Bnzelnämhmer 10 Pfennige
a
Darmſtädtt
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Sä
Bezugspreis:
I wichenitich 7mallgem Erichetnen monatlich Mk. 2.20
w Haus einſchl. Botenlohn und Transportfoſten. Ab=
„wt M. 2.—. Poftbezugeprels Mk. 2.40 einſchl. Poſt=
B—weiſungegebühr und ausſchließlich Poftzuſfellgeld.
gwierſcheien einzelner Nummern infolge höberer
walt berechtigt den Dezieber nicht zur Kürzung des
gaugspreifes. Beſtellungen und Abbeſtellungen drurch
Femruf obne Verbindlichkeit für und.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſta
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſt
Nummer 205
Sonntag, den 28. Juli 1935
197. Jahrgan.
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e. Zur Zelt iſt
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Kommuniſtiſche Oeberfälle auf die „Bremen
FFgelloſe Ausſchreikungen bei der Abjahrt des Llonddampfers von New York. — Die Hakenkreuzflagge der
„Bremen” abgeriſſen. — Straßenſchlacht im Hafenvierkel.
60
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teing
Preſſehehe zeitigk ihre Früchke.
DNB. New York, 27. Juli.
Bei der Abfahrt des Lloyddampfer „Bremen” veranſtalteten
iter 1000 Kommuniſten eine lärmende Kundgebung. Ein
vrkes Polizeiaufgebot vertrieb die Demonſtranten vom Pier
uus nahm ſechs von ihnen feſt. Anſchließend kam es vor der
B lizeiwache zu heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen
Polizei=
ſeumten und Kommuniſten. Die Polizei mußte von der
Schuß=
v ffe Gebrauch machen. Ein Demonſtrant wurde ſchwer
ver=
ſetzt, während eine ganze Anzahl weiterer leichte Verletzungen
rätten.
Ueber die kommuniſtiſchen Ausſchreitungen bei der Abfahrt
ſes Lloyddampfers „Bremen” werden jetzt Einzelheiten
ie annt. Danach waren 150 uniformierte Poliziſten zu Fuß, 100
eiminalbeamte und 25 Polizeibeamte zu Pferde bemüht, die
bbende Kommuniſtenmenge von dem Dampfer fernzuhalten und
en Fahrgäſten das Betreten des Schiffes zu ermöglichen.
Plötz=
ſich ertönten aus der Maſſe der Demonſtranten laute
Freuden=
ure. Drei Kommuniſten war es von der Polizei unbemerkt,
lungen, an den Bug des Dampfers zu
ge=
ingen und die Hakenkreuzfahne
herunter=
tt reißen. Aber während die Burſchen noch damit beſchäftigt
vren, die Flagge in den Hudſon zu werfen, wurde bereits
tyter Heilrufen eine neue Flagge geſetzt. Das Eindringen der
Remmuniſten auf den Bug der „Bremen” führte dann zu
Sclägereien, die ſich ſpäter in der Touriſtenklaſſe fortſetzten.
Schließlich konnten die roten Unruheſtifter, wie bereits
ge=
det, feſtgenommen werden.
Nachdem es der Polizei gelungen war, die Kommuniſten
arn Pier zu vertreiben, kam es in den Seitenſtraßen des
Hafen=
urtels zu erbitterten Kämpfen, die ſich bis ſpät in die Nacht
iein fortſetzten. Die aus dem Schlaf geſtörte Bevölkerung
ochm größtenteils gegen den kommuniſtiſchen Ruheſtörer Partei
tuc unterſtützte die Polizei durch Herabgießen von Waſſer und
drabwerfer von harten Gegenſtänden. An verſchiedenen Stellen
hit es zwiſchen Poliziſten und dem roten Geſindel zu einem
ſeſtigen Handgemenge, wobei auch einige Beamte verletzt wurden.
Polizeibericht ſchätzt die Zahl der Demonſtranten auf etwa
W0. Die „Bremen” hat mit halbſtündiger Verſpätung noch am
Fieitag abend New York verlaſſen.
Dem energiſchen Auftreten der New Yorker Polizei und der
ſicht minder tatkräftigen Abwehr der Bremen=Beſatzung iſt es
ſchen MAu danken, daß der Zwiſchenfall im New Yorker Hafen nicht noch
rößer und ſchwerwiegender wurde. Aber das, was ſich an Bord
mi Alſes deutſchen Dampfers abgeſpielt hat, reicht ſchon aus, um in
ſer geſamten ziviliſierten Welt hellſte Empörung
auszu=
ſe Möen. Wir möchten allerdings annehmen, daß man in den
aus=
ändiſchen Zeitungen, die vom Deutſchenhaß leben, alle Hebel
ſpielen laſſen wird, um den Zwiſchenfall abzumildern, wenn nicht
—ar zu beſchönigen. Denn die Erfahrungen der Vergangenheit
oSen uns Beweismaterial dafür in Hülle und Fülle geliefert,
s man ſtets dann zu ſchweigen weiß oder mit Entſchuldigungen
och bei der Hand iſt, wenn ſich Dinge abgeſpielt haben, die für
die Gegenſeite mehr als peinlich ſind. Aber die New Yorker
Preſſe, die ſeit einigen Tagen, den Kampf gegen das
ſietionalſozialiſtiſche Deutſchland in großem
Um=
ange aufgenommen hat, wird den Anſturm auf die „
Bre=
nen” und die Flaggenſchändung doch nicht als einen
wehlel rgang von nebenſächlicher Bedeutung hinſtellen können.
Ge=
ennt ſind wir aber, welche Melodien man anſtimmen wird, um
Meſen für die Vereinigten Staaten und insbeſondere für New
Ddrk höchſt peinlichen Zwiſchenfall nicht allzu kraß in
Ei0lk) le Erſcheinung treten zu laſſen.
Md
Ganz unſchuldig an den beſchämenden Auftritten iſt vor
em der New Yorker Oberbürgermeiſter nicht, denn durch ſein
ftSiel*
Verhalten einem Reichsdeutſchen gegenüber, der um eine
Ge=
verrbeerlaubnis nachgeſucht hatte, ſind die deutſchfeindlichen
Eemente erſt ermuntert worden, vor der „Bremen” zu
demon=
ticeren und ſchließlich das Schiff zu erſtürmen. Dieſer
Bürger=
iſter — ſelbſt ein Jude — hatte ſich kürzlich zum Anwalt der
beutſchen Juden gemacht und unter dem Eindruck völlig falſcher
Gerichte der New Yorker Preſſe das Signal zu
üimem neuen Abſchnitt der Deutſchenhetze auf
merikaniſchem Boden gegeben. Die Frage möchten
RWne
hr in dieſem Zuſammenhang einmal ſtellen, wie ſich wohl
eeamerikaniſche Preſſe verhalten hätte, wenn
mdeutſcher Bürgermeiſter ohne jeden
ſtichhal=
igen Grund unter Bruch beſtehender Verträge
imen Amerikaner nicht korrekt behandelt
Atte und dann obendrein noch in einem
deut=
eſlhen Hafen die Flagge von einem
amerikani=
en Dampfer heruntergeholt worden wäre. Wir
Anen uns ſehr gut vorſtellen, daß die geſamte amerikaniſche
fffentlichkeit wie ein Mann aufgeſtanden wäre und völlige
Amugtuung für die angetane Beleidigung verlangt hätte. Aber
Sſt wenn man in den Vereinigten Staaten noch ſo ſehr gegen
s hetzt, wird ſich in Deutſchland doch niemand finden, der ſich
derartigen Ausſchreitungen hinreißen laſſen würde. Denn bei
S weiß man ſehr wohl zwiſchen der parteiiſch eingeſtellten
ame=
ſſaaniſchen Preſſe und der vernünftigen Grundhaltung des Durch=
Miittsamerikaners zu unterſcheiden. Denn das, was in den
ordamerikaniſchen Zeitungen als Volksempörung gemimt wird,
ſpricht noch längſt nicht der tatſächlichen Stimmung im Lande.
Aberhalb New Yorks gibt es auch keinen nennenswerten Kom=
Nantsmus. Nur in dieſer Stadt, in der faſt die Hälfte der
amten Bevölkerung jüdiſcher Herkunft iſt, hat der Kommunis=
mus Wurzeln ſchlagen können. Unſere Sache iſt es allerdings
nicht, die Amerikaner auf dieſe Tatſache extra hinzuweiſen. Es
iſt eine ihrer häuslichen Angelegenheiten, ob ſie den
Kommunis=
mus dulden oder ausmerzen wollen.
Nachdem es möglich geworden iſt, die Flaggen eines
be=
freundeten Staates zu ſchänden, müſſen wir von den
Ameri=
kanern verlangen, daß ſie uns entſprechende
Genugtuung erteilen und daß ſie vor allem auch mit
der maßloſen Deutſchenhetze aufräumen, die allein für den
be=
dauerlichen Zwiſchenfall auf der „Bremen” verantwortlich zu
machen iſt. So geht es jedenfalls nicht, daß man höheren Orts
Preſſeäußerungen, die aufwiegelnd wirken können, als perſönliche
Anſchauungen hinſtellt und ſich darauf zurückzieht, daß man die
perſönliche Meinnungsäußerung nicht antaſten könne. Eine
der=
artige Haltung muß nachgerade Ausſchreitungen herausfordern.
Im übrigen hat die Bekämpfung einer Hetzpropaganda, die nur
geeignet iſt, freundſchaftliche Verhältniſſe zu trüben, nicht das
geringſte mit einer Einengung der freien Meinungsäußerung
zu tun.
Verlehung des deutſch=amerikaniſchen
Handelsverkrages
durch den New Yorker Bürgermeiſter.
DNB. Berlin, 27. Juli.
Der Bürgermeiſter von New York hat, ein ihm ſeit Ende
vorigen Jahres vorliegendes Geſuch des dort wohnhaften
Reichs=
angehörigen Paul Kreß um Erneuerung ſeiner ſeit 1931
inne=
gehabten Maſſeurlizenz mit ungerechtfertigter Begründung
zurück=
gewieſen.
Dieſe Handlungsweiſe ſtellt eine klare Verletzung des
deutſch=
amerikaniſchen Freundſchafts=, Handels= und Konſularvertrages
vom 8. Dezember 1923 durch den Bürgermeiſter von New York dar.
Es darf der amerikaniſchen Bundesregierung überlaſſen
blei=
ben, die nachgeordnete Behörde zur Achtung des genannten
Ver=
trages anzuhalten.
Eine Bekannkmachung
des Berliner Polizeipräſidenken.
Warnung vor Provokakeuren.
Polizeipräſident Graf Helldorf teilt im Einvernehmen mit
den Parteidienſtſtellen folgendes mit:
„In den letzten Tagen iſt die Feſtſtellung gemacht worden, daß
ſich in einigen Fällen Angehörige der Bewegung von
Propokateu=
ren haben verleiten laſſen, ſich an judenfeindlichen
Demonſtra=
tionen zu beteiligen. Staat und Bewegung haben immer wieder
betont, daß Einzelaktionen verboten ſind. Zu dieſen
verbotenen Einzelaktionen gehören insbeſondere das
Be=
malen und Beſchädigen von Schildern,
Schau=
fenſterſcheiben und dergleichen. Für die Art des
Vor=
gehens der Provokateure iſt es bezeichnend, daß ſogar in einigen
Fällen erreicht wurde, Polizeibeamte unter Berufung auf mich an
ihrem pflichtgemäßen Einſchreiten zu hindern.
Der Kampf gegen das Judentum wird von Staat und
Be=
wegung auf andere Weiſe geführt. Jedermann, der ſich an
verbote=
nen Einzelaktionen beteiligt, ſtellt ſich damit außerhalb von Staat
und Bewegung und ſetzt ſich der Beſtrafung aus.”
Das Schiedsgerichk für die Angelegenheik Jakob.
Die deutſche und die ſchweizeriſche Regierung waren
bekannt=
lich übereingekommen, die Meinungsverſchiedenheiten in der
An=
gelegenheit Jakob gemäß dem deutſch=ſchweizeriſchen Schiedsgerichts=
und Vergleichsvertrag vor ein Schiedsgericht zu bringen. Die
Schiedsordnung iſt nunmehr von Vertretern der beiden
Regie=
rungen am 26. Juli unterzeichnet worden. Als Obmann iſt der
finniſche Geſandte in Stockholm, Dr. Erich, beſtellt worden.
Ge=
meinſam bezeichnete Schiedsrichter ſind der ehemalige Präſident
des Gemiſchten Appellationsgerichtshofes in Aegypten, Hanſſon,
in Oslo, und der ehemalige Präſident der Königlich=Ungariſchen
Kurie von Juhaſz in Budapeſt. Zum deutſchen Schiedsrichter iſt
Staatsrat. Dr. Freiherr von Freytagh=Loringhoven und zum
ſchweizeriſchen Schiedsrichter Profeſſor Dr. Max Huber, Zürich,
ernannt worden.
Hausſuchungen beim mecklenburgiſchen
Stahlhelm.
DNB. Schwerin, 27. Juli.
Die Landesſtelle Mecklenburg=Lübeck des Reichsminiſteriums
für Volksaufklärung und Propaganda teilt mit:
„Das Verbot des NSDFB. (Stahlhelm) in den Kreiſen
Lud=
wigsluſt, Parchim und der Stadt Waren hatte den Verdacht
auf=
kommen laſſen, daß Mitglieder dieſer Organiſation im Beſitz
ver=
botener Waffen ſind. Aus dieſem Grunde wurden Hausſuchungen
bei allen Mitgliedern des NSDFB. (Stahlhelm) im Gaugebiet
Mecklenburg=Lübeck von der Geheimen Staatspolizei angeordnet.
— Das bisherige, noch nicht vollſtändige Ergebnis dieſer
Haus=
ſuchungen hat den Verdacht des verbotenen Waffenbeſitzes vollauf
beſtätigt. Es wurden bisher zahlreiche Gewehre, Modell 98,
Kara=
biner, Militärpiſtolen und erhebliche Mengen ſcharfer Munition
beſchlagnahmt. — Einige Stahlhelmer ſind im Zuſammenhang
damit in Haft genommen worden.”
* Rooſevelts Schwierigkeiten.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
K. G. S. Waſhington, Mitte Juli.
Waſhington befindet ſich im letzten Stadium einer
unge=
wöhnlich langen, ermüdenden, nervenverbrauchenden Parlaments=
Tagung, die am 3. Januar begann und ſeitdem ununterbrochen
in Betrieb iſt, ohne daß man den Endtermin mit Sicherheit
vorausſagen könnte. Lange Seſſionen ſind erfahrungsgemäß
ge=
fährlich, und die gegenwärtige iſt keine Ausnahme. Rooſevelts
Preſtige hat während der letzten Monate ſehr gelitten, und zwar
obwohl in vielen ſeiner Programmpunkte das Parlament ſich
ſeinen Wünſchen fügte. Die Folge iſt eine allgemeine
Unzu=
friedenheit, ſcharfe Wortwechſel zwiſchen Senatoren und Miniſtern,
unerhörte Ausfälle gegen den Präſidenten und eine
weitver=
breitete Mundpropaganda, die zu erzählen weiß, daß Rooſevelt
krank ſei, daß er hyſteriſche Anfälle habe; neulich habe er
Senator Borah nicht erkannt, als dieſer ihn aufſuchte. Bei einer
Preſſekonferenz ſei er ſo aufgebrauſt, daß man ihn habe aus
dem Zimmer führen müſſen, uſw. uſw. Das iſt natürlich alles
Unſinn. Rooſevelt ſieht wohl aus und iſt weniger leicht reizbar
als ſeine Vorgänger Hoover und Coolidge. Aber es ſtimmt
ſchon, daß er nicht mehr die unumſtrittene Führung der
Staats=
geſchäfte hat, daß nicht nur ſeine politiſchen Gegner ihn
kriti=
ſieren, ſondern daß ſogar ſeine Parteimitglieder ihm offenen
Widerſtand entgegenſetzen. Der bekannte Senator=Agitator=
Diktator Huey Long nannte ſeinen Parteichef Rooſevelt, für den
er 1932 Wahlhilfe geleiſtet hatte, vor einigen Tagen im
Rund=
funk einen Lügner und Schwindler. Alſo es geht ſchon ziemlich
weit in dieſem Lande zügelloſer Rede= und Preſſefreiheit.
Innen=
miniſter Ickes wurde vom Parteigenoſſen Senator Tydings in
einem groben, natürlich ſofort veröffentlichten Brief aufgefordert,
den Sitzungen des Senats=Ausſchuſſes fernzubleiben und ſich
nicht in Angelegenheiten des Senats zu miſchen.
Die Gründe dieſer Bewegung gegen Rooſevelt und ſein
Kabinett ſind zwei: Rooſevelts Kampf gegen die Reichen und
gegen die großen Kraftwerk=Truſts ſowie ſein
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramm. Es hat niemand verſtanden, warum Rooſevelt
kurz vor dem geplanten Schluß der Seſſion plötzlich den
Zank=
apfel der Steuerreform in die Mitte der Reichsboten warf,
ob=
wohl er doch mehr als andere daran intereſſiert iſt, daß der
Kongreß bald in Ferien gehe. Man behauptet, daß er dies zur
Vorbereitung der nächſtjährigen Wahlſchlacht getan habe.
Be=
kanntlich arbeitet Amerika ſeit 5 Jahren mit einem Defizit, das
unter Rooſevelt gewaltige, erſchreckende Dimenſionen
au=
genommen hat. In feinem Programm, mit dem er 1932 vor
die Wähler trat, hat er ein ausgeglichenes Budget verſprochen;
im nächſten Jahr muß er Rechenſchaft ablegen. Deswegen
ſuchte er jetzt nach einer Formel, die dem Volke zeigen ſollte,
daß er ſowohl für die breiten Maſſen ſorgen wie auf Rückkehr
zu einem ausgeglichenen Staatshaushalt bedacht ſein werde.
Und ſo erklärte er in ſeiner Botſchaft an den Kongreß, das
Nationalvermögen müſſe gerechter verteilt und die Bundeskaſſe
müſſe aufgefüllt werden; das könne nur durch ſcharfe
Be=
ſteuerung der Multimillionäre ſowie durch Erbſchaftsſteuern
(Nachlaßſteuern gibt es ſchon) erreicht werden. Gut, ſagten die
Parlamentarier ſeiner Partei mit einem Augenzwinkern: das
iſt ein guter demokratiſcher Gedanke; den wollen wir uns nächſtes
Jahr oder ſo mal überlegen
Weder ſie noch Rooſevelt aber hatten mit Huey Long
ge=
rechnet. Denn was der Präſident da vorſchlug, war ja Longs
berühmter Reichtums=Verteilungs=Plan (share the wealth), und
Long war wütend, daß man ihm ſein Kind entführte. Er
ver=
langte, Taten zu ſehen anſtatt leerer Worte, und ſo entſchloß
ſich der Präſident, unglücklicherweiſe, dieſem Druck nachzugeben
und Verabſchiedung eines entſprechenden Geſetzes noch in dieſer
Seſſion zu erbitten. Nun iſt bekanntlich Steuergeſetzgebung eines
der umſtrittenſten Themata, und alsbald ging der Kampf auf
allen Fronten los. Man rechnete aus, daß höchſtens 46 Leute
in Amerika eine Million jährlich einnehmen, und daß die
Zuſatz=
ſteuern für große Einkommen und für Erbſchaften höchſtens
135 Millionen Dollar ergeben würden, was gegenüber einem
jährlichen Defizit von dreieinhalb Milliarden Dollar ein ganz
kleiner Tropfen auf einem großen und ſehr heißen Stein ſei.
Andere verlangten, daß die Steuern auf große und mittlere
Einkommen ausgedehnt werden; ja manche forderten, daß auch
kleine Einkommen ſteuerlich irgendwie erfaßt werden müßten,
denn es ſei ein ungefunder Zuſtand, daß nur einer in zwanzig
Steuern zahle, daß aber alle wählen und die Nation mit
phantaſtiſchen Fehlbeträgen belaſten können. Jedenfalls
ver=
urſachte Rooſevelts Vorgehen viel Kritik und Aerger, beſonders
bei den Parlamentariern, die ſich bei 35 Grad Hitze mit
Steuer=
fragen herumſchlagen müſſen.
Rooſevelts zweiter taktiſcher Fehler war, daß er von einem
alten, durch Tradition geheiligten Grundſatz abwich und zu der
vor dem Kongreß ſchwebenden Geſetzgebung öffentlich Stellung
nahm. Der Kongreß liebt dieſe Einmiſchung nicht, und Coolidge
hat viele ihm erwünſchte Geſetze gerade dadurch durch den
Kongreß gebracht, daß er ſo tat, als ob ſie ihn gar nicht
inter=
eſſierten. Eines der am heftigſten umkämpften Geſetze iſt das
Geſetz gegen den „Power Truſt”, d. h. gegen die
Dachgeſell=
ſchaften, die die Kontrolle über zahlloſe, im ganzen Land
ver=
ſtreute Elektrizitäts= und Gaswerke haben (wie z. B. Inſull)
und denen man vorwirft, daß ſie die Gewinne auf Koſten der
Aktionäre manipulieren, aufſchlucken, und ſich durch ähnliche
Manipulationen vor den Steuern drücken. Die Methoden ſind
ja allgemein bekannt. Die Aktien ſind durchweg zu einundfünfzig
Prozent in den Händen der Großfinanz, zu 49 Prozent ganz
weit unter den wirtſchaftlich Schwachen verteilt, den kleinen
Sparern, den Witwen und Waiſen, die nichts von dieſen
Trans=
aktionen verſtehen. Der politiſche Einfluß der Dachgeſellſchaften
iſt groß, und ihre Tendenz iſt reaktionär. Deswegen will
Rooſe=
velt ſie ſchon ſeit Jahren zerſchlagen. Als nun der von ihm
ge=
forderte Geſetzentwurf dem Kongreß vorlag, da ſtimmte der
Senat dafür, daß ſie innerhalb ſieben Jahren aufgelöſt ſein
müſſen; das zahlreichere und daher dem Druck des Power Truſt
mehr ausgeſetzte Unterhaus entſchied ſich dafür, daß ſie
auf=
gelöſt werden ſollen, wenn die Aktien=Kontrollbehörde das als
im öffentlichen Intereſſe liegend erachte. Letzteres bedeutet nichts
weiter, als daß das Unterhaus auf den Trick des Power Truſts
hineinfiel, denn eine ſo diskretionäre Beſtimmung würde, wie
die NJRA.=Entſcheidung zeigte, vom Oberſten Bundesgericht
Sonntag, 28. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 205 — Seite
unbedingt als verfaſſungswidrig bezeichnet werden, weil ſie die
gefetzgebende Autorität an eine Regierungsbehörde delegiert,
In einer Preſſekonferenz forderte Rooſevelt daher ſehr ſcharf
daß das Unterhaus die Senats=Faſſung annehme. Und nun
be=
gann der Kampf der „lobbies”, d. h. ein Wettrennen zwiſchen
Regierungs=Emiſſären und Agenten des Power Truſt um die
Stimmen der Abgeordneten. Der Power Truſt ſiegte; er ſoll
über 300 000 Dollar dafür ausgegeben haben, und eine
Unter=
ſuchung der Machenſchaften auf beiden Seiten iſt nun im Gange.
All das erregt Unruhe, Verärgerung und hat die Stellung
Rooſevelts recht erſchüttert. Seine republikaniſchen Gegner
ſchöpfen wieder Mut und weiſen darauf hin, daß er die Reichen
ſchröpfen, die Sparſamen ſchädigen, die Armut im ganzen Land
verbreiten wolle, daß er in Fragen des Budgets und des
nationalen Kredits das gerade Gegenteil von dem tue was er
vor ſeiner Wahl verſprochen habe. Mit vergnügtem Schmunzeln
holen ſie Rooſevelts viele Reden als Gouverneur von New
York hervor, worin er ſich für ausgeglichenes Budget und
be=
ſonders für die Souveränität der Einzelſtaaten einſetzte, während
er jetzt bekanntlich weitgehende Zentraliſierung der behördlichen
Gewalt als den einzigen Weg zur Sanierung der amerikaniſchen
Volkswirtſchaft anſieht.
Das klingt alles recht trübe, aber es bedeutet nicht ſehr viel;
die Oppoſition, die ſich im Oſten konzentriert, und daher in
Europa am deutlichſten gehört wird beſteht aus einer
Minder=
heit, die der Präſident ſchon längſt abgeſchrieben hat. Im
November 1932 ſtimmten 15 Millionen Wähler gegen ihn; ſehr
viel mehr werden es auch jetzt nicht ſein. Sie beſtehen aus
den Bankiers, der Großinduſtrie, den Kriegsveteranen, den
hart=
geſottenen Republikanern. Ihnen gegenüber ſtehen die großen
Maſſen der Arbeiter und der Bauern im Süden, Weſten und
Mittelweſten. Eine kürzliche Statiſtik hat ergeben, daß im
Staate Ohio die Induſtriellen 8:1 gegen ihn, die Farmer 9:4
für ihn und die Arbeiter 8:1 für ihn ſind. A=hnlich wird es
auch in anderen Staaten ſein. Rooſevelt hat mit großem,
deut=
lichen Ruck ſich zu den wirtſchaftlich Schwachen geſtellt, die ja
genau ſo wahlberechtigt ſind wie die Reaktionäre, aber ungefähr
doppelt ſoviele Stimmen haben. Er hat ihnen die
Sozial=
verſicherung gegeben, ferner das Koalitionsrecht (die Magna
Charta der Arbeitnehmer), ſchließlich den Steuerreform=Plan.
Und Rooſevelt, der ſehr hellhörig und politiſch=geſchickt iſt, hat
ſich ſchon in den letzten Tagen wieder umgeſtellt und zeigt dem
Kongreß ein freundliches, nachgiebiges Lächeln anſtatt der
bis=
herigen gerunzelten Stirn; und ſo wird auch dieſer Sturm
vorübergehen.
Er wird vorübergehen, falls das große Wirtſchaftsprogramm
von Erfolg begleitet iſt, das Rooſevelt mit der Rieſenſumme von
4 Milliarden Dollar in Gang ſetzen will. Ein ſchwieriges
Unter=
fangen da dieſes Land aus 48 großen, loſe zuſammenhängenden
Einzelſtaaten mit Einzelregierungen beſteht, und alle ſich au
den Topf mit den vier Milliarden ſtürzen. Nach Rooſevelts
Plan ſollen damit 3½ Millionen Arbeitsloſe wieder in Arbeit
und Brot gebracht und die Privatinduſtrie ſoll durch die für die
Arbeiten benötigten Materialien wieder angekurbelt werden. Es
entfallen alſo auf jeden Arbeitsloſen nur 1200 Dollar, und dafür
dürfen nur 600 Dollar im Jahr für Lohn ausgegeben werden,
da Material und Unkoſten etwa die Hälfte der vier Milliarden
ausmachen. Es iſt ſchwer, geeignete Projekte zu finden, wo
Mann und Material zuſammen nur 1200 Dollar verbrauchen.
Der Apparat hierfür iſt ſchon ſeit Monaten fertig, aber noch
nirgendwo hat man mit der Inangriffnahme der Projekte
be=
gonnen, und erſt für drei Staaten liegen Koſtenanſchläge vor.
Es liegt die Gefahr vor, daß viele Stellen die Gelder für
Stimmenfang benutzen werden, und daß anſtatt einer geſunden
Erholung der Privatinduſtrie ein großer Skandal das Ergebnis
ſein wird. Aber auch dies läßt ſich heute noch nicht
voraus=
ſagen.
Gegenüber dieſen innerpolitiſchen Problemen tritt die
Außen=
politik weiterhin zurück. Amerika hält ſich aus den Streitigkeiten
der anderen Mächte heraus, mahnt zum Frieden und baut
in=
zwiſchen ſeine Armee ſeine Kriegsmarine und ſeine Luftflotte
gewaltig aus. Im Außenhandel erſtrebt es baldige
Stabili=
ſierung der internationalen Währungen. Der Handel mit
Deutſch=
land iſt mehr und mehr ein Tauſchgeſchäft geworden: U. S.
Tabak gegen deutſche Chemikalien, amerikaniſche Aepfel gegen
Stahldraht, Walnüſſe gegen Stahlrohre, Holz gegen Schlöſſer
und ähnliches. Hoffen wir, daß auch hier bald wieder normale
Verhältniſſe eintreten.
Halstägung endgurrig am 31. Jarr.
DNB. Genf, 27. Juli.
Das Völkerbundsſekretariat veröffentlicht am Samstag
fol=
gende Mitteilung: Der amtierende Ratspräſident hat auf Grund
der Antworten auf ſein geſtriges Telegramm an die
Ratsmitglie=
der die Eröffnung der außerordentlichen Ratstagung auf
Mitt=
woch, den 31. Juli, 5 Uhr nachmittags, feſtgeſetzt.
Die gleichzeitig veröffentlichte Tagesordnung enthält als
einzigen Punkt: Streit zwiſchen Abeſſinien und Italien;
Be=
ſchwerde der abeſſiniſchen Regierung.
Von Dr. Franz Türk, Darmſtadt.
Der Verfaſſer unſeres Aufſatzes ſteht ſeit anderthalb
Jahrzehnten in der Sprechchorbewegung und iſt
Mitglied des Deutſchen Ausſchuſſes für Sprechkunde
und Sprecherziehung.
Bei faſt allen Feiern der Volksgemeinſchaft treten heute
Sprech=
chöre auf, Sprechchöre der Hitlerjugend, des Arbeitsdienſtes uſw.,
denn der Sprechchor übernimmt immer mehr die tragende Rolle bei
ſolchen Feiern. Intereſſant iſt es, zu beobachten, welchen Eindruck
ſolche Sprechchordarbietungen, auf die Zuhörer machen. Die
meiſten lehnen den Sprechchor ab. „Schauderhaft!” „Man verſteht
ja gar nicht, was da geſprochen wird!” „Wozu das eigentlich?”
Vor kurzem ſtand ich neben einem älteren Herrn, der bei der
Darbietung eines Sprechchors immerfort den Kopf geſchüttelt
hatte. „Das iſt ja doch nur Effekthaſcherei”, wandte er ſich an
mich. Nun war er bei mir gerade an den Rechten gekommen!
Er war ſichtlich enttäuſcht, daß ich ihm nicht zuſtimmte. Im
Laufe des Geſprächs gab er dann zu, daß der Sprechchor des
Arbeitsdienſtes, den er in dem Film „Triumph des Willens
gehört hatte, doch einen gewiſſen Eindruck auf ihn gemacht habe.
Als ich ihm nun das Weſen und den Sinn des Sprechchors
klar=
gemacht hatte, ſagte er: „Ja, jetzt, nachdem Sie mir das
aus=
einandergelegt haben, gebe ich ja zu, daß das mit Effekthaſcherei
nichts zu tun hat. Aber, warum wird man denn durch die
Zei=
tungen nicht aufgeklärt, die doch ſonſt über alles mögliche und
unmögliche ſchreiben? Wie es mir gegangen iſt, geht es den
meiſten anderen Leuten” Ich verſprach ihm, ſobald ich Zeit
hätte, einen Artikel darüber in der Zeitung zu veröffentlichen.
Hier iſt er.
Jede Zeit ſchafft ſich die ihr gemäße Kunſtform, und der
Sprechchor iſt das künſtleriſche Ausdrucksmittel der
herauf=
dämmernden „Wir=Zeit‟. Er iſt keine Modeſache. In ihm gewinnt
ein werdendes Zeitalter Geſtalt. Der Sprechchor kann nur leben
in Zeiten der Gemeinſchaft, kann nur getragen werden von
Menſchen, die ſich dieſer Gemeinſchaft hingeben. So iſt der
Sprechchor die choriſche Geſtaltung des Gemeinſchaftserlebniſſes
und des Gemeinſchaftswillens. Der Sprechchor war in den
Kampfzeiten der Bewegung mit die wirkſamſte Waffe im Ringen
um den deutſchen Menſchen, denn der Sprechchor will im
gemein=
ſam geſprochenen Wort eine gemeinſam erlebte Idee darſtellend
Vom Tage.
Der Auslandspreſſechef der NSDAP.. Dr. Ernſt Hanfſtaengl.
teilt mit: Die von dem Amerikaner Varian Fry mir in den Mund
gelegten Aeußerungen die Kurfürſtendamm=Zwiſchenfälle
betref=
fend, ſind von A bis Z erfunden und erlogen.
Der deutſche Botſchafter in Paris, Roland Köſter, hatte am
Samstag vormittag eine längere Unterredung mit dem
franzö=
ſiſchen Miniſterpräſidenten und Außenminiſter Laval über die
Ge=
ſamtheit der europäiſchen Probleme.
Der Salzburger Landtag beſchloß ein Geſetz über die
Einfüh=
rung einer Landestracht für Männer im Lande Salzburg, um,
wie es in der Begründung heißt, dem Gefühl der
Zuſammen=
gehörigkeit der im Lande Salzburg wohnenden männlichen
Be=
völkerung auch in der Kleidung Ausdruck zu geben.
Der mit der holländiſchen Kabinettsbildung beauftragte
Katholikenführer Aalberſe hat bisher noch immer nicht die von
der Königin ihm zur Erfüllung ſeines Auftrages zur Bedingung
gemachte „breite Grundlage” gefunden. Es wird auch nicht
da=
mit gerechnet, daß er am Montag ſeine Verhandlungen zu Ende
führen kann.
Präſident Rooſevelt hat das Rücktrittsgeſuch des Leiters der
Nira James, OMNeill, angenommen. OMNeill wird am Ende
die=
ſes Monats wieder zum Bankgeſchäft zurückkehren. Der Stab
der Nira iſt ſeit der bekannten Entſcheidung des
Oberbundes=
gerichtes von 5500 Angeſtellten auf 3235 zuſammengeſchmolzen.
Beachlenswerke Ausführungen eines franzöſiſchen
Fronkkämpfers.
DNB. Paris, 27. Juli.
Auf dem deutſchen Kriegerfriedhof in St. Quentin hielt
der Vorſitzende der Union Fédérale Henry Pichot in Gegenwart
von 58 Charlottenburger Jungvolkjungen eine herzliche Anſprache.
„Der Mann”, ſo führte er u. a. aus, „der vor Ihnen ſteht
und Sie an dieſer geweihten Stätte willkommen heißt, iſt ein
ehemaliger franzöſiſcher Soldat. Offen und herzlich will er mit
Ihnen ſprechen. 52 Monate lang ſind Ihre Väter und wir
uns feindlich gegenübergeſtanden, erbarmungslos haben wir
gegeneinander gekämpft; jeder von uns hat ſeine Pflicht getan,
aber auf beiden Seiten hat man auch die Wirklichkeit des
Krieges erkannt. Wenn wir den Krieg verabſcheuen, ſo
des=
wegen, weil wir ihn gründlich kennengelernt haben. Hüben wie
drüben haben wir Zeugnis abgelegt von unſerer Not, unſerer
Opferwilligkeit, von unſerer Bereitwilligkeit, alle Mühen des
Krieges pflichtgetreu auf uns zu nehmen.
Die Toten, die in dieſen gewaltigen Friedhöfen ruhen, ſie
rufen uns, den Ueberlebenden und ihren Söhnen zu:
Ver=
ſtändigt Euch endlich untereinander; die Völker wie die
ein=
zelnen Menſchen innerhalb der Nationen haben ein Recht auf
das Leben. Fallt nicht noch einmal übereinander her. Sucht
einträchtig miteinander, was recht und billig iſt; ſorgt dafür,
daß jedermann, jede Familie, jede Nation in Sicherheit ſich des
Lebens erfreue. Die ſchönſten und fruchtbarſten Eigenſchaften
des Menſchen kommen im Frieden und nur im Frieden zur
Blüte. Im Krieg lähmt der Menſch den normalen Ablauf der
Dinge.
Der wirkliche menſchliche Heldenmut beſteht darin,
hoch=
erhobenen Hauptes und mit gutem Gewiſſen das Leben zu
ge=
ſtalten, das uns nicht geſchenkt iſt, um es wegzuwerfen oder mit
blutiger Gewalt dem Nebenmenſchen zu rauben. Wir, Fran
zoſen und Deutſche, wir haben uns geſchlagen; es iſt nun endlich
an der Zeit, offen und ehrlich und guten Willens zu
gegen=
ſeitiger Verſtändigung zu gelangen: zu einer Zuſammenarbeit,
die nicht nur erſtrebenswert, ſondern auch durchaus möglich iſt,
zu einer Zuſammenarbeit, die zwiſchen beiden Nationen jene
Stimmung ſchaffen wird, die ſie zum Leben brauchen und die
das blutige Geſpenſt früherer Feindſeligkeiten und Kämpfe
ver=
ſcheuchen wird.”
