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9
184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Nummer 170
Heraus mit der Gegenliſte!
Von Medizinalrat Dr. Kurt Moeſta.
KT. Die angeblichen deutſchen
Kriegsver=
brechen werden immer und immer wieder von unſeren
Fein=
den in alle Welt hinauspoſaunt. Die Abſicht liegt klar zutage:
das deutſche Volk ſoll von den Völkern der Welt ſolange als
nur irgendmöglich getrennt werden. Der ſicherſte Wall ſcheint den
Feinden die Verachtung und der Haß zu ſein. Nur durch Lüge
und Verleumdung kann dies Ziel erreicht werden, nur fo kann
man auch den eigenen Völkern dauernd die Augen und Ohren
verſchließen, die Wahrheit zu hören und die eigene Schnld zu
ſehen.
Selbſt wenn all die Verleumdungen über deutſche Verbrechen
wahr wären, ſo würden ſie alle zuſammen nicht das eine große
Verbrechen Englands aufwiegen, den Krieg der Europäer nach
den Kolonien Afrikas verſchleppt zu haben. Die erſte Kongoakte
hatte den vertragſchließenden Mächten ausdrücklich verboten,
einen enropäiſchen Krieg nach Zentralafrika zu übertragen um
ſo das gemeinſame Kulturwerk der Koloniſation Afrikas durch
alle Kulturvölker Europas vor Zerſtörung zu bewahren. Als
dieſes Abkommen 1912 erneuert werden ſollte, weigerte ſich nur
England, dieſen Abfatz zu unterſchreiben. Als der Krieg
aus=
brach, bemühten ſich Belgien und Deutſchkand, ihn von dem
Bo=
den Zentralafrikas und von den unſchuldigen Schwarzen
fernzu=
halten. Dieſe Bemühungen ſcheiterten ausſchließlich am dem
Widerſpruch Englands. So fiel der Krieg über die unglücklichen
deutſchen Kolonien. Beſonders ſchwer traf er die den Deutſchen
ſo treu ergebenen, kulturell hochſtehenden Eingeborenen von
Deutſch=Oſtafrika. Innerhalb weniger Jahre kamen allein in
die=
ſem Lande mehr als eine Million Menſchen um, die ohne Sinn
und Verſtand dem Moloch England geopfert wurden. Noch heute
iſt das Land nach engliſchen Berichten ein Trümmerhaufen nach
jeder Richtung hin. Dem brutalen Bezwinger gegenüber greifen
die unglücklichen Eingeborenen noch heute immerwieder zu den
vergeblichen Mitteln des Aufſtandes.
Grauenhafte Bilder entrollen ſich unſeren Augen. Weit
ent=
fernt von allen Neutralen kam hier die engkifche Geſinnung
nackt und ſchamlos ans Tageslicht. Wir konnten damals unfere
ſogenannten Vettern auf unſere Koſten ſo gut beobachten, daß
wir es ihnem unſer Leben lang gedenken werden. Nur einiges
aus meinen perſönlichen Beobachtungen über engliſche
Gefan=
genenbehandlung. Ich war von Ende Januar 1917 bis Anfang
April 1917 im Gefängnis zu Daresfalam untergebracht. Ich
mußte damals mitanſehen, wie zwei deutſche Kriegsgefangene
von dem engliſchen Lagerkommandanten Tane planmäßig dem
langſamen Verhungern ausgeſetzt wurden. Es ſchwebte gegen
die beiden eine kriegsgerichtliche Unterſuchung.
Täglich hatten ſie eine Stunde zum Spazierengehen im Hofe.
Von Tag zu Tag verlangſamte ſich ihr Gang, fchließlich ſaßen ſie
mur noch auf der Schwelle ihrer Zelle, bald konnten ſie ſich
über=
haupt nicht mehr vom Bett erheben, da ſie weder gehen noch
ſtehen konnten. Infolge der einſeitigen und ungenügenden
Er=
nährung waren ſie an Beri=Beri erkrankt. Wiederholt wurden
ſie von engliſchen Aerzten geſehen, ohne daß dieſe, außer zuymiſchen
Redensarten auch nur das Geringſte taten. Schließlich gelang es
den Bemühungen des deutſchen Verteidigers, den einen ins
Krankenhans zu bringen. Das Verfahren gegen den zweiten
wurde eingeſtellt, er kam iu ein anderes Lager, wo er bald darauf
ſtarb. Es war ein vollſtändig unſchuldiger junger Menſch, dem
man dieſe Qualen auf einen Verdacht hin bereitet hatte, während
er ſich noch in Unterfuchungshaft befand.
Im Juni 1917 kamen wir nach Sidi Biſcher bei Akexandria
in ein Lager für kriegsgefangene Türken. Es war das troſtloſeſte
Lager, das ich je betreten habe, und ich bin in zwölf geweſen. Es
beſtand nur aus Sand, Stacheldraht und einigen elenden
Ba=
racken. In dieſem Lager befanden ſich 16 ägyptiſche Knaben im
Alter von 9 bis 13 Jahren, die man im Jahre 1914 von ihren
Eltern getrennt hatte. Jahrelang ſaßen ſie nun ſchon in dieſer
ziemlich wüſten Geſellſchaft, ohne Schuld und ohne das
Eltern=
haus. Sie waren die Söhne hochangeſehener ägyptiſcher
Fami=
lien, auf die England durch Einſperren dieſer Geifeln einen
Durck ausüben wollte. Dieſe Barberei hat meines Wiſſens in
der Geſchichte zivilifierter Völker keine Parallele. Ebenſo
bei=
ſpiellos erſchien mir der Hohn des engliſchen
Lagerkommandan=
ten Codes, der lachend erklärte, dieſe „glücklichen” Kinder zu
be=
neiden, da ſie ihre Jugend ohne Schulzwang verträumen könnten. Wir müſſen den allerſchärfſten Einſpruch auch nur gegen die
Ab=
deutſchen Kriegsgefangenen in Frankreich, wie ja allgemein be= dem klaren Wortlaut des Friedensvertrages zuwiderlaufen. Mit
kannt iſt. Doch erſchrickt man immer wieder, welchen Gipfel der
Roheit das franzöſiſche Volk mühelos zu erreichen wußte. In
der Lungenheilanſtalt Grüna bei Chemnitz befindet ſich der
ehe=
malige Infanteriſt Walter Limbecker. Er iſt wiederholt fo ſchwer
verprügelt worden, daß er noch heute auf dem Rücken, dem Geſäß
und ſogar den Knien bis 17 Zentimeter lange Narben trägt. Die ſchwerſten Irrtum hingeben, wenn ſie durch ein ſolches Abkom=
Verletzungen des Rückens durch Prügel ſind ſo ſchwer, daß eim
ſchweres Lungenleiden ſich entwickelte, infolgedeſſen L. noch heute,
nach drei Jahren, das Krankenhaus nicht verlaſſen kann. Er
mußte ſich einer Operation unterziehen wegen
Rippenfellvereite=
rung und iſt zu lebenslangem Siechtum verdamntt.
Er iſt gern bereit, jedermann die näheren Umſtände dieſes
Ver=
brechens zu erzählen. Wann wird endlich die Welt etwas davon auvertaute Regierungsgewalt wieder in ihre Hände bringt und
etfahren, was für Verbrechen während des Krieges und noch nach
ihm von den Feinden des deutſchen Volkes begangen worden
ſind? Wann endlich werden ſich die deutſche Regierung und das
deutſche Volk aufraffen einmütig und geſchloſſen die gegneriſchen
Greueltaten hervorzuheben? Wie lange müſſen wir noch auf
die Gegenliſte warten?
eine Veröffenulichung, die ein gvelles Licht wirft auf eine Maſſe
tſächlicher Kriegsverbrechen, deren ſich die
Fran=
zoſen gegen Elſaß=Lothringer ſchuldig gemacht
haben, welche bei Ausbruch des Krieges in Frankreich
weil=
n. Wir entnehmen der Straßburger Freien Preſſe,
em rechtsſozialiſüiſchen Blatt des Bürgermeiſters Peirotes,
dieſen Brief und geben den Hauptteil wörtlich wieder zur
Kenn=
ichnung deſſen, was die Kulturnation der Franzoſen unter
jecht und Gerechtigkeit verſteht. Wir bemerken dabei, daß es
6 hier um einen Notſchrei handelt, den die „Vereinigung der
Frankreich invermiert geweſenen Elſäſſer und Lothringer”
Mittwoch, den 22. Juni 1921
als offenen Brief an die franzöſiſchen
Kammer=
deputierten gerichſtet hat. Das Nundſchreiben lautet in
ſeinen entſcheidenden Stellen:
Dieſe unſchuldigen Elſaß=Lothringer wurden von einem Gefnägnis
ins andere geſchleppt, um ſchließlich in verüchtigten
Konzentrations=
lagern im Innern interniert oder nach Inſeln an den Küſten
Frank=
reichs (Friaul, Tatihvu, Groix uſw.) abgeſchoben zu werden, wo ſie
den härteſten Entbehrungen ausgeſetzt waren. Sie unterſtanden einem
ekelhaften und unzureichendem
Ernährungs=
regime. Sie waren genötigt auf einem Häuflein Stroh zu ſchlafen,
ohne Decke, oder auf glatten Strohſücken mit einer abgenutzten Decke,
die mit Ungeziefer überfüllt waren. Disſen Unglücklichen wurden die
grauſamſten Erniedrigungen zuteil, und zſögr im vollſten Gegenſatz zu
den von der Megierung gegebenen Verſprechungen. Die internationalen
Kongentionen, die unter den Kriegfühnenden abgemacht waren, wurden
mit einem empörenden Zynismus verſetzt.
Ohnmächtige Greiſe, kranke oder ſchwangere Frayen, Kinder, die
noch an der Mutterbruſt lagen, wurden erbarmungslos in
Gefangen=
ſchaff geführt. Viele ſtarben in der Verbannung und viels andere
ſhapben nach ihrer Freilaſſung an den Folgen, ihrer Internierung.
Während dieſer Zeit machten dieſe unſchuldigen Oafer, ohne ſich
ver=
teidigem zu können, die Schrerkniſſe des Hungers und Durſtes durch;
denm man verweigerte ihnen das Eſſen und Trinken, indem man ſie
als richtige Stromer behandelte. Dieſe gefangenerr Glſaß=Lothringer
wurden gekettet abgeführt, mit bloßen Füßen, den Stuick um
den Hals und an die Pferde ihrer Begleitmannſchaft gebunden.
Vor Müdigkeit ermattek, nicht mehr imſtande zu gehen, wurden dieſe
Unglüchlichem mit Lanzen geſtochen bis ſie vor Erſchöpfung
umfielen. Underwegs warf der gegen ſie aufgspeitſehte Pöbel mit
Steinen nach ihnen, mit Flaſchen. Es gab unter ihnen einige die mit
Keulen geſchlagen wurden, andeve wieder ephielten Meſſerſtiche. Eine
große Anzahl wurde in dem Gefängniſſem und Konzentrationslagemn
mißhandelt, hauptfächlich im Arreſthaus in Belfort, wo der
Oberauf=
ſeher ſie mnit einem Kmittel bearbeitets oder ihnen mit einem großen
Schlüſſel ſo langg auf dem Kopf hieb, bis ſie, im eigewen Blute
badend wmfielen. In anderen Gegenden, wo die Frauem ſich
den Gelüſten ihven Wächteu nicht urnterwerfem wollten, wurden ſie
gemotzüchtigt.
Die internierten Elſaß=Lvthringer, die ünmenſchlich behanbelt
wur=
den, ſind zu Beginn ihuen Inhaftierung wie Sträflinge zur
Arbeit gezwarngemn worhen. Viele ſtarbew an den Folgen der
Kramnkheiten, die ſie ſich während der Tags in dem Gefängnis und in
den Konzentrationslagenn zugezogen hatten. Viele kehrten in ihr
aus=
geplündertes und zerſtürtes Geim zurück, die Geſundheit, für immer
verlorev, mit Tubevkuloſe behaftet, ohne alle jene zu zählen, die ihre
Stellung verloren haben and ohne irgendwelches Einkommen ſind.
Leidev gählen wir unter der unglücklich Verſchleppten auuch folche, die
umheilbas verrückt gewordem ſind, und dig im Irrenanſtaltem
miterge=
brackt werden mußten.
Wiv huben Gendarmen, Poliziſten und Beauite geſehen, die ſich
Wertſachen, Geld, das umſeren Brüdern gehörte, aneigneten.
Wir unterbreiten Ihnen gern die Akten der Interniertem,s
Wie fagte kürzlich ein fpaniſches Blatt? „Bei Siegern
gibt es keine Schufdigen. Der Sieg vermag aus Verbrechern
Helden, zu machen.”
Oberſchleſien.
Ein neuer=Proteſt der deutfchen Parteien und Gewertſchaften.
Oppelm, 20. Juni. (Wolff.) Am 19. Juni wurde von
den deutſchen Parteien und Gewerkſchaften
Oberſchleſiens an die interalliierte
Kormmifl=
ſtrom folgendes Delegramm gerichtet:
Das in deutſcher Sprache erſcheinende Blait Korfantys, der
Oberſchleſiſche Wegweifer, bringt in ſeiner Nummer 67 vom 15.
Juni unter der Ueberſchrift. Vor Abſchluß der Verhandlungen”
einen Bericht über die Abmachungen zwiſchen den
Vertretern der interakliierten Kommißfivn
und den Inſurgenten. Darin wird als Ergebnis der
Verhandlungem unter anderem mitgeteilt: „Gleichzeitig mit der
Demobilmachung der Inſurgenten ſoll auf dem vom der
bisheri=
gen neutralen Zone abgegrenzten Gebiet eine polniſche Miliz
ins Leben gerufen werden. Die Anordnungen ſind bereits
er=
lafſen. Alle von dem Vollzugsausſchuß erlaffenen Verordnungen
über die Verwaltung des Landes, über die Eiſenbahn, den
Eiſen=
bahnverkehr uſw. bleiben zunächſt in Kraft. Eine weitere
Rege=
lung der Frage bleibt beſonderen Verhandlungen vorbehalten.”
Wir hielten den Inhalt diefer Mitteilung zunächſt für völlig
un=
denkbar. Inzwiſchen iſt aber bekannt geworden, daß beabſichtigt
ſei, den Eiſenbahnbetrieb im Induſtriebezirk von Gleiwitz in den
Händen der Inſurgenten zu belafſen. Deshalb können wir dieſe
Zeitungsmeldung nicht mehr als ganz unwahrſcheinlich anfehen.
Wenig beneidenswert war auch im allgemeinen das Los der ſicht ſolcher Abmachungen erheben. Ein ſolches Abkommen würde
der Zulaſſung der polniſchen Miliz, mit der Aufrechterhaltung der
Verfügungen der ſogenannten Behörden der Infurgenten und
mit der Belaſſung des wichtigſten Eiſenbahnbezirkes in den
Hän=
den der Aufſtändiſchen würde die polniſche Gewaltherrſchaft
an=
erkannt werden. Die interalliierte Kommiſſion würde ſich dem
men die Pazifizierung und die Wiederaufrichtung des
Wirt=
ſchaftslebens zu erreichen hofft. Die Pazifizierung und die
Wie=
deraufrichtung eines geordneten Wirtſchaftslebens in
Oberſchle=
ſien iſt nur möglich durch die Wiederherſtellung völlig
geſetz=
mäßiger Zuſtände unter Ausſchluß jeglicher Nebengewalten. Wir
Die genauen Angaben hat L. in einem Bericht niedergelegt. fordern, daß die interalliierte Kommiſſion in dem geſamten
Ab=
ſtimmungsgebiet die umſtrittene, ihr durch den Friedensvertrag
das Land ausſchließlich durch die geſetzmäßigen Behörden
ver=
walten läßt.
3 Milliarden Schäden.
* Wie die Blätter aus Oppeln melden, belaufen ſich nach
amtlicher Feſtſtellung der zuſtändigen Handelskammern die durch
den Inſurgentenaufſtand hervorgerufenen
Schä=
den auf mindeſtens 3 Milliarden Mark und erreichen beſonders
im Indnſtriegebiet täglich eine Höhe von 20—30 Millionen Mark.
Ein neuer Räumungsplan.
* Blättermeldungen aus Oppeln zufolge hat General
Höfer dem engliſchen General Hennicker den von dem Zwölfer=
Ausſchuß der deutſchen Parteien ausgearbeiteten neuen
Räu=
mungsplan überreicht. In dem Plan wird betont, daß der
Selbſtſchutz in dem Augenblick aufgelöſt werden wird, wo eine
Gewähr für Ruhe und Ordnung in Oberſchleſien geboten iſt. In
Beſprechungen mit dem Vorſitzenden des Zwölfer=Ausſchuſſes
Ulitzka erklärte das italieniſche Mitglied der interalliierten
Kom=
miſſion, General de Marini, daß die deutſchen Vorſchläge im
ganzen als eine geeignete Grundlage für weitere Verhandlungen
angeſehen werden könnten. Die Verhandlungen werden heute
fortgeſetzt werden.
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gerichtlicher Beitre bung fällt jeder Rabatt weg.
Einzelnummer 25 Pfg.
Engliſche Anklage gegen die Franzoſen.
London, 20. Juni. (Wolff.) Der Mancheſter Guardian
meldet aus Oppeln, wenn die Franzoſen ihre Politik der
Begünſtigung der polniſchen Inſurgenten auf
Schritt und Tritt fortſetzten und jede geringe Schwierigkeit
aus=
beuten, um den Aufſtand zu verlängern, dann könne es zu einem
Bruch innerhalb der Alliierten kommen. Die
Ge=
duld der britiſchen Mitglieder ſei zu Ende. Es
ſei nötig, daß ſie entweder einen größeren Einfluß in der
Kom=
miſſion erlangten oder aber eine unabhängige Aktion ergriffen.
Eine Anfrage an Lloyd George.
London, 20. Juni. (Wolff.) Im Unterhaus richtete
Kenworthy die Frage an Lloyd George (der bei ſeinem
Wieder=
erſcheinen im Hauſe mit Beifall begrüßt wurde), ob er eine
Er=
klärung über die augenblickliche Lage in
Oberſchleſien=
abgeben könne, und welche Schritte jetzt getan worden ſeien, um
eine Regelung herbeizuführen. Lloyd George erwiderte:
Ich glaube nicht, daß es wünſchenswert ſein werde, augenblicklich
eige Erklärung über die oberſchleſiſche Frage abzugeben. Auf
die Anfrage, ob in dem Gebiet, in dem ſich die deutſchen
irregu=
lären Truppen zurückgezogen haben, der Boden in die Hände der
polniſchen Inſurgenten gefallen ſei, erklärte Lloyd George, er
habe diesbezügliche Hinweiſe gehört, glaube jedoch n:h, daß
dieſe Hinweiſe vollkommen richtig ſeien. Harmswo th
er=
widerte im Unterhauſe auf eine Frage,, in Oberſchkeſien befänden
ſich zurzeit als Mitglieder der interalliierten Kommiſſion
insge=
ſamt 520 Perſonen, davon 294 Franzoſen, 85 Italiener und 144
Engländer.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Neue Anklagen gegen die Beſatzungstruppen.
Gd. Frankfurt, 20. Juni. Zur den zahlreichen Fällen
ſchwerſter Verbrechen von Angehörigen der
franzöſiſchen Beſatzungstruppen kommen fortgeſetzt
neue. Heute wird folgendes bekannt, das ſich in der Nacht vom
15. auf den 16. d. Mts. in der Nähe der Kaiſerbrücke von Mainz
zugetragen hat. Ein Schweſternpaar Zorn aus Mainz befand
ſich von einer Hochzeitsfeier auf dem Heimwege. In der
Bieb=
richer Straße wurde ihnen von zmei franzöſiſchen Soldaten der
Weg verfperrt. Während ſich die jüngere Schweſter durch die
Flucht in Sicherheit bringen konnte, wurde die ältere, die 21
jäh=
rige Dorothea, von den beiden Franzoſen ergriffen, zu Boden
geworfen und ſchwer mißhandelt. Der Verſuch, das Mädchen zu
bergewaltigen, ſcheiterte an der Gegenwehr der Ueberfallenen.
Dadurch gereizt, ſchlugen und traten die beiden Franzoſen auf
das Mädchen ein. Unter anderem wurde ihm auch ein
Stahl=
helm auf das Geficht gedrückt, ſo daß es am Schreien verhindert
war. Als ſich den Franzoſen ein deutſcher Polizeiwachtmeiſter
näherte, ergriffen die Wüſtlinge die Flucht. Dem
Polizeiwacht=
meiſter gelang es ſchließlich, mit Unterſtützung eines Kameraden
die beiden Soldaten, die ſich mit dem blanken Seitengewehr zur
Wehr ſetzten, zu überwältigen und zur franzöſiſchen Wache zu
bringen, wo ſie bon zwei Franzofen in Empfang genommen
wur=
den. Am Tar ges Wachlokals gelang es jedoch den beiden
verhaf=
teten Franzofen, ſich ihren Begleitern zu entreißen, die allerdings
auch keinen ernſtlichen Verſuch machten, ihrer habhaft zu werden.
Den beiden deutſchen Polizeibeamten gelang es bald darauf
einen der Uebeltäter erneut zu verhaften und in das Wachlokal
zu bringen. Gs wurde die Feſtſtellung des Namens des Soldaten
verlangt, der ihnen ſchließlich als der Soldat Laſtéle bezeichnet
wurde. Die Angabe des Druppenteils des betreffenden Soldaten
wurde jedoch verweigert. Leider iſt es bisher nicht bekannt
ge=
worden, ob die beiden Soldaten, deren Feſtſtellung ein Leichtes
geweſen wäre, wegen ihres Verbrechens beſtraft worden ſind,
ob=
wohl dem Oherbefehlshaber der franzöſiſchen Rheinarmee der
Vorfall mit all ſeinen Einzekheiten gemeldet worden iſt.
In letzter Zeit ſind insgeſamt 137 Fälle von
Sittlichkeits=
verbrechen bekannt geworden, die von den franzöſiſchen Truppen
im beſetzten Gebiet derübt worden ſind. Unter dieſen Fällen
han=
delt es ſüh in 40 um Notzucht, iw 70 um Notzuchtsverſuch und in
27 um irgſtige fexuelle Ausſchreitungen gegen Frauen und
Män=
ner. V/X ſämtlichen den alliierten Behörden zur Kenntnis
ge=
brachtefe Fällen gingen Mitteilungen über das Ergebnis der
Unterſuchung nur in 42 Fälken zu, von denen in 4 Fällen eine
Be=
ſtrafung, in 35 Fällen, nichts erfolgte, während 3 Fälle noch
ſchweben.
Gegen die Sanktionen.
Der Hauplausſchatß des Reichsverbandes
dteir Deutſchem Imduſtrüe beriet anu 14. Juni d. J. über
die wirüſſchaftkichenl und finanziellen Wirkungen des Ultinvatzms.
Nach eingehender Ausſprachſe wurde die folgenbe
Eutſchlie=
ßung einftimhmig gnigenommen: „Trotz Annahme des
Ulti=
matums beftehen die Gewaltmaßnahmen der Alliierten,
ims=
beſondere die Rheinzollinie, noch fort. Die Wirkungen, die jene
Maßnahmen bereits hervorgerufen haben, liegen in einer
fort=
ſchneitenden Lähmung des Wirtſchaftslebens des beſetzten
rheiniſcheig Gebiets, defſen umbeſchränkter Mitarbeit die deutſche
Induſtrie micht Gloß zum Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft,
ſondern ebenſo auuch ium Jutereſſe der Durrchführung
eingegange=
ner Verpflichtumgen bedarf.”
Der Reichsverband der Deutzſchen Induſtrie erwartet dacher
von der deutſchen Regierung, daß ſie unverzüglich alle Schritte
umdermimimth, uu auf eime raſcheſte Aufhebung der Sanktionen,
derem Beibehaltung jedem Rechtsempfinden Hohn ſpricht,
hin=
zuwirken.
Der Reichshanzler in Eſſen.
Eſſen, 20. Juni. (Wolff.) Nach einer Beſichtigung der
Elektro=Ausſtellung durch den Reichskauzler
be=
grüßte in einem kleinen Kreiſe, der ſich auf die Einladung der
Stadt Eſſen zuſammengefunden hatte, der Oberbürgermeiſter
Dr. Luther den Reichskanzler, indem er ihm aufrichtig Dank
da=
für ſagte, daß er gerade jetzt in das Ruhrgebiet nach Eſſen
gekom=
men ſei. Anſchließend hieran bat Luther den Reichskanzler,
dringend mit allen Mitteln dafür zu ſorgen, daß die Leiden
des beſetzten Gebietes gemildert und daß beſonders
die Nachbarſtädte Duisburg und Düſſeldorf fchnellſtens von dem
furchtbaren Druck der Beſetzung erlöſtt würden.
In ſeiner Erwiderung auf die Anſprache des
Oberbürger=
meiſters betonte Reichskanzler Dr. Wirth die beſondere
Bedeu=
tung des Ruhrbezirkes für das geſamte deutſche Vaterland. Die
Reichsregierung ſei ſich der Schwere der Sanktionen und der
da=
mit verbundenen wirtſchaftlichen Nachteile, beſonders für die
Städte Duisburg und Düſſeldorf, voll bewußt. Sie werde bei
Geite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Jum 1931.
Rummer 170.
den Alliierten alles tun, um der Ueberzeugung, daß die
Sank=
tionen aufgehoben werden müßten Bahn zu
ſchaf=
fen. Wenn überall ſo wie hier in Eſſen in der Induſtrie und
Naturwiſſenſchaft weitergearbeitet und weitergeforſcht werde, ſo
müſſe es gelingen, das Schickſal des deutſchen Volkes zu meiſtern.
