Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Alufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 207
Dienstag, den 30. Juli 1935
197. Jahrgang
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Dohlonhehe i ven Berenngien Sindien.
Drohungen gegen deutſche Schiffe. — Weitere Ueberfälle angekündigt.
Unerhörk!
DNB. New York, 29. Juli.
Eine Organiſation, die ſich „Antinazi=Föderation” nennt,
kün=
dinte am Montag weitere Kundgebungen gegen deutſche Schiffe an
ud gab bekannt, daß in einer Verſammlung von 278 Verbänden
Eläne entworfen werden ſollen, die ſich gegen das
Zei=
in der Hakenkreuzflagge richten und zu einem
Boykott der „Nazi=Schiffe” führen ſollen. Durch dieſe erneuten
Kandgebungen ſoll auf die Tatſache hingewieſen werden, daß
füh=
ſende Amerikaner „Nazi=Schiffslinien” benutzen, ungeachtet der
Zerletzung der Rechte amerikaniſcher Bürger in Deutſchland und
ſe freventlichen Angriffe auf ihre Religionsgenoſſen”.
Die New Yorker Polizei hake Kennknis.
* Die New Yorker Polizei gehört unſtreitig zu den
Sicher=
eitsbehörden, die von ſich behaupten, daß ſie jederzeit auf der
öhe ſind. Nach den erſten Meldungen aus New York mußte
rin auch annehmen, daß ſie vollauf ihre Pflicht getan hatte.
In=
wſchen iſt jedoch durchgeſickert, daß die New Yorker
Po=
ſisei über die jüdiſch =kommuniſtiſche
Demon=
ſiation durchaus informiert war. Es iſt ſchon mehr
s Heuchelei, wenn im gleichen Atemzug jenſeits des
ſzeans der Deutſchen Schiffahrtsgeſellſchaft die
Guld für die Ausſchreitungen zugeſchoben
ird, weil ſie darauf verzichtet habe, den
Zu=
ſritt zur „Bremen” zu ſperren. Wir können uns nicht
mſtellen, daß man in New Yorker Polizeikreiſen ernſthaft dieſe
inſicht vertritt, möchten aber annehmen, daß ſie ein
Verlegen=
eitsprodukt derjenigen iſt, die zwar die Demonſtration
verur=
ſilen, aber durch die üble Hetze bereits derart verſeucht ſind,
aß ſie nicht recht wiſſen, wie ſie ſich am beſten aus der Affäre
eben ſollen. Es entſpricht aber ganz dem Charakter der
anti=
eutſchen Hetzapoſtel, kurzerhand den Spieß herumzudrehen und
er Deutſchen Schiffahrtsgeſellſchaft die Schuld zuzuſchanzen.
Viel=
licht werden wir morgen leſen, daß ſie überhaupt voll
verant=
ortlich zu machen iſt, weil ſie die „Bremen” nach New York
eſchickt hat.
Uns intereſſiert aber in der Hauptſache, daß die New
ſſorker Polizei vorher informiert war. Sie mußte
auch ſein, denn Tauſende laſſen ſich nicht aufbieten, ohne daß
ie Polizei davon etwas merkt. Wenn ſie trotz der
be=
röhlichen Situation erſt wartete, bis die
heutſche Flagge heruntergeriſſen war, dann iſt
ies einfach unverſtändlich. Für die New Yorker
Po=
tzei iſt es jedenfalls beſchämend, daß ſie ihre Aufgabe nicht
recht=
utig erfüllte und die Beſatzung der „Bremen” zur
elbſthilfe greifen mußte. Mit ihrer wackeren Tat hat
auf die kommuniſtiſchen Schreihälſe größeren Eindruck gemacht
is mit dem Zögern, das die kenntnisreiche New Yorker Polizei
nächſt an den Tag legte und das erſt die volle Entwicklung der
uſchreitungen ermöglichte:
ſe New Yorker Preſſe verurkeilk die Ausſchreikungen
DNB. New York, 29. Juli.
Die Sonntagspreſſe verurteilt einmütig die „ſchmachvollen
orfälle” auf der „Bremen”, und zugleich den Bürgermeiſter
La=
uardia, der durch ſeine Bemerkungen in den letzten Tagen
min=
ſtens mittelbar die Vorbedingungen für die bedauernswerten
Ausſchreitungen ſchuf, indem er die buntſcheckige und Raſſenzwiſten
i9ht zugängliche Bevölkerung New Yorks weiter aufreizte.
„New York Herald Tribune” ſchreibt, es wäre unbillig,
La=
ardias Eſſay über Diplomatie verantwortlich zu machen für
ben anſcheinend von kommuniſtiſcher Seite inſpivierten Tumult
„Bremen”=Pier. Aber unter den Ueberreſten der Schlacht
urden Flugblätter gefunden, die zu einem Maſſenüberfall
auf=
ſtzten. Die ganze Angelegenheit iſt ein deutliches Zeichen, wie
ſicht es in New York iſt, die Leidenſchaften europäiſcher
Streit=
ligen zu Ausſchreitungen zu entfachen. Die New Yorker mögen
ſt ausgeſprochene Anſichten über Deutſchland haben; es iſt
in=
ſſen keine Entſchuldigung dafür, Kämpfe an dieſer Küſte zu
ramſtalten, und ein öffentlicher Beamter, der auch nur durch
uhrläſſigkeit ſolche Vorfälle ermutigt, bringt ſich ſelbſt in
Ver=
ſenheit. Auch ſind die letzten Bemühungen Laguardias nicht
ge=
ſnet, ſich aus dem abſurden Durcheinander herauszuziehen, in
S er ſich ſelber brachte. Laguardias Beweiſe unterſchiedlicher
handlung ſeitens Deutſchlands ſind an ſich unhaltbar und
kön=
keinesfalls die Hauptſchwierigkeit überwinden, daß die
Aus=
unng von Vertragsrechten nicht Aufgabe von Bürgermeiſtern iſt.
Moskaus Doppelſpiel.
Bolſchewiſtiſche Kampfanſage an 65 Staaken.
Auf dem Moskauer Komintern=Kongreß ſind kommuniſtiſche
Zauftragte aus 65 Staaten erſchienen. Sie werden in der Haupt=
7mmlung und in den Kommiſſionen reichlich Gelegenheit
er=
uen, ſich nacheinander auszutoben und jede ihrer Reden mit
em Hoch auf die Weltrevolution abzuſchließen. Einer der erſten
der frühere deutſche Reichstagsabgeordnete Pieck, der aller=
eS auch einer der erſten war, die am 30. Januar 1933 mit
ſenden Rockſchößen über die Grenzen jagten und ihre verführ=
Anhänger im Stiche ließen. Nun läßt ſich gerade nicht
be=
zuten, daß Pieck als Vertreter Deutſchlands angeſprochen
wer=
kann. Neben ihm ſind auch noch zahlreiche andere Delegierte
Aenen, die vorgeben, irgendein Land zu vertreten, obwohl ſie
eS Land niemals wieder betreten dürfen. Denn alle
Kongreß=
ehmer ſind internationale Verſchwörer, hinter denen die
uuniſtiſche Internationale mit ihren gewaltigen Geldmitteln
meuerdings auch mit ihrem ſtarken internationalen politiſchen
fniAuß ſteht.
Wer die Geſchichte des Kommunismus ſtudiert hat — der
Führer hat in ſeiner letzten Rede über die von zahlloſen
bolſche=
wiſtiſchen Aufſtänden begleitete Arbeit der ſowjetruſſiſchen
Agen=
ten ein hochanſchauliches Bild entwickelt — der weiß auch, daß
von Moskau aus nach dieſen 65 Staaten, die auf dem Kongreß
„vertreten” ſind, mehr oder minder ſtarke Fäden der Verſchwörung
laufen, aber überall dort, wo der Kommunismus nach wie vor
ſalonfähig iſt, die bolſchewiſtiſche Erhebung ganz offen und
un=
veiblümt betrieben wird. Man frage nur einmal bei den
Polizei=
verwaltungen dieſer Staaten nach, man vergeſſe vor allem die
franzöſiſche nicht, in deren Amtsſtuben ſich die Akten über das
zer=
ſetzende Treiben der Kommuniſten berghoch türmen.
In Moskau iſt ſchon in den erſten Reden der alte Schwur
bekräftigt worden, die Revolution in allen Staaten
vorwärts zutreiben. Die Veranſtalter des Moskauer
Kon=
greſſes, alſo die Kommuniſtiſche Internationale, iſt nun aber auch
die Trägerin des amtlichen ruſſiſchen Staates, deren Außenminiſter
z. Zt. in Marienbad Erholung ſucht. Dieſer Herr Litwinow hat
z. Zt. das Präſidium des Völkerbundsrates inne, der die Spitze
der Organiſation darſtellt, in der die 65 Staaten vertreten
ſind, denen man auf dem Komintern=Kongreß in
jedem Satz, der geſprochen wird, den
revolutio=
nären Kampf bis aufs Meſſer ankündigt. Da der
Kommunismus bei uns über die Klinge ſpringen mußte, wir aber
auch mit dem Genfer Schreckgeſpenſt nichts mehr zu tun haben,
können wir es uns ſchon erlauben, den Scheinwerfer auf die
Dop=
pelrolle Litwinows zu lenken. Vom Bolſchewismus, der den
Bür=
gerkrieg anbetet und den Völkerkrieg gebraucht, damit ſeine Saat
aufgehen kann, kommt Litwinow nach Genf, um hier nun die Rolle
des Friedensſtifters zu übernehmen. Denn wer den Ratsvorſitz
inne hat, übernimmt auch die Rolle eines Richters, ſobald der
Rat zuſammentritt, um ernſte Konflikte zu behandeln. Wir
fra=
gen uns, wie reimt ſich das alles zuſammen? Was
ſagen vor allem die Mitgliedsſtaaten zu einem
Litwinow, der in Genf mit der Friedenspalme
wedelt, in Moskau abexr mit den
bürgerkriegs=
luſtigen und nach Blut lechzenden roten
Genoſ=
ſen zuſammenſitzt, im übrigen aber als
Kreml=
diplomat eine Außenpolitik treibt, die im
Zei=
chen des Kriegsgottes ſteht?
Mit dieſen Merkwürdigkeiten wagt man ſich natürlich in
an=
deren Ländern nicht zu beſchäftigen. Hier ſchlägt man ſich lieber
mit den von Moskau aus aufgeputſchten und kommuniſtiſch
ver=
ſuchten Volksgenoſſen herum, anſtatt die Dinge beim richtigen
Namen zu nennen und ein für allemal für Klarheit und
Wahr=
heit zu ſorgen, womit dem inneren und äußeren Frieden der
Völ=
ker ein unſchätzbarer Dienſt erwieſen würde.
Anweiſungen der Kommuniſtiſchen Inkernakionale
an die amerikaniſche Parkeileikung.
DNB. Waſhington, 29. Juli.
Die Meldungen über die Aufforderung der kommuniſtiſchen
Internationale an die Kommuniſtiſche Partei in den Vereinigten
Staaten, die Agitation in den amerikaniſchen Arbeiterkreiſen zu
verſtärken und Streikunruhen herbeizuführen, haben in Waſhington
ſtarke Erregung ausgelöſt. Unterſtaatsſekretär Philips hat von
der Moskauer Botſchaft einen telegraphiſchen Bericht eingefordert.
Der Bericht, der am heutigen Montag eintraf, wird ſorgfältig
ge=
prüft werden, insbeſondere daraufhin, ob die Moskauer
Anwei=
ſung im Widerſpruch zu den Verſprechungen Litwinows ſteht;
hier keine kommuniſtiſche Propaganda zu treiben. Bekanntlich war
dies eine weſentliche Vorbedingung für die Aufnahme
diploma=
tiſcher Beziehungen zwiſchen Waſhington und Moskau.
Englands Flotkenbauprogramm
für die nächſten ſieben Jahre.
DNB. London, 29. Juli.
„Daily Herald” veröffentlichte am Montag Einzelheiten des
engliſchen Flottenbauprogramms für 1936 bis 1942, das, wie das
Blatt betont/ Deutſchland und den übrigen Seemächten bereits
be=
kannt iſt, in England ſelbſt bisher aber geheimgehalten wurde.
Dieſes Programm, deſſen Durchführung rund drei Milliarden
Mark zu pari koſten ſoll, ſieht innerhalb dieſer ſieben
Jahre den Bau von 12 Großkampfſchiffen, 63
Zer=
ſtörern und 33 Kreuzern vor. Hierzu kommen noch 3
Flugzeug=
mutterſchiffe und 21 U=Boote. Nach Durchführung des Programms
im Jahre 1942 würde die engliſche Flotte im Vergleich mit der
gegenwärtigen die folgenden Einheiten beſitzen, wobei die bis
da=
hin überalterten Schiffe abgerechnet ſind: Großkampfſchiffe 15 z.
Z. 15), Kreuzer 72 (50), Zerſtörer 142 (84), U=Boote 57 (39),
Flugzeugmutterſchiffe 10 (8). — Wie der „Daily Herald” bemerkt,
ſoll nur ein Teil der Neubaukoſten in den laufenden Marineetats
der nächſten ſieben Jahre angefordert werden; der Reſt ſoll durch
eine Seeverteidigungsanleihe gedeckt werden.
Von Bandiken enkführk.
DNB. Peiping, 29. Juli.
Der Vertreter des Deutſchen Nachrichtenbüros in Peiping, Dr.
Herbert Müller, und ein engliſcher Schriftſteller namens Jones
wurden auf einer Wagenfahrt von Peiping nach Dolonor von
Banditen gefangen genommen. Ihr ruſſiſcher Chauffeur wurde
ebenfalls gefangen genommen, aber dann freigelaſſen, um die
Forderungen der Banditen zu überbringen, die angeblich 100 000
Dollar Löſegeld verlangen. Der Ort des Ueberfalls befindet ſich
bei Paotſchang, ungefähr 130 Klm. nordöſtlich von Kalgan.
Die Deutſche Botſchaft hat ſofort die notwendigen Schritte
zur Befreiung unternommen.
Eine bedauerliche Enkgleiſung.
Von unſerem Berichterſtatter.
a. Budapeſt, im Juli 1935.
Unter der Ueberſchrift „Pangermaniſche Wühlarbeit in
Ungarn” veröffentlichte dieſer Tage der Peſter Lloyd, der in
außenpolitiſchen Fragen als das Sprachrohr der ungariſchen
Negierung gelten darf, einen Artikel, der einen ebenſo heftigen,
wie unbegründeten Angriff gegen Deutſchland im allgemeinen
und gegen die Reichsregierung im beſonderen darſtellt, daß es
unmöglich ſcheint, dieſe Anſchuldigungen unwiderſpröchen und
ſtillſchweigend hinzunehmen. In dem Aufſatz wird nicht mehr
und nicht weniger behauptet, als daß von Deutſchland her und
zwar mit Duldung der Reichsregierung, eine pangermaniſtiſche
Propaganda in Ungarn betrieben werde, die geeignet ſei, das
gute Verhältnis zwiſchen der deutſchen Minderheit in Ungarn
und dem ungariſchen Staatsvolk zu ſtören. Gerade angeſichts
einer ſolchen Einſtellung muß mit Nachdruck darauf hingewieſen
werden, daß in den letzten Monaten das ungarländiſche
Deutſch=
tum einem ſo ſtarken Druck von ſeiten der ungariſchen Regierung
ausgeſetzt war, daß dadurch das Verhältnis zwiſchen der
Min=
derheit und dem Staatsvolk eine empfindliche Störung erfuhr.
Man erinnert ſich noch der zahlreichen Gewaltmaßnahmen
unter=
geordneter Behörden bei den letzten Parlamentswahlen. Aber
nicht genug damit: Erſt vor wenigen Wochen wurde durch den
ungariſchen Präſidenten des Ungarnländiſch Deutſchen
Volks=
bildungsvereins, der die einzige Vertretung der deutſchen
Min=
derheit in Ungarn iſt, deſſen Generalſekretär Dr. Baſch
ge=
waltſam ſeines Amtes enthoben, während gleichzeitig die
Re=
gierung einen Vertrauensmann in die Leitung des Vereins
ent=
ſandte, und zwar in der Perſon des ſtark klerikalen ungariſchen
Abgeordneten Pinér, dem heute tatſächlich jeder Brief, der im
Ungarländiſch Deutſchen Volksbildungsverein geſchrieben wird,
zur Kenntnisnahme und Gegenzeichnung vorgelegt werden muß.
Trotz dieſer ungeheuerlichen Zuſtände hat die deutſche
Oeffent=
lichkeit geſchwiegen. Man wollte deutſcherſeits die
ungariſch=
deutſche Freundſchaft keiner allzu großen Belaſtungsprobe
aus=
ſetzen. Man opferte immer wieder die natürlichſten Gefühle der
von ehrlichem Herzen angeſtrebten Freundſchaft zu dem
ein=
ſtigen Waffengefährten. Statt daß man nun aber
ungariſcher=
ſeits die weitgehende Zurückhaltung Deutſchlands anerkannte,
hat es jetzt der Peſter Lloyd fertiggebracht ſeinerſeits
Deutſch=
land einer unfreundlichen Handlungsweiſe zu beſchuldigen,
durch die die alte Freundſchaft zwiſchen den beiden Ländern
gefährdet würde. Freilich geht der ungariſche Artikelſchreiber
dabei von einer grundfalſchen Vorausſetzung aus. So leſen wir
gleich zu Beginn des Artikels den Satz: „Man hört im
Ge=
ſpräch politiſche Schlagworte, die es verkünden, daß die
deut=
ſchen Sprachinſeln Ungarns dem deutſchen Volkskörpers, alſo
in letzter Auflöſung dem Reich angehören.” Allein dieſer Satz
iſt ein ſchlagender Beweis dafür, daß jene angebliche
Propa=
ganda gar nicht aus Deutſchland kommen kann. Denn keinem
wirklich nationalſozialiſtiſchen Deutſchen wird es je einfallen, die
Begriffe Volk und Reich einander gleichzuſtellen oder zu
ver=
tauſchen. Selbſtverſtändlich fühlt ſich jeder einzelne Deutſche im
Reich gefühlsmäßig und blutmäßig mit jedem einzelnen
deut=
ſchen Volksgenoſſen in Ungarn oder in Schweden oder in den
Vereinigten Staaten oder in China, ganz gleich wo er lebt,
innerlich verbunden. Dieſe Verbundenheit hat aber mit
Irre=
denta oder mit Pangermanismus oder gar mit Annexionspolitik
nicht das geringſte zu tun. Oder will der ungariſche
Artikel=
ſchreiber im Ernſt jemandem Glauben machen, daß das neue
Deutſchland Braſilien annektieren wolle, weil dort
hunderttau=
ſende von Deutſchen als treue Bürger des braſilianiſchen
Staa=
tes wohnen? Schon jener erſte zitierte Satz zeigt die ganze
Demagogie des bedauerlicherweiſe vom Peſter Lloyd
veröffent=
lichten Aufſatzes.
Iſt alſo ſchon die erſte Grundvorausſetzung, von der der
Artikelſchreiber bei ſeinen Angriffen gegen Deutſchland ausgeht,
falſch, ſo ſind es auch die von dieſer Vorausſetzung abgeleiteten
Schlüſſe. So zum Beiſpiel die Behauptung, daß eine derartige
Agitation in verſchiedenen Orten ganz offen geführt werde und
ferner, daß die Reichsregierung jedenfalls die Möglichkeit habe,
dieſer Propaganda, ſoweit ſie von Deutſchland aus geht, ein
Ende zu bereiten. Trotz mehrfacher Aufforderungen von den
verſchiedenſten Seiten ſind bisher die ungariſchen Behörden nicht
in der Lage geweſen, irgendeinen konkreten Fall einer ſolchen
angeblichen Agitation anzuführen. Dabei brauchten die
unga=
riſchen Behörden nur ein einziges Mal einen ſolchen
angeb=
lichen Agitator bei einer derartigen Propaganda dingfeſt zu
machen. Man kann gewiß ſein, daß von allen in Frage
kom=
menden amtlichen Stellen ein ſolcher Agitator ſofort zur
Ver=
antwortung gezogen werden würde. Statt deſſen beſchränkt man
ſich ungariſcherſeits wieder einmal nur auf allgemeine
Verdäch=
tigungen, deren Begründung niemand nachprüfen kann, und die
deshalb um ſo unfreundlicher und böswilliger wirken.
Aber nicht genug damit: „Der Artikelſchreiber im Peſter
Lloyd verſteigt ſich ſogar zu regelrechten Beleidigungen
Deutſch=
lands. So z. B. wenn er ſchreibt: „Glaubt die deutſche Nation,
daß jene Hhänenpolitik der glänzenden hiſtoriſchen
Vergangen=
heit des deutſchen Volkes und der Fahne des heutigen
Deutſch=
land, auf der vor allen Dingen die nationale Ehre geſchrieben
ſteht, würdig iſt? Denn das Beſtreben, von dem verſtümmelten
Ungarn weitere Gebietsſtücke loszureißen, kann man wohl in der
Tat nicht anders als eine Hyänenpolitik nennen.” In der Tat,
ſchlimmer kann man kaum das deutſche Volk verunglimpfen, als
wenn man ihm vorwirft, gegenüber ſeinem einſtigen
Bundes=
genoſſen eine Politik der Hinterhältigkeit und der Heimtücke zu
betreiben. Jener ungariſche Artikelſchreiber nenne auch nur einen
einzigen Fall, wo von irgendeinem Angehörigen des deutſchen
Volkes ernſthaft der Gedanke erwogen worden wäre, Ungarn
auch nur eines Quadratmeters ſeines hiſtoriſchen Bodens zu
berauben. Und wenn es dann weiter in dem erwähnten Artikel
heißt, „das ſo oft betonte nationalſozialiſtiſche Ehrgefühl” müſſe
Berlin dazu veranlaſſen, die pangermaniſtiſche Agitation in
Ungarn abzuſtellen, ſo muß dieſe Redewendung eher als ein
Verſuch, zu ironiſieren, denn als ein ernſthaftes Argument
empfunden werden. Und wenn man am Schluſſe des Artikels
den Satz lieſt: „Dann wird vielleicht jener heilloſe Zuſtand
auf=
hören, daß politiſche Agenten, ſich in die Fahne eines großen
Volkes hüllend, unſere Dörfer beſchleichen, um jenes
deutſch=
ſprachige Volk Ungarn aufzuwiegeln”, dann kann man es nur
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 2 — Nr. 207
bedauern, daß in manchen Kreiſen Ungarns die Verblendung
und die Verhetzung ſchon dazu führt, daß man ſeinen einſtigen
Bundesgenoſſen, das große deutſche Volk, dem ja ſchließlich
Ungarn in der Hauptſache ſeine heutige Kultur verdankt, als
einen diebiſchen Einbrecher hinzuſtellen verſucht.
Aber noch ein anderes Moment jenes Aufſatzes verdient
ſchärfſte Zurückweiſung, nämlich wenn da geſagt wird, daß die
deutſchen Bauern ſeinerzeit nach Ungarn gekommen ſeien, „
offen=
dar um ihre damaligen Lebensumſtände mit günſtigeren zu
ver=
auſchen” Hier ſollte doch auch der Artikelſchreiber des Peſter
Lloyd der geſchichtlichen Wahrheit die Ehre geben. Jene
ſchwä=
biſch=deutſchen Koloniſten kamen damals vor mehr als
zwei=
hundert Jahren ins Ungarland, nicht weil ſie die Abenteurerluſt
oder die Hoffnung auf Reichtümer lockte, ſondern weil die
damaligen ungariſchen Herrſcher ſie riefen, weil Ungarn nach
den furchtbaren Türkenkriegen, die das Land weithin verwüſtet
und die Volkskraft des Magyarentums erſchöpft hatten, neue
Aufbaukräfte brauchte, Menſchen, die bereit waren, mit dem
Einſatz ihrer ganzen Kraft für eine neue und beſſere Zukunft
Ungarns zu arbeiten. Jene deutſchen Bauern waren Pioniere
im wahrſten Sinne des Wortes. Sie waren aber auch
gleich=
zeitig Kulturbringer, die von Anbeginn an beſtrebt waren,
Ungarn zu helfen. Dieſe Dinge heute vergeſſen oder gar
ent=
ſtellen zu wollen, hieße jenen deutſchen Helfern bitter Unrecht
tun. Bei näherer Betrachtung erweiſt ſich alſo der Angriff des
Peſter Lloyd gegen Deutſchland als in ſeinem ganzen Umfange
gegenſtandslos. Er wäre daher beſſer unterblieben.
Die großen polniſchen Kundgebungen in Teſchen haben den
erwarteten Verlauf genommen. Es ſind höchſt kriegeriſche Töne
angeſchlagen worden. Die Verſammelten haben einen
gemein=
ſamen Schwur geleiſtet, ihre Brüder auf der tſchechiſchen Seite
nicht zu vergeſſen. Kurz, es haben unmittelbar an der
polniſch=
tſchechiſchen Grenze Demonſtrationen ſtattgefunden, die nur
des=
wegen ohne weitere Zwiſchenfälle verliefen, weil man ſowohl in
Prag als auch in Warſchau irgendeine Zuſpitzung dieſes ſtets von
neuem aufflammenden Streites, nicht wünſcht. Man ſteht zwar
hüben wie drüben auf dem einmal eingenommenen Standpunkt,
d. h. die Polen wünſchen eine ſchleunige Aenderung der
Grenz=
ziehung, während die Tſchechen gegen jede Reviſion der
Entſchei=
dung des Oberſten Rates vom 20. Oktober 1921 ſind und auf
bei=
nen Fall das Teſchener Gebiet trotz des ſtark polniſchen
Bevölke=
rungseinſchlages herausgeben wollen. Aber der Streit iſt
vorhan=
den, er führt immer wieder zu Ausbrüchen der Leidenſchaft und
zu heftigen Auseinanderſetzungen und Kundgebungen, auch in der
Preſſe. Vielleicht hätten ſich Polen und Tſchechen ſchon längſt
ge=
funden, wenn nicht der Teſchener Zankapfel vorhanden wäre.
Wenn man ſich die jüngſten Kundgebungen etwas genauer
anſieht, dann muß man feſtſtellen, daß auch andere Völker in
Europa allen Anlaß haben, ſich gegen Entſcheidungen zu wenden,
die in den Pariſer Vorortverträgen oder ſpäter durch die
Bot=
ſchafterkonferenz und den Völkerbundsrat getroffen worden ſind.
Zu den Nutznießern dieſer Entſcheidung gehören aber auch dieſe
beiden Staaten, die ſich immer wieder befehden, weil eine Inſtanz
nach dem Schema arbeitet, das den Polen und Tſchechen an ihren
übrigen Grenzen weſentliche Vorteile brachte, das aber alle
Merk=
male des Unrechtes aufweiſt. Man braucht nur die Arbeiten der
Grenzziehungkommiſſion zur Hand zu nehmen, um ſofort ein
Dutzend Streitfälle zum mindeſten bei der Hand zu haben, die von
den Völkern noch immer nicht vergeſſen ſind, und auch niemals
vergeſſen werden können, weil dieſe Grenzentſcheidungen dem
Wil=
len der Siegerſtaaten und ihren Vaſallen, nicht aber dem in allen
Tonarten geprieſenen Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker
ent=
ſprechen.
Die Zulaſſung von Nichkariern zum Wehrdienſt.
Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verordnung des
Reichsinnenminiſters und des
Reichskriegs=
miniſters über die Zulaſſung von Nichtariern
zum aktiven Wehrdienſt veröffentlicht. Als Perſonen
ariſcher Abſtammung im Sinne des Wehrgeſetzes gelten
diejeni=
gen, die ariſcher Abſtammung im Sinne der Beamtengeſetzgebung
ſind. Die in der Beamtengeſetzgebung vorgeſehenen Ausnahmen
gelten nicht für das Wehrgeſetz. Perſonen, deren beide Eltern
jüdiſchen Blutes ſind oder die drei jüdiſche Großelternteile haben,
werden zum aktiven Wehrdienſt nicht herangezogen; ſoweit ſie
wehrfähig ſind, werden ſie ausnahmslos der Erſatzreſerve
Iüber=
wieſen. Ausnahmen können für Nichtarier zugelaſſen werden,
die nicht mehr als zwei vollnichtariſche, insbeſondere jüdiſche
Großelternteile haben.
Die Muſterung wird ohne Rückſicht auf die
Raſſenzugehörig=
keit durchgeführt. Ein der Erſatzreſerve II überwieſener
Nicht=
arier kann einen Antrag auf Heranziehung zum aktiven
Wehr=
dienſt beim „Prüfungsausſchuß für die Zulaſſung zum aktiven
Wehrdienſt” einreichen. Dieſer Ausſchuß beſteht aus einem
höheren Verwaltungsbeamten, einem Offizier und einem
Amtsarzt.
Von Hans Caroſſa.
Nachts, beim Leſen der Jlias befiel mich Erinnerung an
den jungen öſterreichiſchen Offizier, der uns auf dem Berge
Carunta ſo freundlich bewirtete. Ob wir uns heute noch ſo gut
verſtünden? Sein ſchmales Geſicht iſt mir nicht mehr ſo deutlich
wie die lange knochige, durch Narben verzogene Hand, die beim
Sprechen ſehr ſchüchterne Bewegungen ausführte. Ein Buch mit
italieniſchen Gedichten lag vor ihm aufgeſchlagen. Von Zeit zu
Zeit ſah er durch ein Scherenfernrohr in das feindliche Gebiet
hinüber, wo er ſchließlich eine Truppenanſammlung entdeckte.
Pflichtgemäß rief er durch den Fernſprecher zu dem Geſchütz
hinunter, bezeichnete nach der Karte einen Punkt und gab an, mit
wie vielen Granaten dieſer belegt werden ſollte. Dann goß er
wieder Tee in die Feldbecher und erzählte ſehr anmutig von
ſeiner Frau und ſeinen Kindern indeſſen die Luft von den
Ab=
ſchüſſen bebte. Er war ein ausgezeichneter Soldat und hatte
wieder einmal das Nötige getan, obendrein auf die ſauberſte,
ſachlichſte Weiſe; kein Tröpfchen Blut haftete an ſeinem grauen
Rock. Ihm wäre auch nicht eingefallen, ein unfreundliches
Wort über den Gegner zu äußern; er dachte wohl gar nicht
an die zerfetzten Leiber, die drüben verendeten. Was konnten
ſie ihm bedeuten? Schwerlich mehr als ein Schwarm ſchädlicher
Inſekten, der nun, Gott ſei Dank, beſeitigt war.
Ach, und nun leſe ich wieder die empörenden Szenen, wo
wilde ruhmredige Helden ihre Feinde maßlos beſchimpfen und
mißhandeln. Achilleus raſt vor Schmerz über den Tod ſeines
Freundes; Mitleid und Gnade kennt er nicht mehr, und während
er den getöteten Lykaon am Fuße packt und in den Strom wirft,
frohlockt er ihm wahnwitzig nach: „Liege nur jetzt bei den Fiſchen!
Gefühllos werden ſie dir das Blut von der Wunde ſaugen, und
nimmer legt dich die Mutter mit Klagen auf das Totenbett.”
Hektor, dem Gefällten, der, kaum noch atmend, ihn anfleht, er
möge doch nicht ſeinen Leib den Hunden der Achaier zum Fraße
hinwerfen, und unendliches Gold und Erz als Löſung bietet,
ſchreit er tobend ſeine Verweigerung zu; ja nachdem die Seele
ſchon den Leib verlaſſen hat, ruft er ihr noch das
unverſöhn=
lichſte Wort auf den Weg zum Schattenreiche nach. Welch
furcht=
bares Geſchlecht war dies! Aber immerhin ſtanden ſich die
Streiter Aug in Auge gegenüber, und nachdem der Pelide ſeinen
Zorn und ſeinen Schmerz ausgewütet hat, wagt ſich nachts der
tiefgebeugte alte Vater Hektors in ſein Zelt; niederknieend
küßt er die ſchrecklichen Hände, die den meiſten ſeiner Söhne
das liebe Lebenslicht ausgelöſcht haben, und indem er dem Achill
Erinnerungen an ſeinen eigenen alten Vater wachruft, bittet er
Vom Tage.
Reichskriegsminiſter Generaloberſt v. Blomberg hat ſich zur
Beſichtigung des Segelſchulſchiffes „Gorch Fock” nach Flensburg
be=
geben und wird an der Fahrt der „Gorch Fock” nach Travemünde
teilnehmen. Anſchlieſſend wird ſich Generaloberſt v. Blomberg zu
Fahrten in der weſtlichen Oſtſee für einige Zeit auf dem
Flotten=
tender „Hela” einſchiffen.
Wegen raſſeſchänderiſchen Verhaltens wurden, wie der
Poli=
zeipreſſebericht München meldet, in den letzten Tagen mehrere
Ju=
den und ariſche Mädchen in Schutzhaft genommen.
Die Leitung der Fachſchaft Film in der Reichsfilmkammer hat
das bisherige Mitglied Willi Zeyn in Berlin mit ſofortiger
Wir=
kung aus der berufsſtändiſchen Organiſation ausgeſchloſſen.
Maß=
gebend für dieſen Ausſchluß war die Tatſache, daß Zeyn als
Tar=
ner eines jüdiſchen Filmregiſſeurs in Erſcheinung trat.
Königin Wilhelmina hat den bisherigen holländiſchen
Mini=
ſterpräſidenten und Führer der Antirepolutionären Partei Dr.
Coliin mit der Bildung einer außerparlamentariſchen Regierung
auf möglichſt breiter Grundlage betraut.
Der Sanktionsausſchuß, der in der vergangenen Woche zu
ſei=
ner zweiten Tagung in Genf zuſammengetreten war, hat ſich am
Montag auf unbeſtimmte Zeit vertagt. Da
Meinungsverſchieden=
heiten, die ſich in der Ausſprache ergaben, nicht überbrückt werden
konnten, hat es ſich als vorläufig unmöglich erwieſen, einen
Be=
richt an den Völkerbundsrat auszuarbeiten.
Die türkiſche Regierung hat beſchloſſen, die geſamte
Grenzver=
teidigung in Oſtthrazien zu reorganiſieren. In der Nähe der
bul=
gariſchen Grenze wird zunächſt eine befeſtigte Zone angelegt
werden.
Das braſilianiſche Marineminiſterium gibt bekannt daß es
bei einer italieniſchen Werft den Bau von ſechs Unterſeebooten in
Auftrag gegeben hat.
Spardekreke u. hohe Lebensmitkelpreiſe
Lavals Politik unker Moskauer Schakken.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
* Paris, 28. Juli.
Die Anwendung der Dekretgeſetze und das Rätſelraten über
die neuen, die noch hinauskommen ſollen, hält ganz Frankreich
in Atem. Miniſterpräſident Laval zeigt ſich ſeinem Rufe
ent=
ſprechend ſehr elaſtiſch und ſtets bereit zu Verhandlungen. Aber
die Tatſache bleibt, daß die Opfer, die er fordern muß, ſehr
ſchwer ſind. Die Beamten, die an den Demonſtrationen gegen
die Sparmaßnahmen teilnahmen, werden nicht entlaſſen, wohl
um die Erbitterung in den Reihen der Beamtenſchaft nicht zu
erhöhen. Auch iſt die Regierung beſtrebt, ſo wenig Dekrete zu
erlaſſen wie nur möglich und die Fragen lieber auf dem
Ver=
handlungsweg zu regeln. Beſonders was die Herabſetzung der
Lebensmittelpreiſe betrifft, hofft man auf dem
Verhandlungs=
wege Ergebniſſe zu erreichen.
Wenn es der Regierung gelingen würde, eine ernſthafte
Ver=
billigung der Lebensmittelpreiſe zu erreichen, ſo würde das die
geſamte Wirtſchaftslage günſtig beeinfluſſen. Man muß aben
feſtſtellen, daß gerade in dieſem Punkte bis jetzt alle
Regierun=
gen verſagten. Die myſteriös große Differenz zwiſchen den
nied=
rigen Preiſen, die der Landwirt für ſeine Produkte bekommt
und die übertrieben hohe Preiſe die der Verbraucher bezahlen
muß, konnte bis jetzt noch nicht überwunden werden. Anſcheinend
iſt das Problem des Zwiſchenhandels in Frankreich ſchwieriger
als anderswo. Für die Regierung kann — auch pſychologiſch —
entſcheidend wichtig ſein, ob ſie den Lebensmittelmarkt tatſäch=,
lich und ernſtlich verbilligen kann.
Für die linksſtehende Oppoſition iſt es leicht, die hohen
Lebensmittelpreiſe zu agitatoriſchen Zwecken auszunützen. Und ſie
unterläßt nichts in Anbetracht der kommenden Wahlen. Es iſt
bemerkenswert in diefer Beziehung, daß der Einfluß Moskaus
immer neue Gebiete erobert. So wird die Fuſion der
Gewerk=
ſchaften verſchiedener politiſcher Färbung für die Kommuniſten
unbedingt vorteilhaft ſein. Die ſozialiſtiſch, oder nicht einmal
marxiſtiſch eingeſtellten Gewerkſchaften mit den extrem
orientier=
ten zuſammengelegt, werden unter den Einfluß Moskaus geraten.
Darüber ſind ſich ſelbſt die rechtsſtehenden Beurteiler einig. Es
iſt wahr, man verbreitet immer wieder die Behauptung, daß
Moskau gegenwärtig mehr beſchwichtige als hetze und den
fran=
zöſiſchen Marxismus für den Sieg der bürgerlichen Linken
ein=
ſetzen oder opfern wolle. Die Radikalen tun ſogar ſo, als ob ſie
die marxiſtiſchen Kräfte abſorbieren würden. Daß ſie bei den
Wahlen Vorteile aus dem Kartell der Linken ziehen werden,
ſteht über allen Zweifel. Aber die Bedenken, die man auf den
verſchiedenſten Seiten hört ſind doch nicht zu unterſchätzen.
Erſtens kann Moskau ſich täuſchen, denn es iſt leichter eine
Agi=
tation zu entfachen, als ſie in beſtimmte Bahnen zu lenken, und
zum andern: ſelbſt, wenn die Abſichten der ruſſiſchen
Macht=
haber tatſächlich ſo unſchuldig wären, wie man es behauptet, iſt
noch immer mit der Möglichkeit zu rechnen, daß eines Tages die
kommuniſtiſchen Direktiven ſich ändern.
ihn um die Auslieferung des Toten. Und die beiden Könige,
der jugendliche und der greiſe, weinen; keiner vermag zu
ſprechen; laut, in unſagbarer Erſchütterung, ſchluchzen ſie, daß
man weit über das Zelt hinaus es vernimmt, und faſt wie eine
Abſage an die alten Götter klingt es, wenn Achilleus ihnen die
Verantwortung zuſchiebt für alles, was geſchehen iſt und noch
geſchehen muß. Voll Erbarmen zieht er den Priamos zu ſich
empor; heimlich läßt er die Leiche waſchen, ſalben und mit
Hemd und ſchönem Tuch umhüllen, damit ihr Anblick den Vater
nicht aufs neue kränke; dann hebt er ſelbſt ſie behutſam auf ein
Lager. Geheiligt iſt wieder der Feind, und mit ihm die eigene
Seele. Ein gemeinſames Mahl wird bereitet, und nun erſt,
nachdem ſie ſich an Wein und Speiſe geſättigt, ſchauen ſich die
beiden mit Verwunderung an; einer erquickt ſich an der
Er=
ſcheinung des andern, Priamos an der gottgleichen Gewalt und
Größe des Peliden, dieſer aber an dem gütigen Geſicht und
an der weiſen Rede des unglücklichen Herrſchers von Jlion.
Ein Ruhebett von purpurnen Kiſſen und Polſtern läßt er dem
Greis bereiten, und ehe dieſer ſchlafen geht, fragt er ihn,
wie viele Tage er den edlen Hektor zu feiern gedenke; denn er
will für die Dauer der Totenehrung ſeine Truppen vom Kampfe
zurückhalten.
Wer kann dies vernehmen, ohne ſich gemahnt zu fühlen, daß
nur dort noch echte Lebensformen blühen, daß nur dort noch
Schmerz und Freude wahr ſind, wo der Menſch den Menſchen
in Haß und Liebe völlig ernſt nimmt? Stolz und groß
be=
mächtigt ſich die Technik des Planeten; die Flamme der Seele
aber ſcheint ſchwächer und ſchwächer zu brennen, ſo wie ein
Stern, im Fernrohr betrachtet, wohl mehr Einzelheiten
er=
kennen läßt, aber an Leuchtkraft abnimmt. Wie oft, in jener
Frühzeit, geſchieht es, daß zwei Krieger, die ſich den tödlichen
Kampf anſagen, einander noch als göttlich oder göttergleich
be=
zeichnen! So ſtark war das Gefühl für die Würde des
Menſchen=
geſichts, auch wenn ein Feind es trug. Und nun fragt ſichs:
können wir mit unſeren Gegnern verfahren wie mit einer Maſſe
antlitzloſer Larven, ohne ſelbſt larvenhaft zu werden? Verläuft
am Ende hier die feine Linie, wo uns die äußerſte Vollendung
der Maſchine dem geſunden Erdenſinn entwendet und in eine
glänzende Entartung hinüberführt? Hat von hier aus vielleicht
ſchon die Auflöſung des alten heiligen Menſchenbildes begonnen?
(Mit beſonderer Genehmigung der im Auftrag der Deutſchen
Akademie herausgegebenen Zeitſchrift „Das Deutſche Wort”
ent=
nommen.)
Für das Tonkünſtlerfeſt 1936 fordert der Allgemeine Deutſche
Muſikverein alle deutſchen Komponiſten auf, Werke der letzten
Jahre, ſoweit es ſich nicht um Unterhaltungsmuſik handelt, an
die Akademie der Tonkunſt in München einzuſenden.
Dienstag, 30. Juli 193B
in
Eine Amtsenkhebung aus belangloſen Gründen.
DNB. London, 29. Juli=
Zwiſchen der Presbyterianerkirche und dem ſchottiſchen P=u
voſten William Murray iſt ein ernſter Konflikt ausgebrochen, 1
in ſchottiſchen Kirchenkreiſen großes Aufſehen erregt.
Der Provoſt hatte zu Weihnachten in ſeinem Hauſe en,
harmloſe Tanzgeſellſchaft für Jugendliche veranſtaltet. Weg
dieſes „ſchrecklichen Vergehen” wurde er ſeiner Aemter enthog
und der kirchlichen Rechte verluſtig erklärt. Er erklärte daraufn
den Kirchenbehörden den Krieg und beſchloß, auf eigene Fa=
Gottesdienſte in der Stadtbibliothek von Dornoch (
Sutherla=
ſhire) zu veranſtalten.
Der Zulauf zu dieſen Gottesdienſten iſt außerordentlich gr.
Hunderte von Leuten konnten keinen Platz mehr finden,
währe=
die Gottesdienſte in der presbyterianiſchen Kirche wegen
mange=
der Beteiligung eingeſtellt werden mußten.
Wo liegt die Schuld an den iriſchen Unruhen?
DNB. London, 29. Julfi.
Bei einer Kundgebung auf dem Trafalgar Square wun
von mehreren Rednern die Schuld an den Unruhen d
britiſchen Regierungspolitik in Nordirland
z=
geſchrieben. Der Hauptredner war der iriſche Abgeordn=
Healy, der für das Selbſtbeſtimmungsrecht Irlands eintrat
klärte, die britiſche Regierung wolle ſtatt des einigen, aln
Irlands wieder zwei Irlande haben. Es wurde eine Entſchh
ßung angenommen, in der die bei den letzten
Zuſammenſtoß=
beteiligten Orangiſten und Katholiken als Opfer ſkrupello
Politiker bezeichnet werden. Dem iriſchen Volk ſolle das Re
gewährt werden, in Freiheit über ſeine künftige Rechtsſtelli
zu entſcheiden, und alle Zwangsgeſetze ſollten in Nordirla/
wie in Südirland abgeſchafft werden.
Der aus Belfaſt ſtammende Landwirtſchaftsminiſter *
Iriſchen Freiſtaates, Senator Connolly, ſagte in einer Rede
Ballinamore, die Vorfälle in Belfaſt ſeien das unve
meidliche Ergebnis der bigotten und irenfeim
lichen Politik, die ihren Ausdruck durch die Spaltung O
lands durch die Verordnung von 1923 und das Pogrom w
1921/22 gefunden habe. Dieſes ſchlimme Vermächtnis ſei ledigke
auf die britiſche Politik in Irland zurückzuführen. Durch di.
Politik ſeien die ſchlimmſten Leidenſchaften irregeführter Leu
ausgebeutet worden. Sie habe zu einer Vergiftung all
Quellen des nationalen und ſozialen Leben
geführt, deren Wirkung auf das iriſche Leben der Natur wid
ſpreche.
Jedem Verſuch, im Iriſchen Freiſtaat Vergeltungsmaßna
men für die Vorfälle in Nordirland zu ergreifen, müſſe en
gegengetreten werden. Die Zukunft Irlands in ſeiner Geſarn;
heit mache es erforderlich, trotz des empörenden Verhaltens n
Frömmler von Belfaſt das Uebergreifen der religiöſen
Leida=
ſchaft auf andere iriſche Bezirke zu verhindern. Der Miniſ
erwähnte noch die wirtſchaftliche Unterdrückung der Katholikn
in Nordirland, ermahnte aber ſeine Hörer, trotzdem Geduld u.
Langmut zu üben.
Der römiſch =katholiſche Biſchof der Grafſchaft Dom
hat einen Aufruf erlaſſen, in dem er um Geldſpenden für 30
Opfer der katholikenfeindlichen Unruhen in Belfaſt erſunt
Seiner Mitteilung nach ſind 384 katholiſche Familien in Belff
aus ihren Wohnungen getrieben worden, die Zahl der obda)
los gewordenen Einzelperſonen ſoll 1 646 betragen.
Abgeſehen von den obdachlos Gewordenen gebe es auch eit
große Anzahl Katholiken, denen durch feindliche Behandlung N0
Fortſetzung ihrer Arbeit in Fabriken und auf Schiffswerfur
unmöglich gemacht werde.
Der proteſtantiſche Erzbiſchof von Dublin Dr. Gregg ſprohl
am Sonntag in einer Predigt von den „mutwilligen Angriffen
die ſich letzte Woche im Iriſchen Freiſtaat gegenüber proteſta
tiſchen Kirchen, Wohnungen und Geſchäftshäuſern ereign
hätten.
Er ſagte, es handle ſich wahrſcheinlich um Vergeltung)
maßnahmen für die Leiden römiſch=katholiſcher Leute in Belfol
aber das in Belfaſt geſchehene Unrecht werde durch neues 17
recht im Iriſchen Freiſtaat nicht wiedergutgemacht werden.
In der Nähe von Seattle im Staate Waſhington hat 7
amerikaniſche Armee die erſten Verſuchsflüge mit einem nem
ſchweren Bombenflugzeug gemacht. Das Flugzeug hat vier Motsl
von zuſammen 2800 Pferdeſtärken und iſt mit 5 ſchweren
Yö=
ſchinengewehren ausgerüſtet. Es kann Bomben im Gewicht p‟
mehreren Tonnen mit ſich führen. Seine Beſatzung beträgt ze
Mann.
C. G. Jung 60 Jahre alt.
Der Schweizer Pſychologe C. G. Jung iſt heute wohl Ek
bedeutendſte Vertreter der Tiefenpſychologie, d. h. der auf
Wiederentdeckung des Unbewußten im Seelenleben gerichtetel
im Gegenſatz zur Experimentalpſychologie vergangener Jal
zehnte entſtandenen pſychologiſchen Forſchung. Jung kommt E.*
faſt alle Pſychoanalytiker von der ärztlichen Praxis her und wi
urſprünglich Pſychiater. Er begann als Anhänger Freuds, v
deſſen panſexualiſtiſcher Anſicht er ſich grundſätzlich entfernte, T‟
dem er erkannte, daß Charakter und Schickſal des Menſchen 20
tiefſten Grunde von überperſönlichen Mächten abhängig ſind. L*
Erforſchung dieſer urtümlichen Seelenſchicht, des „kollektib0
Unbewußten” von dem ſonſt nur Dichter und Myſtiker zu kür?
den wußten, ſtellt Jungs eigentliche Leiſtung dar, mit der
zum Geſamtſeeliſchen vorſtieß. Schon daraus geht ſeine Bede”
tung in einer Zeit hervor, die die Bedingtheit des Einzeln
durch Ahnenreihe und kollektive Zuſammenhänge in den Pe
dergrund ſtellt.
Allerdings gehört Jung trotz der Ehrfurcht, mit der er O‟
religiöſen, mythiſchen, künſtleriſchen Erſcheinungen bewertet (9*
Gegenſatz zur Freud=Schule, die Religion und Kultur aus Ve
drängungen entſtehen läßt und als Neuroſen anſieht) nicht 2
denen, die ſich dem Irrationalen verſchreiben oder mit Klaß.
der Geiſtfeindſchaft verfallen. Das Ziel ſeines Heilverfahren”
iſt, den Ausgleich zwiſchen dem perſönlichen Ich und den und
wußten Seelenkräften herzuſtellen, und Entwicklung zur Pe
ſönlichkeit heißt für ihn Auseinanderſetzung mit den kollektih.”
Mächten bis zur Freiheit eigenſter Entſcheidung. Iſt das „—
Jahrhundert”? Oder deutet nicht gerade die Heftigkeit, mit D
das Geiſtespendel heute in die entgegengeſetzte Richtung
au=
chlägt, auf die Notwendigkeit ſolchen Ausgleichs als die eige"
liche Aufgabe des abendländiſchen Menſchen hin? Dr. h—
— Hundert Jahre Velhagen u. Klaſig. In dieſen Tagen ſeie
der Verlag ſein hundertjähriges Beſtehen. Seine Schulbücher 1."
Atlanten, ſeine Monographien und volkstümlichen Standwel."
ſeine gelehrten Veröffentlichungen namentlich auf den Gebie.
der Theologie und der Pädagogik, ſeine Jugendbücher und biote
philen Koſtbarkeiten und nicht zuletzt ſeine Zeitſchriften: das 19.*
gegründete „Daheim” und die im September ihren 50. Jahrsl.
deginnenden „Monatshefte” haben das hohe Anſehen des Haul.
in aller Welt verbreitet. Der Verlag ſtammt aus einer Zeil.
drei Jahre nach Goethes Tod und im Todesjahr Wilhelm e
Humboldts, Bildung hoch im Kurs ſtand. Er hat von Anbehl”
erkannt, daß ſie wenig wirkt, wenn ſie nicht den Weg zum Die
findet, und ſo hat er ſich immer bemüht, Mittler zwiſchen Wiſſe.
ſchaft und Leben zu ſein.
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 30. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 207 — Seite 3
* Kein verheißungsvoller Aufkakk.
Unruhen im ikalieniſchen Aufmarſchgebiek.
Bildung von Sondergerichken.
Die Italiener haben um ihr oſtafrikaniſches Aufmarſchgebiet
ne rieſige, offenbar auch unſichtbare chineſiſche Mauer gezogen.
M7an weiß nicht recht, welchen Grad der Kriegsvorbereitungen
auff afrkaniſchem Boden ſie bereits erreicht haben und was ſich
ſ nſt im Lager der Italiener abſpielt. Zwei ſehr intereſſante
Reldungen laſſen jedoch erkennen, daß ſich durchaus nicht alles
rrogrammäßig abwickelt.
So hört man aus franzöſiſcher Quelle, daß die Franzoſen im
smalle des Ausbruches von Feindſeligkeiten die eingeborene
Be=
völkerung für durchaus unzuverläſſig halten, ja, damit rechnen,
duß die eingeborene Bevölkerung ihres Gebietes mit den
Abeſſi=
nern gemeinſame Sache macht. Dieſe Annahme wird durch eine
gFeldung des „Daily Telegraph” beſtätigt, wonach das
italie=
uſche Oberkommando Sondergerichte hat bilden müſſen,
nril ſich unter den Eingeborenen Unruhen bemerkbar machten
und in den Arbeiterabteilungen die Manneszucht zu wünſchen
(Srig läßt.
Für die Kriegsführung eines jeden Landes iſt die Etappe
von erheblicher Wichtigkeit. Wenn nun im italieniſchen
Auf=
narſchgebiet, alſo hinter der Front, die Bevölkerung nicht mehr
zverläſſig iſt und das techniſche Perſonal, das Straßen
und Zufahrtswege anlegen muß, keine Diſziplin mehr
zeigt, dann werden ganz beſtimmte Berechnungen über den
haufen geworfen. Man wird genötigt ſein, die Vorbereitungen
vn Grund auf neu zu organiſieren und ins Hinterland noch
nehr Schutzmannſchaften als bisher zu legen, zum anderen wird
de Rechnung wohl kaum aufgehen, die darin gipfelt, daß die
Be=
völkerung auf der anderen Seite der Front dem abeſſiniſchen
Kaiſer die Treue aufſagen und in den Grenzgebieten mit
wehen=
den Fahnen zu den Italienern hinüberwechſeln wird. Allzu
ver=
hißungsvoll iſt dieſer Auftakt des abeſſiniſchen Unternehmens
grade nicht, aber wir haben in der letzten Zeit ſo viel
Merk=
nürdigkeiten erlebt, daß wir uns darüber nicht wundern.
Addis Abeba lehnt Wiederaufnahme
der Schlichkungsverhandlungen ab.
DNB. Rom, 28. Juli.
Am Sonntag ging in Rom eine Mitteilung des
Völker=
bundsſekretariats ein, durch die die italieniſche Regierung von
der Antwort der abeſſiniſchen Regierung auf ihre Anfragen vom
4. und 23. Juli in Kenntnis geſetzt wird. Danach lehnt Addis
Abeba ab, dem italieniſchen Vorſchlag entſprechend, die
unter=
bochenen Verhandlungen über den Zwiſchenfall von Ual=Ual
weder aufzunehmen.
Nach hieſigen Mitteilungen hat die abeſſiniſche Regierung
ßenf wiſſen laſſen, daß ſie nach wie vor im Gegenſatz zur
ita=
i niſchen Auffaſſung ſtehe und die Meinung vertrete, daß ſich
er Ual=Ual=Ausſchuß auch mit der Frage der Grenzziehung zu
ufaſſen habe. In dieſem Sinne habe Addis Abeba Genf
er=
ſucht, auf der Ratstagung dem Beſchluß vom 25. Mai, der
be=
anntlich die Einfetzung der Scheveninger Ual=Ual=Kommiſſion
prſah, eine genaue Auslegung der Zuſtändigkeiten dieſes
Aus=
quſſes zu geben.
Teilnahme Ikaliens an der Genfer Ratskagung.
Die Entſcheidung über die italieniſche Teilnahme an der
Mitt=
vochsſitzung des Rates iſt nunmehr gefallen. In den heutigen
lbendſtunden verläßt die für Genf beſtimmte Delegation Rom,
vährend ſich der Delegationschef Baron Aloiſi morgen früh nach
henf begibt. Italien wird in Genf ferner durch zahlreiche
Sach=
orſtändige und Juriſten vertreten ſein, darunter durch Pietro
Narchi und Quarwaſchelli und durch Prof. Leſſona.
Wie in hieſigen unterrichteten Kreiſen verlautet, iſt die
Hal=
ung Italiens in Genf bisher nicht genau feſtgelegt worden; ſie
oll ſich vielmehr der Entwicklung der kommenden Genfer Debatte
mpaſſen.
Italien nimmt an der Genfer Tagung in der Annahme teil,
ſaß ſich die Tagung nur auf ein weiteres Schlichtungsverfahren
rſtrecken wird. Sollte die Debatte jedoch auf andere Fragen
aus=
ſedehnt werden, ſo behält ſich Italien ſeine Einwände vor.
Die engliſche Abordnung für Genf.
DNB. London, 29. Juli.
„Die engliſche Abordnung für die abeſſiniſche Tagung des
Völ=
eibundsrates wird am Dienstag von London abreiſen. Der
Mi=
iſter für Völkerbundsangelegenheiten Eden wird von dem
juri=
iſchen Berater des Foreign Office Malkin, dem
Völkerbundsſach=
erſtändigen Strang, ſeinem Privatſekretär Hanke und dem
Mit=
lied des Foreign Office Lex Leater begleitet ſein.
Wie verlautet, hat die britiſche Haltung durch die endgültigen
Noten Italiens und Abeſſiniens an den Völkerbund keine
Aen=
derung erfahren. In London wird jedoch heute hervorgehoben,
daß ſich erſt nach dem Zuſammentritt des Rates auf Grund der
dann vorliegenden Mitteilungen über die italieniſche Haltung
entſcheiden laſſen könne, ob der Rat ſich auf die Prüfung der
An=
gelegenheit beſchränken werde oder ob die Ratsverſammlung den
geſamten Streitfall erörtern müſſe.
Blukiger italieniſch=abeſſiniſcher Zwiſchenfall.
DNB. London, 29. Juli.
Der Sonder=Korreſpondent der „Times” in Addis Abeba
meldet, die eine Woche alte Nachricht aus Walkait im fernen
Nordweſten des Landes, wonach eine italieniſche Streitmacht in
einen Bezirk vorgedrungen ſei, der nach Anſicht des abeſſiniſchen
Befehlshabers zu Abeſſinien gehört, habe ſich beſtätigt. Die
Abeſ=
ſinier hätten die Italiener bei Nacht angegriffen, und 40
Italie=
ner und 20 Abeſſinier ſeien getötet worden, worauf die
italie=
niſchen Soldaten in Laſtautos abbefördert worden ſeien.
Ferner meldet der Korreſpondent, der Kaiſer habe in einer
für die „Times” beſtimmten Botſchaft erklärt, die Enttäuſchung
über die wenn auch nur zeitweilige Verſagung der
Ausfuhr=
lizenzen für Waffen werde mehr als ausgeglichen durch die
Be=
friedigung über die nachdrückliche Unterſtützung, die die britiſche
Regierung den Bemühungen Abeſſiniens um eine völlige,
fried=
liche und unparteiiſche Löſung des jetzigen Streites zuteil
wer=
den laſſe. Der Korreſpondent fügt hinzu, die abeſſiniſche
Regie=
rung hoffe auf eine ſchnelle, endgültige und allumfaſſende
Ent=
ſcheidung des Völkerbundsrates. Wenn Artikel 12, der beide
Parteien verpflichte, vor Ablauf von drei Monaten nicht zum
Kriege zu ſchreiten, wirkſam zur Anwendung gebracht werden
könnte, dann würde der Kaiſer zufriedener ſein als über
irgend=
ein anderes Ergebnis.
Die erſten abeſſiniſchen Truppen beziehen ihre
Skellungen.
EP. Kairo, 29. Juli.
Nach einer Meldung aus Addis Abeba ſind die erſten
abeſ=
ſiniſchen Truppen nach dem Norden abgegangen, nachdem ſie
vorher vor dem Kaiſer aufmarſchiert und nach uralter Sitte
von ihm bewirtet worden waren. Dieſe Abteilung beſtand aus
ungefähr 13000 Mann und gehörte zur Miliz, da die ſtehende
Armee vorläufig in der Hauptſtadt bleibe und augenſcheinlich
erſt dann eingeſetzt werden ſoll, wenn die Italiener einmal die
Hochebene erreicht haben. Die Bewaffnung der Truppen beſteht,
ſo heißt es in dieſer Meldung, zum allergrößten Teil aus alten
franzöſiſchen Gewehren; dazu kämen einige Maſchinengewehre
und Luftabwehrgeſchütze. Während aber die Bewaffnung als
un=
zureichend, wenn nicht als primitiv geſchildert wird, ſei der
Kampfgeiſt der Truppen ausgezeichnet. Sie kamen und gingen
mit Geſang und im ſtrömenden Regen und zeigten nicht die
ge=
ringſte Ermüdung, obgleich ſie in der Mehrzahl tagelange
Eil=
märſche hinter ſich hatten. Dieſe Truppen ſollen das ihnen
zu=
gewieſene Gebiet in 17 Tagen erreichen.
Nach Meldungen aus dem Süden Abeſſiniens haben die
Italiener in den letzten Wochen ihre Vorpoſten weiter
vor=
geſchoben, während ſich die abeſſiniſchen Stämme in die Provinz
Ogaden und nach Britiſch Somali=Land zurückzogen.
Haltloſe Perdächtigungen.
Der deutſche Arbeitsdienſt
hak nichts zu verbergen.
DNB. Berlin, 29. Juli.
Der Leiter des Aufklärungs= und Außenamtes beim
Reichs=
arbeitsführer teilt mit:
In ausländiſchen Zeitungen iſt vor kurzem die Nachricht
ver=
breitet worden, der Arbeitsdienſt habe ausländiſchen Beſuchern
in Deutſchland das Betreten der Lager bzw. die Beſichtigung
von Arbeitsſtätten und Arbeitsdienſtlagern geſperrt. Dieſe
Nach=
richt wurde mit Bewußtſein verbreitet, um den Verdacht zu
er=
regen, daß der Arbeitsdienſt irgendetwas zu verbergen habe.
Wir können hier nur feſtſtellen, daß die Nachricht nicht den
Tat=
ſachen entſpricht.
Selbſtverſtändlich kann nicht jeder zufällig in Deutſchland
reiſende oder ſich aufhaltende Ausländer in jedes beliebige Lager
gehen und ſich dort den Arbeitsdienſt anſehen wollen. Das iſt
den Reichsangehörigen nicht geſtattet, kann alſo auch einem
Aus=
länder nicht geſtattet werden. Man darf nicht überſehen, daß
jeder Beſuch von Fremden in Lagern und
Ar=
beitsſtätten zur Störung des Dienſtes führt und
ſchon aus dieſem Grunde Beſuche, ganz gleichgültig,
ob ſie von Ausländern oder von Reichsdeutſchen erfolgen,
Ein=
ſchränkung finden müſſen. Dementſprechend iſt
angeordnet, daß nur führende Perſönlichkeiten
fremder Völker, d. h. Ausländer, die in ihrem
Heimat=
lande irgendetwas bedeuten (auf den Gebieten der Politik,
Wirt=
ſchaft, Kultur, Staatsführung uſw.) Gelegenheit gegeben
werde Lager und Arbeitsſtätten zuſehen, wenn
ſie es wünſchen.
In welchem Umfange aber ſeitens des Reichsarbeitsführers
durch ſein Aufklärungs= und Außenamt dem Auslande
Gelegen=
heit gegeben wird, den Arbeitsdienſt zu beſichtigen, das mögen
folgende Tatſachen zeigen:
Aus der Flut der Beſichtigungen durch Ausländer in den
letzten beiden Monaten wollen wir hier nur folgende erwähnen:
Es haben die Dozenten der fremden Völker an den
Hoch=
ſchulen Berlin vor kurzem Gelegenheit gehabt, das
Reichslehr=
lager in Rhinluch zu beſichtigen. An dieſer Beſichtigungsfahrt
haben ſich die Vertreter von mehr als 30 Nationen beteiligt.
Mitglieder japaniſcher Miniſterien und des japaniſchen
Parla=
ments haben Mitte Juni ebenfalls dieſes Reichslehrlager in
Rhinluch beſichtigt. Angeſehene Chineſen ſahen Lanke Bernau
und Velten. 16 Profeſſoren und Studenten holländiſcher
Hoch=
ſchulen haben am 9. Mai Lager in der Gegend von Northeim
geſehen. Engliſche, franzöſiſche und amerikaniſche Profeſſoren
und Studenten Anfang Juni Lager und Arbeitsſtätten in
Oſt=
preußen. Ferner ſahen die ausländiſchen Studenten der
Uni=
verſität Jena am 19. Juni Lager in Thüringen. 24 ſolcher
aus=
ländiſcher Studenten in Freiburg am 15. Juni Lager und
Arbeitsſtätten im Schwarzwald. Eine engliſche
Studienkom=
miſſion aus 16 Perſonen beſtehend, beſuchte am 17. Juni Lager
und Arbeitsſtätten in der Gegend von Hildesheim, und 17
holländiſche Angehörige der Univerſität am 19. Juni Lager im
bergiſchen Land. Am 17. Juli ſahen 15 engliſche Studenten
Lager und Arbeitsſtätten in Franken, und 33 Amerikaner am
27. Juli Arbeitsſtätten und Lager im bayeriſchen Oberland.
Die großen Kommiſſionen, die ſoeben in Deutſchland
weil=
ten, wie z. B. die ibero=amerikaniſchen Journaliſten, die
briti=
ſchen Frontſoldaten, die Führer der britiſchen Studentenſchaft
uſw. haben alle Gelegenheit gehabt, Arbeitslager und
Arbeits=
ſtätten des Arbeitsdienſtes zu ſehen.
Es haben auch eine ganze Reihe ſehr maßgebender,
führen=
der Perſönlichkeiten, bzw. Beauftragte ihrer Staaten
Gelegen=
heit genommen, ſich durch den Leiter des Aufklärungs= und
Außenamtes des Reichsarbeitsführers unterrichten zu laſſen, der
nie verabſäumt hat, ſolche amtliche Vertreter auch in Lager und
Arbeitsſtätten zu führen.
So haben erſt in den letzten Tagen Beauftragte Italiens
Gelegenheit gehabt, ſich zu informieren, und es iſt ihnen in
weiteſtgehendem Maße entgegengekommen worden.
Sämkliche Fragen des Arbeitsſchukes im Reichs=
und preußiſchen Arbeitsminiſterium vereinigt.
Der Reichs= und preußiſche Miniſter des Innern und der
Reichs= und preußiſche Arbeitsminiſter haben in einem
gemein=
ſamen Erlaß vom 20. Juli 1935 — für Preußen mit Zuſtimmung
des Miniſterpräſidenten — beſtimmt, daß der
geſundheit=
liche Arbeitsſchutz= und der ärztliche
Gewerbeauf=
ſichtsdienſt auf das Reichs= und preußiſche
Ar=
beitsminiſterium übergehen. Nachdem die ſeinerzeit
im früheren preußiſchen Miniſterium für Wirtſchaft und Arbeit
bearbeiteten Angelegenheiten des allgemeinen Arbeitsſchutzes und
der allgemeinen Gewerbeaufſicht bereits durch Erlaß des Führers
und Reichskanzlers vom 2. Mai 1935 auf das Reichs= und
preu=
ßiſche Arbeitsminiſterium übergeleitet waren ſind in der oberſten
Behördenſtufe bei dieſem Miniſterium nunmehr alle Fragen des
Arbeitsſchutzes und der Gewerbeaufſicht vereinigt. Die
Zuſtän=
digkeit der nachgeordneten
Gewerbeaufſichts=
behörden auch für wirtſchaftlich=techniſche
An=
gelegenheiten wird von der Neuregelung nicht
betroffen.
Auf Grund des Geſetzes über die Einziehung volks= und
ſtaats=
feindlichen Vermögens vom 14. Juli 1933 wird für den Bereich
des Landes Baden das Vermögen des Windthorſtbundes, der
Ba=
denwacht und der Schoferſchar zugunſten des Landes Baden
ein=
gezogen, da es nach Feſtſtellung des Reichs= und preußiſchen
Mi=
niſters des Innern zu volks= und ſtaatsfeindlichen Beſtrebungen
beſtimmt geweſen iſt.
