Einzelnummer 10 Pfennige
T
Nrr
*
A
Ta
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Bei wöchentliſch Tmallgem Erſcheinen vom 1. März
bis 31. März 2.18 Reichsmark und 22 Pfennig
Wragegebühr, abgehol 2.28 Reſchemari, durch die
TAgenturen 2.46 Reichsmarl ſrei Haus. Poſibezugspreis.
im März ohne Beſtellgeld, monatlſch 2.45 Reſchsmari.
Veranwortlichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Demruf ohne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheclonto
Frankfurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 72
Dienstag, den 18. März 1930.
193. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
FinanzAnzeigen 40 Reſchepfg. Rellamezelle (92 mm
breitl2 Reichsmark. Anzeigen von auswärte 40 Reſchspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichepig. 92 mm breite
Reliame=
zeile 3.00 Reichsmark. Alle Preiſe in Reichsmart
ſt Dollar — 430 Marfl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Belireibung ſäll” jeder
Nabait weg. Bankkonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Nationalbani.
Hortſehung der Manzoergangen.
Meue Ausſprache über die Arbeitsloſenverſicherang. — Sanierungsvorſchläge der Deutſchen Volksparkei.
Die Enkſcheidung über die verfaſſungsrechtliche Seite des Polen=Abkommens noch nicht geſallen.
Rund um die Binanzreform.
Verſtändigungsverſuche über die
Arbeiksloſen=
verſicherung.
* Berlin, 17. März (Priv.=Tel.).
Die Finanzſachverſtändigen der Regierungsparteien traten
ſam Montag vormittag wieder zuſammen, um die Beſprechungen
rüber das Finanzproblem und die Sanierung der
Arbeitsloſen=
kverſicherung fortzuſetzen. Die Verhandlungen wurden auch am
Nachmittag weitergeführt. Gegenſtand der Beſprechungen über
Idie Finanzfragen war faſt ausſchließlich die
Arbeitsloſenverſiche=
rrung. Die Volkspartei vertrat den Standpunkt, daß der Beitrag
kvon 3½ Prozent nicht überſchritten werden dürfe und der Reſt
Ides Defizits durch innere Reformen der Verſicherung gedeckt
wer=
iden müſſe. Zu dieſem Zweck wurde von der Volkspartei ein
MSanierungsprogramm vorgelegt. Man hat über die einzelnen
Steuerpläne geſprochen, das Für und Wider erwogen, aber mehr
rim die Kräfteverteilung feſtzuſtellen, weil Zentrum und
Sozial=
demokraten offenbar immer noch darauf hoffen, daß die Volks=
(partei, wenn erſt einmal ihr Parteitag vorüber iſt, billiger mit
fſich reden laſſen wird, — eine Rechnung, die ſehr gefährliche
7Folgen haben kann. Das einzige Problem, bei dem ein
ge=
ringer Fortſchritt erzielt wurde, war das Thema der
/Arbeitsloſenverſicherung.
Den Wünſchen der übrigen Regierungsparteien entſprechend
hatte der Volksparteiler Dr. Pfeffer ein Programm
ſausgearbeitet, das er den Sachverſtändigen vorlegte. Es
rgeht in ſeinen weſentlichen Zügen darauf hinaus, daß der
Reichszuſchuß zur Arbeitsloſenverſicherung
ggrundſätzlich auf 150 Millionen beſchränkt
wer=
den ſoll unter gleichzeitiger Feſtlegung eines
„Höchſtſatzes der Beträge auf3½ Prozent. Was dann
moch zum Ausgleich des Etatpoſtens fehlt, ſoll die
Verſiche=
trung durch Reformen ſelbſt herauswirtſchaften, wobei nicht
an einen generellen Leiſtungsabbau gedacht iſt,
ſon=
idern mehr an die Möglichkeit, eine Gruppe, etwa die
Sai=
fſonarbeiter oder die Jugendlichen, an einer
jübermäßigen oder mißbräuchlichen Ausnutzung
der Verſicherungsanſtalt zu verhindern. Allerdings iſt auch der
Fall vorgeſehen, daß durch einen allgemeinen
Konjunktur=
rückgang oder =zuſammenbruch die Vorausſetzungen,
von denen die Anſtalt bei der Aufſtellung des Etats ausging,
hinfällig werden. In dieſem Falle ſoll auch weiterhin das
Reich einſpringen. Das würde praktiſch bedeuten, daß die
Ver=
ſicherungsanſtalt. Ujährlich ihren Etat aufzuſtellen hat, mit dem
ſie auskommen muß, und daß ſie dabei eine Durchſchnittszahl
von Arbeitsloſen — man rechnet gegenwärtig mit 1,2 Millionen
— zugrunde zu legen hat. Zeigt es ſich, daß dieſe Zahl
über=
ſchritten wird, dann muß die Anſtalt in Form eines
Nachtrags=
etats die nötigen Mittel anfordern. Das hat aber die Wirkung,
daß dann die Beweislaſt ſich umdreht und nicht mehr wie jetzt das
Reich unbegrenzt haftbar iſt, daß vielmehr in ſolchen Fällen die
Anſtalt nachweiſen muß, daß von ihrer Seite aus alles geſchehen
iſt, um den Etat innezuhalten. Der Vorſchlag Dr. Pfeffers iſt in
der Beratung diskutiert worden und auf Grund einer längeren
Ausſprache in einzelnen Punkten genauer gefaßt worden. Die
Sachverſtändigen werden ihn morgen ihren Fraktionen vortragen,
um zu ſehen, ob auf dieſer Baſis Ausſicht auf eine Verſtändigung
vorhanden iſt, ſo daß man vermutlich in den nächſten Tagen
noch einmal darauf zurückkommen wird.
Arbeitsloſenverſicherungs=Debakke im
Reichs=
haushaltsausſchuß.
Berlin, 17. März.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages beriet am Montag
zunächſt den Nachtragshaushalt des
Reichswirtſchaftsminiſte=
riums. Von den Sozialdemokraten und Kommuniſten wurde
beantragt, den Betrag von 400 000 Mark für die
Auslandspropa=
ganda der Leipziger Meſſe zu ſtreichen. Alle übrigen Parteien
wandten ſich gegen dieſen Streichungsantrag. Die Abſtimmung
wurde zurückgeſtellt. Der Ausſchuß beſchäftigte ſich dann mit dem
Nachtragshaushalt des Reichsarbeitsminiſteriums. Der
deutſch=
nationale Abgeordnete Dr. Haßlacher begründete einen Antrag,
die Einnahmen aus der Lohnſteuer, die urſprünglich der
Invali=
denverſicherung zugutekommen ſollten, zur Deckung der
Kriſenfür=
ſorge für Arbeitsloſe zu verwenden, desgleichen die für die
In=
balidenverſicherung beſtimmten Einnahmen aus den Zöllen.
Reichsarbeitsminiſter Wiſſell erklärte: Ein
Ge=
ſetzentwurf, der die Kleinrentnerfürſorge zum Gegenſtand hat
und einen gewiſſen Rechtsanſpruch zubilligt, liegt bereits dem
Kabinett vor, doch hat dieſes die Beſchlußfaſſung ſolange
aus=
geſetzt, bis über die Finanzlage des Reichs und die
Steuergeſetz=
gebung Klarheit geſchaffen iſt. Den Anträgen des Abg. Dr.
Haß=
lacher gegenüber weiſt der Miniſter darauf hin, daß es der
Haus=
haltsausſchuß bisher ſtets abgelehnt habe, bei der Beratung der
einzelnen Etats geltende Geſetze zu ändern, was aber dieſe
An=
kräge bezweckten. Der Reichstag hatte bei der Feſtſetzung der
Lohnſteuer auf den Höchſtbetrag von 1300 Millionen beſchloſſen,
aus den Ueberſchüſſen 75 Millionen der knappſchaftlichen
Ver=
ſicherung zukommen zu laſſen und den Reſt bis zum Betrage von
50 Millionen für den Ausbau der Invalidenverſicherung zu
ver=
wenden. Der Antrag Dr. Haßlacher würde eine vollſtändige
Verſchiebung der Laſtenaufbringung hervorrufen, denn nach ihm
müßten auch die Arbeitnehmer mit dem kleinſten Einkommen zum
Ausbau der Invalidenverſicherung herangezogen werden, weil
es ja bei der Beitragspflicht zur Invalidenverſicherung keine
Grenze nach unten gibt. Die Grundſätze von Treu und Glauben
würden dadurch erſchüttert.
Staatsſekretär Schäffer vom
Reichsfinanzmini=
ſterium erklärte u. a.: Der Grund, der den Reichsrat veranlaßt dung der geiſtigen Führerſchicht erſchweren. Die großen
Spar=
habe, die 22,5 Millionen Reichsmark für die
Arbeitsloſenverſiche=
rung aus den Beträgen der Lex=Brüning zu entnehmen, liege
in der Finanzlage des Reiches, die insbeſondere durch die
unvor=
hergeſehene große Inanſpruchnahme durch die Reichsanſtalt für
Arbeitsloſenverſicherung äußerſt ſchwierig geworden ſei. Im
Voranſchlag für 1924 waren für die Reichsanſtalt 150 Millionen
Reichsmark vorgeſehen, zu denen noch weitere 222 Millionen
Reichsmark im Nachtragsetat hinzu kämen. Auch dieſer Betrag / Beifall vernahm deshalb die vor einem Jahr in Bad=Nauheim
wird ſich vorausſichtlich noch um weitere 40 Millionen Mark
er=
höhen. Die Reichsregierung habe aus dieſem Grunde beſchloſſen,
eine Doppelvorlage zu machen und ſich einſtimmig der Anſicht
des Reichsrats anzuſchließen.
Miniſterialdirektor Brecht, erklärte zur gleichen
Frage, die preußiſche Regierung denke nicht daran, die Leiſtungen
der Invalidenverſicherung oder Arbeitsloſenverſicherung
herab=
zuſetzen. Sie ſei im Gegenteil der Meinung, daß es ganz
uner=
hört ſei, von einem rentneriſchen Wohlleben zu ſprechen. Dieſe
Gründe hätten den Reichsrat veranlaßt, das Defizit nicht noch
um weitere 22,5 Millionen Mark zu erhöhen.
Mehrerträge aus der Lohnſteuer zur Sanierung der
Reichs=
finanzen benutzen, die bisher der Invalidenverſicherung zugute
kamen. Die Sozialdemokratie lehnt die Streichung am
Sozial=
etat ab. Ebenſo vertrat Abg. Schwarzer (BVP.) die
Auf=
faſſung, daß die aus den Ueberſchüſſen der Lohnſteuer für die
Invalidenverſicherung beſtimmten Mittel nicht zum Ausgleich
der Haushaltsausgaben des Reiches verwendet werden dürfen.
Abg. Bernhard (D.) war auch der Anſicht, daß es zu weit
gehe, wenn jetzt auf Koſten der Invalidenverſicherung die
Reichs=
finanzen ſaniert werden ſollen. — Hierauf vertagte ſich der
Ausſchuß.
Der Reichshaushalt im Reichsrak.
* Berlin, 17. März. (Priv.=Tel.)
Dem Reichsrat iſt von der Reichsregierung nunmehr auch
die Ausgabenſeite des Haushaltsplans 1930/31 zugeleitet
wor=
den. Die Einzelheiten werden vorläufig noch geheim gehalten.
Auf dem üblichen Umwge über eine Diskretion ſind jedoch
Ein=
zelheiten aus dem Wehretat bekannt geworden, für den ſich die
Linke nach wie vor brennend intereſſiert. Nach den erfolgten
Abſtrichen iſt eine Zuſchußſumme von 700 Millionen für Heer
und Marine übrig geblieben. Auch für die Verbeſſerung der
Landesbefeſtigungen an der Oſtgrenze ſind 30 Millionen
vorge=
ſehen. Das iſt ein verhältnismäßig geringer Betrag, der weit
hinter den Ausgaben zurückbleibt, die von Polen für die
Be=
feſtigung des Korridors ausgegeben worden ſind, und ſich mit
den Milliardenbeträgen der Franzoſen für ihre Oſtbefeſtignngen
gar nicht vergleichen läßt. Jedenfalls wird es aber im
Reichs=
tag über den Wehretat wieder die bekannten heftigen Debalten
zwiſchen der Linken und der Rechten geben.
Das Finanzprogramm im Reichskag.
Die vom Reichsrat verabſchiedeten Steuervorlagen, ſind am
Montag dem Reichstag zugegangen. Es handelt ſich um vier
Geſetz=
entwürfe, nämlich die Erhöhung der Bierſteuer, das
Mineral=
waſſerſteuergeſetz, die Zollerhöhungen für Benzin und Benzol und
die Vorverlegung der Termine bei der Zucker= und Tabakſteuer.
Die Vorlagen ſollen bereits am Dienstag im Reichstag zur erſten
Leſung geſtellt werden. Vorausſetzung hierfür iſt allerdings, daß
von keiner Seite Widerſpruch erhoben wird. Da dies aber
wahr=
ſcheinlich von kommuniſtiſcher Seite geſchehen wird, kann die erſte
Leſung erſt am Mittwoch ſtattfinden.
Noch keine Enkſcheidung des Reichspräſidenken.
Berlin, 17. März.
Der Reichspräſident nahm am Montag vormittag den
Vor=
trag des Reichskanzlers und des Reichsjuſtizminiſters über die
mit dem deutſch=polniſchen Liquidationsabkommen im
Zuſam=
menhang ſtehenden Rechtsfragen entgegen. An der Beſprechung ſchaft wird darunter zu leiden haben; beſonders aber wird ſich
nahmen ferner teil die Staatsſekretäre Dr. Joel, Zweigert und
Dr. Meißner, ſowie der Direktor der Rechtsabteilung des
Aus=
wärtigen Amtes Dr. Gaus. Eine Entſcheidung über die
Ver=
kündung des Geſetzes hat der Reichspräſident noch nicht getroffen.
punkt, daß eine Verfaſſungsänderung, in dem Schülern, die in die Grundlagen der lateiniſchen oder
franzö=
enthalten iſt, daß alſo eine einfache Mehrheit
des Reichstages zur Annahme genügt. Dagegen
liegen Gutachten beachtlicher Juriſten, unter ihnen auch des
ſungsändernd ſei, weil er eine gewiſſe
Enteig=
nungder Geſchädigten vorſehe. In der Reichskanzlei
burg bereits am Dienstag endgültig auch den Polenvertrag
unterzeichnet, eine Auffaſſung, die allerdings in
parlamentari=
ſchen Kreiſen nicht überall geteilt wird,
Um die Zukunft der heffiſchen
höheren Schule.
Ein Beitrag zu den Landtagsverhandlungen.
Von
Studienrat Holzhäuſer, Worms.
Schon ſeit Jahren ſteht die höhere Schule Heſſens
ununter=
brochen im Kampf um die Wahrung ihrer primärſten
Exiſtenz=
bedingungen. Von Jahr zu Jahr vollziehen ſich an ihr immer
wieder von neuem Abbaumaßnahmen und Sparaktionen, die ihr
die Erfüllung ihrer wichtigen Aufgabe der Erziehung und
Bil=
aktionen von 1924 und 1926 brachten die ſtärkſte Erſchütterung
in den Betrieb der höheren Schule; die einzelnen
Sparmaßnah=
men der folgenden Jahre, vor allem die Auswirkung der
Beſtim=
mung des heſſiſchen Beſoldungsgeſetzes, daß jede dritte
frei=
werdende Beamtenſtelle unbeſetzt bleiben ſolle, hinderte die
Rück=
kehr zu der Ruhe und inneren Stetigkeit, die unbedingte
Voraus=
ſetzung für den Erfolg jeder Bildungsarbeit iſt. Mit dankbarem
verſammelte heſſiſche Philologenſchaft die Begrüßungsworte des
Staatspräſidenten und Kultusminiſters, der ſich dagegen wandte,
daß die notwendige Sanierung unſeres Staatshaushaltes
Kul=
turquellen verſchütte und das Kulturniveau Heſſens ſenke.
Dem entgegen hat die Regierung in ihrem im Januar d. J.
veröffentlichten Sparprogramm erneute ſtarke Eingriffe in das
höhere Schulweſen angekündigt und nun dem Landtag einen
Staatsvoranſchlag für 1930 vorgelegt, der die Zahl der
Lehrer=
ſtellen an den höheren Schulen um 52 gegenüber der des
Vor=
jahres kürzt. Dieſe Maßnahme hat in allen an der höheren
Schule intereſſierten Kreiſen beſorgtes Erſtaunen hervorgerufen.
Abg. Karſten (S.) erklärte: Jetzt will die Regierung die Läßt ſich dieſe erneute Einſparung ohne
Schä=
digung der kulturellen Leiſtungshöhe Heſſens
durchführen? Beachtet dieſe von der Regierung
vorgeſchla=
gene Maßnahme den Grundſatz, daß der Schule als dem
wichtig=
ſten Aktivpoſten unſeres Volkstums kein Schaden erwachſen
dürfe?
Bei der Bedeutung, welche die höhere Schule für alle
Schichten unſeres Volkes hat, da ſie den geiſtig ſtrebſamen
Kindern aller Berufsſtände die Erwerbung einer höheren Bil=
Hung als notwendige Grundlage zu höheren Berufsſtudien und
als wirkſames Rüſtzeug für den verſchärften Exiſtenzkampf
er=
möglichen will, erſcheint es angebracht, die Auswirkungen dieſer
einſchneidenden Maßnahme vor der Oeffentlichkeit zu erörtern.
Welche Folgen zieht die Stellenverminderung nach ſich? Eine
Erhöhung der Pflichtſtundenzahl der Philologen iſt nicht möglich.
Die dienſtliche Inanſpruchnahme der akademiſch gebildeten Lehrer
iſt jetzt ſchon ſo ſtark, daß der Amtsvorgänger des jetzigen
preu=
ßiſchen Kultusminiſters geradezu von einer „barbariſchen
Ueber=
laſtung der Philologen” ſprach. Die häufigen Fälle von
Er=
krankungen und Beurlaubungen zur Wiederherſtellung der
Ge=
ſundheit legen ein beredtes Zeugnis dafür ab, wie ſehr der
Staat die Arbeitskraft der Philologen ausſchöpft. Folglich führt
die Stellenverminderung automatiſch zu einer Erhöhung der
Schülerzahlen in den einzelnen Klaſſen und zu
Kombi=
nationen verſchiedener Klaſſen in gewiſſen Unterrichtsfächern.
Dieſe Folgen wären als Notmaßnahmen einigermaßen erträglich,
wenn die Verhältniſſe in dieſer Hinſicht zurzeit ſo günſtig lägen,
daß eine gewiſſe Verſchlechterung immerhin in Kauf genommen
werden könnte. Nun iſt der Tatbeſtand aber ſo, daß die in der
Erhöhung der Klaſſenbeſuchsziffern und in der Vornahme von
Kombinationen liegenden Erſparnismöglichkeiten im Verlauf der
letzten Jahre an der höheren Schule ſchon überreichlich ausgenutzt
wurden: der Bogen iſt ſchon bis zum Zerſpringen angeſpannt.
Der Heſſiſche Philologenverein veröffentlicht ſoeben gerade
rechtzeitig als Material zu dieſer Frage eine ſtatiſtiſche
Zuſam=
menſtellung über die überfüllten, Klaſſen, der beiden
Schuljahre 1928/29 und 1929/30. Sie zeigt deutlich ein
bedroh=
liches Anwachſen der Zahl der überfüllten Klaſſen. So iſt im
ab=
laufenden Schuljahr in mehr als der Hälfte der Klaſſen der
Oberſtufe die Schülerzahl überſchritten worden, die nach einem
Beſchluß des preußiſchen Landtages vom 14. Februar 1928 in
Preußen als Höchſtzahl gelten ſoll! Und nun wird eine erneute
Stellenverminderung vorgeſchlagen, die ſich um ſo kataſtrophaler
auswirken muß, als ſie mit einer durch die ſtarken
Geburtenjahr=
gäuge der Nachkriegszeit bedingten Steigerung der
Ge=
ſamtſchülerzahl zuſammenfällt. Der erſte dieſer ſtarken
Jahrgänge tritt Oſtern 1930 in die Sexta der höheren Schule ein.
Dds Schlajar des Aolenderkrags. Dem Anwachſen der Schülerzahl entſpräche eigentlich ein genau
errechneter Mehrbedarf von 35 Lehrerſtellen. Nun ſoll nicht nur
dieſem erhöhten Bedarf keine Rechnung getragen, ſondern ſogar
die derzeitige Stellenzahl noch um ein halbes Hundert
vermin=
dert werden. Werden dieſe Vorſchläge Tatſache, ſo müſſen die
heſſiſchen höheren Schulen in Zukunft in den einzelnen Klaſſen
Schülerzahlen aufweiſen, welche die Erreichung des Bildungszieles
der höheren Schule ungeheuerlich erſchweren. Die geſamte
Schüler=
der unhaltbare Mißſtand bei den Kindern recht bald fühlbar
machen, die zu ihrem geiſtigen Fortkommen der beſonders
indivi=
duellen Behandlung, der bedächtigen und beſonnenen Förderung
durch den Lehrer bedürfen. Zu dieſer ſchwierigſten pädagogiſchen
Die zuſtändigen Reſſorts ſtehen auf dem Stand= Leiſtung des Lehrers wird in einer Klaſſe von 50 und mehr
deutſch=polniſchen Liquidationsvertrag nicht ſiſchen Sprachlehre einzuführen ſind, kaum Zeit ſein; die
unter=
richtliche Arbeit wird mechaniſiert werden müſſen, ſie wird am
laufenden Band vor ſich gehen.
Aehnlich verhält es ſich mit der Frage der
Kombinatio=
früheren, Reichsgerichtspräſidenten Simons, nen. Auch von dieſem gefährlichſten Mittel, Erſparniſſe zu
erzie=
vor, die der Meinung ſind, daß dieſer Vertrag verfaſ= len, hat man ſchon in den letzten Jahren einen ſo ergiebigen und
rückſichtsloſen Gebrauch gemacht, daß dadurch der Bildungsgang
der von ihnen betroffenen Schulen ſchwer geſchädigt wurde. Eine
glaubt man allerdings, daß es gelungen ſei, die Bedenken des ſtatiſtiſche Zuſammenſtellung über dieſen Gegenſtand in der neue=
Reichspräſidenten zu überwinden, und daß Herr von Hinden= ſten Nummer der Südweſtdeutſchen Schulblätter weiſt nach, daß
im Schuljahr 1929/30 in 730 Fällen lehrplanmäßig getrennter
Unterricht an den höheren Schulen Heſſens kombiniert werden
mußte. Sie deckt ſo unglaubliche Fälle auf wie den, wo eine
Dienstag, den 18. März 1930
Nummer 77
Seite 2
höhere Schule gezwungen war, 49 Ober= und Unterprimaner
ge=
meinſam im Franzöſiſchen zu unterrichten! Iſt ſchon eine
horizontale Kombination an einer Anſtalt mit Doppelklaſſen ſehr
bedenklich, weil ſie zu außerordentlich hohen Schülerzahlen führt,
ſo läuft eine ſolche vertikale Kombination aufeinanderfolgender
Klaſſen zumal in wiſſenſchaftlichen Fächern geradezu auf eine
Be=
nachteiligung der Schüler und ihrer Eltern hinaus, denen bei
dieſen Verhältniſſen nicht der von ihnen mit Recht erwartete
Gegenwert für ihr Schulgeld geboten werden kann. Mag der
Lehrer unter Raubbau an ſeiner Geſundheit noch ſo ſehr
ver=
ſuchen, die Nachteile der vertikalen Kombination nach Möglichkeit
auszugleichen, jene Oberprima, die in einem wiſſenſchaftlichen
Fach mit einer Unterpima kombiniert unterrichtet wurde, wird
nicht mit dem Maß von Wiſſen die Schule verlaſſen, das einer
Oberprima an einer anderen Anſtalt in geſondertem Kurs
ver=
mittelt wird. Kombinationen erfolgen immer auf Koſten der
Leiſtungshöhe der von ihnen betroffenen Schulen und ſind bei
den hohen Anforderungen, die heute der Lebensbampf an die in
ihn eintretenden jungen Menſchen ſtellt, beſonders bedenklich. Es
ſteht leider zu befürchten, daß die Fälle, wo von dieſem
gefähr=
lichen Mittel Gebrauch gemacht wird, ſich in Zukunft noch mehren;
denn wie will man ſonſt dem vermehrten Perſonalbedarf bei
verminderter Stellenzahl Rechnung tragen?
Dieſe beiden unausbleiblichen Folgen der
Stellenverminde=
rung ſollten das Intereſſe aller Eltern, die Kinder zur höheren
Schule ſchicken oder in Zukunft zu ſchicken beabſichtigen, an dem
Kampf gegen die geplanten Abbaumaßnahmen wachrufen. Die
Elternſchaft kann ſich dabei ſehr wohl auf die Erhöhung des
Schulgeldes ſtützen und die Forderung erheben, daß der
heſſiſche Staat, der erſt am 1. Oktober 1929 ſeine Schulgeldſätze
auf eine Höhe heraufgeſetzt hat, welche die der anderen deutſchen
Länder mit Ausnahme der Hanſeſtädte zum Teil recht erheblich
überſteigt, nun nicht ein halbes Jahr ſpäter ſeine Gegenleiſtung
in ihrem Wert entſcheidend herabmindert. Mit dieſer
Schulgeld=
erhöhung hat der Staat ſchon eine indirekte, von den Eltern
un=
mittelbar beſtrittene Einſparung am höheren Schulweſen erreicht.
Die Mehreinahme des Staates durch die Erhöhung des
Schul=
geldes kommt dem Gehaltsaufwand für rund 90 akademiſch
ge=
bildete Lehrkräfte gleich. Dieſe Zahl muß, will man die
Geſamt=
erſparnis des Staates am höheren Schulweſen gegenüber 1929
feſtſtellen, der Zahl der 52 Stellen zugerechnet werden, die jetzt
nach dem Staatsvoranſchlag für 1930 abgeſetzt werden ſollen.
Dieſe Summe überſteigt ſogar noch den Vorſchlag des
Reichs=
ſparkommiſſars. Dem höheren Schulweſen wird
da=
mit eine Geſamterſparnis aufgebürdet wie ſie
kein anderer Zweig der Staatsverwaltung zu
tragen hat. Kann man da wirklich noch von dem Willen der
Schonung der kulturellen Einrichtungen, von dem Streben, das
Kulturniveau Heſſens zu wahren, reden?
Das entſcheidende Wort hat nun der Landtag.
Jedem Einſichtigen iſt die Zwangslage offenkundig, in der ſich
Regierung und Volksvertretung befinden: das Schickſal Heſſens
hängt an der Behebung ſeiner Finanznot. Aber ebenſo klar
zeigt die Entwicklung der letzten Jahre, daß die höhere Schule
ihr gerüttelt Maß zur Behebung dieſer Not ſchon geleiſtet hat.
Erneute Eingriffe in ihren Betrieb gefährden auf das ſchwerſte
die geiſtige und moraliſche Ausbildung unſeres Nachwuchſes.
Staatsmänner und Volksvertreter, die heute dieſer Einſicht
ent=
gegenhandeln, ſchädigen den Staat und das Volk von morgen.
Der Reichskommiſſar für die beſehken Gebiete
65 Jahre alt.
Wiesbaden, 16. März.
Am 17. März beging der Reichskommiſſar für die beſetzten
Gebiete, Dr. Ernſt Freiherr Langwerth von Simmern ſeinen
65. Geburtstag. Freiherr Langwerth von Simmern wurde am
17. März 1865 zu Eltville a. Rh. geboren und ſchlug urſprünglich
die Gelehrtenlaufbahn ein. Nachdem er ſich als Privatdozent für
Geſchichte in Marburg niedergelaſſen hatte, erfolgte ſeine
Be=
rufung ins Auswärtige Amt. Schon nach zweijähriger Tätigkeit
im Auswärtigen Amt ging er als Legationsſekretär nach Athen,
und wiederum zwei Jahre ſpäter, im Jahre 1904, nach Liſſabon,
wo er zeitweiſe als Geſchäftsträger tätig war. Von 1905 bis
1908 war er dann Geſchäftsträger in Tanger. 1909 kam er wieder
nach Berlin ins Auswärtige Amt als Vortragender Rat. Im
Weltkrieg war er zunächſt mit dem politiſchen Referat über
Spa=
nien betraut, wurde aber 1916 Direktor der politiſchen Abteilung.
Nach der Revolution erfolgte ſeine Ernennung zum
Unterſtaats=
ſekretär. Vor der Friedensunterzeichnung trat er von ſeinem
Poſten zurück und beſchäftigte ſich ſeitdem mit wiſſenſchaftlichen
Studien auf ſeinem hannoverſchen Gut. Im Auguſt erfolgte ſeine
Ernennung zum deutſchen Botſchafter in Spanien. Dieſen Poſten
verließ er Ende 1925, um als Reichskommiſſar für die beſetzten
Gebiete nach Koblenz zu gehen.
Motoer gei.
Von Dr. Joſef Redei.
„Oel ins Feuer!” ſchon dieſe Redensart ſagt genug darüber,
was dieſe gefährliche Miſchung anzurichten vermag. Daß aber
Oel auch auf Waſſer geſchüttet mörderiſch wirken kann
iſt eine Errungenſchaft der allerneueſten Zeit. Seitdem
See=
ſchiffe das Oel als Betriebsmittel benützen, wurde in der ganzen
Welt die Beobachtung gemacht, daß tauſende von Vögeln mit
ölverſchmutztem Gefieder tot an die Meeresküſten getrieben
werden. In dem Maße, als die Zahl der auf Oelheizung
ein=
gerichteten Schiffe wuchs, ſteigerte ſich auch die Zahl dieſer toten
Seevögel. Man begann von Oelpeſt zu ſprechen und der Sache
größere Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Erreichte doch die Oelpeſt
auch manche Seebäder.
Man glaubte zuerſt, daß es ſich um Oel aus Tanks der im
Kriege verſenkten Schiffe handelt. Jetzt weiß man ſchon genau,
daß die Oelpeſt durch Oele verurſacht wird, die auf Motor= und
Dampfſchiffen als Betriebsſtoff Verwendung finden und in
Tank=
ſchiffen über das Meer befördert werden. Die Oelverſchmutzung
des Meeres entſteht dadurch, daß die Oelreſte und =rückſtände ins
Meer gepumpt werden. Beſonders die als Heizmittel verwendeten
ſchweren Oele ſind gefahrdrohend. Sie enthalten nämlich viel
Aſphalt und Kohlenreſte. Dadurch werden ſie gegenüber dem
Waſſer und der Luft widerſtandsfähig und bilden im Waſſer
zähe, klebrige, teerartige Maſſen. Nach der Schätzung eines
amerikaniſchen Fachmanns werden täglich 68 100 Hektoliter Oel
in das Meer gelaſſen.
Wieſo werden die ins Meer gelaſſenen Oelmaſſen — die oft
monatelang auf dem Meere treiben — für die Vögel
gefähr=
lich? Hierüber berichtet Dr. Droſt, Ornithologe an der
ſtaat=
lichen beologiſchen Anſtalt auf der Inſel Helgoland Folgendes:
Die Vögel meiden die treibenden Oelflecke nicht, ja es ſcheint
faſt, als ſuchten ſie dieſe gerade auf. Sie vermuten bei dem
Oel Nahrung, ſei es, daß die Fett gleichende Maſſe einen, zum
Beiſpiel bei Möven genießbaren Kadawer anzuzeigen ſcheint, ſei
es, daß durch ſolche Fettflecke Nahrungstiere (Fiſche) angelockt
werden. Tauchende Vögel, wie Lummen, die am ſtärkſten unter
dieſer Verſchmutzung zu leiden haben, geraten dann oft in das
Oel, wenn ſie auftauchen. Von der zähen klebrigen Maſſe
ver=
mögen ſich die Vögel nicht zu befreien. Putzverſuche verſchlimmeru
nur noch das Uebel. Die Federn kleben zum Teil in dicken
Strähnen zuſammen, und die Kälte und das Waſſer können bis
an die Körperhaut dringen. Während leicht verölte Möwe
Vom Tage.
Das deutſch=polniſche Wirtſchaftsabkommen iſt
geſtern in den Räumen des polniſchen Miniſterpräſidiums vom deutſchen
Bevollmächtigten, Geſandten Rauſcher, und dem polniſchen
Bevollmäch=
tigten unterzeichnet worden.
Der polniſche Staatspräſident hat geſtern abend 9 Uhr
die Demiſſion des Kabinetts Barthel angenommen
und die Miniſter um die vorläufige Fortführung der Arbeiten gebeten.
Von konſervativer Seite wurde an den engliſchen Außenminiſter
Henderſon im Unterhaus die Anfrage gerichtet, ob die Regierung in
bezug auf die Religionsverfolgungen in Sowjetrußland eine Initiative
auf Grund des Artikels 11 des Vülkerbundspaktes zu ergreifen gedenke.
Henderſon antwortete, daß die engliſche Regierung nicht bei der
ruſſi=
ſchen Regierung vorſtellig werden könne.
Der Flüchtlingsbeirat des Völkerbundes hat angeſichts des neuen
Flüchtlingsſtroms aus Sowjetrußland den Oberkommiffar für das
Flücht=
lingsweſen, Profeſſor Nanſen, aufgefordert, in Verbindung mit den
Re=
gierungen ſo ſchnell wie möglich alle geeigneten Maßnahmen zu
ergrei=
fen, um den Flüchtlimgen Asbeit und Unterkommen, vor allem in der
Landwirtſchaft, zu verſchaffen.
Der Flüchtlingsbeirat des Völkerbundes ſtellt ſich auf den
Stand=
punkt, daß auch die deutſchen Rußlandbauern als Flüchtlinge zu be
trachten und zu behandeln ſeien, ſelbſt wenn ſie ſich im Beſitze von
Sowjet=
päſſen befänden.
Der diesjährige engliſche Marineetat beziffert ſich
auf 51 739 000 Pfund gegenüber 55 865000 Pfund im Vorjahre.
Die engliſche Geſandtſchaft in Chile ſoll nach einer
Bekanntgabe des Foreign Office in den Rang einer Botſchaft
erhoben werden.
Der Generalſekretär im franzöſiſchen Außenminiſterium, Berthelot,
hat an den Vorſitzenden der außenpolitiſchen Senatskommiſſion, Bérard,
ein Schreiben gerichtet, worin er daruf hiweiſt, daß Deutſchland die
Haager Abkommen ratifiziert habe und daß die franzöſiſche
Re=
gierung nunmehr ſchnellſtens die Natifizierung
der Abkommen im Parlament zu erlangen wünſche.
Die Regierung bittet die Senatskommiſſion, jetzt ſchon alles für eine
beſchleunigte Durchführung der Abkommen
vorzu=
bereiten.
Zum Ableben Primo de Riveras.
Die Aufnahme der Todesnachricht in Spanien.
EP. Paris, 17. März.
Die Leiche des Generals Primo de Rivera iſt in dem
Hotel=
zimmer aufgebahrt worden, in dem er ſo plötzlich geſtorben iſt,
und das in eine Totenkapelle umgewandelt wurde. Seit geſtern
iſt der Strom der Beſucher, die ſich in die Beileidsliſten
ein=
tragen, nicht abgeriſſen, auch nicht während der Nacht. Am
Montag morgen fand im Totenzimmer eine kurze Meſſe ſtatt,
an der nur die Verwandten des Generals und einige engere
Freunde teilnahmen. Die ſterblichen Ueberreſte wurden noch am
Montag mit der Eiſenbahn nach Spanien gebracht.
Als die Nachricht von dem Tode des noch vor wenigen
Wochen an der Spitze der Regierung ſtehenden Diktators Primo
de Rivera Madrid wie ein Lauffeuer durcheilte, wollte zunächſt
niemand daran glauben. Die Zeitungen erſcheinen Sonntags
nicht; die Verlage hatten durch Anſchläge die Todesnachricht
bekannt gegeben. Trotz der durch Primos Abdankung erfolgten
Verſchärfung der politiſchen Lage hat ſein Tod auf alle Kreiſe
der Bevölkerung einen tiefen Eindruck gemacht. König Alfons
hat ſofort nach Erhalt der Todesnachricht ein Telegramm an
die Angehörigen des Verſtorbenen geſandt, ebenſo die
Regie=
rung, die außerdem den Pariſer Botſchafter beauftragte,
perſön=
lich den nächſten Angehörigen des Ex=Diktators das tiefe
Bei=
leid des Landes zum Ausdruck zu bringen. Verſchiedene
her=
vorragende Perſönlichkeiten und Mitarbeiter Primo de Riveras
haben ſich eilends nach Paris begeben, und die ehemaligen
Miniſter des Diktators haben beſchloſſen, nach Irum zu fahren
und die Leiche von dort aus nach Madrid zu begleiten. Ein
Sonderzug wird an der ſpaniſch=franzöſiſchen Grenze die
ſterb=
lichen Ueberreſte in Empfang nehmen und nach Madrid bringen,
wo am Mittwoch auf dem Friedhof von San Iſidro die
Bei=
ſetzungsfeierlichkeiten ſtattfinden werden. Primo de Rivera wird
in der alten Familiengruft beigeſetzt werden. Letzte militäriſche
Ehren werden dem Verſtorbenen nicht verſagt bleiben.
Der Führer der Konſervativen Partei, Bugallal, erklärte,
Primos Tod werde politiſche Folgen von größter Bedeutung
haben. Denn die Kampagne, die gegenwärtig geführt werde, um
die Verantwortlichkeit des ehemaligen Regimes nachzuprüfen,
werde gegenſtandslos.
*
Der deutſche Botſchafter in Madrid, Graf Welezeck, iſt
be=
auftragt worden, den Hinterbliebenen des verſtorbenen früheren
ſpaniſchen Miniſterpräſidenten Primo de Rivera und der
ſpani=
ſchen Regierung das Beileid der Reichsregierung zum Ausdruck
zu bringen.
ſofern ſie noch flugfähig ſind, ihr Leben noch zu friſten vermögen,
ſind Tauchvögel — wie Lummen, Alken und Taucher uſw. —
unrettbar dem Tode geweiht. Sie müſſen elendiglich verhungern,
weil ſie in ihrer Bewegung gehemmt, und nicht mehr imſtande
ſind, ihre Beute, kleine Fiſche, zu erjagen. Durch die ihnen
an=
haftenden teerigen Maſſen können ſie kein Gleichgewicht halten,
und ſind außerſtande, tauchend ihr Ziel zu erreichen. Auf dieſe
Weiſe ſind in den letzten Jahren tauſende von Seevögeln ums
Leben gekommen.