Wieder eine iriſche Kirche in Brand geſteckt.
DNB. Dublin, 27. Juli.
Am Donnerstag wurde eine methodiſtiſche Kirche in Boyle
(Grafſchaft Roscommen) von iriſchen Katholiken in Brand
ge=
ſteckt. Die Vernichtung der Kirche konnte noch im letzten
Augen=
blick durch das Eingreifen der Bürgerwehr verhindert werden, der
die Löſchung des Feuers gelang. Das Innere der Kirche war zum
Teil mit Benzin überſchüttet worden.
Mehrere nordiſche Unterhausabgeordnete, die die
proteſtan=
tiſch=unioniſtiſche Richtung vertreten, haben in einem
Rundſchrei=
ben die Erklärungen der iriſch=nationaliſtiſchen Abgeordneten, in
denen die Regierung von Ulſter für die blutigen Zuſammenſtöße
in Belfaſt verantwortlich gemacht wurde, zurückgewieſen. Sie
tei=
len u. a. mit, daß ſieben von den neun Toten Proteſtanten
waren. Während der ganzen Unruhen ſei keine einzige
römiſch=
katholiſche Kirche angegriffen worden.
verwirklichen. Kein Wunder, daß die heutige Jugend, die HJ.
die Sprechchoridee begeiſtert aufgenommen hat. Da in der
Sprechchorübung ein ausgezeichneter Weg zur treuen
Gefolg=
ſchaftserziehung liegt: Unbedingte Hingabe an den Chorführer
und durch ihn an die Idee des Sprechchors, verdient er
liebe=
vollſte Pflege im neuen Deutſchland. Er läßt zudem die Sprecher
in beſonders lebendiger und eindringlicher Weiſe ihre
Mutter=
ſprache erleben und ihre Schönheit fühlen. Hier machen die
jugendlichen Sprecher an der jedem Menſchen verliehenen Gabe
des Worts, an der Mutterſprache, die wundervolle und
unver=
geßliche Erfahrung, daß ſie gemeinſam etwas Schönes ſchaffen
können, was über die Leiſtung des einzelnen weit hinausgeht
in ſeiner Wirkung auch nicht als eine Summe von
Einzel=
leiſtungen angeſehen werden kann, ſondern nach dem Nietzſche=
Wort „Mehr iſt, als die es ſchufen” „Deutſchland erhalten, heißt
alles auf die Pflege und Ausbildung ſeiner Sprache verwenden”
ſagt Jakob Grimm, denn „die Sprache iſt der Klang unſerer
Seele, iſt der Widerhall unſeres Blutes”
Wenn behauptet wird der Zuhörer, der den Text nicht
kenne, wiſſe nach der Darbietung des Sprechchors meiſt gar nicht,
was der Chor eigentlich geſprochen habe, ſo trifft das zu. Es iſt
ganz unglaublich, in welch unfertigem Zuſtande Sprechchöre in
der Oeffentlichkeit auftreten! Man kann einen guten Sprechchor
nun einmal nicht aus dem Boden ſtampfen. Es bedarf
wochen=
langer entſagungs= und zuchtvoller Arbeit, bis ein Sprechchor
ſo weit iſt, daß er vor der Oeffentlichkeit beſtehen kann. Es gib
Chorführer die nur dann an die Sprechchorarbeit herangehen,
wenn eine Veranſtaltung oder eine Feier in Ausſicht ſteht. Dieſe
Leiter überſehen vollkommen, daß die großen erzieheriſchen Werte
des Sprechchors nur bei der zähen Arbeit in der Schulſtube im
Heim oder im Verein zur Geltung kommen und daß das
öffent=
liche Auftreten des Chors nur den Abſchluß, die Krönung ihrer
Arbeit bilden kann. „Es genügt nicht die Reinheit der
Geſin=
nung, ihr muß ſich zugeſellen die Meiſterſchaft über den Stoff
das Können, das zu aller Arbeit gehört, aber am dringlichſten
hier vonnöten iſt, wo wir an das Reich des Künſtleriſchen
grenzen.
Die Hitlerjugend hatte die künſtleriſche Suggeſtivkraft des
Sprechchors ſofort erkannt und ihn als Ausdrucksmittel des
Ge=
meinſchaftserlebniſſes, das ſeinen Urſprung in der
national=
ſozialiſtiſchen Weltanſchauung hat, gepflegt. Sie iſt ſich heute
auch darüber klar, daß die Leiſtungen des Sprechchors in erſter
Linie davon abhängen, ob der Chorführer ein Kenner und
Könner iſt: „Iſt der Dirigent gut, iſt das Orcheſter gut; iſt der
Chorführer gut, iſt der Chor gut.” Welch hohe Forderungen
die Hitlerjugend heute an den Chorführer ſtellt, zeigen die Worte
Richard Noethlichs: „Vorausſetzung iſt natürlich, daß der
Chor=
führer die Möglichkeit beſitzt, den Chor nach ſeinem Willen und
Unter dieſem Titel veröffentlicht aus Anlaß der
Neuglie=
derung des NS.=Dozentenbundes Dr. Gerhard Wagner, de
Beauftragte des Stellvertreters des Führers für Hochſchulfra=, im „Völkiſchen Beobachter” einen Aufſatz, in dem er zu
ver=
ſchiedenen Hochſchulangelegenheiten, ſo auch zur
Korporatiw=
nenfrage, Stellung nimmt. Wir entnehmen dem Aufſatz u. c
folgende Abſchnitte:
Die Partei wird Verbände und Korporationen — ſolange ſii
ſich nicht in ſtaats= und parteifeindlichem Sinne betätigen,
wii=
im Fall Saxo=Boruſſia — in ihrem Eigenleben ebenſowenig
be=
hindern, wie ſie es ablehnen muß, ſie mit Hilfe der nationall
ſozialiſtiſchen Weltanſchauung zu konſervieren. Die von manches,
Verbandsſeite geäußerte Meinung, die Partei beabſichtige,
auu=
den Korporationen oder gar Verbänden nationalſozialiſtiſche
Zell=
len und Erziehungsgemeinſchaften zu machen, iſt deshalb aun
vollkommen irrig.
Die einzige ſtudentiſche Gemeinſchaft de
Partei und innerhalb der Partei iſt der NS.
Studentenbund.
Wer von den Korporationsſtudenten ſich zu deſſen
Grundſätze=
bekennt und damit zu den Grundſätzen der Partei, iſt willkomme=
und ſoll, wenn er ſich auf der Hochſchule und in den Ferienlager.
des Studentenbundes bewährt hat, die Möglichkeit haben,
Ar=
wärter und ſpäter auch Mitglied des Studentenbundes zu
we=
den. Die Partei lehnt dabei in ihrer Erziehungsarbeit jegliche-
Zwang ab. Sie zwingt niemanden in ihre Schulungsarbeit um
die Lager des Studentenbundes, wahrt vielmehr, wie imme
auch hier das unbedingte Prinzip der Freiwillig
keit. Sie hat — um auch nur den Schein eines Zwanges zu ve
meiden — deshalb auch bereitwilligſt die Friſt zur Anmeldum
für die Korporationen bis zum 25. Juli verlängert, während d
Richtlinien ſelbſt — wie ausdrücklich feſtgeſtellt ſei — ſonſt au.
rechterhalten ſind. Wenn ſpäter eine Aenderung, beſonders ov
ganiſatoriſcher Art, ſich als notwendig herausſtellt, wird die
Aenderung — um auch hierüber anſcheinend vorhandene irrtün
liche Auffaſſungen zu beſeitigen — niemals durch
Vereinbarun=
gen oder mit Genehmigung der GStV. oder anderer Stellen
vo=
genommen werden, ſondern kraft Autorität der Partei.
Das gleiche gilt für den Erlaß des Reichsjugendführers, der
eine entſprechende Aenderung erfahren wird. Die Partei den
gar nicht daran, ſämtliche Korporationen und
Korporation=
ſtudenten — auch die vielen alten zuverläſſigen Parteigenoſſe
unter dieſen — wahllos den feudalen Herren der Saxo=Boruſſi
gleichzuſetzen, ſie wird vielmehr immer nach der weltanſchaulichen
Haltung zu unterſcheiden wiſſen. Die Partei iſt ſich ebenſo da
über klar, daß die Entſcheidung über das Fortbeſtehen der Ko
porationen nicht bei der GStV., den Verbänden oder irgendeine
Dienſtſtelle der Partei oder des Staates liegt, ſondern einzig und
allein bei der Jugend ſelbſt. Dieſe wird ſich entſcheiden müſſen,
welcher Gemeinſchaft und Lebensform ſie an den Hochſchulen
Zukunft den Vorzug gibt.
Die Partei iſt mit dem Erlaß des Stellvertreters des Fü
rers über den NS.=Dozentenbund in ihrer Arbeit an den Hoc
ſchulen einen Schritt weitergegangen. An Stelle der bisherigen
loſen Zuſammenfaſſung der nationalſozialiſtiſchen Dozenten
den Hochſchulen tritt jetzt der Dozentenbund als ſtraffe Parte
gliederung, der ſämtliche Parteigenoſſen an den Hochſchulen a
gehören müſſen, ſoweit ſie Hochſchullehrer (ordentliche, auße
ordentliche uſw. Profeſſoren, Privatdozenten und Hochſchulaſ
ſtenten) ſind. Die unbedingt notwendige Verbindung mit de
Parteidienſtſtellen wird dadarch ſichergeſtellt, daß der örtlich
Dozentenbundführer, ebenſo wie der Studentenbundführer, vor
Gauleiter ernannt wird und dieſem diſziplinär unterſteht. Ebe
ſo notwendig wie dieſe Verbindung mit dem zuſtändigen Hoheitt
träger der Partei iſt die Zuſammenarbeit des Dozentenbund
mit den Dienſtſtellen des NS.=Lehrerbundes als der großen deun
ſchen Erziehergemeinſchaft.
Neuer Donaupakt=Borſchlag Ikaliens.
DNB. Rom, 27. Juli.
Wie in hieſigen Kreiſen verlautet, ſind in den letzten Tag/
die diplomatiſchen Verhandlungen über den Abſchluß eines Dona
paktes wieder ſtärker in den Vordergrund getreten, nachdem d
Erörterung dieſer Frage für Monate geruht hat. Der öſte
reichiſchen und ungariſchen Regierung ſoll ei
zwiſchen Italien und Frankreich ausgearbeit
ter Text übermittelt worden ſein, der ſich auf d
drei Punkte Nichteinmiſchungspakt, gegenſe
tige Konſultation und Nichtangriffspakt e
ſtreckt. Gerüchtweiſe verlautet, daß der Gedanke, gege
ſeitige Beiſtandspakte abzuſchließen, falle
gelaſſen worden ſein ſoll. Von amtlicher Seite will man
den Gerüchten über die neue Aktivierung der Donaufrage vorläuf
keine Stellung nehmen. In den letzten Tagen haben verſchiedet
Beſprechungen des Staatsſekretärs Suvich mit den diplomatiſch
Vertretern der an der Donaufrage intereſſierten Fragen ſtattge
funden.
Wollen zu formen. Chorführer kann nur der ſein, der die deutfd
Sprache durchaus beherrſcht, d. h. zum Chorführer eignet ſich a.
beſten ein Künſtler.‟ Der Chorleiter iſt ja auch verantwortl!
für die Auswahl des Textes! Nur ſolche Stoffe eignen ſich f!
den Sprechchor, die von einer Maſſe geſprochen werden könne
Dichtungen, die ein Gemeinſchaftsgefühl zum Ausdruck bringe
ſei es religiöſer oder ethiſcher, ſozialer oder nationaler Art. M
feinem Gefühl findet die Jugend den für den Sprechchor geei
neten Stoff.
Verſteht man den Text nicht, den der Chor ſpricht da
braucht die Schuld nicht immer beim Chor zu liegen; ſie lie
ſogar meiſt beim Zuhörer ſelbſt, denn dieſer ſteht ſo ſehr unn
dem Eindruck der Schönheit der Sprache, daß er ſich um das Vn
ſtehen des Inhalts kaum bemüht. Sokommt es, daß er dann nah
her oft gar nicht weiß, was geſprochen worden iſt, auch wenn. d
Textworte klar und deutlich zu hören waren. Aus dieſem Nich
verſtehen ergibt ſich dann die ablehnende Haltung der meiſt
Zuhörer, Treffend ſagt Leyhauſen, der Leiter des Sprechchors
der Univerſität Berlin: „Man ſollte mehr Mut haben, zu de
Schönheit zu ſtehen.”
Dr. Wilhelm Leyhauſen iſt es auch geweſen, der im Jah=
1914 in Köln den erſten ſtehenden Sprechchor gegründet hd
„Erſt Leiſtungen werden für die Gedanken und Pläne, die
Ihnen ſoeben entwickelt habe, überzeugend werben können,
L=
ſtungen, die nur durch leidenſchaftlichen Einſatz des einzeln!
durch aufrichtiges Bekennen zum tätigen Idealismus unſeie
Sache und abſoluten Ernſt unſerer Arbeit ſich ermöglichen laſfel
Wir werden intenſiv arbeiten müſſen, aber ich bin der feſte
Ueberzeugung, daß es in wenigen Jahren in allen größe:
Städten unſerer Sprachgemeinſchaft Sprechchöre geben wir
Leyhauſen ahnte wohl damals noch nicht, welch ungeheure V.
breitung der Sprechchorgedanke finden ſollte. Wenn auch
künſtleriſchen Abſichten der einzlenen Chöre auseinanderginge
des öfteren politiſch=organiſatoriſche Einflüſſe obſiegten. . .D
Verdienſt, dem Sprechchorgedanken zum ereſtnmal Geſtalt gegeb
und ihn durchgeſetzt zu haben, gebührt allein Leyhauſen”.
Ihrem Aufbau nach laſſen ſich die Sprechchorwerke in die
Gruppen einteilen: den reinen Maſſenſpruch, den gegliedere
Sprechchor und das choriſche Spiel. Jede der drei Formen N
ihren Eigenwert, ihre beſondere Wirkung. Der Maſſenſpru
beſitzt in ſeiner Einſeitigkeit und Geſchloſſenheit eine gewalt0
Wirkung, der ſich niemand entziehen kann. Wie ſchon der Naſſ
„Maſſenſpruch” beſagt, muß er, um wirklich Wirkung zu
zielen, auch von einer Maſſe geſprochen werden. Wenn in D
Tagen vor der Wahl am 12. November 1933 Sprechchöre O0
SA=Kameraden in einer Stärke von nur 12 bis 15 Mann al
traten, ſo konnten ſie damit keine nachhaltige Wirkung erzieln
Der Chor braucht ja nicht gleidl, 000 Mann ſtark zu ſein
Wieder vier Ordensſchweſtern
wegen Leviſenvergehen auf der Anklagebank.
Als ſechſter Fall aus der Reihe der Deviſenſtrafverfahren
gen Angehörige katholiſcher Orden begann am Samstag ein
fahren gegen vier Schweſtern der „Kongre=
„Sion vom heiligen Karl Borromäux” in dem
„tterhaus in Trebnitz (Schleſien). Dieſe
Verhand=
nm wird als erſte nicht mehr im Schnellverfahren, ſondern im
dantlichen Verfahren vor dem Berliner Schöffengericht
durch=
führt.
Die Generalvikarin Luitgardis Kneppek aus Trebnitz in
ch) eſien leitete lange Jahre hindurch die Kongregation als Gene=
(nberin und ſtand ſeit ihrer Ablöſung im Auguſt 1933 ihrer
„Sfolgerin, der Generaloberin Potrz aus Friedeberg am Quxs
intend und als Stellvertreterin zur Seite. Die Schweſter
Ro=
ſie Bell aus Trebnitz war vom Jahre 1922 bis zum 7. Februar
3— Oekonomin der Kongregation und gehörte als ſolche auch
m. Generalrat an. Zu ihrer Nachfolgerin wurde die Schweſter
oia Völkel ernannt, die in dieſem Verfahren aber nur der
erünſtigung angeklagt iſt. Sie hat nach dem Ergebnis der
rriittlungen während der Durchſuchung des Kloſters durch
Be=
we der Zollfahndungsſtelle ein Notizbuch verſteckt, deſſen
In=
ſie für belaſtend hielt.
Die Anklage wirft den drei erſtgenannten Ordensſchweſtern
daß ſie in den Jahren 1932 bis 1934 durch den
nächtigten Leiter der Bank für Kommunalwirtſchaft in Berlin,
Hofius, insgeſamt 255 000 RM. über die Grenze
ach Holland bringen ließen. Bis auf einen
Reſt=
t ag von 15 000 Gulden wurden für dieſes Geld Obligationen
1 eigenen Ordensanleihe im Betrage von 66 000 Gulden und
nußenbonds im Betrage von 75 000 Dollar gekauft. Zu dieſem
ſurikt haben die drei Hauptangeklagten in der Vorunterſuchung
rits ein umfaſſendes Geſtändnis abgelegt und auch
ein=
räumt, daß ſie ſich der Rechtswidrigkeit ihres Handelns
be=
u3t waren.
Darüber hinaus wird der Generalvikarin Kneppek
ſän noch ein weiterer Verſtoß gegen die Deviſenvorſchriften
Laſt gelegt. Sie hat die Niederlaſſung der
Kon=
tegation in Olbersdorf (Tſchechoſlowakei)
hafend durch Geldzuwendungen im
Geſamt=
errage von 13 000 RM. unterſtützt. Dieſe
Sum=
n wurden jeweils von den Schweſtern des
bersdorfer Hauſes mit über die Grenze
ge=
ſommen wenn ſie von Beſuchen in Trebnitz
er mkehrten.
Die vier Angeklagten ſind in ihrer Ordenstracht erſchienen.
ur Beweisaufnahme ſind drei Zeugen geladen, zu denen ſich
dſc ein von der Verteidigung geſtellter Zeuge geſellt, über
ſſen etwaige Vernehmung ſich das Gericht noch ſchlüſſig werden
uus. Es handelt ſich um einen holländiſchen Geiſtlichen, der
H Anſicht der Verteidigung wichtige entlaſtende Ausſagen zu
gchen hat.
Nach Feſtſtellung der Perſonalien der Angeklagten wandte
der Vorſitzende im Deviſenſtrafverfahren gegen vier
katho=
ſwe Ordensſchweſtern zunächſt der Vernehmung der Oekonomin
ſo=alie Bell zu. Die Angeklagte ſchilderte, wie zur Durchführung
Bauvorhaben große Auslandsanleihen (480 000 holländiſche
ſuden und 250 000 RM.) aufgenommen worden ſeien. Dr.
oius ſei zum Orden gekommen und habe angeregt, daß Aktien
trichnet würden. Unter Mitwirkung des Landrates ſeien dann
us tatſächlich 25 000 RM. Aktien gezeichnet worden.
Auf die Frage des Vorſitzenden, wer auf den Gedanken
ge=
men ſei, die Auslandsobligationen zurückzukaufen, erwiderte
Angeklagte Bell, Dr. Hofius habe geſagt, er wolle die
meihezinſen herunterſetzen. Das ginge aber nur, wenn er
faviere kaufte. Die Angeklägte berichtete dann weiter, daß
ſo ius erzählt habe, daß er auch anderen Orden helfe und ſie
die daher das Vertrauen gehabt, daß er zu ſeinen Geſchäften
erechtigt geweſen ſei.
Auch die Angeklagte Kneppek behauptete, durchaus
gut=
ſärbig geweſen zu ſein. Sie hob hervor, daß Dr. Hofius den
ſroen auf die Notwendigkeit einer ſtaatlichen Genehmigung bei
geplanten Aufnahme einer Anleihe in der Tſchechoſlowakei
ſenerkſam gemacht habe. Infolgedeſſen habe ſie angenommen
er ſich als Bankdirektor auch die ſtaatliche Genehmigung
die Rückkäufe verſchafft habe.
Der Vorſitzende wandte ſich dann zu der Angeklagten Völkel
ſd warf ihr vor, daß ſie vor deutſchen Zollbeamten ein Notiz=
9 auf dem Boden unter ſchmutziger Wäſche verſteckt habe.
Angeklagte erklärte hierauf, daß ſie über dieſes Buch nicht
ſecheid wiſſe, worauf der Vorſitzende feſtſtellte, daß ſie in der
Fläorunterſuchung genau das Gegenteil geſagt habe.
Bei der Erörterung der Geldunterſtützungen, die der
Ellongregationsniederlaſſung in Olbersdorf (Tſchechoſlowakei) von
rebnitz aus zugegangen ſind, beſtritt die Angeklagte Kneppek,
ch ſchuldig gemacht zu haben. Sie erklärte, es hätte doch auch
* Möglichkeit beſtanden, dieſe Gelder nach und nach im Rahmen
Freigrenze nach der Tſchechoſlowakei zu ſchaffen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Auf die Vorhaltungen des Vorſitzenden, daß das auch auf
eine Umgehung des Geſetzes hinausgelaufen ware, beſtritt die
Angeklagte eine Verletzung ihrer Pflichten gegenüber der
Volks=
geſamtheit.
„Daß Sie das jetzt auch noch verſuchen”, ſtellte der
Vor=
ſitzende mit erhobener Stimme feſt, „finde ich ſehr
verwunder=
lich, nachdem Sie 255 000 Mark dem deutſchen Volksvermögen
entzogen haben.‟ Es wird dann eingehend die Angelegenheit
mit dem Notizbuch erörtert, das die geheimen Buchungen über
die Geſchäfte des Dr. Hofius enthielt. Nach langem Zögern
gab die Oekonomin Bell zu, zu der mitangeklagten Schweſter
Völkel geſagt zu haben, daß es nicht gut ſei, wenn man dieſes
Buch ſehe. Die Schweſter Völkel will das Buch nur verſteckt
haben, weil ſie annahm, daß „Unſtimmigkeiten in den Buchungen
ſein könnten”
Anſchließend machte der Vorſitzende den Angeklagten
Vor=
haltungen aus den Protokollen der Vorunterſuchung und
be=
mühte ſich, die Widerſprüche mit ihren heutigen, ſtark
ein=
ſchränkenden Ausſagen aufzuklären.
Sonntag, 28. Juli 1935
Das Urkeil: Gefängnisſtrafen.
Nach zehnſtündiger Verhandlung verkündete der Vorſitzende
des Berliner Schöffengerichts in den Abendſtunden das Urteil
gegen die vier Ordensſchweſtern der Kongregation vom Heiligen
Karl Borromäus. Die Generalvikarin Luitgardis Kneppek und
die Oekonomin Roſalie Bell erhielten wegen fortgeſetzten
ge=
meinſchaftlichen Deviſenvergehens in drei Fällen je 3 Jahre
Gefängnis und 115 000 bzw. 100 000 RM. Geldſtrafe.
Die Generaloberin Felicitas Potrz wurde zu 1 Jahr 9
Mo=
naten Gefängnis und 55 000 RM. Geldſtrafe
verur=
teilt, während die Schweſter Roſa Völkel wegen
Begün=
ſtigung mit 5 Monaten Gefängnis davonkam. — Die
Unterſuchungshaft wird voll angerechnet. Für die Geldſtrafen hat
die Kongregation mitzuhaften. Ferner wurde die Einziehung der
beſchlagnahmten 75 000 RM. Dollarbonds und der 66 000 RM.
Tprozentigen holländiſchen Guldenobligationen zugunſten des
Deutſchen Reiches ausgeſprochen.
Reichsminiſter Kerrl
über die Aufgaben der Reichsſtelle für Raumordnung
DNB. Berlin, 27. Juli.
Reichsminiſter Kerrl erörterte geſtern vor einer
Mitglie=
derverſammlung der „Gezuvor” im Plenarſaal des Preußenhauſes
in einer grundlegenden Rede die Aufgaben der
Reichs=
ſtelle für Raumordnung, deren Leitung ihm vom Führer
und Reichskanzler übertragen wurde. Das Geſetz vom 29.
März 1935 deutet trotz des kurzen Wortlautes einen
außer=
ordentlich großen Rahmen an, der dem Reichsminiſter
für ſeine Arbeit alle Möglichkeiten offen läßt. Im Erlaß vom
26. Juni 1935 hat der Führer und Reichskanzler die Aufgabe
dieſer oberſten Reichsbehörde, als „
zuſammen=
faſſende übergeordnete Planung und Ordnung
des deutſchen Raumes über das geſamte
Reichs=
gebiet” feſtgelegt.
Die gewaltigen Aufgaben — ſo betonte Reichsminiſter Kerrl,
die der nationalſozialiſtiſche Staat in ſeinem „Aufbauwerk zu
er=
füllen hat, haben es mit ſich gebracht, daß die verſchiedenen
Stel=
len der öffentlichen Hand zur Durchführung ihrer Aufgaben Teile
des deutſchen Lebensraumes in Anſpruch nehmen
muß=
ten. Da die Planungen der einzelnen Dienſtſtellen aber nicht in
einer oberſten Reichsbehörde verwaltungsmäßig zuſammenliefen
und ſo nicht ausgeglichen werden konnten, überſchnitten ſich die
Planungen an den verſchiedenſten Stellen. Da jedes Reſſort ſich
ſelbſt helfen mußte, konnte nicht immer die genügende Rückſicht
auf den oberſten Zweck des deutſchen Lebensraumes genommen
werden, und es unterblieb die objektive Prüfung, ob das
ge=
plante Werk mit Rückſicht auf eine planvolle Geſtaltung des
deut=
ſchen Lebensraumes nicht ebenſo gut oder beſſer an anderer Stelle
errichtet werden konnte. Die infolge dieſer Unterlaſſung oft
her=
vorgerufenen Verſtimmungen konnten nur durch ein Geſetz
beſei=
tigt werden. Erſt der nationalſozialiſtiſche Staat, der nicht mehr
auf ſouveräne Länder Rückſicht zu nehmen braucht, ſondern ein
einheitliches Ganzes darſtellt, iſt in der Lage, eine dem
Auf=
bau von Volk und Staat entſprechende
Raum=
ordnung zu planen und ihre Durchführung veranlaſſen zu
können.
Reichsminiſter Kerrl wies ferner auf die Tatſache hin, daß
ſich in den letzten 100 Jahren die Einwohnerzahl
im deutſchen Raum mehr als verdoppelt hat.
Er ſprach über die ſich in dieſem Zeitraum verlagernde
Be=
völkerung, die als Landflucht bezeichnet wird, weil die Menſchen
auf dem Lande brotlos wurden und nun in der Induſtrie neuen
Erwerb ſuchen mußten. Ueber das Wachſen der Großſtädte gab
Reichsminiſter Kerrl folgende Zahlen bekannt:
Von 1871 bis 1910 betrug die Zunahme der Einwohnerzahlen
Während 1871 nicht einmal 5 v. H. der Bevölkerung in den
Großſtädten lebten, leben heute in den Großſtädten 30,2 v. H.,
in den Landſtädten bis 5000 Einwohner 10,6 v. H. und in den
Mittelſtädten 26,2 v. H. Die ländliche Bevölkerung betrug im
Jahre 1871 63,9 v. H. gegenüber nur 33 v. H. im Jahre 1933.
Reichsminiſter Kerrl vervollſtändigte dieſes Bild durch
weitere ſtatiſtiſche Zahlen. Auf den Quadratkilometer
um=
gerechnet leben z. B. in
n Pommern 63,5
* Rheinprovinz 318,3
* Sachſen 346,8
* Hamburg 2936 Berlin 4802
Es ergibt ſich aus dieſen Zahlen, daß ohne eine
voraus=
ſchauende zweckgeſtaltende Ordnung ſolche
Gleichgewichtsverſchie=
bungen ſchwere Kriſen hervorrufen mußten, an denen wir
ge=
litten haben und heute noch leiden, und die zu überwinden,
wie Reichsminiſter Kerrl beſonders betonte, die Aufgabe der
nationalſozialiſtiſchen Regierung iſt.
Nachdem Reichsminiſter Kerrl die Beziehungen zwiſchen
Raum und Volk, Raum und Wirtſchaft, Raum und Staat erörtert
hatte, hob er das Verdienſt unſeres Führers und Reichskanzlers
Adolf Hitler hervor, der die richtige Einſicht in die Fehler der
Vergangenheit bewies und das deutſche Volk aufrief, daß das
Wohl des Einzelnen wie der Stände ganz allein abhängig ſei
von dem Geſamtwohl des Volkes. Dieſe Erkenntnis ergibt als
einzigen Grundſatz der Staatskunſt: Die
Erhal=
tung des Beſtandes der Nation, ihres Volkstums
und ihrer Raſſe zu ſichern.
Reichsminiſter Kerrl verglich die Tätigkeit der Reichsſtelle
für Raumordnung mit der des Generalſtabs, der wur da in die
Einzelheiten eingreift, wo er für die Geſamtheit nützen und
för=
dern kann. Er wies weiter darauf hin, daß durch die Reichsſtelle
für Raumordnung nicht etwa die Einzelplanungen der Reſſorts
überflüſſig oder gehindert würden, ſondern daß im Gegenteil die
Reſſorts ihre Einzelfragen verantwortlich weiterzuführen haben
und ſeine Tätigkeit darauf gerichtet ſei, von einem
überge=
ordneten, das Geſamte umfaſſeden
Geſichts=
punkte aus die Einzelplanungen zu fördern und,
ſoweit ſie zweckvoll und notwendig ſind, ihnen alle
entgegenſtehen=
den Hinderniſſe aus dem Wege zu räumen. Es ſoll ſich bei der
Reichsſtelle für Raumordnung nicht um eine Zentraliſation,
ſon=
dern um eine weitgehnde Dezentraliſation und eine enge
Mit=
arbeit aller an den Planungs= und Ordnungsfragen im deutſchen
Raum intereſſierter Stellen handeln.
Reichsminiſter Kerrl gab dann weiter bekannt, daß
Reichs=
miniſter Heß ihm ſeine Organiſation „Haus der Reichsplanung”
überlaſſen habe, welche in ſeine Reichsſtelle für Raumordnung
übergeführt wird. Ferner gab er ſeinem Dank an
Generalinſpek=
tor Dr. Todt Ausdruck, daß dieſer ihm für ſeine
Arbei=
ten die „Gezuvor” (früher Geſellſchaft zur Vorbereitung
der Reichsautobahnen, jetzt: Geſellſchaft zur Vorbereitung der
Reichsplanung und Raumordnung) zur Verfügung
ge=
ſtellt hat.
Zum Vorſitzenden des Vorſtandes ernannte Reichsminiſter
Kerrl den bisherigen ſtellvertretenden Vorſitzenden und
geſchäfts=
führenden Vorſtand, Pg. Blöcker, den er gleichzeitig auch als
ſeinen Vertreter in der Reichsſtelle für Raumordnung beſtimmte.
Wie die Regierungspreſſeſtelle Düſſeldorf mitteilt, iſt dem
Dechanten Liedmann und dem Kaplan Meininghaus in Neuß vom
Regierungspräſidenten in Düſſeldorf die Berechtigung zur
Ertei=
lung des ſchulplanmäßigen Religionsunterrichts mit ſofortiger
Wirkung entzogen worden. Die Genannten haben durch ihr
Ver=
halten fortgeſetzt ihre Pflichten als ſtaatliche Lehrer verletzt, den
Schulfrieden in erheblichem Maße geſtört und die Erziehung der
ſchulpflichtigen Jugend im nationalſozialiſtiſchen Geiſt ſchwerſtens
gefährdet.
ziier ruſſiſche Sprechchor, der vor Jahren auf dem Roten Platz
Moskau aufgeſtellt war. Davor ſtanden 50 Einzelſprecher mit
rachrohren, die den Text vorſprachen: „Es lebe das inter
ionale Proletariat!” Und dann ſetzte der Chor der Fünf=
Die
ſend ein: „Es lebe das internationale Proletariat!”
Binkung auf die Zuhörer muß ungeheuer geweſen ſein! Bei
geren Texten wirkt der Maſſenſpruch, der ungegliederte
rechchor, zu ſtarr. So ſpaltete man ihn auf in Teilchöre, und
ießlich wuchſen auch noch Einzelſprecher heraus. Der Sprech=
Ar, den der Arbeitsdienſt auf dem Reichsparteitag in
Nürn=
ſig vorführte, war ſolch ein gegliederter Sprechchor. So war
n vom reinen Maſſenſpruch zum gegliederten Sprechchor
ge=
rimen.
Man iſt dann noch einen Schritt weitergegangen. Es iſt ja
: manche Dichtungen verlangen geradezu nach geſtiſchem
ISdruck. Sprache und Gebärde ergänzen ſich gegenſeitig. Das
beſonders deutlich zu ſehen bei Völkern primitiver
Kultur=
e. So beobachtete Frobenius, der bekannte Afrikaforſcher, an
Gern, „daß fie eine Tierfabel, die ſie dem europäiſchen Gaſt
ausdrucksvoll (d. h. mit Ausdrucksbewegungen) vorerzählt
Aten, und dann von ihm zwar textlich richtig, aber ausdrucks=
* (d. h. ohne Gebärden) wiedererzählt hörten, rundweg ab=
Imten mit der Behauptung, die Nacherzählung ſei falſch, das
gar nicht vorerzählt worden”. So iſt man vom unbewegten
or zum Bewegungsſprechchor, zum choriſchen Spiel,
fortge=
itten, bei dem aus der Sprache heraus die Bewegung
ent=
rkelt werden muß. Wenn jüngſt eine franzöſiſche Zeitſchrift
Eauptet hat, dieſe Form dramatiſchen Ausdrucks ſei zuerſt in
ßland entſtanden und die deutſchen Spielleiter ſeien „
imita=
rs”, Nachahmer der Ruſſen, ſo hat man mit Recht darauf
gewieſen, daß die Geſchichte des Sprechchors in Deutſchland
2 der Geiſt, der die Sprecher beſeelt, ein ganz anderer iſt.
Es ſoll aber nicht verſchwiegen werden, daß die Meinungen
eer das choriſche Spiel bei uns noch ſehr geteilt ſind. Ein
weneinander von Bewegungschören und Sprechchören
bezeich=
ei. Lehhauſen als einen groben Mißgriff: „Ich glaube, er ent=
Wingt halb dem Ehrgeiz von Tanzſchulen und halb dem dar=
Eſtenden Unvermögen ſolcher Sprech=Chöre”, Ganz anderer
An=
ſr iſt Karl Vogt: „Im Wechſelſpiel von Ton und Bewegung
ie ibt das Wort lebendig. Ton wie Bewegung, organiſch eins
S dem andern entwickelt, muß beides in feſter künſtleriſcher
Im in die Erſcheinung treten. Nur ſo wird aus dem
Laien=
el des Sprechchors eine neue zeitgemäße monumentale kollek=
* Kunſtform. Meines Erachtens wird von hier aus die
Maige Neuformung des Dramas erfolgen. Aus den gleichen
Ur=
eungen wuchs das heutige, nunmehr feſtgefahrene Theater —
aus dem zuerſt nur auf Chor geſtellten griechiſchen Drama. Der
Einzelſprecher wurde erſt als Schaumkrone von den Wellen des
Chores emporgeworfen. Entwickelt er ſich zu alleinigem,
indivi=
duellem Daſein, ſo iſt die Entwicklungslinie am Ende. Lebendig
und zeitſtark muß ſich das Drama neu aus ſeinen Urgeſetzen als
Maſſenerlebnis aufbauen.”
Der Sprechchor hat natürlich auch nicht vor den Toren der
Schule Halt gemacht. Es iſt das perſönliche Verdienſt des Herrn
Miniſterialrats Ringshauſen, des Leiters des heſſiſchen
Er=
ziehungsweſens, daß er bereits 1933 durch eine beſondere
Ver=
ügung die Pflege des Sprechchors den Schulen zur Pflicht
ge=
macht hat. In ſeinem Geleitwort zu des Verfaſſers
Sprech=
chorheft ſchreibt Miniſterialrat Ringshauſen: „Wird der
Sprech=
chor von nun an durch die Schule in den Dienſt des
jugend=
rohen Bekenntniſſes zu Deutſchland geſtellt, wird er dazu noch
von der inneren ſeeliſchen Glut erwärmt, dann habe ich die
Gewißheit, daß der Sprechchor im Dienſte der Erziehung zum
neuen Reich ein Faktum ſein wird von nicht zu unterſchätzender
Bedeutung.‟ Die ältere Lehrergeneration ſteht dem Sprechchor
zum großen Teil ablehnend gegenüber, was ſich wohl daraus
er=
klärt, daß ſie noch zu ſehr der „Ich=Zeit” verhaftet iſt.
Wenn Gegner des Sprechchors den Sprechchor den „
Ver=
derber des Ohres” genannt haben, ſo beſteht dieſe Gefahr,
aller=
dings nur bei ſchlecht ſprechenden Chören. Ebenſo ſicher iſt es,
daß ſich das Ohr erſt wieder an die Eigenart des choriſchen
Stils gewöhnen muß.