Die badiſche Verordnung über die Einziehung marxiſtiſchen
Vermögens vom 28. Juli 1933 findet entſprechende Anwendung.
Ein Vogel gründek eine Bibliothek.
Von Rudolf Nutt.
Tierarten ſterben beinahe in jedem Jahre aus. Vor unſeren
lugen vollzieht, ſich die Tragödie, durch die eine Form der
ſatur aus der Reihe der Schöpfungen für immer getilgt wird.
ſtiemand kann ſie wiederſchaffen. Es iſt ein Kunſtwerk
zu=
runde gegangen, das nie durch eine ähnliche Leiſtung erſetzt
derden kann. Eine kleine Notiz in den Tageszeitungen, und alles
ſt vorüber.
Im zoologiſchen Garten in Cineinnati ſitzt 29 Jahre lang
ine einſame Taube und blinzelt gen Himmel. Aber der
Him=
nel wird nicht mehr ſchwarz von den Heerzügen ihrer
Art=
enoſſen, es brauſt nicht mehr wie ein Sturm daher, nicht mehr
nicken ganze Wälder meilenweit unter dem Gewicht von
Millio=
en ſich niederlaſſender Vögel. Sie ſind alle abgeſchlachtet und
ſedergeknallt, ein Werk von nur hundert Jahren. Dieſe einſame
ſabe in Cincinnati war die letzte ihrer Art, die letzte
Wander=
aübe, und die Amerikaner ſtaunten ſie wie ein
Nationalheilig=
um an. Aber ſchließlich ſteckte die Taube ihren Kopf in die
edern und fiel tot von der Stange. Das iſt jetzt gerade zwanzig
jahre her.
So geſchieht es faſt Jahr um Jahr, daß plötzlich eine Art
us fällt. Es braucht gerade nicht der Regenpfeifer von der
Na gellanſtraße oder die Möwe Larus Roſſei von Franz=
Joſephs=
and zu ſein. Dasſelbe kann morgen oder übermorgen in
belttſchland und in Europa mit dem Schwarzſtorch dem
Kolk=
ben, der Blauracke, dem Wiedehopf, dem Bienenfreſſer, ja ſelbſt
iit dem Eisvogel geſchehen, wenn wir nicht ſehr aufpaſſen.
Gewöhnlich führen ſolche ausgeſtorbene Arten noch kurze
ſeitk ein geſpenſtiſches Leben in den Seiten zoologiſcher
Fach=
iſchriften, bis ſie auch dort zur Nuhe kommen. Es fällt
e nanden mehr auf, daß die Natur um eine Form ärmer iſt.
Für eine Vogelart, die gerade vor hundert Jahren ver=
Munden iſt, trifft dies merkwürdigerweiſe nicht zu. Das
ereſſe für ſie iſt immer wach und rege geblieben. Sie iſt
e hiſtoriſche Berühmtheit geworden, Komm: das daher, daß
dei bei keiner Art jedes Stadium des langſamen Ausſterbens
ſa den Zeitpunkt des endgültigen Erlöſchens ſo genau ver=
Agen und feſtſtellen kann wie bei dieſer, oder iſt das Intereſſe
— tieſer begründet und bezieht es ſich etwa darauf, daß dieſe
das einzige bekannte Beiſpiel eines zu Lebzeiten des Men=
Nen ausgeſtorbenen Tieres iſt, welches nicht ausſchließlich durch
enſchenhand vernichtet worden iſt? Es handelt ſich um den
ben Alk, den Geiervogel der Isländer, deſſen zoologiſcher
anne Alca impennis iſt.
Die Tragödie des großen Alks begann im Jahre 1534 mit
der Reiſe des franzöſiſchen Kapitäns Jacques Cartier nach
Neufundland. Dort bevölkerte dieſer pinguinartige Vogel zu
tauſenden die felſigen Klippen. Cartier berichtet darüber, indem
er zugleich eine anſchauliche Schilderung des Vogels gibt: „Die
etwa eine halbe Meile im Umkreis haltende Inſel iſt ſo voll
davon, daß es ſcheint, als ſeien ſie eigens hingebraht und faſt
wie geſät. Nichtsdeſtoweniger gibt es noch hunderimal mehr im
Waſſer als auf dem Lande. Sie ſind ſchwarz und weiß mit
einem Rabenſchnabel. Sie halten ſich immer auf der See um
ſo mehr, als ihre Flügel klein, nicht größer als eine halbe Hand
ſind; dennoch ſchießen ſie auf der Waſſeroberfläche mit derſelben
Geſchwindigkeit dahin wie andere Vögel in der Luft. Sie ſind
enorm fett, und die Eingeborenen nennen ſie Apponath. Von
dieſen luden wir zwei unſerer Boote in weniger als einer halken
Stunde voll, als wären es Steine geweſen, ſo daß auf jedem
Schiff vier bis fünf Tonnen davon eingeſalzt wurden, die nicht
gerechnet, die wir friſch verzehrten.”
Dies wurde nun die übliche Verproviantierung für alle dort
vorüberkommenden Schiffe. Da der große Alk nur ein Ei legte
und am Lande vollſtändig unbeholfen war, ſo daß er
ſcharen=
weiſe über Schiffsplanken getrieben werden konnte, ferner auch
die Eier tonnenweiſe eingeſammelt wurden, war er dort bald
dezimiert.
Zweites Stadium: Im Anfang des 19. Jahrhunderts iſt der
Vogel nur noch auf den isländiſchen Schären vorhanden, aber
dort noch ſo zahlreich, daß im Anfang des Jahrhunderrs die
engliſche Brigg Salamine ſich reichlich mit ihm verproviantieren
konnte.
Drittes Stadium: Der große Alk beginnt ſehr ſelten zu
werden. Die Bälge und Eier erhalten einen Markwert. 1830
werden aus Island noch 27 Bälge nach Kopenhagen zum
Ver=
kauf geſchickt. 1834 wurden auf Elde noch neun Vögel und acht
Eier erbeutet. Der Preis für ein Ei ſteigt auf dreizehn Taler.
1843 ſind es noch zwei Vögel. Der Preis für den Balg ſteigt
auf 200 Gulden. 1845 wurde bei den Weſtmännerinſeln der
letzte Alk geſichtet und geſchoſſen. Ein Naturereignis beſchleunigte
ſeinen Untergang. Ein großer ſubmariner vulkaniſcher Ausbruch
zerſtörte im Jahre 1830 gerade die Klippen, die ſeine letzte
Zufluchtsſtätte bildeten.
Nun geſchah etwas ſehr Merkwürdiges. Alles intereſſierte
ſich plötzlich für den ausgeſtorbenen Vogel. Die großen Zoologen
der Zeit ſetzten ihm Denkmäler profunder Gelehrſamkeit.
Steenſtrup in Kopenhagen, Alfred Newton in Cambridge,
Wilhelm Preyer in Berlin, Syrmington Grieve in Edinburgh
wurden ſeine Geſchichtsſchreiber. Nicht die Genealogie der
ägyptiſchen Königsgefchlechter iſt mit ſolcher Sorgfalt
durch=
forſcht worden wie die Geſchichte des großen Alks. Eine von
Dr. Blaſius gegebene Ueberſicht über das Auftauchen des Alks in
der Zeitſchriftenliteratur während eines Zeitraums von nur
15 Jahren ſtellt allein eine Rieſenarbeit dar. Man könnte mit
der Literatur über dieſen Vogel ein großes Zimmer füllen. Sie
reicht der Ausdehnung nach faſt an die Literatur über Friedrich
den Großen oder Napoleon heran. Doch müßte man ſehr reich
ſein, um in dieſem Zimmer ein Ueberbleibſel des Vogels
auf=
zuſtellen, der ehemals in zahlloſen Scharen den öden
Meeres=
klippen Leben gab. Von den 68 noch vorhandenen Eiern
be=
finden ſich 50 in England, 10 in Frankreich, 3 in Deutſchland,
2 in den Vereinigten Staaten, je 1 in Portugal, Dänemark und
der Schweiz. Bei der letzten Auktion in London, auf der zwei
Eier verſteigert wurden ſtieg der Preis auf 6000 Mark ſür das
Stück. Sechstauſend Mark für ein Ei! Für Eier, die man
ehemals tonnenweiſe auf vielen Felſenklippen einſammeln konnte.
Der große Alk wäre ſo leicht zu retten geweſen, wenn man
rechtzeitig eingegriffen hätte. Die in den letzten Jahren
er=
folgte Wiedereinbürgerung des Uhus in Deutſchland war ein
viel ſchwierigeres Experiment, als es die Erhaltung des Alks
ge=
weſen wäre. Die Rettung der ſelten gewordenen Tierarten iſt
kein müßiger Zeitvertreib, im Grunde iſt es eine Ehrenpflicht
des Menſchen.
* Gefälſchte Gemälde in Lichtbildvorkrägen.
Vom 9. bis 15. September 1935 findet im Haag, Holland, ein
Internationaler Kongreß des Verbandes für Muſeumsbeamte zur
Abwehr von Fälſchungen und unlauteren Geſchäftsgebaren ſtatt.
Der Leiter des Verbandes und der Einberufer des Kongreſſes iſt
der Direktor des Schloßmuſeums in Berlin und der Vorſitzende
des Muſeen=Verbandes, Profeſſor Dr. Robert Schmidt.
Der Internationale Verband für Muſeumsbeamte (Muſeen=
Verband) iſt für die Muſeums=Beamten von größter Wichtigkeit;
er unterrichtet ſeine Mitglieder in erſter Linie über alle neu
auf=
tauchenden Fälſchungen und kann dadurch die öffentlichen
Samm=
lungen vor erheblichen Schäden ſchützen.
An den Kongreſſen, die alljährlich ſtattfinden, nehmen
Mu=
ſeumsbeamte faſt aus allen europäiſchen Ländern und den
Ver=
einigten Staaten von Nordamerika teil, um an vorhandenen
ge=
fälſchten Stücken in Lichtbildvorträgen und Referaten die
Er=
fahrungen des Einzelnen der Geſamtheit zugänglich zu machen.
Dieſe jährlich ſtattfindenden Kongreſſe ſind die einzige
inter=
nationale Schulungsmöglichkeit für die Muſeumsbeamten. Die
Aufnahme in den Verband wird beſonders ſtreng gehandhabt. Es
werden ſtets nur die geeigneteſten und die befähigteſten
Muſeums=
beamten aller Länder aufgenommen.
Seit der Gründung des Verbandes im Jahre 1898 hat
Deutſch=
land ſtets den Vorſitz geführt und die Kongreſſe wurden
abwech=
ſelnd in Deutſchland und im Ausland abgehalten. Deutſchland
wird vorausſichtlich eine ſtarke Delegation zu dieſem Kongreß
nach Haag entſenden.
Seite 4 — Nr. 207
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 30. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 30. Juli 1935
Rekordbeſuch in der Garkenbau=Ausſtellung.
Am Samstag und Sonntag wurde die Gartenbau=
Ausſtel=
lung im Orangeriegarten von mehreren tauſend Menſchen
be=
ſucht. Beſonderen Eindruck hinterließ die zweiſtündige Führung
durch die Gartenbau=Ausſtellung, die der Gartengeſtalter Hirſch
übernommen hat. Die Teilnehmer an dieſer Führung ſprachen
ſich, nachdem dieſe vorbei war, begeiſtert über dieſe
Neueinrich=
tung aus, zumal durch ſie der tiefere Sinn der diesjährigen
Gartenſchau klar zutage tritt, nämlich die deutſche Blume in den
Vordergrund jeder Gartenkultur zu ſtellen. Dieſe Führungen
finden in Zukunft jeden Mittwoch und Samstag, um 5 Uhr, ſtatt.
Treffpunkt am Orangeriehaus. Am Samstag und Sonntag kamen
insgeſamt 10 Reiſegeſellſchaften zur Beſichtigung der Ausſtellung
nach hier. Beſonderes Intereſſe verdient es noch, daß auch eine
Hochzeitsgeſellſchaft geſchloſſen anrückte und die
Hochzeitsfeierlich=
keiten inmitten der hundertauſenden Blüten einen netten und
harmoniſchen Abſchluß fanden.
Wie bereits mitgeteilt wurde, erhält jeder 500. Beſucher der
Gartenbau=Ausſtellung eine Dauerkarte. Als nächſte
Veranſtal=
tungen finden ſtatt: Am Mittwoch, dem 31. Juli, abends 8 Uhr,
Tanz im Orangeriehaus, am Samstag, dem 3. Auguſt, abends
8 Uhr, ein Weißer Abend mit Tanz (große Beleuchtung).
Für unſere Turner und Sportler wird es intereſſant ſein,
zu erfahren, daß am Mittwoch, dem 31. Juli, die Deutſche
Olym=
pia=Skimannſchaft abends in der Gartenbau=Ausſtellung ſein
wird. Das Staatliche Turn= und Sportamt empfängt die
Mann=
ſchaft (50 Herren) im Rahmen des allgemein geſelligen Abends,
zu dem natürlich jedermann Zutritt hat.
Jekt im Hochſommer „Fleiſch im eigenen Saft”.
Dem Willen, auch beim Vieh und Fleiſch den Grundſatz ſicherer
Abſatzmöglichkeiten und gleichbleibender Preiſe für Erzeuger und
Verbraucher zu verwirklichen, ſtand die Unmöglichkeit gegenüber,
Vieh und Fleiſch etwa ſo wie Getreide auf Lager zu nehmen.
Fleiſch kann zwar in gefrorenem Zuſtand gelagert werden,
ver=
liert dadurch aber ſofort an Wert. Die „Einlagerung” von Vieh
beim Landwirt durch Unterbindung des Auftriebs zum
Schlacht=
viehmarkt iſt nur in begrenztem Umfange möglich, weil es dem
Bauer Geld (Futter) koſtet, ſtatt ſeinen Bedarf an Betriebsmitteln
durch den beabſichtigten Verkauf des Viehs zu befriedigen. Aus
dieſen Gründen iſt man den Weg über die Fleiſchkonſerve
ge=
gangen.
Im vorigen Sommer zwang die Trockenheit und der dadurch
bedingte Futtermangel die Landwirtſchaft zum Viehverkauf in
einem Umfang, der zwar nicht den viel gehegten, großen Erwar=
tungen entſprach, aber doch den laufenden Bedarf der Bevölkerung
an Fleiſch überſtieg Gleichzeitig mußten wir, um den Abſatz von
deutſchen Induſtrieerzeugniſſen im Auslande zu erleichtern, gewiſſe
Mengen Auslandsvieh hereinnehmen. Ohne die Eindoſung dieſer
Vieh= und Fleiſchmengen wäre im vorigen Sommer ein völliger
Zuſammenbruch der deutſchen Viehpreiſe und damit ſchwerſte
Schä=
digung unſerer Landwirtſchaft unvermeidlich geweſen. Der Jah=
Stabilität der Verbraucherpreiſe für Fleiſch die im vorigen
Som=
mer hergeſtellten Fleiſchkonſerven zum Verkauf zu bringen. „Fleiſch
im eigenen Saft” iſt ſomit das Mittel, um ebenſo wie beim
Ge=
treide, Brot, Butter, Einern uſw. auch beim Vieh und Fleiſch
Saiſonſchwankungen in der Erzeugung zu überbrücken und den
Grundſatz gleichbleibender, gerechter Preiſe für Erzeuger und
Ver=
braucher durchzuſetzen. Wir müſſen uns darüber klar ſein, daß
ähn=
liche Schwankungen und Differenzen zwiſchen Erzeugung und
Ver=
brauch, wie wir ſie im letzten Jahr erlebten, in der Viehwirtſchaft
regelmäßig auftreten. Es entſpricht z. B. unſeren natürlichen
Ver=
hältniſſen, wenn das Vieh im Sommer auf der Weide fettgemacht
und dann im Herbſt zum Verkauf gebracht wird. Dies führt
un=
vermeidbar im Herbſt zu übermäßigem Viehangebot. Auch die aus
handelspolitiſchen Gründen erforderliche Vieheinfuhr kann nicht
immer der Anlieferung von Inlandsvieh und dem Fleiſchbedarf
angepaßt werden.
„Fleiſch im eigenen Saft” wird dieſe Schwankungen
überwin=
den und demnach in Zukunft ein dauernder Beſtandteil unſerer
Ernährungswirtſchaft ſein. „Fleiſch im eigenen Saft” wird immer
wieder zu gegebener Zeit im Verkehr erſcheinen und durch ſeine
Güte und Preiswürdigkeit die Anerkennung von Stadt und Land
erobern. Die Kilodoſe koſtet 1.50 RM., alſo das Pfund nur
0.75 RM.
Achkek auf Fahrzeuge der Zeuerwehr und Polizei!
Es beſteht Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß den
Fahrzeugen der Feuerwehr, Polizei und
Ret=
tungsanſtalten (Rotes Kreuz) Platz zu machen
iſt. Die neue Reichsſtraßenverkehrsordnung beſtimmt in dieſer
Beziehung folgendes: Fahrzeugen, die zur Erfüllung ihrer
öffentlichen oder dem gemeinen Wohl dienenden Aufgaben freie
Bahn brauchen, und als ſolche kenntlich ſind (
Wegerechtsfahr=
zeuge), iſt Platz zu machen. Wegerechtsfahrzeuge ſind u. a. rote
Feuerwehrwagen, foldgraue oder buntfarbige Fahrzeuge der
Wehrmacht, Mannſchaftswagen der Polizei, Rettungswagen
(Rote=Kreuz=Wagen), Straßenreinigungsmaſchinen und
derglei=
chen. Andere Fahrzeuge ſind als Wegerechtsfahrzeuge nur dann
anzuſehen, wenn ſie durch amtlich ausgegebene oder zugelaſſene
Schilder und Schallzeichen (Glocke oder Hupe mit einer Folge
verſchiedener hoher Töne) als ſolche kenntlich gemacht ſind.
Es wird erwartet, daß alle Verkehrsteilnehmer den
Wege=
rechtsfahrzeugen frühzeitig Platz machen.
Diejenigen, die ſich an dieſe Regelung nicht halten wollen,
haben mit ihrer Beſtrafung zu rechnen.
An die Mokorradfahrer! — Eine lehte Mahnung!
E Von Tag zu Tag häufen ſich die Klagen über den immer
mehr überhand nehmenden Motorradlärm. Aus den ver=
ſchiedenen Stadtgebieten, ſowohl den ruhigen Wohn= wie den
verkehrsreichen Geſchäftsvierteln werden Beſchwerdebriefe
ge=
ſchrieben, die die unglaublichſten Verſtöße gegen die
Verkehrs=
ſitten ſchildern. Und nicht nur, daß die einheimiſche Bevölkerung
klagt, ſondern auch die in unſerer Stadt übernächtigenden
Frem=
den bemängeln den gar nicht zu der Größe und dem Verkehr der
Stadt Darmſtadt im Verhältnis ſtehenden Lärm. Es liegt ebenſo
im Intereſſe der Geſundheit der Bevölkerung wie im Anſehen
Darmſtadts, daß dieſer Uebelſtand abgeſtellt wird.
Verſtöße der genannten Art ſind während der
Lärmverhü=
tungswoche lediglich durch Verwarnungen geahndet worden. Es
wurde damals ſchon darauf hingewieſen, daß danach gegen
Zu=
widerhandelnde Anzeige erhoben wird.
An die Motorradfahrer ergeht deshalb eine letzte
Ermahnung, ihre Fahrzeuge ſo zu bedienen, daß übermäßiger
Lärm vermieden wird, andernfalls ſie unweigerlich mit den
Strafgeſetzen in Konflikt geraten. „Rennfahrten” innerhalb der
Stadt oder „den Motor am Ort laufen laſſen” ſowie unnötiges
und überlautes Hupen ſind Verſtöße, gegen die von nun an
un=
nachſichtlich mit aller Schärfe eingeſchritten wird. Die
Polizei=
beamten haben Anweiſung erhalten, gegen Zuwiderhandelnde,
auch wenn der verurſachte Lärm die Grenze des Erträglichen
nicht überſchreitet, Anzeige zu erſtatten.
Die Bevölkerung kann die Polizei in ihrem Kampfe gegen
den Lärm wertvoll unterſtützen, indem ſie von ſich aus
undiſzi=
plinierte Fahrer feſtſtellt und möglichſt unter Angabe von Zeugen
dem zuſtändigen Polizeibezirk namhaft macht.
So muß es möglich ſein, dieſer Unſitte das Lebenslicht
aus=
zublaſen.
LPD. Funkreportage vom Reichswettkampf der SA. Am
Dienstag abend wird in Koblenz die Aufnahme einer
Funkrepor=
tage aus dem Reichswettkampf der SA. ſtattfinden, und zwar
handelt es ſich um die Prüfung des Trupps I 1/28 über das
Thema: „Was lehrt uns das Leben des Führers für die
Zu=
kunft?‟ Die Uebertragung der aufgenommenen Wachsplatten
wird am Mittwoch, dem 31. Juli, nachmittags 14.15—15.00 Uhr,
über den Reichsſender Frankfurt a. M. vonſtatten gehen. Es iſt
alſo jedem Rundfunkhörer Gelegenheit geboten, einen
inter=
eſſanten Ausſchnitt aus dem Reichswettkampf der SA. am
Laut=
ſprecher mitzuerleben.
Nach einem Verkehrsunfall.
Prultiſche Karſchtage me die Beibels”
ſicherang.
Sind Menſchen verletzt worden, ſo bedarf es eigentlich keiner
Erwähnung, daß die erſte Sorge den Verwundeten gilt — das iſt
ſelbſtverſtändliche Pflicht und oberſtes Gebot. Es gibt keine
gro=
ßere Gemeinheit und Feigheit auf der Landſtraße, als ſich durch
Flucht den Folgen eines verſchuldeten oder unverſchuldeten
Un=
falles zu entziehen und Menſchen in einem hilfloſen Zuſtand
zu=
rückzulaſſen, denen rechtzeitige ärztliche Hilfe vielleicht das Leben
retten könnte.
Durchaus verſtändlich iſt die Schreckwirkung unmittelbar nach
dem Geſchehnis, und man braucht eine gewiſſe Zeit, um die
Ner=
ven wieder in die Gewalt zu bekommen, die Lage zu überſehen
und ſozuſagen aktionsfähig zu werden. Es iſt ſo allerhand zu
bedenken und zu berückſichtigen, wenn man in die unangenehme
Situation geraten iſt, Teilnehmer an einem Zuſammenſtoß,
Fah=
rer eines Wagens zu ſein, der mit einem Chauſſeebaum in allzu
nahe Berührung gekommen iſt, oder etwa jemanden angefahren
zu haben. Je nach der Veranlagung hören die Hände des einen
ſchon nach zwei Minuten, die des anderen erſt nach einer
Viertel=
ſtunde auf, zu zittern.
Man muß alſo trachten, möglichſt ſchnell ruhig zu werden,
und mit klarer Ueberlegung diejenigen Schritte unternehmen, die
zum eigenen Schutze notwendig ſind. Der Fahrer hat die
Mög=
lichkeit, vorzubeugen, ungerechtfertigt für die Folgen des Unfalls
in Anſprach genommen zu werden, und ſich das nötige Material
für eine etwaige Verteidigung in einem Straf= oder Zivilprozeß
zu beſchaffen.
Er darf nie vergeſſen, daß das Wichtigſte genaue, möglichſt
ſchriftliche Feſtſtellungen und Unterlagen ſind. Denn faſt jeder
Prozeß erweiſt die Tatſache, daß Zeugenausſagen das
Unzuver=
läſſigſte ſind, was es gibt. Zwei Menſchen, die denſelben Unfall
geſehen haben, ſind in der Lage, einander widerſprechende
Aus=
ſagen zu machen. Es genügt, daß der eine automobiliſtiſch geſchult
iſt, der andere nicht. Der eine kann die Geſchwindigkeit eines
fahrenden Wagens beurteilen, der andere wird faſt ſtets die
Schnelligkeit überſchätzen. Außerdem ſpielt die Auffaſſungsgabe
des Beobachtenden eine große Rolle. Der Zeuge A. nimmt die
ſekundenſchnell ſich abwickelnden Vorgänge in allen ihren
Einzel=
heiten auf, während das Gehirn des Zeugen B. nur dieſen oder
jenen Ausſchnitt ſpäter zu wiederholen vermag. Meiſtens ſind die
Zeugen nicht böswillig, ſondern einfach nicht in der Lage, das
Wahrgenommene richtig und genau zu Protokoll zu geben.
Daraus iſt ohne weiteres erſichtlich, wie wertvoll es ſein
kann, gegebenenfalls dem Gericht ſchriftliches Material und
Bil=
derunterlagen überreichen zu können. Das Allerbeſte ſind
natür=
lich photographiſche Aufnahmen. Sie dürfen aber nicht nur den
beſchädigten Wagen zum Gegenſtand haben, ſondern müſſen auch
die ganze Straße zeigen. Sie haben ſo umfaſſend bzw. zahlreich
zu ſein, daß aus ihnen die Entfernung des Fahrzeuges von der
Bordſchwelle und der Verlauf der Straße erſichtlich ſind. Sie
müſ=
ſen ausweiſen, ob die Sicht für den Fahrenden frei war oder
durch Bäume, Hecken, Häuſer behindert wurde. Zieht man vor
der Aufnahme noch die Bremsſpur auf dem Pflaſter nach und
markiert mit Kreide oder ſonſt etwas, notfalls durch Hinlegen
von Aeſten, die Lage der Verletzten, ſo hat man ein Material in
Händen, gegen das kaum eine Zeugenausſage aufkommen kann.
Dasſelbe gilt für eine Skizze, deren Richtigkeit man ſich am beſten
durch Unterſchrift eines oder mehrerer Anweſenden beſtätigen
Schonk die Eidechſen!
Wenn man jetzt im Hochſommer an ſonnigen Halden und
Wegrinnen ſpäzieren geht, kann man öfters unſere zierlichen
Eidechſen beobachten. Gerade dort, wo die Sonne am prallſten
hinſcheint, fühlt ſie ſich am wohlſten.
Haſt du ſchon einmal das wundervoll graugefärbte Männchen
unſerer Zauneidechſe beobachtet? Unbeweglich liegt das ſonſt ſo
flinke Tierchen auf der Lauer, und ſicher erhaſcht es den
Heu=
hüpfer, die Mücke oder den gaukelnden Schmetterling.
Noch prächtiger gefärbt iſt die im ſonnigen Dalmatien
be=
heimatete Smaragdeidechſe, die in manchen Gegenden
Süddeutſch=
lands vorkommt. Kennſt du die blitzſchnelle Berg= und die
zier=
liche Mauereidechſe. Leider kann man öfters die Beobachtung
machen, daß dieſen ſo nützlichen Tieren vielfach von Kindern
nach=
geſtellt wird. Wie leicht bricht dann dem armen Tierchen der
Schwanz ab, oder wenn ſie unverſehrt gefangen werden, werden
ſie nach Hauſe geſchleift und führen in irgend einem Kaſten oder
Terrarium ein kümmerliches Daſein. Laßt dieſen Tieren ihre
natürliche Heimat! Sie ſind für uns ſehr nützlich, denn ſie
ver=
tilgen eine Menge ſchädlicher Inſekten oder deren Larven.
Noch größeren Verfolgungen iſt die auch zu der Eidechſe zu
zählende Blindſchleiche ausgeſetzt. Von törichten Menſchen wird
ſie vielfach als junge Schlange angeſehen und ſchon deshalb
tot=
geſchlagen. Und dabei iſt ſie ein ſo gänzlich harmloſes und
nütz=
liches Tierchen, deſſen Hauptnahrung aus Schnecken und
Regen=
würmern beſteht, die ſie in Wieſen und lichten Waldbeſtänden
erjagt..
C. W.
Sommer-Ausgabe1935
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstr. 25.
Monakskalender für Tierſchuß.
Auguſt — Ernting.
Die Sommertage bringen uns unendlich viel Schönes. Wir
ſchwelgen in all ihren Herrlichkeiten. Aber laßt auch die Tiere
teilhaben an dem Genuß von Freiheit und Sonne! Wohl hat der
Tierfreund ſeine Freude, wenn er auf ſeinen Wanderungen auf
dem Lande ſieht, daß die Kühe den ganzen Tag auf der Weide
verbringen können und abends ganz zufrieden in den Stall
kommen.
Aber leider kann man gerade auf dem Lande oft Zeuge ſein
von grauſamen Tierquälereien. Da ſteht im Stall ein großer
ſchöner Stier. Traurig blickt er dich an, ſein Kopf iſt ſo kurz
angekettet, daß er kaum den Hals zu dir herumdrehen kann. Um
ihn herum ſchwirren in der drückenden Sommerhitze Hunderte
von Inſekten. Unabläſſig wedelt das Tier mit dem Schweif und
verſucht ſich erfolglos ſeiner Peiniger zu erwehren. Ein Anblick
zum Erbarmen!
Ein ebenſo rohes und widernatürliches Verfahren iſt das
Kupieren der Pferde, wodurch nicht nur die Schweifhaare,
ſon=
dern auch ein Teil der Schweifrübe entfernt wird. Dieſe
Hand=
lung iſt für das Tier mit den größten Schmerzen verbunden.
Häufig wird dieſer Eingriff auch noch von ungeſchulten Händen
vorgenommen, die Schweifrübe einfach abgehackt und die Wunde
mit glühendem Eiſen ausgebrannt. Oft werden dabei
Wirbel=
knochen zerſplittert, die dann langſam herauseitern. Außer
die=
ſen ſchweren Folgen der Verſtümmelung fehlt den kupierten
Pfer=
den dann das natürliche Abwehemittel gegen die blutſaugenden
Fliegenarten, die gerade jetzt im Hochſommer ſo läſtig werden.
Aber auch in der Stadt kann man im Hochſommer oft Zeuge
ſein von erbarmungsloſem Verhalten gegenüber Tieren. Vor
allem ſind die an den Stadträndern liegenden Tierhaltungen der
Kleinſiedler oft in ſchlechtem Zuſtand. Jeder meint, er müſſe ſich
ein paar Hühner oder Haſen helten. Morgens bekommen die
Tiere etwas Futter vorgeworfen und werden dann ihrem
Schick=
ſal überlaſſen. Vielfach verbringen ſie dann, in viel zu engem
Raum eingepfercht, erbarmungslos den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt,
den Tag. Aber wer Tiere hält, iſt auch für ihre Pflege
verant=
wortlich, und nach dem neuen Reichstierſchutzgeſetz muß ſich der
auf ſchwere Strafe gefaßt machen, der dieſe Pflicht vernachläſſigt.
C. W.
läßt. Auf der Zeichnung müſſen die genauen Entfernungen vem
merkt werden, die man eventuell durch Abſchreiten erhält, wen
man kein Maß zur Hand hat. Die Länge des Schrittes
kan=
nachträglich gemeſſen werden.
Schwierig werden die Feſtſtellungen natürlich abends unz
nachts da nur mit ſehr ſtarken Objekten Aufnahmen möglich ſinn
Reicht die Helligkeit zum Photographieren nicht aus, ſo iſt ar
jeden Fall zu notieren, wie die Lichtverteilung lag, wo
Laterne=
ſtanden, wie weit ihr Beleuchtungsumkreis reichte (nebenvei be
merkt man auch, ob ſie überhaupt brannten), welche ſonſtige=
Lichtquellen ſich in der Nähe befanden uſw. uſw. — Bei Tage ſim
übrigens die Sichtverhältniſſe zu vermerken, alſo ob klares We
ter herrſchte, ob Dunſt. Regen oder Nebel den freien Ausblät
behinderten. Dies wird am beſten auf der Skizze niedergeleg
und gleich von Zeugen unterſchriftlich beſtätigt.
Weitere ſachliche Einzelheiten, über die man ſich unterrichte=,
muß, und die auch ſchwarz auf weiß feſtgehalten werden ſollten,
ſind folgende: Die Beſchaffenheit der Straßenoberfläche — ob Si
ſich um Kopfſtein=, Kleinſteinpflaſter, Aſphalt, Makadam oder wm
ſonſt handelte — und wie ſie auf Grund des Wetters war —, S
naß oder trocken, rauh oder ſchlüpfrig —, ſpielt be; einer
eventi=
gerichtlichen Unterſuchung eine Rolle. Hat eine Zuſammenſts
mit einem anderen Kraftwagen ſtattgefunden, ſo ſind
Zulaſſung=
nummer, Karoſſerieform. Zahl der Inſaſſen, möglichſt auch d
Motorenſtärke, die Adreſſe des Beſitzers und des Fahrers feſtzu
ſtellen.
Zun zu den Zeugen: Sie ſind natürlich ſehr wichtig, da de
Gegner in einem Schadenserſatzprozeß von einer unbeſtätigte
Skizze behaupten kann, ſie ſei parteiiſch. Uns intereſſieren ve
ſtändlicherweiſe nur ſolche Leute, die wirklich geſehen haben, w.
ſich der Unfall zutrug, nicht nachträglich Hinzugekommene, die ſi.
über den Vorgang haben berichten laſſen. Wir fragen alſo d
Umſtehenden regelrecht aus und wenn einer etwas Brauchbare
ſagt, laſſen wir uns ſeinen Namen und ſeine Adreſſe geben. Wem
möglich, notieren wir ſeine Aeußerungen und bitten ihn um ſeirn
Unterſchrift. Dies verhindert ein ſpäteres Abweichen von der
urſprünglichen Bekundung und friſcht erforderlichenfalls auch de
Gedächtnis des Betreffenden auf, der vielleicht dieſe oder jern
Kleinigkeit vergeſſen hat. — Eine Beeinfluſſung ſpäterer Zeuger
durch Geld, Einladung oder Zureden iſt, wie es eigentlich keine
Hinweiſes bedarf, unter allen Umſtänden zu unterlaſſen.
Mit dem, was man ſelbſt ſagt, muß man äußerſt vorſicht
ſein; man darf nichts zugeben oder anerkennen. Iſt man wirkli.
im Unrecht, ſo iſt ſpäter immer noch Zeit, die Schuldfrage gena
zu klären und feſtzuſtellen, inwieweit man für den Schaden haftc
Hat der „Gegner” ſich irgendwie feſtgelegt und beſtätigt, er tras
die Schuld oder Mitſchuld an dem Unfall, ſo laſſe man ihn die
vor einem Dritten wiederholen und lege den genauen Wortla,
ſchriftlich feſt, den man dann von dem Zeugen unterſchreiben läß
Zugegeben: All” dies nach einem Unfall zu bedenken und ei
tun, iſt ſchwierig und ſtellt große Anforderungen an die Nüchtery
heit und Ueberlegung des Betreffenden — es verlangt eine ge
wiſſe Gefühlskälte, die im Augenblick vielleicht nicht am Platz ei
ſein ſcheint. Wenn man aber die Schwierigkeiten verfolgt, di
mancher Autofahrer vor dem Strafgericht oder in einem Zivi
prozeß hat, weil der Vorfall auf Grund der ſich widerſprechender
Zeugenausſagen nicht einwandfrei geklärt werden kann, ſo win
man verſtehen, daß es ſich einfach um eine Forderung der Selbſ
erhaltung handelt. Sie muß aber erfüllt werden, will man nich
in die größten Unannehmlichkeiten geraten, ſowohl was die eigem
Perſon wie den Geldbeutel oder die Finanzen der Verſicherungs
geſellſchaft anbelangt.
Chriſtian Ernſt.
Filmgiels hoch zu Roß.
Da ſoll ſich nun einer durchfinden. Hier wird gehämmen
und gezimmert, dort gibt einer durch den Schalltrichter Anwer
ſungen an die unter dem Dach neben ihren mächtigen Jupiter
lampen ſtehenden Beleuchter. Dort konferieren ein paar Filme
gewaltige miteinander, Komparſen ſitzen herum, hübſche junge
Ungarinnen flitzen in ihren roten Stiefelchen durch die Geger)
Stimmengewirr erfüllt den Raum, Kommandos erſchalle
Befehle und Gegenbefehle werden ausgeteilt. Und da
alles ſoll ein Tonfilm werden. Herzlicher Glück
wunſch, kann man da nur ſagen. Aber gemach. Aus
dem Durcheinander wird Ordnung, aus der Unruhe Ruhe. Sir
nen ertönen, die Lampen flammen auf, das Werk kann beginnen
Muſik ertönt, und ſchon jagen die jungen Söhne und Töchter de
Pußta in ihren farbigen Kleidchen in die Manege des Zirkr
Buſch, der zur Abwechſelung einmal Aufnahmeraum der Ufa fi)
ihren Film „Leichte Kavallerie” geworden iſt. Wie die Burſcher
die Mädchen ſchwingen und in die Höhe heben, wie alles tan:
und ſchwebt und ſich lachend in wildem Reigen dreht! Ein fa
benprächtiges Bild. Doch plötzlich ertönen Fanfarenſtöße, alle
ſpritzt auseinander eine Amazone jagt mit blitzblanker Trom
pete herein und bläſt ein Signal. Allerdings tut ſie nur ſo, dem
das Blaſen beſorgt ſchon im Hintergrund ein Fachmann. Dafi)
kann ſie ebenſo wie ihre alsbald in geſtrecktem Galapp herein
jagenden Kameradinnen ausgezeichnet reiten. Eine unter ihnel
muß über einen niedrigen Heuwagen hinweg. Fabelhaft! Do
dann geht es im grellen Jupiterlicht eine ſteile Rampe hinau,
Vierzig Hufe donnern über die Holzplanken, aber in ſtürmiſchen
Tempo wird das Ziel erreicht. Wie das Donnerwetter brauſel
die im Sattel ſitzenden Filmgirls dahin, Signal, aus. Die
Lich=
ter werden abgeblendet, ein paar Meter Film ſind neu ge
ſchaffen. Aber wenn nur alles ſo leicht wäre, wie es ſich au
dem Papier ausnimmt. Ueben, üben und immer wieder übe
das iſt die zuerſt zu befolgende Parole. Denn was auf der
Lein=
wand erſcheinen ſoll, muß fehlerfrei ſein. Wie oft haben d‟
Bauernburſchen ihre leicht geſchürzten Mädchen in der Manes;
herumgeſchwenkt, wie oft ſind die Amazonen die Rampe hinau
geſtürmt. Schwere Arbeit, das kann man wohl ſagen, verbräm
und verkleidet durch bunten Flitter. Zu beneiden ſind weder d!
Aufnahmeleiter noch die Darſteller noch die Arbeiter noch we
ſonſt noch direkt oder indirekt an einem Film mitzuwirken ha=
Jeder Zentimeter des fertigen Films iſt mit Strömen no.
Schweiß verbunden. Doch davon weiß der Kinobeſucher nicht
der in nicht mehr als zu ferner Zeit dieſe Filmairls mit Marik”,
Rökk an der Leinwand an ſich vorbeihuſchen ſehen wird.
Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute den großen Heima.
film, aufgenommen im ſchönſten Teil des Schwarzwaldes. DE
Mühle im Schwarzwald” mit Gretl Theimer, Robe?
Eckert, Max Weidner.
— Das Union=Theater
zeigt bis auf weiteres den Film der
Ifa=Tonfilm=Operette. Mach mi
glücklich” mit Elſe Elſter, Urſula Grabley, Albert Lieve!
Adele Sandrock, Ralph A. Roberts.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen bis, auf weiteres Spannun!
und Senſation in dem Abenteurerfilm „Kampf um de
Piratenſchatz” mit Rich. Talmagde.
Belida zeigt nur 3 Tage Marlene Dietrich und Anna=Ma7
Wong in „Schanghai=Expreß”
Vereins= und lokale Veranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
— Turngemeinde Beſſungen 1865. Am kommer
den Mittwoch findet für alle Weitkämpfer, die nach Saarbruce
fahren, im Anſchluß an die Männerturnſtunde eine Beſprechul!
ſtatt. Erſcheinen aller Gemeldeten iſt Pflicht.
Wie gratulieren!
Dem früheren Oktroi=Erheber Karl Möſer, der am 31. Ju
ſeinen 88. Geburtstag im hieſigen Altersheim in beſter Geſung
heit und geiſtiger Friſche feiern kann.
Dem Altveteran von 1870/71 Herrn Gg. Rauch, Portie
zu ſeinem 87. Geburtstag, den er geſund und voll Humor feier.
kann.
Zu ſeinem 80. Geburtstag dem Poſtagenten i. R. Ludwk!
Friedrich in Crumſtadt.
Jeder einmal vor dem Mikrophon.
der Volksſender, der Mikkelpunkk der Berliner
Funkausſtellung.
Den Rundfunk in die breiteſten Schichten des deutſchen Vol=
Hes zu tragen, iſt Ziel und Aufgabe unſerer nationalſozialiſtiſchen
Staatsführung. Den märchenhaften techniſchen Aufſchwung, der
„uf dieſem Gebiet im letzten Jahrzehnt zu verzeichnen war, dahin
mauszuwerten, daß auch der ärmſte Volksgenoſſe an dieſem
Kultur=
mnittler teilhaben kann, iſt nicht nur von kultureller, ſondern auch
won mindeſtens ebenſo wichtiger politiſcher Bedeutung.
Seit der Machtübernahme durch den Nationalſozialismus ſind
wank der großzügigen Forderung des Rundfunkweſens durch den
Mationalſozialismus nicht nur Spitzenleiſtungen erzielt, ſondern
auch gänzlich neue Wege gegangen worden.
Die in der Zeit vom 16. bis 26. Auguſt 1935 zu Berlin in
wen Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm ſtattfindende 12. Große
Deutſche Funk=Ausſtellung wird nicht nur den neueſten Stand
wes geſamten Fernſehweſens zeigen, ſondern hier wird auch zum
Srſten Male durch die Errichtung eines Volksſenders etwas völlig
Neues geſchaffen, um den Kontakt zwiſchen Sender und Hörer
moch enger zu geſtalten.
Dieſe Neueinrichtung des Reichsverbandes
Deut=
ſcher Rundfunkteilnehmer, bei welcher ſich jeder
Volks=
genoſſe vor dem Mikrophon als Sprecher, Sänger oder Muſikant
Setätigen kann, hat bereits aus vielen Gegenden unſeres
Vater=
andes charakteriſtiſche Gruppen angelockt, die dort ihr Können
vor dem Mikrophon unter Beweis ſtellen wollen. Alle dieſe
Darbietungen werden auch von den jeweiligen Heimatſendern
libernommen. So wird z. B. der Volksſender Berlin am 23.
Auguſt eine Frankfurter Spezialität bringen, die unter dem
vielverſprechenden Titel „Frankfurter Aeppelwei und
Würſcht=
cher”, ohne den Inhalt zu verraten, hier nur angedeutet wer=
Sen ſoll.
Wer aber glauben ſollte, daß dies die einzige Sendung aus
dem Gau Heſſen=Naſſau wäre, unterſchätzt die Regſamkeit unſerer
benachbarten Weinſtädte vom ſchönen Rhein, die ebenfalls in
Berlin mit ſchweren „Kanonen, allerlei Ueberraſchungen bieten
werden.
Wie man ſieht, der nationalſozialiſtiſche Rundfunk bleibt
einem Grundſatze treu: „Die Kunſt aus dem Volke für das
Volk”. So werden ſie vor dem Mikrophon des Volksſenders
er=
ſcheinen und zu ihren Landsleuten ſprechen, der hellblonde Frieſe
von der Nordſeeküſte, der derbkräftige Bajuvare und das
fröh=
liche Völklein vom Rhein.
Damit aber auch ein Großteil unſerer Volksgenoſſen in der
Lage iſt, zu den Funktagungen nach Berlin zu fahren, ſei noch
mitgeteilt, daß die Deutſche Reichsbahn, wie im Vorjahre, ſo
auch diesmal wieder den 1=Pfg.=Kilometer=Tarif gewährt, d. h.
die Fahrtteilnehmer brauchen nur den vierten Teil des
Fahr=
preiſes zu zahlen.
Anmeldungen zu den Zügen und zum Volksſender nehmen
die Kreisrundfunkſtellen der NSDAP ſowie die
Beratungs=
ſellen des Reichsverbandes Deutſcher Rundfunkteilnehmer bis
um 3. Auguſt entgegen, die auch jede gewünſchte Auskunft
er=
eilen.
Vom deutſchen
Auftſchutz.
Vereinbarung mit dem Bund Deutſcher
Mieter=
vereine e. V.
Die Anfang dieſes Jahres mit dem Zentralverband Deutſcher
Haus= und Grundbeſitzer=Vereine, e. V. getroffene Vereinbarung
hat jetzt eine wertvolle Bereicherung durch die nachſtehend
wieder=
gegebene Abmachung des Präſidiums mit dem Bund Deutſcher
Mietervereine, e. V., erfahren:
„Infolge der Vielſeitigkeit der Gefahren reichen im Ernſtfalle
die Kräfte der Behörden nicht aus, um die Sicherheit von Leben
und Eigentum der Bevölkerung zu gewährleiſten. Deshalb muß der
Luftſchutz im Wege des Selbſtſchutzes durchgeführt werden.
Der Luftſchutz beſchränkt ſich nicht auf den perſönlichen Einſatz
Einvernehmen mit der zuſtändigen Dienſtſtelle des RLB.
vorzu=
nehmen ſind. Die Ausrüſtung kann aus den in den einzelnen
Haus=
haltungen vorhandenen Geräten zuſammengeſtellt werden. Soweit
dres nicht möglich iſt, ſind Neuanſchaffungen notwendig, zu denen
Hausbeſitzer und Mieter nach Maßgabe ihrer wirtſchaftlichen
Lei=
ſtungsfähigkeit beizuſteuern haben.
Das Holzwerk des Dachgeſchoſſes iſt ſchwer brennbar zu machen.
Ferner ſind Schutzräume auszubauen und Maßnahmen zur
Ver=
dunkelung zu treffen. Die Bauberatungsſtellen des RLB. geben
im Verein mit der Baupolizei die notwendigen Auskünfte und
Anweiſungen.
Der RLB. fordert eine Beteiligung aller Volksgenoſſen an der
urchführung dieſer praktiſchen Luftſchutzmaßnahmen. Der Bund
eutſcher Mietervereine ſteht ebenſo wie der Zentralverband
eutſcher Haus= und Grundbeſitzervereine mit dem Präſidium des
LB. in Verbindung und arbeitet mit an den Aufgaben zur
prak=
tiſchen Durchführung des Selbſtſchutzes der Bevölkerung.
Da die zum Ausbau von Schutzräumen erforderlichen
Geld=
mittel von amtlichen Stellen nicht zur Verfügung geſtellt werden
konnen, muß für die Aufbringung dieſer Mittel anderweitig
ge=
ſorgt werden. Soweit der einzelne Hausbeſitzer nicht in der Lage
iſt, die benötigten Beträge zur Verfügung zu ſtellen, iſt die
Be=
ſchaffung eines entſprechenden Darlehens anzuſtreben.
Die für Zwecke des zivilen Luftſchutzes gemachten
Aufwen=
dungen können nach einem Erlaß des Reichsfinanzminiſteriums
vom 10. 10. 1933 — Reichsſteuerblatt S. 1117.ff. — in der
Steuer=
erklärung vom Einkommen abgeſetzt werden.
Nakionalſozialiſtiſcher Opfergeiſt.
Die Bezirksgruppe Düſſeldorf meldete dem Präſidium den
nachſtehenden Vorfall, der ſich anläßlich einer Werbewoche der
Bezirksgruppe zutrug:
„In unſerer Reviergruppe 14, Gerresheim brachte ein altes
Mütterchen ſeinen goldenen Trauring und bat, dieſen doch
an=
zunehmen und zu verkaufen. Für das erloſte Geld ſollte
Luft=
ſchutzſchulungsmaterial angeſchafft werden. Die alte Frau
er=
llärte, ſie ſei zu alt, um ſelbſt helfen zu können, und hoffe, durch
die Hingabe ihres Trauringes dem Vaterland und damit auch
dem Fugrer helfen zu können. Ein rührendes Beiſpiel
uneigen=
nüitziger Opferbereitſchaft für die Dienſte des Luftſchutzes.
Funk=Sonderzüge des R. D. R. am 17. und 18. Auguſt nach
Zerlin. Es wird empfohlen, Anmeldungen mit Einzahlung der
Zeträge ſobald als möglich in der Kreisrundfunkſtelle,
Luiſen=
ſraße 36, vorzunehmen, da die Teilnehmerliſte in den nächſten Ta=
Hen geſchloſſen wird. Die Fahrtkoſten Darmſtadt-Berlin und
zu=
rEck betragen 11.80 RM.
— Alt=Darmſtadt=Verein. Wir machen unſere Mitglieder
uid Freunde des Vereins nochmals auf den am Donnerstag,
dem 1. Auguſt, um 20 Uhr ſtattfindenden Abendgang auf=
Verkſam (Treffpunkt: Woog=Beckſtraße), ferner auf unſere für
Samstag, den 3. Auguſt, um 14.30 Uhr feſtgeſetzte
Waldpar=
re (Treffpunkt Oberwaldhaus). Gäſten iſt die Teilnahme
ge=
ſtattet.
Franzöſiſche Eiſenbahner fahren auf deutſcher
Strom=
imienlokomotive als Gäſte der Deutſchen Reichsbahn. Die
Deutſche Reichsbahn hatte dieſer Tage den Beſuch von 10
maſchi=
entechniſchen Beamten der franzöſiſchen Eiſenbahnverwaltungen.
ie franzöſiſchen Gäſte unternahmen, mit der neuen deutſchen
kromlinienlokomotive Probefahrten und begaben ſich an=
Eließend nach Nürnberg zum Beſuch der Jubiläums=Ausſtellung
400 Jahre deutſche Eiſenbahnen".
Ohne-Mundstück-Raucher
bevorzugen in immer steigendem Mahe
Kurmark OHNE.
NeMEN8.
ZHet.2
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 207
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 30. Juli 1935
N5-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Sportkurſe der NSG. „Kraft durch Freude‟.
Heute Dienstag finden ſtatt: Fröhliche Gymnaſtik und
Spiele, nur für Frauen. Ort: Goethe=Schule. Zeit 20—21 Uhr.
Leichtathletik, Männer und Frauen. Ort: Hochſchulſtadion.
Zeit 19.30—21 Uhr. Reiten, Fortgeſchrittene. Ort:
Reit=
bahn. Zeit: 20—21 Uhr. — Anmeldungen für die Mitte Auguſt
beginnenden Reichsſportabzeichen=, Schwimm=, Fecht=, Tennis= und
Reitkurſe nimmt entgegen KdF., Bismarckſtr. 19, Tel. 3330.
Fahrtunterlagen für Büſum! Die Fahrtunterlagen für die
Büſumfahrt vom 2.—9. Auguſt können in der Zeit von 9—1 und
3—6 Uhr auf unſerer Dienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, gegen
Ab=
gabe des Gutſcheines abgeholt werden.
Schlußtermin für die Urlauberzüge 35, 36, 37, 38, 39, 40.
Wir machen hierdurch die Inhaber von Voranmeldeſcheinen über
3 RM., die für die Urlauberzüge 35, 36, 37, 38, 39 und 40
aus=
geſtellt ſind, darauf aufmerkſam, daß die Begleichung der
Reſt=
beträge der ſäumigen Teilnehmer bis ſpäteſtens 27. 7., 13 Uhr,
auf der Kreisdienſtſtelle zu erfolgen hat, andernfalls die
betref=
fenden Volksgenoſſen Gefahr laufen, für den jeweiligen Sonderzug
nicht mehr berückſichtigt zu werden, da die Gutſcheine
be=
reits verfallen ſind.
4. Auguſt: Fußwanderung nach Schloß Lichtenberg (
Oden=
wald). Ober=Ramſtadt — Hahn — Wembach — Rodau —
Lich=
tenberg — Rohrbach. Von Ober=Ramſtadt aus Rückfahrt mit
der Bahn. Teilnehmerkoſten: (Bahnfahrt) 0.70 RM.
Treffpunkt: 6 Uhr Oſtbahnhof, Abfahrt 6,16 Uhr. Führung:
Betriebswanderwart Strauch.
4. Auguſt: Fahrt in den weſtlichen Taunus. Autobahn
Höchſt — Wiesbaden (Stadtrundfahrt — Bad Schwalbach (
Mit=
tageſſen) — durch das herrliche Wispertal — Lorch a. Rh.
durch den Rheingau über Rüdesheim — Wiesbaden — Biebrich
— Mainz=Kaſtel — Groß=Gerau — Darmſtadt.
Teilnehmer=
koſten: Fahrt und Mittageſſen 4 RM. Treffpunkt: 7 Uhr
„Haus der Arbeit”, Bismarckſtraße 19.
Gartenbau=Ausſtellung. Es iſt uns gelungen verbilligte
Eintrittskarten zur Gartenbau=Ausſtellung für unſere
Kamera=
den zu beſchaffen. Tageskarten zu 0,30 RM. auf der
Kreisdienſt=
ſtelle erhältlich.
Kunſtſchau Deutſcher Meiſter. Auf der Künſtlerkolonie
fin=
det zurzeit die Ausſtellung „Darmſtädter Kunſtſchau 1935. Deutſche
Meiſter” ſtatt. Die NSG. „Kraft durch Freude” veranſtaltet im
Monat Auguſt 2 Führungen dortſelbſt. Unſere Kameraden, die
ſich an den Führungen, die am 4. und 11. Auguſt veranſtaltet
werden, beteiligen, bezahlen 0,25 RM., Erwerbsloſe 0,10 RM.
Die Karten ſind bei Führungsbeginn zu löſen. Die Führung
be=
ginnt um 10 Uhr ab Ausſtellungseingang. Führer: Profeſſor A.
Bayer. Voranmeldung nicht erforderlich.
Sommerfeſt Beſſungen. Die Ortsgruppe Beſſungen
veran=
ſtaltet am Samstag, dem 3. Auguſt, ein großes Sommerfeſt mit
Tanz. abends 8 Uhr, in der Beſſunger Turnhalle. Frankfurter
und Darmſtädter Künſtler werden das Programm beſtreiten. Die
Kapelle Schlupp ſpielt auf. Eintritt, einſchließlich Tanz, 0,50 RM.
Karten ſind bei dem Ortswart Beſſungen und den
Betriebs=
warten erhältlich.
Sommerſpielzeit 1935. Morgen Dienstag, abends 8.15 Uhr,
nachgeholte Vorſtellung der Freitags=Miete. Die Geiſha” in
der Beſetzung der Erſtaufführung. Muſikaliſche Leitung: Beppo
Geiger, Spielleitung: Erich Lange. In weiteren Rollen;
Käte Kriſtel, Mizzi Schneider, Ilſe Henrich, Fritz Gloder, Willi
Ziegler, Erich Lange, Kurt Egendorf, Artur Seidler u. a. —
Zur beſonderen Beachtung: Wegen anderweitiger
Inanſpruch=
nahme des Orpheums muß in dieſer Woche die
Donners=
tags=Miete auf Montag, 5. 8 verlegt werden.
Wir machen unſere Donnerstags=Mieter ſchon jetzt auf dieſe
Ver=
legung aufmerkſam. — In Vorbereitung: „Die tolle Komteſſe”,
Operette von Walter Kollo. Beachten Sie die folgenden
Mittei=
lungen an dieſer Stelle.
Aus dem Gerichtsſaal.
2000 Mark Geldſtrafe wegen Deviſenvergehens.
die 66 Jahre alte Marie Becker in Bechtolsheim wegen Ver=
Mark Geldſtrafe, erſatzweiſe 100 Tagen Gefängnis.
Nachdem Ende 1934 von der Kontrollſtelle ein Brief der An=
Amerika bat, ihr die Zinſen ihres Bankguthabens zu ſchicken,
wurde ſie mehrmals und in ganz beſtimmter Form auf die
alle Vorſtellungen übten auf ſie keine Wirkung aus, ſo daß die
vorſtehende Strafe ausgeſprochen werden mußte.
Den Bock zum Gärtner gemacht.
LPD. Frankfurt a. M. Ein Steuerberater bekam von
verſchiedenen Leuten Gelder zur Einzahlung bei den Steuerkaſſen
anvertraut, lieferte aber weit weniger ab und legte dann ge= erforderlich, um das Ziel zu erreichen nämlich durch
Landes=
fälſchte Quittungen vor. Er verſchaffte ſich auf dieſe Weiſe
etwa 600 Mark, machte den Schaden ſpäter jedoch wieder gut.
Wie das Gericht feſtſtellte, fand er ſich bei Begehung der Tat in
wirtſchaftlichen Schwierigkeiten. — Wegen Urkundenfälſchung und
Betrugs verurteilte das Schöffengericht den Berater zu zwei
Monaten Gefängnis.
Steuerſteckbrief.
IPD. Frankfurt a. M. Gegen den Kaufmann Max
Ruh=
ſtadt, geboren am 1. April 1879 in Ahno, zuletzt wohnhaft
Frank=
furt a. M., Arndtſtraße 39, iſt ſeitens des Finanzamts Frankfurt
a. M.=Weſt ein Steuerſteckbrief erlaſſen worden. Der
Steuer=
pflichtige ſchuldet dem Reich eine Reichsfluchtſteuer in Höhe von
39 500 Mark. Es ergeht hiermit die Aufforderung, den
oben=
genannten Steuerpflichtigen, falls er im Inland betroffen wird,
vorläufig feſtzunehmen und ihn gemäß 8 11 Abſ. 2 der
Reichs=
fluchtſteuer=Vorſchriften unverzüglich dem Amtsrichter des
Be=
zirks, in dem die Feſtnahme erfolgt, vorzuführen.
Gewiſſenloſe Gaunerinnen. — Erpreſſungen von über 16 000 Mk.
LPD. Ludwigshafen. Mit einem nicht alltäglichen
Be=
trugsfall hatte ſich das Schöffengericht Ludwigshafen zu befaſſen.
Ein älterer Herr hatte mit der Schweſter einer in Ludwigshafen
wohnenden Frau im Jahre 1933 ein Verhältnis. Einige Zeit
ſpäter „überraſchte” die Freundin den älteren Herrn mit der
Mitteilung, daß ſie ſich von ihm in anderen Umſtänden fühle.
Für die Beſeitigung der „Schwangerſchaft” die aber in Wirklich= fähigen Bodenſchichten, jeder freie Aufwuchs in der Landſchaft
keit gar nicht vorlag, forderte ſie mit Erfolg den Betrag von muß wieder in geeigneter Anordnung erſetzt werden, wenn ſeine
3000 Mk. Nun trat auch die Schweſter der „Schwangeren” an Entfernung zur Ausführung kulturtechniſcher, verkehrstechniſcher
den Mann heran und erpreßte nach und nach einen Betrag von oder gewerblicher Zweckbauten nicht zu umgehen war und daß
über 16 000 Mk. Als die Ehefrau des auf verbotenen Liebespfaden
wandelnden Mannes den beiden Frauen mit Anzeige drohte,
flüchteten die Gaunerinnen nach Frankreich. Die eine von ihnen
kam bald wieder nach Ludwigshafen zurück und wurde im März
vorigen Jahres wegen ihrer gemeinen Betrügerei zu einem Jahr
und zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Ihre Schweſter, die
35 Jahre alte Hedwig Klein, hatte es mit der Rückkehr aus
Frankreich nicht ſo eilig und konnte jetzt erſt zur Verantwortung
gezogen werden. Wegen fortgeſetzten Betrugs wurde die
An=
geklagte zu neun Monaten Gefängnis verurteilt.
— Autobus gegen Straßenbahn. Montag vormittag 7 Uhr
ſtieß in der Landgraf=Georg=Straße ein unbeſetzter Autobus aus
Groß=Umſtadt, der ſonſt Opelarbeiter befördert, mit einem
Straßenbahnwagen der Linie 5 zuſammen. Bei dem
Zuſammen=
ſtoß wurde an der Elektriſchen die vordere Plattform eingedrückt
der Wagenführer blieb glücklicherweiſe unverletzt —, während der
Autobus gegen eine Mauer des Damenbades am Woog derart
anrannte, daß ein Teil der Mauer einbrach. Ein Fahrgaſt der
Straßenbahn, der die Gefahr bemerkte, ſprang aus dem Wagen
und kam mit Hautabſchürfungen davon.
Luftgefahr? Panik? Nein!
Jede deutſche Frau und Mutter weiß ſich im
Reichsluft=
ſchutzbund gegen Angriffe aus der Luft zu ſchützen.
Volks=
genoſſinnen, werdet Mitglied im Reichsluftſchutzbund!
*Pigmentſorgen unter dem Sommerhimmel.
Das Geheimnis der Bräunung. — Hilfe gegen Sommerſproſſen. — Die Hauk als phokographiſche Plakte.
Der Sommer pflegt neben der geſamten Steigerung aller
Lebenskräfte auch eine Steigerung der menſchlichen Eitelkeit mit
ſich zu bringen. Jedenfalls macht der Hautarzt die Beobachtung,
daß gerade in der warmen Jahreszeit die Menſchen ihn um Rat
angehen mit ihren kleinen Gebrechen und Schönheitsfehlern, die,
mögen ſie noch ſo harmloſer Natur ſein, von dem Betroffenen oft
als recht unangenehm empfunden werden. Gerade heute wo man
ſich daran gewöhnt hat, daß ein geſunder Menſch ſich ſeines
Kör=
pers nicht ſchämen muß, hat jeder das natürliche und
ſelbſtver=
ſtändliche Beſtreben, ſich ſeinen Mitmenſchen ſo vorteilhaft wie
möglich zu zeigen. Es kommt hinzu, daß die Sonne, ſo wohltätig
ſie iſt und ſo freundſchaftlich wir zu ihr ſtehen, doch oft auch
kos=
metiſche Mängel unbarmherzig aufdeckt.
Vor allem iſt hier an die Störung der Pigmentbildung zu
denken. Pigmentſchwache Hautſtellen treten durch die
Ueberpig=
mentierung der umgebenden Haut deutlicher hervor.
Ueberpigmen=
tierte Stellen, Sommerſproſſen und Leberflecken treten entweder
überhaupt erſt unter Einwirkung des Sonnenlichtes in
Erſchei=
nung, oder ſie verſtärken ſich in auffallender Weiſe. Hier iſt es
die Pflicht des Arztes, die Kraft des Sonnenlichtes ſo zu lenken,
daß ſie in wohltätiger Weiſe die Störungen der Haut beeinflußt.
Die Bildung des Hautpigmentes geht, wie wir heute wiſſen,
in den Nebennieren vor ſich. Sie iſt ein Produkt der inneren
Drüſentätigkeit. Bisher iſt es uns noch nicht möglich, die
Pig=
mentbildung willkürlich anzuregen oder abzuſchwächen, daher
be=
ginnt die Behandlung der Lichtſchäden bei der Vorbeugung.
Menſchen, die wir als überempfindlich kennen, müſſen ihre Haut
durch Lichtſchutzſalben, die meiſtens Chinin enthalten, vor
Ge=
fahr bewahren. Vor allem tut es not, immer wieder darauf
hin=
zuweiſen, daß man nicht im Ueberſchwang des erſten
Sonnen=
rauſches ſeine Haut unvorſichtig allzulange den Einwirkungen der
Strahlen ausſetzen darf. Die des Lichtes entwöhnte Haut muß
erſt, wie jedes Organ, das lange ſtillgelegen hat, vorſichtig und
ſchrittweiſe trainiert werden. Dann gelingt es faſt ſtets, die
recht unangenehmen und nicht immer ungefährlichen
Sonnenver=
brennungen zu vermeiden und ſelbſt eine empfindliche Haut ſchöm
und gleichmäßig zu bräumen.
Die ärztliche Wiſſenſchaft ſteht heute der Behandlung vom
Pigmentſchäden nicht mehr ſo hilflos gegenüber, wie noch vo
einiger Zeit. Wer unter den läſtigen Sommerſproſſen leidet, de
kann durch eine rechtzeitige, ſyſtematiſche Beſtrahlung mit
künſt=
licher Höhenſonne bei eingefetteter Haut eine gleichmäßige
Brä=
nung leicht erzielen. Die künſtliche und die natürliche Höhenſonne
ſind zwei gute Verwandte. Was die eine an unerſetzlicher,
natür=
licher Kraft als Spenderin der Lebensfreude beſitzt, das ergäns
die andere durch die Möglichkeit, unabhängig von den Launem
des Wetters zur Verfügung zu ſtehen, die hochwirkſamen
ultra=
violetten Strahlen in beſonderer Konzentration und genau meſs
barer Doſis den Menſchen zu vermitteln und zur praktiſche=
Löſung des Pigmentproblems beizutragen. Aber auch in der ge
heimen Werkſtatt der Wiſſenſchaft ſcheint man der ſchwierigen
Frage der Pigmentierung allmählich näher zu kommen Vo
allem das neugefundene Vitamin C hat beſtimmte, noch nich
ganz geklärte Beziehungen zum Pigmentſtoffwechſel. Man glauby
beobachtet zu haben, daß es die Haut gegen Lichtſtrahlen empfäng
lich macht, und daß Hautſtellen, bei denen ein ausgeſprochene
Pigmentmangel in Erſcheinung tritt, ſich zu bräunen beginnen,
Den gleichen Zweck, die Haut empfänglich zu machen, verfols
ein anderes Mittel, das aus dem Blutfarbſtoff abgeleitet wurde,
Es handelt ſich hier um ſogenannte photodynamiſche Stoffe, die
imſtande ſind, die Haut ähnlich wie eine photographiſche Platt
für Licht empfindlich zu machen. Man könnte dieſes Mittel, das
innerlich genommen wird, etwa mit einer inneren ultravioletten
Beſtrahlung vergleichen.
46. Jahresverſammlung der Deutſchen
Geſellſchaft für Garkenkunfkt.
Die 46. Jahresverſammlung der Deutſchen Geſellſchaft für
Gartenkunſt, die bereits dreimal in Frankfurts Mauern ihre
Jahresverſammlungen abgehalten hat, wurde am Freitag im
Palmengarten mit einer Tagung des Bundes deutſcher
Garten=
geſtalter eröffnet. Am Abend fand ein zwangloſes
Beiſammen=
ſein ſtatt, bei dem Stadtrat Dr. Müller und Gartenbaudirektor
Bromme die Gäſte begrüßten.
Am Samstag nachmittag fand dann im Kurfürſtenzimmer
des Römers ein Empfang der Teilnehmer an der
Jahresverſamm=
lung ſtatt. Präſident Pertel, ſtädtiſcher Gartendirektor von
Ber=
lin, der am Freitag zum neuen Führer der Geſellſchaft ernannt
worden war, dankte der Stadt für das freundliche
Entgegenkom=
men, das die Geſellſchaft auch in dieſem Jahre bei der
Durchfüh=
rung der Jahresverſammlung in Frankfurt a. M. gefunden habe.
Die Hauptverſammlung.
