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Einzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
nSchrntich 7maligem Critchetnen meuatſich Mk. 22
4ans Anſchl. Botenlehn und Transporttoſten. Ab=
1 M. 2.—. Poflbezugspreis M. 2.40 einſchl. Pofk
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſta
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſt.
Nummer 288 Samstag, den 19. Oktober 1935.
197. Jahrgang
48 Stunden Bedenkzeit!
and forderl klare Enkſcheidung Lavals und droht mit Rückkritk von Locarno-Verkrag und
Völkerbunds=
pakl. — Trommelfeuer der engliſchen Preſſe gegen Frankreich. — Wirkſchaftliche
Sankkionsenkſcheidung um eine Woche verkagt.
Daumenſchrauben.
Mun iſt es dem engliſchen Miniſter Eden doch nicht gelungen,
Widerſtände gegen die Sanktionen in Genf im Anſturm zu
brennen und das Programm durchzuſetzen, wie er es ſich
aus=
bicht hatte. Er hat ſich zu einem Kompromiß entſchließen
ſier. Je weiter man in die Einzelheiten der Sanktionen
hin=
tieg, deſto größer wurden die Bedenken, die von den
verſchie=
ken
ken=
ren Seiten geltend gemacht wurden. Hier machte ſich die
Wir=
der doppelzüngigen Politik Frankreichs bemerkbar, zumal
ddie Schädigung des Handels aus der
Sper=
o der italieniſchen Grenzen heraus eine
reale und in Pfunden ausdrückbare
Schä=
ſung bedeutet. Die Dinge lagen offenbar doch ſo, daß
br einen einmütigen Beſchluß für die Durchführung der
Sank=
ben nicht erreicht hätte. Er hat deshalb ſelbſt empfohlen,
Entſcheidung noch um eine Woche hinauszu=
Feben, wobei er als Begründung anführte, daß bis dahin
beinzelnen Staaten ſich über die Inkraftſetzung der Einfuhr=
Ausfuhrſperre bindend geäußert haben müßten. Das iſt nun
der eine Woche Zeit gewonnen, um inzwiſchen die
bmatiſchen Verhandlungen fortzuführen, die ſich um Paris
hm lagern.
Die Erörterungen zwiſchen London und Paris
i Genf mit der größten Aufmerkſamkeit verfolgt worden,
aus dem Grunde heraus, weil die Außenminiſter, die faſt
noch in Genf beiſammen ſind, den Eindruck gewinnen müſſen,
von den wirtſchaftlichen Sanktionen zur
Bckade und von da bis zu einem Krieg eigentlich
ein ganz kleiner Schritt iſt. Fraglich freilich, ob
Kunſtpauſe in Genf noch irgendetwas nutzt, denn alles
kd im weſentlichen davon abhängen, wie ſich
dahin das engliſch=franzöſiſche Verhältnis
altet, das nach den äußeren Anzeichen nach
vor außerordentlich geſpannt iſt.
Es will doch ſchon allerlei bedeuten, wenn maßgebliche
ſländer in aller Oeffentlichkeit erklären, falls
Frank=
jetzt nicht bei der Stange bleibt, wäre auch der ganze
harno=Vertrag — von Streſa gar nicht mehr zu reden
terſtraßl eine überflüſſige Angelegenheit. Und die
kommiſſhode der zugeſpitzten Fragen, wie ſie jetzt über den Kanal hin
her fliegen, trägt gewiß nicht dazu bei, freundſchaftliche Ge=
zu ſchaffen.
Nachdem das Problem der gegenſeitigen Unterſtützung für den
benblick und für die Zukunft einmal angeſchnitten iſt, hat
ungshſnkreich ſich darauf zurückgezogen, zu unterſuchen, inwieweit
and als Mandater des Völkerbundes auftritt und inwieweit
. Den Beauftragten des Völkerbundes will Laval
ſelbſtver=
beksblich unterſtützen, aber er bezweifelt, ob die Maſſierung
eng=
r Streitkräfte im Mittelmeer eine Völkerbundshandlung iſt
möchte daraus den Schluß ziehen, daß England allein auch das
Riſiko zu tragen hat. Damit wird aber London zu einer
berung ſeiner Handlungen gezwungen, die an der Grenzlinie
„ehen den ausſchließlichen engliſchen Intereſſen und der
Für=
für den Völkerbund liegen, und das iſt eine unbequeme Not=
Edigkeit, weil dadurch der echte Idealismus der ganzen
eng=
hen Politik in Zweifel gezogen werden könnte. Begreiflich alſo,
Mdie Gereiztheit der Engländer gegenüber Paris
ſchmmt. Aber ſchließlich wird doch auch Laval den
wen nicht überſpannen wollen und ſich ſeine
Ritte vorſichtig überlegen, jetzt, wo er weiß, daß er um das
Eitweder — oder” in ſeinen Beziehungen zu
zland oder Italien kaum mehr herumkommt.
ſ Montag iſt das franzöſiſche Kabinett
einbe=
sen und für Mittwoch hat der engliſche
Außen=
ihniſter eine Erklärung angekündigt, die
na=
ßlich von dem, was Laval in den nächſten Stun=
Anach London zu ſagen hat, maßgebend beein=
Ußt werden wird.
Gibk Laval nach?
DNB. Paris, 18. Oktober.
Die Unterredung, die der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval
Donnerstag abend mit dem engliſchen Botſchafter in Paris
Abt hat, ſcheint nach allgemeiner Anſicht gut unterrichteter
Mſtiſcher Kreiſe zu einer weſentlichen Entſpannung zwiſchen den
Ben Mächten geführt zu haben, obwohl die praktiſchen Auswir=
Anen der gegenſeitigen Vereinbarungen im weſentlichen von
m abhängen dürften.
Der engliſche Botſchafter, ſo erklärt man in gut
Krrichteten Kreiſen, habe ein letztes Mal mit
Nach=
mck darauf beſtanden, daß Frankreich der
gegen=
btigen Unterſtützung im Falle eines Angriffs
Mdie engliſche Flotte im Mittelmeer zuſtimme.
Nach Anſicht des „Oeuvre” habe Sir George Clerk ſogar
Ahblicken laſſen, daß ſich ſeine Regierung im anderen Falle
Anicht mehr an den Locarno=Pakt gebunden fühle. Nach
Mel=
en aus London behauptet man ſogar, daß verſchiedene
eng=
ſe Miniſter mit dem Austritt Englands aus dem Völkerbund
Zoht hätten, falls Frankreich nicht innerhalb von 48 Stunden
befriedigende Antwort gebe.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident, ſo ſchreibt des „Oeuvre‟,
Ner, habe am Donnerstag morgen einige juriſtiſche Berater
zogen, um ſich mit ihnen über die beſte Löſung zu unter=
Ven. Ausſchlaggebend für ſeine weniger unnachgiebige Hal=
L ſeien aber die Ratſchläge geweſen, die ihm der ehemalige
Meraliſſimus der franzöſiſchen Armee, General Weygand, ge=
Fei habe. Dieſer habe darauf hingedeutet, daß das deutſche
Heer in weniger als zwei Jahren ganz Europa überfluten
würde (!!), wenn Frankreich ſich nicht mit England einige.
Außer=
dem werde man ſich in franzöſiſchen militäriſchen Kreiſen immer
mehr klar darüber, daß die militäriſche Stärke Italiens durch
den abeſſiniſchen Feldzug ſo ſtark geſchwächt werde, daß man
vielleicht in Zukunft nicht mehr mit dem militäriſchen
Macht=
faktor Italien in Europa rechnen könne. (!)
Aufruf der Reichsregierung für
das Winterhillswerk 1935/36.
DNB. Berlin, 18. Oktober.
Die Reichsregierung erläßt folgenden Aufruf für das
Winter=
hilfswerk 1935/36:
Der gemeinſame Kampf gegen die Not in den vergangenen
Jahren hat der Welt bewieſen, daß das nationalſozialiſtiſche
Deutſchland für ſeine notleidenden Volksgenoſſen mit der gleichen
Tatkraft eintritt, mit der es den Neubau des Reiches in Angriff
genommen hat. Der einige Wille gab dem deutſchen Volk Ehre
und Freiheit zurück.
Die geſchloſſene Kraft der Nation brachte 5 000 000
Volksge=
uoſſen in Arbeit und Brot.
Die Kameradſchaft der deutſchen
Volksge=
noſſen überwindet die aus dunkler Vergangenheit
verblie=
bene Not und lindert die bitterſten Sorgen.
Auch für das jetzt beginnende Winterhilfswerk 1935/36 ruft
die Reichsregierung das geſamte deutſche Volk ohne Unterſchied
zum gemeinſamen Kampf gegen Hunger und Kälte auf.
Der nationalſozialiſtiſche Staat, die nationalſozialiſtiſche
Be=
wegung, ihre Regierung und das einige deutſche Volk betrachten
das Winterhilfswerk als ihre höchſte Ehrenpflicht.
Tue jeder ſeine Schuldigkeit an dem Platze, auf den
er geſtellt iſt.
Berlin, den 18. Oktober 1935.
Die Reichsregierung.
Auch der Außenpolitiker des „Echo de Paris”, Pertinax,
weiſt auf den entſchiedenen Ton hin, den England im letzten
Ab=
ſchnitt der franzöſiſch=engliſchen Verhandlungen angewandt habe.
Schon vor einiger Zeit habe der engliſche Außenminiſter auf den
Wunſch des franzöſiſchen Botſchafters in London, daß die Streſa=
Front beibehalten werden möge, geantwortet, daß von Streſa
überhaupt keine Rede ſein könne, da es ſich jetzt um die
franzö=
ſiſch=engliſche Freundſchaft handele.
Pertinax glaubt außerdem, die genauen Einzelheiten über
die am Donnerstag zuſtandegekommene Einigung wiedergeben zu
können. Hiernach verpflichtet ſich England, drei oder vier ſeiner
großen Einheiten aus dem Mittelmeer zurückzuziehen, wenn ein
Teil der italieniſchen Truppen von der lybiſchen Grenze
zurückge=
zogen würde. Frankreich verpflichtet ſich hingegen, der engliſchen
Flotte im Falle eines nicht herausgeforderten Angriffes Beiſtand
zu leiſten, falls England ſich jeder Alleinmaßnahme enthalte und
vor allem die Blockade im Roten Meer oder an irgendeiner
an=
deren Stelle nur nach vorheriger Beauftragung durch den
Völker=
bund durchführe.
Eine endgültige amtliche Antwort der franzöſiſchen
Regie=
rung auf die engliſchen Vorſtellungen iſt jedoch noch nicht erfolgt.
In gut unterrichteten franzöſiſchen politiſchen Kreiſen rechnet
man aber damit, daß dies möglicherweiſe noch Ende dieſer Woche
der Fall ſein werde. Inzwiſchen wird ſich Laval mit Rom in
Verbindung ſetzen, um zu verſuchen, die für eine allgemeine
Be=
friedung notwendige Aufhebung der militäriſchen Maßnahmen an
der lybiſchen Grenze durchzuſetzen. Die Ausſichten nach dieſer
Richtung hin ſcheinen immer noch wenig günſtig.
Der römiſche Sonderberichterſtatter des „Matin” weiſt
jeden=
falls darauf hin, daß man ſich in Rom weigere, derartige
Maß=
nahmen durchzuführen. Man erkläre, daß die
Truppenzuſammen=
ziehungen in Lybien in keiner Weiſe gegen England gerichtet
ſeien. Sie ſeien ausſchließlich darauf zurückzuführen, daß
zahl=
reiche Eingeborenenſtämme in Lybien aus der Lage Italiens
Nutzen ziehen zu können glaubten, um irgendwelche Unruhe
anzu=
zetteln.
Neue Beſprechungen Lavals.
EP. Paris, 18. Oktober.
Miniſterpräſident Laval hat am Freitag ſeine Beſprechungen
zur Beendigung des italieniſch=abeſſiniſchen Krieges und über die
gegenſeitige Hilfeleiſtung zwiſchen Frankreich und England
fort=
geſetzt. Er empfing am Vormittag zunächſt den italieniſchen
Bot=
ſchafter zu einer längeren Unterredung. Kurze Zeit darauf
er=
ſchien der engliſche Botſchafter Sir George Clerk erneut im Quai
d’Orſay. Der engliſche Botſchafter ſoll wiederum auf einer klaren
Antwort der franzöſiſchen Regierung bezüglich der militäriſchen
Hilfeleiſtung im Falle eines Angriffs gegen die im Mittelmeer
zuſammengezogene engliſche Flotte beſtanden haben. Die
Nach=
mittagsblätter beſtätigen, daß die endgültige Antwort
Lavals im großen und ganzen eine Anerkennung
der engliſchen Auffaſſung enthalten werde.
Aus dem Inhalt:
Die Kriegslage in Abessinien, von A. B.
Wochenende bei Kans Grimm,
von Theodor Engelmann.
Der deutsche Wein.
Aufregende Zliegerabenteuer, von Nans Rohmen
Wissenschaftler als Detektiue.
Preisausschreiben: Wer wird Sieger bei den
olumpischen Winterspielen?
„Zuwelenbrokat‟ - „Weiße Insel‟.
Fapans Erportollensiue am Ende?
Sowjekrußlands milikäriſche Poſikionen
im Oftſeeraum.
Von unſerem Moskauer Sonderberichterſtatter,
Moskau, im Oktober 1935.
* Durch den am 10. Oktober d. J. veröffentlichten
Armee=
befehl iſt der bisherige Leiter der Kriegsakademie der Roten Armee,
Schapoſchnikow, zum Befehlshaber des Leningrader
Militär=
bezirks ernannt worden. Dieſe Ernennung eines der
bedeutend=
ſten Führer der Roten Armee auf den Poſten, den er bereits
vor zehn Jahren eingenommen hat, bedeutet mehr als eine bloße
Verſchiebung in den Kommandoreihen der ſowjetruſſiſchen
Wehr=
macht. Sie zeigt, welche Bedeutung man neuerdings in der
Sowjetunion dem Leningrader Militärbezirk einräumt, der
be=
kanntlich die Verteidigung der ſowjetruſſiſchen Grenzen im
Oſt=
ſeeraum ſicherſtellen ſoll. Dieſe Bedeutung iſt im übrigen ſchon
gelegentlich der diesjährigen taktiſchen Uebungen im Leningrader
Militärbezirk ſehr deutlich zutage getreten, die ſowohl ihrem
Umfang als auch ihrer Dauer nach zu den größten
ſowjet=
ruſſiſchen Manöververanſtaltungen dieſes Jahres gezählt werden
dürfen. Seit Mitte September befanden ſich die
Truppenver=
bände des Leningrader Militärbezirks in ſtändiger Bewegung,
denen jetzt die Rote Oſtſeeflotte mit ihren großen Herbſtübungen
folgt. Ausgedehnte Luftſchutzübungen, die auffallenderweiſe von
zahlreichen Ueberfliegungen der finniſchen Grenze durch
ſowjet=
ruſſiſche Flugzeuge begleitet werden, ergänzen die
Manöver=
operationen, deren Beaufſichtigung in den Händen des
ſtellver=
tretenden Verteidigungskommiſſars der Sowjetunion,
Tucha=
tſchewſki, liegt.
Es iſt kaum möglich, an den Zeichen dieſer erhöhten
Aktivi=
tät ſowjetruſſiſcher Militärſtellen an der baltiſchen Oſtküſte
acht=
los vorbeizugehen. Sie zeigen deutlich, daß man
ſowjetruſſiſcher=
ſeits dabei iſt, um Leningrad herum eine beſonders ſtarke
mili=
tärpolitiſche Stellung auszubauen, die zunächſt noch als
Ver=
teidigungsſyſtem gelten ſoll, die aber zu einem ſpäteren Zeitpunkt
auch als Ausgangsſtellung für eine aktivere Politik im geſamten
Oſtſeeraum benutzt werden könnte. In Uebereinſtimmung mit
dieſer Zielſetzung erfolgt zunächſt die Erhöhung der militäriſchen
Leiſtungsfähigkeit des Leningrader Militärbezirks durch
Ver=
ſtärkung ſeiner Truppenbeſtände durch Vervollkommnung ſeiner
Ausrüſtung ſowie durch Verſtärkung ſeines Kommandobeſtandes,
die durch die jüngſte Ernennung Schapoſchnikows gewiſſermaßen
unterſtrichen wird. Gleichzeitig erfolgt eine beachtenswerte
Ver=
ſtärkung der Oſtſeeflotte, die ſchon heute mit einem Beſtand von
3—4 Schlachtſchiffen 2 geſchützten Kreuzern, 28 Zerſtörern, 20—30
U=Booten und mehreren Küſtentorpedobooten einen
achtung=
gebietenden wehrpolitiſchen Faktor im Baltikum darſtellt.
Außerhalb dieſer rein militäriſchen Maßnahmen geht ein
großzügiger Ausbau der verkehrstechniſchen und
induſtriewirt=
ſchaftlichen Stellung Leningrads vor ſich, der ſeine ungünſtige
Lage eines etwas zu weit vorgeſchobenen Vorpoſtens weſentlich
entlaſten ſoll. Dieſem Zweck dient ſowohl die Elektrifizierung
der meiſten Vorortſtrecken des Leningrader Eiſenbahnknotens als
auch der Bau mehrerer neuer Bahnlinien, deren
Energieverſor=
gung ebenſo wie die der örtlichen Induſtrie immer mehr auf die
lokalen Energiequellen, d. h. auf Torf, Brennſchiefer und örtliche
Waſſerkräfte umgeſtellt wird. Die Sicherung der
Energieverſor=
gung wird dabei durch den Bau einer Kette von Wärme= und
Waſſerkraftwerken beſorgt, die ſich von Leningrad nach dem
Nord=
oſten hinzieht, um ſich damit etwa feindlichen Zugriffen am
beſten zu entziehen.
Den Abſchluß dieſer Arbeiten bildet der im Gange
befind=
liche Ausbau rückwärtiger Verbindungen Leningrads mit ſeinem
Hinterland. Neben der beſchleunigt betriebenen Elektrifizierung
der Murmanbahn, deren Beförderungskapazität eine ſtarke
Stei=
gerung erfahren ſoll, beſteht dieſer Ausbau vor allem in der
Schaffung leiſtungsfähiger Verbindungen zwiſchen der Oſtſee bei
Leningrad und den übrigen Seen der Sowjetunion. Die erſte
derartige Verbindung ſtellt der Großſchiffahrtsweg Oſtſee—
Weißes Meer dar, deſſen wichtigſter Teil der Schiffahrtskanal
Onegaſee—Weißes Meer im Jahre 1933 fertiggeſtellt wurde,
während der letzte Teilabſchnitt— die Kanaliſierung des Fluſſes
Swir — ſeinem Abſchluß entgegenſieht.
Durch den Bau dieſes Großſchiffahrtsweges ſchafft ſich
Sow=
jetrußland nicht nur eine in verkehrstechniſcher Hinſicht ſehr
vor=
teilhafte Verkürzung des Schiffahrtsweges von der Oſtſee nach
Archangelſk. Es führt hier vielmehr eine weitreichende
Verlage=
rung der geopolitiſchen Verhältniſſe im öſtlichen Baltikum
durch, deren militäriſche Bedeutung auf der Hand liegt. Die
ſowjetruſſiſche Oſtſeeflotte war ſchon während des Weltkrieges
im öſtlichen Baltikum gewiſſermaßen eingeſperrt und bei
Vor=
handenſein überlegener Gegner in der Oſtſee zur dauernden
Un=
tätigkeit in den geſchützten Häfen von Sweaborg, Baltiſch Port
und Kronſtadt verurteilt. Nach dem Verluſt Finnlands und
der Baltiſchen Randſtaaten hat ſich ihre Lage noch mehr ver=
Seite 2 — Nr. 288
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 19. Oktober
ſchlechtert. Die Schaffung einer Großſchiffahrtsverbindung nach
dem Weißen Meer, der eine zweite ebenfalls im Bau begriffene
Verbindung mit der Wolga und damit auch mit den ſüdlichen
Meeren folgen ſoll, ergibt einen Ausgang aus der Mauſefalle
des Finniſchen Meerbuſens und verſchafft der ſowjetruſſiſchen
Oſtſeeflotte eine große Bewegungsfreiheit, die ſich namentlich in
erleichterten Konzentrationsmöglichkeiten der bisher auseinander
geriſſenen Flottenverbände äußern wird.
Daß dieſe Möglichkeiten keinesfalls gering einzuſchätzen ſind,
zeigen die Abmeſſungen der Schleuſen auf den neuen
Schiffahrts=
verbindungen zwiſchen der Oſtſee und dem Weißen Meer bzw.
dem Abflußgebiet der Wolga. Die 1933 in Angriff genommenen
Schleuſen der letztgenannten Verbindung weiſen bei einer
Kammerlänge von 290 Meter eine Kammerbreite von 30 Meter
und eine Mindeſtiefe von 55 Meter auf, laſſen demnach das
Durchſchleuſen ſelbſt ſchwerer geſchützter Kreuzer, der ſogenannten
Waſhington=Type, zu. Die aus den Jahren 1930—1932
ſtammen=
den Schleuſen an der Swir bzw. an dem Schiffahrtskanal
Onegaſee—Weißes Meer ſind vorläufig bei etwas geringeren
Abmeſſungen nur für das Paſſieren leichterer Seeſtreitkräfte
(einſchließlich großer Zerſtörer und Hochſee=U=Boote) geeignet,
ſollen jedoch ſchon in der nächſten Zeit die gleichen Abmeſſungen
erhalten wie die Schleuſen des Wolga=Syſtems. Damit dürfte die
Stellung Leningrads als Ausgangs= und Sammelpunkt des
großruſſiſchen Binnenſchiffahrtsſyſtems eine neue Stärkung
er=
fahren, die den angeſtrebten militärpolitiſchen Ausbau der
ſow=
jetruſſiſchen Poſition im öſtlichen Baltikum ganz erheblich fördern
dürfte.
Neue Geſetze der Reichsregierung.
Uebergang der Skaaksbanken=Aufſicht von den Ländern auf das Reich. — Schuß der Erbgeſundheit
des deutſchen Volkes. — Einführung eines Ehekauglichkeitszeugniſſes. — Eheverbot in gewiſſen Fällen.
Geſek über Abkrekung von Beamkenbezügen zum Zwecke der Enkſchuldung der Beamken.
Die Beſchlüſſe des Reichskabinekks.
DNB. Berlin, 18. Oktober.
Das Reichskabinett verabſchiedete in der heutigen erſten
Sitzung nach der Sommerpauſe zunächſt ein Geſetz über die
Staatsbanken, durch das die Geſetzgebung zum Abſchluß
gebracht wird, die eine einheitliche Lenkung der
Kre=
dit= und Kapitalmarktpolitik ermöglichen ſoll. Die
Aufſicht über die Staatsbanken geht von den
Ländern auf das Reich über. Der
Reichswirtſchaftsmini=
ſter kann nach dieſem Geſetz auch die zu einer zweckmäßigen
Ge=
ſtaltung der Organiſationen der Staatsbanken erforderlichen
Maßnahmen treffen.
Ferner wurde ein Geſetz zum Schutze der
Erb=
geſundheit des deutſchen Volkes beſchloſſen, durch das
der Staat der Familie einen beſonderen Schutz angedeihen läßt,
indem zur Verhinderung der Schließung
geſund=
beitlich unerwünſchter Ehen in beſonders begründeten
Fällen eine Reihe von Eheverboten vorgeſehen wird.
Das Geſetz über die Abtretung von
Beamtenbezü=
gen zum Zwecke der Entſchuldung von Beamten
überträgt dem Reichsbund der Deutſchen Beamten und dem Bund
Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten die Aufgabe der
Ueber=
führung von unverſchuldet in eine Notlage geratenen Beamten
in geordnete wirtſchaftliche Verhältniſſe.
Angenommen wurden weiterhin ein Geſetz über das
In=
genieurkorps der Luftwaffe, ſowie ſchließlich ein
Geſetz über die Beſchränkung der Nachbarrechte
gegenüber Betrieben, die für die
Volksgeſund=
heit von beſonderer Bedeutung ſind. Die
Durch=
führung dieſes Geſetzes wird, ſoweit ſie die Staatsfinanzen
be=
rührt, im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzminiſter erfolgen.
2as Geſeh über die Skaaksbanken.
Das von der Reichsregierung beſchloſſene Geſetz über die
Staatsbanken hat folgenden Wortlaut:
8 1.
Der Reichswirtſchaftsminiſter iſt ermächtigt, die zu einer
zweck=
mäßigen Geſtaltung der Organiſation der Staatsbanken
erforder=
lichen Maßnahmen zu treffen. Er kann ferner beſtehende
Staats=
bankgeſetze, Satzungen und Stellenpläne ändern und neu
einfüh=
ren. Ohne ſeine Einwilligung können die geltenden
Staatsbank=
geſetze, Satzungen und Stellenpläne nicht geändert werden. Der
Reichswirtſchaftsminiſter kann bei dieſen Maßnahmen von dem
beſtehenden Landesrecht abweichen. Die Entſcheidung darüber, ob
ein Kreditinſtitut eine Staatsbank iſt, trifft endgültig der
Reichs=
wirtſchaftsminiſter.
Aus Anlaß der Umgeſtaltung der Organiſation der
Staats=
banken erheben Reich, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände
keine Steuern und Gebühren. Dies gilt nicht für die Umſatzſteuer,
Grunderwerbsſteuer (einſchließlich Zuſchläge) und für
Wertzu=
wachsſteuer, ſoweit im Zuſammenhang mit der Umgeſtaltung
Gegenſtände auf Dritte übertragen werden.
8 2.
Der Reichswirtſchaftsminiſter kann die
Auf=
ſicht über Staatsbanken übernehmen. Macht er von
dieſer Ermächtigung Gebrauch, ſo gehen die Rechte, die nach den
bisherigen landesrechtlichen Beſtimmungen der oberſten Aufſichts=
behörde und den ſonſt zur Mitwirkung berufenen Landesbehörden
hinſichtlich der Staatsbank und ihrer Beamten zuſtehen, auf ihn
über.
Die Ausübung dieſer Rechte und die Wahrnehmung der
bier=
mit verbundenen Pflichten kann der Reichswirtſchaftsminiſter auf
die bisher zuſtändigen Behörden oder andere Stellen übertragen.
Ueber eine nach Geſetz oder Satzung gegen die Verfügung der
Auf=
ſichtsbehörde zuläſſige Beſchwerde entſcheidet in dieſem Falle der
Reichswirtſchaftsminiſter.
8 3.
Das Geſetz findet auf Inſtitute, die nach ihrem Aufgabenkreis
einer Staatsbank ähnlich ſind, ſowie auf Einrichtungen aller
An=
ſtalten, die mit einer Staatsbank verwaltungsmäßig verbunden
ſind entſprechende Anwendung. Ob dieſe Vorausſetzungen
vorlie=
gen, entſcheidet endgültig der Reichswirtſchaftsminiſter.
8 4.
Die Vorſchriften des Reichsgeſetzes über das Kreditweſen vom
5. Dezember 1934 (RGBl. 1 S. 1203) bleiben unberührt.
8 5.
Der Reichswirtſchaftsminiſter erläßt die zur Ergänzung und
Durchführung dieſes Geſetzes notwendigen Rechtsverordnungen
und Verwaltungsvorſchriften.
In der Begründung zu dem Geſetz heißt es:
Die Reichsregierung hat bereits in der Vergangenheit
ver=
ſchiedene Geſetze erlaſſen, durch die eine einheitliche Lenkung der
Kredit= und Kapitalmarktpolitik ermöglicht werden ſollte.
Hin=
ſichtlich der Staatsbanken beſtanden jedoch bisher nur beſchränkte
Eingriffsmöglichkeiten des Reiches. Auf die Dauer war die
Auf=
rechterhaltung dieſes Zuſtandes nicht zu vertreten. Die großen
nationalen Aufgaben, die die Reichsregierung bei der
Ar=
beitsbeſchaffung und ihrer Finanzierung zu löſen hat, können
nur dann bewältigt werden, wenn auch die
wich=
tige Gruppe der Staatsbanken der einheitlichen
Führung der Reichsregierung unterſteht. Das
vorliegende Geſetz gibt hierfür die erforderliche Grundlage. Es
verleiht dem Reichswirtſchaftsminiſter in 8 1 die erforderlichen
Rechte zur Einwirkung auf die Organiſation und Geſchäftsführung
der Banken. In 8 2 wird ihm die Möglichkeit zur Uebernahme der
Aufſicht über Staatsbanken eingeräumt.
Die Eheverboke.
Das Geſetz zum Schutze der Erbgeſundheit des deutſchen
Volkes, kurz Ehegeſundheitsgeſetz genannt, bringt in
acht Paragraphen eine Reihe von Beſtimmungen, die die
Mög=
lichkeit geben, in gewiſſen Fällen Eheverbote
aus=
zuſprechen.
In 8 1 wird feſtgelegt, daß eine Ehe nicht geſchloſſen werden
darf,
a) wenn einer der Verlobten an einer mit Anſteckungsgefahr
verbundenen Krankheit leidet, die eine erhebliche Schädigung der
Geſundheit des anderen Teiles oder der Nachkommen befürchten
läßt,
b) wenn einer der Verlobten entmündigt iſt oder unter
vor=
läufiger Vormundſchaft ſteht,
c) wenn einer der Verlobten, ohne entmündigt zu ſein, an
einer geiſtigen Störung leidet, die die Ehe für die
Volksgemein=
ſchaft unerwünſcht erſcheinen läßt,
4) wenn einer der Verlobten an einer Erbkrankheit im Sinne
des Geſetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes leidet.
Wochenende bei Hans Grimm.
Hans Grimm befindet ſich z. Zt. in Amerika,
um als Vertreter Deutſchlands anläßlich der 250.
Jahresfeier der erſten großen Deutſchen=
Einwande=
rung vor den Deutſchamerikanern die Gedenkrede zu
halten. Weiter wird Grimm dann in den großen
Städten der Union aus ſeinen Werken vorleſen.
„Sie wollen gewiß zu Hans Grimms Kloſterhaus
wallfah=
ren?” — ſo meinte ein freundlicher Mitreiſender auf der
ſommer=
lichen Fahrt durchs ſchöne Weſertal, als er mich in Bodenfelde
den Zug verlaſſen ſah. Ja, Hans Grimm wollte ich wohl beſuchen;
ob aber das alte Kloſterhaus, das er bewohnt, noch immer die
Wallfahrtsſtätte iſt, wie vor vier Jahren, da ich zuletzt dort
Zeuge war, wie Menſchen von nah und fern dorthin gepilgert
kamen, um den Dichter von „Volk ohne Raum” zu grüßen, —
dies freilich ſchien mir wenig wahrſcheinlich. Sind es doch faſt
10 Jahre, daß dort im Lippoldberger Kloſterhaus jenes deutſche
Schickſalsbuch entſtand, und iſt doch dieſes Jahrzehnt ſchier
über=
reich erfüllt von den ſchweren Wehen eines werdenden, neuen
Deutſchlands!
Und doch kaum umfing mich nach dem heißen Reiſetag die
wohlige Kühle der uralten Kloſtermauern, da zeigte es ſich, daß
dieſe Stätte noch immer ſo anziehend wirkte wie damals und
wie all dieſe bewegten Jahre hindurch. Noch immer hallt der Hof
zwiſchen Kirche und Kloſterhaus wider von dem kräftigen
Gleich=
ſchritt marſchierender Jugend, die den Dichter mit flatterndem
Wimpel und Heilruf begrüßt; noch immer umſchwärmen
Durch=
wandernde Hof und Garten, um ſeinen Blick auf das ihnen aus
„Volk ohne Raum” vertraute Dichterhaus und ſeinen Hausherrn
zu erhaſchen; noch immer bringt faſt jeder Tag Beſucher aus
allen möglichen Gauen und Berufen, Menſchen, die es treibt,
Hans Grimm kennen zu lernen.
Wie verſchiedenartig nach Herkunft und Hantierung Alter
und Glauben dieſe Beſucher ſind davon gibt das Gäſtebuch
Kunde, deſſen Einſicht mir auch diesmal wieder höchſt
inter=
eſſant und aufſchlußreich iſt. Ganz zu Anfang, gleichſam
rich=
tungsgebend für Grimms deutſches Denken und Streben, finde
ich da die eigenwillig=ſenſitiven Schriftzüge Möllers van den Bruck,
des allzu früh vollendeten Künders einer neuen Zeit, der
Grimms Freund und Förderer war. Aus der langen Reihe der
Schriftſteller, die ihren Gäſtedank hier abſtatten, erfreuen die
immer wiederkehrenden, bald jungenhaft übermütigen, bald
tief=
empfundenen Verſe des Volksdichters Hermann Claudius, deſſen
Schaffen Grimm ſo ſehr ſchätzt und fördert. Es folgen Namen
bekannter Politiker und Wirtſchaftler, Künſtler und Wiſſen=
ſchaftler, — aber auch „Namenloſe”, die als Suchende hierher
kommen und ſtets Verſtändnis nicht ſelten auch Erfüllung finden.
Ueber Hans Grimm und ſein Lippoldsberger Kloſterhaus iſt
ja ſchon geſchrieben worden, ſeit das kleine Weſerdorf durch
„Volk ohne Raum” und ſeinen Dichter weit= ja weltberühmt
wurde. Vor einigen Monaten las man allenthalben darüber,
es war bei Gelegenheit der „Dichterwoche” die dort ſtattfand
und die nachgerade eine ſtändige, höchſt begrüßenswerte
Ein=
richtung geworden iſt. Männer des deutſchen Schrifttums, junge
und ältere treffen ſich dort als Gäſte von Hans Grimm, leſen
in der dörflichen Oeffentlichkeit aus ihren Werken — das
Redner=
pult ſteht im Hofe zwiſchen Kirche und Kloſterhaus oder in dem
zum Vortragsraum umgewandelten Kellergewölbe — und, was
wohl das wichtigſte iſt, ſuchen ſich auszuſprechen und einander
zu verſtehen in den uns allen bewegenden deutſchen Dingen.
So fand ich Hans Grimm, der lange Jahre hindurch unter
dem quälenden Drucke der Nachkriegszeit ein Einzelgänger und
faſt weltfeindlicher Geiſtesmenſch geworden war, in vielem
er=
freulich verändert wieder: faſt ſo jugendlich leidenſchaftlich, wie
er damals in Südafrika zur Zeit des Burenkriegs tätigen
An=
teil an dem weltpolitiſchen Geſchehen nahm, ſo wirkt und wirbt
er auch jetzt durch Schrift und Wort, Rat und Vorbild für unſer
deutſches Schickſal. Und ſeine Stimme, die ſchon
Hunderttauſen=
den von Leſern von „Volk ohne Raum” Vertrauen und
Ver=
heißung brachte, ſie behielt durch all die Jahre hindurch ihren
ernſten, gewichtigen Klang, nicht nur in Dingen des Schrift= und
Künſtlertums, ſondern auch in vielen Fragen, die uns politiſch
und wirtſchaftlich bewegen.
In dieſem Sinne war es mir auch kaum überraſchend zu
er=
fahren, — Grimm ſelbſt ſprach nur wenig davon — daß ſein
kommendes Buch, daran er jetzt arbeitet, einen Stoff behandelt,
dem zweifellos weltpolitiſche Bedeutung zukommt: Deutſchlands
Verhältnis zu England. Verſtand ich recht, ſo wird darin an dem
Schickſal eines braunſchweigiſchen Geſchlechts, das zugleich in
Deutſchland und in England wurzelt, aufgezeigt, wie viel
Ge=
meinſames und Weſensgleiches den beiden Völkern eigen iſt,
und wie ſie naturnotwendig berufen ſind, durch ein
Miteinander=
gehen unſer Geſchick zum Wohl der europäiſchen Welt zu
ge=
ſtalten. —
Ueber das Thema „England” Grimm ſprechen zu hören, iſt
von beſonderem Reiz, Beruht doch ſein Wiſſen um Welt und
Weſen des Britentums nicht nur auf gründlichen Kenntniſſen,
ſondern vor allem auch auf vielſeitigen, praktiſchen
Lebenserfah=
rungen, die er, — ſtets ein kluger und klarer Beobachter — als
Kaufmann in England und Südafrika zu erwerben Gelegenheit
hatte. Beſuche bei und von engliſchen Bekannten, dazu ein
reger, geiſtiger Gedankenaustauſch mit maßgebenden Männern
hüben und drüben halten die Beziehungen lebendig und
ver=
tiefen ſie. Und es iſt eine vielverbreitete, irrige Anſicht, Hans
Eine Ausnahme wird im Falle 4) lediglich dann
wenn der andere Verlobte unfruchtbar iſt, alſo Kinder a/
Ehe nicht erwartet werden können.
Nach § 2 haben die Verlobten vor der Eheſchließung du
Zeugnis des Geſundheitsamtes, das ſogenannte Ehetaug!”
zeugnis, nachzuweiſen, daß ein Ehehindernis nach § 1 nic
liegt.
§ 3 beſtimmt, daß eine Ehe nichtig iſt, wenn ſie entgee
Verboten des 8 1 geſchloſſen wird, und wenn die Ausſtellu
Ehetauglichkeitszeugniſſes oder die Mitwirkung des Stande
ten bei der Eheſchließung von dem Verlobten durch wiſ
falſche Angaben herbeigeführt worden iſt. Sie iſt ferner
wenn ſie zum Zwecke der Umgehung des Geſetzes im Auslau
ſchloſſen wurde. Die Nichtigkeitsklage kann nur vom Staats
erhoben werden. Die Ehe iſt von Anfang an gültig, wenn da
bindernis ſpäter wegfällt.
8 4 enthält die Strafbeſtimmungen und beſtimmt, daß
fängnis nicht unter drei Monaten beſtraft wird, wer eine ver
Eheſchließung erſchleicht, wobei auch der Verſuch ſtrafbar
Verfolgung wegen vollendeten Vergehens tritt nur dann ein
die Ehe für nichtig erklärt wird.
In 8 5 iſt feſtgelegt, daß die Vorſchriften d
Geſetzes keine Anwendung finden, wenn
Verlobten oder der männliche Verlobte
fremde Staatsangehörigkeit beſitzen. Die
verfolgung eines Ausländers nach § 4 tritt nur auf beſt
Anordnung ein, die der Reichsminiſter der Juſtiz im
Ein=
men mit dem Reichsminiſter des Innern trifft.
Nach 8 6 kann der Reichsminiſter des Innern oder
ihm ermächtigte Stelle Befreiung von den Vorſchrift
ſes Geſetzes bewilligen.
8 7 behandelt den Erlaß der zur Durchführung ur
gänzung dieſes Geſetzes erforderlichen Rechts= und Verwal
vorſchriften, der durch den Reichsminiſter des Innern in
vernehmen mit dem Stellvertreter des Führers und dem 7
miniſter der Juſtiz erfolgt.
Nach § 8 tritt das Geſetz am Tage nach der Verküſ
in Kraft. Den Zeitpunkt des Inkrafttretens des 8 2 beſtim)
Reichsminiſter des Innern. Bis zu dieſem Zeitpunkt iſt al
Ehetauglichkeitszeugnis nur in Zweifelsfällen vorzuleger
Das Geſekz über die Abkrekung von Beamkenbet
zum Zwecke der Enkſchuldung von Beamkel
beſtimmt in ſeinem 5 1, daß Beamte und Ruheſtandsbeamt
Zwecke ihrer Entſchuldung im Rahmen der vom Reichsbuſ
Deutſchen Beamten und vom BNSDJ. in Angriff genom
allgemeinen Entſchuldung der Beamten das Dienſteinko
Wartegeld, Ruhegehalt und ihre ſonſtigen laufenden Dienſt
bis zu zwei Drittel des 1200 RM. jährlich überſteigenden
Beſ=
abtreten können. Hat der Beamte oder Ruheſtandsbeamte
Geſetzes Unterhalt zu gewähren, ſo iſt bei Unterhaltspflicht
über einer Perſon nur die Hälfte, bei Unterhaltspflicht gegk
mehreren Perſonen nur ein Drittel des überſteigenden Bel
abtretbar. Eine Dienſtaufwandsentſchädigun
nicht abtretbar.
In 8 2 wird feſtgelegt, daß der Reichsminiſter des
den Tag des Außerkraftretens des Geſetzes beſtimmt und in
vernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter die zur Dun
rung und Ergänzung des Geſetzes erforderlichen Rechts= und
waltungsvorſchriften erläßt.
Das Geſek über das Ingenieurkorps der Lufhſ
legt feſt, daß derjenige Angehöriger des Ingenieurkorps deiſ
waffe werden kann, der die Bedingungen zur Aufnahme iI0
Beamtenverhältnis der Luftwaffe erfüllt und den vom
miniſter der Luftfahrt feſtzuſetzenden techniſchen und militärug all
Anforderungen entſpricht. Das Geſetz beſtimmt, daß die Ankg
rigen des Ingenieurkorps der Luftwaffe Angehörige der Aüſch
macht ſind und den Beſtimmungen über die Dienſt= und M
verhältniſſe der Beamten der Luftwaffe unterliegen.
Der Studentenſtreik an der Kownoer Univerſität wurd
am Freitag in vollem Umfange fortgeſetzt.
Aus verſchiedenen Orten Nordlitauens, insbeſondere auß
Umgebung von Telſchi, werden ähnliche Bauernausſchreiſ
wie früher in Südlitauen gemeldet. Die Ausſchreitungen, die
wirtſchaftlichen Hintergrund hätten, entwickelten ſich aus
feindlichen Ausſchreitungen in Telſchi.
Die Lage im Walliſer Kohlenrevier iſt noch völlig unge
Die allgemeine Entrüſtung über die Anweiſung der Geweil
ten, den Ausſtand einzuſtellen, hat augenſcheinlich ſehr weite!
der Bergarbeiter erfaßt. 15 000 Bergarbeiter haben ſich vil
in der Nine=Miles=Point=Grube verbliebenen Knappen ſoliſ”
erklärt und einen wilden Ausſtand ausgerufen.
In Ankara iſt eine Verſchwörung gegen den Staatsprit
ten der Türkei, Kemal Atatürk, aufgedeckt worden. Sechs
keſſen, die vermutlich aus Syrien nach der Türkei gekommeil
wurden verhaftet. Sie werden in kurzer Zeit abgeurteilt wicl
Grimm ſei ein Englandfeind oder gar Engländerhaſſer,
ſcheint aus einer falſchverſtandenen Auffaſſung von „Vol)
Raum” herzurühren. Wie ja dies Buch ſeltſamerweiſe v4
ſo mißverſtanden wurde, daß Grimm mir einmal — allen
kurz nach Erſcheinen — ſchrieb, nur wenige ſchienen zu verd
was er mit dem Buche habe wirken wollen. Ich meine
richtig zu leſen verſteht, der müſſe fühlen, daß hinter 1
dort Geſagten, was ſich anſcheinend gegen England richter
die hohe Achtung vor dem Britentum ſteht, vielleicht ſogaf
heimliche, verdrängte Liebe des durch England gekränkte )ſtt
enttäuſchten Deutſchen!
Wie überhaupt ſo mancherlei Irriges über Hans Gring
dacht und geſchrieben wird. — Beweis dafür, wie ſtark die
ſchen ſich mit ihm und ſeinem Werk befaſſen. So begegneteiſ.
beiſpielsweiſe zahlreiche unter ſeinen Leſern, die Korr0
Friebott, den Helden von „Volk ohne Raum”, weſensglei”t
achten mit dem Dichter ſelbſt. Mögen nun auch manche
den beiden beſinnlichen, ſchwerlebigen und aufrechten N
ſachſen gemeinſam ſein, ſo iſt doch ein weitgehender Unten”.
zwiſchen dem ſchlichten Handwerker Friebott und dem aus 9un
Gelehrtengeſchlecht kommenden Geiſtesmenſchen Grimm, /Kdu
Kaufmannsjahre doch nur ein Umweg waren zu ſeiner eglähe
lichen dichteriſchen Berufung. Auch iſt die Meinung Men
Grimms Afrikaerfahrungen bezögen ſich auf Südweſt. Nein/ In g
ſes Land kennt er — allerdings erſtaunlich eindringlich —
aus kürzerem Aufenthalt und Studium dort; wogegen /Ae
Kenntnis von Briten und Buren und Schwarzen zumeiſſ?0
langen Jahren entſtammen, die er als Kaufmann im dah
britiſchen Südafrika tätig war. Wie es deshalb auch falfg
Grimm ſchlechthin als „Kolonialdichter” kennzeichnen zu wie
All dies zu wiſſen iſt nicht unwichtig, will man Hans Grit=
Einſtellung zu vielen Fragen der deutſchen und der Weltt)
richtig verſtehen. —
Hierzu gehört vielleicht auch ſeine Teilnahme am Weltn.
