Darmstädter Tagblatt 1930


16. September 1930

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Nummer 256
Dienstag, den 16. September 1930. 193. Jahrgang

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zelle
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(1 Dollar 4.20 Markl. Im Falle höherer
Gewall, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpfichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Beil
Konlurs oder gerichticher Beſtrelbung fäll ſeder
Nabatt weg. Banſtonto Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
und Nationalbanf.

Neint Puuiiit ven Haomenn sruming.
Miniſterraf über das Wahlergebnis am Dienskag. die Volksparkei erhälk 30 Mandake. Zeſthalten
an der bisherigen Außenpolikik. Der Kanzler beim Reichspräſidenken.

Aotiettar des Waclergeottftrs.

Großes Rätſelraken.

Berlin, 15. September.
Amtlich wird mitgeteilt: Die Mandatsberechnung des Reichs=
wahlleiters
berückſichtigt lediglich die Anſchlußerklärungen der
Wahlkreisliſten an die Reichswahlvorſchläge. Tatſächlich ergibt
ſich für die fraktionelle Zuſammenſetzung des Reichstages dadurch
eine Korrektur, daß einige Kreiswahlvorſchläge auf Grund von
gemeinſamen Liſten verſchiedener Parteien aufgeſtellt waren. So
beſtand im Wahlkreis Pfalz eine gemeinſame Liſte des Zen=
trums
und der Bayeriſchen Volkspartei, die dem Reichswahlvor=
ſchlag
des Zentrums angeſchloſſen waren. Der dort gewählte Ab=
geordnete
gehört aber der Bayeriſchen Volkspartei an. Die
Bayeriſche Volkspartei erhält damit alſo 19 (nicht 18)
Mandate, und das Zentrum erhält 68 (nicht 69) Mandate.
DDie würtembergiſchen und badiſchen Einheitsliſten von Deutſcher
Wolkspartei und Deutſcher Staatspartei waren dem Reichswahl=
vorſchlag
der Staatspartei angeſchloſſen. Zwei der dort gewählten
Abgeordneten gehören aber der Deutſchen Volkspartei
ran, die damit 29 (nicht 27) Abgeordnete erhält. Die Mandats=
Biffer der Staatspartei beträgt dementſprechend 20
(nicht 22).
Durch die Verrechnung der Reſtſtimmen der Volkspartei mit
Der Liſte Chriſtlich=ſoziale Volksgemeinſchaft, die es insgeſamt
auf 81000 Stimmen brachte, hat die Volkspartei ein wei=
teres
Mandat gewonnen, ſo daß ihre Fraktionsſtärke jetzt auf
30 Mandate geſtiegen iſt. Dadurch kommt der Landwirt
Meyer zu Belm, der an 11. Stelle auf der Reichsliſte ſteht, noch
zu einem Mandat.
576 Abgeordneke ſind gewähll.
Nach den im Laufe des Montag beim Reichswahlleiter ein=
gegangenen
ergänzenden Meldungen ſtellt ſich jetzt die Geſamt=
zahl
der gewählten Abgeordneten auf 576, nämlich S.P.D, 143
Mandate, Nationalſoz. D.A.P. 107 Mandate, K.P.D. 76 Man=
date
, Zentrum 68 Mandate, D.N.V.P. 41 Mandate, D.V.P. 30
Mandate, Wirtſchaftsp. 23 Mandate, Deutſche Staatsp. 20 Man=
date
, Bayer. Vp. 10 Mandate, Landvolk 18 Mandate, Chr.=ſoz.
Vdſt. 14 Mandate, Bauernp. 6 Mandate, Konſ. Vp. 5 Mandate,
Dt.=Hann. P. 3 Mandate, Landbund 3 Mandate.
Innerhalb der 26 Sitze, die auf die drei Gruppen Landvolk,
Konſ. Vp. und Dt.=Hann. P. zuſammen entfallen ſind, kann ſich
unter Umſtänden noch eine Verſchiebung ergeben. Die Geſamt=
zahl
der gültigen Stimmen iſt bisher auf 34 952 639 ermittelt,
gegenüber 30 738 762 bei der Reichstagswahl 1928.

Reichskagszuſammenkrikk am 13. Okiober.
* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag wird aller Wahrſcheinlichkeit nach am Mon=
ig
, den 13. Oktober, zu ſeiner erſten Sitzung zuſammentreten.
tach den Beſtimmungen der Verfaſſung muß er innerhalb 30
agen nach der Wahl zuſammenberuſen werden. Bisher war
3 ſtets möglich, die technifche Vorkereitungen ſo zu beſchleu=
igen
, daß ſchon zum 25., ſpäteſtens zum 25. Tage die Ein=
adungen
an die neugewählten Abgeordneten hinausgeſchickt
erden konnten. Am Ycontag vormittag rechnete man auch noch
uf Grund der früheren Erfahrung mit einer Einberufung
um 8. Oktober. Es hat ſich aber ſchon ergeben, daß die
eſtſtellung des endgültigen Wahlergebniſſes und der gewählten
geordneten ebenſo die Rückfrage, ob die Gewählten die Wahl
nnehmen, ſchließlich noch die Ueberſendung der Fahrkarten
ſw. doch ſoviel Zeit in Anſpruch nehmen, daß nichts anderes
rig bleiben wird, als die erſte Sitzung auf den äußerſt zu=
ſſigen
Termin einzuberufen.

Bildung einer großen Bauernfraktion?
Bei der Wahl haben drei agrariſche Liſten vorgelegen: der
lvorſchlag 10 des Deutſchen Landvolkes, alſo der Gruppe
le, der mit den Volkskonſervativen und den Hannoveranern
unden war, der Reichswahlvorſchlag 13, der lediglich den
tembergiſchen Landbund enthielt, und der Wahlvorſchlag 12
Deutſchen Bauernpartei, der von dem Bayeriſchen Bauern=
ausging
, aber mit ſeinem Verſuch, auch in Norddeutſchland
men zu finden, ziemlich kläglich Schiffbruch erlitten hat. Die
ttembergiſche Liſte ſchließt ſich ohne weiteres der Gruppe
ele an. Es ſind aber bereits Verhandlungen angebahnt, um
die Deutſche Bauernpartei, die unter Führung des früheren
ſters Fehr ſteht, herüberzuziehen. Würde das gelingen, dann
e dieſe agrariſche Fraktion 27 Mandate zählen. Es bleiben
noch an Splittern die 3 Hannoveraner und die 5 Volkskon=
tiven
. Von den Volkskonſervativen dürfte Lambach Neigung
Chriſtlichen Volksdienſt haben, der dadurch auf. 15 Sitze, alſo
e auf Fraktionsſtärke, käme, während die übrigen vielleicht
noch in irgendeiner Form der agrariſchen Fraktion
anſchließen würden, die auf 34 Stimmen käme, alſo die
spartei überflügelt, worauf Herr Schiele aus Preſtigegrün=
ielleicht
Wert legt.

* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Die allgemeine Verblüffung über den Ausgang der Wahl
herrſcht noch an. Das zeigt ſich am deutlichſten darin, daß die
geſamte Berliner Preſſe, auch die ausgeſprochen politiſche, eigent=
lich
mehr nach rückwärts ſieht, und jede klare Diagnoſe nach
vorn vermeidet. Offenbar, weil im Augenblick ſich niemand an
dieſes ſchwierige Problem herantraut. Auch die Germania
das Organ des Kanzlers, kommt über die Phraſe, daß die Poli=
tik
der Regierung Brüning fortgeſetzt werden müſſe, weil es
eine andere Politik nicht gibt, nicht hinaus, ohne freilich zu
ſagen, wie ſie ſich dieſe Fortſetzung, in eine Mehrheit überſetzt,
denkt. Man könnte höchſtens aus der Bemerkung, daß die Ger=
mania
die rechte Oppoſition für regierungsunfähig erklärt, eine
leiſe Neigung für die Sozialdemokratie herausleſen, was umge=
kehrt
auch in ſehr vorſichtiger Form aus dem ſozialdemokratiſchen
Vorwärts herausklingt.
Die erſte Entſcheidung iſt in einem Beſuch des Kanzlers
bei Seichspräſidenten am Montag morgen, wenigſtens inſoweit
gefallen, als die Reichsregierung nicht daran denkt,
die Folgerung aus ihrer Niederlage zu ziehen und ſofort
zurückzutreten. Die offiziöſe Formel, die dafür ausgegeben
iſt, iſt darauf abgeſtellt, daß es wenig zweckmäßig ſei, wenn
die gegenwärtige Regierung zurücktrete und die Bildung einer
neuen Regierung in Angriff genommen werde, vielmehr wäre
es notwendig, den neuen Reichstag mit der Erledigung
des großen Reformprogramms zu betrauen und es ganz
der Entwicklung zu überlaſſen, ob ſich dabei weitere zur Mit=
arbeit
bereite Kräfte fänden.
Mit dieſem vorläufigen Programm iſt wohl auch der
Reichspräſident einverſtanden, der hoffentlich alle Er=
wägungen
über ſeinen eigenen Rücktritt aufgegeben haben wird,
ſo daß in den kommenden ſchweren Wochen wenigſtens dieſer
eine Pol der Ruhe und Sicherheit uns erhalten bleibt. Das
Kabinett wird alſo weiter amtieren bis zum Zuſammentritt des
Reichstages, was indeſſen nicht ausſchließt, daß inzwiſchen
Tuchfühlung nach den verſchiedenen Seiten genommen wird.
Jedenfalls hat der Kanzler ſeine Urlaubsgedanken zunächſt zu=
rückgeſtellt
. Das Kabinett ſelbſt wird am Dienstag zu einer
erſten Sitzung zuſammentreten. Ober aber dabei praktiſch etwas
herausſpringen wird, iſt zum mindeſten ſehr zweifelhaft. Die
Dinge liegen vermutlich ſo, daß er in der Linie des einfachen
Weiterarbeitens die Einigung im Miniſterium aufrecht zu er=
halten
ſucht, weil ſich ſehr gefährliche Riſſe zeigen können in dem
Augenblick, wo Verſuche zur Ergänzung der Regierung gemacht
werden. Herr Schiele hat keinen Zweifel darüber gelaſſen,
daß er für ſeine Perſon ein Zuſammenarbeiten mit der Sozial=
demokratie
für politiſch und ſachlich untragbar hält und daraus
die Konſequenzen ziehen müßte. Der Verſuch einer Verlänge=
rung
nach links würde alſo die Sprengung der Regierung be=
deuten
. Das Zentrum wieder will mit den National=
ſozialiſten
nichts zu tun haben, die ja auch in der Auf=
ſtellung
ihrer Forderungen nicht gerade beſcheiden ſind, und
außer den beiden wichtigen Miniſterien des Innern und
der Reichswehr Rückwirkungen auf Preußen verlangen, wo=
zu
vermutlich auch noch eine große Schwenkung in der
Außenpolitik kommen müßte und die Opferung des
Kanzlers Brüning. Es iſt wenig wahrſcheinlich, daß
im Zentrum Neigung vorhanden ſein ſollte, auch nur die Hälfte
dieſer Bedingungen zu erfüllen. Während zum mindeſten die
Wirtſchaftspartei, Landvolk und Volkskonſer=
vativen
nach rechts rücken und einen Verſuch mit den National=
ſozialiſten
verlangen, iſt hier der Widerſtand des Zentrums
unüberwindlich. Das Kabinett Brüning würde alſo dann von
der Seite her geſprengt werden.
Es bleibt tatſächlich nichts anderes übrig, als zunächſt ein=
mal
vor den Reichstag zu treten und das Weitere abzuwarten.
Weder eine Neubildung noch eine Umbildung des Kabinettes iſt
möglich. Der Kanzler rechnet denn auch darauf, daß die
Sozialdemokraten und auch die Deutſchnationalen eine neue
Kataſtrophe vermeiden und die Aufhebung der Notverordnung
ablehnen, wie auch die Annahme eines Mißtrauensvotums ver=
hindern
werden. Dadurch würde dem Kabinett das weitere
Verbleiben im Amt ermöglicht und man könnte vielleicht durch
den Winter hindurchkommen. Allerdings bliebe dieſes Minder=
heitskabinett
in irgendeiner Form doch von dem guten Willen
der Sozialdemokratie abhängig, und mit dieſer Vorbelaſtung das
Reformprogramm auch nur in ſeinen Grundzügen durchzufüh=
ren
, iſt eine vermutlich unlösbare Aufgabe. Indeſſen
ſoweit will im Augenblick noch niemand ſehen. Es muß ja auch
abgewartet werden, bis die Parteien ihre Sprache wiedergefun=
den
haben. Bei den Sozialdemokraten kämpfen zurzeit noch
zwei Strömungen miteinander, die eine, die ſich aktiv an der
Regierung beteiligen und den preußiſchen Miniſterpräſidenten
Braun als Vizekanzler in das Kabinett ſchicken möchte, die
andere, die ſich von der Mitübernahme der Verantwortung zur=
zeit
noch nichts verſpricht und deshalb der Regierung über den
Winter forthelfen möchte. Aber auch das natürlich nur, wenn
das Kabinett Brüning den Sozialdemokraten nicht wehe tut.

*Rakionaliſierungdes Auslandsabſahes
Von
Dr. Karl Albrecht, Rathenow.
Seit einiger Zeit wird unter dem Schlagwort Rationali=
ſierung
des Auslandsabſatzes recht einſeitig der Förderung des
Maſchinenexports das Wort geredet, der allein Ausſicht habe,
ſich im Ausland durchzuſetzen. Dieſe Auffaſſung darf nicht un=
widerſprochen
bleiben:
Wenn man glaubt, feſtſtellen zu müſſen, daß die deutſche
Fertigwaren=Induſtrie in Ueberſee kaum noch in der Lage ſei,
gegen die neuen Induſtrieländer zu konkurrieren und demgegen=
über
die günſtigeren Ausſichten für den Maſchinenexport in den
Vordergrund ſtellt, ſo ſcheint mir einerſeits das äußerſt peſſi=
miſtiſche
Urteil über die Möglichkeit weiterer deutſcher Fertig=
waren
=Ausfuhr nicht ganz gerechtfertigt, während auf der ande=
ren
Seite die recht erheblichen Bedenken, welche gegenüber einer
unbeſchränkten Steigerung des Maſchinenexports geltend ge=
macht
werden können, keine genügende Berückſichtigung finden.
Es iſt keine Frage, daß der Maſchinenexport ein äußerſt
wichtiger Faktor im deutſchen Außenhandel iſt und daß wir
heutzutage jede wie auch immer geartete Exportſteigerung be=
grüßen
müſſen. Aber unter dem Schlagwort Rationaliſierung
des Auslandsabſatzes, lediglich von einer Förderung des
Maſchinenexportes zu ſprechen, ſcheint mir eine Verkennung der
Sachlage zu ſein. Eigene Erfahrungen eines längeren Aufent=
haltes
in ſüdamerikaniſchen Ländern ließen mich den wohl nicht
falſchen Eindruck gewinnen, als ob gerade in bezug auf ſyſte=
matiſche
Exportpolitik Deutſchland ſeit einer Reihe von Jah=
ren
, vielleicht ſogar Jahrzehnten, vieles zu wünſchen übrig läßt,
während gerade in dieſem Punkte Nordamerika und auch England
vorbildlich arbeiten. Das Grundprinzip namentlich der nordameri=
kaniſchen
Export=Politik läßt ſich vielleicht in die wenigen Worte
zuſammenfaſſen: Export zwecks Förderung weiteren
Exportes, d. h. Export zur Schaffung neuen Bedarſes an
Erzeugniſſen des exportierenden Landes. Deutſchland dagegen
hat ſehr früh den recht bedenklichen Weg beſchritten, nicht nur
Fertigwaren zu exportieren, ſondern durch Export von Pro=
duktionsmitteln
die eigene Fertigwarenausfuhr zu ge=
fährden
. Daß eine ſolche Entwicklung nicht etwa nur eine will=
kürliche
iſt, muß ſelbſtverſtändlich betont werden. Es iſt viel=
mehr
darauf hinzuweiſen, daß die Kapital=Verhältniſſe eine aus=
ſchlaggebende
Rolle in dieſer Beziehung ſpielen.
Betrachtet man die wirtſchaftliche Betätigung Nordamerikas
oder Englands in den ſüdamerikaniſchen Ländern, ſo kann man
ſagen, daß ihr Hauptintereſſe ſich richtet auf die Einfuhr ſolcher
Erzeugniſſe, die, ſofern ſie nicht ſelbſt Konſumartikel ſind, ent=
weder
weiteren Konſum ſchaffen, oder deren Erzeugniſſe der
amerikaniſchen bzw. engliſchen weiteren Ausfuhr in dieſe Länder
keine Konkurrenz machen. Groß iſt das engliſche bzw. ameri=
kaniſche
Intereſſe an Eiſenbahnen, denn das Produkt der Eiſen=
bahnen
ſind Dienſtleiſtungen, die alſo gewiſſermaßen einem ſo=
fortigen
Verzehr unterliegen und inſofern weiterer Einfuhr nicht
im Wege ſtehen, ſondern im Gegenteil durch die Möglichkeit
raſcherer wirtſchaftlicher Entwicklung des betreffenden Landes
weitere Einfuhr fördern. Hinzu kommt, daß die Eiſenbahnen
Konſumenten größten Stiles ſind und ihr Bedarf nicht nur an
rollendem Material, ſondern auch in Oberbau=Material durch
England bzw. Amerika gedeckt werden kann.
Aehnliche Gedanken führten zu ſtärkſter Intereſſenahme auf
dem Gebiete der Elektrizitätserzeugung, des Telephonweſens
und nicht zuletzt auch des Nachrichtenweſens. Wenn auch viel=
fach
die Lieferungen für den Bedarf dieſer Unternehmungen
öffentlich ausgeſchrieben werden und hier auf dieſe Weiſe
Deutſchland in der Lage iſt, als trotz allem recht beachtenswerter
Konkurrent aufzutreten, ſo iſt doch ohne weiteres verſtändlich,
daß zunächſt verſucht werden wird, alles benötigte Material aus
den eigenen Heimatländern zu beſchaffen.
Sofern alſo von England oder Amerika ein Export von
Produktionsmitteln gefördert wird, handelt es ſich im weſent=
lichen
um ſolche Produktionsmittel, die keine Waren erzeugen,
ſondern Dienſtleiſtungen. Daneben gilt die amerikaniſche Ex=
portförderung
vor allem ſolchen Induſtrieprodukten, die ihrer=
ſeits
weitere Nachfrage nach amerikaniſchen Erzeugniſſen her=
vorrufen
. Erinnert ſei an die Automobilausfuhr, die einen
ganz ungeheuren Bedarf an Benzin und ähnlichen Triebmitteln
hervorgerufen hat, oder an die Ausfuhr von Grammophonen,
die ſehr zur Ausfuhr von Grammophonplatten beitrugen.
Schließlich ſei auch an die ſtarke Ausfuhr von photographiſchen
Apparaten erinnert, die wiederum geeignet iſt, großen Bedarf
an photographiſchem Material, wie Filmen, Papieren uſw. zu
wecken.
Eine der intereſſanteſten Erſcheinungen iſt augenblicklich auf
dem Gebiet der Filminduſtrie zu beobachten, die in den letzten
Jahren die Tendenz hatte, ſich in den einzelnen Ländern zu
nationaliſieren bzw. ſelbſtändig zu machen. Insbeſondere Nord=
amerika
hatte die hierin für dieſen äußerſt wichtigen Zweig der
amerikaniſchen Wirtſchaft liegende Gefahr erkannt, und wir
ſehen heute, namentlich dank der Entwicklung des Tonfilms,
eine von Tag zu Tag ſtärker werdende Einflußnahme der
apparatebauenden Induſtrie auf die filmherſtellende, ſo daß
heute gewiſſermaßen eine Beſitzergreifung der geſamten Film=
induſtrie
durch die Elektrokonzerne erfolgt, die ſich ſomit alſo
monopolartige Exportmöglichkeiten verſchaffen. Eine derartig
zielbewußte Exportpolitik verdient meiner Meinung nach weit
mehr die Bezeichnung Rationaliſierung des Auslandsabſatzes
als einſeitige Vorſchläge zur Förderung des deutſchen Maſchinen=
exportes
.
Ich bin mir klar darüber, daß Deutſchland infolge Kapital=
mangel
heute nicht in der Lage iſt, ähnliche Wege wie Nord=
amerika
oder England zu beſchreiten, trotzdem aber ſollte völlige
Klarheit über den Sinn und die Notwendigkeit einer folchen
Exportbetätigung herrſchen, zumal einerſeits die deutſche Kapi=
talpolitik
ſich etwas mehr dieſen Fragen zuwenden ſollte und
andererſeits auf einzelnen Gebieten meines Erachtens Deutſch=
land
auch heute noch die Möglichkeit hat, in ähnlicher Weiſe
ſyſtematiſche Exportpolitik zu betreiben.
Ich denke hierbei namentlich an die großen deutſchen Bau=
unternehmungen
im Ausland, die in vielen Teilen des Aus=
landes
den beſten Ruf genießen. Sie werden zur Planung und

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Seite 2

Dienstag, den 16. September 1930

Nummer 256

Purchführung zahlreicher öffentlicher und auch privater Bauten
herangezogen, mag es ſich um Straßenbauten, Eiſenbahnbauten,
Hafenanlagen oder Gebäude handeln. Es liegt auf der Hand,
daß derartige Projekte bei ihrer Durchführung ſehr beträchtlichen
Bedarf an ſolchen Erzeugniſſen entſtehen laſſen, die für Deutſch=
land
wichtige Exportartikel darſtellen. Eine planmäßige För=
derung
und Zuſammenarbeit der deutſchen Bauunternehmungen
im Auslande kann ſehr weſentlich zu einer Belebung der deut=
ſchen
Exportmöglichkeiten beitragen, wobei nicht nur an den
Bedarf von Eiſen und ähnlichen Materialien gedacht wird,
ſondern auch an kleine Ausrüſtungsgegenſtände, wie Tür=
ſchlöſſer
, Beleuchtungsanlagen uſw.
Daneben ſollte die deutſche Exportpolitik ihr Intereſſe in
erſter Linie ſolchen Induſtrien zuwenden, für die im Auslande
die Vorbedingungen für die Heranbildung entſprechender Kon=
kurrenz
=Induſtrien nicht oder doch kaum gegeben ſind. Die
deutſche pharmazeutiſche Induſtrie wird ſtets einen beachtlichen
Anteil am deutſchen Export haben, und dasſelbe gilt in wei=
teſtem
Maße wohl von der elektrotechniſchen Induſtrie, wenn=
gleich
in den verſchiedenſten Ländern der Welt mit der Kon=
kurrenz
der gut entwickelten amerikaniſchen Elektro=Induſtrie
zu rechnen iſt. Auch die deutſche präziſionsmechaniſche In=
duſtrie
, ebenſo wie die optiſche und die photographiſche Induſtrie
dürfen lohnende Objekte einer rationellen deutſchen Ausfuhr=
politik
ſein.
Wenn derartige Induſtriezweige hier mit einer gewiſſen
Einſeitigkeit hervorgehoben werden, ſo geſchieht dies lediglich im
Gegenſatz zu der einſeitigen Maſchinenexportpropaganda. Daß
ſelbſtverſtändlich die Ausfuhr von Maſchinen nicht vernachläſſigt
werden ſoll, bleibt davon unberührt, aber die großen Gefahren,
die in einer einſeitigen Förderung des Exports von Fertigungs=
maſchinen
liegen und die auch für Deutſchland brennende Wich=
tigkeit
einer wirklichen Rationaliſierung der deutſchen Export=
politik
ſollten doch gebührend beachtet werden, mehr als es viel=
leicht
im allgemeinen geſchieht.

Die indiſche Kongreßparkei gegen die Round Table=
Konferenz.
EP. Bombay, 15. September.
Die Haltung des Kongreſſes zur Londoner Round Table=
Konferenz wurde zum erſten Male in einer Entſchließung feſt=
gelegt
, die die Vereinigung der Bombayer Handelsgeſellſchaften
auf einer Konferenz in Bombay angenommen hat. Darin
heißt es, daß bei einer Fortdauer der Repreſſalien der indi=
ſchen
Regierung und angeſichts ihrer Haltung gegenüber den
nationalen Beſtrebungen des indiſchen Volkes die Londoner
Konferenz gegen die indiſchen Intereſſen ge=
richtet
ſei. Diejenigen, die an der Londoner Konferenz teil=
nähmen
, ſtellten überhaupt keinen Teil der indiſchen Bevölkerung
dar, und das indiſche Volk wolle nichts mit den Delegierten
zu tun haben, die nach London gingen. Inzwiſchen ſetzt der
Kongreß ſeine gegen die Regierung gerichtete Tätigkeit fort,
Heute werden Zuſammenſtöße zwiſchen Kongreßanhängern
und Polizei aus Saoner bei Bombay gemeldet. Vierzig Poli=
zeibeamte
, die die Ausgabe von Alkohol in Gaſtwirtſchaften
überwachten, wurden von einer 300köpfigen Menſchenmenge,
die die Alkoholverteilung verhindern wollte, mit Steinwürfen
angegriffen. Die Polizei wurde ſo heftig bedrängt, daß ſie
Verſtärkungen heranziehen mußte. Nach mehreren Angriffen
gelang es ſchließlich, die Menge zu zerſtreuen. Zehn Perſonen
wurden verletzt.
Die indiſchen Delegierken für London.
EP. London, 15. September.
Die offizielle Liſte der Delegierten Britiſch=Indiens und der
indiſchen Staaten zur Londoner Round=Table=Konferenz iſt nun=
mehr
ſowohl in London, wie auch in Kalkutta veröffentlicht wor=
den
. Die ſelbſtändigen indiſchen Staaten werden durch zehn
Fürſten und ſechs Miniſter vertreten, während Britiſch=Indien
80 Delegierte nach London ſchickt. Unter den indiſchen Fürſten,
die auf Einladung der engliſchen Regierung nach London kom=
men
, befindet ſich u. a. der Maharadſcha von Patiala, der Be=
herrſcher
des größten indiſchen Staates im Pundſchab, der Ma=
haradſcha
von Baroda und der Maharadſcha von Nawanagar. Mit
Ausnahme der größten politiſch organiſierten Partei Indiens,
des Kongreſſes, ſind unter den 80 Delegierten Britiſch=Indiens
ſämtliche Intereſſentengruppen vertreten. Die Liberalen ſind
neben anderen auch durch den in Friedensverhandlungen mit
Gandhi und den anderen Kongreßführern in letzter Zeit hervor=
getretenen
Tei Sapru vertreten. Die Mohammedaner werden
durch Aga Khan, den bekannten Mohammedanerführer Jinnal
und mehrere andere Delegierte vertreten. Weiter befinden ſich
auf der Liſte der Vertreter von Britiſch=Indien, die Sikhs, Dele=
gierte
der Parias, der niedrigſten und unterdrückten indiſchen
Kaſte, Vertreter aus der Nordweſtprovinz, aus Burma und noch
einige andere Gruppen. Bemerkenswert iſt, daß der Delegation
aus Britiſch=Indien auch zwei Frauen angehören. Die Namen
der engliſchen Teilnehmer an der Round=Table=Konferenz ſind
bisher noch nicht bekanntgegeben worden.

Bom Tage.

Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat mit dem polniſchen
Außenminiſter Zaleſki eine Zuſcmmenkunft mit den Ver=
tretern
der Kleinen Entente vereinbart, und zwar zu
dem Zwecke, die Einbringung des von dem öſtlichen Agrarblock ent=
worfenen
berühmten Antrages in der Völkerbunds=Verſammlung vor=
zubereiten
. In dieſem Antrag wird die Schaffung von Differenzial=
zöllen
zugunſten der öſtlichen Agrarſtaaten gefordert.
Auf Vorſchlag des türkiſchen Miniſterrats hat der Präſident Muſtafa
Kemal Paſcha das Parlament zu einer außerordent=
liche
Sitzung auf den 22. September einberufen. Die
Verſammlung ſoll die Mittel zur Stabiliſierung der türkiſchen Währung
ſowie dringliche Geſetze für die Reform des türkiſchen Notenſyſtems
und =umlaufs prüfen.

In Cuba wird jeden Augenblick der Ausbruch einer Revolu=
tion
befürchtet. Es iſt bereits zu vereinzelten Unruhen gekommen.
Die Garniſonen ſind alarmiert und die Eiſenbahnlinien, die Haupt=
ſtraßen
, die öffentlichen Gebäude ſowie zahlreiche ſtrategiſche Punkte
militäriſch beſetzt worden, um den Ausbruch der Revolution zu ver=
hindern
.
Die argentiniſche Regierung hat nach Meldungen aus
Buenos Aires offiziell bekannt gegeben, daß der ehemalige Prä=
ſident
der Republik, Irigoyen, in Haft genommen
worden iſt und nicht ermächtigt werde, das Land zu verlaſſen.

