutſchen
Ausfuhr=
überſchüſſe anſteigen. Das geſchah aber im weſentlichen auf
Koſten der deutſchen Wirtſchaft, die zum Teil zu
nied=
rigſten Preiſen, zum Teil ſogar unter Verluſten
aus=
führte. Außerdem wurden die Ueberſchüſſe künſtlich
er=
höht durch die ſtarke Droſſelung der Einfuhr aus
dem Auslande. Im vergangenen Jahr iſt unſere
Handels=
bilanz mit 2,5 Milliarden aktiv. Aber ſchon das Jahresende hat
gezeigt, daß die Bilanz für 1932, wenn nicht ein
all=
gemeiner wirtſchaftlicher Aufſchwung einſetzt,
ganz erheblich rückgängig ſein wird. Während die
Handelsbilanz im November 1931 noch mit 267 Millionen aktiv
war, iſt der Ausfuhrüberſchuß im Dezember
be=
reits auf 224 Millionen zurückgegangen. Dabei
ſind die Reparationen nicht mitgerechnet, da es ſich ja um
Lei=
ſtungen ohne Gegenwert handelt. Angeſichts der noch ſtetig ſich
er=
höhenden Zollmauern in aller Welt, beſonders aber um England,
und angeſichts der Hemmungen aus den vielen Währungen, die
von ihrem normalen Status abgegangen ſind, iſt mit einem
weiteren Abſinken des Exportüberſchuſſes zu
rechnen. Hand in Hand damit wird eine weitere
Droſſe=
lung unſerer Einfuhr zu erwarten ſein. Die
Kon=
ſumkraft Deutſchlands führte 1030 noch für 10
Milliar=
den RM. Werte ein. Bereits im Jahre 1931 ſank die
Ein=
fuhr auf 6, 6 Milliarden! Das Ausland darf ſich
alſo nicht darüber täuſchen, daß der
Warenver=
brauch notgedrungen noch weiter zurückgeht,
wenn ſich nicht alle vernünftigen Kräfte ins
Mittel legen, um dem Reparationswahnſinn ein
Ende zu bereiten.
jußerte. In den Ruf eines Oppoſitionsführers kam der
Erz=
herzog vollends, als er, ein rüſtiger Landwirt und Gemsjäger,
ſich gemütlich mit allerlei Leuten aus dem Volke anbiederte und
im Bereiche Metternichs und des zäh am Hergebrachten
kleben=
den Althabsburgertums ſich gelegentlich ſogar mit modern
kon=
ſtitutionellen Anſichten leiſe hervorwagte. Seine
Vorurteilsloſig=
keit und Freiſinnigkeit aber wurden vom Volk erſt recht
ge=
prieſen, von dem höfiſchen Geſchmeiß getadelt, als er ſich in die
hübſche Tochter des Poſtmeiſters Plochl von Auſſee verliebte und
das 18 Jahre jüngere Mädchen 1827 heiratete. Er ließ die
ſchwere Zurückſetzung ſeines Hauſes, die ihm dieſe Liebesehe
eintrug, ruhig über ſich ergehen und trat erſt nach dem Tode
ſeines kaiſerlichen Bruders (1835) hie und da wieder an die
Oeffentlichkeit. So, als er ſeinen Neffen Kaiſer Ferojuand
im September 1842 bei der zweiten Grundſteinlegung des
Kölner Domes vertrat. Damals erglänzte König Friedrich
Wil=
helm IV. als nationaler Feſtredner; er feierte in einem
Trink=
ſpruche beim Feſtmahle in Brühl, dem lieblichen Rokokoſchloſſe
der kölniſchen Kurfürſten, auch den Erzherzog Johann, deſſen
Name „uns anwehe wie die Bergluft der Hochalpen‟. Der greiſe
Gaſt erſtattete tiefgerührt ſeinen Dank und ſchloß etwa ſo: „
So=
lange Preußen und Oeſterreich, ſo lange das übrige Deutſchland,
ſoweit die deutſche Zunge klingt, einig ſind, werden wir
uner=
ſchütterlich daſtehen wie die Felſen unſerer Berge.‟ Die
Zu=
hörer waren tief bewegt, aber noch wunderbarer war die
Wir=
kung dieſer unſchuldigen Worte in weiten Kreiſen der deutſchen
Oeffentlichkeit! Den Zeitgenoſſen erſchien es als eine unerhörte
wahrhaft liberale Tat, daß ein Mitglied des öſterreichiſchen
Kaiſerhauſes in Gegenwart des oberſten aller Reaktionäre,
Metternichs, und mit den Worten des verfemten Arndtſchen
Vaterlandsliedes, die Einigkeit Deutſchlands geprieſen hatte.
Sofort war der alte Herr ein berühmter Mann, ſein Name
be=
kam deutſchnationale Geltung; die Zeitungen verſicherten, er
habe gefagt: „Kein Oeſterreich, kein Preußen mehr! ein einig
Deutſchland hoch und hehr, ein einig Deutſchland feſt wie ſeine
Berge!‟ Dazu bemerkt Treitſchke im 5. Band ſeiner „Deutſchen
Geſchichte im 19. Jahrhundert”: „In Nationen, die einer großen
Entſcheidung entgegenzittern, walten die Kräfte der
Mythen=
bildung mit rätſelhafter Stärke; ſie warfen ſich jetzt auf den
Oeſterreicher und geſtalteten ihn zu einem volkstümlichen Heiden.”
Dieſes Idealbild eines nationalen Volksmannes ſchwebte auch
Gagern vor, als er den Erzherzog zum Reichsverweſer empfahl.
Und ſo wurde der Sechsundſechzigjährige, das war der Humor
der Weltgeſchichte zur Belohnung für einen Trinkſpruch den
er ſo gar nicht gehalten und nicht gemeint hatte, an die Spitze
der deutſchen Nation berufen, in ein Amt, in dem er bis zu
deſſen Niederlegung am 20. Dezember 1849 ſich nicht als
deutſch=
nationaler Staatsmann, ſondern als entſchiedener Vertreter
habsburgiſch=öſterreichiſcher Intereſſen erwies.
Dr. Karl=Berger.
Mittwoch, 20. Januar 1932
Sondierungen Lapals in Waſhingkon.
Amerika erwarket Inikiglive von Europa.
Waſhington, 19. Januar.
Die im Auftrage des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Lavex.
in Waſhington erfolgten Sondierungen ſtehen im
Zuſammenham=
mit einer Denkſchrift, die Staatsſekretär Stimſon dem franzöſiſche=
Botſchafter in Waſhington übermittelte und in der die Haltum
der amerikaniſchen Regierung in der Schuldenfrage dargelec
wurde. Dieſe Denkſchrift erklärt u. a., daß die Initiative für diß
Behandlung dieſer Frage von Europa kommen müſſe. Miniſterx
präſident Laval erklärte daraufhin dem amerikaniſchen
Botſchafte=
in Paris, er könnte ſchwerlich die Vertagung und die Hinausſchie
bun der Schuldenzahlungen vor dem Parlament anregen, ohn
vorher über die Haltung der Vereinigten Staaten unterrichtet z
ſein.
Das Staatsdepartement teilt mit, daß die fragliche Denkſchri;
keine Antwort auf eine vor einigen Monaten übermittelte, abee
nicht veröffentlichte Note der ſranzöſiſchen Regierung ſei.
Heu=
vird erklärt, Frankreich habe in dieſer Note verlangt, da
die politiſchen Schulden und Reparationen di
Priorität vor den Privatſchulden genießen ſol
ten, falls Deutſchland nach Beendigung des Mc
ratoriums nicht alle Schulden zahlen könnt
Die amtlichen Kreiſe meinen, Laval wünſche zu wiſſe
ob eine Möglichkeit beſtünde, daß der Kongre
ſeinen Widerſtand gegen jede Herabſetzung ode=
Aufhebung der Kriegsſchulden aufgebe.
Während ſich der Senat nach Verleſung der Regierungserklch
rung vertagte, trat die Kammer auf Antrag des Miniſterpräſrſ
denten ſofort in die Beratung der vorliegenden Interpellationen;
über die allgemeine und auswärtige Politik der Regierung ſowio
die Zuſammenſetzung des Kabinetts ein.
Als erſter Interpellant erklärte der Abgeordnete Ledau
(radikal) er könne dem neuen Kabinett das Vertrauen nickt
ſchenken.
Der Sozialiſt Froſſard kritiſierte in ironiſcher Weiſe die
Zuſammenſetzung des Kabinetts. Das einzige Ziel der von Lavcr
inſzenierten Regierungsumbildung ſei die Ausſchiffung
Briand=
geweſen. Froſſard richtete erregt an den Miniſterpräſidenten d
Frage, ob die Außenpolitik Frankreichs morgen geändert werd
und ob Laval, der Schüler Briands, ſich an die Stelle ſeine
Lehrers geſetzt habe, um deſſen Werk zu zerreißen.
Dann interpellierte der Führer der Sozialiſten Léon Blu
die Regierung über die bevorſtehenden Konferenzen. Er ſagt.
man dürfe die Erklärungen des Reichskanzlers Dr. Brüning nich
durch die Brille der Preſſekommentare betrachten, ſondern müſ
fragen, ob ſie nicht dem franzöſiſchen und engliſchen
Botſchaft=
gleichzeitig abgegeben worden ſeien. Der Reichskanzler habe
Grunde genommen von der vorübergehenden Zahlungsunfähigke;
Deutſchlands auf eine definitive geſchloſſen. Für ihn und ſür
Deutſchland ſei die Reparationsfrage geregelt. Unter wiederho/
ten Proteſtrufen aus der Mitte und von der Rechten des
Hauſe=
fragt Blum, ob die verſchiedenen Regierungen Frankreichs alle
getan hätten, um die republikaniſchen und demokratiſchen Elu
mente Deutſchlands zu unterſtützen. Wenn Frankreich ſich an de=
Buchſtaben ſeines Rechtes klammere, begünſtige es die Propae
ganda Hitlers.
Die Ausführungen Blums wurden von rechtsſtehenden M
geordneten wiederholt unterbrochen. Blum meinte, daß der
Sim=
darüber, ob Deutſchland die Wiederaufbaukoſten ſchon erlegt
hc=
einem internationalen Schiedsgericht unterbreitet werden müſe
(Lebhafter Proteſt rechts.) Der Reparationsgläubigeranſpru.!
Frankreichs ſei berechtigt, aber Deutſchland könne wegen ſeine
gegenwärtigen Lage nicht zahlen. Wolle die Regierung etwa zu
Politik des Zwanges und der Pfänder zurückkehren? Er woll
nicht, daß der Youngplan einſeitig zerriſſen werde, aber ebenſ.
wenig, daß man ihn gewaltſam aufzwinge. Blum trat für de
franzöſiſche Theſe ein, daß an die Vereinigten Staaten kein
Ce=
time mehr gezahlt werden dürfe, als Frankreich ſelbſt von Deutſc
land erhalten werde. Zum Abrüſtungsproblem übergehend e
klärte Blum, wenn die franzöſiſche Regierung bei der Theſe, w
ſie im Memorandum entwickelt ſei, bleiben ſollte, würde es ſi.
nicht lohnen, die Abrüſtungskonferenz zu beſchicken. Frankrei
würde dort nicht nur politiſch, ſondern auch intellektuell iſolie
werden.
Nachdem der Abg. Cachin die kommuniſtiſchen Theſen
den bevorſtehenden großen Konferenzen dargelegt hatte, vertag
ſich die Kammer auf Antrag Lavals auf Donnerstag vormitta
Von Karl Waldemar.
Der Dichter Goethe hat ſich über ſeine Tätigkeit als Advole
ſo wenig ausgeſprochen, daß es nicht unintereſſant ſein kann, dar
über Näheres zu erfahren. Authentiſches läßt ſich allein aus neuſt
undzwanzig Akten ſchöpfen, die in Frankfurt aufbewahrt ſind md.
deren Inhalt es verlohnt, ſich näher mit ihm bekannt zu mageſ.h
Einzelne dieſer Pandekten bilden dicke Folianten, die als Beweil!
dafür dienen, daß man den Wert der Zeit damals nicht kannte.
Nachdem Goethe ſeine Studien in Leipzig und Straßburg de
endet hatte, begab er ſich nach ſeiner Vaterſtadt zurück, um ſeiſ.
Advokatentätigkeit zu beginnen. Daß ihn der Vater hierbei 9”
bührend unterſtützt hat, iſt wohl anzunehmen. Daneben hatte &
auch noch ſeinen Oheim Textor und ſeinen ſpäteren Schwager e.
hann Georg Schloſſer — beide Frankfurter Rechtsanwälte —9
ihm beratend zur Seite ſtanden und ihm auch einen Teil ihre
Prozeſſe abtraten.
Goethe nahm es mit ſeinen Pflichten als Anwalt ſehr gend
ſo daß er ſich trotz ſeiner Jugend bald einen Namen machte. S
führte ſeine Prozeſſe mit Gründlichkeit und ſeine Repliken in de
Akten zeugen von ſoviel Scharfſinn, daß man ſich nicht darude
wundern kann, wenn ſein Vater wiederholt geäußert hat,
müſſe jeden Klienten um ſolchen Rechtsbeiſtand beneiden, au
wenn dieſer zufällig nicht ſein Sohn wäre!‟ Dann hatte
Goel-
auch das Glück, einen der gewandteſten Bürogehilfen in der PE
ſon des Schreibers Liebholdt in ſeine Dienſte nehmen zu konne
der ſchon bei anderen Advokaten mit Erfolg geſchafft hatte.
In ſeinen Schriftſätzen ließ Goethe neben dem Advokaten v.
allem den Menſchen durchblicken. Der Buchſtabe des Geſetzes tul
merte ihn weniger — die Verhältniſſe mußten ſprechen. d
Grundſatz der Gerechtigkeit ſtand ihm höher als das formale Rec=
In allem appellierte er zuerſt an das menſchliche Gefühl der Rie
ter. Zugleich hatte ſeine Diktion einen derartigen Schwung, 9e
ſein Schreiben ſchon hierdurch für ſich einnahm.
Natürlich verurſachten die Klagen erheblich mehr Arbeit E”
heute. Allein die Ueberſchrift lautete in der Regel: „Wohl= 1n
Hochgeborene, Geſtrenge, Beſt= und Hochgelahrte, Wohlfürſicht.
und Wohlweiſe, ſonders Großgünſtige, Hochgeehrteſte und H0e
gebietende Herren Stadt=Schultheiß und Schöffen!“ — Ebenſo
fremdlich muten die Argumente an. Es heißt da: „Der Maſe
der Unwahrheit iſt überall durchlöchert. Je mehr man ihn
eine Seite ausſpannt, deſto mehr läßt er auf der andern unde
hofft alle Blößen ſehen.” Oder: „Wie konnte oder ſollte ich de
ſo bewandten Umſtänden das Feuer ſchüren, woran ich ſelbſt
braten wurde?" — „Iſt nun der mit ſo vielem Jauchzen gefunde.
Grund nichts als ein zugefrorenes Waſſer, ſo muß das darauf.e
Mittwoch, 20. Januar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 20 — Seite 3
Ermächtigung für die Reichsregierung zur Erhebung von Baluta=Ausgleichszuſchlägen und zur Feſtſehung
von Vergeltungszöllen. — Einführung eines differenzierten Butkerzolles.
liche Veredelungswirtſchaft bringen könne. Der Rückgang des
Mindenontgs 3der-Holderoronung. Butterpreiſes ſei im weſentlichen durch die raſch ſinkende Kauf=
Berlin, 19. Januar.
Auf Grund des Artikels 48 Abſatz 2 der Reichsverfaſſung wird
wolgendes verordnet:
Artikel 1.
Die Reichsregierung wird ermächtigt, im Falle eines
dringen=
den wirtſchaftlichen Bedürfniſſes
1. bei der Einfuhr von Waren, die aus Ländern ſtammen,
deren Währung unter die Goldparität geſunken iſt, für einzelne
Waren oder Warengruppen Ausgleichszuſchläge zu erheben,
2. für Waren, die aus einem Lande ſtammen, mit welchem das
2oeutſche Reich nicht in einem handelsvertraglichen Verhältnis
ſeht, oder welches die deutſchen Waren ungünſtiger behandelt als
1me Waren eines dritten Landes, erhöhte Zollſätze feſtzuſetzen. Von
teer Erhebung der erhöhten Zollſätze kann bis zur Dauer von
höch=
ſoens ſechs Monaten Abſtand genommen werden, wenn mit dieſem
hande Handelsvertragsverhandlungen ſchweben oder bevorſtehen.
2oie Reichsregierung kann bei einzelnen Waren von der
Anwen=
trung der erhöhten Zollſätze ganz oder teilweiſe abgehen.
Die
4Traft.
Verordnung tritt
Artikel 2.
mit dem Tage
der Verkündung in
Der Reichspräſident (gez.) v. Hindenburg.
Die neuen Bukkerzollſähe.
Die Durchführungsbeſtimmungen zu der Zollnotverordnung
zwm 19. Januar, die ſich zum Teil auch auf die frühere
Zoll=
mächtigung beziehen, ändern praktiſch zunächſt lediglich den
Autterzoll. Danach tritt ein differenzierter Butterzoll, deſſen
umterſte Grenze 50 Mark und deſſen oberſte Grenze 170 Mark je
2 oppelzentner iſt, in Kraft.
Im einzelnen bleibt der im Handelsvertrag mit Finnland
fr ein Kontingent bis zu 5000 Tonnen im Jahre unter
Nach=
weis der Herkunft durch Urſprungszeugnis feſtgeſetzte Zollſatz von
50 Mark für die Länder beſtehen, deren Währung nicht unter die
Goldparität geſunken iſt und die auf Grund eines
Handelsvertra=
ges das Meiſtbegünſtigungsrecht beſitzen, alſo u. a. Holland,
Yrußland, Lettland und Eſtland. Für die handelsvertraglich
meiſt=
be=günſtigten Länder, deren Währung unter die Goldparität
ge=
ſanken iſt, wird nach Artikel 1 Ziffer 1 der Verordnung vom
1: Januar 1932 ein Zuſchlag von 36 Mark erhoben, ſo daß der
tatſächliche Zoll im Rahmen des Kontingents 86 Mark beträgt.
Ein beſonderer Maßſtab oder Prozentſatz für die
Valutaentwer=
tung iſt nicht vorgeſehen. Maßgebend iſt lediglich das Sinken
der Währung unter die Goldparität.
Im übrigen würde praktiſch alſo außerhalb der
vorgenann=
tim Kontingente der autonome Butterzoll für Länder mit feſter
Amluta verdoppelt; er beträgt jetzt 100 Mark. Für Länder,
daren Währung unter die Goldparität gekunken iſt, wird zu
die=
ſan autonomen Zoll ein Zuſchlag von 36 Mark erhoben, ſo daß
ſin, dieſen Fällen der autonome Zoll auf 136 Mark ſteigt. Ferner
wird auf Grund der Ziffer 2 des Artikels 1 der Verordnung vom
10. Januar für die Länder, mit denen das Deutſche Reich nicht
einem handelsvertraglichen Verhältnis ſteht, der Zoll auf 170
Mark je Doppelzentner feſtgeſetzt. U. a. betrifft das Polen,
Ka=
mirda, Auſtralien und Neuſeeland.
Das Inkrafttreten der vorſtehenden Neuregelung für
den Butterzoll iſt noch nicht endgültig feſtgeſetzt. Es
iſ, aber noch in dieſer Woche zu erwarten. Wie weit ſonſtige
Zoll=
maßnahmen auf Grund der neuen Zollnotverordnung zu
erwar=
tem ſind, läßt ſich noch nicht überſehen. Da aber gerade von
nicht=
lamdwirtſchaftlicher Seite Wert darauf gelegt wird, der neuen
Nwtverordnung eine allgemeine Faſſung zu geben, darf man
da=
mrt rechnen, daß ſchon in Kürze weitere
Durchführungsbeſtim=
muingen bevorſtehen.
gegen eine Erhöhung des Bukkerzolles.
Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion hat beim
Reichs=
arizler Dr. Brüning Vorſtellungen gegen die beabſichtigte
Er=
ſchung des Butterzolles erhoben. Die Fraktion iſt der Anſicht,
ewß die Butterzollerhöhung keine wirkſame Hilfe für die bäuer=
kraft der ſtädtiſchen Bevölkerung hervorgerufen worden. Eine
Preiserhöhung würde alſo nur eine vermehrte Abwanderung zum
Margarinekonſum bedeuten. Außerdem aber würde die
Verteue=
rung eines ſo wichtigen Nahrungsmittels in ſtärkſtem Widerſpruch
zu der Preisſenkungsaktion der Reichsregierung ſtehen. Auch
be=
drohe die Erhöhung des Butterzolles den deutſchen Export. Eine
große Reihe wichtiger Abnehmer der deutſchen Induſtrieprodukte
würde in der jetzigen Situation auf Gegenmaßnahmen nicht
ver=
zichten, die neue Arbeitsloſigkeit infolge Einſchränkung des
deut=
ſchen Exports bewirken würde.
die Maßnahmen zur Ernkeſicherung.
Das Reichskabinett hat ſich bisher noch nicht abſchließend
mit den weiteren, vom Reichsernährungsminiſter angeregten
Maßnahmen zur Ernteſicherung befaßt. Es handelt ſich dabei
— wie bekannt — in der Hauptſache um die Verſorgung der
Landwirtſchaft mit künſtlichen Düngemitteln und mit Saatgut.
Der Plan läuft darauf hinaus, eine Vorberechtigung für
Dün=
ger= und Saatgutkredite einzuführen, wobei nach den
gegenwär=
tigen Gedankengängen die Kredite im gleichen Range wie
Lohn=
forderungen rangieren würden. Außerdem ſoll das Reich eine
Ausfallbürgſchaft für ein Viertel der Düngerkredite übernehmen,
alſo zur Sicherung der diesjährigen Frühjahrsbeſtellung noch
für etwa 75 Millionen. Düngemittelhandel und
Genoſſenſchaf=
ten ſollen ſich mit 10 v. H. an der Bürgſchaft beteiligen.
Be=
denken wegen möglicher Gefährdung des Realkredits durch die
Schaffung einer derartigen beſonderen Bevorrechtigung werden
als hinfällig angeſehen, nachdem ſich inzwiſchen auch die
Real=
kreditinſtitute für den Plan ausgeſprochen haben. Angeſichts der
Eilbedürftigkeit der Aktion wird in unterrichteten Kreiſen mit
beſchleunigtem Abſchluß der Verhandlungen gerechnet.
Abbau des Regierungseinflufſes auf die Banken?
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages hat nach längerer
Pauſe ſeine Arbeiten wieder aufgenommen und beſchäftigte ſich in
ſeiner Dienstagsſitzung eingehend mit dem Bankenproblem. Nach
dem Reichsbankenkommiſſar Ernſt ergriff „Reichsfinanzminiſter
Dr. Dietrich das Wort und erklärte, daß man die Bankenfrage
nicht erörtern könne, ohne auf die Grundurſache ihrer Krankheit
einzugehen, nämlich auf die Geſamtlage der Wirtſchaft. Darum
habe auch die Reichsregierung bei ihren Maßnahmen auf dem
Ge=
biete der Banken den Kreis ihrer Unterſuchungen außerordentlich
weit gezogen. Ueber alle dieſe Dinge laſſe ſich jedoch nur
ver=
traulich in kleinem Kreiſe ſprechen, zumal keine Partei ein
Intereſſe daran habe, daß die Oeffentlichkeit
er=
fahre, was bei den einzelnen Inſtituten, den Landſchaften,
den gewerblichen Genoſſenſchaften, den Banken uſw. geſchehen
ſei. Mit einer neuen Zuſammenlegung, etwa der Commerz= und
Privatbank mit der Danatbank oder anderen Inſtituten allein ſei
nicht geholfen. Die Schwierigkeiten würden nur vermehrt
wer=
den. Ein neuer Perſonalabbau wäre die unvermeidliche Folge.
Auch frage ſich, ob dann nicht die Dresdener Bank in Zukunft
durch die Konkurrenz einer ſolchen Bankenkonzentration Schaden
erleiden könnte. Eine weitere Frage ſei die, wie die vom Reich
gegebene Garantie abgedeckt werden ſollte. Vom Februar ab ſollen
die der Dresdener Bank zugeführten Schatzanweiſungen monatlich
mit 12 Millionen Mark abgedeckt werden.
Im übrigen erörtere die Reichsregierung im Augenblick
voll=
kommen neuartige Gedanken. Die Dinge ſeien bereits in ein
Sta=
dium gekommen, das in den nächſten Tagen oder Wochen unter
allen Umſtänden eine Entſcheidung erzwinge. Der Miniſter
er=
klärte abſchließend, die Tendenz innerhalb der Regierung ſei dahin
zuſammenzufaſſen, daß der Einfluß der Reichsregierung auf die
Banken wieder abgebaut werden ſolle.
Der Ausſchuß ſetzte ſchließlich einen Unterausſchuß ein, der
die Bankenfrage vorberaten ſoll. Er nahm dann noch die vom
Reichsfinanzminiſterium vorgelegte unabänderliche
Zuſammen=
ſtellung der am Reichshaushaltsplan für 1931 vorgenommenen
Aenderungen zur Kenntnis und vertagte ſich darauf auf Mittwoch.
Heſſiſche Polikik.
Aus der nalionalſozialiſliſchen Bewegung.
* In den Landteilen Heſſens ſind die Kommuniſten verſtärkk
dazu übergegangen, teilweiſe unter falſchen Behauptungen, über
oder als Wortführer eines demnächſt einzuberufenden Land= und
Reichs=Bauernkongreſſes unter dem Landvolk zu agitieren. Der
Kampf um die Stimmen des Landvolkes verläuft heute ganz
er=
bittert. Der Führer der heſſiſchen Nationalſozialiſten, M. d. R.
Lenz, hat geſtern u. a angeordnet: „Alle ländlichen
Unter=
gliederungen und alle Mitglieder haben von ſich aus mit dem
ſchärfſten Kampf gegen dieſen erneuten Bauernbetrug
einzu=
ſetzen . . . Allen verkappt aufgezogenen Verſammlungen, wie
allen öffentlichen Verſammlungen der Kommuniſtiſchen Partei in
den ländlichen Bezirken muß entſchieden entgegengetreten
wer=
den. Wir fordern daher die Bauernſchaft auf, daß ſie geſchloſſen
die marxiſtiſchen Verſammlungen beſucht und dort gegenüber der
marxiſtiſchen Verelendungspolitik die nationalſozialiſtiſche Agrar=
und Befreiungspolitik vertritt. Die Kommuniſtiſche Partei iſt in
ihrer parteipolitiſchen Entwicklung bei dem toten Punkt
ange=
langt und verſucht nun als letztes Mittel die Agitation auf dem
flachen Land.”
In einem weiteren Aufruf fordert der heſſiſche Führer die
Mitglieder auf, angeſichts des gefallenen
Abzeichenver=
botes die Parteiabzeichen anzulegen und damit ſichtbar für den
Nationalſozialismus zu demonſtrieren.
In den „Enthüllungs”=Artikeln des Abg. Schäfer=
Offen=
bach in der Linkspreſſe war auch der Kreisgeſchäftsführer des
DHV. in Mainz, Walter Bergner, als Zeuge für die
angeb=
lich ſozialpolitiſchen Pläne der Nationalſozialiſten aufgeführt. In
einer längeren, mit Korreſpondenzzitaten verſehenen polemiſchen
Auseinanderſetzung unter dem Titel „Schäfers „ſoziale”, Lügen”
wirft jetzt Herr Bergner dem Abg. Schäfer vor, daß „ſo
unge=
fähr alles, was Schäfer um dieſe Zitate (Bergner’ſcher Briefe
in den Schäfer’ſchen Artikeln!) herum erzählt, unrichtig” iſt, da
Abg. Schäfer ſelbſt ſozialreaktionäre Auffaſſungen vertreten habe,
gegen die ſich Bergner als Gewerkſchaftler ganz energiſch zur
Wehr habe ſetzen müſſen. Der Erfolg ſei darin zu erblicken, daß
der Gewerkſchaftler Bergner heute in der NSDAP. arbeite, der
Syndikus Schäfer dagegen außerhalb der Partei ſtehe.
Blukige Zuſammenſtöße
zwiſchen Kommuniſten und Nakionalſozialiſten.
Zwei Toke, ſieben Verlehke.
Berlin, 19. Januar.
