Darmstädter Tagblatt 1935


13. September 1935

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Nummer 252
Freitag, den 13. September 1935 197. Jahrgang

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Sorzu Alt.
se. 7u
fäne 4 y.

Der Uhrenad des Tdensbienftes.

54 000 Nakionalfozialiſten der Tak
aufmarſchierk.
DNB. Nürnberg, 12. September.
Das Bild der Stadt Nürnberg wird am dritten Tage des
Berteitages der Freiheit von den hellbraunen Uniformen der
al itiſchen Leiter belebt, die im Laufe der Mittwochnacht und
es ganzen Donnerstag in 285 Sonderzügen in Nürnberg ein=
eroffen
ſind. Wenn es ſchien, als ob der Verkehr in der Innen=
got
eine weitere Belaſtung nicht mehr ertragen könnte, ſo hat ſich
deder ergeben, daß auch dieſer Zuwachs von rund 300 000
Nenſchen, von denen der weitaus größte Teil in der Stadt ſelbſt
butergebracht iſt, dank einer beiſpielloſen Organiſation aufge=
ogen
wird. Die Politiſchen Leiter wurden auch zum Abſperr=
uenſt
mit herangezogen, deſſen Aufgaben von Tag zu Tag größer
urden.
Der Donnerstag vormittag iſt dem Reichsarbeitsdienſt vor=
ehalten
. Es iſt beinahe überflüſſig, zu betonen, daß die Sonne
a großen Heerſchau der Bewegung auch an dieſem Tage treu
eblieben iſt. So bietet die Zeppelinwieſe in ihrer neuen Ge=
alt
mit der großen grauen Sandſteintribüne, dem alles über=
agenden
gewaltigen Hoheitszeichen der Bewegung, mit dem mit
iſchen Blumen umrahmten Hakenkreuz unterhalb des Führer=
ums
, der Flaggengalerie an der Rückſeite der Tribünen und
Ne Fahnen auf den Holztribünen ein zauberhaftes Bild. Auf
em großen grünen Felde iſt ein mächtiger Quaderblock mit dem
5ymbol des Reichsarbeitsdienſtes errichtet, auf deſſen Stufen
rbeitsdienſtmänner mit geſchultertem Spaten die Ehrenwache
alten.
Eine Stunde vor Beginn des Vorbeimarſches der 54000
lrbeitsmänner ſind die Haupttribünen und die anſchließenden
efergelegenen Tribünen der Stirnſeite des Feldes bereits dicht
eſetzt. Aber auch die das Feld umfaſſenden Tribünen weiſen
inen wahren Rekordbeſuch auf.
Der Führer komml.
Wenige Minuten nach 10 Uhr künden Fanfaren und dumpfe
Birbel der Landsknechttrommeln die Ankunft des Führers, den
er Reichsarbeitsführer empfängt. Er begrüßt, begleitet von
einem Stellvertreter Rudolf Heß und Reichsleiter Reichsminiſter
es Innern Dr. Frick ſodann den Ehren=Oberſt=Arbeitsführer
kitter von Epp und die Gauarbeitsführer.
Als er ſeinen Wagen zur Abnahme des Vorbeimarſches be=
eigt
, ſchallen ihm von der großen Tribüne von allen Seiten
es Platzes erneut ſtürmiſche Heilrufe entgegen, die erſt abreißen,
IIs ſich die erdbraunen Kolonnen unter Vorantritt des Muſik=
uges
des Arbeitsgaues Pommern, geführt vom Reichsarbeits=
ührer
mit ſeinem erſten Adjutanten in Bewegung ſetzen. Hinter
em Reichsarbeitsführer folgt ſeine Standarte. Dann ziehen in
1 Marſchſäulen mit mehr als 400 Fahnen die Arbeitsdienſt=
nanner
in Zwölferreihen, ſchnurgerade ausgerichtet, in prächtiger
örltung mit geſchultertem blinkendem Spaten vor der Ehren=
Urbüne vorüber, Sie verlaſſen auf der anderen Seite den Platz
Uund ziehen um das äußere Feld herum, um durch den der
aupttribüne gegenüberliegenden Mitteleingang zur Aufſtellung
vieder auf das Feld zurückzukommen.
Volle drei Stunden zog Gruppe auf Gruppe vorüber. Die
vorletzte Säule bildeten die 13 Lehrabteilungen des Reichsarbeits=
ienſtes
, geführt von dem Inſpekteur des Erziehungs= und Bil=
ungsweſens
des Reichsarbeitsdienſtes, Arbeitsgauführer Dr.
decker. Zum Schluß kamen die Arbeitsgaue Bayern, Hochland
und Franken, letztere geführt von dem verantwortlichen Leiter
es geſamten Aufmarſches, Arbeitsgauführer Schinnerer.
Inzwiſchen hatten die Säulen auf dem gewaltigen Innenfeld
die Aufſtellung bezogen, die ſie während des Appells und des
horiſchen Feſtſpieles einnehmen. In 36er=Reihen ſchwenkten ſie
unter dem lauten Jubel der gewaltigen Zuſchauermenge, die
icherlich weit über 150 000 betrug, auf ihren Platz. Das gigan=
iſche
Schauſpiel dieſes muſtergültig durchgeführten Rieſenauf=
narſches
ließ ihnen die Stunden wie im Fluge verſtreichen.
Durch die freigelaſſene Mitte marſchieren die 500 Fahnen des
Reichsarbeitsdienſtes, von den Maſſen mit erhobener Rechten be=
grüßt
, bis zum freigehaltenen Rechteck.
Nachdem der Führer ſich auf den Führerturm begeben hatte,
ertönt das Kommando Stillgeſtanden! Spaten in Hand!,
Spaten präſentiert! und wie eine glänzende Welle, funkeln
34 000 Spaten in der Sonne, ein ſtählernes Meer. Spontaner
Jubel brauſt über das Feld, der Führer tritt an den Rand des
Führerturms und grüßt: Heil Arbeitsmänner! aus 54 000 Keh=
len
ſchallt ihm die Antwort entgegen: Heil mein Führer! Dann
jiehen die Fahnen auf die Umrandung des Rechteckes, während
die Arbeitsmänner ſingen: Grüßt die Fahnen, grüßt die Zeichen,
grüßet den Führer, der ſie ſchuf.
Aus allen deutſchen Gauen meldet ſich dann im Sprechchor
des Reiches junge Mannſchaft, die im Kleid des Arbeitsdienſtes
ihrem Führer durch ihrer Hände Arbeit für ſein Werk danken,
die Männer, die den gleichen Ehrendienſt für die Nation ver=
ſehen
, wie die Männer der Waffe, die Männer, die in den Moo=
ren
und Oedländern, in der einſamen Heide und auf unweg=
ſamem
Karſt den Boden zu Frucht und Ernte bereiten.
Während die Muſik das Lied vom guten Kameraden ſpielt,
gedenken ſie der Toten des Weltkrieges, der Bewegung, der Opfer
der Arbeit und der Arbeitskameraden, die der Tod aus ihren
Reihen riß. Die Häupter entblößen ſich, die Fahnen ſenken ſich,
es öffnen ſich die Reihen der Arbeitsmänner vor dem Ehrenmal
und man ſieht, wie Arbeitsdienſtmänner das Ehrenmal des Ar=
beitsdienſtes
mit vier Lorbeerkränzen ſchmücken. Den Chor be=
ſchließt
das Gelöbnis auf Führer und Vaterland: Alles für Hitler
und Deutſchland.

Reichsarbeitsführer Hierl.
meldet ſeine erdbraunen Kolonnen mit folgenden Worten:
Mein Führer!
54 000 Arbeitsdienſtmänner ſind hier zum Appell angetreten.
Dazu kommen noch 150 000 Arbeitsmänner, die heute in 1400 La=
gern
und Standorten dieſe Weiheſtunde gemeinſam mit uns er=
leben
.
Mein Führer! Am letzten Parteitag beim Appell des Ar=
beitsdienſtes
haben Sie an uns die verheißungsvollen Worte ge=
richtet
:
Durch Eure Schule wird einſt die ganze Nation gehen!
Dieſe Worte haben uns die Kraft gegeben, unſer ſeit vielen Jah=
ren
erſtrebtes Ziel, die allgemeine Arbeitsdienſtpflicht, beharrlich
zu verfolgen. Sie, mein Führer, haben am 26. Juni dieſes Jahres
dem deutſchen Volke das Geſetz der Arbeitsdienſtpflicht geſchenkt.
In der erſten großen Kundgebung der nationalen Regierung am
31. Januar 1933 haben Sie, mein Führer, ſelbſt den Arbeitsdienſt
als einen Eckpfeiler Ihres Programms zum Wiederaufbau von
Staat und Volk bezeichnet. Dieſer Eckpfeiler iſt nun endgültig
aufgerichtet. Er ſteht feſt. Das Arbeitsdienſtgeſetz ſtellt uns
Führer des Arbeitsdienſtes vor die große und ſchöne, aber auch
verantwortungsvolle und ſchwere Aufgabe, die ganze deutſche
Jugend durch den Arbeitsdienſt als eine Schule der Nation zu
führen. Wir haben uns auf die Aufgabe in den zurückliegenden
Jahren im Freiwilligen Arbeitsdienſt vorbereitet. Denn wir
haben ja im Freiwilligen Arbeitsdienſt keinen Augenblick etwas
anderes geſehen als die Vorbereitung und Vorſtufe für die all=
gemeine
Arbeitsdienſtpflicht. So haben wir im Freiwilligen Ar=
beitsdienſt
das Stammperſonal herangebildet, das das Gerippe
für unſeren Reichsarbeitsdienſt darſtellen ſoll. Wir haben aber
auch, was unendlich viel wichtiger war, den rechten Geiſt in un=
ſerem
Freiwilligen Arbeitsdienſt herangezogen. Wir haben dem
geſunden Körper die nationalſozialiſtiſche Seele gegeben. Der Ar=
beitsdienſt
muß ja ſeinem ganzen Weſen nach nationalſozialiſtiſch
ſein. Wir haben auch heute wieder verſucht, dem im Arbeits=
dienſt
lebendigen Geiſt Ausdruck zu geben. Der Geiſt, mein Füh=
rer
, der heute aus den Worten, den Augen und den Herzen un=
ſerer
Arbeitsdienſtmänner zu Ihnen geſprochen hat, wird und ſoll
auch der Geiſt des ſtaatlichen Reichsarbeitsdienſtes ſein, wird es
auch ſein, denn die Führer, die im Freiwilligen Arbeitsdienſt
waren, werden auch die Führer des Reichsarbeitsdienſtes ſein.
Ich werde darüber wachen, daß der Reichsarbeitsdienſt nach den=
ſelben
Geſetzen weiter wirkt, nach denen wir im Freiwilligen Ar=
beitsdienſt
angetreten ſind, den Geſetzen der Treue, des Gehor=
ſams
und der Kameradſchaft als einer auf Sie, mein Führer, und
Deutſchland verſchworenen Gemeinſchaft.
Und nnu tritt

der Führer

ſelbſt vor die Soldaten des Friedens und hält folgende Anſprache:
Meine Arbeitsmänner!
Zu den kühnſten Programmpunkten der nationalſozialiſtiſchen
Bewegung gehört der: Die bisher in Klaſſen geſpaltene Nation
aus ihrer Zerriſſenheit zu löſen und zu einem einheitlichen Kör=
per
zuſammenzuſchmelzen.
Nur ein Satz! Aber ein ungeheuer großer Verſuch!
Heute ſehen wir, daß dieſer Verſuch mehr und mehr verwirk=
licht
wird. Ich wollte nur, alle Deutſchen des Reiches könnten in

Der Deutſche Reichskag einberufen!
DNB. Nürnberg, 12. September.
Der Deutſche Reichstag iſt auf Sonntag abend, 21 Uhr, nach
Nürnberg einberufen worden zur Entgegennahme einer Regie=
rungserklärung
.
* Es iſt das erſtemal im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland,
daß ſich der Reichstag außerhalb der Reichshauptſtadt verſammelt,
um eine Erklärung der Reichsregierung entgegenzunehmen. Der
Führer hat für die Einberufung der Volksvertretung die Tage
des Reichsparteitages gewählt. Damit erhält der gewaltige Auf=
marſch
des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland im altehrwürdigen
Nürnberg ein beſonders wuchtiges und eindringliches Gepräge.
Zum letzten Male ſtand der Führer am 21. Mai vor den Volksvertre=
tern
, als er ſeine berühmte große außenpolitiſche Anſprache hielt,
die ſehr dazu beitrug, die internationale Atmoſphäre zu berei=
nigen
und falſche Anſchauungen über Deutſchlands außenpolitiſche
Ziele zu zerſtreuen. Der Führer hat damals eine Reihe ſehr wich=
tiger
Hinweiſe für die friedliche Zuſammenarbeit der Nationen
gegeben. Wenn die internationale Lage inzwiſchen eine neue
Verſchärfung erfahren hat, ſo liegen die Urſachen dafür auf Ge=
bieten
, die uns nicht unmittelbar berühren.

dieſem Augenblick Euch, meine deutſchen Kameraden, ſehen. Sie
würden die Ueberzeugung von hier mitnehmen, daß die Zuſam=
menfaſſung
des deutſchen Volkes zu einem einzigen Körper kein
Phantom iſt, kein phantaſtiſches Gerede, ſondern Wirklichkeit: Als
Realität ein gewaltiger Faktor für die Zukunft und das Leben
des deutſchen Volkes!
Wir zweifelten nie daran, daß ein ſolcher kühner Programm=
ſatz
nicht in Wochen oder Monaten verwirklicht werden könnte.
Wir wußten, daß der Weg von der Vorſtellung bis zur Wirklich=
keit
und ihrer Vollendung ein weiter ſein muß und ſein wird.
Allein wir ſind nicht nur auf dem Wege dazu, nein, eine junge,
nachwachſende deutſche Generation ſtrebt ſchon hinein in das Ziel,
in die Vollendung.
Zu den Mitteln, dieſe Volksgemeinſchaft zu verwirklichen, ge=
hörte
bei uns Nationalſozialiſten auch die Idee, alle deutſchen
Menſchen durch eine Schule der Arbeit gehen zu laſſen, damit ſie
ſich untereinander kennen lernen und damit die Vorurteile der
bürgerlichen Tätigkeit ausgerottet werden, ſo gründlich, daß ſie
nicht mehr wiederkehren.
Das Leben teilt uns zwangsläufig in viele Gruppen und
Berufe. Aufgabe der politiſchen und ſeeliſchen Erziehung der
Nation aber iſt es, dieſe Teilung wieder zu überwinden.
Dieſe Aufgabe iſt in erſter Linie dem Arbeitsdienſt zugedacht.
Er ſoll in der Arbeit alle Deutſchen zuſammenfaſſen und eine Ge=
meinſchaft
aus ihnen bilden.
Er ſoll zu dieſem Zweck allen das gleiche Inſtrument der Ar=
beit
in die Hand drücken, das Inſtrument, das ein Volk am mei=
ſten
ehrt, den Spaten.
So marſchiert Ihr denn unter dem Gewehr des Friedens,
unter der Waffe unſerer inneren Selbſtbehauptung! So mar=
ſchiert
Ihr heute im ganzen Deutſchen Reich!

Der Parteikongreß während der Bekannigabe der Proklamakion des Führers.

Ein Ueberblick über die Kongreßhalle.

(Scherl=Bilderdienſt=M.)

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Seite 2 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Auf euch ruht das Auge der Rakion, ihre Hoffnung!

Sie ſieht in Euch etwas Beſſeres, als ſie ſelbſt in der Vergangen=
heit
war. Würde heute das ganze deutſche Volk Euch hier geſehen
haben, ich glaube, auch die letzten Zweifler ſie würden bekehrt
werden, daß die Aufrichtung einer neuen Nation, einer neuen
Gemeinſchaft unſeres Volkes kein Gerede, ſondern eine Wirklichkeit
iſt. (Brauſende Heilrufe.)
Wenn Ihr heute ſo als Gemeinſchaft vor mir ſteht, dann weiß
ich, wie ſchwer der Weg war, aus nichts heraus erſt über den
Freiwilligen Arbeitsdienſt die heutige Lage der nationalen Ar=
beitsdienſtpflicht
zu ſchaffen. Ich weiß, daß auch dieſes Werk das
Werk eines Mannes iſt, eines Mannes, der ſich damit als Partei=
genoſſe
und Mitkämpfer ſeinen Namen eingegraben hat in die
deutſche Geſchichte: Euer Führer des Reichsarbeitsdienſtes und
unſer Parteigenoſſe und alter nationalſozialiſtiſcher Mitkämpfer
Hierl. (Toſender Beifall.)
Es iſt der fanatiſchen Verbiſſenheit und der unentwegten
zähen Vertretung der Forderung nach der Einführung der Ar=
beitsdienſtpflicht
dieſes Mannes weſentlich mit zuzuſchreiben,
wenn Ihr heute hier ſteht. Ihr ſollt, jeder einzelne auf ſeinem
Platz, aus dem erſehen, was Zähigkeit zu ſchaffen vermag. Ihr

ſollt ſelbſt Euch dies zum Vorbild nehmen. Dann werdet Ihr genau
ſo gute und treue Söhne unſeres Volkes ſein.
In wenigen Tagen zieht Ihr von hier wieder hinaus in Eure
Lager. Die blanken Spaten werden dann wieder an der deutſchen
Erde ſchaffen. Allein die Erinnerung an dieſen Tag, die werdet
Ihr nicht verlieren, ſondern mit Euch nehmen.
Und auch die Nation wird die Erinnerung an dieſe Tage wei=
ter
pflegen und ein Jahr ſpäter werden wieder 50 000 Mann als
Abgeordnete und Zeugen dieſer Schar deutſcher Arbeitsmänner
hier ſtehen, und es wird ſich dieſes wiederholen. Jahr um Jahr,
Jahrzehnte um Jahrzehnte und in die Jahrhunderte hinein, bis
endlich aus allen unſeren gemeinſamen Anſtrengungen, aus un=
ſerer
unentwegten und ununterbrochenen Erziehung unſeres deut=
ſchen
Volkes eine wahre deutſche Volksgemeinſchaft geworden iſt,
unzerreißbar und unzertrennbar, ein Block, ſo wie Ihr jetzt hier
ſteht. (Langanhaltender, nicht endenwollender Beifall.)
Meine Männer! Dann wird man einſt nicht mehr verſtehen
können, daß es in der Vergangenheit anders war. Wir aber, wir
wollen ſtolz ſein, daß wir die erſten Bannerträger und Vorkämpfer
waren. Und Ihr könnt ſtolz ſein, daß Ihr der erſte Jahrgang ſeid
der neuen deutſchen Reichsarbeitsdienſtpflicht. Das iſt Euer Stolz,
uns allen aber eine große Freude und eine große Zuverſicht.
Heil Arbeitsmänner! Heil Deutſchland!"

Alfred Roſenberg vor dem Kongreß

Unermüdlicher Kampf der Bewegung

gegen Welkbolſchewismus und Zionismus.

DNB. Nürnberg, 12. September.
Der große Kongreß des Reichsparteitages der Freiheit nahm
am Donnerstag nachmittag in Anweſenheit des Führers ſeinen
Fortgang. Als Fanfarenklänge des Muſikzuges der Leibſtandarte
das Eintreffen des Führers ankündigten, war die Rieſenhalle
wieder bis auf den letzten Platz beſetzt. Nach dem Einzug der
Standarten leitete das Reichsſinfonieorcheſter die Sitzung mit der
Rienzi=Ouvertüre ein.
Der Stellvertreter des Führers erteilte ſodann dem erſten
Kongreßredner, dem Beauftragten des Führers für die Ueber=
wachung
der geſamten geiſtigen und weltanſchaulichen Erziehung
der NSDAP.,

Reichsleiter Alfred Roſenberg

das Wort zu einer großen Rede Der Bolſchewismus als Aktion
einer fremden Raſſe, wobei er u. a. ausführte:
Inmitten der heutigen großen Erſchütterungen im Leben
nahezu aller Völker des Erdballes iſt es bei Beurteilung des
geſamten Marxismus meiſt überſehen worden, daß dieſe marxi=
ſtiſche
Bewegung und namentlich ihre folgerichtigſte Darſtellung,
der Bolſchewismus, keine Wirtſchaftstheorie darſtellt, ſondern
eine politiſche Aktion im Dienſte einer beſtimmten Anſchauung
der Welt. Zugleich bedeutet dieſer Weltbolſchewismus eine Auf=
peitſchung
beſtimmter Gefühle gewiſſer Bevölkerungsſchichten
innerhalb der meiſten Staaten und die Geſamtheit dieſer Ge=
fühle
und politiſch weltanſchaulicher Beziehungen nicht
die Wirtſchaftstheorie ſind das eigentlich Charakteriſtiſche im
Kampfe des Kommunismus. Rein negativ genommen bedeutet
die grundſätzliche Ablehnung nicht nur beſtimmter Konfeſſionen,
ſondern des Religiöſen überhaupt zuſammen mit der Ver=
neinung
eines nationalen Wertgefüges eine Anſchauung die
buchſtäblich allem widerſpricht, woraus die Kulturen aller Völker
Europas, und nicht nur Europas entſtanden ſind. Wenn nun
eine ſolche Verneinung nicht auf einige Literaten beſchränkt
bleibt, ſondern Millionen Menſchen zu erfaſſen beginnt, ſo iſt
das ein Zeichen, daß wir nicht mehr in einer Zeit leben, da man
mit der kommuniſtiſchen Bewegung ein Kompromiß abſchließen
kann, ſondern wir müſſen und die nationalſozialiſtiſche Be=
wegung
hat es vom erſten Tage ihres Beſtehens getan, der Tat=
ſache
ins Auge blicken, daß wir an einem der entſcheidenden
Wendepunkte der europäiſchen, und nicht nur der europäiſchen,
Geſchichte angelangt ſind, an einem Wendepunkt, wie er in der
Vergangenheit bei vielen Völkern eingetreten war und nicht
ſelten zum Untergang dieſer Völker und damit ihrer Kulturen
geführt hat.
Es iſt für einen Tieferblickenden kein Zufall, ſondern eine
naturnotwendige Erſcheinung, daß die Träger und Verfechter
einer bis in die letzte Faſer antieuropäiſche Bewegung auch keine
Europäer ſind. Um die weltgeſchichtliche Erſcheinung des Bolſche=
wismus
zu begreifen, muß man einſehen, daß es nicht nur im
Pflanzen= und Tierleben Paraſiten gibt, ſondern, ganz nüchtern
wiſſenſchaftlich geſprochen, auch im Menſchendaſein. Wenn viele
Fürſten der Vergangenheit aus perſönlicher Machtgier die Juden
als Geldverleiher und Steuerpächter einſetzten, ſo geſchah das

aus der bereits erprobten Beobachtung über ihre Ausbeutungs=
fähigkeit
. Dieſe charakteriſtiſche paraſitäre Eigenart, die nie auf
ſchöpferiſche Arbeit, ſondern nur auf Auswertung fremder Kräfte
bedacht iſt, iſt Blutbedingtheit des Juden niedergelegt in ſeinem
Religionsgeſetz. Der Bolſchewismus, im großen und Welt=
politiſchen
betrachtet, iſt die letzte Konſequenz, die ſich aus dem
Eindringen des Judentums in die Kultur und Politik der
europäiſchen Staaten ergibt.
Als die Völker aus tauſend Wunden bluteten, da ſtürzte ſich
dann mit innerer Notwendigkeit der jüdiſche Paraſit auf dieſe
Wunden und verſuchte, wie Marx es theoretiſch getan hatte, nun
in der Tat dieſe Wunden immer weiter aufzureißen. Es iſt des=
halb
Naturnotwendigkeit geweſen, daß in der bolſchewiſtiſchen Be=
wegung
überall und ausnahmslos der Jude als der Einpeitſcher
der Revolten gegen die europäiſche Kultur geſtanden hat und
heute noch ſteht. Schließlich iſt die Vorbereitung der bolſchewiſti=
ſchen
Herrſchaft in Rußland ebenſo zu 90 v. H. eine jüdiſche An=
gelegenheit
geweſen, und diejenigen Führer des Bolſchewismus,
die keine Juden waren, gehörten und gehören auch heute nicht zu
der europäiſchen Völkerfamilie, ſondern ſind Kinder der Steppe
wie Lenin, oder kranke, halbirre, hemmungsloſe Geſchöpfe. Aber
auch Lenin ſelbſt iſt faſt nur von Juden aufgepeitſcht geweſen.
So wurde ein Sechſtel des Erdballes Zeuge der Gründung
eines jüdiſch beſtimmten Weltreiches, das, ungeachtet aller Qua=
len
und millionenhafter Ausrottungen durch Hunger und Terror
eine unmittelbare Bedrohung der vieltauſendjährigen europäiſchen
Kultur darſtellte: das paraſitäre Prinzip des einzelnen Wücher=
juden
wurde Grundlage einer Staatsregierung.
Zionismus und Weltbolſchewismus, ſo verſchieden ſie von
außen ſein mögen, ſind zwei Druckmittel in der Hand einer all=
jüdiſch
geleiteten Weltpolitik, um die jüdiſchen Ziele durch kapi=
taliſtiſche
Methoden im demokratiſchen Weſten, durch bolſchewiſti=
ſchen
Terror im europäiſchen Oſten, unter Aufhetzung der Solda=
ten
und Arbeiter aller Völker zu verwirklichen und die Völker
einem Zuſtand entgegenzuführen, dem das Judentum im Laufe
der letzten 16 Jahre ſich ſchon ſo nahe wähnte, daß es manchmal
aus Unvorſichtigkeit die letzte Hülle fallen ließ.
Mit dem Siege der nationalſozialiſtiſchen Bewegung hat das
Judentum, mahe an der Weltherrſchaft, ſeinen ſtärkſten Gegenſtoß
erhalten und zugleich mit ihm iſt der Bolſchewismus, der Geſamt=
marxismus
in Deutſchland niedergeworfen und darf auf der Erde
Hermanns des Befreiers, Friedrichs des Großen und Adolf Hit=
lers
niemals mehr auferſtehen! Nicht der Klaſſenkampf iſt eine
ewige Notwendigkeit im Völkerleben, ſondern jede Kultur und
jede ſtarke Staatlichkeit beſtehen nur aus geſundem Blut und aus
jenem ſtarken, an dieſes Blut gebundenen Charakter.

Nicht die Vereinigten Staaten Europas als Vorſtufe für
die Vereinigten Staaten der Welt, wie ſie Trotzki als Er=
gebnis
des Krieges von 1914 prophezeite, kann Endziel
einer rettenden Entwickelung ſein, ſondern nur das tiefſte
Bewußtſein der Notwendigkeit von echten Nationalſtaaten
kann die Gefahren unſerer Zeiten erſchließen.

Wir glauben, daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung hier ein
Beiſpiel gegeben hat für alle anderen Völker. Von dem erſten
Tage an iſt der Nationalſozialismus dem Judentum und dem
Marxismus in all ſeinen Spielarten gegenüber kompromißlos ge=
weſen
, er hat den Mut gehabt, der ſchweren Frage unſeres Jahr=
hunderts
feſt ins Auge zu blicken und in wirklicher Tat einen
opferreichen Kampf aufzunehmen, der ſchließlich zum Sieg führte.

Achkung! Bückeberg Fahrer!

Bauern und Bäuerinnen, die den Staatsakt auf dem Bückes
berg miterleben wollen und bereit ſind, hieran in Tracht teilll
zunehmen, werden gebeten, dieſes ſofort der Landesbauernſchaff
Heſſen=Naſſau, Frankfurt a. M., Bockenheimer Landſtraße 25, um
mittelbar mitzuteilen.
Die Trachtenträger, die ſich rechtzeitig melden, erhalten be=
den
Feſtlichkeiten auf dem Bückeberg einen bevorzugten Platz.
Es wird nochmals auf die Sonderzüge zum Bückeberg hinm
gewieſen, auf die eine 75prozentige Fahrpreisermäßigung gewähm.
wird. Meldungen haben bis ſpäteſtens zum 15. September bse
den Stellen zu erfolgen, die in der vorigen diesbezüglichen Preſſee
notiz angegeben waren.
i. V. (gez.): G. W. Müller.
Heil Hitler!

Aber wir wiſſen, daß noch für viele Völker und Staaten dieſe Goe
fahr vorhanden iſt.
Wie die Jüdiſche Preſſezentrale in Zürich triumphierenn
ausrief, richtet ſich die jüdiſche Weltbedrohung gegen die große
Völker des Fernen Oſtens, ſie richtet ſich gegen Amerika, wo ſii
eine ſchwarze aufſtändiſche Armee aufſtellt; ſie richtet ſich gegen di
Kulturen Europas und ſie richtet ſich vor allen Dingen gegen dag=
nationalſozialiſtiſche
Deutſchland, in dem der Weltbolſchewismu=
mit
Recht ſeinen unverſöhnlichen Gegner erblickt.
Der Nationalſozialismus wird entgegen manchen Einflüſte=
rungen
von ſeinem Programm und ſeiner Haltung keine Hankt
breit weichen.
Wir hoffen, daß ſich aus den Kämpfen unſerer Zeit organiſ.
umgrenzte Nationalſtaaten entwickeln und daß dieſe im eigenee
Weſen ruhenden Nationalſtaaten ein Syſtem zur Sicherung alls=:
deſſen bilden, was wir mit Stolz europäiſche Kultur nennen, zuu
Sicherung der Lebensnotwendigkeiten der weißen Raſſe, zur Alf=
grenzung
der Lebensgebiete dieſes weißen Menſchentums gegem
über den wertvollen Raſſen und Völkern anderer Erdteile.
Wie immer dieſe anderen Völker ihr Schickſal geſtalten möger,
ſo ſind wir doch des ſtolzen Glaubens, daß mit der Niederſchle=
gung
des Kommunismus und der Ausſchaltung des Judentum
in Deutſchland eine neue Epoche der Völkergeſchichte begonne
hat; dann hat der Weltkrieg einen tieferen Sinn erhalten all
reinigende Kriſe des Völkerlebens, als Verpflichtung zur tieferest
Verantwortung gegenüber der Vergangenheit und Zukunft alle
ſchöpferiſchen Völker, zur Feſtigung des Gefüges der Achtung der
Ehre des eigenen Volks und der anderen Nationen. Dann wer
den alle Schlacken ſchmelzen können, die uns eine vergangen
ſchwere Zeit hinterlaſſen hat; und aus Kampf und Bedrohun,
wird eine von Deutſchland begrüßte und erſtrebte Wiedergebur)
unſeres ſchwergeprüften Europas ihren Anfang nehmen.
Mit größter Begeiſterung folgte der Kongreß der program
matiſchen Rede, die insbeſondere auch auf die zahlreich anweſendet
Ausländer einen nachhaltigen Eindruck machte.
Mit geſpannter Aufmerkſamkeit folgte dann der Kongreß der
Ausführungen des Hauptabteilungsleiters und

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Vor al

Reichsärzkeführers Dr. Wagner.

der u. a. erklärte: Wenn wir heute nach zweieinhalb Jahre.
nationalſozialiſtiſcher Regierung die Stellungnahme der Welt S
dem deutſchen Geſchehen betrachten, ſo ergibt ſich die Tatſache, der
in den ehrlichen Kreiſen des Auslandes eigentlich nur noch eine
einziges Gebiet unſerer Aufbauarbeit auf Unverſtändnis ſtöß
das iſt die deutſche Bevölkerungs= und Raſſenpolitik. Wo wei
Kreiſe der Welt heute noch im Wahn von der Gleichheit befangezt
ſind, erkennt Deutſchland heute die naturgegebene Ungleichheit der
Menſchen wieder an.
Die Gleichheitslehre, die im Liberalismus und ganz extrem
im Marxismus aller Spielarten zum Ausdruck kommt, lehne jern
unterſchiedliche Bewertung grundſätzlich ab. Sie behauptet fälſch
lich, daß Weſen und Wert aller Menſchen im Grunde völlig glei:
ſeien, und ſie hat auf politiſchem Gebiet bekanntlich zu den Wahn
ſinnsformen der parlamentariſchen Demokratie mit allen ihre!
zerrütteten Folgerungen geführt. Kulturell führt ſie zwangsläuf
zur Zerſtörung der Grundlagen jeder Kultur und was die erſchreck=
Welt in den letzten 15 Jahren im bolſchewiſtiſchen Rußland beou=
achten
mußte.
Biologiſch geſehen hat die Gleichheitslehre aber vielleict
noch verhängnisvollere Auswirkungen gehabt: Innerhalb de
Bevölkerung eines Staates oder einer Nation lehnt ſie jePſ
verſchiedene Bewertung ab und fördert deshalb in der Theore
alle geſunden und ſchöpferiſchen Kräfte genau ſo, wie alle kran
ken, ſterbenden und untauglichen. In der Praxis führt diee
Haltung ſogar zu einer noch viel gefährlicheren Auswirkun
Nämlich zur bevorzugten Förderung und Erhaltung des Schwäc
lichen und Untüchtigen und damit zur Degeneration der Völke,
Den Gipfel erreichte dieſe verhängnisvolle Einſtellung in dr
marxiſtiſchen und bolſchewiſtiſchen Praxis der Geburteneinſchrä=
kung
und der Abtreibung: Während alles Erbkranke und B

(au
Iit damit
eſtens de

Die Kulkurkagung des Reichsparkeitages

Die Kulkurrede des Führers.

