Einzelnummer 10 Pfennige
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Tüdter
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Nummer 181
Mittwoch, den 2. Juli 1930.
193. Jahrgang
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ſtädter und Natſonalbank.
Rhenane"-weftelnngpfeier i Dernn.
Der deukſche Evangeliſche Kirchenkag.
Von
Völkerwanderung nach dem Grabe Skreſemanns. — Das deulſche Volk ehrk den Befreier des Rheinlandes
durch ſtilles Gedenken. — Kranzniederlegungen durch Abordnungen der befreiken Skädte.
Arbeitszimmers des verſtorbenen Staatsmannes Aufſtellung
gefunden. Bei dem feierlichen Akt ſprach Reichsminiſter des
Die Kundgebung im Luftgarken.
Aeußern Dr. Curtius Worte ehrenden Gedenkens an Dr.
Streſemann.
Im Zeichen der Berbundenheit mit dem Weſten
Treuekundgebung des Saargebiefs.
des Reiches.
* Berlin, 1. Juli. (Priv.=Tel.)
Berlin feierte heute den Tag der Rheinlandbefreiung und
ſtand ganz im Zeichen der Verbundenheit mit der Bevölkerung im
Weſten des Reiches. Alle öffentlichen Gebäude, die Kirchen und
viele Privathäuſer trugen Fahnenſchmuck, die Untergrundbahnhöfe
zierten kleine Fähnchen und die Eelektriſchen und Omnibuſſe
zeig=
ten bunte Wimpel. Die Stadt bot ſchon am morgen ein Bild
lebhaften Treibens. Mittelpunkt war natürlich der Luſtgarten,
zu dem Menſchen um Menſchen ſtrömten, um ja nicht die
Ge=
legenheit zu verpaſſen. Wieviel Menſchen da waren? Ganz
Ber=
lin war da!
Der Luſtgarten hatte ſich bei dieſer Gelegenheit bis zum
Brandenburger Tor ausgedehnt. Trotz aller Verkehrsablenkungen
herrſchte im Zentrum ein bald unentwirrbarer Knäuel von
Men=
ſchen und Wagen. Unter den Linden, Berlins einzige Feſtſtraße,
war ein einziges Feſtlager. Es war einfach erſtaunlich, wie die
Schupo den Verkehr überhaupt noch regeln konnte. Sie mußte
dicke Seile um das Viereck zwiſchen Dom und Schloß ziehen, um
ſeinen Verkehrsweg einigermaßen aufrechtzuerhalten und Raum
für die anziehenden Reichswehrtruppen zu ſchaffen. Da ein
Weiterkommen in den anliegenden Straßen für Autos unmöglich
lwurde, bildeten die Straßen bald einen einzigen Parkplatz. Auf
den Bürgerſteigen herrſchte ein fürchterliches Gedränge zum
Luſt=
garten, um noch rechtzeitig zur Feier zu kommen.
Bald rückte die Wachtbatterie an, voran die Kapelle zu Pferd.
Gegenüber dem Dom auf der Straße vor dem Waſſer fuhren die
vier Haubitzen auf. Auffallend die jungen Geſichter der
Mann=
ſchaft. Daneben ein Stab Offiziere. Bald erſcheint General
Heye, Meldungen werden erſtattet, die Säbel fliegen aus der
Scheide, Kommandos erſchallen, und ſchon knallt auch der erſte
Schuß in die Luft. Regelmäßig folgen die 21 Salutſchüſſe. Die
Protzen fahren vor, die Mannſchaften hängen die Karabiner um,
ſpringen auf den Sitz, und unter den Klängen eines
Militär=
marſches ſetzt ſich die Batterie in Bewegung. General Heye nimmt
den Vorbeizug ab. Aus Hunderttauſenden von Kehlen begleiten
Freudenrufe den Salut und den Abzug der Batterie. Die Polizei
zieht die Seile weg, und nun ergießt ſich wie eine unüberſehbare
Flut die Zahl der Zuſchauer über den weiten Platz.
Um 12 Uhr beginnen ſämtliche Glocken der Berliner Kirchen
eine Stunde lang zu läuten. Mit den letzten Klängen der
Glocken ſetzte ein ſtummer Zug nach dem Grabe des
Mannes ein, der ſeine letzten Lebenskräfte noch
ür die Befreiung des Rheines eingeſetzt hatte.
Schon am frühen Morgen legten zahlreiche Bewohner der befreiten
Städte Kränze nieder. Um 10 Uhr erſchien der
Reichstagspräſi=
dent mit einem großen Kranz mit ſchwarz=rot=goldener Schleife.
Ergriffen ſtanden die Scharen der Beſucher an der Ruheſtätte
Streſemanns, der die Krönung ſeines Werkes nicht mehr erleben
durfte.
Selbſtverſtändlich kam es in Berlin zu einer Reihe von
An=
rempelungen, da die Maſſen mit der Batterie in den Kaſernenhof
eindringen wollten und auch Nationalſozialiſten verſuchten,
Demonſtrationszüge zu bilden, ſo daß einige Heißſporne ihren
NNamen ſagen mußten.
Kranzniederlegungen der Reichs= und preußiſchen
Skaatsregierung.
Berlin, 1. Juli.
Aus Anlaß der Befreiung der rheiniſchen Lande hat namens
der Reichsregierung der Reichsminiſter des Innern an den
Grä=
dern des verſtorbenen Reichspräſidenten Ebert und aller
verſtor=
enen Reichsminiſter Kränze niederlegen laſſen in dankbarer
Er=
nnerung an die Verdienſte dieſer Männer um die Räumung der
ſeſetzten Gebiete. Am heutigen Vormittag begab ſich Reichskanzler
Dr. Brüning, begleitet vom Staatsſekretär in der Reichskanzlei
Or. Pünder und in in Begleitung von Chefs der Heeres= und
Narineleitung auf den Garniſonskirchhof in der Haſenheide. Er
egte dort einen Kranz von Eichenlaub im Auftrage des
derrn Reichspräſidenten und einen Lorbeerkranz namens der
Reichsregierung nieder, um an dieſem Tage dem unauslöſchlichen
dank Deutſchlands für ſeine Gefallenen im Weltkriege Ausdruck
u geben.
Die preußiſche Staatsregierung hatte zu gleicher Zeit
Staats=
niniſter Dr. Hirtſiefer auf den Garniſonskirchhof entſandt, um
ſemeinſam mit der Reichsregierung die Toten des Weltkrieges
ſurch einen Kranz zu ehren.
Von hier aus begab ſich der Reichskanzler zum Grabe des
ver=
ſorbenen Reichsminiſters Streſemann und legte in treuem
Ge=
ſenken an ſeine großen Verdienſte um die Befreiung der
Rhein=
ande auch dort einen Kranz der Reichsregierung nieder.
Enkhüllung einer Streſemann-Büſke im
Auswärligen Amf.
Berlin, 1. Juli.
Im Auswärtigen Amt iſt heute vormittag aus Anlaß der
theinlandbefreiung eine von der Hand Profeſſor Seegers
ge=
haffene Büſte des verewigten Reichsminiſters des Aeußern Dr.
btreſemann enthüllt worden. Das durch Spenden der
Auslands=
eutſchen ermöglichte Bildwerk hat in unmittelbarer Nähe des
Saarbrücken, 1. Juli.
Aus Anlaß der Räumung des beſetzten Gebietes wurden auch
im Saargebiet große Kundgebungen veranſtaltet, die den Willen
für die Rückkehr des Gebietes zum Reich machtvoll zum Ausdruck
brachten. Die Feiern begannen mit Glockengeläut ſämtlicher
Kir=
chen, an das ſich Maſſenchöre, Platzkonzerte, Anſprachen und
ge=
meinſamer Geſang des Niederländiſchen Dankgebetes ſchloſſen.
Ueberall war die Teilnahme der Bevölkerung, die ſich durch die
reich beflaggten Straßen bewegte, gleich lebhaft.
Der Deutſche Evangeliſche Kirchenkag zur
Rheinlandbefreiung.
Nürnberg, 1. Juli.
Der Deutſche Evangeliſche Kirchentag wendet ſich aus Anlaß
der Befreiung des Rheinlandes mit folgender Kundgebung an die
Oeffentlichkeit: Der Deutſche Evangeliſche Kirchentag ſendet den
evangeliſchen Kirchen und Gemeinden der Weſtmark zu dem Tage,
an dem ſie von fremder Gewalt frei wird, in brüderlicher
Ver=
bundenheit und herzlicher Mitfreude den Dankesgruß und
Segens=
wunſch des Kirchentages. Mehr als zehn Jahre haben ſie mit
allen Volksgenoſſen am Rhein geduldig den harten Druck
ge=
tragen und ſich treu und tapfer zur Schickſalsgemeinſchaft mit
Volk und Vaterland bekannt. Sie haben ſich ehrfürchtig unter
Gottes Fügung gebeugt und ſind in der Kraft des Glaubens
lebendig und tätig geblieben. Gott wolle ſie weiterhin reichlich
ſegnen und durch ſeinen Geiſt ſtärken. „Wer iſt der, der euch
ſchaden könnte, ſo Ihr dem Guten nachkommt?‟
Der 1. Juli in Mainz.
* Mainz, 1. Juli. (Priv.=Tel.)
Für Mainz war der geſtrige Dienstag ein Feiertag erſter
Ord=
nung, die Mainzer gaben ſich ungezwungen der Freude und dem
Jubel über die wiedergewonnene Freiheit hin. Die
Promenaden=
konzerte im Stadtpark, auf dem Schillerplatz und der Kaiſerſtraße
übten ſtärkſte Anziehungskraft aus. Ein Flieger tummelte ſich
über Mainz und zeichnete in Rieſenlettern an den Himmel
„Frei!” Am Abend ging Schillers Freiheitsdrama „Wilhelm
Tell” im Stadttheater über die Bühne. Zu Beginn ſprach
In=
tendant Klitſch einen Prolog auf die Freiheit. Nach dem
The=
ater begann der große Fackelzug der Mainzer Vereine,
Korpo=
rationen, Innungen und Studenten. Herrlich das Bild der
mar=
ſchierenden Kolonnen mit Fackeln, Muſikkapellen, Fahnen und
Standarten und Emblemen. Die Häuſer alle feſtlich illuminiert,
Abertauſende von flackernden Lichtchen an den Fenſtern,
Licht=
guirlanden an den Monumentalbauten, die hiſtoriſchen und
kirch=
lichen Gebäude von Scheinwerfern beſtrahlt. Ueber eine halbe
Stunde dauerte der Zug, der ſich durch die Hauptſtraßen der Stadt
bewegte, überall mit Begeiſterung begrüßt, beſonders der Matroſe,
der die Kriegsflagge des Marinevereins trägt. Auf dem Halleplatz
wurden die Fackeln zuſammengeworfen und mit dem Abſingen des
Deutſchlandliedes fand der Zug ſein Ende. Dann ſetzte ſich das
Leben und Treiben in den Straßen und Lokalen fort. Mainz iſt
noch ohne Raſt und Ruhe, kann ſein Glück kaum faſſen. Eine
herr=
liche Sommernacht am Rhein, die keiner vergeſſen wird, der ſie
miterleben durfte.
Auch in den übrigen heſſiſchen Städten, wie Worms,
Oppenheim, Alzey, fanden Befreiungsfeiern ſtatt, wobei
Mitglieder der heſſiſchen Regierung Anſprachen hielten.
Die Befreiungsfeier in Speyer.
Bei der in Speyer abgehaltenen Befreiungsfeier hielt der
Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, Treviranus, eine Rede,
in der er u. a. ausführte: Grenzland ſeit dem 30jährigen Kriege
bis 1871, hat die alte Pſalz oft genug den Einmarſch fremder
Heere und harte Beſetzungszeiten erduldet. Als 1918 aufs neue
Fremde die Herrſchaft über dieſes Land antraten, fanden ſie eine
Bevölkerung vor, die, im Leid geſtählt, mit allen Faſern am
Hei=
matboden hing. Die Pfalz hat allen Stürmen drinnen und
drau=
ßen getrotzt; ſtille Helden haben Haus und Hof verlaſſen müſſen.
Die in der Heimat Zurückbleibenden haben mit
zuſammengebiſſe=
nen Zähnen ausgeharrt in unerſchütterlicher Treue zum
Vater=
lande. Das deutſche Volk dankt an dieſem Ehrentage der Pfalz
für die in den hinter uns liegenden Jahren bewieſene Treue.
In Trier.
Die faſt 2000 Jahre alte deutſche Stadt Trier zeigte am
Montag ein farbenfreudiges Bild. Kein Haus war unbeflaggt.
Am Abend glühten in den Straßen Hunderttauſende von Lampen
auf, die der Stadt ein faſt zauberhaftes Bild verliehen. Um 11.30
Uhr ſtrömten die Maſſen zum Paradeplatz, auf dem die
mitternächt=
liche Befreiungsfeier ſtattfand. Schätzungsweiſe hatten ſich dort
etwa 25 000 Perſonen eingefunden. Um 12 Uhr begann die Feier.
Fünf Minuten vor 12 Uhr traf der letzte Läufer des von der
Stadt Saarbrücken veranſtalteten Staffettenlaufes in Trier ein,
an dem im ganzen 450 Läufer teilgenommen hatten. Er
über=
reichte dem anweſenden Saarbrücker Oberbürgermeiſter Dr. Neikes
die Staffette, die den Gruß der Stadt Saarbrücken an die Stadt
Trier enthielt. Es folgten dann die üblichen Feſtreden.
D. Dr. M. Schian.
Am Himmelfahrtstag 1922 wurde der Deutſche Evangeliſche
Kirchenbund begründet. Satzungsgemäß hält er alle drei Jahre
einen großen Kirchentog, bei dem alle dem Bund angeſchloſſenen
28 Landeskirchen vertreten ſind. 1924 fand die Tagung in Bethel
ſtatt, 1927 in Königsberg; der dritte Kirchentag wurde 1930 nach
Nürnberg einberufen. Vorher aber nahmen ſeine Mitglieder an
der Gedächtnisfeier der Augsburgiſchen Konfeſſion in Augsburg
teil. Dieſer Kirchentag iſt ſoeben geſchloſſen worden. Ein
Rück=
blick, der das Wichtigſte der Tagung heraushebt, lohnt ſich.
Die große Gedächtnisfeier in Augsburg (24.—26. Juni)
iſt, das darf man wohl ſagen, trefflich gelungen. Das bedeutet
mehr, als wenn man ahnliches von irgendeiner feſtlichen
Ver=
anſtaltung ausſagt. Denn es waren da allerhand Bedenken,
Fragen und Sorgen zu überwinden. Die Augsburgiſche
Kon=
feſſion iſt das Bekenntnis der lutheriſchen Reformation; die
Reformierten taten dabei nicht mit. Zum Kirchenbund aber
ge=
hören lutheriſche, reformierte und unierte Kirchen. Waren
Refor=
mierte und Unierte bereit, mitzufeiern, ſo ergab ſich immerhin,
daß die Tatſache ihres Mitfeierns die beſondere lutheriſche Note
etwas abſchwächen mußte. Auch hat die Augsburgiſche Konfeſſion
durch ihren eigentlichen Bearbeiter Melanchthon nach 1530 manche
kleine Aenderungen erfahren; und jedermann weiß, daß,
wäh=
rend die ſtrengen Lutheraner die „unveränderte” Auguſtana auf
den Schild hoben, die Reformierten der veränderten Form näher
ſtehen. Schließlich iſt natürlich Sinn und Geltung eines
umfäng=
lichen Lehrdokuments des 16. Jahrhunderts überhaupt nicht
un=
umſtritten. Es darf mit Freude feſtgeſtellt werden, daß die
Ge=
meinſamkeit der evangeliſchen Kirchen ſtark genug war, um dieſe
Schwierigkeiten völlig in den Hintergrund treten zu laſſen.
Frei=
lich, die Lutheraner wollen im Herbſt nocheinmal für ſich feiern;
aber der eigentliche Gedenktag war dem Kirchenbund
vorbehal=
ten — die große Feier, die (wenn auch natürlich nicht jeder Satz,
der geſprochen wurde, jedem einzelnen Hörer gleichmäßig gefiel)
ohne jede Disharmonie verlaufen iſt, bedeutet eine ſchöne
Be=
kräftigung der Gemeinſamkeit der deutſchen evangeliſchen Kirchen.
Die Feier mußte aus geſchichtlichen Gründen in Augsburg
gehalten werden. Augsburg hat mehr als vier Fünftel
katholiſche Einwohner; ein knappes Fünftel iſt evangeliſch. Wie
würde die evangeliſche Feier in dieſe Umgebung paſſen? Aber
auch dieſe Sorge war überflüſſig. Die katholiſche Bevölkerung
Augsburgs gilt als freundlich=tolerant. Sie hat dieſen Ruhm
bewahrt. Sie freut ſich wohl auch des Umſtandes, daß Augsburg
durch die Auguſtanafeiern heuer ganz ſtark in den Mittelpunkt
des öffentlichen Intereſſes gerückt iſt. Sie hat an den der
Kir=
chenbundsfeiern vorangehenden hiſtoriſchen Feiern mit Freuden
teilgenommen; ſie nahm die Kirchentagsgäſte ſehr
entgegenkom=
mend auf; die Stadt grüßte durch ihren Oberbürgermeiſter in
außerordentlich geſchickter, taktvoller Weiſe in ihrem herrlichen
„Goldenen Saal”; kurz in dieſem Stück ging alles vortrefflich.
Heiß war’s in den Augsburger Gedenktagen. Aber auch die
Hitze wurde ertragen. Evangeliſches Gemeingefühl trug die
Teil=
nehmer. Vertreter faſt aller evangeliſchen Kirchengemeinſchaften
der Welt brachten Grüße. Sogar die franzöſiſchen
proteſtan=
tiſchen Kirchen ſchickten durch einen Vertreter „brüderliche
Grüße”, zum erſten Mal überhaupt, zum erſten Mal nach dem
Krieg! Die deutſchen Hauptredner — ſo namentlich D. Rendtorff
— zeigten ſich ihrer großen Aufgabe voll gewachſen. Eine ſchöne,
gelungene Feier!
Dann ſiedelte der Kirchentag nach dem evangeliſchen
Nürn=
berg über. Hier kam — neben feſtlichen Veranſtaltungen — die
geſchäftliche Arbeit. Wie verlief dieſer dritte Kirchentag?
Auch er brachte große, erhebende Eindrücke. Dahin rechne
ich die evangeliſche Kundgebung am Hauptmarkt, mit
Beleuch=
tung der Sebalduskirche, der Burg und der Häuſer am Markt.
Eine wuchtige Anſprache von D. Wolff (Aachen), durch
Laut=
ſprecher für viele, viele Tauſende verſtändlich gemacht, bildete
den Mittelpunkt. Ein Fackelzug von 5000 Fackeln wirkte
impo=
ſant. Das war eine Volksfeier erſten Ranges.
Gut war auch die Begrüßung des Kirchentags durch die
Stadt im wundervollen Rathausſaal. Man kam, da der
Feſt=
gottesdienſt etwas länger als geplant gedauert hatte, reichlich
ſpät zu dieſer Begrüßung; aber ſie verlief gut.
Wemiger glücklich war der Gang einer rieſigen Volksverſammlung
von 15 000 und mehr Menſchen. Der Vortrag war viel zu
aka=
demiſch gehalten; er konnte die Maſſen nicht packen. Ein Fehlgriff,
aus dem die Verantwortlichen nicht ſäumen werden, ihre Lehren
zu ziehen.
Und der eigentliche Kirchentag? Er hat die erforderlichen
geſchäftlichen Beſchlüſſe gefaßt. Er hat die Wahlen zu ſeinem
wichtigen ſtändigen Organ, dem Deutſchen Evangeliſchen
Kirchen=
ausſchuß, vollzogen. Das Alles ging glatt. Der Leitung des
Kirchenausſchuſſes, „namentlich dem Berliner
Oberkirchenrats=
präſidenten D. Kapler, wurde in betonter Form hohe
Anerken=
nung ausgeſprochen. Die Arbeit liegt in guten Händen. Das
iſt die Hauptſache. Das bisher noch zarte, junge Pflänzlein der
deutſchen evangeliſchen Gemeinſamkeit wird ſorglich gepflegt,
klüglich behütet. Wir freuen uns dieſer Pflege!
Der Kirchentag nahm ferner zwei Entſchließungen von
größ=
ter Bedeutung an. Die erſte war eine Kundgebung zur
Chriſtenverfolgung in Rußland, die zweite ſtellt die
Bedeutung der Kirche ins Licht und ruft zu „rechter
Kirchlich=
keit” auf. Beide ſind gut und nützlich, wenngleich ſie naturgemäß
an die Bedeutung der großen Sozialen Kundgebung in Bethel
1924 und der Vaterländiſchen Kundgebung in Königsberg 1927
nicht ganz herankommen. Bei beiderlei Kundgebungen kam es
leider zu kleinen Zwiſchenfällen. Zum erſten Male war ein
religiöſer Sozialiſt Mitglied des Kirchentags, ein junger badiſcher
Pfarrer. Er bekam zur erſtgenannten Kundgebung das Wort
und ſprach — ja, wie ſoll man es ſagen? — etwa wie zuweilen
ein kommuniſtiſcher Abgeordneter im heſſiſchen Landtag ſpricht;
wobei dann die nchtkommuniſtiſchen Abgeordneten, auch die
Seite 2
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Nummer 181
Sozialdemokratiſchen raſch den Saal zu verlaſſen pflegen. So
ſprach dieſer religiöſe Sozialiſt. Kein Wunder, daß der
Kirchen=
tag ſehr unruhig wurde! Bei der zweiten Kundgebung
verwei=
gerte die Mehrheit ihm das Wort. Beſſer, er hätte das Wort
bekom=
men, und die anderen Abgeordneten hätten den Saal verlaſſen!
Natürlich wird dieſer Sozialiſt das Verhalten des Kirchentags
nicht auf ſein eigenes wirklich unqualifizierbares Verhalten
zu=
rückführen, ſondern als gegen den religiöſen Sozialismus
ge=
richtet bezeichnen. Tatſachen gelten bei ihm nichts; das wurde
jedem Hörer deutlich. Nun, wir nehmen von dieſem kurzen
Zwiſchenfall mit Bedauern Kenntnis. Das Bedauern gilt vor
allem dem Umſtand, daß der religiöſe Sozialismus durch einen
Vertreter dieſer Art zu Worte kam, mit dem eine ſachliche
Auseinanderſetzung unmöglich iſt.
Der Deutſche Evangeliſche Kirchenbund wird ſeine großen
Aufgaben weiter erfüllen. Die große Einigkeit beſteht und wird
weiter beſtehen.
Die Befreiungsfeier am Riederwalddenkmal.
Rüdesheim, 1. Juli.
Tauſende von Menſchen hatten ſich um die Mitternacht auf
dem Niederwald zur Befreiungsfeier eingefunden. Ein Wald von
Fahnen der Vereine aus Rüdesheim und dem ganzen Rheingau
wehte vor dem Nationaldenkmal. Um die Mitternachtsſtunde
leiteten Glockengeläute, das Heulen der Schiffsſirenen und
Böller=
krachen die Befreiungsſtunde ein. Die verſammelten
Feuerwehr=
kapellen von Rüdesheim, Geiſenheim, Aßmannshauſen intonierten
das Altniederländiſche Dankgebet. Langſam ſtiegen links und
rechts vom Niederwalddenkmal die ſchwarz=rot=goldene und die
ſchwarz=weiße Fahne am Maſt empor. Landrat Dr. Mülhens hielt
die Weiherede. Nach dem begeiſtert aufgenommenen Hoch folgte
das Deutſchlandlied. Ein Fackelzug nach Rüdesheim, wo die Fackeln
zuſammengeworfen wurden, bildete den Schluß der erhebenden
Feier.
Auf dem Feldberg (Taunus).
Der Große Feldberg iſt mit der Geſchichte des deutſchen Volkes
ſo eng verbunden, wie kaum ein anderer unſerer deutſchen Berge.
Vor zweitauſend Jahren ſchon lief über ſeinen breiten Rücken der
Limes, er bildete durch zwei Jahrhunderte die Grenze zwiſchen
em römiſchen Reich und den Gauen unſerer germaniſchen
Vor=
fahren. Die feierliche Stille auf dem Feldberge wurde durch die
einmarſchierenden Kolonnen der feindlichen Heere im Jahre 1918
unterbrochen. Der Feldberg wurde der wichtigſte ſtrategiſche
Punkt des beſetzten Gebietes und zugleich die am weiteſten nach
Oſten vorgeſchobene feindliche Baſtion. Nun iſt der Spuk vorbei;
die Schritte der fremden Sodateska ſind verklungen wie diejenigen
der römiſchen Legionäre.
Das war der äußere Anlaß für die Deutſche Befreiungs=
Zielfahrt zum Großen Feldberg, die der Deutſche Touren=
Auto=
mobil=Club e. V. in der Nacht zum 1. Juli veranſtaltete. Und
dieſe Zielfahrt hat einen außerordentlich großen Anklang ſowohl
bei den deutſchen Automobiliſten als auch bei der Bevölkerung der
Umgebung gefunden. Es waren an die 500 Autos nach dem
höch=
ſten Berg im Taunus gekommen, und an der Befreiungsfeier
nahmen nach vorſichtiger Schätzung 30000 bis 35 000 Menſchen
teil. Ein Höhenfeuerwerk und das Deutſchlandlied bildeten einen
erhebenden Abſchluß der Feier.
In Kehl.
Der Zuſtrom zu der nächtlichen Befreiungsfeier in der im
feſtlichen Flaggenſchmucke prangenden Stadt war ungeheuer.
Pünktlich zur Mitternachtsſtunde erklangen die Glocken der
Keh=
ler Kirchen. Zwei Fackelzüge der Bürgerſchaft bewegten ſich von
den Endpunkten der Stadt nach dem von einer
vieltauſendköpfi=
gen Menſchenmenge umrahmten Rathausplatz. Bürgermeiſter
Dr. Luthmer hielt die Feſtrede, in der er dem Vaterlande die
Treue gelobte. Nach einem dreifachen Hoch auf das deutſche
Vaterland ſang die Menge das Deutſchlandlied. Landrat
Schin=
dele überbrachte die Grüße der badiſchen und der Reichsregierung.
Bald nach Mitternacht rückte von Karlsruhe und Offenburg
kommend, die Staatspolizei ein, die von jetzt an den
Sicher=
heitsdienſt übernimmt.
den pflichktrenen Eiſenbahnern.
Mainz, 1. Juli.
Anläßlich der Befreiung der rheiniſchen Lande erläßt der
Präſident der Reichsbahndirektion Mainz, Lochte, an ſämtliche
Beamten und Arbeiter des
Reichsbahndirek=
tionsbezirks Mainz folgenden Aufruf: „Mit der
Mitter=
nachtsſtunde iſt die Freiheit uns wiedergegeben! Zwölf Jahre
der Knechtſchaft mit unſagbaren Leiden, aber auch mit
helleuch=
tenden Beweiſen von Heldenmut, Pflichttreue und
unerſchütter=
licher Vaterlandsliebe liegen hinter uns! In der vorderſten
Miier Aeutſcer ndertongten.
Vom 19. bis 25. Juni fand in München der dritte deutſche
Tänzerkongreß ſtatt. In Abſtänden von zwei Jahren hatte der
erſte in Magdeburg, der zweite in Eſſen getagt. In dieſer Zeit
iſt die Zahl der Tänzerſchaft ſo ſtark gewachſen, daß Hans
Bran=
denburg mit Recht von einem großen Volk ſprechen konnte. Es
iſt bezeichnend, daß dieſe durch die Zeitwende neu erwachende
Kunſt in Deutſchland, das immer wieder kulturell den ſtärkſten
Lebenswillen bewährt, ihre intenſivfte Steigerung und extenſivſte
Ausdehnung hat. Diejenigen der auswärtigen Gäſte, die nicht
Tänze ausgeprägt nationalen Charakters zeigten, waren ſichtlich
beeinflußt von den heute in Deutſchland herrſchenden Richtungen.
Es iſt gut, den Begriff des „Volks” der Tänzer feſtzuhalten.
Ihm entſpriht der wiederholt auf der Tagung geäußerte Wunſch
nach einer einheitlichen, umfaſſenden Geſamt=Organiſation. Wie
in einem Volk findet ſich auch hier eine Gliederung in Schichten,
die ſich immer deutlicher ausprägen. Die breiteſte und darum
am wenigſten ausgebildete Schicht ſtellen die Maſſen der
Be=
wegungschöre. In dieſen letzteren wird dem Laien=Tänzer ohne
weitgehende techniſche Schulung die Möglichkeit gegeben, als
Glied einer großen Körperſchaft Künſtleriſches zu leiſten und zu
erleben. Die Bewegungschöre ſind nicht in erſter Linie für
Zu=
ſchauer, ſondern die Beteiligten feiern hier gemeinſam Arbeit
und Feſt. Rudolf von Laban betonte in ſeinem Vortrag gerade
dieſe Gemeinſchafts=Erziehung durch den Laien=Tanz und warnte
vor ſeiner Vermiſchung mit dem Kunſt=Tanz. Laban leitete auch
zuſammen mit Gleisner und Knuſt die „Laientanz=Feier”
in der ſtarke und ſchöne Gruppenſpiele und Tänze die
verwöhn=
ten Zuſchauer ſtundenlang pauſenlos im Bann hielten.
