Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 203
Freitag, den 26. Juli 1935
197. Jahrgang
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Ein Berichk des engliſchen Geheimdienſtes. — Abeſſiniſche Propaganda unker den Eingeborenen Agypkens,
es Sudans und Somalilandes. — Wiederaufleben der paniſlamiſchen Bewegung. — Einſchalkung der Türkei.
Unruhiges Afrika.
Raſſenkampf der Schwarzen?
EP. Paris, 24. Juli.
Für die pſychologiſchen Faktoren, die die franzöſiſche
4 iplomatie bei der Feſtlegung ihrer Haltung in dem italieniſch=
Seſſiniſchen Konflikt und vor allem gegenüber dem italieniſchen
Z ölkerbundspartner berückſichtigen muß, iſt die Frage der eigenen
ſtanzöſiſchen Kolonialpolitik und der Rückwirkung des
abeſſi=
urſchen Konflikts auf die ſchwarze Eingeborenenbevölkerung von
jöchſter Wichtigkeit.
Sehr lehrreich iſt ein am Mittwoch abend veröffentlichter
3 ericht der „Information” wonach aus allen Meldungen der
9genten des engliſchen Geheimdienſtes in Afrika wie in Indien
hervorgehe, wie ſtark die Bewegung auf die meiſten Teile des
ſHwarzen Erdteils überzugreifen drohe. Die äthiopiſchen
Aggenten hätten ſeit einigen Wochen mit Erfolg unter den
Ein=
geborenen von Somaliland, des Sudans, ja ſelbſt Aegyptens
Tropaganda für die Sache Aethiopiens, d. h. für die Sache der
ſchwarzen Raſſe in Afrika gemacht. Die panislamiſche
Be=
negung mache wieder große Fortſchritte. Die „Information”
berichtet dazu, daß der engliſche Botſchafter Sir George Clerk
ir ſeiner letzten Unterredung mit dem franzöſiſchen
Miniſter=
räſidenten Laval auf dieſe Frage eingehend zu ſprechen
ge=
immen ſei. Es ſei Pflicht der franzöſiſchen Regierung geweſen,
deſe Gefahr in freundſchaftlicher Weiſe der italieniſchen
Regie=
urng klarzumachen und dabei „eigene Gedanken hinzuzufügen”
an darf vermuten, daß der franzöſiſche Botſchafter in Rom
dei dieſer Gelegenheit auf die Gefahren hingewieſen hat, die
auch die franzöſiſche Kolonialpolitik bei einer Erhebung der
18M gängeborenen in Afrika laufen würde eine Bewegung, die
ſoließlich auch die Intereſſen Italiens ſchädigen würde.
Der Berichterſtatter der „Information” glaubt zu wiſſen,
drß, wenn auch Muſſolini ſich noch nicht geäußert habe, der
Mürterſtaatsſekretär Suvich doch ſtark beeindruckt worden ſei durch
de franzöſiſchen Vorſtellungen. Er ſchließt daraus, daß alle
Hoffnung auf eine Einigung noch nicht aufgegeben werden dürfe.
* Das Auftreten der Italiener hat zu beiden Seiten des
Yoten Meeres Erſcheinungen in der dortigen Bevölkerung
aus=
gelöſt, die von den Regierungen, die mit Kolonien ausgeſtattet
MAIſind, mit voller Aufmerkſamkeit erfolgt werden. Schon das
Ver=
halten der Japaner, die durch ihre Propaganda klar zu
und Yverſtehen gegeben haben, daß es ihnen jetzt darauf ankommt,
dem Farbigen=Problem einen neuen Inhalt zu geben mußte
bbedenklich ſtimmen. Nun ſind auch die Türken
beklin die Erſcheinung getreten, die ſich als
Orien=
ſwilltalen fühlen und eine entſprechende Erklärung
in Tokio abgeben, während in Paris eine
an=
geblich vom engliſchen Geheimdienſt
ſtammen=
eAKder Bericht herumgereicht wird, aus dem
her=
ſvorgeht, daß die Agenten Abeſſiniens ſeit
verg MBochen mit Erfolg unter den Eingeborenen von
Komaliland, des Sudans und Aegyptens Pro=
)aganda für die Sache Aethiopiens gemacht
haben. Die Sache Aethiopiens iſt aber heute ſchon die Sache
aller gebildeten und aufgeklärten Schwarzen Afrikas und ihrer
Naſſeangehörigen in Ueberſee. In Amerika wird nach wie vor
ſer eine materielle Unterſtützung Abeſſiniens
lurch die amerikaniſche Negerbevölkerung ge=
Vorben. Auffallend iſt es, daß ſich auch Europäer immer wieder
nit Angeboten an Abeſſinien hervorwagen, ein Beweis, daß die
leftigen Angriffe der Italiener auf einige europäiſche
Regie=
ungen die Sympathien für Abeſſinien nur geſtärkt haben. So
lört man jetzt, daß in England Geldmittel
ge=
ſammelt werden, um der abeſſiniſchen
Regie=
ung eine Kriegsluftflotte zur Verfügung
ellen zu können. Gleichzeitig ſollen ſich engliſche, fran=
SSſiſche und amerikaniſche Piloten für dieſe Luftflotte gemeldet
laben. Es iſt nicht anzunehmen, daß die engliſche Regierung
ſoren Staatsangehörigen geſtatten wird, Waffendienſte für
Abeſ=
mien zu leiſten. Wohl aber trifft England ſeinerſeits
Borſorge um für alle Fälle gerüſtet zu ſein. Denn man
eiß, daß die Bevölkerung des an Abeſſinien angrenzenden
Eudans ſehr leicht abeſſiniſchen Agenten Gehör ſchenken kann.
Um irgendwelche Komplikationen an der Grenze zu
ver=
eiden, haben die Engländer die Garniſonen verſtärkt
und alle möglichen militäriſchen Sicherungs=
Faßnahmen getroffen.
Scharfe Sprache Ikaliens gegen Japan.
EP. Rom, 25. Juli.
Das am Mittwoch an Muſſolini geſandte Proteſttelegramm
der japaniſchen Vereinigung „Schwarzer Drache”, worin dieſe die
Bolitik Muſſolinis gegenüber Abeſſinien ſcharf verurteilt, wird
von der italieniſchen Preſſe als eine „neue Unverſchämtheit der
iapaniſchen Nationaliſten” bezeichnet und dementſprechend
zurück=
gewieſen. Die Blätter betonen, wenn es einen Staat gebe, der
gegen die anderen Gewalt anwende und bei ſeinen Eroberungen
echne Bedenken vorgehe, ſo ſei das gerade Japan.
Abeſſinien braucht Geld.
DNB. London, 25. Juli.
Der abeſſiniſche Geſandte in London, Dr. Martin, äußert ſich
auich weiterhin mit großer Offenheit über ſeine Pläne. In einer
Breſſeunterredung ſagte er, er ſuche zunächſt zwei Millionen
Bſund Sterling, und dann womöglich noch weitere fünf Millionen
Dſund aufzutreiben. Urſprünglich ſollte dieſes Geld für die wirt=
ſchaftliche Erſchließung Abeſſiniens verwendet werden, aber der
drohende Krieg habe jetzt den erſten Anſpruch darauf. Er hoffe,
die britiſche Regierung werde Kredite für den Ankauf von
Waf=
fen gewähren. In Abeſſinien ſei eine beſondere Kriegsſteuer
ein=
geführt worden, die etwa fünf Millionen Pfund einbringen ſolle.
Vor allem ſei Munition für Mauſergewehre nötig, und zwar viel
Munition, weil der Krieg vielleicht lange dauern werde. An
Mauſergewehren beſäßen die Abeſſinier 100 000 bis 200 000 Stück.
Von den Geſchützen ſeien einige neu, andere hingegen ſeien 1896
den Italienern bei Adua abgenommen worden. Hierzu kämen noch
eine Anzahl Maſchinengewehre und fünf bis zehn Flugzeuge. Ueber
die Stärke des Heeres drückte ſich der Geſandte nicht deutlich aus.
Er ſagte nur, alle Männer würden ihr Möglichſtes tun, und die
Frauen würden ſie begleiten und für ſie kochen und waſchen.
England verbiefet Waffenausfuhr nach Italien
und Abefſinien.
DNB. London, 25. Juli.
Die engliſche Regierung hat beſchloſſen, die Waffenausfuhren
nach Italien und nach Abeſſinien bis auf weiteres zu verbieten.
Dieſe Mitteilung wurde Donnerstag nachmittag vom
eng=
liſchen Außenminiſter Sir Samuel Hoare im engliſchen Unterhaus
gemacht. Auf eine Anfrage des Oppoſitionsführers Lansbury
er=
klärte er folgendes: „Die Durchfuhr von Waffen, die für die
abeſſiniſche Regierung beſtimmt ſind, durch britiſches Gebiet oder
britiſches Protektionsgebiet, das an Abeſſinien angrenzt, wird in
Uebereinſtimmung mit Artikel 9 des Vertrages vom 21. Auguſt
1930 geſtattet ſein. Wie ich höre, legt die franzöſiſche Regierung
ihre Verpflichtungen in derſelben Weiſe aus. Was jedoch die
Ge=
nehmigung der Waffenausfuhr betrifft, ſo tut die engliſche
Re=
gierung ihr Beſtes, um einen friedlichen Abſchluß des unglücklichen
Konfliktes zu ermöglichen; ſie wünſcht daher nicht, irgend etwas
zu tun, was die Lage präjudizieren könnte. Sie wird daher bis
auf weiteres keine Genehmigung für die Waffenausfuhr von
Eng=
land nach Italien oder Abeſſinien erteilen.”
Deutſchfeindlicher Schrikk
des New Yorker Bürgermeiſkers.
Skarke Erregung im New Yorker Deukſchkum.
DNB. Waſhington, 25. Juli.
Eine Erklärung des Bürgermeiſters von New York, Laguardia,
wonach er die Verweigerung einer
Gewerbeerlaub=
nis für einen hieſigen deutſchen Reichsangehörigen
bil=
lige, wird in amtlichen Kreiſen als überaus peinlich empfunden.
Laguardia verwies in dieſer Erklärung darauf, daß Artikel 1 des
deutſch=amerikaniſchen Handelsvertrages, auf den ſich dieſer
Lizenz=
anſpruch ſtütze, von Deutſchland ſelbſt nicht beachtet werde, da das
Reich angeblich mehrere amerikaniſche Staatsbürger ausgewieſen
und anderen die Berufsausübung verweigert habe.
Wenn auch das Staatsdepartement bisher eine offizielle
Stel=
lungnahme zu dieſem Vorfall ablehnt, ſo iſt doch ſeine
Verlegen=
heit über dieſen Vorfall unverkennbar, und ſie iſt um ſo größer,
als die Bundesregierung keinerlei Zwangsmittel gegen
Einzel=
ſtaaten oder Städte hat, um in ſolchen Fällen einzuſchreiten. Sie
müßte ſich daher gegebenenfalls darauf beſchränken, den
Bürger=
meiſter von New York auf das Rechtswidrige ſeines Verhaltens
aufmerkſam zu machen. Jedenfalls ſieht man in amtlichen Kreiſen
Waſhingtons das Vorgehen Laguardias als eine Verletzung
des deutſch=amerikaniſchen Handelsvertrages an.
Die Empörung deutſch=amerikaniſcher Kreiſe über das
eigen=
mächtige Vorgehen Laguardias findet in einer längeren
Erklä=
rung der deutſch=amerikaniſchen Handelskammer ihren
Nieder=
ſchlag; Laguardias Haltung werde überall dort, wo man an der
weiteren Entwicklung der deutſch=amerikaniſchen
Handelsbeziehun=
gen Anteil nimmt, mit größter Beſorgnis aufgenommen. Die
deutſch=amerikaniſche Handelskammer erblicke als amerikaniſche
Organiſation in der Handlung des Bürgermeiſters von
New York eine ſchwere Gefahr für den friedlichen
Verkehr zwiſchen beiden Nationen. Sie proteſtiere
daher energiſch gegen irgendwelche Verſuche, dieſe Freundſchaft zu
ſtören, um ſo mehr, als keine einzige in Deutſchland tätige
ameri=
kaniſche Firma von den deutſchen Behörden in ihren geſchäftlichen
Handlungen in irgendwelcher Weiſe behindert oder benachteiligt
worden ſei. Scharfe Proteſte gingen ferner vom „Bund der
Freunde des neuen Deutſchland” von der „Vereinigung deutſcher
Geſellſchaften” und vom „Verband bayeriſcher Vereine Groß=New
Yorks” ein. Zahlreiche andere Verbände werden zu dieſer
Ange=
legenheit in den nächſten Tagen Stellung nehmen. Eine
allge=
meine Proteſtverſammlung des New Yorker
Deutſchtums iſt für den 30. Juli anberaumt worden.
Bürgermeiſter Laguardia verneinte Preſſevertretern
gegen=
über, daß er das Staatsdepartement vor ſeiner Entſcheidung
be=
fragt habe. Auf eine weitere Anfrage, ob er einen beſtimmten Fall
einer Benachteiligung eines amerikaniſchen Bürgers ſeitens
deut=
ſcher Behörden im Auge habe, weigerte ſich Laguardia zu
ant=
worten.
Das amerikaniſche Repräſentantenhaus nahm mit 299 gegen
100 Stimmen die Regierungsvorlage an, die die Schaffung einer
ſtändigen Bundesbehörde zur Regelung des Alkoholhandels
vor=
ſieht. Die neue Behörde wird die frühere Kontollbehörde erſetzen,
die durch die Entſcheidung des Oberlandesgerichts über die Nira
aufgehoben worden war. Entgegen den Wünſchen Rooſevelts
wird die neue Behörde eine Unterabteilung des Schatzamtes
bil=
den und nicht als unabhängige Bundesbehörde arbeiten. Die
Vorlage geht nunmehr dem Senat zu.
Hollands Kampf um den Gulden.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Schon ſeit geraumer Zeit hat die holländiſche
Re=
gierung mit innerpolitiſchen Schwierigkeiten zu
kämpfen, die vornehmlich aus der Wirtſchafts= und
Währungslage reſultieren. Goldwährung oder
Devalvation — das iſt die Formel, unter der die
innerpolitiſchen Fronten aufmarſchieren. Die Lage
hat ſich nun in den letzten 48 Stunden dadurch
zu=
geſpritzt, daß die Regierung Coliin in der 2. Kammer
ihr Sparprogramm mit der Vertrauensfrage
ver=
band und die Katholiken, die der ſtärkſte Block des
bisherigen Regierungslagers ſind, ſich außerſtande
erklärten, der Regierung das Vertrauen zu
be=
ſcheinigen. Der nachfolgende Artikel unſeres
ſtän=
digen Berichterſtatters zeigt die Hintergründe der
gegenwärtigen Kriſe auf. Die Schriftleitung.
W. J. Amſterdam, 23. Juli.
Holland ſteht vor einer wichtigen politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Entſcheidung. Die in der Zweiten Kammer im Gange
befindlichen Debatten über die große Sparſamkeitsvorlage der
Regierung, durch die ein Betrag von etwa 75 Millionen Gulden
im Staatshaushalt eingeſpart werden ſoll haben einen ſo ſtarken
grundſätzlich=allgemeinen Charakter erhalten, daß durch ihren
Ausgang die zukünftige politiſche und wirtſchaftliche
Entwick=
lung der Niederlande weitgehend beeinflußt wird.
Bereits ſeit verſchiedenen Monaten wird in weiten Kreiſen
des Landes gegen die von der Regierung Coliin betriebene
Politik, die bisher eine ausgeſprochene Kriſenpolitik war und
infolgedeſſen von wirtſchaftlichen und finanzpolitiſchen
Er=
wägungen beherrſcht wird, Sturm gelaufen. Die Gegner der
Regierung ſind hauptſächlich in den auf ausländiſche
Abſatz=
märkte angewieſenen induſtriellen Kreiſen ſowie bei der
Sozial=
demokratie, die in Auswirkung der zunehmenden
Arbeitsloſig=
keit und wiederholter Lohnermäßigungen eine ſtarke
Ab=
wanderung ihrer Anhänger befürchten muß, aber auch innerhalb
der zur Regierungskoalition gehörenden Katholiſchen
Staats=
partei, die ſowohl auf die Intereſſen der katholiſchen
Induſtrie=
führer als auch auf die Forderungen der katholiſchen
Arbeiter=
ſchaft Rückſicht nehmen muß, zu finden. Sie machen geltend,
daß die zahlreichen von dem „nationalen Kriſenkabinett”
er=
griffenen Kriſen= und Reglementierungsmaßnahmen es nicht
haben verhindern könnne, daß die Lage der holländiſchen
Volks=
wirtſchaft und damit auch der Staatsfinanzen ſich von Monat
zu Monat weiter verſchlechtert hat. Die von der Regierung
ver=
tretene ſogenannte Anpaſſungspolitik wird in den erwähnten
Kreiſen ſchon lange heftig kritiſiert, da ſie die allgemein als
notwendig empfundene Angleichung der holländiſchen
Volkswirt=
ſchaft an die in den letzten Jahren völlig veränderte Struktur
der Weltwirtſchaft durch eine fortgeſetzte ſyſtematiſche
Herab=
ſchraubung des Lebensſtandards ſowie der Erzeugung und der
Ausfuhr zu erreichen ſucht und auf dieſe Weiſe von weiten
Schichten der Bevölkerung große Opfer fordert.
Die eingangs erwähnte Sparſamkeitsvorlage ſtellt nun
unzweifelhaft einen weiteren entſchiedenen Schritt auf dem von
der Regierung Coliin ſchon lange beſchrittenen Wege dar. Sie
bedeutet insbeſondere, daß von beſtimmten Gruppen der
Be=
völkerung, in erſter Linie vom Staatsperſonal, neue
Einſchrän=
kungen in ihrer Lebenshaltung dargebracht werden ſollen. Sie
hat deshalb auch erhebliche Verſtimmung hervorgerufen, die von
den oben erwähnten Induſtriekreiſen und noch mehr von der
Sozialdemokratie, die ſchon lange den Drang nach der
Staats=
krippe empfindet, für ihre Zwecke nach Kräften ausgenutzt
worden iſt.
Sowohl in Preſſepolemiken wie auch im Laufe der Debatten
der Zweiten Kammer wurde von der Oppoſition nachdrücklich
die Anſicht vertreten, daß die von der Regierung befolgten
Methoden ſich als eine verfehlte Politik erwieſen hätten und
daß die Haupturſache allen Uebels in dem ſtarren Feſthalten
an dem hohen Goldſtandard erblickt werden müſſe. Hätte man
ſeinerzeit in Nachahmung des von vielen anderen Ländern
gegebenen Vorbildes den Weg der Devalvation beſchritten, dann
wären viele der eingetretenen Schwierigkeiten weit leichter zu
überwinden geweſen und hätte ſich in Holland der Prozeß der
Anpaſſung an die übrige Welt viel natürlicher und
reibungs=
loſer geſtalten können. Wenn man auch damals, ſo wurde in
dieſen Kreiſen weiter betont, den Anſchluß verpaßt habe, ſo ſei
es doch nicht zu ſpät; um dieſen Fehler wieder gutzumachen.
Der geeignete Zeitpunkt hierzu biete ſich gerade jetzt anläßlich
der entſcheidenden Stellungnahme des Parlaments zur
Sparſam=
keitsvorlage der Regierung.
Hiermit war die bisher in der Hauptſache in wirtſchaftlichen
Kreiſen erörterte Alternative „Goldgulden oder Abwertung” in
den Mittelpunkt des politiſch=parlamentariſchen Kampfes gerückt.
Der Kampf um den Gulden konnte nunmehr in offener
Feld=
ſchlacht im Parlament ausgetragen werden. Da die Regierung
Coliin und insbeſondere der Miniſterpräſident perſönlich ſich
wiederholt ſehr entſchieden auf die ungeſchwächte
Aufrecht=
erhaltung der Goldwährung feſtgelegt haben, iſt es nur zu
natürlich, daß der Fortbeſtand des Kabinetts unabwendbar mit
dem Schickſal des Guldens verknüpft iſt, und daß ein für die
Regierung ungünſtiger Ausgang dieſes Kampfes eine ſofortige
Regierungskriſe heraufbeſchwören muß. Miniſterpräſident Dr.
Coliin hat Parlament und Oeffentlichkeit hierüber auch
keines=
wegs in Zweifel gelaſſen, und in ſeiner Ende vergangener
Woche gehaltenen großen Kammerrede mit unmißverſtändlicher
Deutlichkeit erklärt, daß die Regierung darauf beſtehen müſſe,
daß ihre Sparſamkeitsvorlage mit einer ſo großen Mehrheit
genehmigt werde, daß die Regierung in dem
Abſtimmungs=
ergebnis ein Vertrauensvotum erblicken könne.
Entſcheidend für das Los, das ſowohl die Regierung Coliin
wie den Gulden treffen wird, wird die Haltung ſein, die die
größte Fraktion der Zweiten Kammer, die der Katholiſchen
Staatspartei, bei der Abſtimmung über die Sparſamkeitsvorlage
einnehmen wird. Selbſt wenn die Abgeordneten der vier anderen
hinter dem „nationalen Kriſenkabineri” ſtehenden Parteien, der
beiden bürgerlichen Rechtsparteien (Anti=Revolutionären und
Chriſtlich=Hiſtoriſchen), der Liberalen und der Demokraten
ge=
ſchloſſen für die Regierungspolitik eintreten, würde das
Schick=
ſal der Regierung doch beſiegelt ſein, ſofern ſich die große Mehr=
Seite 2 — Nr. 203
heit der katholiſchen Fraktion zuſammen mit den
Sozial=
demokraten und den Vertretern kleinerer Oppoſitionsparteien
gegen die Regierung ausſprechen ſollte.
Die Folgen einer parlamentariſchen Niederlage der
Regie=
rung Colijn würden vorläufig unabſehbar ſein. Insbeſondere
rückt dann die von den Sozialdemokraten ſchon lange heiß
herbeigeſehnte „Schwarz=Rote Koalition” mit den Katholiken in
den unmittelbaren Bereich der Möglichkeiten. Die erſten
Aus=
wirkungen einer ſolchen weitgehenden politiſchen Umgruppierung,
vor der man allerdings in rechtsſtehenden katholiſchen Kreiſen
unter religiöſen Geſichtspunkten vorläufig noch zurückſchreckt,
dürften in einer Devalvation des Guldens und einer
diplo=
matiſchen Anerkennung Sowjetrußlands beſtehen. Gleichzeitig
würden ſich dann auch die innerpolitiſchen Gegenſätze auf
be=
drohliche Weiſe verſchärfen.
Das eee 20desürien
wegen kommuniſtiſchen Hochverraks.
Ein Kumpan von Mar Hölz vor dem Volksgerichtshof
DNB. Berlin, 25. Juli.
Der Volksgerichtshpf für das Deutſche Reich machte am
Donnerstag entſprechend dem Antrag des Reichsanwalts zum
erſten Male Gebrauch von der durch die verſchärften
Straf=
beſtimmungen für Hoch= und Landesverrat vom 24. April 1934
gegebenen Möglichkeit, wegen hochverräteriſcher Umtriebe auf
Todesſtrafe zu erkennen. Das Todesurteil, verbunden mit
lebenslänglichem Ehrverluſt, erging gegen den 41jährigen Rudolf
Claus aus Braunſchweig, einem unverbeſſerlichen kommuniſtiſchen
Schwerverbrecher, der ſich immer wieder gegen den Staat
ver=
gangen hat.
Als Kampfgenoſſe des berüchtigten Mordbrenners Max Hölz,
der das Vogtland brandſchatzte, war Claus leitend an der
Anzettelung und Durchführung des kommuniſtiſchen Aufſtandes
in Mitteldeutſchland im Frühjahr 1921 beteiligt, wurde zu
lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, bald aber amneſtiert. Im
Jahre 1924 erhielt er für einen ſchweren Raub acht Jahre
Zuchthaus, die er aber auch nur z. T. zu verbüßen brauchte.
Dieſe ſchweren Vorſtrafen hielten ihn indes nicht ab, ſelbſt nach
der nationalen Erhebung noch im Dienſte der KPD. gegen das
neue Deutſchland zu arbeiten. Er war zuletzt als Kaſſierer
in der Reichsleitung der Roten Hilfe und damit in einer
Organifation tätig, die als Untergliederung der KPD. dieſelben
ſtaatsfeindlichen Ziele verfolgt, wie die rote Umſturzpartei ſelbſt.
„Es iſt ſelbſtverſtändlich”, ſo führte der Vorſitzende in
der Urteilsbegründung aus, ,daß alle die Taten, die Claus
früher begangen hat, nicht mehr den Gegenſtand der jetzigen
Anklage bilden und niche etwa erneut abgeurteilt worden ſind.
