Darmstädter Tagblatt 1930


18. März 1930

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 72
Dienstag, den 18. März 1930.
193. Jahrgang

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ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
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und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Belireibung ſäll jeder
Nabait weg. Bankkonto Deutſche Bani und Darm=
ſtädter
und Nationalbani.

Hortſehung der Manzoergangen.
Meue Ausſprache über die Arbeitsloſenverſicherang. Sanierungsvorſchläge der Deutſchen Volksparkei.
Die Enkſcheidung über die verfaſſungsrechtliche Seite des Polen=Abkommens noch nicht geſallen.

Rund um die Binanzreform.
Verſtändigungsverſuche über die Arbeiksloſen=
verſicherung
.
* Berlin, 17. März (Priv.=Tel.).
Die Finanzſachverſtändigen der Regierungsparteien traten
ſam Montag vormittag wieder zuſammen, um die Beſprechungen
rüber das Finanzproblem und die Sanierung der Arbeitsloſen=
kverſicherung
fortzuſetzen. Die Verhandlungen wurden auch am
Nachmittag weitergeführt. Gegenſtand der Beſprechungen über
Idie Finanzfragen war faſt ausſchließlich die Arbeitsloſenverſiche=
rrung
. Die Volkspartei vertrat den Standpunkt, daß der Beitrag
kvon 3½ Prozent nicht überſchritten werden dürfe und der Reſt
Ides Defizits durch innere Reformen der Verſicherung gedeckt wer=
iden
müſſe. Zu dieſem Zweck wurde von der Volkspartei ein
MSanierungsprogramm vorgelegt. Man hat über die einzelnen
Steuerpläne geſprochen, das Für und Wider erwogen, aber mehr
rim die Kräfteverteilung feſtzuſtellen, weil Zentrum und Sozial=
demokraten
offenbar immer noch darauf hoffen, daß die Volks=
(partei, wenn erſt einmal ihr Parteitag vorüber iſt, billiger mit
fſich reden laſſen wird, eine Rechnung, die ſehr gefährliche
7Folgen haben kann. Das einzige Problem, bei dem ein ge=
ringer
Fortſchritt erzielt wurde, war das Thema der
/Arbeitsloſenverſicherung.
Den Wünſchen der übrigen Regierungsparteien entſprechend
hatte der Volksparteiler Dr. Pfeffer ein Programm
ſausgearbeitet, das er den Sachverſtändigen vorlegte. Es
rgeht in ſeinen weſentlichen Zügen darauf hinaus, daß der
Reichszuſchuß zur Arbeitsloſenverſicherung
ggrundſätzlich auf 150 Millionen beſchränkt wer=
den
ſoll unter gleichzeitiger Feſtlegung eines
Höchſtſatzes der Beträge auf3½ Prozent. Was dann
moch zum Ausgleich des Etatpoſtens fehlt, ſoll die Verſiche=
trung
durch Reformen ſelbſt herauswirtſchaften, wobei nicht
an einen generellen Leiſtungsabbau gedacht iſt, ſon=
idern
mehr an die Möglichkeit, eine Gruppe, etwa die Sai=
fſonarbeiter
oder die Jugendlichen, an einer
jübermäßigen oder mißbräuchlichen Ausnutzung
der Verſicherungsanſtalt zu verhindern. Allerdings iſt auch der
Fall vorgeſehen, daß durch einen allgemeinen Konjunktur=
rückgang
oder =zuſammenbruch die Vorausſetzungen,
von denen die Anſtalt bei der Aufſtellung des Etats ausging,
hinfällig werden. In dieſem Falle ſoll auch weiterhin das
Reich einſpringen. Das würde praktiſch bedeuten, daß die Ver=
ſicherungsanſtalt
. Ujährlich ihren Etat aufzuſtellen hat, mit dem
ſie auskommen muß, und daß ſie dabei eine Durchſchnittszahl
von Arbeitsloſen man rechnet gegenwärtig mit 1,2 Millionen
zugrunde zu legen hat. Zeigt es ſich, daß dieſe Zahl über=
ſchritten
wird, dann muß die Anſtalt in Form eines Nachtrags=
etats
die nötigen Mittel anfordern. Das hat aber die Wirkung,
daß dann die Beweislaſt ſich umdreht und nicht mehr wie jetzt das
Reich unbegrenzt haftbar iſt, daß vielmehr in ſolchen Fällen die
Anſtalt nachweiſen muß, daß von ihrer Seite aus alles geſchehen
iſt, um den Etat innezuhalten. Der Vorſchlag Dr. Pfeffers iſt in
der Beratung diskutiert worden und auf Grund einer längeren
Ausſprache in einzelnen Punkten genauer gefaßt worden. Die
Sachverſtändigen werden ihn morgen ihren Fraktionen vortragen,
um zu ſehen, ob auf dieſer Baſis Ausſicht auf eine Verſtändigung
vorhanden iſt, ſo daß man vermutlich in den nächſten Tagen
noch einmal darauf zurückkommen wird.
Arbeitsloſenverſicherungs=Debakke im Reichs=
haushaltsausſchuß
.
Berlin, 17. März.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages beriet am Montag
zunächſt den Nachtragshaushalt des Reichswirtſchaftsminiſte=
riums
. Von den Sozialdemokraten und Kommuniſten wurde
beantragt, den Betrag von 400 000 Mark für die Auslandspropa=
ganda
der Leipziger Meſſe zu ſtreichen. Alle übrigen Parteien
wandten ſich gegen dieſen Streichungsantrag. Die Abſtimmung
wurde zurückgeſtellt. Der Ausſchuß beſchäftigte ſich dann mit dem
Nachtragshaushalt des Reichsarbeitsminiſteriums. Der deutſch=
nationale
Abgeordnete Dr. Haßlacher begründete einen Antrag,
die Einnahmen aus der Lohnſteuer, die urſprünglich der Invali=
denverſicherung
zugutekommen ſollten, zur Deckung der Kriſenfür=
ſorge
für Arbeitsloſe zu verwenden, desgleichen die für die In=
balidenverſicherung
beſtimmten Einnahmen aus den Zöllen.
Reichsarbeitsminiſter Wiſſell erklärte: Ein Ge=
ſetzentwurf
, der die Kleinrentnerfürſorge zum Gegenſtand hat
und einen gewiſſen Rechtsanſpruch zubilligt, liegt bereits dem
Kabinett vor, doch hat dieſes die Beſchlußfaſſung ſolange aus=
geſetzt
, bis über die Finanzlage des Reichs und die Steuergeſetz=
gebung
Klarheit geſchaffen iſt. Den Anträgen des Abg. Dr. Haß=
lacher
gegenüber weiſt der Miniſter darauf hin, daß es der Haus=
haltsausſchuß
bisher ſtets abgelehnt habe, bei der Beratung der
einzelnen Etats geltende Geſetze zu ändern, was aber dieſe An=
kräge
bezweckten. Der Reichstag hatte bei der Feſtſetzung der
Lohnſteuer auf den Höchſtbetrag von 1300 Millionen beſchloſſen,
aus den Ueberſchüſſen 75 Millionen der knappſchaftlichen Ver=
ſicherung
zukommen zu laſſen und den Reſt bis zum Betrage von
50 Millionen für den Ausbau der Invalidenverſicherung zu ver=
wenden
. Der Antrag Dr. Haßlacher würde eine vollſtändige
Verſchiebung der Laſtenaufbringung hervorrufen, denn nach ihm
müßten auch die Arbeitnehmer mit dem kleinſten Einkommen zum

Ausbau der Invalidenverſicherung herangezogen werden, weil
es ja bei der Beitragspflicht zur Invalidenverſicherung keine
Grenze nach unten gibt. Die Grundſätze von Treu und Glauben
würden dadurch erſchüttert.
Staatsſekretär Schäffer vom Reichsfinanzmini=
ſterium
erklärte u. a.: Der Grund, der den Reichsrat veranlaßt dung der geiſtigen Führerſchicht erſchweren. Die großen Spar=
habe
, die 22,5 Millionen Reichsmark für die Arbeitsloſenverſiche=
rung
aus den Beträgen der Lex=Brüning zu entnehmen, liege
in der Finanzlage des Reiches, die insbeſondere durch die unvor=
hergeſehene
große Inanſpruchnahme durch die Reichsanſtalt für
Arbeitsloſenverſicherung äußerſt ſchwierig geworden ſei. Im
Voranſchlag für 1924 waren für die Reichsanſtalt 150 Millionen
Reichsmark vorgeſehen, zu denen noch weitere 222 Millionen
Reichsmark im Nachtragsetat hinzu kämen. Auch dieſer Betrag / Beifall vernahm deshalb die vor einem Jahr in Bad=Nauheim
wird ſich vorausſichtlich noch um weitere 40 Millionen Mark er=
höhen
. Die Reichsregierung habe aus dieſem Grunde beſchloſſen,
eine Doppelvorlage zu machen und ſich einſtimmig der Anſicht
des Reichsrats anzuſchließen.
Miniſterialdirektor Brecht, erklärte zur gleichen
Frage, die preußiſche Regierung denke nicht daran, die Leiſtungen
der Invalidenverſicherung oder Arbeitsloſenverſicherung herab=
zuſetzen
. Sie ſei im Gegenteil der Meinung, daß es ganz uner=
hört
ſei, von einem rentneriſchen Wohlleben zu ſprechen. Dieſe
Gründe hätten den Reichsrat veranlaßt, das Defizit nicht noch
um weitere 22,5 Millionen Mark zu erhöhen.
Mehrerträge aus der Lohnſteuer zur Sanierung der Reichs=
finanzen
benutzen, die bisher der Invalidenverſicherung zugute
kamen. Die Sozialdemokratie lehnt die Streichung am Sozial=
etat
ab. Ebenſo vertrat Abg. Schwarzer (BVP.) die Auf=
faſſung
, daß die aus den Ueberſchüſſen der Lohnſteuer für die
Invalidenverſicherung beſtimmten Mittel nicht zum Ausgleich
der Haushaltsausgaben des Reiches verwendet werden dürfen.
Abg. Bernhard (D.) war auch der Anſicht, daß es zu weit
gehe, wenn jetzt auf Koſten der Invalidenverſicherung die Reichs=
finanzen
ſaniert werden ſollen. Hierauf vertagte ſich der
Ausſchuß.
Der Reichshaushalt im Reichsrak.
* Berlin, 17. März. (Priv.=Tel.)
Dem Reichsrat iſt von der Reichsregierung nunmehr auch
die Ausgabenſeite des Haushaltsplans 1930/31 zugeleitet wor=
den
. Die Einzelheiten werden vorläufig noch geheim gehalten.
Auf dem üblichen Umwge über eine Diskretion ſind jedoch Ein=
zelheiten
aus dem Wehretat bekannt geworden, für den ſich die
Linke nach wie vor brennend intereſſiert. Nach den erfolgten
Abſtrichen iſt eine Zuſchußſumme von 700 Millionen für Heer
und Marine übrig geblieben. Auch für die Verbeſſerung der
Landesbefeſtigungen an der Oſtgrenze ſind 30 Millionen vorge=
ſehen
. Das iſt ein verhältnismäßig geringer Betrag, der weit
hinter den Ausgaben zurückbleibt, die von Polen für die Be=
feſtigung
des Korridors ausgegeben worden ſind, und ſich mit
den Milliardenbeträgen der Franzoſen für ihre Oſtbefeſtignngen
gar nicht vergleichen läßt. Jedenfalls wird es aber im Reichs=
tag
über den Wehretat wieder die bekannten heftigen Debalten
zwiſchen der Linken und der Rechten geben.
Das Finanzprogramm im Reichskag.
Die vom Reichsrat verabſchiedeten Steuervorlagen, ſind am
Montag dem Reichstag zugegangen. Es handelt ſich um vier Geſetz=
entwürfe
, nämlich die Erhöhung der Bierſteuer, das Mineral=
waſſerſteuergeſetz
, die Zollerhöhungen für Benzin und Benzol und
die Vorverlegung der Termine bei der Zucker= und Tabakſteuer.
Die Vorlagen ſollen bereits am Dienstag im Reichstag zur erſten
Leſung geſtellt werden. Vorausſetzung hierfür iſt allerdings, daß
von keiner Seite Widerſpruch erhoben wird. Da dies aber wahr=
ſcheinlich
von kommuniſtiſcher Seite geſchehen wird, kann die erſte
Leſung erſt am Mittwoch ſtattfinden.
Noch keine Enkſcheidung des Reichspräſidenken.
Berlin, 17. März.
Der Reichspräſident nahm am Montag vormittag den Vor=
trag
des Reichskanzlers und des Reichsjuſtizminiſters über die
mit dem deutſch=polniſchen Liquidationsabkommen im Zuſam=
menhang
ſtehenden Rechtsfragen entgegen. An der Beſprechung ſchaft wird darunter zu leiden haben; beſonders aber wird ſich
nahmen ferner teil die Staatsſekretäre Dr. Joel, Zweigert und
Dr. Meißner, ſowie der Direktor der Rechtsabteilung des Aus=
wärtigen
Amtes Dr. Gaus. Eine Entſcheidung über die Ver=
kündung
des Geſetzes hat der Reichspräſident noch nicht getroffen.
punkt, daß eine Verfaſſungsänderung, in dem Schülern, die in die Grundlagen der lateiniſchen oder franzö=
enthalten
iſt, daß alſo eine einfache Mehrheit
des Reichstages zur Annahme genügt. Dagegen
liegen Gutachten beachtlicher Juriſten, unter ihnen auch des
ſungsändernd ſei, weil er eine gewiſſe Enteig=
nungder
Geſchädigten vorſehe. In der Reichskanzlei
burg bereits am Dienstag endgültig auch den Polenvertrag
unterzeichnet, eine Auffaſſung, die allerdings in parlamentari=
ſchen
Kreiſen nicht überall geteilt wird,

Um die Zukunft der heffiſchen
höheren Schule.
Ein Beitrag zu den Landtagsverhandlungen.
Von
Studienrat Holzhäuſer, Worms.
Schon ſeit Jahren ſteht die höhere Schule Heſſens ununter=
brochen
im Kampf um die Wahrung ihrer primärſten Exiſtenz=
bedingungen
. Von Jahr zu Jahr vollziehen ſich an ihr immer
wieder von neuem Abbaumaßnahmen und Sparaktionen, die ihr
die Erfüllung ihrer wichtigen Aufgabe der Erziehung und Bil=
aktionen
von 1924 und 1926 brachten die ſtärkſte Erſchütterung
in den Betrieb der höheren Schule; die einzelnen Sparmaßnah=
men
der folgenden Jahre, vor allem die Auswirkung der Beſtim=
mung
des heſſiſchen Beſoldungsgeſetzes, daß jede dritte frei=
werdende
Beamtenſtelle unbeſetzt bleiben ſolle, hinderte die Rück=
kehr
zu der Ruhe und inneren Stetigkeit, die unbedingte Voraus=
ſetzung
für den Erfolg jeder Bildungsarbeit iſt. Mit dankbarem
verſammelte heſſiſche Philologenſchaft die Begrüßungsworte des
Staatspräſidenten und Kultusminiſters, der ſich dagegen wandte,
daß die notwendige Sanierung unſeres Staatshaushaltes Kul=
turquellen
verſchütte und das Kulturniveau Heſſens ſenke.
Dem entgegen hat die Regierung in ihrem im Januar d. J.
veröffentlichten Sparprogramm erneute ſtarke Eingriffe in das
höhere Schulweſen angekündigt und nun dem Landtag einen
Staatsvoranſchlag für 1930 vorgelegt, der die Zahl der Lehrer=
ſtellen
an den höheren Schulen um 52 gegenüber der des Vor=
jahres
kürzt. Dieſe Maßnahme hat in allen an der höheren
Schule intereſſierten Kreiſen beſorgtes Erſtaunen hervorgerufen.
Abg. Karſten (S.) erklärte: Jetzt will die Regierung die Läßt ſich dieſe erneute Einſparung ohne Schä=
digung
der kulturellen Leiſtungshöhe Heſſens
durchführen? Beachtet dieſe von der Regierung vorgeſchla=
gene
Maßnahme den Grundſatz, daß der Schule als dem wichtig=
ſten
Aktivpoſten unſeres Volkstums kein Schaden erwachſen
dürfe?
Bei der Bedeutung, welche die höhere Schule für alle
Schichten unſeres Volkes hat, da ſie den geiſtig ſtrebſamen
Kindern aller Berufsſtände die Erwerbung einer höheren Bil=
Hung als notwendige Grundlage zu höheren Berufsſtudien und
als wirkſames Rüſtzeug für den verſchärften Exiſtenzkampf er=
möglichen
will, erſcheint es angebracht, die Auswirkungen dieſer
einſchneidenden Maßnahme vor der Oeffentlichkeit zu erörtern.
Welche Folgen zieht die Stellenverminderung nach ſich? Eine
Erhöhung der Pflichtſtundenzahl der Philologen iſt nicht möglich.
Die dienſtliche Inanſpruchnahme der akademiſch gebildeten Lehrer
iſt jetzt ſchon ſo ſtark, daß der Amtsvorgänger des jetzigen preu=
ßiſchen
Kultusminiſters geradezu von einer barbariſchen Ueber=
laſtung
der Philologen ſprach. Die häufigen Fälle von Er=
krankungen
und Beurlaubungen zur Wiederherſtellung der Ge=
ſundheit
legen ein beredtes Zeugnis dafür ab, wie ſehr der
Staat die Arbeitskraft der Philologen ausſchöpft. Folglich führt
die Stellenverminderung automatiſch zu einer Erhöhung der
Schülerzahlen in den einzelnen Klaſſen und zu Kombi=
nationen
verſchiedener Klaſſen in gewiſſen Unterrichtsfächern.
Dieſe Folgen wären als Notmaßnahmen einigermaßen erträglich,
wenn die Verhältniſſe in dieſer Hinſicht zurzeit ſo günſtig lägen,
daß eine gewiſſe Verſchlechterung immerhin in Kauf genommen
werden könnte. Nun iſt der Tatbeſtand aber ſo, daß die in der
Erhöhung der Klaſſenbeſuchsziffern und in der Vornahme von
Kombinationen liegenden Erſparnismöglichkeiten im Verlauf der
letzten Jahre an der höheren Schule ſchon überreichlich ausgenutzt
wurden: der Bogen iſt ſchon bis zum Zerſpringen angeſpannt.
Der Heſſiſche Philologenverein veröffentlicht ſoeben gerade
rechtzeitig als Material zu dieſer Frage eine ſtatiſtiſche Zuſam=
menſtellung
über die überfüllten, Klaſſen, der beiden
Schuljahre 1928/29 und 1929/30. Sie zeigt deutlich ein bedroh=
liches
Anwachſen der Zahl der überfüllten Klaſſen. So iſt im ab=
laufenden
Schuljahr in mehr als der Hälfte der Klaſſen der
Oberſtufe die Schülerzahl überſchritten worden, die nach einem
Beſchluß des preußiſchen Landtages vom 14. Februar 1928 in
Preußen als Höchſtzahl gelten ſoll! Und nun wird eine erneute
Stellenverminderung vorgeſchlagen, die ſich um ſo kataſtrophaler
auswirken muß, als ſie mit einer durch die ſtarken Geburtenjahr=
gäuge
der Nachkriegszeit bedingten Steigerung der Ge=
ſamtſchülerzahl
zuſammenfällt. Der erſte dieſer ſtarken
Jahrgänge tritt Oſtern 1930 in die Sexta der höheren Schule ein.
Dds Schlajar des Aolenderkrags. Dem Anwachſen der Schülerzahl entſpräche eigentlich ein genau
errechneter Mehrbedarf von 35 Lehrerſtellen. Nun ſoll nicht nur
dieſem erhöhten Bedarf keine Rechnung getragen, ſondern ſogar
die derzeitige Stellenzahl noch um ein halbes Hundert vermin=
dert
werden. Werden dieſe Vorſchläge Tatſache, ſo müſſen die
heſſiſchen höheren Schulen in Zukunft in den einzelnen Klaſſen
Schülerzahlen aufweiſen, welche die Erreichung des Bildungszieles
der höheren Schule ungeheuerlich erſchweren. Die geſamte Schüler=
der
unhaltbare Mißſtand bei den Kindern recht bald fühlbar
machen, die zu ihrem geiſtigen Fortkommen der beſonders indivi=
duellen
Behandlung, der bedächtigen und beſonnenen Förderung
durch den Lehrer bedürfen. Zu dieſer ſchwierigſten pädagogiſchen
Die zuſtändigen Reſſorts ſtehen auf dem Stand= Leiſtung des Lehrers wird in einer Klaſſe von 50 und mehr
deutſch=polniſchen Liquidationsvertrag nicht ſiſchen Sprachlehre einzuführen ſind, kaum Zeit ſein; die unter=
richtliche
Arbeit wird mechaniſiert werden müſſen, ſie wird am
laufenden Band vor ſich gehen.
Aehnlich verhält es ſich mit der Frage der Kombinatio=
früheren
, Reichsgerichtspräſidenten Simons, nen. Auch von dieſem gefährlichſten Mittel, Erſparniſſe zu erzie=
vor
, die der Meinung ſind, daß dieſer Vertrag verfaſ= len, hat man ſchon in den letzten Jahren einen ſo ergiebigen und
rückſichtsloſen Gebrauch gemacht, daß dadurch der Bildungsgang
der von ihnen betroffenen Schulen ſchwer geſchädigt wurde. Eine
glaubt man allerdings, daß es gelungen ſei, die Bedenken des ſtatiſtiſche Zuſammenſtellung über dieſen Gegenſtand in der neue=
Reichspräſidenten zu überwinden, und daß Herr von Hinden= ſten Nummer der Südweſtdeutſchen Schulblätter weiſt nach, daß
im Schuljahr 1929/30 in 730 Fällen lehrplanmäßig getrennter
Unterricht an den höheren Schulen Heſſens kombiniert werden
mußte. Sie deckt ſo unglaubliche Fälle auf wie den, wo eine

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Dienstag, den 18. März 1930

Nummer 77

Seite 2

höhere Schule gezwungen war, 49 Ober= und Unterprimaner ge=
meinſam
im Franzöſiſchen zu unterrichten! Iſt ſchon eine
horizontale Kombination an einer Anſtalt mit Doppelklaſſen ſehr
bedenklich, weil ſie zu außerordentlich hohen Schülerzahlen führt,
ſo läuft eine ſolche vertikale Kombination aufeinanderfolgender
Klaſſen zumal in wiſſenſchaftlichen Fächern geradezu auf eine Be=
nachteiligung
der Schüler und ihrer Eltern hinaus, denen bei
dieſen Verhältniſſen nicht der von ihnen mit Recht erwartete
Gegenwert für ihr Schulgeld geboten werden kann. Mag der
Lehrer unter Raubbau an ſeiner Geſundheit noch ſo ſehr ver=
ſuchen
, die Nachteile der vertikalen Kombination nach Möglichkeit
auszugleichen, jene Oberprima, die in einem wiſſenſchaftlichen
Fach mit einer Unterpima kombiniert unterrichtet wurde, wird
nicht mit dem Maß von Wiſſen die Schule verlaſſen, das einer
Oberprima an einer anderen Anſtalt in geſondertem Kurs ver=
mittelt
wird. Kombinationen erfolgen immer auf Koſten der
Leiſtungshöhe der von ihnen betroffenen Schulen und ſind bei
den hohen Anforderungen, die heute der Lebensbampf an die in
ihn eintretenden jungen Menſchen ſtellt, beſonders bedenklich. Es
ſteht leider zu befürchten, daß die Fälle, wo von dieſem gefähr=
lichen
Mittel Gebrauch gemacht wird, ſich in Zukunft noch mehren;
denn wie will man ſonſt dem vermehrten Perſonalbedarf bei
verminderter Stellenzahl Rechnung tragen?
Dieſe beiden unausbleiblichen Folgen der Stellenverminde=
rung
ſollten das Intereſſe aller Eltern, die Kinder zur höheren
Schule ſchicken oder in Zukunft zu ſchicken beabſichtigen, an dem
Kampf gegen die geplanten Abbaumaßnahmen wachrufen. Die
Elternſchaft kann ſich dabei ſehr wohl auf die Erhöhung des
Schulgeldes ſtützen und die Forderung erheben, daß der
heſſiſche Staat, der erſt am 1. Oktober 1929 ſeine Schulgeldſätze
auf eine Höhe heraufgeſetzt hat, welche die der anderen deutſchen
Länder mit Ausnahme der Hanſeſtädte zum Teil recht erheblich
überſteigt, nun nicht ein halbes Jahr ſpäter ſeine Gegenleiſtung
in ihrem Wert entſcheidend herabmindert. Mit dieſer Schulgeld=
erhöhung
hat der Staat ſchon eine indirekte, von den Eltern un=
mittelbar
beſtrittene Einſparung am höheren Schulweſen erreicht.
Die Mehreinahme des Staates durch die Erhöhung des Schul=
geldes
kommt dem Gehaltsaufwand für rund 90 akademiſch ge=
bildete
Lehrkräfte gleich. Dieſe Zahl muß, will man die Geſamt=
erſparnis
des Staates am höheren Schulweſen gegenüber 1929
feſtſtellen, der Zahl der 52 Stellen zugerechnet werden, die jetzt
nach dem Staatsvoranſchlag für 1930 abgeſetzt werden ſollen.
Dieſe Summe überſteigt ſogar noch den Vorſchlag des Reichs=
ſparkommiſſars
. Dem höheren Schulweſen wird da=
mit
eine Geſamterſparnis aufgebürdet wie ſie
kein anderer Zweig der Staatsverwaltung zu
tragen hat. Kann man da wirklich noch von dem Willen der
Schonung der kulturellen Einrichtungen, von dem Streben, das
Kulturniveau Heſſens zu wahren, reden?
Das entſcheidende Wort hat nun der Landtag.
Jedem Einſichtigen iſt die Zwangslage offenkundig, in der ſich
Regierung und Volksvertretung befinden: das Schickſal Heſſens
hängt an der Behebung ſeiner Finanznot. Aber ebenſo klar
zeigt die Entwicklung der letzten Jahre, daß die höhere Schule
ihr gerüttelt Maß zur Behebung dieſer Not ſchon geleiſtet hat.
Erneute Eingriffe in ihren Betrieb gefährden auf das ſchwerſte
die geiſtige und moraliſche Ausbildung unſeres Nachwuchſes.
Staatsmänner und Volksvertreter, die heute dieſer Einſicht ent=
gegenhandeln
, ſchädigen den Staat und das Volk von morgen.

Der Reichskommiſſar für die beſehken Gebiete
65 Jahre alt.
Wiesbaden, 16. März.
Am 17. März beging der Reichskommiſſar für die beſetzten
Gebiete, Dr. Ernſt Freiherr Langwerth von Simmern ſeinen
65. Geburtstag. Freiherr Langwerth von Simmern wurde am
17. März 1865 zu Eltville a. Rh. geboren und ſchlug urſprünglich
die Gelehrtenlaufbahn ein. Nachdem er ſich als Privatdozent für
Geſchichte in Marburg niedergelaſſen hatte, erfolgte ſeine Be=
rufung
ins Auswärtige Amt. Schon nach zweijähriger Tätigkeit
im Auswärtigen Amt ging er als Legationsſekretär nach Athen,
und wiederum zwei Jahre ſpäter, im Jahre 1904, nach Liſſabon,
wo er zeitweiſe als Geſchäftsträger tätig war. Von 1905 bis
1908 war er dann Geſchäftsträger in Tanger. 1909 kam er wieder
nach Berlin ins Auswärtige Amt als Vortragender Rat. Im
Weltkrieg war er zunächſt mit dem politiſchen Referat über Spa=
nien
betraut, wurde aber 1916 Direktor der politiſchen Abteilung.
Nach der Revolution erfolgte ſeine Ernennung zum Unterſtaats=
ſekretär
. Vor der Friedensunterzeichnung trat er von ſeinem
Poſten zurück und beſchäftigte ſich ſeitdem mit wiſſenſchaftlichen
Studien auf ſeinem hannoverſchen Gut. Im Auguſt erfolgte ſeine
Ernennung zum deutſchen Botſchafter in Spanien. Dieſen Poſten
verließ er Ende 1925, um als Reichskommiſſar für die beſetzten
Gebiete nach Koblenz zu gehen.

Motoer gei.
Von Dr. Joſef Redei.
Oel ins Feuer! ſchon dieſe Redensart ſagt genug darüber,
was dieſe gefährliche Miſchung anzurichten vermag. Daß aber
Oel auch auf Waſſer geſchüttet mörderiſch wirken kann
iſt eine Errungenſchaft der allerneueſten Zeit. Seitdem See=
ſchiffe
das Oel als Betriebsmittel benützen, wurde in der ganzen
Welt die Beobachtung gemacht, daß tauſende von Vögeln mit
ölverſchmutztem Gefieder tot an die Meeresküſten getrieben
werden. In dem Maße, als die Zahl der auf Oelheizung ein=
gerichteten
Schiffe wuchs, ſteigerte ſich auch die Zahl dieſer toten
Seevögel. Man begann von Oelpeſt zu ſprechen und der Sache
größere Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Erreichte doch die Oelpeſt
auch manche Seebäder.
Man glaubte zuerſt, daß es ſich um Oel aus Tanks der im
Kriege verſenkten Schiffe handelt. Jetzt weiß man ſchon genau,
daß die Oelpeſt durch Oele verurſacht wird, die auf Motor= und
Dampfſchiffen als Betriebsſtoff Verwendung finden und in Tank=
ſchiffen
über das Meer befördert werden. Die Oelverſchmutzung
des Meeres entſteht dadurch, daß die Oelreſte und =rückſtände ins
Meer gepumpt werden. Beſonders die als Heizmittel verwendeten
ſchweren Oele ſind gefahrdrohend. Sie enthalten nämlich viel
Aſphalt und Kohlenreſte. Dadurch werden ſie gegenüber dem
Waſſer und der Luft widerſtandsfähig und bilden im Waſſer
zähe, klebrige, teerartige Maſſen. Nach der Schätzung eines
amerikaniſchen Fachmanns werden täglich 68 100 Hektoliter Oel
in das Meer gelaſſen.
Wieſo werden die ins Meer gelaſſenen Oelmaſſen die oft
monatelang auf dem Meere treiben für die Vögel gefähr=
lich
? Hierüber berichtet Dr. Droſt, Ornithologe an der ſtaat=
lichen
beologiſchen Anſtalt auf der Inſel Helgoland Folgendes:
Die Vögel meiden die treibenden Oelflecke nicht, ja es ſcheint
faſt, als ſuchten ſie dieſe gerade auf. Sie vermuten bei dem
Oel Nahrung, ſei es, daß die Fett gleichende Maſſe einen, zum
Beiſpiel bei Möven genießbaren Kadawer anzuzeigen ſcheint, ſei
es, daß durch ſolche Fettflecke Nahrungstiere (Fiſche) angelockt
werden. Tauchende Vögel, wie Lummen, die am ſtärkſten unter
dieſer Verſchmutzung zu leiden haben, geraten dann oft in das
Oel, wenn ſie auftauchen. Von der zähen klebrigen Maſſe ver=
mögen
ſich die Vögel nicht zu befreien. Putzverſuche verſchlimmeru
nur noch das Uebel. Die Federn kleben zum Teil in dicken
Strähnen zuſammen, und die Kälte und das Waſſer können bis
an die Körperhaut dringen. Während leicht verölte Möwe

Vom Tage.
Das deutſch=polniſche Wirtſchaftsabkommen iſt
geſtern in den Räumen des polniſchen Miniſterpräſidiums vom deutſchen
Bevollmächtigten, Geſandten Rauſcher, und dem polniſchen Bevollmäch=
tigten
unterzeichnet worden.
Der polniſche Staatspräſident hat geſtern abend 9 Uhr
die Demiſſion des Kabinetts Barthel angenommen
und die Miniſter um die vorläufige Fortführung der Arbeiten gebeten.
Von konſervativer Seite wurde an den engliſchen Außenminiſter
Henderſon im Unterhaus die Anfrage gerichtet, ob die Regierung in
bezug auf die Religionsverfolgungen in Sowjetrußland eine Initiative
auf Grund des Artikels 11 des Vülkerbundspaktes zu ergreifen gedenke.
Henderſon antwortete, daß die engliſche Regierung nicht bei der ruſſi=
ſchen
Regierung vorſtellig werden könne.
Der Flüchtlingsbeirat des Völkerbundes hat angeſichts des neuen
Flüchtlingsſtroms aus Sowjetrußland den Oberkommiffar für das Flücht=
lingsweſen
, Profeſſor Nanſen, aufgefordert, in Verbindung mit den Re=
gierungen
ſo ſchnell wie möglich alle geeigneten Maßnahmen zu ergrei=
fen
, um den Flüchtlimgen Asbeit und Unterkommen, vor allem in der
Landwirtſchaft, zu verſchaffen.
Der Flüchtlingsbeirat des Völkerbundes ſtellt ſich auf den Stand=
punkt
, daß auch die deutſchen Rußlandbauern als Flüchtlinge zu be
trachten und zu behandeln ſeien, ſelbſt wenn ſie ſich im Beſitze von Sowjet=
päſſen
befänden.
Der diesjährige engliſche Marineetat beziffert ſich
auf 51 739 000 Pfund gegenüber 55 865000 Pfund im Vorjahre.
Die engliſche Geſandtſchaft in Chile ſoll nach einer
Bekanntgabe des Foreign Office in den Rang einer Botſchaft
erhoben werden.
Der Generalſekretär im franzöſiſchen Außenminiſterium, Berthelot,
hat an den Vorſitzenden der außenpolitiſchen Senatskommiſſion, Bérard,
ein Schreiben gerichtet, worin er daruf hiweiſt, daß Deutſchland die
Haager Abkommen ratifiziert habe und daß die franzöſiſche Re=
gierung
nunmehr ſchnellſtens die Natifizierung
der Abkommen im Parlament zu erlangen wünſche.
Die Regierung bittet die Senatskommiſſion, jetzt ſchon alles für eine
beſchleunigte Durchführung der Abkommen vorzu=
bereiten
.