Die Auseinanderſetzung um dieſe neue Ausdrucksform der
„Wir=Zeit” iſt noch lange nicht abgeſchloſſen. Man laſſe erſt
ein=
mal unbekümmert aufwachſen, was nach Geſtaltung drängt. „
Be=
fruchtendes eben wächſt nicht aus Theorien, ſondern aus
erfolg=
gläubigem Tun.”
Die da Romane ſchreiben, die mit „Die” beginnen.
Die vom Niederrhein (Herzog),
die aus dem Drachenhaus (Fiſcher).
die von Witzingerode (Schreckenbach),
Die vor den Toren (Viebig),
die hinter den Bergen (Sohnrey),
Die als Opfer Gefallenen (Stegmann),
Die nach uns kamen (Harbou),
Die guten Willens ſind (Matthey),
die da leiden (Kirſtein,
Die wir von der Erde ſind (Boyſen),
Die da kommen und gehen (Zahn),
Die da wandern und irren (Fabri de Fabris) Ruc
uſw.
Frankfurker Muſikbrief.
Zu den Veranſtaltungen, die dem Raum und dem Inhalt
nach zu den eindrucksvollſten in Frankfurt gehören, zählen die
Darbietungen im Karmeliterkloſter. Das Kammerorcheſter unter
der Leitung von Guſtav Maerz iſt meiſt der Gaſtgeber: man
kann da Mozarts D=Dur=Divertineento, Haydns Variationen aus
dem Kaiſerquartett und ſelbſt Beethovens D=Dur=Serenade in
einer der Stimmung und dem Stil nach ſehr warmherzigen
Wie=
dergabe hören. Auch ein Konzert des Cäcilien= und Rühlſchen
Geſangvereins, der die bereits beſprochene Meſſe in C=Moll des
Freiherrn von Droſte ſang, zeigte, wie ſehr die ehrwürdige
Um=
gebung eine ihr entſprechende Kunſt zu umkleiden verſteht.
In ſeinem Sommerzyklus hat das Schauſpielhaus Lehärs
Operette „Der Zarewitſch” einſtudiert. Ueber das Werk und ſeine
Bedeutung iſt kein Wort zu verlieren. Es iſt doch ein wenig
betrüblich, wie ſehr dieſe Art von Kunſt noch zieht. Die
Auf=
führung war glänzend, und wenn ſie es nur wegen der
Schön=
heit des von L. Siewerts geſchaffenen Rahmens geweſen wäre.
Der Regiſſeur L. Salzmann hat mit viel netten,
unaufdringli=
chen Einfällen auf der Bühne wahres Leben geſchaffen. C.
Piſto=
rius, der ſich mit der Titelrolle verabſchiedet hat, gütt den
Zare=
witſch mit der ihm eigenen geſanglichen und mimiſchen Eleganz;
r kann ſogar unſentimental bleiben. Seine Partnerin iſt Lya
Juſtus, deren Sonja ſehr lebendig wirkt. Die Komik wird faſt
vorbildlich von E. Seidenſpinner und — mit Abſtand — von
M. Effertz vertreten.
Dann gab es im Sommerzyklus ſogar eine Uraufführung,
„Tiroler Hütchen”, einen Schwank von Stefan Grengg, zu dem
der Kapellmeiſter Erich Halbach einige muſikaliſche Einlagen
mittlerer Art und Güte geſchrieben hat. Die Handlung ſpielt
in Tirol, eine Engländerin erobert ſich ihren Ski=Lehrer zur
Ehe; das iſt in der Ausführung nicht neu, aber für
anſpruchs=
loſe Gemüter ganz neckiſch gemacht. Das iſt ein Stück für die
Zu=Hauſe=Gebliebenen, die erfreuliche Bilder öſterreichiſcher
Alpen ſehen. Die Aufführung mit geſchmackvoller Szenerie
Ha=
manns und unter der agilen Regie H. Voigts iſt famos. Claire
Kaiſer iſt eine ſehr originelle, zielbewußte Engländerin; T.
Impe=
koven und G. Lengbach zeichnen ſehr gute Typen, die wie immer
Dr. W. Kn.
bei ihnen natürlich ſind.
Goethes „Fauſt” iſt jetzt von dem Johannesburger
Sprach=
forſcher White Echman in das Kiſuaheli, die Sprache der
Sua=
heli, übertragen worden. Ob die Eingeborenen von dem
ehe=
maligen Deutſch=Oſtafrika davon großen Gewinn haben, möchten
wir bezweifeln.
Seite 4 — Nr. 205
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 28. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 28. Juli 1935
Deutſches Tonkünſtlerfeft in Darmſtadk.
Das Deutſche Tonkünſtlerfeſt, welches in dieſem Jahre in
Hamburg ſtattſand, iſt für 1936, aus Anlaß des 50. Todestages
Franz Liſzts, des Gründers des Allgemeinen Deutſchen
Muſik=
vereins, nach Weimar einberufen worden.
Auf Einladung des Oberbürgermeiſters der
Landeshaupt=
ſtadt Darmſtadt beabſichtigt nun der Deutſche Muſikverein, das
Tonkünſtlerfeſt 1937 nach Darmſtadt zu verlegen.
Inkermezzo im Palaisgarken.
Ein tropiſch heißer Nachmittag, alle „Schattenbänke” ſind bis
auf den letzten Platz beſetzt, der eine macht ein „Nickerchen”, der
andere „döſt” im Schatten der Bäume. Eine entſpannende, träge
Ermattung, ſelbſt die Hände der Frau mit dem Strickzeug ruhen
tatenlos im Schoß.
Wie elektriſiert gingen aber auf einmal die Köpfe in die
Höhe! Der Palaisgarten, ſeither noch ein träger Teich, wurde
plötzlich lebendig ein Eichhörnchen hüpfte und turnte am
mittleren Baum auf der Wieſe des Gartens herum und zeigt die
ſchönſten Akrobatenſtückchen, alle „Bänkebeſitzer” werden wach,
Fuß=
gänger bleiben erwartungsvoll ſtehen ... die Sonne ſcheint gar
nicht mehr warm zu machen.
Plötzlich landet das Eichhörnchen auf der Wieſe, hüpft hin und
her. Es wurde verfolgt. Kleine Vögel, Buchfinken und andere,
ſchwirrten dem Tierchen nach und hakten mit ihren ſpitzen
Schnä=
belchen drauf los Zierlich hüpfte das Eichhörnchen durch Gras,
ſchreckte im Gebüſch am Seitenpfad eine Amſel auf ... wollte ſich
ſcheinbar verkriechen. Immer wieder flatterten die kleinen Vögel
über die Stelle, wo es gerade ſaß und waren ebenſo aufgeregt wie
angriffsluſtig. Mochte das Tierchen nun durchs Gebüſch, die Mauer
entlang oder über die Bäume ſtreifen ., ſtets waren ſeine
auf=
geregt piepſenden Verfolger hinter ihm heer.
So ging das eine halbe Stunde lang. Der Palaisgarten
„wimmelte” wie ein Ameiſenhaufen. Jedermann wollte den
klei=
nen „Räuber?” ſehen, der ſchließlich im dichten Geäſt eines
Bau=
mes verſchwand und wahrlich genügend Stoff zum diskutieren
übrig ließ.
H. H.
„Fleiſch im eigenen Saft”.
Werbeveranſtaltung der Metzgerinnung, Kreis Darmſtadt.
Anläßlich einer im ganzen Reich ſtattfindenden Werbe=Aktion
für die Verwendung von ſteriliſiertem Doſenfleiſch hat auch die
hieſige Metzgerinnung in Zuſammenarbeit mit dem Städtiſchen
Gaswerk am Dienstag, dem 23. d. M., die Hausfrauen zu einer
Werbeveranſtaltung eingeladen. Der Obermeiſter der
Metzger=
innung, Herr Metzgermeiſter Kaffenberger begrüßte die
zahlreich erſchienenen Hausfrauen, insbeſondere dankte er dem
Kreishandwerksmeiſter Schäfer für ſein Intereſſe, das er durch
ſeine perſönliche Anweſenheit zeigte. Herr Kaffenberger
beleuch=
tete in anſchaulicher Weiſe die Bedeutung des konſervierten
Doſenfleiſches für die geſamte Volkswirtſchaft. Wie es uns allen
noch in Erinnerung iſt, war das Jahr 1934 ein ſehr trockenes
Jahr. Dadurch war eine große Futterknappheit eingetreten.
Un=
ſere Landwirtſchaft, die mit Großvieh gut beſtellt war, um die
Ernährung unſerer Volksgenoſſen ſicherzuſtellen, wurde
gezwun=
gen, durch den kleinen VoTat an Futter ihr Vieh abzuſetzen. Die
Folge wäre jetzt das Ueberfahren der Märkte mit Großvieh
ge=
weſen. Unſere heutige Reichsregierung, die ſtets das Intereſſe
hat, daß deutſches Volksgut nicht verſchleudert wird, hat deshalb
dieſen Mehrbeſtand an Großvieh in die zurzeit zum Verkauf
kom=
menden Doſen (Fleiſch im eigenen Saft) einkochen laſſen. Es iſt
nicht von der Hand zu weiſen, daß der Inhalt unſeres
Doſen=
fleiſches nur aus erſtklaſſigem Material hergeſtellt iſt. Auf dieſe
Weiſe iſt auch dieſes Jahr, nachdem ſelbſtverſtändlich eine große
Viehknappheit eintreten mußte, unſere Ernährung an Fleiſch
ſichergeſtellt.
Wenn Herr Kaffenberger die anweſenden Hausfrauen
auf=
forderte, dieſes Doſenfleiſch recht oft im Haushalt zu verwenden,
ſo helfen die nun folgenden Ausführungen der Vortragsdame
des Gaswerks Frl. Spieß, mit, den Hausfrauen die praktiſchen
Kochmöglichkeiten des Doſenfleiſches in mannigfaltigſter Art und
Weiſe zu zeigen. Es war erſtaunlich, in welch kurzer Zeit die
” hergeſtellt
wur=
vielerlei Speiſen aus „Fleiſch im eigenen Saft
den. Die Vorführungen fanden allgemeinen Beifall der
Haus=
frauen und werden ſicher dazu beitragen, den Verbrauch an
Fleiſchkonſerven zu ſteigern.
In den kommenden Tagen werden noch weitere
Veranſtal=
tungen im Ausſtellungsraum des Gaswerks
— jeweils um 16
und 20 Uhr — ſtattfinden, deren Beſuch den Hausfrauen
wärm=
ſtens empfohlen wird.
Tierſchuhverein Darmſtadk und Umgebung.
Der Tierſchutzverein Darmſtadt und Umgebung hielt im
Für=
ſtenſaal eine außerordentliche Mitglieder=Hauptverſammlung ab.
Die Sitzung wurde einberufen, da der Reichstierſchutzbund, der
durch Verfügung des Reichsminiſters des Innern als
Spitzenver=
tretung des deutſchen Tierſchutzes beſtellt wurde, zur Regelung des
zukünftigen Aufbaus und Ausbaus des Tierſchutzes, eine
Einheits=
ſatzung für die einzelnen Ortsvereine angeordnet hat.
Unter der Leitung des ſtellvertretenden Vorſitzers Herrn
Oberveterinärrat Dr. Küthe, wurde der geſchäftliche Teil ſchnell
erledigt und die neuen Satzungen einſtimmig angenommen.
Am Schluß der Verſammlung machte der langjährige und
ver=
diente Schatzmeiſter des Tierſchutzvereins, Oberrechnungsrat
N. Kratz, ſehr intereſſante Ausführungen über das neue
Tier=
heim am Löcherwieſenweg. Seit dem Jahre 1909 hat ſich Herr
Kratz in uneigennütziger Weiſe für den Tierſchutz eingeſetzt und
durch ruhige ſachliche Arbeit die Mittel geſammelt, die es
ermög=
lichten, in Darmſtadt eine vorbildliche Anlage zu ſchaffen ohne
Geldleute in Anſpruch zu nehmen und den Verein mit
Schuld=
zinſen zu belaſten.
Das Tierheim, das nun ſeiner Vollendung entgegengeht
ent=
ſpricht allen Anforderungen neuzeitlicher Tierpflege. Neben
herrenloſen Tieren können auch Tiere aufgenommen werden deren
Beſitzer auf Reiſen oder vorübergehend abweſend ſind. In
ge=
räumigen Zwingern iſt den Tieren genügend Bewegungsfreiheit
geboten. Gute, fachmänniſche Behandlung iſt durch den bekannten
Tierpfleger Gg. Körber, dem das Tierheim anvertraut iſt,
ge=
währleiſtet.
Die Einrichtung des Heimes erforderte etwa 12 000
Reichs=
mark Koſten.
Von 445 tierfreundlichen Stiftern (auch ſehr oft in
Teilbeträgen von 0.50 RM.) ſind eingegangen
Der Tierſchutzverein ſelbſt hat durch jährliche
Rück=
lagen bereitgeſtellt
„ . „ „
Für Bauſteine ſind erzielt worden.
Für Zinſen aus dem angelegten Baukapital für die
Dauer der Sammlung
Für ſonſtige Einnahmen können erwartet werden
entgegenkommender Weiſe hat Herr Min.=Rat
Ringshauſen aus Mitteln des Landſchaftsbundes
Volktum und Heimat bewilligt.
Die Stadt Darmſtadt ſtellte uns einen Beitrag zur
Verfügung (freilich erſt zahlbar 1. 4. 1936)
2 470 RM.
3 700 „
428 „
1082
„
320 „
1500 „
2 500 „
Zuſammen: 12000 RM.
So iſt durch den Opferſinn von Volksgenoſſen ein Werk durch
eigne Kraft, wiederum für die Allgemeinheit entſtanden. Dies iſt
Tierſchutz der Tat.
Herzlichen Dank gebührt dem Herrn Min.=Rat
Ringshau=
ſen durch Bewilligung eines Zuſchuſſes aus Mitteln des
Land=
ſchaftsbundes, der die Erbauung des Heimes erleichterte.
Nicht minder ſei herzlichſt gedankt dem Herrn
Oberbürger=
meiſter Wamboldt und Herrn Bürgermeiſter Kopp für die
ſeitens der Stadt in Ausſicht geſtellte Beihilfe.
Und nicht zuletzt danken wir allen gütigen Spendern
insbe=
ſondere denjenigen, denen das Opfer ſchwer fiel, den alten
Mütter=
chen, welche ihr Scherflein für das Gelingen des Werkes aus den
mitunter recht ſauer erſparten Pfennigen zur Verfügung ſtellten.
Mit einem dreifachen Siegheil auf den genialen Führer und
großen Tierfreund Adolf Hitler ſchloß der Vorſitzer die Sitzung.
Gartenbau=Ausſtellung u. Arbeitsbeſchaffung.
Vom Verkehrs= und Preſſeamt wird uns geſchrieben: Wer ſich / ſerer Gartenbau=Ausſtellung etwas ganz Neuartiges dargeſtelt
in der Darmſtädter Gartenbau=Ausſtellung befindet und ſeine
Sie iſt letztlich der Triumph der deutſchen:
helle Freude an dem Blühen der Blumen und an der Farben= Blume über ihre ausländiſchen Konkurrenten.
Unſere Darmſtädter Gartenbau=Ausſtellung iſt, eine
gewol=
prächtigkeit des Bildes hat, wer ſich auf den bequemen Bänken
ausruht und wer in den Erfriſchungszelten ſitzt, wird kaum eine
Ueberlegung darüber anſtellen, wieviel die Erſtehung der
Gar=
tenbau=Ausſtellung zur Arbeitsbeſchaffung beigetragen hat. Aus
dieſem Grunde wollen, wir der Oeffentlichkeit einige Zahlen
nennen, die ohne jede weitere Erläuterung für ſich ſprechen. Es
wurden geleiſtet an: Schloſſerarbeiten 1600 Arbeitsſtunden,
Zim=
merarbeiten 1300 Arbeitsſtunden, für Erdarbeiten 14 000
Arbeits=
ſtunden, für Maurerarbeiten wurden allein an Arbeitslöhnen
ausgegeben 2000 RM., für Pflanzen, die ja bei dieſer
Ausſtel=
lung alle gekauft werden mußten, wurde der Betrag von rund
15 000 RM. verausgabt. Es wurden 12 Laſtzüge mit je 200
Zentner Kies in die Ausſtellung gefahren. Rund 45 000
Keil=
ſteine, Klinkerſteine wurden in die Ausſtellung gemauert. Drei
Waggon Sandſteinplatten von der Weſer rollten an, einn Waggon
Flonheimer Kalkſandſteine fanden Verwendung, ein Waggon
Taunusquarzit mußte herbeigeſchafft werden und außerdem noch
zwei Laſtzüge mit Miltenberger Sandſteinplatten. Die Geräte=
Ausſtellung in der außerordentlich ſehenswerten Induſtrieſchau
umfaßt ebenfalls ca. 1000 Nummern.
Der aufmerkſame Leſer wird beim Ueberfliegen dieſer
Zei=
len ſofort einen Begriff haben, welche arbeitsbelebende Wirkung
dieſe Gartenbau=Ausſtellung mit ſich bringt, zumal alle ſonſtigen
entſtehenden Koſten wie Propaganda, durch die wieder die
Druckereien Einnahmen haben, Muſik durch die ſoundſoviel
arbeits=
loſe Muſiker auf zwei Monate beſchäftigt ſind, durch die
Gaſt=
wirtſchaften, die in der Ausſtellung zu den gleichen Preiſen wie
in der Stadt Speiſe und Trank abgeben, gar nicht in dieſer
Aus=
ſtellung berückſichtigt ſind.
e Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellung iſt ein ganz über=
D
ragendes gartenarchitektoniſches Ereignis, und jedermann wird
ohne weiteres klar ſein, daß es heute für unſeren
Gartengeſtal=
ter, mag er nun ein Privatmann oder Fachmann ſein, ſchon aus
nationalpolitiſchen Gründen, nur darauf ankommt, deutſche
Blumen zur Schmückung ſeines Gartens zu verwenden.
Die deutſche Erde bringt ſoviel herrliche und unſer Gefühl
unmitelbar anſprechende Blumen hervor, daß wir uns von den
ſogenannten „Sehenswürdigkeiten des Auslandes” jederzeit
frei=
machen können.
Seltene Blumen? Ja, denn in dieſer Ausſtellung findet der
Beſucher Blumen, die man 30 Jahre und noch länger nicht mehr
in den deutſchen Gärten gefunden hat und die nun plötzlich in
aller Friſche und Pracht vor unſeren Augen ſtehen. Ein ganzes
Menſchenleben lang vergeſſen und in die Ecke geſtellt, und nun
plötzlich zu neuem Leben erweckt.
Iſt ſich jeder der Beſucher ſchon einmal darüber klar
gewor=
den, daß die Fläche vor dem Orangeriehaus 10 000
Quadrat=
meter groß iſt? Und daß die Löſung, dieſe ungeheure Fläche
ge=
ſchickt aufzuteilen und lebendig zu halten, geradezu meiſterhaft zu
nennen iſt. Man muß natürlich für dieſe Dinge eine gewiſſe
Einſtellung und auch Begabung haben. Wem eine Blume nichts
weiter iſt als ein mehr oder minder ſchöner Farbenflecken der
Land=
ſchaft, den wird man kaum davon überzeugen können, daß in un=
tige Demonſtration für die Idee der deutſchen:
Blumen, und ſie macht bewußt Kehrt gegen den
Aus=
landsfimmel ſo vieler Menſchen, die in ihrem Garten immer
noch Palmen und ſonſtige ausländiſche Pflanzen ſtehen haben.
Es gehört zu den ganz beſonderen Ereigniſſen der
Gartenbau=Ausſtellung, daß der Schöpfer dieſer großartigen
Schau, Gartengeſtalter Hirſch=Wiesbaden, an jedem
Sams=
tag und Mittwoch nachmittag um 5 Uhr eine Füh.
ie Muafkt din Daie Di Kenfcen f e dn esſtiſte
in das Bewußtſein gekommen, welche erzieheriſche und
nationalpolitiſche Aufgabe unſere Gartenbau=
Aus=
ſtellung zu erfüllen hat. In den Jahren 1905 und 1925 war die
innere Bereitſchaft der Menſchen gewiß nicht ſo, wie ſie heute
ge=
worden iſt. Aber auch ſchon damals waren die Darmſtädter
Gartenbau=Ausſtellungen richtunggebend für den ganzen deutſchen :
Gartenbau. Unſere Ausſtellung in dieſem Jahre iſt in jeder
ein=
zelnen Nuance kämpferiſch gehalten, obwohl ſie, als Ganzes
geſehen, natürlich den Eindruck eines ſchönen und
tief=
innerlichen Erlebnis hinterläßt.
P.
Ausſtellungsleitung iſt bemüht, für ihre Beſucher alles
mögliche zu tun, um dieſen den Aufenthalt angenehm zu machen.
Dazu gehört ſelbſtverſtändlich eine erſtklaſſige Verpflegung, die
ohne weiteres ſichergeſtellt iſt. Wie ſchon oben geſagt,
unterſchei=
den ſich die Preiſe in nichts von denjenigen der
Gaſt=
wirtſchaften in der Stadt.
Für die Beſitzer von Dauerkarten hat die Ausſtellungsleitung
das Tor in der Orangerieſtraße, in der Beſſunger Straße
und den Haupteingang in der Orangerieallee geöffnet.
Einzelkarten werden außerdem verkauft an dem
Hauptein=
gang und an dem Eingang in der Orangerieſtraße,
Der Eintrittspreis für die Ausſtellung beträgt am Tage
50 Pfg. und abends 30 Pfg. ohne jeden Zuſchlag. Vereine,
Verbände und ſonſtige Korporationen wenden ſich wegen des
ge=
meinſamen verbilligten Eintritts oder wegen des Bezugs einer
größeren Anzahl von Eintrittskarten am beſten an die
Ausſtel=
lungsleitung, Darmſtadt. Orangeriehaus. Telephon 2368.
Nachdem die Ausſtellung nun acht Tage eröffnet iſt, wollen
wir der Oeffentlichkeit auch nicht vorenthalten, daß der Beſuch
dafür, daß Urlaubszeit iſt, außerdem eine drückende Hitze in der
letzten Woche über der Stadt lagerte, ein außerordentlich
befrie=
digender genannt werden muß. Es paſſierten in der Zeit von
Samstag, den 20. Juli, nachmittags 14 Uhr, bis Samstag, den
27. Juli; nachmittags 16 Uhr, rund 14 000 Menſchen die
Tore der Ausſtellung.
Zum Glück iſt das Gelände der Gartenbau=Ausſtellung ein ſo
gewaltiges, daß jeder Beſucher, ſelbſt bei ganz außerordentlich
ſtarkem Andrang, noch ein ruhiges Plätzchen finden kann, wo er
ſich dem Betrachten dieſer einzigartigen Gartenbau=Ausſtellung
hinzugeben vermag.
Keine Sonder=Fahrpreisermäßigung der Reichsbahn
im Jubiläumsjahr der deutſchen Eiſenbahn.
Von verſchiedenen Seiten ſind Anfragen an uns ergangen,
ob die Reichsbahn beabſichtige, in dieſem Sommer aus
Au=
laß des hundertjährigen Beſtehens der
deut=
ſchen Eiſenbahn beſondere Fahrpreisvergünſtigungen zu
ge=
währen.
Wie uns hierzu von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, iſt
von der Gewährung einer derartigen Fahrpreisermäßigung wede
etwas bekannt noch iſt die Einführung einer ſolchen
Vergünſti=
gung beabſichtigt.
Saison-Schluß-Verkauf
vom 29. Juli bis 10. August
Bielefelder Leinen- und Wäschehaus
BEOKER
6711)
Peter-Gemeinder-Straße 17
2 Wr
BuRRUS!
Sie haben ſicherlich,
hochverehrte Leſerſchaft, mit Wohlgefallen bemerkt, daß meine
Herren Berufskameraden der Sparten Politik, Lokales und
Sport, dieweil die Zeit ja geradezu mit Siebenmeilenſtiefeln
rennt neuerdings allwöchentlich noch einmal eine Ueberſicht über
die abgelaufene Woche geben. Warum, ſo frage ich Sie, ſoll ich
nicht ein Gleiches tun? (Womit ich mich allerdings, außer für
dieſes eine Mal, keineswegs feſtlegen will.) Beginnen wir alſo
mit dem Sonntag (dem vorigen natürlich);
Am Sonntag (warten Sie mal)
am Sonntag, ja, da
habe ich einen famoſen Heidelbeerkuchen gegeſſen. Wo,
tut nichts zur Sache, da ja — dank meiner Mitwirkung —
ſo=
jeſo eine halbe Stunde ſpäter nichts mehr davon übrig war.
Der Kuchen (ich meine das, was unter den Heidelbeeren war)
ſoll ja (wie mir meine Nachbarin zuflüſterte) recht billig
ge=
weſen ſein; aber das oben drauf (das hab’ ich auch von
mei=
ner Nachbarin, aber da waren ihre Lippen ſchon ganz blau vor
Anſtrengung) — das oben drauf . . . „Man kann diesjahr
über=
haupt keinen Heidelbeerkuchen machen”, ſagte ſie — und griff
nach einem neuen Stück. (Jaja, das muß ich ſagen, Geld haben
die Leute ſchon, bei denen ich am Sonntag eingeladen war.)
Am Montag hats endlich mal nicht geregnet,
Am Dienstag war ich auf einer Beerdigung. Draußen auf
dem Alten Friedhof. Leider hab’ ich dabei feſtgeſtellt, daß
das Pflaſter da, dicht hinter dem Eingang, noch viel älter
zu ſein ſcheint als der Alte Friedhof. Während der arme Tote
noch einmal gehörig durchgeſchüttelt wurde (als hätte man das
nicht ſchon zu Lebzeiten genug), habe ich ſo meine Betrachtungen
darüber angeſtellt, daß auch ein Pflaſter ſchließlich nicht ewig
halten kann und mitunter, manchmal, ſo in beſtimmten
Zeiträu=
men doch einmal erneuert werden müßte.
Am Mittwoch haben wir ſchnell Gurken bzw. Gummern
eingemacht, weil ſie in Biebesheim gefallen waren.
Am Donnerstag habe ich einen intereſſanten Verſuch am
nördlichen Schloßportal (nach dem Theater zu) miterlebt.
Zwei Fremde ſuchten nämlich auszuprobieren, wie in dieſen
Schilderhäuschen mit den ſchiefen Böden früher die
Sol=
daten wohl Wache geſtanden hätten. Nachdem ſie ein paarmal
probierenderweiſe abgerutſcht waren, kamen ſie zu dem Ergebnis,
das ſei wohl ſo gemacht worden, damit die Poſten nicht
einge=
ſchlafen wären. (Ich habe nichts dazu geſagt, weil ich annehme,
daß ſich dieſe Sache draußen herumſpricht und ihretwegen noch
mehr Fremde nach Darmſtadt kommen werden.)
Am Freitag hab’ ich meinem Freund Krautwurſt meine
zweitbeſte Hoſe geliehen, weil ihm ſeine am Woog geklaut
worden war.
Und am Samstag hab’ ich mir beinahe Kopfweh angegrübelt,
wie das wohl mit der rotierenden, freiſchwebenden Doſe
in dem Schaufenſter einer hieſigen Pavierhandlung ſein möge.
Ich habe vor der Erkerſcheibe zehn verſchiedene Erklärungen
ge=
hört. Ich finde, man ſollte ſolche Sachen verbieten, weil ſie die
öffentliche Ruhe und Sicherheit ſtören. (Ich weiß ja jetzt
natür=
lich, wie das Ding funktioniert. Aber warum ſoll ich’s den
andern leichter machen, als mir’s gegangen iſt?)
Uebrigens fällt mir ein, daß das ſchon geſtern vor acht Tagen
war. Da ich ſomit ſozuſagen wieder vor meinem
Ausgangs=
punkt angekommen bin, darf ich jetzt alſo mit gutem Recht
auf=
hören. Finis est chronicae Burrensis
Jeder fährt für den 1-Pfennig Tarif zu den
Rundfunkkagungen nach Berlin!
Am 16. Auguſt beginnen ih.
der Reichshauptſtadt die großen
Rundfunk=Tagungen. Führende!
Männer des Staates und der:
Technik werden in Berlin zu=
W or
ſammenkommen, um gemeinſam
die weitere Geſtaltung des deutzen
ſchen Rundfunks in politiſcher,,
kultureller und techniſcher Bes
ziehung durchzuarbeiten.
7
Zahlloſe Vorträge werden dem!
Laien die Entwicklung und den
A
neueſten Stand der deutſchen
Rundfunktechnik vor Augen füh==
RDR
70
ren. Erſte Fachkräfte werden zu
den Wiſſenſchaftlern und
Tech=
nikern ſprechen und Tauſende
—von Funkwarten werden in
Schulungskurſen zuſammenge
faßt, um die politiſche Bedeutung
des Rundfunks und das, was ſie
an den Funktagen und in der
Funkausſtellung erlebt haben,
ins Volk zu tragen und denen
mitzuteilen, die zu Hauſe bleiben
mußten und nicht an den großen:
Ereigniſſen teilnehmen konnten.
Die ausgezeichnete Rundfunkausſtellung iſt nicht allein für den
Handel aufgebaut, ſondern in erſter Linie für das geſamte deutſch
Volk. Jeder, dem es irgendwie möglich iſt, ſollte dieſe einzigartig
Veranſtaltung beſuchen. Wieviele Volksgenoſſen kommen täglich in.
die Rundfunkſtellen des RDR., um ſich Rat zu holen, wenn ſie
den=
einen oder anderen Fehler oder eine Unzulänglichkeit ihres Runds
unkgerätes feſtzuſtellen glauben. Wieviele Volksgenoſſen
beab=
ſichtigen, vielleicht zu Weihnachten ein neues, modernes
Empfang=
gerät anzuſchaffen. Kurz, jeder, der ernſtlich an ſeinem Empfänger
und dem deutſchen Rundfunk intereſſiert iſt, benutze die billigen.
Sonderzüge des RDR. nach Berlin, um ſich an Ort und Stelle über.
den neueſten Stand der Rundfunktechnik zu unterrichten.
Ebenſo wird das Röhrenbauprogramm 1935/36 mit den neuen
Allſtromſerien von allgemeinem Intereſſe ſein.
Eine beſondere Erweiterung hat die Fernſehtechnik erfahrelf
und die Fernſehräume werden wieder viele Wißbegierige anlocken!=
Eine intereſſante Gegenüberſtellung wird in der diesjährigeſ
Rundfunkausſtellung zu ſehen ſein, auf der einen Seite das ſcho
vorhandene Reichsautobahnennetz, auf der anderen Seite eine Plg
nung des Rundfunkſendernetzes nach Prof. Eſau, Jena. Dieſe
beis=
den Gebiete werden hier mit einem tieferen Sinne gezeigt. Der
Autoverkehr hat das Reichsautobahnnetz, aber noch nicht den
Volkswagen. Der Rundfunk beſitzt den Volksempfänger, aber
noch=
nicht das anzuſtrebende Sendernetz.
Auch das Baſteln wird in dieſer Ausſtellung neu erſtehen. Die=
Baſtler, repräſentiert durch die techniſche Arbeitsgemeinſchaft
bei=
den Kreisgruppen des RDR., werden die entſprechenden Grunds
kenntniſſe und die techniſchen Anforderungen, die heute an jedem
Hörer geſtellt werden, im Volke vertreten. Und gerade die Baſtler
können aus der Fülle des Gebotenen viel mit nach Hauſe nehmen-
Allen Beſuchern aber ſteht der Senderaum des Volksſenders
offen, und wer am Sendeprogramm der Ausſtellungswoche noch
teilnehmen und mitſenden will, meldet ſich ſofort in der
Kreis=
funkſtelle an.
Außer den Funktagungen und der Ausſtellung finden
noch=
die
zahlloſe weitere Veranſtaltungen und Führungen durch
Sehenswürdigkeiten der Reichshauptſtadt ſtatt, ſo daß wohl alle
Beſucher auf ihre Rechnung kommen.
RDR.=Mitglieder haben als Träger des neuen Rundfunkges
dankens beſondere Vergünſtigungen.
Niemand verſäume deshalb, mit den billigen Funk=
Sonder=
zügen des RDR nach Berlin zu fahren und die ereignisreichem
Tage mitzuerleben. Baldigſte Anmeldung in der Kreisfunkſtelle=
Luiſenſtraße 36, iſt erforderlich. Nähere Auskunft daſelbſt. Se=
— Sommerſpielzeit 1935. Gaſtſpiele der Heſſiſchen Volksbühne—
Heute Sonntag, ſowie Montag und Dienstag jeweils
abends 8.15 Uhr, geht die Operette „Geiſha” in Szene Die
alten, vertrauten Melodien ſind zu neuem Leben erweckt. Wieder
iſt Beppo Geiger der muſikaliſche Leiter, für die Spielleitung
zeichnet Erich Lange. In den weiteren Partien: Käthe
Kri=
ſtel, Mizzi Schneider=Kögler, Ilſe Henrich und die
Herren Fritz Ploder, Willi Ziegler u. a. Bei den bekannten.
Sommerpreiſen werden Sie gerne einen Abend im Dis
pheum verbringen. Benutzen Sie den Vorverkauf im Verkehrsbüro
1 Uhr. Kiosk am Paradeplatz von 1—
6 Uhr, oder an der
Orpheumskaſſe ab 5 Uhr. Es wird wiederholt darauf
hingewieſen=
daß die Vorſtellung der Donnerstag=Miete am Montag, dem
20. Juli, abends 8.15 Uhr. die Vorſtellung der Freitag=Reihe am
Dienstag, den 30. Juli, 8,15 Uhr, nachgeholt wird. Dieſe Umſtellung
war notwendig, wenn eine einwandfreie Wiedergabe herausge2
bracht werden ſollte.
Seite 6 — Nr. 205
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 28. Jult 19:5
Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter.
NSKOV., Ortsgruppe Darmſtadt.
Am 10. Auguſt findet im Saalbau eine
Mitgliederverſamm=
lung ſtatt. Wir bitten die Mitglieder, ſich recht zahlreich zu
be=
teiligen. Bei dieſer Verſammlung ſpricht ein „kriegsblinder
Kamerad über ſeine Erlebniſſe im Krieg. Zu dieſer
Verſamm=
lung können Gäſte eingeführt werden.
Bezirksleitung der NSKOV.
Die Bezirksleitung der NSKOV. veranſtaltet am 18. Auguſt
1935 eine große Rheinfahrt. Kameraden und Kameradenfrauen,
die ſich daran beteiligen wollen, erfahren alles Nähere durch ihren
Stützpunktleiter bzw. Blockwart. Letzte Meldung zur Beteiligung
ſpäteſtens am 3. Auguſt 1935, mittags 12 Uhr.
Alte Garde (Träger des goldenen Reichsehrenzeichens).
ANT
T8die deutſche Arbeitsfront /
A4
Ko
Der Kreiswalter.
NS. Hago — RBG. 17 und 18 (Handel und Handwerk).
An der am Sonntag (28. Juli), vormittags 10 Uhr, im
Re=
ſtaurant „Kaplan”, Mühlſtraße 68, ſtattfindenden
Amtswalter=
ſitzung nehmen teil: die Ortsgruppenamtsleiter der NS. Hago
ſo=
wie deren Preſſe= und Propagandawalter, die
Ortsbetriebs=
gemeinſchaftswalter Handel und Handwerk, die
Kreisfachgruppen=
walter der RBG. Handel und Handwerk. Erſcheinen eines jeden
iſt Pflicht.
R
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude.
Sommerſpielzeit 1935.
Sonntag, Montag und Dienstag, jeweils 8.15 Uhr, als zweite
Vorſtellung der Spielzeit „Die Geiſha”, Operette in 2 Akten
(3 Bildern) von Sidney Jones.
Der Montag iſt zugleich nachgeholte Vorſtellung der
Don=
nerstag=Miete. Es gelten alſo die Karten mit dem Aufdruck
„Donnerstag, 25. Juli” für die Montag=Vorſtellung.
Für Dienstag, den 30. Juli, abends 8.15 Uhr, gelten die
Karten von „Freitag, 26. Juli”, ſo daß auch die Freitag=Mieter
in den Genuß ihrer Vorſtellung kommen.
Für die Arbeitskameraden ſtehen außerdem für die
Vor=
ſtellungen am Montag und Dienstag verbilligte Karten zum
Preiſe von 0,70 RM. zur Verfügung.
Als nächſte Vorſtellung iſt „Der Zarewitſch” in
Vorbereitung. Weitere Mitteilungen an dieſer Stelle.