In der Laubenkolonie Felſeneck in Neinickendorf=Oſt am
Schönholzer Weg kam es heute früh gegen 341 Uhr zu einer
ſchweren Schießerei zwiſchen Nationalſozialiſten und
Kom=
muniſten. Bisher ſind zwei Tote, ein Schwer= und ſechs
Leicht=
verletzte zu verzeichnen. Bei den Toten handelt es ſich um den
60jährigen Profeſſor und Kunſtmaler Ernſt Schwarz aus
Frohnau, der der NSDAP. angehört, und um den 50 Jahre
alten Arbeiter Fritz Klemke aus der Kolonie Felſeneck, der
Mit=
glied der KPD. war. Der Kunſtmaler wurde durch einen
Meſſer=
ſtich in die Herzgegend getötet. Der Arbeiter Klemke wurde durch
Bruſt= und Kopfſchuß getötet. Bisher wurden etwa 50
Ver=
haftungen vorgenommen. Die Verletzten wurden nach ihrer
Vernehmung dem Krankenhaus Reinickendorf zugeführt.
Schlägerei in der Mannheimer Bürgerausſchußſihung
Mannheim, 19. Januar.
Im Bürgerausſchuß gab es am Dienstag nachmittag bei der
Beratung der Gebührenſenkung verſchiedene Zwiſchenfälle, als die
Nationalſozialiſten die Sozialdemokraten als „jüdiſche
Schutz=
truppe” bezeichneten. Schließlich mußte Oberbürgermeiſter Dr.
Heimerich einen nationalſozialiſtiſchen Stadtrat aus dem Saal
weiſen und ihm einen Ordnungsruf erteilen. Als in der
anſchlie=
ßenden Geſchäftsordnungsdebatte die Nationalſozialiſten erneut
Zurufe an die ſozialdemokratiſche Adreſſe machten, entwickelte ſich
eine ernſthafte Schlägerei, an der ſich die Nationalſozialiſten und
Sozialdemokraten beteiligten. In dem Tumult wurden
verſchie=
dene Stadtverordnete blutig geſchlagen. Der Oberbürgermeiſter
verſuchte vergeblich, die Ruhe wieder herzuſtellen. Einige Bänke
des Sitzungsſaales wurden durch Umwerfen demoliert. Der Saal
bot beim Eintreffen der inzwiſchen herbeigerufenen Polizei einen
wüſten Anblick. Mehrere Stadtverordnete mußten, da ſie ſchwere
Schläge auf den Kopf erhalten hatten, herausgetragen werden.
Auf Anordnung des Oberbürgermeiſters wurde der Sitzungsſaal
polizeilich geräumt und die Sitzung unterbrochen.
eicchtete Gebäude durch das geringſte Frühlingslüftchen in ein
bal=
diges Grab verſinken.” — „Nachdem ſich die verhüllte tiefe
Rechts=
yellehrſamkeit lange Zeit in Geburtsſchmerzen gekrümmt, ſpringen
eim paar lächerliche Mäuſe von Compendien=Definitionen hervor
u d zeugen von ihrer Mutter. Sie mögen laufen.” Zu dieſen
Mäuſen geſellte ſich der Umſtand, daß beide Anwälte ſich wie Hund
und Katze gegenüberſtanden. Zwar hatte Goethe den Prozeß für
eme Partei gewonnen, am Schluſſe des Urteils aber heißt es:
Den beiderſeitigen Advokatis cauſae werde die gebrauchte
unan=
tarndige, nur zur Verbitterung der ohnehin aufgebrachten
Ge=
häther ausſchlagende Schreibart ernſtlich verwieſen!“
Folgendes war der Fall des Aachener Tuchfabrikanten
Mai=
ret. Maigret verkaufte während der Frankfurter Oſtermeſſe 1771
n, den dortigen Kaufmann Callmann Maier Bauer
ſechsund=
wmnzig Stück Tuch für 1200 Reichsthaler. Empfänger behauptete
vo— dem Zahlungstermin, daß an jedem Stück eine Elle fehle.
lach langen Verhandlungen wurde Maigret zum Erſatz verurteilt.
ſöoethe traf dies Urteil wie ein Donnerſchlag, und Maigret war
urgelöſt darüber; das Renommee der alten angeſehenen Fabrik
farid auf dem Spiele, und dagegen mußte er ſich wehren. Goethe
ſegte Reviſion ein und gab ſo ſchlagende Gründe gegen die
Rechts=
viorigkeit des Urteils an, daß ihm die nachgeſuchte Reſtitutio
u integrum bewilligt wurde. Dann ſchaffte man die Sache durch
inen, den Fabrikanten durchaus befriedigenden Vergleich aus der
Velt.
Auch als Anwalt ſeiner Freundin Suſanna von Klettenberg
rart Goethe auf. Es handelte ſich um einen Kirchenſtuhl in der
amaligen Lutheriſchen Barfüßerkirche. Sie hatte ihn erworben
uw den Beſitz verſuchte man ihr plötzlich ſtreitig zu machen. Goethe
nßßte ihr zu ihrem Recht verhelfen.
Der eigentümlichſte Fall aber betraf das ſogenannte „
Stüb=
en.‟. Die Stube, wie man heute ſagen würde, lag im Vorderhaus
er goldenen Stelze und dieſe wieder jenſeits der Judengaſſe. Es
durrde ſchon längſt abgeriſſen, um die Straße zu verbreitern. Das
dauus hatte mehrere Beſitzer, wie das früher oft vorkam. Die
ſä iſer wurden damals wie Lotterieloſe aufgeteilt. Ein
Viertel=
derr Achtel=Beſitz war keine Seltenheit. Daß dadurch ein reifer
Nooen für Streitigkeiten aller Art geſchaffen war, liegt auf der
and. Mit jenem „Stübgen” hatte es folgende Bewandtnis: Es
ilpete den einzigen Zugang zu dem Hinterhauſe, und wer von
ſieſ em auf die Straße wollte, mußte ſeinen Weg durch’s „
Stüb=
n” nehmen. Das „Stübgen” in der goldenen Stelze wurde der
tein des Anſtoßes, weil die eine Hälfte des Vorderhauſes in der
5 llag, einen anderen Beſitzer hatte als die zweite Hälfte und
ei l das Hinterhaus einen dritten Eigentümer aufwies. Seinen
bewohnern wurde der Durchgang durch das „Stübgen” plötzlich
erwvehrt. Sie wurden dadurch zu Gefangenen, ſie hatten keinen
Ausgang auf die Straße und wußten nicht, wie ſie nunmehr leben
lltten. — Natürlich konnte dieſer ſinnwidrige Zuſtand nicht lange
anhalten. Heute wäre eine ſolche Freiheitsberaubung unmöglich.
Aber damals verging immerhin eine Reihe von Tagen, bis es
dem Rechtsanwalt Goethe gelungen war, dem unfreiwilligen
Stu=
benarreſt der Hintermieter ein Ende zu machen. Das „Stübgen”,
wie es in den Akten heißt, durfte wieder als allgemeiner
Durch=
gang benützt werden.
Bald darauf reiſte Goethe in die Schweiz. Er kehrte zwar
nach Frankfurt zurück, aber ſeine Advokaten=Tätigkeit war ihm
verleidet. Sie hatte kaum vier Jahre gewährt. Erleichtert atmete
er deshalb auf, als er im November 1775 der Einladung ſeines
Freundes, des Herzogs Karl Auguſt, folgen und dauernd nach
Weimar überſiedeln konnte. Damit hatte er ſeine Advokaten=
Laufbahn abgeſchloſſen. Weder er noch die Welt hatten es zu
be=
reuen.
f.
78jährig iſt Georg Kerſchenſteiner, Münchens
berühm=
ter Schulmann, geſtorben. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit
in der Praxis als Volks= und Mittelſchullehrer trat er 1895 an
die Spitze des ſtädtiſchen Schulweſens ſeiner Vaterſtadt. Als
er nach dem Krieg von deſſen Leitung zurücktrat, wurde er zum
Honorarprofeſſor für Pädagogik an die Münchener Univerſität
berufen und konnte nunmehr vom Katheder aus ſein zielſicheres
Wiſſen auf pädagogiſchem Gebiet verbreiten, daneben widmete
er ſich einer fruchtbaren ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit und wandte
ſeine beſondere Fürſorge dem von ihm gegründeten
Volks=
bildungsverband zu. Eine Berufung an die Univerſität Leipzig
ha: er abgelehnt. Sein hauptſächliches Verdienſt beſtehr darin,
daß er den Volksſchulunterricht nach modernen Geſichtspunkten
ausgebaut hat. Zum erſten Mal bekamen ſchon die Volksſchüler
Pinſel und Zeichenſtift in die Hand. Sie durften ihrer Phautaſie
Spielraum geben und man fing an ſo zu lehren wie es die
Kinder anregte und ihnen Spaß machte, nicht wie es dem
Lehrplan gefiel. Der Turnunterricht wurde gepflegt, und zwar
lange ehe die neuzeitliche Sportbewegung einſetzte und daß deren
Uebertreibungen mitgemacht wurden. Geradezu weltberühmt
wurden Kerſchenſteiners Fortbildungsſchulen, gewerbliche
Fach=
ſchulen mit einer beſonders glücklichen Miſchung von Theorie
und Praxis. Sie fanden balo in der ganzen Welt ihre
Nach=
ahmung, auch in Amerika und in Japan. An der Ausgeſtaltung
der ſozialen Frauenſchulen nahm Kerſchenſteiner tätigſten Anteil.
Seine beſondere Liebe aber gehört der Erwachſenen=Bildung.
Ee wollte den breiten Volksſchichten keine tote Wiſſenſchaft
ver=
mitteln, ſondern eine Anregung des Gemütes ſchaffen. Die
Seele ſollte begeiſtert und ſo von dem Staub des Alltags
ge=
reinigt werden. Er bewies auch hier ſeinen eminent praktiſchen
Blick und wußte genau, was und wie die Volksſeele von unſeren
Kulturgütern aufnehmen konnte, vermied allen Ballaſt und
brachte in alle Teile der Provinz einfache, aber ſchmackhafte
Hausmannskoſt, gute Muſik, gute Bücher, gediegene Vorträge
und zog als Lehrende hauptſächlich Volksſchullehrer heran, um
deren gediegene, nicht einſeitige und volksverwurzelte Auskildung
er ſich ſtets bemübt hat."
Kerſchenſteiners Leiſtung war durchtränkt vom Geiſte der
bürgerlichen Humanität, die den Kern ſeines eigenen Weſens
bildete. Er war weder ein Fanatiker noch ein Revolutionär,
wenn auch ſeine Reformen reichlich „neu” in einer Zeit
an=
muteten, in der die gelegentliche Lüftung des Klaſſenzimmers als
der hygieniſchen Schulweisheit letzter Schluß angeſehen wurde.
Er war im beſten Sinne des Wortes liberal, weil er keine
Vor=
urteile beſaß und jede Neuerung auf ihre praktiſche und
zeit=
geiſtige Verwertbarkeit hin prüfte. Dabei beſaß er die Kunſt,
jede ſeiner Neuerungen in das Vorhandene organiſch
einzu=
gliedern. Er war demokratiſch, weil er das Volk liebte, an deſſen
ſeeliſchen Reichtum glaubte und den Dienſt am Volke für die
ſelbſtverſtändliche Pflicht des Bürgers, doppelt aber des
Er=
ziehers, hielt. Während des Krieges war er auch politiſch tätig.
1912—1918 vertrat er den Wahlkreis München im deutſchen
Reichstage. Er gehörte der Fraktion der fortſchrittlichen
Volks=
partei an, war aber, was in dieſer Zeit wie ein Märchen
an=
mutet, bei der Wahl als parteiloſer Kandidat von allen
bürger=
lichen Parteien nominiert worden. Der Parteizerriſſenheit
Deutſchlands nach dem Krieg ſah er mit aufrichtigem Schmerz zu
und nahm ſelbſt kein Amt mehr an. Nur gelegentlich, zum
Beiſpiel beim Kampf der Südtiroler um ihre Mutterſprache,
trat er aus ſeinem Schweigen hervor. Lebensanſchauung und
Lebenswerk hat ſich bei ihm wie ſelten bei einem Menſchen zu
einer wundervollen Syntheſe verbunden. Die deutſche Pädagogik
hat einen ihrer Großen, das deutſche Bürgertum einen ſeiner
Repräſentativſten und im wahrſten Sinne des Wortes Edlen,
verloren.
München.
Dr. Alfred Löwenſtein.
Menſch und Arbeit! Eine Broſcküre von Prof. Dr. Fiſcher der
Univerſität München, in welcher der Geiſt der Arbeit und der
Wirt=
ſchaft wie er iſt und wie er ſein könnte, in klarer, überzeugender Form
beſprochen wird. Allein das wundervolle Kapitel „Arbeitsfreude und
Aubeitsfriede” iſt ein erquickender Quell für alle ſchaffenden Menſchen,
die von der heutigen, auſreibenden Apbeitsmaſchinerie allzuſehr
abge=
ſtumpft wurden. — Die weiteren Kapitel befaſſen ſich mit der
Arbeits=
teilung. Leiſtungsſteigerung, Arbeitsordnung und Planung, dem
gerech=
ten Lohn, der Vervolllommmung von geſundheitlichen Einrichtungen
und der Fürſorge jugendlicher Arbeiter. Die Forderungen, die eine
wahre Führernatur kaufmänniſcher und induſtrieller Unternehmungen
erfüllen muß, behandelt das Kapitel „Arbeit und Leitung‟. Die
Bro=
ſchüre kann jedem Leiter, denkenden Arbeiter und Augeſtellten
emp=
fohlen wverden, weil ſie die Leiſtungsfähigkeit und Freude an der Arbeit
jedes einzelnen ſteigert und den Anſtoß zu beſſerer gedeihticherer 3.
ſammenarbeit gißt. Zu beziehen durch den Verlag Organiſator,
Franl=
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Seite 4 — Nr. 20
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 20. Januar 1932
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe Frau,
unſere gute Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin und
Tante
Frau Helene Brandau, geb. Stumpf
im Alter von 66 Jahren, wohlverſehen mit den hl.
Sterbeſakramenten, von ihrem ſchweren Leiden zu
er=
löſen.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
peter Brandau, Polizei=Kommiſſar i. R.
Willi Brandau
Hans Brandau u. Frau Anna, geb. Frühwein.
Darmſtadt, den 19. Januar 1932.
(1239
Müllerſtr. 24.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 21. Jan.,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Seelenamt: Donnerstag vormittgg 7½ Uhr in der
St. Eliſabethenkirche.
Heute mittag 12.30 Uhr verſchied nach längerem Leiden
mein lieber Mann, unſer guter Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Herr
Heinrich Schaffner II.
Metzgermeiſter und Gaſtwirt
im 70. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabethe Schaffner, geb. Metzger
Familie Wilh. Schilling, Metzgermeiſter
Familie Heinr. Weiprecht, Metzgermeiſter,
Gernsheim.
Dornheim bei Groß=Gerau, den 19. Januar 1932.
Die Beerdigung findet Donnerstag nachmittag
2.30 Uhr ſtatt.
(1306
Dankſagung.
Für die wohltuende Teilnahme an
unſe=
rem ſchweren Verluſte ſagen wir herzlichen
Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Georg Bienhaus.
Darmſiadt, den 19. Januar 1932.
Dankſagung.
Für die Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Hinſcheiden unſerer geliebten Mutter
ſagen wir herzlichſien Dank
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am 18. Januar 1932 entſchlief ſanft im 63
Lebens=
jahr unſere liebe, treuſorgende Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schweſter, Schwägerin und
Tante
1308)
Am 16. Januar entſchlief nach
mehrwöchigem, ſchmerzenreichen
Krankenlager unſere herzensgute
Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante, Frau
Nannh Heißner
Frau Eliſabethe Keller
geb. Ewald.
geb. Poth
Witwe des Bürgermeiſters Adam Keller V.
In tiefer Trauer:
Die Hinterbliebenen.
Frankenhauſen, den 19. Januar 1932.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 21. Januar
1932, nachmittags 2½ Uhr, vom Trauerhauſe aus
ſtatt.
In tiefer Trauer:
Mathilde Heißner
Eliſabeth Mittermayr, geb. Heißner
Wilhelmine Seißner
Mar Mittermahr, Oberingenieur
und 2 Enkel.
Darmſtadt, Stiftſtraße 6.
Ludwigshafen a. Rh.
Die Einäſcherung fand in aller
Stille ſtatt. — Von
Beileids=
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Dem Herrn über Leben und Tod hat es
ge=
fallen meinen lieben Mann, unſeren treubeſorgten
Vater, Schwiegervater und Großvater, Bruder,
Schwager und Onkel
Heinrich Biegler poarer i. 5.
im Alter von 69 Jahren, heute nach kurzer
Krank=
heit zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Anna Biegler, geb. Aguntius.
Alsbach, 19. Januar 1932.
Die Beerdigung findet Freitag, den 22. Januar,
2½ Uhr ſtatt.
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Mittwoch, 20. Januar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 20 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadi.
Darmſtadt, den 20. Januar 1932.
B. 22” der Aka Zlieger bei Kranichſtein abgeftürzk.
Der Pilot durch Fallſchirm gerettet.
* Das neue Flugzeug D 22 der Akademiſchen
Flieger=
muuuppe Darmſtadt wurde geſtern Dienstag nachmittag 3 Uhr bei
ſinem Verſuchsflug durch einen Unfall völlig zerſtört. Die
Nraſchine hatte vormittags bereits mit voller Belaſtung unter
führung des Piloten Waldemar Voigt einen Höhenflug von
800 Meter Höhe zur vollen Zufriedenheit ausgeführt und
be=
aud ſich dabei in einem einwandfreien Zuſtand. Bei dem
Ver=
ussflug am Nachmittag brachte der Pilot die Maſchine in 1200
Neter Höhe in eine Rechtskurve, aus der ſie trotz
wieder=
or ter Verſuche aus bisher noch nicht aufgeklärten Gründen
ſichtherauszubringen war. Da in dieſem Zuſtand an
iue Landung nicht zu denken war, ſprang der Pilot mit dem
FrUſchirm ab und kam unverſehrt zu Boden. Die Maſchine ſetzte
en Spiralflug fort und ſchlug in der Nähe von Kranichſtein
ur einem Acker auf, wobei ſie reſtlos in Trümmer ging. Bei
hen bisherigen Probeflügen hatte die Maſchine ausgezeichnete
rargeigenſchaften und Flugleiſtungen gezeigt und in jeder
Hin=
ſiatt befriedigt. Trotz des ſchweren Verluſtes
beab=
ichtigt die Aka=Fliegergruppe, zu dem
kom=
enden Europa=Rundflug eine zweite
Ma=
q ine desſelben Typs fertigzuſtellen.
Verſetzung in den Ruheſtand. Am 14. Januar 1932 wurde
Direktor bei der Miniſterialregiſtratur Albert Greb, zu
Durmſtadt, auf Grund des § 1 des Geſetzes über die Altersgrenze
ei: Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 in
Ver=
indung mit Artikel 2 des Geſetzes über die Einſtellung des
Per=
drialabbaues in Heſſen und zur Aenderung des heſſiſchen
Perſo=
alabbaugeſetzes vom 8. Oktober 1925 vom 1. Februar 1932 ab in
et Ruheſtand verſetzt.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus.
Stwoch, 20 Jan
19½—22½ Uhr Bühnenvolksbund K 9.
Figaros Hochzeit. Preiſe /.70—5 60 Mk.
19. Ende gegen 22½ Uhr. C 13. Fanſt I.
mnerstag, 21. Jan.
Preiſe 0.80—6 40 Mr
rritag, 22 Jan
19½—22½ Uhr. D 12
Preiſe 0.:0—3.60 Mk.
Die luſtige Bitwe.
Kleines Haus.
ſtwoch, 20 Jan.
80, Ende vor 22 Uhr. Zuſatzmiete 117.
Leben in dieſer Zeit. Preiſe 0 70—5 Mk.
mnerstag, 21 JJan. Keine Vorſtellung.
ſitag, 22. Jan.
19½—22 Uhr. Außer Miete. Nina.
Preiſe 0.60—4,50 Mk
Heſſiſches Landestheater. Heute abend wird im Kleinen
aus „Leben in dieſer Zeit”, lyriſche Suite von Erich
ſtner, zum erſtenmal wiederholt. Im Großen Haus wird
igaros Hochzeit” gegeben.
ZurEröffnungdes Gogthe=Jahres wird
Donners=
n. den 21. Januar, „Fauſt I” in neuer Inſzenierung
aufge=
ürt, Regie: Guſtav Hartung; Bühnenbild: Wilhelm Reinking;
Zwhiſto: Paul Wegener, Fauſt: Emil Lohkamp, Margarete:
eiry Marenbach, Marthe: Käthe Gothe, Valentin: Joſef Keim,
ſſtüler: Hermann Gallinger, Wagner: Karl Heinz Peters,
Erd=
eift: Hans Baumeiſter, Bürger; Richard Jürgas, Paul Maletzki,
ſiso Keßler, Bauer: Kurt Weſtermann, Froſch: Werner Hinz,
dnnder: Theodor Heydorn, Siebel: Joſef Sieber, Altmayer; Kurt
Mindler, Hexe: Lotte Kleinſchmidt, Lieschen: Rotraut Richter.
Vorſtellung iſt der Miete C zugeteilt und beginnt mit Rückſicht
die lange Spieldauer bereits um 19 Uhr.
—Wilhelm Reinking iſt von der Leitung der Salzburger
elſpiele aufgefordert, das Bühnenbild zu Mozarts „Entführung
s dem Serail” für die Feſtſpiele zu entwerfen.
Schörke-Reitertag.
Am Montag, den 25. Januar 1932, feiert der frühere
Land=
ſtallmeiſter, Oberſtleutnant a. D. Schörke. Darmſtadt, ſeinen
70. Geburtstag.
Die Reiter Heſſens, die in dem Landesverband der Reit= und
Fahrvereinigungen des Volksſtaates Heſſen zuſammengeſchloſſen
ſind, beabſichtigen, ihm anläßlich dieſes Jubeltages eine beſondere.
Ehrung zu bereiten. Es werden dem Jubilar die Glückwünſche
der drei Provinzen durch eine Querfeldein=Stafette aus jeder
Pro=
vinz überbracht. Die Stafetten treffen pünktlich am Montag, den
25 Januar, morgens 10.30 Uhr, an der Pferdemarkthalle in
Darm=
ſtadt ein. Um 10.30 Uhr beginnt dann eine Paradeaufſtellung der
Abordnungen ſämtlicher Provinzen auf den ehemaligen Kavallerie=
Reitplätzen über der Bahn, hinter der ehemaligen
Leibdragoner=
kaſerne. Pünktlich um 10 Uhr müſſen ſämtliche Standarten und
Reiterwimpel Heſſens an den Pferdemarktſtallungen zur Stelle
ſein. Von hier ab erfolgt dann anſchließend der geſchloſſene
Ab=
marſch zum Paradegelände. Man rechnet mit einer
Teilnehmer=
zahl von 200 bis 250 Reitern. Aus Oberheſſen ſind 60 Reiter, und
aus Starkenburg annähernd 150 Reiter zur Teilnahme an der
Parade gemeldet. Die Parade kommandiert der
Provinzialvor=
ſitzende Rheinheſſens. Herr Gutsbeſitzer Wolf=Albig. Punktlich
11 Uhr wird der Cheflehrer des Reiterverbandes, Rittmeiſter
Freiherr Roeder von Diersburg, die beendigte Aufſtellung dem
ebenfalls zu Pferde erſcheinenden Jubilar Landſtallmeiſter a. D.
Schörke melden, der dann die Front nach kurzer Begrüßung
ab=
reiten wird. Dann findet die Uebergabe der Stafettenrollen ſtatt.
Es folgt nun ein zweimaliger Vorbeimarſch aller Reiter in
Zug=
kolonne, zuerſt im Schritt dann im Trabe. Anſchließend hieran
findet dann unter perſönlicher Führung des
Landesverbandsvor=
ſitzenden ein Vorbeiritt zur Gefallenenehrung an dem Denkmal der
heſſiſchen Kavalleriebrigade in der Landgraf=Philipps=Anlage ſtatt.
Am Nachmittag, 3.30 Uhr, findet in der Reitbahn Schott eine
reiterliche Vorführung zu Ehren von Herrn Landſtällmeiſter
Schörke ſtatt. Abends 7.45 Uhr iſt ein Reiterabend im Reſtaurant
„Rummelbrau” vorgeſehen, zu dem die teilnehmenden Reiter und
Freude des Reitſportes eingeladen ſind. Am Sonntag, den 24. Jan.,
nachmittags 5 Uhr und abends 8.30 Uhr, läuft der große deutſche
Reiterfilm Aufgeſeſſen” im Reſtaurant „Rummelbräu” in
Darm=
ſtadt. Eintritt 80 Pfg. Für Zuſchauer an der Parade am 25. Jan.
wird keine Gebühr erhoben.
Handwerk und Rhein=Ruhr=Hilfe.
In den letzten Tagen iſt in einzelnen Zeitungen die
Nach=
richt verbreitet worden, die vom Reich für das Handwerk im
ehe=
mals beſetzten heſſiſchen Gebiet überwieſenen Mittel der
ſoge=
nannten Rhein=Ruhr=Hilfe ſeien u. a. zum Ankauf eines Hauſes,
zu Baudarlehen an höhere Beamte, zur Kreditgewährung an
einen früheren Landtagsabgeordneten und zum Anſammeln von
Zinſen verwendet worden. Alle dieſe Behauptungen ſind aus der
Luft gegriffen. Das geſamte Geld aus dem Rhein=Ruhr=Fonds,
einſchließlich desjenigen, das der Handwerker=
Zentralgenoſſen=
ſchaft von der Handwerkskammer überwieſen worden iſt, wurde
vielmehr in Einzeldarlehen zu verbilligten Zinsſätzen an die
Handwerker des beſetzten Gebietes gegeben. Die Mittel zu dem
erwähnten Ankauf des Hauſes, zu Baudarlehen — und zwar nicht
nur an die in der Preſſe genannten, ſondern auch an zahlreiche
andere Perſonen — und für den erwähnten Kredit ſtammen
nicht aus dem Rhein=Ruhr=Fonds. Auch dieſe Gelder ſind alle
zur Belebung des ſchwer daniederliegenden Handwerks gewährt
worden.
— Die Singing Babies ſingen heute!! — Feſtvorſtellung im
Orpheum. Im Orpheum gelangt heute, Mittwoch abends, das
ſenſationelle Doppelgaſtſpiel der Singing Babies, die
be=
rühmten und einzigartigen, entzückenden Jazz=Sängerinnen im
Stile der Comedian Harmoniſts und Revellers, gleichzeitig mit der
humorreichen Köpenickiade der Peter=Prang=Lach=Bühne Filmſtar
auf Stottern” zur Darbietung. Trotz dieſes außergewöhnlichen
Dop=
pelſpielplans ſind die Eintrittspreiſe nur minimal erhöht.
Beſon=
ders ſei nochmals darauf hingewieſen, daß das heutige Gaſtſpiel
der Singing Babies unwiderruflich das letzte in dieſer Saiſon iſt.
(Siehe Anzeige.)
— Naturheilverein, e. V. Zu den Aufgaben des Deutſchen
Bundes für naturgemäße Lebens= und Heilweiſe gehört es,
Krank=
heiten vorzubeugen, beſtehende Krankheiten durch natürliche
Heil=
faktoren (Licht, Luft. Waſſer. Diät, Bewegung, Ruhe) zur Heilung
zu bringen, die Schutz= und Abwehrkräfte unſeres Körpers zu
ſtär=
ken und die Selbſtverantwortlichkeit jedes einzelnen fur ſeine
Ge=
ſundheit zu wecken. Wer die Ziele dieſes Bundes kennen lernen
und ſich vertraut machen will mit der Reform der Heilwiſſenſchaft
im Sinne der Naturheillehre, beſuche die Vortragsabende des
Naturheilvereins. Der nächſte Vortrag findet Donnerstag, den
21. Januar, im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums ſtatt. Herr
Dr. G. Falter (Djätkurheim Traiſa bei Darmſtadt) ſpricht über
Krankheiten des Herzens und der Blutgefäße und ihre
natur=
gemäße Behandlung. (Siehe heutige Anzeige.)
Die Ausbildungsanſtalken des Alice=Vereins
für Frauenbildung und =Erwerb
Darmſtadt, Friedrichſtraße 4.
Techniſches Seminar, Kindergärtnerinnen=Seminar, Fröbelſche
Kinderpflegerinnenſchule, Fachgewerbliche Kurſe,
Mütter=
ſchulungskurſe, ½jähriger Frauenſchulungskurſus für
Abiturien=
tinnen, Meiſterinnenkurſe.
