nummer 10 Pfennige
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rſchelnen vom 4. Jund
gan und 22 Pfennite.
Reichsmar”, durch die
ei Haus. Poſibezugspreis
onatlich 2.75 Reichsmari.
hme von Anzelgen an
ht übernommen. Nichte
infolge höherer Gewalt
cht zur Kürzung des
md Abbeſiellungen durch
für uns. Poſiſcheckkonto
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämilicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 155
Donnerstag, den 5. Juni 1930.
193. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breit)2 Reichsmork. Anzeigen von auswärts 40 Reichepfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichspfg. 92 mm breite
Rellame=
zeile 3.00 Reichsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
jede Verpſlichtung auf Erfüllung der Anzelgene
auffräge und Leiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltrelbung fällt ſeder
Rabat weg. Bankonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbant.
lrable- er Preis= und Lohnſenkung. — Nokopfer auf der ganzen Linie. — Verſtändigungsverſuche
Mä haftsverbänden und Gewerkſchaften zur Wiederbelebung der Wirkſchaft und Bebebung
der Arbeitsloſigkeit. — Vor einer Botſchaft Hindenburgs.
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der Reichsregierang.
e über die Deckungsvorſchläge und
enkungsgeſekz am Donnerstag.
* Berlin, 4. Juni. (Priv.=Tel.)
m Dienstag zum Mittwoch gab es nach der
nettsſitzung zwei Ueberraſchungen. Die erſte
ge Communiqus die zweite das
Schweige=
er ſämtlichen Miniſtern und ſämtlichen
Be=
e. Infolgedeſſen iſt über die Vorgänge
inner=
gar nichts bekannt geworden. Man iſt alſo
wieſen, was in dem Communiqué ſteht.
Da=
erung die Novelle zum
Arbeits=
girdſätzlich gebilligt und eine „
Eini=
deckungsvorſchläge” zum
Reichshaus=
geführs kun ſtand aber von vornherein feſt, daß die
ein einzigen Sitzung nicht fertig werden würde.
nicht einmal möglich geweſen, an das
Aus=
geſetz heranzugehen. Das wird ſicherlich
der Fall ſein. In dieſer Sitzung wird auch
Arbeitsloſenverſicherung und
Reichshaushalt durchgeſprochen, weil
orſchläge als Geſetzentwürfe vorliegen und
rbeitsloſenverſicherungsnovelle vom Arbeits=
Zabinett zurückgeleitet iſt.
enken der Vollsparkei.
Nittwoch hat nun eine Ausſprache
ichsfinanzminiſter und dem
Vor=
parteilichen Reichstagsfraktion
deren Inhalt ſich ebenfalls alle Beteiligten
te wollen allerdings wiſſen, daß dem
Kanz=
worden iſt, daß die Volkspartei einer
ung von 1 Prozent für die
Ar=
ſcherung nicht zuſtimmen würde.
ſich mit der bisherigen Haltung der
Volks=
tragserhöhung in dieſer Beſprechung einen
)m, iſt nicht unmöglich, weil ja feſtſteht, daß
1smaß der Beitragserhöhung im
u keiner Entſcheidung gekommen
nhauer wollte wohl nicht das letzte Wort
cht mit ſeiner Fraktion darüber ausgeſprochen
Der dlangen der Wirkſchafksführer
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eſſanter als die Nöte der
Reichs=
m Augenblick die Beſtrebungen, eine
Ar=
aft zwiſchen Arbeitgebern und
herbeizuführen und im Rahmen dieſer
Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet ſind,
Delieder Luft zu ſchaffen und einem
beträcht=
ksloſen Arbeit zu geben. Schon am
Diens=
ſammenhang mit der Sitzung des Reichs=
D 2 chen Induſtrie allerlei Gerüchte auf, die von
De) beiten dieſer beiden großen Gruppen etwas
Ren 4-- uch dem Reichspräſidenten eine gewiſſe Rolle
Sir haben darüber bereits geſtern geſprochen.
das Dunkel um dieſe Angelegenheit etwas
ſch nicht mehr beſtreiten, daß ſchon ſeit
zwiſchen den Wirtſchaftsverbän=
Ɨhrern der Gewerkſchaften allerlei
I hin und her gingen, um eine poſitive
Ar=
kande zu bringen. Dieſe Beſprechungen ſind
Sllen der Reichsregierung und auch von ihr
2s wurde auch der Gedanke beſprochen, den
Eliten einzuſchalten, der durch eine Bot=
La gemeinſchaft Leben und Inhalt geben ſollte.
errichtet ſind, lag die Botſchaft auch bereits
dem Reichspräſidenten ſchon fix und fertig
E von ihm bereits unterzeichnet. Ein
unvor=
mall machte aber die Verkündung der Bot=
* unmöglich. Das kam daher, weil die
S rer unter einander ſich über Art und
Okwendigen Preisabbaues noch
* n konnten. Infolgedeſſen mußte der Präſi=
Landes der Deutſchen Induſtrie, Geheimrat
Dalich ſei, mit ihnen gemeinſam beim
Reichs=
einen und von ihm den Appell zur Bildung
Daft entgegen zu nehmen. Was jetzt
ver=
mittelbar nach Pfingſten nachgeholt werden.
die noch vorhandenen Widerſtände im
chaft, die namentlich ausden Krei=
S kommen, überwunden zu haben.
Al45 Appell zur Bildung der
zu ſein, daß de
te wirtſchaft=
2lbſt ſcheint ſo gehalten
rt auf die unerhör
Sütſchen Volkes hinweiſt und darauf
aufmerkſam macht, daß ein Wiederaufſtieg nur möglich
iſt, wenn alle Kreiſe des deutſchen Volkes ſich zu
einem Notopfer bekennen. Den Anfang damit müßten
finanziell leiſtungsfähige Kreiſe, alſo die Wirtſchaftsverbände,
machen, denen die Aufgabe zufallen würde, einen erheblichen
Preisabbau vorzunehmen, dann hätten die
Arbeit=
nehmer mit einem Lohnopfer zu folgen, damit auch auf
dieſe Weiſe die Selbſtkoſten geſenkt und der Abſatz erhöht, damit
alſo wieder neue Kräfte zu Arbeit und Brot kommen würden. Um
ein ſyſtematiſches und wirkungsvolles Zuſammenſpiel von
Preis=
abbau und Lohnſenkung zu bewirken, wäre eine enge
Zuſammen=
arbeit zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern erforderlich.
Das iſt etwa der Kern der Botſchaft des Reichspräſidenten.
Be=
dauerlich iſt es, daß ſie noch nicht veröffentlicht werden konnte.
Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, daß dieſe
Arbeitsgemein=
ſchaft unmittelbar nach dem Pfingſtfeſt Wirklichkeit wird, zumal
die Unterhändler der beiden Gruppen ſich ſchon ſehr weitgehend
über den Ausbau dieſer Notgemeinſchaft geeinigt haben und auch
Verabredungen darüber getroffen haben dürften, den großen
Rahmen dieſer Aktion durch örtliche und bezirkliche Komitees
auszufüllen.
Zuſammenhänge zwiſchen Rokopfer, Preis- und
Lahrſenkung.
CBN. Berlin, 4. Juni. (Priv.=Tel.)
Ueber den ſachlichen Inhalt der heutigen Sitzung der
Reichs=
tagsfraktion der Deutſchen Volkspartei wird dasſelbe abſolute
Stillſchweigen gewahrt, mit dem die Reichsregierung die
Nacht=
ſitzung des Kabinetts umgibt. Das Geheimnis geht ſoweit, daß
vor der Kabinettsſitzung am Donnerstag nicht einmal die
Refe=
renten der Miniſterien unterrichtet werden. Unter dieſen
Um=
ſtänden iſt es müßig, ſich eingehend mit den Kombinationen
über Einzelheiten zu beſchäftigen, die in Berliner politiſchen
Krei=
ſen erörtert werden, ineil der Maſtſtab für Falſches und Richtiges
vollkommen fehlt. Es iſt z. B. unmöglich feſtzuſtellen, in
wel=
cher Form
das Rokopfer
verwirklicht werden ſoll: die Angaben ſchwanken zwiſchen einem
Zuſchlag von 1—3 Prozent zur Einkommenſteuer.
Außerdem ſpricht man auch von einer Erhöhung der
Mie=
ten, deren Ertrag nicht der Hauszinsſteuer zufließen,
ſon=
dern als Notopfer oder Kriſenzuſchlag erhoben
werden würde. Das Problem des Notopfers
hängt eng zuſammen mit dem der Preis= und
Lohnſenkung, über das in den letzten drei Wochen zwiſchen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern verhandelt worden iſt. Auf
der Arbeitgeberſeite werden die Verhandlungen vom Präſidenten
der Vereinigung der Arbeitgeberverbände, Brauweiler, und dem
Präſidialmitglied des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie,
von Raumer geführt, auf Arbeitnehmerſeite von den
Abgeord=
neten Graßmann und Eggert für die freien Gewerkſchaften, von
dem Vorſitzenden der chriſtlichen Gewerkſchaften Otto und dem
Abgeordneten Lemmer für den Gewerkſchaftsring. In den
bis=
herigen Verhandlungen iſt bereits eine ſehr ſtarke
Annähe=
rung erzielt worden; und zwar ſoll in irgendeiner Form die
frühere Zentralarbeitsgemeinſchaft wieder ins
Leben gerufen werden, um alle ſozialen Kämpfe
aus der ſchwer leidenden Wirtſchaft
auszuſchal=
ten. Auch über
das Verfahren zur Senkeng des Preis= und
und Lohnniveaus
iſt man ſich bereits ziemlich weitgehend einig geworden. Die
Arbeitgeber wollen ſich verpflichten, zunächſt als erſten Schritt
zur Durchführung dieſer Bewegung durch Verhandlungen mit
den Kartellen eine allgemeine Preisherabſetzung
durchzudrücken. Auf Grund der dadurch bewirkten Senkung des
Lebenshaushaltungsinder ſoll dann als zweite Etappe die
Angleichung der Löhne und Gehälter folgen, ſo daß
für die Arbeitnehmerſchaft keine Benachteiligung entſteht, da der
Reallohn derſelbe bleibt. Wie wir erfahren, haben namentlich
die Vertreter der freien Gewerkſchaften ſich ſehr
entſchieden für dieſe Aktion eingeſetzt, weil auch ſie der
Auf=
faſſung ſind, daß die jetzige ſchwere Kriſe der
deutſchen Wirtſchaft nur durch ein
Zuſammen=
wirken von Arbeitgebern und Arbeitnehmern
zuüberwindeniſt.
Bezeichnend dafür, wie weit die Verhandlungen geſtern
be=
reits gediehen waren, iſt, daß zwiſchen den
Verhandlungspart=
nern zwei Verlautbarungen vereinbart waren, mit denen die
Oeffentlichkeit über das Ergebnis unterrichtet werden ſollte
Wenn nun die geſtrige gemeinſame Sitzung der Vereinigung der
deutſchen Arbeitgeberverbände und des Reichsverbandes der
Deutſchen Induſtrie eine Verzögerung des Abſchluſſes
herbeige=
führt worden iſt, ſo wird in gewerkſchaftlichen Kreiſen vermutet,
daß die Schwierigkeiten von dem rechten Flügel
der Arbeitgeberkreiſe ausgehen. Man hofft aber
mit Sicherheit darauf, daß es gelingen wird, auch dieſe
Hemmun=
gen zu überwinden und das außerordentlich bedeutſame Werk
ſchon in kurzer Zeit zu vollenden.
Umkehr in der Preis= und Lohnpolikik.
w Die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur haben
ſich bisher nicht erfüllt; es iſt lediglich in einzelnen, aber den
Ausſchlag nicht gebenden Induſtriezweigen eine Sſteigerung des
Tätigkeitsgrades und der Produktion feſtzuſtellen, die aber
ſaiſonmäßig in jedem Jahre einzutreten pflegt. Wir befinden
uns alſo, nach wie vor im Schatten der großen
Wirtſchafts=
depreſſion, die die ganze Welt erfaßt hat und wohl als Folge
der ſich erſt jetzt auswirkenden Entwicklung der Kriegs= und
Nachkriegserſcheinungen, insbeſondere der Umſchich ung der
Kaufkraft der Welt, anzuſprechen iſt. Dieſe Wirtſchaftsdepreſſion
internationaler Art muß ſich aber in Deutſchland beſonders
ſchwer auswirken, weil ſie auf ſeither vergebliche Bemühungen
der deutſchen Wir ſchaſt um Laſtenſenkung, um Ermäßigung der
Steuern, weiter auf ſoeben mit großen Mühen ſanierte
Haus=
halte von Reſh, Staat und Gemeinden trifft, mit anderen
Wor=
ten, die deutſche Wirtſchaft war und iſt ganz und gar nicht
ge=
rüſtet, um die Wellen einer wirtſchaftlichen Weltkriſis
außer=
ordentlichen Ausmaßes von ſich fernzuhalten, und wir ſehen
heute an der wirtſchaftlichen Lage und vornehmlich an den
Kriſenerſcheinungen des Arbeitsmarktes, wie wir ſie ſeit dem
Ruhrkampf nicht gehabt haben, daß ſich die ſtändige
Hinaus=
ſchiebung der ſo no wendigen inneren Reformen auf dem Gebiete
der Finanz= und Wirtſchaftspolitik jetzt bitter rächt, an
Arbeit=
gebern und Arbeitnehmern, am Staat, der der neuen Gefahr
eines Defizits ſeiner Finanzen ins Auge ſehen muß, und damit
eben an der Geſamtheit des deutſchen Volkes. Wenn die
Reichs=
bank in dieſem Jahre dreimal ihren Diskont in kurzer Zeit
ge=
ſenkt und dadurch der Wirtſchaft eine Erleichterung ihrer
laufen=
den Zinslaſt um im Ganzen etwa 3 Prozent gebracht hat, ohne
daß durch dieſe Maßnahme, die für normale Zeiten von
um=
wälzendem Einfluß geweſen wäre, konjunkturpolitiſch geſehen
etwas erreicht worden iſt, ſo beweiſt dies die traurige Lage, an
derem Vorliegen wir mindeſtens zu einem Teil ſelbſt Schuld
haben
Auf der Tagung der Eiſenhüttenleute im vergangenen
Mo=
nat hat der Generaldirektor der Vereinigten Stahlwerke
Vög=
ler bemerkenswerte Aeußerungen zur gegenwärtigen
Wirt=
ſchaftslage getan, die wegen der aus ihnen ſprechenden klaren
und mutigen Erkenntnis der wahren Zuſammenhänge
weit=
gehende Beachtung gefunden haben und denen, wie die
Stellung=
nahme der Eiſeninduſtrie zum Oeynhauſener Schiedsſpruch
er=
gibt, auch die Tat gefolgt iſt. „Wenn wir uns nach den
Grün=
den fragen, die die heutige Kriſe der Wirtſchaft hervorrufen,
ſo müſſen wir uns darüber klar werden, daß wir in erſter Linie
einen Peisabbau herbeiführen müſſen, um wieder zu geſunden
Verhältniſſen zu kommen. Es wäre des Schweißes aller wert,
ſich einmal hinzuſetzen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
Regie=
rung und Regierte, um zu überlegen, ob nicht gerade uns mit
den Vorbelaſtungen, die wir nun einmal haben, dieſe Aufgabe
am eindringlichſten und am ausdrücklichſten geſtellt worden iſt,
und ob wir nicht am nachdrücklichſten an die Aufgabe
heran=
gehen müſſen”. Mit dieſen Worten hat Dr. Vögler einen der
weſentlichen und den vielleicht entſcheidenden Kernpunkt unſerer
gegenwärtigen Kriſe gekennzeichnet, von dem aus ſie mit Erfolg
bekämpft werden kann. Denn wenn man die Entwicklung der
Kriſe von der Preisſeite her beurteilt und behandelt, ſo kommt man
zu all den Vorausſetzungen, die eine Beſſerung der
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe in Deutſchland zur Folge haben können.
Er=
freulich iſt, daß ſich die Erkenntnis von der Möglichkeit einer
Beſſerung der allgemeinen Wirtſchaftslage durch weitgehende
Angleichung der Preisverhältwiſſe für Rohſtoffe und
Fertigfabri=
kate auf der einen Seite, der Löhne, ſoweit es notwendig
iſt, in der Oeffentlichkeit Bahn zu brechen beginnt, weil das
Mittel der Diskontpolitik und andere gewohnte Maßnahmen
zur Beeinfluſſung der Konjunktur nicht mehr ausreichen, um
wirkliche Abhilfe im Kampf gegen Arbeitsloſigkeit und eine
immer mehr umſichgreifende Mutloſigkeit der Unternehmer,
ſicherlich die traurigſte Erſcheinung unſerer Zeit, zu leiſten. Die
Anpaſſung der Preisverhältniſſe, die zunächſt notwendig iſt, um
über die beſtehende Unausgeglichenheit zwiſchen Produktion und
Abſatz hinweg zu kommen, hat gerade in Deutſchland bisher nur
zögernd eingeſetzt, und dies liegt zweifellos an dem Mangel von
elaſtiſchen Produktionskoſten, die es geſtatten, ſich der jeweiligen
Konjunkturlage anzugleichen, um auf dieſe Weiſe einen
Depreſſions=
zuſtand umſo ſchneller zu überwinden. Ein Blick auf die
Index=
ziffern des Großhandels, der Fertigwaren, der Lebenshaltung
und des Lohnes zeigt eine außergewöhnliche Unterſchiedlichkeit
in der Geſtaltung der einzelnen Indexgruppen während der
letzten Jahre, die zurzeit noch ſtärker als früher zum Ausdruck
kommt. Der Großhandelsindex iſt im Vevgleich zu anderen
Ländern in Deutſchland nicht in dem ſtarken Maße
zurückgegan=
gen, das der weltwirtſchaftlichen Entwicklung entſprechen müßte.
Während Großbritannien innerhalb eines Jahres eine Senkung
um 11,8, in Frankreich um mehr als 10 Prozent eingetreten iſt,
beträgt dieſelbe in Deutſchland nur 9 Prozent und iſt zudem
zum größten Teil durch die Ermäßigung der Preiſe für
Agrar=
ſtoffe hervorgerufen. Demgegenüber haben ſich die Inderziffern
der induſtriellen Fertigwaren auf faſt unveränderter Höhe
ge=
halten, ſo daß ſich mit aller Deutlichkeit ein Mißverhältnis zeigt,
deſſen Beſeitigung aber nur dann möglich iſt, wenn auch auf der
anderen Seite, bei den Löhnen eine Auflockerung erfolgt. Es
wäre falſch, wollte man, was jetzt wieder ſo vielfach
ausge=
ſprochen wird, die Starrheit des deutſchen Preisniveaus allein
auf die Tätigkeit der Kartelle zurückführen und ſo die Induſtrie
ſelbſt für die gegenwärtige Wirtſchaftslage und die
Unaus=
geglichenheit der Rohſtoff= und Fertigwarenpreiſe verantwortlich
machen. Denn abgeſehen davon, daß, wie das Beiſpiel des
Kupferkartells zeigt, Kartelle durchaus nicht in der Lage ſind.