Zum Ableben Primo de Riveras.
Die Aufnahme der Todesnachricht in Spanien.
EP. Paris, 17. März.
Die Leiche des Generals Primo de Rivera iſt in dem Hotel=
zimmer
aufgebahrt worden, in dem er ſo plötzlich geſtorben iſt,
und das in eine Totenkapelle umgewandelt wurde. Seit geſtern
iſt der Strom der Beſucher, die ſich in die Beileidsliſten ein=
tragen
, nicht abgeriſſen, auch nicht während der Nacht. Am
Montag morgen fand im Totenzimmer eine kurze Meſſe ſtatt,
an der nur die Verwandten des Generals und einige engere
Freunde teilnahmen. Die ſterblichen Ueberreſte wurden noch am
Montag mit der Eiſenbahn nach Spanien gebracht.
Als die Nachricht von dem Tode des noch vor wenigen
Wochen an der Spitze der Regierung ſtehenden Diktators Primo
de Rivera Madrid wie ein Lauffeuer durcheilte, wollte zunächſt
niemand daran glauben. Die Zeitungen erſcheinen Sonntags
nicht; die Verlage hatten durch Anſchläge die Todesnachricht
bekannt gegeben. Trotz der durch Primos Abdankung erfolgten
Verſchärfung der politiſchen Lage hat ſein Tod auf alle Kreiſe
der Bevölkerung einen tiefen Eindruck gemacht. König Alfons
hat ſofort nach Erhalt der Todesnachricht ein Telegramm an
die Angehörigen des Verſtorbenen geſandt, ebenſo die Regie=
rung
, die außerdem den Pariſer Botſchafter beauftragte, perſön=
lich
den nächſten Angehörigen des Ex=Diktators das tiefe Bei=
leid
des Landes zum Ausdruck zu bringen. Verſchiedene her=
vorragende
Perſönlichkeiten und Mitarbeiter Primo de Riveras
haben ſich eilends nach Paris begeben, und die ehemaligen
Miniſter des Diktators haben beſchloſſen, nach Irum zu fahren
und die Leiche von dort aus nach Madrid zu begleiten. Ein
Sonderzug wird an der ſpaniſch=franzöſiſchen Grenze die ſterb=
lichen
Ueberreſte in Empfang nehmen und nach Madrid bringen,
wo am Mittwoch auf dem Friedhof von San Iſidro die Bei=
ſetzungsfeierlichkeiten
ſtattfinden werden. Primo de Rivera wird
in der alten Familiengruft beigeſetzt werden. Letzte militäriſche
Ehren werden dem Verſtorbenen nicht verſagt bleiben.
Der Führer der Konſervativen Partei, Bugallal, erklärte,
Primos Tod werde politiſche Folgen von größter Bedeutung
haben. Denn die Kampagne, die gegenwärtig geführt werde, um
die Verantwortlichkeit des ehemaligen Regimes nachzuprüfen,
werde gegenſtandslos.
*
Der deutſche Botſchafter in Madrid, Graf Welezeck, iſt be=
auftragt
worden, den Hinterbliebenen des verſtorbenen früheren
ſpaniſchen Miniſterpräſidenten Primo de Rivera und der ſpani=
ſchen
Regierung das Beileid der Reichsregierung zum Ausdruck
zu bringen.

ſofern ſie noch flugfähig ſind, ihr Leben noch zu friſten vermögen,
ſind Tauchvögel wie Lummen, Alken und Taucher uſw.
unrettbar dem Tode geweiht. Sie müſſen elendiglich verhungern,
weil ſie in ihrer Bewegung gehemmt, und nicht mehr imſtande
ſind, ihre Beute, kleine Fiſche, zu erjagen. Durch die ihnen an=
haftenden
teerigen Maſſen können ſie kein Gleichgewicht halten,
und ſind außerſtande, tauchend ihr Ziel zu erreichen. Auf dieſe
Weiſe ſind in den letzten Jahren tauſende von Seevögeln ums
Leben gekommen.
Dieſen Maſſenmord der Seevögel konnte man nicht ruhig zu=
ſehen
. Vogelſchutzvereine, insbeſondere in England, ſetzen alles
daran, um den Kampf gegen die Oelpeſt aufzunehmen. Es kam
ſogar in dieſer Sache im Juni 1926 zu einer inter=
nationalen
Konferenz in Waſhington auf der
vierzehn ſeefahrende Staaten vertreten waren. Es wurde be=
ſchloſſen
, den beteiligten Regierungen zu empfehlen, das Aus=
laſſen
von Oelen und ölhaltigem Waſſer in einer gewiſſen
Entfernung von der Küſte zu verbieten. Wenn
aber auch alle betreffenden Staaten ein ſolches Verbot erlaſſen
würden, wäre das an und für ſich keine Löſung des Oelpeſt=
problems
. Oelmaſſen ſind natürlich auch an den von den Küſten
weit entfernten Meeresteilen für die Vogelwelt gefährlich; über=
dies
werden auch die Oelflecken von Wind und Strömung bis
an die Küſte getrieben. Dennoch ſind auch derartige Verbote
von Nutzen. Es wurden auch ſolche bereits in England und
Deutſchland erlaſſen, die engliſche Vogelſchutzgeſellſchaft hat nun
einen anderen verheißungsvolleren Weg des Kampfes gegen die
Oelpeſt angetreten. Sie macht Propaganda dafür, daß die Schiffe
mit Separatoren Oelabſcheidern ausgerüſtet werden,
die das verwendete ſchwere Oel von dem beigemiſchten Waſſer
ſondern. So geht nur das Waſſer ins Meer und das abgeſchiedene
Oel kann wieder verwendet werden. Die engliſche Regierung
hat auf der Konferenz in Waſhington beantragt, daß die be=
treffenden
Staaten die Schiffahrtsgeſellſchaften zur Verwendung
ſolcher Separatoren verpflichten ſollen. Die übrigen
Staaten waren aber mit der zwangsweiſen Einführung der Sepa=
ratoren
nicht einverſtanden. Das Einſetzen der engliſchen Vogel=
ſchutzgeſellſchaft
für die Separatoren war erfolgreich. Die größten
engliſchen Seeſchiffahrtsgeſellſchaften haben ſchon alle oder mehrere
ihrer ölgeheizten Schiffe mit Separatoren eingerichtet.
Die engliſche Vogelſchutzgeſellſchaft meint nach dieſem Erfolg,
daß ſie nunmehr auch die auswärtigen Schiffseigentümer mit
Zuverſicht zur Sauberhaltung des Meeres auffordern
kann.

Neues aus dem Reichskag.
Dritie Leſung des Miniſter=Penſionsgeſetzes.
Bewilligung von Reichszuſchüſſen für Landarbeiker=
Siedlungen. Reform der Angeſtellten=Berſicherung.
Berlin, 17. März.
Auf der Tagesordnung ſtand die dritte Beratung des
Reichsminiſtergeſetzes. Wortmeldungen lagen nicht vor. In
der Einzelberatung wurden die kommuniſtiſchen Abänderungs=
anträge
abgelehnt. Die Schlußabſtimmung wurde auf Dienstag
vertagt. Angenommen wurde die Ausſchußentſchließung, nach
der zurückgetretene Miniſter, die aus der Beamtenlaufbahn her=
vorgegangen
ſind, nach Möglichkeit in für ſie geeignete Reichs=
beamtenſtellen
angeſtellt werden ſollen.
Es folgte die zweite Beratung des Geſetzes über Zuſchüſſe
aus Reichsmitteln für die Anſiedlung von Landarbeitern.
Abg. Jäcker (Soz.) äußerte ſich über Mißſtände in der Praxis
der Landarbeiterſiedlung. Vielfach ſeien die Arbeiter nicht in
der Lage, die mit dem Eigenheim übernommenen Verpflich=
tungen
zu erfüllen. Abg. Putz (Komm.) bezeichnete die jetzige
Handhabung der Landarbeiterſiedlung als höchſt unbefriedigend.
Abg. Behrends (Chr.=N. A.=G.) beklagte den Zuſtand der
meiſten Werkswohnungen, beſonders in der Landwirtſchaft der
Oſtprovinzen. Das vorliegende Geſetz bringe immerhin einer
großen Zahl von Landarbeitern eine Beſſerung der Wohnungs=
verhältniſſe
.
Abg. Freiherr von Richthofen (Dntl.) widerſprach
der Meinung, daß die Landarbeiterwohnungen beſonders ſchlecht
ſeien. Wenn jeder Stand ſeine Pflicht in der Wohnungsfrage
ſo erfüllt hätte, wie die Landwirtſchaft, ſo ſtände es beſſer in
Deutſchland. Abg. Schmidt=Köpenick (Soz.) erklärte, daß
jeder zehnte organiſierte Landarbeiter einen Rechtsſtreit mit
ſeinem Arbeitgeber habe, und daß von 10 000 Rechtsſtreitigkeiten
dieſer Art 9000 zu Gunſten der Arbeiter entſchieden worden
ſeien. Die Vorlage wurde in zweiter und dritter Beratung an=
genommen
, dazu eine Ausſchußentſchließung, wonach die Til=
gungsfriſt
, für die Darlehen für Landarbeitereigenheime all=
gemein
auf 30 Jahre feſtgelegt werden ſoll.
Zur erſten Beratung kam dann der Geſetzentwurf zum Aus=
bau
der Angeſtelltenverſicherung. Der Entwurf
erweitert die Selbſtverwaltung und verbeſſert die Verſicherungs=
leiſtungen
für die Angehörigen von Verſicherten. Im Falle der
Scheidung oder der Aufhebung der ehelichen Gemeinſchaft ſoll
die frühere Ehefrau des Verſicherten eine Witwenrente erhalten.
Die Eltern und Großeltern ſollen eine Rente bekommen, wenn
ſie vom Verſicherten vorwiegend aus ſeinem Arbeitsverdienſt
unterhalten worden und bedürftig ſind. Weibliche Verſicherte
ſollen bei der Heirat die Hälfte der Beiträge auch dann erſtattet
erhalten, wenn die Wartezeit bei der Heirat noch nicht erfüllt
iſt. Redakteure werden von der Verſicherungspflicht befreit.
Abg. Frau Arendſee (Komm.) erklärte, auch der vor=
liegende
Entwurf beſeitige keinesfalls die vielen Ungerechtig=
keiten
und Mängel der Angeſtelltenverſicherung. Die Vorlage
wurde dem Sozialpolitiſchen Ausſchuß überwieſen.
Gegen 17½4 Uhr vertagte ſich das Haus auf Dienstag,
15 Uhr. Auf der Tagesordnung ſtehen die Schlußabſtimmungen
über das Republikſchutzgeſetz und über das Reichsminiſtergeſetz,
Der Vorſchlag des Präſidenten, unter Verzicht auf den
Friſteneinſpruch die erſte Beratung der Zoll= und Steuervor=
lagen
auf die Tagesordnung zu ſetzen, ſcheitert an dem Ein=
ſpruch
der Kommuniſten
Beſprechungen über die Agrarnok.
* Berlin, 17. März. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag hat am Montag in kurzer Sitzung das Miniſter=
penſionsgeſetz
im weſentlichen in der Ausſchußfaſſung in dritter
Leſung verabſchiedet. Die Abſtimmung wird allerdings erſt am
Dienstag erfolgen, zuſammen mit der Abſtimmung über das Repu=
blikſchutzgeſetz
. In der Wandelhalle herrſchte ein außerordentlich
lebhaftes Treiben. Dutzende von landwirtſchaftlichen Organiſa=
tionen
waren erſchienen, um den Abgeordneten die ſchwere Not=
lage
der Landwirtſchaft noch einmal vor Augen zu führen und
ſchleunigſte Abhilfe zu verlangen. Offenbar als Unterſtützung für
die Verhandlungen, die der Reichsernährungsminiſter zurzeit mit
den Regierungsparteien führt. Die Fraktionen haben am Montag
nachmittag ſtundenlang beraten, um zu den Vorſchlägen Dr. Diet=
richs
Stellung zu nehmen. Dabei iſt der entſcheidende Punkt, ob
die Sozialdemokraten ſich dazu bewegen laſſen. dem Kabinett ein,
wenn auch begrenztes, Ermächtigungsgeſetz zu bewilligen. Darüber
hat die Regierung am Abend noch einmal mit den Vertretern der
Regierungsparteien verhandelt und ſie will darauf drücken, daß
unbedingt im Laufe der Nacht noch eine Verſtändigung erzielt
wird damit die entſprechenden Vorlagen ſofort in Druck gehen und
am Donnerstag bereits in erſter Leſung im Reichstag durchberaten
werden können.
Konzerk.
Das deutſche Lied‟.
In den feſtlich geſchmückten Räumen des Hauſes Merck, Anua=
ſtraße
15, fand vor einer erleſenen, verſtehenden Zuhörerſchaft
ein Liederabend von Hedwig Schonnefeld aus Frankfurt
am Main ſtatt. Die junge Sängerin hatte eine feinſinnige Vor=
tragsfolge
zuſammengeſtellt: deutſche Lieder von Bach bis
Brahms. Die lieben vertrauten Klänge wirkten erquickend und
beglückend in einer Zeit, wo Disharmonien und Abſurditäten ſich
ſtörend und quälend auch in der Kunſt fühlbar machen; beglül=
kend
und erquickend um ſo mehr, weil die Sängerin eine herr=
liche
, kraftvolle und dabei weiche Stimme hat, die durch alle Lagen
ausgeglichen iſt und der alle Ausdrucksmöglichkeiten zu Gebote
ſtehen. Wie zart und innig begann ſie mit Bachs Willſt Du Dein
Herz mir ſchenken und Mozarts Veilchen und jubelte dann
Beethovens Neue Liebe, neues Leben. Abgeklärt und faſt
unirdiſch waren die ernſten Schubertlieder und dann von dra=
matiſcher
Wirkung Schöne Fremde und Waldesgeſpräch von
Schumann. Die ſchweren, ringenden Weſendoncklieder zogen an
uns vorüber. Dann folgten drei Lieder von Hugo Wolf, von
denen die Sängerin beſonders durch den ſtrahlenden Ton und
Vortrag von Er iſt’s alle mit fortriß. Von den Brahmsliedern
waren wohl von ſtärkſter Wirkung Ruhe, Süßliebchen und das
Minnelied‟. Mann kann ſich dem Eindruck nicht verſchließen,
daß hier ein großes Talent und eine ungewöhnlich ſchöne Stimme
der Vollendung entgegenreift. Begleitet wurde die Sängerin von
der Pianiſtin Lina Becker (Darmſtadt), die über eine glänzende
Technik verfügt und zum künſtleriſchen Erfolg des Abends weſeni=
lich
beitrug
A. S.

Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
Die deutſche Landesgruppe der Internatio=
nalen
Juriſtiſchen Vereinigung iſt nunmehr konſtituiert
worden. In den Vorſtand wurden u. a. gewählt: Privatdozent Dr.
Gumbel, Dr. Johannes Werthauer, Dr. Ludwig Bendix, Dr. Appel
und Dr. Hilde Benjamin. Die Landesgruppe ſetzt ſich zum Ziel, die
Geſetzgebung und die Praxis der Gerichte und Verwaltungsbehörden
im internationalen Maßſtab zu vergleichen und ſich auf juriſtiſchem
Gebiet dem Schutz der Freiheit und Intereſſen derjenigen zu widmen,
die wirtſchaftlich ausgebeutet, ſozial benachteiligt und politiſch unter=
drückt
ſind, ohne Unterſchied der politiſchen Partei, der Raſſe und der
Religion.

[ ][  ][ ]

Nummer 77

Dienstag, den 18. März 1930

Seite 3

Einigungsgrundlage zwiſchen Amerika und Japan. Frankreich zur Ermäßigung ſeiner Geſamkkonnage
um 114 000 Tonnen gegen engliſche Unkerſtützung der franzöſiſchen Landabrüſſungspläne bereil.
Engliſch=franzöſiſcher Druck auf Italien zur Aufgabe ſeiner Parikätsforderung.
Ikalien ſoll ein 2: 3-Verhälfnis zugeſtanden werden.

Amerika geſteht Japan das 10:7-Berhälknis zu.
EP. London, 17. März. (Priv.=Tel.)
Während die italieniſch=franzöſiſche Kontro=
verſe
noch völlig ungelöſt iſt, ſollen die Verhandlungen
zwiſchen der japaniſchen und amerikaniſchen Delegation zu einem
Einverſtändnis in der Frage der mit achtzölligen Ge=
ſchützen
beſtückten Kreuzer geführt haben. Wie inoffi=
ziell
zu dieſer Einigung verlautet, ſoll Amerika Japan
eine Geſamt=Tonnage von 108 400 To. gegen=
über
180 000 To. für die Vereinigten Staaten
in dieſer Kategorie zugeſtanden haben. Eine verhält=
nismäßig
größere Tonnage, ſoll aber Japan als
Ausgleich, für die bedeutende Tonnagediffe=
renz
in der Kreuzerklaſſe für Unterſeeboote
und Zerſtörer zugeſtanden werden, und zwar ſoll die
Geſomtonnage Japans in dieſen Schiffsklaſſen ungefähr zwiſchen
75 und 80 Prozent zu liegen kommen. Das zwiſchen der ameri=
kaniſchen
und japaniſchem Delegation erzielte Abkommen unter=
liegt
aber noch der Zuſtimmung der japaniſchen Regierung.

Prüfung der amerikaniſchen Tonnage=Vorſchläge
durch die japaniſche Regierung.
Die neuen amerikaniſchen Vorſchläge an Japan, die in den
Verhandlungen zwiſchen Senator Reed uud Matſudeira zuſtande
gekommen ſind, werden zurzeit von der japaniſchen Regierung
einer eingehenden Prüfung unterzogen. Die japoniſche Antwort
ſoll ſo ſchnell wie möglich nach London gekabelt werden. Obwohl
von maßgebender Seite ſtrengſtes Stillſchweigen bewahrt wird,
verlautet aber, daß als Hauptpunkt der Vorſchläge Amerika
180 000 Tonnen und Japan 108 400 Tonnen für größere Kreuzer
erhalten ſoll. Die japaniſche Quote für leichte Kreuzer und Zer=
ſtörer
ſoll auf 70 000 Tonnen erhöht und die Unterſeeboottonnage
für Japan auf 52 400 Tonnen gegen 60000 Tonnen der Ver=
einigten
Staaten für das Johr 1936 feſtgeſetzt worden ſein.
Dreier= oder Vierer=Abkommen auf der Londoner

Mit dem Zuſtandekommen eines Abkommens zwiſchen den
Wereinigten Staaten und Japan, durch das die japaniſche For=
Derung nach einem 10:7=Verhältnis wit den Vereinigten Stoa=
ten
in der Klaſſe der größeren Kreuzer in befriedigender Weiſe
geregelt wird, haben ſich die Ausſichten für die Londoner Kon=
ferenz
nicht unweſentlich verbeſſert. Falls Italien und Frank=
reich
ſich trotz dem Druck der übrigen drei Delegationen unnach=
giebig
zeigen ſollten, ſo beſteht nunmehr die große Wahrſchein=
lichkeit
, daß die Konferenz zum mindeſten mit einem Drei=
mächteabkommen
zwiſchen den Vereinigten
Staaten, England und Japan abgeſchloſſen werden
wird. Wie in Konferenzkreiſen verlautet, ſoll Tardieu mit Mac=
donald
auch Beſprechungen geführt und u. a. den Abſchluß
eines Viermächtepaktes zwiſchen Frankreich, Japan, England
und Italien vorgeſchlagen haben.
Die Beſprechung zwiſchen Macdonald und Tardieu.
Die vierſtündige Unterredung zwiſchen Pre=
mierminiſter
Macdonald und Tardieu vom Sonntag hat
mit dem Ergebnis geendet, daß die Verhandlungen
der Londoner Konferenz fortgeſetzt werden können.
Tardieu gab ku ach ſeiner Rückkehr nach London eine Erklärung
ab, in der er den Gang der geſtrigen Beſprechungen umriß. Jede
Ueberſtürzung und Eile ſoll danach in den Verhandlungen ver=

mieden werden. Ich hoffe, erklärte Tardieu abſchließend, daß
wir zu einem zufriedenſtellenden Abſchluß gelangen werden.
Unſere gemeinſamen Arbeiten gehen weiter. Die Fortdauer
der Londoner Konferenz iſt damit ſichergeſtellt,
die beſtehenden Meinungsverſchiedenheiten
ſind aber einer Löſung noch nicht nähergebracht
worden. Die nächſten Tage werden daher ergeben müſſen, auſ
welche Weiſe und ob überhaupt die jetzige ſchwierige Lage be=
ſeitigt
werden kann.
Da die Verhandlungen über einen politiſchen Pakt gleich in
ihrem Anfangsſtadium erſtickten, würden die Delegierten, dem
Petit Pariſien zufolge, jetzt verſuchen, die rein ſeetechniſchen
Probleme anzuſchneiden und auf dieſem Gebiet zu einer Einigung
zu gelangen. Wenn daher Italien ſich endlich ent=
ſchließe
, ſchreibt das Blatt weiter, ſich loyal an den Arbeiten
zu beteiligen, werde man zu einer Einigung zu Fün=
fen
kommen können. Pertinax gibt im Echo de Paris ein
Gerücht wieder, fügt jedoch gleich hinzu, eine Beſtätigung hätte
er nicht erlangen können, daß nämlich Tardieu dem engliſchen
Premierminiſter die Hoffnung gemacht habe, Franreich werde
ſeine Flotte auf ungefähr 600 000 Tonnen be=
ſchränken
. Dieſe Einſchränkung ſolle durch Verlangſamung
des Bauprogramms erreicht werden.
Franzöſiſch=engliſche Teilverſtändigung.
Nach dem Londoner Sonderberichterſtatter des Intran=
ſigeant
verlautet in Konferenzkreiſen, daß in den geſtrigen Be=
ſprechungen
zwiſchen Tardieu und Macdonald die Möglichkeit
einer franzöſiſch=engliſchen Verſtändigung auf folgender Grund=
lage
erörtert worden ſei: England unterſtützt die italieniſche
Forderung nach Flottenparität mit Frankreich nicht, ſondern
erklärt ſich damit einverſtanden, daß die franzöſiſche Flotte der
italieniſchen um 200 000 Tonnen überlegen bleibt. Ferner ſage
England ſeine Unterſtützung bei der Verteidigung der franzö=
ſiſchen
Landabrüſtungspolitik in Genf zu. Frankreichs Gegen=
leiſtung
beſtehe darin, daß es ſeine Geſamttonnage von 714000
auf 600 000 Tonnen ermäßige. Der Berichterſtatter bezeichnet
dieſe Kombination vorſichtigerweiſe ſelbſt als eine Hypotheſe.
Zu der Unterredung Tardieus mit Macdonald verlautet
weiter, daß über die drei folgenden Punkte ein Einverſtändnis
zwiſchen England und Frankreich beſtehe: 1. Vermenſch=
lichung
des U=Bootkrieges; 2. Baupauſe für
Schlachtſchiffe; 3. Abrüſtungsmethoden in Form
eines Kompromiſſes zwiſchen Global= Ton=
nage
und Kategorie=Tonnage. Tardieu hatte
vor ſeiner Abreiſe eine längere Unterredung mit Macdonald
und außerdem eine ſolche mit dem amerikaniſchen Delegations=
führer
Stimſon, in denen die geſtrigen Erörterungen nochmals
durchberaten wurden.
Ikalien nunmehr mit der Verankworkung

für den Konferenz=Ausgang belaſtel.
In Londoner Konferenzkreiſen hat man als Ergebnis der
geſtrigen Beſprechungen zwiſchen Maodonald und Tardieu neue
Hoffnungen, für einen erfolgreichen Abſchluß
der Verhandlungen geſchöpft. Ausſchlaggebend
für eine Erleichterung in der bisher noch immer ernſten Lage
iſt gegenwärtig allein die Haltung der italieniſchen
Delegation. Gelingt es den übrigen Abordnungen,
Italien zu einem Entgegenkommen, in ſeinen
Forderungen hinſichtlich der Flottenparität
mit Frankreich zu bewegen, ſo dürfte einem er=
folgverſprechenden
Fortgang der Verhandlun=
gen
prinzipiell nichts im Wege ſtehen.
Der offizielle Vorſchlag, daß Italien nunmehr einen Schritt
zur Klärung der Situation tun möge, ſoll heute abend in einer
Unterredung zwiſchen Macdonald und Grandi gemacht werden,
in der Macdonald dem italieniſchen Delegationsführer über das
Ergebwis ſeiner Ausſprache mit Tardieu in Kenntnis ſetzen wird.
Grandi ſoll bereits heute mit Rom in längerer Verbindung ge=

ſtanden haben. In einigen Konferenzkreiſen erwartet man mit
Beſtimmtheit, daß Italien Zugeſtändniſſe Frank=
reich
gegenüber machen wird. Dieſe Zugeſtändniſſe dürf=
ten
aller Wahrſcheinlichkeit nach in der Annahme eines
gewiſſen Stärkeverhältniſſes zwiſchen der
italieniſchen und der franzöſiſchen Flotte liegen.
Man ſpricht in Konferenzkreiſen davon, daß Italien ein 2:3= Ver=
hältnis
zu Frankreich zugeſtanden werden ſoll, wofür England
im Hinblick auf ſeine Poſition in Gibraltar die Garantie über=
nehmen
ſolle.

er Schritt der Konferenzmächte
bei Muſſolini.