Reichsluftſchuhbund, Orisgruppe Darmſtadt.
Wochendienſtplan vom 28. Juli bis 3. Auguſt 1935.
Reviergruppe I (Müller): Freitag, den 2.-Auguſt, 20 Uhr
pünktlich, haben ſämtliche Blockwarte und deren Stellvertreter
der Untergruppen Ia und Ib in Mütze und Armbinde
vor dem Hauſe Mackenſenſtraße 17 anzutreten.
Der Ortsgruppenführer.
J. A. gez: Dr. Scriba, Organiſations=
und Propagandaleiter.
Heſſen=Darmſtädter Dour=le=mérite-Trägen
Die Heſſiſche (25.) Diviſion und der Orden Pourle=Mörite.
Von Hanns Möller, Witten.
Der Polizeibericht meldet:
Wer kennt den Toten? Am 19. 7. 35 wurde bei Norheim
aus dem Rhein eine unbekannte männliche Leiche geländet.
Be=
ſchreibung: 25—30 Jahre alt, 1,70 Meter groß, kräftige Geſtalt,
rundes, volles Geſicht, dunkelblondes, lichtes Haar, ſehr ſchräge
Stirn, kleine breite Naſe, mittelgroße, etwas abſtehende Ohren,
bartlos, vollſtändige Zähne, im Oberkiefer zweiter Schneidezahn
rechts Goldkrone, zweiter Schneidezahn links Goldplombe. Der
Tote trug ſchwarzen Badeanzug mit ſchwarz=weißer Einfaſſun
linker Achſelſchluß mit Knopf, an jedem Hoſenbein, ein weißes
Dreieck mit ſchwarzem Streifen. Wo wird dieſe Perſon vermißt?
Nachricht an das Landeskriminalpolizeiamt, Darmſtadt. Zentrale
für Vermißte und unbehannte Tote.
Diebſtahl am Woog. Am 23. 7. 35, zwiſchen 16 und 17.30 Uhr,
wurde aus einer offenen Kleiderhalle auf der Woogsinſel eine
Armbanduhr entwendet. Beſchreibung; verchromte
Herrenarm=
banduhr mit Eliederkette, viereckig, auf dem Zifferblatt römiſche
Zahlen. Am Innendeckel ſind die Buchſtaben EPE eingvaviert.
Sachdienliche Mitteilungen erbittet das
Landeskriminalpolizei=
amt Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 27.
Verkehrsunfälle. In der Nacht zum 26. Juli 1935 wurde am
Eberſtädter Bahnhof ein aus Hahn ſtammender Radfahrer durch
einen Omnibus überfahren und auf der Stelle getötet.
Vermut=
lich wurde der Unfall durch den Toten ſelbſt verſchuldet. — In
der Nacht zum 27. Juli 1935 ereignete ſich auf der Griesheimer
Straße ein Verkehrsunfall zwiſchen einem Perſonenkraftwagen,
einer Radfahrerin und einem Radfahrer. Die Radfahrerin mußte
erheblich verletzt in das Stadtkrankenhaus eingeliefert werden.
Das beteiligte Kraftfahrzeug war in einem vollkommen
vernach=
läſſigten Zuſtand. Vermutlich liegt hier ausſchließliches
Verſchul=
den des Kraftfahrers vor. — Am 27. 7. 35. gegen 7.30 Uhr, wurde
auf der Straße Nieder=Ramſtadt—Darmſtadt ein Radfahrer durch
einen überholenden Kraftwagen angefahren. Der Verletzte mußte
durch die Rettungswache in das Herz=Jeſu=Hoſpital eingeliefert
werden. In dieſem Falle dürfte der Radfahrer den Unfall
ver=
ſchuldet haben, da er den Fahrdamm überquerte, ohne ein
ent=
ſprechendes Zeichen zu geben. — Am gleichen Tage ereignete ſich
ein weiterer Zuſammenſtoß an der Kreuzung Heinrichs= und
Nie=
der=Ramſtädter Straße zwiſchen einem Perſonenwagen und einem
Kraftrad. Der Kraftyadfahrer wurde leicht verletzt. Die
Schuld=
frage bedarf noch der Klärung.
Brand in einer Tankſtelle. Noch gut abgelaufen iſt ein Brand.
der in den Mittagsſtunden beim Abfüllen von Brennſtoff in einer
Tankſtelle am Güterbahnhof entſtand. Vermutlich entſtand der
Brand durch Entzündung, der ſich beim Abfüllen, entwickelnden
Gaſe. Der Brand wurde durch die Städtiſche Feuerwehr mit
Schaumlöſchgeräten gelöſcht.
—Neue Strafvorſchrift beim Mißbrauch von
Münzfernſpre=
chern. Jeder Mißbrauch öffentlicher Münzfernſprecher und
Poſt=
wertzeichengeber der Deutſchen Reichspoſt wird nach den neuen
Vorſchriften des 8 2652 des Strafgeſetzbuches jetzt mit Gefängnis
bis zu einem Jahr oder mit Geldſtrafe geahndet werden.
Dar=
über hinaus können auch ſchwere Strafen in Frage kommen, und
zwar auf Grund der Beſtimmungen des Strafgeſetzbuches über
Betrug (8 263 ff.) und des Geſetzes betr. Entziehung elektriſcher
Arbeit von 1900.
— Evangeliſche Frauenhilfe der Kaplaneigemeinde. Der
Aus=
lug der evangeliſchen Frauenhilfe am 30. Juli (Dienstag) nach
Dreieichenhain findet auf alle Fälle ſtatt. Abfahrt 2 Uhr
nach=
mittags (nicht wie zuerſt angegeben 2½ Uhr) am Paradeplatz.
VI.
Auch aus dem Geſchlecht der
Freiherren v. Preuſchen erwarb
ſich ein Angehöriger den höchſten
deutſchen Kriegsorden, nämlich
der Major Ludwig
Frei=
herr v. Preuſchen v. u. zu
Liebenſtein. Offiziersſohn, iſt
er am 19. Juni 1875 geboren, im
Kadettenkorps erzogen und 1896
als Sekondleutnant in das 2.
Badiſche Grenadier=Regiment
Kaiſer Wilhelm II. Nr. 110
ein=
geſtellt worden. Dieſem Regiment
hat er während ſeiner ganzen
Dienſtzeit in Krieg und Frieden
angehört, wurde 1912 Hauptmann
und im folgenden Jahr Chef der
Maſchinengewehr=Kompagnie, die
unter ihm in den größten aller
Major Frhr. v. Preuſchen Kriege zog. — Hauptmann von
von und zu Liebenſtein. Preuſchen war ein
außergewöhn=
lich tapferer Soldat, der an allen
Kämpfen der 110er mit größter Auszeichnung teilnahm. In
der Schlacht bei Lille im Oktober 1914 ſchwer verwundet, erhielt
er nach Rückkehr ins Feld im Februar 1915 das Kommando des
III. Bataillons ſeines Regiments, das unter ihm an der
Loretto=Höhe und in der Champagne, an der Somme und vor
Verdun glänzende Kriegstaten vollbrachte. Der tapfere
Batail=
lonskommandeur leiſtete überall durch rückſichtsloſen Einſatz der
eigenen Perſon wie ſeines kampferprobten Bataillons
Hervor=
ragendes, wie Ende 1917 wieder in der Tank= und
anſchließen=
den Angriffsſchlacht bei Cambrai.
Glänzend geſchult konnte Hauptmann v. Preuſchen ſein
III. Bataillon in die „Große Schlacht in Frankreich” führen.
Unmittelbar nach Beginn der Durchbruchsſchlacht bei St. Quentin=
La Fere übernahm er an Stelle des verwundeten
Regiments=
kommandeurs die Führung des ganzen Regiments. Seiner
ſchneidigen Führung gebührt mit das Hauptverdienſt an den
großartigen Leiſtungen und Erfolgen der 110er, die nach
Durch=
ſtoßen der engliſchen Stellung über 60 Kilometer von St.
Quentin bis nördlich Montdidier durchbrachen. Das brachte dem
Regimentsführer v. Preuſchen den Vorſchlag zum Pour= le
mérite ein,
Und zwei Monate nach jenem erſten großen Angriff ſtürmte
das Grenadier=Regiment Nr. 110 erneut in Schlacht und Sieg.
die letzten Mai= und erſten Junitage des Jahres 1918 ſahen
neue Taten der tapferen Badenſer. Doch laſſen wir den
Fern=
ſpruch des wenige Tage ſpäter an der Marne gefallenen
Diviſionskommandeurs, Generalmajor Frhr. Prinz v. Buchau,
zu uns ſprechen, den jener an das vorgeſetzte Generalkommando
des IV. Reſervekorps richtete:
„In der Angriffsſchlacht am 27. Mai ſeit Einnahme von
Craonne mit ſeinem Bataillon in vorderſter Linie eingeſetzt,
durchſtieß dieſes in rückſichtsloſem Draufgehen die zahlreichen
Stellungen und drang am Abend des 27. Mai bis Fismes im
Vesle=Tal bor, Starker Widerſtand des durch Autokolonnen
herangeführten Gegners wurde nach hartem Kampf gebrochen.
Durch am Abend ausgeführte Umfaſſung drang Hauptmann
Frhr. v. Preuſchen mit Teilen ſeines Bataillons noch am
Abend des 27. Mai auf das Höhengelände ſüdöſtlich Fismes
vor und trug dadurch weſentlich zur Beſitznahme der
Ueber=
gänge über die Vesle und der Höhen ſüdlich Fismes bei. Auf
Grund ſeiner hervorragenden Leiſtungen wage ich dieſen
außer=
gewöhnlich tüchtigen und ſchneidigen Bataillonskommandeur
erneut zum Orden Pour le mérite vorzuſchlagen.”
Hauptmann Frhr. v. Preuſchen erhielt den beantragten
höchſten deutſchen Kriegsorden durch A. K. O. vom 17. Juni
1918. Am 20. September wurde er zum Major befördert. Es
Jagd im Auguſt.
Der Rothirſch, der meiſt fertig gefegt hat, tritt in die Feiſte,
wird heimlich und ſtärkt ſich für die Zeit der Brunft. Seine
Schußzeit beginnt am 1. Auguſt, während der Damhirſch noch
Schonzeit bis zum
September hat, da ſein Kopfſchmuck noch
nicht fertig iſt. — Gern ſtellt ſich der Rothirſch in Vorhölzern
ein, weil er von hier keinen weiten Wechſel ins Getreide hat.
Bei ſeiner Jagd iſt der Anſitz dem Pürſchen vorzuziehen, denn
durch vieles Umherſchleichen in der Nähe des Einſtandes wird
der Feiſthirſch leicht vergrämt. Vor der Brunft kommen
ledig=
lich Schadhirſche und Artverderber zum Abſchuß.
Die Brunft des Rehwildes erreicht im erſten Monatsdrittel
ihren Höhepunkt und flaut etwa um die Mitte des Monats ab.
Für den Rehſtand iſt es vorteilhaft, wenn erſt gegen Ende der
Brunft der eine oder andere jagdbare Bock geſtreckt wird,
wäh=
rend Kümmerer und Artverderber vorher zum Abſchuß kommen.
Enten und Ringeltauben ſind jetzt jagdbar. Die
Enten=
beſtände ſind leider ſehr zurückgegangen, woran wohl
Entwäſſe=
rungen, Feldbereinigungen, Störungen der Brutplätze durch
Waſſerſport und dergleichen die Urſachen ſind. Auch Bekaſſinen
haben Schußzeit, doch ſind ſie durch Schwinden ihrer
Lebens=
bedingungen bei uns ſelten geworden.
Am 25. Auguſt geht die Hühnerjagd auf.
In Revieren, in denen ſich die Kaninchen ſtark vermehrt
haben, wird mit dem Abſchuß dieſer flinken Nager auf dem
abendlichen Anſtand begonnen.
Weidmannsheil!
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das Aufbaumittel für Herz und Nerven.
Müdigkeit und Abspen- 3
ung, sondern erhöhte Kro
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Probe gratis durch „Hermes”, Fabrik pharm. Präparate, München Sw.
Was die Lichtſpiel=Theater bringen.
Das Union=Theater zeigt bis auf weiteres die übermütige
Tonfilm=Operette „Mach mich glücklich” mit Elſe Elſter, Albert
Lieven, Adele Sandrock und Urſula Grabley.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen den phantaſtiſch ſchönen Ufa=
Film „Liebe, Tod und Teufel” mit Käthe von Nagy, Albin Skoda
und Brigitte Horney in den Hauptrollen.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen den ſenſationellen
Aben=
teurerfilm „Kampf um den Piratenſchatz” mit Richard Talmadge
in der Hauptrolle.
— Reſi=Theater zeigt das herrliche Luſtſpiel „Betragen
unge=
nügend” mit Anny Ondra als Primanerin Vera. Mittags 1.30
Uhr: Jugendvorſtellung mit „Präriereiter‟. Heute in der
Nacht=
vorſtellung: „Ein gewiſſer Herr Gran” mit Hans Albers, Karin
Hardt.
Belida zeigt ein heiteres Spiel mit vielen reizenden
Ein=
fällen mit Jenny Jugo, Friedrich Benfer, Willi Schur in „
Pech=
marie‟. Im Beiprogramm „Buſter Keaton als Lebensretter”.
Oberſtleutnant
Frhr. v. Wedekind.
bedarf keiner Frage, daß er ſich auch fernerhin bei jedem Eij
mit ſeinem Bataillon glänzend ſchlug bis zum bittern Ende.;
Am 9. April 1920 wurde Major Frhr. v. Preuſchen, derd
ſeinem Gut Oſterſpai bei Braubach am Rhein lebt, auf
Geſuch verabſchiedet.
Die Freiherren b. Wedeil
ſind ebenfalls ein altes heſſiüt
Geſchlecht. Auch einer von i.
brachte aus dem Weltkrieg
blauen Pour le mérite heim, mi
lich der Oberſtleutnant.
Fritz Freiherr v.,
We=
kind, der zu Darmſtadt am
Oktober 1872 geboren iſt, Koc
war und 1891 bei den 8lern Qr
nant wurde. Nach dem Beſud
Kriegsakademie Kompaniecheff
ſeinem Regiment, kam er 191
gleicher Eigenſchaft zum Kau
Alexander=Gardegrenadierregirn
Nr. 1. wo Kaiſersgeburtstag
die Beförderung zum Major:/
folgte.
R
Bei Kriegsausbruch mußt!
zunächſt daheim bleiben, um erſ
Monat das Erſatz=Bataillon
2. Garde=Reſerveregiment zu fühz
doch Mitte Oktober 1914 rückte er mit dem III. Bataillon
Reſerve=Infanterie=Regiments Nr. 201, das aus „Maikäff; Bn
Kriegsfreiwilligen (Garde=Füſilieren) gebildet war, nach F.10
dern aus, dem ſchweren Ringen um Ypern entgegen. Sp.M
finden wir ihn an der Loretto=Höhe und in der Champagne= urände=
Serbien (Erſtürmung von Kraljewo) und vor Verdun
„Toten Mann”, im Feſtungsdreieck in Wolhynien und wiec”, de
vor Verdun. Seit Anfang 1917 Kommandeur des Infante-
Regiments Nr. 364, kämpfte er in den Vogeſen und an
iten 6
Laffaux=Ecke, im Wavrille=Wald vor Verdun und am Seretky;4ſt ein
Galizien und war nördlich des Brimont bei Reims eingeni
Dann wurde Major Frhr. v. Wedekind am 27. Februar T1
A
Kommandeur ſeines alten Kaiſer=Alexander=Garde=Grenado)
Regiments Nr. 1, das unter ſeiner ſtraffen Führung überall —
vorragende Taten vollbrachte. Der neue Kommandeur war an
energiſche und entſchloſſene Perſönlichkeit, die ſich überall rd cnei
ſichtslos einzuſetzen pflegte. Das bewies er vor allem in
Angriffsſchlacht an der Marne am 15. Juli 1918, jener letzt
großen deutſchen Offenſive, die dem Feind rechtzeitig
verra=
worden war, ſo daß er Zeit gefunden hatte, ſeine Gegenmuß
nahmen zu treffen. Der Angriff mußte deshalb, wegen ſeit mſetzt
Ausſichtsloſigkeit ſchon folgenden Tags eingeſtellt werden. T
hatten die Kaiſer=Alexander=Garde=Grenadiere, durch Mar eſt
v. Wedekind kühn und energiſch geführt, am 15. Juli ſich=
vorzüglich geſchlagen und einen ſo großen Erfolg errungen, 7
ſich der Diviſionskommandeur, General v. Friedeburg, veranl!/
ſah, für den erprobten, durch ſeine Selbſtändigkeit herm”
7u
getretenen Regimentskommandeur den Orden Pour le merité./ 0 der letz
beantragen, der ihm am 15. Auguſt 1918 verliehen wurde.
Nach wochenlangen ſchweren Abwehrkämpfen; ſollte X9/0
Alexander=Regiment am 7. November zur Unterdrückung
roten Unruhen in die Heimat abtransportiert werden. Doch
kam nur bis Herbesthal und machte dann Front gegen das
den Händen der Aufrührer befindliche Aachen: Es marſchiese
durch die Eifel, ging bei Bonn über den Rhein und ward nus o0
nach Oberſchleſien in den Grenzſchutz abbefördert. Major Fr .
v. Wedekind übernahm im Sommer 1919 die Leitung der
A=
wicklungsſtelle ſeines Regiments, um im April 1920 auf ſeim: Arürg
Antrag mit dem Charakter als Oberſtleutnant verabſchiedet /
werden.
(Vgl. Nr. 186, 188, 191, 195 und 200 des „Darmſtädtil iuten ?
duer
ur g
in der 9.
50 ery
Fe
Tagblatt”.)
„Die Geiſha”
Gaſtſpiel der Heſſiſchen Volksbühne im Orpheum.
Mit dieſer zweiten Aufführung der Heſſiſchen Volksbühne 7
Orpheum wurden wir noch weiter nach Oſten verſetzt als d0
vorige mal: Diesmal befand man ſich im Land der aufgehenoe
Sonne, in Japan, genauer geſagt im „Teehaus zu den 10004
Freuden”, wo die Geſchichte der kleinen Geiſha O Mimoſa S0)
ſpielt. Erich Lange zeichnete als Spielleiter für den flote!
Ablauf dieſer Geſchichte verantwortlich, und wir hoffen, daß 1e
kleinen Unebenheiten, die ſich an dieſem erſten Abend hie und
noch ergaben, ſich noch verlieren. Dasſelbe gilt von der Uebes
einſtimmung der Sänger mit dem Orcheſter, das im übrigen val
Beppo. Geiger in gewohnt temperamentvoll ſtraffer Weih
geführt wurde. Die häufig vertretenen Chöre, wieder von R.V
Frieß einſtudiert, werden wohl auch noch ſicherer und uſ
hängiger vom Dirigenten werden.
Die zarte, hingebungsvolle kleine Geiſha, deren Partie von Jone
mit ſo vielen reizenden Melodien bedacht iſt, ſang und ſpel.!
Käte Kriſtel ſehr liebenswürdig. Erich Lange war der glüg
liche Leutnant Katani, der ſie heimführt. — Ilſe Henrichal
graziöſe Miß Molly wirkte hauptſächlich durch ihr temperamen!
volles Spiel und Tanzen. Sie bekam programmäßig ihren
Ae=
ginald (Fritz Ploder), der in ſeiner Marineuniform
wirkliſ=
gut ausſah. Das dritte Paar, der gewichtige Polizeipräfekt M
die mit allen Waſſern gewaſchene Franzöſin ſtellten Willi 3i
ler und Henni Jürgenſen auf die Bühne. Einſpännig, abe
deshalb nicht weniger mit Beifall bedacht, blieb der Teehaus
beſitzer Wun=Hſi: Kurt Egendorf ſpielte ihn mit verblüſſe.
der Beweglichkeit und ſtattete den ſchlauen alten Knaben,
vielen luſtigen Einzelzügen aus. In einem Lied konnte er ſogch
die Zuſammenhänge zwiſchen dem Chineſiſchen und dem Heiee
deutſch beweiſen!
Trotz der zahlreichen Wiederholungen, die bei dem lebhaſte.
Beifall des vollbeſetzten Hauſes nicht ausbleiben konnten, wiche.
ſich die Aufführung bemerkenswert raſch ab, — ein Fortſch”
gegen die „Polenblut”=Premiere!
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Schuls Felſenkeller: Heute Sonntag ab 7 Uhr Bice
muſik. Durch Aufſtellung eines neuen Muſiktempels, der vüllt
Akuſtik glücklich gebaut iſt, hört und ſieht man Muſik auch
im
dem entfernteſten Platze aus. Es empfiehlt ſich, das Kond
dem ſchönen windgeſchützten Garten zu beſuchen. Der Eiſi
iſt frei.
„Reſtaurant Sitte‟: Heute ſpielt Willy Melchiot.
Städtiſcher Saalbau. Heute abend 8 Uhr Ton42
Auss”
Kapelle Schlupp. Bei günſtiger Witterung im Freien.
ſchank das Bayr. Qualitätsbier Siechen=Hell und Pfirſich=Bowl.”
Seite 8 — Nr. 205.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 28. Juli 1935.
Aus dem Gerichtsſaal.
Der Kommuniſtenprozeß.
Am letzten Tag der Strafſenatsverhandlung, betreffend
Ver=
brechen der Vorbereitung zum Hochverrat, ſtanden
ſieben Angeklagte aus dem Odenwald vor dem Richter. Der 26 Peter Friedrich aus Lützel=Wiebelsbach wurde zu 3½
Jahren Zuchthaus, der 27jährige Johann Grein aus Seckmauern
zu 2½ Jahren Zuchthaus verurteilt: außerdem wurden ihnen die
bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre aberkannt und Stellung
unter Polizeiaufſicht für zuläſſig erklärt. Beide Angeklagten
hatten die Verbindung mit der verbotenen KPD. hergeſtellt,
Bei=
träge abgeliefert und illegale Flugblätter an die übrigen
An=
geklagten verteilt, die ſie zum Teil weitergaben, zum Teil nicht
ablieferten. Der 53jährige Leonhard Netzer und der 28jährige
Albert Langle, beide aus Seckmauern, wurden zu 1½ Jahren
bzw. 4 Monaten Gefängnis verurteilt, der 32jährige Michgel
Olt 3. aus Wiebelsbach zu 2 Jahren Gefängnis und der 27
jäh=
rige Georg Friedrich aus Lützel=Wiebel bach zu 4 Monaten
Gefängnis. Unterſuchungshaft wurde zum Teil angerechnet. Der
23jährige Friedrick Eckert aus Lützel=Wiebelsbach wurde
man=
gels Beweiſes freigeſprochen.
„Kriminalrat Müller” nimmt eine Hausſuchung vor.
LPD. Frankfurt a. M. Auf der Zeil in Frankfurt a. M.
ent=
ſtand bekanntlich vor einiger Zeit in einem Geſchäftshaus ein
ausgedehnter Brand. Als der Brandſtifter Julius Kahn in
Un=
terſuchungshaft ſaß und ein Geſtändnis abgelegt hatte, klingelte
an einem der folgenden Tage in der Kahnſchen Wohnung das
Telephon, und die Hausangeſtellte, die allein anweſend war,
ver=
nahm, daß ein Kriminalrat Müller die Hausfrau ſprechen wollte.
Bald nach dem Anruf erſchien ein kleiner Herr in der Wohnung
und erklärte der Hausangeſtellten, daß er ſie ſchon telephoniſch
geſprochen habe. Er ſei der Kriminalrat Müller und ſuche nach
einem Brillantring, der von Kahn gekauft worden ſei. Dem
Herrn Kriminalrat wurden keine Schwierigkeiten gemacht, und
die Hausangeſtellte ließ ihn bereitwilligſt an alle Behältniſſe.
Im Geſpräch mit ihr ließ er durchblicken, daß es ſich darum
han=
dele, das Gehalt der Hausangeſtellten ſicherzuſtellen.
Er fragte das Mädchen, ob es vielleicht Wert auf Beſtecke
lege, aber die Hausangeſtellte, die kurz vor der Ehe ſtand, lehnte
dan=
kend ab, denn ſie habe ſchon alles, was ſie brauche. Man kam an
einen Kleiderſchrank, zu dem das Mädchen jedoch keinen Schlüſſel
hatte. „Da müſſen wir den Polizeiſchloſſer holen,” meinte der
Herr Kriminalrat. Der Schrank war aber offen, und im unteren
Teil lagen Anzugſtoffe. „Ach, da haben wir ia etwas für S.e,” ſagte
wohlwollend der vermeintliche Beamte, der außer den Stoffen
auch noch ein Dutzend Strümpfe an ſich nahm. Die Gegenſtände
ſollten zur Sicherſtellung des Gehalts des Mädchens dienen, ſo
verſicherte Herr Müller, der ſich bei ihr auch noch erkundigte, ob
ſie Geld habe. „Sie ſehen ſchlecht aus,” meinte er, und gab ihr
zwei Mark. „Gehen Sie fort,” fügte er hinzu, „und holen Sie
ſich warmes Eſſen im Reſtaurant.‟ Der Kriminalrat entfernte
ſich dann und rief noch einmal telephoniſch an, um der
Hausange=
ſtellten mitzuteilen, daß 230 RM. für ſie ſichergeſtellt ſeien.
Der „Kriminalrat Müller”, den es in Frankfurt nicht gibt,
wurde alsbald in der Perſon des aus Birſtein gebürtigen Alex
Heß wegen Amtsanmaßung und Diebſtahls verhaftet. Heß war
jetzt, als er ſich vor dem Schöffengericht zu verantworten hatte,
n vollem Umfang geſtändig. Er iſt wegen Betrugs und
Dieb=
ſtahls vorbeſtraft und war ſeinerzeit zwei Jahre lang in der
Heil=
anſtalt Herborn untergebracht. Als man ihn dort entließ,
be=
mühte er ſich um Arbeit und kam damals auch zur Firma Veit
Wohlfahrt, um wegen Beſchäftigung nachzufragen. Der Inhaber
Kahn habe ihn aber barſch abgewieſen: „Wir ſind hier doch keine
Suppenanſtalt, ſcheren Sie ſich zum Teufel.‟ Heß ſchwor Rache,
und als er in der Zeitung von dem Geſtändnis des Kahn geleſen
habe, da habe er die Zeit für gekommen gehalten, um die Rache
auszuführen.
Der Angeklagte leidet an einer Hirnlues und hat
verſchie=
dentlich Kuren mitgemacht. Nach dem Gutachten des
Gerichts=
arztes iſt die Zurechnungsfähigkeit des Heß nicht aufgehoben;
auch eine verminderte Zurechnungsfähigkeit könne nicht in
Frage=
kommen.
Das Gericht verurteilte den Betrüger zu einem Jahr
und=
drei Monaten Gefängnis.
Der Fuldaer Autobus=Unfall vor Gericht.
LPD. Hanau a. M. Auf der Landſtraße zwiſchen
Peters=
berg und Böckels ereignete ſich in der Nacht zum Oſtermontag eim
ſchwerer Verkehrsunfall. Ein Poſtomnibus, der eine Anzahl vom
Reichswehrmuſikern nach Fulda brachte geriet beim Ueberholem
eines Perſonenkraftwagens in den Straßengraben und rannte min
voller Wucht gegen einen Baum. Dabei wurde, die Frau des
Fahrers auf der Stelle getötet und mehrere Soldaten ſchwer
ver=
letzt. Dieſer Unfall hatte jetzt vor der Großen Strafkammer im
Hanau ſein gerichtliches Nachſpiel. Angeklagt war der Fahrer der
Poſtomnibuſſes Sch. wegen fahrläſſiger Tötung in Tateinheit min
ahrläſſiger Körperverletzung. Die Verhandlung dauerte zwei
Tage und wurde außerordentlich genau durchgeführt. Nach
ein=
gehender Beratung ſprach das Gericht den Angeklagten für
ſchul=
dig und verurteilte ihn entſprechend dem Antrage des
Staatsan=
walts zu einer Gefängnisſtrafe von 6 Monaten und zur Tragung
der Koſten des Verfahrens. In der Urteilsbegründung wurde
be=
tont, daß der vorliegende Fall mildere Beurteilung erforderte.
Der Angeklagte ſei durch den Tod ſeiner Frau hart genug
getrof=
en, und ſeine ſonſtigen menſchlichen und beruflichen Quglitätem
eien einwandfrei. Bei der Strafzumeſſung ſei auch das
Mitver=
ſchulden des unbekannten Perſonenwagens zu berückſichtigen
ge=
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Sonntag, 28. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 205 — Seite 9
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Die Beerdigung findet am Montag, 29. Juli 1935, um 3 Uhr,
auf dem Friedhof Nieder=Ramſtädter Str., Darmſtadt, ſtatt.
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Witwer, 69 Jahre.
Slockſtadt: Herbert I., Georg, Landwirt, ledig,
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ſiederhauſen: Meyer, Eliſabethe, geb. Böhm,
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Seite 10 — Nr. 205
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 28. Juli 1935
Deutſchlands und Frankreichs Jugend ſollen ſich kennenlernen
Auf der Inſel Uſedom wurde ſoeben das deutſch=franzöſiſchen Austauſchlager auf dem „Inſelhof”
eröffnet. 30 deutſche und franzöſiſche Schüler werden hier vier Sommerwochen verbringen und ſich
in gemeinſamer Arbeit auf dem Lande wie auch bei künſtleriſchen Studien einander näherkommen.
Hier ſieht man die Ankunft der franzöſiſchen Schüler, die nicht nur von den deutſchen
Lagerkame=
raden, ſondern auch von der Bevölkerung aufs herzlichſte begrüßt wurden. (Scherl=M.)
Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Die beiden etwa 20 Jahre alten Münchener
Touriſten Fritz Geiger und Adolf Raff waren am
Donnerstag früh ohne Führer aufgebrochen, um
das Matterhorn über den Zmutt=Grat zu
beſtei=
gen. Dieſe Partie iſt in dieſem Jahre erſt einmal
und in Begleitung eines Führers ausgeführt
worden. Nach einem Drittel des Aufſtiegsweges
ſtürzten ſie plötzlich ab.
Die Stadt Iſmid in Kleinaſien ſteht ſeit 24
Stunden in Flammen. Der größte Teil der 12000
Einwohner zählenden Stadt iſt bereits zerſtört.
Bis jetzt iſt noch nicht zu überſehen, wie groß die
Zahl der Opfer dieſer Brandkataſtrophe ſein wird
Die Stadt iſt vollkommen von den Bewohnern
ge=
räumt worden.
Präſident Rooſevelt verfügte am Freitag die
Ausweiſung von 151 Ausländern, die
Rauſchgift=
verbrechen, Falſchmünzerei und ähnliche Delikte
begangen haben. Dies iſt die größte derartige
MMMaſſenausweiſung, die bisher in Amerika,
er=
folgt iſt.
„ *
Der „heimkückiſche Whisky.
Der Weg in das Spread Eagle Hotel in dem
engliſchen Ort Reading war nicht ſo ſonderlich
ſchwer geweſen. William Burns hatte zuerſt die
Kaſſe der Hoteldirektion heimgeſucht und dieſe
er=
heblich erleichtert. Der Rückweg führte ihn durch
die Hotelbar, wo ihn die Reihe ſchöner Whisky=
Flaſchen ſo freundlich anlächelte, daß er nicht
vor=
übergehen konnte.
Jedenfalls hatte er urſprünglich nur die Abſicht,
die beſte Flaſche Whisky auszuſuchen. Bei dem
Ausſuchen blieb es dann. Denn als die helle
Mor=
genſonne ihre Strahlen durch die Fenſter der Bar
ſchickte und der Hausdiener dort den Staub zu
wiſchen bemüht war, entdeckte er einen total
„faſſungsloſen: Mann hinter, der Bar, der dort
ſinnloſe Zwiegeſpräche mit drei leeren
Whisky=
flaſchen hielt. Er war nicht einmal in der Lage,
den Aufforderungen der herbeigerufenen
Poli=
ziſten, ihm auf die Wache zu folgen, zu entſprechen.”
Wie man ſich erzählt, ſoll er, nachdem der Rauſch
von ihm gewichen war, geſchworen haben, nie mehr
Whisky anzurühren, vor allem nicht, wenn er
„geſchäftlich” unterwegs iſt. Und im übrigen
wurde er diesmal zum 13. Mal=verurteilt. Der
Whisky iſt es alſo vielleicht doch nicht allein ge=
Eine Begekarierin, die ſich auch vor
Klapperſchlangen nicht fürchket.
*Verwandlung des Lichtes.
Auf dem Wege zu neuen Lichtquellen. — Chemiſche Lichtwandler, — Kaltes weißes Licht. — Eim
Viertel der Sonnen=Helligkeit erreicht.
weſen.
Ein Ruderbook ohne Ruder.
Eine junge, erſt 21jährige Amerikanerin, Miß
Beebe de la Fontaine, behauptet, daß ihr die Biſſe
von giftigen Schlangen keinen Schaden zufügen
könnten, weil ſie vegetariſch lebe und vor allem
viel Spinat eſſe. Spinat mache gegen
Schlangen=
gift unempfindlich. Sie ließ es nicht mit leeren
Worten bewenden, ſondern führte es gleich prak
tiſch vor, indem ſie ſich von einer giftigen
Klap=
perſchlange beißen ließ. Nachher ſtellten ſich auch
tatſächlich ſeine Nachwirkungen ein.
(Weltbild=M.)
Die Urſache des Gaſomekerbrandes
in Köln=Ehrenfeld.
Köln. Der Brand, der am Mittwoch
nachmit=
tag an einem Gaſometer im Gaswerk Köln=
Ehren=
feld ausbrach, iſt, nach Feſtſtellung der
Kriminal=
polizei, durch das fahrläſſige Verhalten eines
An=
ſtreichers verurſacht worden.
An den drei Gaskeſſeln ſind Zugvorrichtungen
angebracht, mit denen im Winter die Heizſchleuſen
je nach dem Stand der Glasglocke in die
ent=
ſprechende Höhe gebracht werden können. Dieſe
Zugvorrichtungen ſind mit je einem 4 Zentner
ſchweren Kontergewicht verſehen. Sie werden nach
der Heizperiode ſo feſtgebunden, daß ſie nicht
be=
nutzungsfähig ſind.
Trotz ſtrengſten Verbotes hat einer der
Anſtrei=
cher am Unfalltage eine ſolche Hebevorrichtung
losgelöſt, um ein eiſernes Rad leichter anſtreichen
zu können. Nach der Entfernung des Bindedrahtes
wurde das Rad durch das ſchwere Kontergewicht
hochgeriſſen. Durch das hinabſchnellende
Konter=
gewicht wurden zwei 40 Kg. ſchwere Winkeleiſen
von dem zur Führung der Gasglocke dienenden
Eiſengerüſt abgeriſſen. Eines dieſer Winkeleiſen
hat nun ein Loch in die Gasglocke geſchlagen,
wo=
bei durch die Funkenbildung das ausſtrömende Gas
entzündet wurde. Der Anſtreicher ſprang in ſeiner
Angſt von einem 11 Meter hohen Laufſteg zur
Erde, blieb aber unverletzt.
Unſere heutige Lichttechnik ſteht im Zeichen
grundlegender Umwälzungen, einer techniſchen
Wandlung, die nicht nur zu beſſeren, ſondern auch
zu wirtſchaftlicheren Lichtquellen führen wird
Der bisherigen Art der Lichterzeugung, die in der
Erhitzung feſter Körper bis zur Ausſtrahlung von
Licht beſteht, iſt in den letzten Jahren eine zweite
grundſätzlich andere Art der Lichterzeugung zur
Seite getreten, die auf dem Durchgang des
elek=
triſchen Stromes durch Gaſe beruht. Bei dieſem
Stromdurchgang nämlich werden die Gasatome
und =moleküle durch die auf ſie auftreffenden
elek=
triſchen Ladungen und Ladungsträger zum
Leuch=
ten angeregt.
Der ſchwerwiegende Nachteil dieſer an ſich viel
wirtſchaftlicheren Lichterzeugung beſtand bisher
darin, daß die gewöhnlich verwendeten. Gaſe
(Neon, Helium, Queckſilberdampf, Natriumdampf
uſw.) kein weißes, ſondern gefärbtes Licht
ausſtrahlen. Wir kennen dieſes Licht von der
Re=
klamebeleuchtung her, bei der man ſich der
Farbig=
keit der ſogenannten Gasentladungs
röhren mit Vorteil bedient, um beſtimmte
Ef=
fekte hervorzurufen. Für allgemeine
Beleuchtungs=
zwecke indeſſen kommt ein ſolches Licht nicht in
Frage. Man verſuchte erſt, dieſen Nachteil durch
Kombination mehrerer
Lichtquel=
len abzuſtellen, zum Beiſpiel indem man die
bläu=
lich ſtrahlende Queckſilberdampf=Lampe
mit gelblich ſtrahlenden gewöhnlichen Glühlampen
kombinierte, um ſo zu weißem, tageslichtähnlichem
Licht zu gelangen.