Preiſe auf die Dauer künſtlich hochzuhalten und den Verbrauch,
und die aus ihm ſich ergebenden Abſatzmöglichkeiten und =grenzen
unbeachtet zu laſſen, ſind in erſter Linie die hohen ſteuerlichen
und ſozialen Laſten, ferner die Löhne als wichtigſter
Unkoſten=
faktor für die Starrheit des deutſchen Preisniveaus und ſeine
Unausgeglichenheit verantwortlich zu machen. Wenn kürzlich von
zwei angeſehenen Wirtſchaftlern der Anteil der reinen
Arbeits=
koſten an deutſchen Exportgütern im Durchſchnitt mit 7—75
Prozent berechnet worden iſt, dann geht daraus die unmittelbare
Seite 2
Beziehung zwiſchen Lohn= und Preishöhe klar hervor, und es
zeigt ſich in aller Deutlichkeit, daß Lohnpolitik auch Preispolitik
ſein muß und daß, wenn die Löhne mit den Preiſen nicht in
Einklang zu bringen ſind, bzw. die Rentabilität gefährden,
Lohnerhöhungen nur einen nominellen Wert haben, weil ſie die
Kaufkraft nur verſchieben, aber nicht ſteigern.
Die Eiſeninduſtrie hat durch ihr Vorgehen, ihre Bereitſchaft,
die Preiſe zu ſenken, einen Schritt getan, der den Ausgangspunkt
für eine Wendung zum Beſſeren abgeben kann. Denn wenn eine
ſo wichtige Schlüſſelinduſtrie ihre Preiſe ermäßigt, weil ſie ſich
von der Ueberzeugung leiten läßt, daß dadurch und nur dadurch
ſteigender Umſatz, danit eine beſſere Ausnutzung des
vorhan=
denen Produktionsapparates erreicht werden können, ſo wird der
bereits vorhandene Druck auf die Fertigwarenpreiſe verſtärkt.
Sinkende Preiſe aber bedeuten nicht nur Steigerung des
Güter=
abſatzes, ſondern auch erhöhte Wettbewerbsfähigkeit mit dem
Auslande, alſo iehr Produktion, d. h. die Arbeitsplätze und
=möglichkeiten werden nicht nur erhalten, ſondern neue können
geſchaffen werden. Der in der Nordweſtlichen Gruppe der Eiſen=
und Stahlinduſtrie gefällte Schiedsſpruch verdient umſo größere
Beachtung, als er die geſchilderten Zuſammenhänge berückſichtigt,
indem durch ihn gleichzeitig mit dem Preisabbau eine
Lohnſen=
kung herbeigeführt werden ſoll, mithin Lohn= und Preisfrage
gleichzeitig und in gleicher Weiſe gelöſt würden. Man kann nur
wünſchen, daß überall, wo der Anteil des Lohnes an den
geſam=
ten Produktionskoſten entſcheidend für die Geſtaltung der Preiſe
iſt, eine Angleichung von Preiſen und Löhnen vorgenommen
wird, da nur dann die ſo dringend nötige Abſatz= und
Konjunk=
turbelebung herbeigeführt werden kann. Wir dürfen unſere Augen
nicht vor der unerbittlichen Wahrheit verſchließen, daß wir
zu=
nächſt ſo billig wie möglich arbeiten müſſen, um die in unſerer
Volkswirtſchaft ſteckende hohe Arbeitskraft voll auszunutzen und
auf dieſe Weiſe ſo ſchnell wie möglich aus den Schuldenlaſten
und der Abhängigkeit von ausländiſchem Kapital
herauszukom=
men, die uns der verlorene Krieg und die Reparationen gebracht
haben. Es ſoll hier nicht einer lohnpolitiſchen Beeinfluſſung der
vealen Kaufkraft der großen Maſſe, an der niemand ein Intereſſe
haben kann und darf, das Wort geredet werden. Eine
Ermäßi=
gung des Lohnniveaus ohne gleichzeitige Verminderung der
Lebenshaltungskoſten muß abgelehnt werden, denn ſonſt würden
ja Preisherabſetzungen, die aus der Belebung der Kaufkraft neue
Käuferſchichten bringen ſollen, keinen Sinn haben. Es kain nicht
darauf ankommen, dem Unternehmer durch einſeitige
Hekab=
drückung des Lohnſkontos Entlaſtung zu verſchaffen, ſondern
alle beteiligten Kreiſe müſſen zu dem gemeinſamen Verſuche
zu=
ſammengebracht werden, das Preisniveau zu ſenken. Wie wichtig
iſt gerade für die Landwirtſchaft die Preisſenkung, um ihr die
Produktionsmittel zu verbilligen, damit ihren Reinertrag zu
ſteigern und ihre Kaufkraft bzw. Aufnahmefähigkeit für andere
Waren zu erhöhen. Es wird nicht einfach ſein, die Lohn= und
Preisfrage in dem geſchilderten Sinne zu löſen, weil dieſe
Pro=
bleme nicht allein von der wirtſchatflichen Seite betrachtet werden
können, aber die Lohnbewegung hat nun mal eingeſetzt, und es
ſollte bei weitgehender Uebereinſtimmung über den
einzuſchlagen=
den Weg zur Löſung der Lohn= und Preisfrage in den Kreiſen
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer möglich ſein, zu einem
Zu=
ſtand zu kommen, der die Wirtſchaftsdepreſſion beſeitigt. Darüber
ſollte man ſich aber vor allem klar ſein, daß die eigentliche Löſung
des Arbeitsloſenproblems nur durch eine Verringerung der
Ar=
beitsloſenzahl möglich iſt und daß alle Sanierungsverſuche von
anderer Seite, die nicht die Entlaſtung der Wirtſchaft und des
Kapitalmarktes in ſich ſchließen, letzten Endes nicht den
gewünſch=
ten Erfolg bringen können.
Eine Milliarde für Arbeitsbeſchaffung?
(NB. Berlin, 4. Juni.
Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm, das geſtern im Kabinett
ebenfalls in erſter Leſung beraten wurde, umfaßt, wie die „
Voſ=
ſiſche Zeitung” wiſſen will, rund eine Milliarde RM.
Hauptſäch=
lich beteiligt ſeien Bahn und Poſt. Von den einzelnen Miniſterien
würden Aufträge in der Höhe von etwa 250 Millionen RM.
vor=
geſehen.
Der Reichsbeamkenbeirgt des Zentruns
für das Nokopfer.
Der erweiterte Vorſtand des Reichsbeamtenbeirats des
Zen=
trums hat ſich für ein Notopfer ausgeſprochen, das alle
leiſtungsfähigen Kreiſe des Volkes erfaßt und
nicht nur auf die Beamten beſchränkt iſt. In der augenblicklichen
Notzeit müſſe die Geſamtheit des Volkes in gemeinſamer
Opfer=
willigkeit der Not Herr zu werden verſuchen.
Aie Iiaut Mozurty.
Salzburger Bilder von Kurt Siemers=
Die heitere Anmut der Landſchaft und ein milderer Himmel
haben den Menſchen des deutſchen Südens einen anderen
Lebens=
rhythmus gelehrt. Die ſpintiſierende Verträumtheit gibt ſich im
Süden offener, beſchwingter, nicht ſo ernſt und ſchwer zergrübelt
wie im Norden Deutſchlands. So wie über die alten gotiſchen
Kirchlein Oeſterreichs die Sonne nach Wind und Regen flugs
wieder lächelt, ſo ſtrahlte über gotiſcher Myſtik, über fauſtiſchem
Ringen des germaniſchen Menſchen der Glanz leichteren Blutes,
der Mut zu größerer auch äußerer Bewegtheit.
Für uns Norddeutſche geht ſchon der heimliche Zauber des
Südens in Wien, in Graz oder Salzburg um, und wir verſpüren
innerlich eine ſelige Wehmut, daß dieſe Schönheit der Berge, Seen,
Städte und Ströme mit der herben Kargheit der Nordſeeinſeln
vom Geiſt und Blut deutſchen Weſens bis ins kleinſte geformt
erſcheint.
Italieniſche Baumeiſter haben die fürſtbiſchöfliche Reſidenz
Salzburg gebaut. Sie müßte alſo wie eine italieniſche Stadt auf
uns wirken. Und doch geſchieht das nicht! — Gewiß, der einzelne
Giebel, der einzelne Sims, eine prunkende Volute, das
architek=
toniſche Detail wirkt als echtes Italien, aber die Stadt mit ihren
vielen Kirchen welſcher Baumeiſter, iſt, eingebettet zwiſchen die
himmelhohen nordiſchen Berge, ein Bild aus deutſcher
Vergangen=
heit. Heimlich und verſonnen huſchen hinter den Kirchen die
Gäß=
chen der Bürger hin. Die Kunſt des Südens hat nur das Starre
und Enge ſoweit gelockert, daß keine gotiſche Unerbittlichkeit mehr
unſer Auge trifft, keine in den Himmel gereckte Steinfauſt eines
mittelalterlichen Doms dem furchtgeduckten Menſchen mehr
Grauen vor den letzten Dingen und der Ewigkeit einflößt.
Man lebt und ſtirbt hier unbefangener, weil alle natürlichen
Dinge natürlich ſind, und über die Fürſtbiſchöfe, die einſt des
lieben Gottes Stellvertreter auf Erden darzuſtellen hatten, läßt
ſich in alten Kriegschroniken und galanten Hiſtorien mancherlei
nachleſen. Schloß Mirabell oder Hellbrunn könnten aus einer
amouröſen Bewegtheit des Herzens heraus geſchaffen ſein. Die
pausbäckigen, kleinen Flügelträger auf den Deckengemälden ſind
keine Engel, ſondern heidniſche Liebesgötter, die mit der
ſchaum=
geborenen Venus nach Cythere ſchiffen. Die ziervollen Gärten
von Hellbrunn mit ihren verſchnittenen Bosketten, dem
mechani=
ſchen Theater und den trügeriſchen Vexierwaſſern wirken umſo
ſpieleriſcher, als man über künſtlichen Alleen und Beeten die
wild=
aufgetürmten Gipfel der ſchneebedeckten Alpenberge ſchaut.
O fröhliches Heidentum von Mirabell! Mit neckiſch frierenden
Göttern aus Marmor hinter geſtutzten Heckengängen. Die Erz=
Donnerstag, den 5. Juni 1930
Vom Tage.
Reichspräſident v. Hindenburg wird die Feiertage auf
ſeinem Gut Neudeck verbringen. Auch der Kanzler wird Berlin
verlaſſen, während die übrigen Miniſter in der Reichshauptſtadt bleiben.
Der neu ernannte deutſche Geſandte Freiherr von
Richthofen wurde vom däniſchen König in Schloß
Chri=
ſtiansborg in feierlicher Antrittsaudienz empfangen, bei der der
Geſandte ſein Beglaubigungsſchreiben überreichte.
Am Mittwoch wurde in ganz Ungarn ein Trauertag anläßlich der
zehnten Wieberkehr des Tages der Unterzeichnung des Trianoner
Frie=
densvertrages abgehalten. Die Blätter ohne Unterſchied der Partei
bezeichnen den Friedensvertrag wie alle Friedensverträge der Jahre 1919
und 1920 als einen Hohn auf das vorher verkündete
Selbſtbeſtimmungs=
recht und als Schulbeiſpiel der übermütigen Gewaltanwendung.
Der neue Fürſtbiſchof von Brixen Monſ. Geißler,
iſt im Dom von Brixen feierlich in ſein Amt eingeführt worden. Der
Fürſtbiſchof hielt in deutſcher und italieniſcher Sprache eine Rede, in
der er dem König und Muſſolini ſeine Exgebenheit verſicherte.
Der Schweizer Nationalrat genehmigte heute den
vom Bundesrat geforderten Kredit in Höhe von 20 Millionen
Franken für den Bau neuer Flugzeuge und den
Aus=
bau der ſchweizeriſchen Flugwaffe nach ausgedehnter
Aus=
ſprache mit 117 gegen 49 Stimmen.
Die Verhandlungen des Unterausſchuſſes der Bankier=
Kon=
ferenz haben, entgegen den letzten Meldungen, doch noch nicht zur
vollſtändigen Einigung geführt, ſo daß der Unterausfchuß geſtern
wie=
der zu zwei Sitzungen zuſammentrat. Mit einem endgültigen
Abſchluß wird jedoch für kommenden Samstag, dem Jahrestag
des Youngplans, gerechnet, und mit Ausgabe der Anleihe zum
11. Juni, ohne daß ſich unbedingt Sicheres vorausſagen läßt.
Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Moskauer
Partei=
konferenz am Mittwoch eine Entſchließung gefaßt, in der der
Politik Stalins das Vertrauen ausgeſprochen wird.
Die Parteikonferenz erklärte, daß ſie von der Parteileitung energiſche
Maßnahmen gegen die rechtsoppoſitionelle Bewegung in der
Kommu=
niſtiſchen Partei erwarte.
Präſident Hoover hat geſtern den Führern des Senats
mit=
teilen laſſen, er habe die feſte Abſicht, eine
außerordent=
liche Seſſion einzuberufen um die Ratifizierung
des Londoner Dreimächtepaktes durchzuführen.
Die Kieler Munikionsaffäre.
Reichswehrminiſter Groener gegen den Abg. Künſtler
* Berlin, 4. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Kieler Munitionsaffäre hat jetzt noch für den
ſozial=
demokratiſchen Reichstagsabgeordneten zu einem recht peinlichen
Nachſpiel geführt. Ihm iſt vom Reichswehrminiſterſm auf
ſeine Aeußerungen über angebliche Beziehungen der Reichswehr
zur ſowjetruſſiſchen Armee folgendes Schreiben zugegangen:
„Anliegend wird Ihnen ein Schreiben zurüchgeſandt, welches
Sie gelegentlich der Reichstagsverhandlungen dem
General=
major von Schleicher zur Nachprüfung ausgehändigt hatten.
Auf Anordnung des Herrn Reichswehrminiſters wird Ihnen
auf irgendwelche iündliche oder ſchriftliche Anfrage keine
Ant=
wort erteilt werden.
Selbſtverſtändlich wird trotzdem ſachliche Bearbeitung der
Angelegenheit ſofort in Angriff genommen.”
Wir können uns nicht entſinnen, daß ſchon einmal einem
Reichstagsabgeordneten ein ähnliches Schreiben eines Miniſters
zuging. So ungewöhnlich die Abſage Gröners iſt, ſo findet ſie
doch ihre Erklärung in dem Verhalten Künſtlers im
Haushalts=
ausſchuſſe des Reichstages. Hier hatte er an den Mimſter wegen
der Kieler Munitionsaffäre einige Fragen gerichtet, um ihn aus
ſeiner Reſerve herauszulocken und zu Antworten materiellen
Inhaltes zu veranlaſſen. Das hat ihm der Reichswehrminiſter
perſönlich übelgenommen, weil er Herrn Künſtler vorher auf das
genaueſte über alle Einzelheiten hatte informieren laſſen. Der
Miniſter hat dieſes illoyale Verhalten Künſtlers zum Anlaß
ge=
nommen, ſeine Behörden anzuweiſen, mit Herrn Künſtler den
Verkehr abzubrechen. Wenn der „Vorwärts” jetzt ſo tut, als ob
die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion in
ihrer Geſamtheit gegen den Wehrminiſter ſchärfſtens
Front machen werde, dann dürfte es ſich hier um Bluff
han=
deln. Die Fraktion weiß ebenfalls, daß das Verhalten des
Abgeordneten Künſtler durchaus nicht mit dem Vertrauen in
Einklang ſtand, das der Reichswehrminiſter ihm entgegengebracht
hatte.
biſchöfe Wolf Dietrich und Wolf Sitticus haben viel Geld, das
ihnen die Bergwerke um Salzburg einbrachten, daran verbaut.
Wolf Dietrich war überhaupt ein Dichter in Marmor. Er hat
den Grund zur fürſtbiſchöflichen Reſidenz gelegt, die uns als ein
Nobili=Palazzo erſcheint. Auf dem Platz davor haben Italiener
aus dem Marmor des nahen Untersberges einen Brunnen mit
muſchelblaſenden Tritonen und Flußpferden aufgeſtellt, der als
der ſchönſte auf deutſchem Boden gilt. Freilich wirkt er
repräſen=
tativ, jedoch iſt mir mancher Marktbrunnen in Süddeutſchland
lieber.
Die Salzburger Luft verführt überhaupt leicht zu
Super=
lativen. Auch der Dom gilt „als das größte und vollendetſte
Bau=
werk der Renaiſſance auf deutſchem Boden‟. Der prächtigſte mag
er wohl ſein. Die Türme und die dreitorige Faſſade ſind aus
Marmor, der hier beinahe ſo wohlfeil iſt wie in Italien. Das
ſchönſte an dieſer Kirche iſt die herrliche Orgel.
Vor dem Portal hat man Hofmannthals Spiel vom „
Jeder=
mann” aufgeführt, jenen ganz und gar gotiſchen Totentanz, deſſen
vergeltende Unerbittlichkeit doppelt ergreift angeſichts der
mar=
morn aufſchimmernden Renaiſſance.
Die Paläſte und viele der Kirchen ſind allzuſehr aufs
äußer=
lich Repräſentative geſtellt. Sie wirken zu italieniſch, mit ihren
vielen Skulpturen und Logengängen.
Auf dem Domplatz über ſteht eine Marienſtatue, die
öſter=
reichiſchen Geiſtes iſt. Maria auf einer Marmorkugel, von Engel
und Teufel getragen. Ihr ahnt ſchon ein holdſeliges Lächeln,
wenn ihr nur den Rokoko=Faltenwurf des Gewandes ſeht. Es
ſieht ſo aus, als könnte ſich ein liebliches Armeleutewunder
be=
geben und die Gebenedeite ſegnend und tröſtend durch Gaſſen
ſchreiten, den Saum des Gewandes ein ganz wenig kokett raffend.
Dieſe Maria iſt eine Heilige aus menſchlicher Perſpektive heraus,
und ſie ſcheint mir in ihrer zierlichen Anmut Symbol der Stadt,
göttlich ſchön und erhaben, dabei von holder und menſchlichſter
Menſchlichkeit.
Die nahe Franziskanerkirche iſt eine Muſterkarte der Bauſtile
von der Romantik zum Rokoko. Dabei aber bleibt die Kirche toch
ein Ganzes, und das iſt ein großes Geheimnis und eine tiefe
Kunſt der alten Baumeiſter, die hier glücklicher geweſen ſind als
beim Rathaus zu Lübeck mit ſeinen unglückſeligen Barockvorbauten
vor ſtrahlender Gotik.
Im Kloſter der Franziskaner wird ebenfalls ein
Muſikſpiel=
zeug barocken Geſchmacks vorgeführt, nämlich ein „
Panſymphoni=
kon”, das Geigen und Blech nachahmt. Es bleibt aber doch nur
ein Spielzeug, eine Kurioſität, für Strumpffabrikanten aus
Sach=
ſen und Großſchlächter aus Chicago.
Sehenswürdigkeiten, Sehenswürdigkeiten! Es iſt gräßlich,
ihnen nachjagen zu müſſen. Wir kleben noch viel zu zäh am Un=
ein Fehlſchlag. — 12 Millioner
Neue Tariſerhöhung geule
* Berlin, 4.
