Einzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 256
Dienstag, den 16. September 1930. 193. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg
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Rellame=
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(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewall, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpfichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Beil
Konlurs oder gerichticher Beſtrelbung fäll ſeder
Nabatt weg. Banſtonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbanf.
Neint Puuiiit ven Haomenn sruming.
Miniſterraf über das Wahlergebnis am Dienskag. — die Volksparkei erhälk 30 Mandake. — Zeſthalten
an der bisherigen Außenpolikik. — Der Kanzler beim Reichspräſidenken.
Aotiettar des Waclergeottftrs.
Großes Rätſelraken.
Berlin, 15. September.
Amtlich wird mitgeteilt: Die Mandatsberechnung des
Reichs=
wahlleiters berückſichtigt lediglich die Anſchlußerklärungen der
Wahlkreisliſten an die Reichswahlvorſchläge. Tatſächlich ergibt
ſich für die fraktionelle Zuſammenſetzung des Reichstages dadurch
eine Korrektur, daß einige Kreiswahlvorſchläge auf Grund von
gemeinſamen Liſten verſchiedener Parteien aufgeſtellt waren. So
beſtand im Wahlkreis Pfalz eine gemeinſame Liſte des
Zen=
trums und der Bayeriſchen Volkspartei, die dem
Reichswahlvor=
ſchlag des Zentrums angeſchloſſen waren. Der dort gewählte
Ab=
geordnete gehört aber der Bayeriſchen Volkspartei an. Die
Bayeriſche Volkspartei erhält damit alſo 19 (nicht 18)
Mandate, und das Zentrum erhält 68 (nicht 69) Mandate.
DDie würtembergiſchen und badiſchen Einheitsliſten von Deutſcher
Wolkspartei und Deutſcher Staatspartei waren dem
Reichswahl=
vorſchlag der Staatspartei angeſchloſſen. Zwei der dort gewählten
Abgeordneten gehören aber der Deutſchen Volkspartei
ran, die damit 29 (nicht 27) Abgeordnete erhält. Die Mandats=
Biffer der Staatspartei beträgt dementſprechend 20
(nicht 22).
Durch die Verrechnung der Reſtſtimmen der Volkspartei mit
Der Liſte Chriſtlich=ſoziale Volksgemeinſchaft, die es insgeſamt
auf 81000 Stimmen brachte, hat die Volkspartei ein
wei=
teres Mandat gewonnen, ſo daß ihre Fraktionsſtärke jetzt auf
30 Mandate geſtiegen iſt. Dadurch kommt der Landwirt
Meyer zu Belm, der an 11. Stelle auf der Reichsliſte ſteht, noch
zu einem Mandat.
576 Abgeordneke ſind gewähll.
Nach den im Laufe des Montag beim Reichswahlleiter
ein=
gegangenen ergänzenden Meldungen ſtellt ſich jetzt die
Geſamt=
zahl der gewählten Abgeordneten auf 576, nämlich S.P.D, 143
Mandate, Nationalſoz. D.A.P. 107 Mandate, K.P.D. 76
Man=
date, Zentrum 68 Mandate, D.N.V.P. 41 Mandate, D.V.P. 30
Mandate, Wirtſchaftsp. 23 Mandate, Deutſche Staatsp. 20
Man=
date, Bayer. Vp. 10 Mandate, Landvolk 18 Mandate, Chr.=ſoz.
Vdſt. 14 Mandate, Bauernp. 6 Mandate, Konſ. Vp. 5 Mandate,
Dt.=Hann. P. 3 Mandate, Landbund 3 Mandate.
Innerhalb der 26 Sitze, die auf die drei Gruppen Landvolk,
Konſ. Vp. und Dt.=Hann. P. zuſammen entfallen ſind, kann ſich
unter Umſtänden noch eine Verſchiebung ergeben. Die
Geſamt=
zahl der gültigen Stimmen iſt bisher auf 34 952 639 ermittelt,
gegenüber 30 738 762 bei der Reichstagswahl 1928.
Reichskagszuſammenkrikk am 13. Okiober.
* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag wird aller Wahrſcheinlichkeit nach am
Mon=
ig, den 13. Oktober, zu ſeiner erſten Sitzung zuſammentreten.
tach den Beſtimmungen der Verfaſſung muß er innerhalb 30
agen nach der Wahl zuſammenberuſen werden. Bisher war
3 ſtets möglich, die technifche Vorkereitungen ſo zu
beſchleu=
igen, daß ſchon zum 25., ſpäteſtens zum 25. Tage die
Ein=
adungen an die neugewählten Abgeordneten hinausgeſchickt
erden konnten. Am Ycontag vormittag rechnete man auch noch
uf Grund der früheren Erfahrung mit einer Einberufung
um 8. Oktober. Es hat ſich aber ſchon ergeben, daß die
eſtſtellung des endgültigen Wahlergebniſſes und der gewählten
geordneten ebenſo die Rückfrage, ob die Gewählten die Wahl
nnehmen, ſchließlich noch die Ueberſendung der Fahrkarten
ſw. doch ſoviel Zeit in Anſpruch nehmen, daß nichts anderes
rig bleiben wird, als die erſte Sitzung auf den äußerſt
zu=
ſſigen Termin einzuberufen.
Bildung einer großen Bauernfraktion?
Bei der Wahl haben drei agrariſche Liſten vorgelegen: der
lvorſchlag 10 des Deutſchen Landvolkes, alſo der Gruppe
le, der mit den Volkskonſervativen und den Hannoveranern
unden war, der Reichswahlvorſchlag 13, der lediglich den
tembergiſchen Landbund enthielt, und der Wahlvorſchlag 12
Deutſchen Bauernpartei, der von dem Bayeriſchen
Bauern=
ausging, aber mit ſeinem Verſuch, auch in Norddeutſchland
men zu finden, ziemlich kläglich Schiffbruch erlitten hat. Die
ttembergiſche Liſte ſchließt ſich ohne weiteres der Gruppe
ele an. Es ſind aber bereits Verhandlungen angebahnt, um
die Deutſche Bauernpartei, die unter Führung des früheren
ſters Fehr ſteht, herüberzuziehen. Würde das gelingen, dann
e dieſe agrariſche Fraktion 27 Mandate zählen. Es bleiben
noch an Splittern die 3 Hannoveraner und die 5
Volkskon=
tiven. Von den Volkskonſervativen dürfte Lambach Neigung
Chriſtlichen Volksdienſt haben, der dadurch auf. 15 Sitze, alſo
e auf Fraktionsſtärke, käme, während die übrigen vielleicht
noch in irgendeiner Form der agrariſchen Fraktion
anſchließen würden, die auf 34 Stimmen käme, alſo die
spartei überflügelt, worauf Herr Schiele aus
Preſtigegrün=
ielleicht Wert legt.
* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Die allgemeine Verblüffung über den Ausgang der Wahl
herrſcht noch an. Das zeigt ſich am deutlichſten darin, daß die
geſamte Berliner Preſſe, auch die ausgeſprochen politiſche,
eigent=
lich mehr nach rückwärts ſieht, und jede klare Diagnoſe nach
vorn vermeidet. Offenbar, weil im Augenblick ſich niemand an
dieſes ſchwierige Problem herantraut. Auch die „Germania”
das Organ des Kanzlers, kommt über die Phraſe, daß die
Poli=
tik der Regierung Brüning fortgeſetzt werden müſſe, weil es
eine andere Politik nicht gibt, nicht hinaus, ohne freilich zu
ſagen, wie ſie ſich dieſe Fortſetzung, in eine Mehrheit überſetzt,
denkt. Man könnte höchſtens aus der Bemerkung, daß die „
Ger=
mania” die rechte Oppoſition für regierungsunfähig erklärt, eine
leiſe Neigung für die Sozialdemokratie herausleſen, was
umge=
kehrt auch in ſehr vorſichtiger Form aus dem ſozialdemokratiſchen
„Vorwärts” herausklingt.
Die erſte Entſcheidung iſt in einem Beſuch des Kanzlers
bei Seichspräſidenten am Montag morgen, wenigſtens inſoweit
gefallen, als die Reichsregierung nicht daran denkt,
die Folgerung aus ihrer Niederlage zu ziehen und ſofort
zurückzutreten. Die offiziöſe Formel, die dafür ausgegeben
iſt, iſt darauf abgeſtellt, daß es wenig zweckmäßig ſei, wenn
die gegenwärtige Regierung zurücktrete und die Bildung einer
neuen Regierung in Angriff genommen werde, vielmehr wäre
es notwendig, den neuen Reichstag mit der Erledigung
des großen Reformprogramms zu betrauen und es ganz
der Entwicklung zu überlaſſen, ob ſich dabei weitere zur
Mit=
arbeit bereite Kräfte fänden.
Mit dieſem vorläufigen Programm iſt wohl auch der
Reichspräſident einverſtanden, der hoffentlich alle
Er=
wägungen über ſeinen eigenen Rücktritt aufgegeben haben wird,
ſo daß in den kommenden ſchweren Wochen wenigſtens dieſer
eine Pol der Ruhe und Sicherheit uns erhalten bleibt. Das
Kabinett wird alſo weiter amtieren bis zum Zuſammentritt des
Reichstages, was indeſſen nicht ausſchließt, daß inzwiſchen
Tuchfühlung nach den verſchiedenen Seiten genommen wird.
Jedenfalls hat der Kanzler ſeine Urlaubsgedanken zunächſt
zu=
rückgeſtellt. Das Kabinett ſelbſt wird am Dienstag zu einer
erſten Sitzung zuſammentreten. Ober aber dabei praktiſch etwas
herausſpringen wird, iſt zum mindeſten ſehr zweifelhaft. Die
Dinge liegen vermutlich ſo, daß er in der Linie des einfachen
Weiterarbeitens die Einigung im Miniſterium aufrecht zu
er=
halten ſucht, weil ſich ſehr gefährliche Riſſe zeigen können in dem
Augenblick, wo Verſuche zur Ergänzung der Regierung gemacht
werden. Herr Schiele hat keinen Zweifel darüber gelaſſen,
daß er für ſeine Perſon ein Zuſammenarbeiten mit der
Sozial=
demokratie für politiſch und ſachlich untragbar hält und daraus
die Konſequenzen ziehen müßte. Der Verſuch einer
Verlänge=
rung nach links würde alſo die Sprengung der Regierung
be=
deuten. Das Zentrum wieder will mit den
National=
ſozialiſten nichts zu tun haben, die ja auch in der
Auf=
ſtellung ihrer Forderungen nicht gerade beſcheiden ſind, und
außer den beiden wichtigen Miniſterien des Innern und
der Reichswehr Rückwirkungen auf Preußen verlangen,
wo=
zu vermutlich auch noch eine große Schwenkung in der
Außenpolitik kommen müßte und die Opferung des
Kanzlers Brüning. Es iſt wenig wahrſcheinlich, daß
im Zentrum Neigung vorhanden ſein ſollte, auch nur die Hälfte
dieſer Bedingungen zu erfüllen. Während zum mindeſten die
Wirtſchaftspartei, Landvolk und
Volkskonſer=
vativen nach rechts rücken und einen Verſuch mit den
National=
ſozialiſten verlangen, iſt hier der Widerſtand des Zentrums
unüberwindlich. Das Kabinett Brüning würde alſo dann von
der Seite her geſprengt werden.
Es bleibt tatſächlich nichts anderes übrig, als zunächſt
ein=
mal vor den Reichstag zu treten und das Weitere abzuwarten.
Weder eine Neubildung noch eine Umbildung des Kabinettes iſt
möglich. Der Kanzler rechnet denn auch darauf, daß die
Sozialdemokraten und auch die Deutſchnationalen eine neue
Kataſtrophe vermeiden und die Aufhebung der Notverordnung
ablehnen, wie auch die Annahme eines Mißtrauensvotums
ver=
hindern werden. Dadurch würde dem Kabinett das weitere
Verbleiben im Amt ermöglicht und man könnte vielleicht durch
den Winter hindurchkommen. Allerdings bliebe dieſes
Minder=
heitskabinett in irgendeiner Form doch von dem guten Willen
der Sozialdemokratie abhängig, und mit dieſer Vorbelaſtung das
Reformprogramm auch nur in ſeinen Grundzügen
durchzufüh=
ren, iſt eine vermutlich unlösbare Aufgabe. Indeſſen
ſoweit will im Augenblick noch niemand ſehen. Es muß ja auch
abgewartet werden, bis die Parteien ihre Sprache
wiedergefun=
den haben. Bei den Sozialdemokraten kämpfen zurzeit noch
zwei Strömungen miteinander, die eine, die ſich aktiv an der
Regierung beteiligen und den preußiſchen Miniſterpräſidenten
Braun als Vizekanzler in das Kabinett ſchicken möchte, die
andere, die ſich von der Mitübernahme der Verantwortung
zur=
zeit noch nichts verſpricht und deshalb der Regierung über den
Winter forthelfen möchte. Aber auch das natürlich nur, wenn
das Kabinett Brüning den Sozialdemokraten nicht wehe tut.
*Rakionaliſierungdes Auslandsabſahes
Von
Dr. Karl Albrecht, Rathenow.
Seit einiger Zeit wird unter dem Schlagwort „
Rationali=
ſierung des Auslandsabſatzes” recht einſeitig der Förderung des
Maſchinenexports das Wort geredet, der allein Ausſicht habe,
ſich im Ausland durchzuſetzen. Dieſe Auffaſſung darf nicht
un=
widerſprochen bleiben:
Wenn man glaubt, feſtſtellen zu müſſen, daß die deutſche
Fertigwaren=Induſtrie in Ueberſee kaum noch in der Lage ſei,
gegen die neuen Induſtrieländer zu konkurrieren und
demgegen=
über die günſtigeren Ausſichten für den Maſchinenexport in den
Vordergrund ſtellt, ſo ſcheint mir einerſeits das äußerſt
peſſi=
miſtiſche Urteil über die Möglichkeit weiterer deutſcher
Fertig=
waren=Ausfuhr nicht ganz gerechtfertigt, während auf der
ande=
ren Seite die recht erheblichen Bedenken, welche gegenüber einer
unbeſchränkten Steigerung des Maſchinenexports geltend
ge=
macht werden können, keine genügende Berückſichtigung finden.
Es iſt keine Frage, daß der Maſchinenexport ein äußerſt
wichtiger Faktor im deutſchen Außenhandel iſt und daß wir
heutzutage jede wie auch immer geartete Exportſteigerung
be=
grüßen müſſen. Aber unter dem Schlagwort „Rationaliſierung
des Auslandsabſatzes”, lediglich von einer Förderung des
Maſchinenexportes zu ſprechen, ſcheint mir eine Verkennung der
Sachlage zu ſein. Eigene Erfahrungen eines längeren
Aufent=
haltes in ſüdamerikaniſchen Ländern ließen mich den wohl nicht
falſchen Eindruck gewinnen, als ob gerade in bezug auf
ſyſte=
matiſche Exportpolitik Deutſchland ſeit einer Reihe von
Jah=
ren, vielleicht ſogar Jahrzehnten, vieles zu wünſchen übrig läßt,
während gerade in dieſem Punkte Nordamerika und auch England
vorbildlich arbeiten. Das Grundprinzip namentlich der
nordameri=
kaniſchen Export=Politik läßt ſich vielleicht in die wenigen Worte
zuſammenfaſſen: Export zwecks Förderung weiteren
Exportes, d. h. Export zur Schaffung neuen Bedarſes an
Erzeugniſſen des exportierenden Landes. Deutſchland dagegen
hat ſehr früh den recht bedenklichen Weg beſchritten, nicht nur
Fertigwaren zu exportieren, ſondern durch Export von
Pro=
duktionsmitteln die eigene Fertigwarenausfuhr zu
ge=
fährden. Daß eine ſolche Entwicklung nicht etwa nur eine
will=
kürliche iſt, muß ſelbſtverſtändlich betont werden. Es iſt
viel=
mehr darauf hinzuweiſen, daß die Kapital=Verhältniſſe eine
aus=
ſchlaggebende Rolle in dieſer Beziehung ſpielen.
Betrachtet man die wirtſchaftliche Betätigung Nordamerikas
oder Englands in den ſüdamerikaniſchen Ländern, ſo kann man
ſagen, daß ihr Hauptintereſſe ſich richtet auf die Einfuhr ſolcher
Erzeugniſſe, die, ſofern ſie nicht ſelbſt Konſumartikel ſind,
ent=
weder weiteren Konſum ſchaffen, oder deren Erzeugniſſe der
amerikaniſchen bzw. engliſchen weiteren Ausfuhr in dieſe Länder
keine Konkurrenz machen. Groß iſt das engliſche bzw.
ameri=
kaniſche Intereſſe an Eiſenbahnen, denn das Produkt der
Eiſen=
bahnen ſind Dienſtleiſtungen, die alſo gewiſſermaßen einem
ſo=
fortigen Verzehr unterliegen und inſofern weiterer Einfuhr nicht
im Wege ſtehen, ſondern im Gegenteil durch die Möglichkeit
raſcherer wirtſchaftlicher Entwicklung des betreffenden Landes
weitere Einfuhr fördern. Hinzu kommt, daß die Eiſenbahnen
Konſumenten größten Stiles ſind und ihr Bedarf nicht nur an
rollendem Material, ſondern auch in Oberbau=Material durch
England bzw. Amerika gedeckt werden kann.
Aehnliche Gedanken führten zu ſtärkſter Intereſſenahme auf
dem Gebiete der Elektrizitätserzeugung, des Telephonweſens
und nicht zuletzt auch des Nachrichtenweſens. Wenn auch
viel=
fach die Lieferungen für den Bedarf dieſer Unternehmungen
öffentlich ausgeſchrieben werden und hier auf dieſe Weiſe
Deutſchland in der Lage iſt, als trotz allem recht beachtenswerter
Konkurrent aufzutreten, ſo iſt doch ohne weiteres verſtändlich,
daß zunächſt verſucht werden wird, alles benötigte Material aus
den eigenen Heimatländern zu beſchaffen.
Sofern alſo von England oder Amerika ein Export von
Produktionsmitteln gefördert wird, handelt es ſich im
weſent=
lichen um ſolche Produktionsmittel, die keine Waren erzeugen,
ſondern Dienſtleiſtungen. Daneben gilt die amerikaniſche
Ex=
portförderung vor allem ſolchen Induſtrieprodukten, die
ihrer=
ſeits weitere Nachfrage nach amerikaniſchen Erzeugniſſen
her=
vorrufen. Erinnert ſei an die Automobilausfuhr, die einen
ganz ungeheuren Bedarf an Benzin und ähnlichen Triebmitteln
hervorgerufen hat, oder an die Ausfuhr von Grammophonen,
die ſehr zur Ausfuhr von Grammophonplatten beitrugen.
Schließlich ſei auch an die ſtarke Ausfuhr von photographiſchen
Apparaten erinnert, die wiederum geeignet iſt, großen Bedarf
an photographiſchem Material, wie Filmen, Papieren uſw. zu
wecken.
Eine der intereſſanteſten Erſcheinungen iſt augenblicklich auf
dem Gebiet der Filminduſtrie zu beobachten, die in den letzten
Jahren die Tendenz hatte, ſich in den einzelnen Ländern zu
nationaliſieren bzw. ſelbſtändig zu machen. Insbeſondere
Nord=
amerika hatte die hierin für dieſen äußerſt wichtigen Zweig der
amerikaniſchen Wirtſchaft liegende Gefahr erkannt, und wir
ſehen heute, namentlich dank der Entwicklung des Tonfilms,
eine von Tag zu Tag ſtärker werdende Einflußnahme der
apparatebauenden Induſtrie auf die filmherſtellende, ſo daß
heute gewiſſermaßen eine Beſitzergreifung der geſamten
Film=
induſtrie durch die Elektrokonzerne erfolgt, die ſich ſomit alſo
monopolartige Exportmöglichkeiten verſchaffen. Eine derartig
zielbewußte Exportpolitik verdient meiner Meinung nach weit
mehr die Bezeichnung „Rationaliſierung des Auslandsabſatzes”
als einſeitige Vorſchläge zur Förderung des deutſchen
Maſchinen=
exportes.
Ich bin mir klar darüber, daß Deutſchland infolge
Kapital=
mangel heute nicht in der Lage iſt, ähnliche Wege wie
Nord=
amerika oder England zu beſchreiten, trotzdem aber ſollte völlige
Klarheit über den Sinn und die Notwendigkeit einer folchen
Exportbetätigung herrſchen, zumal einerſeits die deutſche
Kapi=
talpolitik ſich etwas mehr dieſen Fragen zuwenden ſollte und
andererſeits auf einzelnen Gebieten meines Erachtens
Deutſch=
land auch heute noch die Möglichkeit hat, in ähnlicher Weiſe
ſyſtematiſche Exportpolitik zu betreiben.
„Ich denke hierbei namentlich an die großen deutſchen
Bau=
unternehmungen im Ausland, die in vielen Teilen des
Aus=
landes den beſten Ruf genießen. Sie werden zur Planung und
Seite 2
Dienstag, den 16. September 1930
Nummer 256
Purchführung zahlreicher öffentlicher und auch privater Bauten
herangezogen, mag es ſich um Straßenbauten, Eiſenbahnbauten,
Hafenanlagen oder Gebäude handeln. Es liegt auf der Hand,
daß derartige Projekte bei ihrer Durchführung ſehr beträchtlichen
Bedarf an ſolchen Erzeugniſſen entſtehen laſſen, die für
Deutſch=
land wichtige Exportartikel darſtellen. Eine planmäßige
För=
derung und Zuſammenarbeit der deutſchen Bauunternehmungen
im Auslande kann ſehr weſentlich zu einer Belebung der
deut=
ſchen Exportmöglichkeiten beitragen, wobei nicht nur an den
Bedarf von Eiſen und ähnlichen Materialien gedacht wird,
ſondern auch an kleine Ausrüſtungsgegenſtände, wie
Tür=
ſchlöſſer, Beleuchtungsanlagen uſw.
Daneben ſollte die deutſche Exportpolitik ihr Intereſſe in
erſter Linie ſolchen Induſtrien zuwenden, für die im Auslande
die Vorbedingungen für die Heranbildung entſprechender
Kon=
kurrenz=Induſtrien nicht oder doch kaum gegeben ſind. Die
deutſche pharmazeutiſche Induſtrie wird ſtets einen beachtlichen
Anteil am deutſchen Export haben, und dasſelbe gilt in
wei=
teſtem Maße wohl von der elektrotechniſchen Induſtrie,
wenn=
gleich in den verſchiedenſten Ländern der Welt mit der
Kon=
kurrenz der gut entwickelten amerikaniſchen Elektro=Induſtrie
zu rechnen iſt. Auch die deutſche präziſionsmechaniſche
In=
duſtrie, ebenſo wie die optiſche und die photographiſche Induſtrie
dürfen lohnende Objekte einer rationellen deutſchen
Ausfuhr=
politik ſein.
Wenn derartige Induſtriezweige hier mit einer gewiſſen
Einſeitigkeit hervorgehoben werden, ſo geſchieht dies lediglich im
Gegenſatz zu der einſeitigen Maſchinenexportpropaganda. Daß
ſelbſtverſtändlich die Ausfuhr von Maſchinen nicht vernachläſſigt
werden ſoll, bleibt davon unberührt, aber die großen Gefahren,
die in einer einſeitigen Förderung des Exports von
Fertigungs=
maſchinen liegen und die auch für Deutſchland brennende
Wich=
tigkeit einer wirklichen Rationaliſierung der deutſchen
Export=
politik ſollten doch gebührend beachtet werden, mehr als es
viel=
leicht im allgemeinen geſchieht.
Die indiſche Kongreßparkei gegen die Round Table=
Konferenz.
EP. Bombay, 15. September.
Die Haltung des Kongreſſes zur Londoner Round Table=
Konferenz wurde zum erſten Male in einer Entſchließung
feſt=
gelegt, die die Vereinigung der Bombayer Handelsgeſellſchaften
auf einer Konferenz in Bombay angenommen hat. Darin
heißt es, daß bei einer Fortdauer der Repreſſalien der
indi=
ſchen Regierung und angeſichts ihrer Haltung gegenüber den
nationalen Beſtrebungen des indiſchen Volkes die Londoner
Konferenz gegen die indiſchen Intereſſen
ge=
richtet ſei. Diejenigen, die an der Londoner Konferenz
teil=
nähmen, ſtellten überhaupt keinen Teil der indiſchen Bevölkerung
dar, und das indiſche Volk wolle nichts mit den Delegierten
zu tun haben, die nach London gingen. Inzwiſchen ſetzt der
Kongreß ſeine gegen die Regierung gerichtete Tätigkeit fort,
Heute werden Zuſammenſtöße zwiſchen Kongreßanhängern
und Polizei aus Saoner bei Bombay gemeldet. Vierzig
Poli=
zeibeamte, die die Ausgabe von Alkohol in Gaſtwirtſchaften
überwachten, wurden von einer 300köpfigen Menſchenmenge,
die die Alkoholverteilung verhindern wollte, mit Steinwürfen
angegriffen. Die Polizei wurde ſo heftig bedrängt, daß ſie
Verſtärkungen heranziehen mußte. Nach mehreren Angriffen
gelang es ſchließlich, die Menge zu zerſtreuen. Zehn Perſonen
wurden verletzt.
Die indiſchen Delegierken für London.
EP. London, 15. September.
Die offizielle Liſte der Delegierten Britiſch=Indiens und der
indiſchen Staaten zur Londoner Round=Table=Konferenz iſt
nun=
mehr ſowohl in London, wie auch in Kalkutta veröffentlicht
wor=
den. Die ſelbſtändigen indiſchen Staaten werden durch zehn
Fürſten und ſechs Miniſter vertreten, während Britiſch=Indien
80 Delegierte nach London ſchickt. Unter den indiſchen Fürſten,
die auf Einladung der engliſchen Regierung nach London
kom=
men, befindet ſich u. a. der Maharadſcha von Patiala, der
Be=
herrſcher des größten indiſchen Staates im Pundſchab, der
Ma=
haradſcha von Baroda und der Maharadſcha von Nawanagar. Mit
Ausnahme der größten politiſch organiſierten Partei Indiens,
des Kongreſſes, ſind unter den 80 Delegierten Britiſch=Indiens
ſämtliche Intereſſentengruppen vertreten. Die Liberalen ſind
neben anderen auch durch den in Friedensverhandlungen mit
Gandhi und den anderen Kongreßführern in letzter Zeit
hervor=
getretenen Tei Sapru vertreten. Die Mohammedaner werden
durch Aga Khan, den bekannten Mohammedanerführer Jinnal
und mehrere andere Delegierte vertreten. Weiter befinden ſich
auf der Liſte der Vertreter von Britiſch=Indien, die Sikhs,
Dele=
gierte der Parias, der niedrigſten und unterdrückten indiſchen
Kaſte, Vertreter aus der Nordweſtprovinz, aus Burma und noch
einige andere Gruppen. Bemerkenswert iſt, daß der Delegation
aus Britiſch=Indien auch zwei Frauen angehören. — Die Namen
der engliſchen Teilnehmer an der Round=Table=Konferenz ſind
bisher noch nicht bekanntgegeben worden.
Bom Tage.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat mit dem polniſchen
Außenminiſter Zaleſki eine Zuſcmmenkunft mit den
Ver=
tretern der Kleinen Entente vereinbart, und zwar zu
dem Zwecke, die Einbringung des von dem öſtlichen Agrarblock
ent=
worfenen „berühmten” Antrages in der Völkerbunds=Verſammlung
vor=
zubereiten. In dieſem Antrag wird die Schaffung von
Differenzial=
zöllen zugunſten der öſtlichen Agrarſtaaten gefordert.
Auf Vorſchlag des türkiſchen Miniſterrats hat der Präſident Muſtafa
Kemal Paſcha das Parlament zu einer
außerordent=
liche Sitzung auf den 22. September einberufen. Die
Verſammlung ſoll die Mittel zur Stabiliſierung der türkiſchen Währung
ſowie dringliche Geſetze für die Reform des türkiſchen Notenſyſtems
und =umlaufs prüfen.
In Cuba wird jeden Augenblick der Ausbruch einer
Revolu=
tion befürchtet. Es iſt bereits zu vereinzelten Unruhen gekommen.
Die Garniſonen ſind alarmiert und die Eiſenbahnlinien, die
Haupt=
ſtraßen, die öffentlichen Gebäude ſowie zahlreiche ſtrategiſche Punkte
militäriſch beſetzt worden, um den Ausbruch der Revolution zu
ver=
hindern.
Die argentiniſche Regierung hat nach Meldungen aus
Buenos Aires offiziell bekannt gegeben, daß der ehemalige
Prä=
ſident der Republik, Irigoyen, in Haft genommen
worden iſt und nicht ermächtigt werde, das Land zu verlaſſen.
Konlinnikäk unſerer Außenpolikik.
* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Durch das Wahlergebnis iſt der Reichsaußenminiſter Dr.
Curtius bei der Genfer Völkerbundstagung in eine taktiſch
ziem=
lich ſchwierige Lage gekommen. Er iſt zwar noch Miniſter des
amtierenden Kabinetts, aber er iſt doch gleichzeitig der Gefahr
ausgeſetzt, daß die Erklärungen, die er als deutſcher Miniſter
abgibt, nicht das volle Gewicht finden, das ſie an ſich
bean=
ſpruchen dürften, zumal da von rechts her bereits das
Wahler=
gebnis als eine Desavouierung unſerer bisherigen Außenpolitik
ausgebeutet wird. Dieſe Auffaſſung findet auch im Ausland ein
bereitwilliges Echo. Das iſt aber falſch. Die Parteien, die die
Außenpolitik decken, ſind nach den Wahlen noch in eine ſtarke
Mehrheit gekommen, ſo daß irgendeine Veranlaſſung zum
Kurs=
wechſel nicht vorliegt. Die Reichsregierung hat ſich deshalb auch
beeilt, offiziös darauf hinzuweiſen, daß die Kontinuität der
Außenpolitik unter allen Umſtänden gewahrt bleibt. Sie wird
freilich nicht verhindern können, daß das ſtarke Anwachſen der
Nationalſozialiſten in England und Frankreich mit großem
Miß=
trauen aufgenommen wird.
Rückwirkungen auf Preußen?
* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Durch die ſtarke Verſchiebung unter den Wählern iſt rein
theoretiſch eigentlich auch dem preußiſchen Abgeordnetenhaus der
Boden unter den Füßen weggezogen, da die Zuſammenſetzung
aus dem Jahre 1928 der augenblicklichen Stimmung nicht mehr
entſpricht. Es iſt alſo begreiflich, wenn die Oppoſitionsparteien
mit aller Gewalt auf eine Auflöſung des preußiſchen
Land=
tages hinarbeiten. Die preußiſche Regierung hat aber
ſchon zu erkennen gegeben, daß ſie nicht daran denke, ſich
auf ein ſolches Experiment einzulaſſen. Der Landtag hat noch
eine Lebensdauer von 2 Jahren. Neuwahlen würden heute
zweifellos das Ende der Weimarer Koalition bedeuten, würde
alſo der preußiſchen Schlüſſelſtellung der Sozialdemokraten ein
Ende machen. Darauf legt Herr Braun keinen Wert. Im
Gegen=
teil, er rechnet ſtark mit der Möglichkeit, daß Preußen bei den
labilen Verhältniſſen im Reichstag einen noch ſehr viel
ſtärke=
ren Einfluß ausüben könne und läßt deshalb erklären, die
preu=
ßiſche Regierung halte es für notwendig: die Baſis einer
ge=
ordneten Entwicklung aufrecht zu erhalten. Das heißt, er wird
alle Bemühungen droſſeln, die auf eine vorzeitige Auflöſung des
preußiſchen Landtages hinarbeiten. Bei der Konſtellation der
Vorbedingungen hat ſie dazu ſehr viel Möglichkeiten in der
Hand, jedenfalls ſolange, bis das Zentrum ſich nicht zu einer
Kündigung der Weimarer Koalition in Preußen entſchließt,
Nach der Verfaſſung wäre die Landtagsauflöſung nur unter
zwei Vorausſetzungen möglich, einmal durch einen
Mehrheits=
beſchluß der Abgeordneten, der in dieſem Falle als
unwahr=
ſcheinlich gelten muß, und dann durch die Uebereinſtimmung
des Miniſterpräſidenten, des Landtagspräſidenten und
Staats=
ratspräſidenten, die auch kaum zu erzielen ſein wird.