EP. Paris, 17. März.
Miniſterpräſident Tardieu und Kolonienminiſter Piétri ſind
heute aus London hier eingetroffen. Tardieu lehnte jegliche Er=
klärung
ab. Wie der Korreſpondent der Agentur Radio aus
gut informierter engliſcher Quelle erfahren hat, iſt bei der eng=
liſch
=franzöſiſchen Ausſprache geſtern beſchloſſen worden, eine
Kollektiodemarche bei Muſſolini zu unternehmen,
um dieſen zu beſtimmen, die italieniſchen Tonnage=
forderungen
genaueſtens zu beziffern. Wahr=
ſcheinlich
haben die engliſchen und franzöſiſchen Delegierten auch
die Amerikaner gebeten, ſich an dieſem Schritt zu beteiligen. Die
Antwort der Amerikaner ſei aber noch nicht bekannt.

auf Zerſtörung von Flugplähen im beſekten Gebief.
* Koblenz, 17. März (Priv.=Tel.)
Wir haben ſchon bei Bekanntwerden der Abmachungen über
die Beſeitigung einer Reihe von Eiſenbahnlinien im Rheinland
die Vermutung ausgeſprochen, daß in abſehbarer Zeit wohl neue
Ueberraſchungen uns bevorſtehen würden. Dieſe ſind nun raſcher
als gedacht in die Erſcheinung getreten. Die Franzoſen haben im
beſetzten Gebiet die Zerſtörung eines noch aus der Vorkriegszeit
beſtehenden Flugplatzes bei Lachen=Speyersdorf ſowie der Flug=
hallen
bei Griesheim verlangt. Zwar iſt von der Reichsregierung
gegen dieſe Forderung Einſpruch erhoben worden, damit läßt ſich
aber die Tatſache nicht aus der Welt ſchaffen, daß auf uns neue
Abrüſtungsforderungen der Franzoſen warten. Nach dem Pariſer
Luftfahrtabkommen ſind uns zwar im beſetzten Gebiet mehrere
Flug= und Landeplätze geſtattet. Ueber das Schickſal der reſt=
lichen
Flugplätze gehen aber die Meinungen auseinander. In
dem Schreiben des franzöſiſchen Oberkommandierenden wird ge=
ſagt
, daß die Flughäfen zu zerſtören und der Erlös aus dem
dabei gewonnenen Material dem franzöſiſchen Schatzamt zu über=
weiſen
ſei. General Guillaumat beruft ſich dabei auf
die Beſtimmungen der Rheinlandkommiſſion aus
dem Jahre 1920. Inzwiſchen ſind aber neue Ver=
einbarungen
in Kraft getreten, die die Rechts=
lage
entſcheidend verändert haben. Seit 1923 iſt
von der Botſchafterkonferenz feſtgelegt, daß, wenn Anlagen zu zer=
ſtören
ſind, die Botſchafterkonferenz vom Augenblick des Abſen=
dens
der Note ab es uns überläßt, das zerſtörte Material zu
verwenden, daß ſie alſo darauf verzichtet, den Erlös für das zer=
ſtörte
Material für ſich in Anſpruch zu nehmen. Die Forderung
wäre alſo ſchon deshalb hinfällig geworden. Es kommt aber
hinzu, daß eine weitgehende Vereinbarung getrof=
fen
worden iſt, über die Regelung der Frage der
Verwendung militäriſcher Gebäude für ganz
Deutſchland, alſo auch für das beſetzte Gebiet.
Die jetzt noch beſtehenden Anlagen ſollen zunächſt von uns einer
zivilen Verwendung zugeführt werden. Erſt wenn dies bis Ende
1932 nicht gelungen iſt, würde die Zerſtörung in Frage kommen
können. In dem Moment der Freigabe gehen die Anlagen in
den Beſitz des Reichsfinanzminiſteriums über, das dann die nöti=
gen
Maßnahmen zu ergreifen hat, über die Gebäude in dem
Sinne zu verfügen, daß es ſie der zivilen Verwendung zuführt.
Wenn in einem Blatt die Rechtslage ſo geſchildert wird, als ab
die Franzoſen nur Anlagen, die ſie während der Beſatzungszeit
für ſich gebaut hätten, meinen, ſo iſt das nicht richtig. Zwiſchen
den Anlagen, die vorher beſtanden, und denen, die während der
Beſatzungszeit errichtet worden ſind, beſteht kein Unterſchied. Auch
bei den während der Beſatzungszeit errichteten Anlagen ſteht den
deutſchen Behörden das Recht der Verwertung zu.

avk. Die Krolloper beeilte ſich, Ernſt Kreneks vor weni=
gen
Wochen in Leipzig aus der Taufe gehobene neue Schöpfung
auch dem operndurſtigen Publikum der Reichshauptſtadt vor=
zulegen
. Leben des Oreſt; unter dieſem vielverſprechen=
den
Titel ſpielt Maeſtro Krenek wieder einmal auf. Es bleibt
leider bei dem Verſprechen, das nicht gehalten wird. Geht
hier ein wirklich ernſtzunehmendes, reiches Talent Irrwege,
oder iſt Krenek zuguterletzt doch kein Tondichter, ſondern nur
ein Blender und techniſcher Könner? Seine zielbewußte Effekt=
haſcherei
ſtört häufig, und noch mehr als das: Sie ſchmerzt direkt.
Mitreißend ſtarke, echte Töne, und dann wiederum verſchrobene
Rhythmen, gewollt, gekünſtelt, ohrenbetäubend. Sollte gerade
das die unangebrachte Traveſtie, muſikaliſche Anachronismen,
die ſogenannte Zeitkunſt darſtellen? Beſtimmt nicht. Es wäre
im höchſten Grade wünſchenwert, daß Krenek endlich einmal
Farbe bekenne, die rhapſodiſchen Stilloſigkeiten ablege, und
mit einer einheitlichen muſikaliſchen Stillinie aufwarte. Klat=
ſchen
und Pfiffe. Muſikaliſcher Teilretter: Klemperer.
Er ſollte ſich an Ferdinand Bruckner ein Beiſpiel
nehmen. An dieſem immer noch nicht entlarvten großen Un=
bekannten
, der in ſeinen Werken grundſätzlich nur kranke,
laſterbeſchwerte Menſchen aufmarſchieren läßt. So jetzt in der
Kreatur, uraufgeführt in Reinhardts Komödie. Das Leben
ſei Lug und Trug, eine einzige große Verlogenheit, und der
Menſch eine Beſtie, ſagt Bruckner. Gibt man ihm Recht, ver=
liert
man radikal den Glauben an höhere Ideale der Menſchheit.
Ob man ihn ohne weiteres Lügen ſtrafen kann, iſt eine andere
Frage Warum aber verſucht dieſer Menſchenſeher nicht,
die Rolle eines Weltverbeſſerers zu übernehmen? Warum weiſt
er nicht neue Wege zur Bekämpfung der Beſtie im Menſchen?
So bleibt alles eine ethiſch unbedeutend, noch nicht einmal kurz=
weilige
Phraſendreſcherei eines Verbitterten. Ohne eine gran=
dioſe
dramaturgiſche, oder gar dichteriſche Geſtaltungskraft, die
aufhorchen ließe. Erfolg der Regie und Darſtellung.
Ein nicht unintereſſanter Verſuch Jeßners, des Intendanten
a. D. im Sauſpielhaus, war die Erſtaufführung eines
ſtofflich zeitnahen, in der Ausarbeitung jedoch leider ſtark zeit=
fernen
Stückes von Reinharo Goering. Betitelt: Die
Südpol=Expedition des Kapitäns Scott‟. Ein
Verſuch, wie geſagt, der aber an ſprachlicher Unvollkommenheit
ſcheitern mußte. Immerhin: Experimente, neue Stoffgebiete für
das Zeittheater zu erſchließen, ſind auch dann begrüßenswert,
wenn die Ausführung nicht gleich gelingt. So bleibt es Pflicht,
feſtzuſtellen, daß Goering in tapferer Pionier war, ein Reforma=

tor, dem ſpäter einmal vielleicht ſogar eine echte Dichtung ge=
lingen
könnte . . . (Hoffnungsſtrählchen wirken belebend in der
Zeit der theatraliſchen Sackgaſſen ohne Auswege!)
Ein nicht ganz verdienter Durchfall in der Volksbühne
des Karl Heinz Martin: C. K. Munros Das Gerücht
Ein höchſt intereſſanter, ſcharf pointierter, gutgeſehener Blick hin=
ter
die Kuliſſen der Kriegsmacher: Wie ein Weltenbrand aus
ſelbſtſüchtigen, merkantilen Gründen entſteht, auf daß ſich Groß=
induſtrielle
und ihre Mitläufer bereichern. Famos gezeichnete
Typen. Spannende, aber etwas ermüdende Handlung. Das
Publikum ging trotz der neuartigen und wirkungsſicheren Regie=
geſtaltung
nicht mit.
Belangloſigkeiten: Verbannte des durch ſeinen Roman
Ulyſſes weltberühmt geworden iriſchen Dichters James Joyce,
Der Marques de Bolibar, ein ſchlecht dramatiſierter
Roman des Engländers Graham Rawſon.
Operette: Denk an mich vom Sohne des Walzertraum=
Straus. (Oscar, und mit einem 8.)Erwin Straus, Kom=
poniſtenſprößling
, neunzehnjährig, kommt beinahe frühreif.
Schmiſſig, rhythmiſch. mitunter nachgefühlt.
Vaudeville für Provinzbeſucher, die einen Abend in der
Reichshauptſtadt lachend totſchlagen wollen: Der doppelte
Bräutigam Mit Drehbühne und guten Kräften. Leitung:
Revue=Haller redivivus.
Ein franzöſiſcher Schwankerfolg: Madame hat Aus=
gang
. Wirklich geiſtreich.
Großer Abend im Schiller=Theater: Hauptmanns
Jugendwerk Das Friedensfeſt‟. Die Aufführung ein Er=
lebnis
. Aber:
Vier diskutable Premieren und kein durchſchlagender Erfolg.
Nichts Neues. Nichts Nochniedageweſenes. Der Querſchnitt
eines ganzen Theatermonats inmitten der Hochſaiſon. Kommen=
tar
überflüſſig.
Kommt da ein Frühlingserwachen?!.
* Berliner Zilmpremieren.
Tonfilmfeinde (unter ihnen der Kritiker ſelbſt) müſſen wohl
bald Abbitte leiſten. Die Entwicklung der tönenden Leinwand
marſchiert mit Rieſenſchritten. Nach der vorbildlich unterhalten=
den
, entzückenden Filmoperette der Ufa Liebeswalzer wartete
nun dieſelbe Geſellſchaft mit einem Sprechfilm großen Formats
auf. Dieletzte Kompagnie Idee: Wilhelm und Koſter=
litz
., Manuſkript: Ludwig von Wohl. Muſik; Ralph Benatzky.
Jena, anno 1806. Die deutſche Armee geſchlagen, dreizehn Ueber=
lebende
der Burgſchen Kompagnie halten eine Mühle, und decken
den Rückzug ihrer Kameraden. Ein Heldenepos auf die Tapfer=

keit ſelbſtloſer Männer. Eine menſchliche Tragödie, die ſelbſt dann
engreift, wenn man politiſch derartige Stoffe nicht für zeitgemäß
hält. Ein filmiſch ausgezeichneter Vorwurf, ein Tonfilm, wie er
ſein muß. Aufgebaut auf die menſchliche Sprache, deren Wieder=
gabe
auffallend gut gelingt. (Sogar die Nebengeräuſche laſſen
erfreulich nach!) Dieſer Streifen kann als erſter Anſatz zum
kommenden Tonfilmdrama betrachtet werden. Sämtliche
Tonmöglichkeiten voll und ganz ausgenutzt, die Handlung wird
allmählich einheitlicher, der Vorwurf ein einziger großer Guß.
Stumme Aufnahmen (Szenen ohne Handlung) bereiten geſchickt
Wirkungen und Steigerungen vor. Das iſt vielleicht der richtige
Weg!
Conrad Veidt als Hauptmann Bung: Ueberwäl=
tigend
. Eine ſchauſpieleriſche, und darüber hinaus menſchliche
Höchſtleiſtung. Die Sprache klar und deutlich in allen Schat=
tierungen
. Die dreizehn Musketiere: Famos zuſammengeſuchte
Typen. Die einzige Frau der Haupthandlung: Karin Evans.
Noch nicht vollreifes, aber geeignetes Tonfilmmaterial, ebenfalls
mit echten Tönen.
Regie: Kurt Bernhardt. Ein abſoluter Könner. Keine
Hoffnung mehr, dieſer junge, neue Mann, ſondern bereits Er=
füllung
. Die Muſik Benatzkys: Diskret untermalend, nur ſtellen=
weiſe
dominierend. Eindringlich die fein empfundene Ballade
von den dreizehn Musketieren.
Geſamteindruck: Saubere Präziſionsarbeit mit beinahe gigan=
tiſchen
Momenten. Ehrlicher Erfolg.
Techniſch beachtenswert und muſikaliſch ſehr anheimelnd ge=
raten
auch der Wiener (natürlich in Deutſchland gemachter)
Operettenfilm Zwei Herzen im Dreiviertel=Takt.
Viel Rhythmus; Muſik von Robert Stolz dem bewährten
Operetienkomponiſten. Schmiſſige Regie (Bolvary), ſehr gute
Darſteller. Voller Erfolg. Erwähnungswert das ſtumme Luſt=
ſpiel
: O Mädchen, mein Mädchen, wie lieb ich Dich
der Afa: Ein ganz entzückend aufgebauter Unterhaltungsfilm.
Die Mittel epigonal, aber ſehr geſchmackvoll angewandt. Große
Enttäuſchung dagegen ein Original=Japaner: Man ſtelle ſich
das Reich der aufgehenden Sonne amerikaniſiert ſogar film=
amerikaniſiert
vor. Broadway=Story mit aſiatiſchen Schauſpielern.
Sie ſind bedauernswert!
A. v. K.
Marcell Salzer geſtorben. Profeſſor Marcell Salzer, der
weithin bekannte deutſche Vortragskünſtler, iſt geſtern nachmittag
in ſeiner Villa in Lichterfelde nach einem längeren Herzleiden
ſanft entſchlummert. Salzer, ein gebürtiger Wiener, iſt 56 Jahre
alt geworden.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Dienstag, den 18. März 1930

Nummer 77

HHHT

Die glückliche Geburt eines kräftigen Jungen
zeigen an
Dr. J. Schefers
und Frau Thereſe, geb. Henner.

Unſere Margret und Annelieſe haben
ein Brüderchen bekommen.
In danlbarer Freude
Chr. Moll und Frau Lieſel.
den 17. März 1930 Beſſungerſtr. 1.

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Darmſtadt, den 15. März 1930
z. Zt. Klinik Dr. Wolff und Dr. Hoffmann.

(4498

Statt beſonderer Anzeige.

Heute entſchlief ſanft nach langem, ſchweren Leiden,
wohlverſehen mit den Tröſtungen der katholiſchen Kirche,
unſere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
und Schweſter
Frau Clara Hügel
geb. Dubois
im 82. Lebensjahre.
Mimi Hügel
Emy Stirtz, geb. Hügel
Dr. jur. Hans Stirtz
und 2 Enkelkinder. (
Darmſtadt, den 17. März 1930.
Die Beiſetzung findet auf Wunſch der Entſchlafenen in
aller Stille ſtatt; das Seelenamt am Samstag, den
22. März, vorm. 8½4 Uhr in der St. Ludwigs=Kirche.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir dankend abzuſehen.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme, ſowie
Blumenſpenden anläßlich des Hinſcheidens meiner lieben
Entſchlafenen
Frau Margarete Wurm
ſage ich Allen innigen Dank. Ganz beſondern Dank
Herrn Pfarrer Wintler für ſeine tröſtenden Worte, Herrn
Dr. Schreiner und den Schweſtern des Alicehoſpitals für
ihre aufopfernde Pfiege.
Der trauernde Gatte:
Joh. Wurm.
Grube Meſſel, den 17. März 1930.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Hinſcheiden unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn Ferdinand Franke
Spenglermeiſter
ſagen wir Allen für die bewieſene Ehre unſeren innigſten
Dank. Ganz beſonders danken wir Herrn Pfarrer Berck
für die troſtreichen Worte am Grabe und der Kranken=
ſchweſter
Eliſabeth für ihre liebevolle Pflege, dem Turn=
verein
und Odenwaldklub, den Geſangvereinen Concordia
und Liederkranz für den Grabgeſang und für die Kranz=
niederlegung
, ſowie für die vielen Kranzſpenden und
Allen, die ihm die letzte Ehre erwieſen haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Gg. Franke
Familie Reiſinger
Familie Buchberger
und Angehörige.
Roßdorf, den 16. März 1930.
(4528

Für die vielen Beweiſe aufrichtigſter An=
teilnahme
an dem ſchweren Verluſi, der
uns betroffen hat und die zahlreichen
Blumenſpenden bei dem Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen
Frau Anna Abels
geb. Maſer
ſagen innigſien Dank
Die trauernden Hinterbliebenen.
Groß=Umſtadt, den 14. März 1930. (4524


Soelesssssssssst
Prwbat=Schneider=Anterricht 4ſbraucht, um ſich rein, friſch, feſt und
Gründliche Ausbildung
an eigener Garderobe
Zuſchneiden, Kleider=, Mäntel=, Wäſchenähen
Meiſterin, Eliſabethen=
Zonl HandU ſtraße 70, I. Telephon 4243
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Aun

Ein ſanfter Tod erlöſte am Sonn=
tag
Abend meinen geliebten Mann,
unſern teuren Vater
Herrn Bildhauer
Wilhelm Götze
von ſeinemlangen, ſchwerenLeiden,
Um ſtilles Gedenken bitten
Eliſabeth Götze
Friedr.=Wilhelm u. Herta Götze
nebſt Angehörigen.
Jugenheim a. d. B, 16. März 1930.
Die Beiſetzung findet auf Wunſch
unſeres lieben Entſchlafenen auf
dem Waldfriedhof in aller Stille
ſtatt.

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1.00
2 Stück Blumenkohl
0.50
3 große Kopfſalat.
0.50
1 Pfd. gelber Endivienſalat.
030
1 Pfd. ſchöner Spinat
0.50
1 Pfd. Bananen (1. Sorte)",
0.25
1 Kranz Feigen.
0.25
4 große Citronen
Telephon 4380. Lieferung frei Haus.
(4536)

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
bei dem ſo raſchen Heimgange
meiner lieben Frau
Gretel Oingeldein
geb. Fiſcher
ſage ich Allen innigſten Dank.
Für die Hinterbliebenen:
Albert Dingeldein.
Darmſtadt, den 16. März 1930.
Saalbauſtr. 25.
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger
Teilnahme beim Hinſcheiden
unſerer lieben Mutter danken
wir herzlich
Heinz Aumäller und Familie
Fritz Aumüller und Frau.
Darmſtadt u. Eſſen, 17. März 1930.

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erlangen einen Teint,
welcher die Bewunde=
rung
und den Neid
aller ihrer Freun=
dinnen
erregt. Be=
nutzen
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roſafarbig, vor dem
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[ ][  ][ ]

Nummer 77

Dienstag, den 18. März 1930

Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 18. März
Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen (Auswahl)
tom 17. März 1930 an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht auf=
teſtellt
:
Bibliothecae Graecae et Latinae Auctarium Weidmannianum.
Fol. II, Pars Prior: Hesiodi Carmina. Vec. Felig Jacoby. Pars I.
lerolini 1930: Germaniſche Bibliothet. 1 Abt. 1. Reihe, Bd. 17:
4rühneuhochdeutſche Grammatik. Von Virgil Moſer. 1. Bd. 1. Hälfte.
heidelberg 1929: Juri Daniloff, Großfürſt Nikolgi Nikolgjewitſch.
Ferlin 1930; Eduard Engel, Menſchen und Dinge. Leipzig 1929;
Konrad Eſcher, Engliſche Kathedralen. München und Berlin 1929;
Bilhelm Filchner, Om mani padme hum. 2. Aufl. Leipzig 1929;
Lhéophile Gautier, Bmaux et Camées. Bdition déünitive suirie
(e Possies choisies par Adolphe Boschot. Paris 1929; W. Heien=
rok
, Evangeliſche Kirchenkunde. Bielefeld und Leipzig 1929;
. Kanokogi, Der Geiſt Japans. Leipzig 1930: Anton Krauße,
Umeiſenkunde. Stuttgart 1929; Franz Lehel, Fortſchreitende Ent=
Sicklung. München 1929; Jacques Maritain, Antimodern. Augs=
lurg
1930; Henri Maſſis, Verteidigung des Abendlandes. Mit
ſiner Einführung von Georg Moenius. Hellerau 1930; Franz Meh=
t
ing, Zur Literaturgeſchichte von Calderon bis Heine., Berlin 1929;
D. S. Mereſchkowſky. Das Geheimnis des Weſtens Atlantis=
Europa. Leipzig und Zürich 1929: N. Monaſterev. Vom Unter=
ſang
der Zarenflotte. Deutſch von M. Zimmermann. Berlin 1930;
Rudolf Otto, Das Heilige, 72. Aufl. Gotha 1929; Ludwig b.
Saſtor. Geſchichte der Päpſte ſeit dem Ausgang des Mittelalters.
4. Bd.: Geſchichte der Päpſte im Zeitalter des fürſtlichen Abſolutismus
on der Wahl Innozenz X. bis zum Tode Innozenz Xll. 1. Abt.
Freiburg 1929; M. Pokrowfki, Geſchichte Rußlands von ſeiner
Entſtehung bis zur neueſten Zeit. Leipzig 1929; Paul Ortwin Rave,
Heutſche Bildnerkunſt von Schadow bis zur Gegenwart. Berlin 1929;
Sammlung Göſchen. Bd. 1013: Kurt Draeger, S=A annungsfrei=
ſeitungen
. Bd. 1016: W. Prion. Die Effektenbörſe und ihre Geſchäfte.
Bd. 1017: Guſtav Jäger, Theoretiſche Phyſik. 5. Teil. 4. Aufl. Bd. 1019:
S. Heinzelmann. Die elektriſchen Kabel. Bd. 1020: Hch. Krökel und
Hans Nieſe. Die elektriſchen Schweißverfahren. S Schultzen=
ein
, Friedrich Karl von Saviany. (Meiſter des Rechts.) Berlin
930; Frithiof van Thienen, Das Koſtüm der Blütezeit Hollands
1600 1660. Borlin 1930; Wladimir Woytinſky, Der deutſche
Arbeitsmarkt. 1. Berlin 1939.
Außerdem die neueſten gebundenen Zeitſchriftenbände. Vormer=
ſuungen
werden im Leſeſal entgegengenommen. Vom 31. März an
erleihbar.
Proteſt gegen den Abbau der Volksſchule. In der überfüllten
Beſſunger Turnhalle hatte ſich die Elternſchaft der Beſſunger Volks=
ſchulen
zuſammengefunden, um ſich zu der Frage zu äußern: Kann
ſend darf an der Volksſchule abgebaut werden? Nach einer kurzen Be=
rüßung
durch den dienſtälteſten Rektor erhielt das Wort Herr Lehrer
Suſar zum Bericht über den drohenden Volksſchulabbau. Nach leb=
aftem
Beifall für die klaren und ſachlichen Ausführungen entwickelte
ſech eine rege Ausſprache aus allen Schichten der Bevölkerung, die dieſes
ernſte Thema mit dem entſchloſſenen Willen zur Abwehr behandelten.
Smpulſiv wurde aus der Verſammlung heraus gefordert, einen Eltern=
usſchuß
zu bilden, um die Rechte der Eltern und der Kinder weiterhin
wirkſam zu vertreten. Der Verſammlungswille fand in einer Ent=
ſchließung
ſeinen Niederſchlag, in der gegen jeden Schulabbau ſchärf=
ſEer
Proteſt erhoben wird.
Vortrag Graf Hardenberg über die Holbeinſche Madomna. Der
ortrag des Grafen von Hardenberg hatte eine ſo große Zahl von
Freunden der Holbeinſchen Madonna in der Aula des alten Gymna=
ſiums
verſammelt, daß kein Platz unbeſetzt blieb. Der Vortragende,
eer ſein Lieblingskapitel ja ſchon des öſteren hier in Darmſtadt und
Umgegend aus den verſchiedenſten Geſichtswinkeln heraus behandelt hat,
ſoetonte in ſeinem Sonntagsvortrage die Weltbedeutung der Holbein=
ochen
Madonna als reinſte Verkörperung des deutſchen Madonnenideals.
Ergänzend, nicht wetteifernd, ſteht ſie allein ebenbürtig neben der Six=
fina
des Raphael, die in vollendetſter Weiſe das romaniſche Madonnen=
ſiöeal
verkörpert. Der Redner kam dann auf die Erklärung der ſieben
pargeſtellten Geſtalten auf dem Bilde, die er in ganz neuer und feſſeln=
ver
Weiſe zu charakteriſieren verſtand. Den Schluß des Vortrages bil=
ete
eine Darſtellung der Geſchichte des Bildes ſelbſt, deſſen geheimnis=
wolle
Verdoppelung im 17. Jahrhundert der Kunſtwiſſenſchaft manche
Muß zu knacken gegeben hat, bis ſich 1874 die Frage nach der Echtheit
der Dresdener oder der Darmſtädter Madonna zugunſten der letzteren
entſchied. Zahlreiche Lichtbilder illuſtrierten die Ausführungen des
Vortragenden, dem zum Schluß der Dank der Zuhörerſchaft durch
reundliche Worte des Herrn Hauptmann als Vorſitzender des Vereins
-Chriſtlicher junger Männer und durch lebhaften Beifall zuteil wurde.
Von der Deutſchen Friedensgeſellſchaft wird uns geſchrieben: Für
Mittwoch, abends 8 Uhr, hatte die Ortsgruppe der Deutſchen Friedens=
geſellſchaft
zu einem Vortrage über Internationale Arbeitsorganiſation
arnd der Weltfrieden in der Aula der Landesbauſchule geladen. Sie
Hatte für dieſen Vortrag den Sektionschef des Internationalen Arbeits=
amts
in Genf Miniſterialrat a. D. Dr. Berger, gewonnen, der
Durch ſeine ausgezeichneten Vorträge in der Verwaltungsakademie über
enternationale Sozialpolitik beſtens bekannt iſt. Der Redner legte dar,
wvie die gemeinſame Tätigkeit der zum internationalen Arbeitsamt ab=
geordneten
A rtreter der Völkerbundſtaaten die Erkenntnis der Zuſam=
rnengehörigkei
, und des gegenſeitigen Verſtehens fördern, wie die von
ihm angeſtrebte Angleichung der ſozialpolitiſchen Zuſtände in den ein=
Selnen Mitgliedsſtaaten, beſonders derjenigen mit großer Rohſtoff= und
Enduſtrieller Produktion, geeignet ſei, die Volksgeſundheit und Volkswohl=
Fahrt zu heben und dem wirtſchaftlichen Wettbewerb zwiſchen den Mit=
Sliedsſtaaten die leicht zu kriegeriſchen Verwicklungen führenden Schärfe
Su nehmen. In einem geſchichtlichen Rückblick zeigte er, daß die Be=
ſtrebungen
, ſozialpolitiſche Probleme, als ein Teilproblem der Welt=
befriedung
, international zu löſen, zurückgehen bis zum Jahre 1818, in
welchem Jahr ein engliſcher Induſtrieller an die heilige Allianz den
wergeblichen Appell richtete, internationale Abmachungen über Beſchrän=
Eung der Kinder= und Frauenarbeit zu treffen. Und ſo brutal der
Werſailler Friedensvertrag in vielen ſeiner Forderungen für die beſieg=
sten
Völker insbeſondere für das deutſche, ſei, ſo enthalte er doch wich=
tige
und begrüßenswerte Forderungen für die Befriedung der Welt.
Beſonders wichtig ſei der Xlll. Teil, der für die internationale Arbeits=
organiſation
grundlegend ſei, und der die Geburtsurkunde für das
Internationale Arbeitsamt in Genf darſtelle. Miniſterialrat Dr.
Berger verbreitete ſich dann über die Zuſammenſetzung, die Auf=
gaben
, die Arbeitsweiſe dieſes Arbeitsamts, ſtreifte kurz die bisherigen
Ergebniſſe ſeiner Arbeit, die nicht zu gering zu veranſchlagen ſeien,
wenn die Schwierigkeiten erwogen würden, die ſich der Durchführung
der Beſchlüſſe in den einzelnen Ländern entgegenſtellen. Man hatte von
Dr. Berger den Eindruck, daß er ſeine ganze Perſönlichkeit einſetz,t um
durch ſeine ſozialpolitiſche Tätigkeit den Weltfrieden zu fördern. Reicher
Beifall ward ſeinen Ausführungen zuteil.
Der Aeltere Sterbekaffeverein Darmſtadt, Verſicherungsverein
a. G., gegründet 1870, hielt ſeine 60. ordentliche Generalver=
fammlung
ab. Die Verſammlung war gut beſucht und nahm
einen befriedigenden Verlauf. Der Jahresbericht und die Rechnungs=
ablage
erweckten großes Intereſſe. Dankbar anerkannten die anweſen=
den
Mitglieder die von dem Vorſtand entfaltete rührige Tätigkeit und
geleiſtete Arbeit. Die Darlegungen über die günſtigen Kaſſen= und
Vermögensverhältniſſe wurden allgemein mit großer Freude aufgenom=
men
. Dem Vorſtand wurde einſtimmig Entlaſtung erteilt. Die Neu=
wahl
des Vorſtandes brachte keine Aenderungen. Der erſte Vo=
und die übrigen Vorſtandsmitglieder wurden einſtimmig wiedergewählt.
Durch die im letzten Jahre entfaltete Werbetätigkeit iſt die Mitglieder=
zahl
ſtetig im Steigen. Die Sterberente beträgt bei einem verhältnis=
mäßig
geringen Beitrag nahezu 300 Mark. Alle Perſonen ohne
Unterſchied des Standes und der Konfeſſion im Alter von 1350 Jah=
ren
können gegen eine geringe Einſchreibgebühr um Aufnahme nach=
ſuchen
. Keine ärztliche Unterſuchung, keine Wartezeit, unbedingter
Rechtsanſpruch. Nähere Auskunft erteilt und Anmeldungen nimmt ent=
gegen
der Rechner Herr Otto Simmerer, Darmſtadt, Waldſtraße
Nr. 38 part.

Heifſäadigfel des Maluer Salſeles
im Spieljahre 1930 31.
In unſerer Samstagnummer veröffentlichten wir eine Main=
zer
Zuſchrift über Entſchlüſſe der Mainzer Theaterdeputation und
einen Zentrumsantrag, dem Mainzer Stadttheater einen Zuſchuß
von 200 000 Mk. zu bewilligen. In der Begründung war u. a.
ausgeführt: Wenn der heſſiſche Staat nahezu eine Million für
das Darmſtädter Landestheater auszuwerfen gedenkt‟. Dieſe
Vorausſetzung iſt falſch. In dem vorläufigen Etat iſt nicht eine
Million, ſondern eine Summe von 690 000 Mark als
Staatszuſchuß angefordert worden. Die falſche Vorausſetzung
über den Staatszuſchuß iſt in dem Zentrumsantrag enthalten,
iſt alſo nicht als die Stellungnahme unſeres Berichterſtatters aus=
zulegen
.
Telegramm-Aufnahme durch Mänzfernſprecher.

Münzfernſprecher neueſter Bauart.
Dieſe Apparate werden auf dem Darmſtädter Poſtamt nicht nur
für den Ortsverkehr, ſondern verſuchsweiſe auch für die Führung
von Ferngeſprächen und Aufgabe von Telegrammen durch Fern=
ſprecher
zugelaſſen. Zur Zahlung der Gebühren können Wertſtücke
bis zu einer Mark benutzt werden.

Aus dem Gerichksſaal.

Aw. Ein Schloſſer aus Reinheim war von der Röhr
A.=G. in Ober=Ramſtadt wegen eines geringfügigen Vergehens entlaſſen
wurden. Das Arbeitsamt erkundigte ſich nach der Arbeitsbeſcheinigung,
auf der die Arbeitslöhne unwahrſcheinlich hoch angegeben waren, ſo
z. B. ſtatt 65 Mark 165 Mark für 14 Tage. Die Erkundigung brachte
dem Schloſſer eine Anklage wegen Urkundenfälſchung ein. Der Ange=
klagte
gibt heute an, er habe die Arbeitsbeſcheinigung, bevor er ſie dem
Arbeitsamt einreichte einem Freunde gezeigt, der die mit ſchlechter
Feder geſchriebenen Zahlen lediglich nachgefahren habe. Er ſelbſt will
der Meinung geweſen ſein, er hätte tatſächlich ſoviel verdient. Der
Freund, als Zeuge, verweigert die Ausſage. Ein mediziniſcher Sach=
verſtändiger
bezeichnet den Angeklagten als pſychopathiſch ſchwachſinnig.
Der Vertreter der Staatsanwaltſchaft beantragt ſelbſt Freiſprechung,
da die Sache nicht vollſtändig aufzuklären ſei. Der Angeklagte wird
freigeſprochen, der Haftbefehl wird aufgehoben. Der Zeuge, der die
Ausſage verweigert hat, wird ſich wahrſcheinlich noch vor Gericht ver=
antworten
müſſen.

Klopfer

(VI3484

DAS VITAMINREICHE
On Stok
erhältlich in den Filialen: Schade & Füllgrabe A.-G.
* und Carl Fröhling A.-G.

Tag des Buches. Der Ortsverein der Darmſtädter Buchhändler
veranſtaltet Samstag, den 2. März, abends 8 Uhr, eine Feier im gro=
ßen
Saale des Saalbaues. Der Direktor der Landesbibliothek, Herr Dr.
Eppelsheimer, wird einleitende Worte über die grundſätzliche Bedeutung
des Tages ſprechen, worauf Herr Schulrat Haſſinger den Vortrag
über das Thema des Tages ,Buch und Jugend halten wird. Zu
Beginn und zum Schluß der Feier ſpielt das Schnurrbuſchquartett Werke
von Mozart und Haydn. Weitere Abwechſelung wird die Vortrags=
folge
durch mehrere Liedervorträge eines Schülerchors unter Leitung
des Herrn A. Born erfahren. Ein ausführliches Programm, das
zum Eintritt berechtigt, wird von heute ab in den Buchhandlungen zum
Preiſe von 50 Pf. und an der Abendkaſſe abgegeben. Bei einem Buch=
kauf
von 4 Mark vergüten die dem Darmſtädter Ortsverein angehöri=
gen
Buchhandlungen bis zum 20. April das Eintrittsgeld zurück. (Siehe
Anzeige.)
Volkshochſchule. In der Reihe der Vorträge über Weſen
und Ziele der politiſchen Parteien wird am Diens=
tag
, den 18. März, Herr Staatsrat Meller für die Zentrums=
partei
und am Donne= stag, den 20. März, Herr Staatsanwalt
Gilmer für die Deutſche Demokratiſche Partei ſprechen.
Die Vorträge finden jeweils im Feſtſaal des Realgymnaſiums, Kirch=
ſtraße
2 ſtatt und beginnen 2034 Uhr. Anmeldungen erfolgen in der
Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule. Mathildenplatz 17.
Ratsherrnbrüderſchaft Darmſtadt. Die Heſſiſche Familiengeſchicht=
liche
Vereinigung hat uns zu ihrem Vortragsabend am Diens=
tag
, 18. März, abends 8.30 Uhr, im Hotel Prinz Karl (Schulſtraße)
eingeladen. Unſer Bruder Herr Philipp Weber ſpricht über die
Geſchichte der Natsherrnbrüderſchaft und der Hofbrüderſchaft Darm=
ſtadt
.
Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Infolge Erkrankung verſchie=
dener
Mitwirkender muß der für Donnerstag, den 20. d. M. in Aus=
ſicht
genommene Vortragsabend der Opernſchule auf Mittwoch,
den 26. d. M., verlegt werden. Der Abend findet, wie erwähnt, im
Kleinen Saale des Städtiſchen Saalbaues um 20 Uhr ſtatt. Bereits
gelöſte Karten behalten ihre Gültigkeit.
Erperimentalvortrag Dr. Sortana. Auf den heute Dienstag,
den 18. März, abends 8 Uhr, im Konkordiaſaal, Waldſtraße 33, ſtatt=
findenden
zweiten Experimentalvortrag Dr. Sortana ſei, hiermit
nochmals beſonders hingewieſen. Karten bei Konzert=Arnold, Eliſa=
bethenſtraße
28, und an der Abendkaſſe.
Sektion Darmſtadt des Deutſchen und Oeſterr. Alpenvereins.
Freitag, den 21. März, abends 8.15 Uhr, wird Herr Studienrat Dr.
Vetter in der Monatsverſammlung im Feſtſaal des Ludwig=Georgs=
Gymnaſiums über Deutſches Volkstum in Siebenbürgen an Hand von
Lichtbildern ſprechen. Die Mitglieder der Sektion Starkenburg und
eingeführte Gäſte ſind willkommen.