In jüngſter Zeit iſt es aber gelungen, das
ge=
ſteckte Ziel auf einem ganz anderen Wege zu
er=
reichen, nämlich dadurch, daß man ſich ſogenannter
Leuchtphosphore bediente, um das an ſich
ſarbige Licht der Gasentladungslampe in ein für
allgemeine Beleuchtungszwecke geeignetes weißes
Licht zu verwandeln. Es gibt gewiſſe Stoffe, die
die Fähigkeit beſitzen, bei Beſtrahlung aufzuleuch
ten, und nicht nur das, ſondern auch nach
beende=
ter Beſtrahlung noch eine gewiſſe Zeit hindurch
weiter zu leuchten. Einer der bekannteſten Stoffe
dieſer Art iſt das Zinkſulfid, das auf Zuſatz
winzigſter Mengen von Kupfer die Fähigkeit der
Lumineszenz und Phosphoreszenz, wie man dieſe
Eigenſchaften nennt, erlangt. Man bedient ſich
ſeiner und ähnlicher ſogenannter Leuchtphosphore
zum Beiſpiel um die Zeiger und Ziffern von
Uhren ſelbſtleuchtend zu machen.
Der gleichen Stoffe hat ſich nun auch die
Licht=
technik bedient, und mit Gasentladungsröhren
„kaltes” weißes Licht zu erzeugen. Es iſt
nämlich unſchwer möglich, Leuchtphosphore
aufzu=
finden, die ein rein weißes Licht ausſtrahlen. In
jedem Fall bedarf ein ſolcher Phosphor natürlich
der Anregung, um dieſe Strahlung auszuſenden.
Dieſe Anregung geht von dem in der Röhre
ent=
haltenen, beim Stromdurchgang zum Leuchten
ge=
langenden Gas aus. Wenn man beiſpielsweiſe
eine Queckſilberdampflampe an der Innenſeite des
Rohres mit Leuchtphosphoren der genannten Art
belegt und ſie unter Strom ſetzt, ſo bringt primär
der Strom den Queckſilberdampf zum Leuchten;
der leuchtende Queckſilberdampf wirkt nun
ſeiner=
ſeits auf den Leucht=Phosphor ein und bringt ihn
zum Leuchten. Der Gewinn dieſer
Lichtumwand=
lung liegt darin, daß der Phosphor ein völlig
weißes, helles Licht ausſendet, während der
Queck=
ſikberdampf allein nur mattbläulich leuchtet.
Dieſe neue Art der Lichterzeugung zeichnet ſich
durch eine recht erhebliche
Wirtſchaft=
lichkeit aus. Während bei Glühlampen die
Energieausbeute, d. h. die von der Einheit der
elektriſchen Arbeit erzeugte Lichtmenge etwa acht
bis zehn Lumen pro Watt beträgt, ſind mit der
Gasentladungsröhre. Ausbeuten von 40. Lumen
pro Watt zu erzielen, alſo etwa das Vierfache der
heutigen Werte. Die Helligkeit der neuen
Lam=
pen iſt etwa die gleiche wie die der normalen
Opalglas=Glühlampen; ſie läßt ſich auf Wunſch
darüber hinaus ſteigern, doch geht das auf Koſten
der Wirtſchaftlichkeit. Die neuen Röhren, die für
Lichtnetzanſchluß herſtellbar ſind, werden zunächſt
für Reklamezwecke verwendet, wo ſie, nach dem
ein=
ſtimmigen Urteil der Fachleute, alles bisher
be=
kannte weit übertreffen, weil ſie nicht nur eine
ſehr erhebliche Steigerung der Lichtſtärke, ſondern
auch eine weit beſſere Annäherung an den Farbton
weiß als je bisher erreicht möglich machen.
Eine kleine Revolution im Bootsweſen dürfte
dieſes neuartige Handſchraubenboot ſein, das
ſo=
eben in Berlin vorgeführt wurde. Es hat keine
Ruder, ſondern eine Hebevorrichtung ähnlich wie
bei den Selbſtfahrern der Kinder. Dadurch wird
eine Schraube in Drehung verſetzt, die das Boot
fortbewegt. Geſteuert wird das Boot durch
Fuß=
pedale.
(Scherl=M.)
Kartenſpielen im Park verboten!
In einzelnen Berliner Parkanlagen hatten
ſich die Skatſpieler derart ausgebreitet und
hiel=
ten nun vom Morgen bis zum ſpäten Abend die
Bänke bei einem Dauerſkat beſetzt, daß das
er=
holungsſuchende Publikum in ſeiner Ruhe
beein=
trächtigt wurde. Die ſtädtiſchen
Verwaltungsbe=
hörden haben darum jetzt das Kartenſpielen in
den Parkanlagen verboten und den ausdauernden
und allzu begeiſterten Spielern beſtimmte Anlagen
in den einzelnen Stadtteilen zugewieſen.Hier hat
man den Spielern ſogar Tiſche errichtet, und
da=
von wird denn auch eifrigſt Gebrauch gemacht.
Eine zweite, nicht minder bemerkenswerte Ennt
wicklungsrichtung geht von der
Queckſilber=
dampf=Hochdrucklampe aus. Es hat ſiche
nämlich gezeigt, daß man bei Queckſilberlämpe;
die Einfarbigkeit der Strahlung dadurch in ga
wiſſem Maße beheben kann, daß man nicht ein
verdünntes, ſondern ein unter Ueberdruck ſtehem
des Gas in die Leuchtröhre einſchließt. Bei der ſch
genannten Hochdrucklampe hat man dieſes
Prim=
zip angewandt und auch damit gewiſſe Verbeſſoe
rungen erzielt. Allerdings war der hierbei eingee
haltene Druck von einer Atmoſphäre nicht gerado
als beſonders hoch anzuſprechen, jedenfalls vem
diente die Lampe ihre etwas hochtrabende
Be=
zeichnung nicht. Denn erſt in jüngſter Zeit hat man
den Schritt zu wirklich hohen Drücken gewagt unn
eine Queckſilberlampe entwickelt, in der der Damm
unter Drücken von 150 bis 300 Atmoſphären ſtehn
Belaſtet man eine ſolche Lampe ziemlich hoch,
erhält man ein ganz außerordentlich helles Lick
in einer Ausbeute von etwa 65 Lumen pro. Wat
alſo mit einer noch höheren Wirtſchaftlichkeit jall.
bei der normalen Gasentladungsröhre. Weit bee
merkenswerter aber iſt die außerordentt
liche Helligkeit dieſes neuen Lichtes. Ein
kleine Röhre von 1 Zentimeter Länge und 2 Mi. Innendurchmeſſer vermag bei 600 Wa=
Belaſtung eine Helligkeit zu liefern, die größer 11.
als die aller bisher bekannten künſtlichen Lich
quellen.
Während die Glühlampe eine Oberflächem
helligkeit von etwa 1200 Hefnerkerzen je Quadra;
zentimeter und der Köhlelichtbogen eine ſolche vo
10 000 Hefnerkerzen pro Quadratzentimeter liefer.
erzeugt die neue Lichtquelle rund 28 000 Hefne
kerzen pro Quadratzentimeter. Sie erreicht dam
etwa ein Viertel der Helligkeit des Sonnenlichte=
Die neue Lampe kommt hauptſächlich für Pr.
jektoren, Scheinwerfer uſw. in Betracht.
Gerhard Hempel.
Schweres Exploſionsunglück
in einer ikalieniſchen Pulverfabrik.
Mailand. In einer Pulverfabrik in Vare.”
bei Mailand ereignete ſich am Samstag ein ſchwr
res Exploſionsunglück. Unter den Trümmern de
Fabrik ſollen 30 bis 40 Tote liegen. Bis jetzt ſiry
12 Leichen geborgen. Die Aufräumungsarbeits
dauern noch an. Die Bevölkerung von Vares
befindet ſich in größter Aufregung.
Beirunken über die Grenze geflogen
In Beſſarabien hat ein ſowjetruſſiſches Flu
zeug eine Landung vorgenommen,, deren nähen
Umſtände gerade kein angenehmes Licht auf de
Zuſtände in der ſowjetruſſiſchen Fliegerei werfe
Erſt kürzlich hat ſich der Verkehrskommiſſar g
nötigt geſehen, ganz energiſch für eine Beſeitigum
aller Mißſtände in der Verkehrsfliegerei einzn
treten. Es lag nahe, daraus den Schluß zu ziehe:
daß auch bei der Militärfliegerei keineswegs d.
Verhältniſſe herrſchen, die die Vorausſetzung fi
die allerhöchſter Leiſtungsfähigkeit der Flugwal
ſind. Im gewiſſen Sinne werden die Zweifel
dur=
die Notlandung von zwei Fliegeroffizieren
Beſſarabien beſtätigt. Gendarmen, die dur
Bauern auf die Notlandung aufmerkſam gemach
wurden, fanden neben dem Flugzeug die beide
Fliegeroffiziere ſchlafend vor, die erſt mit große=
Mühe geweckt werden konnten. Sie gaben he
ihrer Vernehmung an, daß der eine der Kommatu
dant des Flugplatzes von Odeſſa ſei und daß der
zweite die Leitung der Militärfliegerſchule vor
Odeſſa in den Händen habe. Beide hätten in
luſt=
ger Geſellſchaft zu viel Wodka getrunken. Ur
wieder einen klaren Kopf zu erhalten, wären ſi)
dann aufgeſtiegen und zwiſchen Odeſſa und Kier!
hin und her gependelt. Tatſächlich dürften ſie ab
in ihrer ſinnloſen Trunkenheit ihr Flugzeug hem
vorgeholt haben, mit dem ſie ſich dann alsbald ver
irrten. Ein Wunder iſt es, daß dieſe vorbildliche:
ſowjetruſſiſchen Flieger ohne Bruch zu machen ſtar
ten und auf einem unbekannten Gelände);
Beſſarabien auch niedergehen konnten.
Englands Soldaken ſollen ans Fliegen gewöhnk wert
In England wurden ſoeben neue Truppentransportflugzer
ſickers=Valencia, eingeführt. Mall.
iſt jetzt dabei, die Infanteriſten an den Transport in ſolchen Flugzeugen zu gewöhnen. Unſer Di
zeigt eins der rieſigen Flugzeuge auf dem Flugplatz in Farnborough bei Hampſhire und Trhxe."
die zu dieſen Flugübungen abkommandiert ſind. (Scherl=M.)
Sonntag, 28. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſi
Sonntag, 28 Juli 1935
*
Spoet, Shiel und Tabelt-
Beſuch im Trainingslager unſerer
Hochſchulſporkler.
Lehte Vorbereitung in Neuſtreliß.
„Der Zweck des Trainingslagers iſt, eine innere
Ausrich=
tung unſerer Hochſchulſportler, für die ſchwierigen Kämpfe in
Budapeſt herzuſtellen.” So umreißt der Sportwart der deutſchen
Studentenſchaft, Fiſcher, ſeine Aufgaben „Wir wollen nach
Bu=
dapeſt keine Männer mit Starallüren ſchicken, ſondern Sportler,
die im nationalſozialiſtiſchen Geiſte ihr Können als
Verpflich=
tung gegenüber ihrem Vaterland auffaſſen. Und je höher das
Können, deſto größer die Verpflichtung. Hier in der Führerſchule
in Neuſtrelitz ſteht uns eine Stätte zur Verfügung, die im
natio=
nalſozialiſtiſchen Geiſte arbeitet und uns die Gewähr gibt, unſer
Endziel unter allen Umſtänden zu erreichen. Wir alle ſind feſt
überzeugt, daß unſere Sportler die von uns erſtrebte innere
Hal=
tung in Budapeſt zeigen und die deutſchen Farben würdig und
mit Anſtand vertreten werden.”
Daß ſie es auch mit Erfolg tun werden, darüber brauchen
wir uns keine Sorgen zu machen. Denn, wer die jungen Sportler
bei ihrer Trainingsarbeit ſieht, der kann ſich über den Feuereifer
nur herzlich freuen. Da auch die einzelnen Spezialſportlehrer
in den ſieben Diſziplinen, die Beſten ſind, die wir zurzeit in
Deutſchland haben, und da fernerhin faſt alle Kurſusteilnehmer
entwicklungsfähige junge Sportler ſind, braucht es uns nicht
bange zu ſein um unſere Ausſichten bei den 6. Akademiſchen
Welt=
meiſterſchaften in Budapeſt, vom 10. bis 18. Auguſt.
Während die Leichtathleten, Turner, Fechter und Schwimmer
von Neuſtrelitz aus direkt nach Budapeſt bzw. zu den deutſchen
Meiſterſchaften nach Berlin gehen werden, haben ſich die
Ball=
ſpieler zu einem kurzen Aufgalopp entſchloſſen. So fuhr am
Diens=
tag die Fußballelf unter der Obhut von Leinberger nach Riga,
um durch ein Spiel, gegen eine dortige Auswahlmannſchaft i
Form zu kommen, während die Rugbyfünfzehn am Mittwoch in
Berlin auf eine Gaumannſchaft Brandenburgs treffen wird. Die
Basketball=Mannſchaft dagegen wird am Freitag in Neuſtrelitz
gegen eine amerikaniſche Hochſchulmannſchaft ihr erſtes Spiel
machen. Der Trainer der Basketball=Mannſchaft, der Deutſch=
Amerikaner Duis, den die franzöſiſche Nationalmannſchaft an die
Pariſer Hochſchule verpflichten wollte, hat ſeine Leute ſchon zu
recht anſprechenden Leiſtungen erzogen. Er und ſeine Helfer, der
Chineſe Chou Scheng Li, geben der deutſchen Mannſchaft eine ganz
raffinierte Technik, das über Kreuz=Spiel, mit nach Budapeſt auf den
Weg,
In den Hallen trainieren die Turner und Fechter. Hier
er=
zieht Hans Mock=Berlin ſeine Turner dazu, jede Uebung veinlich
erakt auszuführen. Da in Budapeſt alle Pflichtübungen zweimal
geturnt und gewertet werden, iſt Mocks Augenmerk hauptſächlich
auf Erzielung gleichmäßiger Leiſtungen gerichtet. So ſah man
gerade bei den Bodenübungen wunderbare Beherrſchung einiger
Kurſiſten. Daß bei den Geräteturnern natürlich der
Weltmeiſter=
ſchafts=Anwärter Hans Sandrock eine Sonderſtellung einnimmt,
iſt nicht weiter verwunderlich. Der Offenbacher Diplom=
Fecht=
meiſter Gazerre hat ſeine Arbeit in erſter Linie auf Erziehung
zur Geiſtesgegenwart abgeſtellt, wohl neben der Gewandtheit die
notwendigſte Grundlage für den Fechter. Bei ſeinen Schülern
hebt ſich der Stuttgarter Ruck=Aberle durch überraſchend gute
Leiſtungen hervor.
Auch die Leichtathleten kommen unter der Anweiſung von
Reichsſportlehrer Hoke und dem früheren Weltrekordmann
Hirſch=
feld gut voran. So befindet ſich der Studenten=Weltrekordmann
im Fünfkampf, Stöck, in ganz hervorragender Form. Beim
Trai=
ning erzielte er u. a. beim Diskuswerfen die ausgezeichnete Weite
von 48 Metern. Auch der kleine drahtige Sprinter Vent wartete
mit anſprechenden Leiſtungen auf, während der 400=Meter=Mann
Voigt noch von ſeiner Beſtform entfernt iſt. Ob Sievert und
Weinkötz, die nicht in Neuſtrelitz ſind, mit nach Budapeſt fahren,
iſt noch fraglich, da das Fachamt auf beide nicht gerne beim
Län=
derkampf gegen England verzichten möchte
Die Schwimme
trainieren unter Müller=Berlin im Glambecker See
Erwähnens=
wert iſt vor allem, daß der deutſche Meiſter Wille ſich ſeiner
Vor=
jahrsform wieder nähert.
Da natürlich nicht alle Kurſusteilnehmer nach dem
Abſchluß=
training mit zu den Weltmeiſterſchaftskämpfen nach Budapeſt
ge=
ſchickt werden können, iſt es ſelbſtverſtändlich, daß jeder der
Kur=
ſiſten ſich die äußerſte Mühe gibt, durch gute Leiſtungen die
Ein=
ſtellung in die Ländermannſchaft zu erreichen. Denn es iſt die
höchſte Ehre für den jungen Sportler, ſein Vaterland, bei den
Weltmeiſterſchaften vertreten zu können, in dem Geiſte, den die
deutſche Studentenſchaft und damit die geſamte Nation von ihnen
verlangt.
Deutſche Vereinsmeiſterſchafken 1935.
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
Die Fußball und Handball beſonders pflegenden Vereine ſeine
Freie Uebernachtung für Jugendliche in der Darmſtädter Hütte
des Ski=Clubs Darmſtadt=Odenwald.
An die Leiter der Darmſtädter Turn= und Sportvereine!
Der Ski=Club Darmſtadt=Odenwald hat in
anerkennenswer=
ter Weiſe vier freie Uebernachtungen in der Gürmſtädter Hütte
im Schwarzwald für die Dauer von je einer Woche in der
Früh=
jahrs= oder Herbſtzeit (außerhalb der Oſter= oder Pfingſtferien)
zur Verfügung geſtellt. Zuſätzlich gewähre ich hierzu eine
beſon=
dere Beihilfe für Verpflegung und Unterkunft. Dieſe
Vergün=
ſtigung ſoll in erſter Linie an vier Jugendliche vergeben werden,
die ſich durch beſonders gute ſportliche Leiſtungen in Verbindung
mit einem einwandfreien ſportlichen Verhalten auszeichnen.
Ich bitte daher die Vereinsführer, Vorſchläge mit näherer
Begründung bis zum 15. Auguſt d. J. einzureichen. gez. Löwer.
Betrifft: Gaufeſt Saarbrücken, Sonderfahrt in das Kriegsgebiet.
Das Verkehrsamt der Stadt Saarbrücken teilt nunmehr mit,
daß die Sonderfahrten in das Kriegsgebiet für die
Gaufeſtbe=
ſucher 900 RM. koſten. Für die Einreiſe in das Kriegsgebiet
wird ein deutſcher Reiſepaß mit fcanzöſiſchem Viſum benötigt,
das ſich jeder Teilnehmer rechtzeitig bei dem zuſtändigen
franzö=
ſiſchen Konſulat ſelbſt beſchaffen muß. Sammelviſums werden in
Saarbrücken nicht mehr ausgeſtellt. Wir machen auf dieſe
Mit=
teilung beſonders aufmerkſam, und weiſen nochmals auf die mit
dem Gaufeſt verbundene günſtige Gelegenheit, das ehemalige
Kriegsgebiet bis Verdun und Umgebung beſuchen zu können, hin.
(gez.): Löwer.
Leichtathletik am Ziegelbuſch.
Tbd. Jahn 1875 — Tv. „Vorwärts” Langen.
Auf den heute nachmittag 3 Uhr ſtattfindenden Vereinskampf
in Leichtathletik der Jugend, Turnerinnen und Turner weiſen
wir nochmals hin. — Gleichzeitig ſei darauf aufmerkſam gemacht,
daß, das 2. Sommertreffen bei Konzert und
Reſtau=
rakion auf dem Platz ſtattfindet. Abends feſtlich illuminiert.
Wir laden Mitglieder und Freunde ein.
Vier Kreiſe des Gaues 13 kämpfen gegeneinander.
Boxen Deutſchland-Schweiz 15:1.
Im Rahmen des Münchener Feſtſommers wurde als erſte
internationale Veranſtaltung
der Amateur=Boxländerkampf
Deutſchland.
Schweiz im Zirkus Krone vor 2000 Zuſchauern
durchgeführt. Die deutſchen Amateurboxer, konnten dabei einen
neuen großen Erfolg an ihre Fahne heften: die Schweiz wurde
ganz überlegen mit 15:1 geſchlagen. Das Ergebnis der beiden
vorangegangenen Länderkämpfe in Wiesbaden (1922) und Genf
(1928) war bekanntlich 14:2. Die Schweizer hatten auch bei dieſer
dritten Begegnung von vornherein keine großen Chancen, es kann
aber immerhin geſagt werden, daß ſie ſich in der Zwiſchenzeit in
verſchiedenen Klaſſen ſtark verbeſſert haben und demnach auch den
Deutſchen großen Widerſtand entgegenſetzen konnten: Die deutſche
Staffel hinterließ einen prächtigen Eindruck. Es zeigte ſich, daß
die Kämpfer durch die ſyſtematiſche Olympia=Schulung bedeutend
vorwärts gekommen ſind.
Gleich im erſten Kanpf des Abends, im Fliegengewichts=
Treffen, gab es
einen k.o.=Sieg. Der Augsburger Färberkonnte
ſeinen Gegner Stöckle bereits in der zweiten Runde
vertei=
digungsunfähig machen, ſo daß der Ringrichter den Kampf
zu=
gunſten des Deutſchen abbrach. Der Schweizer hatte ſich in der
erſten Runde zu ſtark ausgegeben.
Im Bantamgewicht erſchien Exeuropameiſter Ziglarſki=
München zum letzten Male im Ring. Gegen den Basler Bandle
konnte er nach einer ausgeglichenen erſten Runde im zweiten
Gang ſtark in Vorteil kommen, doch ging die dritte Runde klar
an den Schweizer. Die Kampfrichter gaben ein gerechtes
Unent=
ſchieden.
Im Federgewicht zeigte Europameiſter Käſtner=Erfurt
ſeine große Form gegen den Schweizer Zurflüh. Es war ein
ſchönes Treffen, bei dem Käſtner durch gute Treffer am Kopf und
an den unteren Partien genügend Punkte ſammelte, die zu einem
klaren und ſicheren Sieg reichten.
Im Leichtgewicht konnte der Erſatzmann Biemer=Köln
nicht ſonderlich überzeugen. Erſt in der dritten Runde drehte er
voll auf und brachte ſeinen Gegner Raes noch knapp an den
Rand einer ko=Niederlage. Der Punktſieg des Deutſchen war
aber verdient
Im Weltergewicht gab es zwiſchen Murach=Schalke und
Grieb=Solothurn in der erſten Runde ein ausgeglichenes Gefecht,
bei dem ſich der Deutſche als der beſſere Techniker entpuppte. In
der Schlußrunde brach der Ringrichter den Kampf wegen einer
Verletzung Griebs ab. Murach wurde ſo techniſcher ko=Sieger.
Im Mittelgewicht konnte Schmittinger=Würzburg gegen
den beſten Schweizer von Büren in der erſten Runde nur
aus=
geglichen kämpfen. Auch die zweite Runde brächte nur ein
klei=
jes Plus, ſo daß die Schlußrunde die Entſcheidung bringen mußte.
Schmittinger kam zu Treffern am Kopf und am Körper, ſo daß
er verdienter Punktſieger wurde.
Im Halbſchwergewicht beherrſchte Bernlöhr=Stuttgart
den Schweizer Gugger vom Gong weg. Er trieb den Schweizer
vor ſich her und landete wie er wollte. Bernlöhr wurde
haus=
hoher Punktſieger
Neuer deutſcher
2000-Meter=
Rekord.
Bei einem
Sport=
eſt des Olympiſchen
SV. Hörde
unter=
bot der in Berlin
ätige
Polizeiſport=
ler Fritz
Schaum=
hurg, der deutſche
Meiſter über 1500
Meter, ſeinen
eige=
nen deutſchen
Re=
ford im 2000=Mtr.=
Lauf um 4,8 Sek.
auf 5:28 Minuten.
(Schirner=M.)
Im letzten Kampf des Abends kam es zu einer Ueberraſchung.
Sölch=München ſchlug Bürgel=Baſel ſchon in der erſten Runde
zweimal zu Boden. Auch in der zweiten Runde mußte der
Schwei=
zer wiederholt zu Boden und ſchließlich wurde er ausgezählt.
k.o.=Sieger in der 2. Runde Sölch. Geſamtergebnis 15:1 für
Deutſchland.
hiermit nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß ſie jetzt in dee
Spielpauſe die beſte Gelegenheit haben, mit ihren Spielern ei. in einer der ausgeſchriebenen Klaſſen die Uebungen für we
Deutſchen Vereinsmeiſterſchaften 1935 abzulegen. Klubkämwe
laſſen ſich auf dieſer Baſis vereinbaren mit Genehmigung des
Fachamtes. Näheres durch Kreisſportwart Joſt in Darmſtas)
Aeußere Ringſtraße 106! Welche Vereinsführer gehen auf dieſen
Gebiet voran?
Repräſentativkampf in Mainz.
Heute ſtehen ſich die Leichtathleten, der vier Kreiſe
Rhein=
heſſen, Frankfurt, Starkenburg und Oſtpflaz in Mainz im
Sta=
dion am Bruchweg gegenüber. Das Programm iſt überaus
reich=
haltig und verſpricht intereſſante Kämpfe, die zumeiſt auch ſehr
ſpannend verlaufen werden, da ja eine beſtimmte
Ausgeglichen=
heit in der Leiſtung vorhanden iſt. Die Kämpfe beginnen um
3.30 Uhr mittags mit einem Aufmarſch aller Teilnehmer. Die
Teilnehmer — ſoweit ſie nicht unmittelbar vom Wohnort nach
Mainz fahren — treffen ſich pünktlich heute mittag um 13.45 Uhr
in der Vorhalle des Hauptbahnhofs!
Schlachtenbummler ſind herzlich willkommen. Wir hoffen,
daß unſere Vertreter ſich bewähren, wenn wir auch auf ſo gute
Leute wie Haag. Creter, die heute in Zürich die Farben
Deutſch=
lands im Länderkampf vertreten, und Blind, der infolge einer
Fußverletzung nicht laufen kann, verzichten müſſen.
Abſchluß der Stockholmer Spiele.
Vor über 17 000 Zuſchauern wurden am Freitag die 5.
Stock=
holmer Spiele zum Abſchluß gebracht. Das Hauptereignis war
das Zuſammentreffen von Lovelock=Neuſeeland. Venzke=USA. und
Ny=Schweden im 1500 Meter=Lauf. das Lovelock in der
hervor=
ragenden Zeit von 3:57,6 Min. vor Venzke und Ny an ſich riß.
Im 3000 Meter=Hindernislaufen holte ſich der Finne Toivonen
einen Sieg in der anſprechenden Zeit von 9:12,8 Min.
Ausge=
zeichnete Leiſtungen wurden im Diskuswerfen geboten. Nicht
weniger als 36 Würfe gingen über 47 Meter. Sieger wurde
Berg=Schweden mit 48,99 Meter vor Harald Anderſſon mit 46 64
Meter. — Ergebniſſe: 300 Meter: 1. OBrien=USA. 34,3 Sek.
110 Meter Hürden: 1. Moreau=USA. 14,4 Sek 400
Me=
ter Hürden: 1. Areskoug=Schweden 55,3 Sek. 1500 Meter:
1. Lovelock 3:55,6, 2. Venzke 3:58,2, 3. Ny 4:00,8. Diskus:
1. Bera 48,99 Meter, 2. Anderſſon 48,64 Meter, 3. Dunn=USA.
48,39 Meter, 4. Carpenter=USA. 48,02 Meter. Hochſprung:
Kuuſe=Eſtland 1,93 Meter. Hammer: 1. Janſſon=Schweden
48,46. 3 000 Meter Hindernis: Toivonen 9:12,8.
Schwe=
denſtaffel: 1. USA. (Moreau, Draper, Venzke, OBrien)
1:57.8 Min.
Nakionale Tennismeiſterſchaften in Braunſchweig.
Am Freitag konnten die Kämpfe um die Nationalen
Tennis=
meiſterſchaften von Deutſchland in Braunſchweig dank des guten
Wetters ſtark gefördert werden. In der oberen Hälfte des
Männer=Einzels erreichten G. von Cramm, Henkel I, Frenz und
Panke bereits die dritte Runde. In der unteren Hälfte machen
drei Nachwuchsſpieler dem Berliner Jänecke große Konkurrenz.
Beſonders der 6:2 6:4=Sieg des Berliners Beutner über
Heyden=
reich iſt zu erwähnen. Bei den Frauen mußte Frl. Sander durch
Frl. Heidtmann eine unerwartete 6:8 4:6=Niederlage einſtecken.
Die wichtigſten Ergebniſſe: G. von Cramm-Krehan 6:0
6:1,
G. v. Cramm—Henke 6:2 6:1, Frenz—Bartkowiak 7:5 6:2,
Panke—Drimborn 6:2 4:6 4:1 zurückgezogen.
Das Internationale Feldberg=Rennen im Taunus iſt vom
11. Auguſt auf den 6. Oktober verlegt worden.
Reichsſender Frankfurt=
Fraukfurt: Sonntag, 28. Juli
6.00: Hamburg: Hafenkonzert. Die Glocken vom Gr. Michel.
Choral: Ambroſianiſcher Lobgeſang. 8.00: Waſſerſtand,
Wetter 8.05: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.25: Sendepauſe.
8.45: Choralb aſen. 9.00: Marburg=Lahn: Evangel.
Mor=
genfeier. 9.45: Bekenntniſſe zur Zeit; Hans Schwarz v.
Berk: Die Stunde diktiert 10.00: Köln: Reichsſendung:
Deutſche Feierſtunde der Hitlerjugend. 10.30:
Chorge=
ſang 11.00: Unterhaltungskonzert. Als Einlage:
Hör=
bericht v. Nürburgrennen um d. Gr. Preis v. Deutſchland.
12.00: Hörbericht vom Nürburgrennen um den „Großen
Preis von Deutſchland” — Stand des Rennens. 12.15:
Berlin: Muſik am Mittag. Dazw. 13.00: Vom
Nürburg=
ring: Hörbericht vom Nürburgrennen um den „Großen
Preis von Deutſchland”, 14.00: Stuttgart: Kinderſtunde:
„Sterk Helmes”, ein Hörſpiel nach einer rhein. Sage=
14.30: Unterhaltungskonzert. Als Einlage: Hörbericht v.
„Großen Preis von Deutſchland” auf dem Nürburgring.
16.00: München: Veſverkonzert. 18.00: Jugendfunk: Fahrt
in den Sommer, 18.30: Grüße aus der Sommerfriſche,
Ein Dutzend akuſtiſcher Boſtkarten!
19.00: Kaſſel: D. du heller Heimatſommer. Sommerliche
Fahrt durch kurheſſiſches Land. 19.50: Sport. 20.00:
22,00: Zeit. Nachr.
Köln: Jobann, Strauß=Abend.
22.10: Nachrichten. 22 20: Sportfniegel des Sonntags.
22.45: München: Tanzfunk. 24. 00: Nachtmuſik.
Frankfurt: Montag, 29. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Frühkonzert,
In der Pauſe, 7.00: Nachr. 8 00: Waſſerſtand, Wetter.
8.10: Stuttaart: Gymnaſtik. 8.30: Sendepaufe 9.00:
Nur Kaiſerslautern: 1. (9.00: Klavierkonzert: Elſe
Kem=
lein 2. (920): Die Trinkprobe Erzählung. 3. (9.40:
Lieder von Joh. Brahms. 10. 00: Sendepauſe. 10.45:
Prakt. Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00:
Werbe=
konzert, 11.25: Programmanſage Wirtſchaftsmeldungen,
Wetter 11.30: So ialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Hannover: Schloßkon ert. Ltg.: von Soſen. Dazw.
13.0 0: Zeit, Nachr. 14 00: Zeit, Nachr. 14.15:
Wirt=
ſchaftsbericht. 14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40:
Wetter. 14.45: Sendepauſe. 15.00: Nur Kaffel: Nachr.
15.15: Kinderfunk: Heut ſingen wir alle zuſammen. 15.30:
Neue deutſche Arbeiterdichtung, 15.50: Was bringen die
Zeitſchriften des Monats Juliſ?
16.00: Schwediſche Lieder und Klaviermuſik. 16.80:=Briefe
für ſchöpferiſche Menſchen. 16.40: Bücherfunk. 17.00:
Aus Stuttgart: Nachmittagskonzert des Landesorcheſters
Gau Württemberg=Hohenzollern. 18.30: München: Prof=
Dr. Hausbofer: Weltpolitiſcher Monatsbericht.
19.00: Unterhaltungskonzert. Ltg: P. Weidig. 19.50:
Ta=
gesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.10: Kammermuſik.
20.45: Im zweiten Hof. Vom Pförtner zum Dachgeſchoß.
Querſchnitt durch ein Haus. 21.20: Köln: Fröbliches
22.15: Wetter,
„Wellen”=Bad. 22.00: Zeit, Nachr.
Nachr., Sport. 22 30: Leipzig: Reichsſendung: Kunſt
der Fuge. Zu Joh. Seb. Bachs Todestag am 28. Julf
1750. 0.15: Stuttgart: Nachtmuſik.
Oblssdan dnasasann
Sonntag, 28. Fuli
Königsberg: 18.25: Deutſche Volkslieder.
Leipzig: 18.45: Thüringer Heimatſtunde: Ausſchnitte
vom Thüringer Heimatabend anläßl. des Paradiesfeſtes
in Fena.
Köln: 20.15: Johann Strauß=Abend.
Riga: 19.30: Elitekonzert.
Belgrad: 20.00: Serbiſcher Abend.
Warſchau: 20.10: Sinfoniekonzert.
Laibach: 20.15: Militärkonzert.
Stockholm: 20.15: Schwediſche Muſik.
London: 21.00: Kapelle. A. Sandler.
Kopenbagen: 22.05: Muſikaliſche Unterhaltung.
Wien: 22.30: Unterhaltungsmuſik.
Montag, 29. Juli
Reichsſendung: 18.30: Ausſchnitt von der Eröffnung
des Deutſchlandlagers in Kuhlmühle. Es ſpricht
Reichs=
jugendführer Baldur von Schirach. 22.30: Kunſt der
Fuge. Zu Job. Seb. Bachs Todestag am 28. 7. 1750,
in der Einrichtung von Wolfgang Graeſer.
München: 19.00: Don Giovanni. Heiteres Drama in
2 Akten von W. A. Mozart.
Breslau: 20.10: An allem iſt der Sonntag ſchuld!
Mit Tempo und Laune, mit Freude und Schmerz dem
mick=
rigen Montag mitten ins Herz.
Königsberg: 21.00: Phöbus iſt bei mir daheime, von
Simon Dach, dem Dichter, von ſeinen Freunden und
ſeiner Zeit.
Agram: 20.00: Carmen, Oper von Bizet.
Wien: 20.00: Frohe bunte Muſik.
Kopenhagen: 20.00. Kalman—Lehar=Abend.
Budapeſt: 20 20: La Bohéme Oper von Puceini.
Straßburg: 20.30: Großes Sinfoniekonzert.
Bukareſt: 21.05: Schrammelquartett.
Beromünſter: 21.10: Orgel= und Orcheſterkonzert.
London: 23.15: Tanzkapelle Preager.
Weiterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
An der Nordſeite des mit ſeinem Kern weſtlich Frankreick?
liegenden Hochdruckgebietes ziehen zwiſchen England und Islar)
einer kräftigen Weſtſtrömung in raſcher Folge Tiefdruc
ſtörungen oſtwärts und führen dort zu weitverbreiteten Regen”
fällen. Bei uns hat der Abbau des Hochdruckgebietes in zunek
mendem Maße eine feuchte Luftſtrömung vom Norden her
Gang gebracht, die bei aktiver Sonneneinſtrahlung zur
Ausbi=
dung von meiſt lokalen Gewitterſtörungen Anlaß gibt. Eire
weitere Abſchwächung des hohen Drucks iſt von England her in
Gange, ſo daß zunächſt zwar noch überwiegend heiteres, ſpäterl
auch ſchon weſtſelnd bewölktes und etwas kühleres Wetter zu e‟
warten iſt.
Ausſichten für Sonntag: Zunächſt noch überwiegend heiter
ſpäter bei auffriſchenden nordweſtlichen Winden Bewölkung?
zunahme, nur mäßig warm, einzelne gewittrige Störunger
Ausſichten für Montag: Im ganzen noch freundlich, aber wei
tere Zunahme der Unbeſtändigkeit.
SSonntag, 28. Juli 1935
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ſtell’s nicht zu nahe an die Wand
und ſchütze es vor kaltem Zug —
auch ſo verſtimmt es leicht genug.
Ein falſcher Ton iſt ſtets fatal
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[ ← ][ ][ → ] Deutſche Maſchinen in der Well.
Die Marktordnung der Landwirtſchaft.