Landkagswahl in Braunſchweig.
Braunſchweig, 15. September.
Die Braunſchweigiſchen Landtagswahlen brachten den
Sozialdemokraten den Verluſt ihrer bisherigen
durch genau die Hälfte der Mandate gehaltenen
Vormacht=
ſtellung. Der neue Landtag ſetzt ſich nach der neuen
geſetz=
lichen Regelung nur noch aus 40, ſtatt bisher 48 Abgeordneten
zuſammen. Es erhielten: Sozialdemokraten 17 (bisher 24)
Mandate, Kommuniſten 2 (bisher 2) Mandate, Staatspartei 1
(Demokraten bisher 2) Mandate, NSDAP. 9 (bisher 1)
Man=
date, Bürgerl. Einheitsliſte 11 (zuſammen bisher 19) Mandate.
der Bioerhan der Baylen i Ausläng.
Mißtrauen in Paris.
WTB. Paris, 15. Sept.
Zum Ergebnis der Reichstagswahlen ſchreibt der „Temps”, ſeit
geſtern ſei in Deutſchland etwas abgeſchloſſen, und etwas Neues beginne.
Die ganze Welt, vor allem die Nachbarvölker Deutſchlands, müßten
auf=
merkſam dieſe Entwicklung verfolgen, deren Rückwirkungen auf
die internationale Politik einſchneidend und von Dauer ſein könnten.
Schwere Tage, innenpolitiſch wie außenpolitiſch, ſtünden für Berlin
be=
vor. Es gebe jetzt eine neue Tatſache, die man bei der Entwicklung der
internationalen Lage berückſichtigen müſſe. Fragen, die bisher nicht
aktuell geweſen ſeien, würden in Zukunft aufgeworfen werden. Alles
das erfordere Vorſicht Aufmerkſamkeit und
Entſchloſ=
ſenheit. Deutſchland dürfe keinen Fehler begehen, Europa auch nicht.
Das „Journal des Débäts” ſchreibt, das Ergebnis der Reichstagswahlen
brauche nicht einzig und allein bedauerlich zu ſein, wenn es zu
nütz=
lichem Nachdenken Anlaß gebe und eine politiſche Richtigſtellung zur
Folge habe. Man brauche nicht übermäßig beunruhigt zu ſein; aber
man müſſe das Wahlergebnis zur Kenntnis nehmen und dürfe die
dar=
aus ſich ergebenden Lehren nicht außer Acht laſſen. Die Zeitung
„Paris Midi” mahnt zur Beſonnenheit und erklärt, es ſei nicht
not=
wendig, Befürchtungen zu verraten. Vor allem dürfe die chauviniſtiſche
Bewegung in Deutſchland nicht mit einer chauviniſtiſchen Bewegung in
Frankreich beanvwortet werden. Man dürfe glauben, daß
Frank=
reich kaltes Blut bewahre, allerdings unter der Vorausſetzung,
daß die deutſchen Republikaner wieder zu ſich kämen. Die nationaliſtiſche
„Liberté” urteilt, der neugewählte Reichstag ſei das Abbild der jetzt in
Deutſchland herrſchenden Vevwirrung. Der „Figaro” zeigt ſich
beun=
ruhigt über die Zukunft des Friedens, denn die Deutſchen hätten für die
Reviſion des Verſailler Vertrages und gegen die Ausführung des
Young=Planes geſtimmt. Für das „Ouvre” hat der Erfolg der Hitler=
Anhänger nur eine relative Bedeutung, da er auf Koſten der übrigen
„Nationaliſten” errungen worden ſei. Der ſozialiſtiſche „Populaire‟
gibt ſelbſtverſtändlich ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß die
Sozial=
demokraten ihre Stellung behaupten konnten. Die bürgerlichen
Par=
teien könnten im neuen Reichstage keine Mehrheit aufbringen.
Das Echo aus England.
EP. London, 15. September.
Die Londoner Abendpreſſe widmet den deutſchen Wahlen nur kurze
Beſprechungen. Der liberale „Star” ſchreibt den erſtaunlichen Erfolg
der Nationalſozialiſten der ſchwierigen internationalen
Wirt=
ſchaftslage zu, die Deutſchland beſonders hart treffe,
Das Blatt erwartet, daß Zentrum und Sozialdemokratie
zuſammen=
gehen und die gemäßigten übrigen Parteien ſich ihnen anſchließen
wer=
den, um ſo die Gefahr, die von beiden Flügeln drohe, abzuwehren. —
Der „Evening Standard” iſt weniger optimiſtiſch und meint, es ſei ſchwer
zu ſehen, wie ſich eine ſtabile Regierung aus den äußerſt ungleichen
Be=
ſtandteilen, aus denen ſich der neue Reichstag zuſammenſetze, bilden
laſſe. Das Reſultat ſei nicht ermutigend für diefenigen, die von einem
ruhigen demokratiſchen Deutſchland das Element der Stabilität in
Mitteleuropa erhofft hätten. Die Redaktion des „Evening Standard”
hat ſich telephoniſch mit dem Münchener Hauptquartier der
National=
ſozialiſten in Verbindung geſetzt. Einer der dortigen Hauvtmitarbeiter
Hitlers, deſſen Name das Blatt nicht nennt, erklärte, der Erfolg ſeiner
Partei ſei in keiner Hinſicht ein undemokratiſches Ereignis. Ein
natio=
nalſozialiſcher Parteitag würde in allernächſter Zeit
zu=
ſammentreten. Bis dahin könnten keine definitiven Erklärungen
abge=
geben werden. Es ſei jedoch wahrſcheinlich, daß ſich die
Nationalſozia=
liſtiſche Partei bereit finde, verantwortlich an einer
Koalitions=
regierung mitzuarbeiten. — Die „Morning Poſt” ſpricht
von einer „vernichtenden Niederlage der Regierung” und betont, daß
die Nationalſozialiſten ſcharfe Gegner der Verſöhnungspolitik
Streſe=
manns ſeien. Das Blatt erblickt in den Erfolgen der beiden extremem
Parteien eine Gefährdung der Grundlage der parlamentariſchen
Regie=
rung in Deutſchland. Die „Daily Mail” hebt den „Triumph” der „
revo=
lutionären Parteien” hervor. „Daily Herald” befürchtet Schwierigkeiten
im neuen Reichstage. Der Berliner Korreſpondent des Blattes ſchreibt:
Die Wahlen ſchufen eine parlamentariſche Lage, die voll von
Gefah=
ren für Deutſchland und Europa iſt. „News Chroniccle‟
endlich ſpricht von Erfolgen der „wilden Männer Deutſchlands”.
Der Fascismus erfreuk.
EP. Mailand, 15. September.
Der mit Spannung erwartete Ausgang der Wahlen in
Deutſchland hat auch die optimiſtiſchſten Erwartungen der
fasci=
ſtiſchen Preſſe übertroffen. Der ſtarke Ruck nach rechts wird
natürlich von der fasciſtiſchen Preſſe mit lebhafter Genugtuung
aufgenommen. Der Berliner Sonderberichterſtatter des „
Cor=
riere della Sera ſchreibt: Der Wahlſieg der Nationalſozialiſten
hat jede Erwartung bei weitem übertroffen. Ohne Zweifel hat
der Wahltag unverhüllt das Geſicht des heutigen Deutſchland
ge=
zeigt und eine Ueberraſchung gebracht, die nicht ohne Folgen in
der inneren und vielleicht auch in der Außenpolitik Deutſchlands
bleiben wird. Namentlich die Wahlen in Oſtpreußen haben den
Charakter eines wahren Plebiſzits zugunſten der Politik einer
Reviſion der Friedensverträge angenommen, die einen der
Haupt=
programmpunkte der auswärtigen Politik der Hitlerpartei
bildet.
* Rauens und heitorcnet
M Heiſtſchen Landesmäſeam.
Auch unſer Rubensbild Dianas Heimkehr von der Jagd
(Nr. 180) hat ſein kleines „Schickſal”, das es auch ein wenig in
die Reihe derer ſtellen könnte, bei denen die Anekdote um das
Bild ſeinen eigentlichen Ruhm wetteifernd zu überbieten
wünſcht. Da es manche nicht wiſſen werden, darf man es noch
einmal erzählen. Es gab einen Streit, der darauf hinauslief,
das hieſige Bild als wertloſe Werkſtattkopie abzutun und das
Gemälde genau des gleichen Inhalts in Dresden als eigenhändiges
Werk des Meiſters zu ſichern. Es entſtand ein kleiner Zwiſt, nicht
aufregend, aber darum nicht weniger zäh, aus dem
leichtverſtänd=
lichen Stolz heraus, der Sammlung das Anſehen zu geben, das
ihre Bedeutung ausmacht. Wir wollen es gleich ſagen, dieſes
kleine Gefecht mit geiſtigen Waffen wurde zugunſten Darmſtadts
entſchieden. Denn jenes Dresdener Bild unterſchied ſich nur
in einer ſchwerwiegenden Geringfügigkeit von unſerem. Es
war ringsum um eine Hand breit kleiner. Vielmehr, es wurde es
erſt, als man das Darmſtädter Bild unterſuchte. Siehe da, man
fand, daß das Bild für irgendeinen Zweck verkürzt worden war,
man hatte den Rand einfach nach hinten umgeſchlagen. Wer
will, kann heute, auch bei der muſterhaften Wiederherſtellung des
Bildes, die Umbruchlinien ſehen. Dieſes ſchmale Stück gehört zur
urſprünglichen Faſſung, es iſt alſo keine freie Zutat eines
Kopiſten, ſondern das Dresdener Bild wurde nach unſerem in
ſeinem verkürzten Zuſtand wiederholt, wie auch Farben und
Pinſelführung keinerlei Zutun des Meiſters ſelbſt verraten.
Alſo ein echter Rubens. Iſt das gleichbedeutend mit
eigen=
händig? Das hängt mit der Stellung des Meiſters in den
damaligen Niederlanden zuſammen. Wie in ſeiner Malerei, ſo
iſt er als Menſch ein allumfaſſender Geiſt. Und zugleich
Proto=
typ ſeiner Generation, die, gleich ihm, in die Oeffentlichkeit
wirkt, repräſentativ nach außen gewendet. Rubens iſt
vollen=
deter Weltmann. Er iſt nicht nur der Maler mit den meiſten
Aufträgen, um deſſen Altarbilder, Porträts und mythologiſche
Szenen ſich die Größten der Welt voll Eiferſucht reißen, er ſteht
auch in politiſchen Bindungen zu Fürſten und Königen, und
ſeine Reiſen unternimmt er oft genug ebenſo ſehr als Diplomat
wie als Maler. Kein Wunder, daß er ſelbſt bei der
erſtaun=
lichen Unermüdlichkeit und der ſtändig und reichquellenden
Er=
findungskraft, die Rubens eigen war, einen großen Werkſtatt=
betrieb hatte, ſo daß er oft nur die Entwürfe ſkizzierte, die
Bilder im großen von Schülern anlegen ließ und ſie dann in
den Hauptpartien ſelbſt überging. So auch bei dem
Darm=
ſtädter Bild. Indes, an den entſcheidenden Stellen iſt die Hand
des Meiſters perſönlich ſpürbar, ganz ſicher an der Diana, am
Satyr und den Köpfen der weiblichen Begleiterinnen.
So alſo vermag das Bild über die künſtleriſche Leiſtung
unmittelbar auszuſagen. Es mag vielen Menſchen heute
in=
haltlich wenig mehr zu geben haben. Dieſe Welt der
Mytho=
logie, die mit den Augen des ſinnenfrohen 17. Jahrhunderts
geſehene Antike, liegt zu fern. Aber als maleriſche Leiſtung
wird es immer ſeine Bedeutung behalten. Man muß beim
Eintritt in die Galerie ſchon vom Eingang her einmal durch
die Flucht der Säle das Bild genießen. Dieſe wundervolle
üppige Farbigkeit, die im einzelnen ſo raffiniert verteilt iſt,
gibt dem Bild das Entſcheidende. Sie erſt gibt, was ihm
kom=
poſitionell noch fehlt: die Einheit. Denn im weſentlichen iſt
doch hier noch eine Nebeneinanderordnung einzelner Figuren.
Die Kraft und Bewegung, die Rubensſchen Bildern
inne=
wohnt, iſt latent, aber die elementare Triebkraft iſt gedämpft
zugunſten der ruhigeren Erſcheinung. Die Farbe verhindert
eine Vereinzelung der Geſtaltung. Helles Inkarnat
ſchwellen=
der, mit der unerhörten Daſeinsfreude flämiſchen
Menſchen=
tums geſehene Körper im Wechſel mit den intenſiven, nur
lang=
ſam nach dem Bildrand zu abgewandelten leuchtenden
Farb=
akkorden von Rot, Braun und Gold, mit dem Grün des
Erd=
bodens, mit dem Blau der Ferne, ja im einzelnen das
Vibrie=
ren der Oberfläche, die lebenswarme Daſtellung der Hautfarbe,
zartes Weiß mit rötlichen und bläulichen Schatten bei der
Diana, bräunliches Rot beim Satyr: — das alles bindet die
lebendige, von heißem Atem durchglühte, vitale Erſcheinung zu
einem Geſamtleben, aus dem ſie ihre Kraft und Fülle erſt
ganz empfanden.
Und nun zu Rembrandt: Wir beſitzen von ihm das 1658
datierte Bild der Geißelung Chriſti (Nr. 251). In
erſchüttern=
der Erbarmungswürdigkeit ſteht Chriſtus inmitten des Bildes,
die Arme von den Feſſeln blutig erhoben. Während der eine
Scherge, der das Seil am Marterpfahl hochzieht, innehält, hat
ſich der andere gebückt, um die Eiſen um die Füße ſeines Opfers
zu legen. Das iſt der Vorgang. Die Gebärden ſind ruhig und
ſparſam, die Kompoſition von großer Lockerheit und
Einfach=
heit. Es liegt eine tiefe Stille über dem Bilde, in dem das
feine, unſagbar traurige Geſicht Chriſti, der arme, geſchundene,
in nichts verſchönerte, faſt häßliche Leib doch in
unvergleich=
licher Vergeiſtigung über ſeine hämiſchen, brutal=tieriſchen
Widerſacher ſiegt. Aber bei aller Verhaltenheit packt uns eine
ungeheure Spannung, der man ſich ſchwer entziehen kann.
Man erkennt es mit einem Schlag, wie ein Wunder, das ſich
aus der Vergänglichkeit der eilenden Welt in die
Unvergäng=
lichkeit einer in Not und Einſamkeit gereiften Form gerettet hat,
daß Wirklichkeit und Schönheit unlösbar ſich zueinander
gefun=
den haben. Es ſteht uns eine ganze geſchloſſene Welt
gegen=
über, in deren Dunkelton alle Teile hineingebettet ſind und je
nach ihrer inneren tiefen Bedeutung aus ihm hervorleuchten
und die viſionäre Ausdrucksgewalt erlangen, die ſeine Bilder
zu einem ſeeliſchen Erlebnis machen. Man weiß nicht recht,
woher das Licht kommt. Es ſcheint in den Dingen ſelbſt zu
ruhen, und von dort in ſtarker Verinnerlichung
herauszuſtrah=
len. Dadurch bekommt alles einen Doppelſinn, und Menſch
und Gegenſtand werden, ſtatt entſchleiert zu werden, in eine
gewiſſermaßen höhere Wirklichkeit verſetzt. Das, was um die
Dinge herum iſt, iſt nicht Leere und Dunkelheit; es iſt
gleich=
ſam die Subſtanz, aus der in jedem Augenblick das lebendige
Daſein erſtehen kann. Ein Zuſammenklingen aller Dinge,
innerlich und äußerlich. Auch der Farben. Die Leuchtkraft
ſitzt tief drinnen, und obwohl kein Farbton laut und aggreſib
(wie bei Rubens), ja kaum einer ungebrochen iſt, ſcheint das
ganze Bild von einer ſtarken Farbigkeit. Man hat die Farben
ſo ſchön „befreundet” genannt. Das leuchtende Gold des
Kör=
pers Chriſti, das dunkelglühende Rot der Hoſe, das Okergelb
des Wamſes, das Grünbraun des Bodens, das alles klingt in
intenſivſter Verdichtung der Farbwerte im „Hintergrund”
zu=
ſammen.
Es wäre falſch, den einen Meiſter gegen den anderen
aus=
zuſpielen. Wir würden uns nur ſelbſt berauben, denn wir täten
nichts anderes, als unſer Blickfeld verengern. Beide Meiſter
ſind ſo einmalig, ſind ſo weitgeſpannte Perſönlichkeiten, daß
ſie niemals nur als Pole gewertet werden können, für oder
wider die man ſich entſcheiden müßte. In beiden verkörpert ſich
das Weltſchickſal europäiſcher Kunſt, deren Berufung es war,
der abendländiſchen Malerei auf ihrem Höhepunkt den
Stem=
pel der Reife und Vollendung aufzudrücken. Es war die Stunde,
in der das Schwergewicht der künſtleriſchen Führerſchaft im
Pendelſchlag der Geſchichte wieder zum nordiſchen Menſchen
gerückt war. Jeder löft ſeine Aufgabe auf ſeine Weiſe, wie
Landſchaft, Blut und Zeit es erfordern. Denn auch ſie, deren
Menſchen= und Künſtlertum ſo an die Grenzen des
Erreich=
baren ſich weiten, unterliegen der Determiniertheit alles Seins,
aus dem ſie ihre ſchönſten Kräfte ziehen.
Dr. Enſtav. Barthel.
Nummer 256
Denstag, den 16. September 1930
Seite 3
Die Auffaſſung der Wiener Preſſe.
EP. Wien, 15. September.
Faſt ausnahmslos führen die Wiener Blätter die
Radikaliſie=
rung der deutſchen Wählerſchaft, die in den geſtrigen Wahlen zum
Ausdruck kam, auf die kriſenhafte wirtſchaftliche Lage der letzten
Zeit zurück. Die „Neue Freie Preſſe” ſpricht von „Wahlen der
Verzweiflung”, die dem Ausland die Ungerechtigkeit der
Friedensverträge und die Empörung darüber vor Augen
führen, daß mitten in einer Zeit grauenhafter Arbeitsloſigkeit
noch für Reparationen Milliarden an das Ausland gezahlt
wer=
den müſſen. Aber niemand könne glauben, daß das deutſche Volk
in ſeiner Hochkultur mit ſeiner ſchon tauſendfach bewieſenen
gei=
ſtigen Stärke wirklich in das Lager der Gewaltpolitiker
abſchwen=
ken will. — Das demokratiſche „Neue Wiener Tagblatt” meint,
daß eine parlamentariſche Arbeitsgemeinſchaft der bürgerlichen
Parteien mit den Sozialdemokraten, auch wenn ſie gelingen ſollte,
nur eine Abwehrformation mit allen Schwächen einer ſolchen
dar=
ſtellen würde. — Die ſozialdemokratiſche „Arbeiter=Zeitung” ſtellt
feſt, am meiſten zu denken gebe, daß die deutſche Jugend zum
größ=
ten Teil fasciſtiſch und kommuniſtiſch gewählt habe. — Auch die
dem öſterreichiſchen Bundeskanzler naheſtehenden „Wiener
Neue=
ſten Nachr.” führen das rieſige Anwachſen der Radikalen darauf
zurück, daß die Partei der Nichtwähler durch die wirtſchaftliche
Kriſe aufgerüttelt und den radikalen Parteien zugeführt
wor=
den ſei.
Bie Wallſtreek reggierte.
Die New Yorker Börſe iſt über den Ausgang der
Reichstagswahl offenſichtlich beſtürzt. Die
Reparations=
bonds ſanken am Montag binnen weniger Minuten auf 85½
und liegen damit rund fünf Punkte unter dem Ausgabekurs.
Sämtliche übrigen deutſchen Werte, insbeſondere die
Reichsan=
leihe, wurden ſtark in Mitleidenſchaft gezogen und verloren
durchſchnittlich 34 bis 1 Punkt.
Die Aufnahme des Bahlergebniſſes in Genf.
EP. Genf, 15. September.
Das Ergebnis der Reichstagswahlen, das erſt in den
Mor=
genſtunden in den Genfer Delegationskreiſen allmählich bekannt
wurde, erregt Aufſehen und in franzöſiſchen Kreiſen
ausge=
ſprochene Unruhe wegen des ſprunghaften Anſteigens der
natio=
nalſozialiſtiſchen Stimmen. In franzöſiſchen Kreiſen zeigt man
ſich jedoch befriedigt darüber, daß der „Reviſioniſt” Treviranus
und ſeine Partei nur zwei oder drei Mandate erhalten werden.
Ueber die Nationalſozialiſten, die man bisher im Ausland als
eine rechtsradikale Splitterpartei nur wenig beachtet hat und
von der man im allgemeinen nur weiß, daß ſie gegen den
Youngplan und ſeine Durchführung iſt, hat man kein klares
Urteil. Von franzöſiſcher Seite bezeichnet man die Wahlen als
„Revanchewahlen.” Bei anderen Delegationen, ſo in engliſchen
Kreiſen, führt man die Zunahme der Nationalſozialiſten in
Deutſchland vor allem auf die Not, die ſchlechte Wirtſchaftslage
und die Arbeitsloſigkeit zurück, was auch für den
Stimmenzu=
wachs der Kommuniſten verantwortlich gemacht wird.
Die ikalieniſch=franzöſiſchen Beſprechungen.
EP. Paris, 15. September.
Zu den neuen Beſprechungen des franzöſiſchen
Außenmini=
ſters Briand mit dem italieniſchen Delegierten Scialoja wird
gemeldet, daß die beiden Staatsmänner ſämtliche auf der
Tages=
ung der, Völerbundsverſammlung ſtehenden Probleme
er=
örtert hätten. Scialoja, der Dienstag im Namen der
italie=
niſchen Delegation vor der Völkerbunds=Verſammlung ſprechen
werde, fühle, wenn er auch die von ſeiner Regierung im
italie=
niſchen Memorandum zur europäiſchen Staatenföderation
dar=
gelegten Anſichten verteidigen müſſe, ſicherlich, welche
Bedeu=
tung es habe, ein weitgehendes Verſtändnis für Briands Plan
zu bekunden. In dem Augenblick allerdings, in dem wichtige
Sachverſtändigenverhandlungen im Gange ſeien, ſei Scialoja
nicht zu Verhandlungen über die Flottenabrüſtung befugt. Das
ſei vielmehr Sache des Außenminiſters Grandi, der
voraus=
ſichtlich noch vor Ende dieſer Woche nach Genf zurückkehren
werde. Immerhin habe ein ſachlicher Meinungsaustauſch
zwi=
ſchen Scialoja und Briand über die Flottenfrage und die damit
zuſammenhängenden politiſchen Probleme —
Tripolis=
grenze und Statut der Italiener in Tunis — ſtattgefunden.
Die Flottenbeſprechungen ſeien zweifellos auf dem
Punkt der Reife angelangt, ſo daß ſie, wenn ſie auch kein
ganz befriedigendes Ergebnis gezeitigt hätten, demnächſt auf
das politiſche Gebiet verlegt und zwiſchen den Miniſterien
fort=
geſetzt werden müßten. Da die engliſche Regierung großes
In=
tereſſe an dieſen Verhandlungen nehme, werde morgen oder
übermorgen eine Beſprechung zwiſchen Briand und Henderſon
ſtattfinden.
Gortſehang ver enoparaasfprächen Sen!
Ungarn erſtrebt Verkragsreviſion
auf friedlichem Wege.
Die gegenwärtige Lage unmöglich.
Genf, 15. September.
Das Intereſſe an der allgemeinen Ausſprache der
Völker=
bundsverſammlung iſt durch die Ergebniſſe der deutſchen Wahlen
ſtark abgeſchwächt worden. Immerhin brachte die
Vormittags=
ſitzung eine Reihe bemerkenswerter Anregungen. Zunächſt wurde
der Antrag der nordeuropäiſchen Staaten auf Dezimierung der
Meiſtbegünſtigungsklauſel dem zweiten Ausſchuß überwieſen.
Der jugoſlawiſche Außenminiſter Marinkowitſch nahm
dann Stellung zu der noch immer umſtrittenen Frage der
weite=
ren geſchäftsordnungsmäßigen Behandlung der europäiſchen
Frage. Angeſichts der Sympathien aller Vertreter der
außer=
europäiſchen Mitgliedsſtaaten an der Idee einer engeren
Zu=
ſammenarbeit innerhalb Europas ſei es am zweckmäßigſten,
zu=
nächſt ein Europakomitee einzuſetzen, das in Unterausſchüſſen
die verſchiedenen Seiten der Frage prüfen und dem Völkerbund
Bericht erſtatten ſollte. Marinkowitſch trat ferner mit
Entſchie=
denheit für die allgemeine Abrüſtung und für den Abbau des
übertriebenen Nationalismus ein.
Der japaniſche Hauptdelegierte Matſudaira betonte
gleichfalls, daß ſeine Regierung der Abrüſtung große
Bedeu=
tung beimeſſe und ſprach die Hoffnung aus, daß der Londoner
Flottenpakt die Grundlage eines baldigen umfaſſenden
Abkom=
mens zur Einſchränkung der Marinerüſtungen ſein werde. In
dem Zuſammenſchluß der europäiſchen Staaten
erblicke die japaniſche Regierung ein Mittel zur Befriedung
Europas. Dieſe engere Zuſammenarbeit werde auch nach ihrer
Anſicht auf wirtſchaftlichem Gebiet keine Schädigung der
In=
tereſſen anderer Staaten verurſachen.
Der auſtraliſche Juſtizminiſter Brennann erklärte u. a.,
auch die neue auſtraliſche Regierung werde entſchieden für
Ab=
rüſtung und Aechtung des Krieges eintreten. Die Siege
ſeien die Opfer nicht wert, die dafür gebracht
werden, und der größte Sieg der Geſchichte werde die
Ueber=
windung des Krieges ſein. In der Mandatsfrage machte er die
beſonderen Schwierigkeiten geltend, mit denen die
Mandatsver=
waltung in Neu=Guinea gegenüber einem vom Standpunkt der
europäiſchen Kultur noch in Barbarei verharrenden Lande zu
kämpfen habe.
Der griechiſche Außenminiſter Politis entwickelte hierauf
ein ausführliches Programm der ſchrittweiſen Organiſierung
einer europäiſchen Union, der er im Gegenſatz zu den meiſten
ſei=
ner Vorredner eine weſentliche politiſche Bedeutung mit deutlicher
Abwehrſtellung gegen den Bolſchewismus gab.
In der Nachmittagsſitzung ergriff der litauiſche Außenminiſter
Dr. Zaunius das Wort. Er erklärte, daß die litauiſche
Regie=
rung nach Maßgabe ihrer beſcheidenen Kräfte eng an der
Ab=
rüſtung mitarbeiten werde.
Der Führer der ungariſchen Delegation, Graf Albert
Apponyi, erörterte das europäiſche Problem. Er wies auf die
einſeitige Abrüſtung hin und dankte dem britiſchen Außenminiſter
für ſeine Betonung der Unmöglichkeit dieſer Lage.
Wenn man die beſiegten Staaten immer wieder auffordere, die
Verträge einzuhalten und zu achten, ſo dürften dieſe dem die
Auf=
forderung entgegenſetzen, die Verträge loyal und gerecht
auszu=
führen.
Insbeſondere dürften ſie fordern, daß die darin enkhältenen
wenigen Beſtimmungen zugunſten der
Beſieg=
ten mit der gleichen Genauigkeit, der gleichen
Freude und der gleichen Entſchiedenheit
ausge=
führt werden, die man von den Beſiegten
ver=
langt.
Er bemängelte hinſichtlich des Entwurfs über die
Finanz=
hilfe für angegriffene Staaten den Vorſchlag, daß
ein Staat ſelbſt darüber entſcheiden ſolle, ob er angegriffen ſei,
und regte an, die Entſcheidung dieſer Frage für den Fall der
Nichtzuſtändigkeit des Völkerbundsrats dem Haager Gerichtshof
zu überlaſſen. Er betonte zum Schluß, daß Ungarn entſchieden
für den Frieden, was nicht gleichbedeutend ſei mit dieſem
Frieden, eintrete, und alle Löſungen nur auf friedlichem Wege
herbeiführen wolle.
Es ſprachen noch der Vertreter Uruguays, Guani, der eine
wirtſchaftliche Zuſammenarbeit der Kontinente auf breiter
Grund=
lage befürwortete, und der Vizepräſident des Exekutivrates des
iriſchen Freiſtaates, Blythe, der ſachlich mehr von dem
Födera=
tionsplan abrückte, indem er darauf hinwies, daß Irland zwar
ein europäiſches Land ſei, aber teils durch politiſche Bindungen,
teils aus Gründen der Freundſchaft die Beziehungen zu
außer=
europäiſchen Ländern unterhalte. Er betonte, daß bald die Zeit
komme, für eine enge Zuſammenarbeit nicht nur der europäiſchen
Staaten, ſondern aller Kulturſtaaten.
Zum Schluß der Sitzung teilte der Präſident mit, daß noch
14 Redner für die allgemeine Ausſprache vorgemerkt ſind. Um
den Beginn der Kommiſſionsarbeiten zu beſchleunigen, wurde,
entſprechend ſeinem Vorſchlag beſchloſſen, morgen außer der Vor=
und der Nachmittagsſitzung eine Sonderſitzung abzuhalten.
Reichs=
außenminiſter Curtius ſpricht morgen vormittag 10 Uhr.
Der Europg=Ausſchuß ſoll zun nächſten Jahre.
Vorſchläge ausarbeiken.
Ueber die weitere Behandlung der Europafrage ſoll, wie von
franzöſiſcher Seite heute abend erklärt wird, angeblich eine
Eini=
gung zwiſchen Briand und dem engliſchen Außenminiſter
Hen=
derſon zuſtande gekommen ſein. Danach ſoll Briand darauf
verzichtet haben, daß der Völkerbundsrat den europäiſchen
Aus=
ſchuß einſetzt, und mit einem Vorſchlag Henderſons einverſtanden
ſein, den europäiſchen Ausſchuß unter Vermeidung einer neuen
Europaausſprache in der ſechſten Kommiſſion unmittelbar durch
die Völkerbundsvollverſammlung zu bilden. In dem
Europa=
ausſchuß ſollen nach Möglichkeit ſämtliche 27 europäiſche
Staaten Sitz und Stimme haben. Die Engländer beſtehen jedoch,
ebenſo wie eine Reihe anderer Mächte, mit denen man Fühlung
genommen hat, nach wie vor auch auf der Teilnahme beſtimmter
überſeeiſcher Staaten. Eine entſprechende Reſolution, die der
Vollverſammlung zur Ausſprache vorgelegt wird, ſoll von
Hen=
derſon und Briand bereits entworfen worden ſein. Sie dürfte
aber erſt nach Abſchluß der allgemeinen Ausſprache vorgelegt
werden. Die Reſolution ſoll als Aufgabe für den
Europaaus=
ſchuß die Anweiſung erhalten, der
Völkerbundsver=
ſammlung bis zum nächſten Jahre genaueſte
Vor=
ſchläge für die europäiſche Organiſation zu
machen. Von engliſcher Seite wird dieſe Vereinbarung dahin
gedeutet, daß mit Rückſicht auf die innerpolitiſchen
Schwierigkei=
ten Briands dem europäiſchen Programm auf dieſe Weiſe ein
ehrenvolles Begräbnis bereitet werden ſoll.
Grahgm für allerweikeſte Auslegung der
Meiſt-
begünſtigungsklauſel.
EP. Genf, 15. September.