Die Kulturtagung des Reichsparteitages 1935 wurde durch
eine Rede des Beauftragten des Führers für die geſamte geiſtige
und weltanſchauliche Erziehung der NSDAP. Alfred Roſenberg
eröffnet. In ſeiner Eröffnungsrede würdigte Roſenberg die
geſchichtliche Bedeutung des durch die nationalſozialiſtiſche Be=
wegung
hervorgerufenen geiſtigen Umbruchs und verkündete,
daß die NSDAP. mit dem heutigen Tag einen Preis für Kunſt
und Wiſſenſchaft ſtiftet. Die Urkunde iſt vom Führer unter=
zeichnet
. Der Preis hat die Form eines Stipendiums für Künſt=
ler
und Forſcher, die Weſentliches zur Ausgeſtaltung der
nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung geleiſtet haben. Die Preis=
verteilung
erfolgt durch den Beauftragten des Führers auf der
Kulturtagung der Reichsparteitage der NSDAP. Die Höhe des
Stipendiums beträgt zunächſt 20 000 RM. und kann einem
Künſtler oder Forſcher übergeben oder auf mehrere Preisträger
verteilt werden. Außerdem ſtiftet der Zentralparteiverlag der
NSDAP. 10000 RM. jährlich zur Förderung in national=
ſozialiſtiſcher
Geſinnung wirkender führender Künſtler und
Forſcher. Den Preis für Kunſt verleiht die NSDAP. in dieſem
Jahr dem Dichter Hanns Johſt, dem Präſidenten der Deutſchen
Dichterakademie, den Preis für Wiſſenſchaft dem Raſſeforſcher
Profeſſor Dr. Hans F. K. Günther.
Nach den Worten Roſenbergs ergriff der Führer das Wort.
Er hob zunächſt hervor, daß man dereinſt mit Erſtaunen be=
merken
würde, daß in derſelben Zeit, da der Nationalſozialis=
mus
einen heroiſchen Kampf um Sein oder Nichtſein ausge=
fochten
habe, der deutſchen Kunſt die erſten Impulſe zu einer
Neubelebung und Wiederauferſtehung gegeben worden ſeien.
Eine Revolution fegte alſo über einen Staat hinweg und müht
ſich zugleich um die erſten Keime einer neuen höheren Kultur.
Nach einem Hinweis auf die Kulturverbrecher der vergangenen
Zeit, mit denen man ſich nicht in endloſe Debatten eingelaſſen
habe, beſchäftigte ſich der Führer mit der Aufgabe, im neuen
Staat eine poſitive Förderung und Behandlung der kulturellen
Aufgaben ſicherzuſtellen.
Er erwähnte dabei zwei Einwände, die nur zu leicht aus
dem Munde von kleingläubigen, aber nur zu oft gutgläubigen
Menſchen ſtammten: 1) Iſt jetzt überhaupt die Zeit, angeſichts
der gewaltigen politiſchen und wirtſchaftlichen Aufgaben, die uns
geſtellt ſind, ſich mit kulturellen und künſtleriſchen Problemen zu
beſchäftigen die unter anderen Umſtänden oder überhaupt in
anderen Jahrhunderten vielleicht wichtig, heute aber weder not=
wendig
noch vordringlich ſind? 2) Können wir uns erlauben,

heute für die Kunſt Opfer zu bringen, in einer Zeit, da um uns
überall noch ſoviel Armut, Not, Elend und Jammer vorhanden
ſind? Iſt die Kunſt nicht eben doch letzten Endes für wenige
beſtimmter Luxus, ſtatt das notwendige Brot zu geben für alle?
Zum erſten Einwand erklärte der Führer u. a. wörtlich:
Die Kunſt iſt keine Erſcheinung des menſchlichen Lebens, die
nach Bedarf gerufen und nach Bedarf entlaſſen oder penſioniert
werden kann. Es iſt z. B. unmöglich, die weitaus eigenartigſte
Kunſtſchöpfung des nachantiken Theaters, die Oper, für eine
kürzere oder längere Zeit alſo nur vorübergehend zu
ſchließen, um ſie dann im alten Glanze wieder aufzumachen.
Nicht nur, daß die künſtleriſch=perſonellen Vorausſetzungen für
die Aufführung des Kunſtwerkes nicht mehr gegeben wären, nein,
auch die Fähigkeit der Aufnahme des Publikums erfordert eine
fortdauernde Pflege und Schulung genau ſo, wie ſie der dar=
ſtellende
Künſtler benötigt. Dies gilt aber für die Kunſt im all=
gemeinen
. Keine Zeit känn ſich herausnehmen, von der Ver=
pflichtung
der Kunſtpflege entbunden zu ſein. Im weiteren
Verlauf ſeiner Rede wies der Führer darauf hin, daß eine
ſolche Unterlaſſung beſonders dann abzulehnen ſei, wenn die
allgemeinen politiſchen und wirtſchaftlichen Nöte einer Zeit
geradezu gebieteriſch eine Verſtärkung des inneren Haltes einer
Nation erforderten. Die großen Kulturleiſtungen der Menſch=
heit
ſeien zu allen Zeiten die Höchſtleiſtungen des Gemeinſchafts=
lebens
geweſen, und wie die geſchichtliche Erfahrung zeige, ſeien
ſie noch nach Jahrtauſenden unzerſtörbare Zeugen nicht nur der
Größe, ſondern damit auch des moraliſchen Lebensrechts der
Völker. Kein Volk lebt länger als die Dokumente ſeiner
Kultur. Zu dem zweiten Einwand, daß nur ein kleiner Teil
des Volkes an dem künſtleriſchen Leben intereſſiert ſei, erklärte
der Führer u. a.: Mit demſelben Recht könnte man jede andere
Funktion im Leben eines Volkes als unwichtig hinſtellen, weil
nicht die Geſamtheit an ihr einen direkten Anteil zu haben
ſcheint. Oder will jemand behaupten, daß etwa die Maſſe einer
Nation direkt Anteil nimmt an den Spitzenleiſtungen der Chemie,
der Phyſik uſw.? Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, daß
die Kunſt, weil ſie die unverdorbenſte und unmittelbarſte
Wiedergabe des Seelenlebens eines Volkes iſt, unbewußt weit=
aus
den größten und direkten Einfluß auf die Maſſe der Völker
ausübt, immer unter der einen Vorausſetzung, daß ſie ein wirk=
liches
Bild des Seelenlebens ſowie der angeborenen Fähigkeiten
eines Volkes und nicht eine Verzerrung derſelben zeichnet. Die
nationalſozialiſtiſche Bewegung hat daher, wenn ſie ſich wirk=
lich
eine umwälzende Bedeutung zuſchreibt, mit allen Mitteln
danach zu ſtreben, dieſe Anmaßung durch ihre ſchöpferiſche
kulturelle Leiſtung in einen berechtigten Anſpruch zu verwandeln.
In dieſem Zuſammenhang beſchäftigte ſich der Führer ein=
gehend
mit der Tatſache, daß ſich alle großen weltanſchaulichen

Gemeinſchaftserſcheinungen der Menſchheit durch große Kultu=
ſchöpfungen verewigten und daß deshalb die Kunſt nicht En
geringſten Ausdruck einer kapitaliſtiſchen Tendenz ſein könr?
während das durch und durch kapitaliſtiſch verſeuchte Judentun
niemals in den Beſitz einer eignen Kunſt war und ſein werkel
Und es ſolle uns mit freudigem Stolz erfüllen, daß durch ei
eigenartige Fügung der größte Baumeiſter, den Deutſchland f91
Schinkel beſaß, im neuen Reich und für die Bewegung ſei
erſten und leider einzigen Monumentalwerke in Stein als Derkl
mäler einer edelſten, wahrhaft germaniſchen Tektonik erricht
konnte. Ausführlich befaßte ſich der Führer mit dem Mißbrarg
des Wortes ſachlich in der Baukunſt, wobei er ſeinem Ee
ſonderen Intereſſe an der Baukunſt mit folgendem Ausdruck gau
Wenn ich die Probleme der Baukunſt immer wieder in di
Vordergrund der Kulturbetrachtungen rücke, dann geſchieht El
weil ſie uns als beſonders dringlich auch am meiſten am Hers
liegen. Wenn das Schickſal uns einen großen Komponiſten
Maler oder Bildhauer verweigern wollte, ſo könne man dief
Mangel durch die Pflege des Vorhandenen begegnen, zwinge!
aber ſei bei uns die Erfüllung jener großen Bauaufgabel
deren Erfüllung ſowohl der Zweck erfordere als auch die ſor
langſam ausſterbende handwerkliche Fähigkeit.
Zum Schluß ſeiner Rede zeigte der Führer an zahlreich)
Beiſpielen, wie die Städte des Altertums und des Mittelaltei
ihre charakterlichen und damit liebenswerten Züge nicht von de
Größe der bürgerlichen Privatgebäude, als vielmehr durch die
ſich weit darüber erhebenden Dokumente des Gemeinſchaftslebe‟
erhielten. In den heutigen Großſtädten ſeien die hervorragerd
ſten Blickpunkte aber Warenhäuſer, Baſare, Hotels, Bürogebäud
in Form von Wolkenkratzern uſw. Es ſei aber unmöglich, ein al
Volk einen ſtarken inneren Halt zu geben, wenn nicht die groß!!
Bauten der Allgemeinheit ſich weſentlich über die Werke. E
heben, die doch mehr oder weniger den kapitaliſtiſchen Intereſſt
einzelner ihre Entſtehung verdanken. Die große kulturgeſchich
liche Aufgabe des Nationalſozialismus beſtehe gerade darn
dieſe Tendenz zu verlaſſen. Nichts iſt mehr geeignet erklänl
der Führer, den kleinen Nörgler zum Schweigen zu bringel
als die ewige Sprache der großen Kunſt. Vor ihren Aeußerung!!
verbeugen ſich in ehrfürchtiger Stille Jahrtauſende. Möge u
Gott die Größe geben, die Aufgaben ſo zu ſtellen, daß ſie deI
Größe der Nation ebenbürtig ſind. Dies iſt gewiß ein ſchwer?
Unterfangen.
Noch einmal wies der Führer auf die vergangenen Jahlſ.
hunderte hin, in denen in Deutſchland wie im übrig!
Europa die Werke der Kunſt der ſeeliſchen Größe der Mel
ſchen entſprachen. Die einſame Erhabenheit unſerer Dome gel
einen unvergleichlichen Maßſtab für die kulturell wahrhe
monumentale Geſinnung dieſer Zeit. Indem wir dieſem ewign

and wi

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. September 1935

Caſtete ſich hemmungslos vermehrte, begann die geſunde Familie
an Kinderarmut auszuſterben.
Die Gleichheitslehre leugnete auch die Raſſengrenzen, in
Europa insbeſondere die Grenze zwiſchen Europäern und
Juden. Die Folge war eine zunehmende Vermiſchung mit dem
uns völlig artfremden jüdiſchen Blute.
Der Nationalſozialismus erkennt die naturgegebene und
gottgewollte Ungleichheit der Menſchen als Grundlage allen
Kulturlebens wieder an und zieht daraus ſeine Folgerungen.
Politiſch beſtehen ſie im Führergedanken, biologiſch in der Be=
ſämpfung
der Degeneration innerhalb eines Volkes durch be=
wußte
Förderung der tüchtigen und geſunden Teile gegenüber
den untauglichen und der Ablehnung der Raſſenvermiſchung
durch Ausſchaltung jedes raſſefremden Einfluſſes.
Als letzter Redner ſprach
Reichsleiter und Reichsbauernführer R. W. Darré
über das Prinzip der nationalſozialiſtiſchen Agrarpolitik gegen=
über
dem Prinzip der bolſchewiſtiſchen Agrarpolitik.
Der Führer dankte jedem Redner unmittelbar nach dem
Vortrag perſönlich durch Händedruck.
Der Stellvertreter des Führers vertagte ſodann gegen 9 Uhr
den Kongreß auf Freitag vormittag.
Der Führer hat an den Reichsbildberichterſtatter der NS.=
DAP. Heinrich Hoffmann, der ſeit 15 Jahren für die NSDAP.
gewirkt hat, und ſeit Jahren ſtändiger photographiſcher Begleiter
des Führers iſt, zu ſeinem 50. Geburtstag folgendes Telegramm
gerichtet: Zu Ihrem heutigen Geburtstage wünſche ich Ihnen als
einem meiner älteſten und treueſten Anhänger und Kampfgenoſſen
aus ganzem Herzen Glück und Segen für Ihr weiteres Leben.
philoſophie nicht mehr Pflichkprüfungsfach
für den Dr. phil.
Im Intereſſe der Einheitlichkeit und im Hinblick auf die
künftige Reichspromotionsordnung hat der Reichs= und preu=
ßiſche
Miniſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung
in einem Miniſterialerlaß beſtimmt, daß die Philoſophie als
bflichtmäßig zu prüfendes Nebenfach bei den Doktorprüfungen
allgemein mit ſofortiger Wirkung fortfällt.
Weil die Handhabung der Prüfung in dieſem Fach nicht
den Zwecken gerecht wurde, die man durch dieſe Regelung er=
ſtrebte
, hatten die meiſten Hochſchulen ſchon ſeit Jahren nicht
mehr Philoſophie geprüft. Dem haben ſich auch die übrigen Uni=
berſitäten
anzuſchließen. Doch bei der Wichtigkeit des Faches
bleibt der Beſuch der Philoſophievorleſungen für alle Studenten
der Geiſtes= und Naturwiſſenſchaften nach wie vor erwünſcht.
Vor allem weiſt Dr. Ruſt darauf hin, daß die Doktorprüfung
dem Nachweiſe dienen muß, ob und inwieweit der Bewerber
für die Doktorwürde die großen Zuſammenhänge ſieht, die ſein
Arbeitsgebiet mit Volk und Staat ſowie den großen Linien des
Wiſſens und Strebens ſeiner Zeit verbindet.
Der Wahlkerror der Litauer geht weiker.
DNB. Memel, 12. September.
Gerichtsdirektor Dr. Treichler, der Kandidat der memel=
ländiſchen
Einheitsliſte, wurde jetzt durch die litauiſchen Behör=
den
ebenfalls die litauiſche Staatsangehörigkeit entzogen. Er
iſt damit des aktiven und paſſiven Wahlrechtes beraubt worden.
Von den 29 Kandidaten der memelländiſchen Einheitsliſte ſind
ſomit insgeſamt 4 Kandidaten, nämlich nach Dr. Schreiber, Dr.
Brindlinger, dem Landwirt Trauſchies nun auch Dr. Treichler
ſeitens der litauiſchen Behörden geſtrichen worden.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 252 Seite 3

Eigants tehies Bert.
Das Echo zur Rede des engliſchen Außenminiſters Hoare. Volle Zuſtimmung in London. Die Pariſer
Preſſe iſt nicht zufrieden. Scharfe italieniſche Angriffe. Kriegsvorbereilungen am laufenden Band.

Die Skunde der Enkſcheidung.

Die Rede des engliſchen Außenminiſters in Genf zum italie=
niſch
=abeſſiniſchen Konflikt hat überall eine gewaltige Reſonanz
ausgelöſt. Sie hat unzweifelhaft die Kräfte, die den Völkerbund
erhalten wollen, verſtärkt, weil ſie in ihrer phraſenarmen Nüch=
ternheit
die Gefahren des Abgrundes, vor dem man in Genf und
vor dem ganz Europa ſteht, erkennen ließ.
Es iſt vielleicht eine grimmige Ironie der Weltgeſchichte, daß
gerade ein engliſcher Miniſter das alles ſagen mußte, denn letzten
Endes iſt Italien in ſeiner Haltung gegenüber Abeſſinien nur dem
Beiſpiel gefolgt, das England bei der Zuſammenraffung ſeines
Weltreiches gegeben hat, und es iſt ebenſo ſicher, daß die ganze
Kriſe wohl vermieden worden wäre, wenn England und Frank=
reich
im Bewußtſein ihrer eigenen kolonialen Saturiertheit etwas
weniger halsſtarrig geweſen wären. Aber die Dinge ſind heute
ſchon ſoweit gediehen, daß irgendwelche rückſchauenden Betrachtungen
keinen Sinn mehr haben. Es kann ſich heute nur darum handeln,
klar zu erkennen, wo wir ſtehen,
und darüber iſt nach dieſer Rede des engliſchen Außenminiſters
volle Deutlichkeit geſchaffen worden.
England hat entſchloſſenen Widerſtand
gegen alle unprovizierten Angriffshandlun=
gen
proklamiert, iſt alſo darauf feſtgelegt, daß es in Genf,
in dem Augenblick, wo Italien angreifen ſollte, den Antrag auf
Sanktionen ſtellen muß, und es iſt eigentlich auch darauf feſt=
gelegt
, daß es den Völkerbund verläßt, wenn es mit ſeinem An=
trag
nicht durchdringt. Es iſt jetzt Klarheit darüber geſchaffen, daß
die letzte Stunde des Völkerbundes geſchlagen hat, wenn er auch
diesmal verſagt.
Ob Genfverſagt, liegt im weſentlichen in der
Hand Frankreichs. Daß die Italiener über Hoares Rede
empört ſind und ſie ganz ſchmucklos ein Denkmal der Heuchelei
nennen, iſt ſchließlich verſtändlich. Bei den Italienern aber
liegt die Entſcheidung nun doch inſoweit, als ſie beſtimmen,
wann die Gewehre losgehen. Dieſe Gefahr zu verhin=
dern
hat allein Frankreich die Macht, je nachdem es ſich offen für
den italieniſchen oder engliſchen Standpunkt bekennt. Hoare hat
es verſtanden, die Verantwortung für das Kommende den Fran=
zoſen
zuzuſchieben und Laval fühlt die Schwere dieſer Verantwor=
tung
unzweifelhaft. Sie iſt für ihn von grundſätzlicher und auch
perſönlicher Art. An ſich würde ja die franzöſiſche Politik bei ihrer
Zuſtimmung zu den Grundſätzen Hoares auf ihre Koſten kommen.
Es iſt ſchon etwas Wahres daran, wenn Herriot nach der Rede
Hoares geſagt hat, jetzt ſei ja endlich der Zuſtand er=
reicht
, den er 1924 angeſtrebt habe, worauf der eng=
liſche
Außenminiſter antwortete Wenigſtens zu 50 Pro=
zent
. Dieſe Rede kann zum mindeſten der Anfang einer Rück=
kehr
zum Genfer Protokoll von 1924 ſein und wir ſind uns nicht
ganz ſicher:

Bedeutende Neuernennungen in der Wehrmacht.

Der Chef des Wehrmachtamtes im
Reichskriegsminiſterium, Generalmajor
v. Reichenau (Mitte), wurde mit
Wirkung vom 1. Oktober ab zum Kom=
mandierenden
General des 7. Armee=
korps
und Befehlshaber im Wehrkreis
UII ernannt. Der bisherige Kom=
mandierende
General des 7. Armee=
korps
, General der Infanterie Adam
(rechts), wurde Kommandeur der neu=
geſchaffenen
Wehrmachts=Akademie.
Als Nachfolger für Generalmajor von
Reichenau tritt Generalmajor Kei=
tel
(links), der bisherige Infanterie=
führer
VI, auf den Poſten des Wehr=
machtsamtes
im Reichskriegsminiſte=
rium
. (Scherl=Bilderdienſt=M.)

ob nicht Hoare zwiſchen den Zeilen, ein Angebot gemacht
haben will, das den franzöſiſchen Sicherheitswünſchen auf
Koſten des mittleren Europa ſehr weit entgegenkommt.
Das Eigenartige daran iſt nur, daß Laval davon kaum Ge=
brauch
machen kann. Es iſt ja nachgerade ein öffentliches Geheim=
nis
, daß Laval, als er im Januar dieſes Jahres Muſſolini be=
ſuchte
, den Italienern weitgehende Zugeſtändniſſe machte und
ihnen für ihre Expanſionspolitik gegenüber Abeſſinien freie Hand
ließ, nicht nur um die Italiener für die franzöſiſche Europapolitik
zu gewinnen, ſondern auch um den italieniſchen Ehrgeiz von den
franzöſiſchen Kolonien im Mittelmeer abzulenken. Jedenfalls iſt
Laval moraliſch gebunden, wenn auch ſeine Verſprechen vielleicht
juriſtiſch und protokollariſch nicht unanfechtbar ſind. Die römiſchen
Zeitungen drohen bereits, daß
Muſſolini bei einem weiteren Widerſtand Lavals die Auf=
zeichnungen
über die römiſchen Geſpräche veröffentlichen
würde.
Dies wäre für Laval eine ſchwere Bloßſtellung. Nicht unwahr=
ſcheinlich
deshalb, daß es zutrifft, wenn behauptet wird, Laval
hätte einen letzten Appell an Muſſolini gerichtet,
um ihn zu veranlaſſen, dies zurückzuſtellen mit dem Hinzufügen,
daß er ſonſt als Miniſterpräſident zurücktreten müſſe, um einem
Kabinett Herriot Platz zu machen. Laval hat ſich alſo
in ſeiner eigenen Schlinge gefangen, und deshalb iſt die Löſung
der Genfer Probleme doppelt ſchwierig geworden.
Es kann ſein, daß Laval dabei über Bord geht. Aber ſelbſt
dieſe perſönliche Frage iſt von untergeordneter Bedeutung gegen=
über
der Tatſache, daß nun in den nächſten Tagen mit
der Entwicklungdes italieniſch=abeſſiniſchen Kon=
fliktes
über die Zukunft des Völkerbundes und
die Neuorientierung der europäiſchen Mächte=
gruppierung
gewürfelt wird. In Deutſchland wird
man dieſe Vorgänge mit der geſpannteſten Aufmerkſamkeit ver=
folgen
dürfen.
Zuſtimmung der Londoner Bläfker.
EP. London, 12. September.
Noch nie iſt die Rede eines engliſchen Staatsmannes in Genf
hier mit ſo einmütigem Beifall aufgenommen worden, wie die
geſtrigen Ausführungen Sir Samuel Hoares vor der Vollver=
ſammlung
des Völkerbunds. So verſchieden eingeſtellte Blätter
wie die Times und der Daily Herald betonen heute überein=
ſtimmend
, daß der Außenminiſter geſtern nicht nur den Stand=
punkt
der engliſchen Regierung, ſondern des geſamten engliſchen
Volkes vertreten habe. Mit Ausnahme der Daily Mail, die
in Englands Völkerbundspolitik eine Gefahr ſieht, gibt es heute
kein einziges Blatt, das den von dem Außenminiſter geſtern in
Genf vertretenen Standpunkt nicht vorbehaltlos billigen würde.
Es herrſcht allgemeine Uebereinſtimmung darüber, daß Ita=
lien
durch dieſe geſchickte Rede vollſtändig iſoliert ſei, und daß,
wenn es nicht noch in letzter Minute zurückweichen ſollte, Eng=
land
in Genf Sanktionen beantragen und auch durchſetzen würde.
Die Times bemerkt dazu, daß, wenn Sir Samuel Hoare ſich zu
der Frage der Sanktionen nicht eingehend geäußert habe, dies
vor allem darauf zurückzuführen ſei, daß vorläufig noch kein An=
griff
erfolgt ſei, daß der Außenminiſter zugleich aber auch Eng=
lands
Verpflichtung zur Teilnahme an einer Kollektiv=Aktion ge=
nügend
klar umriſſen habe. Wenn die Laſt von Sanktionen ge=
tragen
werden muß, ſchreibt das halbamtliche Blatt, wird ſich
England dieſer Verpflichtung nicht entziehen. Das iſt der eng=
liſche
Standpunkt, und an dieſem Standpunkt wird ſich kaum
etwas ändern, ſolange nach den Worten Sir Samuel Hoares der
Völkerbund eine Tatſache bleibt und die Brücke zwiſchen England
und dem europäiſchen Kontinent intakt bleibt. Weiter unter=
ſtreicht
die Times die große Bedeutung des Angebots Englands,
über eine Neuverteilung der Rohſtoffe der Welt zu verhandeln,
betont jedoch gleichzeitig, daß dieſes Ziel durch die Uebertragung
von Kolonien von einem Land zum anderen Land nicht erreicht
werden könne, wie auch das Problem der Uebervölkerung nicht
durch Siedlung allein gelöſt werden könne. Immerhin, ſo fügt
das halbamtliche Blatt hinzu, ſei die engliſche Regierung bereit,
dieſe zwei Fragen mit anderen Regierungen zu beraten und einem
internationalen Ausſchuß von Sachverſtändigen zu unterbreiten.

nationalen Genius huldigen, rufen wir den großen Geiſt der
ſchöpferiſchen Kraft der Vergangenheit her in unſere Gegenwart.
An ſolchen höheren Aufgaben aber werden die Menſchen wachſen,
und wir haben kein Recht, zu zweifeln, daß, wenn uns der
Allmächtige den Mut gibt, Unſterbliches zu fordern, er unſerem
Volk die Kraft geben wird, Unſterbliches zu erfüllen. Die
Größe der Gegenwart wird man einſt meſſen nach den Ewig=
keitswerten
, die ſie hinterläßt. Nur dann wird Deutſchland eine
neue Blüte ſeiner Kunſt erleben und unſer Volk das Bewußt=
ſein
ſeiner höheren Beſtimmung.
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus Donnerstag, 12. September:
Johann Skrauß: Die Tänzerin Fanny Elßler."
Der Wiederaufnahme der hübſchen Operette, deren Muſik
dem Nachlaß von Johann Strauß entſtammt, war der gleiche
freudige und berechtigte Erfolg beſchert wie jeder ſeitherigen Auf=
führung
des liebenswürdigen Werkes. Im Mittelpunkt des In=
tereſſes
ſtanden wieder Regina Harre, die graziöſe, geiſt=
volle
Darſtellerin, deren Stimme voll feinſter Kultur und
Ausdrucksfähigkeit iſt, und Hermann Schmid=Berikoven,
deſſen prachtvoller lyriſcher Tenor in einer Natürlichkeit,
Selbſtverſtändlichkeit und Friſche quillt, daß es eine Freude
iſt, ihn zu hören. Auch Eugen Vogt als vorzüglich
char. ri erter Fürſt Eſterhazy und Ullrich Verden, ils
Vater der Titelheldin mit ſeinem gemütvollen Humor, ſind noch
vom Vorjahr in beſter Erinnerung. Neu lernten wir kennen
Grete Welz, die an Stelle von Hede Borowſki die Minna ſang.
Eine recht hübſche Stimme, anziehendes Spiel und recht vorteil=
hafte
Bühnenerſcheinung machen die Künſtlerin ſehr ſympathiſch,
u d ſie hatte das Glück, gleich bei ihrem erſten Auftreten ſich die
Herzen der Hörer zu erobern. Ganz entzückend klangen wieder das
Duett Jeden Tag ein neues Feſt, in dem die beiden ſchönen
Stimmen miteinander wetteiferten. Gerade dieſes Stück iſt aber
auch von beſonderer kammermuſikartiger Feinheit und Grazie. Ihr
Partner Heinz Albrecht Marcks als Dominik gefiel ebenfalls
regt gut Seine Tenorſtimme klingt noch nicht immer ganz frei,
und auch darſtelleriſch ging er noch nicht ſo aus ſich heraus wie ſein
Vorgänger, aber ein erſtes Auftreten auf einer neuen Bühne
bringt faſt ſelbſtverſtändlich kleine Hemmungen mit ſich, die ſpä=
ter
verſchwinden. Die geſangloſe, wichtige Rolle des Hofrats von
Gentz ſpielte Carl Raddatz recht gewandt, wenn er auch nicht
ſo zu charakteriſieren und im Mittelpunkt der Handlung zu ſtehen

vermochte wie ſein Vorgänger. Neu ſchien uns auch Anneliſe
Ritter=Kämpfe als Madame d’Argylle zu ſein, die ſich eben=
ſo
wie der Herzog von Reichſtadt des Hans Pfeiffer recht gut
einfügte.
Ferner ſtellte ſich ein neues Tänzerpaar den Darmſtädtern
vor. Die graziöſe und ſehr vorteilhaft ausſehende Irmgard =
diger
wird es im Anfang nicht ganz leicht haben, Li Tiſſa Ihlen=
feld
vergeſſen zu machen, die ſich durch ihre beſonders fein ge=
artete
Kunſt größter Beliebtheit erfreute, während uns Andreas
Vollpert tänzeriſch bei dieſem erſten Eindruck ſeinem Vorgänger
Böhm nahezukommen ſchien. Die von Alice Zicklerſogeſchmackvoll
einſtudierten Tänze erwieſen ſich auch heute wieder als äußerſt
wirkungsvoll. Franz Herburger leitete die Aufführung mit ſei=
nem
feinen Fingerſpitzengefühl, für den Stil des Werks bald
liebenswürdig, bald ſchmiſſig, immer ſeine Aufgabe in vollſtem
Maße beherrſchend und den Singenden möglichſt Freiheit laſſend.
Wirklich, dieſe Darmſtädter Wiedergabe des Werkes kann ſich
F.9.
ſehen und hören laſſen!
* Die neue Spielzeit des Mannheimer Nakional=
kheakers
.
Daß das Mannheimer Nationaltheater einen berechtigten, in
der Seele der Mannheimer wurzelnden feſten Platz hat, beweiſen
die zahlreich eingegangenen Mieten für die neue Spielzeit. Allen
Kunſtanſprüchen genügend, die das Theater in der Gegenwart
ſtellt, hat die Führung der traditionsreichen Schillerbühne, ein
Programm umriſſen, das einen Zuſammenklang von Spielplan,
Regie. Enſemble verſpricht. Neue Kräfte ſind verpflichtet worden,
die in perſönlichſter Hingabe den äußerſten Willen zum äußerſten
künſtleriſchen Einſatz bekunden dürften.
Von froheſter Laune durchlacht, wiewohl ſich unter der humor=
vollen
Darbietung eine ſeltſame Miſchung von Komik und Tragik
verbarg, war der Auftakt der Spielzeit: die Komödie Seiner
Gnaden Teſtament von Hialmar Bergman, des 1930 in
Berlin verſtorbenen ſchwediſchen Romanſchriftſtellers, auf deſſen
dramatiſche Arbeiten man in den letzten Jahren auch in Deutſch=
land
aufmerkſam geworden iſt. Hat die Enterbungsgeſchichte, die
ſich da zwiſchen einem ſchrulligen Baron Roger und ſeiner bos=
haft
=biſſigen Schweſter abſpielt, auch manche Flachheiten, man ver=
gaß
ſie ob der hervorragenden Aufführung. Die Spielleitung
Hans Carl Müller führte den Erſtaufführungsabend zu einem
unleugbaren Erfolg, an dem auch die außerordentlich wirkſame
Bühnenbildregie von Friedrich Kalbfuß höchſten Anteil hatte.
Rudolf Klix, in der Rolle von Seiner Gnaden, gab das abſon=
derliche
Weſen des alten Barons einzigartig. Völlig aufgehend
in ihrer Geſtaltung auch Hermine Ziegler, als erbſchleicheriſche
Dompropſtin, die man geſehen und gehört haben muß.
Volle Durchſchlagskraft bewies das Volksſtück Hockewan=
zel
von H. Ch. Kaergel, das weitere Eröffnungsſtück der Spiel=

zeit, das nicht nur Fröhlichkeit weckte, ſondern auch den Blick auf
die Leiden des Sudetendeutſchtums lenkte. Das Miterleben an
dem Schickſal des einſt zu Napoleons Zeiten an Schleſiens Grenze
um ſein Deutſchtum kämpfenden Dechanten hielt beim vollbeſetz=
ten
Hauſe an, bis der Vorhang fiel. Kein Wunder, wo ſolche
tiefe Schau des Dichters in das Herz des Volkes vorhanden iſt,
kein Wunder auch, wenn die Geſtalt des Wenzel Hocke ſo dar=
geboten
wird, wie es durch Hans Finohr geſchah.
Dr. Konrad Ott.

* Der große Duden Bildwörkerbuch.
Der Duden, der im Vorjahr eine willkommene Erweiterung
durch das Stil=Wörterbuch erfuhr, bringt einen neuen Band 17
als Bildwörterbuch der deutſchen Sprache heraus.
der zu einem ganz ausgezeichneten inſtruktiven Nachſchlagewerk
wurde. Alles, was an ſprachlicher Ausdeutung noch irgendwie Un=
klarheiten
ließ, wird durch Bildtafeln erläutert, die in ihrer
klaren und eindringlichen Art, auf Tafeln in Farbendruck und in
lebendigen Zeichnungen mit genaueſten Erläuterungen beiſpiel=
gebend
ſind.
Viele tauſend Gegenſtände kennen wir dem Ausſehen nach,
ihre genaue Benennung mill=
ner
nicht. Selbſt in der näch=
ſten
häuslichen Umgebung finden wir mancherlei, was wir nicht.
richtig bezeichnen können, wieviel mehr in den verſchiedenen
Handwerken, Sportarten, in Kunſt, Natur und Technik, im
Brauchtum uſw. Andererſeits gibt es viele Dinge, die wir dem
Namen nach kennen, über deren Ausſehen, Unterſcheidungsmerk=
male
und Verwendungszwecke wir aber nur unklare Vorſtellungen
haben. Für dieſe und unzählige andere Wörter iſt das Bild die
klarſte einfachſte, häufig ſogar einzig mögliche Erläuterung. Des=
halb
iſt dieſes Bildwörterbuch notwendiger Beſtandteil des Gro=
ßen
Duden: Es dient nicht nur der Belehrung, ſondern auch der
Unterhaltung und der Beluſtigung von alt und jung und vermit=
telt
ungeahnte Entdeckerfreuden.
Auf den Tafeln iſt das bildlich darſtellbare Wortgut der deut=
ſchen
Sprache in 12 Gruppen zuſammengefaßt: 1. Menſch, Familie.
Heim (45 Tafeln.) 2. Arbeit und Beruf; Landwirtſchaft Forſt=
wirtſchaft
, Fiſcherei; Gewerbe (82 Tafeln) 3. Freizeit; Körper=
liche
Ertüchtigung, Erholung, Unterhaltung (28 Tafeln).
4. Wiſſen, Forſchen künſtleriſches Schaffen (28 Tafeln).
5. Glaube (15 Tafeln). 6. Staat (34 Tafeln) 7. Gemein=
weſen
: Stadt und Dorf (16 Tafeln). 8. Wirtſchaft und Verkehr
(34 Tafeln).
10. Land und
9. Vergangenes (7 Tafeln).
Leute: Völker= und Volkskunde (22 Tafeln). 11. Tier und
Pflanze (27 Tafeln).
12. Erde und Weltall (10 Tafeln)
Ein Regiſter mit 21 000 Stichwörtern erleichtert das Auffinden.
***
*) Der
Duden, Bildwörterbuch der deut=
ſchen
Sprache bearbeitet von der Fachſchriftleitung des Biblio=
graphiſchen
Inſtituts, herausgegeben von Dr. Otto Basler, 808
Seiten mit 342 Bildtafeln in Strichätzung und 6 Farbentafeln.
In Ganzleinen

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. September 1935

Die große Freundſchaftsprobe‟

Wlornate v Manim veſuloort Labal.
DNB. Rom, 11. September.
Das halbamtliche Giornale d’Italia richtet in einem
Leitartikel unter der Ueberſchrift Herr Laval in Genf einen
dringenden Appell an den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten, ſeine
bisherige politiſche Linie im abeſſiniſchen Streitfall nicht auf=
zugeben
. Eindringlich erinnert das Blatt daran, daß nach 15
Jahren des Mißverſtehens und der Kälte zwiſchen Italien und
Frankreich zum größten Teil durch das perſönliche Bemühen
Lavals eine neue Freundſchaft zwiſchen den beiden Nachbar=
nationen
geſchaffen worden ſei, die nicht nur doktrinären und
ſentimentalen Wert habe, ſondern auf gemeinſamer europäiſcher
Auffaſſung begründet ſei. Heute ſei der Augenblick einer erſten
großen Probe dieſer Freundſchaft da. Italien ſehe dieſer Probe
mit Ruhe und Gleichmut entgegen. Die Elemente, die ſich dieſer
für ein ſtarkes Kontinentaleuropa ſo wichtigen Freundſchaft ent=
gegenſetzten
, vor allen Dingen die Befürworter der Sühnemaß=
nahmen
, ſähen ſchon mit Freuden einem Zuſammenbruch der
freundſchaftlichen Beziehungen Frankreichs und Italiens entgegen.
Die engliſche Regierung ſuche Frankreich vor die Entſcheidung
zu ſtellen, entweder gemeinſame Sache mit England gegen Ita=
lien
zu machen, oder eine Iſolierung Englands von Europa
vorzunehmen. Ein Teil der franzöſiſchen Preſſe laſſe ſich ſchon
für dieſes gefährliche Spiel gewinnen und erkläre in unmiß=
verſtändlicher
Sprache, daß, falls England Sühnemaßnahmen an=
wenden
ſollte, Frankreich an ſeiner Seite marſchieren müſſe. Das
Blatt glaubt Laval weiter dringend empfehlen zu können, ſich
ſtark zu überlegen welchen Wert die engliſche Außenpolitik
augenblicklich für Frankreich habe.
Keine Ankwork Aloiſis auf die Rede
des engliſchen Außenminiſters.
DNB. Rom, 12. September.
Die Rede des engliſchen Außenminiſters in der Völkerbunds=
verſammlung
kann, wie in hieſigen unterrichteten Kreiſen ver=
ſichert
wird, an der Haltung Italiens in der abeſſiniſchen Frage
nichts ändern.
Eine Beantwortung der Rede des engliſchen Außenminiſters
durch Aloiſi vor der Völkerbundsverſammlung komme, ſo wird
von zuſtändiger Seite weiter erklärt, nicht in Frage. Italien
werde den Verlauf der Beratungen des Fünfer=Ausſchuſſes ab=
warten
und dann im Sinne der von Aloiſi im Völkerbundsrat
verlangten vollen Handlungsfreiheit gegenüber Abeſſinien ſeine
Entſcheidungen treffen.
Die ikalieniſche Preſſe gegen Hoare.
EP. Rom, 12. September.
Die Rede des engliſchen Außenminiſters Sir Samuel Hoare
vor der Völkerbundsverſammlung in Genf hat in Rom einen ſehr
ungünſtigen Eindruck gemacht und die Verſtimmung gegen Eng=
land
vergrößert. Dieſe Verſtimmung ſpricht ſchon aus den Ueber=
ſchriften
, unter denen die Rede wiedergegeben wird. Die Kommen=
tare
zu der Rede ſind durchweg in ſcharfem Ton gehalten und ſtel=
len
neue heftige Angriffe gegen England dar.
Das offiziöſe Giornale d’Italia überſchreibt ſeinen Bericht
mit den Worten: In einer langen und vagen Rede beſtätigt
Hoare die unnachgiebige Haltung Englands. Das Blatt erklärt,
dieſe Rede ſei geeignet, die Lage noch ernſter zu geſtalten.
Lavoro Fasciſta überſchreibt ſeinen Artikel: England ver=
ſchanzt
ſich hinter dem Genfer Pakt und fordert von der Solidari=
tät
der übrigen Mächte ſeine Anwendung gegen die gerechten An=
ſprüche
Italiens‟. Das Blatt bemerkt weiter, der Völkerbund
zeige heute ſein wahres Geſicht als blindes und gehorſames
Werkzeug in den Händen des egoiſtiſchen und unnachgiebigen bri=
tiſchen
Imperialismus.
Die Stampa nennt die Rede ein Denkmal der Heuchelei; die
Rede ſei demagogiſch. Keine redneriſche Geſchicklichkeit könne aber
die Tatſache verwiſchen, daß das britiſche Reich mit Blut aufge=
baut
und erhalten worden ſei. Wenn die Engländer ſo glänzende
Befürworter der Heiligkeit des Völkerbundes und der Gleichbe=
rechtigung
ſeien, könnten ſie jetzt ihre Selbſtloſigkeit ſehr gut zei=
gen
, indem ſie den unterdrückten Völkern Aegyptens, Indiens,
Paläſtinas und Irlands volle Freiheit verleihen und ihre Aus=
beutungskolonien
für die gemeinſame Ziviliſation und Beſiedlung
freigäben. Ihre Predigten würden dann einen anderen Wert er=
halten
. Die Rede des italieniſchen Delegierten ſei die wirkſamſte
Widerlegung der Behauptung Hoares von der Treue Großbritan=
niens
gegenüber dem Völkerbund.
Der Corriere della Sera bezeichnet die Rede Hoares als
eine Aufforderung an Frankreich, den engliſchen Geſichtspunkt hin=
ſichtlich
der Sanktionen gegen Italien anzunehmen, weil ſich Eng=
land
ſonſt von jeder Verpflichtung zu kollektiven Aktionen befreit
betrachten würde. Die durchſichtigen Anſpielungen bezüglich einer
Preisgabe des Paktes von Locarno und der Genfer Solidarität
gingen mit einer eifrigen diplomatiſchen und journaliſtiſchen
Tätigkeit Hand in Hand, um auf Laval einen Druck auszuüben
und ihn auf die Seite Englands zu bringen.
Havas zur Hoare-Rede.
DNB. Paris, 12. September.
Im Hinblick auf die in Paris bisher geübte Zurückhaltung
in der Beurteilung der Hoare=Rede verdient ein Bericht des
Genfer Berichterſtatters der Havas=Agentur beſonderes Intereſſe,