Erſtaun=
lich war die Zuſammenarbeit der Chöre, die aus ſechs
verſchie=
denen Städten gekommen waren und nur acht Tage gemeinſam
gearbeitet hatten. Man hatte die Spiele in der
Bewegungs=
ſchrift Labans notiert, ſo daß jede Gruppe ſchon vorher das
gemeinſame Werk üben konnte. Beſonders beachtenswert war die
pädagogiſche Leiſtung von Jenny Goertz. Ihre Proletarier=
Kinder führten und geſtalteten Gruppen, ordneten ſich aber dann
ſofort wieder einem anderen Führer unter, alles ohne Worte,
nur kraft ihrer Bewegungsſrrache. Der Leipziger „Proletariſche
Tanzring” unter Zimmermann gewann anfänglich durch
Friſche und Einfachheit, erregte aber dann den laut geäußerten
Unwillen des Publikums durch ermüdende Länge.
Iſt der Laien=Chor die unterſte breite Schicht des Tanz=
„Volks”, ſo bilden die Gruppen die Mitdelſchicht. Dieſe arbeiten
Oſtpreußen, Oberſchleſien und Oeſterreich haben der befreiten
Rhein=
provinz ihre Glückwünſche dargebracht.
Das Thüringer Kabinett befaßte ſich mit dem neuen
Deckungspro=
gramm der Reichsregierung und lehnte den Text bis auf die
Ledigen=
ſteuer ab.
In der geſtrigen Sitzung des Berliner Stadtrats kam
es bei einer Ausſprache über die ,Haushaltsbeſtimmungen zu einer
Schlägerei zwiſchen Kommuniſten und
National=
ſozialiſten, die erſt durch eingreifende Polizeibeamte beendet
werden konnte.
In Breslau kam es nach der Befreiungsfeier, die die hieſige
Garniſon mit einem Zapfenſtreich auf dem Platz der Republik feſtlich
beging, zu Zuſammenſtößen zwiſchen etwa 2000
Natio=
nalſozialiſten, die ſingend und rufend durch die Stadt zogen,
und der Polizei.
Nach einem Beſchluß des Geſamtminiſteriums wird der
Sächſi=
ſche Landtag für Donnerstag, den 10. Juli, nachmittags
13 Uhr, nach Dresden einberufen.
Flugzeuge der Polniſchen Fliegerſchule in Graudenz haben an der
Grenze im Raume des Garnſees Uebungsflüge ausgeführt, wobei ein
Flugzeug bei Wolken= und Nebelbildung am Montag früh die
Reichs=
grenze in Richtung Seubersdorf überflogen hat und etwa 1,5 Kilometer
landeinwärts eingedrungen iſt.
Durch Verfügung des polniſchen Staatspräſidenten vom 29. Juni
iſt die Seſſion des Schleſiſchen Seims vertagt worden. Die Verfügung
enthält keinerlei Beſtimmungen über den Termin des
Wiederzuſammen=
tritts. Die für geſtern angeſetzte Vollſitzung des Schleſiſchen Seims iſt
auf Grund dieſer Verfügung überhaupt nicht zuſammengetreten.
Nach amtlichen Berichten über den Verlauf des Moskauer
Partei=
kongreſſes am 29. Juni haben die Führer der Rechtsoppoſition, Tomſki
und Rykow, in dieſer Sitzung Erklärungen abgegeben, die eine
voll=
ſtändige Unterwerfung unter die Richtlinien der
Parteimehrheit bedeutet. Ihre Unterwerfung ſtellt einen
voll=
kommenen Sieg Stalins dar.
Die albaniſche Regierung hat ſich für die Ermordung des in
Sku=
tari erſchofſenen italieniſchen Leutnants Cheſti entſchuldigt. Der
Mini=
ſterpräſident und eine Abordnung der Kammer haben der italieniſchen
Geſandtſchaft ihr Beileid ausgedrückt.
Der Entſchließungsantrag über den Bau eines Kanaltunnels
wurde vom engliſchen Unterhaus mit 179 gegen 172 Stimmen
abge=
lehnt.
Die engliſche Regierung hat beſchloſſen, eine
Handels=
delegation nach dem Fernen Oſten zu entſenden, um
die Möglichkeiten einer Hebung des Abſatzes von engliſchen
Baum=
wollerzeugniſſen zu unterſuchen.
Dem Präſidenten der ehemaligen Hohen Interalliierten
Rheinland=Kommiſſion, Tirard, iſt das Großkreuz der
Ehrenlegion verliehen worden.
Der Präſident des allindiſchen Nationalkongreſſes, Pandit
Motilal Nehru, iſt wegen Störung des politiſchen Friedens zu
ſechs Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Nach Berichten aus La Paz in Bolivien ſcheint die
Militär=
diktatur unter General Galinda allgemein Zuſtimmung gefunden
zu haben. Die Lage in La Paz iſt gegenwärtig ruhig. Das Ziel
der Revolution war, wie in einem amtlichen Bericht feſtgeſtellt
wird, der Schutz der Verfaſſung, um zu verhindern, daß die
Amts=
dauer des Präſidenten unrechtmäßig verlängert werde.
Reihe des rheiniſchen Volkes ſtanden die Eiſenbahner. Ich grüße
am heutigen Tage Alle, im Innerſten bewegt von der Größe
dieſer Stunde. In den Tagen der Not ſtanden wir alle in
eng=
ſter Kameradſchaft zu einander „Pflegen wir auch weiter dieſen
Geiſt der Gemeinſchaft, der uns Großes erreichen ließ und für
die Zukunft die Ueberwindung alles Ungemachs allein verbürgt!
Aus dem gleichen Anlaß hat der Reichspoſtminiſter an alle
beteiligten Beamten Angeſtellten und Arbeiter
der Deutſchen Reichspoſt in den jetzt geräumten
Gebieten das nachſtehende Danktelegramm gerichtet, dem ſich
der Präſident der Oberpoſtdirektion Darmſtadt angeſchloſſen hat.
„Nachdem nunmehr die dritte und letzte Zone von dem Druck
der Beſetzung befreit iſt, liegt es mir am Herzen, allen Beamten,
Angeſtellten und Arbeitern für ihr pflichttreues und opferwilliges
Verhalten während der langen Beſatzungszeit, den wärmſten
Dank und die vollſte Anerkennung namens der Deutſchen
Reichs=
poſt auszuſprechen."
Ikalien und die Räumung.
Die Räumung des Rheinlandes findet in der italieniſchen
Oeffentlichkeit lebhaften Widerhall. Alle Blätter berichten an
er=
ſter Stelle von dem Abzug der franzöſiſchen Truppen und den
ein=
drucksvollen Feiern der Bevölkerung. Der Mitarbeiter des „
Cor=
riere dellg Sera” erklärt, man könne die allgemeine Ergriffenheit
nicht miterleben, ohne von ihr berührt zu werden. Der „Popolo
di Roma” beſtätigt, daß die Bevölkerung, obgleich von einem
ſchwer zu unterdrückenden Jubel erfüllt, es doch verſtanden habe,
ſchweigend dem letzten Akt der Räumng beizuwohnen, der ihr
langes Märtyrertum beendet.
Eine engliſche Skimme zur Befreiung des
London, 1. Juli.
In einem Leitartikel über „Rheinland und Saar” ſagt
„Times”: Zum erſten Male in der Nachkriegszeit kommen die
Rheinländer ohne Einſchränkungen in den Genuß der
Rechts=
ordnung der republikaniſchen Verfaſſung von Weimar. Somit
iſt das große Ziel der „Erfüllungspolitik” Dr. Streſemanns
er=
reicht, und die Deutſchen tun recht daran, ſeiner mutigen
Staats=
kunſt gerade in dieſem Augenblick zu huldigen. Die
Freuden=
kundgebungen in den befreiten Gebieten werden ihren Höhepunkt
erreichen, wenn Reichspräſident von Hindenburg im Laufe
die=
ſes Monats ſeine ofſizielle Rundfahrt unternimmt. Der Beſuch
des greiſen Feldmarſchalls in dem Gebiet, das er nicht betreten
hat, ſolange ſich noch ein einziger fremder Beamter oder Soldat
darin befand, wird die völlige Rückkehr Deutſchlands in die
Stellung einer freien und gleichen Nation unter den
Großmäch=
ten der Welt bezeichnen. Streſemanns Nachfolger Dr. Curtius
erinnerte den Reichstag neulich daran, daß das Saargebiet noch
immer einem Regime unterſteht, das der deutſchen Induſtrie die
Verfügung über ihre Bodenſchätze entzieht. Die Ausbeutung
der Saarkohle war Frankreich als Entſchädigung für die von
den deutſchen Armeen zerſtörten franzöſiſchen Gruben gewährt
worden. Da die Kohlenförderung Frankreichs im Jahre 1919
nur ungefähr die Hälfte der Vorkriegsförderung erreichte, glaubte
man, daß Frankreich für die künftigen 15 Jahre weitere
Kohlen=
vorräte zur Verfügung haben müßte. Tatſächlich haben ſich die
Berechnungen als irrig erwieſen, und in Frankreich allein wird
jetzt mehr Kohle gefördert als vor 1914. Die Abſicht der
betref=
fenden Vertragsbeſtimmungen iſt daher bereits erfüllt. Ueber
die Wünſche der Einwohner beſteht kein Zweifel. Sie ſind mit
wenigen Ausnahmen Deutſche und wünſchen, ſobald als möglich
zu Deutſchland zurückzukehren. Das Ergebnis der
Volksabſtim=
mung, wenn es dazu kommen ſollte, ſteht nicht in Zweifel. Die
Rückkehr des Gebietes zu Deutſchland würde eine wichtige
deutſche Minderheit zu ihren Stammesangehörigen zurückführen,
und die dadurch in Deutſchland verurſachte Befriedigung würde
eine weitere Beſſerung der franzöſiſch=deutſchen Beziehungen mit
ſich bringen. Es liegt auch mindeſtens in einer Hinſicht im
fran=
zöſiſchen Intereſſe, die vertragliche Zeitgrenze nicht abzuwarten;
denn die Friſt von fünf Jahren bildet ein Tauſchobjekt, deſſen
Wert ſich durch Aufſchub ſtändig vermindert.
Die franzöſiſche Preſſe zur Rheinlandräumung.
EP. Paris, 1. Juli.
Ueber die Räumung der Rheinlande ſchreibt Marcel Rey
im „Petit Journal”: Eine tiefe Not erſchüttert Europa in dieſer
Stunde, in der ſich die Räumung vollzieht. In allen Ländern
Europas richten die Freunde des Friedens ihre Augen auf
Ber=
lin. Wenn Streſemann noch lebte, ſo hätte er ohne Zweifel die
Geſte getan, die ſie erwarten. Er hätte ſicher das Wort gefunden,
um in einer würdigen und nüchternen Botſchaft die Bedeutung
dieſes Tages zu beleuchten und den weiteren Weg zu zeigen. —
Das „Oeuvre” ſchreibt: „Die Rheinbrücken ſind geräumt. Jetzt
handelt es ſich darum, ſie nicht abzubrechen. Die „Ere Nouvelle‟
iſt der Anſicht, daß die freiwillige Räumung eine Bedeutung
habe, die ganz Europa intereſſiere. Alle Projekte über die
Eini=
gung würden damit ermöglicht. Die Räumung bedeute das Ende
einer Methode, aber auch den Anfang einer neuen Zukunft In
der Rechtspreſſe kommt das Bedauern über die Räumung offen
zum Ausdruck. „Nun iſt es geſchehen” ſchreibt das „Echo de
Paris”. „Wir können nicht mehr darauf zurückkommen. Die beſte
Friedensgarantie lag am Rhein. Sie iſt verſchwpunden und zu
gleicher Zeit das fühlbare Zeichen unſeres Sieges: Eine
Ge=
ſchichtsperiode ſchließt und eine neue beginnt, der wir nur mit
äußerſter Unruhe ins Auge ſchauen können. Indem wir Mainz
freigegeben haben, fürchten wir, Deutſchland befreit zu haben.”
Die Pariſer Nachmittagspreſſe vermerkt in erſter Linie den
vom Reichspräſidenten ausgeſprochenen Wunſch, daß die Rückkehr
des Saargebiets zum Mutterlande bald Wirklichkeit werden
möchte. „Was die Saar anbetrifft” ſchreibt der „Intranſigeant”
„ſo geſtehen wir ein, daß die deutſchen Manifeſtationen uns nicht
dazu ermutigen können, die Saar lediglich zur Freude für die
Deutſchen ihnen ohne weiteres ſofort zurückzugeben. Sie gehört
uns noch für 5 Jahre. An ihr machen wir uns für die
Zerſtörun=
gen unſerer Bergwerke und Fabriken in Nordfrankreich bezahlt.
Dieſe fünf Jahre ſind immerhin noch eine Zeitſpanne, während
der Deutſchland nichts anderes von uns verlangt.‟ Der „Temps”
iſt der Meinung, dieſe Art, das Saarproblem in die vorderſte
Linie der Hauptſorgen des Reiches zu ſtellen und es als das
unmittelbare Ziel der Berliner Aktion zu bezeichnen, ſei nicht ſehr
politiſch.
mit techniſch Ausgebildeten und Begabten auf künſtleriſche
Ge=
ſtaltung hin. Aus dieſer Schicht wächſt die höhere der Soliſten.
Bei dieſer Tagung wurde bewußt auf Solo=Tanz verzichtet,
wo=
bei aber die führenden Perſönlichkeiten im Zuſammenwirken mit
ihren Gruppen auftraten.
Bei den Gruppen zeigte ſich eine polare Spannung zwiſchen
zwei gegenſätzlichen Einſtellungen. Die Einen — ich möchte ſie
die Subſtantiellen nennen — geſtalten aus dem Gehalt
heraus. Für ſie iſt Ausdruck alles. Sie haben ihren Urſprung in
der immerwährenden Neigung der deutſchen Kunſt zur
Inner=
lichkeit. Ihr Ziel wäre Tiefe, effektloſe Weſentlichkeit und
letzt=
lich Kult. Ihre Gefahr liegt im Edel=Schwülftigen. Die
Ande=
ren — die Aktuellen — ſind kühle und könnende Berechner
der Wirkung. Sie ſpotten über alles Mögliche und ſich ſelbſt.
Die Stärke ihrer Einfälle liegt in Nüance, Witz, Tempo, im
„Keſſen” im Theater=Effekt. Ihre Gefahr iſt Leere. Die
Sub=
ſtantiellen und Aktuellen neigen zu gegenſeitiger ſcharfer
Ableh=
nung, was der Kongreß öfter bewies. Sehr ſchade, wenn
Zei=
tungen von Rang nur die eine Art gelten laſſen!
Ausgeprägte Vertreter der ſubſtantiellen Richtung ſind etwa:
Laban Wigman, Jooß, Jutta Klamt, Heide Woog,
Noſalie Chladek, Dorothee Günther, Kratina, Gertrud
Kraus und die ieiſten Schüler von Laban und Wigman. Eine
der Spitzenleiſtungen des Kongreſſes war die „Gaukelei” von
Laban und Jooß, die bejubelt wurde. Sie ſind die einzigen
Tanz=Regiſſeure, welche die geheimnisvolle Macht der Bewegung
wiſſen und beherrſchen. Die „Gaukelei” hatte erſchütternde
Mo=
mente, wo alle Zuſchauer den Atem anhielten. Die Klamt=
Gruppe war reich an tiefen Form=Ideen, Heide Woogs Gruppe
bedeutend in ihrer dynamiſchen Wucht und in der Geſchloſſenheit
der räumlichen Geſtaltung, die Gruppe Chladek ſpielte in
feiner Muſikalität. Eine ganz prachtvolle barbariſche Suite zeigte
die ſaubere, durchdachte Arbeit der Günther=Schule; ihr
Ge=
räuſch=Orcheſter löſte helle Begeiſterung aus. Kratina brachte
zwei ſtrafſe Märſche und ein Traumſpiel, Kraus ergriff durch
Ghetto=Lieder.
Unter den „Aktuellen” bot Günther Heß eine luſtige, nicht
ganz geſchloſſene Kinoperſiflage, Ruth Loeſer eine kecke Suite,
Cläre Eckſtein die den Darmſtädtern bekannte „Soiree”, die
freundlich aufgenommen wurde, Wulff eine kühl=ironiſche
Handlung von Pi=abia, und die Folkwang=Männergruppe
ein charmantes Quartett.
Außerhalb dieſes Gegenſatzes von Suſtantiellem und
Aktu=
ellem war die Theater=Spitzenleiſtung „Coppelia” der ſtädtiſchen
Oper zu Berlin, die begeiſterten Beifall fand, eine geſchloſſene
Aufführung mit hervorragenden Soliſten: der anmutigen
Uhlen, den virtuos=dämoniſchen Abramowitſch und
Groke und dem durchaus männlich=charmanten Jens Keith.
Die freien Tanz=Gruppen Palucca und Skoronel
über=
ragen alle anderen durch präziſes Können, Formſtrenge und
ur=
ſprüngliches Tanz=Temperament. Die früher in Darmſtadt
tätige Manda von Kreibig tanzte mit ihrer Braunſchweiger
Gruppe einen phantaſievollen Farbenreigen.
Das weitgehendſte Wollen zeigten die tanzdramatiſche
Bear=
beitung von Glucks „Orpheus” durch Emmel und
Wall=
mann und das „Totenmal” von Thalhoff und Wigman.
Im „Orpheus” war die Gruppen= und Raumgeſtaltung
harmo=
niſch, jedoch der ſchöne, aber ungeiſtige Ted Shawn nicht am
Platze. Für das „Totenmal” war zum großen Teil aus privaten
Mitteln eine Feſtſpielhalle erbaut worden, um in einem Geſamt=
Kunſtwerk die Vereinigung von Wort, Tanz, Licht zu verſuchen.
Da nur erft einzelne Teile als Probe gezeigt wurden, kann das
Urteil nur vorläufig ſein. Die Wigman war groß wie immer.
Die Masken Goldſchmidts paßten ſich glücklich dem
tänzeri=
ſchen Bild an. Aber Talhoffs Sprache iſt nicht dichteriſch und
bleibt im Abgegriffenen. Auch konnten Geräuſchmuſik (die als
ſolche ſehr eindrucksvoll war), Sprechchor und Licht nicht als.
organiſche Einheit empfunden werden.
Von Vorträgen ſeien noch erwähnt: Schulz=Dornburg
gab eine geiſtvoll=witzige Situations=Schilderung „Tanz in der
Oper” mit dem Bedauern, daß die Regiſſeure und
Operndirek=
toren durch ihr Nichterſcheinen ihre Intereſſeloſigkeit für den
Tanz dokumentierten. Von ihm und anderen wurde immer
wieder dem Theater der Mißbrauch der Tänzer durch Statiſterie
vorgeworfen. Emmel fordert den körperlich durchgebildeten
Schauſpieler, Brandeburg die choriſche Bühne. Böhme gab
auf Grund. ausführlicher Vorarbeiten einen Bericht über die
ſoziale Lage der Tänzer. P. Muckermann S. J. umfaßte
alle tänzeriſchen Probleme durch den Hinweis auf das kultiſche
Ideal.
Ellie Bommersheim.
Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
— Mediziniſche Ehrung. Die Mediziniſch=Chirurgiſche
Geſellſchaft in Bologna erwählte Profeſſor Dr. Franz M. Groedel,
Frankfurt a. M.=Bad Nauheim, und Dr. Heinz Loſſen Frankfurt
a. M.=Darmſtadt, Vorſtände der Röntgenabteilung am Hoſpital zum
Heiligen Geiſt in Frankfurt a. M., zu ihren auswärtigen
korreſpmdie=
renden Mitgliedern.
Nummer 181
Zwiſchenfälle in Kaiſerslaukern.
Schwere Ausſchreikungen gegen Heparakiſten.
Kaiſerslautern, 1. Juli.
In der vergangenen Nacht kam es hier zu ſhweren
Ausſchrei=
tungen junger Leute gegen frühere Separatiſten. Zunächſt zogen
die Täter vor die Wohnung des Inſtrumentenhändlers Wallach
in der Theaterſtraße, wo ſie die große Schaufenſterſcheibe
zertrüm=
merten, in den Laden eindrangen und eine große Anzahl
Muſik=
inſtrumente zerſchlugen. Die Polizei mußte ſchließlich mit einer
Motorſpritze eingreiſen, um die Eindringlinge zu vertreiben;
dieſe verſuchten darauf ihr Glück bei dem Bürſtenhändler
Knob=
loch in der Eiſenbahnſtraße, deſſen im dritten Stock gelegene
Woh=
nung demoliert und ein Klavier aus dem Fenſter auf die Straße
geworfen wurde. In der ganzen Wohnung blieb faſt kein Stück
ganz. Nachdem die Burſchen auch hier von der Polizei vertrieben
worden wwaren, zogen ſie zu der Bürſtenhandlung Rinſche in der
Fackelſtraße; „ier wurde ebenfalls die große Schaufenſterſcheibe
eingeſchlagen, und alle Gegenſtände des Ladens wurden demoliert.
Die alarmierte Polizei zerſtreute die Eindringlinge.
Zu den bereits gemeldeten ſchweren Ausſchreitungen gegen
mehrere hieſige Einwohner, die früher der ſeparatiſtiſchen
Be=
wegung angehört hatten, erfahren wir ergänzend: Unter
Ab=
ſingen vaterländiſcher Lieder zogen ungefähr 300 Menſchen durch
die Bahnhofſtraße zum Geſchäftslokal der Bürſtenfabrik Knobloch.
Vorerſt begnügten ſich die Angreifer damit, die Schaufenſter zu
zertrümmern, wobei der Ruf: „Rache an den Verrätern!” zu
hören war. In der Nähe befindet ſich die Firma Rinſche, deren
Inhaber ebenfalls als Separatiſt bekannt war. Auch hier wurden
die Fenſter eingeſchlagen, die Ladeneinrichtung zertrümmert und
die Waren auf die Straße geworfen. In geſchloſſenem Zuge ging
es weiter zum Inſtrumentenhaus Wallach, wo man Inſtrumente
aller Art auf die Straße warf und die Rolländen abriß. Auf der
Straße bildeten dieſe Gegenſtände einen wüſten Trümmerhaufen.
Nun ging es wieder zu Knobloch zurück, wo die Menge das
ver=
ſchonte Ladeninnere ausräumte und dann in den dritten Stock
vor=
drang. Alles, was irgend zu entfernen war, wurde auf die
Straße heruntergeworfen und das Hausinnere dann in Brand
geſteckt. Die Feuerwehr mußte ausrücken und den entſtehenden
Brand löſchen.
Belgiens Ankwork auf Briands Memorandum.
EP. Brüſſel, 1. Juli.
Die belgiſche Antwort auf das Memorandum Briands wird
von den zuſtändigen Stellen ausgearbeitet. Die Note dürfte in
einigen Tagen fertiggeſtellt ſein und Ende nächſter Woche nach
Paris abgehen. Sie wird eine freudige Zuſtimmung zu dem
Briandſchen Memorandum ſein, aber auch eine wichtige
Bemer=
kung enthalten, die in den übrigen Ländern Europas ſicher mit
größtem Intereſſe vermerkt werden wird. In gutunterrichteten
Kreiſen verlautet, Außenminiſter Hymans werde in der
Antwot=
note die Anſicht zum Ausdruck bringen, daß nicht die
Poli=
tik die Wirtſchaft beherrſchen müſſe, welchen
Standpunkt Briand vertritt, ſondern
umge=
kehrt, die Wirtſchaft müſſe vor der Politik den
Vorrang haben. Dem wirtſchaftlichen Faktor müſſe in der
heutigen Lage Europas die erſte Stelle vor politiſchen
Erwägun=
gen eingeräumt werden. Es dürfe zummindeſten kein
Unterſchied zwiſchen den beiden Problemen
gemacht werden. Die Note wird beſtimmte Fälle, wie z. B.
den Mißerfolg der Zollfriedenskonferenz, aufnehmen. Daraus
und aus der allgemeinen wirtſchaftlichen Depreſſion wird der
Schluß gezogen, daß man ſich vielmehr noch als bisher mit den
wirtſchaftlichen Notwendigkeiten Europas beſchäftigen müſſe.
49. Deutſcher Verzkekag in Kolberg.
Einigung der Aerzte. — Gegen die Novelle der
Reichsver=
ſicherungsordnung. — Der Arzt iſt kein Gewerbetreibender. —
Reichsärztekammer. — Ausbau der Geſundheitsfürſorge. —
Volks=
medizin und wiſſenſchaftliche Heilkunde. — Reform der ärztlichen
Prüfungsordnung.
Die Tagung der deiiſchen Aerzte in Kolberg in der letzten
Juniwoche wurde wiederum eingeleitet durch eine nichtöffentliche
Tagung des Hartmannbundes (Verband der Aerzte zur Wahrung
ihrer wirtſchaftlichen Intereſſen — Leipziger Verband). Der
Führer der deutſchen Aerzte und Vorſitzende des Aerztetages,
Geh. San=Rat Dr. med. et Dr. rer. pol. h. c. Stauder,
kenn=
zeichnete in ſeinen Eröffnungsanſprachen die Not und die Ziele
des Aerzteſtandes und wies darauf hin, daß ſtraffe Einigung und
ſtarke Führung heute mehr als je not täten. Aerztegruppen, die
in letzter Zeit ihre Intereſſen geſondert zu vertreten ſuchten,
haben ſich in gemeinſchaftlicher Arbeit zuſammengeſchloſſen. Die
in der Notgemeinſchaft deutſcher Aerzte zuſammengeſchloſſenen
Jungärzte ſind jetzt als Sondergruppe im Aerzteverband
vertre=
ten und die Vereinigung der praktiſchen Aerzte hat ihre
Organi=
ſation aufgelöſt und iſt im Aerzteverband aufgegangen. In der
Novelle zur Reichsgewerbeordnung ſieht die deutſche Aerzteſchaft
eine beſondere Gefahr ſowohl für die Freiheit ihres Standes
wie für die Volksgeſundheit im allgemeinen. Der Referent Dr.
Ritter betonte, daß die Aerzteſchaft die Notwendigkeit einer
Re=
form anerkenne, aber nur inſoweit, als dieſe wirklich dem Schutze
der wirtſchaftlich Unſelbſtändigen diene. Sie geben jedoch ihrer
Empörung Ausdruck, daß ihnen über die bereits beſtehenden
weitere Minderungen ihrer Nechte aufgezwungen werden ſollen.
Notwendig ſei vor allem, das Mitverantwortungsgefühl der
Ver=
ſicherten zu ſtärken und den Willen zur Selbſthilfe zu fördern.
Wenn man die Verſicherungspflichtigen zu den Koſten der
Kran=
kenbehandlung heranzieht, erſchwert man den Minderbemittelten
und Verheirateten die Inanſpruchnahme der ärztlichen Hilfe.
Für die freiwillige Weiterverſicherung ſolle eine mindeſtens
ein=
jährige vorausgegangene Pflichtverſicherung Bedingung ſein. Die
Möglichkeit, die Zulaſſung neuer Kaſſenärzte zu ſperren, bedeutet
für den ärztlichen Nochwuchs eine ungeheure Erſchwerung der
Niederlaſſung. Gegen die Beſtrebung der Regierung, die Aerzte
als Gewerbetreibende anzuſehen, erhebt die Verſammlung
ſchärf=
ſten Proteſt und fordert mit Entſchiedenheit die Vorbereitung
einer Reichsärztekammer. Die Aerzte müſſen verlangen, daß das
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Seite 3
Abſtimmungen in Reichstag.
der Ekat des Außenminiſteriums und des Reichsarbeitsminiſteriums verabſchieget.
Die Mißkrauensankräge gegen Curkius und Siegerwald abgelehnk.
Der Reichstag für beſchleunigke Beſthilſe.
Berlin, 1. Juli.
Im Reichstag machte heute zu Beginn der Sitzung Präſident
Loebe Mitteilung von einem Glückwunſchſchreiben des
öſter=
reichiſchen Nationalrates aus Anlaß der Rheinlandräumung.
Dann wurde mit allen gegen die Stimmen der Kommuniſten
der geſtern eingebrachte Antrag auf ſchleunige geſetzliche
Feſt=
legung der Weſthilfe angenommen. Darauf wurde die zweite
Beratung des Haushalts, des Reichsarbeitsminiſteriums beendet.
In der Debatte nahm auch nochmals Reichsarbeitsminiſter Dr.
Stegerwald das Wort. Es folgten die in der vorigen Woche
zu=
rückgeſtellten Abſtimmungen zum Haushalt des
Reichsminiſte=
riums des Aeußeren. Der Mißtrauenstantrag gegen den
Außen=
miniſter Dr. Curtius wurde in namentlicher Abſtimmung mit 283
gegen 121 Stimmen abgelehnt. Der Etat wurde in der
Ausſchuß=
faſſung unter geringen Aenderungen mit einer Anzahl
Ent=
ſchließungen angenommen. Darauf folgten die Abſtimmungen
zum Haushalt des Reichsarbeitsminiſteriums. In namentlicher
Abſtimmung wurde der kommuniſtiſche Mißtrauensantrag gegen
den Reichsarbeitsminiſter mit 209 gegen 61 Stimmen bei 133
Enthaltungen der Sozialdemokraten abgelehnt. Der Haushalt
wurde in der Ausſchußfaſſung angenommen. Ebenſo fand das
internationale Uebereinkommen über den Heuervertrag der
Schiffsleute Annahme. Gegen 7.15 Uhr vertagte ſich das Haus
auf morgen 3 Uhr.