Heilſtäenverein Haus Burgnald
hielt unter dem Vorſitz von Herrn Geh. Medizinalrat Dr Balſer
in der Loge in Darmſtadt ſeine Mitgliederverſammlung ab.
Was will dieſer Verein?. Er will den Alkoholkranken helfen, will ſie
wieder zu tüchtigen, ordentlichen Menſchen erziehen zum Segen ihrer
Familie und unſeres Volkes. Er macht nicht viel Aufhebens von ſich.
Still und zielbewußt geht er ſeinen Weg. Nur der weiß die Tätigkeit
dieſes Vereins zu ſchätzen, der in Familien hineingeſehen, in denen ein
Mitglied dem Laſter des Alkohols verfallen iſt. Es iſt ſchade, daß der
Hausvater. Herr Diakon Zieſche, und Herr Dr. Georgi, mit
ihren Berichten keinen größeren Zuhörerkreis hatten. Leute aus den
verſchiedenſten Ständen, die aus verſchiedenen Urſachen ſtärker oder
ſchwächer dieſem Laſter verfallen ſind, kommen in Haus Burgwald zu=
ſammen
und können meiſtens unter ſachverſtändiger, liebevoller Be=
handlung
nach einigen Monaten als geheilt entlaſſen werden. In der
Anſtalt herrſcht das ſchönſte Gemeinſchaftsleben. Gemeinſam arbeiten
die Inſaſſen und betätigen ſich nach ihren Anlagen und Fertigkeiten in
Landwirtſchaft, Viebzucht und gewerblichen Berufen. Im letzten Jahr
haben ſie ſich eine Schloſſerei und Schreinerei, einen Wagen= und Ge=
räteſchuppen
, einen Fiſchteich, ein Miſtbeet und eine Badeſtube ein=
gerichtet
. So macht Haus Burgwald in dem ſchönen Mordachtale zwi=
ſchen
Eberſtadt und Nieder=Beerbach ſchon von außen einen freund=
lichen
, friedlichen Eindruck. Dem entſpricht auch der Geiſt, der in dem
Hauſe herrſcht. Wie die als geheilt Entlaſſenen an dieſem Hauſe hän=
gen
, mit welcher Dankbarkeit ſie an den Aufenthalt im Haus Burgwald
zurückblicken, das beweiſen die viele Dankesbriefe von ihnen und ihren
Angehörigen. Herr Zieſche hat einige dieſer Dankſchreiben der Mit=
gliederverſammlung
bekanntgegeben. Vorbedingung für die Heilung=
ſuchenden
iſt allerdings der Wille, geſund zu werden. Anmeldungen
zum Beitritt Mindeſtbeitrag pro Jahr 300 RM.) für dieſen ſegen=
hringenden
Verein nehmen gern entgegen Herr Medizinalrat Dr. Bal=
ſer
, Darmſtadt, Klappacherſtraße 2, und Geſchäftsführer Felis Weber,
Darmſtadt, Gutenbergſtraße 59.
Hygieniſche Zußpflege bei Schulkindern.
Schlechte Beſchaffenheit der Füße ſchon im Kindesalter.
Man ſchreibt uns: In neueſter Zeit haben die Schulärzte ihre Auf=
merkſamkeit
dem Zuſtand der Füße der Schulkinder zugewandt, und da
iſt man zu dem erſchreckenden Ergebnis gekommen, daß die anormale
Entwickelung des Fußes heute faſt das Normale iſt. Nach den Aus=
führungen
, die Dr. Sorge hierzu in der Zeitſchrift für Schulgeſund=
heitspflege
bringt, zeichnen ſich beſonders die Mädchen, durch anormale
Füße aus. Der Knick= und der Plattfuß ſind hier ſehr verbreitet. Die
Feſtſtellungen dieſes Kreisarztes in Verbindung mit den übrigen Unter=
ſuchungen
auf dieſem Gebiete bringen Dr. Sorge zu der Befürchtung,
daß die gegenwärtig heranwachſende weibliche Generation zu einem
großen Teil plattfüßig und mit erheblichen Fußbeſchwerden belaſtet
ſein wird, unfähig zu größeren Spaziergängen oder überhaupt zu ſtär=
kerer
Beanſpruchung der Füße. Beſonders bedenklich erſcheint uns dieſe
Tatſache angeſichts der ungeheuren Zahl von Frauen, die im Erwerbs=
leben
darauf angewieſen ſind, im Stehen und Gehen ihre Beſchäftigung
auszuüben und hierfür zum großen Teil geſunde Füße nötig haben.
Darum verdient die Forderung Dr. Soyges weitgehende Beachtung, daß
die Schulärzte dem Zuſtande des Fußſkeletts der Schulkinder erhöhte
Aufmerkſamkeit zuwenden‟. Die wirkſamſte Abhilfe iſt jedoch der Maß=
ſchuh
, angefertigt vom Schuhmachermeiſter.

Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wiu
verweiſen hiermit auf unſere 5. Winterverſammlung, in welcher bekann=
lich
Herr Dr. A. Wagner von der Univerſität Marburg über das
hochaktuelle Thema Die öffentliche Hand in der Wirtſchaft als Gefahv
für das ſelbſtändige Gewerbe ſpricht. Es handelt ſich hierbei um Fra=
gen
, die jeden Gewerbetveibenden auf das lebhafteſte beſchäftigen und
die man ruhig als Lebensfragen des deutſchen Handwerks und Ge=
werbes
bezeichnen kann. Niemand von unſeren Mitgliedern ſowie
Freunden von Handwerk und Gewerbe ſollte deshalb verſäumen, am
dieſem Vortrag teilzunehmen. Auch die Angehörigen unſerer Mitglieder
ſind bekanntlich herzlichſt willkommen.
Stenographie und Maſchinenſchreiben. Heute abend beginnt die
Stenographen=Vereinigung Gabelsberger, Handwerkerſchule,
Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße, wiederum mit neuen
Kurſen in Reichskurzſchrift unter Leitung ſtaatlich geprüſter
Lehrer der Stenographie. Die Maſchinenſchreibſchule befindet
ſich Karlſtraße B. Erdgeſchoß. Die Belegung der Stunden kann
nach Wunſch erfolgen. Auskunft und Anmeldung daſelbſt.
Heſſiſches Landestheaker.

Großes Haus Miit Nch Dienstag,
18. März 19.30 22.30
Don Giovanni
T. 18 u. R 11
(Darmſtädter Volksbühne)
Gruppe 14.
Preiſe 1.0010.00 Mk. 2022.15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Zuſatzmiete I 8
Preiſe 1.507.50 Mittwoch,
19. März 19.3022 Uhr
Schwanda
B 18.
Preiſe 1.2012 Mk. Keine Vorſtellung * Donnerstag,
20. März 2022.30 Uhr
Angelina
G 12 (Darmſtädter Volks=
Preiſe 1.0010.00 Mk. Ment Jce
Der Kaiſer von Amerika
bühne) Gruppe 14. K. Xl. 12 Bühnenvolksbund
Preiſe 1 507.50 Freitag,
2u. März 20,0022.15 Uhr
Im weißen Röß’l
D 17. T Gr. 7 u. 8
Preiſe 110 Mk. 2022 Uhr
3. Kammermuſikabend des
Drumm=Quartetts
Preiſe 1, 2,3 Mark Samstag,
2s. März 19.3022,30 Uhr
Die Affäre Drehfus *
H 10 (Bühnenvolksbund)
Preiſe 1.0010.00 Mk. 2022 Uhr
Der Poſtillon v. Lonjumean
B 19* TGr. 4 u. 5
für E. Miet d. keine Zuſatz=
Miete haben. P
Sonntag,
23. März 1417 Uhr
Die Affäre Drehzfus
Heſſenlandmiete II8, III 9
2 4 Darmſt. Volksb. Gr. 1-
Preiſe 1.0010.00 Mk.
2022.30 Uhr
C 17
Schwanda
Preiſe 1.2012.00 Mk. 2022 15 Uhr
K XII 12 Bühn.=Volksbund
Der Kaiſer von Amerika
Preiſe 1.507.50 Mk.
11.3013 Uhr
1516.30 Uhr
Heitere Märchenſtunde
Preiſe 0.301.50

Heſſiſches Landestheater. Morgen Mittwoch findet die Erſtauf=
führung
Jaromir Weinbergers Volksoper Schwanda, der Dudel=
ſackpfeifer
mit den Damen Walter, Loewen und den Herren
Stralendorf, Grahl, Kuhn und Overlack in den Hauptrollen, unter
muſikaliſcher Leitung Karl Maria Zwißlers ſtatt. Die Inſzenierung
beſorate Renato Mordo. Die Bühnenbilder ſtammen von Lothar Schenck
von Trapp. Einſtudierung der Tänze: Cläre Eckſtein. Die Erſtauffüh=
rung
dieſes in ganz Deutſchland mit ungewöhnlichem Erfolg aufgenom=
menen
Opernwerkes iſt der Miete B zugeteilt und beginnt um 19.30 Uhr.
Sitta Müller=Wiſchin und Hans Sylveſter Bunſel, werden am
Montag, dem 31. März, ausſchließlich Lieder aus modernen Operetten
und Schlager zum Vortrag bringen. Aus dem umfangreichen Pro=
gramm
ſeien genannt die Operetten Paganini, Orlow, Herzogin von
Chicago, Tereſina, Zirkusprinzeſſin, Friederike. Als Schlager ſind vor=
geſehen
: Wenn ich die blonde Inge, Schlaf ein mein blond Engelein,
Sonny Boy, Titivu. Das Jazz=Orcheſter unter Leitung von Mag
Buddenhagen wird mit einem auserleſenen Programm aufwarten.

( 698
vo
Doe düulldil sallsel Verfgelltäse lieer Wäfze

SchOTNopfen genI

[ ][  ][ ]

Seite 6

Dienstag, den 18. März 1930

Nummer 77

Aus Hefſen.
Starkenburg
Cp. Pfungſtabt, 17. März. Die Spargelzüchter von Pfung=
ſtadt
und Umgebung hielten am Sonntag nachmittag wiederum eine
Verſammlung ab, in der die Verkaufsbedingungen der diesjährigen
Spargelernte eingehend beſprochen wurden. An die Bekanntgabe der
Bedingungen ſchloß ſich eine rege Ausſprache an.
r. Babenhauſen, 16. März. Bürgermeiſter= Stichwahl.
Unter ſtärkſter Beteiligung der Bürgerſchaft fand am Sonntag die Stich=
wahl
zwiſchen den Bürgermeiſterkandidaten Joh. Adam Fengel und
Karl Bender ſtatt. Hochſpannung herrſchte beſonders in den Nach=
mittagsſtunden
; der Schlepperdienſt wurde von beiden Parteien durch
Autos und Droſchken um die Wette aufs eifrigſte ausgeführt. Von 1878
Wahlberechtigten ſtimmten 1734 ab, was einer Wahlbeteiligung von
92 Prozent entſpricht. Es erhielten der Forſtſekretär Joh, Ad. Fengel
727 Stimmen, ſein Gegenkandidat, der Kanzleigehilfe Karl Bender, 981
Stimmen, ſo daß er wit 254 Stimmen als Sieger aus der Stichwahl
hervorging. Ungültig waren 26 Stimmen.
Cg. Reinheim, 17. März. Der volkstümliche Faſelmarkt war
wieder gut beſchickt. Aus der näheren und weiteren Umgebung waren
die ſchönen Zuchttiere herangekommen, um hier den Preisrichtern vor=
geführt
zu werden. Den edelſten Vertretern der einzelnen Gattungen
wurden wohlverdiente Preiſe zuerkannt, auch ſchloß ſich manches Ver=
kaufsgeſchäft
an die Tierſchau an, ſo daß auch materielle Vorteile für
die Beſitzer mit dem Beſuch des Marktes verknüpft ſind. Reger Ver=
kehr
herrſchte allenthalben in den zunächſt gelegenen Gaſtwirtſchaften,
beſonders nach den Mittagsſtunden zu, als leiſe rieſelnd und bald ſtärker
werdend der gewohnte Marktregen einſetzte. Die am Nachmittag ſtatt=
findende
Verloſung hatte trotz des Negens eine Menge Schauluſtiger
vor das Rathaus gelockt, um hier die Reſultate der Ziehung verfolgen
zu können. Obſt= und Gartenbauverein. Der Garten=
bauverein
Neinheim=Ueberau hielt ſeine monatliche Verſammlung ab.
Nach Eröffnung und Erſtattung des Protokolls aus der letzten Ver=
ſammlung
wurde das Wiſſen der Hörer durch einen Vortrag des Vor=
ſitzenden
Baldauf über die Verwendung und die Beſtandteile von Kul=
turerde
um wertvolle Angaben bereichert. Dann folgte ebenfalls durch
Herrn Baldauf ein kleineres Referat über empfehlenswerte Ausſaaten
und deren Reihenfolge, das für die Gartenbeſitzer viele Winke zur Ver=
beſſerung
der Gartenbebauung brachte. Bei den folgenden Anträgen
und Wünſchen wurde ein gemeinſamer Ausflug nach Michelſtadt und
Beſichtigung der Anlagen der dortigen Haushaltungsſchule beſchloſſen.
In eingehender Debatte wurde die beantragte Beſichtigung der einzel=
nen
Mitgliedsgärten und Verteilung von Preiſen abgelehnt, da nicht
jeder Gartenbeſitzer ſo viel Zeit habe, dem Garten gute Pflege und eine
ſchöne Geſamtanſicht zu geben.
* Michelſtadt, 17. März. Berichtigung. In unſerem Bericht
über die letzte Gemeinderatsſitzung am vergangenen Freitag, der in der
Sonntagsnummer abgedruckt war, hat leider der Druckfehlerteufel einen
böſen Streich geſpielt. Bei Punkt 2, Gemeindeumlagen 1929, beträgt
der vorausſichtliche Ausfall durch geringere Steuerüberweiſungen des
Reiches und geringere Gemeindeſteuern nicht 130000, ſondern
13000 RM.
b. Erbach (Odw.), 17. März. Die Turnerheerſchau des
Odenwaldgaues der Deutſchen Turnerſchaft findet in Geſtalt des
46. Gauturnfeſtes in der Zeit vom 28. bis 30. Juni hier ſtatt. Durch
die Wahl unſeres Städtchens als Feſtort iſt eine große, gut aufgezogene
Veranſtaltung zu erwarten. Der große ſchöne Sportplatz mit der jirka
2000 Perſonen faſſenden Tribüne (vor der ſich das Geräteturnen ab=
ſpielen
wird), die 87 Meter lange, feſtſtehende Halle mit dem geräu=
migen
Wieſenmarktplatz und nicht zuletzt die ſtädtiſche Feſthalle unter
den Linden ermöglichen jederzeit die Abhaltung größerer Feſte ohne
zeitraubende Vorbereitungen. Der Turnverein 1860 (e. V.) in Erbach,
dem das Feſt übertragen iſt, hat ſich ſchon in mehreren Vorſtandsſitzun=
gen
uſw. eingehend mit den Vorbereitungen befaßt. Die gleichzeitige
Feier ſeines ſiebzigjährigen Jubiläums gibt dem Verein Veranlaſſung,
am 28. Juni abends durch einen beſondeven Feſtakt dies bedeutſame Er=
eignis
ſeiner Geſchichte gebührend zu feiern ſowie das ganze Feſt mit
Unterſtützung der Gauleitung und aller 56 Gauvereine zu einer bedeut=
ſamen
Kundgebung für die Größe und die Ziele der Deutſchen Turner=
ſchaft
zu geſtalten.
Cf. Birkenau, 17. März. Gemeinderatsſitzung. Für den
im Jahre 1926 an L. K. abgetretenen Bauplatz ſoll, da derſelbe weder
Abzahlung noch Zinſen bezahlt hat, Zwangsverſteigerung beantragt
werden. Drei Anträgen auf Zuteilung von Bauplätzen ſoll unter der
Bedingung ſtattgegeben werden, daß die Plätze ſofort bezahlt werden.
Die Schlußabrechnung über den Umbau des Wohnhauſes und der
Scheuer, ſowie Errichtung des Nebengebäudes im ehemals Stiefſchen
Anweſen wurde zur Prüfung der Bau= und Finanzkommiſſion über=
wieſen
. Die Geſamtbaukoſten für die Schaffung von 14 Wohnungen
belaufen ſich auf 38 500 RM. Vezüglich der Ziegenbockhaltung ſchließt
ſich der Gemeinderat dem Beſchluß der Faſelkommiſſion an, die
für die Haltung von zwei Ziegenböcken 500 Mark vorgeſchlagen hat.
Der Antrag der Ortsgruppe Birkenau der Selbſthilfe der Arbeit
wegen Gewährung von Darlehen mußte wegen Knappheit der Gemeinde=
mittel
zurückgeſtellt werden. Die Erſatzallmende für die als Bauplatz
am Tuchbleichweg verkauften Allmende wurden vergeben. Dem An=
trag
auf Verkauf von zwei Allmenden am Tannebuckel wurde nicht
entſprochen. Die Neuwahl des Schulvorſtandes ergab für den kathol.
Schulvorſtand aus dem Gemeinderat Jakob Klinger und Johann Klein
und aus den Kreiſen der Eltern Karl Schmitt und Adam Schaab; für
den evangeliſchen Schulvorſtand aus dem Gemeinderat Heinrich Müller
und Ad. Scheuermann 4., und als Vertreter der Eltern Peter Jakob 3.
und Karl Müller. Gegen die Wahl haben die Gemeinderatsmitglieder
der Kommuniſtiſchen Partei Einſpruch erhoben. Der Feldſchutzdienſt
ſoll nach den im vergangenen Jahre aufgeſtellten Richtlinien für die
Monate April bis November neu vergeben werden. Die Bezahlung er=
folgt
wöchentlich. Bewerber ſollen ſich mit der Angabe ihrer Forderung
melden. Einem Geſuch wegen Erſatz der Koſten für Anlegung eines
Fußſteigs nebſt Goſſe wurde entſprochen. Beſchloſſen wurde außer=
dem
, daß die beim Stiefſchen Anweſen errichteten Gärten unter die Be=
wohner
verloſt werden ſollen. Da das Gelände erſt für Gartenbenutzung
urbar gemacht werden muß, erfolgt die Abgabe für das Jahr 1930 und
1931 unentgeltlich.
Bb. Auerbach, 17. März. Das zweijährige Söhnchen des Maurer=
meiſters
L. hierſelbſt trank aus Verſehen heiße Milch und verbrannte
ſich dadurch die Speiſeröhre. Es wurde in das Darmſtädter Kranken=
haus
verbracht; die Verletzungen waren aber derart ſchwer, daß es ihnen
uun erlegen iſt.
W. Heppenheim a. b. B., 17. März. Sanitätskolonne. Der
Provinzialinſpektor der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten
Kreuz, Herr Dr. Simmet=Birkenau, nahm geſtern nachmittag auf dem
Sportplatz der Deutſchen Turnerſchaft die Abſchlußprüfung der aktiven
Mitglieder der hieſigen Freiwilligen Sanitätskolonne vor. Die Kolon=
nenführung
hat in den verſchiedenen Unterrichtsſtunden jedes einzelne
Mitglied ſoweit gebracht, daß es in allen Fällen jederzeit in der Lage
iſt, die notwendige erſte Hilfe bei Unglücksfällen zu leiſten. Auch die
der Kolonne angegliederte Kolonnen=Helferinnenabteilung hat ſich be=
achtenswerte
Kenntniſſe und Fertigkeiten angeeignet, wie es die Schluß=
prüfung
zeigte. Die Einwohnerſchaft Heppenheims nahm an der Ver=
anſtaltung
regen Anteil. Nach Schluß der Prüfung and ein Umzug
durch verſchiedene Straßen der Stadt ſtatt, nach welchem ſich die Mit=
glieder
mit ihren Angehörigen zu einem gemütlichen Beiſammenſein im
Goldenen Anker einfanden. Stenographenverein. Die
diesjährige Generabverſammlung des hieſigen Stenographenvereins fand
vorgeſtern nachmittag im Vereinslokal ſtatt. Die Mitglieder waren
zahlreich vertreten. Frauenbund. Die Monatsverſammlung
des Katholiſchen Frauenbundes, die geſtern nachmittag im Veveins=
lokal
ſtattfand, war als Kundgebung zum Gedenken der chriſtlichen
Che und Familie gedacht, die eigentlich am 30. März in allen Zweig=
vereinen
ſtattfinden ſoll. Als Rednerin referierte Frau Landtags=
abgeordnete
Siebert=Karlsruhe, die ihre zahlreichen Zuhörerinnen wohl
zu feſſeln wußte. Dieſe Veranſtaltung ſowie die ſämtlichen anderen in
dieſem Winter ſtanden unter dem von der Freiburger Katholikenver=
ſammlung
ausgegebenen Motto: Hebung der chriſtlichen Familie‟.
Gernsheim 17. März. Waſſerſtand des Rheins am
16. März 1,10 Meter, am 17. März 0,62 Meter.

Einiges über die
Düngung der Kartoffel
Von Dipl.=Agr. Böttrich, Darmſtadt.
Eine wichtige Parole in der Landwirtſchaft iſt zur Zeit
der Ruf nach Erzeugung von Qualitätsware. Dies iſt auch
beſonders für den Kartoffelbau zutreffend, und hier kann
noch manches geſchehen, um auf rentable Weiſe die Quali=
tät
und auch die Quantität der Ernten zu heben. U. a.
ſpielt hierbei auch die Düngung eine bedeutſame Rolle.
Durch ſie können, wenn richtig dabei zu Werke gegangen
wird, neben Mehrerträgen auch beſſere Qualitäten erzielt
werden.
Da die Kartoffel ein beträchtliches Nährſtoffbedürfnis
hat und zur Entfaltung ihrer unterirdiſchen Teile einen
lockeren Boden verlangt, iſt ſie für eine ergiebige Stall=
miſtdüngung
ganz beſonders dankbar, und nur ſelten werden
ja auch Kartoffeln nicht in Stallmiſt gebaut. Bisweilen
wirkt der Naturdünger jedoch ungünſtig auf Geſchmack und
Stärkegehalt, alſo auf die Qualität der Knollen ein, und
zwar beſonders dann, wenn er im friſchen, anſtatt verrotte=
ten
Zuſtande verabreicht wird. Auch bei ſeiner Anwendung
direkt vor der Saat kann dieſer Fall eintreten. Es iſt
deshalb gut, den Stallmiſt zeitig, wenn angängig ſchon im
Herbſt oder Winter, unterzubringen. Aber auch durch einen
unzureichenden Gehalt des Bodens an Kali und Phosphor=
ſäure
kann die Qualität beeinträchtigt werden.
Will man alſo eine ſchmackhafte Kartoffel erzielen, dann
iſt auf die vorgenannten Punkte entſprechend Rückſicht zu
nehmen. Daß man bei der Kartoffeldüngung nicht allein
mit der Stallmiſtdüngung auskommen kann, iſt eine Selbſt=
verſtändlichkeit
. Hervorzuheben iſt der beträchtliche Kali=
bedarf
der Kartoffel, durch den ſie allen ſtärke= und zucker=
reichen
Gewächſen gleicht. Daher iſt der natürliche Kali=
vorrat
des Bodens und des Stallmiſtes zur Deckung des
Kalibedarfes der Kartoffel keineswegs ausreichend. Die
fehlende Kalimenge muß in Form von Kalidüngeſalzen ge=
geben
werden. Niemals darf Kainit bei oder kurz vor der
Saat gegeben werden, ſondern ſtets das 40er Kalidüngeſalz
(1½ bis 2 Zentner pro Morgen). Die Anwendung erfolgt
zweckmäßigerweiſe einige Wochen vor der Ausſaat. Ganz
beſonders gut haben ſich zur Kartoffeldüngung ſchwefelſaure
Kalimagneſia mit einem Gehalt von 26 Prozent Reinkali
und ſchwefelſaures Kali mit 48 Prozent Reinkali bewährt.
Dieſe Kalidüngeſalze ſind praktiſch chlorfrei und deshalb
beſonders da am Platze, wo es in erſter Linie auf hohen
Stärkegehalt in der Kartoffel ankommt. Sie bieten den
Vorteil, daß ſie noch kurz vor oder bei der Saat gegeben
werden können und trotzdem die Stärkeanſammlung in den
Knollen begünſtigen. Im übrigen darf zu Kartoffeln auch
die Stickſtoff= und Phosphorſäuregabe nicht zu ſpät verab=
reicht
werden, wenn volle Nährſtoffausnutzung und gute
Qualität gewährleiſtet werden ſollen.

m. Vom ſüdlichen Obenwald, 17. März. Allerlei Wetter. Die
letzte Woche präſentierte uns eine äußerſt reichhaltige Wetterkarte, die
ſich diesmal meiſtenteils nicht nach den üblichen Wetterberichten richtete,
ſondern einen ganz individuellen Geſchmack zeigte: Das übliche ſprich=
wörtliche
ſchöne Wetter wurde abgelöſt durch Schneetreiben, und in der
Mitte der Woche boten die Höhen weithin eine prächtige Winterland=
ſchaft
. Doch kurz war die Herrlichkeit, denn die folgende Nacht genügte,
um dieſelbe faſt ganz verſchwinden zu laſſen. Vorgeſtern abend praſſelte
ganz unvermutet ein klatſchender Regen hernieder, heftiger Donner ver=
kündete
die Gegenwart eines Gewitters; jetzt kann der April kommen,
denn ſein Wetter iſt ſchon da.
g. Gernsheim, 17. März. Gemeinderatsbericht. Der Päch=
ter
der hieſigen Gemeindejagd, Fabrikant Wilhelm Böttiger zu Biebes=
heim
, beabſichtigt, in Verbindung mehrerer Jagdherren eine Jagd=
genoſſenſchaft
zu gründen. Hierfür ſucht er auch um die Zuſtimmung
des Gemeinderats nach, die einſtimmig erteilt wurde. Die Vertilgung
der Mäuſe in hieſiger Feldgemarkung auf Koſten der Gemeinde wurde
beſchloſſen. In 50 Arbeitstagen muß jedoch die Arbeit ausgeführt wer=
den
. Hinſichtlich des Faſelſtalls erklärte ſich die Gemeindevertretung
mit den von Dr. med. pet. Reinhardt ſchriftlich vorgelegten Richtlinien
einverſtanden. Der Ankauf von 40 Ztr. Hafer und die Anſchaffung eines
Faſelebers wurden beſchloſſen. Bis nach der Ernte 1931 wurden aus
freier Hand die von der Chemiſchen Fabrik Buckau, Werk Gernsheim,
ſeinerzeit käuflich erworbenen Grundſtücke (Acker= und Gartengelände)
verpachtet. Der beantragten Löſchung einer Sicherungshypothek von
ſeiten des Schreinermeiſters Hermann Brenz und der nachgeſuchten
Vorrangseinräumung von Frau Bernhard Alfred Krieg Wwe., dahier:
zugunſten der Heſſiſchen Landesbank Darmſtadt, wurde die Genehmigung
erteilt. Zur Förderung des Wohnungsbaues benötigt die gemein=
nützige
Baugenoſſenſchaft e.G.m.b.H. zu Gernsheim 350 Kubikmeter
Kies. Um die freihändige Abgabe der genannten Menge war die Ge=
noſſenſchaft
eingekommen. Der Gemeinderat beſchloß, daß der Bau=
genoſſenſchaft
unentgeltlich die beantragte Kiesmenge zur Verfügung
geſtellt wird. Das Ausgraben des Kieſes erfolgt auf Koſten der Ge=
meinde
durch ausgeſteuerte Erwerbsloſe. Der erneut eingebrachte
Antrag des Ordnungsblocks auf Zuteilung der Gemeinde Gerns=
heim
zum Landkreis Darmſtadt wurde mit 14 Jaſtimmen
bei 3 Stimmenthaltungen zum Beſchluß erhoben. Die Verwaltung wurde
beauftragt, die erforderlichen Unterlagen alsbald dem Miniſterium des
Innern zu unterbreiten. Der Wortführer des Ordnungsblocks, Kauf=
mann
Theodor Bauer, begründete in eingehender Weiſe die Stellung=
nahme
des Ordnungsblocks zu dem eingebrachten Antrag. In der
geheimen Sitzung wurde über Unterſtützungs=, Stundungsgeſuche, ſowie
Steuerniederſchlagungsgeſuche verhandelt. Des weiteren wurde eine
Eingabe um Ermäßigung der Vergnügungs=Kino=Steuer, ſowie ein
Bürgſchaftsübernahmegeſuch behandelt. Die letzte Brennholzverſteige=
rung
, bei der ein Mehrerlös erzielt wurde, wurde genehmigt. Bei
der Generalverſammlung des evangeliſchen Kirchengeſang=
vereins
wurden in den Vorſtand gewählt: Frau Studienrat Roth, Frau
Studienrat Dr. Saßmannshauſen, ſowie Fabrikdirektor Herms, Reichs=
bahnoberſekretär
a. W. Papzien und Konditor Prein. Den Jahres=
bericht
erſtattete Dekan Vogel. Die Rechnungslegung erfolgte durch
Oberſekretär Papzien. Der Eiſenbahnerverein Gernsheim
und Umgegend beabſichtigt, in dieſem Jahre einen Ausflug ins ſchöne
Neckartal zu unternehmen. Die Vorbereitungen hierzu ſind im Gange.
Die Muſik wird durch die Kapelle Wilhelm hier geſtellt. Dipl.=Ing.
Dionys Kauth. hier, Beſitzer des bekannten Gernsheimer Edelſchweine=
zuchthofes
, hat ein Buch Ein reiner Stall geſundes Vieh heraus=
gegeben
. Der Verfaſſer, eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiete
der Schweinezucht, verſucht in ſeinem Werk, das ländliche Bauweſen auf
einer neue Grundlage zu ſtellen. Modelle eines modernen Schweine=
ſtalles
ſind in dem Buch verzeichnet. Mit Wirkung vom 1. April 1930
tritt durch Beſchluß des Verwaltungsrats der Verſicherungsanſtalt für
gemeindliche Beamte, Darmſtadt, der Feldpolizeibeamte Karl Adler 2.
in den Ruheſtand.