da in ihm augenſcheinlich die Stellungnahme der franzöſiſchen
Abordnung zum Ausdruck kommt. In dem Bericht heißt es u. a.:
Da es dem Fünfer=Ausſchuß bis jetzt nicht gelungen ſei, die
beiden Parteien zu verſöhnen, werde er in Fortführung ſeiner
Arbeiten und Aufgaben einen Bericht über ſeine Arbeiten an
den Völkerbundsrat zur Annahme vorlegen. Wenn ſich dann eine
der beiden Parteien nicht einverſtanden erkläre mit den Ent=
ſchlüſſen
des Völkerbundsrates und zum Kriege übergehe dann
träten ſelbſtverſtändlich gemäß Artikel 16 der Völkerbundsſatzung
wirtſchaftliche und finanzielle Sühnemaßnahmen in Kraft.
Das Pariſer Echo.
EP. Paris, 12. September.
Die Pariſer Morgenpreſſe legt ſich bei Beurteilung der geſt=
rigen
Rede des engliſchen Außenminiſters Sir Samuel Hoare vor
allem die Frage vor, ob ſie dazu beigetragen habe, den italieniſch=
abeſſiniſchen
Streitfall einer friedlichen Löſung näherzubringen
bzw. die Erhaltung des europäiſchen Friedens zu erleichtern. Die
Blätter beantworten dieſe Frage zumeiſt in verneinendem Sinne.
Dabei wird insbeſondere auf die ungünſtige Aufnahme hinge=
wieſen
, die die Erklärungen Hoares in den italieniſchen Kreiſen
gefunden haben. Obwohl der gemäßigte Ton der Rede Anerken=
nung
findet, üben die Blätter an ihrem Inhalt Kritik. In erſter
Linie richtet ſich dieſe gegen die frühere Politik Englands, die
angeblich nicht mit der gleichen Entſchiedenheit auf die Wahrung
des Völkerbunds=Paktes gerichtet geweſen ſei wie gegenwärtig.
Nicht alle engliſchen Regierungen, ſo ſchreibt beiſpielsweiſe der
Matin, hätten in der Vergangenheit ſo wie Sir Samuel Hoare
geſprochen, und niemand könne beſcheinigen, daß alle engliſchen
Regierungen in der Zukunft ſo ſprechen würden wie er. Dieſe
Tatſache mache Frankreich widerſpenſtig und unruhig.
Tieſer Eindruck der Hoare=Rede in Abeſſinien.
DNB. Addis Abeba, 12. September.
Die Rede des britiſchen Außenminiſters in Genf hat in Abeſ=
ſinien
einen tiefen Eindruck gemacht. Sie wird überall durch Flug=
blätter
in amhariſcher Sprache verbreitet. Der Kaiſer ſelbſt
hofft, daß England einen Krieg werde verhindern können. Durch
die Rede ſind die Regierungskreiſe ſo ermutigt worden, daß Abeſ=
ſinien
nunmehr feſtbleiben und keinerlei weitere Konzeſſionen
machen dürfte, als es bisher angeboten. Die in Ausſicht genom=
mene
Rundfunkrede des Kaiſers wird erſt am Freitag erfolgen.
Berichk über die Verkräge zum Suezkanal.
DNB. Kairo, 12. September.
In Kairo fand am Mittwoch eine mehrſtündige Sitzung des
Miniſterrats unter dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten Naſſim
Paſcha ſtatt. Der im Verlauf der Sitzung zugezogene Präſident
des Unterſuchungsausſchuſſes, der ſich mit der Prüfung der
Verträge um den Suezkanal befaßt berichtete über das Ergebnis
ſeiner Unterſuchungen. Ueber dieſe Prüfungen wurde jedoch
nichts verlautet, ebenſowenig wie Beſchlüſſe bekannt gegeben
wurden.
Nach hieſigen Informationen beträgt die Zahl eng=
liſcher
Flugzeuge in Aegypten über 300. In
Alerandrien ſind zwei Flugzeugmutterſchiffe mit je fünf Ge=
ſchwadern
, in Abukir 120 Flugzeuge ſtationiert. 120 ſind für
Manöver im Bereich des Suezkanals vorgeſehen.
Berſtärkung der brikiſchen Malta=Garniſon.
DNB. London, 12. September.
Das britiſche Kriegsminiſterium teilt mit: Angeſichts der
internationalen Lage iſt beſchloſſen worden, die Infanteriegarni=
ſon
in Malta (die 1929 von Truppen, die nach Paläſtina gingen,
entblößt worden iſt), auf die vorgeſehene Stärke zu bringen. Zu
dieſem Zweck werden in Kürze folgende Einheiten nach Malta
geſandt werden: Das 2. Bataillon des Lincolnſhire=Regiments,
das 2. Bataillon der ſüdwaliſiſchen Grenzertruppen, das 1. Batail=
lon
der Kgl. ſchottiſchen Grenzertruppen. Sämtliche Bataillone
liegen zur Zeit in Catterick. Entſprechende Befehle werden aus=
gegeben
.
Addis Abeba ſeiert das Neujahrsfeſt.
Am heutigen Donnerstag beginnt nach dem abeſſiniſchen
Kalender das Jahr 1928. Am Mittwoch feierte die Bevölkerung
der Hauptſtadt Silveſter. Trotz Regen und Gewitter waren die
Straßen bis in die Abendſtunden von einer großen Menge in
neuen weißen Schammas gefüllt; für den Augenblick ſchien die
auf der Hauptſtadt laſtende Kriegsdrohung vergeſſen zu ſein.
Gegen Mitternacht begannen die Gläubigen beim Fachelſchein in
dem durch Addis Abeba fließenden Flüßchen Kabana zu baden,
um dann das neue Jahr mit Tänzen und Feſteſſen zu begehen,
nachdem ſie den ganzen Tag über gefaſtet hatten.
Die kleinen Staaken halken am Völker=
bund
feſt.
DNB. Genf. 12. September.
Die Reden, die Donnerstag vormittag in der öffentlichen
Ausſprache der Völkerbundsverſammlung von den Vertretern
Hollands, Schwedens und Belgiens gehalten wurden, waren von
einer bemerkenswerten Entſchiedenheit hinſichtlich der gegenwär=
tigen
Aufgaben des Völkerbundes gekennzeichnet.

50 Prozenk unker Exiſtenzminimum.
Die Noklage der Bevölkerung in der Tſchechoflowakeii
EP. Prag, 11. September.
Im Sozialpolitiſchen Ausſchuß des Abgeordnetenhauſes gab5
Fürſorgeminiſter Necas ein ernſtes Bild von der Wirtſchaftslage=
in
der Tſchechoſlowakei und von der Not der Arbeitsloſen und dem
Arbeitenden. Der Miniſter erklärte, daß die Wirtſchaftslage ſich
in der Tſchechoſlowakei viel langſamer beſſere als in den meiſtem
anderen von der Kriſe betroffenen Staaten. Wenn nicht die Mili=
tärdienſtzeit
auf zwei Jahre verlängert worden wäre, dann wäre
die Zahl der Arbeitsloſen um einige Zehntauſende höher. Dem
Miniſter gab zu, daß die amtliche Zahl der Arbeitsloſen hintem
der wirklichen zurückbleibe. Intereſſante Einzelheiten teilte er
über den niedrigen Lohnſtand in vielen Gebieten der Tſchechoſlo= mit. So ſagte er, daß der Stundenlohn in der Gablonzem
Induſtrie 1½ Kronen (etwa 15 Pfennig) betrage. In Nordoſt=
böhmen
verdiene ein Glas=Heimarbeiter bei 14ſtündiger Arbeits=
zeit
30 bis 40 Kronen (etwa 3 bis 4 Mark) in der Woche. Dig=
Löhne junger Arbeiterinnen in den Glasſchleifereien ſtellten ſichs
auf 50 bis 70 Heller in der Stunde. Der Lohn der Bauarbeiter
betrage oft nur eine Krone in der Stunde. Auch in der Metall=
induſtrie
erhielten Facharbeiter oft nur 1½ Kronen Stundenlohn.
Zur Beſſerung der Lage hält der Miniſter große öffentliche Finan=
zierungen
, eine ausgiebige Förderung der Bautätigkeit und die
Anſiedlung Arbeitsloſer und Kurzarbeiter am Rande größeren
Städte für notwendig. Bei der Durchführung der grundſätzlich be=
ſchloſſenen
Küzung der Arbeitszeit auf 40 Stunden wöchentlich
würden 60 000 bis 150 000 Menſchen wieder in den Arbeitsprozeß
eingereiht werden.
Schließlich erklärte der Miniſter, daß die halbe Bevölkerungs
in der Tſchechoſlowakei nicht einmal das Exiſtenzminimum, dass
ſind 6000 Kronen jährlich, habe. Die neue Teuerung belaſte die
kleinen Familien mit vollen zehn Prozent ihres Einkommens.
Das erſte abeſſiniſche Frauenbataillon marſchbereil.
EP. London, 12. September.
Das mit Zuſtimmung des Kaiſers zuſammengeſtellte und
ausgebildete erſte Frauenbataillon iſt nunmehr marſchfertig und
ſoll bereits in den nächſten Tagen an die Front abgehen. Das
Bataillon ſteht unter dem Kommando einer reichen jungen
Abeſſinierin, Fräulein Tſcharkoß, die eine europäiſche Khaki= Uni=
form
mit rotem Umhang trägt. Bisher haben ſich zu dieſem
Bataillon bereits über 1000 Frauen gemeldet, doch werden nur
diejenigen eingereiht und an die Front geſchickt, die den An=
ſtrengungen
eines Feldzuges in jeder Hinſicht gewachſen ſind.
Die Angehörigen des Frauenbataillons ſind ausgerüſtet mit Re=
volvern
und Mauſergewehren.
Fremde Milikärs im abeſſiniſchen Heer.
Wie der Daily Telegraph aus Addis Abeba meldet, iſt das
bisher beſtehende Verbot der Einſtellung fremder Soldaten und
Offiziere in die abeſſiniſche Armee vom Kaiſer aufgehoben wor=
den. Die ſchwediſchen und belgiſchen Militärmiſſionen, die von
der Regierung unterhalten wurden und inzwiſchen abgerufen
worden ſind, werden, ſoweit ſie nicht der Abberufung Folge lei=
ſten
, vom Kriegsminiſterium übernommen und ins Heer einge=
reiht
werden. Außerdem werden noch 14 belgiſche Reſerveoffiziere
und 20 ſchweizeriſche Techniker erwartet. Die Belgier ſollen als
Infanterie=Inſtrukteure Verwendung finden, während die Schwei=
zer
zur Ausbildung der Luftbatterien beſtimmt ſind und gleichzei=
tig
auch die Aufgabe haben, die Luftabwehrgeſchütze in Ordnung
zu halten.
Vom Tage.
Im Reichsgeſetzblatt Nr. 99 wird das Geſetz über die Rhein=
ſchiffahrtsgerichte
vom 5. September 1935 veröffentlicht.
Mitteilungen der ausländiſchen Preſſe über einen angeblichen
Empfang deutſcher Journaliſten durch Reichsbankpräſident Dr.
Schacht und bei dieſer Gelegenheit von ihm gemachte Mitteilun=
gne
ſind frei erfunden. Der Empfang hat überhaupt nicht ſtatt=
gefunden
.
Das engliſche Luftfahrtminiſterium teilt die Aufſtellung von
fünf neuen Geſchwadern ſchwerer Bombenflugzeuge mit. Sie wer=
den
ſämtlich der weſtlichen Flugdiviſion zugeteilt.
Nach einer Meldung der Zeitung Ahram ſind auf dem
Flugplatz von Abukir (Unterägypten) insgeſamt 300 Militärflug=
zeuge
aus England eingetroffen.
Nach einer amtlichen Mitteilung der römiſchen Gazetta Uffi=
ziale
werden in dieſem Jahre ſämtliche Reſerveunteroffiziere der
Infanterie und der Artillerie aus den Jahrgängen 1900, bis 1910
für 23 Tage unter die Waffen gerufen.
Im Amtsblatt wird eine Verordnung der Regierung ver=
öffentlicht
, durch die die Ausfuhr von Kriegsmaterial aus Frank=
reich
geregelt wird. Die Ausfuhr beſtimmter, in einem Anhang
aufgezählter Kriegsmaterialien wird einer vorläufigen Regelung
unterworfen.
Der ungariſche Terroriſt Budai Koloman, der vor einigen
Tagen bei der Durchreiſe des jugoſlawiſchen Miniſterpräſidenten
Stojadinowitſch in einem Hotel in Mülhauſen i. E. verhaftet wor=
den
war, iſt in Freiheit geſetzt worden, da keine beſtimmte An=
klage
gegen ihn erhoben werden konnte. Koloman iſt jedoch als
unerwünſchter Ausländer über die franzöſiſche Grenze nach Luxem=
burg
abgeſchoben worden.
Aus Athen wird gemeldet, daß das Datum der Volksabſtime
mung über die Frage des Regimes in Griechenland auf den
27. Oktober feſtgeſetzt worden iſt.
Im Verlaufe einer Ausſprache kam es am Mittwoch nachmit=
tag
in der mexikaniſchen Kammer zu einer Schießerei. Die Bera=
tung
über die Reform der Geſchäftsordnung führte zu ſo erregten
Auseinanderſetzungen, daß ein Abgeordneter einen Revolver zog
und mehrere Schüſſe abgab. Es entſtand ein wilder Tumult und
eine allgemeine Schießerei. Zwei Abgeordnete erlitten ſchwere
Verletzungen. Einer iſt geſtorben.

d Berg

Schreib=
maſchine

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Gold, Silber, überhaupt Metall
zu putzen iſt ein ſchwerer Fall.
Zigarrenaſche hilft dabei,
machſt mit Petroleum du Brei.
Haſt du ihn ſorgſam aufgerieben
mit lauem Waſſer dann vertrieben
poliere nach mit weißem Lappen.
Probier’s einmal es wird ſchon klappen.
Fleckige und blinde Metallgegenſtände ſind immer
unanſehnlich. Blitzen ſie dagegen, ſo lacht das Herz
der Hausfrau und auch des Liebhabers von Schmuck=
gegenſtänden
, wenn du einen Teil verkaufen willſt.
Der Käufer meldet ſich gleich auf eine
Kleinanzeige.

Beſchluß

in dem Vergleichsverfahren über das Vermögen
der offenen Handelsgeſellſchaft J. Rühl. Hof=
ſpengler
, Inhaber K. Rühl und Th. Lang, Speng=
lerei
und Inſtallationen in Darmſtadt, Saalbau=
ſtraße
24:
1. Der in dem Vergleichstermin vom 28. Auguſt
1935 angenommene Vergleich wird hierdurch
beſtätigt.
2. Gemäß 8 90 Abſ. 1 Ziff. 2 V.O. wird das
(8167
Verfahren aufgehoben.
Darmſtadt, den 4. September 1935.
Amtsgericht.

Feld= und Waldſchutz.
Auf Grund des 8 129b bis II 2 der Städte=
ordnung
vom 8. Juli 1911 und des Art. 1 II 1 der
erſten heſſiſchen Verordnung zur Durchführung der
Deutſchen Gemeindeordnung vom 1. April 1935
wird der Verkehr auf allen Feld= und Waldwegen
der Gemarkung Darmſtadt vom Tage der Veröffent=
ichung
dieſer Bekanntmachung ab mit Anbruch der
Dunkelheit bis 6 Uhr vormittags ſtrengſtens unter=
ſagt
. Zuwiderhandlungen werden auf Grund der
Verordnung über Vermögensſtrafen und Bußen
vom 6. Februar 1924 mit einer Geldſtrafe bis zu
150. RM. geahndet.
st. 8187
Darmſtadt, den 9. September 1935.
Der Oberbürgermeiſter.
In Vertretung: Kopp, Bürgermeiſter

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

ngeblie y
ſräſdent 4
Mitteilu
nicht ſiu

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 13. September 1935
Verkehrsſtopplampen in der Kirchſtraße.
In der Kirchſtraße in Darmſtadt ſind über der Straßen=
mitte
zwei Verkehrsſtopplampen angebracht. Davon befindet ſich
ine an der Einmündung der Pädagogſtraße, die andere an der
Holzſtraße. Bei einlaufendem Feueralarm treten dieſe Lampen
irn der Weiſe in Tätigkeit, daß die Warnung Achtung, Feuer=
wehr
! in roter Schrift erſcheint. Gleichzeitig ertönt ein Sirenen=
fgnal
, das das Ausrücken der Feuerwehr ankündigt. Die Anlage
lat den Zweck, den ſehr lebhaften Straßenverkehr in der Kirch=
traße
bei einlaufendem Feueralarm zu ſperren, um den ausfah=
jenden
Feuerwehrfahrzeugen ein beſchleunigtes und unbehinder=
tes
Durchfahren der Kirchſtraße zu ermöglichen.
Insbeſondere für Führer von Fahrzeugen jeder Art iſt es
1ringend geboten, die Alarmſignale in der Kirchſtraße bei Feuer=
(larm nicht zu überfahren und die Ausfahrt der Feuerwehr
gegenüber der Pädagogſtraße ſowie die Einmündung der Kirch=
ſtraße
am Marktplatz unbedingt freizuhalten, da ſonſt mit Ver=
kehrsunfällen
und darüber hinaus mit außerordentlich hohen
Polizeiſtrafen zu rechnen iſt.
Mit der Ausfahrt der Feuerwehr iſt innerhalb von 20 bis
30 Sekunden nach dem erſten Sirenenſignal zu rechnen. Befinden
ſich Fahrzeuge hinter der Stopplampe an der Pädagogſtraße bei
Feueralarm in Fahrt, ſo ſollen ſie die Fahrt unter Benutzung
der äußerſten rechten Fahrſtraßenſeite beſchleunigt fortſetzen oder
unter Berückſichtigung der Straßenbreite halten.
Auch im übrigen Stadtgebiet iſt der ausrückenden Feuerwehr
Platz zu machen. Es liegt Veranlaſſung vor, darauf hinzuweiſen,
daß dieſe Selbſtverſtändlichkeit von vielen Volksgenoſſen nicht
leachtet wird.
Skernwanderung
des Deukſchen und Oeſterreichiſchen Alpenvereins,
Sektion Darmſtadt Sektion Starkenburg.
Wenn die Ferienreiſenden zurückgefunden zum bäuslichen
Herd, dann gibt es ein großes Treffen: Sternwanderung des
Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpenvereins.
Von Nord und Süd, von Oſt und Weſt ſtrömen die
Sektionsmitglieder herbei. Viel wiſſen ſie zu erzählen von
Menſchen und Ländern, die ſie auf ihrer Reiſe kennen gelernt.
Aber darin ſind ſie ſich alle einig: Wie ſchön iſt doch unſer Oden=
wald
! Mit ſpätſommerlichem Glanz hatte er ſich am Sonntag
herausgeputzt, als ob er es gewußt hätte: heute gilts, heute ſehen
Lich viele mit neuen Augen. Du mußt den Vergleich aushalten mit
Gegenden von tönenderem Klang. Ueber Jugenheim, über die
Kuralpe, den Felsberg, wo kurz geraſtet wurde, marſchierten die
bieſigen Sektionen unter der Führung Starkenburgs nach dem
Melibokus. Immer wieder begeiſtert der Tiefblick von dieſer
Höhe und die Trillerpfeife des Leiters muß die Naturſchwärmer
zum Weitergehen mahnen. Mit den Frankfurtern, ſtattlich an
Zahl, den Wormſern, Wiesbadenern, geht es gemeinſam zum Als=
bacher
Schloß. Wer wird ſich den Rundblick vom Ausſichtsturm
verſagen?! Es geht ſich herrlich in ſeptemberlicher Friſche durch
den ſonnengeſprenkelten Wald. Nur zu raſch iſt Zwingenberg,
das Ziel der Wanderung erreicht. Die weitere Führung über=
nimmt
jetzt die Sektion Worms. Der Vorſitzende begrüßt herzlich
die Bergkameraden, zeichnet in knappen Strichen Zweck und Not=
wendigkeit
des Treffens. Ein Sieg=Heil auf unſeren Führer be=
ſchließt
die warmen Worte. Ferne Frankfurter Freunde ſenden
Grüße und Wünſche für einen frohen Verlauf der Stunden. Um
den Frohſinn anzukurbeln, beginnt der Senior der Wormſer,
Herr Janſon, mit Dichtungen in Pfälzer Mundart. Sie ſcheinen
der Jungbrunnen zu ſein, aus dem der 77=Jährige ſchönft. Wohl
ſteht es dem weißumbarteten Munde, Humor in die Geſellſchaft
zu tragen, aber auch mahnende Worte an jüngere Wandergefähr=
ten
werden zu dieſer Zeit von dieſen Lippen um ſo eindringlicher
ſein. An einem tragiſchen Begebnis aus ſeinem Leben zeigt er,
wie wichtig es für dem Bergſteiger iſt, die Haſt, das Tempo der
Gegenwart, nicht auf die Höhen zu nehmen. Um in die Atmo=
ſphäre
der Stunde zuruckzufinden, leitet die Muſik geſchickt über
und Robert Schneiders Dialektdichtung: In de Allwe von einem
Darmſtädter Sektionsmitglied vorgetragen, zeigt nun auf andere
Art, was ein Bergſteiger alles beachten muß. Froher Beifall dankt
für die Richtlinien. Bei einem Glas Wein kann man nicht luſtig
ſein, mahnt die temperamentvolle Nachtigall aus Worms. Dieſe
Weiſung und andere neckiſche Lieder fachen die Luſt. Eine Gruppe
zünftiger Offenbächer kommt vom Borſtein. Einige Ausreißer
auch ſolche muß es geben kehren vom Winzerfeſt in Bens=
heim
zurück. Sehr geſchickt hat der jugendliche Wormſer Feſtord=
ner
Muſik= und Tanzfolge gewählt. Die Sternwanderung iſt das
Feſt der Mittelalterlichen die noch gern ein Tänzchen riskieren,
ohne fürchten zu müſſen. mitleidigen Blickes von der Jugend kri=
tiſiert
zu werden. Wer aus ſeiner ſteifen Haut noch nicht heraus
konnte, dem wird bei Marſchpolonaiſe und Wechſeltanz geholfen.
Es iſt die wirkſamſte Art, ſich kennen zu lernen und ſei beſtens
empfohlen. Alte Freunde finden ſich dabei, neue Beziehungen von
Sektion zu Sektion werden geknüpft, ſo daß es allen Feſtteilneh=
mern
aus dem Herzen geſprochen iſt, als der Vorſitzende der Star=
kenburger
warme Worte des Lobes und des Dankes an die Worm=
ſer
richtet für den ſelten ſchönen Tag des Frohſinns und der Ver=
brüderung
. Um 9 Uhr iſt der Saal wie gekehrt. Das Feſt iſt aus!
Die Freude aber begleitet die von allen Sorgen des Alltags ge=
löſte
Geſellſchaft. Glücklich froh klingt das Bergheil von
Bahnſteig zu Bahnſteig. Ein Winken, ein Grüßen herüber, hin=
uber
, daß der ſtille Mond ſeinen Spaß dran hat.
Olga Schmidt.
Straßenſperrung. Während der Beſſunger Kirchweihe,
und zwar vom 14. bis 16. September und vom 21 bis 23 Sep=
tember
1935 wird die Forſtmeiſterſtraße (Einbahnſtraße)
von der Sandberg= bis zur Beſſungerſtraße für den Kraftfahr=
zeug
=, Fuhrwerk= und Radfahrverkehr geſperrt.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landeskheakers.
GROSSES HAUS.
Eröffnung der Spielzeit 1935/36.

Freitag,
13. Sept.

Anfang 20.00 Uhr, Ende 23.00 Uhr Hauptmiete D.
1. Vorſtellung. Der Fliegende Holländer. Roman=
tiſche
Oper von Richard Wagner.

Samstag
14. Sept.

Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.00 Uhr. Hauptmiete E,
1. Vorſtellung. Erſtaufführung: Prinz von Preußen.
Schauſpiel von Hans Schwarz.

Sonntag
15. Sept.

Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.30 Uhr. Außer Miete.
zu ermäßigten Preiſen: Die Tänzerin Fanny
Elßler. Operette von Johann Strauß.

In Vorbereitung:
Gyges und ſein Ring.
Der Barbier von Bagdad
KLEINES HAUS.

Sonntag.

Anfang 19.30 Uhr, Ende nach 21.30 Uhr Außer
Miete. Einmaliges Gaſtſpiel der Engliſh Players:
12. Sept. Richard of Bordeaux. A play by Gordon Daviot.
Heſſiſches Landestheater. Im Großen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters wird heute abend Der fliegende Holländer zum
erſten Male wiederholt, deſſen Neuinſzenierung die neue Spielzeit
am vergangenen Dienstag erfolgreich eröffnete. Morgen abend
findet mit der Erſtaufführung des Schauſpiels Prinz von Preu=
Hen von Hans Schwarz die erſte Schauſpielvorſtellung dieſer
Spielzeit ſtatt. Das neue Werk wurde von Generalintendant
Franz Everth und Max Fritzſche in Szene geſetzt; die Titelrolle,
den Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, ſpielt Jochen Poelzig.

Darmſtädter Ausſtellungen 1935.

Vom Verkehrs= und Preſſeamt wird uns geſchrieben: Niemand
kann ſagen, daß in dem verfloſſenen Sommer in Darmſtadt nichts
los geweſen wäre. Zuerſt fand die Kunſtausſtellung Deutſche
Meiſter in den Ausſtellungshallen auf der Mathildenhöhe
ihre Eröffnung. Dieſe hochbedeutſame Ausſtellung iſt noch bis
zum 6. Oktober zu beſichtigen. Der Beſuch iſt befriedigend,
und es iſt feſtzuſtellen, daß gerade die einfachen Volksgenoſſen,
deren Empfindungswelt noch nicht angekränkelt iſt, ſich rückhalt=
los
hinter dieſe Kunſtſchau ſtellen. Es wäre zu wunſchen, daß
auch andere Schichten unſerer Bevölkerung ſich die Mühe machen
würden, in die Kunſtſchau Deutſche Meiſter hineinzugehen.
Das Heſſiſche Landesmuſeum, deſſen Aktivität auf dem Aus=
ſtellungsweſen
größte Bewunderung und Anerkennung findet, ver=
anſtaltete
eine Schau
Deutſches Glas 2000 Jahre Glasveredelung,
die von weit über 20 000 Menſchen beſucht wurde. Die bedeu=
tendſten
Wiſſenſchaftler der ganzen Erde, beſonders die Glas=
ſpezialiſten
aus Amerika und England haben dieſe einmalige
Ausſtellung rühmend hervorgehoben. Das Heſſ. Landesmuſeum
hat ſich allein mit dieſer Schau ein großes Verdienſt um die kul=
turelle
Bedeutung Darmſtadts erworben. Die mit dieſer Aus=
ſtellung
verbundene Zurſchauſtellung
mittelalterlicher Glasmalereien
in der unterirdiſchen Kirche dauert unentwegt an. Die Sammlung
dieſer Fenſter gehört zu den bedeutendſten Deutſchlands und ſie
hat ſich im Laufe von 2 Jahren zu einem beträchtlichen An=
ziehungspunkt
unſerer Stadt entwickelt. Sie iſt nach wie vor zu
den üblichen Zeiten zu beſichtigen.
Ende Juli wurde die
Jubiläums=Gartenſchau Darmſtadt 1935
eröffnet. Um dieſe Schau, die um einige Tage, d. h. bis in die
Mitte des Septembers verlängert iſt, wurden in Fach= und Laien=
kreiſen
große Geſpräche geführt. Sehr viele Menſchen verſtan=
den
den feinen Sinn dieſer Schau. Nämlich den, zu zeigen, daß
man mit den einfachſten, jedem Volksgenoſſen zugänglichen Mit=
teln
ſein Gärtchen zu einem Ort der Erholu

beſuchte, repräſentativ aufgedonnerte Dinge zu ſehen, der aller=
dings
kam nicht auf ſeine Rechnung. Es iſt wirklich ſo, daß hier
in Darmſtadt zum erſtenmal ſeit der Machtübernahme ein neuer
Ausſtellungstyp für Gartenſchauen geſchaffen wurde, deſſen Be=
währung
von ſeiten der Fachwelt nicht beſtritten wird. Darm=
ſtadt
hat im Jahre 1905 mit ſeiner Gartenbau=Ausſtellung eine
Diskuſſion auf der ganzen Linie entfeſſelt. Es hat damals eine
Bewegung ins Rollen gebracht, die unſern deutſchen Garten aus
der Verſtaubtheit älterer garten=architektoniſcher Geſtaltungskraft
befreite. Die Ausſtellung 1935 hat ganz bewußt der Verarmung
unſeres ganzen Volkes inſofern Rechnung getragen, als ſie alte
Blumen, die ſchon niemand mehr in ſeinem Garten haben wollte,
in neuartiger Anordnung brachte und überraſchende Erſcheinungs=
formen
damit bot. Es iſt ein unvergängliches Verdienſt des Gar=
tenbauvereins
, daß er dieſe neuſchöpferiſche Kraft aufbrachte und
ſich entſchloſſen für die Ziele der Deutſchen Geſellſchaft für Gar=
tenkultur
im Reichsnährſtand eingeſetzt hat.
Am 7. September wurde die
Deutſche Dahlienſchau im Prinz=Emil=Garten
eröffnet. Sie hat ſich in wenigen Tagen zu dem entwickelt, was
man gemeinhin einen vollen Publikumserfolg nennt.
An den Sonntagen wird dieſe Ausſtellung durchſchnittlich von
56000 Menſchen beſucht, wochentags kommen im Durchſchnitt 1000
Perſonen. Es iſt noch nicht ein einziges Wort ablehnender Kritik
gefallen, ſondern jeder Beſucher lobt die ſinnreiche Farbenanord=

nung, die wundervolle Wirkung, die in dem Gegenſatz zwiſchen
den herrlich=blühenden Dahlien und dem alten engliſchen Park
beſteht. Unausgeſetzt kommen die Omnibuſſe aus der näheren,
aber auch aus der weiteren Umgebung. Eifrig ſtehen die Be=
ſucher
im Garten und notieren ſich die ihnen gefallenden Sorten.
Die Deutſche Dahlienſchau 1935 geht ebenfalls neue Pfade. Auch
ſie lehnt den Wettbewerb der Zuchter untereinander im Rah=
men
einer Gartenſchau ab. Aber ſie vergißt nicht, daß
der Beſucher ſich für den Namen jeder einzelnen Pflanze inter=
eſſiert
. Aus dieſem Grunde ſind nicht nur die Pflanzen beſchil=
dert
, ſondern dem Beſucher wird auch durch Anbringung von
Richtungsſchildern der Weg durch die Ausſtellung erleichtert. Die
Deutſche Dahlienſchau bleibt
bis zum Eintritt des erſten Froſtes
geöffnet. 14 000 Dahlien blühen in ihren leuchtenden Farben!
Wer wollte ſich dieſes Blütenwunder nicht anſehen?
Am Samstag, den 14. September, wird in der ſtädt. Feſt=
halle
die
größte techniſche Lehrſchau Deutſchlands,
nämlich die Ausſtellung Volk und Wirtſchaft eröffnet.
Sie iſt veranſtaltet von dem Verein deutſcher Ingenieure, der
Landesſtelle Heſſen=Naſſau des Reichsminiſteriums für Volksauf=
klärung
und Propaganda und der Landeshauptſtadt Darmſtadt.
In zehn großen Gruppen werden alle Wechſelbeziehungen zwiſchen
dem Volk und der Wirtſchaft gezeigt. Bekannte Darmſtädter
Firmen ſtellen ihre Erzeugniſſe aus, um damit der Darmſtädter
Bevölkerung ſinnfällig vor Augen zu führen, daß die Induſtrie
unſerer Heimatſtadt in jeder Beziehung auf der Höhe der Lei=
ſtungsfähigkeit
iſt. Auch das Darmſtädter Stadtmodell,
welches auf der Ausſtellung Rhein=Mainiſche Wirtſchaft ſo gro=
ßes
Aufſehen erregte, wird gezeigt.
Es wäre dringend zu wünſchen, wenn die Darmſtädter Be=
völkerung
die noch zu beſichtigenden Ausſtellungen in ſtärkſtem
Maße beſuchen würde. Es geht nicht an, daß man das ganze Jahr
mault und dummes Zeug daher ſchwätzt, wie: in Darmſtadt ſei
nichts los und wenn dann unter Anſpannung aller Kräfte und
unter Einſatz erheblicher Mittel beſondere Dinge aufgezogen
werden, dann fehlen gerade diejenigen, die eben dieſes dumme
Zeug daherreden.
Es liegt nicht daran, daß die Geſtaltungsformen nicht die
richtigen ſeien, denn darüber haben ſich Menſchen durchweg lobend
geäußert, die Kraft ihres Berufes viel in der Welt herumkommen.
Es liegt auch nicht daran, daß der Darmſtädter angeblich ver=
wöhnt
iſt. Sondern es liegt vielmehr daran, daß die Einſtellung
gegenüber den allgemeinen Dingen auf dem Standpunkt einer
bedauerlichen Gleichgültigkeit anlangte. Wo bleibt der friſche
Lokalpatriotismus, den man leider in ſo viel ſchärferem Maße
in anderen Städten findet? Wo bleibt das willige Mitgehen mit
den Plänen und den Abſichten der verantwortlichen Stellen.
Große, richtunggebende und gut durchorganiſierte Ausſtellun=
gen
ſind in Darmſtadt in dieſem Jahre gezeigt worden. Es wäre
bedauerlich, wenn dieſer verheißungsvolle Auftakt, dieſer kräftige
Schwung nach oben lediglich dadurch nicht zu ſeiner völligen Aus,
wirkung gelangen könnte, daß der Widerhall bei der Darmſtädter
Bevölkerung ausbleibt.
Es mag ſein, daß von jedem deutſchen Volksgenoſſen heute
viel mehr verlangt wird, als fruher. Dafür leben wir aber auch
in einem Deutſchland, welches ſeinen Weg allein in dieſer Welt
gehen muß. Und gerade dieſe Tatſache, daß wir uns als Volk
durchbeißen müſſen, müßte eigentlich uns Darmſtädter ein Hin=
veis
ſein, daß wir auch als Stadt uns rühren müſſen, damit man
die Berechtigung unſerer Wünſche jederzeit einſieht. Darum: Nicht
locker laſſen und alles das gutwillig unterſtützen, was letztlich
doch nur zum Wohle Darmſtadts und um ſeines Anſehens halber
unternommen wird.
Hanns Fiſcher.