Reichsralsenkſcheidung am Donnerstag.
In der Innenpolitik herrſchte auch am Dienstag ziemliche
Ruhe. Die Deutſchnationalen beſchäftigten ſich in einer
Fraktionsſitzung mit den neuen Steuerplänen. Auch die
Volkspartei trat zuſammen, hat aber von irgendwelchen
Beſchlüſſen Abſtand genommen. Man will erſt
ein=
mal die Freitagſitzung des Zentralvorſtandes abwarten.
Außer=
dem herrſcht überhaupt das Beſtreben vor, mit irgendwelchen
Beſchlüſſen nicht eher hervorzutreten, als bis am Donnerstag der
Reichsrat geſprochen hat. Die Geſetze werden dann ſofort dem
Reichstag zugehen. Es iſt aber kaum damit zu rechnen, daß
be=
reits am Samstag mit der Beratung im Plenum begonnen wird.
Man wird die erſte Leſung vielmehr auf Montag verſchieben und
dann die Vorlagen ſofort den Ausſchüſſen überweiſen.
Die Reform der Anleiheberakungsſtelle.
Am Ende der Woche tritt in Berlin eine Konferenz der
Län=
dervertreter zuſammen, um die Reform der Anleiheberatungsſtelle
vorzunehmen. Der Konferenz liegen Richtlinien des
Reichs=
finanzminiſteriums zugrunde, die den Länderregierungen bereits
zugegangen ſind. Danach ſoll die Konſtruktion der Beratungsſtelle
im weſentlichen unverändert bleiben. In Zukunft wird jedoch
der Verwendungszweck und die Dringlichkeit der Anleihe nicht
mehr von der Beratungsſtelle, ſondern von der zuſtändigen
Zen=
tralbehörde der Länder geprüft. Die Länder müſſen die Erklärung
abgeben, daß ſie die Zweckmäßigkeit und produktive Verwendung
der Anleihe geprüft und in bejahendem Sinne beanwortet haben.
Die Beratungsſtelle will dagegen nur die anleihetechniſche Seite
der Anleihe unterſuchen, was auch auf kommunale Anleihen
aus=
gedehnt wird. Die Beratungsſtelle erhält das Recht, Einſprüche
zu erheben und Aenderungen der Anleihebedingungen auch auf
dem inneren Geldmarkt zu fordern.
Die Verſchuldung der deutſchen Landwirtſchaft.
Berlin, 1. Juli.
In Beantwortung einer Interpellation teilt die
Reichsregie=
rung dem Reichstage das Ergebnis der Erhebungen der
Finanz=
ämter über die Verſchuldung der deutſchen Landwirtſchaft mit.
Aus der Statiſtik ergibt ſich, daß ſich der Geſamtbetrag der
feſtge=
ſtellten Schulden auf 7,248 Milliarden RM. beläuft. Hiervon
entfallen auf Auſwertungsſchulden 1,406 Milliarden RM., auf
Eigenteile und ähnliche Laſten 733 Millionen RM., auf neue
Hypothekenſchulden 3,449 Milliarden und auf ſonſtige Schulden
1,658 Milliarden RM. Zu dem Ergebnis dieſer
Verſchuldungs=
ſtatiſtik wird darauf hingewieſen, daß durch ſie nur etwa 70,5
Prozent der Fläche der landwirtſchaftlichen Betriebe berückſichtigt
ſind. In die Statiſtik ſind lediglich landwirtſchaftliche Betriebe
aufgenommen worden, nicht dagegen forſtwirtſchaftliche und
gärt=
neriſche Betriebe. Aus dieſem Grunde iſt das Ergebnis der
Ver=
ſchuldung der Landwirtſchaft mit den Schätzungen des Inſtituts
für Konjunkturforſchung, die für den 1. Januar 1928 eine
Ver=
ſchuldung von 9,7 bis 10 Milliarden und imn Februar von 11,1 bis
11,3 Milliarden ohne die Rentenbankgrundſchuld von 2
Milliar=
den ergeben, nicht vergleichbar. Im einzelnen iſt aus der
Stati=
ſtik feſtzuſtellen, daß die Verſchuldung am ſtärkſten in Oſtpreußen
und Pommern iſt.
Die Inkernakiongle Handelskammer zur
Welkwirkſchaftskriſe.
Paris, 1. Juli.
Der Vorſtand der Internationalen Handelskammer hat im
Verlauf ſeiner Tagung, die vom 27. Juni ab unter dem Vorſitz
von Theunis in Paris abgehalten wurde, eine Reihe von
Ent=
ſchließungen angenommen. Die wichtigſte dieſer Entſchließungen
beſagt:
Die Internationale Handelskammer iſt der Anſicht, daß die
kritiſche Lage der Weltwirtſchaft hervorgerufen
iſt 1. durch die Erhöhung der
Produktionsfähig=
keit, die das Anwachſen der Bevölkerung überſteigt, durch die
Erhöhung der Maſſenfabrikation und durch den Wunſch zahlreicher
Länder, eine vollſtändig induſtrialiſierte Wirtſchaft zu erlangen;
2. durch den Minderverbrauch, der ſich aus der
Land=
wirtſchaftskriſe und durch Schließung gewiſſer Abſatzmärkte ergibt.
Dieſer Minderverbrauch wird verſchärft durch die Tatſache, daß in
Rußland, in China und in Indien eine Bevölkerung von 900
Mil=
lionen Menſchen nicht nur nicht ihr Lebenshaltungsniveau
ver=
beſſerte, ſondern individuell ſogar weniger als vor dem Kriege
verbraucht, und auch dadurch, daß die Kleinhandelspreiſe mit der
Entwicklung der Großhandelspreiſe in ſämtlichen induſtriellen
Ländern nicht Schritt gehalten haben. — Deshalb lenkt die
In=
ternationale Handelskammer die Aufmerkſamkeit der
Regierungen und der öffentlichen Meinung aller Länder auf dieſe
Tatſachen und verlangt einerſeits von den Regierungen
Maßnahmen, die den internationalen
Wirt=
ſchaftsaustauſch begünſtigen können, und andererſeits
von der Bank für internationalen Zahlungsausgleich und den
europäiſchen Banken, alles zu tun, was in ihrer Macht liegt, um
die übertriebene Anhäufung von Goldbeſtänden zu vermeiden, die
Kreditgewährung zumäßigen Zinsſätzen und einen
freien Kapitalverkehr zu erleichtern.
Der Vorſtand der Internationalen Handelskammer hat
weiter eine Entſchließung angenommen, die der Ausſchuß
für europäiſche Angelegenheiten vorgelegt hat. Es galt, die
dip=
lomatiſchen Akte der letzten internationalen Wirtſchaftskonferenz
von Genf ſowie das Memorandum der franzöſiſchen
Re=
gierung betreffend die Organiſation einer förderativen
Geſtal=
tung Europas zu prüfen. Nach einem Meinungsaustauſch, an
dem für Deutſchland Franz v. Mendelsſohn nd. Dr. Kaſtl
teil=
nahmen, beſchloß der Vorſtand, den Regierungen die
Ratifizie=
rung der von der Genfer Konferenz angenommenen
diploma=
tiſchen Akte zu empfehlen. Der griechiſche Verband enthielt ſich
der Abſtimmung unter Hinweis auf das noch unſichere Schickſal
eines für ſeine nationale Wirtſchaft wichtigen Handelsvertrages.
Der engliſche Verband erklärte, daß er gegen die Ratifizierung
des Abkommens ſei. — Der Ausſchuß für europäiſche Fragen
wurde erſucht, ſeine Studien über die allgemeine Lage Europas
und die wirkſamſten Mittel zur Löſung der einzelnen
Schwierig=
keiten auf dem Gebiet der Landwirtſchaft und des Kreditweſens
fortzuſetzen. Der Vorſchlag, im September 1930 eine Round=
Table=Konferenz über die Donauſchiffahrt abzuhalten, wurde
ge=
billigt. Der polniſche Verband lud dieſe Konferenz nach Krakau
ein; die Entſcheidung über den Tagungsort ſoll jedoch erſt ſpäter
getroffen werden. Zum Vorſitzenden dieſer Konferenz iſt Sir
John Sandeman=Allen beſtimmt worden. Endlich wurde
be=
ſchloſſen, den ſechſten Kongreß der Internationalen
Handelskam=
mer vom 4. bis 9. Mai 1931 in Waſhington abzuhalten.
ehrliche Streben nach Erfüllung ihres humanen Berufszieles
vom Geſetzgeber nicht mißachtet wird.
Bei der Beſprechung des Ausbaues der Geſundheitsfürſorge
mußte der Referent, Dr. Schneider, Potsdam, die bedauerliche
Tatſache hervorheben, daß Deutſchland, das nichts unverſucht
laſſen will, um ſeine Bevölkerung geſund zu erhalten, gleichzeitig
dulden muß, daß eine von den Parlamenten geduldete
Kur=
pfuſcherei ſich in immer unheilvollerer Weiſe auswirkt und damit
jeden Erfolg fürſorgeriſcher Arbeit unterminiert. Die geſamte
Aerzteſchaft muß an der Ausgeſtaltung der Geſundheitsfürſorge
führend mitwirken, vor allem muß dem Aerzt durch Herſtellung
eines perſönlicheren Verhältniſſes zum verſicherten Kranken die
Stellung als Hausarzt zurückgegeben werden. Von größter
Be=
deutung für die Allgemeinheit dürften die Ausführungen des
be=
kannten Medizinhiſtorikers Prof. Dr. Diepgen, früher
Frei=
burg, jetzt Berlin, ſein, der in einem öffentlichen Vortrag über
„die Beziehungen zwiſchen Volksmedizin und wiſſenſchaftlicher
Heilkunde in alter und neuer Zeit” ſprach. Die wiſſenſchaftliche
Medizin iſt aus der Volksmedizin hervorgegangen. Wie der
Vortragende an zahlreichen Beiſpielen aus alter und neuer Zeit
zeigen konnte, ſtehen beide in innigſter Beziehung zu einander, ja,
ſie waren lange Zeit hindurch überhaupt nicht von einander zu
trennen. Beide berühren ſich immer wieder in den 3
Grund=
gedanken, aus denen die Volksmedizin geſchöpft hat und auch
heute ſchöpft: aus den religiöſen, den natürlich=magiſchen und
den empiriſch=rationellen (aus der Erfahrung verſtandesmäßig
gewonnenen). In der Anwendung vieler vernünftiger Methoden
Waſſerheilverfahren (Prießnitz und Kneipp), in der
Darrei=
chung erprobter Heilmittel, iſt die wiſſenſchaftliche Heilkunde mit
der Volksmedizin immer einig geweſen. Nur laienhafte
Ueber=
treibungen hat ſie nicht anerkannt. Noch mehr hat jedoch die
Volksmedizin aus der wiſſenſchaftlichen Medizin vergangener
Tage übernommen. Sie hielt es auch dann noch feſt, nachdem
es die wiſſenſchaftliche Medizin ſelbſt gefunden, geprüft und als
Irrtum wieder aufgegeben hatte. Warum vertrauen ſich heute
ſo viele Menſchen lieber der Volksmedizin, als der
wiſſenſchaft=
lichen Medizin an? Die Gründe liegen in der inneren und
äuße=
ren Not und Unruhe unſerer Zeit, in der Umwälzung unſerer
Anſchauungen über Kraft und Stoff, Körperbau und Funktion,
die unkritiſchen Gemütern uferloſe Möglichkeiten zu eröffnen
ſcheinen. Ferner in der ungenügenden Berückſichtigung der
Be=
dürfniſſe des menſchlichen Herzens ſeitens mancher Aerzte und
in den merkantilen Angriffen ſeitens der Kurpfuſcher. Die Aerzte
ſollten mehr als bisher um die Aufklärung des Publifums über
die pſychologiſchen Wurzeln der modernen Volksmedizin beſorgt
ſein und ihm zeigen, daß der wahre Gehalt früher wie heute von
der wiſſenſchaftlichen Heilkunde rückhaltlos aufgenommen und
weiterverarbeitet wurde Außerdem ſollten von den Aerzten die
bewährten volkstümlichen Mittel mehr als bisher berückſichtigt
werden. Die wiſſenſchaftliche Heilkunde iſt im Grunde nichts
anderes als eine wiſſenſchaftlich durchforſchte, vertiefte und
er=
weiterte, in ihrer Anwendung geſicherte und von ihren
Irrtü=
mern befreite Volksmedizin. Es darf nicht mehr heißen: „Hier
Volksmedizin, hier Heilkunde”, ſondern nur: „eine Heilkunde,
eine ärztliche Kunſt und Wiſſenſchaft für alle."
Das dritte Referat, Prof. Schieck, Würzburg, und Prof.
Strube, Bremen, behandelte die Reform der ärztlichen
Prü=
fungsordnung. Die jetzt geltende Prüfungsordnung iſt ein echtes
Produkt der Inflationszeit. Sie nimmt nicht genügend Rückſicht
auf die praktiſche Ausbildung. Um dieſen Mangel auszugleichen,
fordern die Referenten eine Verlängerung des Studiums auf
12 Semeſter. Das Vorexamen iſt in einen naturwiſſenſchaftlichen
Teil, nach 3 Semeſtern, und einen anatomiſch =phyſiologiſchen
Teil, nach 5 Semeſtern, zu teilen. Das kliniſche Studium ſoll
ausſchließlich auf die Bedürfniſſe des praktiſchen Arztes
zuge=
ſchmitten ſein und die mediziniſchen Hauptfächer in den
Vorder=
grund ſtellen. Außerdem iſt zu fordern, daß während der Ferien
zweimal 6 bis 8 Wochen eine Pflichtfamulatur an
Kranken=
häuſern abgeleiſtet wird. Die ſoziale Medizin, vor allem die
ſoziale Hygiene, ſollte im praktiſchen Jahre, wenn der Student
bereits in unmittelbare Berührung mit dem Kranken und ſeiner
Umwelt getreten iſt, in beſonderen Kurſen gelehrt werden. Die
ärztliche Geſetzeskunde iſt im Staatsexamen vom Vertreter der
gerichtlichen Medizin beſonders zu prüfen, ſonſt ſoll auf neue
Prüfungsfächer verzichtet werden. Um ungeeignete Elemente
von der Medizin fernzuhalten, iſt eine Erſchwerung aller
Examina geboten.
Dr. G. K.
„Gummigewinnung und Verwertung”. — Ein großzügiges
Werbungswerk. Die ſüddeutſche Gummiwarenfabrik Metzeler
u. Co in München hat eine großzügig angelegte, künſtleriſch
aus=
geſtaltete Werbeſchrift herausgegeben, die die Entſtehung der
ver=
ſchiedenen Gummiartikel, beſonders des Metzeler=Reifens, vom
Gummibaum bis zum Fertigprodukt in ſyſtematiſchem Aufbau
ver=
anſchaulicht. Ein reiches Bildmaterial von 36 Kunſtblättern und
ein kurzer, erläuternder Text führen in die tropiſche
Plantagen=
landſchaft auf Sumatra, wo der Gummi in ausgedehnten
Pflan=
zungen gezüchtet und gewonnen wird. Ein zweiter Teil, der durch
die geſamte Fabrikation, der Münchener Fabrik führt, ſoll zu
Ende des Jahres erſcheinen.
4
2
(
Seite 4
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Nummer 181
M
Ohtdahnnt Jorot 14 wood Mat blchn
Wocw Mant Habaus Odlalastrsti
Mwokkage.
M0udteoor Olidteost
Mr4k unmit Mot and Guaiugt lasosass!"
Denn heute ist, wie jeden Mittwoch, Kindertag bei TETZ in allen
Ab-
teilungen. Denken Sie an die bunte Kinder-Mittwochsdüte für 25 Ptennig.
ledes Kind erhält in Begleitung Erwachsener
einen Luftpallon gratis!
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Die glückliche Geburt einer Tochter zeigen
in dankbarer Freude an:
Ph. Glock und Frau
Käthe, geb. Frank.
Darmſiadt, den 1. Juli 1930.
Heidelbergerſtr. 28.
Aff
Statt Karten.
Hans Walter.
Die glückliche Geburt eines kräftigen
Stamm=
halters zeigen in dankbarer Freude an
Opl.=Ing. Hans Schneider und Frau
Berta, geb. Breidenbach.
Darmſtadt, den 30. Juni 1930.
Wendelſtadtſtr. 23, Louvre.
Nagret.
Die Geburt einer geſunden Tochter.
zeigen hocherfreut an
Ludwig Ranis und Frau
Alice, geb. Süß.
Groß=Zimmern, den 1. Juli 1930.
Statt Karten.
Für die anläßlich unſerer Silbernen
Hochzeit erwieſenen Aufmerkſamkeiten
und Glückwünſche ſagen wir auf dieſem
Wege unſeren herzlichſten Dank.
Heinrich Hartmann u. Frau.
Darmſtadt, Mathildenplatz 2.
Ich Unterzeichnete
nehme hiermit die
falſchen
Anſchuldi=
gungen gegen
mei=
nen Mann als
un=
wahr zurück, da ich
unter Einfluß
meiner Eltern und
Angehör. ſtand. (*
JohannaSanderbeck
Dankſagung.
Nur auf dieſem Wege iſt es uns möglich, Allen für
die herzliche Teilnahme, ſowie für die zahlreichen
Blumen= und Kranzſpenden beim Hinſcheiden meines
lieben Mannes, unſeres guten Vaters
Herrn Karl Ohl
herzlich zu danken. Beſonderen Dank Herrn Pfarrer
Schott für die troſtreichen Worte, der Freiw.
Feuer=
wehr, dem Kriegerverein, dem Geſangverein, den
Beamten und Arbeitern des Forſtamts Dieburg und
der Freiherrlich Wamboldt’ſchen Verwaltung Birkenau
für die Kranzniederlegung, Herzlichen Dank auch
Allen, die unſerem lieben Entſchlafenen die letzte Ehre
erwieſen haben.
In tiefer Trauer:
Eliſabeth Ohl. geb. Mann u. Kinder.
Richen, den 30. Juni 1930.
10449
Dankſagung.
Allen, die uns bei dem ſo herben und ſchmerzlichen
Verluſt, der uns getroffen, ihre Teilnahme bezeugten,
unſerem lieben, leider ſo früh dahingegangenen Sohn
die letzte Ehre erwieſen und ſein Grab mit Blumen
ſchmückten, ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
tief=
gefühlten Dank. Wir danken ferner den Beamten
des Erkennungsdienſtes für die geleiſtete Arbeit,
Herrn Pfarrer Müller für ſeine tröſtenden Worte
und Herrn Jakob Nohl junior für den ehrenden
Nachruf.
Familie Guſiav Zehl
Familie Spuck Wwe.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Teil=
nahme beim Heimgang unſerer lieben
Entſchlafenen danken herzlich
Pfarrer Schäfer und Kinder.
Alsbach (Bergſir.), den 1. Juli 1930.
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Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 1 Portemonnaie mit
In=
halt. 1 goldene Halskette. 1
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mantel und Hut. 1 ſchwarzer
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regenſchirm 3,05 RM. und 1
Taſchen=
uhr. 1 Taſchentuch. 1 Herrenrock. 1
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kurbel. 1 Meſſer von einer Mähmaſchine.
1 Halskette mit Wachsperlen. 1
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roller. 1 Badetuch. 2 Mützen. 1
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ſchuh. 1 Krokodilledertäſchchen. 1 Doublé=
Armband. 1 Herrenhut. 1 Ruckſack.
Zugeflogen: 1 Kanarienvogel.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet ſind.
In=
tereſſenten können dieſelben während der
Büroſtunden auf Zimmer 36 beſichtigen.
Am Mittwoch, den 2. Juli 1930,
vormittags 9 Uhr, werden in
Darm=
ſtadt, Aliceſtraße 2, die nachſtehenden
Gegenſtände infolge Konkurs öffentlich
zwangsweiſe gegen Barzahlung
ver=
ſteigert:
(1V.10204
1 Perſonen=Kraftwagen (N. S.U., 14/40
PS.), 1 Waſſer=Deſtilier=Apparat, ein
Mormiſch=Apparat, 1 eleitr.
Bohr=
maſchine, 1 Handbohrmaſchine, 1
Blech=
ſchere, 1 Lochſtanze, 15 Werkbänke mit
je einem Rohr und einem
Federſchraub=
ſtock, 11 Feldſchwieden, 9 Satz kompl.
Montagewerkzeuge für
Zentralheizun=
gen und ſanitäre Anlagen, Regale,
Heizkeſſel, Materialien, Röhren aller Art.
Beſichtigung eine halbe Stunde vor
Beginn der Verſteigerung.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt
(Vollſtreckungsſtelle)
Behänntmächung.
Betreffend: Baulandumlegung „Im Soder”
der Gemarkung Darmſtadt.
Nachdem Einwendungen gegen den
Umlegungsplan nicht erfogt ſind und
der der Umlegung zugrunde liegende
Bebauungsplan genehmigt iſt, erkläre
ich den Umlegungsplan hiermit
vollzieh=
bar. Als Tag der Ausführung gilt
Samstag, der 5. Juli 1930. Die
Ueber=
weiſung der neuen Grundſtücke erfolgt
an dieſem Tage vormittags 9 Uhr an
Ort und Stelle.
Die den Beteiligten überwieſenen
Grundſtücke und die an Stelle der
ein=
geworfenen Stücke tretenden
Entſchä=
digungsanſprüche treten mit dieſem
Zeit=
punkt in Anſehung aller rechtlichen
Be=
ziehungen, insbeſondere hinſichtlich des
Eigentums aller übertragbaren dinglichen
Rechte und aller Verfügungs= und
ſonſtigen Eigentumsbeſchränkungen, an
die Stelle der durch ſie erſetzten
Grund=
ſtücke.
(st. 10457
Darmſtadt, den 30. Juni 1930.
Der Vorſitzende
des Umlegungsausſchuſſes.
Am Donnerstag, 3. Juli 1930,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungs=Lokal, Luiſenſtraße 32,
zwangsweiſe, meiſtbietend gegen
Bar=
zahlung:
1 Akkordzither, 1 Heilſonne, 1 Kaffee=
und Teeſervice, verſchiedene Bettücher,
1 Opelwagen, 2 Teppiche, 1
Pinſel=
ſchrank mit verſch. Pinſeln, 1
Schreib=
maſchine, 1 Glasſchrank ſowie Möbel
aller Art.
Ferner anſchließend an Ort u. Stelle
um 4 Uhr, Pallaswieſenſtraße 106,
verſteigere ich:
1 Bohrmaſchine mit Vorgelege bis
16 mm, 1. Laſtwagen=Anhänger, eine
Nemapreſſe 1500 mm, Kanaldurchlaſſe,
2 Drehbänke 200 mm Spitzenhöhe.
Weinheimer,
10477)
Gerichtsvollzieher.
Nummer 181
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Seite 5
Aus der Laubesgangiſtast.
Darmſtadt, den 2 Jull
Welimeiſterſchaften der Skudenken.
Zeppelin=Landung und Auto=Sternfahrt.
Anläßlich der Weltmeiſterſchaften der Studenten, die in der Zeit
vom 1.—10. Auguſt in Darmſtadt ſtattfinden, landet das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” am Sonntag, den 3. Auguſt, in den Nachmittagsſtunden auf
dem Griesheimer Platz. Die Weltmeiſterſchaften ſelbſt wie auch die
Zeppelin=Landung haben den Darmſtädter Automobil=Club e. V.
(A. D.A. C.) willkommene Gelegenheit geboten, eine Stern= und
Pla=
kettenfahrt nach Darmſtadt auszuſchreiben. Die Zielkontrolle iſt am
2. Auguſt auf dem Feſthallengelände (Rheinſtraße) in der Zeit von
13—18 Uhr, am 3. Auguſt ebenfalls daſelbſt und auf dem
Luftſchifflande=
platz (Griesheimer Platz) von 8—19 Uhr.
Alle eintreffenden Fahrer erhalten, ſobald ſie ſich an einer der
Ziel=
kontrollen einſchreiben und das Nenngeld entrichten (Wagen 5.— RM.,
Motorräder 4.— RM.) die künſtleriſche Erinnerungsplakette, welche
oben erwähnte Veranſtaltung charakteriſiert. Voranmeldung mit
Nenn=
geldeinſendung an die Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Automobil=Clubs,
Riedlingerſtraße 29.
Techniſche Hochſchule. Die Techniſche Hochſchule veranſtaltete
am Dienstag um 12 Uhr in der großen Halle des Hauptgebäudes
eine interne Befreiungsfeier unter großer Anteilnahme
von Lehrkörper und Studentenſchaft. Die Rede hielt Herr
Pro=
öeſſor Dr. Schlink; ſie war getragen von der Freude, aber auch
von dem großen Ernſt der Stunde das gemeinſam geſungene
Deutſchlandlied ſchloß die in ihrer Einfachheit eindrucksvolle
Feier=
ſtunde.
Arbeitsjubiläum. Kürzlich konnte Herr Hans Mahr
Brau=
meiſter der Brauere; Karl Fay G. m. b. H. Darmſtadt, in aller
Stille ſein 25jähriges Arbeits=Jubiläum feiern. Seit 1905 in der
ehemaligen Brauerei Louis Heß tätig, wurde er bei deren
Ueber=
gang an obige Brauerei mitübernommen. Möge er auch in den
folgenden Jahren alles Glück in ſeinem verantwortungsvollen
Beruf haben.
— Treue Dienſte. Heute ſind es 20 Jahre, daß Fräulein Eliſabeth
Kraus aus Münſter bei Metzgermeiſter Kühn hier, Schützenſtraße 6,
in Stellung iſt.
— Opernſchule der Städt. Akademie für Tonkunſt. Von früheren
Schülern der Opernſchule (Geſangsklaſſe Prof. Beines) wurden für die
nächſte Spielzeit verpflichtet: Frl. Annemarie Kaiſer als Opern= und
Operettenſoubrette an das Stadttheater Stettin, Frl. Luiſe
Mül=
ler als Altiſtin an das Stadttheater Saarbrücken, Herr Alfred
Kochendörfer als lyriſcher und Bufftotenor an das Stadttheater
Saarbrücken, Herr Reinhold Bender als lyriſcher Opern= und
Operettentenor an das Stadttheater Annaberg i. S.
Dritter Deutſcher Schülerredewettbewerb. Deutſchland iſt in
dieſem Jahre zum dritten Male eingeladen worden, ſich an dem
internationalen Schülerredewettbewerb. zu beteiligen, der im
Herbſt in Waſhington ſtattfindet. An ihm ſind neben den
Ver=
einigten Staaten, Kanada, England und Frankreich zahlreiche
andere Nationen beteiligt. Die Veranſtaltung dieſes
Redewett=
bewerbs ſoll in politiſch=propädeutiſcher Abſicht ebenſo der
För=
derung der Rhetorik wie der Beſchäftigung der heranwachſenden
Jugend mit allgemein=politiſchen Fragen dienen. Die Aufgabe
beſteht darin, ein Thema allgemeinen Intereſſes aus dem
politi=
ſchen Leben des Heimatlandes in freier Rede zu behandeln. Die
Rede in Waſhington iſt in der Sprache des Redners oder in
eng=
liſcher Sprache zu halten. Die Redezeit von 10 Minuten darf nicht
überſchritten werden. Wie in den anderen beteiligten Ländern
finden auch in Deutſchland zwiſchen dem 1. Juli und dem 5. Aug.
ds. Is regionale Wettbewerbe ſtatt. Die Auswahlthemen lauten:
Deutſchlands Stellung in der Welt” und „Was ſagt uns Jungen
die Geſchichte?‟ Am 8. und 9. Auguſt vereinigen ſich die
regio=
nalen Sieger in Berlin, wo in einem Wettbewerb in den Räumen
des Staatsbürgerkundlichen Seminars der Deutſchen Hochſchule
für Politik fünf oder ſechs Teilnehmer für die Schlußentſcheidung
am 10. Auguſt ausgewählt werden. Dieſe ergibt den Sieger durch
Urteil eines Preisgerichts, das ſich aus den Vertretern des
Aus=
wärtigen Amtes, des Reichsminiſteriums des Innern, des
Preu=
ßiſchen Miniſteriums für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung,
Univerſitätsprofeſſoren, Reichstagsabgeordneten, Lehrern und
Hochſchuldozenten zuſammenſetzt. Der Sieger erhält als Preis
eine mehrwöchige Reiſe nach und durch Nord=Amerika. Er iſt
ver=
pflichtet, am Internationalen Wettbewerb in Waſhington teil=
Zunehmen. Die anderen Bewerber in der Schlußentſcheidung
er=
halten Bücherſpenden und Geldpreiſe als Beitrag zu einer
Deutſch=
landreiſe. Den regionalen Siegern wird die Fahrt nach Berlin
uind der Aufenthalt dort während der Wettbewerbstage
ermög=
licht. Das Auswärtige Amt, das Reichsminiſterium des Innern
und das Preußiſche Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volks=
bildung haben ihre Unterſtützung zugeſagt.