Der engliſche Handelsminiſter Graham empfing am Montag
abend die internationale Preſſe und gab vor ihr über die künftige
Wirtſchaftspolitik des Völkerbundes ähnliche Erklärungen ab, wie
er ſie bereits in ſeiner Rede vor der Vollverſammlung vorgebracht
hat. Der Anlaß dieſer Beſprechung war offenſichtlich der,
Gra=
ham Gelegenheit zu geben, ſich mit ganz beſonderem Nachdruck für
den Schritt der nordiſchen Staaten und Hollands
auszuſprechen, welche vom Völkerbund ein internationales
Abkommen über die Auslegung der
Meiſtbegün=
ſtigungsklauſel verlangen. Graham unterſtrich, daß er
für die allerweiteſte Auslegung der Meiſtbegünſtigungsklauſel und
gegen willkürliche Beſchränkungen ihrer Tragweite ſei. — Als
man ihm entgegenhielt, daß auf der künftigen Reichskonferenz in
London ſich wohl die Bewegung für die Zollunion des britiſchen
Reiches geltend machen werde, erklärte Graham, die engliſche
Regierung ſei gegen jedes Syſtem der
Vorzugs=
zö lle. Die Beantwortung weiterer Fragen, die ſich auf die
Ar=
beiten der britiſchen Reichskonferenz bezogen, lehnte er ab.
Die Erklärungen Grahams ſind um ſo wichtiger, als ſich heute
die Oſtagrarſtaaten bei dem Neunerfrühſtück für eine nachdrückliche
Unterſtützung des Meiſtbegünſtigungsſchrittes der nordiſchen
Staa=
ten und Hollands ausgeſprochen haben. Damit iſt die Frage der
Meiſtbegünſtigung, ohne daß bei allen dieſen Schritten beſonders
auf Deutſchland Bezug genommen wurde, nunmehr von den
mei=
ſten europäiſchen Mächten vor dem Völkerbund aufgeworfen
worden.
England für Herabſekzung der Kriegsſchulden.
Waſhington, 14. September.
Politiſches Aufſehen hat hier die Nachricht hervorgerufen,
daß die Regierung Macdonald bemüht iſt, eine Reviſion des
Schuldenabkommens mit Amerika zu erreichen. Es wurde heute
bekannt, daß zwei britiſche Sonderdelegierte
mehrere Wochen hindurch mit Beamten des Staatsdepartements
Beratungen gepflogen haben. In hieſigen Regierungskreiſen iſt
man überwiegend der Anſicht, daß Großbritannien im Begriffe
ſteht, eine kräftige europäiſche Bewegung für
eine allgemeine Herabſetzung der
Kriegsſchul=
den einzuleiten. Beamte des Schatzamtes lehnen es jedoch
ener=
giſch ab, eine offizielle Erklärung über den Beſuch der britiſchen
Vertreter zu geben.
Flügelrad und Dampf.
Ein Jahrhunderk Eiſenbahnverkehr.
Von Dr. Siegfried Mauermann.
Wieder ein neuer Eiſenbahntarif: ſofort rückt der
Eiſen=
ahnverkehr in den „Mittelpunkt des allgemeinen Intereſſes.
Früher: jahraus, jahrein derſelbe Fahrpreis; wer dachte da viel
über das Eiſenbahnverkehrsweſen nach? Die Jungfraubahn
haben wir ſchon ſeit längerer Zeit. Einige Jahre beſteht auch
chon der Hindenburgdamm zur Inſel Sylt hinüber; jüngſte
Bahnſtrecken in Deutſchland ſtellen die grandioſen Schienenwege
ur Zugſpitze und die im märkiſchen Sande unter Kiefern
dahin=
ührenden der Kleinbahn Granſee—Neuglobſow am Stechlinſee
dar. Auch das regt an, über das Schienennetz zu plaudern, das
unſeren Kontinent überſpannt. Wie aber? Da wird der Dampf
durch Elektrizität erſetzt. Iſt das noch der alte Eiſenbahnbetrieb?
ſtußloſe weiße Kohle, Kraft aus Talſperren. Ganz andere
tundenkilometer als früher, Tempo, Tempo! Die vielen
Auto=
internehmungen, Poſt und Privatgeſellſchaften. Ein Netz in der
euft, ſchwebend wie zwiſchen Dach und Arena eines Zirkus.
Reiſeverkehr in der Luft. Bleibt uns da noch die alte
Eiſen=
uhn? Fragen von größter volkswirtſchaftlicher Bedeutung.
Waren die Jahre 1830 bis 1930 das Jahrhundert der
Eiſen=
ahn, und kommt nun etwas Neues? Gar ſo ſchnell wird man
die Eiſenbahn nicht entbehren können. Treue um Treue. Sie
jat uns in ihrer Zuverläſſigkeit und Pünktlichkeit, in ihrer
Bequemlichkeit und in ihrer ganzen imponierenden Wucht ſo
viele unerſetzliche Dienſte geleiſtet; wir wollen ihr die Treue
halten, auf Holz und auf Polſter. So breche denn das zweite
Jahrhundert der Eiſenbahn an, das ihr immer weiteren
Auf=
ieg bringen möge! Radio im Eiſenbahnzuge, drahtloſes
Tele=
honieren, Schlafen und Verpflegtſein, ſich ergehen können,
viel=
icht auch Tonfilme genießen, kurz alles, was ein Luxusdampfer
dietet. Amerika hat ja bereits alles. Aber ſchauen wir heute
tur zurück!
Wann fuhr der erſte Eiſenbahnzug? Wir wiſſen, daß James
att und George Stephenſon die Dampfmaſchine und die
Loko=
motive erfinden mußten, ehe das Flügelrad, vom Rauch des
Dampfes getrieben, das erſte Jahrhundert des
Eiſenbahnver=
kehrs durcheilen konnte. Die wichtigſten Vorarbeiten waren
824 beendet. Im Jahre 1825 wurde die Eiſenbahnſtrecke Stock=
ton-Darlington eröffnet; doch kann man das immer noch einen
Verſuch nennen. Erſt am 15. September 1830, alſo genau vor
hundert Jahren, ſah man auf der Strecke Mancheſter—Liverpool
die erſte brauchbare Lokomotive fahren; und darauf kommt es im
weſentlichen an. Dieſe Lokomotive zog das Fünffache ihres
eigenen Gewichtes, und zwar in einer Stundengeſchwindigkeit
von 14 bis 20 Kilometer. Die erſten Eiſenbahnfahrten in
Deutſchland wurden auf der Strecke Nürnberg—Fürth (
eröff=
net am 7. Dezember 1835) und auf der Strecke Berlin—-
Pots=
dam (eröffnet im Jahre 1838) gemacht.
Wenn man nur bedenkt, wie etwa die Firma Krupp Schienen
und Schienenmaterial für faſt alle Gegenden der Erde geliefert
hat, wenn man überlegt, wie ſchnell die Stundengeſchwindigkeit
bis auf hundert Kilometer geſteigert worden iſt, wie Belaſtungs=
und Bremsproben immer günſtiger ausfielen, dann muß man
zugeben, daß in einem Jahrhundert (für das Weltall ein kleiner
Zeitraum!) auf dem Gebiete der Eiſenbahn Ungeheueres geleiſtet
worden iſt. Für den Güterverkehr waren internationale
Ab=
machungen nötig. Ein Eiſenbahnrecht bildete ſich heraus.
Nor=
mungen wurden vereinbart. Ein eigenes großes Wiſſensgebiet
hatte ſich aufgetan. Es wird ſich noch vergrößern. Vorſchläge
werden noch immer gemacht, und jede beachtliche Erfahrung wird
verwertet.
Blicken wir in die Zeit vor 1830, in die Zeit der
Poſt=
kutſche, die noch von unſeren Großeltern wegen ihrer
roman=
tiſchen Verträumtheit ſo ſehr geliebt wurde, ſo finden wir ganz
beträchtliche Vorläufer der Eiſenbahn. Wir nehmen Bahn jetzt
im eigentlichen Sinne. Schon im griechiſchen Altertume fanden
ſich Straßen, die Doppelrinnen aufwieſen, die bei genaueſter
Spurweite für die Räder der Wagen beſtimmt waren.
Aehn=
liches hat der Bergbau aufzuweiſen. Mit Holz, ſpäter mit
guß=
eiſernen Platten wurden da die Spurwege belegt, und ſo
er=
leichterte man einmal das Fahren, brachte es andererſeits auch
in eine Sonderbahn, ſo daß es niemand ſtörte und auf niemand
Rückſicht zu nehmen brauchte. Die Geſchichte der
Eiſenbahn=
ſchiene beginnt etwas früher als die Geſchichte der
Eiſenbahn=
lokomotive und des Eiſenbahnverkehrs; ſie begleitet dann aber
das ganze Eiſenbahnbauweſen.
Bedenken wir das alles, wenn wir im Zuge ſitzen? Wohl
kaum. Und doch ſollten gerade hier Schillers Worte gelten: „Das
iſt’s ja, was den Menſchen zieret, und dazu ward ihm der
Ver=
ſtand, daß er im innern Herzen ſpüret, was er erſchafft mit
ſeiner Hand.”
Ap. Perdie Puhl. Ein Roman vom Niederrhein von Joſeph von
Lauff. (G. Groteſche Verlagsbuchhandlung, Berlin. 169. Band der
Groteſchen Sammlung zeitgenöſſiſcher Schriftſteller.)
Der 450 Seiten umfaſſende Roman ſpielt etwa um die
Biedermeier=
zeit in der Cleveſchen Gegend. Im Mittelpunkte der Handlung ſteht
Andreas, genannt Perdie Puhl, ſeines Zeichens Küſter, daneben Bildner,
Kerzenzieher, Sarghändler und Guanobeſitzer, der in Gypotheken und
Liegenſchaften ſpekuliert, ein Mann der ſtets das Wort Gottes im
Munde führt, aber ein ausgemachter Schurke iſt, ein „Krawattenmacher”.
der in Wechſelreitereien und Schiebungen macht und ſeinem Nachbarn,
dem Viehweidshöfer, die Kehle zuſchnürt, um ihn um Hab und Gut
zu bringen, ſchließlich aber ſeiner Buch= und Wechſelfälſchungen
über=
führt wird und ſich in der Verzweiflung vom Kirchturmdach
herunter=
ſtürzt. Neben dieſer Hauptfigur lernen wir mehrere andere prächtige
Charaktertypen kennen, ſo den wohlſituierten Bäckermeiſter Oesſchen
Sophia von Echten, einer köſtlichen Repräſentantin ihres Geſchlechts,
Löb, der ſich als Fünfzigjähriger mit der ehrſamen Jungfrau Peternella
vermählt; den ehrwürdigen gefeierten geiſtlichen Herrn Karolus
Meß=
maker, der dem Heuchler Perdie den Hals bricht uſw. Auch der
Stamm=
tiſch zum „goldenen Spiegel”, wo ſich Oesſchen, der Poſtmeiſter und der
Reepſchläger (Seiler) Janſen regelmäßig zu ihrer Solopartie einfinden.
ſpielt eine gewichtige Rolle in der Reihe der Begebenheiten. Perdie
hatte durch Hinterliſt und Betrug dem jungen Janſen ſeine Braut
ab=
ſpenſtig gemacht, die ſich ihrem Vater zu Liebe opferte; nach dem Tode
ihres verhaßten Peinigers aber finden ſich beide wieder. Der Roman iſt
ein Meiſterwerk der Erzählungskunſt, der einen friſchen Humor mit
einer ſchön geſchliffenen Sprache und dramatiſcher Schilderungskunſt
vereinigt und den man mit Intereſſe und wachſender Spannung bis
zum Schluſſe lieſt.
*Tromſöer Seeteufel, Roman von LarsHanſen. (Verlag Hermann
Schaffſtein, Köln.)
Dieſes iſt in der Tat der Roman der harten Welt des Nordmeeres.
Die meiſterhafte Schilderung einer Reihe charakteriſtiſcher trefflicher
Typen, echter, lebenswarm gezeichneter Männer aus dem hohen
Nor=
den, die Tod und Teufel nicht fürchten, die aber einfachſtes
Menſchen=
tum zuſammenhält in Treue und Liebe oder auch ſich bekämpfen läßt
in ebenſo offenem ehrlichem Haß. Und dieſe Typen ſind mit der
ſtar=
ken, ſicheren Hand des nordiſchen Romanciers hineingeſtellt in eine
Handlung, die ſchlicht iſt und ſtark, angepaßt dem Rauſchen der
ſchaum=
gekrönten Nordmeerwellen und dem ewigen Eis.
* Dunkle Götter, Roman von Lady Dorothy Mills. (Verlag Tb. Knauen
Nachf., Berlin W. 50.)
Ein gut geſchriebener, farbenreich und leidenſchaftlich ſchildernder
Roman aus unſeren Tagen. Und zwar aus dem dunklen Erdteil, deſſen
geheimniserfüllte magiſche Gewalt der Autorin den Stoff zu der
Hand=
lung gab und ſie veranlaßte, erzählend zu ſchildern, wie die
Leidenſchaf=
ten der ſchwarzen Bewohner ihren Zauber ausüben auf ein euroväiſches.
weißes Ehepaar, deſſen weibliche Hälfte beinahe den fanatiſch und
hinter=
hältig kämpfenden Intrigen einer Schwarzen zum Opfer fällt. Die
Erotik der Schwarzen ſpielt eine entſcheidende Rolle in dieſem Roman.
Seite 4
Dienstag, den 16. September 1930
Nummer 256
OM
Für die zahlreichen Blumen und
Geſchenke anläßlich unſerer
Ver=
mählung danken wir herzlich.
Heinrich Koch und Frau.
Krieger=Verein
Darmſtadt 1874
Am Samstag verſchied unſer
lieber Kamerad und
langjäh=
riges treues Mitglied
Heinrich Weber
Kaufmann.
Die Beerdigung findet am
Dienstag, den 16. Sept., nachm.
4 Uhr, auf dem alten Friedhof,
Nied.=Ramſtädter Straße, ſtatt.
Wir bitten um zahlreiche
Be=
teiligung.
13767)
Der Vorſtand.
Dankſagung.
Allen, die unſerem lieben
Ent=
ſchlafenen die letzte Ehre erwieſen,
ſowie für alle Bemühungen Allen
unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Eugen Eckert.
Arheilgen, den 15. Sept. 1930.
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Darmſtädterſtr. 93.
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der Rheinpfalz.
Dienstag, den 16. September 1930
Seite 5
Nummer 256
Aus der Landeshauptſtadl.
Darmſtadt, den 16. September.
Landesbibliokhek.
Neue Erwerbungen (Auswahl), vom 15. September an auf 14
Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt:
Buhl, Frants: Das Leben Muhammeds Leipzig 1930.
Caspar, Erich: Geſchichte des Papſttums von d. Anfängen bis
zur Höhe d. Weltherrſchaft. Tübingen 1930. Clement=Janin:
Drames et Comedies romantiques. Paris 1928. Cohn, Willy:
Hermann von Salza. Breslau 1930. Dacqué Edgar: Die
Erdzeitalter. München 1930. Epochen der deutſchen Literatur,
Bd. II: Naumann, Hans: Die deutſche Dichtung der Gegenwart.
Stuttgart 1930. Fraenger, Wilhelm: Altdeutſches Bilderbuch.
Hans Weiditz und Sebaſtian Brant. Leipzig 1930 Handbuch der
ſpeziellen und pathologiſchen Anatomie u. Hiſtologie, Bd. 5:
Ver=
dauungsdrüſen. Teil 1: Leber. Berlin 1930. Hoetger,
Bern=
hard, Bildhauer. Von Georg Biermann, Kaſimir Edſchmid u. a.
Bremen 1930 Iſenfels, Paul: Gymnaſtik als Lebensfreude.
Stuttgart 1930. Leſſing, Theodor: Europa und Aſien
Leip=
zig 1930. Mersmann, Hans: Muſiklehre. Berlin 1929. Moll,
Bruno: Lehrbuch der Finanzwiſſenſchaft. Berlin 1930.
Schmitt=
henner, Paul: Krieg und Kriegführung im Wandel der
Welt=
geſchichte. Potsdam 1930. Schrenk, Johannes: Einführung in
die Pſychologie der Ausſage, Leipzig. Steller, Paul:
Füh=
rende Männer des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Wirtſchaftslebens.
Ber=
lin 1930 Thielſcher. Paul: Unſer Wiſſen um Jeſus. Ein
neuer Weg der Quellenunterſuchung. I: Die Selbſtentfaltung des
Stoffes in den vier Evangelien Gotha 1930. Voß, Wilhelm:
Handbuch für das Reviſions= und Treuhandweſen. Stuttgart 1930.
Wiegler, Paul: Geſchichte der deutſchen Literatur, Bd. 1: Von
der Gotik bis zu Goethes Tod. Berlin 1930.
Außerdem die neueſten gebundenen Zeitſchriftenbände.
Vom 29. September an verleihbar. Vormerkungen werden im
Leſeſaal entgegengenommen.
Handelsverkehr mit Algerien. Herr Generalkonſul
Win=
dels vom Deutſchen Generalkonſulat in Algier hält am Freitag,
dem 26. September, nachmittags, und am Samstag, dem 27.
Sep=
tember, vormittags bei der Außenhandelsſtelle für das Rhein=
Maingebiet, Frankfurt a. M., Sprechſtunden für die Firmen ab,
die am Handelsverkehr mit Algerien beteiligt ſind. Firmen, die
an den Sprechſtunden teilnehmen wollen, werden gebeten, dies der
Außenhandelsſtelle für das Rhein=Maingebiet, Frankfurt a. M.,
Börſe (Telephon 20 361), bis zum 22. d. M. mitzuteilen, damit eine
Verteilung der Beſucher auf die zur Verfügung ſtehende Zeit
ſtatt=
finden kann.
— Ausſtellung „Kelſterbacher Porzellan” im „Schloßmueſum.
Heute Dienstag nachmittag von 3—6 Uhr kann die Kelſterbacher
Porzellan=Ausſtellung zu dem ermäßigten Eintrittspreiſe von 50
Pfennigen pro Perſon (ſtatt 1 Mk.) beſichtigt werden.
— Wohltätigkeitskonzert. Es möge hiermit hingewieſen ſein
auf das Konzert, welches dieſe Woche ſtattfindet, und zwar am 17.
and 18. September, abends 8 Uhr, im Saale Nieder=Ramſtädter
Straße 30. Der Ertrag ſoll den Schweſtern und der von ihnen
ge=
heiſteten Arbeit zugute kommen. Altersheim, Kindergarten,
Kran=
ken= und Armenpflege, das alles ſind Arbeitsgebiete, deren
drin=
gende Aufgaben nicht nur mit Liebe und mit Aufopferung
be=
ſtritten werden können, ſondern die auch Mittel finanzieller Art
erfordern. Jegliche Schweſternarbeit verdient Unterſtützung, weil
von ihr meiſt mehr abhängt, als auf den erſten Blick zu erkennen
iſt. Dieſes möge alſo der erſte Beweggrund ſein, der manchen
ver=
anlaſſen wird, dieſem Konzert beizumohnen, welches ſich zur
Auf=
gabe geſtellt hat, durch Einſatz wirklich künſtleriſcher Kräfte dem
Ohre in angenehmer Weiſe das zu vergelten, was die Hand Gutes
getan hat.
— Kunſtverein. Wenn am letzten Sonntag trotz des
Wahl=
tages die Darmſtädter Kunſtfreunde in ſo ſtattlicher Zahl in der
Kunſthalle am Rheintor erſchienen waren, ſo iſt dies ein ſchöner
Beweis für die große Anziehungskraft, die die jetzige Ausſtellung
auf das kunſtliebende Publikum ausübt. Die Darmſtädter Maler
der Jahre 1730—1830, von denen manche, die mit hervorragenden
Arbeiten vertreten ſind, bisher der breiten Oeffentlichkeit, nicht
einmal dem Namen nach bekannt waren, haben großes Gefallen
gefunden, und es war eine Freude, auch am vergangenen Sonntag
wieder bei allen Erſchienenen das ungeteilte Gefühl der
Befriedi=
gung über das Geſehene feſtſtellen zu können. Es kann nur
noch=
mals empfohlen werden, den Beſuch der intereſſanten Schau, die
in dieſer ausgezeichneten Zuſammenſtellung nie wieder gezeigt
wer=
den wird, nicht zu verſäumen. Mittwoch, den 17. d. M.,
nachmittags 4 Uhr, wird wiederum Herr Dr. Krauße d’Avis
eine Führung durch die Ausſtellung veranſtalten, bei der er über
die in ihr gebrachte Kunſt eingehende Erläuterungen bringt. Da
dieſe Führungen für das ganze Verſtändnis der Malerei von 1730
bis 1830 von beſonderem Wert ſind, kann nur dringend geraten
werden, auch an ihnen teilzunehmen.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber ein Konzert des
Kurorcheſters in Franzensbad ſchreiben dortige Blätter u. a.: Frau
Hanne Luckas ſpielte die Trneceks „Schubert=Phantaſie”, ein
von den Harfeniſten gern geſpieltes Konzertſtück, mit Brillanz in
der techniſchen Durchführung und mit einem ſehr modulatoriſchen
Anſchlag. Die Künſtlerin, die ein peinlichſauberes Spiel
zutage treten laſſen konnte, erntete für die Darbietung reichen
Beifall.
Heſſiſches Landestheaker.
Dienstag,
16. Sept.
Mittwoch,
17. Sept.
Donnerstag
18. Sept.
Freitag,
19. Sept.
Samstag,
20. Sept.
Großes Haus
19.30—2 15 Uhr
4 2. Simone Boceanegra
Preiſe 1—10 Mk.
20—22 Uhr
B 2. Der Falſchſpieler
Preiſe 1.0——1000 Mk.
20—22 Uhr
Eröffnungsfeier der Darmſtädter
Volksbühne unter Wirkung von
Mitgliedern des Landestheaters
19.30—22 15 Uhr
Ein Sommernachtstraum
Preiſe 1—10 Mk.
E2
19.30—22.15 Uhr
D2. Simone Boccanegra
Preiſe 1—10 Mk.
20—22.45 Uhr Kein Kartenokf
Werbevorſtellung d. Dſt. Volksb
Zar und Zimmermann
Komiſche oper von Lortzing
Kleines Haus
Geſchloſſen
Geſchloſſen
Geſchloſſen
20—22 Uhr
Zuſ.=M. V1,1 Miſſiſſippi
Preiſe 1.20—6 Mk.
20—22 Uhr
17.30—22 3) Uhr
Sonntag,
Die Meiſterſinger von Zuſ=M. I/I.1 Miſſiſſippi
21. Sept.
Nürnberg
— Heſſiſches Landestheater. Heute Dienstag findet die zweite
Wiederholung der mit großem Erfolg aufgenommenen Verdi=Oper
„Simone Boccanegra” in der Inſzenierung von Carl
Ebert, Bühnenbild: Wilhelm Reinking, muſikaliſche Leitung: Dr.
Karl Böhm, ſtatt. In dieſer Vorſtellung ſingt Albert Lohmann
zum erſten Male die Titelpartie. In den übrigen Hauptrollen:
Mitrovic, Zohſel a G. Herrmann, Stralendorf, Overlack. — „Der
Falſchſpieler”, Komödie von Schkwarkin, deutſch von
Alexan=
dra Ramm, wird zum erſten Male am Mittwoch, dem 17.
Septem=
ber, in der Inſzenierung von Günter Haenel und Wilhelm
Rein=
king wiederholt. — Am Samstag, dem 20. September, wird das
Kleine Haus mit der Uraufführung von Georg Kaiſers Schauſpiel
Miſſiſſippi” eröffnet. Inſzenierung: Carl Ebert,
Bühnen=
bild: Lothar Schenck von Trapp. In den Hauptrollen: Schmitz,
Keim. Nürnberger, Jürgas, Maletzki, Weſtermann. Baumeiſter,
Kutſchera, Schindler. — Der Vorverkauf für die Werbevorſtellung
„Die Meiſterſinger von Nürnberg”, die am Sonntag,
dem 21. September ſtattfindet, beginnt morgen Mittwoch an der
Tageskaſſe des Großen Hauſes um 17 Uhr.
— Der Ververkauf für die Vorſtellungen des Kleinen Hauſes
findet bis auf weiteres an der Tageskaſſe des Großen
Hauſes ſtatt, und zwar wochentags von 9.30 bis 13.30 Uhr und
Sonntags von 11 bis 13 Uhr. Diejenigen Theaterbeſucher, die
Karten zu Vorſtellungen in beiden Häuſern abholen, brauchen
da=
her für die Folge ſich nur an die Tageskaſſe des Großen Hauſes
zu bemühen. Der Abendverkauf für das Kleine Haus
findet nach wie vor an der Kaſſe des Kleinen Hauſes
ſtatt.
Zernene Spieibian der vo. Breumtſw Saoventſchen maffemokierte.
Ziehung der 1. Klaſſe am 24. und 25. Okkober 1930.
Wer den neuen Spielplan dieſer Lotterie richtig beurteilen will,
muß ſich zunächſt darüber klar ſein, daß man nicht eigentlich von einer
Erhöhung des Lospreiſes ſprechen darf ſondern richtiger: von der
Wiedereinführung des über 75 Jahre und bis zum Jahre
1920 gültig geweſenen Friedenspreiſes von 200
Mark für das ganze Los, dem ſelbſtverſtändlich auch eine ganz
andere, bedeutend beſſere Gewinnchanee
gegenüber=
ſteht.
Im Jahre 1924 mußte man die unter der Inflation
zuſammen=
gebrochene Staatslotterie vollſtändig neu aufbauen, und griff dabei zu
dem populärſten Mittel, einem niedrigen Lospreis von 120 Mark. Der
Erfolg war ein großer; aber es zeigte ſich auch ebenſo klar, daß die
Gewinnausſichten bei dieſem allzu knapp
bemeſ=
ſenen Lospreis ſtark leiden mußten. Trotzdem konnte
man ſich mit Rückſicht auf die wirtſchaftliche Not unſerer Zeit nur ſchwer
zu der Wiedereinführung des altbewährten Friedenspreiſes entſchließen.
Aber aus allen Kreiſen der Spieler drängte die Forderung nach
einer Verbeſſerung der Gewinnausſichten, die nur durch den
Friedens=
preis zu erreichen war, immer ſtärker zur Entſcheidung, zumal
Ham=
burg und Sachſen dieſen Weg der Geſundung bereits ſeit einiger Zeit
beſchritten hatten. So konnte und durfte ſich auch die Generaldirektion
der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie dieſem Gebot der Zeit nicht
länger verſchließen.
Dadurch nun iſt es möglich geworden, einen Spielplan
herauszu=
bringen, der an der Spitze aller in= und ausländiſchen
Staatslotterien ſteht.
Vom Standpunkt des Spielers muß man dieſe zeitgemäße
Aende=
rung mit Dank und Anerkennung begrüßen! Denn wirtſchaftlich und
ſozial gedacht, iſt es richtiger, durch einen angemeſſenen
Lospreis die Gewinnausſichten ganz weſentlich zu
heben, als mit einem niedrigen Lospreis dieſe zu verwäſſern. Ein
Vergleich mit dem bisherigen Spielplan wird jedermann davon
über=
zeugen, wo der Vorteil für den Spieler liegt.
Die zwei Prämien von 500 000 RM., ſowie die erſten großen
Ge=
winne von 500 000 RM., 300 000 RM. und 200 000 RM. bleiben
un=
verändert beſtehen. Man hat hieran aus praktiſchen Gründen nichts
ändern wollen. Die Chancen bleiben für dieſe Gewinne die gleichen
wie bisher, da die Loszahl nicht vermehrt, dagegen
die Gewinnanzahl von bisher 330 400 auf jetzt 348000
Gewinne erhöht wurde!
Die großen Vorteile des neuen Spielplans zeigen ſich ſchon bei den
nun folgenden Gewinnen von 100 000 RM. abwärts:
Aus dieſer Aufſtellung wird jedermann ſofort klar erkennen, daß
hier eine ganz enorme Vermehrung der mittleren
und auch höheren Gewinne eingetreten iſt, die in der
Ge=
ſamtzahl mehr als das fünffache der bisherigen
An=
zahl beträgt, wodurch ein langjähriger Wunſch aller Spieler erfüllt
wurde.
Dadurch erhält der Spielplan eine außerordentliche
Zug=
kraft, die von keiner anderen Lotterie erreicht
werden dürfte.
Somit kann man ohne Uebertreibung ſagen, daß die Preußiſch=
Süddeutſche Klaſſenlotterie eine der größten
Ge=
winnchancen der Welt bietet!
Das wird ihr ſicherlich auch alle diejenigen wieder zuführen, die
vielleicht in den letzten Jahren ſich nicht mehr an der Staatslotterie
beteiligt haben, weil ſie ſich nach Prüfung des neuen Planes ſagen
müſſen: „Jetztlohnt es ſich wieder zu ſpielen!“
— Bund hirnverletzter Krieger. Bereits ſeit dem Jahre 1917
hat der Bund deutſcher hirnverletzter Krieger in Gemeinſchaft mit
den erſten Fachärzten die Aufgabe übernommen, fördernde Arbeit
zu leiſten. Aus eigenen Mitteln wurden Behandlungsheime in
Frankfurt a. M. und München geſchaffen, die mit Unterſtützung
privater Kreiſe ſowie einzelner örtlicher Behörden unterhalten
werden. Die beſten Spezialärzte ſtehen für die Behandlung ſowie
Beobachtung zur Verfügung. Das Beſtreben der Ortsgruppe
Darmſtadt des Bundes geht dahin, die Gründung eines
weite=
ren Heimes in Heſſen zu ermöglichen. Sicher wird es auch hier
wie anderwärts nicht an Freunden und Gönnern zur Förderung
dieſes Gedankens mangeln, um geeignete
Unterbringungsmöglich=
keit zu finden. Wir ſind jedem Freunde dankbar für Zuweiſung
abgelegter Kleidungsſtücke ſowie Lebensmitteln jeglicher Art. Dem
Bunde noch fernſtehende Kopf= bzw. Hirnverletzte Darmſtadts
ſo=
wie Umgebung (Odenwald, Bergſtraße) werden um Aufgabe ihrer
genauen Adreſſe an die Geſchäftsſtelle des Bundes. Darmſtadt,
Luiſenſtraße 8, Tel. 3927, gebeten.
— Orpheum. Volksvorſtellung. Heute abend 8.15 Uhr
geht letztmalig „Die ſpaniſche Fliege” in drei Akten von Arnold
und Bach bei ganz kleinen Volkspreiſen in Szene. Niemand
ver=
ſäume die Gelegenheit, ſich dieſe letzte Aufführung bei dieſen
billi=
gen Eintrittspreiſen anzuſehen. Karten: 80 Pf. bis 2 Mk. im
Ver=
kehrsbüro und bei Hugo de Waal, Rheinſtraße 14, ſowie
telepho=
niſche Beſtellung unter 389.
Fün die tägliche Pflege der Haut
äst- die Qualität Ihrer Waschtisch-
Seife immer entscheidend. Deshalb
verwenden Sie ein Produkt, dessen
duserlesene Beschaffenheit in allen
Verbraucherkreisen gerühmt wird:
Dr. Dralle‟s Bavendelseife
Grosse Runde Form, RM. 0.75. ((N8119
— Nächſte Dampferfahrten der Hamburg — Amerika=Linie.
(Auſtral=/Komsmos=Linien.) Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen
vorbehalten. Nach New York: M.S. St. Louis ab
Ham=
burg 16. 9., ab Cuxhaven 17. 9.. D. Deutſchland, ab Hamburg
18. 9., ab Cuxhaven 19. 9. D. Reſolute ab Hamburg 22. 9., ab
Cuxhaven 23. 9. D. Hamburg ab Hamburg 25 9. ab Cuxhaven
26. 9., M.S. Milwauukee ab Hamburg 30. 9., ab Cuxhaven 1. 10.,
D. Albert Ballin ab Hamburg 2. 10., ab Cuxhaven 3. 10.,
D. Cleveland ab Hamburg 7. 10., ab Euxhaven 8. 10.. D. New
York ab Hamburg 9. 10., ab Cuxhaven 10. 10. — Nach Kanada
(in Gemeinſchaft mit der County=Line), ab Hamburg: D.