Dieſen Maſſenmord der Seevögel konnte man nicht ruhig
zu=
ſehen. Vogelſchutzvereine, insbeſondere in England, ſetzen alles
daran, um den Kampf gegen die Oelpeſt aufzunehmen. Es kam
ſogar in dieſer Sache im Juni 1926 zu einer
inter=
nationalen Konferenz in Waſhington auf der
vierzehn ſeefahrende Staaten vertreten waren. Es wurde
be=
ſchloſſen, den beteiligten Regierungen zu empfehlen, das
Aus=
laſſen von Oelen und ölhaltigem Waſſer in einer gewiſſen
Entfernung von der Küſte zu verbieten. Wenn
aber auch alle betreffenden Staaten ein ſolches Verbot erlaſſen
würden, wäre das an und für ſich keine Löſung des
Oelpeſt=
problems. Oelmaſſen ſind natürlich auch an den von den Küſten
weit entfernten Meeresteilen für die Vogelwelt gefährlich;
über=
dies werden auch die „Oelflecken” von Wind und Strömung bis
an die Küſte getrieben. Dennoch ſind auch derartige Verbote
von Nutzen. Es wurden auch ſolche bereits in England und
Deutſchland erlaſſen, die engliſche Vogelſchutzgeſellſchaft hat nun
einen anderen verheißungsvolleren Weg des Kampfes gegen die
Oelpeſt angetreten. Sie macht Propaganda dafür, daß die Schiffe
mit Separatoren — Oelabſcheidern — ausgerüſtet werden,
die das verwendete ſchwere Oel von dem beigemiſchten Waſſer
ſondern. So geht nur das Waſſer ins Meer und das abgeſchiedene
Oel kann wieder verwendet werden. Die engliſche Regierung
hat auf der Konferenz in Waſhington beantragt, daß die
be=
treffenden Staaten die Schiffahrtsgeſellſchaften zur Verwendung
ſolcher Separatoren verpflichten ſollen. Die übrigen
Staaten waren aber mit der zwangsweiſen Einführung der
Sepa=
ratoren nicht einverſtanden. Das Einſetzen der engliſchen
Vogel=
ſchutzgeſellſchaft für die Separatoren war erfolgreich. Die größten
engliſchen Seeſchiffahrtsgeſellſchaften haben ſchon alle oder mehrere
ihrer ölgeheizten Schiffe mit Separatoren eingerichtet.
Die engliſche Vogelſchutzgeſellſchaft meint nach dieſem Erfolg,
daß ſie nunmehr auch die auswärtigen Schiffseigentümer mit
Zuverſicht zur Sauberhaltung des Meeres auffordern
kann.
Neues aus dem Reichskag.
Dritie Leſung des Miniſter=Penſionsgeſetzes.
Bewilligung von Reichszuſchüſſen für Landarbeiker=
Siedlungen. — Reform der Angeſtellten=Berſicherung.
Berlin, 17. März.
Auf der Tagesordnung ſtand die dritte Beratung des
Reichsminiſtergeſetzes. Wortmeldungen lagen nicht vor. — In
der Einzelberatung wurden die kommuniſtiſchen
Abänderungs=
anträge abgelehnt. Die Schlußabſtimmung wurde auf Dienstag
vertagt. Angenommen wurde die Ausſchußentſchließung, nach
der zurückgetretene Miniſter, die aus der Beamtenlaufbahn
her=
vorgegangen ſind, nach Möglichkeit in für ſie geeignete
Reichs=
beamtenſtellen angeſtellt werden ſollen.
Es folgte die zweite Beratung des Geſetzes über Zuſchüſſe
aus Reichsmitteln für die Anſiedlung von Landarbeitern.
Abg. Jäcker (Soz.) äußerte ſich über Mißſtände in der Praxis
der Landarbeiterſiedlung. Vielfach ſeien die Arbeiter nicht in
der Lage, die mit dem Eigenheim übernommenen
Verpflich=
tungen zu erfüllen. Abg. Putz (Komm.) bezeichnete die jetzige
Handhabung der Landarbeiterſiedlung als höchſt unbefriedigend.
Abg. Behrends (Chr.=N. A.=G.) beklagte den Zuſtand der
meiſten Werkswohnungen, beſonders in der Landwirtſchaft der
Oſtprovinzen. Das vorliegende Geſetz bringe immerhin einer
großen Zahl von Landarbeitern eine Beſſerung der
Wohnungs=
verhältniſſe.
Abg. Freiherr von Richthofen (Dntl.) widerſprach
der Meinung, daß die Landarbeiterwohnungen beſonders ſchlecht
ſeien. Wenn jeder Stand ſeine Pflicht in der Wohnungsfrage
ſo erfüllt hätte, wie die Landwirtſchaft, ſo ſtände es beſſer in
Deutſchland. Abg. Schmidt=Köpenick (Soz.) erklärte, daß
jeder zehnte organiſierte Landarbeiter einen Rechtsſtreit mit
ſeinem Arbeitgeber habe, und daß von 10 000 Rechtsſtreitigkeiten
dieſer Art 9000 zu Gunſten der Arbeiter entſchieden worden
ſeien. Die Vorlage wurde in zweiter und dritter Beratung
an=
genommen, dazu eine Ausſchußentſchließung, wonach die
Til=
gungsfriſt, für die Darlehen für Landarbeitereigenheime
all=
gemein auf 30 Jahre feſtgelegt werden ſoll.
Zur erſten Beratung kam dann der Geſetzentwurf zum
Aus=
bau der Angeſtelltenverſicherung. Der Entwurf
erweitert die Selbſtverwaltung und verbeſſert die
Verſicherungs=
leiſtungen für die Angehörigen von Verſicherten. Im Falle der
Scheidung oder der Aufhebung der ehelichen Gemeinſchaft ſoll
die frühere Ehefrau des Verſicherten eine Witwenrente erhalten.
Die Eltern und Großeltern ſollen eine Rente bekommen, wenn
ſie vom Verſicherten vorwiegend aus ſeinem Arbeitsverdienſt
unterhalten worden und bedürftig ſind. Weibliche Verſicherte
ſollen bei der Heirat die Hälfte der Beiträge auch dann erſtattet
erhalten, wenn die Wartezeit bei der Heirat noch nicht erfüllt
iſt. — Redakteure werden von der Verſicherungspflicht befreit.
Abg. Frau Arendſee (Komm.) erklärte, auch der
vor=
liegende Entwurf beſeitige keinesfalls die vielen
Ungerechtig=
keiten und Mängel der Angeſtelltenverſicherung. Die Vorlage
wurde dem Sozialpolitiſchen Ausſchuß überwieſen.
Gegen 17½4 Uhr vertagte ſich das Haus auf Dienstag,
15 Uhr. Auf der Tagesordnung ſtehen die Schlußabſtimmungen
über das Republikſchutzgeſetz und über das Reichsminiſtergeſetz,
Der Vorſchlag des Präſidenten, unter Verzicht auf den
Friſteneinſpruch die erſte Beratung der Zoll= und
Steuervor=
lagen auf die Tagesordnung zu ſetzen, ſcheitert an dem
Ein=
ſpruch der Kommuniſten
Beſprechungen über die Agrarnok.
* Berlin, 17. März. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag hat am Montag in kurzer Sitzung das
Miniſter=
penſionsgeſetz im weſentlichen in der Ausſchußfaſſung in dritter
Leſung verabſchiedet. Die Abſtimmung wird allerdings erſt am
Dienstag erfolgen, zuſammen mit der Abſtimmung über das
Repu=
blikſchutzgeſetz. In der Wandelhalle herrſchte ein außerordentlich
lebhaftes Treiben. Dutzende von landwirtſchaftlichen
Organiſa=
tionen waren erſchienen, um den Abgeordneten die ſchwere
Not=
lage der Landwirtſchaft noch einmal vor Augen zu führen und
ſchleunigſte Abhilfe zu verlangen. Offenbar als Unterſtützung für
die Verhandlungen, die der Reichsernährungsminiſter zurzeit mit
den Regierungsparteien führt. Die Fraktionen haben am Montag
nachmittag ſtundenlang beraten, um zu den Vorſchlägen Dr.
Diet=
richs Stellung zu nehmen. Dabei iſt der entſcheidende Punkt, ob
die Sozialdemokraten ſich dazu bewegen laſſen. dem Kabinett ein,
wenn auch begrenztes, Ermächtigungsgeſetz zu bewilligen. Darüber
hat die Regierung am Abend noch einmal mit den Vertretern der
Regierungsparteien verhandelt und ſie will darauf drücken, daß
unbedingt im Laufe der Nacht noch eine Verſtändigung erzielt
wird damit die entſprechenden Vorlagen ſofort in Druck gehen und
am Donnerstag bereits in erſter Leſung im Reichstag durchberaten
werden können.
Konzerk.
„Das deutſche Lied‟.
In den feſtlich geſchmückten Räumen des Hauſes Merck,
Anua=
ſtraße 15, fand vor einer erleſenen, verſtehenden Zuhörerſchaft
ein Liederabend von Hedwig Schonnefeld aus Frankfurt
am Main ſtatt. Die junge Sängerin hatte eine feinſinnige
Vor=
tragsfolge zuſammengeſtellt: deutſche Lieder von Bach bis
Brahms. Die lieben vertrauten Klänge wirkten erquickend und
beglückend in einer Zeit, wo Disharmonien und Abſurditäten ſich
ſtörend und quälend auch in der Kunſt fühlbar machen;
beglül=
kend und erquickend um ſo mehr, weil die Sängerin eine
herr=
liche, kraftvolle und dabei weiche Stimme hat, die durch alle Lagen
ausgeglichen iſt und der alle Ausdrucksmöglichkeiten zu Gebote
ſtehen. Wie zart und innig begann ſie mit Bachs „Willſt Du Dein
Herz mir ſchenken” und Mozarts „Veilchen” und jubelte dann
Beethovens „Neue Liebe, neues Leben”. Abgeklärt und faſt
unirdiſch waren die ernſten Schubertlieder und dann von
dra=
matiſcher Wirkung „Schöne Fremde” und „Waldesgeſpräch” von
Schumann. Die ſchweren, ringenden Weſendoncklieder zogen an
uns vorüber. Dann folgten drei Lieder von Hugo Wolf, von
denen die Sängerin beſonders durch den ſtrahlenden Ton und
Vortrag von „Er iſt’s” alle mit fortriß. Von den Brahmsliedern
waren wohl von ſtärkſter Wirkung „Ruhe, Süßliebchen” und das
„Minnelied‟. Mann kann ſich dem Eindruck nicht verſchließen,
daß hier ein großes Talent und eine ungewöhnlich ſchöne Stimme
der Vollendung entgegenreift. Begleitet wurde die Sängerin von
der Pianiſtin Lina Becker (Darmſtadt), die über eine glänzende
Technik verfügt und zum künſtleriſchen Erfolg des Abends
weſeni=
lich beitrug
A. S.
Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
— Die deutſche Landesgruppe der
Internatio=
nalen Juriſtiſchen Vereinigung iſt nunmehr konſtituiert
worden. In den Vorſtand wurden u. a. gewählt: Privatdozent Dr.
Gumbel, Dr. Johannes Werthauer, Dr. Ludwig Bendix, Dr. Appel
und Dr. Hilde Benjamin. Die Landesgruppe ſetzt ſich zum Ziel, die
Geſetzgebung und die Praxis der Gerichte und Verwaltungsbehörden
im internationalen Maßſtab zu vergleichen und ſich auf juriſtiſchem
Gebiet dem Schutz der Freiheit und Intereſſen derjenigen zu widmen,
die wirtſchaftlich ausgebeutet, ſozial benachteiligt und politiſch
unter=
drückt ſind, ohne Unterſchied der politiſchen Partei, der Raſſe und der
Religion.
Nummer 77
Dienstag, den 18. März 1930
Seite 3
Einigungsgrundlage zwiſchen Amerika und Japan. — Frankreich zur Ermäßigung ſeiner Geſamkkonnage
um 114 000 Tonnen gegen engliſche Unkerſtützung der franzöſiſchen Landabrüſſungspläne bereil.
Engliſch=franzöſiſcher Druck auf Italien zur Aufgabe ſeiner Parikätsforderung.
Ikalien ſoll ein 2: 3-Verhälfnis zugeſtanden werden.
Amerika geſteht Japan das 10:7-Berhälknis zu.
EP. London, 17. März. (Priv.=Tel.)
Während die italieniſch=franzöſiſche
Kontro=
verſe noch völlig ungelöſt iſt, ſollen die Verhandlungen
zwiſchen der japaniſchen und amerikaniſchen Delegation zu einem
Einverſtändnis in der Frage der mit achtzölligen
Ge=
ſchützen beſtückten Kreuzer geführt haben. Wie
inoffi=
ziell zu dieſer Einigung verlautet, ſoll Amerika Japan
eine Geſamt=Tonnage von 108 400 To.
gegen=
über 180 000 To. für die Vereinigten Staaten
in dieſer Kategorie zugeſtanden haben. Eine
verhält=
nismäßig größere Tonnage, ſoll aber Japan als
Ausgleich, für die bedeutende
Tonnagediffe=
renz in der Kreuzerklaſſe für Unterſeeboote
und Zerſtörer zugeſtanden werden, und zwar ſoll die
Geſomtonnage Japans in dieſen Schiffsklaſſen ungefähr zwiſchen
75 und 80 Prozent zu liegen kommen. Das zwiſchen der
ameri=
kaniſchen und japaniſchem Delegation erzielte Abkommen
unter=
liegt aber noch der Zuſtimmung der japaniſchen Regierung.
Prüfung der amerikaniſchen Tonnage=Vorſchläge
durch die japaniſche Regierung.
Die neuen amerikaniſchen Vorſchläge an Japan, die in den
Verhandlungen zwiſchen Senator Reed uud Matſudeira zuſtande
gekommen ſind, werden zurzeit von der japaniſchen Regierung
einer eingehenden Prüfung unterzogen. Die japoniſche Antwort
ſoll ſo ſchnell wie möglich nach London gekabelt werden. Obwohl
von maßgebender Seite ſtrengſtes Stillſchweigen bewahrt wird,
verlautet aber, daß als Hauptpunkt der Vorſchläge Amerika
180 000 Tonnen und Japan 108 400 Tonnen für größere Kreuzer
erhalten ſoll. Die japaniſche Quote für leichte Kreuzer und
Zer=
ſtörer ſoll auf 70 000 Tonnen erhöht und die Unterſeeboottonnage
für Japan auf 52 400 Tonnen gegen 60000 Tonnen der
Ver=
einigten Staaten für das Johr 1936 feſtgeſetzt worden ſein.
Dreier= oder Vierer=Abkommen auf der Londoner
Mit dem Zuſtandekommen eines Abkommens zwiſchen den
Wereinigten Staaten und Japan, durch das die japaniſche For=
Derung nach einem 10:7=Verhältnis wit den Vereinigten
Stoa=
ten in der Klaſſe der größeren Kreuzer in befriedigender Weiſe
geregelt wird, haben ſich die Ausſichten für die Londoner
Kon=
ferenz nicht unweſentlich verbeſſert. Falls Italien und
Frank=
reich ſich trotz dem Druck der übrigen drei Delegationen
unnach=
giebig zeigen ſollten, ſo beſteht nunmehr die große
Wahrſchein=
lichkeit, daß die Konferenz zum mindeſten mit einem
Drei=
mächteabkommen zwiſchen den Vereinigten
Staaten, England und Japan abgeſchloſſen werden
wird. Wie in Konferenzkreiſen verlautet, ſoll Tardieu mit
Mac=
donald auch Beſprechungen geführt und u. a. den Abſchluß
eines Viermächtepaktes zwiſchen Frankreich, Japan, England
und Italien vorgeſchlagen haben.
Die Beſprechung zwiſchen Macdonald und Tardieu.
Die vierſtündige Unterredung zwiſchen
Pre=
mierminiſter Macdonald und Tardieu vom Sonntag hat
mit dem Ergebnis geendet, daß die Verhandlungen
der Londoner Konferenz fortgeſetzt werden können.
Tardieu gab ku— „ach ſeiner Rückkehr nach London eine Erklärung
ab, in der er den Gang der geſtrigen Beſprechungen umriß. Jede
Ueberſtürzung und Eile ſoll danach in den Verhandlungen ver=
mieden werden. „Ich hoffe”, erklärte Tardieu abſchließend, „daß
wir zu einem zufriedenſtellenden Abſchluß gelangen werden.
Unſere gemeinſamen Arbeiten gehen weiter.‟ Die Fortdauer
der Londoner Konferenz iſt damit ſichergeſtellt,
die beſtehenden Meinungsverſchiedenheiten
ſind aber einer Löſung noch nicht nähergebracht
worden. Die nächſten Tage werden daher ergeben müſſen, auſ
welche Weiſe und ob überhaupt die jetzige ſchwierige Lage
be=
ſeitigt werden kann.
Da die Verhandlungen über einen politiſchen Pakt gleich in
ihrem Anfangsſtadium erſtickten, würden die Delegierten, dem
„Petit Pariſien” zufolge, jetzt verſuchen, die rein ſeetechniſchen
Probleme anzuſchneiden und auf dieſem Gebiet zu einer Einigung
zu gelangen. Wenn daher Italien ſich endlich
ent=
ſchließe, ſchreibt das Blatt weiter, ſich loyal an den Arbeiten
zu beteiligen, werde man zu einer Einigung zu
Fün=
fen kommen können. Pertinax gibt im „Echo de Paris” ein
Gerücht wieder, fügt jedoch gleich hinzu, eine Beſtätigung hätte
er nicht erlangen können, daß nämlich Tardieu dem engliſchen
Premierminiſter die Hoffnung gemacht habe, Franreich werde
ſeine Flotte auf ungefähr 600 000 Tonnen
be=
ſchränken. Dieſe Einſchränkung ſolle durch Verlangſamung
des Bauprogramms erreicht werden.
Franzöſiſch=engliſche Teilverſtändigung.
Nach dem Londoner Sonderberichterſtatter des „
Intran=
ſigeant” verlautet in Konferenzkreiſen, daß in den geſtrigen
Be=
ſprechungen zwiſchen Tardieu und Macdonald die Möglichkeit
einer franzöſiſch=engliſchen Verſtändigung auf folgender
Grund=
lage erörtert worden ſei: England unterſtützt die italieniſche
Forderung nach Flottenparität mit Frankreich nicht, ſondern
erklärt ſich damit einverſtanden, daß die franzöſiſche Flotte der
italieniſchen um 200 000 Tonnen überlegen bleibt. Ferner ſage
England ſeine Unterſtützung bei der Verteidigung der
franzö=
ſiſchen Landabrüſtungspolitik in Genf zu. Frankreichs
Gegen=
leiſtung beſtehe darin, daß es ſeine Geſamttonnage von 714000
auf 600 000 Tonnen ermäßige. — Der Berichterſtatter bezeichnet
dieſe Kombination vorſichtigerweiſe ſelbſt als eine Hypotheſe.
Zu der Unterredung Tardieus mit Macdonald verlautet
weiter, daß über die drei folgenden Punkte ein Einverſtändnis
zwiſchen England und Frankreich beſtehe: 1.
Vermenſch=
lichung des U=Bootkrieges; 2. Baupauſe für
Schlachtſchiffe; 3. Abrüſtungsmethoden in Form
eines Kompromiſſes zwiſchen Global=
Ton=
nage und Kategorie=Tonnage. — Tardieu hatte
vor ſeiner Abreiſe eine längere Unterredung mit Macdonald
und außerdem eine ſolche mit dem amerikaniſchen
Delegations=
führer Stimſon, in denen die geſtrigen Erörterungen nochmals
durchberaten wurden.
Ikalien nunmehr mit der Verankworkung
für den Konferenz=Ausgang belaſtel.
In Londoner Konferenzkreiſen hat man als Ergebnis der
geſtrigen Beſprechungen zwiſchen Maodonald und Tardieu neue
Hoffnungen, für einen erfolgreichen Abſchluß
der Verhandlungen geſchöpft. Ausſchlaggebend
für eine Erleichterung in der bisher noch immer ernſten Lage
iſt gegenwärtig allein die Haltung der italieniſchen
Delegation. Gelingt es den übrigen Abordnungen,
Italien zu einem Entgegenkommen, in ſeinen
Forderungen hinſichtlich der Flottenparität
mit Frankreich zu bewegen, ſo dürfte einem
er=
folgverſprechenden Fortgang der
Verhandlun=
gen prinzipiell nichts im Wege ſtehen.
Der offizielle Vorſchlag, daß Italien nunmehr einen Schritt
zur Klärung der Situation tun möge, ſoll heute abend in einer
Unterredung zwiſchen Macdonald und Grandi gemacht werden,
in der Macdonald dem italieniſchen Delegationsführer über das
Ergebwis ſeiner Ausſprache mit Tardieu in Kenntnis ſetzen wird.
Grandi ſoll bereits heute mit Rom in längerer Verbindung ge=
ſtanden haben. In einigen Konferenzkreiſen erwartet man mit
Beſtimmtheit, daß Italien Zugeſtändniſſe
Frank=
reich gegenüber machen wird. Dieſe Zugeſtändniſſe
dürf=
ten aller Wahrſcheinlichkeit nach in der Annahme eines
gewiſſen Stärkeverhältniſſes zwiſchen der
italieniſchen und der franzöſiſchen Flotte liegen.
Man ſpricht in Konferenzkreiſen davon, daß Italien ein 2:3=
Ver=
hältnis zu Frankreich zugeſtanden werden ſoll, wofür England
im Hinblick auf ſeine Poſition in Gibraltar die Garantie
über=
nehmen ſolle.
er Schritt der Konferenzmächte
bei Muſſolini.
EP. Paris, 17. März.
Miniſterpräſident Tardieu und Kolonienminiſter Piétri ſind
heute aus London hier eingetroffen. Tardieu lehnte jegliche
Er=
klärung ab. — Wie der Korreſpondent der Agentur Radio aus
gut informierter engliſcher Quelle erfahren hat, iſt bei der
eng=
liſch=franzöſiſchen Ausſprache geſtern beſchloſſen worden, eine
Kollektiodemarche bei Muſſolini zu unternehmen,
um dieſen zu beſtimmen, die italieniſchen
Tonnage=
forderungen genaueſtens zu beziffern.
Wahr=
ſcheinlich haben die engliſchen und franzöſiſchen Delegierten auch
die Amerikaner gebeten, ſich an dieſem Schritt zu beteiligen. Die
Antwort der Amerikaner ſei aber noch nicht bekannt.
auf Zerſtörung von Flugplähen im beſekten Gebief.
* Koblenz, 17. März (Priv.=Tel.)
Wir haben ſchon bei Bekanntwerden der Abmachungen über
die Beſeitigung einer Reihe von Eiſenbahnlinien im Rheinland
die Vermutung ausgeſprochen, daß in abſehbarer Zeit wohl neue
Ueberraſchungen uns bevorſtehen würden. Dieſe ſind nun raſcher
als gedacht in die Erſcheinung getreten. Die Franzoſen haben im
beſetzten Gebiet die Zerſtörung eines noch aus der Vorkriegszeit
beſtehenden Flugplatzes bei Lachen=Speyersdorf ſowie der
Flug=
hallen bei Griesheim verlangt. Zwar iſt von der Reichsregierung
gegen dieſe Forderung Einſpruch erhoben worden, damit läßt ſich
aber die Tatſache nicht aus der Welt ſchaffen, daß auf uns neue
Abrüſtungsforderungen der Franzoſen warten. Nach dem Pariſer
Luftfahrtabkommen ſind uns zwar im beſetzten Gebiet mehrere
Flug= und Landeplätze geſtattet. Ueber das Schickſal der
reſt=
lichen Flugplätze gehen aber die Meinungen auseinander. In
dem Schreiben des franzöſiſchen Oberkommandierenden wird
ge=
ſagt, daß die Flughäfen zu zerſtören und der Erlös aus dem
dabei gewonnenen Material dem franzöſiſchen Schatzamt zu
über=
weiſen ſei. General Guillaumat beruft ſich dabei auf
die Beſtimmungen der Rheinlandkommiſſion aus
dem Jahre 1920. Inzwiſchen ſind aber neue
Ver=
einbarungen in Kraft getreten, die die
Rechts=
lage entſcheidend verändert haben. Seit 1923 iſt
von der Botſchafterkonferenz feſtgelegt, daß, wenn Anlagen zu
zer=
ſtören ſind, die Botſchafterkonferenz vom Augenblick des
Abſen=
dens der Note ab es uns überläßt, das zerſtörte Material zu
verwenden, daß ſie alſo darauf verzichtet, den Erlös für das
zer=
ſtörte Material für ſich in Anſpruch zu nehmen. Die Forderung
wäre alſo ſchon deshalb hinfällig geworden. Es kommt aber
hinzu, daß eine weitgehende Vereinbarung
getrof=
fen worden iſt, über die Regelung der Frage der
Verwendung militäriſcher Gebäude für ganz
Deutſchland, alſo auch für das beſetzte Gebiet.
Die jetzt noch beſtehenden Anlagen ſollen zunächſt von uns einer
zivilen Verwendung zugeführt werden. Erſt wenn dies bis Ende
1932 nicht gelungen iſt, würde die Zerſtörung in Frage kommen
können. In dem Moment der Freigabe gehen die Anlagen in
den Beſitz des Reichsfinanzminiſteriums über, das dann die
nöti=
gen Maßnahmen zu ergreifen hat, über die Gebäude in dem
Sinne zu verfügen, daß es ſie der zivilen Verwendung zuführt.
Wenn in einem Blatt die Rechtslage ſo geſchildert wird, als ab
die Franzoſen nur Anlagen, die ſie während der Beſatzungszeit
für ſich gebaut hätten, meinen, ſo iſt das nicht richtig. Zwiſchen
den Anlagen, die vorher beſtanden, und denen, die während der
Beſatzungszeit errichtet worden ſind, beſteht kein Unterſchied. Auch
bei den während der Beſatzungszeit errichteten Anlagen ſteht den
deutſchen Behörden das Recht der Verwertung zu.
avk. Die Krolloper beeilte ſich, Ernſt Kreneks vor
weni=
gen Wochen in Leipzig aus der Taufe gehobene neue Schöpfung
auch dem operndurſtigen Publikum der Reichshauptſtadt
vor=
zulegen. „Leben des Oreſt”; unter dieſem
vielverſprechen=
den Titel ſpielt Maeſtro Krenek wieder einmal auf. Es bleibt
leider bei dem — Verſprechen, das nicht gehalten wird. Geht
hier ein wirklich ernſtzunehmendes, reiches Talent Irrwege,
oder iſt Krenek zuguterletzt doch kein Tondichter, ſondern nur
ein Blender und techniſcher Könner? Seine zielbewußte
Effekt=
haſcherei ſtört häufig, und noch mehr als das: Sie ſchmerzt direkt.
Mitreißend ſtarke, echte Töne, und dann wiederum verſchrobene
Rhythmen, gewollt, gekünſtelt, ohrenbetäubend. Sollte gerade
das die unangebrachte Traveſtie, muſikaliſche Anachronismen,
die ſogenannte „Zeitkunſt” darſtellen? Beſtimmt nicht. Es wäre
im höchſten Grade wünſchenwert, daß Krenek endlich einmal
Farbe bekenne, die rhapſodiſchen Stilloſigkeiten ablege, und
mit einer einheitlichen muſikaliſchen Stillinie aufwarte. —
Klat=
ſchen und Pfiffe. Muſikaliſcher Teilretter: Klemperer.
Er ſollte ſich an Ferdinand Bruckner ein Beiſpiel
nehmen. An dieſem immer noch nicht entlarvten großen
Un=
bekannten, der in ſeinen Werken grundſätzlich nur kranke,
laſterbeſchwerte Menſchen aufmarſchieren läßt. So jetzt in der
„Kreatur”, uraufgeführt in Reinhardts Komödie. Das Leben
ſei Lug und Trug, eine einzige große Verlogenheit, und der
Menſch eine Beſtie, ſagt Bruckner. Gibt man ihm Recht,
ver=
liert man radikal den Glauben an höhere Ideale der Menſchheit.
Ob man ihn ohne weiteres Lügen ſtrafen kann, iſt eine andere
Frage Warum aber verſucht dieſer Menſchenſeher nicht,
die Rolle eines Weltverbeſſerers zu übernehmen? Warum weiſt
er nicht neue Wege zur Bekämpfung der Beſtie im Menſchen?
So bleibt alles eine ethiſch unbedeutend, noch nicht einmal
kurz=
weilige Phraſendreſcherei eines Verbitterten. Ohne eine
gran=
dioſe dramaturgiſche, oder gar dichteriſche Geſtaltungskraft, die
aufhorchen ließe. — Erfolg der Regie und Darſtellung.
Ein nicht unintereſſanter Verſuch Jeßners, des Intendanten
a. D. im Sauſpielhaus, war die Erſtaufführung eines
ſtofflich zeitnahen, in der Ausarbeitung jedoch leider ſtark
zeit=
fernen Stückes von Reinharo Goering. Betitelt: „Die
Südpol=Expedition des Kapitäns Scott‟. Ein
Verſuch, wie geſagt, der aber an ſprachlicher Unvollkommenheit
ſcheitern mußte. Immerhin: Experimente, neue Stoffgebiete für
das Zeittheater zu erſchließen, ſind auch dann begrüßenswert,
wenn die Ausführung nicht gleich gelingt. So bleibt es Pflicht,
feſtzuſtellen, daß Goering in tapferer Pionier war, ein Reforma=
tor, dem ſpäter einmal vielleicht ſogar eine echte Dichtung
ge=
lingen könnte . . . (Hoffnungsſtrählchen wirken belebend in der
Zeit der theatraliſchen Sackgaſſen ohne Auswege!)
Ein nicht ganz verdienter Durchfall in der Volksbühne
des Karl Heinz Martin: C. K. Munros „Das Gerücht”
Ein höchſt intereſſanter, ſcharf pointierter, gutgeſehener Blick
hin=
ter die Kuliſſen der Kriegsmacher: Wie ein Weltenbrand aus
ſelbſtſüchtigen, merkantilen Gründen entſteht, auf daß ſich
Groß=
induſtrielle und ihre Mitläufer bereichern. Famos gezeichnete
Typen. Spannende, aber etwas ermüdende Handlung. Das
Publikum ging trotz der neuartigen und wirkungsſicheren
Regie=
geſtaltung nicht mit.
Belangloſigkeiten: „Verbannte” des durch ſeinen Roman
„Ulyſſes” weltberühmt geworden iriſchen Dichters James Joyce,
„Der Marques de Bolibar”, ein ſchlecht dramatiſierter
Roman des Engländers Graham Rawſon.
Operette: „Denk an mich” vom Sohne des Walzertraum=
Straus. (Oscar, und mit einem „8‟.)Erwin Straus,
Kom=
poniſtenſprößling, neunzehnjährig, kommt beinahe frühreif.
Schmiſſig, rhythmiſch. mitunter nachgefühlt.
Vaudeville für Provinzbeſucher, die einen Abend in der
Reichshauptſtadt lachend totſchlagen wollen: „Der doppelte
Bräutigam” Mit Drehbühne und guten Kräften. Leitung:
Revue=Haller redivivus.
Ein franzöſiſcher Schwankerfolg: „Madame hat
Aus=
gang”. Wirklich geiſtreich.
Großer Abend im Schiller=Theater: Hauptmanns
Jugendwerk „Das Friedensfeſt‟. Die Aufführung ein
Er=
lebnis. Aber:
Vier diskutable Premieren und kein durchſchlagender Erfolg.
Nichts Neues. Nichts Nochniedageweſenes. Der Querſchnitt
eines ganzen Theatermonats inmitten der Hochſaiſon.
Kommen=
tar überflüſſig.
Kommt da ein Frühlingserwachen?!.
* Berliner Zilmpremieren.
Tonfilmfeinde (unter ihnen der Kritiker ſelbſt) müſſen wohl
bald Abbitte leiſten. Die Entwicklung der tönenden Leinwand
marſchiert mit Rieſenſchritten. Nach der vorbildlich
unterhalten=
den, entzückenden Filmoperette der Ufa „Liebeswalzer” wartete
nun dieſelbe Geſellſchaft mit einem Sprechfilm großen Formats
auf. „Dieletzte Kompagnie” Idee: Wilhelm und
Koſter=
litz., Manuſkript: Ludwig von Wohl. Muſik; Ralph Benatzky.
Jena, anno 1806. Die deutſche Armee geſchlagen, dreizehn
Ueber=
lebende der Burgſchen Kompagnie halten eine Mühle, und decken
den Rückzug ihrer Kameraden. Ein Heldenepos auf die Tapfer=
keit ſelbſtloſer Männer. Eine menſchliche Tragödie, die ſelbſt dann
engreift, wenn man politiſch derartige Stoffe nicht für „zeitgemäß”
hält. Ein filmiſch ausgezeichneter Vorwurf, ein Tonfilm, wie er
ſein muß. Aufgebaut auf die menſchliche Sprache, deren
Wieder=
gabe auffallend gut gelingt. (Sogar die Nebengeräuſche laſſen
erfreulich nach!) Dieſer Streifen kann als erſter Anſatz zum
kommenden Tonfilmdrama betrachtet werden. Sämtliche
Tonmöglichkeiten voll und ganz ausgenutzt, die Handlung wird
allmählich einheitlicher, der Vorwurf ein einziger großer Guß.
Stumme Aufnahmen (Szenen ohne Handlung) bereiten geſchickt
Wirkungen und Steigerungen vor. Das iſt vielleicht der richtige
Weg!
Conrad Veidt als Hauptmann Bung:
Ueberwäl=
tigend. Eine ſchauſpieleriſche, und darüber hinaus menſchliche
Höchſtleiſtung. Die Sprache klar und deutlich in allen
Schat=
tierungen. Die dreizehn Musketiere: Famos zuſammengeſuchte
Typen. Die einzige Frau der Haupthandlung: Karin Evans.
Noch nicht vollreifes, aber geeignetes Tonfilmmaterial, ebenfalls
mit echten Tönen.
Regie: Kurt Bernhardt. Ein abſoluter Könner. Keine
Hoffnung mehr, dieſer junge, neue Mann, ſondern bereits
Er=
füllung. Die Muſik Benatzkys: Diskret untermalend, nur
ſtellen=
weiſe dominierend. Eindringlich die fein empfundene Ballade
von den dreizehn Musketieren.
Geſamteindruck: Saubere Präziſionsarbeit mit beinahe
gigan=
tiſchen Momenten. Ehrlicher Erfolg.
Techniſch beachtenswert und muſikaliſch ſehr anheimelnd
ge=
raten auch der „Wiener” (natürlich in Deutſchland gemachter)
Operettenfilm „Zwei Herzen im Dreiviertel=Takt”.
Viel Rhythmus; Muſik von Robert Stolz dem bewährten
Operetienkomponiſten. Schmiſſige Regie (Bolvary), ſehr gute
Darſteller. Voller Erfolg. Erwähnungswert das ſtumme
Luſt=
ſpiel: „O Mädchen, mein Mädchen, wie lieb ich Dich”
der Afa: Ein ganz entzückend aufgebauter Unterhaltungsfilm.
Die Mittel epigonal, aber ſehr geſchmackvoll angewandt. Große
Enttäuſchung dagegen ein Original=Japaner: Man ſtelle ſich
das Reich der aufgehenden Sonne amerikaniſiert ſogar
film=
amerikaniſiert vor. Broadway=Story mit aſiatiſchen Schauſpielern.
Sie ſind bedauernswert!
A. v. K.
Marcell Salzer geſtorben. Profeſſor Marcell Salzer, der
weithin bekannte deutſche Vortragskünſtler, iſt geſtern nachmittag
in ſeiner Villa in Lichterfelde nach einem längeren Herzleiden
ſanft entſchlummert. Salzer, ein gebürtiger Wiener, iſt 56 Jahre
alt geworden.
Seite 4
Dienstag, den 18. März 1930
Nummer 77
HHHT
Die glückliche Geburt eines kräftigen Jungen
zeigen an
Dr. J. Schefers
und Frau Thereſe, geb. Henner.
Unſere Margret und Annelieſe haben
ein Brüderchen bekommen.
In danlbarer Freude
Chr. Moll und Frau Lieſel.
den 17. März 1930 Beſſungerſtr. 1.
„MOTOR-
RADER
200 — 750 ccm
Ständige Vorführ.
in unserem Hof
Grafen-
straße 22
venkduu,
Darmſtadt, den 15. März 1930
z. Zt. Klinik Dr. Wolff und Dr. Hoffmann.
(4498
Statt beſonderer Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langem, ſchweren Leiden,
wohlverſehen mit den Tröſtungen der katholiſchen Kirche,
unſere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
und Schweſter
Frau Clara Hügel
geb. Dubois
im 82. Lebensjahre.
Mimi Hügel
Emy Stirtz, geb. Hügel
Dr. jur. Hans Stirtz
und 2 Enkelkinder. (
Darmſtadt, den 17. März 1930.
Die Beiſetzung findet auf Wunſch der Entſchlafenen in
aller Stille ſtatt; das Seelenamt am Samstag, den
22. März, vorm. 8½4 Uhr in der St. Ludwigs=Kirche.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir dankend abzuſehen.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme, ſowie
Blumenſpenden anläßlich des Hinſcheidens meiner lieben
Entſchlafenen
Frau Margarete Wurm
ſage ich Allen innigen Dank. Ganz beſondern Dank
Herrn Pfarrer Wintler für ſeine tröſtenden Worte, Herrn
Dr. Schreiner und den Schweſtern des Alicehoſpitals für
ihre aufopfernde Pfiege.
Der trauernde Gatte:
Joh. Wurm.
Grube Meſſel, den 17. März 1930.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Hinſcheiden unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn Ferdinand Franke
Spenglermeiſter
ſagen wir Allen für die bewieſene Ehre unſeren innigſten
Dank. Ganz beſonders danken wir Herrn Pfarrer Berck
für die troſtreichen Worte am Grabe und der
Kranken=
ſchweſter Eliſabeth für ihre liebevolle Pflege, dem
Turn=
verein und Odenwaldklub, den Geſangvereinen Concordia
und Liederkranz für den Grabgeſang und für die
Kranz=
niederlegung, ſowie für die vielen Kranzſpenden und
Allen, die ihm die letzte Ehre erwieſen haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Gg. Franke
Familie Reiſinger
Familie Buchberger
und Angehörige.