Der Tag des Deutſchen Liedes: Es iſt ganz gewiß ein guter
Gedanke von der Leitung des Deutſchen Sängerbundes, wenigſtens
einen Tag im Jahr in breiteſter Oeffentlichkeit, überall da, wo
die deutſche Zunge klingt und deutſches Weſen ſeine ſegensreiche
Kraft entfaltet, für das Deutſche Lied zu werben. Und wenn in
dieſem Jahre der Werbetag abſichtlich oder zufällig mit dem Tag
der Befreiung des deutſchen Rheines von langjähriger, drückender
Fremdherrſchaft zuſammenfiel, ſo wird er ſicherlich von tiefer,
nachhaltiger Wirkung ſein, beſonders dann, wenn dieſe ideale
Auf=
gabe in ſo feiner und ſchöner Weiſe gelöſt wurde, wie es von dem
Geſangverein „Liederkranz” Darmſtadt und der „
Sing=
mannſchaft der Turngemeinde Beſſungen 1865‟
unter der trefflichen Leitung ihres Dirigenten, Herrn
Kapellmei=
ſters Friedel Fiſcher und der Mitwirkung des Stadtorcheſters (
Lei=
tung: Herr Kapellmeiſter W. Schlupp) geſchehen iſt. Eingeleitet
durch Beethovens erhabenen Chor „Die Himmel rühmen des
ewigen Ehre” wurde ein „Strauß” duftigſter Volkslieder
dargebo=
ten, die durch ihren einfachen, ſchlichten und innigen Vortrag
einen reinen Kunſtgenuß vermittelten und von tiefgreifender
Wirkung waren. Eine kurze, ſinnige Anſprache von Sgbr. Ad.
Hildebrand wies auf die Bedeutung des deutſchen Liedes als
einigendes Band und Erneuerer der ſeeliſchen Kräfte der Volkheit
hin. Eine zahlreiche Zuhörerſchaft lauſchte dankbar und
beifalls=
freudig den edlen Weiſen der trefflichen Sängerſchar und den
nicht minder ſchönen Klängen des Stadtorcheſters.
Dem Heſſ. Sängerbund ging folgendes Telegramm des
Oſt=
märkiſchen Sängerbundes aus Wien zu: Stadt und Land ſind
end=
lich von der Fremdherrſchaft befreit. Wir nehmen innig und
be=
geiſtert an dieſem vaterländiſchen bedeutſamen Ereignis Anteil
und ſenden den Sängerſchaften von Mainz, Worms, Oppenheim,
Bingen und Alzey hierzu ſangesbrüderliche treudeutſche Grüße und
Glückwünſche. Heil Euch! Bundesvorſitzender Jakſch.
2. Juli 19.30-22.30 Uhr, Wohltätigk.=
Vorſt. d. Bühn.=Genoſſenſch.
Die Herzogin von Chicago Geſchloſſen
Donnerstag
3. Jui 19 30—22 Uhr. Voltsvorſtell.
Ein Walzertraum Geſchloſſen Freitag
4. Juli 19.30—22.,30, I. 28
Die Herzogin von Chicago Geſchloſſen Samstag
5. J li 19.30—22.30 (Außer Miete)
Die Herzoyin von Chieggo Geſchloſſen Sonntig,
6. Juli 19.30—22 30. P 6 Gr. 1— 1V,
Darmſt, Volksb. Letzte Vor=
ſtellung d. Spielzeit 1929/30
Die Herzogin von Chieggo Geſchloſſen
* Ein Feſtiſpiel der Eliſabethenſchule.
** Die ſchmucke, geräumige und helle Turnhalle der
Eliſabethen=
ſchule iſt aus Mitteln der Schulgemeinde fertiggeſtellt und wurde dieſer
Tage mit einer internen ſchlichten Feier eingeweiht. Damit iſt ein
lang=
gehegter Wunſch von Eltern und Kindern in Erfüllung gegangen. Tiefe
Freude und Dankbarkeit erfüllt namentlich die Schülerinnen. Der
ſehn=
ſüchtige Wunſch nach einer Turnhalle und deren Erfüllung durch gütige
Hand wurde treffend in dem eigens zur Einweihungsfeier von Frau
Jula Hartmann=Offenbach verfaßten kleinen „Feſtſpiel”
ſymboli=
ſiert, das ſolchen Anklang fand, daß es an zwei Abenden wiederholt
wurde, und beide Male waren in der neuen Turnhalle Eltern, Freunde
und Schülerinnen der Anſtalt zahlreich erſchienen. Die Schulleiterin,
Schweſter Elſe Morell, hatte aber auch mit ſo viel Liebe und
Sorg=
falt alle Vorbereitungen getroffen, daß das entzückende Feſtſpiel
allge=
mein gefallen mußte. Mitwirkende waren nur Schülerinnen der
An=
ſtalt von den kleinſten bis zu den größten, und alle wurden ihrer
Auf=
gabe voll gerecht. Die beiden kleinen Kinderchen, die zu der Feenkönigin
auf die Berge kamen, die kleinen Elfchen, Schmetterlinge und Käfer,
die Bergfeen — alle in ihren prächtigen Koſtümchen — waren von ihrer
Miſſion erfüllt, ſpielten mit Frohſinn und kindlicher Begeiſterung,
führ=
ten hübſche Reigen und Tänze auf und entzückten durch ihre
ungekün=
ſtelte Natürlichkeit alle Beſucher. Gern und lebhaft wurde Beifall
ge=
zollt, ſo daß viele Stellen dieſes niedlichen Kinderfeſtſpieles wiederholt
werden mußten. Das ſchöne, friſche Sing= und Sprechſpiel bereitete den
Mitwirkenden und Zuſchauern viel Freude, die ſich in herzlichem und
ſpontanem Dank an die Verfaſſerin äußerte. Die ſehr fein angevaßte
Klavierbegleitung hatte Frl. Arzt übernommen. Den Chor leitete
Herr Lehrer Born. Alle an dem Feſtſpiel Beteiligten dürfen ſtolz
ſein auf den Erfolg der Aufführungen.
Aus dem Gerichtsfaal.
Aw. Ein 30jähriger arbeitsloſer Kaufmann, aus Offenbach
hatte am Dienstag vor der Großen Strafkammer Berufung
ein=
gelegt gegen eine Strafe von einem Jahr und ſechs Monaten
Ge=
fängnis, die ihm das Bezirksſchöffengericht in Offenbach wegen
Betrugs und ſchwerer Urkundenfälſchung infolge ſeiner
anſehn=
lichen Vorſtrafenliſte zudiktiert hatte. Der Angeklagte hatte im
Jahre 1927 ein Fahrrad auf Ratenzahlung gekauft und es gleich
am Tag des Kaufs wieder verkauft. Um die mißtrauiſche Käuferin
zu beruhigen, zeigte er ihr den Kaufvertrag, den er inzwiſchen
derart umgeändert hatte, daß daraus ſeine volle Zahlung zu
er=
ſehen war. Den Inhaber eines Ledergeſchäftes hatte er durch
Ferngeſpräch veranlaßt, feine Lederwaren im Wert von über 500
Mark abzuſenden, wodurch der Lederhändler die genannte Summe
verlor. Der Angeklagte iſt, wie im erſten Termin. geſtändig, doch
will er die Strafe weſentlich ermäßigt haben. Der Vorſitzende
macht ihn eindringlich darauf aufmerkſam, daß eine Ermäßigung
kaum zu erzielen ſein wird, wohl aber eine Erhöhung der Strafe,
wenn die Große Strafkammer nicht zur Anerkennung der
mildern=
den Umſtände kommt, die das Offenbacher Gericht noch einmal
hatte walten laſſen. Der Angeklagte beharrt indeſſen auf der
Durchführung der Verhandlung und ſchildert ſeine Taten als
Aus=
flüſſe der äußerſten Not, in die er durch ſeine Arbeitsloſigkeit
hineingeraten ſei. Die Große Strafkammer weiſt die Berufung
zurück, ebenſo diejenige des Staatsanwalts. Das Gericht konnte
nochmals die mildernden Umſtände gelten laſſen.
Zur
Gesund-
haltung!
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7, Tel.45
Eine Gegenerklärung gegen die von uns geſtern
veröffent=
lichte Erklärung des Herrn Oberbürgermeiſters „
Diſziplinarver=
fahren gegen Bürgermeiſter Ritzert?” erläßt die
nationalſoziali=
ſtiſche Stadtratsfraktion. In dieſer Erklärung wird gegen die
Auslaſſungen des Herrn Oberbürgermeiſters Stellung genommen
und der Wunſch zur Einleitung eines Diſziplinarverfahrens
gegen Bürgermeiſter Ritzert motiviert.
Orpheum. „Weekend im Paradies‟. Der größte
Arnold und Bach’ſche Schwank ſeit Jahren gelangt am
Sams=
tag, 5. Juli, abends 8.15 Uhr zur Erſtaufführung. — Einige Kritik=
Auszüge: (Der Tag) „Gelacht wurde, gejubelt, geklatſcht,
ge=
quitſcht!” (Vorwärts) „Die ärztliche Wache im Luſtſpielhaus
mußte vervierfacht werden, da die Leute ſich ehrlich krank lachten!“
— Weitere Mitteilungen folgen.
Heute
Kinder-Mittwoch
R
(5595a
Schiller-
Schunhads lacop piatzs
— Billige Sonderzüge ins Badener Land am 11. Juli 1930. Aus
An=
laß des großen „Badener Heimattages Karlsruhe 1930” vom 11. bis 14.
Juli wird am 11. Juli — genügende Beteiligung vorausgeſetzt — ab
Altona ein um 33½ Prozent im Fahrpreis ermäßigter Sonderzug
nach Karlsruhe verkehren. Der Sonderzug, führt über Hamburg,
Har=
burg—Wilhelmsburg, Hannover, Kaſſel, Marburg (Lahn), Gießen
Frank=
furt (Main), Darmſtadt Friedrichsfeld nach Karlsruhe, wo er um
19.30 Uhr eintrifft. Fahrpreis ab Altona bis Karlsruhe 2. Klaſſe 25,50
RM., 3. Klaſſe 16,80 RM. Da dieſe Sonderzüge um 33½/= Prozent im
Fahrpreis ermäßigt ſind, bietet ſich hier eine beſondere Gelegenheit,
wäh=
rend der Ferienzeit billig mitten in das Herz des Badener Landes und
in den Schwarzwald zu gelangen. Die Badener Vereine in den großen
Städten und alle Vertretungen des M. E.R. und der Hapag nehmen
An=
meldungen entgegen.
Aa. Fünfter Heſſiſcher Kleingärtnertag. Der Landesverband der
Kleingartenbauvereine Heſſens (Sitz Offenbach) hält am Sonntag, den
13. Juli, in Darmſtadt ſeinen 5. Heſſiſchen Kleingärtnertag ab. Die
vorhergehenden erſten Tagungen des Verbandes waren in Worms, in
Offenbach, Steinheim und Butzbach. Tagungslokal iſt der
Mathildenhöh=
ſaal in der Dieburger Straße. Die örtlichen Vorbereitungen haben die
Intereſſengemeinſchaft Kleingartenbautreibender Darmſtadt Nord” und
„Maulbeerallee Darmſtadt” übernommen. Die Tagung beginnt
vormit=
tags um 10 Uhr. Nachmittags werden die einzelnen Gartenbaukolonien
in Darmſtadt beſichtigt. Daran ſchließt ſich ein kleines Volksfeſt an. An
der Tagung haben Vertreter der Regierung, des Landtags und der
Stadt ihr Erſcheinen zugeſagt. Zu der Tagung werden u. a.
Klein=
gartenbauvereinsvertreter aus Mainz, Offenbach, Neu=Iſenburg, Klein=
Steinheim, Bürgel uſw. erwartet.
Prassel-Kaffee
steis
trisch geröstet
Sohulstr. 10
Heſſiſches Landestheater. Heute Mittwoch findet eine
Wohl=
itigkeitsvorſtellung der Genoſſenſchaft Deutſcher
Bühnenangehöri=
er ſtatt. Zur Darſtellung gelangt Kalmans Operette „Die
derzogin von Chicago” in der Inſzenierung Renato
Nordos und Lothar Schenck v. Trapps. Muſikaliſche Leitung
rwin Palm. In den Hauptrollen: Harre, Philips, Bunſel,
Hinz. (Gutſcheine nicht gültig.) — Die Kalman=Operette gelangt
om Freitag, den 4. Juli, bis Sonntag, den 6. Juli, täglich zur
Aufführung. — Am Donnerstag, den 3. Juli, geht die Oscar
Straus=Operette „Ein Walzertraum” in der Inſzenierung
Irthur Maria Rabenalts und Lothar Schenck v. Trapps im
Großen Haus in Szene.
Ein wertvolles Hilfsmittel im Exiſtenzkampf bildet nur die
allen Anſprüchen der rationaliſierten Wirtſchaft genügende
viel=
ſeitige perſönliche Leiſtungsfähigkeit. Dazu gehören vor allem
gründliche Beherrſchung der Einheitskurzſchrift und flottes
Maſchinenſchreiben. Es wird auf die heutige Anzeige des
Gabels=
berger Stenographen=Vereins 1861, Ballonſchule, verwieſen. Die
neuen Kurſe für Anfänger beginnen Donnerstag, den 3., und
Montag, den 7. Juli. 20 Uhr. Maſchinenſchreib=Unterricht jederzeit.
Chriſtlicher Verein Junger Männer, e. V., Darmſtadt. Heute
abend 8½ Uhr findet, wie jeden 1. Mittwoch im Monat, im Heim
Viernnderſtraße 22 Familienbibelſtunde ſtatt, in der Herr Dr.
Grünewald ſprechen wird. Es wird herzlich dazu eingeladen.
Gäſte ſind willkommen.
Monalskalender des Vereins für Aquarien= und
Terrarienkunde „Hokkonia” Darmſtadt.
Zu den angenehmſten Monaten für den
Aquarien=
liebhaber gehört der Juli. In den Behältern ſtehen
die Pflanzen in ſolcher Ueppigkeit, daß es nötig wird, da
heraus=
zuſchneiden, wo dieſelben allzu dicht geworden ſind. Viele haben
ſchon ihre Blüten entfaltet. In den Teichen des Fiſchzüchters
findet ſich faſt überall junge Brut; in dieſen, worin die jungen
Fiſchchen zu groß an der Zahl geworden ſind, muß gefüttert
wer=
den. Die Aquarien des Liebhabers enthalten jetzt ebenfalls viele
Jungfiſche. An lebendem Futter fehlt es nicht, jeder Tümpel
bietet dem Aquarianer genügend Gelegenheit, Futter zu beſchaffen.
Jungfiſchen iſt die größte Sorgfalt zuzuwenden, namentlich in bezug
auf Fütterung, Temperatur und künſtlicher Durchlüftung. Letztere
iſt beſonders zu empfehlen, hauptſächlich in den jetzigen warmen
Julitagen. Wünſcht man ein gutes und raſches Gedeihen ſeiner
Pfleglinge, ſo iſt von der Fütterung mit Trockenfutter abzuſehen
und nur lebendes Futter aus Teichen oder auch mit den ebenſo ſehr
eliebten Enchyträen zu füttern, was auch ſehr gerne
angenom=
men wird. Bei Jungfiſchen empfiehlt es ſich, die Enchyträen ganz
fein zu zerhacken. Nach etwa 14 Tagen wird man ſich ſeines
Er=
folges freuen können, denn die Tierchen haben eine erſtaunliche
Größe angenommen. Deshalb, Seeaquarianer, ſcheue nicht dieſe
kleine Arbeit.
Dem Seeaquarianer legen wir nochmals ganz beſonders ans
Herz, ſeine Becken ſtark zu durchlüften; denn in dieſen Monaten
treten die größten Verluſte der Hitze und des Sauerſtoffmangels
wegen ein. Alles übrige wird der Kalender des vorhergehenden
Monats vertreten. Von einheimiſchen Amphibien laicht noch der
Waſſerfroſch, von den übrigen Arten findet man junge Tiere in
allen Stadien der Entwicklung. Die Reptilien haben zum großen
Teil die Fortpflanzung begonnen, vielfach auch ſchon beendet.
Letztere ſind reichlich und gut zu füttern, damit ſie die Häutung
gut überſtehen und Kräfte, für den Winterſchlaf ſammeln. Für
Eidechſen bringe man von ſeinen Spaziergängen öfters Heuſchrecken
mit. Die Terrariums ſind bei den anhaltend heißen Tagen durch
öfteres Oeffnen der Luftklappen mit friſcher Luft zu verſehen,
damit ſie nicht dem elenden Erſtickungstod zum Opfer fallen.
(Mitgeteilt vom Verein für Aquarien= und Terrarienkunde. „
Hot=
tonia‟ Darmſtadt. Vereinsabend jeden 1. und 3. Samstag im
Monat, abends 8 Uhr Vereinslokal „Heſſiſcher Hof”, 1. Stock.
Reichhaltige Bibliothek und Sammlungen. Gäſte ſtets
will=
kommen.
A. H.
RH. Bericht über die wirtſchaftliche Lage des Handwerks im
Monat Juni. Vom Reichsverband des deutſchen Handwerks wird
uns geſchrieben: Die im Berichtsmonat eingetretene geringfügige
Belebung des Abſatzmarktes und damit auch des Arbeitsmarktes
hat eine nennenswerte Auswirkung nicht gehabt. Die auf dem
deutſchen Wirtſchaftsleben laſt ende Depreſſion hält im allgemeinen
unvermindert an. Die ſaiſonmäßige Abnahme der
Erwerbsloſig=
keit iſt nicht in gleichem Maße, fortgeſchritten wie im Vorjahre,
So machen ſich denn auch in der Handwerkswirtſchaft kaum
An=
zeichen einer Belebung bemerkbar. Der Baumarkt war nach wie
vor ſehr ſtill; neue Bauvorhaben wurden nur vereinzelt in
An=
griff genommen. Lediglich in den Gewerbegruppen, für die das
Pfingſtfeſt von Bedeutung iſt, waren Umſätze beſſer. Auch die
Heu=
ernte auf dem Lande brachte den beteiligten Gewerben eine
Beſſerung des Beſchäftigungsgrades. Die Preiſe blieben in allen
Gruppen außerordentlich gedrückt. Die Klagen über zunehmende
Schwarzarbeit als Folge der großen Erwerbsloſigkeit nahmen
immer mehr zu. Die Preiſe für verſchiedene Metalle, beſonders
Kupfer, zeigten rückgängige Tendenz.
Vogelsberger Höhenklub, Darmſtadt. Die Juliwanderung
findet nächſten Sonntag, den 6. Juli 1930, ſtatt und führt von
Neckargmünd über den Dilsberg, Kohlhof, Königſtuhl nach
Heidel=
berg. Erprobte Führer haben alles aufs beſte vorbereitet und
ſcheint die Wanderung eine recht genußreiche zu werden.
Anmel=
dungen bei Mitglied Neudecker bis zum 3. Juli vornehmen. Vgl.
auch geſtrige Anzeige d. Blattes.
Brieſtaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugéquittung beizufügen. Anonyme Anfrogen wec
z nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichteit
H., R., hier. Private Bauherren können Baudarlehen für die
Er=
richtung von Einfamilienhäuſern nur erhalten, wenn ſie nach ihren
per=
ſönlichen Verhältniſſen die Gewähr für eine rechtzeitige Verzinſung und
Tilgung der Baudarlehen und der ſonſt aufzunehmenden fremden
Bau=
gelder bieten und wenn durch die Errichtung der neuen
Wohnung eine Altwohnung für den allgemeinen
Wohnungsmarkt frei wird oder, wenn ſie für eine
Woh=
nung dringend vorgemerkt ſind. Private Bauherren, die Miethäuſer
errichten wollen, müſſen ſich verpflichten, die Wohnungen nur an ſolche
Perſonen zu vergeben, bei denen eine der vorſtehenden Vorausſetzungen
gegeben iſt. Ueber die Höhe des Baudarlehens wird Ihnen von der
Heſſiſchen Landesbank, hier, Auskunft erteilt.
„Muſikfreund.‟ Der Tanzkomponiſt Emil Waldteufel, geboren am
9. Dezember 1837 zu Straßburg, wurde 1865 Kammerpianiſt der Kaiſerin
Eugenie und Hofballdirektor von Paris. Er ſtarb daſelbſt am 6. Februar
1915.
Aus den Parkeien.
Jugendgruppe der D. V. P. Heute Abendſpaziergang
nach Traiſa. Treffpunkt ½9 Uhr Tierbrunnen. Für
Nach=
zügler: Behrens=Hufnagel. Abmarſch erfolgt pünktlich. Wegen
wichtiger Beſprechung zahlreiche Beteiligung erbeten.
Deutſche Volkspartei, Landesverband Heſſen.
Die Landesgeſchäftsſtelle der Deutſchen Volkspartei teilt mit, daß
die für den 4. Juli in Mainz geplante Sitzung des
Zentralvor=
ſtandes der Partei abgeſagt worden iſt mit Rückſicht darauf, daß
der Reichstagspräſident den Freitag nicht ſitzungsfrei halten wollte
und daher die Berliner Parteileitung glaubte, daß ſie und die
Reichstagsfraktion in einem Augenblick, in dem wichtige Entſchlüſſe
gefaßt werden könnten, von Berlin nicht abkommen können.
Da=
durch war es leider auch notwendig, die für den Abend angeſetzte
öffentliche Befreiungskundgebung ausfallen zu laſſen, da
man auch annehmen, mußte, daß Herr Reichsaußenminiſter Dr.
Curtius, der als Redner vorgeſehen war, nicht kommen konnte.
Die heſſiſche Parteileitung hat alles verſucht, um die Abhaltung
der Kundgebung doch noch zu ermöglichen; alle Bemühungen
waren aber vergeblich. Es wird aber darauf aufmerkſam gemacht,
daß am Sonntag, den 6. Juli, vormittags 12 Uhr, die feierliche
Grundſteinlegung des Streſemann=Denkmals in
Mainz ſtattfinden wird. Die Anſprache wird der
Reichspartei=
vorſitzende, Herr Reichsminiſter a. D. Dr. Scholz, halten. D
Feier iſt jedermann zugängig, der Veranſtalter iſt der A. D.A. C.
(Automobilclub).
Die Nat.=Soz. Deutſche Arbeiterpartei
veran=
ſtaltet morgen Donnerstag, abends 8.30 Uhr, in der
Woogsturn=
halle eine Verſammlung. Redner: W. Dreher, M. d. R. (Siehe
heutige Anzeige.)
Lokale Beranfkalkungen.
Die diermnter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Angeigen m üch
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprrchung oder Kritſk.
Herrngarten=Café. Heute Mittwoch, den 2. Juli, nachm.
4 Uhr, Künſtler=Konzert, abends 8 Uhr Großes Konzert mit
Illu=
mination des Gartens anläßlich der Rheinlandbefreiung, dasſelbe
wird ausgeführr vom Stadt=Orcheſter unter Leitung von
Kapell=
meiſter W. Schlupp. (Siehe Anzeige.)
— Schuls Felſenkeller Dieburgerſtraße. Heute
Mittwoch, den 2. Juli, abends 8 Uhr, findet wieder eins der
be=
liebten Konzerte ſtatt. Dasſelbe wird ausgeführt vom Stadt=
Orcheſter. Eintritt frei. (Siehe Inſerat.)
— Bund Königin Luiſe Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Heute abend Verſammlung bei Sitte. Vollzähliges
Er=
ſcheinen erbeten. Gäſte herzlich willkommen.
Tageskalender für Mittwoch, den 2. Juli 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 19,30 Uhr: „Die
Her=
zogin von Chicago”, — Kleines Haus: Geſchloſſen. —
Or=
pheum; Geſchloſſen. — Konzerte: Schloßkeller Kaffee
Oper, Hotel Schmitz, Herrngartenkaffee, Sportplatzreſtaurant.
— Städt. Saalbau, 20 Uhr: Bunter Abend der
Horn=
bacher Spielſchar. — Ludwigshöhe 16 Uhr: Konzert. —
Schuls Felſenkeller, 20 Uhr: Gartenkonzert. —
Ober=
waldhaus. 20 Uhr: Tanz. — Neues Schießhaus,
16 Uhr: Konzert. — Kinovorſtellungen: Union=
Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
Seite 6
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Nummer 181
Aus Heſſen.
Befreiungskundgebung in Eberſtadt.
Aa. Eberſtadt, 1. Juli. Zum Abſchluß des Jubiläums der „
Soldaten=
kameradſchaft‟ Eberſtadt wurde am Montag abend auf dem hübſchen
Feſtplatz im Griesheimer Walde in Verbindung mit einem allgemeinen
Volksfeſt eine Befreiungskundgebung abgehalten. Nach einem
einleiten=
den Marſch des Pfeifer= und Trommlerkorps der Turngeſellſchaft e. V.
ſang zunächſt der Geſangverein „Germania” Eberſtadt zwei ſchöne
Rhein=
lieder, dabei gleichzeitig eine Kundgebung für das deutſche Lied
veran=
ſtaltend. Der Redner des Abends, Heinz Heinrich Roth, knüpfte in
ſeiner Anſprache zunächſt daran an und ging dann auf ſein eigentliches
Thema, die Befreiung der Rheinlande, über. Er erinnerte daran, daß
auch Eberſtadt vor zehn Jahren zuſammen mit Darmſtadt kürzere Zeit
beſetzt geweſen ſei. Dann ging er auf die Bedeutung der
Rheinland=
befreiung ein. Der Redner ſchloß mit einem Bekenntnis zu Deutſchland.
worauf die Menge unter den Klängen der Feſtmuſik das Deutſchlandlied
ſang. Turneriſche Darbietungen der Turngeſellſchaft e. V. und des
Turn=
vereins 1876, ſowie ein weiterer Rheinlandchor ſchmückten die
Kund=
gebung aus. Ein großes Feuerwerk zur mitternächtigen Stunde war ein
wirkungsvoller Abſchluß.
Aa. Eberſtadt, 1. Juli. Die Eberſtädter Wohnungsbaugenoſſenſchaft
(G. m. b. H.) veröffentlicht ſoeben ihre Bilanz vom 31. Dezember 1929.
Aktiva und Paſſiva ſchließen mit 85 253,36 RM. ab. Die Mitgliederzahl
beträgt 16. Die Haftſumme der Mitglieder machte am Ende des
genann=
ten Geſchäftsjahres 16 000 RM. aus. Im Jahre 1929 verminderte ſich
das Geſchäftsanteilguthaben um 5880 RM. — Jugendfeſt. Die
Bürgermeiſterei hat die geſamte Einwohnerſchaft, beſonders aber die
Eltern der Schuljugend, zu dem am kommenden Samstag, 5. Juli,
ſtatt=
findenden diesjährigen Jugendfeſt eingeladen. Nachmittags um 3 Uhr
vollzieht ſich vom Schulhof aus ein Feſtzug der Schuljugend durch den
Ort. Die eigentliche Feier findet dann auf dem Feſtplatz und den
Sport=
plätzen im Griesheimer Walde ſtatt. — Lebensmüde. In
ſelbſt=
mörderiſcher Abſicht legte ſich am Montagabend unmittelbar hinter dem
Feſtplatz ein junger Mann von hier auf die Schienen der Main=
Neckar=
bahn, um ſich überfahren zu laſſen. Ein herannahender Zug konnte noch
im letzten Augenblick zum Halten gerbacht werden. Der junge Mann
wurde durch die Sanitätskolonne in ein Krankenhaus überführt.
J. Griesheim, 1. Juli. Gemeinderatsbericht. 1. Laut
Ge=
meinderatsbeſchluß vom 12. Juni wurde die Einführung einer örtlichen
Bierſteuer für die Gemeinde Griesheim beſchloſſen und die Abgabe auf
2,50 Mark pro Hektoliter feſtgeſetzt. Dieſer Beſchluß wurde nun dahin
abgeändert, daß die Abgabe 7 Prozent des Herſtellungspreiſes beträgt. —
2. Für die am 27. Juli d. J. ſtattfindende Beigeordnetenwahl wurde die
Gemeindewahlkommiſſion und die einzelnen Abſtimmungskommiſſionen
beſtimmt. — 3. Das Gemeindehaus, Hofmannſtraße 80, hier, früher den
Philipp Brand Eheleuten gehörig, ſoll im Wege öffentlicher
Verſteige=
rung wieder veräußert werden. — 4. Wegen Bereitſtellung von Mitteln
für die Ausführung von Notſtandsarbeiten ſoll eine Beſprechung beim
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft ſtattfinden. Zu dieſem Zweck
wurde eine Kommiſſion gebildet, beſtehend aus den Herren
Bürger=
meiſter Feldmann, Bauinſpektor König und den
Gemeinderatsmitglie=
dern Müller und Funk 1. — Nachdem die Beſetzung durch die Franzoſen
mit dem 30. Juni d. J. ihr Ende gefunden hat, tritt die hieſige Gemeinde
am heutigen Tage wieder in vollem Umfange in den Verband des Kreiſes
Darmſtadt und infolgedeſſen wieder unter die Verwaltung des
Kreis=
amtes Darmſtadt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 28. Juni. Oeffentliche Impfung.
Am Donnerstag, den 3. Juli, vormittags 11 Uhr, findet im
Schul=
haus (Bahnhofſtr.) der diesjährige öffentliche Impftermin ſtatt.
Die Nachſchau iſt eine Woche ſpäter, und zwar am Donnerstag,
den 10. Juli l. J.