Für die Schickſalsgemeinſchaft aller Deutſchen.
Der Tag des deutſchen Volkstums. Das Feſt der deutſchen
Schule.
Wie in früheren Jahren, wird auch heuer der Volksbund für
das Deutſchtum im Ausland den Tag des deutſchen Volkstums
in jeder Stadt, in jedem Dorf, wo Deutſche leben, durchführen.
Das Feſt bringt nach außen die unveräußerliche Gemeinſchaft mit
den Deutſchen jenſeits der Grenzen zum Ausdruck, nach innen
aber die allgemeine Opferpflicht und den Glauben an die junge
Generation, die von ihrem Idealismus getragen unter die
Pflicht volksdeutſcher Bewährung geſtellt wird. Ueber Sinn und
Bedeutung des Tages iſt viel geſprochen und geſchrieben worden.
Vertreter der Regierung, der Parteien und führenden Männer
der Volkstumsarbeit haben immer wieder auf die Notwendig=
keit
eines Feſttages hingewieſen, der in der Pflege deutſchen
Volkstums und deutſchen Volksgutes alle Volksgenoſſen im Reich
und jenſeits ſeiner Grenzen vereint in dem Gedanken an die
große Gemeinſchaft des deutſchen Hundert=Millionen=Volkes. Vor
allem ſoll das Feſt das geſamtdeutſche Bewußtſein ſtärken und
im Zeichen des volksgebundenen neuen Reiches die Deutſchen
drinnen und draußen in ihrer Schickſalseinheit zeigen. Kund=
gebungen
und Veranſtaltungen, Aufführungen, Chöre und Tänze
werden an allen Orten dem Tag des deutſchen Volkstums dienen
unter dem Gedanken, den Reichsminiſter Frick 1933 in folgende
Worte faßte: Kein Vorhaben erſcheint mir geeigneter, alle
Schulen und ſomit auch gerade die Volksſchulen in den Dienſt des
Auslandsdeutſchtums zu ſtellen, als das Feſt der deutſchen
Schule.
Das Hilfswerk Mukker und Kind brauchk auch
dein Scherflein!
Gebe es auf das Konto der Kreisamtsleitung des Amtes
für Volkswohlfahrt Nr. 5990 bei der Städtiſchen Sparkaſſe
Darmſtadt und Poſtſcheckkonko Nr. 8801 Frankfurt a. M.
Zur Uraufführung des Schauſpiels Prinz von Preußen
im Heſſiſchen Landestheater. Die erſte Schauſpielvorſtellung des
Heſſiſchen Landestheaters in der neuen Spielzeit iſt der Erſtauf=
führung
eines jungen deutſchen Dichters gewidmet, der vor nicht
viel mehr als einem Jahre zum erſtenmal überhaupt mit einem
Werk die Bühne betrat. 1934 hob das Preußiſche Staatstheater
ſeinen Rebell in England aus der Taufe; im vergangenen Früh=
jahr
folgte dieſem erfolgreichen Erſtlingswerk auf der gleichen
Bühne das Schauſpiel Prinz von Preußen. War mit dem erſten
Werk dem Dichter vor allem ein ſtarker literariſcher Erfolg be=
ſchieden
, ſo ſcheint ſich bei dem Prinz von Preußen nun auch der
äußere in weiteſtem Umfange einzuſtellen. Wie vom Heſſiſchen
Landestheater, ſo iſt es faſt von allen großen deutſchen Bühnen
bereits zur Aufführung in dieſer Spielzeit angenommen. Unſer
Landestheater iſt unter ihnen noch eine der erſten, die es nach der
Berliner Uraufführung bringt. Die Titelgeſtalt des Werkes iſt
der Prinz Louis Ferdinand von Preußen, den man mitunter den
preußiſchen Achill genannt hat. Der feurig=geniale Heldenjüng=
ling
, der im Oktober 1806 in der Schlacht bei Saalfeld fiel, ver=
einigte
die Tugenden eines ausgezeichneten Soldaten mit hervor=
ragender
künſtleriſcher Begabung. Von der Natur mit allen
Gaben des Geiſtes, der Seele und des Leibes ausgeſtattet, war
er ſchon von ſeinen Zeitgenoſſen ſchwärmeriſch verehrt und gehört
ſeit ſeinem Tod in der Schlacht zu den glänzendſten Helden=
geſtalten
der deutſchen Geſchichte.
Zum Reichsparkeitag
RundFumk in jedes deutſche Haus!

Unfälle durch Elekkrizikäk ſind vermeidbar.
Gründliche Unterſuchungen über die Wirkungen des elektriſchen
Stromes auf den menſchlichen und tieriſchen Körper haben zu der
Gewißheit geführt daß verhältnismäßig ſchwache elektriſche
Ströme wenn das Herz im Stromkreiſe liegt, den ſofortigen Tod
herbeiführen. Weiterhin bewirken ſie, je nach Stärke und Dauer
des Stromdurchfluſſes, mehr oder weniger ſtarke Verbrennungen,
die ſpäter ebenfalls zum Tode führen können. Daher ſind alle
ſtromführenden Teile ſachgemäß verlegter elektriſcher Hausanlagen
iſoliert und der Berührung entzogen. Der Laie ſollte es ſich zum
feſten Grundſatz machen, an dem Zuſtand einer Leitung nie etwas
zu ändern und nie zu verſuchen, einen Fehler ſelbſt zu beheben.
All das iſt durch einen ſachverſtändigen Inſtallateur oder einen
Angeſtellten des Elektrizitätswerks in Ordnung bringen zu laſſen.
Folgende Grundvorſchriften ſollten in allen Haus=
haltungen
an ſichtbarer Stelle angeſchlagen ſein:
1. Keine ſchadhaften Drähte, Schnüre, Stecker oder dergleichen
benützen!
2. Alle elektriſchen Apparate nur an den vorgeſehenen Hand=
griffen
, nicht an Metallteilen, nicht mit naſſen oder feuchten
Händen anfaſſen! Niemals gleichzeitig elektriſche Apparate
und Gas= oder Waſſerleitungen oder feuchte Gegenſtände be=
rühren
!
3. Niemals an elektriſchen Apparaten und Anlagen herumhan=
tieren
! Reparaturen nur von Fachkundigen ausführen laſſen!
4. Vor allem die Sicherheitsvorrichtungen in Ordnung halten.
Nie geflickte Sicherungen benutzen!
5. Im Falle eines elektriſchen Unfalles Vorſicht bei Berührung
des Verunglückten! Vorher Hauptſchalter ausſchalten! Nach
Befreiung des Verunglückten aus dem Bereiche des Stromes
bei ſcheinbarer Lebloſigkeit unter allen Umſtänden künſtliche
Atmung einleiten und mindeſtens ein bis zwei Stunden fort=
ſetzen
!
Vereins- und lokale Beranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Kriegerkameradſchaft Germania. Ich mache die
Kameraden nochmals auf die für Samstag den 14. September
abends 8.30 Uhr, feſtgeſetzte Monatsverſammlung im Vereinslokal
aufmerkſam und erſuche um reſtloſen Beſuch. Der für dieſen Abend
ebenfalls anberaumte Sturmabend der SAL. fällt aus und findet
beſtimmt am Freitag, den 20. September abends 8.15 Uhr, im
Sturmlokal ſtatt. Ich mache beſonders auf die ſcharfe Kontrolle
aufmerkſam, und darf ohne triftige Entſchuldigung niemand fehlen.
Der Kameradſchaftsführer.

Zu einer ſeltenen Familienfeier. In körperlicher Rüſtigkeit
begeht Frau W. Wolf, Magdalenenſtraße, ihren 75. Geburtstag,
Gleichzeitig wird auch Frau P. Wuttig, Ehefrau des Ober=
Poſtinſpektors i. R., 50 Jahre und deren Tochter Erika 21 Jahre.
Dem Seilermeiſter Ludwig Scholderer, Ober= Ram=
ſtadt
. Darmſtädterſtr. 7, zur Vollendung ſeines 80. Lebensjahres
am 13. d. M.
Dem langjährigen Kommandanten der Freiwilligen Feuer=
wehr
Ober=Ramſtadt. Franz Mink 2., Hammergaſſe, zum 80. Ge=
burtstag
am 13. September,
Dem früheren Zigaxrenmacher Heinrich Wamboldt 1.,
Pfungſtadt, Adolf=Hitler=Straße 30, zu ſeinem 80. Geburtstag.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 6 Nr. 252

Aus der NSDAP.
Kreisleitung Darmſtadt.
NS. Frauenſchaft Darmſtadt.
Am 13. September 1935, abends 8 Uhr, wird vorausſichtlich
die Rede des Führers und von Frau Scholtz=Klink im Rundfunk
übertragen werden. Es wird angeordnet, daß die Ortsgruppen
der NS. Frauenſchaft Stadt und Land Gemeinſchaftsempfang
anſetzen.
NS. Frauenſchaft Ortsgruppen Maintor und Schloßgarten.
Der Pflichtabend (Gemeinſchaftsempfang der Reden) der bei=
den
Ortsgruppen findet Freitag, 13. September 1935, abends
7.30 Uhr im Haus der Arbeit, Bismarckſtraße 19, ſtatt.
NS-Gemeinſchaft Krafl durch Freude‟
Achtung! K.d.F.=Wanderwarte! Für ſämtliche Orts= und
Betriebswanderwarte findet am Freitag, dem 13. September,
um 20.15 Uhr, im Kleinen Saal des Haus der Arbeit eine wich=
tige
Arbeitsbeſprechung ſtatt. Im Verhinderungsfalle iſt ſchrift=
liche
Entſchuldigung an die Kreisdienſtſtelle Amt für Reiſen,
Wandern Urlaub vorher einzureichen.
Urlauberfahrt in den Harz vom 16.22. September. Die
Urlauberfahrt in den Harz muß infolge geringer Beteiligung mit
Autobuſſen durchgeführt werden, was eine Erhöhung der Teil=
nehmerkoſten
um 2,50 RM. bedingt. Wir bitten daher alle Teil=
nehmer
, möglichſt umgehend auf der Kreisdienſtſtelle vorbeizu=
kommen
und die Nachzahlung zu tätigen. Die Fahrtunterlagen
können ſpäteſtens am Freitag auf der Kreisdienſtſtelle abgeholt
werden
Urlauberzug 5152: Für die Urlauberfahrt nach dem Harz
(Wernigerode), ſowie für den Urlauberzug 52 (Allgäu) vom 19.
bis 29. Sept. können keine Anmeldungen mehr entgegengenom=
men
werden.
Führungen am Sonntag, dem 15. September.
10 Uhr vormittags in die Kunſtausſtellung Deutſche Mei=
ſter
auf der Mathildenhöhe. Eintritt 25 Pfg., Erwerbsloſe 10
Pfg. Karten werden beim Eintritt in die Ausſtellung gelöſt.
Treffpunkt 9.45 Uhr vor der Ausſtellungshalle, Mathildenhöhe.
11 Uhr vormittags in das Porzellanmuſeum im Herrngarten.
Eintritt 30 Pfg. Die Karten werden beim Eintritt gelöſt. Treff=
punkt
10.45 Uhr am Muſeums=Eingang, Schloßgartenplatz.
Für die große Ausſtellung Volk und Wirtſchaft in der Feſt=
halle
, die am Samstag, dem 14. September, eröffnet wird, ſtehen
uns verbilligte Karten zu 20 Pfg. zur Verfügung, die in den Be=
trieben
durch die Betriebswarte ausgegeben werden. Auch in
unſerer Geſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19, ſind Karten zu haben.
Für größere Betriebe werden geſchloſſene Führungen ſtattfinden.
Theatermieten. Aus gegebener Veranlaſſung weiſen wir
darauf hin, daß die NSG. Kraft durch Freude entgegen der Ge=
pflogenheit
aus dem Vorjahr, in dieſem Jahre keine
Theatermieten auflegt.
Ortsgruppe Griesheim.
Am Samstag, dem 14. September, findet abends 20.15 Uhr
im Rebſtock der erſte Abend des Winterprogramms ſtatt. Es
wird ein Bunter Varieté=Abend unter Mitwirkung
erſtklaſſiger Künſtler (z. B. Kammerſänger Erich Lange, Muſikal=
clown
Maximilian=Frankfurt u. a.) ſein, der einige frohe Stunden
verſpricht. Eintritt 40 Pfg.
Kd5. Fahrk in den Hochkaunus.
Hatten am Sonntag die Teilnehmer an der KdF.= Autobus=
fahrt
Gelegenheit, das ſchöne Aſchaffenburg mit ſeinen Bauwer=
ken
, Kunſtſchätzen und Gartenbauanlagen, den Speſſart mit dem
Waſſerſchloß Meſpelbrunn und dem reizenden Elſavatal kennen
zu lernen, ſo bringt uns der kommende Sonntag eine Hochtaunus=
fahrt
, die wiederum mit Autobuſſen durchgeführt wird. Ueber
die Reichsautobahn gelangen die Teilnehmer von Frankfurt=Höchſt
nach dem bekannten Bad Soden, über Königſtein, überragt von
der Feſte, die noch als Ruine ſtattlich und ſchön iſt, geht die Fahrt
zum Roten Kreuz. Von hier aus bringt uns der Wagen auf ſtei=
ler
Landſtraße über die Höhe des Kleinen Feldberges (827 Mtr.)
hinauf zur höchſten Erhebung des Taunusgebirges, dem 880 Mtr.
hohen Großen Feldberg. Vom Feldberg=Turm aus genießen wir
bei klarem Wetter einen prächtigen Rundblick über das Rhein=
Main=Gebiet. Weiter geht die Fahrt durch das Uſinger Becken,
wo in dem Kreisſtädtchen Uſingen die Teilnehmer während eines
längeren Aufenthaltes ein kräftiges KdF.=Mittageſſen einneh=
men
werden. An Sehenswürdigkeiten beſitzt Uſingen den Schloß=
park
, den Neuſtädter Markt und viele alte Fachwerkhäuſer.
Ueber Bad=Nauheim und Friedberg gelangen wir nach Köp=
pern
, am Ausgang des Erlenbaches. Unweit liegt Friedrichsdorf,
die alte Hugenottenſiedlung. Auch der alten heſſen=homburgiſchen
Reſidenz Bad Homburg vor der Höhe werden unſere Teilnehmer
einen kurzen Beſuch abſtatten.
Für die Hochtaunusfahrt ſtehen noch einige Plätze zur Ver=
fügung
. Anmeldungen nimmt die Kreisdienſtſtelle, Bismarck=
ſtraße
19, bei gleichzeitiger Entrichtung der Teilnehmergebühr
entgegen. Die Teilnehmerkoſten betragen 3,80 RM. ohne Ver=
pflegung
und 4,70 RM. mit Mittagſſen (kein Eintopfgericht).
Arbeitskameraden ſichert euch durch eure Anmeldung noch
rechtzeitig Plätze für die KdF.=Hochtaunusfahrt am 15. September!

K. d. 5.-Bäderfahrt!

Außer der bereits angekündigten Hochtaunusfahrt führt di
NSG. Kraft durch Freude, Kreis Darmſtadt, am kommende
Sonntag eine Bäderfahrt durch, auf der die bekannten Bade
orte Wiesbaden, Bad Schwalbach, Naſſau und Bad Ems berüht
werden.
Von Darmſtadt, dem Ausgangspunkt unſerer Fahrt, bringen
uns die Autobuſſe über Groß=Gerau nach Wiesbaden, wo eine
kurze Beſichtigung des Kurhauſes, des Kurparkes, des Kochbrun=
nens
u. a. durchgeführt wird. Vom Neroberg aus wird ſich der
Teilnehmern ein herrlicher Rundblick auf das Rhein=Main=Gebiet
bieten. Ueber die Eiſerne Hand Bad Schwalbach gelanger
wir nach Naſſau a. d. L. Der Burgberg links der Lahn trägt
das Steindenkmal und die Ruinen der Burgen Stein und Naſſau
Ruderboote beleben die Lahn, die in ruhigen Windungen den
Talgrund durchzieht und überall neue und reizvolle Ausblicke
bietet. Inmitten des Naturparks liegt das ſchöne Kurhaus. Hier
in Naſſau werden unſere Teilnehmer längere Zeit verweilen und
auch das Mittageſſen einnehmen. Auch dem benachbarten Kurort
Bad Ems werden wir einen Beſuch abſtatten: bietet doch da
Städtchen eine Fülle von Sehenswürdigkeiten und Schönheiten
landſchaftlicher Art.
Lahnabwärts bringen uns die Wagen nach Ober= und Nieder=
lahnſtein
, Städte, denen die Lahn den Namen gab, die aber, am
Rhein gelegen, noch durchaus rheiniſchen Charakter tragen.
Wir fahren über Braubach. Camp, St. Goarshauſen ( Loreley=
felſen
) Caub (Pfalz), Lorch (Wiſpermündung) Aßmannshauſen
nach Rüdesheim, wo unſere Fahrt wieder eine Unterbrechung
erfährt. Hier haben unſere Teilnehmer Gelegenheit, einige Stun=
den
in dem Städtchen rheiniſchen Lebens und rheiniſcher Stin
mung zu verbringen. Sicherlich werden die meiſten eine Fahrt
mit der Zahnradbahn oder ver pedes zum Nationaldenkmal
auf dem Niederwald unternehmen.
Ueber den Rheingau, Schierſtein, Biebrich, Kaſtel, Groß
Gerau wird die Rückfahrt nach Darmſtadt angetreten.
Auch für dieſe Fahrt ſtehen noch eine Anzahl Plätze zur Ver
fügung. Anmeldungen können bei der Kreisdienſtſtelle getätigt
werden. Die Teilnehmerkoſten betragen ie Perſon 5,50 RM. (ohne
Verpflegung) und 6.40 RM. (mit Mittageſſen).
Volksgenoſſen, ſichert Euch durch Eure Anmeldung noch recht=
zeitig
Plätze für die Bäderfahrt am kommenden Sonntag, der
15. September!
Sportkurſe der NSG. Kraft durch Freude‟.
Achtung! Folgender Kurſus wird in die Halle verlegt: Al
gemeine Körperſchule (Männer und Frauen). Seither:
Woogswieſe der TSG. 46. Donnerstags von 20.0021.15 Uhr. A
heute: Hauswirtſchaftliche Berufsſchule, Lagerhausſtraße 7
Heute, Freitag. finden ſtatt: Fröhliche Gymnaſtik und
Spiele (für Frauen). Ort: Morneweg=Schule, Karlſtr. Zeit: 2
bis 21 Uhr. Reichsſportabzeichen (Männer und Frauen). Ort
Hochſchul=Stadion, Zeit: 18.1519.15 Uhr. Schwimmen (Männe=
und Frauen), Ort: Städtiſches Hallenbad, große Halle Zeit: 2
bis 21 Uhr und 21 bis 22 Uhr. Reiten (Anfänger), Ort: Rei=
inſtitut
Schott, Zeit: 2021 Ubr. Treibt Leibesübungen mi=
Kraft durch Freude‟!

Freitag, 13. September 1935

Die Jahresheerſchau der deutſchen Wanderer.
Zum 44. Deutſchen Wanderkag in Freiburg i. B. vom 19. bis 24. Sepkember 1935.

Der Reichsverband deutſcher Gebirgs= und
Wandervereine, der heute alle 53 deutſchen Gebirgs= und
Wandervereine mit über 250 000 Mitgliedern umfaßt, veranſtaltet
in den Tagen vom 19. bis 24. September 1935 ſeinen diesjährigen
(44.) deutſchen Wandertag in Freiburg im Breisgau. Aus
allen Teilen des deutſchen Vaterlandes werden die Vertreter der
Verbände nach Freiburg kommen, um Zeugnis abzulegen für den
deutſchen Wandergedanken und in ernſter Beratung die weitere
gemeinſame Tätigkeit zu beſprechen. Die ſtille Arbeit der
Gebirgs= und Wandervereine fürdie Allgemein=
heit
verdient es, daß dieſe Tagung beſondere Beachtung findet.
Sind es doch gerade die Gebirgs =und Wandervereine, die die
heimatlichen Gebirge für die Wanderer erſchließen, durch ihre
Bauten und Anlagen. Nahezu 300 Ausſichtstürme, 120 bewirt=
ſchaftete
Unterkunftshäuſer, an die 500 Schutzhütten, 300 Brunnen=
und Quellenanlagen und rund 25 000 Ruhebänke wurden von
ihnen erbaut und werden dauernd erhalten. Nahezu 100 000
Kilometer farbiger Wegbezeichnungen führen den Wanderer zu
ſchönſten Punkten der einzelnen Gebirge, 38 Heimatzeitſchriften
in einer Geſamtauflage von 275 000 Exemplaren werden von den
Gebirgs= und Wandervereinen herausgegeben und ſetzen ſich ein
für Volkstum und Heimat, die Erhaltung des bodenſtändigen
Gutes an Volksliedern, Volkstänzen Trachten, Sitten und
Brauchtum. Ueberall arbeiten die Gebirgsvereine mit in Fri=
gen
des Verkehrs und der Werbung für ihre Arbeitsgebiete. Auf
Tauſenden und Abertauſenden von Wanderungen führen die
Ortsgruppen und Zweigvereine der einzelnen Verbände alljähr=
lich
Millionen von Volksgenoſſen hinaus zum Urquell aller Kraft,
in die heimiſche Landſchaft. Schon die Zahl von 20 Millionen
Perſonen=Kilometern, die bei dieſen Wanderungen trotz der aus
wirtſchaftlichen Gründen gebotenen Einſchränkungen auf der
Reichsbahn im Jahre 1934 zurückgelegt wurden, zeugt vom Um=
fang
dieſer Arbeit für die Erhaltung der Volksgeſundheit. Die
Herausgabe brauchbarer preiswerter Karten und Führer der ein=
zelnen
Gebirge, von Werbeheften, die koſtenloſe Beratung von
Wanderern und Sommerfriſchlern ſind weitere wichtige Arbeits=
gebiete
der Gebirgs= und Wandervereine. Eingegliedert ſind die
Gebirgs= und Wandervereine in das Fachamt Bergſteigen und
Wandern des Reichsbundes für Leibesübungen.
Der Schwarzwaldverein als feſtgebender Verein hat
alle Vorbereitungen getroffen, ſeine Gäſte würdig zu empfangen.
Am 19. September treffen ſich die Tagungsteilnehmer in Baden=

II3764

in der rot-weißen

Mitgliederverſammlung der Freiwilligen Feuerwehr Darm=
ſtadt
. Der Wehrführer, Herr Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfin=
ger
, eröffnete die Verſammlung und dankte den Kameraden für
ihr zahlreiches Erſcheinen. Nach Verleſen der Niederſchrift der
letzten Hauptverſammlung gab der Wehrführer verſchiedene Zu=
ſchriften
bekannt, die ſachliche Aufnahme fanden. Feuerwehrver=
anſtaltungen
irgendwelcher Art, müſſen in Zukunft ohne Aus=
nahme
mehr militäriſchen Charakter tragen. Die neue Rang=
liſtenordnung
wurde beſprochen die Benennungen der einzelnen
Chargen bekannt gegeben, die in der Feuerwehrzeitung Nr. 15
(Seite 226) erſichtlich ſind. Die vom heſſiſchen Landesverband
herausgegebenen Fragebogen betr. Gliederung. Ausrüſtung und
Stärkenachweis der Feuerwehr erläuterte der Wehrführer ſehr
eingehend. Die Feuerwehrzeitung muß jeder Kamerad leſen, da
deren Inhalt jedem Feuerwehrmann, von großem Nutzen iſt.
Brandmeiſter Eckert berichtete über die Volksſchau Roter Hahn,
in Dresden. Der Bericht fand dankbare Aufnahme bei den Zu=
hörern
und wurde von Wehrführer Karpfinger und Brandmei=
ſter
Jung noch ergänzt. Weitere innere Angelegenheiten der
Wehr wurden noch eingehend beſprochen, und mit einem Sieg=Heil
auf unſeren Volkskanzler Adolf Hitler war die in allen Teilen
kameradſchaftlich verlaufene Verſammlung beendet.
* Eine Rieſentomate, 740 Gramm ſchwer, konnte Herr Hein=
rich
Hofmann, Villenkolonie Trautheim. ernten. Es handelt ſich
um eine neuere Sorte, Ochſenherz, eine Tomate faſt ohne Kerne.
Deinen Freiplaß
der Kinderlandverſchickung der NSB.

Was die Lichtſpiellhealer bringen.
Helia: Der Himmel auf Erden.
Das iſt ein köſtlicher heiterer Film geworden, der unter E.
W. Emos Regie nach dem Drehbuch von Georg Zoch hergeſtellt
wurde. Die Idee zu dem Film gab das gleichnamige Bühnenſtück
von Julius Horſt, das wir allerdings in Darmſtadt noch nicht
kennengelernt haben. Eine ganze Reihe der beſten deutſchen Film=
kräfte
auf komiſchem Gebiet iſt in die Hauptrollen eingeſpannt.
Daneben wird komponiert, geſungen und getanzt, die Handlung
ſelbſt iſt eine unglaublich komiſche Verwechſelungsangelegenheit.
Schließlich kommt man ſelbſt aus der Fülle der Verwechſelungen
nicht mehr heraus, wenn auch zum Schluß ſich alles in Wohlgefal=
len
auflöſt. Ein Komponiſt (Hermann Thimig) hat eine Gaſt=
wirtstochter
geheiratet (die entzückende Lizzi Holzſchuh), ihr
Vater iſt der Salzburger Gaſtwirt Adlgaſſer (in unübertrefflicher
Komik und Nervoſität von Hans Moſer geſpielt), der allerdings
nicht viel von dem komponierenden Schwiegerſohn hält und ihm
Geld gibt, um ein Gut zu kaufen. Dieſes Geld aber wird in die
Aufführung einer Overette geſteckt und der Gutskauf nur vorge=
täuſcht
. Mit Hilfe eines Freundes (den Heinz Rühmann naiv
und luſtig ſpielt), der das Gut hat, aber nicht die dazugehörige
Frau, die er haben muß, wenn Tante Adele (Adele Sandrock
natürlich) das Geld geben ſoll. Man kann ſich die Verwirrung
dieſes Fadenknäuels an gedanklicher und ſachlicher Komik leicht
vorſtellen, wenn man erfährt, daß zur gleichen Stunde ſich ſämt=
liche
Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf dem Gut treffen. Was
da alles vorgeht, was aus einer Verlegenheit in die andere ge=
boren
wird, und wie die Wirrniſſe, zu denen noch Theo Lingen,
Rudolf Carl, Julia Janſſen und Ilona v. Hajmaſſy und
v. a. beitragen, gelöſt werden, das mögen die Beſucher ſich ſelbſt
im Helia anſehen. Sie werden beſtimmt auf ihre Koſten kommen.
Im Beiprogramm, das ebenfalls ſehr reichhaltig iſt, läuft
u. a. ein hochintereſſanter Film über eine Forſchungsexpedition
in Grönland.
AN
Das Union=Theater zeigt ab heute in Erſtaufführung Mar=
lene
Dietrich, die man ſchon lange nicht mehr auf der Leinwand
geſehen hat, in ihrem neueſten Großfilm Die ſpaniſche Tänzerin.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen einen muſikaliſchen Film voll
wirbelnder Luſtigkeit mit einer Bombenbeſetzung: Hans Moſer,
Theo Lingen, Lizzi Holzſchuh, Heinz Rühmann, Herm. Thimig,
Adele Sandrock in Der Himmel auf Erden. Jugendliche ſind
zugelaſſen.
Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute Brigitte Helm und Ru=
dolf
Forſter in Die Gräfin von Monte Chriſto. Ferner wirken
mit: Lucie Engliſch und M. Wiemann.
Belida zeigt heute zum letzten Male den Lachſchlager Die
Wüſtenſöhne‟

Baden, um am 20. September auf einer Höhenfahrt durchh
den Schwarzwald die Schönheiten dieſes geſegneten Landſtriches=
kennen
zu lernen. Am 21. September finden in Freiburg unter:
der Leitung des Deutſchen Wanderführers, Miniſterpräſident a. Do
Dr. Werner=Darmſtadt, die geſchäftlichen Sitzungem
ſtatt. Es tagen vormittags der Führerrat, die Schriftleiter de-
Verbandszeitſchriften und die Wegemeiſter; nachmittags die Ver=
treter
der einzelnen Verbände. Abends gibt ein Begrüßungs;
abend im Kornhaus Gelegenheit. Schwarzwälder Volkstunn
kennen zu lernen. Am 22. September finden ſtatt: die öffentlich=
Hauptverſammlung in der Städtiſchen Feſthalle mit an=
ſchließender
Wander=Kundgebung auf dem Münſterplatzs
verbunden mit Fahnen= und Wimpelweihe. Eine Ausſtellung=
Deutſches Wandern Die Heimat in Buch und im Bild wirc
im Freiburger Kaufhaus gezeigt. Nachmittags findet eine Fahr:
zum Schauinsland ſtatt. Am 23. und 24. September ſchließen ge
meinſame Tageswanderungen, nach dem Feldberg undh
Belchen die Tagung ab.
Die Tagung verſpricht ſchon jetzt eine machtvolle Kundgebung
für den deutſchen Wandergedanken zu werden und dürfte allern
Teilnehmern tiefe Eindrücke von der Schönheit des Schwarzwal:
des vermitteln und die Arbeit der Gebirgs= und Wandervereinee
neu befruchten und vorwärts treiben.
Der Odenwaldklub veranſtaltet anläßlich des Deutſchen Wan=
dertags
eine Zweitagesfahrt mit Großkraftwagem
durch den Schwarzwald nach Freiburg am 21. undd
22. September. Die Fahrt, die am 21. 9. früh 5 Uhr am Heagr
haus in Darmſtadt beginnt, führt am erſten Tage über Bruchſak
Bad=Freyersbach=Peterstal, Wolfach, Hornberg, Triberg, Neu=
ſtadt
, Titiſee durchs Höllental nach Freiburg, wo am Abend Teil=
nahme
am Begrüßungsabend im Kornhaus vorgeſehen iſt. De=
zweite
Tag beginnt mit einer Fahrt nach dem Schauinsland. An=
ſchließend
nehmen die Teilnehmer am Feſtzug und der Wander
kundgebung in Freiburg teil, um nach dem Mittageſſen die Heim
fahrt über Offenburg, Achern, Baden=Baden, Raſtatt. Bruchſa=
anzutreten
. Um 22 Uhr wird Darmſtadt, wieder erreicht ſeim
Geſamtkoſten der Fahrt, zwei Mittageſſen, Abendeſſen, Ueber=
nachtung
, Frühſtück und Trinkgelder RM. 24. Anmeldungern
ſofort an Parfümerie Tillmann. Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 21.
Dr. Götz.

Aus dem Gerichtsſaal.
Unterſchlagung im Amt.
Aw. Ein Gemeinderechner aus dem Odenwald ſtand am Don
nerstag vor der Großen Strafkammer unter der Anklage der Ur=
kundenfälſchung
und Unterſchlagung im Amt Gelegentlich einen
Reviſion war feſtgeſtellt worden, daß der Angeklagte in ſeinem
Büchern 687 Gutſcheine mehr an Wohlfahrtsunterſtützte veraus=
gabt
, als wieder vereinnahmt hatte und die Anklage hatte ange
nommen, daß der Angeklagte dieſe Gutſcheine gefälſcht und dem
Geldeswert für ſich behalten habe. Der Angeklagte behaupte
heute, daß der Bürgermeiſter, der inzwiſchen geſtorben iſt, die
Quittung über dieſe Gutſcheine in ſeiner Gegenwart unterzeichne.
habe. Der Schriftſachverſtändige jedoch ſtellt feſt, daß dieſe Unter=
ſchrift
nicht diejenige des Bürgermeiſters iſt. Allerdings könne en
auch nicht behaupten, daß der Angeklagte dieſe Unterſchrift ge=
fälſcht
habe. Das Gericht kommt auf Grund der Beweisaufnahme
zu einer Freiſprechung des Angeklagten, obwohl ein ſtarker Ver=
dacht
nach wie vor beſtehen bleibt.
Eine zweite Sache, in der ein Darmſtädter Angeklagter ſich
wegen Erregung öffentlichen Aergerniſſes zu verantworten hat=
wird
abgeſetzt, um den Angeklagten auf ſeinen Geiſteszuſtand him
zu unterſuchen.
Monte Carlo in der Laubenkolonie‟. Die Partie im
Gerichtsſaal.
Ndx. Ein etwas ungewöhnliches Bild bot ſich am Samstag
dem zufälligen Beſucher einer Verhandlung gegen fünf Angeklagte,
die ſich vor dem Berliner Schöffengericht wegen verbotenen öffent=
lichen
Glücksſpieles zu verantworten hatten. Der Vorſitzende
Amtsgerichtsrat Kolbe, hatte gerade ein Spiel Karten gemiſcht
und war dabei, mit einem Zeugen eine Partie 17=und=4 zu ſpie=
len
. Die für alle Kenner dieſes Spieles vertrauten Worte, wie=
Ich kaufe, noch eine, und ſchließlich: ich paſſe, ertönten in der er=
wartungsvollen
Stille. Der Herr Vorſitzende hatte Glück. Seir;
Spielpartner hatte ſchon triumphierend ausgerufen: Ich habe
20 und gewonnen! als ſich herausſtellte, daß der Vorſitzende ge=
nau
ein Auge mehr hatte. Ausgezahlt wurde allerdings nicht,
denn es galt lediglich der Feſtſtellung, ob der Zeuge auch mit dem
Spiel 17=und=4 vertraut iſt. Er hatte nämlich bekundet, daß eir
Teil der Angeſchuldigten dieſes verbotene Glücksſpiel eines
Abends in einer Laube in Plötzenſee geſpielt hatten. Von einem
ihm bekannten Angeklagten war auch der Zeuge zu dieſer Partie
mitgenommen worden. Er ſchilderte nun vor Gericht in draſtiſcher
Weiſe ſeine Erlebniſſe in dem Monte Carlo in der Lauben=
kolonie‟
. Durch die Ausſagen der Beamten vom Dezernat zur Be=
kämpfung
des Glücksſpiels wurde erwieſen, daß die Angeſchuldig=
ten
, die übrigens auf dieſem Gebiete keine unbeſchriebenen Blät=
ter
ſind, ſich im Sinne der Anklage ſchuldig gemacht haben.
Es wurden Geldſtrafen von 30 bis 100 RM. gegen die Teilneh=
mer
der dadurch etwas teuer gewordenen Partie verhängt.
Ferientage gelten nicht durch bezahlte Kündigungszeit als
abgegolten.
LPD. Ein friſtlos entlaſſener Kraftwagenführer einer Kon=
ſumgenoſſenſchaft
hatte in einem Vorprozeß am Kölner Arbeits=
gericht
auf Widerruf der Kündigung geklagt. Das Gericht hatte
daraufhin die friſtloſe Entlaſſung als ungerechtfertigt bezeichnet.
Die Beklagte hatte den Lohn für die feſtgeſetzte 14tägige Kündi=
gungsfriſt
zu zahlen, ferner die Kündigung zu widerrufen und den
Kläger weiterzubeſchäftigen. Falls dies abgelehnt wurde, war eine
Entſchädigung zu zahlen. Von der Beklagten wurden daraufhin
die Kündigungsentſchädigung und die Abfindungsſumme dem
Kläger gezahlt. Erneut klagte dieſer nun gegen die Genoſſenſchaft
auf Zahlung von 95 RM. Entſchädigung für Urlaubstage. Die
Beklagte wandte ein, ſie habe dem Kläger doch 14 Tage Kündi=
gungsentſchädigung
gezahlt, ohne daß ein Dienſt geleiſtet wurde.
Dafür rechne ſie auch die Urlaubstage an. Das Arbeitsgericht
ſtellte ſich jedoch auf den Standpunkt, daß eine Zurückverlegung
der Ferientage in die bezahlte Kündigungszeit nicht zuläſſig ſei.
Eine Zurückverlegung der Urlaubstage würde mit dem Weſen des
Urlaubs nicht zu vereinbaren ſein, weil der Kläger in der Kündi=
gungszeit
nicht die Erholung finde, wie in den Urlaubstagen.
Wegen der Grundſätzlichkeit dieſer Entſcheidung wurde die Be=
rufung
zugelaſſen.
Strafe für einen großmannsſüchtigen Betrüger.
LPD. Der 49jährige Hans Eiſenſchmidt aus Straßburg in
Weſtpreußen, der zur Zeit eine Zuchthausſtrafe verbüßt, wurde am
5. Juli 1935 vom Bezirksſchöffengericht Mainz wegen Urkunden=
fälſchung
, Betrugs und Betrugsverſuchs zu einem Jahr Gefängnis
verurteilt. Hiergegen legte er Berufung ein. Die Strafkammer
hob das Urteil auf und diktierte ihm nun unter Einbeziehung von
Strafen, die er in Köln, Düſſeldorf und Wiesbaden erhalten hatte.
insgeſamt vier Jahre Zuchthaus zu.
E. hatte bei einer Mainzer Autofirma eine wertvolle Adler=
limouſine
gekauft, die er mit Akzepten der Bayeriſchen Motoren=
werke
bezahlen wollte. Den überſchüſſigen Betrag von 1500 RM.
wollte er in bar zurückgezahlt haben. Eine vorſorgliche Rückfrage
bei den BMW.=Werken ergab jedoch, daß hier ein Schwindler am
Werk war. Der noble Käufer wurde daraufhin bei ſeinem Wieder=
kommen
verhaftet. Dieſe Betrügereien beging er nicht etwa aus
Not, ſondern aus Großmannsſucht und dem Verlangen nach Luxus=
Er war auch in einem Mainzer Hotel unter falſchem Namen abge=
ſtiegen
und ohne Bezahlung verſchwunden.

zin d
Mit
Uoriſch
Judene fe
Liue ſatiriſch
Fürzehnt
beder auf

* Milchviehverſteigerung in Darmſtadt. Die am geſtrigen
Donnerstag in Darmſtadt abgehaltene Milchviehverſteigerung er=
freute
ſich eines guten Verlaufs. Aufgetrieben waren insgeſamt
17 Kühe und 6 Rinder des Fleckviehſchlages. Verkauft wurden
15 Kühe und 5 Rinder. Beſonders begehrt waren friſchmelkende
Kühe. Die Kühe ſtellten ſich zwiſchen 305 und 595 RM., wohei die
mittleren Gebote zwiſchen 410 und 480 RM. lagen. Die Rinder
kamen zwiſchen 345 und 460 RM.

[ ][  ][ ]

*
veint

Freitag, 13. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus Heſſen.