Die Tagung, erreichte ihren Höhepunkt mit der
Hauptver=
ſammlung am Sonntag vormittag im Gebäude der
Senckenber=
giſchen Naturforſchenden Geſellſchaft. Nachdem der Präſident
Gartendirektor Pertel=Berlin, die Gäſte begrüßt und Stadtrat
Bickendorf nochmals namens des Herrn Oberbürgermeiſters der
Tagung beſten Erfolg gewünſcht hatte, ergriff Stadtrat
Nie=
meyer das Wort zu einem intereſſanten Vortrag über die
Landesplanung und Raumordnung. Er führte aus,
daß durch die Ablöſung der lebenden durch die techniſche Kraft
vor ungefähr 100 Jahren eine völlige Umwandlung der
Lebens=
verhältniſſe ſtattgefunden habe, die zu einer Zuſammenballung
IPD Mainz a. Rh. Die Große Strafkammer verurteilte großer Menſchenmengen in Induſtriegegenden führte. Aus dieſen
Zuſtänden entwickelten ſich mit der Zeit chaotiſche Verhältniſſe, die
gehens gegen das Deviſengeſetz vom 4. Februar 1935 zu 2000 lange Zeit nicht behoben werden konnten. Es habe zwar nicht
an Verſuchen gefehlt, in dieſe Dinge eine gewiſſe Ordnung zu
bringen, aber die Menſchen der Vorkriegszeit waren leider noch
geklagten angehalten worden war, in dem ſie Bekannte in nicht imſtande, den richtigen Weg zu finden. Die Landſchaft
wurde vielmehr immer weiter verſchandelt. Von dem Wunſche
der Erhaltung der Wälder ausgehend, machte ſich dann mehr und
Pflicht, ihre Deviſen anzumelden, aufmerkſam gemacht. Aber mehr das Beſtreben bemerkbar, mit Hilfe geſetzlicher Handhaben
der Verwüſtung der Wälder und Grundflächen Einhalt zu tun.
Langſam wurde es dann beſſer. Es entſtanden die
Planungs=
verbände, doch die poſitiven Ergebniſſe waren auch jetzt noch
ver=
hältnismäßig gering gegenüber der großen Arbeit, weil eine
geſetzliche Baſis für ein energiſches Durchgreifen noch nicht
ge=
ſchaffen war. Es waren alſo noch weitere geſetzliche Maßnahmen
planung große Grünflächen etc. zu ſchaffen, ohne daß ſich für die
ausführenden Behörden große Schadenerſatzanſprüche ergeben.
Auflockerung der Großſtädte, Sanierung der Innenſtädte und die
Landesplanung ſeien die Hauptziele, die erreicht werden müßten,
wobei bei der Sanierung der Innenſtädte hauptſächlich auch an
die Einhaltung der Realkredite gedacht werden müſſe. In dieſen
Tagen ſei auch nach dieſer Richtung hin ein wichtiger Schritt
ge=
tan worden, indem die Geſellſchaft zur Vorbereitung der
Reichs=
autobahnen, die bis zum Jahresende ihre eigentliche Aufgabe
er=
füllt haben werde, jetzt in die Geſellſchaft zur Reichsplanung und
Raumordnung unter der Präſidentſchaft des Reichsminiſters Kerrl
umgewandelt worden ſei. Man könne nunmehr der Hoffnung
Ausdruck geben, daß mit beſcheidenen Mitteln jetzt Grünanlagen
geſchaffen werden könnten, die von dem Inneren der Städte bis
hinaus in Feld und Wald führen, und damit wieder die
Ver=
bundenheit des Menſchen mit der freien Natur ihren ſtärkeren
Ausdruck finden könne.
Anſchließend nahm Gartenbaudirektor Bromme das Wort,
um in eingehenden Ausführungen Stellung zu nehmen zur
Land=
ſchaftspflege und Gartengeſtaltung im Dienſte des Städtebaues
und des Siedlungsweſens. Davon ausgehend, daß Städtebau,
Siedlungsbewegung, Landesplanung ſtark ineinander überfließen,
ſei die Rückſichtnahme auf das Ortsbild, auf die Stadtlandſchaft
und auf die freie Landſchaft notwendiger als je. Als praktiſche
Forderungen ſtellte er auf: Keinerlei Vernichtung von
ertrags=
neue Oedländereien und Halden bei der Ablagerung von
über=
ſchüſſigen Abtragsmaſſen nicht gebildet werden dürfen.
Durch Lichtbilder unterſtrich Gartenbaudirektor, Bromme
ſeine Ausführungen, die ihm reichen Beifall einbrachten.
Nach einem gemeinſamen Mittageſſen in den Räumen des
Palmengartens unternahmen die Teilnehmer an der Tagung
wieder eine Beſichtigungsfahrt, diesmal nach den im Weſten der
Stadt gelegenen Anlagen, von der ſie ebenfalls hochbefriedigt
zurückkehrten.
Die Veranſtaltungen anläßlich der 46. Jahresverſammlung
der Deutſchen Geſellſchaft für Gartenkunſt ſtanden unter dem
Ein=
fluß fachwiſſenſchaftlicher Vorträge, die im Laufe des Vormittags
im Feſtſaal der Senckenbergiſchen Naturforſchenden Geſellſchaft
gehalten wurden. Beſondere Beachtung fanden die
hochintereſſan=
ten Ausführungen von Dr. Tüxen=Hannover über Boden= und
Pflanzenſoziologie.
Vorher hatte Stadtgartendirektor Pertl=Berlin, der neue
Präſident der Geſellſchaft, in einem Vortrag über die Aufgaben
ſtädtiſcher Gartenämter ſpeziell auch das Problem der
gärtneri=
ſchen Ausgeſtaltung der Friedhöfe behandelt.
Mit einem Dank an die Senckenbergiſche Naturforſchende
Geſellſchaft für die Ueberlaſſung der Räumlichkeiten und einem
begeiſtert aufgenommenen Sieg=Heil auf den Führer ſchloß der
Präſident dann den offizellen Teil der Tagung.
Am Nachmittag fuhren die Tagungsteilnehmer in mehreren
großen Autobuſſen zur Gartenbau=Ausſtellung nach Darmſtadt,
in der ſie bis zum Abend verweilten und von der ſie nach den
theoretiſchen Belehrungen der Tagung viel praktiſche Anſchauung
genießen konnten.
Aus Heſſen.
* Was bringen die Hundskage?
Die den Erfahrungen nach heißeſte Zeit des Jahres begany
mit dem 24. Juli und endet mit dem 24. Auguſt. Wir bezeichner
ſie als Hundstage. Dieſer Name iſt ziemlich weit hergeholt, näm
lich von den alten Griechen, die ebenfalls dieſe vier Wochen
al=
die heißeſten anſahen und ſie Opora nannten. Der Hundsſtern ode
Sirius gaing zu dieſer Zeit mit der Sonne auf und unter, und ihu
ſah man als das Geſtirn dieſer Hitzeperiode an.
In früheren Jahren nannte man bei uns die großen Som
merferien ziemlich allgemein Hundstagsferien und gab auf dieſ
Weiſe der Bezeichnung eine ſchöne Nebenbedeutung. Im übrigen
aber war man auf die Hundstagshitze im allgemeinen wewia gu
zu ſprechen. Es iſt ja auch nicht ſo einfach ſich dem Klima einiger
maßen anzupaſſen. Selbſt das dünnſte Kleidungsſtück iſt imme
noch viel zu dick, und läßt man ſich verleiten, ſich von irgendeinem
kühlen Platz im Schatten auch nur ein paar Schritt fortzubewegen
ſo bereut man es meiſt bitter. Wenn Schwitzen geſund iſt, was
die Aerzte doch von jeher behauptet haben, ſo werden wir ſicher
lich in dieſen Hundstagen alle ſehr geſund werden!
Die Zahl der Hundstagsbowlen und der Eisportionen, die
auf Grund der Hitze verzehrt werden, ſteigt ins Ungemeſſene.
Dabei gibt es einige Leute, die anſcheinend unberührt durch
die ſengende Sommerglut gehen. Auch das ſoll übrigens nur eine
Frage der Selbſtdiſziplin ſein. Wer am meiſten über die Hitze
jammert, der ſchwitzt meiſt auch am meiſten.
Und außerdem: haben wir uns die Hitze nicht lange genug
gewünſcht? Denken wir nur einmal an die kalten, verregneten
Frühlingstage, in denen wir fröſtelnd am liebſten, in den ſchör
geheizten Ofen hineingekrochen wären, — die Wärme, und das
Thermometer klettert in Höhen, die uns in Wintertagen als etwas
ganz Unerreichbares erſcheinen.
Die Hundstage machen faul, das iſt unbeſtritten. Das Gehirn
mag ſich nicht anſtrengen. Kein Wunder, daß die Orientalen, die
oft lange Zeiten in ſolcher Glut leben müſſen, etwas paſſive Na
turen ſind. Sie verſchlafen einen großen Teil des Tages und wer
den erſt mit dem Abend lebendig und beweglich. Menſchen, die
in den Tropen geweſen ſind, empfehlen dieſe Methode als die ein
zia richtige, wenn man trotz der heißen Tage friſch und tatkräftig
bleiben will. Am Tage ſoll man die Zimmer verdunkeln und die
ungngenehme Hitze verſchlafen, am Abend aber ſoll man die
er=
quickenden Stunden, wenn keine Sonne am Himmel iſt, für ſeine
Arbeit und ſeine ſonſtigen Unternehmungen benutzen. Wer ſehr
unter der Hitze leidet, kann wohl einmal verſuchen, wie ihm das
Nachtſchwärmen gefallen wird.
Er. Wixhauſen, 29. Juli. Von der Ernte. Durch das
trockene Wetter begünſtigt, ſchreitet die Getreideernte rüſtig
vor=
wärts und iſt faſt reſtlos eingebracht. In 1—2 Tagen iſt der
Hallendruſch beendet und dann geht es in die Scheunen. Der
Kornertrag bleibt leider hinter den Erwartungen zurück.
Freiw Feuerwehr. Am Sonntag vormittag hielt die
Frei=
willige Feuerwehr eine Uebung ab. Als Brandobiekt diente das
im Ernſtfall gefährliche Scheuneneck in der Obergaſſe und
Rabus=
gaſſe.
Ar. Eberſtadt, 29. Juli. Achtet auf die
Verkehrs=
vorſchriften. Dieſe Mahnung kann nicht genug wiederholt
werden, da die Nichtbeachtung in den letzten Tagen wiederholt
ihre Opfer forderte, zum Teil Todesopfer. Am Samstag abend
prallte auf der Seeheimer Straße kurz vor dem Friedhof ein
Motorradfahrer mit einem Radfahrer zuſammen, wodurch
Rettungsdienſt vom Roten Kreuz und ärztliche Hilfe
erforder=
lich wurden. Der Zuſammenſtoß iſt inſofern unerklärlich, da die
Straße an dieſer Stelle abſolut überſichtlich und genügend breit iſt.
G. Ober=Ramſtadt, 29. Juli. Ratsſitzung. Die
Arbei=
ten und Lieferungen zur Errichtung einer Stützmauer in der
Adolf=Hitler=Straße werden wie folgt vergeben: die
Maurer=
arbeiten an Georg Obmann 4., die Lieferung der Zementpfoſten
an Franz Blum, die Schloſſerarkeiten ſowie die Lieferung der
4 mm Eiſenrohre an Michael Schnauber. — Die Lieferung der
erforderlichen Rohre für die Erweiterung der Waſſerleitung im
Siedlungsgelände wird der Firma Eiſen=Rieg, Darmſtadt,
über=
tragen. Die Grundarbeiten für die Rohrverlegung erhält der
Unternehmer Peter Würtenberger 5. — Durch den Neubau der
Provinzialſtraße Rohrbach—Schloßmühle—Ober=Ramſtadt ſoll ein
kleines Stück Gelände aus der Gemarkung Nieder=Modau an das
Straßengrundſtück übergehen. Dadurch wird eine Berichtigung
der Kreisgrenze des Kreiſes Dieburg und der Gemarkungsgrenze
Nieder=Modau notwendig, welcher der Rat zuſtimmt. — Johann.
Heinrich Emich, Bauſtraße 18, ſucht um Erlaubnis zum Betrieb
einer Gaſtwirtſchaft in genanntem Hauſe nach. Da darin ſchon
jahrzehntelang Wirtſchaft betrieben wird, wird das Geſuch
be=
fürwortet und die Bedürfnisfrage bejaht.
k. Dieburg, 29. Juli. Dieburger Kampfſpiele. Am
Samstag und Sonntag trugen die hieſigen Sportler und
Sport=
lexinnen zum zweiten Male ihre Wettkämpfe unter Leitung der
NSG. „Kraft durch Freude” auf dem Sportplatz am Städtiſchen
Schloßgarten aus, die früher vom Ortsausſchuß für Leibesübungen
veranſtaltet wurden. Es war zu dieſem Zweck von der NeG.
„Kraft durch Freude” ein Wanderpreis geſtiftet, der wiederum
von den Läufern der Sportvereinigung Haſſia” gewonnen wurde
(108100 Meter). Der Samstagnachmittag begann mit den Jugends
wettkämpfen in 2 Klaſſen, 14—16 und 16—18 Jahren. Der
Feſt=
ſonntag wurde durch einen Weckruf eingeleitet, dem ſich um 7 Uhr
die Hauptkämpfe. Hammer=, Keulen= und Schleuderballwerfen,
Stein= und Kugelſtoßen. 100=Meter=Vorlauf, Hochſprung,
Gewicht=
deben uſw. anſchloſſen. Von 11 bis 12 Uhr konzertierte die
Flie=
verkapelle Babenhauſen auf dem Marktplatz. Nachmittags fand ein
Feſtzug nach dem Schloßgarten ſtatt, wo die Entſcheidungskämpfe
ausgetragen wurden. Für die Jugend wurde Wurſtſchnappen,
Sack=
hüpfen uſw. veranſtaltet. Am Abend fand in der Feſthalle die
Sie=
gerehrung ſtatt, wobei die beiden Geſangvereine und der
Rad=
ſportklub durch Geſang und Kunſtfahren mitwirkten.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
fanstag, 30. Juli 1935
Förderung der Kunſt und Künſtler.
Ein NS. Gemeinſchaftswerk im Kreiſe Groß=Gerau.
rSp. Partei, Kreisbehörde und NS. Kulturgemeinde im
Groß=Gerau haben für dieſen Sommer, wohl erſtmalig im
ſ ein „NS. Gemeinſchaftswerk für Kunſt und Künſtler”
auf=
um, das dem Volk die Kunſt wieder nahebringen, den Kreis
Gerau künſtleriſch erſchließen und damit den Künſtlern neue
ſichben ſtellen ſoll. Die Künſtler werden in Freiquartieren in
gernzelnen Orten des Kreiſes untergebracht, die von der
Be=
uung geſtellt werden. Man hat hierbei bisher ſehr gute
Er=
ſia gen gemacht. Für den Ankauf von Bildern, die im
Rah=
ſieſer Kunſtaktion geſchaffen werden, wurde ein Betrag von
ſ0 Mark zuſammengebracht, und es bleibt zu hoffen, daß
ge=
ich der großen Kunſtausſtellung in Rüſſelsheim und
Groß=
ſu, die als Abſchluß der ganzen Aktion im September
ſtatt=
ſollen, noch zahlreiche Werke an Kunſtfreunde abgeſetzt
gen können.
jär den kommenden Sonntag iſt in Walldorf eine kleine
t usſtellung geplant, auf der in der Hauptſache Oelgemälde
dr Reichsautobahn, Teilabſchnitt Frankfurt—Darmſtadt,
ge=
werden dürften.
Nr. 207 — Seite 7
Worms und ſeine 118er feiern,„Wiederſehen”!
Reinheim, 29. Juli. Verkehrsunfall. Geſtern
er=
ue ſich an der Einmündung der Landſtraße von Groß=
Bie=
in die Ludwigſtraße ein Verkehrsunfall, und zwar fuhr
ſü to des Herrn Bäckers Steinmetz von Dieburg mit einem
hradfahrer zuſammen, wodurch weiter noch das Rad eines
japrers demoliert wurde. Der Motorradfahrer wurde von
Eraftwagen in ſeine Heimat (Rüſſelsheim) gebracht. Es
wegen der Unüberſichtbarkeit der Stelle wünſchenswert, von
n Anfahrten aus Warnungstafeln anzubringen. — Die SA.
SAR. hatte am geſtrigen Tage vollauf zu tun, um ihre
ungen zu den Reichsſportwettkämpfen abzuleiſten. Die
Re=
ſt waren recht gute zu nennen, beſonders da in der SAR.
altere Mannſchaften ſich beteiligten.
Nieder=Klingen, 29. Juli. Ernte. Die Getreideernte
voll im Gange. Während Gerſte und Roggen zum größten
ſson eingefahren ſind, hat man auch bereits durch die
an=
unge Trockenheit mit der Hafer= und Weizenernte beginnen
ſän. und unaufhörlich rollen bis in die ſpäten Abendſtunden
ſhwerbeladenen Erntewagen in die Scheunen. Das
Körner=
au’s bei dem dieſer Tage vorgenommenen Druſch im Freien
Hollgemein als zufriedenſtellend bezeichnet.
3. Seeheim, 29. Juli. Kraft durch Freude Für die
Mürlauber aus dem Gau Groß=Berlin, die letzte Woche bei
ſzr. Gaſt waren, fand am Samstag abend ein gemütlicher
Eidsabend im Hotel Hufnagel ſtatt. Die Harmonie=
Muſiker=
ſen gung ſowie der MGV. 1859, die die Gäſte am Sonntag
ſütag am Bahnhof begrüßt hatten, bereiteten ihnen durch
und Liedervorträge am Samstag abend freundliche
Stun=
hurd der Tanzkreis der DT. bot ebenfalls Gaben ſeines Kön=
Ein Sprecher der Berliner übermittelte im Namen ſeiner
seute den Dank für die gaſtliche Unterkunft an Ortswart
uund an die Seeheimer Bevölkerung und war des Lobes
wfir die Genüſſe, die unſere ſchöne Heimat bot.
Zwingenberg, 28. Juli. Der Waſſermangel,
wel=
iß in unſerer Gemeinde inſolge der Ausdehnung derſelben
bei letzten Jahren beſonders bemerkbar machte, dürfte jetzt
ſange Jahre hinaus behoben ſein. An Stelle einer mit
Gas=
nar betriebenen Druckpumpe, welche nur 10 Kubikmeter in der
ſitde lieferte, iſt eine moderne Kreiſelpumpe mit Rohölmotor
eimem Erſatz=Elektromotor getreten. Die neue Pumpe hat
ſündliche Leiſtung von 40 Kubikmetern. — Die Freiw.
eerwehr unternahm heute, vom ſchönſten Wetter
begün=
ene Rheinfahrt nach St. Goarshauſen. An dieſer
Veran=
ſang nahmen zahlreiche hieſige Einwohner teil. Daß unſere
ben Feuerwehrleute nicht allein ihre Pflicht erfüllen, ſondern
Maute Geſellſchafter ſein können, hat ſich heute erneut
bewie=
hüllen Teilnehmern wird die Fahrt in angenehmer
Erinne=
leiben. — Auf dem hieſigen Obſtmarkt wurden dieſer
ür das Pfund Aprikoſen 60 Pf. erzielt. Ein enormer
der jedoch den Erzeugern den Ausfall an Menge nicht
er=
ann.
Goddelau, 29. Juli. Den Verletzungen erlegen.
Rl4jährige Sohn des Landwirts Peter Rupp, der
vergan=
hWoche beim Heimfahren eines großen Pferderechens ſchwer
iuglückt war und im Krankenhaus ein Bein abgenommen
be=
hie jetzt ſeinen Verletzungen erlegen.
Während im Sommer 1930 die
Franzoſen ſich anſchickten, Worms auf
immer zu verlaſſen, haben gleichzeitig
die ehemaligen 118er Vorbereitungen
getroffen, aus ihrer Verbannung in
ihre Garniſon zurückzukehren. Kurz
nach dem Abzug der ungebetenen Gäſte
fand ſchon eine Wiederſehensfeier in
Worms ſtatt, deren großartiger
Ver=
lauf die kühnſten Erwartungen weit
übertraf. Dieſer Wiederſehenstag war
ein überwältigender Beweis dafür,
daß man deutſchen Soldatengeiſt und
Vaterlandstreue mit Gewalt zwar
feſ=
ſeln, aber niemals töten kann. Kaum
war dieſe Feier verklungen, ſo nahmen
die ehemaligen 118er mit ſeltener
Ge=
ſchloſſenheit, mit großem Wagemut
und hoher Opfergeſinnung das große
Ziel in Angriff: Die Errichtung des
Ehrenmals für ihre Helden des
Welt=
krieges.
Bald konnte der Grundſtein gelegt
werden, und bereits im Auguſt 1932
wurde das Denkmal geweiht. Nun
ſteht das Denkmal ſchon drei Jahre.
Der gewaltige Eindruck, den es auf
die Zuſchauer ausübt, bleibt immer
der gleiche und wird auch niemals an
Wirkung einbüßen.
Und nun werden wieder alle
An=
gehörigen des Regiments 118, Reſerve
und Landwehrregiments 118 und deren
Mann zu einer Wiederſehensfeier am
24. und 25. Auguſt 1935 nach Worms
gerufen. Kein Kamerad, der die ſtolze Nr. 118 getragen hat oder
einer Feldformation angehörte darf fehlen und hat zum Appell
anzutreten! Aus den vielen Zuſchriften iſt zu erſehen, daß die
Feldformationen, bis zum letzten Ehrenmal des Inf.=Rgts. Prinz Karl (4. Großh. Heſſ.) Nr. 118 und ſeiner Feldformationen.
Zwei Verkehrsunfälle durch einen Fernlaſtzug.
LPD. Biedenkopf. Ein Fernlaſtzug aus Kreuztal, der
ſich auf der Fahrt von Marburg nach Siegen befand und mit
Langholz beladen war, bildete die Urſache von zwei
Verkehrs=
unfällen. Das Langholz ragte über die Ladeſtelle hinaus und
war in Unordnung geraten, ſo daß das Holz ſtark ſchwankte. Als
der Laſtzug den Kreisort Eckelshauſen paſſierte, wurde ein
Rad=
fahrer von den herausragenden Hölzern erfaßt und zur Seite
ge=
ſchleudert; er zog ſich ſchwere Verletzungen zu. Ein zweiter
Un=
fall trug ſich in der Nähe von Ludwigshütte zu. Auch in dieſem
Falle wurde ein Radfahrer zu Boden geſchleudert und verletzt.
Der Führer des Fernlaſtzuges hatte von beiden Unfällen nichts
bemerkt.
Igel und Elſter.
LPD Herborn. Kommt da ſchon ſeit 14 Tagen
allabend=
lich zwiſchen 10 und 11 Uhr ein Igel aus dem Gehſteig der
Wilhelmſtraße anmarſchiert, zwängt ſich durch das Eingangstor
eines Fabrikhofes und dort in einen Käfig, um ſich an den
Ueberreſten zu laben, die eine zahme Elſter zurückgelaſſen hat.
Als man bemerkte, daß der Igel ſeine Beſuche regelmäßig
fort=
ſetzte, ergänzte man ſtets die Ueberreſte. Wenn der Igel mit
ſeiner Mahlzeit fertig iſt, trollt er wieder ab. Die Elſter aber,
auf dem oberſten Stengel des Käfigs ſitzend, ſieht anſcheinend
mit Wohlgefallen dem Vorgang zu.
Gernsheim, 29. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
28. Juli: 0,57 Meter, am 29. Juli: 0.49 Meter.
erſte Wiederſehensfeier nach Wiedererſtehung der Wehrmacht eine
überwältigende ſein wird. — Nähere Auskunft: Kamerad Rudolf
Schnegelsberg, Worms, Jahnſtraße 1.
Die Wekterauer Mühle durch Großieuer eingeäſchert
LPD. Bad Vilbel. In den an einem kleinen Nebenfluß
der Nidda bei Klein=Karben gelegenen Wetterauer
Mühlenwer=
ken brach am Samstag nachmittag Feuer aus, dem innerhalb
ganz kurzer Zeit das große vierſtöckige Gebäude die geſamten
Vorräte an Getreide und Mehl ſowie die Maſchinen und das
übrige Mobiliar zum Opfer fielen. Bisher ſteht noch nicht ganz
einwandfrei feſt, wodurch der Brand entſtand, es iſt jedoch
an=
zunehmen, daß die Urſache in dem Heißlaufen eines Elevators zu
ſuchen iſt. Obwohl mehrere Arbeiter ſofort das Feuer bemerkten
und die benachbarten Wehren alarmierten, war es nicht mehr
möglich, das Gebäude zu halten. Man mußte ſich vielmehr
dar=
auf beſchränken, die benachbarten und vom Feuer bedrohten
Ge=
bäude vor einem Uebergreifen der Flammen zu bewahren.
Trotz=
dem haben ſie erheblichen Schaden erlitten, da ſie wegen der
großen Gefahr ſtändig unter Waſſer gehalten werden mußten.
Die Unglücksſtätte ſelbſt bietet ein troſtloſes Bild ſchwerer
Verwüſtungen. Durch die ungeheuere Hitze ſtürtzten die Decken
und Innenwände ein, ſo daß nur noch die vom Brand
geſchwärz=
ten Außenmauern ſtehen geblieben ſind. Der Schaden, den das
Werk durch dieſen Brand erleidet, dürfte ſehr erheblich ſein und
iſt, wie mitgeteilt wird, durch Verſicherung gedeckt.
Ab. Bingen a. Rh., 26. Juli. Wenige Tage nach der
Goldenen Hochzeit geſtorben. Unter großer
Anteil=
nahme der Bevölkerung feierten die Eheleute Hch. Rixius und
Margarete Katharina geb. Bundſchuh am 19. Juli d. Js. das
ſel=
tene Feſt der Goldenen Hochzeit. Die Jubilarin iſt nun, wenige
Tage nach ihrem Ehrentag, geſtorben. Sie war ſchon längere
Zeit ſchwer leidend, doch dachte keiner daran, daß ſie ſchon ſo
ſchnell von dieſer Welt abgerufen würde.
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ſind bis zum 8. Auguſt 1935 an die unterzeichnete
Kaſſe zu zahlen:
2. Ziel Gemeinde=, Kreis= u. Provinzial=Steuern 1935
2. Ziel Filial= und Warenhaus=Steuern 1935.
2. Ziel Straßenreinigungs=, Müllabfuhr= u.
Kanal=
benutzungs=Gebühren 1935 und
1. u. 2. Ziel der durch zuſätzlichen Steuerbeſcheid
nach=
geforderten Kommunal=Sondergebäudeſteuer 1935.
Nach Ablauf dieſer Friſt werden Koſten und
Säumniszuſchlag erhoben.
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Seite 8 — Nr. 207
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 30. Juli 1925
Das Pferd als Hochſtapler.
700-Jahr=Jubiläum
De. Mülontger Yonls
Die Stadt Marburg an der Lahn
begeht am 14. Auguſt das 700=Jahr=
Jubiläum der Eliſabethkirche, de
Marburger Doms. Gleichzeitig wird
der 700. Jahrestag der
Heilig=
ſprechung der Landgräfin Eliſabeth
von Thüringen gefeiert. — Dieſes
Bild zeigt den Marburger Dom,
der eines der herrlichſten
Bau=
werke der Frühgotik und die
ein=
zige Hallenkirche Deutſchlands iſt.
(Scherl=M.)
Reich und Ausland.
Die größte Deviſenſchiebung
des Jahres 1935.
Käthchen Paulus F.
Berlin. Nach zehnwöchiger Verhandlung
verkündete die vierte Große Strafkammer des
Berliner Landgerichts am Montag das Urteil
gegen die zwölfköpfige Sperrmarkſchieberbande
Leborius und Genoſſen. Der 41jährige
Haupt=
angeklagte Willi Leborius wurde wegen
Devi=
ſenvergehens in vier Fällen und aktiver
Be=
ſtechung zu 13 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren
Ehr=
verluſt und 150 000 RM. Geldſtrafe verurteilt.
Der 45jährige Gregor Seldowitſch, ein
Auslän=
der, erhielt 11 Jahre Zuchthaus und 120 000 RM.
Geldſtrafe. Die Angeklagten Dr. Walter Schott,
Ferdinand Malczyk und Hedwig Rohloff wurden
zu je 7 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverluſt
und 60 000 RM. Geldſtrafe verurteilt. Bei den
übrigen Angeklagten, ſtuften ſich die
Zuchthaus=
ſtrafen von 5 bis zu 2 Jahren ab; zwei
Ange=
klagte wurden freigeſprochen. Das Gericht
er=
klärte 13 400 RM. Beſtechungsgelder als für den
Staat verfallen. Bei den Verfehlungen der
An=
geklagten handelt es ſich um die größte
Deviſen=
ſchiebung des Jahres 1934. Unter der
Vorſpiege=
lung, notleidende Unternehmungen zu ſanieren
oder neue Betriebe aufzuziehen, haben ſich die
An=
geklagten die Freigabe großer Sperrmarkbeträge
erſchlichen.
Chronik des Tages.
* Im Alter von 65 Jahren ſtarb in ihrer
Ber=
liner Wohnung der Neſtor der deutſchen
Fall=
ſchirmpiloten Käthchen Paulus, die in ihrem
Le=
ben nicht weniger als 475 Ballonfahrten und 147
Fallſchirmabſprünge unternommen hat. Die
wa=
gemutige Springerin war ſehr beliebt und
volks=
tümlich, und allgemein führte ſie den Namen
„Käthchen”. Als eine geborene Frankfurterin
trug ſie ſtets ein friſches und fröhliches Weſen
zur Schau. Sie hat ihre zweite Heimat Berlin
afp. Rennplätze ſind ſchon oft die Szene
auf=
regender Begebenheiten geweſen, aber es iſt wohl
ſelten vorgekommen, daß auf einem Rennplatz ein
Schwindel großen Stils verübt wurde, bei dem
ein Rennpferd als Hochſtapler aufgetreten, iſt
Dies iſt vor einiger Zeit auf dem franzöſiſchen
Rennplatz von Enghien geſchehen, und das Nach
ſpiel fand in dieſen Tagen vor dem Gericht von
Pontoiſe ſtatt.
Im Auguſt vorigen Jahres fand in Enghien
eines der vielen alltäglichen Wettrennen ſtatt, das
für die Freunde des Turfs nur ein höchſt
mittel=
mäßiges Intereſſe verſprach. Das Rennen war
eines der ſogenannten „Toquards”, wie die
be=
rufsmäßigen Rennplatzbeſucher eine
Veranſtal=
tung nennen, bei der nur mittelmäßige Pferde
rennen, die bisher insgeſamt noch nicht mehr als
15 000 Francs gewonnen haben. Man war auf
kein großes ſportliches Ereignis und auch auf
keine großen Gewinne und Verluſte gefaßt. Die
Pferde, die alle einen gewiſſen Durchſchnitt nicht
überragten, hatten faſt alle die gleichen
Ausſich=
ten, und ſo waren auch die Einſätze bei den
Buch=
machern ziemlich gleichmäßig verteilt.
Um ſo erſtaunter waren die Zuſchauer, als ſich
aus der Reihe der Pferde, die ſich bis dahin faſt
alle in einer Linie gehalten hatten, nach einigen
Metern ein Pferd loslöſte und raſch einen großen
Vorſprung gewann. Ein Blick auf das Programm
lehrte, daß dies erſtaunliche Pferd den bis dahin
völlig unbekannten Namen Hallencourt trug. Dies
Pferd ſchoß mit Windeseile über die Rennbahn,
als gelte es nicht, den mittelmäßigen Toquards
einen Vorſprung abzugewinnen, ſondern als ob
es zumindeſt mit den gefürchteten Konkurrenten
des Grand Prix oder eines weltberühmten
Po=
kals zu tun hätte. Hallencourt war bereits am
Ziel, als ſeine Gegner noch kaum die Hälfte der
Strecke zurückgelegt hatten.
Zu dieſer Ueberraſchung auf der Rennbahn
ſelbſt geſellte ſich eine zweite, die ſich bei den
Ständen der Buchmacher abſpielte. Denn es ſtellte
ſich heraus, daß zwei Männer, die in ihrem
Aeußeren typiſche franzöſiſche Rennplatzbeſucher
waren, ungewöhnlich hohe Beträge auf den Sieg
dieſes unbekannten Pferdes geſetzt hatten und
nun jeder die ſtattliche Summe von 400 000
Francs einkaſſierte. Aber die Buchmacher ſind
ähnliche Ueberraſchungen gewöhnt, und ſo
mach=
ten ſie keine Schwierigkeiten, dieſe Beträge
aus=
zubezahlen.
Doch die Schiedsrichter des Rennplatzes waren
weniger gleichmütig. Sie hielten es für nötig,
den Fall zu unterſuchen, und ſie beorderten das
ſeltſame Pferd vor ihr Tribunal. Aber es ſtellte
ſich heraus, daß der Sieger bereits in aller
Be=
ſcheidenheit den Rennplatz verlaſſen hatte, und
zwar in Begleitung der beiden anderen Sieger,
die zuſammen faſt eine Million gewonnen hatten!
Der Fall wurde der Polizei übergeben.
nun ſetzte durch ganz Frankreich eine Verfolg)
des ſagenhaften Pferdes ein, das ſich ſo beſched
den Siegesfeierlichkeiten entzogen hatte
ein paar Tagen wurde Hallencourt in
Südfm=
reich „feſtgenommen”. Als es aber vor ſeen
Richtern erſchien, ſtellten dieſe feſt, daß ſie es
zwar mit dem mittelmäßigen „Toquard” zu
hatten, jedoch nicht mit dem Pferd, das den grl
vollen Sieg davongetragen hatte. Die Geſcho
des Pferdes Hallencourt grenzte bereits an Se
ſtapelei: ein Pferd hatte ſich den Namen und
Platz eines anderen zugelegt, um ein
Renne=
gewinnen.
Aber es blieb nicht bei dieſer Ueberraſch
Denn bald darauf wurde nach dem echten
das falſche Hallencourt entdeckt, das im Leber)
Namen Ecurueil Nr. 5 führte. Im Augernd
ſeiner Verhaftung war es — beſcheiden
wäi=
gleich nach dem Sieg verſchwunden war —
einem verſteckten Stall, zwiſchen einem Eſel
einem Hammel, damit beſchäftigt, ſeinen Su
zu verzehren. Aber dies Bild der Unſchuld kon
die Gendarmen nicht hindern, das hochſtaple-
Pferd zu verhaften. Bald fand man auch
menſchlichen Komplizen. Einer von ihnen
der frühere Croupier des Kaſinos von Juam
Pins, der das Glück einmal in einem andſ
Fach hatte verſuchen wollen.
Das Gericht, vor dem ſich die
Schuldige=
verantworten hatten, ging nur gegen die 2
ſchen mit Strafen vor, während die Pferde
ausgingen. Ein ſalomoniſcher Richter hätte g.
ein anderes Urteil gefällt: er hätte dem
bet-
riſchen Pferd, das unter ſeinem wahren Nan
ein berühmtes Rennpferd war, ſich aber hockt
leriſcherweiſe einen unbekannten Namen zugll
hatte, für Lebenszeit dieſen unbekannten Nan
zugeſprochen, während das unſchuldige Pferd:5
lencourt, dem man ſeinen Namen und
ſein=
ſcheidene Chance in Enghien geraubt hatte
Entſchädigung den Namen Ecurueil Nr. 5
erhalten müſſen. Und da der Beſitzer des faud
Pferdes ja auch wohl nicht ganz unſchuldi
der Sache war, ſo hätte ihm ein ſalomon /
Richter folgende Strafe zugedacht: da er ei n
verſucht hatte, ſein tüchtiges Rennpferd O91.
das mittelmäßige Hallencourt zu vertauſche.,/1
hätte er dazu verdammt ſein müſſen, jetzt imm)
der Beſitzer des mittelmäßigen Pferdes zu 1
während ſein gutes Rennpferd, das er zum 191
ſtapler gemacht hatte, als Entſchädigung demM
ſitzer des Hallencourt hätte zugebilligt weß)
müſſen, der von der ganzen Sache nichts wi
Ein ſolches Urteil wäre gerecht geweſen,
es hätte einen Zuſtand verewigt, den die
trüger einen Nachmittag lang konſtruiert heu
Allerdings wären ſie damit wohl nicht eiW
ſtanden geweſen, und ſo zogen ſie die mildm
Strafen des Richters von Pontoiſe vor.
Bruno Voll
Die Exploſionskakaſtrophe in Nordikalien
Graf Luckners Viermaſter „Mopelia” der
in Bremerhaven liegt, brannte Sonntagnacht
faſt vollſtändig aus. Als die Feuerwehr eintraf,
hatte das Feuer bereits den Maſchinenraum und
die Kombüſe erfaßt. Um 10 Uhr vormittags
ge=
lang es endlich ,den Brand auf das Achterſchiff
zu beſchränken.
Zwei Kemptener Bergſteigern gelang es am
terarbeit die dritte Nordwand des
Wid=
derſteins im Kleinen Walſertal zu
durch=
gehen. Die Wandhöhe beträgt etwa 500
Me=
ter. Dies ſtellt einen beträchtlichen Erfolg dar, heutigen Knickerbocker, dazu hohe ſchwarze
Stie=
um ſo mehr, als die Bergſteiger mit einem ganz fel. Nicht nur des gewagten Abſprungs wegen
geringen Aufwand an Mauerhaken und
der=
gleichen vorgingen.
Am Sonntagabend brach in einem Gebäude
der Alſterdorfer Anſtalten, die der Erziehung
Schwachſinniger dienen, ein Brand aus, der Käthchen Paulus der Fallſchirmſpringerei treu.
ſchnell großes Ausmaß annahm. Das Feuer
ent=
ſtand in einem großen, ſtrohgedeckten landwirt= er den Verſuch machte, nach einem gelungenen
Seit einiger Zeit waren hier aber auch 13 Zög=
Feuers im Innern befanden. Sie konnten
recht=
zeitig in Sicherheit gebracht werden; das Haus
brannte vollſtändig nieder.
In dem vielen deutſchen Norwegen=Reiſenden
bekannten, landſchaftlich reizvollen Romsdal bei
Andalsnes am Romsdal=Fjord ereignete ſich in
der Nacht zum Sonntag ein Niederbruch
ge=
waltiger Felsmaſſen. Die durch das Tal
führende Automobilſtraße und die Eiſenbahnlinie
wurden in einer Länge von mehreren hundert haben damals ihre Werkſtätten verlaſſen. Auch
Metern durch das herabſtürzende Geſtein
ver=
ſchüttet. Rieſige Felsblöcke bis zu 25 Kubikmeter der Reinickendorfer Fabrik hergeſtellt. Am 10. 4.
Inhalt blieben auf dem Eiſenbahnkörper liegen.
Wie durch ein Wunder wurden keine Perſonen
verletzt.
Ein Wolkenbruch, der in der Umgebung
von Budapeſt niederging, hat großen
Sachſcha=
den angerichtet. In den Budapeſter Vororten
Bu=
dafok und Kispeſt iſt der Schaden groß. Dort
wurden die tiefergelegenen Häuſer von
Waſſer=
maſſen überſchwemmt, ſo daß
Feuerwehrmann=
ſchaften, Gendarmerie und die Rettungsgeſellſchaft
eingeſetzt werden mußten. — In Peſt=
Szenterz=
ſébet ſtehen 49 Häuſer unter Waſſer, und auch die
Eiſenbahnſtrecke wurde ſo in Mitleidenſchaft
ge=
zogen, daß ein Zug entgleiſte. Verletzt wude
nie=
mand. Der Verkehr iſt unterbrochen.
Der von einer Reiſe durch die
Ueberſchwem=
mungsgebiete des Jangtſe zurückgekehrte
Vor=
ſitzende der Landesflut=Hilfe Hſuſchiyin ſchätzt den
Flutſchaden in den Provinzen Hupeh, Hunan.
Kiangſi und Anhuei auf mehr als 500 Millionen
Dollar. Das Flutgebiet umfaßt 20 000
Quadrat=
kilometer. Die Zahl der Flüchtlinge beläuft ſich
auf über 10 Millionen. Die Zahl der Todesopfer
iſt noch nicht abzuſchätzen.
bald ſehr liebgewonnen und iſt bis zu ihrem Tode
eine treue Berlinerin geblieben. Vor etwa vierzig
Jahren vollführte Käthchen Paulus in Nürnberg
ihren erſten Fallſchirmabſprung. Aus einer Höhe
von 700 Metern ſprang ſie damals aus dem
Ballon ihres Lehrmeiſters und Verlobten, des
Sonntag, in 5½ſtündiger, äußerſt ſchwerer Klet= Luftſchiffers Hermann Lattemann, der auch in
Berlin recht bekannt war. Käthchen Paulus trug
bei dieſem Abſprung eine Matroſenbluſe und
weite ſchwarze Pumphoſen in der Art unſerer
ſollen aber damals eine ganze Reihe von Damen,
die auf dem Flugplatz waren, in Ohnmacht
ge=
fallen ſein.
Nach dem Tod von Hermann Lattemann blieb
Ihr Verlobter verunglückte vor ihren Augen, als
ſchaftlichen Gebäude, in dem Heu gelagert war. Abſprung ſeiner Braut die Ballonhülle nun ſelbſt
als Fallſchirm zu benutzen Im Kriege hat
linge untergebracht, die ſich bei Ausbruch des Käthchen Paulus dann das allgemein verbreitete
Vorurteil gegen den Fallſchirm beheben helfen.
Sie erfand ſelbſt ein Fallſchirmpaket, das alsbald
in der Militärfliegerei eingeführt wurde und ſich
in Tauſenden von Fällen beſtens bewährt hat.
Käthchen Paulus beſchäftigte in einer kleinen
Fabrik in Berlin=Reinikendorf in den
Kriegs=
jahren 40 Frauen und ſtellte die Fallſchirme ſelbſt
her. Weit mehr als 4000 Stück für die Luftſchiffer
und über 1000 Schirme für die Nachrichtentruppe
1000 Ballonhüllen wurden in der Kriegszeit in
1917 wurden bei Verdun 10 deutſche
Feſſellbal=
lons abgeſchoſſen. Sämtliche Piloten konnten ſich
ſeinerzeit mit den Fallſchirmen aus den
Werkſtät=
ten von Käthchen Paulus retten. Aus dieſem
Anlaß überreichte ihr damals der Komandierende
General der Luftſtreitkräfte von Hoeppner das
Verdienſtkreuz für Kriegshilfe. Und dieſe
Aus=
zeichnung hat die ſtille und beſcheidene Frau bis
zu ihrem Tode mit beſonderem Stolz getragen.
Mailand. Die Aufräumungsarbeiten in
der Sprengſtoffabrik in Taino, in der ſich am
Samstagnachmittag eine folgenſchwere Exploſion
ereignete, werden mit größter Energie fortgeſetzt.
Außer den bis jetzt geborgenen zwölf toten
Ar=
beitern und Arbeiterinnen ſind noch keine
wei=
teren Leichen aus den Trümmern geborgen
wor=
den. Die Arbeiten werden mit äußerſter Vorſicht
durchgeführt, da die Gefahr beſteht, daß ſich unter
dem Trümmerhaufen noch leicht explodierende
Stoffe befinden. Nach den letzten Feſtſtellungen
fehlen von der in der Abteilung beſchäftigten Be
legſchaft 31 Frauen und 3 Männer. Die Aufräu
mungsarbeiten werden vor allem von Soldaten
des 27. Artillerieregiments durchgeführt, die ſich
in der Umgebung auf Sommerübungen befinden.
Der Kommandant des Mailänder Armeekorps,
General Graſſi, und der Kommandant der
Divi=
ſion Legnano haben ſich in Begleitung anderer
höherer Offiziere und Beamten an die
Unglücks=
ſtelle begeben. Die Leichen der zwölf
aufgefun=
denen Opfer ſind in einem mit Trauerſchmuck
ver=
ſehenen Raum der Fabrik aufgebahrt worden.
Heldenkak eines ſterbenden Aukobl
führers.
Paris. Der „Matin” meldet von der
dentat eines 57jährigen Pariſer Autobusfük
der, ſchon mit dem Tode ringend, noch einer
zahl Menſchen das Leben rettete. Der Chauf
führte einen, mit amerikaniſchen Vergnügu,
reiſenden voll beſetzten Autobus über den Ei
ſelpaß, als er plötzlich von einem Unwohlſei
fallen wurde und den Tod nahen fühlte. Im
ten Augenblick riß der Chauffeur das St
herum, als der Wagen bereits den Abgrun?
ſtreift hatte. Der Wagen hielt dann am
gegengeſetzten Straßenrand, und als man
dem Wagenführer ſah, bemerkte man, da
tot war.
Abſturz eines Freiballons.
Ein Freiballon, der, über Abensberg fliegend,
am Sonntagvormittag geſichtet wurde, ſtürzte
we=
nige Minuten ſpäter ab. Die Bevölkerung ſah,
wie der Ballon plötzlich zu Boden gedrückt wurde.
Die Inſaſſen wollten noch etwas Ballaſt
abwer=
fen, in demſelben Augenblick wurde jedoch der
Ballon von einem Windſtoß niedergeworfen. Von
den vier Inſaſſen wurde, wie die „Bayeriſche
Oſtmark” berichtet, eine Perſon ſo ſchwer verletzt,
daß ſie kurz darauf ſtarb. Die übrigen Inſaſſen
erlitten leichtere Verletzungen. Der verunglückte
Ballon ſoll aus Stuttgart ſtammen.
Der Reichsverband deutſcher Seegeltung hatte bekanntlich in Zuſammenarbeit mit dem N
miniſterium für Volksaufklärung und Propaganda einen Wettbewerb veranſtaltet, um die oee
zu einer gründlicheren Beſchäftigung mit dem Gedanken deutſcher Seegeltung anzuregen. VoE
114 Preisträgern kamen jetzt 50 aus allen deutſchen Gauen zur größten deutſchen Hafenſtädtr
Hamburg, um hier auch aus eigenem Augenſchein die Bedeutung der deutſchen Seegeltung le."
zulernen. Die jungen Preisträger ſind während des mehrtägigen Beſuches Gäſte auf der ſoh",
menden Jugendherberge „Hein Godenwind”, wo ſie ſich, wie unſer Bild zeigt, offenſichtlich
wohl fühlen.
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denn die
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Undere Neb=
4. De
Müg am K
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Die beiden norwegiſchen Flieger
berberg und Oscanyan, die von New York
Grönland nach Norwegen fliegen wollen, E
am Sonntag Cartwright in Labrade
Richtung auf Julianehaab in Grönland verl
Junge
der auf dem „Hein Godenwind”
Dienstag, 30. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Litter und Narren des grünen Tisches / Der Roman einer Spielhölle, ihrer Besieger und ihrer Opfer
Von Horſt W. Karſten..
Sopyrighi by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W35
Kürzlich ging eine Meldung durch die Weltpreſſe,
daß auch die Spielbank von Monte Carlo ein Opfer
der Wirtſchaftskriſe geworden ſei —: die Aktionäre
dieſes vielgerühmten und vielgeläſterten Inſtitutes
an der Riviera werden keine Dividende erhalten.
In dieſer Artikel=Serie wird der Roman von
Monte Carlo geſchildert, der heute wirklich klingt
wie ein Märchen aus vergangenen Tagen —: der
Roman Monte Carlos, ſeines Gründers, ſeiner
Opfer und ſeiner Beſieger.
Die Geſchichte Francois Blancs
und der größken Spielhölle der Welk.
Nichts als ſteinerne Oednis und Armut —
dus war das Fürſtentum Monaco um die Mitte des vorigen
hichunderts. Daß es überhaupt noch beſtand, verdankte die
inrſtie der monegaſſiſchen Fürſten verdankten die Grimaldi
ſet gleichgültig=freundlichen Geſte Talleyrands auf dem Wie=
Kongreß, als man daran ging, nach dem Sturz Napoleons
(uropa allenthalben nach Möglichkeit wieder die alte
vor=
foluitionäre Ordnung einzuführen. Das ganze Fürſtentum
ilte ganze — 1500 Einwohner; kein Gewerbe, keinerlei
In=
nire keinerlei Handel — ein wenig Fiſchfang und drückendſte
ierlaſten, das war alles. Das Elend ſchrie gen Himmel; ein
zyper mußte geſchehen, wollte man nicht in ſehr abſehbarer
tauch die letzten Untertanen Hungers ſterben ſehen.
Letzte Verzweiflung gebar den Plan, in Gottes Namen aus
em Monaco einen Kurort zu machen, denn immerhin wies
im Abgrund ſtehende Miniaturſtaat ein Poſitivum auf: ein
nich ſonniges, warmes Klima mit milden Seebriſen. Alſo:
ſrurt nach berühmten Muſtern! Man ſchielte oſtwärts, nach
zAfſchland, ſah begierig nach Wiesbaden Baden=Baden, Ems
vor allem nach Homburg vor der Höhe. Hier war Leben,
traf ſich die höchſte Ariſtokratie und der märchenhafteſte
ſichtum Europas und ließ am Ort und im Land phantaſtiſche
oder; denn dieſe Bäder wieſen ein Moment der Anziehung
4 das einfach unfehlbar wirkſam war: öffentliche
Spiel=
iands! Plante man alſo. Monaco zu einem Kurort von
ähn=
ier Anziehungskraft umzuſchaffen, ſo war die Vorausſetzung:
Eichtung eines Spielkaſinos — das war ſogar Selbſtzweck und
s andere Nebenſache.
Drei Verſuche — drei Nieten.
Tm 14. Dezember 1856 eröffnete man alſo ein Kaſino in
ſir Villa am Hafen von Monaco. Die Einrichtung notdürftig,
Mallernächſte Umgebung in einem ſchauerlichen Zuſtand,
Kapi=
ika um vorhanden; ein Roulette= und ein Trente=et=
quarante=
eh, das war alles. Die ganze klägliche Inſtitution war
ver=
un worden an zwei Pariſer Spekulanten, die ſich hier ein
ſenvermögen zu machen gedachten. Aber die ganze Geſchichte
ein Rieſenreinfall. Die Unternehmen hatten kein Geld, die
ſrchtig erwarteten Spieler kamen nicht — in einem
dama=
a Witzblatt konnte man die Croupiers abgebildet ſehen, wie
tmit Fernrohren verzweifelt die Horizonte abſpähten nach
ien Leuten, die willens waren, ihr Geld an der
monegaſſi=
m Spielbank zu riskieren und — zu verlieren. Wie aber auch
ien dieſe Leutchen, ſelbſt wenn ſie gewollt hätten, Monaco
ſichken? —: alle acht Tage verkehrte ein Dampfer nach Monaco,
meiſt befand er ſich in Reparatur; daneben gab es einen
mibus, der elf Perſonen faßte und einmal am Tage die
be=
ſimte Corniche” den von Napoleon angelegten Heeresweg,
un g übers Gebirge ſchaukelte — ſaßen einmal Gäſte in dem
ſlucksgefährt, ſo vermochte man ſie in Monaco nicht
unter=
ingen, ſie mußten noch am gleichen Tage die gleiche
hals=
beriſche Fahrt nach Nizza oder Mentone zurüch machen, um
der Anſchluß an die Ziviliſation und den gewohnten
Kom=
zu finden.
So war der erſte Verſuch — und ſo ging es nicht. Man
un den beiden Pariſern die Konzeſſion und vergab ſie einem
Andbeſitzer aus Charente. Der vermaß ſich, Wunder zu tun,
cls, Theater und ein neues Kaſiono zu bauen. Aber auch
r kühne Herr hatte kein Kapital hinter ſich. Schon nach
bgen Monaten ſtand man vor einer neuen ſchweren Kriſe —
vor einer Rieſenblamage, denn man hatte längſt das Unter=
Inen „Kurort nebſt Spielkaſino” mit den hochtrabendſten
Pro=
ben in alle Welt hinauspoſaunt. Blamiert fühlte ſich vor
Un der Fürſt von Monaco, der ja die Konzeſſion zu dem gan=
Unternehmen zu vergeben hatte.
Alſo verſuchte man es mit einem neuen Konſortium zum
den Mal. Und erlebte noch einmal ein furchtbares Fiasko.
An verzweifelte der Fürſt von Monaco, jemals auf dieſem
einem unglücklichen Miniaturſtaat zur Blüte verhelfen
ſynen — da trat ein vierter Anwärter auf den Plan: Fran=
Blanc hieß er . . . — und das iſt der Mann geweſen, der
Monte Carlo, dieſe berühmteſte Spielſtätte der Welt
die=
enbegriff alles Abenteuers, Luxus und der rollenden
Gold=
onen aus der Erde geſtampft hat.
Ein abenteuerlicher Aufſtieg
Mes, den dieſer Blanc nahm — und längſt ſchon genommen
1½ als er daran ging, die große Aktion „Monte Carlo” nicht
mit grandioſer Energie, ſondern auch mit einem
Rieſen=
högen hinter ſich anzupacken.
Lie Zwillingsbrüder Louis und Frangois Blane, einander
exu lächerlich ähnlich, waren am 12. Dezember 1806 als
Iie eines kleinen Steuereinnehmers in Südfrankreich, in der
Ind von Avignon, geboren worden. Helle Jungen, dieſe bei=
Burſchen, von dem fanatiſchen Willen beſeelt, einmal eine
M Rolle in der Welt zu ſpielen — und vor allem ſteinreich
er den. Kaum erwachſen, gingen ſie nach Paris. Ihre
Mut=
aite ihnen ein winzig kleines ererbtes Kapital mitgegeben.
dieſem Kapital ſtürzten ſie ſich auf das Bank= und Börſen=
. Sie begannen zu ſpekulieren. Sie waren die geborenen
dee — und durch das Spiel gelangte denn auch Frangois
— Louis ſtarb ſchon in den Anfängen des phantaſtiſchen
iges — hinauf auf die höchſten Höhen des Lebens ..."
durch das Spiel der anderen! Er ſpekulierte richtig, indem
iete mit einer menſchlichen Leidenſchaft, die ſchier ſeit den
xen des Menſchengeſchlechts vorhanden geweſen und wohl
mer unausrottbar iſt, und indem er auf faſt geniale Art
Leidenſchaft für ſich fruchtbar machte.
Eine tolle Börſenſchiebung
war das erſte, was die Welt auf dieſe beiden Brüder
aufmerk=
ſam machte. Durch rigoroſe Beſtechungen von Poſt= und
Staats=
beamten hatten dieſe beiden ſkrupelloſen Südfranzoſen es
ver=
ſtanden, ſich ein Nachrichtennetz einzurichten, das ihnen auf
ver=
botenen Wegen die Börſenvorgänge an den Hauptplätzen
Euro=
pas früher vermittelte als ihren Konkurrenten, ja als der
fran=
zöſiſchen Regierung ſelbſt. Trefflich und glücklich vermochten ſie
ſo einige Jahre lang à la Baiſſe und a la Hauſſe zu ſpekulieren
— bis die Schiebung an den Tag und vor den Staatsanwalt
kam.
Aber auch diesmal kamen die Blancs mit einem blauen Auge
davon: ſie wurden zwar verurteilt, brauchten aber nur die Koſten
ihres umfangreichen Strafprozeſſes zu tragen — ſie blieben im
Beſitz des auf dieſem Wege erſpekulierten Vermögens von
unge=
fähr einer halben Million. Und dieſe halbe Million iſt der
Aus=
gang einer unerhörten Laufbahn geweſen.
Hinein nach Deutſchland!
Immerhin war den geriſſenen Südfranzoſen der Boden von
Paris und ganz Frankreich ein wenig zu unſicher geworden. Sie
nahmen ihre Gelder und wandten ſich oſtwärts. Aber ſie hatten
in Paris unter anderm eifrig den Betrieb der öffentlichen
Spiel=
banken ſtudiert — geborene Spieler, die ſie waren. Und hier ſahen
ſie die große Chance ihres Lebens. Zunächſt gingen ſie nach
Luxemburg, riskierten hier ihr Vermögen mit der Eröffnung
eines Spielkaſinos. Und es glückte; wenn auch noch keine
Reich=
tümer zu verdienen waren, ſo verzinſte, ſich doch das angelegte
Kapital trefflich.
Gouverneur der Feſtung Luxemburg war damals der
Land=
graf von Heſſen=Homburg, eines winzigen deutſchen Bundesſtaates
mit der,„Hauptſtadt”Homburg vor derHöhe; dieſeReſidenz zählteganze
3000 Einwohner. Der Staat war arm, der Landgraf brauchte
Geld. Alſo war er darangegangen, aus Homburg einen Badeort
zu machen — eswar die gleiche Situation, wie ſie ſich ſpäter zu
Mo=
naco wiederholte. Man begann Quellen zu bohren, errichtete ein
Badehäuschen — und ſchielte hinüber nach dem luxuriöſen, von
der reichen internationalen Geſellſchaft durchfluteten Baden=
Baden. Die Hauptattraktion? —: ein öffentliches Spielkaſino!
Gut, man mußte das gleiche machen. Aber das elende Geld! Zum
Teufel, man mußte einen kapitalkräftigen Unternehmer ſuchen,
der gegen hübſchen jährlichen Pachtzins und gegen die
Verpflich=
tung, „nebenbei” die pompöſeſten Bauten, wie ſie ſich für einen
großen Badeort gehörten, mit eigenen Mitteln auszuführen, die
Konzeſſionen zum Betrieb eines öffentlichen Spielkaſinos erwarb.
Der Landgraf von Heſſen=Homburg war ſelbſt kein Verächter
des Spiels. In Luxemburg beſuchte er des öfteren die Spielbank
der Gebrüder Blanc. In dieſen beiden Männern glaubte er die
richtigen Unternehmer für ſein kleines Reſidenzſtädtchen gefunden
zu haben. Man kam ſich näher, man einigte ſich, 1840 kam der
bedeutſame Vertrag zuſtande — und damit
die Gründung von „Boulettenburg”,
wie Doſtojewski in ſeinem berühmten Roman „Der Spieler” den
in unerhörtem Tempo ſich entwickelnden, ſchnell zu internationaler
Berühmtheit gelangenden Badeort Homburg vor der Höhe
ge=
tauft hat.
Die Blancs rührten wie wild die Reklametrommel. Sie
be=
ſtachen die geſamte europäiſche Preſſe, die Fanfaren der
Verhei=
ßung erdröhnen ließ. Sie bauten den Prachtbau des Kurhauſes,
finanzierten die Quellenbohrung, legten herrliche Parks an, die
heute noch beſtehen, zogen die erſten Bühnenkünſtler Europas zum
Homburger Theater — und ließen die Spiele beginnen.
Der Erfolg war phantaſtiſch, der Aufſtieg märchenhaft. Es
dauerte ein knappes Jahrzehnt — da waren bereits die bisher
berühmteſten Bade= und Spielorte Deutſchlands und damit
Euro=
pas aus dem Felde geſchlagen: Baden=Baden, Wiesbaden, Aachen,
Ems. Die großen Spieler, von denen noch ausführlich, ſozuſagen
direkt in kleinen Romanen, zu ſprechen ſein wird, kamen nach
Hom=
burg. Bald war die höchſte Ariſtokratie der Geburt und des
Gel=
des hier heimiſch — und Homburg wurde reich, der Landgraf und
ſein letzter Untertan hatten keine Sorge mehr:
Das war das Werk der Brüder Blanc, von denen Louis
da=
mals ſtarb, ſo daß wir es fortan nur noch mit Frangois Blanc
zu tun haben. Gewiß: ſie wagten ein Vermögen — aber ſie
ſpeku=
lierten richtig: für verausgabte Hunderttauſende ſtrömten
Mil=
lionen in ihre Kaſſen — das Spielkaſino zu Homburg war eine
Henne, die mehr goldene Eier legte, als das brave Huhn des
Grimmſchen Märchens.
Ein klaſſiſcher Zeuge
für die damaligen Begebenheiten des Homburger Kaſinos iſt
Doſtojewski in ſeinem ſchon genannten autobiographiſchen Roman:
„Um die Roulettetiſche und den Tiſch mit Trente et quarante,
der am anderen Ende des prachtvollen Saales aufgeſtellt war,
drängten ſich vielleicht 150 bis 200 Spieler in mehreren Reihen
hintereinander. Diejenigen, denen es gelungen war, ſich bis
un=
mittelbar an einen Tiſch durchzudrängen, behaupteten ihre Plätze
wie gewöhnlich mit zäher Energie und gaben ſie nicht früher auf,
als bis ſie alles verſpielt hatten; denn nur ſo als bloße Zuſchauer
dazuſtehen und nutzlos einen Platz innezuhaben, an dem geſpielt
werden konnte, war nicht geſtattet. Wiewohl um den Tiſch herum
Stühle aufgeſtellt ſind, ſetzen ſich doch nur wenige Spieler hin,
be=
ſonders bei ſtarkem Andrang des Publikums. Denn im Stehen
nimmt man weniger Raum ein und kann darum leichter einen
Platz ergattern; auch ſeine Einſätze macht man mit mehr
Bequem=
lichkeit, wenn man ſteht. Gegen die erſte Reihe drückte von hinten
eine zweite und dritte, in der die Menſchen darauf lauerten,
wann ſie ſelbſt herankommen würden; aber mitunter ſchob ſich aus
der zweiten Reihe ungeduldig eine Hand durch die erſte hindurch,
um einen Einſatz zu machen. Sogar aus der dritten Reihe
prak=
tizierte ein oder der andere auf dieſe Weiſe mit beſonderer
Ge=
ſchicklichkeit ſeinen Einſatz auf den Tiſch; die Folge davon war,
daß keine zehn oder auch nur fünf Minuten vergingen, ohne daß
es an einem der Tiſche zu Skandalſzenen wegen ſtrittiger Einſätze
gekommen wäre. Uebrigens iſt die Polizei des Kaſinos recht gut.
Gegen das Gedränge läßt ſich natürlich nichts tun; im Gegenteil
freut man ſich über den Andyang des Publikums wegen des damit
verbundenen Vorteils; aber die acht Croupiers, die an den Tiſchen I.
ſitzen, paſſen mit angeſtrengter Aufmerkſamkeit auf die Einſätze
auf; ſie ſind es auch, die die Gewinne auszahlen und, falls
Strei=
tigkeiten entſtehen, dieſe entſcheiden. Schlimmſtenfalls rufen ſie
die Polizei herbei, und dann wird die Sache im Umſehen erledigt.”
Gefährliche Zwiſchenfälle
blieben natürlich für die Homburger Spielbank — das heißt alſo
für Frangois Blanc! — nicht aus. Der Menſch, der behauptet,
daß das Spiel und alles, was mit ihm zuſammenhängt, der Moral
und Sittlichkeit diene, muß in ſeiner grandioſen Unverfrorenheit
Nr. 207 — Seite 9
erſt noch geboren werden. So bürgerten ſich denn alsbald in
Hom=
burg reichlich laxe Sitten ein. Dazu kam der Jammer vieler durch
ihre Spielleidenſchaft, der ja die Bank von Homburg allen
Vor=
ſchub leiſtete, ruinierter Exiſtenzen. Inzwiſchen gewann innerhalb
des damaligen deutſchen Staatsgebildes, dem Norddeutſchen Bund
mit ſeiner Nationalverſammlung, Preußen mit ſeiner herben
Auf=
faſſung von Pflicht und Moral mehr und mehr dominierenden
Einfluß. So geſchah es, daß die Nationalverſammlung ſich der
„Homburger Schande” annahm. Mehrfach drohte eine Schließung
des Kaſinos, einmal ſogar durch Bundesexekution.
Aber Blanc wußte Jahrzehnte hindurch alle Klippen geſchickt
zu umſchiffen. Er verlor ſelbſt nicht den Kopf, wenn ein
beſon=
ders waghalſiger und gefährlicher Spieler, von denen wir noch
ausführlich erzählen werden, auftauchte und mit ungeheuren
Ein=
ſätzen und Gewinnen die Bank ſprengte und die Croupiers und
Direktoren zur Verzweiflung brachte. Rieſige Verluſte der
Spiel=
bank poſaunte er lärmend in die Welt — er wußte, was für eine
Reklame das bedeutete, wie ſehr ſich dadurch der Zuſtrom der
Spieler mehrte. Er hielt ſtand — und wurde im Laufe der Jahre
zu einem der reichſten Menſchen Mitteleuropas!
Welch eine Karriere!
— dem chronologiſchen Ablauf der Ereigniſſe weit
vorgrei=
fend, wollen wir hier ſchon mitteilen, daß dieſer Blanc bei ſeinem
Tode im Jahre 1877 allein ein Barvermögen von hundert
Mil=
lionen hinterließ . . . vor 60 Jahren eine geradezu phantaſtiſche
Summe —, und daß er ſtarb als der Schwiegervater von Prinzen
mit den berühmteſten Namen Europas!
Zwei Töchter gebar ihm ſeine Frau Marie, die Tochter eines
Flickſchuſters aus Homburg, die im Jahre 1854 ſein Herz durch
ihre Schönheit und Klugheit gewann. Die älteſte Tochter
hei=
ratete ſpäter den Prinzen Konſtantin Radziwill — aus jenem
vornehmen hiſtoriſchen Fürſtengeſchlecht, aus dem die berühmte
Jugendliebe des Kaiſers Wilhelm I. ſtammte. Die zweite Tochter
ehelichte den Prinzen Roland Bonaparte — damit wurde der
Name „Blanc” mit einem der berühmteſten Namen der
Welt=
geſchichte verknüpft. Und das Kind aus dieſer Ehe, ein
Töchter=
chen namens Marie, heiratete ſpäter den Prinzen Georg von
Grie=
chenland, den zweiten Sohn des Königs —: die Enkelin des „
Pa=
triarchen des Haſard”, wie man Blanc genannt hat, iſt Mitglied
eines regierenden Königshauſes geworden .. .!
Der Sprung nach Monaco.
Vorerſt freilich war es noch lange nicht ſo weit. Und Blanc,
dem die Millionen wie ein unaufhörlicher Goldſtrom aus ſeiner
Homburger Spielbank zufloſſen, war mit dem Erreichten noch
lange nicht zufvieden. Ständig lugte er aus nach neuen, noch
un=
erhörteren Möglichkeiten — und dieſe erkannte er inſtinktiv in
Monaco. Mit befriedigtem Intereſſe hatte er die krampfhaften
Verſuche und das klägliche Scheitern der drei erſten Unternehmen
dort an der Cöte d’Azur beobachtet. Langſam begann er, durch
Mittelsmänner das neue Terrain ſondieren zu laſſen. Nah und
näher ſchob er ſich an den monegaſſiſchen Fürſten heran, der vor
der Blamage eines Zuſammenbruchs des mit großem Hallo in
die Welt poſaunten Unternehmens zitterte —
— bis die Frucht reif und ſeine Zeit gekommen war. Er
knüpfte offizielle Verhandlungen an. Er erbot ſich, ein Kapital
von 12 Millionen zu inveſtieren für die Neugründung einer
Ak=
tiengeſellſchaft, die natürlich im Grunde genommen aus ihm allein
beſtand. Er erbot ſich, das Kaſino, die Hotels, die Zufahrtsſtraßen
aus eigenen Mitteln zu erbauen. Er verhieß, den Bau einer
Eiſenbahn zu finanzieren. Er verſtand ſich als Entgelt für die
ihm zu erteilende Spielkonzeſſion zu hohen prozentualen Abgaben
vom Reingewinn an den Fürſten und ſeinen Staat.
