Darmstädter Tagblatt 1921


22. Juni 1921

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9

184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.

Nummer 170

Heraus mit der Gegenliſte!
Von Medizinalrat Dr. Kurt Moeſta.
KT. Die angeblichen deutſchen Kriegsver=
brechen
werden immer und immer wieder von unſeren Fein=
den
in alle Welt hinauspoſaunt. Die Abſicht liegt klar zutage:
das deutſche Volk ſoll von den Völkern der Welt ſolange als
nur irgendmöglich getrennt werden. Der ſicherſte Wall ſcheint den
Feinden die Verachtung und der Haß zu ſein. Nur durch Lüge
und Verleumdung kann dies Ziel erreicht werden, nur fo kann
man auch den eigenen Völkern dauernd die Augen und Ohren
verſchließen, die Wahrheit zu hören und die eigene Schnld zu
ſehen.
Selbſt wenn all die Verleumdungen über deutſche Verbrechen
wahr wären, ſo würden ſie alle zuſammen nicht das eine große
Verbrechen Englands aufwiegen, den Krieg der Europäer nach
den Kolonien Afrikas verſchleppt zu haben. Die erſte Kongoakte
hatte den vertragſchließenden Mächten ausdrücklich verboten,
einen enropäiſchen Krieg nach Zentralafrika zu übertragen um
ſo das gemeinſame Kulturwerk der Koloniſation Afrikas durch
alle Kulturvölker Europas vor Zerſtörung zu bewahren. Als
dieſes Abkommen 1912 erneuert werden ſollte, weigerte ſich nur
England, dieſen Abfatz zu unterſchreiben. Als der Krieg aus=
brach
, bemühten ſich Belgien und Deutſchkand, ihn von dem Bo=
den
Zentralafrikas und von den unſchuldigen Schwarzen fernzu=
halten
. Dieſe Bemühungen ſcheiterten ausſchließlich am dem
Widerſpruch Englands. So fiel der Krieg über die unglücklichen
deutſchen Kolonien. Beſonders ſchwer traf er die den Deutſchen
ſo treu ergebenen, kulturell hochſtehenden Eingeborenen von
Deutſch=Oſtafrika. Innerhalb weniger Jahre kamen allein in die=
ſem
Lande mehr als eine Million Menſchen um, die ohne Sinn
und Verſtand dem Moloch England geopfert wurden. Noch heute
iſt das Land nach engliſchen Berichten ein Trümmerhaufen nach
jeder Richtung hin. Dem brutalen Bezwinger gegenüber greifen
die unglücklichen Eingeborenen noch heute immerwieder zu den
vergeblichen Mitteln des Aufſtandes.
Grauenhafte Bilder entrollen ſich unſeren Augen. Weit ent=
fernt
von allen Neutralen kam hier die engkifche Geſinnung
nackt und ſchamlos ans Tageslicht. Wir konnten damals unfere
ſogenannten Vettern auf unſere Koſten ſo gut beobachten, daß
wir es ihnem unſer Leben lang gedenken werden. Nur einiges
aus meinen perſönlichen Beobachtungen über engliſche Gefan=
genenbehandlung
. Ich war von Ende Januar 1917 bis Anfang
April 1917 im Gefängnis zu Daresfalam untergebracht. Ich
mußte damals mitanſehen, wie zwei deutſche Kriegsgefangene
von dem engliſchen Lagerkommandanten Tane planmäßig dem
langſamen Verhungern ausgeſetzt wurden. Es ſchwebte gegen
die beiden eine kriegsgerichtliche Unterſuchung.
Täglich hatten ſie eine Stunde zum Spazierengehen im Hofe.
Von Tag zu Tag verlangſamte ſich ihr Gang, fchließlich ſaßen ſie
mur noch auf der Schwelle ihrer Zelle, bald konnten ſie ſich über=
haupt
nicht mehr vom Bett erheben, da ſie weder gehen noch
ſtehen konnten. Infolge der einſeitigen und ungenügenden Er=
nährung
waren ſie an Beri=Beri erkrankt. Wiederholt wurden
ſie von engliſchen Aerzten geſehen, ohne daß dieſe, außer zuymiſchen
Redensarten auch nur das Geringſte taten. Schließlich gelang es
den Bemühungen des deutſchen Verteidigers, den einen ins
Krankenhans zu bringen. Das Verfahren gegen den zweiten
wurde eingeſtellt, er kam iu ein anderes Lager, wo er bald darauf
ſtarb. Es war ein vollſtändig unſchuldiger junger Menſch, dem
man dieſe Qualen auf einen Verdacht hin bereitet hatte, während
er ſich noch in Unterfuchungshaft befand.
Im Juni 1917 kamen wir nach Sidi Biſcher bei Akexandria
in ein Lager für kriegsgefangene Türken. Es war das troſtloſeſte
Lager, das ich je betreten habe, und ich bin in zwölf geweſen. Es
beſtand nur aus Sand, Stacheldraht und einigen elenden Ba=
racken
. In dieſem Lager befanden ſich 16 ägyptiſche Knaben im
Alter von 9 bis 13 Jahren, die man im Jahre 1914 von ihren
Eltern getrennt hatte. Jahrelang ſaßen ſie nun ſchon in dieſer
ziemlich wüſten Geſellſchaft, ohne Schuld und ohne das Eltern=
haus
. Sie waren die Söhne hochangeſehener ägyptiſcher Fami=
lien
, auf die England durch Einſperren dieſer Geifeln einen
Durck ausüben wollte. Dieſe Barberei hat meines Wiſſens in
der Geſchichte zivilifierter Völker keine Parallele. Ebenſo bei=
ſpiellos
erſchien mir der Hohn des engliſchen Lagerkommandan=
ten
Codes, der lachend erklärte, dieſe glücklichen Kinder zu be=
neiden
, da ſie ihre Jugend ohne Schulzwang verträumen könnten. Wir müſſen den allerſchärfſten Einſpruch auch nur gegen die Ab=
deutſchen
Kriegsgefangenen in Frankreich, wie ja allgemein be= dem klaren Wortlaut des Friedensvertrages zuwiderlaufen. Mit
kannt iſt. Doch erſchrickt man immer wieder, welchen Gipfel der
Roheit das franzöſiſche Volk mühelos zu erreichen wußte. In
der Lungenheilanſtalt Grüna bei Chemnitz befindet ſich der ehe=
malige
Infanteriſt Walter Limbecker. Er iſt wiederholt fo ſchwer
verprügelt worden, daß er noch heute auf dem Rücken, dem Geſäß
und ſogar den Knien bis 17 Zentimeter lange Narben trägt. Die ſchwerſten Irrtum hingeben, wenn ſie durch ein ſolches Abkom=
Verletzungen des Rückens durch Prügel ſind ſo ſchwer, daß eim
ſchweres Lungenleiden ſich entwickelte, infolgedeſſen L. noch heute,
nach drei Jahren, das Krankenhaus nicht verlaſſen kann. Er
mußte ſich einer Operation unterziehen wegen Rippenfellvereite=
rung
und iſt zu lebenslangem Siechtum verdamntt.
Er iſt gern bereit, jedermann die näheren Umſtände dieſes Ver=
brechens
zu erzählen. Wann wird endlich die Welt etwas davon auvertaute Regierungsgewalt wieder in ihre Hände bringt und
etfahren, was für Verbrechen während des Krieges und noch nach
ihm von den Feinden des deutſchen Volkes begangen worden
ſind? Wann endlich werden ſich die deutſche Regierung und das
deutſche Volk aufraffen einmütig und geſchloſſen die gegneriſchen
Greueltaten hervorzuheben? Wie lange müſſen wir noch auf
die Gegenliſte warten?

eine Veröffenulichung, die ein gvelles Licht wirft auf eine Maſſe
tſächlicher Kriegsverbrechen, deren ſich die Fran=
zoſen
gegen Elſaß=Lothringer ſchuldig gemacht
haben, welche bei Ausbruch des Krieges in Frankreich weil=
n
. Wir entnehmen der Straßburger Freien Preſſe,
em rechtsſozialiſüiſchen Blatt des Bürgermeiſters Peirotes,
dieſen Brief und geben den Hauptteil wörtlich wieder zur Kenn=
ichnung
deſſen, was die Kulturnation der Franzoſen unter
jecht und Gerechtigkeit verſteht. Wir bemerken dabei, daß es
6 hier um einen Notſchrei handelt, den die Vereinigung der
Frankreich invermiert geweſenen Elſäſſer und Lothringer

Mittwoch, den 22. Juni 1921

als offenen Brief an die franzöſiſchen Kammer=
deputierten
gerichſtet hat. Das Nundſchreiben lautet in
ſeinen entſcheidenden Stellen:
Dieſe unſchuldigen Elſaß=Lothringer wurden von einem Gefnägnis
ins andere geſchleppt, um ſchließlich in verüchtigten Konzentrations=
lagern
im Innern interniert oder nach Inſeln an den Küſten Frank=
reichs
(Friaul, Tatihvu, Groix uſw.) abgeſchoben zu werden, wo ſie
den härteſten Entbehrungen ausgeſetzt waren. Sie unterſtanden einem
ekelhaften und unzureichendem Ernährungs=
regime
. Sie waren genötigt auf einem Häuflein Stroh zu ſchlafen,
ohne Decke, oder auf glatten Strohſücken mit einer abgenutzten Decke,
die mit Ungeziefer überfüllt waren. Disſen Unglücklichen wurden die
grauſamſten Erniedrigungen zuteil, und zſögr im vollſten Gegenſatz zu
den von der Megierung gegebenen Verſprechungen. Die internationalen
Kongentionen, die unter den Kriegfühnenden abgemacht waren, wurden
mit einem empörenden Zynismus verſetzt.
Ohnmächtige Greiſe, kranke oder ſchwangere Frayen, Kinder, die
noch an der Mutterbruſt lagen, wurden erbarmungslos in Gefangen=
ſchaff
geführt. Viele ſtarben in der Verbannung und viels andere
ſhapben nach ihrer Freilaſſung an den Folgen, ihrer Internierung.
Während dieſer Zeit machten dieſe unſchuldigen Oafer, ohne ſich ver=
teidigem
zu können, die Schrerkniſſe des Hungers und Durſtes durch;
denm man verweigerte ihnen das Eſſen und Trinken, indem man ſie
als richtige Stromer behandelte. Dieſe gefangenerr Glſaß=Lothringer
wurden gekettet abgeführt, mit bloßen Füßen, den Stuick um
den Hals und an die Pferde ihrer Begleitmannſchaft gebunden.
Vor Müdigkeit ermattek, nicht mehr imſtande zu gehen, wurden dieſe
Unglüchlichem mit Lanzen geſtochen bis ſie vor Erſchöpfung
umfielen. Underwegs warf der gegen ſie aufgspeitſehte Pöbel mit
Steinen nach ihnen, mit Flaſchen. Es gab unter ihnen einige die mit
Keulen geſchlagen wurden, andeve wieder ephielten Meſſerſtiche. Eine
große Anzahl wurde in dem Gefängniſſem und Konzentrationslagemn
mißhandelt, hauptfächlich im Arreſthaus in Belfort, wo der Oberauf=
ſeher
ſie mnit einem Kmittel bearbeitets oder ihnen mit einem großen
Schlüſſel ſo langg auf dem Kopf hieb, bis ſie, im eigewen Blute
badend wmfielen. In anderen Gegenden, wo die Frauem ſich
den Gelüſten ihven Wächteu nicht urnterwerfem wollten, wurden ſie
gemotzüchtigt.
Die internierten Elſaß=Lvthringer, die ünmenſchlich behanbelt wur=
den
, ſind zu Beginn ihuen Inhaftierung wie Sträflinge zur
Arbeit gezwarngemn worhen. Viele ſtarbew an den Folgen der
Kramnkheiten, die ſie ſich während der Tags in dem Gefängnis und in
den Konzentrationslagenn zugezogen hatten. Viele kehrten in ihr aus=
geplündertes
und zerſtürtes Geim zurück, die Geſundheit, für immer
verlorev, mit Tubevkuloſe behaftet, ohne alle jene zu zählen, die ihre
Stellung verloren haben and ohne irgendwelches Einkommen ſind.
Leidev gählen wir unter der unglücklich Verſchleppten auuch folche, die
umheilbas verrückt gewordem ſind, und dig im Irrenanſtaltem miterge=
brackt
werden mußten.
Wiv huben Gendarmen, Poliziſten und Beauite geſehen, die ſich
Wertſachen, Geld, das umſeren Brüdern gehörte, aneigneten.
Wir unterbreiten Ihnen gern die Akten der Interniertem,s
Wie fagte kürzlich ein fpaniſches Blatt? Bei Siegern
gibt es keine Schufdigen. Der Sieg vermag aus Verbrechern
Helden, zu machen.
Oberſchleſien.
Ein neuer=Proteſt der deutfchen Parteien und Gewertſchaften.
Oppelm, 20. Juni. (Wolff.) Am 19. Juni wurde von
den deutſchen Parteien und Gewerkſchaften
Oberſchleſiens an die interalliierte Kormmifl=
ſtrom
folgendes Delegramm gerichtet:
Das in deutſcher Sprache erſcheinende Blait Korfantys, der
Oberſchleſiſche Wegweifer, bringt in ſeiner Nummer 67 vom 15.
Juni unter der Ueberſchrift. Vor Abſchluß der Verhandlungen
einen Bericht über die Abmachungen zwiſchen den
Vertretern der interakliierten Kommißfivn
und den Inſurgenten. Darin wird als Ergebnis der
Verhandlungem unter anderem mitgeteilt: Gleichzeitig mit der
Demobilmachung der Inſurgenten ſoll auf dem vom der bisheri=
gen
neutralen Zone abgegrenzten Gebiet eine polniſche Miliz
ins Leben gerufen werden. Die Anordnungen ſind bereits er=
lafſen
. Alle von dem Vollzugsausſchuß erlaffenen Verordnungen
über die Verwaltung des Landes, über die Eiſenbahn, den Eiſen=
bahnverkehr
uſw. bleiben zunächſt in Kraft. Eine weitere Rege=
lung
der Frage bleibt beſonderen Verhandlungen vorbehalten.
Wir hielten den Inhalt diefer Mitteilung zunächſt für völlig un=
denkbar
. Inzwiſchen iſt aber bekannt geworden, daß beabſichtigt
ſei, den Eiſenbahnbetrieb im Induſtriebezirk von Gleiwitz in den
Händen der Inſurgenten zu belafſen. Deshalb können wir dieſe
Zeitungsmeldung nicht mehr als ganz unwahrſcheinlich anfehen.
Wenig beneidenswert war auch im allgemeinen das Los der ſicht ſolcher Abmachungen erheben. Ein ſolches Abkommen würde
der Zulaſſung der polniſchen Miliz, mit der Aufrechterhaltung der
Verfügungen der ſogenannten Behörden der Infurgenten und
mit der Belaſſung des wichtigſten Eiſenbahnbezirkes in den Hän=
den
der Aufſtändiſchen würde die polniſche Gewaltherrſchaft an=
erkannt
werden. Die interalliierte Kommiſſion würde ſich dem
men die Pazifizierung und die Wiederaufrichtung des Wirt=
ſchaftslebens
zu erreichen hofft. Die Pazifizierung und die Wie=
deraufrichtung
eines geordneten Wirtſchaftslebens in Oberſchle=
ſien
iſt nur möglich durch die Wiederherſtellung völlig geſetz=
mäßiger
Zuſtände unter Ausſchluß jeglicher Nebengewalten. Wir
Die genauen Angaben hat L. in einem Bericht niedergelegt. fordern, daß die interalliierte Kommiſſion in dem geſamten Ab=
ſtimmungsgebiet
die umſtrittene, ihr durch den Friedensvertrag
das Land ausſchließlich durch die geſetzmäßigen Behörden ver=
walten
läßt.
3 Milliarden Schäden.
* Wie die Blätter aus Oppeln melden, belaufen ſich nach
amtlicher Feſtſtellung der zuſtändigen Handelskammern die durch
den Inſurgentenaufſtand hervorgerufenen Schä=
den
auf mindeſtens 3 Milliarden Mark und erreichen beſonders
im Indnſtriegebiet täglich eine Höhe von 2030 Millionen Mark.
Ein neuer Räumungsplan.
* Blättermeldungen aus Oppeln zufolge hat General
Höfer dem engliſchen General Hennicker den von dem Zwölfer=
Ausſchuß der deutſchen Parteien ausgearbeiteten neuen Räu=
mungsplan
überreicht. In dem Plan wird betont, daß der
Selbſtſchutz in dem Augenblick aufgelöſt werden wird, wo eine
Gewähr für Ruhe und Ordnung in Oberſchleſien geboten iſt. In
Beſprechungen mit dem Vorſitzenden des Zwölfer=Ausſchuſſes
Ulitzka erklärte das italieniſche Mitglied der interalliierten Kom=
miſſion
, General de Marini, daß die deutſchen Vorſchläge im
ganzen als eine geeignete Grundlage für weitere Verhandlungen
angeſehen werden könnten. Die Verhandlungen werden heute
fortgeſetzt werden.

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Einzelnummer 25 Pfg.

Engliſche Anklage gegen die Franzoſen.
London, 20. Juni. (Wolff.) Der Mancheſter Guardian
meldet aus Oppeln, wenn die Franzoſen ihre Politik der
Begünſtigung der polniſchen Inſurgenten auf
Schritt und Tritt fortſetzten und jede geringe Schwierigkeit aus=
beuten
, um den Aufſtand zu verlängern, dann könne es zu einem
Bruch innerhalb der Alliierten kommen. Die Ge=
duld
der britiſchen Mitglieder ſei zu Ende. Es
ſei nötig, daß ſie entweder einen größeren Einfluß in der Kom=
miſſion
erlangten oder aber eine unabhängige Aktion ergriffen.
Eine Anfrage an Lloyd George.
London, 20. Juni. (Wolff.) Im Unterhaus richtete
Kenworthy die Frage an Lloyd George (der bei ſeinem Wieder=
erſcheinen
im Hauſe mit Beifall begrüßt wurde), ob er eine Er=
klärung
über die augenblickliche Lage in Oberſchleſien=
abgeben
könne, und welche Schritte jetzt getan worden ſeien, um
eine Regelung herbeizuführen. Lloyd George erwiderte:
Ich glaube nicht, daß es wünſchenswert ſein werde, augenblicklich
eige Erklärung über die oberſchleſiſche Frage abzugeben. Auf
die Anfrage, ob in dem Gebiet, in dem ſich die deutſchen irregu=
lären
Truppen zurückgezogen haben, der Boden in die Hände der
polniſchen Inſurgenten gefallen ſei, erklärte Lloyd George, er
habe diesbezügliche Hinweiſe gehört, glaube jedoch n:h, daß
dieſe Hinweiſe vollkommen richtig ſeien. Harmswo th er=
widerte
im Unterhauſe auf eine Frage,, in Oberſchkeſien befänden
ſich zurzeit als Mitglieder der interalliierten Kommiſſion insge=
ſamt
520 Perſonen, davon 294 Franzoſen, 85 Italiener und 144
Engländer.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Neue Anklagen gegen die Beſatzungstruppen.
Gd. Frankfurt, 20. Juni. Zur den zahlreichen Fällen
ſchwerſter Verbrechen von Angehörigen der
franzöſiſchen Beſatzungstruppen kommen fortgeſetzt
neue. Heute wird folgendes bekannt, das ſich in der Nacht vom
15. auf den 16. d. Mts. in der Nähe der Kaiſerbrücke von Mainz
zugetragen hat. Ein Schweſternpaar Zorn aus Mainz befand
ſich von einer Hochzeitsfeier auf dem Heimwege. In der Bieb=
richer
Straße wurde ihnen von zmei franzöſiſchen Soldaten der
Weg verfperrt. Während ſich die jüngere Schweſter durch die
Flucht in Sicherheit bringen konnte, wurde die ältere, die 21 jäh=
rige
Dorothea, von den beiden Franzoſen ergriffen, zu Boden
geworfen und ſchwer mißhandelt. Der Verſuch, das Mädchen zu
bergewaltigen, ſcheiterte an der Gegenwehr der Ueberfallenen.
Dadurch gereizt, ſchlugen und traten die beiden Franzoſen auf
das Mädchen ein. Unter anderem wurde ihm auch ein Stahl=
helm
auf das Geficht gedrückt, ſo daß es am Schreien verhindert
war. Als ſich den Franzoſen ein deutſcher Polizeiwachtmeiſter
näherte, ergriffen die Wüſtlinge die Flucht. Dem Polizeiwacht=
meiſter
gelang es ſchließlich, mit Unterſtützung eines Kameraden
die beiden Soldaten, die ſich mit dem blanken Seitengewehr zur
Wehr ſetzten, zu überwältigen und zur franzöſiſchen Wache zu
bringen, wo ſie bon zwei Franzofen in Empfang genommen wur=
den
. Am Tar ges Wachlokals gelang es jedoch den beiden verhaf=
teten
Franzofen, ſich ihren Begleitern zu entreißen, die allerdings
auch keinen ernſtlichen Verſuch machten, ihrer habhaft zu werden.
Den beiden deutſchen Polizeibeamten gelang es bald darauf
einen der Uebeltäter erneut zu verhaften und in das Wachlokal
zu bringen. Gs wurde die Feſtſtellung des Namens des Soldaten
verlangt, der ihnen ſchließlich als der Soldat Laſtéle bezeichnet
wurde. Die Angabe des Druppenteils des betreffenden Soldaten
wurde jedoch verweigert. Leider iſt es bisher nicht bekannt ge=
worden
, ob die beiden Soldaten, deren Feſtſtellung ein Leichtes
geweſen wäre, wegen ihres Verbrechens beſtraft worden ſind, ob=
wohl
dem Oherbefehlshaber der franzöſiſchen Rheinarmee der
Vorfall mit all ſeinen Einzekheiten gemeldet worden iſt.
In letzter Zeit ſind insgeſamt 137 Fälle von Sittlichkeits=
verbrechen
bekannt geworden, die von den franzöſiſchen Truppen
im beſetzten Gebiet derübt worden ſind. Unter dieſen Fällen han=
delt
es ſüh in 40 um Notzucht, iw 70 um Notzuchtsverſuch und in
27 um irgſtige fexuelle Ausſchreitungen gegen Frauen und Män=
ner
. V/X ſämtlichen den alliierten Behörden zur Kenntnis ge=
brachtefe
Fällen gingen Mitteilungen über das Ergebnis der
Unterſuchung nur in 42 Fälken zu, von denen in 4 Fällen eine Be=
ſtrafung
, in 35 Fällen, nichts erfolgte, während 3 Fälle noch
ſchweben.
Gegen die Sanktionen.
Der Hauplausſchatß des Reichsverbandes
dteir Deutſchem Imduſtrüe beriet anu 14. Juni d. J. über
die wirüſſchaftkichenl und finanziellen Wirkungen des Ultinvatzms.
Nach eingehender Ausſprachſe wurde die folgenbe Eutſchlie=
ßung
einftimhmig gnigenommen: Trotz Annahme des Ulti=
matums
beftehen die Gewaltmaßnahmen der Alliierten, ims=
beſondere
die Rheinzollinie, noch fort. Die Wirkungen, die jene
Maßnahmen bereits hervorgerufen haben, liegen in einer fort=
ſchneitenden
Lähmung des Wirtſchaftslebens des beſetzten
rheiniſcheig Gebiets, defſen umbeſchränkter Mitarbeit die deutſche
Induſtrie micht Gloß zum Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft,
ſondern ebenſo auuch ium Jutereſſe der Durrchführung eingegange=
ner
Verpflichtumgen bedarf.
Der Reichsverband der Deutzſchen Induſtrie erwartet dacher
von der deutſchen Regierung, daß ſie unverzüglich alle Schritte
umdermimimth, uu auf eime raſcheſte Aufhebung der Sanktionen,
derem Beibehaltung jedem Rechtsempfinden Hohn ſpricht, hin=
zuwirken
.
Der Reichshanzler in Eſſen.
Eſſen, 20. Juni. (Wolff.) Nach einer Beſichtigung der
Elektro=Ausſtellung durch den Reichskauzler be=
grüßte
in einem kleinen Kreiſe, der ſich auf die Einladung der
Stadt Eſſen zuſammengefunden hatte, der Oberbürgermeiſter
Dr. Luther den Reichskanzler, indem er ihm aufrichtig Dank da=
für
ſagte, daß er gerade jetzt in das Ruhrgebiet nach Eſſen gekom=
men
ſei. Anſchließend hieran bat Luther den Reichskanzler,
dringend mit allen Mitteln dafür zu ſorgen, daß die Leiden
des beſetzten Gebietes gemildert und daß beſonders
die Nachbarſtädte Duisburg und Düſſeldorf fchnellſtens von dem
furchtbaren Druck der Beſetzung erlöſtt würden.
In ſeiner Erwiderung auf die Anſprache des Oberbürger=
meiſters
betonte Reichskanzler Dr. Wirth die beſondere Bedeu=
tung
des Ruhrbezirkes für das geſamte deutſche Vaterland. Die
Reichsregierung ſei ſich der Schwere der Sanktionen und der da=
mit
verbundenen wirtſchaftlichen Nachteile, beſonders für die
Städte Duisburg und Düſſeldorf, voll bewußt. Sie werde bei

[ ][  ][ ]

Geite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Jum 1931.