Die Strukturwandlung der Weltwirtſchaft, „hervorgerufeel
durch die Errichtung eigener Induſtrien in früher rein agrariſchs
Elaſtiſche Bedarfdeckungswirtſchaft.
Geſtern begann in Brüſſel eine Tagung der
aftlichen
Internationalen landwirt
Kommiſſion. Der Stabsabteilungsleiter im
Nährſtand, Dr. Ludwig Herrmann, hält für
Deutſchland das Generalreferat über die „
Organi=
ſation der deutſchen landwirtſchaftlichen Erzeugung
und die Marktregelung”, das wir nachſtehend im
Auszug wiedergeben.
Schon in der Bezeichnung „Reichsnährſtand” liegt ein
Hin=
ausgehen über eine enge Intereſſenpolitik etwa der Erzeuger. Es
entſteht hier jene ſich bei uns überall durchſetzende
Wechſel=
wirkung von Recht und Pflicht. Erſt derjenige, der
Pflichten für das Volksganze übernimmt, kann Anſpruch auf ein
Recht erheben. Der Reichsnährſtand hat ſich die Verſorgung zur
Aufgabe gemacht. Die Erzeugung ihrerſeits muß ſo abgeſtellt
werden, daß das Volk ernährt werden kann. Auf allen Gebieten
der landwirtſchaftlichen Erzeugung wurden in Deutſchland
Marktverbände in der Weiſe geſchaffen, daß alle am Weg
eines Nahrungsmittels, vom Erzeuger bis zum Verbraucher
be=
teiligten Gruppen zwangsweiſe zu einer Wirtſchaftlichen
Vereini=
gung zuſammengeſchloſſen wurden. Dieſer Marktverband hat die
Aufgabe, ſowohl die Erzeugung nach Menge und Güte, als auch
die Verteilung in der Weiſe zu lenken, daß die Verſorgung des
Volkes zu erträglichen Preiſen ſichergeſtellt wird. Es wurde der
Begriff „gerechter Preis” geprägt, der dem Bauern wohl gerade
noch ſeine Erzeugungskoſten wiedergibt, andererſeits aber der
Kaufkraft auch der ärmeren Verbraucherſchichten Rechnung trägt.
Die volle Bedeutung der Marktverbände kommt erſt dann
zum Ausdruck, wenn man ihre Befugniſſe überſieht; der
Narktverband ſetzt Preiſe und Preisſpannen feſt, erläßt
Vor=
ſchriften über die Beſchaffenheit und Verpackung der Erzeugniſſe,
iſt befugt, Betriebe, zu kontingentieren oder ſogar ſtillzulegen;
ferner aber auch zu beſtimmen, woher die Erzeugniſſe zu beziehen
oder wohin ſie zu liefern ſind. Die Bewegungsfreiheit des
ein=
zelnen Betriebes wird zugunſten aller Betriebe weitgehendſt
ein=
geſchränkt. Der Unterſchied zwiſchen einem
Markt=
verband und einem gtwerblichen Kartell beſteht
darin, daß es ſich bei letzterem um einen Zuſammenſchluß
artglei=
cher Betriebe zum Zwecke der Erreichung möglichſt hoher
wirt=
ſchaftlicher Vorteile der ganzen Betriebsgruppe handelt, während
der Marktverband nicht einen einſtufigen, ſondern einen
ge=
ſamtſtufigen Zwangszuſammenſchluß darſtellt, in
welchem die Intereſſen vom Erzeuger bis zum Verbraucher nach
volkswirtſchaftlichen Geſichtspunkten ausgewogen ſind. Nicht der
Verdienſt, ſondern die Bedarfsdeckung iſt das Ziel eines
Marktverbandes.
Der organiſatoriſche Aufbau iſt dergeſtalt, daß der
Zuſammenſchluß aller Beteiligten in den regionalen
Wirtſchafts=
verbänden geſchieht. Bei der Getreidewirtſchaft ſind es 19, bei
der Milchwirtſchaft 14 und bei, der Eierwirtſchaft 15 regionale
Wirtſchaftsverbände. Dieſe Verbände finden ihre
Zuſammen=
faſſung jeweils in der betreffenden Hauptvereinigung, die ihren
Sitz in Berlin hat. Sämtliche Hauptvereinigungen finden
inner=
halb des Reichsnährſtandes ihre Spitze, der einen Ausgleich
zwi=
ſchen den einzelnen Erzeugniſſen vornimmt.
Ein Bericht aus den einzelnen Fachgebieten kann zeigen, daß
kein ſtarr durchgeführter Schematismus der Wirtſchaft enge
Feſ=
ſeln anlegt und ſie zum Erſtarren bringt, ſondern daß wohl der
Zweck immer der gleiche bleibt, die Mittel jedoch elaſtiſch ſich den
wirtſchaftlichen Notwendigkeiten anpaſſen. Die Wirtſchaft iſt kein
gordiſcher Knoten, der zu ſeiner Entſpannung mit einem
Schwert=
hieb durchhauen werden dürfte, ſondern ein hundertfältig
geknüpf=
tes Netz, das ſorgfältigſter Behandlung bedarf. Und ſo iſt auch die
landwirtſchaftliche Marktregelung keine
Plan=
wirtſchaft — als Typ einer ſolchen verweiſe ich auf die
ruſſi=
ſche — ſondern beſtenfalls eine Zweckwirtſchaft.
Wenn man nicht erzeugen will, um das Korn zu verbrennen
und den Kaffee ins Meer zu werfen, ſo muß die Erzeugung mit
ihrem eigentlichen Zweck, der Volksernährung, in Einklang
ge=
bracht werden, dies insbeſondere bei Völkern ohne genügenden
Raum. Iſt es nicht unzweckmäßig, in Deutſchland die
Weizen=
erzeugung über unſeren Bedarf hinaus ſich ſtark erweitern zu
laſſen, um dadurch in anderen Erzeugniſſen noch ſtärker auf
aus=
ländiſche Zufuhren angewieſen zu ſein und mit unſeren
Weizen=
überſchüſſen den Weltmarkt noch mehr in Unordnung zu bringen?
Im Zuſammenhang damit ſteht die Frage der Autarkie.
Mit dieſem Begriff ſuchen die Feinde einer geſunden
Volkswirt=
ſchaft jedes Beſtreben zur Schaffung einer ausgeglichenen,
vor=
nehmlich in ſich ruhenden Volkswirtſchaft ad abſurdum zu führen.
Wenn Fichte von ſeinem „geſchloſſenen Handelsſtaat” ſpricht, ſo
betont er ausdrücklich, daß dies in keiner Weiſe eine
Verzicht=
leiſtung auf die Güter der Welt, ſondern erſt eine kräftige
Hin=
neigung zu ihnen bedeute. Die Weltwirtſchaft muß in bezug auf
die Volksernährung Dinge vermitteln, die im eigenen Land nicht
oder in ungenügender Menge erzeugt werden können. Die „
Werk=
tagskoſt”, was zum Daſein eines Volkes unentbehrlich iſt, aber
muß die eigene Wirtſchaft ſelbſt hervorbringen.
Berliner und Rhein Main=Börſe.
Obwohl ſich das Publikum kaum am Geſchäft beteiligte und
auch die Kuliſſe infolge des nahenden Ultimos weitere Zurück=
haltung bewahrte, ſetzte die Berliner Börſe überwiegend
befeſtigt ein, da an verſchiedenen Märkten wieder Käufe gegen
Sperrmark erfolgten. In Farben, Elektro= und Tarifwerten,
überhaupt in international bekannten deutſchen Papieren
wur=
den Gelder aus Kreditrückzahlungen angelegt. Farben
befeſtig=
ten ſich um weitere ¼ Prozent. Am Montanaktienmarkt
über=
wogen kleine Befeſtigungen. Chemiſche Werte lagen überwiegend
etwas freundlicher. Deutſche Linoleum erholten ſich um 1½ Proz.
Elektrowerte waren meiſt nur um Prozentbruchteile gebeſſert. Am
Rentenmarkt blieb die Grundſtimmung für
Reichsſchuldbuchfor=
derungen freundlich. Nach Beendigung der Sperrmarkkäufe war
die Tendenz allgemein etwas ſchwächer. Hierzu trug auch der
Rückgang von AEG. bei. Farben verloren ½ Prozent. Das
Ge=
ſchäft in Altbeſitz war ſehr ruhig, auch Kaſſarenten lagen weiter
ſtill.
Zahlungsabkommen zwiſchen Deutſchland
und Belgien/Luxemburg.
Zwiſchen Vertretern Deutſchlands und der belgiſch=luxembur=:
giſchen Wirtſchaftsunion iſt nach eingehenden Verhandlungen am
Auch zum Wochenſchluß wurde die Rhein=Mainiſche
Börſe von ſtarker Geſchäftsſtille beherrſcht. Das Publikum
blieb in der Auftragserteilung ſehr zurückhaltend, auch die
Ku=
liſſe beteiligte ſich kaum am Geſchäft. Die Feſtſetzung der erſten
Kurſe vollzog ſich ſehr langſam und brachte am Aktienmarkt bei
nicht unfreundlicher Grundſtimmung kein einheitliches Bild. Von
chemiſchen Werten lagen JG. Farben unverändert. Scheideanſtalt
ließen ½ Prozent nach. Montanaktien lagen nahezu geſchäftslos.
Schiffahrtsaktien lagen je ½ Prozent höher. Reichsbankanteile
gaben ½ auf 188½ nach. Auch der Rentenmarkt lag faſt
geſchäfts=
los. Leicht befeſtigt waren Induſtrie=Obligationen. Infolge der
anhaltenden Geſchäftsſtille bröckelten die Kurſe im Verlaufe
über=
wiegend leicht ab. Am Rentenmarkt traten keine Veränderungen
ein.
Markkregelung für Friſchgurken.
Für die Zeit vom 1. Mai 1935 bis 30. April 1936 erläßt die
Hauptvereinigung der Deutſchen Gartenbauwirtſchaft eine
Anord=
nung über die Kontingentierung der Erzeugung von ſteriliſierten
Friſchgurken in Doſen. Das für dieſe Zeit errechnete
Grundkon=
tingent beträgt zunächſt ein Drittel der Herſtellungsmengen aus
den Jahren 1931, 1932 und 1933, vermindert um 10 Proz.
Weiter=
hin wird beſtimmt, daß nur Fabriken zugelaſſen werden können,
die ſchon in der Zeit vom 1. Juli 1932 bis 30. Juni 1933
Friſch=
gurken hergeſtellt haben. Gegenüber dem Grundkontingent iſt
das Erzeugungskontingent für 1935 je nach der Betriebsgröße
geſtaffelt. Danach dürfen kleine Betriebe mit weniger als 4000
Literdoſen 105 Prozent ihres Grundkontingents herſtellen. Der
Satz ſinkt dann bis auf 95 Prozent bei den größten Betrieben
mit mehr als 60 000 Zehnliterdoſen. Für die Ausfuhr iſt ein
be=
ſonderes Kontingent zu beantragen, und auch die Herſtellung von
Friſchgurken im Werklohn bedarf einer beſonderen Genehmigung.
Weiterhin wird verfügt, daß alle Betriebe mit mehr als 6000
Doſen Kontingent die Auslieferung nur nach der Maßgabe
be=
ſonderer Freigabebeſtimmungen, die laufend bekanntgegeben
wer=
den, vornehmen dürfen. Die erſte Freigabe beträgt 40 Prozent
der Kontingentsmenge. Außerdem ſind alle Betriebe verpflichtet,
laufend Einzeichnungen über den Eingang an Doſen, die tägliche
Herſtellung, Verkaufsleiſtung und Auslieferung zu machen.
Produkkenmärkke.
Darmſtädter Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 27. Juli
(pro Pfund bzw. Stück bzw. Bündel) in Pfg.: Kohlrabi 4—
Karotten 5, Gelberüben 8—10, Roterüben 8—10, Römiſchkohl 8
bis 10. Rotkraut 25, Weißkrau
0—
Mdic 2—d DiſD2, Rnudbraich M Phabarber 10. Tonaten
25—35, Endivienſalat 10—12, Kopfſalat 8—12, Salatgurken 5-
40. Einmachgurken (Hundert) 70—150, Blumenkohl 60—70.
Ret=
tich 5—15, Frühkartoffeln 8—9; Pfirſiche 35—55, Aprikoſen 35—
70,. Johannisbeeren 25, Brombeeren 40, Stachelbeeren 30.
Him=
beeren 55—60, Heidelbeeren 38—40. Mirabellen 35, Reineclauden
40, Tafeläpfel 30—40. Tafelbirnen 20—45, Zwetſchen 30—40,
Pflaumen 30—40, Bananen 55; Süßrahmbutter 152—157,
Land=
butter 140, Weichkäſe 20—25, Handkäſe 4—12, friſche Eier 11—13;
Gänſe 120—130, Hühner 80—90, Reh 60—130, Tauben 50—60,
Hahnen 80—150, Ziegenlämmer 60; Rindfleiſch friſch 74.
Kalb=
fleiſch 84, Schweinefleiſch 90,. Hackfleiſch 80.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Reichsbauernführer hat die Satzung der Wirtſchaftlichen
Vereinigung der deutſchen Süßwarenwirtſchaft
er=
laſſen. Dieſe Satzung iſt im Verkündigungsblatt des
Reichsnähr=
ſtandes vom 27. Juli veröffentlicht.
Die Bank der Niederlande hat am Samstag wieder
erhebliche Mengen ihres Goldes abgegeben. Sie ſoll während
der vergangenen Woche insgeſamt ein Fünftel ihres
Gold=
beſtandes verloren haben. In Finanzkreiſen rechnet man mit
einer weiteren Erhöhung des Diskontſatzes, der augenblicklich auf
8 Prozent ſteht, auf 7 Prozent.
27. Juli ein Abkommen über den Zahlungsverkehr abgeſchloſſen
worden, das am 1. Auguſt in Kraft tritt. Dieſes Abkommen
tritt anſtelle des Verrechnungsabkommens vom 5. Sept. 1934 und
befreit durch die Rückkehr zu den im internationalen
Zahlungs=
verkehr üblichen Formen der Warenzahlung, d. h. zur
Zah=
lung in Deviſen, die wechſelſeitigen Handelsbeziehungen
von bisher den Warenaustauſch ſtark beeinträchtigenden
Hem=
mungen. — Durch eine Erhöhung des Warenaustauſches wird
auch eine ſchnellere Abdeckung alter Warenſchulden ermöglicht
werden. Gleichzeitig mit dem Abkommen über den
Zahlungsver=
kehr iſt weiter eine am 12. Auguſt in Kraft tretende
Zuſatz=
vereinbarung über Zoll= und
Kontingentser=
leichterungen zu dem beſtehenden deutſch=belgiſchen
Handels=
abkommen getroffen worden, die ebenfalls eine Verſtärkung
des Warenaustauſches zwiſchen den beiden
Wirtſchafts=
gebieten bezweckt — Endlich ſind verſchiedene Fragen des
Trans=
fer von Zinszahlungen geregelt worden.
Diehmärkke.
Weinheimer Schweinemarkt vom 27. Juli. Zugeführt waren
261 Stück; verkauft wurden 178 Tiere. Bei amtlichen
Preisnotie=
rungen koſteten Milchſchweine das Stück 12—17 RM. und Läufer
das Stück 19—35 RM. Marktverlauf: mittel.
Rohſtoffländern ſowie den Ausbau der induſtriellen Rüſtung
den jungen Induſtrieſtaaten, zwingt die alten Induſtrieſtaaten „
einer Umſtellung ihres Exports. An die Stelle der
Verbrauche=
güter (Textilwaren uſw.), die früher einen großen Teil ihr;
Ausfuhr ausmachten, treten in immer ſtärkerem Maße die
Af=
lagegüter, die der Entwicklung neuer Induſtrien dienen, d.h.
vo=
nehmlich die Maſchinen. Der Maſchinenbau darf von der nächſtin
Zukunft mit Recht eine ſtrukturelle und darum Dauer
verſpr=
chende Konjunktur erwarten. Daß dieſe Konjunktur noch nist
ſtärker in Erſcheinung getreten iſt, liegt an den
Auswirkung=
der Kriſe auf die jungen Induſtrieländer. Es fehlt ihnen
heu=
vielfach noch das erforderliche Inveſtitionskapital, doch wird ſiih
dies mit zunehmender allgemeinwirtſchaftlicher Belebung beſſe
Wie ſtark das Bedürfnis nach Maſchinen in der Welt iſt, zeigt 2
Zeit vor der Kriſe. Von 1908 bis 1929 ſtieg die deutſche M
ſchinenausfuhr von 449,4 Millionen RM. auf 1428,0 Mill. RA.,)
RM., die d
die engliſche von 626,4 Mill. RM. auf 1110,2 Mill
Vereinigten Staaten von 446,5 Mill. RM. auf 2022,7 Mill. RM.
In dieſer Zeit des nur von der Leiſtung und Qualität geregelt n
Wettbewerbes konnte Deutſchland ſich ſo erfolgreich durchſetzei
daß es England weit überflügelte und 25,2 Prozent der geſamt
Weltausfuhr an Maſchinen beſtritt. (England 19,6. Proz, Amerfig
35,8 Proz.) Mit der Kriſe ſetzte ein ſtarker allgemeiner
Rückga=
ein. In Latein=Amerika betrug beiſpielsweiſe die Maſchinenei”
fuhr 1932 nur 9,1 Prozent der des Jahres 1929. Doch behauptse
ſich Deutſchland bei dieſem allgemeinen Rückgang weitaus a
beſten. Sein prozentualer Anteil ſtieg ſogar 1932 auf 39,1 Pr.o
gegen 21.,6 Proz Englands und 19 Proz. Amerikas. Durch Pfun
und Dollarentwertung änderte ſich das Bild in den letzten Im
ren etwas zuungunſten von Deutſchland, doch ſteht es auch i9
mit einer Ausfuhr von 456,6 Mill. RM. noch immer an der Spi
vor England mit 400 Mill. RM. und Amerika mit 373,4 Mäl
RM. Trotz aller Dumpingswirkung der Währungsentwertung
hat ſich die Qualitätsleiſtung des deutſchen Maſchinenbaues c
Weltmarkt erfolgreich behauptet.
Das Ergebnis
der inkernakionalen Eiſenverhandlungen.
Nach der in Brüſſel erfolgten Einigung zwiſchen der
Ir=
den Engländern und durch den Beitritt Polens iſt das provi
riſche Abkommen, das bis zum 7. Dezember 1935 läuft, noch ni
ohne weiteres gegenſtandslos geworden. Es ſoll nach den geſten
gefaßten Beſchlüſſen nach Ablauf der vorläufigen Geltungsdau
endgültig und für fünf Jahre mit dreijähriger Kündigungsfri
in Kraft geſetzt werden. Im einzelnen beſtätigen ſich die Pariſſ
Meldungen über die Aufteilung der Ireg=Quoten, wenn aud
kleinere Abweichungen möglich ſind. Preiserhöhungen wurdn
jedoch nicht beſchloſſen. In der Frage der engliſchen Einfuhrzölt
ſteht feſt, daß eine Ermäßigung zu erwarten iſt. Ihr Ausmi
wird allerdings noch von der Entſcheidung der engliſchen Rege
rung abhängen. Die den Polen als neuem Mitglied der Inl
zugebilligte Quote wurde noch nicht bekanntgegeben. Innerhal
der in großen Zügen feſtliegenden Geſamtregelung kann noch eid
Aenderung in bezug auf Einzelheiten bei der IRMA. eintretm
die eine weitere weſentliche Stärkung durch den Beitritt Oeſte
reichs, Ungarns und der Tſchechoſlowakei erfahren hat. Das n
ternationale Schienenkartell iſt um fünf Jahre mit dreijährig,
Kündigungsfriſt verlängert worden.
Wirkſchaftliche Rundſchau.”
Die Kennziffer der Großhandelspreiſe. Die Kennziffer 1
Großhandelspreiſe ſtellt ſich für den 24. Juli auf 102,2 (1913
100); ſie hat ſich alſo gegenüber der Vorwoche (101,9) um 0.,3 v
erhöht. Die Kennziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarſtof
104,1 (plus 0,8 v. H.), induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren
(minus 0.1 v. H.) und induſtrielle Fertigwaren 119,2 (unv.).
Die berufsſtändiſche Eingliederung des Weinhandels.
Reichsnährſtand hat den Weinhändler Ad. Hüsgen in Trabei
Trarbach zum Leiter der Fachſchaft Weinverteiler bei der Hau4
vereinigung der Deutſchen Gartenbauwirtſchaft ernannt. In V!
folg dieſer Ernennung iſt der Aufbau der Berufsorganiſation /
den Weinhandel ſofort in Angriff genommen worden. Das 3
dieſer Aufbauarbeit iſt die Zuſammenfaſſung des Weinhandels
einem Stand ehrbarer und fachkundiger Kaufleute, die im A
kehr mit Winzer und Verbraucher geſunde Geſchäfts=, Zahlung
und Werbemethoden pflegen.
Berliner Kursbericht
vom 27. Juli 1935
Oeviſenmarkt
vom 27. Juli 1935
Me Hfe
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag.
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
91.50
91.50
18.—
19.50
40.25
126.—
115.-
98.—
124.25
155.—
136.50
112.—
Meite ee
J. G. Farben
Geſ.f.eleltr. Unter.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Hgee
157.50
127.50
114.50
103.75
93.—
133.—
100.50
Mre
92.
73.875
Wee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
ee
120.—
196.75
33.—
87.125
130.625
96.625
11.62
121.75
53.—
129.875
140.—
Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Janad
dänemar
land
finnland
Frankreich
Griechenland
Hollg
Ssland.
Währung
1 ägypt.
Pap. Peſt
100 Belga
Milrei=
100 Leve
t canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulde
deſt.
100 finn.9
0 Fra
100 Dracht
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Brief
AAL.
20
177
553
12.6
0.7
42.0
2ie
12.345
83
335
55.49
Italien
Japan
zugoſlawien
lettlont
Norwegen
Oeſterreich
Bortuge
Schweden
Schweiz
Spaniel
Tſchechoſlowat.
Fürlei
igarn
Uruguah
Ver, Staaten
Währung
100 Lire
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilli
100 Escubos
100 Kroner
100 Fran
00 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
9
1o
Lengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
01
1953 1
Darmſtädter und Nationalbank Darmſtadt, suale der Dresdner Banl
Frankfurter Kursbericht vom 27. Juli 1935.
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Ausl. Ser. 1I.
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Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht.
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Karlſtadt
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Elektr. Lieſerg.=Geſ
Licht u. Kraft
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Eßling. Maſchinen
Export=Malzfabrik
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüder.
F. G. Farbeninduſtr.
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Geſ.f.elektr. Untern
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke.
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Hindrichs=Aufferm.
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Löwenbr. Münch.
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Nainz=Akt.=Dr.
annesm.=Röhren
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Motoren Darmſtadt
Neckarwert Eßling.)/
Sdenw. Hartſtein
Park= u. Bürger
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Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
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Schramm, Lackfabr
Schuckert, Elektr
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Siemens & Halske.
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Badiſche Bank
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Comm. u. Privat
Dt. Bank u. Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel.
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Frankf. Bank.
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Verein. Ver
Frankona Rück=u.
kannh. Verſich.
Otavi Minen.
Schantung Handell
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 205 — Seite 15
Hueses ene
Damel, die Meit
Kleidunglegen, I
Wirtsclaftlichkeit, liefern
Hüller & Ober
1223a
Hheinstraße 39
Sonntag, 28. Juli 1935
Iu
Das Opfer des Kwrill=Beg
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
„Ob Sie ſich Fürſt oder König nennen laſſen, intereſſiert
ich nicht im geringſten!” ſagte er. „Ich meinerſeits bin mir
ires Unrechts bewußt. Das Gebiet, das ich überflogen habe,
auf dem Wege der Konzeſſion von einer amerikaniſchen
Ge=
chaft erworben worden, in deren Auftrag ich ſtehe. Falls Sie
ur ältere, berechtigte Anſprüche darauf haben ſollten, was ich
ever prüfen kann noch will, ſo müſſen Sie ſie dort geltend
gchen, wo man Ihnen einen wirkſamen Beſcheid über dieſe
erge erteilen wird! Die Art aber, wie Sie mir entgegentreten,
mich viel eher den Schluß ziehen daß Sie nichts weiter
der Hauptmann einer Räuberbande ſind und ſich nur auf das
auſtrecht verlaſſen. Und da kann ich Sie nur noch einmal
naauf hinweiſen, daß Ihre Uebergriffe, ſelbſt wenn Sie es
wag=
mich zu töten, ihre Sühne finden werden. Das überlegen
ü ſich — aber nicht zu lange, wenn es gefällig iſt! Sonſt müßte
zur Selbſthilfe greifen. Dabei ſtehe ich für nichts. Meine
dffe jedenfalls werden Sie nicht in die Hand bekommen,
ſo=
ge noch ein Schuß im Lauf iſt!“
In dieſem Augenblick hörte man aus einiger Ferne den
gall einer dumpfen Detonation. Gleichzeitig ertönten im Lager
außen vielerlei erregte Geräuſche. Die Hunde tobten von
iem, das Vieh brüllte, und Männerſtimmen wurden laut.
Kyrill=Beg war aufgeſprungen und eilte zur Tür. Er riß
Vorhang beiſeite und rief in die Dunkelheit hinaus.
Im Lichtſchein der Lampe tauchten ein paar Geſtalten auf:
fimbar einige von den Reitern, die den Gefangenen hergeführt
ten. „Es war über dem Fluß drüben — es erſcholl aus der
ſiotung, wo der ſilberne Geier liegt!” antworteten ſie auf
hill=Begs Befragen.
Er wandte ſich zu Schlüter um. Auf ſeinem Geſicht kämpfte
m Art Schadenfreude mit dem Zorn. „Nun — es ſcheint, Ihre
a chine iſt in die Luft geflogen. Allerdings gegen meinen
aus=
hklichen Befehl. Sie ſehen, daß das Schickſal ſelbſt Sie zu
ierm Gaſt machen möchte. Ich zweifle daran, daß Ihnen jetzt
ſc eine andere Wahl übrigbleibt, als ſich in unſere Hut zu
gben. Wenn mich nicht alles trügt, dürfte Ihr Flugzeug ein
ümmerhaufen ſein. Und ich hoffe nur, daß meine Kerle ſich
s Leder tüchtig dabei verbrannt haben, weil ſie durch
Unge=
ich und Dummheit mir und Ihnen einen Tort angetan haben
Ich bin überzeugt, daß Sie jetzt keinen brennenderen Wunſch
gin, als ſich von der vollendeten Tatſache ein Bild zu machen.
ſan wird Ihnen ein Pferd geben: jemand wird Ihnen den
etz weiſen. Aber ich zähle darauf, Sie wieder bei uns zu ſehen,
u Sie den Schaden feſtgeſtellt haben. Er iſt — ich bin bereit,
Ihnen zu beſchwören — gegen meinen Willen entſtanden.
ils Sie es nicht vorziehen, ſich zu Fuß durch den Urwald auf
.Weg zu machen kehren Sie getroſt wieder bei uns ein!
d ich verſpreche Ihnen, Sie nicht nur mit dem Nötigſten zu
tſorgen, ſondern auch Ihnen ein Geleit zu geben, bis Sie zu
yren Leuten zurückgekehrt ſind. Und was die beiden
Dumm=
bfe anbelangt, deren offenbare Schuld es iſt, ſo ſollen ſie zu
hrer Genugtuung baumeln, wenn ſie nicht, was ich von Herzen
Nachdruck verboten.
wünſche, bereits zu Kohle und Geſtank geworden ſind . . . Gehen
Sie! Dort bringt man Ihnen ein Pferd!”
Als Schlüter am nächſten Morgen erwachte, mußte er ſich
einen Augenblick lang darauf beſinnen, wie es kam, daß er ſich
in einem runden Nomadenzelt befand.
Das Flugzeug war tatſächlich, ſei es aus Mutwillen oder
aus Mißverſtändnis, von den zur Bewachnung zurückgebliebenen
Leuten zerſtört worden. Als Schlüter zu ihm zurückgekommen
war hatte er nichts anderes mehr gefunden als einen
Trümmer=
haufen verbogener Aluminiumteile und eine Wolke ſchwelenden
Brandgeruchs. Er ſtand damit vor der Notwendigkeit, ſich auf
die Hilfe ſeines ſeltſamen Gaſtgebers zu verlaſſen. Denn ohne
Proviant und Wegkenntnis wäre es unmöglich geweſen, ſich zum
Lager der Expedition zurückzufinden. Er hatte wohl oder übel zu
Kyrill=Beg zurückkehren müſſen. Aber er hatte dort eine faſt allzu
aufmerkſame Aufnahme gefunden. Man bewirtete ihn freigebig
und wies ihm ein Zelt zu, in dem er alles für einen gaſtlichen
Aufenthalt vorbereitet fand.
Kyrill=Beg freilich oder das Mädchen hatte er nicht mehr zu
Geſicht bekommen. Als er nach ihnen verlangte, waren ihm nur
ausweichende Antworten zuteil geworden. Er war rechtſchaffen
müde geweſen; und da an einen Aufbruch vor dem
Morgen=
grauen ohnehin nicht zu denken war, hatte er bald in feſtem
Schlaf gelegen.
Das Zelt in dem er erwachte war ähnlich ausgeſtattet wie
Kyrill=Begs Blockhütte, wenn auch lange nicht ſo reich und faſt
ohne den weſtlichen Einſchlag; es unterſchied ſich wohl kaum
von den Behauſungen der Steppenvölker.
Schlüter hatte ſich kaum vom Lager erhoben, als auch ſchon
der den Eingang verſchließende Filzvorhang zurückgeſchlagen
wurde und einer der Männer ſeinen Kopf hereinſchob.
Schlüter nahm es als ein Zeichen, daß man ihn alſo
be=
wachte. Dieſe Erkenntnis heiterte nicht gerade ſeine Laune
auf. Das Bewußtſein der Zwangslage, in der er ſich befand,
der unerſetzliche Verluſt ſeiner Maſchine, die ganze
Fragwürdig=
keit dieſer erpreßten Gaſtfreundſchaft — alles ließ ſeinen Groll
von neuem anſchwellen. Sehr barſch verlangte er, zu Kyrill=Beg
gebracht zu werden.
„Kyrill=Beg iſt ausgeritten, Herr! Wenn die Sonne im
Mit=
tag ſteht, wird er wieder heimgekehrt ſein!” erwiderte der Mann
in einem Tonfall, der eine volle Nuance zu ſanft zu llingen
ſchien.
„Er hat mir Führer und Proviant zugeſagt. Sieh zu, daß
man beide bereit hält! Ich habe vor, unverzüglich aufzubrechen.”
„Das iſt nicht möglich, Herr! Kyrill=Beg läßt dich bitten, bis
zu ſeiner Rückkehr unſer Gaſt zu bleiben.”
„Dann muß ich eben ohne Führer gehen! Ich habe keine
Luſt, mich um die Bitten Kyrill=Begs weiterhin zu kümmern; ſie
ſind mir wahrhaftig teuer genug zu ſtehen gekommen. Ich
ver=
lange, daß man mich endlich meines Wegs ziehen läßt!“
„Wiſſe, Herr, daß du nicht unſer Lager verlaſſen darfſt.
Inner=
halb unſerer Zäune aber ſteht es dir frei, den Fuß hinzuſetzen,
wohin es dir beliebt. Unſere Hunde ſind in den Zwinger
ge=
bracht worden, und du wirſt auf kein Hindernis ſtoßen.”
Schlüter ſetzte zu einem Fluch an. Er brach aber mitten
da=
rin ab. Es war ihm der Gedanke gekommen, ſich dem Anſchein
nach den Anordnungen des Begs zu fügen, um deſto leichter die
Möglichkeiten eines Entkommens auszuſpähen. Er war
ent=
ſchloſſen, ſich kürzerhand allein und ohne die verſprochenen
Hilfs=
mittel auf den Weg zu machen. Es galt nur, die Gelegenheit
zu einer Flucht abzupaſſen. Daß ſie ſich noch vor Mittag bieten
würde, daran zweifelte er beinahe nicht. Wenn er nur erſt das
Gelände erkundet hatte! Und hierzu bot man ihm ja gleichſam
die Hand, da man ihn frei im Lager umherſtreifen laſſen
wollte . . . Er erwiderte darum nichts und tat, als habe er
dieſe neue Unverſchämtheit, ihm den Zeitpunkt ſeines Aufbruchs
vorſchreiben zu wollen, überhört.
Als er dann aus ſeinem Zelt trat, umfing ihn der duftende
Waldesmorgen. Im Licht des Tages erkannte er, daß das Lager
in einer Rodung gelegen war, in der nur noch ſpärlich zerſtreute
Baumrieſen ſtanden. Doch waren alle Hütten und Zelte,
offen=
bar nicht ohne Abſicht, unter dem Schutz weit ausgebreiteter
Aeſte erbaut, ſo daß es ihm klar wurde, warum er die ganze
Siedlung — denn es handelte ſich mehr um eine Siedlung als
um ein Lager — nicht vom Flugzeug aus entdeckt hatte.
Es gab eine ganze Reihe feſtgebauter Blockhütten, etwa zehn
bis zwölf an der Zahl, und ziemlich geräumige darunter
ferner=
hin mindeſtens die doppelte Anzahl an Zelten; und ſelbſt dieſe
ſchienen von dauerhafterer Art als die Aulen der Nomaden.
Einige waren ſogar von Schlingpflanzen — Bohnen und Wildem
Wein — überwuchert und gewiß nicht dazu beſtimmt, über Nacht
abgeriſſen und weitergetragen zu werden.
Trotz der frühen Stunde machte die ganze Waldſtadt den
Eindruck friedfertiger Geſchäftigkeit. Unter einer geſchwärzten
Zeder war eine Schmiede aufgeſchlagen, und das Klingklang der
Hämmer ſcholl munter und dröhnend. Eine Schar Männer kam
mit Melkeimern aus Ziegenfell vorüber; andere luden eine
Karawane Pferde ab. Sie war offenbar nach eine Nachtritt
ſo=
eben erſt eingetroffen; die Weichen der Tiere waren noch
ſchweißbedeckt und gedunkelt.
Es fiel Schlüter auf, daß er faſt keine Frauen zu Geſicht
bekam. Nur aus zwei oder drei Zelten ſpähten ihm einige Male
ein paar Frauenaugen nach. Die Männer aber ſchienen den
fremden Gaſt nicht zu beachten, ſondern gingen mit einem
fröh=
lichen Eifer ihren mannigfaltigen Beſchäftigungen nach.
Eine Unzahl von Vogelſtimmen zwitſcherte und trilierte.
Die Sonne aber war noch hinter den Bergen verſteckt und ſandte
ihre Strahlen hoch über den Wipfeln der Bäume auf die
ziehen=
den Wolken, deren ſchneeiges Weiß rotgoldene Borten und
roſenrote Arabesken erhielt.
(Fortſetzung folgt.)
Mache
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: i. V. Andre
für den Schlußbienr:
ndreas Bauer; für den lokalen Teil: Ma
Streeſe; für das Feuilleton und die
Gegenwart‟: Dr. Herbe
rt Nette; für „Reich und Ausland‟: Dr. C. H. Quetſch;
K.3
für den Bif
r. C. H. Queiſch: für den Sport: Karl Böhmann; Anzeigen=
K.
GSe
le; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich:
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ſämtlich in Darmſtadt. D. A. Nl. 35. 20083. Pl. 4. Druck und Verlag:
Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth
ittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt. Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
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Schützenfeſt mit Puſterohr,
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Das kleine Heideſtädtchen Bevenſen im Lüneburgiſchen iſt bekannt
vet ſeines traditionellen Kinderſchützenfeſtes, das die Jungen hier
huhrlich veranſtalten. Es iſt keine zufällige und keine vorübergehende
Erihtung. In dieſem Jahre halten ſie ihr Schützenfeſt zum
Male ab.
2 Pſx allen Straßen und Gaſſen des Städtchens herrſcht an dem
forrntag, der ausſchließlich im Seichen der Jugend ſteht,
Hoch=
bich. Schon am frühen Morgen ſieht man überall Jungens,
blumen=
mmückt und das Blasrohr über der Schulter, durch die Straßen
. Sie begeben ſich zur vorgeſchriebenen Sammelſtätte. Kurz vor
AhF.w Ausmarſch zum Feſtplatz, auf dem das eigentliche Wettſchießen
ſſafndet, hält der Bürgermeiſter eine Nede, in der er die Jungens
grahnt, Sieger und Beſiegten Ehre und Achtung zuteil werden zu
ſan „Der Sug begibt ſich darauf zum Hauſe des Schützenkönigs aus
vergangenen Jahre. Er muß alle Ceilnehmer feſtlich bewirten,
heißt, in dieſem Falle, mit Limonade und Kuchen! Dann ſchreitet
oon zwei „Offizieren” begleitet, die Front ſeiner Kameraden ab.
iſt gleichſam ein Abſchiednehmen, denn es iſt doch immerhin
Backen aufgeblaſen und los!