Den Berlinern ſteht eine neue Ueberraſch
dem erſt im Januar die Tarife de
Verkehrsgeſellſchaft hinaufgeſetz
der ganze Tarif über den Haufen geworfen w
günſtigungen, die mit den Umſteigkarte
den, ſollen ebenfalls verſchwinden: gle
Fahrpreiſe bedeutend erhöht we
Tariferhöhung im Januar iſt ein großer Teil
die Stadt= und Ringbahn der Reichsbahnge
dert, wo ſie zu weſentlich günſtigeren Bed
werden. Man hat ausgerechnet, daß vom Ja
die Zahl der Fahrgäſte bei der Verl
54,5 Millionen abgenommen hat, währe
der Stadtbahn um 30,1 Millionen zunahm. 9
einer leichten Verſchiebung rechnete, ſo glaubte
Folgewirkung nicht. Beider Verkehrse
ſteht daher bereits ein Defizit von 12
ſie kann auch ihre Schulden bei der Stadt 9
345 Millionen nicht weiter abtragen. Kem V
den ſozialdemokratiſchen Verkehrsdezernenten
erhoben werden, deſſen Politik die Geſellſcha
kataſtrophe hineintrieb
men jn
Nach einer vom Reichsfinanzminiſteri=
Ueberſicht ſind im Rechnungsjahr 1929 aufs
dauernden Steuern rund 6 118 Millionen RTF
Voranſchlag von 6 161 Millionen, an einma S
153 Millionen RM. gegenüber einem Voran m
lionen, insgeſamt an Beſitz= und Verkehrsſteu
k=
lionen RM. gegenüber einem Voranſchlag vu ſ
An Zöllen und Verbrauchsabgaben ſind rund 2 f57lſt
eingegangen, gegenüber einem Voranſchlag v E!
Ferner gingen 107 735 RM. an fortgefallenen Em
ſich die geſamten Einnahmen des Reichs an y
Abgaben auf rund 9 172 Millionen RM. IEN,
einem Voranſchlag von 9 246 Millionen.
Sorgen um Ransfeld
* Berlin, 4.
Es läßt ſich nicht beſtreiten, daß die Vo
den Behörden im Reich und in Preußen ern
Nach außen erweckt man allerdings den Anſd
der Sache nicht intereſſiert ſei und auch kei F=
Eingreifen habe. So wird immer wieder
daß in Mansfeld ein vertragloſer Zuſtand
aber an den früheren nordweſtdeutſchen Eiſe
den ſich Severing einſchaltete und dabei der
beitern eine Unterſtützung zukommen ließ,
über die geſetzlichen Beſtimmungen hinweg
wir annehmen, daß auch jetzt hier eine
geben wäre, dem Kampf ein raſches
Soweit wir unterrichtet ſind, hat die Mar
durchblicken laſſen, daß auch die 15proze;
zung allein nicht ausreichen würde
maßen rentablen Betrieb ſicherzuſtellen. D
müßte die Steuerbehörde auf geraume Zeit
bung von Steuern verzichten und da
müßte einen Kredit zur Verfügung ſtel
ſchwierigen Lage der Reichsfinanzen iſt es ne
daß ein ſo großer Steuerzahler ausfällt, und
Bezirk eine Not einzieht, die ſich auf die
Arbeiter und alle abhängigen Gewerbe au
nindernd wirken muß. Es iſt daher nicht au
Abgeordnete des getroffenen Gebietes zuſam
Vermittlungsaktion einzuleiten. Viel Ausſick.
aber nicht, wenn die Gewerkſchaften bei ihre
Haltung bleiben und lieber zuſehen, daß
ihren Familien der Fürſorge zur Laſt fallen
Löhne gleichzeitig mit der Erhöhung der
geſetzt wurden, jetzt aber die Kupferpreiſe ge
nicht unbillig, daß dann auch die Spitzenlöhne
ausſchließt, daß bei einem Wiederanziehen
Löhne folgen.
2
geſchmack der Großmütterzeiten. Dieſe lang
von Mozart wie von der Kaiſerin Eliſabeth
hält, ſteigt im „L’Europe” oder im „Briſtol”
man erlebt mehr von dieſer Stadt, wenn man
Gans” oder „Zum Mohren” in der Judenga.
im „Roten Krebs” im „Schlammbräu” oder
haft wird. Ehe ich ins Sportkaffee oder ins
ich freilich eher beim Tomaſelli meine Jauſe.
weiter auch nichts beſonderes los iſt..
Von den einheimiſchen Salzburgern merk
oder gar nichts. Die Jodelbuben aus der Un
noch Staffage, auch wenn ſie noch echt ihre
ihre Liedln ſingen können. Der römiſch=kelt
ſich in der Bevölkerung, ſoweit man ſie über
kommt, deutlicher als in anderen Gegenden
in römiſcher Zeit hat das Chriſtentum hier
haben in den faſt 1700 Jahre alten Katar.
berges die älteſte chriſtliche Kultſtätte aul
uns. 477 iſt hier der Hl. Maximus als Mark
dem er als Anachoret hier betend ſeine 2
Man zeigt dem Fremden ein ſteinernes 9‟
ſich durch die Totenſchädel am Eingang nich
nordiſche Menſch gewinnt zu ſolchen verſtaud.
noch ein Verhältnis. Namen, Zahlen und
langweilen ihn, und er ſchaut lieber durg
die Gräber des Friedhofes von St. Peter.
und goldne Lettern auf den Kreuzen in S
bleichen.
Die Marſtälle mit ihren marmornen.
ten Darſtellungen prächtig ſich bäumender *
ein Stück ſalzburgiſcher Fürſtbiſchöflichtelt
hat nicht ſo ſauber gewohnt wie die biſcholt.
Hand, die aus der violetten Soutane herne.
ſegnete, hat mit mehr Luft und harten
regiert.
Wir ſehen hier die glänzenden Kirchel.
biſchöfe, aber wir wiſſen auch, daß ſie Ne
gloriam aufgeführt worden ſind. Modllt”
dieſer Stadt in den goldenen Strömen,
werden ließ, hat von dem tyranniſchen.
ch
Colloredo ſo viel Uebles erfahren, daß"
von gegangen iſt — und er wäre ſo g."
Der E
bei Eltern und Schweſter, geblieben. Welf
Geſinnung nach ein hundertprozentigel Vat
nur italieniſche Kunſt, und die Mozar” bei ihm zurückgeſetzt und „der Verſole
preisgegeben, wie wir von Mozart ſelbſt.
af
R=
Mung.
abge
der Ge N
n Grs
ihr f
freit
indn
Dieſe
ſicts 7
zuf
diſche Dauerkriſe.
mismus in London.
EP. London, 4. Juni.
enminiſter Wedgwood Benn hat eine
län=
tlicht, in der eine weitere
Ausbrei=
ngreß propagierten Bewegung gegen
erung zugegeben wird. Wie es in
auf einen durchaus
peſſimiſti=
nmt iſt, heißt, ſei es zweifellos, daß die
in Indien, wie ſie von den Organiſatoren
amsverweigerung befürwortet wird, eine
en öffentlichen Frieden und die
Aufrecht=
ſaftlichen Beziehungen zwiſchen den
ein=
rneinſchaften darſtelle. Der Boykott von
Alkohols und der Trinkſtuben habe den
olge in der letzten Woche an Schärfe
zu=
den hoffen jedoch, wirkſame
Gegenmaß=
ere Ausbreitung der Bewegung durch den
ung in der Hand zu haben, durch den die
Artem; Boykotts zu ſtrafbaren Handlungen
er=
ffnung ſinkt jedoch auf ein Minimum zu=
Tatſache, daß nun auch der
2r Mohammedaner an die
Indhi=Bewegung.
nz. B. in Bombay am Dienstag
Mo=
dathie=Kundgebung für die Gandhi=Bewe=
Zug von 1½ Kilometer Länge bewegte ſich
gließlich wurde eine Entſchließung
ange=
nverſtändnis mit dem Programm des
In=
ſalkon /es ausgeſprochen wird. Die
Entſchlie=
rtd (Mohammedaner Indiens auf, ſich
jegw des bürgerlichen Ungehorſams
ko britiſcher Tücher zu beteiligen
ü Uebes gnug Ausdruck, daß kein Mohammedaner
füninferes m runden Tiſch beteiligen werde, ſolange
ationm ngreß und der Mohammedaniſche Rat nicht
Ata 1d neue Unruheherde.
hen * Vorli, wo Kongreßanhänger die
militäri=
nnſchol des Gefängniſſes mit Steinwürfen
an=
hedeeid ernſterer Natur als es zuerſt den
An=
uf dar alzwerk von Dharaſana, den alten
Unruhe=
etwaw Kongreßanhängern neue Angriffe verübt
ſavalrl i werden 17 Soldaten des Garwhal=Regi=
Verha—u bei den Unruhen in Peſchawar vor einigen
zu unzufriedenheit gegeben hatte, vor ein
ſeſtell erden. Vor Gericht werden die Soldaten
htsarx t und einem Offizier verteidigt. Die aus
burtst ’s des engliſchen Königs alljährlich in
alten arade, die ſich ſonſt einer großen Popu=
Ber; rung erfreute, iſt diesmal von den
Ein=
hiei iert worden.
2e Ingliſchen Kabinekks. — Thomas
Misler für die Dominions.
EP. London, 4. Juni.
ifch 4 egierung plant eine Umbildung ihres
gemi es Mißerfolges der
Arbeits=
ikdo Miniſters Thomas. Der
Premier=
m U haus bekannt, daß er angeſichts der
eng=
ſchskr) renz im September eine Trennung des
heinſe)r Miniſteriums für Dominions und Kolo=
Wwel — Obwohl Macdonald nicht den Namen
enen) den Miniſters bekannt gab, ſo verlautet
beitt ſenminiſter Thomas das
Mini=
dielominions übernehmen wird. Die
nc vie vor dem bisherigen Kolonialminiſter
unt. It bleiben. Der Poſten von Thomas als
errde dem bisherigen Mitglied der Simon=
EHi übertragen, während die Behandlung
furchsh
G
lchen 1
ſich
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ſein=l
ergotte!
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ich doch den Namen genannt, den ich aus
nz leiſe wie eine in der Unendlichkeit
aus=
den Schluß ſetzten wollte.
ebs haus” ſteht mit dicken, frechen
Antiqua=
er Faſſade eines Hauſes in der
Getreide=
tern gibt man einem Pennyblatt einen
n Menſch in dieſer kunſtſinnigen Stadt
mt, iſt unverſtändlich. In der Wohnung
S ock, ſteht das alte Kinderſpinett, auf dem
te erſten Kompoſitionen fingerte und dann
dien herrlich Klang werden hörte. Briefe,
nd der angebliche Schädel in einem
Glas=
ſ=ihn für ſein Eintrittsgeld angaffen kann.
n vielen Sprachen durcheinander, wo man
em Genius loci, dem Zauberer in Tönen
hrfurcht vor der Göttlichkeit des Genies
r Gedanken opfern möchte.
nderkindes von Salzburg iſt ein Flecken im
r Stadt, die von vielen als die ſchönſte
en wird. Ihre Kirchen und Säle ſind
ge=
zſur und ihre ſonnenüberglänzten Bergkuppen
wie helle Kantilenen jener Muſik, die
ſo nahe verwandt wie keine andere vorher
Heiligen, alle Märtyrer und alle
Erz=
en dieſem einen Namen: Wolfgang
Ama=
ockenſpiel klingend von den Türmen fällt,
unnennbarer Melancholie. Wie ſilberne
ne in die braune Tiefe des Abends. Unter
2 zwiſchen alten Häuſern mit italieniſch
It eine Laterne unterm einfältig bunten
den Stufen unterm ſteilen Berge hocken
2 verſpielt in den frühen Abend träumend.
Tander v. Humboldt ſprechen, der von
Salz=
fuhr, vom feuchtfröhlichen Domorganiſten
Veophratus Paracelſus, dem Arzt und
aber alles bleibt ein Schatten neben dem
Mozart . . .
der „Eleganten Welt” iſt erſchienen und
ent=
charakter inhaltlich beſonders reichhaltig und
Außer den umfaſſenden modiſchen
Informa=
nen breiten Raum im Heft einnehmen, werden
Haſtlichen und kulturellen Lebens berührt, die
des Intereſſes ſtehen: Die Badereiſe, das
T. das Camping, das ſich immer mehr bei uns
ten Theaterabende im Rahmen der Berliner
deale Landhaus — der Tugum jedes modernen
Donnerstag, den 5. Juni 1930
des Arbeitsloſenproblems im Zukunſt wahrſcheinlich
nicht mehr einem einzigen Miniſter, ſondern einem
eraus=
ſchuß unter dem Vorſitz Macdonalds obliegen ſoll. Die heute
gemeldet wird, hat Arbeitsloſenminiſter Thomas den
ihm vom Premierminiſter Macdonald angebotenen
neuge=
ſchaffenen Poſten eines Miniſters für die
Domi=
nions angeommen.
Der engliſche Landwirtſchaftsminiſter
Bux=
ton iſt aus Anlaß der Ordens= und Titel=Verleihungen am
geſtrigen 65. Geburtstag des engliſchen Königs in den
Adels=
ſtand erhoben worden. Er wird infolge ſeiner Erhebung
in den Adelsſtand ſeinen bisherigen Miniſterpoſten aufgeben.
Teileinigung in den Doppelſteuerberalungen.
Der Völkerbundsausſchuß zur Beſeitigung der
internationa=
len Doppelbeſteuerung hat ſich über verſchiedene Teilfragen, ſo
Seite 3
z. B. über die Begriffsbeſtimmung des „ſelbſtändigen
Handels=
vertreters”, und der „ſtändigen Auslandsniederlaſſung”, ſowie
über die Grundzüge der Vermeidung der Doppelbeſteuerung für
Urheberrechte und Erfinderrechte einigen können. Der Ausſchuß
hat außerdem einige Punkte herausgearbeitet, die ſo weit
ge=
diehen zu ſein ſcheinen, daß ein mehrſei iges Abkommen zur
Verhinderung der Doppelbeſteuerung über ſie zwiſchen
zahlrei=
chen Staaten abgeſchloſſen werden kann.
Es handelt ſich dabei um die Beſteuerung von
Schulden=
zinſen, Beſteuerung von Arbeitsverdienſten der ſogenannten
Grenzgänger und der Einkommenbeſteuerung für Beamte im
Ausland. Ueber die Fragen, in denen es zu einer Einigung kam,
wird nunmehr ein Unterausſchuß Abkommensentwürfe
ausarbei=
ten; andere Fragen, ſo die Vermeidung der doppelten
Abgaben=
erhebung für ausländiſche Automobile, Zeitungsabgaben und
die Frage der Doppelbeſteuerung internationaler Truſts und
Holdinggeſellſchaften werden weiter beraten werden.
Der Polizei=(tat vor dem Landtag.
Scharfe ſozialdemokrakiſche Krikik an der Polizei. — Nochmals die Perſonalpolikik des Innenminiſters.
Schuß des Skaakes und der Bevölkerung vor den radikalen Organiſakionen.
Schuhpolizei ins beſehzke Gebiel.
Die Nol der Verſorgungsanwärter.
6- Der Heſſiſche Landtag ſetzte am Mittwoch die Beratung des Etats
des Miniſteriums des Innern fort.
Abg. Dr. Werner (Natſoz.)
erblickt in der Aktion der heſſiſchen Demokraten und einiger
Sozialdemo=
kraten zum Anſchluß an Preußen eine Operation, die mißlungen iſt,
wäh=
rend der Patient glücklicherweiſe nur ſcheintot übrigblieb. Die Notlage
der Stadt Offenbach ſei zum Teil eigene Schuld aus dem aufgeblähten
Sozialetat und aus den viel zu hohen Gehältern der oberen „Barmat=
Konſervativen” im „roten Offenbach”. In der Linie des allgemeinen
Kampfes der Linken gegen das Berufsbeamtentum liege die
Perſonal=
politik des Innenminiſters Leuſchner. Er erinnerte den Miniſter daran,
daß es der Sozialdemokrat Dr. Landsberg war, der im Reichstag über
den ehemaligen Schreiner und nachmaligen Reichsverkehrsminiſter Dr.
Koch die Schale biſſigen Höhns ausgoß. Aus Angſt vor den
National=
ſozialiſten, gegen die der Miniſter aus nichtigſten Anläſſen Polizei
ein=
ſetze, habe die Koalition den Landtag verlängert. Iſt dem mit der
Wahrung der Verfaſſung betrauten Innenminiſter bekannt, daß in
Heſ=
ſen Miniſter und hohe Beamte von einer auswärtigen Macht Orden und
Ehrenzeichen annahmen und tragen?
Abg. Dr. Leuchtgens (Lbb.)
erklärt ſich mit einer den modernen Verkehrsverhältniſſen angepaßten
Neuregulierung der Kreisgrenzen einverſtanden, die von dem Miniſter
verlangte Ermächtigung lehne er ab. Neben den Kreisverwaltungen ſei
die Provinzialverwaltung überflüſfig. Die Art der
Straßenbauverwal=
tung habe politiſch und finanziell zu einem Fehlſchlag geführt. Der
Kern der ganzen Sparaktion liege in dem Aufgaben= und Stellenabbau
der Zentrale. Zu prüfen ſei, ob man nicht den vergrößerten
Kreisver=
waltungen wieder das alte Umlagen= und Beſteuerungsrecht, evtl. auch
das alte indirekte Wahlſyſtem über die Gemeindevertretungen zugeſtehen
ſolle. Eine ſchmähliche Feſtſtellung iſt es, daß wir auf Diktat der Entente
500—600 Polizeiſtellen abbauen müfſen. Es geht aber auf keinen Fall,
daß der Finanzminiſter dies als eine Erſparnismaßnahme bezeichnet. Die
Städte müſſen — wie die Landgemeinden — die Koſten für ihre
Orts=
polizei übernehmen.
Innenwiriſter Leuſchner
erwidert guf die in der Debatte aufgeworfenen Fragen n. a.: Wir
werden keineswegs ſoweit gehen, gleich 7 Kreiſe einzuſparen. Wir
glau=
ben, mit dieſem Weniger dennoch mehr oder mindeſtens den gleichen
Be=
trag ſparen zu können. Es werden dabei auch Kreisbeamte mit
einge=
ſpart. Außerdem iſt die Erſparnis an Zeit und Geldaufwand für die
Bevölkerung doch auch zu berückſichtigen. Weil jetzt verſchiedene Leute
Bedenken bekommen, bin ich ja bereit, die Verantwortung zu
überneh=
men. Die Provinzialdirektionen ſind keine Mittelbehörden, ſondern
Lokalbehörden und notwendig, ſolange wir Zweckverbände für Straßen
uſw. nicht haben. Wir werden demnächſt Vorſchläge für den Abbau in
den Miniſterien machen. Für mich iſt Grundvorausſetzung
zu jeder Beamten Anſtellung
die abſolute Qualifikation des Betreffenden. Schon weil alle von mir
hereingenommenen Leute unter Scheinwerferbeleuchtung ſtehen, kann ich
keine ungeeigneten auswählen. Wenn Zweifel an der Qualifikation
be=
rechtigt wären, dann wäre Gelegenheit geweſen, im Laufe der zweieinhalb
Jahre, in denen ich verſchiedene perſonalpolitiſche Maßnahmen getroffen
habe, den entſprechenden Beweis zu erbringen. Das iſt in keiner Weiſe
geſchehen. Im Gegenteil. Die von mir ernannten Perſönlichkeiten
ge=
nießen das allgemeine Vertrauen, vor allen Dingen auch das Vertrauen
der Bevölkerung. Deshalb erkläre ich alle Kritik für politiſche Stim=
28 Landestheaker.
Großes Haus. — Mittwoch, den 4. Juni.