Rummer 170.

den Alliierten alles tun, um der Ueberzeugung, daß die Sank=
tionen
aufgehoben werden müßten Bahn zu ſchaf=
fen
. Wenn überall ſo wie hier in Eſſen in der Induſtrie und
Naturwiſſenſchaft weitergearbeitet und weitergeforſcht werde, ſo
müſſe es gelingen, das Schickſal des deutſchen Volkes zu meiſtern.
Wir brauchten, wenn wir durchkommen wollten, alle Kräfte, die
in Deutſchland überhaupt mobil gemacht werden könnten. Dabei
dürften freilich größere Gegenſätze, wo ſie etwa vorhanden ſeien
nicht verſchärft zum Ausdruck gebracht werden. Vielmehr müßten
ſich alle in Beſonnenheit und Arbeit unter allen Umſtänden zu
einer großen Arbeitsgemeinſchaft zwecks Erfüllung der
Reparationen zuſammenfinden. Die Reichsregierung habe das
Ziel in der Richtung der großen Politik vorgezeichnet. Dieſe
Politik ſei im Volke im weiteſten Maße verſtanden worden, eine
Politikder Verſtändigung und Verſöhnungnach
innen und außen. Sie dürfe nicht ſcheitern, ſie müſſe viel=
mehr
von Tag zu Tag vertieſt und erweitert werden. Wo der
Wille ſei, und zwar ein einheitlicher Wille, werde auch der Weg
gefunden, um das geſteckte Ziel zu erreichen. Dieſes Ziel ſei,
durch Arbeit zur Freiheit zu kommen. Der Wille,
aufrichtig und treu dem erkannten Ziele zuzuſtreben, müſſe ſtets
fließen aus großer Liebe zu Vaterland und Volk.
Die Ausführung des Ultimatums.
London, 20. Juni. (Wolff.) Im Unterhauſe antwortete
Chamberlain bejahend auf die Frage, ob Deutſchland in
jeder Beziehung die Bedingungen des Ultimatums
das die Alliierten ihm vor kurzem mit Bezug auf die Durchfüh=
rung
des Verſailler Vertrages überreichten, ausgeführt habe. Er
ſagte, die Bedingungen des Ultimatums ſeien entweder tatſäch=
lich
erfüllt worden oder ſeien in der Durchführung begriffen. Be=
züglich
einiger der Bedingungen ſei die Zeitſpanne noch nicht ab=
gelaufen
.
Die Löſung der öfterreichiſchen Miniſterkriſe.
TU. Wien, 21. Juni. Die ſeit drei Wochen andquernde
Regierungskriſis iſt geſtern endlich einer Löſung zugeführt
worden. Der Haupvausſchuß des Natiomalrats hat den Wiener
Polizeipräſidenten Dr. Schober zum Bundeskanzler deſig=
niert
und mit der Bildung des Kabinetts beauftragt.
Schober hat die Berufung angenommen und ſich noch im
Lautfe des geſtrigem Abenſds mit den Parteien und den für das
Kabinent in Betracht kommenden Perſönlichkeiten in Verbimn=
dung
geſetzt.
Die Eröffnung der britiſchen Reichskonferenz.
London 21. Juni. (Wolff.) Lloyd George erklärte
in einer Rede, mit der er die britiſche Reichskonferenz
eröffnete, es würden Jahre vergehen, bis die Folgen des
Krieges überwunden ſeien. Es gäbe europäiſche Länder, wo die
Armut und Not furchtbar ſeien. Trotz vieler entmutigender Dinge
glaube er jedoch zuverſichtlich, daß ſich die Welt langſam durch
alle Schwierigkeiten durcharbeiten werde. Es ſei eine immer
größer werdende Ueberzeugung vorhanden, daß die Welt
Frieden haben müſſe, wenn ſie je wieder geſunden ſolle.
Lloyd George befaßte ſich hierauf mit der Regelung mit
Deutſchland. Nach Erörterung der Entwaffnungsfrage
wandte er ſich der Repavationsfrage zu. Er wies darauf hin,
daß Deutſchland einen ſehr praktiſchen Plan zur Erfüllung ſei=
ner
Verpflichtungen angenommen habe. Desgleichen haben
Frankreich und Italien und die öffentliche Meinung Englands
dieſen Plan angenommen. Damit ſeien die ſchwierigſten Pro=
bleme
, die Fragen der Entwaffnung und der Reparation, ent=
wweder
bereits geregelt oder im Begriffe, auf ſehr gerechte Weiſe
geregelt zu werden. Lloyd George erklärte dann, es beſtänden
noch zwei Schwierigkeiten, nämlich die Feſtſetzung der Grenzen
Polens und Litauens ſowie der oberſchleſiſchen
Grenze und der Friedensſchluß mit der Türkei. Mit Bezug
auf beide Fragen ſei er ſehr hoffnungsvoll. Wenn dieſe Fragen
einmal geregelt ſeien, dann könne man ſagen, daß der Frieden
hergeſtellt ſei.
Die Grundbedingungen für den Frieden, den ſtetigen Frie=
den
, und den Wiederaufbau ſeien, daß man zu ſeinen Verträ=
gen
ſtehe. Die Nationen und die Völker der Welt hätten ihre
gegenſeitige Abhängigkeit in einem weit größeren Maße als je
vor dem Kriege eingeſehen und der Völkerbund was auch im=
mer
von den Beſtimmungen des Völkerbundrates gedacht werden
möge beſtehe als Zeuge für dieſe Wahrheit. Lloyd George
erklärte, es könnten keine Vorſchläge für die Wiederherſtellung
Europas und für einen dauernden Frieden gemacht werden, es
ſei denn auf der Grundlage der Annahme der Friedensverträge
oder einer Erzwingung dieſer Verträge. Hier und dort könnten
infolge Eintretens neuer Verhältniſſe mit Zuſtimmung aller Par=
teien
Erleichterungen vorgenommen werden. Die Verträge ſelber
müßten jedoch beſtehen bleiben, wo eine ſolche Zuſtimmung
nicht erfolge, und kein Unterzeichner habe das Recht, ſich über
irgendeinen Teil des Vertrages hinwegzuſetzen, den er unter=
ſchrieben
habe.
Ueber die Beziehungen zwiſchen dem britiſchen
Reiche und den Vereinigten Staaten ſowie Japan
erklärte Lloyd George, es gebe keinen Teil der Welt, wo das bri=
tiſche
Reich entſchiedener den Frieden und kair play für alle Na=
tionen
aufrechterhalten und einen Wettbewerb der Rüſtungen
vermeiden wolle aks den Stillen Ozean und den fernen Oſten.
Das Bündnis zwiſchen England und Japan ſei in der Ver=

gangenheit ein wertvoller Faktor in dieſer Hinſicht geweſen. Der
Premierminiſter fuhr fort: Wir wünſchen dieſe wohlerprobte
Freundſchaft beizubehalten und ſie auf die Löſung aller Fragen
im fernen Oſten anzuwenden, wo Japan beſondere Intereſſen
hat und wo wir ebenſo wie die Vereinigten Staaten gleiche
Möglichkeiten und die offene Tür wünſchen. Unter dieſen Fra=
gen
ſei nicht die geringſte die der Zukunft Chinas, das von Eng=
land
ebenſo wie von den Vereinigten Staaten eine wohlwollende
Behandlung und kair play erwarte.
Ein freundſchaftliches Zuſammenwirken zwiſchen den Ver=
einigten
Staaten und England ſei ein Kardinal=
grundſatz
. Wir wünſchen mit der größten Republik in allen Tei=
len
der Welt zuſammenzuarbeiten. Ebenſo wie die Vereinigten
Staaten wollen wir Stetigkeit und Frieden auf der Grundlage
der Freiheit und Gerechtigkeit, und ebenſo wie Amerika wün=
ſchen
auch wir das Anſchwellen der Rüſtungen zu ver=
meiden
, ſowohl im Stillen Ozean als auch an anderen Orten.
Wir freuen uns, daß die amerikaniſche Politik augenblicklich in
dieſer Hinſicht ein ſo ernſtes Beſtreben an den Tag legt. Wir ſind
bereit, mit den amerikaniſchen Staatsmännern jeden Vorſchlag
zur Herabſetzung der Rüſtungen zu erörtern, den dieſe vorzu=
bringen
wünſchen, und wir können uns verpflichten daß keiner=
lei
ſolche Vorſchläge einen Mangel an Entgegenkommen und Be=
reitſchaft
auf unſerer Seite finden werden. Inzwiſchen können
wir auch nicht vergeſſen, daß das Leben des Vereinigten König=
rechts
ebenſo wie das Auſtraliens und Neuſeelands, ja tatſächlich
das des geſamten Reiches auf die Seemacht gegründet iſt und
daß die Macht zur See notwendigerweiſe die Grundlage des
geſamten Beſtandes des Reiches bedeutet. Wir müſſen daher die
Maßnahmen in Betracht ziehen, die unſere Sicherheit erfordert.
Mehr wollen wir nicht, wir können jedoch auch nicht mit weniger
zufrieden ſein.
* Kleine politiſche Nachrichten. Das B. T. erfährt aus zuverläſſiger
Quelle, daß der Staatsanwalt im Prozeß gegen den Mörder
Talaat Paſchas Reviſion eingelegt hat. Wie die Blätter mel=
den
, ſind in Belfaſt die ausgedehnteſten Vorſichtsmaßregeln für den Be=
ſuch
des britiſchen Königs getroffen worden, der am Mittwoch das iri=
ſche
Nordparlament eröffnen wird. Dem Weſtmnſter Guar=
dian
zufolge gleicht Belfaſt einem bewaffneten Lager. Einer Mel=
dung
aus Wladiwoſtok zufolge hat die antibolſchewiſtiſche vorläu=
fige
Regierung beſchloſſen, daß alle von der Sowfetregierung in Kom=
tſchatka
gewährten Konzeſſionen null und nichtig ſind. Die Möglich=
keit
, daß England in die Ereigniſſe von Angora hineingezogen
wird, verurſacht in Indien lebhafte Unruhe. Ein Nationaliſtenführer
erklärte kürzlich, daß ein britiſches Vorgehen gegen die Kemaliſten als
der Todesſtoß gegen das Kalifat betrachtet und das Signal zu neuen
Unruhen ſein würde. Nach einem Kabeltelegvamm der Chikago Tri=
bune
aus Waſhington haben bei der gemeinſamen Beratung von Se=
nat
und Nepräſentantenhaus über die Heeresſtärke die
Mitglieder des Repräſentantenhauſes geſiegt. Die beteiligten Senatoven
haben beſchloſſen, die Forderung des Repräſentantenhauſes, die Hee=
resſtärke
auf 150 000 Mann feſtzuſetzen, im Senat zur Annahme zu
empfehlen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Juni.
* Hebertragen wurden den Schulamtsamwärtern Otto Ertel aus
Weſthofen, Wilhelm Ginz aus Woms Ernſt Schreiber aus
Mainz, Johanes Seifert aus Mcing, Heinrich Werle aus Bens=
heim
. Philipp Zimmermann aus Nachenheim Lehrerſtellen an der
Volksſchule zu Mainz und den Schulamtsciwärberinnen Magdalene
Ferber aus Engelſtadt. Wilhelmine Hill aus Fürfeld, Margarete
Kärcher aus Bechtheim. Chriſtine Kirſch aus Heidesheim, Fran=
ziska
Mink aus Mainz, Martha Münch aus Oberlahnſtein, Eliſa=
beth
Peters aus Manz, Katharine Schwahn aus Mainz, Luiſe
Thumm aus Mainz. Hedwig Uſinger geb. Hahn aus Worms,
Fvanziska Zikeſch aus Mainz Lehrerinvenſtellen an der Volksſchule
zu Mainz.
* In den Rnheſtand verſetzt wurde der Forſtmeiſter der Oberför=
ſterei
Alsfeld Geh. Forſtrat Eduard Haberkorn zu Alsfeld auf
ſein Nachſuchen vom 1. Oktober ds. Js. ab unter Anerkennung ſeiner
dem Staate geleiſteten Dienſte.
Kirchliche Dienſtnachrichten. Am 17. Jui I. Js. wurde dem
Pfarrer Karl Weber zu Dalheim die evangeliſche Pfarrſtelle zu He=
ring
i. O. übertragen und der von dem Stadtvorſtand zu Alsfeld auf
die zweite evangeliſche Pfarrſtelle daſelbſt erfolgten Präſentation des
Pfarrers und Dekans Dr. Unverzagt zu Kirtorf die Beſtätigung
erteilt.
n. Schöffengericht I. Leichtſinn und Genußſucht, woraus die er=
ſchrechende
Steigerung der Kriminalität zum großen Teil erwächſt, haben
anſcheinend auch den 26jährigen Kaufmann H. L. von hier auf Abwege
gebracht. Bei einem Kohlenhändler in Stellung, underſchlug er während
des vorigen Herbſtes dieſem insgeſamt 5000 Mark und brachte das Geld
durch. Er hat die Summe teils aus Gehalt, teils auf eine andere Art
erſetzt, die mit einem weiteven Delikt in Verbindung ſteht. Was letz=
teres
betrifft, ſo iſt es als Betrug zum Nachteil eines Onkels aus Ame=
rika
angeklagt, ſollte ebenfalls jetzt verhandelt werden und iſt vorläufig
vertagt. L. kaufte im Auftrage jenes Verwandten hier ein Haus, und
es wurde ein weit höherer Erwerbspreis vorgeſpiegelt, wodurch L. in
Beſitz von etwa 30 000 Mark rechtswidrig gelangt ſein ſoll. Auch dieſes
Geld ging in alle Winde, doch deckte L. damit auch die erſterwähnte
Unterſchlagung. In der ausgeſetzten Betrugsſache ſind der=Verbäufer
des Hauſes und ein Agewt als Vermittler mitangeblagt, beſtreiten aber
im Gegenſatz zu L. jede Schuld. L. wurde wegen der Unterſchlogung
zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt.
n. Strafkammer. Im Januar ds. Js. hatten Einbrecher nachts den
Landwirt Philipp Wiegand zu Hüttenſeld heimgeſucht und waren
zwei Zuchtſchweine von 40005000 Mark Geſampwert aus dem Stall
geholt worden. Etwva ein halbes Jahr vorher büßte W. auf gleiche

G

Art bereits Schweine ein, weshalb er das damals von den Dieben be=
nutzte
, nach dem Felde liegende Stallfenſter beſonders ſtark ſicherte und
verſperrte. Die Vorſicht war vergebens, die Einbrecher wählten nach
Beſeitigung des Schutzes den nämlichen Zugang, und der durch Geräuſch
aufmerkſam gewordene W. kam zu ſpät. Seine Verfolgung bewirkte
nur, daß von den in der Nähe des Tatorts fachmäßig abgeſchlachteten
Tieren unterwegs das eine ganz und das andere zur Hälfte im Stich
gelaſſen oder verloren wurde. Man konnte die Spuren dreier Perſonen
mit Fahrrädern noch eine große Strecke verfolgen, und ſie hatten die
Richtung nach Viernheim. Erſt neuerdings gelang die teilweiſe Ermitt=
lung
, und es waren nunmehr der 24jährige Taglöhner Johann Georg
Bugert von Viernheim, ſowie der 31jährige Dreher Joſeph Mar=
tin
aus Frankfurt a. M., wohnhaft in Mannheim, des ſchweren Dieb.
ſtahls vom Januar ds. Js. angeklagt. B. verbüßt eben eine in Mann=
heim
erhaltene zweijährige Gefängnisſtrafe, M. befand ſich auf freiem
Fuß. Sie geben an, von einem Dritten, bezüglich deſſen ſie nur den
Vornamen Fritz wiſſen wollen, zur Tat verleitet worden zu ſein, und
M. behauptet im Gegenſatz zu dem ganz geſtändigen B., nur burz in der
Nähe geweilt zu haben, worauf er noch vor der Vollendung allein fort=
gegangen
und an der Beute nur inſofern beteiligt geweſen zu ſein, als
man ihm nachher die eine Hälfte ins Haus gebracht habe. Er hat eine
große Familie und beruft ſich auf Not. Wie weit die Schilderung zu=
trifft
und ob die Angeklagten nicht noch mehr auf dem Kerbholz haben,
ſteht dahin. Das Gericht war nicht im Zweifel über M.s volle Mit=
täterſchaft
und verurteilte ihn mit mildernden Umſtänden zu 1 Jahr
3 Monaten Gefängnis unter ſofortiger Verhaftung wegen
Fluchtverdachts. B., der rückfällig iſt, wurde zu 2 Jahren 3 Mona=
ten
Gefängnis verurteilt und wünſchte nachträglich, daß man ihm
Zuchthaus geben möge.
Landestheater. Heut findet die erſte Vorſtellung der Sommer=
ſpielzeit
, die Premiere von Leo Falls Operette Die Kaiſerin
der Miete rot ſtatt. Der Verkauf der Zybluskarten für dieſe Miete
iſt geſtern abgeſchloſſen worden; für die Mjete grün wird er bis zum
Donnerstag, den 23. Juni, für die Miete gelb bis Freitag, den 24. ds.
fortgeſetzt. Der Einzelverkauf für die erſten Aufführungen der Mietzen
grün und gelb kann deshalb erſt am Tage der Vorſtellung ſelbſt, d. h.
für die erſte Wiederholung der Kaiſevin am Freitag, den 24. Juni,
für die Erſtaufführung des Dreimäderlhaus am Somstag, den 25.
Juni, erfolgen.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Die Neckarzeitung in Heilbronn
ſchreibt: Hans Kämmerling, der unſer Stadttheater als Theater=
maler
durch einige Spielzeiten hindurch künſtleriſch beraten hat wird
Heilbvonn verlaſſen und ſomit aus dem weiteren Verband des Theaters
ausſcheiden. Kämmerling folgt einem Rufe der Firma Michel=Haag hier
und wird der in Ulm a. D. zu errichtenden Filiale dieſer Firma als
Leiter und Zeichner ab 1. Juli vorſtehen. Wenn Hans Kämmerling
auch infolge der an unſerer Bühne gebotenen Sparſamkeit nicht aus
dem Vollen ſchöpfen konnte, ſo hat er doch imer, wenn man ſich ſeiner
bediente, mit Wenigem Gutes und Künſtleriſches geleiſtet. Es ſei nur
an die Neuinſzenierungen von Zauberflöte‟, Madome Butterfly
Hänſel und Gretel Holländer Opfer erinnert. Er war eine auf
Farbe und dekorative Wirkung eingeſtellte Natur von gutem Geſchmack
und feimfühligem Einleben. Man kann ſagen, daß er mit unſeren
Mitdeln Vorzügliches leiſtete, und daß die ſchönen Erfolge unſerer Bühne
in den Jahren 19191920 auch mit ſeinen Bühnenbildern zu danken
ſind. Die Schule Kempins (Darmſtadt) war unverfennbar.
Ein junger Darmſtädter Künſtler, Herr Wilhelm Hechler,
der in der jetzigen Spielzeit dem Opernenſemble unſeres Landestheaters
angehörte, wurde als erſter Heldentenor an das Landescheater zu Bam=
berg
engagiert. Herr Hechler, der ſeine Ausbildung bei Profeſſor Bell=
witt
in Frankfurt erhielt, verfüigt übber ſchöne Stimmittel, ſo daß ihm
eine gute Zukunft als Künſtler vorausgeſagt werden kann.
* Der neue Fahrplan der Dampfſtraßenbahn, gültig ab 23. Juni,
bringt einige Zugänderungen. Der erſte Zug ab Griesheim, bisher 5.10
früh, fährt bereits um 5 Uhr; der zweite um 6.35 Uhr der dritte 7.30
Uhr uſw.; der letzte 6.45 Uhr abends. Der erſte Zug nach Griesheim
fährt vom Luifenplatz ab 5.40 Uhr, von Arheilgen 6.35 Uhr, alſo fünf
Minuten früher wie bisher. Der letzte Zug ab Arheilgen fährt 6.45
Uhr, ab Luiſenplatz 7.05 Uhr.
ge. Luſtiger Abend Willi Braun. Willi Braun, eine Art Unfver=
falgenie
, hat es, obwohl in Darmſtadt noch ein Unbekamter, verſtanden,
in einer Zeit, da die Darmſtädter nicht wiſſen, wo ſie hin ſollen vor
Feſten und Vevanſtaltungen, einen vollen Saal zu bekommen. Er hat
es weiter verſtanden, eine hier ſonſt ſelten erlebte luſpige Stmmung
zu zaubern, die zum Schluſſe faft ausgelaſſen wurde. Wie er das
gemacht hat und was er gebracht hat, das iſt wirklich ſchwer zu ſagen.
Sein Programm iſt unerſchöpflich und von einer Vielſeitigkeit, die in
Erſtaunen ſetzt. Willi Braun iſt wohl ſelbſt eie von Natur heiter und
humorvoll veranlagte Perſönlichkeit. Was man bewundern darf und
was manchem als Beiſpiel vor Augen und Seele geführt werden
ſollte, iſt die Tatſache, daß eine ſchwere Kriegsbeſchädigung nicht ver=
mochte
, ſeine Heiterkeit und die Gabe, andere anzuregen und mitzu=
reißen
, irgendwie zu beeinträchtigen. Kopf hoch, nicht umterkriegen laſſen
und den Humor nicht verlieren, iſt ſein Grundſatz, und wahrlich, das
iſt nicht das ſchlechteſte Lebensprinzip. Willi Braun ſchöpft ſeine
Darbietungen aus allen Gebieten der Literatur. Er trägt ſeine humo=
riſtiſchen
Sachen mit durchſchlagendem Erfolg vor, beherrſcht glänzend
eine Unmenge Dialekte und ſingt und begleitet ſich ſelbſt am Klavier,
wenn wie er ſatiriſch erzählt, ſeine Begleiterin, die in der Fabrik mehr
verdient als durch Klavierſpiel, gerade Nachtſchicht hat! Die Zuhörer=
ſchaft
war bold in beſtem Kontakt mit ihm und amüſierde und unterhielt
ſich offenbar aufs beſte. Der Beifall am Schluſſe wurde zur Ovation.
Wir meinen, Willi Braun darf wiederkomen!
* Der Weltbetrug von Leipzig. Es ſei hiermit nochmals arf den
heute im Saalbau ſtattfindenden Vortrag Der Weltbetrug vom
Leipzig, hingewieſen.
* Der Mieterverein, deſſen Mitgliederzahl ſich fortgeſetzt in erfreu=
licher
Weiſe vermehrt, und der ſich aus Perſonen aller Stände, ohne
Rückſicht auf politiſche Geſinnung, zuſammenſetzt hält am Freitag, den
24. ds. Mts., abends, im Chauſſeehausſaal, Heidelberger Straße, eine
Bezirksverſammlung für Beſſungen ab. In Anbetracht
der außerordentlichen Wichtigkeit für jeden Mieter ſeine berechtigten
Intereſſen bei allen vorhandenen oder noch bevorſtehenden Schwierig=
keiten
in wirkſamer Weiſe vertreten zu wiſſen, ſollte ſich kein Mieter
ſcheuen, den geringen Jahresbeitrag von 8 Mark gerne aufzuwenden,
um ſich durch Erwerbung der Mitgliedſchaft gleichzeitig auch Schutz und
Hilfe durch Rat und Tat bei ſeinem Verein zu ſichern. Mieterſchutz iſt
Selbſtſchutz, und den bedürfen 90 Prozent aller Bevölkerung als Mie=
ter
. (Siehe Anzeige.)

Die Trinkgeldfrage.
Vom Standpunkt der Gäſte.
Wie ſtehen die Gäſte heute zur Trinkgeldfrage? Dies
zu erkunden, habe ich mich in der letzten Zeit eifrigſt bemüht.
In der Kneipe und auf Reiſen, in der Eiſenbahn und überall,
wo ſich die Gelegenheit bot, habe ich das Geſpräch auf dieſes
Thema gebracht. Und jüngſt hatte ich Gelegenheit, einer Konfe=
renz
beizuwohnen, einberufen von Gaſthausbeſuchern für Gaſt=
hausbeſucher
, die ſich mit der Frage befaßte. Ich ſelbſt machte
den ſtillen Zuhörer, den Ausfrager, nur hier und da nahm ich
das Wort zur Verteidigung der Angeſtellten. Was ich dabei
hörte, will ich im folgenden wiedergeben, rein berichtend.
Gänzlich unwahr iſt es, wenn die Unternehmer behaupten,
die Gäſte ſeien ganz wild auf das Trinkgeldgeben. Das Gegen=
teil
trifft zu. Jedermann wäre froh, wenn das leidige Trink=
geld
beſeitigt wäre. Wer von den Gäſten gibt heute noch
Trinkgeld, und warum geben ſie es?
Auch hier iſt nicht eine einheitliche Maſſe mit einheitlichen
Grundſätzen vorhanden. Die Kundſchaft der Hotels, Reſtau=
rants
und Cafés rekrutiert ſich aus allen Schichten der Bevölke=
rung
mit verſchiedenen Lebensanſchauungen und vor allem mit
verſchiedenen Geldbeuteln. Kriegsgewinnler, Schieber, Par=
venus
die neuen Reichen vergeuden in Luxuslokalen ihr Geld,
das ſie ſo leicht verdient haben und das ſie dem notleidenden
Staate vorenthalten. Andere geben nach wie vor Trinkgeld aus
Indifferenz und alter Gewohnheit. Auch aus Furcht, ſie könnten
doch einem Manne den Verdienſt entziehen, auf den dieſer nach
Lage der Sache, wie früher, Anſpruch habe.
Und da kommen wir auf den Kernpunkt, auf den die
von mir Befragten immer wieder zurückkamen: Die Gäſte
wiſſen nicht recht, woran ſie ſind. Iſt in dieſem oder
jenem Lokal das Trinkgeld abgelöſt, bekommt der Angeſtellte
wirklich den einkalkulierten Betrag? Sind die üblichen 10 Pro=
zent
in der vom Kellner geforderten Geſamtſumme ſchon mit ent=
halten
? Vor Fragen ſcheut man zurück, befürchtend, eine un=
freundliche
Antwort zu erhalten. Nicht bloß, daß der Gaſt ſich
durch die vielen Syſteme hindurchfinden ſoll, auch in den ver=
ſchiedenen
Landesteilen ſind die Verhältniſſe ſtark von einander
abweichend. In Bayern, in gewiſſen Teilen von Württemberg
iſt das Trinkgeld noch nie ganz beſeitigt geweſen, in Mecklen=
burg
iſt es ſchon wieder zur Einführung gekommen. In den
Nordſeebädern machen die Unternehmer alle Anſtrengungen, es
wieder in nackteſter, roheſter Form zum Leben zu erwecken. Das

alles iſt geeignet, die Baſthausbeſucher zu verwirren. Und die
Erbitterung hierüber iſt groß. Mehr als einer der von mir Be=
fragten
ließ den Stoßſeufzer vernehmen: Erſt wurden in den
Gaſthäuſern die Preiſe erhöht, weil es feſte Löhne gab, dann
mußten wis doch wieder Trinkgeld zahlen. Bei jeder neuen
Lohnbewsgung wiederholte ſich das Spiel. Die Kellner nahmen
die hohen Löhne und das Trinkgeld dazu.
Die Stellungnahme der Gehilfen iſt leider keine
einheitliche. Es gibt Bevorzugte, die in Schlemmerlokalen durch
Annahme von Trinkgeld weit höhere Summen verdienen, als
ſie nach ihrer Stellung und, gemeſſen an ihren Leiſtungen, gerech=
terweiſe
beanſpruchen dürften. Andere können ſich von alter Ge=
wohnheit
nicht trennen. Oder es ſind ſolche, die der Verſuchung
nicht widerſtehen können, weil ſie durch die lange Kriegszeit in
große wirtſchaftliche Not geraten ſind; oder, weil die Löhne doch
zu niedrig ſind. Die Standhaften ſchließlich nehmen angebotenes
Trinkgeld wieder an, weil ſie nicht die einzig Leidtragenden ſein
mögen. Hier handelt es ſich alſo um vielerlei Variationen. Im
ganzen aber kann man doch ſagen, daß dort, wo ausreichende
Löhne gezahlt werden, die Reform ſich durchgeſetzt hat.
Die Gäſte wiſſen nicht, können nicht wiſſen, wie die Ver=
hältniſſe
im einzelnen liegen, wo die Löhne auch heute noch un=
zulänglich
ſind, wo das Trinkgeld noch weiter beſteht, wo nicht.
Früher, d. h. kurz nach der Revolution, ſo wird von vielen
der Gäſt