Und Blanc war längſt ein Mann von Weltruf, von dem man
wußte, daß er reichlich Mittel hatte, um dieſe Zuſagen auch zu
halten. Zudem hatte er in Homburg bewieſen, daß er imſtande
ſei, aus einer verſchollenen armſeligen Reſidenz ein Zentrum des
Luxus und der Lebensfreude, des Genießens und der —
Verſchwen=
dung zu machen. Das gab, den Ausſchlag; im Jahre 1863 wurde
der Vertrag zwiſchen dem Fürſten von Monaco und Blanc
per=
fekt; im Jahre 1863 übernahm Blanc die Bank; im Jahre 1863
begann er mit unerhörter Energie und rückſichtsloſem
Kapitalein=
ſatz den Ausbau des Kaſinos, einige Kilometer von der fürſtlichen
Reſidenz entfernt; ſtampfte er die luxuriöſeſten Hotelbauten aus
der Erde, ſicherte er ſich eigenes Terrain, das er alsbald mit
hohen Gewinnen zum Bau privater Villen verkaufte
Eine ganze Stadt entſtand inmitten ſteinerner Oednis, ſich
um das Kaſino als das eigentliche Zentrum und Herz
gruppie=
rend. Und dieſe Stadt wurde, mit einer Verbeugung vor dem
Fürſten Karl von Monaco, „Monte Carlo” genannt:
Ein Weltbegriff, eine der bekannteſten und reichſten
Ver=
gnügungsſtätten der Erde
iſt wie durch Zauberwerk durch dieſen einen Mann, einen der
genialſten Spekulanten aller Zeiten, eben weil er eine der
mäch=
tigſten, unentrinnbarſten und unausrottbarſten menſchlichen
Lei=
denſchaften ausbeutete, aus dem Boden geſtampft werden. Noch
heute ſteht Monte Carlo ſo da, wie Frangois Blanc es ſchuf;
allein ſein Werk iſt dieſe
größte Spielhölle der Welt
geweſen. Er baute ein Theater, er ließ hier die erſten Kräfte der
Zeit gaſteren. Wie ſchon in Homburg, beſtach er von neuem die
Weltpreſſe, die, bis auf rühmliche deutſche Ausnahmen, ſofort mit
geradezu dichteriſcher Propaganda einſetzte. Und ſchon bald ſetzte
der Zuſtrom der Fremden, der Spieler von Weltruf, ein. Von
Jahr zu Jahr wuchſen die Gewinne des Spielkaſinos ins immer
Rieſigere.
Und die Zeitereigniſſe bewieſen, wie inſtinktſicher Blanc
ge=
handelt hatte, als er, obwohl in Homburg feſtgelegt, ſich dennoch
auf dieſe Spekulation „Monte Carlo” ſtürzte!
Es kam der Krieg von 1866 und Preußens Sieg. Es kam die
Annexion von Heſſen=Homburg, das auf Oeſterreichs Seite
ge=
kämpft, durch Preußen. Es kam dieſes unerbittlichen Preußens
unerbittliches Geſetz:
„Keine öffentlichen Spielbanken ſind mehr zu dulden! Fort
mit dieſen Stätten der Leidenſchaften, des Laſters!”
Blanc kämpfte mit einem Löwenmut für ſein Homburger
Un=
ternehmen, der einer beſſeren Sache würdig geweſen wäre.
Den=
noch mußte er endlich in der Silveſternacht von 1872 auf 1873 für
immer das Kaſino ſchließen. Fünf Minuten vor Mitternacht
er=
tönte dort zum letzten Male, mit bebender Stimme, der Ruf des
Croupiers:
„Mesdames Messieurs, faites votre jeu — 4 la derniere,
for ever!“
Das Ende Homburgs befeuerte den Aufſtieg Monte Carlos!
Faſt zehn Jahre hatte Blanc Zeit gehabt, ſein Unternehmen
in Monaco auszubauen — und er hatte die Zeit genutzt. Schon
genoß Monte Carlo Weltruf. Und als das Kaſino von Homburg,
bisher die europäiſche Zentrale, des öffentlichen Haſard, ſeine
Pforten ſchloß, wanderten die Spieler, wanderte die Ariſtokratie
der Geburt und des Geldes ab. zu der neuen internationalen
Stätte des „Amüſements” — ſie ſtrömten nach Monte Carlo, waren
gleich wieder „zu Hauſe” und „unter ſich”, und konnten
befrie=
digt feſtſtellen, daß der Wundertraum Monte Carlo die vernichtete
Realität Homburgs um ein ungeheuer Vielfaches ſchlage.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 207
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Oodeg Sateo Taki Sesieve
Oetsgruppe Darmstadt des Re.
Gibk es „geborene” Sporksleuke?
An alle Vereinsführer der Darmſtädter Turn= und Sportvereine!
Betr. Gaufeſt in Saarbrücken.
Ich bitte, bis zum Samstag, den 3. Auguſt, an die
Geſchäfts=
ſtelle. Ohlyſtraße 75, mitzuteilen: 1. Wieviel Mitglieder zum
Gau=
feſt nach Saarbrücken fahren. 2 Welche Wettkämpfe belegt wurden
(hierbei iſt eine namentliche Meldung der Wettkämpfer
notwen=
dig), 3. Wieviel Mitglieder im Maſſenquartier übernachten.
4. Wieviel Mitglieder die Verpflegung durch Feldküche in
An=
ſpruch nehmen. (Die Feldküche gibt Morgenkaffee und
Mittag=
eſſen. Das entſprechende Eßgeſchirr iſt hierzu von jedem einzelnen
Teilnehmer mitzubringen.)
(gez.) Löwer.
Die Olympia=Anwärker im Schilauf ſind Gaſt
in Darmſtadt.
Das Fachamt für Schilauf bzw. Reichstrainer Direktor
Söllinger hat die Olympiaanwärter auf 8 Tage zu einem
gemeinſamen Training in das Hochſchulſtadion, nach Darmſtadt
einberufen. An dieſem Training nehmen 31 Männer und 7 Frauen,
die zu den beſten Schiläufern Deutſchlands zählen, teil. Um dieſen
Schiläufern in Darmſtadt neben ihrem ernſten Training auch eine
angenehme Abwechſlung zu gewähren, hat die hieſige Ortsgruppe
des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen die Teilnehmer
zu einem gemütlichen, zwangloſen Kameradſchaftsabend
eingeladen, der morgen Mittwoch abend 8.30 Uhr im Rahmen
der Gartenbauausſtellung im Orangeriegarten ſtattfindet. Für
Konzert und Tanz wird die Ausſtellungsleitung Sorge tragen.
Die Darmſtädter Turner und Sportler ſind zu dieſem
Kamerad=
ſchaftsabend herzlichſt eingeladen, insbeſondere gilt dieſe
Ein=
ladung allen Mitgliedern der Ortsgruppenführung,
Vereinsführern ſowie den Darmſtädter
Schiläu=
fern. Einige reſervierte Plätze ſtehen zur Verfügung. — (gez.)
Löwer, Leiter der Ortsgruppe Darmſtadt des Rf.L.
Ausſchreibung für das Jugendzeltlager beim Gaufeſt
in Saarbrücken 1935 für alle Jugendliche der Vereine im DRfL.
1. Das Zeltlager dauert vom 17. bis 25. Auguſt einſchließlich.
2. Eintreffen am Samstag. 17. Auguſt ſpäteſtens 20 Uhr.
3. Fahrpreisermäßigung für das Gaufeſt beträgt bei
Sonder=
zügen 75 Prozent. Auf jeden Fall fahren alle Mitglieder
des DRL. bei wenigſtens ſechs Teilnehmern mit 50 Prozent.
4. Die Bekanntmachung der Sonderzüge wird rechtzeitig
er=
folgen.
5. Die Ausrüſtung bringt jeder mit: WeißesHemd kurze ſchwarze
Hoſe, Decke, Zeltbahn, Kochgeſchirr und Eßbeſteck Waſchzeug,
Turnſchuhe, Badeanzug und Muſikinſtrumente., Knickerbocker,
lange Hoſe und Uniform dürfen im Lager nicht getragen
werden.
6. Lagergeld: Für den achttägigen Aufenthalt wird eine Gebühr
von RM. 8.— erhoben. Darin iſt volle Verpflegung,
Unter=
kunft mit Feſtabzeichen und Feſtbeitrag enthalten.
7. Meldung zur Teilnahme am Lager muß durch die
Vereine bis ſpäteſtens 5. Auguſt an die Geſchäftsſtelle des
Gaufeſtes, Saarbrücken, Rathaus, namentlich mit dem
Ver=
merk „Jugendzeltlager” erfolgen (möglichſt getrennt von der
übrigen formularmäßigen Meldung).
8. Lagerordnung: „Jeder Lagerinſaſſe unterwirft ſich der
Lagerordnung. Das Zeltlager wird als geſchloſſenes Lager
geführt. Selbſtverſtändlich: Vollſtändiges Nikotin= und
Alko=
holverbot.
Die Leitung des Lagers hat: Fritz Struck.
Gau=
jugendwart XIII DSV. und Jupp Madert. Gaujugendwart
XIII DT.
Ich fordere alle Fachamtsleiter und Vereinsführer auf, für
die Beteiligung am Jugendlager zu werben und ihre
Jugend=
lichen darauf hinzuweiſen, welch großes Erlebnis ſie bei
niedrig=
ſten Unkoſten haben werden:
1. Lagerleben unter gleichgeſinnten jungen Turnern und
Sportlern;
2. Beteiligung am größten Deutſchen Gaufeſt des
Reichsbun=
des für Leibesübungen;
3. Fahrt ins befreite deutſche Saarland.
Das Jugendlager iſt am beſten geeignet, den
Gemeinſchafts=
gedanken der Deutſchen Leibesübungen für ie Zukunft feſt zu
verankern.
Der Beauftragte des Reichsſportführers für den Gau XIII
(gez.): Beckerle, SA.=Gruppenführer.
England behält den Davis=Cup.
USA. mit 3:0 bereits nach dem Doppel geſchlagen — Hughes)
Tuckey gegen Alliſon /pan Ryn 6:2, 1:6, 6:8, 6:3, 6:3.
Die Herausforderungs=Runde um den Davispokal zwiſchen
England und USA. hat eine unerwartet ſchnelle Entſcheidung
ge=
funden. Nachdem ſchon die 2:0=Führung Englands nach den
bei=
den erſten Einzelſpielen am Samstag ſehr überraſchend kam
ge=
ſchah am Montag in Wimbledon eine weitere große Senſation:
Amerikas „Wunderdoppel” Alliſon pan Ryn wurde in fünf
Sätzen durch die Engländer Hughes/Tuckey mit 6:2, 1:6, 6:8,
6:3, 6:3 beſiegt. Damit hat ſich England den zum weiteren Beſitz
des Davispokals nötigen dritten Punkt ſchon am zweiten Spieltag
geſichert. Die beiden reſtlichen Einzelſpiele am Dienstag haben
nun für den Ausgang des Kampfes England—USA. keine
Bedeu=
tung mehr, die Amerikaner werden ſich aber alle Mühe geben,
eine ſehr leicht mögliche 0:5=Niederlage zu vermeiden.
Gemeiner Diebſtahl
an dem Deutſchen Tennismeiſter von Cramm.
DNB. Braunſchweig. Während des Endſpiels um die
Deutſche Meiſterſchaft im Tennis, die in Braunſchweig
ausgetra=
gen wurde, iſt aus der Herrengarderobe des Tennisklubs im
Bür=
gerpark der Anzug des Deutſchen Meiſters Gottfried von Cramm
geſtohlen worden. In dem Anzug befand ſich neben Geldbeträgen
auch die Brieftaſche mit ſämtlichen Ausweispavieren. Auch eine
mit Brillanten beſetzte goldene Uhr, ein Ehrenpreis des
Deut=
ſchen Tennisbundes, wurde geſtohlen. Die Polizei hat die
Ermitt=
lungen aufgenommen.
Ueberſchätzte körperliche Eigenſchaften — Die es trotzdem
ſchafften. — „Schlagende‟ Beweiſe.
Es wird oft angenommen, daß man zum Sport in
irgend=
einer Form „begabt” ſein müſſe Wir ſind aber gerade dabei, das
Gegenteil zu beweiſen, daß nämlich jeder normal gewachſene,
ge=
ſunde Menſch zu ſportlichen Höchſtleiſtungen imſtande iſt, wenn
er von Jugend auf zur Körperkultur und zum Sport angehalten
wird und die richtige Ausbildung erhält. In einigen Jahren wird
man erkennen, daß es ganz verkehrt geweſen iſt, zu glauben, die
genialen Sportleute würden im Himmel geboren oder ſeien
kör=
verlich den anderen gegenüber ſo ſehr bevorzugt, daß dieſe gar
keine Ausſichten auf Erfolg haben können.
Es iſt auch falſch, zu glauben, daß man für beſtimmte
Sport=
arten körperlich in beſtimmter Weiſe gebaut ſein müſſe. Hunderte
von erſtklaſigen Sportleuten haben das Gegenteil bewieſen. Was
war das für ein Geſchrei, als der Schwede Arne Borg ſeine
Welt=
rekorde ſchwamm, und durch Aerzte feſtgeſtellt wurde, daß er eine
um vieles größere Lunge habe als gewöhnliche Menſchen.
In=
zwiſchen ſind faſt alle Rekorde Borgs überholt, und zwar
aus=
ſchließlich durch Schwimmer, die ganz normale Lungen beſitzen.
Von Jockeys wird behauptet, daß ſie klein und leicht ſein müßten
— tatſächlich ſind die weitaus meiſten Rennreiter ia auch kleine
und leichte Leute. Aber Männer wie Archibald, Raſtenberger und
manche andere haben gezeigt, daß man auch groß ſein und lange
Beine beſitzen darf, und trotzdem ein erſtklaſſiger Jockey ſein kann.
Sprinter ſind in der weitaus größten Mehrzahl Männer mit
kleiner Figur, ſtarken Schenkeln, gedrungenen Geſtalten, die
viel=
fach der Idealgeſtalt eines Athleten gar nicht nahekommen.
Den=
noch hat es hin und wieder lange große Leute gegeben, die als
Sprinter ganz hervorragend waren. Man denke nur an den
Ueberraſchungsſieger auf den Olympiſchen Spielen 1928 zu
Amſterdam, den Engländer Abrahams.
Daß Boxer und Ringer über Kraft verfügen müſſen, iſt
ſelbſt=
verſtändlich. Ein Boxer muß aber kein Muskelvaket ſein. Hein
Domgörgen, einer der bekannteſten Boxer, die wir beſeſſen haben,
war leicht und elegant, ſchmal und ſchien zerbrechlich, ſeine Schläge
beſaßen niemals die Kraft wie die anderer Mittelgewichtler.
Trotzdem wurde er Europameiſter. Und bei den Tennisſpielern
iſt es nun ſchon ganz merkwürdig. Man glaubt. Tennisſpieler
müßten nach Möglichkeit groß ſein, beſonders wegen des
Auf=
ſchlags und des Schmetterns. Aber die beiden Kleinſchroth, Cochet,
Rahe, Kreutzer Johnſtone, Richter und viele, viele andere waren
kleine Leute. Wenn man ſich die beſten Tennisſpieler der Welt
anſieht, ſo wird man finden, daß nur ganz wenige wirklich als
„große” Leute gelten können. Wenn man etwas mit Sicherheit
vorausſagen zu können glaubt, ſo dieſes, daß ein Tennisſpieler
über eine vollkommene Spielhand verfügen muß. Und auch hier
ſehen wir, daß Auge, Ballgefühl und andere Dinge wichtig ſind,
denn dem herühmten Tilden fehlen an der rechten Hand, mit
der er den Schläger hält, zwei Finger vollſtändig. Freiherr von
Cramm wurde ſeinerzeit von einem Pferde gebiſſen, weshalb ihm
an zwei Fingern der rechten Hand die beiden vorderen Glieder
abgenommen werden mußten und Frau Hilde Sperling=
Krah=
winkel ſpielt ſeit ihrer Kindheit mit einer völlig ſteifen rechten
Hand.
Im Sport ſind faſt immer andere Dinge maßgebend, als der
Laie annimmt. Und daß dieſe falſchen Annahmen einen ſo
gro=
ßen Kreis von Menſchen erfaſſen konnten, kommt daher, daß es
eben immer noch zu viele Laien und viel zu wenig
Sporttrei=
bende gibt.
F. Leuthold.
Deutſche Ringerklafſe in Groß=Zimmern.
Anläßlich ſeines 30jährigen Beſtehens hat der
Athletenver=
ein Vorwärts 05 Groß=Zimmern für den Monat Auguſt ein
ar=
beitsreiches Programm vorgeſehen. Am Samstag, dem 10.
Auguſt, trifft der Kraftſportverein Mannheim=
Sand=
hofen zu einem Freundſchaftskampf in Groß=Zimmern ein. Der
Vorkampf in Sandhofen verlief zuungunſten von Vorwärts mit
11.:7. Allerdings muß man in Betracht ziehen, daß es ſich hier
um den ungeſchlagenen badiſchen Meiſter handelt, der in den
letzten Jahren noch keine Niederlage einzuſtecken hatte, während
Groß=Zimmern mit Erſatz im Bantam= und Halbſchwergewicht
angetreten war. Außerdem ſtellt Eiche Sandhofen die beiden
Deutſchen= und Europameiſter im Halbſchwer= und Schwergewicht
Rupp und Litters. Beim Vorkampf in Sandhofen ſtand Hch.
Danz gegen den Europameiſter Litters im Schwergewicht und
konnte ein Unentſchieden!” herausholen, was eine hoch
anzu=
rechnende Leiſtung von Danz war. Man kann auf den
Rück=
kampf geſpannt ſein, zumal der Europameiſter es beſtimmt auf
einen Schulterſieg abgeſehen hat. Im übrigen handelt es ſich
bei dieſem Gegner um eine unſerer beſten deutſchen
Mannſchaf=
ten, welche jede einzelne Gewichtsklaſſe mit einem
ausgezeich=
neten Ringer beſetzt hat.
Am 17. Auguſt ſteigt ein Freundſchaftskampf gegen Eiche
Ludwigshafen=Frieſenheim, welcher der mehrfache
deutſche Meiſter und Olympia=Sieger Gehring angehört. Auch
dieſer Verein zählt zu der beſten deutſchen Mannſchaftsklaſſe.
Ge=
legentlich dieſes Kampfes wird eine Einlage als
Herausforde=
rungskampf Hans Ohl-Weidner=Stuttgart, den jüngſten
deut=
ſchen Meiſtern, vorgeführt. Dieſes Treffen dürfte mit großer
Spannung erwartet werden, da ſich hier zwei alte
Vereinskame=
raden gegenüberſtehen, die beide an ringeriſchen Kenntniſſen und
auch Erfolgen genügend aufzuweiſen haben.
Die Kameraden Ohl und Reinhard werden am 3. und 4.
Auguſt in Baſel (Schweiz) an den internationalen Wettkämpfen
teilnehmen.
Viktoria St. Ingbert (Saar) Oberliga — SV. Werſau 1920 9:12.
Am vergangenen Sonntag weilte der Sportverein 1920
Wer=
ſau im Saargebiet. Am Samstag nachmittag 5 Uhr traten wir
im Omnibus die Fahrt in das deutſche Grenzland an, die durch
die ſchöne Pfalz gegen 9 Uhr in St. Ingbert endete. Gleich nach
9 Uhr betraten die Ringermannſchaften der beiden Vereine die
Matte. Es ſtarteten im Bantamgewicht: Batſch=St. Ingbert gegen
Schwinn=W. Nach temperamentvollem Kampfe ſiegte Schwinn in
11 Minuten; Federgewicht: Hag=St. Ingbert — Bock=W., nach
techniſch ſchönem Kampfe ſiegte Bock in 7 Minuten; Leichtgewicht:
Lefebre=St. Ingbert — Eiſenhauer=W., nach hartem Kampfe ſiegte
Eiſenhauer=W. in 14 Minuten; Weltergewicht: Wellmer=St.
Ing=
bert — Löb=W., Sieger Löb in 13 Minuten: Mittelgewicht: Ochs=
St. Ingbert — Daum=W., Daum war während des Kampfes im
Vorteil, mußte aber doch in der 14. Minute eine Niederlage hin=
Dienstag, 30. Juli 19,
nehmen Halbſchwergewicht: Beck=St. Ingbert — Höhner=W.
ger Beck=St. Ingbert; Schwergewicht: Buſch=St. Ingbert —
bel=W., der Saarländer, der 80 Pfund mehr auf die Wig
brachte, ſiegte nach 2 Minuten. Der Kampf endete 12:9 für S
ſau. Nach einigen gemütlichen Stunden im Kreiſe der Gaſt
begaben wir uns in unſere Quartiere. Am Sonntag unternackn
wir einen Spaziergang an die franzöſiſche Grenze. Die Fahrt. v
für alle Teilnehmer eine bleibende Erinnerung ſein.
TSG. 46. Boxabteilung.
Der ſeitherige Leiter der Boxabteilung. Willi WeckE
hat aus beruflichen Gründen ſein Amt zur Verfügung geſi=
Zu ſeinem Nachfolger wurde von dem Leiter der TSG. 46
Friedel Rechel beſtimikt. Das ſportliche Training der
teilung übernimmt Herr Bork. Es wird bei dieſer Gelegenh
darauf hingewieſen, daß von nun an in der Woche zwei Il
ningsſtunden, für Boxen ſtattfinden, und zwar Dienst
und Donnerstags, von 20—22 Uhr im kleinen Saall
Woogsplatzturnhalle.
Freunde des Fauſtkampfes ſind herzlich willkommen,
Boxſtunde als Zuſchauer oder Mitwirkender beizuwohnen.
als die mannhafteſte Kampfſportart, wird zukünftig in Sal
SA. HJ. uſw. als bevorzugte Leibesübung gepflegt werden.
TSG. 46 hat ſich die Aufgabe geſtellt, nunmehr mit größerer 7
bung für den Boxſport in Darmſtadt einzutreten. Für den
menden Winter iſt eine größere Boxveranſtaltung in der
Feſt=
geplant. Es gilt daher, jetzt ſchon für die Boxabteilung der 25
46, in deren Händen die Hauptarbeit alsdann liegen wird
für dieſe große Veranſtaltung vorzubereiten.
Tödlicher Unfall beim Florettfechten.
DNB. Jena. Bei der Mitteldeutſchen Mannſchaftsmeiſter:
im Florettfechten ereignete ſich ein bedauerlicher Unglücksfall.
mitteldeutſche Gaumeiſter aller drei Waffengattungen. Bi
Jena, wurde kurz vor Schluß der Veranſtaltung durch Kliryt
bruch bei ſeinem Gegner ſo’ ſchwer verletzt, daß er an den Fag
trotz ſofortiger ärztlicher Hilfeleiſtung ſtarb. Der Wettk
wurde ſofort abgebrochen. Voigt, der Mitteldeutſchland bei.
deutſchen Meiſterſchaften vertreten ſollte, ſtand im 30. Lebensy
Mercedes=Benz und Auto=Union haben jetzt ihre Meldu:
für das am 15. Auguſt zum zweiten Male ſtattfindende Rem
um die Coppa Acerbo bei Pescara abgegeben. Außerdem 7a
bei dieſem Rennen „endgültig” die Neukonſtruktionen von Do
rati und Alfa Romeo zum erſten Male am Start erſcheinen.
Eine Rekordbeteiligung werden die am 3. und 4. Auguſz
der Grünauer Regatta=Strecke zum Austrag gelangenden De
ſchen Kanu=Meiſterſchaften aufzuweiſen haben. Für die
Meiſterſchaftsrennen wurden von 90 Vereinen 595 Paddler
328 Booten gemeldet.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Denskag, 30. Iuc
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Köln: FrS5
konzert. In der Pauſe, 7.00: Nachr. 8.00: Waſſerſtard,
Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Bad Dü *
beim: Frühkonzert. 9 00: Nur Freiburg: Werbekonzet
9.15: Nur Freiburg: 1. Das Gmür in Badenweiler.
Aus Kindleins Traumgarten. Ein Zyklus Kinderlied=
10.00: Sendepauſe. 10.45: Prakt. Ratſchläge für Kü
und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldg. 11.3/
Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Leipzig: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit ui
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsberict
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40: Wetter. 14.45)
Sendepauſe. 15.00: Nur Freiburg: Nachr. 15.15: Fl
die Frau: An die ferne Geliebte. Eine Funkfolge un
Beethovens gleichnamigen Liederkreis.
16.00: Klaviermuſik von Carl Maria von Weber. 16.3)/
Das köſtliche Salz. Aus der Geſchichte eines alten Kultu)
gutes. 16.45: Was wiſſen wir von Irland? Der Friß
heitskampf eines Volkes. 1 7.00: Nachmittagskonzert. 18.5)
Berichte aus dem Amt für Arbeitsführung und Berus
erziehung. 18.45: Zeitgenoſſen gibt’s. .. 18.55: Meldyll
19.00: Unterhaltungskonzert. 19.40: Das deutſche Rurd
funkſchrifttum das Nachſchlagewerk des Rundfunkſchaffen/
Von W. M. Genſel. (Aufn.). 19.50: Tagesſpiegel. 20.00/
Zeit, Nachr. 20.10: Volksmuſik. 20.45: Mit dem Kun
wellenſender auf der Schauinslandbahn. 21.00: Van
Deutſchlandſender: Die muntere Seeſchlange. Eine I5
gende Reiſe durch die ſaure Gurkenzeit. 22.00: Zei
Nachr. 22.15: Wetter, Nachr., Sport. 22.30: Münche
Muſik zur ſpäten Nacht. 24.00: Stuttgart: Nachtmuf
Aſr ein
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Dienstag, 30. Inli
Breskau: 20.10: Wind, Wellen und Männer. Hörbilke
aus dem Leben der deutſchen Kriegsmarine.
Stuttgart: 20.10: Gute Laune! Ein Abend Muſik 7.
Humor von Paul Schaaf.
Leipzig: 21.00: Der Bienenſtaat. Ein Hörbild 5
Hans Knan.
Wien: 19.45: Beethoven, Mozart, Haydn u. a.)
Kopenhagen: 20.00: Muſik von Joh. Strauß.
Brünn: 20.30: Boccaccio, Operette von Suppé.,
Mailand: 20.40: Friederike, Operette von Lebar.
Beromünſter: 21.10: Ein Menü aus alten Opereitg
Budapeſt: 21.20: Konzert des Opernorch.
Luxemburg: 21.35: Belgiſches Konzert.
London: 22.20: Moderne Tanzmuſik.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Ausſichten für Dienstag: Wolkig, zeitweiſe auch aufheiternd
Norden vereinezlte Niederſchlagsſchauer, bei lebhaften T
weſtlichen Winden nur mäßig warm.
Ausſichten für Mittwoch: Fortdauer des wechſelvollen, aber
ganz unfreundlichen Wetters.
er Weckruf zum billigen Einkauf!
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IV. 626
SA
TAOT
Nummer 207
Dienstag, 30. Juli
WarmſtädterCagblatt,
Das Ergebnis der Freg=Verbandlungen.
ja 50 v. H. zu ſchützen und glaubte ſich damit ſtark genug, um auf
die Ireg verzichten zu können, mußte aber erkennen, daß auch ihr
Die Bedeukung für Deutſchland.
ein Zuſammenſchluß mit der Ireg auf die Dauer größere Vorteile
Auf der Schlußtagung der Internationalen
Rohſtahlexportge=
nſchaft in Brüſſel konnte, wie berichtet, eine allgemeine
nigung erzielt werden. Das Schienenkartell wurde
fünf Jahre verlängert mit dreijähriger
Kündigungsmöglich=
f. Polen iſt dem Schienenkartell beigetreten, ebenfalls
Oeſter=
zc, die Tſchechoſlowakei und Ungarn. Die amerikaniſche
Dele=
nron hat ebenfalls ihr grundſätzliches Einverſtändnis erklärt,
m muß ſie erſt mit den Auftraggebern in Amerika Rückſprache
uren. Auch die eigentlichen Iregverhandlungen
gren bei dem gegenſeitigen Willen zur Verſtändigung
erfolg=
ch. Polen iſt der Ireg beigetreten. Ebenſo iſt das
Ab=
ummen mit den Engländern als vollſtändig
an=
u ehen. Sämtliche bis heute noch nicht geregelt geweſenen
Quo=
n ragen dürften als grundſätzlich gelöſt gelten. Das proviſoriſche
ſiommen wird automatiſch am 8. Dezember 1935 definitiv. Der
rkauf mit England wurde wieder zu den bisherigen
Be=
ſypungen aufgenommen. Wegen der Zollfragen wird die
eng=
ſiche Gruppe mit ihrer Regierung noch Rückſprache halten. Wenn
u Abkommen mit den Engländern an ſich zunächſt nur
provi=
rſch verlängert wurde, bis zum 8. Dezember 1935, ſo geſchieht
aus organiſatoriſchen Gründen. Die Engländer wollen näm=
1 erſt das Lizenzſyſtem für die Einfuhren der kontinentalen
Er=
urniſſe nach England ausarbeiten.
Aus Pariſer Fachkreiſen erfährt man dazu, daß das
Ireg=
ntingent für England insgeſamt 620 000 Tonnen
be=
faxen ſoll (bisher 643 000 Tonnen). und zwar für Stabeiſen
0000 Tonnen, für Halbzeug 250 000 Tonnen, Formeiſen 99 000
ſonen Walzdraht 40 000 Tonnen, Bandeiſen 50 000 Tonnen,
eiche 33 000 Tonnen Gleichzeitig ſoll eine Preiserhöhung
iu den engliſchen Markt um ein Sechſtel bis 5 Schilling pro
bine beſchloſſen worden ſein. Das Ausmaß der Erhöhung ſoll
5 danach richten, ob es ſich um Material handelt, das in
Eng=
ſnd die Vorteile von Treuerabatten genießt. Die meiſten
Ein=
hrerzeugniſſe würden alſo unter die neue Preisregelung fallen.
Damit wäre die Frage die ſeit Anfang 1935 die
Welteiſen=
ttſchaft ſtark beunruhigte endgültig gelöſt und klare
Ver=
filtniſſe für eine vernünftige Preisgeſtaltung
us Wettbewerbsregelung geſchaffen. Die engliſche
ſminduſtrie, die durch den zollvolitiſchen Zuſammenſchluß mit
Dominions einen ſtarken Auftrieb erfahren hatte, ſuchte ſich
fitnglich gegen die kontinentale Einfuhr durch eine Erhöhung
r Eiſenzölle von dem bisherigen Höchſtſatz (33,5 v. H.) auf 40,
bot. Bei den Verhandlungen ſpielte nach Sachlage der Dinge die
Zollfrage die größte Rolle. Wenn über die Regelung dieſes
wichtigen Punktes in den Brüſſeler Meldungen auch nichts
Po=
ſitives geſagt iſt, ſo müſſen doch von engliſcher Seite befriedigende
Zuſicherungen gegeben worden ſein, wie die endgültige Einigung
beweiſt.
Die Ireg repräſentiert nach dieſem Zuſammenſchluß etwa
35 v. H. der Weltproduktion an Rohſtahl,
kon=
trolliert aber nicht weniger als 80 v. H. der
ge=
ſamten Eiſenausfuhr der Welt und beherrſcht damit
prak=
tiſch den Weltmarkt. Für Deutſchland wird der Wert dieſes
Abkommens am beſten durch die Feſtſtellung des Inſtituts für
Konjunkturforſchung bezeichnet, daß neben dem ſteigenden
Eiſen=
verbrauch, den Verrechnungsverträgen und
Kompenſationsge=
ſchäften die anhaltende Steigerung der deutſchen
Eiſenausfuhr vor allem auch auf die Erhöhung der
internationalen Eiſenpreiſe durch das Ireg=
Abkommen zurückzuführen ſei. Das Abkommen bedeutet eine
weitere Steigerung der günſtigen Ausſichten unſerer
Eiſenwirt=
ſchaft, die bereits in den letzten Jahren infolge der
Wirtſchafts=
politik der Reichsregierung einen großen Aufſchwung zu
verzeich=
nen hatte. Kennzeichnende Zahlen dieſes Aufſtiegs ſeien darum
hier noch einmal wiedergegeben. Der Eiſenverbrauch je
Kopf, der von 220 Kilogramm im Jahre 1929 auf 59
Kilo=
gramm im Jahre 1932 gefallen war, ſtieg 1934 auf 164
Kilo=
gramm. Die Rohſtahlerzeugung ſtieg von 5.7 Millionen
Tonnen im Jahre 1932 auf ungefähr 12 Millionen Tonnen 1934.
Damit ſteht Deutſchland wieder an erſter Stelle in Europa vor
England mit 9,3 Millionen Tonnen und Frankreich mit 6.1
Mil=
lionen Tonnen. Die Eiſenausfuhr ſtieg ebenfalls ganz
be=
deutend. Sie lag im dritten Quartal 1934 mit einer Steigerung
von 21.7 v. H. (mengenmäßig) weit über dem Durchſchnitt der
Steigerung der Geſamtausfuhr von 5,9 v. H. und erzielte in den
erſten neun Monaten 1934 einen Ausfuhrüberſchuß von 640
Mil=
lionen RM.
Das Ireg=Abkommen darf man als einen weiteren Antrieb
zur Entwicklung nach oben anſprechen, zumal ſich ja mit ſteigender
Ausnutzung der Kapazität und entſprechender Senkung der
Fix=
koſten die Wettbewerbslage mehr und mehr in günſtigem Sinne
für die deutſche Eiſenwirtſchaft verſchiebt. Die Preisverbeſſerungen
durch die Ireg werden ihr dadurch in erhöhtem Maße zugute
kommen.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Das Geſchäft an der Berliner Börſe bewegte ſich auch zu
Be=
ginn der Woche wieder in engen Grenzen, da das Publikum
in=
folge der Reiſezeit kaum Orders erteilt. Eine einheitliche Tendenz
konnte ſich daher nicht durchſetzen. Das günſtige Ergebnis der
Freg=Verhandlungen blieb auf die Stimmung ohne Einfluß. Die
AEG.=Aktien gaben wieder um ½ Prozent nach. Montanwerte
lagen bei Schwankungen bis ½ Prozent uneinheitlich. Das gleiche
gilt für Braunkohlenwerte. Kaliwerte waren ½—1 Prozeat
ſchwächer. Farben konnten um weitere 1 Prozent anziehen. Auch
die übrigen chemiſchen Werte waren meiſt befeſtigt. Draht= und
Autowerte behaupteten ſich. Kabel= Metall= und Bauwerte ſowie
Papier= und Zellſtoffaktien eröffneten durchweg freundlicher.
Bahn= und Schiffahrtsaktien bröckelten etwas ab. Auch
Reichs=
bankanteile waren ¼ Prozent niedriger. Am Rentenmarkt war
die Tendenz behauptet. — Im Verlauf war die Haltung,
aus=
gehend von Farben, die gegen die Vorwoche 1 Prozent gewannen,
freundlicher. — Am Rentenmarkt verloren Altbeſitz 22,5 Pfg.
Erſt=
malig notiert wurden 4½prozentige Neckarwerke mit 93½.
Die Rhein=Mainiſche Börſe eröffnete zum Wochenanfang in
ruhiger, aber nicht unfreundlicher Haltung. Der Ordereingang
hielt ſich in engen Grenzen, doch kam auch andererſeits kaum
Ma=
terial heraus, ſo daß die Kurſe am Aktienmarkt gegen die
Vor=
woche nur wenig verändert waren. In der Farben=Aktie lagen
einige Sperrmarkkäufe für holländiſche Rechnung vor, die den
Kurs auf 157½—157¾ (157) erhöhten. Montanwerte waren ſtark
vernachläſſigt, Schiffahrtsaktien blieben behauptet. Scheideanſtalt
erhöhten ſich um ½ Prozent. Moenus Maſchinen blieben mit 87½
unverändert. — Am Rentenmarkt war das Geſchäft ebenfalls ſehr
klein. — Im Verlaufe blieb die Umſatztätigkeit minimal und auch
die Kurſe erfuhren im allgemeinen nur geringe Abweichungen,
meiſt blieben ſie auf Anfangsbaſis behauptet. — Der Rentenmarkt
lag weiterhin ruhig und unverändert. Etwas höher notierten
einige Induſtrie=Obligationen, ferner blieben JG.=Farben=Bonds
geſucht.
An der Abendbörſe blieb die Grundſtimmung freundlich. Das
Geſchäft bewegte ſich indes in denkbar engſten Grenzen.
Anregun=
gen lagen nicht vor und der Ordereingang war ſehr ſpärlich. Die
Kurſe wieſen im Vergleich zum Berliner Schluß kaum
Verände=
rungen oder nur ſolche um Bruchteile eines Prozentes nach beiedn
Seiten auf.
Produkkenmärkke.
das deutſche Handwerk auf der Leipziger Meſſe.
Man findet auch heute noch oft die Anſicht daß das Handwerr
tiglich für einen lokalen Markt arbeite, was jedoch mit den
ſhachen nicht ganz übereinſtimmt. Selbſt in der Zeit der
Vor=
ſerchaft des Exportinduſtriealismus ſind die Erzeugniſſe
deut=
ei Handwerksfleißes in ſtarkem Maße nach faſt allen Ländern
kWelt ausgeführt worden. Man kann den Umfang des
deut=
en Handwerksexportes für die Zeit vor der
Wirt=
bitskriſe auf etwa 50 Millionen RM. jährlich ſchätzen. — In
ner Zeit der allgemeinen Ausfuhrförderung iſt es daher
ver=
ndlich, daß man ſich auch im Handwerk Gedanken gemacht hat.
e man die alte Stellung im Außenhandel wieder erobern kann.
½s Ergebnis dieſer Beſtrebungen war dann die Errichtung einer
lsfuhrförderungsſtelle für das Handwerk in
pzig anläßlich der diesjährigen Frühjahrsmeſſe, über die
mirzeit ausführlich berichtet wurde.
Auch auf der Herbſtmeſſe wird das deutſche Handwerk
rderum mit ſeinen Ständen vertreten ſein. In 12
Sammel=
ſaben werden auf der beporſtehenden Herbſtmeſſe (25 bis 29.
guſt) die wichtigſten ausfuhrfähigſten handwerklichen
Erzeug=
hie gezeigt werden, und zwar jeweils da, wo die Waren nach
biei Branchenzugehörigkeit von den Einkäufern geſucht werden.
F verſchiedenen Ständen in der Untergrundmeßhalle werden die
Aren des Drechſlerhandwerks, des Büchſenmacherhandwerks ſo=
In handwerklichen Betrieben hergeſtellte Kleineiſenwaren aus=
Zellt: an gleicher Stelle iſt auch das Sattlerhandwerk vertreten.
Täſchner führen ihre Leiſtungen im Zeißighaus vor, die
Eriten= und Pinſelmacher im Meßhaus Union. Im Petershof
5 die Muſikinſtrumentenmacher zu finden, im Zentral=
Meß=
daſt die Seiler, im Dresdener Hof die Böttcher. Eine beſonders
famgreiche und repräſentative Ausſtellung bringen die
Kürſch=
in den Vereinigten Textilmeßhäuſern; im gleichen Meßhaus
die Weber und Wirker zu finden. Die Idar=Oberſteiner
elſteinſchleifer wollen ihre in der ganzen Welt begehrten
Er=
griſſe im Meßhaus Specks Hof ausſtellen. Auf der Meſſe für
hue. Haus= und Betriebsbedarf ſchließlich errichtet das Schloſſer=
Adwerk eine Sonderſchau in Halle 21 des Ausſtellungsgeländes.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Berechnungsſtelle für die Lederwaren=Heimarbeit. Der
Son=
ſtreuhänder der Heimarbeit für die Lederwaren=, Reiſe=
Sport=
kel= und Ausrüſtungsinduſtrie hat die von der Deutſchen Ar=
Ffront in Offenbach a. M. für die Heimarbeit in der
Leder=
den=, Reiſe=, Sportartikel= und Ausrüſtungsinduſtrie errichtete
Lechnungsſtelle mit Stückentgeltsberechnung der in den
ge=
ſtnten Gewerbezweigen in Heimarbeit hergeſtellten Gegenſtände
tragt. Sie nimmt ihre Tätigkeit mit dem 1. Auguſt 1935 auf.
Konſervenfabrik Joh. Braun AG., Pfeddersheim bei Worms.
(0) Proz. Dividende. Das Geſchäftsjahr 1934/35 (30. April)
ßt nach 9270 (15 831) RM. Abſchreibungen einſchließlich 6422
N. Vortrag mit einem Reingewinn von 39 677 (13 825
Ver=
der aus Gewinnvortrag gedeckt wurde). In der Aufſichtsrats
ung vom 20. ds. Mts wurde beſchloſſen, der
Generalverſamm=
die Aufnahme der Dividendenzahlung mit 3 (0) Prozent auf
500 St.=A. vorzuſchlagen und 11 252 RM. Gewinn
vorzu=
gerr.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 29. Juli. Aufgetrieben waren:
Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf: a) 54. b) 53—54 c) 52
14, d) 52—54. Es wurden verkauft in Klaſſe a) 28, b) 140,
/5 und d) 71 Stück. Marktverlauf: lebhaft, geräumt
Mannheimer Viehmarkt vom 29. Juli. Auftrieb: 560
Rin=
davon 98 Ochſen, 124 Bullen, 165 Kühe, 173. Färſen, 557
be r 22 Schafe und 2135 Schweine. Verlauf: Rinder rege
Käl=
lebhaft. Schweine lebhaft, Schafe wurden nicht notiert. Preiſe:
Nea: a) 42 b) 41: Bullen: a) 42, b) 40—41; Kühe: a) 34 bis
0 33—37, c) 27—32, d) 23—26; Färſen: a) 42, b) 41. Kälber,
uellender geſtrichen, Kälber anderer: a) 61—64, b) 57—60,
92—56, d) 42—51. Schweine: a1) geſtrichen a2) 54, b) 54,
3—54. d) 52—54, e) und f) geſtrichen, Sauen 48—50.
Frankfurter Viehmarkt vom 29. Juli. Auftrieb: Rinder 571
err 723 am letzten Montagsmarkt), darunter 50 Ochſen 73
Neri, 289 Kühe und 159 Färſen, zuzüglich 20 Rinder (Kühe)
Reichsſtelle, Kälber 367 (461), Schafe 39 (27), Schweine 3614
592. Notiert wurden pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.;
T: a) 42 (42), b) 42 (41—42) c) 41 (37—40), d) 39—40 (—).
Nert: a) 42 (42), b) 42 (40—41). c) 41 (38—39), d) 38—40 (35
N). Kühe: a) 42 (42) b) 37—41 (35—39) c) 29—36 (28 bis
1) 22—28 (20—27) Färſen: a) 42 (42), b) 42 (41—42),c) 41
10). d) 35—40 (28—35) Kälber: a) 64—66 (60—62), b)
3 (53—59) C) 48—55 (44—52) d) 38—47 (32—43). Lämmer
Sammel b2) Weidemaſthammel 37 (37—38), c) 36—37 (—).
ſuie nicht notiert. Schweine a1) 54 (54), a2) 54 (53—54), b)
23 —54), c) 53—54 (52—54), d) 51—54 (50—53) e) — (45
N 5, f) — (—). Sauen g1) 52—54 (50—52) g2) 48—51 (44
40). Die in Klammern geſetzten Preiſe ſind die vom Montag,
4 2. Juli, Marktverlauf: Rinder und Schweine ſehr lebhaft,
rkauft. Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig, ausver=
Die Oelſaalenanbau=Förderung für 1936.
In der amtlichen Mitteilung von Anfang Juli 1935 über die
Fortführung der Maßnahmen der Reichsregierung zur Förderung
des deutſchen Oelſaatenanbaues im laufenden Jahr wurde eine
Ausdehnung dieſer Maßnahmen auf die Oelſaatenernte des Jahres
1936 vorbehalten. Nunmehr hat die Reichsregierung die
erforder=
lichen Mittel bereitgeſtellt, die die Oelmühlen auch im Erntejahr
1936 in die Lage verſetzen, den Bauern für die Oelſaaten, ſelbſt
bei weſentlich verſtärktem Anbau, wie bisher angemeſſene Preiſe
zu zahlen. Darüber hinaus werden auch im nächſten Jahr die
Anbauer von Oelſaaten wieder die Möglichkeit haben, die bei der
Verarbeitung dieſer Saaten angefallenen Oelkuchen
zurückzu=
kaufen. Auch werden die Anbauer von Lein=, Raps=, Rüben= und
Mohnſaat, die dieſe Saaten im Lohnvertrag für den
Eigenver=
brauch ſchlagen laſſen, im Erntejahr 1936 die gleichen
Vergün=
ſtigungen wie im laufenden Jahr erhalten. Damit iſt jetzt auch
die Preisentwicklung für Oelſaaten aus der Ernte 1936
ſicherge=
ſtellt. Es darf deshalb erwartet werden, daß die deutſche
Land=
wirtſchaft durch immer weitere Steigerung des Anbaues von Oel”
ſaaten dazu beiträgt, die Fett=, Futtermittel= und Faſererzeugung
im eigenen Lande auszudehnen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Italiener haben in den letzten Jahren in Albanien
längs des Flüßchens Devoli ſyſtematiſche Bohrungen nach
Rohöl durchgeführt. Insgeſamt wurden 58 Verſuchsbohrungen
niedergetrieben. Nach Blättermeldungen ſollen jetzt größere
Pe=
troleumlager angebohrt worden ſein, ſo daß ein italieniſches
Kon=
ſortium ſich mit der Abſicht trägt, eine eigene Oelleitung zum
Meere anzulegen.
Frankfurter Getreidemarkt vom 29. Juli. Am Getreidemarkt
hielten die Mühlen im Einkauf von neuem Getreide noch zurück,
zumal die heute vorgelegten Muſter ein etwas geringeres
Natu=
ralgewicht als im Vorjahr aufgewieſen haben ſollen. Auch das
weiterhin nur ſchwache Mehlgeſchäft dürfte hierbei von Einfluß
geweſen ſein; der Konſum deckte weiterhin nur den notwendigſten
Bedarf. Neue Wintergerſte wurde heute erſtmals notiert mit
17.15—17,25 RM. je 100 Kg. Oelhaltige Futtermittel kamen nicht
zur Notiz; die künftige Monopolabgabe wird um 2,60 RM. für
100 Kg. erhöht. Die Nachfrage blieb ebenſo wie auch für Kleie
und Miſchfutter mit einem hohen Prozentſatz von ölhaltigen
Futtermitteln groß. Es notiereten: Weizen W. 9: 210. W. 13:
214, W. 16: 218. Roggen R. 9: 170, R. 13: 174, R. 15: 178.
Groß=
handelspreiſe der Mühlen des genannten Preisgebiets.
Futter=
gerſte 17.15—17.25, Hafer H. 13: 170, H. 14: 72, Großhandelspreiſe
ab Station. Weizenmehl W. 13: 27,70, W. 16: 28,15.
Roggen=
mehl Type 997 R. 13: 23,80 Type 815 R. 13: 24.30 Type 997
R. 15: 24,20, Type 815 R 15: 24,70 plus 0,50 RM. Fracht=
Aus=
gleich. Weizennachmehl 16 75 Weizenfuttermehl 13,00, Weizenkleie
W. 13: 10.92, W. 16: 11.13, Roggenkleie R. 13: 10.20. R. 15: 10/44
Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation. Treber 17,75 Geld.
Trocken=
ſchnitzel 10,25, Heu 5,50. Kartoffeln: Erſtlinge hieſiger Gegend
4,70, runde hieſiger Gegend 4.30, weiß=, rot= und blauſchalige
hie=
ſiger Gegend RM. 3,90 je 50 Kg. bei Waggonbezug. Tendenz:
mmmmmm
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Mar Streeſe.
Verantwortlich für Politik: ſ. V. Andreas Bauer; für den Schlußdienſt=
Andreas Bauer, für den lokalen Teil: Mar Streeſe; für das Feutlleton und die
Gegenwart‟; Dr. Herbert Netie: für „Reich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. 6. Qu eiſch: für den Sport: Karl Böhmann:
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. Vl. 35. 20083. Pl. 4. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt. Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: „Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 29. Juli 1935
Heutſche Sunr und Oibeunto Gefeafchaft
Oeviſenmarkt
vom 29. Juli 1935
Me Hf
Deutſche Bank u. / 91.50
Disconto=Geſ.
Dresdner Bant 91.50
17.125
Hapag
19.375
Nordb. Llohzd
39.375
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 127.75
C. P. Bemberg 114.50
Bergmann Elektr. 96.—
Berl. Maſch.=Bau 1123..0
Conti=Gummi 155.—
Deutſche Cont. Gas/135.50
Deutſche Erdöl 112.—
Eletr. Lieferung
J. 6. Farben
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Verenigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
eie
158.—
127.—
114.50
103.25
92.875
131.75
100.50
122,125
91.875
73.625
Mee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali /
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
ee
120.625
197.—
33.—
87.25
129.625
11.625
122.625
53.875
130.25
123.125
141.25
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
Mie
1 ägnpt. 2
1 Pap. Peſol
1od Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
12.Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mi
100 Franten
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Briel,
12.395
0.663
42.01
0.13‟
3.047
2.475
54.30
146.88
12.295
168.43
5.32
16.39
2.353
168 03
55.26
2. 621
0.667
42,09
10.141
3.053
2.478
(55.00
46.98
12.325
88.57
5.43
16.43
2.35511
68.37
55.32
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowal.
Türlei.
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Währung
100 Lire
1 Nen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
1o0 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 2
100 Pengd
1 Goldpeſo
1 Dollar
GeldBrief
20.41
0.724
5.684
80.32
61.80
48.45
1.5
e3.40
e0 27
34,05
10.28 10.30
1.974
1.729
2.3e1l 2.405
24.45
(. 726
5.C96
e1.08
Gi.82
49.05
1.7
(3.52
11.138
24.11
1.278
1031
Surmſtädter une Haticharbant Burmftadt, Bitldte der Stesoher Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 29. Juli 1935.
Keenhe
„ Gr. II p. 1934
„ „ 1935
„ „ 1936
„ 1933
„ 1938
Gruppe I...
5%Dtſch. Reichsanl.
49.
5½2 Intern.,v. 50
4½%Baden, v.27
4½ %Bayern v.27
4½ beſſen v. 28
4½% „ v. 29
4½% Preuß. v. 28
4½% Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......
59 Dt. Reichspoſt=
Schätze .....
4½%.....
Dtſch. Anl. Ausl.
4½, Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
4½%Bad.=Baden
4½%Berlin, v. 24
4½%Darmſtadt .
% Dresden v. 26
2 %Frankfurt 26
% Heidelberg26
%Mainz.....
½ %Mannheim27
4½%München b.29
4½%Wiesbaden 28
4½%Heſſ. Landesb
4½% „ Goldobl.
Heſſ. Landes=
5½=
Liquid.
103‟.
107.7
109
108.5
10/7.75
107.3
101
97‟
103½,
95
98
96.5
97.7*
108.7-
R
100.2
00.1
100.4
115.95
10.4
89.5
9.,2.
88.75
92.
92.25
95
91
96.5
94.7-
101
49.%beſ.Landhypl
gomm.=Obl. . .
4½% Prß. Landes.
Pfb.= Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
4½% desgl. R. 12
4½% Kaſſ. Landes.
krebitk. Goldpfb.
4½% Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb.
5½% „ Lig.:Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4Ausl. Ser.
4Ausl. Ser.II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½BBerl. Hyp.B
5½ „Lig.=Pfbr.
4½%Frkf. Hyp.=B
5½,%0 „ Lig.-Pfbr
„ Goldoblig
½ %Frift. Pfbr.8.
½% „ Lig.=Pfr.
4½%Mein. Hhp. B
51½,%0 7 Lig.=Pfbr
4½% Pfälz. Hhp. B
5½% Lig.=Pfbr
4½ %Rh. Hnp.=Bk.
Lig.=Pfr.
5½,%0
4½% Holdobl.
4½% Südd. Boden
Cred.=Bank
5½% n Lig.=Pfbr.
4½% Württ, Hyp.
6% Daimler=Benz
ſ0 Dt. Linol. Werke
7o Klöcknerwerkel
96.25
34.75
94.5
96.25
96.75
101.5
115.7
130,
20.25
96
101.25
96.5
101.5
93”,
96.
101.5
96.5
101.75
97.25
101.25
96‟
101:
94.:
97.75
101
98.25
105.2
162.5
Kd
6%0 Mitteld. Stahl
5% NeckarA. G.v. 23/ 101.1
5% Rhein=Main=
Donau v.23...
6% SalzmannckCo. / 99
6%Ver. Stahlwerke 102.25
RM.=Anl.
422
4½2
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4½Oſt. Schätze
—
4%Oſt. Goldrente.
—
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821,
5.25
Türk. I. Bagdad
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1914/ 9.75
Goldr.
49
19101 9.s
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Berl. Kraft 1. Licht
Brauhaus Nürnbe
93
58.5
89
116
182
61.75
39.2
129
91.25
129
139.5
127
Ie
Eement Heidelberg
Karlſtadt
7. 6. Chemie, Baſell
Chem.WerkeAlbert
Chade (A.=).
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz
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1
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Silber=
ſcheide=Anſtalt.
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Dortm. Ritterbräu
Onckerhoffck Widm.
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Elektr. Lieſerg.=Geſ
Licht u. graft
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J.6. Farbeninduſtr
Feinmech. (Fetter)
Feltc Guillegume
Frankfurter Hof. . .
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrh.
Hindrichs=Auffer
Hochtief Eſſen
ſolzm
105.5. 7
1221,
135
153
111
Z
152
93‟
117.75
112
237.5
158.25
80
101
117.25
133.75
107.5
26=
841
128.26
157.75
87.75
103
27
34.5
196
107.
Ziſe Bergb. Stamml
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Miag, Mühlenbau=
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Motoren Darmſtadt
Reckarwerk Eßling.
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Schwartz, Storchen
Siemens & Halske.
Reinigerwerkel
Südd. Zucker=A. G.
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Thür. Liefer.=Geſ.
90.3
129
131.25
186
72
1134
210,
103
1214
m
83.75
91.75
110
1116
85.5
1103.5
109.5
1114.5
139.5
113.55
1104.25
109
120
196
176.5
72.5
128
120.5
181.25
30*
193.25
108
122
Unterfranken.—
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97.25
14
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76.5
81.5
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89
188
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440.
123.5
123½1,
177
79.5
194,
17.5
88.25
Seite 12 — Nr. 207
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 30. Juli 19.7
Das Opfer des Kurill-Bee
6)
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
Nachdruck verboten.
„Sie ſind ſeine Frau?”
„Er iſt mein Bruder. Und ich wünſchte, ihm ein wenig zu
gleichen. Wir haben einen Vater gehabt, aber zwei Mütter.
Und ich glaube, darum bin ich anders als er.”
„Es ſcheint mir, daß Sie es nicht zu Ihrem Nachteil ſind.
Von ſeinem Edelmut habe ich noch wenig zu ſehen bekommen.”
„Hätte er Sie nicht töten können? Wer in aller Welt hätte
davon ein Wörtlein erfahren? Er aber hat Sie geſchont. . ."
„Töten —? Ich ſehe nicht ein, was ihm an meinem Leben
oder Tode liegen könnte. Ich habe ſeine Kreiſe nicht geſtört und
habe nicht die Abſicht, ſie zu ſtören. Trotzdem beraubt man mich
meiner Freiheit und behandelt mich wie einen Feind . . ."
„Sie ſind unſer Feind. In erſter Linie ſein Feind. Sein
Haß gegen alles, was aus dem Weſten kommt, iſt ohne Grenzen.
Sie müſſen wiſſen, daß wir mit dieſem Volk hier immer weiter
nach dem Oſten geflohen ſind. Die früheren Sitze dieſer Leute
liegen auf dem Plateau von Uſt=Urt. Jetzt ſind die früheren
Weiden wohl längſt von Traktoren aufgeriſſen und mit Fabriken
bebaut. Sie aber ſind ein Abgeſandter deſſen, was er den
Weſten nennt. Sie wollen auch hier Traktoren anſetzen laſſen,
wollen Bergwerke und Fabriken bauen. Sie bringen uns die
Dinge, vor denen wir Zug um Zug immer weiter nach dem
Oſten geflohen ſind, um endlich hier im Schatten der
Stanowoi=
berge den Schlupfwinkel zu finden, deſſen Frieden Sie und Ihre
Leute mit allen den Arten Ihrer Maſchinen bedrohen
Glauben Sie mir daß es ein großer Gedanke iſt, der ihn führt!
Und wenn auch Ihr Flugzeug gegen ſeinen Befehl in Flammen
aufgegangen iſt, ſo bin ich doch ſicher, daß er ſich im Innern
unmäßig über Ihren Verluſt gefreut hat und daß er darin eine
Fügung des Schickſals ſieht, obwohl er die beſtrafen ließ, die
den Verluſt verurſacht haben.”
„An dieſer Beſtrafung iſt mir wenig gelegen. Lieber wäre
es mir, wenn er mir endlich meine Freiheit wiederſchenkte und
mir, wie man es mir ſchuldet und wie man es mir verſprochen
hat, die Möglichkeit gäbe, ins Lager unſerer Expedition
zurück=
zukommen."
„Gerade das wird er zu verhindern ſuchen! Ich will
auf=
richtig zu Ihnen ſein: Die Führer, die er Ihnen verſprochen
hat, würden Sie gewiß nicht zu Ihren Leuten zurückbringen.
Ich weiß nicht, welche Weiſungen er ihnen geben würde, aber
ganz gewiß nicht die, Sie zu Ihren Leuten zu geleiten .. ."
„Das heißt alſo, daß ich meine Leute überhaupt nicht
wieder=
ſehen ſoll? Oder, geradeheraus geſagt, daß er ſich nur nicht
über das Mittel ſchlüſſig iſt, mich aus dem Weg zu ſchaffen?
Das meinen Sie wohl damit?"
„Ich rede offen mit Ihnen: Ihr Leben iſt tatſächlich in
Ge=
fahr. Aber es wird bei Ihnen liegen, dieſe Gefahr abzuwenden.
Er wird Ihnen beſtimmte Vorſchläge machen. Ich rate Ihnen,
bedingungslos darauf einzugehen. Das iſt wahrſcheinlich der
einzige Weg, der Ihnen bleibt. Nehmen Sie ſeine Vorſchläge an!
Das iſt alles, was ich Ihnen raten kann. Er iſt großmütig; ich
habe es Ihnen bereits geſagt.”
Schlüter ſchritt neben dem Mädchen her. Er verſuchte,
während des Geſprächs ihre Miene von der Seite zu beobachten.
Beider Tonfall verriet Erregung; bei Schlüter war es eine faſt
leidenſchaftliche Erbitterung, während ihre Stimme zuweilen
von einer ſeltſamen Dringlichkeit zitterte. Sie vermied es, ihm
den Blick zuzukehren, und ihre Unbefangenheit, vielleicht ihre
charakteriſtiſchſte Eigenſchaft, ſchien mit einemmal von ihr
ab=
gefallen zu ſein.
Sie ſchritten auf Kyrill=Begs Haus zu, und auch wenn ſie
an den arbeitenden Leuten vorüberkamen, die mit ſcheuer
Ehr=
erbietung grüßten, dämpfte Jutta ihre Stimme nicht. Die Leute
verſtanden die deutſche Sprache nicht. Doch an der Befangenheit
merkte man es dem Mädchen an, daß ſie ſich ſelbſt darüber klar
war, ein wie gefährliches Spiel ſie ſpiele, indem ſie die Karten
ſo offen vor ihm auslegte.
Als ſie die unumwundene Todesdrohung ausſprach, blieb
Schlüter ſtehen. Ihre Offenheit verblüffte ihn. Es war nicht
einmal ein Gefühl der Furcht, das ihn befiel; es war mehr eine
Art heißer und erregter Verwunderung.
Das Mädchen aber griff nach ſeinem Arm, um ihn zum
Weitergehen zu veranlaſſen. Inſtinktiv ging er auf ihre faſt
er=
ſchrockene Geſte ein. Sie hatte das Geſicht vollends von ihm
abgewendet. Wortlos machten ſie ein paar Schritte. Auf einem
der Stämme lachte ein Häher. Die grünen Baumſchatten rundum
webten und ſummten von friedlicher Belebtheit. Die Natur
glitzerte in klarer Morgenkühle.
Schlüter hatte unvermittelt und ſtürmiſch das Empfinden,
als fühle er in dieſem Augenblick zum erſten Male ganz die
Größe und Schönheit eines erwachenden Tages. Der Gedanke
an den Tod war etwas Abſurdes — etwas, das ſich kaum faſſen
ließ. Ihn. durchſtrömte ein körperliches Gefühl von Lebenskraft.
Seine Erbitterung ſchlug faſt plötzlich in lachenden Trotz um,
in ein ſiegesgewiſſes Selbſtvertrauen, das ihn beinahe fröhlich
ſtimmte.
Sie waren vorm Haus des Begs angekommen; vor
Tür machten ſie halt. Diesmal ſchlug Jutta die Augen nie
Schlüter aber ſah ſie mit einer lachenden Miene an, die
im Gegenſatz zu dem Ernſt ihrer letzten Worte ſtand. „
Es=
vielleicht nicht gut von mir —”, ſagte ſie jetzt mit einer
faſt-
zur Lautloſigkeit gedämpften Stimme. „Und wenn er es wäß
wie ich mit Ihnen geſprochen habe — ich glaube, er würde —
Sie ſprach nicht zu Ende, ſondern ſchlug plötzlich die An
groß zu ihm auf. Und wieder ſtrahlten ſie in der klaren Wä.)
die ihm am vergangenen Abend ſchon aufgefallen war.
„Ich jedenfalls werde mich auf ſeine Großmut nicht
laſſen. Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mir reinen Wein
geſchenkt haben. Wenn er es darauf ankommen läßt, wir
keinen Schwächling in mir finden!“
„Ich weiß nicht welche Vorſchläge er Ihnen machen mi
Doch wenn ich das Recht dazu hätte, würde ich Sie bitten,
auf einzugehen. Es würde gewiß für uns alle — nicht zu. /
auch für Sie ſelbſt — das beſte ſein!” Sie verſchwand in d
Tür, ehe er etwas entgegnen konnte.
Er ertappte ſich dabei, daß er ihr Verſchwinden bedaun
Seine hochgemute Stimmung aber hielt an. Er war jetzt
ſchloſſen, Kyrill=Begs Rückkehr zu erwarten, obwohl er aln
daß deſſen Vorſchläge unannehmbar wären. Jedenfalls
war ihm der Druck der Ungewißheit um vieles erleichtert.
wußte jetzt, daß er es mit einem Feind zu tun hatte und
alle Rückſichten der Gaſtpflicht entfielen. Gleichzeitig aber Er
er auch die frohe Erkenntnis erworben, daß er, wenn nicht en
Verbündeten, ſo doch einen Menſchen beſaß, dem er vertrau
konnte. Denn daß Jutta nicht ein falſches Spiel mit ihm t.
daran kamen ihm auch nicht die geringſten Zweifel.
Er ſchlenderte weiter durch die Siedlung, ohne ſich wEe
den Sorgen hinzugeben. Seine Siegesgewißheit nahm womö d
noch zu unter der Heiterkeit des jungen Tages. Eine ga
Weile ſtand er und ſah den luſtigen Kampfſpielen zweier 2ö)
lein zu, die ſich in der Nähe ſeines Zeltes tummelten.
Kyrill=Beg kam am frühen Nachmittag zurück. Er hatte
Hirten beſucht, die mit dem Hauptteil der Herden weit urd
halb des Flußlaufs lagerten. Es gab dort durch ſaftigen Gu
beſtand ausgezeichnete Flächen, die man als Sommerwe
benutzte.
Alle paar Tage einmal ritt der Beg hinüber, um ſelbſt
dem Rechten zu ſehen den Geſundheitszuſtand der Tiere
prüfen und ſich vom Geburtenzuwachs Bericht geben zu la
Er machte Züchtungsverſuche neuer Raſſen und gab ſich di
halb wiſſenſchaftlichen Tätigkeit mit Leidenſchaft hin. Näy
konnte ihn abhalten, die Jungtiere, denen ſeine ganze Liebe gu
ſo häufig wie möglich zu beſuchen.
So war er denn auch an dieſem Tag ſchon im Mor
dämmern aufgebrochen, obwohl die Gegenwart des Fremden
ſchwerwiegende Entſcheidung von ihm forderte. Freilich
w=
er ihn in ſicherer Hut ..
(Fortſetzung folgt.)
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Darmſtadt.
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ermalt bereotgt den Bezieber ncht zur Kürzung des Nachdruck ſämtlicher miſt * verſehenen OriginalAufſätze und eigenen Nachrichten nur miſt Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtatte
2—zugspreiſes. Beſtellungen und Abbeftellungen durch
Fernruf obne Verbindlichteit für uns
Nummer 208
Mittwoch 31. Juli 1935.
197. Jahrgang
mm boch.
eilt 1 mm
Bierſchaftsverhandrängen me Grantteiw geſchenterr.
Die bisherigen Zollvereinbarungen und das Verrechnungsabkommen ab 1. Auguft außer Kraff.
Rieſige Zolſchiebungen in Frankreich.
Das Saar=Abkommen
DNB. Paris, 30. Juli.
Nachdem in der vergangenen Woche das geheimnisvolle
Ver=
von der Kündigung nicht bekroffen.
ſchwinden einer aus Le Havre ausgegangenen Waffenſendung die
iger
Ver=
ei an
be=
leine An=
Berlin, 30. Juli.
Die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen, die ſeit dem
3 Juni zum Teil in Berlin, zum Teil in Paris ſtattgefunden
asen, haben zu einer Einigung nicht geführt. Die Verhandlungen
uo bekanntlich dadurch notwendig geworden, daß Frankreich am
1 Mai die Vereinbarung über den deutſch=franzöſiſchen
Waren=
ei kehr gekündigt hatte und daß das Verrechnungsabkommen
auto=
ni tiſch ſein Ende erreicht, wenn es durch ein neues Abkommen
icht verlängert wird. Nach dem Scheitern der Verhandlungen
riet alſo jetzt am 1. Auguſt bezüglich des
Warenver=
ehrs, insbeſondere bezüglich der Zölle und
nfuhrkontingente, ein vertragsloſer Zuſtand
in. An dem gleichen Tag erreicht auch das
beſte=
ſende Verrechnungsabkommen ſein Ende. Welche
ſollſätze und Einfuhrvorſchriften werden nach dem 1. Auguſt für
er deutſch=franzöſiſchen Güteraustauſch gelten und wie wird der
jahlungsverkehr ſich regeln?