Roßdorf, den 16. März 1930.
(4528
Für die vielen Beweiſe aufrichtigſter
An=
teilnahme an dem ſchweren Verluſi, der
uns betroffen hat und die zahlreichen
Blumenſpenden bei dem Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Anna Abels
geb. Maſer
ſagen innigſien Dank
Die trauernden Hinterbliebenen.
Groß=Umſtadt, den 14. März 1930. (4524
Soelesssssssssst
Prwbat=Schneider=Anterricht 4ſbraucht, um ſich rein, friſch, feſt und
Gründliche Ausbildung
an eigener Garderobe
Zuſchneiden, Kleider=, Mäntel=, Wäſchenähen
Meiſterin, Eliſabethen=
Zonl HandU ſtraße 70, I. Telephon 4243
rstrs
Aun
Ein ſanfter Tod erlöſte am
Sonn=
tag Abend meinen geliebten Mann,
unſern teuren Vater
Herrn Bildhauer
Wilhelm Götze
von ſeinemlangen, ſchwerenLeiden,
Um ſtilles Gedenken bitten
Eliſabeth Götze
Friedr.=Wilhelm u. Herta Götze
nebſt Angehörigen.
Jugenheim a. d. B, 16. März 1930.
Die Beiſetzung findet auf Wunſch
unſeres lieben Entſchlafenen auf
dem Waldfriedhof in aller Stille
ſtatt.
Heute und morgen billig im
Hracthuns greeſe
Taunusſtr. 39, Schuſtergaſſe 17
0.90
4 Pfd. Orangen, (ſehr ſüß)
1.00
3 Pfd. Blut=Orangen ſehr ſüß
0.60
1 Pfd. Tomaten, ſchnittfeſt
1.00
2 Stück Blumenkohl
0.50
3 große Kopfſalat.
0.50
1 Pfd. gelber Endivienſalat.
030
1 Pfd. ſchöner Spinat
0.50
1 Pfd. Bananen (1. Sorte)",
0.25
1 Kranz Feigen.
0.25
4 große Citronen
Telephon 4380. Lieferung frei Haus.
(4536)
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem ſo raſchen Heimgange
meiner lieben Frau
Gretel Oingeldein
geb. Fiſcher
ſage ich Allen innigſten Dank.
Für die Hinterbliebenen:
Albert Dingeldein.
Darmſtadt, den 16. März 1930.
Saalbauſtr. 25.
(4501
Fotografie-Rahmen
in allen Größen und Preislagen
Einrahmungen billigst bei (240a
Georg Wagner
Buch- und Kunsthandlung
Elisabethenstr. 7 (neb. Parfüm. Frank).
jeder Art werden
trümpfé angestriekt. 45ob
auch engl. Sohlen, sodaß solche
gut im Spangenschuh getr. werd.
können. Füße nicht abschneiden
Teichhausstr. 34, I.
Chmidt Telephon Nr. 2538.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger
Teilnahme beim Hinſcheiden
unſerer lieben Mutter danken
wir herzlich
Heinz Aumäller und Familie
Fritz Aumüller und Frau.
Darmſtadt u. Eſſen, 17. März 1930.
Hadatl
auf
Rotsiegel-
Krawatten
Handschuhe
Herrenwäsche
(4519
kaufen Sie gut und preiswert im Spezial• Geschäft
FefktseltSchiika!
Ernst-Ludwigsplatz 2
Am weißen Turm
3.50
2.50
Herren-Sohlen U. Fleck Damen-Sohlen U. Bleck
Hübners Schuhbesohlung
Karlstr., Ecke Hügelstr.
Mathildenplatz 10
Telephon 4667
(308a
Transparente
Gut und
billig
Gustav Gell
Hinderwagen
Hllergrödle Auswahl
nur bei B. Ori0, Karlstr. 14/16
Wiße
3 Vorteile für Sie!
1. Gutes und bi liges Sohlenleder
Damenſohlen von 65 H,
Herrenſohlen von 95 H an.
2. Arbeiterſtiefel, Gr. 40—46, von
Mk. 7. 50.
3. Alle Schuhmacherzutaten
(1358a
extra billig
und noch 59 Extra=Rabatt.
Nur bei J. Rubin, Kirchſtraße 10
(gegenüber d. Stadtkirche) Samstag geſchloſſen.
ACHTUNGT
Ich verkaufe die
Restbestände
meiner Holzvorräte und biete an:
ca. 215chm Kiefernbohlen RM. 70.- pr. cbm
25 /30/35/40/45/50/60 mm stark
ca. 7 chm Lärchenbohlen RM. 80,- pr. cbm
25 /35/ 50 /60 /70/75180 /90 mm stark
ca. 150cbm Buchenbohlen RM. 75.- pr. cbm
20 125 35 /40/45 1 50 160 170 /75 180 190
100 /110/120 mm stark
sowie versch. Bretter, Fußbodenriemen.
Latten usw.
Sämtliche Preise verstehen sich bei
Waggon-
abnahme frei Waggon Reinheim.
Gg. Nik. Stühlinger II., Reinheim i. Odn.
Dampfsägewerk — Holzhandlung
Fernsprecher Nr. 280.
bei (2237a
FFotlen werdeit niant darcrfbehrbach
Schillerpl. 7.
das Alter verurſacht
Fahrraddecken
Ein neuer, einfacher Weg, um jung auszuſehen
Eine erſiaunliche Entdeckung hervorragender Aerzte
den, daß nicht das Alter,
ſondern die
Unterernäh=
rung der Haut Falten,
einen welken Teint
ſo=
wie ſchlaffe Wangen
hervorruft u. Frauen
ein ältliches
Aus=
ſehen verleiht. Die
Pariſer Hautnahrung
CremeTokalonnoſafarbig,
enthält unter einer
Ga=
rantie von 100000
Franes höchſt
be=
kömmliche
beſondersbe=
reitete Nährſtoffe,
prädige=
rierte Sahne und Olivenöl,
emulgierte Pflanzenextrakte uſw.,
welche zufolge derMeinung
hervor=
ragender Spezialiſten, Ihre Haut U
frei von Falten zu erhalten. Sie wird einſchlägigen Geſchäften.
Gratis=Schönheitspäckchen, enthaltend drei kleine Tuben Creme
Im Gegenſatz zu der allgemeinen Ihre Haut faſt über alles Erwarten
Meinung iſt es nunmehr bewieſen wor= ſchon in einer Nacht erfriſchen und
wiederbeleben. Eine Frau
von 50 Jahren kann
nun wie 30 ausſehen
und junge Mädchen
erlangen einen Teint,
welcher die
Bewunde=
rung und den Neid
aller ihrer
Freun=
dinnen erregt.
Be=
nutzen Sie Creme
Tokalon Hautnahrung
roſafarbig, vor dem
Schlafengehen undCreme
TokalonHautnahrung,weiß.
am Morgen, um Ihre Haut
zu ernähren und ſie ſtändig
jung zu erhalten. Erfolgreiche
Reſultate werden in jedem Falle
garantiert oder Ihr Geld wird
Ihnen rückerſtattet. Erhältlich in
(II. 1328
Tokalon=Hautnahrung und einige andere Schönheitsmittel, wird gegen 50 Pfg. für
Verſandſpeſen durch Aſche & Co., Hamburg, Pinneberger Weg 3K, zugeſendet.
100000 Francs Garantie
Beifedern-Reinigung
Mauaugen
Inlett-Bettfedern. Daunen
Drelle-Patent-Matratzen
Autarbeiten und Neuanfertigung
von Matratzen und Polstermöbel
aller Art 15784
„ROTM
Tapeziermeister
Magdalenenstr. 11 Tel. 1084
4Romanhefte
zur Einführ. n. 20 5
V. Knierim,
Guten=
bergſtr. 58, II. (Eilg
In 3 Tagen
Wichtraucher
Auskunft koſtenlos.
Sanitas=Depot Halle
a. 5. 1708 (I. M0g0 4534
Piano
nußb. pol. kreuzſ.
Panzerpl. tadellos
erhalten, 580 ℳ.
Piano=Berg,
Heidelb.=Str. 88,
Tel. 126. (B4140
Für 30 Mark
fertigt Ihnen eine
feine Maßſchneiderei
einen eleganten Maß=
Auzug. Reparaturen
prompt und billia.
Angeb. unt. BT 864
a. d. Geſchäftsſt. (4532
Die
schönsten
Hader
Wagen
mit 100 Rabatt
Schläuche
ſehr billig bei
Gütting,
Schuchardſtraße 10
(3642a)
Kisten
in allen Größen billig abzugeben
Friedrich Schaefer
Ludwigsplatz 7.
uckerkranke
(I.55
Wie Sie ohne das nutzloſe Hungem
zuckerfrei werden ſagt Jedem unentgeltlich
Ph. Hergert, Wiesbaden, Rückeristr. 167
Schreibwaren en gros
W. K. Kleinhens, Waldstraße 30. (*
Klavier-Irnold
Elisabethenstr. 28
Cello
preiswert zu verkf.
Zuſchr. erbeten unt.
J. 122 a. d. Geſch.*
4284 Zim.-Haus
mi: Einfahrt,
Vor=
u. Hintergart. Nähe
Heidelbergerſtr. für
23 000 ℳ zu verkf.
Wohng. beziehb.
Auskunft bei Phil.
Dorſt, Hoffmannſtr.
Nr. 21. Tel. 1935.0
Suche per ſofort
Lebensmittel=
Geſchäft
oder paſſend. Laden.
auch in Umgebung
von Darmſtadt.
An=
gebote unter J 100
an die Geſchſt. (4511b
Baugelände
2400 qm, a. d. Straße
Darmſt.=Arheilgen
gegenub. d.
Merck=
ſchen Fabr. gelegen
alsbald zu verkauf.
Das Gelande gel. a.
in Parzellen v. ca.
600 qm z. Verkauf
Angeb. unter J. 97
an die Geſchäftsſt.
Eckhaus
Paulusviertel, 2½
Stock, je 4 Zi., Kü.
u. Mädchenz.,
hüb=
ſcher Garten, frei
werdende Wohnung
ſofort beziehbar, .
28 000 ℳ bei größ.
Anzahlung zu
ver=
kaufen. Angeb. unt.
J. 120 a. d. Geſch.*
Ich ſtelle mein herrſchaftliches
426 Limmer-Haus
Heinrichſtr. 136, Ecke Beckſtr., zum Verkauf.
Ernſtl. Selbſtintereſſenten erhalten näheren
Aufſchluß nur durch mich oder durch d.
Immobilienfirma Mittelſtädt
Eliſabethenſtraße 34 Fernſprecher 2340
Frau v. Petery, Heidenreichſtr. 21=
Kapitalkräftiger Käufer
ſucht
Herrenſitz
mit ca. 4 Morgen Park und
Herren=
haus in glatten Linien (etwa 10
Zimmer), evil. kleines Dienerhaus
in ſonniger Lage. Preislage ca,
RM. 100—150 000.—. Ganz
aus=
führliche Angebote mit Unterlage
erbeten, unter K R1241 an Ala=
Haaſenſtein &Vogler, Karlsruhe.
I Ka4492
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
ReinoOld
Kranichſteinerſtr. 28
Eliſabethenſtr. 4
(Huthaus Titze)
Telephon 736
Telephon 736
307a
Marktpaſſage
Bitte genau auf Firma und Straße zu achten
Meine Muſter in Stroh ſiud da
Neue Häte
in reicher Auswahl und zu billigen Preiſen
Hut-Zentrale Wenzel
3868a) Eigene Fabrikation
Darmſtadt, Saalbauſtr. 23, Fernruf 4130
Nummer 77
Dienstag, den 18. März 1930
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 18. März
Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen (Auswahl)
tom 17. März 1930 an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht
auf=
teſtellt:
Bibliothecae Graecae et Latinae Auctarium Weidmannianum.
Fol. II, Pars Prior: Hesiodi Carmina. Vec. Felig Jacoby. Pars I.
lerolini 1930: Germaniſche Bibliothet. 1 Abt. 1. Reihe, Bd. 17:
4rühneuhochdeutſche Grammatik. Von Virgil Moſer. 1. Bd. 1. Hälfte.
heidelberg 1929: Juri Daniloff, Großfürſt Nikolgi Nikolgjewitſch.
Ferlin 1930; Eduard Engel, Menſchen und Dinge. Leipzig 1929;
Konrad Eſcher, Engliſche Kathedralen. München und Berlin 1929;
Bilhelm Filchner, Om mani padme hum. 2. Aufl. Leipzig 1929;
Lhéophile Gautier, Bmaux et Camées. Bdition déünitive suirie
(e Possies choisies par Adolphe Boschot. Paris 1929; W.
Heien=
rok, Evangeliſche Kirchenkunde. Bielefeld und Leipzig 1929;
. Kanokogi, Der Geiſt Japans. Leipzig 1930: Anton Krauße,
Umeiſenkunde. Stuttgart 1929; Franz Lehel, Fortſchreitende Ent=
Sicklung. München 1929; Jacques Maritain, Antimodern.
Augs=
lurg 1930; Henri Maſſis, Verteidigung des Abendlandes. Mit
ſiner Einführung von Georg Moenius. Hellerau 1930; Franz
Meh=
t ing, Zur Literaturgeſchichte von Calderon bis Heine., Berlin 1929;
D. S. Mereſchkowſky. Das Geheimnis des Weſtens Atlantis=
Europa. Leipzig und Zürich 1929: N. Monaſterev. Vom
Unter=
ſang der Zarenflotte. Deutſch von M. Zimmermann. Berlin 1930;
Rudolf Otto, Das Heilige, 7—2. Aufl. Gotha 1929; Ludwig b.
Saſtor. Geſchichte der Päpſte ſeit dem Ausgang des Mittelalters.
4. Bd.: Geſchichte der Päpſte im Zeitalter des fürſtlichen Abſolutismus
on der Wahl Innozenz X. bis zum Tode Innozenz” Xll. 1. Abt.
Freiburg 1929; M. Pokrowfki, Geſchichte Rußlands von ſeiner
Entſtehung bis zur neueſten Zeit. Leipzig 1929; Paul Ortwin Rave,
Heutſche Bildnerkunſt von Schadow bis zur Gegenwart. Berlin 1929;
Sammlung Göſchen. Bd. 1013: Kurt Draeger, S=A
annungsfrei=
ſeitungen. Bd. 1016: W. Prion. Die Effektenbörſe und ihre Geſchäfte.
Bd. 1017: Guſtav Jäger, Theoretiſche Phyſik. 5. Teil. 4. Aufl. Bd. 1019:
S. Heinzelmann. Die elektriſchen Kabel. Bd. 1020: Hch. Krökel und
Hans Nieſe. Die elektriſchen Schweißverfahren. S
Schultzen=
ein, Friedrich Karl von Saviany. (Meiſter des Rechts.) Berlin
930; Frithiof van Thienen, Das Koſtüm der Blütezeit Hollands
1600 —1660. Borlin 1930; Wladimir Woytinſky, Der deutſche
Arbeitsmarkt. 1. Berlin 1939.
Außerdem die neueſten gebundenen Zeitſchriftenbände. —
Vormer=
ſuungen werden im Leſeſal entgegengenommen. — Vom 31. März an
erleihbar.
— Proteſt gegen den Abbau der Volksſchule. In der überfüllten
Beſſunger Turnhalle hatte ſich die Elternſchaft der Beſſunger
Volks=
ſchulen zuſammengefunden, um ſich zu der Frage zu äußern: „Kann
ſend darf an der Volksſchule abgebaut werden?‟ Nach einer kurzen
Be=
rüßung durch den dienſtälteſten Rektor erhielt das Wort Herr Lehrer
Suſar zum Bericht über den drohenden Volksſchulabbau. Nach
leb=
aftem Beifall für die klaren und ſachlichen Ausführungen entwickelte
ſech eine rege Ausſprache aus allen Schichten der Bevölkerung, die dieſes
ernſte Thema mit dem entſchloſſenen Willen zur Abwehr behandelten.
Smpulſiv wurde aus der Verſammlung heraus gefordert, einen
Eltern=
usſchuß zu bilden, um die Rechte der Eltern und der Kinder weiterhin
wirkſam zu vertreten. Der Verſammlungswille fand in einer
Ent=
ſchließung ſeinen Niederſchlag, in der gegen jeden Schulabbau
ſchärf=
ſEer Proteſt erhoben wird.
— Vortrag Graf Hardenberg über die Holbeinſche Madomna. Der
ortrag des Grafen von Hardenberg hatte eine ſo große Zahl von
Freunden der Holbeinſchen Madonna in der Aula des alten
Gymna=
ſiums verſammelt, daß kein Platz unbeſetzt blieb. Der Vortragende,
eer ſein Lieblingskapitel ja ſchon des öſteren hier in Darmſtadt und
Umgegend aus den verſchiedenſten Geſichtswinkeln heraus behandelt hat,
ſoetonte in ſeinem Sonntagsvortrage die Weltbedeutung der
Holbein=
ochen Madonna als reinſte Verkörperung des deutſchen Madonnenideals.
Ergänzend, nicht wetteifernd, ſteht ſie allein ebenbürtig neben der
Six=
fina des Raphael, die in vollendetſter Weiſe das romaniſche
Madonnen=
ſiöeal verkörpert. Der Redner kam dann auf die Erklärung der ſieben
pargeſtellten Geſtalten auf dem Bilde, die er in ganz neuer und
feſſeln=
ver Weiſe zu charakteriſieren verſtand. Den Schluß des Vortrages
bil=
ete eine Darſtellung der Geſchichte des Bildes ſelbſt, deſſen
geheimnis=
wolle Verdoppelung im 17. Jahrhundert der Kunſtwiſſenſchaft manche
Muß zu knacken gegeben hat, bis ſich 1874 die Frage nach der Echtheit
der Dresdener oder der Darmſtädter Madonna zugunſten der letzteren
entſchied. Zahlreiche Lichtbilder illuſtrierten die Ausführungen des
Vortragenden, dem zum Schluß der Dank der Zuhörerſchaft durch
reundliche Worte des Herrn Hauptmann als Vorſitzender des Vereins
-Chriſtlicher junger Männer” und durch lebhaften Beifall zuteil wurde.
— Von der Deutſchen Friedensgeſellſchaft wird uns geſchrieben: Für
Mittwoch, abends 8 Uhr, hatte die Ortsgruppe der Deutſchen
Friedens=
geſellſchaft zu einem Vortrage über „Internationale Arbeitsorganiſation
arnd der Weltfrieden” in der Aula der Landesbauſchule geladen. Sie
Hatte für dieſen Vortrag den Sektionschef des Internationalen
Arbeits=
amts in Genf Miniſterialrat a. D. Dr. Berger, gewonnen, der
Durch ſeine ausgezeichneten Vorträge in der Verwaltungsakademie über
enternationale Sozialpolitik beſtens bekannt iſt. Der Redner legte dar,
wvie die gemeinſame Tätigkeit der zum internationalen Arbeitsamt
ab=
geordneten A rtreter der Völkerbundſtaaten die Erkenntnis der
Zuſam=
rnengehörigkei, und des gegenſeitigen Verſtehens fördern, wie die von
ihm angeſtrebte Angleichung der ſozialpolitiſchen Zuſtände in den ein=
Selnen Mitgliedsſtaaten, beſonders derjenigen mit großer Rohſtoff= und
Enduſtrieller Produktion, geeignet ſei, die Volksgeſundheit und Volkswohl=
Fahrt zu heben und dem wirtſchaftlichen Wettbewerb zwiſchen den Mit=
Sliedsſtaaten die leicht zu kriegeriſchen Verwicklungen führenden Schärfe
Su nehmen. In einem geſchichtlichen Rückblick zeigte er, daß die
Be=
ſtrebungen, ſozialpolitiſche Probleme, als ein Teilproblem der
Welt=
befriedung, international zu löſen, zurückgehen bis zum Jahre 1818, in
welchem Jahr ein engliſcher Induſtrieller an die heilige Allianz den
wergeblichen Appell richtete, internationale Abmachungen über Beſchrän=
Eung der Kinder= und Frauenarbeit zu treffen. Und ſo brutal der
Werſailler Friedensvertrag in vielen ſeiner Forderungen für die
beſieg=
sten Völker insbeſondere für das deutſche, ſei, ſo enthalte er doch
wich=
tige und begrüßenswerte Forderungen für die Befriedung der Welt.
Beſonders wichtig ſei der Xlll. Teil, der für die internationale
Arbeits=
organiſation grundlegend ſei, und der die Geburtsurkunde für das
Internationale Arbeitsamt in Genf darſtelle. Miniſterialrat Dr.
Berger verbreitete ſich dann über die Zuſammenſetzung, die
Auf=
gaben, die Arbeitsweiſe dieſes Arbeitsamts, ſtreifte kurz die bisherigen
Ergebniſſe ſeiner Arbeit, die nicht zu gering zu veranſchlagen ſeien,
wenn die Schwierigkeiten erwogen würden, die ſich der Durchführung
der Beſchlüſſe in den einzelnen Ländern entgegenſtellen. Man hatte von
Dr. Berger den Eindruck, daß er ſeine ganze Perſönlichkeit einſetz,t um
durch ſeine ſozialpolitiſche Tätigkeit den Weltfrieden zu fördern. Reicher
Beifall ward ſeinen Ausführungen zuteil.
— Der Aeltere Sterbekaffeverein Darmſtadt, Verſicherungsverein
a. G., gegründet 1870, hielt ſeine 60. ordentliche
Generalver=
fammlung ab. Die Verſammlung war gut beſucht und nahm
einen befriedigenden Verlauf. Der Jahresbericht und die
Rechnungs=
ablage erweckten großes Intereſſe. Dankbar anerkannten die
anweſen=
den Mitglieder die von dem Vorſtand entfaltete rührige Tätigkeit und
geleiſtete Arbeit. Die Darlegungen über die günſtigen Kaſſen= und
Vermögensverhältniſſe wurden allgemein mit großer Freude
aufgenom=
men. Dem Vorſtand wurde einſtimmig Entlaſtung erteilt. Die
Neu=
wahl des Vorſtandes brachte keine Aenderungen. Der erſte Vo=
und die übrigen Vorſtandsmitglieder wurden einſtimmig wiedergewählt.
Durch die im letzten Jahre entfaltete Werbetätigkeit iſt die
Mitglieder=
zahl ſtetig im Steigen. Die Sterberente beträgt bei einem
verhältnis=
mäßig geringen Beitrag nahezu 300 Mark. Alle Perſonen ohne
Unterſchied des Standes und der Konfeſſion im Alter von 13—50
Jah=
ren können gegen eine geringe Einſchreibgebühr um Aufnahme
nach=
ſuchen. Keine ärztliche Unterſuchung, keine Wartezeit, unbedingter
Rechtsanſpruch. Nähere Auskunft erteilt und Anmeldungen nimmt
ent=
gegen der Rechner Herr Otto Simmerer, Darmſtadt, Waldſtraße
Nr. 38 part.
Heifſäadigfel des Maluer Salſeles
im Spieljahre 1930 31.
In unſerer Samstagnummer veröffentlichten wir eine
Main=
zer Zuſchrift über Entſchlüſſe der Mainzer Theaterdeputation und
einen Zentrumsantrag, dem Mainzer Stadttheater einen Zuſchuß
von 200 000 Mk. zu bewilligen. In der Begründung war u. a.
ausgeführt: „Wenn der heſſiſche Staat nahezu eine Million für
das Darmſtädter Landestheater auszuwerfen gedenkt‟. Dieſe
Vorausſetzung iſt falſch. In dem vorläufigen Etat iſt nicht eine
Million, ſondern eine Summe von 690 000 Mark als
Staatszuſchuß angefordert worden. Die falſche Vorausſetzung
über den Staatszuſchuß iſt in dem Zentrumsantrag enthalten,
iſt alſo nicht als die Stellungnahme unſeres Berichterſtatters
aus=
zulegen.
Telegramm-Aufnahme durch Mänzfernſprecher.
Münzfernſprecher neueſter Bauart.
Dieſe Apparate werden auf dem Darmſtädter Poſtamt nicht nur
für den Ortsverkehr, ſondern verſuchsweiſe auch für die Führung
von Ferngeſprächen und Aufgabe von Telegrammen durch
Fern=
ſprecher zugelaſſen. Zur Zahlung der Gebühren können Wertſtücke
bis zu einer Mark benutzt werden.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Ein Schloſſer aus Reinheim war von der Röhr
A.=G. in Ober=Ramſtadt wegen eines geringfügigen Vergehens entlaſſen
wurden. Das Arbeitsamt erkundigte ſich nach der Arbeitsbeſcheinigung,
auf der die Arbeitslöhne unwahrſcheinlich hoch angegeben waren, ſo
z. B. ſtatt 65 Mark 165 Mark für 14 Tage. Die Erkundigung brachte
dem Schloſſer eine Anklage wegen Urkundenfälſchung ein. Der
Ange=
klagte gibt heute an, er habe die Arbeitsbeſcheinigung, bevor er ſie dem
Arbeitsamt einreichte einem Freunde gezeigt, der die mit ſchlechter
Feder geſchriebenen Zahlen lediglich nachgefahren habe. Er ſelbſt will
der Meinung geweſen ſein, er hätte tatſächlich ſoviel verdient. Der
Freund, als Zeuge, verweigert die Ausſage. Ein mediziniſcher
Sach=
verſtändiger bezeichnet den Angeklagten als pſychopathiſch ſchwachſinnig.
Der Vertreter der Staatsanwaltſchaft beantragt ſelbſt Freiſprechung,
da die Sache nicht vollſtändig aufzuklären ſei. Der Angeklagte wird
freigeſprochen, der Haftbefehl wird aufgehoben. Der Zeuge, der die
Ausſage verweigert hat, wird ſich wahrſcheinlich noch vor Gericht
ver=
antworten müſſen.
Klopfer
(VI3484
DAS VITAMINREICHE
On Stok
erhältlich in den Filialen: Schade & Füllgrabe A.-G.
* und Carl Fröhling A.-G.
— Tag des Buches. Der Ortsverein der Darmſtädter Buchhändler
veranſtaltet Samstag, den 2. März, abends 8 Uhr, eine Feier im
gro=
ßen Saale des Saalbaues. Der Direktor der Landesbibliothek, Herr Dr.
Eppelsheimer, wird einleitende Worte über die grundſätzliche Bedeutung
des Tages ſprechen, worauf Herr Schulrat Haſſinger den Vortrag
über das Thema des Tages ,Buch und Jugend” halten wird. Zu
Beginn und zum Schluß der Feier ſpielt das Schnurrbuſchquartett Werke
von Mozart und Haydn. Weitere Abwechſelung wird die
Vortrags=
folge durch mehrere Liedervorträge eines Schülerchors unter Leitung
des Herrn A. Born erfahren. — Ein ausführliches Programm, das
zum Eintritt berechtigt, wird von heute ab in den Buchhandlungen zum
Preiſe von 50 Pf. und an der Abendkaſſe abgegeben. Bei einem
Buch=
kauf von 4 Mark vergüten die dem Darmſtädter Ortsverein
angehöri=
gen Buchhandlungen bis zum 20. April das Eintrittsgeld zurück. (Siehe
Anzeige.)
— Volkshochſchule. In der Reihe der Vorträge über „Weſen
und Ziele der politiſchen Parteien” wird am
Diens=
tag, den 18. März, Herr Staatsrat Meller für die
Zentrums=
partei und am Donne= stag, den 20. März, Herr Staatsanwalt
Gilmer für die Deutſche Demokratiſche Partei ſprechen.
Die Vorträge finden jeweils im Feſtſaal des Realgymnaſiums,
Kirch=
ſtraße 2 ſtatt und beginnen 2034 Uhr. Anmeldungen erfolgen in der
Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule. Mathildenplatz 17.
— Ratsherrnbrüderſchaft Darmſtadt. Die Heſſiſche
Familiengeſchicht=
liche Vereinigung hat uns zu ihrem Vortragsabend am
Diens=
tag, 18. März, abends 8.30 Uhr, im Hotel Prinz Karl (Schulſtraße)
eingeladen. Unſer Bruder Herr Philipp Weber ſpricht über die
„Geſchichte der Natsherrnbrüderſchaft und der Hofbrüderſchaft
Darm=
ſtadt”.
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Infolge Erkrankung
verſchie=
dener Mitwirkender muß der für Donnerstag, den 20. d. M. in
Aus=
ſicht genommene Vortragsabend der Opernſchule auf Mittwoch,
den 26. d. M., verlegt werden. Der Abend findet, wie erwähnt, im
Kleinen Saale des Städtiſchen Saalbaues um 20 Uhr ſtatt. Bereits
gelöſte Karten behalten ihre Gültigkeit.
— Erperimentalvortrag Dr. Sortana. Auf den heute Dienstag,
den 18. März, abends 8 Uhr, im Konkordiaſaal, Waldſtraße 33,
ſtatt=
findenden zweiten Experimentalvortrag Dr. Sortana ſei, hiermit
nochmals beſonders hingewieſen. Karten bei Konzert=Arnold,
Eliſa=
bethenſtraße 28, und an der Abendkaſſe.
— Sektion Darmſtadt des Deutſchen und Oeſterr. Alpenvereins.
Freitag, den 21. März, abends 8.15 Uhr, wird Herr Studienrat Dr.
Vetter in der Monatsverſammlung im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=
Gymnaſiums über „Deutſches Volkstum in Siebenbürgen” an Hand von
Lichtbildern ſprechen. Die Mitglieder der Sektion Starkenburg und
eingeführte Gäſte ſind willkommen.
Heilſtäenverein Haus Burgnald
hielt unter dem Vorſitz von Herrn Geh. Medizinalrat Dr Balſer
in der Loge in Darmſtadt ſeine Mitgliederverſammlung ab.
Was will dieſer Verein?. Er will den Alkoholkranken helfen, will ſie
wieder zu tüchtigen, ordentlichen Menſchen erziehen zum Segen ihrer
Familie und unſeres Volkes. Er macht nicht viel Aufhebens von ſich.
Still und zielbewußt geht er ſeinen Weg. Nur der weiß die Tätigkeit
dieſes Vereins zu ſchätzen, der in Familien hineingeſehen, in denen ein
Mitglied dem Laſter des Alkohols verfallen iſt. Es iſt ſchade, daß der
Hausvater. Herr Diakon Zieſche, und Herr Dr. Georgi, mit
ihren Berichten keinen größeren Zuhörerkreis hatten. Leute aus den
verſchiedenſten Ständen, die aus verſchiedenen Urſachen ſtärker oder
ſchwächer dieſem Laſter verfallen ſind, kommen in Haus Burgwald
zu=
ſammen und können meiſtens unter ſachverſtändiger, liebevoller
Be=
handlung nach einigen Monaten als geheilt entlaſſen werden. In der
Anſtalt herrſcht das ſchönſte Gemeinſchaftsleben. Gemeinſam arbeiten
die Inſaſſen und betätigen ſich nach ihren Anlagen und Fertigkeiten in
Landwirtſchaft, Viebzucht und gewerblichen Berufen. Im letzten Jahr
haben ſie ſich eine Schloſſerei und Schreinerei, einen Wagen= und
Ge=
räteſchuppen, einen Fiſchteich, ein Miſtbeet und eine Badeſtube
ein=
gerichtet. So macht Haus Burgwald in dem ſchönen Mordachtale
zwi=
ſchen Eberſtadt und Nieder=Beerbach ſchon von außen einen
freund=
lichen, friedlichen Eindruck. Dem entſpricht auch der Geiſt, der in dem
Hauſe herrſcht. Wie die als geheilt Entlaſſenen an dieſem Hauſe
hän=
gen, mit welcher Dankbarkeit ſie an den Aufenthalt im Haus Burgwald
zurückblicken, das beweiſen die viele Dankesbriefe von ihnen und ihren
Angehörigen. Herr Zieſche hat einige dieſer Dankſchreiben der
Mit=
gliederverſammlung bekanntgegeben. Vorbedingung für die
Heilung=
ſuchenden iſt allerdings der Wille, geſund zu werden. Anmeldungen
zum Beitritt Mindeſtbeitrag pro Jahr 300 RM.) für dieſen
ſegen=
hringenden Verein nehmen gern entgegen Herr Medizinalrat Dr.
Bal=
ſer, Darmſtadt, Klappacherſtraße 2, und Geſchäftsführer Felis Weber,
Darmſtadt, Gutenbergſtraße 59.
Hygieniſche Zußpflege bei Schulkindern.
Schlechte Beſchaffenheit der Füße ſchon im Kindesalter.
— Man ſchreibt uns: In neueſter Zeit haben die Schulärzte ihre
Auf=
merkſamkeit dem Zuſtand der Füße der Schulkinder zugewandt, und da
iſt man zu dem erſchreckenden Ergebnis gekommen, daß die anormale
Entwickelung des Fußes heute faſt das Normale iſt. Nach den
Aus=
führungen, die Dr. Sorge hierzu in der „Zeitſchrift für
Schulgeſund=
heitspflege” bringt, zeichnen ſich beſonders die Mädchen, durch anormale
Füße aus. Der Knick= und der Plattfuß ſind hier ſehr verbreitet. Die
Feſtſtellungen dieſes Kreisarztes in Verbindung mit den übrigen
Unter=
ſuchungen auf dieſem Gebiete bringen Dr. Sorge zu der Befürchtung,
„daß die gegenwärtig heranwachſende weibliche Generation zu einem
großen Teil plattfüßig und mit erheblichen Fußbeſchwerden belaſtet
ſein wird, unfähig zu größeren Spaziergängen oder überhaupt zu
ſtär=
kerer Beanſpruchung der Füße.” Beſonders bedenklich erſcheint uns dieſe
Tatſache angeſichts der ungeheuren Zahl von Frauen, die im
Erwerbs=
leben darauf angewieſen ſind, im Stehen und Gehen ihre Beſchäftigung
auszuüben und hierfür zum großen Teil geſunde Füße nötig haben.
Darum verdient die Forderung Dr. Soyges weitgehende Beachtung, „daß
die Schulärzte dem Zuſtande des Fußſkeletts der Schulkinder erhöhte
Aufmerkſamkeit zuwenden‟. Die wirkſamſte Abhilfe iſt jedoch der
Maß=
ſchuh, angefertigt vom Schuhmachermeiſter.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wiu
verweiſen hiermit auf unſere 5. Winterverſammlung, in welcher
bekann=
lich Herr Dr. A. Wagner von der Univerſität Marburg über das
hochaktuelle Thema „Die öffentliche Hand in der Wirtſchaft als Gefahv
für das ſelbſtändige Gewerbe” ſpricht. Es handelt ſich hierbei um
Fra=
gen, die jeden Gewerbetveibenden auf das lebhafteſte beſchäftigen und
die man ruhig als Lebensfragen des deutſchen Handwerks und
Ge=
werbes bezeichnen kann. Niemand von unſeren Mitgliedern ſowie
Freunden von Handwerk und Gewerbe ſollte deshalb verſäumen, am
dieſem Vortrag teilzunehmen. Auch die Angehörigen unſerer Mitglieder
ſind bekanntlich herzlichſt willkommen.
— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Heute abend beginnt die
Stenographen=Vereinigung „Gabelsberger”, „Handwerkerſchule,
Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße, wiederum mit neuen
Kurſen in Reichskurzſchrift unter Leitung ſtaatlich geprüſter
Lehrer der Stenographie. Die Maſchinenſchreibſchule befindet
ſich Karlſtraße B. Erdgeſchoß. Die Belegung der Stunden kann
nach Wunſch erfolgen. Auskunft und Anmeldung daſelbſt.
Heſſiſches Landestheaker.
18. März 19.30— 22.30
Don Giovanni
T. 18 u. R 11
(Darmſtädter Volksbühne)
Gruppe 1—4.
Preiſe 1.00—10.00 Mk. 20—22.15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Zuſatzmiete I 8
Preiſe 1.50—7.50 Mittwoch,
19. März 19.30—22 Uhr
Schwanda
B 18.
Preiſe 1.20—12 Mk. Keine Vorſtellung * Donnerstag,
20. März 20—22.30 Uhr
Angelina
G 12 (Darmſtädter Volks=
Preiſe 1.00—10.00 Mk. Ment Jce
Der Kaiſer von Amerika
bühne) Gruppe 1—4. K. Xl. 12 Bühnenvolksbund
Preiſe 1 50—7.50 Freitag,
2u. März 20,00—22.15 Uhr
Im weißen Röß’l
D 17. T Gr. 7 u. 8
Preiſe 1—10 Mk. 20—22 Uhr
3. Kammermuſikabend des
Drumm=Quartetts
Preiſe 1, 2,3 Mark Samstag,
2s. März 19.30—22,30 Uhr
Die Affäre Drehfus *
H 10 (Bühnenvolksbund)
Preiſe 1.00—10.00 Mk. 20—22 Uhr
Der Poſtillon v. Lonjumean
B 19* TGr. 4 u. 5
für E. Miet d. keine Zuſatz=
Miete haben. P
Sonntag,
23. März 14—17 Uhr
Die Affäre Drehzfus
Heſſenlandmiete II8, III 9
2 4 Darmſt. Volksb. Gr. 1-
Preiſe 1.00—10.00 Mk.
20—22.30 Uhr
C 17
Schwanda
Preiſe 1.20—12.00 Mk. 20—22 15 Uhr
K XII 12 Bühn.=Volksbund
Der Kaiſer von Amerika
Preiſe 1.50—7.50 Mk.
11.30—13 Uhr
15—16.30 Uhr
Heitere Märchenſtunde
Preiſe 0.30—1.50
— Heſſiſches Landestheater. Morgen Mittwoch findet die
Erſtauf=
führung Jaromir Weinbergers Volksoper „Schwanda, der
Dudel=
ſackpfeifer” mit den Damen Walter, Loewen und den Herren
Stralendorf, Grahl, Kuhn und Overlack in den Hauptrollen, unter
muſikaliſcher Leitung Karl Maria Zwißlers ſtatt. Die Inſzenierung
beſorate Renato Mordo. Die Bühnenbilder ſtammen von Lothar Schenck
von Trapp. Einſtudierung der Tänze: Cläre Eckſtein. Die
Erſtauffüh=
rung dieſes in ganz Deutſchland mit ungewöhnlichem Erfolg
aufgenom=
menen Opernwerkes iſt der Miete B zugeteilt und beginnt um 19.30 Uhr.