ſolche mehr. Steigender Mißmut des Publikums iſt die Folge.
Bei den hohen Preiſen bedeutet der übliche 10prozentige Zu=
ſchlag
eine große Belaſtung. Gern wäre der größte Teil der
Gaſthausbeſucher von jeglichem Trinkgeldzwang befreit. Es iſt
für empfindſame Menſchen, die nicht über allzugroße Mittel ver=
fügen
, ungeheuerlich peinlich, bei der Abreiſe ſtets von Zweifeln
geklagt zu werden, wer denn wohl berechtigt ſei, Trinkgeld zu
erhalten, und wieviel man geben müſſe. Und der weitaus
überwiegende Teil des reiſenden Publikums und der Gaſthaus=
beſucher
gehört dem Mittelſtande an: kleine Geſchäftsleute, Kauf=
leute
, Angeſtellte der privaten und öffentlichen Betriebe, Lehrer,
Techniker, Beamte, überhaupt die groſſe Maſſe der arbeitenden
Klaſſen. Dieſe Bevölkerungsſchichten ſind es, die auch den
gaſtwirtſchaftlichen Unternehmern den Hauptteil ihrer Einnahmen
bringen.
Bei dieſen Schichten finden auch die Gehilfen in ihrem Be=
ſtreben
auf Verbeſſerung ihrer wirtſchaftlichen Lage am meiſten

Verſtändnis und Unterſtützung. Dort wurde nach der Revolution
der Kampf der Kellner gegen das Trinkgeld faſt mit Begeiſterung
aufgenommen und deren Lohnbewegungen unterſtützt. Wieviel
bei Lohnbewegungen auf die Gunſt der öffentlichen Meinung
Wert zu legen iſt, bedarf keiner weiteren Betonung. Soll dieſe
Achtung, die ſich die gaſtwirtſchaftlichen Angeſtellten durch ihren
Kampf um feſte Bezahlung ſtatt Bettelgelder errungen
haben wieder verloren gehen? Das iſt die Frage, die ſich die
Gehilfen zu ſtellen haben.
Man bekunde aber auch den feſten Willen, den Gehilfen bei=
zuſtehen
, vorausgeſetzt nur, daß dieſe mit dem Kampf gegen
das Trinkgeld es wirklich ernſt nähmen. Man ſolle nur die
Orte und die Betriebe, wo alles in Ordnung, d. h. wo das Trink=
geld
reſtlos beſeitigt ſei, bezeichnen. Dieſe würden bevorzugt, die
anderen gemieden werden. Dort, wo der alte Zuſtand weiter
beſtehe oder die Unternehmer mit oder ohne Zuſtimmung der
Gehilfen ihn wieder herbeizuführen ſich anſchicken, würde das
Publikum erſt recht kein Trinkgeld geben. Wenn dadurch vor=
übergehend
auch einzelne der Angeſtellten Schaden leiden, ſo ſei
ein ſolches Opfer des hohen Zieles ſchon wert. Die Organiſation
und die Gehilfen ſelbſt müßten nur vorangehen, aufklärend wir=
ken
, namentlich auch die Fach= und Tagespreſſe benützen.
Das waren ſo die Anſchauungen und Reflexionen, denen ich
beim Publikum begegnete. In der Tat, wenn die Gäſte auch nur
wenige Wochen den Trinkgeldboykott durchführen wür=
den
, das Unweſen wäre beſeitigt. Denn die Gehilfen müßten
dann eben Löhne fordern, mit denen ſie recht und ſchlecht auskom=
men
könnten. Beſchreiten die gaſtwirtſchaftlichen Angeſtellten
dieſen Weg nicht, ſo ſind ſie der Mißachtung preisgegeben. Wenn
ſie wiederum ſich zum Trinkgeld bekehren, würde ſie niemand
mehr ernſt nehmen. Aber 2s iſt glücklicherweiſe doch nur der
kleinere Teil, der nicht die genügende Willensſtärke aufbringt, die
Annahme des Trinkgeldes zu verweigern. Gegen dieſe müſſen
die anderen Aufrechten ſcharf Stellung nehmen. Die Ableh=
nung
des Trinkgeldes iſt die Vorausſetzung für die Be=
rechtigung
und für den Erfolg zukünftiger Lohnbewegungen.
Wollen aber die Gehilfen die verkürzte Arbeitszeit halten,
dann dürfen ſie nicht nachlaſſen in ihrem Kampfe um feſten Lohn.
Wollen ſie die volle Achtung ihrer Mitmenſchen genießen, müſſen
ſie Trinkgeldgegner ſein und bleiben. Alle Mißſtände,
unter denen insbeſondere die Arbeiter und Angeſtellten im Gaſt=
wirtsgewerbe
zu leiden haben, finden in letzter Linie ihre Grund=
urſache
im Trinkgelderunweſen.

[ ][  ][ ]

Ruutite!

Donnerstag, den 23. Juni 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Karten blau, lila, rot und grün).
Marke Nr. 32, 31 und 30, je 800 gr Brot. Marke Nr. 25,
560 gr Mehl oder 800 gr Brot
Für Kinder: (Karten weiß, Marke Nr. 24 und 19, je 800 gr
Brot. Marke Nr. 20, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltungsmehl: Bis 15. Juli auf die Nährmittelmarken
Nr. 21 blau, grün, rot und lila und Nr. 17 weiß, je 800 gr
Haushaltungsinehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Milch: Auf Beſtell= und Bezugsmarke Nr. 18 der Sonderbeſtell=
karte
je ¼ Liter. Lebensmittelausſpeis iſt vorzulegen.
Zucker: Bezugsmarke Nr. 6, Juni=Anteil, 750 gr auf den Kopf.
Friſtablauf für Vorausbeſtellung auf Marke Darmſtadt
(Juli=Anteil) am 27. ds. Mts.
Städtiſche Bekleidungsſtelle: Verkauf der Reſtbeſtände Wilhel=
minenſtraße
15, Zimmer 17.
Ia Kernſeife: Markenfreie’Albgabe das Pfund zu 11.50 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 17.
Holzverkauf und Hausbrandkohlen: Eine Rate Kohlen, vor=
wiegend
in Braunkohlenbriketts. Ferner die Hälfte der für
das ganze Wirtſchaftsjahr 1921/22 zugeteilten Jahresmenge
in Braunkohlen aus der Grube Prinz von Heſſen. Auf die Num=
mern
1 bis einſchl. 5 der Holzausſpeiskarten je 1 Ztr. Holz zum
Preiſe von 14 Mk. für Laubholz und 12 Mk. für Nadelholz.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
7 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Alle Lebensmittelmarken ſind gut aufzubewahren,
Berlorengegangene Marken werden nicht erfetzt,
verfallene Marken nicht umgetauſcht.

* Der Naturheilverein ladet in der heutigen Anzeige ſeine Mit=
glieder
und Freunde zu einem ſchönen Spaziergange mit Spie=
len
imr Walde ein. Er ninet damit ſeine früher ſo beliebten Veran=
ſtaltungen
wieder auf und will ſie bei genügender Beteiligung regel=
mäßig
am zweiden Sonatag im Monat abhalten. Der geplante
Spaziergang hat als Ziel Jagöſchloß Kranichſtein mit Be=
ſichtig
ung desſelben. (S. Anz.)
Kinderhilfe.
Das bunte Gartenfeſt und das Kinderfeſt im
Orangeriegarten mußten geſtern der Witterung halber ausfallen.
Leider gelang es nicht mehr, dies rechtzeitig durch die Preſſe bekannt=
zugeben
; Plakate haben es ſtatt deſſen verkünbet. Man will aber natür=
lich
die viele Mühe nicht umfonſt angewandt haben, man will auch die
Erwartungsfreude der Mitwirkenden wie der zum Beſuch bereiten
Scharen nicht enttäuſchen, und ſo hat man das Feſt nur bis Don=
nerstag
, den 23. Juni, aufgeſchoben. Feſtfolge, alles bleibt,
wie das für den 21. angekündigt war. Das Kinderfeſt am
Mittwoch wird von dieſer Veränderung nicht betroffen; es wird
heute nachmittag im Orangeriegarten ſeinen Verlauf nehinen. Möge
es der Himmel mit gut gemeintem, aber allzu naſſem Segen verſchonen.
Wort, Bild und Tanz. Das unter dieſem Ditel am
kommenden Freitag, den 24. Juni, abends, im Saalbau ſtattfindende
Feſt zugunſten der Kinderhilfe verſpricht einen außerordentlich günſtigen
Verlauf zu nehmen. Frau Frieda Skagel leitet den Abend. Ihren
Bemühungen iſt es gelungen, eine Reihe erſter Kräfte dafür zu ge=
winnen
. Wir nennen nur Frau Käthe Meißner, das geſchätzte Mit=
glied
des Landestheaters, Fräulein Poldi Heyl, die gefeierte Altiſtin,
Fräulein Martha Förſter, ebenfalls duich ihre Konzerte wohlbekannt,
ſowie die hieſige Pianiftin Fräulein von Schütz, die ſich in den Dienſt
der guten Sache ſtellten. Als Hauptattraktion des Abeyds wird aller=
dings
das Mimodrama Die Han0 zu betrachten ſein, in welchem Frl.
Fernande Robertine Gelegenheit haben wird, ihre Meiſterſchaft zu
bewähren und den vielen Verehrern ihrer Kunſt die Möglichkeit zu
geben, ſie zu bewundern, und zwar in einer dem Darmſtädter Publi=
kuim
bisher noch unbekannten Art als ſtumme Schauſpielerin. Frl.
Fernande Robertine, welche die Tänzerin Vivette verkörpert, eine Rolle,
die ſie in den meiſten großen Städten Deutſchlands am 200mal ſpielte,
hat damit überall durch ihr ſelten ausdrucksvolles Mienenſpiel ſenſatio=
nelle
Erfolge errungen. Wir weiſen alſo auf dieſen erleſenen Kunſt=
genuß
beſonders hin. Als ihre Partner haben ſich Herr Kuliſch und
Herr Kroczak, die beliebten Mitglieder des Landestheaters, in dan=
tenswerter
Weiſe zur Verfügung geſtellt. Den Beſchluß des kinſtleri=
ſchen
Teiles werden dann lebende Vilder und Tanzbilder bilden. Spe=
ziell
alle Darmſtädter, die Freude an Kinbertänzen haben.werden be=
ſonders
auf ihre Rechnung kommen, indem eine ganze Reihe ſolcher
Darbietungen, ebenfalls von der Ballettmeiſterin Frl. Fernande Ro=
bertine
entworfen und einſtudiert, zur Aufführung gelangen. Der
mrſikaliſche Teil liegt in den Händen des Herrn Obermuſikmeiſters
Weber. Der zweite Abſchnitt des Feſtes geſtattet der Jugend, zu.
zeigen, was ſie unter Rhythmus und Grazie verſteht. Kritiſche Augen
werden beobachten und die drei ſchönſten Damen, die drei ſchönſten
Herven und die drei eleganteſten Tänzerpaare, mit werwollen Preiſen
bedenken. In anerkennenswerter Weiſe hat Frau Stapel von allem
Saalſchmuck, der den Reingewinn beeinträchtigen würde, Abſtand ge=
nommen
, und ihr Augenmerk nur auf hervorragend büikſtleriſche Dar=
bietungen
gerichtet. Der Kartenvorverkauf zu ermäßigten Preiſen be=
findet
ſich in der Papierhandlung Hch. Lautz, dem Kaufhaus Noth=
ſchild
und dem Zigarrengeſchäft Meyer, Mathildenplatz.

Der Jugendtag im Platanenhain. Der 2. Bezirk
der Kinderhilfe, geleitet von Frau Oberbergrat Chelius, hat den
Jugendring für ſeine Veranſtaltung gewonnen. Samstag, den
25. Juni 3 Uhr nachmittags, wird dieſer einen Jugendtag in dem
Platanenhain auftun. Um halb 3 Uhr ſammelt ſich alles, was dem

C.K. Der Umgang mit Kleidern. Die Menſchheit kann
in zwei Klaſſen eingeteilt, werden, in ſolche, die Hoſenſpanner
und Schuhleiſten benutzen, und in ſolche, die das nicht tun. Mit
dieſer kühnen Behauptung beginnt ein Kenner eine Plauderei,
in der er wichtige Ratſchläge über den Umgang mit Klei=
dern
erteilt: Viele Männer laſſen bei guten Schneidern und
vortrefflichen Schuhmachern arbeiten und ſehen doch niemals ele=
gant
aus. Sie verſtehen den Umgang mit ihren Sachen nicht;
ſie haben es nie gelernt oder ſie ſind zu nachläſſig, um die rich=
tigen
Formen der Behandlung zu wählen. Das ſind die Leute,
die denſelben Anzug und dasſelbe Paar Schuhe Tag für Tag
tragen, bis ſie abgeriſſen und unanſehnlich ausſehen. Dann
müſſen ihre Beſitzer ſie wegtun und neue kaufen, die dann gar
bald in denſelben jammervollen Zuſtand gelangen. Das iſt aber
Verſchwendung, unerhörte und unnötige Verſchwendung. Gute
Kleider verlangen gute Behandlung, und kein Anzug kann es
vertragen, daß er ſechsmal in der Woche getragen wird. Ein
Anzug fordert wenigſtens 24 Stunden Ruhe, jedesmal, nachdem
man ihn angezogen hat, und wenn dann der Rock über einen
Bügel gehängt und die Beinkleider in einen Spannor gepreßt
oder noch beſſer unter einer Matratze geglättet werden, dann ſind
die Sachen nach einem ſorgfältigen und behutſamen Bürſten
beim nächſten Tragen wieder wie neu. Wenn jemand zwei
Anzüge kauft und ſie abwechſelnd trägt, dann werden ſie min=
deſtens
ſo lange halten wie drei Anzüge, von denen jeder der
Reihe nach abgetragen wird. Und ſie werden ſelbſtverſtändlich
unendlich viel beſſer ausſehen. Sparſamkeit iſt die Loſung des
Tages, und in bezug auf unſere Kleidung kann ſie nur durchge=
führt
werden durch gute Behandlung der Sachen. Ein paar
Kleiderbügel und Hoſenſpanner kann man für den geringen
Bruchteil der Koſten eines neuen Anzuges anſchaffen und ſie
bringen das Geld, das man für ſie anwendet, in kurzer Zeit ein.
Es ſind ſo bequeme und leicht zu handhabende Apparate, deren
Anwendung jeden Morgen und Abend nur ein paar Augenblicke
erfordert. Noch mehr als Kleidung werden Schuhe abgenutzt,
und Schuhe ſind einer der wichtigſten und teuerſten Beſtandteile
unſerer Toilette. Da ein Paar gute Schuhe ſo lange hält wie
drei Paar ſchlechte Schuhe, ſo heißt es Sparſamkeit am rechten
Ort, wenn man ſich teures Schuhwerk zulegt. Aber ſelbſt die
beſten Schuhe werden bald ihre Form verlieren, wenn man ſie
nicht jedesmal auf Leiſten bringt, und was gibt es wohl Häß=
licheres
, als Schuhe die außer Form ſind? Schuhe ſollte man
ebenſo wie den Anzug niemals zwei Tage hintereinander tragen,
ſondern immer mit zwei Paar abwechſeln. Alle drei Monate
einmal muß jedes Paar Schuhe ſorgfältig eingefettet und auf

Zarmihu
D.ats, MialiteE,, beis

Jugendving angeſchloſſen iſt, auf dem Mathildenplatz und miarſchiert
dann geſchloſſen nach dem Platanenhain. Der Ortsverein Deutſcher
Muſiker wird dann unter bewährter Leitung des Herrn Ober=
muſikmeiſters
Mückley die Feſtmuſik ſtellen. An Eintrittsgeld zahlen
Erwachſene 2 Mk., Mitglieder angeſchloſſemer Vereine und Kinder unter
10 Jahren 1 Mk. Vorverkauf der Karten bei Lautz (Rheinſtraße).
Saeng (Kirchſtraße) und Zetzſche (Ernſt=Ludwigſtraße). Es wird
ſehr viel und Wertvolles geboten werden. Schon die Freilicht= Kinder=
ſpiele
Die ſieben Geislein von G. v. Koch haben künſtleriſche
Bedeutung. Die Feſtordnung nennt: Zirkus Kaſpar Garibaldi, Tänze,
Spiele, Schauturnen, Aufſteigen eines Luftballons, Hans Sachs= Schat=
tenſpiele
, Kaſpar Heiner und Franz Harres. Vermutlich wiud die Welt=
ſchau
mit den größten Kurioſitäten unſeres Jahrhunderts eine ſehr
große Anziehungskraft auf größte und kleinſte Kinder ausüben. Wer
wollte nicht ſehen, wie der Darmſtädter Hagenbeck und Barum
wioder auftauchen? Alles kann und ſoll man nicht in einer Vorankün=
digung
andreifen und verraten. Nur noch ſoviel: für E=friſchungen iſt
reichlich geſorgt. Wenn die Sonne ſinkt, werden bei dem Scheine des
Fackellichts Gruppen geſtellt, gibt es Geſangs= und Muſikvorträge, ſo
daß der Beſucher bis zuletzt auf ſeine Koſten kommt. Die Kinderhilfe
dient der Jugend, deren Wiedererſtarken. Um ſo freudiger iſt es zu
begrüßen, daß ſich die ältere Jugend ſelbſt in den Dienſt dieſer Sache
ſtellen will. Und wer wieder Hoffnung in dieſem ſchier troſtloſen Dun=
kel
ſucht, der wird ſie im Anblick der geſchmeidigen, friſchen deutſchen
Jugend, die da im Platanenhain auftreten wird, am eheſteſtn finden.
Auch das trauernde Herz darf ſich da nicht zurückhalten. Wir ſind nichſt
dazu auf der Welt, unſerer Trauer, unſerem Schmerze nachzuhungen;
nein wir ſollen uns in beſonderen Stunden der Trauer dem Leid
entreißen und neue Kräfte zum ſchweren Lebenskampfe ſammeln; zu
einem Kampfe, der für alles Deutſche wahrſcheinlich eine unüberſehbare
Reihe von Jahren hindurch ſchwerer ſein wird, wie der anderer Völker
und der deshalb doppelt ſtarker, widerſtandsfähiger Seelen bedarf. Geht
und ſtärkt euch am Anblick der Jugend und ſchöpft aus ihm die Gewiß=
heit
, daß unſer Volk, unfer ſchönes Vaterland noch nicht verloren ſind.

Die Kinder des 5. Bezürks, die ihre Ausweiskarten
zurückgegeben haben, können ihre Karten zum Eintritt und Karuſſell=
fahren
im Orangeriegarten an den Kaſſen am Cingang des Gartens in
Gmpfang nehmen.

Das Eliſabethenſtift in Darmſtadt
feiert am nächſten Mittwoch nach dreijähriger Pauſe wieder ſein Jah=
resfeſt
. An ſolchen Tagen tritt es mit ſeinem Arbeiten etwas in die
breitere Oeffentlichkeit, während ſein Weſen ſonſt die Arbeit in der
Stille iſt. Nur wenige wiſſen im einzelnen, welche Arbeit von dieſem
Hauſe geleiſtet wird, und welche Zentrale freier evangeliſcher Liebsarbeit
das Stft für das ganze Heſſenland iſt. Am beſten überſieht man die
Anlagen ds Eliſabethenſtiftes von der Beckſtraße kommend, etwa vom
Woogsdamm aus. Der Herzpunkt der Anſtalt, der ganzem Liebeswerke
üiberhaupt, iſt das Diakoniſſen=Mutterhaus, leicht benntlich
an dem kleinen Dachreitertürmchen mit dem letzten, dem Stift geblie=
benen
Glöckchen. In dieſem älteſten Teil des Werkes, haben die 337
Schweſtern ihre Ausbildungsſtätte und ihre eHimat, hier werden die
gegenwärtig 57 Probeſchſveſtern und Nobizen geſchult und von hier
werden ſie ausgeſandt zur Weiterbildung auf andere Stationen. Hier
werdem aber auch die Kranken in die Krankenhäuſer aufgenom=
men
, die ſich rechts und links in Querbauten an das Mutterhaus an=
lehnen
und von denen das dritte mittem im Garten liegt. Das Kranken=
haus
kann gegenwärtig 160 Patienten aufnehmen, die Statiſtik weiſt für
1920 38 142. Verpflegungstage nach. 2 Chefärzte mit 7 Aſſiſtenten
ſtehen in der Arbeit. Obwohl das Krankenhaus ganz auf eigene Mittel
angewieſen iſt und ihm keinerlei Zuſchüſſe aus öffentlichen Mitteln
zufließen, iſt es ſtändig bemüiht, ſeine Einrichtungen zu verbeſſern.
In Verbindung mit dem Krankenhaus ſtehen die Siechen=
ſtationen
und Damenheime, in denen z. Z. etwa 50 Frauen
beherbergt werden. Um der ganz beſondevem Notlage der Kleinrent=
nerinnen
zu begegnen, hat das Stift vor 2 Jahren das Haus Heinrich=
ſtraße
146 um Zweck eines Damenheims erworben, das als Eliſa=
bethenhaus
bereits zum Teil ſeinem Zivecke dient. Zu dieſen
Arbeiten tritt die Kinderſchularbeit, die ebenfalls ihre Aus=
bildungsſtätte
im Stift hat. Sie iſt aus einer einfachen Kinderſchule
hevausgewachſen und ein regelrechtes Seminar für Kinderſchulſchwe=
ſtern
und Kinderpflegerinnen geworden. Von hier aus werden 50
Kleinkinderſchulem Heſſens mit Schweſtern bedient. Ueber dem Seminar
liegt die Krippe, eine Hilfe für die erwerbstätigen Mütter der be=
nachbarden
Straßen und zugleich eine Ausbildungsſtätte für die Schwe=
ſtern
in der Säuglingspflege. Das benachbarte Marthahaus birgt
in ſeinem Räumen eine Mannigfaltigkeit von Arbeit. Vor allem die
Haushaltungsſchule, die 1920 von 54 Schülerinnen beſucht
wurde. Verbunden damit iſt ein Penſionat für (34) Schülerinnen
höherer Lehranſtalven, ein Heim für erwerbstätige Frauen und Mäd=
chen
(Lydiaheim), endlich noch ein Hoſpiz und eine Mädchen=
herberge
die in 1920 284 (bzw. 187) durchreiſenden Gäſten und
Mädchen Herberge boten.
Eine neuere Arbeit bedeutet die Aſylarbeit an Frauen und Mädchen
in der Zuflucht Erbacher Straße 18, in der trotz jungen Beſtehens
ſchon mehrere hundert Schutzbefohlene Aufnahme fanden. Endlich
ſeien noch die beiden Häuſer genannt, die lediglich der Schweſternſchaft
dienen, das große Feierabendhaus für die alten Schweſtern
und das Schwefternkrankenhaus Salem, das für ſich in der Stille
des Gartens liegt. Hier iſt noch hinzuzuzählen das Haus Elim ein
reizend gelegenes Grholungshaus am Fuße des Kirchberges bei Nieder=
Ramſtadt. Zum Stift im engeren Sinn gehört auch noch die Eliſa=
bethenſchule
in der Sandſtraße 12, eine 10klaſſige höhere Mäd=
chenſchule
, die mitz einem von Diakoniſſen geleitetem Töchterheim ver=
bundem
iſt.
Die aufgezähltem Arbeiten bedeuten aber nur die verſchiedenen
Zweige des Mutterhauſes in Darmſtadt, wie viele Arbeiten werden
aber noch in Gemeinſchaft mit kirchlichen oder kommunalen Stellen ge=
leiſtet
! Allein in Darmſtadt arbeiten noch 10 Diakoniſſen in Gemeinde=
pflegen
, faſt 80 weitere Gemindepflegen in Heſſen haben Stiftsſchwe=
ſtern
, 50 Kleinkinderſchulen ſind übernommen und 6 Krippen, außerdem
24 Spitäler, 2 Kinderheime und noch 2 Hoſpize. Nund 25 000 Kranke
wurden in 1920 von unſeren Diakoniſſen in Heſſen gepflegt und 3500
Kleinkinder gewartet. Im Kloſter Arnsburg ſtehen die Schweſtern in der
Rettungshausarbeit, in Darmſtadt und Worms in der Lungenkranken=
fürſorge
, überall im Lande ſammeln ſie auch die weibliche Jugend um

ſich. Sie dienen, wohin ſie geſtellt werden, ohne Lohn, aber ſie dienen
ſem zu Ehren, deſſen Kreuz ſie als ihren einzigen Schmruck tragen. Und
wenn in der Paramentik des Eliſabethenſtiftes Altardechen zum
Schmuck der Kirchen unſeres Landes gearbeitet werden und alte Schwe=
ſtern
in der Hoſtienbäckerei jährlich hunderttauſende von Hoſtien her=
tellen
, ſo iſt dieſer Dienſt am Heiligtum im Grunde genommen nur
ein Ausdruck des Dienſtes der Diakoniſſen überhaupt, die der Gemeinde
ihres Herrn, ſeinem Tempel dienen wollen. Es iſt Frauenarbeit, die
hier geſchieht, aber helfende und heilenwollende Frauenarbeit an unſe=
rem
Volk. Das Eliſabethenſtift wendet ſich wieder zu ſeinem Jahres=
feſt
an die Frauen und Mädchen unſeres Volkes mit der Bitte: kommt
und helft uns in unſerer weiten Arbeit zum Segen für unſer Volk!