Für Eltern, deren Töchter aus der Schule entlaſſen werden,
dürfte es wünſchenswert ſein, Aufgaben und Ziele der
verſchie=
denen Abteilungen kennen zu lernen. Das Techniſche
Semi=
nar bereitet die Schülerinnen in den einzelnen einjährigen
Lehrgängen vor für die ſtaatliche Prüfung als Hauswirtſchafts=
und Handarbeitslehrerin und als techniſche Lehrerin an
Berufs=
ſchulen. Aufgenommen werden Schülerinnen mit 10jähriger
Schulbildung, die außerdem eine praktiſche Vorbildung nachweiſen
müſſen. Das einjährige Vorſeminar übernimmt dieſe
Vorberei=
tung.: Techniſche Lehrerinnen können ſich nach zweijähriger
prak=
tiſcher Arbeit in berufspädagogiſchen Inſtituten zur
Gewerbe=
lehrerin weiterbilden.
Die Kindergrärtnerin und Hortnerin findet
ihren Wirkungskreis in den Erziehungsaufgaben, die Familie,
Kindergarten, Hort und Kinderheim ſtellen.: Für ſie gibt es eine
Weiterbildungsmöglichkeit zur Jugendleiterin oder
Sozialbeam=
tin. Die Ausbildung im Kindergärtnerinnen=Seminar iſt
zwei=
jährig, das einjährige Vorſeminar übernimmt die Vorbildung
nach der hauswirtſchaftlichen Seite hin. Bewerberinnen ohne
Nachweis der hauswirtſchaftlichen Vorbildung haben eine
Auf=
nahmeprüfung abzulegen. Die Ausbildung im Seminar ſchließt
mit einer ſtaatlichen Prüfung ab, die die Anerkennung als
Kin=
dergärtnerin und Hortnerin verleiht und den Anſchluß an die
Berufsorganiſation der Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und
Jugendleiterinnen ermöglicht.
Die Fröbelſche Kinderpflegerinnenſchule
bil=
det junge Mädchen nach erfolgreichem Volksſchulbeſuch zu
Kinder=
pflegerinnen aus, die als ſolche Stellungen in der Familie
an=
nehmen können. Nach mehrjähriger Praxis iſt auch
Beſchäf=
tigung als Hilfe in Kinderheimen und ähnlichen Anſtalten
mög=
lich. Der Ausbildungslehrgang iſt einjährig.
Die fachgewerblichen Kurſe, einſchließlich der
Koch=
ſchule, können ohne Nachweis einer beſtimmten Vorbildung in
Halbjahresabſchnitten beſucht werden. Unterrichtsfächer ſind
Schneidern, Weißnähen, Weißſticken, Flicken und Stopfen,
Kunſt=
handarbeiten, Bügeln, Kochen, einſchließlich Servieren und
Haus=
arbeit. Abendkurſe für Erwerbstätige im Kochen, Schneidern
und Weißnähen finden zu beſonders ermäßigten Sätzen ſtatt.
Die Mütterſchule übernimmt die Einführung in die
eigentlichſten Gebiete der Frau, in die Ernährung und Pflege
des Säuglings und Kleinkindes. Erziehungsfragen, mediziniſche
Fragen, die beſonders die Frau intereſſieren, werden behandelt.
Spielzeug und Kinderkleidung kann angefertigt werden. Einige
Stunden ſind der Wohnungspflege und Wohnungspolitik
gewid=
met. Der Unterricht wechſelt zwiſchen theoretiſchen
Beſprechun=
gen und praktiſchen Uebungen ab.
Zu Oſtern 1932 beabſichtigt der Alice=Verein für
Frauenbil=
dung und Erwerb (Alice=Eleonorenſchule) die Einführung eines
½jährigen Frauenſchulungskurſus für
Abiturien=
tinnen. Arbeitsgebiete ſind: 1. Kochen in Verbindung mit
Ernährungslehre auf naturwiſſenſchaftlicher Grundlage 2.
Geſtal=
tung textiler Gebrauchsgegenſtände unter Betonung von
Wäſche=
anfertigung und einfacher Schneiderei. 3. Geſundheitslehre,
häus=
liche Krankenpflege, Säuglingspflege 4. Arbeitsgemeinſchaften
in Pſychologie, Erziehungslehre. Sozialpolitik. Wohlfahrtspflege.
In dieſem praktiſchen Lehrgang ſoll auf die zukünftige
Tätig=
keit der Abiturientin beſonders Rückſicht genommen werden, und
zwar in dreifacher Hinſicht: 1. Die Abiturientin, die auf eine
Berufsausbildung zu verzichten gedenkt, findet Ausbildung für
das Leben und die Beſchäftigung in der eigenen Familie, im
eigenen Heim. 2. Der Abiturientin, die noch nicht zur Wahl
eines Berufes entſchloſſen iſt, wird Gelegenheit geboten, in der
praktiſchen Arbeit ſowie in den Arbeitsgemeinſchaften, die
ver=
ſchiedene Gebiete umfaſſen, ſich über Berufsmöglichkeiten
außer=
halb des Hochſchulſtudiums zu orientieren und ihre Neigung und
Eignung für praktiſche, pflegeriſche oder erzieheriſche Tätigkeit
feſtzuſtellen. 3. Diejenige Abiturientin, die beabſichtigt, die
Hoch=
ſchule zu beſuchen, findet in der ½jährigen praktiſchen Tätigkeit
Entſpännung zwiſchen Maturitätsprüfung und dem
Hochſchul=
ſtudium und erhält gleichzeitig das Rüſtzeug zur praktiſchen
Ge=
ſtaltung der Lebensführung während der Studienzeit=
Die Meiſterinnenkurſe ſollen zur Vorbereitung auf
die Meiſterprüfung im Handwerk der Damenſchneiderei.
Weiß=
zeugnäherei uſw. oder auf die ſelbſtändige Tätigkeit in dieſen
Handwerken dienen.
Anmeldungen für das neue Schuljahr werden täglich von
9—2 Uhr im Schulhaus, Friedrichſtraße 4, entgegengenommen.
(Siehe Anzeige.)
Tadsende von Seidenstoff-
Kleiderstoff- Waschstoff- Weißwaren-,
Baumwollwaren-, Gardinen- und Spitzen-Reste
jetzt im Inwentur-Ausverkauf
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Der Verkauf beginnt heute vormittag 8½ Uhr
auf unseren vergrößerten Parterre-Auslagen!
Seite 6 — Nr. 20
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 20. Januar 193
Skadkrandſiedlung
auf dem „Weilerſtädker Ererzierplaß”.
Man ſchreibt uns: Auf Anregung des „Freien
Sied=
lungsvereins Darmſtadt und Umgebung” fand am
Samstag nachmittag eine Beſichtigung des Weiterſtädter
Exerzierplatzes ſtatt. Auf dem Gelände hatte der
Sied=
lungsverein an verſchiedenen Stellen Grabungen vorgenommen,
welche namentlich auf dem tiefer gelegenen Teil einen
außer=
ordentlich günſtigen Grundwaſſerſtand von etwa 1 Meter Tiefe
ergaben, der auch in der trockenen Jahreszeit nicht erheblich
ab=
nimmt. An Hand dieſer Geländeaufſchlüſſe erläuterte Herr
Pro=
feſſor Diehl die geologiſche Schichtung und die Bodenbeſchaffenheit
des Platzes; die Ausführungen fanden eine wertvolle Ergänzung
ſeitens der anweſenden Fachleute des Kleingartenbaues und der
Landwirtſchaft. Nach der übereinſtimmenden Auffaſſung der
Sach=
verſtändigen wurde der Boden als für die Zwecke der
gärtneri=
ſchen Kleinſiedlung als durchaus geeignet befunden;
ins=
beſondere wurde ihm ſowohl in gärtneriſcher wie in baulicher und
verkehrstechniſcher Hinſicht der Vorzug gegeben vor dem „beſſeren”,
Boden des Oberfeldes mit ſeinem felſigen Untergrund, von dem
Flugſand des Griesheimer und Darmſtädter Exerzierplatzes gar
nicht zu reden.
Das Schickſal des Platzes wird zurzeit im
Reichsfinanzmini=
ſterium in Berlin entſchieden. Da der Herr
Reichsfinanz=
miniſter Dr. Dietrich perſönlich dem Siedlungsgedanken
in Deutſchland den ſtärkſten Auftrieb gegeben hat, ſo erſcheint es
ſo gut wie ausgeſchloſſen, daß dieſes Gelände anders als für Zwecke
der Siedlung verwandt werden wird; dies um ſo weniger, als
ge=
rade Herr Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich erſt kürzlich hier in
Darmſtadt in öffentlicher Verſammlung für die wichtigen
Auf=
gaben der Kurzarbeiter= und Erwerbsloſenſiedlung die wärmſten
Worte gefunden hat. Sollte der Platz wider Erwarten für die
Siedlung verloren gehen, ſo möge man ſich bei den
verantwort=
lichen Stellen ſowohl der Stadt Darmſtadt wie des Landes Heſſen
darüber klar ſein, daß unſere Erwerbsloſen und Kurzarbeiter
als=
dann unter ganz weſentlich ungünſtigeren
Ver=
hältniſſen vorausſichtlich werden ſiedeln
müſ=
ſen. Der Freie Siedlungsverein würde jedenfalls alsdann auf
weitere Mitarbeit verzichten.
Große Unklarheiten ſcheinen noch in der Gemeinde
Weiter=
ſtadt vorzuliegen. Um allen Mißverſtändniſſen vorzubeugen, ſei
hier betont, daß Kleinſiedler aus der Gemeinde Weiterſtadt
ſelbſt=
verſtändlich ebenſo willkommen ſein werden, wie ſolche aus
Darm=
ſtadt und anderen Plätzen.
Jetzt ſchon mit Siedlungsanträgen an den Freien
Siedlungs=
verein heranzutreten, erſcheint, ſo lange über das Schickſal des
Platzes noch nicht entſchieden iſt zwecklos. Möge die Entſcheidung,
um die ſich der Verein bereits ſeit nahezu zwei Monaten bemüht,
nicht allzu lange auf ſich warten laſſen, damit rechtzeitig zum
Frühjahr mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Dr. I.
Miekſenkung.
Zur Beſeitigung von Zweifeln, die von
verſchie=
denen Seiten erhoben wurden, wird nochmals darauf
hin=
gewieſen, daß ſich die geſetzliche Miete gemäß § 1. Kapitel II
vom Zweiten Teil der Vierten Ntoverordnung vom 8. Dezember
1931 nur um zehn vom Hundert der Friedensmiete ermäßigt. Die
Zuſchläge werden von der vollen Friedensmiete wie bisher
be=
rechnet.
Beiſpiel;
Die Friedensmiete vom 1. Juli 1914 war 100 RM. und die
geſetzliche Miete im Dezember 1931 — 122 RM. Die Miete vom
Januar 1932 ab beträgt demnach:
100 — 10
RM.
dazu der Zuſchlag . . . . . . — 22 RM.
zuſammen: 112 RM.
In den Fällen, in denen das Waſſergeld auf die
Nutzungsberechtigten bisher umgelegt wurde, gilt die
Bekannt=
machung vom 22. Dezember 1930 auch weiterhin.
Der Orthſche Männerchor hielt ſeine Generalverſammlung
ab. Der im verfloſſenen Geſchäftsjahr verſtorbenen Mitglieder
wurde in der üblichen ehrenden Weiſe gedacht. Der Rechner, Herr
Herm. Fink, erſtattete den Jahresbericht, aus dem zu
entneh=
men war, daß wiederum ein ſehr arbeitsreiches und für den
Ver=
ein förderndes Jahr zurückliegt. Erfolgreich beſonders durch die
Täigkeit des Chorleiters, Herrn Muſikdirektors Robert Herber.
Der Kaſſenbericht ergab ein zufriedenſtellendes Ergebnis. Bei
der Vorſtandswahl wurde Herr Karl Schlitz einſtimmig als
1. Vorſitzender gewählt. Der übrige Vorſtand erhielt mit
weni=
gen Abänderungen erneut ſeine Beſtätigung. Die Ehrungen und
Auszeichnungen der Sänger für Singſtundenbeſuch waren, für
manchen Sänger Anſporn und Aneiferung, auch in dieſer
ſchwe=
ren Notzeit dem aktiven Chor die Treue zu halten.
=Volkshochſchule. Wir machen nochmals darauf aufmerkſam,
daß heute im Saal 267 der Techniſchen Hochſchule der Vortrag
von Dr. med. B. Günther ſtattfindet. Das Thema des Abends
lautet: „Unſer täglich Brot” (Brotarten, Backverfahren,
Backfehler, Weizen= oder Roggenbrot). Eintrittskarten auch am
Saaleingang.
„Brot und Brotkorn in ſeinem Werden bis zur
Gegen=
wart”, Lichtbildervortrag am Donnerstag, dem 21. Januar,
nach=
mittags von Herrn Stadtmiſſionsinſpektor Bringmann im
Chriſt=
lichen Verein junger Männer Darmſtadt, Alexanderſtraße 22
(ehemalige Infanteriekaſerne). Zu dieſem Vortrag ſind
beſon=
ders alle Bäckermeiſter, Gehilfen und Lehrlinge eingeladen,
ſo=
wie deren Angehörige (Damen und Herren) und alle Freunde
des Bäckergewerbes. Gäſte ſind herzlich willkommen. Bei
die=
ſer Gelegenheit machen wir noch auf die heute Mittwoch abend
ſtattfindende Bibelſtunde für junge Männer aufmerkſam.
Evang. Jugendbünde der Petrusgemeinde. „Der
Nibe=
lunge Not”, ſo heißt das erſchütternd wirkende und
gegenwarts=
nahe Schickſalsſpiel von Wilhelm Schöttler, das am Samstag,
dem 23. Januar, abends, im Gemeindehaus. Eichwieſenſtraße 8,
zur Darſtellung gelangt. Es bildet den wuchtigen Ausklang
eines Gemeindeabends, der unter das Wort „Aus alter Väter
Tagen” geſtellt iſt. Lieder des Singekreiſes. Stellen aus dem
Nibelungenlied (Neudichtung von Otto Hauſer) und das
oben=
genannte Spiel ſind zu einer einheitlichen, ſtreng geſchloſſenen
Folge zuſammengefügt. Der Beſuch des Abends kann all denen,
die glauben, daß unſere deutſche Vergangenheit wirkende und
ſchaffende Kräfte für unſere Gegenwart und Zukunft in ſich birgt.
auf das wärmſte empfohlen werden.
Wohltätigkeitsveranſtaltung. Bei der am Samstag, dem
23. Januar, abends 7.30 Uhr, in der Otto=Berndt=Halle
ſtattfin=
denden Wohltätigkeitsveranſtaltung des Frauenvereins
des Roten Kreuzes für Deutſche über See wird
Herr Guſtav Blank vom Heſſiſchen Landestheater einige
Tanz=
darbietungen bringen. Der junge Tänzer iſt aus der
Folk=
wangſchule hervorgegangen und ein Schüler von Kurt Joos. Er
hat ſeine Ausbildung bei Rudolf von Laban vollendet, unter
dem er bei den beiden letztjährigen Bayreuther Feſtſpielen beim
Tannhäuſer=Bachanal mitgewirkt hat.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
A. B. Dieſe Vereinbaxung verſtößt inſofern auch gegen das
Reichs=
mietengeſetz, als auch ſchon bei Feſtſetzung der vertraglichen Miete beim
Mieteinigungsamt Schritte hätten getan werden können, um die
Frie=
densmiete feſtzuſtellen oder feſtſtellen zu laſſen, um ſo die geſetzliche Miete
zu errechnen. Uebrigens gibt Ihnen ja auch die Heſſiſche Verordnung
vom 2. Dezember 1931 die Handhabe, gerade jetzt das Mieteinigungsamt
wegen Feſtſetzung der Friedensmiete und Ermäßigung des Mietzinſes
an=
zurufen.
H. in R. Fragen Sie ſchriftlich beim Staatsminiſterium in
Darm=
ſtadt, Neckarſtraße, an. Dort erhalten Sie authentiſchen Aufſchluß.
Zur Wirtſchaftslage.
Kein Grund zur Verzweiffeng. — Bifler nei der Glgube an die Befreiung unſeres Bolkes aus kiefer n5
Mik unbengigmem Muk und ansdguernder Kraft vorwärks.
In der geſtrigen erſten Vollverſammlung der
In=
duſtrie= und Handelskammer Darmſtadt im Jahre
1932 gab der Vorſitzende der Kammer, Dr.=Ing. ehrh. E. Schenck
einleitend einen Ueberblick über die Wirtſchaftslage, der um
ſei=
ner allgemeinen Bedeutung willen nachſtehend im Wortlaut
wiedergegeben ſei:
„Ein dunkles Jahr, das unſerem Volke die allerſchwerſte
Not gebracht hat, liegt hinter uns. Hatten wir auch zu Beginn
nicht allzu große Erwartungen, weil alles noch in düſterem Nebel
lag, ſo hat die Entwicklung noch viel, viel Schlimmeres gebracht,
als wir nur jemals ahnen konnten. Sinkende Kaufkraft,
abnehmender Verbrauch, Einſchrumpfung der
Erzeugung. gefährlich zunehmende
Arbeits=
loſigkeit, Erhöhung der Produktionskoſten
das ſind die charakteriſtiſchen Merkmale unſerer ſchwerkranken
Wirtſchaft im vergangenen Jahre. Ein Viertel unſeres Volkes
mußte auf Gemeinkoſten ernährt und dadurch vor dem
Hunger=
tode bewahrt werden.
Hinzu kam, daß mit ſinkendem Volkseinkommen und mit
ab=
nehmendem Wirtſchaftsertrag die Steuerkraft
bedroh=
lich nachließ, ſo daß es nicht möglich war, die durch die
Fürſorgepflicht ſtark belaſteten Haushalte des Reichs, der
Län=
der und der Gemeinden ins Gleichgewicht zu bringen. Je
ſtär=
ker aber die Steuerſchraube angezogen werden mußte, um ſo
mehr ſank weiter der Wirtſchaftsertrag, der die Grundlage der
Beſteuerung bildet. Eine Not zeugte die andere, die wiederum
rückwirkend die erſte verſtärkte.
Ein weiteres Unheil war die finanzielle
Abhängig=
keit vom Auslande, in die wir uns teils aus Not, teils
aber auch aus fehlerhafter Sorgloſigkeit begeben hatten. In dem
Augenblicke, da die ſchwere Kriſe uns ſichtbar vor der ganzen
Welt befiel, mußte uns von unſeren Gläubigern das Vertrauen,
das ſie uns bis dahin geſchenkt hatten, plötzlich entzogen
wer=
den. Wir alle ſtehen noch ſo ſehr unter dem furchtbaren
Ein=
druck dieſer ſchweren Finanzkataſtrophe, daß ich mir eine nähere
Schilderung erſparen kann
Als Erſatz für den Abſatzausfall auf dem inneren Markte,
und in dem Beſtreben, die von den Siegerſtaaten uns auferlegten
ungeheuerlichen Laſten abzutragen, wurde die Ausfuhr der
einheimiſchen Erzeugniſſe immer ſtärker betrieben. Aber
hier=
bei begegneten wir je länger, je mehr dem entſchloſſenen
Wider=
ſtande faſt aller Länder der Erde, weil mittlerweile die Kriſe die
ganze Welt erfaßt hatte und jedes Land ſich vor der Einfuhr
fremder Waren ſchützen zu müſſen glaubte. Ein
allgemei=
nes Streben nach Autarkie, nach einer möglichſt in ſich
ſelbſt geſchloſſenen Eigenwirtſchaft des einzelnen Landes ſetzte
ein, eine Fronie auf unſere ſo beſonders hoch entwickelte Technik
des Verkehrs. In dem Augenblicke, da die vollkommenſten und
ſchnellſten Mittel für den Verkehr der Völker und ihrer Güter
untereinander zur Verfügung ſtehen, wenden ſich die Völker be=
* Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Hiſtoriſche Filme ſind ja meiſt eine heikle Angelegenheit, und
ohne ein Auge zuzudrücken, kommt man gewöhnlich nicht glatt an
ihnen vorbei. Nun, man erwartet von einem Filmregiſſeur nicht
gerade, daß er ein Geſchichtsprofeſſor iſt, und auch ſonſt iſt man
beſcheiden und nachſichtig geworden. Die Art aber, in der in dem
Tonfilm „Der Gefangene von Schönbrunn” Geſchichte ſerviert wird,
geht doch wohl etwas zu weit. Mit einer derartig kindlichen
Vor=
ſtellung nicht nur von Geſchichte, ſondern von geſchichtlichen
Men=
ſchen, ja von Menſchen überhaupt, ſollte man keine hiſtoriſchen
Filme drehen. So etwas wirkt je nach der geiſtigen Reife des
Zuſchauers, lächerlich oder verbildend. Auch vom äſthetiſchen
Geſichtspunkt iſt der Film, für den älteſte Theaterrezepte vorgeholt
wurden, bedauerlich ſchlecht.
— Im Helia=Theater läuft heute abend im Rahmen einer
Feſt=
vorſtellung erſtmalig das neue vaterländiſche Filmwerk der Ufa
„Yorck”, das durch ſeinen nationalen Geiſt und hohe künſtleriſche
Eigenſchaft berufen iſt allen deutſch=bewußten Kreiſen Stunden
innerer Erbauung zu ſchenken. Die Titelrolle ſpielt Werner Kraus,
und in weiteren Hauptrollen ſind Rudolf Forſter Grete Mosheim,
Rehmann, Kayßler, Loos u. a. beſchäftigt. Die Regie führte
Guſtav Ucicky der Regiſſeur vom „Flötenkonzert‟. Die Muſik ſchrieb
Schmidt=Boelke.
— Im Union=Theater ſieht man nur noch heute Brigitte Helm
und Guſtav Fröhlich in dem ſpannenden Senſatiosfilm „Liebe
und Weltrekord” (Gloria). Regie Hans Behrend.
— Das Helia=Theater zeigt nur noch heute nachmittag in zwei
Vorſtellung den beliebten Komiker Felix Breſſart in dem
Ton=
film=Luſtſpiel. Der Herr Bürovorſteher” Abends ab
8.30 Uhr: Feſtvorſtellung „Yorck”.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft nur noch heute und morgen
der Tonfilm „Der Gefangene von Schönbrunn” („Der
Leidensweg des Herzogs von Reichſtadt”).
Skeuer= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. Januar 1932.
Aufbewahren.
Ausſchneiden.
20. Januar: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 15. Januar 1932 erfolgten
Lohnzahlun=
gen im Markenverfahren und im
Ueberweiſungs=
verfahren; im letzteren jedoch nur dann, wenn die
in der erſten Hälfte des Kalendermonats
einbehal=
tenen Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem
Be=
trieb beſchäftigten Arbeitnehmer den Betrag von
200 RM. überſtiegen haben. Keine Schonfriſt.
20. Januar: Abführung der im Steuerabzugsverfahren
einbehal=
tenen Ledigenſteuer und der
Kriſenlohn=
ſteuer. Keine Schonfriſt.
25. Januar: 4. (gemeindliches) Ziel der Gemeinde= Kreis=
und Provinzialumlagen für das
Rech=
nungsjahr 1931/32. Brauner Steuerbeſcheid.
Schon=
friſt bis 5. Februar 1932.
25. Januar: Zahlung der Müllabfuhr=,
Straßen=
reinigungs= und
Kanalbenutzungsge=
bühr in der Stadt Darmſtadt laut grauem
Ge=
bührenbeſcheid. 4. Ziel für das Rechnungsjahr
1931/32. Schonfriſt bis 5. Februar 1932.
25. Januar: Entrichtung der Filialſteuer in der Stadt
Darmſtadt. 4. Ziel für das Rechnungsjahr 1931/32.
Weißer Steuerzettel. Schonfriſt bis 5. Febr. 1932.
Einſendung der Lohnſteuerbelege.
Termin hierfür iſt ſpäteſtens der 15. Februar 1932. Auf
die Notiz im letzten Steuerkalender für die 1. Januarhälfte wird
hier verwieſen.
H. W. Wohmann.
Tageskalender für Mittwoch, den 20. Januar 1932.
Lichtſpieltheater. Union=Theater: „Liebe und Weltrekord”.
Helia=Lichtſpiele: „Der Herr Bürovorſteher”
Palaſt=Lichtſpiele: Der Gefangene von Schönbrunn”
— Orpheum: 6 Singing Babies — Café Ernſt=Ludwig, 8.30
Uhr: Geſellſchaftsabend. — Fürſtenſaal, abends 8.30 Uhr:
Jah=
res=Hauptverſammlung der Liedertafel. e. V., 1842. —
Sport=
platz=Cafs am Böllenfalltor, abends: Geſellſchaftstanz. —
Kon=
zerte: Rheingauer Weinſtube, Café Oper, Café Ernſt=Ludwig,
Schloßkeller, Perkeo.
wußt davon ab, ſie für den denkbar regſten Austauſch zu vo
werten.
Angeſichts dieſer zweifachen Unmöglichkeit, den Young=Pl.
zu erfüllen — einmal, weil das deutſche Volk wirtſchaftlich
da=
außerſtande iſt, und zum andern, weil die einzige Möglichkeit de
Erfüllung, die in der Lieferung von Waren beſteht, von d.
Gläubigern nicht angenommen wird —, mußte notwendigerwe
das Moratorium kommen. Weil es zu ſpät kam und
e=
nach langwierigen Verhandlungen angenommen wurde, hat
ſeine Wirkung vollkommen verfehlt. Wir haben eine Erleicht
rung nicht mehr verſpürt. In den nächſten Wochen werden
berufenen Führer der Völker zu entſcheiden haben, ob man g
willt iſt, die unerträgliche Spannung der Weltwirtſchaft dun
allgemeine Streichung der politiſchen Schulden zu beſeitigen, od
ob man — trotz des eindeutigen Urteils der Baſeler Sachne
ſtändigen, jedes Land ſei durch dieſe Kriſe erſchüttert wor)e
aber in Deutſchland und einigen anderen Ländern ſeien h
Wirkungen verheerend — die ſchwere Verantwortung ferner j.
ſich nehmen will, daß der chaotiſche Zuſtand der
gu=
zen Welt fortdauert zum Schaden aller Völk
Inzwiſchen hat die Reichsregierung, um die deutſche
Wi=
ſchaft vor dem gänzlichen Zuſammenbruch zu retten, gegen Schl.
des Jahres mit rückſichtslos grauſamer Hand in das Wirtſchat
gefüge eingegriffen in der Abſicht, die Geſtehungskoſtt
und damit den Preis der Waren zu ſenken. Hierdu
hofft man, die Produktion zu beleben und der Geſamtwirtſch
einen neuen Anſtoß zu geben. In erſter Linie ſoll eine
Sü-
kung des Innenmarktes bewirkt werden, da ſich die Außenmäfu
noch weiter abzuſchließen drohen. Andere Länder haben
eiſe=
anderen Weg gewählt; indem ſie ihre Währung vom Golde ha
löſt haben. Welcher Weg der richtige iſt, im beſonderen, welh==
Weg auf lange Sicht die Beſſerung bringen wird, kann nur )i.
Zukunft lehren. Für uns in unſerer beſonderen Lage
erſchſ=
die Politik der Reichsbank, die Währung unter alln
Umſtänden ſtabil zu erhalten, das Alleingegebene.
In einem Zuſtande banger Ungewißheit und ſchwerer Sig
haben wir das neue Jahr begonnen. Haben wir Gruide
zu hoffen, oder Grund, zu verzweifeln ? Noch
inme=
iſt der im Kampf unterlegen, der ſich ſelber aufgegeben hat, un
der hat endlich beſtanden, der mit unbeugſamem Mut und us
dauernder Kraft bis zu Ende gekämpft hat. Wenn wir auchle5
der ſpüren, daß wir gegen viele Widerſtände ohnmächtig inn
weil die Dinge ſtärker ſind als wir, ſo darf trotz alledem de=
Wille nicht erlahmen, dort ſtandhaft und mutvoll zu kämziſer
wo unſer Wirken ſich dem Ganzen einfügen und dadurch Efol.
bringen kann. Vor allem aber gilt es ſich ſelbſt und den ade
ren zu erhalten und zu ſtärken den Glauben an eine 4II
mähliche Befreiung unſeres Volkes aus tiefe
Not.”
Aus Heſſen.