Konlinnikäk unſerer Außenpolikik.
* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Durch das Wahlergebnis iſt der Reichsaußenminiſter Dr.
Curtius bei der Genfer Völkerbundstagung in eine taktiſch ziem=
lich
ſchwierige Lage gekommen. Er iſt zwar noch Miniſter des
amtierenden Kabinetts, aber er iſt doch gleichzeitig der Gefahr
ausgeſetzt, daß die Erklärungen, die er als deutſcher Miniſter
abgibt, nicht das volle Gewicht finden, das ſie an ſich bean=
ſpruchen
dürften, zumal da von rechts her bereits das Wahler=
gebnis
als eine Desavouierung unſerer bisherigen Außenpolitik
ausgebeutet wird. Dieſe Auffaſſung findet auch im Ausland ein
bereitwilliges Echo. Das iſt aber falſch. Die Parteien, die die
Außenpolitik decken, ſind nach den Wahlen noch in eine ſtarke
Mehrheit gekommen, ſo daß irgendeine Veranlaſſung zum Kurs=
wechſel
nicht vorliegt. Die Reichsregierung hat ſich deshalb auch
beeilt, offiziös darauf hinzuweiſen, daß die Kontinuität der
Außenpolitik unter allen Umſtänden gewahrt bleibt. Sie wird
freilich nicht verhindern können, daß das ſtarke Anwachſen der
Nationalſozialiſten in England und Frankreich mit großem Miß=
trauen
aufgenommen wird.
Rückwirkungen auf Preußen?
* Berlin, 15. Sept. (Priv.=Tel.)
Durch die ſtarke Verſchiebung unter den Wählern iſt rein
theoretiſch eigentlich auch dem preußiſchen Abgeordnetenhaus der
Boden unter den Füßen weggezogen, da die Zuſammenſetzung
aus dem Jahre 1928 der augenblicklichen Stimmung nicht mehr
entſpricht. Es iſt alſo begreiflich, wenn die Oppoſitionsparteien
mit aller Gewalt auf eine Auflöſung des preußiſchen Land=
tages
hinarbeiten. Die preußiſche Regierung hat aber
ſchon zu erkennen gegeben, daß ſie nicht daran denke, ſich
auf ein ſolches Experiment einzulaſſen. Der Landtag hat noch
eine Lebensdauer von 2 Jahren. Neuwahlen würden heute
zweifellos das Ende der Weimarer Koalition bedeuten, würde
alſo der preußiſchen Schlüſſelſtellung der Sozialdemokraten ein
Ende machen. Darauf legt Herr Braun keinen Wert. Im Gegen=
teil
, er rechnet ſtark mit der Möglichkeit, daß Preußen bei den
labilen Verhältniſſen im Reichstag einen noch ſehr viel ſtärke=
ren
Einfluß ausüben könne und läßt deshalb erklären, die preu=
ßiſche
Regierung halte es für notwendig: die Baſis einer ge=
ordneten
Entwicklung aufrecht zu erhalten. Das heißt, er wird
alle Bemühungen droſſeln, die auf eine vorzeitige Auflöſung des
preußiſchen Landtages hinarbeiten. Bei der Konſtellation der
Vorbedingungen hat ſie dazu ſehr viel Möglichkeiten in der
Hand, jedenfalls ſolange, bis das Zentrum ſich nicht zu einer
Kündigung der Weimarer Koalition in Preußen entſchließt,
Nach der Verfaſſung wäre die Landtagsauflöſung nur unter
zwei Vorausſetzungen möglich, einmal durch einen Mehrheits=
beſchluß
der Abgeordneten, der in dieſem Falle als unwahr=
ſcheinlich
gelten muß, und dann durch die Uebereinſtimmung
des Miniſterpräſidenten, des Landtagspräſidenten und Staats=
ratspräſidenten
, die auch kaum zu erzielen ſein wird.
Landkagswahl in Braunſchweig.
Braunſchweig, 15. September.
Die Braunſchweigiſchen Landtagswahlen brachten den
Sozialdemokraten den Verluſt ihrer bisherigen
durch genau die Hälfte der Mandate gehaltenen Vormacht=
ſtellung
. Der neue Landtag ſetzt ſich nach der neuen geſetz=
lichen
Regelung nur noch aus 40, ſtatt bisher 48 Abgeordneten
zuſammen. Es erhielten: Sozialdemokraten 17 (bisher 24)
Mandate, Kommuniſten 2 (bisher 2) Mandate, Staatspartei 1
(Demokraten bisher 2) Mandate, NSDAP. 9 (bisher 1) Man=
date
, Bürgerl. Einheitsliſte 11 (zuſammen bisher 19) Mandate.

der Bioerhan der Baylen i Ausläng.
Mißtrauen in Paris.
WTB. Paris, 15. Sept.
Zum Ergebnis der Reichstagswahlen ſchreibt der Temps, ſeit
geſtern ſei in Deutſchland etwas abgeſchloſſen, und etwas Neues beginne.
Die ganze Welt, vor allem die Nachbarvölker Deutſchlands, müßten auf=
merkſam
dieſe Entwicklung verfolgen, deren Rückwirkungen auf
die internationale Politik einſchneidend und von Dauer ſein könnten.
Schwere Tage, innenpolitiſch wie außenpolitiſch, ſtünden für Berlin be=
vor
. Es gebe jetzt eine neue Tatſache, die man bei der Entwicklung der
internationalen Lage berückſichtigen müſſe. Fragen, die bisher nicht
aktuell geweſen ſeien, würden in Zukunft aufgeworfen werden. Alles
das erfordere Vorſicht Aufmerkſamkeit und Entſchloſ=
ſenheit
. Deutſchland dürfe keinen Fehler begehen, Europa auch nicht.
Das Journal des Débäts ſchreibt, das Ergebnis der Reichstagswahlen
brauche nicht einzig und allein bedauerlich zu ſein, wenn es zu nütz=
lichem
Nachdenken Anlaß gebe und eine politiſche Richtigſtellung zur
Folge habe. Man brauche nicht übermäßig beunruhigt zu ſein; aber
man müſſe das Wahlergebnis zur Kenntnis nehmen und dürfe die dar=
aus
ſich ergebenden Lehren nicht außer Acht laſſen. Die Zeitung
Paris Midi mahnt zur Beſonnenheit und erklärt, es ſei nicht not=
wendig
, Befürchtungen zu verraten. Vor allem dürfe die chauviniſtiſche
Bewegung in Deutſchland nicht mit einer chauviniſtiſchen Bewegung in
Frankreich beanvwortet werden. Man dürfe glauben, daß Frank=
reich
kaltes Blut bewahre, allerdings unter der Vorausſetzung,
daß die deutſchen Republikaner wieder zu ſich kämen. Die nationaliſtiſche
Liberté urteilt, der neugewählte Reichstag ſei das Abbild der jetzt in
Deutſchland herrſchenden Vevwirrung. Der Figaro zeigt ſich beun=
ruhigt
über die Zukunft des Friedens, denn die Deutſchen hätten für die
Reviſion des Verſailler Vertrages und gegen die Ausführung des
Young=Planes geſtimmt. Für das Ouvre hat der Erfolg der Hitler=
Anhänger nur eine relative Bedeutung, da er auf Koſten der übrigen
Nationaliſten errungen worden ſei. Der ſozialiſtiſche Populaire‟
gibt ſelbſtverſtändlich ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß die Sozial=
demokraten
ihre Stellung behaupten konnten. Die bürgerlichen Par=
teien
könnten im neuen Reichstage keine Mehrheit aufbringen.
Das Echo aus England.
EP. London, 15. September.
Die Londoner Abendpreſſe widmet den deutſchen Wahlen nur kurze
Beſprechungen. Der liberale Star ſchreibt den erſtaunlichen Erfolg
der Nationalſozialiſten der ſchwierigen internationalen Wirt=
ſchaftslage
zu, die Deutſchland beſonders hart treffe,
Das Blatt erwartet, daß Zentrum und Sozialdemokratie zuſammen=
gehen
und die gemäßigten übrigen Parteien ſich ihnen anſchließen wer=
den
, um ſo die Gefahr, die von beiden Flügeln drohe, abzuwehren.
Der Evening Standard iſt weniger optimiſtiſch und meint, es ſei ſchwer
zu ſehen, wie ſich eine ſtabile Regierung aus den äußerſt ungleichen Be=
ſtandteilen
, aus denen ſich der neue Reichstag zuſammenſetze, bilden
laſſe. Das Reſultat ſei nicht ermutigend für diefenigen, die von einem
ruhigen demokratiſchen Deutſchland das Element der Stabilität in
Mitteleuropa erhofft hätten. Die Redaktion des Evening Standard
hat ſich telephoniſch mit dem Münchener Hauptquartier der National=
ſozialiſten
in Verbindung geſetzt. Einer der dortigen Hauvtmitarbeiter
Hitlers, deſſen Name das Blatt nicht nennt, erklärte, der Erfolg ſeiner
Partei ſei in keiner Hinſicht ein undemokratiſches Ereignis. Ein natio=
nalſozialiſcher
Parteitag würde in allernächſter Zeit zu=
ſammentreten
. Bis dahin könnten keine definitiven Erklärungen abge=
geben
werden. Es ſei jedoch wahrſcheinlich, daß ſich die Nationalſozia=
liſtiſche
Partei bereit finde, verantwortlich an einer Koalitions=
regierung
mitzuarbeiten. Die Morning Poſt ſpricht
von einer vernichtenden Niederlage der Regierung und betont, daß
die Nationalſozialiſten ſcharfe Gegner der Verſöhnungspolitik Streſe=
manns
ſeien. Das Blatt erblickt in den Erfolgen der beiden extremem
Parteien eine Gefährdung der Grundlage der parlamentariſchen Regie=
rung
in Deutſchland. Die Daily Mail hebt den Triumph der revo=
lutionären
Parteien hervor. Daily Herald befürchtet Schwierigkeiten
im neuen Reichstage. Der Berliner Korreſpondent des Blattes ſchreibt:
Die Wahlen ſchufen eine parlamentariſche Lage, die voll von Gefah=
ren
für Deutſchland und Europa iſt. News Chroniccle‟
endlich ſpricht von Erfolgen der wilden Männer Deutſchlands.
Der Fascismus erfreuk.
EP. Mailand, 15. September.
Der mit Spannung erwartete Ausgang der Wahlen in
Deutſchland hat auch die optimiſtiſchſten Erwartungen der fasci=
ſtiſchen
Preſſe übertroffen. Der ſtarke Ruck nach rechts wird
natürlich von der fasciſtiſchen Preſſe mit lebhafter Genugtuung
aufgenommen. Der Berliner Sonderberichterſtatter des Cor=
riere
della Sera ſchreibt: Der Wahlſieg der Nationalſozialiſten
hat jede Erwartung bei weitem übertroffen. Ohne Zweifel hat
der Wahltag unverhüllt das Geſicht des heutigen Deutſchland ge=
zeigt
und eine Ueberraſchung gebracht, die nicht ohne Folgen in
der inneren und vielleicht auch in der Außenpolitik Deutſchlands
bleiben wird. Namentlich die Wahlen in Oſtpreußen haben den
Charakter eines wahren Plebiſzits zugunſten der Politik einer
Reviſion der Friedensverträge angenommen, die einen der Haupt=
programmpunkte
der auswärtigen Politik der Hitlerpartei
bildet.

* Rauens und heitorcnet
M Heiſtſchen Landesmäſeam.
Auch unſer Rubensbild Dianas Heimkehr von der Jagd
(Nr. 180) hat ſein kleines Schickſal, das es auch ein wenig in
die Reihe derer ſtellen könnte, bei denen die Anekdote um das
Bild ſeinen eigentlichen Ruhm wetteifernd zu überbieten
wünſcht. Da es manche nicht wiſſen werden, darf man es noch
einmal erzählen. Es gab einen Streit, der darauf hinauslief,
das hieſige Bild als wertloſe Werkſtattkopie abzutun und das
Gemälde genau des gleichen Inhalts in Dresden als eigenhändiges
Werk des Meiſters zu ſichern. Es entſtand ein kleiner Zwiſt, nicht
aufregend, aber darum nicht weniger zäh, aus dem leichtverſtänd=
lichen
Stolz heraus, der Sammlung das Anſehen zu geben, das
ihre Bedeutung ausmacht. Wir wollen es gleich ſagen, dieſes
kleine Gefecht mit geiſtigen Waffen wurde zugunſten Darmſtadts
entſchieden. Denn jenes Dresdener Bild unterſchied ſich nur
in einer ſchwerwiegenden Geringfügigkeit von unſerem. Es
war ringsum um eine Hand breit kleiner. Vielmehr, es wurde es
erſt, als man das Darmſtädter Bild unterſuchte. Siehe da, man
fand, daß das Bild für irgendeinen Zweck verkürzt worden war,
man hatte den Rand einfach nach hinten umgeſchlagen. Wer
will, kann heute, auch bei der muſterhaften Wiederherſtellung des
Bildes, die Umbruchlinien ſehen. Dieſes ſchmale Stück gehört zur
urſprünglichen Faſſung, es iſt alſo keine freie Zutat eines
Kopiſten, ſondern das Dresdener Bild wurde nach unſerem in
ſeinem verkürzten Zuſtand wiederholt, wie auch Farben und
Pinſelführung keinerlei Zutun des Meiſters ſelbſt verraten.
Alſo ein echter Rubens. Iſt das gleichbedeutend mit eigen=
händig
? Das hängt mit der Stellung des Meiſters in den
damaligen Niederlanden zuſammen. Wie in ſeiner Malerei, ſo
iſt er als Menſch ein allumfaſſender Geiſt. Und zugleich Proto=
typ
ſeiner Generation, die, gleich ihm, in die Oeffentlichkeit
wirkt, repräſentativ nach außen gewendet. Rubens iſt vollen=
deter
Weltmann. Er iſt nicht nur der Maler mit den meiſten
Aufträgen, um deſſen Altarbilder, Porträts und mythologiſche
Szenen ſich die Größten der Welt voll Eiferſucht reißen, er ſteht
auch in politiſchen Bindungen zu Fürſten und Königen, und
ſeine Reiſen unternimmt er oft genug ebenſo ſehr als Diplomat
wie als Maler. Kein Wunder, daß er ſelbſt bei der erſtaun=
lichen
Unermüdlichkeit und der ſtändig und reichquellenden Er=
findungskraft
, die Rubens eigen war, einen großen Werkſtatt=

betrieb hatte, ſo daß er oft nur die Entwürfe ſkizzierte, die
Bilder im großen von Schülern anlegen ließ und ſie dann in
den Hauptpartien ſelbſt überging. So auch bei dem Darm=
ſtädter
Bild. Indes, an den entſcheidenden Stellen iſt die Hand
des Meiſters perſönlich ſpürbar, ganz ſicher an der Diana, am
Satyr und den Köpfen der weiblichen Begleiterinnen.
So alſo vermag das Bild über die künſtleriſche Leiſtung
unmittelbar auszuſagen. Es mag vielen Menſchen heute in=
haltlich
wenig mehr zu geben haben. Dieſe Welt der Mytho=
logie
, die mit den Augen des ſinnenfrohen 17. Jahrhunderts
geſehene Antike, liegt zu fern. Aber als maleriſche Leiſtung
wird es immer ſeine Bedeutung behalten. Man muß beim
Eintritt in die Galerie ſchon vom Eingang her einmal durch
die Flucht der Säle das Bild genießen. Dieſe wundervolle
üppige Farbigkeit, die im einzelnen ſo raffiniert verteilt iſt,
gibt dem Bild das Entſcheidende. Sie erſt gibt, was ihm kom=
poſitionell
noch fehlt: die Einheit. Denn im weſentlichen iſt
doch hier noch eine Nebeneinanderordnung einzelner Figuren.
Die Kraft und Bewegung, die Rubensſchen Bildern inne=
wohnt
, iſt latent, aber die elementare Triebkraft iſt gedämpft
zugunſten der ruhigeren Erſcheinung. Die Farbe verhindert
eine Vereinzelung der Geſtaltung. Helles Inkarnat ſchwellen=
der
, mit der unerhörten Daſeinsfreude flämiſchen Menſchen=
tums
geſehene Körper im Wechſel mit den intenſiven, nur lang=
ſam
nach dem Bildrand zu abgewandelten leuchtenden Farb=
akkorden
von Rot, Braun und Gold, mit dem Grün des Erd=
bodens
, mit dem Blau der Ferne, ja im einzelnen das Vibrie=
ren
der Oberfläche, die lebenswarme Daſtellung der Hautfarbe,
zartes Weiß mit rötlichen und bläulichen Schatten bei der
Diana, bräunliches Rot beim Satyr: das alles bindet die
lebendige, von heißem Atem durchglühte, vitale Erſcheinung zu
einem Geſamtleben, aus dem ſie ihre Kraft und Fülle erſt
ganz empfanden.
Und nun zu Rembrandt: Wir beſitzen von ihm das 1658
datierte Bild der Geißelung Chriſti (Nr. 251). In erſchüttern=
der
Erbarmungswürdigkeit ſteht Chriſtus inmitten des Bildes,
die Arme von den Feſſeln blutig erhoben. Während der eine
Scherge, der das Seil am Marterpfahl hochzieht, innehält, hat
ſich der andere gebückt, um die Eiſen um die Füße ſeines Opfers
zu legen. Das iſt der Vorgang. Die Gebärden ſind ruhig und
ſparſam, die Kompoſition von großer Lockerheit und Einfach=
heit
. Es liegt eine tiefe Stille über dem Bilde, in dem das
feine, unſagbar traurige Geſicht Chriſti, der arme, geſchundene,
in nichts verſchönerte, faſt häßliche Leib doch in unvergleich=
licher
Vergeiſtigung über ſeine hämiſchen, brutal=tieriſchen

Widerſacher ſiegt. Aber bei aller Verhaltenheit packt uns eine
ungeheure Spannung, der man ſich ſchwer entziehen kann.
Man erkennt es mit einem Schlag, wie ein Wunder, das ſich
aus der Vergänglichkeit der eilenden Welt in die Unvergäng=
lichkeit
einer in Not und Einſamkeit gereiften Form gerettet hat,
daß Wirklichkeit und Schönheit unlösbar ſich zueinander gefun=
den
haben. Es ſteht uns eine ganze geſchloſſene Welt gegen=
über
, in deren Dunkelton alle Teile hineingebettet ſind und je
nach ihrer inneren tiefen Bedeutung aus ihm hervorleuchten
und die viſionäre Ausdrucksgewalt erlangen, die ſeine Bilder
zu einem ſeeliſchen Erlebnis machen. Man weiß nicht recht,
woher das Licht kommt. Es ſcheint in den Dingen ſelbſt zu
ruhen, und von dort in ſtarker Verinnerlichung herauszuſtrah=
len
. Dadurch bekommt alles einen Doppelſinn, und Menſch
und Gegenſtand werden, ſtatt entſchleiert zu werden, in eine
gewiſſermaßen höhere Wirklichkeit verſetzt. Das, was um die
Dinge herum iſt, iſt nicht Leere und Dunkelheit; es iſt gleich=
ſam
die Subſtanz, aus der in jedem Augenblick das lebendige
Daſein erſtehen kann. Ein Zuſammenklingen aller Dinge,
innerlich und äußerlich. Auch der Farben. Die Leuchtkraft
ſitzt tief drinnen, und obwohl kein Farbton laut und aggreſib
(wie bei Rubens), ja kaum einer ungebrochen iſt, ſcheint das
ganze Bild von einer ſtarken Farbigkeit. Man hat die Farben
ſo ſchön befreundet genannt. Das leuchtende Gold des Kör=
pers
Chriſti, das dunkelglühende Rot der Hoſe, das Okergelb
des Wamſes, das Grünbraun des Bodens, das alles klingt in
intenſivſter Verdichtung der Farbwerte im Hintergrund zu=
ſammen
.
Es wäre falſch, den einen Meiſter gegen den anderen aus=
zuſpielen
. Wir würden uns nur ſelbſt berauben, denn wir täten
nichts anderes, als unſer Blickfeld verengern. Beide Meiſter
ſind ſo einmalig, ſind ſo weitgeſpannte Perſönlichkeiten, daß
ſie niemals nur als Pole gewertet werden können, für oder
wider die man ſich entſcheiden müßte. In beiden verkörpert ſich
das Weltſchickſal europäiſcher Kunſt, deren Berufung es war,
der abendländiſchen Malerei auf ihrem Höhepunkt den Stem=
pel
der Reife und Vollendung aufzudrücken. Es war die Stunde,
in der das Schwergewicht der künſtleriſchen Führerſchaft im
Pendelſchlag der Geſchichte wieder zum nordiſchen Menſchen
gerückt war. Jeder löft ſeine Aufgabe auf ſeine Weiſe, wie
Landſchaft, Blut und Zeit es erfordern. Denn auch ſie, deren
Menſchen= und Künſtlertum ſo an die Grenzen des Erreich=
baren
ſich weiten, unterliegen der Determiniertheit alles Seins,
aus dem ſie ihre ſchönſten Kräfte ziehen.
Dr. Enſtav. Barthel.

[ ][  ][ ]

Nummer 256

Denstag, den 16. September 1930

Seite 3

Die Auffaſſung der Wiener Preſſe.
EP. Wien, 15. September.
Faſt ausnahmslos führen die Wiener Blätter die Radikaliſie=
rung
der deutſchen Wählerſchaft, die in den geſtrigen Wahlen zum
Ausdruck kam, auf die kriſenhafte wirtſchaftliche Lage der letzten
Zeit zurück. Die Neue Freie Preſſe ſpricht von Wahlen der
Verzweiflung, die dem Ausland die Ungerechtigkeit der
Friedensverträge und die Empörung darüber vor Augen
führen, daß mitten in einer Zeit grauenhafter Arbeitsloſigkeit
noch für Reparationen Milliarden an das Ausland gezahlt wer=
den
müſſen. Aber niemand könne glauben, daß das deutſche Volk
in ſeiner Hochkultur mit ſeiner ſchon tauſendfach bewieſenen gei=
ſtigen
Stärke wirklich in das Lager der Gewaltpolitiker abſchwen=
ken
will. Das demokratiſche Neue Wiener Tagblatt meint,
daß eine parlamentariſche Arbeitsgemeinſchaft der bürgerlichen
Parteien mit den Sozialdemokraten, auch wenn ſie gelingen ſollte,
nur eine Abwehrformation mit allen Schwächen einer ſolchen dar=
ſtellen
würde. Die ſozialdemokratiſche Arbeiter=Zeitung ſtellt
feſt, am meiſten zu denken gebe, daß die deutſche Jugend zum größ=
ten
Teil fasciſtiſch und kommuniſtiſch gewählt habe. Auch die
dem öſterreichiſchen Bundeskanzler naheſtehenden Wiener Neue=
ſten
Nachr. führen das rieſige Anwachſen der Radikalen darauf
zurück, daß die Partei der Nichtwähler durch die wirtſchaftliche
Kriſe aufgerüttelt und den radikalen Parteien zugeführt wor=
den
ſei.
Bie Wallſtreek reggierte.

Die New Yorker Börſe iſt über den Ausgang der
Reichstagswahl offenſichtlich beſtürzt. Die Reparations=
bonds
ſanken am Montag binnen weniger Minuten auf 85½
und liegen damit rund fünf Punkte unter dem Ausgabekurs.
Sämtliche übrigen deutſchen Werte, insbeſondere die Reichsan=
leihe
, wurden ſtark in Mitleidenſchaft gezogen und verloren
durchſchnittlich 34 bis 1 Punkt.

Die Aufnahme des Bahlergebniſſes in Genf.
EP. Genf, 15. September.
Das Ergebnis der Reichstagswahlen, das erſt in den Mor=
genſtunden
in den Genfer Delegationskreiſen allmählich bekannt
wurde, erregt Aufſehen und in franzöſiſchen Kreiſen ausge=
ſprochene
Unruhe wegen des ſprunghaften Anſteigens der natio=
nalſozialiſtiſchen
Stimmen. In franzöſiſchen Kreiſen zeigt man
ſich jedoch befriedigt darüber, daß der Reviſioniſt Treviranus
und ſeine Partei nur zwei oder drei Mandate erhalten werden.
Ueber die Nationalſozialiſten, die man bisher im Ausland als
eine rechtsradikale Splitterpartei nur wenig beachtet hat und
von der man im allgemeinen nur weiß, daß ſie gegen den
Youngplan und ſeine Durchführung iſt, hat man kein klares
Urteil. Von franzöſiſcher Seite bezeichnet man die Wahlen als
Revanchewahlen. Bei anderen Delegationen, ſo in engliſchen
Kreiſen, führt man die Zunahme der Nationalſozialiſten in
Deutſchland vor allem auf die Not, die ſchlechte Wirtſchaftslage
und die Arbeitsloſigkeit zurück, was auch für den Stimmenzu=
wachs
der Kommuniſten verantwortlich gemacht wird.
Die ikalieniſch=franzöſiſchen Beſprechungen.
EP. Paris, 15. September.
Zu den neuen Beſprechungen des franzöſiſchen Außenmini=
ſters
Briand mit dem italieniſchen Delegierten Scialoja wird
gemeldet, daß die beiden Staatsmänner ſämtliche auf der Tages=
ung
der, Völerbundsverſammlung ſtehenden Probleme er=
örtert
hätten. Scialoja, der Dienstag im Namen der italie=
niſchen
Delegation vor der Völkerbunds=Verſammlung ſprechen
werde, fühle, wenn er auch die von ſeiner Regierung im italie=
niſchen
Memorandum zur europäiſchen Staatenföderation dar=
gelegten
Anſichten verteidigen müſſe, ſicherlich, welche Bedeu=
tung
es habe, ein weitgehendes Verſtändnis für Briands Plan
zu bekunden. In dem Augenblick allerdings, in dem wichtige
Sachverſtändigenverhandlungen im Gange ſeien, ſei Scialoja
nicht zu Verhandlungen über die Flottenabrüſtung befugt. Das
ſei vielmehr Sache des Außenminiſters Grandi, der voraus=
ſichtlich
noch vor Ende dieſer Woche nach Genf zurückkehren
werde. Immerhin habe ein ſachlicher Meinungsaustauſch zwi=
ſchen
Scialoja und Briand über die Flottenfrage und die damit
zuſammenhängenden politiſchen Probleme Tripolis=
grenze
und Statut der Italiener in Tunis ſtattgefunden.
Die Flottenbeſprechungen ſeien zweifellos auf dem
Punkt der Reife angelangt, ſo daß ſie, wenn ſie auch kein
ganz befriedigendes Ergebnis gezeitigt hätten, demnächſt auf
das politiſche Gebiet verlegt und zwiſchen den Miniſterien fort=
geſetzt
werden müßten. Da die engliſche Regierung großes In=
tereſſe
an dieſen Verhandlungen nehme, werde morgen oder
übermorgen eine Beſprechung zwiſchen Briand und Henderſon
ſtattfinden.

Gortſehang ver enoparaasfprächen Sen!

Ungarn erſtrebt Verkragsreviſion
auf friedlichem Wege.
Die gegenwärtige Lage unmöglich.
Genf, 15. September.
Das Intereſſe an der allgemeinen Ausſprache der Völker=
bundsverſammlung
iſt durch die Ergebniſſe der deutſchen Wahlen
ſtark abgeſchwächt worden. Immerhin brachte die Vormittags=
ſitzung
eine Reihe bemerkenswerter Anregungen. Zunächſt wurde
der Antrag der nordeuropäiſchen Staaten auf Dezimierung der
Meiſtbegünſtigungsklauſel dem zweiten Ausſchuß überwieſen.
Der jugoſlawiſche Außenminiſter Marinkowitſch nahm
dann Stellung zu der noch immer umſtrittenen Frage der weite=
ren
geſchäftsordnungsmäßigen Behandlung der europäiſchen
Frage. Angeſichts der Sympathien aller Vertreter der außer=
europäiſchen
Mitgliedsſtaaten an der Idee einer engeren Zu=
ſammenarbeit
innerhalb Europas ſei es am zweckmäßigſten, zu=
nächſt
ein Europakomitee einzuſetzen, das in Unterausſchüſſen
die verſchiedenen Seiten der Frage prüfen und dem Völkerbund
Bericht erſtatten ſollte. Marinkowitſch trat ferner mit Entſchie=
denheit
für die allgemeine Abrüſtung und für den Abbau des
übertriebenen Nationalismus ein.
Der japaniſche Hauptdelegierte Matſudaira betonte
gleichfalls, daß ſeine Regierung der Abrüſtung große Bedeu=
tung
beimeſſe und ſprach die Hoffnung aus, daß der Londoner
Flottenpakt die Grundlage eines baldigen umfaſſenden Abkom=
mens
zur Einſchränkung der Marinerüſtungen ſein werde. In
dem Zuſammenſchluß der europäiſchen Staaten
erblicke die japaniſche Regierung ein Mittel zur Befriedung
Europas. Dieſe engere Zuſammenarbeit werde auch nach ihrer
Anſicht auf wirtſchaftlichem Gebiet keine Schädigung der In=
tereſſen
anderer Staaten verurſachen.
Der auſtraliſche Juſtizminiſter Brennann erklärte u. a.,
auch die neue auſtraliſche Regierung werde entſchieden für Ab=
rüſtung
und Aechtung des Krieges eintreten. Die Siege
ſeien die Opfer nicht wert, die dafür gebracht
werden, und der größte Sieg der Geſchichte werde die Ueber=
windung
des Krieges ſein. In der Mandatsfrage machte er die
beſonderen Schwierigkeiten geltend, mit denen die Mandatsver=
waltung
in Neu=Guinea gegenüber einem vom Standpunkt der
europäiſchen Kultur noch in Barbarei verharrenden Lande zu
kämpfen habe.
Der griechiſche Außenminiſter Politis entwickelte hierauf
ein ausführliches Programm der ſchrittweiſen Organiſierung
einer europäiſchen Union, der er im Gegenſatz zu den meiſten ſei=
ner
Vorredner eine weſentliche politiſche Bedeutung mit deutlicher
Abwehrſtellung gegen den Bolſchewismus gab.
In der Nachmittagsſitzung ergriff der litauiſche Außenminiſter
Dr. Zaunius das Wort. Er erklärte, daß die litauiſche Regie=
rung
nach Maßgabe ihrer beſcheidenen Kräfte eng an der Ab=
rüſtung
mitarbeiten werde.
Der Führer der ungariſchen Delegation, Graf Albert
Apponyi, erörterte das europäiſche Problem. Er wies auf die
einſeitige Abrüſtung hin und dankte dem britiſchen Außenminiſter
für ſeine Betonung der Unmöglichkeit dieſer Lage.
Wenn man die beſiegten Staaten immer wieder auffordere, die
Verträge einzuhalten und zu achten, ſo dürften dieſe dem die Auf=
forderung
entgegenſetzen, die Verträge loyal und gerecht auszu=
führen
.
Insbeſondere dürften ſie fordern, daß die darin enkhältenen
wenigen Beſtimmungen zugunſten der Beſieg=
ten
mit der gleichen Genauigkeit, der gleichen
Freude und der gleichen Entſchiedenheit ausge=
führt
werden, die man von den Beſiegten ver=
langt
.
Er bemängelte hinſichtlich des Entwurfs über die Finanz=
hilfe
für angegriffene Staaten den Vorſchlag, daß
ein Staat ſelbſt darüber entſcheiden ſolle, ob er angegriffen ſei,
und regte an, die Entſcheidung dieſer Frage für den Fall der
Nichtzuſtändigkeit des Völkerbundsrats dem Haager Gerichtshof
zu überlaſſen. Er betonte zum Schluß, daß Ungarn entſchieden
für den Frieden, was nicht gleichbedeutend ſei mit dieſem
Frieden, eintrete, und alle Löſungen nur auf friedlichem Wege
herbeiführen wolle.
Es ſprachen noch der Vertreter Uruguays, Guani, der eine
wirtſchaftliche Zuſammenarbeit der Kontinente auf breiter Grund=
lage
befürwortete, und der Vizepräſident des Exekutivrates des
iriſchen Freiſtaates, Blythe, der ſachlich mehr von dem Födera=
tionsplan
abrückte, indem er darauf hinwies, daß Irland zwar
ein europäiſches Land ſei, aber teils durch politiſche Bindungen,
teils aus Gründen der Freundſchaft die Beziehungen zu außer=
europäiſchen
Ländern unterhalte. Er betonte, daß bald die Zeit

komme, für eine enge Zuſammenarbeit nicht nur der europäiſchen
Staaten, ſondern aller Kulturſtaaten.
Zum Schluß der Sitzung teilte der Präſident mit, daß noch
14 Redner für die allgemeine Ausſprache vorgemerkt ſind. Um
den Beginn der Kommiſſionsarbeiten zu beſchleunigen, wurde,
entſprechend ſeinem Vorſchlag beſchloſſen, morgen außer der Vor=
und der Nachmittagsſitzung eine Sonderſitzung abzuhalten. Reichs=
außenminiſter
Curtius ſpricht morgen vormittag 10 Uhr.
Der Europg=Ausſchuß ſoll zun nächſten Jahre.
Vorſchläge ausarbeiken.
Ueber die weitere Behandlung der Europafrage ſoll, wie von
franzöſiſcher Seite heute abend erklärt wird, angeblich eine Eini=
gung
zwiſchen Briand und dem engliſchen Außenminiſter Hen=
derſon
zuſtande gekommen ſein. Danach ſoll Briand darauf
verzichtet haben, daß der Völkerbundsrat den europäiſchen Aus=
ſchuß
einſetzt, und mit einem Vorſchlag Henderſons einverſtanden
ſein, den europäiſchen Ausſchuß unter Vermeidung einer neuen
Europaausſprache in der ſechſten Kommiſſion unmittelbar durch
die Völkerbundsvollverſammlung zu bilden. In dem Europa=
ausſchuß
ſollen nach Möglichkeit ſämtliche 27 europäiſche
Staaten Sitz und Stimme haben. Die Engländer beſtehen jedoch,
ebenſo wie eine Reihe anderer Mächte, mit denen man Fühlung
genommen hat, nach wie vor auch auf der Teilnahme beſtimmter
überſeeiſcher Staaten. Eine entſprechende Reſolution, die der
Vollverſammlung zur Ausſprache vorgelegt wird, ſoll von Hen=
derſon
und Briand bereits entworfen worden ſein. Sie dürfte
aber erſt nach Abſchluß der allgemeinen Ausſprache vorgelegt
werden. Die Reſolution ſoll als Aufgabe für den Europaaus=
ſchuß
die Anweiſung erhalten, der Völkerbundsver=
ſammlung
bis zum nächſten Jahre genaueſte Vor=
ſchläge
für die europäiſche Organiſation zu
machen. Von engliſcher Seite wird dieſe Vereinbarung dahin
gedeutet, daß mit Rückſicht auf die innerpolitiſchen Schwierigkei=
ten
Briands dem europäiſchen Programm auf dieſe Weiſe ein
ehrenvolles Begräbnis bereitet werden ſoll.
Grahgm für allerweikeſte Auslegung der Meiſt-
begünſtigungsklauſel
.
EP. Genf, 15. September.
Der engliſche Handelsminiſter Graham empfing am Montag
abend die internationale Preſſe und gab vor ihr über die künftige
Wirtſchaftspolitik des Völkerbundes ähnliche Erklärungen ab, wie
er ſie bereits in ſeiner Rede vor der Vollverſammlung vorgebracht
hat. Der Anlaß dieſer Beſprechung war offenſichtlich der, Gra=
ham
Gelegenheit zu geben, ſich mit ganz beſonderem Nachdruck für
den Schritt der nordiſchen Staaten und Hollands
auszuſprechen, welche vom Völkerbund ein internationales
Abkommen über die Auslegung der Meiſtbegün=
ſtigungsklauſel
verlangen. Graham unterſtrich, daß er
für die allerweiteſte Auslegung der Meiſtbegünſtigungsklauſel und
gegen willkürliche Beſchränkungen ihrer Tragweite ſei. Als
man ihm entgegenhielt, daß auf der künftigen Reichskonferenz in
London ſich wohl die Bewegung für die Zollunion des britiſchen
Reiches geltend machen werde, erklärte Graham, die engliſche
Regierung ſei gegen jedes Syſtem der Vorzugs=
lle. Die Beantwortung weiterer Fragen, die ſich auf die Ar=
beiten
der britiſchen Reichskonferenz bezogen, lehnte er ab.
Die Erklärungen Grahams ſind um ſo wichtiger, als ſich heute
die Oſtagrarſtaaten bei dem Neunerfrühſtück für eine nachdrückliche
Unterſtützung des Meiſtbegünſtigungsſchrittes der nordiſchen Staa=
ten
und Hollands ausgeſprochen haben. Damit iſt die Frage der
Meiſtbegünſtigung, ohne daß bei allen dieſen Schritten beſonders
auf Deutſchland Bezug genommen wurde, nunmehr von den mei=
ſten
europäiſchen Mächten vor dem Völkerbund aufgeworfen
worden.
England für Herabſekzung der Kriegsſchulden.
Waſhington, 14. September.
Politiſches Aufſehen hat hier die Nachricht hervorgerufen,
daß die Regierung Macdonald bemüht iſt, eine Reviſion des
Schuldenabkommens mit Amerika zu erreichen. Es wurde heute
bekannt, daß zwei britiſche Sonderdelegierte
mehrere Wochen hindurch mit Beamten des Staatsdepartements
Beratungen gepflogen haben. In hieſigen Regierungskreiſen iſt
man überwiegend der Anſicht, daß Großbritannien im Begriffe
ſteht, eine kräftige europäiſche Bewegung für
eine allgemeine Herabſetzung der Kriegsſchul=
den
einzuleiten. Beamte des Schatzamtes lehnen es jedoch ener=
giſch
ab, eine offizielle Erklärung über den Beſuch der britiſchen
Vertreter zu geben.