Wir brauchten, wenn wir durchkommen wollten, alle Kräfte, die
in Deutſchland überhaupt mobil gemacht werden könnten. Dabei
dürften freilich größere Gegenſätze, wo ſie etwa vorhanden ſeien
nicht verſchärft zum Ausdruck gebracht werden. Vielmehr müßten
ſich alle in Beſonnenheit und Arbeit unter allen Umſtänden zu
einer großen Arbeitsgemeinſchaft zwecks Erfüllung der
Reparationen zuſammenfinden. Die Reichsregierung habe das
Ziel in der Richtung der großen Politik vorgezeichnet. Dieſe
Politik ſei im Volke im weiteſten Maße verſtanden worden, eine
Politikder Verſtändigung und Verſöhnungnach
innen und außen. Sie dürfe nicht ſcheitern, ſie müſſe
viel=
mehr von Tag zu Tag vertieſt und erweitert werden. Wo der
Wille ſei, und zwar ein einheitlicher Wille, werde auch der Weg
gefunden, um das geſteckte Ziel zu erreichen. Dieſes Ziel ſei,
durch Arbeit zur Freiheit zu kommen. Der Wille,
aufrichtig und treu dem erkannten Ziele zuzuſtreben, müſſe ſtets
fließen aus großer Liebe zu Vaterland und Volk.
Die Ausführung des Ultimatums.
London, 20. Juni. (Wolff.) Im Unterhauſe antwortete
Chamberlain bejahend auf die Frage, ob Deutſchland in
jeder Beziehung die Bedingungen des Ultimatums
das die Alliierten ihm vor kurzem mit Bezug auf die
Durchfüh=
rung des Verſailler Vertrages überreichten, ausgeführt habe. Er
ſagte, die Bedingungen des Ultimatums ſeien entweder
tatſäch=
lich erfüllt worden oder ſeien in der Durchführung begriffen.
Be=
züglich einiger der Bedingungen ſei die Zeitſpanne noch nicht
ab=
gelaufen.
Die Löſung der öfterreichiſchen Miniſterkriſe.
TU. Wien, 21. Juni. Die ſeit drei Wochen andquernde
Regierungskriſis iſt geſtern endlich einer Löſung zugeführt
worden. Der Haupvausſchuß des Natiomalrats hat den Wiener
Polizeipräſidenten Dr. Schober zum Bundeskanzler
deſig=
niert und mit der Bildung des Kabinetts beauftragt.
Schober hat die Berufung angenommen und ſich noch im
Lautfe des geſtrigem Abenſds mit den Parteien und den für das
Kabinent in Betracht kommenden Perſönlichkeiten in
Verbimn=
dung geſetzt.
Die Eröffnung der britiſchen Reichskonferenz.
London 21. Juni. (Wolff.) Lloyd George erklärte
in einer Rede, mit der er die britiſche Reichskonferenz
eröffnete, es würden Jahre vergehen, bis die Folgen des
Krieges überwunden ſeien. Es gäbe europäiſche Länder, wo die
Armut und Not furchtbar ſeien. Trotz vieler entmutigender Dinge
glaube er jedoch zuverſichtlich, daß ſich die Welt langſam durch
alle Schwierigkeiten durcharbeiten werde. Es ſei eine immer
größer werdende Ueberzeugung vorhanden, daß die Welt
Frieden haben müſſe, wenn ſie je wieder geſunden ſolle.
Lloyd George befaßte ſich hierauf mit der Regelung mit
Deutſchland. Nach Erörterung der Entwaffnungsfrage
wandte er ſich der Repavationsfrage zu. Er wies darauf hin,
daß Deutſchland einen ſehr praktiſchen Plan zur Erfüllung
ſei=
ner Verpflichtungen angenommen habe. Desgleichen haben
Frankreich und Italien und die öffentliche Meinung Englands
dieſen Plan angenommen. Damit ſeien die ſchwierigſten
Pro=
bleme, die Fragen der Entwaffnung und der Reparation,
ent=
wweder bereits geregelt oder im Begriffe, auf ſehr gerechte Weiſe
geregelt zu werden. Lloyd George erklärte dann, es beſtänden
noch zwei Schwierigkeiten, nämlich die Feſtſetzung der Grenzen
Polens und Litauens ſowie der oberſchleſiſchen
Grenze und der Friedensſchluß mit der Türkei. Mit Bezug
auf beide Fragen ſei er ſehr hoffnungsvoll. Wenn dieſe Fragen
einmal geregelt ſeien, dann könne man ſagen, daß der Frieden
hergeſtellt ſei.
Die Grundbedingungen für den Frieden, den ſtetigen
Frie=
den, und den Wiederaufbau ſeien, daß man zu ſeinen
Verträ=
gen ſtehe. Die Nationen und die Völker der Welt hätten ihre
gegenſeitige Abhängigkeit in einem weit größeren Maße als je
vor dem Kriege eingeſehen und der Völkerbund — was auch
im=
mer von den Beſtimmungen des Völkerbundrates gedacht werden
möge — beſtehe als Zeuge für dieſe Wahrheit. Lloyd George
erklärte, es könnten keine Vorſchläge für die Wiederherſtellung
Europas und für einen dauernden Frieden gemacht werden, es
ſei denn auf der Grundlage der Annahme der Friedensverträge
oder einer Erzwingung dieſer Verträge. Hier und dort könnten
infolge Eintretens neuer Verhältniſſe mit Zuſtimmung aller
Par=
teien Erleichterungen vorgenommen werden. Die Verträge ſelber
müßten jedoch beſtehen bleiben, wo eine ſolche Zuſtimmung
nicht erfolge, und kein Unterzeichner habe das Recht, ſich über
irgendeinen Teil des Vertrages hinwegzuſetzen, den er
unter=
ſchrieben habe.
Ueber die Beziehungen zwiſchen dem britiſchen
Reiche und den Vereinigten Staaten ſowie Japan
erklärte Lloyd George, es gebe keinen Teil der Welt, wo das
bri=
tiſche Reich entſchiedener den Frieden und kair play für alle
Na=
tionen aufrechterhalten und einen Wettbewerb der Rüſtungen
vermeiden wolle aks den Stillen Ozean und den fernen Oſten.
Das Bündnis zwiſchen England und Japan ſei in der Ver=
gangenheit ein wertvoller Faktor in dieſer Hinſicht geweſen. Der
Premierminiſter fuhr fort: Wir wünſchen dieſe wohlerprobte
Freundſchaft beizubehalten und ſie auf die Löſung aller Fragen
im fernen Oſten anzuwenden, wo Japan beſondere Intereſſen
hat und wo wir ebenſo wie die Vereinigten Staaten gleiche
Möglichkeiten und die offene Tür wünſchen. Unter dieſen
Fra=
gen ſei nicht die geringſte die der Zukunft Chinas, das von
Eng=
land ebenſo wie von den Vereinigten Staaten eine wohlwollende
Behandlung und kair play erwarte.
Ein freundſchaftliches Zuſammenwirken zwiſchen den
Ver=
einigten Staaten und England ſei ein
Kardinal=
grundſatz. Wir wünſchen mit der größten Republik in allen
Tei=
len der Welt zuſammenzuarbeiten. Ebenſo wie die Vereinigten
Staaten wollen wir Stetigkeit und Frieden auf der Grundlage
der Freiheit und Gerechtigkeit, und ebenſo wie Amerika
wün=
ſchen auch wir das Anſchwellen der Rüſtungen zu
ver=
meiden, ſowohl im Stillen Ozean als auch an anderen Orten.
Wir freuen uns, daß die amerikaniſche Politik augenblicklich in
dieſer Hinſicht ein ſo ernſtes Beſtreben an den Tag legt. Wir ſind
bereit, mit den amerikaniſchen Staatsmännern jeden Vorſchlag
zur Herabſetzung der Rüſtungen zu erörtern, den dieſe
vorzu=
bringen wünſchen, und wir können uns verpflichten daß
keiner=
lei ſolche Vorſchläge einen Mangel an Entgegenkommen und
Be=
reitſchaft auf unſerer Seite finden werden. Inzwiſchen können
wir auch nicht vergeſſen, daß das Leben des Vereinigten
König=
rechts ebenſo wie das Auſtraliens und Neuſeelands, ja tatſächlich
das des geſamten Reiches auf die Seemacht gegründet iſt und
daß die Macht zur See notwendigerweiſe die Grundlage des
geſamten Beſtandes des Reiches bedeutet. Wir müſſen daher die
Maßnahmen in Betracht ziehen, die unſere Sicherheit erfordert.
Mehr wollen wir nicht, wir können jedoch auch nicht mit weniger
zufrieden ſein.
* Kleine politiſche Nachrichten. Das B. T. erfährt aus zuverläſſiger
Quelle, daß der Staatsanwalt im Prozeß gegen den Mörder
Talaat Paſchas Reviſion eingelegt hat. — Wie die Blätter
mel=
den, ſind in Belfaſt die ausgedehnteſten Vorſichtsmaßregeln für den
Be=
ſuch des britiſchen Königs getroffen worden, der am Mittwoch das
iri=
ſche Nordparlament eröffnen wird. Dem Weſtmnſter
Guar=
dian zufolge gleicht Belfaſt einem bewaffneten Lager. — Einer
Mel=
dung aus Wladiwoſtok zufolge hat die antibolſchewiſtiſche
vorläu=
fige Regierung beſchloſſen, daß alle von der Sowfetregierung in
Kom=
tſchatka gewährten Konzeſſionen null und nichtig ſind. — Die
Möglich=
keit, daß England in die Ereigniſſe von Angora hineingezogen
wird, verurſacht in Indien lebhafte Unruhe. Ein Nationaliſtenführer
erklärte kürzlich, daß ein britiſches Vorgehen gegen die Kemaliſten als
der Todesſtoß gegen das Kalifat betrachtet und das Signal zu neuen
Unruhen ſein würde. — Nach einem Kabeltelegvamm der Chikago
Tri=
bune aus Waſhington haben bei der gemeinſamen Beratung von
Se=
nat und Nepräſentantenhaus über die Heeresſtärke die
Mitglieder des Repräſentantenhauſes geſiegt. Die beteiligten Senatoven
haben beſchloſſen, die Forderung des Repräſentantenhauſes, die
Hee=
resſtärke auf 150 000 Mann feſtzuſetzen, im Senat zur Annahme zu
empfehlen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Juni.
* Hebertragen wurden den Schulamtsamwärtern Otto Ertel aus
Weſthofen, Wilhelm Ginz aus Woms Ernſt Schreiber aus
Mainz, Johanes Seifert aus Mcing, Heinrich Werle aus
Bens=
heim. Philipp Zimmermann aus Nachenheim Lehrerſtellen an der
Volksſchule zu Mainz und den Schulamtsciwärberinnen Magdalene
Ferber aus Engelſtadt. Wilhelmine Hill aus Fürfeld, Margarete
Kärcher aus Bechtheim. Chriſtine Kirſch aus Heidesheim,
Fran=
ziska Mink aus Mainz, Martha Münch aus Oberlahnſtein,
Eliſa=
beth Peters aus Manz, Katharine Schwahn aus Mainz, Luiſe
Thumm aus Mainz. Hedwig Uſinger geb. Hahn aus Worms,
Fvanziska Zikeſch aus Mainz Lehrerinvenſtellen an der Volksſchule
zu Mainz.
* In den Rnheſtand verſetzt wurde der Forſtmeiſter der
Oberför=
ſterei Alsfeld Geh. Forſtrat Eduard Haberkorn zu Alsfeld auf
ſein Nachſuchen vom 1. Oktober ds. Js. ab unter Anerkennung ſeiner
dem Staate geleiſteten Dienſte.
Kirchliche Dienſtnachrichten. Am 17. Jui I. Js. wurde dem
Pfarrer Karl Weber zu Dalheim die evangeliſche Pfarrſtelle zu
He=
ring i. O. übertragen und der von dem Stadtvorſtand zu Alsfeld auf
die zweite evangeliſche Pfarrſtelle daſelbſt erfolgten Präſentation des
Pfarrers und Dekans Dr. Unverzagt zu Kirtorf die Beſtätigung
erteilt.
n. Schöffengericht I. Leichtſinn und Genußſucht, woraus die
er=
ſchrechende Steigerung der Kriminalität zum großen Teil erwächſt, haben
anſcheinend auch den 26jährigen Kaufmann H. L. von hier auf Abwege
gebracht. Bei einem Kohlenhändler in Stellung, underſchlug er während
des vorigen Herbſtes dieſem insgeſamt 5000 Mark und brachte das Geld
durch. Er hat die Summe teils aus Gehalt, teils auf eine andere Art
erſetzt, die mit einem weiteven Delikt in Verbindung ſteht. Was
letz=
teres betrifft, ſo iſt es als Betrug zum Nachteil eines Onkels aus
Ame=
rika angeklagt, ſollte ebenfalls jetzt verhandelt werden und iſt vorläufig
vertagt. L. kaufte im Auftrage jenes Verwandten hier ein Haus, und
es wurde ein weit höherer Erwerbspreis vorgeſpiegelt, wodurch L. in
Beſitz von etwa 30 000 Mark rechtswidrig gelangt ſein ſoll. Auch dieſes
Geld ging in alle Winde, doch deckte L. damit auch die erſterwähnte
Unterſchlagung. In der ausgeſetzten Betrugsſache ſind der=Verbäufer
des Hauſes und ein Agewt als Vermittler mitangeblagt, beſtreiten aber
im Gegenſatz zu L. jede Schuld. L. wurde wegen der Unterſchlogung
zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt.
n. Strafkammer. Im Januar ds. Js. hatten Einbrecher nachts den
Landwirt Philipp Wiegand zu Hüttenſeld heimgeſucht und waren
zwei Zuchtſchweine von 4000—5000 Mark Geſampwert aus dem Stall
geholt worden. Etwva ein halbes Jahr vorher büßte W. auf gleiche
G
Art bereits Schweine ein, weshalb er das damals von den Dieben
be=
nutzte, nach dem Felde liegende Stallfenſter beſonders ſtark ſicherte und
verſperrte. Die Vorſicht war vergebens, die Einbrecher wählten nach
Beſeitigung des Schutzes den nämlichen Zugang, und der durch Geräuſch
aufmerkſam gewordene W. kam zu ſpät. Seine Verfolgung bewirkte
nur, daß von den in der Nähe des Tatorts fachmäßig abgeſchlachteten
Tieren unterwegs das eine ganz und das andere zur Hälfte im Stich
gelaſſen oder verloren wurde. Man konnte die Spuren dreier Perſonen
mit Fahrrädern noch eine große Strecke verfolgen, und ſie hatten die
Richtung nach Viernheim. Erſt neuerdings gelang die teilweiſe
Ermitt=
lung, und es waren nunmehr der 24jährige Taglöhner Johann Georg
Bugert von Viernheim, ſowie der 31jährige Dreher Joſeph
Mar=
tin aus Frankfurt a. M., wohnhaft in Mannheim, des ſchweren Dieb.
ſtahls vom Januar ds. Js. angeklagt. B. verbüßt eben eine in
Mann=
heim erhaltene zweijährige Gefängnisſtrafe, M. befand ſich auf freiem
Fuß. Sie geben an, von einem Dritten, bezüglich deſſen ſie nur den
Vornamen Fritz wiſſen wollen, zur Tat verleitet worden zu ſein, und
M. behauptet im Gegenſatz zu dem ganz geſtändigen B., nur burz in der
Nähe geweilt zu haben, worauf er noch vor der Vollendung allein
fort=
gegangen und an der Beute nur inſofern beteiligt geweſen zu ſein, als
man ihm nachher die eine Hälfte ins Haus gebracht habe. Er hat eine
große Familie und beruft ſich auf Not. Wie weit die Schilderung
zu=
trifft und ob die Angeklagten nicht noch mehr auf dem Kerbholz haben,
ſteht dahin. Das Gericht war nicht im Zweifel über M.s volle
Mit=
täterſchaft und verurteilte ihn mit mildernden Umſtänden zu 1 Jahr
3 Monaten Gefängnis unter ſofortiger Verhaftung wegen
Fluchtverdachts. B., der rückfällig iſt, wurde zu 2 Jahren 3
Mona=
ten Gefängnis verurteilt und wünſchte nachträglich, daß man ihm
Zuchthaus geben möge.
— Landestheater. Heut findet die erſte Vorſtellung der
Sommer=
ſpielzeit, die Premiere von Leo Falls Operette „Die Kaiſerin”
der Miete rot ſtatt. Der Verkauf der Zybluskarten für dieſe Miete
iſt geſtern abgeſchloſſen worden; für die Mjete grün wird er bis zum
Donnerstag, den 23. Juni, für die Miete gelb bis Freitag, den 24. ds.
fortgeſetzt. Der Einzelverkauf für die erſten Aufführungen der Mietzen
grün und gelb kann deshalb erſt am Tage der Vorſtellung ſelbſt, d. h.
für die erſte Wiederholung der „Kaiſevin” am Freitag, den 24. Juni,
für die Erſtaufführung des „Dreimäderlhaus” am Somstag, den 25.
Juni, erfolgen.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Die Neckarzeitung in Heilbronn
ſchreibt: Hans Kämmerling, der unſer Stadttheater als
Theater=
maler durch einige Spielzeiten hindurch künſtleriſch beraten hat wird
Heilbvonn verlaſſen und ſomit aus dem weiteren Verband des Theaters
ausſcheiden. Kämmerling folgt einem Rufe der Firma Michel=Haag hier
und wird der in Ulm a. D. zu errichtenden Filiale dieſer Firma als
Leiter und Zeichner ab 1. Juli vorſtehen. — Wenn Hans Kämmerling
auch infolge der an unſerer Bühne gebotenen Sparſamkeit nicht aus
dem Vollen ſchöpfen konnte, ſo hat er doch imer, wenn man ſich ſeiner
bediente, mit Wenigem Gutes und Künſtleriſches geleiſtet. Es ſei nur
an die Neuinſzenierungen von „Zauberflöte‟, „Madome Butterfly”
„Hänſel und Gretel” „Holländer” „Opfer” erinnert. Er war eine auf
Farbe und dekorative Wirkung eingeſtellte Natur von gutem Geſchmack
und feimfühligem Einleben. Man kann ſagen, daß er mit unſeren
Mitdeln Vorzügliches leiſtete, und daß die ſchönen Erfolge unſerer Bühne
in den Jahren 1919—1920 auch mit ſeinen Bühnenbildern zu danken
ſind. Die Schule Kempins (Darmſtadt) war unverfennbar.
Ein junger Darmſtädter Künſtler, Herr Wilhelm Hechler,
der in der jetzigen Spielzeit dem Opernenſemble unſeres Landestheaters
angehörte, wurde als erſter Heldentenor an das Landescheater zu
Bam=
berg engagiert. Herr Hechler, der ſeine Ausbildung bei Profeſſor
Bell=
witt in Frankfurt erhielt, verfüigt übber ſchöne Stimmittel, ſo daß ihm
eine gute Zukunft als Künſtler vorausgeſagt werden kann.
* Der neue Fahrplan der Dampfſtraßenbahn, gültig ab 23. Juni,
bringt einige Zugänderungen. Der erſte Zug ab Griesheim, bisher 5.10
früh, fährt bereits um 5 Uhr; der zweite um 6.35 Uhr der dritte 7.30
Uhr uſw.; der letzte 6.45 Uhr abends. Der erſte Zug nach Griesheim
fährt vom Luifenplatz ab 5.40 Uhr, von Arheilgen 6.35 Uhr, alſo fünf
Minuten früher wie bisher. Der letzte Zug ab Arheilgen fährt 6.45
Uhr, ab Luiſenplatz 7.05 Uhr.
ge. Luſtiger Abend Willi Braun. Willi Braun, eine Art
Unfver=
falgenie, hat es, obwohl in Darmſtadt noch ein Unbekamter, verſtanden,
in einer Zeit, da die Darmſtädter nicht wiſſen, wo ſie hin ſollen vor
Feſten und Vevanſtaltungen, einen vollen Saal zu bekommen. Er hat
es weiter verſtanden, eine hier ſonſt ſelten erlebte luſpige Stmmung
zu zaubern, die zum Schluſſe faft ausgelaſſen wurde. Wie er das
gemacht hat und was er gebracht hat, das iſt wirklich ſchwer zu ſagen.
Sein Programm iſt unerſchöpflich und von einer Vielſeitigkeit, die in
Erſtaunen ſetzt. Willi Braun iſt wohl ſelbſt eie von Natur heiter und
humorvoll veranlagte Perſönlichkeit. Was man bewundern darf und
was manchem als Beiſpiel vor Augen und — Seele geführt werden
ſollte, iſt die Tatſache, daß eine ſchwere Kriegsbeſchädigung nicht
ver=
mochte, ſeine Heiterkeit und die Gabe, andere anzuregen und
mitzu=
reißen, irgendwie zu beeinträchtigen. Kopf hoch, nicht umterkriegen laſſen
und den Humor nicht verlieren, iſt ſein Grundſatz, und wahrlich, das
iſt nicht das ſchlechteſte Lebensprinzip. — Willi Braun ſchöpft ſeine
Darbietungen aus allen Gebieten der Literatur. Er trägt ſeine
humo=
riſtiſchen Sachen mit durchſchlagendem Erfolg vor, beherrſcht glänzend
eine Unmenge Dialekte und ſingt und begleitet ſich ſelbſt am Klavier,
wenn wie er ſatiriſch erzählt, ſeine Begleiterin, die in der Fabrik mehr
verdient als durch Klavierſpiel, gerade Nachtſchicht hat! Die
Zuhörer=
ſchaft war bold in beſtem Kontakt mit ihm und amüſierde und unterhielt
ſich offenbar aufs beſte. Der Beifall am Schluſſe wurde zur Ovation.
Wir meinen, Willi Braun darf wiederkomen!
* Der Weltbetrug von Leipzig. Es ſei hiermit nochmals arf den
heute im Saalbau ſtattfindenden Vortrag „Der Weltbetrug vom
Leipzig”, hingewieſen.
* Der Mieterverein, deſſen Mitgliederzahl ſich fortgeſetzt in
erfreu=
licher Weiſe vermehrt, und der ſich aus Perſonen aller Stände, ohne
Rückſicht auf politiſche Geſinnung, zuſammenſetzt hält am Freitag, den
24. ds. Mts., abends, im Chauſſeehausſaal, Heidelberger Straße, eine
Bezirksverſammlung für Beſſungen ab. In Anbetracht
der außerordentlichen Wichtigkeit für jeden Mieter ſeine berechtigten
Intereſſen bei allen vorhandenen oder noch bevorſtehenden
Schwierig=
keiten in wirkſamer Weiſe vertreten zu wiſſen, ſollte ſich kein Mieter
ſcheuen, den geringen Jahresbeitrag von 8 Mark gerne aufzuwenden,
um ſich durch Erwerbung der Mitgliedſchaft gleichzeitig auch Schutz und
Hilfe durch Rat und Tat bei ſeinem Verein zu ſichern. Mieterſchutz iſt
Selbſtſchutz, und den bedürfen 90 Prozent aller Bevölkerung als
Mie=
ter. (Siehe Anzeige.)
Die Trinkgeldfrage.
Vom Standpunkt der Gäſte.
— Wie ſtehen die Gäſte heute zur Trinkgeldfrage? — Dies
zu erkunden, habe ich mich in der letzten Zeit eifrigſt bemüht.
In der Kneipe und auf Reiſen, in der Eiſenbahn und überall,
wo ſich die Gelegenheit bot, habe ich das Geſpräch auf dieſes
Thema gebracht. Und jüngſt hatte ich Gelegenheit, einer
Konfe=
renz beizuwohnen, einberufen von Gaſthausbeſuchern für
Gaſt=
hausbeſucher, die ſich mit der Frage befaßte. Ich ſelbſt machte
den ſtillen Zuhörer, den Ausfrager, nur hier und da nahm ich
das Wort zur Verteidigung der Angeſtellten. Was ich dabei
hörte, will ich im folgenden wiedergeben, rein berichtend.
Gänzlich unwahr iſt es, wenn die Unternehmer behaupten,
die Gäſte ſeien ganz wild auf das Trinkgeldgeben. Das
Gegen=
teil trifft zu. Jedermann wäre froh, wenn das leidige
Trink=
geld beſeitigt wäre. Wer von den Gäſten gibt heute noch
Trinkgeld, und warum geben ſie es?
Auch hier iſt nicht eine einheitliche Maſſe mit einheitlichen
Grundſätzen vorhanden. Die Kundſchaft der Hotels,
Reſtau=
rants und Cafés rekrutiert ſich aus allen Schichten der
Bevölke=
rung mit verſchiedenen Lebensanſchauungen und vor allem mit
verſchiedenen Geldbeuteln. Kriegsgewinnler, Schieber,
Par=
venus — die neuen Reichen vergeuden in Luxuslokalen ihr Geld,
das ſie ſo leicht „verdient” haben und das ſie dem notleidenden
Staate vorenthalten. Andere geben nach wie vor Trinkgeld aus
Indifferenz und alter Gewohnheit. Auch aus Furcht, ſie könnten
doch einem Manne den Verdienſt entziehen, auf den dieſer nach
Lage der Sache, wie früher, Anſpruch habe.
Und da kommen wir auf den Kernpunkt, auf den die
von mir Befragten immer wieder zurückkamen: Die Gäſte
wiſſen nicht recht, woran ſie ſind. Iſt in dieſem oder
jenem Lokal das Trinkgeld abgelöſt, bekommt der Angeſtellte
wirklich den einkalkulierten Betrag? Sind die üblichen 10
Pro=
zent in der vom Kellner geforderten Geſamtſumme ſchon mit
ent=
halten? Vor Fragen ſcheut man zurück, befürchtend, eine
un=
freundliche Antwort zu erhalten. Nicht bloß, daß der Gaſt ſich
durch die vielen Syſteme hindurchfinden ſoll, auch in den
ver=
ſchiedenen Landesteilen ſind die Verhältniſſe ſtark von einander
abweichend. In Bayern, in gewiſſen Teilen von Württemberg
iſt das Trinkgeld noch nie ganz beſeitigt geweſen, in
Mecklen=
burg iſt es ſchon wieder zur Einführung gekommen. In den
Nordſeebädern machen die Unternehmer alle Anſtrengungen, es
wieder in nackteſter, roheſter Form zum Leben zu erwecken. Das
alles iſt geeignet, die Baſthausbeſucher zu verwirren. Und die
Erbitterung hierüber iſt groß. Mehr als einer der von mir
Be=
fragten ließ den Stoßſeufzer vernehmen: „Erſt wurden in den
Gaſthäuſern die Preiſe erhöht, weil es feſte Löhne gab, dann
mußten wis doch wieder Trinkgeld zahlen. Bei jeder neuen
Lohnbewsgung wiederholte ſich das Spiel. Die Kellner nahmen
die hohen Löhne und das Trinkgeld dazu.”