F Eberſtadt, 19. Jan. Ein evangeliſcher Gemein)e
abend wird vorausſichtlich am 31. Januar 1932 im Schwaner,
ſaal ſtattfinden. Im Mittelpunkt dieſes Abends ſteht die größ=
Funkrepoxtage der Jugendgemeinde: „Jugend im Kampf und ſu
gend auf Fahrt” (Welle Eberſtadt 1932).
— Nieder=Ramſtadt. 19. Jan. Aus dem Turnvereitt
1885 e. V. Die Jahresfeier der Handballabteilung des Verelſs
war überaus gut beſucht. Der Leiter der Abteilung, Willi
Caſn=
tius, begrüßte die Gäſte. Den allgemeinen inſtrumentalen Ta.
der Feier beſtritten die Herren Wilhelm Luckhaupt und Ludyig
Reitz (Violine) Herr Albert Heil (Schlagzeug), unter Begleittm
von Herrn Heß=Traiſa (Klavier),
( Ober=Ramſtadt, 19. Jan. Verſchiedenes. In ſelten.
körperlicher und geiſtiger Friſche vollendet Herr Gg. Phil. Nieden
Neuweg 5, hier, am 21. d. M. ſein 78. Lebensjahr. — Auch ein
Zeichen der Zeit iſt der ſtarke Rückgang in der Hundehaltung zu
Erſparung der Hundeſteuer. So wurden zu Beginn des neuen
Jahres hier 23 Hunde weniger gezählt als um die gleiche Zeit de:
Vorjahres
o. Erzhauſen, 19. Jan. Winterhilfe. Die lokale Winter
hilfe hat hier ſchon ein ſegensreiches Ergebnis gezeitigt. Auch di
Reichswinterhilfe betr. Fleiſch und Hausbrand iſt in ihrer Tätig
keit. Für Hausbrand nimmt die Kohlen= und Sparkaſſe die
Kar=
ten zur Belieferung entgegen. — Am Sonntag, den 24. Januaru
veranſtaltet der Ev. Kirchengeſangverein abends im Saale „Zu
Ludwigshalle” einen Theaterabend zugunſten des Gemeindehau.
ſes. Zur Aufführung gelangt „Glaube und Heimat”.
Ef. Meſſel, 19. Jan. Theaterabend des Geſangverein
„Sängerbund=Eintracht” Meſſel. Nach dem mächtig er
ſchallenden „Sängergruß” und der Begrüßungsanſprache des Vorſitzender
erklang als erſter Chor „Frühling am Rhein”. Eine unausſprechlich=
Komik löſte der Einakter „Das Badehöschen” aus. Sämtliche
Mitwir=
kenden taten hierbei ihr beſtes. Außer dem nun folgenden Chor „De
Bergſtrom” wurde die Operette „Verliebte Leute” aufgeführt, die deu
Höhepunkt des Abends bildete. Den Vogel ſchoß hierbei Hans Reitz al=
„Euſebius Nudelmeher” ab, der durch ſeine wunderbare Spielweiſe d
Lachmuskeln erſchütterte. Aber auch ſämtliche anderen Darſteller us
nicht zuletzt die Kapelle gaben ihr Beſtes und ſtanden kaum hinter ihw
zurück.
An. Groß=Zimmern, 19. Jan Turnverein 1863. Die Ge
neralverſammlung war recht gut beſucht. Nach herzlichen
Begrüßungé=
worten ſeitens des 1. Vorſitzenden und einem ſtillen Gedenken der wis
ſtorbenen Mitglieder wurden die Niederſchriften verleſen. Aus dem
Kaſſenbericht iſt zu entnehmen, daß ſich die mißlichen wirtſchaftlichen Veke= im letzten Jahre auch ungünſtig auf die Vereinskaſſe ausgewilt
haben. Der Geſchäftsbericht zeigte, daß das Vereinsleben ſehr rege W
der Mitgliederſtand wurde ziemlich gehalten. Aus den Berichten?
einzelnen Fachwarte war zu erſehen, daß auch nach turntechniſcher
Seile=
hin Hervorragendes geleiſtet wurde. Neugewählt wurden der 2. V0
e=
ſitzende, die Fachwarte und die Beiſitzer. Der ſeitherige 2. Vorſitzend
Lehrer Poth, wurde einſtimmig wiedergewählt. Als neuer Beiſitzer trickt
A. Hoffmann in den Vorſtand. Die einzelnen Aemter wurden wie folgd
beſetzt: Männerturnwart: L. Steinbrecher, 2. Turnwart: J. Rudolzh.
Frauenturnwart: Joh. Wucherpfennig, 2. Sofie Dietrich,
Schülerturſs=
wart: Konrad Dietrich und Adrian, Spielwart: Gg. Geier, Sportwart=
L. Klein, Wanderwart: A. Rauch, Schwimmwart: Hoffmann, Schülerin=: A. Rauch und Elli Diehl.
. Babenhauſen, 18. Jan. Der Geſangverein
Sängel=
bund gegr. 1840, gab einen Konzert= und Ballabend im
Saale=
des Gaſthauſes „Zum Löwen”. Trotz der Schwere der Zeit war der
Beſuch recht gut, und das Konzert unter der kunſtſinnigen Leitung
des Chormeiſters Manus Nieder=Roden, hinterließ einen
aus=
gezeichneten Eindruck. Alle Chöre wurden mit trefflicher
Aus=
ſprache und guter Phraſierung vorgetragen. Den Höhepunkt des
wohlgelungenen Abends bildete Schuberts „Gondelfahrer”, der mic
Harmoniumbegleitung (Lehrer H. Rühl) geſungen wurde. Soli= betätigten ſich erfolgreich die aktiven Sänger Eichhorn uns
Fendt, die ebenfalls mit ihren Liedern reichen Beifall ernteten.
41 Höchſt i. Odw., 19. Jan. Der Rhein=Main=Gaſtwirte=Verban’
hatte die Gaſtwirte von hier und der Umgegend zu einer
Verſammlung=
in das Gaſthaus „Zum Löwen” eingeladen. Der 2. Vorſitzende, Herr
Döring=Darmſtadt, beſprach in einem längeren Vortrag die kataſtrophale
Lage des Gaſtwirtegewerbes, wie dies ſich beſonders in den Städten
zeigt und woran viel die unerhörten Steuern für Getränke uſw. ihr gus
Teil beitragen. Eine Beſſerung werde nur durch den Zuſammenſchlus
aller Kollegen zu erwarten ſein. Die Gründung einer Ortsgruppe für
Höchſt und den unteren Bezirk wurde beſchloſſen. Der Vorſtand ſetzt ſich
zuſammen aus den Gaſtwirten E. Wegel, Gg. Hofferberth und
Treſee=
von Neuſtadt.
Mittwoch, 20. Januar 1932
Darmſtädter Tagblait / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 20 — Seite 7
Außerordenkliche Generalverſammlung
der Volksbank Griesheim.
I. Griesheim. 15. Januar.
Die Volksbank Griesheim hatte ihre Mitglieder zu einer
ugerordentlichen Generalverſammlung eingeladen. Es waren
9i: Mitglieder vertreten. Als Gäſte waren anweſend: Herr Dr.
ſiclemann vom Verband der Heſſiſchen landwirtſchaftlichen Ge=
„Fenſchaften und Herr Jayme von der Landesgenoſſenſchaftsbank.
en Hauptpunkt der Tagesordnung war die Berichterſtattung der
eu=gewählten Vorſtands= und Aufſichtsratsmitglieder über die
ve genommene Prüfung des in der außerordentlichen
Generalver=
u—mlung vom 12. Dezember 1931 vorgelegten Status. Der
Vor=
tande des Aufſichtsrates, Herr Heinrich Nothnagel 12., leitete
ſe Verſammlung. In ſeiner Anſprache wies er die im Umlauf
ſiſ endlichen Geruchte, daß Mitglieder des Aufſichtsrates ſchwer
Nimſtet ſeien, entſchieden zurück. Die Berichterſtattung über das
nkifungsergebnis erſtattete Herr Peter Keller Sämtliche
Kredit=
nverlagen wurden einer genauen und ſorgfältigen Nachprüfung
igerzogen. Es wird grundſätzlich beſtätigt, daß die Angaben der
lten Verwaltungsorgane in allen Teilen zutreffen. Gute und
a reichende Sicherheiten ſind vorhanden. Bei allen
Kreditüber=
eitungen waren von den ſeitherigen Verwaltungsorganen die
prechenden Schritte zur Regulierung derſelben eingeleitet. Die
ri=ditüberſchreitungen ſind im allgemeinen durch das Anwachſen
* Zinſen entſtanden, die eingetretenen Verluſte in der
Haupt=
ahe durch die Wertminderung der Sicherheitsobjekte. Die
feſt=
eigenden Verluſte verteilen ſich auf 9 Fälle und betragen 75 000
22., die zweifelhaften Forderungen auf 7 Fälle mit 10 340 RM.
ie Geſamtverluſte ſind zur Hälfte durch die Reſerven gedeckt.
in=e Verluſtgefahr für Spareinlagen beſteht in keiner Weiſe. Der
ericht ſchließt mit der Hoffnung, daß jeder Einleger mit vollem
erstrauen auf die Volksbank ſchauen möge. Anſchließend erſtattete
err Georg Löffler, ebenfalls Mitglied des neuen Aufſichtsrates,
erricht über dos Konto des früheren Direktors, Herrn Maus,
e ches allein Gegenſtand einer zweitägigen Prüfung war.
Ver=
diedene Anfragen aus der Verſammlung, bis wann mit der
In=
an gſetzung eines geordneten Geſchäftsbetriebes gerechnet werden
ſmmte beantwortet Herr Geſchäftsführer Glock dahingehend, daß
der Geſchäftsmann, welcher der Bank flüſſige Mittel zurzeit zur
ei=fügung ſtellt, jederzeit über dieſelben verfügen kann. Eine
u editgewährung zur Belebung des Kontokorrentverkehrs.
aaus dem Grunde nicht möglich, weil die Spareinleger der
ſamk ſeit Monaten jede verfügbare Mark entziehen. Die von
ver=
ſedenen Seiten erhobenen Vorwürfe gegen die
Landesgenoſſen=
hefftsbank, daß ſie die Volksbank im gegebenen Augenblick nicht
nerſtützt habe widerlegt Herr Dr. Hillemann dahin, daß der
desgenoſſenſchaftsbank weitere 600 Kreditgenoſſenſchaften
an=
ſcloſſen ſeien, die zum großen Teil mit dem gleichen Anſinnen
nDieſelbe herangetreten ſeien, und überdies ſei er überzeugt, daß
r Volksbank mit einem Betrag von 20 000 RM. nicht gedient
meſen ſei, da derſelbe von den Spareinlegern geſchluckt worden
läue, und ſich die Bankſchuld nur erhöht hätte. Im übrigen
er=
ärte Herr Dr. Hillemann, daß die Volksbank Griesheim als eine
r beſtfundierteſten im Heſſenlande angeſehen würde. Ferner
ſlan Herr Dr. Hillemänn Stellung zu der Frage eines
Reichs=
ſwuſſes, wie er der Vereinsbank Eberſtadt gewährt worden ſein
Der Verband zuſammen mit dem Vorſtand der Volksbank
ſeiwde Schritte unternehmen, um auch für Griesheim eine Beihilfe
enr Reiche zu erlangen. Verſchiedene Angriffe aus der
Verſamm=
lug gegen die Geſchäftsführung wurden von den Herren Valentin
ch-ck 1. Juſtus Müller 2. und Wilhelm Nothnagel 6. treffend
ſitzerlegt. Mit eindringlichen Worten ermahnten die Redner zu
ſelBſtbeſinnung und Pflichtbewußtſein und knüpften an ihre
ſerrte die Erwartung, daß es bei gutem Willen der Mitglieder
lo wieder bergauf gehen kann. Mit großem Beifall wurden
irochiedene Ausführungen von Mitgliedern aufgenommen. Be=
Unere Beachtung fanden die Anträge der Herren Grohe. Engel
). Hofmann, von denen ſich beſonders Erſterer warm für das
de terbeſtehen der Volksbank und für die Wiedergewinnung des
ſettrauens der Sparer einſetzte. Nachdem noch bekannt gegeben
ſu de, daß in aller Kürze eine Verſammlung der Sparer und
rigen Gläubiger der Bank einberufen werden ſoll, wurde die
eu eralverſammlung geſchloſſen. Möge dieſe Verſammlung die
heifel zerſtreuen helfen, die bezüglich der Volksbank ſeither noch
hegt wurden, und bald wieder das alte Vertrauen zurückkehren,
ſts ſo bitter nötig iſt.
Niedernhauſen, 19. Jan. Der Deutſche Turnverein zu
Nie=
umhauſen hielt eine Abendunterhaltung ab, die von den
Bewoh=
ei des Dorfes und auch von außerhalb ſehr ſtark beſucht war.
m. Mittelpunkt der Darbietungen, die alles Erwartete
übertra=
n. ſtand das Theaterſtück. Der kühne Wildſchütz des Erzgebir=
Weiter wurden plaſtiſche Darſtellungen mit Muſik „Lieber
t als Sklave” und von der Jugendriege ſchöne Pyramiden ge=
Dr. Beedenkirchen 18. Jan. Jagdverpachtung. Am 25 ds.
Pt., nachmittags 2 Uhr, wird die Gemeindejagd Staffel auf der
Bür=
rmeiſterei Beedenkirchen meiſtbietend verpachtet. Der günſtig gelegene
aldbezirk umfaßt 400 Morgen.
Dn. Beerfelden, 18. Jan. In der Nacht von Freitag auf
ſumistag ſtürzte die Giebelwand an der Scheune der Frau B.,
Sitwe, in der Viehgaſſe, eine etwa 10 Meter hohe
Sandſtein=
rundmauer, plötzlich zuſammen. Die Mauer hatte ſich in den
tzuen Tagen auffallend ſtark von der Scheuer abgedrückt und
niſke Sprünge gezeigt, dieſelbe ſollte am Samstag mit dem
ſalkenwerk verankert werden; die Vorbereitungen hierzu waren
vont getroffen. Durch den vorherigen Zuſammenbruch wurde
dunfalls ein größeres Unglück verhütet, da ſo nur Sachſchaden
nitanden iſt.
— Hirſchhorn, 19. Jan Waſſerſtand des Neckars am
essel am 18. Januar 1,95 Meter am 19. Januar 1,90 Meter.
— Gernsheim, 19. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
egel am 18. Januar 0,66 Meter, am 19. Januar 0,51 Meter.
Aus den Geneindeparlanenten.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 19. Jan. Gemeinderatsbericht.
Zu einer dringenden Sitzung wurde der Rat auf geſtern abend
einberufen, veranlaßt durch die infolge des hohen Waſſerſtandes
erneut verurſachten Schäden am Modaubachwehr bei der
ſogenann=
ten Wehrplatte. Der in der Sitzung anweſende Beamte des
Kul=
turbauamtes erläuterte die bisher getroffenen Maßnahmen und
machte Vorſchläge, wie man dem derzeitigen, immer mehr um ſich
greifenden Uebel wirkſam begegnen könne. Aus den Kreiſen der
Ratsmitglieder heraus wurden Worte der Kritik über die bisher
getroffenen Maßnahmen laut, insbeſondere wurde gerügt, daß
man mit dem Triebwerksbeſitzer M. Richter nicht Hand in Hand
arbeitete. Nach längerer Debatte wird die Errichtung einer
Be=
tonufermauer von der Wehrplatte aus bis zum neuen Durchſtich
beſchloſſen, deren Ausführung unter Leitung des Kulturbauamtes
einem Unternehmer übertragen werden ſoll. — Einer Verfügung
des Kreisamtes gemäß ſind die Gemeinden gehalten, ab 1.
Ja=
nuar 1932 für rückſtändige Gemeindegefälle Verzugszinſen in Höhe
von 12 v. H. undAufſchubzinſen in Höhe von 8 v. H. jährlich zu erheben.
Die Erhebung dieſer Zinſen iſt zwingend vorgeſchrieben und kann
nicht umgangen werden. Darüber hinaus ſind aber auch noch für
be=
willigte Stundungen an Steuern und ſonſtigen Gemeindeabgaben
Stundungszinſen zu entrichten, deren Höhe in das Ermeſſen des
Rats geſtellt iſt. Letzterer beſchloß den geringſtmöglichen Satz von
5 u. H. pro Jahr. — Infolge Scheiterns der Verhandlungen über
die Einleitung eines Baulandumlegungsverfahrens im Baugebiet
zwiſchen der Odenwaldbahn und der Provinzialſtraße Traiſa—
Emelinenhütte wird von ſeiten des Hochbauamtes vorgeſchlagen,
die bisherigen Baufluchtlinien dieſes Gebietes aufzuheben. Der
Rat beſchließt dementſprechend. — Einer Anregung des
Kreis=
wohlfahrtsamtes entſprechend beſchließt der Rat, die anteilmäßige
Bewilligung von Mitteln für eine beſchränkte
Konfirmandenaus=
ſtattungsbeihilfe. Die Wohlfahrtskommiſſion wird ermächtigt, die
bedürftigſten Fälle auszuſuchen.
Ce. Seeheim. 19. Jan. Ratsbericht. Die Frage der
Be=
laſſung einer Mehrſtelle an der hieſigen Volksſchule wird
zurück=
geſtellt. Der Mietſatz in den Gemeindehäuſern wird laut
Notver=
ordnung vom 8. 12. 31 erniedrigt. Dem Antrag der Arbeiter=
Samariterkolonne auf Ueberlaſſung eines Raumes im unteren
Teil des Rathauſes wird ſtattgegeben. Der Rat beſchließt,
Wan=
derlager mit einer Mehrbeſteuerung von 10 Prozent als
Ge=
meindezuſchlag zu belaſten. Mit 8 gegen 6 Stimmen beſchließt
man, die auf dem alten Pfarrhauſe ruhenden Baulaſten ab 15.
1. 32 auf das neue Pfarrhaus zu übertragen, und man genehmigt
die vom Hochbauamt Bensheim veranſchlagten Mehrkoſten, die 100
RM. überſteigen. In anſchließender nichtöffentlicher Sitzung
wer=
den etwa 60 Steuernachlaß= und Stundungsgeſuche beraten, die
zum größten Teil abgelehnt werden.
Bt. Auerbach, 19. Jan. Aus dem Gemeinderat. Der
Ge=
meinderat nahm Stellung gegen die vom Landesfinanzamt beabſichtigte
Aufhebung der Untererhebſtelle in der Gemeinde, die von Herrn
Kauf=
mann Jak. Karl Dittmann geführt wird. Alsdann wurde über zwei
Anträge des Ortsgewerbevereins verhandelt, worin einmal die Ausgabe
von Gutſcheinen für die Wohlfahrtsunterſtützungen und dann eine
Ein=
gabe an das Landesfinanzamt zur Beſtimmung eines neuen Stichtages
für die Vermögensſteuererklärungen gefordert wurde. Zu dem erſten
Antrag wurde beſchloſſen, je nach Lage der Kaſſenverhältniſſe mit
Gut=
ſcheinen auszubezahlen. Der zweite Antrag hat dadurch ſeine Erledigung
gefunden, daß auf Grund der Notverordnung der 1. April 1932 als neuer
Stichtag bereits beſtimmt iſt. Von hieſigen Gaſthofbeſitzern und
In=
habern von Privatpenſionen lag ein Antrag auf Herabſetzung der
Kur=
taxe auf 10 Rpfg. pro Tag im Sommerhalbjahr und völlige Aufhebung
derſelben während des Winterhalbjahres vor. Dem Antrag wurde
zu=
geſtimmt; er wird ſeine Erledigung bei der Aufſtellung des neuen
Vor=
anſchlages finden. Hinſichtlich der Beſchaffung von Arbeit für die
Wohl=
fahrtserwerbsloſen machte der Bürgermeiſter die Mitteilung, daß das
Forſtamt Jugenheim der Gemeinde das Zugeſtändnis gegeben habe, in
dem Steinbruch am Waldeingang zur „Not Gottes” Steine brechen zu
laſſen, die zur Herrichtung von Straßen Verwendung finden ſollen.
Es wurden hierzu mehrere Straßenteile in Vorſchlag gebracht. Eine
weitere Beſchäftigungsmöglichkeit für die Wohlfahrtserwerbsloſen iſt in
den Reinigungsarbeiten des Winkelbaches gegeben, weil nach einer neuen
Anordnung nicht mehr der Winkelbachverband, ſondern die einzelnen
Gemeinden dafür zuſtändig erklärt wurden. Dieſe Arbeit bietet für
Wochen Beſchäftigungsmöglichkeit.
4a. Gräfenhaufen, 19. Jan. Der Gemeinderat regelte in ſeiner
Ende der vergangenen Woche abgehaltenen Sitzung zunächſt die
Pacht=
preiſe für die Gemeindejagd (1930/31). Eine Einigung kam zuſtande,
indem die Pachtſumme insgeſamt auf 1700.— RM. reduziert wurde.
Davon kommt die Pacht des erſten Jagdbogens auf 900.— RM.,
wäh=
rend ſich die Pacht des zweiten Bogens auf 800.— RM. ſtellt. Im
wei=
teren Verlauf der Sitzung wurden in der Hauptſache Steuerſtundungs=
und Wohlfahrtsangelegenheiten behandelt. Außerdem wurde beſchloſſen,
dem ſich immer mehr ausdehnenden Waldfrevel wirkſam zu begegnen. In
dieſer Hinſicht ſollen auch die nötigen Schritte beim zuſtändigen Forſtamt
unternommen werden.
Ed. Winterkaſten, 19. Jan. Bezirks=Geflügelſchau. Der
Beſuch der Ausſtellung war über Erwarten gut. Die Hühnerſchau
zeigte 132 Nummern. An Tauben zählte die Ausſtellung 172
Num=
mern. An Ehrenpreiſen wurden ausgegeben: Bundes=E. 0,1
ge=
ſtreifte Ital. Heinrich Bauer, Ellenbach; Bundes=E. 1,0 weiße Malteſer
Fritz Rauſch, Reichenbach; Landwirtſchaftsk.=E. 1,1 weiße Bagdetten Ad.
Katzenmeier, Winterkaſten; Landwirtſchaftsk.=E. 1,2 rebh. Ital, Jak.
Berſch, Elmshauſen; Landwirtſchaftsk.=E. 1,2 rebh. Ital. Dr. Jakobs,
Lautern; Ehrenpreiſe: 1,0 bronzefarb. Puten Deus, Lindenfels; 1,0 weiße
Wyandottes Pet. Jährling, Reichenbach; 10 ſchwarze Wyandottes Phil.
Eſſinger, Reichenbach; 0,1 Reichshühner Joh. Bitſch, Raidelbach; 0,1
ſchwarze Minorka Heinrich Maier, Gadernheim; 10 rebh. Ital. Jak.
Berſch, Elmshauſen; 0,1 ſchwarze Ital. Heinrich Eſſinger, Reichenbach:
0,1 geſcheckte Ital. Ad. Katzenmeier, Winterkaſten; 0,1 Silberbrakel Joh.
Hofmann, Winterkaſten; 0,1 Zwerglangſchan Peter Weimar, Reichenbach;
0,1 Zwerg=Plym. derſelbe: 1,0 engl. Kröpfer Joh. Schnellbacher,
Linden=
fels; 10 weiße Brünner Kröpfer Heinrich Colin, Gadernheim; 10 engl.
Zwergkröpfer Phil. Knapp, Gadernheim; 1,0 rote Straſſer Grohrock,
Gadernheim; 0,1 ſchwarze Bagdetten Peter Bertſch, Winterkaſten; 1,0
weiße Bagdetten Ad. Katzenmeier, Winterkaſten; 1,0 gelbe Bagdetten
Uth, Lindenfels; 1,0 ſchwarze Indianer Rauſch Reichenbach; 1,0
Star=
garder Zitterhälſe Bitſch, Raidelbach; 1,0 Mönchtauben von Stein,
Neunkirchen: 1,0 Schwalben Heil, Reichenbach; 1,0 ſchwarze Bärtchen Ad.
Jährling, Winterkaſten; 0,1 Show=Homer Raſcher, Lautern; 0,1
Schön=
heitsbrieftauben Gg. Leonhard, Lautern; 1,0 Reiſebrieftauben Gg.
Hof=
mann, Lindenfels. Als Preisrichter wirkten bei der Ausſtellung Seipp=
Rüſſelsheim, Ackermann=Sprendlingen und Ludwig=Nieder=Modau.
Cf. Birkenau, 19. Jan. Die Ortsgruppe Birkenau der NSDAP.
hielt ihren deutſchen Abend im Saal „Zum Birkenauer Tal” ab.
Bis zum Beginne des offiziellen Teiles war die Zeit mit
Unter=
haltungsmuſik der Kapelle Meisner ausgefüllt. Der Führer der
heſſiſchen Nationalſozialiſten, M. d. R. und M. d. L. Lenz wurde
ſtürmiſch begrüßt. Nachdem er die Meldung der Führer
entgegen=
genommen hatte, erfolgte die Begrüßung durch den
Ortsgruppen=
leiter P. Schmitt. Von ſtarker Wirkung war der Rütliſchwur der
Birkenauer S.A., ſowie die Aufführung „Lieber tot, als Sklave‟
in 7 Bildern mit Muſik, wozu ein S.A.=Mann ſprach. Den
Mit=
telpunkt des Abends bildete die Anſprache des Gauleiters Lenz.
Mit dem Deutſchlandlied ſchloß die offizielle Feier. Durch die
rüh=
rige Arbeit der N.S.=Frauenſchaft konnte eine Verloſung
durch=
geführt werden.
Cd. Michelſtadt 19 Jan. Kriegerverein. Der
Krieger=
verein Michelſtadt hielt ſein Jahresfeſt, verbunden mit der Feier
des 60jährigen Beſtehens, ab. Zur Verſchönerung des Abends
hatte ſich auch der Deutſche Pfadfinderbund, Horſt Michelſtadt, zur
Verfügung geſtellt, und war der Saal dicht beſetzt als zur
Einlei=
tung die alte ehrwürdige Fahne und die Wimpel der Pfadfinder
in den Saal einzogen. Die Feſtrede hatte Kamerad F. C. Schiffer
übernommen, und entledigte ſich dieſer Aufgabe mit den
gewohn=
ten herzlichen, aus hohem kameradſchaftlichen Geiſt und
vaterlän=
diſchem Gefühl geborenen Worten. Auf die Feſtrede folgte in
üb=
licher Weiſe die Gefallenenehrung. Aus dem weiteren Programm.
das aus Muſikvorträgen der Kapelle Heinecke. „Vorträgen der
Pfadfinder uſw. beſtand, ſeien noch erwähnt: Vergangenheit,
Ge=
genwart und Zukunft. Ein Krieger von 1870/71 erzählte von
die=
ſem Feldzug, ihm folgte ein Kämpfer aus dem Weltkrieg, der
wie=
der abgelöſt wurde von dem deutſchen Michel mit der Zipfelmütze;
er verkörperte die Nachkriegszeit. Zum Schluſſe dieſer ſinnreichen
Rezitation gab die Jugend dann noch das Gelöbnis ab, am
Wie=
deraufſtieg des deutſchen Vaterlandes nach beſten Kräften
mitzu=
helfen. Der 2. Teil des Programms beſtand in einem
Puppen=
ſpiel „Kaſperles Kriegsweihnacht”, das auch von den Anweſenden
ſehr beifällig aufgenommen wurde. Dieſes Spiel hatten einſt an
Weihnachten 1918 verſchiedene deutſche Kriegsgefangene in
Frank=
reich aufgeführt und ſich ſo trotz aller Schikanen auch im
Feindes=
land in echte deutſche Weihnachtsſtimmung verſetzt. Verfaſſer
die=
ſes Spieles iſt Kamerad F. C. Schiffer. Als Vertreter des
Prä=
ſidiums der Kriegerkameradſaft „Haſſia”, war Major Krauße
d’Avis erſchienen, und gab auch dieſer ſeiner Freude über den
echten deutſchen Abend in herzlichen Worten Ausdruck. — Am
Mittwoch, den 17. Januar, findet im Rathausſaale, die nächſte
öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht
u. a. Antrag der bürgerlichen Ratsfraktion auf Wahl eines 2.
Bei=
geordneten. — Um den Milchpreis. Abweichend von den
Beſchlüſſen der letzten Verſammlung in Stockheim haben in der
letzten Woche die hieſigen Milchhändler den Preis pro Liter frei
Haus auf 18 Pfg. feſtgeſetzt.
D Biblis 19. Jan Goldene Hochzeit. Geſtern feierten
die Eheleute Valent. Dörr 6, und deſſen Ehefrau Barb., geb.