i. Von der Bergſtraße, 18. März. Von der Bergwacht
Odenwald. In der im Hotel Vier Jahreszeiten in Weinheim
abgehaltenen Generalverſammlung der Bergwachr Odenwald erſtattete
der erſte Vorſitzende, Oberpoſtſekretär Wilh. Brander, den Nechen=
ſchaftsbericht
über das Wirken im abgelaufenen Jahre. Dabei hob er
hervor, daß durch die ſtaatliche Einrichtung von Naturſchutzſtellen die
Tätigkeit der Bergwacht gefördert und erleichtert, aber keineswegs über=
ftuſſig
gemacht werde; denn während die Naturſchutzſtellen theoretiſch
aufklärend wirken, iſt es Sache der Bergwacht, in der Praxis darüber
die Kontrolle auszuüben, daß das Wanderpublikum dieſe Aufklärungen
üiber geſetzlichen Pflanzenſchutz auch wirklich beherzigt. Seit dem Be=
ſtehen
der Bergwacht ſei in mancher Beziehung eine Beſſerung in den
Wanderſitten zu beobachten geweſen. Aber die Kontrolltätigkeit der
Bergwacht ſei noch durchaus notwendig, um den Touriſten immer mehr
das Wort einzuſchärfen: Wanderer, ſchütze den lebendigen Schmuck
deiner Heimat. Gegen das Rauchen und gegen das Abkochen im Wald
müſſe vorgegangen werden, um Waldbrände zu verhüten. Zu den
beſonderen Aufgaben gehöre auch der Vogelſchutz. Die Generalverſamm=
lung
nahm den Bericht zur Kenntnis. Oberpoſtſekretär Brander wurde
einſtimmig wiedergewählt und für die bevorſtehende Blütenſaiſon an der
Bergſtraße verſchärfte Kontrolle beſchloſſen. An der Hauptverſammlung
ſämtlicher Ortsgruppen der Berawacht Odenwald in Auerbach
1930 will ſich die Ortsgruppe Weinheim möglichſt vollzählig beteiligen.
Hirſchhorn, 17. März. Waſſerſtand des Neckars am
16. März 1,12 Meter, am 17. März 1,/43 Meter.
Wimpfen a. N., 17. März. Eiſerne Hochzeit und 92. Ge=
burtstag
. Das ſeltene Feſt der eiſernen Hochzeit (65jährige Ehe)
konnte das Ehepaar Schloſſermeiſter Speer begehen. Der Jubilar hat
im November vorigen Jahres ſeinen 92. Geburtstag feiern können, ſeine
Frau iſt 89 Jahre alt. Beide befinden ſich noch bei recht guter Ge=
ſundheit
.
Ck. Groß=Gerau, 17. März. Kreisfeuerwehrverband.
Der Verband der Freiw. Feuerwehren für den Kreis Groß=Gerau hielt
in Nauheim einen außerordentlichen Kreisfeuerwehrtag ab, um für die
aus dem Vorſtand ausſcheidenden Mitglieder der jetzt zu Mainz einge=
meindeten
Mainſpitzorte Neuwahlen vorzunehmen. Zum Vorſitzenden
des Kreisfeuerwehrverbandes wurde Schildgen=Groß=Gerau ge=
wählt
. Der Vorſtand ſetzt ſich nun wie folgt zuſammen: Vorſitzender
Schildgen=Groß=Gerau, Schriftführer Kehr=Groß=Gerau, Mitglieder des
Vorſtandes Medieus=Gernsheim, Treber=Rüſſelsheim, Draisbach= Kelſter=
bach
, Metzger=Dornheim und Schwerdt=Gernsheim. Die aus dem Vor=
ſtand
ausgeſchiedenen Mitglieder Ad. Aſtheimer, Wilh. Aſtheimer und
Gg. Fiſcher (Biſchofsheim), Wehrmann und Münker (Guſtavsburg) ſo=
wie
Meixner (Ginsheim) wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Raſende Kraftfahrzeuge. In verſchiedenen Orten des Kreiſes
Groß=Gerau mehren ſich die Klagen über die rückſichtsloſe Raſerei von
Kraftfahrzeugen. Es wurde in letzter Zeit wiederholt feſtgeſtellt, daß
die im allgemeinen Intereſſe erlaſſenen polizeilichen Verkehrsvorſchriften
von Kraftfahrzeugführern und unter dieſen ganz beſonders von Füh=
rern
von Motorrädern, nicht in dem Maße beobachtet werden, wie dies
zur Sicherheit der Bevölkerung und des Verkehrs unbedingt verlangt
werden muß. Vor allem wird darüber Beſchwerde geführt, daß die
rechte Straßenſeite nicht eingehalten und die in geſchloſſenen Ortſchaften
höchſt zuläſſige Geſchwindigkeit, insbeſondere von Motorrädern, ganz
außerordentlich überſchritten wird. Wiederholt ſind hierdurch Unglicks=
fälle
entſtanden. Auch die Beläſtigung des Publikums durch das Leer=
laufenlaſſen
des Motors ſowie durch übermäßige Rauchentwicklung der
Maſchine mußte in letzter Zeit wiederholt feſtgeſtellt werden. Das Groß=
Gerauer Kreisamt hat ſich nun veranlaßt geſehen, die Bürgermeiſtereien
und Gendarmerieſtationen des Geſamtkreiſes erneut anzuweiſen, jede
Uebertretung der verkehrspolizeilichen Vorſchriften ſofort dem Kreisamt
anzuzeigen. Bekämpfung des Frühlingskreuzkrauts.
Nach den im vorigen Jahr gemachten Beobachtungen hat ſich das Früh=
lingskreuzkraut
, da es bisher nicht genügend beachtet und bekämpft wor=
den
iſt, weiter ausgebreitet. Es iſt zu befürchten, daß es immer mehr
überhand nimmt, wenn nicht energiſch dagegen vorgegangen wird. Das
Frühlingskreuzkraut wird bis zu 40 Zentimeter hoch, hat einen gelblich=
grünen
, ſchwachwollig behaarten Stengel, kräftig grün gefärbte Blätter.
Die Pflanze blüht im Mai und Juni und trägt alsbald reifen Samen,
welcher bei feuchter Witterung noch eine zweite Generation im Laufe
des Sommers entſtehen läßt, die, im Oktober blühend, abermals reifen
Samen liefern kann. Das Unkraut kommt in den Feldern beſonders im
Klee, aber auch im Walde vor. Das Landwirtſchaftsamt und das
Kreisamt fordern zu einer energiſchen Bekämpfung des ſchädlichen
Krautes auf.
a. Offenbach, 17. März. Lehrerverein und Schulabbau.
In einer Verſammlung des Lehrervereins, die mehr als ein Drittel
Lehrerinnen zu ihren Beſuchern zählte, wurde zu dem Abbau der 205
Stellen im Volksſchubweſen Stellung genommen. Um die Mittel zur
Werhütung dieſes Albbaues zu gewinnen, war von einem Mitgliede an=
geregt
worden, für die Verminderung der Dienſtbezüge aller ledigen
Lehrkräfte um ein Fünftel einzutreten. Der Antragſteller ging dabei
von dem Gedanken aus, daß der geplante Abbau wieder vornehmlich auf
Koſten der Familien und der Familienväter gehe. Ein zweiter Antrag
wollte Gehalt und Pflichnſtundenzahl der Lehrerinnen um ein Zehntel
kürzen. Die Lehrerinnen lehnten es in der Beſprechung entſchieden ab,
ſich ihre Bezüge beſchneiden zu laſſen. Eine ſchriftliche Abſtimmung über
beide Anträge wurde mit einer Mehrheit von drei Stimmen abgelehnt.
Es wurden dann auch die beiden Vorſchläge, Verminderung der Bezüge
aller ledigen Lehrkräfte um ein Fünftel und Hevabſetzung der Beſoldung
der Lehrerinnen und ihrer Pflichtſtundenzahl um ein Zehntel mit ver=
ſchieden
großen Mehrheiten berworfen. Die ablehnenden männlichen
Lehrkräfte vertvaten faſt durchweg die Auffaſſung, aus Zweckmäßigkeits=
gründen
ſei es nicht ratſam, zur Zeit darauf hinzuweiſen, wie man durch
eine anderweitige Regelung der Beſoldungsverhältniſſe eines Teiles der
Lehrerſchaft den Abbau der 205 Stellen umgehen könne. Der Verſuch,
aus der Lehrerſchaft heraus eine Möglichkeit zu ſchaffen, den Albbau
auf dem Gebiee des Volksſchulweſens überflüſſig zu machen, iſt damit
als geſcheitert anzuſehen.

Rheinheſſen.

* Mainz, 17. März. Chronik. Auf dem gemeinſamen Flugplaß
MainzWiesbaden hat die vor einiger Zeit gegründete Luftdienſt=
G. m. b. H. Mittelrhein den Flugbetrieb eröffnet und die Taufe
von vier Flugzeugen (zwei Raab=Katzenſtein=Schwalben, ein Klemm=
Leichtflugzeug und ein Focke=Wulf=Kabinenflugzeug) auf die Namen
Mainz, Wiesbaden Rheingau und Mittelrheingau vollzogen.
Der neue Luftdienſt wird Rundflüge über den beiden Schweſterſtädten
ſowie nach dem Rheingau und dem Taunus ausführen. Außerdem wird
dem Unternehmen eine Fliegerſchule und eine Luftbildabteilung an=
gegliedert
. Mit einer Reihe wohlgelungener Schau= und Kunſtflüge
ſtellten Flugzeuge und Führer ſchon gleich am erſten Tag ihre Verwend=
barkeit
unter überzeugenden Beweis. Zur Eröffnung des Flugbetriebs
durch die Geſellſchaft waren auch Glückwunſchtelegramme des heſſiſchen
Staatspräſidenten Adelung und des Darmſtädter Oberbürgermeiſters
Mueller eingelaufen. Die Mainzer Ortsgruppe der
Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler hielt am
Samstag abend in Mainz eine öffentliche Werbeveranſtaltung unter dem
Motto Die Umgruppierung der politiſchen Kräfte‟
ab. Frank Glatzel, Leiter der Geſchäftsſtelle Eſſen des Deutſchnatio=
nalen
Handlungsgehilfen=Verbandes und politiſcher Führer der Reiché=
gemeinſchaft
, umriß das Ziel und Streben der Organiſation, der jungen
Generation der Kriegs= und Nachkriegszeit ſtärkeren politiſchen Einfluß
zu verſchaffen, wobei nicht an eine Zerſplitterung des deutſchen Volkes
durch neue politiſche Parteien, ſondern vielmehr an eine Durchſetzung
der alten bürgerlichen Parteien mit den Ideen der jungen Generation
gedacht iſt. Die Veranſtaltung, die von Rechtsanwalt Bodesheim
geleitet wurde, hätte einen beſſeren Beſuch verdient. An das Neferak
ſchloß ſich eine lebhafte Diskuſſion an, aus der zu entnehmen war, daß
die Ausführungen des Nedners auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
Nieder=Saulheim, 17. März. Profeſſor Dr. Wilhelm Ohler,
Gymnaſiallehrer i. R., feiert am 20. ds. Mts. ſeinen 87. Geburtstag.
Er iſt einer unſerer Aelteſten der Gemeinde. Täglich lieſt er noch ſeine
Zeitung und nimmt an allem regen Anteil. Gerne gedenkt er ſeiner
Studienfreunde, die noch mit ihm heute ihr beſchauliches Alter eileben
dürfen. Ebenſo manchen Schülers, dem er ein vorbildlicher Lehrer wvar
und ſeinem Nate folgte. Auch der Muſik ſchenkt er noch heute ein feines
Gehör. Bei der Familie Johann Harth 2. hier, woſelbſt er eine freund=
liche
und verſorgliche Aufnahme fand, verlebt Prof. Dr. Ohler bei
körperlicher Geſundheit einen geruhſamen Lebensabend.

Sin

Mämorrhoiden!

Anzeichen dieſer
heimtückiſchen
Krankheit ſind
Jucken, Schmerzen, Blutabgang, Hitze= und Füllegefühl am After,
Druck im Darm u. ä. Werden dabei keine Knoten wahrgenommen,
handelt es ſich zweifellos um innere Hämorrhoiden. Oft jedoch
beſtehen innere und äußere gleichzeitig. Bei Vernachläſſigung
wird das Leiden faſt unerträglich. Seine qualvollen Beſchwerden
zermürben Körper und Nerven, und unter Umſtänden kann es
Darmſiſteln und ſogar den gefürchteten Darmkrebs hervorrufen.

Aber Sie haben keine Veranlaſſung zu verzweifeln, wenn Sie
rechtzeitig vorbeugen! Um ſo weniger, als die fortgeſchrittene
Medizin heute auch ſolche Fälle ausſichtsreich behandelt, die früher
als hoffnungslos galten. Aerztlicherſeits wird die neue, überaus
bewährte Anuvalin=Kur als beſonders geeignet anerkannt, weil
ihre erprobte Kombination wirkſamſter Heilſtoffe eine gründliche
Tiefenwirkung ermöglicht, welche die kranken Gewebe intenſiv er=
faßt
. So vergehen Schmerzen und Juckreiz faſt ſofort, Ent=
zündungen
ſchwinden, die Knoten ſchrumpfen, Blutungen laſſen
nach, Infektionen werden verhütet, der Stuhlgang wird ſchmerz=

frei uſw. Durch das alles muß eine ſichtliche Beſſerung eintreten
und die Heilung naherücken. Jetzt kann feder Kranke ſich völlig
koſtenlos von den hervorragenden Wirkungen dieſes zuverläſſigen
Heilmittels überzeugen. Sie erhalten durch die Verſandapotheke
portofrei eine Gratisprobe mit med. Aufklärungsſchrift, wenn Sie
ſogleich ſchreiben an:
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[ ][  ][ ]

Nummer 77

Dienstag, den 18. März 1930

Seite 7

*Steuerbolſchewismus.

Der Berichterſtatter der R.W.?, weiſt in einem Steuerdenunzian=
ten
überſchriebenen Aufſatz in Nr. 128a vom 11. März 1930 darauf
hin, daß durch eine Berliner Gerichtsverhandlung auch dem großen
Publikum offenbar geworden ſei, in welcher Weiſe m. che Finanz=
ämter
ſich der Steuerſpitzel bedienen. Daß die oberſte Verwaltungs=
behörde
in Berlin derartige Gepflogenheiten in Abrede ſtellt, kann nicht
daran hindern, unter Beweis zu ſtellen, daß es wenigſtens allenthalben
ſolche gab. Was an den Ausführungen der R.W.A., aber beſonders
intereſſiert, iſt die Mitteilung, daß das Finanzamt Eſſen=Süd ſich ver=
anlaßt
geſehen hat, in einer Kundgebung dem Spitzeltum das Wort zu
reden unter Hinweis auf die etwas wacklige Steuermoral des deut=
ſchen
Volkes. Das Finanzamt ſoll dabei auch mit 5 v. H. des Rein=
gewinns
den Satz angegeben haben, der den Denunzianten für ihre
vornehme, chriſt=nachbarliche Tätigkeit gezahlt wird. Non olet!
Wohltuend wirkt die an gleicher Stelle regiſtrierte Feſtſtellung, daß
die bayeriſche Finanzbehörde eine Erklärung dahin abgegeben hat, daß
ſie das Paktieren mit Spitzeln als einer Behörde nicht würdig
bezeichne.
Sollen etwa die von dem bewährten hohen ſittlichen Empfinden
getragenen glorreichen Zeiten der agents prorogateurs wieder ins
Leben gerufen werden?. Die Geſchichte lehrt, daß noch jedes Gemein=
weſen
, das glaubte, von einer reinlichen Haltung, ſo wie ſie die bayeri=
ſche
Behörde vertritt, abgehen zu können, mit dem erſten Schritt in
dieſer Richtung den Keim zu ſeinem Untergang gelegt hat. Der dann
auch nicht ausblieb. Zur weiteren Erläuterung braucht man ſich da ja
nur den Ausklang der einſt ſo glorreichen Republik Venedig vor Augen
zu halten.
Im Anſchluß an die vorerwähnten Feſtſtellungen wirft der Bericht=
erſtatter
die Frage auf: Iſt es denn wirklich um die Steuermoral des
deutſchen Volkes ſoſchlecht beſtellt?. Er betont zunächſt,
daß nach der Veröffentlichung des Reichsfinanzminiſteriums die Steuer=
prüfungen
für das Jahr 1938 eine Mehreinnahme von rund hundert
Millionen gebracht haben. So gewaltig dieſe Summe auch an ſich er=
ſcheinen
mag im Verhältnis zu dem Geſamtſteueraufkommen in Höhe
von etwa 20 Milliarden Mark bedeutet ſie nur 0,5 v. H. Iſt in dieſem
Sinne alſo wie der Berichterſtatter mit Recht ſagt eine lächerlich
geringe Summe. Er trifft den Kern, wenn er hinzufügt, daß jeder
Geſchäftsmann ſich glücklich ſchätzen würde, wenn er nur mit einem
Verluſt von einem halben Prozent ſeine Außenſtände einbringen könnte.
Das ſehen ſogar die meiſten Finanzämter ein, denn ſie pflegen meiſt ein
Deleredere in Höhe von 5 v. H. zu bewilligen.
Welcher Aufwand wird vertan, um dieſes kärgliche Ergebnis zu
ßeitigen? Was koſten die wochen= und monatelangen Prüfungen der
Reviſionsbeamten dem Staat und was koſtet die wochen= und monate=
lange
Abhaltung von den laufenden Geſchäften den geprüften Pflichti=
gen
? Was koſtet die wochenlange Arbeit der Oberprüfer, die in großen
Sachen von der Berliner Zentrale entſandt werden? Und was koſten
die durch die Ergebniſſe hervorgerufenen zahlloſen Berufungen und
Reviſionen dem Staat und den Steuerpflichtigen?, die um ſo zahlreicher
werden müſſen, je mehr das Prüfungsgeſchäft einem wirtſchaftsfrem=
den
, in einer Schnellbleiche erzogenen Perſonal anvertraut wird, das
keine Möglichkeit ſieht, ſich mit den Forderungen der nackten Wirklich=
keit
des Erwerbslebens abzufinden.
Wenn angeſehene Rechtslehrer wie Dr. Ludwig Waldecker=
Königsberg ſich veranlaßt ſehen, in öffentlichen Vorträgen von der
Verwilderung der Rechtsvorſtellungen zu ſprechen, die bei Behörden
eingeriſſen iſt, oder wie der bekannte Steuerrechtslehrer Dr. Lion ſich
bemüßigt ſieht, darauf hinzuweiſen, daß Steuerpflichtige ſich den Finanz=
ämtern
gegenüber gelegentlich in eine Abwehrſtellung gedrängt ſehen,
die einer Notwehr gleichkommt, ſo braucht man ſich nicht zu verwun=
dern
, wenn die Auffaſſung mehr und mehr Naum gewinnt, daß das
Steuerrecht überhaupt erſt in der zweiten Inſtanz beginnt. Wenn das
auch noch zutrifft, was noch aus der Zeit des Regimes Hilferdings
berichtet wird, daß den Finanzämtern höheren Ortes Weiſungen zu=
gekommen
ſind, ſich zunächſt nicht an beſtimmte Entſcheidungen des
Reichsfinanzhofes zu halten, dann wird freilich vieles verſtändlich in
der gelegentlichen Haltung der Finanzämter, was bisher unfaßbar
erſchien.
Deutſchland hat in ſolchen Zeitläuften immer noch über Männer
verfügt, deren vorausſchauender Geiſt in die Zukunft zu ſehen ver=
ſtand
. Was Walther Rathenau in ſeiner Neuen, Wirt=
ſchaft
bereits im Jahre 1918 verkündete, fängt heute an, feſte Form
zu gewinnen, und was Oswald Spengler in ſeinem 1994 ber=
öffentlichten
Neubau des Deutſchen Reiches in Kapitel 6
Gegen den Steuerbolſchewismus einzuwenden hatte, erfüllt ſich heute.

Man kann höchſtens Spengler in dem einen nicht ganz beipflichten,
wenn er ſagt: Die Steuer iſt beinahe das einzige Gebiet, an das ſich
eine höhere Betrachtungsweiſe nie herangewagt hat. Und dazu kön=
nen
die Auffaſſungen verleiten, die Adam Smith ſchon im Jahre
1776 in Buch V, Kapitel II, Teil II, ſeines bekannten Werkes The
wealth ok nations in Biffer 4 über Steuern kundgegeben hat. Es
würde hier zu weit führen, darauf näher einzugehen. Wir müſſen uns
mit der Feſtſtellung begnügen, daß ſich dazu die Auswirkungen der Nicht=
befolgung
der von ihm in dieſem Abſatz ausgeſprochenen Warnungen
reſtlos erfüllen.
Und Spengler ſagte in der angezogenen Schrift im Jahre 1924:
In Deutſchland wird der arbeitende Wirtſchaftskörper durch eine Un=
zahl
ſich überſteigernder, ſich kreuzender, wechſelſeitig vergiftender
Steuern wie mit Meſſerſtichen zerfleiſcht, um ohne Rückſicht auf den
Blutverluſt allenthalben etwas herauszupreſſen; und gerade in ſeinen
Zuckungen bildet er ein unvergleichliches Obiekt für die berufsmäßige
Spekulation. Was mit den Ausdrücken Erfaſſung der Sachwerte und
Eingriffe in die Subſtanz bis in die höchſten Stellen hinauf gemeint
iſt, iſt völlig klar; der Verbrauch des unbeweglichen Nationalgutes
ſamt der an ihm haftenden Schicht des Mittelſtandes und der geſchulten
Intelligenz, von deren Schickſal ſich allein die Finanzvermögen auf
ſpekulativem Wege freimachen können.
Das iſt Bolſchewismus! (D. Spengler, Neubau des
Deutſchen Reiches, München 1924. Seite 84.)
Die verhängnisvollen Folgen dieſer Umſchichtung werden, wie
Spengler mit Recht ſagt, vom Radikalismus offen gewollt und von
der doktrinären Demokratie zum mindeſten nicht als Unglück betrachtet.
Es iſt die ſoziale Revolution, die die verdeckte. Ex=
propriation
mit dem Steuerzettel und die Emigration der Oberſchicht
aus dem Beſitz herbeiführt und zum großen Teile ſchon herbei=
geführt
hat. Auch darin hat der weitere Verlauf der Dinge Speng=
lers
vorausſchauendes Urteil nu: beſtätigen können, daß er ſchon im
Jahre 1924 offen ausſprach: Der Neid herrſcht unbedingt, der Wille,
die Fleißigen, Aufſtrebenden, die Führernaturen bis zur Vernichtung zu
belaſten.
Die furchtbarſte Steuer, die Inflation, verſchlang all die kleinen
Erſparniſſe und Nenten des Mittelſtandes, verſchlang all die ſchwer
erworbenen und ehrlich angelegten Vermögen der höheren Stände. Die
Steuer auf die nichtbezahlten Mieten ließ den Hausbeſitz verarmen und
zwingt zur Verſchleuderung der Häuſer, heute mehr denn je. Wer ein
recht anſchauliches Bild von dieſen nicht mehr zu beſtreitenden Zuſtän=
den
gewinnen will, braucht nur einmal z. B. in Köln=Marienburg
ſpazieren zu gehen und ſich dort anzuſehen, was und zu welchen Prei=
ſen
es heute angeboten wird. Durch dieſe Entwicklung wurde das
Baugewerbe mit ſeinen anſchließenden Induſtrien ſtillgelegt und die
Arbeitsloſigkeit geſteigert. Die Unterſtützung der Erwerbsloſen ver=
ſchlang
Summen, die neue erhebliche Steuerbelaſtungen erzwangen.
Führte ſchließlich dazu, daß das Erwerbsloſentum ſich zu einem recht
ſelbſtbewußten Gewerbe an ſich ausbildete. Dann die Steuer der ver=
kehrten
Steuerarten, die die Wirtſchaft zwang, einen erheblichen Teil
ihres Nachdenkens und ihrer Ausgaben auf Steuerfragen ſtatt auf
Produktionsfragen zu verwenden, induſtrielle und landwirtſchaftliche
Betriebe umzuſtellen oder ſtillzulegen, um der Vernichtung durch die
Folgen eines ſcheinbaren Wertzuwachſes zu entgehen; endlich die Steuer
zur Beſtreitung des Achtſtundentages, die in einem Verbrauch des Be=
triebskapitals
beſtand, der den Ertrag der Betriebe allmählich auf
Null herabdrückte und in Folge davon auch von dem Arbeiter in Ge=
ſtalt
von Lohnſenkungen und Feierſchichten mitgetragen werden mußte.
Spengler ſchließt dieſe Betrachtungen mit den Worten ab: Die
ſchleichende Wirkung dieſes Zuſtandes iſt ſchlimmer als Krieg und
Revolution, wenn ſie auch nur einige Jahre beſtehen bleibt.
Spengler betont weiter (a. a. O., Seite 75), daß es in der
Finanzwirtſchaft wie im Rechtsleben ſtehe: Es gibt eine Schicht von
Sachverſtändigen und Beamten, die das praktiſche Wirtſchaftsleben
nicht aus eigener Erfahrung kennen und unter Mißverſtehen des
Sinnes ſtaatlicher Hoheitsrechte ſich auf den Reſſortſtandpunkt be=
ſchränken
: den Eingang eines gewiſſen Betrages zu ſichern, ohne die
Verantwortung für die wirtſchaftlichen Folgen zu übernehmen und dieſe
auch nur durchzudenken, weil das die Sache eines anderen Miniſteriums
iſt. Außerdem beſitzen wir eine gelehrte Finanzwiſſenſchaft, die wie
die Rechtswiſſenſchaft aus Literatur entſteht und Literatur hervor=
bringt
, ohne über formale Standpunkte der Einteilung, Methoden
und Zwecke entſchieden hinauszugehen.
Spengler ſpricht in der angezogenen Arbeit aus dem Jahre
1994 von einem Wege, der aus dieſer Miſere herausführen könnte.

Wern Deutfſcland mit ſeiner dunen Drsgantiſatiousgadbe und geſien
Energie daran gehen wollte, mit einem kühnen Schritt das ſinnlos
und ideenlos gewordene Steuerſyſtem zu beſeitigen, die geſamte Ideo=
logie
perſönlicher Erhebungsverfahren fallen laſſen und zum erſten
Male ein Syſtem aufbauen wollte, das mit vollem Bewußtſein von der
inneren Form des Wirtſchaftslebens ausgeht und dieſes durch wohl=
überlegte
Eingriffe an der richtigen Stelle nicht lähmt, ſondern zu
größerer Produktion anreizt. Gelingt der Entwurf und die Durch=
führung
, ſo würde Deutſchland in wenigen Jahren vorbildlich ge=
worden
ſein und von der ganzen Welt nachgeahmt werden. Gelingt
es nicht, ſo iſt unſere Wirtſchaft verloren. Soweit Spengler.
Langſam geht der große Weltbrand zu Ende, aus dem keiner her=
vorgeht
, wie er geweſen. Gelingt es nicht in letzter Stunde, die ſich
zurzeit vollziehende Entwicklung der Dinge zu hemmen, ſo mögen wir
dereinſt zuſehen, wie wir uns auf den verbleibenden Schlackenhalden
wieder wohnlich einrichten. Inzwiſchen ſinkt der Wohlſtand im Lande
mehr und mehr. Häuſer verfallen, die einſt in Romanen als Muſter
des auf Kaufmannsfleiß gegründeten Wohlſtandes gerühmt werden
konnten. Aus Chemnitz kommt die Kunde, daß der Vorſtand und Auf=
ſichtsrat
der Sächſiſchen Maſchinenfabrit vorm. Richard Hartmann, die
ſeit 100 Jahren beſteht und ſeit 60 Jahren in Form einer Aktiengeſell=
ſchaft
betrieben wird, ſich genötigt ſieht, die Liquidation dieſes hoch=
angeſehenen
Unternehmens zu befürworten. U. a. auch, weil die ſteuer=
liche
Belaſtung des Betriebes untragbar geworden iſt. Wer in ſeiner
nun etwa 30 Jahre zurückliegenden Regierungsbauführerzeit Gelegen=
heit
hatte, einen Einblick in den Betrieb und die einſtige Bedeutung
dieſes Unternehmens zu gewinnen, kann in dieſem Ausklang auch nur
ein Zeichen der Zeit erkennen.
Zu gleicher Zeit wächſt das Heer der Beamten, die der Staat
braucht, um ſich die Mittel zu erzwingen, die er zu benötigen glaubt.
Finanzämter entſtehen in immer zunehmenden räumlichen Ausmaßen.
Solange es noch etwas zu erzwingen gibt, mögen dieſe Zwingburgen
geeignet ſein, dem Staate das zu beſchaffen, was er beanſpruchen zu
müſſen glaubt. Aber das wird nicht mehr lange ſein. Die Zeit wird
kommen, wo es nichts mehr zu erzwingen gibt. Und dann weden
auch dieſe Zwingburgen verfallen. Und bei all dem gäbe es Mittel,
die dem Saate das, was er wirklich braucht, ausreichend beſchaffen
könnten, ohne den Lebensraum derer, die den Staatsunterhalt ſchaffen
müſſen, bis zur Exiſtenzgefährdung zu kürzen.
Videgnt consuleg bevor es zu ſpät iſt. Wir haben noch eine
knappe Viertelſtunde vor 12!
4. v. I.

Steuer= und Wirkſchaftskalender

für die Zeit vom 16. bis 31. März 1930.