Welche Zollſätze gelten werden, hängt — und
as muß mit allem Nachdruck betont werden — in erſter
inie von der Entſcheidung der franzöſiſchen
gierung ab. Die deutſche Zollgeſetzgebung läßt nämlich
ie Gewährung der Meiſtbegünſtigung auf dem Zollgebiet auch
hre eine vertragliche Regelung zu, ſofern der andere Staat von
ch aus die Meiſtbegünſtigung gewährt. Die franzöſiſche
Regie=
urg weiß, daß die deutſche Regierung bereit iſt, auch ohne
Ver=
rag auf die franzöſiſchen Waren die Meiſtbegünſtigungs=Zollſätze
zei terzugewähren, wenn dies Frankreich ſelbſt tut. Andernfalls,
b. wenn die deutſchen Waren in Frankreich nach dem 1. Auguſt
icht mehr meiſtbegünſtigt behandelt werden, werden natürlich
uch die franzöſiſchen Waren in Deutſchland höhere Zölle tragen
üſſen als die Meiſtbegünſtigungsſätze. Die deutſche Regierung
ürfte mit einer Entſcheidung warten, bis ſie weiß, was die
fran=
üiſche Regierung in dieſer Beziehung beſchließt. Soweit in der
ekindigten Vereinbarung über den Warenverkehr
Vertragszoll=
itze zwiſchen den beiden Ländern beſonders vereinbart waren,
illen dieſe natürlich am 1. Auguſt weg. Auf dem Gebiet der
8 renkontingente behalten beide Teile freie Hand.
Was nun das Verrechnungsabkommen anbelangt,
wird ſich, wenigſtens zunächſt, ſeine Beendigung noch nicht voll
eltend machen, da gemäß einer früheren Vereinbarung bei dem
Segfall des Verrechnungsabkommens die Konten noch nach den
egeln des Verrechnungsabkommens abgewickelt werden. Zurzeit
Meſieht aus der franzöſiſchen Einfuhr nach Deutſchland noch ein
cheblicher Saldo, der zwar in Reichsmark bei der deutſchen
Ver=
cnungskaſſe vorhanden iſt, der aber nach Frankreich noch nicht
vertragen werden konnte. Die Uebertragung dieſer Rückſtände
imn nur durch die laufende deutſche Warenausfuhr nach
Frank=
ich erfolgen. Für die Abwicklung der Konten iſt früher ſchon
reinbart worden, daß 70 Prozent des Franken=Erlöſes aus der
urenden deutſchen Ausfuhr nach Frankreich zur Abdeckung der
ückſtände verwendet werden, während der Erlös aus den übrigen
Prozent für die Bezahlung der laufenden franzöſiſchen Einfuhr
tch Deutſchland zur Verfügung ſteht.
Aus dem Geſagten ergibt ſich alſo, daß auch in bezug auf das
errechnungsabkommen die Maßnahmen der franzöſiſchen
Regie=
ung in erſter Linie entſcheidend ſind für die Dauer und für die
inzelheiten der Abwicklung ſowie für, das Tempo, in dem die
üickſtände abgetragen werden. Jedenfalls wird, wenn die bisher
* Deutſchland geltenden franzöſiſchen Rinfuhrkontingente
be=
ſmitten werden, die Abwicklung der Verrechnung
ſelbſtverſtänd=
länger dauert; dabei wird auch die Höhe der Zollſätze eine
olle ſpielen. Je nachdem die deutſchen Kontingenze für die
Aus=
chr nach Frankreich größer oder kleiner ſind, wird entſprechend
m Verhältnis 70:30 auch die franzöſiſche Ausfuhr nach Deutſch=
Ind größer oder kleiner ſein.
Für die Art der franzöſiſchen Ausfuhr nach Deutſchland wäh=
Und der Abwicklungsperiode iſt auch noch die Beſtimmung von
ſichtigkeit, daß die franzöſiſchen Waren „den Bedürfniſſen der
uſchen Wirtſchaft entſprechen ſollen‟. Der franzöſiſchen
Regie=
ug ſind die Waren mitgeteilt worden, für die im Rahmen der
Prozent Deviſenbeſcheinigungen gegeben werden. Die
fran=
ſiche Regierung wird ſich aus dieſer Mitteilung überzeugen
kön=
mn. daß man auf der deutſchen Seite von dem Rechte, die
fran=
ſiche Einfuhr „nach den Bedürfniſſen der deutſchen Wirtſchaft”
beſtimmen, keinen einſeitigen Gebrauch machen will. Die
De=
eabeſcheinigungen werden ſich ziemlich gleichmäßig über alle
arengruppen des franzöſiſchen Ausfuhrintereſſes verteilen.
Das Saarabkommen, das im Februar 1935 in Verfolg
Empfehlungen des Dreier=Komitees abgeſchloſſen worden iſt,
w von der Kündigung nicht berührt. Es läuft unabhängig
da=
noch bis zum 31. Auguſt; ebenſo die Sonderverrechnung, die
die Saarkontngente vereinbart wurde. Ebenſo bleibt
unbe=
cht der deutſch=franzöſiſche Handels=, Niederlaſſungs= und Schiff=
Umntsvertrag vom 30. Juli 1934, alſo der allgemeine Vertrag, in
Umn die üblichen allgemeinen Beſtimmungen über Aufenthalt.
Nie=
laſſung, Ausübung von Handel und Gewerbe, Steuern und in=
*e Abgaben, Aktiengeſellſchaften, Eiſenbahnverkehr,
Seeſchiff=
ut, Binnenſchiffahrt, Auswandererdienſt, Konſulate uſw.
ent=
lten ſind. Dieſer Vertrag iſt nicht gekündigt worden. Er läuft
iher weiter.
Die neue Zollregelung zwiſchen Frankreich
und Deutſchland.
Dach einer Mitteilung der franzöſiſchen Regierung werden ab
Nauguſt auf die Einfuhr deutſcher Waren die Zollſätze des Mini=
Mrarifs angewandt werden. Dementſprechend iſt angordnet wor=
1 daß auf die Einfuhr franzöſiſcher Waren die beſtehenden
deut=
u- Vertragszollſätze Anwendung finden.
franzöſiſche Polizei in Aufregung verſetzt hatte, wurde am
Diens=
tag eine groß angelegte Zollſchiebung gemeldet, die wiederum Le
Havre zum Ausgangspunkt hat. Diesmal ſind die
franzöſi=
ſchen Steuerbehörden um über 150 Millionen
Francs geſchädigt worden.
Seit über zwei Jahren hatte es eine über ganz Frankreich
verzweigte Organiſation fertiggegebracht, von Le Hapre aus
ton=
nenweiſe Photo= und Elektroapparate, Radiolampen und
Einzel=
teile, ohne einen Pfennig Zoll zu bezahlen, einzuführen und das
zwar nicht verbotene, aber doch in der Einfuhr begrenzte Material
im ganzen Lande abzuſetzen. Erſt in den letzten Tagen gelang
es der Polizei, hinter die Schliche der Zollſchieber zu kommen. Eine
weitgehende Unterſuchung iſt eingeleitet worden.
* Das „engliſche Syſtem” im deutſch=belgiſchen
Verrechnungsabkommen.
Das wichtigſte Merkmal im deutſch=belgiſchen
Verrechnungs=
abkommen beſteht darin, daß die Brüſſeler Regierung mit der
An=
wendung des Syſtems einverſtanden iſt, das bereits im
deutſch=
engliſchen Zahlungsverkehr angewendet wird. Es hat ſich, wie auch
von der engliſchen Regierung wiederholt feſtgeſtellt wurde, aufs
beſte bewährt, weil es die gegenſeitige Verrechnung ungemein
er=
leichtert und damit den Warenverkehr begünſtigt. Es drückt alſo
die Einengungen zurück, die im allgemeinen durch die
Deviſen=
ſchwierigkeiten hervorgerufen worden ſind. Mit Belgien ſind aber
noch Abmachungen zuſtande gekommen, die das „engliſche Syſtem”
weiter verbeſſern, ſo daß künftig der deutſch=belgiſche
Warenver=
kehr einen Aufſchwung erfahren wird. Damit rechnet man in
Ber=
lin ebenſo wie in Brüſſel. Aus dieſem Grunde iſt für die Deviſen,
die über den gegenwärtigen Monatsdurchſchnitt hereinfließen, auch
ein beſonderer Verteilungsſchlüſſel vereinbart worden.
Amerika drohl.
In Waſhington hat man mit ſichtlichem Unbehagen die auf
dem Moskauer Kongreß der kommuniſtiſchen Internationale
ge=
haltenen Reden zur Kenntnis genommen, zumal zur gleichen
Zeit durch die Sicherheitsbehörden der Vereinigten Staaten
allerlei Material über kommuniſtiſche Umtriebe im Gebiet der
Union zutage gefördert worden ſind. Es ſoll jetzt genau
unterſucht werden, welchen Grad die
kommuni=
ſtiſche Zerſetzungsarbeit bereits erreicht hat
und wie weit ſie von außen, von Moskau aus,
ge=
lenkt wird. Unterſuchungen dieſer Art könnte ſich die
Waſhing=
toner Regierung ſparen, die ja ſchon längſt nicht mehr daran
glaubt, daß die Verſicherungen des ruſſiſchen Außenkommiſſars
Litwinow, Sowjetrußland werde in USA. keine bolſchewiſtiſche
Propaganda vornehmen, ehrlich gemeint waren. Aehnliche
Er=
klärungen hat Litwinow auch anderen Regierungen gegenüber
abgegeben, die auf die bolſchewiſtiſchen Sirenengeſänge
herein=
gefallen ſind. Wie intenſiv die bolſchewiſtiſche
Agi=
tation z. B. in Frankreich arbeitet, wird mit
jedem neuen Tag deutlich unter Beweis geſtellt.
In Moskau iſt nun die Parole ausgegeben worden, zur
Erreichung der weltrevolutionären Ziele, den
Umweg über die bürgerlichen Parteien zu
neh=
men und ſie in antifasciſtiſche Orgniſationen
hineinzuholen. In New Vork exerziert ein derartiges
„Antinazi=Komitee” bereits den Amerikanern vor, wie
kom=
muniſtiſche Zerſetzungsarbeit auf
amerikani=
ſchem Boden im Rahmen deutſchfeindlicher
Kundgebungen geleitet werden kann. Der feige
Ueberfall auf die „Bremen” und die Schändung der
deutſchen Flagge, die unter kommuniſtiſcher Führung vor ſich
gingen, haben den Vereinigten Staaten auch ſchon außenpolitiſch
Unannehmlichkeiten gebracht. Von deutſcher Seite iſt
ein geharniſchter Proteſterfolgt, der eine
ame=
rikaniſche Entſchuldigung auslöſte. Hätte man
rechtzeitig einen Wall gegen die bolſchewiſtiſchen Einflüſſe
auf=
geworfen und das Treiben der New Yorker Judenſchaft richtig
eingeſchätzt, dann hätte ſich die Union die bolſchewiſtiſchen
Ueber=
griffe in den New Yorker Hafenanlagen erſpart. Dieſe Vorgänge
und manche andere haben in Waſhington doch zu denken
ge=
geben, ſo daß man, wie eine amerikaniſche Nachrichtenagentur
verſichert, daran denkt, die diplomatiſche
Anerken=
nung der Sowjetunion wieder rückgängig zu
machen, ſofern die Unterſuchung ergibt, daß
tat=
ſächlich von Moskau aus die Bolſchewiſten auf
amerikaniſchem Boden gefördert und geführt
werden.
Bezeichnend!
Ein türkiſches Blatt, die „Sonpoſta” in Iſtanbul,
veröffent=
lichte dieſer Tage das Bild eines Straßenauflaufes und
behaup=
tete in der Ueberſchrift, daß es judenfeindliche Ausſchreitungen
in Berlin darſtelle. In Wirklichkeit handelt es ſich aber um die
Aufnahme einer Polizeiaktion gegen eine Verſammlung von
Gandhianhängern in New York, die dem Jahrgang 1930 der
„Berliner Illuſtrierten” entnommen iſt. Dieſer Fall, der
keines=
wegs vereinzelt daſteht und lebhaft an die Methoden der
Greuel=
hetze im Kriege erinnert, wirft ein bezeichnendes Licht auf die
üble und charakterloſe Art und Weiſe, mit der im Ausland
gegen Deutſchland gehetzt wird.
Verräker der Nakion am Werk.
Von unſerem Berichterſtatter.
(Bs—) Tiflis, Ende Juli 1935.
In den 14 Jahren der bolſchewiſtiſchen Schreckensherrſchaft
hat das georgiſche Volk vieles erlebt. Doch das, was zur Zeit
in Moskau und Paris geſchmiedet wird, ſtellt alles bisher
Da=
geweſene in den Schatten. Die jüngſte, außerordentlich rege
Tätigkeit der Komintern machte ſelbſt die kaukaſiſchen
Kommu=
niſten mißtrauiſch, und überall im Kaukaſus hatte man das
un=
angenehme Gefühl, daß wieder einmal etwas im Gange war,
deſſen Zeche letzten Endes doch der Kaukaſus bezahlen mußte.
Man riet hin und her, doch an den Kern der Sache kam man
nicht. Bis vor kurzem die Nachricht wie eine Bombe
herein=
platzte, daß ein großer kaukaſiſcher Kommuniſt, der getreue
Satellit Stalins, Tiflis mit dem Ziele Paris verlaſſen hatte.
Das Rätſelraten ging von neuem an. Faſt zur ſelben Zeit
durch=
eilte die Nachricht das Land, daß die Komintern in Moskau
den 7. Weltkongreß zum 25. Juli einberufen habe. Dieſer
Kon=
greß wird geheime Sitzungen abhalten. Zu dieſem Zweck iſt eine
Kommiſſion gebildet worden, die die Arbeiten des Kongreſſes
leiten und überwachen ſoll. Die Mitglieder dieſer Kommiſſion,
zu deren Vorſitzenden der in Deutſchland ſattſam bekannte
Mit=
angeklagte, im Reichstagsbrandſtifterprozeß Dimitroff ernannt
worden iſt, ſetzt ſich aus hohen bolſchewiſtiſchen Funktionären,
Angehörigen des Militärſtabes, ſowie aus hohen kommuniſtiſchen
Führern im Auslande zuſammen. Dieſer Kommiſſion ſoll
eben=
falls als Mitglied ein hoher Würdenträger des weiland ſanft
verſtorbenen Reichsbanners angehören. Trotz des tiefen
Geheim=
niſſes, mit dem die Arbeiten dieſer Kommiſſion umgeben
wer=
den, iſt es doch durchgeſickert, daß das Hauptziel des Kongreſſes
die Ausarbeitung eines Planes „zur Bekämpfung des
Fascis=
mus mittels einer gemeinſamen Front der II. und III.
Inter=
nationale” iſt. Dieſer Kampf gilt in erſter Linie natürlich
Deutſchland.
Kaum hatte man ſich in Tiflis von dieſer Ueberraſchung
erholt, als eine für Georgien niederſchmetternde Nachricht hier
eintraf. Eine teufliſche Waffe wurde in Paris gegen die
natio=
nale Bewegung Georgiens geſchmiedet. Es wurde nämlich
be=
kannt, daß der große kaukaſiſche Kommuniſt, deſſen Namen wir
hier aus begreiflichen Gründen vorläufig noch verſchweigen
möchten, nach ſeiner Rückehr aus Paris der Kommiſſion des
7. Weltkongreſſes der Komintern einen Bericht eingereicht hatte,
worin er ſie über ſeine Verhandlungen mit dem Hauptvertreter
der georgiſchen Menſchewiken (Marxiſten) in Paris. N. Jordania,
unterrichtete. (N. Jordania war vor dem Kriege einer der
Füh=
rer der „allruſſiſchen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei” und
1917 nach der Befreiung Georgiens Vorſitzender der georgiſchen
menſchewiſtiſchen Regierung. Dank der klugen Politik dieſer
Schüler Marxens verlor Georgien 1921 ſeine Unabhängigkeit an
Sowjetrußland.)
Das Hauptproblem der Pariſer Verhandlungen ſoll die enge
Zuſammenarbeit der Bolſchewiken und Menſchewiken in der
ſo=
genannten „gemeinſamen antifasciſtiſchen (lies: antideutſchen)
Front” dargeſtellt haben. Nach dem Bericht teilen die Pariſer
georgiſchen Menſchewiken die Anſicht einer unbedingten
Notwen=
digkeit des gemeinſamen Kampfes gegen den Fascismus. Sie
ſollen zu einer Zuſammenarbeit bereit ſein, ſtellen aber ihre
Be=
dingungen. Sie fordern, daß
1. Sowjetrußland die „allruſſiſche, ſozialdemokratiſche
Ar=
beiterpartei”, aus der die georgiſche menſchewiſtiſche
Arbeiterpartei hervorgegangen iſt, legaliſiert und daß
2. die ſtaatlichen kirchlichen und privaten Vermögen und
Wertgegenſtände, welche die Menſchewiken 1921 aus
Georgien ins Ausland mitgenommen haben, liquidiert”
werden.
Ein weiterer Punkt bezieht ſich auf die Rückkehr der
Menſche=
wiken nach Sowjetrußland.
Auf den erſten Blick wird es verwundern, daß die
geor=
giſchen Menſchewiken die Legaliſation der „allrufſiſchen,
ſozialdempkratiſchen Arbeiterpartei” fordern, anſtatt der
geor=
giſchen SDAP. Zieht man aber in Betracht, daß die Führer der
georgiſchen Menſchewiken ihre Partei ſtets als einen Teil der
„allruſſiſchen SDAP” betrachteten — auch dann, als das
Schick=
ſal ſie 1917 zwang, die Unabhängigkeit Georgiens und damit
ſeine Loslöſung von Rußland zu proklamieren — und es auch
heute noch tun, ſo wird man begreifen können, daß dieſe
Herr=
ſchaften für Georgien nichts übrig haben, dafür aber alles für
die ſozialiſtiſche Internationale.
Nach dem Bericht ſollen die Verhandlungen bereits ſehr
weit gediehen ſein. Beſonders die Fragen der „
Vermögens=
liquidation” ſoll faſt abgeſchloſſen ſein: die Bolſchewiken ſollen
die von den Menſchewiken in den franzöſiſchen Banken und
Leihhäuſern lombardierten Vermögenswerte des georgiſchen
Vol=
kes nach dem vorherigen Einvernehmen mit der franzöſiſchen
Regierung ausgelöſt haben, um ſie angeblich „nach Georgien
zurückzuſchaffen‟! Die inzwiſchen von den Menſchewiken
vergeu=
deten Vermögenswerte aber ſollen endgültig in der alten
Inventur als „Ausgaben” verbucht worden ſein, d. h. mit
ande=
ren Worten, daß der menſchewiſtiſche Raub am georgiſchen
Volksvermögen von Moskau hierdurch legaliſiert wird.
Wie die Herren Menſchewiken in Paris dieſe Nachricht
auf=
nehmen werden, wiſſen wir nicht, aber es gibt Dinge die man
durch einfaches Dementi nicht aus der Welt ſchaffen kann! Sie
werden natürlich alles abſtreiten, aber wir wollen ſie an eine
kürzliche Begebenheit in Paris erinnern, vielleicht daß ſie dann
vorziehen werden, zu ſchweigen. Es verlautet nämlich aus
Paris, daß Herr Jordania zu Ehren ſeines Geſinnungsgenoſſen,
des ukrainiſchen Führers Lewitzki, ein Bankett gegeben hat. Bei
der Unterhaltung ſoll Lewitzki ſeinen Gaſtgeber gefragt haben,
ob es wahr ſei, daß er — Jordania — mit einem großen
Kom=
muniſten verhandelt habe. Der Gaſtgeber überhörte zuerſt dieſe
Frage gefliſſentlich. Als aber der Gaſt ſeine Frage wiederholte,
ſoll Jordania ſo ganz nebenbei geantwortet haben: „Was weiß
ich, vielleicht, daß einer von unſerer Partei mit ihm
unter=
handelt!” Herr Lewitzki ſoll angeekelt das Bankett und den
Gaſt=
geber verlaſſen haben!
Der Ekel, den dieſe Nachrichten bei den Georgiern und
Kaukaſiern auslöſte, iſt kaum zu beſchreiben. Die ſchmerzliche
Erinnerung iſt bei den Georgiern noch nicht ausgelöſcht als dieſe
ſelben Herrſchaften, unter Mißbrauch der „nationalen Idee”, das
Seite 2 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 31. Juli 19B
georgiſche Volk 1924 in den unglückſeligen Auguſtaufſtand
hinein=
hetzten, der für Georgien ſo blutig und kataſtrophal enden ſollte.
Dieſe ſelben Leute, die heute mit den Moskowitern verhandeln
und ſich mit ihnen gegen den Fascismus verbünden wollen,
haben jahrelang nicht nur das georgiſche Volk, ſondern auch die
ganze Welt betrogen, indem ſie laut ihren Anſpruch auf
Füh=
rung und Vertretung der nationalen Politik Georgiens
erhoben. Heute aber ſieht die Welt endlich ihr wahres
Geſicht! Dieſen Leuten geht es nicht um ihr Land, ihr Volk,
ſondern um die geheiligte Lehre Marxens und ihren Abgott,
die ſozialiſtiſche Internationale.
Die Nachricht über das Abkommen in bezug auf „Liquidation”
des Volksvermögens rief in Georgien berechtigte Entrüſtung
hervor. Es handelt ſich hier tatſächlich um Vermögenswerte, die
die Menſchewiken bei ihrer Flucht aus Georgien mitgenommen
haben. Alle Welt wußte bis jetzt, daß dieſe Werte das
Eigen=
tum des georgiſchen Volkes waren. Man fragt ſich deshalb hier
mit Recht, was hierbei die ſozialdemokratiſche Partei zu ſuchen
habe? Was beſaß in der Tat dieſe Partei der Habenichtſe und
welches eigene Vermögen konnten ſie ſchon ins Ausland
mit=
nehmen? Was ſie im Lande geraubt und in Europa dann, nach
hrer altbewährten Art, konfisziert haben — exproprieren”
nennen ſie das in ihrer marxiſtiſchen Sprache — das war das
Vermögen des georgiſchen Volkes.
Und dann, wo bleibt eigentlich das verantwortliche Organ,
die georgiſche Nationalverſammlung? Weshalb haben die
Menſchewiken ſie ausgeſchaltet, die dem georgiſchen Volke in
allem verantwortlich iſt? Was ſagen die Parteifraktionen, aus
denen ſich dieſe Konſtituante zuſammenſetzt?
Das georgiſche Volk hat über dieſe Verräter ſein Urteil
bereits geſprochen. Ekel, Verachtung und Fluch des Volkes
wer=
den dieſe Vaterlandsverſchacherer überall begleiten! „Pack ſchlägt
ſich, Pack verträgt ſich!”, heißt es in einem Sprichwort. Dieſes
marxiſtiſche Pack hat ſich nach jahrelangem Streit wieder
zu=
ſammengefunden und nun rüſtet es ſich zum Kampf gegen
Nationalismus! Aber ſeine heutige Demaskierung hat die
Fron=
ten klar geſchieden. Scheidung der Geiſter — Scheidung der
Fronten! Und es iſt gut ſo denn wir ſehen heute klarer denn
je, wo der Feind ſteht. Dieſer Feind iſt der Marxismus —
bolſchewiſtiſcher ſowohl, als auch ſozialiſtiſcher Prägung. Er muß
vernichtet werden, wenn die Welt zur Ruhe kommen und die
Völker geſunden wollen. Denn, vernichtet die Welt ihn nicht, ſo
wird er die Welt vernichten! Einen Mittelweg gibt es nicht.
Die Hausſuchungen
deim mealenourglſchen Rahigeim.
Eine Erklärung des Landesführers des NSDFB.
DNB. Schwerin (Mecklenburg), 30. Juli.
Anläßlich der Hausſuchungen bei Stahlhelmern in
Mecklen=
burg hat der Landesführer folgende Erklärung abgegeben: Bei
einer von der Geheimen Staatspolizei angeordneten Hausſuchung
bei Stahlhelmern nach abgabepflichtigen Waffen ſind eine große
Anzahl von Gewehren, Karabinern und Piſtolen ſowie ſcharfe
Munition gefunden worden. Diejenigen Stahlhelmer, bei denen
dieſe Funde gemacht worden ſind, haben nicht nur gegen die
Ge=
ſetze, ſondern auch gegen die ausdrücklichen Befehle des
Landes=
führers verſtoßen. Zu wiederholten Malen ſind von meinem
Vor=
gänger und dann ſpäter von mir Befehle zur reſtloſen
Abgabe aller Waffen gegeben und Meldung
hierüber gefordert worden. Dieſe Meldungen ſind
lücken=
los bei mir eingegangen und befinden ſich bei den Akten. Ich habe
daher mit Recht dem Herrn Reichsſtatthalter bei unſerer
Unter=
redung am 17. Juli 1935 in Gegenwart des Herrn
Reichsbeauf=
tragten Seidel auf Ehrenwort verſichern können, daß mir ein
Vorhandenſein von Waffen uſw. beim Stahlhelm nicht bekannt
ſei. Wenn jetzt doch Waffen in größerer Anzahl bei Stahlhelmern
vorgefunden ſind, ſo haben dieſe Stahlhelmer nicht nur
gegen die Geſetze des Staates und die Befehle
ihres Landesführers auf das Schwerſte
verſto=
ßen, ſondern ſie haben auch die Ehre ihres
Lan=
desführers in den Schmutz gezogen. (gez.) von Both,
Landesführer.
Stahlhelm-Berbot in Hachſen.
Der ſächſiſche Miniſter, des Innern erließ eine Verordnung,
wonach auf Grund des § 1 der Verordnung des Reichspräſidenten
zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 für das
Gebiet des Landes Sachſen das Tragen von Abzeichen und
ein=
heitlicher Kleidung jeder Art, die die Zugehörigkeit zum NSDFB.
Vom Tage.
Von der Staatspolizeiſtelle Halle ſind in den letzten Tagen
13 Perſonen wegen Raſſenſchande feſtgenommen worden.
Der deutſche Geſandte von Papen hat ſich zu einer Rundreiſe
in die Bundesländer begeben. Er traf in Linz ein, wo er dem
Landeshauptmann Gleißner ſowie dem Sicherheitsdirektor
Rever=
tera einen Beſuch abſtattete.
Ein auf Grund des neuen Militärſchöffengeſetzes gebildeter
Gerichtshof, der aus zwei Berufsrichtern und zwei Offizieren des
Bundesheeres als Schöffen beſteht, hat geſtern zum erſten Male
ſeit dem Inkrafttreten des Geſetzes amtiert. Vor dem Gericht
ha=
ben ſich acht ehemalige Angehörige des Bundesheeres wegen des
Verbrechens der Ruheſtörung und der Meuterei zu verantworten.
Es wird ihnen zur Laſt gelegt, in einer Infanteriekaſerne eine
kommuniſtiſche Zelle gebildet und die Kommuniſtiſche Partei mit
Nachrichten über Vorgänge in der Kaſerne verſehen zu haben.
Franzöſiſche Kommuniſten, die in Bellac vor dem Hauſe des
Bürgermeiſters demonſtrierten, verbrannten die Trikolore, die
über dem Freiheitsbaum auf dem Marktplatz des Ortes wehte.
Der Präfekt des Maas=Departements hat über alle
Theater=
ſtücke, Filme und Konzertprogramme die Vorzenſur verhängt. Alle
Theaterſtücke, Sketche und Filme, in denen die Armee verunglimpft
wird oder antimilitariſtiſche Propaganda getrieben wird, werden
verboten werden. Bisher beſtand in Frankreich auf dieſem Gebiet
eine ziemlich große Freiheit.
Vor dem Rathaus des 19. Pariſer Arrondiſſements wurde ein
Polizeiunteroffizier ohne jeden Anlaß von einem Arbeitsloſen
nie=
dergeſchoſſen. Ehe das Publikum eingreifen konnte, richtete der
Mörder die Waffe gegen ſich ſelbſt und ſchoß ſich eine Kugel durch
die Schläfe. Die Unterſuchung hat noch keine reſtloſe Klärung des
Vorfalls gebracht.
In Toulon wurde am Dienstag ein neues Unterſeeboot, das
den Namen „Perle” führen wird, vom Stapel gelaſſen. Es handelt
ſich um einen Minenleger von 969 Tonnen Waſſerverdrängung, der
mit einem 75=Zentimeter=Geſchütz und fünf Torpedorohren beſtückt
ſein wird. Das Boot kann bis zu 32 Minen mitnehmen. Die
Be=
ſatzung ſoll aus drei Offizieren und 37 Mann beſtehen.
Ein neuer franzöſiſcher Kreuzer wird am Mittwoch in Lorient
vom Stapel laufen. Er wird auf den Namen „Jean de Vienne‟
getauft, des Admirals, der im hundertjährigen Krieg mit England
die franzöſiſche Kriegsflotte aufbaute.
In Anweſenheit des Papſtes iſt das Dekret über die
Selig=
ſprechung des erſten katholiſchen Vikars in Abeſſinien, des
Laza=
riſten Giuſtino de Jacobis, feierlich verleſen worden. De Jacobis
war im Jahre 1838 nach Abeſſinien entſandt worden; 1849 wurde
er, nachdem er ſich erhebliche Verdienſte um die Miſſionstätigkeit
erworben hatte, zum Biſchof von Maſſaua geweiht. (Maſſaua
ge=
hört zu der inzwiſchen italieniſch gewordenen Kolonie Eritrea.)
Das amerikaniſche Schatzamt teilt mit, daß ſeit dem 1. Juni
1933 die Regierung der Vereinigten Staaten eine Summe von
rund 10 Milliarden Dollar für die wirtſchaftliche und finanzielle
Wiederaufrichtung des Landes ausgegeben hat.
Die engliſche Botſchaft in Peiping hat telephoniſch die
Mittei=
lung aus Kalgan erhalten, daß der DNB.=Vertreter Müller
frei=
gelaſſen worden iſt und ſich gegenwärtig, in Paotſchang aufhält.
Er wird am Mittwoch in Kalgan erwartet. Der Engländer Jones
wird von den Banditen noch feſtgehalten.
Das japaniſche Kriegsminiſterium gibt bekannt, daß je ein
Flugkommando in Japan und Nordkorea eingerichtet worden iſt für
Korea in Kwaine ſüdweſtlich Wladiwoſtok und für Javan in
Kaga=
migahara nördlich von Nagoya. Ferner wurden zwei
Luftſchutz=
abteilungen in Korea und drei in Japan und außerdem techniſche
Inſtitute ſowie Flugzeugwerke errichtet.
(Stahlhelm) und die Abhaltung von Verſammlungen und
Veran=
ſtaltungen aller Art des NSDFB. verbietet.
Der Reichskommiſſar für die Rückgliederung des Saargebietes
hat eine Verordnung erlaſſen, die allen konfeſſionellen
Jugendver=
bänden jede Betätigung, die nicht rein kirchlich=religiöſer Art iſt,
insbeſondere eine ſolche politiſcher, ſportlicher oder volksſportlicher
Art, unterſagt.
Nene Todesurkeile gegen evangeliſche Geiſtliche
in Sowjetrußland.
DNB. Genf, 30. Juli.
Die internationale Pro=deo=Kommiſſion berichtet im Journal
de Geneve über neue Todesurteile gegen evangeliſche Geiſtliche, in
Sowjetrußland. Der Pfarrer Johann Goering, der ſeit mehreren
Monaten in Kiew gefangen gehalten wird, iſt zum Tode
verur=
teilt und das Urteil beſtätigt worden. Ob es bereits vollſtreckt
wurde, iſt unbekannt.
Wie wir von anderer Seite erfahren, iſt auch der Sohn Paſtor
Goerings verhaftet worden. Paſtor Knudt, der Vater von neun
Kindern iſt, befindet ſich in gleicher Lage wie Paſtor Goering. Die
deutſche Pro=deo=Kommiſſion in Berlin wendet ſich an das
Ge=
wiſſen der ganzen Kulturwelt, um ſie zu einer großangelegten
Rettungsaktion für die Verurteilten aufzurufen.
Hareriänfonyn im Aruentsvienft.
DNB. Berlin, 30. Jull,
Die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes teilt mit:
Das Reichsarbeitsdienſtgeſetz vom 26. Juni 1935 wird
1. Oktober 1935 durch die zu dieſem Zeitpunkt erfolgende
malige Pflichterfaſſung der Arbeitsdienſtpflichtigen des Jahrgu
ges 1915 in Kraft treten.
Durch die Erſte Verordnung zur Durchführung und Ergi
zung des Reichsarbeitsdienſtgeſetzes vom 27. Juli 1935, 8 6,
trſ=
die Beſtimmungen über Pflichten und Rechte der Angehorigen
Arbeitsdienſtes (Abſchnitt IV des RAD.=Geſetzes) ebenfalls
1. Oktober in Wirkung.
Der Reichsarbeitsdienſt iſt eine neue ſtaatliche Einricht:
die ſich von den bisher beſtehenden ſtaatlichen Einrichtunger
Weſen und Formen grundſätzlich unterſcheidet.
Daher nehmen auch die planmäßigen Führer —n
Amtswalter des Reichsarbeitsdienſtes eine beſ
dere Stellung unter den Staatsdienern ein.
ſind hinſichtlich ihrer Pflichten und Rechte weder den Berufse
daten der Wehrmacht noch den Beamten und Angeſtellten
zivilen Behörden zuzurechnen.
Ueber Beſoldung und Verſorgung der planmäßigen FüN
und Amtswalter im Reichsarbeitsdienſt beſtimmt das
Re=
arbeitsdienſtgeſetz vom 26. Juni u. a.:
„Die planmäßigen Führer und Amtswalter ſind im
Re=
arbeitsdienſt berufsmäßig tätig.” (§ 11, Ziffer 1.)
Die genaue Regelung der Beſoldung und Verſorgung iſt E
nach der in der nächſten Zeit zu erwartenden Beſoldungsordmu
und dem Verſorgungsgeſetz noch vorbehalten. Sie wird voreu
ſichtlich der Beſoldung und Verſorgung der Berufsſoldaten
Wehrmacht ähneln.
Der Führererſatz vollzieht ſich ſeit geraume
Zeit ausſchließlich von unten aus den eiger
Reihen. So können auch in Zukunft keine älteren Perſön
keiten, die von außen kommen, in Führerſtellen des
Arbeitsd=
ſtes einrücken.
Vorbedingungen für die Annahme als Fäl
reranwärter ſind:
1. vollendetes 17. Lebensjahr (Einwilligung der Eltern —
des Vormundes,
2. ariſche Abſtammung,
3. Unbeſcholtenheitszeugnis (polizeiliches Führungszeugnis n
Strafregiſterauszug),
4. Verpflichtung zu mindeſtens zweijähriger Dienſtzeit im
beitsdienſt (Probedienſtjahr).
Es muß an dieſer Stelle ausdrücklich betont werden, daß
Ergreifung der Führerlaufbahn im Arbeitsdienſt keinerlei fir
zielle Zuſchüſſe ſeitens der Eltern uſw. erfordert. Auch der ärm
Volksgenoſſe kann, ſofern er den obigen Bedingungen entſpr.i
Führer im Arbeitsdienſt werden. Sein Aufſtieg wird ausſchlle
lich abhängen von ſeinem Perſönlichkeitswert und ſeinen .
ſtungen.
Die Meldung als Führeranwärter kann jederzeit bei der
den Wohnbezirk des Betreffenden zuſtändigen Arbeitsgauleit-u
erfolgen. Die Anſchrift der Arbeitsgauleitung iſt bei jedem Me=”
amt für den Arbeitsdienſt zu erfahren.
Der Führeranwärter hat zunächſt ſechs Monate als Arbe
mann in einer Abteilung Außendienſt zu leiſten.
Die Laufbahn des unteren Dienſtes endet in der Regel
der Erreichung des Dienſtgrades als Obertruppführer (Rei
arbeitsdienſtaſſiſtent), bei beſonderer Bewährung als Unterfill
meiſter. Der mittlere Dienſt hat als letzte Stufe den Oberfie
meiſter (Reichsarbeitsdienſt=Amtmann), während der höle
Dienſt vom Arbeitsführer (Reichsarbeitsdienſt=Rat) aufwä
rechnet. Es iſt jedoch dafür geſorgt, daß getreu den nationalſc
liſtiſchen Grundſätzen des Arbeitsdienſtes jeder Führer n.////entzmge
Maßgabe ſeiner Fähigkeiten aufſteigen
kan=
uung von
Führeranwärter, die das Reifezeugnis einer höheren Sck:0rlſchin den ſe
beſitzen, können damit rechnen, nach anderthalb= bis zweijähr zuh liehſter
Dienſtzeit im Arbeitsdienſt und einwandfreier Ableiſtung ik) üdten we
aktiven Militärdienſtpflicht zum Feldmeiſter befördert zu wer e) 3Aonfliltes
Planmäßige Truppführer, die nicht im Beſitze des Reifezall Au könnte
niſſes einer höheren Schule ſind, ſich aber nach geiſtiger 50 Bſch ſchon
gabung und ſonſtigem Perſönlichkeitswert für den Aufſtieg in E0 Znuſchend ſ.
mittleren Dienſt eignen, können von der Reichsleitung des ReEt) /hn ſeine
arbeitsdienſtes zu einer vom Reichsinnenminiſter im Einvern!
men mit dem Volksbildungsminiſter feſtzuſetzenden beſondeel
Prüfung zugelaſſen und nach Erfolg zu einem Lehrgang auf
Feldmeiſterſchule einberufen werden, wodurch ihnen der Zuki
zur mittleren und höheren Laufbahn eröffnet iſt.
Das Reichsarbeitsdienſtgeſetz unterſcheidet zwiſchen den p1
mäßigen Führern, die für den Außen= und Innendienſt verwell
bar ſein müſſen, und den Amtswaltern, die ausſchließlich für
Bürodienſt beſtimmt ſind.
Die Amtswalter ſind im übrigen in ihren Rechten und Pf!
ten grundſätzlich den planmäßigen Führern gleichgeſtellt. Sie M
gen daher auch die gleiche Tracht, jedoch mit beſonderen Abzeicht
OA9 voir dee Bandeter.
Uraltes germaniſches Erbe, lebendig durch die Jahrtauſende.
Von Dr. Friedrich Schulze=Maizier.
Wandertrieb, Wanderluſt ſtecken dem deutſchen Menſchen bei
aller Liebe zur heimiſchen Scholle von jeher tief im Blut. Ein
alter lateiniſcher Satz ſagt: „Germania migrat” — Germanien
wandert. Ein ungeheures Wanderereignis, die Völkerwanderung,
ſteht am Anfang der deutſchen Geſchichte. Schon Herder
be=
tont, kein Volk ſei ſo oft gewandert wie das unſere; ja er wollte
(freilich irrtümlich) den Namen der Vandalen von wandern und
den der Sueben von ſchweifen ableiten. Einer der feinſinnigſten
zeitgenöſſiſchen Ergründer deutſcher Weſensart, Leopold
Zieg=
ler charakteriſiert in ſeinem „Heiligen Reich der Deutſchen”
das deutſche Volk als ein Sucher= und Wanderervolk dem
Wotan, der „Wandernde” die ewige Bewegtheit ſeines Weſens
mythiſch verkörpert habe.
Schon das früheſte Denkmal unſerer Nationalepik, das
Hildebrandslied hat einen Mann zum Helden, der faſt
ſein ganzes Leben als ein „Wallender” zubringen mußte: „Der
Sommer und Winter wallt’ ich ſechszig außer Landes”, ruft
der alte Hildebrandt aus, als er bei der Rückkehr in die Heimat
mit dem eigenen Kinde auf Tod und Leben kämpfen muß. Und
ein Fahrender in des Wortes wahrſter Bedeutung, ein die
deut=
ſchen Gaue kreuz und quer Durchſtreifender, war der größte
Lyriker des deutſchen Mittelalters; Herr Walther von der
Vogelweide. In beſtändiger Wanderunruhe hat er ſeine
Lieder, ſeine politiſchen Kampfſprüche geſchaffen, die ſelber
wieder durch die Lande wanderten und überall zündeten, wo ſie
hingelangten. Ein Fahrender iſt auch Wolframs Parzival,
der ſchon als Junge in die Welt hinaus läuft und viele Jahre
lang wandern muß, bis ſein Leben endlich Ziel und Hafen
findet. Der irrende Ritter, der ſchließlich todesmatt im Graſe
zuſammenſinkt, iſt auch in ſeiner Tragik eine nur allzu deutſche
Geſtalt. Auf einer „Fahrt” auf dem Zuge der Burgunden ins
ferne Hunnenland ſpielt ſich das düſter=mächtige Finale unſeres
größten Nationalepos, des Nibelungenliedes ab.
Deut=
ſcher Wandergeiſt ſpricht uns aus der lebendigſten Dichtung an,
die das Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges in Deutſchland
hervorbrachte aus Grimmelshauſens „Simplizius
Simpliziſ=
ſimus”, Gleich Parzival entläuft Simplizius der elterlichen
Zucht, um in wechſelvollem Abenteuerleben die Welt zu
durch=
ſchweifen.
Betrachtet man vollends den Wiederaufſtieg der deutſchen
Dichtung im 18. Jahrhundert, ſo ſtaunt man über die Fülle von
Wanderern, die einem hier entgegentreten. „Sturm und Drang”
nannte ſich, bezeichnend genug, jene elementare Durchbruchs=
bewegung, aus welcher um 1770 herum die neue deutſche
Dich=
tung in mächtigem Aufſchwung erwuchs. Kein Zufall, ſondern
tief in der Eigenart dieſer Epoche begründet daß das Wandern
damals eine Lieblingsbetätigung der geiſtigen und
national=
bewußten Jugend war und daß der genialſte jener raſtlos
be=
wegten Stürmer und Dränger, der junge Goethe, ſeinem
eigenen Bericht zufolge ob ſeines Umherſchweifens in den
Ge=
filden zwiſchen Daunus und Odenwald ,der Wanderer”
ge=
nannt wurde. Der alte Goethe berichtet nicht ohne Jronie, wenn
damals ein junger Mann ohne Zweck und Ziel in die Welt
hinausgerannt ſei, ſo habe man das eine „Geniereiſe” genannt.
Der Vegetarier Chriſtoph Kaufmann, der mit nackter Bruſt
und wallendem Haar in Lavaters Auftrage durch Deutſchland
zog, nannte ſich, nicht eben beſcheiden, „Gottes Spürhund” um
überall nach ſtarken Seelen zu fahnden. Die zahlreichen
Wander=
gedichte des jungen Goethe, „Wanderers Sturmlied‟. „Der
Muſenſohn” „Harzreiſe im Winter” und manches andere, ſie alle
bezeugen, wie eng und in wie typiſch deutſcher Weiſe auch hier
wieder Wanderer und Dichter zuſammengehören. Gerade in
Goethe lebte bis ins Alter hinein ein unwiderſtehliches
Be=
dürfnis nach Bewegung und Ortswechſel; Wanderungen und
Neiſen waren ihm oft ein Heilmittel, durch das er zumal in
Kriſenzeiten, Erfriſchung und Ermunterung ſuchte. Wandergeiſt
lebt auch im „Fauſt” beſonders im zweiten Teil, und „
Wander=
jahre” nennt ſich das epiſche Hauptwerk des Goetheſchen Alters.
Dieſer zweite Teil des Wilhelm=Meiſter=Romans, der wie ein
hohes Lied weltmutigen deutſchen Ausbreitungsdranges anmutet,
gipfelt in der Erkenntnis, daß „der Fähigſte — der Beweglichſte‟
ſei, dem die weite Welt gehöre.
Wie ſtark und unzerſtörbar aber die Wanderluſt des
deut=
ſchen Menſchen iſt, merkt man ſo recht, wenn man von der
Klaſſik zur Romantik kommt, zumal zur Spätromantik, die ja
erſt den vollen Durchbruch zu nationaler Selbſtbeſinnung brachte.
Man braucht nur an Eichendorff zu denken und ſeine
herr=
lichen Wald= und Wanderlieder, vor allem an das zum
Volks=
lied gewordene „Wem Gott will rechte Gunſt erweiſen” um
zu ſpüren, mit welcher Freude die deutſche Jugend im Zeitalter
der Befreiungskriege und der darauf folgenden Jahrzehnte
ge=
wandert iſt. Schon Seume in ſeinem „Spaziergang nach
Syrakus”, Arndt in ſeinen „Wanderungen und Wandlungen
mit dem Reichsfreiherrn vom Stein” wie Uhland, Mörike,
Lenau, Wilhelm Müller mit ihren vielen köſtlichen
Wander=
liedern, ſie alle können als dichteriſche Kronzeugen deutſcher
Wanderfreudigkeit gelten. Man braucht nur an Jean Paul oder
Adalbert Stifter und ihre vielen wandernden Jünglingsgeſtalten
zu denken, um zu ermeſſen, welch ſtarken Niederſchlag auch in der
erzählenden Dichtung dieſer deutſche Wandergeiſt fand. Noch in
den Romanen Theodor Fontanes, der ſelber ein
leiden=
ſchaftlicher Wanderer war und ſeine entdeckerfreudigen „Wande=
rungen durch die Mark Brandenburg” ſchrieb. lebt der
deutſche Wandertrieb: Auf Spaziergängen, Ausflügen und Reiel
ſpielt ſich ein großer Teil der Handlung ab; es iſt, als ob
Zug ins Freie, ein Durſt nach friſcher Luſt ſeine Menſc
beherrſche.
Hat man eigentlich ſchon einmal zur Geltung gebracht, 4M4
viele wichtige Erzeugniſſe des deutſchen Geiſtes auf Wanderung
auf Reiſen entſtanden ſind! Von den „Fahrenden” des Mikt
alters war ſchon die Rede. Iſt es ein Zufall, daß der ju
Herder ſeine fruchtbarſte, an Geiſtesblitzen und genialen El
fällen reichſte Seereiſe von Riga nach Nantes im Jahre I
berichtet? Ein Zufall, daß Heinrich von Kleiſt
größeren Teil ſeines Lebens auf Reiſen zubrachte, im Pl
wagen kreuz und quer durch Deutſchland, durch Europa jager!
Ein Zufall, daß Nietzſches „Zarathuſtra” nicht in der Enge
Studierſtube geboren wurde, ſondern auf weiten, beglück?
Gängen in ſüdlicher Landſchaft? „Der Wanderer” lautet
Ueberſchrift jenes ergreifenden Kapitels, das den dritten 2
des „Zarathuſtra” einleitet; „der Wanderer und ſein Schatt0
betiteln ſich jene hintergründige Zwiegeſpräche, welche den leB
Teil von „Menſchliches Allzumenſchliches” einrahmen; „Es ON
ein Wanderer durch die Nacht”, beginnt jenes tief tragiſche 4
dicht Nietzſches vom einſamen Wandersmann und ſeinem 2
ſpräch mit dem Vogel, der ſein Weibchen lockt. Und an el
der entſcheidenſten Stellen des Richard Wagnerſc
„Ring” im „Siegfried” taucht wiederum jener Wanderer=G.)
Wotan auf, dem wir ſchon anfangs begegneten: „Der Wander
ſpricht tiefſtes germaniſches Urwiſſen aus, Wiſſen vom ewi !“
Wandel und Wechſel alles Seins, wenn er bekennt: „Dem er;
Jungen weicht in Wonne der Gott”
Auf den Spuren der Nibelungen in Frankreich. Gamilſck.
der berühmte Romaniſt der Berliner Univerſität, iſt durch Fkel
reich auf den Spuren der Germanen gewandert und hat da”
u. a. auf altem burgundiſchem Gebiet die Recken des Nibelung"
liedes wiedergefunden. So konnte er im Departement Ha s=
Alpes einen Sigufridus aus dem 7. Jahrhundert feſtſtellen. —
Name des Burgunderkönigs Giſelher lebt in dem Ortsnan
Gillarens im Kanton Freiburg, der des alten Königs Sigisme”
in Semondans im Kanton Doubs. Die ſagengeſchichtliche E‟
ſchung hat die Heimat der Nibelungen im hohen Norden.
Mythos, ja ſelbſt bei den Skythen ſuchen wollen. Zwei On‟
namen in Frankreich, die beide auf ein altes Nibelingen zur
führen, zeigen uns, daß die Nibelungen mit dem BurgunderL."
ſeit dem 5. Jahrhundert verbunden ſind. Es ſind dies
Neudi-
im Departement Jura und Noblens im Departement Ain. 4
der grimme Hagen tritt als Hajinus oder Ainus auf. Sechs II.
zöſiſche Ortſchaften, ſo teilt Gamillſcheg im Auguſtheft von 22‟
hagen u. Klaſings Monatsheften mit hießen ehemals Haginine"
Hageningen.
Mittwoch, 31. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 208 — Seite 3
Seswokelbanosfawerſte Stande
icht muß Genf den Beweis dafür ankreken, daß der Völkerbundspakk ein ehrliches Friedensinſtrumenk iſt.
Einzige Tagesordnung: Abefſinien=
Ronmrr.
Heute Mittwoch nachmittag 5 Uhr tritt der Völkerbundsrat
Benf zuſammen, um ſich mit dem italieniſch=
abeſſi=
chen Streitfall zu beſchäftigen, der als einziger
nkt auf der Tagesordnung ſteht. Damit hat der
ö kerbundsrat eine Entſcheidung zu treffen, die mit ſeinem
ſenteren Beſtehen auf das engſte verbunden iſt, denn angeſichts
er Sünden der Vergangenheit kann Genf nicht mehr nach alter
ſicthode um unangenehme Dinge herumgehen und ſich ſeiner
er antwortung entziehen, es muß jetzt Farbe bekennen, da dieſer
ſtteitfall im Zeichen einer unmittelbaren Kriegsgefahr
ſehr, die die Oeffentlichkeit in viel ſtärkerem Maße beſchäftigt,
s den Genfer Diplomaten lieb iſt.
England hat dazu unmißverſtändlich zum Ausdruck gebracht,
es in Genf nichts mitmachen werde, was geeignet ſein
mite, das ganze Völkerbundsgebäude ins Rutſchen zu bringen.
ſer au wie England iſt aber auch Frankreich an der Erhaltung
Genfer Einrichtung intereſſiert, denn die franzöſiſche Politik
riun einmal auf das innigſte mit dem Genfer Apparat
ver=
inden. Man weiß ſehr wohl, daß ein neuerliches
Ver=
gen Genfs dem Quai d’Orſay alle
gegenwär=
enundkünftigen Konzepte verderbenkönnte.
us der franzöſiſchen Preſſe heraus wird denn auch Muſſolini
iideringend gebeten, den Streit nicht auf die Spitze zu
trei=
y. Es wird zwar von Deutſchland als dem Nutznießer einer
trartigen Situation geſprochen, in Wirklichkeit, iſt es den
ſtanzoſen jedoch höchſt unerwünſcht, daß ihre
eſ amte Kollektippolitik durch den Ausbruch
er Feindſeligkeiten zwiſchen Italien und
heſſinien, alſo von der Seite eines Vaſallen des
Völker=
uudes her, aufgerollt wird.
Der Völkerbundsrat mit ſeinen Klauſeln zur Ueberwindung
hn Konflikten und zur Vermeidung kriegeriſcher Ereigniſſe iſt
nichts anderes als ein Kollektippakt mit dem Ziel der
Er=
iltung des Friedens in Europa. Wie wir über die
Kollektiv=
ite denken, iſt der Gegenſeite ſehr gut bekannt. Wir bejahen
ſoweit ſie offen und ehrlich ſind und verneinen ſie, ſowie ihr
ſinn durch Querverbindungen und Sonderabmachungen
ver=
licht wird. Jetzt ſoll Genf den Beweis antreten,
aß der Völkerbundspakt ein ehrliches
Frie=
ensinſtrument iſt. Dieſe Beweisführung fällt verſchiedenen
rantwortlichen Mächten ſehr ſchwer, deren Vertreter mit
mfteſter Sorge den Weg nach Genf angetreten haben. Herr
den hat in Paris noch einmal Station gemacht. Hier ſind
e letzten taktiſchen Verabredungen getroffen worden, aber alles
eitere wird ſich doch erſt in Genf entſcheiden.
Muſſolini hat ja ſeine Karten aufgedeckt. Er dringt
arauf, daß der Völkerbundsrat von
lang=
terigen Beratungen Abſtand nimmt und ſich
wo=
öglich auf einen Termin vertagt, der tief im Herbſt zu ſuchen
Will ſich der Völkerbund der übrigens dieſen Namen
ſtchaus nicht zu recht trägt, nicht ſein Grab endgültig graben,
iun wird er nach rein ſachlichen Geſichtspunkten auf Grund
r Satzungen vorzugehen haben, nicht aber unter
Berück=
htigung von Sonderintereſſen irgendeiner Ratsmacht. Soviel
i ſich in den letzten 48 Stunden gezeigt, daß die Franzoſen
In liebſten alles auf die lange Bank ſchieben
öchten, weil ſie fürchten, daß eine grundſätzliche Behandlung
s Konfliktes ihr Kolonialabkommen mit Italien zur Debatte
illen könnte. Ueber die Auslegung dieſes Vertrages iſt es ja
irt lich ſchon zu einem kleinen Preſſedisput gekommen, der aber
verraſchend ſchnell wieder verſackte. Man hatte auf beiden
eiten keine Luſt, ſich in die Haare zu geraten, weil man ſich
igenſeitig für die Erreichung anderer politiſcher Ziele braucht.
Wird aber der Abeſſinienkonflikt nach anderen als den
Ge=
chispunkten von Recht und Gerechtigkeit behandelt, dann kommt
zu einer Entwicklung, die nicht nur im allerſchärfſten
Wider=
ſrrch ſteht zu den Pflichten, die der Völkerbund zu erfüllen
ut. ſondern auch zu der Idee durch mehrſeitige Verträge neue
tſätzliche Friedensſicherungen zu ſchaffen. Abkommen dieſer Art
üben uns längſt ernüchtert. Was ſich in Genf abſpielt, berührt
ns zwar eigentlich nicht unmittelbar, das ſoll uns jedoch nicht
thalten, mit regem Intereſſe alle bevorſtehenden Genfer
Er=
gn iſſe unter die Lupe zu nehmen.
Eden in Paris.
Beſprechungen mit Laval. — Gemeinſame Fahrt
nach Genf.
EP. Paris, 30. Juli.
Der engliſche Miniſter für Völkerbundsangelegenheiten,
Eden, iſt am Dienstag mittag im Flugzeug in Paris
eingetrof=
fen. Eden begab ſich ſofort in die engliſche Botſchaft, wo er mit
dem Pariſer engliſchen Botſchafter Sir George Clerk eine
Be=
ſprechung hatte und den Botſchafter über die jüngſten Beſchlüſſe
des engliſchen Kabinetts auf dem Laufenden hielt. Sir George
Clerk ſeinerſeits teilte dem Miniſter den Inhalt der Beſprechung
mit die er am Dienstag morgen mit dem franzöſiſchen
Miniſter=
präſidenten Laval hatte. — Gegen 17 Uhr begaben ſich Eden und
Sir George Clerk in den Quai d’Orſay, wo die angekündigte
Unterredung mit Miniſterpräſident Laval begann.
Eden und Laval haben am Dienstag abend gemeinſam die
Fahrt nach Genf zur Sitzung des Völkerbundsrates angetreten.
Franzöſiſcher Miniſterrak.
Der heutige Miniſterrat beſchäftigte ſich in der Hauptſache
mit der franzöſiſchen Haltung im italieniſch=abeſſiniſchen
Kon=
flikt. Nachdem Miniſterpräſident Laval ausführlich die Stellung
Frankreichs dargelegt hatte, hat der Miniſterrat einſtimmig den
Bericht des Miniſterpräſidenten gebilligt. Laval hat auch den
Miniſterrat über die laufenden diplomatiſchen Verhandlungen
hinſichtlich der verſchiedenen europäiſchen Pakte und
Sicherheits=
fragen ſowie über die Unterredung, die er vor einigen Tagen
mit dem deutſchen Botſchafter über die die beiden Länder
inter=
eſſierenden Fragen hatte, unterrichtet. Was die Regelung des
italieniſch=abeſſiniſchen Konfliktes anbelangt, ſo ſoll der
Miniſter=
präſident den Ernſt der Lage ausdrücklich feſtgeſtellt, gleichzeitig
aber der Hoffnung Ausdruck gegeben haben, daß es den drei
Streſa=Mächten gelingen werde, ſich auf einer zur
Aufrechterhal=
tung des Friedens in Oſtafrika förderlichen Grundlage zu
einigen. Der Miniſterpräſident teilte ferner mit, daß er am
Nach=
mittag mit dem engliſchen Miniſter, für Völkerbundsfragen,
Eden, eine eingehende Beſprechung haben werde.
Ein neuer Vorſchlag.
Inkernalionales europäiſches Mandak für Abeſſinien?
EP. Addis Abeba, 30. Juli.
Wie von Regierungsſeite bekanntgegeben wird, iſt dem
Kaiſer von Abeſſinien ein neuer Vorſchlag zur Löſung der Kriſe
unterbreitet worden. Dabei wird jedoch nicht mitgeteilt von
welcher Seite der Vorſchlag ſtammt. Die Vermutung dürfte
je=
doch naheliegen, daß dieſer Vorſchlag gemeinſam von England
und Frankreich gemacht worden iſt. Der Vorſchlag ſieht die
Schaffung eines internationalen europäiſchen
Mandats unter der Obhut des Völkerbunds vor.
Dabei ſollen jedoch keiner einzelnen Macht
irgend=
welche politiſchen Vorrechte oder
Machtvoll=
kommenheiten eingeräumt werden. Es ſollen aber
Ita=
lien beſtimmte wirtſchaftliche Zugeſtändniſſe
gewährt werden unter der Bedingung, daß
Abeſ=
ſiniens Unantaſtbarkeit gewahrt und gegen
jeg=
lichen Angriff von außen, gleich welcher Art,
geſchützt wird. Weiter gibt der Vorſchlag der abeſſiniſchen
Regierung große Bewegungsfreiheit bei der Ernennung von
Beratern, wobei die einzige Vorausſetzung die iſt, daß dieſe
Be=
rater Staaten angehörigen, die Mitglied des Völkerbundes ſind.
Wie weiter verlautet, hat die abeſſiniſche Regierung bereits
den Empfang dieſes neuen Vorſchlags beſtätigt, aber noch keine
Stellung dazu genommen. Jedoch verlautet halbamtlich, daß der
Kaiſer grundſätzlich nichts gegen eine
euro=
päiſche Einflußnahme in Abeſſinien
einzuwen=
den habe, vorausgeſetzt, daß eine ſolche
Ein=
flußnahme ſich auf das rein wirtſchaftliche
Ge=
biet beſchränkt und weder einen politiſchen
Charakter habe, noch politiſche Ziele verfolge.
Der Kaiſer, ſo wird hinzugefügt, vertrete den Standpunkt, daß
die Abeſſinier lieber unter europäiſcher Führung ſich
wirtſchaft=
lich entwickeln würden, als unabhängig und arm zu bleiben.
Zugleich müſſe er jedoch darauf hinweiſen, daß Abeſſinien
nun=
mehr vollkommen geeint hinter ihm ſtehe und bereit ſei, ſich
gegen jeden Einfall zu wehren.
Ikalieniſche Tanks in Erikrea.
Aus der italieniſchen Kolonie Eritrea, wo ſich der große Aufmarſch gegen Abeſſinien vollzieht, treffen jetzt die erſten Bilder ein.
Man ſieht auf unſerem Bild italieniſche Tanks vor dem Gouvernementsgebäude der Hafenſtadt Maſſaua in Eritrea. (Scherl=M.)
70 Jahresringe.
Alfred Hoche, dem Arzt und Schriftſteller.
Die Lebensarbeit Alfred Erich Hoches, der heute das 70.
bensjahr erreicht, kann nur von ſeinen Fachgenoſſen voll
ge=
üt digt werden. Für ſie iſt Hoche einer der hervorragendſten
rtreter der Irrenheilkunde, ein gewiſſenhafter Forſcher, ein
inzender Lehrer, ein mitfühlender, verſtändnisvoller Arzt.
ber ſeiner Berufsarbeit ſteht aber ſeine Perſönlichkeit, von
er in ſeinen Lebenserinnerungen, die vor kurzem unter dem
tel „Jahresringe” erſchienen ſind, Zeugnis ablegt, und durch
er einem ſehr großen Leſerkreis menſchlich außerordentlich
gekommen iſt. Der Pfarrersſohn aus Wildenhain bei
gau hat es im Leben nicht beſonders ſchwer, aber auch nicht
ermäßig leicht gehabt. Freude an Naturbeobachtung und das
reben nach freier Berufstätigkeit im Dienſte der Menſchheit
hiten ihn zum Arztberuf. Aeußerlich war es ein Zufall, der
Irrenarzt werden ließ. Dennoch mag ihm eine innere
Be=
fung unbewußt den Weg gewieſen haben. Er war ſchon voll
Sgebildeter Facharzt für innere Medizin, als er an den
iwerſitäten Heidelberg und Straßburg Nerven= und
Geiſtes=
ke zu behandeln begann. Dieſer Werdegang ließ ihn in der
mals üblichen Pflege der Geiſteskranken nicht ſtecken bleiben,
ern machten ihn auch zum helfenden Arzt. Als Direktor der
chiatriſchen Klinik zu Freiburg konnte er ſeine ganze ſtarke
effönlichkeit in den Dienſt der Arbeit am Kranken ſtellen und
Lehrer vorbildlich wirken. In ſeinem erbitterten Kampf
en die Auswüchſe der Pſychoanalyſe zeigte er eine ungewöhn=
Schärfe, obwohl er ſelbſt als Seelenforſcher ſtark
pſycho=
ſapeutiſch eingeſtellt war. Hoche tritt uns in der Schilderung
es Lebens und Denkens als Menſch von ſtärkſter innerer
enſchaft entgegen, die aber durch logiſche Denkſchulung und
Urfſte Selbſtkritik völlig gebändigt erſcheint. Dieſe Beherrſchung
Gefühls durch den Geiſt äußert ſich manchmal in einer
Sſtiſchen Ausdrucksform, die aber nie verletzt, weil ſie immer
der inneren Wärme des Gefühls durchglüht iſt. So ſind
de dieſe Lebenserinnerungen, die er nach ſeinem Rücktritt
. Amt veröffentlicht hat, zu einem Dokument deutſcher Kultur
ſorden, für die ihm viele Menſchen am heutigen Tage ihren
Dr. d. K.
uk abſtatten möchten.
Eine Ausgabe von Hölderlins ſämtlichen Briefen, die Ernſt
kram bearbeitet und zuſammengeſtellt hat, erſcheint demnächſt
Inſel=Verlag in Leipzig.
Frobenius von ſeiner 12. Erpedikion zurückgekehrt
Auf dem Hofe des Völkermuſeums in Frankfurt am Main
bot ſich den Zuſchauern am Montagabend ein buntes Bild. Der
Afrikaforſcher Geheimrat Profeſſor Leo Frobenius kehrte
mit ſieben Kraftwagen von ſeiner 12. Afrika=Expedition nach
ein=
jähriger Forſchertätigkeit zurück. Aus dieſem Anlaß hatten ſich
neben den Vertretern der Stadt, der Univerſität und der Partei
zahlreiche Freunde und Bekannte eingefunden, die den Forſcher
und ſeine Mitarbeiter und =arbeiterinnen in den Mauern
Frank=
furts begrüßen wollten.
Der Kurator der Johann Wolfgang Goethe=Univerſität,
Wiſſer, hieß die Expeditionsteilnehmer auf das herzlichſte
willkommen und gab ſeiner Hoffnung Ausdruck, daß es Profeſſor
Frobenius bei dieſer Expedition gelungen ſei, diejenigen jungen
Kräfte zu erproben und auszuſuchen, die dereinſt ſein Lebenswerk
fortführen ſollten. Daneben habe die Expedition dazu gedient,
die Lücke auszufüllen, die noch bei der Durchforſchung in Afrika
zu ſchließen geweſen ſei.
Nach einer weiteren Begrüßung durch einen Vertreter der
Stadt Frankfurt a. M. der darauf hinwies, daß Prof. Frobenius
ab heute ſein neues Amt als Direktor des Völkermuſeums
an=
trete, dankte der Forſcher, gleichzeitig auch im Namen der übrigen
Expeditionsteilnehmer und =nehmerinnen, für die herzliche
Auf=
nahme. Nach einem kurzen Rückblick auf den Anfang ſeiner
For=
ſchertätigkeit vor 31 Jahren und auf die Schwierigkeiten, ſowie
das Unverſtändnis, mit denen damals ſeine Arbeit aufgenommen
wurde, betonte er, daß es gerade Frankfurt a. M. geweſen ſei,
das ſeiner Forſchertätigkeit endgültig Heimatboden gegeben habe.
Zum Schluß wies er darauf hin, daß die Vorbereitungen für die
Gründung eines neuen, umfaſſenden Inſtituts getroffen ſeien, bei
deſſen Arbeiten man gleichzeitig auf den bisher gewonnenen
Er=
fahrungen aufbauen könne.
Mit dieſer Expedition, über deren Ergebnis ſich Profeſſor
Frobenius ſehr befriedigt äußerte, iſt das Werk einer 30jährigen
Arbeit abgeſchloſſen. Die Tradition dieſer Fahrten ſoll von jetzt
ab fortgeführt werden durch eine Gruppe junger Forſcher, die
unter Leitung des Frankfurter Inſtituts das Ziel und die
Auf=
gabeſtellung dieſer Tätigkeit übernehmen. Während dieſe letzte
Expedition zunächſt die Felsbilder Spaniens und Südfrankreichs
aufnahm, durchquerte eine andere Gruppe Abeſſinien, und die
jetzt heimgekehrte Abteilung bereiſte mit Automobilen
Transjor=
danien und Libyen. Die Aufgabe der abeſſiniſchen Gruppe war
es, die Galla=Kulturen im ſüdlichen Abeſſinien zu ſtudieren, und
es ſoll den Forſchern gelungen ſein, in eine uralte, eigentümliche
Megalith=Kultur der Eingeborenen einzudringen. Die andere
Abteilung durchfuhr den Balkan und Paläſtina und wandte ſich
in Transjordanien hauptſächlich dem Studium der Felsbilder
ſowie der Unterſuchung prähiſtoriſcher Steinwerkzeuge zu. Dann
erfolgte in Begleitung von Geheimrat Frobenius eine
Durchque=
rung der Lybiſchen Wüſte. Im Mai zog ſich der Forſcher eine
Blutvergiftung zu, die ihn zwang in Tripolis zu bleiben. Dr.
Rhotert führte darauf die Expedition allein weiter durch die
nördliche Sahara, Tripolitanien und Algerien bis zur
marokka=
niſchen Grenze, wo ſie nach Spanien überſetzte. Von hier erfolgte
die Rückkehr auf dem Landwege.
Berufung der jungen Zeit.
Eberhard Wolfgang Möller, Berufung der jungen Zeit,
Kan=
taten und Chöre; Theaterverlag Albert Langen/Georg Müller,
Berlin.