Als beim gemeinſamen Mittagsmahl im Familienkreis die
darauf kam, erzählte der Hausherr in launiger, ſelbſt= i9 —u
ſierender Weiſe von ſeiner Kriegsausbildung und Tätigkei
alter, ungedienter Richtkanonier, und wie er da als
äugiger” (ſein anderes Auge iſt ſehblind) unter den „Blird
— alſo den noch weniger kriegeriſchen Landſturmpätern — g‟
ſam König war! Wie tiefinnerſt Grimm den Krieg erlebt!
wie dieſes Erleben ſein Fühlen und Schaffen erſchüttern?
einflußt hat, das wiſſen wir ja zur Genüge.
Am Abend ſitzen wir noch lange bei guten Geſprächen!
ſammen. Faſt ſo wie damals, vor mehr als drei Jahrzeh!
in dem ſüdafrikaniſchen Farmhäuschen aus „Volk ohne Rad
wo wir Wohnkameraden waren; damals beide noch junge Se
leute, — heute dem händleriſchen Berufe abtrünnig geworden,? 4
mstag, 19. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 288 — Seite 3
Die Miegslage iAueffninien.
Seit jenem 2. Oktober, dem Tage an dem Muſſolini ſeinen
frarzhemden und der Welt ſein „Jetzt iſt es genug! Unſere
ucd iſt zu Ende!” zurief und damit den eigentlichen Beginn
ialieniſchen Feindſeligkeiten gegen Abeſſinien verkündete, ſeit
Stunde ſind wenig mehr als 14 Tage verſtrichen.
Schlag=
ſetzte in dieſem Augenblick der italieniſche Vormarſch ein
innmäßig vorbereitet, wohlorganiſiert. Rund 200 bis 250 000
ſieriſche Truppen — heute ſollen bereits 270 bis 300 000
hiner auf dem oſtafrikaniſchen Kriegsſchauplatz kämpfen —
ſor er von den italieniſchen Ausgangsſtellungen im Norden,
ſooſten, Oſten und Süden in Marſch geſetzt. Tanks, ſchwere
hilerie, Flugzeuggeſchwader aller Art wie Jagd= und
Bomben=
tzeuge, kurz die modernſten Errungenſchaften auf
militär=
iſchem Gebiet wurden eingeſetzt, um den Vormarſch in das
dere des Landes zu unterſtützen. Es wäre aber ein
verhäng=
ſholler Irrtum geweſen, wenn jemand geglaubt hätte, daß
t Krieg gegen Abeſſinien, gegen ein Land, das faſt drei
ſo groß wie Deutſchland, aber überwiegend gebirgig iſt, nur
militäriſcher Spaziergang ſein werde.
Die Kriegsziele der Ikaliener.
oas erſte Kriegsziel der Italiener bildete zunächſt
häroberung Aduas; um ſich damit einen pſychologiſch
ſiſt gen Auftakt für weitere Operationen zu ſichern. Ihr
hii eres Ziel iſt die Schaffung eines Korridors
gs den Grenzen von Franzöſiſch= und
Bri=
ſich=Somaliland. Dieſer Korridor ſoll die beiden
italie=
en Kolonien Erytrea und Italieniſch=Somaliland
miteinan=
verbinden. Zu dieſem Zweck ſtehen italieniſche Truppen auch
Berg Muſſa Ali, etwa 50 Km. von der erytreiſch=
franzöſiſch=
haliländiſchen Grenze entfernt. Ihre Aufgabe iſt es, nach
ien gegen Deſſie und ſüdlich gegen Harrar vorzuſtoßen und
bſpäter mit den an der Südfront im Vormarſch befindlichen
beniſchen Truppen zu vereinigen. Aber bisher ſind die
italie=
ſpen Streitkräfte im Nordoſten über den Berg Muſſa Ali
bihinausgekommen. Mit der Schaffung des Korridors
ver=
ſden die Italiener zugleich die Abſicht, auch die
enbahnlinie Djibuti—Addis Abeba inihren
uitzzubringen. Ihr Beſitz würde es ihnen ermöglichen,
Zufuhr von Djibuti aus nach Addis Abeba zu unterbinden.
weiteres Kriegsziel der Italiener bildet die Unterbindung
earawanenſtraße, die vom britiſchen Hafen
ſila nach Harrar führt. Auf ihr ſollen ſchon — ſehr
Verdruß der italieniſchen Kriegsführung — umfangreiche
niſche und engliſche Waffen= und Munitionsſendungen ins
bere des Landes gelangt ſein. Gegen dieſe Karawanenſtraße
um Teil auch die italieniſche Südarmee angeſetzt, die ihre
hrationsbaſis in Ual=Ual hat, aber über die Ortſchaften
Ger=
ſtbi und Gorahi ſowie den Eingang zum Webb Schebeli nicht
husgekommen iſt. Bliebe noch die eigentliche Südfront zu
ſer des Mihnen, wo der italieniſche Angriff bei Dolo — hier ſtoßen
ſiundißdrei Länder Abeſſinien, Kenia und Italieniſch=Somaliland
zur 2uſ uander —, ſchon in ſeinen erſten Anfängen ſtecken blieb.
echts= uſ Vier Frontabſchnitte weiſt alſo der italieniſche Angriff auf.
Norden haben die Italiener Adua, Adigrat und Akſum
ein=
mmmen und ihre Vorhut taſtet ſich nach Makale vor. Es iſt
hn aber bisher nicht gelungen, das hier geſteckte Ziel in
ſem Schwunge zu erreichen. Je weiter ſie vom Norden nach
lorps deh Süden vorſtießen, deſto erſtaunlicher wurde der Widerſtand
nahm imAbeſſinier. Sein Urſprung iſt in der glühenden Liebe des
mn vom Mſiniers zu ſeiner Heimat zu ſuchen. Aber mit
Kampfbegei=
d milläſang allein kann man noch keinen Krieg gewinnen. Der weit=
6 die Aß großen Mehrzahl der abeſſiniſchen Krieger mangelt die
ge der Mtäriſche Ausbildung. Als der Krieg ausbrach, befand ſich
t= und Yeibeſſiniſche Wehrmacht mitten in einem großen
Wandlungs=
beß. Die allgemeine Wehrpflicht iſt erſt ſeit April dieſes
hres eingeführt. Die Italiener haben es daher mit einem
h ſehr kriegeriſchen, militäriſch aber nur wenig oder gar nicht
ät wudſtzebildeten Gegner zu tun. Und doch hat ihnen dieſer Gegner
hu gleich zu Beginn ihres Feldzugs ſehr zuſchaffen gemacht.
Andereußiſt ja allgemein bekannt, daß der italieniſche Vormarſch an
husſchrtA Nordfront zum Stehen gekommen iſt. Der Anfangserfolg,
ungen ſich die Italiener hier zu verzeichnen hatten, bedeutet noch nicht
a a Mviel. Sie ſind bis jetzt nur etwa 50 Km. tief in Feindesland
hedrungen. Ihr Anmarſchweg war zwar mit mancherlei
vierigkeiten und Strapazen verknüpft. Ihre Etappenlinien
aber keineswegs ſo lang, daß ſie ſchon eine Gefahr für
Truppen bedeuten könnten. Um ſo überraſchender muß der
UoAliche.
Slillſtand der ikalieniſchen Nordoffenſive
*rſſten. Er wird in Heeresberichten mit der Sicherung der
rück=
ſurteill Fe igen Linien, dem Anlegen von Anmarſchwegen und dem
Ausbau der erreichten Stellungen begründet. Aber man legt keine
Drahtverhaue an und hebt keine Schützengräben aus, wenn man
beabſichtigt, die Offenſive ſchon in allernächſter Zeit weiter
vor=
wärts zu tragen. Es muß immerhin auffallen, daß die
Sieges=
feier und die Parade der Italiener in Adua von den
Schlacht=
rufen der Abeſſinier begleitet waren, die ihre Stellungen auf
den umliegenden Bergen immer noch halten. Zu denken gibt auch
ein Gerücht, das von ernſten Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
Muſſolini, dem italieniſchen Generalſtab und dem
Oberkomman=
dierenden auf dem oſtafrikaniſchen Kriegsſchauplatz General de
Bono, ſpricht, dem man wegen des langſamen Vorwärtskommens
der italieniſchen Truppen heftige Vorwürfe machen ſoll. De
Bono, ſo heißt es, führe das Auf=der=Stelle=Treten der
italie=
niſchen Nordarmee auf die ungeheueren Geländeſchwierigkeiten
zurück und lehne jede Verantwortung ab, wenn man ihn zu
überſtürztem Handeln drängen ſollte.
Während bis vor kurzem noch die Rede davon war, daß die
Abeſſinier ſich an der Ogadenfront den Italienern zu einer
ent=
ſcheidenden Schlacht ſtellen wollten, um den italieniſchen Vorſtoß
nach der einzigen Bahnlinie des Landes abzudroſſeln, verlautet
jetzt, daß der Negus an alle ſeine Truppen einen neuen
Be=
fehl erlaſſen haben, in dem er ſie beſchwört, ſich auf
keinen Fall dem Feind in größeren
Formatio=
nen entgegenzuſtellen, ſondern ſtets einen
Guerrillakrieg zu führen. Immerhin verdient
die Ogadenfronk
unſere allergrößte Beachtung. Hier ſtehen die Italiener
unter der Führungdes Generals Graziani. Ihre
Operationsbaſis iſt Ual=Ual. Ihr Vormarſch — unterſtützt von
lebhaften Fliegerangriffen — iſt jedoch über Gerlogubi und
Gorahi bis jetzt nicht hinausgekommen. Den Truppen Grazianis
gegenüber ſtehen Hunderttauſende von Abeſſiniern des Ras
Naſibu, deſſen Hauptquartier in Harrar liegt und deſſen
Frontabſchnitt ſich von Harrar bis Djidjiga erſtreckt. Zu ſeiner
Unterſtützung iſt der greiſe Ras Habte Mikael mit 50000
Mann unterwegs. Faſt nördlich von dieſem Frontabſchnitt ſteht
(Fortſetzung auf Seite 4, zweite Spalte.)
Straßenbau für den Nachſchub.
Ein ſchwieriges Problem, dem die Italiener bei ihrem
Vor=
dringen in Abeſſinien ausgeſetzt ſind, iſt der ungehinderte
und ungefährdete Nachſchub. Zu dieſem Zweck werden ſofort
von vielen Tauſenden Arbeitern Straßen angelegt, ſobald die
Armee vormarſchiert iſt. Nicht weniger als 30000 Italiener
arbeiten an dieſem Straßenbau. Man ſieht ſie hier in der
Nähe von Adua
(Scherl=Bilderdienſt=M)
Socencroni.
Samstag: Im Reichsgeſetzblatt wird ein Geſetz zur
Aende=
rung der Militärſtrafgerichtsordnung ſowie
eine Verordnung zur Aenderung der Verordnung über die
Aushebung und Muſterung 1935 veröffentlicht.
Die polniſche Regierung Slawek tritt
zu=
rück. Der bisherige Innenminiſter Koſcialkowſki bildet das
neue Kabinett.
Die Sanktionskonferenz in Genf beſchließt
Waffen=
ausfuhrverbot gegen Italien und Aufhebung
des Waffenausfuhrverbots gegen
Abeſ=
ſinien. Die Unterausſchüſſe der Sanktionskonferenz beraten
finanzielle und wirtſchaftliche Sanktionen gegen Italien.
Italien erhebt Einſpruch gegen die Waffenausfuhrſperre.
Das italieniſche Geſandtſchaftsperſonal
in Addis Abeba verläßt Abeſſinien. Ein Sekretär
der Geſandtſchaft muß gewaltſam abgeſchoben werden. Der
Geſandte ſelbſt, Graf Vinci und der
italie=
niſche Militärattachéverweigern die Abreiſe
und verbarrikadieren ſich im Keller der Geſandtſchaft. Sie
werden auf Anordnung des Negus feſtgenommen und im
Hauſe des Ras Deſta, eines Mitglieds der kaiſerlichen
Familie untergebracht.
Im Süden Abeſſiniens, an der Ogadenfront,
be=
reitet ſich eine Entſcheidungsſchlacht vor.
Sonntag: Die HJ. ſchließt ihren Werbefeldzug mit einer
Kundgebung in Limburg, auf der Reichsjugendführer Baldur
v. Schirach ſpricht.
Die Italiener befinden ſich an der Südfront im
Vormarſch durch die waſſerarme
Ogaden=
wüſte gegen Harrar.
An der Mandſchuriſchen Grenze ereignet ſich ein
blutiger Zuſammenſtoß zwiſchen
ſowjetruſ=
ſiſchen und japaniſchen Truppen, der zu einem
Proteſt der Sowjetregierung in Tokio führt.
Montag: Der Reichskirchenminiſter bildet den Reichskirchen=
und den preußiſchen Landeskirchenausſchuß.
In Wien findet eine Tagung der deutſchen
ebangeliſchen Kirchen Oeſterreichs, Rumäniens, der
Tſchechoſlowakei und Jugoſlawiens ſtatt, auf der ein
Zu=
ſammenſchluß dieſer Kirchen beſchloſſen wird.
Die Litauer geben nunmehr das amtliche Memeler
Wahlergebnis bekannt. Wie nicht anders zu erwarten
war, hat ſich die memelländiſche Bevölkerung zu ihrem
Deutſchtum bekannt. Sie erhält im neuen Landtag 24 Sitze,
während auf die Litauer nur acht entfallen.
England trifft umfaſſende militäriſche
Vorbereitungen in Aegypten und warnt Italien
vor einer Bombardierung offener Städte in Abeſſinien.
Die engliſche Regierung geſtattet wieder die
Waffenaus=
fuhr nach Abeſſinien.
Die Sanktionskonferenz beſchließt ſofortige Kredit=
und Anleiheſperre gegen Italien. Die
Sowjet=
ruſſen fordern Sühnemaßnahmen gegen diejenigen Staaten,
die ſich nicht an Sanktionen beteiligen.
Akſum wird von den Italienern
einge=
nommen. Das italieniſche Hauptquartier wird nach Adua
verlegt.
In Lüttich findet ein Prozeß gegen vier Heimattreue aus
Malmedy ſtatt. Ihnen wird zu Unrecht vorgeworfen, ihre
Pflichten als belgiſche Staatsbürger verletzt zu haben. Der
Staatsanwalt beantragt gegen ſie die Aberkennung der
belgiſchen Staatsangehörigkeit.
Dienstag: In Berlin wird das 125jährige Beſtehen der
deutſchen Kriegsakademie in Anweſenheit des
Führers feſtlich begangen.
Laval unternimmt neue Anſtrengungen
zur Entſpannung der engliſch=italieniſchen
Beziehungen. Muſſolini ſoll ſeine Mindeſtforderungen
bekanntgeben. Die Engländer werden um einen zehntägigen
Aufſchub der geplanten Sanktionen gebeten. Inzwiſchen
gehen die militäriſchen Vorbereitungen in Aegypten weiter.
Im Mittelmeer ſind weitere engliſche
Truppen=
berſtärkungen eingetroffen. Auch in Oſtafrika ſind die
militäriſchen Vorbereitungen Englands ſo weit gediehen, daß
England für alle ernſteren Ereigniſſe gerüſtet iſt.
Die Japaner erklären, daß ſie unverändert an ihrer
Neutralität im italieniſch=abeſſiniſchen
Krieg feſthalten.
Die Abeſſinier treffen fieberhafte Vorbereitungen für die
Verteidigung der Harrar=Provinz. Man rechnet
mit einem abeſſiniſchen Gegenangriff an der Südfront.
Mittwoch: In Frankfurt fand am Mittwoch die Eröffnung
des WHV. für den Gau Heſſen=Naſſau durch
den Reichsſtatthalter und Gauleiter Sprenger ſtatt.
Die Sahneerzeugung wird um 40 Prozent vor=
Eſonnigen Jahre dort draußen mit wehmütiger Freude
ge=
gend. Vieles iſt zu bereden, manches braucht nur angedeutet
Aderden, man verſteht ſich und ſpricht ſich auch ſchweigend aus.
cwiederum freue ich mich, feſtzuſtellen, daß Grimm, ſeit wir
EAzt hier ſaßen, ſehr viel mehr Fühlung mit den Menſchen und
Nhehniſſen unſerer Zeit gewonnen hat, daß er ſich der ihm ge=
Bwenen Aufgabe, geiſtig und damit auch politiſch am neuen
ußtu ſchland mitzuarbeiten, mit ſtarkem, aufrechten Verantwor=
WRusgefühl unterzieht. Hinter dieſer deutſchen Pflicht muß ſeine
Mtliche dichteriſche Arbeit zurücktreten, — ein oft harter
Ver=
ſih zumal doch all ſein Dichten und Denken Dienſt an ſeinem
Me iſt!
So iſt auch das Ausbleiben des längſt erwarteten großen
Atuans nach „Volk ohne Raum” zu verſtehen: nicht etwa, wie
ache meinen mögen, als Nachlaſſen oder Verſagen ſeines
bitzeriſchen Könnens, das ſich in dem erſten großen Werke
er=
ſEft habe: oder gar ein bewußtes Beiſeiteſtehen angeſichts der
hen Aufgaben unſerer Zeit. Nein, gerade ſein perſönliches,
Fſhichtsloſes Sicheinſetzen für das Ganze, dieſe oft ſchwere
Aälht und Opferung eigener Wünſche und Ziele, dies allein iſt
2Svas ihn abhält, ſeinem Dichterwege ſo nachzugehen, wie er
ASlöchte und wie es ſeine große Gemeinde faſt ungeduldig von
fiMerwartet! —
Am Ende unſerer langen Unterhaltung bemerkt Grimm, es
Yerade offiziell bei ihm angefragt worden, ob er bereit ſei,
i hſew York zur 250. Jahresfeier der erſten großen deutſchen
AÜfwanderung für Deutſchland die Feſtanſprache zu halten, —
AMich, nach meiner Kenntnis der Vereinigten Staaten, dazu
W WWe. „Unter allen Umſtänden ſofort zuſagen!“ — war meine
eIe, ja drängende Antwort. — Daß Grimm inzwiſchen dieſe
NE Auſame Aufgabe übernommen hat, wird wohl allſeitig freu=
UAbegrüßt werden; denn wir haben wohl niemanden in
Aſchland, der geeigneter wäre, das deutſche Schrifttum und
mt das geiſtige Deutſchland ſo würdig zu vertreten, wie Hans
zyni, der erfahrene Auslandskenner, der aufrechte Patriot,
Awahrhaft deutſche Dichter!
Th. Engelmann, Gräfelfing/München.
er Präſidenk der Reichsfilmkammer
Proſ. Dr. Lehnich zum Präſidenken ernannk.
19 B. Der Präſident der Reichsfilmkammer, Dr. Fritz
Scheuer=
gy, hat den Präſidenten der Reichskulturkammer, Reichsmini=
ſter Dr. Goebbels, gebeten, ihn von ſeinem Amt als Präſident
der Reichsfilmkammer zu entbinden, um die Möglichkeit zu haben,
ſich in größerem Umfange als bisher filmwirtſchaftlichen und
an=
waltlichen Aufgaben zu widmen.
Reichsminiſter Dr. Goebbels hat dieſem Wunſche entſprochen
mit dem Ausdruck des Dankes an Dr. Scheuermann für die am
Neuaufbau des Films in den letzten Jahren geleiſtete erfolgreiche
Arbeit. Dr. Scheuermann, der Mitglied des Präſidialrats der
Reichsfilmkammer bleibt, übernimmt die Leitung der
Filmkredit=
bank.
Reichsminiſter Dr. Goebbels hat zum Präſidenten der
Reichs=
filmkammer den württembergiſchen Staatsminiſter SS.=
Ober=
führer Pg. Prof. Dr. Lehnich berufen.
Geſtern mittag empfing Reichsminiſter Dr. Goebbels den
Präſidenten Dr. Scheuermann und Staatsminiſter Profeſſor Dr.
Lehnich zwecks Uebernahme der Geſchäfte durch den neuen
Präſi=
denten der Reichsfilmkammer.
Gleichzeitig hat Reichsminiſter Dr. Goebbels an Stelle des
zurückgetretenen Oberregierungsrats Raether den Leiter der
Fachſchaft Film Hans Weidemann zum Vizepräſidenten der
Reichsfilmkammer beſtellt.
Die Freie Likerariſch=Künſtleriſche
Geſellſchaft ruft ihre Gemeinde!
Kultur iſt nicht eine „Sache”, die ein Volk beſitzt und auf der
es ausruhen kann. Kultur iſt ein Tun. Sie iſt ein ſtändiges Tun
und Ringen Aller gegen die niederziehenden Kräfte, die da
heißen: Verſumpfung im Tagestrott Gewöhnung ans
Gewöhn=
liche, Verwilderung der Geiſter und Herzen, Schwund der höheren
Werte.
Mindeſtens als Empfangender muß Jeder innerhalb einer
wirklichen Volkskultur ſeinen Mann ſtehen. Denn auch das
Empfangen gehört zum Bewirken der Kultur, weil es
erſt den Widerhall, den wahren Austauſch und Umſatz der
gei=
ſtigen Güter ſtiftet.
Darmſtadt beſitzt in der Freien Literariſch=
Künſt=
leriſchen Geſellſchaft eine Vereinigung, in der ſeit
einem Menſchenalter Arbeit zur Pflege der geiſtigen Werte
ge=
leiſtet wird. Vorträge von Dichtern der Zeit, von führenden
Männern der Wiſſenſchaft und Technik. Theaterdarbietungen
be=
ſonderer Art — das ſind ihre Gaben. Sie wendet ſich jetzt wieder
an Darmſtadts Bürgerſchaft mit der Einladung: Beteiligt Euch!
Dieſer Ruf ſollte gehört und befolgt werden. Er ſollte gerade
deshalb befolgt werden, weil die Zeit zu manchen Einſchränkun=
gen nötigt. Denn Geiſtespflege geht an den Kern des Menſchen.
Sie erhöht gerade in Zeiten der Einſchränkung die Kraft, die
dem Druck der Sachen widerſteht. Sie bereichert das Leben, das
wir führen in ſeinem Wertgehalt.
Eine Stunde in der Welt der Dichtung, eine Stunde
be=
trachtenden Ausblicks auf Fragen, an denen wir nicht als
Erwerbsmenſchen intereſſiert ſind, — das erhöht zwar nicht das
Einkommen, aber es belebt die geiſtige Verarbeitung. Es hilft
uns den Kopf über die Welt der Sorgen hinauszuheben ins
befreiende Schauen. Sorgen ſind Sachen, aber Geiſt iſt Kraft.
Sorgen ſind Stoff, aber Geiſt iſt Feuer und ununterdrückbarer
Mut. Wer dieſe Wahrheit nicht mehr mit leuchtenden Augen
ausſprechen oder hören kann, um den iſt es ſchon geſchehen.
Man ſagt zwar: Zugegeben; doch ich fuche mir lieber ſelbſt
die Vorträge heraus, die ich den Winter über beſuchen will, ſtatt
mich an ein feſtgelegtes Programm zu binden. Aber wenn dann
die Wintervorträge kommen, dann überſieht man den einen,
man vergißt den andern, beim dritten hat man kein rechtes
Ver=
trauen und beim vierten hat man keine Luſt. Der ſanfte Zwang,
den die Mitgliedſchaft bei einer Vereinigung ausübt im
Zu=
ſammenhang mit dem Vertrauen, das man ihr auf Grund
lang=
jähriger Leiſtung entgegenbringt, wirkt da recht heilſam. Er gibt
eine Führung die wir gerade als die launiſchen und vielfach
abgelenkten Menſchen, die wir heute ſind, nötig haben.
Wir müſſen auch an Darmſtadt denken. Darmſtadt iſt das,
was die Darmſtädter aus ihm machen! Das predigt die
Ge=
ſchichte unſerer Stadt auf jeder ihrer Seiten. Das iſt heute
wah=
rer als je, ſeitdem manche frühere Gunſt der Umſtände
geſchwun=
den und die Stadt immer mehr auf die Eigentätigkeit der
Be=
völkerung geſtellt iſt. Das iſt ſchön, aber es verpflichtet. Es
verpflichtet insbeſondere zur eifrigen Pflege der geiſtigen und
der künſtleriſchen Werte. Denn nur das leuchtet ins Vaterland
hinaus und gibt der Geſtalt der Stadt Umriß und werbende
Kraft, weil es unmittelbarer Dienſt am Wert iſt. Jeder,
der etwas tut für die Aufrechterhaltung der Darmſtädter
Wert=
pflege hilft die Bewohnbarkeit der Stadt — das heißt: ihre
Fähigkeit, voll ausgewirktes Menſchenleben in ſich zu faſſen —
erhöhen. Das iſt ein Punkt, der uns alle angeht!
Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft ruft ihre
Ge=
meinde. Jeder der Angerufene ſollte ſich ſagen, daß er für ſich,
für die Stadt und für das Volk etwas Nützliches tut, wenn er
Wilhelm Michel.
dem Ruf folgt.
An die Kunſtgewerbeſchule Offenbach am Main wurde als
Profeſſor und künſtlicher Leiter der Fachklaſſe für Lederwaren
Herr Leo Schumacher vom Reichsſtatthalter in Heſſen im
Einverſtändnis mit dem Reichs= und Preuß. Miniſter für
Wiſſen=
ſchaft. Erziehung und Volksbildung berufen
Seite 7 — Nr. 288
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 19. Oktober
übergehend eingeſchränkt, um die Verſorgung der
Be=
völkerung mit Butter ſicherzuſtellen.
Die Ausräumung des engliſch=italieniſchen Gegenſatzes
wird immer ſchwieriger. Lavals
Ausgleichs=
bemühungen begegnen ernſten
Schwierig=
keiten. Das franzöſiſche Verlangen nach
Zurück=
ziehung der engliſchen Flotte aus dem
Mit=
telmeer wird von London ſchroff abgelehnt. Die
Vermittlungsvorſchläge Lavals werden in
Eng=
land als unannehmbar bezeichnet. Als Vorausſetzung
für engliſche Verhandlungen mit Italien wird die
Räu=
mung Abeſſiniens durch die italieniſchen
Truppen verlangt. Gewiſſermaßen als Antwort
dar=
auf finden italieniſche Truppenverſtärkungen
in Libyen ſtatt. Ein italieniſches
Aufklärungs=
flugzeug über dem Sudan wird von engliſchen
Militärflugzeugen zum Landen gezwungen. Die
Be=
ſatzung wird feſtgenommen.
Auf eine erneute engliſche Anfrage nach
Unterſtützung der engliſchen Streitkräfte im Mittelmeer
durch die Franzoſen für den Fall eines
engliſch=
italieniſchen Konflikts gibt Frankreich wiederum eine
aus=
weichende Antwort.
Die Folgen des italieniſchen Feldzugs gegen Abeſſinien
machen ſich bereits in Italien in Geſtalt von
Waren=
knappheit und Preisſteigerungen bemerkbar. In
der Bevölkerung greift wachſende Beunruhigung um ſich. Die
italieniſche Regierung ſagt der Spekulation ſchärfſten
Kampf an.
Die Genfer Sanktionskonferenz befaßt ſich mit einem
Vorſchlag des engliſchen Völkerbundsminiſters Eden, der
einen Boykott der italieniſchen Ausfuhr
vor=
ſieht.
Auf dem abeſſiniſchen Kriegsſchauplatz werden die
An=
griffsvorbereitungen der Abeſſinier fortgeſetzt. Für die
Nord=
front ſind Verſtärkungen unterwegs. Infolge der Aufhebung
des Waffenausfuhrverbots ſind neue Geſchütze in Addis
Abeba eingetroffen. Die Italiener ſetzen ihre Luftangrifſe
im Süden fort. An der Nordfront herrſcht, abgeſehen von
nächtlichen Plänkeleien, Ruhe.
Donnerstag: Der Reichskirchenausſchuß und der
Landes=
kirchenausſchuß für die evangeliſche Kirche der altpreußiſchen
Union erlaſſen einen Aufruf an das evangeliſche
Volk. Reichsminiſter Kerrl äußert ſich vor Vertretern der
deutſchen Preſſe über die Einigung in der evangeliſchen
Kirche.
In Wien erfolgt Umbildung des
öſterreichi=
ſchen Kabinetts, nachdem Bundespräſident Miklas
den Rücktritt des Bundeskanzlers Dr. Schuſchnigg abgelehnt
hat. Bemerkenswert an dem neuen Kabinett iſt das Fehlen
des ſeitherigen Sicherheitsminiſter und
Generalſtabskommiſ=
ſars Fey, die Uebertragung der Landesverteidigung auf den
ſeitherigen Bundeskanzler, die Vereinheitlichung der
Wehrverbände in einem einzigen Wehrverband, der
die Bezeichnung „Freiwillige Miliz — Oeſterreichiſcher
Heimat=
ſchutz” trägt und die Zuſammenfaſſung der Jugendverbände
in der „Staatsjugend” ſowie die Stärkung der
Stel=
lung Starhembergs als Verbindungsmann zwiſchen
Wehr=
macht und Miliz.
Die Vermittlungsaktion Lavals iſt
geſchei=
tert. England lehnt die Vorſchläge Lavals als
un=
diskutabel ab und erwartet von Frankreich eine
klare Entſcheidung — entweder für England oder
für Frankreich.
An den abeſſiniſchen Fronten herrſcht verhältnismäßig
Ruhe. Der Ueberläufer Ras Gugſa wird von General
de Bono im Auftrage des Königs von Italien zum Ras
von Tigre ernannt.
In Libyen gehen die italieniſchen
Kriegs=
vorbereitungen weiter. Panzerwagen, Tanks und
Flugzeuge ſind zuſammengezogen und 100 Kilometer
land=
einwärts werden Landminen gelegt.
Albanien mobiliſiert ſieben Jahrgänge als
Ant=
wort auf die angebliche Zuſammenziehung von jugoſlawiſchen
Streitkräften in der Nähe der albaniſchen Grenze.
Freitag: Die Reichsregierung erläßt einen Aufruf zum
WHW. — Der Präſident der
Reichsfilmkam=
mer, Dr. Scheuermann, iſt zurückgetreten. An
ſeiner Stelle wurde Prof. Dr. Lehnich zum Präſidenten ernannt.
Das Reichskabinett verabſchiedet eine Reihe neuer
wichtiger Geſetze. — Auf der Wartburg findet die
Auf=
löſung und Eingliederung der Deutſchen
Bur=
ſchenſchaften in den NS.=Studentenbund ſtatt.
Die engliſche Regierung verlangt von
Laval eine klare Entſcheidung und droht mit
ihrem Rücktritt vom Locarno=Vertrag und Völkerbundspakt.
Aufdem abeſſiniſchen Kriegsſchauplatz hat
ſich nichts neues ereignet.
Schükengräben und Drahlverhaue
Die Aeiegslage i Abesanen.
(Fortſetzung von Seite 3, zweite Spalte.)
die Armeedes abeſſiniſchen Kronprinzen, die ſich
an Deſſie anlehnt und mit ihrem rechten Flügel die Verbindung
mit der Armee des Ras Naſibu aufzunehmen bemüht iſt,
wäh=
rend andererſeits der rechte Flügel der Armee Naſibus beſtrebt
iſt, ſich an die abeſſiniſchen Streitkräfte anzulehnen, die unter
Führung des italienfeindlichen Buren Serwiank
die italieniſchen Stellungen bei Gerlogubi und Gorahi
be=
unruhigen und dem italieniſchen Vormarſch manche
Schwierig=
keiten bereiten. Die Bemühungen des Buren gehen ſeinerſeits
dahin, den Anſchluß ſeiner Armee an die Front des Ras
Deſta Damtu, eines Schwiegerſohns des Kaiſers,
ſicherzu=
ſtellen, der mit ſeinen Streitkräften die Italiener am Eingang
des Webb Schebeli in Schach hält. Alſo auch hier eine große
abeſſiniſche Front, die nicht gewillt iſt, ihre Heimaterde dem
fremden Eroberer kampflos zu überlaſſen.
Waſſer und Brok.
Die Ausſichten der Italiener ſind hier inſofern günſtiger, als
das Gelände nicht die ungeheueren Schwierigkeiten aufweiſt, wie
ſie im Norden vorhanden ſind. Der Weg von Italieniſch=
Somaliland nach Addis Abeba iſt viel kürzer und ſtrategiſch
leichter als der Anmarſch vom Norden. Aber bevor die Italiener
in das eigentliche Abeſſinien eindringen können, müſſen ſie die
ſogenannte „gelbe Wüſte” die Wüſte von Ogaden,
überwinden. Um dieſe Wüſte geht gegenwärtig der Kampf —
richtiger um die wenigen Waſſerſtellen dieſer Wüſte. Die
Italiener haben bereits heftige Verſuche unternommen, ſich in
den Beſitz dieſer Waſſerſtellen zu ſetzen, die für die weitere
Kriegsführung von ausſchlaggebender Bedeutung ſind. Der
ganze Feldzug der Italiener muß
zuſammen=
brechen, wenn die Waſſerverſorgung ihrer
Truppen verſagt; denn das Waſſerproblem iſt für die
hochgradig mechaniſierte italieniſche Armee weſentlich ſchwieriger
als für die Abeſſinier. Die Flugzeuge, die Tanks, die
Maſchinen=
gewehre, die Laſtwagen, die Laſt= und Reittiere — all dieſe
Waffen des Krieges brauchen große Waſſermengen. Den
Ita=
lienern iſt die Löſung der Waſſerverſorgung
bis jetzt nicht gelungen. Sie behelfen ſich einſtweilen
da=
mit, der Seuchengefahren wegen deſtilliertes Waſſer durch
Tank=
ſchiffe von Aden nach Somaliland zu verfrachten, von wo es
durch motoriſierte Waſſertanks an die verſchiedenen Abſchnitte
der Ogadenfront transportiert wird. Allein dieſer Verſorgung
wird um ſo ſchwieriger, je tiefer die Italiener in die Wüſte
eindringen. Das Hinterland von Ogaden iſt nämlich ſo zerklüftet
und zerriſſen, daß der italieniſche Waſſernachſchub hier kaum
mit Waſſertanks durchgeführt werden kann, ſondern nur mit
farbigen Laſtträgern Maultieren und Kamelen zu bewerkſtelligen
iſt. Die Waſſerverſorgung der Italiener wird aber noch
da=
durch erſchwert, daß ihnen jetzt die Waſſerwerke der Häfen am
Roten Meer unter Berufung auf ihre Neutralität kein Waſſer
liefern wollen, daß ihnen die holländiſchen Limonadenfabriken
Schwierigkeiten bei den Beſtellungen machen und daß ihnen die
ägyptiſchen Kamelherdenbeſitzer die Ueberlaſſung von Tragtieren
verweigern. Hinzu kommt noch, daß die Italiener zuverläſſige
farbige Truppen nur in geringer Zahl ins Feld ſtellen können.
Sie ſind daher gezwungen, ihren Feldzug faſt ausſchließlich mit
weißen Truppen zu führen, deren Waſſerverbrauch
ſelbſtverſtänd=
lich größer iſt als der der Eingeborenen, die im Ertragen von
Durſt viel größere Entbehrungen auf ſich zu nehmen vermögen
als der Europäer. Man erſieht daraus, daß der Ausgang
dieſes Krieges nicht zuletzt auch von der Löſung
des Problems der Waſſerverſorgung
ab=
hängig iſt.
Aber auch die Verſorgung mit Nahrungsmitteln
bildet ein ſchwieriges Problem, weil in dieſen troſtloſen Gebieten
ſo gut wie nichts wächſt. Die Verbindung mit der
Etappe bildet daher für die Italiener eine
abſo=
lute Notwendigkeit. Die Gefahr beſteht immer, daß
in=
folge Motorſchaden Waſſertanks oder mit Lebensmitteln beladene
Laſtwagen ausbleiben, ganz abgeſehen davon, daß ſich der
abeſ=
ſiniſche Kleinkrieg gerade gegen ſolche Lebensmittel= und
Waſſer=
transporte richtet. Alles in allem eine koſtſpielige und äußerſt
ſchwierige Angelegenheit. —
Die Italiener haben ihre Stellungen an der ermr
ſchen Grenze zum größten Teil ſtark befeſtigt. A
ſie darauf verzichten, dort ihre Offenſive fortzuſetzen, obwch
ſehr bald in günſtigeres Gelände gelangen würden, läßt ſit
hand der Kriegsberichte nicht erkennen. Es iſt aber möglich
ſie zunächſt einmal Makale erreichen wollen, um dann in
Tal des Dika=Fluſſes hinabzuſteigen und die abeſſiniſchen En
kräfte an der Nordfront einzukreiſen, Sie würden auf de
Weiſe ſehr viel Zeit und Kräfte ſparen. Aber zunächſt müße
linker Flügel ſoweit vorgeſchoben ſein, daß man wirklic
Umklammerung übergehen kann. Die namentlich aus ägypiſt
Quellen ſtammende Behauptung, daß die Italiener ſtehe
blieben wären, um unter Umſtänden ihre erytreiſche Armein
dem Sudan werfen zu können, ruht auf einer reichlich unſihe
Baſis. Natürlich iſt dieſe Möglichkeit nicht hundertprozentige
geſchloſſen, wenn es zum Ausbruch italieniſch=engliſcher Zeil
ſeligkeiten kommen ſollte. Aber derartige Pläne ſind woll
Augenblick nicht aktuell, denn die überraſchenden Truppm
ſchiebungen, die die Italiener in Oſtafrika vornehmen, ben
ſich in ganz anderer Richtung.
Hier ſcheint eine neue Anordnung erfolgt zu ſein.
Truppendampfer auf Truppendampfer, die M
ſaua noch nicht erreicht haben, ſind nach dem Somalil
umdirigiert worden, während bereits ausgeladene Trm
ſchleunigſt wieder eingeſchifft wurden, um nach der ſüdid
Kolonie abzugehen. Die im Süden ſtehenden Kräfte — die Arn
Grazianis iſt zwar ausgezeichnet motoriſiert — ſcheinen
nicht ſtark genug zu ſein, um ein größeres erobertes Gebie
ten zu können. Die Italiener brauchen einen F
kenſchutz, da ſie nicht Gefahr laufen wollen, daß die au
Somali=Grenze ſich vortaſtenden Truppen plötzlich abgeſchniu
werden. Die Vorhut des rechten Flügels des Generals Greſ
dürfte im Augenblick nordweſtlich vom engliſchen Bohote ſint
aber Zentrum und rechter Flügel hängen noch weit zurüdk
Verſtärkung der im Anmarſch befindlichen Truppen ſoll
Stoßkraft der Südarmee erhöhen. Die Abeſſinier zögern
ſcheinend, ſchon jetzt die Italiener anzugreifen. Sie haben
geſehen, daß ihre Stärke im Kleinkrieg liegt.
Während auf den abeſſiniſchen Fronten im Augenblit
wiſſe „Ruhe” herrſcht, nehmen die Kriegsvorbereiu
gen in Lybien und in Nordägypten ihren Forte
Auf beiden Seiten treffen täglich neue Truppen ein. Un
Falle eines Konfliktes auch den italieniſchen Kriegsſchiffer
Roten Meer einen ſtarken Rückhalt zu geben, bauen die Itale
ihren Hafen Maſſaua in ſchnellſtem Tempo zu einem Fl
tenſtützpunkt aus. Weitreichende Geſchütze und zahleſe
Flugzeuge ſeien bereits ſtationiert, um die Kriegsſchiffe, wen
nötig iſt, zu unterſtützen.
von Brikiſch=Somalila
* Djibuti, 17. Oktober. (United Prei
Der britiſche Vizekonſul in Djibuti erhielt einen Bericht/;
Zeila, dem Hafen des britiſchen Somalilandes, daß an der G
zwiſchen Abeſſinien und Britiſch=Somaliland Vieh= und Zigem der
herden durch italieniſche Gasgeſchoſſe und Gewehrfeuer in M0i
leidenſchaft gezogen worden ſeien. Eingehende Feſtſtellungen
ten ergeben, daß es ſich hierbei um Tiere gehandelt habe,
Einwohnern Britiſch=Somalilands, alſo britiſchen
Untertol=
gehörten. Gleichzeitig läuft in Djibuti das Gerücht um, daßM
Anzahl britiſcher eingeborener Untertanen, darunter Mitglik
des Kamelreiterkorps, getötet worden ſeien.
Eingliederung der Deutſchen Burſchen in den NS9A
DNB. Eiſenach, 18. Oktob
Am Tage der Wiederhehr des Wartburgfeſtes von 1817
18. Oktober, vereinte ſich die Deutſche Burſchenſchaft mit
Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbund auf der Wart
zu einer Kundgebung, die in der Geſchichte des geſamten deutg=
Es handelt ſich in Abeſſinien um den Kampf moderner
Kriegstechnik gegen ein unwegſames, gebirgiges Land mit
tro=
piſchem Klima. Einem Klima, unter dem europäiſche Truppen
erfahrungsgemäß außerordentlich leiden, und es iſt durchaus
glaubhaft, wenn über ſtarke Ausfälle der italieniſchen Truppen
an Krankheiten berichtet wird. Es iſt eine gewaltige militäriſche
Aufgabe, die ſich Italien geſtellt hat und es wäre durchaus
ver=
fehlt, wenn man ſchon jetzt nachdem die eigentlichen Aktionen noch
kaum begonnen haben, eine Prognoſe ſtellen wollte. A. B.
Studententums alle Zeit als ein Ereignis hiſtoriſcher Größe
Bedeutung gelten wird. Es war das letzte Wartburg
der Deutſchen Burſchenſchaft, mit dem dieſer gu
akademiſche Verband feierlich ſeine Auflöſung und Einglieder
in die Reihen des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studenten4
des verkündete. Am 18. Oktober 1935 legten die deutſchen
ſchenſchafter ihre Farben nieder auf den Altar der deutſchen V)
gemeinſchaft. Eine hiſtoriſche Entwicklung ſtudentiſchen Lebens
damit einen ehrenvollen Abſchluß gefunden. Die Burſck
ſchaften gehen als Kameradſchaften in den N./
StB. auf, der ſomit, am 18. Oktober, die Jahrhunderte alte
dition der Deutſchen Burſchenſchaften übernahm.
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stag, 19. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 288 — Seite 5
us der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 19. Oktober 1935
Das Feit des deutſchen Weines
und der Bruuse.
Wein iſt Volksgekränk!
Von der Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten= und Beherber=
Swerbe, Bezirksgruppe Heſſen, wird zur Weinwerbewoche
ilt:
die Vorbereitungen der Weinwerbewoche haben ihren
Ab=
gefunden. Mit dem heutigen Tage beginnt ſomit das Feſt
deutſchen Weines und der Traube. Weinhandel
aſtſtättengewerbe haben in gemeinſamer Arbeit Erhebliches
ſtet. Nachdem der geſamte Patenwein, zirka 40 000 Liter,
mit, gekauft, nach hier transportiert und auf Flaſchen
ge=
wurde — und das war notwendig, da dieſer nur mit der
uſfe der Patenſchaft verſehen, verkauft werden darf —, konnte
hir den letzten Tagen auf der Straße einen regen
Trans=
nach den Gaſtſtätten beobachten. Erfreulicherweiſe iſt die
ſrege des Gewerbes ſehr groß. Es wird auch in
verſchiede=
okalen mit Konzert, Tanz und ſonſtigen Ueberraſchungen
ſwartet. Die Kreisſängerſchaft, das geſamte Handwerk und
rde, ſämtliche Gliederungen der Partei, die Formationen
dS., SA., Arbeitsfront uſw. werden aus Anlaß der
Wein=
voche in den Lokalen Zuſammentünfte veranſtalten und
Verbundenheit mit dem notleidenden Winzerſtand dadurch
Ausdruck bringen, daß bei dieſen Veranſtaltungen nur
Paten=
getrunken werden. Von allen Behörden und
Verwaltun=
t großes Entgegenkommen gezeigt worden, ſo daß der Erfolg
ſausbleiben kann. So iſt die Getränkeſteuer für den
Paten=
erlaſſen. Die Vergnügungsſteuer der Stadt wird nur
er=
für Tanzveranſtaltungen in den Sälen, und zwar nicht
der Größe des Saales ſondern nach der Größe der
Tanz=
ſo daß auch hier erhebliche Vergünſtigungen eintreten. Die
ſtbendſtunde iſt an den Abenden des 19.. 20. und 26. Oktober
Uhr feſtgeſetzt. Die Urkundenſtempelgebuhren für Konzert
anz ſind für die gleichen Tage erlaſſen, ſo iſt auch für die
Woche die Stempelgebühr für Konzert aufgehoben und
nur von Montag bis Freitag für Tanzveranſtaltungen er=
Es iſt ſomit dem Gaſtſtättengewerbe mit den kleinſten
unſen Gelegenheit gegeben, ſinnentſprechende Veranſtaltungen
„ſiehen, ſo daß in verſchiedenen Lokalen mit echter rheiniſcher
mung gerechnet werden kann. Wer ſchänkt nun Patenwein
die
Es iſt beſtimmt, daß das Gaſtſtättengewerbe ſich reſtlos
em Fl beteiligt. Trotzdem achte man auf die weißen Plakate,
ind zahlren mit dem Stadtwappen und:
ſe, wen
Hier wird Patenwein ausgeſchänkt!
müſſen an der äußeren Hausfront leicht ſichtbar angebracht
und zeichnen den Verkauf für dieſe Gaſtſtätten an. Die
ſind mit 20 bis 35 Pf. per Glas ſehr niedrig gehalten, ſo
rwartet werden darf, daß alle Volksgenoſſen in der Zeit
19.—26. Oktober ſich den Genuß eines guten und billigen
Weines nicht entgehen laſſen ſollten.