Hamlei.
Tragödie von Shakeſpeare.
Jede Darſtellung des Hamlet ruft die Erinnerung an große
Vorbilder wach: an Kainz, der den geiſtigen und ſeeliſchen
Gehalt der Hamletgeſtalt mit unvergleichlicher Meiſterſchaft
er=
füllte, an Moiſſi, den Sänger des Hamlet, der die Töne von
dem wunderbar geſchmeidigen Gaumen löſte und mit ſinnlich
be=
ſtrickendem Reiz umkleidete, ſo daß man vor äſthetiſchem Genuß
zu einer inneren Erwärmung kaum kam.
Die Frage, die man früher vor der Geſtalt des Hamlet
er=
örterte, die Frage, ob Hamlet nach Löning und Viſcher als
ge=
borener Melancholiker, nach Schlegel als metaphyſiſcher Grübler,
nach Gervinus als Phlegmatiker oder wie ſonſt aufzufaſſen iſt,
rritt vor ſolcher Darſtellung zurück.
Heute will überhaupt die Handlung, die der Untertitel kündet:
„Der beſtrafte Brudermord”, nur als das Gerüſt erſcheinen für
das geiſtige Problem Shakeſpeares: den Kampf zwiſchen
dem notwendig begrenzten Tun und dem unbegrenzten Denken,
zwiſchen Leben und Erkenntnis. Friedrich Gundolf hat in ſeinem
Shakeſpeare=Buch die Einſtellung, die ſich heute für uns zu Hamlet
gibt, klar herausgearbeitet: „Hamlet iſt der Handelnde, der kein
Gewiſſen haben darf, und der Betrachtende, der zu viel hat; der
Menſch, den ſeine Pflicht etwas Beſtimmtes tun heißt, und der
gelähmt iſt durch die Erkenntnis der Weltgrenzen, vor der kein
beſtimmtes Tun Sinn hat; er kann die Dinge nicht iſoliert ſehen,
wie es die Tat fordert, ſondern im Weltzuſammenhang, weil er
den Grund des Lebens ſchaut, ſtatt ſeinen Zwecken zu dienen.” So
ſieht Gundolf in Hamlet ein düſteres Selbſtgeſpräch des
leiden=
ſchaftlichen Schöpferherzens Shakeſpeares, der ſich mit einer
be=
ſchränkten Welt auseinanderſetzen muß, um aus ſeinem Leid und
Wiſſen Nutzen zu ziehen.
Bernhard Minetti entſprach dieſer Auffaſſung. Sein
Hamlet war vom Verſtand, vom Geiſt aus aufgebaut, und er hatte
zugleich die Hintergründe, die ihn in der Tiefe an die Erkenntnis
der Weltgrenzen führen. Er gab ſeinem Hamlet die Formen, die
Gegenwartsmenſchen: unpathetiſch, geiſtig bewegt. Sein ſtets
feſſelndes Spiel war das Rückgrat der Aufführung.
Sein Gegenſpieler König Claudius wurde von Heinzich
Heilinger — als Gaſt vom Frankfurter Schauſpielhaus —
gleichfalls in die Form des modernen Menſchen gekleidet.
Hei=
linger vermied alle Ueberſteigerungen früherer Charakterſpieler.
Wohl war auch ſein Claudius ein ſchlauer:, zielſicherer Egoiſt;
mungsmache. Wenn behauptet worden iſt, die volksparteilichen
Beam=
ten ſeien Beamten zweiter Klaſſe, müßte auch ich dies entſchieden
zurück=
weiſen, weil es den Tatſachen widerſpricht. Die Einrichtung einer
Preffeſtelle halte ich für dringend notwendig. In einer modernen
Ver=
waltung muß der Grundſatz höchſter Publizität herrſchen. Dazu iſt die
Beobachtung und Zuſammenarbeit mit der Preſſe oberſtes Erfordernis,
denn ich halte nun einmal die Preſſe für den Treuhänder der öffentlichen
Meinung. Dieſe Verbindung mit der Oeffentlichkeit kann aber nur von
einem Mann mit entſprechender Qualifikation ausgeübt werden. Das
kann nun eben mal kein Beamter, ſondern nur ein Journaliſt ſein. Die
Richtung aber, in der von der Preſſeſtelle in dieſen oder jenen Fragen
gearbeitet wird, die habe allein ich zu verantworten. Gerade mit
Rück=
ſicht auf die Beamtenſchaft habe ich dieſe Stelle auf Privatdienſtvertrag
geſtellt. Aber wenn Sie es anders wünſchen, ſo geben Sie mir die
ent=
ſprechende Miniſterialratsſtelle.
Der Miniſter ging dann über zu den Fragen der
radikalen politiſchen Bewegung.
Die Arbeiterſchaft iſt von dem Putſchismus der Kommuniſten abgerückt
und hat bei den Opel=Betriebsrätewahlen die Antwort erteilt. Wenn
wir mit der Polizei eingriffen, ſo im Lebensintereffe von Tauſenden von
Familien. Mit beſtem Gewiſſen ſtehe ich deshalb zu allen Maßnahmen,
die von der Polizei bei Opel getroffen worden ſind. Nach den Worten
des Herrn Werner ſind die Nationalſozialiſten prächtige, harmloſe und
völlig unſchuldig verfolgte Leute. Wir haben ſie in letzter Zeit recht
erfolgreich nach Waffen durchſucht, obwohl ſie ſehr vorſichtig geworden
ſind, und die Waffen neuerdings aus Angſt vor der Durchſuchung dritten
Perſonen zuſtecken oder in anderen Wagen mitführen. In 28 Fällen
ſind allein 149 Hieb=, Schuß= und Stichwaffen gefunden worden. In 35
Fällen iſt von den Nationalſozialiſten von dieſen Inſtrumenten in übler
Weiſe Gebrauch gemacht worden. Der Fall von 1922, auf den Herr
Dr. Werner dauernd anſpielt, kann hier nicht zum Vergleich herangezogen
werden. Damals habe ich mit einigen Freunden unter Einſatz meines
Lebens alles getan, um den Abgeordneten Dingeldey zu retten. Ich
überſchätze die Gefahren des Radikalismus von rechts und links durchaus
nicht und weiß die großſprecheriſchen Reden, die hier gehalten werden,
richtig zu nehmen. Ich bin kein Freund von Verboten, ſondern wende
ſie nur gezwungenermaßen an, um die ſtaatstreue Bevölkerung vor der
Politik mit Revolver und Dolch zu ſchützen. Und ich wehre mich auch
dagegen, daß die Polizeibeamten ſich noch länger als die Prügelknaben
der radikalen Bewegung der Partei behandeln laſſen ſollen, die ich als
die zuverläſſige Stütze des repuhlikaniſchen demokratiſchen Staates
hoch=
ſchätze. Ich werde die demokratiſchen Freiheiten des Volkes, die es ſich
mühſam errungen hat, achten und ſchüitzen, und wenn dagegen Sturm
gelaufen wird, auch zu verteidigen wiſſen. Sie können ſicher ſein, daß
wir mit der Kraft durchgreifen, die im Intereſſe der Bevölkerung und
des Staates dringend nötig iſt.
In der Abſtimmung
wird dann das Kapitel des Miniſteriums des Innern in der
Ausſchuß=
faſſung genehmigt. Das kommuniſtiſche Mißtrauensvotum wird mit den
Stimmen der Koalition abgelehnt, während die Rechtsparteien aus der
auf die Wormſer und Opel=Vorgänge abgeſtellten Motivierung des
Miß=
trauensantrages ſich der Stimme enthalten.
Bei Kap. 31, Kreis= und Provinzialverwaltung, bemängelt Abg.
Axt (VRP.) die Ablöſung der Oberheſſiſchen Provinzialanleihen,
wäh=
rend der Kommuniſt Abg. Hammann an dem Kreisamt Dieburg
an=
hand einiger Fälle Kritik übt.
Kap. 33: Polizei und Gendarmerie
füllt dann die weitere Sitzung aus. Auf der Tribüne erſcheint
Asg. Sturmfels (Soz.)
der „Polizeiſpezialiſt” der größten Regierungspartei, die ja auch den
Polizeiminiſter ſtellt. Zur allgemeinen Ueberraſchung enthält ſeine Rede
aber er war zugleich ein Menſch, bei dem das tiefere Gefühl zu
der Königin durchaus glaubhaft erſchien. Eine lebendige,
über=
zeugende Charakteriſierung!
Lotte Mosbacher, anfangs unfrei, gewann als „Ophelia”,
bei aller Schlichtheit des Spieles an Ausdruck und fand in den
Anfällen des Wahnſinns ſchöne, ſtarke Steigerungen.
Die Aufführung dieſer tragenden Rollen ging öffentlich Hand
in Hand mit der Abſicht der von Carl Ebert geleiteten
Inſze=
nierung, die Aufführung aus den traditionellen Bahnen
loszu=
löſen und dem Geiſt der heutigen Zeit nahezubringn. Eine
Ab=
ſicht, die volle Zuſtimmung verdient! In der geiſtigen Haltung,
wie ſie in Minetti und Heilinger ſich ausſprach, fand dieſer
Ge=
danke ſchöne Verwirklichung, nicht dagegen in der von Wilhelm
Reinking geſchaffenen Dekoration. Sie ſchloß die Handlung
nicht zuſammen, war arm an Einfällen und gab keine Athmoſphäre.
Das rote Sprungbrett mit der primitiven Treppe war
zuſammen=
hanglos in den Raum geſtellt. Bezeichnend: die ſtärkſte ſzeniſche
Wirkung ging von der nächtlichen Auseinanderſetzung zwiſchen
Hamlet und der Königin (Beſſie Hoffart) aus, bei der die
Einzelheiten des Bühnenbildes in der Düſterkeit einer geſchickten
Beleuchtung verſchwanden!
Die erſtrebte Unpathetik wurde im Hauſe Polonius zu einer
übertriebenen Verbürgerlichung. Franz Pfaudlers „
Polo=
nius” im Schlafrock hatte mit Shakeſpeare nichts mehr zu tun
und wuchs ſich zu einer unvertretbaren Karikatur aus. Auch
das biedere Paar Roſenkranz und Güldenſtern (H. Keßler und
H. Gallinger) blieb auf der Linie übertriebener Marionetten.
Dem Geiſt von Hamlets Vater gab Kurt Weſtermann
ſeine geſchulte Stimme. Sachlich am Platze: S. Nürnberger
als Horatio, R. Jürgas als Totengräber, W. Hinz als Laertes.
Das Zwiſchenſpiel wurde von H. Baumeiſter, Sonja
Karzau und H Wemper wirkungsvoll getragen und von
E. Denby und P. Mlakar originell pantomimiſch bereichert.
Die mit großer Sorgfalt inſzenierte, vierſtündige
Auf=
führung wurde zum Schluſſe mit warmem Beifall anerkannt. Z.
Der Konflikt zwiſchen Landesthegker und Preſſe.
der ſeinerzeit, wie noch in Erinnerung ſein dürfte, aus den
Ver=
öffentlichungen in den „Blättern des Heſſiſchen Landestheaters”
durch Herrn Kornfeld und im Anſchluß daran im „Tagebuch von
Stefan Großmann” entſtand, hat nunmehr ſeine Erledigung
ge=
funden. Der Landesverband Heſſen des Reichsverbands Deutſcher
Preſſe hatte gegen Stefan Großmann Beleidigungsklage erhoben.
Stefan Großmann hat die Beleidigung „mit dem Ausdruck
des Bedauerns als unbegründet” zurückgenommen
und die Koſtey des Rahtsſtreites bezahlt.
eite 6
Donnerstag, den 5. Juni 1930
„Ferne und Schauen”
ſo hieß das Thema des Vortragsabends am Dienstag, zu dem
der Starkenburger Automobil=Club ſeine Mitglieder, ſowie Gäſte
und beſonders Wandervogeljugend geladen hatte. Redner des
Abends war Herr Betriebsinſpektor O. Brambach der
Ge=
ſchäftsführer des Jugendherbergsverbands iſt, alſo eine
Perſönlich=
keit, die durchaus geeignet war, das Vortragsthema erſchöpfend
und originell zu behandeln. In der Tat verſtand es Herr
Bram=
bach ausgezeichnet, die Zuhörer nicht nur durch ſeinen Vortrag
zu faſſen, in dem er beſonderen Wert darauf legte, auch die
Auto=
mobilfahrer, die gewohnt ſind, weite Entfernungen in ſchnellem
Tempo zu durchfahren, zum Verweilen an ſchönen
Landſchafts=
punkten, zum Schauen= und Genießenlernen zu veranlaſſen. Er
mußte ſich dabei allerdings durch den Vorſitzenden, Herrn Oberſt
Schröder, die Feſtſtellung gefallen laſſen, daß im Starkenburger
Automobil=Club ſeit langem, beſonders durch das Vorbild des
Tourenleiters, Herrn Jacobi, die Mitglieder gelernt haben, nicht
nur durch die Landſchaft zu raſen, ſondern ihre Schönheit und
ihren geſundenden Einfluß auf ſich wirken zu laſſen. Keine
Ge=
legenheit gehe vorüber, in der nicht auch kurze oder längere
Wan=
derungen ſich an die Autoausflüge anſchließen.
Herr Brambach verſtand es, ſeinen feſſelnden Ausführungen
Zitate einzuflechten, die die von ihm ſeit Jahren emſig gepflegten
Beſtrebungen in der Erziehung zum Schauen und Genießen der
Natur dichteriſch belegten. Gerade in unſerem heutigen Zeitalter
der Technik, in dem die kleinſten Menſchen umgeben werden mit
techniſchen Dingen, in dem die Jugend viel früher Auto und
Automotor kennen lernt als etwelche Geſchöpfe der Natur, ſei es
unerläßlich, wieder zurück zur Natur zu führen. Das Wandern
der Jugend und in Verbindung damit die Jugendherbergen ſind
mit die beſten Erziehungsmittel auf dieſem Gebiete. Wandern
durch die Natur iſt die beſte Erziehung zu ihrem Verſtehen, zur
Natur= und zur Heimatkunde, iſt aber auch der beſte Weg von
Menſch zu Menſch. Gemeinſames Wandern ſchließt ſoziale und
politiſche Gegenſätze aus. Im gemeinſamen Schauen und in der
Freude an der Natur liegt ein großes, einigendes Moment. Die
Tierwelt und die Pflanzenwelt erſchließt ſich dem Wandernden
viel überzeugender und eindringlicher, als das Bücherſtudium es
vermitteln kann. — Daß Herr Brambach ſeinen Vortrag auch
in die Prop ganda des Jugendherbergsverbandes ſtellte, war
durchaus natürlich und verſtändlich. Die
Jugendherbergsbewe=
gung hat in ihm ja bekanntlich einen ungewöhnlich erfolgreichen
Förderer. Der zweite Teil des Vortrags brachte eine Fülle von
Lichtbildern aus allen deutſchen Gauen, in denen beſonders
weni=
ger oft geſehene intereſſante und ſchöne Punke gezeigt wurden, und
die beſonders bewieſen, daß die ſchöne deutſche Heimat den
Ver=
gleich mit dem Ausland ſehr wohl beſtehen kann.
Herr Oberſt Schröder übermittelte dem Vortragenden den
Dank der Verſammlung, gleichwie er ihm zu Beginn des Abends
herzliche Begrüßungsworte ausgeſprochen hat. Auch der weitere
Verlauf des Abends brachte noch eine Fülle intereſſanter
Mit=
teilungen und regen und anregenden Gedankenaustauſch. **
Dr. h. C. Helene Lange=Gedächtnisfeier.
Schlicht und würdig war geſtern abend die Gedächtnisfeier,
die die Darmſtädter Frauenvereine zu Ehren ihrer verſtorbenen
Führerin und Vorkämpferin, Frau Dr. h. c. Helene Lange, in
der Viktoriaſchule veranſtalteten. Die Feier entſprach ganz dem
Weſen dieſer ſeltenen deutſchen Frau, die ihre ganze
Perſönlich=
keit einſetzte, um ihrem Geſchlecht die gleichberechtigte Geltung
zu verſchaffen, die ihm neben dem Manne im geiſtigen und
öffent=
lichen Leben zukommt. Mit dem Choral „Wenn ich einmal ſoll
ſcheiden”, vorgetragen vom Chor der Viktoriaſchule unter Leitung
von Frau Thilde Schmidt=Walther wurde die Feier
ein=
geleitet. Die Gedächtnisrede, die von eindrucksvollen, von Frau
Henny Ollendorf=Weil geſprochenen Rezitationen
um=
rahmt wurde, hielt Frau Regierungrat Amalie Keller, die
es verſtand, mit großer innerer Liebe und Anteilnahme in kurzen
Zügen das arbeitsreiche Leben der Entſchlafenen zu zeichnen. Es
ſei auch in Darmſtadt Pflicht, der verſtorbenen Kämpferin,
Füh=
rerin und Freundin zu gedenken, Helene Lange, geboren 1848 in
Oldenburg, verlebte in ihrer ruhigen Heimatſtadt eine glückliche
Kindheit, die durch den Tod ihrer Mutter eine Trübung erfuhr.
Im Hauſe ihres Großvaters wurde ihr Geſangsunterricht erteilt,
und neben dem Beſitz der Muſik war ihr der Vorwärtsſtrebenden,
der Beſitz der Klaſſiker eine wertvolle Grundlage. Ihre Heimat
hat ſie nie im Leben vergeſſen, und ihre Urwüchſigkeit blieb ihr
ſtets eigen. Urwüchſigkeit und Treue waren ihre
Haupt=
charaktereigenſchaften. Im Gegenſatz zu Oldenburg fand ſie im
Pfarrhaus in Württemberg, wohin ſie ſpäter kam, einen Kreis,
der von ſtärkeren geiſtigen Strömungen erfaßt war. Hier wurde
ihr Wunſch brennend, tiefer in die Wiſſenſchaften durch geiſtige
Betätigung einzudringen. Sie legte die Lehrerinnenprüfung ab,
lehrte 15 Jahre an einer Privatſchule in Berlin, der ſie den
Stempel ihre Perſönlichkeit aufdrückte. Immer mehr fand ſie, daß
Kenntnis alter Sprachen, die humaniſtiſche Bildung für ſie von
großem Wert ſeien, ſie erkannte weiter die Bedeutung der
Mädchenausbildung durch geiſtig geſchulte und hochſtehende
Frauen, ohne dabei den Einfluß der Lehrer ganz abzulehnen.
Durch ſie wurde die Vergeiſtigung des Schulbetriebs eingeleitet
und gefördert. In England ſah ſie die Erfüllung ihrer Ziele
er=
reicht, erkannte aber auch mit ſcharfem Blick die Mängel, die im
Fehlen der humaniſtiſchen Bildung lagen. Rednerin beleuchtete
dann die Tätigkeit Frau Helene Langes im Allgemeinen
Deut=
ſchen Lehrerinnenverein, deſſen Vorſitzende ſie lange Jahre war,
und kam dann auf ihre „Wanderreiſen” zu ſprechen, auf denen
Frau Lange in Vorträgen (auch gelegentlich in Darmſtadt) ihre
Ideen förderte, ſtützte und für ſie kämpfend eintrat. Das für ſie
zu erſtrebende Ziel war die Erreichung des Stimmrechts für
die Frau und ſie durfte auch die Erreichung dieſes Zieles erleben.