— Sitta Müller=Wiſchin und Hans Sylveſter Bunſel, werden am
Montag, dem 31. März, ausſchließlich Lieder aus modernen Operetten
und Schlager zum Vortrag bringen. Aus dem umfangreichen
Pro=
gramm ſeien genannt die Operetten Paganini, Orlow, Herzogin von
Chicago, Tereſina, Zirkusprinzeſſin, Friederike. Als Schlager ſind
vor=
geſehen: Wenn ich die blonde Inge, Schlaf ein mein blond Engelein,
Sonny Boy, Titivu. Das Jazz=Orcheſter unter Leitung von Mag
Buddenhagen wird mit einem auserleſenen Programm aufwarten.
( 698
vo
Doe düulldil sallsel Verfgelltäse lieer Wäfze
SchOTNopfen genI
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Dienstag, den 18. März 1930
Nummer 77
Aus Hefſen.
Starkenburg
Cp. Pfungſtabt, 17. März. Die Spargelzüchter von
Pfung=
ſtadt und Umgebung hielten am Sonntag nachmittag wiederum eine
Verſammlung ab, in der die Verkaufsbedingungen der diesjährigen
Spargelernte eingehend beſprochen wurden. An die Bekanntgabe der
Bedingungen ſchloß ſich eine rege Ausſprache an.
r. Babenhauſen, 16. März. Bürgermeiſter= Stichwahl.
Unter ſtärkſter Beteiligung der Bürgerſchaft fand am Sonntag die
Stich=
wahl zwiſchen den Bürgermeiſterkandidaten Joh. Adam Fengel und
Karl Bender ſtatt. Hochſpannung herrſchte beſonders in den
Nach=
mittagsſtunden; der Schlepperdienſt wurde von beiden Parteien durch
Autos und Droſchken um die Wette aufs eifrigſte ausgeführt. Von 1878
Wahlberechtigten ſtimmten 1734 ab, was einer Wahlbeteiligung von
92 Prozent entſpricht. Es erhielten der Forſtſekretär Joh, Ad. Fengel
727 Stimmen, ſein Gegenkandidat, der Kanzleigehilfe Karl Bender, 981
Stimmen, ſo daß er wit 254 Stimmen als Sieger aus der Stichwahl
hervorging. Ungültig waren 26 Stimmen.
Cg. Reinheim, 17. März. Der volkstümliche Faſelmarkt war
wieder gut beſchickt. Aus der näheren und weiteren Umgebung waren
die ſchönen Zuchttiere herangekommen, um hier den Preisrichtern
vor=
geführt zu werden. Den edelſten Vertretern der einzelnen Gattungen
wurden wohlverdiente Preiſe zuerkannt, auch ſchloß ſich manches
Ver=
kaufsgeſchäft an die Tierſchau an, ſo daß auch materielle Vorteile für
die Beſitzer mit dem Beſuch des Marktes verknüpft ſind. Reger
Ver=
kehr herrſchte allenthalben in den zunächſt gelegenen Gaſtwirtſchaften,
beſonders nach den Mittagsſtunden zu, als leiſe rieſelnd und bald ſtärker
werdend der gewohnte Marktregen einſetzte. Die am Nachmittag
ſtatt=
findende Verloſung hatte trotz des Negens eine Menge Schauluſtiger
vor das Rathaus gelockt, um hier die Reſultate der Ziehung verfolgen
zu können. — Obſt= und Gartenbauverein. Der
Garten=
bauverein Neinheim=Ueberau hielt ſeine monatliche Verſammlung ab.
Nach Eröffnung und Erſtattung des Protokolls aus der letzten
Ver=
ſammlung wurde das Wiſſen der Hörer durch einen Vortrag des
Vor=
ſitzenden Baldauf über die Verwendung und die Beſtandteile von
Kul=
turerde um wertvolle Angaben bereichert. Dann folgte ebenfalls durch
Herrn Baldauf ein kleineres Referat über empfehlenswerte Ausſaaten
und deren Reihenfolge, das für die Gartenbeſitzer viele Winke zur
Ver=
beſſerung der Gartenbebauung brachte. Bei den folgenden Anträgen
und Wünſchen wurde ein gemeinſamer Ausflug nach Michelſtadt und
Beſichtigung der Anlagen der dortigen Haushaltungsſchule beſchloſſen.
In eingehender Debatte wurde die beantragte Beſichtigung der
einzel=
nen Mitgliedsgärten und Verteilung von Preiſen abgelehnt, da nicht
jeder Gartenbeſitzer ſo viel Zeit habe, dem Garten gute Pflege und eine
ſchöne Geſamtanſicht zu geben.
* Michelſtadt, 17. März. Berichtigung. In unſerem Bericht
über die letzte Gemeinderatsſitzung am vergangenen Freitag, der in der
Sonntagsnummer abgedruckt war, hat leider der Druckfehlerteufel einen
böſen Streich geſpielt. Bei Punkt 2, Gemeindeumlagen 1929, beträgt
der vorausſichtliche Ausfall durch geringere Steuerüberweiſungen des
Reiches und geringere Gemeindeſteuern nicht 130000, ſondern
13000 RM.
b. Erbach (Odw.), 17. März. Die Turnerheerſchau des
Odenwaldgaues der Deutſchen Turnerſchaft findet in Geſtalt des
46. Gauturnfeſtes in der Zeit vom 28. bis 30. Juni hier ſtatt. Durch
die Wahl unſeres Städtchens als Feſtort iſt eine große, gut aufgezogene
Veranſtaltung zu erwarten. Der große ſchöne Sportplatz mit der jirka
2000 Perſonen faſſenden Tribüne (vor der ſich das Geräteturnen
ab=
ſpielen wird), die 87 Meter lange, feſtſtehende Halle mit dem
geräu=
migen Wieſenmarktplatz und nicht zuletzt die ſtädtiſche Feſthalle unter
den Linden ermöglichen jederzeit die Abhaltung größerer Feſte ohne
zeitraubende Vorbereitungen. Der Turnverein 1860 (e. V.) in Erbach,
dem das Feſt übertragen iſt, hat ſich ſchon in mehreren
Vorſtandsſitzun=
gen uſw. eingehend mit den Vorbereitungen befaßt. Die gleichzeitige
Feier ſeines ſiebzigjährigen Jubiläums gibt dem Verein Veranlaſſung,
am 28. Juni abends durch einen beſondeven Feſtakt dies bedeutſame
Er=
eignis ſeiner Geſchichte gebührend zu feiern ſowie das ganze Feſt mit
Unterſtützung der Gauleitung und aller 56 Gauvereine zu einer
bedeut=
ſamen Kundgebung für die Größe und die Ziele der Deutſchen
Turner=
ſchaft zu geſtalten.
Cf. Birkenau, 17. März. Gemeinderatsſitzung. Für den
im Jahre 1926 an L. K. abgetretenen Bauplatz ſoll, da derſelbe weder
Abzahlung noch Zinſen bezahlt hat, Zwangsverſteigerung beantragt
werden. — Drei Anträgen auf Zuteilung von Bauplätzen ſoll unter der
Bedingung ſtattgegeben werden, daß die Plätze ſofort bezahlt werden.
— Die Schlußabrechnung über den Umbau des Wohnhauſes und der
Scheuer, ſowie Errichtung des Nebengebäudes im ehemals Stiefſchen
Anweſen wurde zur Prüfung der Bau= und Finanzkommiſſion
über=
wieſen. Die Geſamtbaukoſten für die Schaffung von 14 Wohnungen
belaufen ſich auf 38 500 RM. — Vezüglich der Ziegenbockhaltung ſchließt
ſich der Gemeinderat dem Beſchluß der Faſelkommiſſion an, die
für die Haltung von zwei Ziegenböcken 500 Mark vorgeſchlagen hat. —
Der Antrag der Ortsgruppe Birkenau der „Selbſthilfe der Arbeit”
wegen Gewährung von Darlehen mußte wegen Knappheit der
Gemeinde=
mittel zurückgeſtellt werden. — Die Erſatzallmende für die als Bauplatz
am Tuchbleichweg verkauften Allmende wurden vergeben. — Dem
An=
trag auf Verkauf von zwei Allmenden am Tannebuckel wurde nicht
entſprochen. — Die Neuwahl des Schulvorſtandes ergab für den kathol.
Schulvorſtand aus dem Gemeinderat Jakob Klinger und Johann Klein
und aus den Kreiſen der Eltern Karl Schmitt und Adam Schaab; für
den evangeliſchen Schulvorſtand aus dem Gemeinderat Heinrich Müller
und Ad. Scheuermann 4., und als Vertreter der Eltern Peter Jakob 3.
und Karl Müller. Gegen die Wahl haben die Gemeinderatsmitglieder
der Kommuniſtiſchen Partei Einſpruch erhoben. — Der Feldſchutzdienſt
ſoll nach den im vergangenen Jahre aufgeſtellten Richtlinien für die
Monate April bis November neu vergeben werden. Die Bezahlung
er=
folgt wöchentlich. Bewerber ſollen ſich mit der Angabe ihrer Forderung
melden. — Einem Geſuch wegen Erſatz der Koſten für Anlegung eines
Fußſteigs nebſt Goſſe wurde entſprochen. — Beſchloſſen wurde
außer=
dem, daß die beim Stiefſchen Anweſen errichteten Gärten unter die
Be=
wohner verloſt werden ſollen. Da das Gelände erſt für Gartenbenutzung
urbar gemacht werden muß, erfolgt die Abgabe für das Jahr 1930 und
1931 unentgeltlich.
Bb. Auerbach, 17. März. Das zweijährige Söhnchen des
Maurer=
meiſters L. hierſelbſt trank aus Verſehen heiße Milch und verbrannte
ſich dadurch die Speiſeröhre. Es wurde in das Darmſtädter
Kranken=
haus verbracht; die Verletzungen waren aber derart ſchwer, daß es ihnen
uun erlegen iſt.
W. Heppenheim a. b. B., 17. März. Sanitätskolonne. Der
Provinzialinſpektor der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten
Kreuz, Herr Dr. Simmet=Birkenau, nahm geſtern nachmittag auf dem
Sportplatz der Deutſchen Turnerſchaft die Abſchlußprüfung der aktiven
Mitglieder der hieſigen Freiwilligen Sanitätskolonne vor. Die
Kolon=
nenführung hat in den verſchiedenen Unterrichtsſtunden jedes einzelne
Mitglied ſoweit gebracht, daß es in allen Fällen jederzeit in der Lage
iſt, die notwendige erſte Hilfe bei Unglücksfällen zu leiſten. Auch die
der Kolonne angegliederte Kolonnen=Helferinnenabteilung hat ſich
be=
achtenswerte Kenntniſſe und Fertigkeiten angeeignet, wie es die
Schluß=
prüfung zeigte. Die Einwohnerſchaft Heppenheims nahm an der
Ver=
anſtaltung regen Anteil. Nach Schluß der Prüfung and ein Umzug
durch verſchiedene Straßen der Stadt ſtatt, nach welchem ſich die
Mit=
glieder mit ihren Angehörigen zu einem gemütlichen Beiſammenſein im
„Goldenen Anker” einfanden. — Stenographenverein. Die
diesjährige Generabverſammlung des hieſigen Stenographenvereins fand
vorgeſtern nachmittag im Vereinslokal ſtatt. Die Mitglieder waren
zahlreich vertreten. — Frauenbund. Die Monatsverſammlung
des Katholiſchen Frauenbundes, die geſtern nachmittag im
Veveins=
lokal ſtattfand, war als Kundgebung zum Gedenken der chriſtlichen
Che und Familie gedacht, die eigentlich am 30. März in allen
Zweig=
vereinen ſtattfinden ſoll. Als Rednerin referierte Frau
Landtags=
abgeordnete Siebert=Karlsruhe, die ihre zahlreichen Zuhörerinnen wohl
zu feſſeln wußte. Dieſe Veranſtaltung ſowie die ſämtlichen anderen in
dieſem Winter ſtanden unter dem von der Freiburger
Katholikenver=
ſammlung ausgegebenen Motto: „Hebung der chriſtlichen Familie‟.
— Gernsheim 17. März. Waſſerſtand des Rheins am
16. März —1,10 Meter, am 17. März —0,62 Meter.
Einiges über die
Düngung der Kartoffel
Von Dipl.=Agr. Böttrich, Darmſtadt.
Eine wichtige Parole in der Landwirtſchaft iſt zur Zeit
der Ruf nach Erzeugung von Qualitätsware. Dies iſt auch
beſonders für den Kartoffelbau zutreffend, und hier kann
noch manches geſchehen, um auf rentable Weiſe die
Quali=
tät und auch die Quantität der Ernten zu heben. U. a.
ſpielt hierbei auch die Düngung eine bedeutſame Rolle.
Durch ſie können, wenn richtig dabei zu Werke gegangen
wird, neben Mehrerträgen auch beſſere Qualitäten erzielt
werden.
Da die Kartoffel ein beträchtliches Nährſtoffbedürfnis
hat und zur Entfaltung ihrer unterirdiſchen Teile einen
lockeren Boden verlangt, iſt ſie für eine ergiebige
Stall=
miſtdüngung ganz beſonders dankbar, und nur ſelten werden
ja auch Kartoffeln nicht in Stallmiſt gebaut. Bisweilen
wirkt der Naturdünger jedoch ungünſtig auf Geſchmack und
Stärkegehalt, alſo auf die Qualität der Knollen ein, und
zwar beſonders dann, wenn er im friſchen, anſtatt
verrotte=
ten Zuſtande verabreicht wird. Auch bei ſeiner Anwendung
direkt vor der Saat kann dieſer Fall eintreten. Es iſt
deshalb gut, den Stallmiſt zeitig, wenn angängig ſchon im
Herbſt oder Winter, unterzubringen. Aber auch durch einen
unzureichenden Gehalt des Bodens an Kali und
Phosphor=
ſäure kann die Qualität beeinträchtigt werden.
Will man alſo eine ſchmackhafte Kartoffel erzielen, dann
iſt auf die vorgenannten Punkte entſprechend Rückſicht zu
nehmen. Daß man bei der Kartoffeldüngung nicht allein
mit der Stallmiſtdüngung auskommen kann, iſt eine
Selbſt=
verſtändlichkeit. Hervorzuheben iſt der beträchtliche
Kali=
bedarf der Kartoffel, durch den ſie allen ſtärke= und
zucker=
reichen Gewächſen gleicht. Daher iſt der natürliche
Kali=
vorrat des Bodens und des Stallmiſtes zur Deckung des
Kalibedarfes der Kartoffel keineswegs ausreichend. Die
fehlende Kalimenge muß in Form von Kalidüngeſalzen
ge=
geben werden. Niemals darf Kainit bei oder kurz vor der
Saat gegeben werden, ſondern ſtets das 40er Kalidüngeſalz
(1½ bis 2 Zentner pro Morgen). Die Anwendung erfolgt
zweckmäßigerweiſe einige Wochen vor der Ausſaat. Ganz
beſonders gut haben ſich zur Kartoffeldüngung ſchwefelſaure
Kalimagneſia mit einem Gehalt von 26 Prozent Reinkali
und ſchwefelſaures Kali mit 48 Prozent Reinkali bewährt.
Dieſe Kalidüngeſalze ſind praktiſch chlorfrei und deshalb
beſonders da am Platze, wo es in erſter Linie auf hohen
Stärkegehalt in der Kartoffel ankommt. Sie bieten den
Vorteil, daß ſie noch kurz vor oder bei der Saat gegeben
werden können und trotzdem die Stärkeanſammlung in den
Knollen begünſtigen. Im übrigen darf zu Kartoffeln auch
die Stickſtoff= und Phosphorſäuregabe nicht zu ſpät
verab=
reicht werden, wenn volle Nährſtoffausnutzung und gute
Qualität gewährleiſtet werden ſollen.
m. Vom ſüdlichen Obenwald, 17. März. Allerlei Wetter. Die
letzte Woche präſentierte uns eine äußerſt reichhaltige Wetterkarte, die
ſich diesmal meiſtenteils nicht nach den üblichen Wetterberichten richtete,
ſondern einen ganz individuellen Geſchmack zeigte: Das übliche
ſprich=
wörtliche ſchöne Wetter wurde abgelöſt durch Schneetreiben, und in der
Mitte der Woche boten die Höhen weithin eine prächtige
Winterland=
ſchaft. Doch kurz war die Herrlichkeit, denn die folgende Nacht genügte,
um dieſelbe faſt ganz verſchwinden zu laſſen. Vorgeſtern abend praſſelte
ganz unvermutet ein klatſchender Regen hernieder, heftiger Donner
ver=
kündete die Gegenwart eines Gewitters; jetzt kann der April kommen,
denn „ſein” Wetter iſt ſchon da.
g. Gernsheim, 17. März. Gemeinderatsbericht. Der
Päch=
ter der hieſigen Gemeindejagd, Fabrikant Wilhelm Böttiger zu
Biebes=
heim, beabſichtigt, in Verbindung mehrerer Jagdherren eine
Jagd=
genoſſenſchaft zu gründen. Hierfür ſucht er auch um die Zuſtimmung
des Gemeinderats nach, die einſtimmig erteilt wurde. — Die Vertilgung
der Mäuſe in hieſiger Feldgemarkung auf Koſten der Gemeinde wurde
beſchloſſen. In 50 Arbeitstagen muß jedoch die Arbeit ausgeführt
wer=
den. — Hinſichtlich des Faſelſtalls erklärte ſich die Gemeindevertretung
mit den von Dr. med. pet. Reinhardt ſchriftlich vorgelegten Richtlinien
einverſtanden. Der Ankauf von 40 Ztr. Hafer und die Anſchaffung eines
Faſelebers wurden beſchloſſen. — Bis nach der Ernte 1931 wurden aus
freier Hand die von der Chemiſchen Fabrik Buckau, Werk Gernsheim,
ſeinerzeit käuflich erworbenen Grundſtücke (Acker= und Gartengelände)
verpachtet. — Der beantragten Löſchung einer Sicherungshypothek von
ſeiten des Schreinermeiſters Hermann Brenz und der nachgeſuchten
Vorrangseinräumung von Frau Bernhard Alfred Krieg Wwe., dahier:
zugunſten der Heſſiſchen Landesbank Darmſtadt, wurde die Genehmigung
erteilt. — Zur Förderung des Wohnungsbaues benötigt die
gemein=
nützige Baugenoſſenſchaft e.G.m.b.H. zu Gernsheim 350 Kubikmeter
Kies. Um die freihändige Abgabe der genannten Menge war die
Ge=
noſſenſchaft eingekommen. Der Gemeinderat beſchloß, daß der
Bau=
genoſſenſchaft unentgeltlich die beantragte Kiesmenge zur Verfügung
geſtellt wird. Das Ausgraben des Kieſes erfolgt auf Koſten der
Ge=
meinde durch ausgeſteuerte Erwerbsloſe. — Der erneut eingebrachte
Antrag des Ordnungsblocks auf Zuteilung der Gemeinde
Gerns=
heim zum Landkreis Darmſtadt wurde mit 14 Jaſtimmen
bei 3 Stimmenthaltungen zum Beſchluß erhoben. Die Verwaltung wurde
beauftragt, die erforderlichen Unterlagen alsbald dem Miniſterium des
Innern zu unterbreiten. Der Wortführer des Ordnungsblocks,
Kauf=
mann Theodor Bauer, begründete in eingehender Weiſe die
Stellung=
nahme des Ordnungsblocks zu dem eingebrachten Antrag. — In der
geheimen Sitzung wurde über Unterſtützungs=, Stundungsgeſuche, ſowie
Steuerniederſchlagungsgeſuche verhandelt. Des weiteren wurde eine
Eingabe um Ermäßigung der Vergnügungs=Kino=Steuer, ſowie ein
Bürgſchaftsübernahmegeſuch behandelt. Die letzte
Brennholzverſteige=
rung, bei der ein Mehrerlös erzielt wurde, wurde genehmigt. — Bei
der Generalverſammlung des evangeliſchen
Kirchengeſang=
vereins wurden in den Vorſtand gewählt: Frau Studienrat Roth, Frau
Studienrat Dr. Saßmannshauſen, ſowie Fabrikdirektor Herms,
Reichs=
bahnoberſekretär a. W. Papzien und Konditor Prein. Den
Jahres=
bericht erſtattete Dekan Vogel. Die Rechnungslegung erfolgte durch
Oberſekretär Papzien. — Der Eiſenbahnerverein Gernsheim
und Umgegend beabſichtigt, in dieſem Jahre einen Ausflug ins ſchöne
Neckartal zu unternehmen. Die Vorbereitungen hierzu ſind im Gange.
Die Muſik wird durch die Kapelle Wilhelm hier geſtellt. — Dipl.=Ing.
Dionys Kauth. hier, Beſitzer des bekannten Gernsheimer
Edelſchweine=
zuchthofes, hat ein Buch „Ein reiner Stall — geſundes Vieh”
heraus=
gegeben. Der Verfaſſer, eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiete
der Schweinezucht, verſucht in ſeinem Werk, das ländliche Bauweſen auf
einer neue Grundlage zu ſtellen. Modelle eines modernen
Schweine=
ſtalles ſind in dem Buch verzeichnet. — Mit Wirkung vom 1. April 1930
tritt durch Beſchluß des Verwaltungsrats der Verſicherungsanſtalt für
gemeindliche Beamte, Darmſtadt, der Feldpolizeibeamte Karl Adler 2.
in den Ruheſtand.
i. Von der Bergſtraße, 18. März. Von der Bergwacht
„Odenwald”. In der im Hotel „Vier Jahreszeiten” in Weinheim
abgehaltenen Generalverſammlung der Bergwachr „Odenwald” erſtattete
der erſte Vorſitzende, Oberpoſtſekretär Wilh. Brander, den
Nechen=
ſchaftsbericht über das Wirken im abgelaufenen Jahre. Dabei hob er
hervor, daß durch die ſtaatliche Einrichtung von Naturſchutzſtellen die
Tätigkeit der Bergwacht gefördert und erleichtert, aber keineswegs
über=
ftuſſig gemacht werde; denn während die Naturſchutzſtellen theoretiſch
aufklärend wirken, iſt es Sache der Bergwacht, in der Praxis darüber
die Kontrolle auszuüben, daß das Wanderpublikum dieſe Aufklärungen
üiber geſetzlichen Pflanzenſchutz auch wirklich beherzigt. Seit dem
Be=
ſtehen der Bergwacht ſei in mancher Beziehung eine Beſſerung in den
Wanderſitten zu beobachten geweſen. Aber die Kontrolltätigkeit der
Bergwacht ſei noch durchaus notwendig, um den Touriſten immer mehr
das Wort einzuſchärfen: „Wanderer, ſchütze den lebendigen Schmuck
deiner Heimat”. Gegen das Rauchen und gegen das Abkochen im Wald
müſſe vorgegangen werden, um Waldbrände zu verhüten. Zu den
beſonderen Aufgaben gehöre auch der Vogelſchutz. Die
Generalverſamm=
lung nahm den Bericht zur Kenntnis. Oberpoſtſekretär Brander wurde
einſtimmig wiedergewählt und für die bevorſtehende Blütenſaiſon an der
Bergſtraße verſchärfte Kontrolle beſchloſſen. An der Hauptverſammlung
ſämtlicher Ortsgruppen der Berawacht „Odenwald” in Auerbach
1930 will ſich die Ortsgruppe Weinheim möglichſt vollzählig beteiligen.
— Hirſchhorn, 17. März. Waſſerſtand des Neckars am
16. März 1,12 Meter, am 17. März 1,/43 Meter.
Wimpfen a. N., 17. März. Eiſerne Hochzeit und 92.
Ge=
burtstag. Das ſeltene Feſt der eiſernen Hochzeit (65jährige Ehe)
konnte das Ehepaar Schloſſermeiſter Speer begehen. Der Jubilar hat
im November vorigen Jahres ſeinen 92. Geburtstag feiern können, ſeine
Frau iſt 89 Jahre alt. Beide befinden ſich noch bei recht guter
Ge=
ſundheit.
Ck. Groß=Gerau, 17. März. Kreisfeuerwehrverband.
Der Verband der Freiw. Feuerwehren für den Kreis Groß=Gerau hielt
in Nauheim einen außerordentlichen Kreisfeuerwehrtag ab, um für die
aus dem Vorſtand ausſcheidenden Mitglieder der jetzt zu Mainz
einge=
meindeten Mainſpitzorte Neuwahlen vorzunehmen. Zum Vorſitzenden
des Kreisfeuerwehrverbandes wurde Schildgen=Groß=Gerau
ge=
wählt. Der Vorſtand ſetzt ſich nun wie folgt zuſammen: Vorſitzender
Schildgen=Groß=Gerau, Schriftführer Kehr=Groß=Gerau, Mitglieder des
Vorſtandes Medieus=Gernsheim, Treber=Rüſſelsheim, Draisbach=
Kelſter=
bach, Metzger=Dornheim und Schwerdt=Gernsheim. Die aus dem
Vor=
ſtand ausgeſchiedenen Mitglieder Ad. Aſtheimer, Wilh. Aſtheimer und
Gg. Fiſcher (Biſchofsheim), Wehrmann und Münker (Guſtavsburg)
ſo=
wie Meixner (Ginsheim) wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. —
Raſende Kraftfahrzeuge. In verſchiedenen Orten des Kreiſes
Groß=Gerau mehren ſich die Klagen über die rückſichtsloſe Raſerei von
Kraftfahrzeugen. Es wurde in letzter Zeit wiederholt feſtgeſtellt, daß
die im allgemeinen Intereſſe erlaſſenen polizeilichen Verkehrsvorſchriften
von Kraftfahrzeugführern und unter dieſen ganz beſonders von
Füh=
rern von Motorrädern, nicht in dem Maße beobachtet werden, wie dies
zur Sicherheit der Bevölkerung und des Verkehrs unbedingt verlangt
werden muß. Vor allem wird darüber Beſchwerde geführt, daß die
rechte Straßenſeite nicht eingehalten und die in geſchloſſenen Ortſchaften
höchſt zuläſſige Geſchwindigkeit, insbeſondere von Motorrädern, ganz
außerordentlich überſchritten wird. Wiederholt ſind hierdurch
Unglicks=
fälle entſtanden. Auch die Beläſtigung des Publikums durch das
Leer=
laufenlaſſen des Motors ſowie durch übermäßige Rauchentwicklung der
Maſchine mußte in letzter Zeit wiederholt feſtgeſtellt werden. Das Groß=
Gerauer Kreisamt hat ſich nun veranlaßt geſehen, die Bürgermeiſtereien
und Gendarmerieſtationen des Geſamtkreiſes erneut anzuweiſen, jede
Uebertretung der verkehrspolizeilichen Vorſchriften ſofort dem Kreisamt
anzuzeigen. — Bekämpfung des Frühlingskreuzkrauts.
Nach den im vorigen Jahr gemachten Beobachtungen hat ſich das
Früh=
lingskreuzkraut, da es bisher nicht genügend beachtet und bekämpft
wor=
den iſt, weiter ausgebreitet. Es iſt zu befürchten, daß es immer mehr
überhand nimmt, wenn nicht energiſch dagegen vorgegangen wird. Das
Frühlingskreuzkraut wird bis zu 40 Zentimeter hoch, hat einen
gelblich=
grünen, ſchwachwollig behaarten Stengel, kräftig grün gefärbte Blätter.
Die Pflanze blüht im Mai und Juni und trägt alsbald reifen Samen,
welcher bei feuchter Witterung noch eine zweite Generation im Laufe
des Sommers entſtehen läßt, die, im Oktober blühend, abermals reifen
Samen liefern kann. Das Unkraut kommt in den Feldern beſonders im
Klee, aber auch im Walde vor. Das Landwirtſchaftsamt und das
Kreisamt fordern zu einer energiſchen Bekämpfung des ſchädlichen
Krautes auf.
a. Offenbach, 17. März. Lehrerverein und Schulabbau.
In einer Verſammlung des Lehrervereins, die mehr als ein Drittel
Lehrerinnen zu ihren Beſuchern zählte, wurde zu dem Abbau der 205
Stellen im Volksſchubweſen Stellung genommen. Um die Mittel zur
Werhütung dieſes Albbaues zu gewinnen, war von einem Mitgliede
an=
geregt worden, für die Verminderung der Dienſtbezüge aller ledigen
Lehrkräfte um ein Fünftel einzutreten. Der Antragſteller ging dabei
von dem Gedanken aus, daß der geplante Abbau wieder vornehmlich auf
Koſten der Familien und der Familienväter gehe. Ein zweiter Antrag
wollte Gehalt und Pflichnſtundenzahl der Lehrerinnen um ein Zehntel
kürzen. Die Lehrerinnen lehnten es in der Beſprechung entſchieden ab,
ſich ihre Bezüge beſchneiden zu laſſen. Eine ſchriftliche Abſtimmung über
beide Anträge wurde mit einer Mehrheit von drei Stimmen abgelehnt.
Es wurden dann auch die beiden Vorſchläge, Verminderung der Bezüge
aller ledigen Lehrkräfte um ein Fünftel und Hevabſetzung der Beſoldung
der Lehrerinnen und ihrer Pflichtſtundenzahl um ein Zehntel mit
ver=
ſchieden großen Mehrheiten berworfen. Die ablehnenden männlichen
Lehrkräfte vertvaten faſt durchweg die Auffaſſung, aus
Zweckmäßigkeits=
gründen ſei es nicht ratſam, zur Zeit darauf hinzuweiſen, wie man durch
eine anderweitige Regelung der Beſoldungsverhältniſſe eines Teiles der
Lehrerſchaft den Abbau der 205 Stellen umgehen könne. Der Verſuch,
aus der Lehrerſchaft heraus eine Möglichkeit zu ſchaffen, den Albbau
auf dem Gebiee des Volksſchulweſens überflüſſig zu machen, iſt damit
als geſcheitert anzuſehen.
Rheinheſſen.
* Mainz, 17. März. Chronik. Auf dem gemeinſamen Flugplaß
Mainz—Wiesbaden hat die vor einiger Zeit gegründete „Luftdienſt=
G. m. b. H. Mittelrhein” den Flugbetrieb eröffnet und die Taufe
von vier Flugzeugen (zwei Raab=Katzenſtein=Schwalben, ein Klemm=
Leichtflugzeug und ein Focke=Wulf=Kabinenflugzeug) auf die Namen
Mainz”, „Wiesbaden” „Rheingau” und „Mittelrheingau” vollzogen.
Der neue Luftdienſt wird Rundflüge über den beiden Schweſterſtädten
ſowie nach dem Rheingau und dem Taunus ausführen. Außerdem wird
dem Unternehmen eine Fliegerſchule und eine Luftbildabteilung
an=
gegliedert. Mit einer Reihe wohlgelungener Schau= und Kunſtflüge
ſtellten Flugzeuge und Führer ſchon gleich am erſten Tag ihre
Verwend=
barkeit unter überzeugenden Beweis. Zur Eröffnung des Flugbetriebs
durch die Geſellſchaft waren auch Glückwunſchtelegramme des heſſiſchen
Staatspräſidenten Adelung und des Darmſtädter Oberbürgermeiſters
Mueller eingelaufen. — Die Mainzer Ortsgruppe der
Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler hielt am
Samstag abend in Mainz eine öffentliche Werbeveranſtaltung unter dem
Motto „Die Umgruppierung der politiſchen Kräfte‟
ab. Frank Glatzel, Leiter der Geſchäftsſtelle Eſſen des
Deutſchnatio=
nalen Handlungsgehilfen=Verbandes und politiſcher Führer der
Reiché=
gemeinſchaft, umriß das Ziel und Streben der Organiſation, der jungen
Generation der Kriegs= und Nachkriegszeit ſtärkeren politiſchen Einfluß
zu verſchaffen, wobei nicht an eine Zerſplitterung des deutſchen Volkes
durch neue politiſche Parteien, ſondern vielmehr an eine Durchſetzung
der alten bürgerlichen Parteien mit den Ideen der jungen Generation
gedacht iſt. Die Veranſtaltung, die von Rechtsanwalt Bodesheim
geleitet wurde, hätte einen beſſeren Beſuch verdient. An das Neferak
ſchloß ſich eine lebhafte Diskuſſion an, aus der zu entnehmen war, daß
die Ausführungen des Nedners auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
— Nieder=Saulheim, 17. März. Profeſſor Dr. Wilhelm Ohler,
Gymnaſiallehrer i. R., feiert am 20. ds. Mts. ſeinen 87. Geburtstag.
Er iſt einer unſerer Aelteſten der Gemeinde. Täglich lieſt er noch ſeine
Zeitung und nimmt an allem regen Anteil. Gerne gedenkt er ſeiner
Studienfreunde, die noch mit ihm heute ihr beſchauliches Alter eileben
dürfen. Ebenſo manchen Schülers, dem er ein vorbildlicher Lehrer wvar
und ſeinem Nate folgte. Auch der Muſik ſchenkt er noch heute ein feines
Gehör. Bei der Familie Johann Harth 2. hier, woſelbſt er eine
freund=
liche und verſorgliche Aufnahme fand, verlebt Prof. Dr. Ohler bei
körperlicher Geſundheit einen geruhſamen Lebensabend.
Sin
Mämorrhoiden!
Anzeichen dieſer
heimtückiſchen
Krankheit ſind
Jucken, Schmerzen, Blutabgang, Hitze= und Füllegefühl am After,
Druck im Darm u. ä. Werden dabei keine Knoten wahrgenommen,
handelt es ſich zweifellos um innere Hämorrhoiden. Oft jedoch
beſtehen innere und äußere gleichzeitig. Bei Vernachläſſigung
wird das Leiden faſt unerträglich. Seine qualvollen Beſchwerden
zermürben Körper und Nerven, und unter Umſtänden kann es
Darmſiſteln und ſogar den gefürchteten Darmkrebs hervorrufen.
Aber Sie haben keine Veranlaſſung zu verzweifeln, wenn Sie
rechtzeitig vorbeugen! Um ſo weniger, als die fortgeſchrittene
Medizin heute auch ſolche Fälle ausſichtsreich behandelt, die früher
als hoffnungslos galten. Aerztlicherſeits wird die neue, überaus
bewährte Anuvalin=Kur als beſonders geeignet anerkannt, weil
ihre erprobte Kombination wirkſamſter Heilſtoffe eine gründliche
Tiefenwirkung ermöglicht, welche die kranken Gewebe intenſiv
er=
faßt. So vergehen Schmerzen und Juckreiz faſt ſofort,
Ent=
zündungen ſchwinden, die Knoten ſchrumpfen, Blutungen laſſen
nach, Infektionen werden verhütet, der Stuhlgang wird ſchmerz=
frei uſw. Durch das alles muß eine ſichtliche Beſſerung eintreten
und die Heilung naherücken. Jetzt kann feder Kranke ſich völlig
koſtenlos von den hervorragenden Wirkungen dieſes zuverläſſigen
Heilmittels überzeugen. Sie erhalten durch die Verſandapotheke
portofrei eine Gratisprobe mit med. Aufklärungsſchrift, wenn Sie
ſogleich ſchreiben an:
Beriln S0 36
Anuvalin abtelung s1
TV.1799)
Bism subg., Zinc. oxvd., Menth. yni , 12. Amidobenzoes,
Aethylester. Resorc. nur , Benzyl. Tenz 1-, Adens lange.
Nummer 77
Dienstag, den 18. März 1930
Seite 7
*Steuerbolſchewismus.
Der Berichterſtatter der R.W.?, weiſt in einem „
Steuerdenunzian=
ten” überſchriebenen Aufſatz in Nr. 128a vom 11. März 1930 darauf
hin, daß durch eine Berliner Gerichtsverhandlung auch dem großen
Publikum offenbar geworden ſei, in welcher Weiſe m. che
Finanz=
ämter ſich der Steuerſpitzel bedienen. Daß die oberſte
Verwaltungs=
behörde in Berlin derartige Gepflogenheiten in Abrede ſtellt, kann nicht
daran hindern, unter Beweis zu ſtellen, daß es wenigſtens allenthalben
ſolche gab. Was an den Ausführungen der R.W.A., aber beſonders
intereſſiert, iſt die Mitteilung, daß das Finanzamt Eſſen=Süd ſich
ver=
anlaßt geſehen hat, in einer Kundgebung dem Spitzeltum das Wort zu
reden unter Hinweis auf die „etwas wacklige” Steuermoral des
deut=
ſchen Volkes. Das Finanzamt ſoll dabei auch mit 5 v. H. des
Rein=
gewinns den Satz angegeben haben, der den Denunzianten für ihre
vornehme, chriſt=nachbarliche Tätigkeit gezahlt wird. Non olet!
Wohltuend wirkt die an gleicher Stelle regiſtrierte Feſtſtellung, daß
die bayeriſche Finanzbehörde eine Erklärung dahin abgegeben hat, daß
ſie das Paktieren mit Spitzeln als einer Behörde nicht würdig
bezeichne.
Sollen etwa die von dem bewährten hohen ſittlichen Empfinden
getragenen glorreichen Zeiten der „agents prorogateurs” wieder ins
Leben gerufen werden?. Die Geſchichte lehrt, daß noch jedes
Gemein=
weſen, das glaubte, von einer reinlichen Haltung, ſo wie ſie die
bayeri=
ſche Behörde vertritt, abgehen zu können, mit dem erſten Schritt in
dieſer Richtung den Keim zu ſeinem Untergang gelegt hat. Der dann
auch nicht ausblieb. Zur weiteren Erläuterung braucht man ſich da ja
nur den Ausklang der einſt ſo glorreichen Republik Venedig vor Augen
zu halten.
Im Anſchluß an die vorerwähnten Feſtſtellungen wirft der
Bericht=
erſtatter die Frage auf: „Iſt es denn wirklich um die Steuermoral des
deutſchen Volkes ſoſchlecht beſtellt?‟. Er betont zunächſt,
daß nach der Veröffentlichung des Reichsfinanzminiſteriums die
Steuer=
prüfungen für das Jahr 1938 eine Mehreinnahme von rund hundert
Millionen gebracht haben. So gewaltig dieſe Summe auch an ſich
er=
ſcheinen mag — im Verhältnis zu dem Geſamtſteueraufkommen in Höhe
von etwa 20 Milliarden Mark bedeutet ſie nur 0,5 v. H. Iſt in dieſem
Sinne alſo — wie der Berichterſtatter mit Recht ſagt — eine lächerlich
geringe Summe. Er trifft den Kern, wenn er hinzufügt, daß jeder
Geſchäftsmann ſich glücklich ſchätzen würde, wenn er nur mit einem
Verluſt von einem halben Prozent ſeine Außenſtände einbringen könnte.