Ucker=
mark (Hapag) 20. 9. D. Leſta (County) 10. 10.. D. Idarwald
(Hapag) 4. 11. — Nach Boſton, Philadelphia,
Balti=
more Norfolk (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd), ab
Ham=
burg: D. Idarwald (Hapag) 17. 9., D. Weſtfalen (Lloyd) 27. 9.,
D. Hannover (Hapag) 4. 10., D. Ilmar (Lloyd) 15. 10. — Nach
der Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=
Lloyd), ab Hamburg: M.S. Seattle (Hapag) 24. 9.. D. Schwaben
(Lloyd) 4. 10., M.S. Portland (Hapag) 15. 10., M.S. Los Angeles
(Lloyd) 25. 10. — Nach Cuba, ab Hamburg: D. Weſterwald
8. 11.. D. Kyphiſſia 13. 12. — Nach Mexiko (in Gemeinſchaft
mit der Ocean=Linie), ab Hamburg: M.S. Rio Panuco (Ocean)
16. 9., D. Phrygia (Hapag) 27. 9., M.S. Rio Bravo (Ocean)
9. 10., M.S. Palatia (Hapag) 21. 10. — Nach Weſtindien
(in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie, Bremen, und der
Ree=
derei H. C. Horn, Flensburg),ab Hamburg: D. Teutonia (
Ha=
pag) 20. 9., M.S. Heinz Horn (Horn) 27. 9., M.S. Orinoco
(Hapag) 4. 10., D. Adalia (Kosmos) 11. 10., D. Galicia (Hapag)
18. 10., M.S. Preſidente Gomez (Horn) 25. 10., M.S. Magdalena
(Hapag) 1. 11., D. Albingia (Hapag) 8 11. — Nach den
Weſt=
indiſchen Inſeln, (in Gemeinſchaft mit der Reederei H. C.
Horn, Hamburg), ab Hamburg: MS. Frida Horn (Horn) 23. 9.,
D. Georgia (Hapag) 7. 10., M.S. Marie Horn (Horn) 21. 10. —
Nach der Weſtküſte Zentralamerikas (in
Gemein=
ſchaft mit der Roland=Linie, Bremen), am Hamburg: D. Adalia
(Kosmos) 11. 10., D. Albingia (Hapag) 8. 11., ein Dampfer (
Ro=
land) 6. 12. — NachderOſtküſte Südamerikas, ab
Ham=
burg: D. General Belgrano 17. 9. D. Lübeck 20. 9., D. General
Artigas 27. 9., D. Hohenſtein 30. 9., D. Baden 4. 10., D. General
Mitre 11. 10. D. Niederwald 15. 10. — Nach der Weſtküſte
Südamerkas, (in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie,
Bre=
men), ab Hamburg: D. Emil Kirdorf (Kosmos) 17. 9., M.S.
Rhein (Kosmos) 20. 9., D. Ausgir (Roland) 24. 9. D. Ammon
(Kosmos) 1. 10. — Nach Oſtaſien (Gemeinſchaftsdienſt
Ha=
pag/Lloyd), ab Hamburg: D. Alſter (Lloyd) 17. 9., D. Franken
(Lloyd) 20. 9., M.S. Burgenland (Hapag) 24. 9., M.S.
Rhein=
land (Hapag) 27. 9., M.S. Fulda (Lloyd) 1. 10. D. Schleſien
(Lloyd) 4. 10. — Nach Niederländiſch=Indien (
Ge=
meinſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=
Geſell=
ſchaft, Aktiengeſellſchaft, Hamburg, und der N.V. Nederlandſche
Stoompaart Maatſchappif „Oceaan”): D. Menes (Hapag) ab
Rot=
terdam 16. 9., D. Kurmark (Hapag) ab Hamburg 24. 9., D.
Poly=
dorus (Oceaan) ab Hamburg 8. 10., D. Eſſen (Hapag) ab
Rotter=
dam 14. 10 — Nach Auſtralien (Gemeinſchaftsdienſt der
Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft. Hamburg, des
Norddeutſchen Lloyd. Bremen, und der Reederei Alfred Holt u.
Co., Liverpool), ab Hamburg: D Neckar (Lloyd) 25 9. D.
Dort=
mund (Hapag) 9. 10.. D. Oder (Lloyd) 25. 10. M.S. Rendsburg
(Hapag) 8. 11. — Nach Südafrika (Deutſch=Auſtraliſche
Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Aktiengeſellſchaft. Hamburg), ab
Ham=
burg: D. Naumburg 20. 9., D. Caſſel 18. 10. — Hamburg=
Rhein=Linie, ab Hamburg: „D. Mannheim zirka 16. 9.,
D. Karlsruhe 20. 9., D. Köln zirka 25. 9., D. Straßburg zirka
30 9 — Hamburg=London=Linia Wöchentlich drei
Abfahrten. — Mitgeteilt durch die hieſige Vertretung:
Bankge=
ſchäft Friedrich Zaun, Luiſenplatz 1. Telephon 1309.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht verhandelte in ſeiner Montagsſitzung
zuerſt gegen eine 55jährige Frau aus Heubach, die zwei Bekannte dazu
verleitet haben ſoll, in einem Verfahren gegen ihren Sohn zu deſſen
Gunſten auszuſagen. Der erſte, als Zeuge vernommen, entlaſtet die
Frau. Sie habe ihn wohl zu ſich beſtellt, aber ihn dann lediglich
ge=
fragt, ob er ihren Sohn während der fraglichen Zeit vielleicht geſehen
habe. Er muß jedoch zugeben, daß er den Eindruck hatte, daß die Frau
wünſche, er würde etwas zu ihres Sohnes Gunſten ausſagen. Er habe
ſich jedoch gar nicht darauf eingelaſſen und ſie habe auch keine
beſtimm=
ten Forderungen an ihn gerichtet. Der zweite Zeuge aber belaſtet die
Frau außerordentlich. Sie habe gewollt, er ſolle ausſagen, daß er in
der Nacht zuſammen mit ihrem Sohn daheim geſchlafen habe. Er habe
ſich auch zunächſt darauf eingelaſſen. — Später jedoch bekam er
Gewiſ=
ſensbiſſe, leugnete alles und gab an, die Frau habe ihn zu der
Aus=
ſage beſtimmt. Die Frau, ein armes Mütterchen, ſchwer nervenkrank.
dazu humpelnd, war in großer Erregung. Sie leugnet, den Mann zu
ſeinen Ausſagen beſtimmt zu haben. Er habe ſelbſt davon angefangen.
Sie habe ihn immer gebeten, nur ja die Wahrheit zu ſagen. Sie habe
auch nie behauptet, daß ihr Sohn unſchuldig ſei, aber natürlich alles
zu tun verſucht, damit ihr Sohn möglichſt gering beſtraft werde. Es
er=
geben ſich auch im Laufe der Verhandlung merkwürdige Dinge; ſo hat
der Zeuge, der die Frau belaſtet, verſucht, von ihr 20 Mark zu erhalten,
und es erweckt ſehr den Anſchein, daß er erſt, als er dieſes Geld nicht
erhielt, die Frau anzeigte. Auch der Verteidiger betont das. Der Zeuge
ſei vollkommen unglaubwürdig und da die Anklage allein auf ſeinen
Ausſagen beruhe, müſſe man die Frau freiſprechen. Bei der
Gegen=
überſtellung mit dem Sohn, der in rührender Weiſe von der Mutter
ſpricht, bekommt dieſe einen Nervenanfall, ſo daß eine Pauſe eingelegt
werden muß. — Der Staatsanwalt hält die Schuld der Angeklagten
für erwieſen und beantragt eine Geſamtſtrafe von einem Jahr und
vier Monaten Zuchthaus. Auch das Gericht glaubt die Schuld
der Frau bejahen zu müſſen und muß infolgedeſſen auf die
Mindeſt=
ſtrafe vom einem Jahr und drei Monaten Zuchthaus erkennen. Die
Unterſuchungshaft wird mit acht Wochen in Anrechnung gebracht. Eine
drakoniſche Strafe, wem man bedenkt, daß die ſtrafbare Handlung
die=
ſer armen Frau aus dem edelſten menſchlichen Gefühl, der Mutterliebe,
entſprungen iſt, und man muß wohl eine Lücke in unſerem heutigen
Strafgeſetzbuch erkennen, wenn man ſieht, daß die Nichter in dieſem
Fall bei einer Bejahung der Schuldfrage ſelbſt bei beſtem Willen nicht
auf eine niedrigere Strafe erkennen könmen.
Das Gericht verurteilt einen Mann wegen Vergehens gegen § 218
zu einer Geſamtſtrafe von fünf Monaten Gefängnis und zwei Frauen
zu je 75 Mark Geldſtrafe.
Weiterhin wird ein junger Mann wegen Vergehens gegen 8 176
Abf. 2 zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Als Letzter ſitzt ein 26jähriger Fahrradmarder auf der
Anklage=
bank. Er gibt den Diebſtahl unumwunden zu und wird infolge ſeiner
erheblichen Voyſtrafen zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Die
Unterſuchungshaft kommt mit drei Wochen in Anrechmung. Der
Ange=
klagte nimmt das Urteil an.
— Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums
eröffnet die Reihe ihrer Winterveranſtaltungen am Freitag, dem 26.
September, mit einem Lichtbildervortrag des Univerſitätsprofeſſors Dr.
Deubner (Berlin) über „Das Blütenfeſt der Athener‟. Der Vortrag
findet im Feſtſaale des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums (Karlſtr. 2) ſtatt.
—Das Winterſemeſter in den fachgewerblichen Kurſen der
Alie=Eleonorenſchule beginnt am 13. Oktober im Weißnähen,
Schneidern, gekürztem Schneiderkurſus, Weißſticken, Stopfen,
Flicken, Bügeln, Kunſthandarbeiten, Kochen und Hausarbeit. In
beſonderen Abendkurſen für Maſchinennähen, Schneidern und
Kochen iſt berufstätigen Frauen und Mädchen Gelegenheit
gege=
ben, ſich dieſe Kenntniſſe anzueignen.
— Eröffnungsfeier der Darmſtädter Volksbühne. Wir weiſen
nochmals auf die morgen abend im Kleinen Haus ſtattfindende
Er=
öffnungsfeier hin. Ihre Mitwirkung haben zugeſagt; Käthe
Walter, Maria Kienzl, Karl Stralendorf, Hans Baumeiſter, Paul
Schnurrbuſch und das Schnurrbuſch=Quartett. Die Begleitung der
Geſänge und Violinſoli hat Herr Erwin Palm übernommen. Das
Programm hat ernſten Charakter. Im erſten Teil werden Werke
von deutſchen Meiſtern dargeboten, während der zweite Teil
ita=
lieniſchen Komponiſten gewidmet iſt. Eintrittskarten zum
Ein=
heitspreiſe ſind im Vorverkauf in der Geſchäftsſtelle,
Eliſabethen=
ſtraße 34, erhältlich. Die nicht verkauften Karten werden noch an
der Abendkaſſe verausgabt.
— Hausfrauenbund. Wir machen auf die heute ſtattfindende
Beratung über Heizungsfragen, die jedermann unentgeltlich
zu=
gängig iſt, aufmerkſam (Heidelberger Straße 47, Eingang
Wil=
helmſtraße). Siehe auch heutiges Inſerat. Außerdem wird, den
Mitgliedern bekannt gegeben, daß eine gemeinſame Beſichtigung
der Ausſtellung auf der Mathildenhöhe „200 Jahre Darmſtädter
Kunſt” zur üblichen Zeit für heute Dienstag vorgeſehen iſt.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beaniwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlſchkeſt.
L., hier: 1. Dr. mach. iſt die Doktorwürde, die ein Diplom=Ingenieur
des Maſchinenbaufaches durch eine entſprechende Prüfung erlangen kamn.
Vorbedingungen: Studium an Techniſcher Hochſchule und Diplom. —
2. Dr. sc. pol. (sciontige politiege) iſt einer der verſchiedenen
Doktoren=
titel der ſtaatswiſſenſchaftlichen Falkultät. Vorbedingung: Studium an
Univerſität oder Techniſcher Hochſchule, Diplom und Doktorarbeit. —
3. Dr. rerum politicarum heißt auf deutſch: Doktor der
Staatswiſſen=
ſchaften.
Tageskalender für Dienstag, den 16. September 1930.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus, 19.30 Uhr, A 2:
„Simone Boccanegra”. — Kleines Haus: Geſchloſſen. —
Kon=
zerte: Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum
Datte=
rich, Café Renſchler. — Orpheum, 8.15 Uhr: „Die ſpaniſche
Fliege‟. — Kinovorſtellungen: Union=. Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
Seite 6
Dienstag, den 16. September 1930
Nummer 256
Aus Heſſen.
Die Einweihung der Jugendherberge
Reichenbach i. ddw.
Unter großer Beteiligung wurde unſere hieſige
Jugendher=
berge geweiht. Am Vorabend fand im Schulhof eine Abendfeier ſtatt.
Im Lichte der Scheinwerfer hatten ſich die auswärtigen Gäſte und die
Einwohner von Reichenbach verſammelt. Zur Einleitung ſprach Herr
Brambach=Darmſtadt über „Warum und wozu Jugendherbergen gebaut
werden”. Anſchließend ſpielte ſich die bekannte „Hornbacher Spielſchar”
unter ihrem Führer, Herrn Lehrer Becker, in die Herzen der
Reichen=
bacher hinein. Schelmiſche Hans=Sachs=Stücke und luſtige Lieder folgten
in bunter Reihe und wurden unter jubelndem Beifall von den
Zu=
ſchauern aufgenommen. Allſeitig wurden die Leiſtungen der kleinen
Sänger und Schauſpieler bewundert. Wir hoffen, daß ſie uns bald
wie=
der mit ihrem Spiel erfreuen. Am Sonntag vormittag fand ein Jugend=
Gottesdienſt ſtatt. Herr Pfarrer Scheid hielt eine tief empfundene
Feſtpredigt. Er ermahnte die Jugend zu einem gottgefälligen Wandern.
Am Nachmittag erfolgte die Einweihung der feſtlich geſchmückten
Jugend=
herberge. Der hieſige Poſaunenchor unter Leitung des Herrn Phil.
Mink ſpielte zunächſt den Choral „Das iſt der Tag des Herrn”. Dann
folgte ein Wanderlied, vorgetragen durch den Schülerchor der
Volks=
ſchule unter Leitung von Herrn Rektor Keil und hierauf der in
Oden=
wälder Mundart von unſerem Heimatdichter Georg Bechtel verfaßte
Vorſpruch, vorgetragen von Frl. Gerſtenſchläger. Herr
Bürger=
meiſter Mink begrüßte die anweſenden Gäſte und Feſtteilnehmer und
übergab als Vertreter der Gemeinde, die den Bau finanziert hat, das
Heim an den Jugendherbergsverband mit dem Wunſche, daß es der
Jugend und der Gemeinde zum Segen gereichen möge! Herr Gau=
Ge=
ſchäftsführer Brambach übernahm mit herzlichem Dank an Herrn
Bürgermeiſter Mink und Herrn Lehrer Schlörb die Jugendherberge und
überreichte beiden als Anerkennung für ihre anerkennenswerte Arbeit je
ein Buch. Dank ſagte er auch den Gemeinderäten, den Frauen und
Mädchen für die ſchöne Geſtaltung der Innenräume, den Bauleuten und
allen Einwohnern von Reichenbach für dieſe ſchöne Tat, die ſich zum
Segen der Jugend und zum Segen der Gemeinde Reichenbach
auswir=
ken möge. Nunmehr ergriff Herr Schulrat Haſſinger vom
Kultus=
miniſterium das Wort zur Weiherede:
Wenn der Sommer ins Land zieht, dann zieht auch in jedem
Men=
ſchen die Sehnſucht ein, wieder einmal hinauszuziehen und neue Kräfte
zu ſammeln für die tägliche Arbeit. Nicht weit zog ich diesmal. Ich war
in unſerer Carl=Ulrich=Jugendherberge in
Zwingen=
berg zu Gaſt. Kennt Ihr unſere Carl=Ulrich=Herberge? Da kommt
am Morgen die Sonne hinter den Bergen her, und du ſitzt im Vorraum
mit ſeinen bunten Möbeln und ſchauſt über das weite Ried hin, ſiehſt
die Wälder wie dunkle Flecken und die Pappeln wie Wegweiſer zum
Rhein, der ſich dort hinten am Horizont durch die Ebene ſchlängelt.
Dann kommen die Züge und huſchen aneinander vorbei, der eine nach
Norden, der andere nach Süden, die Autos ſiehſt du wie Kinderſpielzeug
über die Straße ſauſen. Man ſpricht zu den Kindern ſo viel von der
Heimat, man müht ſich ab, ihnen die Grundbegriffe des Verkehrs, der
Landſchaft beizubringen; wenn man mit ihnen einmal einige Tage an
einem ſolchen Platze ſitzen wollte, es wäre wahrhaftig ein frohes Spiel,
ihnen nicht nur die Kenntniſſe beizubringen, nein, ich glaube auch die
Liebe zu dieſer unſerer Heimat ins Herz zu legen. Jeder ſollte nur
er=
leben, wie es dort am Abend iſt. Da ſtehſt du auf der Terraſſe und haſt
alles vor dir, was ſo die unbeſchriebenen Kinderſeelen von ihren älteren
Freunden erfragen wollen. Die Sterne ſcheinen viel näher zu ſtehen,
der Mond hängt ſo nahe vor dir, als ſei er eigens dort hingeſtellt; die
Züge ſind nun rauſchende Bänder von Licht, dunkel und fragend ſtehen
die Wälder auf den Höhen hinter dir, und über allem iſt eine Ruhe,
als gäbe es auf der ganzen Erde nichts als dieſes Verweilen und dieſes
Genießen.
Ich habe oft an dieſen Abenden an unſere Jugend gedacht, der nun
doch in unſerem deutſchen Vaterlande mehr als 2000 ſolcher herrlichen.
Plätze durch unſere Jugendherbergen erſchloſſen ſind. Man ſollte jeden
Menſchen zu ſeinem eigenen Beſten zwingen, in ſeiner Jugend
wenig=
ſtens einmal eine mehrtägige, noch beſſer eine zwei= oder dreiwöchige
Wanderung zu machen. Es ſtünde ſicherlich um vieles beſſer in unſerem
Volke. Ich habe in Zwingenberg mit jungen Menſchen
zuſammengeſeſ=
ſen und ihnen erzählt, daß wir in acht Tagen wieder eine
Jugendher=
berge einweihen wollten, hier in Reichenbach.
Herr Bürgermeiſter. Ihr Bürger von Reichenbach, ich habe auch
von der großen Opferwilligkeit der Gemeinde Reichenbach geſprochen,
einer Opferwilligkeit, die ich gerne mancher Gemeinde unſeres
Heſſen=
landes zum Vorbild hinſtellen möchte. Geſtatten Sie mir, daß ich
Ihnen hier den Dank unſeres Verbandes und den Dank unſerer
geſam=
ten Wanderjugend ausſpreche für dieſes ſchöne Werk.
Und ſo wollen wir denn unſere jüngſte Jugendherberge ihrem Dienſt
weihen. Möge ſie allezeit eine friſche und geſunde, körperlich und
ſee=
liſch kräftige Jugend heranwachſen ſehen; möge ſie den jugendlichen
Wanderern frohes Behagen ſchenken, ein Heim und eine Heimat in der
Fremde ſein. Dir aber, liebe Jugend, rufe ich zu:
Sonne lächelt dir nicht an jedem Tag,
In dir entfache des ewigen Feuers Schein.
Schmiede die Stunde mit kräftigem Hammerſchlag.
Und ſie wird dankbar in blühender Zukunft ſein.
Mit einem „Heil” auf die deutſche Jugend ſchloß Schulrat Haſſinger
ſeine mit großem Beifall aufgenommene Rede. Herr Lehrer Schlörb
lud dann die Anweſenden zur Beſichtigung des Hauſes ein. Die
Jugend=
herberge bietet Schlafgelegenheit für 60 Wanderer, iſt zweckmäßig
aus=
geſtaltet mit Gas, elektriſchem Licht und Waſchgelegenheit in den
Schlaf=
räumen. „Hier iſt gut ſein”, das iſt der Eindruck, den der Beſchauer
hat. Mit einem Liede des Schüilerchors und einem flotten Marſch des
Poſaunenchors ſchloß die ſchöne Feier. Anſchließend war wiederum Spiel
und frohes Treiben im Schulhofe des neuen Schulhauſes. Einige
Jugend=
gruppen erfreuten die Zuſchauer mit ihren Aufführungen. — Der
Feſtes=
zauber iſt nun vorüber, ſchlicht und einfach ſteht ſie wieder da, unſere
Jugendherberge, als eine Heim= und Ruheſtätte für die wandernde
Jugend, die unſer ſchönes Tal durchſtreift.
An. Arheilgen, 15. Sept. Straßenherſtellung.
Gegen=
wärtig iſt man hier mit der Herrichtung einiger Straßen beſchäftigt.
Den Anfang machte man mit der Guten Gartenſtraße.. Dieſe erhält auf
beiden Seiten erhöhte Fußſteige mit Randſteinen, während die Fahrbahn
eine Aſphaltdecke erhalten ſoll. Durch dieſe Arbeiten fanden eine
An=
zahl Arbeitsloſer Verdienſtmöglichkeit. — Gebührenordnung. Die
hieſige Gemeinde veröffentlicht eine Gebührenordnung über die
Er=
hebung einer Kanalbenützungsgebühr. Dieſe beträgt für bebaute
Grund=
ſtücke 10 Pfennig für je 100 Mark Brandverſicherungswert und für
un=
bebaute Grundſtücke 10 Pfennige auf je 100 Mark Steuerwert. Jede
an=
gefangene 100 Mark des Brandverſicherungskapitals oder Steuerwertes
gelten für voll. Die Mindeſtgebühr beträgt 3 Mark. Die
Gebührenord=
nung tritt mit dem 1. Dezember v. J. in Kraft. —
Beratungs=
ſtunde. Dieſen Dienstag, nachm. 3 Uhr, findet auf dem Rathauſe eine
Beratungsſtunde der Mütter= und Säuglingsfürſorge ſtatt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Sept. Wäſchediebſtahl. In der
Nacht von Samstag auf Sonntag, wurden in der zwiſchen hier und
Waſchenbach gelegenen Pinkmühle (Beſitzer W. Roß) einige wertvolle
Wäſcheſtücke, die über Nacht zum Trocknen aufgehängt waren, geſtohlen.
Es handelt ſich um einen Einbruch in die geſchloſſene Hofreite des
Be=
ſitzers. Die Polizei fahndet nach dem bis jetzt noch unbekannten Täter.
— Geſchäftsjubiläum. Die Drogerie und
Kolonialwarenhand=
lung Karl Block feierte dieſer Tage das 40jährige Beſtehen. Welch’
gro=
ßer Hochachtung und allgemeinen Beliebtheit ſich der Geſchäftsinhaber
erfreut, beweiſen die aus allen Kreiſen eingegangenen Ehrungen und
Geſchenke. — Obſt=und Gartenbauverein. Auf die am
kom=
menden Sonntag, den 21. d. M., ſtattfindende Hauptverſammlung des
Obſt= und Gartenbauverbandes für den Kreis Darmſtadt in Arheilgen
wird beſonders aufmerkſam gemacht. Alle Mitglieder des Vereins
kön=
nen neben den beſtellten Vertretern als Intereſſenten der Tagung
bei=
wohnen. Dieſe iſt verbunden mit einem Vortrag des Obſtbauinſpektors
Behne über Schädlingsbekämpfung.
Cd. Michelſtadt, 15. Sept. Kommuniſten überfallen
einen Nationalſozialiſten. Nachdem die Tage vor der
Wahl, mit Ausnahme einiger harmloſer Liebkoſungen zwiſchen K.P.D.,
S. P.D. und N. S.D.A.P. ruhig vorüber gingen, wurde die Sache am
Samstag abend ernſter. In der Erbacher Straße trieben ſich gegen
Mitternacht mehrere Kommuniſten herum. Der 21jährige Student
Rudolf Haſenzahl kam um dieſe Zeit aus der Gaſtwirtſchaft „Zum
Gol=
denem Stern” und ging an das gegenüberliegende Amtsgerichtsgebäude,
um ſich die dort in großer Anzahl angeklebten Wahlplakate anzuſehen.
Kaum dort angekommen, wurde er von einem der Kommuniſten von
hinten gepackt, worauf die anderen, zirka zwölf, hinzueilten und den
Ueberraſchten mit Knüppeln bearbeiteten. Durch mehrere Schläge auf
Kopf. Arme und Schulter fiel der Ueberfallene mehrmals zu Boden,
raffte ſich wieder auf, bis er das Bewußtſein verlor. Man verſetzte ihm
dann noch einige Fußtritte und ließ ihn liegen. Die in Schrecken und
Angſſ ob ſolcher rohen Tat verſetzten Bewohner der Straße alarmierten
die hieſige Gendarmerie, die ſofort erſchien und auch die Namen der
Roblinge feſtiſtellen konnte. Wie weiter noch feſtgeſtellt wurde, ſollen
zwei der ſtädtiſchen Schutzleute in nächſter Nähe des Tatortes geweſen.
ſein, ohne einzugreifen. Der Ueberfallene gehört der N.S.D.A.P. an.
die Täter der K.B.D.
Roine Mamiinge Banderung.
Von Hans Otto Becker.
Vor kurzem hat der Odenwaldklub eine neue Markierung im
Müm=
lingtal angelegt, die dem Freunde unſeres Heimatgebirges die
Möglich=
keit zu einer ſchönen Wanderung gewährt; ſie führt abſeits der ſtaubigen
Landſtraße zuerſt auf der öſtlichen, dann auf der weſtlichen Seite des
Tales, ſoweit möglich, im Walde, und wenn ſie auch immer wieder
längſt bekannte Ziele berührt, ſo ſind doch die zu den bekannten Orten
führenden Wege neu für den Wanderer. Bei allzu heißem Wetter mag
die Wanderung weniger empfohlen werden, da immerhin einige Strecken
über freies Feld keinen Schutz vor der Sonne bieten.
Die neue Wegbezeichnung iſt ein rotes liegendes Kreuz, in der
Markierungskarte iſt ſie als Nebenlinie 13 aufgenommen; ihre Anlage
iſt auf das Betreiben der Odenwaldklub=Ortsgruppen des Mümlingtales
und Babenhauſen erfolgt. Sie beginnt in Babenhauſen und durchzieht
den Bachgau und berührt nach 5½ Stunden in Neuſtadt zum erſtenmal
das Tal der Mümling. Von dieſem Städtchen gelangt man auf dem
„Fußpfad nach Rimhorn” ſteil hinauf zum Wald, wo man noch einmal
einen wunderbaren Rückblick auf das hohe Haus Breuberg über Neuſtadt
und dem Tale genießt, worauf uns der Wald aufnimmt. In ſüdlicher
Richtung kommt man nach Rimhorn und weiter, wieder im Walde, geht
es nach Süden, dann durch die Feldgemarkung von König hinab in das
aufblühende, erfreulich viel beſuchte Städtchen, das einzige Bad des
Odenwaldes. Hier ſerreicht die Markierung zum zweitenmal das
Müm=
lingtal und zum erſtenmal die Odenwaldbahn; man beginnt vielleicht
deshalb zweckmäßig in König die Mümling=Wanderung. Wenn es die
Zeit erlaubt, wirft man einen Blick in den hübſchen Kurgarten und
ver=
ſucht einen Schluck des eiſenhaltigen Säuerlings, der Heilquelle des
Bades König.
Dann geht es vom Bahnhof gleich links rüſtig bergan zum Wald
und deſſen Saum folgend, in ſüdlicher Richtung zum Ebertsgraben, der
gekreuzt wird, und wiederum am Waldrand hin, bis der Weg ins Tal
nach Zell hinab fällt; der Ort hat ſich in neueſter Zeit auch als
Luftkurort empfohlen. Bis zur Mitte des Ortes folgt der Weg der
Straße, dann überſchreitet er die Mümling und führt nun bis zum
Schluſſe dauernd auf deren linker Seite weiter. Zunächſt geht es im
Feld an einem Ausſichtstempel vorüber zur Höhe, wo für längere Zeit
ſchöner Buchenhochwald den Wanderer begleitet; zweimal hat man an
Einſchnitten im Wald einen Blick tief hinab in das hier ſehr enge Tal
der Mümling. Hat man einen nun folgenden Kiefernwald durchſchritten,
der zum Zeller Kopf gehört, ſo öffnet ſich am Waldende eine weite
Sicht auf Michelſtadt, Erbach und im Hintergrund den Krähberg, der
das Bild beherrſcht und abſchließt. Ueber freies Feld kommt man an
einem Kalbſteinbruch vorüber — nebenbei bemerkt, hier ein ganz
verein=
zeltes Vorkommen von Kalk inmitten des Buntſandſteins des öſtlichen
Odenwaldes — und hinunter nach Steinbach. Die altehrwürdige
Einhardsbaſilika, wo jetzt gerade Grabungen des Denkmalpflegers Prof.
Dr. Behn ſtattfanden, und das Märchenſchloß Fürſtenau mit ſeinen vier
Ecktürmen und dem Wunder ſeines Renaiſſancebogens, lochen zum Beſuch.
In Steinbach geht es weiter bis zum „Scharfen Eck”, über den Bach,
im Feld aufwärts, bis die nach Michelſtadt führende Straße erreicht
wird. Auf dieſer, aber in der Michelſtadt abgekehrten Richtung, kommt
man zu dem hoch am Waldrand gelegenen Gaſt= und Kurhaus Waldhorn.
Nun folgt wieder ein herrlicher Buchenhochwald, in deſſen Schatten uns
die Wanderung zur Sofienhöhe führt. Von König bis hierher beträgt
die Marſchzeit 3½ Stunden, ſo daß uns die Sofienhöhe als Raſtplatz
willkommen iſt, eine Anlage von Bänken unter ſchönen alten
Linden=
bäumen, vor einem Schutztempel, von dem Goethe geſagt hätte „antiker
Form ſich nähernd”. Beim Weitergang zeigt ſich uns dann zur linken
im freien Feld eine ſchöne Eiche, die laut ihrer Namenstafel
eigentüm=
licherweiſe „Sofineneiche” heißt. Gleich darauf wird die „ſchwarze
Chauſſee” erreicht, auf der wir nun nach Erbach hinunter gelangen.
Man kann hier die Wanderung unterbrechen oder abbrechen, um das
alte Grafenſchloß und das ſehenswerte Städtel mit ſeinen Häuſern aus
mittelalterlicher Zeit zu beſuchen; die Wegbezeichnung berührt jedoch die
Stadt nur auf eine kurze Strecke am Bahnhof, dann geht es gleich in
den Wieſengrund, zum Elektrizitätswerk, wo auch die Jugendherberge
untergebracht iſt, und nach Lauerbach, von wo unſer Pfad wieder bergan
ſteigt und ſich einmal nach Weſten ausbiegt. Nun hat man einen Blick
in ein Seitental mit ſeinen Siedelungen, die weit zerſtreut ſind, wie wir
ſie aus den ſüdlichen Odenwaldtälern kennen. Dann wird
Günther=
fürſt durchſchritten, ein Wieſentälchen folgt und wieder ein Ort,
Haiſterbach; von der Höhe darüber ſieht der ſtattliche Haiſterbacher
Hof, dem gräflichen Hauſe Erbach gehörig, herab. Am Ausgang
Haiſter=
bachs, das übrigens nichts mit dem aus der Sage bekannten Mönch von
Haiſterbach zu tun hat, übt man „Herz und Hand fürs Vaterland” und
weithin hallt an den Hängen öſtlich des Mümlingtales das Echo der
Schüſſe. An einem mit Hecken bewachſenen Rain zieht ein Feldweg in
ſüdlicher Richtung zum Walde, dann geht es ſteil darin hinab zur
Landſtraße, die bei Ebersberg nur für wenige Schritte, bis zur
„Waldſchenke”, unſerer Wanderung dient. Noch einmal ſteigt unſer
Pfad bergan, um im Walde, mit der Fahrſtraße drunten im Tale
gleich=
laufend, uns zum Ziele zu bringen, zur Marbach; fürf Stunden ſind
ſeit dem Weggang von König verſtrichen.