Die Not der deutſchen Schule in Polen.
In dem zielbeſvußten Vernichtungskampf, den der polniſche Staat
in den abgetretenen Gebieten gegen die deutſche Minderheit führt,
richtet er ſeinen Hauptſtoß gegen die deutſche Schule, in der er mi=
Recht die Wurzel und den Eckdfeiler deutſcher Kultur und deutſchen
Volkstums ſieht. Mit allen Mitteln der Staatsgewalt, mit Vertrags=
brichen
und Verwaltungsſchikanen ſucht er die deutſche Schule zu ver=
nichten
, und er hat ſie bereits zum größten Teil vernichtet. Der zähen
Arbeit der deutſchen Privatſchulorganiſationen, die ſich infolgedeſſen
in allen Städten des deutſch=polniſchen Gebietes unter der entſchloſſe=
nen
Führung kräftiger Perſönlickkeiten gebildet haben, iſt es zu dan=
ken
, wenn es trotz aller Bedrängniſſe mit der Geutſchen Schule in Polen
wieder aufwärts geht. Ueberall rüiſtet ſich zugleich die deutſche Hei=
mat
, um den bedrohten Gebieten in ihrem Lebenskampf um die deut=
ſche
Schule, deutſche Sprache und deutſche Kultur hilfreich zur Seite zu
tehen. Auch hier in Darmſtadt bereitet ſich die Teilnahme an dem
Hilfswerk für die deutſche Schule in Polen unter Führung der hieſigen
Ortsgruppe des Vereins für das Deutſchtum im Ausland vor. Der
Organiſator des deutſchen Schulweſens in den obgetretenen Gebieten,
der Gründer der beiden, ſich über ganz Deutzſchland erſtrechenden Orga=
niſationen
, des Allgeweinen deutſchen Schulausſchuſſes und des
Deutſchen Schulvereins in Polen, Herr Lyzealdirektor Treut, wird,
wie wir hören, in den nächſten Tagen auch in unſerer Stadt über
die Not der deutſchen Schule in Polen ſprechen und die Eimvohner=
ſchaft
Darmſtadts, insbeſondeve die Jugend, zum Hilfswerk für den
Oſten aufrufen.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
* Ueber die Operette Die Kaiſerin von Leo Fall
chrieb die Wiener Preſſe anläßlich der Wiener Erſtaufführung der
Operette u. a.: Leo Falls Kaiſerin, die in Berlin ſeit Monaten den
Spielplan des Metropoltheaters beherrſcht, ging unter allen äußeren
Merkmalen einer Senſations=Premiere in Szene und wurde ſtürmiſch
begrüßt. Der Text lehnt ſich an das Schönthanſche Luſtſpiel Maria
Thereſia an und bietet ein außerordentlich geſchmackvolles und theater=
wirkſames
Vuch. Die von Lev Fall komponierte Muſik konzentriert die
vielen Vorzüge des Komponiſten. Feſche Märſche und Walzer voll
melodiſcher Friſche und rhythmiſchem Schwung ſchmeichelten ſich ange=
nehm
ins Ohr, gefielen durchweg und mußten mehrwals wiederholt
werden."

n. Offenbach, 21. Juni. Eine dunkle Tat. Bezüglich des be=
reits
gemeldeten Leichenfundes im Bieberer Walde ſind die amtlichen
Nachforſchungen noch im vollen Gange, ohne daß ſich bis jetzt beſtimmte
Anhaltspunkte hinſichtlich der Täterſchaft des zweifelloſen Verbrechens
ergeben haben. Entdecht wurde die Leiche am Sonntag morgen durch
Perſonen, die Erdbeeren ſuchten und dabei an eine einſame Stelle nahe
einer Lichtung zwiſchen Bieber und Obertshauſen kamen. Dort lag in
einem natürlichen Graben der Körper, war anfänglich mit darauf ge=
worfener
Erde verborgen geeſen, und die Witzterung hatte dieſe Erd=
ſchicht
teilweiſe beſeitigt. Es ſcheint, daß ſich die Leiche ſchon längere
Wochen an jenem Ort befunden hat, die ſtark vorgeſchrittene Zerſetzung
und andere Merkmale weiſen darauf hin. Es handelt ſich um einen
Mann, der in den 20er Lebensjahren war und dunkelblondes Haar
hatte. Irgend welche ſonſtige Kennzeichen fehlen, insbeſondere war auch
nichts von Kleidungsſtücken oder anderen Gegenſtänden vorhanden, nur
eine Zahnlücke im Oberkiefer, wo zwei Schneidezähne, der eine ganz, der
andere zum Teil fehlen, iſt auffällig. Die auf dem Rüchem liegende
Leiche war an letzterem Teil des Körpers noch ziemlich gut erhalten,
und es ließ ſich daſelbſt eine große Stichwunde feſtſtellen, während die
zuerſt am Unterleib als gleiche Verletzungen angeſehenen Spuren nicht
ſo deutlich auf derartige Urſache hindeuten bezwv. nachweisbar ſind. Das
nähere Leichenöffnungsergebnis ſteht noch aus. Nach der in der Um=
gegend
vorgenommenen Erbundung iſt ſeit Anfang Mai ds. Js. der
Verbleib eines jungen Menſchem von fraglichem Alter aus Bürgel unbe=
kannt
, und es ſoll auch die erwähnte Zahnlücke auf ihn paſſen. Er war,
wie ſeine Angehörigen mitteilen, früher längere Zeit in Norddeutſchland,
von dort anfangs des Jahres in die Heiwat zurückgekehrt und hatte zu=
letzt
vor dem Verſchwinden die Abſicht geäußert, in Geſellſchaft eines
vorher mit ihm in die Gegend gekommenen Fremden wieder nach Ham=
burg
zu reiſen. Letzterer, der als Knecht noch bisher in einem benach=
barten
Ort eine Stelle inne hatte und nunmehr in gewiſſem Grade als
verdächtig feſtgenommen worden iſt, war zur kritiſchen Zeit einmal vor=
übergehend
abweſend, will aber mit dem Verſchwundenen damals nicht
mehr zuſammen geweſen ſein." Jener habe ihm nur von ſeinen Reiſe=
plänen
erzählt. Woher der Fremde ſtammt, iſt noch zu ermitteln, ebenſo
ſteht die Identität der Leiche mit dem Vermißten aus Bürgel in Frage
und die ganzen Begleitumſtände machen den Fall bis jetzt rärſelhaft.
ch. Crumſtadt, 21. Junf. Der Geſangverein Germania.
Crumſtadt feiert am 2., 3. und 4. Juli ſein 80 jähriges Stif=
tungsfeſt
. Die Vorbereitungen dazu verſprechen eine dieſem beſon=
deren
Anlaſſe würdige Feſtlichkeit. Crumſtadt, ein dem Verkehr ziemlich
entlegenes, ſauberes, ſchönes Bauerndorf mit altem Marktrechten, führt
ein Kunſtleben für ſich. Die dort alljährlich von den einzelnen Vereinen
abgehaltenen Veranſtalvungen bieten oft Kunſtgenüfſe, die jeden Kunſt=
freund
befriedigen. So iſt auch dieſe Veranſtaltung, die rein volkstüm=
lichen
Charakter trägt, Freunden des Männergeſanges ſehr zu empſeh=
len
. Seit Jahren führt einer der beſten Chormeiſter Darmſtadts die
Dirigentenſchaft des G.V.G., deſſen Leiſtungen er auf eine dementſpre=
chende
Höhe brachte. Auch der Riedſängerbund, dem der G. V. G.
ſeit deſſen Gründung angehört, und der die bedeutendſten Vereine des

Leiſten an einem warmen Ort drei bis vier Tage gelaſſen werden.
Schuhe, die ſo behandelt werden, halten Jahre und Jahre.

r. Der letzte Hausminiſter. Graf Auguſt Eulenburg, der
letzte Hausminiſter des preußiſchen Hofes, iſt hochbetagt geſtor=
ben
. Er hat in jungen Jahren mit dem damaligen Hofmarſchall
ein Werk geſchaffen, das einzig daſteht: das Zeremoniell des preu=
ßiſchen
Hofes. In einem Buche, das über 600 Seiten umfaßt,
hat er alles feſtgelegt was ſich am königlich preußiſchen Hofe be=
geben
kann und wie es ſich zu begeben hat. Unzählige Hofanſagen
mit der genauen Angabe über Zeit, Anfahrt, Aufſtellung, Sitz=
platz
beim Eſſen, Abholung uſw. ſind von ihm gezeichnet worden.
Sein letztes Dokument war das Reglement zur feierlichen Bei=
ſetzung
der ſterblichen Hülle der Kaiſerin Auguſte Viktoria im
Mauſoleum beim Neuen Palais‟. Der alte gute Herr hat bis in
die letzten Wochen eine gute Figur gemacht. Wenn er in der
großen Generalsuniform mit dem weiß=ſchwarzen Federbuſch am
Helm, das Geſicht vom weißen Vollbart umrahmt, daherſchritt,
die Bruſt voller Orden, wo nur ein Fleckchen Platz war er war
der Mann auf der Welt, der die meiſten Orden beſaß
weit über hundert Stück! dann wirkte er faſt unnahbar.
Einen Nachfolger wird er wohl kaum haben, denn das Haus=
miniſterium
befindet ſich in Liquidation, und nach der Aus=
einanderſetzung
zmiſchen Staat und Krone dürfte es ganz von
der Bildfläche verſchwinden.

m. Die Romanſchreibeſchule. Im Vorwärts finden wir fol=
gendes
Inſerat: Geſucht werden Herren und Damen jeden
Standes und Alters zur Teilnahme an einem Schriftſteller=
kurſus
zwecks Aus= reſp. Fortbildung als Berichterſtatter,
Journaliſt, Noman= und Filmſchriftſteller. Teilnehmer am
Kurſus können während und nach demſelben bei Eignung event.
bis zu 5000 Mark monatlich verdienen. Ohne Berufsſtörung.
Schriftliche Anfragen erledigt (folgt Adreſſe). Die Ausſicht,
ohne Berufsſtörung ein Romanſchriftſteller zu werden der 5000
Mark im Monat verdient, iſt ſo verlockend, daß es dem Roman=
lehrer
ſicher nicht an Schülern fehlen wird.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Die keufche Suſanne, Operette in 3 Akten von
G. Okonkowsky. Muſik von Jean Gilbert. Erſtaufführung
im Neuen Operettentheater zu Frankfurt a. M. am 20. Juni 1921.
A. Mars und M. Desvallieres haben mit ihrem Luſtſpiel
Eils à Papa an der Wiege der Keuſchen Suſanne Pate ge=

ſtanden und mit ihren Ideen dem Patenkind ein nicht zu ver=
gchtendes
Patengeſchenk in Geſtalt einer ebenſo flott geführten
Handlung als pointenreichen Dialoges mit auf den Operetten=
Lebensweg gegeben. Wie weit in dem famoſen Aufbau des
witzigen, von prickelnder Sektſtimmung durchpulſten Libretto
die Verdienfte der beiden Franzoſen, wie weit die G. Okonkows=
kis
reichen, wollen wir nicht mit kritiſcher Sonde unterſuchen,
ſondern uns ſchlankweg darüber freuen, daß wir endlich wieder
mal eine Operette mit einem unterhaltſamen Textbuch, deſſen
zwechfellerſchütternde Situationskomik doch immer noch den
Schein der Möglichkeit hat und trotz des verführeriſchen Titels
immer das Dekorum wahrt, haben. Die flotten Geſangstexte
dürften wohl ausſchließliches Erzeugnis des Librettiſten ſein
der in ihnen Jean Gilbert glänzendes Material für ſentimentale
und flotte Walzer, raſſige Märſche und turbulente Cancans ge=
liefert
hat, das der Komponiſt vorzüglich ausgenutzt hat. Da
das Werkchen zu den älteren Produkten der Gilbertſchen Kom=
poſitionen
gehört, genügt es, an die reizenden Melodien des
ſchwebenden Walzers Wenn die Füßchen ſie heben des faſt
frivolen Marſches Wenn der Vater mit dem Sohne, des
frechen Twoſtep=Cancans Das iſt Paris (jetzt: Das iſt die
Stadt) oder des karikierenden Serenädchen Suſann, du haſt
mirs angetan zu erinnern, um die frohe Laune des muſikaliſchen
Teiles zu würdigen.
Die flotte Aufführung, die übrigens um 11½ Uhr ein reichlich
ſpätes Ende fand, war von Julius Dewald feſch vorbereitet
In der Titelrolle gaſtierte Fritzi Arco vom Neuen Operetten=
theater
in Berlin, darſtelleriſch ganz blendend. Ein reizender
ſchüchterner Hubert war Max Meinecke, dem Marga Müller als
Jaqueline ein herziges Schweſterchen gab. Während Georg Rip
perger für den ſchicken Lebemann René ein wenig zu eckig war
ſtellte Hans Shavill einen ſcharf umriſſenen Aubrais auf die
klapprigen Beine. Gottlieb Leuchs erwies ſich am Pult als ein
in allen Sätteln gerechter muſikaliſcher Leiter. Ganz beſonders
lobenswert ſind die entzückenden Bühnenbilder, die Hans Mohr
entworfen hat. Das ſehr gut beſuchte Haus unterhielt ſich glän=
zend
und verlangte eine große Anzahl von Schlagern da Capo.
W. W. G
* Joſef Mann hat ein fünfjähriges Engage=
mentnach
Neu=York an die Metropolitan Opera angenom=
men
. Joſef Mann verbleibt vorläufig im Verbande der Berliner
Staatsoper und behält ſeinen Wohnſitz in Berlin. Während
ſeiner Urlaubszeit gaſtiert er in Amerika. Später wird er wäh=
rend
ſeines mehrmonatigen Neu=Yorker Urlaubs in Berlin
auftreten.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1921.

Rummer 170.

Riedes in ſich vereinigt, ſtellt ſich mit allen ſeinen Vereinen in den Dienſt
des Feſtes. Aber der G. V.G. feiert dieſes Feſt nicht allein, ſondern das
ganze Dorf rüiſtet ſich dazu. Iſt doch die Geſchichte dieſes ſchon Genera=
tionen
überdauernden Vereines aufs inmigſte mit der Dorfgeſchichte ver=
bunden
. Bemerkenswert iſt, daß der Schmückungskommiſſion, die mehrere
tauſend Fichten zum Schmüchen angekauft hat, ſeitens der franzöſiſchen
Beſatzungsbehörde verboten wurde, in den alten Reichsfarben ſchwarz=
weiß
=rot zu flaggen. Heſſiſche Landesfarben und ſchwarz=rot=gold ſind
erlaubt. Bei dieſer Gelegenheit ſoll nicht unerwähnt bleiben, daß in
maßgebenden Kreiſen der Wert gerade der ländlichen Männergeſang=
bereine
nicht unterſchätzt werden darf. Sind dieſe doch dazu berufen,
die Liebe zu Heimat und Vaterland und zur volksverſtändlichen Kunſt
zu pflegen und damit der Landflucht gerade der vegſamſten Köpfe zu
ſteuern. Was früher ein kunſtliebender Großherzog in dieſer Hinſicht
tar, ſollte von den jetzt in Frage kommenden Stellen nicht unbeachtet
bleiben.
s.w. Aus dem Odenwald, 21. Jumi. Die Heidelbeerernte
hat ihren Anfang genommen. Das Ergehnis iſt ſehr gut und werden
für den Schoppen 2,50 Mark verlangt.
s.w. Mainz, 21. Juni. Die Lohnbewegung der Heizer
und Maſchiniſten, ſowie des Deckperſonals der Rheinſchiffe hat
zu einem Schiedsſpruch geführt, wonach die Forderungen beider Parteien
abgelehnt wurden. Der Vertrag ſoll bis 1. Oktober verlängert werden.
Jedenfalls wird der Schiedsſpruch von den Heizern und Maſchiniſten
abgelehnt werben.
Mainz, 21. Juni. Zuſammenſtoß mit wildernden
Franzoſen. Am Sonntag nachmittag wurden in der Gemarkung
Rüſſelsheim Spaziergänger dadurch gefährdet, daß franzöſi=
ſche
Kolonialſoldaten mit Karabinern nach Haſen ſchoſſen.
Vier Haſen, erlegt in der geſetzlichen Schonzeit (!), waren das Ergebnis
der Treibjagd. Da auch Flurſchäden angerichtet wurden, begaben ſich
um Montag nachmittag zwei Jagdpächter und ein Polizeibeamter aus
Rüſſelsheim ins Jagdrevier und trafen dort abermals mehrere Marok=
kaner
, die mit Karabinern auf Haſen ſchoſſen. Die Jagdpächter riefen
die Soldaten an und forderten ſie auf, ſtehen zu bleiben. Die Antwort
war ein auf die Deutſchen abgegebener Karobinerſchuß, der glücklicher=
weiſe
nicht traf. In der Notwehr machte jetzt auch einer der Jagd=
pächter
von ſeiner Schußwwaffe Gebrauch. Der Schrot hatte aber wegen
des weiten Abſtandes keine Wirkung. Die Wilderer flüchteten in der
Richtung nach der Bahnwache Biſchofsheim. Die von der Bürgermei=
ſterei
Rüſſelsheim benachrichtigte füanzöſiſche Gendermerie Groß=Geraus
hat bereits Feſtſtellungen gemacht, die vorausſichtlich zur kriegsgerichſt=
lichen
Beſtsafung der Soldaten führen werden. Die Angehörigen der
fvanzöſiſchen Beſatzungstruppen haben die Pflicht, ſich ſtreng nach den
Vorſchriften der deutſchen Jagdgeſetzgebung zu richten und werden bei
Zuwiderhandlungen kriegsgerichtlich beſtraft.
* Kleine Nachrichten aus Heſſen, 21. Juni. In Winterkaſten
feiert Ailtbürgermeiſter Daum am 22. Juni ſein Goldenes Hochzeitsfeſt.
An Gratulanten wird es dem noch xüſtigen Paare nicht fehlen und viele
hieſige Bürger werden ſich noch gern der guten alten Zeit erinnern, in
welcher unſer früherer Bürgermeiſter in ſparſamer Weiſe für ſeine Ge=
meinde
geaubeitet hat. Dreimal hatte er ja das Vertrauen ſeiner Wäh=
ler
, bis zuletzt das hohe Alter ihn zwang, Platz zu machen. Möge es
ihm vergönnt ſein, noch recht viele Jahre auf ſeiner Scholle das Glück
zu finden, einen frohen Lebensabend genießen zu dürfen. Die
Liga zum Schutze der deutſchen Kultur entfaltete in
Oberheſſen in den letzten Wochen eine ſehr rege Tätigkeit. Der
Provinzialleiter, Herr Dr. Schmidt=Frankfurt, ſprach in gut beſuch=
ten
Vorträgen in den Ortsgruppen Niederwsiſel, Gambach, Langsdorf,
Griedel, Genevalſekretär Naube=Darmſtadt in Butzbach über die Lage
nach dem Utimatum. Weitere Vorträge ſollen in dieſem Monat über
die Schuldfrage in Alsfeld, Münzenberg und UUrichſtein gehalten wer=
den
. Das Intereſſe, das der Bewegung der Liga, die auf überpartei=
lichem
Boden das deutſche Volk in ſich einigen will, entgegengebracht
wird, iſt ein ſehr reges, ſodaß die Gründung neuer Ortsgruppen auch
in Oberheſſen in Ausſicht ſteht. In Friedberg fand die Gene=
valverſammlung
des Städtiſchen Schwimmbades A.=G. ſtatt.
Nach dem Bericht hat das abgelaufene Geſchäftsjahr mit einem Ver=
luſt
von 26 000 Mark abgeſchloſſen, der hauptſächlich durch die hohen
Kohlenpreiſe hevvorgeruſem wurde. Da die im vorigen Jahre be=
ſchloſſene
Fernheizung, die die Anſtalt vom Gaswerke aus mit heißem
Waſſer verſorgt, nunmehr eingeführt iſt und nach einigen anfänglichen
Schwierigkeiten ſich jetzt auch gut zu bewähren ſcheint, hofft man durch
die hierdurch erzielte bedeutende Erſparnis an Kohlen, ſowie durch
eine Erhöhung der Badepreiſe das Defizit in dieſem Jahre wieder ein=
zuholen
.
Reich und Ausland.
Berlin, 20. Juni. Bei den Arbeitsloſenkra wallen in
dem Gewerkſchaftsgebäude iſt der ſozialdemokratiſche Gewerk=
ſchaftsführer
Sabath von den in das Gebäude eingedrungenen Demon=
ſtranten
ſchwer verletzt worden. Er erbitt erhebliche Verletzungen. Zu
der Vertreibung der nach Tauſenden zählenden Demonſtranten mußten
zwei Hundertſchaften der Schutzpolizei eingeſetzt werden. Die Arbeits=
loſen
verübten in den Bureauräumen des Gewerbſchaftsh uuſes verſchie=
dene
Demolierungen. Fenſterſcheiben wurden eingeſchlagen und in die
Fenſterrahmen rote Fahnen geſteckt.
Dresben, 20. Juni. Schneefall im Erzgebirge. In den
höheren Lagen des Erzgebirges hat es geſtern wiederholt geſchneit.
Auf dem Fichtelberg wurde am Sonntag früh Schneefall und
eine Temperatur von minus 0,2 Grad Celſius verzeichnet.
Witzenhauſen, 21. Juni. Mählenbrand. Die Ritzeſche Mühle
teilt mit: Bei dem Brand in der Nacht zum 19. d3. Mts. ſind etwa 500
Jentner Mehl und 1000 Zentner Kleie verbrannt. Sehr bedeutende
Getreidevorräte ſind umbeſchädigt geblieben. Es ſind alſo nicht, wie es
in der erſten Meldung hieß, viele Tauſend Zentner Mehl und Getreide
derbrannt.
Hirſchberg, 21. Juni. Schnee im Rieſengebirge. Im
Rieſengebirge iſt in der vergangenen Nacht bei 2 Grad Kälte ſtarker
Schneefall eingetreten. Das Gebinge iſt bis auf 900 Meter herab
vollſtändig verſchneit.
Konzert.
N. Eigenartig reizvolle Darbietungen erlebten wir in dem
Konzert der Erſten ruſſiſchen Konzertgeſellſchaft
unter Leitung von Dr. Swerkow. Muſik und Tanz wechſelten
in bunter Reihenfolge ab und gingen ineinander über. Ein Or=
cheſter
von fünf Balalaiken, darunter einem Baßinſtrument, den
ruſſiſchen gitarreartigen Volksinſtrumenten mit dreieckigem Kör=
per
, ferner acht Mandolinen verſchiedener Größe ſpielten tonlich
und rhythmiſch vorzüglich und in blinder Abhängigkeit vom Diri=
genten
. Alle waren in Nationalkoſtüm gekleidet, der Leiter trug
einen hellblauen geſtickten Atlasrock, der ſich ſeinen Bewegungen
vorzüglich anpaßte. In eigenartiger Weiſe gab er Dakt meiſt
ohne Taktſtock, indem er körperlich mitſchwang in hervorragender
Gelöſtheit der bald weichen, balb wild=temperamentvollen Geſten.
In den Volkstänzen griff er in den Schlußſteigerungen ſelbſt
zum Tamburin. So waren die muſikaliſchen Leiſtungen durch=
aus
nicht in unſerem Sinne als ſtark Gedanken ausdrückende
Kunſt zu bewerten, ſondern als körperlich rhythmiſches Aus=
ſchwingen
.
Das Orcheſter war klanglich von eigenartigem Reiz, die Ge=
nauigkeit
des Zuſammenſpiels war ſtaunenswert und in einfach
harmoniſchem Stil wie in kunſtvoller Stimmführung leiſtete es
gleich Vortreffliches. Am meiſten intereſſierten außer den natio=
nalen
Tanzweiſen die meiſt anfangs ruhigen und in öfterem
Rhythmenwechſel ſich leidenſchaftlich ſteigernden Volkslieder. Be=
arbeitungen
deutſcher Muſik, Lieder von Schubert und F. Abt
lagen dem Charakter und der Spielart der Künſtler weniger,
auch die Kompoſitionen von Andrejew mit ihren Walzern ſchie=
nen
ſtark weſteuropäiſch beeinflußt.
Die ruſſiſchen Volks= und Charaktertänze wurden ausge=
führt
von den Tänzerinnen Lolina und Sokolskaja dem
Tanzmeiſter Iwan Orlik und dem jugendlichen Michafl Or=
loff
. Die Leiſtungen der beiden Tänzer übertrafen diejenigen
der Damen, von denen Olga Lolina die beſſere Künſtlerin zu
ſein ſchien, an Beherrſchung und Durchbildung der Körper, vor
allem war die groteske Beweglichkeit und fabelhafte Gewandtheit
von Orloff geradezu ſtaunenerregend. Die Eigenart dieſer Tänze
beſteht in Körperbewegungen, die unſerem Tanz meiſt gänzlich
fernliegen, und ſie ſind beſonders durch ihre Charakteriſtik inter=
eſſant
und anziehend, während Schönheit und Größe der Linie
tveniger zur Geltung kommten.
Trotz der zahlreichen Veranſtaltungen für die Kinderhilfe
war das Konzert gut beſucht. Nicht nur der Neugierige, ſondern
auch der ernſthafte Liebhaber eigenartiger und wertvoller fremd=
nationaler
Kunſt fand reichſten Genuß und tiefen Einblick in die
Weſensart des ruſſiſchen Volkes. Demgenäß war auch der Bei=
fall
ſehr ſtark beſonders der Leiter Dr. Swerkow ſvie auch der
Tänzer Orloff wurden mehrfach hervorgerufen. Wie wir hören,
wird das Konzert am kommenden Samstag wiederholt.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 21. Juni. Auf der Tagesordwng ſtehen zumächſt
die deutſchmationale und die volksparteiliche Interpellation, wes=
halb
die Reichsregierung den Beſchlüſſen des Reichstoges über die Auf=
hebung
der Sekvetärprüifung beim Uebergang von Klaſſe 6 nach 7 nicht
entſprochen hat: Gleichzeiſtig werden Anträge der Demokvaden und der
Sozialdemokraten, ſowie der Unabhängigen auf Fortfall dieſer Pwüfung
beraten.
Vor Eintritt in die Tagesordnung hielt Prändent Loebe dem
heute nacht verſtorbenen unabhängigen Abgeordneten Aderh old
einen Nachruf und gedemkt der großen Kataſtrophe bei Herne,
der bislang 78 tapfere Bergleute zum Opfer gefallen ſind. Das Haus
erhebt ſich von den Sitzen.
Der Miniſter des Innern verlangt die Genehmigung zur Einlei=
tung
eines Strafverfahrens, gegen den Abgeordneten v. d.
Kerckhoff wegen Steuerhinterziehung und Beſtechung. Der Abge=
ordnete
Schulz=Bromberg (deutſchnatl.) beantragt die ſofortige Ge=
nehmigumg
. Der Antrag wird gegen die äußerſte Linke ange=
nommen
.
Das Haus tritt dann in die Tagesordnung ein. Abg. Lawer=
renz
(dn.) begründet die Interpellation. Der Beſchluß des Reichstags
wurde gefaßt, um das Ehrgefühl der Beamten zu ſchonen. Trotzdem
hält die Regierung an der Prüfung feſt. Eine underſchiedliche Behand=
lung
zwiſchen Zivil= und Militäranwärtern iſt nicht ſtatthaft. Die
Reichsregierung hat ſich über die Beſchlüſſe des Reichstages hinweg=
geſetzt
und dadurch dem demokratiſchen Gedanken einen ſchweren Schlag
verſetzt. Soll es zu einer Niederlage des Parlaments konnen? Ginſt=
weilen
haben die meiſten Beamtenkategorien die Ablegung der Prü=
fung
zu verkeigern beſchloſſen. Wir werden jedenfalls von dem Be=
ſchluſſe
des Reichstages nicht abgehen.
Abg. Moraht (D. Vpt.) ſchließt ſich dem an und erklärt in Be=
gründung
der volksparteilichen Interpellation, er freue ſich, daß wenig=
ſtens
in dieſer Frage Einigbeit herrſche.
Reichskmnzler Dr. Wirth entgegnet, er könne dieſer Interpellavion
mit größter Ruhe begegnen. Die Interpellation käwe einen Tag zu
ſpät. Er, wie der Miniſter Giesberts, hätten ſtets den Standpunkt ver=
treten
, die Prüfung nach Klaſſe 7 fallen zu laſſen. Den Poſtbeamten
habe er das bereits auch zugeſagt. Nun hätten ſich aber auf allen Sei=
ten
Schwierigkeiten eingeſtellt und die Regierung Fehrenbach und Ge=
noſſen
, ſo dürfe er wohl ſagen, habe deshalb die Beſtimmungen der
Prüfungen für alle Kategorien von Beamten neu geregelt. Das jetzige
Kabinett habe ſich dem einfach angeſchloſſen, um die Kontinuität zu
ſichern und nicht etwa nachträglich noch dem alten Kabinett ein Miß=
trauensvotum
zu erteilen. Was ſollten denn auch die Beamten ſagen,
die die Prüfung abgelegt haben? Uebrigens haben die bayeriſchen Be=
amtenverbände
dem Kabinett Fehrenbach für das Feſthalten an der
Prüfung Anerbennung ausgeſprochen. Es ſeien alſo nicht alle Beamten
für die Aufhebung der Prüfung.
Abg. Burlage (Ztr.) beantragt Ueberweiſung an den Erſten
Ausſchuß. Außerdem iſt ein Antrag Hergt und Genoſſen eingegan=
gen
, der ein Mäßtrauensvotum enthält.
Abg. Steinkopf (Soz.) tritt für den ſozialdemokvatiſchen An=
trag
ein und richtet ſchwvere Vorwürfe gegen das Kabinett Fehrenbach.
Die Beamtemſchaft werde Mittel und Wege finden, um ihre Intereſſen
zu ſchüitzen. Jedenfalls aber micht durch Abgeordnete, da ſich dieſer Weg
als verfehld erwieſen habe. Die Gewverkſchaften und Beamtenverbände
ſeien jedenfalls hierfür beſſer geeignet.
Abg. Breunig (U. S.P.) begründet eimen Antrag ſeiner Partei
auf Aufhebung der Uebergangsprüfung. Seine Partei habe es nicht
nötig, das Wettvennen um die Gunſt der Beamtenſchaft mitzuwachen.
Abg. Delius (Dem.): Wir bebquern außevordentlich, daß ſich die
Prüfung nicht vermeiden läßt; wenn aber ſchon eine Prüfung ſtatt=
finden
muß, dann ſoll ſie keine Scheinprüfung ſein. Der Verſuch der
Rechten, aus dieſer Frage der Reichsregierung eiwen Strick zu drehen,
iſt lächerlich. Aber es geht auch nicht an, daß in Pveußen keine Prü=
fung
ſtattfindet, während das ſonſt im Reiche geſchieht. Und was ſolle
geſchehen, wenn die Beamtenſchaft nun die Ablegung der Prüfung ver=
weigert
? Wir werden im Hauptausſchuß über alle dieſe Fragen zu
verhandeln haben.
Abg. Hoefle (Ztr.) nſeinkt, die ganze Debatte beweiſe, wie wenig
Habei herauskonrmen. Im Ausſchuß, werde viel beſſer darüber beraten
werden können, als daß hier im Hauſe eine Agitation getrieben werde.
Rückwärtige Betrachtungen härten ſchon gar keinen Zweck. Zu begrüßen
ſei es zwar, daß der Reichskanzler die Zahlung der vollen Gebührniſſe
mit rückwirkender Kraft zugeſagt habe.
Abg. Plettner (Kom.) nennt die Wiedereinführung der Prüfung
einen Verſtoß gegen die Verfaſſung und greift beſonders den Reichspoſt=
miniſter
Giesberts deswegen an. Für ſeime Partei liege die Sabotie=
rung
des Reichstagsbeſchluſſes durch die Regierung auf der Hand.
Inzwiſchen iſt ein Antrag auf Schluß der Debatte eingegangen.
Dieſer Antrag wird mit den Stimmen der Demokraten, des Zentrums
und der Mehrheitsſozialiſten angenommen. Desgleichen wird der An=
trag
Burlage auf Kommiſſionsberatungen angevommen.
Die namentliche Abſtimmng über das Mißtrauensvotum Hergt
wird auff morgen derſchoben.
Das Abkommen zwiſchen Deutſchland, Polen und
Danzig über den freien Durchgangsverkehr mach Weſtpreußen.
wird in allen drei Leſungen angenommen, desgleichen der deutſch=
bolniſche
Amneſtievertrag, ſowie der Geſetzentwurf über die Herſtellung
des Friedenszuſtandes mit China und der Entwurf über
die Erſtattung der von Elſaß=Lothringen geleiſteten außerordentlichen
Kriegsausgaben, ebenſo der Entwurf und die Feſtſetzung einiger Ab=
ſchnitte
der Grenze des Saargebiets.
Der Nachtrag zum Hoshaltsplan geht an den Haus=
haltsausſchuß
.
Das Reichsmietegeſetz wird dem Wohnungsausſchuſſe über=
wieſen
.
Es folgt die zweite Beratung des Entwurfes über die
Erbebung einer Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues.
Der Ausſchuß hat der Regierungsvorlage mit umweſentlichen Ab=
änderungen
zugeſtimmt.
Reichsarbeitsminiſter Braun begründer den Antrag. Der Mini=
ſter
führt aus: Die Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer Woh=
(nungsabgabe iſt inzwiſchen Gemeingut geworden. Dieſe Steuer ſei ein
notwendiges Uebel geworden. Der private Wohnungsbau könne nicht
durch die Freigabe des Wohnngsmarktes gefordert werden, ſonſt
würden ſich die Mieten um das 12fache ſteigern. Dadurch würde ſich
zwar der Wert der Grundſtüche erhöhen, aber die Bautätigkeit würde
dadurch nicht gefördert. Höchſtens würde ſich die Bautätigkeit vorneh=
men
, Privatvillen zu ſchaffen. Zuſchüſſe aus öffentlichen Mitveln ſeien
daher nicht zu umgehen. Ohne Steigerung der Mieten ſei der Woh=
nungsneubau
praktiſch vollkommen unmöglich, ſolbſt wem man zur
Sozialiſierung der Wohnungen übergehen wollte. Früher habe man
den fünften Teil des Einkommens als Miete bezahlt, heute zahle man
ungefähr nur den 14. Teil. Die Regierung ſei nun bemiht geweſen,
die wirtſchaftlich ſchwwachen Leute möglichſt zu ſchützen. Das ſei leicht
geweſen, ſo lange die Steuer den Nutznießern auferlegt werden ſollte.
Auf Anſuchen der Länder ſei aber dieſer Weg verlaſſen und die Grund=
ſteuer
belaſtet worden. Damit wäre die Möglichkeit, die wirtſchaftlich
Schwachen von vornherein zu ſchützen, gefallen. Es ſollten aber Erſtot=
tungen
. der Abgaben ſtattfinden, falls beſondere Antäge geſtellt wüir=
den
. Der Antrag der Sozialdemokratie, den Uebergong öffenulicher
Bauten in Prwatbeſitz zuzulaſſen, wenn die Eigentümer aus Vermie=
tung
oder aus Verkauf keinen übermäßigen Gewinn erzielten, könne die
Regievung annehmen. Aber alle anderen Anträge lehne ſie ab, be=
ſonders
aber den deutſchnationalen Antrag auf Herausnahme der wirt=
ſchaftlichen
Gebäude.
Abg. Gutknecht (Deutſchnatl.) begründet die deutſchnationalen
Anträge bezüglich der obengenannten Wirtſchaftsgebäude. Die Woh=
nungsnot
beſchränke ſich nicht auf die Ein= bis Zweizimmerwohnungen,
die durch die Neuſiedlungen neu geſchaffen würden, ſondern die Woh=
nungsnot
erſtrecke ſich beſonders auf Wohnungen für dem Mittelſtand;
nach ſeiner Anſicht werde aber die ganze geplante Maßnahme illuſoriſch,
wenn die Gebäude, die lediglich landwirtſchaftlichen Zwechen, ſowie
denen von Induſtrie und Gewerbe dienen, nicht aus der Abgabe her=
ausfallen
würden. Die Steuer würde gerade den Mittelſtand und die
Eſeinen Gewerbetreibenden belaſten. Meine Partei fordeve Baufreiheit
und Gewährung von Staatszuſchüſſen, und andererſeits könnte aber
auch die Niedrighaltung der Mieten nicht länger durchgeführt werden,
denn die Erhaltung der Wohnungen koſte täglich mehr und mehr.
Abg. Silberſchmidt (Soz.) titt für die ſozialdemokratiſchen
Anträge ein. Staat und Gemeinde hätten den Wohnungsbau zu finan=
zieren
, denn aus privaten Mitteln könne jetzt niemand bauen. Das
Beſitzrecht gehöre ſomit der Allgemeinheit. Das ſei jetzt ein internatio=
naler
Zuſtand geſorden. Wir in Deutſchland könnten bei dem Anſtei=
gen
der Baupreiſe um das 12foche den Ausgleich nicht durch Mietſteige=
rung
ſchaffen, was in anderen Ländern noch möglich ſei. Das ſpreche
aber für und nicht gegen die Sozialiſierung. Deshalb verlange ſeine
Parlei auch eine Neuregelung für die alten Wohnungen, nicht nur für
die Neubauten. Nur eine tollſtändige Neur=gelung des Wohnungs=
weſens
könne der Wobnungsnot abhelfen. Seine Partei ſtimme dem
Endwurf nur für das Jchr 1921 zu in der Vorausſetzung, daß inzwi=
ſchen
die Neuregelung erfolge. In Mieterkreiſen ſei man gegen des
Geſetz; ſie dürften aber nicht vergeſſen, daß es zur Zeit nicht möglich
ſei, den Beſtand der alten Wohnungen zu erhalten. Jedenfalls aber
müſſe verhindert werden, daß die Mieten für die alten Häuſer ebenfalls
anſchnellen wie für die Neubauten.
Auch die Redner der äußerſten Linken ſind der Meinung, daß dief
Vorlage das Elend der Obdachloſen nicht
nne und trete
für die Vollſozialiſierung ein.

