Darmstädter Tagblatt 1935


27. Juli 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſta
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſf.
Nummer 204
Samstag, den 27. Juti 1935.
197. Jahrgang

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Miegertſce Tone das Moskau.
Mſhurz, die Parole der Kominkern. Die Welkrevolukion nach wie vor das Ziel der Kommuniſtiſchen
Inkernakionale. Die Sowjekdiplomakie im Dienſte der Kominkern.
aller dieſer Rückſchläge rühmte der Redner die Sowjetunion als
Der Oeilerartad der Weilkebolaftonl. Grundlage und Bollwerk der Weltrevolution.
Im weiteren Verlauf ſeiner Anſprache wandte ſich Pieck im=
In Moskau iſt nach jahrelangem Zögern der 7. Weltkongreß mer wieder mit beſonderem Haß gegen dasneue Deutſch=
Kommuniſtiſchen Internationale zuſammengetreten. Zumeiſt land und erging ſich in dieſem Zuſammenhang ſogar in wilden

ſer ſich die Delegierten aus Emigranten zuſammen, die ihr
1 aus eigener Machtvollkommenheit ausüben. Hinter ihnen
der keine Parteigarden mehr; höchſtens gebieten ſie noch über
äite illegale Grüppchen, die aber mit den breiten Maſſen ihres
Amatlandes nichts mehr zu tun haben.
Der Kongreß, der von einem Teilnehmer der Generalſtab
Weltrevolution genannt worden iſt, verdient jedoch die vollſte
Ffrierkſamkeit aller Nationen. Denn in Moskau werden die
ſrolen für die umſtürzleriſche Tätigkeit der
in muniſtiſchen Elemente ausgegeben. Hier wird ſich
ch bemerkbar machen, wie der Bolſchewismus Rußlands
der nächſten Zeit ſeine Außenpolitik betreiben wird,
Fa bekanntlich im Dienſte der Kommuniſten ſteht.
m was man im Kreml mit diplomatiſchen
üieteln anſtrebt, das ſteht wieder unter dem
tifluß der bolſchewiſtiſchen Internationale,
atwas die Komintern als Endziel angibt, iſt
türlich auch für die Moskauer Regierung
usgebend, auch wenn ſie noch ſo oft beteuert
ine verſichert, daß die Komintern ein reines
ᛋiivatunternehmen ſei mit dem das amtliche
zußland nichts zu tun habe. (Siehe auch unſeren
ſigen Beitrag zur Meldung Litwinow auf dem Wege nach
in 8. Die Schriftleitung.)
Wenn kürzlich eine engliſche Zeitſchrift in einer Betrachtung
Politik des Bolſchewismus zum Ausdruck brachte, daß der
tetnationale Kommunismus durchaus nicht mehr ſo gefähr=
d
ſei wie das bisher ausgeſehen habe, ſo iſt der Schreiber
ſes Artikels entweder auf tendenziöſe Informationen herein=
fallen
oder er ſelbſt gehört bereits zum bolſchewiſtiſchen Kreis
darbeitet unter dem Deckmantel eines bürgerlichen Journaliſten
Sinne der Moskauer Parolen. Wir brauchen nur die
nawda in die Hand zu nehmen, die als Auftakt zum Kongreß
Romintern ganz ſchmucklos auseinanderſetzt, daß die Kom=
uniſtiſche
Internationale gar nicht daran
inke, von ihrem Ziel der Eroberung der Welt
üichden Kommunismus abzurücken.
Wenn jetzt in Moskau irgendwelche Reſolutionen gefaßt
erden, die dieſe Theſe nicht ſo klar zum Ausdruck bringen,
hn will das gar nichts bedeuten. Der Moskauer Kon=
leß
beſchäftigt ſich lediglich mit der Taktik, die zu befolgen iſt.
hat die Methoden zu umreißen, nach denen
ſe weltrebolutionäre Arbeit des Kommunis=
ſus
fortgeſetzt werden ſoll. Es iſt bekannt was
brigens eben erſt wieder durch die bolſchewiſtiſche Preſſe be=
ſtigt
worden iſt, daß der Kommunismus verſuchen
iile, mit allen antifasciſtiſchen Elementen zu=
ſin
menzuarbeiten, um im Rahmen dieſer Zu=
inmenarbeit
dann die Führung an ſich zu
tißen, wie das bereits in Frankreich durch=
ter
ziert wird. Außerdem wird man in Moskau auch noch
Hohes Lied auf die illegale Arbeit ſingen. In einer Jugend=
ſtſchrift
iſt erſt kürzlich zum Ausdruck gebracht worden, daß
in in Deutſchland mit den katholiſchen Jugendverbänden engſte
wbindung aufnehmen müſſe, um eine Front gegen den Natio=
Aſozialismus aufzurichten. Wir wollen dieſe Parole nicht
6 tragiſch nehmen, weil wir eine Sicherheitspolizei beſitzen,
die kommuniſtiſchen Wühlmäuſe aus ihren Löchern nicht
Fusläßt, und weil wir vor allem die katholiſche Jugend nichr
enſchätzen, daß ſie ſich mit Moskauer Agenten einlaſſen wird.
die Anweiſung in dieſer Moskauer Jugendzeitſchrift läßt
keanen, wie wenig man bereit iſt, die Minierarbeit in Deutſch=
M aufzugeben. Im übrigen werden aber auch die Länder, in
nen das aktive nationale Element nur eine geringe Be=
Mung beſitzt, an Hand der Moskauer Referate erkennen, wie
durf man daran arbeitet, möglichſt raſch bei ihnen die Staats=
On ung von Grund auf zu ändern und überall die rote Fahne
Sichel und Hammer aufzuziehen.
Der Weltkongreß der Kominker.
NDB. Moskau, 26. Juli.
Der 7. Weltkongreß der Kommuniſtiſchen Internationale, deſ=
Einberufung urſprünglich erſt für Anfang Auguſt erwartet
wen war, trat überraſchend bereits am Donnerstag nachmittag
ſter Teilnahme von Vertretern der Kommuniſtiſchen Parteien
S B5 Ländern im Gewerkſchaftshaus zuſammen. Anweſend wa=
die
Führer aller Sektionen der Kommuniſtiſchen Internatio=
e
, ſo Cachin für Frankreich, Senſki für Polen, Bercoli für Ita=
u
, der aus dem Reichstagsbrandſtifterprozeß bekannte Dimitroff
E Bulgarien, der deutſche Kommuniſt Pieck und andere mehr.
Wilhelm Pieck, einem der älteſten Führer der internationalen
eiterbewegung, wie die amtliche Meldung ſagt, wurde die
i4abe zuteil, den Kongreß für eröffnet zu erklären. Seine für
Politik des Weltkommunismus recht aufſchlußreichen Aus=
Muingen begannen mit der Feſtſtellung, daß die Welt heute vor
Frage ſtehe: Sozialismus oder Fascismus? Nach einer Auf=
Aung der verſchiedenen Verſuche, in europäiſchen
Undern, wie in Ungarn, Finnland und in Bayern, Räte=
ierungen
einzurichten, mußte der Redner zugeben,
dieſe Verſuche geſcheitert ſeien, weil in den wichtigſten
cSern Europas, beſonders aber in Deutſchland, ſtarke kom=
iſtiſche
Bewegungen gefehlt hätten. Er kam dann auf die erſte
eiſtiſche Welle zu ſprechen, als deren Folge die heutige Re=
Euungsform in Italien eingeführt worden ſei. Ein weiterer
werer Schlag für die proletariſche Bewegung
Der Umſchwung in Deutſchland geweſen. Angeſichts

Kriegsdrohungen. So verkündete er, daß das Proletariat
und der Kommunismus nicht umhin können würden, einzugreifen,
wenn der deutſche Fascismus eine Anſchlag auf die nationale Un=
abhängigkeit
und Einheit heute ſelbſtändiger kleiner Nationen
Europas unternehmen wollte (!).
Nach ſeiner Anſprache wurde ein 42gliedriger Vorſtand ge=
wählt
, dem die bekannteſten internationalen Kommuniſten, dar=
unter
Pieck und Thälmann, angehören.
Im Anſchluß wählte der Kongreß auf Vorſchlag eines ſpani=
ſchen
Kommuniſten Thälmann zum Ehrenvorſitzenden.
Nach der Wahl der verſchiedenen Ausſchüſſe wurde ſodann
das Tagungsprogramm gutgeheißen, das u. a. folgende Punkte
vorſieht: 1. Rechenſchaftsbericht des Vollzugsausſchuſſes der Ko=
mintern
ſowie des internationalen Kontrollausſchuſſes, 2. Vor=
dringen
des Fascismus und die Aufgaben der Komintern im
Kampf um die gewerkſchaftliche Einheitsfront, 3. Vorbereitung
des imperialiſtiſchen Krieges und die Aufgaben der Komintern,
4. Ergebniſſe des ſozialiſtiſchen Aufbaues in der Sowjetunion,
5. Wahlen.
Nach der Annahme des Tagungsprogramms ſprachen ein Ver=
treter
Chinas im Namen der kämpfenden Roten Armee Chinas,
ein Mitglied der Kommuniſtiſchen Partei Spaniens, der den
hier verſammelten Generalſtab der Weltrevolution feierte, der
Arbeiter eines Sowjetwerkes und andere mehr.
Es folgte ein für die Umgebung bezeichnendes Zwiſchenſpiel.
Den Saal betrat eine Abordnung von männlichen und weiblichen
Fallſchirmabſpringern, die zur Erhöhung der theatraliſchen Wir=
kung
himmelblaue Hoſen trügen. Einer von ihnen hielt eine mit
großem Beifall aufgenommene Rede, in der u. a. erklärt wurde:
Wir wollen würdige Kämpfer zur Verteidigung unſeres großen
Vaterlandes werden. Wir werden uns ſchlagen; ſo wird ſich kein
Soldat eines imperialiſtiſchen Landes ſchlagen können. Wir
werden ſiegen, weil wir in der Schlachtentradition der Partei
erzogen ſind.
Dieſer Anſprache folgte die Rede einer Fallſchirmabſpringerin,
die noch kriegeriſcher als ihr männlicher Genoſſe auftrat und
u. a. erklärte: Wir haben den Leipziger Prozeß, die Aufſtände
in Aſturien und die Kämpfe der chineſiſchen Roten mit Aufmerk=
ſamkeit
verfolgt. Wenn wir im Augenblick noch keine Möglich=
keit
haben, den leidenden ausländiſchen Proletariern zu helfen,
ſo mögen ihnen unſere Erfolge ein Unterpfand für die Zukunft
ſein.
Den beiden Fallſchirmabſpringern, die von dem Kongreß be=
geiſtert
gefeiert wurden, folgten auf der Rednertribüne Vertreter
der jüngſten Jungkommuniſten, der ſogenannten Pioniere und
Oktoberkinder.
Ihnen allen antwortete in Namen des Kongreſſes der fran=
zöſiſche
Kommuniſtenführer Cachin.
Darauf ſchloß Pieck die erſte Sitzung des Weltkongreſſes der
Komintern.
Die geheimnisvolle Waffenaffäre.
Frankreich beliefert widerrechtlich kriegführende
Staaken mit Waffen.
EP. Paris, 26. Juli.
Die geheimnisvolle Angelegenheit des Waffentransports
ParisRouenSüdamerika wird noch reich an Ueberraſchungen
ſein, die für die franzöſiſchen Behörden recht unangenehm ſein
dürften. Der mit der Unterſuchung in der Pariſer Gegend beauf=
tragte
Polizeikommiſſar hat nämlich feſtgeſtellt, daß die Waffen
direkt von der paraguayiſchen Regierung anfangs dieſes Jahres,
als im Gran. Chaco noch der Krieg tobte, bei der franzöſiſchen
Waffenfabrik Brandt beſtellt worden waren. Dieſe hat auch, was
beſonders überraſcht, wenn man bedenkt, daß laut einer inter=
nationalen
Konvention Waffenlieferungen an kriegführende Staa=
ten
verboten ſind, die Ausfuhrerlaubnis erhalten, wie alle Per=
ſönlichkeiten
, die mit der Sendung zu tun hatten, beſtätigen. Es
ſcheint, daß die argentiniſche Regierung in letzter Minute Bedenken
bekam, die Waffen über ihr Gebiet leiten zu laſſen. Sie hat daher
die franzöſiſche Regierung erſucht, den Transport aufzuhalten.
Aber es war zu ſpät! Die Waffen ſind dann auf eine Weiſe, die
noch zu klären ſein wird, doch irgendwo abgeliefert worden. Die
Pariſer Sicherheitspolizei vermutet, daß die Unterſchiebung in
Südamerika vorgenommen worden iſt. Der Kommandant des
Dampfers Oriton, der die Waffenladung an Bord nahm, er=
klärte
, daß er die Waffen ordnungsgemäß zu einem Teil in Rio
de Janeiro, zum anderen Teil in Buenos Aires ausgeſchifft habe.
Aber dieſe Tatſachen ſind ſchließlich weniger wichtig. Wichtig
iſt vielmehr, daß von Frankreich aus einem im Krieg befindlichen
Land Waffen geliefert wurden. Es iſt möglich, daß die Waffen für
einen Mittelsmann beſtimmt waren. Aber es wäre ſicher nicht
ſchwer geweſen, in Südamerika, wo zu jener Zeit ein Krieg wütete,
den wahren Empfänger feſtzuſtellen und von vornherein die Ab=
ſendung
zu verbieten!
Japan und der Waffenhandel nach Abeſſinien.
EP. Tokio, 26. Juli.
Aus Kreiſen des Außenamtes wird heute die Meldung de=
mentiert
, wonach die japaniſche Regierung ſich das Recht vorbe=
halten
habe, Kriegsmaterial nach Abeſſinien zu verſchiffen. Ja=
pan
ſo wurde betont habe dieſes Recht und habe es daher
nicht nötig, es ſich ausdrücklich vorzubehalten. Die Erklärung
fügt hinzu, daß, ſoweit bekannt, Abeſſinien keine Waffen in
Japan gekauft habe.

Einkrikt der Mongolei in die Welkpolikik
Von
C. Freiherrn von Stael.
* Unter dieſer Ueberſchrift hat Owen Lattimore, ein an=
erkannter
Kenner der Mandſchurei und der Mongolei, in der
Zeitſchrift Pacific Affaires vor einiger Zeit einen Aufſatz
beröffentlicht, der im Hinblick auf die Entwicklung im Fernen
Oſten von aktuellem Intereſſe iſt.
Lattimore beginnt mit einer Erwiderung auf einen Artikel
des Grafen Carlo Sforza in der franzöſiſchen Preſſe, in dem
der ehemalige italieniſche Außenminiſter unter anderem den
Ausdruck gebraucht, daß die Mandſchurei den Balkan von heute
darſtelle und Wladiwoſtok das Serajewo von morgen werden
könnte. Graf Sforza habe hier einen Umſtand von grund=
legender
Bedeutung überſehen, ſo meint der Verfaſſer, nämlich
daß für die Geſchicke des Fernen Oſtens die kontinentalen Ein=
flüſſe
doch immer maßgebender geweſen ſind als die maritimen.
Als Weſteuropäer trete der italieniſche Diplomat an das
chineſiſche Problem nur von der Seeſeite heran unter Miß=
achtung
der geſchichtlichen Bedeutung welche die Landesgrenzen
zwiſchen der Großen Mauer und Sibirien ſtets für die Geſchichte
Chinas gehabt haben. Wenn daher die Schaffung Mandſchukuos
überhaupt einen Sinn gehabt hat, ſo den eines Verſuchs den
maritimen Einfluß des Weſtens auf China durch eine kontinen=
tale
Macht zu erſetzen, deren Territorium die Länder nördlich
der Großen Mauer bilden ſollen. Das bedeutet ferner, daß die
Wladiwoſtoker Grenze für Mandſchukuo von geringerer Be=
deutung
iſt als die mongoliſche. Es bedeutet, daß, wenn wirk=
lich
Wladiwoſtok das Serajewo von morgen darſtellen würde,
der Schall der an der Küſte ertönten Detonation ſich bis weit
herein in die Mongolei fortpflanzen würde. Die mandſchuriſche
Frage hängt eng mit der wongoliſchen zuſammen, und die eine
ohne die andere löſen zu wollen, wäre nach Anſicht des Ver=
faſſers
völlig ſinnlos.
Ein kurzer Rückblick auf die chineſiſchmongoliſchen Be=
ziehungen
, wie ſie ſich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt
haben: zwei Momente ſind hierbei an erſter Stelle von Inter=
eſſe
die Eroberung Chinas durch die Mandſchus und die
nachfolgende Ausdehnung der Mandſchu=Herrſchaft über die
Mongolen. Die Erobexung Chinas fand in Bundesgenoſſen=
ſchaft
mit den öſtlichen Mongolenfürſten ſtatt und von dieſer
Bundesgenoſſenſchaft ausgehend erlangte die Mandſchu=Dynaſtie
allmählich die Oberherrſchaft über alle Mongolen, wobei ihr
viel mehr die Rolle einer Teilnehmerin an den mongoliſchen
Angelegenheiten, als die von Eroberern zufiel. Zwiſchen der
Inneren und Aeußeren Mongolei hat es ſeit jeher gewiſſe Unter=,
ſchiede infolge geographiſcher Läge und Stammesverſchiedenheiten
gegeben, aber die eigentliche Zweiteilung ſtammt aus der
Mandſchu=Zeit, inſofern, als die Mandſchukaiſer erſt die Innere
Mongolei zu ihrem Grenzſchutz ausgebaut haben, um von hier
aus fernerhin ihre Oberherrſchaft auch auf die Aeußere aus=
zudehnen
. Mit dem Zuſammenbruch der Mandſchu=Dynaſtie im
Jahre 1911 machte ſich die Aeußere Mongolei ſelbſtändig und
iſt es auch bis auf eine kurze Epiſode in den Jahren 1919 und
1920 geblieben. Fraglos iſt dort der Einfluß Moskaus maß=
gebend
. Trotzdem würde man zu weit gehen, wenn man ſagen
wollte, daß dieſer Teil der Mongolei nunmehr vollſtändig von
der SSSR. abſorbiert worden wäre. Zwar ſind im jungen
Staatsgebilde die Reformen nach ſowjetruſſiſchem Beiſpiel
durchgeführt worden, die Fürſten abgeſetzt und die Beſitzenden
enteignet worden. Trotzdem aber ſtammt eine bemerkenswerte
hohe Zahl der jetzigen jungen Führer gerade aus der alten
Ariſtokratie. Die Aeußere Mongolei ſtellt einen ſtreng nationalen
Staat dar, in welchem das Volk erſt allmählich an den Kom=
munismus
gewöhnt werden ſoll, den man bisher noch nicht ein=
geführt
hat.
Als im Jahre 1911 die chineſiſche Revolution ausbrach,
machte ſich der Unterſchied zwiſchen Innerer und Aeußerer
Mongolei inſofern beſonders bemerkbar, als die Unabhängig=
keitsbeſtrebungen
in der Inneren Mongolei nicht zu einer Los=
löſung
von China geführt haben. Einerſeits befürchteten die
innermongoliſchen Fürſten, zu ſehr unter die Oberhoheit der
mächtigen äußermongoliſchen zu geraten, und andererſeits hielt
man es für weiſer, bei der chineſiſchen Republik zu bleiben,
von der man annehmen konnte, daß ſie ein ſchwächliches Gebilde
darſtellen würde. Hierbei jedoch hatte man zwei Faktoren miß=
achtet
, nämlich moderne Waffen und Eiſenbahnen. Den erſteren
konnten die Mongolen nicht ſtandhalten, und dank dem Bau der
Eiſenbahnen nahm beſonders in der Mandſchurei die ſeit Jahr=
zehnten
begonnene chineſiſche Beſiedlung mongoliſcher Ländereien
einen erſchreckenden Umfang an. Die Mongolen wurden überall
zurückgedrängt und in ihrem Lebensraum beſchränkt. In den
führenden Kreiſen wurde man daher in der bisherigen Politik
ſchwankend.
Die völlige Hilfsloſigkeit der Mongolen der chineſiſchen Ein=
wanderung
gegenüber zeichnete den Japanern den Weg ſür ihre
Mongolenpolitik in Mandſchukuo vor. Sie begannen damit, alle
bisher von Chineſen noch unbeſiedelten mongoliſchen Gebiete
zu einem autonomen mongoliſchen Territorium weſtlich der oſt=
chineſiſchen
Bahn unter dem Namen Hſingan zuſammenzufaſſen.
Dieſe Provinz hat eine viel weitergehende Selbſtverwaltung
als alle übrigen Mandſchukuos und ſteht unter der Verwaltung
ihrer eigenen Fürſten oder ſelbſtgewählter Beamten. Sie beſitzt
ſogar das Recht, eigene Truppen zu halten. Hſingan iſt die
größte Provinz Mandſchukuos und ihr Einfluß daher maß=
gebend
. Die Gründe ihrer Erſchaffung waren politiſcher und
wirtſchaftlicher Natur: einesteils wünſchte Japan, in Man=
dſchukuo
ſozuſagen auf zwei Beinen zu ſtehen und den natur=
gemäß
japanfeindlicheren Einfluß der chineſiſchen Bevölkerung
des neuen Staates durch den japanfreundlicheren der Mongolen
zu paralyſieren. Andererſeits war man bemüht, die ausgedehn=
ten
und vorzüglichen Weideländereien der Mongolen von
chineſiſcher Koloniſation freizuhalten, um dort die Schaf= und
Viehzucht zu fördern. Japan möchte ſich nach Möglichkeit vom
auſtraliſchen Wollmarkt freimachen und hat zu dieſem Zweck
bereits mit der Züchtung eines für mongoliſche Verhältniſſe
beſonders geeigneten Marinoſchafs begonnen.
Mit der Schaffung von Hſingan hat Japan einen weiten
Schritt mitten in die Angelegenheiten der Mongolei hinein=
getan
, was ſchon aus der Tatſache erſichtlich ſein dürfte, daß von
den insgeſamt 5 Millionen Mongolen zwei Millionen in Hſingan

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Seite 2 Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 27. Juli 1938

zu Hauſe ſind. Die Autonomie, die von japaniſcher Seite den
hſinganer Mongolen zuteil wurde, hat auch ſchon einen leb=
haften
Widerhall in der angrenzenden Inneren Mongolei ge=
weckt
. Von China durch Einwanderung und von der Aeußeren
Mongolei durch revolutionäre Einflüſſe bedroht, ſehen die
Fürſten der Inneren Mongolei neue Möglichkeiten, ihre konſer=
vativ
=nationale Exiſtenz unter den Fittichen Japans und unter
Anlehnung an Hſingan weiterführen zu können. Es iſt vor
allem der einflußreiche Te Wang von Weſt=Sunnit, der dieſe
Politik aktiv verficht und deſſen Pläne ſich noch weiter erſtrecken:
auch die Aeußere Mongolei unter einer Flagge mitzuvereinigen
und dort die von Moskau protegierte Minderheitsregierung
abzuſetzen. Als Symbol dieſer Einigung ſoll die Thron=
beſteigung
Pu Yi’s dienen, da in den Augen der Mongolen
die Mandſchu=Dynaſtie nie die Rolle von Eroberern geſpielt
hat und bei den öſtlichen Mongolen ihre Bundesgenoſſenſchaft
mit den Mandſchus bei der Eroberung Chinas noch in der
Erinnerung fortlebt. Auch würde ein Mandſchu=Kaiſer, der
Ejen Khagan der Mongolen, ein geeigneteres Oberhaupt für
alle Mongolen abgeben als einer der eigenen Fürſten, die alle
von Dſchingiſkhan abſtammen und daher untereinander keinem
den Vorrang gönnen. War doch die Oberherrſchaft der Mandſchu=
kaiſer
über die Mongolen entſtanden, um der Rivalität der
einzelnen Fürſten ein Ende zu machen. Daher wird auch das
mandſchuriſche Herrſcherhaus jetzt noch von allen konſervativen
Mongolen als ihr natürliches Oberhaupt angeſehen.
Eine aktive kontinentale Politik Japans in Nordchina kann
daher nicht vollendet werden ohne eine aktive Mongolenpolitik.
Nachdem nun einmal Hſingan geſchaffen wurde, kann Japan
es nicht vermeiden, ſeine Intereſſen auch nach der Inneren
Mongolei auszudehnen. Ein Zuſammenſtoß zwiſchen der Inneren
und der Aeußeren Mongolei iſt jedoch nach Anſicht des Ver=
faſſers
nur eine Frage der Zeit aus geographiſchen wie poli=
tiſchen
Gründen: die Innere Mongolei umſchließt die Aeußere
im Oſten und Süden. Ferner iſt die Idee des konſervativen
Nationalismus und der Reſtauration der unter Moskaus Ein=
fluß
abgeſetzten alten Fürſtenhäuſer und der Lama=Kirche noch
unter der Mehrzahl der Mongolen lebendig und könnte fraglos
zum Zuſammenſtoß führen, bei der die Sowjetunion Parrei
ergreifen dürfte.
Sicherlich wünſcht weder Moskau noch Tokio einen Krieg,
aber, wird er ſich vermeiden laſſen? Die Gefahr liegt darin,
daß beide Länder, auch wenn ſie den Krieg zu vermeiden
wunſchten, durch die Mongolei in ihn hereingezogen werden
könnten. Japan iſt dazu gezwungen, die Mongolen Mandſchukuos
zu unterſtützen und zu organiſieren; es iſt dadurch in die An=
gelegenheiten
aller Mongolen hereingezogen worden. Die Sowjet=
union
ihrerſeits kann die Aeußere Mongolei unter keinen Um=
ſtänden
preisgeben. Eine Mongolei unter japaniſchem Einfluß
und von japaniſchen Truppen beſetzt wäre eine Bedrohung ganz
Sibiriens, hinter welcher eine ſolche Wladiwoſtoks von Man=
dſchukuo
aus an Bedeutung weit zurückſtände.

Vom Tage.

ran Kutz, Hindenburgs erſter Burſche, ſeinen 90. Geburtstag. Der
Königgrätz den verwundeten Leutnant Paul von Hindenburg
unter Einſatz ſeines Lebens aus dem Feuer getragen.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval hat den polniſchen

Führer und Reichskanzler überſandte dem Kriegsveteranen von
1866 und 1870/71 ein Glückwunſchſchreiben ſowie ſein Bild mit
eigenhändiger Unterſchrift. Jakob Kutz hat bekanntlich bei

der Bekäkigung der konfeſſionellen

Botſchafter Chlapowſki empfangen. In politiſchen Kreiſen er=
klärt
man, daß ſich die Unterredung auf die Oſtpakt= Verhand=
lungen
bezogen habe.

Der ſowjetruſſiſche Volkskommiſſar für Auswärtige Angele=
genheiten
, Litwinow, traf am Freitag in Marienbad zum Kur=
aufenthalt
ein. Gleichzeitig mit ihm trafen in Marienbad auch
der ſowjetruſſiſche Botſchafter in Paris, Potemkin, und einige
andere ſowjetruſſiſche Staatsmänner ein.
Wie Miniſterpräſident Baldwin im engliſchen Unterhaus
mitteilte, wird am Donnerstag der nächſten Woche eine Unter=
hausausſprache
über die internationale Lage ſtattfinden.
Der japaniſche Innenminiſter hat in den Staatshaushalt
400 000 Yen zur Bekämpfung der Kommuniſten eingeſtellt, da, wie
feſtgeſtellt wurde, noch gegen 53000 heimliche Hetzer beſonders
unter der bäuerlichen Bevölkerung tätig ſind.

In Ausführung und in Ergänzung des am 20. Juli m
Reichs= und Preußiſchen Miniſter des Innern an die Lan=
regierungen
gerichteten Erſuchens, allgemein ein uniformie
Auftreten der konfeſſionellen Verbände in der Oeffentlichkeint
unterbinden, hat Reichsführer=SS. Himmler, der ſ5 Chef und Inſpekteur der preußiſchen Geheimen Stan
polizei und Politiſche Polizeikommandeur der übrigen Läme

unter dem 23. Juli eine Anordnung erlaſſen, die
Betätigung der konfeſſionellen Jugendy

bände entſprechend den ſtaatspolitiſchen Notwendigkeiten a;
gemein auf das rein kirchlich =religiöſe Geb
beſchränkt.
Die Anordnung hat folgenden Wortlaut:

8 1.

Allen konfeſſionellen Jugendverbänden, auch den für den 70
zelfall gebildeten, iſt jede Betätigung, die nicht rein kirchlich=
giöſer
Art iſt, insbeſondere eine ſolche politiſcher, ſportlicher
volksſportlicher Art unterſagt.
8 2.

um Fürſtenberg und Dannenwalde der Einquartierung erfreuen,
und am 30. wird das Regiment bis vor die Mauer von Neu=
Strelitz rücken, wo dann am 31. der feſtliche Einzug ſtattfindet.
Die höchſte Marſchleiſtung an einem Tag beträgt 47 Kilometer,
die geringſte Marſchleiſtung 14 Kilometer. Die Unterſchiede in
den Kilometerzahlen, ergeben ſich daraus, daß bei der außer=
ordentlichen
Stärke des Regiments die Quartierortſchaften weit
auseinandergezogen ſind. Die Geſamtmarſchleiſtung für die ganze
Strecke beträgt 107 Kilometer.

Das Infankerie=Regimenk Döberik

auf dem Marſch in die neue Heimatgarniſon
Neu-Skrelik.

DNB. Döberitz bei Berlin, 26. Juli.
Rings um den großen Waſſerturm des Truppenübungsplatzes
Döberitz herrſchte am Freitag geſchäftiges Leben. Das Regiment
Döberitz rüſtete zu fünftägigem Marſch in ſeine neue Heimat=
garniſon
Neu=Strelitz in Mecklenburg. Döberitz war für das
Regiment, das am 1. Oktober 1934 aufgeſtellt wurde, nur Not=
garniſon
, und doch war dieſes erſte Jahr der Geſchichte des jun=
gen
Regiments in Döberitz reich an Erleben. Auf dieſem hiſto=
riſchen
Boden hat das Regiment ſeine erſten Rekruten ausgebil=
det
. Hier erlebte es die Rückkehr der Saar ins Reich und die Wie=
derherſtellung
der allgemeinen Wehrpflicht und von hier aus zog
es an dem denkwürdigen 17. März 1935 nach Berlin, um vor
dem Führer und oberſten Befehlshaber der deutſchen Wehrmacht
vorbeizumarſchieren und ihm, dem Schöpfer neuer Größe, Treue
und äußerſte Pflichterfüllung zu geloben. Hier trat das Regi=
ment
nun geſchloſſen zum Endappell an.
Im Lager ſind alle Straßen dicht beſetzt. Die drei Bataillone
haben Aufſtellung genommen, mit ihnen die Nachrichten= und
Artillerieabteilungen, die Maſchinengewehrzüge, die Bagage, die
Krankenwagen und nicht zu vergeſſen die Gulaſchkanonen, eine
Marſchkolonne von mehr als fünf Kilometer. Punkt 7 Uhr rei=
tet
nach kurzer Befehlsausgabe an die Offiziere der Regiments=
kommandeur
Oberſt Graf Sponeck die Front ab. Kurze Kom=
mandos
ertönen, und unter Vorantritt der Regimentskapelle ver=
läßt
die Formation geſchloſſen das Lager Döberitz.
Der fünftägige Marſch iſt in fünf Etappen eingeteilt. Die
erſte Ruhepauſe liegt in den Ortſchaften um Oranienburg. Am
27. bezieht das Regiment in Löwenberg Quartier und wird dort
am Sonntag einen Ruhetag haben. Am 29. dürfen ſich die Orte

Für die konfeſſionellen Jugendverbände und ihre männlä
und weiblichen Angehörigen, einſchließlich der ſogenannten Pßr
jugend, gelten folgende Beſtimmungen:
Es iſt verboten:
1. das Tragen von Uniformen (Bundestracht, Kluft uſw.),
formähnlicher Kleidung und von Uniformſtücken, die aufd
Zugehörigkeit zu einem konfeſſionellen Jugendverband ſch
ßen laſſen.
Hierunter fällt auch das Tragen von Uniformen
zur Uniform gehöriger Teilſtücke unter Verdeckung O/
Zivilkleidungsſtücke (z. B. Mäntel) ſowie jede ſonſtige
heitliche Kleidung, die als Erſatz für die bisherige Uni5e
anzuſehen iſt;
2. das Tragen von Abzeichen, welche die Zugehörigkeit
einem konfeſſionellen Jugendverband kenntlich machen (2
DJK=Abzeichen uſw.);
3. das geſchloſſene Ausmarſchieren, Wandern und Zelten im
Oeffentlichkeit, ferner die Unterhaltung eigener Muſik=
Spielmannszüge;
4, das öffentliche Mitführen oder Zeigen von Bannern,
nen und Wimpeln, ausgenommen bei Teilnahme an al
gebrachten Prozeſſionen, Wallfahrten, Primiz= und and/
Kirchenfeiern, ſowie Begräbniſſen;
5. jegliche Ausübung und Anleitung zu Sport und Wehrſo
aller Art.
8 3.
Wer dieſer Verordnung zuwiderhandelt oder wer zu ein
ſolchen Zuwiderhandlung auffordert oder anreizt, wird ge
88 33, 55, 56 des Polizeiverwaltungsgeſetzes mit Zwangs=
oder
Zwangshaft beſtraft. Unerlaubt getragene Uniformſtücke
Abzeichen, unerlaubt mitgeführte Banner, Fahnen oder Wim
ſind einzuziehen.

Wegen Steuerhinterziehung wurde in Bernburg (Anhalt)
Metallalthändler Alfred Katzenſtein in Haft genommen, da
dunkelungsgefahr und Fluchtverdacht vorliegt. Der Jude Kaſt

ſtein hat Vermögens= und Einkommenſteuer im Geſamtbet
von 50 000 RM., ſoweit ſich bis jetzt überſehen läßt, hinterz4
und ferner dem Finanzamt Vermögenswerte im Betrage
mindeſtens 100 000 RM. verſchwiegen.

Recierandsteie W hotand.
Der Kakholikenführer mit der Regierungsneubildt
beaufkragk.

Infanterie=Regiment Döberitz freut ſich auf die
neue Kaſerne in Neu=Strelitz. (Scherl=M.)

Der oſtpreußiſche Stahlhelm aufgelöſt.

DNB. Königsberg, 26. Juli.
Auf Anordnung der Staatspolizeiſtelle Königsberg als Leit=
ſtelle
für die Provinz Oſtpreußen iſt auf Grund des § 1 der
Verordnung zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar
1933 in Verbindung mit § 4 des Polizeiverwaltungsgeſetzes
vom 1. Junj 1931 der Landesverband Oſtpreußen des National=
ſozialiſtiſchen
Deutſchen Frontkämpferbundes (Stahlhelm) ein=
ſchließlich
ſeiner Untergliederungen mit ſofortiger Wirkung auf=
gelöſt
worden, unter gleichzeitiger Beſchlagnahme des Vermögens.

Das holländiſche Kabinett Coliin der Königin hat ſei
Rücktritt angeboten. Die Königin hat das Rücktrittsgeſuch
gegengenommen und den Vorſitzenden der katholiſchen Fra)
der Zweiten Kammer, Profeſſor Aalberſe, mit der Bildung e
Kabinetts auf möglichſt breiter parlamentariſcher Grund
betraut.
Die Königin hat hiermit dem ſtets geübten parlamentari!
Gebrauch entſprochen, daß derjenige Politiker, der in erſter O
für den Sturz der bisherigen Regierung verantwortlich iſt, W
die Verantwortung für die Regierungsneubildung zu über
men hat. In politiſchen Kreiſen trägt man jedoch bereits
der Wahrſcheinlichkeit Rechnung, daß es Profeſſor Aalberſe
gelingen wird, den ihm übertragenen Auftrag zu erfüllen. S
er ſich genötigt ſehen, den Auftrag zurückzugeben, ſo betraf
man die Bildung eines außerparlamentariſchen Kabinetts
Fachminiſtern als die nächſtliegende Möglichkeit zur Löſung
Regierungskriſe.

Kunſtſchau auf der Makhildenhöhe Darmſtadt 1935.

III.

Adolf Hildenbrand (Pforzheim) iſt eine Neuentdeckung
unſerer diesjährigen Kunſtſchau, wenigſtens inſofern, als dieſer
Künſtler hier viel betonter hervorgehoben wird als dies auf
bisherigen Ausſtellungen der Fall war. Darin liegt ein ver=
dienſtlicher
und kunſtpolitiſch zu begrüßender Griff. Es wird
hier ein Mann herausgeſtellt, in dem ſich Formungsantriebe
unſerer Zeit mit einer feſten Deutſchheit des Weſens und mit
einer Geiſteshaltung von Aufbauwert verbinden,
Adolf Hildenbrand gehört durchaus in die Reihe derer die
werkmäßig eine echte Ueberleitung der vergangenen Kunſtzeit
zur kommenden Kunſtzeit darſtellen. Er führt in ſeiner Mal=
weiſe
jenen wichtigen Stoff mit ſich, den wir die Zeit, den
Zeitgeiſt, die heutige Ziviliſation nennen, und er ſtellt doch
dieſen Stoff fraglos unter eine deutſche, lebenbejahende Welt=
ſchau
. Die ſchweren geiſtigen Erprobungen, denen der Kultur=
menſch
ausgeſetzt war und iſt (und die ja geradezu einen Kern=
punkt
der neuzeitlichen Kultur überhaupt bilden) zittern durch
ſein Werk. In der Pinſelſprache zuckt und ſtrudelt es, in der
Farbe herrſchen Molltöne als Ausfluß eines Lebensgefühls, das
Kraft und Schwung hat, aber kaum ein glückliches Lebensgefühl
iſt. Aber er hält dieſen Erprobungen ſtand, er ſetzt ihnen einen
harten deutſchen Willen entgegen und behauptet ſeine Welt
gegen alle Verneinungen.
Man ſieht dieſen kämpferiſchen Willen in der harten Führung
der Linie, in der Unterſtreichung alles Charaktervollen in
Bäumen und Menſchenköpfen. Er lebt auch in der Farbe, in
der es nicht eine Spur von Anmut oder ſinnlicher Verführung
gibt, eher Trübſinn mit Strecken von Grelle, ſtets aber dabei
einen unnachgiebigen künſtleriſchen Ernſt und eine erdige Kraft.
Wir haben Hildenbrands Weltſchau eine lebenbejahende
genannt. Sie iſt es trotz eines glückloſen Temperaments. Sie
iſt es als tapfere Lebensbehauptung und als ein ſtändiges
Ringen um die Gnade des Ja gegen Ungnaden der inneren
und vielleicht auch äußeren Lage. Für dieſen Mann iſt es wahr=
lich
keine Phraſe, wenn er ein Selbſtbildnis mit dem knöchernen
Tod dahinter malt. Tut das ein Böcklein oder ein Corinth, ſo
wollen ſie als die lachenden Sieger über den Gegenſpieler des
Lebens vor die Welt treten. Tut es Hildenbrand, ſo zieht er
einen ernſten dunklen Lebenswiderſpruch ins Bild, mit dem er
als Menſch wie als Künſtler ſtändig zu ringen hat."
Hildenbrands Landſchaften haben bei aller tonigen Gebunden=
heit
und bei aller Männlichkeit der Auffaſſung etwas Ruhe=
loſes
, Gehetztes. Der Blick gleitet auf ihnen aus. Sie ſind ohne

Mittelpunkt. Sie ſtehen nebeneinander wie zufällige Ausſchnitte
aus einer unendlichen Melodie. Keine von ihnen ſchwingt um
einen Kern, der innerhalb der Bildfläche liegt, alle ſcheinen
auf einen geiſtigen Bezugspunkt außerhalb gerichtet. Dieſer
Sachverhalt gibt ein Vergebens! an, und wenn das Selbſt=
bildnis
mit dem Tod faſt als das geſchloſſenſte der ganzen
Werkreihe erſcheint, ſo iſt es vielleicht deshalb, weil es den
Gegenwurf dieſer Künſtlerſeele nicht außen läßt, ſondern mit
ins Bild hereinnimmt. Ein Kreis ſchließt ſich in dieſem Bild;
der Blick kann auf ihm ausruhen.
Als Werte des Geſamtwerkes von Hildenbrand bleiben aber
die Tapferkeit der geiſtigen Weltbehauptung und der unbeſtech=
liche
Ernſt ſeines Künſtlertums, dazu die männliche Kraft der
Anſchauung und das redliche Bekenntnis zur Zeit. Wie gerne
begegnet man einem Deutſchtum, das ſich im künſtleriſchen Feld
ſo mutig gegen das Auflöſende behauptet, das der Zeit die
Stirne bietet und die Scheinſiege verſchmäht! Auf ihm, nicht
auf den Ueberläufern zur Gemütlichkeit wird ſich die Kunſt=
form
der deutſchen Zukunft errichten.
Mit einer Erſcheinung wie Hans Adolf Bühler ( Karls=
ruhe
) iſt ſchwerer ins Neine zu kommen als mit Hildenbrand.
Sein Werk hält ſich bei allem Können von Manierismus nicht
frei. Der Verſuch, mit der aufgelockerten Farbenbehandlung des
frühen deutſchen Naturalismus ins Monumentale zu gehen
wie bei dem Temperagemälde Die große Familie hat
wenig Ueberzeugungskraft. Der Gedanke dieſes Bildes iſt nicht
ohne Schwung: Einfügung des Einzelmenſchen in alle rück=
wärtigen
Geſchlechterfolgen, die geiſterhaft in ſein Leben herein=
ragen
. Aber die maleriſchen Mittel liegen mit dem Bild=
gedanken
in einem Streit, der das Ganze ſtört.
Die hier vereinigten Werke Bühlers ſtammen aus ver=
ſchiedenen
Zeiten und zeigen ſtarke ſtiliſtiſche Gegenſätze. Das
Thoma=Bildnis das ſehr treu iſt geht in der Geſamt=
haltung
auf altmeiſterlicher Linie vor. Die drei Akte mit dem
ſpieleriſchen Bildnamen Siegfried, Brunhild und Kriemhild
laſſen ſich im Aufbau auf die ſchweizeriſche Reihung ein und
leiſten Erſtaunliches in der maleriſchen Schilderung des nackten
Körpers. Die Große Stromlandſchaft kommt mit Farben=
reizen
und einem Landſchaftsgefühl von ſehr friſcher und
romantiſch=liedhafter Art einher. Schöne ſaftige Farben füllen
den überſchatteten Vordergrund, dahinter öffnet ſich eine mächtige
Raumweite, vom Strom durchblitzt, von Wolken überwölbt; aber
das Bild zieht oben zuviel an Himmel und an dramatiſchem
Gewölk herein und zerbricht für das Auge in zwei Teile. Das
Gemälde. Der rote Reiter ſchildert virtuos einen wuchernden
ſüdlichen Wald mit viel Sonne zwiſchen hohen Stämmen. Doch
die ernſtlos eingeſetzten Rot= und Blau=Felder liefern bloß
Effekt; die farbige Abſtützung des Bildes durch Gelb, Rot
und Blau wirkt in dieſer Weiſe falſch.

Bei Bühler iſt fraglos ein bedeutendes Können, aber
ringt ſich ſchwer durch zu dem Wort, das es zu ſagen
Was damit bezeichnet ſein ſoll, zeigen die benachbarten We
Thomas: Wie rein gehen ſie faſt alle durch das Können
menſchliche Sprechen!
Friedrich Auguſt Weinzheimer (San Domenico
Fieſole) iſt ebenfalls mit zahlreichen Arbeiten vertreten
Nummern). Er zeigt ſich berührt von der Kunſtweiſe heut
Italiener, die mit dem Paris der 20er Jahre zu tun hat,
iſt weniger ſtark im Bild als in der feſſelnden, geiſtreichen
merkung. Er pflegt eine lockere, ungebundene Malweiſe, die
der Schilderung von Landſchaften und Stilleben unmittel!
freie Farbzeichen ſetzt, teils unter lyriſcher Führung, teils
der Betrachtungsweiſe des guten Feuilletons. Ein Gefühl
das Erregende, für das Abenteuerliche der Dinge meldet ſich
Der Ton einer romantiſchen Düſternis herrſcht in ſeiner A
faſſung vor. Namentlich die Landſchaft hat oft einen leivn
ſchaftlichen Zug, dem der maleriſche Ausdruck mitempfinde
entſpricht. Es ſoll nicht verſchwiegen ſein, daß Weinzhein
öfters das Ergebnis, zu dem er verpflichtet wäre, verfehlt, ind
er die Vertiefung des Erlebniſſes nicht leiſtet, wie z. B. bei
Bild Benzinpumpe das der Katalog abbildet. Seine Anſpp
barkeit iſt mehr die der Nerven als des Gemüts. Aber
Zeichen einer Empfindungsweiſe, die dem heutigen Menſt
zugehört und die gegenwärtig bei uns mit übertriebener Aen
lichkeit zurückgedrängt wird, trägt Weinzheimer ſicher zur
Wilhelm Michef
lebung des Ausſtellungsbildes bei.

Linkshändigkeit und Vorgeſchichte.
Man hat an vorzeitlichen Funden, zum Beiſpiel an all
Steinwerkzeugen, die deutlich Grifflänge und Bearbeitung V
erkennen ließen feſtgeſtellt, daß die Menſchen, die ſich ihrer
dienten hauptſächlich Linkshänder geweſen ſein müſſen. Je a.
die Dokumente ſind, deſto eindeutiger iſt die Feſtſtellung. A
hat daraus mit Recht geſchloſſen, daß die Werkzeuge aus ein
Zeit ſtammen, die noch keine Waffen kannte. Erſt mit der En
dung der Waffen wurden die Linkshänder rechtshändig. Ein 9
natürlicher Wandel! Die rechte Hand mußte die Angriffswu
führen und die linke ſchützte inſtinktiv die Herzgegeend. Hel
findet man Linkshändigkeit nur zu einem ſehr kleinen Prozen!
(zwei bis drei Prozent) bei erwachſenen Menſchen. Bei Kinde
iſt die Linkshändigkeit häufiger, ſie ſind in die Gewohnheit,
der rechten Hand zu arbeiten und zu ſchreiben, noch nicht ſo
bezogen. Es wäre jedoch ein ganz verkehrtes und ungeſundes
terfangen, Linkſer zur Rechtshändigkeit zu zwingen. Meiſtens
damit ſchädliche geiſtige Vorgänge verbunden, was leicht erklä
iſt, wenn man ſich überlegt, daß Hirn und Hand in enger Verl
dung ſtehen. Bei den Linkſern ſitzt zum Beiſpiel das Sprechie
trum in der rechten dritten, ſtatt in der liiken dritten Stirny
dung. Plötzliche Wandlungen hemmen die Entwicklung.

[ ][  ][ ]

SSamstag, 27. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 204 Seite 3

Botterdanostut unt o1. Bat.
England ſetzt ſich durch. Frankreich lenkt ein. Anwendung der Genſer Prinzipien.
Plakoniſche Mahnungen Frankreichs an Ikalien.
thode, die man hier täglich vorſchlägt würde die engliſche
Neue abeſſiniſche Noke fordert
öffentliche Meinung kaum befrieden. Man beginnt hier, Italien
Ratſchläge zu erteilen, ſich elaſtiſcher zu zeigen, die Formen zu
reſpektieren und Abeſſinien nicht auf einmal bewältigen zu wollen.
ſoforkige Einberufung des Rates im Wege des Man weiſt darauf hin, daß Frankreich Marokko auch nicht in einem
Tage eroberte. Es iſt aber nicht wahrſcheinlich, daß Frankreich in
Dringlichkeitsverfahrens.