Er. Wixhauſen, 12. Sept. An den Sonntagen, 15., 22. und
9. September d. J., veranſtaltet die Schützenabteilung der Krie=
r
= und Militär=Kameradſchaft Wixhauſen auf
hr em ſchön gelegenen Schießſtande an der Frankfurterſtraße ein
ort= und Werbeſchießen, wobei mehrere Ehrengaben
ur Verteilung gelangen.
* Eberſtadt, 12. September. Konfirmanden=Eltern=
ioend. Nachdem nunmehr der Konfirmandenunterricht begonnen
ark, fand im Gemeindehaus der erſte diesjährige Konfirmanden=
Sternabend ſtatt. Dieſe Elternabende wurden im vorigen Jahr
ut beſtem Erfolg begonnen. Sie ſollen alle Eltern der Konfir=
nanden
ſammeln zu gemeinſamer Ausſprache über die Bedeutung
er Konfirmandenzeit, über die Zuſammenarbeit zwiſchen Pfarrer
ſud Elternhaus, und ſo ein wertvolles Bindeglied herſtellen zum
8 ſten der Konfirmanden. Der Abend war ſehr gut beſucht. Der
ſächſte findet im Oktober ſtatt.
Ek. Pfungſtadt, 12. September. Felddiebe am Pranger.
Inn den überhandnehmenden Felddiebſtählen zu ſteuern, hat die
ieſige Gemeindeverwaltung eine Anzahl Perſonen an den öffent=
ſihen
Pranger geſchlagen. Es waren in der Hauptſache Kartoffeln
und Gelberüben geſtohlen worden. Inbetriebnahme des
ſwähleramtes. In der Fortſetzung auf Umſtellung zum auto=
natiſchen
Wählen des Fernſprechteilnehmers wird morgen, Frei=
ag
. den 13. September, um 13 Uhr, das neue hieſige Wähleramt
n Betrieb genommen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 12. September. Herbſtarbeiten.
Das verſpätet einſetzende Regenwetter, das den Herbſtkulturen
iich ſehr zu ſtatten kam, wird den Beginn der Herbſtarbeiten hin=
usdehnen
, da die Bauern das Einernten ſoweit wie tunlich zu=
rückſtellen
. Zweifellos dürfte ſich der Ertrag durch die jetzt vor=
dndene
Feuchtigkeit noch weſenklich verbeſſern. Ein Gang durch die
Fluren läßt nunmehr erkennen, welch großer Schaden durch die
Engerlinge verurſacht wurde. Nicht ſelten ſieht man Felder, die
tickweiſe vollſtändig leer ſind, weil die Schädlinge die Pflanzen
afraßen und das Nachpflanzen infolge der Trockenheit erfolglos
dlieb. Nach der großen Zahl Engerlinge, die vorgefunden wurden,
lann man mit einem ſtarken Auftreten des Maikäfers im kom=
nenden
Jahre rechnen.
G. Ober=Ramſtadt, 12. September. Volkstanzabend. Der
hieſige Volkstanzkreis hält am nächſten Samstag im Saalbau
Eliſenbad wieder einen Tanz= und Singeabend ab. Freunde des
Volkstanzes ſind als Gäſte willkommen.
k. Dieburg, 12. Sept. Abreiſe zum Reichspartei=
ſtrg
. Die Amtswalter der NSDAP. des Kreiſes Dieburg traten
heute um 12 Uhr auf dem Marktplatz an und wurden von da mit
Muſik nach dem Bahnhof geleitet, um die Reiſe nach Nürnberg
anzutreten. Straßenſperre. In der Zeit vom 15. Sep=
tember
bis 5. Oktober iſt die Zuckerſtraße zwiſchen Pfarrgaſſe und
Spitalſtraße wegen Straßenbauarbeiten für Fahrzeuge aller Art
geſperrt. Die Umleitung erfolgt für den Durchgangsverkehr über
Steinſtraße, Minnefeld, Frankfurter Straße.
r. Babenhauſen, 12. September. AusderNSDAP. In der
Ortsgruppenleitung der NSDAP. ſind einige Veränderungen ein=
getreten
: Die ſeither von Pg. Kratz ausgeübte Tätigkeit eines
Preſſeamtsleiters der Ortsgruppe wurde durch ſeine Berufung als
Kreispreſſeamtsleiter auf ſeinen Vorſchlag dem Pg. Armbrüſter
übertragen. Durch parteiliche Anordnung wurde eine national=
ſozialiſtiſche
Beratungsſtelle geſchaffen. Mit der Ausübung dieſes
Amtes in der hieſigen Ortsgruppe wurde ebenfalls Pg. Armbrüſter
betraut. Kommenden Sonntag und Montag findet die in der
ganzen Umgebung allbeliebte, Bowehaiſer Kerb ſtatt. Am
Sonntag nachmittag werden die Kerbburſchen wieder ihren Umzug
mit Muſik halten und anſchließend wird einer von ihnen aus dem
hiſtoriſch gewordenen Fenſter des Löwen die traditionell ge=
wordene
feſtliche Kerbrede in Bowehaiſer Mundart halten, die
eine ſatiriſch=humoriſtiſche Schilderung örtlicher Vorkommniſſe des
vergangenen Jahres ſein wird. Auch wird in dieſem Jahre die ſeit
Jahrzehnten ausgegangene Sitte des Kerbholens und Kerbegrabens
wieder aufleben.

Fd. Werſau, 12. Sept. Der Männergeſangverein
veranſtaltete einen Liederabend. Unter Leitung ſeines Diri=
genten
wurden durch den Verein gutgewählte Chöre und Volks=
lieder
zum Vortrag gebracht. Auch die oberſte Schulklaſſe, eben=
falls
unter Leitung von Lehrer Steinbach, erfreute durch ihre
gut vorgetragenen Lieder. Verbunden mit dieſem Abend war die
Ehrung von drei Kameraden, die 25 Jahre ununterbrochen dem
Verein als aktive Sänger angehören. Kommenden Sonntag
und Montag findet, wie alljährlich, die weit und breit, bei jung
und alt beliebte Werſauer Kerb ſtatt. Den Vorbereitungen
nach zu urteilen, wird die Feier einen glanzvollen Verlauf
nehmen.
Pb. Spachbrücken, 11. Sept. Verſammlung der Ar=
beitsfront
. Im Saale von Leonhard Schröder fand eine Ver=
ſammlung
der Deutſchen Arbeitsfront ſtatt. Ortswalter Göckel
ſprach kurze Begrüßungsworte an die Verſammlung und erteilte
dann das Wort dem Kreiswalter Pg. Kehl. Der neue Kreiswalter
ſprach in längerem Vortrag eingehend und für jedermann ver=
ſtändlich
über den organiſchen Aufbau der DAF., über Pflichten
und Rechte der in der DAF. zuſammengefaßten Volksgenoſſen und
über die NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟
Dp. Zwingenberg, 9. Sept. Unſer Städtchen war am Sonn=
tag
das Ziel einer Sternwanderung, welche von den umliegenden
Ortsgruppen des Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpenvereins
unternommen wurde. Nach einer Beſichtigung des Städtchens
fand man ſich im Löwenſaal zu einer längeren Raſt ein.

Nr. 252 Seite 7
Be. Raunheim, 12. Sept. Fiegertaufe. Das von den
hieſigen Mitgliedern des Stützpunktes Raunheim der Flieger=
ortsgruppe
Rüſſelsheim gebaute Flugzeug Karl Eberhardt
wurde durch den Landespropagandawart der Landesfliegergruppe
11 aus der Taufe gehoben. Aus dieſem Anlaß hatten ſich zahl=
reiche
auswärtige Fliegerſtürme hier eingefunden. Während des
Taufaktes kreuzte ein Motörflieger über dem Main. Eine Mo=
dellſchau
in der Schule gab ſo manchem einen tiefen Einblick in
das Weſen unſerer Segelflieger.

Aus Oberheſſen.

Gernsheim, 12. Sept. Waſſerſtand des Rheins
am 11. September: 0,35 Meter, am 12. September: 0,26 Meter.
Be. Biſchofsheim, 10. Sept. Die evangeliſche Kirchen=
gemeinde
Biſchofsheim konnte die Weihe ihres neu her=
gerichteten
Gotteshauſes feierlich begehen. Landesbiſchof Dr. Lic.
Dietrich nahm die Weihe in einem Feſtgottesdienſt am Sonn=
tag
vormittag vor. Das neu hergerichtete Kirchlein war ſchon
lange vor Erſcheinen des Landesbiſchofs gefüllt; während deſſen
ſpielte vor der Kirche am Krieger=Ehrenmal der Poſaunenchor.
Nach dem Eintreffen des Landesbiſchofs begrüßte er die Gemeinde
und ſprach über das Verhältnis des Menſchen zu Gott. Anſchlie=
ßend
weihte der Landesbiſchof durch Gottes Wort und Segen die
neu hergerichtete Kirche. Unter Glockengeläut ſang dann die Ge=
meinde
den Choral Nun danket alle Gott. Nach Eingangs=
ſpruch
und Schriftleſung des Ortsgeiſtlichen. Pfarrer Heddäus,
hielt der Landesbiſchof die Feſtpredigt, anknüpfend an das Pſalm=
wort
: Deine Gerechtigkeit iſt eine ewige Gerechtigkeit und Dein
Geſetz iſt Wahrheit . Das Kirchlein ſelbſt iſt durch die Reno=
vierung
vollkommen umgeſtaltet worden. Ein neuer Turm gibt
dem Ganzen ein reizendes Geſicht.
Be. Königſtädten, 12. Sept. Der Gemeinderat hat fol=
gende
Beſchlüſſe gefaßt, die von der Gemeinde veröffentlicht wor=
den
ſind: 1. Der Zuzug von Juden nach Königſtädten iſt verboten.
2. Juden iſt der Erwerb von Grundſtücken und Häuſern in der Ge=
markung
Königſtädten nicht geſtattet. 3. Pachtſtücke, Gräſereien
und Brennholz uſw. werden an Juden und Judenknechte nicht
mehr verpachtet oder abgegeben. 4. Wer mit Juden Geſchäfte
macht oder ſonſtigen Verkehr mit Juden pflegt, iſt ein Volksver=
räter
. Er ſtellt ſich außerhalb der Volksgemeinſchaft und hat kei=
nen
Anſpruch auf irgendeine Unterſtützung von ſeiten der Ge=
meinde
. Steuererlaß, Steuerſtundung, Uebertragung von Fuhr=
leiſtungen
, Ausführungen von Arbeiten, Beſchäftigung und Liefe=
rungsarbeiten
in der Gemeinde, Wohnung in einem Gemeinde=
hauſe
, Wohlfahrtsunterſtützung und Unterſtützungen jeder Art
können denſelben, nicht gewährt werden. 5. Das an jüdiſche
Metzger und Händler verkaufte Vieh wird auf der Gemeindewaage
nicht mehr gewogen. 6. Dieſe Anordnung gilt auch für diejenigen,
welche auf Umwegen Handel und Verkehr mit Juden treiben.
7. Dieſer Beſchluß tritt mit ſofortiger Wirkung in Kraft. Es
wurde weiter beſchloſſen, daß Handwerker und Arbeiter, welche
zur Lieferung bzw. Arbeiten in der Gemeinde verpflichtet werden,
Mitglied der DAF. ſein müſſen, andernfalls kommt die Gemeinde=
beſchäftigung
nicht mehr in Frage.

LPD Gießen. 12. Sept. Von einem Bulldog tödlich
überfahren. Am Mittwoch nachmittag ereignete ſich in Lang=
göns
ein bedauerlicher Unfall. Dort wollte der Arbeiter Fritz
Rink auf einen Bulldog aufſpringen, der gerade aus einem Hofe
fuhr. R. rutſchte jedoch aus und wurde überfahren. Kurz nach
ſeiner Einlieferung in die Chirurgiſche Klinik in Gießen ver=
ſchied
er, ohne das Bewußtſein wiedererlangt zu haben.
LPD. Gießen, 12. Sept. Rückkehrausdem Manöver.
Das Infanterieregiment Gießen iſt am Mittwoch abend mit meh=
reren
Transportzügen aus dem Manövergelände in der Gegend
von Braunſchweig nach Gießen zurückgekehrt. Die Truppen wur=
den
bei ihrem Einmarſch in die Stadt von einer rieſigen Men=
ſchenmenge
in begeiſterter Weiſe empfangen, wobei die enge Ge=
meinſchaft
und die tiefe Verbundenheit zwiſchen Wehrmacht und
Bevölkerung in eindrucksvollſter Weiſe zum Ausdruck kam.
LPD. Alsfeld, 12. Sept. An der Dreſchmaſchine
ſchwer verletzt. Beim Arbeiten an der Dreſchmaſchine ge=
riet
der 30 Jahre alte Fritz Ring in Keſtrich bei Groß=Felda in
das Räderwerk der Maſchine. Er trug dabei ſo ſchwere Ver=
letzungen
davon, daß er in bedenklichem Zuſtande ins Kranken=
haus
eingeliefert werden mußte.

Herbſtfahrt Die Donau abwärts nach Siebenbürgen
Beſuch in dem alten deutſchen Kulturgebiet der Siebenbürger
Sachſen.
Wenn wir in neuerer Zeit wieder in verſtärktem Maße die
Bedeutung unſeres Volkstums erkennen und den Quellen eben
dieſes Volkstums nachgehen, dann liegt es ſehr nahe, uns auch
auslanddeutſchen Siedlungen zuzuwenden, in denen deutſche Art,
Sprache und Sitte oftmals viel zäher und treuer erhalten und
gepflegt worden ſind, als an vielen Stellen des Vaterlandes.
Das klaſſiſche Gebiet dafür iſt wohl Siebenbürgen. Die
Siebenbürger Sachſen ſtellen in ihrer vor mehr als 800 Jahren
gewonnenen Wahlheimat nicht nur einen Volkskörper von ſelbſt=
bewußter
Prägung dar, der ſich in der Sorge um die Erhaltung
ſeines landwirtſchaftlichen Beſitzes ein organiſches Gemeinſchafts=
leben
und vor allem ein ausgezeichnetes Genoſſenſchaftsweſen ge=
ſchaffen
hat, ſondern wir ſpüren hier ein ſittlich ganz tief ver=
ankertes
Verantwortlichkeitsgefühl, deutſch zu ſein, und damit
höher geartet und menſchlich wertvoller als die Menſchen der
anderen Sprache und Raſſe.
Es iſt alſo kein Zufall, daß Siebenbürgen von jeher ein be=
gehrtes
Reiſeziel geweſen iſt, da es ja neben ſeiner mannigfachen
landſchaftlichen Schönheit ſo ſtarke ſeeliſche Eindrücke vermittelt.
Tracht und Gebräuche geben dem Beſucher die reizendſten Bilder,
und wem es vergönnt iſt, eine Hochzeit bei den Siebenbürger
Sachſen mitzumachen, der wird auf lange erfüllt ſein von einem
ſolchen Erlebnis.
Leider iſt es in den letzten Jahren nicht möglich geweſen, nach
Siebenbürgen zu reiſen. Mangels eines Reiſeabkommens waren
die für eine ſolche Reiſe notwendigen Deviſen für das gewöhn=
liche
Reiſepublikum nicht zu beſchaffen. Darin hat ſich nun eini=
ges
geändert. Es iſt daher ſehr zu begrüßen, daß der Deutſche
Reiſedienſt (Berlin W. 50, Augsburgerſtr. 64) Geſellſchaftsreiſen
von 15 Tagen Dauer Die Donau abwärts nach Siebenbürgen
veranſtaltet (17. 9. und 8. 10. 1935), die unter ſorglicher Führung
dem Beſucher aus dem Reich nicht nur die Beſonderheiten des
Landes und ſeine Schönheiten nahe bringen, ſondern eine wirk=
liche
Verbindung zu den dortigen Deutſchen, den Siebenbürger
Sachſen, ſchaffen und ſo aufſchlußreichen Einblick in deren Volks=
tum
und völkiſche Kraft vermitteln.

DE

Unſere Erika hat heute ein geſundes
Schweſterchen bekommen.
In dankbarer Freude zeigen dies an
Amts= und Landgerichtsrat
(berhard Ehrhardt und Frau
Barbara, geb. Eppler.
Darmſtadt, den 10. 9. 1935.
z. Zt. Privatkllnik Dr. Wolff, Riedeſelſtraße 52.

Nach ſchwerem, mit unendlicher Selbſt=
überwindung
ertragenem Leiden verſtarb
am 26. Auguſt d. J. mein geliebter Mann,
unſerteurer herzensguterVater, Schwieger=
vater
, Bruder, Schwager und Onkel
der Kgl. Preuß. Hauptmann a. D.
Philipp Schäffer
im 70. Lebensjahr, kurz vor unſerer Silber=
hochzeit
.
In tiefem Schmerz:
Anni Schäffer, geb. Parchen
Werner Schäffer
Irmgard Schäffer
Familie Karl Schäffer.
Berlin=Grunewald, Bern, Darmſtadt,
den 10. September 1935.
Die Einäſcherung hat in Berlin ſtatt=
gefunden
, die Beiſetzung der Aſche erfolgt
in aller Stille am Freitag, den 13. d. M.,
um 3½ Uhr, auf dem alten Friedhof.

Statt beſonderer Anzeige.
Am 9. September verſchied plötzlich infolge Herzſchlags mein lieber Mann,
unſer guter Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und
Onkel
Georg Linck
Privatmann.
Chriſtiane Linck, geb. Nohl
Studienrat Fritz Linck und Familie
Anna Keller, geb. Linck
Anneli Keller.
Darmſtadt und Roſiock, den 13. September 1933.
Roquetteweg 6.
Dem Wunſche unſeres lieben Entſchlafenen entſprechend, fand die Beerdigung in aller Stille ſtatt.
Für alle erwieſene Teilnahme danken wir herzlichſt. Wir bitten von Beileidsbeſuchen abzuſehen.

Geſtorbene.

Darmſtadt: Hartmann, Katharina, geb. Die=
fenbach
, Witwe des Gaſtwirts, 73 Jahre.
Schmidt, Maria, geb. Müller, Witwe des
Schauſpielers 76 Jahre.
Treiber, Friedr. Karl, Poſtſchaffner i. R.,
verheiratet, 40 Jahre.
Göbel, Regina, oh. Beruf, ledig, 68 Jahre.
Groß=Umſtadt: Ehmig, Adam Joſeph. Hilfs=
arbeiter
, verheiratet, 32 Jahre.
Biebesheim: Hofmann, Maria, geb. König,
Ehefrau des Bahnarbeiters, 40 Jahre.

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Das aufstrebende Fachgeschäft
für Herren- und Knabenkleidung

(V 6708

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Seite 8 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Welt am Rhein.

Bei Bacharach am Rhein wird die Burg Stahleck zu einer Jugendburg ausgebaut. Die Arbeiten
ſind jetzt ſoweit vollendet, daß der Reichsjugendführer bereits in nächſter Zeit die Einweihung
vornehmen kann. Durch den Ausbau wurde für über 500 Perſonen Uebernachtungsgelegenheit ge=
ſchaffen
. Ein herrlicher Ritterſaal wird größeren Tagungen dienen. Unſer Bild zeigt die wunder=
bar
über dem Rhein gelegene Jugendburg, die die größte der Welt iſt. (Scherl=Bilderdienſt=M.)

Reich und Ausland.

Chronik des Tages.

Auf dem Hindenburgplatz in Frankfurt a. M.
wurde eine 12 Jahre alte Schülerin, die aus der
Hohenzollernſtraße mit dem Fahrrad kam, von
einem Traktor erfaßt. Das Mädchen ſtürzte dabei
zwiſchen Traktor und Anhänger, wurde überfah=
ren
und ſo ſchwer verletzt, daß es bald darauf
verſtarb.
In einer Hecke an der Landſtraße Siesbach
Wilzenberg fanden Hitlerjungen einen verkohlten
Menſchenſchädel. Im Frühjahr dieſes Jahres hatte
man die große Hecke zum Teil abgeholzt, teils ab=
gebrannt
, wobei wohl auch der Schädel in Mit=
leidenſchaft
gezogen worden ſein mag. An der
Stirn oberhalb des linken Auges, konnte man ein
kleines rundes Loch, das nach hinten zu größer
wurde, feſtſtellen. Man nimmt an, daß es von
einer Kugel herrührt.
Die bekannte deutſche Segelfliegerin Lieſel
Zangemeiſter (Königsberg), die ſeinerzeit in
Roſitten den neuen Weltrekord in dem Segel=
flug
für Frauen aufſtellte, kam bei einem Flug=
zeugunglück
zwiſchen Hirſchberg und Görlitz ums
Leben.

Gefälſchke Wellenſitkiche.

Ndz. Mit einer einzig daſtehenden Betrugs=
angelegenheit
hat ſich jetzt die Dresdener Staats=
anwaltſchaft
zu beſchäftigen. Ein norddeutſcher
Händler hatte einen Dresdener Vogelzüchter be=
auftragt
, ihm ſeltenfarbige Wellenſittiche zu be=
ſchaffen
. Beſonderen Wert legte er hierbei auf
roſafarbene Tiere, die im Ausland gezüchtet wer=
den
. Als die Beſchaffung ſolcher Vögel Schwierig=
keiten
machte, färbte der Züchter ſelbſtgezüchtete
Vögel roſa, braun, lila und ſchwarz. Die Färbung
gelang ihm ſo gut, daß der Abnehmer erſt ſpäter,
als er ſchon neue Tiere beſtellt hatte, die Täu=
ſchung
merkte. Im Beſitz des Schwindlers wurden
noch zwei ſchwarze Wellenſittiche gefunden, die
ebenfalls gefärbt waren.

Mik dem Tandem in die Sahara!

Eine aberteuerliche Nordafrikafahrt. Aber ſie
haben genug davon.
Sidi bel Abbes. Leonard Murray aus
Southwick (England) hatte es ſich nun einmal in
den Kopf geſetzt, gemeinſam mit ſeinem Freund,
dem Kanadier Denis ONeill, die Wüſte auf einem
Tandem, alſo einem Doppelfahrrad, wenigſtens
teilweiſe, zu durchqueren. Als ſie in Sidi ben
Abbas ſtarteten, ſah man ihrem Unterfangen bei
der Fremdenlegion ſehr mißtrauiſch zu. Heimlich
beauftragte man ſogar die Wüſtenforts, ein wenig
achtzugeben auf die verrückten Engländer
Solange es über feſten Boden und Felſenge=
biet
ging, legten ſie die vorgeſehenen Strecken zu
den errechneten Zeiten zurück. Doch als ſie in den
Sand gerieten, rutſchten ſie bis zu 20 und 30 Zen=
timeter
tief mit den Rädern ein. Mühſam arbei=
teten
ſie ſich vorwärts. Ihr Unternehmen ſchien
wirklich einen böſen Ausgang nehmen zu wollen,
als ein Sandſturm aufkam, der ſie acht Tage an
einem Platz feſthielt. Nur mit ſchwerſter Mühe
konnten ſie ihre Vorräte bei ſich behalten. Als
ſpäter der Sandſturm abklang, fanden ſie nach
langem Suchen ihre Räder 600 Meter entfernt im
Sand vergraben. Sie mußten zu Fuß zum näch=
ſten
Legionspoſten zurückkehren. Die eiſernen Ra=
tionen
waren längſt verzehrt. Und das wenige
Waſſer, das ſie mitnehmen konnten, war ausge=
trunken
. Die Zunge war ihnen dick aufgeſchwol=
len
. Hunger und Durſt gaukelten ihnen Fata
Morganas vor. 20 Tage lagen ſie im Militär=
hoſpital
, ehe ſie wieder bei vollem Bewußtſein
waren.
Als ſie jetzt nach einem neuerlichen Vorſtoß,
der ſie bis Udja brachte, wieder nach Sidi ben
Abbas zurückkehrten, ſagten ſie beide, daß ſie von
dieſen Abenteuern genug hätten und nunmehr ſtill
und friedlich auf dem Büroſchemel ein anderes
Leben zu führen gedächten.

Wenn man zwei Giraffen filmen will ...

Ein Vermögen in die Ecke geworfen.

Ndx. Kopenhagen. In einem kleinen Tanz=
Etabliſſement in Kopenhagen fragte vor einer
Woche der Kapellmeiſter die in der Nähe ſitzenden
Damen, ob ihnen das Perlenkettchen gehöre, das
er auf dem Fußboden gefunden hatte. Verächtlich
rümpften die Gefragten die Naſe: Solche Ramſch=
bazarware
tragen wir nicht, das Ding hat höch=
ſtens
anderthalb Kronen gekoſtet. Das Kettchen
wurde in die Ecke geworfen und am nächſten Mit=
tag
von der Reinmachefrau dem Direktor abge=
liefert
, der das ſtaubige Ding achtlos in eine Ecke
ſeines Schreibtiſches warf.Hier blieb das Kettchen
liegen, bis es nach mehreren Tagen mit anderen
Augen angeſehen wurde. Von der Polizei wurde
nämlich in dieſem wie in anderen Lokalen nach=
gefragt
, ob die Gattin des engliſchen Viscount
Bridport, deſſen Luxusjacht im Kopenhagener
Hafen liegt, vielleicht hier ihr koſtbares Perlen=
kollier
verloren habe, das ſie kurz vorher für
55 000 Kronen bei einem Kopenhagener Juwelier
gekauft hatte. 2000 Kronen hatte der Viscount als
Finderlohn deponiert. Dem Direktor kam eine
Ahnung, die ſich ſchnell beſtätigte. Das verachtete
Kettchen, das nur durch Zufall nicht im Mülleimer
verſchwunden war, iſt tatſächlich das koſtbare
Schmuckſtück der Lady Bridport. Der Kapellmeiſter
und die Reinmachefrau teilen ſich den Finderlohn.

Fünf=Pfund=Banknote Nr. 1 kehrt zurück

() London. Die Bank von England wird
dieſer Tage wieder in den Beſitz eines geſchicht=
lichen
Dokuments kommen: der erſten von ihr
gedruckten Fünf=Pfund=Note, die von ihr am
15. April 1798 ausgegeben worden iſt. Ein Noten=
ſammler
, namens Charles D. Higham, früher
Sachwalter der Geſellſchaft der Verſicherungs=
banken
, hat ihr dieſen ſeltenen Geldſchein näm=
lich
in ſeinem Teſtament hinterlaſſen. Die Note
verdankt bekanntlich ihren eigentlichen Urſprung
dem Ausbruch der großen franzöſiſchen Revolu=
tion
, die England zu neuen Finanzmaßnahmen
und damit auch zur Ausgabe von Fünf=Pfund=
Noten zwang. Selbſtverſtändlich iſt ihr Liebhaber=
wert
heute das Vielfache des auf ihr angegebenen
Wertes aber man wird ſich kaum darüber
ſtreiten können, denn die Bank von England wird
ſie ihrer Sammlung einverleiben und damit für
immer dem Markte der Notenſammler entziehen.

Nairobi. Seit zwei Monaten war Cherry
Kearton mit ſeiner Kamera unterwegs, um Giraf=
fen
zu filmen. Er hatte ſich über alle möglichen
Tränkeplätze und Weiden unterrichtet. Aus der
Ferne hatte er ſie oft genug heranbrauſen ſehen,
doch dann ſtutzten ſie plötzlich, drehten ſich um,
ſtießen einen Schrei aus und verſchwanden.
Kearton konnte ſich nicht erklären, wieſo die
Tiere immer wieder von ihm Witterung nehmen
konnten, bis er eines Tages beobachtete, daß eine
gewiſſe Vogelart ſozuſagen den Vorpoſten dar=
ſtellte
und die Giraffenherden warnt, ehe der
Feind zu nahe an ſie herangekommen war.
Endlich hatte Kearton einen Giraffendurchgang
ausfindig gemacht, wo ihm die Rieſentiere nicht
mehr entgehen konnten. In der glühenden Tages=
hitze
, als die Langhälſe beſtimmt nicht zu erwar=
ten
waren, baute Kearton mühſelig ſeine Ka=
mera
ſo auf, daß er den Giraffendurchgang auf
jeden Fall und auf langer Strecke vor die Linſe
bekommen mußte. Immer neue Verbeſſerungen
ſeiner Poſition nahm er vor. Er ſaß auf der
Lauer, wich keinen Schritt von ſeinem Apparat:
doch die Giraffen kamen nicht!
Endlich ſah er verzweifelt und händeringend
zu dem grünen Dach empor, das ſich über ihm
wölbte. Er glaubte ſeinen Augen nicht trauen zu
können: Drei Meter über ihm lugte ein Giraffen=
kopf
ſtill und ſtumm zu ihm hernieder. Mit gro=
ßen
Augen ſahen ſie ſich beide an. Die Giraffe
mußte ſchon lange dort ſtehen, wie ſpäter die
Fußſpuren und Eindrücke bewieſen. Aber ſie hatte
ſich nur unterrichten wollen, was der ſeltſame
Weiße dort anſtelle.
Ehe aber Kearton ſeinen Apparat herumge=
worfen
hatte, war die Giraffe mit langen Sätzen
über ihn hinweggejagt quer durch den Giraf=
fenpaß
hindurch. So kam Kearton auch dieſesmal
um ſeine Giraffen=Filmſtreifen.

Blutübertragung bei Elefanten.
(th) New York. Vor kurzer Zeit wurde
zum erſten Male ernſtlich die Frage aufgeworfen,
ob unter allen Umſtänden die Blutgruppengeſetze,
die beim Menſchen gelten, auch bei Tieren maß=
gebend
ſeien. Die Praxis ſcheint hier der Theorie
vorgegriffen zu haben: im Staate Georgia wurde
zum erſten Male eine Bluttransfuſion zwiſchen
Elefanten vorgenommen. Eines der Tiere war
bei einer Tigerdreſſur ſchwer verletzt worden.
Ein Tierarzt wagte eine Transfuſion, die auch
erſtaunlich gut gelang. Beide Elefanten verhiel=
ten
ſich ſehr ruhig, gerade ſo, als wenn ſie erkannt
hätten, um was es hier ging.

Das Schiff der 663 Perlorenen.

La Martiniere lud neue Fracht. Die Fahrt des Grauens. Der Gangſter von Marſeil,
Nächtliche Rebellion an Bord. Der Engel von Guayana.

(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Saint=Martin=de=, im September.
Das alte Sträflingsſchiff, die Mar=
tiniere
, iſt mit 663 Sträflingen an
Bord nach Guayana ausgelaufen. 673
waren für dieſe Fahrt vorgeſehen. Zehn
blieben in den Tobſuchtszellen der klei=
nen
Hafenſtadt zurück.

Rebellion wegen einer Wahrſagerin.
Es war alles genau wie ſonſt: Zwei Nächte
vor dieſem Abtransport waren die gepanzerten
Laſtautos aus Südfrankreich und aus dem Norden
eingetroffen. Sie brachten über 300 in Ketten ge=
ſchloſſene
Sträflinge mit. Der Reſt kam wie üb=
lich
in den gitterbewehrten Zügen, die in lang=
ſamer
Fahrt und mit Maſchinengewehren geſichert,
die Reiſe durch Frankreich zurückgelegt hatten und
aus allen großen und kleinen Strafanſtalten jene
Verlorenen mitbrachten, die in Guayana ihre
Rechnung auf Zeit oder Ewigkeit abzumachen
haben.
In der letzten Nacht aber waren unerwartete
Dinge vorgegangen. Irgendwer hatte dem ande=
ren
zugeflüſtert, daß eine Wahrſagerin in Paris
verheißen habe, das Schiff werde auf dieſer Fahrt
intergehen. Zehn Minuten ſpäter wußten es alle
673 Sträflinge Und 11 Minuten nachher warf
einer von ihnen dem Wärter ſeine Jacke über den
Kopf. 12 Minuten ſpäter war eine Rebellion im
Gange: Zehn Tobende kamen in Zwangsjacken
und in noch engere Ketten. Sie werden in Einzel=
haft
warten müſſen, bis das nächſte Schiff geht . . .
Unter den verbleibenden 663 ſind zehn,

die dieſe Reiſe zum zweiten Male tun.
Sie haben drüben in Guayana einen Weg gefun=
den
, um nach Holländiſch=Guayana zu entſpringen
und dann auf irgendeinem Umweg nach Frankreich
zurückzukehren. Hunderte entfliehen . . . Aber dieſe
wurden vom Heimweh ſo geplagt, daß ſie mit dem
nächſten Dampfer als blinde Paſſagiere nach
Frankreich fuhren.
Unter ihnen iſt auch Hameau. Vor 20 Jahren
tötete er in einem Zweikampf einen Mann. Vor
zehn Jahren kehrte er nach Frankreich zurück. Mit
ſeiner alten Mutter überſiedelte er heimlich in
einen anderen Teil Frankreichs. Er baute hier für
ſie und ſich ein neues Leben auf. Doch dann wurde
er zufällig von einem Gendarm erkannt.
Am Tag der Ausreiſe wurde ſeine Mutter
73 Jahre alt. Sie ſtand an dem Stacheldrahtzaun,
der die Angehörigen der Sträflinge von dieſen
trennt, wenn ſie ihnen den letzten Gruß zuwinken.
Sie ſagte nur immer wieder: Es iſt mein letzter
Gruß. Ich habe nicht mehr lange zu leben. Ich
ſeh’ ihn nicht mehr wieder..

Ich bin bald wieder zurück!

Dort drüben, hinter der Kette der Senegaul=
Neger, ſtand auch Calixte Joulia, einer der g=
fährlichſten
Gangſter von Marſeille. Man vermutrt
daß er es war, der drei Polizeibeamte niederſchutz
Aber wer kann es ihm beweiſen ?
Er rief ſeiner Liebſten, die zum Abſchied heet
übergekommen war, nur immer wieder mit terif
liſchem Lachen die Worte zu: Ich bin bald wi
der zurück! Man wird auf Guayana auf iün
ein beſonderes Auge haben.
Wohl ein Dutzend anderer ſind unter dieſen 6
die Wochen und Monate hindurch mit ihren Tatin
und den Gerichtsverhandlungen über dieſe Von=
brechen
die Spalten der Senſationspreſſe füllten
Da ſieht man Edmond Egaſſe, der am Cochfi.
Hoſpital in Paris einen Aſſiſtenzarzt ermorde=
man
hält ihn übrigens für einen Halbwahnſiin
nigen. Auch Paul Delhauwe iſt unter don
Sträfingen. Er war es, der den ſpaniſchen Täns=
Carlos de Tegrada erſchlug. Auch Armand Cat=
lot
, der Mädchenmörder von Mezieres, wird di
Fahrt des Grauens über zwei Monate hindu-n
mitmachen.
Der Engel von Guayana.
Die Senegal=Neger hat man außer den üblichen
Wachen mitgeſchickt. Sie werden bis Nordafräg
an Bord bleiben. Hier nehmen ſie weitere 100 G.
fangene an Bord des Schiffes auf. In Nordafräg
brach damals, vor etwa zwei Jahren, jene ſchwee
Revolte aus, bei der 40 Gefangene zu Tode kamei
Offiziell hat man nie etwas darüber gehört.
Auch der Engel von Guayana hat ſich darüben
ausgeſchwiegen. Die Regierung hatte dieſe Ve=
ſchwiegenheit
zur Bedingung für die weite=
Hilfsarbeit gemacht, die dieſe merkwürdige Frau
nun ſchon ſeit Jahr und Tag leiſtet. Mit eine-n
Dutzend Helfer wartet ſie auf dieſe grauenvollon
Transporte. Sie verteilt Lebensmittel und kleine
Geſchenke, bietet ſich an, die letzten Briefe zu w=
ſorgen
Grund genug,, ſie den Engel von Gucu=
ana
zu taufen.
Denn was haben ſie ſchließlich, wenn ſie einm.!
auf dieſes Schiff der Teufelsinſel gebracht wordn
ſind? Sie ſind eine Nummer, für ſie ſteckt in dia
Gewehrläufen eine Kugel bereit. Und im übrigi
gehören ihnen: eine Decke, ein Sack für ihre Ha=), zwei grobe Leinenanzüge, zwei Hem=
den
, zwei Paar Holzſchuhe, 5 Taſchentücher, en
Becher und ein Löffel.
Zum erſten Mal wurden auf dieſer Fahrt die
alten von den jungen Zuchthäuslern getrenri.
Als ob bei dieſen Verlorenen noch viel zu rettei
wäre. Man nennt ſie doch in mehr ols einer B=
ziehung
die Hoffnungsloſen .. .

Das half!

() London. Ein Mann, der ſich zu helfen
wußte, iſt jener Miſter S., der in einer Londoner
Vorſtadt wohnt. Er hatte ſich von einer bekannten
Baufirma ein Landhäuschen im Tudorſtil bauen
laſſen, ſaß aber kaum einige Wochen in ſeinem
neuen Heim, als es ſich ſchon zeigte, daß die Bau=
herren
ſehr liederlich und mit ſchlechtem Material
gebaut hatten: der Stuck der Decke begann in die
Suppe zu bröckeln, die Dielen ſpalteten ſich, die
Tapeten blätterten von den Wänden und die Ka=
nine
ſchienen eigens dazu angelegt zu ſein, das
Haus mit Rauch zu füllen.
Herr S. ließ den Inhaber der Baufirma kom=
men
und eröffnete ihm das Verlangen, ſofort die
nötigen Reparaturen, ſelbſtverſtändlich koſtenlos,
machen zu laſſen. Der Baumeiſter jedoch zuckte be=
dauernd
die Achſeln und erklärte, er habe mit
dem Hauſe von dem Augenblick an nichts mehr zu
tun, wo er es ſeinem Beſitzer ſchlüſſelfertig ab=
gegeben
und dieſer es übernommen habe.
Miſter S. grübelte zwei Tage lang, und dann
erſchien am Morgen des dritten Tages an der
Eingangstür ſeines Vorgartens folgendes Schild:
Muſterhaus=Ausſtellung!
Erbaut von der Firma X. und Co.
Beſichtigung koſtenlos!
Alsbald erſchienen Arbeiter der Baufirma und
begannen mit den Reparaturen. Herr S. hat
übrigens nichts dafür bezahlt . . .