Der Abgeordnete Baht (Dem.) gibt zu, daß dieſe Vorlege noch
allerlei Mängel in ſich berge, doch würden dadurch 40 000 Wohnungen
geſchaffen, in denen immerhin 100 000 Menſchen leben könuten. So
kämen wir Schritt für Schritt weiter.
Damit ſchließt die Debatte.
Der § 1 der Vorlage wird mit einigenr vedaktionellen Aenderugen
gegen die Stimmen der ſoziliſtiſchen Parteien angenommen. Der
Neſt des Geſetzes wird dann under Ablehnung der von den Rechtspar=
teien
eingebrachten Zuſatzanträge angenommen.
Nächſte Sitzung Mittwoch 1 Uhr: Inverpellation über die Ber
unglück auf der Zeche Mont Cenis. Schluß gegen 348 Uhr.
Das Exploſionsunglück bei Herne.
83 Tote.
Herne, 21. Juni. (Wolff.) Die Zahl der Opfer welche
die furchtbare Schlagwetterkataſtrophe auf der Zeche
Mont Cenis in Solingen erforderte, iſt jetzt endgültig feſt=
geſtellt
. Es wurden 79 Tote und 72 verletzte Berg=
knappen
zutage gefördert. Von den Schwerverletzten, die in
das Bergmannsheim zu Bochum aufgenommen wurden, ſind bis=
her
vier geſtorben, ſo daß ſich die Zahl der Toten auf 83
beläuft. Das Unglück entſtand offenbar durch einen Spreng=
ſchuß
in einem ſchlagwetterreichen Kohlenflöz; denn unmittelbar
nach dem Losgehen des Schuſſes erfolgte eine zweite gewaltige
Exploſion, die Tod und Schrecken in die Reihen der Bergleute
trug. Die Toten ſind zum Teil entſetzlich verbrannt; andere
wurden durch die Gewalt der Exploſion zerſchmettert und furcht=
bar
verſtümmelt. Die Gewalt der Exploſion war ſo ſtark, daß
ein Bergmann, der etwa eine Viertelſtunde vom Exploſionsherd
entfernt eine Maſchine bediente, gegen einen Stempel geſchleudert
und ſchwer verletzt wurde.
Der Bericht der Zechenverwaltung.
T.U. Herne 21. Juni. Die Zechenverwaltung gibt ſo=
oben
folgendes bekannt: In den erſten öſtlichen Abteilungen der 3. und
4. Sohle der Bauabteilung des Schachtes 3 der Zeche Mont Cenis 13,
ereignete ſich in der geſtrigen Frühſchicht kurz vor 12 Uhr mittags eine
ſtarke Exploſion, deren Urſache und Entſtehungsort bis zur Stunde noch
unbekannt iſt. Die Exploſion erfüllte faſt das ganze zung t betroffene
Revier, insbeſondere die Flöze Gretchen und Mathias, wahrend das
ebenfalls dort liegende Flöz Guſtav weniger in Mitleidenſchaft gezogen
wurde. Der Exploſionsſtoff war ſo heftig, daß er bis in den Haupt=
werkſtrumpf
vordrang und von hier aus auch die Nachbarreviere ge=
fährdete
. Die auf dieſer Sohle ſehr ſtarke Wetterzufuhr verdünnte die
giftigen Gaſe derart, daß hier nur eine Reihe mehr oder weniger leicht
Verletzter entſtand. Dennoch ſind auch hier zwei Todesfälle zu beklagen.
Noch ehe die Rettungsmannſchaften zur Stelle ſein konnten, bewährte
ſich die alte bergwänniſche Treue gegen die Kameraden in Not. Es ge=
lang
auch auf dem vom Unglück betroffenen Flöz Guſtav und auf den
Abbauſtrecken eine Reihe Bewußtloſer und verletzter Knappen lebend zu
bergen. Leider ſind hierbei einige ſchwievige Gasvergiftungen vorgekom=
men
. Die ſofort alarmierten Rettungstruppen der Zeche fuhren ſofort
ein und begannen mit der energiſchen Bekämpfung der ausgebrochenen
kleinen Brände und durchfuchten das Revier nach Verwundeten. Es ge=
lang
, einige lebend zu bergen. Inzwiſchen trafen auf Alarmmachrichten
die Rettungstruppen der umliegenden Zechen ein und gingen ohne Be=
ſinnen
ans Werk, ohne die Gefahren und Schwierigkeiten zu achten.
Zwei Kommiſſare des Handelsminiſteriums haben ſich heute mittag
nach dem Schauplatz begeben. Es wird von zuſtändiger Stelle erblärt,
daß alle Sicherheitsmaßregeln getroffen waren, daß insbeſondere die
Grubenarbeiter ſeitz zwei Monaten mit der elektriſchen Grubenlampe
ausgeſtattet waren.
Bericht eines Augenzeugen.
T.U., Bocham, 21. Juni. Der Berichterſtatter des Herner An=
zeigers
hatte geſtern im Krankenhaus Gelegenheit, mit einem der ver=
letztem
Augenzeugen zu ſprechen. Der Knappe berichtete: Wir
arbeiteten i Mevier des Steigers Mühlenbruch. Plötzlich hörten wir
zwei ſchwere Luftſchläge und wußten ſofort, daß es ſich um eine Schlag=
wetterexploſion
handelt, da dieſe ſtets durch zwei Lufterſchüit=
terungen
angekündigt wird. Wir ſuchtem ſpfort eine Gelegenheit zum
Unterſchlüpfen, um uns vor den giftigen Schwaden zu ſchützen. Es ge=
lang
, den Alarm für das nördliche Nebier ſchnell durchzuführen und den
größten Teil der dort arbeitenden Kameraden ſchnell herauszuhoſen.
Nach 34ſtündigem langem Wartem kamen die erſten Rettungsmannſchaf=
ten
. Auf der dritten Sohle hatten ſie bereits 19 Mann beſinnungslos
gefunden und ſchleunigſt zutage gefördert. Das weitere Vordringen auf
der fünften Sohles wurde durch den Zuſammenbruch ganzer Strecken
ſehr erſchwert. Ueber zerſplitterte Hölzer und zerriſſenen Luftleitungen
ging der Weg ins Freie.

Oberſchleſien.
Beratungen im Reichskabinett.
Berlin, 21. Jum. (Tel. unſerer Berliner Re=
baktion
.) Das Reichskabinert beſpuach heute vormittag
in Singehender Ausſprache die oberſchleſiſche Frage.
Miniſter Dr. Roſen wird ahn Donnerstag im Reichsuag den
Süandſpunkt der Reichsregierung danlegen. Das Kabinett beſteht
immer noch auf der Forderung, daß entſprechende dem Ausfall
der Abſtimmung Oberſchleſien ungeteilt beim Reich bleiben
mütſſe. Mam beurteilt die Lage als etwas entſpannt, dieſes Ge=
fühl
wird verſtärkt duurſch den Umſtand, daß Lloyd George es im
Unverhaus abgellehnu hat, eine Erklärung üüber die Lage abzuge=
ben
. Anſdererſeits hegt nuam auich ermſte Befürchtungen, daß nach
den Meldungen der Pariſer Preſſe Oberſchleſien als Tcuſchobjekt
für die Alliierten benutzt werde.
Das Näumungsverſprechen Korfantys.
* Berlin, 21. Juni. Die Voſf. Ztg. ſchreibt, daß ſich der
Präſident der Abſtimmungskommiſſion in Oppeln Lerond, auf
den Standpunkt ſtelle, daß die Räumungsverſprechun=
gen
Korfantys ernſt zu nehmen ſeien. Es handele ſich um
eine ſiebentägige Friſt, in der die Ententekommiſſion
zeigen ſoll, ob es ihr wirklich gelingt, ohne Anwendung von
Zwang die Liquidierung des Aufſtandes zu erreichen. Es ſei
anzunehmen, daß der Zwölfer=Ausſchuß im Einvernehmen mit
dem Führer des deutſchen Selbſtſchutzes den Forderungen der
Ententekommiſſion nachkommen werde. Sowohl der franzöſiſche
Botſchafter in Berlin, Laurent, als auch der engliſche Ge=
ſchäftsträger
hätten geſtern in freundſchaftlicher Form der Reichs=
regierung
den Rat gegeben, auf den Zwölfer=Ausſchuß zugunſten
der Annahme der Vorſchläge der interalliierten Kommiſſion ein=
zuwirken
.
Die ſchwierige Lage der Gruhen und Werke Oberſchleſiens.
Hindenburg, 21. Juni. (Wolff.) Nachdem es eine
Zeitlang ſchien, als ob die oberſchleſiſchen Gruben
und Werke notdürftig im Gaug zu halten ſeien, und die Ar=
beiterſchaft
, ſoweit ſie arbeitswillig war Arbeit finden würde,
verſchärfte ſich in den letzten Tagen die Lage außerordentlich.
Infolge der völligen Verkehrsſtockung ſind auf den Gru=
ben
und Koksanſtalten die Stapelplätze überfüllt. Die Förde=
rung
der Gruben muß daher eingeſchränkt und zahlreiche Koks=
batterien
müſſen kaltgeſtellt werden. Einige Kohlenhalden ſind
bereits in Brand geraten. Der von den Inſurgenten als Zwangs=
verwalter
der ſtaatlichen Bergwerksdirektion eingeſetzte Direktor
Zielewicz ſteht den Dingen hilflos gegenüber und vermag auch
auf die Arbeiterſchaft einen immer bedenklicher werdenden Ein=
fluß
auszuüben. Die Arbeitsluſt erlahmt mehr und mehr. Jeg=
liche
Autorität der Betriebsleiter und Meiſter iſt dahin.
Beuthen, 21. Juni. (Wolff.) In verſchiedenen Orten
entzündete ſich auf den Halden lagernde Staubkohle.
Die Gefahr, daß die Haldenbrände zur Kataſtrophe auswachſen,
wird täglich größer.
Hardings Völkerbundplan.
Paris 21. Juni. (Wolff.) Nach einer Kabelmeldung des
Neu=York Herald aus Waſhington erſuchten zwei ſüdamerika=
niſche
Regierungen ihre Vertreter in Waſhington um Berichte
über den Hardingſchen Plan der neuen Geſell=
ſchaft
der Nationen. Die Hauptpunkte der von den Ver=
tretern
abgegebenen Antwort ſind folgende: Die Geſellſchaft
werde zunächſt ohne eine geſchriebene Verfaſſung bleiben. Sie
werde mit einem Rat aus Vertretern eine Anzahl von Nationen
arbeiten, deren Entſcheidungen mehr einen beratenden als
bindenden Charakter haben follen. Der gegenwärtige Oberſte
Nat werde als Kern für die Geſellſchaft benutzt werden. Ein
internationaler Gerichtshof ohne zwingende Schieds=
gerichtsgewalt
und ohne Strafmittel ſolle gebildet werden.

[ ][  ][ ]

Hummer 170.

Die deutſchen Zahlungen.
Paris, 2i. Juni. (Wolff.) Der Neu=York Herald
clärt in einer Meldung aus Neu=York, das Staatsdepartement
elle amtlich die Nachricht in Abrede, daß die Vereinigten Staa=
u
bei der Reparationskommifſion Vorftellungen erhoben hätten,
Deutſchland zu verhindern, bei der Bezahlung ſeiner
teparationsſchuld Wechſel auf Neu=Yorker
anken zu ziehen. Ta=fächlich hätten mehrere Großbanken
zim Staatsdepartement gegen das Verfahren Einſpruch erhoben
gs bei der Tätigung der deutſchen Dollarkäufe für die
ſahlungen am 1. Juni befolgt wurde. Durch ihren Vertreter
n der Reparationskommiſſion, Boyden, ſeien die Vereinigten
taaten in der Abſicht unterrichtet worden, den Wiedereintritt
trer Lage wie der vom 1. Juni zu verhindern. Es ſeien jedoch
rider im erſten noch im zweiten Falle Schritte unternommen
orden. Vorftellungen bei der Reparationskommiſſion würden
uch nicht in Erwägung gezogen.
Die Franzoſenherrſchaft im Saargebiet.
Genf, 21. Juni. (Wolff.) Nachdem der Völkerbund=
at
verſchiedene öffentliche Sitzungen abgehalten hatte, behan=
elte
er heute in geheimer Sitzung die Proteſte der deut=
chen
Regierung betreffend die Anweſenheit franzöſiſcher
fruppen, die Gerichtsbarkeit franzöſiſcher Ge=
chte
im Saargebiet ſowie die Ausweiſungen und ſchließ=
ch
die Einführung der Frankenwährung im öffentlichen Dienſt
ſes Saarbeckens. Der Präſident der Regierungskommifſion des
aargebietes, Raould, verteidigte ausführlich die von der fran=
öſiſchen
Regierung getroffenen Maßnahmen, und der Völker=
undrat
ftimmte dieſen Darlegungen zu. Präſident Raould ſucht=
je
deutſchen Proteſte unter anderem durch den Hinweis zu ent=
räften
, daß die Gerichtsbarkeit der Kriegsgerichte demnächſt
urch ein Dekret ſtark eingeſchränkt werde, und daß die Aus=
heiſungen
zum Teil wi=der zurückgenommen würden. Er kün=
ate
unter anderem an, daß ein Dekret die Lücke des Friedens=
eertrages
über die ſaarländiſche Nationalität ausfüllen werde,
vonach jede im Saarlande geborene Perſon, jeder der ſich am
11. November 1918 rechtsmäßig dort niedergelaſſen und jeder, der
drei Jahre lang im Saargebiet gelebt habe (Beamte oder kon=
raktlich
verpflichtete Perſonen nach einem Jahre), die Staats=
ungehörigkeit
beſitzt. In einer Erklärung vor dem Preſſevertreter
echtfertigt: Präſident Raould die Anweſenheit franzöſiſcher
Truppen damit, daß dieſe keine Okkupationstruppen mehr ſeien,
ondern Garniſonstruppen, und daß die von der deutſchen Re=
zierung
geforderte lokale Gendarmerie, welche 400 Mann ſtark
jein ſolle, nicht möglich ſei, da dieſe Zahl für das Budget zu
Oſtipielig ſei.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1921

Seite 5.

Letzte Nachrichten.