Das ſehen ſogar die meiſten Finanzämter ein, denn ſie pflegen meiſt ein
Deleredere in Höhe von 5 v. H. zu bewilligen.
Welcher Aufwand wird vertan, um dieſes kärgliche Ergebnis zu
ßeitigen? Was koſten die wochen= und monatelangen Prüfungen der
Reviſionsbeamten dem Staat und was koſtet die wochen= und
monate=
lange Abhaltung von den laufenden Geſchäften den geprüften
Pflichti=
gen? Was koſtet die wochenlange Arbeit der Oberprüfer, die in großen
Sachen von der Berliner Zentrale entſandt werden? Und was koſten
die durch die Ergebniſſe hervorgerufenen zahlloſen Berufungen und
Reviſionen dem Staat und den Steuerpflichtigen?, die um ſo zahlreicher
werden müſſen, je mehr das Prüfungsgeſchäft einem
wirtſchaftsfrem=
den, in einer Schnellbleiche erzogenen Perſonal anvertraut wird, das
keine Möglichkeit ſieht, ſich mit den Forderungen der nackten
Wirklich=
keit des Erwerbslebens abzufinden.
Wenn angeſehene Rechtslehrer wie Dr. Ludwig Waldecker=
Königsberg ſich veranlaßt ſehen, in öffentlichen Vorträgen von der
Verwilderung der Rechtsvorſtellungen zu ſprechen, die bei Behörden
eingeriſſen iſt, oder wie der bekannte Steuerrechtslehrer Dr. Lion ſich
bemüßigt ſieht, darauf hinzuweiſen, daß Steuerpflichtige ſich den
Finanz=
ämtern gegenüber gelegentlich in eine Abwehrſtellung gedrängt ſehen,
die einer Notwehr gleichkommt, ſo braucht man ſich nicht zu
verwun=
dern, wenn die Auffaſſung mehr und mehr Naum gewinnt, daß das
Steuerrecht überhaupt erſt in der zweiten Inſtanz beginnt. Wenn das
auch noch zutrifft, was noch aus der Zeit des Regimes Hilferdings
berichtet wird, daß den Finanzämtern höheren Ortes Weiſungen
zu=
gekommen ſind, ſich zunächſt nicht an beſtimmte Entſcheidungen des
Reichsfinanzhofes zu halten, dann wird freilich vieles verſtändlich in
der gelegentlichen Haltung der Finanzämter, was bisher unfaßbar
erſchien.
Deutſchland hat in ſolchen Zeitläuften immer noch über Männer
verfügt, deren vorausſchauender Geiſt in die Zukunft zu ſehen
ver=
ſtand. Was Walther Rathenau in ſeiner „Neuen,
Wirt=
ſchaft” bereits im Jahre 1918 verkündete, fängt heute an, feſte Form
zu gewinnen, und was Oswald Spengler in ſeinem 1994
ber=
öffentlichten Neubau des Deutſchen Reiches in Kapitel 6
„Gegen den Steuerbolſchewismus” einzuwenden hatte, erfüllt ſich heute.
Man kann höchſtens Spengler in dem einen nicht ganz beipflichten,
wenn er ſagt: „Die Steuer iſt beinahe das einzige Gebiet, an das ſich
eine höhere Betrachtungsweiſe nie herangewagt hat”. Und dazu
kön=
nen die Auffaſſungen verleiten, die Adam Smith ſchon im Jahre
1776 in Buch V, Kapitel II, Teil II, ſeines bekannten Werkes „The
wealth ok nations” in Biffer 4 über „Steuern” kundgegeben hat. Es
würde hier zu weit führen, darauf näher einzugehen. Wir müſſen uns
mit der Feſtſtellung begnügen, daß ſich dazu die Auswirkungen der
Nicht=
befolgung der von ihm in dieſem Abſatz ausgeſprochenen Warnungen
reſtlos erfüllen.
Und Spengler ſagte in der angezogenen Schrift im Jahre 1924:
„In Deutſchland wird der arbeitende Wirtſchaftskörper durch eine
Un=
zahl ſich überſteigernder, ſich kreuzender, wechſelſeitig vergiftender
Steuern wie mit Meſſerſtichen zerfleiſcht, um ohne Rückſicht auf den
Blutverluſt allenthalben etwas herauszupreſſen; und gerade in ſeinen
Zuckungen bildet er ein unvergleichliches Obiekt für die berufsmäßige
Spekulation. Was mit den Ausdrücken „Erfaſſung der Sachwerte” und
„Eingriffe in die Subſtanz” bis in die höchſten Stellen hinauf gemeint
iſt, iſt völlig klar; der Verbrauch des unbeweglichen Nationalgutes
ſamt der an ihm haftenden Schicht des Mittelſtandes und der geſchulten
Intelligenz, von deren Schickſal ſich allein die Finanzvermögen auf
ſpekulativem Wege freimachen können.
Das iſt Bolſchewismus!” (D. Spengler, Neubau des
Deutſchen Reiches, München 1924. Seite 84.)
Die verhängnisvollen Folgen dieſer Umſchichtung werden, wie
Spengler mit Recht ſagt, vom Radikalismus offen gewollt und von
der doktrinären Demokratie zum mindeſten nicht als Unglück betrachtet.
Es iſt die ſoziale Revolution, die die verdeckte.
Ex=
propriation mit dem Steuerzettel und die Emigration der Oberſchicht
aus dem Beſitz herbeiführt und zum großen Teile ſchon
herbei=
geführt hat. Auch darin hat der weitere Verlauf der Dinge
Speng=
lers vorausſchauendes Urteil nu: beſtätigen können, daß er ſchon im
Jahre 1924 offen ausſprach: „Der Neid herrſcht unbedingt, der Wille,
die Fleißigen, Aufſtrebenden, die Führernaturen bis zur Vernichtung zu
belaſten”.
Die furchtbarſte Steuer, die Inflation, verſchlang all die kleinen
Erſparniſſe und Nenten des Mittelſtandes, verſchlang all die ſchwer
erworbenen und ehrlich angelegten Vermögen der höheren Stände. Die
Steuer auf die nichtbezahlten Mieten ließ den Hausbeſitz verarmen und
zwingt zur Verſchleuderung der Häuſer, heute mehr denn je. Wer ein
recht anſchauliches Bild von dieſen nicht mehr zu beſtreitenden
Zuſtän=
den gewinnen will, braucht nur einmal z. B. in Köln=Marienburg
ſpazieren zu gehen und ſich dort anzuſehen, was und zu welchen
Prei=
ſen es heute angeboten wird. Durch dieſe Entwicklung wurde das
Baugewerbe mit ſeinen anſchließenden Induſtrien ſtillgelegt und die
Arbeitsloſigkeit geſteigert. Die Unterſtützung der Erwerbsloſen
ver=
ſchlang Summen, die neue erhebliche Steuerbelaſtungen erzwangen.
Führte ſchließlich dazu, daß das „Erwerbsloſentum” ſich zu einem recht
ſelbſtbewußten Gewerbe an ſich ausbildete. Dann die Steuer der
ver=
kehrten Steuerarten, die die Wirtſchaft zwang, einen erheblichen Teil
ihres Nachdenkens und ihrer Ausgaben auf Steuerfragen ſtatt auf
Produktionsfragen zu verwenden, induſtrielle und landwirtſchaftliche
Betriebe umzuſtellen oder ſtillzulegen, um der Vernichtung durch die
Folgen eines ſcheinbaren Wertzuwachſes zu entgehen; endlich die Steuer
zur Beſtreitung des Achtſtundentages, die in einem Verbrauch des
Be=
triebskapitals beſtand, der den Ertrag der Betriebe allmählich auf
Null herabdrückte und in Folge davon auch von dem Arbeiter in
Ge=
ſtalt von Lohnſenkungen und Feierſchichten mitgetragen werden mußte.
Spengler ſchließt dieſe Betrachtungen mit den Worten ab: „Die
ſchleichende Wirkung dieſes Zuſtandes iſt ſchlimmer als Krieg und
Revolution, wenn ſie auch nur einige Jahre beſtehen bleibt”.
Spengler betont weiter (a. a. O., Seite 75), daß es in der
Finanzwirtſchaft wie im Rechtsleben ſtehe: Es gibt eine Schicht von
Sachverſtändigen und Beamten, die das praktiſche Wirtſchaftsleben
nicht aus eigener Erfahrung kennen und unter Mißverſtehen des
Sinnes ſtaatlicher Hoheitsrechte ſich auf den Reſſortſtandpunkt
be=
ſchränken: den Eingang eines gewiſſen Betrages zu ſichern, ohne die
Verantwortung für die wirtſchaftlichen Folgen zu übernehmen und dieſe
auch nur durchzudenken, weil das die Sache eines anderen Miniſteriums
iſt. Außerdem beſitzen wir eine gelehrte Finanzwiſſenſchaft, die wie
die Rechtswiſſenſchaft aus Literatur entſteht und Literatur
hervor=
bringt, ohne über formale Standpunkte der Einteilung, Methoden
und Zwecke entſchieden hinauszugehen.
Spengler ſpricht in der angezogenen Arbeit aus dem Jahre
1994 von einem Wege, der aus dieſer Miſere herausführen könnte.
Wern Deutfſcland mit ſeiner dunen Drsgantiſatiousgadbe und geſien
Energie daran gehen wollte, mit einem kühnen Schritt das ſinnlos
und ideenlos gewordene Steuerſyſtem zu beſeitigen, die geſamte
Ideo=
logie perſönlicher Erhebungsverfahren fallen laſſen und zum erſten
Male ein Syſtem aufbauen wollte, das mit vollem Bewußtſein von der
inneren Form des Wirtſchaftslebens ausgeht und dieſes durch
wohl=
überlegte Eingriffe an der richtigen Stelle nicht lähmt, ſondern zu
größerer Produktion anreizt. Gelingt der Entwurf und die
Durch=
führung, ſo würde Deutſchland in wenigen Jahren vorbildlich
ge=
worden ſein und von der ganzen Welt nachgeahmt werden. „Gelingt
es nicht, ſo iſt unſere Wirtſchaft verloren.‟ Soweit Spengler.
Langſam geht der große Weltbrand zu Ende, aus dem keiner
her=
vorgeht, wie er geweſen. Gelingt es nicht in letzter Stunde, die ſich
zurzeit vollziehende Entwicklung der Dinge zu hemmen, ſo mögen wir
dereinſt zuſehen, wie wir uns auf den verbleibenden Schlackenhalden
wieder wohnlich einrichten. Inzwiſchen ſinkt der Wohlſtand im Lande
mehr und mehr. Häuſer verfallen, die einſt in Romanen als Muſter
des auf Kaufmannsfleiß gegründeten Wohlſtandes gerühmt werden
konnten. Aus Chemnitz kommt die Kunde, daß der Vorſtand und
Auf=
ſichtsrat der Sächſiſchen Maſchinenfabrit vorm. Richard Hartmann, die
ſeit 100 Jahren beſteht und ſeit 60 Jahren in Form einer
Aktiengeſell=
ſchaft betrieben wird, ſich genötigt ſieht, die Liquidation dieſes
hoch=
angeſehenen Unternehmens zu befürworten. U. a. auch, weil die
ſteuer=
liche Belaſtung des Betriebes untragbar geworden iſt. Wer in ſeiner
nun etwa 30 Jahre zurückliegenden Regierungsbauführerzeit
Gelegen=
heit hatte, einen Einblick in den Betrieb und die einſtige Bedeutung
dieſes Unternehmens zu gewinnen, kann in dieſem Ausklang auch nur
ein Zeichen der Zeit erkennen.
Zu gleicher Zeit wächſt das Heer der Beamten, die der Staat
braucht, um ſich die Mittel zu erzwingen, die er zu benötigen glaubt.
Finanzämter entſtehen in immer zunehmenden räumlichen Ausmaßen.
Solange es noch etwas zu erzwingen gibt, mögen dieſe Zwingburgen
geeignet ſein, dem Staate das zu beſchaffen, was er beanſpruchen zu
müſſen glaubt. Aber das wird nicht mehr lange ſein. Die Zeit wird
kommen, wo es nichts mehr zu erzwingen gibt. Und dann weden
auch dieſe Zwingburgen verfallen. Und bei all dem gäbe es Mittel,
die dem Saate das, was er wirklich braucht, ausreichend beſchaffen
könnten, ohne den Lebensraum derer, die den Staatsunterhalt ſchaffen
müſſen, bis zur Exiſtenzgefährdung zu kürzen.
Videgnt consuleg — bevor es zu ſpät iſt. Wir haben noch eine
knappe Viertelſtunde vor 12!
4. v. I.
Steuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. März 1930.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
20. März: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1. bis
15. März 1930 erfolgten Lohnzahlungen im
Markenverfah=
ren und im Ueberweiſungsverfahren; im letzteren jedoch nur
dann, wenn die in der erſten Hälfte des Kalendermonats
einbehaltenen Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem
Be=
trieb beſchäftigten Arbeitnehmer den Betrag von 200 NM.
überſtiegen haben. (Keine Schonfriſt)
25. März: Sechſtes und letztes (gemeindliches) Ziel der Gemeinde=,
Kreis= und Provinzialumlagen für das Rechnungsjahr 1929=
1930. Grauer Steuerbeſcheid, (Schonfriſt bis 5. April 1930.)
25. März: Zahlung der Müllabfuhr=, Straßenreinigungs= und
Kanal=
benutzungsgebühr in der Stadt Darmſtadt, ſechſtes und
letz=
tes Ziel laut Gebührenbeſcheid. (Schonfriſt bis 5. April.)
25. März: Zahlung des ſechſten und letzten Zieles der Filialſteuer in
Darmſtadt laut weißem Steuerbeſcheid über die vorläufige
Filialſteuer für das Rechnungsjahr 1929/30. (Schonfriſt bis
5. Aprik 1930)
31. März: Entrichtung der Beiträge zur Handwerkskammer, viertes
Ziel, an die Stadtkaſſe (Grafenſtraße).
31. März: Letzter Tag, an dem Anträge auf Erſtattung von Lohnſteuer
für 1929 bei dem Finanzamt geſtellt werden können, in deſſen
Bezirk der Arbeitnehmer am 10. Oktober 1929 ſeinen
Wohn=
ſitz gehabt hat. Anträge, die nach dem 31. März 1930
ein=
gehen, werden abgelehnt. Näheres in dem Erlaß des
Reichsminiſters der Finanzen vom 10. Dezember 1929,
S. 242 A. — 4900 III.
H. W. Wohmann.
BMW der wirtschaftlichste Wagen der Welt,
nunmehr auch der preiswerteste deutsche Kleinwagen
Die Nieder DrN Teise
RM. 2175.=
IMch 88
Phaeton, 3 sitzig
.. RM. 2075.-
Zweisitzer.
2475.- Sonnenschein-Limousine
Limousine . .
2625.- Eil-Liefewwagen . . . . . „ 2400.-
Kabriolett..
Berücksichtigen Sie bitte bei diesen Preisen, daß der Wagen komplett mit Winkern, Bosch-
Stoß-
dämpfern und Sfacher Bereitung geliefertwird, was nicht bei allen Kleinwagen üblich ist. Alle Federn
sind wie bei den teuersten Wagen in Gummi gebettet. Die serienmäßig eingebauten Michelin-
Halbtlachtelgen machen ein Herausspringen der Reiten unmöglich, daher grötzte Fahrsicherheit
Kein andererWagen bietet Gleichwertiges zu diesen Preisen
Der überlegt handelnde Käufer wählt BNW
BAVERISCHE MOTOREN WERKE AKTIENGESELLSCHAFT • ZWEIGNIEDERLASSUNG EISENACH
DARMSTADT: I.DONGES &WIEST, GRAFENSTRASSE 43/45 UND ELISABETHENSTRASSE 25
nicnEtsragr, urssEn: es. EuSIGER, Auropogus TRl. 484 —
TEL. 4496/97
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Dienstag, den 18. März 1930
Nummer 77
Großes Jugendführertreffen in Frankfurt a. M.
Einhundertzehn Führer der deutſchen
Kaufmanns=
jugend aus den verſchiedenſten Orten von Heſſen und
Heſſen=Naſſau trafen ſich zu einer Arbeitstagung im
Frankfurter Haus der Kaufmannsgehilfen. Der
Samstag abend zeigte den Jugendführern die
For=
men, in denen ſich Jugendveranſtaltungen bewegen
ſollen. Im Mittelpunkt des ernſteren Teiles ſtand
ein Vortrag von Gauporſteher Auerbach, Frankfurt
a. M., über:,, Konſervatibe und liberale Ideen
und der D. H. V.‟ Der Sonntagmorgen brachte
eine Gedenkſtunde für die gefallenen Helden, wobei
Gauvorſteher Auerbach darauf hinweiſen konnte, daß
30 000 D.H. Ver. auf dem Felde der Ehre blieben. —
Im weiteren Verlauf des Vormittags und in den
erſten Nachmittagsſtunden wurde in
arbeitsgemein=
ſchaftlicher Beratung zwiſchen Gauleitung und
Jugendführerſchaft das vielfältige und umfangreiche
Aufgabengebiet des Bundes der Kaufmannsjugend im
D.H.V. behandelt. — Der Reichsjugendführer Hahn,
Hamburg, konnte, nachdem die Tagung ſo überaus
wirkungsvoll verlaufen war, in ſeinem Schlußwort
noch einmal die großen Aufgaben und Ziele
heraus=
ſtellen, die die anweſenden Jugendführer mit der
größten Verantwortlichkeit unter der
Kaufmanns=
jugend zu fördern haben. Maßgebend iſt neben der
beruflichen und allgemeinbildenden Schulung der
Kaufmannsjugend die Charakterbildung. Der Bund
der Kaufmannsjugend und ſeine Führer haben ſich
für eine bewußt männliche Erziehung entſchieden.
Von dieſer Betonung der Männlichkeit her ſind alle
übrigen Aufgaben an der Kaufmannsjugend
anzu=
packen.
Ehrung Dr. e. h. Heinrich Kleyers.
Die Stadt Frankfurt a. M. hat als dauernde
Ehrung für den Gründer und heutigen Aufſichtsrats=
Vorſitzenden der Adlevwerke vorm. Heinrich Kleyer,
A.=G., die bekannte Höchſter Straße in Kleyer=
Straße umbenannt. Gleichzeitig wurde
Kommerzien=
rat Dr.=Ing. e. h. Heinrich Kleher von der
Univer=
ſität Frankfurt a. M. zu ihrem Ehrenbürger
er=
nannt.
Ein Frankfurter Kaufmann in den Alpen
von einer Lawine verſchüttet.
Bludenz. Der Kaufmann Alfred Mayer aus
Frankfurt a. M., der mit ſeinem Freunde Dr. Reul,
ebenfalls aus Fvankfurt a. M., eine Skitour
unter=
nahm, wurde am Sonntag vormittag 10.30 Uhr am
Katzbachtobel, oberhalb Lach, von einer Lawine
ver=
ſchüttet. Sein Begleiter holte ſofort Hilfe herbei,
die den Verſchütteten ausgrub. Er lag anderthalb
Meter dief in der Lawine und lebte noch, verſchied
jedoch kurze Zeit darauf.
Die Suche nach dem verunglückten Trierer
Skifahrer.
Schuls (Kanton Graubünden). Die
Rettungs=
expedition, die den verunglückten deutſchen Skifahrer
Müller aus Trier ſuchte, arbeitete von morgens
früh bis 1 Uhr nachmittags, ohne ein Spur des
Ver=
unglückten zu finden. Die Rettungsarbeiten mußten
infolge des ungünſtigen Wetters eingeſtellt werden.
Die Rettungskolonne beſchloß am Montag bei
Tages=
grauen die Arbeit wieder aufzunehmen.
Großfeuer in Kaſſel.
Kaſſel. Sonntag abend brach in dem Eckhaus
Kirchweg, 51 ei Dachſtuhlbrand aus, der ſich mit
großer Schnelligkeit über das ganze Gebäude
ver=
breitete. Eine Menge Hausgeräte fielen dem Feuer
zum Opfer. Nach ungefähr zweiſtündiger Tätigbeit
hatte die Feuerwehr die Hauptmacht des Feuers
ge=
brochen. Der angerichtete Schaden an dem Gebäude
und den Einrichtungen iſt erheblich. Ueber die
Ur=
ſache des Feuers ſind Ermittlungen im Gange, die
gurzeit von der Kriminalpolizei vorgenommen werden.
Ein entſprungener Sträfling wieder gefaßt.
Kaſſel. Der vor einiger Zeit aus dem
Zucht=
haus in Kaſſel=Wehlheiden entſprungene Sträfling
Pantzke iſt jetzt wieder verhaftet worden. Er dürfte
in den nächſten Tagen wieder nach Wehlheiden
über=
führt werden.
Familientragödie.
Bonm. Der arbeitsloſe frühere Seemann
Hein=
rich Krudwig ſchoß in der Küche ſeiner Wohnung
ſeine Stiefſchweſter, die Kriegerwitwe Müller, nach
einem kurzen Wortwechſel nieder und tötete ſich
ſelbſt durch einen Schuß in den Kopf. Die Schweſter
iſt kurz darauf im Krankenhaus geſtorben. Der Grund
zur Tar ſind Familienzwiſtigkeiten.
Schwerer Raubüberfall.
Hamburg. Als der Wirt Sch. ſein Lokal in
Bargteheide geſchloſſen hatte, drangen fünf Männer
in das Lokal ein und warfen ſich auf den Wirt und
ſeinen Schwager. Der Wirt erhielt einen
Lungen=
ſſchuß, der Schwager Meſſerſtiche. Nachdem die
Tä=
ter aus der Kaſſe 80 RM. genommen hatten, fuhren
ſie mir einem Auto davon. Die Polizei fing den
Wagen im Wandsbeck ab und nahm die Inſaſſen feſt.
Dr. Eckeners Abreiſe nach Amerika.
Dr. Hugo Eckener (links) auf dem Pier
in Kuxhaven
auf dem Wege zum Fallreep der „Hamburg”
mit der er zum Abſchluß wichtiger Verträge nach
Nau Bone am Mart zum meuen Aule Heioroverfau.
Die Küſte bei Dayton Beach,
auf der auch der neue Rekordverſuch des Engländers
Kay Done (Porträt links) ausgetragen werden ſoll.
Die „Silberne Kugel”,
Kay Dones gigantiſcher Rennwagen.
Auf der bekannten Rennſtrecke bei Dayton Beach (U. S. A.) will der Engländer Kay Done zwiſchen
dem 15. und 30. März verſuchen, mit ſeinem neuen Rennwagen „Silver Bullet” den von Major
Segrave im vorigen Jahr aufgeſtellten Rekord (371 Kilometer pro Stunde) zu brechen.
Die Enkgleiſung des Simplon=Orienk=Expreß.
Die umgeworfenen Wagen des Orient=Expreß.
der, aus Paris kommend, bei Sifaca (Balkan) in voller Fahrt entgleiſte. Ein Todesopfer und
zahl=
reiche Schwerverletzte waren zu beklagen.
2as Eisgrab des Nordpolfliegers Eielſon.
Die Ueberreſte des in der Eiswüſte Nordſibiriens abgeſtürzten Flugzeugs,
unter dem man die Leichen des amerikaniſchen Nordpolfliegers Eielſon und ſeines Begleiters
Borland fand.
Amerika fahrt.
Der Sohn des Flugzeugbauers Heinckel tödlich
verunglückt.
Schwerin. In der Nacht zum Montag fuhr
ein Auto vor Warnemünde gegen einen Baum. Der
Lenker des Wagens, Erich Heinkel, der Sohn des
Flugzeugbauers Ernſt Heinckel, erlitt ſo ſchwere
Ver=
letzungen, daß er auf dem Weg ins Krankenhaus ſtarb.
Wiederaufrollung des Mordprozeſſes
von Dielingen.
Osnabrück. Vor dem Schvurgericht begann
jeſtern vormittag der wiederaufgenommene
Mord=
prozeß gegen d.
enſtknecht von Dielingen aus
Helle, der am 14. Mai 1926 wegen Mordes an der
Dienſtmagd Anna Hoge zum Tode verurteilt und
durch Erlaß des Staatsminiſteriums vom 22. Februar
1927 zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt
wor=
den war.
Revolte in einem Erziehungsheim.
Hamburg. In Kattendorf, wo etwa 40
Für=
ſorgezöglinge untergebracht ſind, wurden ſämtliche
Einrichtungsgegenſtände zertrümmert. Landjägerei
und Feuerwehr konnten erſt mit vieler Mühe die
Nuhe wiederherſtellen. Die Rädelsführer wurden
nach Hamburg gebracht.
Ein Berliner Börſenmakler
verſchwunden.
Berlin. Seit Montag iſt, wie erſt jetzt
be=
kannt wird, der bekannte Berliner Börſenmakler und
Filmfinanzier Karl Bercowitz ſpurlos verſchwunden.
Gerüchteweiſe heißt es, daß er in London iſt. Wie
feſtgeſtellt werden konnte, hat ſich Bercowitz einen
internationalen Reiſepaß verſchafft. Man bringt das
Verſchwinden des ehemaligen Millionärs in
Zuſam=
menhang mit großen Verluſten, die Bercowitz in der
letzten Zeit bei allen ſeinen Transaktionen und
Spe=
kulationen, beſonders im Filmgeſchäft, erlitten hat.
Vor 14 Tagen trat er auch aus der Liquidationskaſſe
der Börſe, deren Mitglied er Jahre hindurch
ge=
weſen war, aus. Karl Bercowitz iſt an der Berliner
Börſe ſeit den Anfängen der Inflationszeit eine
be=
kannte Erſcheinung. Er verſtand es, in kurzer Zeit
ein Vermögen von mehreren Millionen
zuſammen=
zubringen. Aufſehen erregten ſeine Geſchäftsreiſen,
die er nur im eigenen Flugzeug unternahm. Er iſt
tatſächlich der erſte Berliner Privatmann geweſen,
der über ſeine eigene Flugmaſchine verfügte.
Ermittlungsverfahren gegen Frau Momm.
Berlin. Zu der geheimnisvollen
Diebſtahls=
affäre in der Wohnung des Regierungspräſidenten
Momm erfahren wir aus zuverläſſiger Quelle, daß
bereits ſeit Anfang voriger Woche ein von der
Staats=
anwaltſchaft Potsdam eingeleitetes
Ermittlungsver=
fahren gegen Frau Momm wegen der in ihrem Haus
vorgekommenen. Diebſtähle ſchwebt. Ueber das
Er=
gebnis kann zurzeit noch nichts mitgeteilt werden,
da das Verfahren noch nicht abgeſchloſſen iſt. —
Die Juſtizpreſſeſtelle teilt mit: In dem von der
Staatsanwaltſchaft Potsdam gegen Frau
Regierungs=
präſident Momm eingeleiteten Ermittlungsverfahren
wegen Diebſtahls hat die Beſchuldigte zu Protokoll
des Kriminalkommiſſars Raſſow ein volles
Geſtänd=
nis abgelegt. — Der Potsdamer Regierungspräſident
Dr. Momm, in deſſen Hauſe ſich die gemeldeten
Sil=
berdiebſtähle ereignet haben, hat, wie die „B. Z.*
berichtet, geſtern vormittag ſein Abſchiedsgeſuch
ein=
gereicht. Damit dürfte der Weg für die weitere
Unterſuchung der Diebſtahlsangelegenheit geebnet
ſein. Inzwiſchen iſt ein Teil des Silbers wieder
aufgefunden, das man ſeit dem letzten Diebſtahl
ver=
wißte. Auch hier wird behauptet, daß das Silber
bei einem Althändler aufgefunden wurde. Der
Ver=
käufer des Silbers ſoll ein junger Mann ſein, über
den der Käufer aber keine weiteren Mitteilungen
machen bann.
Die Abnahmefahrt der „Europa”.
Bremen. Der Schnelldampfer „Guropa” des
Nordd. Qloyd paſſierte auf ſeiner Abnahmefahrt
rück=
kehrend wieder die Inſel Utſire an der norwegiſchen
Küſte. Die genau 210 Meilen lange Seediſtanz vom
Scaddon=Feuerſchiff nach Utſire wurde in 7:16
Stun=
den durchlaufen, was einer
Durchſchnittsgeſchwindig=
keit von 27,52 Seemeilen entſpricht.
Beginn des Mordprozeſſes Kräutler.
Mänchen. Montag vormittag begann von
dem Schwurgericht die Verhandlung gegen den 22
jäh=
rigen Peter Kräutler, der beſchuldigt iſt, die 16jähr.
Berta Weimmann ermordet zu haben. Kräutler iſt
im großen und ganzen geſtändig. Die Tat will er in
der Erregung verübt haben, weil ihn das Mädchen
geärgert hatte. Der Vorſitzende hält dem
Angeklag=
ten aber vor, daß ein Raubmord viel
wahrſchein=
licher ſei, da er kein Geld hatte, bei ſeinem Opfey
aber nur noch wenige Pfennige gefunden wurden.
Schneeſtürme über Nordengland.
London. Der Norden Englands und
Schott=
lands wurden am Samstag und Sonntag von
ſchweren Schneeſtürmen heimgeſucht, die bedeutenden
Schaden anrichteten. In Birmingham iſt ein rieſiges
Zirkuszelt infolge zu ſtarker Belaſtung durch Schnee
zuſammengebrochen. Sechs Zirkusangeſtellte konnten
ſich nur mit Mühe retten. Zwei von ihnen wurden
ſchwer verletzt.
Vorbereitungen für die Südamerikafahrt
des „Graf Zeppelin”.
New York. Angeſichts des bevorſtehenden
Fluges des Luftſchiffs „Graf Zeppelin”, nach
Per=
nambuco und Rio de Janeiro ſind von hier aus
300 Tonnen Material, darunter auch eine
Hydrogen=
gaserzeugungsanlage, nach Pernambuco verſchifft
worden.
Erſte Probefahrt der „Silver Bullet”.
New York. Kaye Don hat am Samstag mit
dem Rennwagen „Silver Bullet” am Strande von
Florida eine erſte Probefahrt unternommen. Kaye
Don erreichte dabei eine Geſchwindigkeit von
198 Meilen in der Stunde.
Ein Wiener wird Generalmuſikdirektor
Kemal Paſchas.
Julius Bittner,
der Komponiſt von „Hölliſch Gold”, ein
gebür=
tiger Wiener, wurde von Kemal Paſcha nach
Angora berufen, um von dort aus das
muſika=
liſche Leben der Türkei zu organiſieren.
Nummer 77
Dienstag, den 18. März 1930
Seite 9
Uassisten aus aller Moutt.
Die Auffindung des neunten Planeten.
Eine epochemachende Enkdeckung des Lowell=
Obſervatortums.
(Ein Planet jenſeits des Neptun. — Wie der Planet gefunden
murde. — 7 Milliarden Km. von der Sonne entſernt. — Die
Er=
weiterung unſeres Sonnenſyſtems.)
Dr. Slipher, der Direktor des berühmten amerikaniſchen
SSwell=Obſervatoriums, gibt ſoeben die epochemachende Mit=
Ftiilung bekannt, daß er in Gemeinſchaft mit den Aſtronomen des
Obſervatoriums bereits am 21. Januar d. J. einen neuen
Pla=
rSten unſeres Sonnenſyſtems enadeckt habe, der ſich jenſeits der
4rahn des Neptun befinde. Schon ſeit langer Zeit nahm man
ari, daß ſich weit draußen im Weltenraum noch ein Planet
un=
ſ. res Sonnenſyſtems befinden wüſſe, da die Bahn des Neptun,
ter bisher als der äußerſte Planet unſeres Syſtems galt,
Stö=
rengen zeigte, die nur durch einen Weltenkörper erklärt werden
knnten. Bisher zählten wir außer den ungefähr 1100 kleinen
2 lanetoiden, die ſich zwiſchen Mars und Jupiter befinden, acht
94 laneten, und zwar vier mittlere, Merkur, Venus, Erde Mars,
und vier große, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Bis zum
stahre 1781 kannte man nur ſechs Planeten, denn in dieſem
Frahre fand Herrſchel auf ſeiner Sternwarte zu Bath bei London
e ſt den 7., der den Namen Uranus erhielt. Dieſer Planet hatte
rain, als man ſeine Bahn berechnete, einen anderen Lauf, als
rcan nach den Himmelsgeſetzen erwarten mußte. Man nahm
darum an, daß ein anderer Stern ihn beeinfluſſe, und die Aka=
4—mie der Wiſſenſchaften in Göttingen ſetzte im Jahr 1842 einen
reis für denjenigen Aſtronomen aus, der neben einer
Berech=
mung der Uranus=Bahn auch eine Erklärung ihrer Abweichungen
geben könne. Der franzöſiſche Mathematiker Urban Leyerrier
dreachte ſich nun auf Empfehlung des Phyſikers Arago daran, mit
/ilfe der Mathematik die Bahn feſtzuſtellen. Es gelang ihm in
ſp vollkommener Weife, daß tatſächlich durch ihn ein neuer
Pla=
ret gefunden wurde, nämlich der Neptun, der bisher als der
äußerſte Wandelſtern unſeres Sonnenſyſtems galt. Leverrier
fund nämlich am 18. September 1846 den neuen Planeten an
ener beſtimmten Stelle des Himmels — nur mit ſeiner
wathe=
ratiſchen Berechnung. Um feſtzuſtellen, ob ſeine Berechnungen
techtig ſind, ſchrieb er an den berühmten deutſchen Aſtronomen
(alle von der Berliner Sternwarte am Enckeplatz einen Brief,
in dem er ihn bat, auf Grund der guten Sternkarten Galles mit
ſ einem Fernrohr zu unterſuchen, ob an einer beſtimmten von
Oeverrier bezeichneten Stelle vielleicht ein Planet gefunden
trürde. Dieſen Brief erhielt Galle am 23. September 1846. Er
nrachte ſofort am Abend desſelben Tages ſeine Unterſuchungen
umd fand wirklich dieſes Sternchen, das nur mit Hilfe eines
7 ederhalters gefunden worden war. Auf ganz ähnlichem Wege
peurde nun der neue Planet, der neunte, gefunden, deſſen
Feſt=
ſeellung noch ſchwieriger war, als die des Neptun, da er von
der Erde 45mal ſo weit entfernt iſt, wie die Erde von der Sonne.
Soie Entfernung der Erde von der Sonne beträgt 149,5 Millionen
Kilometer, ſo daß die Entfernung des neuen Planeten von uns
nund 7 Milliarden Kilometer groß iſt. Bei dieſen ungeheuren
9Täumen iſt es kein Wunder, daß das Vorhandenſein dieſes
veuen neunten Planeten uns bisher verborgen blieb. Es war
drzu der gewaltige Apparat des Lowell=Obſervatoriums in
2rlagſtaf in Arizona erforderlich, um überhaupt einen kleinen
(Schimmer dieſes Planeten zu erhalten. Das Vorhandenſein
dieſes neunten Planeten iſt übrigens ſchon vorher auf ganz ähn=
liche Weiſe berechnet worden, wie die des Neptun, und zwar war
es Profeſſor Lowell, der frühere verſtorbene Leiter des eben
ge=
nannten Lowell=Obſervatoriums, der auch der Begründer dieſer
Forſchungsſtätte war, der bereits einige Jahre vor ſeinem 1916
erfolgten Tode dieſe Aufgabe löſte. Er hatte auf Grund der
Ab=
weichungen der Bahn des Neptun das Vorhandenſein des
neun=
ten Planeten feſtgeſtellt, wie Leverrier die des Neptun mit Hilfe
der Abweichungen der Bahn des Uranus. Aber einen Beweis
für die Richtigkeit ſeiner Berechnungen konnte Lowell noch nicht
Das nenn ich eine rechte Hochzeit!
(h) Belgrad. Als der biedere Landmann Stephan Bartoly die
tugendſame Jungfer Roſalie Cſabu zu ehelichen gedachte, ſchickte er die
Hochzeitsbitter in die Runde, daß ſie allmänniglich einlüden, zu ſeinem
Feſte zu kommen. Und ſie kamen! Ganz Doroſlava fand ſich ein, um
dem Stephan und der Roſalie feiern zu helfen; von ſiebenhundert
Gäſten weiß die Chronik zu melden: Vater Cſabu ließ ſich nicht lumpen;
er ſtellte dreißig Köchinnen an, um die Gäſte recht bewirten zu können.
Meſſer und Gabel mußten die Gäſte freilich ſelbſt mitbringen; ich wette,
ſie haben es gern getan. Denn nicht weniger als 6 Kühe, 6 Stiere und
6 Schweine wurden geſchlachtet, 300 Hühner Enten, Gänſe und
Trut=
hähnen wurde der Hals umgedreht, um die Feſttafel feſtlich zu beſtellen.
Der Wein floß in Strömen; ſoll man nicht durſtig werden von ſo
vielem Eſſen? Darum ließ der Hochzeitsvater 20 Hektoliter Wein
aus=
ſchenken, den Slibowitz ungerechnet . . .
Am Morgen des vierten Tages aber ſollen in Doroſlava und
Um=
gebung eine Unmenge von Katern geſichtet worden ſein ...
Die Bakkerien ſchüßen ſich.
— Paris. In Frankreich iſt ein ſeltſamer Aerzteſtreit
ausge=
brochen. Der bekannte franzöſiſche Mediziner Dr. Siauve=Evaroſy teilt
der erſtaunten Aerztewelt mit, daß das Serum gegen Diphtheritis
ſcheinbar in ſtarkem Maße ſeine Wirkungskraft verloren habe. Seit
langem ſind nicht ſo viele Todesfälle durch Diphtheritis in Europa und
ſpeziell in Frankreich feſtgeſtellt worden, wie gerade in den letzten zwei
Jahren. Nach der Meinung des genannten Mediziners läßt dies auf
eine „Umſtellung” der Bakterien ſchließen, d. h. auf eine Stärkung ihrer
Angriffsfähigkeit in bezug auf den Menſchen. Das Serum, das im
Paſteur Inſtitut hergeſtellt wird, hätte demnach einen Teil ſeiner
fabel=
haften und menſchenrettenden Wirkung verloren und müßte
notwendiger=
weiſe durch ein neues, ein wirkungsvolleres erſetzt werden. Zu dieſem
Zweck wäre es allerdings notwendig, umfangreiche Unterſuchungen zu
machen. Dr. Roux, der Entdecker des Serums, wendet ſich allerdings
in ſcharfen Darlegungen gegen dieſe Behauptung und betont, daß ſein
Serum bei richtiger Anwendung noch immer die alte Kraft beſitze und
daß die Bakterien ihm nicht widerſtehen könnten. Freilich macht es
ihm erhebliche Schwierigkeiten, die rein zahlenmäßigen Belege
zurück=
zuweiſen, aus denen hervorgeht, daß tatſächlich die Zahl der Todesfälle
durch Diphtheritis in Frankreich erheblich hoch iſt. — Sollte die Auſicht
des Dr. Siauve=Evaroſy ſtimmen, ſo hätten wir es mit einem bisher
unbekannten Abwehrkampf der Bakterien gegenüber den
Bekämpfungs=
maßnahmen ſeitens der Menſchen zu tun.