Amokläufer gegen Man=Eaker.

Bombay. Bei dem nächſten Tempelfeſt wir
man Jeſotjii zum Heiligen ernennen. Denn e
war nicht nur von den großen Geiſtern beſeſſei,
ſondern er hat auch die Zentralprovinzen und be
ſonders die Gegend rings um Itarſie von dem ge

Die
fährlichſten Tiger befreit, der ſeit Jahren hie

beobachtet wurde.
Jeſotjii war plötzlich wahnſinnig geworden. Er 1.0 jema
lief Amok. Mit ſeinem krummen Maismeſſer ſchlug
er alles nieder, was ihm in den Weg trat. Es it
zwar richtig, daß zwei Tote und drei Verletz? ½2) der die
ſeinen Weg zeichneten, doch was wollen diee (en gewö
Opfer beſagen, wenn jetzt der Man=Eater, der Ik.
große menſchenfreſſende Tiger von Itarſie, tot iſt?, 9 kein

Auf ſeinem Amoklauf war nämlich Jeſotjii in, J2 mochte

den Dſchungel geraten. Schaum vor dem Mun)

mit rollenden Augen, das Meſſer ſchwingend, tobe 120 des G

er den ſchmalen Waldpfad entlang. Plötzlich waf
ſich ihm der Rieſentiger entgegen, der hier hungr!
auf Menſchenblut auf der Lauer lag.
Wo ſonſt der Menſch ſtarr wurde vor Schret
da ſtürzte ſich Jeſotjii in ſeinem Wahn muti=
in
den Kampf. Er zerhackte dem Tiger, auch al=
dieſer
ihn ſchon gepackt und zu Boden geworfer
hatte, mit raſchen Schlägen die Augen und de
Kehle. Als man ſpäter auf der Verfolgung des
Amokläufers den Waldpfad paſſierte, fand man
zwei Tote: Jeſotjii, den Amokläufer und der
Man=Eater. . .

21 ſpürte

Addis Abeba bereiket ſich gegen Lufkangriffe vor.

In der abeſſiniſchen Hauptſtadt Addis Abeba hat man faſt jede Hoffnung auf eine friedliche Löſung
des Konflikts aufgegeben. Alles, was nicht Waffen tragen kann, ſoll die Hauptſtadt innerhalb einern
Woche nach Kriegsausbruch verlaſſen. Die Geſandtſchaften ihrerſeits haben ebenfalls durch den Bauf
von bombenſicheren Kellern gegen etwaige Luftangriffe vorgebeugt. Unſer Bild zeigt die deutſch)e
Geſandtſchaft in Addis Abeba, die ähnlich wie die anderen ausländiſchen Niederlaſſungen etwa fün;
Kilometer außerhalb der Stadt liegt.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

m Kauptquartier der Geheimen

(Copyright by Horn=
Verlag, Berlin W 35)

Mit Scharfſinn und Fingerſpitzengefühl....
Vorbild für Conan Doyle und Wallace.
100 Jahre Scokland Hard.
Der berühmteſte dieſer Gentleman=Detektive war Frank

tzlich !

Von Bodo M. Vogel.
II.
Die Königin als Detektiv.
Fn Scotland Houſe wo die Archive untergebracht ſind,
ſnset ſich noch heute der folgenſchwere Brief der Königin
eria, der für die Weiterentwicklung der Geheimpolizei von
ßir Bedeutung geweſen iſt. Dieſes Schreiben trägt das
urn vom 13. November 1888. Die Königin heißt es darin,
mit aufrichtigem Bedauern von dem Rücktritt von Sir
ſtes Warren (des damaligen Direktors von Scotland
ky Kenntnis genommen. Es folgt dann eine herbe Kritik
Polizeimethoden. Schließlich heißt es weiter: Aber die
igin meint, daß ſich der Detektivdienſt nicht in dem Grade
lich erweiſt, wie man es erwarten müßte. Es folgen ge=
e
Vorſchläge wie man den geſuchten Jack the Ripper aus=
ig
machen könnte. Zwar hatte die Königin Victoria kein
zs Glück in ihrer Rolle als Detektivin, denn das Rätſel,
den geheimnisvollen Mörder umgab, wurde niemals
ſends gelöſt. Einige Zeit danach hieß es, ein Arzt, der als
ſet in Betracht gekommen ſei, wäre als Leiche aus der Themſe
zen worden. Damit wurden die Akten über den Fall Jack
Ripper für immer geſchloſſen. Noch heute weiß kein Menſch,
liſt in Scotland Yard nicht, ob der aus dem Waſſer gezogene
htmörder wirklich der fürchterliche Verbrecher war, der
ganze Welt in Schrecken verſetzte.
Zum zweitenmal Drei Musketiere‟.
Immerhin hatte der Fall das Gute, daß er zu einer grund=
ſinden
Reform des engliſchen Polizeiweſens beitrug. Howard
ſicent, der das Kriminalunterſuchungsamt gegründet und
in Jahre geleitet hatte, zog ſich von ſeinem Poſten zurück,
ſdem ihm die Königin den erblichen Adel verlieh. Der bis=
tge
Commiſſioner Warren wurde durch deſſen Aſſiſtenten
ſinro erſetzt. Der neue Direktor war ein noch junger Mann,
von Tatkraft und eigenen Ideen. Er wählte auch nur
gere Hilfskräfte als nähere Mitarbeiter aus. Zwei wiſſen=
ſiftlich
vorgebildete Akademiker hielten zum erſtenmal Ein=
in
den Reihen des höheren Polizeiperſonals. Stellvertreten=
Commiſſoner wurde Munros Studienfreund Anderſon,
yrend ein weiterer Freund, Melville Mac Naughten,
Leitung des Kriminalunterſuchungsamtes übernahm. So
en nun wieder drei Musketiere von Scotland Yard bei=
men
, denen nur noch der vierte fehlte, der aber bald ge=
ſden
werden ſollte.
Der Gentleman=Detektiv entſteht.
Die neuen Männer reformierten die Geheimpolizei von
ſund auf. Munro ſchuf den Typ des engliſchen Detektivs,
Figur, die in die Weltliteratur übergegangen iſt. Schon
äußerlich war die Veränderung groß. Munro verlangte
allen Detektiven, daß ſie auf das beſte gekleidet gingen.
bewilligte einen beſonderen Kleidungszuſchuß, der ſich bis
ſte erhalten hat. So geſchah es, daß ſich der engliſche Detektiv
eleganteſten aller Kriminalbeamten entwickelte.
Unter dem berühmten Commiſſioner Munro paßten ſich
kriminaliſtiſchen Methoden völlig den Fortſchritten der
ſenſchaft an. Archive wurden ſyſtematiſch angelegt, photo=
bohiſche
Laboratorien eingerichtet und Polizeizeitungen ge=
undet
. Die allerwichtigſte Einrichtung aber war die große
Fgerabdruckſammlung, die Fingerabdrücke aller Perſonen ent=
t
, die jemals mit der Polizei zu tun bekommen hatten.
Vor allem aber waren es Munro und ſeine Mitarbeiter,
Scotland Yard nun jenen geheimnisvollen Nimbus ver=
ſien
, der dieſe Einrichtung noch heute umgibt. Die Oeffent=
Nert gewöhnte ſich bald daran, Scotland Yard als unfehlbar
betrachten. Für die Detektive, die hier ihr Büro beſaßen,
es kein Ding der Unmöglichkeit mehr. Ein ſteckbrieflich Ge=
dier
mochte ſich verſtecken, wo er wollte, die rächende Gerech=
beit
ſpürte ihn dennoch auf. Munro war der Schöpfer der
Etalt des Gentleman=Detektives, der, mit großen Geldmitteln
Lſehen, die ganze Welt bereiſt, um geheime Miſſionen aus=

hühren.

Foreſt, der als vierter in den neuen Bund der drei Muske=
tiere
von Scotland Yard aufgenommen wurde. Foreſt iſt erſt
jetzt, nachdem er in ſeinen letzten Lebensjahren völlig erblindet
war, im Alter von achtzig Jahren geſtorben. Seine Erlebniſſe
dienten den Romanſchriftſtellern Conan Doyle und Edgar
Wallace, als Vorwurf zu ihren vielgeleſenen, erfolgreichen
Werken.
Das größte und intereſſanteſte Abenteuer Frank Foreſts
ſpielte ſich in Argentinien ab.
Im Jahre 1892 war der Bankier und Unterhausabgeordnete
Jabez Balfour aus London geflüchtet, nachdem er ſechs
Millionen Pfund Sterling durch Betrügereien erbeutet hatte.
Balfour hielt ſich in Argentinien verborgen, das zwar einer
Auslieferung zuſtimmte, dieſe aber praktiſch mit allen Mitteln
zu verhindern ſuchte. Drei Jahre ſchon hatte ein Beauftragter
von Scotland Yard in Buenos Aires geweilt, um Balfour nach
England zurückzutransportieren. Alle Bemühungen waren
vergebens. Der Beauftragte kam mit leere Händen nach London
zurück.
1895 nun wurde der Detektiv Frank Foreſt ſeinerſeits den
Auftrag, den Millionendieb aus Argentinien abzuholen. Der
Leiter des Kriminalunterſuchungsamtes deutete an, daß man
Foreſt in London nicht eher wiederzuſehen hoffe, bis er ſeine
Miſſion zufriedenſtellend ausgeführt habe.
Der Trick mit dem Sonderzug.
Auf wiederholte diplomatiſche Schritte hatte die Regierung
des argentiniſchen Staates Salta den Betrüger im Gefängnis
der Hauptſtadt Salta interniert. Frank Foreſt aber wußte
genau, daß man zur gegebenen Zeit alle nur möglichen Vor=
wände
finden würde, um die Auslieferung zu hintertreiben.
Der Detektiv beſchloß daher, ſobald er in Salta angekommen
war, eine Liſt anzuwenden. Er beſtach den Bahnhofsvorſteher
des Ortes, der ihm im geheimen einen Sonderzug bereitſtellte.
Gerade wollten die argentiniſchen Behörden die Komödie einer
Auslieferung vorſpielen, um aber in Wirklichkeit den Detektiv
und ſeinen Begleiter, den britiſchen Vizekonſul, wegen angeblich
nicht bezahlter Zechſchulden ſelber feſtzunehmen, als Frank
Foreſt den Gefangenen plötzlich ergriff, auf ſein Pferd zog und
mit ihm fortraſte. Der Sonderzug, in dem der Detektiv, der
Vizekonſul und der Gefangene Platz genommen hatten, brauſte
davon, bevor die Verfolger auf dem Bahnhof ankamen.
Unterwegs wurde noch ein Bote der den Zug auf der
nächſten Station anhalten wollte, unglücklicherweiſe überfahren;
aber es gelang Foreſt, ſeinen Gefangenen zunächſt nach Buenos
Aires und ſchließlich auch wohlbehalten nach England zu bringen.
Der Betrüger Balfour wurde zu vierzehn Jahren Zucht=
haus
verurteilt und kam ſpäter bei einem Eiſenbahnunglück um.
Frank Foreſt war jahrzehntelang einer der tüchtigften Detektive
von Scotland Yard, deſſen Arbeitsgebiet die ganze Welt dar=
ſtellte
. Die Jagd nach internationalen Großbetrügern war ſeine
Spezialaufgabe.
Noch andere bedeutende Kriminaliſten gingen aus der Schule
des berühmten Commiſſioner Munro hervor.
Die Big Four.
Zu den bekannteſten engliſchen Detektiven der Vorkriegszeit
gehörten die Big Four, die vier Großen, deren Namen damals
in faſt allen britiſchen Polizeiberichten vorkamen. Das waren
die Meiſterdetektive Neil, Carlin, Wensly und Haw=
kins
, deren Erlebniſſe ganze Romanbände füllen könnten. Neil
und Wensly leben heute noch. Neil hat allein dreißig kompli=
zierte
Mordaffären aufgeklärt und dieſe Tragödien geſühnt, in=
dem
er die Täter dem Henker überlieferte.
Wenslys Laufbahn begann mit der Aufklärung eines Juſtiz=
irrtums
. Ein Mann war wegen eines Mordes verhaftet worden,
und allgemein glaubte man an ſeine Schuld. Wensly aber war
gegenteiliger Anſicht. In monatelanger Arbeit glückte es ihm,
den wahren Schuldigen ausfindig zu machen. Der unſchuldig Ver=
dächtige
wurde aus der Haft entlaſſen. Er zeigte ſich zeitlebens
dafür erkenntlich, von Wensly befreit zu ſein. Den wirklichen
Mörder traf ſein verdientes Schickſal, und er wurde hingerichtet.

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Das hätte Sherlock Holmes auch nicht beſſer gemacht.
Durch ſeine unbeirrbare Gerechtigkeitsliebe hatte ſich Wensly
einen großen Namen gemacht. Berühmt aber wurde er, als er
eines Tages in Scotland Yard erſchien und eine ganze Kohorte
Schwerverbrecher an Handſchellen hereinführte. Es waren die
ſogenannten Banditen von der Sidney=Straße, die
monatelang einen ganzen Stadtteil unſicher gemacht hatten. Der
Londoner Vorort Whitechapel war zum reinen Wildweſt gewor=
den
. Am hellen Tage wurden Raubüberfälle im Schutze des
Nebels verübt. Die Banditen, die noch dazu maskiert auftraten,
ſchienen nach der Tat wie vom Erdboden verſchwunden. Krimi=
nalinſpektor
Wensly tauchte einige Zeit in der Unterwelt unter,
um ſelbſt nach den Banditen zu forſchen. Es gelang ihm, als an=
geblicher
Matroſe ihr Vertrauen zu erwerben, und er trat ſogar
in ihre Dienſte. Einmal nahm er an einem kleinen Ueberfall
teil, nur um alle Mitglieder der Bande kennenzulernen. Groß
war das Erſtaunen der Verbrecher, als eines Abends Wensly in
ihrem Zufluchtsort erſchien und ſie alle durch ſeine Schutzleute feſt=
nehmen
ließ. Der Detektivſchriftſteller Conan Doyle erkannte
an, daß Sherlock Holmes es nicht beſſer hätte fertigbringen
können.
Wensly war nun ein bewährter Mann in Scotland Yard
geworden. Er wurde in Zukunft damit betraut, nur ganz ſchwie=
rige
Affären aufzuklären. Man nahm ihn immer dann, wenn
man vermutete, daß die Täter ſich in der Unterwelt verſteckt hiel=
ten
. Wensly ſprach den Dialekt der Verbrecherkreiſe derart gut,
er verſtand ſich ſo vorzüglich zu maskieren, daß er ſeinen Bei=
namen
Der Mann mit den tauſend Geſichtern mit Recht ver=
diente
. Mancher Trick, den er anwendete, wanderte in die Kri=
minalromane
. Im ganzen hat Wensly 47 Mörder dem Henker
ausgeliefert. Und was vielleicht ebenſo ſchwer wiegt: er hat 10
unſchuldig Verdächtigte vor der Todesſtrafe bewahrt. Wenn es
galt, einen Juſtizirrtum verhindern, ſchien Wensly ſich zu ver=
doppeln
. Er ruhte nicht eher, bis er den wirklich Schuldigen er=
mittelt
und den Schuldloſen aus dem Unterſuchungsgefängnis
befreit hatte.
Die beiden anderen von den Big four, nämlich Hawkins
und Carlin, treten nur deshalb hinter Neil und Wensly zurück,
weil ſie ſich mit einer Tätigkeit befaßten, die weniger an die Oef=
fentlichkeit
gelangte. Carlins Spezialität war die Ueberwachung
der Rauſchgifthändler und Münzverbrecher, von denen er eine
große Zahl der gerechten Strafe übergab.
Hawkins, den Gentleman.
Hawkins, der Gentleman unter den Big fou ſchenkte
ſeine Aufmerkſamkeit den eleganten Dieben, den Hochſtaplern
und Scheckbetrügern. Hawkins verkehrte in der vornehmen Unter=
welt
, wie Wensley in Kaſchemmen und Hafenkneipen. In den
Spielſälen, auf den Rennplätzen und in den großen Hotels ging
Hawkins auf Jagd aus. Und man kann ſagen, daß es ihm an
Wild nicht fehlte. Es gibt keinen Hochſtapler der Vorkriegszeit,
den Hawkins nicht perſönlich kennenlernte, allerdings war dieſe
Bekanntſchaft immer ziemlich peinlicher Art. Sie begann bei
angenehmer Unterhaltung in einem vornehmen Hotel und endete
mit einem Griff in die Taſche, um die Handſchellen hervor=
zuholen
. Oft unternahm der Gentleman= Detektiv weite Reiſen,
nach Rußland, ſogar nach dem Fernen Oſten, nach Indien, um
einem gefährlichen Hochſtapler nachzuſpüren. Hawkins war in
vielem ein Nacheiferer Frank Foreſts, der durch ſeine Abenteuer
in fernen Ländern berühmt geworden iſt. Bei Hawkins hatte
man den Eindruck, als ob er ſein ſchweres Amt nur aus Lieb=
haberei
ausübte. Er war ein Weltmann, der entzückend zu
plaudern verſtand, ein gern geſehener Gaſt, beſonders bei den
Frauen. So liebenswürdig er aber auch ſein konnte, ſo energiſch
und zielbewußt ging er vor, wenn es galt, einen monatelang
beobachteten Hochſtapler dingfeſt zu machen. Wehe dem Ver=
brecher
, der es verſuchte, ſich der Verhaftung durch Flucht zu
entziehen. Hawkins war nicht umſonſt ein Meiſter im Piſtolen=
ſchießen
. Einmal hatte er in Liverpool einen langgeſuchten Bank=
betrüger
, der ſich auf das Dach geflüchtet hatte, von der Straße
heruntergeſchoſſen ..
Das waren die vier Großen auf die Scotland Yard noch
heute ſtolz iſt. Ihre Memoiren gehören augenblicklich zu den
in England am meiſten geleſenen Büchern.
Die große Kriſe der Nachkriegszeit.
In der Nachkriegszeit kam es zu einer letzten folgenſchweren
Kriſe der engliſchen Geheimpolizei, die abermals zu einer völli=
gen
Verjüngung des Organismus führte. Dieſe Ereigniſſe
fanden erſt vor zwei bis drei Jahren ihren Abſchluß.
Nach dem Kriege erlebte auch London wie andere Welt=
ſtädte
das Anwachſen eines Vergnügungstaumels, der viele
Menſchen in den Abgrund riß und die Moral erſchütterte. In
London ſchoſſen pilzartig neue Tanz= und Spielpaläſte aus dem
Boden, ſo daß ſich Krone und Parlament zum Eingreifen ge=
nötigt
ſahen. So wurde denn das berühmte Geſetz erlaſſen,
durch das der Verkauf von alkoholiſchen Getränken in öffent=
lichen
Lokalen abends nach 11 Uhr ſtreng verboten wurde.
(Schluß folgt.)

Je dunkler das Waſſer
deſto reiner die Wäſche...
Aber wie erreicht man, daß das Einweich=
waſſer
dunkler wird? Während beim bis=
herigen
Einweichen das Waſſer und der
Schmutz nur weich gemacht wurden, löſt
Burnus den Schmutz ſo, daß er nur noch
loſe an der Wäſche hängt. Nun kommt es
nur noch darauf an, dieſen loſe an der
Wäſche hängenden Schmutz wegzuſpülen.
Selbſtverſtändlich fällt damit viel zeit=
raubende
Waſcharbeit und mancher Ver=
brauch
an Seife und Waſchmitteln fort.
Außerdem ſpart man Feuerungsmaterial.
Möchten Sie nicht auch das geldſparende
Einweichmittel Burnus einmal auspro=
bieren
? Große Doſe 49 Pfg.,überall zu haben.

[ ][  ][ ]

Nuummen 8

DARMSTADTER TAGBLATT HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

13. September 114

*Das Reichspostzentral-
amt
.

Im Süden von Berlin ist in einer großen Gebäudegruppe eine
Behörde untergebracht, die dem Einheimischen wenig bekannt
ist, wenn auch die Türme der Gebäude weithin das Stadtbild be-
herrschen
. Das ist nicht verwunderlich, da die hier arbeitenden
Beamten des Reichspostzentralamts keine unmittelbare Berührung
mit dem Publikum haben. Es ist die oberste verwaltungsmäßige
Stelle für den Innendienst der Post im gesamten Reichsgebiet,
aber nur als begutachtende, nicht als letztentscheidende Stelle;
diese Aufgabe hat das Reichspostministerium.
Das Reichspostzentralamt bearbeitet alle wissenschaftlichen
und technischen Fragen auf dem Gebiet der Telegraphie, des
Fernsprechwesens und des Funkwesens mit einem Stab wissen-
schaftlicher
Forscher, denen noch etwa 1000 Beamte zur Seite
stehen zur Erledigung der rein technischen und verwaltungs-
mäßigen
Arbeiten, Schon allein diese Zahl zeigt welch ungeheure
Arbeit in diesen Räumen geleistet werden muß.
Merkwürdige Dinge gibt es in den vielen Arbeitsräumen und
Versuchsanstalten zu sehen. In den beiden Türmen, die nachts
so schön in gelbem Licht aufleuchten, arbeitet im 9. Stockwerk
die Funkmeßabteilung, in dem einen Turm die Abteilung für lange
Wellen, in dem anderen die für kurze Wellen. Ein Gang hoch
über den Dächern verbindet die Arbeitsräume miteinander. Die
Apparatur ist vollkommen getrennt, abseits davon, am anderen
Ende des Daches, steht das Peilgerät. Hier werden nicht nur die
Störenfriede ermittelt, die dazwischenfunken und solche, die
abhören wollen was sie nichts angeht, hier wird auch dafür ge-
sorgt
, daß im genehmigten Arbeitsbereich Ruhe und Ordnung
herrscht. Mit hochempfindlichen Meßgeräten wird die Wellen-
länge
aller Sender der Erde überwacht, damit einer den anderen
nicht stört. Kommt dies einmal vor, so wird der Ausbrecher in
seine Schranke zurückgewiesen, was durch den Fernschreiber
geschieht, Schon nach einer halben Stunde ist der Fehler meistens
behoben. Diese peinlich genaue Ueberwachung wird allerdings
nicht gemacht, damit der Rundfunkhörer in seinem geruhigen
Empfang nicht gestört wird, dies fällt vielmehr so nebenbei mit
an, sondern im Interesse der internationalen Funktelegraphie, die
für den Weltverkehr, die Schiffahrt und naturgemäß auch für den
wirtschaftlichen Betrieb der Reichspost selbst von größter Be-
deutung
ist.
In der chemischen Abteilung werden nicht minder wichtige
Aufgaben für den Betrieb der Reichspost gelöst. Hier werden alle
verwandten Materialien auf ihre Eignung und ihre Widerstands-
fähigkeit
gegen oft hohe Beanspruchungen geprüft. Alle im tech-
nischen
Betrieb benutzten Materialien werden chemisch unter-
sucht
. Der Einfluß der Witterung auf die für Ueberlandleitungen
benutzten Werkstoffe ist zu untersuchen, wenn Kabelstörungen
infolge des Zerfalles von Baustoffen auftreten und ähnliche Vor-
gänge
beschäftigen diese Abteilung. Auch ein gerichtschemisches
Laboratorium ist hier vorhanden. Weit über tausend Fälle hatte
dieses Laboratorium noch im Jahre 1932 zu behandeln. Da mußte
z. B. ermittelt werden, woraus der Klebstoft bestand, mit dem
eine widerrechtlich geöffnete Sendung zum zweiten Male ge-
schlossen
wurde, welche Tinte für eine Urkundenfälschung ver-
wendet
wurde und ähnliche Dinge. Mit ultravioletten Strahlen,
der neuesten Errungenschaft der modernen Chemie, wurde man-
ches
Beweisstück untersucht und der Gerechtigkeit zum Siege
verholfen.
Besonderes Interesse erheischt das Fernsehlaboratorium.
Wenn auch die ersten Fernsehstuben eröffnet sind und den Be-
weis
erbracht haben, daß ein uralter Traum im Märchen der Völ-
ker
in Erfüllung gegangen ist, so bleibt doch noch vieles zu bes-
sern
, zu vereinfachen und zu verbilligen. Rastlos arbeiten die For-
scher
der Deutschen Reichspost weiter. Zu den Versuchen wer-
den
in eigener Werkstatt die erforderlichen Braunschen Röhren
hergestellt. Auch über eine eigene Glasbläserei verfügt das
Reichpostzentralamt in seinen Arbeitsräumen, Hoffen wir, daß es
der emsigen Arbeit der Forscher bald gelingen wird, die Emp-
fänger
so zu verbessern, daß bald auch weiteren Volkskreisen
dieses jüngste Kind deutscher Funktechnik zugänglich gemacht
wird. Oeffentliche Fernsehsendungen kennt außer Deutschland
zurzeit nur noch England.
Was wissen aber die meisten von der Echosperre, wenn sie
zu Hause den Hörer abnehmen und sich mit einem anderen Teil-
nehmer
am Fernsprecher unterhalten? Es gibt da geheimnis volle
Zahlen, Elektromagnetische Wellen bewegen sich im freien Raum
mit einer Geschwindigkeit von 300 000 km in der Sekunde fort.
Auf den Kabelleitungen erreichen sie aber nur eine Geschwin-
digkeit
von 20 000 km je Sekunde. Diese immer noch recht be-
trächtliche
Geschwindigkeit verursacht, daß die Schallwellen,
ähnlich wie an der glatten Wand, sofort wieder zurückgeworfen
werden. Man baute zu Versuchszwecken eine künstliche Fern-
leitung
, und nun ergab sich, daß der Sprecher jeweils eine halbe
Sekunde später sein eigenes Wort hörte, den anderen Teilnehmer
aber gar nicht erst verstand. Da schaltete der Forscher eine so-
genannte
Echosperre ein, der Rücklauf wurde hierdurch vermie-
den
und die Sprache klang wieder einwandfrei im Hörer, wie
wir es von der Fernsprechanlage der Deutschen Reichspost ge-
wohnt
sind.
Bei den vielerlei Prüfungen müssen vor allem auch die An-
lagen
der Ueberlandnetze herangezogen werden, Zu diesem
Zweck ist draußen in Tempelhof ein besonderer Hochspannungs-

prüfraum eingerichtet, wo die Einschläge von Blitzen in derar-
tige
Leitungen erforscht wird. Die Ueberschläge an Isolatoren
und Antennen werden hier nachgemessen. Bei Wechselstrom kann
mit Spannungen von 200 000 Volt, bei Gleichstrom mit 250 000
gearbeitet werden.
Die für die verschiedenartigen Versuche erforderliche Kraft
wird aus einer eigenen Anlage geliefert, die im Keller unter-
gebracht
ist Die Hauptschalttafel im Maschinenraum hat eine
Länge von 87 Meter. Hier werden in sinnreichen Anlagen Ströme
jeder Größenordnung geliefert, wie sie in den ausgedehnten La-
boratorien
von den kleinsten bis zu den größten Spannungen
gebraucht werden. Da verlangt eine Abteilung eine Spannung
von 2 Volt, und im nächsten Augenblick eine andere eine Span-
nung
von 20 000 Volt. Unheimlich und unübersichtlich erscheint
das Gewirr von Tafeln, Motoren, Schaltern, Signallampen und
Kabeln, und doch findet sich der diensttuende Beamte mit
Sicherheit in diesem scheinbaren Gewirr zurecht, gefährdet er
doch bei Unaufmerksamkeit das Leben seiner Berufskameraden.
Nicht alle Abteilungen können hier einzeln aufgezählt und
eingehend besprochen werden, Zum Schluß nur noch einige An-
gaben
über das Werden dieser staatlichen Forschungsstätte. Das
Reichspostzentralamt ist entstanden aus der preußischen Tele-
graphenbauschule
, die im Jahre 1861 gegründet wurde. Schon in
der Gründungsurkunde hieß es, daß das Institut vor allem der
wissenschaftlichen Forschung auf diesem Gebiet sowie der pein-
lichen
Ausbildung eines Nachwuchses zu dienen habe. Getreu
dieser Ueberlieferung arbeitet auch heute das Reichspostzentral-
amt
mit seinen rund 2000 Beamten und Angestellten an diesem
Ziele der Weiterentwicklung in Wissenschaft und Technik des
gesamten deutschen Postwesens.

*Ein Gasbehälter

in Kugelform.

Die Kugel bietet in technischer Hinsicht viele Vorteile, z. B.
den der kleinsten Oberfläche im Verhältnis zum Inhalt, anderer-
seits
aber auch in baulicher Hinsicht viele Erschwernisse, da es
nicht leicht ist, mit unseren auf ebene Flächen und gerade Kan-
ten
eingestellten Werkzeugen allseitig gekrümmte Flächen, wie
sie nun einmal bei der Kugel erforderlich sind, herzustellen. Es
tauchen aber doch immer wieder, verursacht durch die Vorteile,
Versuche auf, die Kugel auch als Bauform zu verwenden.
Bei der Ausstellung Die technische Stadt in Dresden im
Jahre 1928 wurde nach dem Entwurf von Professor Birkenstock-
München ein erstes Kugelhaus errichtet. Auf einem Zylinder
von 11,5 m Durchmesser und 4,0 m Höhe liegt eine Kugel von
24,0 Meter Durchmesser. Der ganze Bau war aus Eisen und
Stahl errichtet, auch die Außenhaut bestand aus Blech. Die
äußere Form war etwas gewaltsam Gewolltes, was den Baustoff
durch den weiten Ueberhang der oberen Gebäudeteile über die
unteren bedingte. Der innere Aufbau bot nichts besonders Bemer-
kenswertes
. Acht Säulen, die am Rand des tragenden Zylinders
angeordnet waren, führten durch die fünf Stockwerke des Baues
durch und bildeten die tragende Konstruktion. Der Bau enthielt
hauptsächlich Geschäftsräume, im obersten Stockwerk der Kugel,
der oberen Kugelkalotte, ein Café.
War dieser Bau als eine Architektenlaune anzusehen, so ist
der jetzt errichtete Gasbehälter als eine geniale Erfindung zu
werten, die deutsche Ingenieurkunst ersann, um den Kampf mit
dem ausländischen Wettbewerb aufnehmen zu können. Der Be-
hälter
wurde von der Firma F. A. Neumann für die Stadt Ostende
nach scharfem Wettbewerb geliefert, In der Ausschreibung war
ein Behälter für 20 000 cbm Gas gefordert, die Form und Art der
Aufspeicherung war freigestellt. Die in vieler Beziehung bessere
wirtschaftliche Grundlage der belgischen Industrie zwang einen
Druckbehälter zu wählen. Gerade für einen Druckbehälter kommt
ein großer Vorteil der Kugel in Betracht, da hier in den Blechen
der äußeren Bekleidung nur Zug entsteht. Die gewählte Kugel
hat einen Durchmesser von 18,75 Meter, ist also etwas kleiner
als das oben erwähnte Kugelhaus. Der Rauminhalt reicht aus,
bei einem Druck von 6 Atmosphären die geforderte Gasmenge
von 20 000 cbm aufzunehmen. Die Bekleidung der Kugel wurde in
6 sphärische Vierecke aufgeteilt, die wiederum aus je 8 Recht-
ecken
gebildet wurden, so daß im ganzen 48 Bleche erforderlich
waren. Diese haben eine Größe von 3,3 X7,5 m und ein Gewicht
von je rund 4000 kg. Die äußere Ansicht des Behälters ähnelt
der eines Fußballes, wo auch die Kugelfläche in schwach ge-
krümmte
Flächen aufgelöst werden muß. Hier sind allerdings
einige Flächen mehr, als beim Ball, erforderlich geworden. Die
Form der einzelnen Bleche war so geschickt gewählt, daß an der
ganzen Kugel überhaupt nur zwei verschiedene Blechformen vor-
handen
waren, was für die Herstellung, die nach sehr genau
gearbeiteten räumlichen Lehren erfolgte, ein erheblicher Gewinn
war. Die sehr genaue Werkstattarbeit ermöglichte es dann auch,
den Behälter in nur 11 Wochen aufzustellen,
Sehr eigenartig ist auch der weitere Aufbau der Kugel. Sie
ist auf drei Punkten aufgelagert. Abgesehen von anderen rein
statischen Erwägungen war hierbei der Umstand maßgebend, daß
mit schlechtem Baugrund gerechnet werden mußte. Hätte man
mehr Lager gewählt, so wären bei Senkungen eines Lagers Span-
nungen
in der Kugelfläche entstanden, die zu Undichtigkeiten
Veranlassung geben mußten. Unter jedem Stützpunkt wurden je
drei Eisenbetonpfähle eingerammt. Der Untergrund erwies sich

*Die geöffnete
Lokomotive.

Im erweiterten Verkehrs- und
Baumuseum in Berlin wurde kürz-
lich
eine neuzeitliche Lokomotive
aufgestellt, die in all ihren wesent-
lichen
Teilen aufgeschnitten ist.
Der Beschauer kann sich so leicht
einen Einblick in die Einrichtungen
und die Arbeitsvorgänge eines
solchen Verkehrsriesen verschaf-
fen
. Keine Zeichnung, kein Licht-
bild
, noch sonst irgendein Anschau-
ungsmittel
ist so wie die aufge-
schnittene
Maschine selbst in der
Lage, weiteren Volkskreisen eine
Vorstellung von ihrem Wesen zu
geben und damit technische Kennt-
nisse
zu vermitteln. Immer mehr
werden deswegen derartige Schnitte
in neuzeitlichen technischen Mu-
seen
aufgestellt und durch an-
gebrachte
Schildchen erläutert.

bei der Arbeit so schlecht, daß die 12 m langen Pfähle salt
durch das eigene Gewicht über 3 m tief einsanken. Die Pi
wurden nach dem Einrammen durch ein Dreieck aus Eisenb.t
balken miteinander verbunden, so daß ein festverbundenes Cu
entstand, das eine sichere Auflagerung gewährte. Durch prau-k
artige Gebilde, die aus Blechen miteinander verschweißt
wurden die Angriffspunkte der Lager an der Kugel versttit
Wenn die Kugel nicht unter Druck steht, müßte das Gewich-
oberen
Kugelhälfte von der Außenhaut allein aufgenommem!
auf die Lager an der unteren Seite der Kugelhülle übertmi
werden. Um diesen ungünstigen Zustand zu vermeiden, wurc=
Innern ein Dreibock über den Lagern aufgestellt, der das (
wicht der Hülle im Scheitel aufnimmt. Der Mautel hängt sE
durch geringe Senkung im entleerten Zustand selbsttätig
dem Bock auf, wodurch nur Zugspannungen entstehen, diee
den dünnen Blechen aufgenommen werden können. Bei Drn
spannungen ist dies nicht der Fall, es müssen Veränderung-e
der Form und damit Undichtigkeiten entstehen. Gleichz
diente der Bock bei dem Aufbau der Kugel als Stützpunk:
einen Baukranen.
Das fertige Bauwerk bildet ein würdiges Denkmal deuts-
Technik, die wieder einmal ihren Lebenswillen bewiesen hant/
wieder einmal den Satz unter Beweis stellte, daß Not erfinde-i
macht.

Geräuschlose Schienel

* Die schweizerischen Bundesbahnen machen seit ein/
Wochen Versuche mit geräuschlosen‟ Eisenbahnschienem
wurden Schienenverbindungen gebaut, durch die die Stöße
hindert werden, die entstehen, wenn die Räder der Eisenbaun
über die Schienenzusammenschlüsse fahren. Die EisenEil
schienen können naturgemäß nur eine beschränkte Länge hich
und dürfen nicht abstandslos zusammengefügt werden, da sie
in der Hitze ausdehnen und in der Kälte zusammenziehen, 11
also verwerfen würden. Da die Schienenstöße aber eine gewal
Beanspruchung des Materials bedeuten und die Reisenden ziß
belästigen, so hat man schon seit langer Zeit versucht, di-s
Mißstand abzuhelfen. Von der Wucht, mit der die Lokomo-
und Eisenbahnwagen auf die Schienen drücken, kann man st
eine Vorstellung machen, wenn man erfährt, daß die Schiel
stöße ein Gewicht bis zu 20 000 Kilogramm aufnehmen .s
Bei kurzen Schienen von 1020 Metern Länge erfährt ein Eu/
bahnwagen auf verhältnismäßig kurzen Strecken bis zu 10
Stößen, die auf die Räder ausgeübt werden. Man hat darum
sucht, die Schienen länger zu machen, um dadurch die Am
der Stöße zu vermindern. Das war aber kein großer Vortei!
dadurch die Stöße zwar seltener, aber stärker werden. Danr
man die Schienenenden so gestaltet, daß sie auf die näm
folgende Schiene übergreifen. Diese Stücke waren so flach/
halten, daß die Stöße fast gar nicht mehr zu merken waren.
konnte dadurch die Gefahr des Verwerfens der Schienen verkit
und doch die Stöße aufheben. Aber bei den heutigen massie. 4
bauten Eisenbahnwagen wurden trotz aller Versuchsmaßnahn
die übergreifenden Teile der Schienen durch die Schwere 1
Stöße bald abgedrückt, In Frankreich fand man den Ausweg.d
Räder der Eisenbahnwagen mit Gummi-Bereifung zu verseld
Die Stöße wurden dadurch sehr abgeschwächt, und das Matr
wurde geschont. Endgültige Erfahrungen über die Abnutzungd
Gummiräder liegen aber noch nicht vor. Offenbar haben
diese Räder nicht bewährt, da von einer Fortführung der
suche nichts bekannt geworden ist. Man wird darum den

suchen der Schweizer Bundesbahnen mit Interesse entgegens 0

dürfen, da von ihrem Erfolg die Eisenbahnen der ganzen M
große Vorteile haben würden. Und zwar wären diese Vore
nicht nur wirtschaftlicher Art, da dadurch der ungeheure Ma
rialverbrauch eingeschränkt werden könnte, sondern auch riü
technischer Art, denn die Eisenbahnen würden sich viel !