Geſellſchaft durch iſt. Siegesbewußt treten die einen zum Schuſſe
an und ein bißchen ſchüchtern und zaghaft andere, die zum
erſten=
mal an dem großen Ereignis teilnehmen. Manchem von den ganz
Kleinen geht vor lauter Aufregung im kritiſchen Moment die
Puſte aus, aber das ſchadet nichts. Wenn es in dieſem Jahr
auch noch nicht geklappt hat, ſo bleibt ihnen doch immer noch
die Hoffnung auf einen Sieg im nächſten Jahre.
Kreis:
Das Siel: Ob
der Schuß im
Weißen ſitzt?
Mit dem Blasrohr auf der Schulter geht’s zum Schießplatz.
zweifelhaft, od er ſeine Würde gegen die ſtarke Konkurrenz wiederum behaupten kann. Im
ge=
ſſenen Suge marſchiert dann alles auf den Schießplatz. Jeder ſieht zum letztenmal ſeine Waffe, ein
tes Puſterohr, nach, damit ſie bei der wichtigen Entſcheidung ja nicht den Dienſt verſagt.
Von jeher iſt das Kinderſchießen in Bevenſen mit dieſen Puſterohren ausgetragen worden. Einer
dem andern tritt an den Sielſtock heran, in den in Abſtänden von etwa 10 Sentimetern lange
Nägel eingeſchlagen ſind. Jeder Schütze
kann, ſeiner Größe entſprechend, ſein
Puſterohr auf einem beliebigen Nagel
auflegen. Da Jungens im Alter von
6 bis 14 Jahren, älter als 14 Jahre
darf kein Ceilnehmer ſein, ſehr
ver=
ſchieden groß ſind, wird dieſe
Einrich=
tung von allen Beteiligten als ſehr
zweckmäßig empfunden. Das Siel
ſelbſt iſt eine große runde Scheibe
mit ſchwarzen und weißen Ningen.
Der Mittelpunkt iſt weiß. Die
Bevenſer Jungen müſſen alſo in’s
Weiße treffen, wenn ſie gewinnen
wollen. Am Siel werden die einzelnen
Schüſſe genau aufgeſchrieben, damit
nachher bei der Entſcheidung keine
Einwände erhoben werden können.
Es iſt luſtig zu ſehen, mit welchem
Eifer und mit welcher Begeiſterung
die kleinen Schützen an den Sielſtock
herantreten, das Nohr gewiſſenhaft
auf den paſſenden Nagel auflegen,
dann mit großer Anſtrengung die
Backen aufblaſen und im richtigen
Moment „ſſſſt” — los fliegt der
Pfeil. Einen Augenblick ſpannende
Stille — dann ſchreien ſchon helle
Jungenſtimmen vom Siel her das Er=
Der ake Schützenkönig ſchreitet mit zwei „Offizieren”.
gebnis. Einer nach dem anderen
die Front ſeiner Kameraden ab.
kommt an die Neihe, bis die ganze
„Na, denn Proſt, neuer Schükenkönig!”
Sämtliche Aufnahmen (5): Weltbild (M),
[ ← ][ ][ → ] EIN MO DERNERFRAUENBERUF. DENES SCHON FRÜHERG
je Herztin von geſtern und vorgeſter
Der Beruf der Aerztin iſt nicht ſo neu, wie
man im allgemeinen glauben möchte. Es iſt
be=
kannt, daß bereits auf der bedeutendſten
medi=
ziniſchen Univerſität des Mittelalters, in
Salerno, ſüdlich von Neapel, auf der bis ins
15. Jahrhundert hinein die deutſchen Aerzte
ihre Fachausbildung genoſſen, auch Frauen und
Jungfrauen zum Studium zugelaſſen waren.
Mehrere von ihnen traten ſpäter als
Lehrerin=
nen und Schriftſtellerinnen auf und erwarben
lſich hohes Anſehen.
In noch früheren Seiten lag die Heilkunde
faſt ausſchließlich in den Händen von Frauen.
Von eigentlicher Wiſſenſchaft war dieſe freilich
oft weit entfernt. Die ältere und füngere Edda
führt durchweg Frauen als Schutzheilige der
Geſundheit an. Auch galten die „wilden wibe”,
unter denen übermenſchliche Wald= und
Meer=
frauen oder Nornen und Walküren zu verſtehen
ſind, für ſehr erfahren in der Arzneikunſt. Bei
den Germanen ſah. man die Krankheiten als
Verzauberungen oder Strafen feindlicher
Gott=
heiten an, und die Heilkunſt gehörte deshalb zu
den Obliegenheiten der Prieſter und
Prieſterin=
nen. Die linden Hände der Frauen galten dabei
als beſonders heilbringend.
Die hauptſächlichſten Mittel, die den weiſen
Frauen oder Walen zur Heilung von
Krank=
heiten zur Verfügung ſtanden, waren
Beſpre=
chungen mit Liedern und heilkräftigen
Sprü=
chen, runenbedeckte Stäbe und an heiligen
Stätten dargebrachte Opfer, alſo im
weſent=
lichen Mittel ſuggeſtiver Art. Vereinzelt finden
wir im altgermaniſchen Heilſchatze auch
Kräu=
tergetränke, Salben, Pflaſter und Waſſerkuren
erwähnt. Nach Einführung des Chriſtentums
wurden die Walen als Hexen verfolgt.
Die Kräuterheilkunde wurde dann im
Mit=
telalter in den Klöſtern eifrig gepflegt. Die
erſte deutſche Naturforſcherin, die zugleich mit
Heute ſchrieb das Ueben
Der Sekundenkuß im Auto
Londoner Bobbies paſſen hölliſch auf.
Näm=
lich auf Verkehrsſünder. Kein Automobiliſt
darf ungeſtraft die Verkehrsregeln mißachten.
Erbarmungslos wird er dingfeſt gemacht und
vor den Schnellrichter geſchleift. So ging es
auch Miſter Davies, der eben auf Victoria
Station aus Paris angekommen war und nun
im Auto ſeinem Heim zuſtrebte. Er hatte ein
Lichtſignal überfahren, und eine Polizeipatrouille
heftete ſich ſofort an ſeine Ferſen, um ihn zu
ſtellen. Da ſahen die Poliziſten etwas, was
ihren amtlichen Augen im höchſten Grade
miß=
fiel. Der Mann am Steuer legte ſeinen Arm
um die neben ihm ſitzende Frau und küßte ſie.
Was natürlich nicht ohne erhebliche Abweichung
vom Kurs abging, wie der Poliziſt vor dem
Nichter behauptete. Dieſer ſetzte ſeine ſtrengſte
Miene auf, aus der man ſehen konnte, daß er
feſt entſchloſſen war, die Leichtfertigkeit des
Fahrers mit der ſtrengſten Strafe zu belegen.
Erſt ein Signal nicht beachten, dann die
Beglei=
terin küſſen und damit den Verkehr in Gefahr
bringen — das mußte geſühnt werden. Doch
dann ſtellte es ſich heraus, daß die Dame, die er
in voller Fahrt geküßt hatte, ſeine — Gattin
war. Mr. Davies hatte es, wie er dem Nichter
erklärte, nach ſo langer Crennung nicht
erwar=
ten können, bis ſie zu Hauſe waren. Und
außer-
dem ſei er dabei auch gar nicht von der
Fahrt=
richtung abgewichen. Da wurde das Geſicht des
Nichters ſchon weſentlich freundlicher, und es
bedurfte eigentlich gar nicht mehr der mit
ver=
ſchämten Augenaufſchlag vorgebrachten
Aus=
ſage der Gattin, daß „der Kuß ja doch höchſtens
eine Sekunde gedauert habe”, um den
Geſetzes=
walter vollends verſöhnlich zu ſtimmen. Wegen
des Kuſſes und der damit verbundenen
Ver=
kehrsgefährdung erfolgte Freiſpruch. Der
glück=
liche Ehemann erhielt den wohlgemeinten Nat,
ſeine Frau in Sukunft lieber an ſichereren Orten
zu küſſen als gerade im fahrenden Auto. Denn
abgeſehen von allem anderen, könne er ſeine
Küſſe dann auch auf längere Seit als „nur eine
Sekunde” ausdehnen. Welchen Nat Mr. Davies
zweifello, befolgen wird.
Plinius die erſte
Natur=
forſcherin von Bedeutung
war, Hildegard von
Bin=
gen, war Aebtiſſin des
Benediktinerinnenkloſters
Nuppertsberg bei Bingen.
In ihren
naturwiſſen=
ſchaftlichen und
medizi=
niſchen Werken, die ſie
in der Kloſterzelle ihren
Mitarbeitern in
latei=
niſcher Sprache diktierte,
ſpielt die Darſtellung der
Heilkräfte von Pflanzen
und Cieren vom ärztlichen
Standpunkt aus eine
große Nolle. Sie ſchreibt
ein Buch über „Urſachen
und Heilungen der
Krank=
heiten”. Ihr zweites Werk
„Phyſika” umfaßt neun Bände. Im erſten
die=
ſer Bücher berichtet die Nonne von 230
Kräu=
tern und ihren Verwendungsmöglichkeiten. Sie
war eine große Pflanzenfreundin und im ganzen
Umkreis ihres Wohnorts allen
Kräuterſamm=
lern, Holzfällern und ſonſtigen Waldbewohnern
bekannt. Von ihnen erhielt ſie nicht nur ſeltene
Pflanzen und Steine, ſondern erfuhr vieles an
alter Volksweisheit, die ſie in ihren Büchern
verwerten konnte.
Die Aebtiſſin beſaß nur geringe
wiſſenſchaft-
liche Vorbildung. Sie verließ ſich bei ihren
Studien auf ihre Erfahrungen und Eingebungen.
Sie verfügte über eine Gefühlsſicherheit, wie ſie
nur der mittelalterliche Menſch mit ſeiner
Naturverbundenheit haben konnte. Weit und
breit galt, die kluge Frau als Autorität.
Erz=
biſchöfe, Könige und Kaiſer holten ſich Nat bei
ihr, und Kaiſer Barbaroſſa korreſpondierte
ſo=
gar über Staatsangelegenheiten mit ihr.
In vielen ihrer mediziniſchen Natſchläge iſt
Hildegard ein Kind ihres abergläubiſchen
Seitalters, und ihre Diätvorſchriften ſind von
beſonderer Originalität. So ſolle der geſunde
Menſch erſt um Mittag die erſte Mahlzeit
einnehmen, vor dem Schlafengehen ſolle er
ſtun=
denlang nichts eſſen. Auch müſſe man bei der
Auswahl des Eſſens auf die Jahreszeit achten.
Eier und Schweinefleiſch werden von ihr ſcharf
abgelehnt, Erdbeeren hält ſie für ſchädlich, wie
ſie überhaupt vor rohem Obſt warnt. Das
Ver=
bot, Waſſer zu trinken, iſt für die damalige Seit
nicht verwunderlich.
Als Hildegard im Jahr 1180 ſtarb, war die
Crauer überall groß. Ihre Bücher aber bargen
manche Anregung, der erſt in ſpäteren
Jahr=
hunderten nachgegangen wurde.
Aber auch zahlreiche akademiſch gebildete
Aerztinnen gab es im Mittelalter. Das hängt
eng mit Weltanſchauung und Sitte zuſammen.
Denn es war, wie heute noch in manchen
Län=
dern, verpönt, daß ſich Frauen von Männern
ärztlich behandeln ließen. Die mäntnlichen Aerzte
wurden dem weiblichen Geſchlecht möglichſt
ferngehalten. Nach den weſtgotiſchen Geſetzen
des 6. Jahrhunderts war es ausdrücklich
ver=
boten, den Frauen in Abweſenheit ihrer
Ver=
wandten die Ader zu ſchlagen.
Als beſonders unſchicklich galt es, bei
Frauenkrankheiten oder Geburten Männer
herbeizuziehen. Wir ſehen das an dem
Schick-
ſal eines Pfuſchers und Landſtreichers aus dem
16. Jahrhundert, der ſich in Hamburg, als
Hebamme verkleidet, in angeſehenen Häuſern
Kunden verſchaffte. Als man den Abenteurer
als Mann entlarvte, kam eine Unzahl von
Fre=
veln an den Cag, die er begangen hatte. Der
Hamburger Hiſtoriker Cratziger ſchreibt über
ihn: „Es wurt auch einer diß jar verbrannt,
der nennt ſich Doctor Veit, hatte hin und
wie=
der ſelzam Abenteuer ausgerichtet und ſich eine
zeitlang vor eine badermume (Hebamme)
aus=
gegeben und bei den frawen in den
Kindes=
nöten gebrauchen laſſen.”
Das Sernhalten der männlichen Aerzte war
jedoch für die Entwicklung der Geburtshilfe
nicht ſehr günſtig. Es entſtand zeitweilig eine
Spaltung zwiſchen Cheorie und Praxis, dean
bis zum 17. Jahrhundert waren alle Lehrbücher
für Hebammen von Männern geſchrieben. Bis
zum 18. Jahrhundert wurde aber männliche
Hilfe bei Entbindungen nur dann in Anſpruch
genommen, wenn chirurgiſche Operationen nötig
waren. Dieſe beſorgten die Wundärzte oder
ſonſt in der Schneidkunſt geübte Leute.
Neben der Frauenheilkunde war es dann
vor allem die Augenheilkunde, die von Frauen
ausgeübt wurde. Geſchichtliche
Ueberlieferun=
gen berichten von Frauen, die ſich im 15.
Jahr=
hundert in Frankfurt, wo das ganze
Mittel=
alter hindurch weibliche Aerzte genannt werden,
mit der Augenheilkunſt befaßten. Ihre Praxis
war ſehr einträglich.
Ueber ein beträchtliches weibliches Heilheer
verfügte Jahrhunderte hindurch die Stadt
Nürnberg. Im Jahre 1463 werden 7, 1486
bereits 23 heilkundige ehrbare Frauen gezählt.
Dieſe waren anerkannte Medizinalperſonen,
zu=
meiſt aus gutem Geſchlecht. In Augsburg
wur=
den ſie „Obfrauen”, in Ulm „oberhändige
Frauen” genannt. Ihnen unterſtanden im 16.
Jahrhundert die „geſchworenen Frauen” aus
dem Handwerkerſtand und Hebammen. Die
„geſchworenen Weiber” wurden alljährlich vor
das Nugamt gefordert, um die geſchehenen
Mängel und Fehler der Hebammen zur Anzeige
zu bringen oder auch, um
Verbeſſerungsvor=
ſchläge zu machen. Bei der Behandlung von
Frauenleiden war es ihnen zwar unterſagt, ſtark
wirkende Arzneimittel anzuwenden. Nebenbei
betrieben ſie amtlich genehmigte
Heiratsver=
mittlung, denn ihr Beruf verſchaffte ihnen
Ein=
blick in alle Kreiſe. Su den geſetzlich berechtigten
Heilkünſtlerinnen gehörten auch halb und halb
noch die „Waſſerbrennerinnen”, welche das
Necht zur Anfertigung gewiſſer Heilmittel
hatten.
Im 17. Jahrhundert war eine ganze Anzahl
von Hebammen ſchriftſtelleriſch tätig.
In Deutſchland veröffentlichte Juſtine
Sie=
gemund, welche als Hebamme in Liegnitz wirkte
und nachher vom Großen Kurfürſten nach
Ber=
lin berufen wurde, im Jahre 1690 nach
dreißig=
jähriger Cätigkeit ihre „Churbrandenburgiſche
Niemals klingt die Seele lauter, tiefer und
reiner, als wenn es gilt Abſchied zu nehmen.
Es iſt im Grunde dasſelbe, ob wir von
einem Menſchen Abſchied nehmen für jetzt und
immer, von einem Beruf, der unſer Daſein
auszufüllen ſchien, oder von irgendeinem
Lebe=
weſen.
Dies iſt das Entſcheidende: es gibt nur
einen Abſchied vom Leben!
Selbſt in den Sügen der bleichen, toten
Mutter, des Gatten, des Kindes ſuchen wir
das Leben, bemühen uns, den Schmerz zu
be=
liegen, indem wir — wenn auch nur in der
Phantaſie — das liebe Bild noch einmal in
uns erblühen laſſen.
Der Abſchied vom Freunde geht uns zu
Herzen bei der Vorſtellung, daß wir den Klang
der vertrauten Stimme bald nicht mehr hören,
daß bald die Geſpräche verſtummen werden, die
uns gar manches Mal in froher und ernſter
Fahrt gemeinſam auf Ozeane des Lebens
führten.
Und ſo iſt es, wenn irgendein Weſen von
uns genommen wird — und ſei es nur ein
Cier, eine Pflanze, deren Nähe unſere
Da=
ſeinsfreude zu erhöhen ſchien.
Darum ſcheiden Gefühlsmenſchen ſo ſchwer
aus einer alten, ſchönen Stadt. Gerade beim
letzten Anblick fühlen ſie doppelt, wie gern ſie
Swieſprache gehalten haben mit Gaſſen und
Giebeln, mit Mauern, Cürmen und Erkern.
Das Gefühl der Einſamkeit umfängt ſie bei
dem Gedanken, daß ihnen dieſe guten alten
Kameraden künftig fehlen werden, die
irgend=
wie Leben und Schickſal von Jahrhunderten
an ſich tragen.
Leichter will es mir ſcheinen, aus den
modernen Großſtädten amerikaniſchen Stils zu
ſcheiden. Die Straßen haben im Grunde
das-
ſelbe Geſicht: wolkenragende Hauſer, raſende
Autos, ſchreiende Neklame, haſtende Menſchen.
Selten iſt Harmonie und Nuhe zu finden. Die
amerikaniſche Großſtadt läßt höchſtens in ihrem
Geſamtbild einen ihr typiſchen Rhythmus
er=
kennen. Wir Europäer vermiſſen jedenfals.
in ihrer nüchternen Sweckmäßigkeit und
Ge=
ſchäftlichkeit jene tiefere Beſeelung des Steins.
wie ſie der geſclichtlich gewordenen Stadt ent=
Hoff=Wehmutter”. Damals erſchien auch
Hebammenbuch von Anna Eliſabeth Hod
burg, das aber nicht ſo bekannt wurde wie?
vorher erwähnte.
Eleonore Herzogin von Croppau
Jägerndorf gab im Jahre 1600 „FI Butf
auserleſener Arzeneien für alle des menſchl
Leibes Gebrechen und Krankheiten” her/
wie überhaupt die Frauen viele Arzneimiſch/
gen hergeſtellt haben. In dem „Stadt=
Land=Artzney=Buch” von Carl de Gogler,
1678 zu Frankfurt verlegt wurde, finden
u. a. Miſchungen von Gräfin von Schwar
berg, der alten Kurfürſtin von Weimar,
Herzogin von Oeſterreich, von Frau von 9
berg, der Alten von Katzleben zu Grüni
oder von der Herzogin von Nochlitz.
So lag die Pflege der Geſundheit jahrlalAid läuf
dertelang zum großen Ceil in den Händen
nehmer, klöſterlicher und bürgerlicher Fral
wie auch die häusliche Krankenpflege ausſch
lich Sache der Frauen war.
Dr. Ilfe Mah
er mir
49
Lachad
meu. W
Polt
in der
Es füh
ſat,. De
Abſchied
ſtrömt, die uns zur Offenbarung von Freud
Leid der Jahrhunderte wird.
Abſchied iſt etwas abſolut Perſönlic
Was uns zutiefſt packt und feſſelt, von
allein vermögen wir mit echten Gefühler
ſcheiden. Abſchied kann nur dort ſein, wo hif
liche Sprache in den Dingen liegt, wo Sa
und Formen unaufhörlich klingen.
Alſo wäre Abſchied etwas Sinnfäll!
Augenſcheinliches? Mithin egoiſtiſch geburd
materiell bedingt? — So könnte es ſcheid
Indeſſen findet der tiefer Schauende ſehr El
daß Abſchied nicht ſo ſchnell verrauſcht
etwa leichte, die Sinne aufpeitſchende M.
Wenn die ſtürmiſchen Wogen der Erree
ſich geglättet haben, dann liegt der Ablci
vor uns wie ein ruhiger See, in dem ſich
wolkenloſer Himmel ſpiegelt. Uns iſt, als b!0
ten wir in ein klares, gütiges Auge.
fühlen, daß wir reicher geworden ſind dil
den Abſcied. Neicher und größer an inner
Erleben. Der Schmerz, der uns zu überril
tigen ſchien, verliert ſeine ſcharfen Kontug
Wir grüßen eine ſonnige, hoffnungsfr
Morgenwieſe. Und der Cau, der über
blinkt, das ſind nicht mehr Cränen der Cra!
das ſind Cränen des Glücks.
Abſchied iſt ein Quell aus jener Welt
Gefühlen, die wir Deutſchen Heimat nen ?
Wir können in der Heimat leben, wir kör
aus ihr ſcheiden. Aber niemals können wir
verlieren. Denn gerade das Verlieren läßt
die Größe des Beſitzes erfühlen.
Wer den Kelch des Scheidens bis zur T/
geleert hat, der weiß erſt, daß wirklicher Bll
nie genommen werden kann, weil er den ga10
Menſchen erfüllt. Mit dieſer Erkenntnis ri
der Abſchied eine Sache des Geiſtes, der S4
der Metaphyſik. Er weiſt in großen Perlp!
tiven hinaus über das Leben, an deſſen Gr. 0
er ſteht. Er wird ein Weg zum Glauben.
Die von der Seele des Abſchieds Ol
durchdrungen ſind, die wiſſen nichts vom S11
ben. Denn ihr Sein erfüllt ſich in der Geii
heit, daß der Schöpfer des Lebens ſelbſt
Brücke gelegt hat, die vom Leben zum Lei
führt.
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Ich bin Journaliſt, ein junger, ehrgeiziger
Gournaliſt, hergeſchickt, um über die Kataſtrophe
u berichten: Die große
Ueberſchwemmungs=
lataſtrophe. „Hundert Cote” meldeten die
Abendblätter.
Die Stadt ſchläft. Die Stadt am Nand der
Kataſtrophe ſchläft in einer müden Betäubung.
die Häuſer haben ihre Fenſterläden zugeklappt
die Augenlider. Im erſten Morgendämmern
E alles grau und kalt. Meine Schritte hallen.
hinter mir im Dunkeln trappeln die Füße einer
Menſchenmenge. Es klingt ſpitzig wie das
Ge=
trippel von Schafen.
Und jetzt das erſte Seichen: Hof mit offenen
Cüren. Swei Autos ſchlammbedeckt. Geöffnete
Motorhauben. Bei einem brennen trübe
La=
ternen. Werkzeug auf den Crittbrettern. Auf
den Polſtern, gekrümmt über die Lehnen,
ſchlafen die Fahrer, Sie ſchnarchen.
„Heda —”. Nichts regt ſich. Da iſt nichts
u machen.
Ich ziehe den Mantel aus rolle ihn
zu=
ſammen, mit dem Gürtel verſchnürt hängt er
über der Schulter. Mütze in die Caſche
ge=
ſtopft. Sigarette als Frühſtück.
Es führt nur eine große Straße aus der
Stadt: Der Weg ins Cal der Kataſtrophe. Es
graut. Die Straße iſt ein Damm durch kalten
Tebel. Noſige kleine Wolken ziehen im Oſten.
Umriſſe der Berge tauchen blau aus dem Grau
veraus; ein Höhenzug. Ein gläſernes Nauſchen
liegt in der Luft: ein flacher Fluß, der über
Kieſel läuft. Es wird laut und ſtärker, es
wird wie ferne Brandung.
Der Himmel weitet ſich, die Sterne ſind
blaß. Und jetzt ſteht auf dem Höhenzug eine
dünne Franſe von Bäumen, ganz in Glut. Und
ſetzt ſpringt ein ſcharfer Sonnenrand hellrot
über den blauen Kamm der Berge. Der Cag
bricht an, und wie durch Sauber erſcheint um
mich die Erde. Die Erde iſt weit und wie ein
Spiegel, glänzend. Die Erde iſt ſchwarz. Sie
ſimmert, ſie blendet in den ſchrägen
Sonnen=
trahlen. Es iſt ein weites Cal zwiſchen den
Retten blauer Berge und es iſt ganz mit
Waſſer gefüllt; es iſt erfüllt von Nauſchen:
die Straße iſt ein Damm im Waſſer, der Fluß
hat die Breite ſeines Betts verhundertfacht.
Und das Waſſer iſt ſchwarz von mitgeriſſener
Erde, und Millionen Schlangen von
dunkel=
gelbem Schaum winden ſich auf ſeiner ſauſenden
Jäche. Ein Hausdach ſchwimmt in der Serne,
wie ein Segel i. fliegender Fahrt. Bäume,
veiß zerſplittert, heben ſich aus der Slut wie
Lanzen.
Ein Bauer kommt die Straße herab, ein
därtiger Mann. Er führt ein Fahrrad an der
Hand. Ein neugeborenes Kalb liegt gekrümmt
auf Lenkſtange und Nahmen. Mit beiden
Jänden hält der Mann dem Kalb die Beine
feſt und zugleich das Nad.
Da iſt eine Mühle, das erſte zerſtörte
Haus. Sie iſt weggeriſſen bis auf die Grund=
Mauer. Ein Mauerdreieck, behängt mit einem
Sück zerfetztem Dach, zeigt wo das Wohnhaus
Dar. Der Mühldamm leitet noch einen winzig
ſeinen Arm der großen Flut dahin, wo früher
As große Rad geweſen iſt. Der Müller
tor=
ſelt auf dem Mühldamm, er fiſcht Bretter
aus dem Graben mit einer langen Stange. Er
ſ t wie betrunken. In dem verwüſteten Garten
auft weinend die Frau: hängt Wäſcheſtücke
ſurn Crocknen an die Aſtſtümpfe der Bäume.
Einen Augenblick lang bin ich ſtehen ge=
Meben, mitten auf dem Weg — und jetzt laufe
ſch. Ein Dorf tanzt mir vor den Augen. Das
Vorf iſt unwahrſcheinlich wie ein Craum. Es
ſieht aus wie ein Haufen Muſcheln, die ein
Aſcher mit einem Stein zerſchlagen hat, um den
Köder auszunehmen. Das Dorf hat ſeine dritte
Dimenſion verloren. Das da ſind flache
Kände. Dieſe Wände ſind lebendig: hunderte
den Menſchen kriechen an ihnen und in ihnen
erum mit dem gleichen Wechſel von Haſt und
iü lem Betaſten, wie wenn man in das Creiben
eines zerſtörten Ameiſenhaufens blickt. Blank
O blitzend umzingelt das Waſſer die Häuſer.
Om Laufen ſehe ich: Da hängt in einer
Sppel gute drei Meter über dem Boden eine
Auuh, hängt über einem großen Aſt und ihre
Zeine fallen ſchlaff herab, ihr weißer Bauch
c immert gedunſen in der blendenden Sonne.
Aus dem breit dahinſchießenden Waſſer tauchen
Ahienen der Eiſenbahn. Sie führen zu der
Dahnhofsrampe. In den eiſernen Säulen der
Nampe, die wie eine ſchräge Schrift den
Bo=
den zeichnen, hat ſich ein Pferd verfangen. Es
ſtreckt die Beine ſteif wie Stöcke in die Luft
und ſtarrt mich an mit einem ſtumpfen
maul=
beerblauen Auge. Sein Bauch iſt mit Kalk
beſtreut.
Die Häuſer ſind aufgeklappt. Man blickt
wie in Kuliſſen. An den Wänden hängen noch
die Bilder, in den Ecken ſtehen die Oefen und
die Herde, auf einem Stückchen Sußboden
hängt halb ein Bett, darüber ein Spruch:
„Froh erwache jeden Morgen” Und da ſteht
ein Copf auf dem Herd und die Wand
da=
hinter iſt von Nauch geſchwärzt. Das ſieht
alles ſo ſehr menſchlich aus und ſo unglaublich
unwahrſcheinlich.
In einer plötzlichen Erſchöpfung ſetze ich
mich auf den Nand der Mauer, ſchwindelig
von dem großen Brauſen, von dem böſen
Glitzern des Stroms. Ich ſehe hinauf zu den
Wäldern auf den Bergen, um etwas zu ſehen,
was nicht zerſtört iſt. Ich ſehe in den
er=
barmungsloſen blauen Himmel und fühle tief
den Keſſel dieſes Unglücks.
In einem Hof arbeitet ein alter Mann mit
einer Schaufel. Er wirft Schlamm über die
Mauer. Er hat weißes Haar und einen weißen
Bart. Ueber ſeinen hageren Beinen ſind die
Hoſen hochgekrempelt. Er ſteht im Schlamm
und ſchaufelt. Seine Arbeit iſt Wahnſinn —
als wollte er mit ſeinen zwei Händen das Meer
ausſchöpfen. Er iſt verrückt, und trotzdem
kehren Hoffnung und Suverſicht bei ſeinem
An=
blick in mein Herz zurück. Der alte Mann iſt
ein Held, ein St. Georg, der mit der Schaufel
kämpft gegen den Drachen aus Schlamm.
Vor einem Bäckerladen ſteht eine Frau.
Der Mann reicht ihr durch das zerbrochene
Fenſter Brotlaibe, naß und ſchmutzgetränkt,
Gläſer mit trüb= Maſſe von geſchmolzenen
Bonbons. Ein Kind weint über ſeinem
Puppen=
wagen: Die Puppen ſehen alle ſo ertrunken
aus, farblos und ſchmutzig. Armer
hoffnungs=
voller Kram: Blechgeſchirr, vollgeſogene
Ma=
trätzen, die aufplatzen, wenn man ſie hebt.
Als ich das Dorf verließ, war ich ſo
ſchwin=
delig, wie ein Schwimmer, der ſich aus einem
Strudel gerettet hat. Von Seit zu Seit
ſchüt=
telte ich heftig den Kopf, räuſperte mich,
ver=
ſuchte meine Stimme: „Herrgott, Herrgott!”
Ich ging und ging. Der Wald verdeckte
den Fluß, aber das Nauſchen verriet ſeine
Nähe. Eine Seitlang ſtieg die Straße höher in
die Berge. Das Steigen gab ein Gefühl der
Befreiung, je weiter das Nauſchen ſich
ent=
fernte. An manchen Stellen öffneten,
Lich=
tungen den Blick nach unten: ich ſah die weiße
Ebene und einen weißen Wald.
Kilometer-
breit, in einer Länge, die ich nicht überſah,
lag der Wald am Boden wie ein gemähtes
Weizenfeld. Die Gipfel der Cannen hatten ein
ſo trübes Grün wie Palmen im Warteſaal
eines Bahnhofes. Aber die Stämme waren
weiß, die Ninde abgeſchält vom Waſſer. In
Garben waren die Bäume geſtürzt, die
ſchwächeren Stämme ganz aus der Erde
ge=
riſſen, Hügel um die ſtarken Stämme.
Eine Siege meckerte. Sie war weiß. Sie
ſtand unter einem Baum. Es war ein alter
Baum, mit einer Ausſichtsbank, die gegen das
Cal gerichtet war. In den Hügel eingebaut
war ein Backofen. Ich kletterte hinab zwiſchen
hohen Felsblöcken, hörte immer näher das
Nauſchen des Mühlbaches. Die Schlucht war
eng. Ein Baum ragte aus dem Waſſer, eine
rote Matratze war an ihm angeſpießt wie eine
Notfahne.
Die Siege meckerte kläglich, als ich
weiter=
ging. Sie machte einen Verſuch mir
nachzu=
folgen. Ich nehme ſie in meine Arme. Sie
leckte den Schweiß von meinen Handgelenken.
Ihre ſchönen, hellblauen Augen hatten einen
trüben Glanz. Ich trug ſie, bis ich Menſchen
fand und ſetzte ſie behutſam ab.
Und weiter ging ich; ſtumpf, verbittert, mit
klappenden Sohlen weiter in Nichtung der
nächſten Celegraphenſtation, im Kopf den
fer=
tigen Bericht fürs erſte Morgenblatt.
Halibourton ante portas!
Wie Hannibal über die Alpen Der Schriftſteller auf dem Elefanten Reicht es für zoo Seiten
Die Ueberquerung der Alpen durch ein
antikes Heer, eben das weltberühmte
Söldner=
heer unter Hannibal, das Karthago gegen Nom
geſchickt hatte, war zweifellos eine gewaltige
Cat, die Hannibals Namen allein unvergeßlich
und unſterblich gemacht hätte. Man weiß, daß
auch nachher große Heere die Alpen
überquer=
ten, ſo unter Napoleon Bonaparte und
Suwa=
row, aber dieſe Unternehmen waren immerhin
etwas beſſer vorbereitet und trugen nicht ſo
ſehr wie die Unternehmung Hannibals den
Stempel eines blitzartigen genialen Entſchluſſes,
der in die Cat umgeſetzt wurde, koſte es, was
es wolle. Beſonders unvergeßlich bleibt wohl
allen Schuljungen die Beſchreibung, wie die
Elefanten die ſteilen, ſchneebedeckten Alpenpäſſe
überklommen und trotz großer Verluſte noch in
reſpektgebietender Sahl die Poebene erreichten.
Ein junger amerikaniſcher Schriftſteller
namens Halibourton hat es in dieſen Cagen
unternommen, dieſen Sug Hannibals für ſeine
Perſon nachzuahmen. Er hat es verſchmäht, im
bequemen Eiſenbahnwagen durch den St.
Gott=
hard=Cunnel zu raſen, er hat es abgelehnt, im
Flugzeug die Strecke in einer knappen Stunde
abzumachen, wie es für uns Europäer 1935
nahezu zur Selbſtverſtändlichkeit geworden iſt.
Er hat ſich einen Elefanten aus dem Pariſer
Soo gechartert ſamt einem dazu gehörigen
Creiber und hat den beſchwerlichen Nitt über
den großen St. Bernhard auf dem Nücken des
gewaltigen Cieres angetreten.
Man darf bei ſolchem Cun nicht die billige,
leider aber auch naheliegende Frage nach
ſei=
nem Sinn erheben. Eigentlich iſt das
roman=
tiſche Unternehmen Halibourtons natürlich
ſinn-
los. Hannibal mußte eben mit ſeinen
Elefan=
ten über den großen St. Bernhard, um den
Nömern auf der anderen Seite Panik und
Schrecken einzujagen. Wir haben das heute
nicht mehr nötig. Das iſt kein Grund, beſonders
ſtolz zu ſein, denn vor 2000 Jahren hatte die
Welt auch einiges voraus, was wir heute nicht
mehr beſitzen. Noch weniger Grund iſt
vor=
handen, über Herrn Halibourton; zu lächeln,
denn was muß ein junger ſtrebſamer
Reiſe=
ſchriftſteller heute ſchon alles tun, um Verleger
und Leſer zufrieden zu ſtellen, die die ewigen
Ozeanüberquerungen und
Kontinentdurch-
raſungen endlich ſatt haben.
Die Auswahl an Senſationen ſcheint eben
nicht mehr beſonders groß zu ſein. Wo man
hinkommt, haben ſchon Kollegen das Seld
ab=
gegraſt, ſogar die Irrfahrten des Oduſſeus ſind
ſchon vor einigen Jahren getreulich
nachgefah-
ren worden, auch im Kajak hat man ſchon den
Ozean überquert und der Mann, der eine Conne
über die Erde rollte, lockt keinen Hund mehr
hinter dem Ofen hervor. Wenn man einem
amerikaniſchen Verleger eine garantiert
ſelbſt=
erlebte Nobinſonade anbietet, wird man höflich,
aber ſehr beſtimmt aufgefordert, den Laden zu
verlaſſen, und um Staatsgelder für einen
Süd=
poltrip zu bekommen, muß man ein faſt
univer-
ſaler Gelehrter ſein. Der Gedanke mit
Hanni=
bal und dem Elefanten war aber wohl noch
einen Vorſchuß wert.
Es iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß die
Italiener auf der andern Seite Herrn Halibourton
freundlicher empfangen werden, als die Nömer
ſeinerzeit, Herrn Hannibal, und das einzige
Cannae dieſes Unternehmens droht Herrn
Hali=
bourtons Verleger, wenn es ſich wider
Erwar=
ten erweiſen ſollte, daß die Sache mit dem
Ele=
fanten ein wenig dünn war für 300 Seiten.