ſited Prik Perſonalnachrichten. Uebertragen wurden; am 15.
er dem Lehrer Heinrich Bloß zu Günterfürſt, Kreis Er=
Bericht
ine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Höchſt, Kreis Erbach,
der 9Pehrer Wilh. Lutz zu Hähnlein, Kr. Bensheim. eine Lehrer=
und Siſan der Volksſchule zu Zwingenberg, Kreis Bensheim; beide
er in Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
ſellungen
Mitol
Ausgabe von Mietgutſcheinen (Sondergebäudeſteuer). Wir
hus liſen auf die Bekanntmochung des ſtädtiſchen Fürſorgeamtes
Amkeriß heutigen Nummer, wonach die Ausgabe der Mietgutſcheine
um, daß ſte Monate Oktober und November ab Donnersdag nächſter
im Amtsgebäude, Steubenplatz 13. ſtattfindet. Die
Aus=
ſerfolgt nur während der in der Bekanntmachung genannten
den gegen Vorlage der Arbeitsloſenkontrollkarte, bzw. des
ſtützungsausweiſes uſw. Nicht rechtzeitig erhobene
cheine ſind verfallen.
on 181
er W
tburg
eſer
ingliedehOkt
ſchenſpielplan des Heſſiſchen Landeskheakers.
GROSSES HAUS.
ten deu ſtag.
Größe /oktober
Anfang 20.00, Ende geg. 22.30 Uhr. — NS.=
Kultur=
gemeinde K, 3. Vorſtellung. „Friedemann Bach”,
Oper von Paul Graener.
ag,
ber
Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.30 Uhr. — Hauptmiete
A, 5. Vorſtellung. „Herz über Bord”, Operette von
Eduard Künnecke.
tag,
Oktober
Anfang 20 Uhr, Ende gegen
Kulturgemeinde H, 3. Vorſt.:
Eine bayeriſche Moritat von
22.30 Uhr. — NS.
„Die Pfingſtorgel”
Alois Joh. Lippl.
den Nwoch,
ve alte 1Iktober
Anfang 20 Uhr, Ende gegen 22.15 Uhr. —
Haupt=
miete B, 5. Vorſt.: „Der Barbier von Bagdad”.
Komiſche Oper von Peter Cornelius.
Oktober Anfang 19 Uhr, Ende nach 23 Uhr. — Hauptmiete
, 5. Vorſt.: In Anweſenheit von Dr. Richard
Strauß: in neuer Einſtudierung und Ausſtattung
„Die Frau ohne Schatten”, Oper von Richard
Strauß. ktober Anfang 19.30 Uhr, Ende nach 22.30 Uhr. Geſchloſſ.
Vorſt. NS. Kulturgemeinde, Jugendring I: „Prinz
von Preußen”, Schauſpiel von Hans Schwarz. ſtag,
Iktober Anfang 19.30 Uhr, Ende nach 22.30 Uhr. — NS.
Kulturgemeinde, O, 3. Vorſt.: „Die Tänzerin
Fanny Elßler”, Operette von Johann Strauß. ag,
Oktober Anfang 19 Uhr, Ende nach 23 Uhr. — Hauptmiete
D, 6. Vorſt.: „Die Frau ohne Schatten”, Oper von
Richard Strauß. KLEINES HAUS. tag.
Afgn Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.00 Uhr. — Zuſatz=
miete V, 2. Vorſtellung. „Gyges und ſein Ring”,
Tragödie von Friedrich Hebbel. oktober Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.00 Uhr. — Zuſatzmiete
TV. 2. Vorſtellung. „Onkel Theodor”, Komödie von
Selma Lagerlöf. tag,
POktober Anfang 20 Uhr, Ende 23 Uhr. — NS. Kulturgem.
MI. 2. Vorſt.: „Der Waffenſchmied”, Komiſche Oper
von Albert Lortzing. voch.
AOktober Anfang 20.00, Ende 22.45 Uhr. — Zuſatzmiete V
3. Vorſt.: „Onkel Theodor”, Komödie von Selma
Lagerlöf. Gktober Anfang 20.00, Ende 23.00 Uhr. — Zuſatzmiete IV,
3. Vorſt.: „Der Waffenſchmied”, Komiſche Oper
von Albert Lortzing. tg.
MOktober Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22 Uhr. — Né
Kulturgemeinde K, 4. Vorſtellg., Zuſatzmiete XI:
„Gyges und ſein Ring”, Tragödie von Friedrich
Hebbel.
1Oktober
Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.15 Uhr. —
Zuſatz=
miete I, 3. Vorſtell.: „Onkel Theodor”, Komödie
von Selma Lagerlöf.
in Vorbereitung: Große s Haus: „Die Räuber”
rich Schiller. Kleines Haus: „Die Gärtnerin aus
W. A. Mozart.
Iuke morgen holen die Darmſtädker Jungmädel
Leiterwagen, Handwagen uſw. — Bitke, ſtellt
auch Ihr Euren Handwagen bereik.
*Die letzte Woche
hat den Schluß einer der vielen Ausſtellungen gebracht, die
Darm=
ſtadt in dieſem Sommer hatte (die letzte, die Dahlienſchau kann
dank des günſtigen Herbſtwetters noch immer offen gehalten
wer=
den) und die anſcheinend die erfolgreichſte war. Der Leiter der
Lehrſchau „Volk und Wirtſchaft” ſchreibt uns in ſeinem
Schlußbericht:
Die Lehrſchau hat die Erwartungen, die billigerweiſe an ſie
geſtellt werden durften, erfüllt. Sie hat ſowohl hinſichtlich ihres
Aufbaues wie ihres Stoffes rückhaltloſe Anerkennung gefunden.
Nicht abzumeſſen ſind die ideellen Erfolge dieſer gewaltigen
volkswirtſchaftlichen Schau. Ihre durchweg organiſche
Geſtal=
tung, die alle Bezirke deutſcher Arbeit heranzog und ihr
ſinn=
volles Zuſammenwirken in der deutſchen Volkswirtſchaft
bild=
haft zu machen ſuchte, hob dieſe Lehrſchau über den Rahmen der
bisher üblichen Ausſtellungen, die ſich mehr oder minder auf die
Herausſtellung eines Produktes beſchränkten, weit hinaus.
Hier wurde wirklich das lebendig, was erſt den eigentlichen
Kul=
turwert der Güter ausmacht: Der ſinnvolle Einſatz menſchlichen
Geiſtes und menſchlicher Arbeitskraft wurde ſpürbar: der Menſch,
der deutſche Arbeiter der Stirn und der Fauſt ſtand ſichtbar im
Mittelpunkt. Und eben darin lag die beſondere Eindruckskraft
der Lehrſchau. Der Beſucher nahm das Bewußtſein mit nach
Hauſe: Der Lebenswille und die Lebenskraft des Volkes ſind
un=
gebrochen, und es iſt ein Geſchenk des Schickſals, Glied dieſes
rei=
chen. leiſtungsgewaltigen Volkes zu ſein.
Darüber hinaus vermittelte die Lehrſchau des Vereins
deut=
ſcher Ingenieure eine Fülle volkswirtſchaftlicher Erkenntniſſe in
ſo eingängiger und überzeugender Weiſe, daß die Erträgniſſe
ge=
rade dieſer aufklärenden Arbeit weithin verfolgbar ſein werden.
Die große Maſſe der Verbraucher, die Hausfrau ſowie der
Fami=
lienvater, der Lehrer wie die Schülerſchaft: Sie alle werden durch
dieſe Lehrausſtellung angeregt worden ſein, ihr
volkswirt=
ſchaftliches Denken und Handeln zu überprüfen und
neu auszurichten. In dieſem ideellen Erfolg liegt der ſtärkſte
Wert der Lehrſchau „Volk und Wirtſchaft” — ein Erfolg, der
irgendwo und irgendwann auch greifbare wirtſchaftliche Ernte
einbringen wird.
Es war erſtaunlich, feſtzuſtellen, daß ein großer Teil der
Be=
ſucher ſich die Ausſtellung nicht nur einmal, ſondern mehrmals
angeſehen hat. Von dem Recht der nochmaligen Beſichtigung zu
verbilligtem Preis haben beſonders die Schulen ausgiebigen
Ge=
brauch gemacht. Mehr als einmal iſt man an den
Ausſtellungs=
leiter herangetreten, das in der Ausſtellung ſo einprägſam
Ge=
zeigte — wie beſonders die Gruppe „Nationalſozialismus baut
auf” — in Form von Heftchen den Intereſſenten zur Verfügung
zu ſtellen. Die Leitung der Lehrausſtellung hat ſich deshalb feſt
vorgenommen, dieſe Teile — nach denen beſonders gefragt
wurde, in Form von Blättern herauszugeben.
Und heute beginnt die Weinwoche! Da er nicht bei uns
wächſt. muß er ſchon auf Rollen und in Fäſſern zu uns kommen,
der abgeklärte, Wahrheit und Philoſophie bergende Wein. Das
heißt, wir könnten ja auch höchſt perſönlich zu ihm hingehen, ihm
unſere Aufwartung machen mit einem Weck in der Hand und uns
an der Quelle niederlaſſen, weil er ja dort, wo er wächſt — wie
ſchon der alte Blücher feſtgeſtellt hat — am beſten ſein ſoll. Aber
das iſt doch immer nur für ein paar von uns, während
diesmal doch unſere ganze Stadt daran teilhaben ſoll. Und
nun liegt er alſo bereit und wartet der tüchtigen Männer und
Frauen, die ihn trinken ſollen. Hoffen wir, daß kein Tropfen
um=
ſonſt zu warten braucht: das hat er um uns nicht verdient, denn
er iſt ja obendrein unſer Patenkind. Und Patenkinder muß
man ſich als anſtändiger Menſch ſchon etwas koſten laſſen.
Doch das eine wollen wir gleich ſagen: es tut’s nicht allein
das Geld und ein gehöriger „Dorſcht” beim Weintrinken. Da
ge=
hört zuerſt einmal eine feine Zunge dazu, eine
Probier=
zunge, wie die Rheinheſſen ſagen, auf der die erſten Tropfen erſt
ein paarmal ſpäzierengehen müſſen, ehe ſie für die Kehle
frei=
gegeben werden; zum andern gehört dann eine duftverliebte
Naſe dazu, die ſich in Wohlgefallen kräuſelt, wenn der Wein ihr
ſeine „Blume” offenbart: „das iſt ein Düftchen”, denkt eine ſolche
Naſe und nähert ſich dem Glas noch ein wenig mehr und läßt ſich
einhüllen von der „Blume” wie von einer roſenroten Wolke,
hin=
ter der man noch die Sonne ſpürt und die Wärme des rotbraunen
Bodens. auf dem die Rebe ſtand; jawohl, man ſoll die Naſe nicht
darben laſſen beim Weintrinken. Und als Drittes braucht’s zum
vollen Genuß auch noch einen guten Schuß Gefühl, das ſogar
— um ſo beſſer die Wirkung — beim zweiten oder dritten Glas
in Poeſie ausarten darf. Man muß zu einer Art Leberecht
Hühnchen werden, der bei jedem Schluck Tee die Herrlichkeiten
Chinas oder Indiens vor ſich ſah. Hätte er Wein getrunken
an=
ſtatt des Tees, dann wäre er auf ſeinem verbeulten Sofa durch
das weite Hügelland am Rhein gewandert und hätte mit den
Winzermädchen geſungen und geſcherzt und hätte die Sonne
ge=
lobt, weil ſie den Duft und die Süße in die Trauben zauberte,
und den Mond, weil er in einſamen Nächten getreulich über den
Weinbergen Wache hielt. Beim zweiten und dritten Glaſe aber,
da darf man ſeinem Patenkind ruhig auch einmal ein Lied ſingen.
Es iſt ja kein Mangel daran. Der Verliebte ſtimmt das alte
Stu=
dentenlied an „In jedem vollen Glaſe Wein”, dieweil es ihm
nach=
gerode ja doch nicht ſchwer fällt, auf dem Grunde des Glaſes ſeiner
Liebſten Aeugelein zu ſehen: die Feuchtfröhlichen intonieren
„Klingkling, goldner Wein”, der Tenor ſchmettert ſein „Bekränzt
mit Laub”, die Vergeßlichen ſchunkeln nach der Melodie „Trink,
trink, Brüderlein trink”, der Baſſiſt mit dem ſchönen Kehlkopf
ſteigt in die Tiefen des „Im tiefen Keller ſitz ich hier”, und die
Gilde der Verlobten wiegt ſich ſehnſuchtsvoll nach der Weiſe „
Ein=
mal am Rhein”
Ja, wir ſind überzeugt, der Darmſtädter wird ſich
ſeiner „Patenkinder” aus Weſthofen, Nierſtein
und St. Johann ſchon liebevoll annehmen, und
das iſt ja auch der gute Zweck der guten Sache. —
Auch ein Vorbote des Winters iſt die „Offenſive der
Fiſche” die in dieſer Woche eingeſetzt hat. Denn ſo vorzüglich
auch die Kühleinrichtungen beim Transport und bei der
Lagerung inzwiſchen ausgebaut ſind, ſo einwandfrei wir unſeren
Fiſch auch im Sommer haben können, es iſt nun einmal ſo,
daß ſich die Mehrzahl der fiſcheſſenden Menſchen doch erſt im
Herbſt wieder mit voller Hingabe auf dieſe leckere Bereicherung
für den Familientiſch ſtürzt. Und als ob die Fiſche das wüßten,
kommen ſie um dieſe Zeit bedeutend näher an die Küſten heran
und drängen ſich ſozuſagen zum Netz. So iſt jetzt Großbetrieb da
draußen in den Küſtengewäſſern und auf der hohen See,
Tau=
ſende von wetterharten Fiſchern ſind Tag und Nacht an der
Ar=
beit, um für die Feinſchmecker da drinnen im Inland zu ſorgen,
die jetzt zur Herbſtzeit ihren Schellfiſch oder ihren Kabeljau in
der alten guten Qualität haben wollen. Bei vielen Familien hat
es ſich im Laufe der Jahre eingebürgert, daß man an einem
be=
ſtimmten Tag der Woche ſeine Fiſchmahlzeit hält, und die
ge=
wandte Hausfrau weiß der Rezepte genug, um immer wieder
etwas Neues bieten zu können. Koteletts Filets geſottener
Schellfiſch oder Kabeljau mit Kapern=, Senf= oder Buttertunke,
dasſelbe gebacken mit Sauce rem. oder Mayonnaiſe — das ſind
ſo ein paar Dinge, die dem Fiſchliebhaber geläufig und immer
— Jahresfeſt der Stadtmiſſion. Am kommenden Sonntag,
den 20. Oktober, feiert die Evangeliſche Stadtmiſſion ihr 47.
Jah=
resfeſt. Aus dieſem Anlaß findet vormittags um 10 Uhr ein
Feſt=
gottesdienſt in der Stiftskirche ſtatt, den Pfarrer Dr. K.
Wieſe aus Berlin hält. Der große Mitglieder= und Freundeskreis,
den ſich die Stadtmiſſion im Laufe der vielen Jahre ihrer Arbeit
erworben hat, wird hierzu herzlich eingeladen. Die Nachfeier des
Jahresfeſtes wird nachmittags um 3 Uhr im Vereinshaus in der
Mühlſtraße gehalten, wobei der Feſtredner ebenfalls die
Haupt=
anſprache hält. Sonntag abend 8 Uhr findet die letzte
Verſamm=
lung der Bibelwoche ſtatt. Auch am Samstag abend um halb 9 Uhr
iſt noch ein Vortrag über das Thema: „Vernünftiger Gottesdienſt.”
CAufgehobene Straßenſperrungen. Die angeordneten
Stra=
ßenſperrungen der nachgenannten Straßen ſind aufgehoben:
Sei=
tersweg zwiſchen Aeußere Ringſtraße und Roſenhöhweg,
Speſſartring zwiſchen Fiedlerweg und Seitersweg,
Alexan=
draweg zwiſchen Fiedlerweg und Speſſartring.
Einſtellung des Poſtüberweiſungsverkehrs zwiſchen
Deutſch=
land und Italien. Die italieniſche Poſtverwaltung hat den
Poſt=
überweiſungsverkehr mit den fremden Poſtverwaltungen
einge=
ſtellt und gebeten, auch den Verkehr nach Italien einzuſtellen.
Poſtüberweiſungen nach Italien werden daher ſeit 18. Oktober
nicht mehr ausgeführt, dagegen werden Poſtanweiſungen nach
Italien weiterhin angenommen.
wieder angenehm ſind. Nimmt man dazu noch die Spezialitäten,
wie ſie unſere heimiſchen Flüſſe und Teiche bieten, die Schleien,
Breſem, Hechte und Karpfen, ſo kann man dem wohl zuſtimmen,
daß dieſe „Offenſive der Fiſche eine der angenehmſten Offenſiven
iſt, die das Jahr ſo bietet.
Und zu dem guten Fiſch die gute Kartoffel! Sie kann
ſo recht ein Sorgenkind ſein, wenn ſie nicht ganz ſo ausgefallen
iſt, wie das eigentlich für ein ſolch wichtiges Volksnahrungsmittel
Pflicht ſein mußte. Denn ihr ſind wir doch tatſächlich einen
gan=
zen langen Winter lang wehrlos ausgeliefert. Nun hört man ja
in dieſem Jahr das Beſte von ihr. Hoffen wir, daß es ſich
be=
wahrheitet (im nächſten Frühjahr werden wir’s ja zuverläſſig
wiſſen). Vorderhand gilt es alſo, alles für ihre Aufnahme gut
vorzubereiten, d. h. mit anderen Worten, die Kiſten gut
auszu=
waſchen und zu trocknen, damit auch die letzten Fäulnisſtoffe
be=
ſeitigt ſind, die Keller noch einmal gut zu durchlüften und dann
die Fenſter gegen ſtrenge Kälte fein abzudichten. Dann können ſie
langſam angetrudelt kommen, die goldgelben Erdäpfel, und ihr
Winterlager beziehen als Rohſtoff für ſolch gute Dinge wie:
Zwiebel= oder Brotgeſchmelzte, Geröſtete, Gedämpfte, Rahm= oder
Peterſilienkartoffeln, Pfannkuchen, Kartoffelſalat. Saure
Kartof=
feln, Pommes frites Kartoffelbrei, mehlige Gequellte und was
dieſer Dinge mehr ſind. Die Hauptſache iſt nur, daß man jetzt
die richtigen erwiſcht, die ſich halten und die zu allem geeignet
ſind. Aber das muß man der Erfahrung jedes Einzelnen
über=
laſſen. Und wer eine gute Quelle weiß, der wird als guter
Menſch ja ſeine Bekannten und Verwandten gern daran
teilneh=
men laſſen.
Weihnachten iſt in Sicht! — Was! — Jetzt ſchon von
Weih=
nachten ſprechen? — Ja, es iſt doch vielleicht notwendig Ein
Mitarbeiter macht darauf aufmerkſam, daß, wer für die
Weih=
nachtstage Blumen züchten will, jetzt damit beginnen
müſſe. Daß wir auch die weihnachtlichen Feſttage neben dem
Tannengrün und der Miſpel mit Blumen ſchmücken ſollten, iſt
ſicher. Ebenſo ſicher, daß friſche Blumen um dieſe Zeit teuer ſind.
Da aber können wir uns helfen mit Blumenzwiebeln.
Man muß damit rechnen, daß die meiſten Zwiebeln zunächſt etwa
ſechs bis acht Wochen zur Wurzelbildung brauchen. Während
die=
ſer Zeit können ſie, nachdem man ſie in Töpfe gepflanzt oder in
waſſergefüllte Schalen oder Gläſer gelegt hat, im Keller ſtehen,
oder ſonſt in einem kühlen, dunklen Raum. Man deckt die
trei=
benden Zwiebeln mit einem Blumentopf zu, um naſchende Mäuſe
abzuwehren. Man muß immer dafür ſorgen, daß die Zwiebeln
reichlich Waſſer haben. Sind die Wurzeln kräftig entwickelt, und
hat ſich der Keim gebildet, ſo ſtellt man die Zwiebeln in die
Stube, aber noch an einen kühlen Ort. Erſt allmählich können ſie
größere Wärme vertragen. Innerhalb von drei Wochen entwickeln
ſie ſich meiſt vollkommen. Hyazinthen ſoll man ſo lange wie
mög=
lich mit einer Papiertüte überdecken, damit ſie in die Höhe
wach=
ſen und die Blüte nicht unten zwiſchen den Blättern ſtecken bleibt.
Man kann die Blumenzwiebeln in Blumentöpfen mit Erde darin
aufziehen, man kann ſie aber auch auf die hohen Hyazinthengläſer
oder in Glasſchalen legen. Von vielen wird dieſe Art bevorzugt.
Sehr dankbar ſind Tazettenzwiebeln. Ende Oktober oder
ſpäteſtens Anfang November ſoll man ſie in die Erde legen, dann
hat man zu Weihnachten einen ſchönen Blumenflor. Auch Tulpen
und Krokus erweiſen ſich überaus dankbar, doch vertragen ſie die
Zimmertemperatur ſchlecht: man ſoll ſie deshalb möglichſt lange
im Keller laſſen. Es beſteht ſonſt die Gefahr, daß die Blätter ſich
raſch und reichlich entwickeln, wohingegen die Blüten unentfaltet
bleiben. Auch Narziſſen und Oſterlilie machen ſich wunderhübſch.
Man ſoll die Zwiebeln ſo zuſammenſtellen, daß man im Winter
eine möglichſt lange Blütezeit erzielt. Verwendet man
Glas=
oder Tonſchalen, ſo tut man gut, ſie mit Moos zu füllen, dieſes
mit Waſſer zu übergießen und die Zwiebeln dazwiſchen zu ſtecken.
Das ſieht am hübſcheſten aus und iſt auch für die Entwicklung der
Zwiebeln am günſtigſten. Man darf nur nicht vergeſſen,
wäh=
rend der Entwicklungszeit regelmäßig an die Ergänzung des
Waſſers zu denken.
Der ſchwere Unfall des Prinzen Ludwig von Heſſen gibt einem
Kollegen vom Heidelberger Tagblatt Veranlaſſung, ſehr
beach=
tenswerte Mahnworte an die Benützer der
Auto=
bahn zu richten, die ich gerne verbreiten helfe:
Selbſtverſtänd=
lich ſcheiden die meiſten Gefahrenmomente, wie ſie auf anderen
Straßen gegeben ſind ,bei der Autobahn aus; dafür ſind aber
Ge=
fahrenmomente da, die neu ſind, und es wird notwendig ſein,
beſondere Verkehrsvorſchriften, für die Autobahn
herauszubringen. Da iſt vor allem auf einen Punkt hinzuweiſen,
der an der Tagesordnung iſt, und zwar das Stehenbleiben der
Wagen, Laſtwagen und Motorräder, weil das Benzin
aus=
gegangen iſt. Wer die Autobahn benutzt, ohne ſich vorher zu
vergewiſſern, daß er genügend Benzin im Tank hat, begeht einen
frevelhaften Leichtſinn, der beſtraft werden muß. Auf der
Auto=
bahn gibt es keine Tankſtellen, und es wird auch ſpäter nicht
möglich ſein, alle paar Kilometer Tankſtellen zu errichten. Am
Dienstag früh konnte man zum Beiſpiel feſtſtellen, daß zwei große
Laſtwagen ſtundenlang feſtlagen, der eine ſogar mitten auf der
Bahn, weil anſcheinend keine Reſervereifen mitgeführt wurden.
Wegen dieſer Nachläſſigkeit ſtehen ſolche Wagen ſtundenlang
her=
um. Das paſſiert natürlich nicht nur Laſtwagen, ſondern auch
den anderen. Keine Reſervereifen mitzuführen, iſt
eben=
ſo leichtfertig, wie zu wenig Benzin haben. Es iſt auch
nicht zum Lachen, wenn man Fahrer mit uralten Karren, die
ſchon längſt zum Verſchrotten reif wären, auf der Autobahn
her=
umgondeln ſieht. Mit tödlicher Sicherheit bleiben ſie meiſt nach
den erſten dreißig Kilometern liegen. Eine weitere Gefahr droht
von beladenen Laſtwagen, auf die hauptſächlich für die
Nachtſtunden nicht eindringlich genug hingewieſen werden kann.
Es iſt kürzlich vorgekommen, daß ein mit Scheitholz beladener
Laſtwagen auf einer Strecke von vielen Kilometern dauernd
Holzſcheite verlor. Man kann ſich vorſtellen, was paſſiert, wenn
ein Wagen mit 80—100 Kilometer Geſchwindigkeit über ſolch ein
Holzſcheit fährt.
Die Bahnpolizei und das ſonſtige Perſonal haben keine
ruhi=
gen Tage, und ſchließlich ſind ſie auch nicht dazu da, dauernd für
Autofahrer herumzurennen, die die beſcheidenſten Vorſchriften für
den Betrieb eines Wagens außer Acht laſſen. Gerade für das
Befahren der Autobahn gelten in ganz beſonderem Maße die in
allen Betriebsanleitungen ſtehenden Ratſchläge, deren Erfüllung
mindeſtens eine ganze Anzahl von Pannen=Möglichkeiten
aus=
ſchließt.
Seit Sonntag ſteht am Ortsausgang von Wixhauſen am
Rande der Chauſſee nach Gräfenhauſen ein „neuer Wegweiſer”
mit der Aufſchrift: „Halt! Der Weg nach Paläſtina führt nicht
über Wixhauſen‟. Das „Geſicht” des Wegweiſers ſieht nach
Gra=
fenhauſen. Da in Wixhauſen keine jüdiſchen Geſchäfte beſtehen,
gilt dieſe deutliche Warnung anſcheinend den in unſerer
Nach=
bargemeinde Gräfenhauſen verhältnismäßig zahlreich vertretenen
jüdiſchen Händlern und Geſchäften. Die ganze Ausführung und
die Aufſtellung des „Wegweiſers” deuten darauf hin, daß er hier
ſtehen ſoll.
Zum 40jährigen Dienſtjubiläum bei der
Reichs=
bahn dem Bahnhofsvorſteher in Babenhauſen, Herrn
Reichs=
bahninſpektor Otto Wismer. Dem allſeits beliebten Beamten
gingen zahlreiche Glückwünſche zu.
Herrn Gg. Krug. Schuhmachermeiſter, in Fränkiſch=
Crumbach i. O., der am 22. Oktober 1935 ſeinen 85.
Geburts=
tag begehen kann."
Frau Peter Müller 6. Witwe. Ober=Ramſtadt.
Hohl=
gaſſe 18, zu ihrem 90. Geburtstag am 19. d. M. Die
Hoch=
bedaate iſt die zweitälteſte Einwohnerin unſerer Gemeinde.
Dem Herrn Philipp Peter Willand Rottenführer i. R.,
in Babenhauſen, zu ſeinem 81. Geburtsdag, den er morgen
in voller Geſundheit begehen kann.
Dem älteſten Einwohner von Walldorf Daniel
Cou=
tandin, zu ſeinem 91. Geburtstage, den er heute begehen kann.
Aus der kssaw.
Kreisleitung Darmſtadt.
Kreisſchulungsamt.
Alle Stadt=Ortsgruppen werden gebeten, den 23. Oktober
frei=
zuhalten, da an dieſem Tage die Volksbildungsarbeit durch eine
größere Kundgebung eröffnet wird.
Ortsgruppenſchulungsleiter! Amt für Beamte! Mitarbeiter
des Kreisſchulungsamtes!
Die Schulungstagung des Gaues Heſſen=Naſſau findet am
20. Oktober 1935 in Frankfurt a. M. im großen Saal des
Saal=
baues ſtatt. — Gemeinſame Abfahrt ab Darmſtadt Hbf. um 9 Uhr.
Antreten um 8.45 Uhr am Hauptbahnhof. Haupteingang.
Teil=
nahme im Dienſt für alle Pflicht!
Abteilung Ausbildung. Am Samstag, 19. Oktober,
nachmit=
tags von 15 bis 16 Uhr, haben diejenigen Ortsgruppen, die zum
feſtgeſetzten Termin ihre Rückenausrüſtungen nicht abgeliefert
haben, pünktlich in tadelloſem Zuſtand abzuliefern.
„O—
P die deutſcheArbeitsfront
— OC
A4
Vertrauensrat=Schulung. Die Kreisſchule 10 der DAF.
eröff=
net die diesjährige Vertrauensrat=Schulung mit einer Feierſtunde
am Sonntag. 20. Oktober, 10 Uhr, im Saalbau. Hierzu ſind die
Betriebsführer und Vertrauensmänner ſowie deren Stellvertreter
ſchriftlich eingeladen worden. Wir bitten, der Kreiswaltung
recht=
zeitig Antwort auf dieſe Einladung zugeben zu laſſen.
OG. Meſſel. Am Samstag. 19. Oktober findet in Meſſel eine
öffentliche Verſammlung der DAF. ſtatt. Beginn 20.30 Uhr. Es
ſpricht Pg. Scherer. Alle Volksgenoſſen ſind herzlich eingeladen.
Wanderung der Ortsgruppe Mitte. Fahrt mit der Bahn nach
Lorſch, Heppenheim, Starkenburg, Lindenſtein über Oberhambach,
Hemsberg nach Bensheim. Rückfahrt mit der Bahn. Marſchzeit
5 Stunden. Teilnehmerkoſten 1.45 RM. Treffpunkt 7.45 Uhr
am Hauptbahnhof.
20. Oktober Radwanderung: Darmſtadt — Oberroden —
Se=
ligenſtadt (Stadtbeſichtigung) — Dettingen — Aſchaffenburg (
Ge=
legenheit zum Mittageſſen und zur Stadtbeſichtigung) Rückfahrt
nach Darmſtadt über Babenhauſen. Fahrtſtrecke 85 Km.
Teil=
nehmerkoſten einſchließlich Mittageſſen 1.35 RM. Treffpunkt:
7 Uhr. Kranichſteiner Straße, Ecke Schlageterſtraße.
20. Oktober: „Herbſtfahrt in die fröhliche Pfalz”,
Omnibus=
fahrt nach Neuſtadt und in die pfälziſchen Weindörfer Edenkoben
und St. Martin (Kropsburg), Groß=Gerau — Mainz — durch
Rheinheſſen über Oppenheim — Guntersblum — Oſthofen —
Weſthofen — Nieder=Flörsheim — Monsheim — Grünſtadt
Bad Dürkheim (Stadtbeſichtigung) — Neuſtadt a. d. H.
(Gelegenheit zum Mittageſſen, Stadtbeſichtigung) — Ober= und
Niederhambach — St. Martin mit der Kropsburg —
Edenkoben. Rückfahrt über Ludwigshafen — Mannheim,
Viernheim, Weinheim, Bergſtraße, a) Teilnehmerkoſten ohne
Verpflegung 5.20 RM., b) Teilnehmerkoſten einſchließlich
Mittag=
eſſen 6.10 RM. Treffpunkt: 6.45 Uhr „Haus der Arbeit”.
Ab=
fahrt: 7 Uhr.
„KdF.”=Sportprogramm des Tages.
Heute Samstag findet ſtatt: Leichtathletik (in
Ver=
bindung mit Waldlauf und Vorbereitung zum
Reichsſportabzei=
chen) Ort: Hochſchul=Stadion, Zeit: 15—16.30 Uhr.
Der Kurſus beginnt ausnahmsweiſe um 14.30 Uhr.
Betei=
ligt euch alle an dem Werbe=Wettbewerb des Sportamtes. Werbt
für die neu beginnenden Sportkurſe: Hallentennis, Skitrocken,
Kegeln, Sportfechten und Schwimmen. Auskunft und Anmeldung
bei „Kraft durch Freude‟, Bismarckſtr. 19, Fernruf 2683.
Jungmädel ſammeln Kinderkleider und Wäſche
für das Winkerhilfswerk 1935/36.
Jungmädel wollen am Sonntag, den 20. Oktober 1935, zeigen,
daß auch ſie helfen können, wenn der Führer ſagt: „Kein
Volks=
genoſſe darf hungern und frieren.” Wir wollen für die Kleinſten
ſorgen, indem wir Kinderkleider und Wäſche bei Euch abholen.
Volksgenoſſen, legt alles bereit, wir kommen in jedes Haus.
Darm=
ſtädter Jungmädel helfen am Sonntag dem Winterhilfswerk und
damit dem Führer.
Helft auch Ihr mit, indem Ihr gebt und opfert!
Ernd Sack,
die „deutſche Nachtigall”, die Sängerin mit der ſchönſten
Kolo=
raturſtimme, ſingt erſtmalig in Darmſtadt in dem großen
Kon=
zert am kommenden Mittwoch 23. Oktober, im Städt.
Saalbau einige ihrer bravouröſeſten Lieder und Arien.
Zuſam=
men mit Kammerſänger Marcel Wittriſch dem
gefeier=
ten Tenor der Preußiſchen Staatsoper Berlin, wird ſie u. a. das
Duett zwiſchen Micaela und Joſé aus der Oper Carmen”
ſin=
gen. Wittriſch bringt uns Lieder von R. Strauß, Arien aus
„Carmen” und „Tosca” Geſänge aus den Operetten von Lehär
und Strauß zu Gehör.
Neben dieſen beiden herrlichen Stimmen werden wir auch
den ſtimmgewaltigen Baßbariton der Reichsſender Köln und
Berlin, Wilhelm Strienz, erſtmalig in Darmſtadt hören.
Ein verheißungsvoller Abend für alle Freunde ſchöner Stimmen!
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig den feſſelnden
Groß=
film „Mein Herz der Königin (Dr. Struenſee), Ein
Filmbunſt=
werk, das man nicht verſäumen darf.
Deunntemandgeoang in Barmkadt.
P9. Dr. Cuhorft=Skuktgark ſpricht.
Nach Ablauf der allgemeinen herbſtlichen Verſammlungspauſe
kam am Freitag abend im großen Saal des Städtiſchen Saalbaues
auf Veranlaſſung der Kreisleitung der NSDAP. (Amt für
Be=
amte) die Darmſtädter Beamtenſchaft wieder einmal in großem
Kreiſe zuſammen, um ihre Verbundenheit mit den uns täglich
be=
wegenden Fragen zu bekunden. Die muſikaliſche Einleitung hatte
diesmal der beliebte Muſikzug der Motorſtandarte
M. 50 (Leitung Sturmführer Pg. Greilich) übernommen, als
Redner war Reichsredner Pg. Dr. Cuhorſt, Kulturrefernt der
Stadt Stuttgart, gewonnen worden.
Nach dem feierlichen Einmarſch der Verſammlungsleitung und
der Fahnenabordnungen, ſprach Pg. Dr. Cuhorſt über Die
Kulturaufgaben des Nationalſozialismus” und
betonte zunächſt die nationale Gebundenheit jeder Kultur, ihre
Verbindung mit Blut und Boden. Dem ſtehe nicht gegenüber, daß
wir auch die Kultur anderer Völker verſtänden, denn hier handele
es ſich immer um Strömungen verwandten Blutes. Wo nordiſche
Menſchen vernichtet oder vertrieben wurden, kam es immer zu
einem Kultur=Stillſtand. Der Redner belegte ſeine Anſicht mit
durchſchlagenden Beiſpielen aus Spanien und Frankreich. Die
erſte Grundlage jeder nationalſozialiſtiſchen Kulturerziehung iſt
die Reinhaltung des deutſchen Volkes von allen
fremden Einflüſſen. Unſere edlen Anlagen müſſen
ge=
pflegt, die zweifellos auch vorhandenen ſchlechten unterdrückt
wer=
den. Gewiß ſind ſo führte Dr. Cuhorſt weiterhin aus, nicht alle
Deutſchen nordiſchen Blutes, aber die nordiſche Raſſe iſt die
über=
wiegende, die beherrſchende, die maßgebende. Der Redner warnte
dann davor, die Begriffe Kultur und Ziviliſation mit
einander zu verwechſeln. Kultur ſei gleichzuſetzen mit geiſtiger
Haltung, während Ziviliſation nur ein, oft techniſcher Mittler
zur Verbreitung der Kultur ſei. Unſer ganzes deutſches Volk muß
erſt zu einer gemeinſamen, kulturellen Haltung erzogen, ebenſo
müſſen unſere Kinder ihrem Weſen gemäß erzogen werden. Auch
die kulturelle Aufgabe der Frau iſt eine ganz andere wie des
Mannes.
Pg. Cuhorſt beleuchtete dann einige Einzelheiten aus dem
deutſchen Kulturleben, aus Sitte und Recht. Auch die
Reli=
gion iſt raſſebedingt, es kann ſich nicht mehr weiter
aus=
breiten, weil es alle weißen Menſchen bereits erfaßt hat, im
Ge=
genteil, auf vielen Fronten (Iſlam Türkei, Mexiko) beginnen die
Gegner mit dem Angriff. Ohne ſich der nationalen Kraft des
Deutſchtums zu bedienen, iſt das Chriſtentum verloren, das
mö=
gen die ſtreitenden Prälaten einmal bedenken. Die größte Gefahr
droht von dem jüdiſch=aſiatiſchen Bolſchewismus. Zu der
Kirchen=
frage ſtellte der Redner abſchließend feſt, daß Gottes Segen
dort überall liegt, wo die Menſchen ſich
be=
mühen, nach Gottes Geſetzen zu leben und für
einander einzuſtehen. Hinſichtlich der Kunſt und
Wiſ=
ſenſchaft forderte Dr. Cuhorſt die innere Berufung, nicht Wille
und Verſtand allein können entſcheiden. Kunſt kommt eben immer
noch von Können! Der Künſtler iſt ein Künder, er vergeiſtigt
durch ſein Schaffen das Leben für ſein Volk, aber er muß auch
zurücktreten können hinter ſeinem Werk. Auch die Muſik iſt
heute nicht volksnahe, ſie iſt konſtruiert. Wir müſſen hier zu dem
Urgrund der Muſik, zu dem Volkslied zurückgehen. Ebenſo muß
der Tanz von der Gemeinſchaft ausgehen und zum Volk hinführen.
So ſtellt der Redner ſeine geſamten, von der Zuhörerſchaft
ge=
ſpannt aufgenommenen Ausführungen unter den Begriff der
Ganzheit und verlangte auf der anderen Seite von den
Volks=
genoſſen Bereitſchaft gegenüber der Kunſt. Wir brauchen die
Kunſt ſo nötigwie das tägliche Brot. Man kann
Kul=
tur nicht befehlen, aber man kann ihr die Wege freimachen, auf
denen das Unkraut wuchert und die Steine liegen. Jeder von uns
iſt, auch bei den Kulturaufgaben, nur ein kleines Glied in der
großen Gemeinſchaft. Das deutſche Volk iſt kein Ding für ſich,
ſondern beſteht aus der geballten Kraft aller Volksgenoſſen. Das
dürfen wir nicht vergeſſen, wenn wir daran denken, daß das
deutſche Volk Jahrtauſende leben ſoll! So rundet ſich der Sinn
des Lebens in der aus Einzelverſönlichkeiten zuſammengefaßten
Gemeinſchaften. Jede Arbeit in jedem Beruf iſt ein
Stück Dienſt am deutſchen Volk.
Sie können Kaffee nicht vertragen?
. .. auf Kattee Hag umstellen!?
— Heſſiſches Landestheater. Im Großen Haus des Heſſiſchen
Landestheater findet heute abend eine Aufführung der Oper
„Friedemann Bach” von Paul Graener ſtatt, die zu Ende der
letz=
ten Spielzeit einen ſehr ſtarken Publikumserfolg hatte. Die
Titel=
partie ſingt Heinz Janſſen; in den übrigen Hauptpartien wirken
Liſelott Ammermann, Johanna Blatter, Erna v. Georgi, Heinrich
Blaſel, Karl Köther, Heinrich Schlüter und Eugen Vogt mit. Die
muſikaliſche Leitung der Aufführung, die von Dr. Bruno Heyn
und Fritz Riedl inſzeniert iſt, hat Dr. Werner Bitter. — Im
Kleinen Haus kommt heute abend Hebbels Tragödie „Gyges und
ſein Ring” mit Ruth Trumpp. Emil Lohkamp und Max Nemetz
in den Hauptrollen zur Aufführung.
Mit Rückſicht auf die heutige Frauenkundgebung beginnt die
Vorſtellung „Friedemann Bach” im Großen Haus erſt um
20 Uhr (nicht 19.30 Uhr).
* Eröffnung der Werkkunſtausſtellung
im Wagenwerk des Reichsbahn=Ausbeſſerungsn
Die Kantine des Wagenwerkes Frankfurter Straße
bergt augenblicklich eine Kunſtausſtellung, wie ſie in ähn
Weiſe ſchon in anderen großen Betrieben Darmſtadts verc
tet wurden. Während einer Arbeitspauſe wird nun jeder
Werksangehörigen einmal an den ausgeſtellten Bildern un.
ſtiken, graphiſchen Arbeiten und kunſtgewerblichen Gegenſt
vorbeiwandern, und hoffentlich wird es nicht nur ein Vor
gehen ſein, ſondern ein wirkliches Erlebnis für jeden von
Die ausgeſtellten Kunſtwerke ſind zum Teil die gleichen we
den anderen Werkausſtellungen, zum Teil ſieht man aber
Neues; das Thema Landſchaftsdarſtellung ſteht im Vorderg
daneben ſehen wir auch manche Stilleben.
Die Ausſtellung wurde geſtern, im Anſchluß an eine
eſſante Betriebsbeſichtigung, mit einer Feier eröffnet, zu n
in einer der großen Werkshallen alle Gefolgſchaftsmitglied
ſammengeſtrömt waren. Die Kapelle Schlupp leitete
Wotans Abſchied und Feuerzauber aus der „Walküre” die S
würdig ein, Dann wurde von einem Angehörigen der
Be=
gemeinſchaft ein Vorſpruch geſprochen, in welchem die
Eh=
vor jedem Werk zum Ausdruck kam. Nach dem ernſten
von Wüſt, geſungen vom Werkschor unter Leitung von
Geiß, ertönte ein Fanfarenſignal; es wurden Worte des
rers und Worte Dr. Leys geſprochen, die das Verhältni
Kunſt und Volk umriſſen. Noch einmal ſang der Chor ein ſ.
Vaterlandslied, dann ergriff nach dem Badenweiler 2
Reichsbahn=Amtmann Aſtheimer als Vertreter der Bet
führung das Wort. Er begrüßte die Gäſte, insbeſondere die
treter der NSDAP., der DAF. und der NS.=Gemeinſchaft
durch Freude”, und dankte allen, die dieſe Feier verſchönen
die Ausſtellung geſtalten halfen. Die Ausſtellung ſoll daz
tragen, ein neues Band zwiſchen dem deutſchen Volk und
Kulturgütern zu knüpfen, ſie ſoll letzten Endes auch hin
zur wahren Volksgemeinſchaft. In dieſem Sinne gab der
ner der Ausſtellung die beſten Erfolgswünſche mit.
Von den Zielen und der Arbeit der NSG. „Kraft
Freude” ſprach dann Pg. Weckbach vom Gauamt der
Kraft durch Freude‟ Er ſchilderte das, was dieſe Ge
ſchaft in den 2 Jahren ihrer Tätigkeit geleiſtet hat, um nad
Wunſche des Führers den Feierabend des deutſchen Arbeit/
geſtalten. Sie hat ihm Reiſen und den Beſuch der verſche
artigſten Veranſtaltungen ermöglicht, die ihm ſonſt verſch
blieben. Und nun, da ſie die bildende Kunſt in die Bey
ſelbſt trägt, will ſie dem ſchaffenden Menſchen Gelegenheit /, v0d.
ſich mit dieſer Kunſt auseinanderzuſetzen, denn gerade der
beiter hat oft ein ſehr feines und richtiges Empfinden füugm!
Echte und Unechte in der Kunſt.
Nachdem Pg. Weckbach die Ausſtellung nunmehr als erſezul
erklärt hatte, brachte der Betriebszellenobmann SturmſM
dreifaches Sieg=Heil auf den Führer aus und die Feiern he 20
wurde mit dem gemeinſamen Geſang der deutſchen Liede pcche
ſchloſſen.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
* Union: „Vergiß mein nicht”.