Flügelrad und Dampf.
Ein Jahrhunderk Eiſenbahnverkehr.
Von Dr. Siegfried Mauermann.
Wieder ein neuer Eiſenbahntarif: ſofort rückt der Eiſen=
ahnverkehr
in den Mittelpunkt des allgemeinen Intereſſes.
Früher: jahraus, jahrein derſelbe Fahrpreis; wer dachte da viel
über das Eiſenbahnverkehrsweſen nach? Die Jungfraubahn
haben wir ſchon ſeit längerer Zeit. Einige Jahre beſteht auch
chon der Hindenburgdamm zur Inſel Sylt hinüber; jüngſte
Bahnſtrecken in Deutſchland ſtellen die grandioſen Schienenwege
ur Zugſpitze und die im märkiſchen Sande unter Kiefern dahin=
ührenden
der Kleinbahn GranſeeNeuglobſow am Stechlinſee
dar. Auch das regt an, über das Schienennetz zu plaudern, das
unſeren Kontinent überſpannt. Wie aber? Da wird der Dampf
durch Elektrizität erſetzt. Iſt das noch der alte Eiſenbahnbetrieb?
ſtußloſe weiße Kohle, Kraft aus Talſperren. Ganz andere
tundenkilometer als früher, Tempo, Tempo! Die vielen Auto=
internehmungen
, Poſt und Privatgeſellſchaften. Ein Netz in der
euft, ſchwebend wie zwiſchen Dach und Arena eines Zirkus.
Reiſeverkehr in der Luft. Bleibt uns da noch die alte Eiſen=
uhn
? Fragen von größter volkswirtſchaftlicher Bedeutung.
Waren die Jahre 1830 bis 1930 das Jahrhundert der Eiſen=
ahn
, und kommt nun etwas Neues? Gar ſo ſchnell wird man
die Eiſenbahn nicht entbehren können. Treue um Treue. Sie
jat uns in ihrer Zuverläſſigkeit und Pünktlichkeit, in ihrer
Bequemlichkeit und in ihrer ganzen imponierenden Wucht ſo
viele unerſetzliche Dienſte geleiſtet; wir wollen ihr die Treue
halten, auf Holz und auf Polſter. So breche denn das zweite
Jahrhundert der Eiſenbahn an, das ihr immer weiteren Auf=
ieg
bringen möge! Radio im Eiſenbahnzuge, drahtloſes Tele=
honieren
, Schlafen und Verpflegtſein, ſich ergehen können, viel=
icht
auch Tonfilme genießen, kurz alles, was ein Luxusdampfer
dietet. Amerika hat ja bereits alles. Aber ſchauen wir heute
tur zurück!
Wann fuhr der erſte Eiſenbahnzug? Wir wiſſen, daß James
att und George Stephenſon die Dampfmaſchine und die Loko=
motive
erfinden mußten, ehe das Flügelrad, vom Rauch des
Dampfes getrieben, das erſte Jahrhundert des Eiſenbahnver=
kehrs
durcheilen konnte. Die wichtigſten Vorarbeiten waren
824 beendet. Im Jahre 1825 wurde die Eiſenbahnſtrecke Stock=

ton-Darlington eröffnet; doch kann man das immer noch einen
Verſuch nennen. Erſt am 15. September 1830, alſo genau vor
hundert Jahren, ſah man auf der Strecke MancheſterLiverpool
die erſte brauchbare Lokomotive fahren; und darauf kommt es im
weſentlichen an. Dieſe Lokomotive zog das Fünffache ihres
eigenen Gewichtes, und zwar in einer Stundengeſchwindigkeit
von 14 bis 20 Kilometer. Die erſten Eiſenbahnfahrten in
Deutſchland wurden auf der Strecke NürnbergFürth ( eröff=
net
am 7. Dezember 1835) und auf der Strecke Berlin- Pots=
dam
(eröffnet im Jahre 1838) gemacht.
Wenn man nur bedenkt, wie etwa die Firma Krupp Schienen
und Schienenmaterial für faſt alle Gegenden der Erde geliefert
hat, wenn man überlegt, wie ſchnell die Stundengeſchwindigkeit
bis auf hundert Kilometer geſteigert worden iſt, wie Belaſtungs=
und Bremsproben immer günſtiger ausfielen, dann muß man
zugeben, daß in einem Jahrhundert (für das Weltall ein kleiner
Zeitraum!) auf dem Gebiete der Eiſenbahn Ungeheueres geleiſtet
worden iſt. Für den Güterverkehr waren internationale Ab=
machungen
nötig. Ein Eiſenbahnrecht bildete ſich heraus. Nor=
mungen
wurden vereinbart. Ein eigenes großes Wiſſensgebiet
hatte ſich aufgetan. Es wird ſich noch vergrößern. Vorſchläge
werden noch immer gemacht, und jede beachtliche Erfahrung wird
verwertet.
Blicken wir in die Zeit vor 1830, in die Zeit der Poſt=
kutſche
, die noch von unſeren Großeltern wegen ihrer roman=
tiſchen
Verträumtheit ſo ſehr geliebt wurde, ſo finden wir ganz
beträchtliche Vorläufer der Eiſenbahn. Wir nehmen Bahn jetzt
im eigentlichen Sinne. Schon im griechiſchen Altertume fanden
ſich Straßen, die Doppelrinnen aufwieſen, die bei genaueſter
Spurweite für die Räder der Wagen beſtimmt waren. Aehn=
liches
hat der Bergbau aufzuweiſen. Mit Holz, ſpäter mit guß=
eiſernen
Platten wurden da die Spurwege belegt, und ſo er=
leichterte
man einmal das Fahren, brachte es andererſeits auch
in eine Sonderbahn, ſo daß es niemand ſtörte und auf niemand
Rückſicht zu nehmen brauchte. Die Geſchichte der Eiſenbahn=
ſchiene
beginnt etwas früher als die Geſchichte der Eiſenbahn=
lokomotive
und des Eiſenbahnverkehrs; ſie begleitet dann aber
das ganze Eiſenbahnbauweſen.
Bedenken wir das alles, wenn wir im Zuge ſitzen? Wohl
kaum. Und doch ſollten gerade hier Schillers Worte gelten: Das
iſt’s ja, was den Menſchen zieret, und dazu ward ihm der Ver=
ſtand
, daß er im innern Herzen ſpüret, was er erſchafft mit
ſeiner Hand.

Ap. Perdie Puhl. Ein Roman vom Niederrhein von Joſeph von
Lauff. (G. Groteſche Verlagsbuchhandlung, Berlin. 169. Band der
Groteſchen Sammlung zeitgenöſſiſcher Schriftſteller.)
Der 450 Seiten umfaſſende Roman ſpielt etwa um die Biedermeier=
zeit
in der Cleveſchen Gegend. Im Mittelpunkte der Handlung ſteht
Andreas, genannt Perdie Puhl, ſeines Zeichens Küſter, daneben Bildner,
Kerzenzieher, Sarghändler und Guanobeſitzer, der in Gypotheken und
Liegenſchaften ſpekuliert, ein Mann der ſtets das Wort Gottes im
Munde führt, aber ein ausgemachter Schurke iſt, ein Krawattenmacher.
der in Wechſelreitereien und Schiebungen macht und ſeinem Nachbarn,
dem Viehweidshöfer, die Kehle zuſchnürt, um ihn um Hab und Gut
zu bringen, ſchließlich aber ſeiner Buch= und Wechſelfälſchungen über=
führt
wird und ſich in der Verzweiflung vom Kirchturmdach herunter=
ſtürzt
. Neben dieſer Hauptfigur lernen wir mehrere andere prächtige
Charaktertypen kennen, ſo den wohlſituierten Bäckermeiſter Oesſchen
Sophia von Echten, einer köſtlichen Repräſentantin ihres Geſchlechts,
Löb, der ſich als Fünfzigjähriger mit der ehrſamen Jungfrau Peternella
vermählt; den ehrwürdigen gefeierten geiſtlichen Herrn Karolus Meß=
maker
, der dem Heuchler Perdie den Hals bricht uſw. Auch der Stamm=
tiſch
zum goldenen Spiegel, wo ſich Oesſchen, der Poſtmeiſter und der
Reepſchläger (Seiler) Janſen regelmäßig zu ihrer Solopartie einfinden.
ſpielt eine gewichtige Rolle in der Reihe der Begebenheiten. Perdie
hatte durch Hinterliſt und Betrug dem jungen Janſen ſeine Braut ab=
ſpenſtig
gemacht, die ſich ihrem Vater zu Liebe opferte; nach dem Tode
ihres verhaßten Peinigers aber finden ſich beide wieder. Der Roman iſt
ein Meiſterwerk der Erzählungskunſt, der einen friſchen Humor mit
einer ſchön geſchliffenen Sprache und dramatiſcher Schilderungskunſt
vereinigt und den man mit Intereſſe und wachſender Spannung bis
zum Schluſſe lieſt.
*Tromſöer Seeteufel, Roman von LarsHanſen. (Verlag Hermann
Schaffſtein, Köln.)
Dieſes iſt in der Tat der Roman der harten Welt des Nordmeeres.
Die meiſterhafte Schilderung einer Reihe charakteriſtiſcher trefflicher
Typen, echter, lebenswarm gezeichneter Männer aus dem hohen Nor=
den
, die Tod und Teufel nicht fürchten, die aber einfachſtes Menſchen=
tum
zuſammenhält in Treue und Liebe oder auch ſich bekämpfen läßt
in ebenſo offenem ehrlichem Haß. Und dieſe Typen ſind mit der ſtar=
ken
, ſicheren Hand des nordiſchen Romanciers hineingeſtellt in eine
Handlung, die ſchlicht iſt und ſtark, angepaßt dem Rauſchen der ſchaum=
gekrönten
Nordmeerwellen und dem ewigen Eis.
* Dunkle Götter, Roman von Lady Dorothy Mills. (Verlag Tb. Knauen
Nachf., Berlin W. 50.)
Ein gut geſchriebener, farbenreich und leidenſchaftlich ſchildernder
Roman aus unſeren Tagen. Und zwar aus dem dunklen Erdteil, deſſen
geheimniserfüllte magiſche Gewalt der Autorin den Stoff zu der Hand=
lung
gab und ſie veranlaßte, erzählend zu ſchildern, wie die Leidenſchaf=
ten
der ſchwarzen Bewohner ihren Zauber ausüben auf ein euroväiſches.
weißes Ehepaar, deſſen weibliche Hälfte beinahe den fanatiſch und hinter=
hältig
kämpfenden Intrigen einer Schwarzen zum Opfer fällt. Die
Erotik der Schwarzen ſpielt eine entſcheidende Rolle in dieſem Roman.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Dienstag, den 16. September 1930

Nummer 256

OM

Für die zahlreichen Blumen und
Geſchenke anläßlich unſerer Ver=
mählung
danken wir herzlich.
Heinrich Koch und Frau.

Krieger=Verein
Darmſtadt 1874
Am Samstag verſchied unſer
lieber Kamerad und langjäh=
riges
treues Mitglied
Heinrich Weber
Kaufmann.
Die Beerdigung findet am
Dienstag, den 16. Sept., nachm.
4 Uhr, auf dem alten Friedhof,
Nied.=Ramſtädter Straße, ſtatt.
Wir bitten um zahlreiche Be=
teiligung
.
13767)
Der Vorſtand.

Dankſagung.
Allen, die unſerem lieben Ent=
ſchlafenen
die letzte Ehre erwieſen,
ſowie für alle Bemühungen Allen
unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Eugen Eckert.
Arheilgen, den 15. Sept. 1930.
(13738
Darmſtädterſtr. 93.

Zurück
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[ ][  ][ ]

Dienstag, den 16. September 1930

Seite 5

Nummer 256

Aus der Landeshauptſtadl.
Darmſtadt, den 16. September.
Landesbibliokhek.
Neue Erwerbungen (Auswahl), vom 15. September an auf 14
Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt:
Buhl, Frants: Das Leben Muhammeds Leipzig 1930.
Caspar, Erich: Geſchichte des Papſttums von d. Anfängen bis
zur Höhe d. Weltherrſchaft. Tübingen 1930. Clement=Janin:
Drames et Comedies romantiques. Paris 1928. Cohn, Willy:
Hermann von Salza. Breslau 1930. Dacqué Edgar: Die
Erdzeitalter. München 1930. Epochen der deutſchen Literatur,
Bd. II: Naumann, Hans: Die deutſche Dichtung der Gegenwart.
Stuttgart 1930. Fraenger, Wilhelm: Altdeutſches Bilderbuch.
Hans Weiditz und Sebaſtian Brant. Leipzig 1930 Handbuch der
ſpeziellen und pathologiſchen Anatomie u. Hiſtologie, Bd. 5: Ver=
dauungsdrüſen
. Teil 1: Leber. Berlin 1930. Hoetger, Bern=
hard
, Bildhauer. Von Georg Biermann, Kaſimir Edſchmid u. a.
Bremen 1930 Iſenfels, Paul: Gymnaſtik als Lebensfreude.
Stuttgart 1930. Leſſing, Theodor: Europa und Aſien Leip=
zig
1930. Mersmann, Hans: Muſiklehre. Berlin 1929. Moll,
Bruno: Lehrbuch der Finanzwiſſenſchaft. Berlin 1930. Schmitt=
henner
, Paul: Krieg und Kriegführung im Wandel der Welt=
geſchichte
. Potsdam 1930. Schrenk, Johannes: Einführung in
die Pſychologie der Ausſage, Leipzig. Steller, Paul: Füh=
rende
Männer des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Wirtſchaftslebens. Ber=
lin
1930 Thielſcher. Paul: Unſer Wiſſen um Jeſus. Ein
neuer Weg der Quellenunterſuchung. I: Die Selbſtentfaltung des
Stoffes in den vier Evangelien Gotha 1930. Voß, Wilhelm:
Handbuch für das Reviſions= und Treuhandweſen. Stuttgart 1930.
Wiegler, Paul: Geſchichte der deutſchen Literatur, Bd. 1: Von
der Gotik bis zu Goethes Tod. Berlin 1930.
Außerdem die neueſten gebundenen Zeitſchriftenbände.
Vom 29. September an verleihbar. Vormerkungen werden im
Leſeſaal entgegengenommen.

Handelsverkehr mit Algerien. Herr Generalkonſul Win=
dels
vom Deutſchen Generalkonſulat in Algier hält am Freitag,
dem 26. September, nachmittags, und am Samstag, dem 27. Sep=
tember
, vormittags bei der Außenhandelsſtelle für das Rhein=
Maingebiet, Frankfurt a. M., Sprechſtunden für die Firmen ab,
die am Handelsverkehr mit Algerien beteiligt ſind. Firmen, die
an den Sprechſtunden teilnehmen wollen, werden gebeten, dies der
Außenhandelsſtelle für das Rhein=Maingebiet, Frankfurt a. M.,
Börſe (Telephon 20 361), bis zum 22. d. M. mitzuteilen, damit eine
Verteilung der Beſucher auf die zur Verfügung ſtehende Zeit ſtatt=
finden
kann.
Ausſtellung Kelſterbacher Porzellan im Schloßmueſum.
Heute Dienstag nachmittag von 36 Uhr kann die Kelſterbacher
Porzellan=Ausſtellung zu dem ermäßigten Eintrittspreiſe von 50
Pfennigen pro Perſon (ſtatt 1 Mk.) beſichtigt werden.
Wohltätigkeitskonzert. Es möge hiermit hingewieſen ſein
auf das Konzert, welches dieſe Woche ſtattfindet, und zwar am 17.
and 18. September, abends 8 Uhr, im Saale Nieder=Ramſtädter
Straße 30. Der Ertrag ſoll den Schweſtern und der von ihnen ge=
heiſteten
Arbeit zugute kommen. Altersheim, Kindergarten, Kran=
ken
= und Armenpflege, das alles ſind Arbeitsgebiete, deren drin=
gende
Aufgaben nicht nur mit Liebe und mit Aufopferung be=
ſtritten
werden können, ſondern die auch Mittel finanzieller Art
erfordern. Jegliche Schweſternarbeit verdient Unterſtützung, weil
von ihr meiſt mehr abhängt, als auf den erſten Blick zu erkennen
iſt. Dieſes möge alſo der erſte Beweggrund ſein, der manchen ver=
anlaſſen
wird, dieſem Konzert beizumohnen, welches ſich zur Auf=
gabe
geſtellt hat, durch Einſatz wirklich künſtleriſcher Kräfte dem
Ohre in angenehmer Weiſe das zu vergelten, was die Hand Gutes
getan hat.
Kunſtverein. Wenn am letzten Sonntag trotz des Wahl=
tages
die Darmſtädter Kunſtfreunde in ſo ſtattlicher Zahl in der
Kunſthalle am Rheintor erſchienen waren, ſo iſt dies ein ſchöner
Beweis für die große Anziehungskraft, die die jetzige Ausſtellung
auf das kunſtliebende Publikum ausübt. Die Darmſtädter Maler
der Jahre 17301830, von denen manche, die mit hervorragenden
Arbeiten vertreten ſind, bisher der breiten Oeffentlichkeit, nicht
einmal dem Namen nach bekannt waren, haben großes Gefallen
gefunden, und es war eine Freude, auch am vergangenen Sonntag
wieder bei allen Erſchienenen das ungeteilte Gefühl der Befriedi=
gung
über das Geſehene feſtſtellen zu können. Es kann nur noch=
mals
empfohlen werden, den Beſuch der intereſſanten Schau, die
in dieſer ausgezeichneten Zuſammenſtellung nie wieder gezeigt wer=
den
wird, nicht zu verſäumen. Mittwoch, den 17. d. M.,
nachmittags 4 Uhr, wird wiederum Herr Dr. Krauße d’Avis
eine Führung durch die Ausſtellung veranſtalten, bei der er über
die in ihr gebrachte Kunſt eingehende Erläuterungen bringt. Da
dieſe Führungen für das ganze Verſtändnis der Malerei von 1730
bis 1830 von beſonderem Wert ſind, kann nur dringend geraten
werden, auch an ihnen teilzunehmen.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber ein Konzert des
Kurorcheſters in Franzensbad ſchreiben dortige Blätter u. a.: Frau
Hanne Luckas ſpielte die Trneceks Schubert=Phantaſie, ein
von den Harfeniſten gern geſpieltes Konzertſtück, mit Brillanz in
der techniſchen Durchführung und mit einem ſehr modulatoriſchen
Anſchlag. Die Künſtlerin, die ein peinlichſauberes Spiel
zutage treten laſſen konnte, erntete für die Darbietung reichen
Beifall.

Heſſiſches Landestheaker.

Dienstag,
16. Sept.

Mittwoch,
17. Sept.

Donnerstag
18. Sept.

Freitag,
19. Sept.

Samstag,
20. Sept.

Großes Haus

19.302 15 Uhr
4 2. Simone Boceanegra
Preiſe 110 Mk.

2022 Uhr
B 2. Der Falſchſpieler
Preiſe 1.01000 Mk.

2022 Uhr
Eröffnungsfeier der Darmſtädter
Volksbühne unter Wirkung von
Mitgliedern des Landestheaters

19.3022 15 Uhr
Ein Sommernachtstraum
Preiſe 110 Mk.
E2

19.3022.15 Uhr
D2. Simone Boccanegra
Preiſe 110 Mk.

2022.45 Uhr Kein Kartenokf
Werbevorſtellung d. Dſt. Volksb
Zar und Zimmermann
Komiſche oper von Lortzing

Kleines Haus

Geſchloſſen

Geſchloſſen

Geſchloſſen

2022 Uhr
Zuſ.=M. V1,1 Miſſiſſippi
Preiſe 1.206 Mk.

2022 Uhr

17.3022 3) Uhr
Sonntag,
Die Meiſterſinger von Zuſ=M. I/I.1 Miſſiſſippi
21. Sept.
Nürnberg
Heſſiſches Landestheater. Heute Dienstag findet die zweite
Wiederholung der mit großem Erfolg aufgenommenen Verdi=Oper
Simone Boccanegra in der Inſzenierung von Carl
Ebert, Bühnenbild: Wilhelm Reinking, muſikaliſche Leitung: Dr.
Karl Böhm, ſtatt. In dieſer Vorſtellung ſingt Albert Lohmann
zum erſten Male die Titelpartie. In den übrigen Hauptrollen:
Mitrovic, Zohſel a G. Herrmann, Stralendorf, Overlack. Der
Falſchſpieler, Komödie von Schkwarkin, deutſch von Alexan=
dra
Ramm, wird zum erſten Male am Mittwoch, dem 17. Septem=
ber
, in der Inſzenierung von Günter Haenel und Wilhelm Rein=
king
wiederholt. Am Samstag, dem 20. September, wird das
Kleine Haus mit der Uraufführung von Georg Kaiſers Schauſpiel
Miſſiſſippi eröffnet. Inſzenierung: Carl Ebert, Bühnen=
bild
: Lothar Schenck von Trapp. In den Hauptrollen: Schmitz,
Keim. Nürnberger, Jürgas, Maletzki, Weſtermann. Baumeiſter,
Kutſchera, Schindler. Der Vorverkauf für die Werbevorſtellung
Die Meiſterſinger von Nürnberg, die am Sonntag,
dem 21. September ſtattfindet, beginnt morgen Mittwoch an der
Tageskaſſe des Großen Hauſes um 17 Uhr.
Der Ververkauf für die Vorſtellungen des Kleinen Hauſes
findet bis auf weiteres an der Tageskaſſe des Großen
Hauſes ſtatt, und zwar wochentags von 9.30 bis 13.30 Uhr und
Sonntags von 11 bis 13 Uhr. Diejenigen Theaterbeſucher, die
Karten zu Vorſtellungen in beiden Häuſern abholen, brauchen da=
her
für die Folge ſich nur an die Tageskaſſe des Großen Hauſes
zu bemühen. Der Abendverkauf für das Kleine Haus
findet nach wie vor an der Kaſſe des Kleinen Hauſes
ſtatt.

Zernene Spieibian der vo. Breumtſw Saoventſchen maffemokierte.
Ziehung der 1. Klaſſe am 24. und 25. Okkober 1930.

Wer den neuen Spielplan dieſer Lotterie richtig beurteilen will,
muß ſich zunächſt darüber klar ſein, daß man nicht eigentlich von einer
Erhöhung des Lospreiſes ſprechen darf ſondern richtiger: von der
Wiedereinführung des über 75 Jahre und bis zum Jahre
1920 gültig geweſenen Friedenspreiſes von 200
Mark für das ganze Los, dem ſelbſtverſtändlich auch eine ganz
andere, bedeutend beſſere Gewinnchanee gegenüber=
ſteht
.
Im Jahre 1924 mußte man die unter der Inflation zuſammen=
gebrochene
Staatslotterie vollſtändig neu aufbauen, und griff dabei zu
dem populärſten Mittel, einem niedrigen Lospreis von 120 Mark. Der
Erfolg war ein großer; aber es zeigte ſich auch ebenſo klar, daß die
Gewinnausſichten bei dieſem allzu knapp bemeſ=
ſenen
Lospreis ſtark leiden mußten. Trotzdem konnte
man ſich mit Rückſicht auf die wirtſchaftliche Not unſerer Zeit nur ſchwer
zu der Wiedereinführung des altbewährten Friedenspreiſes entſchließen.
Aber aus allen Kreiſen der Spieler drängte die Forderung nach
einer Verbeſſerung der Gewinnausſichten, die nur durch den Friedens=
preis
zu erreichen war, immer ſtärker zur Entſcheidung, zumal Ham=
burg
und Sachſen dieſen Weg der Geſundung bereits ſeit einiger Zeit
beſchritten hatten. So konnte und durfte ſich auch die Generaldirektion
der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie dieſem Gebot der Zeit nicht
länger verſchließen.
Dadurch nun iſt es möglich geworden, einen Spielplan herauszu=
bringen
, der an der Spitze aller in= und ausländiſchen
Staatslotterien ſteht.
Vom Standpunkt des Spielers muß man dieſe zeitgemäße Aende=
rung
mit Dank und Anerkennung begrüßen! Denn wirtſchaftlich und
ſozial gedacht, iſt es richtiger, durch einen angemeſſenen
Lospreis die Gewinnausſichten ganz weſentlich zu
heben, als mit einem niedrigen Lospreis dieſe zu verwäſſern. Ein
Vergleich mit dem bisherigen Spielplan wird jedermann davon über=
zeugen
, wo der Vorteil für den Spieler liegt.
Die zwei Prämien von 500 000 RM., ſowie die erſten großen Ge=
winne
von 500 000 RM., 300 000 RM. und 200 000 RM. bleiben un=
verändert
beſtehen. Man hat hieran aus praktiſchen Gründen nichts

ändern wollen. Die Chancen bleiben für dieſe Gewinne die gleichen
wie bisher, da die Loszahl nicht vermehrt, dagegen
die Gewinnanzahl von bisher 330 400 auf jetzt 348000
Gewinne erhöht wurde!
Die großen Vorteile des neuen Spielplans zeigen ſich ſchon bei den
nun folgenden Gewinnen von 100 000 RM. abwärts:

Gewinne von 100 000 RM. bisher 10 Stück, jetzt 12 Stück 75 000 RM. 6 Stück 50 000 RM. 14 20 Stück 25 000 RM. 14 30 Stück 10000 RM. 98 224 Stück 5000 RM. 186 548 Stück 3000 RM. 482 1080 Stück 2000 RM. 840 3120 Stück 1000 RM. 2180 6400 Stück 800 RM. 160 600 Stück 500 RM. 5000 10 800 Stück 400 RM. 800 n 31 000 Stück.

Aus dieſer Aufſtellung wird jedermann ſofort klar erkennen, daß
hier eine ganz enorme Vermehrung der mittleren
und auch höheren Gewinne eingetreten iſt, die in der Ge=
ſamtzahl
mehr als das fünffache der bisherigen An=
zahl
beträgt, wodurch ein langjähriger Wunſch aller Spieler erfüllt
wurde.
Dadurch erhält der Spielplan eine außerordentliche Zug=
kraft
, die von keiner anderen Lotterie erreicht
werden dürfte.
Somit kann man ohne Uebertreibung ſagen, daß die Preußiſch=
Süddeutſche Klaſſenlotterie eine der größten Ge=
winnchancen
der Welt bietet!
Das wird ihr ſicherlich auch alle diejenigen wieder zuführen, die
vielleicht in den letzten Jahren ſich nicht mehr an der Staatslotterie
beteiligt haben, weil ſie ſich nach Prüfung des neuen Planes ſagen
müſſen: Jetztlohnt es ſich wieder zu ſpielen!

Bund hirnverletzter Krieger. Bereits ſeit dem Jahre 1917
hat der Bund deutſcher hirnverletzter Krieger in Gemeinſchaft mit
den erſten Fachärzten die Aufgabe übernommen, fördernde Arbeit
zu leiſten. Aus eigenen Mitteln wurden Behandlungsheime in
Frankfurt a. M. und München geſchaffen, die mit Unterſtützung
privater Kreiſe ſowie einzelner örtlicher Behörden unterhalten
werden. Die beſten Spezialärzte ſtehen für die Behandlung ſowie
Beobachtung zur Verfügung. Das Beſtreben der Ortsgruppe
Darmſtadt des Bundes geht dahin, die Gründung eines weite=
ren
Heimes in Heſſen zu ermöglichen. Sicher wird es auch hier
wie anderwärts nicht an Freunden und Gönnern zur Förderung
dieſes Gedankens mangeln, um geeignete Unterbringungsmöglich=
keit
zu finden. Wir ſind jedem Freunde dankbar für Zuweiſung
abgelegter Kleidungsſtücke ſowie Lebensmitteln jeglicher Art. Dem
Bunde noch fernſtehende Kopf= bzw. Hirnverletzte Darmſtadts ſo=
wie
Umgebung (Odenwald, Bergſtraße) werden um Aufgabe ihrer
genauen Adreſſe an die Geſchäftsſtelle des Bundes. Darmſtadt,
Luiſenſtraße 8, Tel. 3927, gebeten.
Orpheum. Volksvorſtellung. Heute abend 8.15 Uhr
geht letztmalig Die ſpaniſche Fliege in drei Akten von Arnold
und Bach bei ganz kleinen Volkspreiſen in Szene. Niemand ver=
ſäume
die Gelegenheit, ſich dieſe letzte Aufführung bei dieſen billi=
gen
Eintrittspreiſen anzuſehen. Karten: 80 Pf. bis 2 Mk. im Ver=
kehrsbüro
und bei Hugo de Waal, Rheinſtraße 14, ſowie telepho=
niſche
Beſtellung unter 389.