Freunde erwerben, die jetzt das bedueme Automobil mit seit

ruhigen und störungslosen Fahrt vorziehen.

KURZE MITTEILUNGE

* Die deutsche feinmechanische Industrie hat wirtscha

eine viel größere Bedeutung, als in der Technik im allgemeinen beia
ist. Besonders in der Ausfuhr kommt ihr neben den Erzeugnissen
allgemeinen Maschinenbaues ein bevorzugter Platz zu. So wurdel
Jahre 1934, nach einer Veröffentlichung von Dr.-Ing. Kniehahn (I
den) in der Rundschau Technischer Arbeit, für 435,3 Mill. RM.
zeugnisse des Maschinenbaues und für 281,2 Mill. RM. feinmechan
Waren ausgeführt. Während zum Maschinenbau große Erzeugnisse
Weikzeugmaschinen, Motore, Kraftwagen, Lokomotiven und ähn1e1
zu rechnen sind, umfaßt die feinmechanische Technik u. a. folge‟
wichtige Gruppen, denen in Zahlen der Wert der Ausfuhr (in Mill.
im Jahre 1934 zugefügt sind: Nähmaschinen 27,5; drahtlose Tel /
phie 26,9; Uhren 23,7; Fahrräder 20,3; Photoapparate 18,3: Zähler
Gardinen-Strickmaschinen 17,4; ärztliche Instrumente 12,1; FernsprCk
12,0; Motoren bis 25 kg 10,7: Büromaschinen 10.7. Die Aufstelt
zeigt, wie mannigfaltig und wie umfangreich das Erzeugungsgebiel
Die Ausfuhrzahl der größten Gruppe mit 27,5 Mill. RM. wird nur
den Gruppen Explosionsmotore 57,2, Werkzeugmaschinen 87.
Kraftwagen mit 28,6 Mill. RM. des Maschinenbaues übertroffen.

NEUE BüCHER UND ZEITSCHRIFTEI

* Fünfundzwanzig Jahre Technische Hochschule Breslau, (1910
1935.) Festschrift der Techn. Hochschule Breslau zur Feier ihres
jährigen Bestehens. Ein Bericht über die Entwicklung und wis
schaftliche Beiträge aus ihrem Kreise, 538 Seiten, viele Abbildunf
und Tafeln im Text. Verlag Wilh. Gottl. Korn, Breslau.
Es ist eine alte und sehr schöne Gepflogenheit der wissenschaft1d
Institute, bei besonderen Jubiläen verdienter Forscher und Forschu"
stätten sich nicht mit dem Feiern allein zu genügen, sondern solche
lässe zu einer Rückschau auf das Werden zu nützen und in einer Sen
lung von wissenschaftlichen Arbeiten Zeugnis vor aller Welt abzue
über die Leistung seiner Mitglieder. Neben den Festschriften anläß‟
der Ehrung bedeutender Gelehrter und Forscher häufen sich geradel
den letzten Jahren auch Festschriften zu Jubiläen technischer Le
anstalten.
Die vorliegende Festschrift überrascht durch den Umfang und
Reichhaltigkeit ihres Inhalts. Es kann nicht Aufgabe einer Tageszet‟
sein, zu 43 wissenschaftlichen Aufsätzen kritisch Stellung zu nehd
oder gar den Inhalt aufzuzählen. Dazu sind andere Stellen des deutse
Schrifttums berufen. Wir können nur das herausstellen, was der al
rende Rektor in einem Geleitwort hervorhebt: Die mit dem Gren7
Schlesien schicksalsverbundene Technische Hochschule in Breslau
in einem zähen Ringen um ihre Vorwärtsentwicklung. Sie hofft im na
nalsozialistischen Deutschland auf Erfolg ihres Mühens. Wenn eine
schungsstätte eine so vielseitige und inhaltsreiche Festschrift wie
vorliegende ihr Werk nennen kann, dann muß den dort tätigen
nern auch der Erfolg werden.
Unter den Aufsätzen müssen zwei hervorgehoben werden, die in
besonderes heimisches Interesse erfordern: Professor W. Wagentd
früher in Breslau, jetzt an der Technischen Hochschule in Darmitl
tätig, veröffentlicht eine Arbeit aus seinem Sondergebiet der Wacsl
kraftmaschinen. und Prof. Zeller, früher in Darmstadt als Dozent.
in Breslau als Ordinarius lehrend, einen Aufsatz über die Stiftskirchel
Wimpfen i. Tal. Zeller gibt hier neues Beweismaterial für die Beziehl
gen Erwins von Steinbachs, des Erbauers des Straßburger Münsters
der Wimpfener Stiftskirche bekannt.

[ ][  ][ ]

ſtreitap 13. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 252 Seite 11

Siedeg 2
Abt Ts Tttas

Der Sport des Sonntags.
Verſchiedenes.
Zwei= Fronken=Kampf im Fußball
In Dortmund werden die Deutſchen Rollſchuh= Kunſt=
laufmeiſterſchaften
abgewickelt, zu denen 130 Meldungen
vorliegen. Titelverteidiger ſind Hans Schmitz=Nürnberg, Paula
gegen Polen und Eſtland.
Renner=Stuttgart und Leni Haas/Willi Pfiſter=Nürnberg. In
Rom werden, mit deutſcher Beteiligung, die Weltmeiſter=
ſchaften
im Kleinkaliberſchießen veranſtaltet. In
Leichkathlekik=Länderkampf gegen Frankreich.
Warſchau wird der klaſſiſche Wettbewerb. der Freiballons, der

Das Sportprogramm des dritten Septemberſonntags iſt wie=
recht
reichhaltig ausgefallen. Es fehlen diesmal auch nicht die
oisenereigniſſe, und hier ſind in erſter Linie die beiden Länder=
ſypfe
unſerer Fußballer und der letzte Kampf unſerer Leichtath=
ten
zu erwähnen.
Fußball.
Wie am 18. Auguſt, ſo kämpft der DFB. auch diesmal wie=
nach
zwei Fronten. Waren damals Finnland und Luxemburg
Gegner, ſo ſind es diesmal Polen und Eſtland. Der dritte
länderkampf gegen Polen wird in der Schleſiſchen
ampfbahn in Breslau ausgetragen die 45 000 Zuſchauern
litz und Sicht bietet. Die bisherigen Kämpfe gegen Polen wur=
n
von Deutſchland (1:0 in Berlin, 5:2 in Warſchau) gewonnen,
1 auch beim dritten Kampfe, der, wie ſeine beiden Vorgänger,
u dem ſchwediſchen Schiedsrichter Olsſon geleitet wird, rechnen
f1 mit einem deutſchen Siege. Die deutſche Mannſchaft ſpielt
ſtärkſter Aufſtellung mit: Jakob=Regensburg; Haringer=
fürichen
, Gramlich=Villingen; Gramlich=Frankfurt, Goldbrunner=
urichen
, Kitzinger=Schweinfurt; Lehner=Augsburg Lenz= Dort=
urd
, Conen=Saarbrücken, Siffling=Waldhof, Fath=Worms.
Der zweite Länderkampf des Tages wird in Stettin
gen Eſtland ausgetragen. Obwohl Eſtland ſchon über 80
ünderſpiele ausgetragen hat, iſt das Stettiner Spiel das erſte
it Deutſchland. Auch hier rechnen wir mit einem deutſchen Sieg,
der DFB. keine Experimente angeſtellt, ſondern nur einige
eulinge mit erprobten Nationalſpielern gepaart hat. Die
Nannſchaft gegen die Eſten wurde wie folgt aufgeſtellt:
ſornrein=Hanau; Münzenburg=Aachen, Tiefel=Frankfurt; Sukop=
wem
ᛋh=frunſchweig, Matthies=Danzig, Schulz=Hannover; Malecki= Han=
uer
, Hohmann=Benrath Raſſelnberg=Benrath, Damminger=
Varlsruhe, Simetsreiter=München. Schiedsrichter dieſes Treffens
der Pole Rudkowſky.
Zwei Gaukämpfe von Bedeutung werden in Gera und
annheim ausgetragen. In Gera iſt ein Freundſchaftskampf
ſitte Südweſt vereinbart worden, zu dem beide Gaue
enlich ſtarke Mannſchaften aufgeſtellt haben. Der Gau Südweſt
u mit dem Mitte=Gau noch eine alte Rechnung zu begleichen,
urde er doch als Verteidiger des DFB.=Pokals vom Gau Mitte
der Vorrunde 1934/35 ausgeſchaltet, und auch das in Mainz
luegetragene Revancheſpiel mißlang. Nun wird Südweſt zum
iten Male verſuchen, den Leuten aus Thüringen und der Pro=
u
Sachſen eine Niederlage beizubringen. In Mannheim ſtehen
hBaden Mittelrhein gegenüber. Auch hier wird auf
ſeiden Seiten das beſte Material aufgeboten. Dem Sviel geht
Rn Kampf der Veteranen beider Gaue voraus, bei dem man
uährte alte Spieler der Vor= und erſten Nachkriegszeit als
ſteure auf dem Platz ſehen wird.
Die Punkteſpiele in Süddeutſchland ſind nicht
c zahlreich. In vier Gauen werden zuſammen nur 13 Spiele
usgetragen, wobei nur die Gaue Nordheſſen und Württemberg
ollbetrieb haben. Es ſpielen: Gau Baden: Germ. Brötzingen
VfL. Neckarau; Gau Württemberg: SSV. Ulm VfB.
Auttgart; Spfr. Stuttgart Stuttgarter SC., Spvg. Cannſtatt
Stuttgarter Kickers SV. Feuerbach Ulmer FV. 94. FV.
ufenhauſen Ulm 94: Gau Nordheſſen: VfB. Friedberg
Germ. Fulda; Bor. Fulda Kurh. Kaſſel; VfB. Friedberg
Hanau 93, Kaſſel 03 Spielv. Kaſſel, Heſſen Hersfeld SV.
a0=Nauheim; Gau Bayern: 1860 München FC. Bayreuth,
C. Augsburg FC. München. Von den Freundſchafts=
ielen
erwähnen wir das beim Reichsparteitag ſtatt=
ndende
Treffen einer Nürnberg/Fürther Stadtelf mit dem deut=
zen
Meiſter Schalke 04. Weiter ſpielen: Freiburger FC
oung Boys Bern, VfR. Pforzheim. 1. FC. Pforzheim. Aus
m Ausland intereſſiert das Rückſpiel um den Mitropa=
up
. zwiſchen Sparta und Ferenczvaros in Prag. Das Vorſpiel
Budapeſt endete 2:1 für die Ungarn. Ein Länderſpiel führt
Warſchau Polen B mit Lettland, einem unſerer nächſten Geg=
er
, zuſammen.
Handball.
Auch im Handball iſt das Programm nur klein. Geſpielt wird
ur in den Gauen Baden, Württemberg und Bayern; außerdem
das am Samstag im Rahmen des Reichsparteitages ſtattfin=
en
de Spiel des bayeriſchen Meiſters, Sppg. Fürth, mit dem Zwei=
en
aus der deutſchen Meiſterſchaft, Hindenburg Minden, zu er=
ähnen
.
Leichtathletik.
Neun Kämpfe neun Siege! So lautet die Bilanz der bis=
ſetigen
Länderkämpfe Deutſchland Frankreich. Am
Norntag ſtehen ſich nun in Paris die Vertreter beider Nationen
im zehnten Male gegenüber, wobei man wieder mit einem deut=
den
Siege rechnet, der aber unter keinen Umſtänden den
leichen Unterſchied wie im Vorjahre in Magdeburg (95:55 P.)
ringen wird. Die deutſche Vertretung für dieſen Kampf wurde
ie folgt aufgeſtellt: Leichum, Borchmeyer (100 Meter), Hornber=

er, Schein (200 Meter), Pontow. Metzner (400 Meter), Lang,
ink (800 Meter), Schaumburg, Stadler (1500 Meter). Haag

ander (5000 Meter), Welſcher, Kumbmann (110 Meter Hürden),
Völlke, Stöck (Kugel), Sievert, Hillbrecht (Diskus), Stöck, Stein=
roß
=Oppeln, Martens, Gehmert (Hochſprung) Leichum, Biebach
Weitſprung), Müller, Schulz (Stabhoch), Leichum, Hornberger,
chein Borchmeyer (4 mal 100 Meter), Pontow, Metzner, Helmle,
klupſch (4 mal 400 Meter). Ein weiterer internationaler
ampf führt in Königsberg OſtpreußenNordoſtpolen
uſammen. Im Rahmen dieſes Wettkampfes abſolvieren auch die
ſinnen Iſohollo, Askola, Mäki und Lindroth ihren erſten Start
MDeutſchland. Zwei Gaukämpfe werden in Mainz und Eßlin=
er
ausgetragen. In Mainz lautet die Paarung: Südweſt
Nordheſſen, wobei wir mit einem Sieg der Gaſtgeber rech=
en
, während in Eßlingen die Schwaben den Kampf Württem=
erg
Baden gewinnen müßten. Von den übrigen Veran=
altungen
, intereſſiert, der Kölner Klubkampf ASV.
NBC., bei dem der ASV einen letzten Verſuch machen will, den
ötuttgarter Kickers die Deutſche Vereinsmeiſterſchaft zu entrei=
en
. Ein glänzend beſetztes Frauenſportfeſt wird in Mün=
en
abgewickelt.
Radſport

Auf Bahn und Straße gibt es noch einmal Hochbetrieb. Von
en Bahnrennen erwähnen wir zunächſt die Rennen in
löaarbrücken, die in internationaler Beſetzung ausgefahren
verden. v. d. Wulpp, Lory Ehmer, Schäfer und Thyroff erſchei=
en
am Start. In Erfurt erſcheinen Lohmann, Wißbröcker,
anera, Schindler und Hille am Start. In Paris ſteht ein
Beherkampf Deutſchland Frankreich auf der Karte, bei dem
etze, Krewer, Möller und Carpus die deutſchen Intereſſen ver=
ſteten
. Der Rennkalender verzeichnet noch Rennen in Solingen,
bieſenheim, Breslau, Hannover und Leipzig. Aufder Straße
derdient zunächſt die Entſcheidung zum Erſten Schritt in Ber=
in
Erwähnung. Außerdem gibt es im Reich noch einige Rennen
Die Großer Preis von Halle, Großer Preis der Römryken=Berge,
hund um Cottbus uſw. Im Ausland, gibt es am Samstag in
Laris das Kriterium der Aſſe, an dem Sieronſki beteiligt iſt.
Erwähnt ſeien noch die Vorführungen im Radball und Kunſt=
ſahren
beim Reichsparteitag in Nürnberg.
Motorſport.
In Oberſtdorf wird am Samstag die 17. Internationale
Motorrad=Sechstagefahrt beendet, die an Fahrer und Material
größte Anforderungen ſtellte und bei der die Fahrer Tagesſchlei=
en
von über 400 Klm. zurückzulegen hatten, in die noch Sonder=
Müfungen eingeſchoben waren. In Deutſchland verdient das
öittauer Stadtring=Rennen Erwähnung.

Gordon=Bennett=Flug, geſtartet, zu dem dreizehn Bal=
lons
, darunter drei deutſche (Erich, Deutſchland und Alfred
Hildebrandt) gemeldet wurden. Deutſche Segelflieger
weilen in einem internationalen Lager am Jungfraujoch, das bis
18. September dauert. Die Deutſchlandriege der DT.
wird beim Großen Volksfeſt beim Reichsparteitag,
wo neben anderen Sportarten auch Fußball, Handball, Radſport
uſw. vertreten ſind, ihr Können zeigen.
3. Ekappe der 17. Molorrad=Sechskagefahrt.
Die endgültige Wertung des dritten Tages der internationalen
Motorrad=Sechstagefahrt hat ergeben, daß von den 248 geſtarteten
Fahrern nicht mehr ganz ein Drittel, nämlich 75 Fahrer, ſtraf=
punktfrei
geblieben ſind. In der dritten Etappe ſind 22 Teilneh=
mer
ausgeſchieden, ſo daß ſich der Ausfall auf insgeſamt 81 erhöht.
Da zu den 75 ſtrafpunktfreien noch 92 Fahrer mit Strafpunkten
hinzukommen, beſteht das Geſamtfeld heute noch aus 167 Teil=
nehmern
, alſo etwa zwei Dritteln der Geſtarteten.
Die dritte Etappe brachte 69 Fahrern Strafpunkte. Unter ihnen
befinden ſich 23 Fahrer, die bisher noch ohne Fehlerpunkte waren.
Die meiſten Fahrer haben ihre Zeit bei der Bergprüfung nicht ein=
halten
können. Dort kamen 67 zu ſpät an, während die Prüfung
auf der Freiburger Bergrekordſtrecke nur von 10 Fahrern nicht er=
füllt
wurde, alſo ſehr leicht war. In der Mannſchaftswertung hat
ſich in der Reihenfolge nichts geändert. Deutſchland führt bei der
Internationalen Trophy als einzige ſtrafpunktfreie Mannſchaft.
Wie wir weiter erfahren, wird der Beifahrer von Kreus, Joſef
Müller, heute wahrſcheinlich wieder ſtarten können, andernfalls
wird der Beiwagen mit einem Erſatzfahrer beſetzt, was nach den
internationalen Sportgeſetzen zuläſſig iſt und von den Holländern
geſtern ſchon gemacht wurde, ſo daß die deutſche Nationalmannſchaft
koonplett weiterfahren wird. Die Tſchechoſlowakei folgt der deut=
ſchen
Mannſchaft mit drei Punkten, England hat durch das Aus=
ſcheiden
Bradleys 101 Punkte, Italien durch das Ausſcheiden Gile=
ras
102 Punkte und Frankreich beſchließt mit 213 Punkten das
Feld. Im Wettbewerb um die Silbervaſe führt Deutſchland eben=
falls
mit den 250 ccm=DKW.=Maſchinen bei Null Punkten zu=
gleich
mit der holländiſchen B=Mannſchaft vor der italieniſchen A=
Mannſchaft, die einen Punkt hat.
Die übrigen Wertungen ſind folgende: Fabrikmann=
ſchaften
: Strafpunktfrei: D=Mannſchaft DKW. A=Mannſchaft
BMW. CM.=Mannſchaft (Italien). Jawa=Mannſchaft ( Tſchecho=
ſlowakei
), Puch=Mannſchaft (Deutſchland). Royal=Enfield= Mann=
ſchaft
(England) und Triumph=A=Mannſchaft (Deutſchland). Im
Wettbewerb um den Preis des Führers des deutſchen Kraftfahr=
ſports
(Klubmannſchaften) ſteht der Deutſche Automobil=
klub
mit 0 Punkten mit dem Carshalton MCC. (England) und
Sunbeam=Club (England) an der Spitze vor dem Edinburgh=Club
(England) mit 1 Punkt und der Jawa=Klubmannſchaft (Tſchechei)
mit 3 Punkten.

Zußball.

Tbd. Jahn Darmſtadt 1875 (Fußballabteilung).
Heute Freitag, finden ab 3.30 Uhr die Uebungsſtunden der
geſamten Fußballabteilung ſtatt. Es iſt Pflicht für jeden Spieler,
zu erſcheinen. Die Schülerabteilung muß zwecks einer Ausſprache
geſchloſſen um 5 Uhr auf dem Platze erſcheinen. Abends 8.30 Uhr
findet im Vereinsheim die Spielerverſammlung ſtatt, zu der jeder
in Anbetracht der Wichtigkeit anweſend ſein muß.
TSV. Meſſel TV. Spachbrücken.
Nachdem am vergangenen Sonntag eine kombinierte Mann=
ſchaft
den TV. Georgenhauſen mit 9:4 ſchlagen konnte, empfängt
nunmehr die 1. Mannſchaft am kommenden Sonntag den ſpiel=
ſtarken
TV. Spachbrücken zum Freundſchaftsſpiel, um letztmals vor
den Verbandsſpielen ihre Kräfte zu meſſen. Spielbeginn 3 Uhr.
Die Spielerſitzung findet am Freitag abend in der Gaſtwirtſchaft
Georg Joſt ſtatt. Alle Spieler haben hierzu zu erſcheinen.
Spielvereinigung 34 Ueberau 1. SV. Roßdorf.
Am letzten Sonntag vor den Verbandsſpielen hat Ueberau
nochmals Gelegenheit, im Kampfe mit einem anerkannten Gegner
der 1. Kreisklaſſe ſeine derzeitige Spielſtärke zu überprüfen. Die
Gäſte verfügen über eine äußerſt ſtabile Mannſchaft, die auch die
nötige Härte bei ſchweren Spielen mitbringt. Schon im Vorſpiel
mußte ſich Ueberau durch einen beſſeren Gegner deutlich geſchlagen
bekennen. Hält bei Ueberau die in den letzten Spielen gezeigte
gute Zuſammenarbeit aller Mannſchaftsteile auch weiter an, ſo
darf man auf eine Verbeſſerung des Vorkampfergebniſſes hoffen.
Zumindeſt erwarten wir von beiden Mannſchaften ein anſtändiges
Spiel, damit auch die Zuſchauer auf ihre Koſten kommen. Spiel=
beginn
1. Mannſchaften 3 Uhr. 1.30 Uhr: Ueberau 2. Roßdorf 2.
Schiedsrichter=Arbeitsgemeinſchaft.
Untergruppe Darmſtadt.
Die September=Pflichtſitzung findet, wie bereits angekündigt,
am Montag, den 16. September, bei Löffler ſtatt: Beginn pünkt=
lich
8.30 Uhr. In Anbetracht der ſtarken Verwendung, die unſere
Schiedsrichter der Untergruppe Darmſtadt während der Meiſter=
ſchaftsſviele
finden, muß es für alle Kollegen eine ſelbſtverſtänd=
liche
Pflicht ſein, ſich mit den eingetretenen Neuerungen beſtens
vertraut zu machen, und dies kann nur durch regelmäßigen Beſuch
der Pflichtſitzungen geſchehen. Entſchuldigungen können daher auch
nur in ganz beſonderen Fällen angenommen werden. Der Leiter
der Untergruppe Darmſtadt: J. Lautz.

Handball.

TSG. 46 Handballabteilung.
Im Spielprogramm unſerer Abteilung ſind für den Sonntag,
15. September, die Mannſchaften wie folgt beſchäftigt:
Vormittags auf der Woogswieſe: 9 Uhr: die JugendGermania
Pfungſtadt; 10 Uhr: die Schüler Germania Pfungſtadt;
11 Uhr: die 3. MannſchaftTv. Griesheim 2. Mſch.
Nachmittags in Griesheim (Viktoria=Platz): Viktoria Griesheim
ReſerveTSG. 46 Reſerve; Viktoria Griesheim 1. Mſch.
TSG. 46 1. Mſch.
Alles Nähere erfahren die Aktiven durch die Mannſchaftsführer.
Wir bitten noch, frühzeitig an den Geſtellplätzen ſich einzufinden.
Zu dem Spiel unſerer 1. Mannſchaft in Griesheim bitten wir
unſere Freunde, die Mannſchaft zu ihrem erſten und ſchwerſten
Spiel dehin begleiten zu wollen.
Sp. Cl. Viktoria 06 Griesheim.
Am Sonntag nehmen die Handballpflichtſpiele ihren Anfang
und iſt als erſter Gegner TSG. 46 Darmſtadt verpflichtet. Das
Spiel, welches laut Terminliſte auf den 22. 9. feſtgeſetzt war. iſt
infolge Platzſchwierigkeiten um 8 Tage vorverlegt worden. Wie
im Vorjahre hat man auch in dieſem Jahr wieder gleich im erſten
Treffen zwei der ſtärkſten Mannſchaften zuſammengebracht. TSG.
46 letztjähriger Staffelſieger, wird auch diesmal von Anfang an
alles dranſetzen, um einen Sieg zu landen. Wird Griesheim am
Sonntag den Spieß umdrehen? Voriges Jahr reichte es Darmſtadt
gerade noch in letzter Minute zum Siegestor und mit 9:8 einen
glücklichen Sieg zu erringen. Wie ſtehen nun heute die Ausſichten?
Der Griesheimer Sturm hat in Wettmann eine gute Verſtärkung,
die älteren Stürmer und Läufer ſollen ihn nicht außer Acht laſſen.
Von Knoth, dem früheren Torhüter, iſt anzunehmen, daß ſein
Ehrgeiz reicht, evtl. noch beſtehende Mängel auszugleichen. Sein
Nachfolger Görlich wird eine Kraftprobe zu beſtehen haben, ob er
den ſchußgewaltigen 46er Stürmern gewachſen ſein wird, wird das

Spiel lehren. Die übrigen Spieler ſind auf ihren Poſten geblieben.
Die Darmſtädter, die in den Privatſpielen ihre ſtändig gute Form
bewieſen haben, und die Viktorianer werden ſich am Sonntag einen
ſpannenden Kampf liefern, der ſeine Anziehungskraft nicht ver=
fehlen
ſollte. Es iſt zu wünſchen, daß das Spiel, wie die vorher=
gehenden
, in anſtändigem Rahmen bleibt, dazu können die Zu=
ſchauer
durch ſportmänniſches Verhalten viel dazu beitragen. Wei=
tere
Spiele von Viktoria: 2. Mannſchaft TSG. 46 Darmſtadt,
hier, 1.45 Uhr; 1. Jugend Hitler=Jugend, hier, 5.30 Uhr ( Sams=
tag
); 1. Jugend Sp. Vgg. 04 Arheilgen dort 1.30 Uhr; 1. Fuß=
balljugend
TV. Nauheim, hier, 1.30 Uhr, Sportplatz am Beſ=
ſunger
Weg.
TV. Goddelau TV. Arheilgen.
Am kommenden Sonntag, nachmittags halb 4 Uhr, trägt Tv.
Goddelau ſein letztes Freundſchaftsſpiel vor den Verbandsſpielen
gegen den Tv. Arheilgen aus. Den Gäſten aus der Bezicksklaſſe
geht ein ausgezeichneter Ruf voraus; ſie haben in den letzten
Jahren mehrmals die Meiſterſchaft errungen und ſind über unſe=
ren
Gau hinaus beſtens bekannt. Ging auch das Vorſpiel ver=
loren
, ſo wird ſich die Goddelauer Mannſchaft mächtig anſtrengen
müſſen, um diesmal ehrenvoller abzuſchneiden. Die Goddelauer
Mannſchaft wird bei dieſem Spiel zeigen, was ſie ſeit ihrem
kurzen Beſtehen gelernt hat, um in den Verbandsſpielen ihre
Farben wurdig zu vertreten. Da ſchöner Sport geboten wird,
ergeht an alle Handballintereſſenten von Goddelau und Um=
gebung
der Ruf, ſich dieſes Spiel anzuſehen. Vorher halb 3
Uhr: Jugendmannſchaften beider Vereine.
TSG. 46, Paddelabteilung.
Die Rennmannſchaft trifft ſich am kommenden Sonntag, 9.30
Uhr vormittags, im Bootshaus zu einer Beſprechung über die Ver=
einsmeiſterſchaften
, die am Sonntag, den 22. 9., ausgefahren wer=
den
. Außerdem ſprechen wir über das Wintertraining und über
unſer Bootsmaterial. Deshalb darf keiner fehlen.
Prüfung für das Deutſche Radſpork=Jugendabzeichen
Die letzte, diesjährige Prüfung für das Deutſche Radſport=
Jugendabzeichen findet auf der Rundſtrecke bei Kranichſtein am
Sonntag, den 22. September, früh 8 Uhr, ſtatt. Die Erringung
des Abzeichens iſt allen deutſchen Jungen und Mädchen von 12
bis 18 Jahren nach Erfüllung folgender Leiſtungen möglich:
Bronze: Jungradler, 15 Klm., in 40 Minuten; Jungradlerin=
nen
, 15 Klm., in 55 Minuten. Silber: Jungradler, 20 Klm.,
in 45 Minuten; Jungradlerinnen, 20 Klm., in 55 Minuten.
Gold: Jungradler, 25 Klm., in 60 Minuten; Jungradlerinnen,
25 Klm., in 70 Minuten.
Vorausſetzung für die Erringung des ſilbernen Abzeichens iſt
der Beſitz des bronzenen Abzeichens, für die Erringung des gol=
denen
Abzeichens der Beſitz des ſilbernen und bronzenen Abzei=
chens
. In einem Jahre kann nur ein Abzei hen errungen werden.
Meldungen müſſen bis 19. September in der Geſchäftsſtelle
des Kreisführers des Kreiſes 4 (Darmſtadt) des Deutſchen Rad=
fahrer
=Verbandes in Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 23½ (Firma A.
J. Supp), woſelbſt auch die erforderlichen Formblätter zum Preiſe
von 20 Pfg. erhältlich ſind, erfolgen. Meldungen am Start blei=
ben
unberückſichtigt.
Sportabzeichen=Prüfung im Radfahren.
Am Sonntag, den 15. September, früh 8 Uhr findet eine
Prüfung für das allgemeine Deutſche Turn= und Sportabzeichen
im Radfahren ſtatt. Start: Reſtaurant Roſengarten, Frankfurter
Straße. Beſcheinigungshefte ſind mitzubringen. Meldungen bis
Samstag, den 14. September abends 6 Uhr, in der Geſchäftsſtelle
des Fachamtsleiters für Radſport im Deutſchen Reichsbund für
Leibesübungen, Ortsgruppe Darmſtadt, Eliſabethenſtraße 23½
(Firma A. J. Supp).
Sportabzeichenprüfung für Frauen (Leichtathletik).
Samstag den 14. Sept., nachm. 3.30 Uhr, findet auf dem
Turn= und Sportgemeindeplatz (Woogswieſe) die nächſte Sport=
abzeichenprüfung
für Frauen ſtatt. Folgende Uebungen gelangen
zur Abnahme: 100 Meter, 75 Meter, Weitſprung. Hochſprung,
Kugelſtoßen, Ballweitwerfen, 2000 Meter. Leiſtungsbücher mit
Lichtbild verſehen, ſind mitzubringen.
Bahram, der bisher in ſeiner ganzen Rennlaufbahn unge=
ſchlagene
Hengſt aus dem Stall des indiſchen Fürſten Aga Khan,
errang einen weiteren Sieg. Er gewann am Mittwoch das eng=
liſche
St. Leger unter Fred Fox überlegen gegen Solar Ray, Buck=
ley
und Plaſſy.
Deutſche Meiſter im Kleinkaliberſchießen
wurden bei offener Viſierung Goldenbaum=Polizei Hamburg ( Ein=
zelſieger
) und Polizei Hamburg (Mannſchaftsſieger). Beim Wett=
bewerb
mit beliebiger Viſierung holte ſich Olszok=Berlin=Wannſee
den Einzelſieg, die Deutſche Girozentrale Berlin die Mannſchafts=
Meiſterſchaft.
Deutſchlands Tennis=Mannſchaft für den am
25. und 26. September in Saarbrücken ſtattfindenden Länderkampf
gegen die Schweiz wird aus Gottfried von Cramm, Heinrich Hen=
kel
, Dr. Buß und Werner Menzel beſtehen.
Geſtürzte Sprünge bei Skiwettbewerben werden im
ſächſiſchen Skiſport in Zukunft nicht mehr angezeigt und in den
offiziellen Berichten mit einem Kreuz gekennzeichnet. Hoffentlich
wird dieſe Regelung vom Deutſchen Skiverband für allgemein ver=
bindlich
erklärt; bei den Nordländern iſt das Anzeigen geſtürzter
Sprünge ohnehin nicht üblich.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 45. Preußiſch=Süddeutſche (271. Preuß.) Klaſſen=Lotterie
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten

Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar ſe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II

30. Ziehungstag
11. September 1935
In der heutigen Schluß=Ziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 1000000 M. 259620
4 Gewinne zu 3000 M. 114996 327348
12 Gewinne zu 2000 M. 94173 102954 201599 272920 327640
369628
22 Gewinne zu 1000 M. 42017 63483 64769 87753 112171 115133
124596 165921 220433 304570 395479
30 Gewinne zu 500 M. 12059 37802 50760 63463 68471 227110
251761 266998 279849 290880 298614 299999 359363 380285 387017
184 Gewinne zu 300 M. 643 1779 2026 7457 15981 21888 22223
22418 29637 30231 36966 38487 45177 61664 53356 55004 59819
62368 62661 63558 63988 65364 65613 71072 72483 84881 92156
96986 105811 122284 127408 136674 137954 149490 156303 162831
163963 167113 179218 184680 184802 193476 203715 206099 206455
209900 215822 220170 233730 245299 255107 259948 266204 266722
267233 274935 278087 280396 584955 285661 289035 2905 13 286621
303758 306366 306647 310039 311896 320189 321664 327764 331980
332880 336220 347692 351319 351848 352943 362417 365062 366388
366412 367013 367097 367357 371392 381 158 383661 384964 387180
388084 393139
Die Ziehung der 1. Klaſſe der 46. Preußiſch=Süddeutſchen
(272. Preuß.) Klaſſenlotterie findet am 18. und 19. Oktober 1935 ſtatt.

Wekkerbericht

des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die über Frankreich aufgetretene Störung wandert nach dem
Mittelmeer ab und hat über Südfrankreich zu teilweiſe kataſtro=
phalen
Gewitterregen Anlaß gegeben. Ein mächtiger Wirbel im
Raum England Norwegen begünſtigt bis zu uns die Zufuhr
feuchter Meeresluft, ſo daß mit leicht unbeſtändigem, nicht un=
freundlichem
Wetter gerechnet werden muß.
Ausſichten für Freitag: Veränderliche Bewölkung, vereinzelte
Schauer, bei ſüdlichen bis ſüdweſtlichen Winden tagsüber
ziemlich warm und etwas ſchwül.
Ausſichten für Samstag: Wechſelnd bewölktes Wetter mit Nei=
gung
zu
Leichte Abkühlung.

[ ][  ][ ]

Nummer 252

Freitag, 13. September

DarmſtädeerCagblatte

Die Finanzpolitik Deutſchlands.
net auf rund 6 Milliarden RM. Da aber in Höhe von 1 Mrd.
RM. Arbeitsſchatzanweiſungen zur Sicherung von Arbeitswech=
Arbeitsbeſchaffung und öffenkliche
ſeln ausgeſtellt und in der Reichsſchuld, wie bereits ausgeführt,
enthalten ſind, betragen die zuſätzlichen Verpflichtungen des
Reiches nur rd. 4 bzw. 5 Milliarden, RM., die geſamte
Schulden.
Schuldenzunahme alſo rd. 6 bzw. 7 Mrd. RM.

Reich Länder Gemeinden insgeſ. zuſam.
lgfr. kurzfr. lgfr. kurzfr. lgfr. kurzfr. lgfr. kurzfr.