Ausſchneiden!
Aufbewahren!
20. März: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1. bis
15. März 1930 erfolgten Lohnzahlungen im Markenverfah=
ren
und im Ueberweiſungsverfahren; im letzteren jedoch nur
dann, wenn die in der erſten Hälfte des Kalendermonats
einbehaltenen Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem Be=
trieb
beſchäftigten Arbeitnehmer den Betrag von 200 NM.
überſtiegen haben. (Keine Schonfriſt)
25. März: Sechſtes und letztes (gemeindliches) Ziel der Gemeinde=,
Kreis= und Provinzialumlagen für das Rechnungsjahr 1929=
1930. Grauer Steuerbeſcheid, (Schonfriſt bis 5. April 1930.)
25. März: Zahlung der Müllabfuhr=, Straßenreinigungs= und Kanal=
benutzungsgebühr
in der Stadt Darmſtadt, ſechſtes und letz=
tes
Ziel laut Gebührenbeſcheid. (Schonfriſt bis 5. April.)
25. März: Zahlung des ſechſten und letzten Zieles der Filialſteuer in
Darmſtadt laut weißem Steuerbeſcheid über die vorläufige
Filialſteuer für das Rechnungsjahr 1929/30. (Schonfriſt bis
5. Aprik 1930)
31. März: Entrichtung der Beiträge zur Handwerkskammer, viertes
Ziel, an die Stadtkaſſe (Grafenſtraße).
31. März: Letzter Tag, an dem Anträge auf Erſtattung von Lohnſteuer
für 1929 bei dem Finanzamt geſtellt werden können, in deſſen
Bezirk der Arbeitnehmer am 10. Oktober 1929 ſeinen Wohn=
ſitz
gehabt hat. Anträge, die nach dem 31. März 1930 ein=
gehen
, werden abgelehnt. Näheres in dem Erlaß des
Reichsminiſters der Finanzen vom 10. Dezember 1929,
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[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 18. März 1930

Nummer 77

Großes Jugendführertreffen in Frankfurt a. M.
Einhundertzehn Führer der deutſchen Kaufmanns=
jugend
aus den verſchiedenſten Orten von Heſſen und
Heſſen=Naſſau trafen ſich zu einer Arbeitstagung im
Frankfurter Haus der Kaufmannsgehilfen. Der
Samstag abend zeigte den Jugendführern die For=
men
, in denen ſich Jugendveranſtaltungen bewegen
ſollen. Im Mittelpunkt des ernſteren Teiles ſtand
ein Vortrag von Gauporſteher Auerbach, Frankfurt
a. M., über:,, Konſervatibe und liberale Ideen
und der D. H. V. Der Sonntagmorgen brachte
eine Gedenkſtunde für die gefallenen Helden, wobei
Gauvorſteher Auerbach darauf hinweiſen konnte, daß
30 000 D.H. Ver. auf dem Felde der Ehre blieben.
Im weiteren Verlauf des Vormittags und in den
erſten Nachmittagsſtunden wurde in arbeitsgemein=
ſchaftlicher
Beratung zwiſchen Gauleitung und
Jugendführerſchaft das vielfältige und umfangreiche
Aufgabengebiet des Bundes der Kaufmannsjugend im
D.H.V. behandelt. Der Reichsjugendführer Hahn,
Hamburg, konnte, nachdem die Tagung ſo überaus
wirkungsvoll verlaufen war, in ſeinem Schlußwort
noch einmal die großen Aufgaben und Ziele heraus=
ſtellen
, die die anweſenden Jugendführer mit der
größten Verantwortlichkeit unter der Kaufmanns=
jugend
zu fördern haben. Maßgebend iſt neben der
beruflichen und allgemeinbildenden Schulung der
Kaufmannsjugend die Charakterbildung. Der Bund
der Kaufmannsjugend und ſeine Führer haben ſich
für eine bewußt männliche Erziehung entſchieden.
Von dieſer Betonung der Männlichkeit her ſind alle
übrigen Aufgaben an der Kaufmannsjugend anzu=
packen
.
Ehrung Dr. e. h. Heinrich Kleyers.
Die Stadt Frankfurt a. M. hat als dauernde
Ehrung für den Gründer und heutigen Aufſichtsrats=
Vorſitzenden der Adlevwerke vorm. Heinrich Kleyer,
A.=G., die bekannte Höchſter Straße in Kleyer=
Straße umbenannt. Gleichzeitig wurde Kommerzien=
rat
Dr.=Ing. e. h. Heinrich Kleher von der Univer=
ſität
Frankfurt a. M. zu ihrem Ehrenbürger er=
nannt
.
Ein Frankfurter Kaufmann in den Alpen
von einer Lawine verſchüttet.
Bludenz. Der Kaufmann Alfred Mayer aus
Frankfurt a. M., der mit ſeinem Freunde Dr. Reul,
ebenfalls aus Fvankfurt a. M., eine Skitour unter=
nahm
, wurde am Sonntag vormittag 10.30 Uhr am
Katzbachtobel, oberhalb Lach, von einer Lawine ver=
ſchüttet
. Sein Begleiter holte ſofort Hilfe herbei,
die den Verſchütteten ausgrub. Er lag anderthalb
Meter dief in der Lawine und lebte noch, verſchied
jedoch kurze Zeit darauf.
Die Suche nach dem verunglückten Trierer
Skifahrer.
Schuls (Kanton Graubünden). Die Rettungs=
expedition
, die den verunglückten deutſchen Skifahrer
Müller aus Trier ſuchte, arbeitete von morgens
früh bis 1 Uhr nachmittags, ohne ein Spur des Ver=
unglückten
zu finden. Die Rettungsarbeiten mußten
infolge des ungünſtigen Wetters eingeſtellt werden.
Die Rettungskolonne beſchloß am Montag bei Tages=
grauen
die Arbeit wieder aufzunehmen.
Großfeuer in Kaſſel.
Kaſſel. Sonntag abend brach in dem Eckhaus
Kirchweg, 51 ei Dachſtuhlbrand aus, der ſich mit
großer Schnelligkeit über das ganze Gebäude ver=
breitete
. Eine Menge Hausgeräte fielen dem Feuer
zum Opfer. Nach ungefähr zweiſtündiger Tätigbeit
hatte die Feuerwehr die Hauptmacht des Feuers ge=
brochen
. Der angerichtete Schaden an dem Gebäude
und den Einrichtungen iſt erheblich. Ueber die Ur=
ſache
des Feuers ſind Ermittlungen im Gange, die
gurzeit von der Kriminalpolizei vorgenommen werden.
Ein entſprungener Sträfling wieder gefaßt.
Kaſſel. Der vor einiger Zeit aus dem Zucht=
haus
in Kaſſel=Wehlheiden entſprungene Sträfling
Pantzke iſt jetzt wieder verhaftet worden. Er dürfte
in den nächſten Tagen wieder nach Wehlheiden über=
führt
werden.
Familientragödie.
Bonm. Der arbeitsloſe frühere Seemann Hein=
rich
Krudwig ſchoß in der Küche ſeiner Wohnung
ſeine Stiefſchweſter, die Kriegerwitwe Müller, nach
einem kurzen Wortwechſel nieder und tötete ſich
ſelbſt durch einen Schuß in den Kopf. Die Schweſter
iſt kurz darauf im Krankenhaus geſtorben. Der Grund
zur Tar ſind Familienzwiſtigkeiten.
Schwerer Raubüberfall.
Hamburg. Als der Wirt Sch. ſein Lokal in
Bargteheide geſchloſſen hatte, drangen fünf Männer
in das Lokal ein und warfen ſich auf den Wirt und
ſeinen Schwager. Der Wirt erhielt einen Lungen=
ſſchuß
, der Schwager Meſſerſtiche. Nachdem die =
ter
aus der Kaſſe 80 RM. genommen hatten, fuhren
ſie mir einem Auto davon. Die Polizei fing den
Wagen im Wandsbeck ab und nahm die Inſaſſen feſt.
Dr. Eckeners Abreiſe nach Amerika.

Dr. Hugo Eckener (links) auf dem Pier
in Kuxhaven
auf dem Wege zum Fallreep der Hamburg
mit der er zum Abſchluß wichtiger Verträge nach

Nau Bone am Mart zum meuen Aule Heioroverfau.

Die Küſte bei Dayton Beach,
auf der auch der neue Rekordverſuch des Engländers
Kay Done (Porträt links) ausgetragen werden ſoll.

Die Silberne Kugel,
Kay Dones gigantiſcher Rennwagen.

Auf der bekannten Rennſtrecke bei Dayton Beach (U. S. A.) will der Engländer Kay Done zwiſchen
dem 15. und 30. März verſuchen, mit ſeinem neuen Rennwagen Silver Bullet den von Major
Segrave im vorigen Jahr aufgeſtellten Rekord (371 Kilometer pro Stunde) zu brechen.
Die Enkgleiſung des Simplon=Orienk=Expreß.

Die umgeworfenen Wagen des Orient=Expreß.
der, aus Paris kommend, bei Sifaca (Balkan) in voller Fahrt entgleiſte. Ein Todesopfer und zahl=
reiche
Schwerverletzte waren zu beklagen.
2as Eisgrab des Nordpolfliegers Eielſon.

Die Ueberreſte des in der Eiswüſte Nordſibiriens abgeſtürzten Flugzeugs,
unter dem man die Leichen des amerikaniſchen Nordpolfliegers Eielſon und ſeines Begleiters
Borland fand.

Amerika fahrt.

Der Sohn des Flugzeugbauers Heinckel tödlich
verunglückt.
Schwerin. In der Nacht zum Montag fuhr
ein Auto vor Warnemünde gegen einen Baum. Der
Lenker des Wagens, Erich Heinkel, der Sohn des
Flugzeugbauers Ernſt Heinckel, erlitt ſo ſchwere Ver=
letzungen
, daß er auf dem Weg ins Krankenhaus ſtarb.
Wiederaufrollung des Mordprozeſſes
von Dielingen.
Osnabrück. Vor dem Schvurgericht begann
jeſtern vormittag der wiederaufgenommene Mord=
prozeß
gegen d.
enſtknecht von Dielingen aus

Helle, der am 14. Mai 1926 wegen Mordes an der
Dienſtmagd Anna Hoge zum Tode verurteilt und
durch Erlaß des Staatsminiſteriums vom 22. Februar
1927 zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt wor=
den
war.
Revolte in einem Erziehungsheim.
Hamburg. In Kattendorf, wo etwa 40 Für=
ſorgezöglinge
untergebracht ſind, wurden ſämtliche
Einrichtungsgegenſtände zertrümmert. Landjägerei
und Feuerwehr konnten erſt mit vieler Mühe die
Nuhe wiederherſtellen. Die Rädelsführer wurden
nach Hamburg gebracht.

Ein Berliner Börſenmakler
verſchwunden.
Berlin. Seit Montag iſt, wie erſt jetzt be=
kannt
wird, der bekannte Berliner Börſenmakler und
Filmfinanzier Karl Bercowitz ſpurlos verſchwunden.
Gerüchteweiſe heißt es, daß er in London iſt. Wie
feſtgeſtellt werden konnte, hat ſich Bercowitz einen
internationalen Reiſepaß verſchafft. Man bringt das
Verſchwinden des ehemaligen Millionärs in Zuſam=
menhang
mit großen Verluſten, die Bercowitz in der
letzten Zeit bei allen ſeinen Transaktionen und Spe=
kulationen
, beſonders im Filmgeſchäft, erlitten hat.
Vor 14 Tagen trat er auch aus der Liquidationskaſſe
der Börſe, deren Mitglied er Jahre hindurch ge=
weſen
war, aus. Karl Bercowitz iſt an der Berliner
Börſe ſeit den Anfängen der Inflationszeit eine be=
kannte
Erſcheinung. Er verſtand es, in kurzer Zeit
ein Vermögen von mehreren Millionen zuſammen=
zubringen
. Aufſehen erregten ſeine Geſchäftsreiſen,
die er nur im eigenen Flugzeug unternahm. Er iſt
tatſächlich der erſte Berliner Privatmann geweſen,
der über ſeine eigene Flugmaſchine verfügte.
Ermittlungsverfahren gegen Frau Momm.
Berlin. Zu der geheimnisvollen Diebſtahls=
affäre
in der Wohnung des Regierungspräſidenten
Momm erfahren wir aus zuverläſſiger Quelle, daß
bereits ſeit Anfang voriger Woche ein von der Staats=
anwaltſchaft
Potsdam eingeleitetes Ermittlungsver=
fahren
gegen Frau Momm wegen der in ihrem Haus
vorgekommenen. Diebſtähle ſchwebt. Ueber das Er=
gebnis
kann zurzeit noch nichts mitgeteilt werden,
da das Verfahren noch nicht abgeſchloſſen iſt.
Die Juſtizpreſſeſtelle teilt mit: In dem von der
Staatsanwaltſchaft Potsdam gegen Frau Regierungs=
präſident
Momm eingeleiteten Ermittlungsverfahren
wegen Diebſtahls hat die Beſchuldigte zu Protokoll
des Kriminalkommiſſars Raſſow ein volles Geſtänd=
nis
abgelegt. Der Potsdamer Regierungspräſident
Dr. Momm, in deſſen Hauſe ſich die gemeldeten Sil=
berdiebſtähle
ereignet haben, hat, wie die B. Z.*
berichtet, geſtern vormittag ſein Abſchiedsgeſuch ein=
gereicht
. Damit dürfte der Weg für die weitere
Unterſuchung der Diebſtahlsangelegenheit geebnet
ſein. Inzwiſchen iſt ein Teil des Silbers wieder
aufgefunden, das man ſeit dem letzten Diebſtahl ver=
wißte
. Auch hier wird behauptet, daß das Silber
bei einem Althändler aufgefunden wurde. Der Ver=
käufer
des Silbers ſoll ein junger Mann ſein, über
den der Käufer aber keine weiteren Mitteilungen
machen bann.
Die Abnahmefahrt der Europa.
Bremen. Der Schnelldampfer Guropa des
Nordd. Qloyd paſſierte auf ſeiner Abnahmefahrt rück=
kehrend
wieder die Inſel Utſire an der norwegiſchen
Küſte. Die genau 210 Meilen lange Seediſtanz vom
Scaddon=Feuerſchiff nach Utſire wurde in 7:16 Stun=
den
durchlaufen, was einer Durchſchnittsgeſchwindig=
keit
von 27,52 Seemeilen entſpricht.
Beginn des Mordprozeſſes Kräutler.
Mänchen. Montag vormittag begann von
dem Schwurgericht die Verhandlung gegen den 22 jäh=
rigen
Peter Kräutler, der beſchuldigt iſt, die 16jähr.
Berta Weimmann ermordet zu haben. Kräutler iſt
im großen und ganzen geſtändig. Die Tat will er in
der Erregung verübt haben, weil ihn das Mädchen
geärgert hatte. Der Vorſitzende hält dem Angeklag=
ten
aber vor, daß ein Raubmord viel wahrſchein=
licher
ſei, da er kein Geld hatte, bei ſeinem Opfey
aber nur noch wenige Pfennige gefunden wurden.
Schneeſtürme über Nordengland.
London. Der Norden Englands und Schott=
lands
wurden am Samstag und Sonntag von
ſchweren Schneeſtürmen heimgeſucht, die bedeutenden
Schaden anrichteten. In Birmingham iſt ein rieſiges
Zirkuszelt infolge zu ſtarker Belaſtung durch Schnee
zuſammengebrochen. Sechs Zirkusangeſtellte konnten
ſich nur mit Mühe retten. Zwei von ihnen wurden
ſchwer verletzt.
Vorbereitungen für die Südamerikafahrt
des Graf Zeppelin.
New York. Angeſichts des bevorſtehenden
Fluges des Luftſchiffs Graf Zeppelin, nach Per=
nambuco
und Rio de Janeiro ſind von hier aus
300 Tonnen Material, darunter auch eine Hydrogen=
gaserzeugungsanlage
, nach Pernambuco verſchifft
worden.
Erſte Probefahrt der Silver Bullet.
New York. Kaye Don hat am Samstag mit
dem Rennwagen Silver Bullet am Strande von
Florida eine erſte Probefahrt unternommen. Kaye
Don erreichte dabei eine Geſchwindigkeit von
198 Meilen in der Stunde.
Ein Wiener wird Generalmuſikdirektor
Kemal Paſchas.

Julius Bittner,
der Komponiſt von Hölliſch Gold, ein gebür=
tiger
Wiener, wurde von Kemal Paſcha nach
Angora berufen, um von dort aus das muſika=
liſche
Leben der Türkei zu organiſieren.

[ ][  ][ ]

Nummer 77

Dienstag, den 18. März 1930

Seite 9

Uassisten aus aller Moutt.
Die Auffindung des neunten Planeten.

Eine epochemachende Enkdeckung des Lowell=
Obſervatortums.
(Ein Planet jenſeits des Neptun. Wie der Planet gefunden
murde. 7 Milliarden Km. von der Sonne entſernt. Die Er=
weiterung
unſeres Sonnenſyſtems.)
Dr. Slipher, der Direktor des berühmten amerikaniſchen
SSwell=Obſervatoriums, gibt ſoeben die epochemachende Mit=
Ftiilung bekannt, daß er in Gemeinſchaft mit den Aſtronomen des
Obſervatoriums bereits am 21. Januar d. J. einen neuen Pla=
rSten
unſeres Sonnenſyſtems enadeckt habe, der ſich jenſeits der
4rahn des Neptun befinde. Schon ſeit langer Zeit nahm man
ari, daß ſich weit draußen im Weltenraum noch ein Planet un=
ſ
. res Sonnenſyſtems befinden wüſſe, da die Bahn des Neptun,
ter bisher als der äußerſte Planet unſeres Syſtems galt, Stö=
rengen
zeigte, die nur durch einen Weltenkörper erklärt werden
knnten. Bisher zählten wir außer den ungefähr 1100 kleinen
2 lanetoiden, die ſich zwiſchen Mars und Jupiter befinden, acht
94 laneten, und zwar vier mittlere, Merkur, Venus, Erde Mars,
und vier große, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Bis zum
stahre 1781 kannte man nur ſechs Planeten, denn in dieſem
Frahre fand Herrſchel auf ſeiner Sternwarte zu Bath bei London
e ſt den 7., der den Namen Uranus erhielt. Dieſer Planet hatte
rain, als man ſeine Bahn berechnete, einen anderen Lauf, als
rcan nach den Himmelsgeſetzen erwarten mußte. Man nahm
darum an, daß ein anderer Stern ihn beeinfluſſe, und die Aka=
4mie der Wiſſenſchaften in Göttingen ſetzte im Jahr 1842 einen
reis für denjenigen Aſtronomen aus, der neben einer Berech=
mung
der Uranus=Bahn auch eine Erklärung ihrer Abweichungen
geben könne. Der franzöſiſche Mathematiker Urban Leyerrier
dreachte ſich nun auf Empfehlung des Phyſikers Arago daran, mit
/ilfe der Mathematik die Bahn feſtzuſtellen. Es gelang ihm in
ſp vollkommener Weife, daß tatſächlich durch ihn ein neuer Pla=
ret
gefunden wurde, nämlich der Neptun, der bisher als der
äußerſte Wandelſtern unſeres Sonnenſyſtems galt. Leverrier
fund nämlich am 18. September 1846 den neuen Planeten an
ener beſtimmten Stelle des Himmels nur mit ſeiner wathe=
ratiſchen
Berechnung. Um feſtzuſtellen, ob ſeine Berechnungen
techtig ſind, ſchrieb er an den berühmten deutſchen Aſtronomen
(alle von der Berliner Sternwarte am Enckeplatz einen Brief,
in dem er ihn bat, auf Grund der guten Sternkarten Galles mit
ſ einem Fernrohr zu unterſuchen, ob an einer beſtimmten von
Oeverrier bezeichneten Stelle vielleicht ein Planet gefunden
trürde. Dieſen Brief erhielt Galle am 23. September 1846. Er
nrachte ſofort am Abend desſelben Tages ſeine Unterſuchungen
umd fand wirklich dieſes Sternchen, das nur mit Hilfe eines
7 ederhalters gefunden worden war. Auf ganz ähnlichem Wege
peurde nun der neue Planet, der neunte, gefunden, deſſen Feſt=
ſeellung
noch ſchwieriger war, als die des Neptun, da er von
der Erde 45mal ſo weit entfernt iſt, wie die Erde von der Sonne.
Soie Entfernung der Erde von der Sonne beträgt 149,5 Millionen
Kilometer, ſo daß die Entfernung des neuen Planeten von uns
nund 7 Milliarden Kilometer groß iſt. Bei dieſen ungeheuren
9Täumen iſt es kein Wunder, daß das Vorhandenſein dieſes
veuen neunten Planeten uns bisher verborgen blieb. Es war
drzu der gewaltige Apparat des Lowell=Obſervatoriums in
2rlagſtaf in Arizona erforderlich, um überhaupt einen kleinen
(Schimmer dieſes Planeten zu erhalten. Das Vorhandenſein
dieſes neunten Planeten iſt übrigens ſchon vorher auf ganz ähn=

liche Weiſe berechnet worden, wie die des Neptun, und zwar war
es Profeſſor Lowell, der frühere verſtorbene Leiter des eben ge=
nannten
Lowell=Obſervatoriums, der auch der Begründer dieſer
Forſchungsſtätte war, der bereits einige Jahre vor ſeinem 1916
erfolgten Tode dieſe Aufgabe löſte. Er hatte auf Grund der Ab=
weichungen
der Bahn des Neptun das Vorhandenſein des neun=
ten
Planeten feſtgeſtellt, wie Leverrier die des Neptun mit Hilfe
der Abweichungen der Bahn des Uranus. Aber einen Beweis
für die Richtigkeit ſeiner Berechnungen konnte Lowell noch nicht

Das nenn ich eine rechte Hochzeit!
(h) Belgrad. Als der biedere Landmann Stephan Bartoly die
tugendſame Jungfer Roſalie Cſabu zu ehelichen gedachte, ſchickte er die
Hochzeitsbitter in die Runde, daß ſie allmänniglich einlüden, zu ſeinem
Feſte zu kommen. Und ſie kamen! Ganz Doroſlava fand ſich ein, um
dem Stephan und der Roſalie feiern zu helfen; von ſiebenhundert
Gäſten weiß die Chronik zu melden: Vater Cſabu ließ ſich nicht lumpen;
er ſtellte dreißig Köchinnen an, um die Gäſte recht bewirten zu können.
Meſſer und Gabel mußten die Gäſte freilich ſelbſt mitbringen; ich wette,
ſie haben es gern getan. Denn nicht weniger als 6 Kühe, 6 Stiere und
6 Schweine wurden geſchlachtet, 300 Hühner Enten, Gänſe und Trut=
hähnen
wurde der Hals umgedreht, um die Feſttafel feſtlich zu beſtellen.
Der Wein floß in Strömen; ſoll man nicht durſtig werden von ſo
vielem Eſſen? Darum ließ der Hochzeitsvater 20 Hektoliter Wein aus=
ſchenken
, den Slibowitz ungerechnet . . .
Am Morgen des vierten Tages aber ſollen in Doroſlava und Um=
gebung
eine Unmenge von Katern geſichtet worden ſein ...
Die Bakkerien ſchüßen ſich.
Paris. In Frankreich iſt ein ſeltſamer Aerzteſtreit ausge=
brochen
. Der bekannte franzöſiſche Mediziner Dr. Siauve=Evaroſy teilt
der erſtaunten Aerztewelt mit, daß das Serum gegen Diphtheritis
ſcheinbar in ſtarkem Maße ſeine Wirkungskraft verloren habe. Seit
langem ſind nicht ſo viele Todesfälle durch Diphtheritis in Europa und
ſpeziell in Frankreich feſtgeſtellt worden, wie gerade in den letzten zwei
Jahren. Nach der Meinung des genannten Mediziners läßt dies auf
eine Umſtellung der Bakterien ſchließen, d. h. auf eine Stärkung ihrer
Angriffsfähigkeit in bezug auf den Menſchen. Das Serum, das im
Paſteur Inſtitut hergeſtellt wird, hätte demnach einen Teil ſeiner fabel=
haften
und menſchenrettenden Wirkung verloren und müßte notwendiger=
weiſe
durch ein neues, ein wirkungsvolleres erſetzt werden. Zu dieſem
Zweck wäre es allerdings notwendig, umfangreiche Unterſuchungen zu
machen. Dr. Roux, der Entdecker des Serums, wendet ſich allerdings
in ſcharfen Darlegungen gegen dieſe Behauptung und betont, daß ſein
Serum bei richtiger Anwendung noch immer die alte Kraft beſitze und
daß die Bakterien ihm nicht widerſtehen könnten. Freilich macht es
ihm erhebliche Schwierigkeiten, die rein zahlenmäßigen Belege zurück=
zuweiſen
, aus denen hervorgeht, daß tatſächlich die Zahl der Todesfälle
durch Diphtheritis in Frankreich erheblich hoch iſt. Sollte die Auſicht
des Dr. Siauve=Evaroſy ſtimmen, ſo hätten wir es mit einem bisher
unbekannten Abwehrkampf der Bakterien gegenüber den Bekämpfungs=
maßnahmen
ſeitens der Menſchen zu tun.

Der Sternwarte Lowell (Arizona).
erbringen. Trotzdem war er der Urheber dieſer neuen epoche=
machenden
Entdeckung, denn er war der eigentliche Begründer
der Planetenforſchungen mit den modernſten Mitteln der Stern=
photographie
. Sein Schüler und Nachfolger Dr. Slipher hat nun
dieſe Methoden ſeines Meiſters auf die Erforſchung des neuen
mutmaßlichen Planeten angewandt, und es gelang ihm, mit Hilfe
einer ſehr empfindlichen photographiſchen Platte und der aus=
gezeichneten
Linſe des Lowell=Obſervatoriums das Vorhanden=
ſein
dieſes Planeten feſtzuſtellen. So iſt dieſe neue Entdeckung
ein Sieg der Sternphotographie. Da der Stern aber ungeheuer
weit von uns entfernt iſt, und die Photographie nur einen ganz
leichten Fleck ergibt, ſo hielt er ſeine Entdeckung vom 21. Januar
noch geheim, bis er weitere einwandfreie Beweiſe zur Ver=
fügung
hatte. Da der bisherige letzte Planet Neptun von der
Sonne 4500 Millionen Kilometer entfernt iſt, ſo beträgt die Er=
weiterung
unſeres Sonnenſyſtems durch dieſe Entdeckung rund
2500 Millionen Kilometer, nämlich auf insgeſamt 7000 Millionen
Kilometer.
i.

Der rote Star.

(k) Vondon. Für jedes Metier brauchen die Amerikaner einen
Star. Einen ſolchen haben ſie deshalb auch zur Londoner Flotten=
abrüſtungskonferenz
mitgenommen. Es iſt dies aber nicht etwa Herr
Stimſon, ſondern nur deſſen Sekretärin und Stenotypiſtin, Miß Fisk
Hublet. Sie ſchreibt nicht viel mehr als 200 Silben in der Minute,
aber ſie ſoll vorzüglich Tennis und noch beſſer Bridge ſpielen. Aus=
gezeichnet
iſt ſie durch ihr flammend rotes Haar, das allmorgendlich die
Photographen zu bewundern Gelegenheit haben, die den Star der
Londoner Konferenz am Rotten Row und im Hydepark auflauern.
Miß Fisk hat nämlich die Gewohnheit, jeden Tag vor Arbeitsbeginn
eine Stunde auszureiten wie ſich dies für einen richtigen Star
geziemt.
Sonnenunkergang auf dem Mond.
(a) New York. Dem Mount Wilſon=Obſervatorium in Kali=
fornien
ſoll, Zeitungsmeldungen aus Moutreal zufolge, gelungen ſein,
einwandfreie, famos gelungene Filmaufnahmen über den Sonnenunter=
gang
auf dem Monde zu machen. Fünf volle Stunden war die Auf=
nahmekamera
mit einem 250 Zentimeter großen Objektiv auf den Mond
gerichtet, wogegen der fertige Film in knapp 90 Sekunden hervorgerufen
werden konnte. Die hochintereſſanten Aufnahmen waren von dem
Carnegie=Inſtitut beſtellt, das ein groß angelegtes wiſſenſchaftliches
Werk über die einzelnen Phaſen der Nacht vorbereitet.

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[ ][  ][ ]

Seite 10

Dienstag, den 18. März 1930

Nummer 77

Opotl, Spler und Tarnen.
Das erſte Hallen=Handballkurnier
Die Leibesübungen im hefſ. Ekak 1930.
am Miktwoch, 20 Uhr, in der Feſthalle.
Eine biktere Feſtiſtellung. Wo bleiben die Parkeien?

* Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages berät zurzeit den
Staatsvoranſchlag 1930 und kommt in dieſer Woche auch zu den Ka=
piteln
des Etats des Kultusminiſteriums. Hier erſcheinen auch die Aus=
gaben
zur Förderung der Leibesübungen und der Jugendbewegung.
Welche Summen ſind in dieſem Jahre dafür vorgeſehen?
Die Stelle des Landesturnlehrers bleibt auch weiter un=
beſetzt
. Für Schul=Turnen und =Sportweſen, im weſent=
lichen
zur Ausbildung von Lehrern, ſind 7 200 Mark eingeſetzt, zur
Förderung der Leibesübungen, für Jugendpflege und Jugend=
bewegung
, für Jugendherbergsweſen, Tagungen und
Lehrgänge zur Pflege der Jugendbewegung und der Leibesübungen er=
ſcheinen
7 0 200 Mark, wobei die Regierung um die Ermächtigung
erſucht, dieſen Betrag bis zu 15 000 Mark überſchreiten zu
dürfen. Der ſeitherige Betrag von 5000 Mark für Schulwan=
derungen
iſt dem Spargriffel zum Opfer gefallen und für dieſen
Zweck iſt nichts mehr vorhanden. Bei einem Etat von 139 000 000
Mark Ausgaben ſind alſo für Leibesübungen und Jugendbewegung
ganze 77 000 Mark oder rund 0,05 Prozent der Staatsausgaben
vorgeſehen.
Wir glauben heute von einer Würdigung der Leibesübungen und
der Jugendbewegung abſehen zu dürfen. Trr= unſerer Forderungen
nach Einſparungen bei den Staatsausgaben müſſen hier einige Worte
geſagt werden: Wir erinnern uns an die Worte, die aus dem Munde
des Herrn Staatspräſidenten den erfolgreichen heſſiſchen Olympiade=
Kämpfern und den Meiſterturnern geſprochen wurden. Wir denken
an Reden und Verſprechen bei Jugendtagungen und Jugendfeſten, die
damals lebhaften Beifall auslöſten. In der hohen vaterländiſchen Be=
deutung
der Leibesübungen und bewußter Jugendbewegung waren ſich
alle Parteien einig. Es liegt aber nahe, aus den Anſätzen des Etats
auf die Wertſchätzung zu ſchließen, die man an den verantwortlichen
Stellen wirklich hegt. Wir widerſtehen der Verſuchung, einige aufrei=
zende
Beiſpiele aus dem Etat im Vergleich mit den vorgenannten Zah=
len
anzuführen. Es ſei aber darauf hingewieſen, daß in dem gleichen
Kapitel, in dem die 5000 Mark für Schulwanderungen geſtrichen wurden,
Reiſekoſten und Aufwandsentſchädigungen ganz beträchtlich erhöht wor=
den
ſind.
Wenn auch Reich und Gemeinden bereits gewiſſe Unterſtützungen an
die Leibesübungen treibenden Vereinigungen gewähren, ſo darf der
Staat ſeine ihm hier zugewieſenen Pflichten nicht vernachläſſigen. Man
kann der Meinung ſein, daß die 5000 Mark für Schulwanderungen ſo
gut wie nichts ſind und deshalb ruhig geſtrichen werden könnten. Man
kann aber auch der Anſicht ſein, daß man, um ſie wirkſam zu machen,
nur eine Null anzuhängen brauchte. Geradeder Schuljugend ſollte wegen
ihrer beſonders tiefen Eindrucksfähigkeit die Liebe zur Heimat durch das
Erwandern ihrer Schönheiten und Eigenheiten geſtärkt werden. Hier
kann ſie am beſten die ſchickſalhafte Verbundenheit von Stadt und Land,
der verſchiedenen Berufsſtände, die Auswirkungen unſerer heutigen
ſtaatlichen und wirtſchaftlichen Einrichtungen am leichteſten erkennen.
Hier kann ſie auch in mehrtägigen Wanderungen, durch Uebernachten
in den Jugendherbergen und rauſch= und rauchgiftloſe Wanderart auf
koſtenloſe Geſundquellen in unſerer häufig profithungrigen Zeit binge=
wieſen
werden. Hier kann der Samen gelegt werden, der dann ſpäter
in Turnen, Sport und Spiel, in der Jugendbewegung und Volkswohl=
fahrt
ſeine Blüten zum eigenen Wohl und zum Geſamtwohl treiben
wird.
Wir meinen, daß gerade der Volksſtaat an dieſen wichtigen Auf=
gaben
nicht vorübergehen darf, weil er hier die Zuſtimmung aller
Kreiſe des Volkes hinter ſich hat. Bisher ſind aus den Parteien
heraus noch keine Verbeſſerungsanträge eingegangen.
Doch geben wir und mit uns die Hunderttauſende in der Turn=, Sport=
und Jugendbewegung die Hoffnung nicht auf, daß ſich insbeſondere unter
den Lehrer=Abgeordneten der verſchiedenen Parteien Männer finden
werden, die während der Etatberatungen für eine angemeſſene und
ausreichende Berückſichtigung dieſer Geſundungs=
beſtrebungen
innerhalb des Volkes eintreten, daß insbeſondere
auch ein ausreichender Betrag für das Wandern unſerer Schulfugend
bereitgeſtellt wird. Gerade in unſerer heutigen Notlage iſt es ein Gebot
vorausſchauender Politik, den in Millionen lebenden Willen durch kär=
verliche
Betätigung, durch Sport und Turnen. fern aller Parteipolitik,
durch Wandern und Schauen zu Geſundheit, ſittlicher und geiſtiger Ver=
vollkommnung
zu gelangen, wirkſamſt zu unterſtützen, um ein Gegen=
gewicht
zu ſchaffen gegenüber all den tauſendfachen Schäden und Giften
einer in weiten Bezirken unnatürlich gewordenen Lebensführung.
6
Fußball.
Sp. V. 1919 Lengfeld Höchſt.
Am Sonntag, den 16. März. weilte der Sportverein Lengfeld
mit ſeiner 1. und 2. Mannſchaft in Höchſt i. O. Die 2. Mannſchaft
gewann verdient 3:0. Nachmittags trafen ſich die 1. Mannſchaften:
Höchſt komplett, Lengfeld mit 3 Mann Erſatz. Das Spiel
war ſehr ſchön und fair. In der erſten Halbzeit ſpielte L. mit dem
Wind und konnte durch zwei Prachttore des Linksaußen und
Mittelſtürmers in Führung gehen. In den erſten zehn Minuten
der zweiten Halbzeit kam Höchſt mächtig auf, holte ein Tor auf,
und beinahe wäre ihm der Ausgleich geglückt, wenn nicht der linke
Verteidiger Lengfelds klärend eingegriffen hätte der ſchönſte
Moment des Spieles. Jetzt macht ſich Lengfeld wieder frei, ſchießt
noch ein Tor und geſtaltet das Spiel bis zum Schluß überlegen.
Der Sieg iſt in dieſer Höhe verdient, obwohl auf beiden Seiten
noch einige Torgelegenheiten ausgelaſſen wurden. Schiedsrichter
ſehr gut.