DNB. Genf, 26. Juli.
Im Völkerbundsſekretariat iſt eine Note der abeſſini=
hen
Regierung eingegangen, die die ſofortige Ein=
ſerufung
des Völkerbundsrates im Wege des
inglichkeitsverfahrens beantragt.
Der Generalſekretär des Völkerbundes ſoll in einer Unter=
deung
mit dem abeſſiniſchen Geſandten in Paris die Beſchreitung
ees Weges abgelehnt und an der Einberufung des Rates gemäß
ei Entſchließung vom 25. Mai feſtgehalten haben.
Die praktiſche Bedeutung dieſes Unterſchiedes liegt darin, daß
Dringlichkeitsverfahren der Rat ohne weiteres und insbeſon=
es
ohne die Möglichkeit von Einwendungen der Gegenſeite mit
Geſamtfrage der italieniſch=abeſſiniſchen Beziehungen befaßt
zre. Der jetzt ſchriftlich vorliegende abeſſiniſche Antrag ſoll dem
eneralſekretär übrigens ſchon in der vergangenen Woche in Paris
ündlich vorgetragen, von ihm aber nicht zur Kenntnis genom=
ter
worden ſein
Vom franzöſiſchen Außenminiſterium wird dagegen mitge=
in
, daß der Völkerbundsrat zur Behandlung des italieniſch=
h
5ſiniſchen Streitfalles auf den 31. Juli nach Genf einberufen
geden iſt.
Die Abreiſe des Miniſterpräſidenten Laval iſt noch nicht genau
ſiselegt. Sie erfolgt entweder Montag abend oder Dienstag früh.
Zum Nachgeben Frankreichs, das ſich erſt nach vielem Sträu=
ei
zur Behandlung des Streitfalls vor dem Rat bereit erklärt
wird uns von unſerem A=Korreſpondenten ge=
hieben
:
Die franzöſiſche Außenpolitik muß den Kontakt mit den angel=
cſiſchen
Ländern wahren, es gibt eine Grenze, über die hinaus
rankreich nicht mehr in Gegenſatz mit England bleiben kann ...
n Pariſer offiziellen Kreiſen hat man ſchon mehrmals während
ei letzten Jahre ſolche Erklärungen hören können. Auch jetzt
acht man dieſe Erklärung in bezug auf die abeſſiniſche Frage.
ira nkreich iſt voll guten Willens Italien gegenüber, aber man hat
Grenze erreicht, über die hinaus man mit England nicht mehr
Gegenſatz bleiben will. Man ſchlägt alſo Italien gegenüber
inen neuen Ton an. Und die Preſſeſtimmen geben faſt ausnahms=
s
dieſer Einſtellung Ausdruck.
Die franzöſiſche öffentliche Meinung iſt in der Frage neutral.
it Freundſchaft mit Italien iſt noch zu neu, als daß ſie die
ſtiunmung beſonders beeinfluſſen könnte. Und die Proteſte Abeſ=
niens
werden kühl aufgenommen. Man begeiſtert ſich nicht für
Iy fernes und unbekanntes Land und noch weniger für die Prin=


wen des internationalen Rechtes und des Völkerbundes ..."
Frankreichs diplomatiſche Situation iſt aber beſonders heikel.
Betrau
ſer England fordert mit einer unerwarteten Energie die
twendung der Genfer Prinzipien, und man be=
äitchtet
hier, daß England, wenn Frankreich ſeinen Verpflichtungen
erigſtens der Form nach nicht nachkommen würde, mit der ge=
inten
Völkerbundspolitik aufräumen könnte.
Jedenfalls unterſtützt England Abeſſinien bereits recht fühl=
ni
. Die Londoner City drückt energiſch auf die italieniſche Wäh=
ung
. Vielleicht folgt ſie dabei auch ihrer allgemeinen Einſtellung
währungspolitiſchen Fragen, denn man hat hier aus engliſcher
uelle allerlei beunruhigende Gerüchte, auch über den holländiſchen
ſuden und den rumäniſchen Lei, vernommen.
Abeſſinien fand in Waſhington eine, wenigſtens moraliſche
in erſtützung, was eine gewiſſe Aenderung in der Haltung Ame=
ikas
bedeutet. In Tokio wurden ſehr offen Sympathien für Abeſ=
nien
geäußert; die Haltung der Tokioter Regierung geht über
hne moraliſche Unterſtützung hinaus.
Die diplomatiſche Lage hat ſich alſo während der letzten Zeit
Abeſſinien günſtiger geſtaltet. Was das praktiſch zu bedeuten
ai, kann allerdings nicht leicht feſtgeſtellt werden.
Der Völkerbund wird Zeit gewinnen wollen;
ſcheint nicht wahrſcheinlich, daß bei dem Zuſammentritt des
ö kerbundsrates eine endgültige Entſcheidung fallen wird. Die
Ligaliſierung des Krieges durch juriſtiſche Kniffe eine Me=

ſeiner Stellungnahme über ſolche platoniſche Mahnungen hinaus=
gehen
wird.
Telegramme an die Ralsmitglieder.
Der Präſident des Völkerbundsrates hat den Ratsmitgliedern
heute telegraphiſch den 31. Juli oder den 1. Auguſt als Be=
ginn
der außerordentlichen Ratstagung vorgeſchlagen. Sie ſollen
ſich bis morgen mittag zu der Frage des Datums äußern.
Das Telegramm hat folgenden Wortlaut: Bezüglich des
italieniſch=abeſſiniſchen Streites haben die Ratsmitglieder heute
gemäß der erſten Entſchließung des Völkerbundsrates vom 25.
Mai folgende Dokumente über die Entwicklung der Arbeit der
Schiedsrichter erhalten: 1. abeſſiniſche Mitteilung vom 9. Juli,
2. italieniſche Mitteilung vom 25. Juli. In der zweiten Ent=
ſchließung
vom 25. Mai hat der Rat beſchloſſen, zuſammen=
zutreten
, falls in Ermangelung einer Einigung der vier Schieds=
richter
über die Regelung des Streites am 25. Juli leine Ver=
ſtändigung
unter den Schiedsrichtern über die Wahl des fünften
Schiedsrichters zuſtandegekommen ſein ſollte, es ſei denn, daß
die vier Schiedsrichter ſich über die Verlängerung dieſer Friſt
einigen. Da die bisher eingenommenen Nachrichten nicht darauf
hindeuten, daß die vier Schiedsrichter am 25. Juli eine der er=
wähnten
Verſtändigungen erzielt hatten, ſetzt der Ratspräſident
ſeine Kollegen, davon in Kenntnis, daß die von der Ent=
ſchließung
vorgeſehene außerordentliche Tagung ſtattfinden wird.
In einem am 25. Juli eingegangenen Schreiben hatte die abeſ=
ſiniſche
Regierung den Zuſammentritt des Rates bereits ſür
den 25. Juli beantragt. Auf Grund von Artikel 1 Abſ. 4 der
Geſchäftsordnung des Rates ſchlägt der Präſident ſeinen Kol=
legen
vor, entweder am 31. Juli oder am 1. Auguſt um 5 Uhr
nachmittags ſich zu verſammeln. Die Ratsmitglieder werden
gebeten, bis morgen, Samstag, den 27. Juli, mittags, mitzu=
teilen
, welches Datum ſie bevorzugen.
Das Ziel der engliſchen Verhandlungen in Rom.
DNB. London, 26. Juli.
Es beſtätigt ſich, daß der Völkerbundsminiſter Eden England
auf der Sitzung des Völkerbundsrats vertreten wird. Wie ver=
lautet
, beſteht das Hauptziel der zur Zeit in Rom noch
ſtattfindenden diplomatiſchen Verhandlungen zwiſchen der italie=
niſchen
Regierung und den Vertretern Englands und Frankreichs
darin, Italien zu bewegen, ſeine Anſprüche an
Abeſſinien auf das wirtſchaftliche Gebiet zu be=
ſchränken
. Nach engliſchen Meldungen ſind dieſe Bemühungen
bisher noch ohne Erfolg geblieben. Der einzige Unterſchied zwi=
ſchen
der britiſchen und der franzöſiſchen Haltung ſcheine darin zu
beſtehen, daß Frankreich im Gegenſatz zu England immer noch
an die Möglichkeit einer Verhandlung vor dem Zuſammentritt
des Völkerbundsrats glaube.
Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval hatte am Frei=
tag
eine Unterredung mit dem engliſchen Botſchaf=
ter
, die ſich auf die abeſſiniſche Frage bezog. In fran=
zöſiſchen
Kreiſen glaubt man, daß gegenüber der geſtrigen Lage
keine merkliche Aenderung eingetreten ſei.
Italien gibt ſeinen grundſählichen Skandpunkk
nicht auf.
DNB. Rom, 26. Juli.
Angeſichts des nunmehr auch in Rom als unvermeidlich be=
trachteten
Zuſammentritts des Völkerbundsrats iſt der Ton der
italieniſchen Preſſe am Freitag um einige Grad ruhiger. Die Er=
regung
der letzten Tage ſcheint in Maſſenkundgebungen am Don=
nerstag
ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Selbſtverſtändlich
heißt dies nicht, daß Italien irgendwie ſeinen grundſätzlichen
Standpunkt aufgegeben habe. Sachlich bleiben alle
Gegenſätze beſtehen.

Wochenchronik.
Samstag: Im Berliner Polizeipräſidium tritt ein
Wechſel ein. Konteradmiral a. D. v. Ledeßow tritt von
ſeinem Amt zurück. Graf Helldorf, der bisherige Polizei=
präſident
von Potsdam wird ſein Nachfolger. Reichs=
miniſter
Kerrl übernimmt einem Erlaß des Führers
zufolge die Bearbeitung kirchlicher Angelegen=
heiten
. In Schleſien wird der NSDFB.
(Stahlhelm) aufgelöſt. In Thüringen werden
Stahlhelmführer auf Grund verſchiedener Handlungen
und Maßnahmen, die ſich gegen die Autorität des Staaies
richteten und wegen Verbreitung unwahrer Behauptungen in
Schutzhaft genommen und in das Konzentrationslager
Bad Sulza übergeführt. Ein Erlaß des thüringiſchen Innen=
miniſters
verbietet jede Tätigkeit des NSDFB. in Thüringen.
Die griechiſche Regierung tritt infolge
Meinungsverſchiedenheiten über die bevorſtehende Volks=
abſtimmung
zurück. In Paris finden trotz Ver=
ſammlungsverbot
der Regierung Proteſtkund=
gebungen
der linksgerichteten Beamtenverbände ſtatt.
In Völkerbundskreiſen ſpricht man von der Einberufung
des Völkerbundsrates zum 29. Juli. Die Tätigleit
des Rats ſoll ſich darauf beſchränken, den fünften Schieds=
richter
für den Schiedsgerichtsausſchuß im Abeſſinienkonflikt
zu ernennen. Der Japaniſche Außenminiſter beionte gegen=
über
dem Tokioter italieniſchen Botſchafter Japans In=
tereſſe
an Abeſſinien.
Sonntag: Gauleiter Bürckel kündet auf einer Führertagung des
Gaues Saar=Pfalz für die erſte Oktoberhälfte die
endgültige Rückgliederung des Saargebietes an.
In ſeinen weiteren Ausführungen befaßt er ſich mit dem
Verhältnis zwiſchen Partei und Katholiſcher
Kirche. Ein Erlaß des Reichsminiſters der Juſtiz gibt
Anweiſung für die Behandlung von Strafverfahren gegen
den politiſchen Katholizismus. Der bisherige
Profeſſor der Dogmatik am biſchöflichen Seminar zu Mainz,
Dr. Stohr, wird von Papſt Pius XI. zum Biſchof der
Diözöſe Mainz ernannt. Die Geheime Staatspolizei
in Berlin verfügt Auflöſung ſtaatsfeindlicher
Artiſtenverbände.
Der Danziger Senat trifft Sparmaßnahmen. Danach
ſollen Penſionäre ins Reich überſiedeln. Bei den Proteſt=
kundgebungen
in Paris werden über 1200 Verhaftungen vor=
genommen
. 18 Ausländer werden aus Frankreich aus=
gewieſen
Die griechiſche Regierungskriſe wird
durch Wiederbetrauung des ſeitherigen Miniſterpräſidenten
Tſaldaris raſch beigelegt. Das neue Kabinett ſetzt ſich
nur noch aus Anhängern der Monarchie zuſammen. Der
Kaiſer von Abeſſinien wendet ſich in einem Inter=
view
erneut gegen jedes Protektorat oder Man=
dat
Italiens oder irgendeiner anderen Macht
über Abeſſinien, das die Freiheit, Unabhängigkeit und
Souveränität ſeines Landes antaſtet. Italien prote=
ſtiert
in Tokio gegen die Ueberſchwemmung Abeſſiniens
mit japaniſchen Waren. Japan weiſt den Mos=
kauer
Proteſt wegen der letzten Zwiſchenfälle im Fernen
Oſten zurück. Auf dem Amur ereignen ſich neue
Uebergriffe der Sowjetruſſen, die ein japaniſches
Motorboot beſchießen. Die mandſchuriſche Regierung er=
blickt
in der Haltung der äußeren Mongolei eine Bedrohung
des Friedens im Fernen Oſten und fordert Erſchließung der
Aeußeren Mongolei, Entmilitariſierung der mongoliſchen
Grenze und Zulaſſung einer mandſchuriſch=japaniſchen Miſſion
als Vorausſetzung für eine friedliche Beilegung der ſchweben=
den
Streitfragen.
Montag: In einer Unterredung mit dem Chefredakteur des
Echo de Paris über die kolonialen Abſichten
Italiens hält der italieniſche Regierungschef die Stunde
der Entſcheidung für gekommen. Muſſolini plant die Er=
richtung
eines großen italieniſchen Kolonial=
reiches
nach dem Beiſpiel der Engländer und Franzoſen.
In Soiſſons hält der franzöſiſche Staatspräſi=
dent
Lebrun eine Rede wobei er geſchichtliche Tatſachen
auf den Kopf ſtellt und unerhörte Beſchuldigungen
gegen Deutſchland vorbringt. Engliſche Blätter
wollen angeſichts der bevorſtehenden griechiſchen Volks=
abſtimmung
über die Wiederaufrichtung der Monarchie in
Griechenland wiſſen, daß der Herzog von Kent als
König von Griechenland auserſehen ſei. Man
verſpricht ſich dadurch eine weſentliche Stärkung des engliſchen
Einfluſſes im Mittelmeer gegen die italieniſchen Expanſions=
beſtrebungen
.
Dienstag: Der Reichsminiſter des Innern erläßt ein Uniform=
verbot
für konfeſſionelle Jugendverbände.

Von den Tikeln der Bücher...
Von Hans Erman.
Die frühen Werke der Dichtkunſt hatten ſo wenig einen Titel,
die die Menſchen damals einen Familiennamen! Homers Ilias
ſaben wir erſt getauft, und das Nibelungenlied wurde ohne Titel
ſnd, ſelbſt ohne Verfaſſer der Nachwelt überliefert. So blieb es
uc bei den erſten gedruckten Büchern; ſie beginnen gleich mit dem
et, den ſie zu ſagen haben, und allenfalls kommt ganz am Ende
ie ſchlichte Notiz: geſchrieben oder an den Druck gegeben von ...
Schade, daß es keine gelehrte Geſchichte des Buchtitels gibt,
un daß nicht einmal eine Diſſertation ſich ſeiner erbarmt hat!
ſir die Entwicklung des Geſchmacks und des Stils ließe ſich man=
Nelei hier finden.
Da war die Zeit, wo das Buch noch den Reiz des Neuen
Rrte und von Schreiber und Leſer ſehr wichtig genommen wurde.
Ues wir heute kurzweg Simpliciſſimus nennen, das betitelte ſich
rals Der Abenteuerliche Simpliciſſimus Teutſch, das iſt: die
e chreibung des Lebens eines ſeltzamen Vaganten, genant Mel=
ENer Sternfels von Fuchshaim, wo und welcher Geſtalt Er nem=
Mich in dieſe Welt kommen, was er darinn geſehen, gelernet, er=
ſiren
und ausgeſtanden, auch warumb er ſolcher wieder frey=
Aillig quittiert. Ueberaus luſtig und männiglich nützlich zu
en.
Nun wußte wohl jedermann, was er von ſolchem Buch zu er=
Durten und zu halten hatte.
Im 16. Jahrhundert hatte man übrigens erſtmals dem Buch
ieen Rückentitel gegeben. Der franzöſiſche Bücherſammler Jean
uolier de Servin fand ſich in ſeiner Bibliothek nicht mehr zu=
echt
, alſo ließ er auf den Rücken jedes ſeiner Bücher den abge=
ürsten
Titel zeichnen.
Vielleicht war das die Geburtsſtunde des Schlagwortes?
Tatſache iſt, daß die Büchertitel zuſehends kürzer werden.
Dafür tritt der Verfaſſer etwas ſtärker hervor. Das Dichten
dr mittlerweile ja eine geſellſchaftliche Uebung, ein Unterhal=
ue
gsſpiel geworden. Wenn ein Herr von Beuſt ſeine Gedichte
cheinen läßt, ſo darf das Titelblatt nicht verſchweigen, daß der
ſchter ein Herzoglicher Gothaiſcher Landes=Cammerrath und
iſ’itglied der Jena= und Göttingiſchen Teutſchen Geſellſchaften iſt.
(Man überlege ſich, beiſpielsweiſe: Hymnen von Dr. phil.
iefan George. Mitglied der Akademie der Künſte.)
Luiſe Millerin war ein ſachlicher Titel.
Aber Iffland, der erfahrene Theaterfachmann, hatte vielleicht
eSt, wenn er dem jungen Schiller vorſchlug, dafür das ſchlagkräf=
e
Rabale und Liebe zu ſetzen. Die Leſerſchaft hatte plötzlich
enug bekommen an all den Emilia Galottis, Miß Sara

Sampſons und anderen Perſonennamen auf dem Theaterzettel.
Das Publikum wollte ſchon im Titel ſehen, daß ihm nicht Einzel=
ſchickſale
, ſondern allgemeine Probleme auf der Bühne vorgeführt
wurden.
Es kommen als Uebergang die oder.
Lenz heißt ſein Stück Der Hofmeiſter oder die Vortheile der
Privaterziehung. Goethe überlegt, wie man den Fauſt allge=
meingültig
betiteln könnte.
Und überdies macht ſich ſchon eine bürgerlich=bequeme Moral
bemerkbar. . .
Werthers Leiden könnte vielleicht mißverſtanden werden,
und Goethe läßt auf den Titel der zweiten Auflage einen Vers
drucken: Jeder Jüngling ſehnt ſich ſo zu lieben, Jedes Mädchen
ſo geliebt zu ſein. Ach, der heiligſte von unſern Trieben / Warum
quillt aus ihm die grimme Pein? Du beweinſt, du liebſt ihn,
liebe Seele, / Retteſt ſein Gedächtnis von der Schmach; Sieh, dir
winkt ſein Geiſt aus ſeiner Höhle, Sei ein Mann, und folge mir
nicht nach!
Die Reime ſind tatſächlich von Johann Wolfgang von Goethe!
Hübſcher noch ſind die Titel der minorum Gentium, der kleinen
Herren der Literatur, denn dieſe haben oft ein beſſeres Gefühl für
das, was dem Zeitgeiſt gemäß iſt, als die großen Olympier.
Die Werke müßiger Nebenſtunden galanter Kavaliere waren
um 1800 verſchwunden. Das Bürgertum ſuchte ſeinen Platz und ſein
Schickſal in der Literatur, aus der es ſo bald wieder vertrieben
werden ſollte von den unbürgerlichen Romantikern.
Beiſpielhaft noch die Romane Johann Martin Millers, des viel ge=
druckten
und noch häufiger geleſenen Zeitgenoſſen Goethes. Einer
heißt: Die Geſchichte Gottfried Walthers, eines Tiſchlers, und
des Städtleins Erlenburg. Ein Buch für Handwerker und Leute
aus dem Mittelſtand‟. Ein anderes nennt ſich Aus den Briefen
zweyer Liebenden, Eyn Beytrag zur Geſchichte der Zärtlichkeit,
Wer weiß nun nicht Beſcheid über Geſchmack und Zeitgeiſt?
*
Aber noch fehlt den Titeln das Anreißeriſche!
Herr von Kotzebue tritt auf den Plan. Das Kind der Liebe
oder der Straßenräuber, Philibert oder die Verhältniſſe‟, Die
ſchöne Solotänzerin oder das Glück im Bürgerhauſe tauft er die
Kinder ſeiner Muſe.
Das lockt ins Theater!
Das reizt zum Leſen!
Das iſt ein Plakat, faſt wie die Titel unſerer Tage, wo wir
an Reklametechnik des Titels uns ſchon gewöhnten. Fragen Sie
Frau Chriſtine‟, Wohin rollſt du, Aepfelchen? Kleiner Mann,
was nun?, Und ſo verbringſt du deine kurzen Tage! das ſind
faſt nicht mehr Titel einer Dichtung, ſondern Worte perſönlicher
Anrede! Sie ſprechen nicht mehr vom Werk, ſondern hin zum Paſ=
ſanten
. Sie ſind nicht mehr Name, ſondern Blickfang des zum Re=
klamechef
gewordenen Dichters.

Habent sua fata libelli . ..
Auch Titel haben ihre Geſchichte. Das geiſtige Leben wird ge=
hetzter
und in den Ausdrucksformen ſchärfer. Mein Kampf iſt
ein Fanal gegen die faſt behaglichen Gedanken und Erinnerun=
gen
. Man fühlt im Titel dieſer Werke den Unterſchied zwiſchen
den Notjahren unſeres Jahrhunderts und der doch friedlichen
Zeit Bismarcks. Was Goethe Dichtung und Wahrheit nannte,
das heißt bei Gerhart Hauptmann heute Buch der Leidenſchaft,
Habent sua fata tituli!

* Das Heſſiſche Landesmuſeum zeigt Blumen und
Früchke in der Kunſt.
Die Direktion des Landesmuſeums hat, wohl angeregt durch
die Gartenbau=Ausſtellung, einen glücklichen Griff in die Muſeums=
beſtände
getan und daraus eine feine kleine Schau von Blumen=
darſtellungen
zuſammengetragen. Es handelt ſich großenteils um
Werke von Meiſtern unſerer näheren Umgebung. Zeitlich umfaßt
die Schau einen großen Abſchnitt: Die früheſten Namen weiſen uns
noch ins 17. Jahrhundert, während wir mit den Blättern aus
Koch=Kredels Blumenbuch ganz in der Gegenwart ſind. So ſind die
Unterſchiede der Auffaſſung bei den einzelnen Blumendarſtellun=
gen
auch groß. Da ſind die ganz repräſentativ hingeſtellten, aus
reiner Freude an dem reichen Zuſammenklang der Farben, der
Fülle der Formen gemalten Bilder von Huyſum, Baumann,
Braun, Rachel, Ruyſch. Fiedler läßt, von ganz anderer Seite kom=
mend
, die Blumen auch noch nicht als Einzelweſen gelten, er baut
kleine Markt= und Verkaufsſzenen darum herum. Jan van Os geht
manchmal einen Schritt weiter, greift wohl eine Blume aus einem
Strauß, ſtellt ſie als lebendiges Einzelweſen allein gegen den
Hintergrund. Dasſelbe tat ein Jahrhundert vor ihm die
Frankfurterin M. S Merian, und ſie tat es in einer ſo anmutig=
vollendeten
Weiſe, daß uns heute die Begegnung mit ihren Werken
eine ganz beſondere Freude macht. Wie iſt die kühle Wölbung eines
Roſenblatts, das Flaumige eines Stengels, das Glatte. Steilauf=
ſtrebende
eines Schwertlilienblatts erfaßt! Selten fehlt irgendein
kleines, ſchmuckhaft leuchtendes Getier, wie auch bei H. Urlaub, die
in der Erfaſſung der Blumen der Merian ähnlich iſt. Auch E. Kai=
ſer
obwohl viel ſpäter will doch im Grund dasſelbe wie die
Merian; eine einzelne Pflanze an ſich geltend machen. Eine
Sonderſtellung nehmen noch Junckers wunderbar ſaftig gegenſtänd=
lich
gemalte Früchteſtilleben ein. Dann hinüber zu den kolo=
rierten
Holzſchnitten aus dem Blumenbuch, von R. Koch gezeich=
jet
, von F. Kredel in Holz geſchnitten den meiſten Beſuchern
wohl gut bekannt. Hier finden wir größte botaniſche Genauigkeit
und dabei Zartheit der Erfaſſung; die Pflanzen ſtehen da wie ein
zierliches Ornament vor dem Hintergrund und doch iſt beſonders
in den Blatt= und Stengelanſätzen, ſoviel lebendiges Hervor=
Wachſen! Ein wunderfeines Naturkundebuch, an dem der Blumen=
freund
wegen der behutſam=aufmerkſamen Beobachtung ſeine
Freude haben muß und der Kunſtfreund wegen der Feinheit und
A. H.
Lieblichkeit der Darſtellung.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 27. Juli 1935

Wegen Deviſenvergehens werden zwei katho=
liſche
Ordensgeiſtliche des Ordens der Miſſionare
vom Heiligſten Herzen Jeſu zu mehrjährigen Zuchthaus=
ſtrafen
verurteilt.
Polen unternimmt einen Vorſtoß gegen die
Danziger Zollverwaltung, der die Ausſchaltung
der Danziger Zollverwaltung für die polniſche Einfuhr zum
Zwecke hat. Die religiöſen Gegenſätze zwiſchen
Katholiken und Proteſtanten in Irland ver=
ſchärfen
ſich von Tag zu Tag mehr. Engliſches Kabinett
beſchließt Fortſetzung der Vermittlungsbemühungen im Abeſ=
ſinienkonflikt
. Italien hebt ſeine Golddeckung
auf, die bisher auf 40 v. H. feſtgeſetzt war, zwecks Bereit=
ſtellung
von Zahlungsmitteln außergewöhnlichen Charakters
nach dem Ausland. Abeſſiniens Geſandter in
London bemüht ſich um eine engliſche Anleihe und
fordert gleichzeitig Sanktionen gegen Italien u. a.
Schließung des Suez=Kanals.
Mittwoch: Der Reichsminiſter des Innern verfügt die Auf=
löſung
des Reichsverbandes der Baltikum=
kämpfer
und aller ſonſtigen Verbände ehemaliger Frei=
korpskämpfer
. Der preußiſche Miniſterpräſident ordnet
Auflöſung des Reichsbundes katholiſcher
Frontkämpfer an.
Danzig proteſtiert gegen die polniſche
Zollverordnung, die eine ſchwere Schädigung der
Danziger Wirtſchaft bedeutet. Die Danziger politiſche
Polizei verhaftet ſechs Staatsfeinde wegen Beſchimpfung und
Beleidigung der Danziger Regierung in Flugblättern.
Im engliſchen Unterhaus findet erneut eine Flot=
tendebatte
ſtatt, in deren Mittelpunkt wiederum das
deutſch=engliſche Flottenabkommen ſteht. Nach einem erregten
Wortwechſel zwiſchen Lloyd George und dem engliſchen
Marineminiſter wird der Antrag der Arbeiterpartei auf Herab=
ſetzung
des Flottenhaushalts mit überwältigender Mehrheit
abgelehnt. Das engliſche Luftrüſtungsprogramm fordert
5 Millionen Pfund Sterling für die Aufrüſtung der Luft=
flotte
und ſieht die Schaffung von 1500 Frontflugzeugen vor,
wobei betont wird, daß die engliſche Regierung beſtrebt ſei,
den Weſtluftpakt ſobald wie möglich abzuſchließen.
Donnerstag: Die deutſche Verkehrswirtſchaft wird in den Rahmen
des Leipziger Ley=Schacht=Seldte=Abkommens eingegliedert.
Die Zahl der Beſchäftigten hat im Laufe des Monats Juni
um weitere 119 000 zugenommen. Die Geſamtzahl aller Be=
ſchäftigten
beträgt damit rund 16,5 Millionen. Durch einen
Erlaß des Reichsarbeitsminiſters wird Zuſammenarbeit des
Amtes für Schönheit der Arbeit mit der Gewerbeaufſichts=
behörde
angeordnet.
Die Religionskämpfe in Irland haben ſich
weiter verſchärft. Die Läge in Ulſter und einigen
Teilen des iriſchen Freiſtaates iſt aufs äußerſte geſpannt.
Die engliſchen Frontkämpfer ſind, wie ſie nach
ihrer Rückkehr nach England erklären, von ihrer Deutſch=
landreiſe
hochbefriedigt. Der Abeſſinienkonflikt
beſchäftigt erneut das engliſche Kabinett. Eden erhält In=
ſtruktionen
für Genf, wonach nur eine moraliſche
Demonſtration für Abeſſinien geplant iſt, um Italien nicht
noch mehr zu reizen. Nach einer Erklärung des engliſchen
Außenminiſters im Unterhaus wird das italieniſche Vorgehen

gegen Abeſſinien im Lichte der Umſtände und der Völker=
bundsſatzung
geprüft werden. Der abeſſiniſche Geſandte
in London bezeichnet in einer Unterredung einen Krieg
mit Abeſſinien als das Signal für die Er=
hebung
aller farbigen Raſſen. Japan be=
ſchließt
die Errichtung einer Geſandtſchaft in Abeſſinien.
Freitag: Der Stellvertreter des Führers ordnet Neuregelung
der Organiſation des NS.=Dozentenbundes
an. Die Mecklenburger politiſche Polizei verfügt die Auſ=
löſung
des NSDFB. (Stahlhelm) imweſtlichen
Mecklenburg. Vom Volksgerichtshof für das Deutſche
Reich wird zum erſten Male wegen kommuniſtiſchen
Hochverrats von der Todesſtrafe Gebrauch gemacht, und
zwar wird der 41jährige Rudolf Claus aus Braunſchweig,
ein unverbeſſerlicher kommuniſtiſcher Schwerverbrecher, zum
Tode verurteilt. Der Deutſche Induſtrie= und
Handelstag wird in die Arbeitsgemeinſchaft der Induſtrie=
und Handelskammern überführt. Reichsminiſter Dr. Goeb=
bels
ernennt Hans Hinkel zu ſeinem Sonderbeauftragten.
Der Zuſammentritt des Völkerbundsrats
iſt nunmehr für nächſte Woche in Ausſicht genommen.
Italien erklärt ſich neuerdings zur Wiederauf=
nahme
der Schlichtungsverhandlungen be=
reit
, um einer Behandlung des Abeſſinienkonfliktes vor dem
Rat aus dem Wege zu gehen. Aus Afrika kommen
alarmierende Nachrichten über ein Wieder=
aufleben
der paniſlamiſchen Bewegung.
Der Wahlkampf in Kanada.
Aus Ottawa wird uns geſchrieben:
In Kanada finden innerhalb von 2 Monaten Neuwahlen
ſtatt. Und in Anbetracht der großen wirtſchaftlichen Umwäl=
zungen
, die der Sieg der oppoſitionellen Parteien zur Folge
haben könnte, ſieht man dem Ausgang der kanadiſchen Wahlen
nicht nur in Großbritannien, ſondern auch in der übrigen Welt
mit größter Spannung entgegen. Die innerpolitiſche
Situation Kanadas war bis vor kurzem ſehr
einfach. Es beſtanden nur zwei Parteien: die
Konſervativen und die Liberalen. Die Konſer=
vativen
, mit deren Führer Premierminiſter Bennett an der
Spitze ſind ſeit 1930, als ſie einen entſcheidenden Sieg bei den
damaligen Wahlen errangen, am Ruder. Die Liberalen unter
ihrem Führer Mackenzie King, der vor 1930 Premierminiſter
geweſen war, machten den Konſervativen die Macht ſtreitig. Und
noch vor wenigen Monaten ſah es ſo aus, als ob es ſich bei den
kommenden Wahlen bloß um einen einfachen Kampf, a straight-
forward
fight zwiſchen dieſen beiden Parteien handeln würde.
Es beſtand allerdings bereits vor Jahresfriſt, auch eine dritte
Partei, die ſogenannte Cooperative Commonwealth Federation
die eine Vereinigung von kleineren Farmerparteien von mehr
oder weniger ſozialiſtiſcher Färbung darſtellte, aber außer in ein
oder zwei Prärie=Provinzen bei der großen Volksmaſſe ſonſt
keinen beſonders großen Anhang hatte. Die CCF., oder, wenn
man ſie ſo nennen will, die Sozialiſten, komplizierten daher
die innerpolitiſche Lage nicht ſonderlich. Dieſe hat erſt ein völlig
anderes Ausſehen erhalten durch Aufkommen einer vierten

Partei mit mehr oder weniger ausgeſprochenen fasciſtiſchen
Neigungen.
Dieſe vierte Partei iſt das Werk H. H. Stevens, des
früheren Handelsminiſters im konſervativen Kabinett Bennett.
welches er aber vor Jahresfriſt verließ, da er mit dem Premier=
miniſter
ernſtliche Divergenzen hatte. Stevens hat nun
beſchloſſen, nachdem, wie er behauptet, tauſende
und aber tauſende kanadiſcher Patrioten ihr
darum gebeten hatten, eine eigene Partei zu
gründen. Dieſe Partei heißt die Reconſtruction Party, die
Wiederaufbau=Partei, und ihre hauptſächlichen Programmpunkte
ſind: 1. erhöhte Beſteuerung der großen Einkommen, 2. Feſt=
ſetzung
von höheren Preiſen für die landwirtſchaftlichen Pro=
dukte
der Farmer, 3. Nationaliſierung der Bank von Kanada,
4. Bau einer transkanadiſchen Landſtraße, 5. Vornahme von
Wohlfahrtsarbeiten, vor allem Aufforſtungen, 6. Feſtſetzung von
Mindeſtlöhnen und einer minimalen wöchentlichen Arbeitszeit
für Fabrikarbeiter, 7. ſtrikte Einſchränkung des Monopols der
großen Warenhäuſer uſw. Der letztere Punkt iſt, in Anbetracht
der großen wirtſchaftlichen Macht, die in Kanada die T. Eaton
Company und die Hudſon Bay Company ausüben, von be=
ſonderer
Wichtigkeit. Und die große Mehrzahl der Anhänger
Stevens ſetzt ſich in der Tat auch aus kleinen Händlern, Hand=
werkern
uſw., deren Exiſtenz durch die ſtarke Ausbreitung der
großen Warenhäuſer bedroht iſt, zuſammen. Um jedoch eine
ernſtliche Konkurrenz für die beiden großen Parteien, die
Konſervativen und die Liberalen, darzuſtellen, müßte die neue=
Partei des Mr. Stevens von der großen Maſſe der Arbeiter=
ſchaft
und der Farmer unterſtützt werden. Dies iſt indeſſen nicht=
der
Fall. Mr. Stevens lehnt die Anwendung rein ſozialiſtiſcher=
Methoden als für Kanada unpraktiſch ab. Es iſt daher nicht=
ſehr
wahrſcheinlich, daß er von der ſozialiſtiſchen CCF. Zulauff
erhalten dürfte.
Einen gewiſſen Abbruch mag Stevens den Konſervativem
und den Liberalen zufügen. Und dieſe beiden Parteien werdem
nun, in Anbetracht des Dazwiſchentretens eines dritten poli=
tiſchen
Faktors, bei den kommenden Wahlen gewiß doppelte An=
ſtrengungen
machen müſſen. Die Liberalen unter Mackenzie Kine
ſind voller Zuverſicht. Sie unterlagen im Jahre 1930, als ſich
in Kanada die Kriſe bemerkbar zu machen begann. Dann aben
vermochte auch die konſervative Regierung Bennett, die folgte-
keine
Wunder zu bewirken und die wirtſchaftliche Notlage den
Farmer und der Arbeiterſchaft nicht in dem Maße zu mildern.
wie ſie es gehofft hatten. Das Ergebnis iſt daher zun
Zeit ein mehr oder weniger ſtarkes Zuruck=
ſchwingen
der öffentlichen Meinung zugunſter
der Liberalen und ihre Hoffnungen ſind daher nicht gan;
unbegründet. Doch auch der Führer der Konſervativen, Bennett
iſt guten Mutes. Er erhebt Anſpruch auf Wiederwahl auf Grunn
der Tatſache, daß ſeine Regierung nicht nur das Land durch di
ſchwerſte wirtſchaftliche Kriſe, die die Menſchheit ſeit Jahr
hunderten gekannt, glücklich hindurch geſteuert hat, ſondern auch
während der fünf Jahre, die er am Ruder iſt, dem Lande ein
ganze Reihe von weittragenden und ſegensreichen Reformer
auf ſozialem, wirtſchaftlichem und finanziellen Gebiet beſcher
hat. Das neue Wahlprogramm, das Bennett aufgeſtellt ha=
lehnt
ſich überaus ſtark an die Rooſeveltſchen New=Deal=Plän/
an und hat der Stevenſchen Wiederaufbaupartei im voraus vie=
Wind aus den Segeln genommen.

meWdtdie WsdendenEt

Ihre Vermählung geben bekannt:
Max Herfurth, Autoſchloſſermeiſter
und Frau Lieſel, geb. Ehrhardt
Wienerſtr. 35
Roßdörferſtr. 30½
Trauung: Sonntag, den 28. Juli 1935, 2 Uhr
Stadtkapelle.

Todes=Anzeige.
Heute früh entſchlief nach längerem mit
großer Geduld ertragenem Leiden unſere
liebe gute Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Schwägerin und Tante
Frau Gertrude Nupp Bwe.
im 72. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Rupp.
Darmſtadt, Wiesbaden, 26, Juli 1935.
Barkhausſtr. 63.
Die Beerdigung findet Montag, 29. 7. 35,
nachm. 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt,

(eſtorbene.
Darmſtadt: Rupp, Gertraude, geb. Panz, Wwe.
des Silberarbeiters, 71 Jahre.
Pabſt, Guſtav, Reichsbahnoberſekretär i. R.,
verheiratet, 70 Jahre.
Pfungſtadt: Bottiger Dorothea, geb. Ger=
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2 Uhr in der Pauluskirche.

Dr. Friedrich Karl Ruſſow
und Frau (va, geb. Wälde
geben ihre Vermählung bekannt.
Darmſiadt (Wittmannſtraße 53), den 27. Juli 1935.
Trauung 1 Uhr in der Pauluskirche.

Statt Karten.
Für die uns beim Heimgang unſeres lieben Ent=
ſchlafenen
erwieſene Teilnahme ſowie Kranzſpenden,
ſagen wir Allen denen unſeren herzlichſien Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
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Darmſtadt, den 26. Juli 1935.
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[ ][  ][ ]

fumstag, 27. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 204 Seite

us der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 26 Juli 1935

Feiſch iin eigenen Laft.

* Bei dieſer Hihe
Trockenheit iſt das Allheilmittel das Waſſer. (Zur Ver=
ſrung
von Mißverſtändniſſen: Hier iſt vor allem der äußer=
e
Gebrauch gemeint.) Wer ſich ſelbſt, ſeine Kinder, ſeinen
ſrwen, ſeine Blumen liebt, der gibt jedem das Seine, je nach
Dorf und Scheu. Die Raſenſprenger führen jetzt ein luſtiges,
ſhendes Daſein, die Schläuche brüſten ſich mit ihrer Dicke oder
arrten mit großen und kleinen Extra=Sritzlöchern, wo ſie alt,
rechlich und krank ſind, Gießkannen aller Formen und in ver=
ſie
enen Graden der Dichtigkeit kommen zu Ehren und Anſehen,
Woog und der Rhein, Badeplätze groß und klein halten ſich
Männlein und Weiblein zur Abkühlung empfohlen, und ſo
len wie zu hoffen ſteht die diesbezüglichen waſſerbe=
ſtigen
menſchlichen, tieriſchen und pflanzlichen Geſchöpfe wohl
ch gut über den Sommer wegkommen
Immer aber gibt es da und dort ein paar Stiefkinder, die
h. vergeſſen werden. Nicht aus Bosheit, ſondern nur weil ſich
dr für ihre Erfriſchung zuſtändig fühlt. Da ſtehen z. B. in
inchen Straßen unſerer Stadt zur Zierde und ſicherlich auch
Freude von uns allen, die ſchönen großen (oder kleinen)
fume. Sie haben’s nicht ganz ſo leicht wie ihre Brüder und
hueſtern draußen, im Freien. In ihren Kronen fängt ſich der
ſyb und ihre Füße werden hart bedrängt von Aſphalt und
ltöſter. Sie halten’s ja aus und überſtehen auch ſchon einen
ßen Sommer und einen zünftigen Sturm. (Nur manchmal
jan einer plötzlich ab, wie der neulich bei dem Sturm in der
jgelſtraße.) Aber ſie hielten es noch beſſer aus und was das
iatigſte iſt ſie könnten ihr Laub gut noch einige Wochen
zer tragen, wenn man ihnen in der jetzigen heißen und trok=
en
Zeit etwa mit Waſſer zu Hilfe käme. Man muß da nicht
ſich nach der Feuerwehr oder der ohnehin ſtark beanſpruchten
htverwaltung rufen. Aber wie wär’s denn, wenn die Anlieger
ſſir Straßen, alſo die, denen dieſe Bäume geradezu vor der
ſt ſtehen, ſich ihrer ein wenig annehmen und ſie als ihre be=
ſderen
Pfleglinge betrachten wollten? Es iſt ja keine allzu
yfe Arbeit, jedem der Bäume (ſoweit das Grundſtück reicht)
ter Morgen oder jeden Abend oder ſogar alle beidemal eine
gemeſſene Gießkanne Waſſer für die eingeengten Füße zu ge=
n
! So ein Baum ſagt allerdings nicht gleich Dankeſchön oder
Fgelt’s Gott, aber ſtillſchweigend wird er ſich doch dafür be=
hlen
, indem er dann im Herbſt die Laſt ſeiner Blätter noch
wvenig länger trägt. Und das iſt doch auch etwas wert für
walle, die wir Steine und kahle Bäume ia noch einen ganzen
hgen Winter lang zur Genüge anſehen können.
Wer Kinder hat, kann ja jedem von ihnen einen der Pfleg=
lge
anvertrauen. Alſo; der erſte Baum gehört der Frieda, der
nite dem Hans, der dritte der Emmi und der vierte dem Georg.
Am ſollt ihr einmal ſehen, wie tüchtig Kinder ſein können,
un man ihnen eine Aufgabe dieſer Art gibt. Sie werden ihre
Aegebaume beſtimmt nicht ſo leicht vergeſſen ſchon deshalb
ſcht= weil ſie viel zu gern mit Waſſer ſpielen. Und dem einen
nSpiel wäre ja in dieſem Fall dem andern ſein Vorteil. Was
vderum wie im Leben ſo oft der Zweck der Uebung
jsd.
G5jähriges Milikärzubiläum.
General der Kavallerie a. D. Albert von
derder in Goslar (Harz) begeht am 27. ds. Mts. die Feier
ues 65jährigen Militärjubiläums. Am 27. Juli 1870 trat er
das Magdeburgiſche Huſaren=Regiment Nr. 10 in Stendal ein
dnahm am deutſch=franzöſiſchen Kriege 1870/71 teil. Im Jahre
11 in den Generalſtab verſetzt, wurde er 1900 Oberſtleutnant
0 Kommandeur des 1. Großherzöglich Heſſiſchen Dragoner=
Pgiments (Garde=Dragoner=Regiment) Nr. 23 in Darmſtadt,
6er drei Jahre führte. Dann kam er als Stabschef zum Ge=
ralkommando
des XIIII. AK. (Frankfurt a. M.) und kehrte
15 als Kommandeur der 25. (Großherzöglich Heſſiſchen) Kaval=
nie
=Brigade nach Darmſtadt zurück. Hier am 22. März 1907
m Generalmajor befördert, erhielt er im Juni 1909 die 4.
wallerie=Inſpektion in Saarbrücken und am 22. März 1910 als
neralleutnant die Führung der 8. Diviſion in Halle. Am 9.
wmber 1912 ſchied er aus dem aktiven Dienſt. Im Weltkriege
lte er ſich ſofort wieder zur Verfügung und führte die 4. Erſatz=
hiion
bzw. 10. Landwehr=Diviſion und rückte zum General der
ſvallerie auf.
Jubiläums=Garkenbau=Ausſtellung.
Das bunte Bild der Ausſtellung wird jeden Tag ſchöner.
ſt entfaltet der Mohn zwiſchen den Phloxfeldern ſeine bunten
ice, der Portulac blüht mit Macht auf, der wunderbare Som=
hrllumengarten
glüht in allen Farben, Zwergcynien und Ver=
hen
entfalten ihre Blütenpracht und im Bauerngarten blühen
ßeits die erſten Aſtern. Der Beſuch der Ausſtellung hat ſich in
Tetzten Tagen außerordentlich geſteigert, nicht zuletzt dadurch,
ieden Mittag und Abend Konzerte unter der Leitung Kapell=
ſiſters
Schlupp ſtattfinden.
Heute abend findet ab 8.30 Uhr Tanz im Haus des Orangerie=
Atens ſtatt, wobei kein Tanzgeld erhoben wird.
Evangeliſch=kirchliche Dienſtnachrichten.
ELP Ernannt wurden: der Pfarrer Dr. Adolf Wendel zu
ei=Breidenbach zum Dekan des Dekanats Alsfeld mit Wirkung
1. Juli 1935 ab; der Pfarrer Ludwig Chantre zu Flonheim
Dekan des Dekanats Alzey mit Wirkung vom 16. Juni 1935
der Pfarrer Adolf Möhn zu Roßbach. Dekanat Selters
ſeſterwald), zum Pfarrer der Pfarrei Fleisbach, Dekanat Her=
ſn
mit Wirkung vom 1. Juli 1935 ab; der Pfarrer Alfred Nau=
Mr zu Ober=Seemen. Dekanat Schotten, zum Pfarrer der zweiten
gtrei Lich. Dekanat Hungen, mit Wirkung vom 1. Juli 1935 ab,
zwar auf Präſentation des Fürſten Reinhard zu Solms=Hohen=
E=Lich zu Lich; der Pfarrverwalter Pfarrer Ludwig Weiſel
deuchelheim, Dekanat Gießen, zum Pfarrer dieſer Pfarrei mit
lung vom 1. Juli 1935 ab; der Miſſionar Wilfried Oſtermeyer,
4 Anſtaltsleiter in Graz (Steiermark), zum Pfarrverwalter
Pfarrei Melbach, Dekanat Hungen, mit Wirkung vom 1. Juli
ab; der Pfarrvikar Hermann Heck zu Worms, Dekanat
Ims, zum Verwalter der Pfarraſſiſtentenſtelle Viernheim mit
Wohnſitz in Lampertheim. Dekanat Zwingenberg. mit Wirkung
16. Juni 1935 ab: der Pfarramtskandidat Fritz Reuter aus
aikfurt a. M. zum Pfarrverwalter der Pfarrei Niederwieſen,
ariat Alzey. mit Wirkung vom 16. Juni 1935 ab; der Pfarr=
hailter
Ernſt Damerau zu Melbach. Dekanat Hungen, zum Ver=
ter
der Pfarraſſiſtentenſtelle Kirchberg=Lollar mit dem Sitz in
Mr. Dekanat Gießen, mit Wirkung vom 1. Juli 1935 ab; der
ulramtskandidat Hans Barthelmä aus Landau (Pfalz) zum
ſtieverwalter der Pfarrei Wehen, Dekanat Bad Schwalbach, mit
rluing vom 16. Juni 1935 ab.
In den Ruheſtand verſetzt wurden: der Pfarrer und Dekan
elm Martin zu Dienethal. Dekanat Naſſau, auf ſeinen Antrag
Virkung vom 1. Auauſt 1935 ab: der Viarrer Richard Endre
Wirges Dekanat Selters (Weſterwald) auf ſeinen Antrag mit
Eing vom 1 Oktober 1935 ab der Pfarrer Paul Cunz zu
rſtein a. Rh. Dekanat Wiesbaden=Stadt, auf ſeinen Antrag
Wirkung vom 1. Oktober 1935 ab.

berſonalnachrichten. Der Reichsſtatthalter in Heſſen. Er=
wurde
am 13. Juli 1935 der Bauinſpektor Dipl.=Ing.
er Arnold zu Philippshoſpital bei Goddelau zum Bau=
nſpektor
mit Wirkung vom 1. Juni 1935.
desregierung. Uebertragen wurde am 11. Juli 1935 dem
ſchulrat Ph. Zimmermann zu Oppenheim, z. Z. kommiſſ
ſchulrat in Bensheim, die Stelle des Kreisſchulrats bei dem
ſchulamt in Bensheim mit Wirkung vom 1. Juli 1935 an:
2 Juli 1935 dem Studienrat an der Aufbauſchule in Fried=
Georg Thierolf eine Studienratsſtelle an der Realſchule
ingen mit Wirkung vom Tage des Schulbeginns nach den
ferien.
Straßenſperrung. Auf Grund des 8 34 der Reichsſtraßen=
hrsordnung
vom 28 Mai 1934 wird die Kattrein=
TKe, zwiſchen Eſchollbrücker Straße und Groß=Gerauer Weg
25 7 35 bis 8 8 1935 für den Kraftfahrzeug=, Fuhrwerk=
Radfahrverkehr geſperrt

Die Metzgerläden bringen jetzt Fleiſch im eigenen Saft zum
Verkauf. Es handelt ſich dabei um Fleiſchkonſerven in Doſen zu je
1 Kg., die rund 850 Gramm ſchieres, hochwertiges Rind= oder
Schweinefleiſch enthalten und zum Preiſe von 1,50 RM. je Kg.=
Doſe abgegeben werden. Gleichzeitig wird in den Fleiſchereien durch
entſprechende Plakate auf dieſes Fleiſch im eigenen Saft hinge=
wieſen
werden. Auch ſonſtige Werbemittel wie Preſſe, Bild. Flug=
blatt
uſw. werden eingeſetzt, um für den Abſatz dieſer Fleiſchkon=
ſerven
zu werben und vor allem die Verbraucherſchaft über Sinn,
Zweck, Herkommen und Verwendbarkeit des Fleiſches im eigenen
Saft aufzuklären. Mancher wird fragen, warum das alles?
Fleiſchkonſerven hat es doch ſchon immer gegeben. Das iſt doch gar
nichts Neues. Dieſe Feſtſtellung iſt richtig und doch falſch. Erſtens
iſt Fleiſchkonſerve nicht gleich Fleiſchkonſerve. Die Güte der Ware
iſt vielmehr bisher ſogar meiſt ſehr unterſchiedlich geweſen. Die
unter der Bezeichnung Fleiſch im eigenen Saft in den Verkehr
gebrachte Konſerve hält aber in jeder Beziehung das, was der
Name verſpricht. Nur beſtes Fleiſch iſt zu dieſen Konſerven ver=
arbeitet
worden. Der Verbraucher wird nie enttäuſcht werden.
Weiterhin ſei ſich der Verbraucher darüber im Klaren, daß der
Neubau der deutſchen Ernährungswirtſchaft in erſter Linie nach

der Richtſchnur der Rückſichtnahme auf die berechtigten Forderun=
gen
der Millionenmaſſen der Verbraucher erfolgt.
Daß der Anſpruch des Verbrauchers auf die ſichere Verſorgung
mit ebenſo billigen wie hochwertigen Lebensmitteln in der Markt=
ordnung
des Reichsnährſtandes eine beherrſchende Rolle ſpielt, iſt
eine durch die bekannten Maßnahmen auf verſchiedenen Gebieten
des landwirtſchaftlichen Marktes längſt bewieſene Tatſache: So iſt
es z. B. möglich geweſen, den Butterpreis im letzten Winter trotz
zeitweiliger Angebotsverknappung, die am ſogenannten freien
Markt beſtimmt zu einer Butterhauſſe geführt hätte, auf einem
relativ niedrigen Niveau zu halten. Auch die Eierpreiſe haben dank
der Marktordnung nicht die in früheren Wintern üblichen Hoch=
töuren
unternehmen können. Ganz offenbar wird der Vorteil der
Marktordnung für den Verbraucher an der Getreidepreispolitik,
die, wenn auch unter z. T. recht fühlbaren Verzichten der Erzeuger,
auf einem den geringen Ernteertrag entſprechenden Getreidepreis
es uns geſtattete, den Brotpreis ſtabil zu halten. In der Viehwirt=
ſchaft
iſt die Arbeit des Marktordners für die ſtets ausreichende
Verſorgung der Verbraucher mit Fleiſch bei zugleich möglichſt ſta=
bilen
Preiſen ſchwieriger als auf manchen anderen Gebieten der
Ernährungswirtſchaft und bedarf darum dopvelt der Mitarbeit der
Verbrauchermaſſen. Vieh und Fleiſch ſind keine Stapelware wie
z. B. Getreide und Kartoffeln, Friſchfleiſch läßt ſich im Gegenſatz
z. B. zur Butter nur unter erheblichem Koſtenaufwand und auch
dann nur auf begrenzte Zeit bei unvermeidbarem Qualitätsverluſt
ſtapeln
Alſo Hausfrauen, denkt bei Euren Einkäufen auch an Fleiſch
im eigenen Saft,

Erhöhung der Lehrzeit im Maler= und Weißbinder=
Handwerk.
Die Heſſ. Handwerkskammer Darmſtadt gibt bekannt, daß die
vom Vorſtand beſchloſſene Feſtſetzung der Dauer der Lehrzeit im
Maler= und Weißbinderhandwerk von 3 auf 31 Jahre nach einer
Entſchließung des Herrn Reichs= und Preuß. Wirtſchaftsminiſters,
mitgeteilt durch die Landesregierung Heſſen Abt. III, ihre Ge=
nehmigung
gefunden hat. Die Lehrzeiterhöhung tritt mit dem
Tage ihrer Veröffentlichung in Kraft.