22,9

Die deutſche Volkswirtſchaft, ( Nationalſozialiſti=
ſcher
Wirtſchaftsdienſt) veröffentlicht in Heft Nr. 26
(1935) einen Artikel des Reichsfinanzmini=
ſters
Graf Schwerin von Kroſigk über
das Thema Finanzpolitik Deutſchlands, dem die
nachſtehenden Aeußerungen entnommen ſind:
Von 1929 bis 1932 verſchlechterte ſich der öffentliche Haushalt
um rd. 3,8 Milliarden, obwohl während dieſer Zeit auf der Aus=
gabenſeite
die Arbeitsloſenbezüge erheblich gekürzt, auf der Ein=
nahmeſeite
neue Steuern und Steuererhöhungen eingeführt wor=
den
waren, die eine Mehreinnahme von 3 Milliarden hätten er=
bringen
müſſen. Von 1932 bis 1934 verbeſſerte ſich die Lage der
öffentlichen Finanzen um rd. 2,6 Milliarden. Die Beſſerung der
Lage hält auch im Jahre 1935 an.
Der Schuldenſtand in Deutſchland hat ſich wie
folgt entwickelt:
1. 1. 1930: 8.4 17 15 10 84 19 18,3 46
1. 1. 1933: 10,4 1,8 1,8 1.3 9,3 2,0 21,5 5.1 26,6
1. 1. 1935: 9.4 2,4 22 11 112 0,6 22,8 41 26,9
Am 1. Juli 193,5 beläuft ſich die Schuld des Reiches auf
10,3 langfriſtige und 2,9 kurzfriſtige Schulden. Rechnet man ſchät=
zungsweiſe
damit, daß die Schulden der Länder und Gemeinden
im erſten Halbjahr 1935 um 0,2 zugenommen haben, ſo ſtellt ſich
der Schuldendienſt insgeſamt auf 23,8 langfriſtige und 4.7 kurz=
friſtige
Schulden, zuſammen alſo auf 28,5 Milliarden. Während
alſo in der Kriſenzeit infolge der außerordentlich hohen Fehlbe=
träge
aller öffentlichen Etats die Schulden um 3.7 Milliarden zu=
nahmen
, beträgt in den letzten 2½ Jahren die Schuldenzunahme
nur 1.9 Milliarden.
Die Schuldenzunahme iſt in der Hauptſache durch die von der
Reichsregierung zur Ueberwindung der Arbeitsloſigkeit betrie=
bene
aktive Arbeitsbeſchaffungspolitik verurſacht.
In den ſeit 1933 neu eingegangenen Schulden ſind z. B. rund eine
Milliarde Arbeitsſchatzanweiſungen zur Sicherung von Arbeits=
wechſeln
und die erſte 500 Millionen=Sparkaſſenanleihe, mit der
Arbeitswechſel abgedeckt worden ſind enthalten. Ueber die Höhe
dieſer Arbeitswechſel laufen, vor allem im Auslande,
phantaſtiſche Zahlenangaben. Man ſchätzt dieſe geheime Reichs=
ſchuld
auf 10 oder 16 Milliarden RM., während der geſamte
Wechſelumlauf in Deutſchland von Anfang 1933 bis Mitte 1935
nur von 6,7 auf 11,2 Milliarden RM. geſtiegen iſt. Schon allein
hieraus ergibt ſich, daß dieſe Zahlenangaben weit übertrieben
ſind. In Wirklichkeit beliefen ſich die in Form von Steuergut=
ſcheinen
, Arbeitswechſeln uſw. übernommenen, in den oben ge=
nannten
Zahlen der Reichsſchuld nicht enthaltenen Verpflichtun=
gen
des Reiches 1935 auf rund 5, und wenn man die Arbeits=
beſchaffungswechſel
der Reichsbahn und Reichspoſt mit hinzurech=

Sind alſo in den Kriſenjahren 3.7 Mrd. RM. neue Schulden
entſtanden, die im weſentlichen reine Fehlbetragsſchulden ſind,
und ſich mit der Verſchlechterung der öffentlichen Haushalte um
3,8 Mrd. genau decken, ſo ſteht dem Schuldenzuwachs in
den letzten 2½ Jahren eine Haushaltsverbeſſe=
rung
von mehreren Milliarden und ein Vermö=
genszuwachs
an Werten der verſchiedenſten Art
gegenüber. War mithin der Schuldenzuwachs der Kriſenzeit
rein paſſiv gebunden an die Verſchlechterung und die Fehlbeträge
der öffentlichen Etats, ſo iſt der Schuldenzuwachs ſeit 1933 Aus=
druck
und Folge einer aktiven Konjunkturpoli=
tik
, die eine Verbeſſerung der Haushaltslage und damit die
Grundlage zur Abdeckung der Schulden geſchaffen hat. Es iſt
ſelbſtverſtändlich, daß auch einer aktiven Konjunkturpolitik gewiſſe
Grenzen geſteckt ſind. Dieſe Grenze liegt einmal beim öffentlichen
Haushalt. Die Verzinſung und Tilgung der Schul=
den
muß unbedingt und vollſtändig geſichert ſein.
Es iſt unmöglich, hier, eine abſolute und ſtarre Grenzzahl zu
nennen. Die Geſamthöhe der Schulden von Reich, Ländern und
Gemeinden im Betrag von rd. 30 Milliarden iſt für ein Land wie
Deutſchland an ſich noch nicht beunruhigend. Entſcheidend iſt nicht
die abſolute Höhe, ſondern das Tempo des Steigens und die Re=
lation
des Schuldendienſtes zu den ſonſtigen Ausgaben. Die
weite Grenze liegt in der Aufnahmefähigkeit des Ka=
vitalmarktes
für Fundierungsanleihen. Die bis=
her
mit Erfolg betriebene Kapitalmarktpolitik hat es ermöglicht,
der erſten Sparkaſſenanleihe im Frühjahr jetzt eine zweite in der
gleichen Höhe folgen zu laſſen, und 10jährige Schatzanweiſungen
in Höhe von 0,5 Milliarden am offenen Markt zu begeben. Die
Fundierung ſchreitet alſo fort.

Bisher über 75 Prozenk
der neuen Reichsſchakanweiſungen gezeichnet.
WPD. Mit dem vom Reich zur Fundierung früher übernom=

mener kurzfriſtiger Verpflichtungen für die Arbeitsbeſchaffungs=
maßnahmen
aufgelegten 500 Millionen RM. 4½proz. Reichsſchatz=
anweiſungen
hat ſich zum erſtenmal das Deutſche Reich ſeit der
Wirtſchaftskriſe wieder an den Kapitalmarkt gewandt. Obgleich
die Zeichnungsfriſt noch bis zum 16. September läuft, ſind bis
jetzt ſchon, wie wir von maßgebender Seite erfahren, mindeſtens
75 Prozent gezeichnet worden. Dies Ergebnis muß bei aller ob=
jektiven
Betrachtung als außerordentlich günſtig bezeichnet wer=
den
. Man kann es als einen Beweis anſehen, daß den Anleihe=
papieren
des Deutſchen Reiches wieder größtes Vertrauen von
ſeiten des deutſchen Sparers entgegengebracht wird. Das Ergeb=
nis
zeigt auch den feſten Willen, nach Kräften zur Konſolidierung
der Arbeitsbeſchaffungsſchuld beizutragen.

Die Berliner Börſe hatte auch zu Beginn des geſtri=
gen
Verkehrs keine ausgeſprochene Tendenz aufzuweiſen; bei der
herrſchenden Marktenge beſtimmten wiederum kleinſte Aufträge
die Kursgeſtaltung. Da jedoch von ſeiten der Bankenkundſchaft
verſchiedentlich kleine Orders an den Markt gelegt worden waren,
überwogen bereits bei Eröffnung Kursbeſſerungen, die im Ver=
lauf
weitere Fortſchritte machten. Starke Beachtung finden die
Ausführungen des Reichsfinanzminiſters über die Finanzpolitik
Deutſchlands. Stimulierend wirkt im übrigen der nach wie vor
flotte Zeichnungseingang auf die neue Reichsanleihe; bei einigen
Banken iſt die zugeteilte Quote bereits voll gezeichnet worden.
Sehr feſt lagen Rhein=Braun mit plus 3 Prozent. Elektrowerte
waren faſt ausnahmslos um zirka ½ Prozent feſter. Feſt lagen
ferner Reichsbankanteile mit plus 1 Proz. Renten lagen ruhig.
Im Verlaufe waren im allgemeinen keine größeren Kursverän=
derungen
zu beobachten. Farben ermäßigten ſich auf 155½.
Kleine Kaufaufträge der Bankenkundſchaft auf den ununter=
brochen
günſtigen Anleihezeichnungsverlauf hin fanden an der
Rhein=Mainiſchen Börſe immer noch leere Märkte vor
Dazu kamen einige Sonderbewegungen, ſo von Reichsbank. auf
Hoffnung auf eine Abſchlagsdividende hin, daneben von Rhein=
Braun, die ſchon geſtern nachbörslich geſucht waren, und von eini=
gen
Verſorgungswerten. Dies förderte die Kurserholung. Ins=
geſamt
lagen die Märkte jedoch noch ruhg. Während die meiſten
Chemiewerte etwas anzogen, waren JG. Farben ziemlich ruhig
und 8 Prozent ſchwächer. Am Montanmarkt Rhein=Braunkohle
gegenüber geſtern mittag 5½ Prozent feſter. Am Elektromarkte
traten Verſorgungswerte etwas hervor, Reichsbank=Anteile um
1½ Proz, bei etwas größeren Umſätzen erhöht. Schiffahrtswerte
freundlicher. Renten lagen ziemlich ſtill. Altbeſitz ½ Proz., auch
Kommunal=Umſchuldung ½ Prozent ſchwächer. Im Verlauf blieb
die Börſe farblos und ohne Sonderbewegungen.
Die Abendbörſe war ohne Anregung und beſondere
Tendenz. Berliner Schlußkurſe lagen behauptet.

Diehmärkke.

Die Kapazikätsausnukung der deutſchen Induſtrie.
Das J.f.K. gibt im neueſten Wochenbericht eine Darſtellung
über die Kapazitätsausnutzung der deutſchen Induſtrie. Im

Durchſchnitt des Jahres 1934 waren die Erzeugungs=
anlagen
der deutſchen Induſtrie zu etwa 60 Prozent ausgenutzt.
Allerdings war die Ausnutzung der Anlagen in den einzelnen
Induſtriezweigen und in einzelnen Betrieben der gleichen Branche
ſehr verſchjeden. Im erſten Halbiahr 193,5, ſtieg die Aus=
nützung
im Durchſchnitt auf etwa zwei Drittel, im Juli ſogar
faſt auf 70 Prozent der Kapazität. Dabei iſt im Vergleich zu 34
eine deutliche Umſchichtung zwiſchen den einzelnen
Induſtrien eingetreten. In dieſem Zuſammenhange treten
die Auswirkungen der Arbeitsbeſchaffung inſofern deutlicher her=
vor
, daß die Inveſtitionsgüterinduſtrien und andere, von öffent=
lichen
Aufträgen begünſtigte Induſtrien ihre Kapazitäten in ſtei=
gendem
Maße ausnutzen.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Anhaltende Steigerung im Reiſeverkehr zwiſchen Nordamerika
und Deutſchland. Die bereits im erſten Halbjahr 1935 beobachtete
Zunahme des Reiſeverkehrs zwiſchen Nordamerika und Deutſch=
land
hat auch in den Sommermonaten weiter angehalten. Im
einkommenden Verkehr waren die Schiffe nicht nur bis Ende
Juli ſo gut wie voll beſetzt, ſondern auch im Monat Auguſt
weſentlich ſtärker als in der entſprechenden Zeit des Vorjahres
in Anſpruch genommen. Die größere Zahl der Beſucher Deutſch=
lands
bedingt notwendigerweiſe ein entſprechendes Anwachſen
auch des ausgehenden Verkehrs, ſo daß beiſpielsweiſe bei der
HamburgAmerika=Linie bis Ende September mit voll beſetz=
ten
Schiffen gerechnet wird. Bei einer Geſamtzunahme des Ver=
kehrs
auf dem Nordatlantik in dieſem Jahre um 76 Proz. gegen=
über
dem Vorjahr hat die HamburgAmerika=Linie ihren Anteil
um 29.1 Prozent erhöht und ſteht damit der prozentualen Stei=
gerung
nach an erſter Stelle
Metallgeſellſchaft AG., Frankfurt a. M. Die Beſchäftigung
in faſt allen Teilen der Geſellſchaft und bei den Tochtergeſellſchaf=
ten
der Metallgeſellſchaft AG. war in dem Ende dieſes Monats
ablaufenden Geſchäftsjahr 1934135 beſonders durch den Auftrags=
beſtand
für den Inlandsmarkt durchaus gut. Die Abteilungen, die
für das Auslandsgeſchäft arbeiten, waren bemüht, die Ausfuhr=
umſätze
trotz aller bekannten Schwierigkeiten aufrecht zu erhalten.
Die Gefolgſchaft im Konzern nahm vor allem in den für das In=
land
beſchäftigten Betrieben zu. Ueber die Bilanzausſichten kög=
nen
, wie der Fwd. weiter hört, jetzt noch keine Angaben gemaht
werden.

Darmſtädter Viehmarkt vom 12. Sept. Aufgetrieben waren
136 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 6672, b) 63
bis 65, c) 5762, d) 4656 Pfg. Es wurden verkauft in der
Kl. a) 19, b) 24, c) 53, d) 35 Stück. Marktverlauf: geräumt.
Mannheimer Viehmarktbericht vom 12. Sept. Auftrieb: 45
Kälber, 26 Schafe, 51 Schweine, 150 Ferkel und 399 Läufer.
Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 1418 RM. über ſechs Wochen
1823 RM., Läufer 2328 RM. Marktverlauf: lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 12. Sept. Auftrieb: Zum Schlacht=
hof
direkt: 8 Ochſen, 2 Bullen, 6 Kühe, 12 Färſen; Kälber 822,
Schafe 193, Schweine 188. Es notierten (für einen Zentner Le=
bendgewicht
) in RM.: Kälber a) 6670 (6670), b) 6065 (60
bis 65) c) 5359 (5359), d) 4552 (4252). Lämmer und
Hammel b) 2. Weidemaſthammel 4142 (4042), c) 3840 (37
bis 39), d) 3337 (3436); Schafe e) 3840 (3638), f) 33
37 (3235), g) 2832 (0): Schweine alle Klaſſen bis d) 54 (54),
e) 50 (50). Marktverlauf: Kälber lebhaft, ſpäter abflauend,
ausverkauft; Hammel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft;
Schweine wurden zugeteilt.

Zum Abſchluß des Stickſtoffkarkells.

Die im Juli in Scheveningen getroffenen Abmachungen e
Stickſtoff produzierenden Länder ſind jetzt von allen Beteiligg=
unterzeichnet
worden (vgl. Handelsblatt Nr. 250). Damit:
das internationale Stickſtoffkartell Wirklichkeit geworden.
Abmachungen gelten für drei Jahre, wenn auch ein Ablauf mmit
zwei Jahren vorgeſehen iſt, um unvorhergeſehenen Entwicklun 1e
gerecht werden zu können. Sie regeln die Abſatzbeteiligungen
einzelnen Länder, und zwar nach Proportionalzahlen, nicht rm
abſoluten Mengen, für alle Märkte der Welt mit Ausnahme
Vereinigten Staaten. Mit der noch verhältnismäßig unbedeuttr
den japaniſchen Stickſtoffinduſtrie iſt ein beſonderes Abkomme
getroffen worden. Von den europäiſchen Stickſtoffproduzenten ri
Frankreich dem Vertrag ferngeblieben, da es keine nennensweit
Ausfuhr hat.

Die Abmachungen gliedern ſich in zwei Teile. Der erſte un
faßt die Verträge der europäiſchen Produzenten mit der ſogry
D. E. N.=Gruppe (Deutſchland, England. Norwegen);
zweite die Verträge mit Chile. Dies iſt bedingt durch die Ss,
derſtellung Chiles, das natürlichen Stickſtoff in ſeinem Salpot/
produziert und infolgedeſſen die Verträge unter dem Ee
ſichtspunkt der Rohſtoffausfuhr betrachten muß, mil
rend es den europäiſchen Erzeugern künſtlichen Stickſtoffes in
Hauptſache auf den Schutz ihres Heimatmarktes ankim
Nach Reorganiſierung der chileniſchen Stickſtofferzeugung urn

der Führung der Guggenheim=Gruppe hatte der Export an Choll
ſalpeter im Düngejahr 1933/34 um volle 100 Prozent zugenin

men und betrug damit 1,2 Millionen To. (Warengewicht). Za
Anſteigen des Stickſtoffverbrauches in den Ländern mit inte=
vierter
Landwirtſchaft hatte gegenüber 1932/33 eine Zunahme
Weltverbrauchs an Reinſtickſtoff um 6,5 Prozent zur Folge m
erreichte mit rund 1,8 Mill. To. 1934/35 den bisher überhauy
höchſten Stand. (Das entſpricht etwa einem Warengewicht 0flruf
9 Millionen To.) Angeſichts der Zunahme deschi-e
niſchen Exports mußte man Chile eine Erhöhu,
ſeiner Quote zugeſtehen, die ſeinen Abſatz vermutlich
etwa 1,25 Mill. To. ſteigern dürfte.
Die deutſche Stickſtoffinduſtrie hat 1934/35 zu
noch 105 000 To. Reinſtickſtoff (etwa 525 000 To. Warengewia
ausgeführt gegen 250 000 Reinſtickſtoff 1928129. Dieſer Rückganf
hat ſeinen Hauptgrund in der Errichtung eigener Stickſtoffin.!
ſtrien in den europäiſchen Ländern. Deutſchland iſt infolgedeß‟
an der Steigerung ſeiner Ausfuhr ſehr intereſſiert, auf die ſch.
aus Deviſengründen nicht verzichtet werden kann. Trotzdem mu
den Chilenen eine Einfuhr nach Deutſchland zugeſtanden werdy iget
um Kompenſationsmöglichkeiten für unſeren Handel mit Chile=310
ſchaffen (Maſchinen). Die Intereſſen der Stickſtoffinduſtrie m
ten alſo hinter den allgemeinen handelspolitiſchen Intereſſen u
rücktreten. Die prozentmäßige Beteiligung Chiles iſt mit
Prozent dieſelbe geblieben wie bisher. Chile hat jedoch den Ti=
teil
, daß mit wachſendem Stickſtoffverbrauch in Deutſchland aud
ſeine Ausfuhr nach Deutſchland ſteigt. Damit iſt infolge der
zeugungsſchlacht unſerer Landwirtſchaft auch weiterhin zu rechrni
wie denn überhaupt die weitere Entwicklung des Weltverbrau 9
allgemein günſtig beurteilt wird. Deutſchland als gröeſ
ter Stickſtofferzeuger der Welt wird davon ebenfall
Vorteile haben, iſt es doch gleichzeitig auch der größte Ve=
braucher
(400 000 To. Reinſtickſtoff etwa ein Fünftel
Weltverbrauchs), d.h. es kann ſeiner Stickſtoffinduſtrie im
land einen aufnahmefähigen Markt bieten.

Kleine Wirkſchaftsnachrichken.

Die Roheiſengewinnung im Deutſchen Reich betrug im Auggf
1935 (31 Arbeitstage) 1 144 855 To. gegen 1 092 979 To. im Ti
1935 (31 Arbeitstage). Arbeitstäglich wurden im Auguſt 19%
durchſchnittlich 36 931 To. erblaſen gegen 35 257 To. im Juli 125
Im Auguſt 1935 waren von 176 vorhandenen Hochöfen 100
Betrieb und 9 gedämpft.
Die deutſche Erzeugung von Originalhüttenweichblei einß!
kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich im Juli 1935 auf 8996
gegen 8731 To. im Juni 1935.
Der Reichsverband der Marmorinduſtrie e. V. teilt mit:
Beſchäftigung in der Marmorinduſtrie hat ſich leicht gebeſſea
Der deutſche Verbrauch im Juli ſtieg auf 1087 Kubikmeter gegn
über 1018 Kubikmeter im Vorjahr. Der Geſamtverbrauch im
Halbjahr 1935 erreichte allerdings mit 4225 Kubikmeter n.9
den des vorjährigen in Höhe von 4912 Kubikmeter. Eine ſtärd
Berückſichtigung des deutſchen Naturſteins. Marmor wäre
volkswirtſchaftlicher Hinſicht ſehr zu begrüßen.

Berliner Kursbericht
vom 12. September 1935

Oeviſenmarkt
vom 12. September 19)

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban=
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt.
Deutſche Cont. Gasl:
Deutſche Erdöl

Kard

91.
91.
16.375
18.125
39.875
123.125

119.
158.
131.
1110.50

Mieit e
F. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Goeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phi.. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

114
155.75
128.50
113.25
95.75

95.
135.50
93.125
118.25
88 625
73.125

Weeu
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alka1i
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Vee
116.875
185.25
27.50
82.375
130.
90.25
10.625
120.25
51.
127.25

136.25

Aeghpten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemart
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenlant
Holland.
Island

Währung
1 agnpt. 2
Pan. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Dolt.
100 Kronen
100 Gulden
12.Stg.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

Geld Briel

2sesl
0.868
1.92
1.739
3.037
2.a78
54.78
465.82
12.265
66.43
5.zos
16.375
2.353
e7 83
55.14

12.595
0. 672
42.00

0.141

3.053
2.462
54.88
46.92
12.295
68.57
5.a1s
16.415
2.357
188.1
55 26

Italtien
Javan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Leſterreich
Portuga!
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſ owal.
Türkei.
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten

Mie

100 Lire
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Francs
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1türt. 2
100 Pengb
1 Goldpein
Dollar.

Geldß z

20.30
0.722
5.864
80.92
Ei.st 6u1
42.95
11.12 11
63.26
so.34
33.94
1o.25
1.570

2e31
cn
Ee
7d
ad
-3

1.089
2.466

64
cA

Surmſtädter und Karionalvanr Buritftadt, Illiute der Arescher Bun
Frankfurter Kursbericht vom 12. September 1935.

ieeeceue
Gr. II p. 1934
1935
1936
. 1937
1938
Gruppe l...
5% Dtſch. Reichsanl.
48
5½%Intern.,b. 50
4½%Baden. v.27
4½ %Bayern v.27
4½ %beſſen v. 28
4½% v. 29
4½% Preuß. v. 28
4½% Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
20 Dt. Reichsbahn=
Schätze ......
220 Dt. Reichspoſt=
Schätze
1½%
Otſch. Anl. Ausl.
* Ablöſung
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
.

103,
107.7
108.9
108:.
107.9
107.3
101.25
97.5
1083,
97,
97.25
96.2-
97
108
95
95.75

½%Bad.=Baden
4½%Berlin v. 24
4½%Darmſtadt
½% Dresden v. 26
2%Frankfurt 26
2 Heidelberg2s
aMainz.
MMannheim27
München v. 29
½ %Wiesbaden 28

%Heſſ. Landesb
29Goldobl.
5½2 Heſſ. Landes=
Eyp.=Bk. Liauid

100.4
100.,2

111

10.25
90
94.
90.5
89
92.5
89.2

92.5

89

100.5

4%Heſſ. Landhypy
Komm.=Obl. . ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½.% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f
Heſſ. Gldobl. R. 111
4½% desgl. R. 12
4½% Kaſſ. Landes=
kreditk
. Goldpfb.
4½% Naſſ. Landes=
bant
Goldpfb.
5½% Lig.-Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
Ausl. Ser.
4Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp. B.
5½. Lig.=Pfbr.
4½%Frff. Hyp.=B
5½% Lig.=Pfbr
41,% n Goldoblig.
4½%Frift. Pfbr. B.
Lig.=Pfr.
4 ½. %Mein. Hyp.B
Lig.=Pfbr
2 Pſälz. Gyp. B
Lig.=Pfbr.
BRh. Hyp.=Bi.
Lig.=Pir
Goldobl,
4½%Südd Boden
(red.=Bank
Lig.=Pfbr.
4½% Württ. Gyp.
6% Daimler=Benz
62 Dt. Linol. Werke
5% Klöcknerwerl

96.25

3475

93.75

96.25

96.5
100.75

114.5
130.5

96

96.75
1005,
93.25
96.75
100,
96.5
1012
97
100
96.575
100
94.575

98
100-.
98.5

Man 73

Mitteld. Stahl
5%Neckard. G.v. 23
520 Rhein=Main=
Donau v. 23..
6%SalzmannckCo.
6%Ver. Stahlwerke
RM.=Anl.
43%
4½%
6% Voigt & Häffner
J. G. FarbenBonds
5%Bosn. L. E. B.
2. Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½%Oſt. Schätze
47Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%

%Türk. 1.Bagdad
II.Bagdad
4½ %üngarn. 1913
4½8
19141
Goldr.!
42
1910

4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon.
4 %Stockholm
Aktien.
Nccumulat.=Fabr
Allg. Kunſtzide Unie
A. E. G.....
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauere
Zelſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F. B.=
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Nürnbo

Rte

103

99.75
99.5
102:,

102
126.5
13.5
13
9

8.5
Sil,

11.5
9.75
9.75
9.7

60.5

111

59
39

14

Me
Cement Heidelberg
Karlſtadt
J. 6.Chemie. Baſel
Chem.WerkeAlbe!
Chade (9=C)
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl Telegr. ..
Erdöl.
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Verger.
Elettr. Lieferg.=Geſ
Licht u. graft
Enzinger Union .
EſchweilerBergwerkl262
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabri.
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüder.
7. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Feltc Guillegume
Frankfurter Hof.
Gel.feleftr. Untern
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kayſer.
Grün & Bilfinger
Dafenmühle Frift
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.!
Hochtief Eſen..
Holzmann. Phil.

ie e e Dnee ſuus 1ü Genüſſe 129.5 Ver. Stahlwerie 824 Junghans. 84.75 Ver. Ultramarm. 141:7 Kali=Chemie. .. Weſtdte. Kaufho 253 zo6:), Aſchersleben Weſteregeln Kali. 288
158 glein, Schanzlin
Klöchnerwerte. 90
92), Zellſto f /Waldhof. 1171 144,5 Knorr C. H... 1186 Alig. Di. ered 1111 78 99. Konſerven Braun 74 Badiſche Bon! 129 113.5 Lahmener & Co . 133.25 Bt. ). Brauinduſt. 128: 110.75 Laurahütte
Lech, Augsburg. 20 25
105.75 Bayer, Hyp. u. W
Berl. Hande!? 80
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[ ][  ][ ]

Freitag, 13. September 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 252 Seite 13

1)
adtet Tosgde

Roman von Maria Oberlin
1½ dieſer langſame Tod des Ertrinkens.
it Möglichkeit der Rettung geweſen, der aufs höchſte an=
inen
Weg, fand vor allem Tätigkeit, von der man ſich Hilfe, das Waſſer Eingang gefunden, ſtaute ſich hier und da am eiſernen,
ei ſprach!
Aber hier?
Nur Minuten waren verſtrichen und doch ſenkte ſich die
Litanic mehr und mehr, zog die Menſchen mit ſich in die
lie fe.
Immer von neuem ſprangen die Menſchen vom Schiff ins
Laſſer, um zu ertrinken oder in dem von großen Eisblöcken
urchſetzten Waſſer zu erſtarren, an den wild umhertreibenden
blöcken zu zerſchellen, anſtatt eines der überfüllten Boote zu Rettungsgürtel.
greichen!
Immer donnernder, drohender und gurgelnder umſpülten die
Laſſer das Schiff.
erhallt.
Wie ein einziger, langgezogener Jammerſchrei klang es durch
ſie ſtille Nacht. Wieder hatte ſich die Titanic ein Stück tiefer
eſenkt!
ur unerträglich war das Jammern der Menſchen, ihr ver=
weifelter
und vergeblicher Hilfeſchrei, ſchaurig untermiſcht mit
em ſtöhnenden Gebrüll der Tiere, die in ihren Gefängniſſen die
defahr ſpürten und ſich zu befreien ſuchten unerträglich das
erachen der auseinander berſtenden Eisſchollen.
Wie von einem plötzlichen Entſchluß vorwärtsgeſtoßen, eilte
r auf die Kabinen zu, die ſchon tief unter Waſſer ſtanden, und menden Blick jäh ab. Es folgten ihm ein paar Beſonnene, die
rreichte bis zu den Hüften im Waſſer ſeine eigene, riß ſeinen Aufruf recht verſtanden hatten und die ſich in aller Eile
nit bebenden Händen am offenen Kabinenkoffer und zog her= wie er ſchützten.
us, was er zu faſſen bekam, einen dicken Flauſchmantel, eine
ſeiſemütze, eine ſchwere Kamelhaardecke. Schwer bepackt arbeitete jungen Geiſtlichen grüßte Frobus auch noch einmal das ſinkende
r ſich durch die Gänge nach oben.
Im Vorbeigehen umfaßte er wirre Bilder der Zerſtörung,
oſtbare Kleider und Pelze ſchwammen in dem ſtets höher drin= kämpfen.
ſenden Waſſer, eine Maſchinenexploſion hatte den Schiffstreſor
erriſſen, auf den wild umherliegenden Stahl= und Eiſenreſten I dumpfen Seufzer erbebten noch einmal die Keſſel und Maſchinen;
ſingen wertvolle Schmuckſtücke, haſelnußgroße Brillanten, ein
diadem, eine lange, ſchwere Perlenkette, die ſich bei dem ſtoßen=
ſem
Gurgeln des Waſſers jetzt löſte und leiſe klatſchend in die
eiſe und unheimlich plätſchernden Wellen in den Gängen fiel.
An der Reling hielt ſich Frobus mühſam feſt, wickelte ſich riſſen furchtbare Exploſionen den eiſernen Leib der Titanic,
ſicht in den dicken Flauſch, ſchützte mit Decke und Mütze Geſicht und
dals und befeſtigte ſorgfältig den Rettungsgürtel um den Leib. durch die Nacht, noch einmal ſprühten Funkengarben, Ströme von
Eine Fülle ſchauriger Bilder erſchloß ſich jetzt plötzlich vor
einen Augen, ſo daß er wie gebannt ſtehen blieb.

er an die Schläfe ſetzte und ſich erſchoß, als er keine Rettung

Copyright by Prometheus-Verlag, Gröbenzell bei München
(Nachdruck verboten)
Aber nichts ſchien dem Forſcher ſo qualvoll und ſchrecklich, mehr ſah. Kapitän Smith wurde von einer Sturzwelle über
Bord geriſſen, dieſelbe Welle ſchwemmte einen Trupp ängſtlich
In den vielen Fällen früherer Gefahr war doch immer noch zuſammengekauerter Menſchen hinweg, als ſeien ſie nie geweſen.
Das Licht war erloſchen; die ſternenhelle Nacht ließ aber den
eſpannte und mit allen Mitteln nach Hilfe ſuchende Geiſt fand furchtbaren Verzweiflungskampf deutlich erkennen. Ueberall hatte
ſterbenden Leib der Titanic, um an anderer Stelle wie eine wilde,
ſchäumende Welle um ſo heftiger und vernichtender hervorzu=
brechen
. .
Frobus ſtürzte vorwärts, auf die Menſchen zu:
Wer ſich retten will, muß ſich gegen die Kälte ſchützen, ſchrie
er dem Jammer und der Verzweiflung entgegen. Er wies auf
ſeine Kleidung, den Schutz gegen die tödliche Kälte des Eiswaſ=
ſers
. Er eilte auf einen der Geiſtlichen zu, übergab ihm einen
Der junge Geiſtliche ſah ihm ruhig ins Geſicht.
Ich kann nicht ſchwimmen, meinte er ſachlich. Und ruhig
fügte er hinzu: Hier iſt mein Platz, hier werde ich aushalten.
Schon waren die letzten Raketenſchüſſe, die nach Hilfe riefen, Er wies auf die zitternden, bebenden Menſchen, die ſich an ſeiner
Ruhe und Zuverſicht aufrecht hielten.
Dann beugte er ſich näher zu Frobus. Aber Sie müſſen ſich
retten, Frobus! Ihr Rat iſt gut! Wer ſchwimmen kann und ſich
vor Kälte zu ſchützen weiß, dem glückt vielleicht die Rettung!
Schaudernd hielt ſich Frobus einen Augenblick die Ohren / Geben Sie ein Beiſpiel, man wird Ihnen folgen! Frobus griff
nach der Hand des Geiſtlichen und hielt ſie erſchüttert und be=
wegt
feſt.
Einen Augenblick lang ſahen ſich die Männer, die ſich früher
nie gekannt hatten, ins Auge, ein jeder fühlte für den anderen
die herzliche und feſte Liebe wie zu einem Bruder.
Dann wandte ſich Frobus nach einem langen, abſchiedneh=
Mit einem letzten Blick in die feſten und klaren Augen des
Schiff. Dann kommandierte er ein ſcharfes Vorwärts. Mit
ihm zuſammen ſprangen ein paar Beherzte ins Waſſer, in dem
feſten Entſchluß, verzweifelt und erbittert um ihr Leben zu
Inzwiſchen war es 2.30 Uhr geworden. Wie unter einem
das Waſſer hatte ſie erreicht, mit ſcharfem Ruck ſenkte ſich der
Bug der Titanic vorwärts, dem todbringenden Waſſer zu.
Das Heck ſtand ſenkrecht in der Luft, hob ſich in ſchauriger
Silhouette vom froſthellen Abendhimmel ab . . . Dann durch=
donnerähnliche
Detonationen klangen in unheimlicher Melodie
glitzernden roten Feuerſtrömen in die dunkle Nacht, große Teile
der Titanic barſten wie dünnes Holz auseinander, ſplitterten
Er ſah, wie der Erſte Offizier mit irrem Lachen den Revol= ab zwei Minuten ſpäter ſchoß das Wunderwerk menſch=
lichen
Geiſtes, die ſtolze, gigantiſche Titanic, kopfüber ins Waſ=

ſer. Das koſtbare, millionenſchwere Menſchenwerk, das größte und
eleganteſte Schiff der Welt, der bewunderte Bezwinger der Meere,
auf dem vor drei Stunden noch glückliche, frohe Menſchen lachten
und tanzten ſank und ſank, tiefer und immer tiefer, 3000 Meter
tief auf den Meeresgrund.
Hunderte von Menſchen trieben im Waſſer, wieder war es
wie ein einziger Verzweiflungsſchrei, der über das Waſſer hallte.
Von der Titanic trieben nur noch ein paar Balken durch das
Waſſer, verzweifelte Menſchen umklammerten ſie mit aller Gewalt.
Sprachlos ſah der Kapitän der alten, langſam fahrenden
Carpathia ſeinen Funker an. Unmöglich!
Der Funker wies ſeine Nachrichten vor. Titanic mit Eis=
berg
zuſammengeſtoßen C O U D (Come quickly
danger). Helft, eilt, Gefahr und dann immer von neuem
S O S S O S. Schiff in höchſter Seenot, Schiff in
höchſter Seenot!
Die ſtolze Titanic, der Traum jedes Seemanns und
nun dies! Aber es galt zu helfen . . . Kurs auf die Titanic.
Die Carpathia war der Unglücksſtelle am nächſten, auch die in
der Nähe fahrende Frankfurt hatte die unheilvolle Nachricht
aufgefangen.
Halbtot vor Erſchöpfung, Kälte und paniſcher Angſt vor dem
grauenhaften Sterben ringsum ſahen die Inſaſſen des erſten der
Rettungsboote Lichter, Lichter!. Die Carpathia war nahe!
Ein Schiff, Rettung Hilfe! Schreiend vor Aufregung
ſchluchzend lagen ſich die Menſchen in den Armen.
Einer nach dem andern wurde von den Rettungsmannſchaften
aus den Booten geborgen und nebeneinander an Deck niedergelegt,
denn die ſchwerfällige, beſcheidene Carpathia hatte kaum Raum
für die paar hundert Menſchen, die in den Booten hatten gerettet
werden können. Von der Titanic war nichts mehr zu ſehen.
Sorgfältig wurde im weiten Umkreis das Meer abgeſucht.
Bleich und im tiefſten erſchüttert kehrten die Matroſen mit
ihren Booten nach ſtundenlangem Suchen zurück. Immer von
neuem hatte man das Unglücksfeld abgeſucht. Was man gerettet
hatte? Es war gelungen, einige Tote zu bergen, man hatte die
Leiche eines bekannten Millionärs gefunden, der an einen Holz=
pfoſten
feſtgeklammert im Meere trieb. Der erſtarrte, tote Kör=
per
des jungen Funkers Philipps war gefunden worden, jenes
heldenhaften Beamten, der bis zur letzten Selbſtverleugnung an=
dere
Schiffe um Hilfe gerufen hatte und ſeine aufopfernde Pflicht=
erfüllung
mit dem Tode bezahlen mußte. Aber obwohl zwiſchen
dem Untergang der Titanic und der Rettungsaktion der Car=
pathia
nur kurze Zeit verſtrichen war, obwohl die Carpathia,
gleich nach Erhalt der Unglücksnachricht mit Volldampf auf die
Titanic losgeſteuert war, war nur die Rettung einiger weniger
Schiffbrüchiger gelungen.
(Fortſetzung folgt.)
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: J. V. Karl
Böhmann; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feutlleton t V. Max Streeſe,
für Gegenwart Dr. Herbert Netie; für Reich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch:
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München: 19.00: Schöne Volksmuſik.
Deutſchlandſender: 23.00: Wir bitten zum Tanz!
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Prag: 20.15: Serenaden=Abend.
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Freitag, 13. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Städt. Akademie für Tonkunſt
Darmſtadt

(6605a)

Leitung: Direktor Bernd Zeh

Opernſchule

Beginn des Winterſemeſters 1. Okt. 1935.
Der Studienplan umfaßt ſämtliche zur
Erreſchung der Bühnenreife erforder=
lichen
Fächer. Aufnahmeprüfung
Eignungsprüfung letzte September=
(st 8149
woche.

2171d Winkel
Darmstadt
Rheinstraße 28 Ruf 4205

Woog, 12. September.
Waſſerhöhe am Pegel 3,62 Meter,
Luftwärme 102 Celſius, Waſſer=
wärme
vormitt. 7 Uhr 162 Celſ.
Woogspolizeiwache.

bringt in der Anzelgenserie dieses
Jahres fortlaufend Hinweise auf

Artikel, die hinsichtlich
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Heute letzter Tag!

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Die Wüstensöhne
Anfang 3.30, 6.00, 8

Tel. 5077

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