Fün die tägliche Pflege der Haut
äst- die Qualität Ihrer Waschtisch-
Seife immer entscheidend. Deshalb
verwenden Sie ein Produkt, dessen
duserlesene Beschaffenheit in allen
Verbraucherkreisen gerühmt wird:
Dr. Dralle‟s Bavendelseife
Grosse Runde Form, RM. 0.75. ((N8119

Nächſte Dampferfahrten der Hamburg Amerika=Linie.
(Auſtral=/Komsmos=Linien.) Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen
vorbehalten. Nach New York: M.S. St. Louis ab Ham=
burg
16. 9., ab Cuxhaven 17. 9.. D. Deutſchland, ab Hamburg
18. 9., ab Cuxhaven 19. 9. D. Reſolute ab Hamburg 22. 9., ab
Cuxhaven 23. 9. D. Hamburg ab Hamburg 25 9. ab Cuxhaven
26. 9., M.S. Milwauukee ab Hamburg 30. 9., ab Cuxhaven 1. 10.,
D. Albert Ballin ab Hamburg 2. 10., ab Cuxhaven 3. 10.,
D. Cleveland ab Hamburg 7. 10., ab Euxhaven 8. 10.. D. New
York ab Hamburg 9. 10., ab Cuxhaven 10. 10. Nach Kanada
(in Gemeinſchaft mit der County=Line), ab Hamburg: D. Ucker=
mark
(Hapag) 20. 9. D. Leſta (County) 10. 10.. D. Idarwald
(Hapag) 4. 11. Nach Boſton, Philadelphia, Balti=
more
Norfolk (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd), ab Ham=
burg
: D. Idarwald (Hapag) 17. 9., D. Weſtfalen (Lloyd) 27. 9.,
D. Hannover (Hapag) 4. 10., D. Ilmar (Lloyd) 15. 10. Nach
der Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=
Lloyd), ab Hamburg: M.S. Seattle (Hapag) 24. 9.. D. Schwaben
(Lloyd) 4. 10., M.S. Portland (Hapag) 15. 10., M.S. Los Angeles
(Lloyd) 25. 10. Nach Cuba, ab Hamburg: D. Weſterwald
8. 11.. D. Kyphiſſia 13. 12. Nach Mexiko (in Gemeinſchaft
mit der Ocean=Linie), ab Hamburg: M.S. Rio Panuco (Ocean)
16. 9., D. Phrygia (Hapag) 27. 9., M.S. Rio Bravo (Ocean)
9. 10., M.S. Palatia (Hapag) 21. 10. Nach Weſtindien
(in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie, Bremen, und der Ree=
derei
H. C. Horn, Flensburg),ab Hamburg: D. Teutonia ( Ha=
pag
) 20. 9., M.S. Heinz Horn (Horn) 27. 9., M.S. Orinoco
(Hapag) 4. 10., D. Adalia (Kosmos) 11. 10., D. Galicia (Hapag)
18. 10., M.S. Preſidente Gomez (Horn) 25. 10., M.S. Magdalena
(Hapag) 1. 11., D. Albingia (Hapag) 8 11. Nach den Weſt=
indiſchen
Inſeln, (in Gemeinſchaft mit der Reederei H. C.
Horn, Hamburg), ab Hamburg: MS. Frida Horn (Horn) 23. 9.,
D. Georgia (Hapag) 7. 10., M.S. Marie Horn (Horn) 21. 10.
Nach der Weſtküſte Zentralamerikas (in Gemein=
ſchaft
mit der Roland=Linie, Bremen), am Hamburg: D. Adalia
(Kosmos) 11. 10., D. Albingia (Hapag) 8. 11., ein Dampfer ( Ro=
land
) 6. 12. NachderOſtküſte Südamerikas, ab Ham=
burg
: D. General Belgrano 17. 9. D. Lübeck 20. 9., D. General
Artigas 27. 9., D. Hohenſtein 30. 9., D. Baden 4. 10., D. General
Mitre 11. 10. D. Niederwald 15. 10. Nach der Weſtküſte
Südamerkas, (in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie, Bre=
men
), ab Hamburg: D. Emil Kirdorf (Kosmos) 17. 9., M.S.
Rhein (Kosmos) 20. 9., D. Ausgir (Roland) 24. 9. D. Ammon
(Kosmos) 1. 10. Nach Oſtaſien (Gemeinſchaftsdienſt Ha=
pag/Lloyd
), ab Hamburg: D. Alſter (Lloyd) 17. 9., D. Franken
(Lloyd) 20. 9., M.S. Burgenland (Hapag) 24. 9., M.S. Rhein=
land
(Hapag) 27. 9., M.S. Fulda (Lloyd) 1. 10. D. Schleſien
(Lloyd) 4. 10. Nach Niederländiſch=Indien ( Ge=
meinſchaftsdienſt
der Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs= Geſell=
ſchaft
, Aktiengeſellſchaft, Hamburg, und der N.V. Nederlandſche
Stoompaart Maatſchappif Oceaan): D. Menes (Hapag) ab Rot=
terdam
16. 9., D. Kurmark (Hapag) ab Hamburg 24. 9., D. Poly=
dorus
(Oceaan) ab Hamburg 8. 10., D. Eſſen (Hapag) ab Rotter=
dam
14. 10 Nach Auſtralien (Gemeinſchaftsdienſt der
Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft. Hamburg, des
Norddeutſchen Lloyd. Bremen, und der Reederei Alfred Holt u.
Co., Liverpool), ab Hamburg: D Neckar (Lloyd) 25 9. D. Dort=
mund
(Hapag) 9. 10.. D. Oder (Lloyd) 25. 10. M.S. Rendsburg
(Hapag) 8. 11. Nach Südafrika (Deutſch=Auſtraliſche
Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Aktiengeſellſchaft. Hamburg), ab Ham=
burg
: D. Naumburg 20. 9., D. Caſſel 18. 10. Hamburg=
Rhein=Linie, ab Hamburg: D. Mannheim zirka 16. 9.,
D. Karlsruhe 20. 9., D. Köln zirka 25. 9., D. Straßburg zirka
30 9 Hamburg=London=Linia Wöchentlich drei
Abfahrten. Mitgeteilt durch die hieſige Vertretung: Bankge=
ſchäft
Friedrich Zaun, Luiſenplatz 1. Telephon 1309.

Aus dem Gerichtsſaal.

Aw. Das Bezirksſchöffengericht verhandelte in ſeiner Montagsſitzung
zuerſt gegen eine 55jährige Frau aus Heubach, die zwei Bekannte dazu
verleitet haben ſoll, in einem Verfahren gegen ihren Sohn zu deſſen
Gunſten auszuſagen. Der erſte, als Zeuge vernommen, entlaſtet die
Frau. Sie habe ihn wohl zu ſich beſtellt, aber ihn dann lediglich ge=
fragt
, ob er ihren Sohn während der fraglichen Zeit vielleicht geſehen
habe. Er muß jedoch zugeben, daß er den Eindruck hatte, daß die Frau
wünſche, er würde etwas zu ihres Sohnes Gunſten ausſagen. Er habe
ſich jedoch gar nicht darauf eingelaſſen und ſie habe auch keine beſtimm=
ten
Forderungen an ihn gerichtet. Der zweite Zeuge aber belaſtet die
Frau außerordentlich. Sie habe gewollt, er ſolle ausſagen, daß er in
der Nacht zuſammen mit ihrem Sohn daheim geſchlafen habe. Er habe
ſich auch zunächſt darauf eingelaſſen. Später jedoch bekam er Gewiſ=
ſensbiſſe
, leugnete alles und gab an, die Frau habe ihn zu der Aus=
ſage
beſtimmt. Die Frau, ein armes Mütterchen, ſchwer nervenkrank.
dazu humpelnd, war in großer Erregung. Sie leugnet, den Mann zu
ſeinen Ausſagen beſtimmt zu haben. Er habe ſelbſt davon angefangen.
Sie habe ihn immer gebeten, nur ja die Wahrheit zu ſagen. Sie habe
auch nie behauptet, daß ihr Sohn unſchuldig ſei, aber natürlich alles
zu tun verſucht, damit ihr Sohn möglichſt gering beſtraft werde. Es er=
geben
ſich auch im Laufe der Verhandlung merkwürdige Dinge; ſo hat
der Zeuge, der die Frau belaſtet, verſucht, von ihr 20 Mark zu erhalten,
und es erweckt ſehr den Anſchein, daß er erſt, als er dieſes Geld nicht
erhielt, die Frau anzeigte. Auch der Verteidiger betont das. Der Zeuge
ſei vollkommen unglaubwürdig und da die Anklage allein auf ſeinen
Ausſagen beruhe, müſſe man die Frau freiſprechen. Bei der Gegen=
überſtellung
mit dem Sohn, der in rührender Weiſe von der Mutter
ſpricht, bekommt dieſe einen Nervenanfall, ſo daß eine Pauſe eingelegt
werden muß. Der Staatsanwalt hält die Schuld der Angeklagten
für erwieſen und beantragt eine Geſamtſtrafe von einem Jahr und
vier Monaten Zuchthaus. Auch das Gericht glaubt die Schuld
der Frau bejahen zu müſſen und muß infolgedeſſen auf die Mindeſt=
ſtrafe
vom einem Jahr und drei Monaten Zuchthaus erkennen. Die
Unterſuchungshaft wird mit acht Wochen in Anrechnung gebracht. Eine
drakoniſche Strafe, wem man bedenkt, daß die ſtrafbare Handlung die=
ſer
armen Frau aus dem edelſten menſchlichen Gefühl, der Mutterliebe,
entſprungen iſt, und man muß wohl eine Lücke in unſerem heutigen
Strafgeſetzbuch erkennen, wenn man ſieht, daß die Nichter in dieſem
Fall bei einer Bejahung der Schuldfrage ſelbſt bei beſtem Willen nicht
auf eine niedrigere Strafe erkennen könmen.
Das Gericht verurteilt einen Mann wegen Vergehens gegen § 218
zu einer Geſamtſtrafe von fünf Monaten Gefängnis und zwei Frauen
zu je 75 Mark Geldſtrafe.
Weiterhin wird ein junger Mann wegen Vergehens gegen 8 176
Abf. 2 zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Als Letzter ſitzt ein 26jähriger Fahrradmarder auf der Anklage=
bank
. Er gibt den Diebſtahl unumwunden zu und wird infolge ſeiner
erheblichen Voyſtrafen zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Die
Unterſuchungshaft kommt mit drei Wochen in Anrechmung. Der Ange=
klagte
nimmt das Urteil an.
Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums
eröffnet die Reihe ihrer Winterveranſtaltungen am Freitag, dem 26.
September, mit einem Lichtbildervortrag des Univerſitätsprofeſſors Dr.
Deubner (Berlin) über Das Blütenfeſt der Athener‟. Der Vortrag
findet im Feſtſaale des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums (Karlſtr. 2) ſtatt.
Das Winterſemeſter in den fachgewerblichen Kurſen der
Alie=Eleonorenſchule beginnt am 13. Oktober im Weißnähen,
Schneidern, gekürztem Schneiderkurſus, Weißſticken, Stopfen,
Flicken, Bügeln, Kunſthandarbeiten, Kochen und Hausarbeit. In
beſonderen Abendkurſen für Maſchinennähen, Schneidern und
Kochen iſt berufstätigen Frauen und Mädchen Gelegenheit gege=
ben
, ſich dieſe Kenntniſſe anzueignen.
Eröffnungsfeier der Darmſtädter Volksbühne. Wir weiſen
nochmals auf die morgen abend im Kleinen Haus ſtattfindende Er=
öffnungsfeier
hin. Ihre Mitwirkung haben zugeſagt; Käthe
Walter, Maria Kienzl, Karl Stralendorf, Hans Baumeiſter, Paul
Schnurrbuſch und das Schnurrbuſch=Quartett. Die Begleitung der
Geſänge und Violinſoli hat Herr Erwin Palm übernommen. Das
Programm hat ernſten Charakter. Im erſten Teil werden Werke
von deutſchen Meiſtern dargeboten, während der zweite Teil ita=
lieniſchen
Komponiſten gewidmet iſt. Eintrittskarten zum Ein=
heitspreiſe
ſind im Vorverkauf in der Geſchäftsſtelle, Eliſabethen=
ſtraße
34, erhältlich. Die nicht verkauften Karten werden noch an
der Abendkaſſe verausgabt.
Hausfrauenbund. Wir machen auf die heute ſtattfindende
Beratung über Heizungsfragen, die jedermann unentgeltlich zu=
gängig
iſt, aufmerkſam (Heidelberger Straße 47, Eingang Wil=
helmſtraße
). Siehe auch heutiges Inſerat. Außerdem wird, den
Mitgliedern bekannt gegeben, daß eine gemeinſame Beſichtigung
der Ausſtellung auf der Mathildenhöhe 200 Jahre Darmſtädter
Kunſt zur üblichen Zeit für heute Dienstag vorgeſehen iſt.

Briefkaſten.

Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beaniwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlſchkeſt.
L., hier: 1. Dr. mach. iſt die Doktorwürde, die ein Diplom=Ingenieur
des Maſchinenbaufaches durch eine entſprechende Prüfung erlangen kamn.
Vorbedingungen: Studium an Techniſcher Hochſchule und Diplom.
2. Dr. sc. pol. (sciontige politiege) iſt einer der verſchiedenen Doktoren=
titel
der ſtaatswiſſenſchaftlichen Falkultät. Vorbedingung: Studium an
Univerſität oder Techniſcher Hochſchule, Diplom und Doktorarbeit.
3. Dr. rerum politicarum heißt auf deutſch: Doktor der Staatswiſſen=
ſchaften
.

Tageskalender für Dienstag, den 16. September 1930.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus, 19.30 Uhr, A 2:
Simone Boccanegra. Kleines Haus: Geſchloſſen. Kon=
zerte
: Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum Datte=
rich
, Café Renſchler. Orpheum, 8.15 Uhr: Die ſpaniſche
Fliege‟. Kinovorſtellungen: Union=. Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Dienstag, den 16. September 1930

Nummer 256

Aus Heſſen.
Die Einweihung der Jugendherberge
Reichenbach i. ddw.
Unter großer Beteiligung wurde unſere hieſige Jugendher=
berge
geweiht. Am Vorabend fand im Schulhof eine Abendfeier ſtatt.
Im Lichte der Scheinwerfer hatten ſich die auswärtigen Gäſte und die
Einwohner von Reichenbach verſammelt. Zur Einleitung ſprach Herr
Brambach=Darmſtadt über Warum und wozu Jugendherbergen gebaut
werden. Anſchließend ſpielte ſich die bekannte Hornbacher Spielſchar
unter ihrem Führer, Herrn Lehrer Becker, in die Herzen der Reichen=
bacher
hinein. Schelmiſche Hans=Sachs=Stücke und luſtige Lieder folgten
in bunter Reihe und wurden unter jubelndem Beifall von den Zu=
ſchauern
aufgenommen. Allſeitig wurden die Leiſtungen der kleinen
Sänger und Schauſpieler bewundert. Wir hoffen, daß ſie uns bald wie=
der
mit ihrem Spiel erfreuen. Am Sonntag vormittag fand ein Jugend=
Gottesdienſt ſtatt. Herr Pfarrer Scheid hielt eine tief empfundene
Feſtpredigt. Er ermahnte die Jugend zu einem gottgefälligen Wandern.
Am Nachmittag erfolgte die Einweihung der feſtlich geſchmückten Jugend=
herberge
. Der hieſige Poſaunenchor unter Leitung des Herrn Phil.
Mink ſpielte zunächſt den Choral Das iſt der Tag des Herrn. Dann
folgte ein Wanderlied, vorgetragen durch den Schülerchor der Volks=
ſchule
unter Leitung von Herrn Rektor Keil und hierauf der in Oden=
wälder
Mundart von unſerem Heimatdichter Georg Bechtel verfaßte
Vorſpruch, vorgetragen von Frl. Gerſtenſchläger. Herr Bürger=
meiſter
Mink begrüßte die anweſenden Gäſte und Feſtteilnehmer und
übergab als Vertreter der Gemeinde, die den Bau finanziert hat, das
Heim an den Jugendherbergsverband mit dem Wunſche, daß es der
Jugend und der Gemeinde zum Segen gereichen möge! Herr Gau= Ge=
ſchäftsführer
Brambach übernahm mit herzlichem Dank an Herrn
Bürgermeiſter Mink und Herrn Lehrer Schlörb die Jugendherberge und
überreichte beiden als Anerkennung für ihre anerkennenswerte Arbeit je
ein Buch. Dank ſagte er auch den Gemeinderäten, den Frauen und
Mädchen für die ſchöne Geſtaltung der Innenräume, den Bauleuten und
allen Einwohnern von Reichenbach für dieſe ſchöne Tat, die ſich zum
Segen der Jugend und zum Segen der Gemeinde Reichenbach auswir=
ken
möge. Nunmehr ergriff Herr Schulrat Haſſinger vom Kultus=
miniſterium
das Wort zur Weiherede:
Wenn der Sommer ins Land zieht, dann zieht auch in jedem Men=
ſchen
die Sehnſucht ein, wieder einmal hinauszuziehen und neue Kräfte
zu ſammeln für die tägliche Arbeit. Nicht weit zog ich diesmal. Ich war
in unſerer Carl=Ulrich=Jugendherberge in Zwingen=
berg
zu Gaſt. Kennt Ihr unſere Carl=Ulrich=Herberge? Da kommt
am Morgen die Sonne hinter den Bergen her, und du ſitzt im Vorraum
mit ſeinen bunten Möbeln und ſchauſt über das weite Ried hin, ſiehſt
die Wälder wie dunkle Flecken und die Pappeln wie Wegweiſer zum
Rhein, der ſich dort hinten am Horizont durch die Ebene ſchlängelt.
Dann kommen die Züge und huſchen aneinander vorbei, der eine nach
Norden, der andere nach Süden, die Autos ſiehſt du wie Kinderſpielzeug
über die Straße ſauſen. Man ſpricht zu den Kindern ſo viel von der
Heimat, man müht ſich ab, ihnen die Grundbegriffe des Verkehrs, der
Landſchaft beizubringen; wenn man mit ihnen einmal einige Tage an
einem ſolchen Platze ſitzen wollte, es wäre wahrhaftig ein frohes Spiel,
ihnen nicht nur die Kenntniſſe beizubringen, nein, ich glaube auch die
Liebe zu dieſer unſerer Heimat ins Herz zu legen. Jeder ſollte nur er=
leben
, wie es dort am Abend iſt. Da ſtehſt du auf der Terraſſe und haſt
alles vor dir, was ſo die unbeſchriebenen Kinderſeelen von ihren älteren
Freunden erfragen wollen. Die Sterne ſcheinen viel näher zu ſtehen,
der Mond hängt ſo nahe vor dir, als ſei er eigens dort hingeſtellt; die
Züge ſind nun rauſchende Bänder von Licht, dunkel und fragend ſtehen
die Wälder auf den Höhen hinter dir, und über allem iſt eine Ruhe,
als gäbe es auf der ganzen Erde nichts als dieſes Verweilen und dieſes
Genießen.
Ich habe oft an dieſen Abenden an unſere Jugend gedacht, der nun
doch in unſerem deutſchen Vaterlande mehr als 2000 ſolcher herrlichen.
Plätze durch unſere Jugendherbergen erſchloſſen ſind. Man ſollte jeden
Menſchen zu ſeinem eigenen Beſten zwingen, in ſeiner Jugend wenig=
ſtens
einmal eine mehrtägige, noch beſſer eine zwei= oder dreiwöchige
Wanderung zu machen. Es ſtünde ſicherlich um vieles beſſer in unſerem
Volke. Ich habe in Zwingenberg mit jungen Menſchen zuſammengeſeſ=
ſen
und ihnen erzählt, daß wir in acht Tagen wieder eine Jugendher=
berge
einweihen wollten, hier in Reichenbach.
Herr Bürgermeiſter. Ihr Bürger von Reichenbach, ich habe auch
von der großen Opferwilligkeit der Gemeinde Reichenbach geſprochen,
einer Opferwilligkeit, die ich gerne mancher Gemeinde unſeres Heſſen=
landes
zum Vorbild hinſtellen möchte. Geſtatten Sie mir, daß ich
Ihnen hier den Dank unſeres Verbandes und den Dank unſerer geſam=
ten
Wanderjugend ausſpreche für dieſes ſchöne Werk.
Und ſo wollen wir denn unſere jüngſte Jugendherberge ihrem Dienſt
weihen. Möge ſie allezeit eine friſche und geſunde, körperlich und ſee=
liſch
kräftige Jugend heranwachſen ſehen; möge ſie den jugendlichen
Wanderern frohes Behagen ſchenken, ein Heim und eine Heimat in der
Fremde ſein. Dir aber, liebe Jugend, rufe ich zu:
Sonne lächelt dir nicht an jedem Tag,
In dir entfache des ewigen Feuers Schein.
Schmiede die Stunde mit kräftigem Hammerſchlag.
Und ſie wird dankbar in blühender Zukunft ſein.
Mit einem Heil auf die deutſche Jugend ſchloß Schulrat Haſſinger
ſeine mit großem Beifall aufgenommene Rede. Herr Lehrer Schlörb
lud dann die Anweſenden zur Beſichtigung des Hauſes ein. Die Jugend=
herberge
bietet Schlafgelegenheit für 60 Wanderer, iſt zweckmäßig aus=
geſtaltet
mit Gas, elektriſchem Licht und Waſchgelegenheit in den Schlaf=
räumen
. Hier iſt gut ſein, das iſt der Eindruck, den der Beſchauer
hat. Mit einem Liede des Schüilerchors und einem flotten Marſch des
Poſaunenchors ſchloß die ſchöne Feier. Anſchließend war wiederum Spiel
und frohes Treiben im Schulhofe des neuen Schulhauſes. Einige Jugend=
gruppen
erfreuten die Zuſchauer mit ihren Aufführungen. Der Feſtes=
zauber
iſt nun vorüber, ſchlicht und einfach ſteht ſie wieder da, unſere
Jugendherberge, als eine Heim= und Ruheſtätte für die wandernde
Jugend, die unſer ſchönes Tal durchſtreift.

An. Arheilgen, 15. Sept. Straßenherſtellung. Gegen=
wärtig
iſt man hier mit der Herrichtung einiger Straßen beſchäftigt.
Den Anfang machte man mit der Guten Gartenſtraße.. Dieſe erhält auf
beiden Seiten erhöhte Fußſteige mit Randſteinen, während die Fahrbahn
eine Aſphaltdecke erhalten ſoll. Durch dieſe Arbeiten fanden eine An=
zahl
Arbeitsloſer Verdienſtmöglichkeit. Gebührenordnung. Die
hieſige Gemeinde veröffentlicht eine Gebührenordnung über die Er=
hebung
einer Kanalbenützungsgebühr. Dieſe beträgt für bebaute Grund=
ſtücke
10 Pfennig für je 100 Mark Brandverſicherungswert und für un=
bebaute
Grundſtücke 10 Pfennige auf je 100 Mark Steuerwert. Jede an=
gefangene
100 Mark des Brandverſicherungskapitals oder Steuerwertes
gelten für voll. Die Mindeſtgebühr beträgt 3 Mark. Die Gebührenord=
nung
tritt mit dem 1. Dezember v. J. in Kraft. Beratungs=
ſtunde
. Dieſen Dienstag, nachm. 3 Uhr, findet auf dem Rathauſe eine
Beratungsſtunde der Mütter= und Säuglingsfürſorge ſtatt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Sept. Wäſchediebſtahl. In der
Nacht von Samstag auf Sonntag, wurden in der zwiſchen hier und
Waſchenbach gelegenen Pinkmühle (Beſitzer W. Roß) einige wertvolle
Wäſcheſtücke, die über Nacht zum Trocknen aufgehängt waren, geſtohlen.
Es handelt ſich um einen Einbruch in die geſchloſſene Hofreite des Be=
ſitzers
. Die Polizei fahndet nach dem bis jetzt noch unbekannten Täter.
Geſchäftsjubiläum. Die Drogerie und Kolonialwarenhand=
lung
Karl Block feierte dieſer Tage das 40jährige Beſtehen. Welch’ gro=
ßer
Hochachtung und allgemeinen Beliebtheit ſich der Geſchäftsinhaber
erfreut, beweiſen die aus allen Kreiſen eingegangenen Ehrungen und
Geſchenke. Obſt=und Gartenbauverein. Auf die am kom=
menden
Sonntag, den 21. d. M., ſtattfindende Hauptverſammlung des
Obſt= und Gartenbauverbandes für den Kreis Darmſtadt in Arheilgen
wird beſonders aufmerkſam gemacht. Alle Mitglieder des Vereins kön=
nen
neben den beſtellten Vertretern als Intereſſenten der Tagung bei=
wohnen
. Dieſe iſt verbunden mit einem Vortrag des Obſtbauinſpektors
Behne über Schädlingsbekämpfung.
Cd. Michelſtadt, 15. Sept. Kommuniſten überfallen
einen Nationalſozialiſten. Nachdem die Tage vor der
Wahl, mit Ausnahme einiger harmloſer Liebkoſungen zwiſchen K.P.D.,
S. P.D. und N. S.D.A.P. ruhig vorüber gingen, wurde die Sache am
Samstag abend ernſter. In der Erbacher Straße trieben ſich gegen
Mitternacht mehrere Kommuniſten herum. Der 21jährige Student
Rudolf Haſenzahl kam um dieſe Zeit aus der Gaſtwirtſchaft Zum Gol=
denem
Stern und ging an das gegenüberliegende Amtsgerichtsgebäude,
um ſich die dort in großer Anzahl angeklebten Wahlplakate anzuſehen.
Kaum dort angekommen, wurde er von einem der Kommuniſten von
hinten gepackt, worauf die anderen, zirka zwölf, hinzueilten und den
Ueberraſchten mit Knüppeln bearbeiteten. Durch mehrere Schläge auf
Kopf. Arme und Schulter fiel der Ueberfallene mehrmals zu Boden,
raffte ſich wieder auf, bis er das Bewußtſein verlor. Man verſetzte ihm
dann noch einige Fußtritte und ließ ihn liegen. Die in Schrecken und
Angſſ ob ſolcher rohen Tat verſetzten Bewohner der Straße alarmierten
die hieſige Gendarmerie, die ſofort erſchien und auch die Namen der
Roblinge feſtiſtellen konnte. Wie weiter noch feſtgeſtellt wurde, ſollen
zwei der ſtädtiſchen Schutzleute in nächſter Nähe des Tatortes geweſen.
ſein, ohne einzugreifen. Der Ueberfallene gehört der N.S.D.A.P. an.
die Täter der K.B.D.

Roine Mamiinge Banderung.
Von Hans Otto Becker.

Vor kurzem hat der Odenwaldklub eine neue Markierung im Müm=
lingtal
angelegt, die dem Freunde unſeres Heimatgebirges die Möglich=
keit
zu einer ſchönen Wanderung gewährt; ſie führt abſeits der ſtaubigen
Landſtraße zuerſt auf der öſtlichen, dann auf der weſtlichen Seite des
Tales, ſoweit möglich, im Walde, und wenn ſie auch immer wieder
längſt bekannte Ziele berührt, ſo ſind doch die zu den bekannten Orten
führenden Wege neu für den Wanderer. Bei allzu heißem Wetter mag
die Wanderung weniger empfohlen werden, da immerhin einige Strecken
über freies Feld keinen Schutz vor der Sonne bieten.
Die neue Wegbezeichnung iſt ein rotes liegendes Kreuz, in der
Markierungskarte iſt ſie als Nebenlinie 13 aufgenommen; ihre Anlage
iſt auf das Betreiben der Odenwaldklub=Ortsgruppen des Mümlingtales
und Babenhauſen erfolgt. Sie beginnt in Babenhauſen und durchzieht
den Bachgau und berührt nach 5½ Stunden in Neuſtadt zum erſtenmal
das Tal der Mümling. Von dieſem Städtchen gelangt man auf dem
Fußpfad nach Rimhorn ſteil hinauf zum Wald, wo man noch einmal
einen wunderbaren Rückblick auf das hohe Haus Breuberg über Neuſtadt
und dem Tale genießt, worauf uns der Wald aufnimmt. In ſüdlicher
Richtung kommt man nach Rimhorn und weiter, wieder im Walde, geht
es nach Süden, dann durch die Feldgemarkung von König hinab in das
aufblühende, erfreulich viel beſuchte Städtchen, das einzige Bad des
Odenwaldes. Hier ſerreicht die Markierung zum zweitenmal das Müm=
lingtal
und zum erſtenmal die Odenwaldbahn; man beginnt vielleicht
deshalb zweckmäßig in König die Mümling=Wanderung. Wenn es die
Zeit erlaubt, wirft man einen Blick in den hübſchen Kurgarten und ver=
ſucht
einen Schluck des eiſenhaltigen Säuerlings, der Heilquelle des
Bades König.
Dann geht es vom Bahnhof gleich links rüſtig bergan zum Wald
und deſſen Saum folgend, in ſüdlicher Richtung zum Ebertsgraben, der
gekreuzt wird, und wiederum am Waldrand hin, bis der Weg ins Tal
nach Zell hinab fällt; der Ort hat ſich in neueſter Zeit auch als
Luftkurort empfohlen. Bis zur Mitte des Ortes folgt der Weg der
Straße, dann überſchreitet er die Mümling und führt nun bis zum
Schluſſe dauernd auf deren linker Seite weiter. Zunächſt geht es im
Feld an einem Ausſichtstempel vorüber zur Höhe, wo für längere Zeit
ſchöner Buchenhochwald den Wanderer begleitet; zweimal hat man an
Einſchnitten im Wald einen Blick tief hinab in das hier ſehr enge Tal
der Mümling. Hat man einen nun folgenden Kiefernwald durchſchritten,
der zum Zeller Kopf gehört, ſo öffnet ſich am Waldende eine weite
Sicht auf Michelſtadt, Erbach und im Hintergrund den Krähberg, der
das Bild beherrſcht und abſchließt. Ueber freies Feld kommt man an
einem Kalbſteinbruch vorüber nebenbei bemerkt, hier ein ganz verein=
zeltes
Vorkommen von Kalk inmitten des Buntſandſteins des öſtlichen
Odenwaldes und hinunter nach Steinbach. Die altehrwürdige
Einhardsbaſilika, wo jetzt gerade Grabungen des Denkmalpflegers Prof.
Dr. Behn ſtattfanden, und das Märchenſchloß Fürſtenau mit ſeinen vier
Ecktürmen und dem Wunder ſeines Renaiſſancebogens, lochen zum Beſuch.

In Steinbach geht es weiter bis zum Scharfen Eck, über den Bach,
im Feld aufwärts, bis die nach Michelſtadt führende Straße erreicht
wird. Auf dieſer, aber in der Michelſtadt abgekehrten Richtung, kommt
man zu dem hoch am Waldrand gelegenen Gaſt= und Kurhaus Waldhorn.
Nun folgt wieder ein herrlicher Buchenhochwald, in deſſen Schatten uns
die Wanderung zur Sofienhöhe führt. Von König bis hierher beträgt
die Marſchzeit 3½ Stunden, ſo daß uns die Sofienhöhe als Raſtplatz
willkommen iſt, eine Anlage von Bänken unter ſchönen alten Linden=
bäumen
, vor einem Schutztempel, von dem Goethe geſagt hätte antiker
Form ſich nähernd. Beim Weitergang zeigt ſich uns dann zur linken
im freien Feld eine ſchöne Eiche, die laut ihrer Namenstafel eigentüm=
licherweiſe
Sofineneiche heißt. Gleich darauf wird die ſchwarze
Chauſſee erreicht, auf der wir nun nach Erbach hinunter gelangen.
Man kann hier die Wanderung unterbrechen oder abbrechen, um das
alte Grafenſchloß und das ſehenswerte Städtel mit ſeinen Häuſern aus
mittelalterlicher Zeit zu beſuchen; die Wegbezeichnung berührt jedoch die
Stadt nur auf eine kurze Strecke am Bahnhof, dann geht es gleich in
den Wieſengrund, zum Elektrizitätswerk, wo auch die Jugendherberge
untergebracht iſt, und nach Lauerbach, von wo unſer Pfad wieder bergan
ſteigt und ſich einmal nach Weſten ausbiegt. Nun hat man einen Blick
in ein Seitental mit ſeinen Siedelungen, die weit zerſtreut ſind, wie wir
ſie aus den ſüdlichen Odenwaldtälern kennen. Dann wird Günther=
fürſt
durchſchritten, ein Wieſentälchen folgt und wieder ein Ort,
Haiſterbach; von der Höhe darüber ſieht der ſtattliche Haiſterbacher
Hof, dem gräflichen Hauſe Erbach gehörig, herab. Am Ausgang Haiſter=
bachs
, das übrigens nichts mit dem aus der Sage bekannten Mönch von
Haiſterbach zu tun hat, übt man Herz und Hand fürs Vaterland und
weithin hallt an den Hängen öſtlich des Mümlingtales das Echo der
Schüſſe. An einem mit Hecken bewachſenen Rain zieht ein Feldweg in
ſüdlicher Richtung zum Walde, dann geht es ſteil darin hinab zur
Landſtraße, die bei Ebersberg nur für wenige Schritte, bis zur
Waldſchenke, unſerer Wanderung dient. Noch einmal ſteigt unſer
Pfad bergan, um im Walde, mit der Fahrſtraße drunten im Tale gleich=
laufend
, uns zum Ziele zu bringen, zur Marbach; fürf Stunden ſind
ſeit dem Weggang von König verſtrichen.
Hier mündet das von Hüttental und Hiltersklingen den Stätten
des Siegfried= oder Lindelbrunnens ziehende Marbachtal in das
Mümlingtal ein, hier vereinigen ſich die Marbach mit der von Beer=
felden
herabfließenden Hetzbach und das vom Krähberg kommende Himm=
bächel
zur Mümling; hier erhebt ſich eindrucksvoll der Himmbächel= Via=
dukt
der Odenwaldbahn mit ſeinen zehn Bogen aus rotem Sandſtein,
das ganze ein Landſchaftsbild von hohem Reiz. Im Tale drunten das
Gaſthaus hieß einſt im Volksmund das Unnötige Wirtshaus. Noch
eine Viertelſtunde benötigt man zu dem hoch gelegenen Bahnhof Hetz=
bach
, von dem man die Heimfahrt antritt, die uns in raſchem Fluge noch
einmal an all den Orten vorüberführt, die unſere Wanderung be=
rührt
bat.