Sie mußten aber ſtrafverſchärfend wirken, wie das in der
deut=
ſchen Strafjuſtiz bei allen Vorſtrafen die Regel iſt. Beſtraft
wird in erſter Linie der verbrecheriſche Wille. Durch ſeine Tcten
und ſeine Vorſtrafen hat der Angeklagte bewieſen, daß bei ſeiner
ausgeprägten aſozialen Geſinnung mit einer Beſſerung nicht
mehr zu rechnen iſt. Es gab für den Senat daher keine andere
Strafe als die höchſte Strafe, und deshalb wurde das
Todes=
urteil ausgeſprochen.” — „Der Angeklagte hat behauptet”, ſo
fuhr der Vorſitzende fort, „aus Ueberzeugung gehandelt zu
haben. Die Zeiten, in denen die ſog. „
Ueber=
zeugungstäter” Vergünſtigungen genoſſen ſind
jetzt endgültig vorbei. Die Totalität des
Staates verlangt eine unbedingte
Unterord=
nung unter die beſtehende Verfaſſung und die
Geſetze. Wer den Staat nicht aus innerer Ueberzeugung
unterſtützt, hat zum mindeſten die Pflicht, ſich ihm gegenüber
loyal zu verhalten. Es muß endlich Schluß gemachi werden mit
den kommuniſtiſchen Umtrieben. Es müſſen daher ganz
nach=
drückliche Strafen verhängt werden, damit im Lande endlich
bekannt wird, daß der Staat nicht mehr gewillt iſt, Milde
wal=
ten zu laſſen gegenüber allen Angriffen, die ſich auf ſeinen
Be=
ſtand richten.”
Mit abgeurteilt wurden vier weitere Angeklagte, die als
Kuriere in der Reichsleitung der Roten Hilfe Deutſchlands tätig
waren und z. T. auch die Verbindung mit den roten
Emigran=
ten im Saargebiet vor der Rückgliederung nach Deutſchland
aufrechterhalten haben. Von ihnen erhielt der 32jährige Ferdinand
Steffens aus Herne i. W. 13 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre
Ehrverluſt und die 26jährige Eva Lippold, eine fanatiſche
Kom=
muniſtin, 9 Jahre Zuchthaus und 9 Jahre Ehrverluſt.
Außer=
dem wurden dieſe beiden Angeklagten unter Polizeiaufſicht
ge=
ſtellt. Gegen den 25jährigen Arthur Weisbrodt aus Berlin=
Mahlsdorf lautete das Urteil unter Einbeziehung einer vom
Kammergericht gegen ihn verhängten früheren Strafe auf
ins=
geſamt 7 Jahre Zuchthaus und 7 Jahre Ehrverluſt, ſowie gegen
den 23jährigen Hans Lippert, einen irregeleiteten Mitläufer,
auf 4 Jahre Zuchthaus und 4 Jahre Ehrverluſt.
ein Putifer Bohemteen i Hoefſimen.
Beim Kramen und Neuaufſtellen meiner Bücher iſt mir ein
Band in die Hände gefallen, der augenblicklich ein gewiſſes
aktuelles Intereſſe beſitzt und von deſſen Exiſtenz bei ſeinem
Er=
ſcheinen nur ein ganz kleiner Kreis Kenntnis genommen hat,
nämlich nur die Leute, die ſich eingehend mit der franzöſiſchen
Lyrik ſeit 1870 beſchäftigten. Im Jahre 1872 ſtellte Fantin=
Latour eines ſeiner ſchönen Gruppenbilder aus, worauf er
acht bekannte Schriftſteller vereinigte, alle lebensgroß und
meiſter=
haft gemalt. Ganz links ſitzt Paul Verlaine, ganz rechts
Camille Pelletan, der dreißig Jahre ſpäter
Marinemini=
ſter und vierzig Jahre lang ſehr eifriges und vielgenanntes
Mit=
glied der Radikalſozialiſtiſchen Partei in der Deputiertenkammer
war. Die Namen der anderen ſagen heute wohl nur noch dem
genauen Kenner der damaligen literariſchen Beſtrebungen
Frank=
reichs etwas: Valade, d Hervilly, Bonnier,
Blé=
mont Aicard — wer weiß heute etwas von ihnen? Der
ſechſte iſt Arthur Rimbaud, von dem wir heute plaudern
wollen. Auf dem Bilde Fantins ſitzt er gleich neben ſeinem
da=
maligen Buſenfreunde Verlaine, ein ſehr hübſcher, blutjunger
Menſch, ungepflegte Künſtlermähne, halb träumeriſche, halb
unternehmende ſchöne braune Augen, das Kinn auf die linke
Hand geſtützt, ſchaut er uns, mit einem gewiſſen überlegenen Zug
um den Mund, wie er frühreifen Talenten eigen iſt, ins
Ge=
ſicht. Er war damals 18 Jahre alt und ſchon — wenigſtens in
dem von Fantin gemalten Kreiſe — als gleichberechtigter
genia=
ler Dichter anerkannt.
Drei oder vier Jahre lang gehörte Rimbaud zu dieſer
Dichter=
runde, dann verſchwand er ſpurlos, und kein Menſch wußte, was
aus ihm geworden war. Man vergaß ihn, kümmerte ſich nicht
mehr um ihn, und er ſeinerſeits ſcheint es genau ebenſo gemacht
zu haben, denn in dem erwähnten Band, der ſeine Briefe an
Mutter und Schweſter von 1875 bis 1891 enthält, findet ſich
nie=
mals auch nur die leiſeſte Andeutung, daß er jemals einen der
dichtenden Zeitgenoſſen gekannt oder gar ſelber gedichtet hat. Er
iſt in dieſen Briefen, die in Stuttgart beginnen und dann von
Marſeille nach Alexandrien, Cypern, Aden, Harar, Antotto und
nach vielem Hin und Her wieder nach Marſeille führen, durchaus
der unternehmungsluſtige, wagemutige moderne Abenteurer, der
dem Gewinne in fernen, unerfroſchten Ländern nachſtrebende, vor
keiner Mühe und Gefahr zurückbebende Kaufmann, und alles,
was er den Seinen ſchreibt, dreht ſich um ſeine Tätigkeit als
Händler, der die Waren der Eingeborenen aufkauft und ihnen
dagegen europäiſche Erzeugniſſe zubringt. Und da er dieſe
Tätig=
keit gerade in der Gegend ausübte, die augenblicklich durch die
italieniſchen Eroberungspläne die Augen der Welt auf ſich zieht,
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 26. Juli 1935
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler hat dem Maler Profeſſor Dr.
Ludwig Dettmann in Berlin=Dahlem zu ſeinem 70. Geburtstage
am 25. Juli 1935 ſeinen herzlichen Glückwunſch übermittelt und
ihm in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die deutſche Kunſt die
Goethe=Medaille für Wiſſenſchaft und Kunſt verliehen.
Der Reichsſchatzmeiſter Schwarz hat für den Reichswettkampf
der SA. den Betrag von 100 000 RM. zur Verfügung geſtellt.
Der Befehlshaber der Preußiſchen Landespolizei.
General=
leutnant Daluege, hat zum Reichswettkampf der SA. den Betrag
von 1000 RM. zur Verfügung geſtellt.
Der griechiſche Miniſterpräſident Tſaldaris wird ſeine Ferien
in Deutſchland verbingen. Er wird in den nächſten Tagen Athen
verlaſſen. Man glaubt, daß Tſaldaris in einem Kurort in Bayern
mehrere Wochen verweilen und dort einen Vertrauensmann des
ehemaligen Königs von Griechenland treffen werde
Die Lage in Belfaſt hat ſich nunmehr ſo weit beruhigt, daß
die Truppen von den Straßen zurückgezogen werden konnten. Die
Nacht zum Donnerstag war die erſte ſeit dem 12. Juli. in der ſich
keine Zwiſchenfälle ereigneten. Nichtsdeſtoweniger bleiben die
Truppen in Alarmbereitſchaft, da die Gegenſätze unter der
Ober=
fläche weiter ſchwelen.
In ganz Argentinien haben die blutigen Ereigniſſe im Senat
große Erregung ausgelöſt. In der Stadt Roſario, aus der der
ermor=
dete Senator Bordabehere ſtammt und in der er auch beigeſetzt
werden ſoll, iſt es zu Kundgebungen gekommen. Die
Ermittelun=
gen der Unterſuchungsbehörden haben noch keine volle Klarheit
über den Ablauf der Vorfälle gebracht. Der verhaftete
mutmaß=
liche Täter leugnet bisher hartnäckig alles ab.
In der Umgebung des Weißen Hauſes erklärt man, daß
Prä=
ſident Rooſevelt in Kürze ein Geſetzesprojekt über die Wahrung
der Neutralität der Vereinigten Staaten im Falle eines Kriegs
zwiſchen ausländiſchen Staaten dem Kongreß unterbreiten werde.
Auflöſung des NSDSB. (Skahlhelm)
iin ibeftnchen menienourg.
DNB. Mecklenburg, 25. Juli.
Die mecklenburgiſche Politiſche Polizei teilt mit: „Auf
Brund des § 1 der Verordnung vom 28. Februar 1933 werden
die Kreiſe Parchim, Ludwigsluſt und die Ortsgruppe Waren
des NSDFB. (Stahlhelm) im Landesamt Hanſa mit ſofortiger
Wirkung aufgelöſt. Damit iſt auch das Tragen von Uniformen
und Abzeichen des NSDFB. für die betroffenen Kreiſe und für
den Bezirk der Ortsgruppe Waren unterſagt.
Zuwiderhand=
lungen werden auf Grund des § 4 der Verordnung vom 28. 2.
1933 ſtrafrechtlich geahndet. Das vorhandene Vermögen wird
vorläufig beſchlagnahmt und ſichergeſtellt.
Gründe: In den Kreiſen Parchim und Ludwigsluſt iſt es
wiederholt zu Widerſetzlichkeiten von Angehörigen des NSDFB.
gegen Anordnungen der ſtaatlichen Behörden und der
Partei=
dienſtſtellen gekommen. So hat die Führung des NSDFB. in
dem Kreiſe Parchim es in letzter Zeit noch zu verhindern
ge=
wußt, daß Stahlhelmmitglieder an Luftſchutzkurſen, die von dem
Landrat des Kreiſes angeordnet waren, teilnehmen. Weiter
werden von dieſen Kreiſen dauernd unwahre, an Hochverrat
grenzende Gerüchte über Staat und Partei verbreitet, die
ge=
eignet ſind, das Vertrauen der Bevölkerung zur
national=
ſozialiſtiſchen Staatsführung zu erſchüttern. Durch das
provo=
zierende Auftreten von Angehörigen des NSDFB. iſt es ſoweit
gekommen, daß in Stolpe ein SA.=Mann von Stahlhelmern
niedergeſchlagen wurde und in Waren Proteſtverſammlungen
wegen Zugehörigkeit von Juden zum NSDFB. abgehalten
wurden. Die Vorgänge der letzten Wochen zeigen, daß der
NSDFB. in dieſen Kreiſen bewußt und planmäßig gegen den
Staat arbeitet und daß ſeine Auflöſung auf Grund der
an=
gezogenen Verordnung erforderlich iſt.”
Ueberführung des Deukſchen Induſtrie= und
Handels=
kages in die Arbeiksgemeinſchaft der Induſtrie= und
Handelskammern.
DNB. Berlin, 25. Juli.
In der nächſten Nummer des Reichsanzeigers wird eine
Verordnung des Reichswirtſchaftswirtſchafters betreffend
Ueber=
führung des Deutſchen Induſtrie= und Handelstages in die
Arbeitsgemeinſchaft der Induſtrie= und Handelskammern
ver=
öffentlicht. Nachdem die Arbeitsgemeinſchaft der Induſtrie= und
Handelskammern gebildet iſt, um den Induſtrie= und
Handels=
kammern eine gemeinſame Vertreuung in der
Reichswirtſchafts=
kammer zu ſichern, hat es ſich als zweckmäßig erwieſen, dieſer
Arbeitsgemeinſchaft die Stellung eines rechtsfähigen Vereins zu
geben und das Vermögen des bisherigen Induſtrie= und
Handelstags auf ſie zu übertragen.
Anordnung des Skellverkreters des
duhrels üver den As Boientenonnd.
DNB. Berlin, 25. Juli.
Die NSK teilt mit:
Der Stellvertreter des Führers erläßt folgende Anordnung
1. Der NS.=Dozentenbund wird in ſeiner bisherigen Orga.
niſationsform als Untergliederung des NS.=Lehrerbundes auf
gelöſt.
2. Alle Parteigenoſſen an den Hochſchulen, ſoweit ſie Hock
ſchullehrer (ordentliche, außerordentliche uſw. Profeſſoren, Priva=1
dozenten und Hochſchulaſſiſtenten) ſind, werden — unbeſchadg
ihrer Mitgliedſchaft im NS.=Lehrerbund — zu einem NS
Dozentenbund zuſammengefaßt.
3. Mitglieder dieſes NS.=Dozentenbunde
können nur Parteigenoſſen ſein.
4. Der NS.=Dozentenbund beſitzt keine eigeneFinanzz
hoheit, darf von ſeinen Mitgliedern alſo keine Beiträge
en=
heben.
5. Der NS.=Dozentenbund wird als Gliederung der Nationa
ſozialiſtiſchen Arbeiterpartei in dieſe in derſelben Form eim
gegliedert wie der NS.=Studentenbund.
6. Der NS.=Dozentenbund undder NS..
Studentenbund ſtellen gemeinſam die offn
zielle Parteigliederung an den Hochſchule
dar. Beide Organiſationen ſind in ihrem Arbeitsbereich ſeln
ſtändig, haben aber auf das engſte zuſammenzuarbeiten wob.e
in allgemeinen hochſchulpolitiſchen Fragen, die nicht nru
ſtudentiſche Belange betreffen, die Führung dem NS.=Dozenten
bund zukommt.
7. Zum Reichsamtsleiter des NS.=Dozentem
bundes ernenne ich den Pg. Prof. Dr. Walter Schultz
München.
München, 24. Juli 1935.
(gez.) R. Heß.
Der NS.=Lehrerbund gibt bekannt:
Hiermit berufe ich den Reichsamtsleiter des NS.=Dozentew
bundes Pg. Prof. Dr. Walter Schultze, München, als
Fach=
ſchafts leiter der Fachſchaft I (Hochſchulen) 5
den NS.=Lehrerbund und damit in deſſen Reichsamtsleitung.
Die gleiche organiſatoriſche Regelung wird in den Gauer
durchgeführt.
München, 24. Juli 1935
J. V.: (gez.) Kolb.
Um die unbedingt notwendige enge Zuſammenarbeit m
dem NS.=Lehrerbund ſicherzuſtellen, ordne ich hiermit an, de
ſämtliche Mitglieder des NS.=Dozentenbunde
Mitglieder des NS.=Lehrerbundes ſein müſſe
München, 24. Juli 1935.
(gez.) Dr. Schultze.
Pauſe in der Zirmen=Mikgliederwerbung der NSD
Die im Rahmen der allgemeinen Sammlungspauſe eben
falls einzuſtellende Werbung von Firmenmitgliedern der NSA
hat verſchiedentlich die irrige Meinung aufkommen laſſen, a 3
ob die Firmenmitgliedſchaft zur NSV. überhaupt verboten ſa.
Demgegenüber gibt das Hauptamt für Volkswohlfahrt bekanr,
daß der Reichsſchatzmeiſter der NSDAP. in keiner Form de
Firmenmitgliedſchaft zur NSV. verboten, ſondern lediglich veie
fügt hat, daß in Anbetracht der von ihm angeordneten Paue
für alle Werbungen und Sammlungen auch die Werbung füel
die Firmenmitgliedſchaft vorläufig einzuſtellen iſt. Deutſche
Betriebe Unternehmungen uſw. können alf
nach wie vor Firmenmitglieder der NSV. wer
den und bleiben.
Die auf Grund der zahlreichen Anmeldungen ins Stockal
geratene Aushändigung der Firmentürſchilder und Glasplaketta
für die Schaufenſter wird nunmehr in den nächſten Tagen reke
los erfolgen.
Hans Hinkel Sonderbeaufkragker des Reichsminiſter
Dr. Goebbels.
Der Präſident der Reichskulturkammer, Reichsminiſter D=
Goebbels, hat mit ſofortiger Wirkung den Geſchäftsführer de
Reichskulturkammer, Hans Hinkel, nach Erledigung ſein 8
Auftrages als preußiſcher Staatskommiſſar unter Beibehaltuvg
ſeines derzeitigen Arbeitsbereiches zu ſeinem
Sonderbeau=
tragten für die Ueberwachung und
Beaufſich=
tigung der Betätigung aller im deutſchei
Reichsgebiet lebenden nichtariſchen Staats
angehörigen auf künſtleriſchem und geiſtige
Gebiet berufen.
ſo ſind Rimbauds Briefe, die an ſich ſchon ein großes
pſycholo=
giſches Intereſſe bieten, gegenwärtig beſonders leſenswert.
Daß Rimbaud außergewöhnlich begabt war, wird ja ſchon
durch ſeine frühe Dichterlaufbahn bewieſen, in den Briefen
er=
fahren wir ſo nebenbei, daß er außer ſeiner Mutterſprache deutſch,
engliſch, italieniſch, ſpaniſch und außerdem auch noch holländiſch.
ruſſiſch und ſchwediſch verſtand und am Roten Meer auch noch
arabiſch und amhariſch (abeſſiniſch) lernte. Und was außerdem
noch! Dieſer ehemalige Pariſer Bohémien wird am Roten Meer
ſozuſagen eine lebendige Encyclopädie aller praktiſchen
Wiſſen=
ſchaften. Er läßt ſich nach Aden und Harar beiſpielsweiſe die
folgenden Bücher ſchicken: Abhandlung über die Metallurgie,
Hy=
draulik in Stadt und Land, Der Befehlshaber der Dampfſchiffe,
Schiffsbaukunſt, Pulver und Salpeter, Mineralogie, Der
per=
fekte Maurer, Taſchenbuch des Zimmermanns. In dem nämlichen
Briefe, der dieſe Liſte enthält, bittet er um Werke über arteſiſche
Brunnen, über Eiſenkonſtruktionen, über Weberei, ſodann um ein
Album von Sägewerken auf dem Land und im Wald, und daran
hängt er noch folgende Liſte: Handbuch des Wagenbauers, des
Gerbers, des Schloſſers, des Glaſers, des Ziegelbrenners, des
Töpfers, des Metallgießers, des Lichtziehers, des Waffenſchmieds,
des Bergmanns. Und dann fällt ihm als Zugabe noch ein: das
Handbuch des Telegraphiſten, der kleine Schreiner und der
An=
ſtreicher und Lackierer.
Alles das in einem Briefe vom 2. November 1880 aus Aden.
Am 15. Januar 1881 fügt er hinzu ein deutſches Handbuch des
Afrikareiſenden und ein vollſtändiges Handbuch des Fabrikanten
von Präziſionsinſtrumenten, einen Monat ſpäter verlangt er ein
engliſches Werk: Dictjonary of engineering military and eivil
und ein arabiſches Buch. Im Januar 1882 folgt dann wieder
eine große Beſtellung, diesmak von Inſtrumenten. Er will einen
Theodolith, einen Sextant, eine mineralogiſche Sammlung von
300 Nummern, einen Barometer, eine Feldmeſſerkette, einen
Kaſten mit geometriſchen Inſtrumenten und dazu eine Menge
einſchlägiger Bücher. Noch ſpäter beſtellt er einen großen
photo=
graphiſchen Apparat mit allem Zubehör.
Nun iſt es — je nach der Gemütsſtimmung des Leſers —
komiſch oder tragiſch, wie ſeine Mutter, die eine genau rechnende,
ſparſame und zähe Bauernfrau in den Ardennen war, ſich zu
dieſen Aufträgen des fernen Sohnes ſtellte. Da er die Mutter
kannte, ſchickte er gleich das nötige Geld, die Mutter aber dachte
und ließ ihm durch die Schweſter ſchreiben, daß das wieder ſeine
üblichen Flauſen und Dummheiten ſeien, und daß er ſein ſchönes
Geld für wertloſen Kram wegwerfe. Sie beſtellte alſo weder
Bücher noch Apparate, ſondern kaufte für das überſandte Geld
— Ackerland, als welches die einzige ſichere Geldanlage iſt.
Unter=
deſſen wartet und wartet der Sohn auf die Bücher und
Inſtru=
mente, die ihn in den Stand ſetzen ſollen, bei den Negern Afrikas
die Rolle zu ſpielen, die dem weißen Mann gebührt, d. h. de
Allwiſſenden und beinahe Allmächtigen. Er muß zornig heim
ſchreiben und ſich nochmals an andere Leute in Frankreich we
den, um ſeine Sache zu erhalten.
Ein Jahr lang ſitzt er in Aden, dem heißeſten Loch auf Gottsſ
Erdboden, wo es keinen Tropfen Waſſer und kein grünes Hälne
chen gibt, und wo der Thermometer im Sommer über 50 Gro)
und im Winter nicht unter 25 Grad geht. Drüben auf der a
deren Seite des Roten Meeres, in Zeilah, iſt es ebenſo. Dageg
hat das abeſſiniſche Hochland ein herrliches Klima, das nach diſt
Schilderung Rimbauds ähnlich wie das Klima von Kaliforni0
ſein muß. Niemals wirklich heiß im Sommer und ebenſowenel
wirklich kalt im Winter, einfach ideal! Man kann aus Rimbau Bll
über viele Briefe verſtreuten Bemerkungen entnehmen, daß dei
Italiener, ſobald ſie einmal die mörderiſchen Ufer des Meers
verlaſſen und das Hochland erreicht haben, keine klimatiſch0
Krankheiten mehr zu fürchten brauchen. Ganz im Gegenteil mu
es dort viel geſünder ſein als in den allermeiſten Gegenden It‟”
liens ſelbſt.
Weil dieſer Teil ſeiner Tätigkeit an die Gegenwart erinne!
ſei beſonders erwähnt, daß Rimbaud mit einem anderen Fra‟
zoſen einen Transport Gewehre nach Harar brachte. Es war0
belgiſche Gewehre, ſeit 40 Jahren als veraltet ausgemuſtert, Oe
in Lüttich 7 oder 8 Franken das Stück koſteten und wofür Men”
lik 40 Franken bezahlte, anſcheinend ein glänzendes Geſchäft, te
deſſen geht durch die Schilderung Rimbauds viel von dieſe
Glanze verloren: „Ich muß eine Karawane bilden und dieſe Wa‟
Menelik, dem König von Schoa, bringen. Der Weg dahin iſt ſen
lang, beinahe zwei Monate Marſch bis nach der Hauptſtadt A‟
kober, und bis dahin faſt nichts als entſetzliche Wüſte. Aber ob‟
in Abeſſinien iſt das Klima entzückend, die Bevölkerung iſt chri
lich und gaſtfrei, das Leben ſehr billig. Es gibt da nur eint?
10 Europäer, die ſich alle mit Waffenhandel beſchäftigen. Wer
mir kein Unglück paſſiert, komme ich glatt an, werde gleich
zahlt und habe in weniger als einem Jahr 25—30 000 Frank
verdient."
Das Unglück paſſierte leider: der Teilhaber Rimbauds ſta‟
unterwegs, dazu kamen andere Unfälle, und ſchließlich war un!
Mann froh, daß er ohne erheblichen Verluſt nach Mühen und 2
ſchwerden ohne Zahl glücklich wieder an das Meer gelangte. Ab‟
den Mut läßt er deshalb nicht ſinken. Bald iſt er wieder ob
auf dem Hochland, bald ſchreibt er aufs neue aus der Hölle.
Aden oder aus Tadjourah, das ſoeben von den Franzoſen beſe‟
worden iſt: „In Tadjourah ſteht nur ein Poſten von 6 Ma
mit einem Unteroffizier. Alle 3 Monate werden ſie abgelöſt u.
zur Erholung nach Frankreich geſchickt. Wer länger als 3
M=
nate bleibt, wird vom Fieber verzehrt.” Aber er hofft auf be.
diges Zuſtandekommen ſeiner Karawane, die ihn wieder Le
Freitag, 26. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 203 — Seite 3
Ralstagang ſäcffte Toche.
Ein ilalieniſches Telegramm an den Völkerbund. — Geneigkheik in Rom zur Wiederaufnahme
des Schiedsverfahrens.
Das heiße Eiſen.
EP. Paris, 25. Juli.
Der Genevalſekretär des Völkerbundes, Avenol, wird im
Taufe des heutigen Tages nach Genf zurückkehren, um von dort
us die Einladungen für die außerordentliche
Zölkerbundratsſitzung, in der der italieniſch=abeſſiniſche
Konflikt zur Sprache kommen wird, zu verſenden. Er wird im
Berlaufe des heutigen Tages eine telephoniſche Unterredung mit
dem gegenwärtigen Vorſitzenden des Rates, dem ruſſiſchen
Volks=
iammiſſar Litwinoo, haben, um mit ihm das genaue Datum
d er Eröffnung der Sitzung feſtzuſetzen. In hieſigen
poli=
äſchen Kreiſen glaubt man, daß dieſes Datum der 30. oder
1. Juli ſein wird. Man erwartet, daß die Debatte nicht
Einger als bis zum 3. Auguſt dauern wird.
Miniſterpräſident Laval, mit dem Avenol geſtern abend ſich
sber alle dieſe Fragen beſprach, wird, wenn nicht
unvorherge=
ſehene innenpolitiſche Ereigniſſe eintreten, perſönlich die fran=
Sſiſche Delegation führen. „Echo de Paris” glaubt zu wiſſen, daß
ie Bemühungen der franzöſiſchen Regierung
larauf hinausgehen, Zeit zu gewinnen. Man werde
ranzöſiſcherſeits verſuchen, Italien und Abeſſinien
1azu zu bewegen, einer Wiederaufnahme der
Prbeiten des Schiedsgerichtausſchuſſes
zuzu=
immen. Sollte dies nicht gelingen, ſo werde die franzöſiſche
Regierung — um eine Anwendung des Artikels 15 zu
verhin=
dern — verſuchen, die engliſch=franzöſiſch=italieniſchen
Verhand=
lngen auf Grund des Vertrages von 1906 wieder aufzunehmen,
penn man ſich auch nicht die Schwierigkeiten verhehle, denen man
uuch hierbei begegnen werde.