Ihre Gedanken trug ſie weiter über Deutſchlands Grenzen, und
die großen Ehrungen, die ihr vor zwei Jahren aus aller Welt
anläßlich ihres 80. Geburtstages zuteil wurden, bewieſen die
Anerkennung und Achtung, die ſie genoß. Oldenburg ernannte
ſie zur Ehrenbürgerin, Tübingen, verlieh ihr den Doktorgrad
ehrenhalber. In hoher Freude und doch ſchlicht und ohne
Ueber=
ſpannung konnte ſie die Früchte ihrer jahrzehntelangen Arbeit
ernten. Neben ihrer Tätigkeit und Arbeit in Verbänden und
Frauenvereinen war Dr. h. c, Helene Lange auch literariſch ſehr
tätig, und ihre Lebenserinnerungen wirken ſo erfriſchend, daß ſie
beſonders der jungen Generation empfohlen werden können. Mit
ihrem Tode iſt ein Menſch dahingegangen, deſſen Arbeiten den
folgenden Generationen zum Segen gereichen werden. — Mit
dem Chor, Komm, ſüßer Tod” wurde die eindrucksvolle Gedächtnis=
Rict
feier beſchloſſen.
Kaſſenſtunden der Sparkaſſe. Die Einleger der
Städti=
ſchen Sparkaſſe werden auch an dieſer Stelle darauf hingewieſen,
daß die Sparkaſſe ihre Kaſſenſchalter ſowohl bei der Hauptſtelle,
Rheinſtraße 34, wie auch bei den Zweigſtellen Hügelſtraße 22 und
Beſſunger Straße 48 am Pfingſtſamstag in der Zeit von
vormittags 8—12 Uhr offen hält.
— M.=G.=Treffen. Die Angehörigen der Maſchinen=Gewehr=
Kompagnie des ehemaligen Leibgarde=Infanterie=Regiments
Nr. 115 treffen ſich an Pfingſten in Darmſtadt. Pfingſtſamstag
abend Begrüßung im Brauereiausſchank Heß („Hannibal”) in
der Kirchſtraße. Sonntag und Montag jeweils ab 11 Uhr
vor=
mittags Frühſchoppen in der „Krone” (Standquartier) in der
Schuſtergaſſe. Daſelbſt am Pfingſtſonntag, abends 8 Uhr
Kom=
mers im Zimmer des Odenwaldklubs. — Alle ehemaligen
Maſchi=
nengewehr=Leute des Leibgarde=Regiments ſind zu dieſer
Wieder=
ſehensfeier herzlich eingeladen.
— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Wie aus dem
An=
zeigenteil erſichtlich iſt, eröffnet die Stenographen=Vereinigung
Gabelsberger” Handwerkerſchule, Ecke Karl= und Nieder=
Ramſtädter Straße, am Freitag, dem 6., und Dienstag, dem 10.
Juni, in den vorgenannten Unterrichtsräumen neue Kurſe in
Reichskurzſchrift unter Leitung ſtaatlich geprüfter
Kurzſchrift=
lehrer. — Ferner wird auf die Maſchinenſchreibſchule
in der Karlſtraße 23. Erdgeſchoß, die täglich geöffnet iſt, ganz
beſonders aufmerkſam gemacht. Der Unterricht erfolgt nach den
Grundſätzen der Zehnfinger=Blindſchreibmethode und können die
Stunden nach Wunſch belegt werden. Mäßiges Honorar,
Raten=
zahlung geſtattet.
— Unfall. Geſtern vormittag fiel einer Frau beim Hausputz
eine Lampe auf den Kopf, wodurch ſie eine klaffende Kopfwunde
davontrug. Die Rettungswache verbrachte ſie nach dem
Kranken=
haus.
Die Maul= und Klauenfeuche unter dem Viehbeſtand des Johann
Noll, Hofgut Kranichſtein, iſt erloſchen. Die angeordneten
Schutz=
maßregeln werden aufgehoben.
Kundgebung der Deukſchen Volksparkei in Rheinheſſen
Zwei eindrucksvolle Tage in Alzey.
Noch iſt die parlamentariſche Kundgebung der Deutſchen
Volks=
partei in Oberheſſen Ende März d. Js. nicht vergeſſen — ſie
erlebte am vergangenen Samstag, den 31. Mai, und Sonntag, den
1. Juni, in Alzey eine Neuauflage und brachte den Volksparteilern
Rheinheſſens Stunden nachhaltigen Erlebens. Wenn auch die
Beſucher=
ziffern nicht die gleiche Höhe wie in Oberheſſen erreichten, ſo war doch
der Eindruck für die Beteiligten ein gleich ſtarker, und die Deutſche
Volkspartei darf wiederum einen vollen Erfolg buchen. Alle
Getreuen aus den Kreiſen Bingen, Worms, Oppenheim,
Alzey und anderen heſſiſchen Gegenden waren auf dem Plan. Der
Samstag abend vereinigte die Mitglieder und Freunde der Partei zu
einem Film=Abend im großen Saal der „Zwölf Apoſtel”;
an=
ſchließend fand ein gemütliches Beiſammenſein ſtatt, welches die
Mit=
glieder in angeregteſter Unterhaltung und Ausſprache lange
zuſammen=
hielt. Am Sonntag vormittag folgte die
Vertrauensmänner=
verſammlung, welche außerordentlich gut beſucht
war. Reichstagsabgeovdneter Dingeldey entwickelte in großen
Zügen die augenblickliche politiſche Lage Deutſchlands und unterrichtete
die Zuhörer von den geplanten Maßnahmen, um der Finanznot Herr
zu werden. Wenn es nicht gelingt, Arbeitgeber und Arbeitnehmer an
den grünen Tiſch zu bringen, um durch Herabſetzung der Löhne
und zugleich der Preiſe, angefangen bei den Rohſtoffen, Halb=
und Fertigwaren, eine Wendung herbeizuführen, beſtehe kaum noch
Aus=
ſicht, ohne ſchwerſte Schäden der Wirtſchaft eine Sanierung der
Staats=
finanzen durchzuführen. Dingelden iſt der Auffaſſung, daß es
gelingen wird. Landtagsabgeordneter Dr. Nievoth, Schlitz,
refe=
rierte über heſſiſche Landespolitik und ſchuf damit die Plattform für
eine angeregte Ausſprache. Wünſche und Anregungen wurden gegeben
und manch wichtiges Material für kommende Landtagskämpfe an den
Tag gefördert. In der großen Kundgebung am Sonntag nachmittag
im Alzeher Saalbau ergriff als erſter Redner Rechtsanwalt
Din=
geldey M. d. R., das Wort. Ausgehend von der Tatſache, daß
binnen kurzer Friſt der Augenblick gekommen ſei, da der letzte
bewaff=
nete Franzoſe das beſetzte Land verlaſſen werde, ſei zugleich der
hiſto=
riſche Augenblick gekommen, deſſen Bedeutung nicht hoch genug
ein=
geſchätzt werden könne. Die Rheinlandräumung ſei der ſichtbarſte
Er=
folg deutſcher Außenpolitik, für die bis in die Herbſttage hinein Dr.
Guſtav Streſemann verantwortlich gezeichnet hätte. Die Freiheit
der Rheinlande ſei wiedererlangt — nun könne man an die
inner=
politiſchen Aufgaben herangehen, die ohne Verfügung über die jetzt
be=
freiten Lande nur Stückwerk geblieben ſeien. Dingeldey wartet auf
den Augenblick, wo von rechtsſtehenden Kreiſen anläßlich der
Rhein=
landbefreiung die verſöhnenden Worte fallen und die Plattform
ge=
ſchaffen werden kann, um in gemeinſamer Arbeit an die
großen innerdeutſchen Aufgaben heranzugehen. Für die Außenpolitik
bliebe ungebeure Arbeit im Oſten. Die Poloniſierung ſchreite immer
weiter vorwärts, dort vollziehe ſich das Schickſal des deutſchen Volkes.
Die Kraft des Oſtens dürfe der Wirtſchaft nicht entzogen werden, wenn
ſie wieder geſund werden ſoll. Zu Wirtſchaftsfragen übergehend,
er=
klärt Dingeldey, daß die vom Reich auferlegten Laſten größer ſind
als die Möglichkeit, ſie überhaupt aus der Wirtſchaft herauszuholen.
Die Subſtanz der Wirtſchaft ſei in Verfall geraten, weil eine
Wirt=
ſchaftspolitik getrieben worden ſei, die von ſozialiſtiſchen Ideen
durch=
ſeucht geweſen wäre. Dieſes Operieren mit völlig ungeeigneten Ideen
ſei das Verhängnis für die Wirtſchaft. Angeregt durch Zwiſchenrufe.
ſetzte ſich Dingeldey mit dem Nationalſozialismus auseinander. Aus
menſchlich begreiflichen Gründen ſeien die enttäuſchten Maſſen in
Füh=
rerhände geraten, die das Gegenteil eines wahrhaften Führers tun
würden. Anſtatt die Leidenſchaften einzudämmen, wo nur der Verſtand
zu regieren vermag, trieb dieſe Führerſchaft noch ein frevelhaftes Spiel.
Nichts ſei erhärmlicher, als alle Geaner eines zweifelhaften Programms
vom „3. Reich” als Verräter, Schufte und vaterlandsloſe Geſellen
hin=
zuſtellen. Die Schmähungen des Reichspräſidenten ſcharf verurteilend.
ſchließt Dingeldey mit der Hoffnung, daß ſich dieſe Bewegung dennoch
einmal frei von allem Haß und der Nichtachtung anderer Meinungen
machen würde, damit eine Auseinanderſetzung mit dem
nationalſoziali=
ſtiſchen Programm lohne
Dingelden erntete ſtarken, ehrlichen Beifall, der ſich wiederholte
nach den Referaten der beſſiſchen Abgeordneten Dr. Keller, Dr.
Niepoth und Bürgermeiſter Schott=Uffhofen, welche über
Lan=
despolitik referierten.
Hr.
Bitte beachten Sle
MEINE SCHAUFENSTERI
Adolf Geiger, Ludwigsplatz 10
S5lb
* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Am 8. November vorigen Jahres kam auf dem Bahnhof
Arheilgen auf einem offenen, mit einer Zeltplane bedeckten
Güter=
wagen ein Flugzeug an, das kurz darauf vollſtändig verbrannte.
Es gehörte einem 25jährigen Fluglehrer aus Hersfeld, der es
zu=
nächſt nach Frankfurt, dann nach Darmſtadt geſandt hatte. Der
Beſitzer forderte einen Schadenerſatz von mehr als 8000 Mark.
Aber bald ſtellte ſich der Verdacht ein, daß er den Brand ſelbſt
verurſacht habe. Er wurde in Unterſuchungshaft genommen und
legte nach anfänglichem Leugnen das Geſtändnis ab, daß er das
Flugzeug in Brand geſetzt habe, um zu Geld zu kommen. In der
am Mittwoch vor dem Bezirksſchöffengericht verhandelten
Ange=
legenheit, die den Täter der vorſätzlichen
Eiſenbahntransport=
gefährdung in Tateinheit mit Betrugsverſuch bezichtigte, nahm er
ſein Geſtändnis zurück und wollte es nur abgelegt haben, um aus
der Unterſuchungshaft zu kommen. Allein, er hatte ſein
Geſtänd=
nis zu eingehend gemacht. Er war in Frankfurt auf dem
Güter=
wagen geweſen und hatte dabei Gelegenheit, den Brand mit einer
Zündſchnur vorzubereiten. Wahrſcheinlich hatte er ſchon in
Hers=
feld eine Zündſchnur auf dieſe Art angelegt, um das Flugzeug
ſchon auf dem Wege zwiſchen Hersfeld und Frankfurt zu
vernich=
ten. Als dies nicht gelang, hatte er die Maſchine von Frankfurt
nach Darmſtadt weitergeleitet. Auffällig war, daß er in ſeiner
Schadenerſatzforderung einen Propeller und verſchiedene
Inſtru=
mente mitangegeben hatte, die ſich ſpäter in Hersfeld vorfanden,
alſo nicht mitverbrannt waren. Ueberdies war das Flugzeug
wahrſcheinlich nicht flugfähig und viel weniger wert, als der
An=
geklagte gefordert hatte. Der Vertreter der Staatsanwaltſchaft
beentragte wegen vorſätzlicher Transportgefährdung in
Tatein=
heit mit Betrugsverſuch die Mindeſtſtrafe von einem Jahr
Zucht=
haus. Zugleich forderte er einen Haftbefehl gegen den
Angeklag=
ten wegen Fluchtverdachts. Das Bezirksſchöffengericht erkannte
nur wegen fahrläſſiger Transportgefährdung auf eine
Gefängnis=
ſtrafe von ſechs Monaten. Die Vorſätzlichkeit wurde verneint,
weil der Beweis, daß der Angeklagte die Gewißheit einer
Eiſen=
bahntransportgefährdung hatte, nicht erbracht werden konnte.
Ein 18jähriger Schloſſer, geboren in Wolfskehlen und zuletzt
wohnhaft in Groß=Gerau, wurde vom Bezirksſchöffengericht am
Mittwoch wegen Sittlichkeitsverbrechens, begangen an einem vier
Jahre alten Mädchen, in Darmſtadt zu ſechs Monaten Gefängnis
unter Zubilligung mildernder Umſtände verurteilt. Er hatte das
Kind auf ſeinem Fahrrad mit in den Wald genommen, wo er ſich
in unſittlicher Weiſe an ihm verging. — Ebenfalls wegen
Sitt=
lichkeitsverbrechens verurteilt wurde ein 45jähriger ehemaliger
Bäcker und Konditor aus Groß=Gerau von dem gleichen Gericht
zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr ſechs Monaten unter
Anrechnung von fünf Wochen Unterſuchungshaft. Die Anklage
lautete hier auf Blutſchande in Tateinheit mit
Sittlichkeitsver=
brechen. Er hatte in den Jahren 1928 und 1929 an ſeiner zu
An=
fang der Taten noch nicht 14 Jahre alten Tochter unter
Anwen=
dung von Gewalt unzüchtige Handlungen vorgenommen und ſie
zu unzüchtigen Handlungen verleitet. Das Bezirksſchöffengericht
nahm mildernde Umſtände für ihn an, weil er durch mißliche
Fa=
milienverhältniſſe zu ſeiner Tat veranlaßt wurde.
— Wiener Kronenbräukeller. Wir verweiſen
darauf, daß das am Dienstag ausgefallene Elitekonzert im Wiener
Kronenbräukeller am Freitag, dem 6. Juni, 8 Uhr abends,
ſtatt=
findet. Dasſelbe wird ausgeführt vom Stadtorcheſter unter
per=
ſönlicher Leitung von Kapellmeiſter Willy Schlupp. (Siehe
mor=
giges Inſerat.)
Tageskalender für Donnerstag, den 5. Juni 1930.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, 20 Uhr, C 25: Zu
ebener Erde und im erſten Stock”, — Kleines Haus, 20 Uhr,
V 12: „Fra Diavolo” — Orpheum: Geſchloſſen. —
Kon=
zerte: Schloßkeller, Hotel Schmitz, Spaniſche Bodega.
Herrngartenkaffee 16 Uhr: Konzert. —
Saalbau=
garten, 20 Uhr: Garten=Konzert.
begannen. Hart war der Streit um die Siegesn
fiel es dem Schiedsgericht, eine gerechte Entſche
Die Siegespalme errang mit dem erſten Preis
Arheilgen unter der Leitung ihres Reitlehrers
zweiten Preis errangen die Reitergruppen
Wer=
telborn. Den dritten Preis erhielt Wixhauſen.
Griesheim. Bei den Anfängerabteilungen erhielt
Wixhauſen den erſten Preis, die Reitergrupper
Brandau=Ernſthofen den zweiten und Eſchollbr
Preis. Bei der letzten Abteilung war leider de
Krankheit am Erſcheinen verhindert und auß
Pferd verunglückt, ſo daß die Leiſtungen dieſe
nicht voll zur Geltung kamen. Im ubrigen war
und vorgeſchrittenen Abteilungen der Unterſck
einzelnen Leiſtungen der einzelnen Abteilungen
bauern aus dem benachbarten Rheinheſſen nahn
an dem Turnier teil. Nachſtehend geben wir nu
tate in den einzelnen Konkurrenzen bekannt:
Geſpannprüfung Ackerwagen einſpännig: 1.
Wixhauſen. 2. Preis Phil. Keller, Griesheim. 3
ler, Griesheim. Schaufahren im Kutſchwagen ei
Gg. Hamm, Weiterſtadt. 2. Preis Karl Lutz, G.
Phil. Keller, Griesheim. Geſpannprüfung Ackerm
1. Preis Ludw. Roth, Eſchollbrücken. 2. Preis
heim. 3. Preis Friedr. Rothermel Eich. Schauf
zweiſpännig: 1. Preis Gg. Appel IV. Arheilge
Funk, Griesheim. 3. Preis Philipp Höhl II.,
ſpringen heſſ. Arbeitsſchlag: 1. Preis Johannes
Preis Wilh. Benz, Arheilgen. 3. Preis Lud
kehlen. Jagdſpringen heſſ, Wagenſchlag: 1. Pr
Arheilgen. 2. Preis Georg Bitter, Wixhauſen.
Darmſtädter, Groß=Gerau, Sonderklaſſe für Jag
Wilhelm Bünz, Weiterſtadt. 2. Preis Wilhelm
3. Preis Wilh. Wulff, Büttelborn. Schrittre
ſchlag: 1. Preis Wilh. Nothnagel V., Grieshei=
Erzgräber, Arheilgen. 3. Preis Wilhelm Benz,
reiten heſſ. Wagenſchlag: 1. Preis Phil. Feldma
2. Preis Hans Nold, Griesheim. 3. Preis Phil
born. Trabreiten heſſ. Arbeitsſchlag: 1. Preis
born. 2. Preis Ludwig Erzgräber, Arheilgen
Jourdan, Wixhauſen. Galoppreiten 1000 Mete=
Höhl jr., Griesheim. 2. Preis Phil. Wicht, G
Johannes Nau Büttelborn. Galoppreiten Sor
Wilh. Wulff, Büttelborn. 2. Preis Hans Fel
Gewandtheitsreiten heſſ. Wagenſchlag: 1 Preis
Griesheim. 2. Preis Ludwig Becker, Arheilgen
Wicht, Griesheim. Gewandtheitsreiten heſſ. Ark
Ludw. Knöbel, Arheilgen. 2. Preis Phil. Höhl, (
Georg Erzgräber Arheilgen.
Das größte Intereſſe bei dem Turnier fand
gen, ſowie das Jagdſpringen und Galoppreite
prüfungen zeigte es ſich, daß ſchon eine Anzah!
dem bewährten Syſtem Achenbach fahren und
einen erheblichen Dienſt leiſten. Auch beim Je
ſehr gute Leiſtungen gezeigt.