Bb. Bensheim, 15. Sept. Am heutigen Morgen wurde mit den tech=
niſchen
Vorarbeiten zur Erbauung des Finanzamtes, das bekanntlich in
der Wilhelmſtraße ſeinen Platz erhält, begonnen. Es waren Vertreter
des Bauherrn (Reichsfiskus), der Bauleitung (Stadtbauamt) und Be=
amte
vom Vermeſſungsdienſt anweſend, die die Abſteckung des Bau=
geländes
vornahmen. Mit dem Bau ſelbſt wird unverzüglich begonnen.
Das Stadtbauamt, das mit der Bauleitung beauftragt iſt, hat ſeiner=
ſeits
die Durchführung des Baues dem bisherigen Geſchäftsführer des
Wohnungsamtes, Herrn Roos, übertragen, der Fachmann im Bauweſen
iſt und früher viele Jahre auf Architektenbüros tätig und mit Bauaus=
führungen
aller Art betraut war; er arbeitete auch längere Zeit bei
dem bekannten, leider zu früh verſtorbenen Herrn Prof. Metzendorf.
Die hieſige katholiſche Kirche beging das 100jährige Beſtehen ſeit ihrer
Einweihung mit einem feierlichen Pontifikalamt, das von dem Herrn
päpſtlichen Protonotor May zelebriert wurde, während Herr Domkavi=
tular
Prof. Lenhart die Feſtpredigt hielt. Am Nachmittag vereinigte
ſich die katholiſche Bewohnerſchaft in den Sälen des Deutſchen Hauſes
zu einer weltlichem Feierſtunde, wobei Herr Stadtpfarrer Jacob die Be=
grüßungs
= und Schlußworte, Herr Bürgermeiſter D. Angermeier die
Glückwünſche der Stadt und ihrer Verwaltung, der heſſiſche Geſandte
in Berlin, Herr Nuß, die eigentliche Feſtrede hielt.


Beförderung von Poſt mit Segelflugzeugen
im Bogelsberg.
Offenbach a. M., 15. Sept. Mit Genehmigung des Reichspoſt=
miniſteriums
unternimmt die Flugſportvereinigung Offenbach a. M.
unter dem Protektorat prominenter Perſönlichkeiten am 5. Oktober eine
Beförderung von Briefen und Poſtkarten mittels Segelflugzeuges von
der Herchenhainer Höhe im Vogelsberg nach einer Tal=
ſtation
der Reichspoſt, wo die Poſtſachen der Reichspoſt zur Weiterbeför=
derung
übergeben werden. Die Briefe und Poſtkarten müſſen ordnungs=
mäßig
freigemacht und mit einer Segelflugpoſt=Zuſatzmarke der 1. Heſ=
ſiſchen
Segelflugpoſt verſehen ſein. Es werden Segelflug=Poſtkarten und
Segelflug=Zuſatzmarken ausgegeben. Der Preis für eine Poſtkarte mit
eingedruckter Zuſatzmarke, ſowie für eine Zuſatzmarke beträgt 25 Pfg.
Poſtkarten ſind mit einer, Briefe mit zwei Zufatzmarken außer der poſta=
liſchen
Gebühr freizumachen. Es werden nur eine beſchränkte Anzahl
der künſtleriſch ausgeführten Marken abgegeben, die von der 1. Heſ=
ſiſchen
Segelflugpoſt, Offenbach a. M., Poſtfach 36 gegen Voreinſendung
des Betrages zuzüglich Rückporto zu beziehen ſind. Die Auflieferung
der Segelflug=Poſtſendungen hat bis ſpäteſtens 2. Oktober in den be,
ſonderen organgefarbigen Segelflugpoſt=Briefkaſten auf der Herchen
hainer Höhe am Jugendheim, oder im Vorraum des alten Stadthauſes
zu Offenbach a. M., Frankfurterſtraße, ſowie für auswärtige Intereſſen=
en
durch Zuſendung der Poſtſachen in verſchloſſenem, ordnungsmäßig
freigemachtem Umſchlag mit der Aufſchrift 1. Heſſiſche Segelflugpoſt.
Herchenhain, Poſt Grebenheim zu erfolgen.

g. Gernsheim, 15. Sept. Realſchule Gernsheim. Bei guter
Beteiligung fanden die diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe ſtatt. Vom
Dreikampf der Vorklaſſe erhöhten ſich die Anforderungen bis zum Sechs=
kampf
der dritten Altersklaſſe. Weitaus die meiſten haben die geſtellten
Anforderungen erfüllt. Erſter Sieger der dritten Altersklaſſe war Hans=
kurt
Kiehne aus Lampertheim (2a), der zweiten Klaſſe Friedrich Wenzel
(2a) zu Gernsheim, der erſten Altersklaſſe Karl Schmidt (3a) zu Groß=
rohrheim
und der Vorklaſſe die beiden Schüler Kurt Fränkel aus Biblis
und Werner von Stein aus Groß=Rohrheim mit gleichen Leiſtungen.
Am Sonntag, den 5. Oktober I. J. beginnt das Heſſiſche Künſtlertheater
mit Bruno Franks Komödie Sturm im Waſſerglas ſeine Tätigkeit
am hieſigen Platze. Einen echt vergnügten und fröhlichen Abend be=
reitete
die Kärntner Volkskumſtgruppe den Gernsheimer Beſuchern im
Saalbau Haas. Der Orcheſterverein Gernsheim unter perſönlicher Lei=
tung
ſeines Kapellmeiſters Dominik Kiſſel hatte ſich bereitwilligſt zur
Verfügung geſtellt. Ernſte und frohe Lieder wechſelten mit Volkstänzen
und Dichtungen ab. Insbeſondere gefielen auch die Burſchenſpiele, die
bereits in der Nachmittagsvorſtellung bei der Jugend große Freude aus=
löſte
. Den Dank an die Kärntner Künſtler wie auch an die übrigen
Mitwirbenden erſtattete der Vorſitzende der Ortsgruppe des Vereins für
das Deutſchtum im Ausland, Herr Studienrat Dr. Flöring. Bemerkt
wird, daß am Nachmittag die Gruppe vor dem Stadthaus von dem
Gemeinderatsmitglied. Lehrer im Ruheſtand Herrn Wilhelm Müller,
namens der Gemeinde herzlich willkommen geheißen wurde. Es waren
wirklich wohlklingende Worte, die Herr Müller an die Kärntner Gäſte
richtete. Die Aufwertung des in der Inflationszeit eingezahlten Ein=
kaufsgeldes
zur Erlangung des Ortsbürgerrechtes wurde vom Gemeinde=
rat
beſchloſſen. Die Zahl der ſeinerzeit aufgenommenen Ortsbürger be=
wißt
ſich auf 136 Perſonen.
Gernsheim, 15. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
14. September 0,45 Meter, am 15. September 0,40 Meter.
Bn. Hirſchhorn, 15. Sept. Pfarrerwechſel. An Stelle des
am 1. Oktober I. J. in den Ruheſtand tretenden Ortsgeiſtlichen der evan=
geliſchen
Gemeinde Hirſchhorn, Herrn Dekan Bernbeck, wurde durch das
Landeskirchenamt Darmſtadt dem Pfarrer Lic. Friedrich Ruhland aus
Beedenkirchen die evangeliſche Pfarrſtelle zu Hirſchhorn vom 1. Oktober
I. J. ab übertragen.
Hirſchhorn, 15. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
14. September 0,88 Meter, am 15. September 0,82 Meter.
Bh. Dudenhofen, 15. Sept. Begrüßungsfeier. Nachdem
unſer neuer Ortsgeiſtlicher am vergangenen Donnerstag ſeinen Einzug
in unſere Gemeinde gehalten hat, wurde am Samstag abend eine offi=
zielle
Begrüßungsfeier veranſtaltet. Auf dem Pfarrhofe hatte ſich ein
großer Teil der Gemeindeglieder eingefunden, und der Kirchenchor er=
ſchien
, um Pfarrer Ploch ein Willkommenſtändchen zu überbringen.
Unter Leitung des Chormeiſters H. Küchler brachte der Chor den
Beethovenchor Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre prächtig zu
Gehör. Dann richtete Bürgermeiſter Kämmerer herzliche Willkommens=
grüße
an Pfarrer Ploch. Die Gemeinde freue ſich, als Seelſorger einen
Mann wie ihn gefunden zu haben, der es während der kurzen Zeit ſeines
Hierſeins verſtanden habe, ſich bei allen Gemeindegliedern beliebt zu
machen. Er möge lange zum Segen der Gemeinde wirken. Altbürger=
meiſter
Kratz überbrachte die herzlichſten Grüße und Glückwünſche des
Kirchenvorſtandes und der Kirchengemeindevertretung des Kirchſpiels
Dudenhofen. Nachdem der Kirchenchor den Chor Glaube, Liebe, Hoff=
nung
geſungen hatte, hieß der 1. Vorſitzende, A. Zimmer, Pfarrer
Ploch herzlich willkommen und überreichte ihm als eifrigem Freund und
Förderer der Kirchenmuſik ein Bild Schuberts. Pfarrer Ploch dankte
ſichtlich gerührt für den ihm und ſeiner Familie zuteil gewordenen herz=
lichen
Empfang. Er gelobte, ſeine ganze Kraft einzuſetzen zum Wohle
und zum Segen der Gemeinde Dudenhofen und ihrer fünf Diaſpora=
gemeinden
. Mit dem Lied Es lebt in jeder deutſchen Bruſt fand die
erhebende und eindrucksvolle Feier ihr Ende.
Wölfersheim (Oberh.), 15. Sept. Von einem Förderband
mitgeriſſen und getötet. Auf dem hieſigen Schwelkraftwerk
wurde der Heizer Scholz bei der Regulierung des Naßkohlentransports
von einem Förderband erfaßt und mit fortgeriſſen. Zum Teil unter
Kohlen begraben, wurde er tat ufgefunden.

Die Gefahren der Straße. Ein Kind ins Aufo
gelanfen und gekökei.
Ah. Bingen a. Rh., 15. Sept. Sonntag nachmittag paſſierte ein
Koblenzer Kaufmann, mit ſeinem Perſonenkraftwagen von Mainz kom=
mend
, die Mainzer Straße in Bingen. An den erſten Häuſern der
Stadt ſpielten eine Anzahl Kinder auf dem Bürgerſteig, auf die der
Wagenführer ſein Augenmerk richtete. Indeſſen war das 3jährige
Söhnchen des Eiſenbahnbeamten Ochs einige Meter hinter ſeinen Spiel=
kameraden
zurückgeblieben und lief plötzlich, ohne daß es der Führer
bemerken konnte, auf die Fahrſtraße direkt in den Wagen. Der Wagen=
führer
bremſte ſofort und brachte den Wagen auf kurzer Strecke zum
Stehen. Das Kind hatte jedoch durch den Anprall derart ſchwere Ver=
letzungen
erlitten, daß es ſchon kurz nach der Einlieferung ins Heilig=
Geiſt=Hoſpital dieſen erlag.

Ad. Oppenheim, 13. Sept. Rebenanbaufläche. Trotz eines
kleinen Rückganges hat der Kreis Oppenheim immer noch die größte
Rebenanbaufläche von allen Kreiſen der Provinz Rheinheſſen. Im Er=
trag
ſtehen in dieſem Jahre 3889,1 Hektar Weißweinreben gegen 3919
Hektar im Vorjahre, während die im Ertrag ſtehenden Rotweinreben
von 236 Hektar auf 234 Hektar zurückgegangen ſind. Vermehrt hat ſich
hingegen die Jungfelderfläche von 282 Hektar auf 344,3 Hektar.
Ad. Oppenheim, 15. Sept. Schweres Motorradunglück.
Auf dem Heimweg von der Dienheimer Kirchweihe fuhr heute gegen
Tagesanbruch zwiſchen Dienheim und Oppenheim der etwa 27jährige,
verheiratete Valentin Hock aus Nierſtein mit ſeinem Motorrad gegen
die Randſteine der Chauſſee, wodurch er abſtürzte und unter ſein Fahr=
zeug
zu liegen kam, aus dem eine Stichflamme emporſtieg. Von an=
deren
Kirchweihbeſuchern wurde Hock bewußtlos unter dem Rade her=
vorgezogen
. Von Dr. Ohnacker, der alsbald am Unglücksplatz erſchien,
wurde ein Schädelbruch und eine Gehirnerſchütterung feſtgeſtellt, die die
Verbringung des Verunglückten in das Krankenhaus zu Mainz erforder=
lich
machten. Die Verletzung am Kopfe läßt Schlimmes befürchten.
Ad. Bechtheim, 15. Sept. Verſchwunden iſt ſeit einigen Tagen
ein hieſiger Weinbergshüter, der das 11. Gebot nicht beobachtete und
mit ſeiner Starenpiſtole einen Haſen erlegte. Deshalb wurde er ſeines
Dienſtes ledig, was er ſich ſo zu Herzen nahm, daß er Frau und Kind
verlaſſen hat und davonging. Man vermutet, daß er ſich ein Leid an=
getan
hat.
a. Elsheim (Rheinheſſen), 15. Sept. Familientag Krug. Die
Abkömmlinge des Müllers Johannes Krug, der im Jahre 1809 die
hieſige Elftauſendmägdemühle erwarb, gaben ſich am Samstag im
Evangeliſchen Vereinshaus in Mainz ein Stelldichein. Jetziger Beſitzer
der Mühle iſt der Urenkel des Johannes Krug, Bürgermeiſter Wilhelm
Krug, der zu Beginn der Tagung die Krüge und Krüginnen herzlich
begrüßte. Aeußere Veranlaſſung zu dem Familientag war eine Erb=
ſchaftsangelegenheit
, die nach Holland und Amſterdam hinüberſpielt.
Von den vier Söhnen des Elsheimer Stammpaters der Kruge heiratete
nämlich ein Sohn, der Handelsmann und Mainzer Bürger Jakob Krug,
die Holländerin Maria Anna Krebs aus Amſterdam. Dieſer Zweig der
Familie hinterließ nur Töchter und ſtarb mit der ledigen Maria Krug
am 29. November 1928 aus. Landgerichtsrat Mann aus Mainz hielt
ſeinen Anverwandten einen anderthalbſtündigen Vortrag über das, was
er in Amſterdam über das Schickſal des Jakob Krug und ſeiner Familie
erfahren konnte. Seine Darlegungen ſtützte er auf viele Urkunden. Die
übrigen Zweige der Familie, die Nachkommen des Friedrich, Georg und
Konrad Krug, blühen noch. Ein Vorfahr der Familie läßt ſich um 1680
als Wirt zum Goldenen Löwen in Groß=Gerau nachweiſen, und die
Familie iſt auch mit dem bekannten Geſchlechte der Herren Krug zu
Nidda verwandt. Nach dem mehr geſchäftlichen Teile des Familientages,
dem Berichte über den ausgeſtorbenen niederländiſchen Zweig, trat die
Gemütlichkeit in ihre Rechte, die die große Familie, von der einſchließlich
der Eingeheirateten 80 Glieder anweſend waren, noch recht lange zu=
ſammenhielt
.
Wörrſtadt (Rhh.), 13. Sept. Voranſchlag für 1930. Der Ge=
meinderat
befaßte ſich in ſeiner letzten Sitzung mit der Durchberatung
des Haushaltsvoranſcklags für 1930. Der Geſamtvoranſchlag ſchließt
mit 132 656,04 Mk. ab. Rund 54 000 Mk. ſind durch Umlagen aufzu=
Bringen.

[ ][  ][ ]

Nummer 256

Dienstag, den 16. September 1930

Seite 7

Fausſag nauf Panls.

Fünf Tage mit der Harko durch Frankreich
Wenn Gelegenheit geboten iſt, einen fünftägigen Abſtecher in
das Land unſeres weſtlichen Nachbarn Frankreich zu unternehmen,
dann darf man dieſe Gelegenheit nicht vorüberziehen laſſen. Ge=
wiß
bleibt die Frage berechtigt, ob man in einer Woche einen tie=
feren
Einblick in die Kräfte eines fremden Volkes, ſein Denken
und Leben tun kann. Daß dies möglich iſt, fand eine glänzende
Beſtätigung durch die angeſichts der Reichstagswahlen auf 5 Tage
abgekürzte Fahrt der Harko (Heſſiſches Autobusreiſe= und Konzert=
büro
, Darmſtadt) durch das Kampfgebiet des Weltkrieges nach
Paris. Glatter Fahrtverlauf im bequemen Omnibus, Halt an
allen berühmten und berüchtigten Stätten, wiſſende Führer mit
der Gabe, ein Geſchehen oder Werden knapp und klar zu ſkizzieren
genügend Zeit zu perſönlicher Verfügung, eine bald aufeinander
eingeſtellte Reiſegeſellſchaft, das alles verhalf der Fahrt zu präch=
tigem
Gelingen.

Noch ſtand nicht die Sonne am Himmel, als am Dienstag der
vergangenen Woche der Opel=Omnibus der Harko, beſetzt mit etwa
20 erwartungsfrohen Menſchen, das erwachende Darmſtadt ver=
ließ
und die Bergſtraße entlang rollte. Frankenſtein, Melibokus,
Auerbacher Schloß erſtrahlen in gelb=weißem Opal des Morgens,
während über den Dörfern und Städtchen noch die Schleier der
Nebelfrauen weben. Vorbei an den abgeeernteten Feldern des
heſſiſchen Tabakgebietes, an den zum Trocknen aufgehängten Blät=
tern
der deutſchen Havana=Ausleſe, ſtreben wir durch taufriſchen
Wald dem Rhein zu, überqueren ihn bei Worms. In Franken=
thal
mit ſeiner großen Zuckerfabrik gehen die Kinder zur Schule,
grüßen die einkaufenden Frauen am Markt vor der Kirche. In
Freinsheim überraſcht ein inhaltsreiches Denkmal für die Gefalle=
nen
des Weltkrieges. Rechts und links begleiten uns jetzt lang=
geſtreckte
Zwiebelfelder, auf denen Frauen und Mädchen noch bei
der Ernte ſind.

Dunkel taucht vor uns die Hardt auf. Wir ſind im Pfälzer
Weingebiet. Weindörfer von gutem Klang mit krummen und
anſteigenden Straßen, gebuckelten Häuſern bleiben hinter uns:
Bad Dürkheim, Wachenheim, Limburg mit der Ruine der Hardt=
burg
, Forſt, Deidesheim. Schon ſind wir in Neuſtadt. Aufwärts
ſchraubt ſich die ſchöne Straße in das prächtige Iſenach=Tal. Unten
rauſcht die Iſenach, hoch ſteigen die Berge an, erinnern an
Schwarzwaldidylle. Ruinen krönen die Hänge. Die Bahn ſchnaubt
neben uns, ſchwingt ſich über Brücken, verſchwindet im Berg. In
den Sägewerken ſingen die Stahlbänder. Im romantiſchen Fran=
kenſtein
ſervieren uns wieder die Bull=Jung=Frauen, warmen
Trank, goldgelbe Butter. Bald tauchen die grünen Kirchtürme
und der Radioſender von Kaiſerslautern auf, ſeine bunt=
ſcheckigen
Siedlungshäuſer. Nach Homburg überqueren wir die
Blies, die Schlote von St. Ingbert und St. Johann ziehen vor=
bei
. Wir ſind im Saargebiet, deſſen ſaubere Hauptſtadt
Saarbrücken uns zum Mittageſſen erwartet. Der alte Han=
delshof
beſtätigt erneut ſeine gute deutſche Küche. Die Spicherner
Höhen hinauf rollt der Wagen. Bei Forbach ſchneiden wir die
franzöſiſche Grenze. Aus dunklem Scheunentor treten die fran=
zöſiſchen
Gendarmen, nehmen eine halbſtündige eingehende Paß=
reviſion
vor, eine ſcharfe Kontrolle, in Deutſchland ſind Wahlen
vor der Tür, Frankreich fürchtet Agitatoren, will ſeine Manöver
vor ungebetenen Gäſten ſichern. Ueber St. Avold ſtreben wir
nach Metz. Bis ½4 Uhr hatte das Wetter zwar trüb ausgeſehen
aber gehalten. Nun ballen ſich dunkle Wolken vor uns auf
Sturm ſetzt ein. Wir müſſen das Allwetterverdeck ſchließen. Blitze
zucken und raſch ſetzt Regen ein. Ein ſchweres Gewitter raſt uns
entgegen. Wir müſſen die Scheinwerfer einſchalten, ſo dunkel wird
es Wolkenbruchartiger Regen ſtürzt herab. Vor und neben uns
zerreißen Blitze die Wolken, Donner dröhnt, Aeſte der Chauſſee=
bäume
ſplittern. Still iſt es in dem Wagen. Weiter geht die
Fahrt, vorſichtig auf glatter Bahn. Ueberſchwemmte Straßen, zu=
ſammengedrängtes
Vieh auf den Weiden, abgeriſſene Aeſte neben
uns. Unter ſtrömenden Regengüſſen ziehen wir in Metz ein, mit
ſeinen gedrungenen Wehrtürmen, ſeinen dunklen Gäßchen. Herr=
lich
ſchmeckt jetzt der heiße Kaffee.
Die Schlachtfelder von 1870/71 liegen vor uns.
Gravelotte, Vionville, Mars la Tour, mit alten Kriegergräbern
ziehen vorüber. Wir nähern uns dem Kampfgebiet des größten
aller Kriege. Hinter den im Abenddämmer verſchwindenden
Höhen liegt Verdun. Links taucht der erſte Friedhof mit deut=
ſchen
Soldaten auf: Moulotte ſur Marne. Er iſt in gutem Zu=
ſtande
. Still legen wir am Kreuze des Maſſengrabes Blumen
nieder. 3000 Deutſche ſind hier zur letzten Ruhe beſtattet, nach=
dem
ſie vorher für Haus und Heimat gekämpft und gelitten. Wo=
für
ſie ſtarben, dafür wollen wir leben und arbeiten mit dem Letz=
ten
unſerer Kraft, damit ihr Opfer nicht vergebens war,
Zerfetztes Land umfängt uns, Hügel mit Granattrichter an
Granattrichter, zerſchoſſene Häuſer, geborſtene Bäume. Wie der
wolkenverhangene Regenhimmel, ſo traurig iſt die Landſchaft
Kaum einige Häuſer, kilometerweite Wieſen und Weiden, unge=
pflegter
, wildwachſender Wald. Verdun ſchläft, trotzdem es für
uns erſt früher Abend iſt. Eroberte deutſche Kanonen flankieren
die ſchönen Ehrenmäler der franzöſiſchen Soldaten. Ohne Aufent=
halt
geht es durch die Stadt, um die Ströme von Blut gefloſſen
ſind. Geſpenſtiſch leuchtet der Scheinwerfer der Schädelſtätte am
Fort Douaumont durch die Nacht. Der Mond ſchwimmt durch
weiße Wolken. Wir ſtürmen auf der Heiligen Straße Chalons
ſur Marne zu. Müde und aufgewühlt begehen wir uns zur Ruhe.
16 Stunden unterwegs, dennoch flieht viele der Schlaf.
Durch die herrliche Champagne trägt uns am zweiten
Tage der Fahrt der Wagen. Weinberge, ſchöne Herrenſitze, ſau=
bere
Kellereien, beſſer gehaltene Felder, als bisher geſehen, ent=
lang
der Marne, ein heiterer Menſchenſchlag, der hier lebt und
liebt. Epernay, Dormans, Chateau=Thierry, Meaux durchfahren
wir. Noch immer folgen uns Zeugen des Weltkrieges. Bald
taucht der Dunſt von Paris auf. Kleine elende Baracken umſäu=
men
jetzt die Straße, planlos ſtehen Häuſer inmitten von Gärt=
chen
. Beide genügen nur für Liliputaner. St. Denis bleibt hin=
ter
uns. Um 1 Uhr iſt

Paris

erreicht. Das Leben der Geſchäftsſtadt umbrandet uns. Durch
Benzinwolken, Karawanen von Autos, Omnibuſſen, Straßenbahn=
zügen
und Fußgängern bahnen wir uns den Weg nach dem Hotel.
Die franzöſiſche Küche, ihre leckeren Hors d’Oeuvres finden Bei=
fall
. Der Nachmittag bringt eine ausgedehnte Rundfahrt durch
die Millionenſtadt, deren Bauten und Denkmäler aus Vergangen=
heit
und Gegenwart überwältigende Eindrücke hinterlaſſen. Die
Sehenswürdigkeiten aufzuzählen, iſt hier nicht notwendig. Präch=
tig
und immer wieder bewunderungswürdig bleibt die architekto=
niſche
Schönheit dieſer Stadtanlage, an der Jahrhunderte geformt
haben. Zahlreiche Vororte werden ſoeben eingegliedert. Zum
zweiten Male ereicht der Straßenverkehr ſeinen Höhepunkt. Die
Boulevards entlang ſtrömen die Maſſen, während das Gedränge
der Wagen beängſtigend wirkt. Doch kaum ein Autoſignal wird
laut. In ſelbſtverſtändlicher Ruhe und Rückſichtnahme wickelt ſich
alles ab. Motorradfahrer ſcheinen in Paris ausgeſtorben und
kein Denkmal erinnert an ſie.
Daß dem Pariſer Nachtleben einige Stunden gewidmet
werden, iſt Ehrenpflicht jedes Fremden. Erſtaunlich bleibt das
Wirken einer ausgedehnten Induſtrie der Vergnügungen und des
Pläſiers, ſo immer wieder den Ruf von Paris als Stadt des
Amüſements erneuernd. Und immer wieder finden ſich neue Scha=
ren
ein, die etwas erleben wollen. Mir ſcheint der größte Teil
dieſes Erlebens die Fahrt nach Paris nicht wert zu ſein. Ob die=
ſes
Erleben im Apachenkeller, im Palais de Soleil oder Tempel
de Venus ſich abſpielt, iſt nur unterſchiedlich in der Aufmachung,
der Lebenswert bleibt der gleiche. Das iſt auch unzweifelhaft die

Anſicht der eingeborenen Pariſer ſelbſt, die das Erleben den
Fremden überlaſſen. Was nachts die Straßen bevölkert, ſind die
Onkels der Provinz und die Fremden.
Dem pulſierenden Leben der Stadt Paris gehören die Markt=
hallen
, die Scharen der Angeſtellten, die am frühen Morgen
zu den Bürohäuſern ſtrömen, die ſchlecht gekleideten und ge=
nährten
Arbeiter der großen Fabriken, das Heer der Verkäu=
ferinnen
, die dunkelgekleideten Herren, die am Quai d Orſay,
am Palais Bourbon, am Elyſée, an der Börſe vorfahren. Dazu
gehören die Träger von Zweierlei Tuch, die man zur Scho=
nung
der weichen Herzen der Friedensfreunde, die ſich ſo gerne in
Paris einfinden, aus der Stadt hinaus gelegt hat. Ein Beſuch im
Zeitungsviertel wo die öffentliche Meinung fabriziert
wird, wo die Leidenſchaften entſprechend den Abſichten der fran=
zöſiſchen
Politik zur Aufrechterhaltung ihrer Vorherrſchaft in Eu=
ropa
virtuos dirigiert werden; ein Beſuch im Quartier
Latin, in der neuen Cité Univerſitaire mit ihren Stu=
dentenhäuſern
aller Nationen und Raſſen, wo vor allem franzö=
ſiſches
Denken ausſtrahlt, oft cachiert, doch auch ſchon europäiſch;
ein Gang durch die Stammkaffees der Vertriebenen aus allen
Ländern, denen Paris Aſyl wurde, dies iſt mir wertvoller Be=
ſtandteil
Pariſer Erlebens, Was wäre Verſailles ohne ſein
Schloß, das wir am Donnerstag unter der Führung eines humor=
vollen
Oeſterreichers beſichtigten? Was wäre Frankreich
ohne Paris? Provinz im ſchlimmſten Sinne des Wortes.
Die Rückfahrt am Freitag mittag führte uns über
Meaux nach Reims. Wieder begleiten uns die Schlachtfelder
Trichter an Trichter, Oedland, armſeliges Gebüſch, verſandete
Schützen= und Laufgräben, entſetzlich weite Friedhöfe, mit den
nach Oſten gewandten Kreuzen der Mohammedaner, den weißen
Kreuzen der alliierten Soldaten, den ſchwarzen der Deutſchen.
Tanks roſten, Stacheldrahtverhaue ſperren, Bajonette gieren nach
Opfern. Die neu aufgebauten Häuſer und Scheunen ſtehen in auf=
fallendem
Gegenſatz zu den gewohnten ſchlechten Hofreiten der
Bauern. Ueberall ſind die Läden geſchloſſen, typiſch franzöſiſch.
Stundenweit zieht ſich aufgeriſſenes Land, das weiter Schau=
Platz bleiben ſoll. Die Kathedrale von Reims empfängt uns
ſchweigend. Die neue Stadt wirkt unorganiſch gebaut, wo die
Möglichkeit beſtand, etwas Ganzes zu tun. Ueber St. Mene=
hould
erreichen wir am Spätabend Verdun. Eine Stunde
bleibt gemütlichem Zuſammenſein gewidmet. Der Samstag Vor=
mittag
zeigt uns auf dem Wege nach Metz noch ſtundenweit die
Felder, auf denen die Jugend der Völker für ihr Vaterland
kämpfte, blutete und ſtarb. Wir überqueren die Anmarſchſtraßen
der heſſiſchen Regimenter, ſehen die Stätten, an denen ſie einge=
ſetzt
wurden. Eine Sonderfahrt wird demnächſt dahin führen.
Langſam nähern wir uns wieder der Grenze. Metz bleibt hin=
ter
uns, Saarbrücken iſt noch einmal gaſtfreundliche Stadt,
gibt zu billigen Einkäufen Gelegenheit, über die dann an der
Grenze das Auge des Zollbeamten nichtsahnend hinwegſieht.
Deutſches Land empfängt uns, gepflegte Wälder, grüne und gelbe
Felder ſtehen in wohltuendem Gegenſatz zu den Brachäckern und
=wieſen der Franzoſen. Die Häuſer ſauber, Blumen wachſen an
den Fenſtern, Jugend ſpielt vor den Wohnungen. Der Dürk=
heimer
Wurſtmarkt erſteht gerade in ſtrahlendem Licht. Hier
feiert eine Kleinſtadt ein Feſt, wie man das in Frankreich kaum
kennt. Hier können auch Fleiſchſpeiſen wieder anreizen. Alles
ſauber, nett, fröhlich in luſtigem Trubel. Muß unſere Liebe zu
Deutſchland nach dem Beſuch bei unſerem weſtlichen Nachbarn nicht
noch heißer werden? Auf der bekannten Route wird am Samstag
abend fahrplanmäßig‟ Darmſtadt erreicht.

Hinter uns liegt eine Fahrt herrlicher Eindrücke. Zu ihr bei=
getragen
haben in hervorragender Weiſe der ſtets unverwüſtliche
und ausdauernde Leiter der Harko, Herr v. Oelhafen, der ſich
ſeiner ſchwierigen Aufgabe in glänzender Weiſe entledigte. Ihm
zur Seite Chauffeur Bingel, der in oft über 12ſtündiger Fahrt,
in Gewitterſturm, Nachtfahrt und ſtärkſtem Pariſer Verkehr ſein
Können und ſein Verantwortungsbewußtſein bewies. Kein Wun=
der
, daß mitten aus der Reiſegeſellſchaft heraus Dank und Wunſch
nach weiteren, ähnlich ſchönen großen Fahrten laut wurde.
K. Böhmann.