Die Stellungnahme der Gehilfen iſt leider keine
einheitliche. Es gibt Bevorzugte, die in Schlemmerlokalen durch
Annahme von Trinkgeld weit höhere Summen verdienen, als
ſie nach ihrer Stellung und, gemeſſen an ihren Leiſtungen,
gerech=
terweiſe beanſpruchen dürften. Andere können ſich von alter
Ge=
wohnheit nicht trennen. Oder es ſind ſolche, die der Verſuchung
nicht widerſtehen können, weil ſie durch die lange Kriegszeit in
große wirtſchaftliche Not geraten ſind; oder, weil die Löhne doch
zu niedrig ſind. Die Standhaften ſchließlich nehmen angebotenes
Trinkgeld wieder an, weil ſie nicht die einzig Leidtragenden ſein
mögen. Hier handelt es ſich alſo um vielerlei Variationen. Im
ganzen aber kann man doch ſagen, daß dort, wo ausreichende
Löhne gezahlt werden, die Reform ſich durchgeſetzt hat.
Die Gäſte wiſſen nicht, können nicht wiſſen, wie die
Ver=
hältniſſe im einzelnen liegen, wo die Löhne auch heute noch
un=
zulänglich ſind, wo das Trinkgeld noch weiter beſteht, wo nicht.
Früher, d. h. kurz nach der Revolution, ſo wird von vielen
der Gäſt
ſolche mehr. Steigender Mißmut des Publikums iſt die Folge.
Bei den hohen Preiſen bedeutet der übliche 10prozentige
Zu=
ſchlag eine große Belaſtung. Gern wäre der größte Teil der
Gaſthausbeſucher von jeglichem Trinkgeldzwang befreit. Es iſt
für empfindſame Menſchen, die nicht über allzugroße Mittel
ver=
fügen, ungeheuerlich peinlich, bei der Abreiſe ſtets von Zweifeln
geklagt zu werden, wer denn wohl berechtigt ſei, Trinkgeld zu
erhalten, und wieviel man geben müſſe. Und der weitaus
überwiegende Teil des reiſenden Publikums und der
Gaſthaus=
beſucher gehört dem Mittelſtande an: kleine Geſchäftsleute,
Kauf=
leute, Angeſtellte der privaten und öffentlichen Betriebe, Lehrer,
Techniker, Beamte, überhaupt die groſſe Maſſe der arbeitenden
Klaſſen. Dieſe Bevölkerungsſchichten ſind es, die auch den
gaſtwirtſchaftlichen Unternehmern den Hauptteil ihrer Einnahmen
bringen.
Bei dieſen Schichten finden auch die Gehilfen in ihrem
Be=
ſtreben auf Verbeſſerung ihrer wirtſchaftlichen Lage am meiſten
Verſtändnis und Unterſtützung. Dort wurde nach der Revolution
der Kampf der Kellner gegen das Trinkgeld faſt mit Begeiſterung
aufgenommen und deren Lohnbewegungen unterſtützt. Wieviel
bei Lohnbewegungen auf die Gunſt der öffentlichen Meinung
Wert zu legen iſt, bedarf keiner weiteren Betonung. Soll dieſe
Achtung, die ſich die gaſtwirtſchaftlichen Angeſtellten durch ihren
Kampf um feſte Bezahlung — ſtatt Bettelgelder — errungen
haben wieder verloren gehen? Das iſt die Frage, die ſich die
Gehilfen zu ſtellen haben.
Man bekunde aber auch den feſten Willen, den Gehilfen
bei=
zuſtehen, vorausgeſetzt nur, daß dieſe mit dem Kampf gegen
das Trinkgeld es wirklich ernſt nähmen. Man ſolle nur die
Orte und die Betriebe, wo alles in Ordnung, d. h. wo das
Trink=
geld reſtlos beſeitigt ſei, bezeichnen. Dieſe würden bevorzugt, die
anderen gemieden werden. Dort, wo der alte Zuſtand weiter
beſtehe oder die Unternehmer mit oder ohne Zuſtimmung der
Gehilfen ihn wieder herbeizuführen ſich anſchicken, würde das
Publikum erſt recht kein Trinkgeld geben. Wenn dadurch
vor=
übergehend auch einzelne der Angeſtellten Schaden leiden, ſo ſei
ein ſolches Opfer des hohen Zieles ſchon wert. Die Organiſation
und die Gehilfen ſelbſt müßten nur vorangehen, aufklärend
wir=
ken, namentlich auch die Fach= und Tagespreſſe benützen.
Das waren ſo die Anſchauungen und Reflexionen, denen ich
beim Publikum begegnete. In der Tat, wenn die Gäſte auch nur
wenige Wochen den Trinkgeldboykott durchführen
wür=
den, das Unweſen wäre beſeitigt. Denn die Gehilfen müßten
dann eben Löhne fordern, mit denen ſie recht und ſchlecht
auskom=
men könnten. Beſchreiten die gaſtwirtſchaftlichen Angeſtellten
dieſen Weg nicht, ſo ſind ſie der Mißachtung preisgegeben. Wenn
ſie wiederum ſich zum Trinkgeld bekehren, würde ſie niemand
mehr ernſt nehmen. Aber 2s iſt glücklicherweiſe doch nur der
kleinere Teil, der nicht die genügende Willensſtärke aufbringt, die
Annahme des Trinkgeldes zu verweigern. Gegen dieſe müſſen
die anderen Aufrechten ſcharf Stellung nehmen. Die
Ableh=
nung des Trinkgeldes iſt die Vorausſetzung für die
Be=
rechtigung und für den Erfolg zukünftiger Lohnbewegungen.
Wollen aber die Gehilfen die verkürzte Arbeitszeit halten,
dann dürfen ſie nicht nachlaſſen in ihrem Kampfe um feſten Lohn.
Wollen ſie die volle Achtung ihrer Mitmenſchen genießen, müſſen
ſie Trinkgeldgegner ſein und bleiben. Alle Mißſtände,
unter denen insbeſondere die Arbeiter und Angeſtellten im
Gaſt=
wirtsgewerbe zu leiden haben, finden in letzter Linie ihre
Grund=
urſache im Trinkgelderunweſen.
Ruutite!
Donnerstag, den 23. Juni 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Karten blau, lila, rot und grün).
Marke Nr. 32, 31 und 30, je 800 gr Brot. Marke Nr. 25,
560 gr Mehl oder 800 gr Brot
Für Kinder: (Karten weiß”, Marke Nr. 24 und 19, je 800 gr
Brot. Marke Nr. 20, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltungsmehl: Bis 15. Juli auf die Nährmittelmarken
Nr. 21 blau, grün, rot und lila und Nr. 17 weiß, je 800 gr
Haushaltungsinehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Milch: Auf Beſtell= und Bezugsmarke Nr. 18 der
Sonderbeſtell=
karte je ¼ Liter. Lebensmittelausſpeis iſt vorzulegen.
Zucker: Bezugsmarke Nr. 6, Juni=Anteil, 750 gr auf den Kopf.
Friſtablauf für Vorausbeſtellung auf Marke „Darmſtadt”
(Juli=Anteil) am 27. ds. Mts.
Städtiſche Bekleidungsſtelle: Verkauf der Reſtbeſtände
Wilhel=
minenſtraße 15, Zimmer 17.
Ia Kernſeife: Markenfreie’Albgabe das Pfund zu 11.50 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 17.
Holzverkauf und Hausbrandkohlen: Eine Rate Kohlen,
vor=
wiegend in Braunkohlenbriketts. Ferner die Hälfte der für
das ganze Wirtſchaftsjahr 1921/22 zugeteilten Jahresmenge
in Braunkohlen aus der Grube Prinz von Heſſen. Auf die
Num=
mern 1 bis einſchl. 5 der Holzausſpeiskarten je 1 Ztr. Holz zum
Preiſe von 14 Mk. für Laubholz und 12 Mk. für Nadelholz.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
7 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Alle Lebensmittelmarken ſind gut aufzubewahren,
Berlorengegangene Marken werden nicht erfetzt,
verfallene Marken nicht umgetauſcht.
* Der Naturheilverein ladet in der heutigen Anzeige ſeine
Mit=
glieder und Freunde zu einem ſchönen Spaziergange mit
Spie=
len imr Walde ein. Er ninet damit ſeine früher ſo beliebten
Veran=
ſtaltungen wieder auf und will ſie bei genügender Beteiligung
regel=
mäßig am zweiden Sonatag im Monat abhalten. Der geplante
Spaziergang hat als Ziel Jagöſchloß Kranichſtein mit
Be=
ſichtig ung desſelben. (S. Anz.)
Kinderhilfe.
— Das bunte Gartenfeſt und das Kinderfeſt im
Orangeriegarten mußten geſtern der Witterung halber ausfallen.
Leider gelang es nicht mehr, dies rechtzeitig durch die Preſſe
bekannt=
zugeben; Plakate haben es ſtatt deſſen verkünbet. Man will aber
natür=
lich die viele Mühe nicht umfonſt angewandt haben, man will auch die
Erwartungsfreude der Mitwirkenden wie der zum Beſuch bereiten
Scharen nicht enttäuſchen, und ſo hat man das Feſt nur bis
Don=
nerstag, den 23. Juni, aufgeſchoben. Feſtfolge, alles bleibt,
wie das für den 21. angekündigt war. — Das Kinderfeſt am
Mittwoch wird von dieſer Veränderung nicht betroffen; es wird
heute nachmittag im Orangeriegarten ſeinen Verlauf nehinen. Möge
es der Himmel mit gut gemeintem, aber allzu naſſem Segen verſchonen.
— Wort, Bild und Tanz. Das unter dieſem Ditel am
kommenden Freitag, den 24. Juni, abends, im Saalbau ſtattfindende
Feſt zugunſten der Kinderhilfe verſpricht einen außerordentlich günſtigen
Verlauf zu nehmen. Frau Frieda Skagel leitet den Abend. Ihren
Bemühungen iſt es gelungen, eine Reihe erſter Kräfte dafür zu
ge=
winnen. Wir nennen nur Frau Käthe Meißner, das geſchätzte
Mit=
glied des Landestheaters, Fräulein Poldi Heyl, die gefeierte Altiſtin,
Fräulein Martha Förſter, ebenfalls duich ihre Konzerte wohlbekannt,
ſowie die hieſige Pianiftin Fräulein von Schütz, die ſich in den Dienſt
der guten Sache ſtellten. Als Hauptattraktion des Abeyds wird
aller=
dings das Mimodrama „Die Han0” zu betrachten ſein, in welchem Frl.
Fernande Robertine Gelegenheit haben wird, ihre Meiſterſchaft zu
bewähren und den vielen Verehrern ihrer Kunſt die Möglichkeit zu
geben, ſie zu bewundern, und zwar in einer dem Darmſtädter
Publi=
kuim bisher noch unbekannten Art — als ſtumme Schauſpielerin. Frl.
Fernande Robertine, welche die Tänzerin Vivette verkörpert, eine Rolle,
die ſie in den meiſten großen Städten Deutſchlands am 200mal ſpielte,
hat damit überall durch ihr ſelten ausdrucksvolles Mienenſpiel
ſenſatio=
nelle Erfolge errungen. Wir weiſen alſo auf dieſen erleſenen
Kunſt=
genuß beſonders hin. Als ihre Partner haben ſich Herr Kuliſch und
Herr Kroczak, die beliebten Mitglieder des Landestheaters, in
dan=
tenswerter Weiſe zur Verfügung geſtellt. Den Beſchluß des
kinſtleri=
ſchen Teiles werden dann lebende Vilder und Tanzbilder bilden.
Spe=
ziell alle Darmſtädter, die Freude an Kinbertänzen haben.werden
be=
ſonders auf ihre Rechnung kommen, indem eine ganze Reihe ſolcher
Darbietungen, ebenfalls von der Ballettmeiſterin Frl. Fernande
Ro=
bertine entworfen und einſtudiert, zur Aufführung gelangen. Der
mrſikaliſche Teil liegt in den Händen des Herrn Obermuſikmeiſters
Weber. — Der zweite Abſchnitt des Feſtes geſtattet der Jugend, zu.
zeigen, was ſie unter Rhythmus und Grazie verſteht. Kritiſche Augen
werden beobachten und die drei ſchönſten Damen, die drei ſchönſten
Herven und die drei eleganteſten Tänzerpaare, mit werwollen Preiſen
bedenken. In anerkennenswerter Weiſe hat Frau Stapel von allem
Saalſchmuck, der den Reingewinn beeinträchtigen würde, Abſtand
ge=
nommen, und ihr Augenmerk nur auf hervorragend büikſtleriſche
Dar=
bietungen gerichtet. Der Kartenvorverkauf zu ermäßigten Preiſen
be=
findet ſich in der Papierhandlung Hch. Lautz, dem Kaufhaus
Noth=
ſchild und dem Zigarrengeſchäft Meyer, Mathildenplatz.
— Der Jugendtag im Platanenhain. Der 2. Bezirk
der Kinderhilfe, geleitet von Frau Oberbergrat Chelius, hat den
Jugendring für ſeine Veranſtaltung gewonnen. Samstag, den
25. Juni 3 Uhr nachmittags, wird dieſer einen Jugendtag in dem
Platanenhain auftun. Um halb 3 Uhr ſammelt ſich alles, was dem
C.K. Der Umgang mit Kleidern. „Die Menſchheit kann
in zwei Klaſſen eingeteilt, werden, in ſolche, die Hoſenſpanner
und Schuhleiſten benutzen, und in ſolche, die das nicht tun.” Mit
dieſer kühnen Behauptung beginnt ein Kenner eine Plauderei,
in der er wichtige Ratſchläge über den Umgang mit
Klei=
dern erteilt: „Viele Männer laſſen bei guten Schneidern und
vortrefflichen Schuhmachern arbeiten und ſehen doch niemals
ele=
gant aus. Sie verſtehen den Umgang mit ihren Sachen nicht;
ſie haben es nie gelernt oder ſie ſind zu nachläſſig, um die
rich=
tigen Formen der Behandlung zu wählen. Das ſind die Leute,
die denſelben Anzug und dasſelbe Paar Schuhe Tag für Tag
tragen, bis ſie abgeriſſen und unanſehnlich ausſehen. Dann
müſſen ihre Beſitzer ſie wegtun und neue kaufen, die dann gar
bald in denſelben jammervollen Zuſtand gelangen. Das iſt aber
Verſchwendung, unerhörte und unnötige Verſchwendung. Gute
Kleider verlangen gute Behandlung, und kein Anzug kann es
vertragen, daß er ſechsmal in der Woche getragen wird. Ein
Anzug fordert wenigſtens 24 Stunden Ruhe, jedesmal, nachdem
man ihn angezogen hat, und wenn dann der Rock über einen
Bügel gehängt und die Beinkleider in einen Spannor gepreßt
oder noch beſſer unter einer Matratze geglättet werden, dann ſind
die Sachen nach einem ſorgfältigen und behutſamen Bürſten
beim nächſten Tragen wieder wie neu. Wenn jemand zwei
Anzüge kauft und ſie abwechſelnd trägt, dann werden ſie
min=
deſtens ſo lange halten wie drei Anzüge, von denen jeder der
Reihe nach abgetragen wird. Und ſie werden ſelbſtverſtändlich
unendlich viel beſſer ausſehen. Sparſamkeit iſt die Loſung des
Tages, und in bezug auf unſere Kleidung kann ſie nur
durchge=
führt werden durch gute Behandlung der Sachen. Ein paar
Kleiderbügel und Hoſenſpanner kann man für den geringen
Bruchteil der Koſten eines neuen Anzuges anſchaffen und ſie
bringen das Geld, das man für ſie anwendet, in kurzer Zeit ein.
Es ſind ſo bequeme und leicht zu handhabende Apparate, deren
Anwendung jeden Morgen und Abend nur ein paar Augenblicke
erfordert. Noch mehr als Kleidung werden Schuhe abgenutzt,
und Schuhe ſind einer der wichtigſten und teuerſten Beſtandteile
unſerer Toilette. Da ein Paar gute Schuhe ſo lange hält wie
drei Paar ſchlechte Schuhe, ſo heißt es Sparſamkeit am rechten
Ort, wenn man ſich teures Schuhwerk zulegt. Aber ſelbſt die
beſten Schuhe werden bald ihre Form verlieren, wenn man ſie
nicht jedesmal auf Leiſten bringt, und was gibt es wohl
Häß=
licheres, als Schuhe die außer Form ſind? Schuhe ſollte man
ebenſo wie den Anzug niemals zwei Tage hintereinander tragen,
ſondern immer mit zwei Paar abwechſeln. Alle drei Monate
einmal muß jedes Paar Schuhe ſorgfältig eingefettet und auf
Zarmihu
D.ats, MialiteE,, beis —
Jugendving angeſchloſſen iſt, auf dem Mathildenplatz und miarſchiert
dann geſchloſſen nach dem Platanenhain. Der Ortsverein Deutſcher
Muſiker wird dann unter bewährter Leitung des Herrn
Ober=
muſikmeiſters Mückley die Feſtmuſik ſtellen. An Eintrittsgeld zahlen
Erwachſene 2 Mk., Mitglieder angeſchloſſemer Vereine und Kinder unter
10 Jahren 1 Mk. Vorverkauf der Karten bei Lautz (Rheinſtraße).
Saeng (Kirchſtraße) und Zetzſche (Ernſt=Ludwigſtraße). Es wird
ſehr viel und Wertvolles geboten werden. Schon die Freilicht=
Kinder=
ſpiele „Die ſieben Geislein” von G. v. Koch haben künſtleriſche
Bedeutung. Die Feſtordnung nennt: Zirkus Kaſpar Garibaldi, Tänze,
Spiele, Schauturnen, Aufſteigen eines Luftballons, Hans Sachs=
Schat=
tenſpiele, Kaſpar Heiner und Franz Harres. Vermutlich wiud die „
Welt=
ſchau” mit den „größten Kurioſitäten unſeres Jahrhunderts” eine ſehr
große Anziehungskraft auf größte und kleinſte Kinder ausüben. Wer
wollte nicht ſehen, wie der „Darmſtädter Hagenbeck” und „Barum”
wioder auftauchen? Alles kann und ſoll man nicht in einer
Vorankün=
digung andreifen und verraten. Nur noch ſoviel: für E=friſchungen iſt
reichlich geſorgt. Wenn die Sonne ſinkt, werden bei dem Scheine des
Fackellichts Gruppen geſtellt, gibt es Geſangs= und Muſikvorträge, ſo
daß der Beſucher bis zuletzt auf ſeine Koſten kommt. Die Kinderhilfe
dient der Jugend, deren Wiedererſtarken. Um ſo freudiger iſt es zu
begrüßen, daß ſich die ältere Jugend ſelbſt in den Dienſt dieſer Sache
ſtellen will. Und wer wieder Hoffnung in dieſem ſchier troſtloſen
Dun=
kel ſucht, der wird ſie im Anblick der geſchmeidigen, friſchen deutſchen
Jugend, die da im Platanenhain auftreten wird, am eheſteſtn finden.
Auch das trauernde Herz darf ſich da nicht zurückhalten. Wir ſind nichſt
dazu auf der Welt, unſerer Trauer, unſerem Schmerze nachzuhungen;
nein — wir ſollen uns in beſonderen Stunden der Trauer dem Leid
entreißen und neue Kräfte zum ſchweren Lebenskampfe ſammeln; zu
einem Kampfe, der für alles Deutſche wahrſcheinlich eine unüberſehbare
Reihe von Jahren hindurch ſchwerer ſein wird, wie der anderer Völker
und der deshalb doppelt ſtarker, widerſtandsfähiger Seelen bedarf. Geht
und ſtärkt euch am Anblick der Jugend und ſchöpft aus ihm die
Gewiß=
heit, daß unſer Volk, unfer ſchönes Vaterland noch nicht verloren ſind.
— Die Kinder des 5. Bezürks, die ihre Ausweiskarten
zurückgegeben haben, können ihre Karten zum Eintritt und
Karuſſell=
fahren im Orangeriegarten an den Kaſſen am Cingang des Gartens in
Gmpfang nehmen.
Das Eliſabethenſtift in Darmſtadt
feiert am nächſten Mittwoch nach dreijähriger Pauſe wieder ſein
Jah=
resfeſt. An ſolchen Tagen tritt es mit ſeinem Arbeiten etwas in die
breitere Oeffentlichkeit, während ſein Weſen ſonſt die Arbeit in der
Stille iſt. Nur wenige wiſſen im einzelnen, welche Arbeit von dieſem
Hauſe geleiſtet wird, und welche Zentrale freier evangeliſcher Liebsarbeit
das Stft für das ganze Heſſenland iſt. Am beſten überſieht man die
Anlagen ds Eliſabethenſtiftes von der Beckſtraße kommend, etwa vom
Woogsdamm aus. Der Herzpunkt der Anſtalt, der ganzem Liebeswerke
üiberhaupt, iſt das Diakoniſſen=Mutterhaus, leicht benntlich
an dem kleinen Dachreitertürmchen mit dem letzten, dem Stift
geblie=
benen Glöckchen. In dieſem älteſten Teil des Werkes, haben die 337
Schweſtern ihre Ausbildungsſtätte und ihre eHimat, hier werden die
gegenwärtig 57 Probeſchſveſtern und Nobizen geſchult und von hier
werden ſie ausgeſandt zur Weiterbildung auf andere Stationen. Hier
werdem aber auch die Kranken in die Krankenhäuſer
aufgenom=
men, die ſich rechts und links in Querbauten an das Mutterhaus
an=
lehnen und von denen das dritte mittem im Garten liegt. Das
Kranken=
haus kann gegenwärtig 160 Patienten aufnehmen, die Statiſtik weiſt für
1920 38 142. Verpflegungstage nach. 2 Chefärzte mit 7 Aſſiſtenten
ſtehen in der Arbeit. Obwohl das Krankenhaus ganz auf eigene Mittel
angewieſen iſt und ihm keinerlei Zuſchüſſe aus öffentlichen Mitteln
zufließen, iſt es ſtändig bemüiht, ſeine Einrichtungen zu verbeſſern.
In Verbindung mit dem Krankenhaus ſtehen die
Siechen=
ſtationen und Damenheime, in denen z. Z. etwa 50 Frauen
beherbergt werden. Um der ganz beſondevem Notlage der
Kleinrent=
nerinnen zu begegnen, hat das Stift vor 2 Jahren das Haus
Heinrich=
ſtraße 146 um Zweck eines Damenheims erworben, das als „
Eliſa=
bethenhaus” bereits zum Teil ſeinem Zivecke dient. Zu dieſen
Arbeiten tritt die Kinderſchularbeit, die ebenfalls ihre
Aus=
bildungsſtätte im Stift hat. Sie iſt aus einer einfachen Kinderſchule
hevausgewachſen und ein regelrechtes Seminar für
Kinderſchulſchwe=
ſtern und Kinderpflegerinnen geworden. Von hier aus werden 50
Kleinkinderſchulem Heſſens mit Schweſtern bedient. Ueber dem Seminar
liegt die Krippe, eine Hilfe für die erwerbstätigen Mütter der
be=
nachbarden Straßen und zugleich eine Ausbildungsſtätte für die
Schwe=
ſtern in der Säuglingspflege. Das benachbarte Marthahaus birgt
in ſeinem Räumen eine Mannigfaltigkeit von Arbeit. Vor allem die
Haushaltungsſchule, die 1920 von 54 Schülerinnen beſucht
wurde. Verbunden damit iſt ein Penſionat für (34) Schülerinnen
höherer Lehranſtalven, ein Heim für erwerbstätige Frauen und
Mäd=
chen (Lydiaheim), endlich noch ein Hoſpiz und eine
Mädchen=
herberge die in 1920 284 (bzw. 187) durchreiſenden Gäſten und
Mädchen Herberge boten.
Eine neuere Arbeit bedeutet die Aſylarbeit an Frauen und Mädchen
in der „Zuflucht” Erbacher Straße 18, in der trotz jungen Beſtehens
ſchon mehrere hundert Schutzbefohlene Aufnahme fanden. Endlich
ſeien noch die beiden Häuſer genannt, die lediglich der Schweſternſchaft
dienen, das große „Feierabendhaus” für die alten Schweſtern
und das Schwefternkrankenhaus „Salem”, das für ſich in der Stille
des Gartens liegt. Hier iſt noch hinzuzuzählen das Haus „Elim” ein
reizend gelegenes Grholungshaus am Fuße des Kirchberges bei Nieder=
Ramſtadt. Zum Stift im engeren Sinn gehört auch noch die
Eliſa=
bethenſchule in der Sandſtraße 12, eine 10klaſſige höhere
Mäd=
chenſchule, die mitz einem von Diakoniſſen geleitetem Töchterheim
ver=
bundem iſt.