Der Sternwarte Lowell (Arizona).
erbringen. Trotzdem war er der Urheber dieſer neuen
epoche=
machenden Entdeckung, denn er war der eigentliche Begründer
der Planetenforſchungen mit den modernſten Mitteln der
Stern=
photographie. Sein Schüler und Nachfolger Dr. Slipher hat nun
dieſe Methoden ſeines Meiſters auf die Erforſchung des neuen
mutmaßlichen Planeten angewandt, und es gelang ihm, mit Hilfe
einer ſehr empfindlichen photographiſchen Platte und der
aus=
gezeichneten Linſe des Lowell=Obſervatoriums das
Vorhanden=
ſein dieſes Planeten feſtzuſtellen. So iſt dieſe neue Entdeckung
ein Sieg der Sternphotographie. Da der Stern aber ungeheuer
weit von uns entfernt iſt, und die Photographie nur einen ganz
leichten Fleck ergibt, ſo hielt er ſeine Entdeckung vom 21. Januar
noch geheim, bis er weitere einwandfreie Beweiſe zur
Ver=
fügung hatte. Da der bisherige letzte Planet Neptun von der
Sonne 4500 Millionen Kilometer entfernt iſt, ſo beträgt die
Er=
weiterung unſeres Sonnenſyſtems durch dieſe Entdeckung rund
2500 Millionen Kilometer, nämlich auf insgeſamt 7000 Millionen
Kilometer.
i.
Der rote Star.
(k) Vondon. Für jedes Metier brauchen die Amerikaner einen
Star. Einen ſolchen haben ſie deshalb auch zur Londoner
Flotten=
abrüſtungskonferenz mitgenommen. Es iſt dies aber nicht etwa Herr
Stimſon, ſondern „nur” deſſen Sekretärin und Stenotypiſtin, Miß Fisk
Hublet. Sie ſchreibt nicht viel mehr als 200 Silben in der Minute,
aber ſie ſoll vorzüglich Tennis und noch beſſer Bridge ſpielen.
Aus=
gezeichnet iſt ſie durch ihr flammend rotes Haar, das allmorgendlich die
Photographen zu bewundern Gelegenheit haben, die den „Star der
Londoner Konferenz” am Rotten Row und im Hydepark auflauern.
Miß Fisk hat nämlich die Gewohnheit, jeden Tag vor Arbeitsbeginn
eine Stunde auszureiten — wie ſich dies für einen richtigen Star
geziemt.
Sonnenunkergang auf dem Mond.
(a) New York. Dem Mount Wilſon=Obſervatorium in
Kali=
fornien ſoll, Zeitungsmeldungen aus Moutreal zufolge, gelungen ſein,
einwandfreie, famos gelungene Filmaufnahmen über den
Sonnenunter=
gang auf dem Monde zu machen. Fünf volle Stunden war die
Auf=
nahmekamera mit einem 250 Zentimeter großen Objektiv auf den Mond
gerichtet, wogegen der fertige Film in knapp 90 Sekunden hervorgerufen
werden konnte. Die hochintereſſanten Aufnahmen waren von dem
Carnegie=Inſtitut beſtellt, das ein groß angelegtes wiſſenſchaftliches
Werk über die einzelnen Phaſen der Nacht vorbereitet.
Dein Fuß
bleibt gesund
Gurertderl Gerrell
TGOr ret
SchdllefAldiaf
nur durch den
er-
fahrenen Fachmann
Nur Oualitätsarbeit vermag Ihre Ansprüche an
erst-
klassige Schuhreparatur zufriedenzustellen. Hüten Sie
sich vor Galopparbeit und Pfuschertum, wenn Sie ihre
Schuhe gesund zurück erhalten wollen. (4530
*0 aimn. Wonnang
im Zentrum, zu Büro= oder Wohnzweck.,
per bald zu vermieten. Angebote unter
(4521
2 113 an die Geſchäftsſtelle.
Aädelt
der Lebensmittelbranche, gutes, altes
Geſchäft, in zentraler Lage, Nähe
Markt=
platz, ſofort zu vermieten, eventl. mit
Wohnung. Angebote unter 1 114 an
die Geſchäftsſtelle ds. Blattes.
3000.— Mk.
als Hypoth. geſucht.
Zeitgemäße Zinſen.
Nur v. Selbſtgeber.
K.
Angeb.
un=
d. Geſchäftsſt.
Eichbergſtr. 2
abgeſchloſſene
Zimmer=
Wohnung
mit Bad, kl Vorpl.
el, Licht, ganz oder
teilweiſe möbliert, zu
vermieten. (4520
Ohlyſtraße 71, pt.
2 große, ſchön möbl.
Zimm. mit Balkon
(Wohn= u. Schlafz.)
zu verm. Ev Küch.=
Benutzung. Beſond.
ſchöne Lage.
Kirchſtraße 21, 1II.I.
gr., frdl., ſonn., g.mbl
Z. an berufst. H. per
1. 4. zu vermieten. (*
Wendelſtadtſtr. 38,
part,, ſchön möbl
Zim mit Schreibtiſch
ſofort zu vermiet. (*
Weſucht
ev. ob.
ſarde,
1500 ℳ
Weboten
Wohn..
ſchöne
6-8=Z.=W.,
St. u.
Man=
nicht über
Fr.=Miete.
t: Gr. 6=Z.=
Bad. Ver.,
ſüdl Lage,
Fr.=Miete.
Pr. J. 89 Gſt.*
MMollerſtraße 30, III.
22 ſchöne leere
Man=
ſſarden=Zimmer mit
kKochg=legenheit ſof.
bzu vermieten.
2 leere Zimmer mi
Küche (beſchlagnfr.
ſofort zu vermieten.
Bedingung:
einma=
lige Mietevoraus=
zahlung für 1 Jahr.
Angeb. unt J. 107
an die Geſchäftsſt
Groß=Zimmern
Gehrenweg 15
Wohnung in neuem
Hauſe, 3 Zimmer u.
Küche nebſt Zubeh.,
bis 1. April zu
ver=
mieten. (*sgi
5F=Wohng. m.
Bai=
kon, Manſ. u. Keller,
Nähe Darmſt., p. 1. 4.
zu 50., z. verm. Keine
Abſtandsgebühr.
An=
geb. u. J 35 Geſchſt.”
2 gr. Zim. m. Küche
u. Kell. i. herrl. geſ.
Lage, neuerb. Haus,
Nähe Darmſt. ſof. z
verm. Miete 30 N
Anfr. u. J. 105 Gſchſt
(4512)
Garage
für Auto u.
Motor=
räder zu vermieten.
Kahlertſtr. 10. (*id
At
Neu hergerichtete
große Mäun
ca. 200 qm, ganz od
geteilt, zu vm. /4465b
Ludwig Netz
Karlſtr. 20
Schöne helle
Werk=
ſtätte mit 5
Neben=
räumen, die ſich für
Büro=u. Lagerräune.
eignen (kann auch
getrennt werd.) zu
verm. Kiesſtr. 25.
Landwehrſtr. 39, pt.
möbl. Zim., el. Licht,
zum 1. April zu
ver=
mieten. /4341b
Alexanderſtr. 10,b Moog.
mövl Zimmer z. vm.,
mit od. ohne Penſ (*
Georgeuſtr. 3, I., gut
möbl Zimm.z vm.*
Hügelſtraße 69, pt.,
ſchön möbl. Zimmer
zu vermieten.
Möbl. Wohn= und
Schlafz. mit Küchen
venutz z. verm. Näh
Geſchäftsſtelle, (dſi*
Annaſtraße 35, II.
gr., gut möbl. Zim.
1o 2 Bett., u. einf
mbl. Manſ.=3. z. v.
Eleg. Wohn=n.
Säichiunel.
mit 2 Bett., Bad u.
Tel. zu verm. Ang.
u. J. 119 Geſchſt. C
Kiesſtraße 71, I
möbl. Zimm. m. el.
Licht zu verm. (*fi
Wittmannſtr. 29, pt.
ſehr ſchön möbliert.
Zim. in gut. Hauſe
mit od. ohne
Kla=
vier zu verm.
Kaſinoſtraße 18, II.
möbl. Zim. m. elek.
Licht zu vermieten.
Friedrichſtr. 26, pt.
ſchön möbl. gr. Zim.
mit elek. Licht, gut
heizb., zu verm.
Schloßgaſſe 22, I.
b. Leiſer, ſehr ſchöne
Schlafſtelle z. vm.
Herdweg 97
ein größ. u. ein kl.
Manſardenzimmer
(möbl. od. unmöbl.)
an ält. Fräul, oder
Frau zu vermiet.
Frankf.=Str. 14, I. I.
möbl. Zimmer z.
1. April zu oerm.
Kahlertſtraße 1. I.I.
(Ecke Frankf.=Str.)
ſchönes, gut möbl.
Zimmer alsbald zu
vermieten
Erbacherſtr. 5, Hth. I.
frdl. möbl. 3. z. v.
Hoffmannſtr. 32, I.
gut ausgeſt.
Wohn=
u. Schlafzim., ruh.,
ſonn. Lage, zu vm.*
Ploenniesſtr. 18
gut möbl. 3. m. el.
Licht zu verm.
Gutbeſchäftigt. ſolid
Fabr.=Betrieb ſucht
2000 Mk.
Kapital gegen beſte
Sicherh. Zinſ. nach
Vereinbarung. Gefl.
Ang. unt. J 124 an
die Geſchäftsſt.
Engl. Unkerricht
von Anfäng. geſucht.
Angeb. unter J. 82
an die Geſchäftsſt.
Gründlichen (1088a
Klavier=Unterricht
für Anfänger und
Fortgeſchritt. erteilt
L. Indorf.
Schwanenſtraße 72.
K
echnikum
O
Hoch- und Tiefbau, Betonbau, Eisenbau,
Fingzengbau, Maschinenbau, Antoban,
Heizung u. Elektrotechntk. Eig, Kasino.
Semesterbeginn Apriln. Okt. Progr. krei.
in (Frankreich geb.) und lange dort
Dülhe gelebt, erteilt Französisch (gdi
Rheinſtraße 43, 2 Stock.
Technikum Dmenau manr.
Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik
Wiosenschaftliche Betrlebsführg. Werkmeisterabtellung
Vornehm möblierte
Zimmer
ſot beziehb
Hügel=
ſtr. 15, Laden
Täg=
lich ab. 11—19 Uhr
(317a)
Schuchardſtr. 18, II.,
möbl. 3. z. vm. (*s
Grafenſtraße 27,
recht. Seitenb. II. r.,
möbl. Zim. m. elek.
Licht zu verm.
Bleichſtraße 46,
einf. möbl. Z. m.
Licht ſof. zu vm.
jeht lennen!
Widmen Sie täglich eine halbe Stunde
Ihrer Freizeit nur Ihrer Fortbildung
und lernen Sie eine fremde Sprache!
Fremdsprachliches Wissen bringt
Ihnen viele neue Anregungen, eröffnet
Ihnen im Berut neue und bessere
Verdienstmöglichkeiten. Jetzt eine
fremde Sprache lernen, heißt
Seid vondienen
Je früher Sie beginnen, um
so besser für Sie. Alter
und Geschlecht spielen
keine Rolle. Selbst die
ein-
tachste Schulbildung
ge-
nügt, um in das Wesen
einer tremden Sprache
einzudringen, wenn Sie
nach der Methode
Toussgint-Langenscheidt
lernen.
Sie lesen in ihren Lehrbriefen von den Sitten und Gebräuchen
des tremden Landes, Sie lernen in Gesprächen die tägliche
Umgangssprache kennen. Sie lernen i eintacher und klarer
Weise die tremde Sprache wie ein Ausländer sprechen.
Nan
Schon nach den ersten Unterrichtsstunden mit der
ersuche
Methode Toussaint-Langenscheidt
um
Zu=
sendung der
haben Sie dasstolze Bewußtsein, die tremde Sprache
im „Darme
mündlich und schrittlich zu beherrschen. Der M städterTagblatt”
Unterricht kostet dabei nur drei Mark im Monat.
angebotenen
Verlangen Sie eine kostenlose Probelektion. Schreiden Sie
Probelektion d.
auf den nebenstehenden Abschnitt, welche Sprache Sie
interessiert und schicken Sie ihn mit 5 Pfg. frankiert,
an den Verlag. Sie erhalten postwend., was Sie wünschen.
Sprache, kostenlos,
por=
tofrei und unverbindlich.
Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung
. G Langenscheidt! G m.
Berlin-Schöneberg, Bahnstr.
Seite 10
Dienstag, den 18. März 1930
Nummer 77
Opotl, Spler und Tarnen.
Das erſte Hallen=Handballkurnier
Die Leibesübungen im hefſ. Ekak 1930.
am Miktwoch, 20 Uhr, in der Feſthalle.
Eine biktere Feſtiſtellung. — Wo bleiben die Parkeien?
* Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages berät zurzeit den
Staatsvoranſchlag 1930 und kommt in dieſer Woche auch zu den
Ka=
piteln des Etats des Kultusminiſteriums. Hier erſcheinen auch die
Aus=
gaben zur Förderung der Leibesübungen und der Jugendbewegung.
Welche Summen ſind in dieſem Jahre dafür vorgeſehen?
Die Stelle des Landesturnlehrers bleibt auch weiter
un=
beſetzt. Für Schul=Turnen und =Sportweſen, im
weſent=
lichen zur Ausbildung von Lehrern, ſind 7 200 Mark eingeſetzt, zur
Förderung der Leibesübungen, für Jugendpflege und
Jugend=
bewegung, für Jugendherbergsweſen, Tagungen und
Lehrgänge zur Pflege der Jugendbewegung und der Leibesübungen
er=
ſcheinen 7 0 200 Mark, wobei die Regierung um die Ermächtigung
erſucht, dieſen Betrag bis zu 15 000 Mark überſchreiten zu
dürfen. Der ſeitherige Betrag von 5000 Mark für
Schulwan=
derungen iſt dem Spargriffel zum Opfer gefallen und für dieſen
Zweck iſt nichts mehr vorhanden. Bei einem Etat von 139 000 000
Mark Ausgaben ſind alſo für Leibesübungen und Jugendbewegung
ganze 77 000 Mark oder rund 0,05 Prozent der Staatsausgaben
vorgeſehen.
Wir glauben heute von einer Würdigung der Leibesübungen und
der Jugendbewegung abſehen zu dürfen. Trr= unſerer Forderungen
nach Einſparungen bei den Staatsausgaben müſſen hier einige Worte
geſagt werden: Wir erinnern uns an die Worte, die aus dem Munde
des Herrn Staatspräſidenten den erfolgreichen heſſiſchen Olympiade=
Kämpfern und den Meiſterturnern geſprochen wurden. Wir denken
an Reden und Verſprechen bei Jugendtagungen und Jugendfeſten, die
damals lebhaften Beifall auslöſten. In der hohen vaterländiſchen
Be=
deutung der Leibesübungen und bewußter Jugendbewegung waren ſich
alle Parteien einig. Es liegt aber nahe, aus den Anſätzen des Etats
auf die Wertſchätzung zu ſchließen, die man an den verantwortlichen
Stellen wirklich hegt. Wir widerſtehen der Verſuchung, einige
aufrei=
zende Beiſpiele aus dem Etat im Vergleich mit den vorgenannten
Zah=
len anzuführen. Es ſei aber darauf hingewieſen, daß in dem gleichen
Kapitel, in dem die 5000 Mark für Schulwanderungen geſtrichen wurden,
Reiſekoſten und Aufwandsentſchädigungen ganz beträchtlich erhöht
wor=
den ſind.
Wenn auch Reich und Gemeinden bereits gewiſſe Unterſtützungen an
die Leibesübungen treibenden Vereinigungen gewähren, ſo darf der
Staat ſeine ihm hier zugewieſenen Pflichten nicht vernachläſſigen. Man
kann der Meinung ſein, daß die 5000 Mark für Schulwanderungen ſo
gut wie nichts ſind und deshalb ruhig geſtrichen werden könnten. Man
kann aber auch der Anſicht ſein, daß man, um ſie wirkſam zu machen,
nur eine Null anzuhängen brauchte. Geradeder Schuljugend ſollte wegen
ihrer beſonders tiefen Eindrucksfähigkeit die Liebe zur Heimat durch das
Erwandern ihrer Schönheiten und Eigenheiten geſtärkt werden. Hier
kann ſie am beſten die ſchickſalhafte Verbundenheit von Stadt und Land,
der verſchiedenen Berufsſtände, die Auswirkungen unſerer heutigen
ſtaatlichen und wirtſchaftlichen Einrichtungen am leichteſten erkennen.
Hier kann ſie auch in mehrtägigen Wanderungen, durch Uebernachten
in den Jugendherbergen und rauſch= und rauchgiftloſe Wanderart auf
koſtenloſe Geſundquellen in unſerer häufig profithungrigen Zeit
binge=
wieſen werden. Hier kann der Samen gelegt werden, der dann ſpäter
in Turnen, Sport und Spiel, in der Jugendbewegung und
Volkswohl=
fahrt ſeine Blüten zum eigenen Wohl und zum Geſamtwohl treiben
wird.
Wir meinen, daß gerade der Volksſtaat an dieſen wichtigen
Auf=
gaben nicht vorübergehen darf, weil er hier die Zuſtimmung aller
Kreiſe des Volkes hinter ſich hat. Bisher ſind aus den Parteien
heraus noch keine Verbeſſerungsanträge eingegangen.
Doch geben wir und mit uns die Hunderttauſende in der Turn=, Sport=
und Jugendbewegung die Hoffnung nicht auf, daß ſich insbeſondere unter
den Lehrer=Abgeordneten der verſchiedenen Parteien Männer finden
werden, die während der Etatberatungen für eine angemeſſene und
ausreichende Berückſichtigung dieſer
Geſundungs=
beſtrebungen innerhalb des Volkes eintreten, daß insbeſondere
auch ein ausreichender Betrag für das Wandern unſerer Schulfugend
bereitgeſtellt wird. Gerade in unſerer heutigen Notlage iſt es ein Gebot
vorausſchauender Politik, den in Millionen lebenden Willen durch
kär=
verliche Betätigung, durch Sport und Turnen. fern aller Parteipolitik,
durch Wandern und Schauen zu Geſundheit, ſittlicher und geiſtiger
Ver=
vollkommnung zu gelangen, wirkſamſt zu unterſtützen, um ein
Gegen=
gewicht zu ſchaffen gegenüber all den tauſendfachen Schäden und Giften
einer in weiten Bezirken unnatürlich gewordenen Lebensführung.
6—
Fußball.
Sp. V. 1919 Lengfeld — Höchſt.
Am Sonntag, den 16. März. weilte der Sportverein Lengfeld
mit ſeiner 1. und 2. Mannſchaft in Höchſt i. O. Die 2. Mannſchaft
gewann verdient 3:0. Nachmittags trafen ſich die 1. Mannſchaften:
Höchſt komplett, Lengfeld mit 3 Mann Erſatz. Das Spiel
war ſehr ſchön und fair. In der erſten Halbzeit ſpielte L. mit dem
Wind und konnte durch zwei Prachttore des Linksaußen und
Mittelſtürmers in Führung gehen. In den erſten zehn Minuten
der zweiten Halbzeit kam Höchſt mächtig auf, holte ein Tor auf,
und beinahe wäre ihm der Ausgleich geglückt, wenn nicht der linke
Verteidiger Lengfelds klärend eingegriffen hätte — der ſchönſte
Moment des Spieles. Jetzt macht ſich Lengfeld wieder frei, ſchießt
noch ein Tor und geſtaltet das Spiel bis zum Schluß überlegen.
Der Sieg iſt in dieſer Höhe verdient, obwohl auf beiden Seiten
noch einige Torgelegenheiten ausgelaſſen wurden. Schiedsrichter
ſehr gut.
Nun wird alſo auch Darmſtadt das erſte Hallenturnier ſehen. In
vielen Städten bilden Handballſpiele in der Halle ſeit Jahren einen
weſentlichen Beſtandteil des Sportprogramms in den Wintermonaten.
In Süddeutſchland wird das Hallenhandballſviel beſonders in
Stutt=
gart und Frankreich gepflegt, da dort ausgeſprochene Sporthallen zur
Verfügung ſtehen. Die 98er haben bei der Vorbereitung zum Berliner
Turnier die Wahrnehmung gemacht, daß ſich auch die Darmſtädter
Feſthalle zur Abhaltung einer derartigen Veranſtaltung ſehr gut
eignet, da insbeſondere die Ausmaße der Halle ein genügend großes
Spielfeld zulaſſen. Was lag daher näher, um endlich auch einmal in
Darmſtadt eine Hallenveranſtaltung zur Durchführung zu bringen. Mag
auch der ſportliche Wert des Hallenſpieles etwas umſtritten ſein, ſo
kann nichts darüber hinwegtäuſchen, daß die große Schnelligkeit, die der
Hallenboden ermöglicht, ein Spiel bedingen, das wegen des großen
Tempos und den hohen Anforderungen, die an die Wendigkeit und das
7ASungsvermögen der Spieler geſtellt werden, geradezu faſzinierend
wirkt.
Nun einige Einzelheiten aus dem Hallenſpiel: Jede Mannſchaft
beſteht aus 9 Spielern, von denen jedoch immer nur 7 Spieler
tätig ſein dürfen, während die beiden reſtlichen Spieler in völlig
beliebiger Weiſe zur Auswechſlung herangezogen werden können. Das
Spielfeld wird in der Darmſtädter Feſthalle eine Länge von ca.
80 Metern und eine Breite von 30 Metern beſitzen. Der Wurfkreis
beträgt 7 Meter, die Abſeitsregel iſt vollkommen aufgehoben.
Im übrigen gelten reſtlos die Regeln des Raſenſpiels, wobei jedoch
noch zu bemerken iſt, daß die Torgröße den Ausmaßen von
Hockey=
toren entſpricht. Die Spielzeit iſt auf 2 X 15 Minuten feſtgeſetzt.
Wie wir ſchon gemeldet haben, findet das Darmſtädter Turnier in
der Feſthalle morgen Mittwoch abend 8 Uhr ſtatt.
Bei der Einladung ſind in erſter Linie Vereine berückſichtigt, die
ſchon öfters in der Halle geſpielt haben, alſo eine gewiſſe Hallenpraxis
beſitzen. Sowohl Fußballſportverein als auch Eintracht Frankfurt
be=
ſitzen dieſe Hallenroutine, da ſie ſeit Jahren ſchon Spiele in der Halle
austragen. Das Können des Fußballſportvereins Frankfurt iſt ja in
Darmſtadt zur Genüge bekannt; in der Halle iſt der Tabellendritte
unſerer Gruppe beſonders gut, was ſchon daraus hervorgeht, daß bei
dem letzten Frankfurter Hallenſportfeſt die Turner=Auswahlelf eine
3:1Niederlage einſtecken mußte. Die Eintracht Frankfurt, die allerdings
der A=Klaſſe angehört, iſt in der Halle kaum ſpielſchwächer, mußte ſie
doch gegen den Ortsrivalen nur eine knappe Niederlage (1:2)
hin=
nehmen. Da außer dem Veranſtalter noch Rot=Weiß Darmſtadt
teil=
nimmt, iſt das Hallenturnier als Rivalenkampf Frankfurt—Darmſtadt
anzuſehen. Demgemäß ſind auch die Geaner der beiden erſten Spiele
gepaart worden. Zuerſt tritt Rot=Weiß gegen
Fußballſport=
verein Frankfurt an, hierauf Eintracht Frankfurt gegen
Sportverein 1898. Nach einem kurzen Jugendſpiel werden die
beiden Unterlegenen der beiden erſten Kämpfe um den 3. und 4. Platz
ſpielen. Das Schlußſpiel ſieht dann die Sieger der beiden erſten Spiele
im Kampf um den 1. und 2. Platz.
Wir weiſen darauf hin, daß in der Halle eine große Anzahl ſehr
guter Sitzplätze zur Verfügung ſtehen. Auch die Stehplätze bieten gute
Sichtmöglichkeit. Die Eintrittspreiſe ſind verhältnismäßig niedrig
gehalten.
Rugby.
Neue Führung im ſüddeutſchen Rugby=Verband.
Am Sonntag fand in Heidelberg der Verbandstag des
ſüd=
deutſchen Rugby=Verbandes ſtatt. Die Tagung wickelte ſich flott
und reibungslos ab. Für den langjährigen Führer Hermann
Meiſter=Heidelberg, der endgültig von ſeinem Poſten
zurück=
trat und zum Ehrenmitglied ernannt wurde, wählte man
Graf von Beroldingen, den bekannten Vorſitzenden der
Frankfurter Eintracht, zum neuen Verbandsführer.
Von den gefaßten Beſchlüſſen intereſſiert in erſter Linie, daß
die Kopfſteuer um 20 Prozent ermäßigt wurde. Für das
Auswahlſpiel in Hannover, das der Ermittelung der
Ländermannſchaft gegen Frankreich dienen ſoll, ſtellt
Süddeutſch=
land nur ſieben Spieler, und zwar Botzing, Meier und Leippert II
vom Heidelberger Rugbyklub, Berg I und Berg II von Frankfurt
1880 und die Gebrüder Pfiſterer von der R. G. Heidelberg.
Ueber 500 Yards Freiſtil ſtellte in Miami in Florida die
Ameri=
kanerin Helen Madiſon mit 6:32 Min. einen neuen
Welt=
rekord auf.
Beim Tennisturnier in Nizza gewann Cilly Auſſem mit Miß
Ryan das Damendoppel mit 6:3, 6:3 gegen Frau von Reznicek/Owen
und mit Tilden zufammen das Gemiſchte Doppel mit 6:4, 6:0 gegen
Miß Ryan/Kingsley.
Europameiſter im Eiskunſtlaufen wurde im Berliner
Sportpalaſt in überlegener Manier der Wiener Karl Schäfer vor
Gold=Prag und Nikkanen=Finnland.
Hauptſchriftleiung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſiadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
Geſchäftliches.
Die Leiſtungsfähigkeit des modernen Gebrauchswagens. Ein
wirk=
lich vollwertiger Gebrauchswagen muß heute Leiſtungen vollbringen,
die früher kaum von ganz großen, ſchweren und teueren Wagen
gefor=
dert werden konnten. Wir ſehen z. B., daß ein führendes Fabrikat der
edlen Markenklaſſe, der Sechszylinder=Mittelwagen der „NSU 405‟,
von nur 7/34 PS — alſo günſtigſter Verbrauchs= und Steuerlage —,
nicht nur mit der 20 000 Kilometer bewältigenden Nürburgfahrt,
ſon=
dern auch mit den harten Nürburg=Langſtreckenfahrten eines
untadel=
haften Drei=Wagen=Teams Leiſtungen erzielt hat, die ihresgleichen
ſuchen — aber wohl nicht finden. Bei der Anſchaffung eines neuen
mittelſtarken Gebrauchswagens der Sechszylindertypen wird man an
dieſer Schöpfung von hoher Qualität, edler Linie und günſtigſter
An=
ſchaffungs=, Betriebs= und Amortiſationslage nicht vorübergehen können.
Alle NSU.=Vertreter ſtehen mit jeder Auskunft,
Probefahrtverein=
barung und Erörterung der günſtigſten Abzahlungsmethoden jederzeit
gerne zur Verfügung.
Mit kritiſcher Aufmerkſamkeit hat die Fachwelt das Erſcheinen und
Vordringen der Henſchel=Laſtkraftwagen und Omnibuſſe beobachtet.
Heute iſt es unbeſtritten, daß Henſchel=Wagen ſich in außerordentlich
kurzer Zeit durchgeſetzt und unbedingtes Vertrauen geſichert haben.
Henſchel verwendet für ſeine modernen Konſtruktionen nur ausgeſucht
erſtklaſſiges Material; veraltete Werkzeugmaſchinen ſind in den Henſchel=
Automobil=Werkſtätten nicht zu finden. — Kürzlich eingegangene Neu=
und Nachbeſtellungen beſtätigen den bisberigen Erfolg des
Henſchel=
wagens.
Der Langſtreckenläufer Paul Sillier befindet ſich auf einem
Rekord=
lauf durch ganz Deutſchland (zirka 3200 Kilometer). Derſelbe kommt
auf dieſem Lauf auch durch Darmſtadt und wird als Kontrollſtelle das
Reformhaus Eos anlaufen. Auf dieſem Lauf trägt „Mazeppa”
den patentierten Turn= und Sportſchuh „Trittgefaßt — Extra”
welcher als der beſte Turn= und Sportſchuh der
Gegen=
wart von allen Turn= und Sportlehrern bezeichnet wird. Dieſer Schuh
iſt im Reformhaus Eos zu haben.
Ja, wenn Sie fremde Sprachen ſprechen könnten!
Dann ſähe es ganz anders um Ihre Zukunft aus: Sie fänden weit
ſchneller eine neue und beſſer bezahlte Stellung, Sie kämen viel
ſchnel=
ler in Ihrem Beruf vorwärts! Schauen Sie nur einmal in den
Stellen=
markt der großen Zeitungen, Sie werden dort die Beſtätigung finden.
Warum nutzen Sie dieſe Möglichkeiten nicht aus? Es iſt doch gar nicht
ſo ſchwer, eine fremde Sprache zu erlernen — und auch recht billig. Es
koſtet nur 3 Mark im Monat (12 Mark im ganzen), nach der Methode
Touſſaint=Langenſcheidt eine fremde Sprache ſo gründlich zu erlernen,
daß Sie ſchon nach einem halben Jahr jede fremdſprachige
Korreſpon=
denz oder mündliche Verhandlung in fremder Sprache übernehmen
kön=
nen. Verſuchen Sie es einmal: Sie erhalten eine Probelektion
vollſtän=
dig koſtenlos, wenn Sie dem Verlag der Methode Touſſaint=
Langen=
ſcheidt Ihre Adreſſe und die Sprache nennen, die Sie beherrſchen
möch=
ten. Schreiben Sie dazu aber noch heute an die Langenſcheidtſche
Ver=
lagsbuchhandlung, Berlin=Schöneberg.
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 18. März. 13.30: Schallplatten. 15.15:
Jugend=
ſtunde. 16: Hausfrauen=Nachmittag des Frankfurter
Hausfrauen=
ereins. Zubereitung von Gemüſe=Konſerven. O 16.50: Eine
Ver=
bte holt ſich Rat in der Sprechſtunde einer Rechtsanwältin. 6 17.20:
Konzert. Lehar: Zigeunerliebe. — Morena: Johann Strauß ſpielt
auf! — Fucik: Regimentskinder. O 17.55: O. Schreiber: Die
Auf=
gaben der Verkehrswacht. 18.05: Prof. Salomon:
Deutſch=
franzöſiſche Begegnung. O 18.35: Stuttgart: Dr. Prinzhorn:
Er=
lebniſſe und Erfahrungen in Venezuela. O 19.05: Stuttgart: Dr.
Hagemann: Kairo und Konſtantinopel. O 19.30: Muſenſaal der
Städt. Feſthalle Roſengarten in Mannheim: Akademiekonzert. Mozart:
Sinfonie in Es=dur. — Mozart: Arie aus „Don Juan” —
Beet=
hoven: Zwei Lieder. — Schubert: Sinfonie Nr. 7 in C=dur.
21.30: Stuttgart: Bunte Stunde.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 18. März. 9: H. Oſtwald:
Ber=
er Redensarten. O 10: Chr. Leden: Das Leben der Eskimos.
O 12: Franzöſiſch für Schüler o 14.30: Tanzturnen für Kinder.
2 15: Jugendſtunde. O 15.45: Urſula Scherz und William Wauer:
Künſtler. Handarbeiten. O 16.30: Leipzig: Konzert. o 17.30:
arbietungen des Münchener Violen=Quintetts. O 17.55: Prof. Dr.
Paly: Imperialiſtiſche Methoden der großen Politik O 18.20: Dr.
Ueb=: die Rechtsverhältniſſe im Baugewerbe. O 20: Berlin: Das
deutſche Lied Mitw.: Lula Myſz=Gmeiner (Alt), B.
Seidler=
ler=Winkler, Berliner Funkchor. Weber: Unbefangenheit. —
Men=
delsſohn: Auf Flügeln des Geſanges. — Schumann:
Waldge=
räch: Der Nußbaum. — Cornelius: Auf ein ſchlummerndes Kind.
— Franz: Aus meinen großen Schmerzen: Im Herbſt. — Schubert=
Der Tod und das Mädchen: Die Forelle: Ständchen (Mit Frauen=
Thor). O 20.40: Von der Romanti bis zum Jazz (Schallplatten).
O 21.10: Beethoven=Saal: Layton und Johnſtone ſingen. O 21.45:
Zeit. Wetter. — Internationaler Programmaustauſch zwiſchen
Deutſchland. England und Belgien. O Anſchl.: Dr. Räuſcher:
litiſche Zeitungsſchau.
Weiterbericht.
Die Kanalſtörung zieht unter Abflachung über der Nordſee weiter
Ihr Einfluß dürfte ſich jedoch noch auf die Wetterlage auswirken und
zunächſt unter Abkühlung Anlaß zu einzelnen Schauern geben. Di
Niederſchlagstätigkeit nimmt aber ab, und der anſteigende Luftdruck wir)
etwas ruhigeres Wetter herbeiführen.
Ausſichten für Dienstag, den 18. März: Kühleres, wechſelnd wolkige)
und aufheiterndes Wetter mit einzelnen Schauern.
Ausſichten für Mittwoch, den 19. März: Bewölkt und mäßig warrn
meiſt trocken.
V
4=Tonnen=Büſſing=
Laſtwagen
billig zu verk. Ang.
unt. J. 81 Geſchſt.
OpellP
4=Sitzer, tadellos
Mk. 950.—
Donges & Wlest
(4369b
Motorrad 180
Pony überholt, ſehr
preiswert abzugeben
Weiterſtädterſtr. 56.
4408b
Gbr. Mokorräd.
ſehr billig zu verk.
(Ratenzahlung).
Alexanderſtraße 6.
(4371b)
Gesunden Schlaf durch
Kräftigung der Merven
erzielen Sie bei längerem Gebrauch von
Zu verkauf. guterh.
Harmonium, 11
Re=
giſter weg. Platzm
Simon Gehbauer
Seidenbuch i. Odw
(4529
5. Lindenf.
Geleg.-Kauf!
Kontrollkaſſe
National
bill. zu verk. Nehme
ev. Schreibmaſchine
in Tauſch.
Dieburgerſtr. 72, p.
Umſtändeh. ſofort z.
verk.: 2 Betten mit
Sprungr., 1 2türig.
Kleiderſchr.,2Stühle
. Preiſe v. 100 ℳ.
Wird auch einz.
ab=
gegeb. Grafenſtr. 8,
Manſ., od.
Marſtall=
ſtraße 10, I. lks.
Gut erhaltener
Sitz= u. Liegewagen
zu verkaufen.
Stadt=Allee 14, pt.
MArEwenke
ſehr billig
abzugeb. (4370b.
Donges & Wiest
Motorrad
„Zündapp” ballon
bereift, 250 ccm.,
ſehr gut. Zuſt. bill.
zu verkauf. Jäger,
Georgenſtraße 11.(*
u
Guterhaltenes
Tafelklavier
zu verkaufen.
Ludwigshöhſtr. 41.
Ia Löwe=Apparat,
5 Röhren,
mit erſtklaſſ.
Laut=
ſprecher, 2 Akku u.
Anoden=Batterie, z.
Spottpr. v. 135 ℳ
abzugeben. Vorführ.
v. 6—8 Uhr abends
Pallaswieſenſtr. 28.
Hinterhaus.
Damenrad 35 ℳ
Herrenrad 25
zu verkauf
Wiener=
ſtraße 95, Seitenb.*
Für Liebhaber!
Edelhirſchgeweih,
14=End., Prachtſtück,
preisw. abzugeben
Näh. Geſchäftsſt.
Guterh. Küchenherd,
für Wirtſch. geeign.,
135X70 cm, wß. Em.
m. Nickelbeſchlag, 3
Gasfl.. 3 Backöfen,
bill. abzug. Nikolai
weg 6. I. (4409b
Achtung!
BALLTAPIT
1ſ, Flasche 2,50. 1ſ. Fasche 4,50. Ifterdesdbe 7,50.
Zu haben in allen Apotheken und Drogerien, bestimmt m der
Lanpel Rnobete: Gron. 8 hwinn Rheimel. 2: 0ronen-Liebig Luigensb.4
gutes Herrenrad
für 35 Mark zu
ver=
kaufen.
Wingerts=
bergſtraße 11, III.
Guterh. D.=
Marken=
rad u. wß.
Kinder=
klappwag. bill. z. vk
Frankf.=Str. 21, II.
Kleingärtner!
Prima Miſt wird
fuhrenw. bill geliefert
Kiesſtraße 15.
F. neue Maſchinen=
Einrichtung für.
Sudtre
wie: Knetmaſchine,
Teig=Teilmaſchine,
Schlagmaſch..
Sem=
melmühle,
Sackſtäu=
ber, Mehlſiebmaſch.
u. mehr. Backtröge.
auch einzeln, ſofort
günſtig zu verkauf.
Schr. Angeb. unter
J. 92 Geſchſt. (4504b
Ein neuer Einſpän.
Kuhwagen billig zu
verkaufen. Philipp
Adam Thierolf
Schmiedemeiſter,
Höchſt i. Odw. ((*it
Küchenſchr., gut erh.,
1,60 br., 2.50 hoch
geeignet f. Reſtaur.,
Anrichte f.
Schreib=
ſekr., eingel., zu jed.
annehmb. Pr. z. vk.
Klappacherſtr. 30, p.
Guterh. mod.
Sitz=
liegewagen ſow. ein
4=Röhren=Apparat,
empfangsfertig,
billig zu verkaufen.