Dem Titel nach könnte man in dieſem Film leicht ein —
an Süßigkeit und Süßlichkeit vermuten — aber ſo ſchlimm
gar nicht. Mit Ausnahme des Schluſſes, der allerdings zän
ſtark an die Tränendrüſen appelliert, iſt dieſer Film nicht
mentaler als viele andere, die nicht ſo verdächtige Titel f!
Die eigentliche Handlung des Films iſt locker um den at
Tenor der Mailänder Scala, Enzo Curti (Benjamino G
herumgebaut. Um ſeine Stimme ging es hier: nachdem
1. Teil des Films nur einmal durch den Lautſprecher an
und die verſchiedenſten Partieen aus deutſchen, italieniſche
des Luxusdampfers zu hören iſt, ſpendet er im 2. Teil des
hat
um ſo verſchwenderiſcher ſeine Gaben. Italieniſche Volksit noße
franzöſiſchen Opern erklingen, und man wird nicht müde, Uſoeſer
herrlichen Stimme zu lauſchen! Geſchickt hat man übrigen)
Tatſache, daß Gigli nur gebrochen Deutſch ſpricht, noch zu hſchen
ſchen und drolligen Wirkungen (der Heiratsantrag!) benütz
gar nicht erſt verſucht, das zu vertuſchen. Martha Eggenſ ſic
Mun g.
die in dieſem Film einmal nicht oder doch nur ſehr wenig
iu per
hat zu Anfang des Films ein paar Szenen, in denen ſie ſeh=
und
viel gelöſter als ſonſt, wirkt. Der reizende kleine Bub. E.
üußere
einer richtigen Rolle mitſpielt, wird ſicher der erklärte
der Darmſtädter werden! Sehr gut iſt die Photographie /a
Films, und das Beſte iſt immer wieder unſtreitig die Sun,
Giglis.
Helia.
„Im Helia lief geſtern als Spätabendvorſtellung der
Tonfilm von den Schlachtfeldern Verduns „Douaumont”.
Rieſenſchlacht iſt nach authentiſchen Originalaufnahmen aus
ſchen und franzöſiſchen Archiven bildhaft feſtgehalten und
ſtruiert. Der feſſelnde Film zeugt von ſoldatiſchem Heldentun //
übt einen nachhaltigen Eindruck auf jeden Beſucher aus=
Vorführung wird am heutigen Nachmittag und Soati,
wiederholt.
*
Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Samstag, 19. Oktober.
Schloßkirche. Abends 8,15 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer Wintermann.
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Wochenſchlußgottesdienſt.
18. Sonntag nach Trinitatis, 20. Dktober.
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger. — Vorm.
11,15 Uhr: Kindergottesdienſt der Reformationsgemeinde. Pfarrer Lautenſchläger. —
Nachm. 5 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer Kornmann.
Im Chor der Stadtkirche findet an jedem Wochentag eine Liturgiſche Abendandacht
ſtatt. Beginn 6,45 Uhr. — Die Stadtkirche iſt wochentags von 9—5 Uhr zu ſtiller Andacht
geöffnet. Eingang Norbſeite.
Stadtkapelle. Vorm. 8,30 Uhr: Morgenandacht. Pfarrer Wintermann. — Vorm.
10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß. — Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt der
Lukasgemeinde. Dekan Müller.
Mittwoch, 23. Okt., abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer W. Köhler.
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wintermann. — Borm.
11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Wintermann.
Martinskirche. (Kollekte für Seemannsmiſſion und Auswandererfürſorge.) Vorm.
10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Dr. Berger. — Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt
Martinsgemeinde Weſt. Pfarrer Dr. Berger. — Abends 6 Uhr: Abendgottesdienſt.
Pfarrer Beringer.
Kapelle des Städt. Altersheims. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Pfarrer Beringer.
Johanneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Weinberger. — Borm.
11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Weinberger.
Mittwoch, 23. Okt., abends 8 Uhr: Bibelſtunde im Gemeindehaus. (Römerbrief.)
Pfarrer Weinberger.
Die Fohanneskirche iſt wochentags von 8—5 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Liebigſtraße.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. Kandidat Bott. — Vorm.11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Kandidat Bott.
Beſſunger Kirche (Betrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Weiß. — Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt für beide Bezirke. Pfarrer Weiß.
Die Beſſunger Kirche iſt wochentags von 8—4 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Eingang Haupttüre.
Pauluskirche. Vorm. 8,30 Uhr: Chriſtenlehre. Pfarrer Wolf. — Vorm. 10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wolf. — Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Wolf.
Die Pauluskirche iſt wochentags von 8—6 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Haupttüre
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Dr. Karl Wieſe. — Vorm.
11,15 Uhr: Kindergottesdienſt.
Mittwoch, 23. Okt., abends 8 Uhr: Betſtunde.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer H. Köhler, Liebigſtraße 20, Tel, 1224.
2. Veranſtaltungen.
Stadtgemeinde: Gemeindehaus (Kiesſtraße 17). Montag, 21. Okt.: Evangeliſcher
Jugendabend der Stadtgemeinde. — Dienstag, 22. Okt.: Mütterabend der
Stadt=
gemeinde. — Mittwoch, 23. Okt.: Kirchenchor der Stadtkapelle und Schloßkirche. —
Donnerstag, 24. Okt.: Miſſionsvortrag des Miſſionsinſpektors Witſchi aus Baſel:
Chriſtus in den Urwäldern Borneos. — Freitag, 25. Okt.: Kirchenchor der Stadtkirche.
Pfarrhaus, Hügelſtraße 6. Freitag, 25. Okt.: Mädchenabend der Kaplaneigemeinde.
Martinsgemeinde. Gemeindehaus (Liebfrauenſtraße 6). Montag, 21. Okt.
abends 8 Uhr: Jungenabend Weſt. — Mittwoch), 23. Okt., nachm. 2 Uhr: Handarbeits=
und Strickſchule. — Freitag, 25. Okt., abends 8 Uhr: Mädchenabend Weſt. — Abends
8 Uhr: Mütterabend Weſt. — Samstag, 26. Okt., nachm. 2 Uhr: Handarbeits= und
S
Martinsſtift (Müllerſtraße 28). Dienstag, 22. Okt., abends 8 Uhr: Kirchenchor. —
Donnerstag, 24. Okt., abends 8 Uhr: Mädchenabend Oſt. — Freitag, 25. Okt., abends
8 Uhr: Mütterabend Oſt.
Saal der Kleinkinderſchule (Mauerſtraße 5). Donnerstag, 24. Okt., abends
8 Uhr: Poſaunenchor. — Freitag, 25. Okt., abends 8 Uhr: Jungenabend Oſt.
Johannesgemeinde. Gemeindehaus (Kahlertſtraße 26). Montag, 21. Okt., abends
8 Uhr: Kirchenchor. — Dienstag, 22. Okt., abends 8 Uhr: Mütterabend. — Mittwoch,
23. Oktober, nachm. 2 Uhr: Strickſchule. — Donnerstag, 24. Okt., abends 8,15 Uhr:
Alterenkreis. — Freitagi 25. Okt., abends 8,15 Uhr: Evang. Mädchenkreis. — Samstag,
26. Okt., abends 8 Uhr: Kirchenchor.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Montag, 21. Okt., abends
8 Uhr: Kirchenchor. — Mittwoch, 23. Okt., nachm. 8 Uhr: Strickſchule. — Donnerstag,
24. Okt., abends 8 Uhr: Mütterabend.
Betrusgemeinde. Gemeindehaus (Eichwieſenſtraße 8). Montag, 21. Okt., abends
8 Uhr: Monatsverſammlung der Männervereinigung mit Vortrag von Juſtitiar Bauer
über: Poſitives Chriſtentum als Grundlage der Volksgemeinſchaft. — Dienstag, 22. Okt.,
abends 8,15 Uhr: Ev. Mädchenkreis. — Abends 8,15 Uhr: Kirchenchor. — Mittwoch,
23. Okt., nachm. 2 Uhr: Chorſchule. — Nachm. 2—4 Uhr: Strickſchule in der
Mädchen=
ſchule. — Abenbs 8 Uhr: Poſaunenchor. — Donnerstag, 24. Okt., abends 8 Uhr:
Mütter=
abend. — Freitag, 25. Okt., abends 8,15 Uhr: Kirchenchor. — Samtags, 26. Okt.,
nachm. 2—4 Uhr: Strickſchule in der Mädchenſchule.
Paulusgemeinde. Gemeindeſaal unter der Kirche. Montag, 21. Okt., abends
8 Uhr: Mädchenkreis. — Abends 8,15 Uhr: Jungmütterabend. — Donnerstag, 24. Okt.,
abends 8 Uhr: Teeabend der Frauenhilfe. — Freitag, 25. Okt., abends 8 Uhr: Kirchenchor.
Eliſabethenſtift (Erbacher Straße 25). Ev. Sonntagsverein; Sonntag, 20. Okt.,
nachm. 4 Uhr: Vereinsſtunden.
Stadtmiſſion (Mühlſtraße 24). Sonntag: Jahresfeſt der Stadtmiſſion und des
Jugendbundes. — Die Gebetsſtunde fällt aus. — Vorm. 10 Uhr: Feſtgottesdienſt in der
Stiftskirche. — Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. — Nachm. 8 Uhr: Nachfeier im
Ver=
einshaus. — Abends 8 Uhr: Schlußverſammlung der Bibelwoche. Redner: Pfarrer
Dr. Wieſe aus Berlin. — Montag, nachm. 4 Uhr: Miſſionsarbeitsſtunde. — Abends
8 Uhr: Poſaunenchor. — Dienstag, nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde. — Abends
8,30 Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Herr Leiſer. — Mittwoch, abends 8,30 Uhr: Gemiſchter
Chor und Bibelſtunde in der Beſſunger Mädchenſchule. (Ausnahmsweiſe verlegt.) Herr
Bringmann. — Donnerstag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Bringmann.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtraße 24). Sonntag: Beteiligung an den
Veranſtal=
tungen der Stadtmiſſion. — Montag, abends 7,30 Uhr: F. K. für junge Mädchen. —
Dienstag, abends 8,30 Uhr: Mädchenkreis und Geſchäftsſtunde. — Mittwoch, nachm.
8 Uhr: Kinderſtunde für Mädchen. — Donnerstag, nachm. 5,15 Uhr: E. C.=Jungſchar
für Knaben. — Freitag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für junge Männer. — 8,30 Uhr:
Jugendbundſtunde für junge Männer.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen: Freundinnenheim, Sandſtraße 24.
Jeden Donnerstag, abends 8,15—10 Uhr: Zuſammenkunft. — Jeden zweiten und vierten
Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiben.
8. Gemeindeämter.
Ev. Wohlfahrtsdienſt, Hügelſtraße 6, Tel. 2205. Jugenbfürſorge, Allgemeine
Fürſorge, Gefangenen und=Wandererfürſorge. Sprechſtunden täglich von 10—12 Uhr. —
Rechtsauskunftsſtelle für alle Rechtsfragen, einſchließlich Eheberatung und Mietrecht.
Sprechſtunden täglich von 11—12 Uhr, ausgenommen Mittwoch und Samstag. —
Trinkerfürſorgeſtelle. Sprechſtunden von Montag bis Freitag, nachm. 5—8 Uhr.
Evang. Gemeindeamt, Kiesſtraße 17 (ietzt nur im Vorderhauſe, eine Treppe);
Einnahmeſtelle für das Kirchnotgeld täglich 8—12 Uhr. Kirchenſteuerangelegenheiten
werden nur im Landeskirchenamt, Mackenſenſtraße 40 (Ecke Neckarſtraße), Zimmer 7,
bearbeitet.
Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heidelberger Straße 21, Tel. 2883.
Diakoniſſenſtationen: Gemeindehaus, Kiesſtraße 17; Martinsſtift, Müllerſtraße 28;
Gemeindehaus, Liebfrauenſtraße 6: Gemeindehaus, Kahlertſtraße 26: Paul=Gerhardt=
Haus, Damaſchkeplatz 1; Gemeindehaus, Eichwieſenſtraße 8; neben der Pauluskirche,
Ohlyſtraße.
Privatpflegeſtation des Heſſiſchen Diakonievereins: Freiligrathſtraße 8, Tel. 245.
— Die Helia=Lichtſpiele bringen die bezaubernd ſchöne
film=Operette „Der Vogelhändler” mit Maria Andeg
Wolf Albach=Retty, Lil Dagover. Jugendliche ab 14 Jahre
gelaſſen.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen einen Triumph des derß
Filmſchaffens „Peer Gynt” mit Hans Albers, Marie=)
Claudius, Olga Tſchechowa.
— Belida zeigt heute und folgende Tage Rudolf Fuſiligen
Paul Wegener. Hans Moſer, Chriſtl Mardayn in „. . . fütten
ein Komödiant.
Auswärtige Gemeinden.
Svang. Gemeinde Dieburg. Sonntag, 20. Okt., vorm. 10 Uhr: Gottesdi R
Dienstag, 22. Okt., abends 8,30 Uhr: Ev. Frauenhilfe (Mayer).
Evang. Gemeinde Eberſtadt. Samstag, 8,15 Uhr: Chriſtenlehre der Buben fu9 N
Abteilungen. — Sonntag, vorm. 9,45 Uhr: Hauptgottesdienſt. Lieder: 251, 2—/
Predigt: 1. Joh. 4, 1—6. Pfarraſſiſtent Heinrich. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesd 3u del
Dienstag: Frauenabend. — Mittwoch; Kirchenchor. — Samstag: Chriſtenle-?” lonn
Mädchen.
Peineues
Provinzialpflegeanſtalt. Sonntag, nachm. 1,30 Uhr: Gottesdienſt. Lieder: 1 Kuuſte,
Evang. Kirche Nieder=Ramſtadt. Sonntag, 20. Okt., vorm. 10 Uhr: Haup.P
dienſt. Prediger Dir. PfarrerSchneider. — Dienstag: Jungmädchenverein. — M1P)"
Kirchenchor. — Donnerstag: Frauenverein.
Landeskirchliche Gemeinſchaft: Sonntag, vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. T
8 Uhr: Bibelſtunde. — Montag, abends 8,30 Uhr: Poſaunenchor. Abends 8.— I
Jungmädchenbibelſtunde. —Mittwochs, abends 8,20 Uhr: Gemiſchter Chor. — 25/)
abends 8,30 Uhr: Bibelbeſprech= und Gebetsſtunde.
Evangeliſche Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, 20. Oktober, 10 Uhr: Gotte!
11 Uhr: Kindergottesdienſt. — Montag: Poſaunenchor. — Dienstag: 6—7 Uhr:
ausgabe. — 8,30 Uhr: Bibelſtunde. — Mittwoch: Kirchenchor. — Freitag: Poſaux”
Evang. Gemeinde Traiſa. Sonntag, 20. Okt., vorm. 9,15 Uhr: Chriſtenlehre—
10 Uhr: Gottesdienſt. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. — Donnerstag, 20,30 Uhr: 2"
abend.
Evang. Gemeinde Roßdorf. Sonntag, den 20. Okt., vorm. 9 Uhr: Chriſleh De7e
10 Uhr: Hauptgottesdienſt. 11.15 Uhr: Kindergott sdienſt. Abends 8 Uhr: Gea‟ art
abend im Krämerſchen Saal. Vortrag von Pfarrer Wintermann aus DacW 203
Laienſpiel: „Um des Glaubenswillen‟, Dienstag: Kirchenchor. Freitag—
m=
mädchenabend.
Evang. Gemeinde Reichelsheim. Sonntag, den 20. Oktober, vorm. 7SI. M
Feldgottesdienſt der SA (Sportplatz): Pfr. Munk. 8.15 Uhr: Anſtalts=Gotte”
Pfr. Munk. 9.30 Uhr: Hauptgottesdienſt: Pfr. Munk. 10.45 Uhr: Kindergotte."
Pfr. Munk. Montag: Frauenabend. Mittwoch: Wochen=Andacht. Freitag:
reitung des Ki.=Go.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Ehriſtliche Gemeinſchaft, Darmſtadt, Mollerſtraße 40. Sonntag, 20. Olt. 1
9,30 Uhr: Andacht. Die Abendverſammlung fällt wegen Beteiligung an ausf—."
Veranſtaltung aus. — Dienstag, 22. Okt., abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde. Predige-”
Evangeliſche Gemeinſchaft, Schulſtraße 9. Sonntag, vorm. 10 Uhr: Prebig,
dienſt. Prediger Veihelmann. Vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr:
dienſt. — Montag, abends 8,30 Uhr: Singſtunde für gemiſchten Chor. — M
abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde. — Freitag, nachm. 3,30 Uhr: Frauenmiſſionskrei.
8,15 Uhr: Gemeindejugendſtunde.
Methodiſtengemeinde (Evangeliſche Freikirche), Wendelſtadtſtraße 38. Sr
vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Predigtgottesdienſt. Predige.
hammer. — Dienstag, abends 8 Uhr: Frauen=Miſſionsſtunde. — Mittwoc
8 Uhr: Bibel= und Gebetsſtunde.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtraße 17. De
vorm. 9,30 Uhr: Bibelandacht. Prediger Kruſt. Vorm. 10,80 Uhr: Sonnige."
Abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde. — Mittwoch, 23. Okt., abends 8,30 Uhr: Gemeinhe-
Chriſtlich=wiſſenſchaftliche=Bereinigung (Christian Science Society) in 2it-
Aula der Adolf=Hitler=Bauſchule, Neckarſtraße 3. Gottesdienſte jeden Sonnige."
10 Uhr und jeden Mittwoch, abends 8,15 Uhr: Thema am Sonntag, 20. Oft. 13--
Verſöhnungslehre. Goldener Text: 2. Korinther 5: 20.
Heilsarmee, Darmſtadt, Schulzengaſſe 3. Sonntag, vorm. 10 Uhr: Helie
verſammlung. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Offeniſol.
verſammlung. — Dienstag, abends 8 Uhr: Mitgliederverſammlung. — Doſie
abends 8 Uhr: Frauenſtunde. — Freitag, abends 8 Uhr: Heiligungsverſammltz!"
Die Ehriſtengemeinſchaft, Heidelberger Straße 14. Sonntag, 20. Okt., vormt.
Menſchenweihehandlung mit Predigt. Vorm. 11 Uhr: Sonntagsfeier für Re
Mittwoch, 23. Okt., vorm. 7,45 Uhr: Menſchenweihehandlung. — Donnerstah”
vorm. 10 Uhr: Menſchenweihehandlung, 20,15 Uhr: Evangelien=Abend=
Die Sammelwagen kommen!
Norgen wird in nachfolgenden Straßen geſammelt. Die
er werden gebeten, die Pakete mit der Adreſſe zu verſehen
wu dieſelben ein Inhaltsverzeichnis zu legen.
zeriag, den 19. Oktober 1935:
amdwehrſtraße, Kirſchenallee (nördl. Weiterſtädter Straße),
ſitraße, Blumenthalſtraße (nördl. Landwehrſtraße,
Pallas=
ntraße (weſtl. Frankfurter Straße), Frankfurter Straße,
nhäuſer Straße, Helfmannſtraße, Jakobiſtraße, Im tiefen
Pfarrwieſenweg, Sensfelderweg, Wendelſtadtſtraße (nördl.
vehrſtraße, Liebigſtraße, Viktoriaſtraße, Emilſtraße Irene=
Kahlertſtraße, Parcusſtraße, Aliceſtraße, Kolonie Grohberg.
Aerzklicher Sonnkagsdienſt.
Bezirkseinteilung.
i1: umgrenzt durch die Heinrichsſtraße, Peter=Gemeinder=
Straße, Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und
Diebur=
ger Straße.
mt2: nordweſtlicher Stadtteil, begrenzt durch Holzhofallee,
Eſchollbrücker Straße, Heinrichsſtraße, Peter=Gemeinder=
Straße, Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und
Diebur=
ger Straße.
w3: Beſſungen ſüdlich der Holzhofallee, Eſchollbrücker Straße
und Heinrichsſtraße.
er Sonntagsdienſt reicht von Samstags mittags 14 Uhr bis
mtags nachts 24 Uhr
der Arzt ſoll am Wochenende nicht ohne dringenden Grund
worucht werden, denn er bedarf dieſer Freizeit zur Ruhe und
mildung, um die Leiſtungsfähigkeit in ſeinem Beruf zu ſtei=
Man verlange daher die Hilfe des Arztes nur in wirklichen
illen — zuerſt die Hilfe des Hausarztes — nur in ſeiner
Ab=
cheit die Hilfe des Arztes vom Sonntagsdienſt.
onntagsdienſt haben am Sonntag, dem 20. Oktober
Bezirk 1: Dr. med. Althauſſe, Ludwigsplatz 6, Tele=
2587: Bezirk 2: Dr. med. Schefers Zimmerſtraße 8,
hon 2000: Bezirk 3: Dr. med. Kohlſchütter,
Theodor=
ſch=Straße 2½, Telephon 1705.
Sonnkagsdienſt der Zahnärzke.
uf Anordnung des Reichsverbandes der Zahnärzte
Deutſch=
dwird ab 1. September 1935 der Sonntagsdienſt eingeführt.
er zahnärztliche Sonntagsdienſt beginnt Samstag
nachmit=
n 18 Uhr und endigt Sonntag nachts um 24 Uhr.
lie Zahnkranken ſollen jedoch in erſter Linie verſuchen, ihren
zuZahnarzt zu erreichen, und erſt, wenn dieſer nicht da iſt, ſich
on Zahnarzt des Sonntagsdienſtes wenden.
lie Tatigkeit des Sonntagsdienſtes verſteht ſich lediglich auf
erzbeſeitigung. Weitere Behandlung übernimmt ſpäterbin
wweilig behandelnde Arzt des Betreffenden.
fs verſieht den Sonntagsdienſt am 20. Oktober: Zahn=
Dr. Hopuſch, Eliſabethenſtraße 2, Telephon 1506.
fonntagsdienſt und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts.
erſehen den Sonntagsdienſt und der daran ſich anſchließen=
Voche vom 20. bis 27. Oktober den Nachtdienſt; die
ſeckſche Apotheke, Rheinſtraße 9, und die Beſſunger
uheke, Wittmannſtraße 1. Der Nachtdienſt wechſelt am
ntag abend, ſo daß die Apotheke, welche den Sonntagsdienſt
hon in der vorhergehenden Nacht den Nachtdienſt verſieht.
Weihnachks-Sonderfahrt nach Amerika.
ter in dieſen Tagen in New York gefeierte Deutſche
hat ſein ganz beſonderes Gepräge dadurch erhalten, daß
gerroße Anzahl reichsdeutſcher Beſucher eigens zur Teilnahme
dſer großen Kundgebung für das Deutſchtum
hinübergefah=
ſt. Dieſer Beſuch aus der alten Heimat iſt von den dortigen
ſthen beſonders wohltuend empfunden worden, denn er iſt „a
ſ nicht nur eine Ehrung und damit eine Stärkung ihrer
kſton geweſen, ſondern ſein beſonderer Wert lag ja darin,
n perſönlichen Zuſammenſein mit den Reichsdeutſchen durch
zi und Antwort über das heutige Deutſchland eine innere
wußere Ausrichtung erfolgen konnte, die angeſichts einer noch
m nicht abgeſchloſſenen Hetze beſonders notwendig war.
1a auch in deutſchen Kreiſen das Intereſſe an dieſer
Sonder=
ſhn nach New York außerordentlich ſtark war und beſonders
ſur Treiſen von Auswandererfamilien eine ungeheure Anzahl
Infragen ergangen ſind, iſt die Anregung, eine ähnliche
horfahrt zu Weihnachten zu veranſtalten, lebhaft aufgegriffen
Fn. Der Deutſche Reiſedienſt wird dieſe Fahrt
ge=
aſam mit der Hamburg—Amerika=Linie
durch=
ülär, und zwar zu einem Preiſe, wie er ſo billig ſeit
nicht geboten werden konnte. Es wird damit
veiteſten Kreiſen die Möglichkeit gegeben, Weihnachten mit
huen Angehörigen in Amerika zu verleben und ſomit über das
ſeYöliche Erleben hinaus für die Stärkung und Erhaltung des
deſuhtums in aller Welt mitzuwirken. Auskünfte und
Pro=
ſeet durch den Deutſchen Reiſedienſt, Berlin W. 50, Augsburger
V. D. A.
Rtfofe 64.
Aus dem Gerichlsſaal.
p. Das Schöffengericht verurteilte am Freitag den
Riſihigen Friedrich Pfeifer von Biebesheim wegen
fort=
emezten Diebſtahls und Betrugs und wegen
ſtir Unterſchlagung zu einer Gefängnisſtrafe
ninſechs Jahren. Pfeifer machte monatelang die ganze
mözung, insbeſondere auch Darmſtadt, als Fahrradmarder
un=
he. Mit einer Unverfrorenheit ſondergleichen ſtahl er
Fahr=
äüer und Zubehörteile und verkaufte ſie weiter. „Wo denkſt du
ilpflegte er ſeinen Freunden mit dem biedermänniſchſten
Ge=
u erwidern, „das Rad iſt ehrlich erworben”. Und er war
drmch beleidigt, daß man ihm überhaupt etwas anderes
zu=
nure konnte. Einmal hatte er ſich hier auf Raten ein
funkel=
iageheues Rad erſtanden, das er natürlich ſchleunigſt
weiter=
berkafte, ohne die Raten fertig zu bezahlen. Es gelang, ihm 15
eſeolene Fahrräder nachzuweiſen. 15 Leute brachte er um ihr
Geu) und ſie mußten nun auch ihre Fahrräder wieder
heraus=
zebee Es ſtellt ſich dabei heraus, daß er da: Geld größtenteils
wikde in Alkohol umſetzte. Vier Monate Unterſuchungshaft
verſn dem Angeklagte angerechnet, da er geſtändig iſt.
Vereins= und lokale Veranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
lerein ehem. Angehöriger des Großh.
Artil=
enſkorps. Gelegentlich der Monatsverſammlung heute
abtn 20.30 Uhr im Reſtaurant Gutenberg, Guſtav=Lorenzſtraße,
hästens Kamerad Martin Henninger einen Vortrag mit
der hema: „Die 3. Batterie des Großberzöglichen Artilleriekorps
am) Auguſt 1914‟. — Wer die Güte der Vorträge unſeres
Mar=
zkimdenninger kennt, der verſäumt gewiß auch den heutigen
Mehier macht ſich frei für unſere Monatsverſammlung.
Kiegerkameradſchaft .Germania” Darmſtadt.
Sähem’iche Kameraden werden hierdurch nochmals gebeten, ſich
an=
läfaln des Herbſt=Preis=Schießens der Kameradſchaft reſtlos und
pücnich am Sonntag den 20. Oktober 1935, vorm. 9 Uhr, auf
dei ſchießſtänden am Karlshof einzufinden. An dem Schießen
be=
teisle ſich die geſamte Kameradſchaft.
Reſtaurant Sitte. Beim Ausſchank der Patenweine
ſpiec Willy Melchior zum Tanz.
Städt. Saalbau: heute Samstag abend und Sonntag
ablen „Feſt der deutſchen Traube”, großes Winzerfeſt mit Tanz.
Eixmtt frei.
Aus Heſſen.
Das alkhiſtoriſche Rakhaus in Bükkelborn.
In der Mitte, zwiſchen den Fenſtern, der
Sauerkrautſchneider”.
„Büttelborner
Anfkreken ſpinaler Kinderlähmung in Bensheim.
Verbot von Verſammlungen ſowie von Zu= und Weggang
größerer Perſonengruppen für 14 Tage.
zw. Bensheim, 18. Oktober.
Da in der Stadt Bensheim einzelne Fälle ſpinaler
Kinder=
lähmung feſtgeſtellt worden ſind, hat das Kreisamt auf Antrag
des Kreisgeſundheitsamts zur Vermeidung der Uebertragung der
Krankheit und ihrer Erreger unterm 17. Oktober folgendes
ver=
ordnet:
1. Alle öffentlichen und nichtöffentlichen
Ver=
ſammlungen und Kundgebungen, ſowie Zuſammenkünfte
von Perſonengruppen aller Art innerhalb des Gebietes der
Stadt Bensheim werden mit ſofortiger Wirkung auf die Dauer
von zwei Wochen verboten. Hierunter fallen
ſelbſtver=
ſtändlich auch kirchliche Veranſtaltungen.
2. Für dieſelbe Zeit wird der Zugang in das Gebiet und der
Weggang aus dem Gebiet der Stadt Bensheim für
Perſo=
nengruppen über vier Perſonen jeglichen Alters
unterſagt.
3. Wer vorſtehenden Anordnungen zuwiderhandelt, wird
für jeden Fall der Zuwiderhandlung mit einer Geldſtrafe bis
zu 100 Mark belegt, ſofern nicht auf Grund anderer Geſetze
eine höhere Strafe verwirkt iſt.
Hierzu wird bemerkt: Es gilt für die
Bevöl=
kerung, ſich gleicherweiſe von Panikſtimmung
wie von Leichtſinn fernzuhalten. Bisher
han=
delt es ſich nur um einzelne Fälle. Der gefährliche
Charakter dieſer Krankheit macht aber nach amtsärztlicher
An=
ſicht den Erlaß der Polizeiverordnung trotzdem zur
Notwendig=
keit. Mit vollem Erfolg durchführbar iſt die Verordnung nur
dann, wenn die geſamte Bevölkerung, in deren Intereſſe
ja die Verordnung erlaſſen iſt, deren genaue Durchführung ſelbſt
überwachen hilft, auch dafür ſorgt, daß Umgehungen, die
dem Sinne der Verordnung widerſprechen, nicht ſtattfinden. Wer
leichtſinnigerweiſe zur Verbreitung der Krankheit beiträgt, trägt
eine ſchwere Verantwortung vor der Geſamtheit der
Be=
völkerung. Es wird aus dieſem Grunde die Strafbeſtimmung der
Verordnung auch in jedem einzelnen Falle nachdrücklichſt
angewandt werden.
J Griesheim, 17. Okt. Die Königskerze. Ein kurzer
Bericht beſchäftigte ſich kürzlich mit der außergewöhnlichen Höhe
einer Königskerze, die Johann Bertſch, hier, gezüchtet hat. Von
verſchiedenen Seiten ſind Zweifel über die richtige Höhenangabe
geäußert worden. Dieſen Zweiflern ſei ausdrücklich verſichert, daß
die Länge dieſes Gewächſes, vom Wurzelſtock bis zur Spitze
ge=
meſſen. genau 357 Zentimeter beträgt. Weiter kann gemeldet
wer=
den, daß nach genauen Abmeſſungen durch Aneinanderreihen der
Pflanze und ihrer ſämtlichen 16 Seitentriebe eine Blütenähre von
zuſammen 1284 Zentimeter Länge entſteht. Es dürfte weiter von
Intereſſe ſein, zu erfahren, daß dieſe Blütenähren nicht weniger
als 13 321 Blüten trugen. Nehmen wir an, daß nur ein Viertel
dieſer Blüten befruchtet iſt und in jeder Samenkapſel nur 70
Sa=
menkörnlein ſitzen, ſo bringt dieſes ſeltene Exemplar einer
Kö=
nigskerze insgeſamt 233 100 Samenkörnlein. Gewiß eine hoch
be=
achtenswerte Leiſtung einer Pflanze.
— Roßdorf, 18. Okt. Die hieſige evangeliſche Gemeinde
veranſtaltet am Sonntag den 20. Oktober, abends. im
Krämer=
ſchen Saal einen Gemeindeabend, bei dem Herr Pfarrer
Winter=
mann aus Darmſtadt über „Glaubenskämpfe der Väter” reden
wird, während eine Schar von jungen Mädchen ein Münchener
Laienſpiel „Um des Glaubens willen” zur Aufführung bringt.
Fb. Groß=Zimmern, 18. Okt. Tot aufgefunden wurde
der ſeit Oſtern vermißte Maurerpolier Pullmann von hier
nun=
mehr in einer Waldſchlucht bei Brandenburg. Pullwann, welcher
am 3. Oſterfeiertag zu ſeiner Arbeitsſtelle nach Brandenburg
ge=
fahren war, war wohl dort angekommen, hatte aber die Arbeit
nicht angetreten, und wurde ſeitdem vermißt. Alle eifrigen
Nach=
forſchungen waren ergebnislos. Obwohl die Familie nach ſo
lan=
ger Zeit keine große Hoffnung mehr hatte, daß P. noch am Leben
ſei, trifft ſie dieſe Nachricht doch ſehr ſchwer. — Nachkirchweih.
Am kommenden Sonntag findet hier die Nachkirchweih ſtatt.
r. Babenhauſen, 18. Okt. Großes Militärkonzert.
Wem ſchlug nicht in dem bis auf das letzte Plätzchen beſetzten
gro=
ßen Saalbau Heß das Herz höher, als er geſtern abend,
veranſtal=
tet von unſerer rührigen NSG. „Kraft durch Freude”, die
altbeliebten Militärmärſche hörte? Ein gewaltiger, fein
geſchul=
ter Klangkörper bei dem die Holzbläſer, Hörner und Trompeten
keine Wünſche offen ließen bot unter der temperamentvollen
Lei=
tung des Muſikleiters Wanitzek ſchmiſſia und ſchneidig
ge=
ſpielte Militärmärſche, dazu noch klaſſiſche Muſik. Jeder Zuhörer
war mitgeriſſen, und begeiſtert war der Beifall.
— Hirſchhorn, 18. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
17. Okt.: 1.46 Meter, am 18. Okt.: 1.46 Meter. (Morg. 5.30 Uhr.)
Die Kakharinenkirche zu Oppenheim a. Rh.
Der Mittelrheiniſche Architekten= und
Inge=
nieur=Verein zu Darmſtadt und der Architekten= und
Ingenieur=Verein zu Mainz beſichtigten gemeinſam die
Wieder=
herſtellungsarbeiten an der Katharinenkirche zu
Oppen=
heim a. Rh., einer mittelalterlichen Bauſchöpfung, die, wie Paul
Clemen ſie beurteilt, weit über das Gebiet des Mittelrheins
hin=
aus die Bedeutung eines unvergleichlichen Kunſtwerks für die
ganze deutſche Kunſtgeſchichte beanſpruchen darf.
Regierungsbaurat Böckmann vom Heſſiſchen Hochbauamt
Mainz, der Leiter der Bauarbeiten, ſchilderte eingehend die
ver=
ſchiedenen Urſachen, die eine durchgreifende Sicherung des aus dem
13. und 14. Jahrhundert ſtammenden, architektoniſch ſo
hochbedeut=
ſamen Gotteshauſes notwendig machten. Dieſe Sicherung war
ſchon ſeit Jahren als notwendig erkannt, konnte aber aus Mangel
an größeren Mitteln nicht richtig gefördert werden. Erſt im
Rah=
men des großen Arbeitsbeſchaffungsprogramms der
Reichsregie=
rung wurde jetzt die Durchführung umfaſſender Baumaßnahmen
ermöglicht. Die wichtigſten Arbeiten beſtanden in der
Wiederher=
ſtellung der Dächer, in der Verbeſſerung der
Regenwaſſerableitun=
gen von den Dächern und Türmen und insbeſondere in der
kon=
ſtruktiven Sicherung des Weſtturmes, durch die von Prof. Dr.=
Ing. Kleinlogel, Darmſtadt, vorgeſchlagenen
Eiſenbeton=
konſtruktionen.
Anſchließend behandelte Herr Profeſſor Meißner,
Darm=
ſtadt, in deſſen Händen der denkmalpflegeriſche Teil der
Durch=
führung ruht, die künſtleriſche Ausgeſtaltung der Kirche. Eine
ganz beſondere Beachtung fanden die von ihm bearbeiteten Pläne
zur Wiederherſtellung des Deckengewölbes im Weſtchor auf Grund
der im Bauſchutt aufgefundenen Bruchſtücke des alten
Rippen=
ſyſtems. Eine weitere wichtige Aufgabe bildet ſodann die
Ergän=
zung vorhandener und Anfertigung neuer Glasfenſter in
An=
lehnung an die vorhandenen Glasmalereien, die in dieſer Fülle
und Vollkommenheit nur ganz ſelten anzutreffen ſind.
Größtes Bedauern rief die Mitteilung hervor, daß die
Wie=
derherſtellungsarbeiten in dem vollkommen abſchließenden
Um=
fange vorerſt nicht weitergeführt werden können, weil die für das
Bauwerk bereitgeſtellten Geldmittel inzwiſchen aufgebraucht
wur=
den. Bei der kulturellen und architektoniſchen Bedeutung des
Bau=
werkes darf aber erwartet werden, daß keine längere
Unter=
brechung der Arbeiten eintritt und recht bald wieder Geldmittel
zu deren Weiterführung bereitgeſtellt werden.
Die Ausführungen der beiden führenden Fachkollegen, die von
großer Sachkenntnis und tiefem Eindringen in das konſtruktive
und künſtleriſche Weſen der Bauaufgabe zeugten, ſowie die bisher
geleiſteten Bauarbeiten fanden den lebhafteſten Beifall aller
Teilnehmer.
m. Beerfelden, 18. Okt. „Vererbungslehre und
Raſſenhygiene”, ſo lautete das Thema, über das Dr. med.
Keyßer im Kronenkino einen überaus reich beſuchten Vortrag
hielt. Die Ausführungen wurden durch wohlgelungene Lichtbilder
unterſtützt. Die Anweſenden wurden unterrichtet über den Bau
der Zelle, über Ei= und Samenzellen, den Vorgang der
Befruch=
tung, die Entwicklung des befruchteten Eis, kurz über alles, was
die moderne Zellenforſchung lehrt. An Tabellen wurden die
Men=
delſchen Geſetze entwickelt. Man lernte erkennen, welchen Einfluß
der Geſundheitszuſtand der Eltern auf den Nachwuchs hat, welche
Zahlenverhältniſſe beſtehen, wenn eines oder beide der Eltern
krank ſind, ob die Anlage für die Kvankheit dominant oder
rezeſ=
ſiv iſt. Verſchiedene Erbgänge wurden vorgeführt. Weiter wurde
eingegangen auf die Vererbung der Augen= und Haarfarbe, von
Mißbildungen wie Spaltfuß und Spalthand, Haſenſcharte
Wolfs=
rachen oder Gaumenſpalte, dann die Vererbung geiſtiger Anlagen:
Jugendirreſein. Minderwertigkeit Schwachſinn uſw. Es wurde
erläutert das Werden der Zwillinge, das Verhalten der beiden
Arten von Verbrecherzwillingen. Eine Stammtafel der Familie
Bach zeigte aber auch, daß nicht nur Uebles vererbt wird, ſondern
auch Schönes: in fünf Ahnenreihen fanden ſich außerordentlich
be=
gabte Muſiker. Die Nutzanwendung auf die Gattenwahl wurde
gezogen, hingewieſen auf Eheberatung beim Vorhandenſein
gei=
ſtiger Mängel.
Em. Heppenheim a. d. B., 17 Okt. Großkundgebung
der Hitlerjugend. Die Hitlerjugend Heppenheims
ver=
ſammelte ſich auf dem feſtlich geſchmückten und beleuchteten
Markt=
platz zu einer Großkundgebung, an der ſich die Bevölkerung der
Stadt in Verbundenheit mit der Jugend zahlreich beteiligte.
Jung=
bannführer Magſam und Kreisleiter Dr. Hildebrandt ſprachen
über die Bedeutung und den Erfolg der Werbeaktion der
vergan=
genen Wochen. Es gilt, den letzten deutſchen Jungen und das letzte
deutſche Mädel in die Hitlerjugend einzugliedern, damit die
Jugend geſchloſſen marſchiert, erzogen zur Verantwortung und
Pflichtbewußtſein, Gemeinſchaft und Kameradſchaft und beſeelt von
dem Glauben an unſer unvergängliches Volk. Fanfarenmärſche,
Sprechchöre und Lieder wurden von der Jugend zum Vortrag
ge=
bracht. Unterbannführer Schmitt ſchloß die eindrucksvolle
Kund=
gebung. — Kameradſchaftsabend des SS=Sturmes
10/33, Trupp III. Heppenheim. Auf dem
Kamevadſchafts=
abend im „Goldenen Anker”, den Kamerad Kraikemeyer eröffnete
und zu dem auch Kreisleiter Dr. Hildebrandt und
Ortsgruppen=
leiter Koch erſchienen waren, hielt SS.=Sturmbannführer
Oſt=
mann einen Lichtbildervortrag über das Tbema „Eine Reiſe nach
Oſtaſien”
— Gernsheim a. Rh., 18. Okt. Waſſerſtand desRheins
am 17. Okt.: 0.30 Meter, am 18. Okt.: 0,18 Meter. (Morgens
5,30 Uhr.)
Aus Oberheſſen.
LPD. Vilbel, 18. Okt. Wenn ein Betrunkener am
Steuer ſitzt. Ein Perſonenwagen, deſſen Führer ſinnlos
be=
trunken war, nahm auf der Straße von Kloppenheim nach Vilbel
die Kurve an der Eiſenbahnüberführung der Main=Weſer=Bahn
zu kurz. rammte einen Meilenſtein und wurde durch den Anprall
den Abhang hinunter auf die Schienen geſchleudert. Der Wagen
überſchlug ſich mehrmals und wurde vollſtändig zertrümmert. Der
Fahrer erlitt wohl erhebliche, aber nicht lebensgefährliche
Ver=
letzungen.
LPD. Friedberg, 18. Okt. Vorſicht am unbewachten
Bahnübergang. Nach eingebrochener Dunkelheit wollte der
Landwirt Jakob Bayer 2. aus dem Kreisort Oppershofen mit
einem mit Kartoffeln ſchwer beladenen Fuhrwerk den
unbewach=
ten Bahnübergang unweit der Bahnſtation überfahren. Im
glei=
chen Augenblick kreuzte ein Perſonenzug den Uebergang und
er=
faßte das Fuhrwerk. Es wurde vollſtändig zertrümmert. Dem
Fuhrmann gelang es, ſich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
Einzug in die neue Kaſerne in Gießen.
LPD. Gießen, 18. Okt. In Gegenwart des
Diviſionskomman=
deurs und des Regimentskommandeurs ſowie weiterer Offiziere
des Standortes Gießen, des ſtellvertretenden Gauleiters
Regie=
rungsrat Reiner, Vertreter der Partei und Behörden, der
Ar=
beiter vom Bau und zahlreicher anderer Volksgenoſſen hielt geſtern
das 2. Bataillon des hieſigen Inf.=Regts. ſeinen Einzug in die
neue Kaſerne. Mit klingendem Spiel marſchierte das Bataillon
von ſeiner bisherigen Unterkunft her in die Kaſerne ein, wo der
Vertreter der Heeresbauverwaltung dem Bataillonskommandeur
vor dem aufmarſchierten Bataillon den Schlüſſel zur Kaſerne
über=
gab. Nach einer Anſprache des Bataillonskommandeurs folgte ein
Vorbeimarſch vor dem Diviſionskommandeur. Hierauf waren die
Kaſernengebäude mit ihren ausgezeichneten Einrichtungen den
Teilnehmern an der Feier zur Beſichtigung freigegeben. Ein
ge=
meinſames kameradſchaftliches Mittageſſen beim Eintopf
ver=
einigte die große Feſtgemeinſchaft in den Kantinenräumen. Bei
dieſer Gelegenheit wurde dem Bataillon von der Vereinigung
ehemaliger Offiziere des früheren Infanterieregiments 116 ein
großes Bild des Führers als Wanderpreis für die
Schießausbil=
dung des Bataillons überreicht. Außerdem wurden von weiteren
Offizieren und von der Univerſität weitere Bilder bzw.
Geld=
nittel zur Beſchaffung von Bildern zur Ausſchmückung der
Ka=
ſerne übergeben.
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Seite 8 — Nr. 288
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 19. Oktober
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Sas fefr des beusfcelf Tefnes uns der Ssnty;
vom 19. bis 26. Oktober 1935
Unſer Wein nüchtern betrachtet!
„Jedes Ding hat zwei Seiten”, ſagt ein alter Spruch, der
auch auf den Wein angewendet werden kann. Der Wein iſt
näm=
lich nicht nur ein Genußmittel, ein Freundenbringer für
trink=
frohe Zecher, ſondern auch ein volkswirtſchaftlicher Faktor erſter
Ordnung. Mehr als eine Million deutſcher Volksgenoſſen findet
im deutſchen Weinbau und in den mit ihm verknüpften Induſtrien
Arbeit und Brot, 2700 Großhandlungen und rund 5000
Winzer=
genoſſenſchaften verdanken ihr Daſein dem Wein. Der
Weinver=
brauch iſt demnach nicht nur die Angelegenheit einiger trinkfroher
Kenner, ſondern eine für das Geſamtwohl erforderliche
Notwen=
digkeit. An dieſer Stelle muß immer wieder geſagt werden, daß
der Wein, beſonders der deutſche Wein, keineswegs ſchlechtweg
als berauſchendes Getränk anzuſehen iſt. Der Wein iſt mit ſeinen
600 Kalorien Nährwert ſogar ein wertvolles Nahrungsmittel und
—mäßig genoſſen — durchaus geſundheitsfördernd und kräftigend.