Am Abend fanden ſich dann ſämtliche Reite
gen und Freunden der Bewegung im Gaſth
Laub” zuſammen, wo die Preisverteilung vo
Kreisvorſitzender Knöbel=Arheilgen begrüß
und dankte insbeſondere der Turnierleitung,
richtern, dem Schiedsgericht und den Jung=
Griesheim für ihre Unterſtützung bei der Dur
ni rs. Er ſprach weiterhin ſeinen Dank den S
preiſe aus und gab der Hoffnung Ausdruck,
weitere Freunde für die Reiterſache werbe un
am Pferde gelohnt werde. Landſtallmeiſter a.
tete noch begeiſterte Worte an die Reitlehrer u.
mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland,
die Teilnehmer das Deutſchlandlied ſangen.
Veranſtaltung einen ſchönen Abſchluß.
Ein gemütliches Tänzchen hielt die Teil
Stunden beiſammen. Gern wird jeder einz
Turniers gedenken.
J. Griesheim, 4. Juni. Herr Pfarraſſi
von Darmſtadt wurde durch Herrn Dekan Zimmer
Kirche ordiniert. Pfarraſſiſtent Heldmann iſt zun
meinden Griesheim und Arheilgen berufen worde
dringenden Wunſch beider Gemeinden nach Möglicl
den. — Die Auszahlung der Beſitzſtö
digungen aus Anlaß der Scharfſchießübungen O.
erfolgt von Montag bis Freitag bei der hieſige
Das hieſige Harmonie=Orcheſter veranſtaltet am
im Feſtſaal „Zum grünen Laub” ein großes B.
Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. — Nac
für die Bauland=Umlegung über die G
bahnhof offengelegen haben, wird am Montag, O.
nachmittags 4 Uhr, im hieſigen Rathausſaal ub
Wünſche und Einwendungen verhandelt. In der
die Wahl der von den Grundeigentümern zu
des Umlegungsausſchuſſes — ein Vertreter der de
tümer und ein Sachverſtändiger für die Bewerinn
und deren Stellvertreter vorgenommen. Die Wahl
mehrheit der anweſenden Grundeigentümer und
durch das Los. Wenn in der Tagfahrt Grundeiger
widerſprechen, ſo hat dem Umlegungsausſchuß auß
Grundeigentümern zu wählender Vertreter andub”
legung zuſtimmenden und widerſprechenden Grit
ihre Vertreter und deren Erſatzmänner dann
gängen.
Cp. Pfungſtadt, 4. Juni. Heugraßye*
Verſteigerung des Heugraſes auf ungefähr 19. *
wieſen und des Heugraſes von den Wegen und 2
ergab einen Geſamterlös von 1397,50 RM. Eiſie
ſteigerung ſeitens der Gemeinde findet demnächlt
ran Philipp Kramer 5., ſeines Zeichens Schte
Donnerstag ſeinen 84. Geburtstag begehen.
Blutlaus fordert die Bürgermeiſterei die Git
laus bis ſpäteſtens 20. Juni von den Bäumel.""
ſeitigen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 4. Juni. Statiſti/G
vorgenommene Schweinezwiſchenzählung Mite
Schweine insgeſamt 374, und zwar 4 Zuchteber.
324 andere Schweine, darunter 123 unter 8.V00
beitsloſenunterſtützungsempfäng."
vom 28. Mai l. J. betrug die Zahl der Unterle
darunter 8 weibliche. In der Kriſenfürſorge wut.
empfänger, darunter 5 weibliche. Die Zahl del.
zurzeit etwa 24, die ſich aber in aller Kürze
w=
einer ganzen Reihe von Unterſtützungsempſchd.
Unterſtützungsbezugs abläuft. — Standes
rungen. In der Zeit vom 1. Januar bis Eſle
hieſigen Standesamt regiſtriert an Geburtel. .
an Sterbefällen 13.
— Hirſchhorn, 4. Juni. Waſſerſtan
3. Juni: 1,14 Meter; am 4. Juni: 130 Meie”.
— Gernsheim, 4. Juni. Waſſerſtan
3. Juni: 1,58 Meter; am 4. Juni: 1,60 Meie”.
Schöne weiße Zähne „Auch ich möchte nicht. 2.
größte Anerkennung und volſte Zufriedenhen. 1
Zahnpaſte” zu übermitteln. Ich gebrauche Ne2
Jahren und ich werde ob meiner ſchönen
web=
die ich letzten Endes nur durch den tägſchen Gößtdle.
Zahnpaſte” erreicht habe.‟ C. Reichelt, Schlle.
Saalkreis. — Chlorodont: Zahnpaſte 60 Pf. M.
Mundwaſſer 1 Mk. bei höchſter Quglict. L
Verkaufsſtellen zu haben.
Scite 7
Donnerstag, den 5. Juni 1930
je Wirtſchaftsentwicklung der Gaswerke.
gire- Nuß hielt vor dem Verein Deutſcher Gas= und
m nläßlich ihrer Jahresverſammlung 1930 in
Stutt=
r dem er u. a. ausführte: Wenn wir heute zu der
„ig der Gaswerke Stellung nehmen wollen, ſo
ge=
ichzeitig die Maßnahmen, die der Verbeſſerung der
ig dienlich ſein können, zu erkennen.
den Faktoren ſind durchaus verſchiedenartig. Die
ſabe der Gastechnik war vorwiegend eine
kommu=
fevölkerung eines Gemeinweſens mit Gas zu
ver=
olartige Stellung, die ein ſolch öffentlicher
Verſor=
imu it, hat zur Folge, daß die meiſten Gaswerke
Deutſch=
in lo= naler Hand befinden. Der Verluſt der Steuerhoheit
Abhängigkeit ihrer Finanzwirtſchaft von politiſchen
wirhs rzeit im gewiſſen Umfange hemmend und verlangen
e Leiſtmu,; der Werke zugunſten der allgemeinen Finanzkaſſe.
ſchentſteh u/ Gefahr der inneren techniſchen und wirtſchaftlichen
blung umr verminderten Konkurrenzfähigkeit der werbenden
ſhen weis Einfluß übt der gleichzeitig aufkommende
Wett=
aus, Ou ektrizitätswirtſchaft ging, gezwungen von der Not,
bomabgaEZ ankungen auszugleichen, dazu über, ihre Preiſe zu
nienen, kameraliſtiſchen Gastarife müſſen demzufolge
eben=
mär-w e, d. h. Werbetarife umgewandelt werden. Der
tech=
ſortſchriss) 8 Fernleitungsbaues rückt die räumlich getrennten
ie näher ammen, wirtſchaftsſchwache kommen zum Erliegen,
zr Gross urgung treten hervor, der Wettbewerb greift bis in
Wir tsführung, d. h. die Betriebsergebniſſe der
Gas=
ahe plötzlich ſehen ſich die Gaswerke in eine Fülle
tſchaß gen verſetzt, Eigenſtändigkeit, Gruppenverſorgung
erſo. / f. Am weittragendſten iſt der Kampf um die
Grund=
ob die S und Kokserzeugung, alſo die Fertiginduſtrie der
nach dem e der Kohlengewinnung verlegt oder am Orte des
ſchers ve den ſoll. Das Gasfach und das Kokereifach, ſo nah
mander andt ſind haben bisher ihr Eigenleben geführt.
erwiſcher—, in der Großgaſerei die Grenzen, aber auch ſchon
ſeren unsu neven Betrieben, wo wir in den Kleinkammeröfen
m im kl. I, ſehen können.
grundk / h verſchiedene Betriebsmethoden der Gaserzeugung
bjedoch =ier noch aus der alten Gaswerks= und
Kokereitech=
über, — nem Falle wird auf hohe Gasausbeute gearbeitet,
ndet gasreiche Kohle und ſetzt möglichſt viel Waſſergas
nderer lle iſt eine hohe Koksausbeute das Ziel, man ver=
Fettz e mit niedriger Gasausbeute und vermeidet den
nöglichſt viel Kohlen durchſetzen und Koks erzeugen
n Fällen erfährt aber die Koksfrage gegen früher
ſere; handlung. Die Qualität wird verbeſſert. Die
Ver=
n AF koks für die Beheizung der eigenen Oefen und
verkh: die Erzeugung des Gaſes, wozu die Weiterent=
Kok ereien weſentlich beigetragen hat.
ſeided aswerken die Beheizung der Oefen mit
Steinkohlen=
dr d okſes, ſog. Starkgasheizung wie bei den Kokereien
ſoch=weitere Steigerung der Kokserzeugung einbürgern
abzuwast Allzu niedrige Großgaspreiſe können die
Gas=
auch † eſe Richtung zwingen, zumal eine Verbilligung der
der E5 ſen Wirtſchaft von Nutzen ſein würde und das
Gasprey usgeglichen werden könnte.
die Erx; ng von Waſſergas aus Koks hat durch die beſſere
gder ärme weſentliche Fortſchritte gemacht.
allgem=n ind die Geſtehungskoſten des Gaſes in den letzten
der jöhung der Löhne und Kohlenpreiſe ſtark im
Ab=
hl mit Rückſicht auf die ſchwebenden
Ferngasver=
notwe e Erneuerungen der Werke oft unterlaſſen wurden.
2 itung kommt überall der Erhöhung des Umſatzes
ncn ur gas=ſeitig, ſondern auch koks=ſeitig geſucht wird.
dd jeſtreben ſparſamſter Kapitalinveſtierung. Für die
ſerx’ tung eines Werkes iſt meiſt nur ein Bruchteil des
rlich, da die Nebenanlagen vorhanden ſind.
tet weiter und die Entwicklung der Gaswerke iſt
neuen Phafe, was man bei der Betrachtung über
Beſtehungskoſten in der Ferngasfrage nicht außer
Verblick über das, was das eigene Werk leiſten kann,
ral u fehlen, wo mit Rückſicht auf die Geldbedürfniſſe
haltung oder die Ferngasverhandlungen verſäumt
techh en Entwicklung Schritt zu halten. Hier muß man
derrr nn die Gaserzeugungskoſten erſchreckend hoch über
eiſe”l egen. Die neuere Entwicklung zeigt, daß ſelbſt ein
geA ber einem größeren auf Grund ſolcher Unterlaſ=
8: chaftlich geſündere ſein kann und darum mit Recht
bei tet.
heren 1 ſchaftsentwicklung der Gaswerke trifft die äußere
ig der 3 ife in beſonders beachtlichem Umfange zur Seite.
unu igt denjenigen Kollegen des Faches recht gegeben
erklä-) daß eine Tarifſenkung nur dann Zpeck hat, wenn
Einr) e=Erhöhung erzielt wird. Die Senkung der
Gas=
en eren Anreiz zu geben, hat aber nach unten ihre
in neueren Tarifentwicklung zwei grundſätzliche
An=
an M gegenübevſtehen, die eine, die zumeiſt
kommunal=
in wo ennzeichnet ſich dadurch, daß in ſchrittweiſem
Vor=
arl aspreiſe für jeden einzelnen Wärmeprozeß beſon=
ENI. Die andere Anſchauung, die vornehmlich von
ausge) iſt auf die Differenzierung der Geſtehungskoſten
aufgebaut. Die Preiſe liegen zum großen Teil unter dem
durchſchnitt=
lichen Geſtehungspreis, wie z. B. die Induſtriegaspreiſe, in der
Erwar=
tung einer unmittelbaren Zwangswirkung. Während aber bezweifelt
werden muß, ob auf die Dauer eine Differenzierung der Gaspreiſe nach
jedem einzelnen Wärmeprozeß durchgeführt werden kann, ſo darf man
dem allzu raſchen Vorgehen und der reichlich knappen Berechnung der
Gaspreiſe auf ½u Pfennig bei den ſtetigen Schwankungen, denen die
Wirtſchaft unterliegt, doch mit einiger Skepſis gegenüberſtehen.
Viele Fragen ſind außerdem bezüglich der Zechengasverſorgung noch
ungeklärt, ſo z. B. die Geſtellung der Induſtriereſerve, die z. B.
nach den Ruhr=Saargasverträgen von der Ruhr nicht übernommen wird.
Mit einer Regelung, wie in dieſen Verträgen vorgeſehen, dürfte der
Induſtrie grundſätzlich nicht gedient ſein, zumal Streikbewegungen an
der Ruhr mit größerer Zähigkeit ausgetragen werden, womit die
Ge=
fahr einer längeren Stillegung auch der örtlichen Induſtrien verbunden
iſt. Außerdem dürften den Städten dadurch Schwierigkeiten erwachſen,
daß ſie zwar das Gas für den allgemeinen Bedarf abgeben, jedoch die
Induſtrie ſperren. Derartige Maßnahmen dürften kaum durchführbar
ſein.
Ungeklärt iſt, auf welche Weiſe die Bedingungen der Verträge auf
gleichmäßige Abnahme erfüllt werden ſollen, wenn vornehmlich nur
In=
druſtriegas abgenommen wird und die Induſtrie direkt mit Hochdruckgas
beliefert werden ſoll. Entweder muß dann die Ueberſchußmenge der
Nacht in einen zentralen Behälter aufgenommen und am Tage wieder
durch Kompreſſoren in das Verteilungsnetz zurückgegeben, oder es müſſen
dementſprechend Auflagen den gasbeziehenden Städten gemacht werden.
Der Einnahme=Ausfall aus der Gaspreis=Senkung für die
bisheri=
gen Induſtriegasmengen muß anderweitig abgedeckt werden, bis durch
die Erhöhung der Induſtriegasabnahme der frühere Gewinn wieder
er=
reicht wird, d. h. die Kommunen müſſen entweder den Steuerzahler oder
die Kleinverbraucher mit den Koſten dieſer Umſtellung belaſten.
Bei den Preisangaben für Ferngas muß jedoch auch an die
Gleit=
klauſeln und die Verteuerung des Kokſes für die Verbraucher in Höhe
von 0,8—1,6 Pfg. pro Kubikmeter Gas und an den Ausfall an
Aufträ=
gen für die örtliche Wirtſchaft gedacht werden. Die örtliche Induſtrie
und Wirtſchaft müßte bei Einſchränkung der Gaskoks=Produktion auch
in den Kokspreiſen geſichert werden, damit die Preisſpanne zwiſchen
Koks und Kohlen nicht vergrößert wird. Der Induſtrie iſt die
Koks=
frage derzeit noch wichtiger als die Gasfrage. Erſt bei einem Gaspreis
von 4—6 Pfg. ſoll die Gasheizung in vielen Fällen der vorhandenen
Koksheizung wirtſchaftlich gleichwertig ſein.
Es bleibt dabei, daß die Erwärmung von kleineren Gegenſtänden
am erſten Ausſicht hat, wirtſchaftlich auf Gas umgeſtellt zu werden, zum
Unterſchied vom rohen Wärmeverbrauch, wie etwa für
Dampfkeſſelfeue=
rung und dergleichen. Bei dieſer Einteilung ſind bereits ſo viel
Ar=
beitsmöglichkeiten für ein Gaswerk gegeben, daß man ſich an andere
Aufgaben noch nicht zu wenden braucht.
Durch die Nennung der niederen Zechengaspreiſe wird oft die
Vor=
ſtellung erzeugt, als ob der Fernbezug für den Verbraucher günſtigere
Preiſe nach ſich ziehen würde, als die Eigengaserzeugung der Städte.
Die Verbraucher wiſſen meiſt nicht, daß es ſich hier nur um
Einſtands=
preiſe handelt, die den bisherigen Gaserzeugungskoſten etwa frei
Gas=
behälter gegenüberſtehen. Die Koſten für Gasverteilung, Verwaltung,
wie auch der Gewinnablieferung zur ſteuerlichen Entlaſtung der
Bevöl=
kerung kommen jedoch noch hinzu und betragen rd. 12—15 Pfg., alſo das
Mehrfache. Da bei der Stillegung der Gaswerke Reſtbelaſtungen,
Pen=
ſionen, Abſchreibungen uſw. verbleiben, erhöht ſich der Ferngaspreis
außerdem um dieſe Beträge. Ohne finanzielle Verluſte iſt es darum
auch beim Fernbezug unmöglich, den Durchſchnittsvreis aus Gas für die
nächſten Jahre unter 16—19,5 Pfg. zu ſenken. Es iſt aber möglich, die
Nebenkoſten für Gasverteilung, Verwaltung und Steuern in
verſchie=
dener Weiſe aufzuteilen, derart, daß man einen größeren Betrag durch
Grundgebühren und Meſſermieten umlegt und die Verbrauchsgebühr
pro Kubikmeter dementſprechend herabſetzt. Es iſt auch möglich, den
Gaspreis für die Induſtrie, Gewerbe und Raumheizung herabzuſetzen,
wenn man den Gaspreis für den Kleinverbrauch entſprechend heraufſetzt.
Der von der Bevölkerung und Induſtrie gemeinſam zu zahlende
Durch=
ſchnittsgaspreis von 16—19,5 Pfg. bleibt jedoch derſelbe,
Es beſteht aber auch die Meinung, daß die bisherigen Ablieferungen
der Gaswerke an die Kommunen viel zu hoch ſeien, und es wird darum
vielfach bei Angabe von Ferngaspreiſen an die Verbraucher der ſtädtiſche
Ablieferungsbetrag aus der Berechnung der Großabnehmerpreiſe
her=
ausgeſtrichen. Eine Herabſetzung der derzeitigen Großabnehmerpreiſe
von etwa 10 auf 4½ Pfg. iſt nur dann möglich, wenn die Kommunen
ſich gänzlich aus dem Geſchäft der Belieferung der Großverbraucher
zu=
rückziehen, alſo gleichſam eine unmittelbare Belieferung der Induſtrie
unter faſt unentgeltlicher Benutzung der ſtadteigenen Rohrnetze und der
geleiſteten Vorarbeiten vorgenommen wird. Dies bedeutet jedoch die
Durchbrechung der Kommunalwirtſchaft, weil an den Kleinverbrauchern
und Kleingewerbetreibenden die Hauptbelaſtungen hängen bleiben, oder
aber die Kommunen die Einbuße an den Ablieferungen durch neue
Steuern erheben müſſen. (Als Großabnehmer gelten nach den
Ruhrver=
trägen nur ſolche mit einem Gasverbrauch über 125 000 Kubikmeter
pro Jahr.)
Da die Erzeugungskoſten der beſtehenden Gaswerke und das
be=
zogene Ferngas (ohne Berückſichtigung der Stillegungskoſten) bereits
nur um wenige Pfennige oder Bruchteile von Pfennigen differieren,
bringt die Ferngasverſorgung für die Kleinverbraucher wohl keinerlei
Vergünſtigung. Unter Berückſichtigung der Stillegungskoſten kann der
ſtädtiſche Etat evtl. ſchlechter abſchneiden und ſomit der Steuerzahler
im allgemeinen betroffen werden.
Für Raumheizung, Kleingewerbe und die mittlere Induſtrie dürften
die Gaswerke ſelbſt in der Lage ſein, angemeſſene Tarife zu ſchaffen.