G. Ober=Ramſtadt, 1. Juli. Der Küchlerweg kann, nachdem die
Chauſſierungsarbeiten daſelbſt nunmehr beendet, wieder befahren werden.
—Geburtstagsfeier. Die im Jahre 1870 geborenen
Schulkame=
raden begingen gemeinſam ihren 60. Geburtstag. Sie nahmen
vormit=
tags am Gottesdienſt und dem Abendmahl teil. Am Nachmittag fand
eine Feier im üblichen Rahmen im Saale. Zum Löwen (Schneider) ſtatt.
G. Ober=Ramſtadt, 30. Juni. Schützenfeſt Zum erſten
Male tritt die im Jahre 1905 gegründete Schützengeſellſchaft
„Tell” Ober=Ramſtadt mit einer größeren Feſtlichkeit auf den
Plan. Ihr iſt das Bundesfeſt des Heſſiſchen
Schützen=
bundes übertragen worden, mit dem ſie die Feier ihres 25jähr.
Beſtehens verbindet. Die Tage vom 5. bis 7. Juli werden daher
viele Freunde und treue Anhänger dieſes ſchönen Sports in Ober=
Ramſtadts Mauern vereinen. Dem Feſtprogramm iſt u. a. zu
ent=
nehmen: Samstag, den 5. Juli, nachmittags 6 Uhr:
Preisrichter=
ſitzung; abends 9 Uhr: Fackelzug durch die Ortsſtraßen nach dem
Feſtplatz bei der Raumühle, daſelbſt Begrüßungsanſprache, Reigen,
turneriſche und geſangliche Darbietungen, Konzert. Für den
Sonn=
tag, als Hauptfeſttag ſind vorgeſehen: morgens 5 Uhr: Weckruf:
7 Uhr: Beginn des Klaſſen=, Gruppen= und Werbeſchießens. Ab
8 Uhr: Abholen auswärtiger Vereine; 9.15 Uhr:
Gefallenen=
ehrung am Kriegerdenkmal auf dem Friedhof. Mittags 1.30 Uhr:
Aufſtellung des Feſtzuges an den Eichenmannsmühlen und
Ab=
marſch nach dem Feſtplatz. Daſelbſt Begrüßung, Feſtrede und
Ehrung der Gründer. Daran anſchließend: Konzert; 6 Uhr:
Preis=
verteilung; 8 Uhr: Konzert auf dem Feſtplatz und Feſtball im
„Schützenhof” und „Zum weißen Roß”. Am Montag:
Frühſchoppen=
konzert auf dem Feſtplatz; mittags 2 Uhr: Aufſtellung des
Feſt=
zuges am Bahnhof. Nach Eintreffen auf dem Feſtplatz
Volksbe=
luſtigung, abends ſportliche Darbietungen, Tanz und großes
Feuerwerk. Man ſieht alſo, daß der feſtgebende Verein keine
Mühe und Koſten geſcheut die Veranſtaltung zu einer beſonderen
ihrer Art zu geſtalten. Ober=Ramſtadt, das als Feſtort weithin
bekannt iſt, wird auch diesmal wieder ſein Möglichſtes tun, ſeinen
hoffentlich ſehr zahlreichen Gäſten einige gemütliche Stunden zu
bereiten.
G. Ober=Ramſtadt, 30. Juni Wegſperrung. Wegen Vor=
Vornahme von Chauſſierungsarbeiten iſt der Bücheweg vom 30.
ds. Mts. ab für den Fuhrverksverkehr bis auf weiteres geſperrt.”
— Diejenigen Hilfsbedürftigen, die glauben, Anſpruch auf
Miet=
unterſtützung zu haben, werden darauf aufmerkſam gemacht,
daß Anträge auf ſolche vom 30. ds. Mts. ab jeweils vormittags
von 10—12 Uhr bei der Bürgermeiſterei entgegengenommen
wer=
den. Dabei ſind der Staatsſteuerbeſcheid für 1930 und der
Ge=
meindeſteuerbeſcheid 1929 vorzulegen. — Verwiegen von Vieh in
der Faſelhofreite. Aus einer Bekanntmachung der Bürgermeiſterei
iſt zu entnehmen, daß die Gemeindeviehwaage in der
Faſelhofreite als öffentliche Waage nicht mehr betrieben wird
und ein Verwiegen von Vieh für Private daſelbſt nicht mehr
ſtatt=
findet.
— Noßdorf, 1. Juli. Der unter Leitung des Herrn Gottfried Fuchs=
Darmſtadt ſtehende Geſangverein Liederzweig hält am Donnerstag, den
3. Juli, im Saale „Zum goldenen Stern” (Inh. Wilhelm Steiger) ſeine
Hauptprobe ab. Es gelangen die für den Geſangswettſtreit des
Geſang=
vereins Eintracht Arheilgen beſtimmten Chöre zum Vortrag, wozu alle
Sänger und Freunde des deutſchen Männergeſanges herzlich
einge=
laden ſind.
(5) Roßdorf, 1. Juli. Sommernachtfeſt. Das
Sommernacht=
feſt des Geſangvereins Liederkranz, verbunden mit einer
Rheinbefrei=
ungs=Gedenkſtunde in der Schützenhalle „Weidmannsheil” kann als ein
voller Erfolg bezeichnet werden. Nach Muſikvorträgen der Kapelle
Kreiſel ſang der feſtgebende Verein als Begrüßungschor „Das iſt der
Tag des Herrn” und „Am ſchönen Rhein”. Die Begrüßungsanſprache
hielt der Vorſitzende des Vereins Georg Graf. Alsdann wechſelten
Ge=
ſangsvorträge der Geſangvereine Sängerluſt und Loreleyz aus
Gundern=
hauſen ſowie der hieſigen Vereine Liederzweig, Arbeitergeſangverein
Einigkeit, Sängerluſt, Coneordia und Liederkranz miteinander ab. Im
Mittelpunkt der Veranſtaltung ſtand die Befreiungsrede von Pfarrer
Berck.
m. Beerfelden, 1. Juli. Verſchiedenes. Die Heidelbeerferien
beginnen kommenden Mittwoch und dauern drei Wochen; da dieſe Ferien
eng mit der Heidelbeerernte verbunden ſind, hält es ſchwer, ſie als
Sommerferien etwas ſpäter zu legen. Wenn die Feier auf 1. Juli nicht
verzögernd gewirkt hätte, wäre ein Beginn ab vergangenen Samstag
wohl angezeigt geweſen mit Rückſicht darauf, daß die Heidelbeerreife
etwas früher einſetzte als üblich, dank der heißen Tage. Entſprechend
reifen die Beerenfrüchte in den Gärten auch früher. — EineStiftung
von 5000 Mark durch Herrn A. S. Roſenthal ermöglicht es,
während der Ferien im Schulhausinnern allerlei Verbeſſerungen
hygieniſcher und äſthetiſcher Art durchzuführen in einem Umfang, den
ſich die Gemeinde infolge der Anſprüche, die in anderer Beziehung an ſie
geſtellt werden, nicht leiſten könnte. Die genannte Summe kommt alſo
in erſter Linie der lieben Jugend zugute, ſie entlaſtet aber auch die
Ge=
meinde. Die Säle, Wände, Holzteile, Fenſter, können mit einem
freund=
lichen Anſtrich verſehen werden, wo ſchlechte 2öden die gründliche
Reini=
gung erſchweren, werden ſolche durch erſtklaſſige erſetzt, ferner können
nun weitere Säle mit modernen Schulbänken ausgeſtattet werden.
— Hirſchhorn, 1. Juli. Waſſerſtand des Neckars, am
30. Juni: 0,84 Meter; am 1. Juli: 0,81 Meter. (Morgens 5,30 Uhr.)
Gauturnfeſt des Odenwaldgaues der O. T.
b. Erbach, 1. Juli.
Für Erbach ein Ereignis. Der Wettergott hat
uns geholfen. Die Regenſchauer die bis faſt an das Ende
der vergangenen Woche Ströme von Waſſer ſpendeten, hatten die
Feſtleitung, die reſtlos der Erbacher Verein ſtellte, zu größten
Peſſimiſten werden laſſen. Warum haben wir keine
Regenverſiche=
rung abgeſchloſſen, war oft die allen naheliegende Frage? Am
Morgen des Sonntags bewölkter Himmel, ſo, daß man meinte,
Regen mit den Händen langen zu können. Doch es heiterte ſich
auf, von Stunde zu Stunde, am Nachmittag — wenn auch noch
bei etwas bewölktem Himmel — eine Gluthitze, die den wackeren
Turnerinnen und Turnern ihre Arbeit wahrhaftig nicht
erleich=
terte. — Das vorausgeſchickt. — Schon der Feſtgottesdienſt, der
nach dem Weckruf vormittag um 6 Uhr im ſtädtiſchen Sport= und
Erholungspark abgehalten wurde, hatte eine Menſchenmenge auf
die Beine gebracht, wie man dies nicht erwartet hatte. Nicht
allein die Jünger Jahns, nein, auch ein großer Teil der
Er=
bacher Bevölkerung hatte ſich zu dieſer Feier in Gottes herrlicher
Natur eingefunden. In mächtigen Akkorden ſtieg das
Nieder=
ländiſche Dankgebet zum Himmel. Heiß und innig der Ausklang:
„Herr, mach uns frei”. Zu Herzen gehende Worte fand
Stadt=
pfarrer von der Au, der ſeiner Anſprache das Bibelwort „Laſſet
euch niemanden das Ziel verrücken” zugrunde gelegt hatte. Dem
Gottesdienſt folgten die Vorübungen für die Maſſenfreiübungen
des Nachmittags. Anſchließend begannen die turneriſchen
Wett=
kämpfe, zu denen faſt 700 Turnerinnen und Turner antraten. Ein
Bild, wie man es im ſtädtiſchen Sport= und Erholungspark ſo
herzerfriſchend noch nicht geſehen. Es war etwas anderes als ein
Fuß= oder Handballſpiel (denen der Berichterſtatter abſolut nicht
abhold iſt). — Die Wirkung lag in der großen Maſſe, die hier
zeigte, wie man die Geſundheit kräftigt und den Körper ſtählt.
Es kann nichts überzeugenderes über den Wert des Turnens geben
als die Wettkämpfe bei einem größeren Turnfeſt. Reibungslos
wickelte ſich die große Veranſtaltung ab, die bewährte Organiſation
der Gauleitung erkennen laſſend. Groß war die Zahl der
Zu=
ſchauer, die den Platz umſäumten.
Der Feſtzug,
der in der Bahn= und Waldſtraße aufgeſtellt wurde, bildete den
Höhepunkt der im geſamten machtvollen Kundgebung für die
deutſche Turnſache. Vorn die Fahnengruppe der
Dragonerver=
einigung. Drei Heſſiſche Dragoner in voller Uniform. Die
Tat=
ſache, daß die Pferde derſelben mehr ſolchen von Küraſſieren
glichen, beeinträchtigte jedoch die Wirkung in keiner Weiſe. Eine
berittene Gruppe ſtellte der Junglandbund Bauernſöhne von
echtem Einſchlag, die auf ihren herrlichen Pferden beſte Figur
machen! Es folgten die Herren Stadtväter, leider in nicht
über=
zeugender Zahl — doch das ſind wir ja hier gewöhnt.
— Endlos war die Reihe der Turnvereine mit ihren Fahnen, die
bürgerlichen Vereine Erbachs, Freiwillige Feuerwehr und
Sani=
tätskolonne, die zuſammen mit dem feſtgebenden Verein einen
Feſtzug bildeten, wie er nach dem Kriege in Erbach — abgeſehen
von demjenigen anläßlich der Hundertjahrfeier des Eulbacher
Marktes — noch nicht zu ſehen war. Ein zahlloſer Fahnenwald,
prächtiges Birkengrün, grüßte die Feſtgäſte in allen durchwander=
ten Straßen. Auf dem Marktplatz gab es kurzen Halt. Stilles
Gedenken denen, die im Weltkrieg ihr Leben gaben für ihre
Brü=
der — für uns! Zwei Böllerſchüſſe von den der Stadt
vorgelager=
ten Bergen erdröhnen, die Fahnen ſenken ſich, die Glocken der
Stadtkirche entbieten den toten Helden den Gruß der Heimatſtadt,
den Gruß Deutſcher Turner. Ein, für den der mit dabei war,
un=
vergeßlicher Moment — der Höhepunkt des Tages! Ein weiterer
Böllerſchuß ſchließt die Trauerkundgebung ab — der Tag gilt den
Lebenden, denen, die berufen ſind, in Zukunft das Schickſal der
Nation zu formen. Ein ſchneidiger Marſch der trefflichen
Feſt=
kapelle, frohe Turnerweiſen, begeiſterte „Gut=Heil=Rufe” der
Tur=
ner und der mit der Veranſtaltung lebenden Bevölkerung führen
den Feſtzug durch die Straßen, die von Menſchenmengen
um=
lagert ſind, wie man ſie in der Zahl bei uns an den Tagen des
Eulbacher Marktes zu ſehen gewohnt iſt, „nach dem Feſtplatz.
Tüchtig haben die Leute an der Kaſſe zu tun. Der Feſtrechner,
der am Samstag der regneriſchen Stimmung wegen zum
Er=
barmen ausſah, begegnet mir, er hat ſich wieder erholt, eitel
Freude und Sonnenſchein liegt auf ſeinen Zügen. Auf dem
Feſt=
platz entbot zunächſt Bürgermeiſter Dengler allen Gäſten den
Gruß der Stadt. Für den Odenwaldgau ſprach deſſen Vorſitzender,
Dr. Spalt, Spachbrücken. Raummangel verbietet es uns leider,
auf die Anſprachen einzugehen. Auf dem Feſtplatz gu6 2s
mittler=
weile lebhaften Verkehr — über alles Erwarten zahlreich war der
Beſuch von auswärts, man ſchätzt die Reihe der Teilnehmer mit
6000—7000 Perſonen beſtimmt nicht zu hoch. Auf dem
Haupt=
kampffeld die Maſſenfreiübungen der 700 Aktiven. Turner und
Turnerinnen. Ein erhebender Anblick. Friſch und exakt nach dem
Rhythmus der Muſik, eine Uebung nach der anderen, ein Bild,
das man dem nicht ſchildern kann, der es nichr geſehen.
Hoffent=
lich hat der anweſende Filmoperateur einen Teil dieſer köſtlichen
Momente im Bild feſtgehalten, Anſchließend, als Abſchluß der
turneriſchen Veranſtaltungen, ein Handballſpiel:
Auswahlmann=
ſchaften der Brudergaue, Main=, Rheingau, Odenwaldgau.
Mitt=
lerweile hatte der Berechnungsausſchuß ſeine gewaltige Arbeit
beendet. Die Preisverteilung konnte ſteigen. Die drei
Feſtzugs=
preiſe, die für die teilnehmenden Turnvereine ausgeſetzt waren,
rrangen: 1. Unter=Moſſau, 2. Beerfelden, 3. Hetzbach. —
Ab=
ſchließend ein wohlgelungenes Feſt, auf das die Veranſtalter mit
Stolz zurückblicken können, würdig des veranſtaltenden Gaues und
des durchführenden Jubelvereins und deren großer Geſchichte.
Ein Feſt nicht der Feſtſtadt, ſondern des Odenwaldes — ein Feſt
der Deutſchen Turnerſchaft. Gut Heil!
Ausklang.
Der Montag war der Jugend des Vereins und der
Kinder=
welt vorbehalten. In ſchmuckem Feſtzug gings vom Marktplatz
durch die Stadt nach dem Sportpark. Wohl 500 Kinder mit
bunten Fähnchen ausgeſtattet, folgen, Begeiſterung und Freude in
aller Augen. Auf dem Feſtplatz gab es luſtige Unterhaltung.
Man freute ſich mit der Jugend und vergaß auf einige Stunden
die Sorgen des Alltags. — Auf der Barthſchen Vergnügungsbahn
(Elektro=Selbſtfahrer) ereignete ſich leider ein Unfall. Ein Schüler
erlitt eine Beinquetſchung. Die Sanitätskolonne leiſtet die erſte
Hilfe.
Berkehrsunfälle auf der Fahrk zur Befreiungsfeier
nac Mainz.
Ein Darmſtädter Schupowachtmeiſter ſchwer verletzt.
Der 31jährige Polizeioberwachtmeiſter Karl Kämpf aus
Darm=
ſtadt fuhr Montagabend mit ſeiner Kuſine, der 19jährigen Anni
Steeg=
müller aus Erbach i. Odw., mit dem Motorrad nach Mainz zur
Be=
freiungsfeier. Am Ortsausgang Mainz=Koſtheim ſtieß das Motorrad
mit einem Perſonenauto zuſammen, wobei Kämpf und die Steegmüller
auf die Straße geſchleudert wurden und bewußtlos liegen blieben. Die
Schwerverletzten wurden ſofort zu dem Arzt Dr. Haenlein gebracht,
der die erſte Hilfe leiſtete und die Verbringung der Verletzten durch das
Sanitätsauto ins Städtiſche Krankenhaus gnordnete. Dort wurde bei
Kämpf außer anderen Verletzungen ein ſchwerer Schädelbruch und bei
der Steegmüller eine ſchwere Gehirnerſchütterung feſtgeſtellt. Beide
ſchweben in Lebensgefahr.
400jährige Jubelſeier des Augsburgiſchen
deienntniſſes an der Landesuntverſita.
Zwei Motorräder raſen aufeinander. — 1 Toter, 2 Schwerverletzte.
Der 27jährige Schloſſer Willi Walter aus Rüſſelsheim fuhr am
Montag abend gegen 11 Uhr mit ſeinem Vater, dem berufsloſen 50
jäh=
rigen Adam Walter, mit dem Motorrad zur Befreiungef.” hierher.
Unterwegs ſtießen ſie mit einem anderen Motorradfahrer zuſammen
und ſtürzten zu Boden. Vater und Sohn wurden von
vorüberfahren=
den Automobiliſten unter den zertrümmerten Motorrädern ſchwer
ver=
letzt bewußtlos aufgefunden. Die beiden Schwerverletzten wurden nach
Mainz ins Städtiſche Krankenhaus gebracht, woſelbſt der junge Walter
kurz nach der Einlieferung infolge mehrfachen Schädelbruchs geſtorben iſt.
— Der andere Motorradfahrer wurde von einem Privatauto, das
zu=
erſt des Weges kam, und deſſen Inſaſſen die beiden Walter, Vater und
Sohn, für tot hielten, als Schwerverletzter, der noch zu retten ſei,
auf=
genommen und ins hieſige Vinzenzkrankenhaus gebracht. Es handelt
ſich um einen gewiſſen 22jährigen Albert Wahlzal von
Wangen=
heim, gebürtig in Seeheim zur Zeit in der Einkaufsabteilung bei
Opel in Rüſſelsheim in Stellung. Der Eingelieferte hat bei dem
Zu=
ſammenſtoß außer Bein= und Hautverletzungen einen linken Armbruch
und einen ſchweren Schädelbruch erlitten. Die Verletzungen ſind
lebens=
gefährlicher Natur.
h. Gießen, 1. Juli.
Zu dem Akademiſchen Feſtakt in der Neuen Aula der
Landesuni=
verſität anläßlich der Auguſtana=Jubelfeier 1930 hatten ſich zahlreiche
Gäſte aus den Kreiſen der Theologen, der Studenten und der
Bürger=
ſchaft eingefunden. Von den Vertretern ſeien erwähnt: Prälat D. Dr.
Diehl=Darmſtadt, Univerſitätsrektor Prof. Dr. Brüggemann,
Oberkirchen=
rat K. Wagner=Gießen, Provinzialdirektor Graef, Oberbürgermeiſter
Dr. Keller=Gießen, ferner nahmen teil die Profeſſoren der
Theologi=
ſchen Fakultät und Vertreter der anderen Fakultäten, die ſtudentiſchen
Verbindungen: Akademiſch=theologiſcher Verein, Verein Deutſcher
Stu=
denten, Wingolfia, Adolphia, Haſſia, Alemannia, Teutonia.
Darm=
ſtadtia und Silvana. Nach einem kurzen Orgel=Präludium hielt Prof.
D. Dr. Bornkamp den Feſtvortrag. Es ſei daraus folgendes
ent=
nommen: Die Theologiſche Univerſität hat heute an ihrer alten
Be=
kenntnisſtätte zur 400jährigen Jubelfeier eingeladen, iſt doch gerade
Gießen als proteſtantiſche und lutheriſche Univerſität geſtiftet worden,
und in dem erſten Privileg wird durch den Landgrafen Philipp
aus=
drücklich auf das Augsburgiſche Glaubensbekenntnis hingewieſen.
Red=
ner kommt dann auf den geiſtigen Gehalt des Augsburgiſchen
Bekennt=
niſſes zu ſprechen und ſchildert den Kampf mit dem ſcholaſtiſchen
Geg=
ner. Nach dem proteſtantiſchen Bekenntnis iſt der Menſch als ganze
Perſon ſchuldig vor Gott. Luther nahm den Schatten von der Ehe
und verwarf das Zölibat, der Menſch gehört nach Luther in den
Kreis=
lauf der Schöpfung und des natürlichen Lebens hinein. Die Menſchen
werden aus Gnaden gerecht durch den Glauben, die Auguſtana gibt
aber die Ethik der guten Werke nicht preis, Glaube und Werke laſſen
ſich nicht trennen. Unter Kirche verſteht Luther die Verſammlung der
Gläubigen zu einer wahren Gemeinſchaft, der proteſtantiſche Menſch.
lebe in Zuverſicht zu Gott. Dem Vortrag folgte lebhafter Beifall.
Profeſſor Dr. Bertram, Dekan der Theologiſchen Fakultät, betonte:
„Die deutſche Hochſchule ſtehe im Leben der Wirklichkeit, ſie nehme teil
an den Schickſalen von Volk und Vaterland. Man nehme teil am Jubel,
der heute unſer Volk erfüllt, denn das Rheinland iſt wieder
frei. Das möge ein neuer Antrieb ſein, mit allen Kräften am
Wiederaufbau des Vaterlandes zu wirken. Kraft der Geſchichte gebühre
der Univerſität eine beſondere Aufgabe. Mit dem Jubiläum begehe
man das Gedächtnis einer Glaubenstat. Die Univerſität pflege die
Ge=
meinſchaft zwiſchen den Menſchen der Tat und den Menſchen des
Wor=
tes. Wiſſenſchaftliches Erkennen und berufene Offenbarung müſſen
ver=
bunden ſein. Dann verleiht Dekan Prof. Bertram die
Ehrenpromo=
tionen zum Theologiſchen Ehrendoktor und überreicht folgenden
Her=
ren die Ehrenurkunde: 1. Pfarrer Otto Wiſſig=Bad=Nauheim, dem
Bonifatiusforſcher; 2. Studienrat Profeſſor Dr. Eduard Edwin
Bek=
ker=Darmſtadt, dem Forſcher der heſſiſchen Kirchengeſchichte; 3. Prof.
Schulin=Frankfurt a. M., dem evangeliſchen Landeskirchenrat, für
Verdienſte um die Weſtmark; 4. Oberkirchenrat Karl Wagner=
Gie=
ßen, dem Superintendenten für Oberheſſen, dem ausgezeichneten
Kirchen=
leiter, der ſich um die Werke der Inneren Miſſion große Verdienſte
er=
worben hat. — Das gemeinſam geſungene Lied: „Ein” feſte Burg iſt
unſer Gott” ſchloß die erhebende Feier.
Modern, bequem, hauswaschbar. — Uberall erhältlich.
Gaukag der Kriegsbeſchädigken.
750jähriges Stadkiubiläum und Tierſchaufeft.
Gießen, 1. Juli.
h. Wetzlar, 1. Juli.
Die letzten Vorbereitungen zu unſerem Nationalfeſt und
dem 750jährigen Stadtjubiläum, das vom 3. bis 6. Juli
ſtattfindet, ſind von den einzelnen Ausſchüſſen getroffen. Den
Glanz=
punkt des Feſtes wird der große hiſtoriſche Feſtzug bilden, der
etwa 20 Feſtwagen und zahlreiche Gruppen aus Wetzlars Vergangenheit
bringen wird. Anſchließend findet die Feier des 750jährigen
Stadtjubiläums ſtatt. Eine große Beteiligung haben die bereits
eingegangenen Anmeldungen zur Tierſchau ergeben.
Ins=
geſamt ſind bereits über 400 Stück Vieh angemeldet, darunter Rinder,
Pferde, Schweine, Schafe und Ziegen. Ferner iſt eine
Edelpelztier=
ſchau, eine Geflügel=Ausſtellung, ein Milchleiſtungs=
Wettbewerb u. a. m. damit verbunden. Mit dem Feſte verbindet
auch der Lokalverein ſein 90jähriges Beſtehen. Nach
Schätzun=
gen der Finanzkommiſſion rechnet man mit einem Umſatz von rund
80000 Mark. Die Reichspoſt wird mit 16 großen Autobuſſen den
Ver=
kehr zwiſchen Feſtplatz und Stadt vermitteln.
— Gernsheim, 1. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
30. Juni: 1,18 Meter; am 1. Juli: 1,14 Meter. (Morgens 5.30 Uhr.)
Aa. Wolfskehlen, 1. Juli. Zur Beigeordnetenwahl
ver=
lautet, daß der ſeitherige Beigeordnete Johann Dreeſen wieder
kandi=
diert. Von der Arbeiterſchaft wurde Otto Müller aufgeſtellt. Die Wahl
findet am 20. Juli ſtatt.
— Bad=Nauheim, 1. Juli. Der Berliner amerikaniſche
Botſchafter in Bad=Nanheim. Sonntag vormittag iſt der
Botſchafter der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Berlin,
Fre=
derie Moſeletz Sackett, mit ſeiner Gattin in Bad=Nauheim zu kurzem
Aufenthalt eingetroffen. Die Bad= und Kurverwaltung ließ Fran
Sak=
kett einen Blumenſtrauß als Willkommensgruß überreichen.
Annähernd 20 000 heſſiſche Kriegsopfer hatten für Samstag, den 28.,
und Sonntag, den 29. Juni, ihre Vertreter zum Vierten Gautag
des Gaues Heſſen Freiſtaat im Reichsbund der
Kriegsbeſchä=
digten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen nach Gießen
ent=
ſandt. Der Freiſtaat Heſſen iſt nur ein Teil der nahezu 500 000
Mit=
glieder umfaſſenden Geſamtorganiſation, die vor vier Wochen in Mainz
ihren fünften Reichsbundestag abgehalten hat. Dem Gautag in Gießen
brachten die einſchlägigen Behörden großes Intereſſe entgegen.
Teil=
weiſe waren ſie ſchon bei der Erledigung der geſchäftlichen
Angelegen=
heiten am Samstag mittag zugegen. Aus dem Geſchäftsbericht des
Gau=
leiters, Kamerad Tauer=Darmſtadt, ergab ſich eine
Aufwärtsentwick=
lung der Organiſation, die glänzend ihre Notwendigkeit zufolge der
Ab=
bautendenzen der Reichsregierung erwieſen hat. Alle verſtändigen
Kriegsopfer ſehen ihre Vertretung am beſten gewahrt im Reichsbund;
demzufolge war auch die aufgelaufene Arbeit in der Berichtszeit eine
rieſige und vielſeitige.
Die Verhandlungen am Sonntag vormittag brachten ein
ausgezeich=
netes Referat der Bundesſekretärin, Kameradin, Harnoß=Berlin.
Hierzu waren faſt alle oberheſſiſchen Fürſorgeſtellen, die
Stadtverwal=
tung Gießen (die durch Schmückung der Straßen auf die Wichtigkeit der
Tagung hingewieſen hatte), die heſſiſchen Verſorgungsämter, das
Ver=
ſorgungsgericht Darmſtadt, das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft
und ſonſtige zahlreiche Behörden=Vertreter erſchienen; außerdem
nah=
men auch die Gauleiter der Nachbargaue Baden, Bayern, Pfalz,
Wies=
baden und Württemberg teil. Ihren Niederſchlag fanden die
Ausfüh=
rungen der Referentin in einer Entſchließung, die die Forderungen des
Mainzer Bundestages weſentlich unterſtützt. Der Gautag beſchäftigte
ſich des weiteren mit der Erledigung heſſiſcher Angelegenheiten im
Für=
ſorgeweſen und ſonſtigen einſchlägigen organiſatoriſchen Fragen.
Ins=
beſondere wurden die Beſchlüſſe, des alle drei Jahre ſtattfindenden
Bundestages, der vom 25. bis 29. Mai im goldenen Mainz tagte,
aus=
gewertet. Damit wurden neue kräftige Impulſe in die Reihen der
20 000 im Reichsbund organiſierten heſſiſchen Kriegsopfer hineingetragen,
die ihre Früchte bald zeigen werden
Nummer 181
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Seite 7
Fünfte Jahresſitzung der Heſſiſchen Induſtrie=
und BDunoelbraninei Sarmſtaok
am 26. Juni 1930.
Anläßlich des 600jährigen Jubiläums der Stadt Darmſtadt richtete
der Vorſitzende eine Anſprache an die Verſammlung, die bereits in der
Preſſe wiedergegeben worden iſt.