Heu=
ſer, in außergewöhnlicher Rüſtigkeit im Alter von 74 bzw. 71
Jah=
ren das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit. Dem Jubelpaar
wur=
den neben unzähligen Gratulationen und Geſchenken aus allen
Schichten der hieſigen Bevölkerung Gratulationsſchreiben vom
Reichspräſidenten v. Hindenburg, vom Heſſ. Miniſterium und vom
Mainzer Biſchof zugeſtellt.
Ad. Gimbsheim, 18. Jan. Landvolkverſammlung
auf=
gelöſt. Zur Landvolkverſammlung, die im Lokal Früauf gut beſucht.
war, hatte ſich ein ſtarkes Gendarmeriekommando eingefunden. Die von
Otto Stallmann (Uelversheim) und Hauptſchriftleiter Glahn erſtatteten
Referate über die Fülle der Laſten und die Forderungen der
Landwirt=
ſchaft ließen einen ruhigen Verlauf der Verhandlungen erwarten als
auf einen Zwiſchenruf eines Landwirtes, der neben einem
Kriminal=
beamten ſaß, dieſer unter großer Erregung die Verſammlung ſchloß.
Dem Vorſitzenden, Georg Phil Mahlerwein, gelang es, jede
Unbeſonnen=
heit fernzuhalten, aber eine Diskuſſion in den anderen Näumen der
Wirtſchaft und auf der Straße vermochte er nicht zu unterbinden.
S OslaEr le
T
uCt
R
Garantiert unverändert in Güte und Ausstattung
Seite 8 — Nr. 20
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 20. Januar 1932
Dorniers neueſter Flugzeugrieſe in Berlin.
Die Trauerfeierlichkeiken für die Königin=Witwe von Griechenland.
Die Aufbahrung der Königin=Witwe Sophie von Griechenland im Schloß Friedrichshof
bei Cronberg.
In Cronberg bei Frankfurt a. M. fand eine feierliche Trauerverſammlung für die kürzlich w.
ſtorbene Königin=Witwe Sophie von Griechenland, die zweitjüngſte Schweſter des Exkaiſers, ſtal
an der die Kinder der Verſtorbenen ſowie Vertreter des Hohenzollernhauſes teilnahmen. Die Az
bahrung der Leiche erfolgte im Schloß Friedrichshof, dem Sitz des Landgrafen von Heſſen, der es
Schweſter der Verſtorbenen zur Frau hat.
Das Verkehrsflugzeug „Do. K.”, die neueſte Schöpfung der Dornier=Werke,
auf dem Flughafen Berlin=Tempelhof.
Der bekannte Friedrichshafener Flugzeugkonſtrukteur Dornier hat jetzt ſeinen neuen Flugzeugtyp
„Do. K.” zum erſten Male der Oeffentlichkeit durch einen Fernflug vorgeführt. Der viermotorige
Flugzeugrieſe, der zehn Perſonen befördern kann, iſt eigens für die Zwecke des Schnellverkehrs
geſchaffen. Von Stuttgart nach Berlin benötigte die Maſchine nur zweieinhalb Stunden.
Wieder ſchwere Skraßen=Tumulke beim Londoner Hafenſkreik
Polizei zerſtreut demonſtrierende Hafenarbeiter.
Der Streik der Londoner Hafenarbeiter, der das Wirtſchaftsleben in der engliſchen Hauptſtadt
erheblich lähmt, iſt noch immer nicht wieder beigelegt. Die Streikenden verſuchten in den letzten
Tagen mehrfach, Demonſtrationszüge in das Innere der Stadt zu ſchicken, wobei es zu ſchweren
Zuſammenſtößen mit der Polizei kam.
Reich und Ausland.
Favag=Prozeß
Keine Zeugenvernehmung v. Staus,
aber Beweisthema Allianz.
Frankfurt a. M. Die von der
Vertei=
digung Mädjes beantragte Zeugenvernehmung
der Herren v. Staus, Philippi, Groſchel und
Kats wird jetzt unterbleiben, da die
Verteidi=
gung in der Dienstagsverhandlung plötzlich
ihren Beweisantrag zurückgezogen hat.
Ur=
ſprünglich wollte die Verteidigung unterſuchen
laſſen, ob bei der D.D.=Bank Aktienreſtbeſtände
für die eigene Verwaltung einbehalten und ſie
Verwaltungsmitgliedern zu Vorzugskurſen bei
Börſeneinführungen überlaſſen habe. Die Gründe
für die plötzliche Zurückziehung dieſes
Beweis=
antrages ſind reichlich unklar. Am Freitag wird
der von der Verteidigung Sauerbreys geſtellte
Beweisantrag, daß angeblich die Allianz nach
Scheitern von gütlichen Fuſionsverhandlungen
mit der Favag den Zuſammenbruch der Favag
durch Unterminierung verurſacht habe,
verhan=
delt werden. Hierzu ſind eine Reihe von Zeugen
geladen, ſo beſonders die Generaldirektoren der
Allianz, Prof. Hahn, und ſchließlich Loeb und
Franke. Kronzeuge wird der ehemalige
Favag=
direktor Becker ſein, falls er die ärztliche
Ge=
nehmigung zu ſeiner Gerichtsvernehmung erhält.
Gefährlicher Wechſelfallenſchwindler,
Frankfurt a. M. Der von mehreren
Staatsanwaltſchaften und auch vom Ausland
ge=
ſuchte Wechſelfallenſchwindler Salomon
Kamen=
kowitz aus Kopenhagen iſt in Zürich
feſtgenom=
men worden. Es handelt ſich um einen
raffi=
nierten internationalen Schwindler. Er hat in
der Hauptſache Bank= und Wechſelſtuben dadurch
geſchädigt, daß er zum Teil außer Kurs geſetzte,
bzw. entwertete Banknoten in den Verkehr
brachte. Auch in Frankfurt a. M. iſt er unter
falſchem Namen aufgetreten und hat falſche
No=
ten eingewechſelt.
Der Raubüberfall in der Einhornſtraße
aufgeklärt.
Frankfurt a. M. Vor einigen Wochen
ourde ein Metzger in der Einhornſtraße von drei
Burſchen überfallen und ſeiner Barſchaft
be=
raubt. Die Kriminalpolizei konnte gleich darauf
zwei der Täter feſtnehmen, dem dritten war ſie
in letzter Zeit auf. der Spur. Dieſer, ein
gewiſ=
ſer Rigobert Schmidt, iſt arbeitslos und trieb ſich
vollkommen mittellos umher. Er hat ſich jetzt
ſelbſt der Polizei geſtellt.
Beim Feueranmachen mit Petroleum
tödlich verunglückt.
Frankfurt a. M. Am Samstag wollte
eine 18jährige Haustochter ein im Ofen noch
glimmendes Feuer dadurch anfachen, daß ſie
Petroleum in den Ofen goß. Die Flamme ſchoß
ſofort empor und brachte die Petroleumflaſche
zur Exploſion. Gleichzeitig fingen die Kleider
des Mädchens Feuer und verurſachten ſchwere
Brandwunden. Die Schwerverletzte mußte ins
Krankenhaus gebracht werden, wo ſie am
Mon=
tag an den Folgen der Brandwunden
geſtor=
ben iſt.
Brandſtifter gefaßt.
Neuwied. In Breibach, im Kreis
Neu=
wied, brannten die Wirtſchaftsgebäude eines
Anweſens vollſtändig nieder. Als Brandſtifter
kam ein junger Burſche in Frage, der ſich in der
letzten Zeit bettelnd in der Gegend
umhergetrie=
ben hatte. Der Brandſtifter konnte jetzt durch
die Landjägerei geſtellt werden. Es handelt ſich
uim den 20 Jahre alten Rudi Noll aus
Nieder=
wambach, der ſeit einigen Monaten geiſtesgeſtört
iſt. Er zog bettelnd durch die Gegend und
be=
drohte jeden, der ihm nichts gab, mit
Haus=
nnzünden, Viehabſchlachten uſw. Bei der
Be=
ſitzerin des niedergebrannten Anweſens hatte er
um Mitternacht vorgeſprochen und um
Rauch=
ſaterial gebettelt. Da ihm dies verweigert
wor=
den war, zündete er aus Rache die Gebäude an.
Noll hat die Tat eingeſtanden.
Wer hal den Zirkus Satraſani
angeſteckt?
Eine Erklärung des Direktors Stoſch.
Berlin. Unmittelbar nach Ausbruch des
Sarraſani=Brandes in Antwerpen wurde von
der Preſſeſtelle des Zirkus eine Nachricht
ver=
breitet, die, abgeſehen von Uebertreibungen
hin=
ſichtlich des Brandumfanges, auch den Verdacht
andeutete, daß es ſich um Brandſtiftung
natio=
naliſtiſcher belgiſcher Elemente handeln könnte.
Obwohl die ſchon wenige Stunden ſpäter
vor=
liegenden Meldungen in der deutſchen Preſſe auf
die völlige Ungeklärtheit der Brandurſache
hin=
wieſen, iſt Direktor Stoſch=Sarraſani in Berlin
eingetroffen, um hier vor Preſſevertretern eine
Erklärung über die Falſchmeldungen, das
bis=
herige Ergebnis der Unterſuchung und den
wirk=
lichen Schaden abzugeben. Stoſch bedauerte, daß
ohne ſein Wiſſen und Wollen der erſt wenige
Wochen im Amt befindliche Preſſechef eine nicht
den Tatſachen entſprechende Meldung ausgegeben
habe. Allerdings ſei zu der Zeit, als dieſe
Mel=
dungen einigen Zeitungen übermittelt wurden,
die Annahme, daß mehrere Elefanten und
zahl=
reiche Zirkusrequiſiten den Flammen zum Opfer
fallen würden, gerechtfertigt geweſen. Die dem
Zirkusgaſtſpiel in Lüttich vorausgegangenen
deutſchfeindlichen Kundgebungen und die
Ankün=
digung des Brandes durch eine anonyme
Poſt=
karte hätten eine Pſychoſe geſchaffen, in der die
bedauerlichen Falſchmeldungen des Preſſechefs
hinſichtlich der Brandſtiftung begreiflich
er=
ſcheinen. Auf Grund der bisherigen
Unter=
ſuchungen könne Brandſtiftung wohl als
erwie=
ſen angenommen werden. Jedoch ſeien die
Ur=
heber nicht in belgiſchen Kreiſen zu ſuchen.
Viel=
mehr ſcheine es feſtzuſtehen, daß ſowohl der
Lüt=
ticher Demonſtrationszug, als auch die
Brandſtif=
tung von einem anderen Intereſſentenkreis
ver=
anlaßt worden ſei. Im Intereſſe der
Unter=
ſuchung könne zunächſt nur erklärt werden, daß
bereits eine Verhaftung erfolgt ſei. Der
Brand=
ſchaden, den der Zirkus erlitten habe, ſei auf
600 000 RM. zu beziffern, von denen nur 45 000
RM. durch Verſicherung gedeckt ſeien. Ein viel
größerer Schaden erwachſe dem Zirkus aus der
Tatſache, daß die verbrannten Koſtüme und
Re=
quiſiten nicht ſo ſchnell erſetzt werden könnten.
Auch die bei Sarraſani engagierten Artiſten
hät=
en ihre geſamten Koſtüme eingebüßt. Leider
ſei zu befürchten, daß weitere ſechs Elefanten
ihren Brandverletzungen erliegen würden, ſodaß
dann insgeſamt acht dieſer koſtbaren Tiere ihr
Leben eingebüßt hätten.
Strafgefangener in Straßburg entſprungen.
Paris. Nach Blättermeldungen aus
Straß=
burg iſt dort der Strafgefangene Uhrig, der
wegen angeblicher Spionage kürzlich zu vier
Jahren Gefängnis verurteilt worden war,
ent=
vichen. Uhrig hatte gebeten, dem
Unterſuchungs=
richter neuerlich vorgeführt zu werden, da er
Enthüllungen zu machen habe. Nach ſeiner
Ueber=
führung aus dem Gefängnis in den Juſtizpalaſt
benutzte Uhrig einen Augenblick der
Unaufmerk=
ſamkeit ſeiner Wächter, um aus dem Fenſter zu
ſpringen und zu flüchten. Bisher iſt er nicht
wieder ergriffen worden. Nach den
Blättermel=
dungen ſoll Uhrig ſeine Flucht mit Unterſtützung
von Helfersheifern bewerkſtelligt haben.
Ein weiteres Todesopfer des Eiſenbahnunglücks
in Frankreich.
Paris. Das ſchwere Eiſenbahnunglück bei
St. Juſt hat ein weiteres Todesopfer gefordert.
Eine bisher noch nicht erkannte Frau iſt ihren
Verletzungen erlegen, ohne das Bewußtſein
wie=
dererlangt zu haben. Der Zuſtand der übrigen
Verwundeten iſt zum Teil noch äußerſt ernſt.
Zuſammenſtoß zwiſchen Autobus und Eiſenbahn
auf Java.
Amſterdam. Nach Meldungen aus
Ba=
tavia ſtieß bei der Ortſchaft Grogel auf Java,
bei einem unbewachten Eiſenbahnübergang, ein
Autobus mit einem Zuge zuſammen. Sieben
In=
ſaſſen des Autobuſſes, darunter der Wagenlenker,
wurden auf der Stelle getötet. Zwölf weitere
Perſonen erlitten ſchwere Verletzungen,
Die Strafankräge
im Calmekke=Prozeß.
Lübeck. In der geſtrigen Verhandlung 2.
Calmette=Prozeſſes beantragte Oberſtaatsanwi
Dr. Lienau in ſeinem Plädoyer gegen Profeſoſl
Dr. Deycke und Oberarzt Dr. Altſtae)
wegen fahrläſſiger Tötung und fahrläſſiger Kit
ververletzung je 3 Jahre Gefängnis und geut
Profeſſor Klotz wegen derſelben Vergehen (
Jahr Gefängnis, während er für die Schweſſe
Anna Schütze Freiſprechung beantragte,
Die Begründung der Skrafankräge
Im Calmette=Prozeß beantragte zunäu
Freiher v. Beuſt in ſeinem Plädoyer die Fr
ſprechung der Angeklagten Anna Schütze, da
ein Verſchulden nicht nachgewieſen werden kör/
Oberſtaatsanwalt Dr. Lienau wies in
nem Plädoyer darauf hin, daß Prof. Klotz
reits am 5. März die Gefährlichkeit des El
mettemittels hätte erkennen müſſen. Am 17. Ax
hätte er unbedingt von der Gefährlichkeit.
Mittels überzeugt ſein können. Allein ein
V=
gleich der hohen Einlieferungsziffer von kran
Säuglingen im April mit der Ziffer der vorke
gehenden Monate hätte ihn ſtutzig machen m
ſen. Am 23. April hätten ſogar Laien die Aex
darauf aufmerkſam gemacht, daß es ſich bei
Krankheit der Säuglinge um Folgen der El
mettefütterung handeln müſſe. Obwohl auf
Anklagebank Männer ſäßen, die das Beſte
wollt hätten, ſei bei der Strafbemeſſung zu
rückſichtigen, daß 77 Kinder geſtorben ſeien, duſ
viele Kinder lange krank waren und unter fur
baren Schmerzen gelitten hätten. § 222 2
Strafgeſetzbuches ſehe für fahrläſſige Tötung de
fängnisſtrafen bis zu 5 Jahren unter erſchu
renden Umſtänden vor. Bei den Angeklag;
Deycke und Altſtaedt müſſe bei der Strafben
ſung über die Hälfte des Mindeſtmaßes hina
gegangen werden.
Die Verhandlung wurde nach Verkündrs
der Strafanträge auf Donnerstag vertagt. Dav
werden die Vertreter der Nebenkläger zu W.*
kommen.
Kerzenfabrik abgebrannt.
Brüſſel. Ein Großfeuer brach in der E
ſigen Kgl. Kerzenfabrik aus. Das ganze rie ſ.
Gebäude wurde ein Raub der Flammen.
Sachſchaden beläuft ſich auf 10 Millionen Frar!”
Grubenexploſion in Virginia.
Parott (Virginia). Sechs in den AntHo
zitgruben der Pulaſki=Geſellſchaft arbeiten
Bergleute ſind durch eine Exploſion getce
worden.
Beim Säbelfechken vom Tode ereil.
Andreas Herrmann
(Fechtklub der Deutſchen Bank, Berlin)
erlitt beim Säbel=Turnier um die Berlin
Meiſterſchaft einen Herzſchlag, der nach wenis
Minuten ſeinem Leben ein Ende machte. —
tragiſche Unglücksfall wird auf Überanſtreng..
zurückgeführt.
Mittwoch, 20. Januar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 20 — Seite 9
In Bessaeabiens Kauptstadt
Von Hans Tröbft, Bukareſt.
Der Kernpunkt der augenblicklich in Riga
geführten ruſſiſch=rumäniſchen Verhandlungen
um einen Nichtangriffspakt iſt die Frage der
endgültigen Garantie Beſſarabiens. Wie ſieht
dieſes, den Rumänen im Friedensſchluß
ge=
ſchenkte Land aus?. Dies ſchildert unſer
ſtän=
diger Bukareſter Berichterſtatter in folgendem
Aufſatz.
Die Schriftleitung.
„„Alſo . .. dann Hals= und Beinbruch” ſagte der Gaſtfreund
Ploeſti zu mir, als ich in den abendlichen Schnellzug nach
chineff kletterte. „Kommen Sie gut über, laſſen Sie ſich
Beſſarabien nicht verhaften und am Dnjeſter aus Verſehen
h: erſchießen, laſſen Sie ihre „geheime, transportable
Radio=
tion” hier zurück und machen Sie auch ſonſt keine
Dumm=
utnn . . . Sie wiſſen, die „Sigurantza” geht überall um
SStatt aller Antwort wedele ich dem komiſch Beſorsten aus
m langſam rollenden Zuge den Abſchiedsgruß mit einem
nſ ich beglaubigten Empfehlungsbrief zu. In letzter Minute
in alle Fälle” in Bukareſt noch beſorgt! Denn der
Belagerungs=
turnd iſt in Beſſarabien zwar ſeit geräumer Zeit offiziell
auf=
ſaben, aber die Geſpenſterſeherei der Geheimpolizei hat ſchon
untchen hinter Schloß und Riegel gebracht der mit einem
piejetſpion genau ſo viel zu tun hatte wie ein „Araber” mit
genn Beß=Araber. Nämlich nichts.
Em andern Morgen in der Früh, verkatertes
Kupee=
mmachen. Steife Glieder, Sprießende Bartſtoppeln. Zigarette,
inicht ſchmecken will . .. die übliche Suche nach dem Billet..
pola! Schon hält der Zug mit unmotivierter Plötzlichkeit,
fſei er auf einen Bremsklotz geſauſt. Er wird doch nicht
ve 2. Auf rumäniſchen Eiſenbahnen paſſieren oft die
merk=
noigſten Dinge",
Ein Gepäckträger, der nur ruſſiſch ſpricht. Gleich darauf
großer, faſt leerer Bahnhof der mir merkwürdig bekannt
rkommt. Wo hat man denn dieſe Art von Bahnhöfen ſchon
gewien? Richtig! In Wilna! In Kowno! In Riga! In
Düna=
be!! In Reval . .. Mitau . . . Libau ... kurzum in all
jeir Städten, die dem „Heeresbericht” ihre Unſterblichkeit
ver=
tlen.
Allſo ſind wir gar nicht in Rumänien? Sondern in . . ?2
tü rlich ſind wir in Rumänien! Sogar in der zweitgrößten
aant des Landes, in Kiſchineff, der Hauptſtadt Beſſarabiens.
Pßurdem ſteht dieſer Name in großen Buchſtaben auf dem
Suronsſchild . . . trotzdem! Wenn dort das Wort „Wirballen”
beſen wäre, oder „Irkutſk” oder „Niſchni=Nowgorod‟ ...
m würde es ebenfalls glauben. Sonderbar, dieſe
Einförmig=
ut wer ruſſiſchen Bahnhöfe! Als ſei das ganze Bahnnetz dieſes
genmnisvollen unbegreiflichen Rußland dereinſt an einem Tage,
üch einem Plan erbaut und dieſes eiſerne „Netz” dann mit
en, was dazu gehört, wie ein vielmaſchiges Gitterwerk in
unendliche Fläche des Rieſenreiches eingedrückt worden. Wie
übeiſengitter in wagrechte Betonflächen, um die
auseinander=
ihenden Teile zu verankern und feſt miteinander zu
ver=
frü lzen.
Und auch ſonſt: verblüffend die ruſſiſche „Note‟:
ruſſiſche Samovar ſummt im Warteſaal, ruſſiſche Paſteten,
ürſſche Laute, ruſſiſche Regen=Naſen . .". ſogar unter den
Be=
ſter viele Geſichter, die nicht zu den ruſſiſch=rumäniſchen
Uni=
fmen zu paſſen ſcheinen. Irgendwo ein paar flüſternde Tee=
2nser, ſchweigende Gendarmen, an der Theke ein Haufen
peinder und lärmender Soldaten=Urlauber, die mit
geſchwun=
tein Gläſern alle Augenblicke alle möglichen Dinge „Hoch”
n laſſen in einer Ecke ein paar bedrückte Ziviliſten, ein
ttr: Kaftanjuden die ausfehen wie das perſonifizierte ſchlechte
ſof ſſen .. . ich kann mir nicht helfen: eine eigenartige
tdrefinierbare „Etappengebiet=Atmoſphäre”
ᛋtüber dieſem Bahnhof. Als ſei man auf einem
gmrnütlichen Etappenbahnhof des Oſtens, damals . . . vor
(at Jahren . . . nie iſt mir der Begriff des „Proviſoriums”
ſo zum Bewußtſein gekommen wie gerade hier in dieſem kalten,
unbehaglichen Milieu. „Proviſorium” das iſt es auch, was
dem Wanderer beim Betreten der Stadt ſo bedrückend die
Stim=
mung verſchlägt. Als warteten die Menſchen hier auf irgend
etwas. Auf irgendein Ereignis. Auf irgend etwas
Unbegreif=
liches, Unvorſtellbares, das keine 20 Kilometer von der Stadt
entfernt, dumpf geahnt, jenſeits des Dnjeſters im Werden iſt..."
Mit der ruſſiſch=rumäniſch beſchrifteten „Elektriſchen” fährt
man dann durch eine trübſelige, ärmliche ruſſiſche
Holzbaracken=
vorſtadt in die eigentliche Metropole Beſſarabiens hinein. Wenn
man Glück hat, erwiſcht man jenen Wagen, auf dem als
Schaffnerin die „Schönheitskönigin der
arbeiten=
den Klaſſen” amtiert. Eine bildhübſche Ruſſin mit traurigen
Emigrantenaugen, ein reizendes Mädel, der ich nur aus dem
einen Grunde nicht ſofort die gebührende Bewunderung geſchenkt
habe, weil ich mir eingebildet hatte, ſo ſähe der weibliche
Nor=
maltyp von Kiſchineff ſchlechthin aus. Denn Kenner verſichern,
dort lebten — wenigſtens in bezug auf die Füße — „die ſchönſten
Frauen Rumäniens”. Aber auch das habe ich in der Eile —
wie ſo vieles andere — nicht einwandfrei feſtſtellen können, denn
es war kalt, und die jungen Damen „unſerer Stadi” ſpäzierten
in den hohen ruſſiſchen, pelzeingefaßten Ueberſchuhen, genauer
Ueberſtiefeln” herum. Genau wie meine züchtige Schaffuerin,
die an alles andere zu denken ſchien als an das Einkaſſieren
ideeller Huldigungen".
Die Stadt ſelbſt. Die Rumänen „ſchätzen” die
Ein=
wohnerzahl auf 300 000, die Eingeborenen
„meinen” etwa 150 bis 200000 nichts
Ge=
naues weiß man nicht, denn Volkszählungen im
Süd=
oſten ſind immer ein „weites Feld‟. Die Zahl derer, die ſich
im Morgenſternſchen Sinne als „nicht=exiſtent im Sinne
bürger=
licher Kondention” bezeichnen, um ſo den Steuerjägern und
Rekrutierungsbüros zu entgehen, iſt im Südoſten unſeres ſchönen
Europas niemals ſehr klein geweſen
Schmidt hieß übrigens der letzte ruſſiſche Bürgermeiſter,
der erſt vor einigen Jahren geſtorben iſt. Ganz einfach
„Schmidt”, ein Mann der trotz ſeines verdächtigen Namens für
Kiſchineff das gleiche geleiſtet hat wie etwa Lueger für Wien.
Noch heute trägt eine Straße den Namen des eigentlichen
Grün=
ders des modernen Kiſchineff die einzigſte Straße, die von den
neuen Herren nicht umgetauft worden iſt. Dafür iſt aber im
erſten Rauſch der Nachkriegsbegeiſterung das Denkmal des
Zaren Alexander, des Bauernbefreiers, der im benachbarten
Bulgarien noch heute vergöttert wird, das die Inſchrift trug
„Das dankbare Beſſarabien” abmontiert worden. Trotz Schulter
an Schulter verlebter Kriegsjahre. Die Statue ſteht jetzt im
Kriegsbeutemuſeum, die zertrümmerten polierten Granitblöcke
liegen in einer Ecke des Stadtparks herum, und die Tafel mit der
vielſagenden Inſchrift hat der verſtorbene Bratianu bekommen.
Der hat ſich in ſeinem Park eine Gartenbank daraus machen
laſſen. Mit der Aufſchrift: „Das dankbare Beſſarabien‟. Es
muß alſo wohl ſtimmen".
Als Alexander=Erſatz fungiert jetzt auf der Eſplanade das
neue Denkmal Stefans des Großen. Ein Krieger, der mit
hoch=
erhobener Hand ein Kreuz gen Oſten reckt. „Er bannt den
Bolſchewismus” ſagen die Rumänen— „Ohnein!
Er ſegnet die Sowjets” witzeln die ruſſiſchen
Emigranten.
Wenn man dies Geſchichtchen hört, blickt man unwillkürlich
wieder nach Oſten, wo die endgültige Entſcheidung über das
Schickſal Beſſarabiens und ſeiner Hauptſtadt heranreift. Ob zum
Güten oder zum Böſen ... wo iſt der Menſch, der das
unbe=
greifliche Rußland begreift??
Ungeheuer weitläufig iſt dieſe Stadt angelegt, von einer
Regelmäßigkeit, die jeden Amerikaner mit blaſſem Neid erfüllen
muß. Kilometerlange, ſchnurgerade, ſich ſchneidende, unendlich
breite Straßen, eingefaßt von den typiſchen niedrigen, ſteinernen,
ruſſiſchen Kleinſtadthäuſern mit ihren rotgeſtrichenen Blech=
dachern — das ganze eine Stadt, die ſich eigentlich in nichts
vou jedem beliebigen ruſſiſch=polniſch=litauiſchen Landſtädichen
unterſcheidet. Ein Boulevard, ein paar Kinos, ein paar
Reſtau=
rants mit viel Fliegen und wenig Gäſten, ungemütliche
Kon=
ditoreien, deren Nüchternheit Froſtgefühle erzeugt, darangeklebt
an die eigentliche Peripherie das große Judenviertel, das genan
ſa ausſieht, wie man es ſich unter dem Schlagwort Kiſchineff
vorſtellt, eine ſchöne deutſche Kirche, ein deutſcher
Klub — damit wären die Senfationen von Kiſchineff erſchöpft.
Um nichts in der Welt möchte ich gezwungen ſein, in dieſer
Stadt zu leben! Es iſt nicht das eintönige Aeußere, das ſie
dem Fremden ſo unbehäglich erſcheinen läßt. Nein! Die
be=
drückte und bedrückende Atmoſphäre, die von ihren Bewohnern
ausgeht, die iſt es, die den Fremden hier ſchwerer atmen läßt
als anderswo. Als ſäße ſtändig die Furcht und die Angſt
un=
ſichtbar mit am Tiſch, als läge dieſe Stadt im „
Operations=
gebiet”, als könne von der nahen „Front” jede Minute
irgend=
eine neue „Meldung” irgendeine ganz neue „Lage” ſchaffen.
Niemand wagt langfriſtige Geldanlagen, alles lebt in Gedanken
an die früheren ſorgenloſen Zeiten, denkt zwieſpältigen Herzens
zurück an das große Mütterchen Rußland, das ſie doch letzten
Endes alle ſo geliebt haben: die Ruſſen, die Juden. die
Deut=
ſchen, die Moldowaner . . . alles Schlimme aber, die Steuernot
und die Agrarkriſe und die Sorgen und Nöte und Mühen des
Tages werden der Bukareſter Zentrale in die Schuhe geſchoben,
die die Dinge zwar ändern und beſſern möchte, es aber mangels
der nötigen Gelder nicht kann.