Wienerſtr. 74. II. *
Achtung
Möbel-Sonder Verkauff
(Günstige Gelegerheit für Brautleute!)
Schlafzimmer, Goldbirke bestehend aus:
2 Betten 100X200, 2 Nachttische mit la Marmor, 1 Waschtisch mit la Marmor,
2 Schonerdecken, Ia Oualitat, 2 Stahlmatratzen mit Gegend ucktedern, 1
Hand-
tuchhalter aus Glas, 1 großer 3türizer Kleiderschrank mit Innenspiegel
und Wäscheabteilung nebst 2 englischen Zügen; Türen innen Mahagoni poltert
Schrank innen ganz in Eiche ausgestattet.
(4533
Preis: Mk. 85d.-
Schlafzimmer, Eiche, Teile wie oben.
Preis: Mk. 620.-
Einmatige Gelegenheitg
Mur solange Vorrat!
Nur solange Vorrat!
A. L. SALLUEK
Hügelstraße 27
DARMSTADT
Telefon 457e
Feuerſicher.
Bücher=
ſchrank (Kaſſenſchr.)
Waſchkom. mit Sp.=
Aufſ., 1= u. 2türige
Kleiderſchr., Trum.,
Tiſche 6 8, 10ℳℳ,
Büfett, Etageren,
Ständ., Seſſ..
Nacht=
ſchr., Spiegel.
Deck=
betten zu verkaufen.
Mathildenplatz 1.
(4509)
Gasherd m. Backof
bill. z. verk. Liebeck.
Kirchſtraße 10, II.
Teppich, 360X290,
gebraucht, für 18 ℳ
zu verkaufen. *
Viktoriaſtraße 28,II.
Eiſ. Herd (rechts)
preisw z. verkauf.
Hügelſtr. 29 (Laden)
w. Kücheneinricht.
jap. Hock. b. z. v.*
Herdweg 95, Gths.
Werkſtatt od. Part.=
Raum für ruhiges
Geſchäft geſ. Angeb.
u. J. 90 Geſchſt. (
Einz. Dame ſucht
beſchlagnahmefreies
leeres Zim. m. Küche
oder 2 leere Räume.
Angeb. m. Preis u.
J. 99 a. d. Gſchſt. (*
Suche beſchlagnfreie
4—6-Zimmer-
Wohnung
b. 1. April od. ſpä=
Angeb. unt. J. 108
an die Geſchäftsſt.
Ruhige Familie
(3 Perſon.), reelle
Mieter, ſucht zum
1. April beſchlagn. 3=3.=Wohnung.
Ang. erb. u. J. 100
„ d. Geſchſt. (451
Reichsangeſtellter
ſucht für ſof. od ſpät
beſchlagnahmefreie
2—3 Zim.=Wohn.
Angebote mit Preis
u. J 123 Geſchſt.
Jung. Ehepaar ſuch
z. 1. April od. 1. Mai
2 leere Zimmer
m. Küche od. Küch.=
Benutzung. Ang. u.
J. 83 a. d. Gſchſt. (*
Einf. möbl. Manſ.=
Zim. m. Nebenraum
geſucht. Bett iſt
vor=
handen. Angeb. u
J. 77 a. d. Geſchſt.
Leeres Zim.
Witt=
mannſtr. od. Nähe
geſucht. Angeb. mit
Preis u. J. 88 Gſchſt.*
Leer. Zim. m. Küche
zum 15. April geſ.
Angeb. m. Preis u.
J. 94 a. d. Geſchſt.
Junger Herr ſuckt
f. 1. April od. ſpä.
guk eingerichk.
ruhig. Zimme
in gutem Hauſe
Elek Licht, Klaverl
erwünſcht. Ang.
J. 79 a. d. Geſchſt.
Ehep. m. Kind ſucte
leeres Zimmer, ſe:
Angeb. m. Preis
J. 78 a. d. Gſchſt.
Stud., ält. Semeſ.
ſucht z. 1. 4. ruhr
gut möbl. 3. m.
L. u. mogl. Schrei 1
Preisang. u. J. 1.0
an die Geſchäftsſt.
Ungeſtört. möbl.
geſucht z. 1. Aprl
Ang. m. Preis un
J. 103 a. d. Gſchſt
Gutmöbl. ruh. 370
in gutem Hauſe
a=
ſucht. Angebote
Preis unter J. X.
an die Geſchäftsſ4
Akademiker
ſucht für 1. Apr. i
(ev. auch zwei) en
nehm mobl. Ziuan
Mit Badegelege I5
bevorzugt.
Angeb. unt. J. —
a. d. Geſchäftsſt.
Jg., ſchön. Zuchthen
(Hamburger) ab
geben. Frankfurkkr!
ſtraße 40, pt.
Lege=Hühner
billig zu verkauf
Lauteſchlägerſtr. 1
Nummer 77
Einträge in das Handelsregiſter
Ab=
tifilung A. Am 10. März 1930
hinſicht=
lih der Firma; Franck & Cie.,
Zweig=
mederlaſſung Darmſtadt, Hauptnieder=
„fſung Heidelberg: Kaufmann Hermann
cälber iſt aus der Geſellſchaft
ausge=
ſc ieden, die von den übrigen
Geſell=
aftern fortgeſetzt wird. — Am 12. März
30 hinſichtlich der Firma: Carl
Zieg=
ſe, Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt
anf Fritz Ziegler, Kaufmann in
Darm=
trdt, übergegangen. Der Uebergang der
in dem Betriebe des Geſchäfts
begrün=
pten Forderungen und Verbindlichkeiten
ſ bei dem Erwerbe des Geſchäfts durch
itz Ziegler ausgeſchloſſen. — Die
Pro=
ra der Carl Ziegler Ehefrau iſt
er=
ußſchen.
Abteilung B: Am 13. März 1930
hin=
ichtlich der Firma. „Moenania”
Geſell=
chaft für chemiſche und pharmazeutiſche
Frzeugniſſe mit beſchränkter Haftung,
4armſtadt: Franziska Buſch geborene
*herf in Darmſtadt iſt zur Prokuriſtin
„v ſtellt in der Weiſe, daß ſie zur
Vertre=
ng der Geſellſchaft und Zeichnung der
ferma nur in Gemeinſchaft mit einem
Ceſchäftsführer berechtigt iſt. — Am
März 1930 hinſichtlich der Firma;
lapierverarbeitung Aktiengeſellſchaft,
garmſtadt: Die Vertretungsbefugnis
s Liquidators iſt beendet und die
därma erloſchen.
(4495
Darmſtadt, den 15. März 1930.
Amtsgericht I.
Burannimacung.
Ueber das Vermögen des Kaufmanns
sigmund Salomon in Darmſtadt,
eeckarſtraße 18, zugleich als
Allein=
ſit habers der Firma Sigmund Salomon
Darmſtadt, Rheinſtraße 53, iſt am
1-. März 1930, vorm. 11 Uhr 45 Min.,
das Konkursverfahren eröffnet worden.
Konkursperw: Rechtsanw. Dr. F.
Klein=
ſmmidt in Darmſtadt, Hügelſtraße 55.
Konkursforderungsanmeldungen, ſowie
ſofffener Arreſt und Anzeigefriſt bis zum
14.April 1930. Erſte
Gläubigerverſamm=
lung: 14. April 1930, vormittags 9½
Ucr. Zimmer 226, und allgemeiner
Prü=
fungstermin: 12. Mai 1930. vormittags
— Uhr, Zimmer 226. vor dem
unter=
ßächneten Gericht.
(4496
DDarmſtadt den 13. März 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Berfteigernng
Pugengemw. e. B.
Im gefl. Auftrage der Frau
Haupt=
mann Coeſter wegen Wegzug
vollſtän=
dise Räumung der innegehabten Villa
Binenſtrage Ne. So.
Ich verſteigere am Donnerstag, den
20— März, vormittags ab 10 Uhr,
fol=
gemde Gegenſtände:
N großer Biedermeier=Bücherſchrank,
1 Kommode, 1 Sofa, 4 Polſterſtühle,
2 Bettſtellen mit Matratzen, 1 Waſch=
Eommode, 2 beſonders große Schränke
Kdreiteilig) mit Waſchabteilungen, 2
kleinere Schränke, verſchiedene
Garten=
ſtühle u. =tiſche, Küchenſchrank. Küch.=
Anrichte Waſchmangel.
Beleuchtungs=
körper, 1 Fahrrad u. v. Ungenannte.
Aulite
Truhe, Standuhr, 1 großer Teil
wert=
woller Gemälde u. Prunkrahmen uſw.
Eugen Wagner, Taxator
Annahme v. Verſteigerungen
u. Taxationen.
Darmſtadt, Karlſtr. 41. Telephon 2943.
V
Grfuc..
Noch 10 Vertreter
Tngesverd. 10R.Mu
uch mehr durch
Ver=
ebv. Patent=Neuh
Vorzuſt.: Reſt. Schützen=
„F, Reinheim i. O, am
19. 3. 1930,b.3-6 Uhr. /*
Jüngerer, tüchtiger
Alaſchinen=
Monteur
in Dauerſtellung
ſo=
fort geſucht.
Erfah=
rung in Autopflege
erwünſcht Angebote
mit Zeugnis=
Abſchrif=
ten u. Lohnanſprüch.
u. J 104 Geſchäftsſt.
(4515)
Architekt geſucht!
Auf eine Annonce in der Frankf. Ztg.
„Amerikaerfahrener Architekt
für Brick= und Framhausbau”
hat ſich ein Darmſtädter Herr gemeldet,
deſſen Anſchrift verloren gegangen iſt.
Der betr. Herr wird erneut gebeten
ſeine Adreſſe unter Offerte J80 an
Ddie Geſchäftsſtelle des „Darmſtädter
TTagblatt” zu ſenden.
1 Lehrlins
hues guter Familie wird, für Lager und
Büro zu Oſtern geſucht. (4500
Steingass & Rosenthal
Lebensmittelgroßhandel
Darmſtadt, Mauerſtraße 8.
Friedrich Wilhelm
Sebensverſicherungs=Aktiengefellfchaft
Errichtet 1866
Blonatlich über 20 000 Neuversicherte!
SVir bauen unſere Außenorganiſ. weiter
eus u. ſtellen noch für verſchied. Gebiete
inige fleißige u. geſchickte reiſegewandte
Werbekräfte
wer ſof. ein. Wir zahl. auch Nichtfachlent.
.Anfang an feſten Zuſchuß. Perfonl.
Worſtellg. m. Original=Zeugniſſ.vo. ſonſt.
Belegen über bisherige Täti keit am
Mittwoch, den 19. März 1930, vormittags
20—11 Uhr, im Bahnhof=Hotel in Darmſtadt
IV.149
Dienstag, den 18. März 1930
Seite 11.
Drats
SoSad!
Eſſigfabrik, ſow.
Spi=
rituoſen= und
Wein=
handlung ſucht
tüch=
tigen, ſtrebſamen .
Reiſenden
Bei der einſchlägigen
Kundſchaft d.
Oden=
valdes u Umgebung
gut eingeführt. Herrn
hat den Vorzug.
Ein=
tritt ſof. od. 1. April=
Offerten m.
Gehalts=
anſprüchen, evtl. bei
freier Station erbitte
unter K3 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (4522b
Muufmant
repr. Erſchein., für
Büro und
Kunden=
beſuch geſucht.
An=
gebote unter J. 4 an
die Geſchäftsſt. (*g
Tüchtige
Polſterer
für mod. Sitzmöbel
geſucht. Ausführl.
Ingeb. unter J. 91
a. d. Geſchſt. (449
Kräft. Junge
kann die Brot= und
Feinbäckerei erlern.
). Leonhard Euler,
Backermeiſter,
Groß=Gerau. (451‟
Laufjunge
(Radfahrer), intell.
flink, ſaub. u. ehrl.,
geſ. Vorzuſt. 9—10
Uhr: Graf. R. V.
Laboratorium.
Karlſtraße 60.
zugendl. arbeit.
d. Gärtnerlehrling
im
geſucht
N.=Ramſtädterſtr. 75.
WElBLICH
Tücht. Mädchen
für Küche u.
Haus=
arbeit per ſofort od.
1. April zu mieten
geſ. Waldſtraße 33
(Konkordiaſaal). *ſid
Aelt. Dame ſucht
1. April
zuver=
läſſiges, ſolides,
ält. Alleinmädch.,
perf. in Küche u.
Hausarb., m. gut.
Zeugn.
Viktoria=
ſtr. 50½,I.,4-7Uhr.*
Alleinſt. anſt. Frau,
die ein. alt. Herrn
(noch geſund) d. kl.
Haush. führ. mochte,
geſucht. Gebe ſchön.
Heim, freie Stat. u.
Taſchengeld. Angeb.,
mögl. m Bild, unt.
J. 85 a. d. Gſchſt. (*
der ERFOLGREICHSIE
Suche zuverl., fleiß.
Mädchen
bis nach d. Spülen
Näh. Geſchäftsſt. (*
Gutempfohlenes
Mädchen
tagsüber für
Haus=
arbeit geſucht.
Lieb=
frauenſtr. 115. Ecke
Kranichſt.=Str., Lad.
Mädchen
für Küche u. Haus
geſucht. — Näheres
Grafenſtr. 18,pt. (Eim
Reinl. Mädchen
tagsüber geſucht. (*
Landwehrſtr. 15, p.
Tücht. Mädchen
bei gutem Lohn
ge=
ſucht. Bleichſtr. 22,
parterre.
Guter Verdienſt
bei angenehmer Tätigkeit bietet ſich gebild.,
ſtrebſamen
Damen aller Kreise.
Gute Erſcheinung und ſicheres Auftreten
Be=
dingung. Zu melden heute 18. März, abends
5—7 Uhr im Hotel „Zur Poſt” am Bahnhoft
dei Frau Singer. Bitte Ausweispapiere
mit=
bringen.
Hehrmädchen
für feines Wäsche-Spezialgeschäft gesucht,
Nicht mehr Fortb.-Schulpflichtige,
ge-
wandt und mit gutem Benehmen, wollen
kurzes Angebot richten unter J 98 an
die Geschäftsstelle ds. Blattes.
WElBLICH
Schneidermeiſterin
34 J., in Entwurf,
Zuſchn. u. Vexarb.
ſehr erfahr., z. Zt.
Frankfurt a. M. al=
Leit. ein. fein.
Maß=
ſchneid. tät., möchte
ich verändern. Ang.
u. J. 14 a. d. Gſchſt.
(II. 4382)
Arbeiterin, perf.
Verkäuf. mit lang
jähr. Erfahr., ſucht
Stellung als
Putz=
verkäuferin. Angeb.
u. J. 102 an die
Ge=
ſchaftsſt. erbeten. (
Junges Fräulein
höh Schulbildg.,
bewandert i.
Ste=
nogr u
Schreib=
maſchine ſucht
Anfungsſtellung,
Ang. u. J 116 an
die Geſchſt
Suche f. m. Tochter
Stell. z. Servieren
und als Mithilfe i.
Haushalt.
Angeb. unt J. 121
a. d. Geſchäftsſt. (*
Junges Mädchen
aus gutem Hauſe
ſucht zum 15. 4. oder
1. 5. Stellung in
beſſerem Haushalt.
Am liebſten bei jung.
Ehepaar od. in
Ge=
ſchäftshaus. Gute
Zeugniſſe vorbanden.
Angeb. unt. K 4 an
die Geſchäftsſt. (4523
33 J., ſucht
Fräll., Stellung in
frauenloſem Haush.
Ang. unt J 125 an
die Geſchäftsſt.
Ord. Mädch. m. gut.
Zeugn., i. a.
Haus=
arb erf., kinderlieb.
). St. i. gutbürgerl.
Haus z. 1. 4.: Ang.
u. J. 95 Geſchſt.
Empfehle: Tüchtige
Alleinmädchen,
Hausmädchen ſow.
jüngere und ältere
Herrſch.=Köchinnen
Suche: Köchin für
Bergſtraße, Haus=
und gute
Allein=
mädchen.
Karoline Beck,
gewerbsm.
Stellen=
derm., Karlsſtr. 25.
Suche für mein ſehr
braves, gewandtes
Zweitmädchen
Sellung in gutem
Hauſe unter Lei ung
der Hausfrau. (4525
Baronin Oetinger,
Carlshof.
22 Juhre,
Fräulein, kath., in
allen Hausarbeiten
erf ihren, ſucht
Stel=
lung in beſſ Hauſe
wvo Gelegenheit
ge=
boten, ſich im Kochen
weiter auszubilden.
Schriftl. Angeb. unt
K 5Geſchäftsſt. (4527
Mädchen, 20 Jahre,
Schneiderin, ſ. Stelle
zu Kindern, geht a.
auswärts. Ang. u.
J. 86 Geſchäftsſt. (
Jg. ſaub. Mädchen
). Lande ſucht zum
1. April Stellung i.
kinderloſ Haushalt.
Ang. u. J. 110 Gſch.
Tüchtiges
Allein=
mädchen mit beſten
Zeugn., welch. koch
kann, ſucht Stellung
bis 1. od. 15., April
in nur gut. Hauſe
Ang. u. J. 112 Gſch.*
Erſte Kochfrau
empfiehlt ſich für
Geſellſchaften.
Näh. Geſchäftsſt. (
Tücht. Schneiderin
nimmt n. Kunder
an, auch Weißnäh.
bei billigſt. Berechn.
Ang. u. J. 75 Gſchſt.
MäNRLICH
Chauffeur
m. 1½jähr. Fahrzeit
ſucht Stellung, auch
Traktor oder als
Wagenwaſcher. Ang.
unt. J. 96 Geſchſt.
1930
so daß für
Erzeugung, Vertrieb und
Kundendienst
VL BNO.n
— WVVL1E 7
werden mußten.
LASTWAGEN: 3, 4 u. 5-JTonner
OMNIBUSSE. Bis zu 50 Personen
HENSCHEL &SOHN
A. G.
KASSEL.
W.157
GENERAL-VERTRETUNG=
FUR FRANKFURT A. M. UND
UMGEGEND:
RHEIN-MAIN-AUTOMOBIL-
GESELLSCHAFT M. B. H.
FRANKFURTFMAIN
HANAUER LANDSTR. 417
FERNRUF SAMMELNUMMER CAROLUS 4M 4T
Junger tücht. Herr.=
Friſeur und
Bubi=
kopfſchneider ſucht
Stellung zum 7
April. Angebote u.
J. 93 a. d. Gſchſt. C
Jg. Mann
19 J. alt, gelernter
Schmied, ſucht Be
ſchäftigung Angeb.
u. K 1 Geſchſt.
Gut erhaltene
Treibkaſtenfenſter
zu kaufen geſucht.
Angeb. unt. J. 117
d. Geſchäftsſt. (*
Radio-Apparg
zu kauf. geſ. (3—4
Röhr., auch veraltet
od. rep.=bedürft. Ang.
m. Pr. u. J. 109 Gſt.
Koufe
gebr. Möbel,Kleider
Schuhe, Boden= und
Kellerkram
Leonhard Kröl
Langgaſſe 10
Poſtkarte genügt.
TUET.
Wer dort?
Hier V. Scha 2
Komme ſof. u. kaufe
getragene Herren=
Kleider, Federbetten,
Schuhe, Wäſche uſw
V. Schatz
Darmſtadt. (286a
Tel. 1924 Schloßg 23
Haare
ausgekämmte u.
ab=
eſchnittene, kauft
laufend G. Kanzler,
Friſeur Schulſtr. 12.
98a)
Pflaſterſteine
gebraucht, zu kaufen
geſucht. Angeb. unt.
J. 84 a. d. Gſchſt. (*
Del. a!
Kaufe
getragene Kleider,
Schuhe, Flaſchen u.
Bodenkram.
Heinrich Saul
Kleine Bachgaſſe 8.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Dienstag, den 1. April 1930, nachmittags
3, Uhr, Zimmer 219.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Blatt 535:
Flur II. Nr. 688) Hofreite Nr. 76 Lichtenbergſtraße, 194
qm, Schätzung: 21500 RM.;
Flur II, Nr. 688,, Grasgarten daſelbſt, 91 qm, Schätzung:
1000 RM.
Flur II, Nr. 688., Grasgarten (Vorgarten) daſelbſt, 39 qm,
Schätzung: 500 RM.
Eigentümer: Kaufmann Berthold Ehrmann in
Darm=
ſtadt.
Darmſtadt, den 9. Januar 1930.
(1821a
Heſſiſches Amtsgericht I
Kinderleicht uar 25 Pfenmige
Recetin
Macht alte Kleider neu
Beseitigt Glanz, Schmutz u. Geruch
Sibt neue Appretur • Desinllziert
Für Kleider, Hüte, Teppiche sta.
Garantlert unschädlich!
machen Sie im eigenen
Haus-
halt alte Kleidungsstücke wie nen
durch einfaches Durchbürsten mit
Necetin. Necetin entfernt spielend
abgetragenen Glanz, Schmutz
und Flecken, frischt gleichzeitig
die Farben auf und gibt den
Stoffen neue Appretur. Garantiert
unschädlich! Deutsches
Reichs-
patent! Einfachste Anwendung!
Versuchen Sie noch heutel
Eine Schachtel, für einen kam-.
pletten Anzug usw. ausreickend,
kostet nur 75 Pfg.
In allen Drogerien etc.
erhältlich..
Necetin-Gesellschaft
Leipzig C 1.
Die Arbeitsmarkklage im Bereich des Landesarbeits
amks Heſſen.
Ueber die Arbeitsmarktlage in Heſſen und Heſſen=Naſſau berichtet das
Landesarbeitsamt Frankfurt: Die winterliche Höchſtbelaſtung des
Arbeits=
marktes war in der Vorwoche erreicht. In der Berichtswoche trat in
den meiſten Arbeitsamtsbezirken eine merkliche Entſpannung ein, die,
wie gewöhnlich im Frühjahr, von den Außenberufen ausging und
in=
folgedeſſen vorerſt auch nur den Arbeitsmarkt der Männer entlaſtete.
Die Zahl der Arbeitſuchenden ſank insgeſamt um rund 3500, von 230 800
(darunter 199 500 Männer) auf 227 300 (davon waren 196 000 Männer)
Am ſtärkſten nahm die Arbeitsloſigkeit ab im Baugewerbe (mit rund
2000 Abgängen) und in der Lohnarbeit wechſelnder Art (1200,
vor=
wiegend Bauhilfsarbeiter). In Landwirtſchaft, Forſtwirtſchaft und
Gärt=
nerei war der Rückgang (abſolut 370) relativ ebenſo groß wie im
Bau=
gewerbe. In der Steininduſtrie iſt die Lage noch gedrückt und
unein=
heitlich, immerhin ging die Zahl der Arbeitſuchenden um 260 zurück,
gegenüber einer Zunahme in der Vorwoche von 360. Das
Verkehrs=
gewerbe erfuhr ebenfalls eine allerdings nur geringe Belebung (150
Ab=
gänge) durch Einſtellung von Zeit= und Streckenarbeitern bei der
Reichs=
bahn. Der erwartete ſaiſonmäßige Aufſchwung im Bekleidungsgewerbe
iſt bisher ausgeblieben; von rund 11 100 Arbeitſuchenden am Schluſſe
der Vorwoche gingen nur etwa 180 in Arbeit. Die geringe Entlaſtung
in der Lederinduſtrie (insgeſamt 160 Abgänge) hat ihre Urſache in der
ſaiſonbedingten Aufnahmefähigkeit der Portefeuilleinduſtrie. Die Zahl
der Hauptunterſtützungsempfänger in Arbeitsloſen= und
Kriſenunter=
ſtützung ging nach den vorläufigen Meldungen der Arbeitsämter um
2763, von 168 859 auf 166 096 zurück.
Vere’nsbank Butzbach. Die Vereinsbank für Butzbach und
Um=
gegens hielt am Sonntag in Gegenwart von etwa 200 Mitgliedern ihre
diesjährige ordentliche Generalverſammlung ab. Nach dem
Geſchäfts=
bericht hat das Jahr 1929 der Genoſſenſchaft eine weitere günſtige
Auf=
wärtsentwickelung gebracht, die u. a. darin zum Ausdruck kommt, daß
die Mitgliederzahl ſich um 54 auf 516 gehoben hat. Bei einem
Geſamt=
umſatz im Jahre 1929 von 51 966 000 Mark ergibt ſich ein anſehnlicher
Reingewinn, über deſſen Verteilung folgendermaßen beſchloſſen wurde:
10 Prozent Dividende gleich rund 13 390 Mark, ferner ſollen 10 000
Mark dem Reſervefonds und 5000 Mark der Betriebsrücklage zugeführt
werden. 2316 Mark ſind für Mobiliar und Einrichtung vorgeſehen und
3366 Mark ſollen auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die
Spar=
einlagen haben ſich im Berichtsjahr um 183 152 Mark geſteigert.
Die Reorganiſation der Fraukfurter Meſſe= und Ausſtellungs G.m..H. Wie wir erfahren, ſieht der einſtimmig genehmigte
Reorgani=
ſationsplan der Frankfurter Meſſe vor, daß künftig Frankfurter
Inter=
nationale Muſtermeſſen ſortfallen und dafür nur noch Fachausſtellungen
ſtattfinden. Dadurch ſei der Charakter der Geſellſchaft als
Verwal=
tungs= und Ausſtellungsgeſellſchaft erhalten. Durch die
Zuſammen=
legung von bisher ſechs Abteilungen in künftig nur zwei, und zwar
Direktion und Werbeabteilung, ſowie Bau= und Ausſtellungstechniſche
Abteilung werden im Jahre 1930 rund 65 000 RM. und im Jahre 1931
nach erfolgter reſtloſer Umſtellung rund 165 000 RM. Erſparniſſe
er=
zielt, ſo daß ab 1931 ein Zuſchußbedürfnis durch die Stadt Frankfurt
für die Geſellſchaft wegfällt. Das Ausſtellungsprogramm ſieht zunächſt
die ſtändig geſicherte Möbelſpezialmeſſe im Herbſt vor, da nach
Ab=
ſprache mit Köln die Möbelmeſſe im Frühjahr in Köln und im Herbſt
in Frankfurt abgehalten werden ſoll. Die übrige Zeit ſoll durch
Fach=
ausſtellungen ausgefüllt werden. Es laufen nach den verſchiedenen
Seiten hin bereits Verhandlungen. 1930 findet im Juni bekanntlich
die „Achema” ſtatt. An eine Auflöſung der Geſellſchaft und
Ueberfüh=
rung in ſtädtiſche Regie werde auf Grund des neuen
Organiſations=
planes nicht gedacht.
Von der Frankfurter Börſe. Vom 20. März 1930 ab wird die
Notiz für 4prozentige unkündbare Schwediſche Reichs=Hypotheken=
Bank Pfandbriefe von 1878 und 4prozentige kündbare Schwediſche
Reichs=Hypotheken=Bank Pfandbriefe von 1378 zu einer Notiz im
Amtlichen Kursblatt der Maklerkammer Frankfurt a. M. vereinigt.
Maſchinenfabrik Badenia vorm. Wm. Platz Söhne A. G. in Liqu.,
Weinheim. Die Liquidationseröffnungsbilanz ſchließt mit einem Verluſt
von 392279 RM. Bei den Aktiven betragen Anlagen 664000 RM.,
Kaſſe und Poſtſcheck 15 000 RM., Bankguthaben und Außenſtände 148000
Reichsmark und Vorräte 138 932 RM. Demgegenüber ſtehen Kreditoren
von 1 364 525 RM., wovon 729 834 RM. ausſonderungs= und
bevorrech=
rechtigt ſind. Die Bilanz per 31. Dezember 1929 weiſt einen
zwiſchen=
zeitlich erzielten Gewinn von 138 068 RM. aus, der zum größten Teil
auf Nachläſſe auf Steuern und ſonſtige Forderungen zurückzuführen iſt.
Die Unterbilanz ermäßigt ſich dadurch auf 254 211 RM.
Frankfurter Produktenbericht vom 17. Mai. In Anbetracht der
Unſicherheit über die beabſichtigten Regierungsmaßnahmen und des
an=
haltend ſchwachen Mehlgeſchäftes kam das Geſchäft zum Wochenbeginn
nur ſchleppend in Gang. Die Händler bekundeten eher Abgabeneigung,
ſo daß zumeiſt weitere Abbröckelungen eintraten. Nur Weizen, Hafer
und Roggenkleie konnten ſich behaupten. Hülfenfrüchte und
Rauhfutter=
mittel unverändert, dagegen Kartoffeln weiter flau und nachgebend.
Weizen 26,25, Roggen 16,50, Gerſte 17, Hafer 15,75—16, Mais 14,50,
ſüdd. Weizenmehl 37,75—38,50, dto. niederrhein. 37,75—38,25,
Roggen=
mehl 24,25—25,50, Weizenkleie 8—8.10, Roggenkleie 8,25, Erbſen 22—33,
Linſen 35—80, ſüdd. Heu 8,75, Weizen= und Roggenſtroh, drahtgepr.
4,80, dto. gebündelt 5, Treber, getrocknet 10,50—11, Kartoffeln per
Zentner 2,60 Mark.
Diebmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 17. März. Dem Frankfurter
Groß=
viehmarkt waren zugeführt: 1275 Rinder, darunter 312 Ochſen, 81
Bul=
len, 521 Kühe, Färſen 325, Kälber 502, Schafe 78, Schweine 4742.
Be=
zahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen al) 54—58, a2) 50
bis 53, b1) 46—49, Bullen a) 54—56, b) 49 53, Kühe a) 45—48, b) 41
bis 44, c) 34—40, d) 28—33, Färſen a) 56—59, b) 52—55, c) 48—51,
Kälber b) 74—76, c) 68—73, d) 60—67, Schafe nicht notiert, Schweine
a) 70—72, b), c) und d) 70—73, e) 68—70. Der Marktverlauf war mit
Rindern ruhig, nahezu ausverkauft, mit Schweinen ſchleppend,
Ueber=
ſtand, Kälber und Schafe ruhig, ausverkauft. Der Markt vom
Mon=
tag, den 24. März, wird auf Dienstag, den 15. April, verlegt. Am
14. April wird nur Schweinemarkt abgehalten. Der Markt vom 21.
April wird auf Dienstag, den 22. April, verlegt.
Fleiſchgroßhandels=
preiſe: Ochſenfleiſch 1 90—97, dito 2 80—90, Bullenfleiſch 85—90,
Kuh=
fleiſch 2 65—75, dito 3 55—65, Kalbfleiſch 2 100—105, Schweinefleiſch 1
90—95, Gefrierfleiſch: Vorderviertel 58, Hinterviertel 65.
Geſchäfts=
gang ſchleppend.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 17. März:
Getreide. Weizen: März 103½, Mai 107½, Juli 105½,
Sep=
tember 107½; Mais: März 79, Mai 82½, Juli 83½,
Septem=
ber 835; Hafer: März 41½, Mai 42½, Juli 42½,
Septem=
ber 42½; Roggen: März 61½, Mai 60½, Juli 63½, Sept. 67½.
Schmalz: März 10,13, Mai 10,22½, Juli 10/47½,
Sep=
tember 10,67½.
Fleiſch. Rippen —: Speck, loko 13,25; leichte Schweine
9,85 bis 10,75, ſchwere Schweine 9,15 bis 9,90;
Schweine=
zufuhren: Chicago 43 000, im Weſten 110 000.
Baumwolle: März 14,75, Mai 14,95.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 17. März:
Schmalz: Prima Weſtern 10,85; Talg, extra, loſe 678.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 12434, Hartwinter
n. Ernte 107½: Mais 91½: Mehl: 5,60—5,86: Getreidefracht:
nach England 1,6 bis 2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8 bis
9 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 119; Loko: 8½: Januau
8.50, Februar —, März 8,07, April 8,23, Mai 8,37, Juni 850,
Juli 8,65, Auguſt — September 893, Oltober 8,94,
Novem=
ber —, Dezember 8,82.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 17. März.
Auch zu Beginn der neuen Woche hatte die Börſe ſtark unter der
anhaltenden Orderloſigkeit zu leiden, ſo daß das Geſchäft auch heute
wieder zeitweiſe zur Stockung kam. Trotz der Klärung der
innerpoli=
tiſchen Lage und der bevorſtehenden Verabſchiedung des
Polenabkom=
mens blieb die Unternehmungsluſt ſehr gering. Die Tendenz neigte
zur Schwäche, da die Spekulation unter dem Druck der troſtloſen
Situation vereinzelt zu Abgaben ſchritt. Zur Verſchlechterung der Lage
trug die zum Schluß ſchwächer gewordene New Yorker Börſe noch
einen Teil bei. Auf der anderen Seite blieben günſtige Momente, wie
die ſehr flüſſige internationale Geldmarktlage und der Ausfuhrüberſchuß
von 100 Millionen Mark in der deutſchen Außenhandelsbilanz für den
Monat Februar, ganz ohne Bedeutung. Gegenüber den Schlußkurſen
vom Samstag waren zumeiſt Abſchwächungen zu verzeichnen. Am
Kunſt=
ſeidemarkt ſcheint ſich doch eine Beruhigung bemerkbar gemacht zu haben,
denn Akuaktien wurden heute etwas taxiert. Abgaben von holländiſcher
Seite waren jedenfalls nicht zu bemerken. Am Elektromarkt kamen,
wie an allen Märkten, kaum Erſtnotierungen zuſtande. Bergmann
er=
öffneten 2 Prozent ſchwächer. Siemens waren behauptet. Von
Chemie=
aktien büßten J. G. Farben 1½ Prozent ein. Montanwerte waren
zu=
nächſt ganz ohne Umſätze. Banken uneinheitlich. Geringfügig abgeſchwächt
eröffneten Barmer Bank und Dresdener Bank, während Commerzbanl
leicht erhöht waren. Zellſtoffaktien bis zu 1 Prozent gedrückt. Von
lokalen Werten gaben Metallgeſellſchaft 1½ Prozent nach. Karſtadt
minus 1 Prozent Tietz behauptet. Renten ſtill, nur deutſche Anleihen
waren geſucht und feſter.
Im Verlaufe ſtagnierte das Geſchäft faſt vollkommen. Die Kuliſſe
nahm weiter einige Abgaben vor, ſo daß ſich das Niveau abermals
im bis zu 1½ Prozent ſenkte. Etwas mehr gedrückt waren auch jetzt
Akuaktien. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 6 Proz. etwas gefragt.
Die Abendbörſe lag außerordentlich ſtill. Die Kurſe waren
im allgemeinen ungefähr auf Baſis der Berliner Schlußkurſe behauptet.
Für eine Reihe von Werten waren jedoch keine Kurſe zu hören. Die
allgemeine Geſchäftunluſt ergibt oft die Unmöglichkeit, ſelbſt kleine
Aktienbeträge unterzubringen. Farben lagen ¼ Prozent niedriger,
auch Siemens gedrückt. Bankaktien behauptet. Etwas Nachfrage
be=
ſtand für Phönix, die ¼ Prozent anziehen konnten. Auch Kali= und
Schiffahrtswerte eine Kleinigkeit freundlicher. Aku weiter abgeſchwächt
und 3½ Prozent gedrückt. Renten unverändert. Im Verlaufe der
Börſe trat eine Erholung nicht ein.
Berlin, 17. März.
Die Geſchäftsloſigkeit, in der die vergangene. Woche geſchloſſen
hatte, hielt zu Beginn des neuen Berichtsabſchnittes an. Im
Vor=
mittagsverkehr und an der Vorbörſe war es überhaupt nicht möglich,
einigermaßen zuverläſſige Kurstaxen zu erfahren. Die Stimmung
wurde von einem Mangel an Aufträgen beeinflußt und mußte als
luſt=
los bezeichnet werden. Eine ausgeſprochene Tendenz ließ ſich ſelbſt zu
den Anfangsnotierungen nicht feſtſtellen, die Kurſe bröckelten weiter
leicht ab, ohne daß das Ausmaß der Abſchwächungen in der Regel über
1 bis 2 Prozent hinausging. Sonderbewegungen waren kaum zu
beob=
achten. Im Verlaufe hielt die Geſchäftsſtagnation an, beſonders da
ſich die Spekulation wegen der zunehmenden Arbeitsloſigkeit im
Ruhr=
bergbau und der bevorſtehenden Finanzdebatten im Reichstag zu größter
Zurückhaltung veranlaßt ſah. Es kam zu weiteren Abbröckelungen bis
zu 1 Prozent; auf Karſtadt unternahm die Baiſſeſpekulation einen
An=
griff, der ein Nachgeben des Kurſes um zirka 2 Prozent zur Folge
hatte. Siemens verloren 2½ Prozent, Farben 1 Prozent, Aku 1½
Prozent uſw.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 17. März 1930 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar und Februar 131 (131.50), März 132 (134.50),
April 132 (133.50), Mai 131.75 (132.50), Juni und Juli 131.50 (132),
Auguſt und September 131.25 (132), Oktober 131.25 (131.75), November
und Dezember 131 (131.50). Tendenz: Luſtlos. — Für Blei: Januar
37.50 (37.75), Februar 37.25 (37.75), März 36.50 (37.50), April 36.75
(37.50), Mai 37 (37.50), Juni und Juli 37.25 (37.50), Auguſt 37.25 (37.75),
September 37.2 (37.50), Oktober, November und Dezember 37.25
(37.75). Tendenz: ruhig. — Für Zink: Januar 38.25 (38.75), Februar
38.50 (38.75), März 34.50 (36), April 35.75 (36.25), Mai 35.75 (37), Juni
36.50 (37.50), Juli 36.75 (37.75), Auguſt 37.25 (38), September 37.50 (38),
Oktober 37.75 (38.25), November 38 (38.50), Dezember 38.25 (38.50).
Ten=
denz: ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
Brief.