* Wenn alles glatt geht, dann wird der Völkerbund in der
jächſten Woche zuſammentreten, und wenn die
Völkerbundsdiplo=
watie Glück hat, ſo wird man ſich vielleicht darauf einigen, die
Permittlungsverſuche, wie ſie bereits im Rahmen von
Kommiſ=
ſionsberatungen in Scheveningen ſtattgefunden haben, wieder
arifzunehmen. Gewiſſe Andeutungen, daß Italien die
Schlich=
tungsverhandlungen in irgendeiner Form fortſetzen
möchte, haben den Optimiſten wieder Oberwaſſer gebracht.
Tuf jeden Fall wird man in Genf alles mögliche
verſuchen, um den Völkerbund zu retten, um
deſ=
ſen Exiſtenz es ebenfalls geht. Herr Eden iſt mit
allen Weiſungen verſehen worden, aber die Engländer
n ollen natürlich nicht weitergehen als die übrigen
Völkerbundsmitglieder. Was Laval zu tun
beabſich=
ngt, iſt im Augenblick noch unbekannt. Er will perſönlich in Genf
erſcheinen und das mit gutem Grund, denn die franzöſiſche Po=
Utik hängt nun einmal mit Genf ſehr eng zuſammen. Für die
fponzöſiſche Regierung iſt es alſo ſchon eine Art
Lebensnotwen=
drgkeit, den Genfer Apparat zu retten, der ihr auch künftig noch
große Dienſte erweiſen ſoll. Aber noch iſt das Rätſel nicht
gelöſt, wie man das heiße Eiſen Abeſſinien
an=
packen will. Immerhin ſcheint Laval die Abſicht zu haben,
ſtine guten Dienſte als Vermittler in die Wagſchale zu werfen.
Die Franzoſen haben ja auch allen Anlaß, nicht beiſeite zu ſtehen,
denn ſie waren es ja, die Italien in Abeſſinien, freie Hand
ge=
währten, um es von Tunis abzulenken. Es war heute ſchon ein
Streit im Gange darüber, wie die ſeinerzeitigen Vereinbarungen
in der Praxis anzuwenden wären, aber Madame Tabuis hat im
„Oeuvre” kürzlich zu verſtehen gegeben, daß ziemlich
weit=
gehende Verabredungen zwiſchen Rom und
Pa=
ris getroffen worden ſind, die die Italiener
ermun=
tert haben, finanzielle Wünſche an die
franzö=
ſiſche Adreſſe zu richten, während man in Paris
nach der gleichen Quelle den Italienern zu
ver=
ſtehen gab, ſie möchten ſich erſt einmal mit
Süd=
ſkawien verſtändigen und ausſöhnen.
Lavals Marſchrouke für Genf.
Im heutigen Miniſterrat hat Miniſterpräſident Laval einen
eingehenden Bericht über die außenpolitiſche Lage erſtattet. Seit
Wochen kam der Miniſterpräſident infolge der Vorbereitung der
zahlreichen Notverordnungen nicht mehr dazu, den Miniſterrat
über die außenpolitiſche Lage auf dem Laufenden zu halten. Der
Bericht des Miniſterpräſidenten hatte demzufolge und infolge der
zahlreichen und bedeutenden Ereigniſſe der letzten Wochen einen
ziemlich großen Umfang. Angeſichts der Entwicklung des
abeſſi=
urſch=italieniſchen Konfliktes wurde gerade dieſe Frage beſonders
eingehend von dem Miniſterpräſidenten erörtert. Laval erklärte
dabei, daß er die Lage als äußerſt ernſt anſehe, daß er jedoch die
Hoffnung auf eine gütliche Beilegung des Streitfalles noch nicht
aufgegeben habe. Der Völkerbund habe eine ſchwere
Verant=
wortung zu übernehmen, und er hoffe, daß er dieſe Aufgabe zur
vollen Zufriedenheit aller intereſſierten Staaten erledigen werde.
Der Miniſterpräſident kündigte dabei an, daß er angeſichts der
ungeheuren Bedeutung der Ausſprache in Genf in der
kommen=
den Woche ſelbſt nach Genf reiſen werde.
Die Regierung hat die bisherige Haltung des
fran=
zöſiſchen Außenminiſters in dem Streitfall gebilligt.
Sie war von dem Bemühen diktiert, die
Freund=
ſchaft weder mit Italien noch mit England in
Gefahr zu bringen, außerdem aber den
Grund=
ſätzen des Völkerbundes treu zu bleiben. Die
Kol=
legen des Außenminiſters haben erklärt, daß ſie volles
Ver=
trauen in die von Laval in Genf zu treffenden Entſcheidungen
haben.
Es wird betont, daß die Haltung der franzöſiſchen
Regierung auf der bevorſtehenden Tagung noch
längſt nicht feſtgelegt ſei. Laval werde in Genf
an Ort und Stelle handeln je nach den
Möglich=
keiten, die die Verhandlungen des
Völkerbunds=
rates geben würden, und in Würdigung der nebenher
lau=
fenden privaten Beſprechungen mit den übrigen
Ratsmitglie=
dern. Zur Stunde iſt in Paris noch nicht bekannt, an welchem
Tage der Rat zuſammentreten wird, und man enthält ſich jeder
Vorausſage über den möglichen Verlauf dieſer Tagung, über deren
Ergebnis man ſich nicht allzu viel verſpricht.
Man glaubt in Paris, daß ſich aber doch noch
Möglich=
keiten zu Verhandlungen bieten, und daß vielleicht
ſogar eine Einigung möglich iſt, ſei es auch nur über
die Ernennung des fünften Schiedsrichters.
Unter dieſen Umſtänden ſei die Ausſicht nicht von der Hand zu
weiſen, daß der Rat ſich auf einen ſpäteren Zeitpunkt vertagen
werde, nachdem er gegen Ende dieſes Monats von den beiden
Parteien die Wiedevaufnahme, des am 9. Juli unterbrochenen
Verſöhnungsverſuches in Scheveningen erreicht haben werde.
Außerdem werden die Beſprechungen zwiſchen Paris,
Lon=
don, Rom und Addis Abeba bis zum Zuſammentritt des Rates
fortgeſetzt werden. So wird bereits am Donnerstag nachmittag
der britiſche Botſchafter erneut von Miniſterpräſident Laval
empfangen werden.
Man bringt in Pariſer diplomatiſchen Kreiſen zum
Aus=
druck, daß dieſer in Rom, Paris und London ſich fortſetzende
Mei=
nungsaustauſch Ergebniſſe haben könne, die geeignet ſeien, das
Geſicht der kommenden Genfer Verhandlungen völlig zu
ver=
ändern.
Ikaliens Takkik.
DNB. Genf. 25. Juli.
Die italieniſche Regierung hat an den Generalſekretär des
Völkerbundes am Donnerstag folgendes Telegramm gerichtet:
„Da die vom Völkerbundsrat in ſeiner Entſchließung vom
25. Mai 1935 feſtgeſetzte Friſt zum Abſchluß der Arbeiten der
vier Schiedsrichter über den Zwiſchenfall von Ual=Ual und die
folgenden Zwiſchenfälle heute abläuft, beehrt ſich die italieniſche
Regierung folgendes mitzuteilen:
Die italieniſche Regierung iſt ſtets von dem Wunſche
be=
ſeelt geweſen, das Schlichtungs= und Schiedsverfahren zu einem
erfolgreichen Abſchluß zu bringen. Dieſes Verfahren iſt nur
da=
durch unterbrochen worden, daß der Vertreter der abeſſiniſchen
Regierung in Scheveningen den Anſpruch erhoben hat, vor der
Kommiſſion Fragen zu erörtern, die von dem Schiedsverfahren
ausgeſchloſſen ſind. Demgemäß hat die italieniſche Regierung
bereits am 14. Juli der abeſſiniſchen Regierung erklärt, daß
ſie noch immer zur Wiederaufnahme der Kommiſſionsarbeiten
bereit ſei, allerdings unter der Bedingung, daß dieſe Arbeiten
ſich in den Grenzen des Schiedskompromiſſes halten.
Die italieniſche Regierung hat am 23. Juli der königlichen
Gefandtſchaft in Addis Abeba neuerdings telegraphiſch die
Weiſung zugehen laſſen, dieſe Abſicht zu beſtätigen und die
abeſſiniſche Regierung in aller Form zu befragen, ob ſie ſich an
die in dem Schiedskompromiß übernommenen Verpflichtungen
halten wolle oder nicht und bejahendenfalls, ob ſie ihren
Ver=
treter dahin inſtruieren wolle, daß er durch Verzicht auf den
vorgebrachten Anſpruch der Kommiſſion die Fortſetzung ihrer
Arbeiten ermögliche.”
Das Telegramm iſt von Staatsſekretär Suvich unterzeichnet.
Es iſt ſehr fraglich, ob durch dieſen ſozuſagen in letzter
Minute erfolgten Schritt der italieniſchen Regierung der
Zu=
ſammentritt des Völkerbundsrats für die nächſte Woche noch
verhindert werden kann. Man muß vorläufig vielmehr noch mit
dem Zuſammentritt des Rats rechnen, denn wenigſtens ſolange
man ſich ſtreng an den Wortlaut der Ratsentſchließung vom
25. Mai hält, iſt der Rat verpflichtet zuſammenzutreten, falls
bis zur Mitternachtsſtunde des 25. Juli die Einigung zwiſchen
Italien und Abeſſinien bzw. eine Einigung über die
Fort=
ſetzung der Verhandlungen nicht erzielt iſt. Da Abeſſinien
offen=
bar keine Luſt zeigt, auf den italieniſchen Vorſchlag einzugehen,
der wohl in erſter Linie nur eine Rechtfertigung der ganzen
italieniſchen Verhandlungstaktik bezwecken ſoll, wird man alſo
im Sekretariat an der Einberufung der Ratstagung nicht
vor=
beikommen.
Italien demenkierk.
DNB. Rom, 25. Juli.
Die Meldung eines amerikaniſchen Nachrichtenunternehmens,
Italien habe ſeinen Austritt aus dem Völkerbunde beſchloſſen und
werde dieſen Beſchluß noch am Donnerstag durch Staatsſekretär
Suvich den hieſigen Botſchaftern mitteilen, wurde von autoriſierter
italieniſcher Seite nach Form und Inhalt auf das beſtimmteſte
dementiert.
Litwinow auf dem Wege nach Paris.
DNB. Paris, 25. Juli.
Die italieniſch=abeſſiniſche Streitfrage beſchäftigt die
fran=
zöſiſchen diplomatiſchen und politiſchen Kreiſe in hohem Maße,
Nach der Unterredung, die der Generalſekretär des
Völker=
bundes, Avenol, am Mittwoch mit dem franzöſiſchen
Miniſter=
präſidenten und Außenminiſter hatte, erwartet man für
Donners=
tag das Eintreffen des Präſidenten des Völkerbundsrates,
Litwinow.
* Intereſſant wird die Haltung der Sowjetruſſen
in Genf ſein. Herr Litwinow hat als Präſident des Rates
einen gewiſſen Einfluß auf den Gang der Ereigniſſe.
Litwi=
now iſt aber nicht nur der von Moskau nach
Genf entſandte Sowjetdiplomat, er iſt
gleich=
zeitig ein Exponent der bolſchewiſtiſchen
Inter=
nationale. Dem Bolſchewismus und der Komintern kann
aber gar nichts Beſſeres geſchehen als der Ausbruch der
Feind=
ſeligkeiten zwiſchen Italien und Abeſſinien. Der Weizen
der Bolſchewiſten blüht dort, wo ſich die Völker
gegenſeitig zerfleiſchen. Litwinows Aufgabe müßte
es alſo ſein, die Dinge in Genf möglichſt zu komplizieren damit
auch wirklich der Waffengang zuſtandekommt. Aber im Kreml
herrſchen auch noch andere Ueberlegungen. Man möchte zu
gerne die Italiener in die Enge treiben — die
Einſchaltung der Türkei gegen Italien iſt
ſicherlich mit Wiſſen und Wollen von Moskau
geſchehen — und den Völkerbundsrat dahinbringen, daß man
Italien veranlaßt, ſich einem Verfahren zu beugen, das die
Ergreifung von Sanktionen ermöglicht. Vorausſetzung für ein
derartiges Spiel iſt natürlich, daß die Italiener entgegen dem
Willen des Völkerbundes zu den Waffen greifen und dann der
Völkerbund zu Sanktionen ſchreitet. Für die Ruſſen iſt es ganz
gleichgültig, wer das Objekt für dieſes Spiel iſt. Hauptſache iſt,
einen Präzedenzfall zu ſchaffen, der ſich ſpäter einmal zugunſten
der Sowjetunion auswerten läßt, wenn ſich Moskau durch
irgend einen ſeiner Nachbarn bedroht fühlen ſollte. Aber bis zu
dieſem Ziel werden die Ruſſen in den Weſtmächten noch
Gegen=
ſpieler finden.
Heffige Auseinanderſekzungen
um das Schickſal des holländiſchen Gulden.
EP. Amſterdam, 25. Juli.
Das Schickſal des holländiſchen Kabinetts, von dem in
ge=
wiſſem Sinne auch das Schickſal des holländiſchen Guldens
ab=
hängt, hatte ſich in den Abendſtunden noch nicht entſchieden. Das
Kabinett iſt zwar, wie vorgeſehen, zuſammengetreten, doch wurde
im Anſchluß an die Sitzung erklärt, daß die Entſcheidung erſt
heute nacht, vielleicht erſt morgen früh, bekanntgegeben werde.
Augenſcheinlich herrſchen im Kabinett Meinungsverſchiedenheiten
über die einzuſchlagende Politik, wobei die Haltung der
katho=
liſchen Miniſter eine beſonders wichtige Rolle ſpielen dürfte,
nachdem die katholiſche Fraktion ſich gegen Miniſterpräſident
Coliin geſtellt hat. Hinter den Kuliſſen ſollen ſehr heftige
Aus=
einanderſetzungen geführt werden. Die Königin ſoll darauf
be=
ſtehen, daß der Miniſterpräſident in ſeinem Amt bleibt und die
Kammer auflöſt. Coliin hingegen ſoll ſich gegen die Auflöſung
ſträuben. Man hält es für möglich, daß Coliin der Königin
ſeinen Rücktritt anbieten wird und daß dieſe ſich weigern wird,
den Rücktritt anzunehmen.
abeſſiniſche Hochland bringen ſoll, in „die afrikaniſche Schweiz,
yo es weder Winter noch Sommer gibt, ſondern ewigen
Früh=
ling und immerwährende grüne Natur.” Inzwiſchen geht es ihm
auuch in Tadjourah ganz gut, „ſo gut es einem gehen kann bei
50 und 55 Grad im Schatten”.
Rimbaud muß außerordentlich zäh und widerſtandsfähig
ge=
eſen ſein, um die entſetzliche Hitze unten am Meer, die
aufrei=
benden Mühen der Karawanenzüge nach dem Hochland, die un=
Gläſſigen Sorgen als Händler und Kaufmann ein volles
Jahr=
zhnt ausgehalten zu haben. Am 20. Februar 1891 ſchreibt er,
laß er an äußerſt ſchmerzhaften Krampfadern leidet, ſich nicht
nehr rühren kann, keinen Schlaf findet und nicht weiß, was er
unfangen ſoll, da in Harar weder Aerzte noch Heilmittel zu
fin=
len ſind. Am 30. April kommt ein Brief aus Aden, worin er
eldet, daß er in der Verzweiflung über das immer ſchlimmer
derdende Uebel eine Art von Sänfte hat machen laſſen, worauf
hn 16 Träger in 12 Tagen von Harar bis nach Zeilah gebracht
haben. „Zwecklos, die ausgehaltenen Schmerzen zu ſchildern.
Kei=
nen Augenblick habe ich die Tragbahre verlaſſen können, mein
Knie ſchwoll immer mehr an, die Schmerzen ließen keinen
Mo=
nent nach.”
In Aden fand er einen engliſchen Arzt, der von Amputation
ſtrach, aber er hofft, auch ohne das hergeſtellt zu werden. Der
nächſte Brief kommt aus Marſeille. Da man ihm in Aden nicht
helfen konnte, hat er ſich auf einen franzöſiſchen Dampfer ſchaffen
laſſen. Er ſchreibt aus dem Spital und fürchtet die Amputation.
Tie Mutter reiſt nach Marſeille, pflegt ihn nach der
unvermeid=
ſich gewordenen Amputation, bringt ihn heim nach Roche. Aber
er hält die Ruhe dort nicht aus, nach einem Monat ſchreibt er
Vieder aus Marſeille, diesmal nicht kurze Nachrichten, ſondern
lenge Klagen. Er fühlt, daß es zu Ende geht, daß die Krankheit
das andere Bein ergreift, daß ſein ganzes Syſtem zerfreſſen iſt.
Erſchütternde Schilderung ſeiner Leiden, ſeiner Verzweiflung,
ſei=
her Sehnſucht nach dem ungebundenen Leben in Abeſſinien. Er
ſtarb im Spital zu Marſeille am 10. November 1891, 37 Jahre
alt. Am Tage vor ſeinem Tode hatte er einen Brief an die
Meſſageries Maritimes diktiert und einen Platz nach Aden auf
dem zunächſt abgehenden Dampfer belegt. Fürwahr ein
Lebens=
leuf, der an erſtaunlichem Wechſel ſeinesgleichen ſucht — und
ſwerlich finden dürfte! Mit 18 Jahren geprieſenes Mitglied
einer gefeierten Dichterſchule zu Paris, mit 25 bei einer
Hand=
langsgeſellſchaft in Aden angeſtellt. mit 30 ſelbſtändiger Händler
umd Ausrüſter von Karawanen in Abeſſinien, dann das elende
Ende im Krankenhaus zu Marſeille, welcher Romanſchreiber
könnte einen unerwarteteren Wechſel erfinden?
Karl Eugen Schmidt, Rom.
Lob der Handſchrift.
Von Johann Otto Bringezu.
So wie es ſchöne Geſichter gibt und häßliche, gibt es
häß=
liche und ſchöne Handſchriften. Und wie ein ſchönes Geſicht
häßlich wird, wenn Bosheit oder Neid es verzerrt, ein häßliches
Antlitz aber ſchön, wenn Liebe oder Freundſchaft oder Mitleid
es durchleuchten, ſo wird eine ſchöne Handſchrift häßlich und
eine krauſe Schrift ſchön ſein, wenn das Herz die Hand auf
jenen oder auf dieſen Weg führt.
Wird ein Freund, wird ein Liebender, wird eine Geliebte
oder eine Mutter eine Handſchrift ſchreiben, die der Empfänger
nicht enträtſeln kann? Oder wird nicht die Freundſchaft oder
die Zuneigung, wird nicht Liebe jeden Buchſtaben ſo mit
Klar=
heit durchdringen, daß ſeine Form und ſein Sinn rein aus
dem Gerank der Zeilen leuchtet, eine helle, ſilberne Blüte vor
dunklem Blattgrün?
Die Feinde und Verleumder der Handſchrift, Neinſager aus
ſtumpfer Bequemlichkeit, wollen es nicht ſehen. Sie ſingen das
Lob der Maſchine, das nichts anderes iſt als ein Lob ihrer
müden Herzen und müder Sinne, mit beredtem Munde. Sie
ſagen: „Du ſchreibſt deinen Brief mit der Hand? Warum
nimmſt du nicht auch Sand zum Ablöſchen der Tinte und warum
ſteht auf deinem Schreibtiſch nicht der Kienſpan anſtelle der
elektriſchen Lampe? Du gehſt rückwärts, lieber Freund, wenn
du dein Herz noch der Hand anvertrauſt und nicht der Maſchine.”
Es iſt ſchwer mit ihnen zu ſtreiten und der Streit bleibt
ohne Gewinn. Was du auch zum Lobe der Maſchine
vor=
bringſt: Es genügt nicht, weil es nicht genug ſein ſoll; nicht daß
du ſie einen guten Helfer in allen geſchäftlichen Dingen, einen
Zeitſparer und gewiſſenhaften und ſauberen Kanzliſten nennſt;
nicht, daß du die Notwendigkeit anerkennſt, ſie überall dort als
Dienerin eingeſtellt zu ſehen, wo der Verſtand und die Mechanik
Herren ſind. Sie wollen ſich damit nicht zufrieden geben, ſie
ſind. Fanatiker der Taſtatur, in das Gemäuer ihres Denkens in
Maſchinen eingezwängt, und es liegt ihnen nichts daran, dieſe
Mauer zu überſteigen. Sie beginnen ihre Briefe auf der
Maſchine mit den Worten: Du Geliebte, oder Liebſte Mutter,
oder Sehr geehrter Herr Geſchäftsfreund, und ſie ſchließen ſie mit:
Immer in Liebe, oder Dein Sohn oder In Erwartung Ihres
geſchätzten Auftrages, und es iſt alles eins Es ſteht alles ſehr
korrekt und klar und ordentlich da; ein Kind würde es leſen,
ohne ſich viel dabei zu bemühen. Ja, es fehlt nichts, niemand
könnte dem Schreiber einen Vorwurf machen, daß er die Technik
der Maſchine nicht beherrſche. Und es mangelt nichts weiter als
nur dies eine: das Geſicht der Hand, das zugleich das Geſicht
des Herzens iſt.
Weil die Hand tut was das Herz will, iſt ihre Schrift ſeine
Verkünderin. Sie geht vor ihm her, wie der Prophet vor dem
Meiſter und ſie folgt ihm nach, wie der Jünger ſeinem Herrn.
Sie flammt, wo das Herz brennt, hell oder in mildem Feuer;
ſie iſt hart und ſpröde, wo ſich die Bruſt in Kälte und
Hoch=
mut verſchließt, ſie iſt auffahrend oder demütig, ſtolz oder
niedrig, groß oder klein. Aber ſie iſt immer bekennend.
Sie bekennt und darum iſt ſie zu loben; ſie weicht nicht
aus, ſie kommt nicht aus zweiter Hand, ſie iſt keine
Scheide=
münze wie das Werk der Maſchine. Wie jedes echte Hand=Werk
bekennt ſie ſich zu ihrem Meiſter; wie jedes rechte Werkſtück
ſpiegelt ſie Art und Geſinnung ihres Schöpfers. Sie hat ihr
eigenes Geſetz, nach dem ſie auftritt und an der Weiſe, in der
ſie ſich geltend macht, erkennſt du die Form — das iſt die
Bildung — deſſen, über den ſie ausſagt.
Du ſagſt: das Schreiben iſt eine mühevolle Arbeit und die
Maſchine iſt eine willige Dienerin. Wer hat Dir geſagt, daß
deine Arbeit ohne Mühe ſein ſoll?
Mikkeilungen aus der wiſſenſchaftlichen Welk.
Hellſehen als Kongreßthema.
V. Internationaler Kongreß für Pſychiſche Forſchung in Oslo.
Vom 26. bis 31. Auguſt 1935 findet in Oslo der 5.
Inter=
nationale Kongreß für Pſychiſche Forſchung ſtatt. Auf dem
Kon=
greß ſollen paraphyſiſche =(u. a. menſchliche Strahlungen uſw.)
und parapſychiſche Erſcheinungen (Hellſehen uſw.), hiſtoriſche
For=
ſchungen über die genannten Gebiete und auch theoretiſche
For=
ſchungen behandelt werden.
Univerſität Budapeſt 300 Jahre alt.
Vom 25. bis 28. September 1935 begeht die Univerſität
Buda=
peſt ihre Dreihundertjahrfeier. An den Veranſtaltungen des
Jubiläums wird eine umfangreiche Abordnung deutſcher
Univer=
ſitäten teilnehmen. — Durch dieſen Beſuch deutſcher
Wiſſenſchaft=
ler in Budapeſt kommt die enge Verbundenheit der deutſchen und
der ungariſchen Wiſſenſchaft zum Ausdruck.
Ein Geſamtkatalog der deutſchen Büchereien.
Auf der Tagung des Vereins deutſcher Bibliothekare in
Tü=
bingen wurde gefordert, daß der preußiſche Geſamtkatalog, der die
Bücher aller öffentlichen preußiſchen Bibliotheken aufführt, zu
einem Geſamtkatalog aller deutſchen Büchereien ausgebaut werde.
Die Staatsbibliothek iſt inzwiſchen ermächtigt worden die
Vor=
bereitungen für einen deutſchen Geſamtkatalog zu ſchaffen.
Orientaliſten=Kongreß in Rom.
Vom 23. bis 29. September 1935 findet in Rom der 19.
In=
ternationale Orientaliſten=Kongreß unter dem Protektorat des
italieniſchen Königs ſtatt. Zu dem Kongreß, in deſſen
Organi=
ſationskomitee die bedeutendſten italieniſchen Wiſſenſchaftler
ver=
treten ſind, iſt auch Deutſchland eingeladen.
Seite 4 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 26. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 26. Juli 1933
Garkenbau=Ausſtellung.
—Jeden Mittwoch und Samstag nachmittag 17 Uhr findet
zukünftig eine Führung durch die Gartenbau=Ausſtellung ſtatt.
Der Schöpfer der Ausſtellung ſelbſt. Gartengeſtalter Hirſch,
über=
nimmt dieſe Führungen. Die Beteiligung hieran iſt koſtenlos.
Treffpunkt jeweils am Orangeriehaus.