Wer die geſundheitlichen Vorteile deutſcher Rebenerzeugniſſe
ge=
nießen will, ohne auch nur geringe Mengen Alkohol zu ſich zu
nehmen, der eſſe deutſche Trauben oder trinke unvergorenen
deut=
ſchen Traubenmoſt; beide enthalten, ebenſo wie der vergorene
Wein. aus Boden und Sonne gezogene Kräfte, die auf Geſunde
und Kranke gleich kräftigend und belebend wirken.
Die Mannigfaltigkeit der auf deutſchem Boden gezogenen
Weine wird auch den verſchiedenſten und verwöhnteſten
Geſchmacks=
richtungen gerecht. Rheinweine ſind vollblumig, Moſelweine
ſpritzig und elegant. Ruwer= und Saarweine raſſig und friſch.
Pfälzerweine kräftig und voll, Frankenweine voll eigener Würze.
Wer es einmal gelernt hat, deutſche Weine zu trinken und richtig
zu genießen, wird dieſen Genuß nie mehr miſſen wollen.
Das Rheinland als Weinland.
Weine des Rheines wachſen im Rheingau, in Rheinheſſen,
am Mittelrhein und weiterhin. Der Kenner weiß vom
Marko=
brunner, vom Steinberger, vom Johannisberger und vom
Rüdes=
heimer Berg; er weiß auch von den Nierſteiner und Oppenheimer
Gewächſen, dem Nackenheimer Rotenberg, von der
Liebfrauen=
milch und vom Scharlachberger, von denen der vorletzte in der
Wormſer Ecke, der letztgenannte in der Binger Ecke Rheinheſſens
reift. Das ſind Gewächſe, die einen Weltruf erlangt haben, von
denen die deutſchen Dichter ſangen und deren Güte ſich in
klin=
gende Goldmünzen umzuſetzen und ſo zum Leben und der
Be=
wegung ganzer Gebiete beizutragen pflegte. Anno 1831 koſtete
das beſte Stück (1200 Liter) Johannisberger Kabinett 16 000
Gul=
den oder 27 000 Mark, und ſolche und ähnliche Ziffern, ſehr oft
weit höhere, haben ſich im Laufe der Jahrzehnte gar oft
wieder=
holt. Im Rheinland gibt es Rheinwein, gibt es Nahewein und
Saarwein, gibt es Ahrwein und Moſelwein und Ruwerwein, und
jeder von dieſen Weinen führt ſeine ihm von den anderen unter=
ſcheidende Bezeichnung mit Recht kraft ſeiner beſonderen Art,
ſeines eigenen, bodenſtändigen Weſens.
Rheingau.
Es war Anno 1650 als Fr. von Logau in ſeinem Gedicht
„An den Rheinfluß” ſang:
Der dich erſtlich nannte Rhein—wollte, glaub’ ich, ſprechen Wein.
Der dich erſtlich nannte Rhenus — wollte, glaub’ ich, ſprechen
Venus.
Was die Venus im Latein, iſt uns, Rhenus, deutſch dein Wein!
Lachendes Leben im Weinberg.
(1)
Für den Dichter deckt ſich, wie aus der Poeſie erſichtlich, der
Begriff Rhein mit Wein. Für ihn iſt der Rhein gleich Wein
und der Wein gleich Rhein. So iſt der Rheingau Deutſchlands
Weingau und der Wonnegau. Auf ſeinem Boden gedeihen die
hochberühmten und weltbekannten Rieslingweine, die Edel=
gewächſe mit ihren klangvollen Namen; hier reihen ſich
einer Perlenkette Weinorte an Weinorte, und dicht nebend
der befinden ſich hier auf Bergen und Hügeln Weinberg an
berg. Sollen wir ſie alle nennen, die Könige des Rheind
die Edelmänner und ſtolzen Herren, als da ſind der Rüdesd
und Johannisberger, der Steinberger und der Markobrunng
Hattenheimer, Hallgartner, Eltviller, nicht zu vergeſſen vom
der Hochheimer. Das ſind aus dem Kranz Rheingauer Wel
gemarkungen die bekannteſten. Der Sonne Glut gibt de
reifenden Weinen heiße Kraft. Der Rheingau iſt ausgeſpro
Qualitätsweinbaugebiet. Am längſten hängen hier die Tu
bis zur Edelreife und Edelfäule. Ende Oktober und oft m
den November hinein werden die koſtbaren Spitzen einge
Typiſche reinraſſige Rheinweinorte, die auch noch zum Rhd
zählen, ſind Aßmannshauſen mit ſeinem Weltruf genießt
Spätburgunder (Rotwein) der Lage „Höllenberg”, der „M
thaler” in der Lorcher Gemarkung, der zum überwiegender
den Winzern des linksrheiniſchen Trechtingshauſen gehört,/
die Lorcher ſelbſt, ſchließlich Lorchhauſen. Caub und die an”
Gemarkungen rheinabwärts. Typiſche Rheinwein ſind abel
die Gewächſe, die nördlich von Ehrenbreitſtein heranwachl
den Gemarkungen Linz, Unkel, Königswinter, Leutesdor
manchen anderen, wo der Weinbau in den letzten Jahren
neuen Aufſchwung nimmt, dort, wo der neue Weinbau
wächſt, ſauber und fein aufgebaut und hergerichtet in Be)
in denen nur die Rebe zu gedeihen vermag.
Rheinheſſen.
Es iſt ſozuſagen ein geſchloſſenes Weinbaugebiet, und
unter ſich in den einzelnen Teilen verſchieden, grundverſcht
je nachdem die Weinberge an Hängen nach Oſten, Weſten, 9
oder nach Norden liegen, auf jeden Fall aber eine der g!.
mit Reben beſtandenen Flächen des ganzen deutſchen Weil
gebietes. Die in erſter Linie Rebenkultur aufweiſenden
ſind Oppenheim, Bingen. Alzey, während der Kreis Mainz
zurückſteht, der Kreis Worms wiederum aber nur wenig.
ſichtlich der Güte wetteifern die Qualitätsgemarkungen und
mit denen anderer Weinbaugebiete. So bringen Oppen
Nierſtein und Nackenheim an der Oſtſeite der Provinz gaf
deutende und geſuchte Qualitäten, vollmundige, kräftige
von ausgezeichneter Art; Bingen an der Weſtſeite aber A
die ſich beſonders in ihren höheren Qualitätsſtufen neben!
anderer Gebiete ſtellen können. Während die nach dem
liegenden Weinberge Bingens Weine von Rheingauer Au
fern, ſieht es mit den auf der Naheſeite gedeihenden Gevl.
anders aus, und damit auch mit dem Scharlachberg, der unn ſeingen
bar neben der.Eiſel liegt. Die Qualität wird hier wie übſigen
in Rheinheſſen durch die Rebenart, den Boden und viele /2
Dinge beeinflußt, die alle zuſammen auf Güte und Meng/ Oberh
ſprechend einwirken. Von altersher ſtand in Rheinheſſel verſei
Weinbau im Vordergrund, und wenn oben in erſter Lint
Reichshof
Sperial Ausschanf Mürzdurger Habrän
Bockbierkest
und Wein-Werbewoche
Konzert — Stimmung — Humor
Samstag und Sonntag T A NZ
Weinwoche im Herrngarten zuschanf der Patenweinel
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Weinbau Kelterei Oppenheila,
Ste
Im ent
ſur 19. Oktober 1933
ſeien.
Nahe und Glan.
Mündung der Nahe in den Rhein iſt ſchon für ſich ein
Bild: Bingen mit der Druſusbrücke, der Rupperts=
Bingerbrück, Mäuſeturm, Ruine Ehrenfels, die Ruine
en knapp vor dem Felſentor. So reihen ſich die
roman=
hiwer aneinander und verſprechen noch mehr für den, der
dringen und ziehen will naheaufwärts. Rechts das
che Hügelgebiet, links die wuchtigen Blöcke des Huns=
e: Rheinfront angeführt wurden, ſo darf wohl
nachge=
nerden, daß hier vor allem noch die bekannte Lage Lieb=
IS in Worms zu nennen iſt; aber auch die Gemarkungen
Bodenheim, Schwabsburg, Dienheim und die welt=
Rotweinorte Ober= und Nieder=Ingelheim eine erſte
dak
der hierhin ſeine Ausläufer vorſchickt und in den man
d mehr eindringt, je weiter man ins Tal hineinkommt.
ſinter Bingen-Bingerbrück begegnen wir auf unſerer
biet, umkt Münſter mit ſeinem Pittersberg und den anderen
dverſchlSarmsheim mit dem Mühlenberg, der nach furchtbaren
Zerſeuchungen neu aufgebaut wurde; dann das Trollbach=
Dorsheim und Rümmelsheim, Laubenheim, Langenlons=
Fetzenheim, Winzenheim, wo ſich die Reben und Wein=
* Guldenbachtal entlang nach Windesheim, Heddesheim
ſen. Daß Bad Kreuznach mit ſeinem Schloß
Kauzenber=
ſezeichnet paradieren kann, darf man als bekannt vor=
und welche feine Rieslinggewächſe Schloßböckelheim,
ſelheim und Niederhauſen liefern, ferner auch Norheim
heim, das weiß man auch. Auch Sobernheim hat einen
ſeinbau, wie auch Monzingen, und da iſt auch das kleine,
bere Weinbaugebiet des Glans mit Meiſenheim, Offen=
Gemarkungen.
Mittag während der Weinleſe.
(2)
Mittelrhein und Ahr.
der unmpringen aus dem Schieferfelſen des Mittelrheingebirges
wie ütaſſigen, reintönigen Rieslingweine von Bacharach,
Ober=
d viele ab Boppard, die Tropfen liefern klar wie köſtlicher, kühler
d Mengel Oberheimbach, wo die prachtvolle Muſteranlage in dem
zeinheſſe verſeuchten Reblausgebiet geſchaffen wurde. Wer hat
rſter Linm Steeger gehört, von St. Goar, wo ſie den Rheinſalm
„m entreißen, und „Wo ſchenkt man edlen Wein? — Zu
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bacharach am Rhein!” Ein Thron zu Ehren des Gottes Bacchus
ſoll hier auf der Rheininſel geſtanden haben, und nach „Bacchi
ara” ſoll der Name dieſes Weinſtädtchens gebildet ſein. Ueber
Boppard hinaus ziehen ſich linhsrheiniſch die Weinberge bis
Ka=
pellen. — An der Ahr haben wir das typiſche rheiniſche, man darf
wohl ſagen reinraſſigſte deutſche Rotweingebiet. Es gibt auch
anderwärts Rotweine, aber ſo geſchloſſen als Rotweingebiet in
Rebſatz und Anlage iſt keines wie die Ahr. Da gibt es die
Rot=
weine von Ahrweiler, die früher ſo gerne in England als
Claret=
weine — Ahrbleichert — getrunken wurden; die Walporzheimer,
Dernauer, den Roten von Sankt Peter, von Mayſchoß und noch
manchen edlen Tropfen.
Moſel, Saar und Ruwer.
Das iſt ein hochedler Dreiklang, der ſeinen Wert nimmer
verleugnen kann. Da gibt es Namen um Namen, die aus dem
Dunkel einer reichen Vergangenheit heraufwachſen, ſeit die
Le=
gionäre des römiſchen Imperators Probus auf dieſen ſteilen
Fel=
ſen hängen, im glühenden Moſelſchiefer die erſten Reben
ge=
pflanzt. Schon die Obermoſel hat ihren Wein, meiſt einen
leich=
ten Elbling, der gern genommen wird zur Sektherſtellung; dann
die Saar, ihren feinen, edlen Riesling An der Moſel wächſt
der Wein, der voller Leben iſt, friſch und prickelnd, der lichtfarben
und grüngolden ſchimmert, der eigene Art beſitzt und die
Beliebt=
heit von Generationen deutſcher Weintrinker.
Sas Jeutſche Zeinmuſeum
in Trier an der Moſel.
Es gibt eine Reihe lokaler Weinmuſeen. Das Muſeum in
Trier heißt „Deutſches Weinmuſeum‟. Denn es will einen
Ueberblick über den geſamten deutſchen Weinbau bieten, und
zwar nicht nur über die hiſtoriſche Entwicklung von römiſcher
Zeit bis zur Gegenwart, ſondern auch über die mannigfaltigen
Beziehungen dieſer im Südweſten Deutſchlands lebenswichtigen
Pflanzenkultur zur Kunſt, Literatur und Volkswirtſchaft, nicht
zuletzt auch über die Technik des Weinbaues und der
Keller=
wirtſchaft. Das Muſeum geſtattet dem Laien Einblick in den
Werdegang des edelſten deutſchen Bodenerzeugniſſes, zeigt ihm
Sorgſam werden die Trauben in die Kiepe geſammelt. (3)
Nr. 288 — Seite 9
deſſen volkswirtſchaftliche Bedeutung, macht ihn ſo zum Freunde
des deutſchen Weins, fördert aber auch den Winzer ſelbſt durch
Vorführung neuer, aber bereits erprobter Geräte und
Arbeits=
methoden.
Es würde hier zu weit führen, eine eingehende Beſchreibung
des reichen Inhalts des Muſeums zu geben. Angeführt ſeien
nur die Abteilungen: Römerzeit, Deutſche Geſchichte, Biologie
der Rebe, Weinchemie und Kellerwirtſchaft, Weinbau und Wein
in der Kunſt und Literatur, die ſchöne Moſel, Deutſcher Sekt,
das Weingefäß. Die praktiſche Anwendung des Weinglaſes lernt
der Beſucher in einem ſtimmungsvoll ausgeſtatteten
Probier=
ſaal kennen, in welchem nicht nur bei beſonderen Anläſſen,
ſondern auch während der Beſuchszeiten Weinproben gereicht
werden. Kopien der berühmten Fresko=Gemälde des Trierer
Bald iſt die Kufe mit köſtlichen Trauben gefüllt. (4)
Malers Ramboux aus dem Jahre 1827, Weinbauſzenen aus dem
Moſelgebiet darſtellend, ſchmücken den Probierſaal. Tiſche und
Stühle, ſolchen auf Burg Eltz nachgebildet, laden zu
andachts=
vollem Genuß.
Die Lage des Deutſchen Weinmuſeums in Trier, der älteſten
und größten Weinſtadts Deutſchlands ermöglicht deſſen Beſuch
allen jenen, die aus Intereſſe am Wein alljährlich in großer
Zahl nach dieſem Welthandelsplatz für deutſchen Wein kommen,
aber auch den zahlreichen Fremden, die das Moſelland wegen
ſeiner Naturſchönheiten und Trier dazu wegen des Reichtums
an römiſchen Altertümern und mittelalterlichen Kunſtſchätzen
aufſuchen. Bei den zahlreichen nach Trier kommenden Reiſenden
aus nördlichen, für den Abſatz deutſcher Weine beſonders
wich=
tigen Ländern wie Holland, England uſw. findet das Muſeum
ſtets beſonderes Intereſſe. Mancher, Deutſcher wie Ausländer,
der das flüſſige Gold vorher nicht zu ſchätzen wußte, wird durch
den Beſuch dieſes Muſeums angeregt werden, die edelſte Gabe
deutſcher Berge, den deutſchen Wein, in ſeine Daſeinsfreuden
einzubeziehen, und ſo wird das Deutſche Weinmuſeum zu Trier
an der Moſel neue Freunde für den deutſchen Wein gewinnen.
Bild 1, 3, 4 Photo C. Kömmet, Cochem (M. des
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(M. des Landesverkehrsverbandes Rheinland).
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Seite 10 — Nr. 288
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 19. Oktobe
Hei Wa biegel ver den orrmbischen Wiinersbieieh
vom 6. bis 16. Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen
Ein interessantes Preisausschreiben für die Leser des Darmstädter Tagblatte
in 12 Fortsetzungen in der Zeit vom 6. Oktober 1935 bis 1. Februar 1936.
Nachahmungen verboten! —
Dreisfrage Nr. 2
Welſche Natlonen werden bei den Olympiſchen Winterſpielen in Garmiſch=Partenkirchen vo
6. bis 16. Februar 1936 im
Spezial=Sprunglauf
eine goldene Medaille, eine ſilberne Medaille, eine bronzene Medaille erringen
Es nehmen folgende Nationen daran teil:
1. Amerika 10. Griechenland 19. Oeſierreich 2. Auſiralien 11. Holland 20. Polen 3. Belgien 12. Italien 21. Rumänien 4. Bulgarien 13. Japan 22. Spanien 5. Deutſchland 14. Jugoſlavien 23. Schweden 6. England 15. Kanada 24. Schweiz 7. Eſiland 16. Lettland 25. Tſchechei 8. Frankreich 17. Luxemburg 26. Türkei 9. Finnland 18. Norwegen 27. Ungarn Dieſe Preisaufgabe gehört in den Rahmen unſeres großen Ausſchreibens:
„Wer wird Sieger bei den Olympiſchen Spielen?”
das wir in der Nummer vom 5. Oktober 1935 veröffentlicht haben. An Preiſen ſind 10 koſienloſti
Reiſen mit freiem Eintritt zu den Olympiſchen Spielen in Berlin ausgeſetzt.
Was iſt „Sprunglauf”?
Es iſt nicht ganz leicht, einem winterlichen
Sport die Krone der ſchönſten und größten
Kampfesart zu verleihen. Aber man wird
vermutlich keinem Widerſtand begegnen,
wenn man ſie dem Sprunglauf zuerkennt,
als jenem Sport, der kühnſten
Mannes=
mut, höchſten Einſatz aller körperlichen und
ſeeliſchen Kräfte und gereifteſte
Meiſter=
ſchaft in der Beherrſchung der Bretter
er=
fordert. Dieſer Auffaſſung wird jeder
zu=
ſtimmen, der einmal einen Springer
vogel=
gleich, mit ausgebreiteten Armen über 80
oder gar mehr Meter durch die Luft
ſchwe=
ben und in vorbildlicher Haltung tief unten
auf der federnden Schneedecke landen ſah.
Meiſterſprünge dieſer Art gewähren dem
Zuſchauer erhebende, unvergeßliche
Ein=
drücke. Aber ſie ſind nur dort möglich, wo
eine einwandfreie, wirklich vollendete
Sprungſchanze zur Verfügung ſteht, auf
der ein Springer von Weltklaſſe ſein
gan=
zes Können entfalten kann.
Die vom Organiſationskomitee für die
4. Olympiſchen Winterſpiele 1936
zuſam=
men mit der Gemeinde Garmiſch=
Parten=
kirchen erbaute Große Olympiaſchanze am
Gudiberg, auf der der Spezialſprunglauf
ausgetragen werden wird, entſpricht in
jeder Weiſe den allerhöchſten
Anforderun=
gen. Der Sprunglauf für die
Kombina=
tion — für den Beſten aus Lang= und
Sprunglauf wird eine Goldmedaille
ver=
geben — wird auf der Kleinen
Olympia=
ſchanze durchgeführt, die nach Art des
be=
rühmten Holmenkol=Hügels in Norwegen
ausgeſtaltet iſt.
Der Skiſprung iſt ein Tief=Weitſprung,
der natürlich ohne Stöcke von einer
künſt=
lichen Schanze ausgeführt wird. Die
Sprungweite iſt nicht nur von dem
Kön=
nen des Springers, ſondern auch von der
geſamten Schanzenanlage, wie Länge und
Gefälle des Anlaufs, Höhe des
Schanzen=
tiſches und Länge und Gefälle der
Auf=
ſprungbahn, abhängig. Bewertet wird der
Skiſprung nach einem beſtimmten Syſtem
zu gleichen Teilen ſowohl nach Weite als
auch nach dem Stil. So iſt es zu erklären,
daß in manchen Fällen ein Springer den
Sieg vor einem anderen, der weiter
ge=
ſprungen iſt, davonträgt, weil er eben durch
einen mächtigen Abſprung, durch
vorbild=
liche Luftfahrt und einen bombenſicheren
Aufſprung das Kampfgericht beſtechen
konnte. Verbeſſerte Sprunglauftechnik,
ſo=
genannte Mammutſchanzen, mit
Ideal=
profil, raffinierteſtes Material haben im
Sprunglauf ganz ungeahnte Fortſchritte
hervorgerufen. Heute iſt man zu der
Ueber=
zeugung gekommen, daß der ſportliche
Wert des Skiſpringens nicht unbedingt in
erzielten Weiten von hundert und mehr
Metern zu ſuchen iſt. Der Schanzenrekord
der Großen Olympiaſchanze in Garmiſch=
Partenkirchen mit 84 Meter entſpricht der
heute von den Fachleuten der Welt verle, 8
tretenen Meinung, nach der eben, wie eyllen d
wähnt, einer Entwicklung des Skiſpringeriſſein
ins Uferloſe aus ſportlichen Motiven heu me de
aus unter allen Umſtänden entgegengeſhen
arbeitet werden muß.
Wie ſind die Ausſichten der teilnehmender
Nationen?
Ob Mammutſchanze oder kleiner 20=Meter
Uebungshügel, immer dominieren auc
heute noch, trotz der Fortſchritte der mittel
europäiſchen Nationen Deutſchland, Oeſter
reich, Schweiz, Polen, Tſchechoſlowakei, die
Norweger ziemlich unangefochten. Be
allen bisher durchgeführten Olympiſcher
Winterſpielen trugen ſie im Sprunglau
ſämtliche Medaillen nach Hauſe. Nur im 4
Jahre 1928 gaben ſie eine bronzene Me/ ß
daille an die Tſchechoſlowakei ab. 1936 wird in
für die Fortſchritte der anderen nordiſcher
und der mitteleuropäiſchen Nationen eint 0
neuer Prüfſtein ſein.
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79
Mololatatt
„Juwelenbrokat”
„Weiße Inſel”.
230 Jahte Ainger Lrauition
im Tempel Ekoh=In bei Tokio.
Bapans Sportler und Sportlerinnen haben in den letzten
jen den Ruhm des Landes der aufgehenden Sonne in aller
verbreitet. 1936 werden wir bei den Olympiſchen Spielen
Kämpfer und Kämpferinnen aus dem Fernen Oſten beſtimmt
ſoelen Wettbewerben als Favoriten oder Sieger erleben. In
modernen Sportarten iſt Japan beim Schwimmen, in der
ſttathletik der Männer und Frauen und im Winterſport ein
ſt beachtlicher Gegner der anderen Länder geworden. Aber
in den Wettbewerben der „ſchweren Männer” ſtellt Japan
ſen Mann.
Wir glauben, daß die nachſtehenden Zeilen Intereſſe finden —
auch bei uns das Ringen in den letzten Jahren wieder neuen
hauf gefunden hat —, die ſich mit den japaniſchen „ſchweren
hmern” befaſſen. Sie ſind entnommen dem neuen, höchſt
be=
lichen, deutſch geſchriebenen Werk des Japaners (und unſeres
Maxbeiters) Komakichu Nohara „Das wahre Geſicht
huans”, auf das an anderer Stelle noch eingegangen wird.
ſohara läßt ſeinen „Herrn Tanaka” im Kapitel „Man ſtürzt
ms Vergnügen” folgendes in Tokio erleben:
„Dann treibt man angelockt von kriegeriſchem Schwertgeklirr,
Bude der Fechtkünſtler, in der man den in altertüm=
Herimnen zucunten ſtieerſ”el 0nd kraut ſc Arſch in die
ſteilichen Zeiten, welche die Greiſe unter uns noch erlebt haben,
man ſich in Aſakuſa traf, um ſeine Ehrenhändel mit dem
Sverte auszutragen.
Ein ebenſo altertümliches, traditionsgeſättigtes Schauſpiel iſt
japaniſche Ringkampf. Inmitten der ſchlanken, ja
zier=
en Japaner fällt der Sumo auf unſer Ringkämpfer. Er iſt
hiſt gegen 2 Meter groß, oft unmäßig dick und wiegt vielfach
zuu 400 Pfund. Beſondere „Zuchtmethoden”, eine beſondere
ſit wurden und werden noch angewandt, um dieſe Koloſſe
her=
mbilden. Wie in allen anderen Künſten und Berufen Japans,
ſoen künftige Ringkämpfer bereits im Kindesalter von großen
ſhrenen Kämpfern an Kindes ſtatt angenommen und von
hin erzogen; es gibt auch hier Geſchlechter oder Dynaſtien
be=
ſinter Ringer. Unſerem Sinn für Raritäten, für
Ausnahme=
bieinungen kommt der Sumo mit ſeiner Körpergröße entgegen;
iſt, da man beim japaniſchen Ringkampf nicht ſo ſehr dadurch
verliert, daß man „geworfen” wird, als vielmehr, daß man aus
dem Ring geſtoßen wird, großes Körpergewicht von Vorteil.
Kleinere Ringkampfveranſtaltungen finden das ganze Jahr
hindurch ſtatt: die Kämpfe um die Meiſterſchaft von Japan jedoch
im Januar und Mai in Tokio, traditionell ſeit über 250 Jahren
im Bezirk des Tempels Ekoh=In, wo ſchon 1909 eine
Rie=
ſen=Arena erbaut wurde, die über 10 000 Menſchen faßt. In
alten Zeiten kündeten Trommelſchläge von einem Holzturm die
Veranſtaltung an; heute vertritt der Rundfunk die Stelle der
Trommel, und die großen Kaufhäuſer füllen ihre Schaufenſter mit
Bildern der Kämpfer und Liſten der „Paarungen”.
In Oſtlager und Weſtlager getrennt ſitzen die Sumo um den
runden Ring, der 7 Meter Durchmeſſer hat, mit Sand beſtreut
und mit Reisſäcken aus Stroh eingefaßt iſt; darüber ein
Bal=
dachin, an deſſen vier Pfeilern vier Aeltere” oder Richter,
aus=
gediente Ringkämpfer, ſitzen. Der eigentliche Schiedsrichter, in
altertümlicher Tracht, ruft die Kämpferpaare auf; meiſt ſind es
poetiſche Pſeudonyme: „Juwelenbrokat” „Blume des Gipfels”,
„Morgenglanz”, „Weiße Inſel”, „Brokatſee” heißen einige der
Beſten heute.
Die Kämpfer treten auf, die von der Meiſterklaſſe in
vom=
pöſen geſtickten Schürzen, von Pagen begleitet, von denen einer
ein Schmuckſchwert hält. — Der Kampf ſelbſt wird in faſt völliger
Nacktheit durchgeführt. Wichtig iſt, daß der Wettkampf für beide
Teilnehmer bei genau demſelben Stand des Atmungsvorganges
beginnt; dies hängt damit zuſammen, daß der japaniſche Sportler
der Atmung die größte Bedeutung zuſchreibt; ein Kämpfer der
völlig ausgeatmet iſt, befindet ſich naturgemäß im Nachteil
ge=
genüber einem, deſſen Bauchmuskulatur durch die nötige
Luft=
menge geſtrafft iſt. So gibt der Schiedsrichter das Zeichen zum
Beginn erſt, wenn beide Kämpfer in demſelben Rhythmus atmen.
Der Kampf ſelbſt dauert meiſt nur Minuten, oft nur
Se=
kunden. Verloren hat, wer aus dem Ring gedrängt wird oder
den Fußboden mit einem anderen Körperteil als den Fußſohlen
berührt. Infolge der geringen Kampfdauer ſind die Kämpfe von
großer Heftigkeit; das Publikum geht erregt mit. Noch heute
werfen begeiſterte Zuſchauer dem Sieger Hüte, Tabaksbeutel,
Regenſchirme und anderes in den Ring, die nachher mit
Geld=
geſchenken ausgelöſt werden.
Neuerdings treten die unſportlich wirkenden Fleiſchkoloſſe der
Vergangenheit, wie ſie Scharaku, Toyokuni und andere
Holz=
ſchnittmeiſter verherrlichten, zugunſten der Ringer mit
ſport=
lichen Figuren im weſtlichen Sinne zurück. Der Meiſter des
ver=
gangenen Jahres, Schimiſugawa, hat einen durchaus normalen,
etwa an einen Boxer erinnernden Körperbau. So verliert der
Sumo vielleicht an Tradition und Fett, gewinnt aber dafür an
Sportlichkeit.”
Pom Taert der Wochr
Die Millionen Fußball=Anhänger erfreuten ſich am
Sonntag an einem in Königsberg errungenen ſchönen 3:0=Sieg
der deutſchen Mannſchaft, in der zahlreiche junge Spieler
mit=
wirkten, gegen die lettiſchen Repräſentativen. Ohne Conen und
Fath gelang es der Südweſt=Elf, in Frankfurt einen 2:1=Sieg
über den Gau Niederrhein zu erringen und damit in die zweite
Pokalrunde zu kommen.
Der Offenbacher Schiedsrichter Weingärtner wird das
Fuß=
ball=Länderſpiel Schweiz — Norwegen in Zürich pfeifen.
Die Goldene Medaille der AJACR. wurde Rudolf
Carac=
ciola zum Europameiſter der Rennfahrer überreicht. Hinter
ihm folgen in der internationalen Siegerliſte Fagioli und
v. Brauchitſch (ebenfalls Mercedes=Benz), Dreyfus=Frankreich
(Alfa Romeo), Hans Stuck (Auto=Union), Nuvolari (Alfa
Ro=
meo) und Varzi (Auto=Union) und Chiron=Frankreich (Alfa
Romeo).
In Stuttgart trafen die beiden ſchnellſten Kraul=
Schwim=
mer der kurzen Strecke aufeinander und der deutſche Meiſter
Helmuth Fiſcher konnte Europameiſter Czik=Ungarn ſchlagen.
Fiſcher ſtoppte 59,4 Sek., Czik 59,8 Sek. über die 100 Meter.
Da=
für ſiegte der Ungar über 200 Meter in 2:21,6 gegen den
Stet=
tiner Gaucke 2:21,9.
Einen neuen Weltrekord im 3=Stunden=Gehen ſchuf der
für den SCC. ſtartende Schweizer Schwab in Teltow. Knapp 200
Meter weiter als der Engländer Galeway legte er 34,777
Kilo=
meter zurück.
Auch der deutſche Pferdeſport verzeichnete ſchöne
Lei=
ſtungen: im ſchwerſten Jagdrennen des Kontinents, in der
Par=
dubitzer Steeple Chaſe, ſiegte der Halbblüter „Herold” unter
ſei=
nem Beſitzer O. Lengnik vor dem ebenfalls deutſchen
Vorjahres=
ſieger „Wahne”. Jockey Zehmiſch holte ſich mit „Mon Plaiſir”
den Sachſen=Preis in Dresden, und in Hamburg=Horn ſiegte
Leut=
nant v. Both auf „Jubel” im Preis der Oberſten Behörde. In
der Potsdamer Military teilten ſich Hauptmann Stubbendorf auf
Preisträger” und Leutnant Huck auf „Gelber Kater” mit je
55,5 Punkten den Geſamtſieg.
Im beidarmigen Kugelſtoßen verbeſſerte der Gronauer
Werring den deutſchen Rekord auf 28,51 Meter, und zwar
er=
reichte er 15,48 Meter rechts und 13,03 Meter links, womit er
Hirſchfelds Beſtleiſtung um 55 Zentimeter überbot.
Die deutſche Boxſtaffel erzielte in Baſel über die
Aus=
erwählten der Schweiz einen glänzenden 14:2=Sieg.
Für den Handball=Pokalkampf Sürweſt —
Würt=
temberg in Göppingen ſind für uns Keimig (Polizei
Darm=
ſtadt); Brohm (Schwanheim), Pfeiffer (Polizei Darmſtadt);
Stahl, Daſcher (Polizei Darmſtadt), Krämer (Wiesbaden);
Worms (TSV. Herrnsheim), Freund (98 Darmſtadt) Greſſer
(FSV. Frankfurt), Leonhard und Spalt (Polizei
Darm=
ſtadt) aufgeſtellt worden,
Bis heuke, Samskag, abend 18 Uhr
Inen Sie noch Ihre Einſendung auf die allwöchentliche kleine
Hrtpreisfrage „Wie ſpielen ſie am Sonntag?” (in der Don=
Ptag=Ausgabe) der Sportredation, Darmſtadt, Rheinſtr. 23, I.,
ſehen laſſen.
Hus den Vereinen u. Verbänden
Ortsgruppe Darmſtadt des RfL.
Die angeſchloſſenen Vereine werden nochmals ausdrücklich
huf hingewieſen, daß der Rekrutenabend in der
Woogs=
mhalle, nicht am 27. d. M. ſtattfindet, wie im Rundſchreiben
n 4. angegeben war, ſondern vorverlegt iſt auf
(gez.) Löwer.
Fte (19. Oktober) um 20 Uhr.
Ehrenabend für Heiner Haag.
Der Sportverein 98 vevanſtaltet heute Samstag abend 8 Uhr
h der Stadion=Gaſtſtätte einen Kameradſchaftsabend,
eidem der deutſche Meiſter und Rekordmann über 10 000 Meter
Umen mit den Siegern bei der Vereinsmeiſterſchaft und
ver=
üdenen anderen Mitgliedern geehrt wird. Haag hat in dieſem
Iimmer derart Hervorragendes geleiſtet, daß die Mitglieder durch
iſſchreichen Beſuch ihren Dank und Anerkennung zum Ausdruck
Uſnigen.
Damenabteilung SV. 98 Darmſtadt.
Die für Sonntag, den 20. ds., geplante Herbſtwanderung der
enabteilung muß wegen Terminſchwierigkeiten um eine
Iüche verſchoben werden. Treffpunkt Sonntag, den 27. d. M.,
un) Uhr vormittags. am Böllenfalltor.
Hunsan.
SV. 98 Darmſtadt — 3V. Bobenheim.
Sonntag nachm. 2,45 Uhr am Böllenfalltor.
Zwar hängen beide Vereine noch am Ende der Tabelle, doch
meber werden ſich alle Fußballſachverſtändigen klar ſein, daß die
hlſtärke der Darmſtädter Mannſchaft einen weſentlich beſſeren
Jallenplatz verdient hätte. Das Pech iſt in dieſem Jahre nicht
uden 98ern gewichen, einmal verloren ſie durch eine ſchlechte
Sſadsrichterleiſtung, dann hatte der Sturm zu ſeiner
Schußimpo=
itiliu in entſcheidenden Momenten auch Schußpech und ſchließlich
mſite durch den Ausfall der Seele der Elf, des Mittelläufers,
Beiy Ummodelung vorgenommen werden, welche die
Mannſchafts=
eiſweit vollkommen zerriß. Alſo Unglück in höchſter Potenz. Wir
hon aber, daß ſich der Teufel nicht ganz gegen die „Lilien”
ver=
ſ mren hat, und ihnen am Sonntag im Kampf gegen den Neu=
I Nvom Rhein zu gutem Spiel auch einen Sieg und damit zwei
/U volle Punkte gelingen. Dies dürfte um ſo eher möglich ſein,
09 0 mm Sonntag erſtmals die komplette Garnitur antritt. Vorher
/ſen ſich die Reſerven beider Vereine.
TSG. 46 — Fußball=Jugend und Schüler.
Spiele am Sonntag: 4=Jugend — Germania Pfung=
9. B=Jugend — Germania Eberſtadt, vormittags 10 Uhr
Winallee); 1. Schüler — Polizei=SV., nachmittags 4.30 Uhr
( Ninallee), 2. Schüler ſpielfrei. — Für das am Freitag abend
whan der Schulferien ausgefallene Hallentraining der Schüler
1 At am Samstag, dem 19. Oktober 1935, abends 7 Uhr, eine
S lerverſammlung in der Turnhalle am Woogsplatz ſtatt.
Ki.
Dknoch fehlenden Paßbilder ſind hierbei abzugeben.
Jahn 1875 Darmſtadt — TV. Alsbach.
IIm weiteren Verlauf der Meiſterſchaftsſpiele empfangen die
Her am Sonntag vormittag 10.30 Uhr Gäſte aus Alsbach. Wenn
MAdie Erfolge der Gäſte in der erſten Kreisklaſſe bis jetzt noch
MAg waren, ſo werden die 1875er doch gut tun, dieſe Mannſchaft
zu unterſchätzen. Außer Walter, der die 1875er bei einer
Stimmveranſtaltung in Neuſtadt vertritt, muß noch Ph. Mark
it werden. Trotz dieſes Umſtandes wird die Mannſchaft doch
tter Beſetzung antreten und ſollte einen, wenn auch nur knap=
DSieg erzielen, 2. Elf empfängt SV. 1898 Darmſtadt 3. um
r. Die Schüler empfangen zum Meiſterſchaftsſpiel Gäſte aus
Pheim. Das Spiel beginnt um 12.15 Uhr damit jedem
Zu=
her Gelegenheit gegeben iſt, auch dieſem Spiel beizuwohnen.
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt.
Zum 3. Verbandsſpiel muß Reichsbahn am Sonntag zum
TÜN. Erzhauſen. Nachdem RTSV. bisher ein Spiel gewinnen
kUMſte und ein Spiel verlor, muß er, um nicht ins Hintertreffen
1 2,10 Uhr im Vorraum des Hauptbahnhofes. Die 2. Mann=
1ac) iſt ſpielfrei.
SV. Merck Darmſtadt.
Das Fußballſpiel Merck—Groß=Gerau findet nicht auf dem
Sportplatz Maulbeerallee ſtatt, ſondern auf dem
Reichsbahn=
platz, da erſterer noch nicht fertiggeſtellt iſt.
Großkampf am Frankenſtein.
Germania Eberſtadt — SpVgg. Arheilgen (2,45 Uhr).
Beide Mannſchaften treffen ſich morgen am Frankenſtein zum
fälligen Meiſterſchaftsſpiel. Arheilgen, noch ohne Punkte, wird
nichts unverſucht laſſen, zu den erſten Punkten zu kommen. Wie
man hört, wollen die Gäſte in ſtärkſter Aufſtellung erſcheinen.
Grund genug für die Leute vom Frankenſtein, auf der Hut zu ſein.
Sie müſſen in veränderter Beſetzung antreten, da ihr
durchſchlags=
kräftiger Mittelſtürmer Haller geſperrt iſt und auch zur
Wehr=
macht geht. Ob mit der Aufſtellung: Werner; Arnold. Pfeifer;
S. Hamel, Weizenmüller, Größmann; Bönſel. Roß, Schimpf,
Mar=
quart, Göttmann 1., die richtige Löſung gefunden iſt bleibt
ab=
zuwarten. Zu einem erbitterten Kampf wird es ohne Zweifel
kommen, ſo daß am Sonntag der Germania=Sportplatz beſtimmt
Maſſenbeſuch aufweiſen dürfte. Schmidt=FR. 03 Langen wird der
Leiter des Kampfes ſein.
Vorher ſpielen die Reſerven. Weiter ſpielen: 1. Jgd. — 46
Darmſtadt, 10 Uhr, hier, 2. Jgd. — 46 Darmſtadt, 10 Uhr dort.
Germania 1 — TV. Hahn. dort 3 Uhr (Handball). 1. Schüler —
1. Schüler Beſſungen, 1 Uhr. 1. Schüler — TV. Eberſtadt 1. Schül.
(2 Uhr.)
TSV. Meſſel—Union Darmſtadt.
Zum 1. Heimſpiel in den diesjährigen Meiſterſchaftsſpielen
empfängt Meſſel die wiedererwachte Union Darmſtadt. In
An=
betracht der Wichtigkeit des Spiels für beide Vereine werden die
Spieler alles daranſetzen, die Punkte für ſich zu behalten. Wer
Sieger wird, iſt ſchwer vorauszuſagen. Union wird wieder mit
alten erfahrenen Kämpfern auf den Plan treten (Noller und
Rückert), dagegen muß Meſſel ſeinen rechten Verteidiger erſetzen.
Vorher Schüler—Arheilgens Schüler. Anfang: Schuler 1 Uhr,
1. Mſch. 2.45 Uhr.
FV. Gräfenhauſen — SV. Erzhauſen.
Zum zweiten Heimſpiel der diesjährigen Verbandsrunde
emp=
fängt am Sonntag der FV. Gräfenhauſen den SV. Erzhauſen.
Der Gaſt, welcher ein ernſter Favorit auf die Meiſterſchaft iſt,
verſteht auch auf fremdem Gelände zu ſpielen. Bei den ſeither
ſtattgefundenen Spielen konnte der FV. Gräfenhauſen nicht ganz
überzeugen, was ihm Anlaß gibt, alle Regiſter aufzuziehen. um
endlich einmal zu Punkten zu kommen. Auf jeden Fall iſt mit
einem ſpannenden Spiel zu rechnen. Anfang 10.30 Uhr.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt — FSV. Groß=Zimmern.
Am Sonntag empfangen die Fußballer der TSG. 77 Ober=
Ramſtadt den vorjährigen Meiſter, den FSV. Groß=Zimmern, zum
Verbandsſpiele. Die Spiele beider Vereine brachten ſchon immer
ſehr ſpannende und vor allem ſehr anſtändige Kämpfe. Auch
die=
ſes Spiel wird wohl wieder ſehr ſpannend und abwechſlungsreich.
Es findet um 2.45 Uhr auf dem Sportplatz Schorsberg ſtatt. —
Die Fußballiugend begibt ſich nach Dieburg. Svielanfang
11 Uhr. Abfahrt per Rad 9,30 Uhr. Reiſebegleiter iſt Ph. Schulz.
— Wegen einem Spiele der zweiten Mannſchaft ſchweben noch
Unterhandlungen.
Die 1. Handball=Elf bann am kommenden Sonntag in
Münſter mit einer ſtärkeren Manmſchaft antreten, es iſt deshalb
zu hoffen, daß die Ober=Ramſtädter einen ſtarken Gegner
ab=
geben, und erſt nach ſtarkem Widerſtand geſchlagen werden.
Handball.
TSV. Braunshardt — TV. Worfelden.
Zum fälligen Verbandsſpiel empfängt der T.u. SV.
Brauns=
hardt den TV. Worfelden. Die Worfelder, die eine gute und
ehr=
geizige Mannſchaft beſitzen, werden es verſtehen, den
Tabellen=
führer auf eine harte Probe zu ſtellen. Bei den bisher
ausgetra=
genen Spielen brachte es die Mannſchaft von Worfelden
meiſten=
teils fertig, die Braunshardter durch ihren großen Siegeswillen
mit einer Niederlage nach Hauſe zu ſchicken. Die Braunshardter
ſollten ſich daher wirklich einmal auf ihr wahres Können beſinnen,
und etwas mehr Ehrgeiz und Siegeswillen mitbringen, als wie
bei den bisher gegeneinander ausgetragenen Spielen. Das Spiel
beginnt nachmittags 3 Uhr. Vorher 2. Mannſchaften beider
Vereine,
T. S. G. 1846 Darmſtadt — TV. Bickenbach.
Morgen früh 11 Uhr auf der Woogswieſe.
Vor einer weiteren ſchweren Aufgabe ſteht die TSG. 46 mit
ihrer Handballmannſchaft. Gerade Bickenbach wartet immer wieder
mit Ueberraſchungen auf. Alle Kräfte müſſen da angeſpannt
wer=
den, wenn auf eigenem Platz nicht wieder Punkte abwandern
ſollen. Die Bickenbacher bevorzugen das Dreiinnendurchbruchſpiel
und nennen auch eine erfahrene Hintermannſchaft ihr eigen. Da
wir es mit zwei ausgeſprochenen Kampfmannſchaften zu tun haben,
die jede auf ihre Spielart an Gefährlichkeit nichts zu wünſchen
übrig laſſen, darf man wieder mit einem intereſſanten Kampf
rechnen. Reſerven beider Vereine ſpielen um 9.45 Uhr daſelbſt.
TSG. 46 Schüler — Viktoria Griesheim Schüler um 1 Uhr.
Ueber 200 Teilnehmer wurden zu dem am 27. Oktober
auf der 7,2 Km. langen Rennſtrecke Saarlouis—Felsberg
ſtattfin=
denden 3. Felsberg=Rennen gemeldet. In den Klaſſen der
Motor=
radfahrer erſcheint die erſte Klaſſe der deutſchen Fahrer am Start.
in den Wgaenklaſſen iſt Hans Stuck auf ſeinem Auto=Union=Wagen
der prominenteſte Teilnehmer.
Vier deutſche Firmen, und zwar Adler, Auto=Union
(DKW.=Wanderer=Horch). Mercedes=Benz und Opel, befinden ſich
unter den Ausſtellern beim Londoner Autoſalon, der am
Donners=
tag eröffnet wurde. Insgeſamt ſind 88 Firmen vertreten,
darun=
ter 41 engliſche und 22 amerikaniſche.