Die aufgezähltem Arbeiten bedeuten aber nur die verſchiedenen
Zweige des Mutterhauſes in Darmſtadt, wie viele Arbeiten werden
aber noch in Gemeinſchaft mit kirchlichen oder kommunalen Stellen
ge=
leiſtet! Allein in Darmſtadt arbeiten noch 10 Diakoniſſen in
Gemeinde=
pflegen, faſt 80 weitere Gemindepflegen in Heſſen haben
Stiftsſchwe=
ſtern, 50 Kleinkinderſchulen ſind übernommen und 6 Krippen, außerdem
24 Spitäler, 2 Kinderheime und noch 2 Hoſpize. Nund 25 000 Kranke
wurden in 1920 von unſeren Diakoniſſen in Heſſen gepflegt und 3500
Kleinkinder gewartet. Im Kloſter Arnsburg ſtehen die Schweſtern in der
Rettungshausarbeit, in Darmſtadt und Worms in der
Lungenkranken=
fürſorge, überall im Lande ſammeln ſie auch die weibliche Jugend um
ſich. Sie dienen, wohin ſie geſtellt werden, ohne Lohn, aber ſie dienen
ſem zu Ehren, deſſen Kreuz ſie als ihren einzigen Schmruck tragen. Und
wenn in der „Paramentik” des Eliſabethenſtiftes Altardechen zum
Schmuck der Kirchen unſeres Landes gearbeitet werden und alte
Schwe=
ſtern in der Hoſtienbäckerei jährlich hunderttauſende von Hoſtien
her=
tellen, ſo iſt dieſer „Dienſt am Heiligtum” im Grunde genommen nur
ein Ausdruck des Dienſtes der Diakoniſſen überhaupt, die der Gemeinde
ihres Herrn, ſeinem Tempel dienen wollen. Es iſt Frauenarbeit, die
hier geſchieht, aber helfende und heilenwollende Frauenarbeit an
unſe=
rem Volk. Das Eliſabethenſtift wendet ſich wieder zu ſeinem
Jahres=
feſt an die Frauen und Mädchen unſeres Volkes mit der Bitte: kommt
und helft uns in unſerer weiten Arbeit zum Segen für unſer Volk!
Die Not der deutſchen Schule in Polen.
In dem zielbeſvußten Vernichtungskampf, den der polniſche Staat
in den abgetretenen Gebieten gegen die deutſche Minderheit führt,
richtet er ſeinen Hauptſtoß gegen die deutſche Schule, in der er mi=
Recht die Wurzel und den Eckdfeiler deutſcher Kultur und deutſchen
Volkstums ſieht. Mit allen Mitteln der Staatsgewalt, mit
Vertrags=
brichen und Verwaltungsſchikanen ſucht er die deutſche Schule zu
ver=
nichten, und er hat ſie bereits zum größten Teil vernichtet. Der zähen
Arbeit der deutſchen Privatſchulorganiſationen, die ſich infolgedeſſen
in allen Städten des deutſch=polniſchen Gebietes unter der
entſchloſſe=
nen Führung kräftiger Perſönlickkeiten gebildet haben, iſt es zu
dan=
ken, wenn es trotz aller Bedrängniſſe mit der Geutſchen Schule in Polen
wieder aufwärts geht. Ueberall rüiſtet ſich zugleich die deutſche
Hei=
mat, um den bedrohten Gebieten in ihrem Lebenskampf um die
deut=
ſche Schule, deutſche Sprache und deutſche Kultur hilfreich zur Seite zu
tehen. Auch hier in Darmſtadt bereitet ſich die Teilnahme an dem
Hilfswerk für die deutſche Schule in Polen unter Führung der hieſigen
Ortsgruppe des Vereins für das Deutſchtum im Ausland vor. Der
Organiſator des deutſchen Schulweſens in den obgetretenen Gebieten,
der Gründer der beiden, ſich über ganz Deutzſchland erſtrechenden
Orga=
niſationen, des „Allgeweinen deutſchen Schulausſchuſſes” und des
„Deutſchen Schulvereins in Polen”, Herr Lyzealdirektor Treut, wird,
wie wir hören, in den nächſten Tagen auch in unſerer Stadt über
die Not der deutſchen Schule in Polen ſprechen und die
Eimvohner=
ſchaft Darmſtadts, insbeſondeve die Jugend, zum Hilfswerk für den
Oſten aufrufen.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
* Ueber die Operette „Die Kaiſerin” von Leo Fall
chrieb die Wiener Preſſe anläßlich der Wiener Erſtaufführung der
Operette u. a.: „Leo Falls „Kaiſerin”, die in Berlin ſeit Monaten den
Spielplan des Metropoltheaters beherrſcht, ging unter allen äußeren
Merkmalen einer Senſations=Premiere in Szene und wurde ſtürmiſch
begrüßt. Der Text lehnt ſich an das Schönthanſche Luſtſpiel „Maria
Thereſia” an und bietet ein außerordentlich geſchmackvolles und
theater=
wirkſames Vuch. Die von Lev Fall komponierte Muſik konzentriert die
vielen Vorzüge des Komponiſten. Feſche Märſche und Walzer voll
melodiſcher Friſche und rhythmiſchem Schwung ſchmeichelten ſich
ange=
nehm ins Ohr, gefielen durchweg und mußten mehrwals wiederholt
werden."
n. Offenbach, 21. Juni. Eine dunkle Tat. Bezüglich des
be=
reits gemeldeten Leichenfundes im Bieberer Walde ſind die amtlichen
Nachforſchungen noch im vollen Gange, ohne daß ſich bis jetzt beſtimmte
Anhaltspunkte hinſichtlich der Täterſchaft des zweifelloſen Verbrechens
ergeben haben. Entdecht wurde die Leiche am Sonntag morgen durch
Perſonen, die Erdbeeren ſuchten und dabei an eine einſame Stelle nahe
einer Lichtung zwiſchen Bieber und Obertshauſen kamen. Dort lag in
einem natürlichen Graben der Körper, war anfänglich mit darauf
ge=
worfener Erde verborgen geeſen, und die Witzterung hatte dieſe
Erd=
ſchicht teilweiſe beſeitigt. Es ſcheint, daß ſich die Leiche ſchon längere
Wochen an jenem Ort befunden hat, die ſtark vorgeſchrittene Zerſetzung
und andere Merkmale weiſen darauf hin. Es handelt ſich um einen
Mann, der in den 20er Lebensjahren war und dunkelblondes Haar
hatte. Irgend welche ſonſtige Kennzeichen fehlen, insbeſondere war auch
nichts von Kleidungsſtücken oder anderen Gegenſtänden vorhanden, nur
eine Zahnlücke im Oberkiefer, wo zwei Schneidezähne, der eine ganz, der
andere zum Teil fehlen, iſt auffällig. Die auf dem Rüchem liegende
Leiche war an letzterem Teil des Körpers noch ziemlich gut erhalten,
und es ließ ſich daſelbſt eine große Stichwunde feſtſtellen, während die
zuerſt am Unterleib als gleiche Verletzungen angeſehenen Spuren nicht
ſo deutlich auf derartige Urſache hindeuten bezwv. nachweisbar ſind. Das
nähere Leichenöffnungsergebnis ſteht noch aus. Nach der in der
Um=
gegend vorgenommenen Erbundung iſt ſeit Anfang Mai ds. Js. der
Verbleib eines jungen Menſchem von fraglichem Alter aus Bürgel
unbe=
kannt, und es ſoll auch die erwähnte Zahnlücke auf ihn paſſen. Er war,
wie ſeine Angehörigen mitteilen, früher längere Zeit in Norddeutſchland,
von dort anfangs des Jahres in die Heiwat zurückgekehrt und hatte
zu=
letzt vor dem Verſchwinden die Abſicht geäußert, in Geſellſchaft eines
vorher mit ihm in die Gegend gekommenen Fremden wieder nach
Ham=
burg zu reiſen. Letzterer, der als Knecht noch bisher in einem
benach=
barten Ort eine Stelle inne hatte und nunmehr in gewiſſem Grade als
verdächtig feſtgenommen worden iſt, war zur kritiſchen Zeit einmal
vor=
übergehend abweſend, will aber mit dem Verſchwundenen damals nicht
mehr zuſammen geweſen ſein." Jener habe ihm nur von ſeinen
Reiſe=
plänen erzählt. Woher der Fremde ſtammt, iſt noch zu ermitteln, ebenſo
ſteht die Identität der Leiche mit dem Vermißten aus Bürgel in Frage
und die ganzen Begleitumſtände machen den Fall bis jetzt rärſelhaft.
ch. Crumſtadt, 21. Junf. Der Geſangverein Germania”.
Crumſtadt feiert am 2., 3. und 4. Juli ſein 80 jähriges
Stif=
tungsfeſt. Die Vorbereitungen dazu verſprechen eine dieſem
beſon=
deren Anlaſſe würdige Feſtlichkeit. Crumſtadt, ein dem Verkehr ziemlich
entlegenes, ſauberes, ſchönes Bauerndorf mit altem Marktrechten, führt
ein Kunſtleben für ſich. Die dort alljährlich von den einzelnen Vereinen
abgehaltenen Veranſtalvungen bieten oft Kunſtgenüfſe, die jeden
Kunſt=
freund befriedigen. So iſt auch dieſe Veranſtaltung, die rein
volkstüm=
lichen Charakter trägt, Freunden des Männergeſanges ſehr zu
empſeh=
len. Seit Jahren führt einer der beſten Chormeiſter Darmſtadts die
Dirigentenſchaft des G.V.G., deſſen Leiſtungen er auf eine
dementſpre=
chende Höhe brachte. Auch der Riedſängerbund, dem der G. V. G.
ſeit deſſen Gründung angehört, und der die bedeutendſten Vereine des
Leiſten an einem warmen Ort drei bis vier Tage gelaſſen werden.
Schuhe, die ſo behandelt werden, halten Jahre und Jahre.”
r. Der letzte Hausminiſter. Graf Auguſt Eulenburg, der
letzte Hausminiſter des preußiſchen Hofes, iſt hochbetagt
geſtor=
ben. Er hat in jungen Jahren mit dem damaligen Hofmarſchall
ein Werk geſchaffen, das einzig daſteht: das Zeremoniell des
preu=
ßiſchen Hofes.— In einem Buche, das über 600 Seiten umfaßt,
hat er alles feſtgelegt was ſich am königlich preußiſchen Hofe
be=
geben kann und wie es ſich zu begeben hat. Unzählige Hofanſagen
mit der genauen Angabe über Zeit, Anfahrt, Aufſtellung,
Sitz=
platz beim Eſſen, Abholung uſw. ſind von ihm gezeichnet worden.
Sein letztes Dokument war das „Reglement zur feierlichen
Bei=
ſetzung der ſterblichen Hülle der Kaiſerin Auguſte Viktoria im
Mauſoleum beim Neuen Palais‟. Der alte gute Herr hat bis in
die letzten Wochen eine gute Figur gemacht. Wenn er in der
großen Generalsuniform mit dem weiß=ſchwarzen Federbuſch am
Helm, das Geſicht vom weißen Vollbart umrahmt, daherſchritt,
die Bruſt voller Orden, wo nur ein Fleckchen Platz war — er war
der Mann auf der Welt, der die meiſten Orden beſaß
weit über hundert Stück! — dann wirkte er faſt unnahbar.
Einen Nachfolger wird er wohl kaum haben, denn das
Haus=
miniſterium befindet ſich in Liquidation”, und nach der
Aus=
einanderſetzung zmiſchen Staat und Krone dürfte es ganz von
der Bildfläche verſchwinden.
m. Die Romanſchreibeſchule. Im Vorwärts finden wir
fol=
gendes Inſerat: „Geſucht werden Herren und Damen jeden
Standes und Alters zur Teilnahme an einem
Schriftſteller=
kurſus zwecks Aus= reſp. Fortbildung als Berichterſtatter,
Journaliſt, Noman= und Filmſchriftſteller. Teilnehmer am
Kurſus können während und nach demſelben bei Eignung event.
bis zu 5000 Mark monatlich verdienen. Ohne Berufsſtörung.
Schriftliche Anfragen erledigt (folgt Adreſſe).‟ Die Ausſicht,
ohne Berufsſtörung ein Romanſchriftſteller zu werden der 5000
Mark im Monat verdient, iſt ſo verlockend, daß es dem
Roman=
lehrer ſicher nicht an Schülern fehlen wird.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
„Die keufche Suſanne”, Operette in 3 Akten von
G. Okonkowsky. Muſik von Jean Gilbert. — Erſtaufführung
im Neuen Operettentheater zu Frankfurt a. M. am 20. Juni 1921.
A. Mars und M. Desvallieres haben mit ihrem Luſtſpiel
„Eils à Papa” an der Wiege der „Keuſchen Suſanne” Pate ge=
ſtanden und mit ihren Ideen dem Patenkind ein nicht zu
ver=
gchtendes Patengeſchenk in Geſtalt einer ebenſo flott geführten
Handlung als pointenreichen Dialoges mit auf den Operetten=
Lebensweg gegeben. Wie weit in dem famoſen Aufbau des
witzigen, von prickelnder Sektſtimmung durchpulſten Libretto
die Verdienfte der beiden Franzoſen, wie weit die G.
Okonkows=
kis reichen, wollen wir nicht mit kritiſcher Sonde unterſuchen,
ſondern uns ſchlankweg darüber freuen, daß wir endlich wieder
mal eine Operette mit einem unterhaltſamen Textbuch, deſſen
zwechfellerſchütternde Situationskomik doch immer noch den
Schein der Möglichkeit hat und trotz des verführeriſchen Titels
immer das Dekorum wahrt, haben. Die flotten Geſangstexte
dürften wohl ausſchließliches Erzeugnis des Librettiſten ſein
der in ihnen Jean Gilbert glänzendes Material für ſentimentale
und flotte Walzer, raſſige Märſche und turbulente Cancans
ge=
liefert hat, das der Komponiſt vorzüglich ausgenutzt hat. Da
das Werkchen zu den älteren Produkten der Gilbertſchen
Kom=
poſitionen gehört, genügt es, an die reizenden Melodien des
ſchwebenden Walzers „Wenn die Füßchen ſie heben” des faſt
frivolen Marſches „Wenn der Vater mit dem Sohne”, des
frechen Twoſtep=Cancans „Das iſt Paris” (jetzt: „Das iſt die
Stadt”) oder des karikierenden Serenädchen „Suſann, du haſt
mirs angetan” zu erinnern, um die frohe Laune des muſikaliſchen
Teiles zu würdigen.
Die flotte Aufführung, die übrigens um 11½ Uhr ein reichlich
ſpätes Ende fand, war von Julius Dewald feſch vorbereitet
In der Titelrolle gaſtierte Fritzi Arco vom Neuen
Operetten=
theater in Berlin, darſtelleriſch ganz blendend. Ein reizender
ſchüchterner Hubert war Max Meinecke, dem Marga Müller als
Jaqueline ein herziges Schweſterchen gab. Während Georg Rip
perger für den ſchicken Lebemann René ein wenig zu eckig war
ſtellte Hans Shavill einen ſcharf umriſſenen Aubrais auf die
klapprigen Beine. Gottlieb Leuchs erwies ſich am Pult als ein
in allen Sätteln gerechter muſikaliſcher Leiter. Ganz beſonders
lobenswert ſind die entzückenden Bühnenbilder, die Hans Mohr
entworfen hat. Das ſehr gut beſuchte Haus unterhielt ſich
glän=
zend und verlangte eine große Anzahl von Schlagern da Capo.
W. W. G
* Joſef Mann hat ein fünfjähriges
Engage=
mentnach Neu=York an die Metropolitan Opera
angenom=
men. Joſef Mann verbleibt vorläufig im Verbande der Berliner
Staatsoper und behält ſeinen Wohnſitz in Berlin. Während
ſeiner Urlaubszeit gaſtiert er in Amerika. Später wird er
wäh=
rend ſeines mehrmonatigen Neu=Yorker Urlaubs in Berlin
auftreten.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1921.
Rummer 170.
Riedes in ſich vereinigt, ſtellt ſich mit allen ſeinen Vereinen in den Dienſt
des Feſtes. Aber der G. V.G. feiert dieſes Feſt nicht allein, ſondern das
ganze Dorf rüiſtet ſich dazu. Iſt doch die Geſchichte dieſes ſchon
Genera=
tionen überdauernden Vereines aufs inmigſte mit der Dorfgeſchichte
ver=
bunden. Bemerkenswert iſt, daß der Schmückungskommiſſion, die mehrere
tauſend Fichten zum Schmüchen angekauft hat, ſeitens der franzöſiſchen
Beſatzungsbehörde verboten wurde, in den alten Reichsfarben
ſchwarz=
weiß=rot zu flaggen. Heſſiſche Landesfarben und ſchwarz=rot=gold ſind
erlaubt. Bei dieſer Gelegenheit ſoll nicht unerwähnt bleiben, daß in
maßgebenden Kreiſen der Wert gerade der ländlichen
Männergeſang=
bereine nicht unterſchätzt werden darf. Sind dieſe doch dazu berufen,
die Liebe zu Heimat und Vaterland und zur volksverſtändlichen Kunſt
zu pflegen und damit der Landflucht gerade der vegſamſten Köpfe zu
ſteuern. Was früher ein kunſtliebender Großherzog in dieſer Hinſicht
tar, ſollte von den jetzt in Frage kommenden Stellen nicht unbeachtet
bleiben.
s.w. Aus dem Odenwald, 21. Jumi. Die Heidelbeerernte
hat ihren Anfang genommen. Das Ergehnis iſt ſehr gut und werden
für den Schoppen 2,50 Mark verlangt.
s.w. Mainz, 21. Juni. Die Lohnbewegung der Heizer
und Maſchiniſten, ſowie des Deckperſonals der Rheinſchiffe hat
zu einem Schiedsſpruch geführt, wonach die Forderungen beider Parteien
abgelehnt wurden. Der Vertrag ſoll bis 1. Oktober verlängert werden.
Jedenfalls wird der Schiedsſpruch von den Heizern und Maſchiniſten
abgelehnt werben.
Mainz, 21. Juni. Zuſammenſtoß mit wildernden
Franzoſen. Am Sonntag nachmittag wurden in der Gemarkung
Rüſſelsheim Spaziergänger dadurch gefährdet, daß
franzöſi=
ſche Kolonialſoldaten mit Karabinern nach Haſen ſchoſſen.
Vier Haſen, erlegt in der geſetzlichen Schonzeit (!), waren das Ergebnis
der Treibjagd. Da auch Flurſchäden angerichtet wurden, begaben ſich
um Montag nachmittag zwei Jagdpächter und ein Polizeibeamter aus
Rüſſelsheim ins Jagdrevier und trafen dort abermals mehrere
Marok=
kaner, die mit Karabinern auf Haſen ſchoſſen. Die Jagdpächter riefen
die Soldaten an und forderten ſie auf, ſtehen zu bleiben. Die Antwort
war ein auf die Deutſchen abgegebener Karobinerſchuß, der
glücklicher=
weiſe nicht traf. In der Notwehr machte jetzt auch einer der
Jagd=
pächter von ſeiner Schußwwaffe Gebrauch. Der Schrot hatte aber wegen
des weiten Abſtandes keine Wirkung. Die Wilderer flüchteten in der
Richtung nach der Bahnwache Biſchofsheim. Die von der
Bürgermei=
ſterei Rüſſelsheim benachrichtigte füanzöſiſche Gendermerie Groß=Geraus
hat bereits Feſtſtellungen gemacht, die vorausſichtlich zur
kriegsgerichſt=
lichen Beſtsafung der Soldaten führen werden. Die Angehörigen der
fvanzöſiſchen Beſatzungstruppen haben die Pflicht, ſich ſtreng nach den
Vorſchriften der deutſchen Jagdgeſetzgebung zu richten und werden bei
Zuwiderhandlungen kriegsgerichtlich beſtraft.
* Kleine Nachrichten aus Heſſen, 21. Juni. In Winterkaſten
feiert Ailtbürgermeiſter Daum am 22. Juni ſein Goldenes Hochzeitsfeſt.
An Gratulanten wird es dem noch xüſtigen Paare nicht fehlen und viele
hieſige Bürger werden ſich noch gern der guten alten Zeit erinnern, in
welcher unſer früherer Bürgermeiſter in ſparſamer Weiſe für ſeine
Ge=
meinde geaubeitet hat. Dreimal hatte er ja das Vertrauen ſeiner
Wäh=
ler, bis zuletzt das hohe Alter ihn zwang, Platz zu machen. Möge es
ihm vergönnt ſein, noch recht viele Jahre auf ſeiner Scholle das Glück
zu finden, einen frohen Lebensabend genießen zu dürfen. — Die
Liga zum Schutze der deutſchen Kultur entfaltete in
Oberheſſen in den letzten Wochen eine ſehr rege Tätigkeit. Der
Provinzialleiter, Herr Dr. Schmidt=Frankfurt, ſprach in gut
beſuch=
ten Vorträgen in den Ortsgruppen Niederwsiſel, Gambach, Langsdorf,
Griedel, Genevalſekretär Naube=Darmſtadt in Butzbach über die Lage
nach dem Utimatum. Weitere Vorträge ſollen in dieſem Monat über
die Schuldfrage in Alsfeld, Münzenberg und UUrichſtein gehalten
wer=
den. Das Intereſſe, das der Bewegung der Liga, die auf
überpartei=
lichem Boden das deutſche Volk in ſich einigen will, entgegengebracht
wird, iſt ein ſehr reges, ſodaß die Gründung neuer Ortsgruppen auch
in Oberheſſen in Ausſicht ſteht. — In Friedberg fand die
Gene=
valverſammlung des Städtiſchen Schwimmbades A.=G. ſtatt.
Nach dem Bericht hat das abgelaufene Geſchäftsjahr mit einem
Ver=
luſt von 26 000 Mark abgeſchloſſen, der hauptſächlich durch die hohen
Kohlenpreiſe hevvorgeruſem wurde. Da die im vorigen Jahre
be=
ſchloſſene Fernheizung, die die Anſtalt vom Gaswerke aus mit heißem
Waſſer verſorgt, nunmehr eingeführt iſt und nach einigen anfänglichen
Schwierigkeiten ſich jetzt auch gut zu bewähren ſcheint, hofft man durch
die hierdurch erzielte bedeutende Erſparnis an Kohlen, ſowie durch
eine Erhöhung der Badepreiſe das Defizit in dieſem Jahre wieder
ein=
zuholen.
Reich und Ausland.
Berlin, 20. Juni. Bei den Arbeitsloſenkra wallen in
dem Gewerkſchaftsgebäude iſt der ſozialdemokratiſche
Gewerk=
ſchaftsführer Sabath von den in das Gebäude eingedrungenen
Demon=
ſtranten ſchwer verletzt worden. Er erbitt erhebliche Verletzungen. Zu
der Vertreibung der nach Tauſenden zählenden Demonſtranten mußten
zwei Hundertſchaften der Schutzpolizei eingeſetzt werden. Die
Arbeits=
loſen verübten in den Bureauräumen des Gewerbſchaftsh uuſes
verſchie=
dene Demolierungen. Fenſterſcheiben wurden eingeſchlagen und in die
Fenſterrahmen rote Fahnen geſteckt.
Dresben, 20. Juni. Schneefall im Erzgebirge. In den
höheren Lagen des Erzgebirges hat es geſtern wiederholt geſchneit.
Auf dem Fichtelberg wurde am Sonntag früh Schneefall und
eine Temperatur von minus 0,2 Grad Celſius verzeichnet.
Witzenhauſen, 21. Juni. Mählenbrand. Die Ritzeſche Mühle
teilt mit: Bei dem Brand in der Nacht zum 19. d3. Mts. ſind etwa 500
Jentner Mehl und 1000 Zentner Kleie verbrannt. Sehr bedeutende
Getreidevorräte ſind umbeſchädigt geblieben. Es ſind alſo nicht, wie es
in der erſten Meldung hieß, viele Tauſend Zentner Mehl und Getreide
derbrannt.
Hirſchberg, 21. Juni. Schnee im Rieſengebirge. Im
Rieſengebirge iſt in der vergangenen Nacht bei 2 Grad Kälte ſtarker
Schneefall eingetreten. Das Gebinge iſt bis auf 900 Meter herab
vollſtändig verſchneit.
Konzert.
N. Eigenartig reizvolle Darbietungen erlebten wir in dem
Konzert der Erſten ruſſiſchen Konzertgeſellſchaft
unter Leitung von Dr. Swerkow. Muſik und Tanz wechſelten
in bunter Reihenfolge ab und gingen ineinander über. Ein
Or=
cheſter von fünf Balalaiken, darunter einem Baßinſtrument, den
ruſſiſchen gitarreartigen Volksinſtrumenten mit dreieckigem
Kör=
per, ferner acht Mandolinen verſchiedener Größe ſpielten tonlich
und rhythmiſch vorzüglich und in blinder Abhängigkeit vom
Diri=
genten. Alle waren in Nationalkoſtüm gekleidet, der Leiter trug
einen hellblauen geſtickten Atlasrock, der ſich ſeinen Bewegungen
vorzüglich anpaßte. In eigenartiger Weiſe gab er Dakt meiſt
ohne Taktſtock, indem er körperlich mitſchwang in hervorragender
Gelöſtheit der bald weichen, balb wild=temperamentvollen Geſten.
In den Volkstänzen griff er in den Schlußſteigerungen ſelbſt
zum Tamburin. So waren die muſikaliſchen Leiſtungen
durch=
aus nicht in unſerem Sinne als ſtark Gedanken ausdrückende
Kunſt zu bewerten, ſondern als körperlich rhythmiſches
Aus=
ſchwingen.
Das Orcheſter war klanglich von eigenartigem Reiz, die
Ge=
nauigkeit des Zuſammenſpiels war ſtaunenswert und in einfach
harmoniſchem Stil wie in kunſtvoller Stimmführung leiſtete es
gleich Vortreffliches. Am meiſten intereſſierten außer den
natio=
nalen Tanzweiſen die meiſt anfangs ruhigen und in öfterem
Rhythmenwechſel ſich leidenſchaftlich ſteigernden Volkslieder.
Be=
arbeitungen deutſcher Muſik, Lieder von Schubert und F. Abt
lagen dem Charakter und der Spielart der Künſtler weniger,
auch die Kompoſitionen von Andrejew mit ihren Walzern
ſchie=
nen ſtark weſteuropäiſch beeinflußt.
Die ruſſiſchen Volks= und Charaktertänze wurden
ausge=
führt von den Tänzerinnen Lolina und Sokolskaja dem
Tanzmeiſter Iwan Orlik und dem jugendlichen Michafl
Or=
loff. Die Leiſtungen der beiden Tänzer übertrafen diejenigen
der Damen, von denen Olga Lolina die beſſere Künſtlerin zu
ſein ſchien, an Beherrſchung und Durchbildung der Körper, vor
allem war die groteske Beweglichkeit und fabelhafte Gewandtheit
von Orloff geradezu ſtaunenerregend. Die Eigenart dieſer Tänze
beſteht in Körperbewegungen, die unſerem Tanz meiſt gänzlich
fernliegen, und ſie ſind beſonders durch ihre Charakteriſtik
inter=
eſſant und anziehend, während Schönheit und Größe der Linie
tveniger zur Geltung kommten.