Guten Appetit!
Eine junge Amſel, die aus dem Neſt gefallen war, erhielt ein
freundliches Quartier in einer menſchlichen Wohnung und ließ
ſich ſchon nach kurzer Zeit zutraulich mit fetten Regenwürmern
(Scherl=M.)
füttern.

Sommer-Ausgabe1935
Preis 70 Pfennig

Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken, Bahnhofs-
buchhandlung
und Geschäftsstelle, Rheinstr. 25.

Gedanken einer Frau zur Luftſchuhpflicht!

Von Martha Burkhardt, Berlin.
Luftſchutzpflicht auch für die Frau! So ſteht es vor mir in
klaren Lettern im neuen Luftſchutzgeſetz. Ein paar einfache Worte
nur, aber von welch weittragender Bedeutung für uns Frauen!
Ich lehne mich zurück das Blatt ſinkt auf meinen Schoß. Ge=
danken
kommen und gehen. Nicht der Kopf iſt es, nein, das Herz
beginnt zu reden, das Gefühl, das unſere frauliche Einſtellung
allem Neuen gegenüber zunächſt beſtimmt. Luftſchutzpflicht der
Frau! Wir haben im Weltkrieg wohl auch das unſere getan, wir
waren Helfer! In aufopfernder Hingabe pflegten wir die Ver=
wundeten
; wir arbeiteten in den Munitionsfabriken; auf dem
Lande, im Dienſt der Bahn, in den Büros. Ueberall gaben wir
unſer Beſtes, die draußen kämpfenden Männer in der Heimat hel=
fend
zu erſetzen. Aber das war doch etwas ganz anderes als das,
was jetzt vor uns ſteht. Jetzt heißt es: nicht nur Helfer, ſondern
auch Kämpfer ſein in der Heimat; Kämpfer gegen tauſendfältige
Gefahren, die uns aus der Luft bedrohen. Und mein erſter Im=
puls
iſt: Das nicht, ich bitt euch, laßt mich Helfer ſein, laßt mich
Mutter ſein; aus tiefſtem Herzen will ich ſorgen für die Kinder,
will mein Ich gern für ſie einſetzen, ganz und gar, mit aller Kraft
aber das andere, nein, das kann ich nicht. Still wird es in mir,
ine ganze Weile lang. Dann meldet ſich etwas, was ich ſelbſt ver=
wundert
betrachte, was aber furchtlos emporwächſt und nun mit
warmer, tieferStimme zu reden beginnt: Eben ſagteſt du. du wollteſt
Mutter ſein! Ja, ſpürſt du denn nicht, daß es gerade das iſt, was
das neue Geſetz von dir fordert? In edelſtem Sinn des Wortes
Mutter ſein! Nicht für die Kinder allein, die dein Leib gebar,
ſondern Mutter ſein für alle Kinder deines Vaterlandes, große
und kleine, die in Not und Gefahr ſind. Ja, deutſche Mutter, kann
dir denn noch eine ſchönere Aufgabe gegeben werden, dich ſelbſt zu
beweiſen in deiner wahrſten Art? So ſpricht es. Und in mir blüht
etwas Neues auf. Aus meinem Mutterherzen wächſt ein Verant=
wortungsgefühl
für alle Volksgenoſſen, ein Verteidigungswillen
für jedes Hab und Gut. Weg ſind die Hemmungen, die ich vorher
hatte, Kämpfer zu ſein ſtatt Helfer. Stolz recke ich mich als deutſch
Frau: Mein Führer ruft mich und ich bin da! Ich weiß, ich
fühl es, Millionen Frauen denken wie ich: Wir werden auch dieſes
ſchaffen! Wir werden lernen, der neuen Gefahr zu begegnen! Beide
Hände ſtrecke ich aus und laut möchte ich rufen: Da, nimm ſie.
mein Deutſchland, ſie wollen helfen, deine Söhne, deine Töchter,
dein Land zu ſchützen vor feindlicher Fliegergefahr!

Was bieket der Reichsbund der

Man ſchreibt uns: Alle körperbehinderten Volksgenoſſen fin=
den
den Wirkungskreis, der ihnen die Volksverbundenheit ſichert,
ihre Kräfte für ihre beruflichen ſowie ihre ſoziale und produktiv
aufbauende Tätigkeit entfaltet und ihre Beſtrebungen auf die
ihrem Notſtande entſprechende ſachgemäße Hilfe und Förderung
in die rechte Bahnen leitet, im RBK., der Fachorganiſation der
Körperbehinderten.
Der Reichsbund der Körperbehinderten (RBK.) e. V. ſteht
unter Aufſicht des Hauptamtes für Volkswohlfahrt bei der Reichs=
leitung
der NSDAP. Ihm obliegt die Vertretung, Betreuung und
Förderung der geiſtig normalen und bildungsfähigen Krüppel.
Alle Maßnahmen und Einrichtungen des RBK. dienen nur den
Körperbehinderten. Alle anderen Mitglieder, die nicht körperbe=
hindert
ſind, werden als Helfer und Förderer in finanzieller und
praktiſcher Hinſicht eingegliedert.
Ueber die weitumfaſſenden Arbeitsgebiete ſagen die von der
Bundesleitung aufgeſtellten Richtlinien u. a. folgendes:
Erfaſſung aller Körperbehinderten ohne Unterſchied des
Standes und Geſchlechtes. Auch die ſogenannten Leichtbehinderten
ſind Körperbehinderte. Werbung von geſunden Volksgenoſſen zu
ſelbſtloſer Mitarbeit. Ergänzung der amtlichen und privaten
Krüppelfürſorge auf allen Gebieten, Förderung jeder Aufklärungs=
arbeit
über Krüppelleiden und Unterſtützung aller Maßnahmen,
die geeignet ſind, Krüppeltum zu verhüten oder einzuſchränken.
Förderung rechtzeitiger ärztlicher Behandlung aller Körperbehin=
derten
durch gute Fachärzte unter Anwendung der modernſten
Hilfsmöglichkeiten und der geſundheitsfördernden Einrichtungen.
Erſchließung aller Möglichkeiten zur Beſchaffung von Behelfs=
mitteln
für alle Körperbehinderten die ſolche brauchen. Hinweis
auf die unbedingte Notwendigkeit der Behelfsmittel, insbeſondere
auch für die Lebens= und Arbeitsertüchtigung bei all den Körper=
ſchaften
und Stellen, die für die Beſchaffung zuſtändig ſind ( Ge=
ſetzgebungskörperſchaften
, behördliche Stellen, private Krüppelfür=
ſorge
und private Helfer) Mitarbeit an den Aufgaben der Er=
ziehung
, ſchuliſchen Ausbildung und beruflichen Ertüchtigung der
Körperbehinderten. Zugrundelegung der Geſamtveranlagung der
Körperbehinderten ſowie ihrer Neigungen zu einem Beruf oder
einer Berufsgruppe. Beſeitigung aller Hemmungen, die der Be=
ſchaffung
geeigneter Arbeitsmöglichkeiten für Körperbehinderte im
Wege ſtehen. Ausgeſtaltung des Schwerbeſchädigtengeſetzes im
Sinne der Gleichſtellung der Körperbehinderten mit den anderen
Schwerbeſchädigten. Hilfeleiſtung und Vorſorge für die Ermög=
lichung
einer menſchenwürdigen Exiſtenz der Schwerbehinderten.
Beſorgung einer Ausgleichsrente mindeſtens in der Höhe des
Exiſtenzminimums. Wo kein Selbſtſtändig=Leben in Frage kommt,
Unterbringung in einem Pflegeheim. Schaffung geeigneter Ar=
beitsmöglichkeiten
auch für die Schwerbewegungsgehemmten.
Sammlung von Material und Unterlagen der für die Beeinfluſ=
ſung
und Ausgeſtaltung der für die Krüppelhilfe in Betracht kom=
menden
Geſetze und Verordnungen. Bereitſtellung von Entwürfen
und Vorſchlägen unter Zugrundelegung der Erfahrungen der Kör=
perbehinderten
. Erfaſſung der geiſtig=ſeeliſchen und gemütbilden=
den
Kräfte der Körperbehinderten in Verſammlungen und allen
Gelegenheiten des Bundeslebens und ihre Steigerung zur höchſt=
möglichen
Entwicklung. Bildung von Kulturgruppen aller Art.
(Muſik. Geſang, Sprachen. Stenographie, Schachſpiel, Literatur,
Theater, Baſteln. Handarbeiten uſw.) Zuſammenarbeit mit den
örtlichen Sanitätsmannſchaften vom Roten Kreuz. um die prak=
tiſche
Durchführung aller Veranſtaltungen, vor allem auch durch
das Heranholen der Schwerbehinderten zu ermöglichen. Schaffung
eines Heindienſtes, durch den die Schwerbewegungsgehemmten be=
ſucht
und über die Bundesgeſchehniſſe auf dem Laufenden gehalten
werden und damit ſo die echte Bundesgemeinſchaft mit dieſen Ein=
amen
hergeſtellt iſt.
Als eine der wichtigſten und ſchönſten Aufgaben: Das Beſtre=
ben
, den jugendlichen Körperbehinderten alle ſie beängſtigenden
Schwierigkeiten aus ihrem Lebensweg zu räumen und ſie ſtark zu
machen für die Ueberwindung ihrer Leiden und Arbeit in der
Einzel= und Gemeinſchaftsſelbſthilfe.
Der RBK. will den Körperbehinderten in ſeiner Ganzheit er=
faſſen
. Er verlangt, daß jeder Körverbehinderte ſich ſelbſt reſtlos
mit ſeiner ganzen Kraft für die Ueberwindung ſeiner Körperbe=
hinderung
einſetzt und daß er darüber hinaus mit den ihm zur
Verfügung ſtehenden Kräften anderen Behinderten hilft, ihr Leid
zu tragen oder ſie im Kampf zu ſtärken. Er will die Körverbehin=
derten
ſtolz darauf machen, daß ſie Kämpfer ſind und daß ſie der
Volksgemeinſchaft den Beweis ihrer Aufbauarbeit im Dritten
Reich bringen können. Durch dieſe Arbeit ſoll den geſunden Volks=
genoſſen
zum Bewußtſein gebracht werden, daß auch ſie die Pflicht
haben, die Körperbehinderten anzuerkennen und ihren Kampf
durch Mitarbeit zu ſtützen.
Nicht Mitleid will der Körperbehinderte, ſondern tätige Mit=
hilfe
und Anerkennung.
Auskunft erteilt gern: Gerhard Wartenberger, Ober=
Ramſtadt, Ammerbachſtraße Nr. 47. Mitarbeiter des RBK.
Ehrung eines verdienken Kämpfers.
Oberbürgermeiſter Wamboldt hat dem bekannten Maler
Profeſſor Dettmann, Berlin=Dahlem. zu deſſen 70. Ge=
burtstag
ſeine beſonderen Glückwünſche ausgeſprochen. Die Darm=
ſtädter
Kunſtſchau Deutſche Meiſter, die die ſtärkſte Beachtung
findet und die in den Ausſtellungshallen auf der Künſtlerkolonie
gezeigt wird, enthält zwei beſonders ſtarke Temperabilder Pro=
feſſor
Dettmanns nämlich: Nordiſcher See und Frühlingsland.
Die Darmſtädter Kunſtſchau iſt von allen maßgebenden Reichs=
kulturſtellen
als künſtleriſch bedeutend anerkannt und ſie findet
wegen der großen Zahl hervorragendſter Meiſterwerke bis weit
über die Grenzen unſerer engeren Heimat hinaus Beachtung.

Sommerſpielzeit 1935. Infolge unvorhergeſehener tech=
niſcher
Schwierigkeiten mußte in letzter Stunde die Erſtauffüh=
rung
Die Geiſha auf heute Samstag (27. Juli), abends 8.15
Uhr, verlegt werden. Die Donnerstag=Vorſtellung der Kraft
durch Freude=Miete wird am Montag, dem 29. Juli, die Frei=
tag
=Miete am Dienstag, dem 30. Juli, nachgeholt. Für die In=
ſzenierung
zeichnet Erich Lange verantwortlich. In den Haupt=
rollen
: Käte Kriſtel. Ilſe Henrich, Mizzi Schneider=Kögler ſowie
Fritz Ploder, Willi Ziegler, Artur Seidler u. a. Muſikaliſche
Leitung: Kapellmeiſter Beppo Geiger Karten zu den bekannten
Sommerpreiſen bei H. de Waal und Verkehrsbüro.
Luftpoſt nach Südamerika. Die Schlußzeit für Luftpoſt=
briefe
nach Südamerika über die Linie der Flugdienſt=Geſellſchaft
Air France iſt beim Poſtamt 1 in der Rheinſtraße Samstags von
3.50 auf 8.30 Uhr vorverlegt worden.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 27. Juli 1935

Aus der Haoup.
Der Gauleiter.
Gaureferent der alten Garde.
Die beiden großen goldenen Reichsehrenzeichen Nr. 45 312
ſowie 58 544 ſind verloren gegangen. Abzugeben beim Gaurefe=
rent
der alten Garde, Frankfurt, Adolf=Hitler=Haus.
Gaupropagandaleitung Verſammlungsruhe.
Auf Anordnung des Gauleiters wird die Verſammlungsruhe
im Gau Heſſen=Naſſau auch auf den Monat Auguſt ausgedehnt.
Grundſätzlich bleiben alſo alle Verſammlungen verboten,
Sollte es aus beſtimmten Gründen in einigen Kreiſen erwünſcht
ſein, im Monat Auguſt beſondere Kundgebungen durchzuführen,
ſo müſſen dieſe zur Genehmigung vorher bei der Gaupropaganda=
leitung
angemeldet werden. Soweit Kundgebungen und Ver=
ſammlungen
für Auguſt bereits genehmigt ſind, können dieſe
auch durchgeführt werden.
Der Gauwirtſchaftsberater.
Mit Rückſicht auf die vom Gauleiter auch für den Monat
Auguſt angeordnete Verſammlungsruhe fallen die Sitzungen der
Dienſtgemeinſchaften nationalſozialiſtiſcher Wirtſchaftsfachleute im
Auguſt aus.
Gaufilmſtelle NS. Filmveranſtaltungen.
In den Kreiſen Oppenheim, Alzey, Bingen und Lauterbach
finden im Monat Auguſt keine Filmveranſtaltungen ſtatt. Das
etwa bereits zum Verſand gebrachte und noch nicht verbrauchte
Propagandamaterial nebſt Einlaßkarten iſt an den Kreisfilm=
wart
zurückzugeben.
Der Kreisleiter.
Kreisſchulungsamt.
Es wird hiermit an die Abholung der Reichsſchulungsbriefe
Folge 6 erinnert (Kreisleitung, Zentrale). Außerdem wird zur
Begleichung der Ruckſtände an Reichsſchulungsbriefen letzter Ter=
min
auf 27. Juli 1935 geſetzt.
NSKOV., Ortsgruppe Darmſtadt.
Am 10. Auguſt findet im Saalbau eine Mitgliederverſamm=
lung
ſtatt. Wir bitten die Mitglieder, ſich recht zahlreich zu be=
teiligen
. Bei dieſer Verſammlung ſpricht ein kriegsblinder
Kamerad über ſeine Erlebniſſe im Krieg. Zu dieſer Verſamm=
lung
können Gäſte eingeführt werden.
Bezirksleitung der NSKOV.
Die Bezirksleitung der NSKOV. veranſtaltet am 18. Auguſt
1935 eine große Rheinfahrt. Kameraden und Kameradenfrauen,
die ſich daran beteiligen wollen, erjahren alles Nähere durch ihren
Stützpunktleiter bzw. Blockwart. Letzte Meldung zur Beteiligung
ſpäteſtens am 3. Auguſt 1935, mittags 12 Uhr.
HJ.=Bann 115 Peter Frieß,
Auch während der Ferien findet Freitags abends um 20 Uhr
das Traininig der Box=Abteilung in der Viktoriaſchule,
Hochſtraße, ſtatt.
Am Samstag, dem 27. Juli, findet um 19 Uhr auf dem Rot=
Weiß=Platz in der Rheinallee ein freiwilliges Training für
leichtathletiſche Uebungen des HJ.=Leiſtungsabzeichens ſtatt. Es
kommen in Frage: Kugelſtoßen, 100=Meter=Lauf, Weitſprung und
Keulenweitwurf.
NS. Kulturgemeinde e. V.= Ortsverband Darmſtadt.
Die neue Werbeſchrift unſerer diesjährigen Theater=
miete
liegt vor. Die feſten Mieten H und K ſind inſo=
fern
verbilligt, als bei gleichen Preiſen die Miete H jetzt 15 und
die Miete K jetzt 21 Vorſtellungen, alſo jede Miete eine Vor=
ſtellung
mehr hat ohne Preisaufſchlag.
Auf ausdrücklichen Wunſch unſerer Mieter haben wir die An=
zahl
der Vorſtellungen unſerer Wechſelmiete erhöht. Trotz
erhöhter Unkoſten iſt der Preis mit 1,50 RM. der gleiche ge=
blieben
. Es liegen auf Miete L mit 8 Vorſtellungen (monatlich
1.20 RM.), die Miete M mit 14 Vorſtellungen (monatlich 2,10
RM.) und die Miete O mit 20 Vorſtellungen (monatlich 3.
RM.). zahlbar in 10 Monatsraten.
Bei der Volksmiete ließ ſich eine Erhöhung der Preiſe
nicht umgehen, aber hier iſt die Anzahl der Vorſtellungen auf
10 erhöht. Jede Vorſtellung koſtet 75 Pfg. Grundſätzlich keine
geſchloſſenen Vorſtellungen.
Jeder Nationalſozialiſt überprüft unſere Werbeſchrift. Jeder
Volksgenoſſe kann nach Maßgabe ſeines Einkommens eine Miete
wählen, erſt recht der Wenigbegüterte findet ſie nur bei uns.
Anmeldungen in unſerer Geſchäftsſtelle im Kleinen Haus des
Landestheaters und durch die Organiſationen.
Deutſcher Mann, deutſche Frau, wir warten
auf deine Mitgliedſchaft!
NS. Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟
Sommerſpielzeit 1935. Unvorhergeſehene techniſche Schwie=
rigkeiten
haben eine Verlegung der Erſtaufführung Die Geiſha
auf Samstag, den 27. Juli, abends 8.15 Uhr, notwendig gemacht.
Leider konnten die Mieter nicht alle verſtändigt werden, da die
Entſcheidung erſt in den Morgenſtunden des Freitag fiel. Wir
machen deshalb nochmals darauf aufmerkſam, daß die Vorſtellung
der Freitagsreihe am Dienstag, dem 30. Juli, abends 8.15 Uhr,
nachgeholt wird. Es wird in der Folge alles getan, um der=
artige
Vorkommniſſe zu vermeiden. Es haben alſo Gültigkeit:
alle Donnerstag=Karten (25. Juli) am Montag, dem 29. Juli,
abends 8.15 Uhr; alle Freitag=Karten (26. Juli) am Dienstag,
dem 30. Juli, abends 8.15 Uhr. Die Kameraden wollen ent=
ſprechend
Notiz nehmen.
Nürburgfahrer! Für die Teilnehmer des Sonderzuges nach
Adenau am 28. Juli ſtehen eine Anzahl amtliche Rennprogramme
der Nürburgring G. m. b. H. zur Verfügung. Die Hefte können
in der Zeit von 813 Uhr auf der Kreisdienſtſtelle, Bismarck=
ſtraße
19, zum ermäßigten Preis von 50 Pfg. (ſtatt 1. RM.)
abgeholt werden. Weiterhin geben wir nochmals bekannt, daß
ſich die Teilnehmer des Kreiſes Darmſtadt heute abend 23.30 Uhr
auf Bahnſteig 5 im Hauptbahnhof zur Anfahrt nach Frank=
furt
a. M. treffen. Es wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß
den Anordnungen des Reiſeleiters unbedingt Folge zu leiſten iſt,
damit eine reibungsloſe Durchführung der Fahrt gewährleiſtet iſt.
*
Schlußtermin für die Urlauberzüge 35, 36, 37, 38, 39, 40.
Wir machen hierdurch die Inhaber von Voranmeldeſcheinen über
3. RM., die für die Urlauberzüge 35 36, 37 38 39 und 40
ausgeſtellt ſind, darauf aufmerkſam, daß die Begleichung der
Reſtbeträge der ſäumigen Teilnehmer bis ſpäteſtens 27. Juli
(13 Uhr) auf der Kreisdienſtſtelle zu erfolgen hat, andernfalls
die betreffenden Volksgenoſſen Gefahr laufen, für den jeweiligen
Sonderzug nicht mehr berückſichtigt zu werden, da die Gut=
ſcheine
bereits verfallen ſind!
KdF.=Wanderführer. Am kommenden Montag, dem 29.
Juli, findet um 20.15 Uhr (im kleinen Saal des Hauſes der Ar=
beit
) der 10. Schulungsabend ſtatt. Es ſpricht Kreiswanderwart
Pg. Prager über Gebrauch der Karte im Gelände Pünktliches
und reſtloſes Erſcheinen aller Orts= und Betriebswanderwarte iſt
Pflicht.
Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellung. Es iſt uns gelungen, für
unſere Kameraden verbilligte Eintrittskarten für die Gartenbau=
Ausſtellung im Orangeriegarten zu erhalten. Die Tageskarte
koſtet 30 Pfg. und iſt auf der Kreisdienſtſtelle Kraft durch
Freude zu haben.
Sommerfeſt mit Tanz der Ortsgruppe Beſſungen. Am Sams=
tag
, dem 3. Auguſt, abends 20 Uhr, veranſtaltet die Ortsgruppe
Beſſungen=Steinberg in der Beſſunger Turnhalle ein Sommerfeſt
mit Tanz. Frankfurter und Darmſtädter Künſtler werden das
Programm verſchönern. Eintri:t einſchließlich Tanz 50 Pfg.
Karten ſind bei den Betriebs=, Zellen= und Blockwarten und der
Ortsgruppe KdF. zu haben.

Waldgottesdienſt der Evangeliſchen Stadtmiſſion. Die Mit=
glieder
und Freunde der Stadtmiſſionsarbeit werden darauf auf=
merkſam
gemacht, daß am Sonntag vormittag um 9 Uhr wiederum
ein Waldgottesdienſt abgehalten wird. Derſelbe findet an den
Hirſchköpfen ſtatt. Die Predigt hält Herr Pfarrer Wintermann.
Die Stadtmiſſionschöre wirken mit. Am Sonntag abend um
3 Uhr findet das Sommerfeſt der Stadtmiſſion im hinteren Hof
des Vereinshauſes, Mühlſtraße 24, ſtatt. Die Anſprache hält Herr
Pfarrer Köhler von der Martinsgemeinde. Außerdem werden die
Chöre der Stadtmiſſion die Feier verſchönern. Es wird auch hierzu
herzlich eingeladen.

Die ſehe Loche

brachte als wichtigſtes und bedeutſamſtes Ereignis für Darmſtadt
die Eröffnung der Jubiläums=Gartenbau= Ausſtel=
lung
, der in einigen Wochen die große Deutſche Dahlienſchau
folgen wird. Zwar, es wird gemeckert über die Ausſtellung.
In erſter Linie, wie immer, von den Darmſtädtern ſelbſt. Man
macht Witze über die Löwenkäfige oder Vogelkäfige", die ſich,
das iſt nun einmal ſo, vorerſt noch in ihrem zierlich verſchlunge=
nen
Geſtäbe kahl präſentieren. Das aber wird mit jedem Tag
beſſer und ſchöner. Und wenn die Natur erſt ihre Wunder an
Gerank und Blumen über die Käfige gezogen hat, werden auch
die Darmſtädter Meckerſtimmen verſtummen. Sie werden dann
vielleicht bis dahin auch unſere Sondernummer und ſonſtigen
Veröffentlichungen geleſen haben und wiſſen, was die Ausſtellung
will, und warum ſie in einzelnen Teilen vorerſt noch wie eine
ſchöne gepflegte Handelsgärtnerei ausſehen muß. Die auswär=
tigen
Beſucher waren, wie allgemein verſichert wird, reſtlos ent=
zückt
von der Schönheit der Ausſtellung. Man muß genießen,
nicht immer nur ſuchen, wo es was zu kritiſieren gibt. Und ge=
rade
wir Darmſtädter ſollten oft in die Gartenſchau gehen, die
ja faſt täglich ihr Geſicht ändert. Zumal es uns ja auch bei der
großen Hitze erfreulicherweiſe nicht an Waſſer fehlt, um die Blu=
menwunder
zu pflegen.
Damit wären wir allerdings wieder beim Wetter! Aber
trotzdem: Keine Erörterungen über die andauernde oder wie=
dergekehrte
Hitze und Trockenheit! Die ſpar ich mir auf, wenn
einmal gar nichts los iſt in Darmſtadt. Aber das gibts ja
gar nicht! Wir haben ja den Herrngarten und ſonſt noch ſo
viele ſchöne Gärten und haben unſeren geliebten Woog, der auch
bei der größten Hitze nicht austrocknet und prachtvolle Erholung
bietet. Es iſt ſo wundervoll in unſeren Gärten und es wird ſo=
viel
getan für die Erholungſuchenden, daß man ſich wirklich
wundern muß, wenn ſtrenge Maßnahmen erforderlich werden,
weil der ſelbſtverſtändliche Schutz der Genießenden fehlt.
Mit Bedauern wird jeder, der unſeren Kindern in den lan=
gen
Ferien ſo recht von Herzen gute Erholung wünſcht, die vor=
übergehende
Schließung des Kinderſpielplatzes und des
Planſchbeckens auf der Woogswieſe vermerkt haben. Aber
wir können dieſe Maßnahme der Turn= und Sportgemeinde 1846
nur zu gut verſtehen. Sie iſt nichts anderes als Notwehr. Wer
der Oeffentlichkeit ſolche Anlagen zur Verfügung ſtellt, hat ein
Anrecht darauf, daß dieſe ſelbe Oeffentlichkeit ſich auch mitver=
antwortlich
fühlt für die Reinerhaltung und den guten Zuſtand.
Es iſt aufs äußerſte bedauerlich, daß es ſogar Eltern gibt, denen
man das (und nicht zum erſtenmal!) ſagen muß. Jedenfalls zeugt
es davon, daß der Sinn für Volksgemeinſchaft bei dieſen Volks=
genoſſen
noch ſehr ſchlecht oder gar nicht ausgebildet iſt. Wer
weiß, wie ſie wüten würden, wenn ihnen das an ihrem Eigen=
tum
geſchähe? Hoffen wir im Intereſſe der Unſchuldigen, daß
die Sperrung nicht allzu lange dauern wird. Wer aber von den
Beſuchern wieder einmal einen dieſer Dreckfinken erwiſcht, der
möge dafür ſorgen, daß ſolchen ſchädlichen Zeit= (nicht Volks=)
Genoſſen gleich das Handwerk gelegt wird.
In das gleiche Kapitel gehören die Diebſtähle am Woog.
Hier könnte einen die Wut ankonimen, wenn man immer wieder
hören muß, wie eine Einrichtung, die Tauſenden täglich Er=
holung
, Lebensfreude und Geſundheit beſchert, von aſozialen
Elementen in Mißkredit gebracht wird. Auch hier gilt, was
oben geſagt iſt; wer einen ſolchen Langfinger beobachtet oder er=
wiſcht
, der ſollte ſich nicht ſcheuen, ſofort deſſen Perſonalien feſt=
zuſtellen
und ihn der Polizei zur Anzeige zu bringen. Wenn
möglich aber nicht ohne geſunde vorherige Abreibung.
Anſonſten aber graſſiert geradezu das Glück in Darm=
ſtadt
. (Und mehr noch anderswo!) Das Glück nämlich, das die
braunen Glücksmänner über uns ausſchütten. Zwar heißt es
Geld macht nicht glücklich! aber ich bin der Meinung, daß es
das doch tut, wenn man es hat. Und ich bin auch der Mei=
nung
, daß ſich manches im Leben leichter ertragen läßt, wenn
man ein bißchen mehr hätte von dem Zeug, das nicht glücklich
macht, wenn man’s eben nicht hat. (Ein ſchönes Deutſch iſt das
nicht, aber ich glaube, ich werde verſtanden.) Da zieht ſo ein
kleines Mädel von 8 Jahren in Trautheim bei Traiſa für ſeine
Tante ein 50=Pfg.=Los und gewinnt 50 Mark, für die die Tante
ihren Erholungsurlaub um glatt eine Woche verlängern kann.
Ein 12jähriges Mädel hat beim Kinderfeſt in Traiſa das gleiche
Glück. In Groß=Gerau war Tanzmuſik, und einer der jungen
Tänzer gewann um Mitternacht 100 Mark. Aber das iſt noch
gar nichts. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu Beginn der
Woche wurden 2000 Mark und 5000 Mark in der Arbeitsbeſchaf=
fungslotterie
gewonnen. Und das Tollſte, was ſich Fortuna",
die launiſche Göttin des Glücks, auf dieſem Gebiet leiſtete, ge=
ſchah
in Frankfurt. Da rempelte ein brauner Glücksmann an
einer Straßenecke einen jungen Mann an. Da er ſich gar ſo an=
ſtändig
entſchuldigte, kaufte der Angerempelte ihm ein Los ab
und gewann 5000 Emm! Nur in meinen diverſen Rock=
taſchen
mehren ſich die Päckchen der Prämienſcheine‟ Als
geringer Troſt dafür, daß mir immer, ſo oft ich auch einen mei=
ner
ohnehin ſo knappen Fünfziger opfere, ein zwar ſehr ſchön
groß und verſchnörkelt gedrucktes, aber immerhin höhniſches
NJCHTS aus dem dicken gelben Brief entgegengrienſt. Lie=
ber
brauner Glücksmann! Rempele doch auch mich einmal an.
Die Straßenecke iſt mir gleich, und wenn du dich nicht gleich mit
5000 entſchuldigen willſt, es können auch viertauſend ſein. Ich
laß mit mir reden! Aber ſchließlich, wenn’s auch nicht ſein
ſoll, dieſe Fünfziger dienen doch einem gewaltig guten Zweck.
Und man ſollte ſich nicht ärgern über ein Nichts. Mit jeder
Niete wird Not gelindert und Segen ſpendende Arbeit ge=
ſchaffen
.
So wenig ſollten dieſe Fünfziger reuen, als der Beitrag zur
NSV., die ihre große diesjährige Werbeaktion am Donnerstag
beſchloſſen hat. Wie man hört, mit erfreulich großem Erfolg.
Man ſollte eigentlich meinen, daß es keinen Volksgenoſſen mehr
gibt, der nicht in der NSV. iſt. Aber jede Werbeaktion belehrt
eines anderen (NB.: Ich bin jetzt auch drin!) Das gigantiſche
Werk der NSV. bedarf jedoch der Mittel, wenn es ſeine Auf=
gaben
, die letztlich jedem Volksgenoſſen zugute kommen, er=
füllen
ſoll. Alſo: Bevor wir alle in Ferien gehen, ſchnell noch
den Anmeldezettel ausgefüllt.
Uebrigens Ferien! Da hat neulich ſo ein Früh= Urlau=
ber
ein Klagelied erklingen laſſen. Er, der ſeine drei oder
vier Wochen hinter ſich hat, womöglich noch bei ſchlechtem Wetter,

blickt neidiſch auf die, die im herrlichſten Sonnenſchein losgonde
und ſicher gebräunt zurückkommen. Ja, das iſt nun mal
Erſt hat er ſich gefreut, daß er in Urlaub ging, während O=
andern
noch ſchuften mußten. Was ich habe, kann mir keinn
mehr nehmen, hat er geſagt. Jetzt aber iſt ihm nur noch Eriw=
nerung
, was dem anderen Erleben. Jeremiade dos
Frühlingsurlaubers! Auch dir, lieher Freund, ein ernſtes Won
Laß dich doch nicht unterkriegen vor lauter Neid! Auch ande
Menſchen wollen die Freude ſonniger Ferientage, und es ka=m
nun einmal beim beſten Willen nicht alles auf einen Haufiy
Urlaub nehmen .. . Schlag auf das Buch des Erinnerns; blätte
da drin und auch dem Zuruckgekehrten, der das Schönſte ſchen
hinter ſich weiß, erſtehen in Wirklichkeit wieder die großen u:d
kleinen Erlebniſſe der vergangenen Wochen! Schon ſind die Fil=n
entwickelt, und wenn du erſt an die Abzüge gehſt, erſteht auch
Bilde farbfroh und untrüglich, was das Herz ſo fröhlich ſtimm,
die vergangenen Tage ſeither. Ob als Fruh= oder Späturlaubee
Freut euch des Lebens und werft über Bord den ganzen Krar
der euch vor oder nach der Ferienzeit belaſtet! Jeder muß en
Art Lebenskünſtler werden, denn wo kommt man ſchon hin I
ewigen Grillen und Sorgen!
Uns geht’s leider nicht ſo gut wie den Bürgern von
Oslo. Da hat der Kaſſierer einer größeren Bank in die
Tagen ganze Bündel von Banknoten an die Paſſanten 7.
Straße verteilt. Wer’s nicht wollte, dem hat er die Scheine e
fach in die Taſche geſteckt. Den Aermſten hatte nämlich Zu
Wahnſinn gepackt, der ſich auf dieſe Weiſe äußerte. Er ließ
dann überfahren. Nun aber kommt das Beſte. Als die alſo
glückten Osloer die Wahrheit erfuhren, lieferten ſie freiwä
lig die Scheine bis auf die letzte Krone an die Bank wieder a
Den Vorteil hatten ob dieſer beiſpielloſen Ehrlichkeit die Bi
tungen, denen die Bank große Anzeigen (wo ſind die he=
bei
uns?) überwies, in denen ſie den Osloer Bürgern dankte.
Eine Erinnerung, die vielleicht nie aus dem Gedä-t
nis ſchwindet, weckt die Meldung von einem ſchweren füm
fachen Autozuſammenſtoß auf der Straße zwiſchen Lu
den und Harlem. Fünfzehn Perſonen verunglückten, mehr
kamen ums Leben. Vor zwei Jahren habe ich auf der gleicke
Straße die gleiche Situation erlebt. Um Haaresbreite beſtimn
nicht um Fingerbreite, wäre es zu dem gleichen fünffachen I
ſammenſtoß gekommen. Dabei ſind die holländiſchen Straßen
beſten der Welt. Und im Grunde wäre keiner von uns f=
Autolenkern, von denen keiner unter 100 Kilometer fuhr, ſch
geweſen. Oder eben alle fünf. Auf unſeren Hitler=Straßen a
kann ein derartiger Unfall ſich nach menſchlichem Ermeſſen ni
ereignen. Das macht der die Bahnen teilende unbefahrb a
Mittelpfad, der den holländiſchen Straßen fehlt, die ja auch ke=
ausgeſprochenen
Autoſtraßen ſind.
Mit den Verkehrsſündern habe ich mich vorige Woche befc
Das Problem ſcheint allenthalben aktuell zu ſein. In ei
Stadt nicht weit von hier befiehlt die Polizeidirektion in
Schulbank alle, die ſich an den Verkehrsvorſchriften verſ
digen. Jeden Freitag abend zwiſchen 6 und 7 Uhr müſſen
Radfahrer, die ſich im Laufe der Woche einen Verſtoß zuſchul.
kommen ließen, im Vortragsſaal der Polizeidirektion ſich einiſt
den, wo ihnen ein umfaſſender Vortrag über die für Radfahe
geltenden Beſtimmungen der Reichsſtraßenverkehrsordnung ./
halten wird. Dieſer Unterricht fand jetzt zum erſten Male ur
freiem Himmel, im Hofe des Bezirksamts, ſtatt. Auf Stühe
ſaßen 60 meiſt jüngere Männer. Mädchen und Knaben,
waren gekommen, um hier die verdiente Strafpredigt zu hönt
Verkehrsteilnehmer, die gebührenpflichtig verwarnt werden,
halten künftig mit der Verwarnung zugleich eine mündliche Au
forderung, zum Vortragsabend zu erſcheinen. Gleiche Vortri
ſollen auch für Kraftfahrer eingerichtet werden. Dieſe etre
zwangsweiſe Belehrung ſoll ſchon gut gewirkt haben.
Von tüchtigen Hitlerjungen habe ich vorige Woche.
Oberheſſen berichtet. Daß wir auch ſolche in Darmſtadt hab=
beweiſt
der Bericht eines Hitleriungen, den wir dieſer T
druckten. 540 Kilometer iſt der Junge in zwei Tagen gerad
Von hier nach Magdeburg. Und mit ſieben Mark in der Ta
Aber er hat’s geſchafft. Und vielleicht iſt er auch noch nach 2
lin gekommen. Die verdiente Wegzehrung habe ich ihm jedenf
angewieſen. Glückliche Jugend!

Zwiſchen Darmſtadt und Heidelberg ſind in den letzten J
ren nicht weniger als ſechs große Markthallen erbaut u
den, die in erſter Linie dem Verkauf und Verſand der Beu
ſträßer Qualitäts=Obſtbau=Erzeugniſſe dienen.
natürliche Lage unſerer Bergſtraße prädeſtiniert ſie geradezu zu
Anbau und der Züchtung von deutſchem Qutlitätsobſt. We
wirtſchaftliche Bedeutung das hat, erhellt die Tatſache, daß
vergangenen Jahre für insgeſamt 2½ Millionen Mark Obſt
in den 6 Markthallen in Seeheim, Zwingenberg, Auerbach, Bei
heim, Weinheim und Handſchuhsheim umgeſetzt wurde. RM
240 000 Zentner ausgeſprochenes Qualitätsobſt wurden ver=
gekauft
. In dieſem Jahre der Qualitätsobſtbau iſt ja n
im Werden dürfte der Umſatz noch viel höher werden.
erfreuliches Zeichen für den Obſtbau der Bergſtraße, die
ſchließlich und leider noch nicht vom Fremdenverkehr allein le
kann.
Von einer merkwürdigen Ente keiner Zeitungsente
Sauren=Gurkenzeit wird aus Wallerſtädten berid
Beſagte Ente war nämlich eines Tages im Mai ihrem Beſ.
entlaufen. Vielleicht hat er auch einen zwei= oder vierbeini!
Fuchs in Verdacht gehabt. Jedenfalls blieb das Tier unel
findbar. Bis jetzt! Dieſer Tage nämlich kehrte das anhängl
treue Entlein freiwillig zu ſeinem Beſitzer zurück und bra
noch dazu eine ganze Familie mir. Faſt ein Dutzend junge Cn
lein watſchelten hinter der Mutter her, die, als ſei nichts
ſchehen, mit ihrer Brut ſtolz in den gewohnten Stall ein
Fröhlich und ſtolz ſchnatternd. Vermutlich wollte die En
mama ſicher gehen, daß ſie ihre Raſſe reinerhielt und ſich
Kuckucksei unterlegen laſſen. Sie legte ihre Eier irgendwo
die freie Wildbahn und brütete ſie treubeſorgt aus. Sogar
Wohnung muß ſie in dieſer Zeit im Freien geſucht und gefur
haben. Jedenfalls hat der Beſitzer ſtatt der verlorengeglaufe
jetzt ein volles Dutzend Enten. Glücklicher Entenzüchter!
Maximilia

Aerzklicher Sonnkagsdienſt.
Ab 7. Juli d. J. iſt eine bemerkenswerte Aenderung in der
Organiſation des ärztlichen Sonntagsdienſtes in Darmſtadt ein=
getreten
. Von dieſem Tage an iſt die Stadt an Sonn= und Feier=
tagen
in 3 feſtſtehende Bezirke eingeteilt.
Den Bewohnern dieſer Bezirke ſteht, falls ihr Hausarzt nicht
erreichbar iſt, in Notfällen der Arzt vom Sonntagsdienſt ihres Be=
zirkes
zur Verfügung.
Bezirkseinteilung:
Bezirk 1: umgrenzt durch die Heinrichſtraße, Peter=Gemeinder=
Straße, Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und Dieburger
Straße;
Bezirk 2: nordweſtlicher Stadtteil begrenzt durch Holzhofallee,
Eſchollbrücker Straße, Heinrichſtraße, Peter=Gemeinder=
Straße, Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und Dieburger
Straße;
Bezirk 3: Beſſungen ſüdlich der Holzhofallee, Eſchollbrücker Straße
und Heinrichſtraße.
Der Sonntagsdienſt reicht von Samstags mittags 14 Uhr bis
Sonntags nachts 24 Uhr.
Der Arzt ſoll am Wochenende nicht ohne dringenden Grund
beanſprucht werden, denn er bedarf dieſer Freizeit zur Ruhe und
Fortbildung um die Leiſtungsfähigkeit in ſeinem Beruf zu ſtei=
gern
. Man verlange daher die Hilfe des Arztes nur in wirklichen
Notfällen.
Sonntagsdienſt hat am Sonntag, den 28. Juli 1935: Dr.
med. Weckerling Rheinſtraße 41, Telephon 3462; Dr. med.
Hofmann, Lauteſchlägerſtraße 16, Telephon 3069; Dr. med.
Hoffmann, Annaſtraße 20, Telephon 53.

Die Deutſche Geſellſchaft für Gartenkunſt beſucht die Darm=
ſtädter
Jubiläumsſchau. Die Deutſche Geſellſchaft für Garten=
kunſt
hält vom 26.31. Juli ihre 46. Jahresverſammlung in
Frankfurt ab. Außer den Vorträgen finden auch Beſichtigungen
ſtatt. So wird am 29. Juli um 14 Uhr eine Fahrt über die
Reichsautobahn zur Gartenbau=Ausſtellung in Darmſtadt unter=
nommen
, der begreiflicherweiſe jetzt ſchon dieſe Fachleute mit den
geſpannteſten Erwartungen entgegenſehen.

Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener, Gau Eil
weſtdeutſchland. Der Gautag der R.e.K. findet am 7./8. Septen
in Groß=Umſtadt ſtatt. Die Zahlreichen Anmeldungen zur
teiligung am Gautag, zu dem Reichsſtatthalter Sprenger ſein
ſcheinen zugeſagt hat, laſſen erkennen, daß hier mit einem Trei
aller ehemaliger Kriegsgefangener ganz Südweſtdeutſchland:
rechnen iſt. Zu dem mit einem Wander= und Ehrenpreisſchi
verbundenen Gautag gewährt die Reichsbahndirektion von al
Stationen im Umkreis von 75 Klm. beſondere Fahrtvergünſti9
gen (Sonntagskarten, Geſellſchaftsfahrten). Anfragen von Inn
eſſenten an die Geſchäftsſtelle der R.e,K., Kamerad K. Knil
Frankfurt a. M., Melibokusſtraße 2.
DNB. Reiſeverkehr nach dem Ausland. In der letzten
mehren ſich die Fälle, in denen Reiſende Auslandsreiſen
Ländern, mit denen Reiſeverkehrsabkommen beſtehen, angetril
haben, ohne ſich im Beſitz der in dieſem Abkommen vorgeſehell
Zahlungsmittel, der Reiſeſchecks, Reiſekreditbriefe uſw., zu be
den. Dieſe Reiſenden ſehen ſich im Auslande großen Schwiel
keiten ausgeſetzt, wenn die Nachſendung der Zahlungsmittel din
die zu ihrer Ausgabe ermächtigten Reiſebüros oder Banken 9
irgendwelchen Gründen nicht oder nicht alsbald erfolgen ke
Dieſer Zuſtand iſt auch geeignet, dem deutſchen Anſehen im A.
lande zu ſchaden. Es wird deshalb jedem Reiſenden, der
Grund eines Reiſeverkehrsabkommens ins Ausland fahren
dringend nahegelegt, die Reiſe erſt anzutreten, wenn ihm die
forderlichen Reiſezahlungsmittel von dem Reiſebüro oder
Bank ausgehändigt worden ſind. Iſt das geſchehen, ſo bege
die Einlöſung der Reiſezahlungsmittel im Auslande ke
Schwierigkeiten. Dagegen biete ein von der Ausgabeſtelle
dem Reiſepaß angebrachter Vermerk, wonach die beſtellten RI.
zahlungsmittel vorgemerkt ſind, noch keine Gewähr dafür, daß
Reiſezahlungsmittel auch tatſächlich zugeteilt werden.

Wie gratulieren!

Fräulein Anna Jung, Darmſtadt, im Damenheim (O*
richſtraße 148) zu ihrem 80. Geburtstag.
Zur Silberhochzeit am Dienstag, den 30. Juli, den Ehelel
Tapezierer Georg Kunz und ſeine Ehefrau Sophie, geb. Hei
hier, Kranichſteiner Straße 37.