Der Beſuch der Ausſtellung nimmt ſtändig zu. Auswärtige
Reiſegeſellſchaften, die auf Grund einer großzügigen Propaganda
nach Darmſtadt kommen, ſind über das Gebotene begeiſtert und
loben immer wieder die Grundidee der Ausſtellung: Mit den
einfachſten Mitteln, die jedermann zugänglich ſind, etwas ganz
Außergewöhnliches zu ſchaffen. Am Samstag abend findet im
großen Haus des Orangeriegartens Tanz ſtatt, wobei kein
beſon=
deres Tanzgeld erhoben wird.
Beachtliche Leiſtung der Techn. Nokhilfe Darmſtadt.
** Der Inſtandſetzungsdienſt, ein Teil des Sicherheits= und
Hilfsdienſtes des behördlichen Luftſchutzes, deſſen Ausbildung in
Händen der Techniſchen Nothilfe liegt, hat als Abſchlußarbeit eine
ſtabile Brücke mit Rampe ausgeführt, die als Ueberführung des
Perſonen= und leichten Fahrverkehrs über eine Straße dienen
kann. Dieſe Arbeit verdient um ſo höhere Anerkennung, als ſie
unter ſchwierigen Vorausſetzungen geleiſtet wurde. In einem
mehrmonatlichen 2. Lehrgang hatten etwa 25 ältere
Handwerks=
meiſter und 25 Handwerker der verſchiedenen Berufe im Gas=
und Luftſchutz, im Abſtützen von Gebäuden, Herſtellung von
Be=
helfsbauten. Beſeitigung von Trümmern, einfachem
Feuerlöſch=
dienſt und in der Erſten Hilfe ihre Ausbildung erhalten. Der
Dienſt der Teilnehmer erfolgte abends nach der Tagesarbeit
frei=
willig. Da auch die finanziellen Mittel nicht übermaßig zur
Ver=
fügung ſtehen, mußte größte Sparſamkeit walten. Geräte und
vielfach Material wurden von den Meiſtern zum Teil ſelbſt
ge=
ſtellt. Die einzelnen Trupps wurden von Meiſtern geführt, die
Führung lag in Händen des Bauingenieurs und Gewerbelehrers
R. Jacob und Zimmermeiſter Peter Göllers. Die
Kon=
ſtruktion der Brücke, die der Vertreter des Ortsführers der Teno
einer Anzahl Vertreter der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden
geſtern vormittag im Marſtall zeigte, iſt ſehr ſauber ausgeführt.
Abteilungsführer Jacob erläuterte die Arbeit, nachdem er die
Gäſte, unter ihnen den Landesführer der Gruppe Heſſen=
Weſt=
mark der Teno, Marine=Oberingenieur Döbel, herzlich begrüßt
hatte. Er wies auf die Ausbildung des Inſtandſetzungsdienſtes,
die in Händen der Techniſchen Nothilfe liegt, hin unnd dankte
namentlich all den Handwerkern, die beſonders durch tätige
Mit=
arbeit und durch beſondere Unterſtützung zum Gelingen des
Aus=
bildungslehrganges und der Abſchlußarbeit beigetragen haben.
Freiwillig ſei eine diſziplinierte Truppe, die meiſt aus Männern
über 50 Jahren beſtehe, an die Arbeit gegangen, um auf dieſe
Weiſe ehrenamtlich Dienſt am Volke in treuer Kameradſchaft zu
leiſten. Dank ſprach er u. a. auch dem Sprengtrupp und ſeinem
Führer und der Heag für ihre Unterſtützung aus. Die Brücke
habe eine Tragfähigkeit von 500 Kilogramm pro Quadratmeter,
wurde in jeder Beziehung unter fachlicher Leitung hergeſtellt. —
Zimmermeiſter Göller gab anſchließend intereſſante
Einzel=
heiten und techniſche Erläuterungen über die Konſtruktion des
Werkes, das die volle Anerkennung aller geladenen Vertreter
bei der folgenden Beſichtigung fand.
Der Leiter der Polizeidirektion Darmſtadt,
Oberregierungs=
rat Dr. Pabſt, gab ſeiner Anerkennung Ausdruck, er betonte,
all dieſe Arbeiten gehören in das Gebiet der Landesverteidigung
und des Luftſchutzes und werden in ſtiller und mühevoller
Ar=
beit ausgeführt. Er danke namentlich den Führern des
Lehr=
gangs, Gewerbelehrer Jacob und Zimmermeiſter Göller, ſie und
ihre treuen Helfer ſehen nicht auf äußeren Lohn, ſie finden innere
Befriedigung in ihrer Tätigkeit zum Wohle der geſamten
Be=
völkerung.
Die ſaubere Konſtruktion iſt im Hofe des Marſtalls zur
Be=
ſichtigung auf mehrere Tage aufgeſtellt, ſie zeugt von der Hingabe
der Beteiligten. Beſonders lobend iſt der ehrenamtliche Dienſt
am Volke hervorzuheben, der viele Wochen dauerte und nach des
Tages Laſt und Mühen in treuer Kameradſchaft erfolgte.
Mokoriſierte Skraßenpolizei im ganzen Reich.
Der Reichsinnenminiſter wird nunmehr die für Preußen
probe=
weiſe eingerichtete motoriſierte Straßenpolizei auf das ganze
Reich ausdehnen. Die Mannſchaften der Straßenpolizei werden
dem Feldjägerkorps entnommen. Es iſt beabſichtigt, 31
Komman=
dos in einer Stärke von je 45 bis 50 Mann und je 18 bis 22
Kraftwagen zu bilden. Als Standorte ſind vorgeſehen:
Königs=
berg, Allenſtein, Köslin, Stettin, Frankfurt a. d. Oder, Potsdam,
Schwerin, Kiel, Oldenburg, Hannover, Magdeburg, Freiburg im
Breisgau, Weimar, Merſeburg, Zwickau, Dresden, Liegnitz.
Op=
peln, Münſter, Arnsberg, Kaſſel, Wiesbaden, Düſſeldorf. Köln,
Koblenz, Saarbrücken, Würzburg, Nürnberg, Regensburg,
Mün=
chen und Stuttgart. Die Kommandos ſollen kaſernenmäßig und
mit ihren Fahrzeugen an einer Stelle geſchloſſen untergebracht
werden.
Auf dem Weg zum Farbenſpielfilm.
Von Zeit zu Zeit werden wir durch rieſige Ankündigungen
auf den Fortſchritt des Farbenfilms aufmerkſam, um dann doch
wieder enttäuſcht zu ſein. Vorerſt ſcheint das Problem noch weit
von einer zufriedenſtellenden Löſung entfernt, und die Farben der
wenigen Farbenfilme ſcheinen alles andere als natürlich. In
dieſen Tagen läuft nun wieder in London ein Farbenſpielfilm,
dem die engliſche Preſſe allerdings das Beſte nachſagt und dem
ſie eine Zukunft prophezeit. Einige Blätter gehen ſo weit, das
Spielen dieſes Films eine größere Umwälzung zu nennen als den
erſten Tonfilm im Jahre 1927. Es handelt ſich um die
amerika=
niſche Faſſung des Films „Vanity Fair” mit der bekannten
ame=
rikaniſchen Filmſchauſpielerin Miriam Hopkins in der Hauptrolle.
Das Umſtürzleriſche und Senſationelle an dieſem Film ſoll aber
nicht die Aufmachung und das Spiel ſein, ſondern die
Wieder=
gabe der natürlichen Farben, die alles bisher Dageweſene in den
Schatten ſtellen ſoll. Der Film füllt als Spielfilm ein ganzes
Abendprogramm, geht alſo über den Rahmen eines
Experimen=
tierfilms hinaus. Zum erſten Male ſollen hier nach den
Berich=
ten der Zeitungen in der Farbenwiedergabe Erfolge erzielt ſein,
die, abgeſehen von einigen wenigen Unbeholfenheiten, wirkliche
Fortſchritte bringen. Die einzelnen Szenen ſeien in der
Farben=
gebung ſo abgetönt, daß ſie die Zuſchauer in einen wahren
Tau=
mel von Begeiſterung verſetzen und die Ueberzeugung gewinnen
laſſen, daß hier etwas grundſätzlich Neues geſchaffen und erreicht
wurde. Der Film iſt ja nun allerdings zugleich auch ein
Koſtüm=
film, und ſo ergeben ſich zahlreiche dankbare Objekte für die
Kamera. Wie es einmal ſein wird, wenn ein Thema aus dem
Alltag genommen und behandelt wird, ſteht noch aus. Denn in
einem Farbenfilm muß die Farbe zunächſt einmal von dem Nur=
Dekorativen wegkommen, und mehr haben wir bislang im
allge=
meinen nicht geſehen. Aber auch in Hollywood glaubt man, die
Schwierigkeiten alsbald zu überwinden und aus den
Kinderkrank=
heiten herauszukommen, ſo daß in wenigen Jahren der Schwarz=
Weiß=Film ebenſo überholt wäre wie heute der Stummfilm.
— Sommerſpielzeit 1935. Als zweite Aufführung der
Som=
merſpielzeit geht ab heute „Die Geiſha”, Operette in 2 Akten (3
Bildern) von Sidney Jones, in Szene. In den Hauptrollen:
Käte Kriſtel, Mizzi Schneider=Kögler. Ilſe Henrich Erich Lange,
Fritz Ploder, Willi Ziegler u. a. Muſikaliſche Leitung:
Kapell=
meiſter Beppo Geiger. Die Inſzenierung beſorgte Erich Lange.
Eintrittskarten zu den bekannten Sommerpreiſen bei H. de Waal
und Verkehrsbüro.
LPD. Planſchau im Frankfurter Palmengarten. Aus Anlaß
der Tagung der Deutſchen Geſellſchaft für Gartenkunſt in
Frank=
furt a. M., die in der Zeit vom 26. bis 31. Juli ſtattfindet,
ver=
anſtaltet der Palmengarten in dieſen Tagen eine Plan= und
Bildſchau. In der Glasveranda im erſten Stock des
Geſell=
ſchaftshauſes zeigen Frankfurter Gartengeſtalter Pläne und
Licht=
bilder ausgeführter Gärten und Parkanlagen. Ferner beteiligt
ſich das ſtädtiſche Gartenweſen an der Schau. Der Palmengarten
zeigt ältere Gartenbilder, die bisher noch nie in der
Oeffentlich=
keit ausgeſtellt wurden und daher ſtarkes Intereſſe finden werden.
Darmſtädter Künſiler ſtellen aus.
Profeſſor Kurk Kempin,
der zwar ſein künſtleriſches Tätigkeitsfeld nach Frankfurt verlegt
hat, den wir aber immer zu den Darmſtädtern rechnen werden,
ſtellt eine Kollektion ſeiner Gemälde und Aquarelle aus dem
Schaffen der letzten Jahre im Frankfurter Kunſtverein aus. Die
Kollektion beſonders der Gemälde iſt in dem repräſentativſten
Saal des Kunſtvereins außerordentlich günſtig aufgehängt. Es
darf als erfreuliche Tatſache konſtatiert werden, daß der
Darm=
ſtädter frühere Theatermaler in Frankfurt eine ſo ausgezeichnete
Beachtung findet, ſowohl beim Publikum wie bei der berufenen
Kritik.
In dem großen Hauptſaal des Kunſtvereins hängen in erſter
Linie die Porträts des Künſtlers bekannte Frankfurter und
Darmſtädter Perſönlichkeiten darſtellend. Alle dieſe Bildniſſe
ebenſo wie die Blumenſtücke, die, leider wenig, zwiſchen ihnen
verteilt hängen, zeugen von dem Temperament des Künſtlers und
von ſeinem wohl auf ſein eigenes Kunſtgebiet zurückzuführenden
großzügigen „Abſtand” zu den Dingen, der ſich namentlich auch in
der Technik und in dem Kolorit offenbart. All dieſe Porträts
atmen in erſter Linie Leben. Sie geben in zweiter Linie
Charakteriſtik des Dargeſtellten (entweder markante
Per=
ſönlichkeiten oder feſſelnde charakteriſtiſche Körperlichkeit), und im
letzten eine faſt in allen Bildern hochintereſſante und jeweils
ver=
ſchiedene Farbengebung. Womit geſagt ſein ſoll, daß
Kem=
pins Porträts ſowohl ſtarke dekorative Bilder ſind, wie
tempera=
mentvolle Charakteriſtiken der dargeſtellten Perſönlichkeiten. Zu
dem ſchon gelegentlich der Darmſtädter Ausſtellung beſprochenen
Porträt von Kapellmeiſter Zwißler kommt hier ein kleineres
des Kapellmeiſters Grüber in Frankfurt, und dann vor allem
ein ſehr lebendiges und auch im Beiwerk reiches Porträt des Dr.
Heinz Loſſen. Kempin malt den bekannten Röntgenologen im
Arbeitsgewand inmitten wiſſenſchaftlicher Tätigkeit. Er
korri=
giert wohl ein Buch. Das alles wirkt auf den erſten Blick, weil
es einen Arbeitstiſch darſtellt etwas verwirrend. In der
erforder=
lichen Diſtanz wird dem Beſchauer die eindrucksvolle Bildwirkung
klar, und wer ſich in Einzelheiten vertieft, zu dem ſpricht
über=
zeugend das Charakteriſtiſche des Mediziners und Schriftſtellers
und die intime Umgebung in ſeinem Arbeitsraum. Gegenüber
hängt ein Bildnis des Malers Deppert (Darmſtadt). Wer
Deepperts düſtere, ernſt realiſtiſche Kriegsbilder kennt, wird ohne
weiteres verſtehen, warum das Charakteriſtikum dieſes Porträts
in der Farbe wie in dem beſonders ſorgfältig durchgearbeiteten
Kopf düſter, faſt dämoniſch ſein mußte.
Von der Stärke der Mittel ſeiner Ausdrucksfähigkeit und
ſeiner künſtleriſchen Vielſeitigkeit zeugen dann eine Anzahl
Frauen= und Mädchenbildniſſe, zu deren
intereſſante=
ſten und „ſchönſten” der Kopf einer braungebrannten jungen Dame
zählt, der ungemein plaſtiſch aus dem Rahmen heraustritt und ſo
lebendig zum Beſchauer ſpricht, daß hier mehr als nur ein Bildnis,
daß ein Werk großer Kunſt herauskam. Ebenſo die großen
Bild=
niſſe (ganze Figuren) der Tochter des Künſtlers, deren größtes
die Mitte der Stirnwand einnimmt und ſowohl in der Farbe wie
in der zeichneriſch glänzend durchgearbeiteten Bewegung und
Ge=
wandung der Dargeſtellten, den Blick immer wieder auf ſich zieht.
Dann ein liegender Akt, der im Kolorit wiederum ganz anders
gehalten iſt, der die meiſterhafte anatomiſche und zeichneriſche
Durcharbeitung verrät, im letzten aber doch eine Lobpreiſung
des ſchönen nackten Körpers iſt; ebenſo wie der im letzten Saal
hängende Paſtellakt, in dem im Gegenſatz zu dem erſteren die
Weichheit der Formen innerhalb des Kolorits von einer Zartheit
iſt, die dem ſonſt in allen Bildern zutage tretenden Temperament
des Künſtlers eigentlich widerſpricht. — Auch das Bildnis Frau
Imberger feſſelt ſowohl durch die Farbe wie durch das
eigen=
artig feine, aber ſtark im Ausdruck feſtgehaltene Geſicht. — Das
große Selbſtbildnis Kurt Kempins mit der Modellpuppe, eines
der beſten Gemälde des Künſtlers, war ebenfalls ſchon Gegenſtand
der Beſprechung.
In der Darſtellung der Buntheit und Schönheit der
Blu=
men war Kurt Kempin ſchon immer Meiſter. Er hat immer
darauf verzichtet, die Natur zu kopieren. Wenn er Blumen malt,
ſind ſie voll Leben erfüllt, duftig, rauſchend in ihren Farben,
die Bilder als Ganzes aber geben gleichzeitig das Charakteriſtikum
der Blume, das ja ſo ungemein verſchieden iſt, überzeugend
wie=
der Er malt Roſen anders wie Dahlien, und Lilien anders wie
Feldblumen. Immer aber zeugen gerade dieſe Blumenſtücke von
liebevoller Vertiefung des Künſtlers in die wunderbaren
Offen=
barungen der Natur, die er nicht photographiſch farbig kopiert,
die er vielmehr in ſeine Kunſt eingehen läßt und dadurch ein
ganz Eigenes ſchafft.
In dem letzten Raum des Kunſtvereins hängt noch eine große
Kollektion von Aquarellen Kurt Kempins, Ausbeute ſeiner
letzten Italienreiſe. Er hat hier nicht die üppige, zwingend
ſchöne Landſchaft geſucht und geſehen, er malt das alte Italien,
die Ruinen, die alten Häuſer in Poſitano, Rom. Pgeſtum,
Ber=
gamo uſw. Kraftvolle, vor der Natur entſtandene Zeichnungen,
in wenigen Strichen markant das Charakteriſtikum feſthaltend
und dann das Kolorit in die Zeichnung übertragen. Dieſe
Blät=
ter, ſo intim ſie im einzelnen wirken, ſind durchweg Zeugen
ſtar=
ken künſtleriſchen Temperaments, aber auch des ſicheren Blicks
für den Bildausſchnitt, der auch da jeweils ein eigener iſt, wo
das Motiv, von anderer Stelle geſehen, wiederkehrt.
Die übrigen Räume des Kunſtvereins hat eine
Künſtlerver=
einigung „Der Norden” eingenommen. Unter der Fülle dieſer
Bilder, iſt aber auch keines, aus dem wir den Atem der neuen
deutſchen Kunſt ſpüren können. Die Künſtlervereinigung ſagt
von ſich: „Unſere Arbeit wird jedem Volksgenoſſen verſtändlich
ſein — der aus der Kunſt Spannkraft für ſein Leben gewinnen
will. Durch Unbeirrbarkeit in einer lebensbejahenden
Kunſtauf=
faſſung wird es gelingen — auch die zu überzeugen — die unſere
Abſichten heute noch nicht anerkennen. Wir verzichten aber auf
jene — die uns von vornherein nicht verſtehen wollen.”
Wahrlich wir gehören nicht zu denen, die nicht verſtehen
wollen. Aber was hier geſagt wird, iſt wohl revolutionär,
aber es dünkt uns, daß es eine überwundene Revolution iſt, bis
auf einige ganz wenige Stücke ſcheint das Revolutionäre zu ſtark
betont, weil das, was die jungen Künſtler geben, als Erſatz für
die maleriſche Ueberlieferung in keiner Weiſe überzeugend iſt,
vielmehr, dünkt uns, gehört dieſe Malerei der überwundenen
*
Epoche an.
Die Frankfurter Kritik ſchreibt, über Kurt Kempin u. a.:
„Frankfurter Volksblatt‟. . . . „Einen Einblick in ſein vielſeitiges
Schaffen gewährt Prof. Kurt Kempin durch eine gut
zuſammen=
geſtellte Auswahl ſeiner Werke. Unter ſeinen ſprechenden
Vor=
träts fallen beſonders auf das „Bildnis des Malers Karl
Dep=
pert” und das Porträt des „Kavellmeiſters Karl Maria
Zwiß=
ler” vom hieſigen Overnhaus. Daneben möchten wir ſein
Selbſt=
porträt und zwei Bildniſſe ſeiner Tochter noch erwähnen. Sie
verraten eine einfache ungekünſtelte Kompoſition und haben
neben einer großen Realiſtik unerhörte Plaſtik und Lebendigkeit.
Die Farben zeigen eine ſatte Friſche und laſſen in allen Stücken
auf eine leicht und ſicher arbeitende Hand ſchließen, die im
Ver=
ein mit künſtleriſch ſehenden Augen fertige, wohltuend wirkende
Bildniſſe ſchafft.
Auch die Blumenſtilleben (Tulpen, Mohn. Dahlien) haben
Naturtreue und Farbenharmonie. In allen Bildern Kempins
liegt Plaſtik, in der Fläche ſowohl wie im Körper, die durch
kräf=
tige Pinſelſtriche erreicht wird. Die zarten Blumenaquarelle und
die römiſchen Zeichnungen, bei denen das Architektoniſche den
Künſtler beſonders gereizt haben mag, ſind licht und leicht Voll
und weich iſt der in kräftigem Paſtell gehaltene weibliche Akt und
reizvoll im Vergleich zu dem liegenden Akt in Oel.”
„Generalanzeiger‟: Die intereſſanteſte und ausgeprägteſte
Künſtlerperſönlichkeit dieſer Ausſtellung iſt wohl Prof. Kurt
Kemvin. Er war bis vor kurzem in Darmſtadt anſäſſig undwirkte dort
als Theatermaler. Etwas von dem großen Schwung, der die
Vor=
ausſetzung ſolcher Kunſtentfaltung iſt, wird beim Durchſchreiten
der beiden Säle, die ſeine Produktion anfüllt, ſpürbar. Zunächſt
in ſeinen großen Porträts, hinter denen man ein fortreißendes
Temperament fühlt. Sie ſind nicht nur gut, dieſe Porträts,
namentlich die männlichen, die bekannte Perſönlichkeiten
darſtel=
len, ſie atmen Leben in jeder Linie. Als Beſtes erſcheint mohl
der Mediziner in der hinteren Saalecke des repräſentativen
Rau=
mes, bei dem nicht nur der Menſch ſelber, ſondern auch das
Drumherum mit großem Können geſtaltet iſt. Ein Selbſtvorträt,
an eine Ateliervuppe angelehnt, wirkt ähnlich lebendig. Auch in
ſeinen Blumenſtücken und in ſeinen groß geſehenen Aquarellen
aus Pgeſtum und Poſitano erweckt Kempin großes Intereſſe.
Profeſſor Adol Beyer.
Als Folge ſeiner noch in lebhafter Einnerung ſtehenden über—
aus erfolgreichen Jubiläumsausſtellung im Darmſtädter
Kunſt=
verein (Dezember 1934 bis Ende Januar 1935) hatte Profeſſom
Adolf Beyer eine Einladung des Badiſchen Kunſtver—
eins in Karlsruhe zu einer Ausſtellung dort erhalten. Dieſe.,
den großen Hauptſaal des dortigen Ausſtellungsgebäudes, Wald= 3, füllende Schau im Rahmen der Juli=Ausſtellung
wurde=
am 3. Juli 1935 eröffnet. Der Erfolg dieſer Karlsruher Aus= Profeſſor Beyers iſt ſo ſtark, daß es hier an der Wirkungs= des Künſtlers intereſſieren dürfte, wie ſich dortige
Schrift=
ſteller und Künſtler über das hier wohlbekannte Werk äußern.
Sehr ausführlich im Rahmen der Geſamtausſtellung geht dem
Referent des Generalanzeigers (11. 7. 35) auf die Ausſtellung ein.
„Von Darmſtadt kommt das Kollektivwerk eines Einzigen, dem
den großen Saal verſchwenderiſch füllt. Der heute inmitten dem
ſechziger Jahre ſtehende Profeſſor Adolf Beyer darf aber alss
typiſcher Repräſentant der gediegenen neuen deutſchen Kunſti
Darmſtadts angeſprochen werden. Und das gilt in dem
umfaſſen=
den Maß der vorliegenden Arbeiten aus einer Spanne von viem
Jahrzehnten vielleicht ſogar bis in gewiſſe Schwächen hinein. Dockh
da ſie von der gleichſam naturgebundenen Art des organiſchem
Wachstums in dieſer außergewöhnlichen Künſtlerſchaft beſtimmtt
ſind und den naheliegenden Einflüſſen zugehören mögen aus dem
unausweichlichen Bereichen deſſen, was man — auch in der
Ma=
lerei — mit „Darmſtädter Kunſt” bezeichnet wiſſen möchte, ſo ſollem
eben ſie uns wenig angehen angeſichts der in ſich beruhenden und
gefeſtigten Klarheit einer reifen Meiſterſchaft ſchlechthin. So kanm
denn etwa eine leiſe Luſt zu farblicher Stiliſierung — als Schwächee
gedacht — dennoch abgeſtimmt organiſch einbezogen werden (alss
erfreulich experimentfrei übernommen) in die Entwicklung undd
Haltung des Geſamtwerks Beyers. Gibt ſich die gewiſſe Neigung zuu
preziöſer Farbgeſtaltung am unverhüllteſten vielleicht kund in denn
beiden groß und friſch zupackend ſinnlich angelegten Frauen=Aktern
mit dem eigenartig ungreifbaren Hauch eines koketten Lila=
Tim=
bres, ſo wandelt dieſes Lila ſich in die ruhigere Schattierung einess
bewußten Violett ab, reizvoll zwar, wenn auch vielleicht etwass
typiſiert: in den mannigfachen Blumenſtücken. Eben dieſe hiem
nachhaltig ſpürbar werdende Tendenz zur Typiſierung erſcheint mim
nicht nur für den Künſtler charakteriſtiſch, ſondern als ſeltſamess
Erbe des fraglichen Darmſtädter Stils.