Freiburg i. B., 21. Juni. (Wolff.) Wie verlautet, hat den
Intendantenpoſten am bieſigen Stadttheater der bis=
herise
Direkzor am Schillertheater in Altona, Pichler, erhalten.
Brannſchweig, 21. Jui. (Bolff.) Der hier tagende Ver=
hand
der deutſchen öffentlich=rechtlichen Kredit=
anſtalten
wählte zum Verbandsvorſitzenden und Vertreter
des Verbandes im Reichswirtſchaftsrar Staassſekretär Buſch=
Berkin.
Paris, 21. Junz. (Bolff.) In der heute vormittag abge=
haftenen
Sitzung des Mimiſterrats fchüderte Barthou nach amt=
lichen
Berichten des Oberkommandos die Verhältriſſe bei der
Rhemarmce. Im Verfolg dieſes Vortrages hat der Min=ſterrat
den Kriegsminiſter ermächtigt, ſofort Maßnahmen zur Ent=
laffung
des Jahrganges 1919 zu geben, die bereits
am 25. Juni beginnen ſoül. Die Durchführung dieſer Entlaffung
wird derart geregelt werden, daß die entlaſſenen Mannſchaften
derers an den Emtrarberten werden keilnehmen können.
Madrid, 21. Jun: (Wolff.) In Barcelona iſt ein neues
terroriſtiſches Aitentat verübt worden, dem drei Syn=
dikak
ſten, nämlich der Sekretär, der Vizeſekretär ud der Schatz=
meiſter
des nationalen Arbeitsverbandes, zum Opfer gefallen
ſind. Die Tärer ſind en onmen.
Spiel, Sport und Turnen.
* Darmſtädter Fußballverein 1912F.-R. Olym=
paa
Lampertheim. 1:3, Halbzeit 1:2. (Eenverh.: 1:3 f. Lpth.)
D. F.=V. 12: hat am Senntag mit dieſem Spiele das Spieljahr
920/21 beendet. Sein Gegner, als ſpielſtark bekannt, hat die Erwartun=
gen
nicht enttäuſcht. Das beſonders in der erſten Hälfre feßelnde
Spel m der zeiten Sälfte fiel D. F.-V. 127 erwas ab konnte
durchans befriedigen. Das Spiel wer in der 1. Halbzeit ausgeglichen.
D. F-V. 12 kazn aus der Reihe guter Torchencen mehr wie
Lambertherm i der D. Minite eine ſolche (Vorlage des Links=
Twandeln. Kurz darauf gleich=
außen
an den Halbrechten) zum 1. Tor=
der
32. Min. gibt der Halblike
der Rechtsaußen Lampertheims a
Darpertheims im Anſchluß an einen Strafſtoß ſeinen Farben durch den
2. Treffer die Führung. Mik 2:1 für Lampertheim werden die Seieen
gewechfelt. Lamperthem danft. In brächtiger Komsmation kommt
m immer wieder vor das Tox 2. F.=V.s; doch werden alle
W

Schüſſe ſelbſt ſolche aus nächſter Entfernung vom vorzüglich ſpie=
lenden
D. F.=V.=Torhüter abgewehrt. Ein m der 30. Mmute für
D. F.=V. 12: gegebener Elfmeter kann den Ausgleich nicht bringen,
da der ebenfalls glänzend arbei ende Torhüter Lampertheims den pla=
zierten
Flachſchuß brillant hält. In der 36. Mmte erzielt der frei=
ſtehende
Halbrechte Lamperrheims nach gutem Lauf und Schuß das
3. Tor. Lamperrheim befitzt in ſeinem ſchußfrendigen und ſchurßſicheren
Sturm den beſten Teil ſeiner Mannſchaft. Die Läuferreihe ſehr gut,
der Mittelläufer überragend; Verteidigung gut; ſehr gut der Tor=
büter
. Zuſpiel, Stellungsermögen, Zerſtörungsſpiel, und vor allem
Schuß der Stirmer konnen ſehr gefallen. Bei D. F.=V. 12, der mit
Erfatz für Halbrechten, Linksaußen und Mittelläufer amrat, gabs in
der 1. Hälfte ſchönes Zuſammenſpiel und Drang nach des Gegners
Tor, wo oft recht kritiſche Sityationen entſtanden, zu ſehen, im der
2. Hälfte hiervon nur zeitteife. Hervorzuheben iſt der Torwächter;
er arbeitete ſehr gut; von den Toren konnte er kaum eies hindern.
Der Schiedsrichter leiteie zur Zufriedenheit aller ſein von beiden
Seiten erleichtertes Amt.
D. F.=V. 12 1. Jgd.=Mannſchaft konnte gegen 1. Jgd.=Mamſch.
Haſſia‟ Dieburg in Dieburg mit 5:3 (Halbz. 0:2) Toren gewinnen.
Die 1. SchEilermannfchaft unterlag der gleichen körperlich ſtär=
keren
Mannſchaf von German=cEberfradt in Eberſtadt.
* Sportberein Darmſadt 1898 E. V. Bei den am ver=
gangenen
Sonmag in Aſchaffenburg ſta tgefundenen leichtathleti=
ſchen
Jubiläumswettkämpfen errangen im Hochiprung
Knapp mit 1,6 Meter den 1. Preis. Im 3000 Meter=Lauf Krich=
baum
in der Zeit von 10 Min. 6 Sek. den 1. Preis und im 1000 Meter=
Lauf Pfeil in der Zeit von 2,57 Min. gleichfalls den 1. Preis. Auch
bei den vom Karlsrüber Fußballverein veranſtalteten inter=
nationalen
Bettkämpfen beteriigren ſich die Mitglieder der leichtathleti=
ſchen
Abt=ilung und errangen bei allererſter deutſcher Konkurrenz im
8 Meter=Lauf den 3. Preis (Koch). Eriſter Sieger waren Amberger=
Karlsruhe ud Kern=Frauffrt im toten Remen. In der Schweden=
ſtaffel
erbielt der Sportverein hiuter Karlsruhe und Stttgart den 3.
Preis. Freiburg, Pforzheim, Frankfurt und Mannheim hatten auf=
gegeben
.
Fußball=Sportberein 1919 Groß=Zimmern:
Komsinierte I. und II. Mannſchaft der Techniſchen Hochſchule
Darmſtad: 2:0. Auf hieſigem Sportplaze trafen ſich am Sonntag
obige Mannſchaften. Das Spiel war von Anfang bis zum Ende ein
ſehr faires und offenes. Bei Groß=Zimmern glänzte beſonders die
Verteidigung mit Tormann, außerdem Linksaußen und der rechte Läu=
fer
. Ber der Hochfchzumannſchaft waren Linksaußen und rechter Ver=
teidiger
die beſten Leute. Die Entſcheidungen des Schiedsrichters waren
durchſchnittlich befriedigend.
W. Groß=Zimmern, A. Juni. Am letzten Sonntag fand in
Airh=Brombach das diesjährige Gauturnfeſt des Odenwald=
gaues
der Daſchen Turnerſchaft ſtatt. Die Beteiligung der Gau=
sereine
dder eine ſehr große. Auch der hieſige Zurrberei 1863 nahm
aran teil und wurrden folgende Preiſe errungen: Mufzerriege am Bar=
ven
1. Preis. Oberitufe 5. Preis, UInterſtufe (Nerniampf) 2. und 9. Preis,
Unteritufe (Zwölfkampf) 5., 6., 11., 14., 16. ud 34. Preis. Zu unſerer
Noriz bom 13. Juni betreffs Verbandsmeiſterſchaft im Fat= und Hand=
hallfpiel
iſt zu berſchtigen, daß die Austragung derſelben nicht im Junf,
fondern am 31. Inli auf dem hieſigen Sportplatz ſtartfindet.
* Dieburg, 20. Juni. Die Spiele der unteren Mannſchaften
des Sportkubs Haſſia 1913 Deburg am Sonntag zeigen nachfolgende
Ergebniſſe: Die 1. Jgd.=Marnſch. des Sp.=K. H. 1913 verlor gegen die
gleiche des Fußballvereins 1912 Darmſtadt mit 2:5 Toren, die Halb=
zeit
ſah Dieburg mit 2:0 Toren in Führung. Die vierte Mannſchaft
verlor ebenfalls hoch mit einem Refultat von 0:8 Toren gegen die
1. Jgd.=Mannſch. der Spielabteilung Union der Turngemeinde Beſſun=
gen
(Halbzeit 0:2 für Union). Die III. Elf des Klubs retrie die Ehre
des Vereis durch einen 9:0Sieg über die III. Mannſch. des Fußball=
Hubs Germania Obertshauſen. (Halbzeit 5:0.)
Sdrf des redstinneden Zeifs.

Nächsten Monat eröffnen wir unser
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Denke an die Not der Kinder!
Der Geſundheitszuſtand der Jugend iſt
erſchreckend. Täglich ſteigen die furcht=
baren
Zahlen der an Tnberkuloſe und
Rachitis ſchwer erkrankten Kinder. Wem
dieſe Tatſache unglaublich oder über=
triebenerſcheint
, der gehein die Kranken=
härſer
, Kinderpolikliniken und in die
Sprechſtunden der Lungenfürſorgeſtellen.
Manches Herz wird dort für einen
Augenblichk ſchwerer ſchlagen und
in manchem Menſchen muß das
Verantwortungsgefühl end=
lich
aufflammen und zur Tat
drängen, dieſes Elend lindern zu
helfen!
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kaſſe
Darmſtadt) oder an die hieſigen Banken und
Zeitungen anf Konto Darmſtädter Kinderhilfe‟.

(7108)
Wetterausfichten für Mittwoch.
Eig, Regenfälle, Eihl.
Tageskalender.
Landeskheater, Anfang 7 Uhr, Eide gegen 10 Uhr
Die Kaiſerm
Orpheum. Anfang 7¾ Uhr: Die Poſtmeiſterin
Kinderhilfe: Jugend= und Kinderfeſt um 3 Uhr im Orangerie=
garten
.
Sonnwendfeier der Studentenſchaft am Bismar
r (Abmarſch
um 8 Uhr vom Marienplatz).
Verſammlungen: Frifeuſen und Friſeurgehilfen um 8 Uhr im
Kaiſerſaal. Mieterverei um 8 Uhr im Badiſchen Hof.

Leitzng: Dr. Ltv Waldaeſtel. Verantworilid
Tell und für Fenilletor: Dr. Ltv Waldaeltel;
übrigen Deil (aufer Sport, Hassel urd Lanbrirnis
Sport, Handelkell md Lacdwirtſchaftliches: Lmt Ritjichima; für dem Anzeigenteik.
Angeigenbeilagen und Mitellunger aus dem Geiſchäſtslben: Panl Lange.

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nach kurzem Gebrauch das Ausſehen derſelben bedeutend verbeſſert wird.
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Für den rsbatktiondlien
Tagblatts: richten. Ei
Darben nicht berüchichtig

Druck unb Verlag: L. C. Winiich ſche Oufbachdrnderei. Sämtlich i Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 10 Seiten.

Die Verlobaag unserer jüngsten Tochter
Iise-Edelgard mit dem Haoptmann im
Stabe des Gruppenkommandos 2 Herrn Ernst
Mornsweg geben wir hiermit bekannt.
Oberstleutnant a. D. Obergethmann

Frau Obergethmann, geb. v. Basse.

Cassel, Kaiserstraße 49,

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Geſtern Abend entſchlief nach langem,
ſchwerem Leiden mein lieber Mann, unſer
guter Vater, Schwiegervater und Großt

Statt besonderer Anzeige.

Meine Verlobang mit Fräulein Ilgse- Edei-
gard
Obergethmann, jäagster Tochter des
Oberstleukaants a. D. Herrn Obergethmann
und seiner Frau Gemahlin Lilly, geb. v. Basse,
beehre ich mich anztzeigen.
Ernst Horneweg
nann im Stabe des Grupp

Cassel, Ooerallee 36,

im Jant 1921.

Geheimer Juſtizrat
Wilhelm Wehner

im 77. Lebensjahr.
Gießen, den 21. Jr
Minna Wehner, geb. Köllner
Polizeidirektor Dr. W. Wehner
und Frau Lieſel, geb. Jöcke
Amtsgerichtsrat F. Gros
und fünf Enkel.
Die Beerdigung findet Mittwoch nac
mittag 4 Uhr von der Kapelle des neu
hofes aus ſtatt
F

(7285.

Von der Reise zurück!
Von jetzt an halte ich meine
Sprechstunde

nur Montag, Mittwoch und
Freitag von 35 Uhr
Beginn: Mittwoch, 22. Juni.
Prof. Dr. Zander
Elisabethenstift. (K.7181

(Statt Karten.)
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
Eei dem Hinſcheiden unſeres
Herrn Jakob Rupp
Silberarbeiter
ſagen wir allen, beſonders Herrn Pfarrer
Zimmermann für die troſtreiche Grabrede, herz=
lichen
Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Gertrude Rupp.
Tarmſtadt, den 20. Juni 1921 (*24612

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und Sängerinnen persönlich gesungen.
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Willy Strehl, Hugo Bauer, Josef Reithofer,
Hugo Döblin, Martha Rheina, Ada Svedin,
Hella Phornegg, Lotte Werkmeister.

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Ansſtag Jagdſch Kranichſtein
mit Beſichtigung und Spielen im Walde laden wir
unſere Mitglieder herzlichſt ein.
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Abmarſch 2½ Uhr Hirſchköpfe. Ruckſackverpfleguug.
Der Vorſtand.

Mieter=Verein.
Einladung zur Bezirksverſammlung
(7310
Beſſungen
am Freitag, den 24. Juni, abends 8 Uhr,
im Ehauſſeehaus=Saal, Heidelbergerſtraße.
Nach Erledigung der Tagesordnung freie Ausſprache!
Auch Nichtmitglieder ſind eingeladen. Anmeldungen
werden im Verſammlungslokal entgegengenommen.

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Ernſtgemeint!

Geb. 23j. jg. Mann, ſchl.,
Gr. 1.70, w. geb. frohes
Weſen bis 20 J. zw. ſpät.
Heirat kennen zu lernen.
Diskretion Ehrenſache. Zu=
ſchr
. m. Bild, d. b. Nicht=
zuſag
, zurückgeſchickt wird,
unter E 104 an die Ge=
ſchäftsſt
. d. Bl. (*24603

Orpheum

Mittwoch, 22. Juni
und folgende Tage;
Die

Poſtmeiſterin

Operette in 3 Akten
Muſik von Leon Jeſſel
Regie: Bruno Harprecht

Karten: Verhehrsbur.,
Reſidenz=Automat am
Weißen Turm, Hugo de
Waal (Rheinſtr.) (7299

Heſſ. Landestheater
Mittwoch, 22. Juni.
1. Vorſtellg. der Sommerſpielzeit
Miete rot.
Zum erſten Male:
Die Kaiſerin.
Operette in 3 Akten von
Julius Brammer
und Alfred Grünwald,
Muſik von Leo Fall.
Gewöhnl. Opernpreiſe
Anf. 7 Uhr. Ende g. 10 Uhr.
Borverkaufan d. Tages.
kaſſe im Landestheater nur
Wochentags von 101 Uhr.

Mathildenplatz 1.

Donnerstag, 23. Juni.
Außer Miete.
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Schülermieten blau, rot,
weiß‟.
Zum Beſten der Penſionsanſtalt
des Landestheaters und des
Witwen= und Waiſenfonds des
Orcheſters.
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Der Reiter ohne Kop‟
II. Teil.
Die gekeimnisvolle
Hacht
Sensationsfilm
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mit Harry Piel.
Ein nächtlicher
Ueberfall
Ein Tag aus dem
Hatzenlaben

Residenz-Tneater

Byindere

Gentral-Theater

Ausstattungsdrama
in 6 Akten
Inann Loupa
Ferd. von Alten
in den Hauptrollen.

Lustspiel in 3 Akten
mit (*24581
Gerh. Dammann

Gunar Tolnaes
als Hanptdafsteller
Die Fahrt ins Glücksland
Drama in 5 Akten.
Der grosse Fort-
setzungsflm
in 2 Teilen
aus der Verbrecherwelt
Der Galeerensträfling I. Teil
Von der Galeere z. Schaffot
II. Teil
Collus letzte Verkörperung
zusammen 12 Akte.
Hauptdarsteller:
Paul Wegener

Ainder i Nor.

Die vorjährige Arbeit der Darmſtädter Kinderhilfe hat angefangen,
die unter uiſeren Kindern herrſchende bittere Not
einzudämmen. Soll die ſo verheißungsvoll begonnene Tätigkeit nicht vergeblich
gewe en ſein, ſo muß ſie in dieſ m Jahre weitergeführt werden. Denn nach
em übereinſtimmenden Urteil der Aerzte kann nur
eine planmäßige dauernde Fürſorge
das wieder gutmachen, was die langen entbehrungsvollen Jahre geſchadet haben.
Wie ſteht es mit unſeren Kindern? Von 12 244 amtsärztlich unterſuchten Schul=
kindern
im Alter von 614 Jahren mußten
nicht weniger als 7445 als ſchwer unterernährt
bezeichnet werden. Annähernd 2000 Schulkinder leiden dabei an Rachitis
Skrofuloſe, Tuberkuloſe uſw. Der Prozentſatz des Kinderleids und der Kinder=
leiden
beträgt:

in den Bolksſchulen Darmſtadts: 59 vom Hundert;
73
in den Mittelſchulen
56
in den höheren Schulen
50
in den Privatſchulen
Dieſe Zahlen beweiſen, daß die Kinder aller Bevölkerungsklaſſen im tiefſten
Elend ſtehen und der Mittelſtand aber dabei am ſchlimmſten getroffen iſt,

Mitbürger!

Der Geſamtausſchuß der Darmſtädter Kinderhilfe.

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Tel. 461 Eligabethenstrasse 31.

Geſchäfts=Empfehlung
Durch den plötzlichen Tod unſeres Vaters haben wir

unter dem heutigen Tage das ſchon 36 Jahre beſtehende

Baugeſchäft

nebſt Baumaterialienhandlung
zur Weiterführung übernommen. Dasſelbe ſoll von uns
aus nunmehr in unveränderter Weiſe weiter betrieben
werden, und wird es unſer eifrigſtes Beſtreben ſein, unſerer
werten Kundſchaft in jeder Beziehun; durch nur zuver=
läſſige
und prompte Arbeiten zu dienen.
Wir bitten höflichſt, das unſerem verſtorbenen Vater
ſeither geſchenkte Vertrauen auch, fernerhin auf uns über=
tragen
zu wollen und wir wollen den guten Ruf des Geſchäftes
in jeder Beziehung in Ehren halten.
Nieder=Ramſtadt, den 22. Juni 1921.
(7278

Looog, 21. Jun/ 1921
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Luftwärme 13" (
aſſertv. vorm. 770 Uhr
17 C.
Woogspolizeiwache.

Gebrüder Bernhardt
Baugeſchäft und Baumaterialienhandlung.

Angeſtellten=
Verſicherung.

Zur Zeit findet eine Nachprüfung der Beitrags=
entrichtung
zur Angeſtellten=Verſicherung ſtatt. Der

unterzeichnete Reviſor bei der Reichsverſicherungs.
anſtalt, für Angeſtellte iſt Beauftragter im Sinn=
des
§ 215 des V. G.f. A.
Er hat die rechtzeitige und vollſtändige Entrich=
tung
der Beiträge zur Angeſtellten=Verſicherung
nachzuprüfen. Die Arbeitgeber und Verſicherteu
ſind verpflichtet, ihm die hierzu erforderlichen Aus=
künfte
zu erteilen und notwendige Unterlagen zuz
Einſichtnahme vorzulegen.
Außerdem finden am Samstag jeder Woche vor)
13 Uhr nachmittags im Zimmer Nr. 1. der All.=

gemeinen Ortskrankenkaſſe, Blumenthalſtraße 7, ſoch mit

Die Mittel, die uns bis jetzt zur Verfügung ſtehen, reichen bei weitem nicht
us. Neben einer großzügigen und planmäßigen Erholungsfürſorge, die in dieſem
Jahre den kränklichen und unterernährten Darmſtädter Kindern aller Schulen
ind Konfeſſionen eine beſondere Kräftigung verſchaffen ſoll, muß auch die Be=
kämpfung
der Tuberkulvſe, der Rachitis und der übrigen geſundheitlichen
Schädigungen unſerer Jugend weitergeführt und die ſegensreiche Arbeit der
privgten Vereine der Kinder= und Jugendfürſorge geſtützt werden. Die Durch=
führung
aller dieſer Aufgaben erfordert Millionen.
Volksgenoſſen! Mitbürger!
Wir bedürfen alſo dringend großer Mittel! Mitbürger von
Darmſtadt! Ihr werdet nicht verſagen, wo es unſerer Kinder
Heil und Rettung gilt!
An Euch Alle, die ihr mit Gütern geſegnet ſeid, oder ob ihr nur über
Weniges verfüigt, ergeht unſer Ruf!
Gebt, was Ihr vermögt!
Gebt für unſere Kinder!
(6830a
Gebt ohne Zaudern!
Spenden erbeten an alle Darmſtädter Banken auf Konto Darmſtädter Kinder=
hilfe
oder an die hieſigen Tageszeitungen oder an die Stadtkaſſe ( Poſtſcheck=
konto
Nr. 2612) oder an die ſtädtiſche Sparkaſſe (Poſtſcheckkonto 5869),

inter

Sprechſtunden ſtatt, in denen Auskunft jeder Art ide im
über die Angeſtelltenverſicherung erteilt wird. nd im
Heilverfahren= und Rentenanträge werden wie ſuilee.
bisher von dem Schriftführer des Ortsausſchuſſes Für
der Angeſtelltenverſicherung, Herrn W. Schnell= ſich der
bächer, hier, Riegerplatz 11, entgegengenommen. 5his 7
ihr wo
Darmſtadt, den 20. Juni 1921.
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[ ][  ][ ]

Nummer 170.

Darmſtädter Tngblutt, Mittwoch, den 22. Junf 1921.

Seite 9.

andwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlangsweſen

Herbſt= und Frühjahrsfutter.
F. Die diesjährige Heuernte iſt infolge der lange an=
bzernden
Trockenheit bei weitem nicht ſo ergiebig ausgefallen,
ne man es ſich anfänglich vorſtellte. Abgeſehen von den Be=
uſſerungswieſen
, war das Heu kurz und ſtand nur dünn, es
zlte an Untergras. Es wird deshalb nötig ſein, den gewonne=
m
Heuvorrat für den Winter zurück zu halten und für Herbſt=
Flr5 Frühjahrsfutter Sorge zu tragen.
Für Herbſt= und Frühjahrsfutter ſorgen wir durch Stoppel=
gt
. Es iſt notwendig, daß die Stoppelſaat ſobald als möglich
ich dem Ernten der Vorfrucht in den Voben kommt. Als
ſerbſtfutter verwendet man vielfach ein Gemiſch von
Fbſen, Wicken und Hafer, und zwar az: den Morgen nimmt
an von jedem der drei Futtermittel je 37 his 38 Pfund. Pro=
u
dieſes Gemenges ergaben, auf ein Hektar berechnet, 940
öntner grüne Maſſe.
Für die Frühjahrsfütterung kommt der Inkarnat=
de
in Frage. Man muß dieſen aber ſchon im Auguſt ſäen,
unn man den Vorteil haben will, daß er im nächſten Jahre
neits Ende Mai einen guten Futterſchnitt liefert. Wird er
ſiter geſät, dann entwickelt er ſich auch im nächſten Frühjahr
ugſam, außerdem wintert er leichter aus, weil die Pflanzen
Herbſt nicht mehr genügend erſtarken können.
Auf den Morgen nimmt man 8 bis 10 Kilogramm. Da der
nkarnatklee von der Blüte ab raſch verholzt, ſo iſt er zur Futter=
pvinnung
immer ſchon bei Beginn der Blüte abzuernten. Vom
leh wird dieſes Futter nicht ſo gern gefreſſen wie der Rotklee
der da er reichlich 14 Tage vor dieſem geſchnitten werden kann,
do das erſte Grünfutter im Frühjahr liefert, nehmen ihn die
Tere doch gern an. Der Anbau des Inkarnatklees iſt deshalb
yn Bedeutung, weil er als Zwiſchenfrucht angebaut werden
un, er alſo in zwei Jahren drei Ernten auf demſelben Felde
enöglicht. In ſolchen Lagen, wo der Inkarnatklee leicht aus=
antert
, baut man ihn im Gemiſch mit Johannisroggen oder
uch mit Winterraps an. Dieſe eignen ſich deshalb hierzu, weil
ſſude im Spätſommer oder früh im Herbſt geſät werden können
rd im Frühjahr ſich ebenſo ſchnell entwickeln wie der Inkar=
Antklee.
Für leichtere Böden kommt zum Anbau als Stoppelfrucht
ach der Ackerſpörgel in Frage. Auf den Morgen rechnet man
ſois 7 Kilogramm Samen. Der Spörgel liefert ein den Tieren
iar wohlſchmeckendes und nahrhaftes Futter; man mäht ihn als
gänfutter zweckmäßig ſchon vor oder zur Zeit der Blüte ab.
Durch rechtzeitig vorgenommenen Anbau von Stoppelſaaten
dem Landwirt die Möglichkeit geboten, recht namhafte Men=
gan
guten und billigen Futters zu gewinnen. Bei günſtigen
ima= und Bodenverhältniſſen iſt eine rechtzeitige Ausſaat am
atze, um eine ausreichende Futtererzeugung für die Herbſt= und
äühjahrsmonate zu beſchaffen und damit den Heuvorrat, das
ure Winterfutter, zu ſtrecken und zu ergänzen.
Sommerſagten.
Die im Sommer ausgeführten Ausſaaten geraten ge=
ſohnlich
ſchlechter, weil grelle Beleuchtung und größere Luft=
ſud
Bodentrockenheit die Keimung hemmen. Das Saatbeet
hrlangt infolgedeſſen in dieſer Zeit beſondere Vorberei=
ſung
und beſondere Pflege. Vor allen Dingen muß eine
ntchbare Erde bereit gehalten werden. Gewöhnliche, noch
layt genügend in Kultur ſtehende Gartenerde, wie man ſie
Mamentlich in neuangelegten Gärten hat, können wir hier nicht
ſtauchen. An ihre Stelle tritt gut verrottete Kompoſt= und
iſterde. Dieſe muß aber wiederum vollſtändig frei von Stof=
ir
ſein, die noch nicht völlig zerſetzt ſind. Unverrottete Stoffe
ſprurrſachen das Schwarzbeinigwerden, der Jungpflanzen und
ſuncherlei andere Schäden. Es genügt ſchon, eine 34 Zenti=
Apter ſtarke Schicht guter Erde aufzubringen, wenn es mehr iſt,
ſun ſo beſſer. Das Saatbeet muß nach allen Richtungen, hin
ſtlſurgerecht liegen, damit das Gießwaſſer nicht ungenutzt ab=
zleßt
. Alle vier Seiten faßt man mit etwa 30 Zentimeter brei=
tn
Brettern ein, wodurch das Beet die Eigenſchaften und Vor=
tge
eines kalten Kaſtens erlangt. Die Bretter ſchützen das Beet
ar dem Winde und erlauben bei zu ſtarker Sonnenbeſtrahlung
4s Auflegen von Schattendecken. Wie bei der Freilandſaat, ſo
IIt auch hier die Reihenſaat der breitwürfigen vorzuziehen, weil
grade in der nahrhaften Saatbeeterde nur zu leicht Unkraut auf=
Allmmt. Die Keimung wird beſchleunigt, wenn man auf das
thörig durchgefeuchtete Beet, nachdem man es beſät hat, eine
nch der Dicke der Samenkörner zu bemeſſende Schicht Stroh,
ſebfenſtroh, Kartoffelkraut oder Kompoſt aufbringt und dann
fort wieder gießt. Dieſe Schutzdecke wird weiter mehrmals
tglich begoſſen. Brechen nach einigen Tagen die Keime durch,
tinn nimmt man ſie weg.
Wichtig für Rebbauern!
Als ſehr wirkſames Bekämpfungsmittel beim Auftreten der
ſeronoſpora haben die Höchſter Farbwerke ein Mittel erfunden,
gelches unter dem Namen Noſperal in den Handel gebracht
ſird. Noſperal iſt ein graues Pulver, das als Noſperal angewandt wird. Noſperal löſt ſich raſcher als
zupfervitriol. Die fertige, aus Noſperal und Kalk hergeſtellte
Noſperal=Kalkbrühe hat eine äußerſt feine, unbegrenzt lang
altende Beſchaffenheit, während Kupferkalkbrühe infolge Zu=
immenklumpens
ſehr bald ihre Spritzfähigkeit verliert. Noſpe=
al
=Kalkbrühe iſt nach Wochen noch ſpritzbar. Sie iſt lediglich
or Gebrauch noch einmal aufzurühren oder aufzuſchütteln, wäh=
ind
übrig gebliebene Kupferkalkbrühe weggeſchüttet werden
tuß, falls kein Zucker zugeſetzt werden kann. Noſperal= Kalk=
rühe
kann den ganzen Sommer über nur 1prozentig angewen=
et
werden, ſelbſt bei der zweiten und dritten Spritzung. Die
ſeſſere Wirkung des Kupfers in der Noſperal=Kalkbrühe iſt da=
urch
erklärlich, daß die Noſperal=Kalkbrühe infolge der äußerſt
in verteilten Beſchaffenheit derſelben ſehr viel beſſer zur Gel=
ung
kommt als Kupfervitriol. Noſperal iſt deswegen auch
ihr weſentlich ſparſamer im Gebrauch als Kupfervitriol.
Der fein verteilte Niederſchlag von der Nvſperal= Kalk=
rühe
haftet hervorragend feſt auf den Rebblättern und wider=
eht
ſelbſt ſtärkſten Regengüſſen. Auch ſind entgegen anders
nutenden Berichten die grauen Noſperal=Spritzſlecken deut=
ich
ſichtbar, was z. B. bei Verwendung von anderen Mitteln
Nurtakol) nicht der Fall iſt. Verbrennungserſcheinungen treten
ſei Beſpritzung mit Noſperal=Kalkbrühe nicht ein. Der Win=
er
arbeitet alſo bei dauernder Verwendung von Noſperal
ſcherer und billiger als mit Kupfervitriol
Ein Gutachten des Herrn Profeſſors Dr. G. Lüſtner von
er Pflanzenpathologiſchen Verſuchsſtation in Geiſenheim a. Rh.
nutet: Die Erſparnis bei Verwendung von Noſperal gegen=
ber
Kupferkalkbrühe iſt ganz erheblich. Die Zubereitung ge=
hieht
wie bei Kupferkalkbrühe. Die grau=ſchwarzen Spritz=
ecken
ſind deutlich ſichtbar und zeigten gute Haftfähigkeit. Der
Frfolg war ein ſehr guter.
Bienenpflege im Juni.
Der Juni bringt dem Imker drei größere Arbeitsgebiete:
zehandlung der Schwärme und Altvölker. Wei=
elzucht
und Ernte von Schleuderhonig. Iſt bei
ünſtigen Witterungsberhältniſſen ein Volk in ſeiner Entwicklung