Trotz der zahlreichen Veranſtaltungen für die Kinderhilfe
war das Konzert gut beſucht. Nicht nur der Neugierige, ſondern
auch der ernſthafte Liebhaber eigenartiger und wertvoller
fremd=
nationaler Kunſt fand reichſten Genuß und tiefen Einblick in die
Weſensart des ruſſiſchen Volkes. Demgenäß war auch der
Bei=
fall ſehr ſtark beſonders der Leiter Dr. Swerkow ſvie auch der
Tänzer Orloff wurden mehrfach hervorgerufen. Wie wir hören,
wird das Konzert am kommenden Samstag wiederholt.
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 21. Juni. Auf der Tagesordwng ſtehen zumächſt
die deutſchmationale und die volksparteiliche Interpellation,
wes=
halb die Reichsregierung den Beſchlüſſen des Reichstoges über die
Auf=
hebung der Sekvetärprüifung beim Uebergang von Klaſſe 6 nach 7 nicht
entſprochen hat: Gleichzeiſtig werden Anträge der Demokvaden und der
Sozialdemokraten, ſowie der Unabhängigen auf Fortfall dieſer Pwüfung
beraten.
Vor Eintritt in die Tagesordnung hielt Prändent Loebe dem
heute nacht verſtorbenen unabhängigen Abgeordneten Aderh old
einen Nachruf und gedemkt der großen Kataſtrophe bei Herne,
der bislang 78 tapfere Bergleute zum Opfer gefallen ſind. Das Haus
erhebt ſich von den Sitzen.
Der Miniſter des Innern verlangt die Genehmigung zur
Einlei=
tung eines Strafverfahrens, gegen den Abgeordneten v. d.
Kerckhoff wegen Steuerhinterziehung und Beſtechung. — Der
Abge=
ordnete Schulz=Bromberg (deutſchnatl.) beantragt die ſofortige
Ge=
nehmigumg. — Der Antrag wird gegen die äußerſte Linke
ange=
nommen.
Das Haus tritt dann in die Tagesordnung ein. Abg.
Lawer=
renz (dn.) begründet die Interpellation. Der Beſchluß des Reichstags
wurde gefaßt, um das Ehrgefühl der Beamten zu ſchonen. Trotzdem
hält die Regierung an der Prüfung feſt. Eine underſchiedliche
Behand=
lung zwiſchen Zivil= und Militäranwärtern iſt nicht ſtatthaft. Die
Reichsregierung hat ſich über die Beſchlüſſe des Reichstages
hinweg=
geſetzt und dadurch dem demokratiſchen Gedanken einen ſchweren Schlag
verſetzt. Soll es zu einer Niederlage des Parlaments konnen?
Ginſt=
weilen haben die meiſten Beamtenkategorien die Ablegung der
Prü=
fung zu verkeigern beſchloſſen. Wir werden jedenfalls von dem
Be=
ſchluſſe des Reichstages nicht abgehen.
Abg. Moraht (D. Vpt.) ſchließt ſich dem an und erklärt in
Be=
gründung der volksparteilichen Interpellation, er freue ſich, daß
wenig=
ſtens in dieſer Frage Einigbeit herrſche.
Reichskmnzler Dr. Wirth entgegnet, er könne dieſer Interpellavion
mit größter Ruhe begegnen. Die Interpellation käwe einen Tag zu
ſpät. Er, wie der Miniſter Giesberts, hätten ſtets den Standpunkt
ver=
treten, die Prüfung nach Klaſſe 7 fallen zu laſſen. Den Poſtbeamten
habe er das bereits auch zugeſagt. Nun hätten ſich aber auf allen
Sei=
ten Schwierigkeiten eingeſtellt und die Regierung Fehrenbach und
Ge=
noſſen, ſo dürfe er wohl ſagen, habe deshalb die Beſtimmungen der
Prüfungen für alle Kategorien von Beamten neu geregelt. Das jetzige
Kabinett habe ſich dem einfach angeſchloſſen, um die Kontinuität zu
ſichern und nicht etwa nachträglich noch dem alten Kabinett ein
Miß=
trauensvotum zu erteilen. Was ſollten denn auch die Beamten ſagen,
die die Prüfung abgelegt haben? Uebrigens haben die bayeriſchen
Be=
amtenverbände dem Kabinett Fehrenbach für das Feſthalten an der
Prüfung Anerbennung ausgeſprochen. Es ſeien alſo nicht alle Beamten
für die Aufhebung der Prüfung.
Abg. Burlage (Ztr.) beantragt Ueberweiſung an den Erſten
Ausſchuß. — Außerdem iſt ein Antrag Hergt und Genoſſen
eingegan=
gen, der ein Mäßtrauensvotum enthält.
Abg. Steinkopf (Soz.) tritt für den ſozialdemokvatiſchen
An=
trag ein und richtet ſchwvere Vorwürfe gegen das Kabinett Fehrenbach.
Die Beamtemſchaft werde Mittel und Wege finden, um ihre Intereſſen
zu ſchüitzen. Jedenfalls aber micht durch Abgeordnete, da ſich dieſer Weg
als verfehld erwieſen habe. Die Gewverkſchaften und Beamtenverbände
ſeien jedenfalls hierfür beſſer geeignet.
Abg. Breunig (U. S.P.) begründet eimen Antrag ſeiner Partei
auf Aufhebung der Uebergangsprüfung. Seine Partei habe es nicht
nötig, das Wettvennen um die Gunſt der Beamtenſchaft mitzuwachen.
Abg. Delius (Dem.): Wir bebquern außevordentlich, daß ſich die
Prüfung nicht vermeiden läßt; wenn aber ſchon eine Prüfung
ſtatt=
finden muß, dann ſoll ſie keine Scheinprüfung ſein. Der Verſuch der
Rechten, aus dieſer Frage der Reichsregierung eiwen Strick zu drehen,
iſt lächerlich. Aber es geht auch nicht an, daß in Pveußen keine
Prü=
fung ſtattfindet, während das ſonſt im Reiche geſchieht. Und was ſolle
geſchehen, wenn die Beamtenſchaft nun die Ablegung der Prüfung
ver=
weigert? Wir werden im Hauptausſchuß über alle dieſe Fragen zu
verhandeln haben.
Abg. Hoefle (Ztr.) nſeinkt, die ganze Debatte beweiſe, wie wenig
Habei herauskonrmen. Im Ausſchuß, werde viel beſſer darüber beraten
werden können, als daß hier im Hauſe eine Agitation getrieben werde.
Rückwärtige Betrachtungen härten ſchon gar keinen Zweck. Zu begrüßen
ſei es zwar, daß der Reichskanzler die Zahlung der vollen Gebührniſſe
mit rückwirkender Kraft zugeſagt habe.
Abg. Plettner (Kom.) nennt die Wiedereinführung der Prüfung
einen Verſtoß gegen die Verfaſſung und greift beſonders den
Reichspoſt=
miniſter Giesberts deswegen an. Für ſeime Partei liege die
Sabotie=
rung des Reichstagsbeſchluſſes durch die Regierung auf der Hand.
Inzwiſchen iſt ein Antrag auf Schluß der Debatte eingegangen. —
Dieſer Antrag wird mit den Stimmen der Demokraten, des Zentrums
und der Mehrheitsſozialiſten angenommen. Desgleichen wird der
An=
trag Burlage auf Kommiſſionsberatungen angevommen.
Die namentliche Abſtimmng über das Mißtrauensvotum Hergt
wird auff morgen derſchoben.
Das Abkommen zwiſchen Deutſchland, Polen und
Danzig über den freien Durchgangsverkehr mach Weſtpreußen.
wird in allen drei Leſungen angenommen, desgleichen der
deutſch=
bolniſche Amneſtievertrag, ſowie der Geſetzentwurf über die Herſtellung
des Friedenszuſtandes mit China und der Entwurf über
die Erſtattung der von Elſaß=Lothringen geleiſteten außerordentlichen
Kriegsausgaben, ebenſo der Entwurf und die Feſtſetzung einiger
Ab=
ſchnitte der Grenze des Saargebiets.
Der Nachtrag zum Hoshaltsplan geht an den
Haus=
haltsausſchuß.
Das Reichsmietegeſetz wird dem Wohnungsausſchuſſe
über=
wieſen.
Es folgt die zweite Beratung des Entwurfes über die
Erbebung einer Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues.
Der Ausſchuß hat der Regierungsvorlage mit umweſentlichen
Ab=
änderungen zugeſtimmt.
Reichsarbeitsminiſter Braun begründer den Antrag. Der
Mini=
ſter führt aus: Die Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer Woh=
(nungsabgabe iſt inzwiſchen Gemeingut geworden. Dieſe Steuer ſei ein
notwendiges Uebel geworden. Der private Wohnungsbau könne nicht
durch die Freigabe des Wohnngsmarktes gefordert werden, ſonſt
würden ſich die Mieten um das 12fache ſteigern. Dadurch würde ſich
zwar der Wert der Grundſtüche erhöhen, aber die Bautätigkeit würde
dadurch nicht gefördert. Höchſtens würde ſich die Bautätigkeit
vorneh=
men, Privatvillen zu ſchaffen. Zuſchüſſe aus öffentlichen Mitveln ſeien
daher nicht zu umgehen. Ohne Steigerung der Mieten ſei der
Woh=
nungsneubau praktiſch vollkommen unmöglich, ſolbſt wem man zur
Sozialiſierung der Wohnungen übergehen wollte. Früher habe man
den fünften Teil des Einkommens als Miete bezahlt, heute zahle man
ungefähr nur den 14. Teil. Die Regierung ſei nun bemiht geweſen,
die wirtſchaftlich ſchwwachen Leute möglichſt zu ſchützen. Das ſei leicht
geweſen, ſo lange die Steuer den Nutznießern auferlegt werden ſollte.
Auf Anſuchen der Länder ſei aber dieſer Weg verlaſſen und die
Grund=
ſteuer belaſtet worden. Damit wäre die Möglichkeit, die wirtſchaftlich
Schwachen von vornherein zu ſchützen, gefallen. Es ſollten aber
Erſtot=
tungen. der Abgaben ſtattfinden, falls beſondere Antäge geſtellt
wüir=
den. Der Antrag der Sozialdemokratie, den Uebergong öffenulicher
Bauten in Prwatbeſitz zuzulaſſen, wenn die Eigentümer aus
Vermie=
tung oder aus Verkauf keinen übermäßigen Gewinn erzielten, könne die
Regievung annehmen. Aber alle anderen Anträge lehne ſie ab,
be=
ſonders aber den deutſchnationalen Antrag auf Herausnahme der
wirt=
ſchaftlichen Gebäude.
Abg. Gutknecht (Deutſchnatl.) begründet die deutſchnationalen
Anträge bezüglich der obengenannten Wirtſchaftsgebäude. Die
Woh=
nungsnot beſchränke ſich nicht auf die Ein= bis Zweizimmerwohnungen,
die durch die Neuſiedlungen neu geſchaffen würden, ſondern die
Woh=
nungsnot erſtrecke ſich beſonders auf Wohnungen für dem Mittelſtand;
nach ſeiner Anſicht werde aber die ganze geplante Maßnahme illuſoriſch,
wenn die Gebäude, die lediglich landwirtſchaftlichen Zwechen, ſowie
denen von Induſtrie und Gewerbe dienen, nicht aus der Abgabe
her=
ausfallen würden. Die Steuer würde gerade den Mittelſtand und die
Eſeinen Gewerbetreibenden belaſten. Meine Partei fordeve Baufreiheit
und Gewährung von Staatszuſchüſſen, und andererſeits könnte aber
auch die Niedrighaltung der Mieten nicht länger durchgeführt werden,
denn die Erhaltung der Wohnungen koſte täglich mehr und mehr.
Abg. Silberſchmidt (Soz.) titt für die ſozialdemokratiſchen
Anträge ein. Staat und Gemeinde hätten den Wohnungsbau zu
finan=
zieren, denn aus privaten Mitteln könne jetzt niemand bauen. Das
Beſitzrecht gehöre ſomit der Allgemeinheit. Das ſei jetzt ein
internatio=
naler Zuſtand geſorden. Wir in Deutſchland könnten bei dem
Anſtei=
gen der Baupreiſe um das 12foche den Ausgleich nicht durch
Mietſteige=
rung ſchaffen, was in anderen Ländern noch möglich ſei. Das ſpreche
aber für und nicht gegen die Sozialiſierung. Deshalb verlange ſeine
Parlei auch eine Neuregelung für die alten Wohnungen, nicht nur für
die Neubauten. Nur eine tollſtändige Neur=gelung des
Wohnungs=
weſens könne der Wobnungsnot abhelfen. Seine Partei ſtimme dem
Endwurf nur für das Jchr 1921 zu in der Vorausſetzung, daß
inzwi=
ſchen die Neuregelung erfolge. In Mieterkreiſen ſei man gegen des
Geſetz; ſie dürften aber nicht vergeſſen, daß es zur Zeit nicht möglich
ſei, den Beſtand der alten Wohnungen zu erhalten. Jedenfalls aber
müſſe verhindert werden, daß die Mieten für die alten Häuſer ebenfalls
anſchnellen wie für die Neubauten.
Auch die Redner der äußerſten Linken ſind der Meinung, daß dief
Vorlage das Elend der Obdachloſen nicht
nne und trete
für die Vollſozialiſierung ein.
Der Abgeordnete Baht (Dem.) gibt zu, daß dieſe Vorlege noch
allerlei Mängel in ſich berge, doch würden dadurch 40 000 Wohnungen
geſchaffen, in denen immerhin 100 000 Menſchen leben könuten. So
kämen wir Schritt für Schritt weiter.
Damit ſchließt die Debatte.
Der § 1 der Vorlage wird mit einigenr vedaktionellen Aenderugen
gegen die Stimmen der ſoziliſtiſchen Parteien angenommen. — Der
Neſt des Geſetzes wird dann under Ablehnung der von den
Rechtspar=
teien eingebrachten Zuſatzanträge angenommen.
Nächſte Sitzung Mittwoch 1 Uhr: Inverpellation über die Ber
unglück auf der Zeche Mont Cenis. — Schluß gegen 348 Uhr.
Das Exploſionsunglück bei Herne.
83 Tote.
Herne, 21. Juni. (Wolff.) Die Zahl der Opfer welche
die furchtbare Schlagwetterkataſtrophe auf der Zeche
Mont Cenis in Solingen erforderte, iſt jetzt endgültig
feſt=
geſtellt. Es wurden 79 Tote und 72 verletzte
Berg=
knappen zutage gefördert. Von den Schwerverletzten, die in
das Bergmannsheim zu Bochum aufgenommen wurden, ſind
bis=
her vier geſtorben, ſo daß ſich die Zahl der Toten auf 83
beläuft. Das Unglück entſtand offenbar durch einen
Spreng=
ſchuß in einem ſchlagwetterreichen Kohlenflöz; denn unmittelbar
nach dem Losgehen des Schuſſes erfolgte eine zweite gewaltige
Exploſion, die Tod und Schrecken in die Reihen der Bergleute
trug. Die Toten ſind zum Teil entſetzlich verbrannt; andere
wurden durch die Gewalt der Exploſion zerſchmettert und
furcht=
bar verſtümmelt. Die Gewalt der Exploſion war ſo ſtark, daß
ein Bergmann, der etwa eine Viertelſtunde vom Exploſionsherd
entfernt eine Maſchine bediente, gegen einen Stempel geſchleudert
und ſchwer verletzt wurde.
Der Bericht der Zechenverwaltung.
T.U. Herne 21. Juni. Die Zechenverwaltung gibt
ſo=
oben folgendes bekannt: In den erſten öſtlichen Abteilungen der 3. und
4. Sohle der Bauabteilung des Schachtes 3 der Zeche Mont Cenis 1—3,
ereignete ſich in der geſtrigen Frühſchicht kurz vor 12 Uhr mittags eine
ſtarke Exploſion, deren Urſache und Entſtehungsort bis zur Stunde noch
unbekannt iſt. Die Exploſion erfüllte faſt das ganze zung t betroffene
Revier, insbeſondere die Flöze Gretchen und Mathias, wahrend das
ebenfalls dort liegende Flöz Guſtav weniger in Mitleidenſchaft gezogen
wurde. Der Exploſionsſtoff war ſo heftig, daß er bis in den
Haupt=
werkſtrumpf vordrang und von hier aus auch die Nachbarreviere
ge=
fährdete. Die auf dieſer Sohle ſehr ſtarke Wetterzufuhr verdünnte die
giftigen Gaſe derart, daß hier nur eine Reihe mehr oder weniger leicht
Verletzter entſtand. Dennoch ſind auch hier zwei Todesfälle zu beklagen.
Noch ehe die Rettungsmannſchaften zur Stelle ſein konnten, bewährte
ſich die alte bergwänniſche Treue gegen die Kameraden in Not. Es
ge=
lang auch auf dem vom Unglück betroffenen Flöz Guſtav und auf den
Abbauſtrecken eine Reihe Bewußtloſer und verletzter Knappen lebend zu
bergen. Leider ſind hierbei einige ſchwievige Gasvergiftungen
vorgekom=
men. Die ſofort alarmierten Rettungstruppen der Zeche fuhren ſofort
ein und begannen mit der energiſchen Bekämpfung der ausgebrochenen
kleinen Brände und durchfuchten das Revier nach Verwundeten. Es
ge=
lang, einige lebend zu bergen. Inzwiſchen trafen auf Alarmmachrichten
die Rettungstruppen der umliegenden Zechen ein und gingen ohne
Be=
ſinnen ans Werk, ohne die Gefahren und Schwierigkeiten zu achten.
Zwei Kommiſſare des Handelsminiſteriums haben ſich heute mittag
nach dem Schauplatz begeben. Es wird von zuſtändiger Stelle erblärt,
daß alle Sicherheitsmaßregeln getroffen waren, daß insbeſondere die
Grubenarbeiter ſeitz zwei Monaten mit der elektriſchen Grubenlampe
ausgeſtattet waren.
Bericht eines Augenzeugen.
T.U., Bocham, 21. Juni. Der Berichterſtatter des „Herner
An=
zeigers” hatte geſtern im Krankenhaus Gelegenheit, mit einem der
ver=
letztem Augenzeugen zu ſprechen. Der Knappe berichtete: Wir
arbeiteten i Mevier des Steigers Mühlenbruch. Plötzlich hörten wir
zwei ſchwere Luftſchläge und wußten ſofort, daß es ſich um eine
Schlag=
wetterexploſion handelt, da dieſe ſtets durch zwei
Lufterſchüit=
terungen angekündigt wird. Wir ſuchtem ſpfort eine Gelegenheit zum
Unterſchlüpfen, um uns vor den giftigen Schwaden zu ſchützen. Es
ge=
lang, den Alarm für das nördliche Nebier ſchnell durchzuführen und den
größten Teil der dort arbeitenden Kameraden ſchnell herauszuhoſen.
Nach 34ſtündigem langem Wartem kamen die erſten
Rettungsmannſchaf=
ten. Auf der dritten Sohle hatten ſie bereits 19 Mann beſinnungslos
gefunden und ſchleunigſt zutage gefördert. Das weitere Vordringen auf
der fünften Sohles wurde durch den Zuſammenbruch ganzer Strecken
ſehr erſchwert. Ueber zerſplitterte Hölzer und zerriſſenen Luftleitungen
ging der Weg ins Freie.
Oberſchleſien.
Beratungen im Reichskabinett.
Berlin, 21. Jum. (Tel. unſerer Berliner
Re=
baktion.) Das Reichskabinert beſpuach heute vormittag
in Singehender Ausſprache die oberſchleſiſche Frage.
Miniſter Dr. Roſen wird ahn Donnerstag im Reichsuag den
Süandſpunkt der Reichsregierung danlegen. Das Kabinett beſteht
immer noch auf der Forderung, daß entſprechende dem Ausfall
der Abſtimmung Oberſchleſien ungeteilt beim Reich bleiben
mütſſe. Mam beurteilt die Lage als etwas entſpannt, dieſes
Ge=
fühl wird verſtärkt duurſch den Umſtand, daß Lloyd George es im
Unverhaus abgellehnu hat, eine Erklärung üüber die Lage
abzuge=
ben. Anſdererſeits hegt nuam auich ermſte Befürchtungen, daß nach
den Meldungen der Pariſer Preſſe Oberſchleſien als Tcuſchobjekt
für die Alliierten benutzt werde.
Das Näumungsverſprechen Korfantys.
* Berlin, 21. Juni. Die Voſf. Ztg. ſchreibt, daß ſich der
Präſident der Abſtimmungskommiſſion in Oppeln Lerond, auf
den Standpunkt ſtelle, daß die
Räumungsverſprechun=
gen Korfantys ernſt zu nehmen ſeien. Es handele ſich um
eine ſiebentägige Friſt, in der die Ententekommiſſion
zeigen ſoll, ob es ihr wirklich gelingt, ohne Anwendung von
Zwang die Liquidierung des Aufſtandes zu erreichen. Es ſei
anzunehmen, daß der Zwölfer=Ausſchuß im Einvernehmen mit
dem Führer des deutſchen Selbſtſchutzes den Forderungen der
Ententekommiſſion nachkommen werde. Sowohl der franzöſiſche
Botſchafter in Berlin, Laurent, als auch der engliſche
Ge=
ſchäftsträger hätten geſtern in freundſchaftlicher Form der
Reichs=
regierung den Rat gegeben, auf den Zwölfer=Ausſchuß zugunſten
der Annahme der Vorſchläge der interalliierten Kommiſſion
ein=
zuwirken.
Die ſchwierige Lage der Gruhen und Werke Oberſchleſiens.
Hindenburg, 21. Juni. (Wolff.) Nachdem es eine
Zeitlang ſchien, als ob die oberſchleſiſchen Gruben
und Werke notdürftig im Gaug zu halten ſeien, und die
Ar=
beiterſchaft, ſoweit ſie arbeitswillig war Arbeit finden würde,
verſchärfte ſich in den letzten Tagen die Lage außerordentlich.
Infolge der völligen Verkehrsſtockung ſind auf den
Gru=
ben und Koksanſtalten die Stapelplätze überfüllt. Die
Förde=
rung der Gruben muß daher eingeſchränkt und zahlreiche
Koks=
batterien müſſen kaltgeſtellt werden. Einige Kohlenhalden ſind
bereits in Brand geraten. Der von den Inſurgenten als
Zwangs=
verwalter der ſtaatlichen Bergwerksdirektion eingeſetzte Direktor
Zielewicz ſteht den Dingen hilflos gegenüber und vermag auch
auf die Arbeiterſchaft einen immer bedenklicher werdenden
Ein=
fluß auszuüben. Die Arbeitsluſt erlahmt mehr und mehr.
Jeg=
liche Autorität der Betriebsleiter und Meiſter iſt dahin.
Beuthen, 21. Juni. (Wolff.) In verſchiedenen Orten
entzündete ſich auf den Halden lagernde Staubkohle.
Die Gefahr, daß die Haldenbrände zur Kataſtrophe auswachſen,
wird täglich größer.
Hardings Völkerbundplan.
Paris 21. Juni. (Wolff.) Nach einer Kabelmeldung des
Neu=York Herald aus Waſhington erſuchten zwei
ſüdamerika=
niſche Regierungen ihre Vertreter in Waſhington um Berichte
über den Hardingſchen Plan der neuen
Geſell=
ſchaft der Nationen. Die Hauptpunkte der von den
Ver=
tretern abgegebenen Antwort ſind folgende: Die Geſellſchaft
werde zunächſt ohne eine geſchriebene Verfaſſung bleiben. Sie
werde mit einem Rat aus Vertretern eine Anzahl von Nationen
arbeiten, deren Entſcheidungen mehr einen beratenden als
bindenden Charakter haben follen. Der gegenwärtige Oberſte
Nat werde als Kern für die Geſellſchaft benutzt werden. Ein
internationaler Gerichtshof ohne zwingende
Schieds=
gerichtsgewalt und ohne Strafmittel ſolle gebildet werden.
Hummer 170.
Die deutſchen Zahlungen.
Paris, 2i. Juni. (Wolff.) Der Neu=York Herald
clärt in einer Meldung aus Neu=York, das Staatsdepartement
elle amtlich die Nachricht in Abrede, daß die Vereinigten
Staa=
u bei der Reparationskommifſion Vorftellungen erhoben hätten,
Deutſchland zu verhindern, bei der Bezahlung ſeiner
teparationsſchuld Wechſel auf Neu=Yorker
anken zu ziehen. Ta=fächlich hätten mehrere Großbanken
zim Staatsdepartement gegen das Verfahren Einſpruch erhoben
gs bei der Tätigung der deutſchen Dollarkäufe für die
ſahlungen am 1. Juni befolgt wurde. Durch ihren Vertreter
n der Reparationskommiſſion, Boyden, ſeien die Vereinigten
taaten in der Abſicht unterrichtet worden, den Wiedereintritt
trer Lage wie der vom 1. Juni zu verhindern. Es ſeien jedoch
rider im erſten noch im zweiten Falle Schritte unternommen
orden. Vorftellungen bei der Reparationskommiſſion würden
uch nicht in Erwägung gezogen.
Die Franzoſenherrſchaft im Saargebiet.