Geht man nun in der Skala der ſpezifiſchen Werte von Beyers=
Kunſt entſchloſſen (und von des Meiſters Können gern geführi.)
nach oben, dann tritt der unendlich tief befriedigendo
Bereich einer durchaus geſunden, jaſagender
Realiſtik hinzu und ſchließlich entſcheidend hervor, die ſich amn
Gegenſtändlichen des Aktes bereits wie geſagt, erwärmt und
ge=
nährt hat noch von aller reinen Bildgeſtaltung abgeſehen, die im
dieſen beiden Aktbildern freilich zugleich dennoch unverkennbam
aufſpringt. Doch eben von der realiſtiſch eklatanten Farbfreuds=
und Naturfreude eines ungehemmt ſehenden Auges zeugen die
ſchönheitstrunkenen vielfältigen Landſchaftsbilder und Naturſtudiern
am augenfälligſten. Da ſind ausgeſuchte Baumblicke, Waldaus
gänge. Wildbäche und liebliche Ententümpel, friedliche Wald= odem
Park=Anweſen, die alle die liebende Umfaſſung eines naturfroß
reichen Gemüts atmen. Und die unaufhaltſam ſtrömende Luſt an
hellen mittäglichen Sonnengeſpiegel auf warmer Erde
verbinde=
ſich zugleich mit meiſterhaft beherrſchter Technik
die in der produktiven Schaffensekſtatik nicht einmal Halt
mach=
vor gelegentlicher Neigung zu faſt ſpieleriſchen Virtuoſen (was
ebenfalls ſozuſagen Darmſtädter Zutat iſt). Und ſie braucht auch
nicht ängſtlich Halt zu machen, vielmehr: ſie weis ſich mit
beherr=
ſchender Hand ihren, den reizenden Modellen bravourös huldigen
den Paſtellbildniſſen von Frauen gegenüber voll gewachſen. Es iſ
eine Leidenſchaft auch für dieſe Seite des Allbereichs der Schönhei
da. Im Bildnis ſticht noch die Lebendigkeit der Züge des berühm
ten Datterich=Darſtellers Goebel hervor. Und wie das gelernt und
ſcharfſichtig ſehend gekonnt iſt von frühen Anfängen — noch irn
Karlsruhe! — an, das beweiſen die maleriſch ſicher
gegrün=
deten Bildniſſe einer alten Bäuerin und eines badiſchen Bauerr,
aus den neunziger Jahren ganz vortrefflich. Man wird in dieſenn
fleißigen und tapferen Voranſchreiten einer unbeirrt ihren
zwingenden Weg gehenden Kunſt von ſolchen
Breite des Wurfs, ungeachtet aller Entwicklungseinflüſſe
und ſuchender Nachdenklichkeiten, die höchſte Achtung nicht
verſagen. Denn im Grunde iſt ſolch Schaffen doch dem
beweg=
lich entdeckerfrohen Willen zum Selbſt entſproßt.”
In einem Bericht des „Anzeigers” vom 8. Juli 1935 heißt es
u. a.: „Lebhaftes Intereſſe fordert die Ausſtellung im großen Saal
den Prof. Adolf Beyer=Darmſtadt belegt hat. Eine ſtattliche
Zahl von Gemälden legt von dem vielſeitigen Können des
Künſt=
lers Zeugnis ab. Er beherrſcht Farbe und Form und weiß einem
geſunden Realismus durch idealiſtiſche Geſtaltung in eine höhere
Potenz zu erheben. Landſchaft und Figur liegen ihm
gleichmäßig. Die „Alte Buche” iſt in ihrer naturhaften Art,
in ihrer plaſtiſchen Durchſchlagskraft vom gleichen künſtleriſchen
Wert, wie etwa die „Alte Bauersfrau” oder der „Studienkopf mit
rotem Tuch” oder der „Badiſche Bauer‟. Die Landſchaften hat der
Künſtler mit viel Liebe angeſchaut und mit kraftvollem Ausdruck
wiedergegeben. Daß er den „Ton” und die Lichtwirkung beherrſcht
braucht kaum beſonders geſagt zu werden, denn Beyer hält
ſich an die Natur und meidet jede verſtiegene
Stiliſierung.”
Aehnlich ſchreibt der Berichterſtatter der „Badiſchen Preſſe
vom 9. Juli 1935, der das vielſeitige Können und die ſichere
Be=
herrſchung aller techniſchen Mittel betont.
Prachtvolle Worte fand Prof. Adolf Hildenbrand, der dem
Meiſter folgendes ſchrieb:
„Vorgeſtern war ich drüben in Karlsruhe, eine Stunde oder
zwei in Ihrem Reich, in Ihrem Garten, in Ihrer ſonnigen Stille
unter den großen Bäumen —. Den ganzen warmen Menſchen, die
Perſönlichkeit dieſes ſchönen reichen Bildwerkes hab’ ich auf mich
einſtrömen laſſen und hab' ſeiner in herzlicher Verbundenheit
ge=
dacht und gefühlt. Die Ausſtellung ſelber iſt ganz ausgezeichneE
gehängt.
Erbachs kradikionelles Pferderennen.
Ausgezeichneke Beſekzung der Rennen.
Die Pferderennen in Erbach i. O. am kommenden Sonntag.
haben eine überraſchend gute Beſetzung erfahren. 105
Nennun=
gen ſind eingegangen. Die Kavallerieſchule Hannover
ſowie das Reiterregiment Breslau haben unter
vielen-
anderen Pferdebſitzern ihre beſtimmtes Erſcheinen zugeſagt.
Ober=
leutnant Haſſe und Kaupert ſowie Lt. Freiherr vo
Ohlen und Oberleutnant von Frankenberg werden
iſ=
den Sattel ſteigen. Der Odenwälder Rennverein e. V. Erbach=
Odw. bietet ſomit am kommenden Sonntag eine beſondere
Leiſtung. — Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger,
Regie=
rungspräſident Jung, Reichskommiſſar Gauleiter Bür”
kel Vertreter der SA.=Gruppe Kurpfalz und Gebietsführei
Potthof nehmen als Gäſte an den großen öffentlichen Reſe
nen teil.
Aus Anlaß der am Sonntag, dem 28. Juli 1935, in Erbach
i. Odw. ſtattfindenden öffentlichen Halb= und Vollblut=Rennell.
unterhalten ſich in einem Zwiegeſpräch am Freitag, dem 26. Jule
1935, im Rahmen des Sportfunks nach 10 Uhr am Reichsſender
Frankfurt die Herren Landſtallmeiſter Dr. Denker und Alberk
über das Thema; „Der Pferdeſport auf dem Lande und die
Erbacher Rennen”.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonpme Anfragen werte.
aicht Seantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkelt
„Autoverſicherung” Erſuchen um Rückſprache werktags vorm-
8 Uhr bei der Schriftleitung, wobei die Police mitzubringen wäre.
Nach Mainz. Aus Vorarlberg.
Geſunde Mütker — geſunde Kinder!
Helft dem Hilfswerk „Mutter und Kind” und ſpender.
auf das Konto der Kreisamtsleitung des Amtes für.
Volkswohlfahrt Nr. 5990 bei der Städtiſchen Sparkalſe
Darmſtadt und Poſtſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. M=
Der Kreisleiter.
n alle Ortsgruppen=Propagandaleiter Darmſtadt=Stadt
und Land.
Am Freitag, den 26. d, M., abends 8.15 Uhr, findet im
Haus der Arbeit” (Nebenzimmer) eine dringende
Propaganda=
leitertagung ſtatt. Das Erſcheinen ſämtlicher
Ortsgruppenpropa=
gandaleiter iſt erforderlich, und ich bitte, Vertreter nur in ganz
Dringenden Fällen zu ſtellen. Das Rundſchreiben „Ammanſche
Ver=
ordnung” betreffend, iſt bis dahin erledigt vorzulegen. Ferner
ſind bis zu dieſem Datum die herausgegebenen Bücher=Beſtellliſten
ausgefüllt wieder abzuliefern. Zur Tagung iſt weiterhin, ſoweit
möglich, der fertige Bericht für den Gauleiter — jeder Punkt
ge=
ſondert auf einem Blatt — mitzubringen.
Alte Garde! (Träger des Goldenen Reichsehrenzeichens.)
Nächſten Sonntag, 28. Juli, treffen ſich ſämtliche Angehörigen
der Alten Garde des Kreiſes Darmſtadt zu einem gemütlichen
Bei=
ſammenſein bei Pg. Weber, Eberſtadt, um 3 Uhr nachmittags.
Familienangehörige ſind dazu herzlichſt eingeladen.
NSKOV., Ortsgruppe Darmſtadt.
Am Freitag, 26. Juli, abends 8 Uhr, findet im Saale des
Handelshofes (Ernſt=Ludwigs=Platz) eine Sitzung der
Stützpunkt=
leiter, Blockwarte und Fürſorgekameradenfrauen, ſtatt. Erſcheinen
iſt Pflicht! — Am 10. Auguſt findet im Saalbau eine
Mitglie=
derverſammlung ſtatt. Wir bitten die Mitglieder, ſich recht
zahl=
reich zu beteiligen. Bei dieſer Verſammlung ſpricht ein
kriegsblin=
der Kamerad über ſeine Erlebniſſe im Krieg. Zu dieſer
Ver=
ſammlung können Gäſte eingeführt werden.
Bezirksleitung der NSKOV.
Die Bezirksleitung der NSKOV. veranſtaltet am 18. Auguſt
eine große Rheinfahrt. Kameraden und Kameradenfrauen, die ſich
daran beteiligen wollen, erfahren alles nähere durch ihren
Stütz=
punktleiter bzw. Blockwart. Letzte Meldung zur Beteiligung
ſpä=
teſtens am 3. Auguſt, mittags 12 Uhr.
HJ.=Bann 115, „Peter Frieß”.
Auch während der Ferien findet Freitags, abends 20 Uhr,
das Training der Box=Abteilung in der Viktoriaſchule, Hochſtraße,
ſtatt. — Am kommenden Samstag, 27. Juli, findet um 19 Uhr,
auf dem Rot=Weiß=Platz in der Rheinallee, ein freiwilliges
Trai=
ning für leichtathletiſche Uebungen des HJ.=Leiſtungsabzeichens
ſtatt. Es kommen in Frage: Kugelſtoßen, 100=Meter=Lauf,
Weit=
ſprung und Keulenweitwurf.
Die Deutſche Arbeitsfront
A
Meé
Reichsberufshauptgruppe Kaufmannsgehilfen.
Fachgruppen Textil=, Lebensmittel= und Eiſenwaren= und
Haus=
bedarf=Einzelhandel.
Heute Freitag, den 26. Juli, 20.30 Uhr: Die
Wer=
bung im Einzelhandel” im Saal 1 (Rheinſtraße 14 II
Eingang Grafenſtraße). Vertragender: Berufskamerad Eduard
Götz=Darmſtadt.
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟.
Nürburgfahrt am 28. Juli. Die Fahrtunterlagen für den
Sonderzug nach dem Nürburgring können auf der
Kreisdienſt=
ſtelle, Bismarckſtraße 19, in der Zeit von 9—1 und 3—6 Uhr
ge=
gen Abgabe des Gutſcheins in Empfang genommen werden.
Ab=
fahrt des Anſchlußzuges in Darmſtadt Hbf. am 27. Juli um
23.48 Uhr (Bahnſteig 5). Für die Teilnehmer ſind entſprechende
Plätze reſerviert.
Rheinfahrt am 28. Juli. Die Fahrkarten für die Rheinfahrt
am 28. Juli können gegen Vorzeigen der roten und grünen
Gut=
ſcheine auf der Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtr. 19, zu den bekannten
Dienſtſtunden (ſiehe oben) abgeholt werden. Wir weiſen
aus=
drücklich darauf hin, daß die Teilnehmer den Anordnungen der
Reiſeleiter und des Schiffsperſonals unbedingte Folge zu leiſten
haben, damit die reibungsloſe Durchführung der Fahrt
ge=
ſichert iſt.
*
Achtung! KdF.=Orts= und Betriebswanderwarte! Der auf
Freitag, den 26. Juli, angeſetzte Schulungsabend muß
umſtände=
halber auf Montag, den 29. Juli, abends 8.15 Uhr (Haus der
Arbeit, kleiner Saal), verlegt werden. Der letzte
Schulungs=
abend findet dann am Freitag, dem 2. Auguſt, ſtatt.
Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellung. Es iſt uns gelungen, für
unſere Kameraden verbilligte Eintrittskarten für die Gartenbau=
Ausſtellung im Orangeriegarten zu erhalten. Die Tageskarte
koſtet 30 Pfg. und iſt auf der Kreisdienſtſtelle „Kraft durch
Freude” zu haben.
Sommerfeſt mit Tanz der Ortsgruppe Beſſungen. Am
Sams=
tag, dem 3. Auguſt, abends 20 Uhr, veranſtaltet die Ortsgruppe
Beſſungen=Steinberg in der Beſſunger Turnhalle ein Sommerfeſt
mit Tanz. Frankfurter und Darmſtädter Künſtler werden das
Programm verſchönern. Eintritt einſchließlich Tanz 50 Pfg.
Karten ſind bei den Betriebs=, Zellen= und Blockwarten und der
Ortsgruppe „KdF.” zu haben.
Sportkurſe „Kraft durch Freude‟.
Heute Freitag finden ſtatt:
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele (nur für Frauen). Ort:
Morne=
wegſchule (Karlsſtraße). Zeit: 20.00—21.00 Uhr.
Reichsſportabzeichen (Männer und Frauen). Ort: Hochſchul=
Stadion. Zeit: 19.30—20.30 Uhr.
Schwimmen (Männer und Frauen) Ort: Städtiſches Hallenbad.
Zeit: 20.00—21.00 Uhr.
Reiten. Ort: Hügelſtraße 85. Zeit: 20.00—21.00 Uhr.
Anmeldungen, für die Mitte Auguſt neu beginnenden
ge=
ſchloſſenen Kurſe nimmt entgegen: KdF., Bismarckſtraße 19
(Telephon 3330).
Die Mitgliedskarken der NSB.-Mikglieder.
Aus den Kreiſen der NSV.=Mitglieder wurden
verſchiedent=
lich Klagen laut, daß auf den Mitgliedskarten als
Eintritts=
datum ein viel ſpäterer Termin eingeſetzt iſt, als die NSV.=
Mit=
gliedsanwärter tatſächlich Beiträge zur NS. Volkswohlfahrt
ge=
zahlt haben.
Hierzu iſt zu bemerken, daß die NS. Volkswohlfahrt
bekannt=
lich erſt im November 1933 offiziell als Amt bei der Oberſten
Leitung der PO. anerkannt worden iſt. Es liegt klar auf der
Hand, daß durch den organiſatoriſchen Aufbau die bereits in dem
Jahr 1933 abgegebenen Aufnahme=Erklärungen ſeitens der
Gau=
amtsleitungen erſt in den erſten Monaten des Jahres 1934 an
die Reichsleitung weitergeleitet werden konnten. Die
Bearbei=
tung der Aufnahmeanträge und Ausſtellung der Mitgliedskarten
erfolgte durch die Reichsleitung gebietsweiſe. Eine Beachtung
des tatſächlichen Eintrittstages konnte daher bei den
eingereich=
ten Millionen von Aufnahme=Erklärungen aus techniſchen
Grün=
den nicht erfolgen. Die Reichsleitung hat daher den
Eintritts=
tag nach eigenem Ermeſſen feſtgelegt. Bis zu dieſem Tag waren
die Aufnahmeſuchenden Mitgliedsanwärter und ſind erſt mit der
Ausſtellung der Mitgliedskarte als Mitglied der NS.
Volkswohl=
fahrt zu betrachten.
Eine Abänderung des Eintrittstages durch die Reichsleitung
auf der Mitgliedskarte iſt nicht möglich; den Mitgliedern
bleibt es jedoch anheimgeſtellt, das
Eintritts=
datum in die NSV. auf den Mitgliedsbüchern,
die den Mitgliedern in der nächſten Zeit
zu=
gehen werden, berichtigen zu laſſen.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt.
Kampfgemeinſchaft gegen Nok und Elend.
Sämtliche Betriebsangehörige der
Landeskommu=
nalbank=Girozentrale für Heſſen,
Hauptſtaats=
aſſe Darmſtadt Beamtenbank Darmſtadt und
Hofgut Kranichſtein haben ſich in den letzten Tagen
ge=
ſchloſſen in die Front der NSV. eingereiht und hierdurch ihren
Willen zur Tat reifen laſſen, ein Werk von volksgeſchichtlicher
Bedeutung und wahrem Sozialismus zu unterſtützen. Die
Mit=
hilfe in der NSV. muß Ehrenſache jedes Volksgenoſſen ſein.
Briefe, die die N.S.V. erreichten!
Gut Netem in Oldenburg.
Liebe Eltern!
Mir geht es ſehr gut. Hoffentlich Euch auch. Ich bin jetzt
8 Tage hier und in den 8 Tagen bin ich ſchon tüchtig Rad
gefah=
ren. Ich gehe viel baden, und zwar 4mal in der Woche. Ich bin
am Mittwoch mit dem Rad nach Oldenburg gefahren. . . . Ich kann
jetzt ſehr viel eſſen, beſonders viel Milch trinken und Butter,
Schinken, Speck, Dörrfleiſch und außerdem ſehr viel Obſt eſſen.
Wir gehen jeden Tag an die Kirſchen, da wird aber gut gefuttert.
Hoffentlich bekomme ich bald von Euch einen Brief.
Viele Grüße an Euch alle
Eure
Margot.
Neuſtadtgödenz (Oſtfriesland).
Liebe Eltern!
Ich habe kein Heimweh. Es geht mir gut. Ich bekomme gut
zu eſſen. Ich habe eine junge Katz, damit ſpiele ich, ſie iſt ſehr
lieb. Ich habe meine Schlafſtube. Wir haben Hühner, da eſſe ich
ſehr viel Eier. Euch geht es auch gut? Erich hat mir auch
ge=
ſchrieben.
Viele Grüße
Eure
Irmgard.
Werte Familie Frank!
Anſchließend will ich ein paar Worte hinzufügen. Sie
brau=
chen ſich um Irmgard nicht zu ſorgen. Es geht ihr ſehr gut. Auch
wir ſind gut mit ihr zufrieden. Langeweile hat ſie keine.
Herzliche Grüße
Familie Mummke.
Neten, Kreis Oldenburg.
Liebe Eltern!
Mir geht es gut, hoffentlich Euch auch. Ich bin am
Donners=
tag um 4 Uhr hier angekommen. Mir gefällt es ſehr gut. Am
erſten Tag hatte es mir nicht geſchmeckt. Jetzt kann ich aber eſſen
wie für zehn. Wir haben Kühe. Schweine, Hinkel, Gäule, Ziegen
und alles mögliche. Wir haben ein großes Haus, 28 Zimmer.
Wir haben 25 Eſſer. Mit Opa und Oma ſind wir 27 Leute. Zu
ſchaffen brauche ich gar nichts. beſonders bekomme ich gut zu eſſen
und zu trinken und viel Milch und die Leute ſind ſo gut zu mir,
ſo gut gibt es gar nichts mehr. Wir haben ſehr viel Obſt und
eine große Wieſe. Ich lege auch alle Mittag mich ſchlafen. . . Am
Mittwoch darf ich nach Oldenburg mit dem Rad fahren. Die
Leute ſprechen hier alle plattdeutſch. Ich verſtehe ſie jetzt und ſie
mich auch.
Hoffentlich ſchickt Ihr mir bald einen Brief.
Es grüßt Euch
Euere
Margret.
Leerhafe (Oſtfriesland).
Werte Familie Luft!
Ihnen zur Mitteilung, daß Ihr Töchterchen gut bei uns
an=
gekommen iſt. Sie war ſehr müde. Nachdem ſie gegeſſen hatte,
iſt ſie bald ins Bett gegangen. Ich habe ihr verſprochen, gleich
noch Ihnen zu ſchreiben, damit Sie ſich keine Sorgen machen.
Hedwig wird ſich hier ſchon ſchön einleben. Wir haben neben
unſerem Geſchäftshaushalt auch Vieh und Geflügel und einen
großen Garten. Auch kann Hedwig auf dem Kutſchwagen fahren.
Abwechſlung gibt es hier genug. Wir werden mit großer Luſt
und Liebe für unſer Ferienkind ſorgen, damit es wohlgenährt bei
ſeinen Eltern wieder ankommt. In den nächſten Tagen ſchreiben
wir Ihnen mehr
Herzliche Grüße
Ihre
Frau Janſen.
Die Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt
Darm=
ſtadt hat uns vorſtehende Briefe von Ferienkindern und deren
Pflegeeltern aus Oſtfriesland zur Verfügung geſtellt. Aus dem
Inhalt geht unzweideutig hervor, daß die Kinder, die z. Zt. durch
die NS.=Volkswohlfahrt Darmſtadt im Gau Weſer=Ems
unter=
gebracht ſind, dort eine liebevolle Aufnahme gefunden haben.
Durch die Verſchickung bedürftiger Volksgenoſſen aufs Land
wird nicht nur der Geſundheitszuſtand der Kinder gebeſſert
wer=
den, ſondern die Kinder haben gleichzeitig die Gelegenheit, das
deutſche Vaterland kennenzulernen und insbeſondere die Arbeit
der oſtfrieſiſchen Bauern zu würdigen. Eine vollkommen neue
Welt hat ſich den Kindern erſchloſſen. Wie viele waren unter
ihnen, die ihre Vaterſtadt Darmſtadt bzw. den Kreis Darmſtadt
überhaupt noch nie verlaſſen haben. Nun ſtehen ſie den tauſend
Wundern des Ferienaufenthaltes auf dem Lande gegenüber.
Schon in den wenigen Tagen waren die blaſſen Wangen unſerer
Darmſtädter Heinerbuben und =mädels von der Sonne gebräunt.
Freundſchaften ſind inzwiſchen geſchloſſen worden, die beſtimmt
für alle Zeiten aufrecht erhalten werden,
Die Kinderlandverſchickung wird eine bleibende Einrichtung
ſein und mit zur Vertiefung der Volksgemeinſchaft beitragen.
Was die Lichtſpiel=Theater bringen.
* Helia: Liebe, Tod und Teufel.
Glück, Reichtum und Liebe — und am Ende Tod und
Ver=
dammnis; das alles birgt die geheimnisvolle Flaſche, die der
Matroſe Kiwe bei einem ſeltſamen Alten in einem
unterirdi=
ſchen Gewölbe erſteht. Wer dieſe Flaſche beſitzt, dem geht jeder
Wunſch in Erfüllung — ſtirbt er aber, ſo verfällt ſeine Seele
dem Teufel. So trachtet denn jeder Beſitzer bald, die Flaſche
wieder loszuwerden. Aber dabei gibt es eine Bedingung: er
muß ſie billiger verkaufen, als er ſie gekauft hat, und muß
zudem den Käufer genau über die guten und ſchlechten
Eigen=
ſchaften der Flaſche unterrichten. —— Die Flaſche geht durch viele
Hände, nachdem Kiwe ſie in einem erſten heimlichen Grauſen
über die Leichtigkeit, mit der ſie alle ſeine Wünſche erfüllt,
ver=
kauft hat. Noch einmal kauft er ſie wieder, als er, vom Ausſatz
befallen, nur noch von der Flaſche Heilung erhoffen kann. Doch
dann lebt er unter dem Druck, ſie nicht wieder verkaufen zu
kön=
nen, da er nur 1 Cent, die kleinſte Münze des Landes dafür
bezahlt hat. Doch der Säufer Mounier kauft die Flaſche für eine
wertloſe ausländiſche Münze, um ſich Rum zu verſchaffen. Kiwe
und ſeine geliebte Kokua werden, endlich von dem Zauberſpuk
befreit, nun aus eigenen Kräften ihr Glück aufbauen.
Der Film ſpielt in der Südſee, und das phantaſtiſch=bunte
Milieu verleiht ihm eigenartigen Reiz. Nicht überall iſt es aber
gelungen, das Unwirklich=Zauberhafte der Handlung, die magiſche
Gewalt der Flaſche glaubhaft darzuſtellen. Zwei Männer
zeich=
nen verantwortlich für die Regie (Hilpert=Steinbicker)
— ob daher vielleicht das merkwürdige Nebeneinander von
Raliſtik und Phantaſtik kommt? — Brigitte Horney iſt
aus=
gezeichnet, raſſig, temperamentvoll; Käthe v. Nagy wirkt
da=
neben diesmal etwas puppenhaft. Albin Skoda kann uns nur
in wenigen Momenten der Angſt und des Grauens wirklich
packen, während Hellmer als Freund Sopaka eine gut
durch=
dachte, jeden Augenblick eindringliche Leiſtung zeigt.
*
Mik dem Auko in die Ferien!
Palaſt=Lichtſpiele: Kampf um den Piratenſchatz.
Ein amerikaniſcher Senſationsfilm. Es iſt alles da, was
dazu gehört, Automobile, die ins Waſſer und in Abgründe
ſtürzen, brennende Schiffe, raſende Jagden auf ſtaubigen
Land=
ſtraßen, tollkühne Fluchten über Dächern, Schurken, die mit
zu=
ſammengekniffenen Augen nach ihren günſtigen Gelegenheiten
ausſpähen, und alle hundert Meter eine ſolenne Keilerei mit
wechſelndem Kriegsglück. Im übrigen würde man, wenn man
es nicht viel beſſer wüßte (mir fällt hier der famoſe
Gangſter=
film „Straßen der Weltſtadt” ein), annehmen, daß der
amerika=
niſche Senſationsfilm dort ſtehen geblieben iſt, wo er ſchon vor
10, 15 Jahren war, damals, als man noch die Anſicht hegte, daß
ein ſolcher Film mit einem Minimum an Glaubwürdigkeit und
an ſchauſpieleriſchem und ſonſtigem Aufwand hergeſtellt werden
darf. — Held des Films iſt Richard Talmadge, der den Ruf
erworben haben ſoll, Amerikas beliebteſter Senſationsdarſteller
zu ſein. Alſo ein amerikaniſcher Harry Piel? Ich glaube aber,
man würde unſerem Harry ſehr unrecht tun, wenn man ihn mit
dieſem ungewöhnlich fixen und elaſtiſchen, ſonſt aber vollkommen
farbloſen jungen Mann vergleichen wollte. Die burſchikoſe
Un=
bekümmertheit, mit der er ſich in die Gefahren und mitten
zwi=
ſchen die Halunken ſtürzt, erweckt oftmals die Heiterkeit der leicht
und unbeſchwert unterhaltenen Zuſchauer.