Hier mündet das von Hüttental und Hiltersklingen — den Stätten
des Siegfried= oder Lindelbrunnens — ziehende Marbachtal in das
Mümlingtal ein, hier vereinigen ſich die Marbach mit der von
Beer=
felden herabfließenden Hetzbach und das vom Krähberg kommende
Himm=
bächel zur Mümling; hier erhebt ſich eindrucksvoll der Himmbächel=
Via=
dukt der Odenwaldbahn mit ſeinen zehn Bogen aus rotem Sandſtein,
das ganze ein Landſchaftsbild von hohem Reiz. Im Tale drunten das
Gaſthaus hieß einſt im Volksmund das „Unnötige Wirtshaus”. Noch
eine Viertelſtunde benötigt man zu dem hoch gelegenen Bahnhof
Hetz=
bach, von dem man die Heimfahrt antritt, die uns in raſchem Fluge noch
einmal an all den Orten vorüberführt, die unſere Wanderung
be=
rührt bat.
Bb. Bensheim, 15. Sept. Am heutigen Morgen wurde mit den
tech=
niſchen Vorarbeiten zur Erbauung des Finanzamtes, das bekanntlich in
der Wilhelmſtraße ſeinen Platz erhält, begonnen. Es waren Vertreter
des Bauherrn (Reichsfiskus), der Bauleitung (Stadtbauamt) und
Be=
amte vom Vermeſſungsdienſt anweſend, die die Abſteckung des
Bau=
geländes vornahmen. Mit dem Bau ſelbſt wird unverzüglich begonnen.
Das Stadtbauamt, das mit der Bauleitung beauftragt iſt, hat
ſeiner=
ſeits die Durchführung des Baues dem bisherigen Geſchäftsführer des
Wohnungsamtes, Herrn Roos, übertragen, der Fachmann im Bauweſen
iſt und früher viele Jahre auf Architektenbüros tätig und mit
Bauaus=
führungen aller Art betraut war; er arbeitete auch längere Zeit bei
dem bekannten, leider zu früh verſtorbenen Herrn Prof. Metzendorf. —
Die hieſige katholiſche Kirche beging das 100jährige Beſtehen ſeit ihrer
Einweihung mit einem feierlichen Pontifikalamt, das von dem Herrn
päpſtlichen Protonotor May zelebriert wurde, während Herr
Domkavi=
tular Prof. Lenhart die Feſtpredigt hielt. Am Nachmittag vereinigte
ſich die katholiſche Bewohnerſchaft in den Sälen des Deutſchen Hauſes
zu einer weltlichem Feierſtunde, wobei Herr Stadtpfarrer Jacob die
Be=
grüßungs= und Schlußworte, Herr Bürgermeiſter D. Angermeier die
Glückwünſche der Stadt und ihrer Verwaltung, der heſſiſche Geſandte
in Berlin, Herr Nuß, die eigentliche Feſtrede hielt.
Beförderung von Poſt mit Segelflugzeugen
im Bogelsberg.
— Offenbach a. M., 15. Sept. Mit Genehmigung des
Reichspoſt=
miniſteriums unternimmt die Flugſportvereinigung Offenbach a. M.
unter dem Protektorat prominenter Perſönlichkeiten am 5. Oktober eine
Beförderung von Briefen und Poſtkarten mittels Segelflugzeuges von
der Herchenhainer Höhe im Vogelsberg nach einer
Tal=
ſtation der Reichspoſt, wo die Poſtſachen der Reichspoſt zur
Weiterbeför=
derung übergeben werden. Die Briefe und Poſtkarten müſſen
ordnungs=
mäßig freigemacht und mit einer Segelflugpoſt=Zuſatzmarke der 1.
Heſ=
ſiſchen Segelflugpoſt verſehen ſein. Es werden Segelflug=Poſtkarten und
Segelflug=Zuſatzmarken ausgegeben. Der Preis für eine Poſtkarte mit
eingedruckter Zuſatzmarke, ſowie für eine Zuſatzmarke beträgt 25 Pfg.
Poſtkarten ſind mit einer, Briefe mit zwei Zufatzmarken außer der
poſta=
liſchen Gebühr freizumachen. Es werden nur eine beſchränkte Anzahl
der künſtleriſch ausgeführten Marken abgegeben, die von der „1.
Heſ=
ſiſchen Segelflugpoſt, Offenbach a. M., Poſtfach 36” gegen Voreinſendung
des Betrages zuzüglich Rückporto zu beziehen ſind. Die Auflieferung
der Segelflug=Poſtſendungen hat bis ſpäteſtens 2. Oktober in den be,
ſonderen organgefarbigen Segelflugpoſt=Briefkaſten auf der Herchen
hainer Höhe am Jugendheim, oder im Vorraum des alten Stadthauſes
zu Offenbach a. M., Frankfurterſtraße, ſowie für auswärtige
Intereſſen=
en durch Zuſendung der Poſtſachen in verſchloſſenem, ordnungsmäßig
freigemachtem Umſchlag mit der Aufſchrift „1. Heſſiſche Segelflugpoſt.
Herchenhain, Poſt Grebenheim” zu erfolgen.
g. Gernsheim, 15. Sept. Realſchule Gernsheim. Bei guter
Beteiligung fanden die diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe ſtatt. Vom
Dreikampf der Vorklaſſe erhöhten ſich die Anforderungen bis zum
Sechs=
kampf der dritten Altersklaſſe. Weitaus die meiſten haben die geſtellten
Anforderungen erfüllt. Erſter Sieger der dritten Altersklaſſe war
Hans=
kurt Kiehne aus Lampertheim (2a), der zweiten Klaſſe Friedrich Wenzel
(2a) zu Gernsheim, der erſten Altersklaſſe Karl Schmidt (3a) zu
Groß=
rohrheim und der Vorklaſſe die beiden Schüler Kurt Fränkel aus Biblis
und Werner von Stein aus Groß=Rohrheim mit gleichen Leiſtungen. —
Am Sonntag, den 5. Oktober I. J. beginnt das Heſſiſche Künſtlertheater
mit Bruno Franks Komödie „Sturm im Waſſerglas” ſeine Tätigkeit
am hieſigen Platze. — Einen echt vergnügten und fröhlichen Abend
be=
reitete die Kärntner Volkskumſtgruppe den Gernsheimer Beſuchern im
Saalbau Haas. Der Orcheſterverein Gernsheim unter perſönlicher
Lei=
tung ſeines Kapellmeiſters Dominik Kiſſel hatte ſich bereitwilligſt zur
Verfügung geſtellt. Ernſte und frohe Lieder wechſelten mit Volkstänzen
und Dichtungen ab. Insbeſondere gefielen auch die Burſchenſpiele, die
bereits in der Nachmittagsvorſtellung bei der Jugend große Freude
aus=
löſte. Den Dank an die Kärntner Künſtler wie auch an die übrigen
Mitwirbenden erſtattete der Vorſitzende der Ortsgruppe des Vereins für
das Deutſchtum im Ausland, Herr Studienrat Dr. Flöring. Bemerkt
wird, daß am Nachmittag die Gruppe vor dem Stadthaus von dem
Gemeinderatsmitglied. Lehrer im Ruheſtand Herrn Wilhelm Müller,
namens der Gemeinde herzlich willkommen geheißen wurde. Es waren
wirklich wohlklingende Worte, die Herr Müller an die Kärntner Gäſte
richtete. — Die Aufwertung des in der Inflationszeit eingezahlten
Ein=
kaufsgeldes zur Erlangung des Ortsbürgerrechtes wurde vom
Gemeinde=
rat beſchloſſen. Die Zahl der ſeinerzeit aufgenommenen Ortsbürger
be=
wißt ſich auf 136 Perſonen.
— Gernsheim, 15. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
14. September 0,45 Meter, am 15. September 0,40 Meter.
Bn. Hirſchhorn, 15. Sept. Pfarrerwechſel. An Stelle des
am 1. Oktober I. J. in den Ruheſtand tretenden Ortsgeiſtlichen der
evan=
geliſchen Gemeinde Hirſchhorn, Herrn Dekan Bernbeck, wurde durch das
Landeskirchenamt Darmſtadt dem Pfarrer Lic. Friedrich Ruhland aus
Beedenkirchen die evangeliſche Pfarrſtelle zu Hirſchhorn vom 1. Oktober
I. J. ab übertragen.
— Hirſchhorn, 15. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
14. September 0,88 Meter, am 15. September 0,82 Meter.
Bh. Dudenhofen, 15. Sept. Begrüßungsfeier. Nachdem
unſer neuer Ortsgeiſtlicher am vergangenen Donnerstag ſeinen Einzug
in unſere Gemeinde gehalten hat, wurde am Samstag abend eine
offi=
zielle Begrüßungsfeier veranſtaltet. Auf dem Pfarrhofe hatte ſich ein
großer Teil der Gemeindeglieder eingefunden, und der Kirchenchor
er=
ſchien, um Pfarrer Ploch ein Willkommenſtändchen zu überbringen.
Unter Leitung des Chormeiſters H. Küchler brachte der Chor den
Beethovenchor „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre” prächtig zu
Gehör. Dann richtete Bürgermeiſter Kämmerer herzliche
Willkommens=
grüße an Pfarrer Ploch. Die Gemeinde freue ſich, als Seelſorger einen
Mann wie ihn gefunden zu haben, der es während der kurzen Zeit ſeines
Hierſeins verſtanden habe, ſich bei allen Gemeindegliedern beliebt zu
machen. Er möge lange zum Segen der Gemeinde wirken.
Altbürger=
meiſter Kratz überbrachte die herzlichſten Grüße und Glückwünſche des
Kirchenvorſtandes und der Kirchengemeindevertretung des Kirchſpiels
Dudenhofen. Nachdem der Kirchenchor den Chor Glaube, Liebe,
Hoff=
nung” geſungen hatte, hieß der 1. Vorſitzende, A. Zimmer, Pfarrer
Ploch herzlich willkommen und überreichte ihm als eifrigem Freund und
Förderer der Kirchenmuſik ein Bild Schuberts. Pfarrer Ploch dankte
ſichtlich gerührt für den ihm und ſeiner Familie zuteil gewordenen
herz=
lichen Empfang. Er gelobte, ſeine ganze Kraft einzuſetzen zum Wohle
und zum Segen der Gemeinde Dudenhofen und ihrer fünf
Diaſpora=
gemeinden. Mit dem Lied „Es lebt in jeder deutſchen Bruſt” fand die
erhebende und eindrucksvolle Feier ihr Ende.
Wölfersheim (Oberh.), 15. Sept. Von einem Förderband
mitgeriſſen und getötet. Auf dem hieſigen Schwelkraftwerk
wurde der Heizer Scholz bei der Regulierung des Naßkohlentransports
von einem Förderband erfaßt und mit fortgeriſſen. Zum Teil unter
Kohlen begraben, wurde er tat ufgefunden.
Die Gefahren der Straße. — Ein Kind ins Aufo
gelanfen und gekökei.
Ah. Bingen a. Rh., 15. Sept. Sonntag nachmittag paſſierte ein
Koblenzer Kaufmann, mit ſeinem Perſonenkraftwagen von Mainz
kom=
mend, die Mainzer Straße in Bingen. An den erſten Häuſern der
Stadt ſpielten eine Anzahl Kinder auf dem Bürgerſteig, auf die der
Wagenführer ſein Augenmerk richtete. Indeſſen war das 3jährige
Söhnchen des Eiſenbahnbeamten Ochs einige Meter hinter ſeinen
Spiel=
kameraden zurückgeblieben und lief plötzlich, ohne daß es der Führer
bemerken konnte, auf die Fahrſtraße direkt in den Wagen. Der
Wagen=
führer bremſte ſofort und brachte den Wagen auf kurzer Strecke zum
Stehen. Das Kind hatte jedoch durch den Anprall derart ſchwere
Ver=
letzungen erlitten, daß es ſchon kurz nach der Einlieferung ins Heilig=
Geiſt=Hoſpital dieſen erlag.
Ad. Oppenheim, 13. Sept. Rebenanbaufläche. Trotz eines
kleinen Rückganges hat der Kreis Oppenheim immer noch die größte
Rebenanbaufläche von allen Kreiſen der Provinz Rheinheſſen. Im
Er=
trag ſtehen in dieſem Jahre 3889,1 Hektar Weißweinreben gegen 3919
Hektar im Vorjahre, während die im Ertrag ſtehenden Rotweinreben
von 236 Hektar auf 234 Hektar zurückgegangen ſind. Vermehrt hat ſich
hingegen die Jungfelderfläche von 282 Hektar auf 344,3 Hektar.
Ad. Oppenheim, 15. Sept. Schweres Motorradunglück.
Auf dem Heimweg von der Dienheimer Kirchweihe fuhr heute gegen
Tagesanbruch zwiſchen Dienheim und Oppenheim der etwa 27jährige,
verheiratete Valentin Hock aus Nierſtein mit ſeinem Motorrad gegen
die Randſteine der Chauſſee, wodurch er abſtürzte und unter ſein
Fahr=
zeug zu liegen kam, aus dem eine Stichflamme emporſtieg. Von
an=
deren Kirchweihbeſuchern wurde Hock bewußtlos unter dem Rade
her=
vorgezogen. Von Dr. Ohnacker, der alsbald am Unglücksplatz erſchien,
wurde ein Schädelbruch und eine Gehirnerſchütterung feſtgeſtellt, die die
Verbringung des Verunglückten in das Krankenhaus zu Mainz
erforder=
lich machten. Die Verletzung am Kopfe läßt Schlimmes befürchten.
Ad. Bechtheim, 15. Sept. Verſchwunden iſt ſeit einigen Tagen
ein hieſiger Weinbergshüter, der das 11. Gebot nicht beobachtete und
mit ſeiner Starenpiſtole einen Haſen erlegte. Deshalb wurde er ſeines
Dienſtes ledig, was er ſich ſo zu Herzen nahm, daß er Frau und Kind
verlaſſen hat und davonging. Man vermutet, daß er ſich ein Leid
an=
getan hat.
a. Elsheim (Rheinheſſen), 15. Sept. Familientag Krug. Die
Abkömmlinge des Müllers Johannes Krug, der im Jahre 1809 die
hieſige Elftauſendmägdemühle” erwarb, gaben ſich am Samstag im
Evangeliſchen Vereinshaus in Mainz ein Stelldichein. Jetziger Beſitzer
der Mühle iſt der Urenkel des Johannes Krug, Bürgermeiſter Wilhelm
Krug, der zu Beginn der Tagung die „Krüge und Krüginnen” herzlich
begrüßte. Aeußere Veranlaſſung zu dem Familientag war eine
Erb=
ſchaftsangelegenheit, die nach Holland und Amſterdam hinüberſpielt.
Von den vier Söhnen des Elsheimer Stammpaters der Kruge heiratete
nämlich ein Sohn, der Handelsmann und Mainzer Bürger Jakob Krug,
die Holländerin Maria Anna Krebs aus Amſterdam. Dieſer Zweig der
Familie hinterließ nur Töchter und ſtarb mit der ledigen Maria Krug
am 29. November 1928 aus. Landgerichtsrat Mann aus Mainz hielt
ſeinen Anverwandten einen anderthalbſtündigen Vortrag über das, was
er in Amſterdam über das Schickſal des Jakob Krug und ſeiner Familie
erfahren konnte. Seine Darlegungen ſtützte er auf viele Urkunden. Die
übrigen Zweige der Familie, die Nachkommen des Friedrich, Georg und
Konrad Krug, blühen noch. Ein Vorfahr der Familie läßt ſich um 1680
als Wirt zum „Goldenen Löwen” in Groß=Gerau nachweiſen, und die
Familie iſt auch mit dem bekannten Geſchlechte der Herren Krug zu
Nidda verwandt. Nach dem mehr geſchäftlichen Teile des Familientages,
dem Berichte über den ausgeſtorbenen niederländiſchen Zweig, trat die
Gemütlichkeit in ihre Rechte, die die große Familie, von der einſchließlich
der Eingeheirateten 80 Glieder anweſend waren, noch recht lange
zu=
ſammenhielt.
Wörrſtadt (Rhh.), 13. Sept. Voranſchlag für 1930. Der
Ge=
meinderat befaßte ſich in ſeiner letzten Sitzung mit der Durchberatung
des Haushaltsvoranſcklags für 1930. Der Geſamtvoranſchlag ſchließt
mit 132 656,04 Mk. ab. Rund 54 000 Mk. ſind durch Umlagen aufzu=
Bringen.
Nummer 256
Dienstag, den 16. September 1930
Seite 7
Fausſag nauf Panls.
Fünf Tage mit der Harko durch Frankreich
Wenn Gelegenheit geboten iſt, einen fünftägigen Abſtecher in
das Land unſeres weſtlichen Nachbarn Frankreich zu unternehmen,
dann darf man dieſe Gelegenheit nicht vorüberziehen laſſen.
Ge=
wiß bleibt die Frage berechtigt, ob man in einer Woche einen
tie=
feren Einblick in die Kräfte eines fremden Volkes, ſein Denken
und Leben tun kann. Daß dies möglich iſt, fand eine glänzende
Beſtätigung durch die angeſichts der Reichstagswahlen auf 5 Tage
abgekürzte Fahrt der Harko (Heſſiſches Autobusreiſe= und
Konzert=
büro, Darmſtadt) durch das Kampfgebiet des Weltkrieges nach
Paris. Glatter Fahrtverlauf im bequemen Omnibus, Halt an
allen berühmten und berüchtigten Stätten, wiſſende Führer mit
der Gabe, ein Geſchehen oder Werden knapp und klar zu ſkizzieren
genügend Zeit zu perſönlicher Verfügung, eine bald aufeinander
eingeſtellte Reiſegeſellſchaft, das alles verhalf der Fahrt zu
präch=
tigem Gelingen.
Noch ſtand nicht die Sonne am Himmel, als am Dienstag der
vergangenen Woche der Opel=Omnibus der Harko, beſetzt mit etwa
20 erwartungsfrohen Menſchen, das erwachende Darmſtadt
ver=
ließ und die Bergſtraße entlang rollte. Frankenſtein, Melibokus,
Auerbacher Schloß erſtrahlen in gelb=weißem Opal des Morgens,
während über den Dörfern und Städtchen noch die Schleier der
Nebelfrauen weben. Vorbei an den abgeeernteten Feldern des
heſſiſchen Tabakgebietes, an den zum Trocknen aufgehängten
Blät=
tern der deutſchen „Havana”=Ausleſe, ſtreben wir durch taufriſchen
Wald dem Rhein zu, überqueren ihn bei Worms. In
Franken=
thal mit ſeiner großen Zuckerfabrik gehen die Kinder zur Schule,
grüßen die einkaufenden Frauen am Markt vor der Kirche. In
Freinsheim überraſcht ein inhaltsreiches Denkmal für die
Gefalle=
nen des Weltkrieges. Rechts und links begleiten uns jetzt
lang=
geſtreckte Zwiebelfelder, auf denen Frauen und Mädchen noch bei
der Ernte ſind.
Dunkel taucht vor uns die Hardt auf. Wir ſind im Pfälzer
Weingebiet. Weindörfer von gutem Klang mit krummen und
anſteigenden Straßen, gebuckelten Häuſern bleiben hinter uns:
Bad Dürkheim, Wachenheim, Limburg mit der Ruine der
Hardt=
burg, Forſt, Deidesheim. Schon ſind wir in Neuſtadt. Aufwärts
ſchraubt ſich die ſchöne Straße in das prächtige Iſenach=Tal. Unten
rauſcht die Iſenach, hoch ſteigen die Berge an, erinnern an
Schwarzwaldidylle. Ruinen krönen die Hänge. Die Bahn ſchnaubt
neben uns, ſchwingt ſich über Brücken, verſchwindet im Berg. In
den Sägewerken ſingen die Stahlbänder. Im romantiſchen
Fran=
kenſtein ſervieren uns wieder die „Bull=Jung=Frauen”, warmen
Trank, goldgelbe Butter. Bald tauchen die grünen Kirchtürme
und der Radioſender von Kaiſerslautern auf, ſeine
bunt=
ſcheckigen Siedlungshäuſer. Nach Homburg überqueren wir die
Blies, die Schlote von St. Ingbert und St. Johann ziehen
vor=
bei. Wir ſind im Saargebiet, deſſen ſaubere Hauptſtadt
Saarbrücken uns zum Mittageſſen erwartet. Der alte
Han=
delshof beſtätigt erneut ſeine gute deutſche Küche. Die Spicherner
Höhen hinauf rollt der Wagen. Bei Forbach ſchneiden wir die
franzöſiſche Grenze. Aus dunklem Scheunentor treten die
fran=
zöſiſchen Gendarmen, nehmen eine halbſtündige eingehende
Paß=
reviſion vor, — eine ſcharfe Kontrolle, in Deutſchland ſind Wahlen
vor der Tür, Frankreich fürchtet Agitatoren, will ſeine Manöver
vor ungebetenen Gäſten ſichern. Ueber St. Avold ſtreben wir
nach Metz. Bis ½4 Uhr hatte das Wetter zwar trüb ausgeſehen
aber „gehalten”. Nun ballen ſich dunkle Wolken vor uns auf
Sturm ſetzt ein. Wir müſſen das Allwetterverdeck ſchließen. Blitze
zucken und raſch ſetzt Regen ein. Ein ſchweres Gewitter raſt uns
entgegen. Wir müſſen die Scheinwerfer einſchalten, ſo dunkel wird
es Wolkenbruchartiger Regen ſtürzt herab. Vor und neben uns
zerreißen Blitze die Wolken, Donner dröhnt, Aeſte der
Chauſſee=
bäume ſplittern. Still iſt es in dem Wagen. Weiter geht die
Fahrt, vorſichtig auf glatter Bahn. Ueberſchwemmte Straßen,
zu=
ſammengedrängtes Vieh auf den Weiden, abgeriſſene Aeſte neben
uns. Unter ſtrömenden Regengüſſen ziehen wir in Metz ein, mit
ſeinen gedrungenen Wehrtürmen, ſeinen dunklen Gäßchen.
Herr=
lich ſchmeckt jetzt der heiße Kaffee.
Die Schlachtfelder von 1870/71 liegen vor uns.
Gravelotte, Vionville, Mars la Tour, mit alten Kriegergräbern
ziehen vorüber. Wir nähern uns dem Kampfgebiet des größten
aller Kriege. Hinter den im Abenddämmer verſchwindenden
Höhen liegt Verdun. Links taucht der erſte Friedhof mit
deut=
ſchen Soldaten auf: Moulotte ſur Marne. Er iſt in gutem
Zu=
ſtande. Still legen wir am Kreuze des Maſſengrabes Blumen
nieder. 3000 Deutſche ſind hier zur letzten Ruhe beſtattet,
nach=
dem ſie vorher für Haus und Heimat gekämpft und gelitten.
Wo=
für ſie ſtarben, dafür wollen wir leben und arbeiten mit dem
Letz=
ten unſerer Kraft, damit ihr Opfer nicht vergebens war,
Zerfetztes Land umfängt uns, Hügel mit Granattrichter an
Granattrichter, zerſchoſſene Häuſer, geborſtene Bäume. Wie der
wolkenverhangene Regenhimmel, ſo traurig iſt die Landſchaft
Kaum einige Häuſer, kilometerweite Wieſen und Weiden,
unge=
pflegter, wildwachſender Wald. Verdun ſchläft, trotzdem es für
uns erſt früher Abend iſt. Eroberte deutſche Kanonen flankieren
die ſchönen Ehrenmäler der franzöſiſchen Soldaten. Ohne
Aufent=
halt geht es durch die Stadt, um die Ströme von Blut gefloſſen
ſind. Geſpenſtiſch leuchtet der Scheinwerfer der Schädelſtätte am
Fort Douaumont durch die Nacht. Der Mond ſchwimmt durch
weiße Wolken. Wir ſtürmen auf der „Heiligen Straße” Chalons
ſur Marne zu. Müde und aufgewühlt begehen wir uns zur Ruhe.
16 Stunden unterwegs, dennoch flieht viele der Schlaf.
Durch die herrliche Champagne trägt uns am zweiten
Tage der Fahrt der Wagen. Weinberge, ſchöne Herrenſitze,
ſau=
bere Kellereien, beſſer gehaltene Felder, als bisher geſehen,
ent=
lang der Marne, ein heiterer Menſchenſchlag, der hier lebt und
liebt. Epernay, Dormans, Chateau=Thierry, Meaux durchfahren
wir. Noch immer folgen uns Zeugen des Weltkrieges. Bald
taucht der Dunſt von Paris auf. Kleine elende Baracken
umſäu=
men jetzt die Straße, planlos ſtehen Häuſer inmitten von
Gärt=
chen. Beide genügen nur für Liliputaner. St. Denis bleibt
hin=
ter uns. Um 1 Uhr iſt
Paris
erreicht. Das Leben der Geſchäftsſtadt umbrandet uns. Durch
Benzinwolken, Karawanen von Autos, Omnibuſſen,
Straßenbahn=
zügen und Fußgängern bahnen wir uns den Weg nach dem Hotel.
Die franzöſiſche Küche, ihre leckeren Hors d’Oeuvres finden
Bei=
fall. Der Nachmittag bringt eine ausgedehnte Rundfahrt durch
die Millionenſtadt, deren Bauten und Denkmäler aus
Vergangen=
heit und Gegenwart überwältigende Eindrücke hinterlaſſen. Die
Sehenswürdigkeiten aufzuzählen, iſt hier nicht notwendig.
Präch=
tig und immer wieder bewunderungswürdig bleibt die
architekto=
niſche Schönheit dieſer Stadtanlage, an der Jahrhunderte geformt
haben. Zahlreiche Vororte werden ſoeben eingegliedert. Zum
zweiten Male ereicht der Straßenverkehr ſeinen Höhepunkt. Die
Boulevards entlang ſtrömen die Maſſen, während das Gedränge
der Wagen beängſtigend wirkt. Doch kaum ein Autoſignal wird
laut. In ſelbſtverſtändlicher Ruhe und Rückſichtnahme wickelt ſich
alles ab. Motorradfahrer ſcheinen in Paris ausgeſtorben und
kein Denkmal erinnert an ſie.
Daß dem Pariſer Nachtleben einige Stunden gewidmet
werden, iſt Ehrenpflicht jedes Fremden. Erſtaunlich bleibt das
Wirken einer ausgedehnten Induſtrie der Vergnügungen und des
Pläſiers, ſo immer wieder den Ruf von Paris als Stadt des
Amüſements erneuernd. Und immer wieder finden ſich neue
Scha=
ren ein, die „etwas erleben” wollen. Mir ſcheint der größte Teil
dieſes „Erlebens” die Fahrt nach Paris nicht wert zu ſein. Ob
die=
ſes Erleben im Apachenkeller, im Palais de Soleil oder Tempel
de Venus ſich abſpielt, iſt nur unterſchiedlich in der Aufmachung,
der Lebenswert bleibt der gleiche. Das iſt auch unzweifelhaft die
Anſicht der eingeborenen Pariſer ſelbſt, die das „Erleben” den
Fremden überlaſſen. Was nachts die Straßen bevölkert, ſind die
„Onkels der Provinz” und die Fremden.
Dem pulſierenden Leben der Stadt Paris gehören die
Markt=
hallen, die Scharen der Angeſtellten, die am frühen Morgen
zu den Bürohäuſern ſtrömen, die ſchlecht gekleideten und
ge=
nährten Arbeiter der großen Fabriken, das Heer der
Verkäu=
ferinnen, die dunkelgekleideten Herren, die am Quai d Orſay,
am Palais Bourbon, am Elyſée, an der Börſe vorfahren. Dazu
gehören die Träger von „Zweierlei Tuch”, die man zur
Scho=
nung der weichen Herzen der Friedensfreunde, die ſich ſo gerne in
Paris einfinden, aus der Stadt hinaus gelegt hat. Ein Beſuch im
Zeitungsviertel wo die öffentliche Meinung fabriziert
wird, wo die Leidenſchaften entſprechend den Abſichten der
fran=
zöſiſchen Politik zur Aufrechterhaltung ihrer Vorherrſchaft in
Eu=
ropa virtuos dirigiert werden; — ein Beſuch im Quartier
Latin, in der neuen Cité Univerſitaire mit ihren
Stu=
dentenhäuſern aller Nationen und Raſſen, wo vor allem
franzö=
ſiſches Denken ausſtrahlt, oft cachiert, doch auch ſchon europäiſch;
ein Gang durch die Stammkaffees der Vertriebenen aus allen
Ländern, denen Paris Aſyl wurde, — dies iſt mir wertvoller
Be=
ſtandteil Pariſer Erlebens, Was wäre Verſailles ohne ſein
Schloß, das wir am Donnerstag unter der Führung eines
humor=
vollen Oeſterreichers beſichtigten? Was wäre Frankreich
ohne Paris? Provinz im ſchlimmſten Sinne des Wortes.
Die Rückfahrt am Freitag mittag führte uns über
Meaux nach Reims. Wieder begleiten uns die Schlachtfelder
Trichter an Trichter, Oedland, armſeliges Gebüſch, verſandete
Schützen= und Laufgräben, entſetzlich weite Friedhöfe, mit den
nach Oſten gewandten Kreuzen der Mohammedaner, den weißen
Kreuzen der alliierten Soldaten, den ſchwarzen der Deutſchen.
Tanks roſten, Stacheldrahtverhaue ſperren, Bajonette gieren nach
Opfern. Die neu aufgebauten Häuſer und Scheunen ſtehen in
auf=
fallendem Gegenſatz zu den gewohnten ſchlechten Hofreiten der
Bauern. Ueberall ſind die Läden geſchloſſen, typiſch franzöſiſch.
Stundenweit zieht ſich aufgeriſſenes Land, das weiter „Schau=
Platz bleiben ſoll. Die Kathedrale von Reims empfängt uns
ſchweigend. Die neue Stadt wirkt unorganiſch gebaut, wo die
Möglichkeit beſtand, etwas Ganzes zu tun. Ueber St.
Mene=
hould erreichen wir am Spätabend Verdun. Eine Stunde
bleibt gemütlichem Zuſammenſein gewidmet. Der Samstag
Vor=
mittag zeigt uns auf dem Wege nach Metz noch ſtundenweit die
Felder, auf denen die Jugend der Völker für ihr Vaterland
kämpfte, blutete und ſtarb. Wir überqueren die Anmarſchſtraßen
der heſſiſchen Regimenter, ſehen die Stätten, an denen ſie
einge=
ſetzt wurden. Eine Sonderfahrt wird demnächſt dahin führen.
Langſam nähern wir uns wieder der Grenze. Metz bleibt
hin=
ter uns, Saarbrücken iſt noch einmal gaſtfreundliche Stadt,
gibt zu billigen Einkäufen Gelegenheit, über die dann an der
Grenze das Auge des Zollbeamten nichtsahnend hinwegſieht.
Deutſches Land empfängt uns, gepflegte Wälder, grüne und gelbe
Felder ſtehen in wohltuendem Gegenſatz zu den Brachäckern und
=wieſen der Franzoſen. Die Häuſer ſauber, Blumen wachſen an
den Fenſtern, Jugend ſpielt vor den Wohnungen. Der
Dürk=
heimer Wurſtmarkt erſteht gerade in ſtrahlendem Licht. Hier
feiert eine Kleinſtadt ein Feſt, wie man das in Frankreich kaum
kennt. Hier können auch Fleiſchſpeiſen wieder anreizen. Alles
ſauber, nett, fröhlich in luſtigem Trubel. Muß unſere Liebe zu
Deutſchland nach dem Beſuch bei unſerem weſtlichen Nachbarn nicht
noch heißer werden? Auf der bekannten Route wird am Samstag
abend „fahrplanmäßig‟ Darmſtadt erreicht.
Hinter uns liegt eine Fahrt herrlicher Eindrücke. Zu ihr
bei=
getragen haben in hervorragender Weiſe der ſtets unverwüſtliche
und ausdauernde Leiter der Harko, Herr v. Oelhafen, der ſich
ſeiner ſchwierigen Aufgabe in glänzender Weiſe entledigte. Ihm
zur Seite Chauffeur Bingel, der in oft über 12ſtündiger Fahrt,
in Gewitterſturm, Nachtfahrt und ſtärkſtem Pariſer Verkehr ſein
Können und ſein Verantwortungsbewußtſein bewies. Kein
Wun=
der, daß mitten aus der Reiſegeſellſchaft heraus Dank und Wunſch
nach weiteren, ähnlich ſchönen „großen Fahrten” laut wurde.
K. Böhmann.
Ein Schuſter=Kurpfuſcher wird als Arzk enklarvk!