Nun wird alſo auch Darmſtadt das erſte Hallenturnier ſehen. In
vielen Städten bilden Handballſpiele in der Halle ſeit Jahren einen
weſentlichen Beſtandteil des Sportprogramms in den Wintermonaten.
In Süddeutſchland wird das Hallenhandballſviel beſonders in Stutt=
gart
und Frankreich gepflegt, da dort ausgeſprochene Sporthallen zur
Verfügung ſtehen. Die 98er haben bei der Vorbereitung zum Berliner
Turnier die Wahrnehmung gemacht, daß ſich auch die Darmſtädter
Feſthalle zur Abhaltung einer derartigen Veranſtaltung ſehr gut
eignet, da insbeſondere die Ausmaße der Halle ein genügend großes
Spielfeld zulaſſen. Was lag daher näher, um endlich auch einmal in
Darmſtadt eine Hallenveranſtaltung zur Durchführung zu bringen. Mag
auch der ſportliche Wert des Hallenſpieles etwas umſtritten ſein, ſo
kann nichts darüber hinwegtäuſchen, daß die große Schnelligkeit, die der
Hallenboden ermöglicht, ein Spiel bedingen, das wegen des großen
Tempos und den hohen Anforderungen, die an die Wendigkeit und das
7ASungsvermögen der Spieler geſtellt werden, geradezu faſzinierend
wirkt.
Nun einige Einzelheiten aus dem Hallenſpiel: Jede Mannſchaft
beſteht aus 9 Spielern, von denen jedoch immer nur 7 Spieler
tätig ſein dürfen, während die beiden reſtlichen Spieler in völlig
beliebiger Weiſe zur Auswechſlung herangezogen werden können. Das
Spielfeld wird in der Darmſtädter Feſthalle eine Länge von ca.
80 Metern und eine Breite von 30 Metern beſitzen. Der Wurfkreis
beträgt 7 Meter, die Abſeitsregel iſt vollkommen aufgehoben.
Im übrigen gelten reſtlos die Regeln des Raſenſpiels, wobei jedoch
noch zu bemerken iſt, daß die Torgröße den Ausmaßen von Hockey=
toren
entſpricht. Die Spielzeit iſt auf 2 X 15 Minuten feſtgeſetzt.
Wie wir ſchon gemeldet haben, findet das Darmſtädter Turnier in
der Feſthalle morgen Mittwoch abend 8 Uhr ſtatt.
Bei der Einladung ſind in erſter Linie Vereine berückſichtigt, die
ſchon öfters in der Halle geſpielt haben, alſo eine gewiſſe Hallenpraxis
beſitzen. Sowohl Fußballſportverein als auch Eintracht Frankfurt be=
ſitzen
dieſe Hallenroutine, da ſie ſeit Jahren ſchon Spiele in der Halle
austragen. Das Können des Fußballſportvereins Frankfurt iſt ja in
Darmſtadt zur Genüge bekannt; in der Halle iſt der Tabellendritte
unſerer Gruppe beſonders gut, was ſchon daraus hervorgeht, daß bei
dem letzten Frankfurter Hallenſportfeſt die Turner=Auswahlelf eine
3:1Niederlage einſtecken mußte. Die Eintracht Frankfurt, die allerdings
der A=Klaſſe angehört, iſt in der Halle kaum ſpielſchwächer, mußte ſie
doch gegen den Ortsrivalen nur eine knappe Niederlage (1:2) hin=
nehmen
. Da außer dem Veranſtalter noch Rot=Weiß Darmſtadt teil=
nimmt
, iſt das Hallenturnier als Rivalenkampf FrankfurtDarmſtadt
anzuſehen. Demgemäß ſind auch die Geaner der beiden erſten Spiele
gepaart worden. Zuerſt tritt Rot=Weiß gegen Fußballſport=
verein
Frankfurt an, hierauf Eintracht Frankfurt gegen
Sportverein 1898. Nach einem kurzen Jugendſpiel werden die
beiden Unterlegenen der beiden erſten Kämpfe um den 3. und 4. Platz
ſpielen. Das Schlußſpiel ſieht dann die Sieger der beiden erſten Spiele
im Kampf um den 1. und 2. Platz.
Wir weiſen darauf hin, daß in der Halle eine große Anzahl ſehr
guter Sitzplätze zur Verfügung ſtehen. Auch die Stehplätze bieten gute
Sichtmöglichkeit. Die Eintrittspreiſe ſind verhältnismäßig niedrig
gehalten.

Rugby.

Neue Führung im ſüddeutſchen Rugby=Verband.
Am Sonntag fand in Heidelberg der Verbandstag des ſüd=
deutſchen
Rugby=Verbandes ſtatt. Die Tagung wickelte ſich flott
und reibungslos ab. Für den langjährigen Führer Hermann
Meiſter=Heidelberg, der endgültig von ſeinem Poſten zurück=
trat
und zum Ehrenmitglied ernannt wurde, wählte man
Graf von Beroldingen, den bekannten Vorſitzenden der
Frankfurter Eintracht, zum neuen Verbandsführer.
Von den gefaßten Beſchlüſſen intereſſiert in erſter Linie, daß
die Kopfſteuer um 20 Prozent ermäßigt wurde. Für das
Auswahlſpiel in Hannover, das der Ermittelung der
Ländermannſchaft gegen Frankreich dienen ſoll, ſtellt Süddeutſch=
land
nur ſieben Spieler, und zwar Botzing, Meier und Leippert II
vom Heidelberger Rugbyklub, Berg I und Berg II von Frankfurt
1880 und die Gebrüder Pfiſterer von der R. G. Heidelberg.

Ueber 500 Yards Freiſtil ſtellte in Miami in Florida die Ameri=
kanerin
Helen Madiſon mit 6:32 Min. einen neuen Welt=
rekord
auf.
Beim Tennisturnier in Nizza gewann Cilly Auſſem mit Miß
Ryan das Damendoppel mit 6:3, 6:3 gegen Frau von Reznicek/Owen
und mit Tilden zufammen das Gemiſchte Doppel mit 6:4, 6:0 gegen
Miß Ryan/Kingsley.
Europameiſter im Eiskunſtlaufen wurde im Berliner
Sportpalaſt in überlegener Manier der Wiener Karl Schäfer vor
Gold=Prag und Nikkanen=Finnland.

Hauptſchriftleiung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſiadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten

Geſchäftliches.

Die Leiſtungsfähigkeit des modernen Gebrauchswagens. Ein wirk=
lich
vollwertiger Gebrauchswagen muß heute Leiſtungen vollbringen,
die früher kaum von ganz großen, ſchweren und teueren Wagen gefor=
dert
werden konnten. Wir ſehen z. B., daß ein führendes Fabrikat der
edlen Markenklaſſe, der Sechszylinder=Mittelwagen der NSU 405,
von nur 7/34 PS alſo günſtigſter Verbrauchs= und Steuerlage ,
nicht nur mit der 20 000 Kilometer bewältigenden Nürburgfahrt, ſon=
dern
auch mit den harten Nürburg=Langſtreckenfahrten eines untadel=
haften
Drei=Wagen=Teams Leiſtungen erzielt hat, die ihresgleichen
ſuchen aber wohl nicht finden. Bei der Anſchaffung eines neuen
mittelſtarken Gebrauchswagens der Sechszylindertypen wird man an
dieſer Schöpfung von hoher Qualität, edler Linie und günſtigſter An=
ſchaffungs
=, Betriebs= und Amortiſationslage nicht vorübergehen können.
Alle NSU.=Vertreter ſtehen mit jeder Auskunft, Probefahrtverein=
barung
und Erörterung der günſtigſten Abzahlungsmethoden jederzeit
gerne zur Verfügung.

Mit kritiſcher Aufmerkſamkeit hat die Fachwelt das Erſcheinen und
Vordringen der Henſchel=Laſtkraftwagen und Omnibuſſe beobachtet.
Heute iſt es unbeſtritten, daß Henſchel=Wagen ſich in außerordentlich
kurzer Zeit durchgeſetzt und unbedingtes Vertrauen geſichert haben.
Henſchel verwendet für ſeine modernen Konſtruktionen nur ausgeſucht
erſtklaſſiges Material; veraltete Werkzeugmaſchinen ſind in den Henſchel=
Automobil=Werkſtätten nicht zu finden. Kürzlich eingegangene Neu=
und Nachbeſtellungen beſtätigen den bisberigen Erfolg des Henſchel=
wagens
.
Der Langſtreckenläufer Paul Sillier befindet ſich auf einem Rekord=
lauf
durch ganz Deutſchland (zirka 3200 Kilometer). Derſelbe kommt
auf dieſem Lauf auch durch Darmſtadt und wird als Kontrollſtelle das
Reformhaus Eos anlaufen. Auf dieſem Lauf trägt Mazeppa
den patentierten Turn= und Sportſchuh Trittgefaßt Extra
welcher als der beſte Turn= und Sportſchuh der Gegen=
wart
von allen Turn= und Sportlehrern bezeichnet wird. Dieſer Schuh
iſt im Reformhaus Eos zu haben.
Ja, wenn Sie fremde Sprachen ſprechen könnten!
Dann ſähe es ganz anders um Ihre Zukunft aus: Sie fänden weit
ſchneller eine neue und beſſer bezahlte Stellung, Sie kämen viel ſchnel=
ler
in Ihrem Beruf vorwärts! Schauen Sie nur einmal in den Stellen=
markt
der großen Zeitungen, Sie werden dort die Beſtätigung finden.
Warum nutzen Sie dieſe Möglichkeiten nicht aus? Es iſt doch gar nicht
ſo ſchwer, eine fremde Sprache zu erlernen und auch recht billig. Es
koſtet nur 3 Mark im Monat (12 Mark im ganzen), nach der Methode
Touſſaint=Langenſcheidt eine fremde Sprache ſo gründlich zu erlernen,
daß Sie ſchon nach einem halben Jahr jede fremdſprachige Korreſpon=
denz
oder mündliche Verhandlung in fremder Sprache übernehmen kön=
nen
. Verſuchen Sie es einmal: Sie erhalten eine Probelektion vollſtän=
dig
koſtenlos, wenn Sie dem Verlag der Methode Touſſaint= Langen=
ſcheidt
Ihre Adreſſe und die Sprache nennen, die Sie beherrſchen möch=
ten
. Schreiben Sie dazu aber noch heute an die Langenſcheidtſche Ver=
lagsbuchhandlung
, Berlin=Schöneberg.

Rundfunk-Programme.

Frankfurt a. M.
Dienstag, 18. März. 13.30: Schallplatten. 15.15: Jugend=
ſtunde
. 16: Hausfrauen=Nachmittag des Frankfurter Hausfrauen=
ereins
. Zubereitung von Gemüſe=Konſerven. O 16.50: Eine Ver=
bte
holt ſich Rat in der Sprechſtunde einer Rechtsanwältin. 6 17.20:
Konzert. Lehar: Zigeunerliebe. Morena: Johann Strauß ſpielt
auf! Fucik: Regimentskinder. O 17.55: O. Schreiber: Die Auf=
gaben
der Verkehrswacht. 18.05: Prof. Salomon: Deutſch=
franzöſiſche
Begegnung. O 18.35: Stuttgart: Dr. Prinzhorn: Er=
lebniſſe
und Erfahrungen in Venezuela. O 19.05: Stuttgart: Dr.
Hagemann: Kairo und Konſtantinopel. O 19.30: Muſenſaal der
Städt. Feſthalle Roſengarten in Mannheim: Akademiekonzert. Mozart:
Sinfonie in Es=dur. Mozart: Arie aus Don Juan Beet=
hoven
: Zwei Lieder. Schubert: Sinfonie Nr. 7 in C=dur.
21.30: Stuttgart: Bunte Stunde.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 18. März. 9: H. Oſtwald: Ber=
er
Redensarten. O 10: Chr. Leden: Das Leben der Eskimos.
O 12: Franzöſiſch für Schüler o 14.30: Tanzturnen für Kinder.
2 15: Jugendſtunde. O 15.45: Urſula Scherz und William Wauer:
Künſtler. Handarbeiten. O 16.30: Leipzig: Konzert. o 17.30:
arbietungen des Münchener Violen=Quintetts. O 17.55: Prof. Dr.
Paly: Imperialiſtiſche Methoden der großen Politik O 18.20: Dr.

Ueb=: die Rechtsverhältniſſe im Baugewerbe. O 20: Berlin: Das
deutſche Lied Mitw.: Lula Myſz=Gmeiner (Alt), B. Seidler=
ler
=Winkler, Berliner Funkchor. Weber: Unbefangenheit. Men=
delsſohn
: Auf Flügeln des Geſanges. Schumann: Waldge=
räch
: Der Nußbaum. Cornelius: Auf ein ſchlummerndes Kind.
Franz: Aus meinen großen Schmerzen: Im Herbſt. Schubert=
Der Tod und das Mädchen: Die Forelle: Ständchen (Mit Frauen=
Thor). O 20.40: Von der Romanti bis zum Jazz (Schallplatten).
O 21.10: Beethoven=Saal: Layton und Johnſtone ſingen. O 21.45:
Zeit. Wetter. Internationaler Programmaustauſch zwiſchen
Deutſchland. England und Belgien. O Anſchl.: Dr. Räuſcher:
litiſche Zeitungsſchau.

Weiterbericht.

Die Kanalſtörung zieht unter Abflachung über der Nordſee weiter
Ihr Einfluß dürfte ſich jedoch noch auf die Wetterlage auswirken und
zunächſt unter Abkühlung Anlaß zu einzelnen Schauern geben. Di
Niederſchlagstätigkeit nimmt aber ab, und der anſteigende Luftdruck wir)
etwas ruhigeres Wetter herbeiführen.
Ausſichten für Dienstag, den 18. März: Kühleres, wechſelnd wolkige)
und aufheiterndes Wetter mit einzelnen Schauern.
Ausſichten für Mittwoch, den 19. März: Bewölkt und mäßig warrn
meiſt trocken.

V

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A. Am 10. März 1930 hinſicht=
lih
der Firma; Franck & Cie., Zweig=
mederlaſſung
Darmſtadt, Hauptnieder=
fſung Heidelberg: Kaufmann Hermann
cälber iſt aus der Geſellſchaft ausge=
ſc
ieden, die von den übrigen Geſell=
aftern
fortgeſetzt wird. Am 12. März
30 hinſichtlich der Firma: Carl Zieg=
ſe
, Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt
anf Fritz Ziegler, Kaufmann in Darm=
trdt
, übergegangen. Der Uebergang der
in dem Betriebe des Geſchäfts begrün=
pten
Forderungen und Verbindlichkeiten
ſ bei dem Erwerbe des Geſchäfts durch
itz Ziegler ausgeſchloſſen. Die Pro=
ra
der Carl Ziegler Ehefrau iſt er=
ußſchen
.
Abteilung B: Am 13. März 1930 hin=
ichtlich
der Firma. Moenania Geſell=
chaft
für chemiſche und pharmazeutiſche
Frzeugniſſe mit beſchränkter Haftung,
4armſtadt: Franziska Buſch geborene
*herf in Darmſtadt iſt zur Prokuriſtin
v ſtellt in der Weiſe, daß ſie zur Vertre=
ng
der Geſellſchaft und Zeichnung der
ferma nur in Gemeinſchaft mit einem
Ceſchäftsführer berechtigt iſt. Am
März 1930 hinſichtlich der Firma;
lapierverarbeitung Aktiengeſellſchaft,
garmſtadt: Die Vertretungsbefugnis
s Liquidators iſt beendet und die
därma erloſchen.
(4495
Darmſtadt, den 15. März 1930.

Amtsgericht I.

Burannimacung.
Ueber das Vermögen des Kaufmanns
sigmund Salomon in Darmſtadt,
eeckarſtraße 18, zugleich als Allein=
ſit
habers der Firma Sigmund Salomon
Darmſtadt, Rheinſtraße 53, iſt am
1-. März 1930, vorm. 11 Uhr 45 Min.,
das Konkursverfahren eröffnet worden.
Konkursperw: Rechtsanw. Dr. F. Klein=
ſmmidt
in Darmſtadt, Hügelſtraße 55.
Konkursforderungsanmeldungen, ſowie
ſofffener Arreſt und Anzeigefriſt bis zum
14.April 1930. Erſte Gläubigerverſamm=
lung
: 14. April 1930, vormittags 9½
Ucr. Zimmer 226, und allgemeiner Prü=
fungstermin
: 12. Mai 1930. vormittags
Uhr, Zimmer 226. vor dem unter=
ßächneten
Gericht.
(4496
DDarmſtadt den 13. März 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.

Berfteigernng
Pugengemw. e. B.
Im gefl. Auftrage der Frau Haupt=
mann
Coeſter wegen Wegzug vollſtän=
dise
Räumung der innegehabten Villa
Binenſtrage Ne. So.
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20 März, vormittags ab 10 Uhr, fol=
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Kdreiteilig) mit Waſchabteilungen, 2
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ſtühle
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Anrichte Waſchmangel. Beleuchtungs=
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IV.149

Dienstag, den 18. März 1930

Seite 11.

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Flur II, Nr. 688,, Grasgarten daſelbſt, 91 qm, Schätzung:
1000 RM.
Flur II, Nr. 688., Grasgarten (Vorgarten) daſelbſt, 39 qm,
Schätzung: 500 RM.
Eigentümer: Kaufmann Berthold Ehrmann in Darm=
ſtadt
.
Darmſtadt, den 9. Januar 1930.
(1821a
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[ ][  ][ ]

Die Arbeitsmarkklage im Bereich des Landesarbeits
amks Heſſen.

Ueber die Arbeitsmarktlage in Heſſen und Heſſen=Naſſau berichtet das
Landesarbeitsamt Frankfurt: Die winterliche Höchſtbelaſtung des Arbeits=
marktes
war in der Vorwoche erreicht. In der Berichtswoche trat in
den meiſten Arbeitsamtsbezirken eine merkliche Entſpannung ein, die,
wie gewöhnlich im Frühjahr, von den Außenberufen ausging und in=
folgedeſſen
vorerſt auch nur den Arbeitsmarkt der Männer entlaſtete.
Die Zahl der Arbeitſuchenden ſank insgeſamt um rund 3500, von 230 800
(darunter 199 500 Männer) auf 227 300 (davon waren 196 000 Männer)
Am ſtärkſten nahm die Arbeitsloſigkeit ab im Baugewerbe (mit rund
2000 Abgängen) und in der Lohnarbeit wechſelnder Art (1200, vor=
wiegend
Bauhilfsarbeiter). In Landwirtſchaft, Forſtwirtſchaft und Gärt=
nerei
war der Rückgang (abſolut 370) relativ ebenſo groß wie im Bau=
gewerbe
. In der Steininduſtrie iſt die Lage noch gedrückt und unein=
heitlich
, immerhin ging die Zahl der Arbeitſuchenden um 260 zurück,
gegenüber einer Zunahme in der Vorwoche von 360. Das Verkehrs=
gewerbe
erfuhr ebenfalls eine allerdings nur geringe Belebung (150 Ab=
gänge
) durch Einſtellung von Zeit= und Streckenarbeitern bei der Reichs=
bahn
. Der erwartete ſaiſonmäßige Aufſchwung im Bekleidungsgewerbe
iſt bisher ausgeblieben; von rund 11 100 Arbeitſuchenden am Schluſſe
der Vorwoche gingen nur etwa 180 in Arbeit. Die geringe Entlaſtung
in der Lederinduſtrie (insgeſamt 160 Abgänge) hat ihre Urſache in der
ſaiſonbedingten Aufnahmefähigkeit der Portefeuilleinduſtrie. Die Zahl
der Hauptunterſtützungsempfänger in Arbeitsloſen= und Kriſenunter=
ſtützung
ging nach den vorläufigen Meldungen der Arbeitsämter um
2763, von 168 859 auf 166 096 zurück.

Vere’nsbank Butzbach. Die Vereinsbank für Butzbach und Um=
gegens
hielt am Sonntag in Gegenwart von etwa 200 Mitgliedern ihre
diesjährige ordentliche Generalverſammlung ab. Nach dem Geſchäfts=
bericht
hat das Jahr 1929 der Genoſſenſchaft eine weitere günſtige Auf=
wärtsentwickelung
gebracht, die u. a. darin zum Ausdruck kommt, daß
die Mitgliederzahl ſich um 54 auf 516 gehoben hat. Bei einem Geſamt=
umſatz
im Jahre 1929 von 51 966 000 Mark ergibt ſich ein anſehnlicher
Reingewinn, über deſſen Verteilung folgendermaßen beſchloſſen wurde:
10 Prozent Dividende gleich rund 13 390 Mark, ferner ſollen 10 000
Mark dem Reſervefonds und 5000 Mark der Betriebsrücklage zugeführt
werden. 2316 Mark ſind für Mobiliar und Einrichtung vorgeſehen und
3366 Mark ſollen auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die Spar=
einlagen
haben ſich im Berichtsjahr um 183 152 Mark geſteigert.
Die Reorganiſation der Fraukfurter Meſſe= und Ausſtellungs G.m..H. Wie wir erfahren, ſieht der einſtimmig genehmigte Reorgani=
ſationsplan
der Frankfurter Meſſe vor, daß künftig Frankfurter Inter=
nationale
Muſtermeſſen ſortfallen und dafür nur noch Fachausſtellungen
ſtattfinden. Dadurch ſei der Charakter der Geſellſchaft als Verwal=
tungs
= und Ausſtellungsgeſellſchaft erhalten. Durch die Zuſammen=
legung
von bisher ſechs Abteilungen in künftig nur zwei, und zwar
Direktion und Werbeabteilung, ſowie Bau= und Ausſtellungstechniſche
Abteilung werden im Jahre 1930 rund 65 000 RM. und im Jahre 1931
nach erfolgter reſtloſer Umſtellung rund 165 000 RM. Erſparniſſe er=
zielt
, ſo daß ab 1931 ein Zuſchußbedürfnis durch die Stadt Frankfurt
für die Geſellſchaft wegfällt. Das Ausſtellungsprogramm ſieht zunächſt
die ſtändig geſicherte Möbelſpezialmeſſe im Herbſt vor, da nach Ab=
ſprache
mit Köln die Möbelmeſſe im Frühjahr in Köln und im Herbſt
in Frankfurt abgehalten werden ſoll. Die übrige Zeit ſoll durch Fach=
ausſtellungen
ausgefüllt werden. Es laufen nach den verſchiedenen
Seiten hin bereits Verhandlungen. 1930 findet im Juni bekanntlich
die Achema ſtatt. An eine Auflöſung der Geſellſchaft und Ueberfüh=
rung
in ſtädtiſche Regie werde auf Grund des neuen Organiſations=
planes
nicht gedacht.
Von der Frankfurter Börſe. Vom 20. März 1930 ab wird die
Notiz für 4prozentige unkündbare Schwediſche Reichs=Hypotheken=
Bank Pfandbriefe von 1878 und 4prozentige kündbare Schwediſche
Reichs=Hypotheken=Bank Pfandbriefe von 1378 zu einer Notiz im
Amtlichen Kursblatt der Maklerkammer Frankfurt a. M. vereinigt.
Maſchinenfabrik Badenia vorm. Wm. Platz Söhne A. G. in Liqu.,
Weinheim. Die Liquidationseröffnungsbilanz ſchließt mit einem Verluſt
von 392279 RM. Bei den Aktiven betragen Anlagen 664000 RM.,
Kaſſe und Poſtſcheck 15 000 RM., Bankguthaben und Außenſtände 148000
Reichsmark und Vorräte 138 932 RM. Demgegenüber ſtehen Kreditoren
von 1 364 525 RM., wovon 729 834 RM. ausſonderungs= und bevorrech=
rechtigt
ſind. Die Bilanz per 31. Dezember 1929 weiſt einen zwiſchen=
zeitlich
erzielten Gewinn von 138 068 RM. aus, der zum größten Teil
auf Nachläſſe auf Steuern und ſonſtige Forderungen zurückzuführen iſt.
Die Unterbilanz ermäßigt ſich dadurch auf 254 211 RM.

Frankfurter Produktenbericht vom 17. Mai. In Anbetracht der
Unſicherheit über die beabſichtigten Regierungsmaßnahmen und des an=
haltend
ſchwachen Mehlgeſchäftes kam das Geſchäft zum Wochenbeginn
nur ſchleppend in Gang. Die Händler bekundeten eher Abgabeneigung,
ſo daß zumeiſt weitere Abbröckelungen eintraten. Nur Weizen, Hafer
und Roggenkleie konnten ſich behaupten. Hülfenfrüchte und Rauhfutter=
mittel
unverändert, dagegen Kartoffeln weiter flau und nachgebend.
Weizen 26,25, Roggen 16,50, Gerſte 17, Hafer 15,7516, Mais 14,50,
ſüdd. Weizenmehl 37,7538,50, dto. niederrhein. 37,7538,25, Roggen=
mehl
24,2525,50, Weizenkleie 88.10, Roggenkleie 8,25, Erbſen 2233,
Linſen 3580, ſüdd. Heu 8,75, Weizen= und Roggenſtroh, drahtgepr.
4,80, dto. gebündelt 5, Treber, getrocknet 10,5011, Kartoffeln per
Zentner 2,60 Mark.

Diebmärkke.

Frankfurter Viehmarkt vom 17. März. Dem Frankfurter Groß=
viehmarkt
waren zugeführt: 1275 Rinder, darunter 312 Ochſen, 81 Bul=
len
, 521 Kühe, Färſen 325, Kälber 502, Schafe 78, Schweine 4742. Be=
zahlt
wurden pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen al) 5458, a2) 50
bis 53, b1) 4649, Bullen a) 5456, b) 49 53, Kühe a) 4548, b) 41
bis 44, c) 3440, d) 2833, Färſen a) 5659, b) 5255, c) 4851,
Kälber b) 7476, c) 6873, d) 6067, Schafe nicht notiert, Schweine
a) 7072, b), c) und d) 7073, e) 6870. Der Marktverlauf war mit
Rindern ruhig, nahezu ausverkauft, mit Schweinen ſchleppend, Ueber=
ſtand
, Kälber und Schafe ruhig, ausverkauft. Der Markt vom Mon=
tag
, den 24. März, wird auf Dienstag, den 15. April, verlegt. Am
14. April wird nur Schweinemarkt abgehalten. Der Markt vom 21.
April wird auf Dienstag, den 22. April, verlegt. Fleiſchgroßhandels=
preiſe
: Ochſenfleiſch 1 9097, dito 2 8090, Bullenfleiſch 8590, Kuh=
fleiſch
2 6575, dito 3 5565, Kalbfleiſch 2 100105, Schweinefleiſch 1
9095, Gefrierfleiſch: Vorderviertel 58, Hinterviertel 65. Geſchäfts=
gang
ſchleppend.

Amerikaniſche Kabelnachrichten

Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 17. März:
Getreide. Weizen: März 103½, Mai 107½, Juli 105½, Sep=
tember
107½; Mais: März 79, Mai 82½, Juli 83½, Septem=
ber
835; Hafer: März 41½, Mai 42½, Juli 42½, Septem=
ber
42½; Roggen: März 61½, Mai 60½, Juli 63½, Sept. 67½.
Schmalz: März 10,13, Mai 10,22½, Juli 10/47½, Sep=
tember
10,67½.
Fleiſch. Rippen : Speck, loko 13,25; leichte Schweine
9,85 bis 10,75, ſchwere Schweine 9,15 bis 9,90; Schweine=
zufuhren
: Chicago 43 000, im Weſten 110 000.
Baumwolle: März 14,75, Mai 14,95.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 17. März:
Schmalz: Prima Weſtern 10,85; Talg, extra, loſe 678.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 12434, Hartwinter
n. Ernte 107½: Mais 91½: Mehl: 5,605,86: Getreidefracht:
nach England 1,6 bis 2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8 bis
9 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 119; Loko: 8½: Januau
8.50, Februar , März 8,07, April 8,23, Mai 8,37, Juni 850,
Juli 8,65, Auguſt September 893, Oltober 8,94, Novem=
ber
, Dezember 8,82.

Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.

Frankfurt a. M., 17. März.
Auch zu Beginn der neuen Woche hatte die Börſe ſtark unter der
anhaltenden Orderloſigkeit zu leiden, ſo daß das Geſchäft auch heute
wieder zeitweiſe zur Stockung kam. Trotz der Klärung der innerpoli=
tiſchen
Lage und der bevorſtehenden Verabſchiedung des Polenabkom=
mens
blieb die Unternehmungsluſt ſehr gering. Die Tendenz neigte
zur Schwäche, da die Spekulation unter dem Druck der troſtloſen
Situation vereinzelt zu Abgaben ſchritt. Zur Verſchlechterung der Lage
trug die zum Schluß ſchwächer gewordene New Yorker Börſe noch
einen Teil bei. Auf der anderen Seite blieben günſtige Momente, wie
die ſehr flüſſige internationale Geldmarktlage und der Ausfuhrüberſchuß
von 100 Millionen Mark in der deutſchen Außenhandelsbilanz für den
Monat Februar, ganz ohne Bedeutung. Gegenüber den Schlußkurſen
vom Samstag waren zumeiſt Abſchwächungen zu verzeichnen. Am Kunſt=
ſeidemarkt
ſcheint ſich doch eine Beruhigung bemerkbar gemacht zu haben,
denn Akuaktien wurden heute etwas taxiert. Abgaben von holländiſcher
Seite waren jedenfalls nicht zu bemerken. Am Elektromarkt kamen,
wie an allen Märkten, kaum Erſtnotierungen zuſtande. Bergmann er=
öffneten
2 Prozent ſchwächer. Siemens waren behauptet. Von Chemie=
aktien
büßten J. G. Farben 1½ Prozent ein. Montanwerte waren zu=
nächſt
ganz ohne Umſätze. Banken uneinheitlich. Geringfügig abgeſchwächt
eröffneten Barmer Bank und Dresdener Bank, während Commerzbanl
leicht erhöht waren. Zellſtoffaktien bis zu 1 Prozent gedrückt. Von
lokalen Werten gaben Metallgeſellſchaft 1½ Prozent nach. Karſtadt
minus 1 Prozent Tietz behauptet. Renten ſtill, nur deutſche Anleihen
waren geſucht und feſter.
Im Verlaufe ſtagnierte das Geſchäft faſt vollkommen. Die Kuliſſe
nahm weiter einige Abgaben vor, ſo daß ſich das Niveau abermals
im bis zu 1½ Prozent ſenkte. Etwas mehr gedrückt waren auch jetzt
Akuaktien. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 6 Proz. etwas gefragt.
Die Abendbörſe lag außerordentlich ſtill. Die Kurſe waren
im allgemeinen ungefähr auf Baſis der Berliner Schlußkurſe behauptet.
Für eine Reihe von Werten waren jedoch keine Kurſe zu hören. Die
allgemeine Geſchäftunluſt ergibt oft die Unmöglichkeit, ſelbſt kleine
Aktienbeträge unterzubringen. Farben lagen ¼ Prozent niedriger,
auch Siemens gedrückt. Bankaktien behauptet. Etwas Nachfrage be=
ſtand
für Phönix, die ¼ Prozent anziehen konnten. Auch Kali= und
Schiffahrtswerte eine Kleinigkeit freundlicher. Aku weiter abgeſchwächt
und 3½ Prozent gedrückt. Renten unverändert. Im Verlaufe der
Börſe trat eine Erholung nicht ein.
Berlin, 17. März.