N0
— Das Union=Theater zeigt ab heute die große Ufa=Tonfilm=
Operette „Mach mich glücklich” mit Elſe Elſter, Albert Lieven,
Urſula Grabley, Harald Paulſen, Ralph A. Roberts, Adele
Sandrock und Julia Serda.
— Reſi=Theater zeigt nur drei Tage in Neuaufführung den
humorvollen Großfilm von König Blaubart „Sechs Frauen und
ein König”. Nachtvorſtellung: „Renate Müller in „Herrenformat”
in der luſtigen Ufa=Filmoperette „Viktor und Viktoria”,
— Belida zeigt am 26. Juli ein reizendes Luſtſpiel mit Jenny
Jugo, Friedrich Benfer, Willi Schur in „Pechmarie‟. Im
Bei=
programm „Buſter Keaton als Lebensretter”.
Kartoffelpreiſe ab 25. Juli 1935. Die Erzeugerpreiſe für
Speiſekartoffel betragen, wie die Hauptvereinigung der deutſchen
Zartoffelwirtſchaft mitteilt, ab 25. Juli bis auf weiteres: a) für
lange gelbe Sorten mindeſtens 4,50 RM., jedoch nicht mehr als
5,00 RM.: b) für runde gelbe Sorten mindeſtens 4,10 RM.,
jedoch nicht mehr als 4,60 RM.; c) für blaue, weiße und rote
Sorten 3,70 RM., jedoch nicht mehr als 4,20 RM. Die Preiſe
verſtehen ſich je Zentner, und zwar im geſchloſſenen Anbaugebiet
waggonfrei Verladeſtation oder Beyirksabgabeſtelle, in nicht
ge=
ſchloſſenen Anbaugebieten waggonfrei Verladeſtation oder frei
Uebergabeſtelle am Erzeugerort.
Das Motorwandern”, das Reiſen mit Begleitmuſik des
ſingenden Motors, bedeutet für den modernen Menſchen
Entſpan=
nung. Was gibt es Schöneres, als während der ſchönen
Sommer=
tage im eigenen Wagen hinausfahren zu können in die freie
Natur? Bietet gerade das Automobil nicht einen willkommenen
Ausgleich zwiſchen der beruflichen Tätigkeit und den Stunden der
Erholung und Entſpannung, die dem Menſchen von heute zur
Verfügung ſtehen.
Um aber einen ungeſtörten Genuß dieſer Reiſe im Auto
haben zu können, um Aerger und unnötige Koſten zu vermeiden,
ſollte man nur mit einem einwandfreien Fahrzeug ins Freie
hinausfahren. Erſt dann machen Ueberlandfahrten reſtlos Freude,
wenn man mit Betriebsbereitſchaft und Sicherheit rechnen kann.
Es iſt deshalb ratſam, insbeſondere vor Antritt einer größeren
Fahrt, den Wagen auf evtl. techniſche Mängel unterſuchen zu
laſſen.
Die Hauptſorgfalt muß ſelbſtverſtändlich dem Motor gelten.
Nachſehen der Zündkerzen und Reinigung von evtl. Kohleanſatz,
Abmontierung des Vergaſers, Auffüllung des Kurbelgehäuſes mit
friſchem Oel, Prüfung der Filter für Brennſtoff, Schmieröl und
Anſaugluft, Feſtſtellung, ob alle Zündkabel angeſchloſſen ſind, das
ſind, die wichtigſten techniſchen Erforderniſſe für ein
einwand=
freies Laufen des Motors. Alle Wagen, die nicht mit
Zentral=
ſchmierung verſehen ſind, müſſen an den durch Schmiernippel
ge=
kennzeichneten Stellen abgeſchmiert werden. Auch die Federung
bedarf, einer Schmierung, damit ſie ihre Elaſtizität behält und
vor Roſt geſchützt wird. Peinlich ſei man darauf bedacht, daß
die Reifen nicht mit Oel oder Fett verſchmiert werden, denn
Gummi wird von Oel ängefreſſen. Worauf von vielen
Kraft=
fahrern nicht geachtet wird, iſt die Batterie. Wie oft kommt es
vor, daß der Wagen plötzlich ſtehen bleibt oder aber der Anlaſſer
nicht mehr funktioniert. Und warum? Weil verſäumt worden
iſt, der Batterie die nötige Beachtung zu ſchenken. Dann die
Bereifung: Zuviel Luft im Reifen iſt ebenſo ſchädlich wie zu
geringer Luftdruck. Eine Leichtfertigkeit iſt es, mit abgenutzten
Reifen auf größere Fahrten zu gehen. Iſt das alles in Ordnung
gebracht, ſo unterſucht man den Werkzeugkaſten auf ſeine
Voll=
ſtändigkeit. Ein Wagenheber und ein Abſchleppſeil dürften
unentbehrliche Requiſiten ſein.
Nun zur Reiſe ſelbſt. Da beim Autofahren der Kraftſtoff
die Hauptſache iſt, ſollte man dem Tanken auf der Reiſe die
größte Beachtung ſchenken. Nicht jeder „billige” Treibſtoff iſt
ein wirtſchaftlicher. Schlechter oder ungeeigneter Kraftſtoff kann
eine Autofahrt nur verbittern und einen ganzen Reiſeplan
um=
werfen, ganz abgeſehen davon, daß hierdurch entſtandene
Schä=
den am Motor oft hohe Reparaturkoſten verurſachen. Von einem
guten Treibſtoff verlangt der Kraftfahrer leichte Vergasbarkeit
und damit gutes Startvermögen, gute Beſchleunigung und hohe
Leiſtung durch beſſere Energieentfaltung, ſparſamen Verbrauch
und reſtloſe Verbrennung unter Vermeidung der gefürchteten
Verdünnung des Schmieröls. Da unſere deutſchen
Automobil=
motoren faſt durchweg als Hochleiſtungsmotoren gebaut ſind
er=
zielen ſie ihre beſte Kraftentfaltung und ihre klopffreie
Ver=
brennung im Gemiſchbetrieb. Wenn wir in Deutſchland durch
hohe Klopffeſtigkeit unſerer Miſchkraftſtoffe verwöhnt ſind, ſo
wird für die meiſten deutſchen Kraftfahrzeuge die Kraftſtoffrage
nach Ueberſchreitung der deutſchen Grenze heikler. Aber die Regel
dürfte ja ſein, daß die Reiſe innerhalb der deutſchen Reichsgrenze
bleibt.
Beim Reiſen merke ſich der Kraftfahrer, daß man durch eine
vernünftige Fahrweiſe eine wirklich große Erſparnis an
Kraft=
ſtoff machen kann. Dauerndes Abſtoppen und Wiederanfahren
koſtet Geld. Nicht nur für Kraftſtoff, ſondern auch für die
Be=
reifung. Bei einer Geſchwindigkeit von 70—80 Kilometer iſt der
Reifenverſchleiß 4—5fach höher als bei einer
Normalgeſchwin=
digkeit von 40—50 Kilometer.
Vom Deutſchen Skenografenkag.
Ehrenpreiſe für das Leiſtungsſchreiben der Fünftauſend.
Der größte Kurzſchrift=Wettbewerb, der je veranſtaltet wurde,
wird das Leiſtungsſchreiben der Fünftauſend anläßlich des
Deut=
ſchen Stenografentages 1935 in Frankfurt a. M. ſein. Der Führer
und Reichskanzler hat, wie bereits berichtet, ſein Bild mit
eigen=
händiger Unterſchrift in einem ſilbernen Rahmen als Ehrengabe
zur Verfügung geſtellt. Auch der Reichs= und Preußiſche Miniſter
des Innern, Dr. Frick, hat eine wertvolle Schreibmaſchine als
Ehrenpreis geſtiftet. Der Oberbürgermeiſter der Stadt Frankfurt
a. M., Staatsrat Dr. Krebs, hat ebenfalls eine Schreibmaſchine
mit entſprechender Widmung zur Verfügung geſtellt. — Die
thü=
ringiſche Staatsregierung hat eine Plakette geſtiftet. — Weitere
Länderpreiſe ſtehen noch in Ausſicht.
Um dieſe Ehrenpreiſe, zu denen ſich noch hundert
Schreib=
maſchinen geſellen, die von anderer Seite zur Verfügung geſtellt
wurden, wird ein heißer Wettſtreit entbrennen.
Von der Einfuhr nach Italien ausgeſchloſſene Gegenſtände.
Nach Italien iſt die Einfuhr ſynthetiſcher organiſcher Farben und
ihrer Zwiſchenerzeugniſſe in Briefſendungen verboten.
Wie gratulieren!
Herrn Gg. Schroth, Schuhmachermeiſter, Alte Niederſtr. 22,
zu ſeinem 79. Geburtstag.
Herrn Jean Schnarr (Liebfrauenſtraße 74) zu ſeinem 77.
Geburtstag. Schnarr war 48 Jahre bei der Eiſenbahn als
Schloſſer tätig und iſt heute noch (ſeit 1877) bei der Freiwilligen
Feuerwehr.
Seite 6 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 26. Juli 1935
Der Polizeibericht meldet:
Zeugen geſucht! Am 19. Juli 1935 zwiſchen 21 und 24 Uhr
iſt aus einem vor dem Rathauſe parkenden Kraftwagen eine
graue Damenhandtaſche mit Reiſepaß und ſonſt wertvollem
In=
halt abhanden gekommen. Auf der Taſche ſind die Buchſtaben
F. H. in Silber angebracht. Da es ſich zum größten Teil um
nicht mehr zu erſetzende Gegenſtände handelt, wird gebeten, auch
nur die geringſte Wahrnehmung dem Landeskriminalpolizeiamt
Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 12, zukommen zu laſſen.
Verhängnisvolle Stecherei in der Altſtadt. Am 22. Juli
wurde bei einer Schlägerei in der Altſtadt ein 23jähriger Mann
durch einen Meſſerſtich in den Herzbeutel ſchwer verletzt. Der
Täter wurde feſtgenommen und kam in Unterſuchungshaft.
Verkehrsunfall. Am 23. Juli ſtießen an der Kreuzung
Hei=
delberger= und Landskronſtraße zwei Motorradfahrer zuſammen.
Einer der Fahrer mußte mit einem Knöchelbruch ins Herz=Jeſu=
Hoſpital eingeliefert werden. — Am 24. Juli ereignete ſich ein
Verkehrsunfall an der Ecke Landgraf=Georg=Straße und
Stift=
ſtraße zwiſchen einem Perſonenkraftwagen und einem
jugend=
lichen Radfahrer, der leicht verletzt wurde. Der Unfall wurde
vermutlich durch den Radfahrer verſchuldet. — Am gleichen Tage
ereignete ſich ein weiterer Zuſammenſtoß an der Kreuzung
Hei=
delberger= und Heinrichſtraße zwiſchen einem Perſonenkraftwagen
und einem Motorrad. In dieſem Falle entſtand nur Sachſchaden.
— Am 25. Juli ſtießen an der Kreuzung Rhein= und Neckarſtraße
ein Perſonenkraftwagen und ein Laſtkraftwagen zuſammen. Der
Perſonenkraftwagen wurde leicht beſchädigt, der Führer erlitt
unerhebliche Verletzungen. Der Laſtkraftwagen, deſſen Nummer
feſtgeſtellt werden konnte, fuhr, ohne ſich um den Unfall zu
küm=
mern, davon. — Am gleichen Tage kam es zu einem
Zuſammen=
ſtoß zwiſchen der Straßenbahn und einem Motorrad an der
Kreu=
zung Mühl= und Kapellſtraße. Der Kraftfahrer wurde leicht
ver=
letzt, ſeine Maſchine erheblich beſchädigt. — Ein weiterer
Zu=
ſammenſtoß ereignete ſich an der Ecke Heidelberger= und
Eſcholl=
brücker Straße zwiſchen einem Laſtkraftwagen und einer
Rad=
fahrerin. Die Radfahrerin wurde leicht verletzt, ihr Fahrrad
ſtark beſchädigt.
Aus dem Gerichtsſaal.
8 Kommuniſten aus Groß=Umſtadt verurteilt.
Am zweiten Tag der Strafſenatsverhandlung betreffend
Vorbereitung eines hochverräteriſchen
Unter=
nehmens wurden 8 Perſonen, ſämtlich aus Groß=Umſtadt,
die im Jahre 1934 illegale Flugſchriften verteilt und
kommuni=
ſtiſche Beitragszahlungen geleiſtet hatten, zu folgenden Strafen
verurteilt: Der 26jährige Wilhelm Krämer zu 3 Jahren
Zucht=
haus, 5 Jahren Ehrverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht;
der 31jährige Paul Walter Buſſe zu 2½ Jahren Zuchthaus,
5 Jahren Ehrverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht; der
35jährige Philipp Specht zu 3 Jahren Gefängnis; der 22
jäh=
rige Georg Zieres zu 2½ Jahren Gefängnis; der 34jährige
Wilhelm Roſenberger zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis:;
der 35jährige Jakob Seipel, der 32jährige Ad. Schweitzer
und der 36jährige Georg Storck zu je 1 Jahr 4 Monaten
Gefängnis.
Wegen Transportgefährdung und fahrläſſiger Körperverletzung
ins Gefängnis.
LPD. Gießen. Am 6. Dezember v. J. wurde in Butzbach an
dem Straßenübergang der Bahnſtrecke Butzbach-Lich ein
Per=
ſonenauto aus Gießen von einem Güterzug angefahren und auf
die Seite geſchleudert, wobei von den Inſaſſen eine Frau auf der
Stelle getötet, ein Mann ſchwer verletzt und der
Kraftwagen=
führer leicht verletzt wurden. Die Urſache des Unglücksfalles
be=
ſtand darin, daß die Wegſchranke der Bahn nicht geſchloſſen war,
obwohl ein Güterzug herankam. Heute hatte ſich nun der
Wil=
helm Steinmüller aus Obermörlen wegen Transportgefährdung,
fahrläſſiger Tötung und fahrläſſiger Körperverletzung vor dem
Gießener Schöffengericht zu verantworten. Der Angeklagte hatte
das Herankommen des Güterzuges vergeſſen und infolgedeſſen
die Schranke des Bahnüberganges nicht geſchloſſen. Das Urteil
lautete auf fünf Monate Gefangnis unter Auferlegung der Koſten
des Verfahrens.
Wie Albert ſeine Opfer ſicher zu machen ſuchte.
LPD. Frankfurt a. M. Der bei einer Saargrube tätig
ge=
weſene 36jährige Albert Riehm war im November des
vergan=
genen Jahres entlaſſen worden und verließ ſofort fluchtartig das
Saargebiet, da er einer gegen ihn wegen Unterſchlagung
ver=
hängten Gefängnisſtrafe entgehen wollte. Vorher hatte er noch
Möbel ſeiner Frau verkauft und ſich dann nach Frankfurt a. M.
gewandt, wo er ſich auf den Heiratsſchwindel verlegte. In
In=
ſeraten gab er ſich als Beamter in ſtaatlicher Stellung aus oder
ſchrieb, daß er bereits 19 Jahre lang als Staatsbeamter tätig ſei.
Es fanden ſich auch zwei Intereſſentinnen, die ſich gegenſeitig
nicht kannten, und denen er erzählte, er befinde ſich auf Urlaub
und wohne bei einem Kriegskameraden. Er erklärte, daß er im
Beſitze einer eingerichteten Dreizimmerwohnung ſei, einige
tau=
ſend Mark Vermögen beſitze und nicht mehr allein in der Welt
herumlaufen möchte. Die eine Zeugin, die gerade ſtellenlos war,
faßte Zutrauen und erlebte es dann, daß ſie der Angeklagte in
die Adlerwerke mitnahm, wo er einen Wagen für 2650 RM.
ge=
kauft haben wollte. Das Geld habe ihm ſeine Mutter geſchickt,
aber es fehlten noch 75 Mark. Die Zeugin nahm an, daß der
Wagen ſchon ſoweit bezahlt ſei und gab ihm auch den gewünſchten
Betrag. Der Wagen konnte noch nicht mitgenommen werden,
aber am nächſten Tage wollte man mit ihm eine Fahrt in den
Taunus machen. Inzwiſchen hatte Riehm aus den Erzählungen
der Frau erfahren, daß ſie Erſparniſſe hatte, und als man wieder
in die Werke kam, meinte er bieder: „Ich habe es mir überlegt,
es ſind ſo viel Berge im Saarland zu ſteigen. Wenn Du doch
ſchon mal Geld gegeben haſt, dann kommt es auf 800 Mark auch
nicht an, ich glaube, der ſchwerere Wagen für 3400 Mark wird
genügen. Die Zeugin wurde jetzt jedoch nachdenklich geſtimmt.
Man verließ die Fabrik, und am anderen Tage begab ſie ſich zu
den Werken, wo ſie erfahren mußte, daß bisher noch nichts
ge=
zahlt war. Hier ſtimmte alſo etwas nicht. Sie benachrichtigte
da=
her ſofort die Polizei und blieb ſo vor weiterem Schaden
be=
wahrt.
Den gleichen Schwindel verübte R. mit der anderen Zeugin,
die er auch in die Werke führte. Der Frau hatte er vorgelogen,
daß er 500 Mark monatlich verdiene und außerdem eine Rente
von 50 Mark im Monat beziehe. Er erklärte dann, eine Reiſe
ins Saargebiet machen zu müſſen, um ſich der neuen
Grubenver=
waltung vorzuſtellen. Dazu pumpte er ſich 15 Mark. Als er von
der angeblichen Reiſe zurückkam, überbrachte er ſeiner „Braut”
Grüße ſeiner Mutter, die das Paar zu ſich einlud. Die Fahrt
dorthin ſollte in dem neuerworbenen Auto vor ſich gehen, und
in Mannheim ſollten noch Tante und Onkel einſteigen. Damit
aber auch die Verwandten noch Platz hätten, müſſe man, ſo
er=
klärte der Angeklagte der Zeugin, das Gepäck aufgeben. Der
„Bräutigam”, der inzwiſchen bei der Frau wohnte und aß, packte
alſo das Nötige für ſie beide zuſammen, brachte die Koffer zur
Gepäckabfertigung und kam nicht mehr zurück.
Der rückfällige Betrüger wurde zu einem Jahr und neun
Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem wurden ihm die
bür=
gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren aberkannt.
Verſchärfte Strafen für Wilddiebereien im Speſſart.
LPD. Aſchaffenburg. Am 27. März wurde, wie damals
berichtet, eine Wildererbande in einer Jagdhütte der
Gemeinde=
jagd Unteraltenbuch im Speſſart ausgehoben und drei Wochen
ſpäter am Amtsgericht Miltenberg mit einer Woche und drei
Wochen Gefängnis abgeurteilt. Es wurde damals von der
Staats=
anwaltſchaft Miltenberg Berufung am Landgericht Aſchaffenburg
eingelegt. Jetzt fand nun die Verhandlung ihren Abſchluß mit
dem Erfolg, daß nun jeder Wilderer eine weit höhere Strafe
erhielt, und zwar je 3½ und 3 Monate Gefängnis. Ferner wurde
teilweiſe auf den Einzug der Jagdausrüſtungsgegenſtände erkannt.
Nach alter Wilderertaktik verlegten ſich die Angeklagten auf
hart=
näckiges Leugnen und ſtellten jegliche Wilddieberei in Abrede.
Die 6=Millimeter=Gewehre wollen ſie ausſchließlich nur zum
Scheibenſchießen auf der Jagdhütte benutzt haben. Obwohl die
Wilderer damals nach Jägerart erſt nach geſchwundenem
Büchſen=
licht vom Anſitz (angeblich zum Wildbeobachten) mit den
er=
wähnten Gewehren ſowie mit Schalldämpfern.
Kleinkalibermuni=
tion, Jagdglas. Rehplatter, Ruckſack und Meſſer zurückkehrten,
konnte doch nicht einwandfrei unberechtigte Jagdausübung
nach=
gewieſen werden.
Jede Hausfrau und Mukker muß wiſſen,
was der Reichsluftſchukbund will.
Volksgenoſſinnen, werdet Mitglied im Reichsluftſchutzbund!
Aus Heſſen.
* Ein Neunzigjähriger.
Ae. Gräfenhauſen, 25. Juli. Altpolizeidiener
Leo=
pold Steiger 90 Jahre. Samstag, 27 Juli, kann Herr
Leopold Steiger in ſelten körperlicher und geiſtiger Friſche ſeinen
90. Geburtstag feiern. Als Polizeidiener unſerer Gemeinde war
er faſt 50 Jahre in treuer Pflichterfüllung tätig und iſt 1926
in=
olge ſeines hohen Alters in den Ruheſtand getreten. Herr Leo=
vold Steiger iſt der letzte Altveteran unſerer Gemeinde von 1866
und 1870/71. Im Kriege 1866 kämpfte er als Dragoner und
1870/71 als Infanteriſt für ſein Vaterland. Er war einer von
den Männern, die den Glauben an Deutſchland nie verloren
haben, und ſo war es ihm auch noch vergonnt, den Aufſtieg des
neuen Deutſchland mitzuerleben. Als Gründer des Krieger= und
Militärvereins Gräfenhauſen im Jahre 1873 iſt er bis heute ein
eifriger und treuer Kamerad und kann heute auf eine 62jährige
Mitgliedſchaft zurückblicken. Noch heute ſehen wir Herrn Leopold
Steiger jeden Tag bei ſeinem Frühſchoppen in eifriger
Unter=
haltung. Von ſeiten des Krieger= und Militärvereins ſowie der
Gemeinde wird das Geburtstagskind im Laufe des Tages durch
Abordnungen geehrt werden. Wir wünſchen Herrn Leopold
Steiger noch einen langen und frohen Lebensabend.
Dg. Arheilgen, 25. Juli. Luftſchutz=Lehrgang. Die
Gemeindegruppe Arheilgen des Reichsluftſchutzbundes beginnt
demnächſt einen neuen Ausbildungs=Lehrgang, der ſich über vier
Wochen erſtreckt und jeweils an einem Wochentag von 8—10 Uhr
abends abgehalten wird. Schriftliche Anmeldungen ſind an den
Gemeindegruppenleiter, Pg. Stroh, Wernerſtraße, zu richten. Die
nunmehr abgeſchloſſene Sonderwerbung „Die deutſche Frau im
Luftſchutz”, die im Rahmen einer Hauswerbung durch die NS.
Frauenſchaft durchgeführt wurde, hatte in unſerem Orte ein gutes
Ergebnis. Nicht weniger als 350 Frauen trugen ſich als
Mit=
glieder des Reichsluftſchutzbundes ein. Mit dieſen zählt die
Gemeindegruppe Arheilgen nunmehr 1600 eingeſchriebene
Mit=
glieder. Dieſe Zahl genügt aber noch nicht. Die Durchführung
der durch das Luftſchutzgeſetz vom 26. Juni 1935 geſetzlich
ver=
ankerten Maßnahmen des Luftſchutzes bedingt die Mitarbeit der
geſamten Bevölkerung, um ſo mehr, als die auf dem Lande
herr=
ſchenden Verhältniſſe beſondere Maßnahmen erfordern. Die
Ge=
meindegruppe Arheilgen wendet ſich deshalb an alle noch
Abſeits=
ſtehenden, Mitglied des Reichsluftſchutzbundes zu werden und
aktiv mitzuarbeiten. Bei dem demnächſt beginnenden Lehrgang
wendet ſich die Gemeindegruppe beſonders an die
neuangemel=
deten Frauen mit der Aufforderung, ſich für den Lehrgang zur
Verfügung zu ſtellen, um ſich das nötige Rüſtzeug anzueignen,
damit ſie im Bedarfsfalle ebenfalls tatkräftig und ſachgemäß
ein=
greifen können.
Ar. Eberſtadt, 25. Juli. Schafzucht. Im „Heſſiſchen Hof”
fand eine öffentliche Verſammlung der Ortsbauernſchaft ſtatt, in
welcher der Referent des Abends über die Zweckmäßigkeit der
Schafzucht, die den hieſigen Verhältniſſen entſprechende Raſſe,
ſo=
wie über die Organiſation der Schafzucht belehrende Auskunft
gab. Außerdem wies der Redner auf die ſtaatliche Unterſtützung
in dieſem Falle hin, die bei der Einführung der Schafzucht am
hieſigen Orte vorteilhaft in Erſcheinung träte. Von einem
hieſi=
gen Schafhalter waren einige Produkte der Schafzucht, wie Wolle
und ſonſtiges, ausgeſtellt, die neben ſeinen praktiſchen Hinweiſen
von der abſoluten Rentabilität einer ſolchen Zucht Zeugnis
ab=
legten. Zwecks Einführung der Schafhaltung in hieſiger
Ge=
meinde ergeht demnächſt eine öffentliche Einladung an alle
Inter=
eſſenten und wäre es ſehr zu begrüßen, wenn ſich ſolche zahlreich
melden, zumal die hieſigen Verhältniſſe für die Schafhaltung die
denkbar günſtigſten ſind.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 25. Juli. NS.=Volkswohlfahrt.