(r) Bukareſt. Daß der Akademiker in der heutigen
ſchwe=
ren Zeit auch nicht auf Roſen gebettet iſt, beweiſt ein
tragigrotes=
ker Vorfall in dem ehedem ungariſchen, derzeit rumäniſchen
Dörf=
chen Hatszeg (Siebenbürgen). Vor einiger Zeit ſtellte der
Dorf=
ſchuſter einen jungen Geſellen an, dem man anſah, daß er wohl
früher einmal „etwas Beſſeres” geweſen ſein mußte. Da der neue
Arbeiter jedoch das Handwerk einwandfrei beherrſchte und ſich auch
ſonſt beſcheiden und tadellos benahm, kümmerte man ſich wenig
um ſein Vorleben und ließ ihn in Ruhe. Als nun die einzige
Tochter des Meiſters erkrankte, erbot ſich der Geſelle, das Kind
ſeines Brotherrn zu „heilen, und vollbrachte das „Wunder”
bin=
nen zwei Tagen. Die Zauberkraft des jungen Schuhmachers hat
ſich bald in der ganzen Umgebung herumgeſprochen, die Leute
hatten maßloſes Vertrauen zu dem wundertätigen Medizinmann
und er hatte in den nächſten drei Monaten Gelegenheit, ſeine
außerordentliche Tüchtigkeit in mehr als hundert Fällen zu
be=
weiſen. Durch Zufall erfuhr auch die Aerztekammer in der etwa
fünf Stunden entfernten Kleinſtadt von den Pilgerfahrten der
Bevölkerung zu dem „Schuſter=Kurpfuſcher” von Hatszeg. Man
er=
ſtattete Anzeige, und eines Tages erſchienen zwei Gendarmen in
der zum Privatſanatorium avancierten Schuhmacherwerkſtatt, um
den gefährlichen Mann zu verhaften. In ihrer Geſellſchaft befand
ſich auch ein Arzt, der nicht wenig erſtaunt war, als ſich der
Schu=
ſtergeſelle als einwandfreier „Dr. med. univ.” mit ſeinem Diplom
legitimierte. Nichtsdeſtotrotz wurde Herr Doktor Schuſter vor den
Kadi zitiert. Vor der Behörde erklärte dann der junge Arzt,
warum er dieſe etwas ſonderbare Art der Praxis wählte: „Die
Bauern haben kein Vertrauen zu den Medizinern, und zu den
jün=
geren ſchon gar nicht. Sobald einer als Kurpfuſcher auftritt und
das Glück hat, einige Patienten auch wirklich zu kurieren, ſtrömen
dagegen die Leute in Scharen zu dem Wundertäter.” — Die
Be=
hörde hatte kein Verſtändnis für die Nöte der Aerzteſchaft, und der
entlarvte Kurpfuſcher wurde verpflichtet in Zukunft ſich als
Diplommediziner erkenntlich zu machen. Schweren Herzens kehrte
er nach Hatszeg heim und fürchtet ſehr, das „Vertrauen” der
ein=
fachen Leute endgültig verſcherzt zu haben . . .
Um eine Erbſchaft gebrachk!
Der alte Onkel wollte ſeinen Neffen zu ſeinem
Univerſal=Erben einſetzen.
„Ich muß mich bei Ihnen beſchweren. Sie ſind ſchuld daran.
Die Ausſichten waren ſo gut, alles hätte ſo ſchön geklappt und nun
iſt es nichts! Mein Onkel, ein alter Junggeſelle, wollte mich zu
ſeinem Univerſal=Erben einſetzen. Da erfuhr er von Neo=Kruſchen=
Salz und fing gleich eine Kur an. Erfolg: Er fühlte ſich immer
jünger und friſcher, von Tag zu Tag, und jetzt will er — heiraten!
Ausgerutſcht bin ich mit der Erbſchaft! Und dabei ſagt er noch
ganz fidel: Schade, daß ich in meiner Zeitung nicht ſchon früher
ein Kruſchen=Inſerat geſehen habe; da wäre ich wahrſcheinlich
ſchon ſeit einigen Jahren verheiratet. Ich frage nun Sie, wieviel
Entſchädigung wollen Sie mir dafür bezahlen, daß durch Ihre
Schuld die ſchöne Erbſchaft ins Waſſer gefallen iſt?
gez. M.... in München.
Genau wie dieſem alten Onkel geht es vielen, die ſich ſchon
alt und müde fühlten und die in Neo=Kruſchen=Salz ihre
Ver=
jüngung fanden. Neo=Kruſchen=Salz reinigt das innere
menſch=
liche Syſtem, es regt die Verdauung zu kräftigem Arbeiten an, es
ſäubert die Därme und mit ihnen den ganzen Organismus.
Be=
ginnen auch Sie ſofort mit Neo=Kruſchen=Salz. Sie werden ſich
bald friſch fühlen wie ein Fiſch im Waſſer. Das Leben wird für
Sie eine Quelle der Energie, der Lebensfreude ſein. 1 Orig.=
Glas koſtet Mark 3.— in Apotbeken und Drogerien, ſein Inhalt
(TV. 13752
reicht für 100 Tage.
Zur Eröffnung der „Ipoſta”
UInkernak. Poſtwerkzeichen=Ausſtellung) in Berlin.
In Berlin wurde die Internationale Poſtwertzeichen=
Ausſtellung eröffnet, die eine Fülle von Marken aller Länder
eigt, darunter viele der größten Raritäten des großen
Brief=
marken=Marktes.
Zwei prominente Briefmarkenſammler,
die anläßlich der Ipoſta in Berlin eintrafen: Links: Admiral
Harris, einer der leidenſchaftlichſten Briefmarkenſammler
Ame=
rikas. Rechts Arthur Hind, der Beſitzer der größten und
koſtbarſten Briefmarkenſammlung der Welt.
Der Luftverkehr auf der Briefmarke.
Oben: Japaniſche Luftpoſtmarke. — Mitte links:
Erinne=
rungsmarke an den bei einem Flugzeugunfall umgekommenen
franzöſiſchen Luftfahrtminiſter Bokanowſki. — Mitte rechts:
Deutſche Luftpoſtmarke anläßlich des Südamerikafluges des „Graf
Zeppelin”. — Unten; Amerikaniſche Erinnerungsmarke an
Lindberghs Ozeanflug.
Die teuerſten Briefmarken der Welt.
1 und 2 Penny Mauritius von 1847. Ihr Wert wird auf
250 000 Mark geſchätzt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 16. September.
3.00: Bad Orb: Konzert des Kurorcheſters.
5.00: Saarlouis: Anl. des 250jähr. Jubiläums der Stadt
Saav=
louis: Reportage von der Jubiläums=Ausſtellung.
.30: Hausfrauen=Nachmittag.
6.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
8.05: Kreisarzt Dr. Aſcher: Elternpflichten bei anſteckenden
Krank=
heiten.
8.35: Stuttgart: Pfarrer Petri: Schwaben am Schwarzen Meer.
905: Stuttgart: Franz Schoenberner: Joſeph Conrad und ſeine
geiſtige Umgebung.
9.30: Stuttgart: Ausländiſche Volksmelodien.
00: Stuttgart: Ulrich Proske, Schiffchenſchieber. Von Erich
Gott=
getreu.
0.30: Stuttgart: Paroli (Frau Deniſe). Zu Leo Falls 5.
Todes=
g. Komiſche Oper in einem Aufzug.
1.30: Stuttgart: Lieder, Schlager und heitere Vorträge.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 16. September.
00: Schulfunk: Ein Waſſerwerk in den Tropen.
30: Kinderſtunde: Kunterbunt.
5.00: Künſtleriſche Handarbeiten. Urſula Scherz und William
Wauer: Bemalte Glasſchalen: Die Konfektſchale.
„00: Stud.=Dir. Wilhelm Gade: Probleme des
Philologennach=
wuchſes.
30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
7.30: Dr. Langer: Maſern und Keuchhuſten ſind nicht immer
harm=
loſe Erkrankungen.
.00: Paul Weſtheim: Künſtlerperſönlichkeit in dieſer Zeit: Picaſſo=
Klee.
3.30: Prof. Dr. Ewald Geißler: Deutſche Redekunſt.
9.00; Franzöſiſch für Anfänger.
3.30: Min.=Rat Goslar: Die deutſche Reichsverfaſſung.
9.00; Köln: Abendkonzert.
Seite 8
Dienstag, den 16. September 1930
Nummer 256
Die feierliche Ueberreichung des Ehrendoktorats in der Columbia Univerſität.
Als Dritter von rechts: Dr. Walter Simons (X).
Anläßlich der großen Internationalen Juriſtentagung in New York, zu der aus ganz Europa die
ehannteſten Rechtsgelehrten eingetroffen ſind, ehrte die New Yorker Columbia=Univerſität zehn der
dervorragendſten ausländiſchen Gelehrten, darunter den früheren deutſchen Reichsgerichtspräſidenten
Dr. Walter Simons durch die Verleihung des Ehrendoktortitels der Rechte.
Das verunglückte Flugzeug D 1036.
Als das Flugzeug D 1036 vom Chemnitzer Flughafen nach Prag ſtartete, ſetzte der Motor aus,
das Flugzeug blieb mit einem Flügel an einer Gartenlaube hängen, überſchlug ſich und ging zu
Bruch. Führer und Fahrgäſte blieben glücklicherweiſe unverletzt.
Die Nachforſchungen nach Dr. Willecke.
Frankfurt a. M. Die von den
Ange=
hörigen und Freunden Dr. Willeckes, des in den
öſterreichiſchen Alpen verſchwundenen Direktors
des Staatlichen Chemiſchen Unterſuchungsamts
Frankfurt a. M., in der vergangenen Woche
an=
geſtellten Nachforſchungen nach einer Spur des
Verſchwundenen ſind ergebnislos verlaufen.
Zwi=
ſchen St. Johann und Zell am See hatte Dr.
Willecke die letzte von ihm eingetroffene Karte,
wie aus dem Poſtſtempel hervorgeht, direkt zum
Zug gegeben. Die eifrig mit der Nachforſchung
beſchäftigt geweſene Gendarmerie konnte nicht
die geringſte Spur des Verſchwundenen
ausfin=
dig machen. Nach dem Inhalt dieſer Karte
wollte Dr. Willecke das Steinerne Meer
be=
ſuchen. Es ſollen nun noch Nachforſchungen
an=
geſtellt werden, ob Dr. Willecke vielleicht den
Weg nach dem Königsſee eingeſchlagen hat, der
nicht ganz ungefährlich iſt. Rätſelhaft iſt auch,
daß nicht feſtzuſtellen iſt, wo der Koffer des
Ver=
ſchwundenen geblieben iſt. Behördlicherſeits ſoll
noch bei den Gepäckaufbewahrungsſtellen in
Salzburg und Berchtesgaden danach geſucht
wer=
den. Die Vermutung, daß Dr. Willecke
ver=
ſehentlich über die italieniſche Grenze geraten
und nach der Franzensfeſte gebracht worden ſein
könnte, ſcheint ſich nach den Ermittlungen des
italieniſchen Generalkonſulats in Frankfurt am
Main nicht zu beſtätigen. Merkwürdig iſt, daß
in der gleichen Gegend ſchon ſeit drei Wochen ein
auf der Heimreiſe geweſener Rechtsanwalt aus
Weſtfalen ebenfalls vergebens geſucht wird. Die
öſterreichiſche Gendarmerie hält ein Verbrechen
für ausgeſchloſſen.
Mittelalterliche Wandmalereien in einem
ehemaligen Amtsgericht.
Hersfeld. Die Räume des Amtsgerichts
werden für die Aufnahme des Muſeums neu
her=
gerichtet. Dabei wurden in einem
tonnenge=
wölbten Raum mittelalterliche Wandmälereien
entdeckt. In einer Fenſterniſche ſtieß man beim
Abklopfen des Verputzes auf eine ſteinharte und
gut erhaltene Putzſchicht. Der untere Rand des
Bogens und der Bogen ſelbſt zeigen
Verzie=
rungen. Dazwiſchen befinden ſich nebeneinander
mehrere etwa 60 Zentimeter hohe Figuren. Da
das ehemalige Amtsgericht früher zu den
Klo=
ſtergebäuden gehörte, darf man wohl annehmen,
daß es ſich um Heiligenfiguren handelt. Man
hat den Bezirkskonſervator benachrichtigt und
hofft, die Wandmalereien vollſtändig zu
er=
halten.
Dorkmunds neue Handwerskammer
eingeweihl.
Die neue Handwerkskammer in Dortmund,
die nach den Entwürfen der Architekten Strunck
und Wentzler erbaut wurde, iſt jetzt ihrer
Be=
ſtimmung übergeben worden.
Heneg sord Wentopa.
Ford (X) bei der Ueberfahrt auf der Kommandobrücke der „Bremen”. Links neben ihm Kapitän
Ziegenbein, dahinter Graf Luckner, der bekannte deutſche Seekriegsheld.
Schwere Motorradunfälle.
Berlin. Auf der Avus ſtürzte geſtern
vor=
mittag der Tiſchler Sahlbaum aus Neukölln mit
ſeinem Motorrad. Er wurde mit ſchweren
in=
neren Verletzungen und Knochenbrüchen nach
dem Krankenhaus gebracht, wo aber nur noch
der Tod feſtgeſtellt werden konnte. — Genau an
derſelben Stelle ereignete ſich etwa zwei
Stun=
den ſpäter ein ſchwerer Unfall. Hier ſtießen drei
Motorräder zuſammen, alle Fahrer wurden von
ihren Sitzen geſchleudert. Der Führer des erſten
Motorrades, der Geſchäftsführer des
Oeſterrei=
chiſch=Deutſchen Volksbundes und Syndikus des
Deutſchen Autoklubs Dr. Miſchler und ſeine
Frau, ſowie der Führer des zweiten
Motor=
rades namens Wiener und die beiden Inſaſſen
des dritten Motorrades erlitten Verletzungen.
Sie wurden ſämtlich in das Hildegard=
Kranken=
haus transportiert. Hier iſt einer der
Verun=
glückten, der beſonders ſchwere Verletzungen
er=
litten hatte, nach der Aufnahme geſtorben. Es
handelt ſich um einen Kaufmann Erich Frey aus
dem Vorort Marienfelde. Dr. Miſchler konnte
nach Anlegung von Verbänden nach ſeiner
Woh=
nung gebracht werden, während ſeine Ehefrau,
die ernſtere Verletzungen erlitten hat, im
Kran=
kenhaus verbleiben mußte.
Tödlicher Reitunfall des Kapitäns Boy=Ed.
Hamburg. Kapitän z. S. Karl Boy=Ed iſt
auf einem Ritt von ſeinem Landſitz nach Trittau
tödlich verunglückt.
Aufdeckung eines Kaviarſchmuggels.
Warnemünde. Auf dem Fährſchiff
„Schwerin” wurde am Samstag ein
Schmuggler=
auto beſchlagnahmt, das große Mengen Kaviar
unverzollt nach Dänemark einführen wollte. Die
Feſtſtellungen der Behörden laſſen vermuten,
daß der Schmuggel ſchon ſeit längerer Zeit in
großem Umfange durchgeführt und in Berlin
organiſiert wurde. Eine umfaſſende
Unter=
ſuchung iſt eingeleitet.
Meuterei an Bord einer italieniſchen
Fiſcher=
barke.
Neapel. Während eines heftigen
Gewitter=
ſturmes iſt an Bord einer im hieſigen Hafen
liegenden Motor=Fiſcherbarke eine blutige
Meu=
terei ausgebrochen. Die Mannſchaften, die mit
dem Lohn unzufrieden waren, überfielen den
Beſitzer und den Kapitän der Barke, denen der
Heizer zu Hilfe eilte. Es entſpann ſich ein
wü=
tendes Meſſergefecht, wobei fünf Seeleute ſchwer
verletzt wurden. Zwei andere ſprangen ins
Meer, konnten aber gerettet werden.
Großes Schadenfeuer in Guadalajara.
Mexiko. Ein großes Schadenfeuer iſt aus
bisher ungeklärter Urſache in Guadalajara
aus=
gebrochen. Das Kaſino, ein Theater und ein
Häuſerblock wurden zum größten Teil durch die
Flammen zerſtört. Den Anſtrengungen
zahl=
reicher Feuerwehren gelang es ſchließlich, ein
weiteres Umſichgreifen des Feuers zu verhüten.
Der Schaden iſt beträchtlich.
Eigenarkiger Unfall.
Hanroth (Weſterwald). Eine Landfrau,
die auf dem Rübenacker Unkraut entfernen
wollte, wurde von einem eigenartigen Geſchick
betroffen. Beim Ausreißen der Unkrautpflanzen
ſpritzte ihr von einer Pflanze ein Tropfen
Flüſ=
ſigkeit in ein Auge, was einen beißenden Schmerz
verurſachte. Die Schmerzen wurden ſchließlich ſo
ſtark, daß die Frau ärztliche Hilfe in Anſprüch
nehmen mußte. Am nächſten Morgen war ſie
bereits auf beiden Augen erblindet. Man ſteht
vor einem Rätſel, zumal die Frau ſelbſt nicht
mehr anzugeben vermag, um welche Pflanzenart
es ſich handelt.
*
* Es beſteht allerdings die
Wahrſcheinlich=
keit, daß dieſer Saft nicht von einer Pflanze,
ſondern von einem Tier ſtammt, vielleicht von
einem Froſch. Dieſe Lurche ſondern einen
gif=
tigen Drüſenſaft ab, der, ins menſchliche Auge
gebracht, eine ſchmerzhafte Entzündung und
vorübergehende Erblindung zur
Folge hat. Andere Arten dieſer Tiergattung,
wie der Feuerſalamander, reagieren auf Gefahr
mit Abſonderung eines Drüſenſekrets, das ſo
giftig iſt, daß Tiere bis zur Größe eines Kuckucks
in 2 bis 3 Minuten an Starrkrampf verenden.
Auch größere Tiere, wie Hunde und Hühner,
er=
kranken nach dem Genuß dieſes Giftes: Man ſoll
daher beim Fangen dieſer kleinen
Terrarien=
bewohner vorſichtig ſein. Denn ihre Giftſäfte
wirken manchmal ebenſo unangenehm, wie die
der Giftpflanzen.
Fliegerpech.
Der Ozeanflieger Boyd mußte notlanden.
New York. Der kanadiſche Flieger Boyd,
der vom Flugplatz St. Hubert zu einem Flug
über den Atlantiſchen Ozean aufgeſtiegen war
und über deſſen Schickſal man Beſorgnis hegte,
iſt in der Nacht von Samstag zum Sonntag
wegen ungünſtiger Witterungsverhältniſſe zu
einer Notlandung bei Charlotteville (Ontario)
gezwungen worden. Boyd beabſichtigt, am
Mon=
tag ſeinen Flug nach Harbour Grace und von
dort nach England fortzuſetzen.
Die Pazific=Flieger nach Japan zurückgekehrt.
New York. Die amerikaniſchen Flieger
Bromley und Gatty, die am Samstag abend zu
einem Pazific=Flug von Japan nach Amerika
geſtartet waren, haben ſich infolge ſtarken
Ne=
bels zur Rückkehr gezwungen geſehen. Nach über
25ſtündigem Flug landeten ſie etwa 70
Kilo=
meter nördlich Sambongi, von wo die Flieger
geſtartet waren.
Schweres Verkehrsunglück.
Sechs Tote.
Madrid. Ein ſchweres Verkehrsunglück
ereignete ſich vorgeſtern bei Ouenka. Dort ſtießen
zwei Automobile zuſammen. Sechs Perſonen
kamen dabei rms Leben.
Proſeſſor Piccard über ſeinen
miß=
glückken Ballonaufſtieg.
Augsburg. Zu dem mißglückten Start des
Ballons „F. N. R. S.” zum Flug in die
Strato=
ſphäre wird von Profeſſor Piccard und der
Bal=
lonfabrik Riedinger eine gemeinſame Erklärung
ausgegeben, in der es u. a. heißt: Ein
Meteoro=
loge der Landeswetterwarte München, der zur
Beratung zugezogen worden war, erklärte, der
Start zur Höhenfahrt ſei Sonntag zwiſchen 6
und 7 Uhr möglich, wenn die Wetterlage bis
2 Uhr nachts ſich nicht verändern werde.
Dar=
aufhin wurde Samstag früh 2 Uhr bei klarem
Sternenhimmel und vollkommener Windſtille die
Füllung beſchloſſen und begonnen. Erſt nach
be=
endeter Füllung kam ein ſchwacher Wind auf,
der vorläufig zu keinerlei Beſorgniſſen
Veran=
laſſung gab, ſich aber gegen ½8 Uhr verſtärkte.
Als kurz nach 8 Uhr der endgültige Start
er=
folgen ſollte, hatte ſich der immer noch
zuneh=
mende Wind in der von dem gasgefüllten oberen
Teile der Hülle loſe herabhangenden Stoffmaſſe
verfangen und dieſelbe ſegelartig aufgebläht.
Der 55 Meter hohe Ballon wurde dadurch in
eine derartige Schräglage gedrückt, daß beim
Start die Kabine erſt eine längere Schleppfahrt
am Boden hätte ausführen müſſen, ehe ſie vom
Ballon emporgezogen worden wäre. Ein Start
ohne Beſchädigung der Inſtrumente war alſo
unmöglich. Man mußte ſich daher entſchließen,
den Aufſtieg zu verſchieben und den Ballon
durch Ziehen der Reißbahn zu entleeren. Wenm
man von der verlorenen Arbeitszeit und den
2200 Kubikmetern Waſſerſtoff abſieht, ſo iſt dem
Unternehmen kein Schaden entſtanden. Um
fal=
ſchen Gerüchten vorzubeugen, erklären wir, daß
der von der J. G. Farbeninduſtrie, Werk
Gerſt=
hofen, gelieferte Waſſerſtoff einwandfrei war.
Ein amerikaniſches Zwillingspaar will den
Kanal durchſchwimmen.
London. Das amerikaniſche Zwillingspaar
Cittenfeld, zwei Schweſtern, ſind geſtern morgen
6,50 Uhr von South Foreland bei Dover zur
Kanaldurchſchwimmung geſtartet.
Schiffbruch.
London. Der in London beheimatete
4392=Tonnen=Dampfer „Jedmoor” iſt am
Sonn=
tag in der Nähe des Ortes Labaſa (Fidſchi=
Inſeln) auf ein Riff gelaufen. Einzelheiten über
den Schiffbruch ſind bis jetzt noch nicht bekannt.
Berlin weiht Chodowiecki ein Denkmal
Das Chodowiecki=Standbild
des Berliner Bildhauers Martin Müller, das
auf der Berliner Muſeumsinſel zum Gedächtnis
des berühmten Zeichners und Kupferſtechers des
18. Jahrhunderts aufgeſtellt wird.
Reichsgerichtspräſidenk a. 9. Simons Ehrendokkor der New Yorker Univerſikät
In Chemnih: Ein Flugzeug ftürzk auf eine Garkenlaube.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 256
Dienstag, den 16. September 1930
Seite 9
Do Mionent daf dein Meelesgrund.
Die Bergung der „Egypk”.
Von unſerem Berichterſtatter.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten!)
F. N. Paris, September 1930.
An jenem Morgen des 20. Mai 1922 breitete ſich dichter Nebel
wie ein Leichentuch über den Aermelkanal und die
nordfranzö=
ſiſche Küſte aus. Der engliſche Dampfer „Egypt” hatte
Southamp=
ton am Abend des 21. Mai verlaſſen und neben einigen hundert
Paſſagieren eine Goldladung von 20 Millionen Goldfrankem an
Bord, um die ſchon demals leeren Stahltammern der „Bank of.
Egypt” in Kairo zu füllen. Die Schiffsſirene hatte während der
ganzen Nacht ihr ohrenbetäubendes Geheul in den Aether geſandt
und ſich ſo auf geuſtſchem Wege bis einige 40 Seemeilen vor
Breſt durch den Nebel gekämpft. Die Maſchinen liefen „volle
Kraft voraus”, und die erſten Zwiſchendeckpaſſagiere hatten ſich
gerade von ihren proviſoriſchen Ruhelagern im Gepäckraum
er=
hoben, um möglichſt ungeniert ihre Morgentoilette zu vollziehen.
Da plötzlich ein furchtbarer Stoß, der das Schiff wie von einem
Meerbeben emporhob, um es ſofort wieder hart aufſchlagen zu
laſſen. Für den Kapitän und die Beſatzung beſtand kein
Zwei=
fel, die „Egypt” war gerammt und mußte ſchwerere Havarie
er=
litten haben, denn ſchon wenige Minuten ſpäter neigte ſich der
Rieſe noch Backbord und ließ diejenigen, die ſich bisher noch im
Zweifel waren, über die gefährliche Lage klar werden, in der ſie
ſich befanden. Wie ein Schatten tauchte in unmittelbarer Nähe
ein Schiffsrumpf im Nebel auf; es war der franzöſiſche Dampfer
„Seine”, der die „Egypt” mit faſt mathematiſcher Genauigkeit
unter der Kommandobrücke geramt hatte. 40 Minutten ſpäter
berſank das Schiff in den Fluten. Die Bilanz der furchtbaren
Kataſtrophe bezifferte ſich auf 102 Tote. Alle diejenigen, die
lebend aus ihr hervorgingen, werden nie die erſchütternden
Sze=
nen vergeſſen, die ſich während der Rettungsmanöver an Deck
abſpielten. Frquen ſchrieen nach ihren Männern und Mütter
nach ihren Hindern. Die meiſten der Opfer waren in ihrer
Todesangſt über Bond geſprungen und wurden von den Wellen
verſchlungen.
Aber nicht nur 102 Menſchenleben hatte die „Egypt” mit auf
den Meeresgrund geriſſen, ſondern auch die geſamte Ladung,
die ſich vornehmlich aus 100 Kiſten zuſammenſetzte, in denen die
20 Millionen Goldfranken in Barren verſtaſt
wa=
ren. Die engliſche Verſicherungsgeſellſchaft, die ſeimerzeit den
ge=
ſamten Schaden erſetzen mußte, beauftragte ein Jahr ſpäter eine
ſchwediſche Bergungsgeſellſchaft mit der Hebung des Goldſchatzes.
Die Arbeiten geſtalteten ſich jedoch inſofern äußerſt ſchwierig, als
das Schiff in 120 Meter Tiefe ruhte und die See gerade in dieſem
Breitengrade faſt das ganze Jahr hindurch äußerſt bewegt iſt.
Nach ſechsmonatigen vergeblichen Bemühungem wurde die Arbeit
eingeſtellt, die nun von einer franzöſiſchen Geſellſchaft fortgeführt
werden ſollten. Ein deutſcher Taucher, deſſen Ausrüſtung
den ungeheuren Druck von 12 Kg. auf den Zentimeter aushielt,
wie er in 120 Meter Tiefe etwa vorhamden iſt, graſte das ganze
Frühjahr und den Sommer 1924 hindurch den Meeresgrund
buchſtäblich ab, ohne ſeine Bemühungen von größerem Erfolg
ge=
krönt zu ſehen als ſein Vopgänger. Man faud das Wrack nicht.
Bis zum vergangenen Jahre ruhten die Arbeiten dann
vollkom=
men, denn die Verſicherungsgeſellſchaft wollte die großen
Sum=
men nicht noch einmual aufs Spiel ſetzen, die für die
Durchfüh=
ruſig eines derartigen Undernehmens notwendig ſind.
Erſt das günſtige Angebot einer italieniſchen Firma
ließ im Sommer des vergangenen Jahres die Arbeiten wieder
cufleben, die diesmal wenügſtens einen gewiſſen Erfolg haben
ſollten. Dank der genauen Angaben des Kapitäns der „Seine‟
war es den beiden italieniſchen Dampfern „Artglo” und „Raffo‟
mit Hilfe eines 1500 Meter langen Kabels, das ſie wie ein Netz
über den Meeresgpund ſchleiften, gelungen, am 20. Auguſt d. J.
ein Wrack feſtzuſtellen, das nach Anſicht der Taucher nur das der
„Egypt” ſein konnte. Zur näheren Identiſizierung brachten ſie
die verſchiedenſten Gegenſtände vom Meeresgrunde mit herauf
und demontierten ſchließlich einen 3=Tonnenkran, der Anfang
voriger Woche im Marinearſenal von Breſt niedergelegt und
inzwiſchen von der engliſchen Reederei alls zur Ausrüſtung der
„Egypt” gehörend wiedererkannt wurde. Bei der
nähe=
ren Unterſuchung dieſes Kranes wurde außerdem die
bemerkens=
werte Feſtſtellung gemacht, daß einige gut eingefettete Schrauben
trotz des achtjährigen Aufenthaltes auf dem Meersgrunde ſich
ſo leicht drehten, als ob ſie erſt ganz friſch eingeſetzt worden
wären.
Nach der offiziellen Anerkenmung des Wracks konnte
nun=
mehr mit den eigenulichen Bergungsarbeiten begonnen werden.
Man rechnet jedoch damit, daß ſich dieſe Arbeiten noch bis zum
Sommer nächſten Jahres hinziehen dürften, denn der Goldſchatz
liegt nicht weniger als 6 Meter unter dem unterſten Deck, und
die Daucher können unmöglich dorthin gelangen, ohne nicht
vor=
her die darüber liegenden Dechs geſprengt zu haben. Ihre
ſchwere Ausrüſtung erlaubt es ihnen nicht, ſüch durch die vielen
Gänge und Treppen hindurchzuarbeiten und zu dem erſehnten
Ziel zu gelangen. Man ſtelle ſich außerdem vor, daß der Taucher
mit ſeinen Tauen oder dem Luftzuführungsſchlauch hinter ingend
eines der vielen Kabel oder Troſſen hakt. Der Rückzug wäre
ihm einfach abgeſchnitten und ein langſamer, aber ſicherer Tod
auf dem Meeresgrunde ſein Schickſal. Die günſtige Jahreszeit
iſt ferner bald vorüber. Die große Flut, die bereits im
kommen=
den Monat eintritt, führt zu ſo heftigen Strömungen, daß ein
Herabſteigen des Tauchers glatter Selbſtmord wäre. Dren dieſer
Taucher ſind im Augenblick Gamit beſchäftgt, die vorbereitenden
Arbeiten zu erledigen. Zwei verſchiedene Tauchevanzüge finden
dabei Verwendung. Der eine beſteht in einer Art ſtählernem
Rohr ohne Arme und Beine, nur mit zwei großen Augen
ver=
ſehen und dient lediglich der Auskundſchaftung. Der andere
Apparat iſt ganz demjenigen ähnlich, den auch die deutſchen
Tief=
ſeetaucher verwenden, d. h. er paßt ſich dem Körper an und bamn
einen ungeheuren Druck aushalten. Wie gefährlich ſich die
Ar=
beiten geſtalten, beweiſt ein Zwiſchenfall, der ſich bei der
Berg=
ung des Geldſchrankes aus der Kajütte des Kapitäns ereignete.
Einem Taſicher löſten ſich plötzlich die ſchweren bleiernem Sohlen
von den Füßen, ſo daß er wie ein Pfeil an die
Ober=
fläche des Meeres ſchoß, wo er von der Beſatzung der
„Artiglio” halb ohnmächtig am Bord gezogen wurde. Ein großes
Hindernis bildet nach Ausſage der Taucher außerdem die große
Finſternis, die in derardigen Tiefen herrſcht. Sie bedienen ſich
bei ihren Arbeiten keiner Lampen, da die Erfahrung gelehrt hat,
daß ſich die von einer Lampe ausgehenden Lichtſtrahlen derart
brechen, daß ſie dabei nur geblendet werden und überhaupt nichts
mehr ſehen. Ehn anderes Narurphänomen gleicht jedoch dieſen
Nachteil einigermaßen wieder aus. Der Daucher, der ſich
an=
fänglich in abſoluter Finſternis befindet, gewöhnt ſich nach und
nach daran, bis er die Gegenſtände auf zwei Meter Entferwung
unterſcheiden kann. Je mehr nun der Tag zur Neige
geht, umſoheller wird es aufdem Meeresgrund.
Dieſe Helligkeit dauert bis zum Mongengrauen an, um mit
auf=
gehender Sonne wieder faſt vollkomener Dunkelheit Platz zu
machen, wenn nicht ſchon während der Nacht große
Fiſch=
ſchwärme die oft ſtundenlang zwiſchen Meeresgrund und
Oberfläche ſtehen bleiben, alles in tiefſte Finſternis hüllen,
Nach achvtägigen, amgeſtrengten Arbeiten iſt es am Freitag
gelungen, den Geldſchrank an die Meeresoberfläche zu bringen.