Ein Schuſter=Kurpfuſcher wird als Arzk enklarvk!
(r) Bukareſt. Daß der Akademiker in der heutigen ſchwe=
ren
Zeit auch nicht auf Roſen gebettet iſt, beweiſt ein tragigrotes=
ker
Vorfall in dem ehedem ungariſchen, derzeit rumäniſchen Dörf=
chen
Hatszeg (Siebenbürgen). Vor einiger Zeit ſtellte der Dorf=
ſchuſter
einen jungen Geſellen an, dem man anſah, daß er wohl
früher einmal etwas Beſſeres geweſen ſein mußte. Da der neue
Arbeiter jedoch das Handwerk einwandfrei beherrſchte und ſich auch
ſonſt beſcheiden und tadellos benahm, kümmerte man ſich wenig
um ſein Vorleben und ließ ihn in Ruhe. Als nun die einzige
Tochter des Meiſters erkrankte, erbot ſich der Geſelle, das Kind
ſeines Brotherrn zu heilen, und vollbrachte das Wunder bin=
nen
zwei Tagen. Die Zauberkraft des jungen Schuhmachers hat
ſich bald in der ganzen Umgebung herumgeſprochen, die Leute
hatten maßloſes Vertrauen zu dem wundertätigen Medizinmann
und er hatte in den nächſten drei Monaten Gelegenheit, ſeine
außerordentliche Tüchtigkeit in mehr als hundert Fällen zu be=
weiſen
. Durch Zufall erfuhr auch die Aerztekammer in der etwa
fünf Stunden entfernten Kleinſtadt von den Pilgerfahrten der
Bevölkerung zu dem Schuſter=Kurpfuſcher von Hatszeg. Man er=
ſtattete
Anzeige, und eines Tages erſchienen zwei Gendarmen in
der zum Privatſanatorium avancierten Schuhmacherwerkſtatt, um
den gefährlichen Mann zu verhaften. In ihrer Geſellſchaft befand
ſich auch ein Arzt, der nicht wenig erſtaunt war, als ſich der Schu=
ſtergeſelle
als einwandfreier Dr. med. univ. mit ſeinem Diplom
legitimierte. Nichtsdeſtotrotz wurde Herr Doktor Schuſter vor den
Kadi zitiert. Vor der Behörde erklärte dann der junge Arzt,
warum er dieſe etwas ſonderbare Art der Praxis wählte: Die
Bauern haben kein Vertrauen zu den Medizinern, und zu den jün=
geren
ſchon gar nicht. Sobald einer als Kurpfuſcher auftritt und
das Glück hat, einige Patienten auch wirklich zu kurieren, ſtrömen
dagegen die Leute in Scharen zu dem Wundertäter. Die Be=
hörde
hatte kein Verſtändnis für die Nöte der Aerzteſchaft, und der
entlarvte Kurpfuſcher wurde verpflichtet in Zukunft ſich als
Diplommediziner erkenntlich zu machen. Schweren Herzens kehrte
er nach Hatszeg heim und fürchtet ſehr, das Vertrauen der ein=
fachen
Leute endgültig verſcherzt zu haben . . .

Um eine Erbſchaft gebrachk!
Der alte Onkel wollte ſeinen Neffen zu ſeinem
Univerſal=Erben einſetzen.
Ich muß mich bei Ihnen beſchweren. Sie ſind ſchuld daran.
Die Ausſichten waren ſo gut, alles hätte ſo ſchön geklappt und nun
iſt es nichts! Mein Onkel, ein alter Junggeſelle, wollte mich zu
ſeinem Univerſal=Erben einſetzen. Da erfuhr er von Neo=Kruſchen=
Salz und fing gleich eine Kur an. Erfolg: Er fühlte ſich immer
jünger und friſcher, von Tag zu Tag, und jetzt will er heiraten!
Ausgerutſcht bin ich mit der Erbſchaft! Und dabei ſagt er noch
ganz fidel: Schade, daß ich in meiner Zeitung nicht ſchon früher
ein Kruſchen=Inſerat geſehen habe; da wäre ich wahrſcheinlich
ſchon ſeit einigen Jahren verheiratet. Ich frage nun Sie, wieviel
Entſchädigung wollen Sie mir dafür bezahlen, daß durch Ihre
Schuld die ſchöne Erbſchaft ins Waſſer gefallen iſt?
gez. M.... in München.
Genau wie dieſem alten Onkel geht es vielen, die ſich ſchon
alt und müde fühlten und die in Neo=Kruſchen=Salz ihre Ver=
jüngung
fanden. Neo=Kruſchen=Salz reinigt das innere menſch=
liche
Syſtem, es regt die Verdauung zu kräftigem Arbeiten an, es
ſäubert die Därme und mit ihnen den ganzen Organismus. Be=
ginnen
auch Sie ſofort mit Neo=Kruſchen=Salz. Sie werden ſich
bald friſch fühlen wie ein Fiſch im Waſſer. Das Leben wird für
Sie eine Quelle der Energie, der Lebensfreude ſein. 1 Orig.=
Glas koſtet Mark 3. in Apotbeken und Drogerien, ſein Inhalt
(TV. 13752
reicht für 100 Tage.

Zur Eröffnung der Ipoſta
UInkernak. Poſtwerkzeichen=Ausſtellung) in Berlin.
In Berlin wurde die Internationale Poſtwertzeichen=
Ausſtellung eröffnet, die eine Fülle von Marken aller Länder
eigt, darunter viele der größten Raritäten des großen Brief=
marken
=Marktes.

Zwei prominente Briefmarkenſammler,
die anläßlich der Ipoſta in Berlin eintrafen: Links: Admiral
Harris, einer der leidenſchaftlichſten Briefmarkenſammler Ame=
rikas
. Rechts Arthur Hind, der Beſitzer der größten und
koſtbarſten Briefmarkenſammlung der Welt.

Der Luftverkehr auf der Briefmarke.

Oben: Japaniſche Luftpoſtmarke. Mitte links: Erinne=
rungsmarke
an den bei einem Flugzeugunfall umgekommenen
franzöſiſchen Luftfahrtminiſter Bokanowſki. Mitte rechts:
Deutſche Luftpoſtmarke anläßlich des Südamerikafluges des Graf
Zeppelin. Unten; Amerikaniſche Erinnerungsmarke an
Lindberghs Ozeanflug.

Die teuerſten Briefmarken der Welt.
1 und 2 Penny Mauritius von 1847. Ihr Wert wird auf
250 000 Mark geſchätzt.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Dienstag, 16. September.
3.00: Bad Orb: Konzert des Kurorcheſters.
5.00: Saarlouis: Anl. des 250jähr. Jubiläums der Stadt Saav=
louis
: Reportage von der Jubiläums=Ausſtellung.
.30: Hausfrauen=Nachmittag.
6.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
8.05: Kreisarzt Dr. Aſcher: Elternpflichten bei anſteckenden Krank=
heiten
.
8.35: Stuttgart: Pfarrer Petri: Schwaben am Schwarzen Meer.
905: Stuttgart: Franz Schoenberner: Joſeph Conrad und ſeine
geiſtige Umgebung.
9.30: Stuttgart: Ausländiſche Volksmelodien.
00: Stuttgart: Ulrich Proske, Schiffchenſchieber. Von Erich Gott=
getreu
.
0.30: Stuttgart: Paroli (Frau Deniſe). Zu Leo Falls 5. Todes=
g
. Komiſche Oper in einem Aufzug.
1.30: Stuttgart: Lieder, Schlager und heitere Vorträge.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 16. September.
00: Schulfunk: Ein Waſſerwerk in den Tropen.
30: Kinderſtunde: Kunterbunt.
5.00: Künſtleriſche Handarbeiten. Urſula Scherz und William
Wauer: Bemalte Glasſchalen: Die Konfektſchale.
00: Stud.=Dir. Wilhelm Gade: Probleme des Philologennach=
wuchſes
.
30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
7.30: Dr. Langer: Maſern und Keuchhuſten ſind nicht immer harm=
loſe
Erkrankungen.
.00: Paul Weſtheim: Künſtlerperſönlichkeit in dieſer Zeit: Picaſſo=
Klee.
3.30: Prof. Dr. Ewald Geißler: Deutſche Redekunſt.
9.00; Franzöſiſch für Anfänger.
3.30: Min.=Rat Goslar: Die deutſche Reichsverfaſſung.
9.00; Köln: Abendkonzert.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 16. September 1930

Nummer 256

Die feierliche Ueberreichung des Ehrendoktorats in der Columbia Univerſität.
Als Dritter von rechts: Dr. Walter Simons (X).
Anläßlich der großen Internationalen Juriſtentagung in New York, zu der aus ganz Europa die
ehannteſten Rechtsgelehrten eingetroffen ſind, ehrte die New Yorker Columbia=Univerſität zehn der
dervorragendſten ausländiſchen Gelehrten, darunter den früheren deutſchen Reichsgerichtspräſidenten
Dr. Walter Simons durch die Verleihung des Ehrendoktortitels der Rechte.

Das verunglückte Flugzeug D 1036.
Als das Flugzeug D 1036 vom Chemnitzer Flughafen nach Prag ſtartete, ſetzte der Motor aus,
das Flugzeug blieb mit einem Flügel an einer Gartenlaube hängen, überſchlug ſich und ging zu
Bruch. Führer und Fahrgäſte blieben glücklicherweiſe unverletzt.

Die Nachforſchungen nach Dr. Willecke.
Frankfurt a. M. Die von den Ange=
hörigen
und Freunden Dr. Willeckes, des in den
öſterreichiſchen Alpen verſchwundenen Direktors
des Staatlichen Chemiſchen Unterſuchungsamts
Frankfurt a. M., in der vergangenen Woche an=
geſtellten
Nachforſchungen nach einer Spur des
Verſchwundenen ſind ergebnislos verlaufen. Zwi=
ſchen
St. Johann und Zell am See hatte Dr.
Willecke die letzte von ihm eingetroffene Karte,
wie aus dem Poſtſtempel hervorgeht, direkt zum
Zug gegeben. Die eifrig mit der Nachforſchung
beſchäftigt geweſene Gendarmerie konnte nicht
die geringſte Spur des Verſchwundenen ausfin=
dig
machen. Nach dem Inhalt dieſer Karte
wollte Dr. Willecke das Steinerne Meer be=
ſuchen
. Es ſollen nun noch Nachforſchungen an=
geſtellt
werden, ob Dr. Willecke vielleicht den
Weg nach dem Königsſee eingeſchlagen hat, der
nicht ganz ungefährlich iſt. Rätſelhaft iſt auch,
daß nicht feſtzuſtellen iſt, wo der Koffer des Ver=
ſchwundenen
geblieben iſt. Behördlicherſeits ſoll
noch bei den Gepäckaufbewahrungsſtellen in
Salzburg und Berchtesgaden danach geſucht wer=
den
. Die Vermutung, daß Dr. Willecke ver=
ſehentlich
über die italieniſche Grenze geraten
und nach der Franzensfeſte gebracht worden ſein
könnte, ſcheint ſich nach den Ermittlungen des
italieniſchen Generalkonſulats in Frankfurt am
Main nicht zu beſtätigen. Merkwürdig iſt, daß
in der gleichen Gegend ſchon ſeit drei Wochen ein
auf der Heimreiſe geweſener Rechtsanwalt aus
Weſtfalen ebenfalls vergebens geſucht wird. Die
öſterreichiſche Gendarmerie hält ein Verbrechen
für ausgeſchloſſen.
Mittelalterliche Wandmalereien in einem
ehemaligen Amtsgericht.
Hersfeld. Die Räume des Amtsgerichts
werden für die Aufnahme des Muſeums neu her=
gerichtet
. Dabei wurden in einem tonnenge=
wölbten
Raum mittelalterliche Wandmälereien
entdeckt. In einer Fenſterniſche ſtieß man beim
Abklopfen des Verputzes auf eine ſteinharte und
gut erhaltene Putzſchicht. Der untere Rand des
Bogens und der Bogen ſelbſt zeigen Verzie=
rungen
. Dazwiſchen befinden ſich nebeneinander
mehrere etwa 60 Zentimeter hohe Figuren. Da
das ehemalige Amtsgericht früher zu den Klo=
ſtergebäuden
gehörte, darf man wohl annehmen,
daß es ſich um Heiligenfiguren handelt. Man
hat den Bezirkskonſervator benachrichtigt und
hofft, die Wandmalereien vollſtändig zu er=
halten
.
Dorkmunds neue Handwerskammer
eingeweihl.

Die neue Handwerkskammer in Dortmund,
die nach den Entwürfen der Architekten Strunck
und Wentzler erbaut wurde, iſt jetzt ihrer Be=
ſtimmung
übergeben worden.

Heneg sord Wentopa.

Ford (X) bei der Ueberfahrt auf der Kommandobrücke der Bremen. Links neben ihm Kapitän
Ziegenbein, dahinter Graf Luckner, der bekannte deutſche Seekriegsheld.

Schwere Motorradunfälle.
Berlin. Auf der Avus ſtürzte geſtern vor=
mittag
der Tiſchler Sahlbaum aus Neukölln mit
ſeinem Motorrad. Er wurde mit ſchweren in=
neren
Verletzungen und Knochenbrüchen nach
dem Krankenhaus gebracht, wo aber nur noch
der Tod feſtgeſtellt werden konnte. Genau an
derſelben Stelle ereignete ſich etwa zwei Stun=
den
ſpäter ein ſchwerer Unfall. Hier ſtießen drei
Motorräder zuſammen, alle Fahrer wurden von
ihren Sitzen geſchleudert. Der Führer des erſten
Motorrades, der Geſchäftsführer des Oeſterrei=
chiſch
=Deutſchen Volksbundes und Syndikus des
Deutſchen Autoklubs Dr. Miſchler und ſeine
Frau, ſowie der Führer des zweiten Motor=
rades
namens Wiener und die beiden Inſaſſen
des dritten Motorrades erlitten Verletzungen.
Sie wurden ſämtlich in das Hildegard= Kranken=
haus
transportiert. Hier iſt einer der Verun=
glückten
, der beſonders ſchwere Verletzungen er=
litten
hatte, nach der Aufnahme geſtorben. Es
handelt ſich um einen Kaufmann Erich Frey aus
dem Vorort Marienfelde. Dr. Miſchler konnte
nach Anlegung von Verbänden nach ſeiner Woh=
nung
gebracht werden, während ſeine Ehefrau,
die ernſtere Verletzungen erlitten hat, im Kran=
kenhaus
verbleiben mußte.
Tödlicher Reitunfall des Kapitäns Boy=Ed.
Hamburg. Kapitän z. S. Karl Boy=Ed iſt
auf einem Ritt von ſeinem Landſitz nach Trittau
tödlich verunglückt.
Aufdeckung eines Kaviarſchmuggels.
Warnemünde. Auf dem Fährſchiff
Schwerin wurde am Samstag ein Schmuggler=
auto
beſchlagnahmt, das große Mengen Kaviar
unverzollt nach Dänemark einführen wollte. Die
Feſtſtellungen der Behörden laſſen vermuten,
daß der Schmuggel ſchon ſeit längerer Zeit in
großem Umfange durchgeführt und in Berlin
organiſiert wurde. Eine umfaſſende Unter=
ſuchung
iſt eingeleitet.
Meuterei an Bord einer italieniſchen Fiſcher=
barke
.
Neapel. Während eines heftigen Gewitter=
ſturmes
iſt an Bord einer im hieſigen Hafen
liegenden Motor=Fiſcherbarke eine blutige Meu=
terei
ausgebrochen. Die Mannſchaften, die mit
dem Lohn unzufrieden waren, überfielen den
Beſitzer und den Kapitän der Barke, denen der
Heizer zu Hilfe eilte. Es entſpann ſich ein =
tendes
Meſſergefecht, wobei fünf Seeleute ſchwer
verletzt wurden. Zwei andere ſprangen ins
Meer, konnten aber gerettet werden.
Großes Schadenfeuer in Guadalajara.
Mexiko. Ein großes Schadenfeuer iſt aus
bisher ungeklärter Urſache in Guadalajara aus=
gebrochen
. Das Kaſino, ein Theater und ein
Häuſerblock wurden zum größten Teil durch die
Flammen zerſtört. Den Anſtrengungen zahl=
reicher
Feuerwehren gelang es ſchließlich, ein
weiteres Umſichgreifen des Feuers zu verhüten.
Der Schaden iſt beträchtlich.

Eigenarkiger Unfall.
Hanroth (Weſterwald). Eine Landfrau,
die auf dem Rübenacker Unkraut entfernen
wollte, wurde von einem eigenartigen Geſchick
betroffen. Beim Ausreißen der Unkrautpflanzen
ſpritzte ihr von einer Pflanze ein Tropfen Flüſ=
ſigkeit
in ein Auge, was einen beißenden Schmerz
verurſachte. Die Schmerzen wurden ſchließlich ſo
ſtark, daß die Frau ärztliche Hilfe in Anſprüch
nehmen mußte. Am nächſten Morgen war ſie
bereits auf beiden Augen erblindet. Man ſteht
vor einem Rätſel, zumal die Frau ſelbſt nicht
mehr anzugeben vermag, um welche Pflanzenart
es ſich handelt.
*
* Es beſteht allerdings die Wahrſcheinlich=
keit
, daß dieſer Saft nicht von einer Pflanze,
ſondern von einem Tier ſtammt, vielleicht von
einem Froſch. Dieſe Lurche ſondern einen gif=
tigen
Drüſenſaft ab, der, ins menſchliche Auge
gebracht, eine ſchmerzhafte Entzündung und
vorübergehende Erblindung zur
Folge hat. Andere Arten dieſer Tiergattung,
wie der Feuerſalamander, reagieren auf Gefahr
mit Abſonderung eines Drüſenſekrets, das ſo
giftig iſt, daß Tiere bis zur Größe eines Kuckucks
in 2 bis 3 Minuten an Starrkrampf verenden.
Auch größere Tiere, wie Hunde und Hühner, er=
kranken
nach dem Genuß dieſes Giftes: Man ſoll
daher beim Fangen dieſer kleinen Terrarien=
bewohner
vorſichtig ſein. Denn ihre Giftſäfte
wirken manchmal ebenſo unangenehm, wie die
der Giftpflanzen.
Fliegerpech.
Der Ozeanflieger Boyd mußte notlanden.
New York. Der kanadiſche Flieger Boyd,
der vom Flugplatz St. Hubert zu einem Flug
über den Atlantiſchen Ozean aufgeſtiegen war
und über deſſen Schickſal man Beſorgnis hegte,
iſt in der Nacht von Samstag zum Sonntag
wegen ungünſtiger Witterungsverhältniſſe zu
einer Notlandung bei Charlotteville (Ontario)
gezwungen worden. Boyd beabſichtigt, am Mon=
tag
ſeinen Flug nach Harbour Grace und von
dort nach England fortzuſetzen.
Die Pazific=Flieger nach Japan zurückgekehrt.
New York. Die amerikaniſchen Flieger
Bromley und Gatty, die am Samstag abend zu
einem Pazific=Flug von Japan nach Amerika
geſtartet waren, haben ſich infolge ſtarken Ne=
bels
zur Rückkehr gezwungen geſehen. Nach über
25ſtündigem Flug landeten ſie etwa 70 Kilo=
meter
nördlich Sambongi, von wo die Flieger
geſtartet waren.
Schweres Verkehrsunglück.
Sechs Tote.
Madrid. Ein ſchweres Verkehrsunglück
ereignete ſich vorgeſtern bei Ouenka. Dort ſtießen
zwei Automobile zuſammen. Sechs Perſonen
kamen dabei rms Leben.

Proſeſſor Piccard über ſeinen miß=
glückken
Ballonaufſtieg.
Augsburg. Zu dem mißglückten Start des
Ballons F. N. R. S. zum Flug in die Strato=
ſphäre
wird von Profeſſor Piccard und der Bal=
lonfabrik
Riedinger eine gemeinſame Erklärung
ausgegeben, in der es u. a. heißt: Ein Meteoro=
loge
der Landeswetterwarte München, der zur
Beratung zugezogen worden war, erklärte, der
Start zur Höhenfahrt ſei Sonntag zwiſchen 6
und 7 Uhr möglich, wenn die Wetterlage bis
2 Uhr nachts ſich nicht verändern werde. Dar=
aufhin
wurde Samstag früh 2 Uhr bei klarem
Sternenhimmel und vollkommener Windſtille die
Füllung beſchloſſen und begonnen. Erſt nach be=
endeter
Füllung kam ein ſchwacher Wind auf,
der vorläufig zu keinerlei Beſorgniſſen Veran=
laſſung
gab, ſich aber gegen ½8 Uhr verſtärkte.
Als kurz nach 8 Uhr der endgültige Start er=
folgen
ſollte, hatte ſich der immer noch zuneh=
mende
Wind in der von dem gasgefüllten oberen
Teile der Hülle loſe herabhangenden Stoffmaſſe
verfangen und dieſelbe ſegelartig aufgebläht.
Der 55 Meter hohe Ballon wurde dadurch in
eine derartige Schräglage gedrückt, daß beim
Start die Kabine erſt eine längere Schleppfahrt
am Boden hätte ausführen müſſen, ehe ſie vom
Ballon emporgezogen worden wäre. Ein Start
ohne Beſchädigung der Inſtrumente war alſo
unmöglich. Man mußte ſich daher entſchließen,
den Aufſtieg zu verſchieben und den Ballon
durch Ziehen der Reißbahn zu entleeren. Wenm
man von der verlorenen Arbeitszeit und den
2200 Kubikmetern Waſſerſtoff abſieht, ſo iſt dem
Unternehmen kein Schaden entſtanden. Um fal=
ſchen
Gerüchten vorzubeugen, erklären wir, daß
der von der J. G. Farbeninduſtrie, Werk Gerſt=
hofen
, gelieferte Waſſerſtoff einwandfrei war.

Ein amerikaniſches Zwillingspaar will den
Kanal durchſchwimmen.
London. Das amerikaniſche Zwillingspaar
Cittenfeld, zwei Schweſtern, ſind geſtern morgen
6,50 Uhr von South Foreland bei Dover zur
Kanaldurchſchwimmung geſtartet.
Schiffbruch.
London. Der in London beheimatete
4392=Tonnen=Dampfer Jedmoor iſt am Sonn=
tag
in der Nähe des Ortes Labaſa (Fidſchi=
Inſeln) auf ein Riff gelaufen. Einzelheiten über
den Schiffbruch ſind bis jetzt noch nicht bekannt.
Berlin weiht Chodowiecki ein Denkmal

Das Chodowiecki=Standbild
des Berliner Bildhauers Martin Müller, das
auf der Berliner Muſeumsinſel zum Gedächtnis
des berühmten Zeichners und Kupferſtechers des
18. Jahrhunderts aufgeſtellt wird.

Reichsgerichtspräſidenk a. 9. Simons Ehrendokkor der New Yorker Univerſikät

In Chemnih: Ein Flugzeug ftürzk auf eine Garkenlaube.

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Nummer 256

Dienstag, den 16. September 1930

Seite 9

Do Mionent daf dein Meelesgrund.

Die Bergung der Egypk.
Von unſerem Berichterſtatter.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten!)
F. N. Paris, September 1930.
An jenem Morgen des 20. Mai 1922 breitete ſich dichter Nebel
wie ein Leichentuch über den Aermelkanal und die nordfranzö=
ſiſche
Küſte aus. Der engliſche Dampfer Egypt hatte Southamp=
ton
am Abend des 21. Mai verlaſſen und neben einigen hundert
Paſſagieren eine Goldladung von 20 Millionen Goldfrankem an
Bord, um die ſchon demals leeren Stahltammern der Bank of.
Egypt in Kairo zu füllen. Die Schiffsſirene hatte während der
ganzen Nacht ihr ohrenbetäubendes Geheul in den Aether geſandt
und ſich ſo auf geuſtſchem Wege bis einige 40 Seemeilen vor
Breſt durch den Nebel gekämpft. Die Maſchinen liefen volle
Kraft voraus, und die erſten Zwiſchendeckpaſſagiere hatten ſich
gerade von ihren proviſoriſchen Ruhelagern im Gepäckraum er=
hoben
, um möglichſt ungeniert ihre Morgentoilette zu vollziehen.
Da plötzlich ein furchtbarer Stoß, der das Schiff wie von einem
Meerbeben emporhob, um es ſofort wieder hart aufſchlagen zu
laſſen. Für den Kapitän und die Beſatzung beſtand kein Zwei=
fel
, die Egypt war gerammt und mußte ſchwerere Havarie er=
litten
haben, denn ſchon wenige Minuten ſpäter neigte ſich der
Rieſe noch Backbord und ließ diejenigen, die ſich bisher noch im
Zweifel waren, über die gefährliche Lage klar werden, in der ſie
ſich befanden. Wie ein Schatten tauchte in unmittelbarer Nähe
ein Schiffsrumpf im Nebel auf; es war der franzöſiſche Dampfer
Seine, der die Egypt mit faſt mathematiſcher Genauigkeit
unter der Kommandobrücke geramt hatte. 40 Minutten ſpäter
berſank das Schiff in den Fluten. Die Bilanz der furchtbaren
Kataſtrophe bezifferte ſich auf 102 Tote. Alle diejenigen, die
lebend aus ihr hervorgingen, werden nie die erſchütternden Sze=
nen
vergeſſen, die ſich während der Rettungsmanöver an Deck
abſpielten. Frquen ſchrieen nach ihren Männern und Mütter
nach ihren Hindern. Die meiſten der Opfer waren in ihrer
Todesangſt über Bond geſprungen und wurden von den Wellen
verſchlungen.
Aber nicht nur 102 Menſchenleben hatte die Egypt mit auf
den Meeresgrund geriſſen, ſondern auch die geſamte Ladung,
die ſich vornehmlich aus 100 Kiſten zuſammenſetzte, in denen die
20 Millionen Goldfranken in Barren verſtaſt wa=
ren
. Die engliſche Verſicherungsgeſellſchaft, die ſeimerzeit den ge=
ſamten
Schaden erſetzen mußte, beauftragte ein Jahr ſpäter eine
ſchwediſche Bergungsgeſellſchaft mit der Hebung des Goldſchatzes.
Die Arbeiten geſtalteten ſich jedoch inſofern äußerſt ſchwierig, als
das Schiff in 120 Meter Tiefe ruhte und die See gerade in dieſem
Breitengrade faſt das ganze Jahr hindurch äußerſt bewegt iſt.
Nach ſechsmonatigen vergeblichen Bemühungem wurde die Arbeit
eingeſtellt, die nun von einer franzöſiſchen Geſellſchaft fortgeführt
werden ſollten. Ein deutſcher Taucher, deſſen Ausrüſtung
den ungeheuren Druck von 12 Kg. auf den Zentimeter aushielt,
wie er in 120 Meter Tiefe etwa vorhamden iſt, graſte das ganze
Frühjahr und den Sommer 1924 hindurch den Meeresgrund
buchſtäblich ab, ohne ſeine Bemühungen von größerem Erfolg ge=
krönt
zu ſehen als ſein Vopgänger. Man faud das Wrack nicht.
Bis zum vergangenen Jahre ruhten die Arbeiten dann vollkom=
men
, denn die Verſicherungsgeſellſchaft wollte die großen Sum=
men
nicht noch einmual aufs Spiel ſetzen, die für die Durchfüh=
ruſig
eines derartigen Undernehmens notwendig ſind.
Erſt das günſtige Angebot einer italieniſchen Firma
ließ im Sommer des vergangenen Jahres die Arbeiten wieder
cufleben, die diesmal wenügſtens einen gewiſſen Erfolg haben
ſollten. Dank der genauen Angaben des Kapitäns der Seine‟
war es den beiden italieniſchen Dampfern Artglo und Raffo‟
mit Hilfe eines 1500 Meter langen Kabels, das ſie wie ein Netz
über den Meeresgpund ſchleiften, gelungen, am 20. Auguſt d. J.
ein Wrack feſtzuſtellen, das nach Anſicht der Taucher nur das der
Egypt ſein konnte. Zur näheren Identiſizierung brachten ſie
die verſchiedenſten Gegenſtände vom Meeresgrunde mit herauf
und demontierten ſchließlich einen 3=Tonnenkran, der Anfang
voriger Woche im Marinearſenal von Breſt niedergelegt und
inzwiſchen von der engliſchen Reederei alls zur Ausrüſtung der
Egypt gehörend wiedererkannt wurde. Bei der nähe=
ren
Unterſuchung dieſes Kranes wurde außerdem die bemerkens=
werte
Feſtſtellung gemacht, daß einige gut eingefettete Schrauben
trotz des achtjährigen Aufenthaltes auf dem Meersgrunde ſich
ſo leicht drehten, als ob ſie erſt ganz friſch eingeſetzt worden
wären.
Nach der offiziellen Anerkenmung des Wracks konnte nun=
mehr
mit den eigenulichen Bergungsarbeiten begonnen werden.
Man rechnet jedoch damit, daß ſich dieſe Arbeiten noch bis zum
Sommer nächſten Jahres hinziehen dürften, denn der Goldſchatz
liegt nicht weniger als 6 Meter unter dem unterſten Deck, und
die Daucher können unmöglich dorthin gelangen, ohne nicht vor=
her
die darüber liegenden Dechs geſprengt zu haben. Ihre
ſchwere Ausrüſtung erlaubt es ihnen nicht, ſüch durch die vielen
Gänge und Treppen hindurchzuarbeiten und zu dem erſehnten
Ziel zu gelangen. Man ſtelle ſich außerdem vor, daß der Taucher
mit ſeinen Tauen oder dem Luftzuführungsſchlauch hinter ingend
eines der vielen Kabel oder Troſſen hakt. Der Rückzug wäre
ihm einfach abgeſchnitten und ein langſamer, aber ſicherer Tod
auf dem Meeresgrunde ſein Schickſal. Die günſtige Jahreszeit
iſt ferner bald vorüber. Die große Flut, die bereits im kommen=
den
Monat eintritt, führt zu ſo heftigen Strömungen, daß ein
Herabſteigen des Tauchers glatter Selbſtmord wäre. Dren dieſer
Taucher ſind im Augenblick Gamit beſchäftgt, die vorbereitenden
Arbeiten zu erledigen. Zwei verſchiedene Tauchevanzüge finden
dabei Verwendung. Der eine beſteht in einer Art ſtählernem
Rohr ohne Arme und Beine, nur mit zwei großen Augen ver=
ſehen
und dient lediglich der Auskundſchaftung. Der andere
Apparat iſt ganz demjenigen ähnlich, den auch die deutſchen Tief=
ſeetaucher
verwenden, d. h. er paßt ſich dem Körper an und bamn
einen ungeheuren Druck aushalten. Wie gefährlich ſich die Ar=
beiten
geſtalten, beweiſt ein Zwiſchenfall, der ſich bei der Berg=
ung
des Geldſchrankes aus der Kajütte des Kapitäns ereignete.
Einem Taſicher löſten ſich plötzlich die ſchweren bleiernem Sohlen
von den Füßen, ſo daß er wie ein Pfeil an die Ober=
fläche
des Meeres ſchoß, wo er von der Beſatzung der
Artiglio halb ohnmächtig am Bord gezogen wurde. Ein großes
Hindernis bildet nach Ausſage der Taucher außerdem die große
Finſternis, die in derardigen Tiefen herrſcht. Sie bedienen ſich
bei ihren Arbeiten keiner Lampen, da die Erfahrung gelehrt hat,
daß ſich die von einer Lampe ausgehenden Lichtſtrahlen derart
brechen, daß ſie dabei nur geblendet werden und überhaupt nichts
mehr ſehen. Ehn anderes Narurphänomen gleicht jedoch dieſen
Nachteil einigermaßen wieder aus. Der Daucher, der ſich an=
fänglich
in abſoluter Finſternis befindet, gewöhnt ſich nach und
nach daran, bis er die Gegenſtände auf zwei Meter Entferwung
unterſcheiden kann. Je mehr nun der Tag zur Neige
geht, umſoheller wird es aufdem Meeresgrund.
Dieſe Helligkeit dauert bis zum Mongengrauen an, um mit auf=
gehender
Sonne wieder faſt vollkomener Dunkelheit Platz zu
machen, wenn nicht ſchon während der Nacht große Fiſch=
ſchwärme
die oft ſtundenlang zwiſchen Meeresgrund und
Oberfläche ſtehen bleiben, alles in tiefſte Finſternis hüllen,
Nach achvtägigen, amgeſtrengten Arbeiten iſt es am Freitag
gelungen, den Geldſchrank an die Meeresoberfläche zu bringen.
Bei ſeiner Oeffnung fand wan neben dem Schlüſſel zur Stahl=
kammer
und den Schiffspapieren einen Poſtſack mit diplomati=
ſcher
Korreſtondenz, die teils an den engliſchen Kolonſaldienſt
in Japan, Korea und Siam gerichtet war, zum anderen Teil an
die engliſche Geſandtſchaft in Schamghau,

Die Bergungsarbeiten des Müllionenſchatzes werden muun=
mehr
beginnen. Von ihrem Erfolg wird es abhängen, ob die
engliſche Verſicherungsgeſellſchaft den erlittenen Rieſenverluſt
wieder einholen hann, um einmal den ausgezahlten Verſiche=
rungsbetrag
zu einem Teil zurückzuerhalten, zum anderem aber
auch, um der italieniſchen Geſellſchaft den ſicherlich nicht unerheb=
lichen
Betrag für die Bergungsarbeiten zu zahlen.