[ ][  ][ ]

Seite Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Somrernachksfeft im Großen Woog
am Samskag, dem 17. Auguſt 1935.
Immer mehr hört man aus allen Kreiſen der Darmſtädter
geevölkerung die Frage: Findet auch in dieſem Jahre am
ſ roßen Woogwieder ein Sommernachtsfeſt ſtatt?
FFeſe Frage iſt ein Beweis dafür, wie ſehr die Darmſtädter Woogsfeſte
u. einer Tradition geworden ſind, die man ſich im Jahreskalender
der Darmſtädter Veranſtaltungen nicht mehr wegdenken kann.
Wir können heute mitteilen, daß auch in dieſem Jahre ein
Ssmmernachtsfeſt an und auf den Geſtaden unſeres Wooges ſtatt=
jendet
, und daß dieſes Feſt aller Vorausſicht nach noch die vor=
ſichrige
Veranſtaltung an Wirkung übertreffen wird.
Schon jetzt kann geſagt werden, daß ſich auch in dieſem Jahre
näeder alle Körperſchaften der Partei, des Staates und der Ver=
hrie
uneigennützig und freudig in den Dienſt dieſer Sache geſtellt
ben, um der Darmſtädter Bevölkerung ihr Woogsfeſt ſo auszu=
zIſtalten
, daß es ſich würdig an die Reihe der früheren Veranſtal=
ſiengen
anſchließen kann.
Vom Rhein zur Donau lautet das Motto, unter dem
o.s diesjährige Woogsfeſt ſtattfindet. Mehr ſoll vorerſt noch nicht
v rraten werden. Es iſt ein luſtiges Hörſpiel mit 14 Bildern unter
Meitwirkung der Darmſtädter Turn= und Sportvereine. Auch die
laddler kommen wieder vom Altrhein herauf, um die Veranſtal=
ueng
zu verſchönern. Ferner wirken mit: die Marine=SA., der
Tronierſturm, in Gemeinſchaft der Geſangvereine Liederzweig 1855
urd die Singmannſchaft der TSG. 46. der Radſportklub, der
Tayernverein uſw uſw.
Der Woog ſelbſt erhält eine feſtliche Schmückung und Beleuch=
tng
, und die anliegenden Häuſergruppen werden illuminiert.
Ein großes Brillantfeuerwerk wird auch dieſes Jahr
nreder die ganze Veranſtaltung beenden.
Das vorjährige Woogsfeſt hatte eine Beſucherzahl von über
900 Menſchen aufzuweiſen. In dieſem Jahre wird man dieſe Be=
ſicherzahl
noch überſteigen. Lautſprecheranlagen, werden deshalb
dus Spiel rund um den ganzen Woog auf alle Plätze übertragen.
Die Eintrittspreiſe ſind mit 10 Pfg. bis 1 RM. volkstümlich
A halten.
Wir kommen unterdeſſen auf das Sommernachtsfeſt mit ſeinem
grögramm noch im Einzelnen zurück.
Löwer.

Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener, Gau Südweſt=
dutſchland
. Der Gautag der R. e. K. findet am 7. und 8. Sep=
tirnber
d. J. in Groß=Umſtadt ſtatt. Aus der Reihe der Veranſtal=
ungen
ſeien hervorgehoben: Oeffentliche Kundgebung für die
Jagend, Motto: Nie wieder Knechtſchaft. Heimkehrgedenkfeier,
IHema: Heimkehr iſt nicht Ende, ſondern Anfang. Die zahlrei=
chen
Anmeldungen zur Beteiligung am Gautag, zu dem Reichs=
ſtrtthalter
Sprenger ſein Erſcheinen zugeſagt hat, laſſen erkennen,
hier mit einem Treffen aller ehem. Kriegsgefangener ganz
idweſtdeutſchlands zu rechnen iſt. Zu dem mit einem Wander= und
E5renpreisſchießen verbundenen Gautag gewährt die Reichsbahn=
direktion
von allen Stationen im Umkreis von 75 Klm. beſon=
dre
Fahrtvergünſtigungen (Sonntagsfahrkarten, Geſellſchafts=
fahrten
). Anfragen von Intereſſenten ſind nur an die Geſchäfts=
ſte
lle der R. e. K., Kamerad Knauß, Frankfurt a. M., Melibokus=
ſt
aße 2. zu richten.
Neue Selbſtanſchlußämter. Wie wir erfahren, wird das
Selbſtanſchlußamt Eberſtadt am Donnerstag, dem 1. Auguſt,
um 13 Uhr, das Selbſtanſchlußamt Ober=Ramſtadt am
Samstag, dem 3. Auguſt, in Betrieb genommen.

Was die Lichtſpieltheaker bringen.
* Union: Mach mich glücklich.
Was in dem Film paſſiert und wieſo er zu ſeinem Titel
kummt das iſt wirklich ſchwer zu erzählen. Aber es iſt auch
eigentlich unnötig; die Hauptſache iſt, daß man ſich ausgezeichnet
debei unterhält und vom erſten bis zum letzten Moment aufs
argenehmſte intereſſiert iſt. Flotte, eingängige Muſik, eine tolle,
ader wirklich geſchmackvolle Ausſtattung ein gut abgeſtimmtes
und von beſter Laune beſchwingtes Zuſammenſpiel aller Dar=
ſtller
und eine Regie, die alles mit feſter Hand zuſammenhält,
manchen netten Einfall hat und ein ordentliches Tempo auflegt:
mas kann man von einem ſommerlichen Unterhaltungsfilm noch
mehr verlangen? Nein, man verlangt wirklich nicht mehr,
ſandern läßt ſich gern in den tollen Strudel der Ereigniſſe hinein=
jehen
. Hier noch die Namen der Hauptverantwortlichen:
Muſik: Th. Mackeben; Regie: A. Robiſon; Hauptrollen:
E Elſter, U. Grabley, A. Lieven, H. Paulſen.
Union=Theater: die fröhliche Ufa=Tonfilm=Operette: Mach
nich glücklich mit Elſe Elſter, Albert Lieven, Urſula Grabley,
ſtalph A. Roberts, Adele Sandrock.
Helia=Lichtſpiele: ein Film der Schönheit, ein Traum der
Romantik: Liebe, Tod und Teufel mit Käthe von Nagy, Albin
Soda, Brigitte Horney.
Palaſt=Lichtſpiele: der ſenſationelle Abenteurerfilm:
Kampf um den Piratenſchatz mit Richard Talmadge, Amerikas
verühmteſten Senſationsdarſteller. Jugendliche über 14 Jahre
ſoben Zutritt.
Reſi=Theater zeigt noch heute und morgen in Neuaufführung
,0 Frauen und ein König, die Geſchichte von Heinrich WIIT.
ſem König Blaubart. In der Nachtvorſtellung 10.45 Uhr abends:
Die ſingende Stadt mit Jan=Kiepura und Brigitte Helm.
Belida zeigt ein Märchen vom Alltag mit Jenny Jugo,
jedrich Benfer, Willi Schur in Pechmarie. Im Beiprogramm:
Buſter Keaton als Lebensretter.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
SAL., Sturm II 3 (Pioniere, Nachrichtentruppen, Train.
Gußa Nr. 3, Reichsverband Deutſcher Offiziere): Sturmappell
hrt Vortrag am Samstag, dem 27. ds. Mts abends 8.15 Uhr,
im Reſtaurant Handelshof, Ludwigsplatz. Erſcheinen Pflicht.

Samstag, 27. Juli 1935

Warum Wandern mit Kraft durch Freude‟?

KPW. Im Rahmen des zur Zeit in Darmſtadt ſtattfindenden
Schulungslehrganges der Orts= und Betriebswanderwarte von
Kraft durch Freude wurde kürzlich den Teilnehmern die Auf=
gabe
geſtellt, über Sinn und Zweck unſerer Wanderarbeit zu
ſchreiben. Warum Wandern mit Kraft durch Freude‟? hieß
das Thema. Wir glauben, daß gerade der Bericht über die
KdF.=Radwanderung in das Gerſprenztal am vergangenen
Sonntag, den uns ’s Schwabenmädle, eine Teilnehmerin an die=
ſer
Fahrt zuſandte, in treffender Form Antwort auf unſere Frage
gibt. Wir laſſen nun unſre Wanderkameradin, zu Worte‟
kommen:
Das Wetter iſt anſtändig. Das kann alſo kein Hinderungs=
grund
ſein. Soll ich nun oder ſoll ich nicht mit? Bedenken wie:
ich bin bei keiner Organiſation, bin fremd, kenne keinen Menſchen
werden als feige Ausreden beiſeite geſchoben. Man kann’s ja mal
auf einen Verſuch ankommen laſſen. Alſo los, um 7 Uhr an den
Tierbrunnen zum Treffpunkt für die Radwanderung der NSG.
Kraft durch Freude‟! Es ſind ſchon einige da, Buben und =
dels
. Noch etwas zaghaft gehe ich auf die Gruppe zu, ſage Heil
Hitler und nun kann ich nicht mehr zurück, jetzt gehöre ich
dazu! Und ich hab’s nicht bereut, das dazu gehören. Nach kurzen
Begrüßungsworten des Kreiswanderwarts Pg. Prager wird uns
das Nötigſte über die Fahrtordnung geſagt und dann gehts los.
Ueber Ober=Ramſtadt. Hahn. Groß=Bieberau in das reizende
Gerſprenztal. Wer den Odenwald noch nicht kennt, wird immer
wieder neu entzückt ſein von den herrlichen Ausblicken, die man
von jeder Anhöhe auf die ſchmucken Täler zwiſchen den bewaldeten
Höhenzügen hat. Die weichen Formen der Landſchaft bieten dem
Auge ein abwechſlungsreiches Bild. Gern ſteigt man mal von ſeinem
Stahlroß und nimmt eine Anhöhe auf Schuſters Rappen. Man
wird durch einen ſchönen Ausblick und vielleicht auch durch eine
flotte Abfahrt belohnt. Die Dörflein und die einzelſtehenden Ge=
höfte
fallen durch ihren gediegenen Fachwerkbau auf. Die dünnen
Holzplättchen genannt Schindeln, mit denen die Dächer und
Schuppenwände bedeckt ſind, gehören zu den Hauptmerkmalen der
Odenwälder Bauernhöfe. Von weitem ſehen wir auf einem be=
waldeten
Berg das Schloß Lichtenberg liegen. Inzwiſchen hat ſich
die Sonne noch etwas mehr hervorgewagt und wir ſind uns alle
einig, daß wir uns keinen ſchönern Tag zu dieſer Radfahrt wün=
ſchen
konnten. Nur dem Wind ſcheint unſere Fahrtrichtung nicht

ganz genehm zu ſein. Manchmal bläſt er uns ſo ſtark entgegen,
daß wir ordentlich Mühe haben, vorwärts zu kommen. Aber das
macht friſche rote Backen und einen kräftigen Hunger. In Reichels=
heim
wird zum erſten Male Raſt gemacht. Das Veſper aus dem
Ruckſack ſchmeckt vortrefflich und erſt recht, wenn man es ſich dop=
pelt
verdient hat durch ein erfriſchendes Bad in dem wunder=
ſchönen
Reichelsheimer Naturbad. Mit dem Gefühl wie neu ge=
boren
gehts weiter zum nächſten Ziel nach Lindenfels. Durch das
ſaubere Städtlein, dem man den Luftkurort ſofort anſieht, gehts
hinauf auf die Ruine.
Welch prachtvoller Blick auf die Täler und Höhen des Oden=
walds
! Wirklich, mau kann dies herrliche Fleckchen nicht anders
nennen als die Perle des Odenwalds! Wir genießen ausgiebig,
was ſich an Schönem dem Auge bietet und trennen uns dann von
dem Wochenendhaus der Naubritter wie ſich ein Spaßvogel aus=
drückte
. Nun gehts in ſchöner Abfahrt auf guten Straßen über
Gadernheim nach Brandau. Jedes freut ſich und iſt geſpannt auf
das NSDAP.=Heim, das uns zur nächſten Raſt aufnehmen ſoll.
Der freundliche Hausvater führt uns in einen ſauberen großen
Saal, wo wir uns gemütlich niederlaſſen können. Wieder hat nie=
mand
über Appetitloſigkeit zu klagen. Nun kennt man ſich ſchon
ganz gut, und allerlei Späßchen und viel frohes Lachen vertreiben
uns die Zeit. Wir werden durch das Heim, das zur Zeit von
Jungmädels des BdM. belegt iſt, geführt und ſind am Schluß da=
von
überzeugt, daß ſichs hier ohne weiteres 6 Wochen aushalten
ließe. Um 4 Uhr gehts weiter. Wir haben jetzt nur noch herrliche
Abfahrten vor uns, ſo daß wir uns noch einmal einen kurzen
Aufenthalt im friſchen grünen Wald leiſten können.
Ach, die herrliche Luft! Die Stimmung wird immer fröhlicher,
man merkt nichts von Müdigkeit. Die Modau führt uns durch ihr
liebliches Tal hinaus aus dem Odenwald, Kurz vor Ober= Ram=
ſtadt
iſt der Ring geſchloſſen, wir ſind wieder auf der Straße, die
uns von morgens noch bekannt iſt.
Am Böllenfalltor heißt’s Abſchiednehmen von all den netten
Wanderkameraden. Wer hätte es gedacht, daß die Menſchen aus
den verſchiedenſten Verhältniſſen ſich ſo ſchnell zuſammenfinden
wirklich eine Gemeinſchaft geworden waren. Es war einfach
wunderſchön wird jedes dankbar aus ganzem Herzen daheim be=
richtet
haben.
T. M. (s Schwabenmädle aus Stuttgart.)

Aus dem Gerichtsſaal.
Urteile des Strafſenats wegen Hochverrat.
Vom Strafſenat des Oberlandesgerichts wurden geſtern
wegen Vorbereitung zum Hochverrat folgende Urteile
gefällt: Der 25jährige Georg Koch erhielt wegen Kaſſierung
von Beiträgen und Weiterleitung der Gelder ſowie Verteilung
von illegalen Druckſchriften eine Zuchthausſtrafe von 2½ Jahren:
außerdem wurden ihm die bürerlichen Ehrenrechte für 5 Jahre
aberkannt und Stellung unter Polizeiaufſicht für zuläſſig er=
klärt
. Drei weitere Angeklagte erhielten wegen Beitragszählung
Gefängnisſtrafen: der 29jährige Fritz Schneider 2 Jahre, der
33jährige Franz Brunner und der 30jährige Wilhelm Schnei=
der
je 1 Jahr 9 Monate Gefängnis.
Der 27jährige Oskar Kull wurde eines Vergehens gegen
8 21 V.O vom 4. 2. 33 (Nichtablieferung einer illegalen Druck=
ſchrift
) beſchuldigt und zu 4 Monaten 1 Woche Gefängnis ver=
urteilt
; ſeine Strafe iſt durch die Unterſuchungshaft verbüßt.
Sämtliche Angeklagte ſind aus Neuſtadt i. Odw.
Ein reuiger Angeklagter.
Tiefe Reue und ehrliche Verzweiflung bewies geſtern
vor der Großen Strafkammer der 40jahrige Adolf C. aus Darm=
ſtadt
, der ſich wegen fortgeſetzter Unterſchlagung
und Betruges zu verantworten hatte. C., der bisher unbe=
ſtraft
iſt, verlebte eine freudloſe Jugend, ging als Freiwilliger
ins Feld und wurde zweimal verwundet. Nach Beendigung des
Krieges heiratete er und fand ſchließlich Anſtellung als Schaffner
bei der Heag. Nach längerer Erkrankung wurde er Stromgoidkaſſirer
bei demſelben Unternehmen, und ſein ruhiges, ſicheres Weſen ver=
ſchaffte
ihm bald das Vertrauen ſeiner Vorgeſetzten, ſo daß ihm
die Geſchäftsbezirke zur Einkaſſierung anvertraut wurden. Er
galt als ein ſehr zuverläſſiger Angeſtellter, deſſen Lebenswandel
nichts zu wünſchen übrig ließ. Zur größten Ueberraſchung aller
auch ſeine Frau war vollkommen ahnungslos ſtellte ſich im
Mai d. J. heraus, daß er ſeit längerer Zeit Einnahmen im Ge=
ſamtbetrag
von 3300 RM. ſyſtematiſch veruntreut hatte. Wie der
Angeklagte behauptet, hatte er einmal von ſeinen einkaſſierten
Geldern einen Betrag von mehreren hundert Mark verloren,
dieſen Verluſt verheimlicht und verſucht, ihn von Monat zu Mo=
nat
weiterzuſchleppen. Der Fehlbetrag wurde aber immer grö=
ßer
, ohne daß der Angeklagte, der ein mäßiges Leben führte, an=
zugeben
vermochte oder wollte, welchen Weg dieſes Geld eigent=
lich
genommen hat. Als der Fall für ihn hoffnungslos wurde,
ſeine Verfehlungen entdeckt waren, ſtellte er ſich der Polizei. Der
Abteilungsleiter legte vor Gericht für ihn das beſte Zeugnis ab,
und ſtellte feſt, daß man von dieſem Mann am allerwenig=
ſten
eine Verfehlung erwartet hatte. Das Gericht bil=
ligte
ihm mildernd das umfaſſende Geſtändnis und die ehrliche
Reue zu und verurteilt ihn zu 1½ Jahren Gefängnis und
500 RM. Geldſtrafe. Ein Monat und die Geldſtrafe ſind
verbüßt.
Gefängnisſtrafe und Freiſpruch in Sittlichkeitsverfahren.
Der 23jährige, arbeitsloſe Karl B. aus Unter=Flockenbach
wurde der fortgeſetzten Unzucht an einem Mädchen unter 14 Jah=
ren
beſchuldigt und erhielt 1½ Jahre Gefängnis: 8 Wochen
der Unterſuchungshaft wurden auf die Strafe angerechnet.
Durch Kinderausſagen wurde ein 28jähriger Mann aus Reichels=
heim
belaſtet und auf Grund des 8 176 III vor den Richter zitiert.
Da der Fall aber recht leicht lag und die Kinderausſagen allein
nicht genügten, wurde der Angeklagte freigeſprochen und
nach einer Verwarnung durch den Vorſitzenden entlaſſen.

Störche als Segelflieger.

Auf der Jahrestagung der Deutſchen Ornithologiſchen Geſell=
ſchaft
teilte Profeſſor Dr. Baron Geyr (Hannov.=Minden) in=
tereſſante
Beobachtungen über den Flug der Störche mit. Es
handelte ſich um die Frage, ob die Störche als Zugvögel auf
ihrem alljährlichen Flug nach Afrika das Mittelländiſche Meer
überfliegen oder längs der Küſten nach dem fernen Land zu kom=
men
ſuchen. Baron Geyr hat lange Zeit Unterſuchungen und
Beobachtungen angeſtellt und iſt ſchließlich zu dem Ergebnis ge=
kommen
, daß die ziehenden Störche teilweiſe den Weg entlang
der Kleinaſiatiſchen Küſte nehmen oder über die Meerenge von
Gibraltar fliegen. Dieſe Feſtſtellung überraſcht einigermaßen,
da der Storch gewöhnlich als guter Flieger angeſehen wird. Tat=
ſächlich
iſt der Storch ein flugſchwacher Vogel, dafür aber ein um
ſo beſſerer Segelflieger. Er kann ſich ſehr lange Zeit frei ſchwe=
bend
in der Luft halten, ohne mit den Flügeln zu ſchlagen. Wie
einwandfrei feſtgeſtellt wurde, benutzt er dabei inſtinktiv die ther=
miſchen
Aufwinde, ganz wie die menſchlichen Segelflieger. Wie
dieſe, läßt er ſich, wenn die Aufwinde günſtig ſind, bis in Höhen
von 3000 Meter tragen, jedenfalls ſind in dieſer Höhe Störche in
Maſſen angetroffen worden. Auch bei uns wurden im vergan=
genen
Jahre bei Beginn des Vogelzuges Ende Auguſt mit dem
Fernglas 30 Störche in ſehr großer Höhe beobachtet, die faſt eine
halbe Stunde ohne einen Flügelſchlag über dem Woog kreiſten.

Billige Sonderzüge der Reichsbahn. Am 28. Juli wird die
Fahrt ins Blaue ausgeführt, deren beide Ziele den verwöhnteſten
Geſchmack zufrieden ſtellen werden. Am 4. Auguſt wird die Fahrt
nach dem Schwarzwald, nach Baden=Baden ausgeführt. Hat Baden=
Baden immer außerordentlich gut gefallen, ſo wird in dieſem Jahr
die inzwiſchen eingetretene erhebliche Verbilligung nicht nur des
Fahrpreiſes, ſondern auch der Eintrittspreiſe und des Preiſes für
die Rundfahrt in Baden=Baden angenehm empfunden werden und
den Entſchluß mitzufahren, weſentlich erleichtern. Die Aushänge
auf den Bahnhöfen geben über Fahrplan, Farpreiſe Fahrzeiten
uſw. erſchöpfende Auskunft. Der Fahrkartenverkauf wird am Sams=
tag
, den 27. Juli. d. J., beginnen.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nſcht beaniwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeſt.
4712. Erſuchen um Rückſprache werktags vormittags 8 Uhr
bei der Schriftleitung und bitten, den etwa vorhandenen ſchrift=
lichen
Mietvertrag mitzubringen.
Zwei Anfragen wegen Waſſergeldes. Die Heſſiſche Verord=
nung
, die am 1. Januar 1931 in Kraft trat, lautet dahin: Der
Vermieter iſt berechtigt, das Waſſergeld auf die Mieter im
Verhältnis der Friedensmieten gegen Nach=
weis
umzulegen. Macht er von dieſer Befugnis Gebrauch, ſo
ermäßigt ſich die geſetzliche Miete um 3 Prozent der Frie=
densmiete
. Abänderungen der auf Grund dieſer
Beſtimmung erfolgten Regelung ſind ohne Zu=
ſtimmung
des Mieters nur für den Beginn eines
Kalenderjahres zuläſſig. Der Nachweis muß die Be=
rechnung
enthalten, wie ſich die Umlage auf die einzelnen Waſſer=
bezieher
verteilt.
H. in E. Anmeldung des Gewerbes bei dortiger Bürger=
meiſterei
und Löſung des Gewerbepatents beim Finanzamt wer=
den
erforderlich ſein. Sollten Sie auch das Gewerbe als Ver=
ſteigerer
betreiben wollen, ſo möchten wir Sie doch auf das Reichs=
geſetz
vom 16. Oktober 1934 hinweiſen, wonach hier eine Erlaub=
nis
beim Kreisamt zu erwirken iſt.

Kirchliche Nachrichken.

Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Samstag, 27. Juli.
Echloßkirche. Abends 8,15 Uhr: Abendandacht, Pfarrer Wintermann.
Beſſunger Kirche (Betrusgemeinde). Abends 7.30 Uhr: Chriſtenlehre für den Oſt=
Erl. Pfarrer Weiß.
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Wochenſchlußgottesdienſt.
6. Sonntag nach Trinitatis, 28. Fuli.
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Kornmann. Vorm.
15 Uhr: Kindergottesdienſt der Reformationsgemeinde. Pfarrer Lautenſchläger.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 95 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
rdſeite.
SStadtkapelle. Vorm. 8 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß. Vorm. 11,15 Uhr:
dergottesdienſt der Lukasgemeinde. Dekan Müller. Nachm. 6 Uhr: Abendgottes=
iſt
Pfarrer Lautenſchläger.
Mittwoch, 31. Juli, abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer W. Köhler.
Schloßkirche, Vorm. 9 Uhr: Waldgottesdienſt der Schloßgemeinde bei den Hirſch=
en
. Pfarrer Wintermann.
Vereinigung zur Abhaltung lutherſcher Gottesdienſte. Vorm. 9,30 Uhr:
chte mit Anmeldung in der Sakriſtei. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier
heiligen Abendmahls. Pfarrer Lautenſchläger.
Martinskirche. Vorm. 7 Uhr: Frühgottesdienſt. Pfarrer Köhler. Vorm. 8,30 Uhr:
iſtenlehre der Konfirmierten für Martinsgemeinde Oſt I in der Martinskirche; für
II im Martinsſtift; für Weſt l und II im Gemeindehaus. Vorm. 10 Uhr: Haupt=
SSdienſt. Pfarrer Widmann. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt der Martins=
neinde
Weſt. Pfarrer Widmann.
Sohauneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent North.
Die Fohanneskirche iſt wochentags von 77 uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
bigſtraße.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10 Uhr: Haupt=
kedienſt
. Pfarrer Weinberger. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer
finberger.
Beiſunger Kirche (Betrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Weiß.
Die Beſſunger Kirche iſt wochentags von 77 uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
wpttüre
Bauluskirche, Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer A. Müller.
Die Pauluskirche iſt wochentags von 86 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Hiee
iſtzkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Vikar Schauf. Vorm. 11,15 Uhr:
dergottesdienſt.
Mittwoch, 31. Juli, abends 8 Uhr: Betſtunde.
Antshandlungen an Auswärtigen: Bis zum 81. Fuli: Pfarrer Beringer, Hein=
Ner Straße 41, Fernruf 2477. Vom 1. Auguſt ab Pfarrer Dr. Berger, Mollerſtr. 23,
Enruf 2058.
2. Veranſtaltungen.
Stadtgemeinde. Gemeindehaus (Kiesſtraße 17). Montag, 29. Juli: Evangeliſcher
gendabend der Stadtgemeinde.

Martinsgemeinde: Gemeindehaus (Liebfrauenſtraße 6). Sonntag, 28. Juliabends
8 Uhr: Jungenabend Weſt. Freitag, 2. Auguſt, abends 8 Uhr: Mädchenabend Weſt.
Martinsſtift (Müllerſtraße 28). Donnerstag, 1. Auguſt, abends 8 Uhr: Mädchen=
abend
Oſt.
Saal der Kleinkinderſchule (Mauerſtraße 5). Donnerstag, 1. Auguſt, abends
8 Uhr: Poſaunenchor. Freitag, 2. Auguſt, abends 8 Uhr: Jungenabend Oſt.
Fohannesgemeinde: Gemeindehaus (Kahlertſtraße 26). Donnerstag, 1. Auguſt,
abends 8 Uhr: Aterenkreis. Samstag, 3. Auguſt, abends 8 Uhr: Kirchenchor.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Montag, 29. Juli, abends
8,30 Uhr: Kirchenchor. Donnerstag, 1. Auguſt, abends 8 Uhr: Mütterabend.
Petrusgemeinde: Gemeindehaus (Eichwieſenſtraße 8). Montag, 29. Juli, abends
8,.15 Uhr: Mädchenkreis. Mittwoch, 31. Juli, abends 810 Uhr: Poſaunenchor.
Waldgottesdienſt der Petrusgemeinde. Morgen Sonntag, vormittags 10 Uhr,
findet wieder wie alle 14 Tage en Waldgottesdienſt für die Petrusgemeinde=
Weſt an der Stabtrandſiedlung ſtatt. Den Gottosdienſt hält Pfarrer Weber.
Paulusgemeinde: Gemeindeſaal unter der Kirche. Montag, 29. Juli, abends
8 uhr: Mädchenkreis.
Elifabethenſtift (Erbacher Straße 25) Ev. Sonntagsverein: Sonntag, 28. Juli,
nachm. 4 Uhr: Evangl. Sonntagsverein, Vereinsſtunden.
Stadtmiſſion (Mühlſtraße 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Waldgottesdienſt an den
Hirſchköpfen. Pfarrer Wintermann. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Die Nach=
mittags
=Bibelſtunde fällt ausnahmsweiſe aus. Abends 8 Uhr: Sommerfeſt der Stadt=
miſſion
im hinteren Hofe. Pfarrer Köhler. Montag, nachm. 4 Uhr: Miſſionsarbeits=
ſtunde
. Dienstag, nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde. Abends 8.30 Uhr: Blaukreuz=
Bibelſtunde. Mittwoch, abends 8,30 Uhr: Gemiſchter Chor. Donnerstag, abends
8,30 Uhr: Bibelſtunde. Prediger Schneider. Freitag: die Bibelſtunde in Beſſungen
fällt aus. Samstag, abends 8 Uhr: Poſaunenchor.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtraße 24). Sonntag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für
junge Mädchen. 8,30 Uhr: Fugendbundſtunde für junge Mädchen und Jung=
männerverſammlung
. Montag, abends 7,30 Uhr: F. L. für junge Mädchen.
Dienstag, abends 8,30 Uhr: Mädchenkreis. Mittwoch, nachm. 3 Uhr: Kinderſtunde
für Mädchen. Donnerstag, nachm. 5,15 Uhr: E. C.=Jungſchar für Knaben.
Freitag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für junge Männer, 8,30 Uhr: Jugendbundſtunde
für junge Männer.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen: Freundinnenheim, Sandſtraße 24.
Jeden Donnerstag, abends 8,.1510 Uhr: Zuſammenkunft. Feden zweiten und vierten
Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
8. Gemeindeämter.
Ev. Wohlfahrtsdienſt, Hügelſtraße 6, Fernſprecher 2205. Jugendfürſorge, All=
gemeine
Fürſorge, Gefangenen= und Wandererfürſorge. Sprechſtunden täglich von
1012 uhr. Rechtsauskunftsſtelle für alle Rechtsfragen, einſchließlich Ehe=
beratung
und Mietrecht. Sprechſtunden täglich von 1112 Uhr, ausgenommen Mittwoch
und Samstag. Trinkerfürſorgeſtelle. Sprechſtunden von Montag bis Freitag,
nachm. 56 Uhr.
Evang. Gemeindeamt, Kiesſtraße 17 (ietzt nur im Vorderhauſe, eine Treppe):
Einnahmeſtelle für das Kirchnotgeld täglich 812 Uhr. Rirchenſteuerangelegenheiten
werden nur im Landeskirchenamt, Mackenſenſtraße 40 (Ecke Neckarſtraße), Zimmer 7.
bearbeitet.
Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heidelberger Straße 21, Tel. 2883.
Diakoniſſenſtationen: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17: Martinsſtift, Müllerſtr. 28;
Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6: Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26; Paul=Gerhardt=Haus,
Damaſchkeplatz 1; Gemeindehaus Eichwieſenſtr. 8; neben der Pauluskirche, Ohlyſtraße.

Privatpflegeſtation des Heſſiſchen Digkonievereins: Freiligrathſtraße 8, Tel. 245
Auswärtige Gemeinden.
Evgl. Gemeinde Roßdorf. Sonntag, den 28. Juli, vorm. 8½ Uhr: Chriſtenlehre
9½ Uhr: Hauptgottesdienſt. 10½ Uhr: Kindergotiesdienſt. Freitag: Jung=
mädchenabend
.
Schloßkapelle Kranichſtein. Sonntag, den 28. Juli, vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt.
Pfarrer D. Berk.
Evangeliſche Gemeinde Ober=Ramſtadt. Sonntag, 28. Juli, 9,30 Uhr: Gottesdienſt.
Kindergottesdienſt fällt aus. Montag: Poſaunenchor. Dienstag: Bibelſtunde.
Freitag: Poſaunenchor.
Evgl. Gemeinde Nieder=Ramſtadt. Sonntag, din 28. Juli, vormittags ½10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Vo mittags ½11 Uhr: Chriſtenlehre. Diens ag: Jungmädchen=
verein
. Mittwoch: Kirchenchor. Donnerstag: Frauenverein.
Evangeliſche Gemeinde Traiſa. Sonntag, den 28. Juli 1935, 8,15 Uhr: Frühgottes=
dienſt
, Pfarraſſiſtent Herr. Dienstag, 20,30 Uhr: Jungmädchenabend. Donnerstag,
20,30 Uhr: Frauenabend.
Evangeliſche Gemeinde Eberſtadt. Sonntag, vorm. 9,30 Uhr: Hauptgottesdienſt
Pfarrer i. R. Weißgerber=Darmſtadt. Predigt: Eph. 3, 1821. Lieder: 301335149.
Kindergottesdienſt fällt aus. Mittwoch: Kirchenchor.
Prov. Pflegeanſtalt: Nachm. 1,30 Uhr: Gottesdienſt.
Evgl. Gemeinde Reichelsheim. Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hauptgottesdienſt.
Pfr. Munk. 103 U.r: Kindergot;esdienſt. Pfr. Munk. Mittwoch abend 8½= Uhr:
Wochen=Andacht (Gem.=Haus). Pfr. Hofmann.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Vereinigung evangeliſcher Freikirchen Deutſchlands.
Methodiſten=Gemeinde (evangeliſche Freikirche), Wendelſtadtſtraße 38. Sonntag,
vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Abſchiedsgottesdienſt von Prediger
K. Hirtz. Mittwoch, abends 8 Uhr: Bibelſtunde (anſchließend Singſtunde!
Chriſtlich=wiſſenſchaftliche Bereinigung (Christian Science Society) in Darmſtadt,
Aula der Adolf=Hitler=Bauſchule, Neckarſtraße 3. Gottesdienſte jeden Sonntag, vorm.
10 Uhr und jeden Mittwoch, abends 8.15 Uhr: Thema am 28. Juli 1935: Wahrheit,
Goldener Text: Pſalm 31:6.
Gemeinde gläubig getaufter Ehriſten (Baptiſten), Mauerſtraße 17. Sonntag.
den 28. Juli, vorm. 9,30 Uhr: Andacht. Vorm. 10,30 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8.15
uhr: Predigt. Prediger Schneider. Mittwochabend, 8,30 Uhr: Bibel= und Gebetſtunde.
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtraße 40. Sonntag, 28. Juli, vorm.
9.16 Uhr: Andacht. Prediger Kruſt. Abends 8 Uhr: Evangeliumsverkündigung. Diensta
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtraße 40. Sonntag, 28. Juli, vorm.
9,15 Uhr: Andacht. Prediger Kruſt. Abends 8 Uhr: Evangeliumsverkündigung.
Dienstag, 30. Fuli, abends 8.15 Uhr: Bibelſtunde. Prediger Kruſt.
Evangeliſche Gemeinſchaft, Schulſtraße 9. Sonntag, vorm. 9,30 Uhr: Predigtgottes=
dienſt
. Prediger Veihelmann. Vorm. 10,45 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr=
Evangeliſationsverſammlung. Montag, abends 8,30 Uhr: Singſtunde für Gemiſchten
Chor. Mittwoch, abends 8.15 Uhr: Bibelſtunde (Apoſtelgeſchichte). Jerdermaun iſt
herzlich willkommen!
Die Chriſtengemeinſchaft. Heidelberger Straße 14. Sonntag, 28. Juli, 10 Uhr;
Menſchenweihehandlung mit Predigt.

[ ][  ][ ]

Samstag, 27. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 204 Seite

Aus Heſſen.
Tödlicher Berkehrsunfall
auf der Straße Eberſtadk-Pfungſtadk.
7. Am 25. Juli 1935, gegen 22 Uhr, ereignete ſich auf der
Straße EberſtadtPfungſtadt an der Auffahrt zum Reichsbahn=
hof
Eberſtadt ein Verkehrsunfall, der bedauerlicherweiſe wieder
ein Menſchenleben forderte. Ein Autobus der Reichspoſt der von
Pfungſtadt gekommen war und Fahrgäſte am Bahnhof Eberſtadt
aufnehmen wollte, hatte ſich gedreht. Bis zur Halteſtelle mußte
er noch ein Stück zurückfahren. In dieſem Augenblick kam aus
Richtung Eberſtadt ein Radfahrer. Dieſer wurde von dem Om=
nibus
überfahren und auf der Stelle getötet. Die Ermittlungen
über die Schuldfrage ſind noch im Gange.
Landung eines Segelfliegers in der Gemarkung
Ober=Ramſtadk.
C. Ober=Ramſtadt, 26. Juli. Anläßlich des 16. Rhönſegeflug=
Wettbewerbs, der, wie geſtern bereits im Sportteil berichtet
wurde, großartige Streckenflüge gezeitigt hat, landete in der Ge=
markung
Ober=Ramſtadt auf einem abgeernteten Kornfeld in der
Nähe des Walddiſtrikts Dörnbach der Segelflieger Brink=
mann
mit ſeinem Rhönadler Rheinland II gegen 3.15 Uhr
ohne Bruch. Segelflieger Brinkmann war gegen 11 Uhr im Wett=
bewerb
auf der Waſſerkuppe geſtartet und hat die ungefähr 120
Klm. lange Strecke in knapp 4½ Stunden bewältigt. Der Pilot
wurde von der Gemeindeverwaltung und von Kameraden des
hieſigen Fliegerſtützpunktes in jeder Weiſe betreut. Das Flugzeug
ſelbſt wurde mach Ober=Ramſtadt transportiert, wo es gegen
1 Uhr nachts von einem Transportfahrzeua der Fliegerlandes=
gruppe
Rheinland abgeholt und nach der Waſſerkuppe gebracht
wurde. Wie der Pilot Brinkmann erklärte, war der von ihm
geſtern zurückgelegte Flug der längſte, den er bisher in ſeiner
fliegeriſchen Tätigkeit erreichte.
o. Erzhauſen, 26. Juli. Die Kornernte iſt faſt vollſtän=
dig
eingeheimſt; vor 10 Tagen hat der Schnitt begonnen und das
günſtige Wetter hat die gewaltige Arbeit gefördert. Früh und
ſpät raſſeln die Erntewagen. Tag und Nacht läuft die Dreſch=
maſchine
. Der Ertrag iſt ziemlich zufriedenſtellend. Die
Wildſchweine, die ſeit einigen Jahren auf dem Krötſen
großen Schaden angerichtet haben, konnten von den Jagdpächtern
noch nicht zur Strecke gebracht werden. Dieſer Tage iſt es nun
unſerem Feldſchützen gelungen, ein Wildſchwein (Keiler) zu er=
legen
. Die Fünfzigjährigen halten am Samstag, dem
27. Juli, im Frankfurter Hof ihre 50=Jahrfeier ab.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 26. Juli. Bautätigkeit. Zu Be=
ginn
des Frühjahrs ſetzte in hieſiger Gemeinde eine rege Bau=
tätigkeit
ein, die auch bis jetzt anhielt. Eine ganze Reihe neuer
Wohn= und Geſchäftshäuſer ſind entſtanden und einige ſind noch
als Rohbauarbeiten für den Herbſt d. J. geplant. Eine recht
günſtige Entwicklung nimmt in dieſer Hinſicht das Villenquartier
Trautheim ein. Nachdem die Bauplatzquartiere baureif gemacht
ſind und die Beſitzer mit annehmbaren Verkaufspreiſen hervor=
traten
, machte ſich eine rege Kaufluſt bemerkbar, die auch bald
zu Abſchlüſſen führte. Das Villenquartier Trautheim hat im
Verlaufe der letzten Jahre eine derartige Ausdehnung erfahren,
daß man ſich jetzt innerhalb der Gemeindeverwaltung mit dem
Gedanken vertraut macht, innerhalb dieſes Gebiets eine Stra=
ßenbezeichnung
einzuführen. Wenn auch nicht alle Neubauten
den hieſigen Geſchäftsleuten zufloſſen, ſo wurden doch hinſichtlich
der meiſten Aufträge an die hieſigen Handwerker vergeben,
ſo daß ſie bis jetzt gut beſchäftigt waren. Kirchweihe. In
dieſem Jahre findet die Kirchweihe wieder zu dem früheren Ter=
min
, dem 1 Sonntag im Auguſt, ſtatt. Lediglich das Ableben
des Reichspräſidenten von Hindenburg brachte im Vorjahre eine
durch die Verhältniſſe bedingte Abweichung.
f. Roßdorf, 26. Juli. Verkehrsunfall. Als Gg. Ad.
Engert 1. von hier ſich auf dem Nachhauſeweg befand, wurde
er von einem Motorradfahrer aus Darmſtadt, der aus entgegen=
geſetzter
Richtung kam, am Dorfausgang auf der Provinzialſtraße
Roßdorf-Darmſtadt angefahren und kam zu Fall. Engert trug
eine Verletzung des rechten Schlüſſelbeins und ſonſtige leichtere
Verletzungen davon. Der Motorradfahrer kam heil davon, da=
gegen
wurde die Soziusfahrerin leicht verletzt. Nach Angaben
von Augenzeugen trifft den Motorradfahrer die Schuld an dem
Unfall.
Pb. Groß=Zimmern, 26. Juli. Neu ernannt wurden zu
Beigeordneten der Gemeinde Groß=Zimmern, folgende Herren:
1. Beigeordneter Fabrikant Lorenz Gramling. 2 Beigeordneter
Maurer Heinrich Reitzel, Petersgaſſe, NSV.=Werbung.
Die diesjährige Werbung, welche jetzt ihren Abſchluß fand, hat
ein gutes Reſultat gezeitigt. Es wurden bisher 90 neue Mitglie=
der
geworben, ſo daß jetzt in unſerer Gemeinde ein Mitglieder=
ſtand
von 600 zu verzeichnen iſt.
r. Babenhauſen, 25. Juli. Ausflugsfahrt auf dem
Main. Die Kameradſchaft Babenhauſen=Harreshauſen des DR.=
Kriegerbundes Kyffhäuſer macht mit Familienangehörigen am
Sonntag, den 11. Auguſt, eine gemeinſchaftliche Mainfahrt
bis Miltenberg. Von hier geht’s mit der Bahn bis Stock=
ſtadt
, dann mit dem Dampfer Walküre nach Miltenberg und
ebenſo wieder zurück. Bei der Hinfahrt iſt Gelegenheit geboten,
am Engelsberg auszuſteigen und zu Fuß nach dem ſchönen Main=
ſtädtchen
zu wandern. An der für den Verkehr ſo notwendigen
Umgehungsſtraße bei dem nahen Altheim wird zurzeit
feſt gearbeitet. Vorausſichtlich wird ſie im Herbſt dem Verkehr
übergeben werden können. Die Kornernte iſt hier ſoweit
beendet. Mit dem Ertrag der Körner ſind die Landwirte nicht
zufrieden
Fd. Lengfeld, 26. Juli. Einen würdigen Abſchluß nahm der
Mütterſchulungskurſus Geſundheits= und häusliche
Krankenpflege wozu die Frauen und Mädels aus Ober=Klingen,
Hering und Lengfeld der Einladung zu einer Feier auf der Burg
Otzberg zahlreich Folge leiſteten. Zu Beginn begrüßte die Lei=
terin
der Ortsgruppe Lengfeld, Frau Fritſch, die Anweſenden.
Pg. Pfarrer Klingelhöffer ſprach über die dringende Mit=
arbeit
der Frau am Wiederaufbau des deutſchen Vaterlandes und
die Schulung der Mütter zum Nutzen der eigenen Familie und
der Allgemeinheit. Kreisamtsleiterin Pgn. Frieda Gorges=
Dieburg dankte dafür, daß ſich trotz vieler Arbeit in Haus und
Feld ſo viele Teilnehmerinnen zu dem Kurſus gemeldet hatten.
Den Zweck und Sinn des Kurſus brachte noch einmal Schweſter
Helene Hille in Erinnerung und händigte den Beteiligten die
Diplome aus. Muſikaliſche und deklamatoriſche Darbietungen ſo=
wie
Volkstänze der Lengfelder BDM. bereicherten den Abend.
Jugenheim, 26. Juli. Deutſche Lebensrettungs=
Geſellſchaft. Bei dem letzten Kurſus der DRLG. im Jugen=
heimer
Schwimmbad haben 11 Teilnehmer die Prüfung für den
Grundſchein, abgenommen durch Herrn W. Franz=Jugenheim, be=
ſtanden
. Anläßlich der Ueberreichung der Urkunden veranſtaltet
die DRLG. am Samstag, den27. Juli, nachmittags 6 Uhr eine
Werbeveranſtaltung, in der die verſchiedenen Rettungsmöglich=
keiten
, auch die Unfälle bei Bootfahrten, ſowie Kleiderſchwimmen,
Wiederbelebungsverſuche uſw. vorgeführt werden. Da faſt jeden
Tag die Zeitungen von neuen Unglücksfällen auf dem Waſſer be=
richten
, dürfte dieſe Veranſtaltung, die nur etwa eine Stunde in
Anſpruch nimmt, allgemeines Intereſſe erwecken, zumal beſondere
Unkoſten durch den Beſuch dieſer Vorführungen nicht entſtehen.
D. Biblis, 26. Juli. Nunmehr wurde die Marktordnung
für den Gurkenmarkt bekanntgegeben. Danach findet bis
auf weiteres jeden Montag, Donnerstag und Samstag von 815
Uhr auf der Darmſtädter und Kirchſtraße, vom Rathaus bis zur
Wattenheimer Straße, der Gurkenmarkt ſtatt. Die Anfuhr hat
unter der anhaltenden Trockenheit zu leiden, da die Ware bereits
jetzt ſchon in der Qualität, ſowohl als auch in der Quantität, zu=
rückgeht
. Für ſortierte Einmachgurken wurden pro Zentner 4,00
Mark, für Krüppelgurken 1 Mark und für Salatgurken 2 Mark
gezahlt. Allgemein werden an einem Wochenmarktag 15 bis 20
Eiſenbahnwaggon Gurken verladen. Die große Gurkeneinlegerei
am Platze, die größte Fabrik dieſer Art in Süddeutſchland, von
H. Kölſch Nachf., beſchäftigt über die Saiſon wieder Hunderte von
Arbeiterinnen und Arbeitern aus allen Ortſchaften des ſüdlichen
Rieds. Geſtern waren die Muſterungspflichtigen von
Groß=Rohrheim, Biblis und Bobſtadt in Lampert=
heim
faſt ausnahmlos als tauglich befunden worden. Voll Stolz
ſchmückten ſich die jungen Leute mit farbigen Bändern ihrer Waf=
engattung
und bunten Sträußen. In den Lokalen herrſchte bei
ſik und bei frohem Umzug durchs Dorf allgemein gehobene‟
g. und mancher alte Soldat ſang begeiſtert die fröhlichen
Jungen mit. Am Abend fand dann im Deutſchen
utbeſuchter Ball der Gezogenen ſtatt.

Werte, die im Schatten ſiehen.
Uert der
MUert des jährlich in den
Uert der gesannelter
deutschen forsten geschlagenen Nebennutzungen Beeren und Pilze
Hotzes 810
1927
1a2a
62o
1934
RS

Iin Mllenen ECgescha4)

Biag

Die wirtſchaftliche Bedeutung der Beeren= und Pilzleſe im deutſchen Wald.

(Scherl=M.)

Meiſt iſt man der Auffaſſung, daß der einzige Nutzwert des
Waldes in dem Holz beſtehe, das Jahr für Jahr geſchlagen wird
und immer wieder neu heranwächſt. Daneben werden jedoch noch
Erträge aus den Forſten gezogen, die wenigſtens volkswirtſchaft=
lich
von recht beachtlicher Bedeutung ſind. Man faßt dieſe unter
dem Begriff Nebenerträge zuſammen. Darunter gehören die Er=
träge
aus Jagd und Fiſchfang, die Stein= und Erdgewinnung aus
forſteigenen Steinbrüchen, die Torfgewinnung, die Streu= und
Weidenutzung, die Harzgewinnung, der Ertrag an Eichen= und
Fichtengerbrinde uſw. Im Vergleich zum Geldertrag der Holz=
nutzung
ſind dieſe Nebenerträge, wie unſer Schaubild zeigt, aller=

dings nicht groß. Bedeutender iſt da ſchon der Wert der geſam=
melten
Beeren und Pilze. In den Jahren 1927 bis 1929 wurden
für rund 155 Millionen RM. Beeren und Pilze aus den deun
ſchen Wäldern geerntet, das iſt etwa halb ſoviel wie z. B. dii
Produktion in der Kautſchuk=Induſtrie oder in der Muſikinſtri
menten= und Spielwaren=Induſtrie. Im Jahre 1934 war der
Wert der geſammelten Beeren und Pilze, wie ebenfalls au=
unſerem
Schaubild zu erſehen iſt, etwas geringer. Da immei
noch beträchtliche Mengen von Waldbeeren und Pilzen aus der
Ausland eingeführt werden, kommt der Beeren= und Pilzleſe ir
deutſchen Wald heute auch eine deviſenwirtſchaftliche Bedeutung zu

Guke Ausſichken für Sonnkag.
Die Pferderennen am Sonntag, die in einem ſo großen Rah=
men
hier noch nicht gelaufen worden ſind, ſtehen vor den beſten
Ausſichten. Nachdem am letzten Dienstag der dritte und letzte
Streichungstermin für die Veranſtaltung war, läßt es ſich be=
reits
überſehen, mit welcher Beteiligung gerechnet werden kann.
Es blieben für die ſieben Rennen insgeſamt 67 Unterſchriften
ſtehen, wovon 47 auf die fünf Vollblutrennen entfallen. Hierzu
kommen noch die Ergebniſſe für die beiden Halbblutrennen, die
noch 20 gültige Nennungen beſitzen. Unter den engagierten Pfer=
den
findet man Namen vor, die erſtmals im Erbacher Rennpro=
gramm
aufgenommen werden. Pferde, die auf anderen Bahnen
im Reiche bisher eine große Rolle geſpielt haben. So z. B. Adept,
der in München ſiegreich war, Bittburg, Damon, Emſchi, der erſt
am letzten Dienstag in Bad Harzburg ein Offiziers=Jagdrennen
gewann, Fantaſia, die im Weſten von Erfolg zu Erfolg eilte,
Ingemaus, Treuer Huſar und Lauderis, die von Bad Harzburg
die Reiſe nach dem Odenwaldſtädtchen angetreten haben, Mira=
dor
, Oſterluzei und Vicky des Herrn O. Silbernagel=Frankfurt,
Sergeant, der am 12. Juli in Bad Travemünde für die Kavalle=
rieſchule
Hannover ein Offiziers=Rennen gewann, Sanga und
Stahleck der bekannten Rennreiterin Frl. Jgnatzeck=Haßloch und
Stronn. Ausgeſchieden aus verſchiedenen Rennen ſind nur die=
jenigen
Pferde, die keine Ausſichten auf einen Sieg haben.
Im Jubiläumspreis, das erſte Amateurreiten des
Tages, ſind noch 11 Pferde ſtartberechtigt. 12 Nennungen hat
nach der letzten Zahlung noch das Albert=Leo= Schla=
geter
=Erinnerungs=Rennen, ein nationales 1700=
Meter=Rennen, aufzuweiſen. Im Wehrmacht= Jagdren=
nen
über 3200 Meter, ein Offiziers=Rennen, das erſtmals in Er=
bach
gelaufen wird, kommen einige nützliche Steepler an den
Start.
Ein ſtarkes Feld könnte im Preiſe Für unſere Saar,
ein 3000=Meter=Hürdenrennen, zuſammenkommen. Gut erprobte
und ſchnelle Hindernispferde werden für ein flottes Rennen
garantieren. Im Amazonen=Rennen über 1400 Meter,
das bisher nur mit Ehrenpreiſen ausgeſtattet war, werden dies=
mal
unſere erfolgreichſten Rennreiterinnen um Geldpreiſe kämp=
fen
. Das auch auf anderen Rennbahnen mit großem Erfolge ein=
geführte
Damen=Rennen wird fünf Pferde an den Start bringen.
Auch die Beſetzung der beiden Halbblutrennen läßt nichts
zu wünſchen übrig. Das Graf=Eberhardt=Erinnerungs= Jagdren=
nen
, das diesmal von Offizieren, Amateurreitern und Jockeys
beſtritten werden kann, weiſt neun Pferdenamen auf. Die SA.=
und SS.=Reiter kommen nicht nur im Albert=Leo=Schlageter= Er=
innerungsrennen
zu ihrem Recht, ſondern werden ſich auch im
SA.= und SS.=Eröffnungs=Halblutrennen verſuchen.
Die Ueberraſchungen am Toto werden infolge der vielen
Pferde, die noch nie in Erbach waren, nicht ausbleiben. Im ver=
gangenen
Jahre beſcherte der Frankfurter Skavaflom ſeinen
wenigen Anhängern 164:10 Mark. Selmel, die den Preis der
Stadt Erbach gewann. brachte 72:10 Mark. Schließlich hatten
viele ſportsfreudige Wetter den Sieger Generaliſſimus gehabt,
der 22:10 Mark am Toto honorierte.