Denn auch diefes Kiſchineff und das ganze
Beſſarabien kann nicht leben und nicht ſterben,
wie alle Städte und Gebiete, die man aus ihrem
wirtſchaftlichen und hiſtoriſch gewordenen
Rah=
men herausgeriſſen hat. Das weite ruſſiſche
Hinter=
lano fehlt, und damit iſt automatiſch die Exiſtenzgrundla ge, der
einſt ſo blühende Getreide=Export, der Handel mit Früc
und Nüſſen zum Erliegen gekommen. Geblieben iſt die
Stag=
uation und das tatenloſe Hoffen auf die ſagenhaften „beſſeren
Zeiten”, und wenn Rumänien um jeden Preis die von Rußland
geforderte Volksabſtimmung verhindern möchte, ſo weiß es wohl,
warum . Denn das blutmäßige Verbundenheitsgefühl mit den
anderen „jenſeits des Dujeſters” iſt auch hier tauſendmal ſtärker
als jede papierne Landkartengrenze, auch wenn ſie noch ſo „dick”.
eingezeichnet iſt. Die Sowjets ſelbſt ſind es, die durch ihre
Methoden „drüben” die derzeitige Grenze in einer Weiſe
garan=
tieren, die den Rumänen nur recht ſein kann und die
wirkungs=
voller iſt als jede Grenz=Pakt=Sicherungsverhandlung
Denn trotz aller Numaniſierungsbeſtrebungen iſt „ruſſiſch”
der Charakter dieſer Stadt: ruſſiſch iſt die
Umgangs=
ſprache, obgleich die meiſten ruſſiſchen Schulen
geſchloſſen und ruſſiſche Firmenſchilder nur
nach Erlegung einer Sonderſteuer geſtattet ſind.
Keine rumäniſche Zeitungsgründung hat ſich hier halten können,
denn die ruſſiſche Farbe iſt haltbar, ſehr haltbar! In ihrer
ganzen Tragweite ging mir diefe Weisheit aber erſt auf, als ich
an einem uralten, windſchiefen Häuschen ein kleines Schildchen
erblickte, auf dem geſchrieben ſtand: „Kaſino der Reſerve=
Offiziere aus dem ruſſiſch=japaniſchen Kriege‟.
Acht Worte . . . aber eine Welt liegt darin . ."
Geſchäftliches.
Richtiges Sparen! Gerade in der jetzigen Zeit iſt es
mehr denn je erforderlich, den Körper durch eine zweckmäßige und
geſunde Ernährung widerſtandsfähig zu erhalten. Wenn auch
heute überall geſpart werden muß, ſo wird doch jede Hausfrau
danach trachten, wenigſtens die Ernährung der Ihrigen auf dem
bisherigen Stande zu erhalten und zumindeſt in dieſem Punkte
keine Verſchlechterung eintreten laſſen. Dabei kommt natürlich
die Preisherabſetzung von Lebensmitteln ſehr zuſtatten. So wird
auch die jetzt durchgeführte Preisermäßigung für die beliebte
„Sanella”=Margarine und das allgemein bekannte
„Palmin” ganz beſonders begrüßt werden, zumal es ſich
hier=
bei um zwei der wichtigſten und nötigſten Speiſefette für den
Haushalt handelt. Der jetzige Preis für das halbe Pfund
er=
leichtert es der Hausfrau, ihre Speiſen auch weiterhin ohne
Ein=
ſchränkung im Verbrauch der ſo notwendigen Fettſtoffe
zuzube=
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Am Donnerstag, 21. Januar 1932,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
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Darmſtadt, den 20. Januar 1932.
Darmſtadt
Stellv. des Gerichtsvollziehers
Weinheimer in Darmſtadt.
Jago=Zerpachtung.
Donnerstag,den 28. Januar 1932,
nachmittags um 1 Uhr, wird im
Rat=
hausſaal in Eſchollbrücken die
Gemeinde=
jagd öffentlich an den Meiſtbietenden auf
die Dauer von 6 Jahren verpachtet.
Das Jagdgelände beſteht in Feld,
Wieſen und Wald mit zuſammen 445 ha.
Die Jagd kommt im Ganzen zum
Ausgebot. Das Jagdgelände iſt von
Darmſtadt ſowie der Station Pfungſtadt
aus gut zu erreichen. Jede weitere
Aus=
kunft wird, von der unterzeichneten
Be=
hörde erteilt
Größtes Schuhhaus Darmstadts
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 20. Januar 1932
Sddo Talee Ta Saobient
Waſſerball.
Jung=Deutſchland — Rot=Weiß Darmſtadt.
Freitag abend 20.45 Uhr.
Die Anhänger des Waſſerballſports werden ſich freuen, am
Freitag abend wieder einmal einem intereſſanten Kampfe
beiwoh=
nen zu können. Im weiteren Verlaufe der Gau=Winterrunde
be=
gegnen ſich an dieſem Abend im Städtiſchen Hallenbad die
Darm=
ſtädter Lokalrivalen Jung=Deutſchland und Rot=Weiß. Beide
Mannſchaften haben bis jetzt ein Spiel der Winterrunde
ausge=
tragen; Jung=Deutſchland ſchlug Niederrad 04 mit 19:1 Toren,
während Rot=Weiß in Frankfurt dem EFSC. 3:1 unterlag. Es
wäre allerdings vollkommen falſch, aus dieſen Reſultaten Schlüſſe
auf die kommende Begegnung ziehen zu wollen, denn Niederrad
war ein ſehr ſchwacher Gegner, während der EFSC. über eine ſehr
ſtarke Mannſchaft verfügt. Man weiß ferner aus den früheren
Spielen, daß Rot=Weiß gegen Jung=Deutſchland immer
ausgezeich=
nete Partien liefert, und auch am Freitag abend einen ſehr
ſtar=
ken Widerſtand bieten wird. Das hat ja am beſten die vorjährige
Winterrunde bewieſen, als Jung=Deutſchland damals im Vorſpiel
8:7 geſchlagen wurde. Eine Vorherſage über den kommenden
Kampf dürfte auch deshalb ſehr ſchwer ſein. Gerade dieſe
Un=
ſicherheit verleiht dem Spiel eine ganz beſondere Anziehungskraft.
Handball im Odenwaldgau der 9.T.
Die Ergebniſſe vom 17. Januar 1932:
Freundſchaftsſpiele: Groß=Bieberau 1—
Gundernhau=
ſen 1. 5:2. Böllſtein 1.—Kirch=Brombach 2. 11:2. Lengfeld 1.—
Heubach 1. 2:0.
Sowohl Groß=Bieberau als auch Gundernhauſen traten mit
Erſatz an. Bei dem Platzverein fügte ſich der Erſatz beſſer in die
Mannſchaft ein als bei den Gäſten, ſo daß deſſen Geſamtleiſtung
den Sieg rechtfertigte. Die Kirch=Brombacher übertrafen ihren
Gegner an Wendigkeit, Schnelligkeit und Ballſicherheit. Wohl
wies Böllſtein einzelne gute Spieler auf, es fehlte aber das
Zu=
ſammenſpiel. Der „große Mund” allein konnte dieſen Mangel
nicht ausgleichen. Niederlagen muß man mit ſportlichem
An=
ſtand ertragen. Bei der Begegnung in Lengfeld fehlte es
Heu=
bach noch ſehr am Schuß und am klaren Durchſpielen vor dem
Tor. Es wurde zu viel gewurzelt! Lengfeld ſpielte mit Erſatz,
ſonſt wäre die Torausbeute größer ausgefallen.
Am kommenden Sonntag ſpielen: Erbach 1.—Kirch=
Brom=
bach 1., 3 Uhr: Erbach 3.—Kirch=Brombach 2 1.45. Uhr; Groß=
Zimmern 1.—Groß=Bieberau 1., 3.30 Uhr; Groß=Zimmern 2.—
Groß=Bieberau 2. 2.15 Uhr; Nieder=Klingen 1.—Reinheim 1.,
3.15 Uhr: Nieder=Klingen 2.—Reinheim 2.. 2 Uhr;
Hergershau=
ſen 1.—Arheilgen 2., 3 Uhr; Momart 1.—Steinbuch 1., 2.45 Uhr;
Momart 2.—Steinbuch 2., 1.30 Uhr; Mümling=Crumbach 1.—
König 2., 2 Uhr.
Fußball.
SC. Hota — FC. Union Sonderm.
Zu einem Freundſchaftsſpiele begegnen ſich obige
Mannſchaf=
ten am Donnerstag nachmittags um 15 Uhr, auf der
Renn=
bahn. Es wird inſofern mit einem feſſelnden Spiel gerechnet, als
Hota mit einer gut eingeſpielten Elf antritt.
SV. Roßdorf — SC. Ober=Ramſtadt 1:1, abgebr.
Wie erwartet, kam es zwiſchen obigen Mannſchaften zu einem
Spiele, das reich an ſpannenden Momenten war. Dank der
aus=
gezeichneten Leitung von Müllmerſtadt=98 Darmſtadt, der der
rich=
tige Leiter für dieſe ſchwere Treffen war, blieb. das Spiel im
Rahmen des Erlaubten. Beide Mannſchaften waren etwa gleich
ſtark und boten den 800 Zuſchauern recht gute Leiſtungen, ſchade,
daß der Platz ſo grundlos war, es wäre beſtimmt zu einem ganz
großen Kampfe gekommen, aber auch ſo kamen die Zuſchauer voll
und ganz auf ihre Koſten. Roßdorf ging überraſchend ſchnell in
Führung. Die Gäſte ließen ſich aber nicht aus der Ruhe bringen,
ſondern konnten durch ihre taktiſch kluge Spielweiſe die wuchtigen
Angriffe der Gaſtgeber abſtoppen. Der Halblinke erzielte bald
da=
nach durch ſchönen Schuß den Ausgleich. Hatten vor der Pauſe die
Gaſtgeber den Wind und Regen im Rücken, als ſtarken
Bundes=
genoſſen, ſo war es nach dem Wechſel umgekehrt. Ober=Ramſtadt
kommt nun merklich auf und war ſtark im Angriff. Als der Regen
noch ſtärker wird, bricht der Schiedsrichter etwa 10 Minuten nach
Pauſe das Spiel ab, was angeſichts der Platzverhältniſſe das
rich=
tige war.
Kreisliga Südheſſen.
Klaſſe 3. Ried.
Bei den in dieſer Gruppe ausgetragenen Verbandsſpielen
ſchlug die von uns getroffene Vorherſage inſofern ein, als die
routinierten Vereine Sieger blieben. Die Reſultate lauten:
Hüttenfeld—Olympia Biebesheim 1:3.
Kleinhauſen—Fehlheim 3:1,
Groß=Rohrheim-Zwingenberg 7:0,
Bobſtadt—Auerbach ausgefallen.
Obwohl die ſpielerfahrenen Vereine, nach den Reſultaten zu
urteilen, durchweg glatte Sieger blieben, ließ doch der
Spielver=
lauf und vor allem jeweils die erſte Halbzeit nicht auf
eindeu=
tige Siege ſchließen. Dies gilt vor allem für die Begegnung in
Rohrheim, wo Zwingenberg bis zur Halbzeit kein Tor zuließ.
Auch in Hüttenfeld und Kleinhauſen ſtanden die Kämpfe bei
Halbzeit noch auf des Meſſers Schneide. Die Auerbacher
Ger=
manen ſchenkten den Bobſtädtern kampflos die Punkte. Es iſt
ſehr leicht möglich, daß die über Auerbach verhängte vierwöchige
Platzſperre ſich hauptſächlich auf die Zuſammenſtellung der erſten
Mannſchaft ungünſtig auswirkt. Die Tabelle:
Spiele gew. un. verl. Punkte
07 Bensheim
11
Groß=Rohrheim
Bobſtadt
Olympia Biebesheim
Kleinhauſen
Auerbach
Zwingenberg
Tv. Biebesheim
Fehlheim
Hüttenfeld
Lorſch Reſ.
SC. 06 Dietzenbach (4=Kl.)—SV. Egelsbach (Kreisliga) 3:0 (1:0)
Am Sonntag wurde dieſes Pokalſpiel zum Aufſtieg zwiſchen
den obengenannten Vereinen auf dem Platze der niedrigen
Klaſſe, des Sportklubs 06 Dietzenbach, ausgetragen. Dietzenbach
trat mit Erſatz in der Verteidigung an, Egelsbach erſchien
kom=
plett, denn man rechnete mit keinem zu hohen Siege, und von
ſeiten der Behörde war Egelsbach der Sieg zugeſprochen und
Dietzenbach auf den nächſten Pokalſpieltermin für ein
Verbands=
ſpiel eingeteilt. Dietzenbach zeigte jedoch an dieſem Tage alles
Können und konnte als verdienter Sieger 3:0 vom Platze gehen.
Dietzenbach hatte Spielanſtoß und ſaß ſchon im Strafraum der
Gäſte, doch der Ball wurde knapp über die Latte geſchoſſen.
Dann wurde das Spiel ausgeglichener. Dietzenbach konnte bis
zur Halbzeit 1:0 in Führung gehen. In der zweiten Hälfte
ſtrengte ſich Egelsbach ſehr an, um den Ausgleich herzuſtellen.
Die Hintermannſchaft des Clubs verſtand es meiſterhaft, alle
Angriffe abzuwehren, wobei der Verteidiger M. Gaubatz
hervor=
zuheben iſt, der ſeinen fehlenden Partner durch doppelten Eifer
erſetzte. Dietzenbach ſpielte dank der Ueberſicht des
Mittelläu=
fers vollſtändig überlegen. Man ſpürt jetzt richtig das
Rock=
mannſche Training, das bei jedem Spiel mehr zum Ausdruck
kommt. Das Eckenverhältnis war 14:2 für Dietzenbach, und
be=
trachtete man mit dem Schlußpfiff des Schiri, Herrn Hillgärtner
(98 Darmſtadt), der jederzeit Herr der Lage war, den Stand von
3:0 als gerechtfertigt. Dem Schiri wurde Lob beiderſeits für
ſein Können ausgeſprochen.
Dietzenbach ſpielt am 7. Februar gegen die Bezirksliga von
Viktoria Walldorf.
Jack Sharkey. gegen den Max Schmeling vor zwei Jahren
zum erſtenmal den Weltmeiſtertitel errang, wird jetzt aus Amerika
als nächſter Gegner Schmelings genannt. Der Kampf ſoll im
Sommer in New York ſteigen.
Vier große Berufsboxkämpfe gehen am 5. Februar
in Szene. Neben der Berliner Begegnung zwiſchen Carnera und
Gühring finden noch Berufs=Boxveranſtaltungen in Magdeburg,
Breslau und Bremen ſtatt.
16 Fahrer, darunter „Aſſe” wie Rauſch=Hürtgen. Charlier=
Deneef Kroll=Maidorn. Schön, van Kempen, Göbel. Dinale,
Wambſt. Broccardo, Tietz u. a. ſind bisher für das Frankfurter
Sechstagerennen verpflichtet.
Ismayr=München, der Weltrekordmann im
Mittelge=
wichts=Stemmen, wird am Sonntag bei einer
Wohltätigkeitsver=
anſtaltung in Mannheim mitwirken, zu der auch Ex=Europameiſter
Mühlberger eingeladen wurde.
Die deutſchen Eishockeyſpieler, die an den
Olym=
piſchen Winterſpielen in Lake Placid teilnehmen, werden am
Frei=
tag mittag mit dem Dampfer „Hamburg” in Hamburg die
Ueber=
fahrt antreten.
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 20. Januar.
10.20: Schulfunk: Wer malt das ſchönſte Bild? Eine Anregung
mit einem Wettbewerb.
15.15: Stunde der Jugend. Prinzeſſin Sonnenſchein. — Der
Groß=
vater erzählt ſeinen Enkeln, wie Weiland den Ilpentritſch fangen
wollte.
17.05: Konzert des Funkorcheſters. Mitw.: Eugenie Teichmann (
So=
pran), C. Rebſtock (Bariton). Am Flügel: O. Seyfert.
18.40: W. Deubel: Taub und blind — Zur Metaphyſik der
Sin=
nesorgane.
19.05: Mannheim: Dr. Menninger: Luſtiges und vorteilhaftes
Rech=
nen.
19.20: Prof. Dr. Struck: Bei unbekannten Völkern in Portugieſiſch=
Guinea.
19.45: Freiburg: Volkstümliches Unterhaltungskonzert. Werke von
Mendelsſohn=Bartholdy, Brahms, Beethoven u. a. — Aus älteren
und neueren Operetten. Mitw.: Elvira Arlow (Alt), Maria
Ber=
tazzon u. Ilſe Wald (Sopran), P. Baſſermann (Tenor), M.
Stamnitz (Conference und Rezitation), K. Wagner (Rezitation),
Arbeitergeſangverein Freundſchaft” Freiburger Konzertorcheſter,
20.45: Aktueller Dienſt bei Vorliegen beſonderer Ereigniſſe.
21.00: Eine Viertelſtunde Lyrik. Dr. Fortner: Richard Billinger,
21.30: Muſikaliſches Kurioſitäten=Kabinett. Ausf.: Amar=Quartett,
Verbindende Worte: H. Rosbaud.
22.30: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.40: Die Großmarkthalle. Hörbericht von E. Nebhut,
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Mittwoch. 20. Januar.
9.00: Schulfunk: Aus der Geſchichte der Berliner Bezirke.
9.35: Prof. Dr. Armbruſter: Lehrgang über Bienenzucht.
10.10: Schulfunk: Durch das Märchenland Siam.
11.30: Landw.=Rat Deuerlein: Wie kann man die Leiſtungen und
die Einheitlichkeit der bäuerlichen Viehbeſtände verbeſſern?
15.00: Jugendſtunde: In der Werkſtatt eines Inſtrumentenmachers,
15.45: Frauenſtunde: Grete Michels: Zeitgemäße Küchenzettel.
16.00: Pfarrer Dr. Lilie: Erziehungsfragen im Zeitalter der Technil.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Des Knaben Wunderhorn, Mitw.: Lore Kornell, Dr. H.
Michaelis, Dr. Günther (Flügel).
18.00: Dr. Langheinrich Anthos: Das Unheimliche in der Welte
literatur.
18.30: Prof. Dr. Rieſſer: Giftgaſe und Gasſchutz.
19.00: Stunde des Beamten. Min.=Rat Dr. Hoche: Der Stand
der Penſionsgeſetzgebung.
19.30: Volksmuſik des Vereins Leivziger Zitherfreunde. Werke von
Johannes Pugh.
20,00: Breslau: Bunte Reihe.
21.00: Tages= und Sportnachrichten.
31.10: Das Notwendige und das Ueberflüſſige. (Nach: Die beiden
Nachtwandler). Poſſe mit Geſang von Joh. Neſtroy.
22.30: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Welterberichl.
Teils unter dem Hochdruckeinfluß, teils im Bereich ozeaniſcher
Luft erhält der Witterungscharakter noch keine Aenderung. Da
die nördliche Störung weiter abzieht und ſomit der hohe Druc
auch nach Skandinavien hin anſteigt, nimmt die
Niederſchlags=
neigung ab, und mehr im nördlichen Deutſchland iſt noch mit dem
Auftreten leichter Niederſchläge zu rechnen. Verbreitete Nebel=
und Dunſtbildungen treten im Hochdruckbereich auf.
Ausſichten für Mittwoch, den 20. Januar: Immer noch neblig=
wol=
kig, zeitweiſe etwas aufheiternd, vereinzelte geringe
Nieder=
ſchläge, bei nächtlichem Aufklaren Temperaturen um den
Ge=
frierpunkt, tagsüber milder.
Ausſichten für Donnerstag, den 21. Januar: Vorwiegend trocken
ſonſt wenig Aenderung der Wetterlage.
Hauptſchriſtleltung: RudolfMauve
Verantwortlich für pollit und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feulleion, Reich 10l
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl B3hmann;
für den Handel: Dr C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas BauerzMe
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herber: Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wilig Kuhlei
Druck und Verlag: L C. Witiſch — ſämilich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
Verſteigerung.
Freitag, den 22. ds. Mts., vormittags ½10 Uhr
beginnend, verſteigere ich im Au trag des
Nachlaß=
pflegers Herrn Dr. jur. W. Michel, ferner wegen
Auf=
löſung des Haushaltes des Herrn v. G. in dem Hauſe
4 Schleiermacherſtraße 4, 1. St.
nachfolgend bezeichnete Gegenſtände, gegen ſofortige
Barzahlung:
1 Speiſezimmer, modern (dunkel Eiche), 1 Schlafzimmer
(hell Nußbaum), 1 dreitür. Spiegelſchrank (Mahag.), 1
Aaſch=
ſchrank (Ma ag.) mit Spiegel, 1 Nachtſchrank (Mahag.)
1 Bett (Mahag.) mit Roßhaarmatratze, 2 Toilettentiſche,
1 Glas chrank, 3 Kleiderſchränke, 2 Divan, 3 moderne Seſſel,
6 Lederſtühle, 1 Büfett, 1 Auszugtiſch, 3 viereckige Tiſche.
10 Rohrſtühle 3 Gartenbänke 2 Gartentiſche, 1
Küchen=
ſchranf, 1 Vorratsſchrank, 2 Eisſchränke, 1
Biedermeier=
garnitur, beſtehend aus: Sofa, 2 Seſſel, 1 runder Tiſch;
1 Barock=Standuhr, 1 elektr. Ständerlampe, 1 Teewagen,
2 dreiteil. Kapokmatratzen, 2 Wollmatratzen. 1
Dezimal=
wage, 1 Badeoſen (Junker), 1 Partie Aufſtellſachen und
(1305
vieles Ungenannte.
Darmſtadt, den 20. Januar 1932.
Kunst- und Auktionshaus
Telephon
4323.
Philipp Kling
Telephon
4323.
Beſichtigung und Verkauf, Donnerstag, 21. ds. Mts, Anzuſ. 3—6 nachm.
von 10 bis 5 Uhr.
Annahme von Taxationen und Verſteigerungen.
Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 1 Herrenfahrrad, 1 Dam.=
Hut mit Marktnetz, 1 Kneifer mit Etui,
1 Pelzkragen, beſtehend aus 2 ſchmalen
Pelzen, 1 ſchwarze Mappe, 2 einzelne
Handſchuhe, 1 Schlips, 1 Paar
Man=
ſchettenknöpfe und eine Nadel, 1
ſchwar=
zer Kamm. 1 Mantelſchließe, 1 blauer
Damengürtel, 1 wollener Schal. 1 Paar
Nappa=Handſchuhe, 1 ſilberne Broſche,
1 Frauenhemd, 1 graues Marktnetz, ein
weißer Schal, 1 Handleiterwagen, ein
Bund Schlüſſel.— Zugelaufen: 1
Wolfs=
hund, 1 Fox, 1 junger Schäferhund,
1 Dobermann.
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet ſind.
In=
tereſſenten können die Fundgegenſtände
während der Büroſtunden auf Zimmer
Nr. 11 beſichtigen.
Mikolaus Bauer, Darmstadt
Frankfurterstr. 21 1. Stock Telefon-Nr. 4379
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1) Buchführung für Gewerbe, Handel und Industrie
(organisieren, instandnalten und bilanzieren)
2) Bilanzbuch-Revislonen (Buchprüfungen)
zur Vermeidung von Steuer-Uberschätzungen)
2) Steuer Erklärungen und Reklamationen
(auf Grund beweiskrätüger Buchführung)
4) Correspondenz, auch In kremden Sprachen
für dieses Fach sind Anmeldungen deutschsprechender und
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bereiter Ausländer sehr erwünscht)
5) Stenogramm-Aufnahmen und Maschinenschreiben
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Schreibmaſchine
g. erh., bill. z. verk.
Jäger,
MMauerſtr. 23, III.*
Jagdverpachtung.
Mittwoch, den 27. Januar 1932,
nachmitiags 3 Uhr, wird im Gaſthaus
Joh. Hch. Laumann II. zu Meſſel bei
Darmſtadt die Gemeindejagd öffentlich an
die Meiſtbietende auf ſechs Jahre
ver=
pachtet. Das Jagdgelände kann auch in
zwei Bogen verpachtet werden, grenzt mit
der ſüdweſtlichen Seite an den früheren
Großherzöglichen Park (jetzt Staatspaik)
und beſteht aus 235 Oekiar Wald und
236 Hektar Feld und Wieſen. Im Walde
ſelbſt liegt ein Wieſengrund mit zirka
100 Hektar. — Es iſt ein ſehr guter
Wild=
ſtand von Rehen, Haſen, Hühner und
Faſanen vorhanden. Der Jagdbezitk liegt
Wir machen wiederholt darauf auf= am Bahnhof Meſſel, auch beſteht eine
Autobus=Linie Meſſel=Darmſtadt, welche
den Jagdbezirk zum Teil in der Mitie
durchſchneidet und man beliebig ausſtei=
(1282b
gen kann.
Meſſel, den 15. Januar 1932.
Heſſ. Bürgermeiſterei Meſſel: Keller
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Nutz= und
Brennholzverſteigerungen.
Aus den Siaatswaldungen des Forſt
amts Mörfelden, werden im Gaſthaus=
„Zum Saalbau” in Mörfelden, Ba ns
hofſtraße 5. jeweils um 9 Uhr vore
mittags beginnend, folgende
Holzmengen=
verſteigert:
Freitag, den 22. Januar 1932, aus:
Förſterei Wiefental: Forſtort Wieſen=, Abtlg. 4, Abtrieb. Brennholz mit den
Nummern 665 — 896:
Scheitholz, Raummeter: Buche 226 1. A.,
8 2. Kl., Heinbuche 2 1. Kl., Eſche 10*
1. Ki, Eiche 79 1. Kl., davon 1 ro., 2
2. Kl., Linde 1 1. Kl. rd., Erle 2 1. K1.50.
Knüppelholz, Raummeter: Buche 69, Haſe
buche 10, Eſche 4, Eiche 41.
Reiſerholz 3. Kl. 100 Wellen: Buche 138
Montag, den 25. Januar 1932, au*
Förſterei Schlichter: Forſtort Alteks
Schlichter 28, Abtrieb. Neuer Schlichtek-
39 und 40, Durchforſtungen.
Nutzholz, Stammholz, Güteklaſſe 95
Buche 4. Kl. 11 Stck., mit 11.78 m2
5. Kl. 1 Stck., mit 2.06 tm.
Brennholz. Nummer 227 — 332, 880, 88
(1285
1127 — 1495:
Scheitholz, Raummeter: Buche 294 1. Kl—
6 2. Kl., Hainbuche 6 1. Kl., davon 4rd.
Eſche 21 1. Kl., 2 2. Kl., Eiche 162 1. Rl.-
1 2. Kl., Ulme 22 1. Kl., davon 20 1d.
Erle 112 1. Kl., davon 130 ro., Linde
4 1. Kl., davon 2 rd., Ahorn 1 1. Kl.4
Kiefer 17 1. Kl. rd., Weymouthskieſe
3 1. Kl. rd.
Knüppelholz, Raummeter: Buche 118.
Hainbuche 9, Eſche 7, Eiche 56, Erle 42
Linde 15, Kiefer 5, Weymouthskieſer ?
Lärche 1.
Das Buchenſtammholz kommt am
25. Jan. 1932 zuekſt zum Ausgebot. Las
Holz iſt vor der Verſteigerung einzuſehei
Auskunft erteilen wir und die Herree
Förſter Sommerlad für Förſterei
Wieſelle=
al und Vöglin für Förſterei Schlichter.
Blau unterſtrichene Nummern kommer.
nicht zum Ausgebot.
Mörfelden, den 18. Januar 1932.
Heſſiſches Forſtamt Mörfelden.
Hälo
An- und
Verkaut von Brillanten
Gold, Antik Silbergegens änden (11043
Kurtz-Wulk, Rheinstr. 27
DAHOTA TAAABAALUAOA AeA
Naummer 1
DARMSTADTER TAGBLATT — HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN 20. Januar 1932.
Technisches Schaffen
1931.
r— der Zeit verlangſamen müßten. Leider iſt dieſe Vermutung 658 Km. in der Stunde.