Die Einführung von Grundgebührentarifen oder Mindeſtabnahme=
Ver=
pflichtungen macht allenthalben große Fortſchritte. Die B rechtigung der
Grundgebühr liegt in den Unkoſten für das Unterhalten des
Hausan=
ſchluſſes, des Gasmeſſers wie auch des Verteilungsnetzes und die Koſten
der Verwaltung. Derjenige Abnehmer, der monatlich nur 1 Kubikmeter
verbraucht und für dieſen etwa 2 Pfg. bezahlt, hat erhebliche Verluſte
verurſacht. Solange die Gaswerke lediglich die kommunalpolitiſche
Auf=
gabe zu löſen hatten, die Bevölkerung mit Gas zu verſorgen, mußten
derartige Verluſtgeſchäfte hingenommen werden. Derzeit aber, wo die
Gaswerke von den Städten beſonders herangezogen werden, und dazu
ein ſcharfer Konkurrenzkampf eingeſetzt hat, muß das Gaswerk beſtrebt
ſein, Verluſte zu vermeiden und durch Erhöhung der Gasabgabe
ver=
mehrte Einnahmen zu ſchaffen. Dennoch können die ſozialen
Erforder=
niſſe einer Stadt nicht ganz außer acht gelaſſen werden, und es iſt daher
auch bei Grundgebührentarifen erſtrebenswert, die Grundgebühr der
Leiſtungsfähigkeit der Gasabgabe anzupaſſen (ſog. Wohnungstarife).
Tatſächlich würden in der Bevölkerung bei etwaigen Verluſten des
Gas=
werks die Laſten nur nach ſozialen Geſichtspunkten, d. h. nach den
Ein=
kommensverhältniſſen auf dem Steuerweg erhoben. Auch in der
Raum=
heizung wurde der Erfolg nur durch die kluge Beſchränkung der
Werbe=
tätigkeit auf ſolche Wohnungen, die nicht mehr als 60 WE. pro
Kubik=
meter Wohnungsraum brauchen, erzielt, alſo vornehmlich Wohnungen
in geſchloſſen gebauten Straßenzügen. Hierbei können ſehr gut heizbare
Wohnungen einen Gaspreis von 10 und 12 Pfg. ertragen, ſchlecht
heiz=
bare kaum einen Preis von 4 Pfg.
Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß die heutige Gaswerbung
eine Umſtellung vom kameraliſtiſchen Syſtem ihrer Tarife auf ein
tech=
niſch=kaufmänniſches Syſtem erforderlich gemacht hat. Auch relativ
klei=
nere Werke können in dieſer Hinſicht ökonomiſch durchgeſtaltet werden
und haben die Pflicht, ſich der Preisbewegung der
Großgasverhandlun=
gen bei Zeiten anzunähern, wenn ſie nicht eines Tages vor
ſchwerwie=
gende wirtſchaftliche Situationen geſtellt ſein wollen. Gaswerke, die hier
der gasbeziehenden Wirtſchaft gegenüberſtehen, haben die Pflicht, in den
Tarifen den Ausgleich zwiſchen allem Zuviel und allem Zuwenig zu
ſchaffen und ſich vor jeder Sucht ins Grenzenloſe zurückzuhalten.
Gro=
ßen Schaden können die Tarife da anrichten, wo ſie nicht als bleibende
Tarife ſichergeſtellt werden können. Es gilt hier für den Erzeuger wie
für den Verbraucher zu erkennen, daß ſich jeder nur ſelber Schaden
zu=
fügt, wo er dem anderen um des eigenen Vorteiles willen Nachteile
ver=
ſchaffen will, weil Fehlwirtſchaft die unbedingte Folge ſein muß. Bei
der Feſtſetzung der Induſtriegaspreiſe iſt beſondere Vorſicht geboten,
da=
mit die Preisdifferenzierung nicht die Handhabe gibt, den
Wirtſchafts=
aufbau der Gastarife und damit die Eigenſtändigkeit der kommunalen
Gaserzeugung zu torpedieren. Der Hauptgasabnehmer wird immer der
(Schluß folgt.)
Haushalt bleiben.
Geſchäftliches.
Offenbacher Geldlotterie.
Die Ziehung dieſer beſſiſchen Geldlotterie findet garantiert
unwider=
ruflich am 18. Juni in Offenbach a. M. ſtatt, und werden alle Gewinne
in Bargeld ohne Abzug ausbezahlt. Wir verweiſen auf das heutige
Inſerat.
„Man iſt ſo jung, wie man ausſieht!”
Ein jugendliches Ausſehen zu haben, iſt heutzutage ſchwieriger
denn je. Not und Sorge unſerer Zeit geben ſo manchem frühzeitig
ein altes Ausſehen. Jugendliche Erſcheinung iſt aber eines der
wich=
tigſten Erforderniſſe für den bitter ſchweren Kampf ums Daſein. Es
gibt ein Mittel, das ein jugendliches Ausſehen verleiht, und zwar
eines, das ſchon vielen Tauſenden geholfen, ihnen Jugendlichkeit und
Lebensfreude wiedergegeben hat. Es iſt das weltberühmte „20 Jahre
jünger” (patentamtlich geſchützt), auch genannt „Exlepäng”, gegen graue
Haare von der Parfümeriefabrik Exlepäng, Berlin.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 5. Juni. 15: Stuttgart: Kinderſtunde. O 16:
Kon=
zert. Mozart: Ouv. zu „Titus”; Bande der Freundſchaft aus „Don
Juan”.
Haydn: Menuett in E=dur. — Mozart: Bleib an Titus
Seite aus Titus”. — Halevy: Fantaſie aus „Die Jüdin”.
Herold: Schleudere, ſchäumende Welle aus „Zampa”. — Spohr:
Ouv. zu „Fauſt”: Still lag auf meiner Seele, aus „Jeſſonda‟. —
Keler=Bela: „Luſtſpielouvertüre. — Armandola: Bei Lied und
Wein. — Zwei Rheinlieder. — Offenbach: Fantaſie aus „Blaubart”.
— Blankenburg: Deutſchlands Ruhm. 17.55: Zehn Minuten
Wanderratſchläge des Taunusklubs. O 18.05: Zeitfragen. O 18.35:
Drot, Dr. Wichert: Die ſterbende Flamme, eine unmoderne
Be=
trachtung. 19.05: Franzöſiſch. 19.30: Die Landſtreicher.
Operette von Ziehrer. 0 22: Klavierkonzert.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 5. Juni. 9: Was tut die Stadt
für unſere daheimgebliebene ſchulpflichtige Jugend in den großen
Ferien. O 10: E. Kloß: Maikäfer fliege. O 10.35: Mitteil. des
Verb. der Preuß. Landgemeinden. O 15: Deutſch für Ausländer,
O 18: Hamburg: Konzert. 16.30: Berlin: Konzert. o 17.30;
Schulfunk. O 17.55: H. Kahlick: Deutſches Volkstum im
Böhmer=
wald. 18.20: Dr. Horn: Rundreiſe im Schwarzen Meer. O 18.40:
Dr. Goebel: Vom Weltgefühl des Humors. O 19.05: Spaniſch für
Fortgeſchrittene. O 19.30: Rittergutsbeſitzer Reichardt: Richtige
Heu=
werbung. O 19.35: Königsberg: Tonkunſtlerfeſt des allgemeinen
deutſchen Muſikvereins. Begrüßung durch die Stadt in der
Stadt=
halle. O 20: Orcheſterkonzert. Weſtermann: Drei Intermezi für
Orcheſter. — Gal: Sinfonietta op. 30. — Berg: „Der Wein”. Arie
für Sopran und Orcheſter. — Ebert: Suite für kleines Orch. —
Lopatnikoff: Sinfonie Nr. 1 op. 12. O Danach: Tanzmuſik.
REEMTSMA ClGARETTEN
AiolNa
K
Aer Tatt
mit der wahren Liebe des echten Fachmanns
gemischt und geschnitten, wird von den
vielen tausend Feinfühligen Händen unserer
OVA-MADCHEN
geuissenhaft gepflegt.
Seite 8
Deutſche Tagung für Wohnungsweſen
in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M. In der Zeit vom 4. bis
5. Juni halten der Hauptverband deutſcher
Bau=
genoſſenſchaften, die Kommunale Vereinigung
für Wohnungsweſen, der Deutſche Verein für
Wohnungsreform, die Deutſche
Gartenſtadtgeſell=
ſchaft und die Vereinigung Deutſches Archiv für
Siedlungsweſen in Frankfurt a. M. eine
„Deutſche Tagung für Wohnungsweſen” ab, die
von einer großen Anzahl bedeutender
Kommu=
nalpolitiker, Architekten, Volkswirte, Ingenieure,
Sozialpolitiker und Wirtſchaftsführer beſucht iſt.
Ausländiſche Schmuckwarenräuber am Werke.
Frankfurt a. M. Die Geſchichte der am
hellen Tage in Frankfurt gelungenen
Juwelen=
diebſtähle iſt um einen ebenſo merkwürdigen wie
geriſſenen Vorfall der letzten Tage bereichert
worden. In den Geſchäftsräumen eines
bekann=
ten hieſigen Gold= und Silberwarenhändlers
ſpra=
chen ein Herr und eine Dame vor. Sie erklärten
ſich für Ausländer — nach ihrer Ausſprache
müſ=
ſen es Spanier geweſen ſein — und baten, daß
ihnen einige Ringe beſtimmter Art gezeigt
wür=
den. Sie blieben längere Zeit in dem Geſchäfte
und verabſchiedeten ſich, nachdem ſie ſich noch
einen Fünfzigmarkſchein hatten wechſeln laſſen,
ohne Kauf. Leider erſt am nächſten Tage
ent=
deckte der Geſchäftsmann, daß ſie ihn um Ringe
im Geſamtwerte von 28 000 M. geprellt hatten.
Weſentliche Beſſerung im Befinden Exzellenz
v. Harnack.
Heidelberg. Im Befinden des
erkrank=
ten Präſidenten der Kaiſer Wilhelm=Geſellſchaft,
Exzellenz v. Harnack, iſt eine zunehmende
Beſſe=
rung feſtzuſtellen. Man hofft, daß Exzellenz von
Harnack, der ſich zurzeit in der Mediziniſchen
Klinik befindet, in nicht allzu langer Zeit nach
Berlin zurückkehren kann.
Verlagsdirektor Dr. Otto Pflaum geſtorben.
München. Der Verlagsdirektor der „
Mün=
chener Neueſten Nachrichten”. Juſtizrat Dr. Otto
Pflaum, königlich ſpaniſcher Honorarkonſul, iſt
am Dienstag, nachmittag nach ſchwerer Krankheit
geſtorben. — Zuerſt als Herausgeber der „
Ale=
mania Illuſtrada” im Hauſe Knorr und Hirth
tätig, trat er im Jahre 1925 in die Leitung des
Verlages über und wurde im September 1926
Geſchäftsführer der Firma. In dieſer Stellung
entfaltete er eine äußerſt umfangreiche Tätigkeit.
Der Maſſenmörder von Düſſeldorf
auch Brandſtifter.
Düſſeldorf. Außer den bereits
einge=
ſtandenen neun Morden und mehr als 30
Ueber=
fällen und Vergewaltigungen hat der
Maſſen=
mörder bisher auch etwa 20 Brandſtiftungen
ge=
ſtanden. Er hat wahllos Strohſchober, Scheunen
und Erntewagen in Brand geſteckt. In ungefähr
der Hälfte der Fälle ſoll er bereits überführt
worden ſein. — Nachdem bereits am Sonnt ig
die Familie Budick von einem Unbekannten
einen Drohbrief erhalten hatte, daß man ſich an
ihr wegen des Verrates an Kürten rächen werde
— Frau Budick iſt bekanntlich die Frau, die den
irregeleiteten Brief der zuletzt überfallenen
Hausangeſtellten Budlies der Polizei übergab,
wodurch man auf die Spur Kürtens kam —,
ver=
öffentlicht nun am Mittwoch morgen ein
Düſſel=
dorfer Blatt ähnliche Schreiben. Als Abſender
iſt Erwin Rob, Düſſeldorf=Gerresheim angegeben,
wobei es ſich natürlich nur um einen Decknamen
handelt. Ob es ſich bei dem Schreiber des Briefes
um einen Helfershelfer des Maſſenmörders oder
um einen Geiſteskranken handelt, iſt unbekannt.
Start einer Verſuchsrakete bei Golzwarden.
Oldenburg. In aller Stille hat ein
Stu=
dierender des Oldenburger Hindenburg=Poly) eine Rakete erbaut, die am
kommen=
den Freitag mit Regiſtrierapparaten und einem
Photoapparat verſehen auf freiem Gelände in
der Nähe von Golzwarden abgeſchoſſen werden
ſoll. Der Erbauer iſt ein gebürtiger Bremer
namens Karl Poggenſee, der in Oldenburg
Elek=
trotechnik ſtudiert.
Deulſcher Geograph erhält die höchſte
Auszeichnung der amerikaniſchen
Wiſſenſchaft.
Der amerikaniſche Botſchafter Sackett überreichte
bei einem größeren Feſtakt in der Heidelberger
Univerſität dem Geographen Prof. Hettner
die höchſte Auszeichnung der amerikaniſchen
geo=
graphiſchen Geſellſchaft, die Goldene Cullum=
Medaille. — Unſer Bild zeigt von links nach
rechts: Botſchafter Sackett, Rektor der
Univerſi=
tät Heidelberg Prof. Gotſchlich, Geheimrat Prof.
Hettner, Frau Prof. Hettner, Prof. Gundolf.
Donnerstag, den 5. Juni 1930
„Graf Zeppelin” in flotker 5a
Baſel. Das Luftſchiff „Graf Zeppel
fand ſich auf ſeinem Rückfluge um 1 Uhr
38 Grad Nord 44 Grad 30 Weſt. Wet
Fahrt waren gut. Um 5 Uhr war der E
des Luftſchiffes 38 Grad Nord 39 Grad =
Die Fahrtgeſchwindigkeit betrug 70 Se
mit dem Kurs auf Azoren.
Die Rückkehr des Zeppelins nach Fr.
hafen wird für Freitag nachmittag erwo
Für die Ausführung eines größeren
über die Alpen während der
Pfingſtfeie=
beim Luftſchiffbau nichts vorbereitet
wo=
überhaupt keine Fahrt für Pfi
N
vorgeſehen iſt.
Eine Waſſerhoſe verwüſtet eine franzi
Landſchaft.
Paris. Die Waſſerhoſe, die v.
nacht eine der ſchönſten Landſchaften
reichs, das Tal von Chevreuſe, heimgeſ
richtete größere Verwüſtungen an, als
erſt annahm. Das ganze Tal bietet
wüſter Zerſtörung und erinnert lebhaf
Hochwaſſerkataſtrophe in Südfrankre
Chevreuſe und zahlreichen Ortſchaften
gebung mußten Dutzende von Häuſern
werden, die einzuſtürzen drohten. Die
ſind durch die Fluten aufgeriſſen und 1
bar geworden; manche Straßen ſind
verſchwunden. Die Waſſermaſſen ſtehen
Feldern meterhoch und fließen nur lan
da das ſchmale Bett der Yvette einen
Abgang nicht geſtattet. Gärten, Fe
Weinberge ſind innerhalb einiger St
ein Bild des Schreckens verwandelt wor
durch ein Wunder ſind keine Menſcher
beklagen. Die Rettungsarbeiten konnte
len Fällen nur mit Aufbietung der letzt E
durchgeführt werden. Der Sachſchader
nicht abzuſchätzen. Es wird viele Mo ſa
ern, um die Schäden einigermaßen w
zu machen.
Der Veſuv in Tätigkeit.
Rom. Der Direktor des Veſuv=4/
riums, Prof. Maladro, teilt mit: Der S
des verhängnisvollen Ausbruches vom 7.
Juni 1929, deſſen Lava das Städtchen E
erreichte, wird in dieſen Tagen vo
durch ſtarke rollende Exploſionen un
Fontänen glühender Schlacken begang
Fontänen, die nachts in der ganzen
ſichtbar ſind, kündigen den üblichen
überſchauer des Vulkan an, der diesme
lich weniger heftig ſein wird, als in
Jahre. Um den Ausfluß der Lava
Höllental zu verhindern, wäre die M7
eines Schutzwalles zweckmäßig. Der
kegel ſelbſt wächſt infolge der Anhät
glühender Schlacke ſchnell in die Höhe.
der Nacht zum Mittwoch wurde die T
Obſervatoriums von einem kurzen Reg
zen Sandes heimgeſucht.
Autobus in einen Kanal geſti
Amſterdam. Dienstag vormit
der Nähe von Franeker in der Pror
land ein Autobus mit 15 Inſaſſen in
nal geſtürzt. Die Brücke war
geöffne=
jedoch ein Warnungszeichen. Von de
ſind drei ertrunken und meherere ſchn
13 geiſteskranke Verbrecher ausge
New York. 13 Inſaſſen des Ho
kriminelle Geiſteskranke in Jonia
Michigan ſind nach Ueberwältigung
Wächter aus dem Krankenhaus au
Zwei der Ausbrecher konnten bereits
genommen werden, während ſich die
noch in Freiheit befinden. In der
von Jona herrſcht, da ſich unter den 2
mehrere Mörder befinden, unter de
rung große Beſtürzung, und zahlreie
haben, nachdem ſie ihre Frauen und
Sicherheit gebracht hatten, mit Rev
Gewehren ausgerüſtet, die Nachforſch
den Entwichenen aufgenommen. All
biliſten ſind erſucht worden, bei zufe
gegnen mit den Ausbrechern der Pl.
Mitteilung zu machen.
Erfolgreiche Razzia auf Mädchen
New York. Wie aus Buenos
meldet wird, iſt es der Polizei 9‟
einer Razzia mehr als 50 berüchtigt
händler abzufangen. Weitgehende 9
gen ſind eingeleitet, um weitere Mi.
Mädchenhändlerbande verhaften zu
Ikalien erobert den Daue
Im Tode vereink.
Das Ehrenmal der deutſchen und franzöſiſchen Gefallenen auf den Schlachtfeldern bei Colligis.
Das einzige Denkmal, das die Erinnerung an deutſche und franzöſiſche Kriegsgefallene gemeinſam
ehrt, wurde bei Colligis inmitten der ehemaligen Schlachtfelder errichtet. Es gilt den Gefallenen
der 13. deutſchen Reſervediviſion und des 18. franzöſiſchen Armeekorps.
Das Havelland ſucht den Mörder von Groß=Kreut.
Oben: Ein freiwilliges „Ueberfallkommando‟
an der Chauſſee bei Groß=Kreutz.
Links: Der erſchoſſene Landwirt Goerz.
Rechts: Der ſchwerverletzte Landjäger Raſch.
Die Suche nach dem Mörder von Groß=Kreutz
a. d. Havel, der auf der Flucht einen
Land=
wirt erſchoß und einen Landjäger ſchwer
ver=
letzte, iſt bisher ergebnislos. Die ganze
Be=
völkerung des Havellandes beteiligt ſich an
der Suche und hilft den Landjägerpoſten die
Straßen zu überwachen. Es iſt jedoch möglich,
daß der Mörder ſchon bis Berlin gelangt iſt.
Die Abenteuerfahrt des Dampfers „Falke‟
vor dem Hamburger Seeamt.
Hamburg. Im Strafjuſtizgebäude begann
am Mittwoch vormittag die Seeamtsverhandlung
über die abenteuerliche Fahrt des Dampfers
„Falke” in demſelben Sitzungsſaal, in dem vor
kurzem die gerichtliche Verhandlung des Falles
durchgeführt wurde. Wie damals herrſcht auch
heute großer Andrang des Publikums. Der Saal
iſt überfüllt. Auch Kapitän Zipplitt und einige
Leute der „Falke”=Beſatzung ſind anweſend.