Burg= und Trachkenfeſt in Lindenfels, der Perle des
Odenwaldes, am 3., 4. und 5. Auguſt 1935.

Echte Volksfeſte, denn um ein ſolches handelt es ſich bei dem
Burg= und Trachtenfeſt in Lindenfels, müſſen aus der Volksſeele
herausgewachſen, mit dem Leben und Treiben des Volkes ver=
woben
und verbunden, von echtem Volksgeiſt durchhaucht und
vom Volkswillen getragen ſein. Nicht der künſtliche äußere Auf=
putz
, das laute Tamtam, ſondern das Natürliche, Heimechte, das
Bodengebundene verleihen dem Volksfeſt ſein Gepräge und damit
ſeinen Wert. Die Wachhaltung und Pflege des völkiſchen Gedan=
ken
, des Gefühls der Stammes= und Volksverbundenheit, das iſt
die hohe Aufgabe des ernſten deutſchen Volksfeſtes. Trubelfeſte,
die anderen Intereſſen dienen, haben, wenn überhaupt, nur einen
beſchränkten Wert.
Das Lindenfelſer Burg= und Trachtenfeſt, getragen von der
Volksgemeinſchaft, das ſchon auf ein dreißigjähriges Beſtehen zu=
rückblicken
kann, will in ſeiner ganzen Aufmachung nur dem vor=
erwähnten
hohen Zwecke dienen.
Am Samstagabend, 3. Auguſt, findet bei eintretender Dunkel=
heit
die Beleuchtung der Burgruine und des umgebenden Stadt=
teils
, verbunden mit Feuerwerk, ſtatt; anſchließend bei freiem
Eintritt gemütliches Zuſammenſein und Tanz im Burghof. Am
Sonntag, 4. Auguſt, nachmittags 2 Uhr: Trachtenfeſtzug Oden=
wälder
Bauernleben durch die Straßen, der Stadt zur Burg=
ruine
. Im Anſchluß Volksfeſt im Burghof, Heimbühne, Reigen=
tänze
uſw. Montag, 5. Auguſt ab 10 Uhr morgens Frühkonzert
auf der Burg, nachmittags Volksfeſt mit Tanz.
Die Eintrittspreiſe Trachten und Preſſevertreter haben
freien Eintritt ſowie die Preiſe für Speiſen und Getränke ſind
der Forderung der Zeit entſprechend ſo niedrig gehalten, daß es
auch dem Wenigerbemittelten ermöglicht iſt, am Feſte teilzu=
nehmen
.
Darum auf deutſcher Volksgenoſſe wenn du echt deutſche
Stunden in froher Gemeinſchaft und Verbundenheit verleben willſt,
auf zum Burgfeſt in die Perle des Odenwaldes!

LPD. Stockſtadt, 26. Juli. Vom Autoüberfahren und
getötet. Vor ſeiner elterlichen Wohnung in Stockſtadt wurde
der 8 Jahre alte Schüler Ernſt Kneiſel beim Ueberſchreiten
der Straße von einem Bayreuther Kraftwagen überfahren und
auf der Stelle getötet.
LPD. Rüſſelsheim, 26. Jüli. Blutvergiftüng. Werk=
meiſter
Friedrich Schuff aus Rüſſelsheim trat vor zwei Wochen
in einen roſtigen Nagel, wobei er ſich eine nicht unbedeutende
Fußverletzung zuzog. Kurz darauf ſtellte ſich Blutvergiftung ein,
die eine Ueberführung ins Mainzer Städtiſche Krankenhaus er=
forderlich
machte. Hier machte ſich jetzt Wundſtarrkrampf bei dem
Verletzten bemerkbar, der ſeinen Tod zur Folge hatte.

Beetenobſt-Verwerkung.

m. Beerfelden, 26. Juli. Lehrreiche Stunden. Di
vom Reichsnährſtand veranlaßte Darbietung über Beerer
obſtverwertung vorgeſtern abend in der Gewerbeſchule war vo
Frauen und Mädchen über alles Erwarten zahlreich beſucht eEt
Zeichen für den richtig gewählten Zeitpunkt. Was Fräulein Gär
ner, Lehrerin an der bäuerlichen Werkſchule Michelſtadt, in Wos
und Betätigung bot, war vorwiegend auf praktiſche Unterweiſun
eingeſtellt. Rednerin erläuterte zunächſt die Gewinnung von Zo
hannisbeerſaft, ohne Zucker und ſtreifte dabei auch die Süßmoſt
bereitung. Die Entſaftung der Johannisbeeren durch Dam
wurde vorgeführt einmal vermittelſt eines billigen Apparates
verwendbar zu ſchon vorhandenem Topf, dann auch mit im Haus
halt ſchon vorhandenen Schüſſeln und Topf. Ebenſo anſchaulig
wurde erörtert und beſtätigt die Herſtellung von gekochtem, ge
gorenem Himbeerſaft, Himbeereſſig, ungekochtem Himbeer= ode
Erdbeerſaft. Auch die Verwendung der Säfte für rote Grütz
fand Berückſichtigung. Fräulein Gärtner geſtaltete die ganze Ur=
terweiſung
ſo faßlich, daß keinerlei Unklarheit aufkommen konnt
Was für die Erhaltung=der gewonnenen Produkte beſonder,
wichtig war: die Vorbereitung der Flaſchen, das Abfüllen, der
Verſchluß und die Lagerung derſelben das wurde beſonder,
eindringlich behandelt. Eine Gedächtnishilfe für noch Unbe
wanderte wurde in Form von Rezenten über das Behandelte ar
die Teilnehmerinnen ausgegeben. Dieſer Abend war in hohen
Maße dazu angetan, die im Haushalte Tätigen auf dem behau
delten Gebiet zu fördern und ihre Arbeit in vielfacher Beziehurg
zu vereinfachen.
Schwerer Verkehrsunfall auf der Mainzer Landſtraße
Ein Radfahrer tot mehrere Autoinſaſſen verletzt.
El. Mettenheim, 26. Juli. Ein Tag vor ſeinem 18. Geburts
tag hat Karl Dohm, der Sohn unſeres Rektors, ſein Leben laſſe/
müſſen. Auf der Mainzer Landſtraße, an der Straßenkreuzun=
Oſthofen=Eich, wollte er auf ſeinem Rad in die Eicher Straße ein
biegen, als ein in voller Fahrt befindlicher engliſcher Pe=
ſonenwagen
den jungen Mann erfaßte, ſo daß er auf die Seir=
geſchleudert
wurde und ſchwere Verletzungen erlitt. Der Wager
rannte in einen an die Straße angrenzenden Weinberg. Vol
den 6 Inſaſſen zog ſich eine Dame ſchwere und drei weitere In
ſaſſen leichtere Verletzungen zu. Die Schwerverletzten wurden i.
das Krankenhaus Worms eingeliefert, wo der junge Dohm ge
ſtorben iſt.
Gernsheim, 26. Juli. Waſſerſtand des Rheint
(Pegel) am 25. d. M.: 0.72 Meter, am 26. d. M.: 0.70 Meter
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurk: Samstag, 27. Juhi
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Breslau
Fröhlich klingts zur Morgenſtunde. In der Pauſe 7.00
Zeit, Nachr. 8.00: Waſſerſtand, Zeit, Wetter. 8.10
Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Sendepauſe. 9.00: Nur
Frankfurt: Nachr. 9.15: Nur Frankfurt: 1. (9.15): Kon=
zert
. 2. (9.45) Ein Arbeiterdichter aus unſerem Gau:
Ludwig Hebold. 10.00: Sendepauſe. 11.00: Werbekon=
zert
. 11.25: Meldg. 11.30: Soziale Wochenſchau. 11.45
Bauernfunk.
12.00: Stuttgart: Buntes Wochenende. Dazw. 13.00
Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchafts=
bericht
: Quer durch die Woche. 14.30: Zeit, Wirtſchafts=
meldungen
. 14.35: Wetter. 14.45: Aus der Wunder=
welt
der Natur. 15.00: Jugendfunk: Wir an Stätten
deutſcher Arbeit. (Aufn.)
16.00: Köln: Der frohe Samstagnachmittag, mit NS Kraft
durch Freude. 18.00: Fahrten durch ſüdweſtdeutſches
Land. Das Giletta=Volksbuch. 18. 20: Stegreiffendung,
18.30: Feierſtunde an der Saar.
19.00: Kaſſel: Präſentier= und Parademärſche ehemaliger
deutſcher Regimenter. 19.45: Wochenſchau. 20.00: Zeit,
Nachrichten. 20.10: Karlsruhe: Im Reich der Sommer=
freude
! Ein bunter Abend. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15:
Nachr., Sport, Wetter. 22.20: Freiburg: Ausſchnitte aus
dem Sommerfeſt von Meersburg am Bodenſee. 22 45:
Vom Nürburgring: Probe zur Staffelreportage vom Gr.
Preis von Deutſchland auf dem Nürburgring. 23.00:
Leipzig: Tanzmuſik. 24.00: Stuttgart: Tänze u. Märſche
aus zwei Jahrhunderten (Aufn.).
OMlisliann: üansärennn
Sonnabend, 27. Juli
Frankfurt: 19.00: Aus Kaſſel: Präſentier= u. Parade
märſche ehemaliger deutſcher Regimenter.
Breslau: 20.10: Aus Bad Salzbrunn: Willi Dom
graf=Faßbaender ſingt.
Stuttgart: 20.10: Aus Karlsruhe: Im Reich der Son
merfreude!
Sottens: 20.00: Bunte Muſik.
London: 20.00: Soliſtenſtunde.
Kopenhagen: 20.00: Bunter Abend.
Bukareſt. 20.05: Tanzabend.
Luxemburg: 20.25: Leichte franzöſ. Muſik.
Straßburg: 20.30: Militärmuſik.
Belgrad: 20.50: Operetten=Fragmente.
Stockholm: 21.00: Alte Tanzmuſik.

[ ][  ][ ]

Samstag, 27. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 204 Seite 9

Menschensehmugglen
Aotenschifte

.. und die ewige Gerechtigkeit!

Von Hans O. Mueller
III.
Stone erſchrak.
Wenn er mit Longfield nicht einig wurde, war er verloren,
ess wußte er und Longfield ſchien es auch zu wiſſen.
Die engliſchen Zuchthäuſer ſollen nicht ſehr komfortabel
n meint Longfield ein wenig anzüglich.
Stone überlief ein leichtes Grauen.
Ich kann Ihnen 1000 Dollar geben, aber keinen Dollar
gehr, das iſt alles, was ich beſitze.
Plötzlich lächelte Longfield.
Das letztere glaube ich zwar nicht, aber wir wollen keine
uumenſchen ſein. 1000 Dollar iſt beſtimmt nicht zuviel für die
oße Chance, die Sie in den Staaten haben. Außerdem müſſen
ze bedenken, daß wir Sie auf das Komfortabelſte hinüber=
hängen
. In einem Dampfer, der beſonders für Paſſagiere fährt,
vie Pech mit ihren Papieren gehabt haben. Sie haben Ihre
igene Kabine, glänzende Verpflegung und . . ein Motorbcot
hüngt Sie in einer dunklen Nacht an die Küſte der Vereinigten
5 aaten, wo Sie gelandet werden. Keine Polizei, keine Geſund=
uatskontrolle
, keinerlei Unbequemlichkeit . . Wir tun das mog=
ichſte
für unſere Kunden. Denken Sie bitte, daß es kleine
Ainkelunternehmungen gibt, die ihre Klienten in dunklen,
amutzigen Kohlenbunkern oder in Schornſteinen verſteckt
herüberſchmuggeln. Manche müſſen ſich ſogar in Fäſſer oder
z ſten ſtecken laſſen, um an Land geſchmuggelt zu werden. Viele
in d ſchon bei ſolchem Transport erſtickt und haben nie lebend
oi=s geſegnete Land der Staaten erblickt. Ganz anders unſer
ſtaternehmen. Gutes Geld zwar, aber auch die Beförderung ſo
iquem und luxuriös wie möglich. Jeder Millionär würde ſich
atf einem unſerer Dampfer wohlfühlen".
Longfield redete mit einer wahren Begeiſterung.
Dieſe Begeiſterung bei einem nüchternen Geſchäftsmann
ſitte Stone eigentlich ſtutzig machen ſollen.
Aber Stone hatte ganz andere Gedanken im Kopf. Er dachte
nir daran, daß er möglichſt ſchnell den Staub dieſes unliebens=
värdigen
Landes von den Füßen ſchütteln wollte.
Die 1000 Dollar ſind gleich zu zahlen! ſagte Longfield und
tieckte eine offene Hand aus.
Dieſe Hand war bedeutend ſauberer und gepflegter als die
brnd des Negers Bob, in die Stone ſeine 50 Dollar verſenkt
ſitte.
Aber die Hand war ebenſo intereſſiert die 1000 Dollar ein=
uſtreichen
, wie Bob ſeine 50 Dollar eingeſtrichen hatte.
Stone ſeufzte ein wenig, als die Hälfte ſeines Vermögens
n einer Brieftaſche verſchwand, die nicht die ſeine war und die
ſich auch nicht durch ſeine außergewöhnliche Fingerfertigkeit
eignen konnte.
Stone empfing danach die Adreſſe einer Penſion in Ha=
geinna
, die Gäſte ohne Papiere aufnahm.
Dort ſind Sie vor der Polizei ſicher, aber laſſen Sie ſich
ticht mehr zu häufig auf den Straßen ſehen. Irgendjemand
örnte Sie erkennen. In drei Tagen geht die Sunſhine erſt
ih und dieſe Tage müſſen Sie noch vorſichtig ſein. Ich laſſe Sie
durch einen unſerer Leute abholen, der Sie dann mit inem
Motorboot hinaus auf das Schiff bringt. Im Hafen dürfen Sie
nutürlich die Sunſhine noch nicht betreten, denn die Hafen=
ſehörden
prüfen die hinausgehenden Schiffe ſehr genau. Das
Motorboot bringt Sie zu der Sunſhine, wenn ſie ſchon außer=
tarb
des Hafens und der Kontrollen kreuzt . . . erklärte ihm
omgfield.
Stone verabſchiedete ſich herzlich von Longfield.
Trotz der 1000 Dollar hätte er in dieſem Augenblick vor
fieude den guten Longfield für einen Menſchenfreund gehalten.
Stone ſah nicht das ſpöttiſche Lächeln mit dem Langfield
hn nachblickte, ſonſt wäre er ſicher weniger froh geweſen ...
Die große Enkkäuſchung.
Schon die Penſion der Donna Elvira Raminez die Long=
ield
empfohlen hatte, war eine Enttäuſchung für Stone.
Donna Elvira legte zwar keinen Wert darauf, ob die
Ppiere ihrer Gäſte in Ordnung waren, aber ſie legte auch
eiper auf viele andere Dinge keinen Wert. Zum Beiſpiel legte
ie nicht den geringſten Wert auf die Sauberkeit. Das Zimmer,
as Stone bekam, war ſo ſtinkend und ſchmutzig, daß Stone
ine Weile auf der Schwelle ſtehen blieb, ehe er das Zimmer
ſetrat und wenn er nicht an den Teufel gedacht hätte, der ſogar
un der Not Fliegen fraß, ſo hätte er dies Schmutzlokal ſo ſchnell
vie möglich verlaſſen. Frau Donna Elvira wog mindeſtens zwei
Zemtner. Stone blieb es ſtets ein Rätſel, wie ein Menſch bei
ſem Schlangenfraß, den es bei Frau Elvira gab, zu einem ſol=
heri
Gewicht kommen konnte. Jedenfalls war Stone davon
berzeugt, daß er noch nie in ſeinem Leben ſo ſchlecht gegeſſen
ſarte wie in dieſer Penſion.
Und das wollte etwas ſagen, denn in manchen Stauts=
enſionen
hatte Stone ſchon gegeſſen und da war das Eſſen
ch nicht immer gerade erſtklaſſig geweſen.
Nun, die drei Tage würden auch vorübergehen, und das
Eſen auf der Sunſhine mußte ja nach Longfields Verſicherun=
eT
erſtklaſſig ſein.
Stone atmete auf, als am Abend des dritten Tages endlich
. Mann erſchien, der ihn zur Sunſhine hinausbringen
Ute. Der Abſchied von Frau Elvira wurde Stone nicht ſchwer,
ie ſchwerer wurde ihm der Abſchied von 100 Dollar, die Frau
Eloira für Koſt und Logis verlangte.
Zuerſt blieb Stone bei dieſer Forderung die Luft fort und
wollte grob werden, aber als Frau Elvira mit mädchenhafter
beſcheidenheit das Wort Polizei errötend in ihren joirklich
o handenen Schnurrbart murmelte, zahlte Stone mit verbiſſener
xt, ohne noch ein Wort zu ſagen.
Ein Auto brachte Stone und ſeinen Begleiter nach einer
ihſſamen Stelle an der Küſte außerhalb Havannas.
Dort wartete ein Motorboot.
Schon mehrere Herren befanden ſich in dieſem Motorboot
S Stone zweifelte nicht, daß es Kollegen von ihm ſeien.
Hanz beſtimmt alles Leute, die auf derſelben Ehrenliſte ſtanden,
Ne. Longfield zu Rate zog, ehe er jemanden empfing.
Stone ſchien als letzter gekommen zu ſein, denn kaum hatte
Das Boot betreten, als es auch ſchon abfuhr.
Da ſich die einzelnen Herren untereinander noch nicht kann=
eh
verlief die Fahrt zuerſt ſchweigſam.
Dann kam ein großer magerer Franzoſe, der neben Stone ſaß,
u die Idee, ſich vorzuſtellen.
Er machte mit der Hand eine ausholende Bewegung, die allen
ßſagieren gelten ſollte und ſagte dann mit einer Verbeugung:
Uein Name iſt Jean Pétard!
Einen Augenblick ſahen ſich alle an und dann ſtand jeder auf
ins nannte ſeinen Namen.
Auch Stone ſtand auf.
Er machte ebenfalls eine kurze Verbeugung und nannte ſich:
ſocn Curtius.
Nach der erfolgten Vorſtellung begann plötzlich ein baumlanger
wede, der ſich als Chriſtianſen vorgeſtellt hatte, laut zu lachen.
Vorgeſtellt haben wir uns ja nun, aber deswegen kennen wir
wenſeitig unſere Namen doch wohl nicht ...."

Cophright by H. K. O. Mueller, Berlin=C. 25, Münzſtr. 23
Ein allgemeines Gelächter erfolgte.
Man hatte begriffen.
wahren Namen genannt.
ja doch nichts weiter, als ein Paar Handſchuhe, das nach Bedürf=
nis
gewechſelt wurde.
Dieſe Vorſtellung aber hatte das Eis gebrochen.
Es ſtellte ſich heraus, daß auf dieſem Motorboot eine wirk=
lich
illuſtre Geſellſchaft internationaler Hochſtapler und ſchwerer
Jungens verſammelt war.
Zuſammengerechnet hätten ſie wohl gut und gern einige hun=
dert
Jahre Zuchthaus bedeutet.
Alle Sprachen ſchwirrten durcheinander, denn wie alle inter=
nationalen
Verbrecher beherrſchten die meiſten mehr als ein hal=
bes
Dutzend Sprachen außer ihrer Mutterſprache.
In Geſängniſſen hatten die meiſten von ihnen Muße zum
Studium fremder Sprachen gefunden.
Bildung macht frei, dieſe Burſchen waren dadurch ſogar vogel=
frei
geworden.
Jeder von ihnen war überzeugt, daß USA. auch heute noch
das Eldorado für Leute ihrer Branche war.
Der Schwede Chriſtianſen ſagte lächelnd: Ich bin ein begei=
ſterter
Fußballſpieler und wird man in den Staaten wirklich ein=
mal
geſchnappt, und muß auf Staatskoſten leben, ſo braucht man
doch wenigſtens nicht auf das Fußballſpiel zu verzichten. In ameri=
kaniſchen
Gefängniſſen iſt der Fußballſport ganz groß .
Ich liebe Kinos ...", meinte der Franzoſe, .... und Kino=
vorſtellungen
werden drüben in allen Gefängniſſen geboten ..."
Der Ire O=Brien begann ein Loblied auf das Eſſen in den
amerikaniſchen Gefängniſſen zu ſingen. Er kannte es recht gut,
denn er hatte bereits im Gefängnis von Boſton einige Monate
abſolviert
... nur Deutſchland iſt ein Land, das man jetzt wie die
Hölle meiden muß ...., ſagte nachdenklich Pétard, ... ich glaube,
in Deutſchland werden jetzt die Verbrecher ausſterben, denn dort
faßt man die Burſchen an wie .. . .", er fand ſogleich keinen Ver=
gleich
, aber John Stone fuhr mit einer gewiſſen Ironie und
Selbſterkenntnis fort: .... wie es eigentlich in Gefängniſſen ſein
ſollte, wenn man ſie fürchten ſoll ..."
Einige Augenblicke war betroffenes Schweigen, aber nach
einer Weile kam das Geſpräch auf die Penſionen in Havanna, wo
di: einzelnen von ihnen gewohnt hatten
Sie hatten alle die gleichen Erfahrungen gemacht.
Alle von Mr. Longfield empfohlenen Penſionen waren
ſchmutzig und teuer geweſen. Die meiſten von ihnen hatten das
Eſſen in den Penſionen nicht genießen können.
Ausbeutung ſchlimmſter Sorte war das! ſchimpfte
Chriſtianſen.
Ins Gefängnis gehörte dieſe Erpreſſerbrut. Ich habe für den
Aufenthalt von 4 Tagen 150 amerikaniſche Dollar zahlen müſſen.
Ich hätte dieſe Erpreſſerbande erſchlagen mögen ...", rief der
Franzoſe Petard aus und ſein Geſicht zeigte den Ausdruck tiefſten
Abſcheus und größter Empörung.
Pétard mußte in dieſem Augenblick ganz vergeſſen haben, daß
einige europäiſche Gerichte Haftbefehle gegen ihn erlaſſen hatten,
die das gleiche Delikt betrafen, das er ſelbſt bei anderen ſo ver=
urteilte
: Erpreſſung nämlich.
Ich denke, wir werden bald an Bord der Sunſhine ſein
und wenn der Dampfer nur halb ſoviel hält, als Mr. Longfield
verſprochen hat, dann werden wir heute abend noch ein mehr als
üppiges Souper einnehmen ....", warf der belgiſche Taſchendieb
Flavier ein.
Da iſt die Sunſhine! ſagte der Bootsmann am Steuer
jetzt und wies auf einen Dampfer, dem ſich jetzt das Motorboot
näherte.
Die Sunſhine‟?, rief Stone aus und in ſeiner Stimmewar
Entſetzen.
Das iſt ja ein Seelenverkäufer! rief im gleichen Augen=
blick
Chriſtianſen und ſtieß hinterher einen Fluch aus, der ſelbſt
eine Hafendirne hätte erröten laſſen.
Die anderen ſtarten alle entſetzt auf den Dampfer.
Der Dampfer ſchwamm unbeholfen auf dem Waſſer, wie eine
halbgeſunkene Apfeltonne.
Das Eiſen des Dampfers war überall mit Roſt bedeckt. Der
Schornſtein ſchien ſo altersſchwach zu ſein, daß er ſich ſcheinbar
allein nicht mehr aufrechthalten konnte. Er wurde durch ebenſo
roſtige Eiſenſtangen geſtützt.
völlig mit Muſcheln und Unrat bedeckt war.
Es war ein Wunder, daß ſich dieſer Kaſten überhaupt noch Zuſammenkünfte und entzog ſich mit außergewöhnlicher Geſchick,
auf dem Waſſer hielt.
Der erſte beſte Sturm, und es brauchte beſtimmt kein ſtarker
zu ſein, würde ihn ſicher mit dem erſten Schlag zerfetzen.
Der Name Sunſhine (Sonnenſchein) war der reine Hohn
auf dieſen Schmutzfleck, der da auf dem Waſſer ſchwamm.
War der Dampfer ſchwarz und ſchmutzig, ſo war die Be= kaum auf den Beinen ſtehen.
ſatzung ebenſo ſchwarz und ſchmutzig.
Die Kerle, die ſich jetzt da an der Reeling lümmelten und
grinſend dem Motorboot entgegenſahen, daß da herankam, be=
ſtanden
ausnahmslos aus Niggern.
Einige trugen zerfetzte ſchmutzige Hoſen, einige aber ſchienen
ſogar dieſe Art von Kleidungsſtücken für überflüſſig zu halten und
ſie liefen im Adamskoſtüm umher.
Wenn der Name auch nicht zu dem Dampfer paßte. Dieſe Ihr Wohl . . . hup . . ." erklärte er torkelnd.
Mannſchaft jedenfalls paßte genau zu ihm
Auf dieſen verfluchten Kaſten gehe ich nicht! ſchrie Pétard
wütend und drohte mit der geballten Fauſt der grinſenden Be=
ſatzung
zu.
Allgemeiner Lärm und Wirrwarr entſtand im Motorboot.
Alles fluchte, lärmte und ſchrie.
Der Führer des Motorbootes blieb völlig ruhig.
Meine Herren, wer mit nach Havanna zurück will, kann mit
zurückkommen, aber ich fürchte, daß die Hafenpolizei ſich bei unſerer
Rückkehr ſehr für alle Herren hier im Boot intereſſieren wird.
Jedenfalls glaube ich, daß dann keiner der Herren je nach den
Stcaten kommt . . . .
Er ſagte dies völlig ruhig, nur mit einem kleinen boshaften
Lächeln um den Mund.
Stone hätte dem Kerl dies Lächeln aus der Fratze ſchlagen
nögen. Er erkannte jetzt, daß Mr. Longfield ein Schurke war. Ein
Betrüger ..."
Aber das Schlimmſte war, daß ſie dieſem Betrüger hilflos aus=
geliefert
waren. Für den Haufen Geld, den jeder für die Paſſage
bezahlt hatte, wurden ſie jetzt verfrachtet, wie eine Horde von
ſchwarzen Sklaven.
Mr. Longfield und ſeine Geſellſchaft verdiente ein ungeheures
Geld an dieſem Menſchentransport.
Aber zurück?
Nein, es gab kein Zurück, denn jedes Zurück bedeutete
Zuchthaus. Gefängnis und Auslieferung
Alle ſchienen im gleichen Augenblick dasſelbe zu denken.
Sie waren plötzlich alle ſtill geworden.
Schließlich dauert die Fahrt ja nur einige Tage! ſagte der
Ire O=Brien nachdenklich und alle nickten ihm zu.

Jetzt erſchien der Kapitän der Sunſhine am inzwiſchen her=
untergelaſſenen
Fallreep.
Er war ein großer, breitſchultriger Kerl mit Fäuſten wie
Schmiedehämmern und einem Geſicht, das brutal war und in das
alle Laſter der Welt tiefe Runen gegraben hatten.
Willkommen auf der Sunſhine meine Herren! rief er
den Paſſagieren zu und ſeine breiten Schultern zuckten vor unter=
drücktem
Hohngelächter.
Die Gedanken ſeiner neuen Paſſagiere ſtanden nur allzu deut=
lich
auf ihrer Stirn.
Schweigend kletterten die Verbrecher das Fallreep hinauf.
Das Tokenſchifſ.
In den ſüdlichen Meeren gibt es noch heute eine gewiſſe Sorte
von Schiffen, die jeder Seemann unter dem Namen Totenſchiffe‟
kennt.
Es ſind Schiffe, deren Heimatshafen in irgendeiner ſüdameri=
Natürlich hatte niemand von der ganzen Geſellſchaft ſeinen kaniſchen Republik liegt. Hier nimmt man es nicht ſo genau mit
dem Zuſtand der Schiffe. Wer die Hafenbehörde ein wenig
Aber was machte das bei all dieſen Leuten, war ein Name ſchmiert, darf mit einem halben Wrack in See ſtechen, ohne daß
man ihm irgendwelche Schwierigkeiten macht. Auch nimmt man
es in dieſem Fall mit dem Kapitänspatent und den Papieren der
Beſatzung nicht allzu genau.
Die Sunſhine war ein ſolches Totenſchiff.
Kapitän Wright hatte ſchon lange ſein Patent in den Staa=
ten
verloren. Die Seiten ſeines Lebensbuches waren ſchon mit
allzuviel Verbrechen geftillt, als daß eine ordentliche Hafenbehörde
ihm die Führung eines Schiffes noch geſtattet hätte.
Aber es gibt eben noch in Südamerika kleine Staaten, wo
mit Geld, einer ſolennen Sauferei und einer gewiſſen Verdienſt=
beteiligung
die Hafenbehörden nicht nur ein Auge, ſondern alle
beide zudrücken. Wright hatte ohne Schwierigkeit eine ſolche
Hafenbehörde gefunden.
Die Summe, die ihm Mr. Longfield für den Menſchenſchmug=
gel
nach USA. bezahlte, war ſo gering, daß die tatſächlichen Koſten
und die waren bei der Sunſhine wirklich ſchon verdammt
gering kaum damit gedeckt wurden.
Aber das machte Mr. Wright nichts aus.
Wright hatte ſeine Nebenverdienſte, von dem in dieſem
Augenblick die Herren Auswanderer nichts ahnten, denn ſonſt
hätten ſie es wahrſcheinlich vorgezogen nach Havanna zurück=
zukehren
und wenn hundertmal im Hafen die Polizei mit weit
geöffneten Armen geſtanden hätte, um ſie liebreich an ihr Herz
zu drücken ..
Aber ſie waren völlig ahnungsloſe Engel, wenn ſie auch
mit ſehr gemiſchten Gefühlen den verrotteten Schiffsboden der
Sunſhine betraten.
Stewart? Stewart! brüllte Wright über Deck, als die Herren
Auswanderer das Deck betreten hatten.
Ein rabenſchwarzer Neger mit einem ſchwarzen Wollkopf er=
ſchien
. Sein einziges Bekleidungsſtück beſtand aus einem über=
lebensgroßen
Frack, den er ſich ſcheinbar in dieſem Augenblick
für den Empfang der Paſſagiere übergezogen hatte.
Jede weitere Kleidung ſchien er für überflüſſig zu halten.
Stewarts haben die Angewohnheit, die Gäſte im allgemeinen
mit einer Verbeugung zu begrüßen.
Der Neger Jim ſchien einen ſehr unziviliſierten Knigge
ſtudiert zu haben, denn ſeine Begrüßung beſtand lediglich darin,
daß er im weiten Bogen über Deck ſpie und die Gäſte ſpöttiſch
angrinſte. Dies Grinſen, das Stone auf den meiſten Geſichtern
dieſer ſchwarzen Niggerbeſatzung fand, ließ ihn nichts gutes
ahnen.
Irgendwo iſt hier etwas faul, dachte Stone.
Stone war ein guter Menſchenkenner und er ſollte ſchon
wenige Minuten ſpäter ſeine ſchlimmſten Erwartungen über=
troffen
ſehen.
Der Stewart Jim führte die illuſtren Gäſte zum Vorderdeck.
Dort war eine Lageluke offen und gähnte in eine dunkle Tiefe
hinab.
Jim zeigte mit ſeinem ſchwarzen Zeigefinger, der nicht nur
Natur, ſondern auch vom Dreck ſchwarz war, in die Tiefe ...
Die Herren Auswanderer ſahen ſich an.
Was ſollte das bedeuten?
Zum Teufel wir wollen, daß uns unſere Kabinen ange=
wieſen
werden, verfluchter Nigger! fluchte Pétard.
Der Nigger Jim warf Pétard einen böſen Blick zu. Ein
Blick der ſo niederträchtig war, daß Pétard unwillkürlich einen
Schritt zurücktrat.
Marſch hinunter! ſagte der Stewart Jim und ſchien auch
den letzten Reſt des Knigge vergeſſen zu haben.
Wir ſind kein Luxusdampfer. Die Sunſhine iſt ein Frachter
und haben nur Frachträume, aber dort unten iſt alles ſehr nett
für die Ueberfahrt vorbereitet! ſagte jetzt eine tiefe Stimme
hinter den zögernden Auswanderern.
Dieſe tiefe Stimme gehörte dem Steuermann Lewis.
Lewis war außer dem Kapitän der einzige Weiße unter der
Beſatzung.
Er war dick und unabläſſig lief ihm der Schweiß über das
Geſicht. Mit einem ſchwarzen Putzlappen rieb er ſich den ganzen
Tag den Schweiß vom Geſicht. Kein Wunder, daß er daher im
Geſicht einem Neger aufs Haar glich. Sein übriger wenig be=
kleideter
, aber ſehr weißer Körper ſtand im ſeltſamen Kontraſt
dazu. Sein Herz war ſo ſchwarz, wie ſein Geſicht und es gab
Als man näher kam, ſah man, daß der Rumpf des Schiffes eine Menge Richter in den Staaten, die mit Sehnſucht ſeiner
Ergreifung harrten, aber Lewis legte wenig Wert auf ſolche
lichkeit den amerikaniſchen Behörden.
Sein Unglück war der Alkohol. Für den hätte er dem Teufel
ſeine Seele verſchrieben. Es gab wenige Leute, die ihn je nüch=
tern
geſehen hatten.
Auch in dieſem Augenblick war er betrunken und er konnte
Trotz ſeines Zuſtandes gelang es ihm, die wütenden Paſſa=
giere
zu überreden, durch das Luk nach unten zu turnen.
.. ich verſichere Sie, daß es da unten gemütlicher iſt, als
Sie denken . . . hup . . . das Dinner wartet unten auf Sie ...
hup . . . und auch einige Flaſchen eisgekühlten Whiskys ...
hup . . . ich komme gleich nach und trinke dann mit Ihnen auf
Die achtzehn Paſſagiere turnten daraufhin in die Tiefe, um
unten zu Dinner und Whisky zu kommen. Auf dieſem alten
eiſernen Kaſten herrſchte eine mörderiſche Hitze und für ein eis=
gekühltes
Getränk hätte jeder ſeine Seligkeit gegeben.
Aber ſie fanden weder Dinner, noch eisgekühlte Getränke,
noch Whisky.
Sie fanden die Hölle ſchlechthin.
Vor ihnen lag ein elender Laderaum, in dem mehrere
Dutzend Strohſäcke auf dem Boden lagen.
Der Raum war dunkel und wurde nur erleuchtet von einer
ſtinkenden, blakenden Petroleumlampe. Die Luft war erſtickend
und peſtialiſch.
Dies iſt die Hölle! ſchrie Chriſtianſen auf.
Stone, der neben Chriſtianſen ſtand, ſah wie dieſer die
Fäuſte ballte.
Auch Stone ballte die Fäuſte und ſtöhnte: Sollen wir hier
etwa die Ueberfahrt verbringen?
Zum Kapitän! Das laſſen wir uns nicht gefallen
tobte der Ire OBrien und ſtürmte die ſchräge Treppe hinauf,
die zum Luk führte.
Ja. zum Kapitän!"
Schlagt den Hund tot, der es wagt, uns hieher zu bringen!
brüllte ein anderer.
Der Tumult und Lärm war unbeſchreiblich.
(Fortſetzung folgt nächſten Samstag.)

[ ][  ][ ]

Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Am Freitag, 26. Juli, jährte ſich zum dritten=
mal
der Tag, an dem das Segelſchulſchiff Niobe‟
bei Fehmarn in einer ſchweren Böe kenterte. Am
Denkmal auf dem Garniſonsfriedhof legte Konter=
admiral
Götting im Namen des Kommandieren=
den
Admirals der Oſtee, Vizeadmiral Albrecht,
neben den ſchon niedergelegten Kränzen des Se=
gelſchulſchiffes
Gorch Fock und verſchiedenen an=
deren
einen Kranz mit der Inſchrift Die Kriegs=
marine
ihren geliebten Kameraden vom S. S. S.
Niobe nieder.
Die Hamburger Jacht Störtebecker, die an
dem Atlantikrennen nach Bergen teilgenommen
hatte, und längere Zeit als verſchollen galt, traſ
am Freitag mittag in Kiel ein, wo ſie vor der
Jachtklub=Brücke vor Anker ging. Dort wurde die
Beſatzung von einem Offizier der Kriegsmarine
empfangen, der auch die Willkommensgrüße des
Kommandierenden Admirals der Marineſtatior
der Oſtſee übermittelte.
In einem Vorort von Moskau wurden beim
Zuſammenſtoß eines Autobuſſes mit einem Eiſen=
bahnzug
ſieben Fahrgäſte des Kraftwagens getötet
und ſieben weitere verletzt.


Ein ſchlechtes Pflaſter für Aerzke.

(2) Paris. Unter den Aerzten in Paris
es kann nicht mehr verheimlicht oder beſchönigt
werden herrſcht augenblicklich Berufselend und
wirtſchaftliche Not. Kein Wunder, wenn man aus
der letzten Statiſtik vernimmt, daß in der fran=
zöſiſchen
Hauptſtadt ein Mediziner auf je 600 Ein=
wohner
kommt, während in manchen Gebieten
der Provinz jeder Arzt rund 5000 Menſchen zu
verſehen hat. Daher wohl auch nicht zuletzt die
Führung der letzten ausländerfeindlichen Kund=
gebungen
gerade durch Medizinſtudierende.
Zu dieſem Problem nimmt nunmehr das Or=
gan
des franzöſiſchen Aerzteverbandes Le Lan=
cet
in zwei Zuſchriften Stellung. In der einen
verſucht ein älterer Pariſer Arzt den Wert der
Statiſtik zu leugnen, indem er ſagt, ein Arzt auf
600 Einwohner, das bedeute überhaupt nichts,
denn es ſind ja nicht die Einwohner, die dem
Arzt das Leben ermöglichen, nicht einmal ſeine
regelmäßigen Patienten, ſondern diejenigen Leute
ſeines Bezirkes, die etwas für ihre Geſundheit
tun. Um etwas für ſeine Geſundheit tun zu kön=
nen
, müſſe man allerdings Geld haben, und da
liege eben der Haſe im Pfeffer. Eine billige
Weisheit, finden wir, und halten daher die an=
dere
Zuſchrift ebenfalls eines Arztes für
intereſſanter, der von ſeinen Kollegen, die ſich in
einer größeren Stadt niederlaſſen wollen, ver=
langt
, daß ſie ſich in dem von ihnen in Ausſicht
genommenen Bezirke erſt einmal vergewiſſern, ob
dieſer auch Juweliergeſchäfte beſitzt und wie
dieſe gehen, oder aber, wenn ſolche nicht vorhan=
den
ſind, ob die Grabmäler auf den zuſtän=
digen
Friedhöfen in Ordnung und gut gepflegt
ſind. Denn Leute, die ſich um ihre Toten und
ihr Gedächtnis kümmern, kümmern ſich auch um
ſich ſelbſt und ſind gewillt, anſehnliche Summen
auch für das eigene Wohlergehen und die eigene
Geſundheit auszugeben.
Wir wollen nicht entſcheiden, ob dieſe letztere
Anſicht pſychologiſch zutrifft. Wir würden, unter
uns geſagt, in erſter Linie herauszubekommen
verſuchen, ob in dem betreffenden Bezirke die
Monts de piété, die Leihhäuſer ſehr in An=
ſpruch
genommen werden.

Helbſtmord vor dem Mikrophon.
* Vor dem Mikrophon einer Rundfunkſtation
in der Krim trug ſich jetzt ein aufregender Vor=
fall
zu. Ein junger Dichter las aus ſeinen Ge=
dichten
. Zum Schluß wandte er ſich an eine einzige
Hörerin mit den Worten: Das nächſte Gedicht
leſe ich nur für dich‟. Dann folgte ein rührendes
Gedicht und am Schluß die Ankündigung, daß er
ohne ſeine Geliebte nicht leben könne. Dies ſoll der Angabe des Verſtecks.
aber das letzte Mal ſein, daß du meine Stimme
gleichen Moment fiel ein Schuß. Als die Ange=
ſtellten
der Sendegeſellſchaft in den Senderaum
ſtürzten, fanden ſie den jungen Dichter tot vor
dem Mikrophon liegen.

Der Fluch des Goldes.


Der ſpaniſche Schaß



auf der Kokosinſel.
(afp) Wieder rüſtet ein (nordamerikaniſches)
Konſortium ein Schiff aus, um auf der Kokos=
inſel
nach dem ſagenhaften Schatz zu ſuchen, der
in den finanziellen Nöten der Nachkriegszeit ſchon
zu einer Reihe enttäuſchter Expeditionen Anlaß
gab.
Die hiſtoriſche Grundlage dieſer Schatzſage es nur noch Keatings Leiche. Ein danebenliegen=
reicht
in die Freiheitskämpfe Südamerikas zurück, des Säckchen mit altſpaniſchen Goldmünzen be=
Als Simon Bolivar zu Beginn des vorigen Jahr= wies, daß Keating ſich etwas aus dem Schatz=
ſpaniſchen
Anteile Südamerikas erhob, gründete
er den nach ihm benannten Staat Bolivia und
verſuchte eine Angliederung des alten Inkaſtaates / Expeditionen kehrten erfolglos zurück. Dann ge=
Peru. Dort leiſteten jedoch in der Hauptſtadt
Lima die ſpaniſchen Truppen einen heftigen
Kampf geſammelt und alle die großen Werte zu=
ſammengezogen
, die aus den Erträgniſſen der
Silberminen, aus koſtbaren Kirchenſchätzen, Kron= /Es weiß aber kein Menſch, wohin dieſer einzige
juwelen, Privatſchmuckſachen und Kriegsgeldern Schlüſſel zu dem verborgenen Seſam geraten iſt.
eſtanden. Als Lima ſchließlich nicht mehr gegen Das gründliche Umwühlen der Inſel hat bisher
Bolivars Freiheitskämpfer zu halten war, be=
angehäuften
Schätze dem Zugriff des Feindes zu
entziehen. Es fragte ſich aber: Wie? Ein ſpa= nen, daß der Schatz ſchon von jenen beiſeitege=
niſches
Kriegsſchiff konnte man nicht verwenden,
weil es in die Arme der blockierenden Jagdkreu=
zer
Bolivars gefallen wäre. Deshalb war die
Rettung der Schätze nur unter einer neutralen
Flagge möglich. Die Wahl der Spanier fiel da
auf die britiſche Brigg Mary Dyer, die von
Kapitän Thompſon, einem Schotten, befehligt
wurde.
Thompſon genoß den Ruf eines ebenſo erfah=
renen
wie zuverläſſigen Schiffskommandanten.
Seine Ehrenhaftigkeit war ſozuſagen ſprichwört=
lich
, und die Spanier vertrauten ihm daher rück=
haltlos
. Eine ausgeſuchte ſpaniſche Abordnung
brachte auf ſein Schiff die Schatzkiſten, deren Ein=
ladung
mehrere Tage gedauert haben ſoll. Dann
ging die Brigg mit ihrer wertvollen Fracht in
See. Ihr Fahrziel war die Kokosinſel, auf der
Thompſon den mitfahrenden Spaniern ein geeig=
netes
Verſteck für den Schatz zeigen ſollte.
Aber die teufliſche Krankheit der lockenden
Habgier bemächtigte ſich während der Fahrt der
Seele des bis dahin ſo redlichen Kapitäns. Nach
dem Anlaufe der Kokosinſeln ging er mit den
Spaniern und einigen Matroſen an Land, um
ihnen beim Vergraben des Schatzes beizuſtehen.
Zunächſt wurden aber bloß die Spanier begraben,
nachdem ſie von Thompſon und ſeinen Matroſen
erſchlagen worden waren. Dann vergruben die
Mörder den Schatz, und ſchließlich ſchlug Thomp=
ſon
alle ſeine Mitſchuldigen tot. So blieb er der
einzige Menſch, der das Verſteck des Schatzes
kannte.
Als die ſpaniſche Regierung ſchließlich das
Schickſal des Schatzes und ſeiner Begleiter erriet,
entſandte ſie mehrere Kriegsſchiffe zur Jagd auf
Thompſons Brigg. Sie wurde geſtellt und ge=
entert
, worauf der ſpaniſche Befehlshaber ſofort
die ganze Mannſchaft an den Raanocken der Brigg
aufhängen ließ, obwohl es unſchuldige Leute wa=
ren
. Nur der einzig ſchuldige Thompſon wurde
am Leben gelaſſen, um den Spaniern das Verſteck
des Schatzes zu zeigen. Man brachte ihn zu die=
ſem
Zweck auf die Kokosinſeln, wo er jedoch im
Urwalde entwich, bevor er mit den Spaniern
zum Verſteck des Schatzes kam. Wochenlang wurde
er vergeblich auf der ganzen Inſel geſucht.
Thompſon gelangte nach manchen Irrfahrten
nach Kanada und brachte vom geraubten Schatze
genügend Geld zum Ankaufe eines ſchönen Land=
gutes
mit. Hier lebte er behaglich in die Jahre
hinein, um über die ganze Geſchichte Gras wach=
ſen
zu laſſen. Der Tod ereilte ihn jedoch, bevor
er den ganzen Schatz von der Kokosinſel abholen
konnte. Auf dem Sterbebette erzählte er ſeinem
kanadiſchen Freunde Keating von dem vergrabe=
nen
Schatz und gab ihm eine Kartenſkizze mit
Keating war ein Farmer und hatte keine Ah=
hörſt
. Nun iſt alles vorbei, lebe wohl..." Im nung von der Seefahrt. Er ſchloß deshalb eine
Vartnerſchaft mit dem iriſchen Schiffskanitän
Boag, der ihn mit ſeinem Schiffe auf die Kokos=
inſel
bringen und dort als Entgelt einen Teil
des Schatzes erhalten ſollte.

Jedoch nach dem Eintreffen auf der Kokos=
inſel
meuterte Boags Mannſchaft und verlangte
auch einen Anteil am Schatz. Als Keating und
Boag dieſe Forderung abwieſen, wurden ſie von
den Meuterern auf der Inſel ſitzen gelaſſen. Nach
der Abfahrt des Schiffes kam es zwiſchen den bei=
den
Zurückgebliebenen zu einem Streit, bei, dem
Boag von Keating erſchlagen wurde.
Aber auch den Mörder erfaßte ſein Geſchick.
Als einige Monate ſpäter ein Schiff auf der
Suche nach Trinkwaſſer die Kokosinſel anlief, fand
hunderts das Banner der Unabhängigkeit, im verſteck geholt hatte, bevor er am Fieber ſtarb.
Dieſer Fund verurſachte ſchon damals eine
Schatzſuch=Epidemie, aber mehr als zwei Dutzend
riet die Sache in Vergeſſenheit, bis ſie in der
Nachkriegszeit wieder lebendig wurde. Es fehlte
Widerſtand. Sie hatten ſich hier zum letzten auch nicht an mehreren Schwindlern, die behaup=
teten
, daß ſie die Kartenſkizze beſäßen, die der
ſterbende Thompſon dem Keating gegeben hatte.
ebenſo verſagt wie Verſuche, die vor einigen Jah
ſchloſſen die Spanier vor ihrem Abzuge (1824) die ren eine britiſche Expedition mit elektriſchen
Wünſchelrutengängern unternahm. Skeptiker mei=
ſchafft
wurde, die mit Keatings Leiche auch die
Kartenſkizze fanden. Kurt Wellner.