Auch der Nuf „Halibourton ante portas” wird
keine beſondere Schlagzeile abgeben. Die
Cier=
ſchutzvereine werden recht daran tun, ſich ein
wenig um den biederen Elefanten aus dem
Pariſer Soo zu bekümmern, der, wie gemeldet
wird, die Höhenluft gar nicht verträgt, und der
dem Großen St. Bernhard ohne Sweifel genan
ſo wenig Geſchmack abgewinnen wird, wie
ſeine indiſchen Kollegen vor zweitauſend Jahren.
Wer weiß, was uns noch alles bevorſteht,
wenn ſich Herr Halibourton noch weiter in die
antike Geſchichte vertieft. Die alten Nömer
haben ja ſtets einen feinen Sinn für Senſat’onen
aller Art beſeſſen. Hermann Schlüter.
Ueber ſehr große Zahlen
Dem bei Walter de Gruyter u. Co.
in Berlin erſchienenen Buch:
Schu=
bert, Mathematiſche
Muße=
ſtunden, entnehmen wir mit
Erlaub=
nis des Verlags folgenden intereſſanten
Abſchnitt:
1. Das Skatſpiel, in welchem bekanntlich 32
Karten unter 5 Perſonen ſo verteilt werden,
daß jede 10 erhält und daß 2 Karten beſonders
gelegt werden, führt zu der Frage, auf
wie=
vielfache Weiſe ſich die 32 Karten in der
an=
gegebenen Weiſe verteilen laſſen, oder mit
anderen Worten, wieviel verſchiedene Spiele
möglich ſind. Die Kombinationslehre antwortet
auf dieſe Frage, daß die geſuchte Anzahl gleich
321
100 104 101 21
iſt, „wo immer al das Produkt aller Sahlen
von 1 bis a iſt. Nechnet man aus, ſo erhält
man für die geſuchte Sahl
2755 Billionen 264408 Millionen und 504 640.
Um eine Vorſtellung von der Größe dieſer Sahl
zu bekommen, fügen wir folgendes hinzu. Wenn
die ganze lebende Menſchheit nichts weiter zu
tun hätte, als Cag und Nacht Skat zu ſpielen,
und zwar ſo, daß immer 5 zuſammenſpielten
und 1 Spiel durchſchnittlich in 5 Minuten
er=
ledigten, ſo würden 52—55 Jahre nötig ſein,
um zu erreichen, daß jede der durch die obige
Zahl dargeſtellten Kartenverteilungen
durchge-
ſpielt wäre. Wenn aber allein die Bewohner
Altenburgs, des Geburtslandes des Skatſpiels,
dieſe Aufgabe zu erledigen hätten, ſo würden
ſie 5—600000 Jahre brauchen, ehe ſie ſagen
könnten, daß jedes denkbare Skatſpiel in
Altenburg geſpielt ſei. Wir fügen hinzu, daß
unter den rund 2755 Billionen Spielen ſich 655
Billionen oder 22—25 Prozent befinden, bei
denen wenigſtens ein Wenzel (Bube) im Skat
liegt, d. h. zu den beiden beſonders gelegten
Karten gehört, daß aber kaum 4 Millionen
Spiele oder der 700 millionſte Ceil aller Spiele
ſo beſchaffen iſt, daß einer der Mitſpieler
Creffſolo mit 11 Matadoren ſpielen kann.
2. Viel größer als beim Skatſpiel iſt die
Sahl aller denkbaren Verteilungsmöglichkeiten
beim Whiſtſpiel, bei welchem 52 Karten unter
4 Mitſpieler verteilt werden, ſo daß jeder 15
Karten erhält. Die geſuchte Sahl ergibt ſich
durch Berechnung des Ausdrucks:
521
131 131 131 137
Man erhält:
53 644 Quadrillionen
und 737 765 Crillionen
und 488 792 Billionen
und 839 237 Millionen
und 440 000.
Von der Größe dieſer Sahl gibt vielleicht
das folgende Beiſpiel eine Vorſtellung. Wenn
die ganze Erdoberfläche, einſchließlich aller
Ge=
birge und Ozeane, mit Whiſttiſchen ſo beſetzt
werden könnte, daß der Ciſch nebſt den 4
Spie=
lern immer nur 1 Quadratmeter bedeckte, und
wenn dann an jedem dieſer Ciſche unaufhörlich
Whiſt geſpielt würde, und zwar immer in je 5
Minuten 1 Spiel, ſo würde es länger als 1000
Millionen Jahre dauern, ehe auf dieſer nur mit
Whiſttiſchen bedeckten Erde jede denkbare
Ver=
teilungsart der 52 Karten durc geſpielt wäre.
Schloß Kranichſtein von der Parkſeite
Foto: Roſt.
[ ← ][ ][ → ]Heimkehr ins Vaterhaus
Heimatliches Tal
Vaterland, Vaterhaus. Seit Hunderten
von Jahren iſt ſich dies gleich geblieben: Ein
Wind geht durchs Cal, an heißen Halden liegt
die Sonne. Der Himmel leuchtet weißblau und
hoch herein, und von allen Seiten rauſchen, bis
tief zu den Häuſern herunterziehend, die
Wäl=
der. Das war auch das erſte Work, das
Na=
tur zu meiner Kindheit ſprach, dieſe vier, fünf
einfachen Silben: Waldrauſchen, Calenge und
bochgetürmte Berge mit braunen Felſen und
Burgen.
Das Leben aber läßt den Menſchen nicht
in ſeiner Einfachheit. Es ſpaltet und entfaltet
ihn, es kehrt ſein Inneres gewaltſam nach
außen. Es ſpiegelt ihn bald ſchreckhaft, dald
vertraut in ſeinem bewegten Geſchick.
Her=
pflügt wie ein Acker, tauſendfach zerfurcht und
innerlich ſtolz und ſtädtiſch geformt findet er
ſich eines Cages wieder unter der hohen
Som=
merſonne, die einfach und rein zu ſeinen
Häup=
ten über den Calhimmel geht. Der Lärm der
Rieſenſtädte liegt ihm noch im Ohr; auf der
Netzhaut ſeines Auges zittern noch die
Nach=
bilder der unabſehbaren Geſchwader von
Ge=
ſtalten, die das Leben draußen an ihm
vor=
übertrieb.
Hier iſt plötzlich alles abgebrochen. Der
Lärm iſt verſtummt, das Sehfeld hat ſich mit
einem Schlage entleert. Ein Schwindel
wan=
delt ihn an: eine Rührung, ein Schmerz, eine
Seligkeit. Die Stile dringt tief in ihn ein.
Die Grillen klingen, die heimlich in den
ſon=
nenwarmen Mauern ſitzen. Erde iſt um ihn
und will, daß er wieder einfach werde wie
Baum und Stein. Ein heimlicher Wind ſchleicht
ihn verloren an und ſchmeichelt mit
Kinder=
ſtimme, mit Kinderhänden. Ein Bogelruf, ein
ferner Schuß im Wald — zweifelnd und in
einer ſchmerzhaft=ſüßen Natloſigkeit ſteht er
zwiſchen zwei Welten, denen beiden er
zuge=
hört und deren Grenze eben jetzt durch ſeine
Seele geht. Wie ſollte der Menſch ſeine
menſchliche Entfaltung nicht lieben, die ſeine
innerliche Form bereichert und erhöht? Und
wie ſollte er dieſem Lied des ſtillen Cals
aus=
weichen, das ewig auf Vereinfachung, auf
Ent=
formung drängt?
So iſt ein Kampf in ihm, wie wenn zwei
große Mächte lautlos um eine Seele ſtreiten.
Stille, achtſam, verzichtend ſieht er ihm zu,
hebt die Hände und weiß nicht, auf welcher
Seite hier der gute, auf welcher der dunkle
Geiſt ſtreitet.
Aber ſchön, dunkel und wie Blut ſo rot
ſind die Noſen am Stock, die ſein Vater
vor=
zeiten hier im Garten gepflanzt hat.
Wald
Der Wald iſt ernſt. Durch ſeine Heiterkeit
ſchwingt immer noch liebliche Crauer, durch
ſeine Sinſternis rauſcht faſt ein Grauen.
Iſt es Sufall, daß die Lieder faſt aller
Dichter des Waldes einen dunklen Cod haben?
Ommer miſcht der Wald dem Leben der Soele
einen tiefen Alekord bei. Ich habe oft den
luſtigen grünen Wald geſucht, aber was ich
fand, war immer eine Selbſtbeſinnung von
lächelndem Ernſt und eine durchleuchtete
Crauer, und eine Stimmung des Verzichtens
war dabei, als Folge jenes tiefen, inneren
Ausgleichs, den der Wald im Menſchen
her=
vorbringt.
Der Wald duldet weder Verzweiflung noch
ausgelaſſene Fröhlichkeit. Er dämpft hier, er
mildert dort, und er zielt immer auf ein ge=
laſſenes, ſtilles, zeitloſes Lebensgefühl ab. Wald
iſt Beſchwichtigung und Dämpfung. Er wiſcht
die grellen Süge der Perſönlichkeit aus und
führt die Seele durch eine ruhige Schwermut
auf ihre letzten, einfachſten Linien zurück.
Selbſt die fernen Hügellinien, die man von
einer hochgelegenen Lichtung erblickt, ſind zu
ſchön, um vergnügt zu ſein; zu gelöſt, zu ſelig
ausſchwingend. Denn Schönheit iſt immer von
fern der Crauer verwandt.
Es iſt faſt eine Art lanften, zeitweiligen
Codes, was man im Wald erlebt — über eine
holde Entformung hin eine Ausſöhnung mit
allem Leben. Alles, was an Leiden und
Be=
gehren bildhaft ſtarr in der Seele ſteht, ſchmilzt
die grüne Kühle zärtlich ein und macht ein
Einheitliches daraus, eine ruhige Leidenſchaft
des ſüßen Daſeins, ohne Seit, ohne Cod.
Erntezeit in deutſchen Landen
Nichts iſt vergangen, ſagt der Wald, alles
lebt. Nichts wird kommen, alles iſt ſchon
ge=
ſchehen. Jung und zeitlos biſt du, Menſch,
rein iſt deine Seele wie das, was aus den
kla=
ren großen Augen der Waldtiere blickt. Das
Blut fließt in dir ſo ſchuld= und ſchwerelos
wie der Saft, der in den Adern der Stämme
ſteigt. Ich ſchenke dir Vergeſſen und uralte
Erinnerung; Vergeſſen deiner harten,
mühe=
vollen Menſchlichkeit, Erinnerung der
Urhei=
mat, der auch du entſtammſt.
Wald, über mein Haupt komme dein
Nau=
ſchen nun allezeit.
Wanderung
Wir fliegen aus. Eiſenbahn, Leiterwagen,
Gußwanderung; Wälder Weinberge,
Korn=
ebenen, Granitfelſen, und immer wieder, auf
runden Hügeln mannhaft aufgebaut, die
ver=
fallenen ritterlichen Wohnfeſten, die faſt über
jedem pfälziſchen Waldtal ragen. Ernſt blickt
von der Höhe der Kiefernforſt herab, fraulich
milde nimmt der junggrüne Buchenwald mit
ſeinen kernigen Stämmen den Wanderzug in
ſeine Schatten auf. Nechts ein Blick in die
gähnende Ciefe der Waldgründe, links ein
Blick zu den finſteren Höhen tannenſtarrender
Berge — ſo zwiſchen Luſt und lieblichem
Grauen geht der Weg, den halben Cag hin,
und immer ſingen die Mädchen. Bald an der
Spitze des Sugs, bald weit hinten ſieht man
die hellen fliegenden Gewänder, hört man das
junge Lachen.
Waldlieblichkeit; „Eichendorff. Schwind;
geſungener, durchklungener Cag mit lauter
leichten, geflügelten Stunden. Wir gehen Pfade,
die ſich ſüß in grünes Wieſenland einwühlen,
andre, die ſich in bogige, dunkle Laubgänge
verlieren. Ein Vers von Brentano geht mit
mir und ſummt mir im Ohr:
Freude ſingt, was Leid gelitten,
Schweres Herz hat leichten Sinnl
Ein Wort, echt in rheinfränkiſcher Luft
ge=
wachſen, dieſer Luft voll glitzernder
roman=
tiſcher Empfindung, die dem Pfälzer den
be=
weglichen, ſpieleriſchen, ſpottluſtigen Sinn gibt
und die gefährliche reizvolle Buntheit des
Gei=
ſtes. Im Geſpräch fliegen die Worte wie
far=
bige Bälle hinüber und herüber, toll und
trun=
ken von Oronie, hin und her zwiſchen Ernſt
und Scherz, Gegenſätze maleriſch und witzig
verdindend. Da ſind die guten Geiſter des
landsmänniſchen Weins mit im Spiel, und es
iſt kein Wunder, daß ich in die Landſchaft, wo
er wächſt, hineinblicke wie in ein
aufgeſchla=
genes Märchenbuch, wie in einen Spiegel
mei=
nes eigenen Geiſtes und Lebens. Ebenen voll
vom Wellenſchlagen blonder Getreidemeere,
Abhänge, luſtig liniert von den Pfählen der
Weinſtöcke, runde, ebenmäßige Formen der
bewaldeten Hügel, immer bekrönt von
Bur=
gen, wilden Cürmen oder fabelhaften
Fels=
trümmern, die mit großartiger Geberde in der
Landſchaft ſtehen; Nuhe, Schönheit und Crauer,
finſtrer oſſianiſcher Nuinenzorn und ſelig
dar=
unter die Craumſtille der ins Wieſental
hinein=
geſchmiegten Dörfchen. Neinblütige Nomantik
lebt in dieſer Landſchaft, und in ihre Linien
iſt Muſike unzerſtörbar hineingedichtet.
Und endlich tut ſich der Blick von der Höhe
der Wegelnburg auf, die ſüdlichſte Crutzfeſte
vor dem weiten Wasgau. Ein Schwingen und
Klingen von endloſen Hügellinien, Kuppe au
Kuppe in wunderbar edlen und tiefen Farb
tönen, in dunkelgrünem Wälderſamt ein
Meg=
erſtarrter Wogen, von Wohllaut dröhner.
wie Orgelklang. Alle Wunder der Schichturn
und Ueberſchneidung ſpielen im Aufbau dieſar
Berge, deren letzte Linien wie mit zarteſten
Stift an den Horizont geſchrieben ſind.
Mänr-
lichverhalten und kraftvoll, leicht und unſtof”
lich iſt das Bild dieſes Berglands, bis in
da=
letzte Wendung voller Geiſt und Kühnheit. E.n
Sagenbuch, ein Heldenlied iſt es, deſſen
ſtra=
mende Seilen ich mit entzückter Begier ableſſ.
Und wie ich wieder ins dunkelkühle
Walä=
tal hinabſteige, an heldenmütigen Cürmen ur
wehrhaften Ningmauern vorüber, da ſcheirn
mir das Leben leichter zu tragen als vorher.
Nur dem hat Natur ihr letztes Wort
ge=
ſagt, den ſie nicht nur reiner, ſondern au 9
tapferer gemacht hat.
leuchtkäfer
Die Glühwürmchen ſchwärmen am Aber.)
und ziehen lange, zittrig aufſteigende Bogei
grünen Lichtes am dunklen Waldrand, übu
den Böſchungen am Wieſenpfad. Kleine, he
matloſe Sterne, irren ſie ſelig durch die Wals
nacht, geiſtern durch duftende Büſche und firz
den lange keine Nuhe. Einen nachtſchwarzet
Dornbuſch haben ſie ganz mit leuchtenden Smc,
ragdſteinchen geſchmückt, aus dem hohen Graßl,
tief wiſchen den Halmen verſteckt, ſchimmert
ſie heimlich und geiſtergrün hervor. Die kle
nen Cannen haben ſie durchſternt, ganze Gr
hänge von ſchwanken Lichtbogen ziehen I.
längs des Weges.
Es iſt kein Canzen, kein Flattern; es 5
kein Streben nach irgendeinem Siel; nur en
Caumeln in genügſamer Luſt, ein ſchimmerr.
des, zielloſes Schmachten wie von zärtlichei
Gedanken, wie von Erinnerungen, die lehnli
durch die Seele ſchweben.
Man lächelt ihnen im Dunkel zu, und die
ſes Lächeln lobt jeden Abend den Urheber du
zarten, dichteriſchen Gedankens: Cierchen a.
Licht!
Nacht
Wald bei Nacht. Moos und Kiefernade!!
unter den Sohlen, hoch überm Scheitel die ge
heimnisvolle Welt ſchwarzer Buchenwipfel; au
mende Stille, lautloſes, heiliges Verſunkenſe:
alles Lebens.
Der Himmel über dem zerriſſenen Gewölk/
der Wipfel iſt noch fahl von einer letzten Hellt
Sitternd, ſanft erwacht ein erſter Stern. On
Cal ſchimmert es heimlich, Nebel heben ſin
aus dem Wieſengrund, ſtreifen einmal faſt dei
Pfad, den du gehſt, ſinken wieder zurück irs
weite Calbett.
Ciere ſchlafen ringsum. Es ziſcht manchm 4
und raſchelt danach im Laub. Wenn ein Swey
nah an der Stirn vorüberſtreift, iſt es wie eil
Atemhauch. Es brütet weit. Voll Leben 1
der Nachtwald. Gedrängt ſtehen die Geſchöpf!
treu iſt jeder Baum.
Gehe leiſe dahin, fühle nur ſtumm, v7
Wald und Nacht dein Weſen ſchwarz durch
ſtrömen, wie das Lied deines Lebens lich mi
jedem Atemzuge läutert, bis dein Herz in de
Bruſt wie eine feine, ſtille Glocke klingt.
Sprich nicht, gehe unhörbar, wie es ſich
ziemt, mitten durch das Wunder zu geher
fühle nur: Liebe, die du tot geglaubt haſt
nimmt dich bei der nächſten Wegbiegung ver
ſtohlen an der Hand. Liebe führt dich Ein
ſamen bei Nacht durch den Wald.
Küchenzettel vom 29. Juli bis 4. Auguſt.
(Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.)
Montag: Heidelbeerkaltſchale, gehackte
Kalbs=
koteletts mit Tomatenſalat und Kartoffeln.
Dienstag: Grüne Bohnenſuppe,
Speckeier=
kuchen und Salat.
Mittwoch: Grießſuppe, Schmorbraten mit
Kohlrabi und Kartoffeln.
Donnerstag: Buttermilchkaltſchale,
Hafer=
krätlingeß) mit Blumenkohl.
Freitag: Reisſuppe, Fiſchfrikaſſee mit Salat
und Kartoffeln.
Samstag: Zwiebelſuppe, gefüllte-Tomaten
mit Reis.
Sonntag: Königinſuppe, Kalbsbraten mit
gemiſchtem Gemüſeſalat, Kartoffeln.
Obſt=
törtchen mit Schlagſahne.
*) Haferbrätlinge: 150 Gramm Hafer
werden mit vier Zehntelliter kochendem Waſſer
gebrüht, 50 Gr. Wirſing, roh gehackt, 1 Ei,
1 Löffel Mehl, etwas Muskat darunter, mit
dem Löffel flache Kuchen in heißem Fett
ge=
backen.
Grießſpatzen. Nachdem man 125 Gramm
Grieß in eigroß Butter hellgelb röſten ließ, gebe
man ihn zum Ausquellen in ½ Liter kochende
Milch und miſche nach dem Abkühlen 2 Eier,
reichlich gewiegte Peterſilie und Salz darunter.
Mit naſſem Kaffeelöffel walnußgroße Klößchen
abgeſtochen, koche man die Spatzen 5 Minuten in
kochendem Salzwaſſer.
Schachnummer 634.
Partieſtellung 27.
Aus dem Wettkampf um die nordiſche
Mei=
ſterſchaft in Kopenhagen zwiſchen dem
Titelver=
teidiger E. Anderſen und G. Stahlberg.
Der Wettkampf endete 2:2 unentſchieden.
G. Stahlberg.
2.2222
22
Einfe
Prüfſtellung: Kbl Dh5 Tgl, g5 Sf3, Ba2, b2, d3, f2, h3;
En8 Dd8 Te8, e7 le6 Ba7, b7, 04, 5, h7.
Es geſchah 1. Sh4. Mit 1. Dn8 Dis 2. Df8:4 Tf8: 8. 894:
konnte Weiß ein günſtiges Endſpiel herbeiführen, er wollte aber
wohl „ſchön” gewinnen.
1. ... I77. Hier konnte Schwarz mit 1. .. la2:+ nebſt
Dost und lelt. Daueriſchach erzwingen, aber auch er mill
gewinnen.
2. Dh6 Ia2:4 Jetzt will er doch remis machen, ſein König
ſteht ihm zu ungemütlich.
3. Kal. Weiß will aber gewinnen, er kommt jetzt in eine recht
gefährliche Lage.
3.. „ Teß! 4. Ss6.+4 Tg6: 5. Tg6: Daß!
Das hatte Weiß wohl überſehen, die achte Reihe iſt durch das
Abzugſchach des Läufers a2 genügend geſchützt.
6. Ta8! Die einzige Rettung.
6.... Daß: Gba8: 2 7. Df6 4).
7. Daß: daß: 8. Ka2: und die Partie endete nach längerem
Kampfe unentſchieden.
Briefkaſten. H. M. und W. A. B. Beſten
Dank für die Aufgaben, die wir gerne bringen
werden.
Magiſches Quadrat.
1. 2. 3. 4. 5. 1. ao E E 2. E. B E H II I I I K K 4. L. N. N. B R 5. R T T Z Z Sommererſcheinung
etwas Menſchliches
Kniff
Bergwerksanlage
Verwandter.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 30.
Magiſche Figur.
1. Graz. 2. Radio, 3. Adolf, 4. Zille, 5. Ofen.
Silbenrätſel.
1. Dortmund, 2. Edda, 3. Semiramis, 4.
Meie=
rei, 5. Eukalyptus, 6. Nogat, 7. Sophokles, 8.
Chi=
märe 9. Eregli, 10. Njemen, 11. Wartburg,
12. Inful, 13. Libau, 14. Lepkoje, 15. Eiſack.
Das Zitat lautet: „Des Menſchen Wille, das der Flaſche ſteht: Beſtes Mittel zur Entfernuns
iſt ſein Glück.”
Druck, Verlag u. Kliſches. Darmſt. Tagblatt, Eliſabeth Wittich. Zeitungsverlag u. Druckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl., f. d. Redaktiyn: Dr. H. Nette, Darmſtadt. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. perboteb.
Humor der Woche.
„Haſt du ſchon von den hundert Mark gehör4
die du deinem Nachbar gepumpt haſt?”
„Aber klar, jeden Tag, der hat ſich nen Radi”
dafür gekauft.” (Zeichnung Bob Hinderſin=M.)
Kochkünſte. Mit den Worten „Verzeih, daß ich
ſtöre”, tritt die junge Frau in das Arheits
zimmer des Gatten. — „Was möchteſt du z. —
„Kann ich mal deine Haartinktur haben”
„Wozu, mein Kind?‟ — Heute Mittag gibt es
Karpfen.
„Und dazu brauchſt du die Haar
.
tinktur?”
„Ja. Ich muß doch den Kaxysn zu
recht machen.
„Mit, Haartinktur?‟
„Aber frag doch nicht ſo bläd! Lies ſelbſt was au.
der Schuppen.”
Der Sieg des „Eleinen Kleides
Man unterſchätzt mitunter ganz zu Unrecht die
Wich=
tigkeit der beſcheidenen Alltagskleider, anſtatt ſich zu ſagen,
daß gerade dieſe Stücke am häufigſten in Anſpruch
genom=
men und den ganzen Tag getragen werden, alſo
eigent=
lich den „perſönlichſten Stil” haben müßten.
Gewiß iſt es nicht einfach, einem unſcheinbaren Kleide
„Note” zu geben, das heißt, es „aus der Menge zu heben”,
denn die Mittel, die einem hier zur Verfügung ſtehen,
ſind keine Gewähr für „Wirkung”, weil Material und
Machart beſcheiden ſein ſollen, da man ſich ganz richtig
ſagt, daß nichts peinlicher wirke als ein aufdringlich
aus=
ſehendes Strapazkleid, das nicht etw., wie mitunter
fälſchlich angenommen wird — ein Zeichen beſonderer
Originalität, ſondern der deutlichſte Beweis für „modiſche
Stilloſigkeit” iſt.
Das moderne „kleine Kleid” muß zwei wichtige
Be=
dingungen erfüllen: Es muß — da ja ein ſolches
Hoch=
ſommerkleid meiſt aus Waſchſtoffen hergeſtellt wird —
leicht und gut zu reinigen ſein und ſoll überdies jede
Be=
wegungsfreiheit bieten, da es ja nicht nur als
Strapaz=
kleid, ſondern vielfach auch als Berufsaufmachung dient.
Wenn wir früher ſagten, daß der Geſamteindruck
die=
ſer Kleider ein beſcheidener ſein ſolle, ſo iſt damit
keines=
wegs geſagt, daß man ſich etwa in der Wahl der Farben
allzugroße Zurückhaltung auferlegen müſſe, da ja heuer
bekanntlich lebhafte Schattierungen ſehr geſchätzt ſind, ſo
daß verſchiedene Gelb= und Grün=Töne, aber auch friſches
Mohnrot ſich als neuartig und erfolgreich erweiſen.
Drückend heiße Hochſommertage laſſen eine komplizierte
En
Machart durchaus unerwünſcht erſcheinen, denn man will
ja möglichſt raſch in ein ſolches Kleid ſchlüpfen können
und nicht etwa durch unnötige Verſchlüſſe behindert
wer=
den, die einer Frau immer die Nerven rauben.
2
Wir haben daher bei jedem einzelnen unſerer kleinen
„Laufkleider”, die wir im Bilde darſtellen, auch in
dieſer Hinſicht nuf Einfachheit geachtet und werden damit
gewiß den Beifall unſerer Leſerinnen finden.
Die neueſte Mode hält ſich heuer bekanntlich
vor=
zugsweiſe an verſchiedene Leinenſorten, und zwar ins= A.
beſondere an die ſackleinenähnlichen „Jute=
Bindun=
gen”, die ſehr gefallen. Der derben Struktur dieſes Gfdd
Materials entſpricht eine „wuchtige” Machart, das
heißt, ein klarer, überſichtlicher Schnitt und eine durch
Stepp=
nähte beſorgte „Kantung”, wie ſie im erſten Bilde gezeigt wird.
Die ſchrägt durchgeführt und geknöpfte, in die Taſchen über=
leitende Vorderbahn und die capeähnlichen Flügelärmel ſind
mo=
diſche Anregungen, die wir feſthalten wollen.
Buntmateria=
lien aller Art (gleichviel, ob es ſich nun um Seide, Miſchgewebe
oder Kreton handelt) ſind immer ſo wirkungsvoll, daß man
auf einen komplizierten Schnitt in dieſem Falle nicht nur
W keinen Wert legt, ſondern ihn geradezu verurteilt, weil
uns die Erfahrung lehrt, daß die gemuſterten Gewebe in
einfachſter Machart am netteſten ausſehen.
Darum iſt das in unſerer zweiten Figur dargeſtellte
bunte Kleid ganz ſchlicht; ein dunkler
Wildleder=
gürtel läßt das lebhafte Muſter noch ausdrucksvoller
er=
ſcheinen. Des Kontraſtes wegen ſchlagen wir eine lichte,
loſe, mit einem „Durchzugsknopf” gehaltene Jacke vor.
Auch hier natürlich kurze, hochſommerliche Aermel, und
als Beſonderheit ſchräge eingeſchnittene Taſchen, die die
neue Jackenform noch flotter erſcheinen laſſen.
Neben Leinen wird heuer auch Rohſeide für „kleine
Kleider” gerne verarbeitet, weil dieſes mit Web=Knoten
und =Streifen durchzogene Material ſowohl in ſeiner
Naturfarbe als auch in allen hellen Modeſchattierungen
ſehr nett ausſieht.
Selbſtverſtändlich wird auch hier auf eine ganz
unauf=
dringliche Machart Wert gelegt; am erfolgreichſten ſind
die reizvollen Kaſak=Kleider mit geknöpftem Sattel,
kur=
zen Glockenärmeln, Steppkanten und einem mit Legfalten
abgeſchloſſenen Rocke. Derartige Entwürfe ſind nicht nur
als Strapazaufmachung zu gebrauchen, ſondern — wenn
ſie mit einem breitrandigen, maleriſchen Hute getragen
in
werden — auch als Beſuchskleidung und für den
Nach=
mittagsſpaziergang ausgezeichnet zu verwerten.
Mit den geſtreiften Geweben hat es eine
ähn=
liche Bewandtnis wie mit Buntſeiden; auch hier wäre
nämlich eine gekünſtelte Schneiderarbeit ganz entſchieden
ein „Zuviel”, und man müßte ſich immer wieder ſagen,
daß die günſtige Wirkung durch bewußte Einfachheit
ge=
ſteigert werde.
Wir zeigen als letzte Figurine unſerer Gruppe ein
Kleid aus einem geſtreiften Sommergewebe, bei dem
das Hauptaugenmerk der Ausfertigung des Oberteiles
gilt, der nicht nur durch die aus Pikee hergeſtellte
Kra=
gen= und Aermelgarnitur und durch einen Pikeegürtel,
ſondern auch durch eine in verſchiedener Streifenrichtung
zuſammengeſetzte Bruſttaſche auffällt.
Einfach und unaufdringlich wie die Kleider ſollen auch
die Kleinigkeiten der Aufmachung: Hüte, Schuhe,
Hand=
taſchen und Handſchuhe ſein, weil jede Uebertreibung gerade
in dieſem Falle den vorteilhaften Geſamteindruck beeinträchtigen
müßte.
Ohre Gaartracht!
Im Laufe der letzten Jahre wurde ſehr
viel über die Haartracht geſchrieben, viel
eifriger aber noch über dieſes Thema
geſpro=
chen, denn wenn Frauen „unter ſich” ſind,
wird die Erhaltung und Förderung der
Schönheit begreiflicherweiſe zum
Hauptgegen=
tand aller Erörterungen, ſo daß immer
wie=
der neue Anregungen zur Schönheitspflege
ausgetauſcht werden.
Zu den allerwichtigſten Kapiteln aber
ge=
hört zweifellos die Haartracht, die einer
Frau den Stempel der Perſönlichkeit geben
ſoll; vielleicht ſind gerade aus dieſem Grunde
ſo wenige mit ihrer Friſur ganz
einverſtan=
den und haben hier und dort doch noch etwas
zu bemängeln, indem ſie ſich auf den
Stand=
punkt ſtellen, daß auf dieſem Gebiete des
Rätſels Löſung noch lange nicht gefunden ſei.
Sehr lange tobte bekanntlich der Kampf um die
Entſcheidung, ob langes oder kurzes Haar modern
ſei und wurde — wie man weiß — ſchließlich
in=
ſofern ausgetragen, als man ſich für den „goldenen
Mittelweg”, nämlich für das halblange Haar
entſchied, das man untertags derart ſtecken kann,
daß es wie kurzgeſchnittenes Haar wirkt, für den
Abend aber derart zu friſieren vermag, daß es
eine wirklich entzückende und phantaſievolle Note
erhält.
Aber auch für jene, die nach wie vor ganz
lan=
ges Haar tragen und an der fraulichen Schönheit
dieſer traditionellen Friſur trotz aller „modiſchen
Lockungen” feſthielten, iſt geſorgt worden, und man
darf vielleicht ſogar behaupten, daß ſie dem neuen
Mode=Ideal am allernäckſten kommen!
Eine Frau von Geſchmack und Kultur wird
ihren Ehrgeiz dareinſetzen, ſich (nicht etwa aus
weiblicher Eitelkeit, ſondern aus Stilgefühl heraus)
für jede Gelegenheit anders zu friſieren, wird
ſich alſo ſelbſt ganz genau beobachten müſſen, um
aus den vielen modiſchen Vorſchlägen das für ſie
Geeignete herauszufinden, und man wird ſtaunen,
wie ſchwer es eigentlich ſei, die richtige Friſur für
die richtige Gelegenheit ausfindig zu machen.
So zum Beiſpiel wird ſich die beruflich tätige
Frau während der Amtsſtunden bewußt einfach
friſieren, wohl wiſſend, daß eine Frau, die ſich zu
ſehr in Aeußerlichkeiten verliert, niemals ernſt
ge=
nommen werden könnte. Wir empfehlen demnach
eine einfache, ſeitlich leicht gewellte Scheitelfigur,
vielleicht durch ein paar Stirnfranſen bereichert,
die jetzt wieder ſehr modern ſind; bei halblangem
Haar; eine feſte Rolle im Nacken (Bild 1).
Ebenſo wie die Frau im Berufe wird auch die
Sportlerin eine unauffällige Friſur tragen
wollen, wenn auch hier hin und wieder etwas
Phantaſie nicht ganz unangebracht wäre.
Unter allen Umſtänden aber muß beim Sport
— welcher immer es auch ſei — das Haar ſehr
feſt halten, denn nichts iſt unnetter, als die
Frau mit den wirren, unordentlichen Haaren, mit
dem völlig unfriſiert wirkenden Kopfe! ... Daher
ſollte ein Stirnband oder ein Reifen das Haar
niederhalten.
Da die Sportlerin in keiner Hinſicht beengt
oder gehemmt ſein darf, ſchlagen wir die „
ohren=
freie Friſur” vor; nichtsdeſtoweniger ſind feſte
Nackenlöckchen erlaubt, vorausgeſetzt, daß ſie
wirk=
lich unaufdringlich ausſehen (Skizze 2).
Auch die Nachmittagsfriſur, die manche
ganz zu Unrecht übertreiben zu müſſen glauben,
ſoll ganz ſchlicht ſein, denn gerade nachmittags
kommt man unter viele Menſchen, ſieht und wird
geſehen und will nicht etwa einer aufdringlichen
Haartracht wegen ein abfälliges Urteil
herauf=
beſchwören.
Natürlich ſoll eine nachmittägliche Friſur viel
„lockerer” ſein als eine für die Arbeitszeit
be=
ſtimmte Haartracht. Stirnfranſen,
Schläfenlöck=
chen uſw. ſind gerne geſehen. Weiche Wellen
ſind duftig und geſchmackvoll, und ein
zopfähn=
licher Knoten iſt ein entzückendes Motiv, das
der „Fraulichkeit” der neuen Mode entſpricht
(Mittelbild).
Ihren wahren Ausdruck und ihre Erfüllung
aber findet die moderne Haartracht in der
Abendmode.
Hier muß die Frau ſich keine modiſche
Zurück=
haltung auferlegen, weil ja in dieſem Falle
Ein=
fallsreichtum außerordentlich geſchätzt wird. —
Der Locken=Kopf in den verſchiedenſten
Spielarten gilt für den Abend als vorbildliche
Haartracht, und zwar können die Löckchen den
ganzen Kopf bedecken oder aber — wenn es ſich
um eine Scheitelfriſur handelt — nur im
Nacken verwendet werden (erſte Skizze der
unteren Reihe).
Die Wandlung der Abendmode, die nach einer
Aera betonter „Sachlichkeit” nun wieder bei
ſtilartigen Modellen (unter betonter
Verwen=
dung von Biedermeiermotiven) angelangt iſt,
bedingt natürlich auch eine völlige Umſtellung
der Haartracht, ſo daß Zopf=Friſuren aller Art
und „Rollen=Wirkungen” von vollendeter
Schön=
heit, oft aber auch die Vereinigung dieſer
beiden Effekte abendliche Friſuren vorbildlicher
Art entſtehen laſſen, die hin und wieder — für
große Feſte — durch eine Schmuckagraffe geziert
ſind, die für eine derart ſtiliſierte Haartracht
gewiß geeignet erſcheint (letzte Zeichnung).
Man ſollte gewiß niemals überſehen, daß
„Mode” und „Haartracht” untrennbare Begriffe
ſeien, die der ſtilvollen Geſamtwirkung wegen
richtig aufeinander abgeſtimmt ſein müſſen.
* Alte Hochzeitstrachten ſind heute mehr denn
je von Intereſſe. Volkstrachten aus Urväter
Zeit werden aus Truhen und Käſten geholt und
werden auch vielfach nach alten Muſtern neu
hergeſtellt. Wunderbare Gebilde von reizvollen
Farben und Formen, die den Geſchmack der Zeit
präſentieren. Die „Deutſche
Moden=
zeitung” (Verlag O. Beyer, Leipzig) bringt
in Bild und Wort intereſſante
Veröffentlichun=
gen über koſtbare alte Hochzeitstrachten und
ſtellt daneben ſchöne moderne Brautkleider,
auch ſolche für Silber= und Goldene Hochzeiten.
Aus dem ſonſtigen reichen Inhalt des letzten
Heftes iſt ein Aufſatz über den Tanz der Völker,
und ein ſolcher, dem Gedenken der Königin
Luiſe gewidmet, erwähnenswert.
Seite 22 — Nr. 205
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 28. Juli 1935
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