Vom Holzmarkt
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Lage iſt unüberſichtlich, der Gang
des Baugeſchäftes ſchleppend, die Nachfrage aus den Kreiſen der
Möbel=
tiſchler nach Schnitthölzern aller Arten gering, die Kaufluſt der
In=
duſtrie viel kleiner als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Dazu kommt, daß
häufige Zuſammenbrüche in allen Gewerben zur Beunruhigung des
Marktes beitragen und die Unternehmungsluſt der Holzhändler gewaltig
eindämmen. Seit kurzem reiſen die Vertreter mittel= und weſtdeutſcher
Holzfirmen auf den Werken des Oſtens herum, um Einſchnitte, die jetzt
begonnen haben, zu beſichtigen. Das Intereſſe richtet ſich ſehr ſtark auf
die Produktionen aus ruſſiſchen Stammblöcken, die in dieſem Jahr zum
erſtenmal den deutſchen Markt in größeren Mengen erreicht haben und
nunmehr auf den Sägewerken zum Einſchnitt gelangen. Man muß
feſt=
ſtellen, daß die Beſchaffenheit dieſer ruſſiſchen Blöcke dem deutſchen
Kie=
fernholz, von einigen Ausnahmen abgeſehen, in bezug auf die Qualität
überlegen iſt, und daß ſie von polniſcher Kiefer nur ſehr ſelten erreicht
werden kann. Allerdings glaubt man in Fachkreiſen, daß nicht alle
Blöcke aus Rußland wegen des herrſchenden Waggonmangels werden
abtransportiert werden. Man rechnet vielfach mit einer Fehlmenge von
etwa 20 v. H. Die Einſchnitte in Oſtpreußen fallen in dieſem Jahre
klein aus. Allerdings iſt bis jetzt nur wenig oſtpreußiſches Stammholz
umgeſetzt worden. Recht lebhaft war in letzter Zeit das Geſchäft in
Zopfholz, was um ſo erſtaunlicher iſt, als die Lage der Möbelinduſtrie
ungünſtig und die Beſchäftigung nur gering iſt. Aſtreine Seitenbretter
waren vom neuen Einſchnitt aus Polen ſtark angeboten, man zahlte
dafür frei Grenze bei Bentſchen im Großhandel 76—78 Mark. Der
Bau=
markt liegt darnieder, Balken ſind angeboten, ohne daß ſich Käufer
da=
für finden.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Wie wir von zuverläſſiger Seite erfahren, iſt der deutſch=polniſche
Handelsvertrag bereits in Warſchau paraphiert worden.
Drei Berliner Schraubenwerke, die Deutſche Induſtrie=Werke A.=G./
Berlin=Spandau, Abt. Schraubenfabrik, die Firma Carl Haſſe u.
Werde, Abt. Schraubenfabrik, ſowie die Norddeutſche Schrauben= und
Metall=Werke A.=G., Berlin=Niederſchönhauſen, Abt. Handelsſchrauben
haben ſich für die Herſtellung roher Schrauben zu einer
Verkaufs=
gemeinſchaft in Berlin=Niederſchönhauſen zuſammengeſchloſſen.
Obwohl der Zementverſand im Februar 1930 mit 294000 Tonnen
gegenüber dem Januar mit 315000 Tonnen einen kleinen Rückgang
auf=
weiſt, bedeutet er eine ganz leichte, ſaiſonmäßige Belebung, da die
zahlenmäßige Abnahme ſich aus der Kürze des Monats Februar
er=
klärt.
Wie wir erfahren, liegt bei der Verwaltung der Stahlwerk Becker
A.=G., Willich bei Krefeld, ein Antrag des Angeſtelltenrates vor, wonach
die Angeſtelltenſchaft ſich bereit erklärt, um eine Stillegung des Werkes
zu verhindern, auf 15 Prozent der Gehälter zu verzichten.
In einer beſonderen Sitzung hat der Magiſtrat der Stadt
Wies=
baden beſchloſſen, der Stadtverordnetenverſammlung die Umwandlung
der Gas=, Elektrizitäts= und Waſſerwerke in eine reine kommunale
A.=G. zu empfehlen. Gleichzeitig empfiehlt der Magiſtrat, daß ſich die
neue Geſellſchaft an die Deutſche Kontinentale Gas=Geſellſchaft in
Deſſau anlehnt und mit ihr einen Darlehensvertrag abſchließt.
Sir Henry Deterding, der Führer der Royal Dutch=Shell=Gruppe,
gibt zu den aus Amerika ſtammenden Nachrichten über Erteilung eines
Lieferauftrages von 1 Mill. Tonnen Petroleum an das Sowjet=
Naphtha=Syndikat durch die Standard Oil Geſellſchaft bekannt, daß
ihm von einem ſolchen Kontrakt nichts bekannt ſei.
Nach dem Wochenbericht von Samuel Montagu u. Co. betrugen die
engliſchen Goldimporte in der Woche vom 3. bis 10. März 1 436 264
Lſtr. Hauptyjeferer war wiederum Süd=Afrika, das 1 340 152 Lſtr.
ein=
führte. Die Goldabgabe des engliſchen Marktes war mit 145 441 Lſtr.
verhältnismäßig gering. Hauptabnehmer blieb jedoch weiterhin
Deutſch=
land, das in der Berichtswoche 66 975 Lſtr. aufnahm.
In rumäniſchen Regierungskreiſen verlautet, daß zwecks
Finan=
zierung der diesjährigen Ernte eine Anleihe von zwei Milliarden Lei
in Paris abgeſchloſſen wurde. Die Anleihe wurde von der Banque de
Paris et des Pahs=Bas ſowie von einer Gruppe rumäniſcher Banken
übernommen.
Der Verwaltungsrat der Finanz A.=G., Baſel, beſchloß, der
Gene=
ralverſammlung am 27. März aus 418 645 Schweizer Franken
Rein=
gewinn 5 Prozent Dividende auf 7,5 Mill. Schweizer Franken
Aktien=
kapital zu verteilen und der Reſerve 37 676 Schweizer Franken zur
Auf=
rundung auf 200 000 Schweizer Franken zuzuweiſen.
Berliner Kursbericht
vom 11. März 1930
Deviſenmarkt
vom 17. März 1930
Va H
Danatbank
Deutſche Ban u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bark
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Ea=
Deutſche Erdö!
Tare
226.—
141.—
145.—
104.—
145.—
106.25
160.—
76.—
145.—
195.—
61.—
146.—
164.50
96.50
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Unter
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
7löcnerwerke
Köln=Neueſſ. Ban.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw
Orenſtein & Koppel
Jie
55—
136.25
168.50
128.—
05.—
95.—
2C6.50
100.—
104.—
102.12:
44.87!
84.50
87.50
73.—
Maee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ko
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lmz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Pocge
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vee
74 50
355.75
153.125
154.—
24.50
20g.—
74.—
70.125
112.*0
84.—
174.—
65.—
43.—
Helſingfor
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Bährung
100 finn. Mk.
100 Schillinel
100 Tſch. Kr
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 L.Stg.
Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belgo
100 Lire
100 Francs
Geld
10.542
58.995
12.41
73. 17
3.037
167.93
112.05
112.12
112.42
20.362
1.55
14. 1885
58.36
21.93
16.38
Brieſ
59.115
12.43
73.31
3.C431
68.2
112.2:
12.30
112.641
20.40.
1.55
4. 1965
18.48
21.97
16.42
10.562/ Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeir=
Portuga!
Athen.
Konſtantinopel
Kairo
Kanada
Uruguay
Island
Tallinn (Eſtl
kiga
Malbant, Küulmanongefrafchaf
Frankfurter Kursbericht vom 12. März 1930.
7% Dtſch. Reichsanl
„
6% Baden .......
8% Bahern ......"
..
600
3½ Heſſen v. 2e
v. 29
8%
6% Preuß.
Staats=
anl. . . . . . .. ...
8% Sachſen .....
„..
77 Thüringen..
Dtſche. Anl. Auslo
ſungsſch. +
Ablöſungsanl. .
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
8% Baden=Baden
6% Berlin. . . . .
8% Darmſtadtv. 26
D26
2 Frankf. a. M
8% Mainz..... ..
8% Mannheim. .
8% Nürnberg
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. ..
Goldob
½%0 Heſſ. Ods.
Hyp.=Br.=Liquid.
Pfbr..
Preuß. Lbs.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr.
Goldobl
Darmſt. Komm.
Landesbl Goldobl.
2, KaſſelerLandes
tredi Goldpfbr.
99
n4.75
76.5
84
25 Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. .
Obl.
4½%
91.7
96.25
78
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. 1I
Ser, III
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
52.15
8.3
NK
86
85
85
82
5.5
96.5
93
R c
94
22
94
50.1
68
% Berl. Hyp.=Bk.
4¾
„Liqu.=Pfbr.
8% Frif. Hyp. Bk..
4½%0 „ Lig.Pfbr.
8
„Pfbr. Bk.. .
4½% „ Lig. Pfbr..
8%Mein. Hyp. Bk.
½%o „ Lig. Pfbr..
% Pfälz. Hhp.Bk.
. Lig.Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank
4½% — Lig.Pfbr.
0 Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bk...
4½% „ Lig. Pfbr
2o Rhein.Hyp.B
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ..."
3% Südd Bod.
Cred.=Bank.
4½% „ Lig. Pfbr.
18% Württ. Hyp.=B!
6% Daimler Benz
8% Dt. Linol. Werke
% Klöckhner=Werie
Mainkraftwerke
%2 Mitteld Stahl
werke
Salzmann u. Co
% Ver. Stahlwerke
%o VoigtckHäffner!
94. 25
82
94.5
82.25
94.5
84.
96.5
85.3
96.5
81:,
96.5
84.5
95
79‟/.
97
44.75
97
97.5
97
70
94
82.5
86.75
93.25
J. G. FarbenBonds)
5% Bosn. L. E.B.
5%
L.Inveſt.
4½% Oſt.
Schatz=
anw. . . . . . . . . . ."
4% Oſt. Goldrente
5‟vereinh. Rumän.
4½%
4% Türk. Admin.
„ 1. Bagdad
„ Bollanl.
4½% Ungarn 1913
1914
4½2
40
Goldr.
42
1910
Aktien
Nig. Kunſtziide Unte
AEG. Stamm
AndregeNoris Zahr
Baſt Nürnberg . ..
Bemberg J. P.,
Bergmann.
Brown BoverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen
Cement Heidelberg)
Karlſtadt
J. G.Chemie, Baſell
Chem. Werke Albert
Chade ......
Sontin. Gummin
Linoleum
Daimler=BenzA. G.
Dt. Atl. Telegr. . . .
„Eiſenh. Berlin.
Erdöl
Gold. u. Silb.
cheide=Anſtalt
Linpleumwert.
Dhckerhoff u.
Wid=
mann
Eichbaum=Werger.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
29
48.25
11
17.1
9
27.5
23.2
90.25
159.75
111..
190
127
126
146
178.5
49
147
246
15
M
147.5
97.75
160
Eſchw. Bergwerk .!
Eßlingen Maſchiner
Ettlingen Spinnere
205
31.5
210
J. G. Farbeninduſt
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas
Hof
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr.
Unter=
nehmungen.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinge
Hafenmühle Frkft. .
Hammerſen ..
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil..
Holzverk.=Induſtrie
Zlſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans Stamm
KaliChemie.
„ Aſchersleben
„ Salzbetfurth
„ Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R.
Klein, Schanzlin
Klödnerwerke
Lahmeyer & Co.
Lech. Augsburg. .
Löwenbr. Münch
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gehr. Darmſt.
Mainkr..=W. Köchſt
Mainz. Aft.=Br.
157.25
94
123
110
50
28
40.75
1184
111
114
89.5
94.5
84
132
149
112
116.5
2AK
11
106
Mannesm. Röhren
Mansfeld Bergb..
Metallge). Frankf..
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberu viel
Nicolay. Hofbr
Nürnberger Brauh.
Oberbedarf.
Otavi Minen
102.25
Phönix Bergbau
Reiniger. Gebb.. .
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamn
Stahlwerke
Riebeck Montan ..
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerfe
Sachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind
Schramm Lackfabr
Schriftg. Stempel.
Schuckert Eleltr. ..
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Strohſtoff. Ver..
Südd Immobilien!
Lucker=A. G.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau
Thür. Liefer.=Ge
Tucher=Brauere:
Anterfrenken
Beithwerke
Ver. f. Ehem. Ind
Laurahütte.
Stahlwerke
Ultramarin.
Zeliſt. Verlin
Vogtlind. Maſchin.
Voigt & Haeffner /218
103.5
129.5
n0I.
112
130
113
140.25
04
73.5
160
210
246
92
180.5
197
42
152
110.*
105.5
31.5
97.5
18
75.75
94
142
Bayß & Freytag
Wegelin Rußfabr.)
ellſtoff. Aſchaffbg.
Memel .."
Waldho
Allg. Di. Creditar/
Badiſche Ban!
Bank f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Berl. Handelsgeſ
Hypothekenbt.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=B!
Dt. Ban und Dis
Deutſche Effekten !
und Wechſelban
Dresdener Bank
Frankf. Bank
Ehp. Ban!
Pfdbr.=B1
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bank
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Banl
Reichsbank.
Rhein Khp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. B
Wiener Banlverein)
Württb. Notenban
A.=G.f. Verkehrsw.
Allg. Lolalb. Kraftt
7% Dt. Reichsbahn
Lorzc
Kapag..
Nordd. Lloyd
Schan tung=Eiſenb.
Südd CiſenF.-Ee
Allianz.- u. Stutg
Verſicherung
Verein. Verſ...
Frkft. Allg. Verſ.=G
Rückverſich.
Fran ſona Rück= u.
Mitv. . . . . . . ..."
Mannh. Verſich. .
8025
105
128
120
147
140
127.5
194
153
226
140.5
110.5
145.5
100.7E
132
142
119
132.5
29.8
1a0
153
144
12:f—
150
112.5
152
A45
Kafe
114
25
199
40
423
—
Nummer 77
Marker uns dar dor.
Dienstag, den 18. März 1930
Seite 13
Roman von Hans Schulze.
Nachdruck verboten.
Kurt hatte ſich auf ſeiner Bank weit zurückgelehnt und ſchob
dre Decke, die ihm der Pfleger vorſorglich mit herausgebracht
hutte beiſeite.
Seit drei Tagen war die körperliche Starre wie mit einem
Zuberſchlage von ihm gewichen, ſo daß er ſeine Glieder auf
ein=
al wieder ſelbſtändig vegen und bewegen konnte.
Auch der Chor der quälenden Stimmen war langſam
abge=
ungen und endlich ganz verſtummt.
Nur ſein Geſicht blieb nach wie vor unbelebt und leer und
ſeinen Ohren brauſte und rauſchte es unabläſſig wie ein ferner
T=aſſerfall.
Vergebens hatte Dr. Schleyer bei ſeinen ärztlichen Beſuchen
nät bewundernswürdiger Geduld und Ausdauer immer wieder
eirie ſprachliche Verſtändigung mit ihm angeſtrebt.
Kurt behielt allen Fragen gegenüber ſtets den gleichen
ab=
weſenden, taubſtummenhaften Geſichtsausdruck bei und ſchloß
ſich mit derſelben Undurchdringlichkeit auch gegen die anderen
niſaſſen der Villa ab, die mit ihm in Verbindung zu treten
ſi chten.
Ein blaſſer, kleiner Student, der unter der
Arbeitsüberan=
ſwengung des Examens ſeeliſch zuſammengebrochen war und
ſätdem ruhelos mit einem leiſen Miauen um die Büſche des
C=artens herumſtrich, brachte ihm zuweilen ſchüchtern lächelnd
em paar abgeriſſene Blumen oder unreife Stachelbeeren.
Auch ein anderer Kranker, ein überſchlanker Herr mit
un=
rhig flackernden Augen und nervös=fahrigen Bewegungen
warb um ſeine Freundſchaft.
Er ſaß oft ſtundenlang bei ihm auf der Bank und erzählte
mit gedämpfter Stimme, daß er ſich im Sanatorium eigentlich
nir in Schutzhaft vor den Bolſchewiſten befinde; die ganze
An=
ſtalt ſtecke voll ruſſiſcher Geheimagenten, die ihn Tag und Nacht
d—urch Fernſeher beobachteten und ein Dynamitattentat auf ihn
anten.
Er nenne ſich mit ſeinem bürgerlichen Namen Tank und
be=
teibe in Berlin eine Kotflügelfabrik für Automobile; in
Wirk=
t=hkeit ſei er jedoch ein Angehöriger des ehemaligen chineſiſchen zu gewinnen und ich fürchte, auch heute wird kein Weg durch
aiſerhauſes, der Tang=Dnayſtie, und heiße eigentlich Li=Hung=
2ank, wie ſein großer Vetter und Inhaber der Gelben Jacke
4ä=Hung=Schang.
Dann pflegte er mit unendlicher Vorſicht eine abgegrifſene wünſchen!“
2rieftaſche aus dem Rock zu ziehen und zeigte Kurt verſtohlen
ne alte ſchmutzige Beſuchstaſche mit verſchwommenen chine= mit Nachdruck auf jedem einzelnen ſeiner Worte verweilend.
fichen Hieroglyphen.
Bis er plötzlich mit allen Zeichen der Angſt, des
Gejagt=
ins unvermittelt wieder aufſprang und mit hüpfenden
Schrit=
n an dem Katzenmenſchen vorbei in das ſchützende Hausinnere unentwegt teilnahmslos in Leere.
zurrückflüchtete.
Gegen ſechs Uhr kam Dr. Schleher etwas verſpätet zur
Nach=
nrittagsviſite und gab die letzten ärztlichen Anordnungen für die männiſchem Mißtrauen.
Tracht.
Er hatte gerade mit dem Kaiſer Nero ein wenig über
Gäſarenwahnſinn geplaudert und gleich danach den Abendſegen ſchweren Nervenſchädigungen auftritt. Im übrigen wird ja die
4es Papſtes engegengenommen, als der Fernſprecher läutete und pſychiatriſche Beobachtung in der Charité alles Weitere ergeben!“
ion in einer ſehr dringenden Angelegenheit unverzüglich in die
silla des Chefarztes entbot.
Ein fremdes Auto hielt vor dem Gartentor, und in ſeinem ſeinem Begleiter zu Bett gebracht worden war, lag er noch lange
goktorzimmer ſaß der Geheimrat im eifrigen Geſpräch mit zwei ſtill und regungslos in einem traumhaften Wachzuſtand.
entſchloſſen blickenden Herren mit bedrohlichen Schnurrbärten ) Cine erſte leiſe Lockerung war mit der unvermuteten Nen=
und ſubalternen Beamtengeſichtern.
Vorſtellung, „daß ich Sie noch einmal zu mir bemüht habe, aber gründige Tiefe ſeiner gefeſſelten Seele hinabgedrungen.
die Sache duldet keinen Aufſchub. Die Veröffentlichung des
Signalements unſeres Findlings auf Station ſieben hat nämlich brannte eine kleine elektriſche Birne und ſandte einen matten
einen unerwarteten Erfolg gehabt. Der Unterſuchungsrichter Dämmerſchein in die lautlos belebte Stille des einſamen
beim Kriminalgericht in Moabit glaubt in ihm mit aller Be= Zimmers.
ſtimmtheit den ſchon ſeit Wochen geſuchten Mörder des
Groß=
induſtriellen Karr zu erkennen, deſſen Affäre vor kurzem ja ganz ſein Geſicht.
Deutſchland in Aufregung verſetzt hat!”
„Die Aehnlichkeit iſt allerdings außerordentlich!” ſagte er, Kreiſe und ſeltſam tönende Farben,
ſeinem Aſſiſtenten eine Photographie über den Tiſch reichend.
Dr. Schleyer ſchob ſeine Eulenbrille höher auf die Stirn.
„Das iſt zweifellos unſer großer Unbekannter!”
Der Geheimrat nickte zuſtimmend.
„Die Herren Kommiſſare möchten ſich durch perſönlichen ſeinem ſich langſam wieder erhellenden Geiſte.
Augenſchein gern ſelbſt von ſeiner Identität mit dem geſuchten
Dr. Steinhoff überzeugen und ihn gegebenenfalls gleich morgen ſetzte ſich im Bett aufnecht.
früh im Auto mit nach Berlin nehmen. Ich glaube, daß dem
nichts entgegenſteht. Vielleicht ſind Sie ſo freundlich, Herr
noch einmal herübergebracht wird!“
Fünf Minuten ſpäter trat Kurt in Begleitung ſeines Sta= zulöſchen.
tionspflegers ins Zimmer.
Er ſah geiſterhaft bleich und verfallen aus und ging ein
ſchliefe er im Gehen.
Zum Schutz
gegen
Halsenkzündung
und Erkältung
„Sie ſehen, meine Herren, ganz das Bild des
ausgeſproche=
nen geiſtigen Hemmungszuſtandes, wie ich es Ihnen vorhin kurz
ſkizziert habe!” bemerkte der Geheimrat, als Kurt auf einem
Stuhl in der hellen Beleuchtung des Fenſters Platz genommen
hatte. „Eine ſeeliſche Fühlung war bisher mit ihm noch nicht
dieſe Erſtarrung hindurchführen!“
„Herr Dr. Steinhoff”, ſagte er dann mit erhobener Stimme,
„hier ſind zwei Herren aus Berlin, die Sie zu ſprechen
Verſtehen Sie mich, Herr Dr. Steinhoff?” wiederholte er,
Kurt rührte ſich nicht.
Keine Muskel in ſeinem Geſicht zuckte, und ſein Blick ging
Einer der beiden Polizeibeamten war aufgeſtanden und
be=
trachtete ihn lange und aufmerkſam.
„Eine Simulation iſt ausgeſchloſſen?” fragte er mit berufs=
Der Geheimrat lächelte ironiſch.
„Es iſt ein typiſches Krankheitsbild, wie es zuweilen nach
Als Kurt wieder nach der Station zurückgeführt und von
nung ſeines Namens in das erſtarrte Gefüge ſeines Denkens
„Verzeihen Sie, lieber Kollege”, ſagte er nach der erſten gekommen, ein feſter bewußter Laut der Außenwelt in die ab=
Gerade ihm gegenüber in einem vergitterten Wandausſchnitt
Und dann zuckte es auf einmal wie ein Wetterleuchten über
Hinter den halbgeſchloſſenen Lidern ſah er allerlei wirbelnde
Seine vertrockneten Lippen formten zaghaft ein erſtes,
un=
hörbares Flüſterwort.
Das Gefühl einer unendlichen Leichtigkeit hob ihn plötzlich
über ſich ſelbſt hinaus und eine grenzenloſe Schwere ſank von
Mit einem jähen Ruck fuhr er aus ſeinen Kiſſen empor und
Was war mit ihm geſchehen?
Vergebens ſuchte er aus der erſten Angſt des Erwachens
Kollege, und veranlaſſen, daß der Kranke von ſeiner Station noch einer Brücke zur Vergangenheit; je länger er ſann und ſich
den Kopf zermarterte, um ſo weiter ſchien ſie ihm wie in einen
Nebel zurückzuweichen und ſchließlich wieder ganz in ihm aus=
Dafür begann das Bewußtſein der Gegenwart um ſo ſtärker
in ihm zu wachſen, ſo daß er ſich langſam, ſchrittweiſe in das
wenig gebückt mit automatiſch ſteifen, hölzernen Bewegungen, als wiedergefundene Leben zurücktaſtete und die Gegenſtände in
ſei=
nem Zimmer allmählich immer klarer und deutlicher zu
unter=
ſcheiden vermochte.
Ein weißes Bett, ein weißer Schrank.
Auch die Wände glatt weiß, nüchtern und kahl wie in einer
Klinik.
Die Decke des Zimmers, die ſich in wahnſinnigen
Traum=
nächten zuweilen wie ein unentrinnbarer Alp auf ihn
herab=
bewegt hatte, hing jetzt ſtarr und ruhig über ihm, daß er endlich
aus dem Bett aufzuſtehen und leiſe zu dem nahen Fenſter zu
ſchleichen wagte.
Es war vergittert und verſchloſſen wie die Tür nebenan.
Und plötzlich ſchlug wie ein Blitz die erſte klare Erkenntnis
in ihn ein.
Er war gefangen.
Das Haus, in dem er ſich befand, war ein Gefängnis.
Dann ſaß er wieder auf dem Rand ſeines Bettes und
ver=
ſuchte, abermals zu denken, aus den winzigen Bruchſtücken der
Erinnerung ein Bild zu formen.
Hinter der geheimnisvollen Tür gingen zuweilen leiſe
Schritte.
Ein gedämpfter Baß ſprach befehlend.
Sekundenlang überfiel es ihn mit mächtiger Gewalt, aus
tiefſter Herzensnot laut aufzuſchreien, einen Menſchen zu Hilfe
zu rufen, und ein unerklärliches geheimes Grauen hielt ihn
immer wieder davon zurück.
Draußen in weiter Ferne rauſchte ein Fluß.
Und wenn das gleichmäßig gleiche Strömen ein paar
Atem=
züge lang ausſetzte, hörte er ganz deutlich das feine Zirpen der
Grillen, die auf unſichtbaren Wieſen ihre Geigen ſtrichen.
Eine heiße Freiheitsſehnſucht weitete ihm plötzlich die Bruſt.
Heraus aus dieſem Totenhauſe in die lockende Sommernacht,
die ihn wie mit tauſend Stimmen zu rufen ſchien.
Auf einem Stuhl vor ſeinem Bett lagen ſauber
zuſammen=
gefaltet ſeine Sachen.
(Fortſetzung folgt.)
AlAAAL
für Konfirmanden
undKommunikanten
aus haltbare blauen Stoffen, guter
Verarbeitung u. in großer Auswahl.
Unsere Hauptpreislagen:
50
10
1
D0 A
v0
So 7a
Knaben-Kragen
in hübschen Formen . . 0.75,
Knaben-Hemden
mit schönen Einsätzen und
Manschetten
.. . . 3.95,
Knaben-Hemden
aparte, durchgemust. Popeline-
Oualitäten.
6.90,
Knaben-Schirme
schöne Griff-Sortimente, 3.95,
Konfirmanden
eue Fetlanoelehen Solich, in Krchech, Lernel
12.75, 9.75,
Konfirmanden-Kleige.
5
zud Sitem Samt, 1 Joschen, veieh erte.
24.00, 19.75,
7!
Konfirmanden Kleider”
eus Ctene deshine imnt eloutine, eutzuckend
Detete eietet
150
Kemmantehs dleid
De Feiantelgen neilten Soleh. Ssch e.
Kommunion=Kleide
De Frasteltenen Steicht Shoe ioe
24.00, 19.75,
O
Ee e e e eie e.
95
De etet ene et
ent icheeii- Sien
UeIOMJN
reine Seite mit Noll, Loppehreit, iw gchlt.
De eiheteieietei
ene Seice, dopelrst, Suaneiehe. ente.
Detet
Eet
De e.t
zuh
Das führende Kaufhar
2507
AI
MARKI
Seite 14
Dienstag, den 18. März 1930
Nummer 77
Ab heute:
1916 Darmſtadt.
Sonntag, 23. März:
Schnitzeliagd.
Abfahrt 8.02 Uhr
Hauptbahnhof mit
Sonntagsfahrkarte
Auexbach 1.00 Mk.
Tiſchkartenausgabe
im Klubabend oder
bei den Führern.
Füchſe: (4508
Brummer, Heep
und Schnur.
WILHELM DIETERLE
Dolores del Rio
in dem grandiosen Filmwerk:
Heute und folgende Tage:
in seinem neuesten Filmwerk:
„Economa‟
Landwehrſtr. 211/
Ve
Achtung
Radio-Hörer
Welche v. d. vielen
Anodenbatterien.
Mur „Vika‟
die Anode m. d. lang
Lebensdauer!
Warum ?
1Qual., d. teuerſt.
Batterie
ebenbür=
tig,
Zwiſchenhan=
del ausgeſchaltet,
Verkauf direkt an
Private, zu Orig.
Fabrikpreiſen !
100 Bolt:
RM. 6.50
PAlleinauslieferung f
9Prov. Starkenburg:
Wilhelm Schnell
Darmſtadt, Große
Bachgaſſe 23, Laden
(1796a)
Die Handlung ist der bekanuten Novelle
von Helen Hust Jacksons entnommen
und spielt in den Bergen der Sierra
Nevada zur Zeit, da Wexiko noch von
Indianern und Spaniern bewohnt wurde.
Regie: Edwin Carewe
In weiteren Hauptrollen:
Warner Baxter und Roland Drew
HAUPTDARSTELIERADREGIE.
Dazu als zweiter Schlager:
Ein Militärschwank in 6 Akten.
Regie: Karl Wilhelm.
Eine ausgelassene Satire voll der
komischsten und tollsten Situationen.
In den Hauptrollen:
Paul Heidemann, Ernst Verebe:, Hans
Junkermann, Siegfried Arno, Evi Eva,
Hanni Weiße, Trude Lehmann.
Beginn 3‟/, Uhr.
Die Tragödie des Romantikers auf dem Königsthron, des Gönners
Richard Wagners, des Schöpfers der bayrischen Königsschlösser.
Ein Filmwerk, das an den historischen Stätten Bayerns aufgenommen
und sich auf ernstliche geschichtliche Forschungsarbeit stützt, deren
wirkliche Tatsachenschilderung außer Zweifel steht und dessen
Darstellung das Tragische im Geschick des Königs
in den Vordergrund stellt.
Weitere Mitwirkende:
Eugen Burg, Hubert v. Meyrinck, Hedwig Pauly Winterstein,
Rina Marsa, Ferd. v. Alten, Theodor Loos, Trude v. Molo u. a.
Musikalische Leitung: Kapellmeister GEO R G SEIBERT
Beginn: 3½ Uhr
(V.4491
Ab heute:
Der neueste
Hoot Gibson-Film
Der
Iegchde Toafel
von Pekas
Hoot Gibson — ein Allerweltskerl, ein
verwegener Bursche. Er reitet wie der
Wind, Hiegt wie der Teufel, rast mit
dem Motorrad über Stock und Stein.
schießt, springt, wirft, schlendert — ein
echter Texas-Ranger. Vollbringt die
tollsten Sensationen, überrennt die
un-
glaublichsten Hindernisse spielend und
scherzend. Die abgefeimtesten Schurken
und Banditen führt er an der Nase
herum — wie er das macht, ist köstlich
und zum Brüllen komisch.
Mit ihm spielt Ruth Elder, die
welt-
bekannte Ozeanfliegerin.
Dazu als zweiter Schlager:
1che Hsbergaus
grobe aiebe
Nach dem Schauspiel „Madame Colibri”
von Henry Bataille.
Dieser Film ist die Tragödie der
un-
verstandenen alternden Frau und erörtert
in aller Offenheit die Kondikte der
modernen Ehe.
In der Titelrolle: Maria Jacobini, weiter
sind beschäftigt: Helene Hallier,
Franz Lederer.
Beginn: 3½ Uhr
Freitag, 21. März.
abends 8½ Uhr, im
Feſtſaal des Ludwig-
Georg=Gymnaſiums
Karlſtraße 2.
Monatsverſammlg.
Herr Studienrat
Dr. Better:
„Deutſches
Volks=
tum in
Sieben=
bürgen”
mit Lichtbildern
Die Mitglieder der
Sektion Starkenburg
und eingeführte
Gäſte=
ſind willkomm. /4526
Fahrraddecken
und Schläuche
am billigſten bei
B. Orio,
Karl=
ſtr. 14/16. (2265a
Mu
Kurz geſchnittenes
Abfalholz
Ztr. 1,20, per 10 Ztr.
7 1.— Gg. Heim,
Darmſtadt,
Arheil=
gerſtraße 53,
Tele=
ehon 2062. Egid
Damen=Sohlen u. Fleck
2.40
Herren=Sohlen u. Fleck
3.40
Beſſunger
Schuhbeſohlung
Weinbergſtr. 17. (363a
337
Wein bill. abz.
Roß=
kopf, „Viktoriaſtr. 76.
(Ffif)
o00ooooooooooogosooee
Faum Prosistein
D EckeKasino- und Friedrichstraße
Die gemütliche Weinklause (453sb
Täglich Unterhaltungs-Musik
Jooel
geseeeee
ORPHEUM Gastsplel danghofer-Thoma-Bühne
Mittagstiſch und Abendeſſer
auch im Abonnement (4105a
3 Magdalenenſtraße 3
Hassauer Hof Telefon 1o97
Im Ausſchank: Mainzer Doppelrad.
von Mk. 2.— an.
Gaſthaus Schwanen
Georgenſtr
u. Mützen
Otto Titze
Elisabethenstr. 4
311a)
Mehrere, teils wenig
geſpielte
Anfang
abds. 8½ Uhr
Preise:
Mk.: 1.00-3.00
Vorverkauf:
Verk.-Büro u.
de Waal
Rheinstr. 14.
Heute Dienstag zum letzten Male:
Flieg roter Adler von Tirol
Schauspiel von Fred A. Angermayer (451
Von Mittwoch den 19. bis Sonntag, den 23,/März
5 Thoma-Abends
Classe‟
und
„Die‟
„ze
Zrautschauf
Montag vorm. ½8
Uhr wurde in der
oberen Feldbergſtr.
junger gelbgrauer
Wolfshund
mit halbſtehenden
Ohren, 4 Mon, gkk,
widerrechtlich
mit=
genOmmen. — Der
Mann mit
Leder=
joppe wird
aufge=
fordert, den Hund
ſofort zurückzugeben,
andernfalls er ſich
alle Folgen
zuzu=
ſchreiben hat. Vor
Ankauf w. gewarnt.
A. & J. Monnard.
(4531)
Großes Haus
u. Dorfschänke
Tel. 4 (354a) Seeheim, Bergstr.
garantiert reines Roggenbrot
in bekannter Vorkriegs=Qualität
empfiehlt
Suderer A. Benner
am Marienplatz — Fernruf 3436
Bürslen-U. Bohner-Reparalur
in eigener Werkstätte 4516
WILH. LEHRBACH, Schillerplatz
außerordentl.
preis=
wert zu verkaufen.
I. I.
Limmermann
Klaviere
Grafenſtr. 21, nächſt
Rheinſtr. (4478a
Anfertig. v.
Herren=
u. Knab.=Garderobe
ſowie Umarb.,
Auf=
fügeln uſw., in
ele=
ganter u. einfacher
Ausführ. z. billigen
Preiſen. Reelle
Be=
dienung. Angebote4
unter J. 76 an dice
Geſchäftsſtelle. (r
Schnell=Laſtwagoe—
fährt wöchentl. ren
Mainz, Bing.,Arniach
baden und mhLies=
Beiladungen; deiter.
Aug. Stil.=übern.
Hochſtraß” ling,
Telephor ze 4,
a 421.
19.30—22.30 Uhr
L. 18 u. R
(Gruppe" 11
Don Giovanni
Oper von W. A. Mozart
Preise: 1—10 Mk.
Der Kaiser von Amerika
Komödie von Bernard Shaw.
Preise 1.50—7.50 Mk.
Mittwoch, den 19. März 1930
im
vortotätd Hestäatant and Kärer
B 6 1 1ent
2 U h
h m
1 to
ttag
Paunngstest Tar Mausk
mit allerlei Belustigungen
Schlagsahne-Wettessen, Prämiierung des besten Tänzerpaares,
Reigentanz, Polonaise etc. u. Leit, des Tanzmeist. Hrn. Fuhrländer
Abends: Konzert u. Tanz, Ballonschlacht
Wäſche zum
Waſchen u. Büg.
wird, angenommen.
Juſt. Plößer 1.
Malchen.
Paßbilder
in einer Stunde
billig und gut.
Thiele Nachf.
Tagdes Bacher
22. März, 8 Uhr im Saalbau
AnsFrachs
Dir. Dr. Eppelsheimer
Vortrag:
Schulrat Hassinger
Mitwirk.: :
Schnurrbuschguarlell, Schllerchor
4510) unter Leitung von A. Born
Eintritt und Programm —.50 in den
Buchhandlungen; Rückvergütung
bei Bucheinkauf von Mk. 4.— an.
Ortsv. d. Darmstädt. Buchhändler
nur Bleichſtr
Teleph. 1912.
ſe 9.
319a
Fahrräder
Größte Auswahl.
Billigſte Preiſe.
Gütting,
Schuchardſtraße 10.
(3641a)
wiertr.
ieuwertig und kaum
gebraucht, mit
Ga=
rantie für nur 1700
Mark, auch auf
be=
queme Teilzahlung
zu verkaufen
Eberſtadt,
Muhltal=
ſtraße Nr. 4. (4499
ist die Aufgabe einer kleinen Anzeige im intensiv
be-
achteten „Darmstädter Tagblatt” Tausende vor Ihnen
haben die Wirkung der kleinen Anzeigen erprobt,
tau-
sende sind mit den Erfolgen zufrieden. In immer
erfolg-
reicher Weise vermittelt die kleine Anzeige zwischen
Angebot und Nachfrage. Sie ist unentbehrlich bei An-
und Verkäufen, Stellenangeboten, Stellengesuchen,
Ver-
mietungen, Mietgesuchen, Geldgeschäften, Tausch usw.
Stellen, Sie die kleine Anzeige in den Dienst Ihres
Haushaltes. Sie kostet wenig, aber sie leistet viel!
Täglich frisch
Schlagrahm
Saurer Rahm
Speiseguark
Sahneschichtkäse
Flaschenmilch
Voghurt
W. Reitinger
Soderstraße 2
Bienen dei.g Ernte
neue
garantiert naturrein, verſch. Blütentrachten,
loſe gewogen und in Gläſern billigſt bei
Medizin.=Drogerie
Fr. Beckenhaub, Gasca Schulſtrabe
Fichtennadeltabletten
10 Stück RM. 2.— (32726
Drog. Secker Nachf., Ludwigshöhſtraße 1.
10Rosen4 Markl
Ihr Carten gewinnt church Anpflanzung uaserer
Rosen. Wir liefern nur
kräftige Pflanzen
Brschrosen: 10 Stück — 10 Sorten RM. 4.—u
25 Stück i 10 Sorten RM. 9.—, 25 Stüek
in 25 Sorten RM. 10.—.
Lletterrosen in verschiedenen Sorten: 1 Stüek
RM. 0.75. 10 Stück RM. 7.—
Hochstammrosen 1. v. S., 75—100 c
Kronen-
höhe, 1 Stück RM. 1 75 10 Stück RM. 17.—,
100—140 c 1 St. RM. 3.—, 10 St. RM. 19—
Tmverrosen, 160—200 m: 1 Stück RM. 4.—
Winterharte Blütenstandens 10 Stück RM. 4.—.
Edeldahlien: 10 Stück in 10 Sorten RM. 5—
Jede Pflanze wird pflanzfertig mit
Namen-
urd Farbenbezeichnug geliefert. Versand nuf
gegen Nachnahme. Garantie für gute Ankunft.
Beste Pfanzzeit? Je früher, desto besser!
Illustrierter Hauptkatalog über Rosen,
Obst-
bäume, Sämereien, Johannisbeeren wsw. mit
Kulturanweisungen gratis.
F. Paulsen, G. m. b. H., Banmschulen
Elmshorn, Königsallee 161.