Bei ſeiner Oeffnung fand wan neben dem Schlüſſel zur
Stahl=
kammer und den Schiffspapieren einen Poſtſack mit
diplomati=
ſcher Korreſtondenz, die teils an den engliſchen Kolonſaldienſt
in Japan, Korea und Siam gerichtet war, zum anderen Teil an
die engliſche Geſandtſchaft in Schamghau,
Die Bergungsarbeiten des Müllionenſchatzes werden
muun=
mehr beginnen. Von ihrem Erfolg wird es abhängen, ob die
engliſche Verſicherungsgeſellſchaft den erlittenen Rieſenverluſt
wieder einholen hann, um einmal den ausgezahlten
Verſiche=
rungsbetrag zu einem Teil zurückzuerhalten, zum anderem aber
auch, um der italieniſchen Geſellſchaft den ſicherlich nicht
unerheb=
lichen Betrag für die Bergungsarbeiten zu zahlen.
Wiſſenſchaft und Bildung.
Neue Bücher dieſer Reihe aus dem Perlag Quelle &. Mever.
Geſchichte der Muſik in allgemeinverſtändlicher Form. Von
Pro=
feſſor Dr. J. Wolf. Erſter Teil: Die Entwicklung der Muſik bis
etwa 1600. 2. Auflage. 159 Seiten. Geb. 1,80 RM. Der Rundfunk
hat das Intereſſe für die Geſchichte der Muſik in weiteſten Kreiſen
ge=
weckt. So kommt eine gemeinverſtändliche Darſtellung der Entwicklung
der Tonkunſt vom Altertum bis in die Neuzeit einem langgehegten
Be=
dürfnis unſerer muſikintereſſierten Kreiſe entgegen. Der Berliner
Muſikhiſtoriker J. Wolf hat es vorzüglich verſtanden, klar und
anſchau=
lich den Werdegang der Muſikgeſchichte zu ſchildern und für alle
Pro=
bleme der Muſikgeſchichte lebendiges Intereſſe zu erwecken.
Johannes Brahms. Von Dr. Paul Mies. 129 Seiten. Geb.
1,80 RM. Johannes Brahms und ſein Werk iſt noch immer nicht in
dem Maße eingedrungen in das häusliche Muſikleben, wie es ſeine echte,
wahrhaft beglückende und erhebende Kunſt verdiente. Auch iſt ein
Ein=
dringen in ſein Werk bei weitem nicht ſo ſchwierig, wie dies
fälſchlicher=
weiſe gelegentlich behauptet wird. Eine ſehr geſchickt aufgebaute, ſichere
Anleitung dazu bietet die vorliegende Darſtellung. Das Buch, das
jeder Konzertbeſucher dankbar begrüßen wird, ſetzt das Werk in den
Vordergrund und läßt in einer Reihe von Querſchnitten Vokal= und
Inſtrumentalmuſik nach der Seite des Inhaltes und der Form vor dem
Leſer entſtehen. An Hand zahlreicher Beiſpiele ſind dieſe leicht
erkenn=
bar und bei eigenem Studium auf weitere Werke des Meiſters
an=
wendbar.
Berühmte Männer der Technik. Von Dr.=Ing. Heinrich Retz.
148 Seiten. Geb. 1,80 RM. Gerade auf dem Gebiete der alles
bezwin=
genden Technik iſt das Leben unendlich reich. Wo immer man hingreift
und es packt, da iſt es intereſſant. Die berühmten Männer der Technik,
Reichenbach, Harkort, Borſig, Krupp, Schichau, Siemens, Zeppelin, mit
ihrer ſeheriſchen, das Dunkel durchdringenden Begabung, ihrer
Tat=
kraft und Beharrlichkeit, ihrem kühnen Wagemut, der ſie auch unter
dem Druck von Mißerfolgen und bitterſter Not nicht verzagen läßt, fie
ſind uns Vorbild und Symbol des Aufſtiegs. Ihre Werke ſind
Mark=
ſteine auf dem Wege der techniſchen Enwwicklung, ihre Taten reden eine
eigene Sprache, ihr Leben iſt ein glänzendes Beiſpiel raſtloſer und
hin=
gebungsvoller Pflichterfüllung. In unſerer allzu ſachlichen Zeit zeigt
Verfaſſer, daß gerade bei den großen Führern der Technik hinter der
ſcheinbar ſachlichen Nüchternheit der ſtete Kampf des ſchöpferiſchen
Genies mit der oft widerſpenſtigen Materie ſich austobte.
Friedrich Fröbel. Sein Weg und ſein Werk. Von Profeſſor Dr.
Marie=Anne Kunze. 129 Seiten. Geb. 1,80 RM. Verfaſſerin hat
es mit Geſchick verſtanden, ein vielfach neuartiges Geſamtbild des
Men=
ſchen und Erziehers Fröbel zu zeichnen und ſeine überragende
Bedeu=
tung für die Reformpädagogik der Gegenwart darzutun. Sie ſtellt dabei
das Lebenswerk des Meiſters im Zuſammenhang mit ſeinem an ſich
ſchon lehrreichen Entwicklungsgang dar.
Abriß der geiſtigen Entwicklung des Kindes. Von Profeſſor Dr.
K. Bühler. 4. und 5. erweiterte Auflage. 158 Seiten und 8 Tafeln.
Geb. 1,80 RM. Eine klare und zuverläſſige Anleitung zum
Verſtänd=
nis der Kindesſeele — unzweifelhaft die beſte, die wir beſitzen — bietet
ſich in dem bereits im 25. Tauſend vorliegenden Abriß aus der Feder
Profeſſor Bühlers, der weit über Deutſchlands Grenzen hinaus als erſte
Autorität auf dem Gebiet der Kinderpſychologie bekannt iſt. Sein
Ab=
riß kann um ſo mehr empfohlen werden, als die Darſtellung bei aller
Schärfe des Ausdruckes für jeden Gebildeten leicht verſtändlich bleibt.
Bismarck. Von Profeſſor Dr. G. Roloff. 137 Seiten. Geb.
1,80 RM. Dieſe Biographie Bismarcks gibt uns einen intereſſanten
Ueberblick über die ruhmvollſten Abſchnitte preußiſch=deutſcher Geſchichte,
die jedem echten Deutſchen das Herz höher ſchlagen laſſen. Von
ehr=
licher Bewunderung getragen, zeichnet uns Verfaſſer den politiſchen
Charakter Bismarcks ſeinen Trieb zum Handeln und zum Kämpfen,
der ihn unwiderſtehlich auf die große politiſche Bühne drängte und ihn
dort von Erfolg zu Erfolg führte. Wer ſeine Freude hat an
Charakter=
bildern großer Männer, die letzten Endes doch die Geſchichte und
Ge=
ſchicke ihres Volkes beſtimmen, wird das Büchlein mit dankbarer
Befrie=
digung aus der Hand legen.
Staat und Geſellſchaft in der Gegenwart. Eine Einführung in das
ſtaatsbürgerliche Denken und in die politiſche Bewegung unſerer Zeit.
Von Profeſſor Dr. A. Vierkandt. 3. verbeſſerte Auflage. 151
Sei=
ten. Geb. 1,80 RM. Ueberaus anregend und ganz allgemein
ver=
ſtändlich geſchrieben, iſt dieſe Einführung in das ſtaatsbürgerliche Denken
in hevvorragendem Maße geeignet, falſche Vorſtellungen vom Staat zu
beſeitigen und unſere Anſchauungen von mancherlei Denkfehlern zu
befreien, die unſeren Blick für eine richtige Erkenntnis der tatſächlichen
Verhältniſſe trüben. Am meiſten hat es ſich Verfaſſer angelegen ſein
laſſen, das nicht ganz einfache Verhältnis von Staat und Geſellſchaft
klar und deutlich auseinanderzuſetzen.
Einführung in das Reichsverfaſſungsrecht. Von Prof. Dr. H.
Gmelin. 157 Seiten. Geb. 1,80 RM. Jeder Staatsbürger ſollte es
als ſeine vornehmſte Aufgabe betrachten, ſich mit den Beſtimmungen
der Reichsverfaſſung und der Organiſation des Reiches vertraut zu
machen. Der Text der Reichsverfaſſung iſt allerdings für den Laien
kaum verſtändlich, da er eine Kenntnis zahlreicher juriſtiſcher
Fachaus=
drücke vorausſetzt, die dem Laien nicht geläufig ſind. Um ſo mehr
Be=
achtung verdient die vorliegende Einführung in das
Reichsverfaſſungs=
recht. Sie gibt in leicht verſtändlicher Darſtellung und ohne juriſtiſche
Kenntniſſe vorauszuſetzen, eine klare Ueberſicht über alle wichtigeren
Beſtimmungen der Verfaſſung, die in vier großen Hauptabſchnitten,
Reich und Länder, Staatsgebiet und Staatsangehörige, Reichsorgane
und Willensäußerungen des Reiches, in aller wünſchenswerten
Aus=
führlichkeit erläutert werden.
Einführung in die Volkswirtſchaftslehre. Von Profeſſor Dr. W.
Wygodzinſki. 8. völlig neugeſtaltete Auflage. 36.—40. Tauſend.
Von Profeſſor Dr. W. Andrece. 159 Seiten. Geb. 1,80 RM.
Wygodzinſkis Einführung in die Volkswirtſchaftslehre gehört zu den
drei Büchern, die heute jedem jungen Wirtſchaftswiſſenſchaftler und
Nechtsgelehrten einen erſten Grundſtock national=ökonomiſcher Kenntniſſe
vermitteln und bei ihrer allgemeinverſtändlichen Darſtellung in
her=
vorragendem Maße dazu geeignet ſind, dem gebildeten Laien einen
erſten Ueberblick über das Gebiet volkswirtſchaftlichen Denkens zu geben.
Wie Spanns Haupttheorien und Hellers Grundprobleme der
Volks=
wirtſchaftslehre, war auch dieſe Einführung von Anfang an auf einen
großen Leſerkreis zugeſchnitten, und es iſt intereſſant, feſtzuſtellen, wie
das Dreigeſtirn Spann, Heller, Wygodzinſki Auflage über Auflage
er=
lebt, ein Beweis dafür, welch ſtarkes Intereſſe volkswirtſchaftlichen
Fragen entgegengebracht wird.
Abriß der Sozialpolitik. Von Profeſſor Dr. Ludwia Heyde,
6. überarbeitete Auflage. 159 Seiten. Gebunden 1,80 RM. Von
Auflage zu Auflage verbeſſert und vervollſtändigt, iſt dieſes Buch wohl
das einzige das in ſo knapper und dabei doch ſo inhaltsreicher Form
über das Weſen der Sozialpolitik, ihre Geſchichte und ihren
gegenwär=
tigen Stand in Deutſchland unterrichtet. Verfaſſer bringt das ganze
Gebiet der Sozialpolitik leicht faßlich, aber doch wiſſenſchaftlich, mit
ge=
rechter Kritik, aber völlig unparteiiſch zur Darſtellung und ermöglicht
ſo einen raſchen Ueberblick.
Einführung in die Konjunkturlehre. Von Profeſſor Dr. Ernſt
Wagemann, Präſident des Statiſtiſchen Reichsamtes. 161 Seiten,
Geb. 1,80 RM. Es iſt ſehr zu begrüßen, daß der Direktor des deutſchen
Inſtitutes für Konjunkturforſchung und Präſident des Statiſtiſchen
Reichsamtes, Profeſſor Dr. Wagemann, eine „Einführung in die
Kon=
junkturlehre” erſcheinen läßt. Das Buch weiht den Laien in die
Werk=
ſtätte des Konjunkturdienſtes ein, indem es den ganzen Stufengang der
Konjunkturbeobachtung vorführt. Wer ſich für die Geſchichte der
Kon=
junkturen, die Methodik der Konjunkturforſchung und die Arbeit der
praktiſchen Konjunkturbeobachtung intereſſiert, wird an dieſer Schrift
nicht vorbeigehen können.
Hauptſchriftleitung. Rudel/ Mauvt
Veraniwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feutlleron Neich er
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Karl Bohmann; für
den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: J. V. KarlBohmanni
für „Die Gegenwact”, Tagesſplegel in Blld und Wort. Dr. Herder! Nette
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Wiſtv Kuhle
Druck und Verlag. L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtladt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rülckſendung nich tibervommen
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Handball=Länderſpiel in Darmſtadk.
Deukſchland gegen Oeſterreich.
Darmſtadt wird am kommenden Sonntag ſein großes
Sport=
ereignis haben. Neben der ſtudentiſchen Weltolympiade dürfte
das am Sonntag, den 21. September, ſtattfindende Ländertreffen
in Handball das größte ſportliche Ereignis ſein, das Darmſtadt
je in ſeinen Mauern geſehen hat. Zum erſten Male überhaupt
kommt in Darmſtadt ein Ländertreffen zweier
Nationalmann=
ſchaften zur Durchführung. Wohl ſind ſchon eine große Anzahl
repräſentativer Spiele zwiſchen Mannſchaften der einzelnen
deut=
ſchen Landesverbände hier in Darmſtadt ausgetragen worden.
Noch nie hat man uns aber zur Durchführung eines
Ländertref=
fens für würdig befunden. Die große Begeiſterung für den in
Darmſtadt zur hohen Blüte entwickelten Handballſport, ſowie die
einwandfreie Art, in der die ſeitherigen Repräſentativkämpfe
in Darmſtadt zur Abwicklung gelangten, haben jetzt endlich die
Deutſche Sportbehörde dazu veranlaßt, dem Sportverein
Darm=
ſtadt 1898 die Durchführung des für kommenden Sonntag
bevor=
ſtehenden Ländertreffens zu übertragen.
Wenn alſo am 21. September die Auserwählten des
Oeſter=
reichiſchen Verbandes für Handballſport und der Deutſchen
Sportbehörde in Darmſtadt auf den Plan treten werden, um im
edlen ſportlichen Wettſtreit ihre Kräfte zu meſſen, dann gilt es
für unſere Stadt, zu zeigen, daß die Deutſche Sportbehörde gut
daran getan hat, das Spiel nach hier anzuberaumen. Darmſtadt
muß auf jeden Fall für das große Ereignis eines Handball=
Ländertreffens die innere und äußere Begeiſterung aufbringen,
die einen dem Ländertreffen würdigen Rahmen garantiert. Aus
den ſchon bekanntgegebenen Aufſtellungen der beiden
Länder=
mannſchaften war ſchon zu erſehen, daß beide Verbände ihre
ſtärkſten Kräfte mobil gemacht haben. Da alſo beide
Mannſchaf=
ten äußerſt ſpielſtark ſind, wird es zu einem hervorragend ſchönen
Spiel kommen. Wir hoffen daher, daß Tauſende kommen werden, um
den großen Genuß, den die Austragung eines raſſigen, techniſch
einwandfreien Handballſpieles bietet, mitzuerleben und
mitzu=
feiern. Darmſtadt muß ſich ſeinen Ruf als eine Hochburg des
Handballſportes erhalten, indem es für das Ländertreffen der
beiden eng befreundeten Verbände jeden Einzelnen ſeiner
Be=
wohner, der für die große deutſche Sportbewegung Verſtändnis
hat, als Zuſchauer zum Ländertreffen bringt.
Für das auf dem Platze am Böllenfalltor ſtattfindende Spiel
iſt ab heute ein Vorverkauf bei dem Zeitungsverkauf Skurnik
(im Schalterraum der Hauptpoſt) und im Zigarrengeſchäft Becher
(Grafenſtraße) eingerichtet. Die Preiſe ſind für den Vorverkauf
auf 1.50 RM. (Tribüne) und 80 Pfg. (Stehplatz) feſtgeſetzt,
wäh=
rend an der Tageskaſſe die Preiſe 2.— RM. und 1.— RM.
be=
tragen. Jugendliche und Erwerbsloſe erhalten Karten nur an
der Tageskaſſe.
Reichsbahn=T.= u. Sp.=V. — Lorſch 8:1 (3:0).
Zum erſten Verbandsſpiel der A=Klaſſe empfing am
Sonn=
tag Reichsbahn die ſpielſtarken Gäſte aus Lorſch. Wie erwartet,
kam es zu einem fairen Punktkampf, den die Hieſigen durch einen
glatten 8:1=Sieg fur ſich entſcheiden konnten. Schon in der erſten
Halbzeit kam Reichsbahn durch ihr weitmaſchiges Spiel leicht in
Vorteil und erzielte auch drei ſchöne Tore. — Nach der Pauſe
hatte Lorſch faſt nichts mehr zu beſtellen. Der Reichsbahnſturm
erzielte in regelmäßigen Abſtänden fünf weitere Tore, denen die
Gäſte nur das Ehrentor entgegenſetzen konnten. Die Hauptſtützen
der Lorſcher Elf waren der Mittelläufer und die beiden
Halb=
ſtürmer. Die Darmſtädter ſind zurzeit gut in Fahrt. Die Elf
beſitzt junge, talentierte Kräfte. Schiedsrichter Jährling=
Bicken=
bach leitete das Spiel zur allgemeinen Zufriedenheit. —
2. Mannſchaft 7:4 (4:3), Jugend 4:2 (2:1) für Reichsbahn.
Sportabt. Merck Darmſtadt 2. — T. u. Sp.V. Braunshardt 0:15 (0:9).
Im weiteren Verlauf der Verbandsſpiele mußte Braunshardt am
Sonntag in Darmſtadt gegen die 2. Mannſchaft der Sportabteilung
Merck antreten und konnte einen hohen Sieg erringen. Mercks
1. Mannſchaft war an dieſem Tage ſpielfrei. Die Einheimiſchen
konn=
ten dadurch eine kombinierte Mannſchaft ſtellen. Merck ſpielte auch
ſehr eifrig, ließ aber im Zuſammenſpiel ſehr zu wünſchen übrig und
konnte niemals gefährlich werden. Braunshardt, das mit 2 Erſatzleuten
antrat und zurzeit über einen ſehr ſchußfreudigen Sturm verfügt, zeigte
gute Leiſtungen, brauchte ſich aber nicht allzuſehr anzuſtrengen.
* Kreisliga Südheſſen.
Nach dem vierten Spielſonntag führt Biblis mit Lorſch immer noch
ohne Spielverluſt die Tabelle an. Olympia Worms, VfR. Bürſtadt und
Olympia Lampertheim kommen nicht vom Tabellenende weg; der
Alt=
meiſter Südheſſens wird nach dieſer Saiſon kaum an der Spitze zu
finden ſein. VfL. Lampertheim und Starkenburgia Heppenheim
warte=
ten wieder mit ganz beachtlichen Leiſtungen auf; man darf auf den
wei=
teren Verlauf der Punkteſpiele ſehr geſpannt ſein, zumal in dieſer
Sai=
ſon erſtmalig wieder verſchiedene ſpielſtarke Bewerber der Meiſterehre
gezählt werden können. Die Reſultate lauten: FV. Biblis —
Concordia Gernsheim 3:0, Olympia Worms — Olympia Lorſch 0:2,
VfL. Lampertheim — Normannia Pfiffligheim 3:2, Viktoria Neuhauſen
— Sportverein Hochheim 2:2, Sporwerein Horchheim —
Starken=
burgia Heppenheim 0:0. In Anbetracht der Verhältniſſe iſt der Sieg
der Riedleute in dieſer Höhe keine Ueberraſchung. Dabei muß
feſt=
gehalten werden, daß der Neuling keine ſchlechte Figur abgab und die
Bibliſer ſchon kämpfen mußten, um das flotte Spiel ſiegreich zu
be=
ſtehen. Mit Olympia Worms geht es abwärts. Die Mannſchaft hat
hauptſächlich die Niederlage auf eigenem Platze gegen den FV. Biblis
ſchlecht überwunden, wodurch Lorſch nur auf einen halbſtarken Gegner
traf. Seit der Niederlage der Wormſer „Kleeblätter” in Wiesbaden
gegen Urberach, wo ein einziges Tor über den Aufſtieg zur höchſten
Klaſſe entſchied, iſt der Mannſchaft die Durchſchlagskraft und damit
alles genommen. Die Pfiffligheimer Normannen ſchlugen ſich beim
VfL. Lampertheim höchſt ehrenvoll. Das Remis in Neuhauſen, ebenſo
in Horchheim, zeichnet für die Kampfkraft der Gäſtemannſchaften.
Haupt=
ſächlich Heppenheim ſetzte alle Energie ein, um durch Punktgewinn in
der Spitzengruppe zu bleiben. Die Tabelle hat ſich wieder reichlich
ver=
ſchoben und ſieht nun ſo aus:
„ „ Olympia Lampertheim . .
Schwerakhlekik.
Heros Dortmund deutſcher Mannſchaftsmeiſter.
Die beiden Ringer=Riegen von Heros Dortmund und Jugendkraft
Zella=Mehlis ſtanden ſich am Sonntag in Zella=Mehlis im zweiten
Gang des Endkampfes um die Deutſche Mannſchafts=Meiſterſchaft im
Ringen gegenüber. Nachdem die Dortmunder die erſte Begegnung
über=
legen mit 15:2 Punkten gewonnen hatten, ſtand zwar der Endſieg der
Weſtfalen nicht mehr in Frage, trotzdem aber hatte die Veranſtaltung
einen ſtarken Beſuch aufzuweiſen. Die Dortmunder Herosleute ſiegten
diesmal mit 10:6 Punkten, ſo daß ſich ein Geſamtergebnis von 25:8
Punkten ergibt. Mit dieſem Endſieg wurde Heros Dortmund
diesjäh=
riger Mannſchaftsmeiſter.
In Newark kam am Montag ein weiterer Lauf zur amerikaniſchen
Steher=Meiſterſchaft zur Austragung, den der Amerikaner Jaeger vor
Dülberg gewann.
Bei den Radrennen auf der Rütt=Avena gelang es den Gebr. Wolke,
in einem 10=Kilometer=Mannſchaftsfahren vor Rütt=Mandelkow zu
ſiegen.
Welkerbericht
Ausſichten für Dienstag, den 16. September: Etwas freundlicher, jedoch
noch wechſelnd bewölkt mit Aufheiterung, kühl, keine oder nur
ver=
einzelt leichte Schauer.
Ausſichten für Mittwoch, den 17. September: Weitere Beſſerung und
wehr aufheiterndes Wetter. Loden.
Nummer 256
datt
Oienstag, den 16. Sept.
Der deutſche Außenhandel im Auguſt.
Ausfuhrüberſchuß von 175 Millionen. — Die Einfuhr weiker zurückgegangen.
Im Auguſt ſchließt der deutſche Außenhandel mit einem
Aus=
fuhrüberſchuß von 175 Mill. RM. ab.
Die Ausfuhr (970,8 Mill. RM.), die bereits zum Vormonat
eine Zunahme um 40 Mill. RM. erfahren hatte, iſt im Auguſt um
wei=
tere 20 Mill. RM. geſtiegen, und zwar infolge vermehrter
Fertigwaren=
ausfuhr (++ 33 Mill. RM.). Die Lebensmittelausfuhr iſt nur wenig
verändert (— 0,6 Mill. RM.), die Ausfuhr von Rohſtoffen
zurück=
gegangen (— 13,6 Mill. RM.). An der Geſamtausfuhr im Auguſt ſind
die Reparationslieferungen mit 52 (Juli 55) Mill. RM. beteiligt.
Die Einfuhr im Auguſt beträgt 795,5 Mill. RM., wovon etwa
40 Mill. RM. auf Lagerabrechnungen entfallen, die noch zum
über=
wiegenden Teil die Einfuhr in den erſten ſechs Monaten des Jahres
be=
treffen. Schaltet man die zu einer Ueberhöhung der Einfuhrzahlen im
Juli und Auguſt führenden Zollabrechnungen im Lagerverkehr aus,
ſo ergibt ſich im Vergleich zu den Vormonaten ſowohl für Juli als auch
für Auguſt eine Abnahme der Einfuhr um jeweils etwa 30 Mill. RM.
Ohne die Korrektur der Anſchreibungen aus dem Lagerverkehr iſt die
Ein=
fuhr im Auguſt um 113,6 Mill. RM. niedriger ausgewieſen als im Juli:
abgeſehen von den lebenden Tieren weiſen ſämtliche Warengruppen in
der Einfuhr einen geringeren Wert als im Vormonat auf, und zwar
die Gruppe Lebensmittel und Getränke um 60,4, die Gruppe Rohſtoffe
und halbfertige Waren um 41,5 und die Gruppe Fertigwaren um 13,5
Mill. RM.
Der niedrigere Ausweis der Einfuhr von Lebensmitteln
und Getränken iſt zu einem erheblichen Teil die Folge der in den
Vormonatsausweis einbezogenen halbjährlichen Lagerabrechnungen.
Dies gilt insbeſondere für Gerſte und Mais, z. T. auch für Kaffee.
Einen tatſächlichen Einfuhrrückgang im größeren Umfange weiſen
Küchengewächſe (— 10 Mill. RM.), Butter (— 9 Mill. RM.) und
Kar=
toffeln (— 6,7 Mill. RM.) auf. Beträchtlich geſtiegen iſt dagegen die
Einfuhr von Obſt (+ 7,6 Mill. RM.).
Brodukkenberichke.
Mannheimer Produktenbericht vom 15. Sept. Der fortgeſetzte
Rück=
gang der Auslandsforderungen ſowie die ermäßigten Preiſe für
deut=
ſchen Weizen beeinfluſſen den Markt. Bei weiterer Zurückhaltung des
Konſums verkehrte die Börſe äußerſt ruhig. Im Vorbörſenverkehr
hörte man per 100 Kilo in RM. waggonfrei Mannheim: Weizen inl.
25,50—26,25, ausl. 31—32, Roggen inl. neuer 17.25—17,50, Hafer inl.
neuer 16,25—17,25, Braugerſte Durchſchnittsqualität 21,50—23,50,
Fut=
tergerſte 18—19, ſüdd. Weizenmehl Spezial Null September=Dezember
41, ſüdd. Weizenauszugsmehl September=Dezember 45, ſüdd.
Weizen=
brotmehl September=Dezember 27, ſüdd. Roggenmehl 70—60prozentige
Ausmahlung September—Dezember B,25—30, feine Weizenkleie 6,75,
Biertreber 10—10,75, Leinſaat 34,50, Raps 28.
Frankfurter Produktenbericht vom 15. September. Es notierten:
Weizen, Hektolitergew. von 75 Kg. 247,50—250.—. Roggen,
Hektoliter=
gew. von 70 Kg. 170—171.—, Hafer, neue Ernte 165 Weizenmehl. ſüdd.
Spezial 0 40,50—41,25 do. niederrh. 40,25—41.—, Roggenmehl. 60proz.
Ausm. 27,75—38,75, Weizenkleie 6,75—7.—, Roggenkleie 6,75. Erbſen
28—40, Linſen 36—70, Heu, ſüdd. 5,50—6.—, Weizen= und Roggenſtroh,
drahtgepreßt 2,25—2,50, do. gebündelt 2.—, Treber 10,50—11.—,
Früh=
kartoffel, gelbfleiſchig 2.30. Tendenz ruhig.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 15. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 80, Dez. 85½, März 88½, Mai 92;
Mais: Sept. 91½, Dez. 86.50, März 87.25, Mai 89; Hafer:
Sept. 36½, Dez. 39½8, März 41.25, Mai 42.75; Roggen: Sept.
53.75, Dez. 58.75, März 62½, Mai 65.25.
Schmalz: Sept. 11.52½, Okt. 11.52½, Dez. 11.15. Januar
11.02½.
Schweine, leichte 10.35—11.00 ſchwere 10.15—10.90;
Schwei=
nezufuhren: Chicago 35 000, im Weſten 92 000.
Es notierten nach Meldungen ausNewYork am 15. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12.25; Talg, extra, loſe 5.25.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 98½; Mais, loko
New York 104.50; Mehl, ſpring wheat clears 4.50—5.00; Fracht:
nach England 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8—9 Cents.
Biebmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 15. September. Zufuhr und Preiſe:
276 Ochſen 48—62, 197 Bullen 44—54, 270 Kühe 18—53, 444 Färſen
42—63, 743 Kälber 58—82, 47 Schafe 42—45, 3519 Schweine 52—66,
2 Ziegen 12—25. Marktverlauf: Mit Großvieh mittel, kleiner
Ueber=
ſtand. Mit Kälbern mittel, geräumt. Mit Schweinen mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 15. September. Aufgetrieben waren:
1525 Rinder, 376 Ochſen. 131 Bullen, 547 Kühe, 445 Färſen, 569 Kälber,
56 Schafe und 4657 Schweine. Beahlt wurden: Ochſen al) 58—61, a2)
53—57. b) 48—52; Bullen a) 54—57, b) 49—53; Kühe a) 48—51. b) 43
bis 47. c) 38—42, d) 32—37; Färſen a) 59—62, b) 55—58, c) 50—54;
Kälber b) 80—84, c) 75—74, d) 68—74; Schafe nicht notiert; Schweine
b) 63—65, c) und b) 64—66, e) 63—65. Der Marktverlauf: Rinder
ruhig, geringer Ueberſtand, Schweine rege, ausverkauft, Kälber und
Schafe ruhig, geräumt. Fleiſchgroßmarkt: Ochſenfleiſch 1) 95—105. do.
2) 80—90, Kuhfleiſch 2) 65—75, do. 3) 55—65, Kalbfleiſch 2) 110—120,
Schweinefleiſch 1) 85—88, Gefrierfleiſch, Vorderviertel 58, Hinterviertel
65. Geſchäftsgang langſam. Eingebracht waren: aus hieſiger
Schlach=
tung 334 Viertel Rinder, 62 ganze Kälber, 235 halbe Schweine, 10 Schafe
und ein Kleinvieh, von auswärts: 209 Viertel Rinder, 6 ganze Kälber,
zwei halbe Schweine; aus Dänemark: 46 Viertel Rinder und 10 halbe
Schweine.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Spareinnahmen bei den rheiniſchen Sparkaſſen erfuhren im
Auguſt eine Zunahme von 9,6 Mill. RM. und betragen nunmehr 1570,3
Mill. RM.; die Giroeinlagen Siegen von 292,1 Mill. RM. auf 303.9
Mill. RM., ſo daß die Geſamteinlagen am Monatsende 1874,3 Mill.
RM. betragen.
Zurzeit bemüht man ſich recht eifrig um die Wiederaufrichtung des
Rheiniſch=Weſtfäliſchen Seifenkartells nach der kürzlich erfolgten
Frei=
gabe der Preiſe für das bisherige Verbandsgebiet. Erhebliche
Fort=
ſchritte ſind jedoch bisher nicht erzielt worden. Auch iſt das Ergebnis
der Verhandlungen zurzeit noch durchaus ungewiß. Endgültig
geſchei=
tert ſind die Verhandlungen mit der Seifeninduſtrie Mitteldeutſchlands.
Das ſeit einigen Jahren beſtehende Weinſteinſäure=Syndikat iſt, wie
uns mitgeteilt wird, aufgelöſt worden, mit der Folge, daß die Preiſe
zurückgingen. Der Preisrückgang beträgt 40 RM., ſo daß ſich für 100
Kg. ein Preis von 240 RM. ergibt. Die Bemühungen zum Abſchluß
einer Bromkonvention (Kalium, Natrium und Amonnium) blieben
er=
folglos. Die in der letzten Zeit ſchon ermäßigten Preiſe ſchwächten ſich
nicht weiter ab.
In dem Vergleichsverfahren der Schuhfabrik Simon Schmidt.
Pir=
maſens, haben ſich die Geſamtverbindlichkeiten durch Regelung einiger
Verwandtenforderungen von 361 000 auf 270 000 RM. reduziert. Die
Aktiven betragen 70 000 RM., davon 21 000 RM. Warenvorräte, 27000
RM. Immobilien und 17000 RM. Außenſtände. Die bisher gebotene
Quote von 35 Prozent wurde zwiſchenzeitlich auf 36 Prozent plus 5
Prozent Beſſerungsſchein erhöht.