Die Südweſt=Boxſtaffel für den Frankfurter Kampf
gegen Weſtfalen am Montag boxt, vom Fliegen= bis Schwergewicht
in folgender Aufſtellung: Bamberger, Rappſilber, Schöneberger,
Fritſch, Ims, Kipfer, Gelsheimer, Joſt.
Das Goldene Reiterabzeichen wurde SA.=
Stan=
dartenführer Heinrich Wieſe=Eutin, einem unſerer beſten und
er=
folgreichſten Amateur=Rennreiter verliehen. Wieſe vermochte ſich
erſt am letzten Sonntaa in Pardubitz auszuzeichnen, wo er neben
einem Sieg in einem kleineren Rennen in der großen Steeple
Chaſe den zweiten Platz belegte.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Samstag, 19. Oktober
6.00: Choral: Wie groß iſt des Allmächt’gen Güte —
Mor=
genſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Breslau: Fröhlich klingt’s
zur Morgenſtunde. In der Pauſe: 7.00: Zeit, Nachr.
8.00: Waſſerſtand, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart:
Gym=
naſtik. 8.30: Sendepauſe. 9.00: Nur Frankfurt: Nachr.
9.15: Sendepauſe. 10.15: München: Schulfunk:
Frei=
heit in der Gemeinſchaft. 11.00: Werbekonzert. 11.35:
Meldungen. 11.45: Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Buntes Wochenende. Dazw.: 13.00:
Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter. 14.10: Vom
Deutſchlandſender: Allerlei zwiſchen Zwei und Drei!
15.00: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 15.15: Jugend in
Schulung und Freizeit!
16.00: Köln: Der frohe Samstag=Nachmittag. 18.00: Die
Laube zu Seſenheim. Funkſpiel um ein entlarvtes Idyll.
18.25: Stegreifſendung. 18.40: Wir ſchalten ein! 18.55:
Meldungen.
19.00: Kaſſel: Militärkonzert. Eine Stunde mit den Kaſſeler
Schützen. 19.45: Wochenſchau. 20.00: Zeit. Nachrichten.
20.10: Ruf der Jugend. 20.15: Großes Konzert. Ltg.;
Rosbaud. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Nachr., Sport und
Wetter, 22.30: Dresden: Unterhaltungskonzert. 24.00;
Stuttgart: Nachtkonzert.
Midlien Tandangnn
Sonnabend, 19. Oktober
Breslau: 20.10: Aus Landeshut: Wir fahren ins Jand.
Zwei frohe Stunden als „Dienſt am Kunden”
Leipzig: 20.10: Aus Zittau: Jung wull mer bleib’m!
Anne ſaugemied’lche Kirmſt in der Aeb’rlauſitz.
Königsberg: 20.15: Oſtpreußenland — hat ewig
Be=
ſtand. — Deutſches Bekenntnis.
Riga: 19.15: Romantiſche Muſik.
Wien: 19.25: Operette von Joh. Strauß.
Bukareſt: 20.00: Tanzabend.
Belgrad: 20.00: Serbiſcher Abend.
Warſchau: 20.00: Leichte Muſik.
Beromünſter: 21.10: Bunter Abend.
London: 21.20: 2. u. 3. Akt von Maskenball Oper von
Verdi.
Kopenhagen: 23.00: Moderne Tanzmuſik.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Mit außerordentlicher Geſchwindigkeit iſt ein mächtiger
Sturmwirbel von dem Atlantik oſtwärts vorgeſtoßen und wird
bereits am Samstag vollen Einfluß auf unſer Wetter nehmen.
Auch anſchließend iſt mit ſehr unruhigem und wechſelvollen Wetter
zu rechnen.
Ausſichten für Samstag: Raſche Wetterverſchlechterung mit
Nie=
derſchlägen, bei ſtürmiſch auffriſchenden ſüdweſtlichen Winden
zunächſt milder, ſpäter unter böigen Weſtwinden abkühlend
und Niederſchlagsſchauer.
Ausſichten für Sonntag: Unruhig und unbeſtändig einzelne
Nie=
derſchläge und ziemlich kühl, kräftige weſtliche Winde.
Japans Exportoffenſive am Ende?
eines
Seit etwa zwei Jahren gilt es allgemein als feſtſtehende
Tat=
ſache, daß Japans Exporthandel ſprunghaft von Monat zu Monat
anſteige, daß ſich ſeine Waren bis in die entfernteſten
Erden=
winkel Zugang verſchaffen und durch ihre konkurrenzloſe
Preis=
würdigkeit die Erzeugniſſe europäiſcher und nordamerikaniſcher
Induſtrien verdrängen.
Es ſchien, daß hier ein neuer mächtiger Rivale auf den Plan
getreten war, der dank beſonderer Methoden ſeiner Wirtſchaft und
dank Kuli=Arbeitslöhnen in der Lage war, den durch die
Wirt=
ſchaftskriſis aus dem Geleiſe geworfenen Export alter
Induſtrie=
länder grundlegend zu beeinfluſſen. Nimmt man aber die
Ur=
ſachen des japaniſchen Exportanſtieges unter die Lupe einer
ruhi=
gen Betrachtung, ſo ergibt ſich ein weſentlich anderes Bild.
Infolge der Entwertung des Yen haben die Statiſtiken des
japaniſchen Außenhandels nur einen relativen Wert. In Papier=
Yen gerechnet, hat ſich der Export Japans in den Jahren 1931
bis 1934 genau verdoppelt, in Gold=Yen jedoch in derſelben Zeit
um etwa ein Drittel verringert. Nun kann man aus dieſer
Tat=
ſache nicht ohne weiteres den Schluß ziehen, daß der japaniſche
Export de facto kleiner geworden iſt, da die Kaufkraft des Yen
mit der Entwertung keinesfalls Schritt gehalten hat. Dr. Grävell,
Direktor des Statiſtiſchen Reichsamts, hat ſich der Mühe
unter=
zogen, den tatſächlichen Yenwert mittels Umrechnung des
Groß=
handelsindex auf Volumenwerte feſtzuſtellen, und kommt zum
Re=
ſultat, daß ſich der japaniſche Export vom Jahre 1931 bis 1934
um etwa 63 Prozent vergrößert hat, um im erſten Halbjahr 1935
nur noch um etwa 8 Prozent angewachſen zu ſein.
Beſondere Beachtung verdient der Umſtand, daß ſich das
Tempoder japaniſchen Exportſteigerung in
letz=
ter Zeit erheblich verlangſamt hat, ja, die Ausfuhr
nach einzelnen Ländern, wie z. B. nach Nordamerika, ſogar ſtark
zurückgegangen iſt. Japan führte nach Nordamerika im Jahre 1933
für 424 Mill. RM. Waren aus, im Jahre 1934 nur noch für 305
Mill. RM.! Dieſen Verluſt von 119 Mill. RM. konnte Japan
durch eine Steigerung ſeiner Ausfuhr nach allen anderen
Erd=
teilen (außer Aſien) von 368 Mill. RM. (1933) auf 444 Mill.
RM. (1934) nicht wieder einholen. Nur durch eine erhöhte
Aus=
fuhr nach Aſien (1933: 790 Mill. RM. 1934: 875 Mill. RM.)
wurde es Japan ermöglicht, ſeine Geſamtexportziffern von 1933
bis 1934 um 42 Mill. RM. zu vergrößern.
Der japaniſche Export ſteigt, wie geſagt, vorläufig noch
wei=
ter, doch in einem ſtark verlangſamten Tempo. Im erſten
Halb=
jahr 1933 ſtieg die japaniſche Ausfuhr im Vergleich zur ſelben
Zeit des Vorjahres (in Papier=Yen) um 51 Prozent, 1934 betrug
dieſer Zuwachs nur 21 Prozent, und im erſten Halbjahr 1935
lediglich 8 Prozent. „Dieſer Zuwachs iſt nicht ſonderlich „groß”,
ſchreibt die Zeitung „Japan Advertiſer”, „und zudem weiſt alles
darauf hin, daß er nicht einmal in dieſem beſcheidenen Ausmaße
wird aufrecht erhalten werden können.”
Sehr groß iſt z. B. die Verminderung der Ausfuhr von
Baumwollſtoffen: von 270 Mill. Yards im März d. J. fiel die
Ausfuhr auf 200 Mill. Yards im Juni d. J., wobei letztere Zahl
um 14 Prozent geringer iſt, als im ſelben Monat des vorigen
Jahres. „Der Höhepunkt des japaniſchen Exports iſt vorüber”,
bemerkt auch die „Japan Times”. Zudem ſtößt die japaniſche
Ausfuhr in erhöhtem Maße auf unüberwindliche zolltechniſche und
wirtſchaftspolitiſche Hinderniſſe. Der Widerſtand gegen
das ſogenannte japaniſche „Dumping” verſteift
ſich an allen Fronten. So iſt erſt kürzlich der
japaniſch=
ägyptiſche Handelsvertrag gelöſt worden, wobei mit der
Anwen=
dung erhöhter Zölle für japaniſche Waren in Aegypten gerechnet
werden muß. Mit Kanada befindet ſich Japan in offiziellem
Zoll=
krieg. In den Vereinigten Staaten von Amerika werden die
Pro=
teſtſtimmen gegen die Einfuhr japaniſcher Textilien und anderer
Erzeugniſſe immer lauter und haben ſchon ihre Wirkung gezeigt.
In Süd= und Mittelamerika ſind ebenfalls Abwehraktionen gegen
japaniſche Waren geplant. Der indiſch=japaniſche Vertrag, welcher
die Ausfuhr japaniſcher Stoffe gegen indiſche Wolle regulieren
ſollte, erwies ſich in der Praxis für die Japaner als nicht ſehr
günſtig. Auf der anderen Seite tritt Japan in ſolchen Ländern,
nach welchen es ſeine Ausfuhr beträchtlich ſteigern konnte, faſt nur
als Verkäufer auf, ſo daß hier Schwierigkeiten infolge
nichtaus=
geglichener Handelsbilanz zu erwarten ſein dürften.
Alle dieſe ungünſtigen Faktoren ſpiegeln ſich auch in den
Produktionsziffern der japaniſchen Wirtſchaft
wider. Die erſten großen Exporterfolge gaben Veranlaſſung zu
einem ungeheuren induſtriellen Aufbau Japans, welcher noch
ge=
fördert wurde durch einen großen Bedarf an militäriſcher
Aus=
rüſtung. Der allgemeine Index der japaniſchen Induſtrie zeigte
unter Zugrundelegung von „100” im Jahre 1930, 135,0 im Jahre
1934 und 1437 im erſten Quartal 1935. Zahlenmäßig ſtieg in
die=
ſem erſten Viertel des Jahres 1935 im Vergleich mit 1930 die
Produktion von Eiſen um 60 Prozent. Stahl um 100 Prozent,
Schwefel um 150 Prozent, Kohle um 20 Prozent, Soda um 200
Prozent, Baumwolle um 46 Prozent, Kunſtſeide um 350 Prozent.
Die Produktion der Maſchinenbauinduſtrie betrug im Jahre 1934
967,9 Mill. Yen gegenüber 381,4 Mill. Yen im Jahre 1931. Noch
vor zwei Jahren überſtieg die Geſamteinfuhr an chemiſchen und
an Metall= und Maſchineninduſtrieerzeugniſſen bedeutend die
Ausfuhr derſelben, im Jahre 1934 war das Verhältnis ſchon
um=
gekehrt (Einfuhr: 380 Mill. Yen, Ausfuhr: 421 Mill. Yen). Im
ſelben Jahr wurde allein an Maſchinen für 133 Mill. Yen aus
Japan ausgeführt, um viereinhalbmal ſo viel, wie im Jahre 1930.
Fürwahr. erſtaunliche Erfolge in einer Zeit größter
wirt=
ſchaftlichen Weltdepreſſion und Droſſelung aller Induſtrien. Nicht
mit Unrecht horchte die Welt auf und befürchtete ſchwere
Schädi=
gung ihrer Handelsintereſſen. Indeſſen fängt dieſe Hochkonjunktur
an, bereits nachzulaſſen. Das Stahlkartell hat ſoeben eine
Ver=
minderung der Produktion um 30 Prozent beſchloſſen. Nach
ſtar=
ker Droſſelung in den Vormonaten wird die Anzahl japaniſcher
Baumwollſpindeln in den zwei Monaten, beginnend mit dem
1. November 1935, um weitere 4 Prozent eingeſchränkt. Ein
an=
deres Symptom der fallenden Konjunktur iſt das Sinken des
Wechſel=Clearings (wertmäßig um 8 Prozent innerhalb des
Halb=
jahres 1935). Das Niveau der Engrospreiſe fällt ſeit Februar
dieſes Jahres (Februar — 176,6, Juni — 166,6). Schließlich iſt
der Aktienkurs merklich im Fallen begriffen. Der Mittelwert der
Induſtrieaktien an der Börſe von Tokio betrug am 1. Juli d. J.
68,9 gegen 78 vor einem Jahre.
Dieſes Nachlaſſen der Produktion in Japan ſelbſt, dieſe
Symptome einer beginnenden Wendung der
bishe=
rigen Hochkonjunktur und das merkliche Abflauen des
Exporttempos laſſen den Schluß zu, daß die weitere Entwicklung
des japaniſchen Exports mit Ruhe beobachtet werden kann.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 18. Oktober. Der
Markt liegt weiter feſt. Die Anlieferungen an deutſchen
Friſch=
eiern haben noch keine Zunahme erfahren. Das Geſchäft beſchränkte
ſich ſomit in der Hauptſache auf Kühlhauseier, in denen
ausrei=
chende Zufuhren vorlagen, auch Bulgarien und Holländer wurden
umgeſetzt. Das Geſchäft blieb lebhaft. Es notierten in Pfg. pro
Stück frei Frankfurt a. M. (Großhandelsverkaufspreiſe an den
Einzelhandel): Deutſche Markeneier (Friſchware) S. 12½, A. 11½
bis 11½, B. 103—11 C. 934—10. D. 9½. Holländer S. 12½,
A. 11½—11¾, B. 10½—11. C. 9½—10. Bulgaren 10½—10-
Deutſche Markeneier (Kühlhausware) S. 11—11½, A. 10½—10½,
B. 9½—9/4, C. 9—9½, D. 8½—8½.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 18. Oktober. Die
Lage am Buttermarkt blieb gegen die Vorwoche unverändert, eine
Entſpannung trat noch nicht ein. Die Zufuhren an friſcher
But=
ter bleiben ſehr knapp, ſeitens der Reichsſtelle erfolgen weiterhin
Abgaben aus Beſtänden ſowie zuſätzliche Mengen däniſcher
But=
ter. Ausländiſche Butter ſtand kaum zur Verfügung da die
Ueber=
nahmeſcheine vom Einfuhrhandel ſchon aufgebraucht ſind. Es
no=
tierten in RM. pro 50 Kg. frei Frankfurt a. M. (
Großhandels=
verkaufspreiſe an den Einzelhandel): Deutſche Markenbutter 145
bis 118. feine Molkereibutter 143—145. Molkereibutter 140—142,
Holländiich Butter 145—148. Der Anfangspreis verſteht ſich für
Butter im Faß, während der Endpreis den Zuſchlag für ausge=
Stücke bis 500 Gramm darſtellt.
Die Maſchineninduſkrie im Sepkember.
Von der Wirtſchaftsgruppe Maſchinenbau wird uns u. a.
ge=
ſchrieben, daß die Anfragetätigkeit der in= und
aus=
ländiſchen Abnehmerkreiſe der deutſchen Maſchineninduſtrie auch
im September im ganzen lebhaft blieb. Im
Auftrags=
eingang glichen ſich Veränderungen des Inlands= und
Aus=
landsgeſchäftes einzelner Fachgruppen im Geſamtergebnis des
Monats weitgehend aus, ſo daß ſich der Auftragseingang im
gan=
zen auf der Höhe des Auguſtſtandes hielt. Bei der
Mehr=
zahl der Maſchinenbauzweige konnten auch im September in
mä=
ßigem Umfange neue Arbeitskräfte in Büro und Betrieb
einge=
ſtellt werden.
der Bergbau im Hepkember.
Die deutſche Steinkohlenförderung zeigt im
Sep=
tember eine Zunahme, die arbeitstäglich gegenüber dem
Vor=
monat 6,7 Prozent, gegenüber dem entſprechenden
Vorjahres=
monat 8,1 Prozent beträgt. Die Beſtände konnten etwas
verrin=
gert werden; die Feierſchichten gingen zurück — Im
Braun=
kohlenbergbau konnte die arbeitstägliche
Rohkohlengewin=
nung gegenüber dem Vormonat um 10,9 Prozent, die
Briketter=
zeugung um 11.4 Prozent geſteigert werden.
Der Eiſenerzbergbau behauptete ſeinen Stand bei
zu=
nehmender Belegſchaft.
Metallerzbergbau. Die Notierungen für Metall zogen
zwar an, doch ſind die Preiſe immer noch ungenügend.
Die Erdölproduktion war leicht rückgängig.
Die Aktien=Zuckerfabrik Wetterau beginnt am kommenden
Montag mit ihrer diesjährigen Zuckerrüben=Verarbeitung. Bis
Anfang Dezember ſollen rund 750 000 Zentner Rüben auf Zucker
verarbeitet ſein.
Die jüngſte Oelbohrung der Ebag, Nr. 159, iſt die ſeit Jahren
erfolgreichſte. Sie liefert täglich 80—85 Tonnen Rohöl. Die
Boh=
rung iſt in unmittelbarer Nähe des Ilſeder Holzes niedergebracht
und bis zu einer Teufe von 300 Meter geführt.
Berliner und Rhein=Main=Börſt
Nach der ſich ſchon an der geſtrigen Frankfurter. Abe/
anbahnenden Erholung lagen auch im heutigen Berliner
die erſten Notierungen überwiegend über Vortagsſchluß
freundlichere Tendenz wird mit einer ruhigeren Beurteilu
außenpolitiſchen Lage begründet. In ſtärkerem Maße als
Vortagen vermochten ſich aber auch die aus der deutſchen
ſchaft vorliegenden günſtigen Mitteilungen auszuwirken.
träger des Geſchäfts blieb zunächſt allerdings der beruf
Börſenhandel, doch fehlte es auch nicht an Kaufaufträ
Publikums. Eine kräftige Anregung boten einige Sonderbe
gen, ſo insbeſondere eine ſolche der Kunſtſeidenwerte unt
weis auf die feſte Tendenz dieſer Papiere an der Amſte
Börſe. Dort wird die Befeſtigung damit motiviert, daß
miſchen Märkte durch die Abſchnürung der Einfuhr Italie
ßere Abſatzmöglichkeiten gewinnen könnten. Renten lage
aber freundlich. — Im Verlauf machte ſich, nach vorüberg
Stille, am Aktienmarkt wieder lebhafter Umſatztätigkeit
bar. Farben gewannen 88 Prozent.
Die Rhein=Mainiſche Börſe brachte am Aktienmat
freundlicher Tendenz zumeiſt leichte Befeſtigungen. Das
vermochte ſich indes noch nicht nennenswert zu beleben.
gleich das Geſamtausmaß der Umſätze gegenüber den V.
eine leichte Zunahme aufwies. Die in letzter Zeit und au
wieder vorliegenden Wirtſchaftsnachrichten fanden etwas
Beachtung. Es lagen wieder einige Sonderbewegungen
ſetzten Kunſtſeideaktien ihre an der Abendbörſe begonnene
gung fort. Außerdem lagen Weſtdeutſche Kaufhof bei etw
ßerem Geſchäft um 1½ Prozent höher. Die Gerüchte vo
Uebernahme dieſes Konzerns durch eine amerikaniſche
werden geteilt aufgenommen. Elektrowerte zogen bis, 1
an. Montanaktien lagen dagegen uneinheitlich. JG. Fard
ten zu 1488 (148½) nur wenig Geſchäft. Zellſtoffaktienl
unregelmäßig. — Der Rentenmarkt lag freundlich bei
Nachfrage. Altbeſitz 112 (111¾) Auch Kommunal=Umſchl
waren etwas höher gefragt. — Im Verlaufe erfuhren diel
bei kleinſten Umſätzen kaum Veränderungen. Etwas Geſchl
hielt ſich für Kunſtſeide. JG. Farben erhöhten ſich auf 148
1488 dagegen bröckelten Montanpapiere eher etwas ab.
An der Abendbörſe entwickelte ſich nur geringes Geſcht
Aufträge fehlten.
Gnropas
Gekreideernken 1935.
Deutſchland führend bei Roggen,
Gerſte und Hafer.
MiL d2
1007
Zwar liegen für einige europäiſche
Länder die endgültigen Ernteergebniſſe
noch nicht vor. Immerhin läßt ſich ſchon
jetzt ein hinreichend genauer Ueberblick
über die Getreideernten in den
europä=
iſchen Ländern — mit Ausnahme des
europäiſchen Teils der Sowjetunion — an
Hand der vom Internationalen
Landwirt=
ſchaftsinſtitut in Rom geſammelten
Zif=
fern geben. — Während im
Vor=
jahr Frankreich die größte
Weigen=
ernte aufzuweiſen hatte, iſt in dieſem
Jahr erſtmals Italien führend, was für
dieſes Land eine erhebliche
Deviſenerſpar=
nis bedeutet. Erſt an zweiter Stelle ſteht
Frankreich, worauf Deutſchland und
Spa=
nien folgen. Die europäiſche
Roggen=
produktion konzentriert ſich auf einige
wenige Länder. Deutſchland und Polen
ſtehen weitaus an der Spitze, und erſt in
ziemlich weitem Abſtand folgt mit der
drittgrößten Roggenernte die
Tſchechoſlo=
wakei. Bei Gerſte ſteht Deutſchland
gleichfalls an erſter Stelle, den zweiten
Platz nimmt Spanien und den dritten
Polen ein. Auch bei Hafer ſteht
Deutſchland nach wie vor an erſter Stelle.
Frankreich nimmt den zweiten und Polen
den dritten Platz ein
Berliner Kursbericht
vom 18. Oktober 1935
Oeviſenmark
vom 18. Oktober 19
Berl. Handels=Geſ.,
Deutſche Bank u.
Diseonto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann=Elektr.
Berl. Maſch.=Bau .
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl 1
Kife
87.—
87.—
16.25
18.125
37.—
120.—
104.25
113.75
153.—
126.75
104.—
Mei Heeche
J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Unter.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerte
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Meefe
148.375
122.125
109.25
90.50
155.—
90.—
131.375
113.125
83.—
69.375
Weee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali .
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Mi
112.625
180.—
24.875
80.50
124.25
95.—
10.25
48.625
124.—
121.—
136.50
Agypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemarl
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Island
Währung
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2.Stg.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld 4
12.525
0.677
4i.81
3. 142
3.047
2.450
54.59
46.83
12.225
7.93 8
5.3a5
16.38
2.353
168 41
54.94
Briel
12.555
0.681
1.89
u.144
3.053
2.4541
54.89
46.93
12.255
68.07
5.3s5l:
16.42
2.35
168.7*
55 0e
Italien
Japan
Jugoflawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Bortugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoflowak
Türkei
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 gronen
100 Schillingl”
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas /3
100 Tſch.=Kr.
1türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
GebMf
Au
80.8K
S1..s470d
1r.0
Ss- cM chige
8o.SfMl
33.0
1o.7
1.
Surmſtadter unu Karionatbant Surahfraut, Dihtate der Sresoher OM
Frankfurter Kursbericht vom 18. Oktober 1935.
Keee
„ Gr. IIp. 1934
. „ „ 1935
„ „ „ 1936
„ . 1937
„ 1938
„
„ Gruppe I...
5%Dtſch. Reichsanl.
49
5½0 Intern.,b. 30
4½%Baden. v. 27
4½,%Bayern v.27
4½%Heſſen b. 28
v. 29
4½9
4½Preuß. v. 28
4½Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......."
5% Dt. Reichspoſt=
Schätze ......."
4½% ........"
Dtſch. Anl. Ausl.
+ Ir%0 Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
4½%Bad.=Baden
4½%Berlin v. 24
4½% Darmſtadt . .
4½%Dresden v. 26
VFrankfu : 28
2a Heidelbergss
41 %Mainz.
4½ %Mannheim27
4½ %Münchenv. 29
4½=%Wiesbaden2s
4½%Heſſ. Landesb
4½,% „Goldobl.
2 Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk. Liquid
103‟,
107
109.3
1081.
107.75
107.3
1007,
98
102
96.5
95
95
96
107
97.3
95
100.1
112l.
10.1
88.5
94.55
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89
87.2-
92.5
93.5
961
93.5
100.75
DWe
Komm=Obl. ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G.Pf.
4½% „ Goldoblog.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
4½% desgl. R. 12
4½% Kaſſ.
Landes=
krebitk. Goldpfb.
4½% Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb.
5½% „ Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
„Ausl. Ser.
FAusl. Ser. I
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp. B.
5½ „Lig.=Pfbr. . .
4½,%Frkf. Hyp.=B
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
4½% „ Goldoblig
4½%Frkft. Pfbr. B.
%0 „Lig.=Pfr.
4½ %Mein, Hhp. B.
5½2
Lig.=Pfbr.
4½%Pfälz. Hhp. B.
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
4½%Rh. Hyp.=Bk.
% „ Lig.=Pfr.!
% „ Goldobl.
4½%Südd. Boden=
Cred.=Bank ....
Lig. Pfbr.
41.% Württ. Hyr
Daimler=Benz
70 Dt. Linol. Werk
6%o Klöcknerwerkel
96
3475
96
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100-,
112.21
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18.75
95
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96.25
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96.5
100.
97.25
100.5
96
100.75
93.5
97.75
100.5
98
104.75
102.5
D
%0 Mitteld. Stahl
5%Neckar A. G.v. 23
5% Rhein=Main=
Donau v 23....
6%SalzmannckCo.
6%Ver. Stahlwerke
5%0 „ RM.=Anl.
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4½%n
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
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A
121
91
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129.2
102.5
275
79
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60.5
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103
28‟,
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hurstag, 19. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 288 — Seite 13
Sie fuhr durch unſichtige weiße Schwaden über das vertraute
ſtkl and der Almweiden gegen Grünkar, wie durch einen
ſonder=
ſillichteten Tunnel, den ihr eigener Körper in den Nebel ſchlug.
erſten Hang aus ſah ſie noch die rotweiße Fahne Grütlibergs
uegt und feucht über dem Dachfirſt ſchlappen, dann verſchwand
ore und Eva gliederte ſich willig ein in die abſolute Einſam=
Im it der der zähe Dunſt jeden Körper in ſeinem Bereich um=
Etwas merkwürdig Verwiſchtes, Ferngerücktes haftete der
ſillten Landſchaft an, ſie war fremd, unwirklich, rätſelhaft. So
e es geweſen ſein, als die Erde in Geburtswehen lag und ihre
Filäiche formte. Die gläſerne Klarheit des Winters war fort,
Schnee, der ſonſt unter den Füßen geſungen und gekniſtert
fühlte ſich widerſtandslos und weich an und die Luft roch
Waſſer.
Npa hörte einen Flug Krähen ſchreien, die hoch über dem Berg
he, ſie hörte das feine Klingeln eines Schlittens von der
bße her und fuhr in Schwüngen Bögen wieder aufwärts, fort
Stbs lergsSu
Roman von Henrik Heller.
Abegangenen Pfaden, immer tiefer in die Nebelwelt hinein.
1K eferngruppen auf ihrem Weg tauchten auf und verſchwanden
bei= wie getreue Wächter gaben ſie acht, daß ihre Freundin
im Kreiſe lief. Ungewohnt dunkel ſchienen die großen Bäume
Vorübergleiten. Vielleicht machte das das Milchige rings
hie Stämme, aber nein, ſie waren wirklich dunkel. Dunkel und
— der Schnee war weg. Die Luft verlor ihre ſchneidende
ſie, ſie wurde ſchwerer, auf einmal war irgendein fremder
Ge=
zdr, der durch die Naſe geradenwegs ins Gehirn ſtieg.
Eva ſtand mit aufmerkſam erhobenem Kopf da und nahm wie
hw tterndes Tier die Botſchaft der Atmoſphäre auf. „
Früh=
ſagte ſie verwundert, „es riecht nach Frühling”. Die Erde
ihren Füßen meldete ſich wieder, und ein vertrauter Brodem
bgarender Feuchtigkeit und naſſem Holz brach durch die Riſſe
schneedecke.
Ind dann verſuchte Eva, mehr watend, als gleitend, dem
ver=
ſen Klang von tropfendem und ſachtrieſelndem Waſſer
nach=
ben. Den Bach fand ſie nicht, aber ſie fand kreisrunde ſchwarze
ben nackter Erde unter kriechenden Latſchen und ſie fand
beroſen.
Eva trug die roſigen Blüten, von deren fleiſchigen Stengeln
beewaſſer troff, mit einer Zärtlichkeit in der Beuge des
bs, als hielte ſie etwas Geliebtes, Wiedergefundenes. Stark
ſwarm ſchlug ihr Puls gegen dieſe Handvoll früher Blumen,
er Föhn geweckt hatte, und es war, als dränge etwas von
öſenden Kraft, der ſie ihr Leben verdankten, zu ihr hinüber.
s war ſo dumm und kindiſch, wie ſie ſich mit den Pflanzen
Elie, wie ſie mit den Fingern die wächfernen Kelche berührte,
beren dünnen Adern der Saft pulſierte, als triebe ihn ein
köiges Herz. Keine einzige Blüte kam in die tapſigen Hände
Klein=Eliſabeths, die alle lebenden und toten Dinge mit
dem=
ſelben Gleichmut ſtreichelten und zerfetzten. Eva holte die flache
Waſſerſchale erſt vom Schrank herunter, als ſie allein ihren
Abendtee trank, indeß Baby ſchon im Nebenzimmer ſchlief.
Sie betrachtete die geſenkten Lider der Kleinen und dachte,
daß ſie ſelbſt heute nicht würde ſchlafen können. Möglicherweiſe
bezahlte ſie die Tour, die gehetzte Rückfahrt auf ſchwierigem
Boden jetzt mit Ruheloſigkeit und nervöſem Wachſein.
Ueber=
müdete Leute finden keinen Schlaf. Sie empfanden Hunger nach
Bewegung, nach friſcher Luft — wäre ſie jetzt frei und
unbeobachtet geweſen, ſie hätte vielleicht nochmals die Bretter
angeſchnallt, um zu großer Fahrt aufzubrechen.
Als ſie leiſe, um Baby nicht zu wecken, das Fenſter öffnete,
ſpürte ſie ihn ſofort wieder, jenen fremden, ungewohnten Hauch
aus Wärme und Frühling, der wie tiefer Atem der
erwachen=
den Landſchaft durch die Maſchen ihres Gitters kam. Mit
ge=
ſchloſſenen Augen zog ſie die Luft ein und hörte drüben den
Wind miauen und das orgeltiefe Brauſen der Wälder. „Ich
mache kurzen Prozeß”, verkündete der Föhn, „das Weiße muß
fort, in zwei Wochen muß der Weg gefegt ſein für Sternblumen
und Löwenzahn.”
Nebenan bewegte ſich das Kind ſchuldbewußt ſchloß Eva
das Fenſter. Sie ging zu Eliſabeth hinüber, aber die war gut
zugedeckt und hatte die Augen und die mageren Fäuſtchen feſt
zugemacht. Alles ſchlief — die große Puppe, der Hanswurſt,
ſogar der Eſel lag eingemuſchelt in ſeinem Plüſchfell und hielt
die ſeidigbewimperten Lider niedergeſchlagen. Es war wie im
Dornrößchenſchloß: anſteckend. Eva beſchloß, auch ſchlafen zu
gehen, aber im Bett las ſie noch lange, ehe ſie einſchlief.
Eva träumte, daß ſie wieder in Profeſſor Mislaps
Arbeits=
zimmer ſaß, — in dem prunkvollen Lehnſtuhl neben dem
Schreib=
tiſch, — der Profeſſor war da und auch Leonie und beide flehten
ſie an, auf Dr. Funk zu verzichten. Aber Eva wollte nicht, ſie
verteidigte ihren Anſpruch mit der nüchternen Feſtigkeit eines
Anwaltes vor Gericht. „Ich hab ihm zu viel gegeben” bemühte
ſie ſich ihren Widerſachern auseinanderzuſetzen, „und er iſt mir
noch alles — alles ſchuldig. — Wenn man von einem goldenen
Armreif abſehen will, der ſo dünn war, daß man ihn zwiſchen
den Fingern zerreiben konnte.”
„Aber er liebt mich”, rief Leonie ſchluchzend, und ihr lichtes
Geſicht war ganz verzerrt.
Das Wort verurſachte zwar einen heißen Stich in der
Herz=
gegend, aber Eva lächelte nur. „Horchen Sie auf den Wind”
ſagte ſie leiſe. „Jetzt wirds bald Frühling, und dann kommt
Paul wieder zu mir. Bei Ihnen blieb er nur wegen Ihres
Vaters.”
„Nein!” rief Leonie außer ſich, und auch der Profeſſor ſchrie?
„Nein”, während er vor Zorn auf den Schreibtiſch ſchlug.
„Bum — Bum — Bum —” trommelte der Profeſſor, Eva
fuhr aus dem Schlafe.
„Ja?” ſagte ſie, mit fliegenden Händen das Licht andrehend,
„was gibts?”
„Fräulein Kreuzberg, öffnen Sie!” rief draußen Dr. Szigetys
ungeduldige Stimme.
Einen Arm im Kimono, mit nackten Füßen, war ſie ſchon bei
der Tür. Das Herz klopfte bis zum Hals. „Was iſt denn
ge=
ſchehen?”
Im hellerleuchteten Korridor ſtand Dr. Szigety, den halb
zugeknöpften Arztmantel über einem geſtreiften Pyjama, und
hinter ihm ein großer Herr im offenen pelzgefütterten Mantel,
von dem ein Strom eiſiger Kälte ins Zimmer drang.
Der Aſſiſtenzarzt beachtete Evas Frage nicht, er gab
über=
haupt keine Erklärung dieſes verwunderlichen nächtlichen
Ein=
dringens. „Hier, Herr Präſident, wenn ich bitten darf”, ſagte er,
an Eva vorübergehend, und deutete dabei mit einer einladenden
Geſte nach dem nächſten Zimmer, „hier ſchläft das Kind.‟ Er
machte einen überaus aufgeregten Eindruck.
Eva wachte jetzt erſt völlig auf. Der fremde Herr ging, ohne
ſie anzuſchauen, mit halber Verneigung an ihr vorüber in Babys
Zimmer, wo er vor dem Kinderbett ſtehen blieb und das
ſchla=
fende Kind anſchaute.
„Herr Präſident” hatte Szigety geſagt.
Das Geſicht des Mannes, der ſeit nahezu zehn Jahren den
Geldmarkt des Fernen Oſtens regulierte, war der Welt
unbe=
kannt: Richard Baitſky ließ ſich nie photographieren —; er
ver=
bot ſogar Preſſeaufnahmen. Den Zeitungen ſtellte er zur
Illu=
ſtration ſeiner Perſon nichts zur Verfügung als ſeine Taten; aber
Eva erkannte das Geſicht ſofort wieder. Aus hundert — aus
tauſend Männergeſichtern hätte ſie es herausgefunden, die großen
hellen Augen unter Brauen von ungleicher Höhe, die Schatten
der mageren Wangen, den herben Mund und die gebuckelte hohe
Stirn.
„Das Kind”, berichtete Dr. Szigety in gedämpftem Ton, „
be=
findet ſich wohl. Es iſt eine erhebliche Gewichtszunahme zu
ver=
zeichnen, die Kleine iſt in guter Stimmung, ſie ißt mit Appetit,
und auch ihre geiſtige Regſamkeit macht deutliche Fortſchritte.
Wir werden ſie einmal wecken, um zu ſehen, was ſie zu ihres
Vaters Beſuch ..."
(Fortſetzung folgt.)
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feutlleron: Dr. Herbert Nette,
für „Gegenwart”; Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. 6. Queiſch; für den Sport: Karl Böhmann;
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle, ämtlich in Darmſtadt. D. A. IX. 35. 19071. Pl. 5. Druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei.
Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung= „Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr;
Die heutige Nummer hat 18 Seiten.
nder Storch
komnt, sagt
„ Doppelherz
nicht fchlen!"
Hoelherz ist d. bewährte Ner
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Innen, Schwache, Newvöse,
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Seite 14 — Nr. 288
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 19. Oktober
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grunde liegende Bebauungsplan=Entwurf
migt iſt, erkläre ich den Umlegungsplan
vollziehbar. Als Tag der Ausführung gil
tag, der 25. Oktober 1935. Die Ueberweiſt
neuen Grundſtücke erfolgt an dieſem Tage
tags 9 Uhr an Ort und Stelle.
Die den Beteiligten überwieſenen Gru
und die anſtelle der eingeworfenen Stücke
den Entſchädigungsanſprüche treten mit
Zeitpunkt in Anſehung aller rechtlichen Be
gen, insbeſondere hinſichtlich des Eigentum
übertragbaren dinglichen Rechte und alle
fügungs= und ſonſtigen Eigentumsbeſchranl
an die Stelle der durch ſie erſetzten Grun
Darmſtadt, den 17. Oktober 1935.
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Kopp, Bürgermeiſter.
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Haskauet Terdois mnd Hiebende Würste
IV
färt. Ich trete in den rechten Fußhebel und drehe das Steuer=
Die Maſchine legt ſich in einer ſtarken Kurve nach rechts.
UIch werde in zehn Minuten in Aquacalientes landen. Dort
er wir das Weitere ſehen.”
Or fühle ich im Genick etwas Hartes, Kaltes. Ich wende
Nopf. Der Profeſſor — oder was der Kerl iſt — drückt
einten Revolver in das Genick. „Sie werden auf dem
kürze=
uege zur Küſte fliegen”, ſchreit er. „Wiſſen Sie, was ich in
rnd habe?”
ſan drehe ich mich um und lache ihm in ſeine ſchmierige
„i4 go, Sie Idiot, glauben Sie ich fürchte mich vor dem An=
Sie wiſſen genau ſo gut wie ich: Wenn Sie ſchießen, bleibt
uns allen nicht ein Knochen ganz!”
Arbil
Nanu ... das iſt ja ..."
ſoda täuſchen Sie ſich aber ſehr. mein Lieber”, ſchreit der
ſb zurück. „Sehen Sie nur her!‟ Dabei reißt er der
Kranken=
hſter den Schleier und die Haube vom Kopf. Ihr üppiges,
ſines Haar quillt hervor, fällt um ihren hübſchen Kopf..."
ſue l. Zwirn und Wolkenbruch, mir bleibt die Spucke weg,
ſt kenne ich dieſes holde Mädchen, das iſt ja mein flying girl
Mew Orleans, mein untalentiertes Flughaſerl, das ſchon die
Niarre in den Dreck geſetzt hatte . . .! O. du falſches Luder,
ſſicſt meine ſiebenhundertpferdige Anſo Waſp ſteuern, mit
ig Kilometer Landegeſchwindigkeit, nachdem mich dein ſaube=
Freund gekillt hat . . . verflucht, das iſt ja eine liebliche Ge=
Ne. Lächerlich, ſo etwas!
Ic lache höhniſch, ſo gut wie es mir in meiner Stimmung
tgi, mehr mit dem Geſicht als mit der Kehle, denn hören
ich nur durch das Telephon. „Well, laſſen Sie dieſe Kleine
En, die nicht einmal mit einem leichten Schulſchlitten ohne
b landen kann!”
Tage ie Maſchine liegt gerade ruhig wie ein Brett im Waſſer.
laſſe den Knüppel los, ſtürze mich rückwärts, packe den Kerl
ziner Hand beim Bart, mit der anderen beim Kopf. Das
tnein Fehler. Der Bart bleibt mir in der Hand. Das hätte
lie denken können.
Um nächſten Moment ſenkt ſich die Maſchine auf die Naſe,
„lät über den linken Flügel ab. Ich rutſche zurück, reiße den
Fpel zurück, gebe volle Verwindung, fange langſam die
ab.
Eine peinliche Situakion.
Ich zahle Ihnen tauſend Dollar, wenn Sie am Strand lan=
Ich tue ſo, als ob ich einverſtanden wäre. Was bleibt mir
2 Ich laſſe die Maſchine ſteigen. Der Motor iſt reine Freude,
Aitert darauf los, als wäre es für ihn nichts, in zwanzig
ſtten auf 5000 Meter zu ſteigen. Einen ſcharfen Grat über=
Eze ich in geringer Höhe. Hellgrün blitzt der
Chapala=
gimt pFerauf. Vor mir wuchtet ſich der ſteile Hochgebirgsgipfel des
ſima gegen den Himmel. Die Berge ſind links und rechts
viertauſend Meter hoch. Ein toller Gedanke kommt mir.
lich ſo hoch fliegen, daß dem Kerl der Atem ausgeht? Frägt
ver mehr aushält. Aber das Mädchen tut mir leid, wenn
luch mit dem Kerl verbandelt iſt. Da ſpüre ich wieder das
Eiſen im Genick — als könnte der Kerl Gedanken leſen.
alter Strom fließt von dem Eiſen durch meine Nerven in
3.3 ückenmark hinab. Ich lebe ja in Amerika. Hier iſt. alles
Rc. Bei uns kann man im Theater von Maſchinengewehr=
20u getroffen werden, im Büro kann jeden Moment ein
6y-Allſter eintreten und „hands up” verlangen. Lächerlich! Hier
3- Ahen ganz andere, gefährlichere. Dinge, als kaltlächelnder
83—9hl an einem Piloten.
tend dr Pleibt nur die Frage,
ob er dem Mädel die Landung zukrauf?
avon hängt jetzt alles ab. Deshalb hat er ſie in den
Flug=
einſchreiben laſſen. Das mir gegebene Lehrgeld ſoll ſich
be=
machen? Hätte ich nur Bobby mit! Jetzt geht mir ein Licht
man hat ihn abſichtlich eingeladen und unter Druck geſetzt!
dem Kerl werde ich es heimleuchten, wenn ich jemals aus
lamauke herauskomme. Sofort entlaſſen werde ich ihn, ja=
4 ohne einen Dollar!
Der Wind wird zum Sturm. Ich tauche in enge Täler
P,überſpringe ſcharfe Grate und Abſtürze. Dort kreiſen einige
Wo Vögel gleichmäßig kreiſen, geht ein Aufwind. Ich ſteige
ein Aufzug in die Höhe. Der Schatten meiner Maſchine
Nzt nur wenige Meter unter mir über ſteile, Schneefelder.
ſteht jetzt die Spitze des 4000 Meter hohen Tancirata.
Halten Sie öſtlicher. .‟ Der Kerl hebt den Revolver. „Ich
be=
MAdoch der Wetterſcheide ausweichen, Sie Idiot —
„Mn Sie denn das nicht?
ein Blick des Mädchens trifft mich, ein bewundernder Blick.
ich, im Sturm über dem Gebirge fliegen iſt ſchwerer als
ſtechen oder defraudieren. Teufel, denke ich, es wäre nicht
eicht, das Mädel auf meine Seite zu bringen. Aber ich muß
gelek Alganzer Aufmerkſamkeit an der Steuerung ſitzen.
(inmal iſt die Maſchine von Sonne überflutet, dann taucht
nieder in finſteren Nebel, donnert durch dünne, eiſige Luft,
F9 auf die ſteilen Felſenwände gedrückt.
Mlun kommt der letzte Kamm. Ich gebe Vollgas mit Luft=
Mr. Der Grat ſtürzt mir entgegen. Ein letzter Sprung über
AGrat, ein heftiger kalter Abwind nimmt mich zum Stillen
Tan hinab. Es koſtet mich ſchwere Kraftanſtrengung, aus den
MAöen herauszukommen. Ich bin derart beſchäftigt, daß ich die
Mümmte Situation vergeſſe. Einige Minuten gehe ich in ſtei=
AaGleitflug hinab. Dann gebe ich wieder Gas. Der toſende
Bier der Kolbenſtangen ſetzt wieder betäubend ein. An den
Adern des Motors rinnt das Oel herab. Der Stille Ozean
eron Wolken verhüllt, die ſich aus dem Dunſt des Meeres in
A uft bilden. Der Sturm brauſt jetzt mit ganzer Kraft aus
u5 An heran.
ſie Maſchine fliegt durch naßkalten Luftſchaum. Regen peitſcht
un die Tragflächen und Windſchutz. Ich ſetze den Regenwiſcher
itigkeit. Dreitauſend Meter unter mir liegt der aufgepeitſchte
SAOzean. Ich drehe mich um. Zeige in das aufgeregte Toben
urbeijagenden Wolkenfetzen. „Nun, my boy, wollen Sie das
6e Mädchen landen laſſen? Ich bin gerne bereit, mich auszu=
M. Warum haben Sie denn Ihren Revolver eingeſteckt, mein
Aich ſekze zu einem mörderiſchen Skurzflug an.