Der Geſchäftsführungsbericht für die Zeit ſeit der letzten Sitzung
ſtand zur Erörterung. Hervorzuheben ſind hier insbeſondere die
um=
fangreichen Verhandlungen, die zwiſchen den geſetzlichen und freien
Wirt=
ſchaftsvertretungen in Darmſtadt hinſichtlich der Geſtaltung des neuen
Etats der Stadt Darmſtadt erfolgt waren. Ueber das Ergebnis der
Verhandlungen iſt in der Preſſe berichtet worden. — Auf einer
Ver=
treterbeſprechung der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern ſtand
u. a. die Frage der Ausgeſtaltung des Reviſorenberufs zur
Ver=
handlung, über die inzwiſchen der Hauptausſchuß des Deutſchen
In=
duſtrie= und Handelstags Beratungen gepflogen hat. Hinſichtlich der
Frage des Erſatzes für Exploſionsſchäden, der zurzeit in
die heſſiſche Gebäude=Brandverſicherung nicht eingeſchloſſen iſt, wurde
beſchloſſen, zu gegebener Zeit mit einem Antrag auf Geſetzesänderung
an die heſſiſche Regierung heranzutreten. — Mit den heſſiſchen
Schweſter=
kammern erklärte ſich die Kammer
eide f1r dfeläflſcher Geterdeſl u affie
Klage geführt worden, daß aus den Beſcheiden die Rechnungsgrundlagen
nicht zu erſehen ſeien, ſo daß häufig unnötige Rückfragen der
Steuer=
pflichtigen notwendig würden. Bei den zuſtändigen Stellen wurde um
Abhilfe erſucht. — Der Heſſiſche Induſtrie= und Handelskammertag hat
ſich in der wichtigen Frage „Eiſenbahn und Kraftwagen”
vorbehaltlos auf den Standpunkt der Entſchließung der letzten
Vollver=
ſammlung unſerer Kammer geſtellt.
Bei der Eröffnung der 4. Handelsſchau der
Intereſſen=
gemeinſchaft des Lebensmittel=Einzelhandels, in
Darmſtadt war die Kammer vertreten. — Desgleichen haben Vertreter
der Kammer an der Groß=Gerauer Tagung des Verbandes
der Erwerbs= und Wirtſchaftsgenoſſenſchaften im
Volksſtaat Heſſen teilgenommen. — Eine Tagung des
Ver=
ehrsverbandes Niederſachſen — in Bad Pyrmont — gab
inem Vertreter der Kammer Gelegenheit zur Wahrnehmung der
ſüd=
weſtdeutſchen Verkehrsintereſſen. — Zum 25jährigen
Gründungsjubiläum des Deutſchen
Bankbeamten=
ereins e. V., Zweigverein Darmſtadt, hat die Kammer
urch ihren Vertreter Glückwünſche übermitteln laſſen.
Zwiſchen den Vertretern der Heſſiſchen Handwerkskammer und den
Hefſiſchen Induſtrie= und Handelskammern wurden im Miniſterium für
AArbeit und Wirtſchaft Verhandlungen geführt über die Behandlung der
Sinſpruchsfälle gegen die Eintragung in die
Hand=
werksrolle. Es iſt hier gelungen, zu einer Vereinbarung zu
ge=
langen, die geeignet erſcheint, dieſe ſtrittigen Fälle einer gütlichen
Re=
gelung zuzuführen. Für den Bezirk der Induſtrie= und Handelskammer
Darmſtadt mußte jedoch leider feſtgeſtellt werden, daß es zu einer
prak=
ſchen Auswertung der getroffenen Vereinbarung bis jetzt noch nicht
ge=
lommen iſt. Es darf erwartet werden, daß ſämtliche Beteiligten ſich bei
der praktiſchen Durchführung an die getroffenen Vereinbarungen halten,
und daß baldigſt die in der Vereinbarung vorgeſehene Regelung zuſtande
Hmmt. — Die zuſtändige Kommiſſion der Kammer befaßte ſich eingehend
mit dem neuen Entwurf zur Negelung der
Aufwertungsſchul=
en nach dem 1. Januar 1932. Abgeſehen von einzelnen
Abänderungs=
vorſchlägen konnte dem zuletzt von der Reichsregierung vorgelegten
Ent=
urf im weſentlichen zugeſtimmt werden. — Hinſichtlich der
Schwierig=
keiten, die ſich für die Ableitung der induſtriellen
Abwäſ=
ſer in die Modau auf Grund der Klagen anderer Anlieger
er=
geben haben, fand eine Ausſprache der beteiligten Betriebe in der
Kam=
mer ſtatt; des weiteren wurde eine gemeinſame Beſichtigung des
Modau=
larufs von Nieder=Ramſtadt bis Pfungſtadt mit den Vertretern der
zu=
händigen Behörden vorgenommen. Die Ergebniſſe dieſer Beſichtigung
bedürfen noch der Auswertung; es darf der Erwartung Ausdruck ge=
geben werden, daß eine Regelung gefunden wird, die den
lebensnotwen=
digen Intereſſen der beteiligten induſtriellen Betriebe gerecht wird. —
Die Verhandlungen über eine zweckmäßige Geſtaltung der
Anſchluß=
gleiſe am Oſtbahnhof Darmſtadt wurden fortgeſetzt;
von der Reichsbahnverwaltung darf erwartet werden,
daß ſie im eigenen wohlverſtandenen: Intereſſe durch ein
entſprechendes Entgegenkommen die Vorausſetzungen dafür ſchafft, daß
die in Frage kommenden Gleisanſchlußbeſitzer weiter in der Lage
blei=
ben, die vorhandenen Anlagen auszunutzen. — Schließlich wurde noch
über das Ergebnis der letzten von der Kammer abgehaltenen
Ge=
ſchäftsſtenographenprüfung berichtet. Insgeſamt haben an
ihr 82 Prüflinge teilgenommen, von denen 34 die Prüfung beſtanden
haben.
Unter Punkt „Eingänge” wurde u. a. von einem Schreiben des
Vorſtandes des Heſſiſchen Fürſorgevereins für
Krüppele. V. der Verſammlung empfehlend Kenntnis gegeben.
Der Hauptausſchuß des Deutſchen Induſtrie= und
Handelstags, der am 24. Juni in Breslau tagte, ſtand im Zeichen
ernſter Beratungen über die Möglichkeit, der bedrängten Oſtmark
tatkräftige Hilfe zu bringen. In eingehenden Darlegungen des
Vor=
ſitzenden der Induſtrie= und Handelskammer Breslau, denen eine
Aus=
ſprache folgte, wurden Mittel und Wege erörtert, wie das großzügig
an=
gelegte Oſthilfsprogramm in zweckmäßigſter und nützlichſter Weiſe
ver=
wirklicht werden kann. — Einen weiteren Punkt der Tagesordnung
bil=
dete die Erörterung über die oben bereits erwähnte Frage der
Aus=
geſtaltung des Reviſorenberufs, für deren weitere
Erörte=
rung eine Kommiſſion von beſonderen Sachverſtändigen beim
Handels=
tag eingeſetzt wurde. — Weiter wurde berichtet über die ebenfalls in
Breslau ſtattgehabte Sitzung des Fahrplanausſchuſſes beim
Induſtrie= und Handelstag. In eingehender Erörterung kam
die Vollverſammlung zu dem Ergebnis, daß eine Ablehnung
begrün=
deter Fahrplanwünſche infolge der augenblicklichen, minder
gün=
ſtigen finanziellen Lage der Reichsbahn zu einer gefährlichen Stagnation
im Verkehrsleben führen müſſe, die letzten Endes die Stellung der
Reichsbahn im Wettbewerb mit anderen Verkehrsmitteln weiter ſchwächen
müßte. Die Vollverſammlung ſchloß ſich hierauf einmütig den
nachſtehen=
den „Leitſätzen” an, die auf Antrag des Vertreters der Kammer in
der Sitzung des Südweſtdeutſchen
Handelskammeraus=
ſchuſſesfür Hotelgewerbe und Fremdenverkehr (
Vor=
ort „Handelskammer Karlsruhe) am 20. Mai d. J. zu Bad=
Nau=
htzim angenommen worden waren:
„1. Im Zeitalter des Kraftwagens müſſen die Eiſenbahnen wie
im Güter erkehr, ſo auch im Perſonenverkehr, wenn ſie im
Wett=
bewerb beſtehen wollen, den veränderten Verhältniſſen weit mehr
als bisher gerecht werden. Der Freizügigkeit des
Kraft=
wagens in Zeit und Reiſeweg iſt im Eiſenbahnverkehr
zweck=
mäßig ſo Rechnung zu tragen, daß der Verkehr möglichſt
aufge=
lockert wird. Die Führung wenig zahlreicher ſchwerer und voll
aus=
gelaſteter Züge, eine Folge der Kriegs= und Nachkriegszeit, mag zwar
aus betrieblichen Gründen vorteilhaft erſcheinen, ſie entſpricht aber
die=
ſer vom Standpunkt des Verkehrs aus zu ſtellenden Forderung nicht.
Es iſt vielmehr geboten, leichtere Züge aller
Zuggattun=
gen in größerer Anzahl zu fahren, wobei im eigenen Intereſſe
der Eiſenbahnen der Frage der Entwicklung geeigneter
Triebwagen=
typen ein beſonderes Augenmerk zu widmen iſt. Die
Auflocke=
rung des Zugverkehrs gilt gleichermaßen im Nah= wie im
Fernverkehr. Der Eiſenbahnfahrplan iſt daher zweckmäßig auf
Zuglücken durchzuprüfen; da, wo ſich Lücken erheblicher Art zeigen, iſt
ihre Ausfüllung in die Wege zu leiten. Ein bedeutungsvoller Anfang
hinſichtlich einer beſſeren Ausgeſtaltung des Nahverkehrs im
Rhein=Main=Gebiet iſt von den Reichsbahndirektionen
Frank=
furt a. M. und Mainz in dankenswerter Weiſe erſtmals im neuen
Fahr=
plan 1930/31 gemacht worden.
2. Sind die Eiſenbahnen im Güterverkehr in der Lage, die
erheb=
lichen Vorteile des dem Kraftwagen ureigenen Verkehrsvon Haus
zu Haus wenigſtens teilweiſe durch die Bedienung von privaten
Gleis=
anſchlüſſen gerecht zu werden, ſo iſt dies der Natur der Sache nach im
Perſonenverkehr nicht möglich. Den größeren Bequemlichkeiten des
Kraft=
wagenverkehrs können die Eiſenbahnen aber ſehr wohl in der Art ein
Gegengewicht bieten, daß ſie ihre Abneigung gegen die Ueberſtellung
von Kurswagen und Zugteilen aufgeben und durch eine größere
Bereitwilligkeit in dieſer Beziehung den Wünſchen der
Verkehrstreiben=
den mehr als bisher entgegenkommen. Hierbei iſt den Intereſſen von
Kur= und Fremdenverkehrsplätzen, die für die Eiſenbahnen beſonders
er=
tragreiche Einnahmequellen darſtellen, in geſteigertem Umfang Rechnung
zu tragen, nicht zuletzt, um den auf beſondere Bequemlichkeiten bedachten
Kurgäſten die Eiſenbahnreiſen nach Möglichkeit zu erleichtern. Der
be=
triebliche Nachteil eines Zeitverluſtes durch die Ueberſtellung von
Kurs=
wagen kann zum großen Teil durch geeignete beſondere Vorkehrungen
ſachlicher und perſönlicher Art ausgeglichen werden.
3. Den Erforderniſſen der Häufigkeit und Bequemlichkeit der
Eiſen=
bahnverbindungen geſellt ſich die Forderung der
Preiswürdig=
keit der Beförderungsleiſtung hinzu. Eine jede Erhöhung des
Per=
ſonentarifs muß die Eiſenbahnen im Wettbewerb mit den Kraftwagen
ſchwächen. Beſonders zu achten iſt darauf, daß nicht durch eine
über=
mäßige Höhe der Zuſchläge für ſchnellfahrende Züge eine
begrün=
dete Verſtimmung der Reiſenden eintritt, die ſich letzten Endes, ſoweit
nicht die Eiſenbahnen völlig gemieden werden, im Sinne einer
Abwan=
derung auf nicht zuſchlagpflichtige Züge oder in eine niedere Klaſſe des
zuſchlagpflichtigen Zuges auswirkt.
4. Auch der weiteren Ausgeſtaltung der Ferienſonderzüge
und der Erfüllung berechtigter Wünſche hinſichtlich der Tarifgeſtaltung
ſowie der planmäßigen Halte dieſer Züge iſt mehr Aufmerkſamkeit zu
widmen als bisher. Hierbei ſollte in tarifariſcher Beziehung beſonders
dem Umſtand Rechnung getragen werden, daß dieſe Züge häufig von
kin=
derreichen Familien benützt werden.
5. In der Ausgabe von Sonntagskarten glauben ſich manche
Eiſenbahndienſtſtellen, noch immer eine Zurückhaltung auferlegen zu
müſſen, die einer nicht gerade großzügigen Einſtellung entſpricht. Der
gewaltige Verkehrszuwachs, der durch die Sonntagskarte zum
Wochen=
ende der Eiſenbahn zufällt, ſollte im Zuſammenhang mit der
Erkennt=
nis der hohen volkswirtſchaftlichen Bedeutung des Wochenendes zu
weit=
gehendem Entgegenkommen Anlaß bieten, das von den
Verkehrsinter=
eſſenten vorgetragenen Wünſchen, auch im wohlverſtandenen
Eigen=
intereſſe der Eiſenbahnen zur Erfüllung verhilft. Ein weiterer Ausbau
der Einrichtung der zum Wochenende ausgegebenen Fahrtausweiſe zu
er=
mäßigten Preiſen iſt dringend geboten.
6. Den wichtigen Verkehrsintereſſen der bedeutenden Kur= und
Fremdenverkehrsplätze, die, namentlich ſoweit der beſonders
pfleglich zu behandelnde Ausländerverkehr, in Frage kommt,
auch für die Aktivſeite der deutſchen Zahlungsbilanz von hoher
Bedeu=
tung ſind, muß in der Folge durch ein beſonderes
Entgegen=
kommen der Eiſenbahnen im allgemeinen wie im beſonderen (vgl.
z. B. oben Ziffer 2) Rechnung getragen werden.”
Aus Anlaß der bevorſtehenden Rheinlandräumung nahm
die Kammer einen auf eingehenden Studien fußenden Bericht über
„Frankreichs Beſtrebungen und Maßnahmen zur
wirtſchaftlichen Durchdringung Weſtdeutſchlands
während der Beſatzungsperiode” entgegen. Die
Ausfüh=
rungen bewieſen erneut, welch große Nachteile nicht nur die
be=
ſetzten Gebiete, ſondern auch das Ausſtrahlungsgebiet
nach Oſten hin durch die einſchneidenden Folgen der
Beſatzungsmaß=
nahmen erlitten haben. In beſonders ſtarkem Umfang war der zum
be=
ſetzten Gebiet gehörende Teil des Kammerbezirks als rechtsrheiniſcher
Brückenkopf ſchweren Bedrückungen ausgeſetzt. Der heſſiſche
Grenz=
gürtel hat beſonders empfindliche Schädigungen erlitten, da ſein
Ein=
flußgebiet als Schwerpunkt und Hauptangriffspunkt der franzöſiſchen
Beſatzung und der franzöſiſchen Beſatzungspolitik deren Auswirkungen
am ſchwerſten zu tragen hatte. Da die franzöſiſche Grenzlinie in
Starken=
burg im Kammerbezirk ein Wirtſchaftsgebiet mit überaus
hochentwickel=
tem und eng verflochtenem wirtſchaftlichen Eigenleben jäh durchſchnitt,
waren hier die Folgen derart, daß der heſſiſche Grenzgürtel ſich in einer
allgemein unbeſtrittenen beſonderen Notlage befindet. Es muß erwartet
werden, daß im Rahmen des bevorſtehenden Weſtprogramms dieſen
ernſten Tatſachen gebührend Rechnung getragen wird.
Bei aller Freude über den Abzug der Beſatzungstruppen und den
Fortfall des Bedrückungsſyſtems durch die Koblenzer Ordonnanzen darf
jedoch nicht vergeſſen werden, daß auch heute noch eine Reihe
einſchnei=
dender Beſchränkungen der deutſchen Souveränität im weſtlichen
Deutſch=
land in Kraft bleiben, die einer franzöſiſchen Machtpolitik gefahrdrohende
Handhaben geben können, um den politiſchen Beſtrebungen der
franzö=
ſiſchen Wirtſchaft Vorſchub zu leiſten.
Batgla,nef
verschaffr
gesunden
Schlaf.
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der Nerven
bei längerem Gebrauch
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Kaufe
etragene Kleider,
öchuhe, ſowie
Fla=
hen u. Bodenkram.
h. Saul
Kl. Bachgaſſe 8.
Chriſtl. Händler.)
IMonola-Rollen
kauf. geſ.
Preis=
ng. u. V. 15 Gſt.
Ich ſuche: Ger. 3=
Z.=Wohng. m. all.
Zubeh., el Licht.
Ich biete: Große 5=
Z.=Wohng. m. gr.
Vorpl., Badezim.
2 Verand. u. all.
Zubeh. i. d.
In=
ſelſtr.
Friedens=
miete 700 RM.
Ang. unt U. 119
a. d. Gſchäftsſt. (*
Eine Parterre=3=Z.=
Wohnung u. Küche
ſofort zu vermiet.
Zu erfragen in der
Geſchäftsſtelle.
Bleichſtr. 40, II. r.
2 große, leere
Zim=
mer, neu
hergerich=
tet, an berufstätige
Leute ſof. z. verm.
Heinheimerſt. 8, Ir.
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gegen das kriechende und Hiegende
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Wanzen, Ameisen. Es wirkt
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Seite 8
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Nummer 181
Der holländiſche Regenmacher Veraart vor ſeinem Flugzeug.
In Holland erregten kürzlich die Verſuche des Ingenieurs Veraart großes Aufſehen, der zur
künſt=
lichen Erzeugung von Regen ein Flugzeug mit einer Ladung pulveriſierten Eiſes aufſteigen ließ.
Veraart iſt jetzt von einer Gruppe landwirtſchaftlicher Verbände eingeladen worden, ſeine Verſuche
in Berlin zu wiederholen, da man ſeiner Methode große Bedeutung beimißt.
Der Regenmacher kommk nach Berlin.
Mranegiag oes Juuponfitegers Bhro i Heidhort
Byrd dankt für den Beifallsjubel der New Yorker.
Den heimkehrenden Teilnehmern der erfolgreichen Südpolexpedition wurde bei ihrem Einzug in
New York ein jubelnder Empfang bereitet.
Schweres Brandunglück in der
Frankfurker Altſtadk. — Zwei Toke.
Frankfurt a. M. In der Nacht zum
1. Juli forderte in der Frankfurter Altſtadt ein
Großfeuer ein Todesopfer. In einem Dachſtuhl
in der Graupengaſſe brach Feuer aus. Beim
Eintreffen der Feuerwehr konnte dieſe die
Dreh=
leitern wegen der Enge der Gaſſe nicht auslegen,
ſo daß die Feuerwehr gezwungen war, den
ge=
fährdeten Perſonen mit dem Sprungtuch zu Hilfe
zu kommen. Eine in Flammen gehüllte Frau
ſprang aus dem vierten Stock in das
ausgebrei=
tete Sprungtuch, hatte aber ſchwere Brand= und
Sturzwunden davongetragen. Als die
Feuer=
wehr einigermaßen Herr des Feuers war, gelang
es ihr, eine verkohlte männliche Leiche aus den
Flammen zu bergen. Die Urſache iſt noch
un=
bekannt. Dazu erfahren wir von zuſtändiger
Stelle: In der Graupengaſſe 13, im engſten
Alt=
ſtadtviertel, brannte der Dachſtuhl mit
einge=
bauten Dachkammern, von denen zwei Stück
be=
wohnt waren. Eine weibliche Perſon hing beim
Eintreffen der Feuerwehr am Fenſter, über ihr
ſchlugen Flammen heraus. Ein Heranbringen
der großen Rettungsleiter war nicht möglich, ſo
daß das Sprungtuch in Anwendung gebracht
wer=
den mußte. Das Sprungtuch wurde unter
Zu=
hilfnahme von Zivilperſonen aufgeſpannt. Die
Frau hörte nicht auf den Zuruf des leitenden
Offiziers. Allem Anſchein nach verließen ſie die
Kräfte. Sie ließ ſich fallen und wurde dennoch
mit dem Sprungtuch aufgefangen. Da ſie ſtarke
Brandwunden erlitten hatte, kam ſie ins
Kran=
kenhaus. Die Gefahr für die angrenzenden
Ge=
bäude und Bevölkerung war ſehr groß. Das
Feuer griff auf zwei Nachbarhäuſer über, die von
dem durch den Brand betroffenen Gebäude durch
einfache Holzwände getrennt waren.
Anderer=
ſeits ſchlugen Flammen über die ſchmale Straße
und bedrohten die gegenüberliegenden Gebäude.
Beſonders hemmend für den ganzen Löſchangriff
war die große Menſchenmenge, die die einzige
enge Straße und die Nachbarſchaft ausfüllte. Bei
den Aufräumungsarbeiten wurde neben einer
Trennungswand zum Nachbarhaus eine
voll=
kommen verbrannte männliche Leiche gefunden.
Anſcheinend hat das Feuer derart um ſich
ge=
griffen, daß der verbrannte Mann die am
ent=
gegengeſetzten Ende des Dachraumes gelegene
Treppe nicht mehr hat erreichen können. Die
Brandurſache konnte bis zur Stunde noch nicht
ermittelt werden. Drei Löſchzüge ſtanden unter
der Leitung von Herrn Branddirektor Schäncker.
Wie wir erfahren, iſt die ſchwerverletzte Frau
ihren Brandwunden erlegen.
Fünf Verletzte bei einem Motorradunfall.
Siegen. Am Ausgang der Ortſchaft
Eiſer=
feld ereignete ſich durch die Fahrläſſigkeit eines
Motorradfahrers ein ſchwerer Zuſammenſtoß.
Ein mit drei Perſonen beſetztes Motorrad ſtieß
mit einem aus entgegenkommender Richtung
fahrenden unbeleuchteten Motorrad, das mit
zwei Perſonen beſetzt war, zuſammen. Bei dem
Sturz wurden alle fünf Fahrer auf die Straße
geſchleudert und verletzt. Bei drei ſind die
Ver=
letzungen derart ſchwer, daß die Ueberführung
ins Krankenhaus notwendig wurde.
Herabſtürzender Stuck fällt in eine Kindergruppe.
Saarbrücken. Ein ſchweres Unglück
er=
eignete ſich im Stadtkreis Altſaarbrücken. Von
dem Balkon eines Hauſes am Schloßberg löſten
ſich Steinmaſſen und ſtürzten auf den
Bürger=
ſteig. Von mehreren an dieſer Stelle ſpielenden
Kindern wurde ein zehnjähriges Mädchen von
einem Stein ſo ſchwer getroffen, daß es
lebens=
gefährliche Verletzungen davontrug. Die
Schädel=
decke wurde ihm zertrümmert. Es iſt nicht damit
zu rechnen, daß das Kind mit dem Leben
davon=
kommt. Trotz wiederholter Aufforderungen hat
der Beſitzer des Hauſes, ein in Forbach (
Lothrin=
gen) wohnender Franzoſe, ſich niemals um das
ſehr vernachläſſigte Haus gekümmert.
Verſchie=
dene Male ſchon mußte die Baupolizei
ein=
greifen, ohne daß der Hausbeſitzer darauf
rea=
gierte. Das Haus wird nunmehr beſchlagnahmt
werden.
Die Vorbereikungen zur
Zeppelin=Polarexpedikion.
Leipzig. Profeſſor Dr. L. Weickmann, der
Meteorologe für den Zeppelinflug nach der
Ark=
tis, hielt einen Vortrag über „Ziel und Stand
der Vorbereitungen der Zeppelin=
Polarexpedi=
tion‟. Der Redner führte u. a. aus: Der Tod
Nanſens hat die Internationale Geſellſchaft zur
Erforſchung der Arktis ihres Führers beraubt.
Wir betrachten es als ein Vermächtnis Nanſens,
an dem Gedanken des Polarfluges feſtzuhalten.
Dieſer Gedanke iſt an ſich nicht neu. Er ſtammt
von niemand anders als von dem Grafen
Zep=
pelin ſelbſt, der ihn bereits 1910 ausgeſprochen
hat. Was gibt es in der Arktis zu erforſchen?
Es gibt in der Arktis noch einen völlig
uner=
forſchten Bezirk, der dreimal ſo groß iſt wie das
Deutſche Reich. Wollte man dieſes Gebiet durch
Schlitten erforſchen, ſo könnten noch
Generatio=
nen vergehen. Der Zeppelin=Polarexpedition
kommen geographiſche und meteorologiſche
Auf=
gaben zu. Bisher hatte es noch nicht die
Mög=
lichkeit gegeben, Feſtſtellungen über die
ſoge=
nannte obere Invaſion zu treffen. Zur
Beſtim=
mung dieſer Luftſchicht hat Profeſſor Motchanoff
in Leningrad einen atmoſphäriſchen Apparat
er=
baut. Endlich ſollen auch magnetiſche
Beobach=
tungen ausgeführt werden. Der Zeitpunkt der
Fahrt ſteht noch nicht feſt. Vielleicht iſt es das
Jahr 1931. Es ſind drei große Fahrten geplant:
von Tromſö über Grönland, Kanada, Alaska
nach Fairbanks, von Fairbanks über den Pol
hinweg und wieder von Fairbanks nach Tromſö
zurück. Die Expedition iſt vorbildlich ausgerüſtet.
Die Mannſchaften ſind u. a. in aſtronomiſcher
Höhenbeſtimmung und in der Bedienung eines
Notfunkſenders ausgebildet. Die Vorführung
belehrender Lichtbilder folgte.
Die Schweizerfahrt des „Graf Zeppelin”.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt nach herrlicher Rundfahrt, die bis
an den Vierwaldſtädter See führte, bald nach
8,30 Uhr auf dem Werftgelände wieder glatt
gelandet.
Das Lübecker Kinderſterben.
Lübeck. Die Zahl der Todesfälle unter den
mit dem Tuberkuloſe=Präparat gefütterten
Säug=
lingen hat ſich um einen auf 47 erhöht. Krank
ſind noch 72 Säuglinge, gebeſſert 73, geſund 59
Säuglinge.
Des „Trompeters des Waffenſtillſtandes”
tragiſches Ende.
Paris. Als das Luftſchiff „Graf Zeppelin”.
auf ſeiner Südamerikafahrt Beſangon überflog,
ſtürzte, wie erinnerlich, ein Mann in ſeinem
Uebereifer beim Beſtaunen des Luftſchiffs aus
dem Fenſter des dritten Stockwerks und ſtarb
wenige Tage ſpäter an den erlittenen
Ver=
letzungen. — Dr. Eckener hat einer dortigen
Zei=
tung, die eine Zeichnung eröffnet hat, für die
Witwe und die Kinder des auf ſo tragiſche Weiſe
ums Leben gekommenen Mannes 500 Franken
überwieſen. — Jules Sellier — ſo lautet der
Name des Verunglückten — war vor 12 Jahren
eine Berühmtheit. Am 11. November 1918 war
ſein Name im Munde von Millionen von
Fran=
zoſen, denn er war der Trompeter, der das
Sig=
nal zum Einſtellen des Feuers gab und damit
das Ende des Weltkrieges ankündigte. Er lebt
in der Geſchichte Frankreichs als der „Trompeter
des Waffenſtillſtandes” fort.
Ein Auto fährt drei Menſchen tot.
Paris. In einer Ortſchaft bei Beauvais
fuhr ein unvorſichtiger Autofahrer in eine
Gruppe am Straßenrand ſitzender junger Leute
und tötete drei auf der Stelle. Die Begleiterin
des Fahrers wurde ſchwer verletzt und ſtarb nach
der Einlieferung ins Krankenhaus.
Schwere Ueberſchwemmungsſchäden in Japan.
Tokio. In dem Ort Schimaneken und
ſei=
ner Umgebung ſind durch heftige Regengüſſe
ver=
heerende Ueberſchwemmungen verurſacht
wor=
den. Ein Fluß iſt über die Ufer getreten und
hat zahlreiche Häuſer und Brücken mit ſich
fort=
geriſſen. Die durch die Ueberſchwemmung
ent=
ſtandenen Sachſchäden werden auf 8 Millionen
Den geſchätzt,
Das Rekordflugzeug (mit Tankſchlauch),
ſas von den Brüdern Hunter=U. S.A. (Porträts in den Ecken des Bildes) nun ſchon 19 Tage
un=
unterbrochen in der Luft gehalten wird. Zwei von ihnen bedienen das Flugzeug, während die
beiden anderen das Tankflugzeug lenken, das ihnen Brennſtoff und Lebensmittel zuführt. Nach der
neueſten Meldung iſt die Beſatzung des Rekordflugzeuges bis jetzt 447 Stunden in der Luft. Sie
teilte in einem abgeworfenen Briefe mit, daß ſie den amerikaniſchen Unabhängigkeitstag am 4. Juli
noch in der Luft begehen wolle.
Mannheims große Ausſkellungshalle eingeweihl.
Blick auf die „Rhein=Neckar=Halle‟,
dem Mittelpunkt des neuen Mannheimer Ausſtellungsgeländes, die gleichzeitig auch als
Verſammlungsort bis zu 6000 Perſonen faſſen kann.