Dichtung, die nur geleſen ſein will, kann uns nicht mehr
genügen. Es bedarf wieder des lebendigen Wortes, das den
leibhaften, ſinnlichen Menſchen trägt und ergreift; des Wortes,
vom lebendigen Menſchen gezeugt, von den Lippen geformt und
vom Ohr des Leibes empfangen. Geiſt ward Geſpenſt, als er das
Blut, als ihn das Blut vergaß und verriet. Die Wiedergeburt
des Wortes als Kraft, welche höchſte und weiteſte Wirklichkeit
offenbar macht — das iſt das Ziel manch tapferen Kämpfers im
Feld von Sprache und Dichtung in unſerer Zeit. Solch ein
Kämpfer zu ſein, dieſer Aufgabe hat ſich auch E. W. Möller
un=
terſtellt. Die „Kantate auf einen großen Mann” die „
Zwie=
ſprache an der Wiege eines Kindes”, die „Bauernkantate” und
„Anruf und Verkündung der Toten”, alle im vorliegenden Band
zuſammengefaßt, legen Zeugnis ab von ſolch ernſtem Streben,
ſolch echtem Verhältnis zur Sprache als bindender und
offenbar=
machender Kraft von Menſch zu Menſch. Große Dichtung? Wer
weiß, ob ſie in der Unruhe und im Uebergang unſerer Weltzeit
auch nur einem vergönnt? Aber echtes Gefühl, reine
Geſin=
nung, gute tapfere Gedanken, ſichere Handhabung des Verſes,
ſchlichte Ausſage, menſchlich unmittelbare, von Herzen zu Herzen
gehende Rede und Geſchick im Aufbau von Chor und
Wechſel=
rede — das alles iſt da.
Gemeinſchaft will wieder wachſen, ſo will auch das
Wort auferſtehen, das der Gemeinſchaft zugleich diene und ſie
führe. Zu ſolchem Dienſt und ſolcher Führung hat E. W. Möller
einen Beitrag geleiſtet, und das iſt gut. Freilich iſt das nicht
alles, des wir bedürfen. Und der Autor ſelbſt wird darum
wiſ=
ſen, denn auch die Gabe der Beſcheidenheit ſpricht aus ſeinen
Aeußerungen. Gemeinſchaft — nicht bloß in Gefühl und
Geſin=
nung, ſondern im Geiſt und in der Wahrheit oberhalb aller
Bekenntniſſe — dahin ſind wir noch unterwegs und weit vom
Ziel. Nicht was der Menge gefällt, ſondern tiefe und letzte
Er=
kenntnis, fern von Rauſch und Geſinnung, beſchwört das reinſte
Bild der Gemeinſchaft. Denn noch in einem anderen bedarf die
Sprache der Wiedergeburt — nicht nur als Mitlerin ſubjektiver
Gefühlserlebniſſe und Willensimpulſe von Menſch zu Menſch:
ſondern als Verkünderin des göttlich Weſentlichen zum
Menſchen=
weſen hin. Aber auch hier iſt Möller bereits eine Ahnung
ge=
geben, die ſich einmal im ſchönſten Wort ſeines Buches ausſpricht:
Denn leben heißt ſich erinnern”.
R. v. B,
Seite 4 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 31. Juli 1935
Nachruf.
Am 30. ds. Mts. verſchied nach ſchwerem Leiden unſer langjähriger
Oberkellner
Durt Maleln Gereig
Wir werden das Andenken des Verſtorbenen, der uns ein treuer und
fleißiger Mitarbeiter war, ſtets in Ehren halten.
Familie Valentin Wagner
Familie Heinrich Haas
Brauerei zum „Goldenen Anker”
Die Beerdigung findet am Donnerstaa, den 1. Auguſf, 15½ Uhr, auf dem
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friedhof ſtatt.
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Todes=Anzeige.
Heute verſchied plötzlich und unerwartet mein lieber
Mann, mein treuer Vater
Georg Schildge
Ober=Stadtſekretär
im Alter von 61 Jahren.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Marie Schildge, geb. Hartherz
Fritz Schildge.
Darmſtadt, Ilbeshauſen, den 30. Juli 1935.
Die Feuerbeſtattung findet auf Wunſch des Entſchlafenen
in der Stille ſtatt.
(6832
Auf der Reise
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gel, Witwe des Sattlermeiſters, 83 Jahre.
Hering, Katharina, geb. Wenchel, Ehefrau
des Wäſchereibeſitzers, 62 Jahre
Geiger, Anna, o. B., ledig, 54 Jahre.
Rothamel, Marie, Diakoniſſe, led., 75 J.
Friedrich, Sophie, Poſtgehilfin i. R., led.,
66 Jahre.
Rothermel, Wilhelmine, geb. Oeſtreicher,
Witwe des Kaufmanns, 73 Jahre.
Gerbig, Matern, Kellner, verh., 54 Jahre.
Bickenbach: Jährling, Johannes,
Reichsbahn=
ſchaffner., verh., 49 Jahre.
Goddelau: Rupp, Hch., Schüler, 13 Jahre.
Dornheim: Leisler, Margarethe, geb.
Fried=
rich, Ehefrau des Drehers, 39 Jahre.
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8.30: Bad Münſter am Stein: Frühkonzert. 9.00: Ni
Kaſſel: Werbekonzert. 9.15: Nur Kaſſel: Muſik cn
Morgen. 10.00: Sendepauſe. 10.45: Prakt. Ratſchlä
für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: M4
ſdungen. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Breslau: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit, Nach=
14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.5
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter. 14.4
(15.50): Alt=Saarburg. Plauderei.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Steine geben Brot. Fun
bericht aus dem Quarzit=Bruch bei Köppern im Taunns
17.00: Stoßet an, der Rbein ſoll leben! Ein rheiniſch
Funk=Potpourri. 18.30: Das Leben ſpricht! 18.45:
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dienſt. 18.55: Meldungen.
19.00: Unterhaltungskonzert. Orcheſter Frankfurter Beru
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Budapeſt: 22.05: Zigeunermuſik.
London: 23.00: Tanzkapelle Winnick.
Wien: 23.45: Wiener Muſik.
Arvertral
iſten getrete
[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 31. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 31. Juli 1935
Hauskaſeln der NSB.
Die Haustafeln, die von der NSV. in den Häuſern der Stadt
und des Landkreiſes Darmſtadt im Einvernehmen mit den
Haus=
ſgentümern angebracht ſind, enthalten den Hinweis darauf, daß
tieſe Karten Eigentum der NSV. ſind und
Aenderun=
sen nur von der zuſtändigen
Ortsgruppenamts=
leeitung vorgenommen werden dürfen
Es wird hiermit ausdrücklich darauf hingewieſen, daß die
nberechtigte Beſchädigung, Entfernung oder
nhaltsänderung der Haustafeln verboten iſt und
ten Täter unter dem Geſichtspunkt der
Sachbe=
ſchädigung ſtrafbar macht.
Die Ortsgruppenamtsleiter. Amtswalter und Helfer der NSV.
ſmd angewieſen, auf obige Anordnung ſtrengſtens zu achten und
zuwiderhandlungen unnachſichtlich auf dem Dienſtwege zur
An=
eige zu bringen.
Amt für Volkswohlfahrt, Kreisamtsleitung Darmſtadt.
Nr. 208 — Seite 5
Arbeitsbuch!
Handwerker des Baugewerbes und der Baunebengewerbe.
Arbeitnehmer in den Architektur=, Bauingenieur= und
Ver=
meſſungsbürvs.
Auf Grund des Geſetzes über die Einführung des
Arbeits=
tuuches vom 26. Februar 1935 — RGBl. 1 Seite 311 — wird für
die Angeſtellten. Arbeiter, Volontäre und Lehrlinge dieſer
Indu=
riezweige im Bezirk des Arbeitsamtes Darmſtadt im Laufe des
Monats Auguſt das Arbeitsbuch eingeführt. Vordrucke für
ſie Antragſtellung ſind bei dem Arbeitsamt Darmſtadt,
Mornewegſtraße 75, abzuholen. Der Antrag iſt mit der
polizei=
chen Meldebeſcheinigung verſehen, unter Beifügung etwaiger
eugniſſe oder ſonſtiger Unterlagen, bei der angegebenen
Dienſt=
felle perſönlich in der Zeit vom Montag dem 12., bis
Mitt=
woch, dem 14. Auguſt 1935, vormittags zwiſchen 7 und 13 Uhr
ſbzugeben, inſoweit nicht durch beſondere Zuſchrift des
Arbeits=
ſmtes an den Betriebsführer etwas anderes beſtimmt iſt.
Der feſtgeſetzte Termin muß pünktlich eingehalten werden.
Wer den Antrag nicht rechtzeitig abgibt, läuft Gefahr, ſeine
Ar=
jeitsſtelle zu verlieren.
Kein Nacharbeiten der Berufsſchulzeit.
Nach den Beſtimmungen der Gewerbeordnung iſt jeder
Ge=
v erbetreibende verpflichtet, ſeinen Gefolgſchaftsangehörigen unter
18 Jahren die eine von der Gemeindebehörde oder dem Staat als
ortbildungsſchule anerkannte Unterrichtsanſtalt beſuchen. hierzu
die von der zuſtändigen Behörde feſtzuſetzende Zeit zu gewähren.
Der Lehrherr iſt nach der zur Zeit noch beſtehenden Rechtslage
jdoch nicht verpflichtet, die Fortbildungsſchulzeit des Lehrlings
anzurechnen. Er iſt berechtigt, die durch den Beſuch der
Fortbil=
dungsſchule verſäumte Arbeitszeit nacharbeiten zu laſſen, jedoch über
die gewöhnliche Arbeitsſchlußzeit hinaus nur am Taga der
Ver=
ſEumnis. In zahlreichen Berufen, namentlich im Handel, dürfte
demnach ein Nacharbeiten kaum in Frage kommen. Abgeſehen
havon, ſo wird im „Jungen Deutſchland” ausgeführt, widerſpricht
jedoch ein Nacharbeiten der Berufsſchulzeit in jedem Falle der
nationalſozialiſtiſchen Auffaſſung. Das Lehrverhältnis iſt kein
Arbeits= oder Dienſtverhältnis im üblichen Sinne und erfordert
erne andere Beurteilung als der Arbeits= und Dienſtvertrag eines
Angeſtellten. Dieſen Grundſätzen iſt bereits in dem Reichsmuſter=
Lehrvertrag für kaufmänniſche und gewerbliche Lehrlinge
Rech=
nung getragen. Der Lehrherr wird hier verpflichtet, den Beſuch
der Berufsſchule als Arbeitszeit anzuerkennen.
„Polizeibeamke” des Gemüſegarkens.
TPD. Eines der verachtetſten Tiere auf dem Lande iſt die
röte. Um ſie werden Märchen geſponnen, die ſie als garſtig und
aftig verpönen; ſie ſollen mit der Zunge ſtechen und giftigen Saft
auusſpritzen können und dergleichen mehr. Sie iſt das Tier, das am
meiſten getreten und gepeinigt wird. Fragen wir uns nun warum,
ſt wiſſen wir als einzige Antwort; ſie iſt häßlich. Aber das ſagt
noch gar nichts über ihren Wert.
Stechen kann keine Kröte. Alle Behauptungen darüber ſind
uwahr. Daß ſie einen giftigen Saft ausſpritzt, der dem
Men=
ſcen ſchadet, ſtimmt nur zum Teil. Die Kröte hat tatſächlich im
Maul Drüſen, die einen Saft abſondern, den ſie ihren Feinden
entgegenſpritzt, wenn ſie ſich in Lebensgefahr befindet. Sie kann
aber dieſen Saft nur auf kurze Entfernungen ausſtoßen, für den
Menſchen iſt er außerdem unſchädlich. Sie beſitzt aber noch ein
anderes Schutzmittel; das ſind Warzen an ihrem Körper; dieſe
ſendern einen übelriechenden, bitteren Schleim ab, der ihren
Fein=
den den Biſſen verleidet.
Die meiſten Menſchen wiſſen den Wert dieſes Tieres kaum zu
würdigen, trotzdem gehört die Kröte zu den nützlichſten, denn ſie
vertilgt in großen Mengen läſtige Schnecken und Maden. Man
wird ſie vorwiegend in Gemüſegärten antreffen, wo ſie von den
Blättern das Ungeziefer abſucht. Wie hoch ſie in andern Ländern
ge=
ſchätzt wird, zeigt die Tatſache, daß ſie in England ſogar auf den
Märkten gehandelt wird, wo ſie dann in den Gemüſegärten als
„Polizeibeamter” ausgeſetzt wird.
Gärtner und Bauern wiſſen ſie allerdings auch bei uns zu
ſchätzen, denn es würde nicht viel von ihrem Kohl übrig bleiben,
wenn nicht von Zeit zu Zeit die Kröte die Stauden nach den
Schädlingen abſuchen würde. Nur die Kinder werfen ſie mit
Steinen, zertreten und quälen ſie; es iſt ja nur eine Kröte. Aber
der feine Herr Laubfroſch im grünen Frack der iſt überall gern
geſehen; der wird in ein Glas geſetzt, wird bewundert und
be=
ſtaunt. Er iſt der Liebling des Menſchen, obgleich er viel weniger
nitzlich iſt. Aber ſo iſt es in allen Sachen: Kleider machen Leute,
nicht nur bei Menſchen, ſondern auch bei Tieren.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. — Perſonalnachrichten. In
den Ruheſtand verſetzt; wurde am 18. Juli 1935 der
Amtsober=
gehilfe Friedrich Fiſcher in Mainz auf ſeinen Antrag mit
Wirkung vom 1. Auguſt 1935 an, unter Anerkennung ſeiner dem
Reich geleiſteten treuen Dienſte.
Perſonaländerungen in der Juſtiz. — Ernannt wurde: am
20. Juli 1935 unter Berufung in das Beamtenverhältnis der
anzleigehilfe bei dem Landgericht Darmſtadt Karl Geiß zum
anzliſten bei dieſem Gericht mit Wirkung vom 1. Mai 1935. —
Verſetzt wurde: am 17. Juli 1935 der Landgerichtsdirektor Karl
eckler beim Landgericht Mainz auf ſeinen Antrag an das
Landgericht Darmſtadt mit Wirkung vom 1. Auguſt 1935. — In
die Liſte der Rechtsanwälte wurde eingetragen: am 17. Juli der
Gerichtsaſſeſſor Franz Keber in Bad Kreuznach bei dem
Amts=
gericht und dem Landgericht in Mainz; am 25. Juli der Aſſeſſor
Chriſtoph Scherer in Mainz bei dem Landgericht der Provinz
Rheinheſſen in Mainz, der Kammer für Handelsſachen in Worms
und dem Amtsgericht in Mainz.
— Das Heſſiſche Regierungsblatt Nr. 12 vom 26. Juli 1935
enthält: Teil 1: Geſetz, die Erſtreckung des Finanzgeſetzes für das
R echnungsjahr 1934 betr. — Zweites Steuergeſetz für das
Rech=
ungsjahr 1935. — Bekanntmachung, Heſſiſche
Durchführungsbe=
ſEmmungen zur Verordnung über das Schornſteinfegerweſen und
i7 ihrer Ausführungsanweiſung vom 15. April 1935 betr. —
B ekanntmachung: Aenderung der Vorſchriften über die
Einrich=
tang und den Betrieb der Apotheken betr. — Bekanntmachung,
nteignung von Gelände für den Ausbau des Heegſtrauchweges
ir der Gemarkung Gießen betr. — Teil II. Perſonalnachrichten.
Sterbefälle. Namensänderungen.
— Treue Mieter. Am 1. Auguſt wohnt die Familie D. Koch
äerzig Jahre im Hauſe H. Helfmann, Kiesſtraße 10.
Olympia=Kämpfer in der Gartenbau=Ausſtellung. Heute
zSend um 8 Uhr treffen ſich im Orangeriehaus der Gartenbau=
A usſtellung die 50 deutſchen Olympiakandidaten, die unſer
Vater=
land bei der Winterſport=Olympiade 1936 vertreten ſollen. In
orm eines gemütlichen geſelligen Beiſammenſeins wird jedem
Geelegenheit geboten werden, in regen Gedankenaustauſch mit
Uumſeren Vertretern zu kommen. Am gleichen Abend findet, wie
Ieden Mittwoch und Samstag, Tanz im Orangeriehaus und auf
der oberen Terraſſe ſtatt.
Einſtellung des Nachnahmebriefverkehrs nach Italien. Nach
änem Wunſch der italieniſchen Poſtverwaltung können in
Deutſch=
and von ſogleich an mit Nachnahme belaſtete eingeſchriebene
Briefendungen, Wertbrief und Wertkäſtchen, nach Italien nicht
Tiehr eingeliefert werden.
Vorbildliche Geſundheitsführung im Zeltlager
Alle Befürchkungen gegenſtandslos.
LPD. Die Preſſeſtelle des Gebietes 13 der JH. teilt mit:
Wer zweifelt noch daran, daß in den Zeltlagern der Hitler=
Jugend und des Jungvolks, die im ganzen Reich an den
land=
ſchaftlich ſchönſten Plätzen errichtet worden ſind, eine geſunde
Jugend heranwächſt? Geſund deshalb, weil da in den Tälern
und auf den Höhen, in Wieſe und Wald die Jungen ſich in der
friſchen ſtaubfreien Luft, unter der heilenden Sonne bei Spiel
und Sport tummeln können, weil Herz und Lunge geweitet, die
Haut gebräunt und der ganze Körper gelockert und
durchtrai=
niert wird. Man frage den Pimpfen, der ſeine Freizeit in der
Kameradſchaft des Lagers verbrachte, ſeine Worte ſind eine
Be=
geiſterung, ganz gleich, ob er das Eſſen das Schlafen den
Lager=
betrieb oder die Feierſtunden meint. Er bedauert höchſtens, daß
der Aufenthalt nicht länger währte.
Dennoch wollen die Bedenken mancher Eltern nicht
verſtum=
men. der Junge könne im Lager erkranken, ſich verletzen oder
aber eine böſe Krankheit könne ins Lager eingeſchleppt werden.
Dieſe Beſorgniſſe ſind unbegründet. Wird doch
alles getan, um einerſeits jede Möglichkeit auszuſchalten,
Krank=
heitskeime in das Zeltlager hineinzutragen, andererſeits werden
Vorbeugungsmaßnahmen getroffen, um die
Erkrankungsmöglich=
keiten innerhalb des Lagers auf ein Mindeſtmaß zu beſchränken,
und drittens erfolgt ſofortige Behandlung aller etwa im Lager
vorkommenden kleinen Unfälle.
Aerztliche Unterſuchung vor Lagerbeginn.
Jeder Junge, der zum Zeltlager einberufen iſt, wird zunächſt
gründlich durch einen Arzt unterſucht. Ein Rachenabſtrich wird
gemacht und einer näheren Prüfung unterzogen, Zunge, Rachen,
Mandeln beobachtet, Herz und Lunge geprüft und abgehört,
etwaige frühere Krankheiten notiert. Der Geſundheitszuſtand
eines jeden Jungen wird ſo eindeutig feſtgelegt und nur der zum
Lager einberufen, der vollkommen geſund iſt.
Somit iſt ſchon von vornherein eine Bürgſchaft gegeben, daß
nur geſunde Mannſchaften die Zeltlager beziehen. Letztere ſelbſt
ſind vor Inbetriebnahme ſchon kreisärztlich begutachtet worden.
Geſundheitspflege im Lager.
Wie iſt es nun im Lager ſelbſt. Jedem Beſucher fällt neben
anderem ſofort das Sanitätszelt auf, das in jeder Hinſicht
vor=
bildlich und genügend eingerichtet iſt. Saubere Betten,
Ver=
bandskäſten mit allen Verbandsmitteln, Medikamente aller Art,
Tragbahren uſw. Fürſorgende Feldſcheren harren der „Fälle”,
die da kommen ſollen. Sie „harren”, denn in Wirklichkeit
paſ=
ſiert weniger, als gemeinhin zu vermuten wäre.
So entnehmen wir z. B. einem zuſammenfaſſenden Bericht des
Gebietsarztes Dr. Feſer über die Krankheitsfälle in den 34
Zelt=
lagern des Gebietes Heſſen=Naſſau, daß die Erkrankungen im
Durchſchnitt nur 0,6 Prozent der Lagerteilnehmer betrugen,
wo=
bei es ſich ausſchließlich um leichtere Fälle handelte, während die
Unfälle 2 Prozent der Lagerbeſatzung (Hautabſchürfungen,
Knie=
verletzungen uſw.) ausmachten.
Mit anderen Worten, von 160 Lagerteilnehmern erkrankte
bis jetzt einer leicht, drei verletzten ſich geringfügig. Weiter heißt
es in dem Bericht, daß bis jetzt keine ernſteren Erkrankungen und
keine ſchweren Unfälle ſich in den Lagern ereigneten
demgegen=
über aber geſundheitliche Erfolge feſtzuſtellen ſind, wie
Gewichts=
zunahme von einigen Pfund, ſpürbare Erholung, Abhärtung uſw.,
was ſich für die Zukunft gewiß günſtig auswirken wird. Dieſe
Beobachtungen des geſamt verantwortlichen Arztes erhellen wohl
ohne weiteres die Vorteile eines Zeeltlageraufenthaltes um ſo
mehr, als das Eſſen (5 Mahlzeiten am Tage), hergerichtet von
erprobten Köchen, vorzüglich iſt, und Trink= und Waſchwaſſer
hygienniſch einwandfrei ſind.
Schickt darum eure Jungen in die Zeltlager der Hitler=
Jugend, gebt den Jungarbeitern Freizeit zu ihrem Beſuch! Die
Jugend dankt es euch durch verdoppelte Leiſtung!
— Heute Charlotte=Ander=Gaſtſpiel im Orpheum. Die durch
unzählige Filme beſtens bekannte, und beliebte Charlotte Ander
beginnt heute im Orpheum mit ihrem Berliner Künſtler=Enſemble
ihr zweitägiges Darmſtädter Gaſtſpiel mit dem humorvollen muſi=
Charlotte Ander.
kaliſchen Schwank: „Ein Mädel mit Tempo.‟ Die
Abonnen=
ten der Sommeroperettenſpielzeit genießen für dieſes Gaſtſpiel
den Vorzug einer 50prozentigen Preisermäßigung. Eine
Ver=
längerung oder Wiederholung des Gaſtſpiels iſt ausgeſchloſſen.
*
Charlotte Ander ſchreibt uns zu ihrem Gaſtſpiel: Das „
Mä=
del mit Tempo” verſteht es, ſich den Mann, den es liebt und
den es zum Gatten erwählt hat, auf eine ſehr energiſche und
luſtige Art zu erobern. Sie findet ihn, den ſie auf einem
Studen=
tenball, drei Jahre vorher, als tanzfreudigen Kavalier
kennenge=
lernt hat, unvermutet, im Hauſe ihrer Freundin wieder. Aber
der friſche, fröhliche Student von damals iſt ſeither ein übevaus
gelehrter Zoologieprofeſſor geworden, der ſich nur für ſeine
Spin=
nen intereſſiert und von Frauen gar nichts wiſſen will.
Um ihn zu bekehren, wird ſie nicht nur für einen Tag
Stu=
benmädchen bei ihrer Freundin, ſondern auch Chauffeur und
Va=
rietéſängerin. Sie kämpft mit allen Mitteln um den geliebten
Mann und wird bereits nach Ablauf von 24 Stunden ſeine
glück=
liche Braut.
Dieſes Tempo hat mir ſehr imponiert und darum habe ich
gerade dieſes Stück für meine Tournee gewählt. Ich habe einige
Umarbeitungen darin vorgenommen und habe mir von
Bretſchnei=
der und Blacky R. Hübner eine Muſik zuſammenſtellen laſſen, die,
glaube ich, auch beim hieſigen Publikum gefallen wird.
Im dritten Akt habe ich die Gelegenheit, dem Publikum eine
ganz große Beſonderheit zu bieten, und zwar: Barmo, den
ſen=
ſationellen Exzentriktänzer, eine weltbekannte Varieténummer.
NIVEA Tchnpa
mild, leicht
schäunend
gonz wundewoll
im Geschmock.
die BFOSSe Tube
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8,15—10 Uhr;
Zuſammenkunft. Donnerstag, den 1. 8. 35: Erziehungsfragen.
Waſchbären in der Eifel.
Vor einigen Jahren wurden in den Eifelwaldungen einige
junge Waſchbären ausgeſetzt, nachdem ein Zufall den Anlaß zu
dieſer Bereicherung des Wildbeſtandes der Eifeljagden gegeben
hatte: Zwei dieſer Tiere waren aus einer Farm in der Eifel
ausgebrochen. Jagdfreunde ſetzten nachdem feſtſtand, daß die
Tiere ſich ſehr, ſchnell an die veränderten Verhältniſſe in der
freien Wildbahn gewöhnt hatten, einige weitere junge
Waſch=
bären aus. Wie wir nunmehr aus Jägerkreiſen erfahren, haben
ſich die Tiere nicht nur an die Nahrungs= und Klimaverhältniſſe
der Eifel gewöhnt, ſondern ſich darüber hinaus in erheblichem
Maße vermehrt. Es iſt einwandfrei feſtgeſtellt worden, daß
in den Jagdrevieren im Ahrmündungsgebiet und in dem etwa
4000 Hektar umfaſſenden geſchloſſenen Waldgebiet, das ſich von
hier durch den ehemaligen Kreis Adenau bis in das Vulkangebiet
des Kreiſes Daun zieht, heute bereits eine Anzahl Waſchbären
den Wildbeſtand vergrößert.
Hausſchwamm, ein Millionen=Schädling
Der Hausſchwamm iſt ein gefährlicher Gaſt. Er gehört zu den
holzzerſtörenden Pilzen, von denen es Hunderte von
verſchiedenen Arten gibt. Jeder Pilz hat zum Wachstum
Feuch=
tigkeit notwendig. Damit ſind die Grundbedingungen klar für
die Lebenstätigkeit des Hausſchwammes und der übrigen
holz=
bewohnenden Pilze: Holz als Nahrung und dazu die notwendige
Feuchtigkeit. Ohne Holz muß der Hausſchwamm verhungern,
ohne Waſſer muß er verdurſten.
Hieraus ergeben ſich auch die Grundforderungen beim
Haus=
bau, bei der Bewohnung der Häuſer und erſt recht bei der
Durch=
führung von Schwammreparaturen: im Hauſe darf nur
geſun=
des, trockenes Holz verwandt werden, das zeitlebens im
Haus auch immer trocken zu erhalten iſt. Wo Feuchtigkeit im Haus
nicht zu vermeiden iſt, z. ,B. in nicht unterkellerten
Erdgeſchoß=
räumen, in Kellernk), Küchen, Kloſetten, Badezimmern uſw. ſollte
entweder gar kein Holz verwandt werden oder nur ſolches Holz,
das mit einem chemiſchen Mittel entſprechend geſchützt iſt.
Ein Schwammſchaden hat immer einen Urſprungsherd,
näm=
lich Holz, das der Feuchtigkeit ausgeſetzt iſt. Dieſes befallene Holz
wird von den weißlichen Pilzſchäden des Hausſchwammes
durch=
zogen, ausgeſaugt und bald vollſtändig zermürbt, daß es ſeine
Tragfähigkeit völlig verliert.
Von dieſem befallenen Holz wachſen wurzelähnliche
Haus=
ſchwamm=Stränge durch das Mauerwerk nach den
angren=
zenden Räumen, daneben, darunter, darüber, ſelbſt zum Nachbar
hinüber und können immer wieder neues Holzwerk befallen. Bei
kräftiger Entwicklung bildet der Hausſchwamm genau wie jede
andere Pflanze dann Früchte, Fruchtkörper, große, oft
pfann=
kuchenähnliche Gebilde, in der Mitte goldbraun, mit weißlichem
Rande. Der goldbraune Teil trägt feine, grübchenartige Löcher,
die eigentliche Fruchtſchicht. Hier werden die Samen des
Haus=
ſchwammes, ſeine mikroſkopiſch kleinen Sporen gebildet. Dieſe
werden durch den geringſten Luftzug verbreitet. Wo ſie auf
feuch=
tes Holz kommen, kann immer wieder ein neuer Schwammſchaden
beginnen.
Bei der Beſeitigung von Schwammſchäden iſt der Rat eines
erfahrenen Sachverſtändigen unendlich wichtig. Sonſt werden für
dauernde Reparaturen mehr Mittel zum Fenſter hinausgeworfen,
wie die einmalige richtige Beſeitigung koſten würde. Denn bei
Pfuſchreparaturen kommt der Schwamm immer und immer
wie=
der. Jeder Fall liegt anders. Gar leicht kann zuviel, aber auch
zu wenig geſchehen.
Sehr oft bietet ein Schwammfall Anlaß zu einem
Rechts=
ſtreit, z. B. zwiſchen Hauskäufer und Verkäufer, zwiſchen
Haus=
herr und Mieter, zwiſchen Bauherr und Handwerker, zwiſchen den
Nachbarn uſw. Die Reparatur darf daher erſt in Angriff
genom=
men werden, wenn völlige Rechtsklarheit, am beſten durch ein
Beweisſicherungs=Verfahren geſchaffen wurde.
Der Schwammſchaden muß nun in ſeiner geſamten
Ausdeh=
nung erfaßt werden, was ſehr oft gar nicht einfach iſt und ſich
zu=
meiſt erſt aus der Oeffnung der befallenen Stellen ergibt. Das
ſchwammbefallene Holz wird auf ungefähr ½ Meter über den
Befall hinaus entfernt und verbrannt. Schwammdurchwachſene
Mauerteile werden erhalten, wenn ſie baulich gut ſind, in den
Fugen gründlich ausgekratzt, mit der Lötlampe oder beſſer mit
dem Gebläſe ausgebrannt und wiederholt mit einem chemiſchen
Schutzmittel behandelt.
Die urſächliche Feuchtigkeitsquelle muß abgeſtellt werden. Das
neue einzubauende Holz iſt einer chemiſchen
Schutz=
behandlung zu unterziehen. Das mindeſte iſt ein mehrmaliger
Schutzanſtrich, noch beſſer eine mehrtägige Tauchtränkung in einer
chemiſchen Schutzlöſung, am beſten die Voll=Imprägnierung. Bei
ſehr ſchweren Fällen, zumal wenn die Feuchtigkeitsquelle gar
nicht zu unterbinden iſt, muß Holz unter Umſtänden ſogar ganz
vermieden werden.
Vor Geheimmitteln und Geheimverfahren bei
der Schwammreparatur wird dringend gewarnt.
*) Kiſten, Kartoffelverſchläge uſw. ſind im Keller ſehr oft
vom Schwamm befallen und bilden dann für das Haus eine große
Gefahr.
Der Fichkenkreuzſchnabel iſt bei uns als Gaſt!
Dieſer Vogel, durch ſein Umherziehen auch der Zigeuner der
Vogelwelt genannt, iſt in unſerer Gegend ſeit einiger Zeit zu
be=
obachten. Sein Erſcheinen hängt ganz mit dem Gedeihen des
Fich=
tenſamens zuſammen. Iſt ein gutes Samenjahr, dann ſtellt er ſich
in größeren Trupps ein. Bei Mißernten kommt er oft jahrelang
nicht.
Von Mitgliedern des Vereins für Vogelfreunde wurde er nun
in der Faſanerie und beſonders auf dem alten Friedhof
beob=
achtet. Allerdings waren es nur Jungvögel in ihrer grau=grünen
Färbung, während bekanntlich die ausgewachſenen Männchen eine
ſehr ſchöne dunkelrote Färbung auf Rücken und Bruſt aufweiſen.
In dieſem Jahre iſt tatſächlich auf genanntem Friedhof ein
außerordentlich zahlreicher Fichtenſamenbehang anzutreffen. In
ganzen Büſcheln hängen die Zapfen zuſammen und in den
ein=
zelnen Bäumen ſind die Zapfen beſonders an der Außenſeite
voll=
ſtändig ausgefreſſen. Hier hat der Fichtenkreuzſchnabel gewirkt!
Er iſt ein ſehr guter Kletterer, unterſtützt durch ſeine kräftigen
Füße und benutzt ſeinen kreuzförmigen (daher ſein Name) lang
geſtreckten, flach gebogenen Schnabel als Greiforgan. Geſchickt
weiß er mit dieſem zangenförmigen Werkzeug die Tannenzapfen
abzukneifen und ſie mit dem Fuße feſthaltend, bricht er die
Schup=
pen auseinander, um ſo zu dem Samen zu gelangen. Beſonders
intereſſant wird der Vogel noch durch ſein Brutgeſchäft. Dieſes
wickelt ſich nicht zu einer beſtimmten Jahreszeit ab. Die
Kreuz=
ſchnäbel niſten vielmehr ſehr unbeſtimmt, ſo daß wir ſelbſt im
ſtrengſten Winter, wo allerdings Ueberfluß an Nahrung für ſie
vorhanden iſt, Gelege und Junge finden. Der Geſang des
Fichten=
kreuzſchnabels iſt unbedeutend und beſteht aus einem einfachen
lauten Gig, geg, gög.
Willſt Du mithelſen Nok und Elend lindern, dann gebe
Dein Scherflein dem Hilfswerk „Mukler und Kind”.
Konto Nr. 5990 bei der Städt. Sparkaſſe und
Poſtſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. M.
Seite 6 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 31. Juli 1935
Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter.
Kreisfunkwart. Die nächſte Funkwarteſitzung findet am
Donners=
tag, dem 1. Auguſt, 20.15 Uhr, in der Kreisfunkſtelle,
Luiſen=
ſtraße 36, ſtatt.
An die Jägerſchaft!
In Eſſen iſt zur Zeit die Ausſtellung Menſch und Tier
im Deutſchen Lebensraum”. Sie gibt eine Geſamtüberſicht über
die vielen Beziehungen zwiſchen Menſch und Tier und beleuchtet
damit auch die Stellung des Jägers, der Jagd und des Wildes in
ihren Beziehungen zu dem großen Ganzen. Die Jagd nimmt einen
großen Raum ein, da aus allen Jagdgauen Ausſtellungsſtücke zur
Verfügung geſtellt wurden. Einen Ueberblick über die Fülle des
Gebotenen enthält der Artikel im „Deutſchen Jäger” vom 19. 7.
d. J. Nr. 29: Rundgang durch die Ausſtellung „Menſch und Tier
im deutſchen Lebensraum”.
Dem aus der heſſiſchen Jägerſchaft geäußerten Wunſch eines
gemeinſchaftlichen Beſuches dieſer Ausſtellung ſoll
entſprochen werden. Der Landesjägermeiſter hat eine zweitägige
gemeinſchaftliche Fahrt mit Kraftomnibus in der letzten
Aus=
ſtellungswoche, 10.—18. Auguſt, vorgeſehen. Die Fahrtkoſten
be=
tragen je nach Beteiligung 13—16 RM. Ich bitte um umgehende
Mitteilung an meine Geſchäftsſtelle, wer an der Fahrt teilnimmt.
Anmeldung muß bis zum 3. Auguſt erfolgen.
Seitens der Deutſchen Jägerſchaft ſind zwei Merkblätter
her=
ausgegeben worden: Vom Anſprechen des Rehwildes” von
Klitzing und ein „Wildſchadenverhütungsmerkblatt‟. Der Herr
Reichsjägermeiſter legt entſcheidenden Wert auf umfaſſende
Ver=
breitung. Bei Sammelbeſtellungen iſt der Bezug billiger. Ich
bitte um Aufgabe der Beſtellung an meine Geſchäftsſtelle bis
zum 10. Auguſt 1935.
In den nächſten Tagen geht die Aufforderung hinaus zur
Leiſtung des Unkoſtenbeitrages für das Kugelpflichtſchießen. Der
Betrag iſt auf mein Poſtſcheckkonto Frankfurt a. M. Nr. 74 406
umgehend einzuzahlen. Ich bitte um unverzügliche Erledigung.
Heil Hitler und Weidmannsheil!
Hildebrand, k. Kreisjägermeiſter.
N5-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Fahrtunterlagen für Büſum! Die Fahrtunterlagen für die
Büſumfahrt vom 2.—9. Auguſt konnen in der Zeit von 9—1 und
3—6 Uhr auf unſerer Dienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, gegen
Ab=
gabe des Gutſcheines abgeholt werden.
Schlußtermin für die Urlauberzüge 35, 36, 37, 38, 39, 40.
Wir machen hierdurch die Inhaber von Voranmeldeſcheinen über
3 RM., die für die Urlauberzüge 35, 36, 37, 38, 39 und 40 aus=
geſtellt ſind, darauf aufmerkſam, daß die Begleichung der
Reſt=
beträge der ſäumigen Teilnehmer ſofort auf der Kreisdienſtſtelle
zu erfolgen hat, andernfalls die betreffenden Volksgenoſſen
Ge=
fahr laufen, für den jeweiligen Sonderzug nicht mehr
berückſich=
tigt zu werden, da die Gutſcheine bereits verfallen
ſind.
4. Auguſt: Fußwanderung nach Schloß Lichtenberg (
Oden=
wald). Ober=Ramſtadt — Hahn — Wembach — Rodau —
Lich=
tenberg — Rohrbach. Von Ober=Ramſtadt aus Rückfahrt mit
der Bahn. Teilnehmerkoſten; (Bahnfahrt) 0.70 RM.
Treffpunkt: 6 Uhr Oſtbahnhof, Abfahrt 6,16 Uhr. Führung:
Betriebswanderwart Strauch.
4. Auguſt: Fahrt in den weſtlichen Taunus. Autobahn —
Höchſt — Wiesbaden (Stadtrundfahrt — Bad Schwalbach (
Mit=
tageſſen) — durch das herrliche Wispertal — Lorch a. Rh. —
durch den Rheingau über Rüdesheim — Wiesbaden — Biebrich
— Mainz=Kaſtel — Groß=Gerau — Darmſtadt.
Teilnehmer=
koſten: Fahrt und Mittageſſen 4 RM. Treffpunkt: 7 Uhr
„Haus der Arbeit”, Bismarckſtraße 19. Anmeldungen nimmt die
Kreisdienſtſtelle entgegen.
„Kraft durch Freude”=Sportkurſe finden ſtatt: Heute
Mitt=
woch: Fröhliche Gymnaſtik, nur Frauen. Ort: Hochſchul=
Stadion, Zeit: 19.30—20.30 Uhr. Reichsſportabzeichen
Männer und Frauen, Ort: Hochſchul=Stadion, Zeit: 19.30—20.30
Uhr. Schwimmen, nur Frauen, Ort: Hochſchul=Stadion, Zeit:
18—19 Uhr. Fechten, Männer und Frauen, Ort:
Schloßgar=
tenſtraße 11, Zeit: 20—21 Uhr. Tennis, Ort: Hochſchul=
Sta=
dion, Zeit: 18.30—20 Uhr. — Meldungen für die neuen Auguſt=
Kurſe nimmt entgegen: „Kraft durch Freude‟, Bismarckſtraße 19.
Gartenbau=Ausſtellung. Es iſt uns gelungen, verbilligte
Eintrittskarten zur Gartenbau=Ausſtellung für unſere
Kamera=
den zu beſchaffen. Tageskarten zu 0,30 RM. auf der
Kreisdienſt=
ſtelle erhältlich.
Kunſtſchau Deutſcher Meiſter. Auf der Künſtlerkolonie
fin=
det zurzeit die Ausſtellung „Darmſtädter Kunſtſchau 1935 Deutſche
Meiſter” ſtatt. Die NSG. „Kraft durch Freude” veranſtaltet im
Monat Auguſt 2 Führungen dortſelbſt. Unſere Kameraden, die
ſich an den Führungen, die am 4. und 11. Auguſt veranſtaltet
werden, beteiligen, bezahlen 0,25 RM., Erwerbsloſe 0,10 RM.
Die Karten ſind bei Führungsbeginn zu löſen. Die Führung
be=
ginnt um 10 Uhr ab Ausſtellungseingang. Führer: Profeſſor A.
Bayer. Voranmeldung nicht erforderlich.
Sommerfeſt Beſſungen. Die Ortsgruppe Beſſungen
veran=
ſtaltet am Samstag, dem 3. Auguſt, ein großes Sommerfeſt mit
Tanz. abends 8 Uhr, in der Beſſunger Turnhalle. Frankfurter
und Darmſtädter Künſtler werden das Programm beſtreiten. Die
Kapelle Schlupp ſpielt auf. Eintritt, einſchließlich Tanz, 0,50 RM.
Karten ſind bei dem Ortswart Beſſungen und den
Betriebs=
warten erhältlich.
Der Polizeibericht meldel:
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechisverbindlichkelt.
Handtaſchendiebſtahl. Am 27. 7. 35 wurde in der
Soder=
ſtraße aus einer unverſchloſſenen Parterrewohnung eine
weiß=
lederne Handtaſche mit folgendem Inhalt entwendet: 1 ſilbernes
Zigarettenetui, 2 Hausſchlüſſel, 1 Autoſchlüſſel, 1
Garagen=
ſchlüſſel und 2 RM. Kleingeld. Das Zigarettenetui iſt viereckig,
trägt innen rechts eine handſchriftliche Gravierung mit Datum
23. 11. 34 und Namen Hermann Doll, innen links das gleiche
Datum und den Namen Emil. Auf der Handtaſche fand ſich ein
ſilbernes Parallelogramm mit dem Buchſtaben P in der Mitte.
Als der Tat verdächtig erſcheint ein zirka 50 Jahre alter Mann,
der auffallenderweiſe um dieſe Jahreszeit einen dunklen
Winter=
mantel trug. Wer kennt den Verdächtigen? Um Mitteilung
er=
ſucht das Landeskriminalpolizeiamt.
Verkehrsunfälle. Am 27. 7. 35, nachmittags, ſtießen an der
Kreuzung Heidelberger= und Weinbergſtraße ein Radfahrer und
ein Perſonenkraftwagen aus Ludwigshafen zuſammen. Der
Rad=
fahrer wurde ſchwer verletzt in das Herz=Jeſu=Hoſpital
eingelie=
fert. — Am 28. 7. 35, gegen 6.30 Uhr, ereignete ſich an der
Kreu=
zung Dieburger Straße und Speſſartring ein Zuſammenſtoß
zwi=
ſchen zwei Perſonenkraftwagen. Es entſtand nur Sachſchaden. —
Am gleichen Tage, gegen 20 Uhr, wurde im Sensfelder Weg eine
Frau durch einen Radfahrer angefahren. Die Frau mußte mit
einer leichten Gehirnerſchütterung in das Stadtkrankenhaus
ein=
geliefert werden. — Am 29. 7. 35 fuhr ein Motorradfahrer aus
Groß=Gerau auf der Straße nach Büttelborn in den
Straßen=
graben und erlitt leichte Verletzungen. — Am gleichen Tage,
gegen 7.40 Uhr, ſtießen in der Landgraf=Georg=Straße ein
Omni=
bus und ein Straßenbahnwagen zuſammen. Es entſtand
erheb=
licher Sachſchaden. Zum Glück wurden nur zwei Perſonen leicht
verletzt. — Am gleichen Tage, gegen 20 Uhr, fuhr an der
Stra=
ßenkreuzung Kranichſteiner= und Schlageterſtraße ein Motorrad
gegen einen Baum. Durch den Anſtoß wurden der Kraftradfahrer
und ſeine mitfahrende Frau erheblich verletzt und mußten in das
Krankenhaus eingeliefert werden.
Freitod. In der Neckarſtraße machte geſtern der Kaufmann
J. J. ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende.
Chiffre 10. Bezüglich des Verlöbniſſes beſtimmt § 1301
BGB., daß, wenn die Eheſchließung unterbleibt, jeder Verlobte
Sonntäglicher Beſuch in Kuhlmühle.
Beinläger der Minielfageno.
Die idylliſch am Baalſee in der Oſtpriegnitz gelegene
Kuhl=
mühle iſt in dieſen Wochen zur Weltberühmtheit gelangt. Seit
einiger Zeit ſchon iſt ſie als Führerſchule der Hitler=Jugend aus
ihrer verträumten Vergangenheit geriſſen und einer neuen
Be=
ſtimmung zugeführt worden. Wie aber haben ſich die Hügel und
Senken an dieſem maleriſchen Winkel des Baalſees mit
friſch=
fröhlichem Treiben gefüllt, ſeit die deutſche Jugend aus der
gan=
zen Welt ſich hier zu einem Welttreffen zuſammengefunden hat.
Aus 51 verſchiedenen Ländern des ganzen Erdballs ſind die
Jungens auf die Einladung der reichsdeutſchen Hitler=Jugend zur
Kuhlmühle in das Lager gekommen, um hier in ein paar Wochen
des Zuſammenſeins und des fröhlichen Lagerſpiels mit ihren
Ka=
meraden aus dem Reich einmal ſelbſt zu erleben, wie die Jugend
im Dritten Reich aufwächſt, und ſich darauf vorbereitet, einmal
voll und ganz dem Volk zu dienen. So ſpielt ſich denn auch das
Leben in dem Weltlager der HJ. völlig im Stil und im Rahmen
der Ziele und Aufgaben ab, die ſie ſich — zu ihrem Teil als
Voll=
ſtreckerin des Willens unſeres Führers — ſelbſt geſtellt hat.
Der Ablauf eines Tages iſt im Lager feſt beſtimmt: In der
Frühe um 6 Uhr iſt das große Wecken. 20 Minuten Frühſport
treibt den letzten Schlaf aus den Augen und aus den Gliedern.
Und ſchon bei dem anſchließenden großen. Waſchfeſt” geht es recht
munter und bewegt zu. Mit großem Eifer und teilweiſe noch
größerem Appetit wird dann der Morgenkaffee in Empfang
ge=
nommen, wie überhaupt die Lagerleitung nicht gerade über
einen ſchlechten Appetit ihrer Schützlinge zu klagen hätte. Nach
dem Frühſtück treten dann die Formationen geſchloſſen zur
feier=
lichen Flaggenparade an. Die Vormittagsſtunden ſind dann mit
ſportlichen Uebungen, Gelände= und Ordnungsübungen und
Sing=
ſtunden ausgefüllt, bis es dann um 12.30 Uhr zur Eſſenausgabe
geht. Zwei Stunden haben die Jungens dann Ruhe zu halten,
was aber vielen von ihnen doch recht ſchwer zu fallen ſcheint.
Mehr als einmal muß ein Machtwort des Scharführers dafür
ſorgen, daß die anderen Kameraden nicht geſtört werden. Am
Nachmittag um 14.30 Uhr beginnt die weltanſchauliche Schulung.
Die Jungens verſammeln ſich in einer Thingſtätte, und hier
haben in den vergangenen Wochen ihrer Lagerzeit namhafte
Ver=
treter des neuen Deutſchland und der Bewegung zu ihnen
geſpro=
chen, vor allem aber auch die jungen Dichter und Schriftſteller
der Nation, und haben ihnen vom neuen deutſchen Weſen und
Denken verkündet, das ſo ſehr im urdeutſchen Weſen aus der
großen Vergangenheit unſeres Volkes verwachſen iſt. Um 18 Uhr
ſchließt der „Dienſt” mit der Eſſenausgabe. Noch einmal treten um
19 Uhr alle Mannſchaften des Lagers zur Flaggenparade an, die
feierlich zur Nacht wieder eingeholt werden. Für die Größeren
gibt es in den abendlichen Freizeiten dann noch die Aufführungen
guter neuer Filme. Den „Hitlerjunge Quex”, den Film „Der alte
und der junge König” und den Reichsparteitagfilm Triumph des
Willens” haben die Lagerinſaſſen neben einer Reihe anderer
wertvoller Filme, wie auch Kultur= und Lehrfilme, in den
ver=
gangenen Wochen geſehen. So vergehen die Tage, und für viele
der Jungens nur allzu ſchnell. Mit Wehmut ſprechen ſie jetzt ſchon
davon, daß ſie in wenigen Tagen dem ſchönen ungebundenen
Zel=
tenleben den Rücken kehren müſſen. Die rund 1500 deutſchen
Jun=
gens aber, die aus der ganzen Welt zu der reichsdeutſchen Hitler=
jugend nach Kuhlmühle gekommen ſind, werden anſchließend in
50 Autobuſſen zu der großen Deutſchlandfahrt ſtarten, die ſie in
großem Bogen durch alle Teile unſeres deutſchen Heimatlandes
führen wird.
Hoch vom Fahnenberg und rings um den Kommandoturm
flattern die Fahnen der 51 verſchiedenen Nationen, der
Herkunfts=
länder der auslandsdeutſchen Gäſte der Hitler=Jugend. Und am
entgegengeſetzten Hügel des Lagergeländes grüßen die Fahnen des
Ehrenmals. „Die Fahne iſt mehr als der Tod” — dieſe Worte
mahnt die junge Mannſchaft an die heilige Verpflichtung, der
Fahne bis in den Tod die Treue zu halten und damit dem ganzen
Brudervolk. In den Winkeln, die von den Ausbuchtungen des
Baalſees und Hügeln und Waldungen gebildet werden, ſchmiegen
ſich die großen Zeltgemeinſchaften von rund 400. Zelten ein, die
in zwei Abteilungen für die Jungens und einer getrennt
lie=
genden Abteilung für die Mädels vom BdM. und 3000 jungen
Menſchen für die Wochen des Deutſchlandlagers Unterkunft
ge=
geben haben. Es ſind die bekannten Spitzelte des Lagers der HJ.,
wie wir ſie vom Nürnberger Parteitag her kennen, und die
Fixig=
keit der Jungens hat ſie bald wohnlich und anheimelnd geſtaltet.
Auf Holzgerüſten paradieren jeweils vor ein paar Zelten die
zin=
nenen Waſchſchüſſeln. Peinliche Sauberkeit und Ordnung herrſcht
vor, daß es eine Freude iſt, durch die Lagerſtraßen zu gehen. Die
Zelte liegen im Kreis um einen großen Platz mit dem
Fahnen=
maſt in der Mitte. Im Lager der Marine=Hitler=Jugend iſt es
natürlich ein ſeemänniſcher Signalmaſt, der auch die Glocke des im
Krieg untergegangenen deutſchen Unterſeebootes U 28” trägt.
Die techniſchen Einrichtungen des Lagers ſind vorbildlich. Die
ge=
ſamte Verpflegung beſorgt der bekannte „Hilfszug Bayern” mit
ſeinen muſtergültigen Küchenanlagen. Auch die ſanitäre
Einrich=
tung iſt hier unter Leitung eines hauptamtlichen Arztes, dem
außerdem eine Reihe von HJ=Lagerärzten unterſtehen, geſchaffen.
An alles iſt gedacht, es fehlt nicht die Waſſerleitung, die der
Ar=
beitsdienſt gebaut hat — ihm gebührt ein beſonderes Lob, der
Arbeitsdienſt hat bei der Anlage des Lagers hervorragendes
ge=
leiſtet — und auch nicht die elektriſche Beleuchtung, die ebenſo wie
die Rundfunk= und Lautſprecheranlage von den Techniſchen
Be=
reitſchaften des Gaues Berlin der HJ. eingerichtet wurde und in
Betrieb gehalten wird. Ein „vollkommener” Sportplatz mit der
beliebten Hindernisbahn und eine Schwimm= und Sprunganlage
im Baalſee ſorgen auch hier für die Gegebenheiten einer
ord=
nungsgemäßen ſportlichen Betätigung.
Und über dem Lager ſcheint ſeit Wochen die Sonne, geht der
Regen nieder und weht der Wind. Aus den Jungens aber werden
braune und wettergehärtete, jugendlich=kraftvolle Geſtalten
ſinn=
bildlich für die Zukunft eines Volkes, das ſich um einen Führer
ſcharte und ſich auf ſich ſelbſt beſonnen hat. Es iſt ein anderer
Geiſt der heute unſere Jugend trägt — das mag uns in aller
Deutlichkeit und Eindringlichkeit vor allem auch ein ſonntäglichee
Beſuch in Kuhlmühle ſagen. Und ob wir wollen oder nicht, wenn
wir erſt den Schlagbaum an der Lager=Hauptſtraße und das
Wachhäuschen mit dem Poſten des Arbeitsdienſtes paſſiert haben
dann werden wir ſelbſt eingefangen von dieſem Geiſt, der beherrſcht
iſt allein von dem Willen zur Gemeinſchaft des Volkes, für das
Volk und ſeinen Führer. Und daheraus wird alle Fröhlichkeit und
jungenshaft=ſorgloſe Unbekümmertheit geboren, die uns aus allen
Augen entgegenleuchtet und aus allen Kehlen entgegenruft und
entgegenſpricht.
Gauſeſtwanderung des Odenwald=Kreiſes 17 9T.
nach Saarbrücken.
* Das Rennen der Brieftauben.
Anläßlich des 1. Gaufeſtes des Gaues 13 (Süd=Weſt) vom 18.
dis 25. Auguſt 1935 in Saarbrücken führt der Odenwaldkreis
DT. eine Gaufeſtwanderung durch. Sie beginnt am 16. Auguſt
und führt in einer achttägigen Wanderung durch die Haardt
und das ſchöne Saartal zum rechtzeitigen Eintreffen in
Saar=
brücken. Beſonders der Jugend iſt hier wieder einmal
Gelegen=
heit geboten, für wenig Geld unter guter Führung einige ſchöne
Fleckchen deutſcher Heimat kennen zu lernen und an dem 1.
Gau=
feſt in Saarbrücken teilzunehmen. Meldungen zur Teilnahme
ſind umgehend an den Kreisjugendwart, Turnbruder Heinrich
Steinbach in Werſau, zu richten, der Auskunft gibt und nähere
Anweiſungen erteilt.
Zum erſten Male führt der Gau Süd=Weſt als Glied des
VfL. ein Gaufeſt durch, das durch die Größe des Gaues von
außerordentlicher Bedeutung iſt und durch den Feſtort
Saar=
brücken eine beſondere Note erhält. Nur wenn alle
Vorberei=
tungen bis ins kleinſte getroffen und alle Teilnehmer ſich über
ihre Aufgabe im klaren ſind, kann ein Feſt von ſolchem Ausmaß
reibungslos verlaufen. Alle Wettkämpfer und
Wettkämpferin=
nen, Kampfrichter und Riegenführer und Teilnehmer der
Kreis=
riege des Odenwaldkreiſes, die in Saarbrücken aktiv beteiligt
ſind, verſammeln ſich daher am kommenden Sonntag, dem 4. Aug.
1935, noch einmal in Reinheim, um vom Kreisoberturnwart
Federlin=Beerfelden die letzten Anweiſungen zu erhalten. Er
wird grundſätzliche Erklärungen zum Kampfrichterweſen machen,
wird über Art und Weiſe der Wertungen berichten und
ſchließ=
lich über den Verlauf des Gaufeſtes ſelbſt Ausführungen machen.
Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
Helia: „Die Mühle im Schwarzwald”.
Dieſer Film heißt im Untertitel „In einem kühlen Grunde‟,
er ſpielt aber gar nicht im Grunde. Die Handlung wird meiſt in
den Höhen der ſchönen Schwarzwaldberge abgewickelt. Es iſt ein
rechtes Volksſtück im Film, ein Heimatfilm, der die Aufgabe hat,
nicht nur die ſchönen Schwarzwaldbilder und =trachten zu zeigen,
ſondern einen Ausſchnitt aus dem Leben ſelbſt, eine Zeichnung der
Schwarzwaldbewohner zu geben, mit ihren Fehlern und ihren
guten Seiten, mit ihren Leidenſchaften, aber auch mit ihrem Hu=
mor und ihrer Lebensfreude. Das iſt bis zum gewiſſen Grad
ge=
lungen. Es iſt ſogar bei aller Beſcheidenheit ein ſehr ſchöner Hei=
matfilm herausgekommen. Die Idee zur Handlung ſtammt von
Joſef Joſeffi. Er hat ſich etwas zum Vorbild genommen, was
immer im Leben, nicht nur in den Schwarzwaldbergen und
Dör=
fern paſſiert. Die Liebe zweier, eigentlich vierer junger Menſchen,
die vorübergehend irregeht, oder durch den Willen der Väter irre
geführt wird, bis ſich aber ſchließlich doch die Herzen
zuſammen=
finden, die zuſammenpaſſen und gehören. Der Tannenmüller
(ſehr fein charakteriſiert von Max Weydner) kommt — er iſt kein
guter Rechner — in Geldſchwierigkeiten und trägt ſich mit
Aus=
wandergedanken, aber die Heimat läßt ihn nicht los. So gering
ſein Geld, ſo verführeriſch iſt die Schönheit ſeiner Tochter (die
Gretl Theimer ganz ausgezeichnet ſpielt, weil ſie auch nicht einen
Moment Theater ſpielt) hingegen hat ſein alter Schulfreund (J.
Beyer) und ſeit Jahren ärgſter Feind eine große Sägemühle und
viel Geld und einen Sohn. Die hartköpfigen Väter wollen
natür=
lich nicht einſehen, daß die beiden Kinder zuſammengehören, und
es kommt vorübergehend auch zu einer Trennung. Schließlich aber
kriegt die Müllerstochter den Sägewerksſohn und der reiche, aber
etwas tappige Lindenwirtin=Sohn die Lieſl Bernauer, die ihn
ſchon von Kindheit an liebt. Damit vertragen ſich auch die Väter
wieder und die ſehr nett gezeichnete Volksſtuckhandlung klingt in
der Doppelhochzeit aus. Die Bildaufnahmen ſind durchweg zwar
etwas dunkel, aber es ſind echte Schwarzwaldbilder.
Im Beiprogramm läuft ein ſehr hübſcher Kulturfilm aus
Bosnien und ein Varietéfilm, der eine kleine, aber ganz
hervor=
ragende Auswahl beſter Varietékunſt bietet.
AK
Mit großem Erfolg wurde am Samstag das Brieftauben=
Flugrennen Holland—Berlin ausgetragen. Rund 100 Berliner
Züchter=Vereine hatten an die 200 Brieftauben auf die 650
Kilo=
meter lange Strecke geſchickt, die von dem ſiegreichen Tier in der
fabelhaften Zeit von 7 Stunden 30 Minuten zurückgelegt wurde.
Das entſpricht einer durchſchnittlichen Geſchwindigkeit von rund
86 Stundenkilometern. Die kleine Brieftaube iſt alſo praktiſch
von Holland nach Berlin im Tempo eines Schnellzuges geflogen.
Der Staxt der Tiere in Hoek van Holland erfolgte um 6.40
Uhr in der Frühe. In wenigen Sekunden hatte ſich der rieſige
Schwarm wie eine Wolke in die Luft erhoben. Die klügſten und
ſchnellſten Tiere orientierten ſich ſofort und ſchoſſen wie Pfeile
in öſtlicher Richtung davon. Das Reiſewetter war, für dieſen
Flug der Tiere ausgezeichnet. Es war klar und ſichtig, und da
alle aufgelaſſenen Tiere ein gutes Sommertraining hinter ſich
hatten, wurden im allgemeinen blendende Flugzeiten erreicht.
Das Training der Brieftauben beſteht aus regelmäßig
wieder=
holten Fernflügen, die bei 30 Kilometer Entfernung vom
heimat=
lichen Schlag beginnen und dann langſam und planmäßig
ge=
ſteigert werden. Die beſten und ſchnellſten Tiere werden dann
von den Züchtern ausgeſucht und bei ſolchen Wettbewerben
ein=
geſetzt.
In den Berliner Taubenſchlägen herrſchte denn auch am
Samstag keine geringe Aufregung. Schon in den ſpäteren
Vor=
mittagsſtunden ſetzten ſich die Züchter zurecht, um ja das
Ankom=
men der kleinen Lieblinge rechtzeitig zu bemerken. Um 14.24
Uhr mittags kam dann die erſte und ſchnellſte Taube in ihrem
Heimatſchlag in Adlershof bei Berlin an. In dem Moment, in
dem die Taube in den Schlag zurückkehrt, ſchließt ſich automatiſch
das Ausflugsloch und eine elektriſch angeſchloſſene Signalanlage
meldet die Rückkehr dem Züchter. Jetzt heißt es für ihn, ſchnell
zur Stelle zu ſein. Denn jede verlorene Minute geht auch dem
Erfolg ſeines Tieres verloren. Er muß den Fußring der Taube
entfernen und ſofort in ein plombiertes Uhrwerk einlegen, das
dann dieſen Zeitpunkt als unparteiiſcher Richter maßgebend
an=
gibt. Nur auf dieſe Weiſe kann, die beſte Flugleiſtung einer
Taube bei einem derartigen Wettbewerb feſtgeſtellt werden.
Die ſiegreiche Taube iſt mit einer Geſchwindigkeit von 1421,83
Metern in der Minute geflogen, das ſind alſo rund 86
Stunden=
kilometer bei einer Strecke von 650 Kilometern. Die zweite Taube
des Wettbewerbes legte die Strecke mit einer Fluggeſchwindigkeit
von 1400,69 Metern in der Minute zurück. Die drittſchnellſte
Taube war an ſich die erſte, die in Berlin eintraf. Sie iſt aber
in Lichterfeld zu Hauſe und hatte alſo einen kürzeren Weg in
den heimatlichen Schlag als die erſte Taube. Auch dieſer
Geſichts=
punkt muß berückſichtigt werden.
Beſonders bemerkenswert, ſind aber über die Erfolge der
einzelnen Tiere hinaus auch die Geſamtleiſtungen der in Holland
aufgelaſſenen Tauben. Denn nach dem Eintreffen des ſiegreichen
Tieres waren eine knappe halbe Stunde ſpäter bereits ein
Vier=
tel aller in Holland geſtarteten Tiere in Berlin angekommen.
Bis zur Dämmerung waren dann rund 80 Prozent der geſtarteten
Tauben zu Hauſe, der Reſt folgte dann erſt am Sonntag. Nur
7 Prozent ſind völlig ausgefallen und nicht mehr zurückgekehrt.
Die Siegerin.
Bei dem Fernflug=Wettbewerb kam die erſte Taube nach
einem Flug von 7½ Stunden über die 650 Kilometer lange Strecke
bei einer durchſchnittlichen Reiſegeſchwindigkeit von 85½ Stund.=
Kilometern in Berlin an. Alle Tauben, die am Nachmittag bis
17½ Uhr Berlin erreicht hatten, wurden mit Preiſen
ausgezeich=
get. Von den 600 aufgelaſſenen Tieren erreichten 320 das Ziel
innerhalb der verlangten Zeit. Ein Taubenzüchter in Berlin=
Köpenick bewältigte mit den Tieren ſeines Schlages die
Bedingun=
gen des Gruppenfluges. Vier ſeiner Brieftauben legten eine
Strecke von 500 Kilometern geſchloſſen zurück.
Aiheilgen, 2
fühe
Aung glarn
unh Oberbr
kuächt über
remni
werſicherun
ieterwehrleu
ſuishein,
Wis im
ir g
um
Wir gratudieren!
von dem anderen die Herausgabe desjenigen, was er ihm geſchenkt
oder zum Zeichen des Verlöbniſſes gegeben hat, fordern kann,
gegebenenfalls im Klagewege. Liegt ein rechtlich wirkſames
Ver=
löbnis nicht vor, ſo kann nur die Herausgabe gefordert werden,
wenn der andere Teil durch die Leiſtung oder in ſonſtiger Weiſe
auf Koſten des anderen etwas ohne rechtlichen Grund erlangt
hat. Als Geſchenke im Sinne des § 1301 (Verlöbnis) kommen
nur ſolche nach Sprachgebrauch und wohl auch Brautbriefe in
Be=
tracht. Doch iſt letzteres zweifelhaft. Wir bemerken noch daß die
Anſprüche aus Verlöbnis in zwei Jahren von deſſen Auflöſung
an gerechnet, verjähren.
— Das Union=Theater zeigt nur noch kurze Zeit die reizende
Ufa=Tonfilm=Operette: „Mach mich glücklich” mit Elſe Elſter,
Al=
bert Lieven, Urſula Grabley, Adele Sandrock, Ralph Artur
Roberts.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male den
Abenteurerfilm „Kampf um den Piratenſchatz” mit Richard
Tal=
magde in der Hauptrolle.
— Belida zeigt nur noch heute und morgen Marlene Dietrich
und Anna May=Wong in „Shanghai=Expreß”
— Reſi=Theater zeigt das reizende Großluſtſpiel
Betra=
gen ungenügend”, in dem Anny Ondra als Primanerin
ihre tollen Streiche verübt.
Deutſche Mukker, ſchüße Dein Kind!
Werde Mikglied im Reichsluftſchutbund!
Aus Verſehen wurde Herr Gg. Rauch Privatier, der
ſei=
nen 87. Geburtstag feierte, als Portier bezeichnet, was auf
Wunſch gerne berichtigt wird.
Zum 25jährigen Berufsjubiläum als „Storchentante” der=
Gemeindehebamme Frau Magdalena Muth in Gimbsheim-
1019 kleinen Erdenbürgern verhalf ſie zum erſten Schritt ins
Leben.
Zum gleichen Jubiläum der Hebamme Frau Katharinc.
Ruppel Wwe, geb. Stegmeier, in Darmſtadt,
Pallaswieſen=
ſtraße 28.
Herrn Ludwig Grünewald II. in Eberſtadt, jetze
wohnhaft Mühltalſtraße, zu ſeinem 80. Geburtstage
Frau Ottilie Stir, geb. Frank, in Griesheins
Adolf=Hitler=Straße 86, zu ihrem 80. Geburtstag.
Zum 81. Geburtstag dem Altbürgermeiſter Heinrich Acker
in Mörfelden. Er war in den Jahren 1904—1918 Beigeords
neter und lenkte von 1919—1925 die Geſchicke der Gemeinde.
Zu ſeinem 80. Geburtstag dem Landwirt J. Kreher iſ.
Dieburg, Fuchsberg 9.
Bdenwälder Handwerker= und Gewerbe=Meſſe
vom 7. bis 14. Auguſt 1935 in Groß=Umſtadt.
Die in allen Städten und Dörfern unſeres Gaugebietes
kängten wirkungsvollen Plakate und die zahlreichen
Flug=
die zum Beſuch obiger Meſſe aufrufen, werden vielen
un=
usſer ſchon aufgefallen ſein. Mit einer beiſpielloſen
Pro=
waira durch Flugblätter, Plakate, Poſtkarten, Plaketten, Radio
umt durchs Gaugebiet fahrenden Großlautſprecherwagen wird
qür ein gutes Gelingen gearbeitet. Nach den bis jetzt
vorlie=
un Anmeldungen ſind weit über 100 Ausſteller gemeldet. Aus
ewenwald, Speſſart, Taunus, dem Maingebiet bis hinah zum
Yuland, werden Handwerk. Handel und Induſtrie vertreten
NS.=Frauenſchaft zeigt gleichzeitig noch eine Sonderſchau
AZütterſchulung, Ernährung und Frauenarbeit.
„wße Vorarbeiten ſind bis jetzt ſchon geleiſtet und werden
ger noch zu leiſten ſein.
des gaſtfreundliche Umſtadt mit ſeinen 4000 Einwohnern iſt
zie er Aufgabe voll bewußt. Durch enges Zuſammenarbeiten
terantwortlichen Stellen ſind gut geordnete
Ausſtellungs=
geſchaffen worden, in denen die einzelnen Gewerbezweige
5zeugniſſe geſondert zeigen.