Die Luft brauſt uns entgegen, ab und zu reißt uns eine Bö
ſiſer Bahn, daß die Kiſte nach allen Seiten ins Trudeln kommt.
BAas mit Luftzuſatz! Der Motor brüllt auf, kämpft ſich durch
DRSen. Den beiden „Fluggäſten” vergeht Hören und Sehen.
AeeSturmböen packen mich von beiden Seiten, ich kann keine
Aüne ausziehen. Unter mir liegt Marugta, ich ſuche einen
„BMungsplatz in Nähe des Ortes.
ech ſehe nach rückwärts. Der Mann iſt noch nicht eingeſchau=
WMrA kein erfahrener Fluggaſt, das ſieht man ſofort. Hängt halb
4an ſeinem Sitz, ſtemmt ſich mit Armen und Beinen nach rück=
Auns Sein Ueberzieher iſt beſchmutzt, krampfhaft hält er ein
Tchertuch vor den Mund. Sein Geſicht iſt bleich wie der Tod.
Anl das holde Täubchen hat es mit der Angſt bekommen, ihre
Haare flattern nach rückwärts, ein flehender Blick trifft mich. Ich
reiche ihr eines jener ſchönen Säckchen, die für alles andere als
für Cremeſchnitten beſtimmt ſind.
Der Sturm kam gerade im richtigen Moment. Ohne ihn wäre
ich in einer feinen Sackgaſſe. An einen Satz meines alten
Flug=
lehrers muß ich denken: „Die Nerven werden nur beim Fluglernen
verbraucht — ſpäter nicht mehr!”
Immer ſtärker brauſt der Sturm über dem Stillen Ozean. Ich
öffne den Zipfverſchluß, ſchlüpfe aus der Lederkombination. Für
alle Fälle, wenn ich nicht an Land aufſetzen kann, wenn wir
ſchwimmen müſſen! Dem Mädel werfe ich ein Luftpolſter zu. Der
Kerl kann meinetwegen verſaufen. Hier unten hat es eine
Bullen=
hitze. Ich nehme Gas und Zündung weg und gehe auf Teufel komm
raus an den Strand. Damnie! Die Kiſte trudelt. Verdammte
Karre! Eine Bö wirft mich in die Höhe. Ich ſetze auf. Rein in
den Dreck! Der Boden ſtürzt mir entgegen, Waſſerſchaum ſpritzt,
Wellen links und oben, jetzt bäumt ſich die Maſchine, fällt auf
den Schwanz . . krach ..
Schluß, erledigk, Badewanne am Meeresſtrand.
Ich klettere aus dem Sitz, das Fahrgeſtell iſt beim Teufel,
Seiten= und Höhenſteuer abgeriſſen, der Propeller zerſplittert. Die
Maſchine aber ſonſt unverſehrt. Aus Maruata laufen die
Ein=
wohner herbei.
Aus der halb verklemmten Kabinentür windet ſich der
an=
gebliche Profeſſor heraus. „Sie werden ſchon erwartet”, ſage ich
freundlich zu ihm. „Die Guardia civil von Maruata wird ſich die
Ehre geben, Sie zu empfangen. Nein, mein Lieber, das Köfferchen
laſſen Sie gefälligſt da. Das werden wir fein verpacken und nach
Orleans zurückſenden. Natürlich ziehen wir erſt mal meine
Un=
koſten ab, das iſt ja klar!
Der Mann war kein Gangſter. Sonſt könnte ich mein
Erleb=
nis wohl ſchwerlich erzählen.
Ein ganz armſeliger Defraudank.
Kaſſierer einer Bank in Orleans. Man brachte ihn noch an
dem=
ſelben Abend in den Kalabus von Manzanilla.
Ich verſchwieg natürlich, daß das Mädel dazugehörte. Ich
ver=
packte meine Kiſte auf einen Dampfer und fuhr ſamt dem Mädel
mit dem Schiff nach Manzanilla. Dort feierten wir fröhlich
Ab=
ſchied, dann ſetzte ich ſie auf die Bahn.
Mein armer Vogel wurde erſt am anderen Tag in einen
Wag=
gon verladen, der auf der Gebirgsbahn über Colima nach dem
Inneren abging. An Bobby ging ein Telegramm ab: „Friſtlos
entlaſſen!“
Bleibt nur zu erzählen übrig, daß ich ihn ſelbſtverſtändlich
angeſtellt habe. Von der beraubten Bank bekam ich außer dem
Erſatz meiner Speſen noch eine nette Prämie ausbezahlt. Mein
erſtes Flughaſerl habe ich nie mehr geſehen. Leider!
Die fliegenden Würſte.
Wieder einmal in New York. Ein Eilaufzug bringt mich in
das 36. Stockwerk.
„Ich möchte zu Mr. Fog.”
„Allright, Sir, Anmeldung im 17. Stock.
Ein Aufzug, der überall hält, bringt mich hinab ins 17.
„Der Generalmanager empfängt Sie nur, wein Sie eine
Vor=
anmeldung vom Sekretär habem.”
„Well, wo iſt der Sekretär?”
„24. Stock.”
Schön. Wieder hinauf. Hinunter, hinauf, wozu iſt man
Flie=
ger? Der Diener des Sekretärs weiſt mich an ſeinen
Stellvertre=
ter, dieſer an ein holdes Mädchen. Das holde Mädchen übt gerade
auf dem Dachgarten Akrobatik. 10 Uhr bis 10 Uhr 20: Gymnaſtik
des weiblichen Perſonals. Schnallendrücken und kein Ende.
Der Wurſtkönig hak eine Reklame-Idee.
Endlich bin ich bei Mr. Fog angelangt. Mr. Fog „
kontrol=
liert” ſämtliche Würſte der Vereinigten Staaten. Zumindeſt die
Hälfte. Das heißt natürlich nicht, daß er eine Wurſt auch nur
an=
ſieht. Nicht einmal für perſönlichen Gebrauch, denn Mr. Fog iſt
Vegetarier. (Er wird ſchon wiſſen, weshalb!) Aber Mr. Fog
er=
zeugt nicht nur Würſte aller Formen, Farben, Qualitäten und
Größen, ſondern er beſitzt auch die Aktien, der meiſten
Wurſt=
fabriken, ſitzt im Verwaltungsrat, eröffnet
Generalverſammlun=
gen, mit einem Wort er kontrolliert
„Sie ſind Flieger?” empfängt mich der Gewaltige und klebt
einen Kaugummi unter die Tiſchkante. „Well, wir brauchen einen
Flieger!”
Dauerſtellung? denke ich, vielleicht Eilverkehr mit friſchen
Würſtchen zwiſchen New York und Chikago? Keine ſchlechte Idee.
„Sie kennen doch den Reklameballon des Good=Year?” beginnt
Mr. Fog. „Ein, Rieſenluftballon in Form eines Autopneumatik,
mit Aufſchrift der Firma. Man läßt ihn vom Dache eines
Wol=
kenkratzers in die Luft ſteigen. Keine gute Sache. Wird viel zu
wenig beachtet. Ich habe eine viel beſſere Idee.”
„Und die wäre?"
„Ich baue eine lange, doppelte Wurſt in der Form meiner
Würſtchen.”
„Und da ſoll ich mich vielleicht draufſetzen? Toll!"
„Natürlich nicht.”
„Oder ſollen ſie ein paar Gänſe durch die Luft ziehen?”
„Schon richtiger. Die Gans ſollen natürlich Sie ſein. Mit
einem ſtarken Flugzeug. Sie ſollen über alle Städte Amerikas
fliegen. Nach allen Flugplätzen ſenden wir Waſſerſtoffflaſchen
nach. Meine Ingenieure haben den Ballon genau berechnet. Er
bekommt einen Inhalt von 3000 Kubikfuß.
„Da benötigen Sie ja hundert Kubikmeter Waſſerſtoffgas
zur Füllung! Er muß doch den nötigen Auftrieb haben?”
„Bekommt er auch.”
„Ich habe ein anderes Bedenken. Wenn die fliegende Wurſt
meinen Auspuffgaſen zu nahe kommt, wird es, ein nettes
Feuer=
werk geben!”
„Ich ſehe keine Gefahr, wenn das Schleppſeil genügend
lang iſt.”
„Allright, Sir, das kann ja alles ſtimmen. Das
Haupthinder=
nis liegt auch nicht im Traggas des Ballous oder wie wir die
fliegende Wurſt nenuen ſollen, ſondern in der Form. Der
Wider=
ſtand des Windes wird zu groß ſein, mein Flugzeug wird zuviel
an Geſchwindigkeit verlieren. Sie wiſſen, Sir, daß nur eine
ge=
wiſſe Minimalgeſchwindigkeit dem Flugzeug den nötigen Auftrieb
gibt!“
„Wir haben den Verluſt an Zugkraft und Auftrieb genau
be=
rechnet,” entgegnet Mr. Fog. „Unſere Konſtrukteure haben den
fliegenden Würſten am vorderen Ende eine leichte Tropfenform
gegeben. Die Luft kann leicht abſtrömen. In der Mitte iſt der
lange, dünne Ballon abgebunden, dadurch erhält er das Ausſehen
meiner „Hot dogs” (heißen Würſtchen). Nach dem hinteren Ende
verjüngen ſich dieſe fliegenden Würſtchen etwas. Wollen Sie die
Sache machen?”
„Des Sir, für Geld kann man alles machen, ſogar eine
flie=
gende Wurſt durch den Aether ziehen.”
„Allright, Hauptſache, daß Sie ſich in vielen Provinzſtädten
zeigen. Morgen wird alles bereit ſein.”
Am anderen Morgen lande ich mit meinem Mechaniker Bobby
in meiner eigenen Maſchine am North Beach Airport.
„Donnerwetter!“
Faſſungslos ſtehen wir vor einem merkwürdigen Monſtrum ..
eine rieſige, rötlichbraune Wurſt, in der Mitte eingeſchnürt, beide
Teile leicht gebogen, die beiden Enden abgebunden wie zwei
Wurſtzipfel.
„Saftig, was?"
„Man möchte hineinbeißen, wenn einen die hundert
Kubik=
meter Waſſerſtoff nicht umblaſen würden.”
„Es iſt gar nicht ſo lächerlich, my boy, die Sache iſt verdammt
gefährlich!”
Bobby überprüft Vergaſer, die Verteilerſcheibe, putzt die
Zündkerzen mit ſtählernen Bürſten. Ich laſſe den Motor mit
Nachzündung warm laufen. Unterdeſſen preſſen ſie in die fliegende
Wurſt noch einige Flaſchen Waſſerſtoffgas. Die Falten werden
prall. Auf dem rieſigen Bauch dieſer endloſen Wurſt blähen ſich
Buchſtaben auf, in leuchtenden, gelben Farben:
„Mr. Fogs Hot dogs”.
„Waſchküchendampf über New York, vielleicht
Gewitterſtörun=
gen,” meldet der Wetterdienſt.
Bobby taucht ſeinen Finger in das Benzin und läßt es im
Winde verdunſten.
„Das Benzin iſt zu leicht, wir müſſen es mit Benzol miſchen.”
„Gehen wir los?”
„Des. Alles okay!”
Bobby dreht den Propeller durch, ich ſpritze Benzin ein, ſchalte
ein, kurble, der Motor donnert los.
Zwei Mechaniker bringen die Trommel mit dem Schleppſeil,
das am rückwärtigen Teil des Rumpfes durch eine Rolle gelegt
wird. Sechs Leute halten die Taue, die von der fliegenden Wurſt
herabhängen. Jetzt kommt alles darauf an, daß der Start gelingt.
Der Ballon darf nicht über den Boden gezerrt werden.
Los!
Die Männer laſſen den Ballon aufſteigen, ich gebe Vollgas,
laſſe die Rolle mit dem Schleppſeil auslaufen.
Frei!
Los!
Der Luftpoliziſt ſenkt die weiße Startflagge mit den
Diago=
nalſtreifen, meine Maſchine raſt über den Flugplatz, die Leine iſt
ausgerollt, langſam ziehe ich den Knüppel an mich. Die
Ma=
ſchine giert, reißt einmal nach links, einmal nach rechts. Die Naſe
ſchießt dem Boden zu.
Verdammte Klamotte! Die aufſteigende Wurſt zieht mein
Flugzeug am Schwanzende in die Höhe, das Schleppſeil verhakt
ſich. Ich reiße den Knüppel an mich, um die Maſchine
aufzu=
richten.
Da werden wir keine tiefen Töne ſpucken ..
Endlich komme ich auf 300 Meter Höhe und ziehe die Wurſt
hinter mir nach. Gegen den Wind geht es, denn ſie iſt ziemlich
dünn. Aber ſie zieht, ich ſacke immer wieder durch.
„Hau Gas hinein,” brüllt Bobby, wir müſſen auf
Teufelkomm=
raus fliegen! Dort ſind die erſten Wolkenkratzer!”
Ich blicke zurück. Die fetten, gelben Buchſtaben auf der Wurſt
glänzen in der Sonne.
Schon liegt Manhattan unter mir. Wie aus einem großen
Bauſteinkaſten ſehen die Häuſer unten aus.
„Du verlierſt zuviel Höhe,” ſagt Bobby.
„Du wirſt die Wurſt auf einen Wölkenkraher ſpießen!”
Wenn wir uns nur nicht ſelbſt ſpießen, denke ich, das ſieht in
Wirklichkeit nicht ſo heiter aus wie in dem berühmten Affenfilm!
Jetzt beginnt die Kiſte zu ſchaukeln. Einmal reißt das
Schlepp=
ſeil uns nach oben, einwal nach unten.
„Ich habe zu ſchlechte Seitenſteuerung. Das Schleppſeil
ge=
hört weiter vorne durchgezogen!“
Bobby klettert am Rumpf nach rückwärts, befeſtigt die Rolle,
durch die das Seil läuft, weiter vorne. Dabei tritt er durch die
Bekleidung des Rumpfes.
„Wenn wir heute die Molle aufſetzen,” ſagt Bobby, „werden
uns alle Flieger der Welt auslachen.”
„Gut, daß wir es dann nicht mehr hören können!“
Solange wir gegen den Wind fliegen, geht die Sache gut.
Wenn wir den Wind von der Seite bekommen, reißt uns das
blödſinnige Anhängſel immer aus dem Kurs.
Der Motor wird zu heiß und verliert an Umdrehungen.
Schließlich ſind wir ja kein Zugtier. Der Wind wird immer
böiger. Wir haben ein gutes Tagwerk vollbracht. Haben Newark
und Yonkers, Paterſon und Newhawen überflogen und machen
uns auf den Rückflug entlang der Küſte.
Eine elende Holperei. Der Motor läßt immer mehr nach. Es
paßt ihm einfach nicht, daß wir etwas ſo minderes wie eine Wurſt
über den Himmel ziehen. Der ſchwere Aufſtieg mit Frühzündung
liegt ihm noch in den Knochen. Die Maſchine fällt immer mehr
durch. Der Wind wird ſtärker. Die langen Rauchfahnen der
Dampfer zeigen nach der See.
Bei einer Kurve drückt eine Bö die Wurſt in die Seite. Ich
reiße die Maſchine in einem Turn ſenkrecht auf den rechten Flügel
und weiche aus
Die Kolliſion mit dem fliegenden Unglückswurm iſt
vermie=
den, aber das Schleppſeil hat ſich um den Schwanz der Maſchine
gewickelt .
Teufel . .. das war aber unvermeidlich
Wenn wir das verdammke Wurſtzeug
ienf aunen Hanufen
Warum mußte ich mich zu dem Verſuch hergeben — geſchieht
mir ganz recht!
Der Wind treibt uns auf das offene Meer, ich kann mit dem
nachgeſchleppten Windfänger nicht mehr Südkurs halten.
„Sie werden auf unſeren Grabſtein eine Wurſt ſetzen,” brüllt
mir Bobby ins Ohr.
„Wird den boys verdammt ſchwer fallen . .. ſchätze, daß es
uns auf den Atlantik hinaustreibt
Plötzlich ſteht eine weiße Wand vor uns, die uns verſchluckt.
Drinnen iſt es finſter. Der Gewitterſturm tobt mit unerhörter
Wucht. Ich ſehe nach der Küſte. Sie iſt im Gewitterregen kaum
zu ſehen.
Wir treiben auf die See. Mit dem furchtbaren Windfänger
kann ich mich kaum auf der Stelle halten.
Wir müſſen das Tau kappen ... um jeden Preis!Aus
der Wolkenbank löſt ſich ein ſchwefelgelber Fetzen. Das Gewitter,
das um uns tobt, ſpielt ſich lautlos ab, das Geräuſch der Motoren
überdröhnt das Donnern der Blitze. Waſſermaſſen praſſeln auf
die Tragflächen.
Bobby zieht ſeine dicken Handſchuhe aus, nimmt ein Meſſer
und ſteckt es zwiſchen die Zähne, dann ſchiebt er ſich vorſichtig aus
dem Sitz
Ich ſtarre nach vorn . . . wenn ich nicht jede Böe weich
ab=
fange, ſchleudert es Bobby hinab, vierhundert Meter auf das
Meer, , von dieſer Höhe iſt das Waſſer hart wie Stein!
Ich hänge in dichten Wolken. Ein heller Fleck raſt mir
ent=
gegen, ich lenke die Maſchine in den hellen Trichter, es dreht uns
faſt über die linke Tragfläche.
Ich ſehe mich um. Bobby wird vom Rumpf geſchleudert, ſeine
Arme umkrampfen das Leitwerk er hat das Tau durchſchnitten,
es iſt aber im Leitwerk verhängt!
folgt nächſten Samstag.)
Seite 16 — Nr. 288
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 19. Oktoh=
Reich und Ausland.
Rund 80000 RM.
ſollken verſchoben werden.
* Den Beamten der Düſſeldorfer
Zollfahn=
dungsſtelle iſt es jetzt gelungen, eine rieſige
Devi=
ſenſchiebung im letzten Augenblick aufzuklären und
zu verhindern. Bei einer Speditionsfirma in
Köln war vor wenigen Tagen eine
Expreßgut=
ſendung nach Heerlen in Holland aufgegeben
wor=
den, deren Inhalt mit 36 Dutzend Beſtecks
dekla=
riert war. Bei näherem Zuſehen aber fanden
ſich in dem Verpackungsmaterial verſteckt 73 980
Reichsmark in Banknoten, ſowie Dollars,
eng=
liſche Pfund und Goldſtücke im Geſamtwerte von
über 8000 RM. Die Ermittlungen führten dann
bald zur Feſtnahme der Abſenderin, die mit ihrer
Tochter und ihrem Schwager in die Affäre
ver=
wickelt war. In dem Schlafzimmer fanden ſich
noch 8000 RM. verſteckt.
Chronik des Tages.
Das Dresdener Schwurgericht verurteilte am
Donnerstag den 42jährigen Willibald Caſpar aus
Pirna=Popitz wegen Mordes zum Tode und
dau=
erndem Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Der
Angeklagte hatte am 19. März ſeinen in Arnsdorf
lebenden 70jährigen Vater im Laufe einer
Aus=
einanderſetzung mit einem Eiſenſtab
niedergeſchla=
gen. An den Folgen war der Vater neun Tage
ſpäter geſtorben.
Ein ſchwerer Straßenbahnunfall ereignete ſich
am Donnerstagabend, in Berlin=Lichtenberg, an
der Kreuzung der Möllendorf= und Scheffelſtraße.
Dort ſtießen aus bisher noch nicht geklärter
Ur=
ſache zwei Straßenbahnwagen zuſammen.
Insge=
ſamt wurden 13 Fahrgäſte anſcheinend leicht
ver=
letzt.
Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte das
Schwurgericht den 29 Jahre alten Erwin Boch
aus Mannheim wegen Totſchlags zu einer
Zucht=
hausſtrafe von 7 Jahren und zu 5 Jahren
Ehr=
verluſt. Der Angeklagte erſtach am Abend des
5. Oktober 1934 in ſeiner Wohnung ſeine Geliebte,
die 20 Jahre alte Irma Haas.
Die 29. Internationale Automobilausſtellung
in London wurde am Donnerstag in der
Olym=
piahalle in London durch den Prinzen von Wales
eröffnet. Unter den 54 Ausſtellern, deren
Mo=
tore durchweg beredtes Zeugnis von dem hohen
Stand der heutigen Kraftwageninduſtrie ablegen,
befinden ſich mehrere deutſche Firmen von
inter=
nationalem Ruf. Der Autoberichterſtatter der
„Evening News” ſchreibt gleichfalls, daß dem
Prinzen von Wales unter den ausländiſchen
Wa=
gen am meiſten die deutſche Gruppe intereſſiert
habe, deren wetterfeſte Karoſſerien auf dem
Feſt=
lande ſehr beliebt ſeien.
Die Gefallenen des 9. November werden in den Ehren
kempeln in München beigeſehk.
Wochenrückscha
Die Spur der grünen Erbſen.
Brüſſel. Unweit von Santvliet waren in
letzter Zeit viele große Lebensmitteldiebſtähle
verübt worden. Aber nie gelang es, den Tätern
auf die Spur zu kommen. Endlich hatte ein
Bäuer=
lein die richtige Idee. Er ſchnitt ganz fein und
vorſichtig einen Erbſenſack an, den er in ſeinen
Lagerräumen ſo aufſtellte, daß die Diebe ohne
weiteres auf ihn aufmerkſam wurden, freilich
ohne den Schnitt zu bemerken. Als er nach ein
paar Tagen feſtſtellte, daß die Einbrecher auch ihn
heimgeſucht hatten, rief er nur den Gendarm
her=
bei und folgte mit ihm gemeinſam jener
Erbſen=
ſpur, die in das Diebesverſteck führte. Angeſichts
dieſer kugelrunden grünen Beweiſe wagten, die
Diebe nicht zu leugnen.
Zehn Worke zuviel.
Poplar Blubb (U.S.A.). Genau in dem
Augenblick, als der Sheriff Mc. Kinney in das
alte Wirtshaus trat, erzählte der Farmer Oskar
Parkinſon einem gleichfalls unter Alkohol
ſtehen=
den Freund, daß er vor vielen vielen Jahren in
Kentucky einmal jemanden totgeſchlagen habe.
Gerade die letzten 10 Worte dieſer Unterhaltung
ſchnappte der Sheriff auf. Sie genügten ihm, um
eine kleine Unterſuchung einzuleiten. Es ſtellte ſich
heraus, daß tatſächlich im Jahre 1908 in Kentucky
ein Mord an einem Sechzehnjährigen begangen
worden war, und daß dieſer Mord bis heute
voll=
kommen rätſelhaft blieb. Parkinſon wurde alſo
jetzt durch den Sheriff verhaftet. Er geſtand ſeine
Untat von damals ohne weiteres ein und
ver=
ſicherte gleichzeitig, daß er glücklich ſei, endlich die
Gewiſſenslaſt loszuſein. Zehn Worte genügten,
um ihn nach 27 Jahren vor die Schranken des
Gerichts zu bringen.
Am 12. Jahrestage des Schickſalsmarſches der Bewegung in München werden die 16 Gefallenen in
den Ehrentempeln am Königsplatz in München feierlich in Sarkophagen beigeſetzt. Bei dieſer
Ge=
legenheit findet im Anſchluß an den Marſch der alten Kämpfer auf dem Königsplatz die
Aufer=
ſtehungsfeier der Gefallenen ſtatt. — Dieſes Bild zeigt die Modelle der beiden Ehrentempel
(Scherl=Bilderd.=M.)
auf dem Königsplatz.
Die Schickſalsuhr der Kaiſerin Eliſabeth.
Oeutſchlands älteſie Uhr in einer Dreizimmerwohnung. — Die Uhr, die immer „Neun”
ſchlägt. — „Geſpenſier=Uhr” entzündet ſelbſitätig Wachskerzen. — Das Geheimnis
der Lebensuhr. — Geſpräch mit Meiſter Steggemann.
Im Herzen der Reichshauptſtadt, auf dem
Dönhoffplatz, fand kürzlich die feierliche
Einweihung der „Lebensuhr” durch
Staats=
kommiſſar Dr. Lippert ſtatt. Die
Lebens=
uhr ſoll ſymboliſch an den Ablauf von Leben
und Sterben erinnern: Alle fünf Minuten
hämmert der Klöppel neun Schläge gegen
die ſechs Zentner ſchwere große
Lebens=
glocke, denn alle fünf Minuten erblicken im
Deutſchen Reich neun Menſchenkinder das
Licht der Welt. Gleichzeitig aber ſchlägt
eine Fünfminuten=Sanduhr um — der in
das Glas verrieſelnde Sand ſoll darauf
hindeuten, daß im gleichen Zeitraum. in
dem neun Kinder geboren werden, ſieben
Menſchen den Weg gehen, von dem es kein
Zurück mehr gibt.
Die Wohnung des Kunſtuhrmachers
Stegge=
mann, des Schöpfers der „Lebensuhr”, iſt faſt ein
klingendes und ſpielendes „Privatmuſeum”.
Teil=
weiſe kaum bezahlbare Schätze ſind hier auf
Tru=
hen und Schränken ausgeſtellt, hängen an den
Wänden herum. Uhren aus ſechs Jahrhunderten
ticken den Stundenſchlag.
Ueber 500 Jahre alt — und geht ...
Viele dieſer antiken Zeitmeſſer haben lange
Zeiträume hindurch nicht mehr ihre Stimmen
er=
tönen laſſen. Da hängt in dieſer
Dreizimmer=
wohnung in der Berliner Straße in
Charlotten=
durg eine der älteſten deutſchen Uhren, die wir
überhaupt kennen. Handgeſchmiedet ſind Rahmen
und Werk, ſchwer und ſolide iſt die Arbeit. Sauber
gezirkelt, von eines Meiſters Hand die Räder! Als
die Buchdruckerkunſt noch nicht erfunden war und
Amerika noch nicht entdeckt, ſchlug dieſe gleiche
Uhr ſchon den Vorfahren von uns Heutigen die
Stunden. Wie phantaſtiſch, daran zu denken,
welches Erleben ſchon rund um dieſe Uhr geſpielt
haben mag! Viele Jahrzehnte ſoll die Uhr
ge=
gangen ſein, um im Jahre der Entdeckung des
neuen Erdteils, als die Karavellen des
Kolum=
bus Land im Weſten erreichten, hörte ihr Lauf
plötzlich auf. Ueber 400 Jahre lang niſteten
Spinnen und Aſſeln im Innern dieſer
ſchmiede=
eiſernen alten deutſchen Uhr. Eines Tages fiel
ſie auf einer Verſteigerung Meiſter Steggemann
auf. Verſchrottet wäre ſie vielleicht worden,
wenn er nicht zufällig dieſer Verſteigerung
bei=
gewohnt hätte. Heute geht die alte Uhr ſo genau
wie ein moderner Zeitmeſſer mit zehnjähriger
Fabrikgarantie.
Drei Tage darauf geſchah der Mord.
Unter den mehr als fünfzig alten Kunſtuhren
befindet ſich zufällig gerade in dieſen Tagen eine,
50 wird künftig das Meſſegelände am Kaiſerdamm ausſehen
Der Führer und Reichskanzler beſichtigte ſoeben die Modelle, die für die künftige Ausgeſtaltung
des Meſſegeländes am Kaiſerdamm in Berlin fertiggeſtellt worden waren. Auf unſerem Bilde
ſieht man die Modellanlage, für die ſich der Führer entſchied und die durch eine beſondere
Geſchloſſenheit auffällt.
(Scherl=Bilderd.=M.)
die an tragiſches Geſchehen erinnert. Von einem
alten, ehemals k. u. k. Hofrat wurde ſie zur
In=
ſtandſetzung gebracht. Die Kaiſerin Eliſabeth
von Oeſterreich hat ihm dieſe Uhr aus beſonderem
Anlaß geſchenkt. Als die Kaiſerin ihm die Uhr
übergab, geſchah ein Mißgeſchick, wie es der
Kai=
ſerin niemals vorher paſſiert iſt. Die Uhr
ent=
fiel ihren Händen, und das Werk ging in
Trüm=
mer. Die Kaiſerin ſagte damals: „In dieſem
Augenblick iſt mir ſo, als ob bald ein großes
Un=
glück geſchehen würde!“ — Drei Tage ſpäter trat
ſie ihre verhängnisvolle Fahrt nach Genf an, wo
ſie dem Attentat zum Opfer fiel ..."
Stellt ſelbſt die Lichte auf.
Vor Jahrhunderten war es eine hochbezahlte
Kunſt. Spieluhren herzuſtellen, die wahrhafte
Wunderdinge ausführten. Große Meiſter
wett=
eiferten darin, immer Beſſeres zu ſchaffen. Heute
noch gehen die hölzernen Uhren, die zur Zeit der
Reformation erbaut wurden, heute noch ſchlagen
ihre Werke, ertönen ihre Glocken und Lieder. Da
iſt eine hölzerne Uhr, die ein altes Liedchen auf
Glasglocken ſpielt. Sie ſtammt aus dem Jahre
1568. Eine Spieluhr aus dem Jahre 1794 ſpielt
Takte aus Mozarts „Zauberflöte” ſo klar und
ſauber, daß ein Muſikſchüler den Rhythmus nicht
beſſer einhalten kann. Die Uhr regelt, wie es
die Noten vorſchrieben, die Tempi von ſelbſt.
Vor Jahrhunderten, als die Handwerkskunſt
alles Maſchinenmäßige erſetzte, mag jene
Weck=
uhr dort auf der Vitrine nicht bloß Kopfſchütteln
bei den Gebildeten erregt, ſondern Furcht und
Aberglauben beim einfacheren Volk verurſacht
haben: Zu einer vorzubeſtimmenden Zeit
entzün=
der die Uhr eine Wachskerze, dann greift eine
eiſerne Hand den Leuchter und ſtellt ihn mit der
brennenden Kerze oben auf die Uhr hin.
Sie überlebten ihre Herren.
Auch aus einer Zeit, die uns nicht ganz ſo
un=
endlich weit entrückt erſcheint, gibt es heute noch
Uhren, welche treu und brav ihre Pflicht und
Schuldigkeit erfüllen. Kürzlich brachte ein Mann
die Bronzetiſchuhr Napoleons zur Inſtandſetzung,
die Napoleon auf dem Zug durch Preußen in
ſeiner Bagage mit ſich führen ließ.
Die Uhr, die dem Sultan Abdul Hamid
tür=
kiſche Volkslieder vorſpielte, ſteht heute in einer
Berliner Mietswohnung und ſpielt ihre Weiſen
zum Fenſter hinaus, wo ſich die zarten Töne
manchmal mit dem Hupen der Autos und dem
Klingeln der Straßenbahnen zu Akkorden der
Vergangenheit und Gegenwart vereinen.
das Geheimnis der Lebensuhr.
Die auf dem Dönhoffplatz in Berlin ſtehende
„Lebensuhr” iſt das bisher letzte Kunſtwerk
Mei=
ſter Steggemanns, nach ſeinen Angaben in einer
weſtfäliſchen Werkſtatt angefertigt. Mit Ablauf
jeder Viertelſtunde ſpielt die Lebensuhr ein
Kin=
derliedchen. Ein elektromechaniſches Werk birgt
die Uhr in der Kammer des großen Betonſockels.
Elektromagnetiſch werden die Anſchlagklöppel in
den Glocken betätigt. Notenbänder löſen den
Rhythmus der zehn Töne aus. Abwechſelnd tönen
die Takte bekannter Liedchen über den Platz;
„Hänschen klein ging allein”, „Schlaf, Kindchen,
ſchlaf” und „Ringel ringel Reihen”. Im Bereich
der vorhandenen zehn Tonabſtufungen können
viele weitere Lieder eingeſetzt werden. H. D.
Das Tagesgeſpräch in der Reichshautl
ſeit dem 15. Oktober das „Gelbe Kreuzu
„Gelbe Kreis”, von dem wir bereits i
letzten Wochenrückſchau ſprachen. Seit I
ten der neuen ſtrengen Verkehrsbeſtimmn
auf den Straßen Berlins eine
merklich=
lung eingetreten. Die Autofahrer und You
fahrer nehmen ſich offenſichtlich in acht, kind
der erſte ſein, der mit dem „Gelben Keu
gezeichnet” wird. Die Kennzeichnung mit
Warnungszeichen ſoll übrigens keine N
rung für den betreffenden Fahrer ſein,
in erſter Linie für ihn ſelbſt eine auffällge
nung vor den Folgen, die er zu gewärte
wenn er ſein Verhalten nicht ändert. In
würde die Einziehung des Führerſcheinsm
ter Umſtänden ſogar die Einziehung ds
zeuges bedeuten. Zunächſt wird die Poſie
einmal den Verſuch machen und erzieheiſſ
die Kraftfahrer und auch auf die andeen
kehrsteilnehmer einwirken, bevor ſie zu da
ſten Maßnahmen greift. Das „Gelbe Kra
vorkommendenfalls bei Automobilen
Windſchutzſcheibe angebracht. Die erſten 2u
kungen der neuen Maßregel ſind erfreuic
haben ſich in den letzten Tagen in Berin
nennenswerten Verkehrsunfälle ereignt,
das Unglück, bei dem infolge Zuſamnenf
eines Autos mit einem Perſonenzug drei se
getötet und eine ſchwer verletzt wurde, ne
ich am Dienstag an einer nicht geſold
Schranke auf der Bahnſtrecke Berlin—R
Aber in der Reichshauptſtadt ſelbſt hat no
Eindruck, als hätten die Autofahrer in da
Tagen noch dazu gelernt, als hätten de
fahrer einmal Rechenſchaft mit ſich ſelbſt vc
und als hätten ſich die Fußgänger die „Sich4
der Mark oder Taler” noch einmal überh0
einmal fahren die Autos nicht mehr wiev
worden durch die Straßen, ſie kommen dic
lich auch ohne dauerndes Hupen ſchnell vn
An den Kreuzungen hat däs nervenzeni
Aufkreiſchen der Bremſen aufgehört, de
fahrer jagen nicht mehr haarſcharf an da
ſteinen und um die Ecken, und die Fr
ſehen vor Ueberſchreiten des Fahrdammes
nach links und rechts. Es geht alſo —
wird mit der Zeit wohl überall in
Städten durchführbar ſein.
Dagegen hat ſich in der Friedrichſtraßei,
lin ein Raubüberfall ereignet, der ſtark an
weſt” erinnert. In der belebteſten Geſoch,
betrat ein elegant gekleidetes Paar ein
und Goldwarengeſchäft, hielt der zufälli krng
anweſenden Geſchäftsinhaberin einen M
vor die Naſe und würgten die Frau,
fliehen wollte. Auf die Hilferufe kam ders
gerſohn der Frau herbei, worauf das ſ
Räuberpaar im Kraftwagen zu entkommnſ/
ſuchte. Es gelang, das Auto einzuholn
Mann zu verhaften, während ſeine „Dan
nächſt im Gewühl der Straße verſchwand.
Amerika iſt man ja ſolche Stückchen gewoſt
wurden erſt dieſe Woche fünf amerikaniſceſ
kiers auf einem Jagdausflug in der mexitl
Propinz Sonora entführt, allerdings,
man ihnen die Waffen uſw. abgenommer
am nächſten Tage wieder entlaſſen. In
wird die findige Polizei wohl bald ein M
mittel gefunden haben, daß derartige „IM
Zuſtände nicht einreißen. Uebrigens geu
der Berliner Kriminalpolizei, einen Geſchiſt
bruch im Zentrum der Stadt nach weniet
gen aufzuklären und einen großen Poſtend
lenen Hotelſilbers in einem Koffer aus de
zu bergen. Die Einbrecher wurden verhd
In der Berichtswoche haben ſich einige
Kataſtrophen ereignet, die zahlreiche Mu
opfer forderten. Zweimal in acht Tagend
an der ſowjetruſſiſch=afghaniſchen Grenze
bare Erdbeben auf. Nach dem erſten Bebei
vor acht Tagen wurden 50 Tote und ü
Verletzte gezählt, während bei der zweitenn
takaſtrophe am Mittwoch 112 Menſchen
und 407 verletzt wurden. Zwölf Dörfer
völlig vernichtet. Nach Meldungen aus K
auf dem Nil, bei Nachamadi, am Diens
mit 100 Perſonen beſetztes Fährboot ge
wobei 50 Perſonen ertranken. Im atlat
Ozean ſank Mitte der Woche der franzöſiſch
maſter „Les deux freres”. Nur drei Ueber)
konnten gerettet werden. In Bayonne/
Jerſey) ereignete ſich ein ſchweres Einſturt
Eine Veranda eines alten Hauſes, auf
40 Arbeiter zur Lohnzahlung eingefunden
ſtürzte plötzlich ein, die Arbeiter fielen ſeil
ter in die Tiefe, 23 wurden ſchwer verſ
Wieder vernichtete in dieſer Woche ein
Brandunglück, und zwar im Lagerhaus
treide=Lagerhaus=Genoſſenſchaft Eppingen,
Sachwerte. 48 Eiſenbahnwagen Weizen, 3
Zucker, große Mengen Futtermittel, Mekſ
Oelkuchen fielen dem verheerenden Feuen
Opfer. Schließlich brachten wir am Freitl
Meldung von einem ſchweren Zugunglück
de Janeiro. Ein Expreßzug raſte auf eineſt
Arbeitern beſetzten Perſonenzug, wobei 11
ter getötet und über 70 verletzt wurden.
ſache des Unglücks ſoll Nichtbeachtung eine
teſignals geweſen ſein.
Des Königs Chefkoch ſtarb.
Hein eigenes Grab gefunden.
New York. William Guerſon war 20 Jahre
nicht daheim geweſen. Als er aber nach ſeinem
kleinen Geburtsort in Oklahoma zurückkehrte,
wollte er ſich erſt darüber unterrichten, wer nun
überhaupt noch lebe von denen, die er kannte. So
ſchritt er denn verſonnen über den Dorffriedhof
und ſtand plötzlich vor ſeinem eigenen Grab! Er
leitete ſofort Nachforſchungen ein und mußte
feſt=
ſtellen, daß man ihn mit irgendeinem anderen
Mann, den man tot auf der Chauſſee fand,
ver=
wechſelt hatte. Das ganze Dorf war an ſeiner
Totenbahre vorübergeſchritten. Alle hatten ihn
einwandfrei als William Guerſon erkannt. Und
doch hatten ſich alle geirrt. . . .
London. England, und beſonder
Buckingham=Palaſt, haben einen — wie ue
hauptet — unerſetzlichen Verluſt erlitten:
der berühmteſten Chefs von England iſt
ben. Zwar war er nur der Chefkoch, abe
merhin der des Königs. Seit dem Jahref
begleitete er den König und die Königiſ
allen Reiſen und weilte ſelbſt mit ihnen wil
des Krieges an der Front und in den N
1905 und 1911 in Indien. Kurze Zeit vor
Tode wurde Henri Ceward ganz zufällig /
interviewt. Als man ihn fragte, welches n.
lich und beruflich ſeine trübſten Stunden g9
ſeien, da geſtand er offen, daß das das Jahl!
war, als der engliſche König lange Zeit kräuf
Das berührte ihn menſchlich und inſofern 19
lich, als er nur noch Diätküche zubereiten M
Und Diäten waren dieſem Chefkoch ein Gee
Amstag, 19. Oktober 1935
Jkalieniſcher Luxusdampfer
rennk im Hafen von Alexandrien.
„Kairo. Der italieniſche Luxus=Dampfer
antia” (13 000 Tonnen), der dem Lloyd
Trie=
rehört und am Freitag früh aus Haifa (Pa=
) kommend, in den Hafen von Alexandrien
leaufen war, iſt am Freitag in Brand gera=
Die Urſache des Brandes bildeten zwei
auf=
eper folgende Keſſelexploſionen, durch die
Mann der Beſatzung getötet und etwa ein
u.d mehr oder weniger ſchwer verletzt wur=
Die im Hafen von Alexandrien liegenden
„iſchen Kriegsſchiffe eilten dem brennenden
hurer ſofort zu Hilfe. Sie ſetzten ihre Ret=
Bboote aus, denen es gelang, ſämtliche
Paſ=
ſue= und die Beſatzung des italieniſchen
Damp=
zr übernehmen. Die Pumpen des Hafens
Nar vom Anlegekai aus in Tätigkeit geſetzt.
die engliſchen Kriegsſchiffe beteiligten, ſich
andelle: Löſcharbeiten. Am frühen. Nachmittag
hire der Dampfer immer noch. Das Schiff iſt
ät fünf Jahren auf der Linie Genua—
ardrien im Dienſt. Es handelt ſich um einen
(inen Luxusdampfer, der 220 Paſſagiere 1.,
aſſagiere 2. und 140 Paſſagiere in den an=
Klaſſen befördern konnte. Der
Luxusdamp=
ießte im Verlauf des Nachmittags in der
des Hafens auf den Strand geſetzt werden,
ſe Dampfer eine Gefahr für die Schiffahrt
Die Filmkamera im
Kampf=
kankwagen.
Der italieniſchen Regierung liegt der
An=
die „eu einer amerikaniſchen Filmgeſellſchaft vor,
al überlunr die Erlaubnis nachſucht, in einem der für
ehr wie Kampfhandlungen in Abeſſinien beſtimmten
Unmen ofgeſchwader mit der Kamera in einem eigenen
ſchnell zu erten Raupenfahrzeug teilnehmen zu
dür=
ervenzer/D ie Geſellſchaft will ihren Aufnahmewagen
behört, dsgerecht panzern und ſogar mit
Maſchinen=
f an deuhren beſtücken laſſen, um dann an einem
die Fytn griff des Geſchwaders unmittelbar
teil=
mes henr zu können und, ſo aus nächſter Nähe einen
alſo —ſichkeitsgetreuen und echten Tonfilm von dem
zpf in Ton und Bild feſtzuhalten. Die
Ka=
männer würden, dabei gewiſſermaßen als
daten” ſelbſt in Erſcheinung treten. Nur ſo
ebt die Geſellſchaft für die unbeteiligte Welt
wahren und objektiven Tonbildſtreifen her=
zu können. Obendrein ſind die Operateure
ihrer Anſicht gerade in einem gepanzerten
Awagen gegenb alle Ueberraſchungen und
Ge=
u am beſten geſchützt.
Tod iſt ſchneller als die Technik.
ward (Alaska). In der großen Welt
wenig von Seward in Alaska geſprochen. Es
laber hier eine gute und ſehr ertragreiche
gent. Sie gehört einem Unternehmer James
oy, der einen ſchottiſchen Terrier mit
Na=
mekil „Whisky” beſaß. Dieſer „Whisky” war eines
dings, /s von verwilderten Hunden überfallen wor=
Man wollte ihn auf jeden Fall retten und
e deshalb der nächſten Flugſtation ein Ra=
egramm zu. Der Pilot John Pettly machte
fort auf den Weg, um zwei Aerzte, darunter
t Tage),
Grenze
bekannten Chirurgen, nach Seward zu
beſten. Im Tag= und Nachtflug eilte man in
9 weniſEeinſamkeit hinauf. Crowdy hatte zugeſagt,
Poſteilr alles zahlen werde.
aus dGer der Tod war ſchneller als die Technik.
en verh das Flugzeug mit den Aerzten, dem
Starr=
eiuis bſſerum und anderen hilfreichen Dingen in
teiche Ard landete, hauchte „Whisky”, der ſchottiſche
fer, ſeine kleine Hundeſeele aus. Eine
aben=
lliche Alaskajagd, ein Wettflug zwiſchen Tod
Leeben — war vergebens geweſen.
Eintreffen der Nachrichten von der
Ein=
der „heiligen Stadt” Abeſſiniens, von
wurde bekannt, daß die Bundeslade noch
eit ig nach Addis Abeba gebracht werden
wee: Dieſe Bundeslade ſoll, ſo behaupten die
Leay, von einem abeſſiniſchen Königsſohn aus
Wasſalem geraubt und nach Akſum gebracht
wor=
hech eint, Alljährlich findet im Dezember eine
E Prozeſſion um dieſe Bundeslade, die unſer
Bild zeigt, ſtatt.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der Bergt
reik in England.
In dem engliſchen Kohlenrevier von Südwales kam es zu bedeutungsvollen Streiks, weil die
Berg=
leute keine unorganiſierten Arbeiter dulden wollten. Ein Teil der ſtreikenden Bergleute befand
ſich im Schacht, während andere über Tag in den Sympathieſtreik getreten waren. Die in den
Gruben feiernden Arbeiter hatten mehr als 100 Stunden in der Tiefe zugebracht. Nunmehr
be=
ſchloß jedoch der Bergarbeiter=Verband, daß der „Streik unter Tage” beendigt würde. — Auf
unſerem Bilde ſieht man Polizeibeamte, die die Streikenden unter Tage bewachten.