o weit vorgeſchritten, daß es ſtark genug iſt, ein neues Bienen=
volk
in die Welt zu ſetzen, ſo werden zunächſt viele Drohnen er=
frütet
und dann Weiſelzellen gebaut. Sind die erſten Weiſel=
ellen
verdeckelt, dann zieht ein Teil der Bienengemeinde mit
er alten Stockmutter aus. Die Sonne gibt das Signal dazu.
Stehen die Stöcke nach Oſten, dann beginnt der Schwarmtanz
oft ſchon um 9 Uhr, an Südfronten zwiſchen 11 und 1 Uhr und

an Weſtfronten ſpäter bis 3 oder gar 4 Uhr. Der erſte Schwarm
heißt Vorſchwarm. Die Bienen haben für ihn ſchon irgendeine
geeignete Wohnſtätte ausgeſucht, ſie legen den Weg aber nicht
in einem Fluge zurück, denn die Stockmutter, im Fliegen unge=
übt
und ihres Eierorrats wegen ziemlich beleibt, ermüdet
ſchnell. Ihre Begleiterinnen bereiten ihr deshalb unterwegs
ein Ruhepolſter an einem nahen Stamm oder Aſt. Um ſie bildet
ſich dann die Schwarmtraube, ein herabhängendes Eirund, das
ſich feſter und feſter zuſammenfügt.
Bevor ſich die Schwarmwolke wieder erhebt, muß ſie der
Imker einfangen. Er muß ihr. aber Zeit laſſen, ſich zu beruhi=
gen
. Dies geſchieht am ſchnellſten im Schatten. Sitzt die
Schwarmtraube nicht unter dem Laubdach, ſo bietet man ihr
künſtlichen Schatten durch Vorhängen eines naſſen Sackes. Das
neue Heim des Schwarmes muß ſauber und rein ſein und darf
keine fremden Gerüche haben. Nach neun Tagen ſind die jungen
Weiſel reif. Einer kriecht aus, die anderen werden von den
Bienen daran gehindert. Jetzt kommt die Zeit des erſten Nach=
ſchwarmes
Hauptſchwarm genannt. Er führt viel Jungvolk,
viel Drohnen und einen unbefruchteten Jungweiſel mit. Mei=
ſtens
aber iſt er volksärmer als der Vorſchwarm. er beginnt auch
erſt nach fünf bis elf Tagen ſein Brutgeſchäft. Bei ihm iſt man
der Gefahr ausgeſetzt, daß er durch Verluſt des Weiſels bei dem
Begattungsfluge verloren geht. Dagegen wohnt dem Vorſchwarm,
wenn er in günſtige Trachtzeit fällt eine große Kraft inne. Er
bringt uns noch eine Honigernte. Seine befruchtete Stockmutter
richtet ſich vom erſten Tage an wieder auf das Legegeſchäft ein,
aber für nächſtes Jahr taugt ſie nichts mehr. Es empfiehlt ſich
deshalb, den alten Weiſel ſpäter, aber noch während der
Schwarmzeit, gegen einen befruchteten Jungweiſel einzutauſchen.
Im Hinblick auf Einträglichkeit der Bienenzucht iſt jedem
Imker zu raten, nie mehr als einen Schwarm dem Volke zu
entnehmen. Um das Nachſchwärmen zu verhüten, vertauſcht
man den Platz des Muttervolkes mit dem des Schwarmes und
macht die Behauſung des erſteren mit einem Tuch unkenntlich.
Sämtliche Flugbienen gehen dann auf den Schwarm und das
Muttervolk ſchlachtet ſchließlich ſeine Weiſel, bis auf einen ab
und denkt nicht mehr an das Schwärmen. Denſelben Zweck
erreicht man, wenn dem Volke nach Abgang des erſten Nach=
ſchwarmes
ſämtliche Weiſelzellen ausgebrochen und die ſchon ge=
ſchlüpften
Königinnen getötet werden. Dann wirft man den
Schwarm mit ſeiner Königin wieder in den Stock zurück. Schw.
Sommerpflege der Erdbeeren.
Wem Erdbeerpflanzungen lückenhaft werden, ſo läßt
die Sommerbehandlung meiſt zu wünſchen übrig. Die Erdbeeren
bilden ſchon ſehr früh im Jahr neue Wurzeln. Man gräbt ſie
deshalb möglichſt zeitig um, vielleicht ſchon im März, wenn der
Boden es erlaubt. Später läuft man Gefahr, die neugebildeten
Wurzeln zu verletzen. Die Folge iſt, daß die Pflanzen für einige
Zeit im Triebe ſtocken, was natürlich den Früchten ſchadet. Wer=
den
die Pflanzen während der Blüte in ihrem Wachstum geſtört,
ſo erntet man nur kleine, verkrüppelte Früchte. In dieſer Zeit
brauchem die Erdbeerheete beſonders viel Waſſer. Die Pflan=
zen
bilden dann viele und große Blätter, die den Boden ringsum
beſchattem und vor Austrocknung ſchützen. Wer keine Jung=
pflanzen
heranziehen will, kaun die Ausläufer bald nach der
Blüte entſernen, man darf ſie aber nicht mit der Hand abreißen,
ſondern ſchneide mit ſcharfem Meſſer ab. Gleichzeitig jäte man
das Unkraut. Wer neue Pflanzungen anlegen will, läßt die Aus=
läufer
der beſten Stöcke, die beſonders ſchöne Früchte tragen,
ſtehen.
Kurz vor der Reife der Erdbeeren umlegt man die Erdbeer=
pflanzen
mit einem trockenen Stoff, damit die Beeren bei Regen=
wetter
nicht mit Erde beſchmutzt werden. Durch die Ernte wird
natrlich der Boden, beſonders bei feuchtem Wetter, feſtgetreten.
Auch kommt es häufig vor, daß die oberen Wurzeln dabei von der
Erde entblößt werden; deshalb muß man nach der Ernte die
Erde wieder lockern und an die Pflanzen heranziehen. Unter=
läßt
man das Lockern, dann bilben die Pflanzen keine Blätter
mehr, wveil die Wurzeln nicht gemug Nahrung aufnehmen können
und infolgedeſſen fällt die Erdbeerernte im nächſten Jahre ſchlecht
aus. Da die Erdbeerpflanzen nur drei Jahre gut tragen, muß
man alljährlich für Nachzucht ſorgen und neue Beete anlegen.
Dies geſchieht heſſer im Herbſt als im Frühjahr. Die Pflanzen
wachſen dann beſſer an und man erntet ein Jahr früher. Die
günſtigſte Zeit iſt der Auguſt, aber auch im September kann
man noch mit Erfolg Erdbeeren pflanzen.
Ein gutes Düngemittel für Erdbeeren iſt der Kalk,
welcher die Früchte größer und wohlſchmeckender macht. Kalk=
büngung
iſt beſonders auf ſchwerem Lehmboden nützlich, wäh=
rend
er in ſandigem Boden weniger nötig iſt. Hier muß man
beim Kalk ſogar Vorſicht anwenden, damit nicht der Boden durch
den Kalk zu hitzig und zu trocken wird.

Obſt= und Garienbau

Die gefährlichſte Krankheit der Obſtbäume iſt der Krebs. der
ſich teils durch knollige Geſchwülſte an den Aeſten kennzeichnet,
teils durch weit offene, nach innen vertieſte Wunden am Stamm
oder an den Aeſten. Die Urſache ſind kleine Pilze, Nektria=
arten
, welche durch allerlei Riſſe oder ſchon vorhandene Wunden
in das Gewebe des Baumes eindringen und dort zerſtörend fort=
wuchern
. Krebserkrankungen findet man nach genauen Beobach=
tungen
am meiſten bei ſolchen Bäumen, die zu dicht oder zu tief
ſtehen oder auch zu feucht. In der Regel ſterben bald die Aeſte
ab, ja, das Leben des ganzen Baumes kann in Frage geſtellt
werden. Zweifellos ſind auch die Nährſtoffverhältniſſe des Bo=
dens
ſchlecht. Es fehlt an mineraliſchen Beſtandteilen beſonders
an Kalk. Man dünge alſo den Boden mit Kainit, Superphos=
phat
, Kalk uſw. Die Wundbehandlung hat möglichſt frühzeitig
zu geſchehen, andernfalls kommt auch die größte Sorgfalt zu
ſpät. Man kratze und bürſte die offenen Wunden aus und be=
ſtreiche
ſie dann mit Steinkohlenteer oder Baumwachs bis in die
tiefſten Winkel. Kleine Geſchwülſte ſchneide man ſorgfältig weg,
waſche die Stelle dann mit gutem Eſſig und verklebe ſie mit
Baumkitt, um ſpäteren Froſtſchäden vorzubeugen. Mit Krebs=
wucherutgen
behaftete Aeſte ſchneidet man am beſten ganz oder
teilweiſe ab. Die beſeitigten Teile, auch die Schnitzel aus den
Wunden, ſind unbedingt baldigſt zu verbrennen.
Zwei Apfelſorten ſetzen den Gartenbeſitzer in der Regel
auf eine harte Geduldsprobe. Es ſind dies der herrliche Graven=
ſteiner
und der rote Eiſerapfel. Mancher Gartenbeſitzer verzagte
ſchon, weil er keine rechte Ernte von dieſen beiden Sorten ein=
heimſen
konnte. Das hat ſeine Gründe; dieſe Sorten wachſen
erſt jahrelang ins Holz, bevor ſie reichlich Früchte anſetzen. Der
Gravenſteiner nimmt ſich damit 16 bis 18 Jahre Zeit, der Eiſer=
apfel
immer noch 10 bis 12 Jahre. Man verurteile alſo nicht
gleich ſeine ſchönen Bäumchen, ſondern ſorge lieber für eine För=
derung
des Holzwachstums.
Die Vermehrung der Stachelbeeren und Johannisbeeren
geſchieht Ende Juli durch Niederhacken der Zweige die man gut
mit Erde bedeckt und ziemlich feucht hält. Die Bewurzelung
vollzieht ſich dann hinreichend bis zum Herbſt. Die Abtrennung
hat aber erſt im Frühjahr zu geſchehen, wo man die Sträucher
dann auch verpflanzt. Um einen kleinen Stamm zu erzielen,
entſernt man die vielen ſich im Sommer bildenden Triebe bis
auf die oberſten fünf bis ſechs.
Fruchtbarkeit durch Hacken. Zwiſchen Saat und Ernte
liegt wochenlauge Pflegezeit. In dieſer iſt die Hauptarbeit das
Gießen und Hacken. Nur in lockerem Boden können Pflan=
zen
gedeihen. Wir graben und pflügen den Boden, damit

Wärme, Luft und Feuchtigkeit in ihn eindringen können. Die
Oberfläche des Bodens muß dauernd mit Poren durchſetzt blei=
ben
. Durch den Regen, durch das Gießen und die eigene
Schwere des Bodens wird der gelockerte Boden immer wieder
feſt, er verhärtet und verkruſtet und ſchließt die Luft von den
Wurzeln ab. Darunter leidet das geſunde Wachstum der Pflan=
zen
. Die Erdoberfläche muß alſo dauernd locker gehalten wer=
den
; das geſchieht durch das Hacken. Es erſpart nicht nur
manches Fuder Miſt, ſondern auch manchen Eimer Waſſer. Es
vertilgt zugleich das Unkraut. Die meiſten Anfänger hacken falſch.
Sie hacken in den Boden und beſchädigen die Wurzeln der
Kulturpflanzen, ohne das Unkraut zu ſtören. Es kommt darauf
an, daß man die Hacke leicht durch die Oberfläche des
Bodens zieht und alles unkraut abſchafft. Der
gute humoſe Gartenboden bedarf nur flachen Hackens. Man
verwendet dazu eine Hacke mit ſchmalem Blatt. Sehr ſchwerer
Boden, wie er eitentlich als Gartenboden gar nicht verwendet
werden ſollte, verlangt beſondere ſchwere Hacken. Die Breite
der Hacke muß ſich natürlich nach den Reihenabſtänden richten
damit man die Pflanzen nicht entwurzelt. Eine beſondere Art
des Hackens iſt das Behäufeln. Wer richtig hackt, zieht mit
Leichtigkeit dabei Boden an die Kulturpflanzen heran. In der
Mitte der Reihen entſteht dann eine Furche. Die angehäufelten
Pflanzen bekommen einen feſteren Stand und ein Teil des Sten=
gels
, der oft zu lang geworden iſt, kann neue Wurzeln in den
friſch zugeführten Boden ſchlagen. Außer bei Kartoffeln, die
ſtark angehäufelt werden, häufelt man Kohlgewächſe, Bohnen,
Tomaten und Erbſen. Bei abfallendem Gelände muß man dar=
auf
ſehen, daß die Furchen das Regenwaſſer halten, wie man
auch beim gewöhnlichen Hacken ſtets darauf achten muß, daß
flache Mulden das Waſſer zuſammenhalten.
H. H.
Wann iſt das Gemüſe reif? Gartenbohnen erntet
man am beſten, wenn die Kerne höchſtens linſengroß ſind. Dann
ſind ſie nnbedingt zart und haben noch keine Fäden, läßt man ſie
länger hängen, dann leidet der Nachwuchs darunter. Sobald
die Samen mehlig werden, läßt die Blüte nach. Auch Puff=
bohnen
ſollen noch milchig ſein, d. h. man muß die Samen
noch mühelos zwiſchen den Fingern zerdrücken können. Bricht
man Gartenbohnen in dieſem Reifeſtadium durch, dann muß es
knacken und der Bruch glaſig=ſaftig ausſehen. Kohlrabi, Kopf=
kohl
, Möhren, Mairüben, Rettich und Radies müſſen ſpäteſtens
geerntet werden, wenn die Rüben, Köpfe oder Knollen zu platzen
beginnen. Dies zeigt ſchon Ueberreife an. Frühſorten von
Weißkohl, Rotkohl und Wirſing ſind erntereif, wenn ſich die gro=
ßen
äußeren Blätter am Rande gelb färben. Bei Zwiebeln zeigt
das Abſterben der Schlotte die Ernte an. Melonen bekommen
Duft und verfärben ſich. Die Frucht wird am Stielende weich
und der Stiel beginnt zu ſchrumpfen.
Zur Schneckenbekämpfung im Garten eignen ſich ſehr gut
die Nückſtände von Karbidlampen. Man ſammelt dieſe in einer
gut ſchließbaren Blechdoſe und ſtreut das Pulver bei Bedarf
unter die Bäume und Sträucher, doch darf nichts auf die Pflan=
zen
ſelber kommen. Die Schnecken werden davon unfehlbar ver=
nichtet
und wagen ſich auch nicht leicht heran, nebenbei wirkt das
Karbid als treffliches Düngemittel, iſt alſo den Pflanzen nicht
etwa ſchädlich.
um Gartenwege, gepflaſterte Höfe uſp. rein zu halten,
gieße man eine Löſung aus, die aus einem Pfund Schwefel und
10 Pfund ungelöſchtem Kalk und etwa 50 Liter heißem Waſſer
beſteht. Das Unkraut wird dann auf Jahre hinaus verſchwin=
den
, weil die Würzelchen alsbald zerſtört werden. Die Miſchung
eignet ſich auch ſehr gut zum Beſtreichen von Bäumen gegen
Raupen.
A

Pieß= und Geflügelzucht

Schweine darf man nicht zu jung zur Maſt einſtellen. Sie
müſſen erſt mindeſtens ein Gewicht von 50 bis 60 Kilogramm
erreicht haben, alſo ſo kräftig geworden ſein, daß ſie die An=
ſtrengungen
der Maſt die namentlich an die Verdauungsapparate
geſtellt werden, gut ertragen können. Sind ſie noch nicht ge=
nügend
entwickelt, ſo ſind Verdauungsſtörungen unausbleiblich;
oft muß dann das Tier rorzeitig abgeſchlachtet werden, wenn es
nicht gar eingeht.
Der Geſchmack der Ziege. Mehr als bei anderen Haus=
tierem
muß bei der Ziegenfütterung der Geſchmack der Tiere be=
achtet
werden. Nicht nur die Güte des vorgeſetzten Futters und
die Zubereitung, auch die Reihenfolge, in der es gegeben wird,
ſpielt eine Rolle. Niemals darf man Ziegen viel Futter auf ein=
mal
geben. Bei voller Stallhaltung füttert man im allgemeinen
dreimal täglich. Zuerſt gibt man Trockenfutter, Häckſel geſchnit=
tenes
Heu. Haben ſie ſich daran geſättigt, läßt man ſie trinken
und gibt nachher noch eine Gabe gemiſchtes Futter mit Runkeln,
Kraftſutter, Lecken und zum Schluß etwas Langfutter in die
Raufe. Die Hauptmahlzeit findet abends ſtatt. Topinambur,
Senf, Serradella, Buchweizen uſtp, lieben viele Ziegen ſehr. Vor=
trefflich
werden von den Ziegen ausgenützt Oelkuchen, Treber,
aber auch Körner. In der Hauptſache gibt man mehr Trocken=
als
naſſes Fütter und tränkt bei jeder Mahlzeit. Zu vermeiden
iſt gefrorenes, fauliges, zu weiches, verdorbenes Futter. Es
macht die Ziegen wähleriſch, ſie verderben ſich den Magen und
erkranken. Salzgaben, Gewürze, Brot ſind zum Teil Bedürfnis,
zum Teil angebrachte Leckereien. Kochſalz lieben die Ziegen be=
ſonders
, es fördert ihre Verdauung und Wohlbefinden und trägt
zum ſchönen Ausſehen bei. Zum Lecken miſcht man zu gleichen
Teilen Anis, Enzian und Kochſalz oder Kümmelholunder und
Kochſalz, oder Kalmus, Mekiſſen und Kochſalz, oder Wacholder,
Pfefferwinze und Kochſalz und gibt täglich 1 Eßlöffel voll.
Meliſſenkraut iſt ein beliebtes Tierfutter. Es fördert das
Eierlegen der Hühner, vermehrt den Ertrag der Ziegenmilch und
verleiht dem Kaninchenfleiſch einen feinen Geſchmack. Ein Auf=
guß
von Eſſig auf die Blüten und Blätter ergibt einen ſchmack=
haften
Würzeſſig für Tunken und Gabelbiſſen.
* Künſtliche Beleuchtung der Geflügelſtälle. Der Tierarzt
Dr. Herberg in Oſterrath ſchreibt der Köln, Ztg.: In Nr. 342
der Kölniſchen Zeituug vergaugenen Jahres habe ich darauf hin=
gewieſen
, daß durch künſtliche Beleuchtung der Geflügelſtälle eine
Hebug der Eierproduktion und ein Wachstum des Funggeflü=
gels
erzielt werden kann. In Nr. 7 und Nr. 9 des 23. Jahr=
gangs
der Deutſchen landwirtſchaftlichen Geflügelzeitung beſtäti=
gen
neuerdings C. v. Mackenſen und C. v. Thaden dieſe
Angaben. Auf ſeinen Reiſen in Amerika hat v. Mackenſen der=
artige
Einrichtungen geſehen. Ueberall in den Vereinigten
Staaten und Kanada wird jetzt mit künſtlicher Beleuchtung ge=
arbeitet
. Im Staate Neu=York wurden im letzten Jahre auf
etwa 100 Geflügelfarmen derartige Verſuche gemacht, und alle
berichten von beſten Erfolgen. Unter anderem wurde eine Stati=
ſtik
von 200 Leghornhennen aufgeſtellt. Unter ſonſt gleichen Be=
dingungen
wurden 100 Hennen mit künſtlichem Licht gehalten
und 100 ohne Beleuchtung. In 48 Wochen wurde bei den künſt=
lich
beleuchteten Hennen ein Reingewinn von 135 Dutzend Eiern
erzielt. Die Urſache der größeren Legetätigkeit iſt darin zu er=
blicken
, daß den Hennen die langen Nächte abgekürzt werden, ſo
daß ſie mehrmals Gelegenheit haben, Nahrung aufzunehmen.
Dieſes Mehr an Nahrung kommt wieder der Eierbildung zugute.
Geſundheitliche Störungen ſind nicht zu befürchten. Auch v. Tha=
den
beobachtete eine günſtige Beeinfluſſung der Legetätigkeit der
Hennen durch künſtliche Beleuchtung. Gute Beleuchtung der
Kükenſtallungen in Verbindung, mit mehrmaligem Füttern be=
wirkte
ein ſchnelles Wachstum und gute körperliche Entwickelung
der Jungtiere, (Köln, Ztg. Nr. 407)
Nachdruck ſämtl. 2
rboten, Verantwortlich: Kurt Mitſching.

[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch), den 22. Juni 1921.

Rummer 170.

Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes

Bericht von der Frankfürter Börſe vom 21. Junf.
Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie, Darmſtadt.
Das Herannahen des Halbjahresendes, ſowie die neuem Steuer=
projekte
veranlaßten die Spekulation zu Regliſationen, wodurch auf
einigen Märkten Kursabſchwächugen eintvaten. Speziell im Freiver=
kehr
ſtanden verſchiedene Werte im Angebot. Es verloren: Kaſſeler
Faß 60 Prozent, Gebrüder Fahr 10 Prozent, Neckarſulmer 8 Prozent.
Raſtatter Waggon, ſowie Benz konnten ſich gut behauten. Montan=
werte
notierten größtenteils niebriger. Am Markt für Chomiſche Werte
konnten die anfänglichen Kursverluſte zum Teil wieder eingeholt wer=
den
. Am Elektromarkte betrugen die Kursvückgänge 35 Prozent. Der
Einheitsmarkt zeigte auf größere Kaufauufträge des Publikums eine feſte
Tondenz. Höher ſtellten ſich Daimler, Eßlinger Maſchinen, Berlin=
Frankſurter Gummi, Hilpert, Motoren Oberupſel. Nähmaſchinen Kah=
ſer
. Niedriger waren Karlsruher Maſchimnen, Heſdelberger Zement,
Zuckerfabrik Offſtein. Der Deviſenmarkt war gut behauptet.
Frankfurter Abendbörſe vom 21. Juni.
w. Das Geſchäft geſtaltete ſich weſentlich ruhiger. Es kam auch nicht
zu ſo großen Kursveränderungen, da die Spekulavion ſich zurückhaltender
verhielt. Im freien Verkehr ſtellten ſich Gebrüder Fahr niedriger 295.
Holzmann wurden zu 347 gehandelt. Es wurden ferner genannt Neckar=
ſulm
318, Benz=Motoren 201. Julius Sichel ſtellten ſich auf 612. Deut=
ſche
Petroleum 775. Ludwig Ganz lagen im Angebot. Mexikaner ſchwäch=
ten
ſich auf Nachrichten, über Unruhen im Lande ab. 5proz. Gold=
mexikaner
757, ſchwächer, auch 5proz, Silbermexikaner gaben nach.
Deutſch=Ueberſee feſter 1195. Licht und Kraft ſchwächten ſich ab. Bei
vorwiegend behanpteter Tendenz verkehrten chemiſche Werte; doch war
auch das Geſchäft nicht allzu umfangreich. Scheideanſtalt 600½, gaben
etwas nach. Adlerwerke Kleher befeſtigt. Bad. Anilin ſtellten ſich wieder
etwas niedriger. Der Einheitsmarkt der Induſtrieaktien lag weſentlich
ruhiger. Spinnerei Gttlingen zirka 20 Prozent höher gefragt, konnten
Mangels Angebot nicht zur Notierung gelangen. Der Schluß war
ruhig, die Tendenz behauptet.
Der Wert der Mark im Auslande.
* Für 100 Mark wurden am 21. Juni gezahlt in Zürich 8.47½
(vor dem Kriege 125,40) Franken, Amſterdam 4,30 (59,20) Gulden,
Kopenhagen 8,50 (88,80) Kronen, Stockholm 6,50 (88,80) Kro=

nen, Wien 991 (11780) Kronen, Prag 1032/ (117.80) Kronen, Lon=
don
7.43 (9780) Schilling, Neu=Yoxk 1,4234 (B,80) Dollar, /Pa=
ris
1774 (125,40) Franken.
w. Leviſenmarkt. Frankfurt a. M., 21. Juni.