Genf, 21. Juni. (Wolff.) Nachdem der
Völkerbund=
at verſchiedene öffentliche Sitzungen abgehalten hatte,
behan=
elte er heute in geheimer Sitzung die Proteſte der
deut=
chen Regierung betreffend die Anweſenheit franzöſiſcher
fruppen, die Gerichtsbarkeit franzöſiſcher
Ge=
chte im Saargebiet ſowie die Ausweiſungen und
ſchließ=
ch die Einführung der Frankenwährung im öffentlichen Dienſt
ſes Saarbeckens. Der Präſident der Regierungskommifſion des
aargebietes, Raould, verteidigte ausführlich die von der
fran=
öſiſchen Regierung getroffenen Maßnahmen, und der
Völker=
undrat ftimmte dieſen Darlegungen zu. Präſident Raould
ſucht=
je deutſchen Proteſte unter anderem durch den Hinweis zu
ent=
räften, daß die Gerichtsbarkeit der Kriegsgerichte demnächſt
urch ein Dekret ſtark eingeſchränkt werde, und daß die
Aus=
heiſungen zum Teil wi=der zurückgenommen würden. Er
kün=
ate unter anderem an, daß ein Dekret die Lücke des
Friedens=
eertrages über die ſaarländiſche Nationalität ausfüllen werde,
vonach jede im Saarlande geborene Perſon, jeder der ſich am
11. November 1918 rechtsmäßig dort niedergelaſſen und jeder, der
drei Jahre lang im Saargebiet gelebt habe (Beamte oder
kon=
raktlich verpflichtete Perſonen nach einem Jahre), die
Staats=
ungehörigkeit beſitzt. In einer Erklärung vor dem Preſſevertreter
echtfertigt: Präſident Raould die Anweſenheit franzöſiſcher
Truppen damit, daß dieſe keine Okkupationstruppen mehr ſeien,
ondern Garniſonstruppen, und daß die von der deutſchen
Re=
zierung geforderte lokale Gendarmerie, welche 400 Mann ſtark
jein ſolle, nicht möglich ſei, da dieſe Zahl für das Budget zu
Oſtipielig ſei.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1921
Seite 5.
Letzte Nachrichten.
Freiburg i. B., 21. Juni. (Wolff.) Wie verlautet, hat den
Intendantenpoſten am bieſigen Stadttheater der
bis=
herise Direkzor am Schillertheater in Altona, Pichler, erhalten.
Brannſchweig, 21. Jui. (Bolff.) Der hier tagende
Ver=
hand der deutſchen öffentlich=rechtlichen
Kredit=
anſtalten wählte zum Verbandsvorſitzenden und Vertreter
des Verbandes im Reichswirtſchaftsrar Staassſekretär Buſch=
Berkin.
Paris, 21. Junz. (Bolff.) In der heute vormittag
abge=
haftenen Sitzung des Mimiſterrats fchüderte Barthou nach
amt=
lichen Berichten des Oberkommandos die Verhältriſſe bei der
Rhemarmce. Im Verfolg dieſes Vortrages hat der Min=ſterrat
den Kriegsminiſter ermächtigt, ſofort Maßnahmen zur
Ent=
laffung des Jahrganges 1919 zu geben, die bereits
am 25. Juni beginnen ſoül. Die Durchführung dieſer Entlaffung
wird derart geregelt werden, daß die entlaſſenen Mannſchaften
derers an den Emtrarberten werden keilnehmen können.
Madrid, 21. Jun: (Wolff.) In Barcelona iſt ein neues
terroriſtiſches Aitentat verübt worden, dem drei
Syn=
dikak ſten, nämlich der Sekretär, der Vizeſekretär ud der
Schatz=
meiſter des nationalen Arbeitsverbandes, zum Opfer gefallen
ſind. Die Tärer ſind en onmen.
Spiel, Sport und Turnen.
* Darmſtädter Fußballverein 1912—F.-R.
Olym=
paa” Lampertheim. 1:3, Halbzeit 1:2. (Eenverh.: 1:3 f. Lpth.)
D. F.=V. 12: hat am Senntag mit dieſem Spiele das Spieljahr
920/21 beendet. Sein Gegner, als ſpielſtark bekannt, hat die
Erwartun=
gen nicht enttäuſcht. Das beſonders in der erſten Hälfre feßelnde
Spel — m der zeiten Sälfte fiel „D. F.-V. 127 erwas ab — konnte
durchans befriedigen. Das Spiel wer in der 1. Halbzeit ausgeglichen.
„D. F-V. 12‟ kazn aus der Reihe guter Torchencen — mehr wie
Lambertherm — i der D. Minite eine ſolche (Vorlage des Links=
Twandeln. Kurz darauf
gleich=
außen an den Halbrechten) zum 1.
Tor=
der 32. Min. gibt der Halblike
der Rechtsaußen Lampertheims a
Darpertheims im Anſchluß an einen Strafſtoß ſeinen Farben durch den
2. Treffer die Führung. Mik 2:1 für Lampertheim werden die Seieen
gewechfelt. Lamperthem danft. In brächtiger Komsmation kommt
m immer wieder vor das Tox „2. F.=V.s; doch werden alle
W
Schüſſe — ſelbſt ſolche aus nächſter Entfernung — vom vorzüglich
ſpie=
lenden „D. F.=V.”=Torhüter abgewehrt. Ein m der 30. Mmute für
„D. F.=V. 12: gegebener Elfmeter kann den Ausgleich nicht bringen,
da der ebenfalls glänzend arbei ende Torhüter Lampertheims den
pla=
zierten Flachſchuß brillant hält. In der 36. Mmte erzielt der
frei=
ſtehende Halbrechte Lamperrheims nach gutem Lauf und Schuß das
3. Tor. Lamperrheim befitzt in ſeinem ſchußfrendigen und ſchurßſicheren
Sturm den beſten Teil ſeiner Mannſchaft. Die Läuferreihe ſehr gut,
der Mittelläufer überragend; Verteidigung gut; ſehr gut der
Tor=
büter. Zuſpiel, Stellungsermögen, Zerſtörungsſpiel, und vor allem
Schuß der Stirmer konnen ſehr gefallen. Bei „D. F.=V. 12‟, der mit
Erfatz für Halbrechten, Linksaußen und Mittelläufer amrat, gabs in
der 1. Hälfte ſchönes Zuſammenſpiel und Drang nach des Gegners
Tor, wo oft recht kritiſche Sityationen entſtanden, zu ſehen, im der
2. Hälfte hiervon nur zeitteife. Hervorzuheben iſt der Torwächter;
er arbeitete ſehr gut; von den Toren konnte er kaum eies hindern.
Der Schiedsrichter leiteie zur Zufriedenheit aller ſein von beiden
Seiten erleichtertes Amt.
D. F.=V. 12 1. Jgd.=Mannſchaft konnte gegen 1. Jgd.=Mamſch.
„Haſſia‟ Dieburg in Dieburg mit 5:3 (Halbz. 0:2) Toren gewinnen.
Die 1. SchEilermannfchaft unterlag der gleichen — körperlich
ſtär=
keren — Mannſchaf von „German=cEberfradt in Eberſtadt.
* Sportberein Darmſadt 1898 E. V. Bei den am
ver=
gangenen Sonmag in Aſchaffenburg ſta tgefundenen
leichtathleti=
ſchen Jubiläumswettkämpfen errangen im Hochiprung
Knapp mit 1,6 Meter den 1. Preis. Im 3000 Meter=Lauf
Krich=
baum in der Zeit von 10 Min. 6 Sek. den 1. Preis und im 1000 Meter=
Lauf Pfeil in der Zeit von 2,57 Min. gleichfalls den 1. Preis. — Auch
bei den vom Karlsrüber Fußballverein veranſtalteten
inter=
nationalen Bettkämpfen beteriigren ſich die Mitglieder der
leichtathleti=
ſchen Abt=ilung und errangen bei allererſter deutſcher Konkurrenz im
8 Meter=Lauf den 3. Preis (Koch). Eriſter Sieger waren Amberger=
Karlsruhe ud Kern=Frauffrt im toten Remen. In der
Schweden=
ſtaffel erbielt der Sportverein hiuter Karlsruhe und Stttgart den 3.
Preis. Freiburg, Pforzheim, Frankfurt und Mannheim hatten
auf=
gegeben.
Fußball=Sportberein 1919 Groß=Zimmern:
Komsinierte I. und II. Mannſchaft der Techniſchen Hochſchule
Darmſtad: 2:0. Auf hieſigem Sportplaze trafen ſich am Sonntag
obige Mannſchaften. Das Spiel war von Anfang bis zum Ende ein
ſehr faires und offenes. Bei Groß=Zimmern glänzte beſonders die
Verteidigung mit Tormann, außerdem Linksaußen und der rechte
Läu=
fer. Ber der Hochfchzumannſchaft waren Linksaußen und rechter
Ver=
teidiger die beſten Leute. Die Entſcheidungen des Schiedsrichters waren
durchſchnittlich befriedigend.
W. Groß=Zimmern, A. Juni. Am letzten Sonntag fand in
Airh=Brombach das diesjährige Gauturnfeſt des
Odenwald=
gaues der Daſchen Turnerſchaft ſtatt. Die Beteiligung der
Gau=
sereine dder eine ſehr große. Auch der hieſige Zurrberei 1863 nahm
aran teil und wurrden folgende Preiſe errungen: Mufzerriege am
Bar=
ven 1. Preis. Oberitufe 5. Preis, UInterſtufe (Nerniampf) 2. und 9. Preis,
Unteritufe (Zwölfkampf) 5., 6., 11., 14., 16. ud 34. Preis. Zu unſerer
Noriz bom 13. Juni betreffs Verbandsmeiſterſchaft im Fat= und
Hand=
hallfpiel iſt zu berſchtigen, daß die Austragung derſelben nicht im Junf,
fondern am 31. Inli auf dem hieſigen Sportplatz ſtartfindet.
* Dieburg, 20. Juni. Die Spiele der unteren Mannſchaften
des Sportkubs „Haſſia 1913‟ Deburg am Sonntag zeigen nachfolgende
Ergebniſſe: Die 1. Jgd.=Marnſch. des Sp.=K. H. 1913 verlor gegen die
gleiche des Fußballvereins 1912 Darmſtadt mit 2:5 Toren, die
Halb=
zeit ſah Dieburg mit 2:0 Toren in Führung. Die vierte Mannſchaft
verlor ebenfalls hoch mit einem Refultat von 0:8 Toren gegen die
1. Jgd.=Mannſch. der Spielabteilung Union der Turngemeinde
Beſſun=
gen (Halbzeit 0:2 für Union). Die III. Elf des Klubs retrie die Ehre
des Vereis durch einen 9:0Sieg über die III. Mannſch. des Fußball=
Hubs „Germania” Obertshauſen. (Halbzeit 5:0.)
Sdrf des redstinneden Zeifs.
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furcht=
baren Zahlen der an Tnberkuloſe und
Rachitis ſchwer erkrankten Kinder. Wem
dieſe Tatſache unglaublich oder
über=
triebenerſcheint, der gehein die
Kranken=
härſer, Kinderpolikliniken und in die
Sprechſtunden der Lungenfürſorgeſtellen.
Manches Herz wird dort für einen
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Verantwortungsgefühl
end=
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Kinderhilfe: Jugend= und Kinderfeſt um 3 Uhr im
Orangerie=
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Sonnwendfeier der Studentenſchaft am Bismar
r (Abmarſch
um 8 Uhr vom Marienplatz).
Verſammlungen: Frifeuſen und Friſeurgehilfen um 8 Uhr im
Kaiſerſaal. — Mieterverei um 8 Uhr im Badiſchen Hof.
Leitzng: Dr. Ltv Waldaeſtel. Verantworilid
Tell und für Fenilletor: Dr. Ltv Waldaeltel;
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Die heutige Rummer hat 10 Seiten.
Die Verlobaag unserer jüngsten Tochter
Iise-Edelgard mit dem Haoptmann im
Stabe des Gruppenkommandos 2 Herrn Ernst
Mornsweg geben wir hiermit bekannt.
Oberstleutnant a. D. Obergethmann
Frau Obergethmann, geb. v. Basse.
Cassel, Kaiserstraße 49,
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Geſtern Abend entſchlief nach langem,
ſchwerem Leiden mein lieber Mann, unſer
guter Vater, Schwiegervater und Großt
Statt besonderer Anzeige.
Meine Verlobang mit Fräulein Ilgse-
Edei-
gard Obergethmann, jäagster Tochter des
Oberstleukaants a. D. Herrn Obergethmann
und seiner Frau Gemahlin Lilly, geb. v. Basse,
beehre ich mich anztzeigen.
Ernst Horneweg
nann im Stabe des Grupp
Cassel, Ooerallee 36,
im Jant 1921.
Geheimer Juſtizrat
Wilhelm Wehner
im 77. Lebensjahr.
Gießen, den 21. Jr
Minna Wehner, geb. Köllner
Polizeidirektor Dr. W. Wehner
und Frau Lieſel, geb. Jöcke
Amtsgerichtsrat F. Gros
und fünf Enkel.
Die Beerdigung findet Mittwoch nac
mittag 4 Uhr von der Kapelle des neu
hofes aus ſtatt
F
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Von der Reise zurück!
Von jetzt an halte ich meine
Sprechstunde —
nur Montag, Mittwoch und
Freitag von 3—5 Uhr
Beginn: Mittwoch, 22. Juni.
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
Eei dem Hinſcheiden unſeres
Herrn Jakob Rupp
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ſagen wir allen, beſonders Herrn Pfarrer
Zimmermann für die troſtreiche Grabrede,
herz=
lichen Dank.
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Nicht=
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Der Galeerensträfling I. Teil
Von der Galeere z. Schaffot
II. Teil
Collus letzte Verkörperung
zusammen 12 Akte.
Hauptdarsteller:
Paul Wegener
Ainder i Nor.
Die vorjährige Arbeit der Darmſtädter Kinderhilfe hat angefangen,
die unter uiſeren Kindern herrſchende bittere Not
einzudämmen. Soll die ſo verheißungsvoll begonnene Tätigkeit nicht vergeblich
gewe en ſein, ſo muß ſie in dieſ m Jahre weitergeführt werden. Denn nach
em übereinſtimmenden Urteil der Aerzte kann nur
eine planmäßige dauernde Fürſorge
das wieder gutmachen, was die langen entbehrungsvollen Jahre geſchadet haben.
Wie ſteht es mit unſeren Kindern? Von 12 244 amtsärztlich unterſuchten
Schul=
kindern im Alter von 6—14 Jahren mußten
nicht weniger als 7445 als „ſchwer unterernährt”
bezeichnet werden. Annähernd 2000 Schulkinder leiden dabei an Rachitis
Skrofuloſe, Tuberkuloſe uſw. Der Prozentſatz des Kinderleids und der
Kinder=
leiden beträgt:
in den Bolksſchulen Darmſtadts: 59 vom Hundert;
73
in den Mittelſchulen
56
in den höheren Schulen „
50
in den Privatſchulen
Dieſe Zahlen beweiſen, daß die Kinder aller Bevölkerungsklaſſen im tiefſten
Elend ſtehen und der Mittelſtand aber dabei am ſchlimmſten getroffen iſt,
Mitbürger!
Der Geſamtausſchuß der Darmſtädter Kinderhilfe.
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Durch den plötzlichen Tod unſeres Vaters haben wir
unter dem heutigen Tage das ſchon 36 Jahre beſtehende
Baugeſchäft
nebſt Baumaterialienhandlung
zur Weiterführung übernommen. Dasſelbe ſoll von uns
aus nunmehr in unveränderter Weiſe weiter betrieben
werden, und wird es unſer eifrigſtes Beſtreben ſein, unſerer
werten Kundſchaft in jeder Beziehun; durch nur
zuver=
läſſige und prompte Arbeiten zu dienen.
Wir bitten höflichſt, das unſerem verſtorbenen Vater
ſeither geſchenkte Vertrauen auch, fernerhin auf uns
über=
tragen zu wollen und wir wollen den guten Ruf des Geſchäftes
in jeder Beziehung in Ehren halten.
Nieder=Ramſtadt, den 22. Juni 1921.
(7278
Looog, 21. Jun/ 1921
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aſſertv. vorm. 770 Uhr
17‟ C.
Woogspolizeiwache.
Gebrüder Bernhardt
Baugeſchäft und Baumaterialienhandlung.
Angeſtellten=
Verſicherung.
Zur Zeit findet eine Nachprüfung der
Beitrags=
entrichtung zur Angeſtellten=Verſicherung ſtatt. Der
unterzeichnete Reviſor bei der Reichsverſicherungs.
anſtalt, für Angeſtellte iſt Beauftragter im
Sinn=
des § 215 des V. G.f. A.
Er hat die rechtzeitige und vollſtändige
Entrich=
tung der Beiträge zur Angeſtellten=Verſicherung
nachzuprüfen. Die Arbeitgeber und Verſicherteu
ſind verpflichtet, ihm die hierzu erforderlichen
Aus=
künfte zu erteilen und notwendige Unterlagen zuz
Einſichtnahme vorzulegen.
Außerdem finden am Samstag jeder Woche vor)
1—3 Uhr nachmittags im Zimmer Nr. 1. der All.=
gemeinen Ortskrankenkaſſe, Blumenthalſtraße 7, ſoch mit
Die Mittel, die uns bis jetzt zur Verfügung ſtehen, reichen bei weitem nicht
us. Neben einer großzügigen und planmäßigen Erholungsfürſorge, die in dieſem
Jahre den kränklichen und unterernährten Darmſtädter Kindern aller Schulen
ind Konfeſſionen eine beſondere Kräftigung verſchaffen ſoll, muß auch die
Be=
kämpfung der Tuberkulvſe, der Rachitis und der übrigen geſundheitlichen
Schädigungen unſerer Jugend weitergeführt und die ſegensreiche Arbeit der
privgten Vereine der Kinder= und Jugendfürſorge geſtützt werden. Die
Durch=
führung aller dieſer Aufgaben erfordert Millionen.
Volksgenoſſen! Mitbürger!
Wir bedürfen alſo dringend großer Mittel! Mitbürger von
Darmſtadt! Ihr werdet nicht verſagen, wo es unſerer Kinder
Heil und Rettung gilt!
An Euch Alle, die ihr mit Gütern geſegnet ſeid, oder ob ihr nur über
Weniges verfüigt, ergeht unſer Ruf!
Gebt, was Ihr vermögt!
Gebt für unſere Kinder!
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Gebt ohne Zaudern!
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Kinder=
hilfe” oder an die hieſigen Tageszeitungen oder an die Stadtkaſſe (
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konto Nr. 2612) oder an die ſtädtiſche Sparkaſſe (Poſtſcheckkonto 5869),
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Sprechſtunden ſtatt, in denen Auskunft jeder Art ide im
über die Angeſtelltenverſicherung erteilt wird. nd im
Heilverfahren= und Rentenanträge werden wie ſuilee.
bisher von dem Schriftführer des Ortsausſchuſſes Für
der Angeſtelltenverſicherung, Herrn W. Schnell= ſich der
bächer, hier, Riegerplatz 11, entgegengenommen. 5his 7
ihr wo
Darmſtadt, den 20. Juni 1921.
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Nummer 170.
Darmſtädter Tngblutt, Mittwoch, den 22. Junf 1921.
Seite 9.
andwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlangsweſen
Herbſt= und Frühjahrsfutter.
F. Die diesjährige Heuernte iſt infolge der lange
an=
bzernden Trockenheit bei weitem nicht ſo ergiebig ausgefallen,
ne man es ſich anfänglich vorſtellte. Abgeſehen von den
Be=
uſſerungswieſen, war das Heu kurz und ſtand nur dünn, es
zlte an Untergras. Es wird deshalb nötig ſein, den
gewonne=
m Heuvorrat für den Winter zurück zu halten und für Herbſt=
Flr5 Frühjahrsfutter Sorge zu tragen.
Für Herbſt= und Frühjahrsfutter ſorgen wir durch
Stoppel=
gt. Es iſt notwendig, daß die Stoppelſaat ſobald als möglich
ich dem Ernten der Vorfrucht in den Voben kommt. Als
ſerbſtfutter verwendet man vielfach ein Gemiſch von
Fbſen, Wicken und Hafer, und zwar az: den Morgen nimmt
an von jedem der drei Futtermittel je 37 his 38 Pfund.
Pro=
u dieſes Gemenges ergaben, auf ein Hektar berechnet, 940
öntner grüne Maſſe.
Für die Frühjahrsfütterung kommt der
Inkarnat=
de in Frage. Man muß dieſen aber ſchon im Auguſt ſäen,
unn man den Vorteil haben will, daß er im nächſten Jahre
neits Ende Mai einen guten Futterſchnitt liefert. Wird er
ſiter geſät, dann entwickelt er ſich auch im nächſten Frühjahr
ugſam, außerdem wintert er leichter aus, weil die Pflanzen
Herbſt nicht mehr genügend erſtarken können.
Auf den Morgen nimmt man 8 bis 10 Kilogramm. Da der
nkarnatklee von der Blüte ab raſch verholzt, ſo iſt er zur
Futter=
pvinnung immer ſchon bei Beginn der Blüte abzuernten. Vom
leh wird dieſes Futter nicht ſo gern gefreſſen wie der Rotklee
der da er reichlich 14 Tage vor dieſem geſchnitten werden kann,
do das erſte Grünfutter im Frühjahr liefert, nehmen ihn die
Tere doch gern an. Der Anbau des Inkarnatklees iſt deshalb
yn Bedeutung, weil er als Zwiſchenfrucht angebaut werden
un, er alſo in zwei Jahren drei Ernten auf demſelben Felde
enöglicht. In ſolchen Lagen, wo der Inkarnatklee leicht
aus=
antert, baut man ihn im Gemiſch mit Johannisroggen oder
uch mit Winterraps an. Dieſe eignen ſich deshalb hierzu, weil
ſſude im Spätſommer oder früh im Herbſt geſät werden können
rd im Frühjahr ſich ebenſo ſchnell entwickeln wie der Inkar=
Antklee.
Für leichtere Böden kommt zum Anbau als Stoppelfrucht
ach der Ackerſpörgel in Frage. Auf den Morgen rechnet man
ſois 7 Kilogramm Samen. Der Spörgel liefert ein den Tieren
iar wohlſchmeckendes und nahrhaftes Futter; man mäht ihn als
gänfutter zweckmäßig ſchon vor oder zur Zeit der Blüte ab.
Durch rechtzeitig vorgenommenen Anbau von Stoppelſaaten
dem Landwirt die Möglichkeit geboten, recht namhafte
Men=
gan guten und billigen Futters zu gewinnen. Bei günſtigen
ima= und Bodenverhältniſſen iſt eine rechtzeitige Ausſaat am
atze, um eine ausreichende Futtererzeugung für die Herbſt= und
„äühjahrsmonate zu beſchaffen und damit den Heuvorrat, das
ure Winterfutter, zu ſtrecken und zu ergänzen.
Sommerſagten.
Die im Sommer ausgeführten Ausſaaten geraten
ge=
ſohnlich ſchlechter, weil grelle Beleuchtung und größere
Luft=
ſud Bodentrockenheit die Keimung hemmen. Das Saatbeet
hrlangt infolgedeſſen in dieſer Zeit beſondere
Vorberei=
ſung und beſondere Pflege. Vor allen Dingen muß eine
ntchbare Erde bereit gehalten werden. Gewöhnliche, noch
layt genügend in Kultur ſtehende Gartenerde, wie man ſie
Mamentlich in neuangelegten Gärten hat, können wir hier nicht
ſtauchen. An ihre Stelle tritt gut verrottete Kompoſt= und
iſterde. Dieſe muß aber wiederum vollſtändig frei von
Stof=
ir ſein, die noch nicht völlig zerſetzt ſind. Unverrottete Stoffe
ſprurrſachen das Schwarzbeinigwerden, der Jungpflanzen und
ſuncherlei andere Schäden. Es genügt ſchon, eine 3—4 Zenti=
Apter ſtarke Schicht guter Erde aufzubringen, wenn es mehr iſt,
ſun ſo beſſer. Das Saatbeet muß nach allen Richtungen, hin
ſtlſurgerecht liegen, damit das Gießwaſſer nicht ungenutzt
ab=
zleßt. Alle vier Seiten faßt man mit etwa 30 Zentimeter
brei=
tn Brettern ein, wodurch das Beet die Eigenſchaften und
Vor=
tge eines kalten Kaſtens erlangt. Die Bretter ſchützen das Beet
ar dem Winde und erlauben bei zu ſtarker Sonnenbeſtrahlung
4s Auflegen von Schattendecken. Wie bei der Freilandſaat, ſo
IIt auch hier die Reihenſaat der breitwürfigen vorzuziehen, weil
grade in der nahrhaften Saatbeeterde nur zu leicht Unkraut auf=
Allmmt. Die Keimung wird beſchleunigt, wenn man auf das
thörig durchgefeuchtete Beet, nachdem man es beſät hat, eine
nch der Dicke der Samenkörner zu bemeſſende Schicht Stroh,
ſebfenſtroh, Kartoffelkraut oder Kompoſt aufbringt und dann
fort wieder gießt. Dieſe Schutzdecke wird weiter mehrmals
tglich begoſſen. Brechen nach einigen Tagen die Keime durch,
tinn nimmt man ſie weg.
Wichtig für Rebbauern!
Als ſehr wirkſames Bekämpfungsmittel beim Auftreten der
ſeronoſpora haben die Höchſter Farbwerke ein Mittel erfunden,
gelches unter dem Namen „Noſperal” in den Handel gebracht
ſird. „Noſperal” iſt ein graues Pulver, das als „Noſperal” angewandt wird. „Noſperal” löſt ſich raſcher als
zupfervitriol. Die fertige, aus „Noſperal” und Kalk hergeſtellte
Noſperal”=Kalkbrühe hat eine äußerſt feine, unbegrenzt lang
altende Beſchaffenheit, während Kupferkalkbrühe infolge
Zu=
immenklumpens ſehr bald ihre Spritzfähigkeit verliert. „
Noſpe=
al”=Kalkbrühe iſt nach Wochen noch ſpritzbar. Sie iſt lediglich
or Gebrauch noch einmal aufzurühren oder aufzuſchütteln,
wäh=
ind übrig gebliebene Kupferkalkbrühe weggeſchüttet werden
tuß, falls kein Zucker zugeſetzt werden kann. „Noſperal”=
Kalk=
rühe kann den ganzen Sommer über nur 1prozentig
angewen=
et werden, ſelbſt bei der zweiten und dritten Spritzung. Die
ſeſſere Wirkung des Kupfers in der Noſperal”=Kalkbrühe iſt
da=
urch erklärlich, daß die „Noſperal=Kalkbrühe infolge der äußerſt
in verteilten Beſchaffenheit derſelben ſehr viel beſſer zur
Gel=
ung kommt als Kupfervitriol. Noſperal” iſt deswegen auch
ihr weſentlich ſparſamer im Gebrauch als Kupfervitriol.