ſwahrheitet worden, die wirtſchaftliche Kriſis hat auch auf die
iden Vorjahren in Angriff genommen, man hat ſich darauf und die der Stratoſphärenballon ausgeführt haben. Es iſt
be=
enden. Darüber hinaus waren manche Uuternehmen gezwun= Zeppelin” in den letzten Jahren vollbracht hat. Neben den ver=
BBremerhaven wurde vollendet und Mitte des Jahres in
Be=
ticter eine Breite von 60 Meter und eine Fahrwaſſertiefe von über den Flug Profeſſor Piccaros in die Stratoſphäre=ſehr viel
uBten der Welt, ſoll das Aus= und Einfahren der größten
Uin aude iſt, auch die größten, jetzt verkehrenden Schiffe zu 75000
enen aufzunehmen.
ſ fſein ſollen. Die erſte neuzeitliche Alpenſtraße über den
Bren=
urswurde im Jahre 1772 vollendet, 1786 folgte die Straße über
In es ſtill geworden, bis jetzt wieder der Bau der
Groß=
ocknerſtraße von neuem den Blick auf dieſen Teil der
Ingenieur=
tukunſt lenkt.
1 Much bei den Bauten, die zur Erzeugung von Kraft in großen
ſtlagen ſeither jährlich neu begonnen wurden, iſt es recht ſtill Inhalt, von 184000 ebm. und 8 Motoren von zuſammen
ſnwrden, wenigſtens, wenn man von dem durch
Gewaltherr=
iart erzwungenen Fünfjahresplan der Ruſſen abſieht.
Groß=
zu en ſind nicht unternommen worden, aber die Technik arbeitet
ſte müdlich daran, neue Wege zu finden, um die Ausnutzung
Ra Staktmotor nach jahrelangen Arbeiten fertiggeſtellt. Man
llü= durch die Aufeinanderfolge von zwei Arbeitstakten eine
be=
ſta tliche Betriebsſtofferſparnis zu ermöglichen. Der Dieſelmotor
ſta twagen, den Flugzeugen und auch bei den Luftſchiffen
er=
ſhpft. Neben der größeren Betriebsſicherheit und der höheren
Ru=ſchaftlichkeit wegen des billigeren Preiſes der Schweröle hat
ſt Dieſelmotor vor allem den großen Vorteil, einen größeren fahrzeug ausprobiert werden. Aehnlich wie die Konſtruktion des
Rionsradius für Fahrzeuge zu bilden. Wir erinnern an die Dresdner Ingenieurs Börner hat Dipl.=Ing. L. Kort, Hannover,
ſaunlichen Ergebniſſe der Konſtruktionsarbeit deutſcher Fabriken,
A ſeeim Stapellauf des Panzerſchiffs Deutſchland bekannt wur=
. Dieſes Schiff und der kleine Kreuzer Leipzig ſind die erſten
igsſchiffe, die ausſchließlich mit dieſen Maſchinen angetrieben
trioen. Fortſchritte ſind auch im Bau von
Höchſtdruckdampf=
ſten erzielt worden.
Im Verkehrsweſen iſt der Kampf zwiſchen Automobil und
ſerrbahn noch lange nicht zum Abſchluß gekommen, wenn auch
Fläufig durch eine Notveroronung der Reichsregierung die
tembahn wenigſtens für Ferntransporte wieder einen
Vor=
ſturig erhalten hat. Bis zu welchen Abmeſſungen es möglich iſt,
Alutomobillaſtzüge zu ſteigern, haben die Veröffentlichungen Stapel legen laſſen. Im Bau der U=Boote haben die Ver=
Uln die Flettner=Krupp=Steuerung gezeigt. Den Angriffen des
Mtus auf dem Gebiet des Güterverkehrs ſetzt die Eiſenbahn
eu. Angriff auf dem Gebiet des Perſonenverkehrs entgegen.
R Serſucht durch Erhöhung der Schnelligkeit und durch
Steige=
nn der Zugdichte, den Perſonenverkehr wieder mehr an ſich
hanzuziehen. Die Anzahl der Triebwagen hat die Reichsbahn
hraufe der letzten zwei Jahre um 6 v. H. erhöht. Daneben hat
ſier Verſuchsfahrt im Juni Geſchwindigkeiten von bis zu 230 heute ſchon Gemeingut nicht nur im Automobilbau geworden.
von 160 Km. in der Stunde erreicht. Die Reiſe von
Ham=
bawindigkeit, die das Auto bis jetzt im normalen Verkehr
Gt erreichen kann. Der Rekordfahrer hat allerdings ſeine
Ge=
ſtöundigkeit im abgelaufenen Jahre wieder geſteigert. Mit dem
Aurrad wurde eine Geſchwindigkeit von 242 Km. in der
eiſtung gar auf 394 Km. geſteigert worden. Der engliſche
ſunffahrer Malcolm Campbel brach deu vorjährigen Rekord des
in ſportliche Leiſtungen ſind, ſo muß doch bedacht werdeu, daß ſie
Adurch den Bau hochwertiger Fahrzeuge möglich wurden, ſo
der Sieg mehr ein Sieg der Technik als des Sportgeiſtes iſt.
93 neue Bauarten ſind bei der Herſtellung des Weltrekord=
Unffahren wurden.
Boden erheben können. Auch Pläne zum Errichten von tereſſe darau, Meßinſtrumente in dieſe Höhe bringen zu laſſen.
U Mht Taktik iſt zu erwähnen, daß es Günter Grönhoff gelang, ein nutzbringendes Arbeitsfeld entwickeln.
U MNünchen bis nach Kaaden au der Eger zu fliegen und dabei
MStrecke von 265 Km. zurückzulegen. Seinem ſtärkſten Kon= Sprache hat keine epochemachenden Fortſchritte zu verzeichnen ge=
Nuren Kronfeld iſt es gelungen, zum erſten Mal im motor= habt, doch muß hervorgehoben werden, daß die Nachrichtenüber=
AMceſchwindigkeit der Flugzeuge wurde erneut in die Höhe auf dieſem Forſchungsgebiet überhaupt mit einiger Sicherheit
Luftdruck das Genick gebrochen. England hat ſich endgültig in den
Beſitz des Schneider=Pokales geſetzt. Es iſt intereſſant zu
ver=
folgen, wie ſich die Geſchwindigkeiten entwickelt haben, 1913
er=
reichte Prevoſt (Fraukreich) 73 Km. ſtündlich. 1914 Pixton (
Eng=
land) 139 Km., 1923 Rittenhouſe (Amerika) 344 Km., 1925
Doolittle (Amerika) 377, 1926 Bernardi (Italien) 394 Km., 1927
Wor einem Jahre haben wir an dieſer Stelle die Befürchtung Webſter (England) 456 Km., 1939 Waghorn (England) 528 Km.,
usgeſprochen, daß die techniſchen Fortſchritte ſich infolge der 1931 Boothmann (England) 547 Km. 1931 endlich Stainfort
Wiſſenſchaftlich von diel höherer Bedeutung als dieſe
Ne=
echnik lähmend gewirkt. Große neue Bauten wurden nicht wie kordfahrten ſino die Fahrten geweſen, die der „Graf Zeppelin”
ichränken müſſen, angefangene Arbeiten fortzuführen und zu wungeruswert, welche Leiſtungen ſchon das Luftſchiff „Graf
u— die Arbeiten einzuſtellen und bis zum Eintritt beſſerer ſchiedenen Ueberquerungen des Ozeans und der Weltumſeglung im
etſchaftsverhältniſſe große Bauten liegen zu laſſen. So Jahre 1929 hat es diesmal einen erſten Vorſtoß in die vereiſten
Re=
ſich beiſpielsweiſe Holland gezwungen, die Arbeiten gionen desNordpols gewagt, dem ein zweiter in dieſemJahrefolgen
der Zuiderſee, die ſchon die erſten Erfolge durch die ſoll. Die Ergebniſſe waren wiſſenſchaftlich außerordentlich
wert=
ro=ckenlegung von Meeresflächen gezeitigt haben, einzuſtellen, voll, die Gefahren haben ſich wider Erwarten gering gezeigt. Auf
Unt ſo erfreulicher iſt es für Deutſchland, daß einige wichtige Bau= ſeinen bisher durchgeführten 232 Flügen iſt der „Graf Zeppelin”
elke zum Abſchluß gebracht werden konnten. Die Nordſchleuſe etwa 150 Tage in der Luft geweſen. Er hat hierbei 349 000 Km.
Fahrſtrecke zurückgelegt und 15 000 Perſonen befördert. In
un=
iab genommen. Der Lloyddampfer „Bremen” wurde als erſtes unterbrochener Fahrt wäre das Luftſchiff ſchon neun Mal auf
ſaiff durchgeſchleuſt. Die Schleuſe hat eine Länge von 372 der Linie des Aequators um die Erde herumgefahren. Obwohl
Meter. Dieſe Schleufe, ihren Abmeſſungen nach, eine der geſchrieben wurde müſſen wir auf das Außergewöhnliche dieſer
Leiſtung hier kurz eingehen. Der 14000 ebm. umfaſſende Ballon
aiffe in den Innenhafen ermöglichen. Hier im Innenhafen iſt, hat die bis dahin höchſt erreichte Höhe von etwa 13000 Meter um
Un weiteres großes Bauwerk erſtanden, das Trockendock II., das 3000 Meter überſchritten. Eine Leiſtung, die nur dank der
vor=
züglichen wiſſenſchaftlich=techniſchen Vorbereitung erfolgreich
durchgeführt werden konnte. Beſonders beachtenswert erſcheint
Ein Bauwerk ganz anderer Art, die Großglocknerſtraße wurde uns, daß nicht nur dieſer Verſuch bald wiederholt werden ſoll,
wergangenen Jahr begonnen und ſoweit gefördert, daß mit ſondern daß man auch beabſichtigt, mit motorgetriebenen
Flug=
ſefinn der Hauptreiſezeit 1932 die beiden Rampenſtrecken vollen= zeugen Vorſtöße in dieſe Höhe zu machen. Bei Junkers ſteht ein
derartiges Flugzeug ſtartbereit, es hat eine Werkſtattfahrt bereits
hinter ſich. Auch Fahrmann (Frankreich) baut ein derartiges
9u Arlberg. Nach einer klaſſiſchen Zeit des Alpenſtraßenbaues Flugzeug. Man verſpricht ſich von den Flügen in dieſer Höhe
große Geſchwindigkeitsſteigerungen bei kleiner Vortriebskraft,
wobei man an Geſchwindigkeiten denkt, wie ſie von den
Rekord=
flugzeugen des Schneider=Wettbewerbs erreicht wurden.
In Amerika wurde das Marineluftſchiff „Akron” mit einem
4480 PS fertiggeſtellt. L. 3. 129, der neue Zeppelin, iſt im Bau.
Er ſoll mit Helium gefüllt werden, einen Inhalt von 200 000
Kubikmeter bekommen.
Die Schiffahrt muß auch die Not der Zeit zu ſpüren be=
MMaturkräfte wirtſchaftlicher zu geſtalten. Profeſſor Dr. Terres, kommen. Das künftig größte Schiff der Welt, ein Dampfer mit
K1 in, hat ein neues Arbeitsverfahren, für Oelmotore, den 73 000 Tonnen Inhalt, der für die Cunard Linie gebaut wiro,
kann vorerſt nicht fertiggeſtellt werden und dies, trotzdem
Eng=
land hofft, damit wieder das blaue Band des Ozeans an ſich
reißen zu können. Man will dem Schiff eine Geſchwindigkeit
Aſich im abgelaufenen Jahre immer mehr Arbeitsfeld bei den von 32 Knoten geben. Ueber grundſätzliche Neuerungen im
Schiffsantrieb, dem Voith=Schneider=Propeller, haben wir
kürz=
lich unſeren Leſern berichtet. Eine andere derartige Neuerung —
der Kort=Düſenſchlepper — ſoll in Kürze durch ein
Verſuchs=
ein Fahrzeug erſonnen, das nicht die Schraube am Ende des
Fahrzeuges hat, ſoudern bei dem der Probeller etwa in der
Mitte des Schiffes in einem Kanal eingebaut iſt. In
tunnel=
artigen Rohren, die ſich in der Mitte des Schiffes vereinigen,
wird das Waſſer angeſaugt und nach rückwärts ausgeſtoßen.
Hierdurch werden alle Wellen= und Schaumbildungen vermieden,
wodurch man hofft, den Propulſionswirkungsgrad, der bei
nor=
malen Schleppkähnen etwa 25 Prozent beträgt, auf etwa 60
Pro=
zent zu ſteigern. Zunächſt ſoll dieſes Verfahren für die
Schlepp=
kähne auf deutſchen Binnenwaſſerſtraßen Verwendung finden.
Das ſtaatliche Schleppmonopol hat ein derartiges Fahrzeug auf
einigten Staaten einen erheblichen Fortſchritt erzielt, da es ihnen
gelang, eine Tauchtiefe von 110 Meter zu erreichen. Hierdurch
erlangt dieſe Kriegswaffe wieder Daſeinsberechtigung, weil die
Abwehrmaßnahmen nicht bis in dieſe Tiefe reichen.
Auf dem Gebiete der Chemie wird unabläſſig weitergeforſcht,
um neue Verbeſſerungen und neue Abſatzmöglichkeiten zu
ſchaffen. Beſonders auf dem Gebiete der Metallkunde wird
un=
däe Verſuche mit dem Schienenzeppelin fortgeſetzt und bei abläſſig geſtrebt, Fortſchritte zu machen. Die Verchromung iſt Querſchnitt iſt erſichtlich, daß dieſes Profil ſich bei dem Auf=
Kometer ſtündlich bei einer durchſchnittlichen Reiſegeſchwindig= Auch im Haushalt werden ſchon vielfach verchromte Gegenſtände
verwandt, eine Errungenſchaft der letzten Jahre. Das plan=
9e—Berlin wurde in 1 Stunde 38 Minuten zurückgelegt, eine mäßige Erſchmelzen hochwertigen Stahls, die Weiterentwicklung
vergütbarer Legierungen haben zu ſchönen Erfolgen geführt.
Dem amerikaniſchen Forſcher Dr. Alliſon gelang es, das letzte
in der Reihe der Elemente noch fehlende Element 85 zu
ent=
decken Prof. Dr. Fiſcher hat ein Verfahren erfunden, Leuchtgas
Eude auf der Pariſer Rennbahn erreicht; mit dem Auto iſt auf biologiſchem Weg zu entgiften. Leitet man Leuchtgas über 9
Abwaſſerſchlamm, dann wird das tödlich wirkende Kohlenoxyd in Betrieb ſind, hat ergeben, daß ein Nachfüllen der
Schmier=
in Methan umgewandelt. Die Schweißtechnik hat ein ſehr
aus=
jars Segrave von 372 Km. um 22 Km. ſtündlich. Wenn dies ſichtsreiches Verfahren in der Kombination der autogenen
Schweißung mit der elektriſchen Schweißung in dem
Arkogen=
verfahren erſonnen.
Die kühnen Hoffnungen, mit denen vielfach an die
Aus=
geſtaltung der Rakete herangegaugen wurde, ſind zwar einge=
Wds angewendet worden. Ein 12 Zylinder waſſergekühlter dämmt, aber noch nicht aufgegeben worden. Man hat erkannt, tingen wurden in dem Kaliwerk Volkenroda ſehr ergiebige Erd=
Anflugmotor, der 1400 PS leiſtet, dient zum Antrieb. Gegen= daß die Fragen weniger auf konſtruktiv=techniſchem, wie auf ölbohtungen vorgenommen. Techniſch eigenartig bei dieſer
Boh=
ſt Ddieſen Geſchwindigkeiten treten die glänzenden Leiſtungen chemiſchem Gebiet liegen. Es müſſen exploſible Zuſammen= rung iſt es, daß man in der etwa 1000 Meter tiefen Grube
Aieutſchen Rennfahrers Caraeeiola, die er auf dem Nürburg= ſetzungen gefunden werden, die bei geringſtem Gewicht höchſte Kali, im Dolomit, größere Mengen von Oel vorhanden ſein müß=
19 und bei Brescia vollbrachte, zwar etwas zurück, ſie ſollen Leiſtungen ermöglichen. Von den feſten Miſchungen iſt man zu ten. Es war ein Leichtes, dieſe Bohrungen bei einem Durchmeſſer
A micht unerwähnt bleiben, da ſie mit deutſchen Maſchinen flüſſigen Stoffen übergegangen. Ein von Dr. Heylandt und von etwa 90 Millimeter herzuſtellen und das Oel zu erſchließen.
Ingenieur A. Pietſch konſtruierter Rennwagen fuhr bei einer Etwa 50 Bohrungen wurden bis jetzt ausgeführt. Sie koſten nicht,
WSenn bei dem Auto ein gewiſſer Abſchluß der Entwicklung Probefahrt mit 145 Km. Stundengeſchwindigkeit. Sicherlich gan; wie ſonſt Bohrungen in derartiger Tiefe, 200 000 bis 250 000
N5u verkennen iſt, ſo gilt dies noch keineswegs für die Ent= ſchöne Erfolge, aber die Zukunft der Nakete wird weniger auf Reichsmark, ſondern nur etwa 1000 bis 10 000 Reichsmark, da auf
Amg der Flugzeuge, Verſchiedene Neukonſtruktionen von dieſem Gebiet zu ſuchen ſein, da der Geſamtwirkungsgrad zu der Sohle des Bergwerks nur noch Bohrungen von 60 Meter
Meugkatapulten, die im vergangenen Jahre bekannt wurden, gering iſt. Ein durchaus erſtrebenswertes und techniſch heute Tiefe notwendig waren. Das erſchloſſene Erdöl iſt außerordentlich
u helfen, den Hauptfehler des Flugzeuges, den der laugen auch erreichbares Ziel wird es ſein, mit unbemannten raketen= reich an,Benzin und kommt den beſten pennſylvaniſchen Oelen
ahn, zu beheben. Andere Konſtrukteure verſuchen dies artigen Maſchinen in Höhenſchichten von etwa 35 Km. vok= geführt und verheizt. Die Tagesleiſtung von etwa 300 Tonnen
9 die Windmühlenflugzeuge zu ermöglichen, die ſich ſenkrecht zudringen. Die gerologiſche Forſchung hat ein ſehr großes Jüs Oel wird von der J.G.=Farbeninduſtrie weiter verarbeitet.
euglandeplätzen über den Häuſern einer Weltſtadt ſino. Dr. Lyon, New York, ſcheint, unbeſtimmten Nachrichten zu Folge, tin, des wichtigſten und wertvollſten Metalles, iſt erheblich
er aufgetaucht. Mit Recht beſonderes Aufſehen haben die derartige Verſuche zu planen. Der Konſtrukteur Tiling hat ant zurückgegangen, ſo daß die Preiſe einen ſcharfen Rückgang er=
Aigen Ergebniſſe des ſchwanzloſen Flugzeuges bei den dies= Dümmerſee bei Osnabrück eine Poſtrakete im vergangenen Jahr fuhren. Hauptverbraucher ſind neben der Schmuckwareninduſtrie
Ngen Rhönſegelflügen erregt. Der Segelflug, der ſich immer verſuchsweiſe aufſteigen laſſen, die in wenigen Sekunden eine die Elektroinduſtrie, die chemiſche Induſtrie und das zahnärzt=
Wblängiger von ſeiner eigentlichen Geburtsſtätte, der Rhön, Höhe von 2000 Meter erreichte. Als Treibſtoff verwendete er liche Gewerbe. Zur Stabiliſierung des Preiſes wurde im Okto=
1 14½ hat ſich durch das Aufſchleppen im Anhang an motor= Pulver, die Rakete ſegelte dann nach ſelbſtätiger Einſtellung von ber vorigen Jahres mit dem Sitz in London eine internationale
A ſtel ene Flugzeuge und eventuell auch an Kraftwagen ein Tragflächen langſam zum Boden. Sie hat verſuchsweiſe einige Platinvereinigung gegründet. Die wichtigſten Platin gewinnen=
193 ausſichtsreiches Feld geſchaffen. Als große Erfolge dieſer Poſtſachen befördert. Auch hier könnte ſich bei weiterem Ausbau
Die Technik der drahtloſen Uebermittlung von Schrift und allein Rußland und Kolumbien zuſammen über 8000 Kg. Platin.
1A FFlugzeug den Kanal zu überqueren. Auch der Rekord in mittlung mit kurzen Wellen immer weiter ausgeſtaltet wird, wie MEUE BÜCHER UND ZEITBCHRIFTaM
Ma ubt. Bei dem Wettbewerb um den Schneiderpokal erreicht” eine gute Zukunft vorausgeſagt werden kann. Die diesjährige Selbſterklärende Baupläne Verlag Rothgießer u. Dieſing, A.=G.
biant Stainfort eine Geſchwindigkeit von 658 Km. in der Funkausſtellung in Berlin brachte die erſten Apparate zur Selbſt= hübſcher Mappe 2.50 RM.
Zide. Dieſe hohen Zahlen verlieren nach und nach für uus aufnahme von Schalplatten, ſo daß es jedem möglich iſt, nicht
A Bbegriff. Bedenkt man aber, daß dies eine Geſchwindigkeit nur einen geiprochenen Brief zu übermitteln, ſaüldert /9 ſtärke für Goſträume und kleiner Gartenlokale dar. Im 12. Bau=
Meunpa 120 Meter in der Sekunde iſt, ſo kann man ſich einen ſeinem Nachkommen die eigene Stimme zu überliefern. Die plan, der als „Wellenwanderer” bezeichnet wird, iſt ein mit Band=
Müff von dem Luftwiderſtand machen, der ſich bei dieſer Ge= Tonfilmapparatur ſcheint neuerdings eine weſeutliche Beſſekung filterkopplung au gerüſtetes, hochwertiges Gerät für Fernempfang
Ansigkeit einſtellt. Würde der Flieger beiſpielsweiſe den dadurch erfahren zu ſollen, daß an Stelle der Kerrzelle zur bei größter Trennſchärfe dargeſtellt. Eine wertvolle Bereicherung
rus dem Apparat heben, ſo würde ihm ſicherlich durch den Steuerung des Lichtſtrahles Metallfolien, von äußerſter Dünne, der Funkliteratur.
(nach Dr. Müller, Berlin) verwendet werden. Dieſe Folien ſind
nur einige zehntauſendſtel Millimeter dick wenige Moleküle
lagern aufeinander. Statt der hohen Hilfsſpannung der
Kerr=
zelle werden nur Hilfsſpannungen von 80 Volt erforderlich,
wo=
durch die Apparatur weſentlich leichter wird. Der
phyſikaliſch=
techniſchen Reichsanſtalt iſt es gelungen, derartige Metallfolien
bis zur Durchſicht zu verfeinern.
Ein anderes Gebiet, das zunächſt rein wiſſenſchaftlichen
Zwecken diente, das der Geophyſik, erlangt immer mehr
pral=
tiſche Bedeutung. Mit Hilfe der angewandten Geophyſik wurde.
es möglich, in der Hamburger Gegend Unterſuchungen über das
Vorkommen von Erdöl, in Mitteldeutſchland über die
Be=
grenzung von Braunkohlenfeldern, und in der Niederrheiniſchen
Bucht über waſſerführende Störung im Salzbergbau feſtzuſtelleli.
Auch auf anderen Gebieten iſt die Forſchung beſtrebt trotz
der Not der Zeit vorwärts zu kommen, und neue
Arbeits=
gebiete zu erſchließen. Es muß das Geſamtbeſtreben, beſonders
der deutſchen Technik, im kommenden Jahre ſein, nicht durch
weitere Nationaliſierung das Elend der Arbeitsloſen zu
ver=
mehren, ſondern durch Schaffung neuer Verbeſſerungen durch
den Ausbau unſerer techniſchen Hilfsmittel neue Erwerbszweige
zu erſchließen, um ſo der deutſchen Wirtſchaft über die Kriſe der
Zeit hinwegzuhelfen. Ein ſchönes Beiſpiel hierfür bildet die
Erfindung des mikroporöſen Gummis, die neue Abſatzgebiete der
deutſchen Technik erſchließt.
*Ein neues
Federblattprofil.
Zu den unangenehmſten Erfahrungen des
Automobilver=
kehres gehören die immer wieder auftretenden Federbrüche, die
ſchon manchen Kraftwagen lahmgelegt haben. Aber abgeſehen
von plötzlich eintretenden Brüchen bilden die dauernden Koſten
der Unterhaltung und Erneuerung der Federungen bei
Laſt=
wagen und Schienenfahrzeugen einen Anlaß zu hohen
Repara=
rurkoſten. Man iſt deswegen beſtrebt, die Federungen möglichſt
zu vervollkommnen und ihre Lebensdauer zu erhöhen. Dies
Bild 1. Neues Federblattprotil.
läßt ſich auf zwei Wegen erreichen. Einmal dadurch, daß man
durch die Verwendung hochwertiger Stahlſorten die
Feſtigkeits=
eigenſchaften verbeſſert, zum andern dadurch, daß man durch ihre
Form die Tragfähigkeit, die Federwirkung und die Lebensdauer
verbeſſert. Dieſen letzteren Weg beſchreitet das in Bild 1
dar=
geſtellte neue Federblattprofil der Firma Krupp. Man kann
ſich das Profil aus einem Rechteck, auf deſſen Längsſeiten je
zwei gleich große flache Rechtecke verſetzt gegeneinander
ange=
ordnet ſind, zuſammengeſetzt denken. Durch eine beſondere
Be=
handluung ſind die Widerſtandseigenſchaften gegen Durchbiegung
dieſes Profils erheblich geſteigert worden gegenüber einem
ge=
wöhnlichen Rechteckprofil gleicher Fläche. Auf die beſonderen
Bild 2. Neuartige Wagentederung.
ſtatiſchen Verhältniſſe kann hier nicht eingegangen werden. Aus
Bild 2, insbeſondere dem auf der rechten Seite dargeſtellten
einanderlegen gut ineinander paßt. Zwiſchen den einzelnen
Feder=
blättern bleibt ein Zwiſchenraum a offen. Die einzelnen
Zwi=
ſchenräume ſind durch eine Bohrung 4 mit einander verbunden,
wodurch ſich leicht ein Schmiermittel nach Oeffnen der Schraube
e zwiſchen die einzelnen Federn bringen läßt. Durch die gute
Schmierung wird die ſehr ſchädliche Blattreibung herabgeſetzt,
ſo daß die Feder weicher arbeitet als eine ungeſchmierte Feder,
ohne aber die notwendige Dämpfung des Stoßes zu mindern.
Die Erfahrung an vielen Federn, die ſeit Jahren zur Erprobung
mittel nur nach etwa 2 Jahren notwendig iſt.
KURZEMITTEILUNAEA
* Erdoelvorkommen von Volkenroda. Bei Mülhauſen in
Thü=
darauf aufmerkſam wurde, daß etwa 50 his 60 Meter unter dem
gleich. Das gleichzeitig gewonnene Gas wird zur Erdoberfläche
* Internationale Platinabkommen. Der Verbrauch von
Pla=
den Länder ſind dieſer Konvention angeſchloſſen. Im Jahre 1929
wurden gewonnen in Rußland 3100 Kg. Kolumbien 1418 Kg.
Kanada 399 Kg. Südafrika 927 Kg. Vor dem Kriege förderten
Berlin 24. Linienſtraße 139/140. Preis für jeden Bauplan in
Der Bauplan Nr. 11. „Major” ſtellt ein Gerät größerer Laut=
Nummer 20
Mittwoch, den 20. Janm)
Derdeutſche Außenhandelim Sezemberund im Jahr 1931
Leichter Rückgang des Außenhandels im Dezember.
Musihruiberichif in derenber 24. Mlenen Mafl. in Sochie 193t rund 25rt4 uligen Mnk.
Akkive Handelsbilanz.
Die Einfuhr hat von 482 Mill. RM. auf 488 Mill. RM.
zugenom=
men. Mengenmäßig ergibt ſich eine größere Steigerung, und zwar um
5 v. H., da der gewogene Durchſchnittswert um 4 v. H. zurückgegangen iſt.
Wertmäßig hat ſich lediglich die Einfuhr von Lebensmitteln und
Ge=
tränken erhöht, der Menge nach iſt jedoch auch die Einfuhr von
Roh=
ſtoffen und Fertigwaren, wenn auch unbedeutend, geſtiegen. Soweit jetzt
bereits Nachweiſungen über die Einfuhr nach Bezugsländern in
Dezem=
ber vorliegen, ergibt ſich eine Steigerung des Warenbezugs aus den
Ver=
einigten Staaten, aus Italien und aus Britiſch=Indien (im weſentlichen
ſaiſonmäßig). Stark abgenommen hat dagegen die Einfuhr aus China.