Wiſſenſchaft und Bildung.
Neue Bücher dieſer Reihe aus dem Perlag Quelle &. Mever.
Geſchichte der Muſik in allgemeinverſtändlicher Form. Von Pro=
feſſor
Dr. J. Wolf. Erſter Teil: Die Entwicklung der Muſik bis
etwa 1600. 2. Auflage. 159 Seiten. Geb. 1,80 RM. Der Rundfunk
hat das Intereſſe für die Geſchichte der Muſik in weiteſten Kreiſen ge=
weckt
. So kommt eine gemeinverſtändliche Darſtellung der Entwicklung
der Tonkunſt vom Altertum bis in die Neuzeit einem langgehegten Be=
dürfnis
unſerer muſikintereſſierten Kreiſe entgegen. Der Berliner
Muſikhiſtoriker J. Wolf hat es vorzüglich verſtanden, klar und anſchau=
lich
den Werdegang der Muſikgeſchichte zu ſchildern und für alle Pro=
bleme
der Muſikgeſchichte lebendiges Intereſſe zu erwecken.
Johannes Brahms. Von Dr. Paul Mies. 129 Seiten. Geb.
1,80 RM. Johannes Brahms und ſein Werk iſt noch immer nicht in
dem Maße eingedrungen in das häusliche Muſikleben, wie es ſeine echte,
wahrhaft beglückende und erhebende Kunſt verdiente. Auch iſt ein Ein=
dringen
in ſein Werk bei weitem nicht ſo ſchwierig, wie dies fälſchlicher=
weiſe
gelegentlich behauptet wird. Eine ſehr geſchickt aufgebaute, ſichere
Anleitung dazu bietet die vorliegende Darſtellung. Das Buch, das
jeder Konzertbeſucher dankbar begrüßen wird, ſetzt das Werk in den
Vordergrund und läßt in einer Reihe von Querſchnitten Vokal= und
Inſtrumentalmuſik nach der Seite des Inhaltes und der Form vor dem
Leſer entſtehen. An Hand zahlreicher Beiſpiele ſind dieſe leicht erkenn=
bar
und bei eigenem Studium auf weitere Werke des Meiſters an=
wendbar
.
Berühmte Männer der Technik. Von Dr.=Ing. Heinrich Retz.
148 Seiten. Geb. 1,80 RM. Gerade auf dem Gebiete der alles bezwin=
genden
Technik iſt das Leben unendlich reich. Wo immer man hingreift
und es packt, da iſt es intereſſant. Die berühmten Männer der Technik,
Reichenbach, Harkort, Borſig, Krupp, Schichau, Siemens, Zeppelin, mit
ihrer ſeheriſchen, das Dunkel durchdringenden Begabung, ihrer Tat=
kraft
und Beharrlichkeit, ihrem kühnen Wagemut, der ſie auch unter
dem Druck von Mißerfolgen und bitterſter Not nicht verzagen läßt, fie
ſind uns Vorbild und Symbol des Aufſtiegs. Ihre Werke ſind Mark=
ſteine
auf dem Wege der techniſchen Enwwicklung, ihre Taten reden eine
eigene Sprache, ihr Leben iſt ein glänzendes Beiſpiel raſtloſer und hin=
gebungsvoller
Pflichterfüllung. In unſerer allzu ſachlichen Zeit zeigt
Verfaſſer, daß gerade bei den großen Führern der Technik hinter der
ſcheinbar ſachlichen Nüchternheit der ſtete Kampf des ſchöpferiſchen
Genies mit der oft widerſpenſtigen Materie ſich austobte.
Friedrich Fröbel. Sein Weg und ſein Werk. Von Profeſſor Dr.
Marie=Anne Kunze. 129 Seiten. Geb. 1,80 RM. Verfaſſerin hat
es mit Geſchick verſtanden, ein vielfach neuartiges Geſamtbild des Men=
ſchen
und Erziehers Fröbel zu zeichnen und ſeine überragende Bedeu=
tung
für die Reformpädagogik der Gegenwart darzutun. Sie ſtellt dabei
das Lebenswerk des Meiſters im Zuſammenhang mit ſeinem an ſich
ſchon lehrreichen Entwicklungsgang dar.
Abriß der geiſtigen Entwicklung des Kindes. Von Profeſſor Dr.
K. Bühler. 4. und 5. erweiterte Auflage. 158 Seiten und 8 Tafeln.
Geb. 1,80 RM. Eine klare und zuverläſſige Anleitung zum Verſtänd=
nis
der Kindesſeele unzweifelhaft die beſte, die wir beſitzen bietet
ſich in dem bereits im 25. Tauſend vorliegenden Abriß aus der Feder
Profeſſor Bühlers, der weit über Deutſchlands Grenzen hinaus als erſte
Autorität auf dem Gebiet der Kinderpſychologie bekannt iſt. Sein Ab=
riß
kann um ſo mehr empfohlen werden, als die Darſtellung bei aller
Schärfe des Ausdruckes für jeden Gebildeten leicht verſtändlich bleibt.
Bismarck. Von Profeſſor Dr. G. Roloff. 137 Seiten. Geb.
1,80 RM. Dieſe Biographie Bismarcks gibt uns einen intereſſanten
Ueberblick über die ruhmvollſten Abſchnitte preußiſch=deutſcher Geſchichte,
die jedem echten Deutſchen das Herz höher ſchlagen laſſen. Von ehr=
licher
Bewunderung getragen, zeichnet uns Verfaſſer den politiſchen
Charakter Bismarcks ſeinen Trieb zum Handeln und zum Kämpfen,
der ihn unwiderſtehlich auf die große politiſche Bühne drängte und ihn
dort von Erfolg zu Erfolg führte. Wer ſeine Freude hat an Charakter=
bildern
großer Männer, die letzten Endes doch die Geſchichte und Ge=
ſchicke
ihres Volkes beſtimmen, wird das Büchlein mit dankbarer Befrie=
digung
aus der Hand legen.
Staat und Geſellſchaft in der Gegenwart. Eine Einführung in das
ſtaatsbürgerliche Denken und in die politiſche Bewegung unſerer Zeit.
Von Profeſſor Dr. A. Vierkandt. 3. verbeſſerte Auflage. 151 Sei=
ten
. Geb. 1,80 RM. Ueberaus anregend und ganz allgemein ver=
ſtändlich
geſchrieben, iſt dieſe Einführung in das ſtaatsbürgerliche Denken
in hevvorragendem Maße geeignet, falſche Vorſtellungen vom Staat zu
beſeitigen und unſere Anſchauungen von mancherlei Denkfehlern zu
befreien, die unſeren Blick für eine richtige Erkenntnis der tatſächlichen
Verhältniſſe trüben. Am meiſten hat es ſich Verfaſſer angelegen ſein
laſſen, das nicht ganz einfache Verhältnis von Staat und Geſellſchaft
klar und deutlich auseinanderzuſetzen.
Einführung in das Reichsverfaſſungsrecht. Von Prof. Dr. H.
Gmelin. 157 Seiten. Geb. 1,80 RM. Jeder Staatsbürger ſollte es
als ſeine vornehmſte Aufgabe betrachten, ſich mit den Beſtimmungen
der Reichsverfaſſung und der Organiſation des Reiches vertraut zu
machen. Der Text der Reichsverfaſſung iſt allerdings für den Laien
kaum verſtändlich, da er eine Kenntnis zahlreicher juriſtiſcher Fachaus=
drücke
vorausſetzt, die dem Laien nicht geläufig ſind. Um ſo mehr Be=
achtung
verdient die vorliegende Einführung in das Reichsverfaſſungs=
recht
. Sie gibt in leicht verſtändlicher Darſtellung und ohne juriſtiſche
Kenntniſſe vorauszuſetzen, eine klare Ueberſicht über alle wichtigeren
Beſtimmungen der Verfaſſung, die in vier großen Hauptabſchnitten,
Reich und Länder, Staatsgebiet und Staatsangehörige, Reichsorgane
und Willensäußerungen des Reiches, in aller wünſchenswerten Aus=
führlichkeit
erläutert werden.
Einführung in die Volkswirtſchaftslehre. Von Profeſſor Dr. W.
Wygodzinſki. 8. völlig neugeſtaltete Auflage. 36.40. Tauſend.
Von Profeſſor Dr. W. Andrece. 159 Seiten. Geb. 1,80 RM.
Wygodzinſkis Einführung in die Volkswirtſchaftslehre gehört zu den
drei Büchern, die heute jedem jungen Wirtſchaftswiſſenſchaftler und
Nechtsgelehrten einen erſten Grundſtock national=ökonomiſcher Kenntniſſe
vermitteln und bei ihrer allgemeinverſtändlichen Darſtellung in her=
vorragendem
Maße dazu geeignet ſind, dem gebildeten Laien einen
erſten Ueberblick über das Gebiet volkswirtſchaftlichen Denkens zu geben.
Wie Spanns Haupttheorien und Hellers Grundprobleme der Volks=
wirtſchaftslehre
, war auch dieſe Einführung von Anfang an auf einen
großen Leſerkreis zugeſchnitten, und es iſt intereſſant, feſtzuſtellen, wie
das Dreigeſtirn Spann, Heller, Wygodzinſki Auflage über Auflage er=
lebt
, ein Beweis dafür, welch ſtarkes Intereſſe volkswirtſchaftlichen
Fragen entgegengebracht wird.
Abriß der Sozialpolitik. Von Profeſſor Dr. Ludwia Heyde,
6. überarbeitete Auflage. 159 Seiten. Gebunden 1,80 RM. Von
Auflage zu Auflage verbeſſert und vervollſtändigt, iſt dieſes Buch wohl
das einzige das in ſo knapper und dabei doch ſo inhaltsreicher Form
über das Weſen der Sozialpolitik, ihre Geſchichte und ihren gegenwär=
tigen
Stand in Deutſchland unterrichtet. Verfaſſer bringt das ganze
Gebiet der Sozialpolitik leicht faßlich, aber doch wiſſenſchaftlich, mit ge=
rechter
Kritik, aber völlig unparteiiſch zur Darſtellung und ermöglicht
ſo einen raſchen Ueberblick.
Einführung in die Konjunkturlehre. Von Profeſſor Dr. Ernſt
Wagemann, Präſident des Statiſtiſchen Reichsamtes. 161 Seiten,
Geb. 1,80 RM. Es iſt ſehr zu begrüßen, daß der Direktor des deutſchen
Inſtitutes für Konjunkturforſchung und Präſident des Statiſtiſchen
Reichsamtes, Profeſſor Dr. Wagemann, eine Einführung in die Kon=
junkturlehre
erſcheinen läßt. Das Buch weiht den Laien in die Werk=
ſtätte
des Konjunkturdienſtes ein, indem es den ganzen Stufengang der
Konjunkturbeobachtung vorführt. Wer ſich für die Geſchichte der Kon=
junkturen
, die Methodik der Konjunkturforſchung und die Arbeit der
praktiſchen Konjunkturbeobachtung intereſſiert, wird an dieſer Schrift
nicht vorbeigehen können.

Hauptſchriftleitung. Rudel/ Mauvt
Veraniwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feutlleron Neich er
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Karl Bohmann; für
den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: J. V. KarlBohmanni
für Die Gegenwact, Tagesſplegel in Blld und Wort. Dr. Herder! Nette
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Wiſtv Kuhle
Druck und Verlag. L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtladt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rülckſendung nich tibervommen

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Handball=Länderſpiel in Darmſtadk.

Deukſchland gegen Oeſterreich.
Darmſtadt wird am kommenden Sonntag ſein großes Sport=
ereignis
haben. Neben der ſtudentiſchen Weltolympiade dürfte
das am Sonntag, den 21. September, ſtattfindende Ländertreffen
in Handball das größte ſportliche Ereignis ſein, das Darmſtadt
je in ſeinen Mauern geſehen hat. Zum erſten Male überhaupt
kommt in Darmſtadt ein Ländertreffen zweier Nationalmann=
ſchaften
zur Durchführung. Wohl ſind ſchon eine große Anzahl
repräſentativer Spiele zwiſchen Mannſchaften der einzelnen deut=
ſchen
Landesverbände hier in Darmſtadt ausgetragen worden.
Noch nie hat man uns aber zur Durchführung eines Ländertref=
fens
für würdig befunden. Die große Begeiſterung für den in
Darmſtadt zur hohen Blüte entwickelten Handballſport, ſowie die
einwandfreie Art, in der die ſeitherigen Repräſentativkämpfe
in Darmſtadt zur Abwicklung gelangten, haben jetzt endlich die
Deutſche Sportbehörde dazu veranlaßt, dem Sportverein Darm=
ſtadt
1898 die Durchführung des für kommenden Sonntag bevor=
ſtehenden
Ländertreffens zu übertragen.
Wenn alſo am 21. September die Auserwählten des Oeſter=
reichiſchen
Verbandes für Handballſport und der Deutſchen
Sportbehörde in Darmſtadt auf den Plan treten werden, um im
edlen ſportlichen Wettſtreit ihre Kräfte zu meſſen, dann gilt es
für unſere Stadt, zu zeigen, daß die Deutſche Sportbehörde gut
daran getan hat, das Spiel nach hier anzuberaumen. Darmſtadt
muß auf jeden Fall für das große Ereignis eines Handball=
Ländertreffens die innere und äußere Begeiſterung aufbringen,
die einen dem Ländertreffen würdigen Rahmen garantiert. Aus
den ſchon bekanntgegebenen Aufſtellungen der beiden Länder=
mannſchaften
war ſchon zu erſehen, daß beide Verbände ihre
ſtärkſten Kräfte mobil gemacht haben. Da alſo beide Mannſchaf=
ten
äußerſt ſpielſtark ſind, wird es zu einem hervorragend ſchönen
Spiel kommen. Wir hoffen daher, daß Tauſende kommen werden, um
den großen Genuß, den die Austragung eines raſſigen, techniſch
einwandfreien Handballſpieles bietet, mitzuerleben und mitzu=
feiern
. Darmſtadt muß ſich ſeinen Ruf als eine Hochburg des
Handballſportes erhalten, indem es für das Ländertreffen der
beiden eng befreundeten Verbände jeden Einzelnen ſeiner Be=
wohner
, der für die große deutſche Sportbewegung Verſtändnis
hat, als Zuſchauer zum Ländertreffen bringt.

Für das auf dem Platze am Böllenfalltor ſtattfindende Spiel
iſt ab heute ein Vorverkauf bei dem Zeitungsverkauf Skurnik
(im Schalterraum der Hauptpoſt) und im Zigarrengeſchäft Becher
(Grafenſtraße) eingerichtet. Die Preiſe ſind für den Vorverkauf
auf 1.50 RM. (Tribüne) und 80 Pfg. (Stehplatz) feſtgeſetzt, wäh=
rend
an der Tageskaſſe die Preiſe 2. RM. und 1. RM. be=
tragen
. Jugendliche und Erwerbsloſe erhalten Karten nur an
der Tageskaſſe.
Reichsbahn=T.= u. Sp.=V. Lorſch 8:1 (3:0).
Zum erſten Verbandsſpiel der A=Klaſſe empfing am Sonn=
tag
Reichsbahn die ſpielſtarken Gäſte aus Lorſch. Wie erwartet,
kam es zu einem fairen Punktkampf, den die Hieſigen durch einen
glatten 8:1=Sieg fur ſich entſcheiden konnten. Schon in der erſten
Halbzeit kam Reichsbahn durch ihr weitmaſchiges Spiel leicht in
Vorteil und erzielte auch drei ſchöne Tore. Nach der Pauſe
hatte Lorſch faſt nichts mehr zu beſtellen. Der Reichsbahnſturm
erzielte in regelmäßigen Abſtänden fünf weitere Tore, denen die
Gäſte nur das Ehrentor entgegenſetzen konnten. Die Hauptſtützen
der Lorſcher Elf waren der Mittelläufer und die beiden Halb=
ſtürmer
. Die Darmſtädter ſind zurzeit gut in Fahrt. Die Elf
beſitzt junge, talentierte Kräfte. Schiedsrichter Jährling= Bicken=
bach
leitete das Spiel zur allgemeinen Zufriedenheit.
2. Mannſchaft 7:4 (4:3), Jugend 4:2 (2:1) für Reichsbahn.
Sportabt. Merck Darmſtadt 2. T. u. Sp.V. Braunshardt 0:15 (0:9).
Im weiteren Verlauf der Verbandsſpiele mußte Braunshardt am
Sonntag in Darmſtadt gegen die 2. Mannſchaft der Sportabteilung
Merck antreten und konnte einen hohen Sieg erringen. Mercks
1. Mannſchaft war an dieſem Tage ſpielfrei. Die Einheimiſchen konn=
ten
dadurch eine kombinierte Mannſchaft ſtellen. Merck ſpielte auch
ſehr eifrig, ließ aber im Zuſammenſpiel ſehr zu wünſchen übrig und
konnte niemals gefährlich werden. Braunshardt, das mit 2 Erſatzleuten
antrat und zurzeit über einen ſehr ſchußfreudigen Sturm verfügt, zeigte
gute Leiſtungen, brauchte ſich aber nicht allzuſehr anzuſtrengen.

* Kreisliga Südheſſen.
Nach dem vierten Spielſonntag führt Biblis mit Lorſch immer noch
ohne Spielverluſt die Tabelle an. Olympia Worms, VfR. Bürſtadt und
Olympia Lampertheim kommen nicht vom Tabellenende weg; der Alt=
meiſter
Südheſſens wird nach dieſer Saiſon kaum an der Spitze zu
finden ſein. VfL. Lampertheim und Starkenburgia Heppenheim warte=
ten
wieder mit ganz beachtlichen Leiſtungen auf; man darf auf den wei=
teren
Verlauf der Punkteſpiele ſehr geſpannt ſein, zumal in dieſer Sai=
ſon
erſtmalig wieder verſchiedene ſpielſtarke Bewerber der Meiſterehre
gezählt werden können. Die Reſultate lauten: FV. Biblis
Concordia Gernsheim 3:0, Olympia Worms Olympia Lorſch 0:2,
VfL. Lampertheim Normannia Pfiffligheim 3:2, Viktoria Neuhauſen
Sportverein Hochheim 2:2, Sporwerein Horchheim Starken=
burgia
Heppenheim 0:0. In Anbetracht der Verhältniſſe iſt der Sieg
der Riedleute in dieſer Höhe keine Ueberraſchung. Dabei muß feſt=
gehalten
werden, daß der Neuling keine ſchlechte Figur abgab und die
Bibliſer ſchon kämpfen mußten, um das flotte Spiel ſiegreich zu be=
ſtehen
. Mit Olympia Worms geht es abwärts. Die Mannſchaft hat
hauptſächlich die Niederlage auf eigenem Platze gegen den FV. Biblis
ſchlecht überwunden, wodurch Lorſch nur auf einen halbſtarken Gegner
traf. Seit der Niederlage der Wormſer Kleeblätter in Wiesbaden
gegen Urberach, wo ein einziges Tor über den Aufſtieg zur höchſten
Klaſſe entſchied, iſt der Mannſchaft die Durchſchlagskraft und damit
alles genommen. Die Pfiffligheimer Normannen ſchlugen ſich beim
VfL. Lampertheim höchſt ehrenvoll. Das Remis in Neuhauſen, ebenſo
in Horchheim, zeichnet für die Kampfkraft der Gäſtemannſchaften. Haupt=
ſächlich
Heppenheim ſetzte alle Energie ein, um durch Punktgewinn in
der Spitzengruppe zu bleiben. Die Tabelle hat ſich wieder reichlich ver=
ſchoben
und ſieht nun ſo aus:

FV. Biblis Spiele gew. verl. Punkte Olympia Lorſch VfL. Lampertheim Starkenburgia Heppenheim Sportverein Horchheim". Normannia Pfiffligheim Sportverein Hochheim Concordia Gernsheim 4. Olympia Worms 4 VfR. Bürſtadt. Viktoria Neuhauſen
Olympia Lampertheim . .

Schwerakhlekik.
Heros Dortmund deutſcher Mannſchaftsmeiſter.
Die beiden Ringer=Riegen von Heros Dortmund und Jugendkraft
Zella=Mehlis ſtanden ſich am Sonntag in Zella=Mehlis im zweiten
Gang des Endkampfes um die Deutſche Mannſchafts=Meiſterſchaft im
Ringen gegenüber. Nachdem die Dortmunder die erſte Begegnung über=
legen
mit 15:2 Punkten gewonnen hatten, ſtand zwar der Endſieg der
Weſtfalen nicht mehr in Frage, trotzdem aber hatte die Veranſtaltung
einen ſtarken Beſuch aufzuweiſen. Die Dortmunder Herosleute ſiegten
diesmal mit 10:6 Punkten, ſo daß ſich ein Geſamtergebnis von 25:8
Punkten ergibt. Mit dieſem Endſieg wurde Heros Dortmund diesjäh=
riger
Mannſchaftsmeiſter.

In Newark kam am Montag ein weiterer Lauf zur amerikaniſchen
Steher=Meiſterſchaft zur Austragung, den der Amerikaner Jaeger vor
Dülberg gewann.
Bei den Radrennen auf der Rütt=Avena gelang es den Gebr. Wolke,
in einem 10=Kilometer=Mannſchaftsfahren vor Rütt=Mandelkow zu
ſiegen.

Welkerbericht
Ausſichten für Dienstag, den 16. September: Etwas freundlicher, jedoch
noch wechſelnd bewölkt mit Aufheiterung, kühl, keine oder nur ver=
einzelt
leichte Schauer.
Ausſichten für Mittwoch, den 17. September: Weitere Beſſerung und
wehr aufheiterndes Wetter. Loden.

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Nummer 256

datt

Oienstag, den 16. Sept.

Der deutſche Außenhandel im Auguſt.

Ausfuhrüberſchuß von 175 Millionen. Die Einfuhr weiker zurückgegangen.

Im Auguſt ſchließt der deutſche Außenhandel mit einem Aus=
fuhrüberſchuß
von 175 Mill. RM. ab.
Die Ausfuhr (970,8 Mill. RM.), die bereits zum Vormonat
eine Zunahme um 40 Mill. RM. erfahren hatte, iſt im Auguſt um wei=
tere
20 Mill. RM. geſtiegen, und zwar infolge vermehrter Fertigwaren=
ausfuhr
(++ 33 Mill. RM.). Die Lebensmittelausfuhr iſt nur wenig
verändert ( 0,6 Mill. RM.), die Ausfuhr von Rohſtoffen zurück=
gegangen
( 13,6 Mill. RM.). An der Geſamtausfuhr im Auguſt ſind
die Reparationslieferungen mit 52 (Juli 55) Mill. RM. beteiligt.
Die Einfuhr im Auguſt beträgt 795,5 Mill. RM., wovon etwa
40 Mill. RM. auf Lagerabrechnungen entfallen, die noch zum über=
wiegenden
Teil die Einfuhr in den erſten ſechs Monaten des Jahres be=
treffen
. Schaltet man die zu einer Ueberhöhung der Einfuhrzahlen im
Juli und Auguſt führenden Zollabrechnungen im Lagerverkehr aus,
ſo ergibt ſich im Vergleich zu den Vormonaten ſowohl für Juli als auch
für Auguſt eine Abnahme der Einfuhr um jeweils etwa 30 Mill. RM.
Ohne die Korrektur der Anſchreibungen aus dem Lagerverkehr iſt die Ein=
fuhr
im Auguſt um 113,6 Mill. RM. niedriger ausgewieſen als im Juli:
abgeſehen von den lebenden Tieren weiſen ſämtliche Warengruppen in
der Einfuhr einen geringeren Wert als im Vormonat auf, und zwar
die Gruppe Lebensmittel und Getränke um 60,4, die Gruppe Rohſtoffe
und halbfertige Waren um 41,5 und die Gruppe Fertigwaren um 13,5
Mill. RM.
Der niedrigere Ausweis der Einfuhr von Lebensmitteln
und Getränken iſt zu einem erheblichen Teil die Folge der in den
Vormonatsausweis einbezogenen halbjährlichen Lagerabrechnungen.
Dies gilt insbeſondere für Gerſte und Mais, z. T. auch für Kaffee.
Einen tatſächlichen Einfuhrrückgang im größeren Umfange weiſen
Küchengewächſe ( 10 Mill. RM.), Butter ( 9 Mill. RM.) und Kar=
toffeln
( 6,7 Mill. RM.) auf. Beträchtlich geſtiegen iſt dagegen die
Einfuhr von Obſt (+ 7,6 Mill. RM.).

Brodukkenberichke.

Mannheimer Produktenbericht vom 15. Sept. Der fortgeſetzte Rück=
gang
der Auslandsforderungen ſowie die ermäßigten Preiſe für deut=
ſchen
Weizen beeinfluſſen den Markt. Bei weiterer Zurückhaltung des
Konſums verkehrte die Börſe äußerſt ruhig. Im Vorbörſenverkehr
hörte man per 100 Kilo in RM. waggonfrei Mannheim: Weizen inl.
25,5026,25, ausl. 3132, Roggen inl. neuer 17.2517,50, Hafer inl.
neuer 16,2517,25, Braugerſte Durchſchnittsqualität 21,5023,50, Fut=
tergerſte
1819, ſüdd. Weizenmehl Spezial Null September=Dezember
41, ſüdd. Weizenauszugsmehl September=Dezember 45, ſüdd. Weizen=
brotmehl
September=Dezember 27, ſüdd. Roggenmehl 7060prozentige
Ausmahlung SeptemberDezember B,2530, feine Weizenkleie 6,75,
Biertreber 1010,75, Leinſaat 34,50, Raps 28.
Frankfurter Produktenbericht vom 15. September. Es notierten:
Weizen, Hektolitergew. von 75 Kg. 247,50250.. Roggen, Hektoliter=
gew
. von 70 Kg. 170171., Hafer, neue Ernte 165 Weizenmehl. ſüdd.
Spezial 0 40,5041,25 do. niederrh. 40,2541., Roggenmehl. 60proz.
Ausm. 27,7538,75, Weizenkleie 6,757., Roggenkleie 6,75. Erbſen
2840, Linſen 3670, Heu, ſüdd. 5,506., Weizen= und Roggenſtroh,
drahtgepreßt 2,252,50, do. gebündelt 2., Treber 10,5011., Früh=
kartoffel
, gelbfleiſchig 2.30. Tendenz ruhig.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.

Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 15. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 80, Dez. 85½, März 88½, Mai 92;
Mais: Sept. 91½, Dez. 86.50, März 87.25, Mai 89; Hafer:
Sept. 36½, Dez. 39½8, März 41.25, Mai 42.75; Roggen: Sept.
53.75, Dez. 58.75, März 62½, Mai 65.25.
Schmalz: Sept. 11.52½, Okt. 11.52½, Dez. 11.15. Januar
11.02½.
Schweine, leichte 10.3511.00 ſchwere 10.1510.90; Schwei=
nezufuhren
: Chicago 35 000, im Weſten 92 000.
Es notierten nach Meldungen ausNewYork am 15. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12.25; Talg, extra, loſe 5.25.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 98½; Mais, loko
New York 104.50; Mehl, ſpring wheat clears 4.505.00; Fracht:
nach England 1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent 89 Cents.

Biebmärkke.

Mannheimer Viehmarkt vom 15. September. Zufuhr und Preiſe:
276 Ochſen 4862, 197 Bullen 4454, 270 Kühe 1853, 444 Färſen
4263, 743 Kälber 5882, 47 Schafe 4245, 3519 Schweine 5266,
2 Ziegen 1225. Marktverlauf: Mit Großvieh mittel, kleiner Ueber=
ſtand
. Mit Kälbern mittel, geräumt. Mit Schweinen mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 15. September. Aufgetrieben waren:
1525 Rinder, 376 Ochſen. 131 Bullen, 547 Kühe, 445 Färſen, 569 Kälber,
56 Schafe und 4657 Schweine. Beahlt wurden: Ochſen al) 5861, a2)
5357. b) 4852; Bullen a) 5457, b) 4953; Kühe a) 4851. b) 43
bis 47. c) 3842, d) 3237; Färſen a) 5962, b) 5558, c) 5054;
Kälber b) 8084, c) 7574, d) 6874; Schafe nicht notiert; Schweine
b) 6365, c) und b) 6466, e) 6365. Der Marktverlauf: Rinder
ruhig, geringer Ueberſtand, Schweine rege, ausverkauft, Kälber und
Schafe ruhig, geräumt. Fleiſchgroßmarkt: Ochſenfleiſch 1) 95105. do.
2) 8090, Kuhfleiſch 2) 6575, do. 3) 5565, Kalbfleiſch 2) 110120,
Schweinefleiſch 1) 8588, Gefrierfleiſch, Vorderviertel 58, Hinterviertel
65. Geſchäftsgang langſam. Eingebracht waren: aus hieſiger Schlach=
tung
334 Viertel Rinder, 62 ganze Kälber, 235 halbe Schweine, 10 Schafe
und ein Kleinvieh, von auswärts: 209 Viertel Rinder, 6 ganze Kälber,
zwei halbe Schweine; aus Dänemark: 46 Viertel Rinder und 10 halbe
Schweine.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.

Die Spareinnahmen bei den rheiniſchen Sparkaſſen erfuhren im
Auguſt eine Zunahme von 9,6 Mill. RM. und betragen nunmehr 1570,3
Mill. RM.; die Giroeinlagen Siegen von 292,1 Mill. RM. auf 303.9
Mill. RM., ſo daß die Geſamteinlagen am Monatsende 1874,3 Mill.
RM. betragen.
Zurzeit bemüht man ſich recht eifrig um die Wiederaufrichtung des
Rheiniſch=Weſtfäliſchen Seifenkartells nach der kürzlich erfolgten Frei=
gabe
der Preiſe für das bisherige Verbandsgebiet. Erhebliche Fort=
ſchritte
ſind jedoch bisher nicht erzielt worden. Auch iſt das Ergebnis
der Verhandlungen zurzeit noch durchaus ungewiß. Endgültig geſchei=
tert
ſind die Verhandlungen mit der Seifeninduſtrie Mitteldeutſchlands.
Das ſeit einigen Jahren beſtehende Weinſteinſäure=Syndikat iſt, wie
uns mitgeteilt wird, aufgelöſt worden, mit der Folge, daß die Preiſe
zurückgingen. Der Preisrückgang beträgt 40 RM., ſo daß ſich für 100
Kg. ein Preis von 240 RM. ergibt. Die Bemühungen zum Abſchluß
einer Bromkonvention (Kalium, Natrium und Amonnium) blieben er=
folglos
. Die in der letzten Zeit ſchon ermäßigten Preiſe ſchwächten ſich
nicht weiter ab.
In dem Vergleichsverfahren der Schuhfabrik Simon Schmidt. Pir=
maſens
, haben ſich die Geſamtverbindlichkeiten durch Regelung einiger
Verwandtenforderungen von 361 000 auf 270 000 RM. reduziert. Die
Aktiven betragen 70 000 RM., davon 21 000 RM. Warenvorräte, 27000
RM. Immobilien und 17000 RM. Außenſtände. Die bisher gebotene
Quote von 35 Prozent wurde zwiſchenzeitlich auf 36 Prozent plus 5
Prozent Beſſerungsſchein erhöht.
Die norwegiſche Stickſtoffgeſellſchaft Dorſk Hydro, an der auch die
F. G. Farbeninduſtrie maßgebend beteiligt iſt, beantragt für 1929/30 die
Verteilung einer von 6 auf 8 Prozent erhöhten Dividende auf die St.=A.
Zurückgeführt wird die Gewinnſteigerung auf die Inbetriebnahme neuer
Werke.
Wie wir erfahren, werden ſich die bedeutendſten Händler mit Metall=
ereugniſſen
aus Frankreich, Deutſchland, England, Belgien und Italien
am 15. und 16. September in Luxemburg zuſammenfinden, um ein in=
ternationales
Kartell der Eiſen= und Kurzwarenhändler=Verbände z
bilden.