Die norwegiſche Stickſtoffgeſellſchaft Dorſk Hydro, an der auch die
F. G. Farbeninduſtrie maßgebend beteiligt iſt, beantragt für 1929/30 die
Verteilung einer von 6 auf 8 Prozent erhöhten Dividende auf die St.=A.
Zurückgeführt wird die Gewinnſteigerung auf die Inbetriebnahme neuer
Werke.
Wie wir erfahren, werden ſich die bedeutendſten Händler mit
Metall=
ereugniſſen aus Frankreich, Deutſchland, England, Belgien und Italien
am 15. und 16. September in Luxemburg zuſammenfinden, um ein
in=
ternationales Kartell der Eiſen= und Kurzwarenhändler=Verbände z
bilden.
Auch bei der Einfuhr von Rohſtoffen und halbfertigen
Waren ſind die ſtark rückläufigen Ziffern bei einzelnen Waren wie
z. B. bei Mineralölen und Holz auf die Ueberhöhung der
Vormonats=
ziffern infolge der halbjährlichen Zollabrechnungen zurückzuführen. Eine
tatſächliche Abnahme der Einfuhr iſt in ſtärkerem Maße u. a. bei den
Textilrohſtoffen (— 8,1 Mill. RM.), darunter Wolle und andere
Tier=
haare (— 5,8 Mill. RM.), bei rohen Fellen zu Pelzwerk (—5.9 Mill.
RM.) und bei den nicht ölhaltigen Sämereien (— 5,8 Mill. RM.)
feſt=
zuſtellen. Geſtiegen iſt unter den Rohſtoffen namentlich die Einfuhr
von Oelfrüchten und Oelſaaten (++ 8,7 Mill. RM.) und die Einfuhr von
Kupfer (+ 4,9 Mill. RM.).
Unter den Fertigwaren hat die Einfuhr von nicht elektriſchen
Maſchinen (— 3,3 Mill. RM.) abgenommen, diejenige von
Walzwerks=
erzeugniſſen und ſonſtigen Eiſenwaren (ohne Keſſel), zugenommen
(++ 1,2 Mill. RM.). Die Zunahme der Fertigwarenausfuhr
beruht vornehmlich auf einer Steigerung der Ausfuhr von
Textilfertig=
waren (+ 26 Mill. RM.). Insbeſondere ſind hieran beteiligt:
Woll=
gewebe (+ 10,2 Mill. RM.), Kleider und Wäſche (+ 6,6 Mill. RM.)
und Baumwollgewebe (+ 5,3 Mill. RM.). Geſtiegen iſt ferner die
Aus=
fuhr von ſchwefelſaurem Kali und Chlorkalium (+ 8,4 Mill. RM.),
elektrotechniſchen Erzeugniſſen (+ 5,4 Mill. RM.), Kinderſpielzeug
(++ 3,1 Mill. RM.) und nicht elektriſchen Maſchinen (+ 2,6 Mill. RM.).
Unter den Rohſtoffen und halbfertigen Waren,
deren Ausfuhr im Auguſt zurückgegangen iſt, verzeichnen z. B.
Stein=
kohlen eine Minderausfuhr von 4,5 Mill. RM.
Von den wichtigſten Reparations=Sachlieferungen
im Anguſt entfallen auf die Gruppe Rohſtoffe: Steinkohlen mir 9.9
Mill. RM.; auf die Gruppe Fertigwaren: Keſſel, Maſchinen ſowie Teile
davon mit 9,9, Eiſenwaren mit 9,5, Eiſenbahnwagen mit 5,9 chemiſche
Erzeugniſſe einſchließlich der Farben mit 3,1, elektriſche Maſchinen und
ſonſtige elektriſche Erzeugniſſe mit 2,8, Waſſerfahrzeuge mit 2,6 Mill.
RM.
Frankfurker und Berliner Efſekkenbörſe.
Banken und Börſen zum Wahlergebnis.
Scharfe Kursrückgänge.
Das Wahlergebnis hat in Bankkreiſen und an der Börſe
ſtarke Ueberraſchung hervorgerufen. Während man ſich an der
Börſe völlig abwartend verhält und die Kurſe ſcharfe
Ab=
ſchwächungen von durchſchnittlich 8 bis 20 v. H. erfuhren, iſt man
in den Büros der Berliner Großbanken und Privatfirmen
be=
züglich der weiteren Entwicklung des Börſen= und Bankgeſchäfts
nicht ſo niedergeſchlagener Stimmung und erklärt, daß entweder
eine Regierung von Brüning bis zur S.P.D. zuſtande kommen
müſſe, oder daß die Nationalſozialiſten, falls ſie am
Regierungs=
geſchäft teilnehmen wollen, von ihren übertriebenen Forderungen
viel würden abſchreiben müſſen. Daher ſehe man keinen Anlaß
zu beſonderer Beunruhigung. Die Börſe ſei im Augenblick durch
das unerwartete Ergebnis erſchreckt und zu einer verſtimmten
Schwäche geneigt. Da aber die börſentechniſche Lage durchaus
ge=
ſund ſei, werde man abwarten müſſen, wie ſich das Ausland die
Auswirkung des Wahlergebniſſes auf die deutſche Wirtſchaft
denke. Beſonderen Anlaß zur Beunruhigung glaubt man nicht zu
haben.
Frankfurt a. M., 15. September.
Meiallnokierungen.
Das unerwartete Ergebnis der Reichstagswahlen verurſachte an der
Börſe eine ſtarke Unſicherheit und Zurückhaltung, und die
Schwierig=
keiten der Bildung einer arbeitsfähigen Koalition wurden lebhaft
er=
örtert. Auf allen Märkten kam Material heraus, und die Spitzenwerte
verzeichneten meiſt Kursrückſchläge von 5 bis zu 10 Prozent. Bei der
Berliner Kursbericht
vom15. September 1930
Berl.Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl!
Deutſche Erdöl
76.— Elettr. Lieferung 1
J. 6. Farben Af
145.— Iee
Rütgerswerke Ve
53.625 Helſingfors Währung
100 finn. Mk. Geld‟
10.555 Brieſ
10.575 Schweiz Währung
100 Franken Geb
81.375 121.— Gelſ. Bergw. 105.625 Salzdetfurth Kali 309.75
Wien 100 Schilling 59.2451 59.365 Spanien 100 Peſetas 45.40 Geſ.f.elektr. Untern. 136.— Leonh. Tietz 152.—
Prag 100 Tſch. Kr. / 12.448/12.46 Danzig 100 Gulden 8i.50 122.— HarpenerBergbau M.n5 Verein. Glanzſtoff 119.50 Budapeſt 100 Pengo 73.4451 73.50 Japan 1 Yen 2.070 88.— Hoeſch Eiſen 83.75 Verein. Stahlwerke 75.125 Sofig.
100 Leva 3.037 3.04 Rio de Janetrolt 1 Milreis 0.422 127.— Phil. Holzmann 79.75 Weſteregeln. Alkalil 192.50 Holland
100 Gulden 168.81 189.15 Jugoflawien 100 Dinar 7.430 88.875 Kali Aſchersleben 187.50 Agsb.=Nrnb. Maſch. 68.— Oslo 100 Kronen 112.19 112,4 Portugal 100 Escudos 18.82 133.— Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Röhr. 78.50
97.50 Baſalt Linz 32.75 Kopenhagen 100 Kronen 112.26 112.48 Athen
1 100 Drachm. 5.43: 55.— Berl. Karlsr. Ind. 54.75 Stockholm 100 Kronen 112.65 112.81 Iſtambul
1türt. 2 87.75 Hirſch Kupfer 122.625 Lon don 1 2-Stg. 20.382/20,42 Kair 163.50 81.— Hohenlohe=Werke 60.50 Buenos=Aires 1 Pap. Pe io 1.534 1.53
Kanada 1eanab. Doll 41ss0 40.— Maſch.=Bau=Untn 52.50 Lindes Eismaſch. 155.— New Yor! Dollar 4.1940 4.2020 Uruguay 1 Goldpeio Jach 139.— Nordd. Wolle 69.— Herm. Poege 13.75 Belgien
100 Belga 1 58.45 58.57 3sland. 100 eſtl. Kr. 92.21 128.50 Oberſchleſ. Korsw. 82.— VogelTelegr. Draht 70.—
Italien 100 Lire 21.97 22.,01 Tallinn Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.73 69.875 Orenſtein & Koppel 56.— Wanderer=Werke. 39.— Paris
100 Franes 16.465 16.505 Niga
100 Lats 30.8
Frankfurter Kursbericht vom 15. September 1930.
7% DtſchReichsanli:
6%
6% Baden......"
89 Bahern ......!"
88 Heſſen v. 28
v. 29
8% Breuß. Staat:
8% Sachſen .....
6% Sachſen......
7½ Thüringen ...
101.5
87.75
81
101
85.25
88.8
99.55
100.5
82.25
Dtſche. Anl. Auslo”
ſungsſch. 4
Ab=
löſungsanl.. . .
Dtſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ....
8% Baden=Baden
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
8%0
79 Dresden .....
820 Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 29
790 Frankfurtv. 26
6%
„ b. 26
8% Mainz.... ...
8% Mannheim v. 26
v. 27
6%
8% München .....
8% Nürnberg ...."
890 Wiesbaden
Mie Lau
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
89Kaſſeler Land. Goldpfbr..
88 Naſſ. Lambesbk.
60
4½%
Lic. Obl.
91.5
88.75
84
98.75
Ko
93.25
96.5
5% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.. . . .. /I
Goldpfbr.
Goldoblig.
4½% Heſſ. 2bs.=
Hhp.=Bk.=Lianid.
L/30 „Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds.. Anſt. G.Pf.
8%. Goldoblig
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser.
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.,
Abl. (Neubeſitz).
—
8% Verl. Hyp.=Bk.
2 „Liqu.=Pfbr.
Frkf. Hyp.=Bk.
4½2 „ Lig. Pfbr.
Pfbr.=Bk.
102
98
„ Lig. Pfrb.
Mein. Hyp.=Bk
Lig. Pfbr.
82 Pfäk. Hhp. Bl
4½% — Lig.Pfbr.
8%0 Preuß.
Boden=
cred.=Bank ....
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.,
Bodencr.=Bank.
4½%0 „ Lig. Pfbr.
8% Rhein. Hyp. Bk.
4½%Lig.Pfbr.
25 Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit.. . . .
½% Südd. Bob.=
Cred.=Ban1 ...
Lig. Pfhr
8% Württ. Hhp.B
98.5
60.4
74.5
99
97.25
87.75
102
96.5
86.5
102
95
88.25
101.5
97.25
88
102
90
101.75
87.5
101.25
101.5
96
89.25
00
Mat Le
82 Klöckner=Werke
2 Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl.
82 Salzmannu. Co.
7%Ver. Stahlwerke
820 BoigtckHäffner
V
91.5
87.5
86
95.75
J. G. FarbenBondsl 96.75
5% Bosn. L. E. B.
L. Inveſt. —
60o
4½% Oſt. Schätzel 40.75
420 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumänl —
4½%
4%
4%0 Türk. Admin.
—
4% „ 1. Bagdad
—
4% „ Zollanl.
—
4½%0 Ungarn 1913
4½%
1914/ 25.5
420
Goldr. 24.9
49
1910
Artien
15.65
7.25
4
99.5
96.25
28
6% Daimler=Benz/ 72.5
Alg. Kunſtziüde Unie
A. E. G........ .
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauere
Zellſtoff
Bemberg J. P..
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen....
Cemen: Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz AG.
Telcar
Erdöl
(old
deide- Anſtalt
80.25
132.5
104
103
177.5
43
Dt. Linoleumwerke
„ Eiſenhandel..
Dyckerhoff u. Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft=
Eſchw. Berowerk.
EßlingenMaſchiner
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicherl:
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaume
Frkft. Gas.
Hof”.
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwer=
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. ...
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Ilſe Bergb. Stamn
Genüſſe
Junghans
Kali Chemie. . ..
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. .. ..
Klein, Schanzlin ../.
Klöcknerwerke ..
107
144.9
Me
Mainzer Akt.,Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
79.5
160
45.5
50
76.5
105
1.30
50
29.75
107.5
Oberbedarf
Phönix Bergbau
76
55
30.25
165
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen".
„Elektr. Stamm.
Metallwaren ..!
Stahlwerke.. ..
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Nütgerswerle
140
16.5
32
Sachtleben A. G.
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Vind..
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Spenska Tändſticks
1r0
305
210
225.5
25
1ia
145.25
133
z
140
Wahyß & Frehtag.:
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff=Verein ..."
„ Waldhof.. . . . .11
Memel ..
59
89.5
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank.
Br. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Baher. Hyp. u. A
Berl. Handelsgeſ.
Gypothekbl.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bantund Dise
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdener Bant..
Frankf. Bant
Hhyp.=Bank
„ Pfdbr.=Bt.
Mein. Hyp. Bank .
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Bank
Reichsbanl=Ant. ..
Rhein. Hyp.=Ban!
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank
1C6.25
114.5
130.5
223
125
120.5
104
121.5
99
160.5
155
160
131‟
238
155
1GI=
139
Tellus Bergbau..
Thür. Liefer.=Geſ.=
Tietz Leonhard ...
Tucher=Brauerei.
138
Lahmeher & Co. . ./.
Laurahütte ...
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.
157.n5
39.75
97
204
Sch
14.5
unterfranken
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
„ Stahlwerke ...
Strohſtoffabr. .
Utramarin ..
Bogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.
A.-G f. Bertehrsw
Alg. Lokalb. Kraftwl4
72 Dt. Reichsb. Bzgl
Hapag. .... ...."
Nordd. Llotzd.. ..
Südd. Eiſenb.=Geſ./
Allianz. u. Stung.
Verſicherung ...
„ Verein, Ver
FrankonaRück u. M
Mannh. Verſich.
181
183
allgemein herrſchenden Verſtimmung traten Momente wie die günſtige
Entwicklung der deutſchen Außenhandelsbilanz im Auguſt vollkommen
in den Hintergrund. Beſonders ſtark war das Angebot am
Farben=
markt; der Kurs der Farbenaktien wurde 8½ Prozent niedriger
feſt=
geſetzt. Größere Verkäufe wurden außerdem am Elektromarkt
vorge=
nommen, an dem A.E.G. 4½ Prozent, Licht und Kraft 7½4 Prozent,
Schukert 9½ Prozent und Siemens ſogar 14½ Prozent einbüßten. Am
ſtärkſten waren die Kurseinbrüche jedoch am Markte der Kaliaktien.
Aſchersleben lagen 10½ Prozent, Weſteregeln 12 Prozent abgeſchwächt,
während das Angebot in Salzdetfurth zunächſt ſo ſtarr war, daß ein
Kurs nicht zuſtande kam; die Taxe lautete zirka 20 Prozent niedriger.
Am Bankenmarkt wurden umfangreiche Verkäufe in Reichsbankanteilen
getätigt, die 163 Prozent verloren. Die übrigen Bankwerte lagen 1½
bis 3½ Prozent ſchwächer. Montanwerte ebenfalls gedrückt.
Im Verlaufe nahm die allgemeine Zurückhaltung noch zu, und
Um=
ſätze kamen nur noch vereinzelt zuſtande. Die Kurſe gaben zunächſt
meiſt weiter etwas nach. Gegen Schluß konnten ſich jedoch die am
ſtärk=
ſten gedrückten Werte auf kleine Deckungen etwas erholen. Man
ver=
wies darauf, daß in den vergangenen Wochen bereits von Kreiſen, die
mit einem ungünſtigen Wahlausgang rechneten, größere Verkäufe
vor=
genommen worden ſeien und auch die Banken Vorſorge auf etwaiges
Ab=
ziehen von Auslandsgeldern gerüſtet ſeien.
Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 3 Prozent unverändert. Am
Deviſenmarkt war die Mark etwas abgeſchwächt. Man nannte Mark
gegen Dollar 4,1992, gegen Pfunde 20,407/s. London=Kabel 4,8602,
—Paris 123,76½, Mailand 92,80. —Madrid 44,55. —Schweiz 25,05¼,
—Holland 120740.
An der Abendbörſe konnte ſich zwar die Stimmung im allgemeinen
etwas beruhigen, doch wurde weiterhin ſtärkſte Zurückhaltung geübt.
Das Geſchäft war nicht umfangreich. Auf verſchiedenen Märkten
wur=
den kleine Deckungen vorgenommen; daneben ſchienen die Banken etwas
zu intervenieren. Die Kursentwicklung war nicht einheitlich. Licht u.
Kraft. A. E. G. und Conti Gummi waren bis 1 Prozent erholt. Siemens
und Weſteregeln lagen dagegen je 2 Prozent niedriger. Sonſt waren
die Kursveränderungen gering. Am Anleihemarkt gaben Neubeſitz
wei=
ter etwas nach (7,15), Barmer Bank 114½, Danatbank 175½, Dresdner
Bank 122, Gelſenkirchen 106, Aſchersleben 189, Weſteregeln 194,
Mannes=
mann 81, Stahlverein 76, Aku 80½, A. E. G. 133½, Conti Gummi 138½,
Scheideanſtalt 138, Licht u. Kraft 133½, J. G. Farben 145, Holzmann
79, Schuckert 146, Siemens 185—187, Südd. Zucker 141, Hapag 88.
Berlin, 15. September.
Das Hauptmoment für die heutige Börſe, demgegenüber alle
Wirt=
ſchaftsnachrichten in den Hintergrund traten, war naturgemäß das
Er=
gebnis der geſtrigen Reichstagswahlen. Wie nicht anders zu erwarten,
eröffnete die Börſe nach einem ſehr unſicheren Vormittagsverkehr in
ausgeſprochen ſchwacher Haltung. Man diskutierte die Möglichkeiten
für eine zukünftige Regierungsbildung und war über die geringen
Aus=
ſichten faſt aller Kombinationen enttäuſcht. Das Ausland, das heute
ſchwächere Kurſe meldete, intereſſierte ſich außerordentlich ſtark für das
deutſche Wahlergebnis, hielt jedoch bisher mit größeren Abgaben zurück.
Trotzdem kam es anfangs zu recht erheblichen Abſchwächungen, da den
vorliegenden Verkaufsorders ſehr wenig Aufnahmeneigung gegenüber
ſtand. Die Banken intervenierten wohl etwas, indem ſie das zum
Ver=
kauf ausgegebene Material aufnahmen und nicht an die Märkte
gelan=
gen ließen, konnten jedoch nicht verhindern, daß zahlreiche Werte mit
Minus=Minus=Zeichen an den Maklertafeln erſchienen. Im Verlaufe
blieb die Tendenz an den meiſten Märkten weiter ſchwach. Es traten
mehrprozentige Rückgänge ein. Gegen ein Uhr war gegenüber den
Tagesniedrigſtkurſen teilweiſe eine leichte Erholung feſtzuſtellen. Die
deutſchen Außenhandelsziffern für Auguſt 1930, die einen
Ausfuhrüber=
ſchuß von 175 Millionen aufwieſen, blieben vollkommen ohne Einfluß.
Von Anleihen, die gleichfalls mit Minus=Minus=Zeichen erſchienen,
ver=
loren Altbeſitz mehr als 1½ Prozent, Ausländer lagen ruhig und nur
wenig verändert.
Die Berliner Metalltermine vom 15. September 1930 ſtellten
ſich für Kupfer; Sept. 93 (95), Okt. 92,75 (93.50), Nov. 92.5
(93.50), Dez. 92,75 (93) Jan. bis Aug. 92.,50 (92,75) Tendenz.
ſchwächer — Für Blei: Sept. 35.25 (35.50), Okt. 35.25 (35.75),
Nov. 1930 bis Auguſt 1931 35 50 (35.75). Tendenz: luſtlos. —
Für Zink: Sept 30.75 (32) Okt. 31 (32.50), Nov. 31.50 (32.50),
Dez. 31.50 (33) Jan. 32 (33), Febr. 32,50 (33.25), März 32.75
(33.50) April 32.75 (34) Mai 33.50 (34.25), Juni 33.50 (34.50),
Juli 3.75 (34.50), Auguſt 34 (34.50) Tendenz” ruhig. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Deviſenmarkt
vom 15. September 1930
Bref
81 535
45.50
1.86
Aa4
0.724
7.444
19.96
T.445
20.935
4.2070
3.514
92.39
111.95
80.98
No
ein
ein
klein
Dar
nut
U
Kopise
Nter an
Otavi Minen".
HnnLee
36
[ ← ][ ][ → ] Achten Sie immen
darder.
AIMUOT
Walsellelanfgälfer
tragen den Namen MAGGl
auf gelb-roter Pachung
Nummer 256
Dienstag, den 16. September 1930
Seite 1T
Onr sarmitin
Misliencn.
Roman von Hearnden Balfour.
A
Nachdruck verboten.
Drittens bin ich heute, am Dienstag, bei John Bloggs
(Importfirma) geweſen. Er iſt ein kleiner unbedeutender
Mann, der ganz merkwürdig nervös wurde, als ich ſagte, daß
ich vom Scotland Yard käme. Schließlich hab’ ich die Geſchichte
aus ihm herausgequetſcht. Vor drei Jahren befand er ſich in
einer höchſt üblen Finanzlage, und gerade als ihm das Meſſer
an der Kehle ſaß, kam ein Herr Harding zu ihm, der angeblich
ein großer Menſchenfreund war und Vergnügen daran fand,
kleine Firmen vorm Bankerott zu retten. Er bot Bloggs ein
Darlehen von 5000 Pfund an, verlangte keine Zinſen, ſondern
nur Rückzahlung nach zwanzig Jahren und ſchenkte ihm
oben=
drein das Haus in der Graß=Straße. Großmütig, was?
Na=
türlich machte er Bedingungen, vier an der Zahl.
1. Sollte er Harding den zweiten Stock als Wohnung
über=
laſſen und dieſe nie betreten.
2. Sollten weder Bloggs ſelbſt noch irgendwelche ſeine
An=
geſtellten in dem Hauſe ſchlafen, in dem unſer Freund
Slicker Smith als Hausmeiſter und Verwalter eingeſetzt
wurde.
3. Sollte Bloggs niemand verraten, daß er einen Mieter
hatte, und
4. durfte er das Grundſtück nicht ohne Erlaubnis verkaufen
oder vermieten.
Wie Du ſiehſt, liegt die Sache ziemlich klar. Seit jenem
Tag hat Bloggs ſeinen Wohltäter nie wieder geſehen, aber er
ſcheint große Angſt vor ihm zu haben. Ich habe ihn nach
Mög=
lichkeit beruhigt, aber verbrenne dieſen Brief lieber, ſobald Du
ihn geleſen haſt, denn ich möchte dem armen Kerl keine
Unge=
legenheiten machen. Morgen werde ich dieſe Schiebung
ergrün=
den und bin feſt überzeugt, daß Herr Holtz=Harding
dahinter=
ſteckt.
Demnächſt werden wir einen Angriff auf das Haus
ver=
anſtalten müſſen. Ich lege eine flüchtige Skizze der Gegend
bei. Wenn Du mir ſchreibſt, ſo adreſſiere Deine Briefe an
G. E. Hatcher. Myrtle Road, 15. Putney. Lach’ meinetwegen
darüber, aber Vorſicht iſt geboten.
Viel Glück!
Dein J. J. S.‟
Jim las den Brief zweimal durch und verbrannte ihn dann
ſamt dem Plan. Der Gedanke, in Coombe zu frühftücken, machte
ihm kein Vergnügen. Er hatte ſich gleich nach ſeiner Ankunft
bei Lord Fairleigh angemeldet und ſofort dieſe Einladung
er=
halten. Daß die Sachlage raſches Denken und große
Geiſtes=
gegenwart erfordern würde, konnte er ſich nicht verhehlen, und
in der Beziehung traute er ſich nicht viel zu, was ihn ein wenig
beſorgt machte. Aber er ſchüttelte ſich, riß ſich von dem warmen,
behaglichen Zimmer los und wanderte übers Moor nach Coombe
hinüber.
Oben auf dem Schloßberg blieb er ſtehen und bewunderte
die Ausſicht. Der Boden ſenkte ſich hier einige Kilometer, bis
eine Reihe von Bäumen das blendende Weiß unterbrach und
das rote Ziegeldach von Coombe zwiſchen den dunkeln
Tan=
nenwipfeln hervorlugte. Weiter hin ſtreckte ſich das
ſchneebe=
deckte Moor bis an die ſteil zum Meer abfallenden Klippen
und kaum fünfzig Meter vom Rande entfernt ragte die Ruine
der alten Burg ernſt und grimmig empor.
Einen Augenblick machte Jim Halt. Dann begann er raſch
entſchloſſen den Abſtieg. Er hatte eine leiſe Hoffnung gehegt,
SJahre braucht der Kaffee,
bis aus der Kaffeesaot der Kaffeebeum sich soweit entwickelt hat, daß
er seine erste Ernte trägt.
Durch Auslese des Saatgutes sind die Oualitäten im Lauſe der Zeit
zwar erheblich verbessert, aber die ganz hochwertigen Sorten, wie sie
z. B. für Kaſſee Has verwendet werden, sind noch immer sehr rar.
Wer für einen ganz hervorragenden, stets Frischen Kaffee von immer
gleicher Oualität die unbedinste Gewähr haben will, findet sie im
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spät abends und in stärkstem Aufguß kann er keine Schlafstörungen
hervorufen oder Ihrer Gesundheit Schaden zufügen.
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kleine 90 Pfg. Sie bekommen ihn überall.
daß Molly ihm aufmachen werde, aber ſtatt deſſen wurde er
von einem Diener empfangen, der ihm Hut und Mantel abnahm
und ihn dann nach der Bibliothek führte, wo ein prächtiges
Kaminfeuer loderte. Gleich darauf kam Fairleigh herein.
„Sehr erfreut Sie zu ſehen, Crawley!” ſagte er. „Bei dieſem
Wetter kommt es Ihnen gewiß vor, als ob Sie noch in der
Schweiz wären.”
„Ja, ich wäre gern auf Schneeſchuhen herübergelaufen.”
„Judith ſchreibt ja, darauf verſtänden Sie ſich vortrefflich.
Sie war doch hoffentlich wohl, als Sie abreiſten?”
Ueberaus friſch, wie alle Menſchen es dort ſind.”
„Ja”, ſagte Fairleigh zerſtreut. „Für junge, kräftige
Mew=
ſchen iſt Mürren gewiß herrlich
In dieſem Augenblick wurde das Frühſtück angeſagt, und ſie
begaben ſich nach dem Eßzimmer. Jim ſah ſich intereſſiert um.
Es war eine große Banketthalle mit acht großen nach der See
zu gelegenen Fenſtern an der einen Längsſeite, einer
Sänger=
galerie und zahlreichen Porträts längſt verſtorbener Fairleighs.
„Hier bin ich erſt einmal als Kind geweſen”, ſagte Jim,
„und dieſer Saal machte einen tiefen Eindruck auf mich.”
„Es iſt ein ſchöner Raum, aber zu groß, um behaglich zu
ſein” erwiderte Fairleigh. „Man kommt ſich unbedeutend darin
vor, und heutzutage läßt ſich nur etwas erreichen, wenn man ſich
für bedeutend und allmächtig hält. Meinen Sie das nicht auch?”
Jim lachte, ohne näher auf das Thema einzugehen.
Fair=
leighs Liebenswürdigkeit entwaffnete ihn, ſo daß er kaum zu
glauben vermochte, daß er, wie Jack behauptete, ein Verbrecher
war, der verzweifelt um ſein Leben kämpfte. In dieſen ſchönen,
ſtillen Räumen kam ihm das wie ein böſer Traum vor, und er
ließ ſich dazu hinreißen, das vorzügliche Frühſtück und die
unter=
haltenden Plaudereien faſt unbefangen zu genießen
Doch bei Kaffee und Likören wurde er wieder in die rauhe
Wirklichkeit zurückgerufen, als der Schloßherr ſich erkundigte,
ob er irgendwelche Nachrichten von Bill habe.
„Kein Wort”, ſagte Jim. „Ich hoffte, Sie würden mir
vielleicht irgend etwas Aufklärendes über die Sache mitteilen
können. Von der neueſten Polizeitheorie wiſſen Sie wohl? Ich
begreife nicht, wie ſie darauf verfallen ſind, denn ich ſchwöre
drauf, daß Bill ein braver, rechtſchaffener Menſch iſt. Schien er
irgendwelche Sorgen zu haben, als er hier war, Lord Fairleigh?”
„Ich habe nichts derart bemerkt” erwiderte dieſer. „
Natür=
lich kenne ich ihn nicht näher, aber er machte mir nicht den
Ein=
druck, als ob er etwas auf dem Herzen hätte. Hat er gar keinen
Brief irgendwelcher Art hinterlaſſen?”
Jims Gehirn arbeitete fieberhaft. Jetzt galt’s! Jetzt mußte
er jedes Wort auf die Wagſchale legen.
„Nein”, ſagte er, indem er ſich energiſch zuſammennahm.
„Sein Teſtament hat er bei dem Bankdirektor hinterlegt und
mich für den Fall ſeines Ablebens zum Exekutor ernannt, aber
das war ſicherlich bloße Formſache und ſchon niedergeſchrieben,
bevor ich verreiſte. Ich kann mir nicht denken, daß er es für
wahrſcheinlich gehalten hat, ich würde dieſe Vollmacht ausüben.”
„Nun, das werden wir ja erfahren, wenn es ihm beliebt,
wieder in die Erſcheinung zu treten. Iſt es wahr, daß er eine
Jacht gechartert hatte?"
Die Sache verlief ſo ſchnell, daß Jim einen Schnitzer machte.
„Eine Jacht?” wiederholte er. „Davon hör’ ich zum
erſten=
mal.”
„Dann iſt es alſo nicht wahr”, ſagte Fairleigh. „Es wurde
nämlich behauptet, ſein, ſein Neger=Diener hätte ihn an Bord
erwartet. Aber das würden Sie ja wiſſen. Was iſt denn aus
dieſem rieſenhaften Nigger geworden?”
„Ich habe ihn mit hergebracht. Er iſt ohne Bill das reine
verirrte Schaf, und ich hatte nicht das Herz, ihn in London zu
laſſen. Es kam mir vor, als ob ich wenigftens das für Bill
tun müſſe, für Jonas zu ſorgen.”
„Sie meinen alſo nicht, daß Boyd aus zwingenden Gründen
abgereiſt iſt, wie die Polizei annimmt?“
„Nein, das glaube ich nicht.”
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hin=
ſichtlich der Firma: Kurt Wolff,
Ver=
lag, Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen.
— Am 9. September 1930 Neueintrag:
Firma: E. Fiſcher, Inhaber Moritz
Bauſch, Darmſtadt. Inhaber: Moritz
Bauſch, Kaufmann in Darmſtadt.
Eliſa=
beth Luiſe — genannt Elſe — Bauſch,
geborene Fiſcher in Darmſtadt, iſt zur
Prokuriſtin beſtellt. Kaufmann Moritz
Bauſch in Darmſtadt hat das bisher
unter der nicht eingetragenen Firma E.
Fiſcher betriebene Geſchäft von der
bis=
herigen Inhaberin Eliſabeth Luiſe —
ge=
nannt Elſe — Fiſcher, ſeiner jetzigen
Ehe=
frau, erworben. — Am 11. September
1930 hinſichtlich der Firma: J. Carl
Schmidt, Darmſtadt: Die Firma lautet
jetzt: J. Carl Schmidt Woll=Schmidt.
Geſchäft ſamt Firma iſt übergegangen
auf: 1. Eliſabethe Anna Karoline
Katha=
rina, geb. Heß. Witwe des Kaufmanns Carl
Georg Schmidt in Darmſtadt, 2. Auguſt
Jakob Carl Schmidt,
Kaufmannsge=
hilfe in Darmſtadt, 3. Eliſabeth Erneſtine
Anna=Luiſe Schmidt in Darmſtadt
geboren am 21. Auguſt 1911, 4.
Katha=
rina Johanna Schmidt in Darmſtadt,
geboren 19. April 1916 — die zu 3. und
4. genannten Kinder während ihrer
Min=
derjährigkeit geſetzlich vertreten durch
ihre unter 1. genannte Mutter — die
zu 1. bis 4. Genannten als Erben des
Kaufmanns Carl Georg Schmidt in
Darmſtadt. Die Prokura der Georg
Schmidt Ehefrau Katharina, geborenen
(13731
Heß, iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 13. September 1930.
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