Die Geſchäftsloſigkeit, in der die vergangene. Woche geſchloſſen
hatte, hielt zu Beginn des neuen Berichtsabſchnittes an. Im Vor=
mittagsverkehr
und an der Vorbörſe war es überhaupt nicht möglich,
einigermaßen zuverläſſige Kurstaxen zu erfahren. Die Stimmung
wurde von einem Mangel an Aufträgen beeinflußt und mußte als luſt=
los
bezeichnet werden. Eine ausgeſprochene Tendenz ließ ſich ſelbſt zu
den Anfangsnotierungen nicht feſtſtellen, die Kurſe bröckelten weiter
leicht ab, ohne daß das Ausmaß der Abſchwächungen in der Regel über
1 bis 2 Prozent hinausging. Sonderbewegungen waren kaum zu beob=
achten
. Im Verlaufe hielt die Geſchäftsſtagnation an, beſonders da
ſich die Spekulation wegen der zunehmenden Arbeitsloſigkeit im Ruhr=
bergbau
und der bevorſtehenden Finanzdebatten im Reichstag zu größter
Zurückhaltung veranlaßt ſah. Es kam zu weiteren Abbröckelungen bis
zu 1 Prozent; auf Karſtadt unternahm die Baiſſeſpekulation einen An=
griff
, der ein Nachgeben des Kurſes um zirka 2 Prozent zur Folge
hatte. Siemens verloren 2½ Prozent, Farben 1 Prozent, Aku 1½
Prozent uſw.

Metallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 17. März 1930 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar und Februar 131 (131.50), März 132 (134.50),
April 132 (133.50), Mai 131.75 (132.50), Juni und Juli 131.50 (132),
Auguſt und September 131.25 (132), Oktober 131.25 (131.75), November
und Dezember 131 (131.50). Tendenz: Luſtlos. Für Blei: Januar
37.50 (37.75), Februar 37.25 (37.75), März 36.50 (37.50), April 36.75
(37.50), Mai 37 (37.50), Juni und Juli 37.25 (37.50), Auguſt 37.25 (37.75),
September 37.2 (37.50), Oktober, November und Dezember 37.25
(37.75). Tendenz: ruhig. Für Zink: Januar 38.25 (38.75), Februar
38.50 (38.75), März 34.50 (36), April 35.75 (36.25), Mai 35.75 (37), Juni
36.50 (37.50), Juli 36.75 (37.75), Auguſt 37.25 (38), September 37.50 (38),
Oktober 37.75 (38.25), November 38 (38.50), Dezember 38.25 (38.50). Ten=
denz
: ſtetig. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
Brief.

Vom Holzmarkt

ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Lage iſt unüberſichtlich, der Gang
des Baugeſchäftes ſchleppend, die Nachfrage aus den Kreiſen der Möbel=
tiſchler
nach Schnitthölzern aller Arten gering, die Kaufluſt der In=
duſtrie
viel kleiner als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Dazu kommt, daß
häufige Zuſammenbrüche in allen Gewerben zur Beunruhigung des
Marktes beitragen und die Unternehmungsluſt der Holzhändler gewaltig
eindämmen. Seit kurzem reiſen die Vertreter mittel= und weſtdeutſcher
Holzfirmen auf den Werken des Oſtens herum, um Einſchnitte, die jetzt
begonnen haben, zu beſichtigen. Das Intereſſe richtet ſich ſehr ſtark auf
die Produktionen aus ruſſiſchen Stammblöcken, die in dieſem Jahr zum
erſtenmal den deutſchen Markt in größeren Mengen erreicht haben und
nunmehr auf den Sägewerken zum Einſchnitt gelangen. Man muß feſt=
ſtellen
, daß die Beſchaffenheit dieſer ruſſiſchen Blöcke dem deutſchen Kie=
fernholz
, von einigen Ausnahmen abgeſehen, in bezug auf die Qualität
überlegen iſt, und daß ſie von polniſcher Kiefer nur ſehr ſelten erreicht
werden kann. Allerdings glaubt man in Fachkreiſen, daß nicht alle
Blöcke aus Rußland wegen des herrſchenden Waggonmangels werden
abtransportiert werden. Man rechnet vielfach mit einer Fehlmenge von
etwa 20 v. H. Die Einſchnitte in Oſtpreußen fallen in dieſem Jahre
klein aus. Allerdings iſt bis jetzt nur wenig oſtpreußiſches Stammholz
umgeſetzt worden. Recht lebhaft war in letzter Zeit das Geſchäft in
Zopfholz, was um ſo erſtaunlicher iſt, als die Lage der Möbelinduſtrie
ungünſtig und die Beſchäftigung nur gering iſt. Aſtreine Seitenbretter
waren vom neuen Einſchnitt aus Polen ſtark angeboten, man zahlte
dafür frei Grenze bei Bentſchen im Großhandel 7678 Mark. Der Bau=
markt
liegt darnieder, Balken ſind angeboten, ohne daß ſich Käufer da=
für
finden.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.

Wie wir von zuverläſſiger Seite erfahren, iſt der deutſch=polniſche
Handelsvertrag bereits in Warſchau paraphiert worden.
Drei Berliner Schraubenwerke, die Deutſche Induſtrie=Werke A.=G./
Berlin=Spandau, Abt. Schraubenfabrik, die Firma Carl Haſſe u.
Werde, Abt. Schraubenfabrik, ſowie die Norddeutſche Schrauben= und
Metall=Werke A.=G., Berlin=Niederſchönhauſen, Abt. Handelsſchrauben
haben ſich für die Herſtellung roher Schrauben zu einer Verkaufs=
gemeinſchaft
in Berlin=Niederſchönhauſen zuſammengeſchloſſen.
Obwohl der Zementverſand im Februar 1930 mit 294000 Tonnen
gegenüber dem Januar mit 315000 Tonnen einen kleinen Rückgang auf=
weiſt
, bedeutet er eine ganz leichte, ſaiſonmäßige Belebung, da die
zahlenmäßige Abnahme ſich aus der Kürze des Monats Februar er=
klärt
.
Wie wir erfahren, liegt bei der Verwaltung der Stahlwerk Becker
A.=G., Willich bei Krefeld, ein Antrag des Angeſtelltenrates vor, wonach
die Angeſtelltenſchaft ſich bereit erklärt, um eine Stillegung des Werkes
zu verhindern, auf 15 Prozent der Gehälter zu verzichten.
In einer beſonderen Sitzung hat der Magiſtrat der Stadt Wies=
baden
beſchloſſen, der Stadtverordnetenverſammlung die Umwandlung
der Gas=, Elektrizitäts= und Waſſerwerke in eine reine kommunale
A.=G. zu empfehlen. Gleichzeitig empfiehlt der Magiſtrat, daß ſich die
neue Geſellſchaft an die Deutſche Kontinentale Gas=Geſellſchaft in
Deſſau anlehnt und mit ihr einen Darlehensvertrag abſchließt.
Sir Henry Deterding, der Führer der Royal Dutch=Shell=Gruppe,
gibt zu den aus Amerika ſtammenden Nachrichten über Erteilung eines
Lieferauftrages von 1 Mill. Tonnen Petroleum an das Sowjet=
Naphtha=Syndikat durch die Standard Oil Geſellſchaft bekannt, daß
ihm von einem ſolchen Kontrakt nichts bekannt ſei.
Nach dem Wochenbericht von Samuel Montagu u. Co. betrugen die
engliſchen Goldimporte in der Woche vom 3. bis 10. März 1 436 264
Lſtr. Hauptyjeferer war wiederum Süd=Afrika, das 1 340 152 Lſtr. ein=
führte
. Die Goldabgabe des engliſchen Marktes war mit 145 441 Lſtr.
verhältnismäßig gering. Hauptabnehmer blieb jedoch weiterhin Deutſch=
land
, das in der Berichtswoche 66 975 Lſtr. aufnahm.
In rumäniſchen Regierungskreiſen verlautet, daß zwecks Finan=
zierung
der diesjährigen Ernte eine Anleihe von zwei Milliarden Lei
in Paris abgeſchloſſen wurde. Die Anleihe wurde von der Banque de
Paris et des Pahs=Bas ſowie von einer Gruppe rumäniſcher Banken
übernommen.
Der Verwaltungsrat der Finanz A.=G., Baſel, beſchloß, der Gene=
ralverſammlung
am 27. März aus 418 645 Schweizer Franken Rein=
gewinn
5 Prozent Dividende auf 7,5 Mill. Schweizer Franken Aktien=
kapital
zu verteilen und der Reſerve 37 676 Schweizer Franken zur Auf=
rundung
auf 200 000 Schweizer Franken zuzuweiſen.

Berliner Kursbericht
vom 11. März 1930

Deviſenmarkt
vom 17. März 1930

Va H
Danatbank
Deutſche Ban u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bark
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Ea=
Deutſche Erdö!

Tare
226.
141.

145.
104.
145.
106.25
160.
76.
145.
195.
61.
146.
164.50
96.50

Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Unter
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen

Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
7löcnerwerke
Köln=Neueſſ. Ban.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw
Orenſtein & Koppel

Jie
55
136.25
168.50
128.
05.
95.
2C6.50
100.
104.
102.12:
44.87!
84.50
87.50
73.

Maee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ko
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lmz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Pocge
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Vee
74 50
355.75
153.125
154.
24.50
20g.
74.

70.125
112.*0
84.
174.
65.
43.

Helſingfor
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris

Bährung
100 finn. Mk.
100 Schillinel
100 Tſch. Kr
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 L.Stg.
Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belgo
100 Lire
100 Francs

Geld
10.542
58.995
12.41
73. 17
3.037
167.93
112.05
112.12
112.42
20.362
1.55
14. 1885
58.36
21.93
16.38

Brieſ
59.115
12.43
73.31
3.C431
68.2
112.2:
12.30
112.641
20.40.
1.55
4. 1965
18.48
21.97
16.42

10.562/ Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeir=
Portuga!
Athen.
Konſtantinopel
Kairo
Kanada
Uruguay
Island
Tallinn (Eſtl
kiga

Pährung Ge Brie 100 Franken 81.09 81.25 100 Peſetas 53.00 53.1G 100 Gulden 81.37 *1.55 1 Yen 2.068 2.07 1 Milreis 0.481 0.405 Jugoſlawien 1100 Dinar 7.405 n 100 Escudos 18.81 (.255 100 Drachm. 5.425 5.45 1 türk. 2 1ägypt. 2 20.88 20.32 1canad. Doll 4. 178 u. G 1 Goldpeſo 3.676 3.6G 100 eſtl. Kr. 92.16 2.3c 100 eſtl. Kr. 111.54 111.7 100 Lats 80.70 Mif

Malbant, Küulmanongefrafchaf
Frankfurter Kursbericht vom 12. März 1930.

7% Dtſch. Reichsanl

6% Baden .......
8% Bahern ......"
..
600
3½ Heſſen v. 2e
v. 29
8%
6% Preuß. Staats=
anl
. . . . . . .. ...
8% Sachſen .....
..
77 Thüringen..

Dtſche. Anl. Auslo
ſungsſch. +
Ablöſungsanl. .
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub

Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
.

8% Baden=Baden
6% Berlin. . . . .
8% Darmſtadtv. 26
D26
2 Frankf. a. M
8% Mainz..... ..
8% Mannheim. .
8% Nürnberg

8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. ..
Goldob
½%0 Heſſ. Ods.
Hyp.=Br.=Liquid.
Pfbr..
Preuß. Lbs.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr.
Goldobl
Darmſt. Komm.
Landesbl Goldobl.
2, KaſſelerLandes
tredi Goldpfbr.

99

n4.75

76.5
84

25 Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. .
Obl.
4½%

91.7
96.25
78

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. 1I
Ser, III
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).

52.15
8.3

NK

86

85
85
82
5.5

96.5
93

R c

94
22
94

50.1
68

% Berl. Hyp.=Bk.
4¾
Liqu.=Pfbr.
8% Frif. Hyp. Bk..
4½%0 Lig.Pfbr.
8
Pfbr. Bk.. .
4½% Lig. Pfbr..
8%Mein. Hyp. Bk.
½%o Lig. Pfbr..
% Pfälz. Hhp.Bk.
. Lig.Pfbr.
8% Preuß. Boden=
cred
.=Bank
4½% Lig.Pfbr.
0 Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bk...
4½% Lig. Pfbr
2o Rhein.Hyp.B
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ..."
3% Südd Bod.
Cred.=Bank.
4½% Lig. Pfbr.
18% Württ. Hyp.=B!

6% Daimler Benz
8% Dt. Linol. Werke
% Klöckhner=Werie
Mainkraftwerke
%2 Mitteld Stahl
werke
Salzmann u. Co
% Ver. Stahlwerke
%o VoigtckHäffner!

94. 25
82
94.5
82.25
94.5
84.
96.5
85.3
96.5
81:,

96.5
84.5

95
79‟/.
97
44.75

97
97.5

97

70

94
82.5

86.75
93.25

J. G. FarbenBonds)

5% Bosn. L. E.B.
5%
L.Inveſt.
4½% Oſt. Schatz=
anw
. . . . . . . . . . ."
4% Oſt. Goldrente
5‟vereinh. Rumän.
4½%
4% Türk. Admin.
1. Bagdad
Bollanl.
4½% Ungarn 1913
1914
4½2
40
Goldr.
42
1910
Aktien

Nig. Kunſtziide Unte
AEG. Stamm
AndregeNoris Zahr
Baſt Nürnberg . ..
Bemberg J. P.,
Bergmann.
Brown BoverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen
Cement Heidelberg)
Karlſtadt
J. G.Chemie, Baſell
Chem. Werke Albert
Chade ......
Sontin. Gummin
Linoleum

Daimler=BenzA. G.
Dt. Atl. Telegr. . . .
Eiſenh. Berlin.
Erdöl
Gold. u. Silb.
cheide=Anſtalt
Linpleumwert.
Dhckerhoff u. Wid=
mann

Eichbaum=Werger.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.

29

48.25

11
17.1
9

27.5
23.2

90.25
159.75
111..
190

127

126
146
178.5
49

147
246
15

M

147.5

97.75
160

Eſchw. Bergwerk .!
Eßlingen Maſchiner
Ettlingen Spinnere

205
31.5
210

J. G. Farbeninduſt
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas

Hof

Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr. Unter=
nehmungen
.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinge
Hafenmühle Frkft. .
Hammerſen ..
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil..
Holzverk.=Induſtrie

Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm

KaliChemie.
Aſchersleben
Salzbetfurth
Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R.
Klein, Schanzlin
Klödnerwerke

Lahmeyer & Co.
Lech. Augsburg. .
Löwenbr. Münch
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gehr. Darmſt.

Mainkr..=W. Köchſt
Mainz. Aft.=Br.

157.25
94
123
110
50

28

40.75
1184

111

114
89.5
94.5
84

132

149

112
116.5

2AK
11
106

Mannesm. Röhren
Mansfeld Bergb..
Metallge). Frankf..
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberu viel
Nicolay. Hofbr
Nürnberger Brauh.
Oberbedarf.
Otavi Minen

102.25

Phönix Bergbau
Reiniger. Gebb.. .
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamn
Stahlwerke
Riebeck Montan ..
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerfe
Sachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind
Schramm Lackfabr
Schriftg. Stempel.
Schuckert Eleltr. ..
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Strohſtoff. Ver..
Südd Immobilien!
Lucker=A. G.
Svenska Tändſticks

Tellus Bergbau
Thür. Liefer.=Ge
Tucher=Brauere:

Anterfrenken

Beithwerke
Ver. f. Ehem. Ind
Laurahütte.
Stahlwerke
Ultramarin.
Zeliſt. Verlin
Vogtlind. Maſchin.
Voigt & Haeffner /218

103.5
129.5

n0I.
112

130

113
140.25

04
73.5
160
210
246
92

180.5

197
42
152

110.*
105.5
31.5
97.5
18
75.75

94
142

Bayß & Freytag
Wegelin Rußfabr.)
ellſtoff. Aſchaffbg.
Memel .."
Waldho

Allg. Di. Creditar/
Badiſche Ban!
Bank f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Berl. Handelsgeſ
Hypothekenbt.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=B!
Dt. Ban und Dis
Deutſche Effekten !
und Wechſelban
Dresdener Bank
Frankf. Bank
Ehp. Ban!
Pfdbr.=B1
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bank
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Banl
Reichsbank.
Rhein Khp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. B
Wiener Banlverein)
Württb. Notenban

A.=G.f. Verkehrsw.
Allg. Lolalb. Kraftt
7% Dt. Reichsbahn
Lorzc
Kapag..
Nordd. Lloyd
Schan tung=Eiſenb.
Südd CiſenF.-Ee

Allianz.- u. Stutg
Verſicherung
Verein. Verſ...
Frkft. Allg. Verſ.=G
Rückverſich.
Fran ſona Rück= u.
Mitv. . . . . . . ..."
Mannh. Verſich. .

8025
105

128

120
147
140
127.5

194
153
226
140.5

110.5
145.5
100.7E
132
142
119
132.5
29.8
1a0

153
144
12:f
150

112.5
152

A45
Kafe

114

25
199

40

423

[ ][  ][ ]

Nummer 77

Marker uns dar dor.

Dienstag, den 18. März 1930

Seite 13

Roman von Hans Schulze.
Nachdruck verboten.

Kurt hatte ſich auf ſeiner Bank weit zurückgelehnt und ſchob
dre Decke, die ihm der Pfleger vorſorglich mit herausgebracht
hutte beiſeite.
Seit drei Tagen war die körperliche Starre wie mit einem
Zuberſchlage von ihm gewichen, ſo daß er ſeine Glieder auf ein=
al
wieder ſelbſtändig vegen und bewegen konnte.
Auch der Chor der quälenden Stimmen war langſam abge=
ungen
und endlich ganz verſtummt.
Nur ſein Geſicht blieb nach wie vor unbelebt und leer und
ſeinen Ohren brauſte und rauſchte es unabläſſig wie ein ferner
T=aſſerfall.
Vergebens hatte Dr. Schleyer bei ſeinen ärztlichen Beſuchen
nät bewundernswürdiger Geduld und Ausdauer immer wieder
eirie ſprachliche Verſtändigung mit ihm angeſtrebt.
Kurt behielt allen Fragen gegenüber ſtets den gleichen ab=
weſenden
, taubſtummenhaften Geſichtsausdruck bei und ſchloß
ſich mit derſelben Undurchdringlichkeit auch gegen die anderen
niſaſſen der Villa ab, die mit ihm in Verbindung zu treten
ſi chten.
Ein blaſſer, kleiner Student, der unter der Arbeitsüberan=
ſwengung
des Examens ſeeliſch zuſammengebrochen war und
ſätdem ruhelos mit einem leiſen Miauen um die Büſche des
C=artens herumſtrich, brachte ihm zuweilen ſchüchtern lächelnd
em paar abgeriſſene Blumen oder unreife Stachelbeeren.
Auch ein anderer Kranker, ein überſchlanker Herr mit un=
rhig
flackernden Augen und nervös=fahrigen Bewegungen
warb um ſeine Freundſchaft.
Er ſaß oft ſtundenlang bei ihm auf der Bank und erzählte
mit gedämpfter Stimme, daß er ſich im Sanatorium eigentlich
nir in Schutzhaft vor den Bolſchewiſten befinde; die ganze An=
ſtalt
ſtecke voll ruſſiſcher Geheimagenten, die ihn Tag und Nacht
durch Fernſeher beobachteten und ein Dynamitattentat auf ihn
anten.
Er nenne ſich mit ſeinem bürgerlichen Namen Tank und be=
teibe
in Berlin eine Kotflügelfabrik für Automobile; in Wirk=
t
=hkeit ſei er jedoch ein Angehöriger des ehemaligen chineſiſchen zu gewinnen und ich fürchte, auch heute wird kein Weg durch
aiſerhauſes, der Tang=Dnayſtie, und heiße eigentlich Li=Hung=
2ank, wie ſein großer Vetter und Inhaber der Gelben Jacke
4ä=Hung=Schang.
Dann pflegte er mit unendlicher Vorſicht eine abgegrifſene wünſchen!
2rieftaſche aus dem Rock zu ziehen und zeigte Kurt verſtohlen
ne alte ſchmutzige Beſuchstaſche mit verſchwommenen chine= mit Nachdruck auf jedem einzelnen ſeiner Worte verweilend.
fichen Hieroglyphen.
Bis er plötzlich mit allen Zeichen der Angſt, des Gejagt=
ins
unvermittelt wieder aufſprang und mit hüpfenden Schrit=
n
an dem Katzenmenſchen vorbei in das ſchützende Hausinnere unentwegt teilnahmslos in Leere.
zurrückflüchtete.
Gegen ſechs Uhr kam Dr. Schleher etwas verſpätet zur Nach=
nrittagsviſite
und gab die letzten ärztlichen Anordnungen für die männiſchem Mißtrauen.
Tracht.
Er hatte gerade mit dem Kaiſer Nero ein wenig über
Gäſarenwahnſinn geplaudert und gleich danach den Abendſegen ſchweren Nervenſchädigungen auftritt. Im übrigen wird ja die
4es Papſtes engegengenommen, als der Fernſprecher läutete und pſychiatriſche Beobachtung in der Charité alles Weitere ergeben!
ion in einer ſehr dringenden Angelegenheit unverzüglich in die
silla des Chefarztes entbot.
Ein fremdes Auto hielt vor dem Gartentor, und in ſeinem ſeinem Begleiter zu Bett gebracht worden war, lag er noch lange
goktorzimmer ſaß der Geheimrat im eifrigen Geſpräch mit zwei ſtill und regungslos in einem traumhaften Wachzuſtand.

entſchloſſen blickenden Herren mit bedrohlichen Schnurrbärten ) Cine erſte leiſe Lockerung war mit der unvermuteten Nen=
und ſubalternen Beamtengeſichtern.
Vorſtellung, daß ich Sie noch einmal zu mir bemüht habe, aber gründige Tiefe ſeiner gefeſſelten Seele hinabgedrungen.
die Sache duldet keinen Aufſchub. Die Veröffentlichung des
Signalements unſeres Findlings auf Station ſieben hat nämlich brannte eine kleine elektriſche Birne und ſandte einen matten
einen unerwarteten Erfolg gehabt. Der Unterſuchungsrichter Dämmerſchein in die lautlos belebte Stille des einſamen
beim Kriminalgericht in Moabit glaubt in ihm mit aller Be= Zimmers.
ſtimmtheit den ſchon ſeit Wochen geſuchten Mörder des Groß=
induſtriellen
Karr zu erkennen, deſſen Affäre vor kurzem ja ganz ſein Geſicht.
Deutſchland in Aufregung verſetzt hat!
Die Aehnlichkeit iſt allerdings außerordentlich! ſagte er, Kreiſe und ſeltſam tönende Farben,
ſeinem Aſſiſtenten eine Photographie über den Tiſch reichend.
Dr. Schleyer ſchob ſeine Eulenbrille höher auf die Stirn.
Das iſt zweifellos unſer großer Unbekannter!
Der Geheimrat nickte zuſtimmend.
Die Herren Kommiſſare möchten ſich durch perſönlichen ſeinem ſich langſam wieder erhellenden Geiſte.
Augenſchein gern ſelbſt von ſeiner Identität mit dem geſuchten
Dr. Steinhoff überzeugen und ihn gegebenenfalls gleich morgen ſetzte ſich im Bett aufnecht.
früh im Auto mit nach Berlin nehmen. Ich glaube, daß dem
nichts entgegenſteht. Vielleicht ſind Sie ſo freundlich, Herr
noch einmal herübergebracht wird!
Fünf Minuten ſpäter trat Kurt in Begleitung ſeines Sta= zulöſchen.
tionspflegers ins Zimmer.
Er ſah geiſterhaft bleich und verfallen aus und ging ein
ſchliefe er im Gehen.

Zum Schutz
gegen
Halsenkzündung
und Erkältung

Sie ſehen, meine Herren, ganz das Bild des ausgeſproche=
nen
geiſtigen Hemmungszuſtandes, wie ich es Ihnen vorhin kurz
ſkizziert habe! bemerkte der Geheimrat, als Kurt auf einem
Stuhl in der hellen Beleuchtung des Fenſters Platz genommen
hatte. Eine ſeeliſche Fühlung war bisher mit ihm noch nicht
dieſe Erſtarrung hindurchführen!
Herr Dr. Steinhoff, ſagte er dann mit erhobener Stimme,
hier ſind zwei Herren aus Berlin, die Sie zu ſprechen
Verſtehen Sie mich, Herr Dr. Steinhoff? wiederholte er,
Kurt rührte ſich nicht.
Keine Muskel in ſeinem Geſicht zuckte, und ſein Blick ging
Einer der beiden Polizeibeamten war aufgeſtanden und be=
trachtete
ihn lange und aufmerkſam.
Eine Simulation iſt ausgeſchloſſen? fragte er mit berufs=
Der Geheimrat lächelte ironiſch.
Es iſt ein typiſches Krankheitsbild, wie es zuweilen nach
Als Kurt wieder nach der Station zurückgeführt und von

nung ſeines Namens in das erſtarrte Gefüge ſeines Denkens
Verzeihen Sie, lieber Kollege, ſagte er nach der erſten gekommen, ein feſter bewußter Laut der Außenwelt in die ab=
Gerade ihm gegenüber in einem vergitterten Wandausſchnitt
Und dann zuckte es auf einmal wie ein Wetterleuchten über
Hinter den halbgeſchloſſenen Lidern ſah er allerlei wirbelnde
Seine vertrockneten Lippen formten zaghaft ein erſtes, un=
hörbares
Flüſterwort.
Das Gefühl einer unendlichen Leichtigkeit hob ihn plötzlich
über ſich ſelbſt hinaus und eine grenzenloſe Schwere ſank von
Mit einem jähen Ruck fuhr er aus ſeinen Kiſſen empor und
Was war mit ihm geſchehen?
Vergebens ſuchte er aus der erſten Angſt des Erwachens
Kollege, und veranlaſſen, daß der Kranke von ſeiner Station noch einer Brücke zur Vergangenheit; je länger er ſann und ſich
den Kopf zermarterte, um ſo weiter ſchien ſie ihm wie in einen
Nebel zurückzuweichen und ſchließlich wieder ganz in ihm aus=
Dafür begann das Bewußtſein der Gegenwart um ſo ſtärker
in ihm zu wachſen, ſo daß er ſich langſam, ſchrittweiſe in das
wenig gebückt mit automatiſch ſteifen, hölzernen Bewegungen, als wiedergefundene Leben zurücktaſtete und die Gegenſtände in ſei=
nem
Zimmer allmählich immer klarer und deutlicher zu unter=
ſcheiden
vermochte.
Ein weißes Bett, ein weißer Schrank.
Auch die Wände glatt weiß, nüchtern und kahl wie in einer
Klinik.
Die Decke des Zimmers, die ſich in wahnſinnigen Traum=
nächten
zuweilen wie ein unentrinnbarer Alp auf ihn herab=
bewegt
hatte, hing jetzt ſtarr und ruhig über ihm, daß er endlich
aus dem Bett aufzuſtehen und leiſe zu dem nahen Fenſter zu
ſchleichen wagte.
Es war vergittert und verſchloſſen wie die Tür nebenan.
Und plötzlich ſchlug wie ein Blitz die erſte klare Erkenntnis
in ihn ein.
Er war gefangen.
Das Haus, in dem er ſich befand, war ein Gefängnis.
Dann ſaß er wieder auf dem Rand ſeines Bettes und ver=
ſuchte
, abermals zu denken, aus den winzigen Bruchſtücken der
Erinnerung ein Bild zu formen.
Hinter der geheimnisvollen Tür gingen zuweilen leiſe
Schritte.
Ein gedämpfter Baß ſprach befehlend.
Sekundenlang überfiel es ihn mit mächtiger Gewalt, aus
tiefſter Herzensnot laut aufzuſchreien, einen Menſchen zu Hilfe
zu rufen, und ein unerklärliches geheimes Grauen hielt ihn
immer wieder davon zurück.
Draußen in weiter Ferne rauſchte ein Fluß.
Und wenn das gleichmäßig gleiche Strömen ein paar Atem=
züge
lang ausſetzte, hörte er ganz deutlich das feine Zirpen der
Grillen, die auf unſichtbaren Wieſen ihre Geigen ſtrichen.
Eine heiße Freiheitsſehnſucht weitete ihm plötzlich die Bruſt.
Heraus aus dieſem Totenhauſe in die lockende Sommernacht,
die ihn wie mit tauſend Stimmen zu rufen ſchien.
Auf einem Stuhl vor ſeinem Bett lagen ſauber zuſammen=
gefaltet
ſeine Sachen.
(Fortſetzung folgt.)

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2507

AI
MARKI

[ ][  ]

Seite 14

Dienstag, den 18. März 1930

Nummer 77

Ab heute:

1916 Darmſtadt.
Sonntag, 23. März:
Schnitzeliagd.
Abfahrt 8.02 Uhr
Hauptbahnhof mit
Sonntagsfahrkarte
Auexbach 1.00 Mk.
Tiſchkartenausgabe
im Klubabend oder
bei den Führern.
Füchſe: (4508
Brummer, Heep
und Schnur.

WILHELM DIETERLE
Dolores del Rio

in dem grandiosen Filmwerk:

Heute und folgende Tage:

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Die Handlung ist der bekanuten Novelle
von Helen Hust Jacksons entnommen
und spielt in den Bergen der Sierra
Nevada zur Zeit, da Wexiko noch von
Indianern und Spaniern bewohnt wurde.
Regie: Edwin Carewe
In weiteren Hauptrollen:
Warner Baxter und Roland Drew

HAUPTDARSTELIERADREGIE.

Dazu als zweiter Schlager:

Ein Militärschwank in 6 Akten.
Regie: Karl Wilhelm.
Eine ausgelassene Satire voll der
komischsten und tollsten Situationen.
In den Hauptrollen:
Paul Heidemann, Ernst Verebe:, Hans
Junkermann, Siegfried Arno, Evi Eva,
Hanni Weiße, Trude Lehmann.
Beginn 3‟/, Uhr.

Die Tragödie des Romantikers auf dem Königsthron, des Gönners
Richard Wagners, des Schöpfers der bayrischen Königsschlösser.
Ein Filmwerk, das an den historischen Stätten Bayerns aufgenommen
und sich auf ernstliche geschichtliche Forschungsarbeit stützt, deren
wirkliche Tatsachenschilderung außer Zweifel steht und dessen
Darstellung das Tragische im Geschick des Königs
in den Vordergrund stellt.
Weitere Mitwirkende:
Eugen Burg, Hubert v. Meyrinck, Hedwig Pauly Winterstein,
Rina Marsa, Ferd. v. Alten, Theodor Loos, Trude v. Molo u. a.

Musikalische Leitung: Kapellmeister GEO R G SEIBERT

Beginn: 3½ Uhr

(V.4491

Ab heute:
Der neueste
Hoot Gibson-Film
Der
Iegchde Toafel
von Pekas
Hoot Gibson ein Allerweltskerl, ein
verwegener Bursche. Er reitet wie der
Wind, Hiegt wie der Teufel, rast mit
dem Motorrad über Stock und Stein.
schießt, springt, wirft, schlendert ein
echter Texas-Ranger. Vollbringt die
tollsten Sensationen, überrennt die un-
glaublichsten
Hindernisse spielend und
scherzend. Die abgefeimtesten Schurken
und Banditen führt er an der Nase
herum wie er das macht, ist köstlich
und zum Brüllen komisch.
Mit ihm spielt Ruth Elder, die welt-
bekannte
Ozeanfliegerin.
Dazu als zweiter Schlager:
1che Hsbergaus
grobe aiebe
Nach dem Schauspiel Madame Colibri
von Henry Bataille.
Dieser Film ist die Tragödie der un-
verstandenen
alternden Frau und erörtert
in aller Offenheit die Kondikte der
modernen Ehe.
In der Titelrolle: Maria Jacobini, weiter
sind beschäftigt: Helene Hallier,
Franz Lederer.
Beginn: 3½ Uhr

Freitag, 21. März.
abends 8½ Uhr, im
Feſtſaal des Ludwig-
Georg=Gymnaſiums
Karlſtraße 2.
Monatsverſammlg.
Herr Studienrat
Dr. Better:
Deutſches Volks=
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Die Mitglieder der
Sektion Starkenburg
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