M Je
GeldT Brief Rrde
Geld Briei Ke Krufe
Geld ! Prief Geld ! Brief An A 7 557.40/ 558 Olg 560,6 Norweuſen. fIDNLA KIGBM N0 % HIOTI.- Holland. k295 2)ſs 398 231529 231980 Schweden. 15583= 158:1 15561, 1559½ London: 261Iſg 259l. 2321o 263. Helingfors. 11989 130,17) 111.90 0 112 10 Paris ..." 566,85 5 587.,85 565 49 567.6 New=Yor. 68 77½ 88.991 89.33 69,52 Schweiz . .. lti7839 178.70 177.80 18039 Vien (altes Spanien 916.60 9174 924 10 925.30 D.=Oeſt. abg. 1393 14.97 13.38- 13,42 Italien. 353,60 354.40 350,60 351.40 Budapeſt 88,63- 28,88 23,72 63,78 Liſſab.=Op. Prag. . . 5.90- G8.10 Länemark. tugs.30 u1gs.7I. ltuge.80 u19520

Berliner Börſe.
* Berlin, 21. Juni. Börfenſtimmungsbild. An der
Börſe bot der Markt der zu ſchwankenden Kurſen notierten Werte ein
Bild der Uneinheitlichkeiſt mit Neigung zur Abſchwächung. Die Kurs=
rückgänge
waven aber wenig erheblich. Angeblich ſucht die Spekulation
zu realiſieven wegen der Beunruhigung hinſichtlich der kommenden Steu=
ern
. Einzelne Werte ſtiegen jedoch wieder namhaft. So ſetzten Thale
Eiſenhütte 45 Proz, höher ein, wovon jedoch 15 Proz, wieder verloren
gingen. Die Aktiengeſellſchaft für Anilinfabrikation gewann 13, Adler=
werke
Kleher 10 Prozent. Am Einheitsmarkt herrſchte wieder ſtarte
Kaufluſt, da das Privatpublikum ſich wieder lebhaft beteiligte und na=
mentlich
für Maſchinen= und Textilwerte Intereſſe bekundete. Der An=
lagemarkt
war ruhig. Deutſche Anleihen zum Teil gebeſſert. Mexika=
niſche
Anleihen etwas nachgebend. Deviſenkurſe im allgemeinen feſt,
aber wenig verändert.
Produktenbericht. Am Produktenmarkte war Mais feſt, da
Bezugsſcheine knapp zu werden beginnen. Angeblich werden davon
weniger als früher neu ausgeſtellt. In Hülſenfrüchten hindert der hohe
Preisſtand für inländiſche Ware das Geſchäft. Viktoriaeerbſen blieben
weiter begehrt. Für Oelſaaten zeigte ſich wieder Nachfrage. Pon In=
landsmühlen
wurde alter Raps mehr begehrt, da man für neue Ware
Schädigungen durch das Wetter befürchtet. Auch Oelkuchen hatten feſte
Tendenz. Rauhfutter blieb ruhig.

Deutſche Reichsbank.
* Berlin, 20. Jui. Wie der Ausweis der Reichsban.
vom 15. d8. Mts. erkennen läßt, ſind nach den Abflüſſen von Zahlung=
mitteln
während der beiden Vorwochen in der Berichtswoche Rückflüf
wenn auch verhältnismäßig beſcheidenen Umfangs, eingetreten.
umlauf an Banknoten hat um 261,7 Millionen auf 7188
Mill. Mark, der Umlauf an Darlehnskaſſenſcheinen u
229,6 Millionen auf 8766.2 Millionen Mark abgenommen. An beide=
Geldſcheinen zuſammen ſind in der zweiten Junwoche 491,3 Millions
Mark in die Kaſſen der Weicksbank zurückgelangt gegenüber 61.9 Ml
Mark in der Vergleichszeit des Vorjahres. Die Entwicklung der An
lagekonten zeigt ein weniger befriedigendes Bild als der Zahlungsnä
telverkehr. Die geſamte Kapitalanlage iſt um 7059,6 Mial
auf 69 520,4 Mill. Mark und die bankmäßige Deckung für
allein um 7076,6 Millionen auf 69 248,2 Millionen Mark angewachſe=
Die Steigerung liegt ausſchließlich in der Zunahme des Beſtandes de
Bank an diskontierten Reichsſchatzanweiſungen begründet, die in d=
Berichtswoche 7125,7 Milliooen Mark ausmachte. Die Beträge der mu
geforderten Kredite ſind zum größeren Teil auf den Konten der frem
den Gelder verblieben, wie aus der bei ihnen ausgewieſenen Zunahn
von 5028,9 Millionen auf 14 690 8 Millionen Mark erſichtlich iſt. B
den Darlehnskaſſen hat ſich die mehrfach erwähnte Rückzahlum
größerer Darlehnsbeträge fortgeſetzt. Die Summe der ausſtehende
Darlehen iſt um 2206,1 Million Mark auf 20 174,2 Millionen Ma=
zurückgegangen. Daraufhin war von der Aeichsbank ein dieſer Vermin
derung entſprechender Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen an die Da=
lehnskaſſen
zurückzuliefern, ſo daß die eigenen Beſtände der Ban
an Darlehnskaſſenſcheinen unter Berückſichtigung der Rüc
flüſſe aus dem Berkehr eine Abnahme um 1976,3 Millionen Mark ar
11 287,8 Millionen Mark zeigen.

* Ausdehnung der Auslandsorganiſation, de
Frankfurter Meſſen. Das Frankfurter Meßamt hat in Ma
land, Corſo Vittorio Emanuele 22, eine eigene Geſchäftsſtelle eingenichte
Außer der Werbearboit für die Frankfuter Meſſen, ſoll dieſes Burea=
Auskünfte über die Ein= und Ausfuhrbeſtimmungen Deutſchlands und
Ihaliens erteilen. Auch in Finnland iſt für die Frankfurter Meſſen eim
neue Auskunftsſtelle eingerichtet worden, und zwar im den Geſchäfts
räumen der Firma Keller u. Kroher, Helſingfors, Fabriksgatan 4.

Frankfurter Kursbericht 21. Juni 1921. Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie (Darmſtädter Bank).
Berliner Kurſe.

Staatspapiere.
5% Reich2anleihe. . . . .
48
3½%
.....
320
4½%1V.u. F. Schatzanweiſ.
4½% VI.IK.
Sparprämienanleihe . . . .
490 Preuß, Konſols ....."
..
3½%
....
880
42 Bad, Anl. unk. 1935 73,50
b. 1907.
8½%
42 Bahern Anl. . . . . . . . 7,50
.......
319%0
495 Heſſen unk. 1924.. .. 73,25
3½%0 ........."
......... .. 55,25

Ausländiſche.

138 Sef ergilent.
1913, ab 1918........
4½% Oeſt. Schatzanwei),
ſtfr. v. 1914.. . .. . . . . .
4½ Oeſt. Goldrente. . . . .
4% einheitl. Renie.

bite
45
6%
489 Ti.
42
42
4%
4½%
49
49

Koene.
Staatsr. b. 10
Kronenrente.

20, 6. 7 77,50 7775 7525 4 70,30 69,25 75. 75. 84. 84,20 72,25 72,25 86. 85,70 70,90 7030 60,25 (0,75 56,75 53.1y 65,20 65,25 G5,50 61,80 55. 79,10 378, 380, 25, F. 32,25 32, 51. 22,75
53 23,50 21 119,50 118. b. 25. os
110,- 108. 94,10 95. II. 67,50 4/ 39,75 37,25 59,25 59. 0 33,25 33,25 31,25

Mferaanäſcs.
z75o 1 5% Mexik. amort. innerei
konſ. äuß. v. 99
42 Mexik Goldv. 04, ſtfr.
konſ inner..
4½% Frrigationsanl,
5% Tamaulipas, Ser. I.
Oblig. v. Transportanſt.
49 Eliſabethbahn ſtfe.. ..
2,6% Oeſt. Südb. (Lomb.)
32,Oeſt. Staatsb. 1.b.8.Em.
13 50 (3% Oeſt. Staatsb. Erg. Netz
v. 1893.
4%
4½% Anatolier I.......
39 Salon. Conſt Jonction
3% Salonique Monaſtir.
L2,S5 5% Tehuantepee ......
4½20
....
Deutſche Städte.
490 Darmſt. v. 1919b.1925
3½% Darmſtadt v. 1905.
4%0 Frankfurt v. 1913....
3½%
v. 1903....
490 Mainz, b. 1919b. 1926
Pfandbriefe.
42 Frankf. Hyp. Bk. 1920
51. 3½%
420 Frkf. H.ard.=Ver. 1921
480 Mein. Hhzp. Bank 1922
1922
4%0 Pfälz.
1923
94, 14% Phein.
3½26
verl.
4%0 Südd. Bk. Münch. 1906
4%0 Heſſ.Ldhyp. Bk. Pfdbr.
3½% Heſſ.Ldhy. Bk Pfdbr.
42 Heſſ. Ldhyp. Kom, Obl.
Bank=Aktien.
Berliner Handelsgeſ.: .
31,50 Darmſtädter Bank.. .

Ans den Amtsverkündigungen des Kreis=
amts
Darmſtadt und den Bekauntmachungen
des Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 braunes Portemonngie mit über
3- und Reiſebrotmarken, 2 Schrankſchlüſſel, 1 Motor=
radkette
, 1 graues Zeichenmäppchen, 1 Pak. Heringe,
1 ſchwarzer Beutel mit über 30 , 1 Paar Kinder=
ſchuhe
, 1 ſchwarzer Spazierſtock mit hellem Metall=
knopf
, 1 Reitſtiefel mit Leiſte, 1 ſchwarze Stoffhand=
taſche
mit Portemonngie und über 20 . Inhalt,
Taſchentücher uſw.
Zugelaufen: 1 junger Dobermann, 1 kleiner
ſchwarzer Hund mit gelben Füßen.

20, 6. 21. 6. Bank=Aktien (Fortſ.) 7 2e 474 Deutſche Bank ....... 319,50 318, 778, 761. Dt. Effekt.= u. Wechſelvk. 161. 160, Deutſche Vereinsbl. . . .. 138,50 138,75 Diskontogeſellſchaft .. 268,75 505, 401, Dresdner Bank. . 228. 322. 320, Metalbank ..........." 316,50 316,50 48,25 Nationalbank f. Deutſchl.
Oeſt. Kreditanſtalt . . . ..
Rhein. Kred.=Bank. . . .. 182.
63,25
183,25 62,75 80.
57,25
43,50 79.
Bergwerks=Aktien.
Bochumer . ..... ....... Buderus ............. 105. Dt. Luxemburger. . . 337. 330,50 Gelſenk. Bergw... 359, 353, 88,25 87,50 Harpener Bergb. 533,25 5l8. 460, Eſchweiler Bergw.. 394. Kaliwerke Aſchersleben .. 322, 320, 78,75 Weſteregeln
Laurahlitte . . . ..
Lothringer Hütte. 443,
-490, 437. Mannesmann Röhren. 618,50 619,50 27,50 Phönir. ..7 711. 715. Oberſchleſ. Eiſen (Caro), 267, 264. Oberbedarf...... 309,50 302,25 96,50 96,50 Rhein. Stahlw.
Riebeck Montan.. 496,50
505. Wr50 85.
90, 90, 85 50 Aktien v. Transportanſtalt.
Paketfahrt. . . 169,50 170. 93,50 94,25 Nordd, Lloyd.... 149,50 150,50 97,75 29,50 Südd. E.=B.=Geſ... 91,75 91,75 Schantung E.=B.. 562, 81,50 Baltimore . . . . 101. 101. Kanaba ......." 98,50 98,50 Lombarden ........... 84,10
100. 84,10
96. Oeſt.=Ung. Staatsbahn .. z 212, 213. Induſtrie=Aktien.
Zement Heidelberg. ...
Badiſche Anilin ....... 350, 349,50
6sH 179. 179. D. Gold=u. Silbſcheideanſt. Gi8. 604, DDfe=-Aife Gauf 20, 6. 21. 3. Griesheim Elektron. . 303,50 305. Höchſter Farbwerke. 331. 334,50 Holzverkohlung ..... 474,75 474,50 272. Werke Albert Chem.). 599, 228. Allg. Elektr.=Geſ..... . . . 296,50 298. Bergmann=Werke. . .. . . . 321, 320, 183. Felten & Guilleaume... 584. 571. Lahmeher ............. 235. 239. 183. Licht & Kraft. . . 9.7.4.4 237. Rhein. Elektr. Werke. . .. 229, Schuckert.............. 220, 253. Siemens & Halske ..... 325, 322, Feinmechanik (Fetter) ... Gelſenkirchen Gußſtahl .. 405. 425, Gummi=Berlin=Frankfurt 279,75 270, Gummipeter. . . . . . . . . . 448. 439, 1 380 Heddernheimer Kupfer.. 389,50 389, 1 Lederweeke Spicharz. .. 250 Lüdenſcheib Metall ..... 745. 748, s Adlerwerke Kleher.: ... 230, 279,50 Badenia (Weinheim).... 365. 380, Breuer & Co. Vorzüge.. 271. 1e Oaimler Motoren. . . . . . 196. 209 8 Eßlinger Maſchinen. ... 336. 350 18 Gasmotor
pren Deutz...... 318. 324, ) Karlsruher Maſchinen. . 502, rat. 500, Lux’ſche Induſtrie .... .. 320,50 327. Vogtländiſche Maſchinen. 320, Oelfaßrik Ver, Dt. ... 302, 303,75 9 Zellſtoff Waldhof. ......" 530, Buckerfabr, Waghäuſel.. 330, Frankenthal. 335. 340, V Offſtein.. . . . 417. 405. 18 Darmſtädter Werte. Nahfr. 69 Dampfkeſſel Rodberg ... 320. 325. Gebrüder Roeder... .. . . 340. 345. 19 Gebrüder Lutz ....... 280, 290, Helvetta Konſervenfabrik. 219. 224 Motorenfabrik Darmſtadt 173. Venuleth & Ellenberger.

(Eigene telegr. Meldung.)
Aktiengeſ. f. Anilinfabr.. .
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Augsb.=Nürnb. Maſchinen
590, Berlin Anhalt=Maſchinen
Bismarckhütte. . . . . . . . . .
Deutſch=Atlant. Tel. ....
Deutſch=Niederländ. Tel,
Deutſche Erdöl. . . . .....
230, 1Dt. Kaliwerke. . . . . . . . .."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte .. .
Dynamit Nobel .... .. .."
1025. Elberfelder Farben .....
Elektr, Lieferung ......."
Geſſenk. Gußſtahl.. ..
Geſ. f. elektr. Untern....
Hanſa Dampfſch. . ....
Hemoor Zement .....
Hirſch Kupfer........ .
Höſch Eiſen.. .... .. ...."
Hohenlohe Werke.....
Kahla Porzellan. ...
Linde’s Eismaſch.. ....
Lingel Schuh ... .....
Linke & Hofmann,
Nordd. Gummi ........
Orenſtein. . ...... .....
Rathgeber Waggon.....
Roſitzer Zucker .........
531, Rütgerswerke ..... .. ..:
340, Sachſenwerk ...........
Siemen Glas ..... .. ..."
Thale Eiſenhätte . . . . . . .
Ver. Lauſitzer Glas... ..
Weſtfäl. EiſenLangendreer
Wittener Gußſtahl..
Wanderer Werke .......
Deutſche Betroleum....
Sächſiſche Gußſtahl ....
177, Steaua Romana .. ... ..

20,/6.

319.
243.
969,
875.
320,25

620,
369,50
557.
227,50
420,
208,

420,
339.

232.

876.
443,
190,
584,75
529,75
490,
388.

894.
875.
329,
460,

612,
785.
820,
950,

21,6.
585,
460,
319,7
255.
270,1
880
Bich
B13,
620,
368,5

227,5
450,
201,
I
428,-
339,

232,

350,
384,
450,1
195.1
574,
530,

390,
281.
879,75
890,

454.

598.
775.

900.

Behanntmachung.
Auf die Bekanntmachung des Reichsminiſters für
Wiederaufbau über die Abänderung der Bekannt=
machungen
vom 11. Februar und 18. Mai 1920,
betreffend Sitz und Geſchäftsbereich der Spruch=
kommiſſionen
der Kolonialzentralverwaltung vom
11. Mai 1921, abgedruckt in der Darmſtädter Zeitung
vom 28. Mai 1921, mache ich beſonders aufmerkſam.
Die betreffende Zeitung kann von Intereſſenten im
Stadthaus, Zimmer 40, eingeſehen werden,
(St, 7292
Darmſtadt, den 15. Juni 1921.
Der Oberbürgermeiſter.

ne
Die Weißbinder= und Terrazzoarbeiten zum Aus=
bau
der Wohnhausneubauten am Rhönring ſollen
vergeben werden.
Bedingungen liegen bei dem unterzeichneten Amte
Grafenſtraße Nr. 30, Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Freitag, den 1. Fnli 1921,
vormittags 10 Uhr, einzureichen.
(St,7291
Darmſtadt, den 21. Juni 1921.
Städtiſches Hochbauamt.

Entſchädigung für an Maul= u. Klauenſeuche
gefallene Ziegen.
Unter Hinweis auf die Bekanntmachung des
Kreisamts Darmſtadt vom 6. Juni 1921 in der
Darmſtädter Zeitung Nr. 133 vom 10. Juni 1921
erſuche ich Anträge auf Gewährung einer Ent=
ſchädigung
mit den erforderlichen Nachweiſen ( Be=
ſcheinigung
der Kreisabdeckerei, Zeugnis der Orts=
polizeibehörde
, des Kreisvetinäramts oder geeigneter
Privatperſonen) auf dem Stadthaus, Zimmer 48,
bis ſpäteſtens 1. Auguſt d8. J8 einzureichen,
Darmſtadt, den 13. Juni 1921.
(st, 7293
Der Oberbürgermeiſter.

Inſtallationsarbeiten.
Die Herſtellung der elektriſchen Inſtallationen in
7 Häuſern am Rhönring ſoll vergeben werden. Be=
dingungen
und Angebots cheine dafür ſind zum Selbſt=
koſtenpreis
auf dem Bureau Frankfurterſtraße 100
während der Dienſtſtunden zu haben.
Angebote ſtnd bis Lonnerstag, den 30. Juni
1921, vormittags 10 Uhr, bei der unterzeichneten
Drrektion, Frankfurterſtraße 29, einzureichen.
(st., 7236
Darmſtadt, den 18. Juni 1921.
Direktion der ſtädt, Gas= und Waſſerwerke.

Heugras=Verſteigerung.
Montag, 27. Juni I. J., morgens 9 Uhr, wird
bei Wwe Gruber zu Thomashütte das Heugras von
den Domanialwieſen in Gemarkung Forſt Eichen und
Urberach, ausgenommen Los 16, 19 und 20 der
Schmellenbruchwieſe, die Wieſe im Mainzer und
Sporneichen und Los 15 und 16 der Lanawieſe, ver=
ſteigerr
. Die zur Verſreigerung kommenden Loſe
ſind vorher einzuſehen. Es dürfen nur Vießhalter
(7281
für den eigenen Bedarf mitbieten.
Meſſeler Forſthaus, 20. Juni 1921.
Oberförſterei Meſſel.

In unſer Handelsregiſter, Abteilung 4, wurden
O folgende Einträge vollzogen:
Am 3. Juni 1921. Neu eingetragen die Firma:
Aures & Co., Darmſtadt.
Inhaber ſind: Wilhelm Karl Aures, Kaufmann
in Darmſtadt, Guſtav Heißner, Kaufmann daſelbſt.
Die offene Handelsgeſellſchaft hat am 1. Mai
1921 begonnen.
Am 10. Juni 1921. Neu eingetragen die Firma:
Fulius Steiermann, Darmſtadt.
Inhaber iſt: Julius Steiermann, Kaufmann in
Darmſtadt: Die Geſchäftsräume befinden ſich Eliſa=
bethenſtraße
45.
Hinſichtlich der Firma:
Valentin Michel, Feilenfabrik und Schleiferei,
Darmſtadt. Der Ingenieur Eduard Droſte in Darm=
ſtadt
iſt in das Geſchäft als perſönlich haftender
Geſellſchafter eingetreten. Die offene Handelsgeſell=
ſchaft
hat am 1. April 1921 begonnen.
Am 13. Juni 1921. Neu eingetragen die Firmen:
1. Odo=Maſchinenfabrik Darmſtadt Eugen Eßwein,
Darmſtadt. Inhaber iſt: Eugen Eßwein, Ingenieur
in Darmſtadt. Die Geſchäftsräume befinden ſich
Magdalenenſtraße 17.
2. Fris=Film=Geſellſchaft Heinz=Raben & Co.,
Darmſtadt. Inhaber iſt: Ernſt Heinz=Raven, Direktor
in Darmſtadt, Lille Heinz=Naven, geborene Kraatz,
Ehefrau des Direktors Ernſt Heinz=Raven in Darm=
ſtadt
. Die offene Handelsgeſellſchaft hat am 10. Mai
1921 begonnen. Angegebener Geſchäftszweig und
Lage der Geſchäftsräume: Die Herſtellung von Film=
Aufnahmen: Dramen, Detektiv= und Luſtſpiel=
Filmen, die Einrichtung und den Betrieb von Licht=
ſpiel
=Theatern und den Verkauf kinematographiſcher
Apparate jeder Art. Hermannſtraße 51,
Darmſtadt, den 18. Juni 1921.
(7295
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

Günſtiges Möbel=Angebot!
Schlaf=, Speiſe=, Herrenzimmer= und Küchen=
Einrichtungen, Büfett einz., Kredenz, Vertiko,
Diplomat= u. Schreibtiſch m. Aufſatz, Damen= u.
Rollſchreibtiſch in Mahagoni, Eekretär, Kommode
m. Glasaufſatz, Brandkiſte, Küchen= u. Kleider=
ſchränke
, 1= u. 2 tür., Waſchkommode u. Nacht=
tiſche
m. u. ohne Marmor, Pfeilerſchränke, Kom=
mode
, Diwau m. 2 Seſſel, Ehaiſelongue, verſch.
Diwan, Seſſel, gep. Stühle, Tiſche u. Stühle, Nus=
zug
= u. ov. Tiſche, Glasvitrine, Trumeau= u. Wand=
ſpiegel
, Uhren, Garten= u. Balkonmöbel, weiß,
Badewanne, emaill., Gasherd, Bilder, mittl.
Kaſſenſchrank, Kleinmöbel aller Art (*24571
im Möbel= u. Auktionshaus
Hxummeek
Nr. 1c Bleichſtraße Nr. 1 c
Annahme von Verkäufen, Verſteigerungen und Taxationen,

N. 8. U.- Tourenräder
I. 8. U. Damenräder
I. 8. U.- Halbrenner
I.8. U. Freilaufnaben
alles in großer Auswahl
u. unübertroffenerQualit.
zu haben bei
niedrigſten Preiſen.
Vertreteter:

Bekanntmachung.
Am Donnerstag, den 23. Juni 1921, tritt auf der Strecke Gries=
heim
-DarmſtadtArheilgen nachſtehender Fahrplan in Kraft.

Ab Griesheim".
Luiſenplatz
an Arheilgen
Ab Arheilgen.

5öe 638 730 9:0
1150 11
2:0 410 510 648
523 700 7Fs 95s 1000 1215 158 Drs 4rs bsr ne
7z0 8is
1030 12:2 21k 3is 4fs 5Ff 72

G7s 770 9us

1150 1:0 2:0 400

510 64s

4 an 5zo nos
Luiſenplatz . . 542 6* 750 95* 1000 1210 150 2 4r0 ab
4s
an Griesheim . . 60* 730 818 1025 127
15 315
(6 nur Werktags).
Darmſtadt, den 21. Juni 1921.
Heſſiſche Eiſenbahn=A.=G.

588 7a
(7294

Benz & Cd.
Kokaindiebſtahl!
Darmſtadt (3816a

Grafenſtreße 20/22
Teleplcka 1239.
Reparat r=Werkſtätte.

ſehr wirkend bei (6219a
Anton Fiſcher
Frankfurterſtraße.

In der Zeit bom 16.18. Juni wurde in meiner Fabrik eine
Kiſte (32 cm lang, 27 cm hoch, 15 cm breit), enthaltend drei
Blechdoſen Kokain (engliſche Etiketten)
(7300
geſtohlen.
J
Für die Ermittlung des Täters und Wiederbeſchaffung der Wake
ſetze ich eine Belohnung von

In bevorzugter Geſchäfts=
lage
iſt ein
Schaufenſter
zu Ausſtellungszwecken zu
vermieten. Ang, unt. G 88
Geſchäftsſtelle.

Zehntauſend Mark

aus.

Darmſtadt, 21. Juni 1921.

E. Merck.

e

V
die Geſchäftsſt. (* 24-911 J. Plößer I., Malchen. (5105a,

frei. Angeb. u. C 25 an Wäſche angenommen.

8 z.Waſchenwird

Mittwoch, den 22. Juni 1921,
nachmittags 3 Uhr,
verſteigere ich zu Darmſtadt im Verſteigerungs=
lokal
Ludwigsplatz 8. früher Brauerei Böttinger)
zwangsweiſe öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlung:
1 Pferdegeſchirr (plattiert)
1 Vertiko. 1 Kleiderſchrank, 2 Sofas, 1 Stegtiſch,
1 Spiegel, 1 Diwan, 1 Sekretär, 1 Sofa mit Spiegel=
aufſatz
, 1 Schränkchen mit Spiegelaufſatz, A vollſt.
Bett, 1 Sommeranzug, 1 Winterüberzieher, 1 grauer
Anzug, 1 Paar Schnürſtiefel, 1 antiker Pult, zwei
große Oeldruckbilder in ſchweren Goldrahmen
und ſonſtige Hausmob=
Gerichtsvolzieher,
Gunnel,
Georgenſtr. 1, I.

Galmann

Bank-

Hamburg.
Braunkohlen-Aktien
Papierfabriken-Aktien
Zuckerfabriken-Aktien
Eine Broschüre über die Lage und die Aus-
sichten
dleser drei undustrien ist bei meiner
Eirma im Pruck erschienen und wird Inter-
essenten
und Kapitalanlegern gegen Brief-
porto
zugesandt.
E.6919