Ein zirka 60 Seiten ſtarker Meſſeführer enthält das
Verzeich=
iller Ausſteller und ſonſtiges Wiſſenswertes.
die feierliche Eröffnung der Meſſe wird am Mittwoch, den
auſt, vormittags 11 Uhr, am Portal der Adolf=Hitler=
Ober=
ule im Beiſein von Vertretern der Partei und aller
Glie=
gegen ſtattfinden. Am gleichen Tage um 14 Uhr hält die
NS=
ſeiſchaft ihr Kreistreffen ab. Die Gauleiterin, Frau
Brink=
iankfurt a. M., ſpricht daſelbſt.
den anderen Meſſetagen in den Vor= und
Nachmittags=
y finden Verſammlungen und Tagungen ſämtlicher Innungen
iederungen der Partei des Kreiſes Dieburg ſtatt.
der Samstag und Sonntag nachmittag, ab 14 Uhr, iſt für
ugend vorgeſehen. Auf dem von Schaubuden, Karuſſells uſw.
en Volksſchulhofe ſind Kinderbeluſtigungen aller Art zu
Der Hauptfeſttag iſt Sonntag, der 11. Auguſt. Ein großer,
nſircka 20 Feſtwagen der Innungen ausgeſtatteter Feſtzug, ſtellt
zm 13 Uhr auf und bewegt ſich durch die Straßen der Stadt.
lißchließend marſchieren die Mitglieder der DAF. der Kreiſe
durg und Erbach und RBG. 17 und 18 zu einer
Großkund=
ag auf den Groß=Umſtädter Marktplatz. Der Gauwalter der
M Pg. Becker=Ffm., wird hier am Portal des hiſtoriſchen Rat=
* ſprechen.
derr Abſchluß der Meſſe bildet der am 14. Auguſt im Saale
weißen Roß” laufende Handwerkerfilm.
m Vorverkauf ſind bereits ſehr viele Eintrittskarten
abge=
io daß mit einem ſtarken Beſuch zu rechnen iſt.
). Arheilgen, 30. Juli. Freiwillige Feuerwebr.
in frühen Morgenſtunden des Sonntags wurde die Wehr zu
Pebung alarmiert. Nachdem die Kameraden alle erſchienen
un, ſprach Oberbrandmeiſter Gimbel, der Kommandant der
zunächſt über die Verſicherung der Feuerwehrleute. Da der
trige zehnjährige Verſicherungsvertrag abgelaufen iſt, muß
ſeuverſicherung vorgenommen werden. Im Anſchluß übten
e Feuerwehrleute an den Spritzen.
Griesheim, 30. Juli. Von der Ernte. Mit der
Ab=
ung des im Bruch angeſäten Hafers iſt man ſeit Samstag
te beſchäftigt. Die Aberntung erfolgt mit einer großen
maſchine, die von einem Raupenſchlepper gezogen wird. Es
Ghen täglich 30 bis 40 Morgen geſchnitten. Die Hilfskräfte
ſun von dem Arbeitsdank in Gernsheim geſtellt. Der Ertrag
in ſehr guter und man rechnet mit einem Körnerertrag von
inrnern pro Morgen. — Ueberfall. Oberhalb des
Wald=
chens wurden drei junge Leute aus Darmſtadt, die ſich auf
Eeimfahrt befanden, von zwei Burſchen von ihren Rädern
en und überfallen, wobei der eine Radfahrer durch
Meſſer=
in Geſäß verletzt wurde. Die Täter entkamen in der Dun=
I4 im Walde unerkannt.
p. Hahn bei Pfungſtadt, 30. Juli. Unfall bei der
Fte. Beim Umladen von Frucht fiel in der Schulſtraße ein
wwagen um und begrub einen Landarbeiter unter ſich. Der
unglückte erlitt erhebliche Bruſtquetſchungen und mußte in
E)rmſtädter Krankenhaus übergeführt werden.
Eberſtadt, 30. Juli. Schauturnen. In ſeiner geräu=
Turnhalle in der Marktſtraße gab der Turnverein 1876
Vorſchau zum Gaufeſt des Reichsbundes für Leibesübungen
narbrücken in Form eines Schauturnens. Nach der flotten
hſtliſchen Eröffnung einer hieſigen Muſikkapelle erfolgte der
arſch der Aktiven mit dem anſchließenden Lied „Wenn alle
„u werden”, dem ſchwingenden Fahnengruß der Turnerinnen
ſbirem weiteren Liede. Oberturnwart Heß ſtellte die
akti=
erlnehmer am Gaufeſt in Saarbrücken vor und gab die
ein=
hnr Uebungsarten bekannt. In der nun ſich abwickelnden Dar=
Agsfolge ſahen die Gäſte des Abends die Gaufeſtfrejübungen
urner und Turnerinnen, wie auch die den Abend
ausſchmük=
hir Beiträge der Frauenabteilung. Die Geräteübungen der
Hampfteilnehmenden fanden beſonderen Beifall durch die
erigkeit wie auch die gute Ausführung der Uebungen, und
lich wünſchte man allſeits der guten Vorarbeit im voraus
itt Erfolg. Die übrigen Darbietungen des Abends waren teils
hau für Saarbrücken und wurden ergänzt durch die
beifalls=
gen Leiſtungen der übrigen Abteilungen. Ein Tanz beſchloß
hinen Abend.
k. Nieder=Ramſtadt, 29. Juli. Obſtausſichten. In
die=
ſahre ſind die Obſtausſichten verhältnismäßig ſchlecht.
Kir=
hrt es faſt gar keine gegeben. Die Beerenobſtſträucher
zeig=
uch nur einen geringen Behang. Steinobſt insbeſondere
ſiche und Aprikoſen, bleiben hinter dem Durchſchnittsertrag
zurück. Die Aepfel= und Birnbäume haben, nur teilweiſe
Mtamſatz, je nach der Sorte und dem Standort des Baumes.
nihjahrsfröſte und nicht zuletzt auch die anhaltende
Trocken=
aben den Bäumen ſehr geſchadet und den Ernteertrag ſtark
ſträchtigt. Man wird jedenfalls mit hohen Oſtpreiſen zu
dn haben. — Kirchweihe. Aus Anlaß der am kommen=
5unntag und Montag ſtattfindenden Kirchweihe wird die
Narktplatz vorbeiziehende Ober=Ramſtädter Straße für den
fahrzeugverkehr geſperrt. Indeſſen iſt die Zufahrt zu den
eſen Straßenzug fallenden Gaſtwirtſchaften geſtattet. Die
Atuang erfolgt durch die Hindenburgſtraße über die Adolf=
und Kilianſtraße.
Roßdorf, 30. Juli. Neubeſetzung. Faſelwärter Emig,
32 Jahren ſeinen Dienſt zur vollſten Zufriedenheit in der
in de verſehen hat, wird aus geſundheitlichen Gründen am
wember d. Js. in den Ruheſtand treten. Die tägliche
Ar=
eit für die neuzubeſetzende Stelle iſt auf fünf Stunden feſt=
Bewerber können ſich alsbald bei der Bürgermeiſterei
Lengfeld, 29. Juli. Amtsjubiläum. Dieſer Tage
es 25 Jahre, daß Herr Dekan Reichert als Seelſorger
evangeliſchen Gemeinde amtierte. Anläßlich dieſes
Jubi=
veranſtaltete die Gemeinde eine ſchlichte, eindrucksvolle
Von ſeiten der politiſchen Gemeinde und des evangeli=
KErchenvorſtandes wurden ihm die beſten Glückwünſche
über=
tund zum Andenken eine Schreibtiſchuhr überreicht. Der evan=
Frauenverein dankte ſeinem Leiter für alle Mühe und
Fah eine Schreibtiſchgarnitur. Kirchenchor und Geſangverein
ſſtin” überbrachten Glückwünſche und verſchönten die Feier
den Vortrag einiger Lieder. Frohbewegt dankte der
Jubi=
it die Glückwünſche und Ehrungen, die ein Beweis für das
ige Vertrauen und die Wertſchätzung, die Dekan Reichert
ſerer Gemeinde genießt, ſind.
. Heppenheim a. d. B., 29. Juli. Abſchluß der Feſt=
Beit 1935. Die Bergſträßer Feſtſpiele, in deren Zeichen
Stadt acht Wochen lang ſtand, wurden für dieſes Jahr
geſchloſſen. Die letzte Vorſtellung des Heimatſpiels „Jörg
die als Helden=Ehrungsſpiel gedacht war und deren
Ein=
er reſtlos für das zu errichtende Ehrenmal verwendet
wer=
tand auf hoher kügſtleriſcher Stufe. Stadtrat Willy Schul,
3erſitzende des Ehrenausſchuſſes, und Stadtrat Keil für
ie ſtſpielvorſtand dankten allen Mitwirkenden und Unter=
Nen in anerkennenden Anſprachen insbeſondere unſerem
uüdichter Hans Holzamer. Nach Ueberreichung von
engebinden an die Hauptdarſteller und den Dichter wurden
Sjährigen Feſtſpiele mit der Huldigung an den Führer
Men. — Erntewagen durch Fahrläſſigkeit in
2 geſetzt. Auf dem Dreſchplatz am Viehweg geriet ein
ewagen dadurch in Brand, daß ein junger Mann nach ge=
Arbeit ſich mit einer Zigarette darauf niederließ und das
Aholz nach Anzünden derſelben noch glimmend und nicht
Fnug wegwarf. Die ganze Weizenladung wurde ein Raub
Spammen und auch der Wagen fing Feuer und wurde
ver=
ei
* Teilausſtellung des NS.-Gemeinſchaftswerkes
fur kunn und Kunſtler des kreiſes Groß-Gerau
in Walldorf.
Am Sonntag und Montag fand in Walldorf die erſte, eine
Teilausſtellung des NS.=Gemeinſchaftswerkes für Kunſt und
Künſtler des Kreiſes Groß=Gerau ſtatt. Die Ausſtellung wurde
veranſtaltet von den vier Künſtlern Jupp Steinhoff,
Her=
mann Langner=Berlin, Hans Knop=Hamburg und Willi
Wallauer=Mainz. Das Gemeinſchaftswerk, das ſeine
Ent=
ſtehung dem Kreisleiter und Bürgermeiſter Stavinoga und ſtellv.
Kreisdirektor Reg.=Rat Dr. Guthermuth verdankt, iſt das
ein=
zige dieſer Art im geſamten Reiche. Es ſoll bezwecken, die
Künſt=
ler zum Volke zu führen, ſomit eine volksnahe Kunſt zu ſchaffen
und hierdurch auf dieſem Wege poſitiv an der Geſtaltung und der
Löſung unſeres Kulturproblems mitzuarbeiten.
Mit kurzen Worten des Künſtlers Jupp Steinhoff, der
be=
ſonders betonte, daß der beſchrittene Weg poſitiv an die Löſung
des großen Kulturprogramms herangehe, während die anderen
Verſuche, von wem ſie
Fefäft. d der Sfe. Wrien SS ANt Befuer 1un
Knop Werke zeigten aus der näheren Umgebung, Feld, Wald
und Wieſen, ſchöne Motive von Erfelden und Biebesheim, hatten
ſich die Künſtler Steinhoff und Lagner die Aufgabe geſtellt, die
Reichsautobahn bildlich zu geſtalten. Hierbei wurde verſucht,
die Reichsautobahn zu zeigen in einer Art, die natürlich die Note
des Künſtlers trägt. Man verſuchte die Motive zum Teil als
techniſches Werk, zum Teil als Landſchaft zu zeigen. Es iſt ſchwer,
hier eine gerechte Löſung zu finden. Der eine ſieht aus der
Per=
ſpektive eines Autofahrers der andere aus der eines Fußgängers
und ſtillen Beobachters. Jedoch die Bilder verſuchten allen
die=
ſen Fragen gerecht zu werden. So konnte man die Fahrbahn
gradlinig in der Ferne verſchwinden ſehen, ſah tiefe Einſchnitte,
die zeugen von der gewaltigen Größe des techniſchen Problems,
oder aber man ſah Landſchaftsbilder mit der
be=
Do fer Deſfen Tchnift zu uechicei. Dedſcälichen Reie
hierbei fand, ſind zum größten Teil als gelungen zu bezeichnen.
Die erſte Ausſtellung dieſes Gemeinſchaftswerkes iſt nun
be=
endet. Der Beſuch der Ausſtellung, die in der Oeffentlichkeit
großes Intereſſe hervorgerufen hat war gut. Man kann alſo
mit dem Anfang zufrieden ſein. Es dürfte ſich nur empfehlen,
bei der nächſten Ausſtellung einen günſtigeren Ausſtellungsraum
zu wählen, denn die Ausſtellungsräume in Walldorf waren durch
die Lichtverhältniſſe denkbar ungünſtig. Ebenſo wirkte ſich
nach=
teilig aus, daß die meiſten Bilder ohne Rahmen ausgeſtellt
waren.
E.J.
Nr. 208 — Seite 7
Eb. Bensheim, 30. Juli. Aufhebung des
Allmend=
nutzens. Mit Wirkung vom 1. Oktober ab, iſt auf Anordnung
des Herrn Reichsſtatthalters — Landesregierung — im
öffent=
lichen Intereſſe in den Gemeinden Bensheim. Biblis, Bürſtadt,
Bobſtadt, Hofheim, Lorſch, Viernheim und Heppenheim der am
Allmendgut beſtehende Ortsbürgernutzen als aufgehoben erklärt
worden.
Gernsheim, 30. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
29. Juli: 0.49 Meter, am 30. Juli: 0.43 Meter.
Aus Rheinheſſen.
Mainz, 30. Juli. Die Inthroniſation des Biſchofs
von Mainz. Wie verlautet, iſt als Tag der Biſchofsweihe des
Prof. Dr. Albert Stohr durch den Konſekrator, den Erzbiſchof von
Freiburg, Samstag, 24. Auguſt. in Ausſicht genommen. Die
end=
gültige Feſtlegung des Weihetages iſt aber noch nicht erfolgt.
Gau=Biſchofsheim, 30. Juli. Tod im Aehrenfeld.
Alt=
bürgermeiſter Philipp Jakob Kayſer, der im 77. Lebensjahr ſtand,
wurde auf dem Felde von einem Schlaganfall ereilt, dem er bald
darauf erlag. Ueber drei Jahrzehnte leiteke er die Geſchicke
un=
ſerer Gemeinde.
45 Menſchen ertranken im Rhein.
Ab. Bingen, 30. Juli. Auf der Strecke von hier bis zur
Rhein=
mündung ſind bis jetzt in der diesjährigen Badezeit 45
Menſchen im Rhein ertrunken, darunter neun Frauen.
Bei Paddelbootunglücken kamen bisher neun Perſonen im Rhein
um Leben. Bei den Ertrunkenen handelt es ſich meiſtens um
Jugendliche im Alter von 19 bis 24 Jahren. Geht man den
Ur=
ſachen dieſer Unfälle nach, ſo ſtellt man feſt, daß viele
Jugend=
liche den ſträflichen Leichtſinn begehen, ſich ohne die geringſten
Schwimmkenntniſſe in den Strom zu wagen. Auch Baden kurz
nach der Mahlzeit oder in erhitztem Zuſtande hat ſchon manches
Opfer gefordert. Ebenſo das wilde Baden, d. h. das Baden an
verbotenen Stellen, iſt ſchon vielen Badenden zum Verhängnis
geworden. Deshalb die Mahnung: Diſziplin auch beim Baden,
und lernt ſchwimmen!
Aus Oberheſſen.
LPD. Gießen, 30. Juli. Auf Anordnung des Kreisamtes
Gießen mußte im Nachbarort Großen=Linden die Metzgerei
des Juden Hermann Adler polizeilich geſchloſſen
wer=
den. Bei einer Reviſion durch die Polizei wurde die Metzgerei
in einem durchaus verſchmutzten und ungeordneten Zuſtand
vor=
gefunden. Im Schlachthaus und Verkaufsraum hingen die
ver=
ſtaubten Wände voller Spinngewebe. In beiden Räumen hatten
Katzen Unterſchlupf gefunden. Auf der Ladentheke lagen
voll=
kommen ungenießbare Fleiſchteile, die von der Fleiſchbeſchau
zu=
rückgewieſen worden waren und von dem Juden verkauft werden
ſollten.
Slber Süer Tk Sotient
Hoffmanns Rhön=Skrecken=Welkrekord
viermal überboten.
Die „16. Rhön”, die am nächſten Sonntag ihr Ende nimmt,
bot geſtern den Beſuchern vom frühen Morgen an ein völlig
an=
deres Bild, als am faſt flugloſen Sonntag. Der friſche Weſtwind
war ſo recht für Ueberlandflüge geſchaffen. Insgeſamt wurden
geſtern einige 40 Streckenflüge ausgeführt. Einige Piloten
aller=
dings, die ſich zu früh vom Weſthang entfernten, mußten ihren
anerkennenswerten Eifer mit vorzeitiger Landung im Vorgelände
der Waſſerkuppe bezahlen.
Etwa 20 Segelflieger landeten ihre Maſchinen in der Gegend
von Lichtenfels, Bayreuth und Weiden (Entfernung zwiſchen 120
und 200 Klm.). Der Lufthanſa=Pilot Nein brachte ſeinen „
Kon=
dor” ſicher bei Marienbad zur Erde (etwa 210 Klm.), Krekel=
Darmſtadt ſeinen „Rhönſperber”, bei Karlsbad (220
Klm.) und Blech=Breslau ſeinen „Rhönbuſſard” bei Ronſperg
(etwa 230 Klm.), alle auf tſchechiſchem Boden
Dieſe Leiſtungen wurden jedoch in den Schatten geſtellt durch
den Erfolg der nachſtehenden vier Segelflieger, die nach
Zurück=
legung einer Strecke von etwa 500 Klm. in Brünn
landeten. Es ſind dies:
Oeltzſchner auf „Kondor” und Bräutigam auf „B10‟,
beide Luftſportlandesgruppe Dresden.
Heinemann=Hamburg auf „Rhönſperber” und
Stein=
hoff=Weimar auf „Rhönadler”
Die Landemeldungen von Spaethe=Dresden, Bartaune=
Han=
nover und Heini Dittmar, der geſtern erſtmalig außer
Konkur=
renz ſtartete, ſtehen noch aus.
Der Segelflieger Heidrich=Eſſen, um den vorgeſtern bereits
große Beſorgnis im Fliegerlager Waſſerkuppe beſtand, meldete
geſtern morgen ſeine Landung nahe der tſchechiſchen Grenze in etwa
230 Klm. Entfernung
Im Laufe des Tages trafen u. a. der Generaldirektor der
Deutſchen Reichsbahn, Dr. Dorvmüller, und Kronprinz Wilhelm
auf der Waſſerkuppe ein, um ſich den „Betrieb” anzuſehen und
ſich einige Stunden im Kreiſe der Flieger wohlzufühlen.
Bei reichlich ungünſtiger Wetterlage — böige Winde und tiefe
Wolken — konnten
am Dienskag nachmiktag nur 25 Starts
unternommen werden. Das Wegkommen vom Hang war für
un=
ſere Segelflieger nicht ganz leicht. Dennoch gingen 7 Piloten über
Land und kamen bis in die Gegend von Oberfranken (etwa 130
bis 190 Klm.), darunter auch Ludwig Hoffmann.
Von den geſtrigen Fernfliegern, von denen die genauen
Lande=
orte bisher noch fehlten, trafen folgende Nachrichten aus der
Tſchechoſlowakei ein:
Bartaune=Hannover auf „Rhönadler” nordweſtlich Brünn (etwa
483 Klm.). Peters=Eſſen auf „Rhönſperber” bei Iglau (423
Klm.), Spaethe=Dresden auf „Kondor”, in Deutſchbrot (419
Klm.) und Wagner=Nürnberg auf „Rhönbuſſard” ſüdlich von
Prag (etwa 320 Klm.).
Von Heini Dittmar ging eine bisher noch unbeſtätigte
Mel=
dung ein, wonach er ebenfalls in der Gegend von Prag gelandet
ſein ſoll.
Die Deutſchen Radſporkmeiſterſchafken der Amakeure
die am Sonntag in Erfurt wegen Regen abgebrochen werden
muß=
ten, wurden am Montag zu Ende geführt. Im 25=Klm.=
Ren=
nen. wo Meiſter Merkens nicht am Start erſchien, ſiegte der
Ber=
liner Bartels vor den Dresdenern Fiedler und Pietſch. und
das Zweiſitzerfahren holten ſich Klöckner=Hoffmann vor
Merkens=Karſch.
Deutſches Radſport=Jugendabzeichen.
Am Sonntag, den 11. Auguſt d. J., früh 7 Uhr, findet auf der
Rundſtrecke bei Kranichſtein die zweite diesjährige Prüfung für
das Deutſche Radſport=Jugendabzeichen ſtatt, wozu alle deutſchen
Buben und Mädchen von 12—18 Jahren ſtartberechtigt ſind,
ſo=
fern ſie die Genehmigung des Erziehungsberechtigten vorlegen.
Im erſten Jahr kann das bronzene, im zweiten Jahr das ſilberne
und im dritten Jahr das goldene Abzeichen errungen werden
nach Erfüllung folgender Bedingungen: Bronze: 15 Klm.,
Jung=
radler in 40 Min., Jungradlerinnen in 55 Min; Silber: 20 Klm.
Jungradler in 45 Min., Jungradlerinnen in 55 Min.: Gold: 25
Klm., Jungradler in 60 Min. Jungradlerinnen in 70 Min.
Meldungen müſſen bis zum 7. Auguſt d. J. bei der
Geſchäfts=
ſtelle des Radfahrer=Kreisführers des Kreiſes 4 des Deutſchen
Radfahrer=Verbandes in Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 23½ (Firma
A. J. Supp), woſelbſt auch die erforderlichen Formblätter zu
er=
halten ſind, erfolgen. Spätere Meldungen müſſen zurückgewieſen
werden.
TG. Beſſungen 1865 (Fußballabteilung).
Am Donnerstag, den 1. Auguſt, 20.30 Uhr, findet im
Vereins=
hauſe eine außerordentliche Spielerverſammlung ſtatt. Es müſſen
ſämtliche Spieler anweſend ſein, da die Mannſchaftsaufſtellungen
für die kommende Spielzeit vorgenommen wird und außerdem ſehr
wichtige Angelegenheiten zu beſprechen ſind. Auch die Jugend= und
Schülerſpieler wollen ſich ebenfalls zu dieſer Verſammlung
pünkt=
lich einfinden. Erſcheinen iſt Pflicht.
Große Pläne im Handballſpork.
Der Arbeitsplan 1935/36.
Zuſammen mit den übrigen Raſenſpielen beginnt auch im
Handball am 18. Auguſt, nach ſechswöchiger Ruhepauſe, wieder der
Spielbetrieb und mit ihm das neue Spieljahr 1935/36, das als
Jahr der Olympiſchen Spiele beſonders ereignisreich ſein wird.
Die Jahresarbeit iſt denn auch ganz neben den Meiſterſchafts= und
Pokalſpielen auf das große Ziel „Olympia” abgeſtellt. Das
Fach=
amt Handball, dem nun ſchon im zweiten Jahre die Betreuung
der deutſchen Handballſpieler ohne Rückſicht auf
Verbandszugehö=
rigkeit obliegt, hat ſich ausgezeichnet entwickelt. Der
internatio=
nale Spielverkehr wurde bedeutend erweitert, die Zahl der
Län=
derſpiele und Siege wurde weſentlich geſteigert und der deutſche
Handballſport kann ſich neben den ſpieleriſchen Erfolgen im Kampf
mit den Nachbarländern im Süden, Weſten, Norden und Oſten
rühmen, auch viel für die Ausbreitung des Handballſportes in
dieſen Ländern getan zu haben und neben der Rolle des Gaſtes
oder Gaſtgebers auch die des Lehrmeiſters geſpielt zu haben. Wie
ſchon erwähnt, iſt die Jahresarbeit des Fachamts ganz auf das
Olympiſche Handballturnier eingeſtellt, das vom 6. bis 14. Auguſt
1936 in Berlin ſtattfindet. Drei Länderſpiele, gegen
Ungarn, die Schweiz und gegen Luxemburg, werden noch in
die=
ſem Jahre ausgetragen ,das nächſte Jahr ſieht dann neben den
Spielen um Meiſterſchaft und Pokal nur noch Uebungsſpiele der
Olympia=Mannſchaften vor. Der Arbeitsplan hat folgendes
Ausſehen:
1935.
Mu d Sſäce iedte Fden Geer i En See
22. 9.: Uebungsſpiele der Olympia=Mannſchaften: 28.29. 9.:
Städteſpiel in Polen und Südpolen — Oſtdeutſchland; 29. 9.:
Länderſpiel gegen Ungarn in Budapeſt; 6. 10.: Länderſpiel
ge=
gen die Schweiz in Bern; 27. 10.: Vorrunde um den deutſchen
Handball=Pokal; 3. 11.: Winterhilfeſpiele; 17. 11.:
Zwiſchen=
runde um den deutſchen Handball=Pokal; 1. 12.: Länderſpiel
gegen Luxemburg.
1936.
2. 2.: Uebungsſpiele der Olympia=Mannſchaften: 1. 3.:
Uebungsſpiele der Olympia=Mannſchaften; 22. 3. Vorſchlußrunde
um den deutſchen Handball=Pokal; 29. 3.: Uebungsſpiele der
Olympia=Mannſchaften; 5. 4.: Endſpiel um den deutſchen
Hand=
ball=Pokal; 10. 4.: Meldetermin der Gaumeiſter; 19. 4.:
Gau=
gruppenſpiele der Männer; 26. 4: Gaugruppenſpiele der Männer;
3. 5.: Gaugruppenſpiele der Männer, Vorrunde der Frauen;
10. 5.: Gaugruppenſpiele der Männer; 17. 5.: Zwiſchenrunde der
Frauen. Gaugruppenſpiele der Männer: 24. 5.: Gaugruppenſpiele
der Männer; 7. 6.: Meiſterſchafts=Vorſchlußrunden (Männer und
Frauen); 21. 6.: Meiſterſchafts=Endſpiele (Männer und Frauen);
28. 6. bis 31. 7.: Vorbereitung der Olympia=Kerntruppe; 6., 7.,
8., 10., 12., 14. Auguſt: Olympiſches Handballturnier in Berlin.
Mik einem ſelkenen Erfolg der Briken
endete am Dienstag die Herausforderungs=Runde um den
Davis=
pokal zwiſchen England und USA. Die Engländer konnten in
Wimbledon nach der 3:0=Führung vom Montag auch noch die
beiden letzten Einzelſpiele für ſich entſcheiden und ſo einen 5 0=
Sieg davontragen. Auſtin beſiegte Budg mit 6:2 6:4, 6:8,
7:5. und Perry blieb gegen Alliſon ebenfalls in vier Sätzen 4:6,
6:4, 7:5, 6:3 erfolgreich. Seit der Begegnung USA.—Frankreich
im Jahre 1925, die 5:0 für die Yankees endete, konnte kein Land
mehr dieſes Ergebnis in der Herausforderungs=Runde erzielen.
Deulſchlands Waſſerballer
erlitten beim Europaturnier in Brüſſel am Montag ihre zweite
Niederlage. Gegen Ungarn unterlagen die Deutſchen mit 3:6
(1:4). Damit iſt den Ungarn der Endſieg ſicher. An zweiter Stelle
ſteht nach einem 2:0=Sieg über Frankreich die ſchwediſche
Mann=
ſchaft, während Deutſchland und Belgien, das 4:0 über
Jugoſla=
wien gewann, gemeinſam den dritten Platz halten.
Weiterbericht
des Reichswetterdienſtes. Ausgabeort Frankfurt a. M.
Hinter dem Baltikumtief, das ſich langſam auffüllt, wird kühle,
polare, maritime Luft nach dem Feſtland verfrachtet. Sie bringt
wechſelnd bewölktes Wetter, mit vielfachen Schauern, die aber im
weſtlichen Deutſchland wenig ergiebig ſind. Das weſtliche Hoch
ſchwächt ſich weiter ab, und wird mit nachlaſſenden Winden
zu=
nächſt bewölktes, vorwiegend heiteres Wetter, mit anſteigenden
Tagestemperaturen bringen. Dann wird vorausſichtlich das
Wet=
ter für längere Zeit beſtändig.
Ausſichten für Mittwoch: „Nach kühler Nacht heiter bis
wol=
kig, bei abflauenden Nordwinden anſteigende Tagestemperaturen.
Ausſichten für Donnerstag: Zunächſt heiter und warm, bei
nach Weſt drehenden Winden nicht mehr ganz beſtändig.
Seite 8 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 31. Juli 113
Der Achker=Kampf bei den Deutſchen Rudermeiſterſchafken.
Der packendſte Kampf bei den Deutſchen Rudermeiſterſchaften auf dem Baldeney=See bei Eſſen war
der um die Achter=Meiſterſchaft, deſſen Endphaſe unſer Bild zeigt. Als erſte gingen die Berliner
Verbandsmannſchaft I und II durch das Ziel, während die Mainzer RV. ſich mit dem dritten
und die RG. Leipzig mit dem vierten Platz begnügen mußten. (Schirner=M.)
Reicf und Austand.
GeiſtesgegenwärkigerKraftwagenlenker
Limburg. Erſt jetzt wird ein aufregender
Vorfall bekannt, der ſich dieſer Tage in dem Dorf
Langendernbach zugetragen hat. Auf der
Land=
ſtraße Irmtraut-Langendernbach kam ein mit
380 Zentnern Eiſen beladener Laſtkraftwagenzug
die abſchüſſige Straße hinunter. Plötzlich
verſag=
ten die Bremſen, und in ſauſender Fahrt ging es
durch das Dorf. Der Kraftwagenlenker hielt das
Steuer feſt in den Händen und bemerkte beim
Be=
fahren einer Kurve 20 Arbeiter, die mit der
In=
ſtandſetzung der Dorfſtraße beſchäftigt waren.
Kurz entſchloſſen lenkte er den Wagenzug in einen
Hof, überfuhr in ſchneller Fahrt eine dort
aufge=
ſtapelte Schotterſchicht für den Straßenbau, zer
trümmerte einen Bauernwagen vollkommen, riß
mehrere Baſaltblöcke aus dem Erdreich und
rannte ſchließlich gegen eine Scheunenmauer.
Hier kam der Laſtzug endlich zum Stehen. Der
Führerſitz und das Motorgehäuſe waren
vollkom=
men zertrümmert. Wie durch ein Wunder
blie=
ben der Wagenlenker, eine beiden Begleiter und
drei aus Bochum ſtammende Touriſten, die mit
ihren Fahrrädern auf dem Anhänger Platz
ge=
nommen hatten, unverletzt. Wie ſehr die Nerven
des mutigen Wagenlenkers, dem es gelungen
war, viele Menſchenleben zu retten, bei dieſer
ge=
fährlichen Fahrt gelitten hatten, geht aus der
Tatſache hervor, daß er noch lange Zeit nach dem
Unfall bewegungsunfähig war und ſich in einer
Art Lähmungszuſtand befand.
„Graf Zeppelin” ſtartete am Montag, um
22.05 Uhr, zu ſeiner 9. Südamerikafahrt, unter
Führung von Kapitän Schiller. Sämtliche
Ka=
binen ſind belegt.
Bei einer Kahnfahrt auf dem Gardaſee, ſind
fünf Perſonen ums Leben gekommen. Eine
Reiſe=
geſellſchaft aus Brescia hatte einen Ausflug nach
dem Ort Porteſe unternommen und wollte zu
ſpäter Nachtſtunde in einer Barkaſſe nach Salo
zurückkehren. Doch ſchon nach kurzer Zeit bemerk
ten die Teilnehmer, daß ſich das Boot mit Waſſer
füllte. Es entſtand eine Panik unter der
Geſell=
ſchaft, die Ausflügler drängten alle auf eine
Seite, und das Boot kenterte.
Ein aufregender Fallſchirmabſprung.
* Bei einer Prüfung für Fallſchirmabſpringer
ereignete ſich am Sonntag über dem engliſchen
Flughafen von Southend ein aufregender Vorfall.
Der 19jährige Pilot Dennis Smith wir mit einer
Maſchine aufgeſtiegen. In 600 Meter Höhe
klet=
terte er aus dem Sitz heraus und machte ſich auf
der Tragfläche zu dem Abſprung bereit. In dem
Augenblick, als er abſpringen wollte, riß der Wind
aber ſeine Krawatte aus dem Jackett und
ver=
wickelte ſie um einen Haltedraht. Der Pilot
wurde gewürgt und brach auf der Tragfläche
ohn=
mächtig zuſammen. Der Flugzeugführer aber
hatte glücklicherweiſe den Unfall rechtzeitig
be=
merkt. Er holte den Ohnmächtigen von der
Trag=
fläche aus ſeinem Führerſitz herunter, während er
mit den Füßen und Knien die Maſchine bediente.
Dann ſteuerte er mit der linken Hand weiter, und
mit der freien rechten Hand konnte er mit ſeinem
Taſchenmeſſer noch früh genug den Knoten der
Krawatte durchſchneiden ehe ein Unglück geſchehen
war. Mit der rechten Hand hielt er dann den
Ohnmächtigen, der wie leblos neben dem
Führer=
ſitz hing, ſo lange, bis es ihm gelang,
wohlbehal=
ten auf dem Flugplatz zu landen. Ein ſchnell
her=
beigerufener Arzt ſtellte Wiederbelebungsverſuche
an, die ſchließlich auch von Erfolg gekrönt waren.
Dreiſter Juwelenraub in der Fifth
Avenue.
Ihr Glücks=Vierbeiner.
New York. Ein ungewöhnlich dreiſter
Ueber=
fall wurde am Montag in der Fifth Avenue auf
eines der vornehmſten Juwelengeſchäfte verübt.
Während Scharen von Spaziergängern die
Straßen bevölkerten und ein Poliziſt etwa
fünf=
zig Schritte von dem Juwelierladen entfernt war,
betraten mehrere Banditen das Geſchäft. In der
Maske vornehmer Käufer — die Verbrecher
wa=
ren ſehr ſorgfältig gekleidet — ließen ſie ſich
einige Schmuckſtücke vorlegen, um dann den
Ge=
ſchäftsführer und einen ebenfalls im
Verkaufs=
lokal ſich aufhaltenden Herrn zu überfallen und
zu feſſeln. In aller Ruhe wählten ſie dann mit
Kennerblick den wertvollſten Schmuck und nahmen
vor den Augen zahlreicher Paſſanten aus der
Schaufenſterauslage eine Rubinhalskette von
un=
chätzbarem Wert, die ein Marie Antoinette
ge=
hört haben ſoll. Sie vergaßen auch nicht, eine
Echtheitsbeſcheinigung, die mit dem Schmuck
zu=
ſammen ausgeſtellt war, mitzunehmen. Mit ihrer
Beute verließen ſie unbehelligt das Geſchäft. Den
Schätzungen nach haben die Verbrecher Edelſteine
im Werte von mehr als 250 000 Dollar
mitge=
nommen.
Chronik des Tages.
Dieſe engliſche Fliegerin unternimmt keinen Flug,
ohne ihren kleinen Schoßhund mitzunehmen. Er
bringt ihr Glück, und wir wollen hoffen, daß ſich
ihr Glaube bewahrheitet. (Scherl.=M.)
Das ſeltſamſte Tier der Erde.
Okapi, der afrikaniſche Urwald=Eſel. — Noch vor 16 Jahren unbekannt. — Ein koſtbares Geſcht=
Wenn man hört, daß ein Rhinozeros 30 000
oder 40 000 RM. koſtet, und wenn man vernimmt
daß eine dreſſierte Tigergruppe nicht viel
bil=
liger iſt, dann wird man erſtaunt aufhorchen, daß
ein Weſen, das kaum höher iſt als ein gutgebau
ter Eſel alle dieſe Tiere im Preis erheblich
über=
trifft. Dieſes Tier iſt das Okapi. Ein Lebeweſen,
deſſen Exiſtenz bis vor 16 Jahren von vielen
Zoologen einfach beſtritten wurde. Erſt nachdem
es gelungen war, in einem beſtimmten Teil des
afrikaniſchen Kongos ein ſolches Okapi lebend in
eine Falle zu bringen, war alle Welt überzeugt,
daß es wirklich ein Tier gibt, das in jeder Weiſe
von den bisher bekannten Tierarten abweicht, ſich
jedenfalls aber in keine Tiergattung ohne
wei=
teres einreihen läßt.
Vor etwa 40 Jahren vernahm der engliſche
Forſcher Johnſton zum erſten Male im Belgiſchen
Kongo vom Okapi, was in der
Eingeborenen=
ſprache ſoviel wie Eſel bedeutet. Er drang
dar=
aufhin in den Ituri=Wald. Aber es gelang ihm
nicht, ein Okapi zu fangen. Sein ganzer Erfolg
beſtand darin, daß er einige Lederſtreifen aus dem
Fell des Okapi beibringen konnte. Später
ver=
mochte er dieſe Fellſtreifen durch zwei Schädel zu
ergänzen, die ihm afrikaniſche Zwergvölker gegen
Tabak eintauſchten.
Es gelang jetzt, das Okapi, wenigſtens
weiſe, in die bekannten zoologiſchen Entwickll.
reihen einzugliedern. Anfangs tappte mam
hier im Dunkeln und bezeichnete das
Tier=
als eine Abart des Pferdes, bald als ein zz.
entwickeltes giraffenartiges Weſen. Die I.0
Annahme erwies ſich ſchon nach kurzer Zei
richtig. Wirklich handelt es ſich um einen di
fentyp, bei dem freilich ſowohl das Genichk
auch die Beine erheblich kürzer geraten ſindo
bei iſt das Tier allerdings wie ein Zebr=,
ſtreift und an den einzelner Körperteilen
unterſchiedlich gefärbt.
Die Verwandtſchaft mit den Giraffen ge=t
gar ſo weit, daß man dem Okapi dieſelbe
pflegung wie den Giraffen gibt. Allerdings
es bis heute noch nicht möglich, über die En
rung der Tiere große Erfahrungen zu ſamf
Alles in allem wurden bislang erſt ſechs Lo
lebend eingefangen. Von ihnen gelangtem
lebend bis nach Europa. Zwei ſtarben in
von Antwerpen. Eines lebt jetzt noch dort.
andere wurde dem Prinzen von Wales zurn
ſchenk gemacht, der es ſeinerſeits an den Lomo
Zoo weitergab, wo es jetzt als koſtbarſtes
einen Ehrenplatz erhielt.
Von amtlicher Stelle wird mitgeteilt, daß im
Amtsbezirk Mannheim bis auf weiteres jede
größere Anſammlung von Jugendlichen wegen
eines in Brühl feſtgeſtellten Falles von ſpinaler
Kinderlähmung verboten iſt. Das Verbot gilt
insbeſondere für Zuſammenkünfte von HJ. und
B. d. M.
Auf der Heinitz=Grube ereignete ſich am
Mon=
tag, kurz vor Beendigung der Frühſchicht, ein
ſchwerer Unfall. Beim Vortreiben einer Strecke
auf der 540=Meter=Sohle brach unmittelbar am
Ort, beim Eindringen der Zimmerung, eine
Koh=
lenlage herunter. Die Häuer Anton Nawrath und
Paul Kſienſek aus Beuthen wurden getötet.
In der der Kongregation der „Barmherzigen
Brüder” gehörenden Heil= und Pflegeanſtalt „
Ma=
ria Lindenhof” zu Dorſten=Holſterhauſen, die
zur=
zeit 410 Inſaſſen — Epileptiker, Schwachſinnige
und Geiſteskranke — zählt, ſind ſeitens der
Lan=
deskriminalſtelle Recklinghauſen furchtbare
Sitt=
lichkeitsverbrechen feſtgeſtellt worden. Im Verlauf
der Ermittlungen wurden aus der Anſtalt zehn
Ordenslaienbrüder feſtgenommen.
Am Samstag wurden 18 Bewohner einer
Straße in Kattowitz, die an Unterleibstyphus
er=
krankt waren, in Krankenhäuſer eingeliefert.
In=
zwiſchen hat die Seuche auf eine angrenzende
Straße übergegriffen. 16 weitere Kranke mußten
am Dienstag ins Krankenhaus gebracht werden.
Auf der ſpaniſchen Station San Vicenta
ſtießen infolge falſcher Weichenſtellung zwei
Per=
ſonenzüge zuſammen. Sechs Fahrgäſte erlitten
ſchwere Verletzungen, während etwa hundert
Perſonen Quetſchungen und Hautabſchürfungen
davontrugen.
Nach dreißigjähriger Forſcherkäkigkeit
endgülkig in die Heimak zurückgekehrt.
Der berühmte Forſcher Profeſſor, Leo Frobenius
kehrte jetzt von ſeiner 12. Afrika=Expedition nach
Frankfurt a. M. zurück. Dreißig Jahre lang
durchforſchte Profeſſor Frobenius Spanien und
Südfrankreich, Abeſſinien, Lybien,
Transjorda=
nien, die Wüſte Sahara und viele andere
afrika=
niſche Bezirke. Nun will er ſeine
Forſchertätig=
keit abſchließen. Unſer Bild zeigt ihn nach ſeiner
Ankunft und der Begrüßung im Hof des Afrika=
Inſtituts (Völker=Muſeum) zu Frankfurt a. M.
rechts von ihm ſieht man ſeine Gattin. (Scherl.=M.,
Beiſehung der Opfer von Ta
Mailand. Unter größter Anteilnahm
ganzen Bevölkerung von Taino und Umg 0
wurden die Todesopfer der Exploſionskataſug
in der Sprengſtoffabrik Taino beigeſetzt, na
es im Laufe des vorgeſtrigen Tages gel
war, die Leichen der Vermißten aus den T
mern zu bergen. Von dem Hauſe der Ballil.
die Aufbahrung ſtattgefunden hatte, bewegn
der Trauerzug, an dem auch der Herzog vom?
gamo, die Offiziere der in der Gegend ſtati.
ten Militärabteilungen, die Vertreter der Z
den von Vareſe ſowie Ehrenabteilungen des
litärs und der Miliz teilnahmen, in die Zil
von Taino, wo die feierliche Einſegnung erh
17 Todesopfer wurden dann auf den Friedhu
Ortes geleitet, während die Särge der 17
deren Todesopfer in ihre Heimat überg/d
wurden.
* Das italieniſche Volk iſt durch die
ſtrophe von Taino in ſchwerſte Trauer v
worden. Wir können ſeine ſchmerzlichen Gc
am eheſten verſtehen, da auch wir erſt vor k
an der Bahre von Männern und Frauen ſtel
die, genau wie die Opfer von Taino, durch.
Hände Arbeit ihrem Vaterland und ſeiner
teidigung wertvollſte Dienſte leiſteten. G
tückiſchen Schickſal ſind ſie erlegen, das ſie voi
Werkbank hinwegraffte. Wir verneigen um
meinſam mit dem italieniſchen Volk vor
Toten, die gerade in dem Augenblick abbs!
wurden, der für ihr Vaterland von beſor
Bedeutung iſt.
Jun de
M
n. Wiſ
rin mit
Banditenüberfall
auf einen mandſchuriſchen Eiſenbahnzus
Hſingking. Mehrere hundert Bar)
brachten 50 Kilometer öſtlich von der marſſ
riſchen Hauptſtadt Hſingking einen Eiſenban
zum Entgleiſen und eröffneten ſofort das 9
auf die aus den umgeſtürzten und zertrümn
Wagen herauskommenden Reiſenden. Bei
Entgleiſung ſelbſt und bei dem folgenden S1
gefecht zwiſchen den Banditen und der Bei
mannſchaft des Zuges wurden 8 Japaner, 9
neſen und 1 Ruſſe getötet; 40 weitere Pexol
wurden, ſchwer verwundet. Etwa 20 Re
werden vermißt und ſind wahrſcheinlich vor
Banditen entführt worden. Den Bandite
lang es, im Schutz der Dunkelheit zu entkor
Die ſofort entſandte Strafexpedition hat
bi=
noch keine Fühlung mit ihnen aufnehmen kS
42
„
Gerade ſo luſtig wie beim Kinderpiel iſt es hier zwar nicht, denn es handelt ſich um eine
wichtige Sache, nämlich den Fußappell, der ſelbſtverſtändlich während des mehrtägigen Man
des Infanterie=Regiments Döberitz nach der neuen Garniſon Neuſtrelitz abgehalten werdel
Jeder Infanteriſt weiß, daß die Fußpflege mit zur wichtigſten Körperpflege gehört, wenn *e
(Scherl.
Anforderungen eines Marſches gewachſen ſein will.
ſittwoch, 31. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Fiezerr Wr deft deurtterr Sorfern
Nr. 208 — Seite 9
itezeit in den Dörfern — es iſt, als ob
Beit auch in der Luft läge, als könne man
verbundenen Augen ſpüren. Selbſt wenn
wraußen auf den Feldern die Schnitter
ſieht, nicht die Binderinnen mit ihren
ut nden weißen Kopftüchern, nicht die
Sen=
wore in der Sonne gleißen, und nicht die an
Fetreidefeldern dahinfahrenden Mähmaſchi=
„ Menſchenleer ſind auch die Dörfer in der
Eeeit. Nicht mehr auf den Höfen, nicht
„w auf dem Dorfplatz und in den Dorfſtraßen
z044 das dörfliche Leben zu ſpüren, ſondern
um Feldern. Nur alte Großmütterchen und
ATänner, die ſich ſchon längſt in das
Alten=
urückgezogen haben, ſind auf den Höfen
an=
ſifen und dazu die Kleinſten, die noch der
gg bedürfen. In der Erntezeit wird jede
g1 gebraucht. Da müſſen auch die alten
oleein und Männlein noch einmal „ins Ge=
: denen ſonſt auf den Höfen keinerlei
Ar=
hin ehr zugemutet wird, und ſei auch nur, um
Efſen zu kochen, die Butterbrote herzurich=
Frühſtücks= und Veſperbrot
hinauszubrin=
jauf die Felder. Jede andere Arbeit muß
urückſkehen, alle ſind nur auf das
Ein=
ſyn der Ernte bedacht.
de den Höfen iſt es auch den Landſtraßen
iſichen, daß die Zeit der Ernte gekommen.
„Auisnahme der Automobile, die dahin eilen,
ill es Fuhrwerk mit der Ernte zu tun. Kein
Bei fährt jetzt in die Stadt, um Einkäufe zu
bien, kein Fuhrwerk iſt unterwegs, das zu
m Beſuch bei Verwandten und Bekannten in
gnf here oder weitere Umgebung fahren ſoll.
lan beſonders großes Unglück gilt es, wenn
2d.. zur Ernte ſchwere Krankheit in einem
heimhof eingekehrt iſt, wenn rauhe,
arbeits=
ſeige Hände auf dem Krankenbette liegen
biei. Früher noch als zu anderen Zeiten
9es während der Ernte auf den
Bauern=
m lebendig. Noch ehe die erſten
Sonnen=
clim über Baumkronen und Dächern auf=
Ain. ſteigt bereits Rauch aus den
Schorn=
ber in die Luft, es klirren Waſſereimer.
Be=
zit kommen Männer und junge Burſchen von
öeldern, die Futter für das Vieh einbrin=
Raſch wird das erſte Frühſtück
eingenom=
i die Morgenſuppe oder der Morgenkaffee.
Een aber, noch kauend oder ein Stück
Schwarz=
ſi der Hand, geht es hinaus. Bald beginnt
ſtArbeit. Ueberall rauſchen die Senſen und
ſhnaſchinen, Halmreihen auf Halmreihen
ſn auf den Kornfeldern zuſammen und
da=
march allerlei Blumen zwiſchen den
Getreide=
ſiten, Feldritterſporn, Kornblumen,
Korn=
ſh, Mohn, Kamille und noch andere
Blu=
ſue die ſtets als Begleiter des Getreides auf=
ſöher und höher ſteigt die Sonne, immer
ger werden die Hitzeſtrahlen, die ſie
hernie=
kſendet. Je mehr es der Mittagsſtunde zu=
, deſto mehr ſcheinen ſich die Hitzeſtrahlen in
wieile zu verwandeln, die nicht mehr
wär=
nſondern peinigen wollen. In dicken Tropfen
Mdann der Schweiß allen auf den Geſichtern
nauf den bloßen, rötlichbraun gebrannten
hen. Wiſcht ein Schnitter oder eine
Garben=
ſrerin mit dem Handrücken den Schweiß aus
m Geſicht, ſo erſcheinen ſofort große, neue
Beißperlen, die in der Sonne funkeln wie
Gauf den Gräſern. Drückend iſt die Luft,
her iſt die Arbeit, jedoch nirgends zeigt ſich
ehſachlaſſen der Schaffenskraft und des
Schaf=
mvillens. Dem Bauersmann und ſeiner
Fa=
niſliegt es im Blute, daß während der Ernte
Ewgearbeitet werden muß, denn: „Wer in der
ge nicht will ſchneiden, der muß im Winter
Tuzer leiden” heißt es in einem uralten
deut=
e Bauern= und Ernteſpruch. Nur kurz ſind
eEſſenspauſen, nur kurz dabei das Lagern
ur einem ſchattigen Baum in der Nähe der
ler, am Rand eines Waldes oder in einem
haigen Wieſengrund. Dann rauſchen von
ſum Senſen und Mähmaſchinen ihren Toten=
Ien im Kornfeld. Zuerſt fällt immer der
ſozen als die frühreifſte Getreideart, dann
A die Gerſte und ſchließlich auch Weizen und
hr. Während draußen auf den Feldern
im=
ſwieder große Landſtücke frei werden, fahren
uſchon hochbeladene ſchwankende Wagen auf
kwegen und Landſtraßen dahin, um die
ce in die Scheunen zu bringen. Bis in die
unde Nacht hinein geht die Arbeit fort, und
verdroſſen, wird ſie getan, kein Mißmut
auf, ſondern oft fliegen während der
deren Arbeit Scherze von Gruppe zu Gruppe,
einem Feld zum andern. Häufig ſtimmen
uen und Mädchen auch Lieder an,
Volks=
t, wie ſie ſeit Jahrhunderten geſungen
werden. Geht es heimwärts, ſo iſt die Sonne
bereits untergegangen, die Tageshelle hat ſich
ſchon vermiſcht mit einem weißlichen Grau, in
dem ſich ringsum alle Farben abzuſtumpfen
ſcheinen.
Wie am Tage macht ſich die Erntezeit in den
Bauernndörfern und in den Höfen auch in der
Nacht bemerkbar. Noch ſtiller als ſonſt ſind die
Nachtſtunden, niemand hat mehr Zeit und Luſt,
am Abend vor den Höfen und Haustüren einen
kleinen Plauſch abzuhalten. Auch die jungen
Burſchen und Mädchen, die ſonſt in den
Abend=
ſtunden unter Singen, Lachen, Scherzen und
Erzählen durch die Dorfſtraßen ziehen oder in
den Gärten ſitzen, begeben ſich jetzt zur Ruhe.
Nur das Bellen und Maulen eines
Ketten=
hundes, das Kettengeklirr eines Tieres im
Stall, das leiſe Rauſchen des Waſſers im
Brun=
nen zeigen noch Leben im Dorfe an. Schwer
und tief iſt beſonders in der Erntezeit der
Schlaf des Bauern und ſeiner Angehörigen,
doch ohne Zögern am nächſten Morgen das
Aufſtehen. Von neuem geht es hinaus auf die
Felder, um das Brot einzubringen für das neue
Jahr nicht nur für ſich allein, ſondern auch für
das ganze Land.
Die Senſe fährt ins reife Korn.
(Scherl=M.)
Käurkrliheft erta der Kefrafekrn
Von Annemarie Schäfer.
Paulinchen iſt eigentlich ein Kind wie andere
Durchſchnittskinder. Manchmal iſt es böſe,
manchmal brav; manchmal ſauber und
manch=
mal ſchmutzig, und in der Schule iſt es ein
Zwi=
ſchending von fleißig und faul.
Nur ſingen kann das Kind! — ſingen! — es
iſt eine Pracht. Kaum hat es eine Melodie nur
gehört, macht es ſich ſchon ſelbſt eine zweite
Stimme dazu. Alſo hochmuſikaliſch iſt es. Das
ſagt die Lehrerin, und das ſagt auch der
Orga=
niſt des Kirchenchors.
Darum geſchieht auch eines Tages das
Wun=
der: Paulinchen ſoll im Rundfunk ſingen.
Das kam ſo:
Fräulein Herzog, die Geſanglehrerin, kennt
nämlich den Leiter des Jugendfunks. Der hat
vor ein paar Tagen geſagt, er ſuche ein Kind,
das ſchön ſingen könne. Da hat Fräulein
Her=
zog das Paulinchen einmal vorſingen laſſen, und
ſo wurde das Kind für den Rundfunk engagiert.
Frau Kaltwaſſer, die Mutter,
vertelepho=
nierte an dieſem Tage mindeſtens 80 Pfennige.
Gott, das mußte doch der Familie mitgeteilt
werden!
Alſo: Vom Rundfunk war ein Schreiben
an=
gekommen an Fräulein Pauline Kaltwaſſer.
Und höflich waren die Leute! höflich! Man
denke ſich nur: die baten, baten das Kind, im
Rundfunk mitzuwirken! Und dann kam wieder
etwas an. Ein Schein. Verpflichtungsſchein
nannte er ſich. Darauf ſtand, daß Pauline auch
noch für die große Freude 20 Mark bekommen
ſollte. Ja, wie eine Künſtlerin behandelte
man ſie.
„Pauline hat ſchulfrei, weil ſie in dem
Rund=
funk zur Probe muß”, brachte Frau Kaltwaſſer
beim Einkaufen geſchickt an.
„Was! — Ihre Tochter ſpielt im Rundfunk
mit?‟ Dieſes reſpektvolle Erſtaunen hatte ſie
erwartet.
„Ja”, erzählte Frau Kaltwaſſer dann einige
Tage ſpäter, „das iſt ja nun nicht ſo einfach,
wie Sie ſich das denken! Ich war mit meiner
Tochter im Funkhaus. Wiſſen Sie, zur Probe!
Aber ſo ganz ohne Publikum, einfach ins
Mikrophon ſingen, da iſt’s für einen Künſtler
ſehr ſchwer, in Stimmung zu kommen!“
Sie hat nicht umſonſt gehofft, daß man ſie
nun genauer ausfragt, wie es eigentlich im
Rundfunk ausſieht! Zu gerne gibt ſie
Aus=
kunft .
Nachbarſchaft und Familie ſtürzen ſich gierig
auf das Programmheft, in dem Paulinchens
Name gedruckt iſt. Die Mutter kauft gleich drei
Hefte auf einmal. Eins ſchickt ſie ihrer
Schwe=
ſter, die in München wohnt, eins legt ſie ins
Täſchchen, um es an Sonntagen in den
Wirt=
ſchaften den Bekannten zu zeigen, und eins
ſchließt ſie zu den koſtbaren Andenken. Es iſt
ja auch eine tolle Sache . ..
Und endlich iſt Paulinchens großer Tag
ge=
kommen.
Die ganze Straße nimmt Anteil an dieſem
Ereignis. Die Frau Metzger hat einen
Kaffee=
klatſch arrangiert. Und die beiden möblierten
Herren von Kaltwaſſers beſuchen zur Feier des
Tages einmal keine Kundſchaft. Bei
Kalt=
waſſers iſt natürlich ganz großer Betrieb. Faſt
die ganze Familie hat ſich eingefunden.
„Ja, wenn man ſich mit den Lehrerinnen gut
ſteht”, ſagt Tante Mariechen etwas neidiſch, denn
ihr Fritzchen hat bis jetzt noch nie im Radio
geſungen. Und die ſtolze Mutter meint
weh=
mütig: „Schade, daß Paulinchens Großmutter
das nicht mehr erlebt hat. Ja, wenn die wieder
aufſtehen würde, ſie täte ſtaunen, wenn man
jetzt ſagte: das iſt das Paulinchen deine
Enke=
lin. Die ſingt jetzt in einem Saal vor dem
Mikrophon, das geht durch die Luft, und wir
hören es hier ohne Drähte.”
Da . . . endlich iſt’s ſo weit. Man drückt auf
den Knopf! Surr . .. ſurr . . . ſurr . . . Tante
Sofi ſchluckt ſchnell ein großes Stück Kuchen ganz
herunter. „Unſer Pauſenzeichen”, flüſtert Frau
Kaltwaſſer erſchüttert. Und dann folgt Stille.
Wie lange dauert das! . . . Da, der Anſager.
„Meine Damen und Herren, liebe Kinder! Wir
bringen Ihnen jetzt die Sendung Kindergeſang
im Sommerſonnenſchein. Zuerſt hören Sie ..."
Knack, knack, knack, macht es in dem
Lautſpre=
cher. Wieder Stille . . . Und wieder knackt es.
Sonſt hört man nichts.
„Mein Gott” ſchreit Frau Kaltwaſſer, „ne
Störung!” Und ſie baſtelt an dem Apparat
herum; aber keinen Ton entlockt ſie ihm.
Aufgeregt ſchritt das Telephon. Knack, knack
... knack . .. machts in dem Lautſprecher. „Hier
Kaltwaſſer” jammert die gegäulte Mutter. Und
am anderen Ende fragt Frau Metzger, die
Kaffeeklatſchveranſtalterin, was denn mit dem
Radio los ſei!
„Ja, ich weiß es auch nicht! Es muß ne
Stö=
rung . . . Unſerer tut’s auch nicht . . ."
Und ſie warten, warten, warten. Aus
Ewig=
keitsſekunden werden Ewigkeitsminuten, wird
eine tauſendjahrelange Viertelſtunde. Nur Tante
Mariechen ſpricht fleißig dem Kuchen zu und
freut ſich, weil ſo die Ungerechtigkeit an ihrem
Fritzchen wieder gutgemacht iſt.
Da . . . die Stimme des Anſagers von
vor=
hin . . . „Meine Damen und Herren! Liebe
Kinder! Wegen Gewittergefahr mußte leider
unſere Sendung „Kindergeſang im
Sommer=
ſonnenſchein” ausbleiben. Nach kurzer Pauſe
hören Sie das Nachmittagskonzert.”
Nachwort: Den Leſern, die Mitleid mit
der armen Mutter haben, kann ſchon heute
ver=
raten werden, daß die Sendung in drei Wochen
nachgeholt wird.
Dieſe komiſche Welt..."
Von F. Foſter.
Glühwürmchen ſenden ein ſo durchdringendes
Licht aus, daß dieſes, obgleich ſeine eigentliche
Lichtſtärke nur ein Fünfzigſtel einer Kerzenſtärke
beträgt, doch imſtande iſt, gleich
Röntgenſtrah=
len Papier, Fleiſch und Holz zu durchleuchten.
Tatſächlich wurden bereits regelrechte „
Röntgen=
aufnahmen” mit dem Licht gewiſſer Arten von
Glühwürmchen gemacht.
Es gibt Fiſche, die ſich vor ihren Feinden in
den Magen anderer Fiſche flüchten. So gibt es
eine Fiſchgattung namens „Fierasfer”, die einen
anderen, größeren Fiſch als Zufluchtsſtätte
be=
nützt, wenn ſie von ihren ſpezifiſchen Feinden
bedroht wird. Iſt der Gegner außer Sicht, ſo
ſchwimmt der Fiſch vergnügt wieder aus ſeinem
„Gaſtgeber” heraus.
Die Woche hat nicht überall auf der Welt
ſieben Tage. Sowohl in Rußland als auch in
China wird heute allgemein die Fünftagewoche
eingehalten, und da dieſe beiden Länder
zuſam=
men über 600 Millionen Einwohner haben, kann
man ſagen, daß die ſiebentägige Woche nur für
zwei Drittel der Menſchheit Geltung hat.
Die Verſicherungsmathematik bringt alles an
den Tag, zum Beiſpiel auch die
Wahrſcheinlich=
keit von ſil rnen und goldenen Hochzeiten.
Wenn die Frau bei der Hochzeit 22 Jahre
und der Mann 25 Jahre alt iſt, ſo werden
von je tauſend ſolcher Paare nach 10 Jahren
noch 927 am Leben und verheiratet ſein, nach
25 Jahren 759, nach 50 Jahren jedoch nur
mehr 168.
200 Zentner auf einen Quadratmeter Menſch.
Luft iſt gar nicht ſo leicht, wie wir gemeinhin
glauben. Manchmal bekommt man einen Begriff
von der unterſchiedlichen Schwere der Luft bzw.
ihrem verminderten Druck, wenn man für ein
paar Urlaubstage ſich in luftdünnere Regionen,
meinetwegen, in die bayeriſchen Berge, begibt.
Die Luft „drückt” in der Ebene gewaltig auf
den Menſchen. Wir merken den Luftdruck nur
darum nicht, empfinden ihn nur darum nicht als
Laſt, weil er gleichmäßig von allen Seiten
in=
nerhalb und außerhalb unſeres Körpers
vor=
handen iſt. Die Zahlen, die dieſen Vorgang
veranſchaulichen, bleiben trotzdem erſtaunliche.
Veranſchlagen wir die Oberfläche des
erwach=
ſenen menſchlichen Körpers mit einem
Quadrat=
meter, ſo drücken in der Ebene in
ununterbro=
chener Folge nahezu 200 Zentner Luft auf dieſen
Quadratmeter menſchlichen Körpers.
verſte oder hafer?
Ein kleiner Streit in der Erntezeit.
Von Heinz Klockenbuſch.
er Julitag war noch viel ſchöner als man
in Gedichten ſchildern kann. Er war ſo
daß er die Herzen von Todfeinden in
ver=
ichere Stimmung verſetzt hätte.
luch in der Seele Herrn Nagels, der ſich mit
Gattin an einem Ackerrain niedergeſetzt
regte ſich etwas von jener Stimmung. Kein
ſchen regte ſich. Irgendwo taumelte ein Fal=
Die unwirkliche Stille ringsum wurde nur
h eine Bemerkung der Frau Nagel
unter=
hem.
WSie herrlich iſt doch dieſe idylliſche, harmo=
Ruhe weit und breit! Und da gibt es noch
ſichen, die in Zank und Unfrieden
miteinan=
leben!
,Kaum zu glauben!” ſagte Herr Nagel.
„Nicht wahr? — Was müßte das für ein ver=
Menſch ſein, der dieſen majeſtätiſchen
den der Natur durch Schimpfen und
Strei=
emtweihen würde!"
ſGear nicht auszudenken!” ſagte Herr Nagel.
ſar ihnen dehnte ſich die Unabſehbarkeit eines
e Getreidefeldes bis an den Horizont aus.
in ſollte den Büroſtaub von ſeinen Füßen
hatteln und Bauer werden!” ſagte Herr
2a.
Tau Nagel ſtellte ſich ihren Gatten hinter
Pfluge vor und unterdrückte eine ironiſche
Bemerkung. Es war, wie geſagt, ein äußerſt
friedlicher Tag. Statt deſſen ſagte ſie: „Du
ſoll=
teſt aber nicht mit den Füßen die ſchönen
Ger=
ſtenhalme zertreten, Egon!"
Herr Nagel zog ruckartig die kurzen, aber
ſtämmigen Beinchen an ſich. „Entſchuldige! Ich
habe das gar nicht bemerkt. Uebrigens iſt dir
ein kleiner Irrtum unterlaufen inſofern, als es
ſich bei dieſen Halmen nicht um Gerſte, ſondern
um Hafer handelt!“
„Deine naturwiſſenſchaftlichen Kenntniſſe in
Ehren, Egon, aber daß dieſes nicht Hafer, ſondern
Gerſte iſt, das ſieht doch ein Kind!"
„Liebes Kind!” erwiderte Herr Nagel mit
mildem Vorwurf, und jener Ueberlegenheit, die
wahre Bildung dem Menſchen verleiht. „Das iſt
Hafer”. Ich erinnere mich genau, daß wir in der
Quarta. . . . Aber, wenn du es für Gerſte hältſt,
läßt ſich darüber nicht ſtreiten. Erſt recht nicht an
ſolch einem friedlichen Julitag!”
Mit dieſen Worten ſchloß er die Augen zu
einem kleinen Nickerchen. Leider weckte ihn die
Stimme ſeiner Frau ſehr bald wieder: „Egon?‟.
„Was wünſcheſt du?” brabbelte er.
„Ich wollte dir nur ſagen, daß jeder Irrtum
meinerſeits völlig ausgeſchloſſen iſt. Ich habe zu
Hauſe ein Buch, in dem alle Getreidepflanzen
abgebildet ſind. Ich werde dir beweiſen ..."
„Laß mich in Ruhe! Das iſt Hafer, und damit
baſta!”
„Natürlich! Wenn ihr Männer nichts
Sach=
liches vorzubringen wißt, werdet ihr brutal!”
ſagte ſie ſpitz.
„Die Sachlichkeit iſt wohl ein weibliches
Pri=
vilegium, wie?” höhnte er.
Darauf erwiderte Frau Nagel mit
erheb=
lichem Stimmaufwand etwas, was durch eine
gewaltig dröhnende Stimme übertönt wurde.
„Eine Schande iſt das!” ſchimpfte der
Eigen=
tümer dieſer Stimme, ein mächtiger Mann in
ländlicher Kleidung. „Sie konnten ſich auch einen
anderen Platz ausſuchen, ſtatt hier das Korn zu
zertreten. Das iſt Flurſchaden, und man ſollte ſo
was zur Anzeige bringen!"
Herr Nagel war verlegen, ſeine Gattin
er=
ſchrocken. Beide ließen das tobende Unwetter
über ſich ergehen. Was ſollte man da auch
machen? Der Mann, wohl der Eigentümer des
Feldes, hatte recht. Es dauerte eine ganze Weile,
bis ſich der Zorn des Bauern ausgetobt hatte.
Schließlich aber entfernte er ſich wie ein
ab=
ziehendes Gewitter. — Da erhob ſich Nagel und
erklärte: „Ich werde dieſem groben Menſchen
unter vier Augen die Meinung ſagen.
Als er ihn eingeholt hatte, klopfte er dem
Rieſen herablaſſend auf die Schulter, wobei er
ſich allerdings auf die Zehenſpitzen ſtellen mußte.
„Geſtatten, Nagel! ſagte er. „Darf ich Ihnen
eine kleine Entſchädigung für die zertretene
Gerſte anbieten?" Hier haben Sie zwei Mark,
lieber Freund!”
Der Mann nahm lachend das Geld. „Das iſt
aber keine Gerſte!” ſagte er.
„Wie?” runzelte Nagel die Stirn, „keine
Gerſte?
„Nee! Das iſt Weizen!” erklärte der Mann.
„Natürlich, ich weiß! Meine Frau allerdings,
die natürlich keine Ahnung hat, behauptet, es ſei
Gerſte. Sie wiſſen ja, Frauen müſſen immer recht
haben."
„Ich kenne das” ſagte der Mann ſchlicht.
„Und nicht wahr, lieber Freund, Sie erweiſen
mir eine Gefälligkeit? Sehen Sie, ich möchte
meiner Frau recht geben, um des lieben
Frie=
dens willen. Da ſie aber ſelbſtredend mich nicht
für kompetent hält, müßten Sie, als Fachmann
ſozuſagen. . . . — Wiſſen Sie was, Sie kommen ſo
in zehn Minuten ganz zufällig noch einmal des
Weges. Da könnten Sie doch im Vorübergehen
irgendeine Bemerkung machen, aus der
hervor=
geht, daß das auf dem Felde Gerſte iſt, nicht
wahr?”