Auch bei der Einfuhr von Rohſtoffen und halbfertigen
Waren ſind die ſtark rückläufigen Ziffern bei einzelnen Waren wie
z. B. bei Mineralölen und Holz auf die Ueberhöhung der Vormonats=
ziffern
infolge der halbjährlichen Zollabrechnungen zurückzuführen. Eine
tatſächliche Abnahme der Einfuhr iſt in ſtärkerem Maße u. a. bei den
Textilrohſtoffen ( 8,1 Mill. RM.), darunter Wolle und andere Tier=
haare
( 5,8 Mill. RM.), bei rohen Fellen zu Pelzwerk (5.9 Mill.
RM.) und bei den nicht ölhaltigen Sämereien ( 5,8 Mill. RM.) feſt=
zuſtellen
. Geſtiegen iſt unter den Rohſtoffen namentlich die Einfuhr
von Oelfrüchten und Oelſaaten (++ 8,7 Mill. RM.) und die Einfuhr von
Kupfer (+ 4,9 Mill. RM.).
Unter den Fertigwaren hat die Einfuhr von nicht elektriſchen
Maſchinen ( 3,3 Mill. RM.) abgenommen, diejenige von Walzwerks=
erzeugniſſen
und ſonſtigen Eiſenwaren (ohne Keſſel), zugenommen
(++ 1,2 Mill. RM.). Die Zunahme der Fertigwarenausfuhr
beruht vornehmlich auf einer Steigerung der Ausfuhr von Textilfertig=
waren
(+ 26 Mill. RM.). Insbeſondere ſind hieran beteiligt: Woll=
gewebe
(+ 10,2 Mill. RM.), Kleider und Wäſche (+ 6,6 Mill. RM.)
und Baumwollgewebe (+ 5,3 Mill. RM.). Geſtiegen iſt ferner die Aus=
fuhr
von ſchwefelſaurem Kali und Chlorkalium (+ 8,4 Mill. RM.),
elektrotechniſchen Erzeugniſſen (+ 5,4 Mill. RM.), Kinderſpielzeug
(++ 3,1 Mill. RM.) und nicht elektriſchen Maſchinen (+ 2,6 Mill. RM.).
Unter den Rohſtoffen und halbfertigen Waren,
deren Ausfuhr im Auguſt zurückgegangen iſt, verzeichnen z. B. Stein=
kohlen
eine Minderausfuhr von 4,5 Mill. RM.
Von den wichtigſten Reparations=Sachlieferungen
im Anguſt entfallen auf die Gruppe Rohſtoffe: Steinkohlen mir 9.9
Mill. RM.; auf die Gruppe Fertigwaren: Keſſel, Maſchinen ſowie Teile
davon mit 9,9, Eiſenwaren mit 9,5, Eiſenbahnwagen mit 5,9 chemiſche
Erzeugniſſe einſchließlich der Farben mit 3,1, elektriſche Maſchinen und
ſonſtige elektriſche Erzeugniſſe mit 2,8, Waſſerfahrzeuge mit 2,6 Mill.
RM.

Frankfurker und Berliner Efſekkenbörſe.
Banken und Börſen zum Wahlergebnis.
Scharfe Kursrückgänge.

Das Wahlergebnis hat in Bankkreiſen und an der Börſe
ſtarke Ueberraſchung hervorgerufen. Während man ſich an der
Börſe völlig abwartend verhält und die Kurſe ſcharfe Ab=
ſchwächungen
von durchſchnittlich 8 bis 20 v. H. erfuhren, iſt man
in den Büros der Berliner Großbanken und Privatfirmen be=
züglich
der weiteren Entwicklung des Börſen= und Bankgeſchäfts
nicht ſo niedergeſchlagener Stimmung und erklärt, daß entweder
eine Regierung von Brüning bis zur S.P.D. zuſtande kommen
müſſe, oder daß die Nationalſozialiſten, falls ſie am Regierungs=
geſchäft
teilnehmen wollen, von ihren übertriebenen Forderungen
viel würden abſchreiben müſſen. Daher ſehe man keinen Anlaß
zu beſonderer Beunruhigung. Die Börſe ſei im Augenblick durch
das unerwartete Ergebnis erſchreckt und zu einer verſtimmten
Schwäche geneigt. Da aber die börſentechniſche Lage durchaus ge=
ſund
ſei, werde man abwarten müſſen, wie ſich das Ausland die
Auswirkung des Wahlergebniſſes auf die deutſche Wirtſchaft
denke. Beſonderen Anlaß zur Beunruhigung glaubt man nicht zu
haben.
Frankfurt a. M., 15. September.

Meiallnokierungen.

Das unerwartete Ergebnis der Reichstagswahlen verurſachte an der
Börſe eine ſtarke Unſicherheit und Zurückhaltung, und die Schwierig=
keiten
der Bildung einer arbeitsfähigen Koalition wurden lebhaft er=
örtert
. Auf allen Märkten kam Material heraus, und die Spitzenwerte
verzeichneten meiſt Kursrückſchläge von 5 bis zu 10 Prozent. Bei der

Berliner Kursbericht
vom15. September 1930

Berl.Handels=Geſ.
Danatbank

Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl!
Deutſche Erdöl

139.
76. Elettr. Lieferung 1
J. 6. Farben Af
145. Iee
Rütgerswerke Ve
53.625 Helſingfors Währung
100 finn. Mk. Geld‟
10.555 Brieſ
10.575 Schweiz Währung
100 Franken Geb
81.375 121. Gelſ. Bergw. 105.625 Salzdetfurth Kali 309.75
Wien 100 Schilling 59.2451 59.365 Spanien 100 Peſetas 45.40 Geſ.f.elektr. Untern. 136. Leonh. Tietz 152.
Prag 100 Tſch. Kr. / 12.448/12.46 Danzig 100 Gulden 8i.50 122. HarpenerBergbau M.n5 Verein. Glanzſtoff 119.50 Budapeſt 100 Pengo 73.4451 73.50 Japan 1 Yen 2.070 88. Hoeſch Eiſen 83.75 Verein. Stahlwerke 75.125 Sofig.
100 Leva 3.037 3.04 Rio de Janetrolt 1 Milreis 0.422 127. Phil. Holzmann 79.75 Weſteregeln. Alkalil 192.50 Holland
100 Gulden 168.81 189.15 Jugoflawien 100 Dinar 7.430 88.875 Kali Aſchersleben 187.50 Agsb.=Nrnb. Maſch. 68. Oslo 100 Kronen 112.19 112,4 Portugal 100 Escudos 18.82 133. Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Röhr. 78.50
97.50 Baſalt Linz 32.75 Kopenhagen 100 Kronen 112.26 112.48 Athen
1 100 Drachm. 5.43: 55. Berl. Karlsr. Ind. 54.75 Stockholm 100 Kronen 112.65 112.81 Iſtambul
1türt. 2 87.75 Hirſch Kupfer 122.625 Lon don 1 2-Stg. 20.382/20,42 Kair 163.50 81. Hohenlohe=Werke 60.50 Buenos=Aires 1 Pap. Pe io 1.534 1.53
Kanada 1eanab. Doll 41ss0 40. Maſch.=Bau=Untn 52.50 Lindes Eismaſch. 155. New Yor! Dollar 4.1940 4.2020 Uruguay 1 Goldpeio Jach 139. Nordd. Wolle 69. Herm. Poege 13.75 Belgien
100 Belga 1 58.45 58.57 3sland. 100 eſtl. Kr. 92.21 128.50 Oberſchleſ. Korsw. 82. VogelTelegr. Draht 70.
Italien 100 Lire 21.97 22.,01 Tallinn Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.73 69.875 Orenſtein & Koppel 56. Wanderer=Werke. 39. Paris
100 Franes 16.465 16.505 Niga
100 Lats 30.8

Frankfurter Kursbericht vom 15. September 1930.

7% DtſchReichsanli:
6%
6% Baden......"
89 Bahern ......!"
88 Heſſen v. 28
v. 29
8% Breuß. Staat:
8% Sachſen .....
6% Sachſen......
7½ Thüringen ...

101.5
87.75
81
101
85.25
88.8

99.55
100.5
82.25

Dtſche. Anl. Auslo
ſungsſch. 4 Ab=
löſungsanl
.. . .
Dtſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.)

Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
....

8% Baden=Baden
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
8%0
79 Dresden .....
820 Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 29
790 Frankfurtv. 26
6%
b. 26
8% Mainz.... ...
8% Mannheim v. 26
v. 27
6%
8% München .....
8% Nürnberg ...."
890 Wiesbaden

Mie Lau
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
89Kaſſeler Land. Goldpfbr..

88 Naſſ. Lambesbk.

60
4½%

Lic. Obl.

91.5

88.75
84

98.75
Ko

93.25
96.5

5% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.. . . .. /I
Goldpfbr.
Goldoblig.
4½% Heſſ. 2bs.=
Hhp.=Bk.=Lianid.
L/30 Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds.. Anſt. G.Pf.
8%. Goldoblig

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser.
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.,
Abl. (Neubeſitz).

8% Verl. Hyp.=Bk.
2 Liqu.=Pfbr.
Frkf. Hyp.=Bk.
4½2 Lig. Pfbr.
Pfbr.=Bk.

102
98

Lig. Pfrb.
Mein. Hyp.=Bk
Lig. Pfbr.
82 Pfäk. Hhp. Bl
4½% Lig.Pfbr.
8%0 Preuß. Boden=
cred
.=Bank ....
4½% Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.,
Bodencr.=Bank.
4½%0 Lig. Pfbr.
8% Rhein. Hyp. Bk.
4½%Lig.Pfbr.
25 Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit.. . . .
½% Südd. Bob.=
Cred.=Ban1 ...
Lig. Pfhr
8% Württ. Hhp.B

98.5

60.4
74.5

99
97.25
87.75
102
96.5
86.5
102
95
88.25
101.5
97.25
88
102
90

101.75
87.5

101.25

101.5
96
89.25

00

Mat Le
82 Klöckner=Werke
2 Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl.
82 Salzmannu. Co.
7%Ver. Stahlwerke
820 BoigtckHäffner

V
91.5

87.5

86
95.75

J. G. FarbenBondsl 96.75

5% Bosn. L. E. B.
L. Inveſt.
60o
4½% Oſt. Schätzel 40.75
420 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumänl
4½%
4%
4%0 Türk. Admin.

4% 1. Bagdad

4% Zollanl.

4½%0 Ungarn 1913
4½%
1914/ 25.5
420
Goldr. 24.9
49
1910
Artien

15.65
7.25
4

99.5
96.25
28

6% Daimler=Benz/ 72.5

Alg. Kunſtziüde Unie
A. E. G........ .
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauere
Zellſtoff
Bemberg J. P..
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen....
Cemen: Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz AG.
Telcar
Erdöl
(old
deide- Anſtalt

80.25
132.5
104

103

177.5
43

Dt. Linoleumwerke
Eiſenhandel..
Dyckerhoff u. Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft=
Eſchw. Berowerk.
EßlingenMaſchiner
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicherl:
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaume
Frkft. Gas.
Hof.
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwer=
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. ...
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Ilſe Bergb. Stamn
Genüſſe
Junghans
Kali Chemie. . ..
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. .. ..
Klein, Schanzlin ../.
Klöcknerwerke ..

107
144.9

Me
Mainzer Akt.,Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel

79.5
160

45.5
50
76.5

105
1.30
50
29.75
107.5

Oberbedarf
Phönix Bergbau

76

55
30.25
165

Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen".
Elektr. Stamm.
Metallwaren ..!
Stahlwerke.. ..
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Nütgerswerle

140
16.5

32

Sachtleben A. G.
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Vind..
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Spenska Tändſticks

1r0
305
210
225.5
25
1ia
145.25
133

z
140

Wahyß & Frehtag.:
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff=Verein ..."
Waldhof.. . . . .11
Memel ..

59
89.5

Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank.
Br. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Baher. Hyp. u. A
Berl. Handelsgeſ.
Gypothekbl.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bantund Dise
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdener Bant..
Frankf. Bant
Hhyp.=Bank
Pfdbr.=Bt.
Mein. Hyp. Bank .
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Bank
Reichsbanl=Ant. ..
Rhein. Hyp.=Ban!
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank

1C6.25

114.5
130.5

223
125

120.5
104
121.5
99
160.5
155
160
131
238
155

1GI=
139

Tellus Bergbau..
Thür. Liefer.=Geſ.=
Tietz Leonhard ...
Tucher=Brauerei.

138

Lahmeher & Co. . ./.
Laurahütte ...
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.

157.n5
39.75
97
204
Sch
14.5

unterfranken
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
Stahlwerke ...
Strohſtoffabr. .
Utramarin ..
Bogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.

A.-G f. Bertehrsw
Alg. Lokalb. Kraftwl4
72 Dt. Reichsb. Bzgl
Hapag. .... ...."
Nordd. Llotzd.. ..
Südd. Eiſenb.=Geſ./

Allianz. u. Stung.
Verſicherung ...
Verein, Ver
FrankonaRück u. M
Mannh. Verſich.

181
183

allgemein herrſchenden Verſtimmung traten Momente wie die günſtige
Entwicklung der deutſchen Außenhandelsbilanz im Auguſt vollkommen
in den Hintergrund. Beſonders ſtark war das Angebot am Farben=
markt
; der Kurs der Farbenaktien wurde 8½ Prozent niedriger feſt=
geſetzt
. Größere Verkäufe wurden außerdem am Elektromarkt vorge=
nommen
, an dem A.E.G. 4½ Prozent, Licht und Kraft 7½4 Prozent,
Schukert 9½ Prozent und Siemens ſogar 14½ Prozent einbüßten. Am
ſtärkſten waren die Kurseinbrüche jedoch am Markte der Kaliaktien.
Aſchersleben lagen 10½ Prozent, Weſteregeln 12 Prozent abgeſchwächt,
während das Angebot in Salzdetfurth zunächſt ſo ſtarr war, daß ein
Kurs nicht zuſtande kam; die Taxe lautete zirka 20 Prozent niedriger.
Am Bankenmarkt wurden umfangreiche Verkäufe in Reichsbankanteilen
getätigt, die 163 Prozent verloren. Die übrigen Bankwerte lagen 1½
bis 3½ Prozent ſchwächer. Montanwerte ebenfalls gedrückt.
Im Verlaufe nahm die allgemeine Zurückhaltung noch zu, und Um=
ſätze
kamen nur noch vereinzelt zuſtande. Die Kurſe gaben zunächſt
meiſt weiter etwas nach. Gegen Schluß konnten ſich jedoch die am ſtärk=
ſten
gedrückten Werte auf kleine Deckungen etwas erholen. Man ver=
wies
darauf, daß in den vergangenen Wochen bereits von Kreiſen, die
mit einem ungünſtigen Wahlausgang rechneten, größere Verkäufe vor=
genommen
worden ſeien und auch die Banken Vorſorge auf etwaiges Ab=
ziehen
von Auslandsgeldern gerüſtet ſeien.
Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 3 Prozent unverändert. Am
Deviſenmarkt war die Mark etwas abgeſchwächt. Man nannte Mark
gegen Dollar 4,1992, gegen Pfunde 20,407/s. London=Kabel 4,8602,
Paris 123,76½, Mailand 92,80. Madrid 44,55. Schweiz 25,05¼,
Holland 120740.
An der Abendbörſe konnte ſich zwar die Stimmung im allgemeinen
etwas beruhigen, doch wurde weiterhin ſtärkſte Zurückhaltung geübt.
Das Geſchäft war nicht umfangreich. Auf verſchiedenen Märkten wur=
den
kleine Deckungen vorgenommen; daneben ſchienen die Banken etwas
zu intervenieren. Die Kursentwicklung war nicht einheitlich. Licht u.
Kraft. A. E. G. und Conti Gummi waren bis 1 Prozent erholt. Siemens
und Weſteregeln lagen dagegen je 2 Prozent niedriger. Sonſt waren
die Kursveränderungen gering. Am Anleihemarkt gaben Neubeſitz wei=
ter
etwas nach (7,15), Barmer Bank 114½, Danatbank 175½, Dresdner
Bank 122, Gelſenkirchen 106, Aſchersleben 189, Weſteregeln 194, Mannes=
mann
81, Stahlverein 76, Aku 80½, A. E. G. 133½, Conti Gummi 138½,
Scheideanſtalt 138, Licht u. Kraft 133½, J. G. Farben 145, Holzmann
79, Schuckert 146, Siemens 185187, Südd. Zucker 141, Hapag 88.

Berlin, 15. September.
Das Hauptmoment für die heutige Börſe, demgegenüber alle Wirt=
ſchaftsnachrichten
in den Hintergrund traten, war naturgemäß das Er=
gebnis
der geſtrigen Reichstagswahlen. Wie nicht anders zu erwarten,
eröffnete die Börſe nach einem ſehr unſicheren Vormittagsverkehr in
ausgeſprochen ſchwacher Haltung. Man diskutierte die Möglichkeiten
für eine zukünftige Regierungsbildung und war über die geringen Aus=
ſichten
faſt aller Kombinationen enttäuſcht. Das Ausland, das heute
ſchwächere Kurſe meldete, intereſſierte ſich außerordentlich ſtark für das
deutſche Wahlergebnis, hielt jedoch bisher mit größeren Abgaben zurück.
Trotzdem kam es anfangs zu recht erheblichen Abſchwächungen, da den
vorliegenden Verkaufsorders ſehr wenig Aufnahmeneigung gegenüber
ſtand. Die Banken intervenierten wohl etwas, indem ſie das zum Ver=
kauf
ausgegebene Material aufnahmen und nicht an die Märkte gelan=
gen
ließen, konnten jedoch nicht verhindern, daß zahlreiche Werte mit
Minus=Minus=Zeichen an den Maklertafeln erſchienen. Im Verlaufe
blieb die Tendenz an den meiſten Märkten weiter ſchwach. Es traten
mehrprozentige Rückgänge ein. Gegen ein Uhr war gegenüber den
Tagesniedrigſtkurſen teilweiſe eine leichte Erholung feſtzuſtellen. Die
deutſchen Außenhandelsziffern für Auguſt 1930, die einen Ausfuhrüber=
ſchuß
von 175 Millionen aufwieſen, blieben vollkommen ohne Einfluß.
Von Anleihen, die gleichfalls mit Minus=Minus=Zeichen erſchienen, ver=
loren
Altbeſitz mehr als 1½ Prozent, Ausländer lagen ruhig und nur
wenig verändert.

Die Berliner Metalltermine vom 15. September 1930 ſtellten
ſich für Kupfer; Sept. 93 (95), Okt. 92,75 (93.50), Nov. 92.5
(93.50), Dez. 92,75 (93) Jan. bis Aug. 92.,50 (92,75) Tendenz.
ſchwächer Für Blei: Sept. 35.25 (35.50), Okt. 35.25 (35.75),
Nov. 1930 bis Auguſt 1931 35 50 (35.75). Tendenz: luſtlos.
Für Zink: Sept 30.75 (32) Okt. 31 (32.50), Nov. 31.50 (32.50),
Dez. 31.50 (33) Jan. 32 (33), Febr. 32,50 (33.25), März 32.75
(33.50) April 32.75 (34) Mai 33.50 (34.25), Juni 33.50 (34.50),
Juli 3.75 (34.50), Auguſt 34 (34.50) Tendenz ruhig. Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Deviſenmarkt
vom 15. September 1930

Bref
81 535
45.50
1.86
Aa4
0.724
7.444
19.96
T.445

20.935
4.2070
3.514
92.39
111.95
80.98

No
ein
ein
klein
Dar
nut

U

Kopise
Nter an

Otavi Minen".
HnnLee

36

[ ][  ][ ]

Achten Sie immen
darder.
AIMUOT
Walsellelanfgälfer
tragen den Namen MAGGl
auf gelb-roter Pachung

Nummer 256

Dienstag, den 16. September 1930

Seite 1T

Onr sarmitin

Misliencn.

Roman von Hearnden Balfour.
A
Nachdruck verboten.
Drittens bin ich heute, am Dienstag, bei John Bloggs
(Importfirma) geweſen. Er iſt ein kleiner unbedeutender
Mann, der ganz merkwürdig nervös wurde, als ich ſagte, daß
ich vom Scotland Yard käme. Schließlich hab’ ich die Geſchichte
aus ihm herausgequetſcht. Vor drei Jahren befand er ſich in
einer höchſt üblen Finanzlage, und gerade als ihm das Meſſer
an der Kehle ſaß, kam ein Herr Harding zu ihm, der angeblich
ein großer Menſchenfreund war und Vergnügen daran fand,
kleine Firmen vorm Bankerott zu retten. Er bot Bloggs ein
Darlehen von 5000 Pfund an, verlangte keine Zinſen, ſondern
nur Rückzahlung nach zwanzig Jahren und ſchenkte ihm oben=
drein
das Haus in der Graß=Straße. Großmütig, was? Na=
türlich
machte er Bedingungen, vier an der Zahl.
1. Sollte er Harding den zweiten Stock als Wohnung über=
laſſen
und dieſe nie betreten.
2. Sollten weder Bloggs ſelbſt noch irgendwelche ſeine An=
geſtellten
in dem Hauſe ſchlafen, in dem unſer Freund
Slicker Smith als Hausmeiſter und Verwalter eingeſetzt
wurde.
3. Sollte Bloggs niemand verraten, daß er einen Mieter
hatte, und
4. durfte er das Grundſtück nicht ohne Erlaubnis verkaufen
oder vermieten.
Wie Du ſiehſt, liegt die Sache ziemlich klar. Seit jenem
Tag hat Bloggs ſeinen Wohltäter nie wieder geſehen, aber er
ſcheint große Angſt vor ihm zu haben. Ich habe ihn nach Mög=
lichkeit
beruhigt, aber verbrenne dieſen Brief lieber, ſobald Du
ihn geleſen haſt, denn ich möchte dem armen Kerl keine Unge=
legenheiten
machen. Morgen werde ich dieſe Schiebung ergrün=
den
und bin feſt überzeugt, daß Herr Holtz=Harding dahinter=
ſteckt
.
Demnächſt werden wir einen Angriff auf das Haus ver=
anſtalten
müſſen. Ich lege eine flüchtige Skizze der Gegend
bei. Wenn Du mir ſchreibſt, ſo adreſſiere Deine Briefe an
G. E. Hatcher. Myrtle Road, 15. Putney. Lach’ meinetwegen
darüber, aber Vorſicht iſt geboten.
Viel Glück!
Dein J. J. S.
Jim las den Brief zweimal durch und verbrannte ihn dann
ſamt dem Plan. Der Gedanke, in Coombe zu frühftücken, machte
ihm kein Vergnügen. Er hatte ſich gleich nach ſeiner Ankunft
bei Lord Fairleigh angemeldet und ſofort dieſe Einladung er=
halten
. Daß die Sachlage raſches Denken und große Geiſtes=
gegenwart
erfordern würde, konnte er ſich nicht verhehlen, und
in der Beziehung traute er ſich nicht viel zu, was ihn ein wenig
beſorgt machte. Aber er ſchüttelte ſich, riß ſich von dem warmen,
behaglichen Zimmer los und wanderte übers Moor nach Coombe
hinüber.
Oben auf dem Schloßberg blieb er ſtehen und bewunderte
die Ausſicht. Der Boden ſenkte ſich hier einige Kilometer, bis

eine Reihe von Bäumen das blendende Weiß unterbrach und
das rote Ziegeldach von Coombe zwiſchen den dunkeln Tan=
nenwipfeln
hervorlugte. Weiter hin ſtreckte ſich das ſchneebe=
deckte
Moor bis an die ſteil zum Meer abfallenden Klippen
und kaum fünfzig Meter vom Rande entfernt ragte die Ruine
der alten Burg ernſt und grimmig empor.
Einen Augenblick machte Jim Halt. Dann begann er raſch
entſchloſſen den Abſtieg. Er hatte eine leiſe Hoffnung gehegt,

SJahre braucht der Kaffee,
bis aus der Kaffeesaot der Kaffeebeum sich soweit entwickelt hat, daß
er seine erste Ernte trägt.
Durch Auslese des Saatgutes sind die Oualitäten im Lauſe der Zeit
zwar erheblich verbessert, aber die ganz hochwertigen Sorten, wie sie
z. B. für Kaſſee Has verwendet werden, sind noch immer sehr rar.
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gleicher Oualität die unbedinste Gewähr haben will, findet sie im
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daß Molly ihm aufmachen werde, aber ſtatt deſſen wurde er
von einem Diener empfangen, der ihm Hut und Mantel abnahm
und ihn dann nach der Bibliothek führte, wo ein prächtiges
Kaminfeuer loderte. Gleich darauf kam Fairleigh herein.
Sehr erfreut Sie zu ſehen, Crawley! ſagte er. Bei dieſem
Wetter kommt es Ihnen gewiß vor, als ob Sie noch in der
Schweiz wären.
Ja, ich wäre gern auf Schneeſchuhen herübergelaufen.
Judith ſchreibt ja, darauf verſtänden Sie ſich vortrefflich.
Sie war doch hoffentlich wohl, als Sie abreiſten?
Ueberaus friſch, wie alle Menſchen es dort ſind.

Ja, ſagte Fairleigh zerſtreut. Für junge, kräftige Mew=
ſchen
iſt Mürren gewiß herrlich
In dieſem Augenblick wurde das Frühſtück angeſagt, und ſie
begaben ſich nach dem Eßzimmer. Jim ſah ſich intereſſiert um.
Es war eine große Banketthalle mit acht großen nach der See
zu gelegenen Fenſtern an der einen Längsſeite, einer Sänger=
galerie
und zahlreichen Porträts längſt verſtorbener Fairleighs.
Hier bin ich erſt einmal als Kind geweſen, ſagte Jim,
und dieſer Saal machte einen tiefen Eindruck auf mich.
Es iſt ein ſchöner Raum, aber zu groß, um behaglich zu
ſein erwiderte Fairleigh. Man kommt ſich unbedeutend darin
vor, und heutzutage läßt ſich nur etwas erreichen, wenn man ſich
für bedeutend und allmächtig hält. Meinen Sie das nicht auch?
Jim lachte, ohne näher auf das Thema einzugehen. Fair=
leighs
Liebenswürdigkeit entwaffnete ihn, ſo daß er kaum zu
glauben vermochte, daß er, wie Jack behauptete, ein Verbrecher
war, der verzweifelt um ſein Leben kämpfte. In dieſen ſchönen,
ſtillen Räumen kam ihm das wie ein böſer Traum vor, und er
ließ ſich dazu hinreißen, das vorzügliche Frühſtück und die unter=
haltenden
Plaudereien faſt unbefangen zu genießen
Doch bei Kaffee und Likören wurde er wieder in die rauhe
Wirklichkeit zurückgerufen, als der Schloßherr ſich erkundigte,
ob er irgendwelche Nachrichten von Bill habe.
Kein Wort, ſagte Jim. Ich hoffte, Sie würden mir
vielleicht irgend etwas Aufklärendes über die Sache mitteilen
können. Von der neueſten Polizeitheorie wiſſen Sie wohl? Ich
begreife nicht, wie ſie darauf verfallen ſind, denn ich ſchwöre
drauf, daß Bill ein braver, rechtſchaffener Menſch iſt. Schien er
irgendwelche Sorgen zu haben, als er hier war, Lord Fairleigh?
Ich habe nichts derart bemerkt erwiderte dieſer. Natür=
lich
kenne ich ihn nicht näher, aber er machte mir nicht den Ein=
druck
, als ob er etwas auf dem Herzen hätte. Hat er gar keinen
Brief irgendwelcher Art hinterlaſſen?
Jims Gehirn arbeitete fieberhaft. Jetzt galt’s! Jetzt mußte
er jedes Wort auf die Wagſchale legen.
Nein, ſagte er, indem er ſich energiſch zuſammennahm.
Sein Teſtament hat er bei dem Bankdirektor hinterlegt und
mich für den Fall ſeines Ablebens zum Exekutor ernannt, aber
das war ſicherlich bloße Formſache und ſchon niedergeſchrieben,
bevor ich verreiſte. Ich kann mir nicht denken, daß er es für
wahrſcheinlich gehalten hat, ich würde dieſe Vollmacht ausüben.
Nun, das werden wir ja erfahren, wenn es ihm beliebt,
wieder in die Erſcheinung zu treten. Iſt es wahr, daß er eine
Jacht gechartert hatte?"
Die Sache verlief ſo ſchnell, daß Jim einen Schnitzer machte.
Eine Jacht? wiederholte er. Davon hör’ ich zum erſten=
mal
.
Dann iſt es alſo nicht wahr, ſagte Fairleigh. Es wurde
nämlich behauptet, ſein, ſein Neger=Diener hätte ihn an Bord
erwartet. Aber das würden Sie ja wiſſen. Was iſt denn aus
dieſem rieſenhaften Nigger geworden?
Ich habe ihn mit hergebracht. Er iſt ohne Bill das reine
verirrte Schaf, und ich hatte nicht das Herz, ihn in London zu
laſſen. Es kam mir vor, als ob ich wenigftens das für Bill
tun müſſe, für Jonas zu ſorgen.
Sie meinen alſo nicht, daß Boyd aus zwingenden Gründen
abgereiſt iſt, wie die Polizei annimmt?
Nein, das glaube ich nicht.
(Fortſetzung folgt.)

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teilung
4: Am 9. September 1930 hin=
ſichtlich
der Firma: Kurt Wolff, Ver=
lag
, Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen.
Am 9. September 1930 Neueintrag:
Firma: E. Fiſcher, Inhaber Moritz
Bauſch, Darmſtadt. Inhaber: Moritz
Bauſch, Kaufmann in Darmſtadt. Eliſa=
beth
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geborene Fiſcher in Darmſtadt, iſt zur
Prokuriſtin beſtellt. Kaufmann Moritz
Bauſch in Darmſtadt hat das bisher
unter der nicht eingetragenen Firma E.
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herigen
Inhaberin Eliſabeth Luiſe ge=
nannt
Elſe Fiſcher, ſeiner jetzigen Ehe=
frau
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1930 hinſichtlich der Firma: J. Carl
Schmidt, Darmſtadt: Die Firma lautet
jetzt: J. Carl Schmidt Woll=Schmidt.
Geſchäft ſamt Firma iſt übergegangen
auf: 1. Eliſabethe Anna Karoline Katha=
rina
, geb. Heß. Witwe des Kaufmanns Carl
Georg Schmidt in Darmſtadt, 2. Auguſt
Jakob Carl Schmidt, Kaufmannsge=
hilfe
in Darmſtadt, 3. Eliſabeth Erneſtine
Anna=Luiſe Schmidt in Darmſtadt
geboren am 21. Auguſt 1911, 4. Katha=
rina
Johanna Schmidt in Darmſtadt,
geboren 19. April 1916 die zu 3. und
4. genannten Kinder während ihrer Min=
derjährigkeit
geſetzlich vertreten durch
ihre unter 1. genannte Mutter die
zu 1. bis 4. Genannten als Erben des
Kaufmanns Carl Georg Schmidt in
Darmſtadt. Die Prokura der Georg
Schmidt Ehefrau Katharina, geborenen
(13731
Heß, iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 13. September 1930.
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Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Blatt 382:
Flur 5, Nr. 928, Hofreite Nr. 7, Beſſungerſtraße, 619 qm,
Schätzung 20000 RM.,
Eigentümer: Kaufmann Arthur Haas, Darmſtadt,
Beſſungerſtraße 7.
Darmſtadt, den 15. Mai 1930.
(8314a
Heſſiſches Amtsgericht I.

Zwangsverſteigerung.
Termin: 23. September 1930, nachmittags ½4 Uhr,
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Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 4, Blatt 486:
Flur 4, Nr. 522, Hofreite Nr. 30, Rheinſtraße, 501 am,
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Eigentümer: Elektro=Ingenieur Friedrich Martin Rin=
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Darmſtadt, den 12. Mai 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.

Worte
politik in
bewegt.