Ebenſo der Reeder Felix Prenzlau. Die
Ver=
handlung findet unter dem Vorſitz des
Regie=
rungsdirektors Dr. Schön ſtatt. Reichskommiſſar
iſt Admiral von Uslar. Die Verhandlungen
wurden um 10 Uhr mit der Verleſung des
Ur=
teils der Schwurgerichtsverhandlung über den
Fall „Falke” ſowie mit einer nochmaligen
Dar=
ſtellung des Tatbeſtandes eröffnet.
Das Lübecker Säuglingsſterben.
Lübeck. Nach dem am Mittwoch vormittag
vom Lübecker Geſundheitsamt ausgegebenen
Be=
richt hat ſich die Zahl der geſtorbenen Säuglinge
auf 28 erhöht. Krank ſind 101 Säuglinge,
ge=
beſſert 36, während 81 geſund ſind oder ſich in
ärztlicher Beobachtung befinden.
Der ungariſche Transozeanflug verſchoben.
Budapeſt. Der ungariſche Ozeanflug mit
dem von Lord Rothermere „Gerechtigkeit für
Ungarn” getauften Flugzeug, der für dieſen
Sommer geplant war, iſt auf nächſtes Jahr
ver=
ſchoben worden. Der Grund dafür liegt darin,
daß der in einer kaliforniſchen Flugzeugfabrik
beſtellte Apparat nicht rechtzeitig fertiggeſtellt
werden kann und wahrſcheinlich erſt Ende Auguſt
geliefert werden wird. Die Probeflüge können
daher erſt im Herbſt beginnen, und der Flug
ſelbſt erſt im nächſten Sommer ſtattfinden. Die
drei bereits in Detroit weilenden ungariſchen
Flieger vexbleiben bis zum Start in Amerika.
Großfeuer in Delhi.
London. Ein gewaltiges Feuer, das
gro=
ßen Schaden in der Haupthandelsſtraße von
Delhi anrichtete, hat u. a. auch das Gebäude der
Nationalbank und mehrere anliegende Läden
zerſtört. Der Sachſchaden wird auf wenigſtens
2,5 Millionen Mark geſchätzt.
Der Hauseinſturz in Genua.
Genua. Bei den bis jetzt geborgenen Toten
bei dem Einſturz des Emigrantenheimes in
Ge=
nua handelt es ſich um Polen und nicht um
Un=
garn, wie die Behörden zuerſt angenommen
hatten. Außer dem Beſitzer des Hauſes wurde
auch ein Unternehmer verhaftet, der mit der
Ausbeſſerung des baufälligen Hauſes
beauf=
tragt war.
Ein blutiger Auftritt an der Univerſität
Cambridge.
London. An der Univerſität Cambridge
ereignete ſich ein noch nicht aufgeklärter Auftritt,
dem zwei Menſchenleben zum Opfer fielen. Ein
19 Jahre alter Student namens Petts hatte ſich
acht Tage aus ſeinem Kollege, dem bekannten
Kings Kollege, entfernt. Als er bei ſeiner
Rück=
kehr von ſeinem „Tutor Wollaſton über die
Gründe ſeines Fortbleibens befragt wurde, zog
er einen Revolver, tötete den Tutor durch einen
Schuß ins Herz, verwundete durch zwei weitere
Schüſſe einen Polizeiſergeanten, der aus noch
nicht bekannten Gründen an der Unterredung
teilnahm, und ſchoß ſich dann ſelbſt eine Kugel in
den Kopf. Er ſtarb ſpäter im Krankenhauſe. —
Wollaſton, der im 56. Lebensjahre ſtand, hatte
ſich als Forſchungsreiſender und Arzt einen
Namen gemacht. U. a. hatte er an Expeditionen
nach Zentralafrika, Südamerik= und
Niederlän=
diſch=Neu=Guinea teilgenommen, und die erſte
Expedition auf den Gauriſankar 1921 als Arzt
begleitet.
Der italieniſche Flieger
Mad=
ſat zuſammen mit dem Flieger
Dauerflugrekord erneut überbotell.
Jahre hatten die deutſchen Fliege.
Zimmermann mit 65 Stunden 2
Veltrekord an ſich gebracht, die Sict
ten jetzt 67 Stunden 50 Mil
155
Donnerstag, den 5. Juni 1930
Seite 9
11
4e
11
1
Nury
1
dem Fernkraftwagen durch Deutſchland.
TV. (Schluß.)
e Reiſetag endlich brachte Wetterumſchwung, wenn
rade goldener Sonnenſchein den ganzen Tag
Ent=
ib für Entgangenes, ſo doch für viele Stunden, und
brachten nur hin und wieder noch kleines
Regen=
de ſoviel, daß wir unbedingt ſtaubfrei durch die
höhenſtraßen fahren konnten. Ueber dieſe von der
rs propagierte Autohöhenſtraße belehrte wiederum
ſchon daraus hervor, daß dieſer Weg um rund 3 Kilometer
kürzer wird als der Bettelmannskopfweg und, weil nach der
Süd=
ſeite gelegen, viel früher ſchneefrei wird.
Wenn auf dieſe Weiſe die beiden Teilſtrecken Hundseck—
Unterſtmatt und Seibels Eckle—Wolfsbrunnen ausgebaut ſein
werden, iſt zwar die notwendige Autohöhenſtraße über den
nördlichen Schwarzwald immer noch nicht im ganzen Umſang
vorhanden; es wird aber wenigſtens möglich ſein, die idylliſch ge=
imer 1924, dem erſten Sommer nach der
verheeren=
a, hatte der Kraftwagenverkehr in Baden allgemein
nie dageweſenen Umfang angenommen.
Insbeſon=
ie Höhenkurorte im badiſchen Schwarzwald das Ziel
usflügler mittelt Kraftwagen. Sie ſind es heute in
Taße. Dieſer Entwicklung waren indes da und dort
und z. T. ſogar ſehr mangelhafte Fahrwege hinder=
und trifft leider auch heute noch für den nördlichen
warzwald — im Hornisgrindegebiet — zu. Obwohl
laturſchönheiten und landſchaftliche Reize anbelangt,
r und Belchengebiet im ſüdlichen Schwarzwald in
nachſteht, entbehrte es jeglicher brauchbaren Zu=
Dieſer Mangel wurde von den beteiligten
Fak=
vor allem auch von den meiſtbeteiligten Städten
n=Baden und Bühl bald erkannt. Demzufolge fand
e 1925 ergangene Anregung, eine
Autohöhen=
den nördlichen Schwarzwald von Baden=Baden
enau zu bauen, und über den Löcherberg und das
II den Anſchluß nach dem ſüdlichen Schwarzwald zu
Cen maßgebenden Dienſtſtellen (Bad. Finanz= und
rium, Waſſer= und Straßenbaudirektion, Kreis
Parlsruhe, ſämtlichen beteiligten Städten und beim
BURG —
ſverband) Anklang. In der Erkenntnis, daß eine
henſtraße eine dringende Notwendigkeit ſei, erklär=
Kreis und Gemeinden bereit, nach ihren Kräften
loſtendeckung zu beteiligen. Leider ſtehen
unüber=
nzielle Schwierigkeiten der Verwirklichung des
Pro=
en. Es mußten zunächſt Behelfsmaßnahmen
er=
n. Teilſtrecken wurden hergeſtellt, ſo durch die Stadt
n der auf ihrer Gemarkung liegende Straßenzug
en=Baden und dem Plättig. Im Jahre 1926 ſind
on Achern und Bühl aus Zufahrtswege nach dem
gebiet über Sasbachwalden — Biſchenberg —
Brei=
über Neuſatz—Neuſatzeck—Unterſtmatt hergerichtet
ß Kraftpoſtkurſe von Achern und von Bühl aus nach
lſee und der Hornisgrinde verkehren konnten. Nach
Verhandlungen wandte man ſich ſchließlich wieder
glichen Plane zu, den Mannheimer Weg als
Auto=
auen. Dank den Bemühungen der Badiſchen
ng und der Kreisverwaltung des Kreiſes Baden
bedingungen hierfür nunmehr ſo weit erfüllt, daß
wohl ſchon in der nächſten Zeit begonnen werden
dies die glücklichſte Löſung bedeutet, geht u. a. wohl
legenen Höhenkurorte des nördlichen Schwarzwaldes mit
Kraft=
tvagen ohne Gefahren für die Inſaſſen und die Fahrzeuge zu
erreichen. Der ſchönſte Teil des nördlichen Schwarzwaldes wird
damit dem Verkehr erſchloſſen.
Wie lange die behelfsmäßig hergerichteten Teilſtrecken den
Erforderniſſen des immer ſtärker werdenden Verkehrs genügen,
kann heute noch nicht geſagt werden. Im Intereſſe der
Betriebs=
ſicherheit muß aber jedenfalls die baldige Herſtellung der
Auto=
höhenſtraße in der ganzen Ausdehnung über den nördlichen
Schwarzwald erſtreht werden. Die erſtrebte Höhenſtraße, die nach
dem Verlaſſen der Baden=Badener Gemarkung unausgeſetzt in
Höhen von 700 bis 1000 Meter verlaufen, Täler vermeiden und
in wechſelnder Ausſicht die ſchönſten Gegenden erſchließen wird,
würde ohne Zweifel eine Schöpfung darſtellen, wie ſie in
glei=
cher Vollendung und Naturſchönheit wohl in keiner anderen
Ge=
birgsgegend Europas zu finden iſt.
Tribergwollen wir noch hervorheben. Hier wird, was den
Fachmann in erſter Linie intereſſiert, ganz vorbildliche
Propa=
ganda getrieben. Kollege Romberg — ehedem Mainz —
wal=
tet hier ſeit Jahren im Verein mit anderen ſeines Amtes
ziel=
bewußt und erfolgreich. Auch Tribergs Bürgermeiſter begrüßt
uns in ſeinem wundervollen Rathausſaal herzlich und erzählt
ebenſo temperamentvoll wie überzeugend und eindringlich von
der modernen Holzſchnittkunſt, die ſein Rathausſaal ſchmückt, der
ſeine eigene Schöpfung iſt. Joſef Fortwängler, der
Schnitzer=
ſepp und der Schnitzermeiſter Haas haben die Schnitzereien in
Kiefernholz ausgeführt. Wirklich eine wundervolle bodenſtändige,
ſtarke Arbeit. Wer nach Triberg kommt, ſollte, ebenſo wie die
Waſſerfälle, dieſen Rathausſaal beſichtigen. —
Von all dem Schönen, was die wundervolle Fahrt durch den
Schwarzivald bis Baden=Baden und dann nach Mannheim und
Heidelberg brachte, kann hier nicht mehr geſprochen werden.
Gegen 11 Uhr abends endete die Fahrt, die ungemein reich an
Eindrücken, die ein ganz wundervolles Stück landſchaftlicher
Heimatſchönheit ſchauen ließ. —
Max Streeſe.
t MRe
Verantwortlich für Poltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Karl Böhmann;
für den Sandel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert. Nette:
für den Inſergienteil und geſchäftlſche Mittelungen: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
Taurt,Taitu. sarnen
Hantooan iin Soenwdaldgau der 9.3.
Der letzte Sonntag brachte folgende Ergebniſſe: Gau=
Auswahl=
mannſchaften: 4—B 4:3, Lengfeld 2—Richen 2. 4:1, Kirch=
Brom=
bach 1.—Groß=Bieberau 1. 7:1. Kirch=Brombach 2—Groß=
Bie=
berau 2. 2:2 Momart 1.—Lützel=Wiebelsbach 1. 6:0, Nieder=
Klin=
gen 1.—Altheim 1. 6:6, Nieder=Klingen 2.—Altheim 2. 6:1,
Rein=
heim 1.—Langſtadt 1. 4:3. Reinheim 2—Langſtadt 2. 1:1,
Spach=
brücken 1.—Heubach 1. 2:4, Klein=Zimmern 2.—Habitzheim 2.
2:0, Groß=Zimmern komb.—Klein=Umſtadt 1. 3:2, Höchſt 1.—Klein=
Umſtadt 2: 9:0, Mümling=Grumbach—Eberbach 8:0 (abgebrochen).
Weil die Michelſtädter Spieler abſagten, traten noch zwei
Königer in die B=Mannſchaft ein. Nach einem 2X15=Minutenſpiel
gab es eine kleine Umſtellung, und um 3 Uhr hob das eigentliche
Spiel an. Beide Mannſchaften gaben ihr ganzes Können her.
Die 4=Mannſchaft war im Sturm und Zuſpiel flink und ſicher.
Die Läuferreihe hätte zeitweiſe den Sturm noch beſſer unterſtützen
müſſen. Die Verteidiger gefielen nicht ſo überzeugend. Der
Tor=
mann hätte das 1. Tor halten müſſen. Bei der B=Mannſchaft war
der Torhüter trotz einer Fußverletzung ſehr gut und hielt Bälle,
die man ſchon ſicher im Netz glaubte. Die Verteidigung hatte
einen ſchweren Stand, deckte aber glänzend ab. Die Läuferreihe
blieb oft zu weit zurück, ſo daß der Zuſammenhang mit dem Sturm
abriß. Der Sturm arbeitete eifrig, hätte aber den Rechtsaußen
mehr bedienen ſollen. Der Drang zum gegneriſchen Tor war bei
4 ſtärker und ausgeprägter als bei B. Der B=Sturm ſpielte zu
ſehr nach den Seiten, anſtatt nach vorn. Das Torergebnis
ent=
ſpricht den gezeigten Leiſtungen. Lengfeld 2 verdankt ſeinen
Sieg dem Tormann. Ueberraſchend hoch wird Groß=Bieberau von
Kirch=Brombach abgetan. Groß=Bieberaus Torhüter zeigt eine
ſehr ſchwache Leiſtung. Nach dem Wechſel fällt auf beiden Seiten
noch ein Tor. In Momart iſt das Feldſpiel verteilt. Lützel=
Wie=
belsbach ſchießt aber von zu weit und zu ungenau. Der Kampf
hätte fairer ſein können. Klingen—Altheim liefern ſich ein
ſtram=
mes Spiel. Langſtadt, techniſch beſſer als Reinheim, verſagt im
Schuß. Reinheims 2. hätte nicht ſo hart zu ſein brauchen.
Heu=
bach iſt durchweg überlegen und ſiegt verdient. Einen echt
turne=
riſchen Kampf tragen Klein=Zimmern-Habitzheim aus. Große
Zimmern kann kurz vor der Pauſe in Führung gehen. Das
Tempo wird von da ab lebhaft, nur verpaßt der Platzverein piele
Torgelegenheiten, ſo daß die zweite Halbzeit torlos bleibt. Höchſt
iſt immer im Vorteil. Eberbach bricht das Spiel grundlos ab.
An Pfingſten
iſt eine Reihe intereſſanter Spiele zu erwarten. Am 1
Feier=
tag iſt der Kreisklaſſen=Neuling Bickenbach in Groß=Umſtadt zu
Gaſt. Bickenbachs Verteidigung iſt als gut bekannt. Immerhin
glauben wir an einen Erfolg des Platzvereins. In König tritt
Dietzenbach an (D.S.B.). König wird ſchwer um den Sieg ringen
müſſen. Erbach empfängt Gäſte von der Saar aus Püttlingen.
Erbach, das ſeine Spielſtärke ſchon oft bewieſen hat, wird in
die=
ſem Kampf der ſtärkerei Teil ſein. Lengfeld dürfte die
Reichs=
bahn wohl kaum bezwingen. Frankfurt=Fechenheim wird in
Michelſtadt einen ſchweren Stand haben. Momart hat ſich
Heppen=
heim verpflichtet. Wir möchten auch einen Sieg Momarts tippen.
In Zell ſtellt ſich Egelsbach. Hier laſſen wir den Ausgang offen,
ebenſo bei Lützel=Wiebelsbach-Bieber.
Von den Gauvereinen treffen ſich: König 2.—Steinbach 1.
um 1.30 Uhr, Hergershauſen 1.—Groß=Umſtadt 2 um 3 Uhr,
Kirch=Brombach 1.—Altheim 1. um 3 Uhr, Kirch=Brombach 2.—
Altheim 2. um 2 Uhr, Richen 2.—König Jgd. um 3 Uhr, Höchſt 2.—
Mümling=Grumbach 1. um 5 Uhr. Reinheim 1.—Georgenhauſen 1.
um 1.30 Uhr, Reinheim 2—Spachbrücken 1. um 2.30 Uhr, Reinheim
Schüler—Spachbrücken Schüler um 3.30 Uhr.
Am 2. Feiertag erwartet König Fechenheim. Nieder=
Klingen hat Gäſte aus Rheinheſſen (Saulheim), in Momart tritt
Egelsbach an, Habitzheim empfängt Heppenheim, Mümling=
Grum=
bach begrüßt die Saarleute. Vorausſagen laſſen ſich bei den
un=
bekannten Spielſtärken ſchwer treffen. Die Kämpfe König—
Fechenheim und Habitzheim—Heppenheim laſſen wir offen
Klin=
gen dürfte auf eigenem Platze nicht zu ſchlagen ſein, Momart
ſprechen wir den Sieg zu, ebenſo den Saarleuten.
Ferner ſpielen: König 2.—Richen 1. um 1.30 Uhr, Kirch=
Brombach 1.—Zell 1. um 3 Uhr, Kirch=Brombach 2—Zell 2. um
2 Uhr. Steinbuch 1.—Klein=Umſtadt 1. um 3 Uhr, Steinbuch 2.—
Michelſtadt 2 um 2 Uhr, Nieder=Klingen 2.—Heubach 1. um 2 Uhr,
Groß=Umſtadt 2.—Hergershauſen 1. um 2 Uhr, Momart 2.—
Steinbach 1. um 2 Uhr, Klein=Zimmern 1.—Klein=Umſtadt 2. um
3 Uhr, Reinheim 1.—Gundernhauſen 1. um 4 Uhr, Reinheim 2
Schlierbach 1. um 3 Uhr, Groß=Bieberau 1.—Erbach 2. um 2 Uhr,
Höchſt 1.—Wald=Amorbach um 1.30 Uhr.
Pferdeſpork.
Außenſeiterſieg im engliſchen Derby.
Das engliſche Derby wurde geſtern bei ſehr ſchönem Wetter
in Anweſenheit des Königspaares und über ½ Million Zuſchauern
in Epſom ausgetragen. Durch den Sieg des Außenſeiters
Blen=
heim wurde ungewöhnlich viel Geld verloren. Aga Khan, der im
engliſchen Rennweſen eine ſehr große Rolle ſpielt, hat damit zum
erſten Male ein Derby gewonnen.
Wekkerberichl.
Mit dem Barometeranſtieg haben ſich die Störungen über
Zentraleuropa aufgefüllt. Gegenwärtig liegt über Südſchweden,
der Oſtſee und Dänemark ein Hochdruckkern, deſſen ausfließende
Luftmaſſen bei uns nordöſtliche bis öſtliche Winde verurſachen.
Infolgedeſſen dürfte es wieder zu meiſt aufheiterndem Wetter
kommen, wobei tagsüber infolge Einſtrahlung die Temperaturen
zunehmen.
Ausſichten für Donnerstag, den 5. Juni 1930: Vielfach heiteres
und trockenes Wetter, wärmer.
Ausſichten für Freitag, den 6. Juni 1930: Fortdauer des teilweiſe
heiteren, teils wolkigen Wetters, trocken.
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den 9. Junl und Dienstag, den 10. Juni 1930
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