Die mit dem heutigen Tage zu Ende gehende Werbeaktion brachte
der hieſigen Ortsgruppe einen Neuzugang von insgeſamt 30
Mit=
gliedern. Damit iſt der Mitgliederſtand auf nahezu 430, das ſind
etwas über 12 Prozent der Einwohnerſchaft, angewachſen. —
Winterhilfswerk 1935/ 36. Es beſteht Anlaß, erneut
darauf hinzuweiſen, daß die Hilfsbedürftigen ſelbſt zur Behebung
der dringendſten Notlage beitragen. So können beiſpielsweiſe
gerade jetzt Arbeitskräfte bei der Landwirtſchaft unterkommen,
die Familienangehörigen können Aehrenleſen gehen, außerdem
kann ein großer Teil des Winterbpandes durch Holzleſen beſchafft
werden. Volksgenoſſen, die auf dem Lande grundſätzlich ihre Hilfe
der Landwirtſchaft verſagen oder zu bequem ſind, ſich während
des Sommers mit Brand zu verſorgen, werden vom WHW. nicht
mehr betreut. — Ernteertrag. Die durch die übergroße Hitze
bedingte Schnellreife des Getreides hat die Körnerentwicklung
ſtark beeinträchtigt, was zur Folge haben dürfte, daß das
Er=
tragsergebnis weit unter dem Durchſchnitt der letzten Jahre
lie=
gen wird. Wenn nicht bald der erſehnte Regen einſetzt, iſt auch
noch mit einem Minderertrag bei den Kartoffeln zu rechnen.
G. Ober=Ramſtadt. 24. Juli. Erntehilfe. Auch bei dem
letzten Winterhilfswerk hat ſich der Bauer und Landwirt wieder
bereitgefunden, in hohem Maße vom Ertrag ſeiner Felder zur
Linderung der Not ſeiner Volksgenoſſen zu ſpenden. Jetzt, in der
Erntezeit, ſollte es deshalb für alle ſeither vom Winterhilfswerk
betreuten Perſonen, insbeſondere für die noch arbeitsloſen
Volks=
genoſſen, eine ſelbſtverſtändliche Pflicht ſein, ſich dafür erkenntlich
zu zeigen dadurch, daß ſie die Landwirtſchaft durch tatkräftige
Mithilfe bei den Erntearbeiten unterſtützen. Nur wer ſich ſelbſt
volksverbunden fühlt, und durch fleißiges Zugreifen bei den
Ernte=
arbeiten kann er das unter Beweis ſtellen, hat ein Anrecht
dar=
auf, daß ihm geholfen werde. Zur Zeit der Ernte darf keiner
die Hände müßig in den Schoß legen und dann im Winter auf
die Hilfe anderer rechnen. Deshalb ergeht auch ſeitens der NSV.
an alle arbeitsfähigen Volksgenoſſen die Aufforderung, ſich den
Landwirten zur Verfügung zu ſtellen. Bei der
Ortsgruppen=
amtsleitung der NSV. liegt eine Meldeliſte für
Arbeitsverrich=
tungen in landwirtſchaftlichen Betrieben auf, in welche ſich jeder
Helfer eintragen ſoll. Wem es aber aus irgendwelchen Gründen
wirklich nicht möglich iſt. bei den Erntearbeiten mitzuhelfen, der
ſollte für ſeine Perſon heute ſchon für den kommenden Winter
ſelbſt vorſorgen. Dazu iſt ihm im Aehrenleſen (allerdings nur
auf völlig abgeernteten Grundſtücken). Leſeholzſammeln uſw.
im=
mer Gelegenheit geboten.
— Hirſchhorn, 25. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
24. Juli 1,55 Meter, am 25 Juli 147 Meter, morgens 5.30 Uhr.
Feuerwehrfeſt.
Jubiläumsfeier der Freiw. Feuerwehr Groß=Umſtadts.
Le. Groß=Umſtadt, 25. Juli.
Bei herrlichem Wetter wurde in den Mauern Groß=Umſtadts
der 3 1. Kreisfeuerwehrtag, verbunden mit der Feier
des 60jährigen Beſtehens der hieſigen Freiw.
Feuer=
wehr, abgehalten. Die ganze Stadt hatte, wie immr bei derartigen
Veranſtaltungen, ein Feſtkleid angelegt. Ueberall flatterten die
Fahnen und an vielen Häuſern winkten Sinnſprüche, die auf die
Feuerwehr Bezug hatten, den weit über 50 an der Feier
teilneh=
menden auswärtigen Wehren entgegen. Vier kunſtvoll erſtellte,
von Gewerbelehrer Volz entworfene prächtige rundbogige
Ehren=
pforten aus Waldesgrün fanden allgemeine Bewunderung der
Feſtbeſucher: dieſe ſollen auf längere Zeit ſtehen bleiben und
zu=
nächſt die Wehrpflichtigen während der erſten hieſigen Muſterung
am 1. und 2. Auguſt empfangen. Vom 7. bis 14. Auguſt findet
die Odenwälder Handwerker= und Gewerbemeſſe und am 8. Sept.
dieſes Jahres eine Tagung der ehemaligen Kriegsgefangenen
ſtatt. Zu Ehren all' der Beſucher dieſer Veranſtaltungen ſollen
dieſe Stadt=Tore einen herzlichen Empfang bereiten.
Als Einleitung zum 31. Kreisfeuerwehrtag fand im Gaſthaus
„Zur goldenen Krone die Tagung der Brandmeiſter und
Ge=
meindevertreter ſtatt, die bis auf eine Wehr vollzählig erſchienen
waren. Der Verſammlungsleiter, Regierungsrat Walter vom
Kreisamt Dieburg, begrüßte die Anweſenden und eröffnete den
31. Kreisfeuerwehrtag. Zunächſt ſprach er der Gemeinde und der
Freiw. Feuerwehr Groß=Umſtadt, die mit dieſer Tagung ihr 60 Beſtehen feiert, die herzlichſten Glückwünſche aus,
wor=
auf Bürgermeiſter Magſaam die Gäſte in den Mauern Groß=
Umſtadts herzlich willkommen hieß. Namens der Freiw
Feuer=
wehr dankte Oberbrandmeiſter Keidel für die Glückwünſche. —
Den ausführlichen Bericht über die Lage der Feuerwehren des
Kreiſes erſtattete Kreisfeuerwehrinſpektor Klenk: Im Jahre
1935 fanden bis jetzt ſechs Brände ſtatt; vierteljährlich ſoll eine
Brandmeiſterſitzung ſtattfinden. Es ſprachen noch
Kreisfeuer=
wehrinſpektor Karpfinger=Darmſtadt über Handfeuerlöſcher
und Innenbekämpfung, Brandmeiſter Nodnagel=Griesheim
über Luftſchutz, und ſchließlich Feuerwehrmann Heinrich Morr=
Groß=Umſtadt über „Objekt und Brandangriff”
Der Samstagabend brachte einen Fackelzug unter
Vor=
antritt der Feſtmuſik, der ſich durch mehrere Straßen der Stadt
bewegte und an dem alle hieſigen Vereine teilnahmen; am
Feſt=
platz im Raibacher Tal begrüßte Oberbrandmeiſter Keidel alle
Feſtteilnehmer. Vorträge der beiden hieſigen Geſangvereine
ſo=
wie Darbietungen des Turnvereins und Sportvereinigung trugen
viel zur Unterhaltung des Abends bei. Dem Tanzvergnügen
wurde ſtark gehuldigt. Den Glanzpunkt und Schluß des Abends
bildete das große Brillant=Feuerwerk — ausgeführt von der Fa.
Otto Günther=Darmſtadt —, welches allgemeine Bewunderung
hervorrief.
Sonntag vormittag 7 Uhr fand im Ehrenhain des Friedhofs
eine Ehrung der im Weltkrieg gefallenen und der
geſtorbenen Kameraden ſtatt. Im Auftrag der Wehr
legte Oberbrandmeiſter Keidel einen Kranz mit Schleife nieder;
die Muſik ſpielte hierauf das Lied vom guten Kameraden und
das Horſt=Weſſel=Lied. Hieran anſchließend fanden in beiden
Kirchen Feſtgottesdienſte ſtatt, die ſtark beſucht waren.
Nunmehr folgte um 9 Uhr der dienſtliche Teil, beſtehend in
Beſichtigung, Fußexerzieren und Geräteübungen der hieſigen
Wehr, dem ſich ein Brandangriff anſchloß. Infolge Alarmierung
waren noch die Feuerwehren Habitzheim und Semd mit ihren
neuen Motorſpritzen herbeigeeilt und traten in Tätigkeit. Die
hieſige Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz nahm ebenfalls
an der Uebung teil. Nach Schluß der Uebung nahm Herr
Re=
gierungsrat Walter noch folgende Ehrungen vor:
Brand=
meiſter Martin Schönig erhielt als langjähriger 2.
Komman=
dant das ſilberne Feuerwehr=Ehrenkreuz, Georg Frieß 9. und
Jakob Preher für 40jährige, Heinrich Landzettel, Georg
Körner und Wilhelm Metzger 2. Auszeichnungen für 25
jäh=
rige Mitgliedſchaft.
Der große Feſtzug am Nachmittag, an dem außer
ſämt=
lichen Ortsvereinen ungefähr 60 Feuerwehren und Abordnungen
in ihren ſchmucken Uniformen, viele mit eigener Muſik,
teilnah=
men, bot ein buntes Bild. — Auf dem Feſtplatz mit ſeinen
verſchiedenen Bier=, Wein=, Wurſt= und ſonſtigen Zelten und den
mehrfachen Schauſtellungen herrſchte bald ein reges Treiben.
Nach Vortrag eines Begrüßungschores und Feſtanſprache ſetzte
röhlicher Tanz ein.
Die Freiwillige Feuerwehr Groß=Umſtadt kann mit Stolz auf
den Verlauf ihres 60jährigen Jubiläumsfeſtes zurückblicken. „Wehr
Heil”.
f. Roßdorf, 25. Juli. Unfall. Ein Motorradfahrer aus
Dieburg kam auf der Provinzialſtraße Gundernhauſen—Roßdorf
am Dorfeingang dadurch zu Fall, indem ihm ein Hund von hier,
der frei umherlief, plötzlich in das Rad ſprang. Der
Motorrad=
fahrer trug, da er die Geiſtesgegenwart nicht verlor, nur
Ver=
letzungen leichterer Natur davon. Das Motorrad wurde leicht
beſchädigt.
Pb. Groß=Zimmern, 25. Juli. Auszeichnung. Wie ſchon
bereits berichtet, wurden auf der Reichsnährſtands=Ausſtellung in
Hamburg dem Bauer H. Dreſſel von hier für ſeine von ihm
aus ſeiner Milchwirtſchaft ausgeſtellten Markenmilch zwei erſte
Ehrenpreiſe zugeſprochen. Nachträglich wurden ihm nun noch zwei
wundervolle Ehrengaben überſandt, von denen die eine geſtiftet
iſt von Herrn Reichsſtatthalter Sprenger, verſehen mit ſeiner
Widmung.
Fb. Groß=Zimmern, 25, Juli. Zur Nachahmung
emp=
fohlen. Von ſozialer Einſtellung zeugt das Vorgehen des
Baumſchulenbeſitzers Heinrich Brunner, „Zur Linde”, der an
alle Unterſtützungsempfänger neue Kartoffeln das Pfund zu nur
5 Pfg. abgibt.
r. Babenhauſen, 24. Juli. Siegreiche
Turnermann=
ſchaft. Unſerm Turnverein 1891, der letzten Sonntag an dem
25jährigen Stiftungsfeſt des Turnvereins Schaafheim teilnahm,
war beim Mannſchaftsturnen ein ſchöner Erfolg beſchieden. Er
er=
rang in der Oberſtufe mit ſeiner Mannſchaft Gieck, Henkel, Ohl
und Pilger den 1. Preis, und in der Unterſtufe mit ſeiner
Mann=
ſchaft den 2. Preis. — Am Kreisfeuerwehrtag des Kreiſes
Dieburg, der in Groß=Umſtadt ſtattfand, beteiligte ſich auch unſere
Freiwillige Feuerwehr. Mit ihrem neuen Auto und ihrer
Motor=
ſpritze — der Kreis verfügt über 13 Motorſpritzen — nahm die
Wehr an dem großangelegten Brandangriff teil.
Jugenheim, 25. Juli. Hier ſtarb Kunſtmaler Karl
Dietze=
aus Zürich gebürtig, im Alter von 85 Jahren. Er war bekannt
durch ſeine Tier= und Pflanzenbilder. Im Jahre 1876 fand er
durch Piloty Aufnahme in der Abademie der bildenden Künſte
in München. Von dort kam er an die Kunſtſchule von Profeſſor
Ferd. Keller, Karlsruhe, 1883 beſuchte er die Akademie Julian
in Paris und ließ ſich dann ſpäter als ſelbſtändiger Meiſter in
München nieder. Seine vielen porträtähnlichen Werke (Bilder
von Jagdhunden und Kühen) ſind alle von der Staffelei in
Pri=
vatbeſitz übergegangen. Karl Dietze widmete ſich auch zoologiſchen
Studien und gab das Werk „Biologie der Eupithreien” viele
Na=
turaufnahmen von Schmetterlingen ſamt Raupen und
Futter=
pflanzen heraus.
Bensheim, 23. Juli. Engliſches Autoverliert zwei
Reiſekoffer. Am 12. Juli, zwiſchen 15 und 18 Uhr, wurden von
einem engliſchen Perſonenauto mit dem Kennzeichen G. P 9632
zwei etwa ein Meter lange und 20 Zentimeter hohe Reiſekoffer
mit wertvollen Herren= und Damenkleidern verloren. Es handelt
ſich um einen ſchweinsledernen Koffer mit „B” bezeichnet und um
einen Vulkanfiberkoffer. Perſonen, die über den Verbleib der
Kof=
fer irgend welche Angaben machen können, werden gebeten, dem
Polizeiamt Bensheim (Kriminalabteilung) umgehend Nachricht
zukommen zu laſſen.
Dp. Gernsheim, 24. Juli. Zweigſtelle der
Bezirks=
ſparkaſſe Zwingenberg in Gernsbeim. Durch
Ver=
fügung des Herrn Reichsſtatthalters in Heſſen —
Landesregie=
rung — wurde der Bezirksſparkaſſe Zwingenberg die
Genehmi=
gung erteilt, in Gernsheim eine Zweigſtelle zu errichten. Als
Zweigſtellenleiter wurde vom Verwaltungsrat der Kaſſe Herr
Ludwig Bauer=Eberſtadt beſtimmt. Einem lange gehegten Wunſch
der hieſigen Bevölkerung, Sparkaſſen= und ſonſtig: Geldgeſchäfte
am Platz tätigen zu können, iſt dadurch Rechnung getragen.
— Gernsheim, 25. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
24. Juli 0,78 Meter, am 25. Juli 0,72 Meter, morgens 5.30 Uhr.
LPD. Stockſtadt, 23. Juli. Feld= und
Gartendieb=
ſtähle. Hier ſcheint es noch zahlreiche Leute zu geben, die gerne
da ernten, wo ſie nicht geſät haben. In letzter Zeit mehren ſich die
Fälle, in denen gerade minderbemittellen Volksgenoſſen durch
Garten= und Felddiebſtähle Schaden zugefügt wurde. So wurden
a. a. auf den Aeckern zahlreicher Landwirte zur Nachtzeit die
Gur=
ken abgeerntet. Die Ermittlungen nach den Tätern ſind bisher
lei=
der erfolglos geblieben.
ſnreitag, 26. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 203 — Seite 7
Aus Rheinheſſen.
Der erſte deutſche Gasſchlepper auf dem Rhein.
mpp. Mainz. Nachdem der 40 Meter lange und 7 Meter
etzte Motorſchlepper „Harpen Nr. 1” vor einigen Tagen mit
Anhängern in Gegenwart von Vertretern der
Rheinſchiff=
dttsbehörden ſeine zur vollſten Zufriedenheit verlaufene
Ver=
tsfahrt gemacht hatte, paſſierte das feſtlich geſchmückte Boot
hrn auf ſener erſten Fahrt nach Mannheim die Mainzer
we. Bei dem Boot handelt es ſich um einen Gasſchlepper, der
ne ſtörende Erſchütterungen mit einem 700pferdigen Motor
itet. Der Gasgenerator iſt vom Maſchinenraum getrennt
ſtellt im Prinzip, einen Füllofen dar. Auf dieſen neuen
hänſchlepper=Typ, der nur einen Tiefgang von 1,25 Meter
ſt ſetzt man allgemein große Hoffnungen.
LPD. Worms, 25. Juli. Verwäſſerte Milch. Bei einer
i hkontrolle wurde feſtgeſtellt, daß zwei Milchlieferanten aus
erhofen in letzter Zeit Vollmilch ablieferten, die durch Waſſer
ünnt war. Der Waſſerzuſatz betrug bis zu 18 Prozent. Gegen
beiden Milchlieferer wurde Anzeige erſtattet
Ah. Gimbsheim (Rhh.) 25. Juli. In die laufende
ſchmaſchine geraten. Die Tochter des Landwirts
ickert, die ihrer Mutter beim Waſchen half, begab ſich auf
Holzſchuppen, um Holz zu holen. Dabei ſtürzte ſie von der
er und fiel in das Getriebe der laufenden Waſchmaſchine. Die
ärtter riß das Mädchen geiſtesgegenwärtig aus dem
Treibrie=
gen, doch konnte ſie nicht verhindern, daß es Verletzungen erlitt.
inen ganzen Tag lang war das Mädchen ohne Bewußtſein.
Aus Oberheſſen.
LPD. Friedberg, 25. Juli. Sie wollten den
Kaſſen=
ſchrank ſtehlen. Eine bisher noch nicht ermittelte
Einbre=
cherbande hatte nach einem wohldurchdachten und gut
vorbereite=
ten Plan der Bäuerlichen Werkſchule einen nächtlichen Beſuch
ab=
geſtattet, der aber durch die Wachſamkeit eines Hausbewohners
vorzeitig geſtört wurde. Die Burſchen hatten ſchon ſämtliche
Be=
hältniſſe erbrochen und durchwühlt. Sogar der drei Zentner
ſchwere Kaſſenſchrank ſollte mitgenommen werden. Die Täter
waren gerade dabei, ihn zum Ausgang zu ſchaffen, als ſie geſtört
wurden. Der Kaſſenſchrank ſollte mittels Laſtwagen fortgeſchafft
werden. Der Mann, der die Einbrecher verſcheuchte, ſandte ihnen
ſogar noch einen Gewehrſchuß nach; ſie konnten aber unerkannt
entkommen.
LPD. Gießen, 25. Juli. Wenn Tſchechen in
Deutſch=
land am Steuerrad ſitzen. Auf der Reichsſtraße Gießen=
Frankfurt ſtießen in einer überſichtlichen Kurve 2 ſich
entgegen=
kommende Perſonenkraftwagen direkt aufeinander, weil der aus
Gießen kommende Wagen ganz ſcharf auf der linken Straßenſeite
fuhr. Der Anprall war ſo heftig, daß dieſes Fahrzeug in weitem
Bogen zur Seite geſchleudert wurde und ſich überſchlug. Beide
Fahrzeuge wurden ſehr ſtark beſchädigt, trotzdem aber kamen die
ſämtlichen Inſaſſen mit geringfügigen Verletzungen davon. Bei
der Vernehmung ergab ſich, daß der von Gießen kommende
Wa=
gen von einem tſchechiſchen Staatsangehörigen geſteuert wurde,
der, entſprechend der in ſeiner Heimat gültigen Verkehrsordnung,
gewohnheitsmäßig die linke Straßenſeite befuhr und ſo den
Zu=
ſammenſtoß verurſachte.
Duſkende Prachk auf Skeinfurths Roſenfeldern.
LPD. Steinfurth (Oberheſſen). Jetzt beginnt wieder auf den
weltberühmten weitausgedehnten Roſenfeldern Steinfurths die
Roſenblüte, ein einzigartiges Erlebnis für Auge und — Naſe.
Berauſcht ſtehen die Beſucher aus dem nahen Bad=Nauheim vor
dieſem farbenprächtigen, duftenden Roſenmeer. Gegenwärtig
wer=
den die Roſenwildlinge veredelt. Die Steinfurther
Roſenzüchter=
vereinigung hat für Anfang September eine große Schnitt=
Roſen=
ſchau geplant, die einen umfaſſenden Ueberblick über Steinfurths
Roſenzucht gewähren ſoll.
LPD. Gießen, 25. Juli. Füchſe überfallen einen
Bauernhof. Am hellen Tage brachen auf dem in der Nähe
von Staufenberg gelegenen Hofgut Friedelhauſen drei Füchſe ein
und töteten 14 Hühner und 12 Enten. Ein Mädchen, das die
Räuber kommen ſah, hatte in ihrer Angſt verſäumt die Stalltür
zu ſchließen, ſonſt wären ſie alle drei gefangen geweſen. So
konn=
ten ſie ungehindert wieder abziehen. Erſt ſpäter konnte einer der
drei Räuber von einem Förſter erlegt werden.
LPD. Alsfeld, 24. Juli. Gefährlicher Sturz. Als der
Bürgermeiſter Schneider aus Groß=Felda mit dem Fahrrad
mor=
gens aufs Feld fuhr, begegnete ihm am Ausgang des Dorfes ein
Kraftwagen. Schneider geriet dabei zu nahe an den Chauſſeerand
und ſtürzte die etwa 3 Meter tiefe Böſchung hinab in einen Bach.
Glücklicherweiſe wurde der Vorfall ſofort bemerkt, ſo daß man den
Verletzten, aus ſeiner gefährlichen Lage befreien und in ärztliche
Behandlung bringen konnte.
Bauid
Ehre Vermählung beehren ſich anzuzeigen
Hans Schreiber, Juſiz=praktikant
und Frau Gretel, geb. Kretſchmar
Darmſtadt
Servinusſtr. 47, I.
Im tiefen See 32
Rirchliche Trauung: Samstag, den 27. Juli 1935,
3.30 Uhr, Johanneskirche.
Geſtorbene.
a—mſtadt: Wenz, Anna Margaretha, geb. Bruſt,
39 Jahre, Ehefrau des Kaufmanns
SFranzmann, Chriſtina, geb. Wagner, 40
Jahre, Ehefrau des Schneiders.
ſGuntermann, Katharina, geb.
Eiden=
müller. Witwe, 73 Jahre.
miſa: Reibold, Hildegard, Schülerin, 11 J.
Todes=Anzeige.
Plötzlich und unerwartet iſi unſer lieber, herzensguter Vater
Herr Karl Oberndorfer
von uns gegangen.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Emilie Oberndorfer
Elſe Metzhoeffer, geb. Oberndorfer
Ria Oberndorfer
Franz Meghoeffer.
Darmſiadt (Kranichſieinerſir. 44), den 26. Juli 1935.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch des Eniſchlafenen in Offenbach am Main ſtatt.
Mädchen
f. Küche u.
Haus=
arb. bei gt. Lohn
z. 1. Sept. geſ.
eventl. früher.
W. Rein,
„Naſſauer Hof”
Flughafen
Dſtdt.=Griesh.
Geſundes, kräft.
Mädel,
ev. vom Lande,
in kleinen, beſſ.
Haushalt
tags=
über od. ganz z.
1. 8. geſucht.
An=
geb. A 246 Gſch.
Männlich.
(6622
Heute verſchied nach langem Leiden unſere
liebe Mutter, Großmutter und
Schwieger=
mutter
Fran Katharina Guntermann
geb. Eidemüller
im 74. Lebensjahr.
Familie Wilhelm Guntermann
Familie Rudolf Guntermann
Familie Auguſt Keßler
Familie Hans Rettig
Familie Ludwig Friedrich.
Darmſtadt, den 24. Juli 1935.
Frankfurterſtr. 16.
Die Einäſcherung findetin aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen und Kranzſpenden
bitten wir abzuſehen. (6648
Am 22. Juli verſchied nach langem, ſchwerenin
großer Geduld ertragenen Leiden meine ſo
in=
migſtgeliebte Frau, unſere herzensgute Mutter
Käthe Brehbogelgb. Gngel
im 59. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Carl Breyvogel.
DDarmſtadt, 26. Juli 1935.
Die Beerdigung fand auf Wunſch der
Ver=
ſtorbenen in aller Stille ſtatt.
Herzlichen Dank Allen, die durch
Blumen=
ſpenden und Teilnahme am Geleite der
Ver=
ſtorbenen die letzte Ehre erwieſen haben.
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe aufrichtiger
Teilnahme beim Heimgang meines lieben
entſchlafenen Onkels
Herrn Friedrich Baumbach
ſage ich allen ſeinen Freunden und Bekannten,
die ihm das letzte Geleit gegeben haben,
herzlichen Dank. Insbeſondere den Aerzten
und dem Pflegeperſonal des
Stadtkranken=
hauſes für ihre Bemühungen, Herrn Pfarrer
Wolf für ſeine troſtreichen Worte am Grabe
und ſeinen Turnbrüdein der Tgm. Beſſungen
1865 für den ehrenvollen Nachruf und für
die Kranzſpende herzlichen Dank.
Fr. Käthe Kling, geb. Luck.
Darmſtadt, den 25. Juli 1935. (6648
Jauerwäsche L. Enpelhard Jachl.
W gut aus u. spart! u317e Gr. Ochsengasse 27
Todes=Anzeige.
Am 24. ds. Mts. entſchlief nach langem, mit großer
Geduld getragenem Leiden mein guter Mann, der
treuſorgende Vater ſeines Sohnes, unſer lieber
Sohn, Schwiegerſohn, Schwager und Onkel,
Herr Joſef Hahn
Prokuriſt der Firma E. Merck.