23 Tote bei einem Eiſenbahnunglück.
Berlin. Ein von Irtutſk kommender
Per=
ſonenzug entgleiſte, wie Berliner Blätter aus
Moskau berichten, infolge falſcher
Weichenſtel=
lung kurz vor Leningrad. Die Lokomotive ſowie
mehrere Wagen wurden vollkommen
zertrüm=
mert. 23 Perſonen kamen bei dem Unglück ums
Leben, 28 wurden verletzt.
Bombenexploſion in einer Forſtſchule.
Klauſenburg. In der ſtaatlichen
Forſt=
ſchule in Toteſchdechte explodierte eine Bombe
und ſetzte das Gebäude in Brand. Die Schule
wurde ein Raub der Flammen. Die
Unter=
ſuchung hat ergeben, daß die Bombe im Keller
des Gebäudes gelegt worden war. Von dem
Täter fehlt jede Spur.
Bald 3 Wochen in der Lufk!
[ ← ][ ][ → ]Nummer 181
Mittwoch, den 2. Juſi 1930
Seite 9
Spotl Spiet und Tarnen.
Gaukurnen=Befreiungsfeier und Jahndenkmalsweihe
im Main=Rhein=Gau.
Drei Punkte werden es ſein, die am kommenden Samstag und
Sonntag in Groß=Gerau ſich harmoniſch vereinigen dürften.
Gau=
turnen! Es iſt das 49. des Main=Rheingaues ſeit der Gründung 1862,
und könnte es je feierlicher geſtaltet werden, wie gerade in dem
Be=
freiungsjahre? Groß=Gerau, das Kreisſtädtchen, beherbergt einen alten
Turnverein, der im Jahre 1846 entſtand, und in welchem alte
Ueberliefe=
rung bis zum heutigen Tage den alten Jahngeiſt wachhielt. Auch in der
Notzeit der Beſetzung war dieſer Geiſt lebendig geblieben, und keine
Feindmacht konnte den unerſchütterlichen Glauben an eine beſſere
deut=
ſche Zukunft dämpfen. Tapfere Turner des Turnvereins Groß=Gerau
mußten für dieſe bewieſene Turnertreue hinter Schloß und Riegel einige
Zeit ſitzen. Aber nicht nur dieſen Einzelnen gilt es nun in der Zeit
—r Befreiungsſtunde zu gedenken. Mit der geſamten Bevölkerung und
gerade mit dem Turnverein in Groß=Gerau, als führender Verein des
in deutſcher Notzeit abgetrennten Grenzgebiets, fühlen ſich diejenigen
des Gaues, die nicht unter der Beſatzung zu leiden hatten, als eine
Schickſalsgemeinde jederzeit eng verbunden. Nichts lag näher, als die
Maſſen der Turner zum Samstag, als Auftakt des Gauturnens, zu
einer Befreiungsfeier zuſammenzurufen. Hoch ſoll das
Freu=
denfeuer auflodern; der Schwur „Wir wollen ſein ein einig Volk von
Brüdern” in die Nacht hinausklingen und zum Treugelöbnis einer
wie=
der vereinten und verbundenen Turngemeinde werden. Und wer bliebe
hier aus dem Main=Rheingau zu Hauſe, wenn es gilt, den Dank für
Treue in feierlich hehrer Stunde abzuſtatten?
Groß=Gerau hat gerüſtet und geſchaffen! Geſchaffen ein Ehrenmal,
zum Gedenken an den großen Deutſchen Friedrich Ludwig Jahn; ein
Werk iſt erſtanden durch Opfer= und Bereitwilligkeit aller Volksſchichten
Groß=Geraus. Die Freude der Jahn=Denkmalsweihe ſoll
nicht eine Angelegenheit von Groß=Gerau allein ſein, ſondern daran
teilnehmen ſoll und muß der geſamte Main=Rheingau. Kein Gauturnen
dürfte jemals ſo im Vordergrunde der Intereſſen geſtanden haben wie
das 49. im Jahre der Befreiung. Deshalb, in letzter Stunde ergeht die
Mahnung an die Main=Rheingauturner: „Kommt alle nach
Groß=Gerau und bezeugt eure Dankespflicht den Lebenden, die
Treue hielten in großer Notzeit; aber auch dem toten großen Führer,
dem Künder und Mittler deutſcher Einheit — Friedrich Ludwig Jahn,
den erſt die Nachwelt in ſein Ehrenrecht zu ſetzen vermochte, gilt es in
dankbarer Erinnerung zu gedenken.
Bei den turneriſchen Mehrkämpfen auf den D.T.=Kampfſpielen
wurde Fiedler (Tgde. 46) mit 167 Punkten im Zwölfkampf 26.
Sie=
ger; Frl. Welter (Tgde. 46) kam im Siebenkampf mit 109 Punkten
zum 11. Sieg.
Fußball.
Reichsbahn=T. u. SpV. Darmſtadt.
Am Sonntag ſtanden beide Fußballmannſchaften in
Freundſchafts=
ſpielen den Mannſchaften von Chattia=Wolfskehlen (A=Klaſſe)
gegenüber. Während die zweite Mannſchaft auf eigenem Platz ein recht
beachtliches 3:3 erzielte, gelang es der 1. Mannſchaft in Wolfskehlen,
Fogar einen einwandfreien 4:3=Sieg zu erringen. Dieſe Leiſtung ver=
Hient umſomehr Anerkennung, als die Mannſchaft bei Seitenwechſel
moch mit 3:1 Toren im Hintertreffen lag.
Union Wixhauſen—Olympia Frankfurt 4:2 (2:1).
Am Sonntag hatte Union Olympia Frankfurt zu einem
Freund=
ſchaftsſpiel verpflichtet. Trotz des Samstagsſpieles gegen Langen und
einiger Erſatzleute konnte die Union=Mannſchaft in allen Teilen ſehr gut
gefallen. In der 6. Minute geht Wixhauſen in Führung. Olympia,
eine ausgeglichene Elf, konnte bald den Ausgleich erzielen, dem Union
bis zur Halbzeit durch den Halbrechten den zweiten Treffer entgegen=
Fetzte. Gleich nach Halbzeit bekam Wixhauſen einen Elfmeter
zugeſpro=
rhen, den der Halblinke durch Nachſchuß verwandelte. Union wird jetzt
üiberlegen und konnte bis Schluß durch den Halbrechten zum vierten
Male einſenden. Beiden Mannſchaften für ihren vorbildlichen Eifer ein
Geſamtlob. Schiedsrichter einwandfrei. — 2. Mſch.—Egelsbach 2. 2:4,
1. Jgd.—Weiterſtadt 1:1, 2. Jgd.—V.f. L. Neu=Iſenburg 10:1. 1.
Hand=
baller—Poſt=Sportverein Frankfurt 3:5.
Traiſa — Dreieichenhain 2:2 (2:0).
Beide Mannſchaften lieferten ſich ein flottes Spiel, das allſeits den
beſten Eindruck hinterließ. Bei gleichmäßiger Verteilung der Chancen
war das Spiel von Anfang bis zu Ende ſpannend; Ballbehandlung,
ſowie Kopf= und Stellungsſpiel vorbildlich. Traiſa konnte weniger ge=
Fallen und machte überhaupt einen müden Eindruck. Sehr gut war die
„Hintermannſchaft, hervorragend der rechte Verteidiger, ebenfalls der
Torwart, obwohl das letzte Tor haltbar war. Die Läuferreihe konnte
gefallen, der Sturm zu nervös, und fehlte hier der ſichere Schuß aufs
Tor. Die Gäſtemannſchaft war im Zuſammenſpiel beſſer, und in der
Mannſchaft war im großen Ganzen kein ſchwacher Punkt zu erkennen.
Das Reſultat entſpricht dem Spielverlauf. Schiedsrichter war gut und
hatte ein leichtes Amt.
Traiſa 2.—Dreieichenhain 2. 5:2 (2:2); Traiſa Jgd.—Dreieichenhain
Jgd. 4:1.
Beim Genfer Fußballturnier ſchlug am Dienstag der Schweizer
Meiſter Servette die Belgier Brügge 2:1 (1:0), während Reale Union
Irun die franzöſiſchen Meiſter Sette 5:1 (2:0) abfertigte.
Pferdeſpork.
Nennen zu Straußberg am Dienstag.
Rabebrücker Jagdrennen: 2200 Mark, 3400 Meter: 1. Janſens
Lieſe=
rer (Eperjeſſy), 2. Partie, 3. Mentor. Toto: 15. Platz: 12, 14, 14. 1½
bis 1 Lg. Ferner: Groſa, Taſſo 2., Verſuchs mal, Kißling, Staffelſtein,
Heideland, Indra, Elias, Rimoſa.
Maiden=Flachrennen: Für Dreijährige, 2200 Mark, 1250 Meter:
1. Zobeltitz” Morganat (Schmidt), 2. Chapeau, 3. Prievluſa. Toto: 54.
Platz: 12, 11, 14. 1—5, Lg. Ferner: Altmühl, Wegwart. Diomedes,
Saharet, Metamorphoſe, Ambroſia, Petarde.
Dämeritz=Jagdrennen: Ehrenpreis und 2200 Mark, 4000 Meter:
1. Weſterkamps Hohenfels (Hauſer), 2. Irländerin, 3. Tornado, Toto: 20.
Platz: 14, 34. 4—8 Lg. Ferner: Gladiator, Othello.
Der Sieger im Deutſchen Derby.
„Alba”
aus dem
ppenheim
klaſſiſchen
ſennen hervorging.
Das Wimbledon=Turnier.
Neue Senſation am Dienstag: Cilly Aufſem ſchlägt Helen Jacobs glatt.
Die Senſation am Dienstag in Wimbledon fiel diesmal im Damen=
Einzel, wo die zweite der amerikaniſchen Rangliſte, Helen Jacobs,
von Cilly Auſſem ganz glatt 6:2, 6:1 geſchlagen wurde. Die
Rheinlän=
derin zermürbte ihre Gegnerin von Beginn an durch ein für
Damen=
ſpiele unerhörtes Tempo. Die Deutſche iſt zweifelsohne gegenwärtig in
beſter Form und hat ſchon allein dadurch, daß ſie ſich in Wimbledon
un=
ter den „letzten Vier” befindet, einen großen Erfolg erſtritten. Dieſe
letzten Vier” heißen im Damen=Einzel: Helen Wills=Moody, Mathieu=
Frankreich, Miß Ryan und Cilly Auſſem. Die Titelverteidigerin Helen
Wills fertigte Miß Mudford 6:2, 6:1 ab, mit dem gleichen Ergebnis
ſiegte die Franzöſin Mathieu über die Engländerin Ridleu und
Eliza=
beth Ryan benötigte gegen die engliſche Hoffnung B. Nuthall drei
Sätze, 6:2, 2:6, 6:0. — Beim Gemiſchten Doppel kam das gut
aufeinander abgeſtimmte deutſche Paar Krahwinkel=Prenn zu dem
er=
warteten leichten 6:1, 6:2 Sieg über die Engländer Bouverie=Ingram.
Damit ſteht das deutſche Paar ebenſo wie ſchon Tilden=Auſſem unter den
„letzten Acht”.
Im Herren=Doppel bei den Tennismeiſterſchaften in Wimbledon
ſind die Deutſchen Kleinſchroth=Prenn ausgeſchieden. Sie
verloren gegen die Franzoſen Cochet=Brugnon 9:7 7:5 6:1.
Davispokal=Konferenz.
Gelegentlich des Wimbledon=Turniers trat geſtern in London unter
dem Vorſitz von Lord d’Abernon auch die Davispokal=Kommiſſion zu
einer Sitzung zuſammen. Man befaßte ſich in der Hauptſache mit dem
Reviſionsplan für die Davisſpiele, demzufolge eine weitere
Unterteilung der Zonen in Nord= und Südgruppen erfolgen ſoll und der
vorſieht, daß zukünftig die Endſpiele nur noch alle zwei Jahre
ausge=
tragen werden ſollen. Definitive Beſchlüſſe wurden in dieſer Sitzung
noch nicht gefaßt, anſcheinend ſoll vorher erſt noch der Stifter des Davis=
Pokals, der Amerikaner Davis um ſeine Stellungnahme erſucht werden.
Leichtakhlekik.
Hochſchulmeiſterſchaften der Schweiz.
In Bafel wurden am Sonntag die Hochſchulmeiſterſchaften der
Schweiz ausgetragen. Abgeſehen von den Leiſtungen der Leichtathleten
vurden in den übrigen Sportarten (Fechten, Tennis, Schwimmen,
Schie=
ßen, Fußball) nur geringwertige Reſultate feſtgeſtellt. Die Leichtathleten
ſtellten dafür eine ganze Reihe neuer Hochſchulbeſtleiſtungen auf, von
denen hervorzuheben ſind:
100 Meter: Vogel=Freiburg 10,8 Sek. (Rekord); 200 Meter: Vogel=
Freiburg 22,4 Sek. (Rekord); 110 Meter Hürden: Erbs=Genf 16,2 Sek.
(Rekord); 5000 Meter: Heller=Zürich 17:03,6 Min. (Rekord);
Speer=
werfen: Hirt=Zürich 49,15 Meter (Rekord); Diskuswerfen: Gherardi=
Lauſanne 38,33 Meter.
Der Kaſſeler Stabhochſpringer Adams wurde als Sportlehrer an
die Univerſität Bonn berufen. — Dobermann=Köln hat ein Angebot
aus Südamerika auf eine Sportlehrerſtellung erhalten.
Geſchäftliches.
Lotterieglück! Garantiert nächſten Mittwoch, 9. Juli, findet
die Ziehung der Stuttgarter Geldlotterie ſtatt. 12 500 Mark
kom=
men zur Ausſpielung, dabei Höchſt= und Hauptgewinne mit 6000
und 5000 Mark. Die letzten Loſe zu 1 Mark ſind noch in den durch
Plakate kenntlichen Verkaufsſtellen zu haben. Generalvertrieb für
Heſſen A. Dinkelmann, Worms, Poſtſcheckkonto Frankfurt
a. M. 15 194.
Die Befreiungsfeier in Mainz auf der Schallplatte.
Die offizielle Rede des Oberbürgermeiſters Dr. Külb=Mainz,
das Glockengeläute des Mainzer Doms ſowie die Befreiungschöre,
geſungen von 1500 Sängern Groß=Mainz unter Leitung von
Ka=
pellmeiſter Otto Naumann wurde von dem Lindſtröm=Konzern
auf Odeon= und Parlophon=Schallplatten übertragen und heute
dem Herrn Reichspräſidenten, dem Reichskanzler, dem preußiſchen,
heſſiſchen und bayeriſchen Miniſterpräſidenten ſowie dem
Ober=
bürgermeiſter der Stadt Mainz überreicht.
Unſerer heutigen Nummer liegt ein Proſpekt der Firma
Koberiſche Verlagsbuchhandlung in Baſel über das
neue Buch des Malers, Schriftſtellers B6 Yin Rä „Das Geſpenſt
der Freiheit” bei.
(10 302
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 2. Juli.
10.20: Schulfunk= Muſikſtunde.
12.20: Stuttgart: Promenadenkonzert.
15.00: Jugendſtunde: Jungens auf dem Kriegspfade.
16.00: Stuttgart: Konzert des Rundfunkorcheſters.
18.05: Theaterkritit. Geſpräch zwiſchen L. Marcuſe und K. Katſch
18.35: Eſperanto=Unterricht.
19.05: Klaus Guſtav Holländer: Reiſe in Peru.
19.30: Mit der Taucherglocke auf dem Grunde des Rheins.
20.00: Straßenmann. Hördrama für den Rundfunk von H. Keſſer,
21.30: Laienmuſik. Werke von Georg Philipp Telemann.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 2. Inli.
10.35: Mitteilungen des Reichsſtädtebundes.
15.00: William Wauer: Photographie und Kunſt.
15.45: Anna Drewitz: Die Hausfrau in ihrer Berufsorgamſation.
16.00: Hamburg: Nachmittagskomzert.
17.30: W. Stölting: Vom Aufſtieg des erſten Zeppelinluftſchiffes
in Friedrichshafen.
3.00: L. Windſperger u. Dr. Michaelis: Dichtung und Kompoſition.
18.30: Prof. Dr. Werner: In Abrahams Heimat vor 5000 Jahren.
19.00: Carl Schöne: Wie erwerbe ich den Führerſchein?
19.25: Elſe Kolshorn: Beamtenvertretung und Beamtenorganiſation.
20.00: Violinvorträge.
21.00: Hamburg: Hannoverſches Militärkonzert. Bohne: Johann
Strauß, der Walzerkönia, Potp. — Kockert: Goldregen. — Bierig:
Aut der Wacht. — Meiſel: Luſtiges Wien. — Hruln:
Rendez=
vous bei Lehar. — Ries: Am deutſchen Rhein, — Steinbeck;
Regimentsgruß. — Fanfaren=Märſche.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Egon Kaiſer.
Wekkerbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 2. Juli: Allmählich aufkommende
Bewöl=
kung mit Gewitterſtörungen oder Gewitterregen.
Ausſichten für Donnerstag, den 3. Juli: Teils heiter, teils wolkig,
vor=
übergehende Gewitterſtörungen mit leichter Abkühlung.
—
Hauptſchriftleitung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feulſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort; Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle.
Druck und Verlag: L. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
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lch krieg’ sie alle rauf!Die
gan-
ze Gesellschaft hatte schlapp
gemacht von wegen der Hitze
und derWasserguelle, die
nir-
gends zu finden war. Da kam
ich gerade noch rechtzeitig
dazu. Und wenn Sie einmal
eine schöne Wanderung
un=
ternehmen wollen (es braucht
ja nicht gerade so toll
herzu-
gehen wie hier!), dann
verges-
sen Sie nicht: Gute Stiefelund
Vivil-Pfefferminz sind das
Wichtigste! Sie wissen Ja:
Stets zu Diensten?
NEOA
[ ← ][ ][ → ]Nummer 181
Miſtwoch, den 2. Jui
die uuge mver eiſemndäfteie Koroloeft.
Die Durchführung der Lohnſenkung ruhig verlaufen.
Kündigung des Lohn= und Arbeitszeitabkommens?
Wie wir erfahren, hat der Chriſtliche Metallarbeiterverband am
Dienstag vormittag bekanntgegeben, daß beabſichtigt ſei, das Arbeitszeit=
und das Lohnabkommen für die nordweſtliche Gruppe der Eiſen= und
Stahlinduſtrie am 1. Auguſt zum 30. September zu kündigen. Auch der
Deutſche Metallarbeiterverband hat die gleiche Abſicht hinſichtlich des
Arbeitszeitabkommens kundgegeben, während der Arbeitgeberverband
der nordweſtlichen Gruppe daraufhin die Lohnverträge, kündigen will.
Bekanntlich iſt auf Grund des letzten Severingſpruches am 21. 9. 1929
die Kündigung der Tarifabkommen in der Nordweſtgruppe an die Pflicht
gebunden, die Kündigungsabſicht einen Monat vor Beginn der
zwei=
monatlichen Kündigungsfriſt bekanntzugeben.
Die Durchführung der ab 1. Juli in Kraft tretenden Lohnſenkung
iſt im allgemeinen ruhig verlaufen.
Der Aufruf zur Niederlegung der Arbeit in den geſamten
Betrieben der Eiſeninduſtrie Nordweſt iſt nach Mitteilung der
Werke nur in wenigen Orten in ſtärkerem Maße befolgt worden.
Nach Mitteilung der Firmen Krupp hat ſich der Schichtwechſel auf
der Kruppſchen Gußſtahlfabrik am Dientag früh normal vollzogen.
Le=
diglich in zwei Betrieben verzögerte ſich die Arbeitsaufnahme. Es
han=
delt ſich hierbei um einige Hundert Mann in den Betrieben Gießerei
und Walzwverk. Auch bei einigen anderen Werken der Nordweſtgruppe
wurden Teilarbeitseinſtellungen, die auf einige Hundert Mann der
ein=
zelnen Belegſchaften ſich beſchränken, mitgeteilt. Auf der Friedrich=
Wilhelm=Hütte in Mülheim a. d. Ruhr hat die Belegſchaft, die morgens
vollzählig erſchienen war, an der vollen Arbeitsaufnahme aber von
gewiſſen Elementen gehindert wurde, die Betriebe im Laufe des
Vor=
mittags wieder verlaſſen. Bei den Klöcknerwerken in Haſpe iſt, nachdem
die während der Nacht gepflogenen Verhandlungen zu keinem Ergebnis
geführt hatten, die ganze Belegſchaft überhaupt nicht an der Arbeit
erſchienen. Es iſt anzunehmen, daß es ſich in den meiſten Fällen um
rein demonſtrative Vorgänge handelt und daß die Arbeit alsbald wieder
aufgenommen wird.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Aktienindex. Der vom Stataſtiſchen Reichsamt errechnete
Aktienindex (1924/26 — 100) ſtellt ſich für die Woche vom 23. bis
28. Juni 1930 auf 113,6 gegenüber 115,2 in der Vorwoche, und
zwar in der Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 111,4
(113,3), in der Gruppe verarbeitende Judnſtrie auf 102,9 104,4)
und in der Gruppe Handel und Verkehr auf 134,0 (135,5).
Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskoſten im Juni 1930. Die
Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Wohnung,
Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und „ſonſtiger Bedarf”) beläuft ſich
nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes für den Durchſchnitt
Juni auf 147,6 gegenüber 146,7 im Vormonat. An dieſer Steigerung
ſind im weſentlichen die Bedarfsgruppen Ernährung und Wohnung
be=
teiligt.
Die Aktiengeſellſchaften im Mai 1930. Im Mai 1930 wurden laut
Wirtſchaft und Statiſtik” 19 Aktiengeſellſchaften mit zuſammen 27 Mill.
9tM. Nominalkapital neu gegründet, davon wurde der überwiegende
Teil (22,5 Mill. RM.) durch Sacheinlagen aufgebracht. Unter den
neu=
gegrundeten Geſellſchaften befanden ſich nur 4 Millionengeſellſchaften. Im
Berichtsmonat wurden 33 Kapitalerhöhungen um insgeſamt 47,7 Mill.
RM. vorgenommen; auch hiervon entfiel der größere Teil (25,3 Mill.
RM.) auf Sacheinlagen und Fuſionen. Die 13 Kapitalherabſetzungen
er=
folgen im Betrage von 6,2 Mill. RM., davon waren 6 mit gleichzeitigen
Erhöhungen um insgeſamt 4,7 Mill. RM. verbunden. Aufgelöſt wurden
68 Aktiengeſellſchaften, davon hatten 2 noch keine Umſtellung auf
Reichs=
mark vorgenommen. Von den 19 wegen Konkurseröffnung aufgelöſten
Geſellſchaften ſtammten eine aus der Zeit vor 1914, 17 aus der
Infla=
tionszeit und eine aus der Zeit nach der Stabiliſierung.
Vom Drahtſeilmarkt. Die Beſchäftigung der Drahtſeilinduſtrie Zat
in den letzten Monaten erheblich nachgelaſſen. Die Zuweiſungen des
Drahtſeilverbandes, G.m.b.H., Eſſen, betrugen im April 51,7 Proz.,
und im Mai nur noch 48,8 Proz. Der bedeutendſte Drahtſeilverbraucher,
der Bergbau, hält außerordentlich mit Neueindeckungen zurück. Dazu
kommen die völlig unzulänglichen Aufträge der Schiffahrt, der
Trans=
portunternehmungen und des Baugewerbes. Man rechnet vorläufig
mit keiner nennenswerten Beſſerung des Marktes. Das
Außenſeiter=
angebot hat nicht unbeträchtlich zugenommen. Die Mitglieder des
Draht=
ſeilverbandes beſchloſſen deshalb auf der letzten Verſammlung eine
Her=
abſetzung der Drahtſeilpreiſe, die einer Kampfmaßnahme gegenüber den
Außenſeitern gleichkommen ſoll. Die Preisherabſetzung dürfte demnächſt
in Kraft treten. Der Seildrahtverband, G.m.b.H., Hagen, hat bereits
vor einiger Zeit eine Ermäßigung ſeiner Forderungen verwirklicht, im
Durchſchnitt beträgt ſie 9—10 Prozent. Die Beunruhigungen auf dem
Seildrahtmarkt haben im übrigen angehalten. Das Auslandsgeſchäft
hat ſich im Mai gegenüber den Vormonaten gebeſſert; es wurden 1800
To. exportiert. Von geringen Ausnahmen abgeſehen, erfolgt der
Ver=
kauf nach dem Auslande durch die Werke unmittelbar. Der ſchon ſeit
langer Zeit geplante Ausfuhrverband hat ſich noch nicht ins Leben rufen
laſſen, da verſchiedene Werke dieſem Gedanken grundſätzlich ablehnend
gegenüberſtehen.
Die Firma B. Ganz u. Co., Mainz, nur Flachsmarkt, die ſich ſeit
hundert Jahren in dem gleichen Familienbeſitz befindet, legt Wert
dar=
auf, feſtzuſtellen, daß ſie mit der in letzter Zeit öfters genannten Ludwig
Ganz A.=G., Mainz, in keinerlei Beziehungen ſteht.
Lazard Speyer=Elliſſen K.G.a.A.. Berlin und Frankfurt a. M.
Das Bankhaus legt ſeine Bilanz für 1929 erſt jetzt vor, da mit
Rückſicht auf die Verluſte, die es erlitten hat, eine genaue
Revi=
ſion durch die Reviſionsgeſellſchaft Price, Waterhouſe u. Co.
vor=
genommen wurde. Von dem Bruttogewinn von 2 08 (7.97) Mill.
RM. erforderten Handlungsunkoſten 2.98 (5.20) Mill. RM., ſo daß
ſich ein Verluſt von 905 578 RM. ergibt. (J. V. wurden aus 2,77
Mill. RM. Reingewinn 10 Prozent Dividende verteilt.) Die
Bilanz iſt infolge der von der Reviſionsfirma angewandten neuen
Form mit den Vorjahrsziffern nur ſchwer zu vergleichen.
Immer=
hin iſt ein ſtarker Rückgang der Bilanzziffern feſtzuſtellen.
Gründung eines internationalen Pelzfachverbandes. Der ſeit
kurzem in Leipzig tagende 1. Pelzkongreß hat einſtimmig die
Er=
richtung eines Internationalen Fachverbandes der Pelzwirtſchaft
beſchloſſen. Zum Präſidenten des Verbandes wurde Paul
Hollen=
der=Leipzig gewählt, dem ein internationaler Ausſchuß aus
füh=
renden Perſönlichkeiten der Pelzbranche zur Seite geſtellt wurde,
um gemeinſam die Verfaſſung des Internationalen Verbandes
auszuarbeiten. Weiter ſoll eine internationale
Schiedsgerichts=
ordnung der Pelzbranche geſchaffen und eine internationale
Kreditſchutzzentrale in Leipzig errichtet werden.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 1. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 91, Sept. 95. Dez. 100¾; Mais, Juli
74½, Sept. 73%; Dez. 68; Hafer, Juli 34½, Sept. 36½, Dez. 39½;
Roggen, Juli 47½4, Sept. 52½, Dez. 58½.
Schmalz: Juli 6,425, Sept, Okt. 9,55, Dez. 9,30.
Speck loco 13,75.
Leichte Schweine 9,20—9,40, ſchwere Schweine 8,90—9,30;
Schweinezufuhren Chicago 25 000, im Weſten 91 000.
Chicago Baumwolle: Juli 13,02, Okt. 13,19.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 1. Juli:
Schmalz: Pr. Weſtern 10,15; Talg extra loſe 5.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 108½, Hartwinter 97½;
Mais 96½; Mehl 4,70—5,10; Getreidefracht nach England 1,6 bis
2,3 sh, nach dem Kontinent 7—9 C.
Biebmärkke.
Frankfurker und Berliner Effekkenbericht.
Frankfurt a. M., 1. Juli.
Das Geſchäft an der heutigen Börſe kam nur langſam in Gang.
Durch eine vorher ſtattgefundene ſchlichte Feier, in der der glücklichen
Befreiung der Rheinlande würdig gedacht wurde, verzögerte ſich die
Feſtſetzung der erſten Kurſe. Aufträge waren wiederum kaum
einge=
troffen, doch ſchritt die Kuliſſe, angeregt durch die feſten New Yorker
Schlußkurſe und der zuverſichtlicheren Beurteilung der innerpolitiſchen
Lage, in Spezialaktien zu Deckungen, ſo daß gegenüber den ſchon etwas
gebeſſerten geſtrigen Abendbörſe teilweiſe wieder beachtenswerte
Er=
höhungen eintraten. Im Vordergrunde des Intereſſes ſtanden
Elektro=
werte, die auf angebliche Ausdehnung der Intereſſengemeinſchaft
ein=
zelner Unternehmungen ſtärker geſucht waren. Licht u. Kraft waren
mit plus 3,5 Prozent führend. Geffürel gewannen 2,5 Proz., während
A. E. G., Schuckert und Siemens nur leicht gebeſſert eröffneten. Neben
dieſen Werten machte ſich noch für Dt. Linoleum, die ſich ſchon an der
geſtrigen Mittagsbörſe kräftig erholt hatten, lebhaftere Nachfrage mit
plus 3,5 Prozent bemerkbar. Am Chemiemarkt hatten J.G. Farben
nur kleines Geſchäft; die Beſſerungen betrugen bis etwa 1 Prozent.