Der Bauer verſtand und Nagel kehrte zu
ſei=
ner Gattin zurück.
„Ich habe ihn gezwungen, um Entſchuldigung
zu bitten!” erklärte er auf ihre Frage.
Nach zehn Minuten kam der Bauer wieder
vorüber. Da erhob ſich Frau Nagel. „Bitte, mein
Herr, ſagen Sie doch meinem Gatten, was das
für ein Getreide iſt auf Ihrem Felde!”
„Das iſt nicht mein Feld!”
„Wie? Nicht Ihr Feld?‟
„Nee! Ich habe bloß n” kleinen Garten. Das
Feld gehört dem Bauer Großjohann.”
„Aha!” ſagte Frau Nagel empört. „Und dann
wagen Sie frecher Menſch es, uns in dieſem
un=
verſchämten Ton anzufahren?‟
„Und wenn Sie ſich noch ſo aufregen, Frau,
deswegen hat Ihr Mann doch recht, wenn er
ſagt, daß das Weizen iſt!“
Seite 10 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Oohtt Kraftaddtteft Larft Picftehrrrräet
Das achtzylindrig, mit 100 PS dahinſauſende
Auto, wird, um ſeine Ahnentafel befragt, ſtill
und beſcheiden zugeben müſſen, daß es
wahr=
ſcheinlich heute überhaupt nicht vorhanden wäre,
hätte menſchlicher Erfindungsgeiſt nicht in der
Frühzeit der Menſchheitsgeſchichte ein
Verkehrs=
mittel erſonnen, das helfen mußte, Gegenſtände
und ſpäter auch Menſchen von einem Ort zum
andern zu befördern, nachdem die Tiere allein
für dieſe Beförderung nicht mehr ausreichten. In
Gegenden, wo das Kamel, dieſes unvergleichliche
Laſttier, die Beförderung übernahm, blieb. die
Konſtruktion der Karren oder Wagen in den
An=
fängen ſtecken. Ueberall ſonſt aber bemühte man
ſich, allerlei Gefährte zu ſchaffen, die zweckmäßig
und praktiſch waren.
Das Rad wurde bereits in einer ſehr frühen
Zeit erfunden. Dank dieſem Hilfsmittel der
Fort=
bewegung konnte man dann die ein= und
mehr=
räderigen Karren bauen. Als Schubkarren iſt der
einräderige Karren der gebräuchlichſte. Wir
fin=
den ihn noch heute ſozuſagen überall auf dem
Lande. Jeder richtige Karren beſteht aus dem
Untergeſtell oder Unterwagen und dem
Ober=
geſtell oder Oberwagen. Das Untergeſtell ſetzt ſich
aus dem Rad (einem oder mehreren), der
eiſernen Achſe und dem hölzernen Achsholz
zu=
ſammen. Auf dem Achsholz liegt der Achsſchemel.
Zwiſchen beiden gehen die Deichſelarme hindurch,
die vor der Achſe die Schere zur Aufnahme der
Deichſel bilden. Das Obergeſtell hat meiſt
Ka=
ſtenform, iſt aber oft auch nur eine glatte Fläche.
Zweirädrige Karren werden vielfach in
Müh=
len verwendet. Die als Ackerkarren
be=
zeichneten Wagen ſind zweirädrige
Handwagen mit hohem Kaſten.
Als man dazu überging, für dieſe
Karren verſchiedener Art Tiere als
Vorſpann zu benutzen, konnten die
Wa=
gen größer gebaut werden, und zwar
je nach der Größe der Zugtiere. So
ein Ochſenkarren, wie wir ihn in
vie=
len Ländern auch heute noch finden,
iſt ein Bretterwagen von recht
erheb=
lichem Ausmaß und großer
Aufnahme=
fähigkeit.
In den Reſten der Pfahlbauten aus
der Bronzezeit, beſonders in Italien,
hat man Räder und andere
Beſtand=
teile primitiver Wagen gefunden. Die
alten Aſſyrer, Perſer und Aegypter
hatten nicht nur Laſtwagen, ſondern
auch Streitwagen. Bei den Aegyptern
finden ſich ſchon um 4000 v. Chr. zwei= Dieſes ſpaniſche, feſtlich geſchmückte Gefährt geht in
und vierrädrige Wagen.
Bei den Griechen hatte der Wagen meiſt zwei
Räder, war hinten offen und bot zwei Perſonen
Platz. Homer erwähnt jedoch auch bereits
vier=
räderige Wagen. Die Römer benutzten für ihre
Reiſen Wagen, die bedeckt oder auf drei Seiten
geſchloſſen waren. Auch Laſt= und
Wirtſchafts=
wagen waren vorhanden.
Die alten Deutſchen nahmen Wagen zur
Be=
förderung des Gepäcks mit in den Krieg. Die
Wagenburg war ein Teil der Schlachtordnung.
Die Fuhrwerke wurden dicht aneinandergereiht
und ſchloſſen einen Platz wie eine Schanze ab.
Die Wagenburg wurde erſt bedeutungslos, als
die Geſchütze aufkamen.
Im Mittelalter zog man die Sänften der
Be=
förderung in Wagen vor. Erſt im 15.
Jahrhun=
dert kamen die Kutſchen auf, die urſprünglich
nur für Fürſtlichkeiten beſtimmt waren. Aus
die=
ſen Kutſchen entwickelten ſich dann die
Poſtkut=
ſchen, die Chaiſen, die Landauer, die Coupés, die
Omnibuſſe, während der zweirädrige Karren in
verfeinerter Geſtalt als Kabriolett oder Gig
weiterlebte. Die als Kremſer bekannten, langen,
vielſitzigen Wagen haben ihren Namen übrigens
von dem Hofagenten Kremſer bekommen, der im
Jahre 1825 den erſten Verkehr mit Kremſern
zwiſchen Berlin und Charlottenburg einrichtete.
Heute ſind die Zugtiere der verſchiedenen Art
verdrängt durch den Sieg der mechaniſchen PS.
auf dem Lande aber blieben die ländlichen
Be=
förderungsmittel erhalten, da es dort nicht
im=
mer darauf ankommt, beſonders ſchnelle
Beför=
verungsmittel zur Hand zu haben.
Ein Ochſenkarren — wie vor Jahrhunderten.
ſeiner Bauart auf älteſte Tradition zurück. (Weltbild.)
Es regnet Raupen
Uhd Sarttäufe
Naturerſcheinungen, die ſich wiederholen.— Fiſche
wirbeln durch die Luft. — Ein behinderter Zug.
Von Ernſt Richter.
In jedem Jahr hört man bald früher, bald
ſpäter aus dieſem oder jenem Erdteil von irgend
einem erſtaunlichen Regen, der ein Land
über=
ſchwemmte und die Bevölkerung wenigſtens für
den erſten Augenblick in Schrecken verſetzte. Es
handelt ſich um jene Niederſchläge von Fiſchen
und Fröſchen, von Blattläuſen und Raupen,
durch die in vielen Fällen große
Pflanzenkultu=
ren zerſtört wurden, durch die aber in jedem
Falle, vor allem in primitiveren Gegenden, der
Aberglaube der Menſchen ſtarke Nahrung bekam.
Heute iſt man allerdings ſchon ſo weit, daß
ein ſogenannter Blutregen, d. h. der Niedergang
irgend eines rötlichen oder braunen Waſſers
aus dunklen Wolken, keinen Schrecken mehr zu
verbreiten vermag. Man weiß, daß irgendwo
dunkler Sand emporgewirbelt wurde, Hunderte
von Kilometern im Wirbelwind durch die Luft
wanderte und dann dazu führte, daß irgend eine
Wolke ſich in Regen auflöſte und in ihren
Trop=
fen den Erdenſtaub der Erde wieder zuführte.
In dieſem Frühling erlebte man an anderen
Stellen einen ſogenannten Schwefelregen, der
freilich nichts anderes war als Blütenſtaub, der
vor allem aus den Fichtenwäldern durch den
Wind hochgeriſſen und an anderer Stelle zur
Erde niedergeſchlagen wurde.
Während man bei toten Dingen die
natür=
lichen Erklärungen leicht glaubt, ſind auch heute
noch einfache Landbewohner geneigt, in einem
Regen, der lebende Tiere enthält, eine höchſt
unirdiſche Angelegenheit zu ſehen.
Es gibt in Südamerika mehrere Stellen, wo
in jedem Jahr faſt um die gleiche Zeit ein
Fiſch=
regen niedergeht. Man wartet in dieſen
Gegen=
den auf die Erſcheinung wie auf ein Zeichen des
Himmels. Und doch iſt die Urſache einfach darin
zu ſuchen, daß immer zur gleichen Zeit ein
be=
ſtimmter Sturm auftritt, der einige ſtehende
oder Küſtengewäſſer durchwühlt und mit Hilfe
der Saugkraft, die den Wirbelſtürmen
inne=
wohnt, die Fiſche hoch in die Luft emporreißt.
Meiſt handelt es ſich freilich um ſehr kleine
Fiſche, alſo kaum entwickelte Fiſchbrut. Aber
man hat auch andere Fälle erlebt, wo Fiſche von
einer Größe bis zu 15—18 Zentimetern durch
die Luft reiſten.
In die gleiche Reihe von Tierregen gehört
auch der Niedergang von Fröſchen, eine
Regen=
art, die man dieſes Jahr in Ungarn in einer
unerwartet ſtarken Form erlebte. Die Urſache
iſt ſelbſtverſtändlich genau die gleiche wie beim
Fiſchregen. Auch wenn es zum Beiſpiel in der
Nähe von Frankfurt Blattläuſe regnet, ſo iſt
dieſes Phänomen gar kein Phänomen mehr,
ſon=
dern einfach eine etwas überraſchende
Auswir=
kung einer kleinen Naturkataſtrophe.
In Dakota erlebte man vor einigen Tagen
einen bisher niemals geſehenen Niedergang von
Raupen. Sie fielen auf einer ſtark befahrenen
Eiſenbahnſtrecke in ſo ungeheuren Mengen
nie=
der, daß die Züge ihre Farht nicht fortſetzen
konnten. Die Milliarden Raupenleiber wurden
von den Rädern erfaßt und zerquetſcht. Aus den
fetten Raupenkadavern aber bildete ſich eine Art
Schmieröl, die es den Maſchinenrädern unmög=
lich machte, die notwendige Reibung auf den
Schienenſträngen zu erzeugen.
Der Frühling und der beginnende Sommer
ſind in der Mehrzahl der Fälle die Zeiten, in
denen die ſtärkſten derartigen
Naturerſcheinun=
gen zu verzeichnen ſind. Man wird alſo in
Europa erſt wieder im kommenden Jahre auf
Ueberraſchungen in dieſer Hinſicht rechnen
kön=
nen. In tropiſchen Ländern und jenen Gegenden
mit einer ununterbrochenen „
Frühlingsentwick=
lung” in der Tierwelt treten allerdings
der=
artige Erſcheinungen in faſt ununterbrochener
Folge auf.
Der hoſenteufel
Es war eigentlich kein richtiger Teufel,
ſon=
dern nur der Ausdruck für eine der unſinnigſten
Erfindungen aus der Geſchichte der Mode. Aus
Burgund, dem tonangebenden Land des guten
Geſchmacks, kam um die Mitte des 16.
Jahrhun=
derts ein neues Beinkleid, die ſogenannte
Plu=
der= oder Pumphoſe, nach Deutſchland. Anfangs
waren dieſe neuen Hoſen einfarbig und von
verhältnismäßig beſcheidenem Umfang. Aber bald
ſuchte man in Farbenpracht und in Geſchlotter
um die Beine immer Unerhörteres zu leiſten. Die
männliche Welt wurde vom Hoſenteufel
befal=
len. Man brachte in die aufgeſchlitzten
Pluder=
hoſen eine derartige Menge buntfarbigen
Stof=
fes hinein, daß man aus jedem Schlitz eine
ge=
waltige Puffe herausziehen kennte. Fünf Ellen
Tuch und zwanzig Ellen grellfarbiges
Seiden=
zeug genügten nicht mehr; einer wollte den
an=
deren überbketen, und man brachte es ſchließlich
auf über hundert Ellen für das Futter.
Chro=
niken erzählen, daß vermögende Leute durch ihre
Hoſen verarmt ſeien und die Landsknechte ſich in
Schulden ſtürzten. Gegen dieſen Kleiderunfug
er=
hob ſich ſchließlich die Obrigkeit, und der Krieg
gegen den Hoſenteufel wurde durch eine Schrift
des Frankfurter Dr. Andreas Muskulus
eröff=
net: „Vom zerluderten, zucht= und
ehrverwe=
genen, pludrigten Hoſenteufel Vermahnung und
„Warnung”, Muskulus legt mit derber Sprache
los, daß heute ein „junger Rotzlöffel, ehe er noch
das Gelb vom Schnabel abwiſcht”, mehr Geld
zu einem Paar Hoſen haben müſſe, als ſein
Va=
ter zum Hochzeitsanzug.
Die Schrift des Dr. Muskulus erlebte nicht
nur viele Auflagen, ſondern gab auch die
Ver=
anlaſſung zu einer neuen, eigenartigen Literatur.
Es wurden nämlich neben dem Hoſenteufel noch
eine ganze Anzahl anderer Teufel entdeckt, gegen
die ein hartnäckiger Federkrieg begann. Da gab
es einen Tanzteufel, Geſindeteufel, Zauberteufel,
Eheteufel, Jagdteufel, Spielteufel, Neidteufel
und viele andere, die, im Theatrum diabolorum
geſammelt, zwei dicke Foliobände füllten. Der
Oberteufel blieb freilich der Modeteufel, er
er=
wies ſich aber ſtärker als ſeine Gegner, die ihn
mit Gänſekiel und Papier vernichten wollten.
Schlagfertigkeit
Ein Schauſpieldichter ſprach in einer
Geſell=
ſchaft von ſeinen dramatiſchen Arbeiten und war
verwundert, daß einer der Anweſenden nicht
eines von ſeinen Stücken kannte.
„Sie gehen alſo wohl nie ins
Schauſpiel=
haus?” fragte der Dichter in verächtlichem Ton.
„Nie in die erſte Vorſtellung”, verſetzte der
Gefragte, „aber ich verſäume kein Stück, wenn
es öfter aufgeführt wird.”
Ein franzöſiſcher Offizier warf einſt einem
ſchweizeriſchen Offizier bei einem Wortwechſel
vor, daß ſeine Landsleute um Geld, die
Fran=
zoſen dagegen lediglich um die Ehre kämpften.
„Sie haben recht”, erwiderte der Schweizer, „ein
jeder kämpft um das, was ihm fehlt.”
Mittwoch, 31. Juli 1905
Der berühmte engliſche Dichter Milton, der
blind war, hatte eine zänkiſche Frau. Der
Her=
zog von Buckingham nannte ſie einſt eine Roſe.
„Ich verſtehe mich nicht auf Farben,” ſagte
Mil=
ton, „allein ich muß geſtehen, daß ich täglich die
Dornen fühle.”
Eine Dame verunglimpfte aus Neid in aeu
Geſellſchaft eine anerkannte Schönheit und
unter anderem: „Ihre Hände ſind wie di7
Holz”. „Wohl wahr”, bemerkte hierauf
junger Herr, „aber ſie ſind von dem Holz.,
dem Cupido ſeine Pfeile macht, um unſere
zen zu verwunden."
Ein Amerikaner und ein Irländer ritten
einander an einem Galgen vorbei. „Wo wür
Sie ſein”, ſagte der Amerikaner, „wenm
Halgen hätte, was ihm gebührt?”— „Ich woi
allein reiten müſſen,” antwortete der Irlä
Sommerliche
Verdauungs=
ſtörungen des Säuglings.
Muß ſchon die ſtillende Mutter ſorgſam
dar=
auf achten, daß ihr Liebling immer eine
ge=
regelte Verdauung hat, für ſie das ſichere
Zei=
chen ſeines Wohlbefindens, wieviel, mehr erſt
jene Mutter, die ihn künſtlich ernähren muß,
weil die eigene Milch nicht ausreicht, oder ſie
überhaupt ſtillunfähig iſt. Denn ſo ſorgſam ſie
auch des Kindes Nahrung täglich nach ärztlicher
Angabe bereitet, ſo ſauber ſie auch alle dazu
nötigen Geräte hält und vor Staub und
In=
ſekten zu ſchützen weiß, kann es doch
vorkom=
men, daß die einwandfrei kühl gehaltene und
ſorgſam abgekochte Kuhmilch oder deren
Mi=
ſchungen an beſonders heißen oder
gewitterſchwü=
len Tagen „umſchlägt” wie der Volksmund ſagt,
richtiger: ganz leicht ſäuert, ohne es ihrem
eige=
nen Geſchmack und Geruch irgendwie zu
ver=
raten. Die Folge dieſer nicht mehr ganz
ein=
wandfreien Nahrung iſt dann eine geſtörte
Ver=
dauung, neben mehr oder minder großer Unruhe
des Kleinchens: alſo Durchfall oder Verſtopfung.
Beides macht dann den Anfang der ſo
gefürch=
teten Sommerkrankheiten des ſo noch
widerſtandsloſen Säuglings. Je raſcher alſo
der Arzt zur Hilfe gerufen wird,
um ſo beſſer für das Wohl
desſel=
ben. Bis zu deſſen Eintreffen ſollte die Mutter
aber ihrem Liebling nicht mehr Milch, ſondern
nur ganz leichten Teeaufguß reichen und dabei
den Zucker, der ſonſt ſeine Nahrung gehaltvoller
geſtaltet, durch Süßſtoff erſetzen, da dieſer nur
den dem Kinde angenehmen ſüßen Geſchmack
bewirkt, ohne, wie Zucker, den Durchfall noch zu
begünſtigen. Auf eine Flaſche mit ca. 200
Gramm Flüſſigkeit rechne ſie aber nur eine
kleine Tablette davon, um ſie nicht zu überſüßen.
Keinesfalls ſollte aber die Mutter eines am
Durchfall erkrankten Säuglings ſich nur auf
ihre eigenen Kenntniſſe in der Behandlung
desſelben verlaſſen, wenn ſie ſieht, daß ihre
Maßnahmen ihm Linderung verſchaffen, denn
mehr noch wie größere Kinder oder gar
Erwach=
ſene wird der zarte Organismus eines ſolchen
kleinen Weſens durch anhaltende
Verdauungs=
ſtörungen geſchwächt, aus denen ſich in den
heißen Sommermonaten raſch der mit Recht ſo
gefürchtete Brechdurchfall entwickeln kann, durch
den die Kräfte des Kindchens rapid abnehmen,
wenn nicht gänzlich untergraben werden, wie
alljährlich die im Sommer zunehmende Säug=
A. N.
lingsſterblichkeit beweiſt.
Kalten Kaffee und Tee nur am Tage trinken.
Da bekanntlich dieſe beiden Getränke an
heißen Sommertagen als durſtlöſchendes Mittel
ſehr beliebt ſind, ſo ſollte man ſie immer
vor=
rätig haben. Allerdings ſind ſie nur dann eine
wirkliche Erquickung, wenn ſie ohne Zucker
ge=
trunken werden, da dieſer immer wieder neuen
Durſt verurſacht, ebenſo wie der Zuſatz von
Milch durſtreizend wirkt. Wer ungeſüßte
Ge=
tränke jedoch nicht liebt, ſollte eine Sukrinette
darin verrühren. So angenehm die Wirkunng
dieſer Getränke nun auch am Tage iſt, ſo kann
ſie in das Gegenteil umſchlagen, wenn man ſie
in den Abendſtunden und womöglich kurz vor
dem Schlafengehen genießt. Denn es iſt ein
großer Irrtum, daß nur heiß genoſſenes Coffeein
wie Teein das Herz anrege und zu
unerwünſch=
ter Schlafloſigkeit führe. Das gleiche gilt auch
von jedem kalten Getränk dieſer Art.
Salz als Kühlmittel.
Beim Kochen von Eiern ſoll man immer
etwas Salz in das Kochwaſſer tun, da dadurch
das Platzen der Eier oder doch das Auslaufen
verhindert wird. Wenn man irgendwelche
Ge=
richte zum Abkühlen in Waſſer ſtellt, ſo geht die
Abkühlung ſchneller vor ſich, wenn man in das
Waſſer Salz tut. — Beim Braten von Fleiſch
ſoll man etwas Salz in die Bratpfanne tun;
dadurch wird das unangenehme Spritzen des
Fettes verhindert. — Bei großer Wäſche tut man
gut, eine Handvoll grobes Salz in den
Waſch=
zuber zu werfen, da man dadurch die Hände
ſchont.
Kleine Winke für die Küche.
Hat man zähes Fleiſch erwiſcht, ſo ſoll man
dem Kochwaſſer etwas doppelkohlenſaures
Na=
tron zuſetzen. Will man zähe Fleiſchſcheiben
braten, ſo legt man ſie vorher auf einen Teller,
auf den man etwas Olivenöl und einen Eßlöffel
Eſſig getan hat. Das Fleiſch muß eine halbe
Stunde auf jeder Seite in dieſer Miſchung
lie=
gen. — Beim Kochen von Fiſchen ſoll man einen
Teelöffel Eſſig in das Kochwaſſer tun, dadurch
wird das Fiſchfleiſch weiß und feſt. — Wenn ſich
Apfeſinen ſchwer ſchälen ſaſſen, ſo rollt man ſie
vorher kräftig zwiſchen den Händen. Dann geht
das Schälen ganz leicht.
Eſſig als wichtiger Helfer in der Küche!
Kochte die Milch „über” und verbreitet, ſie
auf der heißen Ofenplatte üblen Geruch, ſo
ge=
nügt u. Taſſe voll Eſſig, darüber gegoſſen,
die=
ſen ſofort zu vertreiben.
Angeknickte Eier laufen nicht au
wenn man ſie in Seidenpapier einwickelt
mit Zuſatz von Eſſig kocht.
Rind=, Hammel= und Wildfle
kann man tagelang aufbewahren, ohne Ge
befürchten zu müſſen, wenn man es in ein
nentuch einſchlägt, das man in ſtarkem
ethetet
ausdrückte.
die mit il
Seefiſche mit ihrem typiſcAſrnVerug
Meerwaſſer=Geruch verlieren däin
die Durt
wenn man ſie nach dem Reinigen und Abwa.h
jen
mit Eſſig beſpritzt und mit Salz beſtreut.
Wohin ſchütteln Sie Ihr Staubtuch aus
Gar nicht. Die Qual des dadurch verurn
ten ſchlechten Gewiſſens will ich nicht u=
Leben lang auf riich nehmen, täglich ſo um
viele Male. Ich wiſche nie trocken Staub.
und nichts. Jedes noch ſo empfindliche Mat
verträgt ein mehr oder weniger feuchtes Leleß kyl hierfür
tuch. Das iſt hygieniſch und bequem. Darſie
kann ich auch ruhig einmal meinen Kinderr7
muten, mir die Arbeit des Staubwiſchens a
nehmen, und ich bekomme keinen Streit
den Unterwohnern oder gar mit der Poll/
die bekanntlich berechtigt iſt, gegen das Au
ſchütteln von Staubtüchern und ähnlichen Eſ 1M
Verſor=
genſtänden aus den Fenſtern einzuſchre
Habe ich nicht, wie etwa im Kinderzimmer
Schlafzimmer, Waſſeranſchluß, ſo ſtelle ich .ß‟
eine flache Emailleſchüſſel ins Zimmer und ℳſhlungein.
der
um der S
Ewporteinn
ure ſtarte K
Nr Ein=
ef
nige darin das Staubtuch öfters. Und wic wie Rind
Rwl; ſein 2
mit ſtolz beruhigtem Gewiſſen und viel grueFſus gut mö
licher Staub, als i. es mit der leidigen tr.4
ſieg
nen Methode je vermöchte. Ein Paar Gun
handſchuhe dabei zur Schonung der Hände
ein phantaſtiſcher Luxus, aber wer ihn ſich
nen kann, gut. Sonft tuts nachher Waſſer, Si
Bürſte und Creme, und di. Hände leiden wu//n
ger als vom ſeinen trockenen Staub, der Mfz,
Poren verſtopft. (Hinterher könnte die geſtr
Schwiegermutter, wie es in den Memor/Enug
einer klugen Frau beſchrieben wird, ruhig
weißen Glacéhandſchuhen alle Kanten entlM nöniſcha
fahren — ſie wird mir keinen Schmutzſtrei/ſ/?
vorweiſen können!)
Sind Meſſingbeſchläge am Ofen b!
und dunkel geworden, ſo macht ſie ein Brei 0
Meint
Eſſig, Salz und geſiebter, feiner Kohlencf
Haatgu
3
wieder klar. Wenn man ſie mit etwas Sal
und Polierrot nachreibt, bleiben ſie noch Ic
blank.
Keſſelſtein kann nicht im Waſſerk
entſtehen, wenn man wöchentlich einmal 4
Taſſe heißen Eſſig darin umherſchwenkt und u
Topfreiniger den Keſſel ausreibt. Iſt er ſo
darin vorhanden, ſo koche man ihn mit rec
lich Eſſig aus, um die gelöſten Reſte mit Sche—
baſt zu entfernen.
Dumpfe Luft im Zimmer wird ri
gereinigt, wenn man ein Gefäß mit kochen?
Waſſer mit reichlich Eſſig übergießt, daß di
durch den Dampf aufſteigt.
um
Muf 1125,
Hübſch gekleidet für die Kurpromenade
und Teeſtunde.
Zu den köſtlichſten Stunden der Urlaubswoc”
gehört der Spaziergang über die Kurpromeſ”
oder die gemütliche Teeſtunde im Kurpark. 2
helle Leinenkoſtüm mit den breit ausgeleg
Revers aus marineblauer oder weißer SE
mit der kecken dunkelblauen Mütze genügen ."
zu als Anzug vollkommen. Bei der herrſc9
den Vorliebe für Druckſtoffe iſt jedoch auch
danebenſtehende duftige Kleid beſonders gee‟
net, ſich in den ſommerlichen Rahmen einzufug
(Haacke=Meyer=M.)
Mummer 208
Miftwoch, 31. Juli
A. Taarbtt
Gläubigerland Amerika.
Neueſte.
Londens großere erſahrang.
DDie Stellung der Vereinigten Staaten im internationalen
nrnzgeſchäft muß als ebenſo problematiſch bezeichnet werden wie
ſe Handelspolitik: in beiden Beziehungen iſt ein bedauerlicher
ſangel an Klarheit und Weitblick feſtzuſtellen, der angeſichts der
r ſchaftlichen Schlüſſelſtellung der USA. die geſamte
Weltwirt=
an ungünſtig beeinflußt und dazu geführt hat, daß die frühere
ranzvormacht von Wallſtreet ſich immer mehr
die Londoner City zurückverlegt.
Der Vorſitzende des „American Council of Foreign Bondhol=
(Amerikaniſcher Schutzverband der Inhaber ausländiſcher
ſnos), Dr. Max Winkler, hat vor kurzem — ebenſo wie in
n Vorjahren — eine Schätzung der amerikaniſchen
Ka=
talanlagen im Auslande für den Anfang des Jahres
vorgenommen und iſt dabei auf 16 250 Millionen
ſol lar gekommen. Dieſer Betrag iſt um 465 Millionen
gerin=
als Anfang 1934 und 1750 Millionen niedriger als Anfang
B1. dem Zeitpunkt, zu dem die amerikaniſchen
Auslandsinveſti=
uen ihren Höchſtſtand erreicht hatten. Dieſer Rückgang iſt im
ſimtlichen eine Folge der Politik des Präſidenten Rooſevelt, die
Wiederbelebung des Kapitalexportes eher hemmt als fördert.
vieſer Hinſicht verdient vor allem die Johnſon Act vom
ſchre 1934 Erwähnung, die amerikaniſchen Bürgern und
Geſell=
ſaſten verbietet, Kredite an ſolche ausländiſche Regierungen zu
din, die mit ihren Zinszahlungen der USA.=Regierung
gegen=
ſei in Verzug ſind. Auch die Securities Act von 1933, die
be=
mmte, die Durchführung von ausländiſchen Emiſſionen
betref=
de Richtlinien feſtlegt, gehört hierher. Endlich wirkt ſich die
ge=
nie Handels= und Exportförderungs=Politik Rooſevetls,
insbe=
dere aber die Tätigkeit der Ein= und Ausfuhrbanken,
dieſer Richtung aus.
DDie Aufgabe dieſer Banken iſt es, durch Gewährung von
ſtiel= und langfriſtigen Krediten, den amerikaniſchen Export
eiall da zu unterſtützen, wo die übrigen amerikaniſchen Banken
rſirgen. In der Praxis hat das indes zu einer ſchweren
Export=
ſäiligung der Schuldnerländer geführt, die durch den Rückgang
ker Exporteinnahmen in „default” (Verzug) geraten. Das beſte
ſiſviel hierfür bietet Lateinamerika, wo es den USA., geſtützt
ihre ſtarke Käuferpoſition, aber noch mehr auf die
Finanz=
zitik der Ein= und Ausfuhrbanken, gelungen iſt, den Haupt=
Der Malsanbau in Deutſchland.
Die Verſorgung der deutſchen Landwirtſchaft mit
ausreichen=
heimiſchen Futtermitteln iſt ein Ziel, auf das bereits in den
ngangenen Jahren mit Erfolg hingearbeitet iſt. Unter den
termitteln nimmt der Mais eine beſondere
gellung ein. Er gilt nicht nur als geeignetes Futtermittel
Pferde, Rindvieh und im hohen Maße auch für Schweine und
Gligel; ſein Anbau iſt auch gerade in bäuerlichen Betrieben
honders gut möglich. Die klimatiſchen Vorausſetzungen für den
Aisanbau liegen in Deutſchland nicht ungünſtig, und er hat ſich
her auch zum Beiſpiel in Baden, Schleſien und der Provinz
ſchſen recht gut eingeführt. Das Ergebnis einer ſtärkeren
Mais=
hargung iſt aber bisher noch keineswegs
zufrieden=
llend. Die Anbauflächen für Körnermais ſind zwar im
ſidigen Wachſen begriffen und haben ſich von 2500 Hektar
13 auf 11 250 Hektar 1934 erhöht; dadurch dürfte aber
Enapp ein Zwölftel des deutſchen Geſamtbedarfs gedeckt
uden. Im Durchſchnitt der letzten 10 Jahre wurden in Deutſh=
6 noch 700 000 Tonnen Mais eingeführt, wovon ein Viertel zu
Duſtriezwecken und drei Viertel zu Fütterungszwecken in der
ndwirtſchaft Verwendung fanden. Wenn auch 1934 die
Ein=
dann auf 350 000 Tonnen zurückgegangen iſt, ſo muß der
isanbau ſich doch noch weſentlich ſtärker einführen. Für
indu=
telle Zwecke haben zum Beiſpiel Anbauverträge der
Maisan=
geſellſchaft Berlin bei günſtigen Bedingungen ſich als wirkſam
ieſen. Wie von ſachverſtändiger Seite betont wird liegt neben
allgemeinen Sorge um die Anbauvermehrung die Frage
Saatgutverſorgung beſonders nahe. 1935 mußten
bedeutende Mengen ausländiſchen Saatgutes eingeführt wer=
Deshalb betrachten es die mit der Maisanbauförderung
hmuten Stellen als ihre beſondere Aufgabe die Verſorgung
deutſchen Landwirtſchaft mit deutſchem Saatmais
ſicherzu=
tien.
Der deutſche Fleiſchverbrauch im Juni.
Im Juni 1935 betrug der Fleiſchverbrauch im Deutſchen
ſich nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamtes 2,53 Mill.
Guelzentner gleich 3,80 Kilo je Kopf der Bevölkerung.
Gerüber dem Vormonat ergibt ſich eine Abnahme von 0.14
gleich 5 Prozent und gegenüber dem gleichen Monat des
Vor=
res von 0,11 Mill. Dz. gleich 4 Prozent. Der jetzt geringere
ſchanfall beruht in der Hauptſache auf einer Abnahme der
Blachtungen an Rindern und Schweinen. Im zweiten
Viertel=
r 1935 war die Abnahme gegenüber dem gleichen Zeitraum
Vorjahres nur gering (0,02 Dz.), da im April 1935 der
biſchverbrauch gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres
0,24 Mill. Dz. geſtiegen war.
Ruhiger Karkoffelmarkk.
Die allgemeine Marktſtimmung kann in den großen
Ver=
ſuchsgebieten als freundlich bis feſt bezeichnet werden. Während
in der vorhergehenden Woche eine ſtarke Steigerung der
hrartoffelzufuhren zu verzeichnen war, hat ſich allmählich eine
Higung des Marktes durchgeſetzt, die in der Angleichung der
ieferungen an die Bedarfsgrößen zum Ausdruck kommt.
Die Anlieferungen von Frühkartoffeln aus dem Rhein=
Main=
iet halten ſich im bisherigen Rahmen, wenn auch infolge des
hinns der Getreideernte das Wiesbadener Gebiet zur Zeit der
ſtebergung ziemlich eingeſtellt hat. Aber dafür ſind inzwiſchen
Wetterau und auch Rheinheſſen mit größeren Erntemengen,
llen Dingen der Sorte „Böhms Allerfrühſte” am Markt. An
dei. Stelle wird die lebhafte Nachfrage des Rhein=Main=
Ge=
des und ſeiner Verbraucherſtädte bedient, aber daneben läuft
noch ein je nach den Anlieferungen ausfallender Verſand
Süddeutſchland, vorwiegend Bayern, und gelegentlich auch
teldeutſchland. Die Preislage iſt durch die vorgeſchriebenen
preiſe beſtimmt, ſo daß zur Zeit 4,90 Reichsmark ab Station
„Böhms Allerfrüheſte” gefordert werden.
Produkkenmärkke.
Abſatz von Speiſezwiebeln. Die im Jahre 1934 erlaſſene
An=
hung des Reichsbeauftragten für die Regelung des Abſatzes
Gartenbauerzeugniſſen über den Abſatz von Speiſezwiebeln
10. 8. 34 (Reichs= und Preuß, Staatsanz. Nr. 186 v. 11. 8.
Uleibt mit Bezug auf die Verordnung vom 27. 2. (Rgbl. 1. S.
und Aenderung v. 30. 6. 35 (Rgbl. 1, S. 905) auch im Jahre
Uinverändert in Kraft. — Feſtpreiſe werden für Frühzwiebeln
zuf weiteres nicht veröffentlicht, doch hat der Reichskommiſſar
Derausgabe von Feſtpreiſen für Dauerzwiebeln im
Grund=
bereits genehmigt.
Markthericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
N 29. Juli. Kirſchen 22—24 Rpfg., Johannisbeeren 20—23,
ſichelbeeren 18—23. Himbeeren 37—40. Brombeeren 36—39,
ieſche A 36—43, B 25—35, Aprikoſen 45—55, Pflaumen 21 bis
*wetſchen 28—36. Mirabellen 17—28, Birnen 14—25, Apfel
25, Bohnen (Buſch) 10—11, (Stangen) 14—19, Tomaten 22
* 2, Rineclauden 12—28. — Anfuhr 700 Zentner. Nachfrage
Serliner Getreidemarkt vom 30. Juli. An den Angebots= und
isverhältniſſen hat ſich kaum etwas geändert. Lediglich in
er. Sommergerſte lag etwas mehr Offertenmaterial vor, jedoch
iten die Muſter zum großen Teil wenig befriedigen. Das
weſſe hierfür war vorhet noch gering.
konkurrenten, vor allem Deutſchland und Japan, recht erhebliche
Schwierigkeiten zu bereiten.
Von den zwiſchen 1920 und 1931 an das Ausland
ge=
währten Anleihen entfielen 5,47 Milliarden auf fremde
Regierungen oder ſonſtige öffentliche Schuldner. Nicht
weniger als 1,83 Milliarden von dieſen oder rund ein Drittel
der Geſamtſumme befanden ſich Ende 1934 in Verzug. An ihrer
Spitze die Anleihen an ſüdamerikaniſche Staaten mit 1,56
Mil=
liarden Dollar, bei denen der Zinſendienſt von 1.19 Milliarden
oder rund drei Viertel der Geſamtſumme ſtockte; ſehr im
Gegen=
ſatz zu Oſtaſien und Kanada, bei denen die Rückſtände nur gering
ſind. — Wenn Max Winkler weiterhin feſtſtellt, daß von den
europäiſchen öffentlichen Schuldnern — die Geſamtſchuldſumme
be=
läuft ſich hier auf 1590 Millionen — 630 Millionen oder 40
Pro=
zent ſich in Verzug befinden, ſo kann man dieſe Behauptung nicht
ohne Widerſpruch, wenigſtens aber nicht ohne Kommentar
hin=
nehmen: hier wird nämlich der Unterſchied zwiſchen Transfer=
und Zahlungsſchwierigkeiten völlig ignoriert, obwohl dieſem ſehr
große grundſätzliche und praktiſche Bedeutung innewohnt und
gerade die amerikaniſche Handelspolitik mit ihren Einfuhr=
Reſtrik=
tionen und ihrer rückſichtsloſen Exportexpanſion die Hauptſchuld
an dieſer Entwicklung trägt. Das gilt insbeſondere hinſichtlich der
deutſchen Anleihen, die hier ohne weiteres mitgerechnet
wurden.
Dieſe für öffentliche Anleihen durchgeführte Aufſtellung läßt
es aber mehr als wahrſcheinlich erſcheinen, daß die privaten
Anleihen ſich in einer noch ſchlimmeren Lage befinden, da die
amerikaniſchenBankiers bei der Unterbringung dieſer Emiſſionen
im Hinblick auf ihre eigenen Proviſionsgewinne vielfach geradezu
gewiſſenlos vorgingen. In der amerikaniſchen Oeffentlichkeit ſind
denn auch hierüber ſehr lebhafte Klagen laut geworden Allein
hierin iſt nicht der einzige Grund der amerikaniſchen Fehlſchläge
zu erblicken. Amerika war bis Kriegsausbruch ſelbſt noch ein
Schuldnerland kam infolge der Kriegs= und Nachkriegsentwicklung
ſchnell zu rieſigen Gewinnen und warf ſich daraufhin auf das
internationale Finanzgeſchäft, ohne die hierzu notwendige
Kennt=
nis und Tradition zu beſitzen, ſehr im Gegenſatz zu der klügeren,
vorſichtigeren und daher erfolgreicheren Finanzpolitik Englands.
Wenn neuerdings die ausländiſchen Schuldner mehr und mehr
dazu übergehen, ihre Finanzgeſchäfte in London ſtatt wie bisher
in New York abzuwickeln, ſo hängt dies auch mit der
unnach=
giebigen und ſchroffen Haltung zuſammen, die die Amerikaner als
Gläubiger einnehmen.
Regelung des Verkehrs mit Schlachtvieh.
Im Reichsgeſetzblatt Nr. 84 (Teil I) vom 27. Juli wird die
zweite Verordnung zur Regelung des Verkehrs mit Schlachtvieh
veröffentlicht. Der 8 2 der Verordnung zur Regelung des
Ver=
kehrs mit Schlachtvieh vom 27. Februar 1935 erhält danach
fol=
gende Faſſung: „Für das Gebiet jeder Landesbauernſchaft wird
ein Schlachtviehverwertungs=Verband gebildet. Der
Reichsbauern=
führer kann im Falle eines wirtſchaftlichen Bedürfniſſes die
Gren=
zen der Schlachtviehverwertungs=Verbände ändern. Aenderungen
ſind im Verkündungsblatt des Reichsnährſtandes bekannt zu
machen.”
Die Rechte und Pflichten der durch die Verordnung zur
Re=
gelung des Verkehrs mit Schlachtvieh vom 27. Februar 1935
ge=
bildeten Schlachtviehverwertungsverbände gehen auf die neuen
Schlachtviehverwertungsverbände über, ſoweit die
Landesbauern=
ſchaften, für deren Bezirke ſie gebildet werden, die gleichen
Namen haben wie die bisherigen
Schlachtviehverwertungsver=
bände. Soweit dies nicht der Fall iſt, entſcheidet der
Reichs=
miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft darüber, welcher
Schlachtviehverwertungsverband der Rechtsnachfolger iſt. Die von
den bisherigen Schlachtviehverwertungsverbänden erlaſſenen
An=
ordnungen bleiben beſtehen, ſolange und ſoweit die zuſtändige
Stelle ſie nicht aufhebt. Die Verordnung tritt am 10. Auguſt 1935
in Kraft.
Mainzer Viehmarkt vom 30. Juli. Auftrieb: Ochſen 9 (zum
Schlachthof direkt 1), Bullen 20 (1). Kühe 216 (10), Färſen 137
(7), Kälber 234 (17), Schweine 1026 (7). Notiert wurden pro
50 Kg. Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 32, b) 39—41. Bullen
a) 42. b) 40—41. Kühe a) 40—42, b) 36—39, c) 30—35, d) 22
bis 29. Färſen a) 42. b) 41, c) 37—40. Kälber a) 58—60, b) 51
bis 57. c) 42—50, d) 32—41. Schweine a) 54 b) 54 c) 53—54, d)
52—54. Marktverlauf: Rinder lebhaft, Kälber belebt, Schweine
ſehr lebhaft, alles ausverkauft.
Berliner und Rhein=Main Börſe.
Der Geſchäftsumfang blieb zu Beginn der Berliner Börſe
wieder auf ein Mindeſtmaß beſchränkt, zumal die in den letzten
Tagen beobachteten Sperrmarkkäufe heute ausſetzten. Das machte
ſich insbeſondere beim Kurs der Farbenaktie bemerkbar, der auf
156¾ abbröckelte. Hierdurch wurde auch die Kursbildung der
übrigen Papiere des chemiſchen Marktes beeinflußt. Von
Schiff=
fahrtswerten wurden Hapag und Lloyd wieder in kleinen
Be=
trägen angeboten, auch Reichsbankanteile lagen ¼ Prozent unter
Vortagsſchluß. Am Rentenmarkt gingen Altbeſitz nochmals um 7½
Pfennige auf 111,80 zurück. — Nachdem im Verlauf zunächſt
ge=
ringe Kursabſchwächungen überwogen, machte ſich ſpäter an
ein=
zelnen Märkten etwas Rückkaufneigung bemerkbar. Von der
Er=
holung der Farbenaktie auf 157½ ging überdies intern
eine gewiſſe Anregung aus. Im allgemeinen waren aber
Veränderungen von Belang nicht feſtzuſtellen. — Am Rentenmarkt
machte ſich lebhafteres Intereſſe für Anteilſcheine der
Hypotheken=
banken ſowie Liquidationspfandbriefe bemerkbar.
Die Rhein=Mainiſche Börſe lag wiederum außerordentlich
ruhig. Trotz der ſtarken Geſchäftsſtille blieb aber die
Grund=
ſtimmung freundlich, und das Kursniveau zeigte gegenüber geſtern
wieder nur minemale Veränderungen. Das Publikum blieb ebenſo
wie die Börſe ſelbſt zurückhaltend, zumal beſondere Anregungen
nicht vorlagen. Am Aktienmarkt war die Kursbildung etwas
un=
einheitlich. JG. Farbeninduſtrie gingen um 1 Prozent auf 157
zurück, während andere chemiſche Werte meiſt voll behauptet
blie=
ben. Kunſtſeideaktien notierten ½ Prozent höher, auch
Montan=
papiere lagen zumeiſt ½—½ Prozent freundlicher. Zellſtoffpapiere
lagen gut behauptet, Reichsbank ſetzten ½ Prozent höher ein —
Im Rentenmarkt war das Geſchäft denkbar gering. — Im
Ver=
laufe blieb die Geſchäftstätigkeit klein und nur auf einige
Spe=
zialpaviere wie JG. Farben, AEG. und Kunſtſeide Aku beſchränkt.
Am Rentenmarkt ergaben ſich ſpäterhin keine Veränderungen.
Der Pfandbriefmarkt lag ſtill und behauptet.
An der Abendbörſe herrſchte bei freundlicher Tendenz
weiter=
hin Geſchäftsſtille, da Anregungen fehlten. Die Kurſe konnten ſich
gegen den Berliner Schluß zumeiſt gut behaupten. Der
Renten=
markt lag vollkommen geſchäftslos und unverändert.
Wiriſchaftliche Rundſchau.
Neue Mittel für die Winzer=Genoſſenſchaften. Um dem
Win=
zergenoſſenſchaftsweſen auch in dieſem Jahre eine Förderung
an=
gedeihen zu laſſen, hat das Reichs= und preußiſche Miniſterium
für Ernährung und Landwirtſchaft auch für das Rechnungsjahr
1935 die Bereitſtellung von Mitteln ermöglicht, jedoch in
Wür=
digung der fraglos eingetretenen Beſſerung der Wirtſchaftslage
im Weinbau nur 60 Prozent der Summe des Vorjahres. Es iſt
zu beachten, daß in Anbetracht der geringen zur Verfügung
ſtehen=
den Mittel Zuſchüſſe grundſätzlich nur an neugegründete
Genoſ=
ſenſchaften gegeben werden können.
Süddeutſche Zucker=AG., Mannheim. Nach dem Jahresbericht
waren im ſüddeutſchen Gebiet Hektarerträge und Ausbeute
befrie=
digend, ſo daß die Erzeugung 1934135 um faſt ein Viertel über der
vorjährigen liegt. Die Arbeit in ſämtlichen Fabriken verlief
nor=
mal. Gas Geſchäft in Verbrauchszucker befriedigt bis jetzt. Die
Gutswirtſchaften brachten infolge befriedigender Ernten
annehm=
bare Ergebniſſe. Auch die ſchleſiſchen Fabriken, an denen die
Ge=
ſellſchaft beteiligt iſt, haben zufriedenſtellend gearbeitet. In der
Ertragsrechnung werden die Erträge mit 33,66 Mill. RM. (im
Zwiſchengeſchäftsjahr 18,15, 1932/33 31,67) ausgewieſen. Nach 3,07
(1,42 bzw. 2,65) Anlage und 1.51 (1,06 bzw. 0,51) anderen
Ab=
ſchreibungen verbleibt einſchließlich Vortrag ein Reingewinn von
5 057 039 (3 912 291 bzw. 5 008 409) RM. Hieraus ſollen dann
10 Prozent Dividende (4—4½ bzw. 9 Prozent) verteilt werden.
Für 1935/36 entſpricht der Rübenanbau etwa dem des Vorjahres.
Der Verbrauch ſeit 1. Oktober 1934 zeigt weiter eine leichte
Zu=
nahme.
MnM
Stellvertr. Haup ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: ſ. V. Andreas Bauer; für den Schlußdienſt=
Andreas Bauer für den lokalen Teil: Mar Streeſe; für das Feuilleron und die
Gegenwart” Dr. Herbert Netie für „Neich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Sport; Karl Böhmann:
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; ſür den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. Vl. 35. 20083. Pl. 4. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wit tich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt. Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr, der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: „Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 30. Juli 1935
Deviſenmarkt
vom 30. Juli 1935
Me Hu
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Banl
Hapag
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gasl:
Deutſche Erdöl
Viei
91.50
91.50
17.-5
19.125
39.—
126.25
116.50
95.25
122.2
155.625
135.2.3
111.50
Mieite Weece
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
116—
156.75
126.75
114.75
102.75
91.625
132.75
100.75
121.25
91.375
73.25
Ween e
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht!,
Wanderer=Werke
Niff
120.—
197.75
32.—
86.875
95.625
11.625
121.125
63.50
130.—
123.—
140.—
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Island
Währung
1 ägypt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
canas. Dol.
100 Kronen
100 Gulden
2=Sta.
100 eſtl. Kr
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Briet
12.50
0.663
42.01
2.73s
3.047
2.478
54.94
46.30
12.30
68. 43
5.725
16.40
2.353
168 28
55.30
12.63
0.667
42.09
MU.nafl
3.053
2.482
55.04
47.00
12.33
88.57
5.435
16.44
2.385
169.62
55.42
Italien
Fapan
Jugoflawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien .
Tichechoſlowal
Türkei
Ungarn
Uruguay
Ver. Staaten
Währung (
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schillingl
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Ar
1 türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
HeldBrief
20.41
0.723
5.604
80.52
S. o3
48.45
24.45
3/ (.725
E. c26
81.08
61.95
42,05
11.165 11.185
63.43 (3.55
81 08 71.22
33.98 24.04
10 285 10.308
1.975 1.979
1.729 7031
2.381/ 2.485
Durmſtädter und Karionnioanr Burmſtast, Filiute der Aresoner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 30. Juli 1935.
„eeene
„ Gr. II p. 1934
„ 193‟
„ „ 1936
„ „ 1937
„ „ 1938
Gruppe l...
5% Dtſch. Reichsanl.
42
5½%Intern.,v. 50
41 %Baden. v.27
4½%Bayern v.27
4½%Heſſen v. 28
4½% „ v. 29
4½% Preuß. v. 28
4½% Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......
5% Dt. Reichspoſt=
Schätze
4½%...
Dtſch. Anl. Ausl.
Pl. Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe
4½%Bad.=Baden
4½%Berlin, v. 24
4½%Darmſtadt ..
4½% Dresden v. 26
%Frankfurt 26
25 Heidelberg26
2Mainz.... .
9Mannheim27
4½ %München v.29
4½ %Wiesbaden 28
4½%Heſſ. Landesb
4½% „ Golbobl.
5½% Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk. Liquid
103”,
107.7
109
108.5
107.75
107.3
100.75
97.75
103
95
98
96.5
97.75
108.75
95
97
100.25
100.1
100.4
411.9
10.4
89.5
9--2.
88.75
H2.
88.5
92.25
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91.25
E
Komm.=Obl. .
4½%0 Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½%o „ Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſ. Gldobl. R. 11
4½% desgl. R. 12
4½%0 Kaſſ.
Landes=
kreditk. Goldpfb.
4½% Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb.
5½% „ Lig.-Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöf.-Anl.
4Ausl. Ser.
*Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp. B.
5½ „Lig.=Pfbr. ..
4½%Frlf. Hyp.=B
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½% „ Goldoblig.
4½%Frkft. Pfbr. B.
5½% „ Lig.-Pfr.
4½ %Mein. Hyp. B.
5½% — Lig.=Pfbr.
4½% Pfälz. Hyp. B
5½%0 Lig.-Pfbr.
4½%Rh. Hyp.=Bk.
5½
Lig.=Pfr.
41,
Goldobl.
4½% Südd. Boden=
Cred.=Bank....
5½0
Lig.=Pfbr.
4½% Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz. / 1
6%0 Dt Linol. Werk
6% Klöcknerwerfe
96.25
94.75
93
94.5
96.25
96.75
101 2-
115.5
130.5
20.25
96
101.75
96.5
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93.25
96.
101.5
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94.
97.75
161
98
Maten 7.3
6% Mitteld, Stahl
52NeckarAl. G.v. 23
5% Rhein=Main=
Donau v. 23...
6%SalzmannckCo.
6%Ver, Stahlwerke
5%
RM.=Anl.
4½%
4½%0
6% Voigt & Häffner
J. G. FarbenBonds
5 %Bosn. L. E.B.
5%
L.Inveſt.
5 %Bulg. Tab. v. 62
4½%Oſt. Schätze
47Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
4%
4% Türk. I. Bagdad
4% „ II. Bagdad
4½%ungarn. 1913
4½%
Goldr.
142ſo
42 „ 1910
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon. ...."
4% Stockholm.
Aktien.
Rccumulat.=Fabrik 1
Allg. Kunſtzide Unie
A. E. G..........
AndregeNoris Bahn!
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr. 1
Bemberg, F. P.
Berl. Kraft u. Licht. 1
Brauhaus Nürnbg. 1
Mf
102.5
100.1
99
102.5
102.25
129.6
14.25
13.5
39.75
6-.
8.25
5.25
1914/ 9.75
10.1
9‟1,
68
68
111
182
62.5
39:,
129
91.5
129
Buderus Eiſen....!
Eement Heidelbere
Karlſtadt
3. G. Chemie. Baſel
Chem.WerkeAllbert
Chade (9=C) .....
Contin. Gummiw.
Tontin.=Linoleum.
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl.
....
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Dnckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger.I.
Elektr. Lieferg.=Geſ
„ Licht u. Kraft
Enzinger Union
EſchweilerBergwerk!”
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr Gebrüder..
J.6. Farbeninduſtr
Feinmech. (Fetter)
Feltc Guilleaume
Frankfurter Hof..
Geſ.felektr. Untern.
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinger.
oafenmühle Frrft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.!
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
105‟
121.5
135
1521,
288.5
156
931I,
111.25
237
90
103
117.25
133.25
107.75
262
84.25
129
156.5
88
25
34.5
193
102
Kee
„ Genüſſe
Funghans ..
Kali=Chemie. .....
Aſchersleben /1
glein, Schanzlin
Klöcknerwerke.
Knorr C. 6...... .!
Konſerven Braun
Lahmener & Co. ..
Laurahütte ...
Lech, Augsburg...
Lokomf. KraußcCo.
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz=Akt.=Br.
Mannesm.= Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
Moenus.........
Motoren Darmſtadt
Neckarwert Eßling. 1
Odenw. Hartſtein.
Park= u. Bürgerbr.)
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerke .../1
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerle ..../1
Salzbetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.:
Schramm, Lackfabr
Schuckert, Elektr. 1270,
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske. /1
Reinigerwerkel
Südd. Zucker=A. 6.
Tellus Bergbau 108
Thür. Liefer.=Geſ.
132
92
127
132
vor
186
72
133.5
21.
106
102
214
98
83.75
91:
109.75
115.75
87.5
1103
111
109.5
114.5
138.25
1145
1104.5
109
119.5
175.25
7255
120.25
182.5
90
193.25
122.25
—
Ver. Stahlwerfe „1 8n.25
Ver. Ultramarin. 1142.25
Beſtdte Kaufhoſ. / 32.5
Weſteregeln Kali.
Zeilſtoff Waldhof. /119.75
Allg. Ot. Creditanſt 80
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr. 123
Baher. Hyp. u. W. 90.75
Berl. Handelsget. :1117
156
„ Hypotherbl.
Comm. u. Privatbi. 20.5
Dt. Bank u. Disc. 211,
Dt. Eff. u. Wechſel.
Dresdner Bank.../ 911,
Franff. Banl....
Hyp.=Bank) 9c.25
Mein. Hyp.=Ban) /100
Pfälz. Hyp.=Ban1. / Ec.25
Reichsbank=Anl. /188.5
Rhein Syp.=Banl./124
Vereinsb. Hamburgl114
Württ. Notenbont /100
A.G.t. Berkehrsw. 85=5
Allg. Lokalb. Kraftwl123
7% Dt. Reichsb Vzg. /123.5
Hapag
Lübeck=Büchner../ 79
Nordd. Llohyd
Südd. Eiſenb.=Geſ.! 88.5
Alltanz- u. Stutto.
Verſicherung .. 2(7.5
Verein Verf./248
Frankona Rück=u. Ml140
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
Schatnung Handelsl 88.25
Seite 12 — Nr. 208
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 31. Juli 19357
Deo boler ceokefelet Der
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
7)
Nachdruck verboten.
Seine Rückkehr brachte einige Bewegung in den trägen
ſtellung, die er ſich als ein Stammesfremder unter dieſem Hirten= ſprechen laſſen müſſen . . . Es kamen Augenblicke, wo er an
Zeremoniell beſtätigt zu ſehen.
Sein Einritt durch die Paliſadentore fand unter dem
ver=
nehmlichen Klang ſonorer Hornrufe ſtatt, während gleichzeitig Seele des Laufs zu prüfen. Die ſtählerne Spirale, die ſich an
eine Art Torwache durch dröhnende Gongſchläge die Heimkehr der gefetteten Wandung hinzog, erſchien vor dem dicht
heran=
des Gebieters verkündete.
Der ganze Aufzug hatte etwas von Zirkusprunk an ſich und war, ihn, als er in die blaue Glätte des Rohres hineinſah, durch
gewiß dazu angetan, die Bewunderung ſeiner Leute zu erhöhen, eine abſonderliche Aſſoziation ein Gefühl von Kälte. Gleichzeitig
die übrigens von ſeiner unbedingten Ueberlegenheit mit Hin= hörte er ein Geräuſch hinter ſich. Er wandte ſich haſtig um.
gebung überzeugt waren.
er ſich längſt wieder begeben hatte. Die widerſprechendſten ſehr männlichen Beſchäftigung, wie ich ſehe!”
Pläne kreuzten ſich in ſeinem Kopf, während er auf ſeinem
Ruhebett ausgeſtreckt lag, um unter der Mittagshitze nicht allzu, ton von Ironie herauszuhören. Er erhob ſich und lud den
Ein=
müde zu werden; denn obwohl der Sommer erſt angebrochen tretenden zum Sitzen ein,
war und trotz des Schattens, den die Baumrieſen über die
Be=
ſtunde von drückender Schwüle.
drohlichkeit ſeiner Lage war ihm eindringlichſt bewußt. Aber er behaglich zu machen gedenkt.
hatte ſich dafür entſchieden, die Unterredung mit dem Beg auf
alle Fälle abzuwarten, ehe er einen Entſchluß faſſen wollte. Viel= einander reden!” ſagte er gleichſam entſchuldigend.
leicht war es gerade die klare Wärme von Juttas Augen, ihre
inſtändige Bitte, auf den Vorſchlag ihres Bruders, wie immer
er auch lauten möge einzugehen, was ihn beſtimmte, zu warten hat, brauche ich Ihnen nicht erſt auszudrücken. Sie haben Ihre
und die geplante Flucht zu verzögern. Daß das Entkommen Maſchine verloren, und ich bin, wenn auch abſichtslos,
gewiſſer=
äußerſt ſchwierig fein würde, daß ein Scheitern faſt mit dem maßen ſchuld daran. Sie ſehen: Ich gebe es ohne weiteres zu.
Tode gleichbedeutend war und daß alle Wahrſcheinlichkeit für Dieſer Verluſt ſtellt uns beide vor eine Schwierigkeit: Sie vor
ein Scheitern ſprach, darüber war er ſich im Lauf des Tages, die, zu Ihren Leuten zurückzukommen; mich, Sie auf eine raſche
völlig klar geworden.
ſeinem Polſterlager auf. Er laufchte und erhob ſich dann vollends. zu — ſehr wenig gelegen. Und damit kommen wir zu einem der
Ihm war plötzlich der Gedanke gekommen, daß er ſeinen Kara= Punkte über den ich gern mit Ihnen ſprechen wollte!”
biner prüfen müſſe. Konnte man ſeine einzige Waffe nicht,
wäh=
haben.
Er nahm die Waffe vor, ſetzte ſich an den Tiſch und entlud
Nachmittagsfrieden, der über der Siedlung laſtete. Kyrill=Beg ſie, um ſie ſorgfältig zu unterſuchen und ſie noch einmal
ſäuber=
liebte den Pomp; es machte ihm Freude, die unbegrenzte Macht= lich zu putzen. Es war nur zu gewiß, daß er ſie bald würde
volk erworben hatte, auch äußerlich durch ein lärmendes jedem Erfolg zu verzweifeln begann; auf ſeinen Karabiner
wenigſtens wollte er ſich verlaſſen können.
Er öffnete das Schloß und ſah durch die Mündung, um die
geführten Auge wie ein rotierender Tunnel, der in eine geheim=
Kyrill=Beg und ſeine Begleiter kamen im Trab herein= nisvolle Tiefe hinabzulocken ſchien. Die Seele eines Gewehrs
geritten, er ſelbſt auf einem prächtig gezäumten weißen Roß, war für Schlüter kein ungewohnter Anblick, und trotzdem beſchlich
Unter dem Eingang des Zeltes ſtand Kyrill=Beg. „Geſtatten
Sie, daß ich nähertrete? Ich hoffe, Sie haben alles gefunden,
Die Hörnerrufe erreichten Schlüter in ſeinem Zelt, wohin, was zu Ihrer Bequemlichkeit diente . . Ah. Sie ſind bei einer
Schlüter glaubte, aus den Worten unverkennbar einen Unter=
Sie nahmen einander gegenüber Platz. Kyrill=Beg war
hauſungen breiteten, war die Temperatur um die Mittags= völlig unbewaffnet gekommen und ganz ohne Begleitung. Er
gab ſich erſichtlich Mühe, ſeinem Beſuch einen möglichſt harmloſen
Die Eingeſchloſſenheit und die Enge des Zeltes hatten ſeine. Anſchein zu geben. Im Niederſitzen ſtrich er ſich ein paarmal
hochgemute Stimmung zwar längſt abflauen laſſen, und die Be= über die Reithoſen bis zu den Knien, wie jemand, der ſich recht
„Es wird Zeit, daß wir einmal von Mann zu Mann mit=
„Der Anſicht bin ich allerdings auch!”
„Mein Bedauern über den Unglücksfall, der Sie betroffen
Art loszuwerden. Denn ſo angenehm Sie mir perſönlich ſein
Beim Schall der Hörnerrufe ſetzte er ſich unwillkürlich auf, mögen, an Ihrer Gegenwart iſt mir — auch das gebe ich offen
Schlüter machte eine Geſte der Bereitwilligkeit. Er konnte
rend er ſelbſt dem Zelt fern geweſen war, unbrauchbar gemacht, ſich des faſzinierenden Eindrucks der von dieſem Mann ausging,
nicht ganz erwehren. Dieſer entſtellte Kopf und der ſtraffe Kör=
per waren gleichſam durchdrungen von der Fähigkeit, Befe!
zu geben und Gehorſam zu erwirken. Unwillkürlich mußte Scho‟
ter an ſeinem Feind eine gewiſſe Größe des Gehabes bewr.
dern; ſie verriet ſich weniger in einzelnen Wendungen und ge
bärden als vielmehr in einer ſchwer erklärlichen und faſt ru
heimlichen verhaltenen Kraft, die einen unbeugſamen Win,
ahnen ließ.
„Sie haben mit Ihrem jetzt leider zerſtörten Flugzeug ur
Gebiet in mehreren Schleifen überflogen”, fuhr Kyrill=Beg mu
einer kurzen Pauſe fort. „Sie begingen ſogar die Unvorſit
tigkeit, hier gleich in unſerer Nähe zu landen. Wir ſind
un=
richtet, in weſſen Dienſte Sie ſtehen, und auch über die allln
meinen Ziele Ihrer Auftraggeber. Denn wir ſind nicht ſo
geſchloſſen, daß wir nicht wüßten, was in unſerer näheren o
ferneren Nachbarſchaft vorgeht. Die Hartnäckigkeit aber, mit e
Sie hier über unſern Wäldern und Weiden gekreuzt haben, u.
zumal Ihre Landung ließen uns vermuten, daß Sie ganz
wußt handelten. Ihnen liegen Aufklärungsarbeiten ob wie
wiſſen. In Ihren Händen liegt die Entſcheidung darüber, wa
und wo Ihre Geſellſchaft mit der Ausbeutung mit Rodung u
Schachtung einſetzen wird. Auch darüber ſind wir uns klar.
möchten nun, oder — ſagen wir beſcheidener — ich möchte mi
wiſſen, was Sie an unſeren Gebieten in Ihrem Sinne Nu
liches entdeckt haben, welches Ihre Anſichten und die Abſichr
Ihrer Geſellſchaft in bezug auf unſere Gebiete ſind. Das iſt
Frage, die ich Ihnen ſtellen wollte!” Mit einer faſt verbindliche
Neigung des Oberkörpers beugte Kyrill=Beg ſich vor.
Schlüter ſchlug ein kurzes Lachen an. Er war ſich bewu;
daß von jedem ſeiner Worte ſein Schickſal abhing. Aber es
lang ihm, vollkommen Herr ſeines Mienenſpiels zu bleikn
„Sie überſchätzen ohne Zweifel meine Wichtigkeit indem
mir einen richtunggebenden Einfluß auf die Entſchließungen
SCC. beilegen! Ich bin — und es iſt keine falſche Beſcheidn
heit, wenn ich das ſage — ich bin eines der unwichtig
Räder im Getriebe der Sibirian=Coal=Company. Mir iſt lend
lich die Aufgabe kartographiſcher Rekognoſzierungen zugete
Nach meinen Photographien und Skizzen ſollen die vorhanden
Karten aller dieſer Gegenden hier” (Schlüter machte eine ur
ſtimmt ausbreitende Handbewegung) „verbeſſert werden, da,
ſich herausgeſtellt hat, das vorhandene Kartenmaterial fh
unrichtig iſt. Irgendwelche geologiſch tiefer ſchürfenden Arbei
die Suche nach Flözen und ſo weiter, ſind mir nicht übertragem.
allein ſchon deswegen nicht, weil mir die Fachkenntniſſe hiez
fehlen würden. Inſofern alſo überſchätzen Sie mich.”
„Hm . . ." Kyrill=Beg ſchlug die Beine übereinander zu
wiegte nachdenklich den Kopf.
„Uebrigens iſt natürlich das geſamte Ergebnis meiner
beiten gerade über Ihre Gebiete bei dem Brand meiner Maſcht
verlorengegangen!” fügte Schlüter noch hinzu.
„Ich hätte den Kerl wirklich nicht zu ſtrafen brauchel
ſagte der Beg, und jetzt war er es, der eine wohlwollen
klingende Lache anſchlug. „Denn Sie werden es vielleicht 7
ſtehen, daß er mir mit der Zerſtörung dieſes Materials ei
wichtigen Dienſt erwieſen hat." (Fortſetzung folgt
Wohln heute!
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Krankenzimmern, Fluren und Nebenräumen im
Stadtkrankenhaus ſollen auf Grund der
Verdin=
gungsordnung für Bauleiſtungen vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem unterzeichneten
Amte, Grafenſtr. Nr. 30,I., Zimmer Nr. 9 offen.
Angebote ſind bis Dienstag, den 6. Auguſt 1935,
10 Uhr, bei der vorbezeichneten Dienſtſtelle
ein=
zureichen.
Darmſtadt, den 30. Juli 1935.
(st 6819
Städtiſches Hochbauamt.
Pergebung von Beton=Arbeiten.
Die bei der Erneuerung der Brückentafel der
Richer=
bachbrücke in Sickenhofen (Kreis Dieburg)
er=
forderlichen Betonarbeiten, ſowie Träger=, Rundeiſen=
und Zementlieferungen ſollen öffentlich vergeben
werden. Leiſtungsverzeichniſſe werden in den Dienſt=
Betragen ſtunden bei der unterzeichneten Behörde in Darmſtadt,
Neckarſtraße 10, Zimmer 4, abgegeben, Pläne uſw.
können dort eingeſehen werden. Angebote ſind mit
entſprechender Aufſchrift verſehen bis Mittwoch,
den 14. Auguſt 1935, vorm. 10 Uhr portofrei
hierher einzureichen. Die Vergebung unterliegt der
BOB. und ſteht unter dem Schutze der Verordnung
zur Ergänzung der Verordnung über Preisbindungen
und gegen Verteuerungen der Bedarfsdeckung vom
29. März 1935.
Darmſtadt, den 30. Juli 1935.
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Provinzialdirektion Starkenburg, Tlefbau.
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