Der fein verteilte Niederſchlag von der „Nvſperal”=
Kalk=
rühe haftet hervorragend feſt auf den Rebblättern und
wider=
eht ſelbſt ſtärkſten Regengüſſen. Auch ſind entgegen anders
nutenden Berichten die grauen „Noſperal”=Spritzſlecken
deut=
ich ſichtbar, was z. B. bei Verwendung von anderen Mitteln
Nurtakol) nicht der Fall iſt. Verbrennungserſcheinungen treten
ſei Beſpritzung mit „Noſperal”=Kalkbrühe nicht ein. Der
Win=
er arbeitet alſo bei dauernder Verwendung von „Noſperal”
ſcherer und billiger als mit Kupfervitriol
Ein Gutachten des Herrn Profeſſors Dr. G. Lüſtner von
er Pflanzenpathologiſchen Verſuchsſtation in Geiſenheim a. Rh.
nutet: Die Erſparnis bei Verwendung von „Noſperal”
gegen=
ber Kupferkalkbrühe iſt ganz erheblich. Die Zubereitung
ge=
hieht wie bei Kupferkalkbrühe. Die grau=ſchwarzen
Spritz=
ecken ſind deutlich ſichtbar und zeigten gute Haftfähigkeit. Der
Frfolg war ein ſehr guter.
Bienenpflege im Juni.
Der Juni bringt dem Imker drei größere Arbeitsgebiete:
zehandlung der Schwärme und Altvölker.
Wei=
elzucht und Ernte von Schleuderhonig. Iſt bei
ünſtigen Witterungsberhältniſſen ein Volk in ſeiner Entwicklung
o weit vorgeſchritten, daß es ſtark genug iſt, ein neues
Bienen=
volk in die Welt zu ſetzen, ſo werden zunächſt viele Drohnen
er=
frütet und dann Weiſelzellen gebaut. Sind die erſten
Weiſel=
ellen verdeckelt, dann zieht ein Teil der Bienengemeinde mit
er alten Stockmutter aus. Die Sonne gibt das Signal dazu.
Stehen die Stöcke nach Oſten, dann beginnt der Schwarmtanz
oft ſchon um 9 Uhr, an Südfronten zwiſchen 11 und 1 Uhr und
an Weſtfronten ſpäter bis 3 oder gar 4 Uhr. Der erſte Schwarm
heißt Vorſchwarm. Die Bienen haben für ihn ſchon irgendeine
geeignete Wohnſtätte ausgeſucht, ſie legen den Weg aber nicht
in einem Fluge zurück, denn die Stockmutter, im Fliegen
unge=
übt und ihres Eierorrats wegen ziemlich beleibt, ermüdet
ſchnell. Ihre Begleiterinnen bereiten ihr deshalb unterwegs
ein Ruhepolſter an einem nahen Stamm oder Aſt. Um ſie bildet
ſich dann die Schwarmtraube, ein herabhängendes Eirund, das
ſich feſter und feſter zuſammenfügt.
Bevor ſich die Schwarmwolke wieder erhebt, muß ſie der
Imker einfangen. Er muß ihr. aber Zeit laſſen, ſich zu
beruhi=
gen. Dies geſchieht am ſchnellſten im Schatten. Sitzt die
Schwarmtraube nicht unter dem Laubdach, ſo bietet man ihr
künſtlichen Schatten durch Vorhängen eines naſſen Sackes. Das
neue Heim des Schwarmes muß ſauber und rein ſein und darf
keine fremden Gerüche haben. Nach neun Tagen ſind die jungen
Weiſel reif. Einer kriecht aus, die anderen werden von den
Bienen daran gehindert. Jetzt kommt die Zeit des erſten
Nach=
ſchwarmes Hauptſchwarm genannt. Er führt viel Jungvolk,
viel Drohnen und einen unbefruchteten Jungweiſel mit.
Mei=
ſtens aber iſt er volksärmer als der Vorſchwarm. er beginnt auch
erſt nach fünf bis elf Tagen ſein Brutgeſchäft. Bei ihm iſt man
der Gefahr ausgeſetzt, daß er durch Verluſt des Weiſels bei dem
Begattungsfluge verloren geht. Dagegen wohnt dem Vorſchwarm,
wenn er in günſtige Trachtzeit fällt eine große Kraft inne. Er
bringt uns noch eine Honigernte. Seine befruchtete Stockmutter
richtet ſich vom erſten Tage an wieder auf das Legegeſchäft ein,
aber für nächſtes Jahr taugt ſie nichts mehr. Es empfiehlt ſich
deshalb, den alten Weiſel ſpäter, aber noch während der
Schwarmzeit, gegen einen befruchteten Jungweiſel einzutauſchen.
Im Hinblick auf Einträglichkeit der Bienenzucht iſt jedem
Imker zu raten, nie mehr als einen Schwarm dem Volke zu
entnehmen. Um das Nachſchwärmen zu verhüten, vertauſcht
man den Platz des Muttervolkes mit dem des Schwarmes und
macht die Behauſung des erſteren mit einem Tuch unkenntlich.
Sämtliche Flugbienen gehen dann auf den Schwarm und das
Muttervolk ſchlachtet ſchließlich ſeine Weiſel, bis auf einen ab
und denkt nicht mehr an das Schwärmen. Denſelben Zweck
erreicht man, wenn dem Volke nach Abgang des erſten
Nach=
ſchwarmes ſämtliche Weiſelzellen ausgebrochen und die ſchon
ge=
ſchlüpften Königinnen getötet werden. Dann wirft man den
Schwarm mit ſeiner Königin wieder in den Stock zurück. Schw.
Sommerpflege der Erdbeeren.
— Wem Erdbeerpflanzungen lückenhaft werden, ſo läßt
die Sommerbehandlung meiſt zu wünſchen übrig. Die Erdbeeren
bilden ſchon ſehr früh im Jahr neue Wurzeln. Man gräbt ſie
deshalb möglichſt zeitig um, vielleicht ſchon im März, wenn der
Boden es erlaubt. Später läuft man Gefahr, die neugebildeten
Wurzeln zu verletzen. Die Folge iſt, daß die Pflanzen für einige
Zeit im Triebe ſtocken, was natürlich den Früchten ſchadet.
Wer=
den die Pflanzen während der Blüte in ihrem Wachstum geſtört,
ſo erntet man nur kleine, verkrüppelte Früchte. In dieſer Zeit
brauchem die Erdbeerheete beſonders viel Waſſer. Die
Pflan=
zen bilden dann viele und große Blätter, die den Boden ringsum
beſchattem und vor Austrocknung ſchützen. Wer keine
Jung=
pflanzen heranziehen will, kaun die Ausläufer bald nach der
Blüte entſernen, man darf ſie aber nicht mit der Hand abreißen,
ſondern ſchneide mit ſcharfem Meſſer ab. Gleichzeitig jäte man
das Unkraut. Wer neue Pflanzungen anlegen will, läßt die
Aus=
läufer der beſten Stöcke, die beſonders ſchöne Früchte tragen,
ſtehen.
Kurz vor der Reife der Erdbeeren umlegt man die
Erdbeer=
pflanzen mit einem trockenen Stoff, damit die Beeren bei
Regen=
wetter nicht mit Erde beſchmutzt werden. Durch die Ernte wird
natrlich der Boden, beſonders bei feuchtem Wetter, feſtgetreten.
Auch kommt es häufig vor, daß die oberen Wurzeln dabei von der
Erde entblößt werden; deshalb muß man nach der Ernte die
Erde wieder lockern und an die Pflanzen heranziehen.
Unter=
läßt man das Lockern, dann bilben die Pflanzen keine Blätter
mehr, wveil die Wurzeln nicht gemug Nahrung aufnehmen können
und infolgedeſſen fällt die Erdbeerernte im nächſten Jahre ſchlecht
aus. Da die Erdbeerpflanzen nur drei Jahre gut tragen, muß
man alljährlich für Nachzucht ſorgen und neue Beete anlegen.
Dies geſchieht heſſer im Herbſt als im Frühjahr. Die Pflanzen
wachſen dann beſſer an und man erntet ein Jahr früher. Die
günſtigſte Zeit iſt der Auguſt, aber auch im September kann
man noch mit Erfolg Erdbeeren pflanzen.
Ein gutes Düngemittel für Erdbeeren iſt der Kalk,
welcher die Früchte größer und wohlſchmeckender macht.
Kalk=
büngung iſt beſonders auf ſchwerem Lehmboden nützlich,
wäh=
rend er in ſandigem Boden weniger nötig iſt. Hier muß man
beim Kalk ſogar Vorſicht anwenden, damit nicht der Boden durch
den Kalk zu hitzig und zu trocken wird.
Obſt= und Garienbau
Die gefährlichſte Krankheit der Obſtbäume iſt der Krebs. der
ſich teils durch knollige Geſchwülſte an den Aeſten kennzeichnet,
teils durch weit offene, nach innen vertieſte Wunden am Stamm
oder an den Aeſten. Die Urſache ſind kleine Pilze,
Nektria=
arten, welche durch allerlei Riſſe oder ſchon vorhandene Wunden
in das Gewebe des Baumes eindringen und dort zerſtörend
fort=
wuchern. Krebserkrankungen findet man nach genauen
Beobach=
tungen am meiſten bei ſolchen Bäumen, die zu dicht oder zu tief
ſtehen oder auch zu feucht. In der Regel ſterben bald die Aeſte
ab, ja, das Leben des ganzen Baumes kann in Frage geſtellt
werden. Zweifellos ſind auch die Nährſtoffverhältniſſe des
Bo=
dens ſchlecht. Es fehlt an mineraliſchen Beſtandteilen beſonders
an Kalk. Man dünge alſo den Boden mit Kainit,
Superphos=
phat, Kalk uſw. Die Wundbehandlung hat möglichſt frühzeitig
zu geſchehen, andernfalls kommt auch die größte Sorgfalt zu
ſpät. Man kratze und bürſte die offenen Wunden aus und
be=
ſtreiche ſie dann mit Steinkohlenteer oder Baumwachs bis in die
tiefſten Winkel. Kleine Geſchwülſte ſchneide man ſorgfältig weg,
waſche die Stelle dann mit gutem Eſſig und verklebe ſie mit
Baumkitt, um ſpäteren Froſtſchäden vorzubeugen. Mit
Krebs=
wucherutgen behaftete Aeſte ſchneidet man am beſten ganz oder
teilweiſe ab. Die beſeitigten Teile, auch die Schnitzel aus den
Wunden, ſind unbedingt baldigſt zu verbrennen.
— Zwei Apfelſorten ſetzen den Gartenbeſitzer in der Regel
auf eine harte Geduldsprobe. Es ſind dies der herrliche
Graven=
ſteiner und der rote Eiſerapfel. Mancher Gartenbeſitzer verzagte
ſchon, weil er keine rechte Ernte von dieſen beiden Sorten
ein=
heimſen konnte. Das hat ſeine Gründe; dieſe Sorten wachſen
erſt jahrelang ins Holz, bevor ſie reichlich Früchte anſetzen. Der
Gravenſteiner nimmt ſich damit 16 bis 18 Jahre Zeit, der
Eiſer=
apfel immer noch 10 bis 12 Jahre. Man verurteile alſo nicht
gleich ſeine ſchönen Bäumchen, ſondern ſorge lieber für eine
För=
derung des Holzwachstums.
— Die Vermehrung der Stachelbeeren und Johannisbeeren
geſchieht Ende Juli durch Niederhacken der Zweige die man gut
mit Erde bedeckt und ziemlich feucht hält. Die Bewurzelung
vollzieht ſich dann hinreichend bis zum Herbſt. Die Abtrennung
hat aber erſt im Frühjahr zu geſchehen, wo man die Sträucher
dann auch verpflanzt. Um einen kleinen Stamm zu erzielen,
entſernt man die vielen ſich im Sommer bildenden Triebe bis
auf die oberſten fünf bis ſechs.
— Fruchtbarkeit durch Hacken. Zwiſchen Saat und Ernte
liegt wochenlauge Pflegezeit. In dieſer iſt die Hauptarbeit das
Gießen und Hacken. Nur in lockerem Boden können
Pflan=
zen gedeihen. Wir graben und pflügen den Boden, damit
Wärme, Luft und Feuchtigkeit in ihn eindringen können. Die
Oberfläche des Bodens muß dauernd mit Poren durchſetzt
blei=
ben. Durch den Regen, durch das Gießen und die eigene
Schwere des Bodens wird der gelockerte Boden immer wieder
feſt, er verhärtet und verkruſtet und ſchließt die Luft von den
Wurzeln ab. Darunter leidet das geſunde Wachstum der
Pflan=
zen. Die Erdoberfläche muß alſo dauernd locker gehalten
wer=
den; das geſchieht durch das Hacken. Es erſpart nicht nur
manches Fuder Miſt, ſondern auch manchen Eimer Waſſer. Es
vertilgt zugleich das Unkraut. Die meiſten Anfänger hacken falſch.
Sie hacken in den Boden und beſchädigen die Wurzeln der
Kulturpflanzen, ohne das Unkraut zu ſtören. Es kommt darauf
an, daß man die Hacke leicht durch die Oberfläche des
Bodens zieht und alles unkraut abſchafft. Der
gute humoſe Gartenboden bedarf nur flachen Hackens. Man
verwendet dazu eine Hacke mit ſchmalem Blatt. Sehr ſchwerer
Boden, wie er eitentlich als Gartenboden gar nicht verwendet
werden ſollte, verlangt beſondere ſchwere Hacken. Die Breite
der Hacke muß ſich natürlich nach den Reihenabſtänden richten
damit man die Pflanzen nicht entwurzelt. Eine beſondere Art
des Hackens iſt das Behäufeln. Wer richtig hackt, zieht mit
Leichtigkeit dabei Boden an die Kulturpflanzen heran. In der
Mitte der Reihen entſteht dann eine Furche. Die angehäufelten
Pflanzen bekommen einen feſteren Stand und ein Teil des
Sten=
gels, der oft zu lang geworden iſt, kann neue Wurzeln in den
friſch zugeführten Boden ſchlagen. Außer bei Kartoffeln, die
ſtark angehäufelt werden, häufelt man Kohlgewächſe, Bohnen,
Tomaten und Erbſen. Bei abfallendem Gelände muß man
dar=
auf ſehen, daß die Furchen das Regenwaſſer halten, wie man
auch beim gewöhnlichen Hacken ſtets darauf achten muß, daß
flache Mulden das Waſſer zuſammenhalten.
H. H.
— Wann iſt das Gemüſe reif? Gartenbohnen erntet
man am beſten, wenn die Kerne höchſtens linſengroß ſind. Dann
ſind ſie nnbedingt zart und haben noch keine Fäden, läßt man ſie
länger hängen, dann leidet der Nachwuchs darunter. Sobald
die Samen mehlig werden, läßt die Blüte nach. Auch
Puff=
bohnen ſollen noch milchig ſein, d. h. man muß die Samen
noch mühelos zwiſchen den Fingern zerdrücken können. Bricht
man Gartenbohnen in dieſem Reifeſtadium durch, dann muß es
knacken und der Bruch glaſig=ſaftig ausſehen. Kohlrabi,
Kopf=
kohl, Möhren, Mairüben, Rettich und Radies müſſen ſpäteſtens
geerntet werden, wenn die Rüben, Köpfe oder Knollen zu platzen
beginnen. Dies zeigt ſchon Ueberreife an. Frühſorten von
Weißkohl, Rotkohl und Wirſing ſind erntereif, wenn ſich die
gro=
ßen äußeren Blätter am Rande gelb färben. Bei Zwiebeln zeigt
das Abſterben der Schlotte die Ernte an. Melonen bekommen
Duft und verfärben ſich. Die Frucht wird am Stielende weich
und der Stiel beginnt zu ſchrumpfen.
— Zur Schneckenbekämpfung im Garten eignen ſich ſehr gut
die Nückſtände von Karbidlampen. Man ſammelt dieſe in einer
gut ſchließbaren Blechdoſe und ſtreut das Pulver bei Bedarf
unter die Bäume und Sträucher, doch darf nichts auf die
Pflan=
zen ſelber kommen. Die Schnecken werden davon unfehlbar
ver=
nichtet und wagen ſich auch nicht leicht heran, nebenbei wirkt das
Karbid als treffliches Düngemittel, iſt alſo den Pflanzen nicht
etwa ſchädlich.
— um Gartenwege, gepflaſterte Höfe uſp. rein zu halten,
gieße man eine Löſung aus, die aus einem Pfund Schwefel und
10 Pfund ungelöſchtem Kalk und etwa 50 Liter heißem Waſſer
beſteht. Das Unkraut wird dann auf Jahre hinaus
verſchwin=
den, weil die Würzelchen alsbald zerſtört werden. Die Miſchung
eignet ſich auch ſehr gut zum Beſtreichen von Bäumen gegen
Raupen.
A
Pieß= und Geflügelzucht
— Schweine darf man nicht zu jung zur Maſt einſtellen. Sie
müſſen erſt mindeſtens ein Gewicht von 50 bis 60 Kilogramm
erreicht haben, alſo ſo kräftig geworden ſein, daß ſie die
An=
ſtrengungen der Maſt die namentlich an die Verdauungsapparate
geſtellt werden, gut ertragen können. Sind ſie noch nicht
ge=
nügend entwickelt, ſo ſind Verdauungsſtörungen unausbleiblich;
oft muß dann das Tier rorzeitig abgeſchlachtet werden, wenn es
nicht gar eingeht.
— Der Geſchmack der Ziege. Mehr als bei anderen
Haus=
tierem muß bei der Ziegenfütterung der Geſchmack der Tiere
be=
achtet werden. Nicht nur die Güte des vorgeſetzten Futters und
die Zubereitung, auch die Reihenfolge, in der es gegeben wird,
ſpielt eine Rolle. Niemals darf man Ziegen viel Futter auf
ein=
mal geben. Bei voller Stallhaltung füttert man im allgemeinen
dreimal täglich. Zuerſt gibt man Trockenfutter, Häckſel
geſchnit=
tenes Heu. Haben ſie ſich daran geſättigt, läßt man ſie trinken
und gibt nachher noch eine Gabe gemiſchtes Futter mit Runkeln,
Kraftſutter, Lecken und zum Schluß etwas Langfutter in die
Raufe. Die Hauptmahlzeit findet abends ſtatt. Topinambur,
Senf, Serradella, Buchweizen uſtp, lieben viele Ziegen ſehr.
Vor=
trefflich werden von den Ziegen ausgenützt Oelkuchen, Treber,
aber auch Körner. In der Hauptſache gibt man mehr
Trocken=
als naſſes Fütter und tränkt bei jeder Mahlzeit. Zu vermeiden
iſt gefrorenes, fauliges, zu weiches, verdorbenes Futter. Es
macht die Ziegen wähleriſch, ſie verderben ſich den Magen und
erkranken. Salzgaben, Gewürze, Brot ſind zum Teil Bedürfnis,
zum Teil angebrachte Leckereien. Kochſalz lieben die Ziegen
be=
ſonders, es fördert ihre Verdauung und Wohlbefinden und trägt
zum ſchönen Ausſehen bei. Zum Lecken miſcht man zu gleichen
Teilen Anis, Enzian und Kochſalz oder Kümmelholunder und
Kochſalz, oder Kalmus, Mekiſſen und Kochſalz, oder Wacholder,
Pfefferwinze und Kochſalz und gibt täglich 1 Eßlöffel voll.
— Meliſſenkraut iſt ein beliebtes Tierfutter. Es fördert das
Eierlegen der Hühner, vermehrt den Ertrag der Ziegenmilch und
verleiht dem Kaninchenfleiſch einen feinen Geſchmack. Ein
Auf=
guß von Eſſig auf die Blüten und Blätter ergibt einen
ſchmack=
haften Würzeſſig für Tunken und Gabelbiſſen.
* Künſtliche Beleuchtung der Geflügelſtälle. Der Tierarzt
Dr. Herberg in Oſterrath ſchreibt der Köln, Ztg.: In Nr. 342
der Kölniſchen Zeituug vergaugenen Jahres habe ich darauf
hin=
gewieſen, daß durch künſtliche Beleuchtung der Geflügelſtälle eine
Hebug der Eierproduktion und ein Wachstum des
Funggeflü=
gels erzielt werden kann. In Nr. 7 und Nr. 9 des 23.
Jahr=
gangs der Deutſchen landwirtſchaftlichen Geflügelzeitung
beſtäti=
gen neuerdings C. v. Mackenſen und C. v. Thaden dieſe
Angaben. Auf ſeinen Reiſen in Amerika hat v. Mackenſen
der=
artige Einrichtungen geſehen. Ueberall in den Vereinigten
Staaten und Kanada wird jetzt mit künſtlicher Beleuchtung
ge=
arbeitet. Im Staate Neu=York wurden im letzten Jahre auf
etwa 100 Geflügelfarmen derartige Verſuche gemacht, und alle
berichten von beſten Erfolgen. Unter anderem wurde eine
Stati=
ſtik von 200 Leghornhennen aufgeſtellt. Unter ſonſt gleichen
Be=
dingungen wurden 100 Hennen mit künſtlichem Licht gehalten
und 100 ohne Beleuchtung. In 48 Wochen wurde bei den
künſt=
lich beleuchteten Hennen ein Reingewinn von 135 Dutzend Eiern
erzielt. Die Urſache der größeren Legetätigkeit iſt darin zu
er=
blicken, daß den Hennen die langen Nächte abgekürzt werden, ſo
daß ſie mehrmals Gelegenheit haben, Nahrung aufzunehmen.
Dieſes Mehr an Nahrung kommt wieder der Eierbildung zugute.
Geſundheitliche Störungen ſind nicht zu befürchten. Auch v.
Tha=
den beobachtete eine günſtige Beeinfluſſung der Legetätigkeit der
Hennen durch künſtliche Beleuchtung. Gute Beleuchtung der
Kükenſtallungen in Verbindung, mit mehrmaligem Füttern
be=
wirkte ein ſchnelles Wachstum und gute körperliche Entwickelung
der Jungtiere, (Köln, Ztg. Nr. 407)
Nachdruck ſämtl. 2
rboten, Verantwortlich: Kurt Mitſching.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch), den 22. Juni 1921.
Rummer 170.
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
Bericht von der Frankfürter Börſe vom 21. Junf.
Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie, Darmſtadt.
Das Herannahen des Halbjahresendes, ſowie die neuem
Steuer=
projekte veranlaßten die Spekulation zu Regliſationen, wodurch auf
einigen Märkten Kursabſchwächugen eintvaten. Speziell im
Freiver=
kehr ſtanden verſchiedene Werte im Angebot. Es verloren: Kaſſeler
Faß 60 Prozent, Gebrüder Fahr 10 Prozent, Neckarſulmer 8 Prozent.
Raſtatter Waggon, ſowie Benz konnten ſich gut behauten.
Montan=
werte notierten größtenteils niebriger. Am Markt für Chomiſche Werte
konnten die anfänglichen Kursverluſte zum Teil wieder eingeholt
wer=
den. Am Elektromarkte betrugen die Kursvückgänge 3—5 Prozent. Der
Einheitsmarkt zeigte auf größere Kaufauufträge des Publikums eine feſte
Tondenz. Höher ſtellten ſich Daimler, Eßlinger Maſchinen, Berlin=
Frankſurter Gummi, Hilpert, Motoren Oberupſel. Nähmaſchinen
Kah=
ſer. Niedriger waren Karlsruher Maſchimnen, Heſdelberger Zement,
Zuckerfabrik Offſtein. Der Deviſenmarkt war gut behauptet.
Frankfurter Abendbörſe vom 21. Juni.
w. Das Geſchäft geſtaltete ſich weſentlich ruhiger. Es kam auch nicht
zu ſo großen Kursveränderungen, da die Spekulavion ſich zurückhaltender
verhielt. Im freien Verkehr ſtellten ſich Gebrüder Fahr niedriger 295.
Holzmann wurden zu 347 gehandelt. Es wurden ferner genannt
Neckar=
ſulm 318, Benz=Motoren 201. Julius Sichel ſtellten ſich auf 612.
Deut=
ſche Petroleum 775. Ludwig Ganz lagen im Angebot. Mexikaner
ſchwäch=
ten ſich auf Nachrichten, über Unruhen im Lande ab. 5proz.
Gold=
mexikaner 757, ſchwächer, auch 5proz, Silbermexikaner gaben nach.
Deutſch=Ueberſee feſter 1195. Licht und Kraft ſchwächten ſich ab. Bei
vorwiegend behanpteter Tendenz verkehrten chemiſche Werte; doch war
auch das Geſchäft nicht allzu umfangreich. Scheideanſtalt 600½, gaben
etwas nach. Adlerwerke Kleher befeſtigt. Bad. Anilin ſtellten ſich wieder
etwas niedriger. Der Einheitsmarkt der Induſtrieaktien lag weſentlich
ruhiger. Spinnerei Gttlingen zirka 20 Prozent höher gefragt, konnten
Mangels Angebot nicht zur Notierung gelangen. Der Schluß war
ruhig, die Tendenz behauptet.
Der Wert der Mark im Auslande.
* Für 100 Mark wurden am 21. Juni gezahlt in Zürich 8.47½
(vor dem Kriege 125,40) Franken, Amſterdam 4,30 (59,20) Gulden,
Kopenhagen 8,50 (88,80) Kronen, Stockholm 6,50 (88,80) Kro=
nen, Wien 991 (11780) Kronen, Prag 1032/ (117.80) Kronen,
Lon=
don 7.43 (9780) Schilling, Neu=Yoxk 1,4234 (B,80) Dollar,
/Pa=
ris 1774 (125,40) Franken.
w. Leviſenmarkt. Frankfurt a. M., 21. Juni.