Mehr in den Vordergrund traten noch Bauunternehmungen auf die
Hoffnung, daß in Bälde die geplante verſtärkte Bautätigkeit einſetzen
werde; Holzmann, Wayß u. Freytag und Hoch= und Tiefbau gewannen
bis zu 2 Prozent. Der Montanmarkt ſowie Kaliwerte lagen anfangs
ohne Umſätze. Beachtung fanden noch Schiffahrtswerte bei Erhöhungen
bis zu 1,5 Prozent. Banken ohne nennenswertes Geſchäft wenig
ver=
ändert. Am Rentenmarkt war das Geſchäft ebenfalls klein; deutſche
Anleihen zogen weiter leicht an. Im Verlaufe gaben die Kurſe unter
dem Druck der Geſchäftsſtille zumeiſt bis zu 2 Prozent nach. Kaliwerte
lagen zunächſt 3 Prozent feſter, gaben aber auch wieder nach. An dem
Geldmarkt war Tagesgeld mit 4,5 Prozent wieder etwas leichter. Am
Devaſenmarkt machte die Erholung der Mark weitere Fortſchritte. Mark
gegen Dollar 4,1935; —Pfunde 20.389; London-Kabel 4.8595; —Paris
123.72; —Mailand 92.75; —Madrid 43.85; —Schweiz 25.071/8 —
Hol=
land 12.09.
Berlin, 1. Juli.
Der heutige Vormittagsverkehr lag wieder ſehr ruhig, doch hielt die
zuverſichtliche Grundſtimmung an, und man rechnete ſchon zu dieſer Zeit
mit einem gut behaupteten Börſenbeginn. Es lagen heute zwar wenig
Momente vor, aber ſoweit Nachrichten aus der Induſtrie eingetroffen
waren, lauteten ſie nicht ungünſtig. Die Einigung im
Ruhrkohlenſyndi=
kat, die feſtere New Yorker Börſe und Meldungen über einen
drohen=
den Kohlenarbeiterſtreik in Belgien regten etwas an. Die Tatſache des
Verluſtabſchluſſes bei Lazard—Speher—Elliſſen konnte die Börſe nicht
mehr überraſchen, und die Meldung von der noch nicht erfolgten
Be=
lebung des Eiſenmarktes wirkte ſich nicht ſtärker aus. Ein vorbörslicher
Verkehr fand nicht ſtatt; unmittelbar nach der Rheinlandbefreiungsfeier
der Börſe begann die Feſtſtellung der erſten offiziellen Kurſe. Man
beobachtete überwiegend Beſſerungen von 0,5—1,5 Prozent gegen den
Vortagsſchluß. Im Verlaufe wurde es angeſichts des herrſchenden
Ordermangels auf den Hauptmarktgebieten etwas ſchwächer.
Unbeſtätig=
ten Gerüichten zufolge ſollen ſich die Tarifſtreitigkeiten im Induſtriegebiet
verſchärft haben. Die Kurseinbußen betrugen in der Regel nicht mehr
als 1 Prozent, vereinzelt gingen ſie bis zu 2 Prozent. Auch die zu
Be=
ginn bevorzugten Montan= und Elektrowerte waren leicht rückgängig.
Anleihen feſter.
Brodukkenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 1. Juli. Nach der
Rheinlandbefrei=
ungsfeier ſetzte das Geſchäft an der Produktenbörſe wiederum
ſchlep=
pend ein. An den Grundlagen des Marktes hat ſich kaum etwas
ge=
ändert, da weder vom Mehlabſatz her noch durch Berichte über die
Ernteausſichten beſondere Anregungen geboten werden. Weizen lag im
Anſchluß an die Anslandmeldungen ſowohl im Prompt= als auch im
Lieferungsgeſchäft 1—1,5 Mark ruhiger; die Umſätze halten ſich in Alt=
und Neugetreide in engen Grenzen. Roggen lag ziemlich ſtetig, die
Preiſe wieſen kaum Veränderungen auf. Für Roggen alter Ernte bleibt
die Stützungsgeſellfchaft der Hauptkäufer; Neuroggen iſt nur vorſichtig
von der erſten Hand offeriert. Der Lieferungsmarkt lag behauptet,
zu=
mal die zu heute erfolgten Andienungen geringer waren als man
er=
wartet hatte. Weizen= und Roggenmehle haben bei wenig veränderten
Preiſen kleines Bedarfsgeſchäft. Hafer liegt ruhig, aber in guten
Quali=
täten ziemlich ſtetig. Neue Wintergerſte blieb gefragt.
Verliner Kursbericht
vom 1. Juli 1930 Brutſce Snnr uns
Metallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin (für je 100 Kg.) am 1. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Elektrolyt=
kupfernotiz) 114,75 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des
Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung)
ſtell=
ten ſich für Original Hüttenaluminium. 98 bis 99 Prozent, in
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in
Walz=
oder Drahtbarren. 99 Prozent, 194 RM. Reinnickel, 98 bis 99
Prozent, 350 RM., Antimon Regulus 49—51 RM., Feinſilber
(1 Kg. fein) 46,50—48,50 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 1. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 101 (101,10), Auguſt 99 (100), September,
Ok=
tober 98,50 (100,50), November 98 (100,50) Dezember, Januar,
Februar 98,75 (100), März 98,75 (98,50), April, Mai, Juni 98
(98,50). Tendenz: befeſtigt. Für Blei: Juli 35,25 (35), Auguſt
35 (35,25) September, Oktober, November, Dezember, Januar,
Februar, März. April, Mai, Juni 35,25 (35,25). Tendenz: ſtetig.
Für Zink; Juli 35 (32), Auguſt, September, Oktober 32,50
(32.75), November, Dezember 32,50 (33,50), Januar 32,50 (33.75)
Februar 32.50 (34), März 33 (34,50), April 34.50 (35,50) Mai
34,75 (35,75). Juni 35 (36). Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Jahresverſammlungen des Reichsverbandes der Deutſchen
Induſtrie und der Vereinigung der Deutſchen Arbeitgeber=
Ver=
bände finden, vom 28. bis 29. Auguſt in Bad=Homburg v. d. H.
ſtatt.
Nach dem bisherigen Verlauf der zum Zwecke der Erneuerung
des am 31. Mai 1930 abgelaufenen Superphosphatſyndikats
rech=
net man in beteiligten Kreiſen mit dem Wiederzuſtandekommen
des Syndikats.
Die Lage des Abſchlußgeſchäfts in Gemüſe= und Obſtkonſerven
hat ſich im Monat Mai nicht gebeſſert, die Kundſchaft übt noch
immer Zurückhaltung bei der Erteilung von Aufträgen für die
bevorſtehende Ernte. Infolge der beim Handel noch vorhandenen
Beſtände gehen die Aufträge auf neue Ernte nur langſam ein.
Der Deutſche Landwirtſchaftsrat (Vereinigung der deutſchen
Landwirtſchaftskammern) hielt in Berlin ſeine diesjährige
Voll=
verſammlung, die 60, ſeit ſeinem Beſtehen, ab. Die Verſammlung
wurde durch den Präſidenten Dr. Dr h. e. Brandes im
Plenar=
ſaal des vorläufigen Reichswirtſchaftsrats eröffnet.
Im Verlaufe mehrtägiger Verhandlungen iſt die Rheiniſche
Mühlenkonvention bis 30. September ds. Js. verlängert worden.
Gleichzeitig wurde der Refaktienvertrag mit den Mehlhändlern
gekündigt.
Da der Beſchäftigungsgrad in der geſamten deutſchen
Baum=
wollſpinnerei augenblicklich durchſchnittlich unter 70 Prozent der
Kapazität beträgt, hat der Arbeitsausſchuß Deutſcher
Baumwoll=
ſpinnerverbände beſchloſſen, ſeinen Mitgliedern eine Reſtriktion
der Spinnſtoffherſtellung auf zwei Drittel der Kapazität
anzu=
empfehlen.
Die G.V. der Chemiſchen Werke H. u. E. Albert Wiesbaden=
Biebrich der Geſellſchaft iſt auf den 24. ds. Mts. einberufen.
Nach Mitteilung in der G.V. der Bayeriſchen Motorenwerke
A. G., München (7 Prozent Dividende) betrug der Geſamtumſatz
in den erſten 6 Monaten des laufenden Jahres 21 Mill. RM.
gegen 19 Mill. in der gleichen Vorjahreszeit. Die Ausſichten für
das zweite Halbjahr ſeien noch nicht zu überſehen.
Der Bürgerausſchuß Baden=Badens hat nunmehr mit 66 gegen
33 Stimmen die Umwandlung der ſtädtiſchen Werke in eine A. G.
beſchloſſen. Die Stadt überträgt die Werke zu 9.1 Mill. RM. an
die A. G., deren 49 Prozent des A.K. das Badenwerk übernimmt.
Von dieſen 9,1 Mill. RM. gehen 1,5 Mill. RM. für die 51proz.
Beteiligung der Stadt ab.
Die belgiſchen Bergarbeiter haben am Montag einen 24
ſtün=
digen allgemeinen Streik aufgenommen, um ihren Forderungen
auf Erhöhung der Penſionen Gehör zu verſchaffen.
Deviſenmarkt
vom 1. Juli 1930
ſaß
ſtarke
Berl. Handels=Gef.
Danatbank
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P Bemberg
Berghann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
61.50
209.—
133.—
133.—
105.25
137.25
106.—
152.75
82.50
97.375
178.*0
62.—
165.50
152.—
88.50
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Geiſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untein.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgn
Mannesm. Rühr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppel
43.
161.50
128.50
149.75
121.75
i6o.—
95.—
210,875
97.50
87.50
97.125
48.—
80.—
98.—
69.75
Polyphonwerie
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka.i
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln. Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
235.25
60.75
378.25
150.
113.—
88. 62*
213.75
83.75
34.—
67.—
133.50
70.25
161.75
17.—
88.75
44.50
100 Tſch. Kr. 12.433/ 12.45: Danzig 1100 Gulden 8:.47 81.63 Budapeit 100 Pengo 73. 295 73.43 Japan 1 Yen 2.074 2.078 Sofia 100 Leva 3.037 2.042 Nio de Janeir= 1 Milreis 0.471 0.473 Holland
100 Gulden 168.45 168.79 Jugoſlawien 100 Dina 7.410 Ar Cslo 100 Kronen 1 12.19 112.41 Portuga. 00 Escudos 18.80 8.84 Kopenhagen 100 Kronen 112.15 112.3 Althen 100 Drachm. 5.42 5.43 Stockholm 100 Kronen 112.51 112.71 Iſtambu 1 türk. London 1 S=Sta. 20.365 20.40! Kairo 1 ägypt. * 20.885 20.225 Buenos=Aires 11 Pap. Peſe 1.473/ 1.477/Kanada canad. Doll. 4. 16 4. 196 New Yorr 1 Dollar 4. 1805 4. 1985 Uruguay 1 Goldpeſo 3.536 3.544 Belgien
100 Beigo 58.47 58.59 dsland.
00 eſtl. Kr. 92.08 92.26 Italien 100 Lire 21.955 21.991 Tallinn FCſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.44 111.66 Paris 100 Francs 16.455 16.495 Riga
100 Lats 80.80 80.96
Frankſurter Kursbericht vom 1. Juli 1930.
Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 1. Juli. Auftrieb: 16 Ochſen,
15 Bullen, 425 Kühe oder Färſen, 230 Kälber, 7 Schafe, 949 Schweine.
Marktverlauf: mittelmäßig, geräumt. Es wurden pro 50 Kg.
Lebend=
gewicht folgende Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen 58—60, 44—49; Bullen
40—49; Kühe 44—48, 32—40, 25—32, 2—25; Färſen 50—61; Kälber 65
bis 743 52—64; Schweine 68—64; 63—66
7% Dtſch. Reichsanl.
60 Baden.
8% Bahern
88 Seſſen v. 28
v. 22
(%0 Preuß.
Staats=
anl. . . . . .
82 Sachſen ....."
6% Sachſen ...."
(% Thüringen ...
Dt che. Anl.
Auslo=
fungsſch. +:/.
Ab=
löſungsanl..
Dtſche. Anl. Ablö
ungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe .. ..
28 Baden=Baden.
6% Berlin ......
8 Darmſtadt v. 26
v. 28
7% Frankfurt a.M.
8% Mainz.... . ..
8% Mannheim ..
8% Nürnberg ..
6% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . .. . .
8%
Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.-
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. . . . . . . . ."
32 Preuß. Lds..=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . . .
Goldobl.
88 Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8½Kaſſeler Land.=
Fedit Geldpfbr.,
103.5
G7.4
83
10T
85
925/.
95.1
95
100.25
83.5
85
32I.
94
82.5
Rr6
92:.
88
94
99.5
87.5
% Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
12% „ „ Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
Ausl. Ser. I
*Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
Berl. 6yp.=Bk
4½% „Liqu.=Pfbr.
8‟ Frkf. Hyp.=Bk..
Lig. Pfbr
½%0
„ Pfbr.=Bk./101
4½% „Lig. Pfrb.
8% Mein. Hyp.=Bt./ 100.5
S.
Lig. Pfbr.
0 Pfälz. Hhp.=Bk. /101
4½%0 „ Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank ....
4½%„Lig. Pfbr. .
9 Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank.
4½% „ Lia. Pfbr.
18% Rhein. Hyp. Bk.
4½% „ Lig. Pfbr.
% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit . . . . . /101
O Südd. Bod.-
Cred.=Bant ... . /101
4½% „Lig. Pfbr.
3% Wurtt. Hyp.=B.
—
6% Daimler=Benz
% Dt. Linol. Werkel
% Klöckner=Werke
Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld.
Stahl=
werke ........."
% Salzmann u. Co
% Ver. Stahlwerke
18 2 BoigtsHäffner!
Aff R
84.75
73.5
15.5
101
88.5
107
87.9
90.75
89
100.5
90.5
101-
86.5
100.5
90.1
88.25
101
MJ
F. G. Farben Bonds/103
96
91.25
89
90½,
95
5% Bosn. L. E.B.
„ L.Inveſt
4½% Sſt.
Schatz=
anw.
..
4% Oſt. Goldrentel
5%vereinh. Rumän
14½2o
42
„
42 Türk. Admin.
„ 1. Bagdad
% „ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
4½%
1914
4‟
Goldr.
1910
Aktien
Alg. Kunſtziide Uni
AEG. Stamm. . . .
AndreaeNoris Zahn
Baſt Nürberg
Bemberg J. P. ..
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn
Zuderus Eiſen....
Cemen: Heidelber=
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Alber,
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
Eiſenh. Berlin.
Erdöl ......."
Gold= u. Silb.=Anſtalt
Linoleumwerk
Dhckerhoff u.
Wid=
mann .. . . . . . ..
Eichbaum=Werger.
Elektr. Licht u. Kraft
„ Liefer=Gef.
31
7.65
88.5
154
m75
112
135
185.75
104
60
88.25
145
208.25
92
Eſchw. Berawerk.
Eßlinger Maſchinen
Cttlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaum.
Frift. Gas.......!
Hof....."
Geiling & Cie. ...
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. eleitr.
Unter=
nehmungen ....
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer. . . .
Hochtief Eſſen ..."
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtri
Jlſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
KaliChemie. . . . .
Aſchersleben".
Salzdetfurth .
Weſteregeln.
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. ..
Klein, Schanzlin",
Klöcknerwerke".
Lahmeyer & Co.
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Aa . R2
2n
129.75
150.5
58
32
173
125
241
118.5
212
377
214
101
109.25
126.75
98.5
244
56.5
14.5
Mannesm.=Möhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Nicolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh
Oberbedar/
Otavi Minen.
Phönix Bergbau.
Reiniger, Eebb. ..
Rh. Braunkohlen .
„Elektr. Stamm.
„ Stahlwerke. . .
Riebeck Montan. . .
Roeder Gb. Darmſ.
Rütgerswerke".
Sachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr
Schriftg. Stempel
Schuckert Elektr. .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe
Strohſtoff. Ver. . .
Südd. Immobilien
„ Zucker=A. G.
Svenska Tändſtick=
Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei..
Unterfranken .. .."
Beithwerke .
Ver. f. Chem. Ind.
„ Laurahütte ...
„ Stahlwerke ...
„ Ultramarin .. .
„ Zellſt. Berlin ..
Bogtländ. Maſchin.
Brigt & Haeffner.
113.75
50
68.5
118
R
144.5
103
105
60.2
157
2u8
249
70
118.25
141
220.5
154
42
104.5
100.5
103
70
Wahß & Freytag..
Wegelin Rußfabrik)
Zellſtoff Aſchaffbg.
„ Memel.
„ Waldhof..
Allg. Dt. Creditanſ..
Badiſche Bank. ..
Bk. f. Brauinduſtr. .
BarmerBankverein
Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bank und Disc.
Deutſche Effekten=
und Wechſelban
Dresdener Bank..!
Fraukf. Bank. . . .
„ Hhp.=Ban! .
„ Pfdbr.=Bk. .. ..
Gotha. Grundfr. B.
Mein. Hyp. Bank
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Ban:
Reichsbank ..
Rhein. Hyp.=Ban:.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank
A.=G. ſ. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsbahn
Borzge. ......
Hapag. .. . . . . . .
Nordd. Lloyd.. . ..
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz. u. Stuttg.!
Verſicherung ...
Verein Verſ. .. .!
Frkft. Allg. Verſ. G.
Rückverſich.
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . .
Mannh. Berſich. .
76.5
101
110
108
121.5
112
148
1a8
162.5
225
142.75
209
132.75
110.5
134.25
100.5
143
149
120
142
27.8
139
260.5
152.75
139.5
10I.
145
92.5
148.5
93:
1os.55
106‟.
106
200
105
59
Nummer 181
Mittwoch, den 2. Juli 1930
Seite 11
z9
Daß Parlankann
dar Maant.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
Nachdruck verboten.
Doktor Borngräber ging aber noch lange nicht ſchlafen. Er
ſaß grübelnd in ſeinem bequemen Stuhl, rauchte eine der
ſtarken Zigarren nach der andern, ſtand manchmal auf und
durch=
ſchritt den Raum, die Hände auf dem Rücken — und ſank dann
wieder in den Stuhl zurück.
Wie ein geſchickter Schachſpieler verſchob er die Figuren ſeines
Aufmarſchplanes, und immer fehlte ihm noch eine letzte geniale
Löſung — ein paar Glieder in der Kette ſeiner Kombinationen.
„Warten wir den kommenden Tag ab”, ſagte er ſich endlich.
Schließlich mußte er doch ſchlafen gehen.
Am nächſten Morgen, ziemlich früh, wurde er vom
Polizei=
präſidium angeklingelt. Kaum hatte er die Mitteilung
vernom=
men, die ihm von dort wurde, fuhr er betroffen in die Höhe.
Wieder ein Querſtrich, etwas, auf das er nicht vorbereitet
war!. Das warf einen Teil ſeiner Berechnungen glatt über den
Haufen.
„Ich werde nachher perſönlich vorbeikommen”, gab er als
Antwort zurück und hängte ab.
Mit ernſtem Geſicht ſtand er auf. „Das Verhör iſt alſo
un=
möglich”, murmelte er. „Nun gut, dann muß es auf andere Art
gehen.”
Eine halbe Stunde ſpäter fuhr er nach dem Polizeipräſidium.
IX.
Es war am nächſten Tage.
Graf Egon war in der Nacht ſehr ſpät heimgekehrt, hatte
ſeine Zimemr betreten, ohne ſeinen jüngeren Diener zu wecken,
und zeigte jetzt am frühen Morgen in ſeinem bleichen Geſicht
deutlich die Abſpannung der Nacht, die Wirkung ſeiner Erlebniſſe,
von denen im Schloß niemand etwas erfahnen durfte.
Nun ſaß der junge Graf an ſeinem Schreibtiſch und ſtützte
grübelnd den Kopf mit der Hand. In ſeinem Blick, der ins
Haltloſe ſchweifte, lag eine ſchwermütige Träumerei. Zur
Schwer=
mut neigte der Graf überhaupt, oft mußte er ſich gewaltſam
gegen dunkel aufſteigend, qualvolle Gedanken wehren, die gerade
jetzt wo er die Liebe Evas gewonnen hatte, ſicher nicht am Platze
waren.
Und doch! Wenn ſie wüßte wenn ſie jemals alles
er=
fahren ſollte, was in der Tiefe ſeiner Seele als düſteres
Geheim=
mis ſich barg?. Ob ſie ihm verzieh?
Er ſtöhnte ſchwer. Nein! Er konnte nicht daran glauben,
ſeine Schuld war zu groß! Er wagte es nicht, ihr die furchtbare
Wahrheit zu geſtehen, aus Angſt, ſie zu verlieren, die er noch kaum
gewonnen hatte, deren Beſitz ihn über alles ſelig machte. Lieber
ſterben, als ſie verlieren . . als in ihren Augen gebrandmarkt
zu ſein . . ., ein Ausgeſtoßener der Menſchheit . . . ein Dieb an
dem Beſitz eines andern . . . jenes andern, den er traf dort
drüben ..
— Mitwech, deih 2. rl, Drs gemoch.
war der Tag, an dem Eva das Schloß verlaſſen mußte. Sie hatte
es ſelbſt ſo beſtimmt, und wenn Egon alles überdachte mußte er
ihr recht geben. Aber ſie wurden dadurch ja nicht getrennt, er
konnte ſie, wenn er wollte, täglich in der Reſidenz beſuchen.
Es war zwiſchen ihnen verabredet, daß Eva mit dem
Abend=
zuge abfuhr. Egon brachte ſie ſelbſt nach der Bahnſtation, fuhr
mit ihr nach der Reſidenz, ſorgte für ihre Unterkunft und kehrte
noch in derſelben Nacht nach Arensberg zurück.
Dieſen letzten ſchönen Herbſttag wollte er noch froh und
glück=
lich mit ihr genießen. Bald kam der Winter mit ſeinen Stürmen,
aber auch mit dem Hoffen auf den Frühling.
Egon ſtreifte die düſtere Stimmung, die ihn erfaßt hatte,
gewaltſam von ſich ab, ein Lächeln legte ſich um ſeinen Mund,
und nun verließ er ſein Gemach, um im Park, der in der Pracht
ſeiner goldenen Blätter unter ihm lag, mit Eva
zuſammen=
zutreffen.
150 u 2.50 IM AlIEN FACHEESCHAETEN
Sie ſehnte ſich auch nach ihm, nach dieſem letzten
Zuſammen=
ſein, das fühlte er.
Und ſo war es auch. Nicht lange wanderte er über die
laub=
beſäten Wege, ließ den friſchen Hauch des Windes über ſeine Stirn
ſtreifen, immer wieder den Blick nach der Richtung gewendet, aus
der ſie kommen mußte da kam ſie.
Leicht wie ein zierliches Reh, mit der Hand ihm zuwinkend,
lachender Sonnenſchein inmitten der herbſtlich gefärbten Natur.
und wieder verflog jeder Reſt ſeines Trübſinns bei ihrem
Anblick. Sie reichten ſich die Hände, ſahen ſich in die Augen ...
ein ſanftes Erröten ſtieg in Evas liebliches Geſicht, dann ſchritten
ſie Hand in Hand weiter unter dem rauſchenden Blätterdach bis
zum Waldſee, deſſen Ufer zuerſt ihr ſtilles, großes Glück ſah.
Sie ſprachen nur wenig, von der Abreiſe .., von den Tagen
ihrer Trennung . . ., dann von der Zeit, wo ſie für immer
ein=
ander angehören wollten. Nur von dem, was verborgen in ſeinem
Innern lag, ſprach Egon nicht. Wenn er auch einmal den Verſuch
machte, die Lippen zu einem Geſtändnis zu öffnen, als Eva fragte,
ob er auf ſeiner Reiſe nach der Reſidenz Aerger gehabt habe, ob
er ſchlecht ſchlief . . „ er biß ſekundenlang die Zähne aufeinander,
und dann ſchüttelte er lachend den Kopf. Geſchäftliche, belangloſe
Dinge ... nichts weiter! Von etwas anderm wollten ſie jetzt
reden, von ſich und ihrer Liebe! Da gab ſich Eva, die ein
Weil=
chen betroffen war ob ſeiner Bläſſe, dieſe aber auf die Nachwehen
ſeiner ſchweren Jahre in der Ferne zurückführte, zufrieden.
Unter frohem, glücklichen Plaudern und Lachen verging die
Zeit. Wieder gingen ſie Hand in Hand ins Schloß zurück, nun
ſchweigend, ſich nur anblickend und zulächelnd. Morgen waren
ſie allein . . ., aber nicht auf lange.
In ſeinem Zimmer angelangt, gab Egon der Dienerſchaft
alle entſprechenden Aufträge, ſoweit ſie Evas Abreiſe betrafen.
Die Koffer der Baroneſſe mußten nach der Station gebracht
werden, es gab auch ſonſt noch maucherlei zu ordnen.
Es war gegen Mittag, als Egon, am Schreibtiſch ſitzend, wo
er eine vertrauliche Anweiſung ſeinem Bankier in der Reſidenz
ausfertigte, ſich, von einem Geräuſch betroffen, haſtig umwendete.
Er hatte ſofort das Empfinden, daß ihn irgend etwas
Unan=
genehmes heimſuchte.
Es war nicht der junge Diener, den er ſich genommen,
ſon=
dern Mühlhauſer, der, ohne anzuklopfen, eingetreten war.
Er ſtand an der Tür, das hagere Geſicht mit den tiefliegenden
Augen geſenkt, im Blick etwas Fieberndes. So ſah er zu dem
Schloßherrn hinüber.
Graf Egon zog finſter die Brauen zuſammen. Er gab
ſei=
nem Stuhl einen kleinen Ruck und ſagte kurz. abweiſend:
„Was — wollt Ihr?. Ich wünſche Euch nicht hier zu ſehen,
ohne daß ich Euch rufe.
Der Alte holte ſchwer Atem, ſah auf . . . ließ dann aber
den unruhigen Blick wieder ſinken.
Ich weiß es murmelte er.
Eine kleine Pauſe
Graf Egon fuhr ſich über die Stirn. „Alſo . .., was iſt es?
Warum laßt Ihr Euch nicht durch meinen neuen Dieneu melden,
wenn Ihr etwas von mir wollt?” ſtieß Egon hervor.
Mühlhauſer trat einen Schritt näher. Jetzt erſt ſah der junge
Graf, daß er etwas Briefliches in der Hand hielt.
„Es iſt nur . . ., der Johann war nicht zur Stelle . . . ud
weil dieſe Depeſche ſoeben ankam . . .", flüſterte er heiſer.
„Eine Depeſche? Gib her !” entfuhr es Egon. Er
merkte es nicht einmal, daß er dem Alten unwillkürlich das
ver=
traulichere Du gab.
„Sie kommt . . . aus dem Polizeipräſidium . . ." murmelte
Mühlhauſer.
Graf Egon zuckte zuſammen, dann warf er den Kopf
ent=
ſchloſſen zurück. „Was wird es auch ſein! Wieder eine Geſchichte
über den Hehler Aron!”
„Sie waren bei ihm in der Nacht?” flüſterte Mühlhauſer
ſcheu.
„Ja! Er wird ſchweigen”, ſagte dumpf der Graf. „Er nahm
das Sündengeld. Wäre es anders, hätte er geſprochen.”
Er machte eine abwehrende Bewegung, als wolle er den
Gedanken nicht weiter verfolgen. Die Depeſche lag vor ihm auf
dem Tiſch. Sie war unerbrochen. Mühlhauſer wußte nichts von
dem Inhalt. Aber es befand ſich außen ein Stempel — eine
kurze Bezeichnung, die erkennen ließ, daß es eine Polizeidepeſche
war.
„Geht!” befahl er. „Ich will allein ſein!"
Der Alte wollte etwas reden, es lag wie eine Bitte i dem
flackernden Blick ſeiner Augen, dann aber ließ er die eckigen
Schultern ſinken und verließ lautlos das Gemach.
Graf Egon ſah auf die vor ihm liegende Depeſche. Etwas
Angenehmes enthielt ſie ſicher nicht, aber doch vielleicht nur
Gleichgültiges. Vielleicht war Moſes Aron nun doch verhaftet
worden. Was tats! Geſtehen würde er nicht! Er hatte es
verſprochen. Der alte Fuchs wußte auch, daß er jetzt einen hinter
ſich hatte, von dem ſich ſpäter für das weitere Schweigen noch
mehr Geld erpreſſen ließ! Den fünchtete Egon jetzt lange nicht
mehr ſo ſehr wie die Stimme des eigenen Herzens.
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Mittwoch, den 2. Juli 1930
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Regie: (V.10466
Wolfgang Hoffmann-Harnisch
Die eigenartige interessante
Handlung dreht sich um die
Verwirklichung der Thesen und
Theorien über die Vertauschung
der Geschlechter durch
Operation.
Es ist ganz die
phantastisch-
problematische Atmosphäre
wie bei „Alraune”, mit dem
Gegensatz, daß nicht die Männer
an der Frau, sondern die Frau
an den Männern zu Grunde geht
Hauptdarsteller sind:
Camilla Horn, Franz Lederer,
Paul Wegener
Dazu das bunte und aktuelle
Beiprogramm.
Beginn 3½ Uhr
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Besucher über:
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den ersten
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dem Weltstar und den
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Dazu das bunte und aktuelle
Beiprogramm.
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