Die Polizei ſuchk jeht dreierlei.
(ku) Barcelona.
Da ſtand auf dem Flohmarkt von Barcelone
eine uralte Kommode, die in allen Fugen krachte,
wenn man ſie nur ſcharf anſah. Dennoch fand ſi
einen Liebhaber, der ſie für 200 Peſetas erſtand
und gleich als kräftiger Mann auf ſeinem Rücken
davonſchleppen wollte. Bei dieſer Gelegenheit
tippte er an eine Seitenleiſte. Und ſiehe da
ein Geheimfach öffnete ſich und in dieſem Geheim
fach lagen engliſche Banknoten und Goldmünzen

von erheblichem Wert.
Der Käufer und der Verkäufer ſtritten ſich
einen Augenblick, dann aber teilten ſie ſchweigend
in aller Eile den Schatz und verſchwanden. Jeder
kaſſierte 150 000 Peſetas. Die Polizei ſucht jetz
den Käufer, den Verkäufer und das Geld.

4Wochenrückschau.
Zu Beginn dieſer Woche meldeten wir d.
bedauerliche Bootsunglück in Oſtpreußen auf den
Darethener See, dem 12 blühende Menſchenleb
zum Opfer fielen und deshalb, weil ein Fährbc
ſtark überſetzt war. Derartige Unfälle dürften
ernſtem Beſinnen Anlaß geben, denn welch ſchwe
Trauer kann vermieden werden, wenn die nöt öe
Vorſicht nicht außer Acht gelaſſen wird! Hierke
gehören auch die ſchweren Verkehrsunfälle, 3
immer wieder jede Woche zahlreiche Todesop=it
forderten, ſo ſei nur an den furchtbaren Zuſat
menſtoß auf der Autoſtraße HaagHarlem er
nert, wo bei der Ortſchaft Oeſtgeeſt 5 Kraftfah=
zeuge
aufeinanderrannten und 13 Perſonen zun
Teil ſo ſchwer verletzt wurden, daß einige ſtarbe
andere ihr Leben lang Gebrechen davontrage
werden. Wohl infolge der abnormen Hitze ſ5
mehrfach ſchwere Unwetter gemeldet werden,
dem ſlowakiſchen Kurort Telgart wurden mehre
Gehöfte durch Blitzſchlag eingeäſchert und 2 Ku
der getötet. Ein Großfeuer bei der JG.=Farbu
in Höchſt a. M. forderte leider am Mittw
2 Todesopfer, der Sachſchaden wurde auf 1½ Mll
lionen RM. angegeben. Hier wie auch bei de
gefährlichen, Brand des Gasbehälters des Go=
werkes
Köln=Ehrenfeld iſt dem wackeren Eingril
fen der Feuerwehr, wie ſchon ſo oft, zu danken, di
unabſehbares Unheil verhütet wurde. Man
denke, welche Folgen die Ausbreitung des Feuel
an dem Gasbehälter in Ehrenfeld hätte habn
können, der ein Faſſungsvermögen von 19200
Kubikmeter hat! Wir ſchließen unſere Wöchei
chronik, der wichtigſten Ereigniſſe mit der
freulichen Meldung, daß unſer braver Graf 3o
pelin wohlbehalten am Donnerstag abend:
ſeinem Heimathafen angekommen iſt.

Eis=Automat in der Straßenbahn.
m. In San Franzisko können die Fahrgäu
einer Straßenbahngeſellſchaft jetzt für 10 Cend
in einem Automaten das wundervollſte Speiſe
ziehen. Es gibt in der Stadt zwei Straßenbal
geſellſchaften, die ſich in das Geſchäft teilen. 2n
nun Fahrgäſte anzulocken, wetteifern die beide
Geſellſchaften natürlich miteinander, um den Fa
gäſten die Benutzung der Wagen ſo angenehm 1u
möglich zu machen. Der Andrang zu den mit d0
Eisautomaten ausgeſtatteten Wagen iſt beſond
in den heißen Sommertagen ganz außerordentl
und nun ſitzen die Direktoren der Konkurrenzgeſ
ſchaft in einer Dauerſitzung zuſammen, um
etwas auszudenken, was die Leiſtung der KM
kurrentin nun wieder ganz erheblich überbie
würde.

(Scherl=M.)
Ein heiteres Bild aus den Ferien, aus dem Oſtſeebad Sellin auf Rügen.

Samstag, 27. Juli 1935

Am Mittwoch abend um 8 Uhr begann der Abmarſch der oſtpreußiſchen HJ mit ihren Bannfahnen
zum Reichsparteitag in Nürnberg. Sie haben einen weiten Marſch von etwa 800 Kilometern
vor ſich; aber unſere Hitlerjungen ſind ſtolz darauf, zum Führer nach Nürnberg zu marſchieren. Man
ſieht auf dem Bild die Hitlerjungen mit den Bannfahnen vor dem SA=Ehrenmal in Königsberg
(Scherl=M.)
vor dem Abmarſch.

Seite 10 Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Oſtpreußens HJ begann den Marſch zum Reichsparkeitag.

Die jüngſte Waffe der wiedererſtandenen deutſchen Wehrmacht ſind die Tanks. Unſer Bild zeEt
hier Zwei=Mann=Tanks bei der Fahrt durch eine kleine Ortſchaft. Das Herzblatt auf der Pans
rung bezeichnet die Zugehörigkeit des Panzerwagens zur Panzerwagengruppe. Sämtliche Panzs=
(Scherl=M.)
wagen haben derartige Spielkartenmerkmale als Erkennungszeichen.

inds neue Tankwaffe auf dem Marſch.

[ ][  ][ ]

Samstag, 27. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 204 Seite 11

Kach ſeiner vor kurzem erfolgten Ernennung zum Feldmarſchall befindet ſich Sir Archibald Mont=
tomery
=Maſſingberd, der Chef des britiſchen Generalſtabes, auf einer Beſichtigungsreiſe durch die
imgliſchen Truppenſtandorte. Man ſieht ihn hier in der königlichen Militärſchule Sandhurſt bei
der Viſitation einer Unterrichtsſtunde im modernen Schützengrabenbau.
(Scherl=M.)

Der Unfug der Schönheitsköniginnen
(u) Madrid. Spanien hat bei dem inter=
jationalen
Frauenſchönheitswettbewerb den Vo=
gel
abgeſchoſſen. Miß Spanien wurde zur Miß
Europa auserkoren und hat damit den Ruf von
der Schönheit der ſpaniſchen Frau in der Welt
(xneut bekräftigt. Spanien ſelbſt iſt ungemein
ſtolz auf dieſe Auszeichnung. Miß Europa wird
jäglich den ſpaniſchen Zeitungsleſern im Bilde
vor Augen geführt, immer glücklich lächelnd, pho=
tographiert
bei allen nur denkbaren Gelegenhei=
ten
. Faſt jeder Schritt, den die Schönheitsköni=
gin
in den letzten Wochen auf dem Boden der
beimat und des Auslandes getan hat, iſt im Bild
feſtgehalten und feſſelt immer wieder von neuem
die Aufmerkſamkeit des ſpaniſchen Leſers. Gleich=
zeitig
mit der Wahl der ſchönſten Frau Europas
hat in Madrid ein leidenſchaftliches Suchen nach
Schönheitsköniginnen eingeſetzt. Nahezu jeder
Sportklub, jeder Jahrmarkt, jedes Kino wählt
ſich ſeine Miß‟. Da gibt es eine Miß Sport
die ſich aus den verſchiedenen Sportklubs rekru=
ſert
, ferner eine Miß Jahrmarkt, die aus den
Beſuchern einer Kirmes herausgefunden wird,
dann eine Miß Manzanares, die der ſchönſte
weibliche Badegaſt an den Ufern des Manzanares
ſein ſoll. In Barcelona wählten ſich die dortigen
ſilmkritiker gelegentlich einer Tanzveranſtaltung
ihre Miß Kino‟. Damit aber noch nicht genug:
an anderer Fall verdient noch Erwähnung. In
Madrid finden ſich alljährlich an der Stadtgrenze
viele tauſend junge Mädchen zuſammen, die noch
nicht von einem Eheglück ſprechen können, aber
um ſo mehr davon träumen. An dieſem Tage
beten dieſe hoffnungsfreudigen Spanierinnen zum
Heiligen Antonio, der ihnen zu einer glücklichen

Heirat verhelfen ſoll. Im Anſchluß an die kirch=
liche
Feierſtunde wird dann im Freien getanzt,
wozu die männliche Jugend Madrids eingeladen
wird. Bei dieſer Gelegenheit wird eine Miß
Sinnovia (Miß Ohne=Bräutigam) gewählt. Da=
mit
nun aber die Männer nicht eiferſüchtig wer=
den
, veranſtaltete man kürzlich die Wahl des
häßlichſten Mannes von Madrid‟. Der Be=
dauernswerte
wurde nach langem Zögern des
Schiedsgerichts aus einer Gruppe Konkurrenten
herausgeſucht; ſein Bild erſchien zum Ent=
ſetzen
der Leſer in faſt ſämtlichen Zeitungen
Madrids".
Ein hartnäckiger Selbſtmörder.
A. S. In dem Armenhaus in dem Pariſer
Vorort Nanterre wurde der 50jährige Yves Codé
plötzlich lebensüberdrüſſig. Er ſprang in die
Seine, wurde jedoch von einem Scherenſchleifer
gerettet. Nach einigen Minuten erholte ſich der
Lebensüberdrüſſige, ſtürzte ſich auf ſeinen Lebens=
retter
, verabreichte ihm eine Tracht Prügel und
ſprang zum zweiten Male ins Waſſer. Der
Scherenſchleifer ſprang ihm ein zweites mal nach.
Um nicht eine zweite Tracht Prügel zu erhalten
ließ er den Lebensüberdrüſſigen zunächſt einmal
ordentlich Waſſer ſchlucken, bis er bewußtlos
wurde, dann zog er ihn aus dem Waſſer. In=
zwiſchen
war auch die Polizei und das Sanitäts=
perſonal
des Armenhauſes herbeigeeilt, die nach
längeren Bemühungen den Selbſtmörder wieder
zum Leben zurückriefen. Seine Wut hatte ſich
trotz zweier Kaltwaſſerbäder nicht abgekühlt. Er
ſtürzte ſich auf die umſtehenden Perſonen und
wollte ein drittes mal ins Waſſer ſpringen. Vier
Mann waren notwendig, um den hartnäckigen
Selbſtmörder zu überwältigen.

Inſeln in afrikaniſchen Binnenſeen
Zum erſtenmal betreten. Ein rauchender Schwefelkrater. Zutrauliche Tiere. Schwimmende Inſeln

Ein engliſches Forſcherpaar, der Zoologe Dr.
Worthington nud ſeine Gattin, haben ſich 4 Jahre
in Innerafrika aufgehalten und während dieſer
Zeit in einigen der großen Binnenſeeen Inſeln
entdeckt, die bisher völlig unbekannt waren. Dieſe
Anſeln ſind zum Teil auch ſo beſchaffen, daß ein
Aufenthalt auf ihnen für menſchliche Weſen un=
möglich
ſein dürfte. So gibt es mitten im Rudolf=
ſee
in Kenya eine Inſel, die auf früheren Karten,
wenn ſie überhaupt verzeichnet wurde, als Klippe
eingezeichnet war. Daß dieſe Inſel von den Ent=
deckungsreiſenden
bisher nur durch das Fernrohr
betrachtet wurde, dürfte ſeinen Grund darin
haben, daß dieſer Rudolfſee von tückiſchen Stür=
nen
heimgeſucht wird, ſo daß keine Boote darauf
ſahren. Das Turkanavolk, das an ſeinen Ufern
vohnt, ſteht auch noch auf ſehr tiefer Kulturſtufe
und baut keine Kanus, was auch dadurch erſchwert
Türde, daß nirgends in der Nähe dafür geeignetes
Material zu finden iſt, denn die ganze Gegend iſt
düſtenartig. Zudem fürchten die Eingeborenen die
Inſel, weil ſie glauben, daß ſie von böſen Geiſtern
bewohnt wird. Worthington aber iſt es gelungen,
ein kleines Motorboot mit einem 12=PS=Motor
aT das Ufer des Rudolfſees zu bringen und nach
der geheimnisvollen Inſel zu fahren.
Es wurden reichlich Trinkwaſſer, Waffen und
Nahrungsmittel mitgenommen, da man nicht
huißte, wie die Verhältniſſe auf der Inſel ſein
würden. Je mehr man ſich ihr näherte, um ſo
ſchroffer und höher ſchien die ſchwarzgraue Lava=
Uneppe zu werden, die aus dem See aufragt, und
eiie Landung ſchien unmöglich, bis man auf der
Weſtſeite einen flachen Lavaſtrand entdeckte, wo
man das Boot verankern und die Vorräte an
Land ſchaffen konnte. Hier niſteten zahlreiche See=
ſch
walben, die ſo wenig ſcheu waren, daß ſie am
Norgen neugierig bis an die Schlafſäcke kamen
und an den Decken und verſchiedenen Gegenſtänden
Apften. Als in der Nacht das Lagerfeuer erloſch,
ſam ein großes Krokodil auf das Zelt zuge=
ltochen
und beſchnupperte die ſchlafenden Neger.
DI der ungewiſſen Beleuchtung war es unmöglich
zu ſchießen, da die Gefahr, ſtatt des Prokodils
Srien der Männer zu treffen, zu groß war. Aber
ds Krokodil erwies ſich als friedlich und ent=
ſernte
ſich wieder. Am Morgen ſtellte man feſt,
daß eine Menge großer Krokodile in der Nacht
ganz in der Nähe der Schlafſäcke geweſen ſein
NEißte. Deshalb nannte man die bisher namenloſe
Inſel die Krokodilinſel.
Am anderen Tage ging man an die Erfor=
ung
des Geländes. Man erſtieg den 200 Meter

hohen Hang und ſtand am Rande eines Kraters,
deſſen rauchende Schwefelquellen noch in Tätigkeit
waren. Der Zentralkrater allerdings war mit
Waſſer gefüllt, das einen kreisrunden See bildete.
Weiter nach Weſten lagen zwei weitere runde
Kraterſeen auf der faſt 5 Kilometer langen und
ebenſo breiten Inſel. In den Kraterſeen fand ſich
eine Fiſchart. Tilapia genannt, die auch in dem
Rudolfſee ſelbſt vorkommt. Dieſe Fiſche haben ſich
aber in dem ſtark ſodahaltigen Waſſer des Krater=
ſees
ganz erheblich umgebildet eine für den
Zoologen beſonders intereſſante Erſcheinung.
Außer Krokodilen und Seevögeln gibt es auf
der Inſel auch ziemlich große Waſſerſchildkröten,
die in den Kraterſeen leben und keinerlei Scheu
vor den Menſchen hatten. Auch die Krokodile blie=
ben
in der heißen Sonne ruhig liegen, wenn die
Menſchen ſich näherten. Als Dr. Worthington ſie
filmen wollte, mußte er ſie mit großen Steinen
bewerfen, um ſie überhaupt in Bewegung zu brin=
gen
. Bewachſen iſt die Krokodilinſel nur mit aller=
hand
Sträuchern und einer Binſengrasart.
Südöſtlich der Krokodilinſel liegen noch einige
kleine Inſeln, die auch niemals von Menſchen be=
treten
wurden. Bei der Ueberfahrt kam das Boot
in Gefahr, von einem Flußpferd umgeworfen zu
werden, aber glücklicherweiſe kam es wieder ins
Gleichgewicht.
Beſonders ungünſtig waren die Verhältniſſe
am Oſtufer des Rudolfſees, unterhalb des Berges
El Moitat, deſſen Felswände eine unerträgliche
Hitze ausſtrömen. In den Nächten hörte man die
wilden Morellineger umherſchleichen und das
Brüllen der Löwen drang durch die Finſternis.
Freundlicher als der Rudolfſee iſt der Georg=
ſee
, wo man die ſchwimmenden Inſeln kennen
lernte, die, vom Ufer losgeriſſene Stücke, mit dem
Winde umhertrieben und von den Negern bis=
weilen
benutzt werden, um von ihnen aus Fiſch=
fang
zu treiben. An den Ufern dieſer flachen In=
ſelchen
wachſen dichte Maſſen von Seeroſen, zwi=
ſchen
denen Waſſervögel ſtehen, während unge=
heure
Mengen von Fröſchen auftauchen.
Zu den intereſſanteſten Fiſchen gehören wohl
die Cichliden, bei denen die Weibchen die befruch=
teten
Eier ſo lange in ihrem Maul tragen, bis
die Jungen auskriechen. Das Weibchen ſchwimmt
dann mit den neu ausgekrochenen Jungen umher,
die, wenn Gefahr naht, immer noch Zuflucht im
Maul der Mutter finden, wo ſie bleiben, bis
alles wieder in Ruhe iſt. Seltſamerweiſe über=
nimmt
in Südamerika das Cichlidenmännchen
Hermann Harder.
dieſe Brutpflege.

Dairen, im Juli 1935.
Andere Leute eſſen auch gern Konfekt ..."
alſo habe auch ich mir heute morgen im japa=
niſchen
Warenhauſe Ki=Ku=Ya Bitte! 1. Stock
2. Gang rechts! 3. Abteilung! einen Kaſten
Likörkonfekt gekauft. Dieſe Käſten friſch aus
Japan via Dairen in Mandſchukuo angekommen
waren in der Lebensmittelabteilung zu einem
Berg, genauer zu einer Art Block von etwa
2X2X1,5 Meter aufgeſtapelt, deſſen Likörmaſſe
ich auf 100 Liter oder mehr ſchätze.
Ich wählte den Kaſten am weiteſten rechts=
hinten
=oben: ein hübſches Kiſtchen, auf deſſen
buntem Deckel ſich reizende Rokoko=Damen mit
ihren Kavalieren beim Mondſchein am Ufer
eines Fluſſes ergingen und ſich die Zeit mit Kon=
fekteſſen
vertrieben. Natürlich: Marke Ki=Ku=Ya
Pralinen mit Likörfüllung.
Fräulein Pfirſichbaum Abteilung Konfekt
nahm mir dann das Käſtchen milde lächelnd
ab, wickelte die Schachtel in braunes, mit wunder=
hübſchen
Muſtern bedecktes Packpapier ein und
verſchnürte das Ganze mit einer breiten, dreifar=
bigen
Schnur. Aber nicht wie man das bei
uns macht: ſo . . . Strick aus der Rolle geriſſen..
Ruck=Zuck . . . einmal lang . . . einmal quer ge=
zogen
, Schleife dran und fertig nein! Das
kleine Fräulein Pfirſichbaum packte das Paketchen
ſorgfältig wie ein Juwelenkäſtchen ein, zog die
Bänder dekorativ über Eck und verklebte den
unvermeidlichen, aber unäſthetiſchen Knoten mit
einem bunten Etikett. Dann betrachtete ſie das
kleine Meiſterwerk der Verpackungskunſt noch ein=
mal
von allen Seiten, machte mir eine tiefe Ver=
beugung
, lächelte wie der Mond in ſeiner Fülle‟
und verſchwand lautlos, wie ſie aufgetaucht, im
Meer der Schokolade.
Zu Hauſe angekommen, öffnete ich trotz mei=
ner
Verfreſſenheit das Kiſtchen mit der gleichen
behutſamen Liebe und Sorgfalt, wie es mit noch
größerer Liebe vom kleinen Fräulein Pfirſich=
baum
verſchloſſen worden war: Vorſichtig ent=
fernte
ich zunächſt das leuchtende Siegel und ver=
leibte
es meiner Etikettenſammlung ein, die ſchon
heute das Entzücken aller berufsmäßigen Gra=
phiker
bildet. Auch das bunte dreifarbene Band
war zu ſchade, um in den Papierkorb zu wandern
ich band damit ein kleines Häuflein Mahn=
briefe
und unbezahlter Rechnungen zuſammen und
ſiehe! ihre Häßlichkeit war dahin! Auch das
ſchöngemuſterte Packpapier hob ich mir auf und
legte es zu dem übrigen, weil es ſich dereinſt als
Tapete recht gut verwenden laſſen wird. Dann
beſah ich mir die Rokoko=Damen und ihre Kava=
liere
und bedauerte nur, nicht auch dies ent=
zückende
Bild von der Kiſte ablöſen zu können
gerahmt hätte es ſich in nichts von jenen kleinen
Meiſterwerken der modernen Drucktechnik unter=
ſchieden
, die man heute daheim von 3 Mark auf=
wärts
in den Fachgeſchäften erſteht. Ich be=
ſchränkte
mich alſo darauf, nur die glitzernde
Zellophan=Umhüllung zu löſen und öffnete dann
vorſichtig mit der großen Papierſchere das höl=
zerne
Kiſtchen. Die Seitenwände waren aus
Sperrholz zuſammengeklebt fünf dünne Schich=
ten
und ſie maßen 30 und 20 Zentimeter in
der Länge und Breite, ihre Höhe aber betrug
deren 6. Deckel und Boden waren aus ſolidem
Zigarrenholz gearbeitet, aus jenem Holz, wie es
ſich für die Sonntags=Nachmittags=Ausgeh=Zigarre
des alten Herrn gehört.
Beeindruckt ob ſo vieler Schönheit, hob ich in
weihevoller Stimmung das oberſte Schutzpapier
ab darunter lagen Pralinen, Pralinen
lauter Pralinen! Jeder oder jede ſo lang und
ſo dick wie ein halber Zeigefinger und gewickelt
in die buntfarbigſten Papiere mit den Aufſchrif=
ten
Whiſky, Peppermint, Curacao, Ana=
nas
Cherry Brandy und unzähligen anderen
Namen, die man auf jeder wohlaſſortierten Likör=
karte
findet. Ich wählte zunächſt einen Curacao,
und entfernte die bunte Hülle. Darunter kam eine
zweite, weiße Papierhaut zum Vorſchein
hatte man dieſe beſeitigt, ſtieß man auf ein Blatt
Silberpapier, das wiederum eine Haut aus zar=
tem
Seidenpapier umſchloß, in dem die eigentliche
Frucht, der halbfingerlange Schokoladenpraliné
mit ſeinem köſtlichen Gläschen Likör im Leibe,
verborgen war. Etwa 50 bis 60 dieſer Pralinen
enthielt gebettet auf weicher, bunter Konfetti=
Unterlage das Kiſtchen, und ſie wogen genau

ein Kilo. Ihrer 20 hatte ich bereits in bunter
Reihe gedankenverloren geſchlürft, als mir plötz=
lich
jemand leiſe von hinten auf die Schulter
tippte. Es war die Likör=Muſe, und ſie ſprach
die epea pteroenta auch geflügelte Worte‟
genannt: Sie! Mann! Nun machen Sie aber mal
einen Punkt! 20 Liköre ſchreiben Sie lieber
mal was über die Kiſte, damit andere Leute
auch was davon haben! Sehr wohl, mein
Fräulein! . . . aber ach! So ſehr ich auch grü=
belte
und ſo reichlich ich auch meinen Geiſt mit
einer kombinierten Miſchung von Ananas und
Bananes begoß, deſto unruhiger und verwirrter
wurde er, bis endlich ein beſonders dicker Cherry
Brandy die Erlöſung brachte. Er lag ziemlich ver=
einſamt
in der rechten Ecke, und als ich ihn auf=
hob
, da hatte ich zwar nicht eine Geſchichte‟,
wohl aber eine Poengte gefunden. Denn unter
dem dicken Burſchen fand ich, ſauber am Boden
aufgeklebt, das Preisetikett: ein blauer Gummi=
ſtempel
mit dem Zeichen
D. 1.40
was zu Deutſch ein Yen und 40 Sen heißt, ein
Betrag, der laut Kurszettel der Reichsbank ge=
nau
dem Gegenwert von einer Reichsmark
entſpricht .. . Aus!
.. . Nanu? . . . Sie lachen ja garnicht??2?
Sie haben wohl die Poengte nicht kapiert, die ich
da eben mühſelig aus der Likörkiſte rausgeklaubt
habe? Dann leſen Sie ſich ſchleunigſt dieſe Ge=
ſchichte
von der nachdenklich ſtimmenden Likör=
ſchachtel
, noch mal ſorgfältig von Anfang an
durch! Dann werden Sie vielleicht nicht nur die
Poengte begreifen, ſondern es wird Ihnen dann
vielleicht auch ein Licht über die japaniſche Preis=
politik
überhaupt aufgehen! Und wenn das ge=
ſchehen
iſt, dann bleibt Ihnen wohl nichts ande=
res
übrig, als ſofern Sie Exportkaufmann ſind
(womöglich aus der Schokoladen=Brangſche)
einen richtigen Schnaps zu trinken. Am beſten
wohl Magen=Bitter, denn ſüß ſind dieſe
japaniſchen Preiſe nur für den Konſumen=
ten
! Nur für den Konſumenten . . . das habe
ich eben wieder feſtgeſtellt und werde morgen von
neuem die Probe aufs Exempel machen.
Hans Tröbſt.
Wo wohnen die hartherzigſten Frauen
der Welt?
Um zu erfahren, wo die hartherzigſten Frauen
der Welt wohnen und Männer unglücklich machen,
iſt weiter keine Umfrage auf dieſer Erde nötig.
Man braucht nur die New Yorker Strafliſten
durchzuſehen und jene Statiſtiken zu ſtudieren,
die einem verraten, weshalb dieſer oder jener
Mann hinter ſchwediſchen Gardinen ächzt.
Allein im Staate New York ſitzen nämlich 550
Männer im Gefängnis, weil die Frauen Klage
gegen ſie einreichten wegen Unterlaſſung der Ali=
mente
, die irgend ein Gericht dieſen Frauen zu=
ſprach
. Ein Vermerk aber verrät, daß alle Frauen.
mehrfach erſucht wurden, ihre Klage zurückzuziehen
und ſo die Freilaſſung des beklagten einſtigen
Gatten zu erwirken. Aber alle haben es abge=
lehnt
. Sie ziehen es vor, daß ihr ſchuldig ge=
wordener
ehemaliger Gatte hinter Gittern bleibt.

Eine Blindenfarm, die ſich renkierk.
(ur) Upper Norwood (England).
Eine Engländerin, die viel von ihrem reichen
Vermögen zum Beſten der Blinden opferte, hat
einen Verſuch unternommen, der ſich außerordent=
lich
gut bewährte. Sie ſtellte einem Dutzend
Blinden eine Farm zur Verfügung, die mit allen
notwendigen Geräten und auch der entſprechen=
den
Anzahl Tiere ausgerüſtet war.
Die Blinden verſahen alle notwendigen Auf=
gaben
ſelbſt, einſchließlich der Melkarbeit in den
Ställen, ſelbſt die Wartung der Kaninchen und
Schafe. Der großartige Erfolg hat jetzt die Be=
hörden
bewogen, dieſe Experimente aufzugreifen
und in anderer Form, aber unter ähnlichen Vor=
ausſetzungen
zu wiederholen. Es zeigt ſich näm=
lich
, daß die Blinden ſich bedeutend glücklicher
fühlen in dieſer Landtätigkeit, als hinter der
Schreibmaſchine in automatiſcher lebloſere Tätig=
keit
.

Die Wachkkruppe des rumäniſchen Königs in preußiſchen
Vorkriegs=Uniformen.

Die Wachttruppe des rumäniſchen Königs Carol, die aus vier Kompagnien beſtehende Eskorta
Regala, erhielt ſoeben eine neue Uniform, die dem Vorbild der alten preußiſchen Armee faſt
genau entſpricht. Man ſieht auf unſerem Bild das Einziehen der Wachtparade ins Bukareſter
(Scherl=M.)
Stadtſchloß.

[ ][  ][ ]

Seite 12 Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 27. Juli 1935

Aus der Geſchichte
des Landestheaters.
Das 25jährige Dienſtjubiläum Dorns 1836.
Von Franz Harres.
Mit dieſem Aufſatz bringe ich meine Veröffentlichungen über
den erſten Darmſtädter Theater= und Maſchinenmeiſter zum einſt=
weiligen
Abſchluß. Die Vielſeitigkeit und gediegene Arbeitsweiſe
Dorns hat ſich in den 38 Jahren ſeiner hieſigen Tätigkeit wohl
kaum glänzender offenbart als in der genialen Art, mit der er
ſeinen Ehrentag auszugeſtalten verſtand. Im März 1836 ſtattete
er dem Großherzog Ludwig II. einen Bericht über ſeine Wirk=
ſamkeit
von 1811 an ab, dem 14 Original=Anlagen beigelegt
waren. Darunter befand ſich auch ein Brief des Armendoktors
in Mainz, der für den ſozialen Sinn unſeres Jubilars Zeugnis
ablegt. Dorn ſchreibt darüber: Demzufolge ſollte zur Conzert=
Einnahme für die Stadtarmen die Maskenball=Dekoration im
Theater aufgeſtellt werden. Ich wurde um dieſe Aufſtellungs=
Leitung angegangen; reiſte dazu des Nachts, nach einer hieſigen
Dienſtvorſtellung ab, arbeitete in Mainz von Morgens 4 bis
Abends 4; und war in meiner Dienſtprobe wiederum allhier,
ohne eine Entſchädigung für Koſten der Reiſe= und ſonſtigen Aus=
lagen
anzuſprechen." Zum Schluß richtete er an den Großherzog
die Bitte, nach Beendigung der Opern=Vorſtellungen im Mai an
zwei Sonntagen Zauber=Pantomimen zur Feier ſeiner 25 jähri=
gen
Dienſtſtzeit im Hoftheater aufführen zu dürfen. Auch möge
ihm die Gnade des Großherzogs hierfür das kleine Opern= Orche=
ſter
unter Leitung des Conzertmeiſters Schlöſſer, das Cherperſo=
nal
, ſowie die aus dem Jahre 1822 noch vorhandene Garderobe
und Dekorationen mit den dafür notwendigen Ausbeſſerungen
bewilligen.
Ludwig II. ließ ſich von ſeinem Cabinet mit Umgehung der
Theaterbehörde über die Angelegenheit Bericht erſtatten, der gün=
ſtig
ausfiel, Der Großherzog genehmigte darauf Dorns Antrag.
Als ſich aber Anfang April herausſtellte, daß die Koſtüme und
Dekorationen in den 14 Jahren ſo gelitten hatten, daß ihre Her=
ſtellung
über 100 Gulden erforderte, lehnte die beleidigte Thea=
ter
=Adminiſtration dieſen Betrag glatt ab. Entſchloſſen über=
nahm
Dorn die Reparaturen auf eigene Koſten, und bei ſeiner
Beliebtheit unter ſeinen Kollegen iſt anzunehmen, daß er nur
für einen Bruchteil der angegebenen Summe aufzukommen hatte.
Zur Aufführung kam die von dem Jubilar ſelbſt verfaßte
Zauber=Pantomime Die bezauberte Roſe oder Die Nacht=
muſik
. Schon am 2. März 1813 hatte ſie Dorn als Einakter
mit Tänzen von Hanſtein und der Muſik von Haßloch aufgeführt.
Für die Neueinſtudierung am 17. und 19. Februar 1822 hatte
er einen zweiten Akt zugefügt, zu dem ebenfalls Hofkapellmeiſter
Haßloch die Muſik aus bekannten Opern zuſammengeſtellt hatte.
Für ſein Jubiläum brauchte er ein Stück von längerer Dauer,
weshalb er noch einen dritten Ait dichtete, für den diesmal
Schlöſſer einen Melodienſtrauß neuer Opern auswählte. Den
Stoff entnahm Dorn dem italieniſchen Stegreifſpiel, doch ver=
wendet
er auch Züge aus der Zeit des Hanswurſt, z. B. die Ver=
wandlung
von Feinden und Widerſachern in Wickelkinder und
Frauen.
Der Inhalt des Stückes iſt kurz folgender: Arlequin als
Marktkrämer wird von Räubern ausgeplündert, in ein Faß ge=
ſteckt
und in einen Abgrund geſchleudert. Das Innere der Erde
wird ſichtbar. Eine dort gefangen gehaltene Zauberin begrüßt
Arlequin als ihren Befreier, ſchenkt ihm eine mit Zauberkraft
begabte Roſe und auf ſeinen Wunſch Columbine als Frau. Pan=
talon
, deren Vater, hat aber für ſie einen anderen Gatten be=
ſtimmt
. Dieſen verſchmäht Columbine und ſchenkt Arlequin ihre
Liebe. Während einer Nachtmuſik fliehen die beiden. Doch Pan=
tälon
, ſein Diener Pierot und der verſchmähte Bräutigam eilen
ihnen nach und bereiten dem Paare immer neue Schwierigkeiten.
Endlich vereint die Zauberin ihre beiden Schützlinge und fährt
in einem Luftballon mit ihnen davon. Der Chor erſchien als
Räuber, Genien, Poſtillons, Laternenanzünder, Zitherſpieler,
Soldaten, Türken und Türkinnen, Müller und Müllerinnen.
Ich heirate Veronika.
Von Ernſt Kreuder.
Ich hatte mir für den letzten Tag den Beſuch von Murrei
gewünſcht, er ſollte auch am nächſten Tag mein Trauzeuge ſein.
Aber Murrel, der Freund, der immer zuverläſſig war, hatte nicht
geantwortet, er konnte alſo heute noch kommen oder kam erſt
morgen zur Trauung um 9 Uhr in D. an.
Ich fuhr nach dem Mittageſſen mit dem Rad in die Stadt,
das Wetter war bedrückend grau und der Himmel wie ein See
vorm Gewitter, und die Luft war ſtaubig und kalt und dünn.
Veronika war ſchon ſeit Tagen draußen in dem entlegenen Oden=
waldtal
und richtete in dem Gutshaus einer ſtillſtehenden Mühle
unſere neue Wohnung ein. Ich ſtellte mein Rad in der Stadt
an den Rheiniſchen Hof und ging hinein, und drinnen war es
dämmrig und ganz ſtill. Der Wirt ſaß am Fenſter und blickte
in die graue Straße hinaus. Ich trank ein Glas Bier und rauchte
eine Zigarette, und dann ſagte ich mir, daß ich etwas ganz Be=
ſtimmtes
überlegen wollte, aber es fiel mir nicht mehr ein. Dann
zog ich den Zettel heraus, auf den ich meine Beſorgungen ge=
ſchrieben
hatte. Der Kanarienvogel zu Hauſe war krank, mein
Vater wollte ihn faſten laſſen, aber meine Mutter hatte mich
gebeten, heimlich Rettung mitzubringen, der Vater brachte ſie
nicht mit und ſie kam nicht mehr in die Stadt. Dann mußte ich
noch weiße Wäſche haben und eine dunkle Krawatte. Ich trank
aus und bezahlte und ſtieg wieder aufs Rad und fuhr in die
Vogelhandlung. Einmal Rettung bitte, ſagte ich, und dachte,
das Mädchen würde mich jetzt auslachen, aber ſie nickte und ſtellte
eine rote Doſe hin und da ſtand tatſächlich Rettung darauf.
Dann fuhr ich in das Herrenmodegeſchäft und kaufte ein weißes
Seidenhemd und eine ſchwarze Krawatte mit weißen Pünktchen.
Es ſoll für eine Trauung ſein, erklärte ich der Verkäuferin.
Das Mädchen verſtand das und ſagte, dieſe Krawatte würde mich
beſtimmt nicht älter machen. Ob ich ſonſt noch Wünſche hätte,
Socken oder Sockenhalter oder ſonſt was.
Auf der Straße las ich wieder meinen Zettel, ich hatte noch
Kaffee zu beſorgen und Zigarettentabak und mußte auf der Poſt
den Nachſendeantrag ſtellen." Ich fuhr weiter durch die ſpüllicht=
grauen
Straßen und wunderte mich, daß ich keine Empfindung
davon hatte, daß ich morgen und dann für alle Zeit nicht mehr
bei meinen Eltern ſein würde, obwohl ich es doch wußte und
alles genau vorbereitet hatte." Ich beſorgte den Kaffee und den
Tabak und füllte auf der Poſt den Antrag aus. Dann fuhr ich
wieder die lange, gerade Landſtraße zur Stadt hinaus und nach
Hauſe.
Murrel war nicht gekommen. Meine Mutter braute mir
einen ſtarken Kaffee und inzwiſchen miſchte ich etwas Rettung
unter das Futter des Kanarienvogels, der kleine, gelbe Vogel
ſaß ſtill auf der Stange in ſeinem Käfig und rührte ſich nicht,
als hätte er ſeine Krankheit ganz allein mit ſich ſelbſt auszu=
machen
und müßte dazu unausgeſetzt und ungeſtört nachdenken.
Ich ſagte meinem Vater, daß ich Rettung beſorgt hatte. Nützt
alles nichts, ſagte er freundlich und bedauernd, die Tiere müſſen
faſten, wenn ſie krank ſind. Es nützte aber doch, denn der Vogel
wurde wieder geſund und heute fliegt er wieder frei in der Woh=
nung
herum, und wenn der Tiſch gedeckt wird, findet er ſich wie
früher neben dem Teller meines Vaters ein, etwas abſeits, wo
Meſſer und Gabeln liegen. Und da er dann wieder von allem
verſuchen darf, was auf den Tiſch kommt, und da ihm das nichts
ſchadet, wie mein Vater weiſe verkündet, wird es ihm doch wieder

Ueber die Beſetzung der Hauptrollen gibt uns der Jubiläums=
zettel
leider keine Auskunft. Bei der Wiederholung des Stückes
iſt angegeben, daß der Sänger und Schauſpieler J. Schnepf den
Arlequin gab. Sicher war Dorn mit deſſen Leiſtung ſehr zufrie=
den
, da Schnepf ſeine Theaterlaufbahn noch als Tänzer begon=
nen
hatte. Unſer Jubilar leitete die Proben und ließ es ſich
nicht nehmen, ſelber als Pierot, Pantalons Diener, auf der
Bühne mit zu tanzen. Trotz eines ſchmerzhaften Sturzes im
erſten Akt führte er ſeine Rolle bis zum Ende glanzvoll durch.
Szeniſch hatte er ſich für das Ende des Stückes etwas ganz Be=
ſonders
ausgedacht. Im Jahre 1826 war bei der Uraufführung
von Webers Oberon in London die Rückreiſe Hüons vom Orient
zum Hofe Karls des Großen als Wandeldekoration gezeigt wor=
den
. Erſt 13 Jahre ſpäter brachte die Pariſer Oper in Aubers
Feenſee Wandelbilder, die Maler Albers Rheinreiſe vor Augen
führten. Da nun Dorn bei ſeinem Jubiläum ſchon 1836 eine
Wandeldekoration als Schluß ſeiner Pantomime verwandt hat,
ſo ſtelle ich hiermit feſt, daß unſer Theater drei Jahre früher
dieſe bühnentechniſche Neuheit brachte, als Paris, die berühmteſte
Bühne der Welt. Auf dem Theaterzettel hat Dorn in ſeiner
originellen Art die Wandeldekoration folgendermaßen geſchildert:
NB. Um den Fortflug des Ballons anzudeuten, rücken die Deko=
rationen
; der Ballon nimmt ſeine Richtung über einen Theil der
Türkei, und da ſich dort der Wind umlegt, wieder zurück, über
den Prater bei Wien an München vorbei berührt Frank=
furt
a. M. und kommt im Abenddunkel auf der Windmühle bei
Darmſtadt an, wo er eine gute Nacht mitbringt wozu er=
gebenſt
einladet J. Dorn.
Bei der Zugeknöpftheit der Theateradminiſtration iſt anzu=
nehmen
, daß Dorn auch hier wieder die Sache aus eigenen Mit=
teln
bezahlen mußte. Sein Schwager, Hofmaler Schnittſpahn,
und deſſen Kollege Schilbach ſind wohl als Maler der Wandel=
bilder
anzunehmen. Sonntag, den 8. Mai 1836, fand das Jubi=
läum
ſtatt. Der Schluß löſte helle Begeiſterung aus. Konzer=
tierte
doch im Wiener Prater die berühmte Kapelle Strauß. Und
als an der Darmſtädter Windmühle die Laternenanzünder in
Tätigkeit traten und ſpäter bei ſtrahlendem Mondſchein die Mül=
ler
und Müllerinnen ſich zierlich im Tanze drehten, lachte den
Großen und Kleinen das Herz im Leibe. Sieben ehrenwerte
Darmſtädter Bürger hatten ſich für dieſen Abend als Kuliſſen=
ſchieber
zur Verfügung geſtellt, um dem Jubilar an der Stätte
ſeiner Wirkſamkeit einen ſilbernen Becher als Geſchenk überrei=
chen
zu können. Mit Fackelzug und Ständchen ging der Ehren=
tag
zu Ende. Das Regierungsblatt brachte unter der Rubrik
Kunſtnotiz einen eingehenden Bericht über die Jubiläums=
Vorſtellung, dem wir einige Tatſachen entnahmen.
Am 15. Mai, dem darauffolgenden Sonntag, fand eine Wie=
derholung
der Pantomime ſtatt. Mit dem Theaterzettel aber,
den Dorn für ſein Jubiläum in dreijähriger Arbeit ſelbſt anfer=
tigte
, hat der Darmſtädter Maſchinenmeiſter ein Werk geſchaffen,
das einzig in der deutſchen Theatergeſchichte daſteht und berufen
erſcheint, ſeinen Namen endgültig der unverdienten Vergeſſenheit
zu entreißen. Dieſer Zettel ſtellt nämlich eine illuſtrierte Ge=
ſchichte
der Theaterdekoration dar, wie ſie wohl kein zweites
Theater aufzuweiſen hat. Er iſt doppelt ſo groß wie ein gewöhn=
licher
Theaterzettel und ſehr ſauber auf ſtarkem Papier gedruckt. In
einer mit Blumen verzierten Umrahmung hat Dorn in 25 Feldern
für jedes Dienſtjahr ein Szenenbild eingezeichnet: Wir erwähnen:
die Zauberflöte, Götz von Berlichingen, Donna Diana. Die Theater=
maſchinerie
des Mollerſchen Neubaues, Freiſchütz, Euryanthe,
Maja und Alpino, Käthchen von Heilbronn, Die Balldekoration
des Theaters, Ein lebendes Bild nach einem Original in der
Gemäldegalerie, Fra Diavolo und Robert der Teufel. Für
1836 wählte er das Bild der Darmſtädter Windmühle. Auch die
Ausgeſtaltung des Jubiläums ſteht wohl einzig in der Theater=
geſchichte
da. Dorn ſchrieb ſich ſelbſt das Stück, ſtudierte es ein,
ſpielte ſelbſt mit, erdachte und ſchuf die ſzeniſche Umwelt und
zeichnete noch den Theaterzettel dazu. Eine derartige künſtle=
riſche
Vielſeitigkeit dürfte wohl ſelten anzutreffen ſein. Donners=
tag
, den 19. Mai, veröffentlichte Dorn in der Gr. Heſſ. Zeitung
folgende Dankſagung: Meinen verehrten Herrn Vorgeſetzten und
Freunden, welche bei meinem Jubiläum ſowohl, als auch bei den
Einrichtungen und Anſchaffungen zu demſelben mir ihre güthige
Theilnahme ſo angelegentlich bewieſen haben, ſo wie auch allen
denen, die mich durch ihre gefällige und willige Mitwirkung
gütigſt unterſtützen, ſage ich hierdurch meinen innigſten Dank.
Darmſtadt, den 16. Mai 1836. J. Dorn, M. M.