(Deutſche Preſſe=Photo=Zentrale=M.)
Wissenschaftler als Detektiue:
M
„Der Sacvernänoige har das Botl..!
Der Geruch weiſt die Spur. — Aus der Praxis der gerichtlichen Sachverſtändigen.
Nur wenig iſt in der Oeffentlichkeit
über die Arbeitsweiſe der gerichtlichen
Sachverſtändigen bekannt, deren Urteil für
die Rechtsfindung oft von entſcheidender
Bedeutung iſt. Unſer Mitarbeiter nahm
Gelegenheit, ſich in einigen Geſprächen über
ihr Wirken an Hand praktiſcher Fälle zu
unterrichten.
Mord oder Selbſtmord?
Der folgende Fall liegt einige Jahre zurück.
In der Nähe einer Großſtadt wurde in einem
Wald die Leiche eines jungen Mannes gefunden,
zu ſeinen Füßen lag eine Piſtole, der übliche
Ob=
duktionsbefund im Leichenſchauhaus ſtellte
Selbſt=
mord feſt.
Inzwiſchen fand die Polizei einen
Abſchieds=
brief vor und griff auch ein junges Mädchen auf,
das beim Verhör zugab, daß ſie zuſammen mit
dem Toten aus dem Leben ſcheiden wollte. Der
Abſchiedsbrief des Toten war von ihr
geſchrie=
ben, ſie wies einen ähnlichen vor, der von ſeiner
Hand ſtammte. Sie ſtellte den Tatbeſtand ſo dar:
Es ſei verabredet geweſen, daß er zuerſt ſie und
dann ſich erſchießen ſolle, ſie hätten ſich
gemein=
ſam zu Boden gelegt, und er habe die Piſtole an
ihre Schläfe geſetzt, doch ſei die Waffe nicht
los=
gegangen. Er habe die Hemmung beſeitigt, dann
ſei der tödliche Schuß gefallen. Sie ſei entſetzt
geflohen...
Die Obduktion ergab nun jetzt jedoch, daß die
Einſchußöffnung keine Verbrennungserſcheinungen
oder Gaseinwirkungen aufwies. In die Annahme, die vor einigen Monaten in den Königsgräbern
daß es ſich um einen Nahſchuß handle, ſeien daher
Zweifel zu ſetzen. Zudem habe der Tote nach dem
Tatbericht die rechte Hand in der rechten Taſche durch aufs engſte befreundet. Sie hatten
zuſam=
gehabt: man nahm das junge Mädchen wieder in
ein ſcharfes Verhör.
Am Ende dieſes Verhörs geſtand ſie,
ſie habe nach dem erſten Verſagen Angſt gehabt, junge Gattin ins Haus brachte. Zunächſt ſchien
ob ihr Freund, der angetrunken geweſen ſei,
überhaupt treffen würde, und ihm daher auf wie= verlaufen. Dann aber begann ſich Eiferſucht im
derholtes Bitten aus etwa einem Meter
Entfer=
nung die tödliche Verletzung beigebracht. Es
wurde jetzt gegen das Mädchen Vorunterſuchung junge Frau ein auffallendes Intereſſe an den Tag
öffnet.
Da widerrief die Angeklagte.
Für die Hauptverhandlung kamen keine Tat= wohn zu erkennen gab.
zeugen in Betracht, da niemand außer der
An=
geklagten zugegen geweſen war. Die ganze Ent= Der Ausflug nach Aegypten.
ſcheidung lag bei den Sachverſtändigen. Der
daß das Fehlen von Verbrennungserſcheinungen
hierfür meiſt benutzte billige Munition laſſe der= Auf dieſer Reiſe fand Fanchers Eiferſucht neue
artige Erſcheinungen des öfteren vermiſſen. Auch Nahrung. Der Glaube, daß eine heimliche Liebe
die Tatſache, daß der Tote die Hand in der
rech=
ten Taſche gehabt habe, ſei kein zwingender
Be=
weis dagegen, daß er ſich ſelbſt das Leben
ge=
nommen habe. Aus den Kriegserfahrungen wiſſe
ſein könne.
Aber wenn wirklich Selbſtmord vorlag:
ſten Geſtändnis die Tötung zugegeben?! — Dieſes 7
Rätſel wurde durch die Ausführungen des
pſy=
chiatriſchen Sachverſtändigen geklärt: Er
ſtellte nach eingehender Beobachtung feſt, daß ihr
ſtandesmäßige Reife völlig fehle, und daß ſie
kritik= und willenlos fremden Einflüſſen unter=
12
Freiſpruch mangels Beweiſen.
Das parfümierke Kiſſen.
Für alle Fachgebiete gibt es
Speziali=
ſten, Sachverſtändige für Altpapier, für
Schriften, für Mikroſkopie, Artiſtik, Kunſt,
Tiefbau uſw. Um uns über die
Arbeits=
weiſe eines ſolchen Spezialiſten zu
unter=
richten, ſuchten wir einen Sachverſtändigen
für Kosmetik auf, der uns folgenden Fall
aus ſeiner Praxis berichtete, welcher
eben=
falls einige Jahre zurückliegt:
Das Telephon läutet: „Hier Mordkommiſſion!
Können Sie ſofort in die T=Straße kommen, 2.
Stock rechts?.. . Ja, Mord.. . Ein Mann
er=
würgt. . . Aber es iſt ſo ein eigenartiger Geruch
im Zimmer.”
Kurz danach betrete ich den Tatort. Der
Er=
mordete liegt auf dem Diwan. . . Ueber dem Ge=
(M. P.) New York. Iſt der New Yorker
Kaufmann Fancher ein abgefeimter Mörder oder
das Opfer ſeiner krankhaften Eiferſucht? Iſt er nahmen ihn zur größten Beſtürzung der jungen
für den Tod ſeines Freundes Peter Hanſinger
voll verantwortlich oder hat er wirklich, wie er
behauptet, in einem Anfall ſinnloſer Wut gehan= Die Inſchrift auf der Grabwand.
delt? Von der Entſcheidung dieſer Fragen wird
es abhängen, ob ſich der letzte Akt eine Tragödie, Inzwiſchen hatte man nämlich im alten
Aegyptens begonnen hat, in der Todeszelle von
Sing=Sing vollenden wird.
Fancher und Hanſinger waren viele Jahre
hin=
men ſtudiert, eröffneten ſpäter gemeinſam in
New York ein Geſchäft und bezogen auch eine
gemeinſame Wohnung. Dieſes herzliche
Verhält=
nis dauerte ſo lange, bis Mr. Fancher ſeine ſchöne
alles in den alten freundſchaftlichen Bahnen zu
Herzen des jungen Ehemannes zu regen. Er
glaubte wahrzunehmen, daß ſein Freund für die Die Nachforſchungen der Polizei ließen ſofort
wegen Tötung auf ausdrückliches Verlangen er= legte. Immerhin ſchätzte er die Freundſchaft
Han=
ſingers noch ſo hoch ein, daß er alle ſeine
eifer=
ſüchtigen Regungen niederkämpfte und ſeiner
Schießſachverſtändige hatte die Waffe Hanſinger und das Ehepaar Fancher eine Europa= Ausbruch. Hanſinger verwahrte ſich entrüſtet
und ihre Wirkung eingehend geprüft. Er erklärte, reiſe, in deren Verlauf ſie auch Aegypten beſuch= gegen den Vorwurf, daß er ſeinem Freund die
ten. Die drei beſichtigten alle Sehenswürdigkeiten
nicht zwingend einen Fernſchuß rechtfertige; bei des Landes und intereſſierten ſich beſonders für einanderſetzung wurde immer erregter, und im
dem Revolver handle es ſich um Maſſenware, die die Königsgräber in der Ungebung von Karnak. Handgemenge ſchlug Fancher ſeinen Freund nieder,
ſeine Frau mit dem Freund verbinde, wurde in
ihm immer ſtärker.
Eines Tages fühlte ſich Frau Fancher
unpäß=
lich und blieb im Hotel zurück. Ihr Gatte und
man, daß nach Kopfſchüſſen Reflexbewegungen Hanſinger ritten an jenem Morgen allein aus; tötet hätte, und wurde von Angſt und Grauen
häufig ſeien, ſo daß durch dieſe Zuckungen auch ſie wollten noch ein verlaſſenes Felſengrab, in geſchüttelt. Ich ſchleppte ihn in die entlegenſte
nach dem Tode die Hand in die Taſche geraten dem früher ein ägyptiſcher Herrſcher ſeine letzte Grabhöhle und ſchloß den Eingang ab, um jede
Ruheſtätte gefunden hatte, beſichtigen.
Am Abend kehrte Fancher von dieſem Ausflug
Warum hatte dann die Angeklagte in ihrem er= allein zurück. Seiner Gattin, die ſich über das
daß dieſer ein dringendes Telegramm erhalten
habe und ſofort nach Mexiko verreiſen, mußte, rufe bemerkbar zu machen. Er konnte nur noch
die ihrem Alter entſprechende ſeeliſche und ver= Freund und nahm deſſen Gepäck mit, als er nach Wand der Grabkammer ſchreiben.
kurzer Zeit mit ſeiner Gattin den Ort verließ.
Einige Tage ſpäter ſchiffte ſich das Ehepaar
liege. Nach eigener Wahrnehmung ſchloß ſich das Fancher nach New York ein. Der junge Ehemann ſchon nach der erſten Vernehmung auf freien Fuß
Gericht dieſem Gutachten an. — Man kam zum nahm ſeine geſchäftliche Tätigkeit wieder auf. Für
das Fernbleiben ſeines Freundes fand er ge= Freunde zu ſühnen haben.
Nr. 288 — Seite 17
ſicht des Toten liegt ein Kiſſen. „Damit iſt der
Mann erſtickt worden”, ſagt der Kommiſſar. „Aber
riechen Sie doch einmal, die ganze Stube duftet
nach einem ſcharfen Parfüm! Wäre es möglich,
genau zu ſagen, um welches Fabrikat es ſich
han=
delt? Das würde die Klärung des Verbrechens
wahrſcheinlich weſentlich erleichtern!“
Es war nur eins jener billigen Parfüms, die
keine charakteriſtiſche Note beſitzen. Immerhin
wollte ich das Kiſſen nol) genauer „beriechen”
und hob es auf. Nanu, eine Parfümwelle — und
dann . . . Etwas Erſtickendes ſchlug mir entgegen.
Das war ja nicht Parfüm. . . Wie roch das nur?
— Chloroform?
„Hier liegt noch etwas anderes vor. Vor allem
machen Sie das Fenſter auf! Und laſſen Sie doch
gleich einen Ihrer chemiſchen Sachverſtändigen
vom Präſidium kommen!”
Der Chemiker kam, laborierte:
„Der Tote wurde nicht erwürgt!
Vorher hat man ihn mit Hyoscin vergiftet.
Sicherlich wurde er jedenfalls durch dieſes Gift
bewußtlos gemacht. Ob der Tod ſchon infolge
dieſer Vergiftung allein eintrat, läßt ſich ſo ſchnell
nicht entſcheiden. .”
Der Kommiſſar bat mich, ihm noch weiter
be=
hilflich zu ſein: „Die Todesurſache haben wir
feſtgeſtellt. — Wo aber ſtecen die Mörder? Wir
haben in Erfahrung gebracht, daß der Tote ein
Amerikaner iſt, und nehmen an, daß es ſich um
einen Raubmord handelr. Kurz vor dem
Ver=
brechen iſt der Mann noch in (inigen anrüchigen
Kaffees in Begleitung von zwei Frauen geſehen
worden. Wahrſcheinlich ſtammt der Täter aus der
Umgebung der beiden. Die müſſen wir finden.
Wir rechnen dabei auf Ihre Hilfe — denn
viel=
leicht gibt uns das Parfüm doch einen
Finger=
zeig ..."
Wir machten uns auf den Weg, ſuchten
Nepp=
dielen und Kaſchemmen auf, aber nirgends ließ
ſich ein Anhaltspunkt finden. Nun verlegten wir
unſere Streife in jene „Stundenhotels”, die dem
Verbrechen damals nur allzu oft Unterſchlupf
ge=
währten und mit denen erſt das Dritte Reich
aufgeräumt hat. Wohl im ſechſten Hotel war es,
wo ich in einem Zimmer ſtoppte . ..
Lag hier nicht jenes Parfüm in der Luft. . .?
Oder war es nur eine Täuſchung meiner
Ge=
ruchsnerven? Immerhin ſah ich mir das Zimmer
genauer an, öffnete den Schrank: auf deſſen
Bo=
den lag ein Taſchentuch — es duftete . . . Und
nun wußte ich beſtimmt: das war das gleiche
Parfüm! Hier mußte die Mörderbande vor
kur=
zem ſich noch aufgehalten haben!
Der Kommiſſar ſtürzte zur Beſitzerin: „Wo iſt
die Frau, — Antworten Sie!”
Die unſympathiſche Alte grinſt, räuſpert ſich:
„Weg! — Vor einer halben Stunde.."
„Weg?—— Wie ſah ſie aus?”
Endlich hatte der Beamte die
Perſonalbeſchrei=
bung jener Frau, der das Taſchentuch gehört.
Anruf beim Präſidium: Fahndung durch alle
Be=
zirke!
Meine Miſſion iſt beendet. Am nächſten
Mor=
gen erfuhr ich, daß man die Frau noch im Laufe
der Nacht gefaßt hatte. Sie hatte das Opfer in
das Hotel gelockt. Von da aus hatte man es an
den Tatort verſchleppt.
Der Mörder wurde kurz darauf verhaftet und:
der gerechten Sühne zugeführt.
nügend plauſible Erklärungen. Eines Tages
er=
ſchienen jedoch Detektive in ſeiner Wohnung und
Frau feſt. Fanchers Verhaftung war auf
An=
ſuchen der ägyptiſchen Behörden erfolgt.
Pharaonengrab einen furchtbaren Fund gemacht.
Aufſichtsbeamte, die die Stätte kontrollierten,
fanden zu ihrem größten Erſtaunen, daß ein
ab=
ſeits gelegener Raum mit Steinen verrammelt
worden war. Als ſie den Zugang wieder
frei=
gelegt hatten und die Kammer betraten, bot ſich
ihnen ein entſetzlicher Anblick. Ein unbekannter
Mann, anſcheinend ein ausländiſcher Touriſt, lag
tot auf dem Boden. Seine verzerrten
Geſichts=
züge deuteten auf ein qualvolles Sterben hin ..."
Knapp über dem Erdboden waren einige
Buch=
ſtaben mit Blut an die Wand gemalt. Sie
er=
gaben den Namen Fancher!
ſchwere Verdachtsgründe gegen das amerikaniſche
Ehepaar auftauchen. Nach ſeiner Verhaftung.
leugnete Fancher zunächſt jede Täterſchaft, legte
jedoch ſpäter ein umfaſſendes Geſtändnis ab.
Gattin noch dem Freund gegenüber ſeinen Arg= Peter Hanſinger war tatſächlich von ſeinem Freund
ermordet worden. Als die beiden die verlaſſene
Grabſtätte betreten hatten, ſtellte Fancher den
vermeintlichen Rivalen, zur Rede. Der ganze
Ingrimm, den er jahrelang in ſich erſtickt hatte,
Vor einigen Monaten unternahmen. Peter kam nun mit um ſo größerer Leidenſchaft zum
Gattin abſpenſtig gemacht hätte; aber die Aus=
Drama in der Grabkammer.
„Ich muß damals völlig von Sinnen geweſen
ſein”, erzählte Fancher ſpäter im Verhör. „Mein
Freund lag anſcheinend leblos vor mir. Ich war
in dieſem Augenblick überzeugt, daß ich ihn ge=
Spur meiner Tat zu beſeitigen.”
Der ſchwerverletzte Hanſinger war jedoch nicht
tot. Er erwachte ſpäter aus ſeiner Ohnmacht,
Fehlen Peter Hanſingers wunderte, erklärte er, hatte aber nicht mehr die Kraft, ſich aus ſeinem
Gefängnis zu befreien oder ſich durch laute Hilfe=
Fancher bezahlte, die Hotelrechnung, für ſeinen mit ſeinem Blut den Namen des Mörders an die
Frau Fancher, die urſprünglich im Verdacht
ſtand, Mitwiſſerin der Mordtat zu ſein, wurde
geſetzt. Ihr Gatte wird jedoch den Mord an ſeinem
Mord im Pharaonengrab.
Eiferſuchis=Orama unter amerikaniſchen Touriſten. — Oen Freund lebendig eingemaueri.
Seite 18 — Nr. 288
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 19. Oktobe
Arme der Venus geſucht.
Von Kurt Wellner.
Im Pariſer Louvre zeigt die Venus von Milo in herrlich
wei=
ßem Marmor den anatomiſch vollkommenſten Frauenkörper, mag
er auch nach dem gegenwärtigen Modebegriff zu ſtattlich ſein. Der
linke Arm fehlt ganz, der rechte bis über den halben Oberarm.
Nach den fehlenden Körperteilen wird nun am Ufer der Inſel
Milo von einer Forſchungsexpedition geſucht. Zwei gelehrte
Mit=
glieder der Expedition haben ſich eigens als Taucher ausgebildet,
um ſelbſt nach den vermißten Bruchſtücken auf dem Grunde des
Ufergewäſſers auszuſpähen.
Die Venus von Milo wurde erſt vor hundertfünfzehn Jahren
näch faſt zweitauſendjähriger Verborgenheit aufgefunden. Es war
im Frühjahr 1820, als der Weinbauer Yorgos mit ſeinem Sohne
ſeinen Garten umgrub, der auf der Inſel Milos (italieniſch: Milo,
altgriechiſch: Melos), einer der vulkaniſchen Kykladen im
Aegä=
iſchen Meere, lag. Als Yorgos einen beſonders kräftigen Schlag
mit ſeiner Haue führte, blieb dieſe in einem Gemäuer ſtecken, das
ſich unter der Erdſchicht befand, Yorgos dachte ſofort an eine
ver=
borgene alte Schatzkammer und legte eilig das ganze unterirdiſche
Gemäuer frei. Sehr enttäuſcht fand er in der Höhlung bloß das
weißſchimmernde überlebensgroße Standbild einer Frau, die ihm
zunächſt ein abergläubiſches Entſetzen einjagte. Dann begriff er
aber, daß er hier eines der antiken Marmorſtandbilder vor ſich
hatte, wie ſie im benachbarten Ruinenfelde des altgriechiſchen
Theaters von Melos im Auftrag des bayeriſchen Kronprinzen
eifrig geſucht und ausgegraben wurden. Da erwachte in Yorgos
die Geldſucht, und er beſchloß, die Statue vorerſt zu bergen, um
ſpäter möglichſt viel an ihr zu verdienen.
Mit Hilfe ſeines Sohnes ſchaffte er das Standbild nachts in
eine alte Scheune, die er als Schweineſtall verwendete. Er wurde
dabei aber von einer neugierigen Nachbarin belauſcht, und die
Kunde über ſeinen Fund ſprach ſich raſch auf der Inſel herum.
Sie kam dem franzöſiſchen Konſularagenten Breſt zu Ohren, und
von dieſem hörte ſie der Schiffsfähnrich (Oberleutnant zur See)
Dumont d’Urville, als er als Kommandant eines kleinen
franzö=
ſiſchen Kanonenbootes im Hafen von Milos Anker warf.
Dumont d’Urville ging mit ſeinem Leutnant Matterer zu
Yor=
gos, um das gefundene Standbild anzuſehen. Als kunſtſinniger
Menſch empörte er ſich nicht nur über die ſchmachvolle Umgebung,
in der die wunderbare Statue ſtand. Noch größer war ſeine
Be=
geiſterung über die unnahbare Hoheit und die einzigartige
Klar=
heit des marmornen Frauengeſichts. Er erkannte ſofort, daß dieſer
herrlichen Meißelung des entblößten Oberleibes und dem
pracht=
vollen Ablaufe des unter einem fallenden Gewande verborgenen
Unterkörpers ein Platz in der Reihe der größten Kunſtſchöpfungen
gebührte.
Als Dumont d’Urville in ſeinem Beſtimmungshafen
Konſtan=
tinopel eingelaufen war, meldete er dem franzöſiſchen Botſchafter
Marquis de Riviére den Fund, um das Kunſtwerk für Frankreich
zu ſichern. Der Botſchafter entſandte ohne Zögern ſeinen Sekretär
Vicomte Marcellus auf dem Schnellſegler „LEſtafetto” nach
Milos, um das Kunſtwerk anzukaufen und nach Frankreich zu
bringen.
Inzwiſchen hatte aber auf Milos jemand anderes ſchon ſeine
Hand nach der Statue ausgeſtreckt. Es war der heruntergekommene
Prieſter Oikonomos Verghi, der ſich des Standbildes bemächtigen
wollte, um damit dem einflußreichen Dragoman des
Konſtantino=
politaniſchen Arſenals, dem Paſcha Nikolaki Mourouzi ein Geſchenk
zu machen und ſich damit bei ihm in Gunſt zu ſetzen, weil der
Paſcha ein griechiſcher Renegat und trotz ſeines Glaubenswechſels
ein begeiſterter Anhänger der altgriechiſchen Kultur war. Da
Mourouzi und der Vicomte Marcellus intime Freunde waren,
er=
hielt die Lage einen pikanten Beigeſchmack, weil jeder dem andern
ſeine Abſicht auf das Kunſtwerk verheimlichte. Zunächſt gewann
Mouronzi das erſte Rennen, indem ſein Segler früher nach Milos
kam. In ſeinem Auftrage machte Verghi mit Yorgos nicht viel
Geſchichten: er landete mit einem Trupp Seeſoldaten, holte die
Statue aus der Scheune und lud ſie auf einen Holzſchlitten, um
ſie damit über das Holpergeſtein des Ufers nach dem wartenden
Boot zu ſchleifen.
Während dieſes Transportes erſchien Vicomte Marcellus mit
der „L’Eſtafette” im Hafen und ſchickte ſogleich eine bewaffnete
Mannſchaftsabteilung an Land, um den Türken das Kunſtwerk
abzunehmen. Es entſpann ſich ein ſcharfes Gefecht, bei dem die
türkiſchen Seeſoldaten verjagt wurden. Da aber eine türkiſche
Ver=
ſtärkung nahte, zerrte die franzöſiſche Mannſchaft eiligſt das
Standbild nach ihrem Boot. Dabei brach der Holzſchlitten durch die
Stöße gegen das Rumpelgeſtein, aber die Matroſen ließen ſich
da=
durch nicht aufhalten und ſchleiften das koſtbare Kunſtwerk
rück=
ſichtslos über den bloßen Boden fort. Das zertrümmerte die beiden
Arme, während der herrliche Leib durch mehrere ſtarke Schrammen
beſchädigt wurde. Haſtig klaubten die Matroſen die abgebrochenen
Stücke auf und warfen ſie zu der Statue ins Boot, um mit
Voll=
kraft auf die „LEſtafette” zurückzupullen.
Während der franzöſiſche Segler aus dem Hafen flüchtete,
ſuchte Marcellus vergebens mit den aufgeleſenen Trümmerſtückchen
den Torſo zu ergänzen. Es waren nur eine Hand, ein Armſtück und
verſchiedene kleine Teilchen gerettet worden, mit denen ſich nichts
rechtes anfangen ließ. Marcellus mußte ſich damit beſcheiden, weil
eine Rückkehr nach Milos angeſichts der alarmierten türkiſchen
Garniſon unmöglich war. Er wollte direkt nach Marſeille ſegeln,
wurde aber daran durch das Auftauchen einer britiſchen Korvette
verhindert, die eben auf der Fahrt nach dem Kunſtwerk war. Von
der Korvette gejagt, flüchtet der franzöſiſche Segler nach
Alexan=
drien und von da über Rhodos und andere Inſeln ſchließlich nach
Smyrna, wo das franzöſiſche Kanonenboot „La Lionne” die Statue
übernahm, aber nur, um damit die abenteuerliche Flucht vor dem
zähen britiſchen Verfolger kreuz und quer im Aegäiſchen Meere
fortzuſetzen. Erſt als der Marquis de Riviére ſeinen international
unverletzbaren Botſchafterſtander auf der „Lionne” hiſſen ließ,
konnte das Schiff unbehelligt nach Marſeille ſegeln und die Statue
hier endlich nach einjähriger Irrfahrt auf franzöſiſchen Boden
landen.
Während das Standbild einen bejubelten Einzug im Pariſer
Louvre hielt, empörte ſich das ganze übrige Europa über den
kecken Raub, wobei beſonders die gebildete Welt über die
bar=
bariſche Beſchädigung des Kunſtwerks die Hände zum Himmel
er=
hob. Auch in Frankreich wurde Vicomte Marcellus heftig
ange=
griffen, weil er vorſichtigerweiſe nicht perſönlich in Milos an
Land gegangen war, ſondern die Bergung der Statue den
unver=
ſtändigen Matroſen überlaſſen hatte. Das brach ihm den Hals,
weil nun ſein Privatleben und namentlich ſeine intimen
Be=
ziehungen zum Paſcha Mourouzi hämiſch durchleuchtet wurden.
Da=
mit endete ſeine glänzend begonnene Laufbahn in der Diplomatie.
Ueber die Frage nach dem rechtmäßigen Beſitz ergaben ſich
verſchiedene diplomatiſche Verwicklungen mit der Türkei als
Be=
ſitzerin der Inſel Milos und mit dem eben (1821) unabhängig
gewordenen Griechenland. Auch die bayeriſche Königsfamilie
er=
hob Anſprüche auf das Standbild, weil der bayeriſche Kronprinz
ſeit 1814 Privatbeſitzer des Ruinenfeldes des antiken Theaters
von Melos war, in deſſen Nähe Yorgos die Statue gefunden hatte.
Dieſer Anſpruch begründete ſich auf die Meinung, daß die Statue
der Aphrodite (Venus) urſprünglich im Theater geſtanden hätte
und von da in das Erdverſteck gebracht wurde, als barbariſche
Horden die Inſel überfielen. Hierüber ließ ſich jedoch naturgemäß
kein Nachweis führen, weshalb der bayeriſche Anſpruch erfolglos
blieb. Yorgos war bereits geſtorben, als man die Statue von der
Inſel wegholte. Aber auch ſeine Erben erhielten nichts für den
glückhaften Fund, obwohl dieſer zweifellos auf ſeinem Grund und
Boden erfolgt war.
Die Venus von Milo wurde noch einmal beſchädigt, als man
ſie im deutſch=franzöſiſchen Kriege bei der Belagerung von Paris
(1870/71) in einem Mauerverſteck der Polizeipräfektur verbarg,
die dann von den Pariſer Kommunarden in Brand geſteckt wurde
und die Statue unter ihrem einſtürzenden Mauerwerk begrub.
Jetzt ſoll die Suche nach den verlorenen Trümmerchen am
Ufer der Inſel Milos den ſeit der Auffindung der Statue hitzig
tobenden Streit über das Ausſehen des unbeſchädigten
Stand=
bildes entſcheiden. Ganz wurde die Statue ſeit ihrer Auffindung
nur von einem einzigen kunſtverſtändigen Auge geſehen, von dem
des Schiffsfähnrichs Dumont d Urville, der als Admiral geſtorben
iſt. Er ſchwieg ſich aber darüber hartnäckig aus, weil er
durch das Schickſal des Vicomte Marcellus abgeſchreckt
Laufbahn zu ſchaden befürchtete, wenn er ſich in dieſer
die Beleuchtung der Oeffentlichkeit begab. Sein Leutnant
ſchrieb als penſionierter Kapitän ein Buch über die Angeige
und behauptete, daß die rechte Hand der Venus ihr fallen
wand, die linke mit ſeitlich ausgeſtrecktem Arm den Aſ
Paris hielt. Da aber Matterer ein rauher Seebär von deig
kant war, wurde ſeiner Beſchreibung des Kunſtwerks
Fachzunft kein Wert beigelegt.
Es iſt fraglich, ob eine vollſtändige Rekonſtruktion der
von Milo wünſchenswert iſt. Bisher verlor ſie in allenn
bildeten vollſtändigen Plaſtiken irgendwie an dem Reiz,
Torſo durch den Schleier des Geheimnisvollen beſitzt. Anhe/
bewahrheitet ſich auch hier der alte Satz, daß es nicht inme
iſt, wenn man alles bis zur allerletzten Neige weiß.
Pauline aus Kreuzberg.
Was iſt das, „Pauline aus Kreuzberg”? Wer iſt das? Was
geht uns ſchon eine x=beliebige Pauline, was Kreuzberg an, das
da irgendvo in Schleſien liegen ſoll oder im Glatzer Land. Da
findet man unter dem wirklich nicht überragenden Wuſt von
neuen Büchern ein ſolches mit dem ſchlichten, nichtsſagenden
Titel in buntem Umſchlag. Man könnte es für ein Jung=
Mäd=
chen=Buch aus der Kränzchenzeit halten. Ohne große
Reklame=
ankündigung. Und fängt an zu leſen und lieſt und lieſt und
kommt nicht wieder los bis ſich der Eindruck verdichtet: das iſt
ja faſt das herrlichſte, ſchönſte, ſchlichteſte und größte Buch, das
je über eine Frau, eine Mutter, geſchrieben wurde! Es iſt das
Mutter= das Frauenbuch ſchlechthin.
Ruth Hoffmann ſchrieb dieſes wundervolle Buch. Ich kenne
Ruth Hoffmann nicht. Aber ſeit heute weiß ich, daß ſie eine
gute, eine große deutſche Dichterin iſt! — Eine Dichterin?
Ja und nein! Das, was ſie hier ſchreibt, in dem ſchlichten
Roman von der Pauline aus Kreuzberg, das iſt ja gar keine
Dichtung. Dieſer Paulinen gibt es ja Hunderte Tauſende. Wir
alle haben ſie ja, oder haben ſie gehabt! Als Tochter, als
Braut, als Frau, als Mutter, als Groß= und Urgroßmutter.
Der eine etwas weicher, der andere härter. Alle aber eint doch
eines: das größe herrliche Frauen= und Muttertum!
Dieſe wundervolle goldene Hülle, die ſo viel Leid und Kummer
und Schmerz umſchließt und die ſo viel Liebe, ſo viel Glück,
ſo viel Freude, ſo viel Leben ſpenden kann und geſpendet hat,
oft ohne daß es uns zum Bewußtſein gekommen. Wenn ſie alt
geworden, dieſe linden Hände, dieſe „bedachten” Hände, die
immer bereit ſind unſer Mühſal, unſeren Kummer, unſere
Schmerzen, ſeien ſie groß, ſeien ſie klein aufzunehmen. Die
ge=
öffnet ſind wie eine Schale, die alles Böſe empfangen und es
ſachte forttun und die dann ſchon angefüllt ſind mit Tröſtung
und mit Freude und Beglückung!
Das alles offenbart uns dieſes wundervoll ſchlicht erzählende
Buch, das eine Frau ſchrieb. Schrieb für alle! Für Kinder und
Erwachſene, für Töchter und Söhne, für Frauen und Männer, für
Soldaten und Werker, für Bauern und Städter, für Duldende
und im Glück des Daſeins Schwelgende! Und in dem ſie letzten
Endes nichts anderes ſchuf als ein Denkmal für die deutſche
Frau und Mutter. Ein Buch ohne Politik und Kampf, und doch
angefüllt mit Seiten des ſchwerſten Lebenskampfes, des Opferns
und immer wieder Opferns in immer anderer Form und
Ge=
ſtalt, wie es eben nur eine Mutter kennt und kann. Ein Buch in
dem nicht ein einziges Mal von Blut und Scholle die Rede iſt
und das doch erfüllt iſt von heißeſter Liebe zur Scholle, zum
Blutgebundenen, zur Volksgemeinſchaft, zur Familie in echteſtem
deutſcheſtem Sinne.
Was aber iſt das wirklich Große an dieſem prachtvollen
Buch. Daß es ganz ſchlicht, ganz phraſenlos, ganz in
un=
gewählter irgendwie „geſchliffener” Sprache erzählt. Keinerlei
ſchmückendes Beiwerk oder beabſichtigte Milieuzeichnung. Ganz
von ſelbſt geſtaltet ſich aus dem ſchlichten knappen Erzählen in
manchmal faſt ſtockendem Satzbau, im gelegentlichen Vor= und
Zurückgreifen das Milieu, aus dem Pauline kam und das
andere und wieder andere, in das ſie hineinwuchs vom Schickſal
getrieben, das kein ſonderlich „erfundenes”, das ein
Alltags=
ſchickſal iſt. — Und der Inhalt der Erzählung? Eigentlich
nichts! Alles aber wächſt aus dem Nichts, bis es zum Schluß
zu ganz umfaſſendem, erſchütternd großen Menſchentum wird.
Pauline wird geboren in eine glückliche Ehe hinein. Goldenen
Jugendjahren folgen harte an fremdem Tiſch. Sie erwächſt,
wird Braut, wird Mutter, wird Witwe. Opfert Sohn und
Enkel dem Krieg, als ſie ſchon Großmutter. Wird arm und
wohlhabend, erzieht, verwöhnt, liebt und — verliert Enkel und
Urenkel und ſtirbt. Aber ihr Leben war erfüllt von Liebe, die
nie verſiegt, von Verſtehen und Verzeihen, von Leid und Opfer.
Ein Frauenſchickſal vieler Tauſende. Aber nie wurde es ſo
ſchlicht und ſo groß und tief erzählt, wie von Ruth
Hoff=
mann. — Ein Buch dem ich (zum Muttertäg!) die denkbar
M. St.
größte Leſergemeinde wünſchen möchte.
*) Paul Liſt Verlag, Leipzig.
Uraufführung im Mainzer Stadttheater.
Zum zweiten Male hat das Mainzer Kunſtinſtitut ein
Drama Helmut Vogts aus der Taufe gehoben, auf ſeine
„Etappe Preußen” folgte nunmehr der ungleich ſtärkere „Kampf
um Afrika”. In tragiſches Geſchehen zweier Tage geſpannt
werden hier Weltprobleme größter Bedeutung dramatiſch
dar=
geſtellt, nicht trocken lehrhaft abgehandelt oder weitſchweifig
er=
örtert. Es ſind in der Hauptſache zwei Fragen. Einmal die
kulturpolitiſche, dann aber die weitaus bedeutſamere
raſſen=
politiſche. Ein deutſcher Pflanzer in nun fremdem
Mandats=
gebiet verhindert mannhaft das von der Regierung geplante
Zurückweichen unter dem Druck der Börſe. Und das
Raſſe=
problem wird einerſeits durch den in Alkohol und Weibern
untergeſunkenen weißen Arzt, andererſeits durch den Mulatten
verlebendigt, der den Zwieſpalt ſeiner Herkunft in tiefſter Seele
fühlt und an ihm zugrundegeht. Alle Geſtalten dieſes Stückes
ſind vollblütige Menſchen und trotzdem jeder letzten Endes doch
Vertreter einer ganzen großen Menſchengattung. Die Handlung
iſt flüſſig und bühnenwirkſam, der Dialog knapp und ſcharf
ge=
ſchliffen. Die Spielleitung von Eduard Wiemuth unterſtrich
unaufdringlich das Weſentliche, hatte ſich aber am Schluſſe durch
einen durchaus unnötigen Strich um eine dramatiſche Zuſpitzung
gebracht, ſo daß das Ende einigermaßen trocken=dogmatiſch
aus=
fällt. Unter den Darſtellern ragte Joſef Litſch (Pflanzer) durch
kraftvolle Charakteriſierung, Ernſt Walter Mitulſky (Mulatte)
durch verhaltene Leidenſchaft weit heraus, Wulf Rittſcher
zeichnete den verkommenen Arzt ſehr fein und eindringlich. Auch
die anderen Darſteller haben volles Lob verdient, Irmgard
Weber (Tochter des Pflanzers) Ilſe Oßke (Schweſter), Grete
Molenaar (junge Negerin), Herbert Knie (Ingenieur) wie
Paul Georg Koch (Neger). Bühnenbild (Helmut Obſtfelder)
und Beleuchtung (Ferdinand Ziegelmayer) paßten ſich ſehr
gut an. Das neue Drama, das im tieferen Sinne (d. h. ohne
Beziehung zum abeſſiſchen Krieg) aktuell iſt wurde mit dem
Dr. B.
ſtarken Intereſſe aufgenommen, das ihm gebührt.
Bizets „Carmen” in völliger Neubeſetzung.
Dieſe Oper, die als einzige der veriſtiſchen Gattung alle
Jahrzehnte in unverminderter Lebensfriſche überſtanden hat und
vom deutſchen Publikum kaum noch als ausländiſches Werk
emp=
funden wird, enthält eine Reihe von Rollen, die in beſonderem
Maße ſich zu Prüfſteinen für muſikdramatiſches Können eignen.
Mit ganz wenigen Ausnahmen ſtanden denn auch faſt nur neue
Solokräfte auf der Bühne und haben ihren Befähigungsu
in einem Umfange erbracht, die ſelbſt der kühnſte Optin
nachſichtigſte Kritiker kaum erwarten konnte. Luiſe Mün
eine der ganz ſeltenen Vertreterinnen der Titelrolle,
ungemein ſchwierige Figur einigermaßen glaubhaft zu
und der Handlung das Feuer lodernder Leidenſchaft
vermögen. Und auch ihr Hauptpartner Hanns Traut/
ein Joſe, der weit über dem Durchſchnitt ſteht, ein Helen
mit angenehm baritonaler Timbrierung, dem das Heldiche
das Lyriſche gleichermaßen gehorcht. Carſten Oerner y
Escamillo ungewohnt wuchtige Züge, ohne in leere Poſe
fallen, wozu die Rolle leicht verführen kann. Wendla
manns liebliche Micaela iſt bereits beſtens bekannt.
Kraatz machte aus dem Leutnant eine hübſche kleine Ch
ſtudie, von der ſich Fritz Schröders Morales gut able
vier Schmugglerrollen waren mit Margrit Ziegler, My
Wülfing (eingeſprungen für Cordy Klär), Friedr.
und Camillo Hechinger ausgezeichnet beſetzt, ſo daß
das Quintett des 2. wie das Terzett des 3. Aktes tade
langen. Die Chöre (einſtudiert von Mathias Bungart
in beſter Form und erfüllten alle muſikaliſchen und rhytm
Anforderungen. Heinz Denies hatte, aſſiſtiert von Ly0
bois und Mai Molwig, mehrere raſſige Tänze beigſt
Die muſikaliſche Leitung hatte Heinz Berthold, de
zum erſten Male in dieſem Spielwinter vor die Oeffen
trat. Es war in jeder Hinſicht ein großer Tag für ihn.
es auch von ihm nicht anders gewohnt, als daß er ſich mit
ganzen ſtarken Künſtlerperſönlichkeit in das Werk hineine
gelang es hier in ungewohntem Ausmaße, das Kunſty
wirklich monumentaler Größe nachzuformen und Mitnn
wie Hörer willenlos mitzureißen. Wir freuen uns, ihm
rade jetzt beſcheinigen zu dürfen, wo er in aller Stille
jähriges Bühnenjubiläum begangen hat. Publikum und L0
bezeugten ihm in ſehr hübſcher Weiſe Dank und Anerke
Der Spielplan dieſes Winters aber hat eine Aufführt
wonnen, die dem Mainzer Theater ein Zeugnis hohen
ausſtellt.
Frankfurter Muſikbrief.
Das Opernhaus, das mehrere Monate ſeine Pforten
techniſcher Bühnenumbauten geſchloſſen hatte, hat mit R. Ag
„Triſtan und Jſolde” feierlich die neue Saiſon eröffne ein dar
Neueinſtudierung iſt bekannt, ſie wird auch dem Werke 4
neu war die Beſetzung der Frauenrollen: Henny Trund
die Jſolde. Die Künſtlerin, die von der Münchener Stag
kommt und in Bahreuth die Kundry geſungen hat, hat di
reuther Tradition vielleicht nicht gefühlsmäßig ganz in ſi
genommen, aber die äußere Formung der Partie hatte
und wies auch Höhepunkte auf, die über das nur ted
Wiederholen großer Vorgängerinnen hinausging. Die 4
iſt ein Mezzoſopran, groß und klangvoll, die Höhe ha
immer die Durchſchlagskraft des Bruſttons, aber die Behau
des Organs und der ſtimmliche Ausdruck derdienen alles
Der Geſamteindruck war vorzüglich.
Res Fiſcher ſingt die Brangäne — man hat ſeit I
nicht eine ſo ſchöne, warme, gleichmäßig nach Tiefe und
ausgebildete und tragende Altſtimme hier gehört. Das (
überzeugte weniger, das mag an der farbloſen Partie
Auch die geiſtige Verarbeitung der Rolle hätte vielleie
drucksvoller ſein können. Aber auch das kann ſich noch geb
Die Freude über die prachtvolle Stimme war jedenfallz
Der Triſtan A. Seiberts (früher Darmſtadt) iſt in
ſtimmlichen Größe und in der Zuverläſſigkeit der immer
und bedeutender werdenden Darſtellung ausgezeichnet.
Kapellmeiſter Zwißler gibt der Aufführung ein ſehr
liches muſikaliſches Grundbild
Das Schauſpielhaus hat die Oper Mozarts „Entführuf
dem Serail” neu herausgebracht. Die Oper gehört zu den
lichſten Schöpfungen Mozarts: ſie iſt einheitlich in der (
anlage und hat ganz die Friſche der Jugend des Kompopeſache,
Die Wiedergabe war ſehr erfreulich — bis auf die Buc 45 die
bilder L. Nehers, die in ihrem ſteten Ausweichen vor =
Farben, in ihrer hier völlig unangebrachten Stiliſierunß” engli
allem, nur nicht zu dieſer Muſik paßten. — L. Ebers ſau/9 mit
vorragend, techniſch weſentlich abgeklärter wie früherſſichen Bo
Konſtanze. Man wird die Marter=Arie ſchwerlich ſo 9As nicht
antilenenhaft, ſo ohne jede Schärfe hören können. — Dieſi
bieſio=
große, aber ſchöne und geſchmackvolle Stimme W. Treffne/=Atiſchen
dem Belmonte das erforderliche klangliche Leben. Die DarſeFloufe d
konnte die Grenze des Süßlichen nicht immer vermeiden. Mrond un
Osmin iſt M. Mrakitſch, wenn auch ohne den traditi
Bauch, aber ſtimmlich ſo famos, ſo jugendfriſch im Au
ſo voll bubigen Humors in der Darſtellung, daß man dem
ſamen Sänger die beſondere Anerkennung nicht verſagen kd
Mit viel Schalkhaftigkeit ſingt und ſpielt M. M. Madſe
Blondchen. Th. Hermann iſt ein ſehr agiler Pedrillo. —
meiſter Zwißler hatte nicht immer den leichten Atem für
Muſik. Der Regiſſenr Dr. Wälterlin hielt ſich im ü
Dr. W.
Rahmen.
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„Deutſche Rundſchau”
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Usde
Mit dem ſoeben erſchienenen Oktoberheft der „Deucif
Rundſchau” beginnt der 62. Jahrgang dieſer großen kultuc
tiſchen Monatsſchrift. Herausgeber und Verlag haben
derſü=
ginn eines neuen Jahrganges zum Anlaß genommen, urd
umfaſſende inhaltliche und typographiſche Neugeſtaltung 1
jehmen. So wird künftighin die „Deutſche Rundſchau” tu
ihrer großen Tradition entſpricht (in früheren Jahrgängeil
den wir Namen wie: Gottfried Keller, C. F. Meyer, Tl.
Fontane, Maria von Ebner=Eſchenbach) wieder ſtändig
großen ungedruckten Roman in Fortſetzungen bringen. De‟
ginn iſt verheißungsvoll genüg und einer ſo verpflichtender!
gangenheit wie ſie die „Deutſche Rundſchau” hat würdig.
neue Roman iſt von Hans Grimm und heißt „Kaffern!
Eine weitere Neuerung bedeutet die „Rundſchau” in 7
der verwirrenden Fülle der Ereigniſſe politiſcher und kult!
Art Stellung genommen wird.
Die anderen Beiträge wie: „Vom ewigen Nil” (Karls
hardt), „Schopenhauers Armer Heinrich” (Eugen Dieſel),
Pflicht zum Denken” (Joachim Günther), „Wedekinds rL
tiſches Erbteil” (Martin Keſſel), „Oxford und Cambridge
ihre Univerſitätsdruckereien” (Leonhard Adam) können hie
noch erwähnt werden.
Im Ganzen iſt zu dieſer Neugeſtaltung zu ſagen, da
Zeitſchrift dadurch von neuem bewieſen hat, daß ſie nie ,
fruchtbare Starrheit verfallen iſt, ſondern immer ihrer
flichtung beſpußt die wertvollen Kräfte vertritt und ihner 5
Wirkſamkeit verhilft.