GeldT Brief Rrde
Geld Briei Ke Krufe
Geld ! Prief Geld ! Brief An A 7 557.40/ 558 Olg 560,6‟ Norweuſen. fIDNLA KIGBM N0 %— HIOTI.-— Holland. k295 2)ſs 398 231529 231980 Schweden. 15583= 158:1 15561, 1559½ London: 261Iſg 259l. 2321o 263.— Helingfors. 11989 130,17) 111.90 0 112 10 Paris ..." 566,85 5 587.,85 565 49 567.6 New=Yor”. 68 77½ 88.991 89.33— 69,52— Schweiz . .. lti7839 178.70 177.80 18039 Vien (altes Spanien 916.60 9174 924 10 925.30 D.=Oeſt. abg. 1393— 14.97— 13.38- 13,42— Italien. 353,60 354.40 350,60 351.40 Budapeſt 88,63- 28,88— 23,72— 63,78— Liſſab.=Op. Prag. . . 5.90- G8.10— Länemark. tugs.30 u1gs.7I. ltuge.80 u19520
Berliner Börſe.
* Berlin, 21. Juni. Börfenſtimmungsbild. An der
Börſe bot der Markt der zu ſchwankenden Kurſen notierten Werte ein
Bild der Uneinheitlichkeiſt mit Neigung zur Abſchwächung. Die
Kurs=
rückgänge waven aber wenig erheblich. Angeblich ſucht die Spekulation
zu realiſieven wegen der Beunruhigung hinſichtlich der kommenden
Steu=
ern. Einzelne Werte ſtiegen jedoch wieder namhaft. So ſetzten Thale
Eiſenhütte 45 Proz, höher ein, wovon jedoch 15 Proz, wieder verloren
gingen. Die Aktiengeſellſchaft für Anilinfabrikation gewann 13,
Adler=
werke Kleher 10 Prozent. Am Einheitsmarkt herrſchte wieder ſtarte
Kaufluſt, da das Privatpublikum ſich wieder lebhaft beteiligte und
na=
mentlich für Maſchinen= und Textilwerte Intereſſe bekundete. Der
An=
lagemarkt war ruhig. Deutſche Anleihen zum Teil gebeſſert.
Mexika=
niſche Anleihen etwas nachgebend. Deviſenkurſe im allgemeinen feſt,
aber wenig verändert.
Produktenbericht. Am Produktenmarkte war Mais feſt, da
Bezugsſcheine knapp zu werden beginnen. Angeblich werden davon
weniger als früher neu ausgeſtellt. In Hülſenfrüchten hindert der hohe
Preisſtand für inländiſche Ware das Geſchäft. Viktoriaeerbſen blieben
weiter begehrt. Für Oelſaaten zeigte ſich wieder Nachfrage. Pon
In=
landsmühlen wurde alter Raps mehr begehrt, da man für neue Ware
Schädigungen durch das Wetter befürchtet. Auch Oelkuchen hatten feſte
Tendenz. Rauhfutter blieb ruhig.
Deutſche Reichsbank.
* Berlin, 20. Jui. Wie der Ausweis der Reichsban.
vom 15. d8. Mts. erkennen läßt, ſind nach den Abflüſſen von
Zahlung=
mitteln während der beiden Vorwochen in der Berichtswoche Rückflüf
wenn auch verhältnismäßig beſcheidenen Umfangs, eingetreten.
umlauf an Banknoten hat um 261,7 Millionen auf 7188
Mill. Mark, der Umlauf an Darlehnskaſſenſcheinen u
229,6 Millionen auf 8766.2 Millionen Mark abgenommen. An beide=
Geldſcheinen zuſammen ſind in der zweiten Junwoche 491,3 Millions
Mark in die Kaſſen der Weicksbank zurückgelangt gegenüber 61.9 Ml
Mark in der Vergleichszeit des Vorjahres. Die Entwicklung der An
lagekonten zeigt ein weniger befriedigendes Bild als der Zahlungsnä
telverkehr. Die geſamte Kapitalanlage iſt um 7059,6 Mial
auf 69 520,4 Mill. Mark und die bankmäßige Deckung für
allein um 7076,6 Millionen auf 69 248,2 Millionen Mark angewachſe=
Die Steigerung liegt ausſchließlich in der Zunahme des Beſtandes de
Bank an diskontierten Reichsſchatzanweiſungen begründet, die in d=
Berichtswoche 7125,7 Milliooen Mark ausmachte. Die Beträge der mu
geforderten Kredite ſind zum größeren Teil auf den Konten der frem
den Gelder verblieben, wie aus der bei ihnen ausgewieſenen Zunahn
von 5028,9 Millionen auf 14 690 8 Millionen Mark erſichtlich iſt. B
den Darlehnskaſſen hat ſich die mehrfach erwähnte Rückzahlum
größerer Darlehnsbeträge fortgeſetzt. Die Summe der ausſtehende
Darlehen iſt um 2206,1 Million Mark auf 20 174,2 Millionen Ma=”
zurückgegangen. Daraufhin war von der Aeichsbank ein dieſer Vermin
derung entſprechender Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen an die
Da=
lehnskaſſen zurückzuliefern, ſo daß die eigenen Beſtände der Ban
an Darlehnskaſſenſcheinen unter Berückſichtigung der Rüc
flüſſe aus dem Berkehr eine Abnahme um 1976,3 Millionen Mark ar
11 287,8 Millionen Mark zeigen.
* Ausdehnung der Auslandsorganiſation, de
Frankfurter Meſſen. Das Frankfurter Meßamt hat in Ma
land, Corſo Vittorio Emanuele 22, eine eigene Geſchäftsſtelle eingenichte
Außer der Werbearboit für die Frankfuter Meſſen, ſoll dieſes Burea=
Auskünfte über die Ein= und Ausfuhrbeſtimmungen Deutſchlands und
Ihaliens erteilen. Auch in Finnland iſt für die Frankfurter Meſſen eim
neue Auskunftsſtelle eingerichtet worden, und zwar im den Geſchäfts
räumen der Firma Keller u. Kroher, Helſingfors, Fabriksgatan 4.
Frankfurter Kursbericht 21. Juni 1921. Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie (Darmſtädter Bank).
Berliner Kurſe.
Staatspapiere.
5% Reich2anleihe. . . . .
48
3½%
.....
320
4½%1V.u. F. Schatzanweiſ.
4½% VI.—IK.
Sparprämienanleihe . . . .
490 Preuß, Konſols ....."
..
3½% „
....
880
42 Bad, Anl. unk. 1935 73,50
b. 1907.
8½%
42 Bahern Anl. . . . . . . . 7,50
.......
319%0
495 Heſſen unk. 1924.. .. 73,25
3½%0 „ ........."
......... .. 55,25
Ausländiſche.
138 Sef ergilent.
1913, ab 1918........
4½% Oeſt. Schatzanwei),
ſtfr. v. 1914.. . .. . . . . .
4½ Oeſt. Goldrente. . . . .
4% „ einheitl. Renie.
bite
45
6%
489 Ti.
42
42
4%
4½%
49
49
Koene.
Staatsr. b. 10
Kronenrente.
53 23,50 21 119,50 118.— b. 25.— os
110,- 108.— 94,10 95. II. 67,50 4/ 39,75 37,25 59,25 59.— 0 33,25 33,25 31,25
Mferaanäſcs.
z75o 1 5% Mexik. amort. innerei
konſ. äuß. v. 99
42 Mexik Goldv. 04, ſtfr.
konſ inner..
4½% „ Frrigationsanl,
5% Tamaulipas, Ser. I.
Oblig. v. Transportanſt.
49 Eliſabethbahn ſtfe.. ..
2,6% Oeſt. Südb. (Lomb.)
32,Oeſt. Staatsb. 1.b.8.Em.
13 50 (3% Oeſt. Staatsb. Erg. Netz
v. 1893.
4%
4½% Anatolier I.......
39 Salon. Conſt Jonction
3% Salonique Monaſtir.
L2,S5 5% Tehuantepee ......
4½20
....
Deutſche Städte.
490 Darmſt. v. 1919b.1925
3½% Darmſtadt v. 1905.
4%0 Frankfurt v. 1913....
3½%
„ v. 1903....
490 Mainz, b. 1919b. 1926
Pfandbriefe.
42 Frankf. Hyp. Bk. 1920
51.— 3½%
420 Frkf. H.ard.=Ver. 1921
480 Mein. Hhzp. Bank 1922
1922
4%0 Pfälz.
1923
94,— 14% Phein. „
3½26
verl.
4%0 Südd. Bk. Münch. 1906
4%0 Heſſ.Ldhyp. Bk. Pfdbr.
3½% Heſſ.Ldhy. Bk Pfdbr.
42 Heſſ. Ldhyp. Kom, Obl.
Bank=Aktien.
Berliner Handelsgeſ.: .
31,50 Darmſtädter Bank.. .
Ans den Amtsverkündigungen des
Kreis=
amts Darmſtadt und den Bekauntmachungen
des Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 braunes Portemonngie mit über
3-ℳ und Reiſebrotmarken, 2 Schrankſchlüſſel, 1
Motor=
radkette, 1 graues Zeichenmäppchen, 1 Pak. Heringe,
1 ſchwarzer Beutel mit über 30 , 1 Paar
Kinder=
ſchuhe, 1 ſchwarzer Spazierſtock mit hellem
Metall=
knopf, 1 Reitſtiefel mit Leiſte, 1 ſchwarze
Stoffhand=
taſche mit Portemonngie und über 20 ℳ. Inhalt,
Taſchentücher uſw.
Zugelaufen: 1 junger Dobermann, 1 kleiner
ſchwarzer Hund mit gelben Füßen.
Oeſt. Kreditanſtalt . . . ..
Rhein. Kred.=Bank. . . .. 182.—
63,25
183,25 62,75 80.—
57,25
43,50 79.
Bergwerks=Aktien.
Bochumer . ..... ....... Buderus ............. 105.— Dt. Luxemburger. . . 337.— 330,50 Gelſenk. Bergw... 359, 353, 88,25 87,50 Harpener Bergb. 533,25 5l8. 460,— Eſchweiler Bergw.. 394.— Kaliwerke Aſchersleben .. 322,— 320, 78,75 Weſteregeln
Laurahlitte . . . ..
Lothringer Hütte. 443,—
-490,— 437.— Mannesmann Röhren. 618,50 619,50 27,50 Phönir. ..7 711.— 715.— Oberſchleſ. Eiſen (Caro), 267,— 264. Oberbedarf...... 309,50 302,25 96,50 96,50 Rhein. Stahlw.
Riebeck Montan.. 496,50
505.— Wr50 85.—
90,— 90,— 85 50 Aktien v. Transportanſtalt.
Paketfahrt. . . 169,50 170.— 93,50 94,25 Nordd, Lloyd.... 149,50 150,50 97,75 29,50 Südd. E.=B.=Geſ... 91,75 91,75 Schantung E.=B.. 562,— 81,50 Baltimore . . . . 101.— 101.— Kanaba ......." 98,50 98,50 Lombarden ........... 84,10
100.— 84,10
96.— Oeſt.=Ung. Staatsbahn .. z 212,— 213.— Induſtrie=Aktien.
Zement Heidelberg. ...
Badiſche Anilin ....... 350, 349,50
6sH 179.— 179.— D. Gold=u. Silbſcheideanſt. Gi8.— 604,— DDfe=-Aife Gauf 20, 6. 21. 3. Griesheim Elektron. . 303,50 305.— Höchſter Farbwerke. 331.— 334,50 Holzverkohlung ..... 474,75 474,50 272.— Werke Albert Chem.). 599,— 228.— Allg. Elektr.=Geſ..... . . . 296,50 298.— Bergmann=Werke. . .. . . . 321,— 320,— 183.— Felten & Guilleaume... 584.— 571.— Lahmeher ............. 235.— 239. 183.— Licht & Kraft. . . 9.7.4.4 237.— Rhein. Elektr. Werke. . .. 229,— Schuckert.............. 220, 253.— Siemens & Halske ..... 325,— 322, Feinmechanik (Fetter) ... Gelſenkirchen Gußſtahl .. 405.— 425,— Gummi=Berlin=Frankfurt 279,75 270,— Gummipeter. . . . . . . . . . 448.— 439,— 1 380— Heddernheimer Kupfer.. 389,50 389,— 1 Lederweeke Spicharz. .. 250 — Lüdenſcheib Metall ..... 745.— 748,— s Adlerwerke Kleher.: ... 230,— 279,50 Badenia (Weinheim).... 365.— 380,— Breuer & Co. Vorzüge.. 271.— 1e Oaimler Motoren. . . . . . 196.— 209 — 8 Eßlinger Maſchinen. ... 336.— 350 — 18 Gasmotor
pren Deutz...... 318.— 324,— ) Karlsruher Maſchinen. . 502, rat. 500,— Lux’ſche Induſtrie .... .. 320,50 327. Vogtländiſche Maſchinen. 320,— Oelfaßrik Ver, Dt. ... 302,— 303,75 9 Zellſtoff Waldhof. ......" 530,— Buckerfabr, Waghäuſel.. 330,— Frankenthal. 335.— 340,— V Offſtein.. . . . 417.— 405.— 18 Darmſtädter Werte. Nahfr. 69 Dampfkeſſel Rodberg ... 320.— 325.— Gebrüder Roeder... .. . . 340.— 345.— 19 Gebrüder Lutz ....... 280, 290, Helvetta Konſervenfabrik. 219.— 224— Motorenfabrik Darmſtadt 173. Venuleth & Ellenberger.
(Eigene telegr. Meldung.)
Aktiengeſ. f. Anilinfabr.. .
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Augsb.=Nürnb. Maſchinen
590,— Berlin Anhalt=Maſchinen
Bismarckhütte. . . . . . . . . .
Deutſch=Atlant. Tel. ....
Deutſch=Niederländ. Tel,
Deutſche Erdöl. . . . .....
230,— 1Dt. Kaliwerke. . . . . . . . .."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte .. .
Dynamit Nobel .... .. .."
1025.— Elberfelder Farben .....
Elektr, Lieferung ......."
Geſſenk. Gußſtahl.. ..
Geſ. f. elektr. Untern....
Hanſa Dampfſch. . ....
Hemoor Zement .....
Hirſch Kupfer........ .
Höſch Eiſen.. .... .. ...."
Hohenlohe Werke.—....
Kahla Porzellan. ...
Linde’s Eismaſch.. ....
Lingel Schuh ... .....
Linke & Hofmann—,
Nordd. Gummi ........
Orenſtein. . ...... .....
Rathgeber Waggon.....
Roſitzer Zucker .........
531,— Rütgerswerke ..... .. ..:
340,— Sachſenwerk ...........
Siemen Glas ..... .. ..."
Thale Eiſenhätte . . . . . . .
Ver. Lauſitzer Glas... ..
Weſtfäl. EiſenLangendreer
Wittener Gußſtahl..
Wanderer Werke .......
Deutſche Betroleum....
Sächſiſche Gußſtahl ....
177,— Steaua Romana .. ... ..
20,/6.
319.—
243.—
969,—
875.
320,25
620,—
369,50
557.—
227,50
420,—
208,—
—
420,—
339.—
—
232.—
876.—
443,—
190,—
584,75
529,75
490,—
388.—
894.—
875.—
329,—
460,—
612,—
785.—
820,
950,
21,6.
585,—
460,
319,7
255.—
270,—1
880—
Bich
B13,—
620,
368,5
—
227,5
450,—
201,
—I
428,-
339,—
232,—
—
350,—
384,—
450,1
195.—1
574,—
530,—
—
390,
281.—
879,75
890,—
—
454.—
—
598.—
775. —
—
900.—
Behanntmachung.
Auf die Bekanntmachung des Reichsminiſters für
Wiederaufbau über die Abänderung der
Bekannt=
machungen vom 11. Februar und 18. Mai 1920,
betreffend Sitz und Geſchäftsbereich der
Spruch=
kommiſſionen der Kolonialzentralverwaltung vom
11. Mai 1921, abgedruckt in der Darmſtädter Zeitung
vom 28. Mai 1921, mache ich beſonders aufmerkſam.
Die betreffende Zeitung kann von Intereſſenten im
Stadthaus, Zimmer 40, eingeſehen werden,
(St, 7292
Darmſtadt, den 15. Juni 1921.
Der Oberbürgermeiſter.
ne
Die Weißbinder= und Terrazzoarbeiten zum
Aus=
bau der Wohnhausneubauten am Rhönring ſollen
vergeben werden.
Bedingungen liegen bei dem unterzeichneten Amte
Grafenſtraße Nr. 30, Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Freitag, den 1. Fnli 1921,
vormittags 10 Uhr, einzureichen.
(St,7291
Darmſtadt, den 21. Juni 1921.
Städtiſches Hochbauamt.
Entſchädigung für an Maul= u. Klauenſeuche
gefallene Ziegen.
Unter Hinweis auf die Bekanntmachung des
Kreisamts Darmſtadt vom 6. Juni 1921 in der
Darmſtädter Zeitung Nr. 133 vom 10. Juni 1921
erſuche ich Anträge auf Gewährung einer
Ent=
ſchädigung mit den erforderlichen Nachweiſen (
Be=
ſcheinigung der Kreisabdeckerei, Zeugnis der
Orts=
polizeibehörde, des Kreisvetinäramts oder geeigneter
Privatperſonen) auf dem Stadthaus, Zimmer 48,
bis ſpäteſtens 1. Auguſt d8. J8 einzureichen,
Darmſtadt, den 13. Juni 1921.
(st, 7293
Der Oberbürgermeiſter.
Inſtallationsarbeiten.
Die Herſtellung der elektriſchen Inſtallationen in
7 Häuſern am Rhönring ſoll vergeben werden.
Be=
dingungen und Angebots cheine dafür ſind zum
Selbſt=
koſtenpreis auf dem Bureau Frankfurterſtraße 100
während der Dienſtſtunden zu haben.
Angebote ſtnd bis Lonnerstag, den 30. Juni
1921, vormittags 10 Uhr, bei der unterzeichneten
Drrektion, Frankfurterſtraße 29, einzureichen.
(st., 7236
Darmſtadt, den 18. Juni 1921.
Direktion der ſtädt, Gas= und Waſſerwerke.
Heugras=Verſteigerung.
Montag, 27. Juni I. J., morgens 9 Uhr, wird
bei Wwe Gruber zu Thomashütte das Heugras von
den Domanialwieſen in Gemarkung Forſt Eichen und
Urberach, ausgenommen Los 16, 19 und 20 der
Schmellenbruchwieſe, die Wieſe im Mainzer und
Sporneichen und Los 15 und 16 der Lanawieſe,
ver=
ſteigerr. Die zur Verſreigerung kommenden Loſe
ſind vorher einzuſehen. Es dürfen nur Vießhalter
(7281
für den eigenen Bedarf mitbieten.
Meſſeler Forſthaus, 20. Juni 1921.
Oberförſterei Meſſel.
In unſer Handelsregiſter, Abteilung 4, wurden
O folgende Einträge vollzogen:
Am 3. Juni 1921. Neu eingetragen die Firma:
Aures & Co., Darmſtadt.
Inhaber ſind: Wilhelm Karl Aures, Kaufmann
in Darmſtadt, Guſtav Heißner, Kaufmann daſelbſt.
Die offene Handelsgeſellſchaft hat am 1. Mai
1921 begonnen.
Am 10. Juni 1921. Neu eingetragen die Firma:
Fulius Steiermann, Darmſtadt.
Inhaber iſt: Julius Steiermann, Kaufmann in
Darmſtadt: Die Geſchäftsräume befinden ſich
Eliſa=
bethenſtraße 45.
Hinſichtlich der Firma:
Valentin Michel, Feilenfabrik und Schleiferei,
Darmſtadt. Der Ingenieur Eduard Droſte in
Darm=
ſtadt iſt in das Geſchäft als perſönlich haftender
Geſellſchafter eingetreten. Die offene
Handelsgeſell=
ſchaft hat am 1. April 1921 begonnen.
Am 13. Juni 1921. Neu eingetragen die Firmen:
1. Odo=Maſchinenfabrik Darmſtadt Eugen Eßwein,
Darmſtadt. Inhaber iſt: Eugen Eßwein, Ingenieur
in Darmſtadt. Die Geſchäftsräume befinden ſich
Magdalenenſtraße 17.
2. Fris=Film=Geſellſchaft Heinz=Raben & Co.,
Darmſtadt. Inhaber iſt: Ernſt Heinz=Raven, Direktor
in Darmſtadt, Lille Heinz=Naven, geborene Kraatz,
Ehefrau des Direktors Ernſt Heinz=Raven in
Darm=
ſtadt. Die offene Handelsgeſellſchaft hat am 10. Mai
1921 begonnen. Angegebener Geſchäftszweig und
Lage der Geſchäftsräume: Die Herſtellung von Film=
Aufnahmen: Dramen, Detektiv= und Luſtſpiel=
Filmen, die Einrichtung und den Betrieb von
Licht=
ſpiel=Theatern und den Verkauf kinematographiſcher
Apparate jeder Art. Hermannſtraße 51,
Darmſtadt, den 18. Juni 1921.
(7295
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
Günſtiges Möbel=Angebot!
Schlaf=, Speiſe=, Herrenzimmer= und Küchen=
Einrichtungen, Büfett einz., Kredenz, Vertiko,
Diplomat= u. Schreibtiſch m. Aufſatz, Damen= u.
Rollſchreibtiſch in Mahagoni, Eekretär, Kommode
m. Glasaufſatz, Brandkiſte, Küchen= u.
Kleider=
ſchränke, 1= u. 2 tür., Waſchkommode u.
Nacht=
tiſche m. u. ohne Marmor, Pfeilerſchränke,
Kom=
mode, Diwau m. 2 Seſſel, Ehaiſelongue, verſch.
Diwan, Seſſel, gep. Stühle, Tiſche u. Stühle,
Nus=
zug= u. ov. Tiſche, Glasvitrine, Trumeau= u.
Wand=
ſpiegel, Uhren, Garten= u. Balkonmöbel, weiß,
Badewanne, emaill., Gasherd, Bilder, mittl.
Kaſſenſchrank, Kleinmöbel aller Art (*24571
im Möbel= u. Auktionshaus
Hxummeek
Nr. 1c Bleichſtraße Nr. 1 c
Annahme von Verkäufen, Verſteigerungen und Taxationen,
N. 8. U.- Tourenräder
I. 8. U.— Damenräder
I. 8. U.- Halbrenner
I.8. U.— Freilaufnaben
alles in großer Auswahl
u. unübertroffenerQualit.
zu haben bei
niedrigſten Preiſen.
Vertreteter:
Bekanntmachung.
Am Donnerstag, den 23. Juni 1921, tritt auf der Strecke
Gries=
heim-Darmſtadt—Arheilgen nachſtehender Fahrplan in Kraft.
Ab Griesheim".
Luiſenplatz
an Arheilgen
Ab Arheilgen.
5öe 638 730 9:0
1150 11
2:0 410 510 648
523 700 7Fs 95s 1000 1215 158 Drs 4rs bsr ne
— 7z0 8is
1030 12:2 21k 3is 4fs 5Ff 72
G7s 770 9us
1150 1:0 2:0 400
510 64s
4 an 5zo nos
Luiſenplatz . . 542 6*‟ 750 95* 1000 1210 150 2‟ 4r0 ab
4s
an Griesheim . . 60* 730 818 — 1025 127‟
15 315
(6 nur Werktags).
Darmſtadt, den 21. Juni 1921.
Heſſiſche Eiſenbahn=A.=G.
588 7a
(7294
Benz & Cd.
Kokaindiebſtahl!
Darmſtadt (3816a
Grafenſtreße 20/22
Teleplcka 1239.
Reparat r=Werkſtätte.
ſehr wirkend bei (6219a
Anton Fiſcher
Frankfurterſtraße.
In der Zeit bom 16.—18. Juni wurde in meiner Fabrik eine
Kiſte (32 cm lang, 27 cm hoch, 15 cm breit), enthaltend drei
Blechdoſen Kokain (engliſche Etiketten)
(7300
geſtohlen.
J
Für die Ermittlung des Täters und Wiederbeſchaffung der Wake
ſetze ich eine Belohnung von
In bevorzugter
Geſchäfts=
lage iſt ein
Schaufenſter
zu Ausſtellungszwecken zu
vermieten. Ang, unt. G 88
Geſchäftsſtelle.
Zehntauſend Mark
aus.
Darmſtadt, 21. Juni 1921.
E. Merck.
e
V
die Geſchäftsſt. (* 24-911 J. Plößer I., Malchen. (5105a,
frei. Angeb. u. C 25 an Wäſche angenommen.
8 z.Waſchenwird
Mittwoch, den 22. Juni 1921,
nachmittags 3 Uhr,
verſteigere ich zu Darmſtadt im
Verſteigerungs=
lokal Ludwigsplatz 8. früher Brauerei Böttinger)
zwangsweiſe öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlung:
1 Pferdegeſchirr (plattiert)
1 Vertiko. 1 Kleiderſchrank, 2 Sofas, 1 Stegtiſch,
1 Spiegel, 1 Diwan, 1 Sekretär, 1 Sofa mit
Spiegel=
aufſatz, 1 Schränkchen mit Spiegelaufſatz, A vollſt.
Bett, 1 Sommeranzug, 1 Winterüberzieher, 1 grauer
Anzug, 1 Paar Schnürſtiefel, 1 antiker Pult, zwei
große Oeldruckbilder in ſchweren Goldrahmen
und ſonſtige Hausmob=
Gerichtsvolzieher,
Gunnel,
Georgenſtr. 1, I.
Galmann
Bank-
Hamburg.
Braunkohlen-Aktien
Papierfabriken-Aktien
Zuckerfabriken-Aktien
Eine Broschüre über die Lage und die
Aus-
sichten dleser drei undustrien ist bei meiner
Eirma im Pruck erschienen und wird
Inter-
essenten und Kapitalanlegern gegen
Brief-
porto zugesandt.
E.6919