ſchaden und eines Tages wird er dann wieder in ſeinem Käfig
ſitzen und nachdenken und ſich nicht rühren.
Dann ſaß ich allein in meinem Zimmer und trank den ſtar=
ken
Kaffee und probierte den Selbſtbinder, der mich nicht älter
machte, und dachte an den nächſten Tag und an Veronika, und da
hatte ich ein Gefühl unbeſtimmter Verdroſſenheit dieſem letzten,
einſamen Nachmittag gegenüber. Ich drehte mir eine Zigarette
von dem neuen Tabak und rauchte und ſtützte den Kopf in die
Hand und ſtarrte in mein ausgeräumtes, leeres Zimmer, ich hing
nun gleichſam zwiſchen geſtern und morgen und gehörte in dieſer
Stunde nirgends mehr hin, ich konnte mit dieſer tauben Zeit
nichts anfangen und es gab hier für mich nichts mehr zu tun,
ich ſaß hier wie in meinem eigenen Warteſaal und war in der
Zeit bis morgen gefangen hinter den endloſen Gittern der Stun=
den
. Plötzlich hörte ich Schritte über den Hof kommen, und dann
klopfte es an meiner Tür und die Tür ging auf und Murrel
trat ein.
Ich war unendlich froh, daß Murrel gekommen war. Er trug
eine geſtreifte Hoſe und einen ſchwarzen Rock und ſchwarze Kra=
watte
, er war heftig erkältet. Wir tranken Kaffee, und ich war
ungeheuer froh, daß Murrel da war, wir kannten uns ſeit zehn
Jahren und ich ſah Murrel ſtets als meinen guten Geiſt und als
meine höhere Vernunft an. Dann rauchten wir Braſilzigarren,
die Murrel ſtets mitbrachte, wo er erſchien, es war dunkel ge=
worden
draußen und meine alte Petroleumlampe erhellte das
dunkle Zimmer mit ihrem ſtillen, gelblich=roten Schein. Wir
ſprachen von den zurückliegenden Jahren, wir hatten uns damals
auf der Univerſität im erſten Semeſter kennen gelernt, und dann
ſprachen wir wieder von meinen Wanderfahrten im Balkan und
am Mittelmeer, und zuletzt davon, daß ich wohl morgen meinen
Frieden mit der Welt machen würde. Wie immer ermahnte mich
Murrel, mild und fleißig zu ſein.
Am anderen Morgen ſtand ich um halb ſechs auf und klopfte
Murrel. Er brummte drüben etwas und dann ſtand er auch auf
und die ganze Zeit war ſein jammerndes, klagendes Gähnen laut
im morgenſtillen Haus zu hören. Das Gaslicht rauſchte in den
Lampen, auch meine Eltern hatten nicht ausgeſchlafen und ich
empfand alles um mich her wie leicht unwirklich und geſpenſtiſch
unruhig. Wir liefen in den greil erleuchteten Zimmern umher,
während die Nacht draußen noch dunkel und ſtill vor den Fen=
ſtern
ſtand, jeder von uns ſuchte etwas, und in der Küche kochte
der Waſſerkeſſel wie toll und verlaſſen und nutzlos, Murrels
ſchauerliches Gähnen dröhnte durch die Wände und ich mußte
immer wieder von neuem überlegen, was ich jetzt tun wollte.
der kranke Kanarienvogel piepſte einmal leiſe unter den Tüchern
ſeines verhängten Käfigs an der Wand, mein Vater ſuchte ſei=
nen
Kragen und meine Mutter fand die Kleiderbürſte nicht. Wir
hatten bleiche, unausgeſchlafene und verſtörte Geſichter, eine ge=
heime
Sinnloſigkeit und Verwirrung ſchien jeden Augenblick
unter uns ausbrechen zu können, ich zerrte an der Krawatte
herum, die mich nicht älter machte, und dann packte ich immer
wieder verkehrte Sachen in meinen Koffer, während meine Mut=
ter
den Sandkuchen in einen Lodenmantel wickelte, damit er im
Koffer nicht zerdrückt wurde. Ich ſtellte unauffällig meine Uhr
vor, damit wir den Omnibus nicht verſäumten, und dann ver=
ſchluckte
ich mich beim Kaffeetrinken und mußte lange und fürch=
terlich
huſten. Es war mir grenzenlos ſchlecht. Veronika ſchlief
wohl jetzt noch in dem fernen, einſamen Waldtal in der neuen
Wohnung.
Drei Stunden ſpäter ſtanden wir an dem belebten Gänſe=
markt
einer anderen Stadt vor dem Standesamt. Wieder ver=

Lechniſche Kundſchau.
Von Dr. Helmut Thomaſius.
Der Wind, der Wind, das himmliſche Kind, iſt für die
Techniker zu ihrem großen Bedauern keine Märchenerſcheinung.
ſondern eine nur allzu rauhe Wirklichkeit, die ihnen viel zu ſchaf-
fen
macht. Er iſt von allen Naturgewalten vielleicht die unheim=
lichſte
. In die Geſchichte der Technik iſt ſeine Rolle durch eine=
Reihe verhängnisvoller Vorgänge eingetragen, von denen ein=
zelne
als beſonders kennzeichnend für die Art ſind, wie er ſeine=
Macht zur Geltung bringt. Am Weihnachtsabend des Jahres=
1879 ſtürzte die 3,2 Kilometer lange eiſerne Eiſenbahnbrücke üben
den Tay=Fluß in Schottland in die Fluten. Ein gerade über ſie
wegfahrender Zug wurde mit in die Tiefe geriſſen. Einer den
beſten Schilderer techniſchen Geſchehens, Max Eyth, hat dieſem
Vorgang zum Gegenſtand einer ſeiner Erzählungen gemacht und
hat darin auch die Urſachen dieſes Unglücks erörtert. Sie dürftem,
etwa die gleichen ſein wie die, die am 1. April 1912
den 200 Meter hohen Maſt von Nauen umwarfen,
nämlich die Eigenart des Drucks, den der Wind gegen das Eiſen=
gitterwerk
ausübt. Aus den Ausführungen von Max Eyth, den
ſelbſt ein hervorragender Techniker war, geht hervor, daß er die
Berechnungen nicht für hinreichend ſicher hielt, die dem Bau den
Tay=Brücke zugrunde lagen. In der Durchführung derartigen
Berechnungen ſind wir inzwiſchen ganz beträchtlich weiter gekom-
men
. Das beweiſen viele inzwiſchen entſtandene Bauwerte
Brücken von erheblicher Länge, und Türme, die noch erheblich,
höher ſind als der alte von Nauen. Trotz ihrer Länge und ihren
Höhe und trotz der Stürme, die in Jahrzehnten über ſie hinweg=
gebrauſt
ſind, haben ſie allen Beanſpruchungen ſtandgehalten.
Aber Neues, noch nie Dageweſenes iſt geplant. Die Brückem
werden vorausſichtlich immer länger und die Türme immer höhen
werden. Für die kommende Pariſer Weltausſtellung war als
beſonderes Schauſtück in Ausſicht genommen ein
Turm, der 700 Meter hoch ſein
ſollte. Später wurde die Höhe weiter geſteigert. Es ſollten ſogar
2000 Meter daraus werden. Ob das Bauwerk zuſtande komma
oder nicht, ſpielt hier keine Rolle, jedenfalls zeigt ſchon der Ent=
wurf
, was man ſich heute zutraut. Aehnlich liegen die Verhält=
niſſe
bei den amerikaniſchen Wolkenkratzern. Insbeſondere in
New York ſind ſie deshalb eine Notwendigkeit, weil dieſe Stad
auf einer ſchmalen Landzunge liegt, ſo daß man in die Höhe zu
bauen genötigt iſt. Wird es möglich ſein, dort noch höhere Ge=
bäude
auszuführen als die jetzt vorhandenen? Dieſe ſchwanken
ſchon jetzt bei Windſtößen ganz beträchtlich. Durch ſorgfältig durch=
geführte
Beobachtungen hat ſich gezeigt, daß die Spitze des Chrys=
ler
=Wolkenkratzers, der eine Höhe von rund 250 Meter hat, be;
ſtärkeren Winden um etwa 12 Zentimeter nach der Seite gebogen
wird. Bei einem ungefähr 70 Meter höheren Wolkenkratzer wur=
den
Abneigungen bis zu 15 Zentimetern feſtgeſtellt. Das mag in
Anbetracht der Höhe wenig erſcheinen, gibt aber doch zu denken
Will man alſo noch höher gehen, ſo iſt es wiederum die Frage
des Winddruckes auf ſtählerne Gerüſte, die zur Entſcheidung ſteht
Bei derartigen Entſcheidungen für ungewöhnlich hohe Türme
ganz gleich, ob ſie als Schauſtücke oder techniſchen Zwecken dienen
ſollen, oder für ſonſtige Baulichkeiten, wird man nicht die Berech=
nung
allein heranziehen, ſondern auch den Verſuch. Dieſer läß:
ſich natürlich nicht erſt nach Fertigſtellung durchführen. Deshalb
wurden jetzt beſondere Verfahren ausgearbeitet, auch hier Wind=
kanäle
zu verwenden, wie ſie für andere Zwecke bereits in Ge=
brauch
ſtehen. Nach einem in Amerika entwickelten Verfahren
fertigt man dort kleine Modelle der zu prüfenden Baulichkeiter
uſw. an. Der Wind wird in verſchiedener Stärke gegen das
Modell geblaſen. Eigene Einrichtungen ſorgen für eine ſelbſt=
tätige
Aufzeichnung aller Stoßwirkungen, jeglichen Biegens oder
Schwankens. Soweit ſich die Sachlage bis jetzt beurteilen läßt
ſcheint es möglich zu ſein, bis zu
noch nie erreichten Höhen
zu kommen, doch werden die Bauten wahrſcheinlich eine andere
Form annehmen. Die Stromlinie ſetzt ſich bei allem durch, was
mit dem Wind zu tun hat. Sie wird vorausſichtlich auch hier
Herrſcherin werden.
ſuchte ich, während wir hier auf Veronika warteten, an etwas
Beſtimmtes zu denken, und wieder fiel es mir nicht ein. Ich
hatte das Gefühl, daß ich etwas Wichtiges, Entſcheidendes zu
überlegen vergeſſen hatte. Was konnte es um Himmels willen
ſein? Ich hielt einen Strauß friſcher, langſtieliger Roſen in der
Hand und Murrel einen Kaſten Pralinen, und plötzlich erinnerte
ich mich, daß ich einmal einen verheirateten Freund gefragt hatte,
wie das mit der Hochzeit ſein würde. Du merkſt beſtimmt nicht
viel davon, hatte Balthaſar geſagt, der ganze Tag ſpielt ſich
vor dir wie in weiter Ferne ab. Ich überlegte, ob ich meinel
Freiheit in zehn Minuten verlieren würde, meine Unabhängig=
keit
, meine Selbſtändigkeit durch eine laute, freiwillige Zuſage
Aber was war denn dieſe ganze Freiheit, wenn es mir zu Hauſe
ſo ſonderbar ſchwer wurde, wenn ich in einem Schrank plötzlick=
ein
vergeſſenes Kleid von Veronika hängen ſah? Das war dock
keine Freiheit, wenn die Dinge eines geliebten Menſchen ſchor
einen ſolchen Bann ausüben konnten, die mich an die lebende
ferne Veronika erinnerten.
Veronika hatte uns nicht geſehen und wollte eben zum Stan=
desamt
hinauf, als ich ſie anrief. Sie hatte den wunderbaren
neuen, grünen Mantel an und ſah friſch und ausgeſchlafen aus
ſie hatte ein vergnügtes, luſtiges Geſicht, als würde ſie jetzt nach
Herzensluſt einkaufen dürfen. Ich gab ihr einen Kuß und die
Roſen und Murrel übergab ihr die Pralinen, und in dieſem
Augenblick kam eine lebhafte, ältere Dame hinzu, Veronikas
Freundin und Trauzeugin. Sie trug eine gelbe Hornbrille und
hatte ein großes, ſpöttiſches Vogelgeſicht, eine bekannte Land=
ſchaftsmalerin
. Ich dachte an eine kleine, unbekannte Karawane,
die in die Ferne der Zukunft aufbricht, als wir uns in Bewegung
ſetzten. Wir gingen langſam und hintereinander die halbdunkle
Wendeltreppe des Rathauſes hinauf und wurden gleich aufgeru=
fen
, und als alles vorüber war, mußte der Traubeamte die neun
Vornamen Veronikas diktieren, denn Veronika wußte ſie beim
Unterſchreiben nicht mehr auswendig.
Nach dem Paſtetenfrühſtück und dem Ingelheimer Burgunder
fuhren wir ins Waldtal hinaus in die neue Wohnung, die Vero=
nika
mit den ſchönen alten Möbein ihrer Großeltern eingerichtet
hatte. Telegramme lagen auf den Tiſchen, an den Küchenmöbeln
hingen noch die Frachtanhänger von der Bahn, und auf meinem
Schreibtiſchkalender ſtand, in Veronikas Schrift: Den Schwan
eingefangen, gezähmt und in das Waldtal verſchleppt.
Murrel hatte ſich nach dem Eſſen zurückgezogen. Ich fühlte
mich inmitten der fremden Möbel wie zu Beſuch. Alles war
überſtanden, Veronika ſtrahlte, ich wollte mir über dieſen neuen
Zuſtand ganz klar werden, aber Veronika führte mich durch die
Zimmer und ſagte: Nun, wie hab ich das alles gemacht?
Wunderbar, Veronika, ſagte ich. Und wie ſagt man da?"
fragte Veronika. Da ſagte ich nichts mehr und gab Veronika
einen Kuß, und in dieſem Augenblick war Veronika plötzlich eine
junge Frau, die meinen Namen trug und nun meine Frau war.
Manchma., wenn Veronika in die Stadt gefahren iſt, gehe
ich allein durch unſere Wohnung. Es iſt ſehr ſtill hier, und von
den Fenſtern hat man einen weiten Ausblick in das ſchmale, ge=
wundene
Tal und auf die Waldhügel ringsum, der Bach rauſch:
unten am Haus, und ich gehe durch die ſtillen Zimmer, und dann
ſehe ich plötzlich ein helles Kleid über einem Stuhl hängen, ind
der Eile von Veronika hingeworfen, und dann habe ich genau
wieder dieſes ſonderbare, ſchwere Gefühl, dieſe namenloſe Beſin=
nung
und dies leichte Entrücktſein, wie es ſchon früher war, als
ich noch nicht mit Veronika und Murrel und der Malerin jene
halbdunkle Wendeltreppe des Rathauſes hinaufgegangen war.

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Saamstag, 27. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 204 Seite 13

Grb dae Te Ttltt

Der Sport des Sonntags.
Deutſchland-Schweiz in der Leichkakhlekik. Europa=Waſſerballkurnier in Brüſſel. Deutſche Ruder=
Meiſterſchaften. Radſpork=Meiſterſchafken in Erfurk und Breslau.

Broßer Auko=Preis von Deutſchland
auf vem Karourgeing.
Das Sportprogramm des kommenden Sonntags iſt nicht allzu
nrangreich, dafür aber um ſo gehaltvoller. Ja, es wird ſogar
nin richtigen Großkampftag geben. Die deutſche
Leichtatbletik
1r am Sonntag zum erſten Male in dieſer Saiſon in einen in=
rrationalen
Kampf. Zum 13. Male iſt die Schweiz der Gegner
n) wir hoffen, daß die ununterbrochene Siegesſerie gegen die Eid=
uoſſen
auch diesmal nicht abreißt, trotzdem Deutſchland faſt eine
ire Nachwuchsmannſchaft in Zürich antreten läßt. Unſere jungen
lempia=Hoffnungen verfügen jedoch über ein ſo ausgezeichnetes
örnen, daß man zu ihnen volles Vertrauen haben kann.
Von den ſonſtigen Leichtathletik=Ereigniſſen des Sonntags
üſſen der Start des VfB. Königsberg am Samstag beim Deut=
ver
Sportelub in Düſſeldorf, der Länderkampf England Frank=
ich
in London, das Auftreten der amerikaniſchen Spitzenkönner
Karlſtadt und die italieniſchen Meiſterſchaften in Rom hervor=
ttoben
werden. Mehr, lokale Bedeutung hat ein Kampf der
iſe Frankfurt, Starkenburg, Oſtpfalz und Rheinheſſen in
ſtrinz.
Schwimmen.
Die deutſche Waſſerballmannſchaft ſpielt im Rahmen des
huropaturniers um den Klebelsbergpokal in Brüſſel am Sams=
ia
gegen Belgien und am Sonntag gegen Südſlawien. In bei=
ei
Spielen darf mit klaren deutſchen Erfolgen gerechnet werden,
m ſo mehr als unſere beſten Waſſerballer aufgeſtellt ſind.
Am Samstag geht in Berlin das traditionelle Langſtrecken=
hwimmen
Quer durch Berlin vor ſich, das auch in dieſem Jahr
ſüder eine Anzahl Schwimmer beſter deutſcher Klaſſe am Start
ezeinen wird. Ein nationales Schwimmfeſt gibt es in Göppingen
nd einen Länderkampf liefern ſich draußen Oeſterreich und
ngarn in Wien.
Rudern.
Auf dem Baldeney=See bei Eſſen werden am Sonntag die
ettſchen Rudermeiſterſchaften entſchieden. Im Rahmen der 27. in=
mational
beſetzten Hügel=Regatta werden ſieben Meiſterſchafts=
umen
ausgefahren, die äußerſt ſcharfe Kämpfe unſerer Spitzen=
ſrnnſchaften
bringen werden, geht es doch nicht nur um den deut=
ym
Meiſtertitel, ſondern auch um die Teilnahmeberechtigung an
ei drei Wochen ſpäter in Grünau ſtattfindenden Europa= Meiſter=
hefts
=Regatta. Zum erſten Male wird auch der Titel im Zweier
met vergeben. Faporiten ſind im Einer Europameiſter Schä=
iu
im Zweier, ohne‟ Eichhorn=Strauß vom Mannheimer RC., im
weier mit die Berliner Verbandsmannſchaft. im Doppelzweier
te Frankfurter Paul=Hüllinghoff, in den beiden Vierern die
berzburger Verbandsmannſchaft und im Achter die Berliner Ver=
ardsmannſchaft
. Im Riga=Bulduri wird der Internationale
Mſee=Vierer 1935 mit deutſcher Beteiligung ausgetragen.
Tennis.
Nach dem Ausſcheiden Deutſchlands aus dem Davispokal kann
9 das ganze Intereſſe den Nationalen Meiſterſchaften in Braun=
hweig
zuwenden, die am Sonntag abgeſchloſſen werden. Da un=
re
Davisſpieler Cramm, Henkel. Lund und Denker in Braun=
hweig
ſtarten, ſind ſpannende Endkämpfe zu erwarten, Beſon=
eis
die wahrſcheinliche Endſpielpaarung im Männereinzel Cramm
=Henkel wird ſehr aufſchlußreich ſein. Um den Davispokal kämp=
in
in der Herausforderungsrunde der Pokalverteidiger England
Ind der Deutſchland=Beſieger U.S.A. Der Kampf wird am Sams=
zu
begonnen, am Sonntag unterbrochen und am Montag wei=
ergeführt
. Favorit iſt zwar England, aber eine Ueberraſchung iſt
ar nicht ausgeſchloſſen.
Radſport.
Erfurt und Breslau ſind am Sonntag die Hochburgen des
eutſchen Radſports. Die Titelkämpfe der Amateure hat Erfurt in
inen Mauern, während ſich die Berufsfahrer die ſchöne Bahn
BreslauGrüneiche zum Schauplatz ihrer Meiſterſchaften gewählt
aben. Da die deutſche Vertretung für die Weltmeiſterſchaften in
rüſſel bereits aufgeſtellt iſt, werden die Ergebniſſe von Erfurt
And Breslau nur in ganz kraſſen Fällen noch eine Aenderung
umgen. In Breslau muß noch entſchieden werden, ob neben
ſietze Krewer oder Lohmann in Brüſſel eingeſetzt werden. Zur
intſcheidung kommen nur Bahn= Radball= und Saalſport= Wett=
ewerbe
. Sichere Favoriten ſind Toni Merkens bei den Ama=
eur
=Fliegern, Albert Richter bei den Berufs=Fliegern Weltmeiſter
ſetze bei den Stehern und Germania/Wanderluſt Frankfurt bei
er Radball=Wettbewerben. Die Tour de France wird, am
öunntag mit der 21. Etappe von Caén nach Paris über 221 Kilo=
niter
abgeſchloſſen. Es wird einen harten Endkampf geben, denn
ie Favoriten liegen noch ziemlich dicht beieinander. Weitere Rad=
vertveranſtaltungen
ſind der Straßen=Preis vom Deutſchen Eck,
Nund um Nürnberg, der Befreiungspreis von Saarbrücken und
Kihnrennen in Halle.
Motorſport.
Höhepunkt der deutſchen und europäiſchen Auto=Rennſaiſon iſt
er Große Preis von Deutſchland für Automobile, der am Sonn=
ax
zum ſechſten Male ausgefahren wird. Schauplatz und Renn=
tiecke
iſt wieder, wie in den vergangenen Jahren, die Nordſchleife
5 Nürburgringes, die 22mal ( 50 1.,280 Kilom.) zu durchfahren
Die beiden deutſchen Rennfirmen Mercedes/Benz und Auto=
ion
ſind natürlich mit ihrem beſten Aufgebot vertreten, und auch
2S Ausland hat ſeine hervorragendſten Fahrer gemeldet. Das
Ouell zwiſchen Mercedes/Benz und Auto=Union kann eine beſon=
ere
Würze durch das Eingreifen der Neukonſtruktionen von Ma=
eiati
, E R.A. und auch Alfa Romeo bekommen. Für Deutſchland
tarten Carraciola, Brauchitſch, Fagioli, Lang und Geier auf
Vercedes Benz und Stuck, Varzi, Pietſch und Roſemeyer auf Auto=
M ion. Die bekannteſten Aſſe des Auslandes ſind Nuvolari Chi=
or
, Dreyfus (Alfa Romeo). Etanvelin. Zehender, Siena (alle Ma=
etati
), Mays (E P.A.) und Taruffi (Bugatti). Mit den beſten
Siegeschancen geht Rudolf Caracciola ins Rennen, der beim
Moßen Preis von Deutſchland bereits viermal als Erſter das Ziel
durchfahren konnte.
Ringen.
Die deutſchen Meiſterſchaftskämpfe der Ringer werden in
5u hen=Limburg fortgeſetzt. Diesmal kommen die Bantam= und
Mttelgewichtler an die Reihe, und zwar ringen die Mittelge=
vchtler
griechiſch=römiſch und die Bantamgewichtler im freien
Sril.
Pferdeſport.
Deutſchlands längſtes Flachrennen das Lehndorff=Rennen
urd in Hoppegarten gelaufen. Neun Pferde nehmen den Kampf
un die 10 000 RM. auf. Weitere Galopp=Rennen gibt es in Bad
Aerzburg, Düſſeldorf. München Riem und Erbach i. Odw.
Verſchiedenes.
Um den Mitropa=Pokal tragen Juventus Turin und
Sparta Prag in Baſel einen Entſcheidungskampf um den Eintritt
in die Schlußrunde aus.
Die 16. Rhön=Segelflug=Woche auf der Waſſer=
wve
wird am Sonntag mit den letzten Wettbewerbs=Flügen ab=
geſſchloſſen
.
Gaufeſte gibt es in Karlsruhe und Schwenningen. In
Karlsruhe erlebt das Badiſche Gaufeſt ſeinen Höhepunkt und Ab=
9 luß zugleich, und in Schwenningen nimmt das Württembergiſche
Gaufeſt ſeinen Anfang.

Rundreiſe der amerikaniſchen Leichkathleken
durch Europa.

Die beſten Leichtathleten Amerikas trafen in zwei Abteilungen
in Europa ein, um eine Wettkampfreiſe durchzuführen. Der große
Trupp kam zunächſt nach Paris, während eine kleinere Abteilung
zum erſtenmal bei den Stockholmer Spielen auftreten wird.
Man ſieht hier, die amerikaniſchen Leichtathleten während einer
Trainingspauſe im Stadion des Pariſer Racing=Clubs. Der
3. von links in der oberen Reihe iſt Eulace Peacock, ein
Neger, der ſchnellſte Sprinter, der 5. von links iſt der Kugel=
ſtoßer
Lyman, in der 2. Reihe links ſieht man den Neger
Cornelius Johnſon, den Hochſpringer, daneben den 400=
Meter=Läufer Fugua. (Schirner=M.)
Ater Herr...
Wenn der Bauch gefährlich quillt,
Und die Haare mählich ſchwinden,
Schwindet auch das Wohlbefinden.
Sieh’, das iſt ein ſchönes Bild. ..
Ja, man trägt des Alters Bürde
Ohne Zittern, ſonder Klagen,
(Denn was hilft ſchon das Verzagen!)
Drum: Nach außen zeigt man Würde.
Doch mit Wehmut im Gefühle
Sieht man roſten die Gelenke,
Und man ſpricht zu ſich: Ich denke,
Jung erhält man ſich beim Spiele!
Zwar: Der Alte iſt man nicht,
Nicht ſo biegſam und gewandt,
Weil doch fehlt ſo allerhand!
Aber zwingt das zum Verzicht?
Lachhaft! Fällt dich an Beklemmung,
Weg damit! Abreagiert!
Alt iſt, wer den Mut verliert
Und ein Bauch iſt keine Hemmung ...!
Neun Länderkämpfe des 25b.
Ein äußerſt umfangreiches Programm hat der Deutſche Fuß=
ball
=Bund für die kommende Spielzeit aufgeſtellt. Allein neun
Länderkämpfe ſind vorgeſehen, davon ſteht lediglich die Begegnung
mit Spanien noch nicht endgültig feſt. Ein beſonderes Ereignis
wird die Eröffnung des Reichsſportfeldes im Grunewald werden,
die am 23. Mai erfolgen ſoll und auch die deutſchen Fußballſpieler
im Kampf ſehen wird. Im einzelnen hat das Spielprogramm des
DFB. folgendes Ausſehen: 18. Auguſt: DeutſchlandFinnland in
München. Deutſchland-Luxemburg in Luxemburg: 21. Auguſt:
OſtdeutſchlandSüdfinnland in Danzig; 25. Auguſt: Deutſchland
Rumänien in Erfurt; 1. September: Vereinspokal: 1. Schluß=
runde
; 8. September: Beginn der Meiſterſchaftsſpiele: 15. Sep=
tember
: Deutſchland-Polen in Breslau. DeutſchlandEſtland in
Königsberg; 22. September: Vereinspokal: 2. Schlußrunde; 6. Ok=
tober
: Deutſchland-Lettland in Stettin, Bundespokal=Vorrunde,
Vereinspokal: 3. Schlußrunde; 27. Okt.: Vereinspokal: 4. Schluß=
runde
; 3. November; Bundespokal, 2. Runde: 10. November:
Vereinspokal: Vorſchlußrunde; 20. November: Winterhilf=Opfer=
Spiele: 1. Dezember: Vereinspokal: Endſpiel; 5. Januar: Bun=
despokal
; 3. Runde, 1. Vorrunde zum Vereinspokal, 1936;
19. Januar; Vereinspokal: 2. Vorrunde; 6. Februar; Vereins=
vokal
: 3. Vorrunde; 1. März; Bundespokalendſpiel; Februar
März; Länderſpiele gegen Spanien (2). Portugal und Ungarn;
23. Mai: Eröffnung des Reichsſportfeldes im Grunewald zu
Berlin.
TSG. 46 (Fußballabteilung).
Am Sonntag nachmittag 5 Uhr findet auf der Woogswieſe
ein Uebungsſpiel zwiſchen der dritten Mannſchaft und der neu=
aufgeſtellten
Alten=Herrenmannſchaft ſtatt.
Das Training vormittags an der Rheinallee findet nach wie
vor jeden Sonntag vormittag ab 9 Uhr ſtatt.

Japaniſche Leichtatbleten, die ſich auf einer Eurova=
reiſe
befinden, gingen in Helſingfors zum erſten Male an den
Start. Die beſte Leiſtung vollbrachte dabei Niſhida, der im Stab=
hochſprung
auf 4,10 Meter kam.

Pom Taort der Wochn.
Für unſere Tennisfreunde begann die Woche nicht ſehr
erfreulich: Beim Interzonenkampf Deutſchland-Amerika in
Wimbledon war unſeren Vertretern das Glück nicht hold. Nach
Henkels 5:7, 9:11, 8:6, 1:6=Niederlage gegen Budge am Samstag
holte v. Cramm am Montag gegen Alliſon 8:6, 6:3, 6:4 einen
Punkt, der auch der Ehrenpunkt Deutſchlands bleiben ſollte. Im
Doppel gab es am Dienstag einen der größten Tenniskämpfe in
der Geſchichte des Weißen Sports. Die Deutſchen v. CrammLund
unterlagen nur mit Pech 6:3, 3:6. 7.5, 7:9, 638 gegen Alliſon/Van
Ryn. Der müde Cramm verlor dann gegen Budge 6:0, 7:9, 6:8,
3:6 und Henckel mußte Alliſons Ueberlegenheit 1:6, 5:7. 9:11 an=
erkennen
. Dennoch iſt die Entdeckung eines deutſchen Weltrang=
Doppels ein Troſt für uns.
Um ſo ſchönere Erfolge erlebten wir in den bisherigen Er=
gebniſſen
unſerer Segelflieger auf der Waſſerkuppe. Strek=
kenflüge
über Weltrekordweite, hervorragende Leiſtungen beim
Thermik=Flug und beim Zielflug ſtempeln die 16. Rhön offen=
bar
zu einer der wertvollſten Prüfungen unſerer Segelflieger.
Trotz ſtarker Ausfälle und großen Pechs liegen die deutſchen
Radfahrer beim größten Styaßenrennen der Welt, bei der
Tour de France, noch gut im Rennen. Noch immer behaupten
die Träger des ſchwarz=weiß=roten Trikots in der Länderwertung
den 3. Platz hinter Belgien und Frankreich.
Beim Training zum Großen Autopreis auf dem Nür=
burgring
erreichte geſtern Caracciola auf ſeinem Mercedes=Benz
die Rundenrekordzeit von 130 Stdkm, was für morgen, da auch
Roſenmeyer (Autounion) und Brauchitſch (Mercedes=Benz) nicht
viel langſamer waren, ſpannenden Kampf verſpricht.
Eine unangenehme Ueberraſchung ſervierten uns beim erſten
Spiel um den Europa=Pokal in Brüſſel unſere Waſſerbal=
ler
, die gegen Schweden ſtatt des erhofften klaren Sieges eine
bittere 5:3=Niederlage einſtecken mußten.
Daß der Berliner Poliziſt Schaumburg eine unſerer ſchärfſten
Leichtathletik=Waffen iſt, bewies er ſoeben in Hörde, wo
er über 2000 Meter einen neuen deutſchen Rekord mit 5:28 Min.
um 44 Sek. beſſer aufſtellte.
Niederlage in Brüſſel.
Beim Europa=Waſſerballkurnier verliert Deutſchland
gegen Schweden.
Am Donnerstag nahm das Internationale Waſſerball= Tur=
nier
in Brüſſel um den Klebelsberg=Pokal ſeinen Anfang. Schau=
platz
iſt das Brüſſeler Solarium, ein neues aber etwas primitiv
eingerichtetes Bad, in dem ſich etwa 4000 Zuſchauer eingefunden
hatten. Beim Aufmarſch der teilnehmenden Nationen trug
Schirrmeiſter die Hakenkreuzfahne, dann folgte unter An=
führung
von Waſſerball=Fachwart Nolte die deutſche Mannſchaft.
Zur Begrüßung ſprach der Vorſitzende des Cerce Royal Brüſſel=
außerdem
hielten Fern=England als FINA.=Präſident und der
belgiſche Senatspräſident Lippens kurze Anſprachen.
Das erſte Spiel beſtritten unter der guten Leitung von Hof=
mann
=Nürnberg Frankreich und Südſlawien. Die
Franzoſen kamen zu einem klaren 5:0 (4:0)=Siege. Bis
zur Pauſe ſchoß Cuvellier drei Tore. Ein Selbſttor des ſüdſla=
wiſchen
Verteidigers Cvetkovic ſtellte das Halbzeit=Ergebnis auf
4:0. Obwohl die Franzoſen ohne Padou ſpielten, war Cuvellier
nach dem Wechſel nochmals erfolgreich.
In der Pauſe zum zweiten Treffen erſchien auch König Leo=
vold
III. mit Gemahlin. Im zweiten Spiel holte Ungarn
gegen Belgien einen verdienten 9:5 (4:3)=Sieg
heraus. Green=England war ein ſchwacher Schiedsrichter. Belgien
ging durch Depauw mit 1:0 in Führung, dann glich Halaſſy für
Ungarn aus. Brandy=Ungarn und Covieters ſtellten durch je
zwei Treffer das 3:3 her. Bis zur Pauſe gab es dann noch einen
ungariſchen Erfolg durch Nemeth. Nach dem Wechſel zog Ungarn
durch Byandy auf 5:3 davon, Iſſely verkürzte aber wieder auf
5:4. Nach drei Toren von Brandy, Nemeth und Boſſy kamen die
Belgier durch Covieters zu ihrem letzten Gegentreffer. Nemeth
war für Ungarn kurz vor dem Schlußpfiff noch einmal erfolgreich.
Die Senſation: Schweden ſchlägt Deutſchland 5:3.
Der dritte Kampf des Turniers brachte zugleich die erſte
große Ueberraſchung. Deutſchland wurde von Schweden mit 5:3
beſiegt, nachdem unſere Vertreter bei der Pauſe ſogar mit 1:4 im
Rückſtand lagen. Die deutſche Sieben mit Klingenburg, Döpper,
Dr. Schürger. Gunſt, Schwartz, Schwenn, und Schulze befand ſich
in guter Verfaſſung, hatte aber großes Pech. Trotzdem iſt der
Sieg der Schweden als verdient anzuſprechen. Simko leitete das
Treffen ausgezeichnet.
Die Schweden gingen durch Sandſtroem in Führung, erhöhten
durch Lindzen auf 2:0 und durch Sandſtroem nach einem Latten=
ſchuß
von Schulze auf 3:0. Dann mußte Petterſen, das Waſſer
verlaſſen. Schwenn konnte auf Vorlage von Schürger das erſte
Gegentor erzielen, aber ein haltbarer Treffer von Lindzen brachte
Schweden die 4:1=Halbzeitführung. Nach dem Wechſel war die
deutſche Sieben weſentlich beſſer. Schwartz entpunpte ſich als ein
ausgezeichneter Mittelſtürmer, er hatte aber viel Pech mit ſeineen
Schüſſen. Auch Schulze war vom Glück verlaſſen, er traf dreimal
die Latte. Dann aber holten Schwenn und Schwartz nach Zuſviel
von Gunſt doch auf 4:3 auf. Man rechnete ſchon mit dem deut=
ſchen
Ausgleich, da entſchied ein Viermeterwurf von Sandſtroem
die Partie mit 5:3 zugunſten der Schweden.
Die gefährlichen Auspuffgaſe.
Falſche Behaupkungen um die deutſchen Rennwagen.
Im Verlauf des Großen Autopreiſes von Belgien, den die
beiden Deutſchen Rudolf Caracciola und Manfred v. Brauchitſch
auf Mercedes=Benz als Erſte beendeten, hatten ſich bei verſchie=
denen
anderen Fahrern Augenentzündungen bemerkbar gemacht.
Der bekannte franzöſiſche Fachſchriftſteller Charles Faroux ſtellte
daraufhin in einem am 17. Juli im LAuto erſchienenen Artikel
die Behauptung auf, daß dieſe Entzündungen von den Auspuff=
gaſen
herrührten, die den deutſchen Wagen entſtrömten.
Da dieſe Behauptung geeignet iſt, die deutſchen Rennwagen in
Mißkredit zu bringen, iſt es notwendig, in aller Oeffentlichkeit den
Gegenbeweis anzutreten. Seit nunmehr zwei Jahren haben die
Mercedes=Benz=Rennwagen den gleichen Betriebsſtoff und die
gleiche Auspuffanordnung, ohne daß bisher hierüber irgendwelche
nachteiligen Bemerkungen von irgendeiner Seite gemacht worden
wären, womit eigentlich ſchon klar bewieſen iſt, daß die Behaup=
tung
Faroux nicht ſtimmt. Im letzten Großen Preis von Frank=
reich
am 23. Juni auf der Montlhery=Bahn fuhr v. Brauchitſch
faſt während des halben Rennens hinter Carraciola, ohne etwas
von den gefährlichen Auspuffgaſen zu merken. Ebenſo fuhr
Fagioli in Spa beim Großen Preis von Belgien mehrere Runden
lang dicht hinter Caraciola ohne Beeinfluſſung, während keiner
der von Faroux erwähnten, von Augenentzündungen betroffenen
Alfa=Romeo=Fahrer den deutſchen Wagen längere Zeit gefolgt iſt.
Sie lagen vielmehr faſt ſtets mehrere Kilometer dahinter. Aber
ſelbſt wenn dies der Fall geweſen wäre, ſo hätten praktiſch die
Auspuffgaſe den Fahrern auch nichts anhaben können, denn ſchon
kurz hinter den Wagen iſt die Vermengung der Auspuffgaſe mit
Friſchluft ſo ſtark, daß jede ſchädliche Wirkung ſofort ausgeſchaltet
wäre. Die Urſache der Augenentzündungen liegt jedoch auf einem
anderen Gebiete. Beim Training war die Beobachtung zu machen.
daß in einigen Kurven die Staubentwicklung außerordentlich ſtark
war. Neubauer, der Rennchef, der Mercedes=Benz=Leute, ver=
langte
daraufhin von dem Veranſtalter die Beſeitigung dieſes Zu=
ſtandes
. Man verſuchte daraufhin, den Sand mit Chlorkalk zu
binden, was jedoch, wie das Rennen bewies, nicht gelang. Damit
iſt erwieſen, daß die Augenentzündungen nicht auf die Auspuff=
belten
Chlorkalk zurückzuführen ſind.
gaſe, ſondern auf

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Seite 14 Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

*Oas ſind ſtarke Männer!

Wer war der ſtärkſte Menſch? Von Wunderleiſtungen männlicher Körperkraft. Auguſt der Skarke,
Alexander II. von Rußland und die heutigen Welimeiſter der Schwerathletik.
(Nachdruck, auch mit Quellen=
Deutſchland iſt ein Land der ſtarken Männer.
angabe, verboten!)

Sporkliche u. arkiftiſche Höchſtleiſtungen
Es wird ſchwer oder überhaupt nicht zu beantworten ſein,
wer der ſtärkſte Menſch geweſen iſt, der je gelebt hat. Sage und
Geſchichte berichten uns aus der Antike von Wunderleiſtungen auf
dieſem Gebiete. Man kann natürlich ſolchen Kraftleiſtungen
wenig Glauben ſchenken, ſolange ſie nicht nach ſportlichen Ge=
ſetzen
gemeſſen und notiert worden ſind. Andererſeits neigt man
aber zu der Annahme, ſolche Leiſtungen für denkbar zu halten,
wenn man die außerordentlichen Kraftleiſtungen der neueren
Zeit einer Betrachtung unterzieht.
Die Geſchichte der ſtarken Männer weiß auch von Fürſten
zu berichten, die über erhebliche Körperkraft verfügten. So ſoll
z. B. Auguſt der Starke imſtande geweſen ſein, einen
Grenadier zum Fenſter hinauszuhalten; der ſtarke König wurde
auch einmal gefragt, ob er ein Hufeiſen zerreißen könne, dieſes
Kraftſtück hat er prompt ausgeführt.
Vom Zaren Alexander III. von Rußland wird
gerne erzählt, daß er einmal mit der Zarin eine Gießerei beſich=
tigt
habe. Der ihn begleitende Ingenieur wurde erſucht, die dort
lagernden Blöcke Gußeiſen auch der Zarin zu zeigen und einen
davon zu heben. Der Ingenieur wollte dazu einen Hebel beſor=
gen
, da ein Block Gußeiſen über drei Zentner wog. Der Zar
hinderte ihn aber daran und hob den Block ohne weiteres empor,
ſo daß die Umſtehenden vor Staunen außer ſich waren.
Der preußiſche General Franz Andreas von
Faprat ſoll im Siebenjährigen Krieg mit einer Kanone, die
dreipfündige Kugeln ſchoß wie mit einer Muskete exerziert
haben. Als einmal ſein Pferd durchgehen wollte, brach er ihm
mit einem zu ungeſtümen Griff in die Mähne ſofort den Hals.
Wie die Fama erzählt, hat ein gewiſſer Herkules
Harzmann eine ſechs Fuß lange Bank auf deren einem Ende
ein Soldat ſaß, am anderen Ende mit den Zänen hochgehoben.
Harzmann alias Karl von Eckenberg ſoll einer der erſten
Kraftmenſchen geweſen ſein, der ſeine Leiſtungen für Geld hat
ſehen laſſen und ſomit Berufsathlet war.
So wenig glaubwürdig dieſe Leiſtungen erſcheinen, ſollen die
folgenden Ausführungen wenigſtens unter Berückſichtigung von
eingeübten Tricks möglich ſein.
Thomas Tophan ſoll im Jahre 1741 zu Derby mittels
lederner Träger 1665 Pfund gehoben haben. Weiter ſoll ein
New Yorker Apotheker namens Curtis im Geſchirr, 2928
Pfund zwei Zoll vom Boden hochgehoben haben. Wie die Chro=
nik
von 1883 berichtet, hat Hans Steyrer=München auf
zwei Stühlen ſtehend, 526 Pfund mit einem Finger vom Boden
gehoben, während er mit der anderen Hand 50 Pfund in der
Waage hielt. Der Wiener Stähr hat im Jahre 1890 mit
dem Mittelfinger einen Stein von 516 Pfund gehoben. Der unter
dem Pſeudonym Raſſo bekannte Stengelmaier hob eine
Muſikkapelle von 25 Mann. Außerordentliche Kräfte ſoll auch
der Berliner Emil Voß entwickelt haben; er hob mit der rech=
ten
Hand 850 und mit dem Zeigefinger 600 Pfund. Der kanadiſch=
franzöſiſche
Athlet Louis Cyr kat mit dem Rücken 3280 Pfund
gehoben. Der frühere deutſche Meiſterringer Karl
Abs trug auf ſeinen Schultern ein Pferd von 900 Pfund Ge=
wicht
und der Wiener Anton Zaremba hat einmal mit
den Zähnen 625 Pfund gehoben, indem er die Ellenbogen auf die
Knie legte. Auch der eiſerne Müller aus Bayern Georg
Lettl war zu außerordentlichen Kraftleiſtungen imſtande. Er
hob mit dem Rücken mittels beſonders hergeſtelltem Gerüſt Säcke
im Gewicht von 5120 Pfd. und mit beiden Händen von der Erde
1700 Pfund. Er hat ferner 12 Zentner zehn Meter weit ge=
tragen
. Der Olympiaſieger im Gewichtheben von 1896,
der Engländer Lanceſton Elliot, entwickelte ebenfalls rie=
ſige
Kräfte und hat um die Jahrhundertwende im Berliner
Wintergarten ſeine Kunſtſtücke als Artiſt gezeigt. Arthur
Saxon aus Leipzig hob ſich einen 366 Pfund ſchweren
Sack in 12 Sekunden auf die Schultern. Auch der Artiſt
Cyklop zeigte ſeine Kräfte dem Publikum, indem er u. a.
ihm zugeworfene Geldſtücke in kurzer Zeit mit den Fingern zer=
brach
. Zwei bekannte Athleten Grün und Scherer waren

Spezialiſten im Zerbrechen von Hufeiſen in weniger als einer
Minute. Der Weltmeiſter im Gewichtheben von 1911 ( Schwer=
gewicht
) Karl Smoboda=Wien hat 1912 im Alter von
30 Jahren 400 Pfund, die man ihm bis zum Umſetzen hochgehoben
hatte, beidarmig geſtoßen. Noch in älteren Jahren war Swo=
boda
ein großer Athlet. Im Alter von 51 Jahren iſt er am
19. April 1933 in Wien geſtorben. Sein Schwager, Berthold
Tandler, ehemaliger Welt= und Europameiſter im Gewicht=
heben
, iſt ebenfalls ein ſtarker Mann geweſen. Der öſterrei=
chiſche
Athlet Jagendorfer hat es durch jahrelanges Ueben
ſo weit gebracht, daß er mit dem rechten Mittelfinger 550 Pfund
heben konnte.
Deutſche und Oeſterreicher ſind in den letzten
Jahrzehnten die ſtärkſten, ſtarken Männer ge=
weſen
. Es ſei hier an die Wiener Witzelsberger Grafl,
Türk und Joſef Steinbach, den Meiſter im Ringen und
Stemmen, gedacht. Von deutſchen Athleten ſind beſonders her=
vorzuheben
Schneiderreit und Heinrich Rondi, der noch
heute den Rekord im rechtsarmigen Reißen mit 99,75 Kg. hält,
eine Leiſtung, die ſeit dem Jahre 1912 noch nicht verbeſſert werden
konnte und damals Weltrekord bedeutete. Den Weltrekord in
dieſer Uebung hält gegenwärtig der Franzoſe Charles
Rigoulot mit 101 Kg. Rigoulot iſt inzwiſchen Berufsſportler
geworden und hat nicht nur beidarmig 340 Pfund geſtoßen, ſon=
dern
auch mit 450 Pfund belaſtet einen Spaziergang durch die
Manege gemacht.
Die Meiſterringer Hackenſchmidt und Lurich, ſowie
die beiden deutſchen Ringerkönige Eberle und Hans
Beck ſind ebenfalls zu den beſten Gewichthebern der damaligen
Zeit zu rechnen.
Görner, Trappen und Gäßler haben ebenfalls faſt
Unnatürliches geleiſtet, wie Straßberger und Rieß. Alle
Schwerathleten) hier aufzuführen, würde der Platz nicht erlau=
ben
, doch ſei nur noch daran gedacht, daß Oeſterreich in Aigner,
Frankreich in Vaſſeur, die Schweiz in Hünenberger und
Italien in Bottino und Tonani Meiſter ihres Faches be=
ſeſſen
hat bzw. noch beſitzt.
Unter Vorausſetzung eines beſonderen Spezialiſtentums ſind
die früheren Leiſtungen von Profeſſionals durch einſeitige Uebung
eigener Tricks nicht ohne weiteres in das Reich der Fabel zu ver=
weiſen
. Als Zeuge wird aber niemand die Richtigkeit der Meſ=
ſung
ſolcher Leiſtungen beſtätigen, zumal man weiß, daß Artiſten
nicht immer ehrlich gearbeitet haben. Immerhin können nur wirk=
lich
ſtarke Männer derartige Kraftleiſtungen vollbringen. Das
Zerbrechen von Geldſtücken iſt ebenſo wie das Zerreißen von Huf=
eiſen
, Spielkarten uſw. mit Tricks ausgeführt worden. Das Zer=
brechen
von Talern, wie oft erzählt wird, dürfte wohl noch nie
einem Menſchen gelungen ſein, nur bei unlegierten Münzen mag
es früher immerhin möglich geweſen ſein. Rieſige Fingerkräfte
gehörten jedenfalls dazu, um derartige Kraftſtücke zu zeigen,
wenn auch Hufeiſen und Ketten vorher durch Härten uſw. präpa=
riert
ſein mochten.
Das ſog. Parallelogramm der Kräfte bewies auch die Ver=
teilung
der Laſten und Gewichte durch Vorrichtungen wie
Schultergürtel uſw., ſo daß alſo z. B. auch das Heben eines Ele=
fanten
oder ſonſtiger großer Laſten nichts Unnatürliches war und
die ſtarken Männer gar nicht ſo ſtark waren, wie ſie ſchienen.
Alle dieſe Leiſtungen erfordern aber eiſer=
nes
und hartes Training. Nur hier und da wartet ein=
mal
ein von Natur mit Rieſenkräften ausgeſtatteter Menſch mit
ſolchen Leiſtungen auf. Die türkiſchen Hamals (Laſtträger) ver=
mögen
z. B. ob ihrer Naturkräfte ganz gewaltige Laſten auf
ihrem Rücken zu tragen. Junge, ideal gebaute Menſchen haben
heute die alten ſchweren Fleiſchkoloſſe von früher verdrängt, und
die jetzige Weltrekordliſte der Gewichtheber, bei denen Deutſch=
land
mit an erſter Stelle vertreten iſt, wird noch oftmals ver=
beſſert
werden.
Max Krämer, Chemnitz.

Einen neuen Weltrekord im 400 Meter Kraul=Schwimmen
ſtellte der Japaner Negami mit einer Zeit von 4:41.4 Min.
auf. Er verbeſſerte damit die bisherige anerkannte Weltbeſt=
leiſtung
ſeines Landsmannes Nakino um genau 5 Sekunden.

B00 Osler deorTdeltt Der
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
3)
Nachdruck verboten

Ihre Maſchine iſt in die Luft geflogen.
Schlüters Ueberraſchung war nicht gering. Etwas zögernd
kam er der Aufforderung nach und trat ins Innere des Hauſes
ein. Es beſtand aus mehreren Gelaſſen, deren erſtes ziemlich
geräumig, verſchwenderiſch mit farbenprächtigen Teppichen aus=
gerüſtet
und durch eine hängende Petroleumlampe erhellt war.
Der Geruch des wartenden Mahles vermiſchte ſich mit einem an
Weihrauch erinnernden Duft.
Auf einem niedrigen großen Rundtiſch war ein Eſſen an=
gerichtet
, in ſchweren, alten Gefäßen, deren gediegene Pracht
für einen Nomadenhaushalt recht merkwürdig ſchien. Im übrigen
ließen das ganze Haus und die Einrichtung auf eine gewiſſe
Seßhaftigkeit der Bewohner ſchließen, obwohl doch auch manches
wieder an die Innenausſtattung eines Zeltes erinnerte. Längs
der Wände ſchichteten ſich Kiſſen, Matratzen, Decken und Teppiche
zu hohen Stapeln auf. Dazwiſchen ſtanden Koffer, ſchweins=
lederne
von einer mondänen Eleganz, wie man ſie in den Salon=
wagen
der Expreßzüge antraf, hölzerne und bäuerliche Behält=
niſſe
ſowie einige mit Schnitzereien verſehene Truhen, wie man
ſie auch in den Augen der Kirgiſen fand. Die mit Teppichen
verhangenen Wände waren mit Waffen. Muſikinſtrumenten,
Pferdegeſchirren, Spindeln und ſonſtigen Gerätſchaften dekoriert.
Eine Miſchung von morgenländiſchem Luxus weſtlichen Erinne=
rungen
und karger Steppenwirklichkeit gab dem ganzen Raum
ſein buntes Gepräge.
Faſt im ſelben Augenblick, als Schlüter an dem Mädchen
vorüber ins Innere trat, wurde dem Eingang gegenüber ein
ſchwerer, gewirkter Vorhang zurückgeſchlagen, und ein Mann trat
von der anderen Seite in den Raum, dem man an ſeiner herri=
ſchen
Haltung auf den erſten Blick anzuſehen vermochte, daß er
der Herr des Hauſes ſein müſſe und nicht nur des Hauſes.
Er war ungewöhnlich groß und breitſchultrig. Er trug eine hoch=
geſchloſſene
Litewka und lederne Gamaſchen. Von ſeinem gerö=
teten
, nicht unſchönen Kopf ging ein ſeltſam beklemmender Ein=
druck
aus; und erſt beim näheren Zuſehen fiel es einem auf,
daß der Rieſe verunſtaltet war. Es fehlten ihm die Ohren. Und
dieſer Mangel, den zu verdecken er offenbar ſich wenig Mühe
gab, denn er trug die Haare ziemlich kurz geſchoren, mochte die
Urſache des beinahe grauenhaften Eindrucks ſein, den er bei
ſeiner erſten Begegnung ausübte.
Schlüter prallte unwillkürlich vor ihm zurück, und noch, als
er die Urſache des Schreckhaften an dem ſeltſam nackt und ge=
ſchunden
wirkenden Kopf erkannt hatte, blieb ein Reſt von
Grauen, das ſich jedesmal wieder meldete, wenn ſeine Augen
die Miene des Hausherrn trafen.
Ich habe Sie zu mir gebeten, weil ich mit Ihnen reden
muß! Nachdem ich Ihnen meine Gründe dargelegt haben werde,
werden Sie nicht mehr erſtaunt ſein über die etwas nachdrück=
liche
Art, mit der ich Ihnen meine Einladung überbringen ließ.
Nennen Sie mich Kyrill=Beg! Einen anderen Namen habe ich
nicht mehr. Zunächſt aber wollen wir uns zum Eſſen ſetzen, wie
es das Gaſtrecht verlangt!