Die Ausfuhr wird im Dezember von der Handelsſtatiſtik mit 712
Mill RM. ausgewieſen gegen 734 Mill. RM. im Vormonat. Die
Repa=
rations=Sachlieferungen, die im Vormonat 14 Mill. RM. betrugen,
er=
ſchienen im Dezember wieder mit einem Betrag von 26 Mill. RM. Für
die Geſamtausfuhr (einſchließlich Reparations=Sachlieferungen) ergibt ſich
demnach ein Betrag von 738 Mill. RM. Gegenüber dem Vormonat, in
dem ſich die Geſamtausfuhr auf 749 Mill. RM. belief, erſcheint die
Ge=
ſamtausfuhr ſomit nur wenig vermindert. Tatſächlich iſt ſie jedoch
ſtär=
ker zurückgegangen; denn im Dezembernachwveis ſind in verhältnismäßig
großem Umfang Ausfuhrpoſten enthalten, die bereits in früheren
Mona=
ten hinausgegangen ſind. Es handelt ſich dabei um Lieferungen von
Großmaſchinenanlagen, die in der Regel in Teilſendungen, die ſich über
mehrere Monate erſtrecken, ausgeführt werden. Die ſtatiſtiſche
Anſchrei=
bung dieſer Poſten erfolgt aus Zweckmäßigkeitsgründen regelmäßig erſt
nach Abſchluß der ganzen Lieferungen. Insgeſamt iſt die Ausfuhr von
Maſchinen, Maſchinenteilen und Keſſeln im Dezember mit 123 Mill.
RM., d. h. um rund 40 Mill. RM. höher als im November, ausgewieſen.
Von dieſer Steigerung dürften mindeſtens 30 Mill. RM. auf
nachträg=
liche Sammelanſchreibungen entfallen. Berückſichtigt man dies, ſo ergibt
ſich, daß die Ausfuhr tatſächlich gegenüber dem November um etwa 5 bis
6 v. H. abgenommen hat. Mengenmäßig iſt der Ausfuhrrückgang nicht
ganz ſo groß, weil gleichzeitig der Durchſchnittswert der Ausfuhr
ge=
ſunken iſt.
Abgenommen hat die Ausfuhr, ſoweit die bereits vorliegenden
Zah=
len erkennen laſſen, beſonders wieder nach ſolchen Ländern, deren
Wäh=
rung entwertet iſt. Abgeſehen von Dänemark und Schweden, deren
Warenbezüge ſich im November bereits ſtark vermindert hatten, zeigt vor
allem die Ausfuhr nach England einen ſcharfen Rückgang (von 120 Mill.
RM. auf 99 Mill. RM.). Dabei iſt zu berückſichtigen, daß hier auch die
Dezemberzahl wohl noch in größerem Umfang Voreindeckungen enthält.
Höher ausgewieſen iſt die Ausfuhr u. a. nach Frankreich (Steigerung
der Reparations=Sachlieferungen um 9 Mill. RM.), nach Rußland
(F 18 Mill. RM.) und nach der Schweiz (+F6 Mill. RM.). Im
weſent=
lichen dürften dieſe Steigerungen mit den vorerwähnten
Sammelanſchrei=
bungen bei der Ausfuhr von Maſchinen zuſammenhängen. Die erhöhte
Ausfuhr nach der Schweiz iſt daneben möglicherweiſe noch durch
Vorein=
deckungen im Hinblick auf das bevorſtehende Ende des Handelsvertrages
zwiſchen Deutſchland und der Schweiz beeinflußt.
Die Handelsbilanz zeigt im Dezember eine Aktivität von 224
Mill. RM.; einſchließlich der Reparations=Sachlieferungen beläuft ſich
der Ausfuhrüberſchuß auf 250 Mill. RM. gegen 267 Mill. RM. im
No=
vember.
Im einzelnen ergeben ſich gegenüber dem Vormonat folgende
Ver=
änderungen:
Die Steigerung der Einfuhr von Lebensmitteln beruht
im weſentlichen auf höheren Bezügen von Südfrüchten (+ 7,8 Mill.
RM.), Kaffee (+ 32 Mill. RM.) und Gerſte (+ 2,1 Mill RM.).
In der Einfuhr von Rohſtoffen ſtehen einer Steigerung des
Bezugs von Textilrohſtoffen (+ 12,9 Mill. RM.) Abnahmen vor allem
bei Mineralölen (— 6,3 Mill. RM.), Oelfrüchten und Oelſaaten (— 4,3
Mill. RM.), Fellen zu Pelzwerk (— 3,4Mill. RM.) und Rohtabak (— 3,1.
Mill. RM.) gegenüber
In der Gruppe Fertigwaren wird ein Rückgang der Einfuhr
bon chemiſchen und pharmazeutiſchen Erzeugniſſen (— 3 Mill. RM.)
ſowie Pelzen und Pelzwaren (— 2,0 Mill. RM.) teilweiſe ausgeglichen
durch eine Zunahme der Einfuhr von Textilfertigwaren (+ 3,1 Mill.
RM.).
In der Ausfuhr von Fertigwaren iſt, wie oben bereits.
erwvähnt, die Ausfuhr von Maſchinen, Keſſeln und Maſchinenteilen um
40 Mill. RM. höher ausgewvieſen als im Vormonat. Abgenommen hat
im weſentlichen im Zuſammenhang mit der Saiſonbewegung die
Aus=
fuhr von Textilfertigwaren (— 13,2 Mill. RM.), Kinderſpielzeug (— 5,1
Mill. RM.), Schuhwerk und anderen Lederwaren (— 3,4 Mill. RM.).
Vermindert iſt ferner die Ausfuhr von Walzwerkserzeugniſſen und
ſon=
ſtigen Eiſenwaren ſowie diejenige von chemiſchen und pharmazeutiſchen
Erzeugniſſen.
Der Rückgang der Rohſtoffausfuhr beruht insbeſondere auf einer
Verminderung der Ausfuhr von Steinkohlen (— 3,6 Mill. RM.) und
von Eiſenhalbzeug (— 1,9 Mill. RM.).
Die wichtigſten Reparations=Sachlieferungen im
De=
zember ſind in der Gruppe Rohſtoffe Kohlen mit 3,5 (Vormonat 3,9)
Mill. RM. in der Gruppe Fertigwaren Maſchinen außer elektriſchen
mit 13.1 (Vormonat 2,2) Mill. RM. und Eiſenwaren mit 5,9 (Vormonat
3,6) Mill. RM.
Die tatſächliche Einfuhr hat im erſten Halbjahr 1931 3700 Mill.
RM. betragen. Von der ausgewieſenen Zahl in Höhe von 3806 Mill. RM.
wparen, wie im Junibericht 1931 bereits mitgeteilt, 106 Mill. RM. für
Lagerabrechnungen abzuſetzen, die ſich auf bereits im Jahr 1930
ein=
geführte Waren beziehen. Im zweiten Halbjahr 1931 iſt die Einfuhr mit
2916 Mill. RM. ausgewieſen. Nach dem früheren Verfahren der
vier=
teljährlichen Lagerabrechnungen war die Einfuhr in den letzten Monaten
des Jahres zu niedrig nachgewieſen, da die Entnahmen von Lägern ohne
amtlichen Mitverſchluß für dieſe Monate ſtatiſtiſch erſt in den erſten
Monaten des nachfolgenden Jahres erfaßt werden konnten. Im Verlauf
des Jahres 1931 ſind dieſe vierteljährlichen Meldungen überwiegend
jedoch durch monatliche Meldungen der an der Einfuhr beteiligten
Fir=
men erſetzt worden. Im weſeutlichen ſind daher die im zweiten Halbjahr
1931 von Lägern ohne amtlichen Mitverſchluß entnommenen Waren in
den Nachweiſungen bis Dezember enthalten. Es fehlt nur noch ein
Be=
trag von ſchätzungsweiſe 16 Mill. RM., der erſt im Verlauf dieſes
Jah=
res nachgewieſen werden kann, weil ſich eine geringe Anzahl von Firmen
dem neuen Verfahren noch nicht angeſchloſſen hat. Für die Berechnung
der tatſächlichen Einfuhr im Jahre 1931 muß man demnach die
aus=
gewieſene Geſamtziffer in Höhe von 6722 Mill, RM. auf der einen Seite
um 106 Mill. RM. vermindern auf der anderen Seite um 16 Mill RM.
erhöhen. Es ergibt ſich dann für die tatſächliche Einfuhr im Jahr 1931
ein Betrag von 6632 Mill. RM. gegenüber einer tatſächlichen Einfuhr
von rund 10 200 Mill. RM. 1930 (die ausgewieſene Einfuhrzahl von
10 393 Mill. RM. für 1930 war um etwa 200 Mill. RM. überhöht).
Somit iſt die Einfuhr gegenüber dem Vorjahr um rund 3560 Mill. RM.,
d. h. um ein Drittel, zurückgegangen. Gegenüber dem Jahr 1927, das
die bisher höchſte Einfuhr aufwies, beträgt die Abnahme ſogar mehr als
die Hälfte
Ebenſo wie die Verminderung der Einfuhr von 1929 auf 1930 iſt
auch der Rückgang von 1930 auf 1931 zu einem erheblichen Teil durch die
Preisſenkungen bei den Einfuhrwaren beeinflußt. Von der
Geſamtver=
minderung in Höhe von rund 3560 Mill. RM. dürfte auf die Senkung
der Einfuhrpreiſe ein Betrag von faſt 2000 Mill RM., auf den Rückgang
der Einfuhrmengen ein ſolcher von 1600 Mill. RM. entfallen.
Ab=
genommen hat gegenüber dem Vorjahr wert= und mengenmäßig die
Ein=
fuhr aller Warengruppen. Weitaus am ſtärkſten tritt die Verminderung
bei Rohſtoffen und Fertigwaren in die Erſcheinung.
Die Ausfuhr beträgt im Jahr 1931 9206 Mill. RM. gegen 11 329
Mill. RM. im Vorjahr. Die Reparations=Sachlieferungen haben ſich
von 707 Mill. RM. auf 393 Mill. RM. 1931 vermindert. Einſchließlich
der Reparations=Sachlieferungen ergibt ſich ſomit für 1931 eine
Geſamt=
ausfuhr von rund 9600 Mill. RM. gegenüber 12036 Mill. RM. 1930.
Auch der Ausfuhrrückgang im Umfang von rund 2400 Mill. RM. iſt zum
größeren Teil die Auswirkung von Preisſenkungen. Gemeſſen an dem
Rückgang des gewogenen Ausfuhrdruchſchnittswertes beträgt der durch
den Preisrückgang bedingte Mindererlös in der Ausfuhr etwa 1400 Mill.
RM., während ſich der mengenmäßig bedingte Rückgang der Ausfuhr
nur auf rund 1000 Mill. RM. bekäuft. Von der Verminderung der
Ausfuhr ſind alle Hauptwarengruppen betroffen. Während dem Wert
nach die Ausfuhr von Fertigwaren am wenigſten zurückgegangen iſt, hat
ſie mengenmäßig ſtärker abgenommen als die Rohſtoffe und vor allem
die Lebensmittel, die dem Volumen nach ſich auf dem Stand des
Vor=
jahres gehalten haben.
Die Handelsbilanz im Jahr 1931 (unter Berückſichtigung der
Lagerabrechnungen) ſchließt mit einem Ausfuhrüberſchuß von rund
2574 Mill. RM. ab. Bei Einrechnung der Reparations=Sachlieferungen
ſtellt ſich dieſer auf 2367 Mill. RM. Gegenüber dem Vorjahr, das eine
tatſächliche Aktivität von rund 1800 Mill. RM. aufwies, hat der
Aus=
fuhrüberſchuß ſomit um nicht ganz 1200 Mill. RM. zugenommen. Von
dieſer Zunahme ſind etwa 500 bis 600 Mill. RM. auf den im Vergleich
zu den Ausfuhrpreiſen ſtärkeren Rückgang der Einfuhrpreiſe, der Reſt
auf die verhältnismäßig ſtärkere Schrumpfung der Einfuhrmenge
zurück=
zuführen.
Berliner und Frankfurker Efſekken=
Nachdem ſchon vorgeſtern abend auf Grund der Auslandsmeldungen
und im Zuſammenhang mit der nachgebenden Haltung der Reichsmark
weitere Kursabſchwächungen eingetreten waren, blieb die Grundſtimmung
auch im geſtrigen Freiverkehr in Berlin ziemlich matt. Mit beſonderem
Intereſſe verfolgte man die aus dem Auslande vorliegenden
Preſſeſtim=
men zu der Frage einer eventuellen Verſchiebung der
Reparationskonfe=
renz. Ferner tauchten in der geſtrigen Morgenpreſſe Gerüchte von einer
beabſichtigten Währungskonferenz auf, wobei der Grundgedanke der iſt,
durch eine internationale Währungsregelung das Valutadumping am
Weltmarkt auszuſchalten und das Riſiko für die noch am Goldſtandard
feſthaltenden Länder zu verringern. In dieſem Zuſammenhang kann
vielleicht auch gleich vom deutſchen Außenhandel im Dezember geſprochen
werden, der trotz der fühlbaren Konkurrenz Englands und der nordiſchen
Länder am Weltmarkt immer noch einen Ausfuhrüberſchuß von 224
Mil=
lionen RM. und mit Reparationslieferungen einen ſolchen von 250
Millionen RM. aufweiſt. Trotzdem beſtand im geſtrigen Freiverkehr
überwiegend Abgabeneigung, ſo daß die Kurſe, ohne daß das Angebot
beſonders groß war, weiter um 1—2 Prozent nachgaben. Es iſt
inter=
eſſant, feſtzuſtellen, daß die Umſatztätigkeit bei ſchwächerer
Grundſtim=
mung verhältnismäßig größer iſt, als bei ſteigenden Kurſen. Gegen
vor=
geſtern mittag büßten Bankaktien durchſchnittlich ½ Prozent ein,
Schif=
fahrtswerte waren bis zu 2 Prozent gedrückt. Aku verloren zirka 4
Pro=
zent und Bemberg etwa 2 Prozent, ſo daß ſich beide Kurſe einander
an=
geglichen haben. Auch Elektropapiere und Kaliwerte waren bis zu 3
Prozent gedrückt, während Montanaktien, mit Ausnahme von
Mannes=
mann, Rheinſtahl und Rheiniſche Braunkohlen relativ gut gehalten
waren. Farben büßten zirka 3 Prozeut ein. Schultheiß lagen behau.
während die übrigen Spezialwerte wie Charlottenburger Waſſer,
ſauer Gas, Deutſche Erdöl, Orenſtein uſw. ſich der Allgemeintendenz m.
entziehen konnten. Pfandbriefe gaben bis zu 1 Prozeut nach, Altb.
anleihe war in gleichem Ausmaße gedrückt, Reichsbahn=Vorzugsaks
und Farbenbonds verloren ſogar je 2 Prozent.
Neben den politiſchen Beſorgniſſen verſtimmten in den Nachmitt.
ſtunden auch noch die zu erwartenden Zollmaßnahmen der Regierru
ſo daß in der ſchwachen Veranlagung des Tages keine Veränderung
trat. Es wurden neue Tiefkurſe erreicht, da auch auf dem ermäßi
Niveau immer noch wenig Aufnahmeneigung zu erkennen war. Auch:
bei den Stillhalteverhandlungen alle Fragen bis auf die des Zinss
blems geklärt ſeien, ſo daß man mit einem baldigen Abſchluß der
handlungen rechnen könne, konnte ebenſo wie die Aktivität der deutfy
Außenhandelsbilanz an der matten Tendenz uichts ändern. Die Um
tätigkeit hielt ſich aber auch weiterhin in engſten Grenzen, und ſih
kleinſte Beträge fanden nur zögernd Unterkunft. Etwas lebhafter
das Geſchäft am Anlagemarkte. Relativ am beſten gehalten warem
Liquidationspfandbriefe der Hypothekenbanken und Landſchaften. 9
in Auslandsrenten beſtand heute eher Abgabeneigung, wobei Gerru
über ein zu erwartendes Moratorium in der Türkei Verſtimmung
löſten. Am Geldmarkte trat eine kleine Erleichterung ein, ſo
daß=
der Tagesgeldſatz vereinzelt unter 7½ Prozent ſtellen konnte. Auck
Privatdiskontmarkte überwog ſchon eher wieder die Nachfrage.
Der Frankfurter Telephonverkehr verlief außerordentlich ſchend
Die ſehr matten Auslandsbörſen hemmten die Unternehmungsluſt.
allem verſtimmte die Ungewißheit über die bevorſtehende Lauſa
Konferenz. Man neigt allgemein zu der Anſicht, daß ſie nicht zuſt
kommen wird. Daneben macht ſich noch nach den vorangegangenen 8
ſteigerungen ein gewiſſes Realiſationsbedürfnis geltend. Die führen
Werte des Aktienmarktes lagen 2—3 Prozent niedriger. Beſſer geheu
waren Montanaktien. Auch die Rentenwerte lagen allgemein ſchlwat.
Pfandbriefe und Liquidationspfandbriefe bis 1 Prozent ermäßigt. Rru/
bahnvorzüge ſehr matt. Am Deviſenmarkt lag das Pfund ſcho=
Die Mark behauptet. Tagesgeld ſtellte ſich auf ungefähr 7½ Prozen
Die Auslandsbörſen.
In der letzten Stunde war die Kursgeſtaltung an der Londo=
Börſe nicht einheitlich, deutſche Bonds konnten ſich befeſtigen, bri4
Staatspapiere tendierten ſtetiger.
An der Pariſer Börſe ergaben ſich unter mehrfachen Sc691
kungen kleine Kursabſchläge gegen geſtern.
Brüſſel verkehrte nicht einheitlich und eher ſchwächer.
Im Verlaufe der Amſterdamer Börſe traten größere m.
ſchwankungen nicht ein deutſche Werte lagen überwiegend etwas gedud
Die Wiener Börſe war nicht einheitlich, doch ergaben ſich 3u
größeren Veränderungen.
New York eröffnete heute in ſchwächerer Haltung.
Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 19. Januak.
Tallinn 111.59 Italien 20.98 21.02 Riga 80.92 Paris 16.56 16.60 Bukareſt 2.517 Schweiz 82.12 82.28 Kaunas 41.98 4M
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie der „B.B.C.” erfährt, ſoll der neue Butterzoll ein Diff=ll
zierungszoll ſein. Es werde ein Unterſchied zwiſchen der Einfuhr
Ländern mit Goldwährung und den Ländern gemacht, die vom E0
ſtandard abgingen.
Die Grubenverwaltung der Riebeckſchen Montanwerke hat, uade
Anfang Januar bereits die Brikettfabrik Kupferhammer bei Eg
röblingen ſtillgelegt worden war, die Stillegung des Werkes Wa
Hoffnung bei Stedten beantragt. Die Brikettfabrik und der größte
der Grube wird am 5. Februar außer Betrieb geſetzt werden. 400 A.
ter kommen zur Entlaſſung.
Der Aufſichtsrat der Dresdner Bank verſammelte ſich geſtern
Entgegennahme des geſetzlich vorgeſchriebenen Berichtes der Dire
über das laufende Geſchäft, das im letzten Vierteljahr unter Beruc
tigung der ſchweren wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſichtbare Anzeichen=
Entſpannung aufweiſt.
In der badiſchen Textilinduſtrie wurde durch einen Schiedsſprucld
Lohnabkommen vom 7. März 1927 wieder in Kraft geſetzt, was ℳ
Senkung der Löhne um 5 Prozent gleichkommt. Die Arbeitgeber g‟
in der Sitzung die Erklärung ab, daß ſie den Schiedsſpruch nicht ar
men werden.
Die Gerüchte von der Aufgabe des Goldſtandards der Dollar=2)
rung in U. S.A. werden von authentiſcher Seite auf das entſchies)
beſtritten. Die Regierung und die Banken ſeien, ſo wird hervorgehr”
voll und ganz in der Lage, allen etwaigen Ueberraſchungen
begegn=
können.
Verkauſs.
Häischen
in gut. Lage Darm=
ſtadts z. vermieten.
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Mittwoch, 20. Januar 1932
Daru
Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 20 — Seite 13
ALITAMTIIO
(Nachdruck verboten.)
*
von
Roman
FRITZ WEBER
Doktor Arwigs Zimmer.
Helland mußte unwillkürlich lächelu, als er durch die Tür
tat. So groß war die Erde, ſo ungeheuer viel hatte er davon
when und jetzt ſtand er wieder in dem kleinen Raum mit
er ſchäbigen Möbeln, in welchem ſein eigentliches Leben
be=
nuen hatte.
Die heilige Femel dachte er. Saßen dort in der Ecke nicht
gewiſſen drei Nichter mit den ſchwarzen Larven? Gab es
u kein Kruzifix, keine Schwurkerzen?
Nein, alberne Komödie! Ein ſchmächtiger Menſch erhob
bei ihrem Eintritt, hielt ein Blatt Papier in der Linken,
dem er mit einer Nadel geſtichelt hatte. Der junge Mann
blind. Er ſtand da, den Mund fragend geöffnet, ſtarrte
toten Augen an ihnen vorbei.
„He, da bringe ich Ihnen etwas, Olingſen!” rief der Maler,
die Hände klatſchend.
Holger Helland wurde kreidebleich. Olingſen? Der
ver=
utimte Narr, der ſich an ihm rächen wollte?
Er fuhr in die Taſche und überzeugte ſich, daß er ſeine
Kole bei ſich trug.
„Mein Name iſt Helland!” ſagte er ruhig.
Der Blinde hob die Arme; ließ ſie wieder ſinken. Seine
iſt pen bewegten ſich ſtumm. Das Blatt Papier ſchaukelte zu
„wen.
„Na ja, faſſen Sie ſich, Olingſen!” lachte der Maler. „Das
Holger Helland, eine Leiche, die dem Teufel entkommen iſt,
mir die Ehre ihres Beſuches zu machen. Und da ich dachte,
m: auch Sie eine Freude daran hätten, ſchleppte ich die
Er=
inung zu Ihnen herauf!“
Chriſtian Olingſen lächelte bitter. „Laſſen Sie Ihre Späße,
urbaſoni!” rief er, befreit aufatmend. „Und nehmen Sie, bitte,
untz! Auch Sie, mein Herr! Hoffentlich ſind Sie mir nicht
ſie, weil ich Freund Giulios Scherz ſo raſch aufdeckte. Darf
1Ihnen ein Glas .."
„Alter ſchottiſcher Whisky” brüllte Barbaſoni dazwiſchen.
Der Blinde taſtete ſich zum Kleiderſchrank, holte eine Flaſche
zwei Gläſer berbei.
„Auf Ihr Wohl, meine Herren!” ſagte er, die Hand hebend.
„Ein drittes Glas! Dn ſollſt auch ſaufen, kleiner Mucker!”
gröhlte Barbaſoni. „Das iſt ein ſeltener Gaſt, der würde es
dir übelnehmen, wenn du trocken bliebeſt! Vorwärts!“
„Sie wiſſen, ich trinke nie, Herr Barbaſoni.”
„Na, denn nicht! Proſit!“
Holger Helland ſtieß mit dem Maler an und trauk. Ein
ſeltſam lockender Gedanke ſtieg in ihm auf: Er wollte dem
Krüppel da die Wahrheit ſagen. Er wollte ihn quälen, all
die Verzweiflung dieſer Wochen an ihm rächen.
„Ich bin Holger Helland”, ſagte er plötzlich.
Chriſtian Olingſen ſprang auf. Die Fieberröte ſeines
Ge=
ſichtes wich einem wächſernen Gelb. Seine Lippen flatterten.
„Sie ſind wirklich . . .?"
„Ich ſagte dir doch, daß der Maun da Holger Helland iſt,
du kleiner Idiot!” rief Barbaſoni lachend. „Muß er dir das
erſt in eurem Kauderwelſch klarmachen? Du denkſt, ich ſei
ſtodl=
beſoffen? Stimmt! Aber ſo beſoffen kann der brave Giulio
gar nicht ſein, daß er ein Geſicht vergißt, wenn er es einmal
ge=
zeichnet hat. Holger trägt einen Bart, ſieht aus wie ein
Wild=
ſchwein, und da hatte ich ihn doch gleich heraus mitten aus der
Meute in der Crémerie. Das iſt Ingenieur Helland, ſo wahr
du ein kleiner Narr biſt und mir deine langweiligen
Stichel=
blätter vorbuchſtabieren willſt! Proſit, auf Euer Wohl, Herr
Dichter!“
Er trank und ließ ſich auf die Ottomane fallen.
„Sie ſind Holger Helland?” wiederholte der Blinde mit
zuckenden Lippen.
„Das hörten Sie, denke ich, jetzt oft genug”, erwiderte der
Ingenieur unfreundlich. „Ich bin es und ich weiß auch, wer
Sie ſind. Sie ſind der Sohn jenes Kapitäns Olingſen, der —
partout nicht dran glauben wollte!“
„Wie?‟
„Nun ja, er wollte nicht dran glauben, daß es ſtärkere
Dinge im Leben gibt als zum Beiſpiel eine fröhliche
Heim=
kehr aus der Antarktis”, ſagte Helland lächelnd.
„Sie haben ihn alſo ermordet! Sie geſtehen es!” flüſterte
Chriſtian, die Augen ins Dunkel bohrend, als könne er jetzt, jetzt
endlich ſehen, das greuliche Tier ſehen, das ſein Geſtändnis
ſo zyniſch hervorbrachte.
„Ermordet? Nennen Sie es, wie Sie wollen, lieber Freund.
Ich ſage, daß ich Ihren Vater — beſeitigt habe, weil er mir
im Wege ſtand. Aber wenn Sie wieder ins Irrenhaus
kom=
men wollen, mögen Sie mein ſogenanntes Geſtändnis
aus=
boſaunen. Ich trage ja noch immer das Zeugnis jenes
aus=
gezeichneten Mannes bei mir, das mir beſtätigt, daß — Sie
ein Narr ſind!” rief Helland triumphierend.
„Sie meinen das Zeugnis des Regierungsarztes in
Hobart?”
„Ja, das meine ich.”
Der Blinde taſtete ſich zu Barbaſoni hin, faßte ihn an den
Schultern und rüttelte ihn auf und nieder. „Giulio!” ſchrie er
gellend. „Giulio! Er geſteht! Er hat geſtanden der Schuft!
Du mußt erwachen, hörſt du, du mußt morgen wiſſen, was
dieſe Hhäne da erklärt hat! Giulio, ich bitte dich! Nimm
dich zuſammmen, es iſt wichtig, es iſt ungeheuer wichtig, daß
du als mein Zeuge.
Barbaſoni grunzte und ſtieß mit dem Fuß nach Chriſtian.
„Sauf, du kleiner Mucker!” lallte er. „Du verſtehſt ja nicht . ..
Haſt um keinen Sou Grütze in deinem Schädel, du .
Holger Helland lachte laut heraus. „Geben Sie ſich keine
Mühe mit dem Kerl, Herr Olingſen”, ſagte er zyniſch. „Sie
wverden kaum Gelegenheit haben, als mein gottgewollter
An=
kläger aufzutreten. Ich habe das Leben ſatt, überſatt, verſtehen
Sie? Aber nicht etwa wegen Ihres ſeligen Vaters oder der
andern Dummköpfe und ſchon gar nicht wegen des
Schmier=
finken, der mich beläſtigte, bis er in die Anker einer Dynamo
flog. Mein Geld iſt beim Teufel, können Sie das faſſen?
Irgendwo in einem Banktreſor liegen ein paar kleine
Papier=
ſchnitzel, auf denen zu leſen ſteht, daß ich ein Vermögen ſchuldig
bin! Die Schiffbauer und Maſchinenfabrikanten dreier
Kon=
tinente ſuchen mich, auf ihr Geheiß hetzt die Polizei hinter mir
her, will mich einſperren. Mich, einen Mann, vor dem ſie auf
den Knien herumrutſchten, ſolange er mächtig war, und der jetzt
ein Verbrecher, ein Mörder iſt, weil ihm zum Ehrenmann das
Geld fehlt!“
„Sie wollen.
(Schluß folgt.)
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Ein Film von Preußens Schicksalsstunde 1812, von Napoleons Niedergang
und Preußens Aufstieg, von Forck, dem Führer und Retter. Erschättert
erlebt man den Gewissenskondikt Torcks, der gegen den König für den
König die Geschicke Preußens in die Hand nimmt. Es ist ein Film, der
allen in unauslöschlicher Erinnerung bleiben wird.
Haupk-Darsteller:
Hans Rehmann
Rüdiger
König Friedr. Wilhelm III.
Rudolf Forster Vicomte de Noailles
Walter Janssen
Vorck . . . . WERNER KRAUSS
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