Ich bin allerdings erſtaunt darüber, daß Sie meinen Be=
ſuch
gleichſam erzwungen haben . . . Um ſo erſtaunter, als ich
in Ihnen einen Europäer finde!"
Wir reden ſpäter davon . . . Jutta, nimm Platz! Ehrlich
geſagt: Ich bin hungrig. Und ich hoffe es auch von Ihnen!
Kyrill=Beg machte eine greßartig einladende Geſte zur Tafel hin.
Ein beinahe verſchmitztes Zwinkern niſtete ſich um ſeine waſſer=
klaren
, leicht hervorquellenden Augen ein eine Verſchmitztheit,
die bei der hünenhaften Schwere ſeines Körpers und bei dem
grauenhaften Mangel ſeines Kopfes das Befremdliche ſeiner
ganzen Erſcheinung noch mehr hervorzuheben ſchien.
Ich möchte Sie doch zunächſt um eine Aufklärung erſuchen!
Mehr als Ihr Gaſt komme ich mir als Ihr Gefangener vor.
Denn Sie haben mich nach Art der Straßenräuber aufbringen
laſſen! Es bemächtigte ſich Schlüters eine Gereiztheit, die ſeinen
Tonfall heftig und ungeduldig werden ließ. Er ſtand noch unweit
des Eingings, den Karabiner unterm Arm. Er bemerkte, daß
das Mädchen die Tür hinter ihm zumachte und ſie hinter herab=
fallenden
Teppichen verbarg. Er wandte ſich halb nach ihr um.
Ich möchte Sie erſuchen, mir den Rückweg frei zu laſſen! ſagte
er, indem er ſeine Hand nach den Teppichen ausſtreckte, um ſie
zurückzuſchieben. Es iſt noch nicht ausgemacht, ob ich mich dazu
verſtehen werde, Ihr Gaſt zu ſein. Es hängt ganz von den
Eröffnungen ab, die Sie mir angeblich zu machen haben und
mit denen ich nicht länger hinterm Berg zu halten bitte!
Ich ſehe Sie bewaffnet vor mir! erwiderte ihm Kyrill=Beg.
Gefangene pflegt man zu entwaffnen . . . Nehmen Sie vor=
läufig
an, daß lediglich der Wunſch, zerſtreuende Geſpräche zu
führen, die Langeweile unſeres Hinterweltlerlebens durch die
Abwechſlung eines Beſuches zu unterbrechen, oder ähnliche nahe=
liegende
Gründe mich zu meiner Einladung an Sie beſtimmt
haben. Der Rückzug ſteht Ihnen ſelbſtverſtändlich jederzeit offen.
Wir verſchließen unſere Türen grundſätzlich nicht. Nur muß ich
Sie darauf aufmerkſam machen, daß meine Leute draußen die
Hunde inzwiſchen wieder freigelaſſen haben, achtundzwanzig
Chow=Chows, die es nicht lieben, fremden Gäſten innerhalb
unſeres Lagers zu begegnen. Auch würden meine beiden Leute,
die zur Bewachung Ihres Flugzeuges zurückgeblieben ſind,
Mittel finden, dem Motor einen nicht bös gemeinten Streich
zu ſpielen in dem Fall, daß Sie ohne Begleitung bei ihnen
wieder auftauchen ſollten. Ich habe nämlich entſprechende In=
ſtruktionen
erteilt. Ich nehme ſogar an, daß ſie inzwiſchen die Zeit
nicht ganz unnütz verſtreichen ließen; denn ich habe angeordnet,
daß ſie vorſorglich den Benzintank entleeren ſollten. Aber ſelbſt=
verſtändlich
wird Ihnen, wenn wir uns genügend freundſchaft=
lich
zuſammen unterhalten haben werden, neuer Brennſtoff von
uns zur Verfügung geſtellt, damit dann Ihrem Start nichts
mehr im Wege ſteht. Sie müſſen wiſſen, daß einer dieſer Leute
früher einmal mein Chauffeur geweſen iſt . . . Jetzt aber darf
ich wohl endlich zum Eſſen bitten? Denn wenn es dem Haus=
herrn
nicht anſteht, den Gaſt warten zu laſſen, ſo iſt es auch
andererſeits Pflicht des Gaſtes, das Mahl nicht durch unnötige
und wenig höfliche Einwände zu verzögern. Im Weſten nicht,

Samstag, 27. Juli 1935

Ruhetag auf der Waſſerkuppe.
Oberſt Lörzer Reichslufkſporkführer.

Am Freitag herrſchte auf der Waſſerkuppe zum erſten Max)
Flugruhe, die von den einzelnen Gruppen zu Inſtandſetzungs=
arbeiten
an den Apparaten benutzt wurde. Im Laufe des Tags=
mußten
bedauerlicherweiſe der bisher ſo außerordentlich erfoloe
reiche Rhönſperber=Typ infolge eines ſich ergebenden leichts=
Konſtruktionsfehlers vorübergehend geſperrt werden. Nach Vo=
nahme
einiger Aenderungen iſt jedoch damit zu rechnen, daß di,
ſes Baumuſter ſpäteſtens am Sonntag wieder am Start ſen
wird. Als Zeichen prächtigen Kameradſchaftsgeiſtes wurden de=
betroffenen
Landesgruppen von den übrigen Gruppen Erſatzt
flugzeuge vom Typ Rhönadler und Kondor vorübergehen
zur Verfügung geſtellt.
Der Führer und Reichskanzler ernannte den Präſidenten de
Deutſchen Luftſportverbandes, Oberſt Lörzer, zum Reich=
Luftſportführer.
Der Mannheimer Ludwig Hofmann iſt, wie heute feſſ.
geſtellt wurde, auf ſeinem Fernſegelflug von der Waſſerkupm=
geſtern
in Arlon in Belgien gelandet, 330 Kilometer von dee
Waſſerkuppe entfernt. Sein Kamerad Oeltzſchner gelangte bri
weſtlich von Trier, etwa 270 Kilometer weit.

Die dritkletzte Ekappe der Tour de France‟

war in ein Rennen mit Maſſenſtart und ein Mannſchaftszeitfa
ren eingeteilt. Die erſten 81 Kilometer von La Rochelle nach L.
Roch ſur Jyon, die nicht gegen die Uhr ausgefahren wurde=
waren
eine richtige Bummelei, und das Feld kam geſchloſſen a.
Zwiſchenziel nach 2:54:51 Std. an. Im Endſpurt ſicherte ſich
Graeve den 1. Platz vor Aerts und Péliſſier. Die Deutſche
wurden mit den übrigen Nichtplacierten auf den 9. Rang geſet
Im Mannſchaftszeitfahren über 95 Kilometer von Nantes wars,
Belgien=Schweiz mit 2:45:47 Std. ſchnellſte vor der deutſch=italii
niſchen Paarung, die 2:49:30 Sid. benötigte. In der Lände=
wertung
liegt Deutſchland weiter an 3. Stelle hinter Belgie!
und Frankreich.

Der holländiſche Radfahrer Piinenbux/
ſtürzte bei einem Radrennen in Groningen ſo ſchwer, daß er mi
einem Schlüſſelbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werdea
mußte.

Ein Handball=Vierländer=Turnier will der
Ungariſche Verband im Herbſt dieſes Jahres in Budapeſt zr
Durchführung bringen. Deutſchland, Ungarn, Polen und Oeſte=
reich
ſollen daran teilnehmen.

Das Jahresprogramm der deutſchen Traber iſt un
ein wertvolles Zuchtrennen, und zwar einem mit 10 000 Mal)
ausgeſtatteten Stuten=Prüfungspreis bereichert worden. Dsll
Rennen wird zum erſten Male, in dieſem Herbſt in Münche=
Daglfing gelaufen.
Neue Meldungen gingen für die Internationalen Der=
ſchen
Tennismeiſterſchaften in Hamburg ein. Italien entſendt
Rado und Frl. Tonelli, Spanien meldete Frl. Chivari und O=
nares
, aus Belgien kommen Frl. Adamſon, de Borman und Gec=
hand
und Englands offizielle Mannſchaft iſt aus Wilde, Freße
water, Miß Hardwick und Miß Noel gebildet, Außerdem erſchein
noch der Engländer Tinkler aus freien Stücken.

Wekterbericht

des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.

Der Abbau des weſteuropäiſchen Hochdruckgebietes macht well
tere Fortſchritte. Von der Nordſee her werden bereits feucke
Luftmaſſen auch über Weſtdeutſchland verfrachtet, die zwar duuh
kräftige Sonneneinſtrahlung ſtark durchwärmt werden, gleichzeite
aber auch Anlaß zu teilweiſe ſehr ergiebigen Gewitterſchaue
geben. Das damit eingeleitete wechſelvollere Wetter wird noh
weiter zunehmen, ſo daß bei zunehmender Bewölkung zunäciſ
noch mit vielerorts auftretenden Gewitterſtörungen und langſet
zurückgehenden Temperaturen gerechnet werden muß.
Ausſichten für Samstag: Wolkig, zeitweiſe auch aufheiternd, E
nördlichen bis nordweſtlichen Winden, ſchwul und vielfol
Auftreten von Gewittern.
Ausſichten für Sonntag: Wechſelnd bewölkt, zurückgehende Te
peraturen, noch ſchwül und gewittrig.

ſoviel ich mich erinnere; bei uns nun ganz und gar nicht! 3
mal das Hammelfleiſch am beſten ſchmeckt, ſolange es noch warn
iſt . . . Jutta, nimm Platz! Herr Flieger, dort drüben, wenrg
genehm iſt! Stellen Sie den Karabiner ruhig ab in Reio
weite meinetwegen, wenn Sie es für nötig halten!
Das Mädchen ließ ſich nach Art der Orientalinnen an di
Tafel nieder. Sie lächelte Schlüter gleichſam ermunternd zu, urd
bei all ſeinem Aerger und ſeiner Sorge um ſeine Sicherheit fr
ihm die ehrliche Wärme auf, die aus ihrem Blick zu ſprech
ſchien.
Auch Kyrill=Beg ließ ſich auf das Polſter nieder. Im Pro
glich ſein mächtiger, faſt kahler Kopf mit ſeiner gewölbten Stiriſl
den ſtark markierten Brauen und der edel geformten. Naſe vil
barocken Plaſtik eines bartloſen Herakles. Dort, wo die musk.0
löſen Kiefer endeten, waren die halbkreisförmige Narbe der fe)ſt
lenden Ohrmuſchel und die nackte Oeffnung des Gehörgang?
deutlich zu ſehen. Und obwohl der Unfall, das Verbrechen ode
die Strafe, die ihm der Verluſt ſeiner Ohren eingetragen haben
mochten, viele Jahre zurückzuliegen ſchienen war die Naru
noch nicht völlig verharſcht, ſondern zeigte an ihrem Rande no
offene Stellen, die mit Puder verdeckt waren.
Wer ſind Sie eigentlich, daß Sie ſich das Recht anmaßeil
über mich und mein Eigentum Verfügungen zu treffen? Oil
denke nicht daran, mich an Ihren Tiſch zu ſetzen! Ich fürchel
Ihre erpreſſeriſchen Maßnahmen werden Ihnen noch teuer
ſtehen kommen. Ich verlange, daß Sie mich zu meiner Maſchi
zurückbringen laſſen, und das augenblicklich!
Wer ich bin? Ich dächte ich hätte mich vorgeſtellt. Nenne
Sie mich Kyrill=Beg! Denn einen anderen Namen habe ich nigl
mehr. Er genügt auch, um das, was ich für nötig befinde, wiſſ
im Umkreis durchzuſetzen. Wenn Sie aber einen Titel vorziehe
ſo überſetzen Sie ſich Beg mit Fürſt oder mit König‟
wobei ich Ihnen die Anrede Majeſtät ſchenke! Ja, ich pfei
ſogar darauf! Wie ich auf unſere Zuſammenkunft gern gepfiff!
hätte, wären Sie nicht ich weiß nicht, in welcher Abſicht
ſpionierend und womöglich photographierend über unſeren Eeſ
bieten herumgeſtreift. Das paßt mir nicht, und darum haul
ich Sie hergebeten. Doch da Sie es verſchmähen, als Gaſt ke

trachtet zu ſein, haben Sie ſich ſelbſt zu unſerem Gefangen!

gemacht. Ich muß Sie erſuchen, Ihre Waffe dem Mädchen aus)
zuliefern. Geh. Jutta, nimm ſie ihm ab!"
Laß nur, Kyrill! Es wird nicht nötig ſein! Das Mädch!
hatte ſich zwar bei ſeiner Aufforderung erhoben; aber ſie beug!
ſich über den Tiſch und ſtreichelte ihm die Hände, während
die Pupillen in die Augenwinkel ſchob und ſie, ohne den Ko
zu drehen, betrachtete.
Schlüter aber war wieder bis zur Tür zurückgetreten.
war gewillt, den Karabiner nicht gutwillig aus der Hand
geben, Er erwog in Gedanken den Verſuch einer überraſchend/n
Flucht. Freilich war er überzeugt, daß er in der Finſterr)!
draußen nicht hundert Schritt weit kommen könnte, da er ſſ
vorausſichtlich in einem befeſtigten und umſchloſſenen Lager Eſl
fand. Er verwünſchte ſich, daß er ſich ſo weit in das Abentern!
eingelaſſen hatte, ohne ein Entkommen zu verſuchen, ſolange 2
Möglichkeiten noch nicht ganz und gar gegen ihn geſtanden hatte t
Sein wirkungsloſer Proteſt kam ihm ebenſo demütigend vor wie 2
nachgebendes Eingehen auf die Wünſche vielmehr Befehle.
dieſes Mannes, von dem er ſich hatte übertölpeln laſſen. u
doch war er ſich klar darüber, daß ihm im Grunde kein anden
Ausweg offen blieb, als klein beizugeben, ſo ſehr es ihm
Innerſten widerſtrebte.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Fummer 204

Samstag, 27. Juli

jan

Neueſte Nachrichten

Induſtrierepolution in Japan.
Einer Steigerung der Chemieerzeugung um 20 Prozent ſteht
alſo eine Steigerung des Baues von Maſchinen und
ufbau einer eigenen Schwerchemie.
Geräten für die chemiſche Induſtrie um 271 Prozent
Der wirtſchaftliche Aufſchwung Japans und ſein ſtarkes Vor= gegenüber
agen im Welthandel haben naturgemäß die Aufmerkſamkeit
Die Zahl der Betriebe der Induſtrie für chemiſche

ar anderen Nationen erregt. Man war und iſt bemüht, die
ſrde und das Weſen dieſer Aufwärtsbewegung zu erforſchen,
ſaaraus Rückſchlüſſe auf ihren vermutlichen Umfang, die Dauer
Die Auswirkung ziehen zu können. Zu einer einheitlichen
uirkeilung iſt man indeſſen dabei noch nicht gekommen. Die
zu Bewertung des japaniſchen Auftriebs als Konjunkturerſchei=
ine
geht aber entſchieden fehl. Es handelt ſich um mehr.
Fapan gilt zwar bereits ſeit langem als ausgeſprochenes In=
ſtireland
. Aber es beſtand doch noch ein weſentlicher Unter=
zu
den alten Induſtrieländern. Denn mit Ausnahme der
ſchinen der Textilinduſtrie und des Motorenbaues beſchaffte
Fapan bisher faſt alle übrigen Maſchinen und Geräte aus
Auslande. Dieſen Mangel ſeiner induſtriellen Rüſtung
ſint das Inſelreich jetzt mit Entſchloſſenheit abändern zu wol=
Seit 1932 läßt nämlich der japaniſche Maſchinen=
fu
eine weit über die allgemeine Entwicklung hinausgehende
hehme erkennen, wie ihn die nachſtehende Tabelle veranſchau=
Geſ. Induſtrieproduktion Maſchinenbau
1929 7717 Millionen Yen 682 Mill. Den
1930
5963
616
1931
5175
443
1932
5982
544
1933
7871
805
41rend alſo die geſamte induſtrielle Erzeugung 1933 nur knapp
Prozent über dem Höchſtſtand von 1929 liegt, hat der Ma=

ine nbau die ſtattliche Zunahme von 18 Prozent zu verzeichnen.
s deutet darauf hin, daß es ſich nicht nur um die Deckung des
derfs an Maſchinen in den bereits beſtehenden Induſtrien
tlelt, ſondern um den Aufbau einer neuen Induſtrie. Es er=
ſt
ſich natürlich ſofort die Frage, welche Induſtrie das ſein
Die Antwort darauf geben nachſtehende Zahlen des japani=
mn
Handelsminiſteriums:
Chemieausrüſtung Chemieerzeugung

1929 3,87 Mill. Yen 1078 Mill. Den 1930 2,89 924 1931 2,63 825 1932 4,86 957 1933 14,34
1300

Ausrüſtungen hat ſich zwar von 92 im Jahr 1932 auf 85 im Jahr
1933 verringert, aber die Zahl der darin Beſchäftigten
ſtieg gleichzeitig von 1474 auf 3397. Während 1932 nur vier Fa=
briken
über 40 Arbeitnehmer beſchäftigten eine 105 Arbeiter und
die größte 112, ſind 1933 bereits zehn Fabriken mit über 40 Ar=, fünf mit über 80, drei mit mehr als 100, zwei nit
mehr als 350 und eine mit 680 Arbeitnehmern feſtzuſtellen. Auch
die geiſtigen Kräfte, die gerade für den Aufbau einer chemiſchen
Induſtrie von ausſchlaggebender Bedeutung ſind beſitzt ohne
Zweifel Japan, da es ſeit langem ſchon die Politik verfolgt hat,
erſt eine genügende Zahl, geeigneter Kräfte im Ausland an=
lernen
zu laſſen und dann deren Kenntniſſe im eigenen Lande
zu verwerten.
Dieſe Zahlen laſſen keinen Zweifel daran, daß Japan in
großzügiger Weiſe den Aufbau einer chemiſchen Induſtrie betreibt.
Veranlaßt wird es zu dieſem Vorgehen durch die Notwendigkeit,
für ſeine Metallinduſtrie einen neuen Metallverbraucher zu fin=
den
, der in ſich ſelbſt einen genügend ſtarken Auftrieb beſitzt, um
als ſtändiger Abnehmer in Frage zu kommen. Dieſe Rolle könnte
eine Schwerchemie mit dem Standort auf dm aſiatiſchen Feſtland
ſehr wohl übernehmen. Die Abſatzausſichten müſſen mit der ſtei=
genden
wirtſchaftlichen Entwicklung von Mandſchukuo und Nord=
china
in großem Maße wachſen. Die Induſtrierevolution in
Japan ſtellt ſich alſo als eine wohlerwogene Ergänzungsaktion
ſeiner politiſchen und wirtſchaftlichen Pläne auf dem Kontinent
dar mit dem Ziele, ſich ſelbſtändig und unabhängig zu machen für
das große aſiatiſche Geſchäft, kurz, ſich einen eigenen Großwirt=
ſchaftsraum
politiſch zu ſichern und wirtſchaftlich zu erſchließen.
Japan hat die Folgerung aus der Strukturwandlung des Welt=
handels
und der Weltwirtſchaft für ſich gezogen!
Für Deutſchland ſind dieſe Vorgänge im Fernen Oſten
in doppelter Hinſicht von Intereſſe; einmal im Hinblick auf ſeine
eigene hochentwickelte chemiſche Induſtrie, und zum anderen in
Hinſicht auf ſeinen Maſchinenexport nach Japan. der ſeit 1932
von 17,2 Prozent auf 25,4 Prozent im Jahre 1934 geſtiegen iſt.
Damit ſteht Deutſchland als Maſchinenlieferant Japans an zwei=
ter
Stelle, hinter Amerika. Seine Lage ähnelt etwas der bekann=
ten
Zwickmühle, da es heute die Maſchinen liefert, deren Produk=
tion
ſpäter einmal den chemiſchen Produkten auf dem chineſiſchen
Markt Konkurrenz machen ſoll.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Auflegung neuer Schatzanweiſungen der Reichsbahn und
Reichspoſt fand an der Berliner Börſe heute eine gün=
ſe
Aufnahme. Im allgemeinen waren die Kurſe am Renten=
it
wieder nicht viel verändert. Der Aktienmarkt lag völlig
ſchäftslos, da Publikum ſowohl als auch Kuliſſe ſich weiter zu=
uhielten
. Auch die in den letzten Tagen beobachteten Sperr=
urkkäufe
fehlten faſt ganz; lediglich in Farben, die ¼ Prozent
her bezahlt wurden, entwickelten ſich einige Umſätze. Unter
uck lagen AEG., die ½ Prozent niedriger eröffneten und im
laiuf um weiteres ¼ Prozent nachgaben. Man verweiſt dar=
daß
internationale Währungsereigniſſe immer wieder, die
ſichr von neuen Verluſten für das Unternehmen in ſich bergen.
ze erneute holländiſche Diskonterhöhung blieb aber auf die Ten=
uz
einflußlos. Montanwerte waren kaum verändert. Tarif=
urie
bröckelten ebenfalls leicht ab. Etwas Intereſſe beſtand für
haffenburger Zellſtoff. Verkehrsaktien waren angeboten. Bei
liuem Umſatz eröffneten Reichsbankanteile ½ Prozent höher.
Verlauf war die Tendenz bei kleinſter Nachfrage feſter. Far=
ſtiegen
auf 157½ und Siemens um 2½ Prozent. Am Ren=
tn
arkt erreichten Altbeſitz wieder ihren geſtrigen Schlußkurs.
Grundſtimmung war freundlich.
Die Rhein=Mainiſche Börſe lag weiterhin ſehr ſtill,
reue Anregungen nicht vorlagen. Die Kundſchaft hielt mit
rägen zurück, auch die Kuliſſe betätigte ſich kaum am Geſchäft.
e Grundſtimmung blieb weiter freundlich und am Aktienmarkt
ierwogen meiſt leichte Befeſtigungen. In der Farbenaktie lagen
titere Sperrmarkkäufe vor; der Kurs erhöhte ſich auf 156½
1F (156½). Scheideanſtalt gewannen 1 Prozent. Montanaktien
tnten ſich zumeiſt gut behaupten. Schiffahrtsaktien eröffneten
Bruchteile eines Prozentes höher. Am Rentenmarkt blieb
Umſatztätigkeit gering, auch die Kursveränderungen hielten
in engen Grenzen. Im Verlaufe blieb das Geſchäft bei wei=
hin
uneinheitlicher Tendenz ſehr klein. JG. Farben erhöhten
ruf 157 (156½), auch Scheideanſtalt zogen auf 237½ (237) an.
übrigen hielten ſich die Veränderungen im Rahmen von 4
Prozent nach beiden Seiten. Am Rentenmarkt veränderten
die variablen Kurſe kaum.
An der Abendbörſe erhielt ſich größere Nachfrage nach
5. Farbenaktien; der Kurs erhöhte ſich auf 158 (157½). Im
nrigen war das Geſchäft minimal und auch die Kursveränderun=
ſ
waren geringfügig. Die Tendenz war freundlich. Der Ren=
imarkt
war im allgemeinen ſehr ruhig.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Preisindexziffer der Metallwirtſchaft. Metallwiſſenſchaft,
elalltechnik‟. Die Preisindexziffer der Metallwirtſchaft Me=
lwiſſenſchaft
, Metalltechnik ſtellte ſich am 24. Juli 1935 auf
gegen 47,2 am 17. Juli (Durchſchnitt 190913: 100), ſtieg
um 1.3 Prozent der Ziffer vom 17. Juli. Für die einzelnen
ktalle wurden nach dem Preisſtande vom 24. Juli 1935 folgende
Felindexziffern errechnet: Kupfer 34,6 (am 17. Juli: 33,5) Blei
(57,8) Zink 37,5 (37,5), Zinn 79,9 (79,9), Aluminium 100,0
0), Nickel 83,1 (83,1) Antimon 104,9 (105,6).
Preiserhöhung für Zinkbleche. Der Zinkwalzwerksverband
noH., Berlin, hat den Grundpreis für Zinkbleche mit Wirkung
5. Juli im Durchſchnitt um 1,25 RM. für 100 Kg. erhöht.
Ludwig Krumm AG., Vereinigte Lederwarenfabriken Ludwig
ermm=Gebr. Langhardt, Offenbach a. M. Dieſe Lederwaren=
bik
ſteigerte ihren Geſamtumſatz. Zwar hielten die Export=
ierigkeiten
an, doch konnte man den Anteil am Geſamtexport
uſcher Lederwaren um 3,29 Prozent ſteigern. Das Unterneh=
eu
iſt ſtark auf Export eingeſtellt. Das Jahr 1934 ſchließt bei
em Warengewinn von 1,83 (1.73) gegenüber 0,96 (0.99) Ge=
illern
und Löhnen, ſowie 0.139 (0,084) Geſamtabſchreibungen

7i einem Reingewinn von 63 688 (41049 Verluſt). Der Geſamt=
Kuſtvortrag von RM. 104 203 vermindert ſich durch den Jah=
S0 ewinn auf noch 40 514 RM. Bei 0,9 (0,9) AK. und 0.194
123) Reſerven und Rückſtellungen ſtiegen die Verbindlichkeiten
1,21 (1.07), darunter Bankſchulden 0,36 (0,44), andernfalls
iben Anlagen mit 0,56 (0,58) kaum verändert, bei 1,66 (1,38)
m aufsvermögen entfallen 0,30 (0,36) auf Warenvorräte, 0.92
) auf Außenſtände, 0,28 (0,27) auf Konzernforderungen. Im
uenden Geſchäftsjahr konnten die Umſätze weiter erhöht
eiden.
Wirtſchafts= und Handelsvereinigung des rhein mainiſchen
u dkaufmanns eGm.b. H., Frankfurt. Dieſes Unternehmen hat
ine Tätigkeit im April 1934 voll aufgenommen. Es hat ſich in
abgelaufenen Berichtszeit maßgeblich an den Geſchäften be=
irgt
, die auf Grund der Marktordnung des Reichsnährſtandes
vordringlichſten geweſen ſind. Reichsbauernführer Wagner
ſied auf Grund genereller Verordnungen des Reichsnährſtandes
s dem AR. aus. Der AR. ſetzt ſich nunmehr wie folgt zuſam=
en
: Friedrich Eichinger=Berlin (1. Vorſitzender), Heinrich Thyl=
umn
=Kilianſtädten (ſtellv. Vorſitzender), Georg Kugler=München,
te Weller=Schlitz, Reinhold Rompf=Hofgeismar. Wilhelm
brich=Darmſtadt, Richard Lang=Begel. Hubert Hertlein=
rzburg
, J. Schach=Worms=Hochhein. Burghard Ruppersberg=
be. Der Vorſtand beſteht aus folgenden Perſonen; Kari
Nerſes=Michelhach, Kurt Speck=Frankfurt a. M., Rudolf Matthäi=
frmnkfurt
a. M.

Neue 4½prozenlige Reichsbahn- und Reichspoſt=
Schakanweiſungen.
Unter Mitwirkung des Reichsanleihekonſortiums werden 150
Millionen RM. neue 4½prozentige Reichsbahn=Schatzanweiſungen
ausgegeben werden. Dieſe dienen in erſter Linie zum Umtauſch
der am 1. September d. Js. fälligen 6prozentigen Schatzanweiſun=
gen
der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft von 1930. Den Umtau=
ſchenden
wird eine Barvergütung von 1½ Prozent des Kapitals
ausgezahlt und außerdem ein Bonus, von ½ Prozent gewährt
werden. Die neuen 4½prozentigen Reichsbahnſchatzanweiſungen
haben eine Laufzeit von ſechs Jahren und werden zur öffentlichen
Zeichnung im Rahmen der genannten 150 Mill. RM. zum Kurſe
von 98,25 aufgelegt werden. Ferner werden die am 1. Oktober
dieſes Jahres fällig werdenden 150 Mill. RM. 5proz, Reichspoſt=
ſchatzanweiſungen
von 1933 bis zu einem Betrage von 125 Mill.
RM. unter Mitwirkung des Reichsanleihekonſortiums in 4½proz.
Reichspoſtſchatzanweiſungen mit Hjähriger Laufzeit umgetauſcht.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Im Alter von 94 Jahren iſt in Heidelberg der Neſtor der
deutſchen chemiſchen Induſtrie und langjährige Aufſichtsratsvor=
ſitzende
der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik Geh. Rat Dr. Carl
Glaſer geſtorben.
Die deutſche Kupferhüttenerzeugung ſtellte ſich im
Juni 1935 auf 4015 Tonnen gegen 3927 Tonnen im Mai. Die
deutſche Kupfer=Raffinade=Erzeugung (Raffinade= und Elektrolyt=
kupfer
) betrug im Juni 1935 15 357 Tonnen gegen 15 879 Tonnen
im Mai.

Verſchärfung der Deviſen=Konkrolle
bei der Einfuhr.
Das Reichswirtſchaftsminiſterium teilt mit: Der ſogenannte
Neue Plan geht von dem Grundſatz aus, daß der ausländiſche
Lieferant einer Ware nur dann auf Bezahlung rechnen kann,
wenn eine Deviſenbeſcheinigung erteilt wird. Trotz dieſer War=
nung
hat es ſich gezeigt, daß immer noch Einfuhren ohne
Deviſenbeſche inigungen erfolgen, die im Gegenſatz zu
dem Neuer Plan zu einer neuen Warenverſchuldung führen
müſſen. Um dieſe Schwierigkeiten zu vermeiden, iſt daher durch
die zweite Durchführungsverordnung zum Geſetz über die Devi=
ſenbewirtſchaftung
vom 24. Juli 1935 angeordnet worden, daß der
Einführer bei der Abfertigung beſtimmter Waren zum freien
Verkehr des deutſchen Zollgebietes oder zu einem Vormerkverkehr
im weiteren Sinne einſchließlich des Zollſicherungsverkehrs eine
Deviſenbeſcheinigung einer Ueberwachungs=
ſtelle
oder ein entſprechendes Erſatzpapier vorzulegen hat.
Ohne Vorlage eines ſolchen Papiers wird die zollamtliche Abfer=
tigung
nicht vorgenommen. Da Deviſenbeſcheinigungen auch für
die von der Verordnung betroffenen Waren im bisherigen Um=
fange
weiter erteilt werden, wird die legale Einfuhr von der
Neuregelung nicht berührt. Die Reichsſtelle für Deviſenbewirt=
ſchaftung
iſt ermächtigt worden, diejenigen Waren, bei denen die
Gefahr einer erneuten Verſchuldung beſteht, und die daher der
neuen Regelung zu unterwerfen ſind, durch Bekanntmachung im
Deutſchen Reichsanzeiger zu bezeichnen.
Produkkenmärkke.
Mainzer Getreidemarkt vom 26. Juli. Es notierten in RM.
je 100 Kilo (Großhandelspreiſe loko Mainz): Weizen W. 16 21,80,
Roggen R. 15 17,80, Hafer H. 14 17,50 ab Station; Futtergerſte
G 11 16,50 plus Zuſchläge. Malzkeime 1616,50 Weizenkleie
W. 16 11,13 (Mühlenpreis), Roggenkleie R. 15 10,44 ( Mühlen=
preis
), Biertreber 17,50, Soyaſchrot 13,00 (Fabrikpreis ab ſüds.
Fabrikſtation) Tendenz: Getreide abwartend, Kleie knapp,
Malzkeime und Treber ſtetig.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 26. Juli. Im hieſigen
Gebiet blieben die Zufuhren an deutſchen Eiern ſehr knapp, wäh=
rend
die Nachfrage des Konſums trotz der neuen Erhöhung der
Preiſe ſehr lebhaft blieb. Infolge der Erntezeit beſteht ein ſtar=
ker
ländlicher Eigenverbrauch; in der Hauptſache iſt aber das
ſtarke Nachlaſſen der Legetätigkeit für die knappen Anlieferungen
verantwortlich. Die ausländiſchen Zufuhren blieben ebenfalls
gering und beſchränken ſich gegenwärtig nur auf Holland und Ru=
mänien
. Es notierten in Pfg. pro Stück frei Frankfurt a. Main
(Großhandelspreiſe an den Kleinhandel): Deutſche Markeneier
Kl. S. 11,5, Kl. a) 11, b) 10.25, c) 9,75, d) 9; Holländer Kl. S.
11,5, a) 11. b) 10.25: Rumänen 7,75.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 26. Juli. Die But=
terzufuhren
haben ſich leicht erhöht. Indes war die Konſumnach=
frage
vor dem Monatswechſel recht ruhig, zumal der ſtädtiſche
Verbrauch infolge der Reiſezeit verringert iſt, ſo daß die ange=
botenen
Mengen für die Verſorgung ausreichten. Aus Holland
waren die Anlieferungen kleiner, da der größere Teil des Ange=
bots
bereits vom Rheinland benötigt wurde. Es notierten in
RM. pro 50 Kilo frei Frankfurt a. M. ( Großhandelsverkaufs=
preiſe
an den Kleinhandel): Deutſche Markenbutter 145, feine
deutſche Molkereibutter 143, deutſche Molkereibutter 140, Land=
butter
125, Kochbutter 115120, Holländiſche Butter 145.
Piehmärkke.
Ferkelmarkt in Groß=Gerau. Auftrieb: 432 Tiere. Bezahl
wurden 1024 RM. pro Stück. Der nächſte Ferkelmarkt findet
am Mittwoch, 7. Auguſt, vormittags 3.30 Uhr, auf dem Markt=
platz
ſtatt.
che
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: ſ. V. Andreas Bauer; für den Schlußdienſt:
Andreas Bauer für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feutlleron und die
Gegenwart‟ Dr. berbert Nette; für Neich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. 6. Queiſch; für den Sport: Karl Böhmann: Anzeigen=
leiter
: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. Vl. 35. 20083. Pl. 4. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr. nachmittags 67 Uhr

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Berliner Kursbericht
vom 26. Juli 1935

Oeviſenmarkt
vom 26. Juli 1935

Berl. Handels=Geſ. 117.50
Deutſche Bank u.
91.125
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank 1 91.125
17.625
Hapag
Nordd. Llotzd 19.25
41.
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 127.
C. P. Bemberg 114.875
Bergmann Elektr. 96.
Berl. Maſch.=Bau 123.
Conti=Gummi 155.25
Deutſche Cont. Gas/135.
Deutſche Erdöl 111.75

Mieit eee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und /
Köln=Neueſſen 1
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Naf
157.25
128.25
114.
103.75

92.50
133.
100.875
122.25
91.625
73.125

Weene
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb. Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelZelegr. Draht
Wanderer=Werke

Ne
119.975
198.
33.125
87.
129.50
95.50
11.625
123.
54.
129.50
140.

Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar.
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland

D
1ägypt. s
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
teanad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2.Stg.
100 eſtl. Kr. 19
100 finn.Mk.
100 Franken 1
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

U

281
0.863
41.01
0.139
3.077
2.479
54.25
46.30
12.31
68. 43
5.425
15.40
2.353
166.23
55.32

12.64 Italien
0.6671 Japan
41.09 Jugoflawien
9.1411Lettland.
3,0531 Norwegen
2.463/ Oeſterreich
55.07 Portugal
47.00 Schweden
12.34 Schweiz
68.57 Spanien
5.435/ Tſchechoſlowak.
16.425/ Türkei
2.357 Ungarn
167.37 Uruguah
55.44 Ver, Staaten

Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Nr.
1 türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar

GeldBrief

20.41
0.724
5.664
80.82
61.86 6
48.25 4
11.16
63.46
80 92
23,39
10,29
1.9731
nCa
2.363

24.45
(.726
E.c26
*:.(8
1.98
8.05
1.,81
(3.58
11.08
24.05
7(.31
1.277
031
2.487

Suriſtadter uno Hationaibant Burmtaot, Füiare der Arescher Bank
Frankfurter Kursbericht vom 26. Juli 1935.

Keene
Gr.II p. 1934
. 1938
1986
1987
1938
Gruppe l...
5% Dtſch. Reichsanl.
5½ %Intern.,b. 50 103.75
4½,%Baden. v. 27
4½%Bahern v.27
4½%Heſſen v. 28
v. 29
4½BPreuß, b. 28
4½%Sachſen b. 27
4½8Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......!"
5% Dt. Reichspoſt=
Schätze .....
4½% n
Dtſch. Anl. Ausl.
Ablöſung
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe

4½%Bad.=Baden
4½ %Berlin, v. 24
4½%Darmſtadt . .
4½%Dresden v. 26
41s%Frankfurt 26
4½½ Heidelberg26
4½%Mainz...
½ %Mannheim27
43 %München v.ss
4½ %Wiesbaden 28
4½½Heſſ. Landesk
4½% Goldobl.
5½% Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk. Liquid.

103e, 4½Bbeſ. Landhyp
Komm.=Obl. . . 96.25 Wa 733
62 Mitteld. Stahl Mi
103.5 uderus Eiſen. I.
Eement Heidelberg 120.5 Ne WeHue
Genüſſe
Junghans .." (131 UUnterfranten. I
Ber. Stahlwerke. He
87.25 107.7 4½% Prß. Landes.
Pfb.=Anſt. G. Pf. 5%NeckarAl. G. b. 23 Karlſtadt /135 31 Ver. Ultramarin. 143.5 109 in=Main= ſerkesllbert mie Baſel/153 Kali=Chemie. 12 108.5 4½%0 Goldoblig.
4¾8 Landeskom., Donau p.28.. EhemM glein, Schanzlin Aſchersleben Saahe 10/.75 162 SalzmannckCo. 9911, Chade A.=C).... Zeliſtoff Waldhof. 107.3 Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R.11 8%Ver.
5% 10271, Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum Klöcknerwerke".
Knorr C. H. 100.5
98 4½% desgl. R. 12 4½% Daimler=Benz... ö Konſerven Bre 188 Badiſche Vonk. 126.5 4½2 Kaſſ. Landes= 4½2 Dt. Atl. Telegr. 117 Lahmener & C= 134. Br. f. Brauinduſtr 143.5 98 kreditk. Goldpfb. 96.25 6% Voigt & Häffner 102.25 Erdöl ......." 112 Laurahütte 22 Bayer. Hyp. u. W. S1:). 4½% Naſſ. Landes=
bank
Goldpfb. / 96.75 J. G. FarbenBonds 127.75 Dt. Gold=u. Silber=
ſcheibe
=Anſtalt. 237 Lech, Augsburg
Lokomf. KraußckCo. uos Berl. Handelsgeſ.
Hypothekbk.
Comm. u. Privatbl. 118.5
1136.25 97.5 Lig,-Obl. 104.,5 5 L.E.B. 15 eum ..../156.75 Münch. 15%
L.Inveſt.!
5%Bulg. Tab. v. 02 1471, Dortm. Ritterbräu/ 80 Mainkr. W. Höchſt. Dt. Bant u. Disc. m. Sam= Mainz=Akt.=Br. 83.75 168.75 Dt. Komf mel=Ablöſ.=Anl. aus. 4½%Oſt. Schätze SRancerger! zo2 Mannesm.= Röhren 91.74 LKit äife . 97 FAusl. Ser. 4%Oſt. Goldrente. Elektr. Lieferg.=Ge /416.5 Mansfeld. Bergb. Franf. Bank.. .. 169.35 TAusl. Ser.II 130.5 5%verein nh. Rumän Licht u. Kraft / 132.6 Metallge
Miag, ſ. Frankf. 116.751 Hyp.=Ban! 100.2 Dit. Komm. Samm. 201, Union ./107 ühlenbau. p.=Ban1. / 99.75 Abl. (Neubeſitz). 42
42 Türk. I.Bagdadl EſchweilerBergwerk
Eßling. Maſchinen. 262 Moenus ...." Pfälz. Hyp.=Bon!=
Reichsbank=Anl. 100.2 4½BBerl. Hhp. B. darmſtadt 104 100, 5½ Lig.-Pfbr. 101.22 4%0 II.Bugdadl 96.: 4½%Ungarn. 1913 Export=Malzfabrik. Neckarwert Eßling 1112 Rhein. Syp.=Bank. 15c.25 4½%Frlf. Hyp.B Faber & Schleicher. Sdenw. Hartſtein. 1109 Südd. Bod. Er. B1. 111.8 5½% Lig.-Pfbr. 101.5 1914
4½% Fahr, Gebrüder... 128 Park= u. Bürgerbr. 114.2. Württ. Notenbank. 1c0 10.45 4½% Goldoblig.
BFrkft. Pfbr. B. 93½1,
961, 14% Goldr.
1910 9.9 F.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felté Guillegume 1157
85 Rh. Braunkohlen ..
Elektr. Stamm A.=G.f. Verkehrsw. 86.75 %o Lig.=Pfr.
GMein. Hyp.B. 101: 109 Stahlwerke . .. 1114 Allg. Lokalb. Kraftn 123.70 86.5 Stadtanl.
bon. . s9. Frankfurter Hof. Riebeck Montan. 102.5 90 95.21 Lig.=Pfbr. 42Stockholm. 112 Geſfeleſtr. untern. Roeder, Gebr. Hapag ......
Lübeck=Büchner. 2Pfälz. Htip. B R. Goldſchmidt, Th. 1110 Rütgerst 89 Lig.=Pfbr. 1617, Aktien. Gritzner=Kahſer. Salzdetfurth Kali. Nordd. Llohd 19.25 92. %Rh. Hyp.=Bk. 96, Accumulat.=Fabrik 182.5 Grün & Bilfinger. Salzw. Heilbronn. Südd. Eiſenb. Ge 74.6 88.5 Lig.=Pfr. 1011, Allg. Kunſtzide Unie 68.. Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh. 102 Schöfferhof=Bind.. Goldobl. 94.1 A. E. G.. 41 Schramm, Lackfabr Alltanz= u. Stuttg. (9.5 4½% Südd. Boden= 97.75 AndregeNorisBahn 129 Hanſiverke Füſſen. Schuckert, Elektr. 35 Cred.=Bank Aſchaffbg. Brauereil Harpener Bergbau
Henninger, Kempf 114,21 Schwartz, Storchen 13 Vereim Verf. 90, 5½
Lig.=Pfbr
4½% Württ. Hyp. 101,2. Zellſtoff. * Halske, 182.75 Rücku. M138 96 98" Bad. Maſchinenfbr. 129 HilpertArmaturfr. r9.5 Reinigerwerke
Südb. Zucker=A. 6.)= g0. 6% Daimler=Benz Bemberg, J. P. Hindrichs=Aufferm.ſ= 94.75 %Dt. Linol. Werke 1925 Berl. Kraft u. Licht 133 Hochtief Eſſen. 14. Tellus Bergbau Otavi Minen. 102: %o Klöcknerwerke 1o8 Brauhaus Nürnbg 126.* Holzmann, Phil. Thür. Liefer.=Geſ. 121 Schantung Handel [ ][  ]

Seite 16 Nr. 204

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 27. Juli 1935

Die übermütige Ufa-Operette
Mach mich
glücklich‟
mit Else Elster, Albert Lieven,
Adele Sandrock

Ein Spiel der Phanjasie
Liebe, Tod und
Teufel‟
mit Käthe von Nagy, Albin
Skoda, Brigitte Horney

Ein sensalion. Abenteurerfilm
Der Kampf
um den
Piratenschatz‟
mit Rlchard Talmadge (V66o2

Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Angenehm kühler Aufenthalt.

aaststante Fraumnernnrer Paisd
Samstag Familientag, Gedeck 90 ¼. Uberraschungen f. d. Kinder.

Heute u. morgen
Tanz

Gasthot m. Ua e Behrens-Hminaget"
Traiſa, das führende Haus am Platze.
Direkter Durchgang zum neuen Schwimmbad. Aus=
u
. Ankleide=Räume. St llung., ſowie Parkplatz für
Gäſte koſtenlos. Ia Küche und Keller bei billigſten Preiſen
(V5905
Ruf 1481 Darmſtadt.

Schul‟ Felsenkeller
Dieburger Straße 85 Elektr. Linie 6 und 7
Samstag und Sonntag
Garken-Konzerte

Neuer Musiktempel

(5686a

SlTLOSSREIIE
Täglich abends 8 Uhr
Samstag nachm. 46 Uhr Kapelle Kurt Röske"
Voranzeige: Ab 1. Augusk der bekannte Humorist
HARRV THURER mit seinein Orchester. (6364a

Mit der Reichsbahn nach Baden=Baden.
Am Sonntag, den 4. Auguſt d. J. verkehrt
ein Sonderzug mit 60 v. H. Fahrpreisermäßi=
gung
und Sitzplätzen in bequemen Durch=
gangswagen
3. Klaſſe von Darmſtadt Hbf. nach
dem ſchönen Schwarzwaldbad Baden=Baden und
zurück. Darmſtadt Hbf. ab 7.19 Uhr, Baden=Baden
an 9.45 Uhr, Baden=Baden ab 18.50 Uhr und Darm=
ſtadt
Hbf. an 21.10 Uhr. Fahrpreis ab Darmſtadt
Hbf. für Hin= und Rückfahrt 4.60 RM. Näheres iſt
aus den Aushängen auf den Bahnhöfen zu erſehen
oder durch die Fahrkartenausgaben und Reiſebüros
zu erfragen.
(6688
Mainz, den 26. Juli 1935.
Reichsbahndirektion Mainz.

Eintritt frei!

Gaſtſtätte Bethke
(früher Rummel
Phil.)Fay Spez.=
Bier 20 5, Saft=
Rippchen 50 D,
bürgl. Mittagst.
reichl., gut u. bill.
Aufenthalt. Kein
am Hauptbahnhof (4a15a
Bedien.=Zuſchl. (e
Kleine Preise!

Samstag und Sonntag/Dſtdt.,Bleichſt.41
Bonmertesterand
ab 8 Uhr
Horer 90Ss4 Angen. Famil=

Wiee m

Heute
Gesell-
schafts
schafts-
abend

mit
TANZ.

Letzter Autobus n. Darmst. ab 0.15 Uhr

Gasthaus RühlerGrund.
Auerbach a. d. B.
Bachgaſſe 27
Telefon 408
Eigene Metzgerei. Großer Saal
(600 Perſonen). Penſionspr. 3.
Wochenende. Jed. Sonntag Tanz.
V5862)
Beſitzer: Adam Daum.

leden Sonntag
nachm. ab 4 Uhr
Honderrar Tann

Waldhotel Kühler Grund
Jugenheim (Bergstr.)
5428a) (Balkhäuser Tal).

Für Selbstfahrer ein
Autoo Vermietung
und Verleih: Anruf 0444
Fritz Kappel, Hermannstraße5!

Ernst-Ludwig-Straße 1

Mur heute u. morgen
NEUAUFFÜHRUNG
Sechs Frauen
und ein König
Der wundervolle Groß-
film
, den man gesehen
haben muß!"
(670=
Beginn: 3.00, 5.30, 8.10

Sonntag 1.30 Uhr
Jugend-Vorstellung
Prärie-Reiter

Welch älterer
Lehrer oder
Lehrerin erteilt
Unkerrichk
in Deutſch? An=
geb
. B 30 Gſchſt.

Wer nimmt ge=
gen
Vergütung
2 Perſonen im
Auto nach dem
Harz
mit? Ang. unt.
B 49 a. d. Gſch

Odenwald=
Lub
Ortsgruppe
Darmſtadt.
Ortsgr. Main
lädt ein zur (
Rheinfahrt
Mainz-
Si. Goar-
Bacharach
am 11. Auguſt.
Anmeldungen
und Näheres in
unſer. Geſchäfts=
ſtelle
. Eliſab.=
Straße 21.

NächsteWoche!
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10200
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Portou Liste 30-
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Darmstadt, ſchulgtr!s
Postsch 24500 Ffm.
v. alle Vorkaufsst
(T 6495)

ORPHEUM
Sommerspielzeit 1935 Gastspiele der Hessischen Volksbühne
Täglich ab Samstag, 27.Juli: Die Geisha von S.lones
Musikal. Leitung: BEPPO GEIGER.

Preise: 0.60 0.90 1.20 1.50 Karten: Verkehrsbüro u H. de Waal

Heute
Haldesrun und morgen Gartenrest
Tanz im Freien mit Ueberraschungen Kaffee- und Kuchentag. (5298a
Auf vielseitigen Wunsch Heute GROSSES KINDERFEST

Tanz
im
Garten

Samstag, den 27. August 1935, findet
abends 8.30 Uhr Tanz im (6693a
Orangerie-Haus
der Gartenbau-Ausstellung statt.
Kein Tanzgeld.
Billige Speisen und detränke,

Herren= und
Dam.=Fahrräder
zu verleihen. (e
Eliſabethenſtr 35.

Verloren!
Gold. D.=Armb.,
Uhr Nied.= Ram=
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Heute Nacht-
Vorstellung
Beginn: 10.45 abends
Vorverkauf an der Kasse.
Die singende
Stadt
Jan Kiepura’s erster und
schönster Film wird zum
letzten Mal wiederholt.
Sonntag:
Ein gewisser Herr Gran
Hans Albers, Karin Hardt,
Olga Tschechowa, Hubert
v. Meyerinck.
(6704

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32. Mk. an (a
G. Larmdtädten.
Heinkeimadhr. 86

schon für 32.
Orio
Karlstr. 14/16
(648 a)

Wegen Umzug *
Tiſch= u. Kaffee=
decken
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und Decke, rd. 10 f Träger und Rundeiſen.
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während der Dienſtſtunden zur Einſicht offen.
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Angebote ſind verſchloſſen, portofrei und mit der
Aufſchrift Bauwerke Umgehungsſtraße Lorſch bis
10. Auguſt 1935, vorm. 10 Uhr, hierher einzureichen.
Die Verdingung unterliegt der VOB und ſteht
unter dem Schutz der Verordnung zur Ergänzung
der Verordnung über Preisbindungen und gegen
Verteuerung der Bedarfsdeckung vom 29. März 1935.
Darmſtadt, den 25. Juli 1935.
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