Für die trauernden Sinterbliebenen:
Clara Hahn, geb. Datterer
Heinz Hahn.
Darmſiadt, den 25. Juli 1935.
Gutenbergſtraße 60.
Die Beerdigung findet in aller Stille in München ſtatt.
Meine Praxis
bleibt während meines Umzugs
nach Frankſurterſtr. 2 b.zum 4. Aug.
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duft Lebeltsheerter en beft 4
Seite 8 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 26. Juli 19353
Kavalleriegefecht an der Oder.
Das Reiterregiment 6, das in Schwedt a. d. Oder liegt, hielt am Mittwoch eine große Uebung ab,
wobei die Schwadronen mit ihren eigenen Mitteln den Oder=Uebergang bei Nieder=Kränig zuſtande
bringen mußten. An der Uebung nahmen nicht nur hohe Vorgeſetzte teil, ſondern auch die
Welt=
preſſe, und manche „Schlachtenbummler” aus der Umgegend waren zugegen. Unſer Bild zeigt die
Kavallerie beim Ueberſetzen mit Schlauchbooten. Im Anſchluß daran entwickelte ſich auf der
gegen=
überliegenden Seite ein Verfolgungsgefecht.
(Scherl=M.)
Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” iſt am
Don=
nerstag um 8.45 Uhr von Südamerika kommend
über Friedrichshafen erſchienen und hat
unmittel=
bar darauf auf dem Werftgelände eine glaite
Landung vollzogen. Die Führung hatte Kapitän
von Schiller. Sämtliche Kabinen waren voll
be=
ſetzt. — Am Montag, den 29. Juli, ſtartet das
Luftſchiff zu einer neuen Fahrt nach Pernambuco
und Rio de Janeiro.
Mittwoch nachmittag ſtießen auf der Strecke
Berchtesgaden—Königſee in der Nähe von
Schwöb=
brücke zwei Triebwagenzüge zuſammen. 15
Rei=
ſende wurden, hauptſächlich durch Glasſplitter
leicht verletzt. Drei Wagen entgleiſten.
Ein wihiger Gaunerſtreich.
(afp) — Hin und wieder geſchieht es wohl, daß
ſelbſt den durch den amtlichen Verkehr mit
Gau=
nern recht gewitzten Herren vom Gericht von
die=
ſen trotzdem ein Schnippchen geſchlagen wird. Von
einem ſolchen Fall, der ſich in einem Vorort von
Kopenhagen ereignete, wird berichtet.
Im Vorzimmer eines Amtsrichters erſchien ein
Mann mit einem Brief, den er dem Gerichtsdiener
mit der Bitte übergab, das außerordentlich
wich=
tige und eilige Schriftſtück dem Herrn Amtsrichter
ſofort zu übergeben. Der Gerichtsdiener kam der
Aufforderung nach. Der Amtsrichter öffnete den
Brief. Er enthielt nur die Worte: „Sollte es wohl
gehen?‟ Der Amtsrichter drehte und wendete das
Schreiben, aber weiter war nichts zu entdecken. Er
ſchüttelte den Kopf und ſagte zu dem
Gerichts=
diener: „Rufen Sie doch den Mann herein!“ Als
der Gerichtsdiener im Vorzimmer erſchien, war
der Mann verſchwunden und mit ihm der
nagel=
neue Ueberzieher des Amtsrichters. An dem Haken,
an dem der ManFl gehangen hatte, hing nun ein
Zettel mit der Aufſchrift: „Es ging!“ — Man hat
vergeblich verſucht, den raffinierten Gauner
aus=
findig zu machen.
Hokelbrand auf dem Rigi.
Feuerwehr in Gebirgsbahn.
„Luzern. Am Mittwoch früh brach in einem
Nebengebäude des Grand Hotels auf dem Gipfel
des bekannten Schweizer Ausflugsberges
Rigi=
kulm am Vierwaldſtätter See Feuer aus. Das
1848 erbaute Hotel mit 130 Betten wurde ein
Raub der Flammen. Die mit Extrazügen der
Rigi= und Arth=Goldau=Bahn heraufbeförderten
Feuerwehrleute mußten ſich wegen
Waſſerknapp=
heit darauf beſchränken, die beiden anderen
Hotel=
gebäude auf dem Rigi vor dem Uebergreifen der
Flammen zu ſchützen. Der Wächter in dem
abge=
brannten Hotel konnte ſich und ſeine Familie ſowie
einige Habſeligkeiten in Sicherheit bringen. Als
Brandurſache wird ein ſchadhafter Kamin ange=
Chinas Kunſtſchäke in London.
A.S. Chineſiſche Kunſtgegenſtände, deren Wert
nach deutſcher Währung gerechnet weit über
hun=
dert Millionen Reichsmark beträgt, ſind aus
Schanghai in London für die Internationale
Chineſiſche Kunſtausſtellung eingetroffen. Die
Kunſtgegenſtände, von denen viele in das
vor=
chriſtliche Zeitalter zurückgehen, entſtammen dem
Kaiſerpalaſt in Peking, aus dem ſie in früheren
Jahren nach Schanghai geſchafft worden ſind, um
ſie vor dem Zugriff der Japaner ſicherzuſtellen
Da ſämtliche Verſicherungsgeſellſchaften es
abge=
lehnt hatten, dieſe einzigartige Kunſtſammlung zu
verſichern, mußte ſie an Bord eines engliſchen
Kriegsſchiffes, des Kreuzers „Suffolk”, nach
Portsmouth geſchafft werden. Von Portsmoutb
wurden die 93 Stahltruhen dann unter ſtarker
Polizeibedeckung nach London gebracht. Hier
wer=
den ſie Tag und Nacht bewacht, bis die von der
chineſiſchen Regierung beſtellten Packer, die ein
anderes Schiff benutzen, hier eintreffen. Die
chine=
ſiſche Regierung hat zur Bedingung gemacht, daß
dieſe Kunſtgegenſtände nur von ihren eigenen
Packern berührt werden dürfen.
*„Mona Liſa” in Sicherheit.
Sie kann nicht mehr geſtohlen werden. — Das Louvre=Muſeum mehrfach geſchützt. — Das Gebäude
wird angeſtrahlt.
Es dürfte auch für einen Muſeumsdirektor
ge=
fährlich ſein, das Schickſal durch gar zu kühne
Be=
hauptungen geradezu herauszufordern. Aber gewiß
hat der Direktor des Louvre, als er der Preſſe die
nachſtehenden Verſicherungen mitteilte, nach altem
abergläubiſchem Geſetz Holz angefaßt und dreimal
geklopft. Er verſicherte nämlich, daß die Mona
Liſa, eines der berühmteſten Bilder der Welt,
zwar einmal geſtohlen worden ſei, aber nicht
zum zweitenmal entführt werden könne.
Und was für die Mona Liſa gelte, das gelte
auch für die Mehrzahl der anderen Kunſtſchätze des
Louvre. Womit Direktor Henry Verne zum
Aus=
druck bringen wollte, daß Diebſtähle im Louvre
praktiſch unmöglich ſeien.
Allerdings muß man bei einer Kontrolle der
Sicherheitseinrichtungen des Louvre zugeben, daß
wohl auch der genialſte Bilderdieb und Spitzbube
dieſer Erde ſeine Mühe habe würde, hier auch nur
über die Vorbereitungen zur Ausführung
irgend=
einer Tat hinauszukommen.
Man unterſcheidet im Louvre, wie ſich aus der
neuen Ordnung ergibt, zwei Sicherungsabſchnitte
— den einen für den Tag und den anderen für die
Nacht. Am Tage wird einfach dadurch geſichert,
daß Wärter in auffallenden Uniformen
umher=
gehen. Ferner baut man zur Zeit ein großes
Lautſprecherſyſtem aus. In der Sekunde, wo ein
Diebſtahl in einem Saal bemerkt wird, kann man
mit einem einzigen Klingelknopf eine Warnung
auslöſen, die in alle Säle geht und etwa
folgen=
den Wortlaut hat: „Achtung — ſoeben wurde im
Saal XY ein Bild geſtohlen. Jeder Beſucher des
Louvre muß ruhig auf ſeinem Platz bleiben und
darf den Saal, in dem er ſich befindet, nicht
ver=
laſſen. Grund zur Unruhe iſt nicht vorhanden. In
wenigen Minuten iſt alles wieder in Ordnung.”
Sollte aber dennoch ein Beſucher auf den
Ge=
danken kommen, den Saal aus mehr oder weniger
durchſichtigen Gründen zu verlaſſen, ſo wird er —
erſtaunt ſein, überall auf verſchloſſene Türen zu
ſtoßen.
Die beſten Wächter bei Tage ſind übrigens die
Beſucher. In vielen Fällen wurden Muſeumsdiebe
gefaßt, ehe überhaupt die Wärter eine Ahnung
hatten, daß etwas vorgefallen war. Das
Publi=
kum ſpielt hier Polizei.
Selbſtverſtändlich kann es vorkommen, daß
ein=
mal jemand lange Zeit allein in einem Saal iſt.
Deshalb hat man auch die ſogenannte
Paketvor=
ſchrift verſchärft, d. h., die Beamten an den Ein=
und Ausgängen des Louvre haben das Recht, alle
Pakete zu kontrollieren, die jemand aus dem
Louvre mit hinausnehmen will.
Die Ueberwachung bei Nacht iſt ſo organiſiert,
daß der geſamte Dienſt auf eine Anzahl
Haupt=
poſten verteilt iſt, die untereinander in
Verbin=
dung ſtehen und eine größere Anzahl Hilfspoſten
kontrollieren. Alle aber können durch einen
ein=
zigen Alarm zuſammengerufen werden. Vernimmt
jemand ein verdächtiges Geräuſch, ſo wird
unver=
züglich in allen Sälen des Louvre die Beleuchtung
eingeſchaltet. Ferner ſind alle
Ueberwachungsbe=
amten mit Scheinwerfern ausgerüſtet, die ihnen
die Abſucharbeit noch erleichtern.
Für mehrere ſehr koſtbare Stücke hat man
fer=
ner die Sicherung durch infrarote Strahlen
ein=
geführt. Der Dieb, der das Band der infraroten
Strahlen durchſchreitet, wird ohne weiteres ein
Alarmſyſtem auslöſen und ſo ſelbſt ſeine
Feſt=
nahme veranlaſſen.
Zum Schluß aber ſei noch eine beſonders
in=
tereſſante Schutzmaßnahme erwähnt, die von der
Direktion des Louvre für die wirkſamſte gehalten
wird. Man beleuchtet das Gebäude des Louvre
von außen her mit hellen Scheinwerfern und macht
ſo jeden Dunkelmann ſcheu und unſicher. Und wer
die Mona Liſa jetzt noch ſtiehlt, der iſt ein Genie.
Georg W. Lick.
Ser dein ende der ürverſchweimangsrätafeopyen ii Chin
Wieder einmal ſteht China vor einer großen
Ueberſchwemmungskataſtrophe. Millionen
Men=
ſchen ſind bereits geflüchtet und ließen
Wohi=
ſtätten und Ernte im Stich, und der Gelbe Fluß
ſteigt immer noch.
Auf den erſten Blick iſt es durchaus
unverſtänd=
lich, daß ein ſo dicht beſiedeltes und altes
Kul=
turland wie China den Hoangho nicht bändigen
kann, beſonders wenn man weiß, daß die Chineſen
von altersher hervorragende Waſſerbautechniker
geweſen ſind. China hat im Hungtſe=Seeden
größten künſtlichen Stauſee der Welt, deſſen
Ming=Deich noch heute nach 400 Jahren
vollkom=
mene Sicherheit für ſein Hinterland bietet.
Welt=
berühmt iſt der jetzt tauſendjährige
Kaiſer=
kanal, der verſchiedene Flußſyſteme ſchneidet.
Als wunderbares Naturſchauſpiel bekannt iſt die
zweimal täglich mit Kraftwagengeſchwindigkeit
den Chientang=Fluß aufwärts brauſende
Flut=
welle von 5 Meter Höhe; techniſch ebenſo
beach=
tenswert iſt aber die entſprechende Ufermauer, die
das Ufer gegen die Wirkung der vorbeiraſenden
Brandungswelle ſchützt. Auch die alten
Hoang=
ho=Deiche waren techniſch hervorragende
Lei=
ſtungen. Hier haben die Chineſen für die
Schlie=
ßung ſchwerer Deichbrüche ein geniales Verfahren
entwickelt, indem ſie jede entſtehende Lücke durch
einen an Seilen ſchwebenden gewaltigen
Packwerk=
pfropfen durch Kappen der Seile mit einem Schlage
verſchloſſen. Die alten Waſſerbaumeiſter
unter=
ſchieden im Hoangho rote, weiße, grüne und gelbe
Waſſer, je nach der Niederſchlagsmenge in den
Nebenflußgebieten, und konnten Art und Umfang
des Wochwaſſers daran im voraus erkennen.
Trotz dieſes hohen Standes der
Waſſerbau=
technik iſt der Hoangho der „große Kummer”
Chi=
nas geworden. Das läßt ganz eigentümliche
Ver=
hältniſſe vermuten, und ſo iſt es in der Tat. Der
Hoangho iſt ein Strom, der immer gefährlicher
wird. Der Grund hierfür iſt darin zu ſuchen, daß
ſein Mittellauf durch weite Lößgebiete führt, wo
das Waſſer eine Unmenge von feinen Lößteilchen
mitnimmt. Man hat gelegentlich in 100 Teilen
Flußwaſſer 10 Gewichtsteile Löß gemeſſen. Dieſe
Lößladung des Gelben Fluſſes wird beſtimmend
für ſeinen Unterlauf, denn bei dem hier ganz
ge=
ringen Gefälle ſinkt der Löß zu Boden. Das
Fluß=
bett wird auf dieſe Weiſe immer mehr erhöht.
Jedes ſpätere Hochwaſſer findet deshalb
verhält=
nismäßig niedrigere Deiche als das vorige. Seit
langem ſchon liegt das Bett des Hoangho höher
als die benachbarte Ebene. Infolgedeſſen kam es
auch zu plötzlichen Abweichungen des Unterlaufes,
der ſich mehrmals um Hunderte von Kilometern
verlegte. So mündet der Hoangho heute in A.
Gelbe Meer, während er bis 1853 ſeinen Ar. im Oſtchineſiſchen Meer gefunden hatte.
Lauf der Jahrtauſende pendelte er ſo mehrfig
über ein Gebiet, das dem zwiſchen den Münd;
gen der Elbe und des Rheins ungefähr entſpriß
Gibt es nun eine Möglichkeit, den Gelben F;
nicht nur für immer unſchädlich, ſondern darüj
hinaus nutzbar zu machen? Die alten chineſiſch=
Waſſerbaumeiſter haben in der Vorſtellung, 7)
ein breites Flußbett große Hochwaſſermaſſen
be=
ableiten könne, die Deiche des Hoangho mögläi
weit voneinander angelegt. Dieſes zu weite B
verſchlickt aber nur um ſo leichter. Außerdem Eu
die große Entfernung der Hochwaſſerdeiche rn
oft 15 Kilometer ein Grund, daß die beiden Ufſc
ſeiten von verſchiedenen Deichhauptleuten verwyſt
tet wurden. Deichverſtärkungen auf der eiri
Uferſeite führten deshalb oft zu einer größe-
Gefährdung des jenſeitigen Ufers.
Die neueſte Kataſtrophe am Hoangho iſt unnſ
tragiſcher, weil man heute weiß, wie die Gefahz
des Gelben Fluſſes für immer beſeitigt wer:
können. Die neuen Pläne für die wo
ſerwirtſchaftliche Neuregelung
Cü=
nas liegen ſchon vor. An ihrer Aufſtellru
iſt ein führender deutſcher Waſſerbautechniker
teiligt, und in einer deutſchen Verſuchsanſät
wurden an einem Modell eines Hoangho=Abſchri!
tes die Pläne zur Hoangho=Regulierung im eſ
periment überprüft. Nach den vorliegenden V.
ſchlägen ſoll die Hoangho=Gefahr an der Wurn
angegriffen werden, indem die ſtändige Flußb
erhöhung durch den ſich abſetzenden Löß belänn
werden wird. Vielleicht kann man ſchon dud
Uferbefeſtigungen im Mittellauf den LößgeEhl
des Stromes vermindern. Vor allem ſollen
neuen Hochwaſſerdeiche bis auf 650 Meter
ſtand einander genähert werden. In dieſem er
ren Bett würde der Strom kräftiger fließen.
würde nicht nur die künftigen Lößmengen mi ie
los bis in das Meer hinaustragen, ſondern
Lößboden ſeines bisherigen Bettes noch tiefer aus
nagen. Bagger braucht man im Hoangho n71
weil die feinen Lößteilchen vom Waſſer
ſe=
fortgeſchwemmt werden. Ein regulierter Hoan:)
mit Autoſtraßen auf den Deichkronen und
modernen Waſſerkraftwerken und Schleuſen ſih
vor ſeiner Verwirklichung.
Heute verurſacht der Hoangho China allerdi
jährlich noch einen reinen Sachſchaden von 9
Millionen RM. Die Unterhaltungsarbeiten
fordern daneben 300 Millionen RM. Zu di
Schadenſumme von einer halben Milliarde F
kommen noch die großen Verluſte an Menſchn
leben, die im modernen China immer mehr
Wert gewinnen.
Angeklagter, Hände aus der Taſche!”
(—) London. Richter Oulton im Tower
Bridge=Polizeigericht ſchaute ſehr mißbilligend
auf den Angeklagten hernieder, der da vor ihm
ſtand. Der Mann hatte ſeine Sympathie ſchon
von vornherein bei ihm verſcherzt. Wenn ſchon
ein Menſch vor Gericht ſtand und die Hände in
den Hoſentaſchen hielt — was konnte da noch
Gutes an ihm ſein?
So forderte Oulton den Häftling auf, die
Hände aus der Taſche zu nehmen. Der weigerte
ſich. Warum er ſie nicht herausnehme? — „Weil
ich keine Hoſenträger habe!” — Die von dem
Richter nunmehr eingeleitete Vernehmung ergab,
daß dieſer Häftling in den letzten Tagen fünf
Fluchtverſuche unternommen hatte. Die Polizei
und die Gefängniswachen wußten ſich ſchließlich
nur dadurch zu helfen, daß ſie ihm eine recht weite
Hoſe und keine Hoſenträger „verſchrieben‟. Daher
kam es, daß der Häftling ſeine Hoſe mit den
Hän=
den halten mußte, infolgedeſſen zwar keinen
Fluchtverſuch mehr unternehmen konnte, aber den
Eindruck ungebührlicher Haltung vor Gericht
er=
weckte. Richter Oulton mußte zugeben, ohne Schuld.
In der Pulverfabrik Obilicevo in der Nähe
der ſerbiſchen Stadt Kruſevatſch ereignete ſich am
Mittwoch nachmittag ein ſchweres Unglück. Durch
die Exploſion von Nitrocelluloſe wurden von 13
Arbeitern, die in der Abteilung beſchäftigt waren,
zwei getötet, drei ſchwer und acht leichter verletzt.
Man nimmt an, daß das Unglück dadurch
hervor=
gerufen wurde, daß, obgleich die Arbeiter mit
Masken verſehen waren, ein Schweißtropfen auf
die gefährliche Maſſe fiel und ſie zur Entzündung
brachte.
Senſakionelle Kindesenkführung.
(sch) Buenos Aires. Die Aufſehen
regende Entführung eines ſiebenjährigen Md
chens auf dem Luftwege bildet ſeit einigen Tau
in den beiden großen Hauptſtädten am La Pla=
Strom, in Buenos Aires wie in Montevnc
gleichermaßen das Stadtgeſpräch. Die von ihm
Mann getrennt lebende bekannte argentinig
Sängerin Libertad Lamarque Romero konnte
Trennung von ihrem Töchterchen, das vom Vas
in einem Schulpenſionat in Montevideo un.
gebracht war, nicht verwinden. Da alle gütliw
Verſuche, das Kind in ihre Obhut zu bekomm
fehlſchlugen, griff die Sängerin zu einem verzry/
felten Mittel. Mit einem Flugzeug begab ſie
von Buenos Aires nach Montevideo und 1
langte, ohne ſich erkennen zu geben, das
Kind=
ihr Kind — zu ſprechen. Die Direktorin des Pm
ſionats, der von dem Vater der ausdrückliche Ail
trag erteilt worden war, das Mädchen nur i
ihm zuſammenkommen zu laſſen, weigerte ſich W
fänglich, willigte dann aber doch darein, daß
„fremde Dame” in ihrer Gegenwart das Kn
ſprechen dürfte. Kaum war die Mutter des Kirid
anſichtig geworden, als ſie dasſelbe auch ersi
fen hatte, mit ihm zu einem auf der Straße
angelaſſenem Motor wartenden Auto eilte
nach dem Flugplatz davonraſte, wo das dort ſt
bereite Flugzeug beide nach Buenos Aires brad
Der ſenſationelle Fall hatte nur drei Stunder
Anſpruch genommen. Jetzt zerbrechen ſich
Rechtsgelehrten auf beiden Ufern des La Plch
Stroms den Kopf darüber, wie der ſtrafrech
wie zivilrechtlich außerordentlich komplizierte 80
praktiſch zu löſen ſei. Indeſſen erfreut ſich O0
dame Lamarque bisher ungehindert an ih‟
Töchterchen.
Ein um
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König Carol bei der Weihe der neuen Kirche in Coſteſt
Runlie
Während des Oſter=Gottesdienſtes im Jahre 1930 war die Kirche von Coſteſi in Rumänien ei
Feuersbrunſt zum Opfer gefallen. Ueber 100 Menſchen kamen dabei ums Leben. Die Kirche wu
wieder neu errichtet und ſoeben von dem Patriarchen Miron in Gegenwart des Königs Carol /*
lich wieder eingeweiht. Man ſieht auf unſerem Bilde König Carol mit dem Patriarchen wah !
(Weltbild=M)
der Kirchenweihe.
Freitag, 26. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 203 — Seite 9
Heigorane,
die Wikingerburg der Nordſee.
Von Gerhard Ludwig Milau.
Eine Seefahrt nach Helgoland iſt immer von eigenem Reiz.
ſie oft wir auch ſchon hinübergeſchippert ſind, immer wieder
ſche es uns, vom Bremer Freihafen oder von Bremerhaven aus
ach dem herrlichen Felſeneiland aufzubrechen. Wer kennt nicht
n „Bahnhof am Meer”, von dem aus unſere großen Ozeanrieſen
Kemen” und „Europa", ihre Rekordfahrten über den Atlantik
ureten?! Majeſtätiſch, über alles hinwegragend mit ſeinen
olen Maſten und den dicken Schornſteinen, grüßt ſo ein Koloß
reits aus der Ferne den mit fröhlichen Menſchen angefüllten
ue, der die Seeausflügler direkt nach der Columbuskaje zum
ampfer „Roland” befördert. Mächtig und ſtolz liegt die „
Bre=
ſen” dann vor uns. Aber noch einmal zu ſehen, wie ſchön und
ſexant ſie im Innern ausſieht, dazu iſt jetzt wenig Zeit, denn
r ſchmucke, weiße Bäderdampfer „Roland” gibt ſchon das erſte
ſiienenſignal „Klar zur Abfahrt”. Noch einmal, im
Vorbei=
ihren, grüßen wir den großen Bruder, und hinaus gleitet das
cheff mit ſeinen frohgeſtimmten Menſchen, begleitet von weißen
AUF HELGOLAND
küven, umweht von den Klängen der Muſik. Mit Tanz an Deck,
iſtigen Feiern in der Bar und „kleinen Erlebniſſen” an Bord
ſeht es durch das Geſchäum der Bugwelle am Roteſand=
Leucht=
ir vorbei in die Nordſee. Immer gibt es etwas zu ſchauen.
ſind es nicht die weißen Segel der ſchlanken Jachten, die man
erade entzückt betrachtet, dann iſt es die Schönheit des Meeres,
Hie übereinanderſtürzenden Wellen, der weiße Wolkenkranz am
nendlichen Horizont, kurz, das gewaltige Schauſpiel des Ozeans,
as jenes beglückende Gefühl des. Entſpanntſeins in Licht und
eeluft hervorruft. Stundenlang kann man nur dieſes Auf und
G des Meeres betrachten. Aber da ſchmettert plötzlich eine
hneidige Marſchmuſik auf. Ein Kriegsſchiff gleitet vorüber, und
den an Deck läßt eine Kapelle ihr klingendes Spiel erſchallen.
mmer neue Bilder ſchieben ſich vor. Boote und Dampfer
kom=
en, von links, von rechts wehen Flaggen vorüber, vier, fünf,
ſchs — alle Farben. Einmal hatten wir das Glück, der „Europa
begegnen. Majeſtätiſch zog der Rieſe vorbei. Mit Sehnſucht
haut man ihm nach. Einmal auf ſo einem Schiff in die weite
ſelt hinausfahren oder meinetwegen auch auf einem kleineren
loyddampfer eine Reiſe durch die Schönheiten der Erde zu
achen, ins leuchtende Mittelmeer oder ins Land Peer Gynts —
kelch ein Glück müßte das ſein!
Wir fahren und ſchauen. Bis wir ſchließlich, mitten in dem
unten Bilderbuch der deutſchen Bucht, die ragenden Felſen von
Helgoland, der roten Wikingerburg des Nordmeeres, auftauchen
ſehen. In ſchnellen Motorbooten, die von ſtarken
Helgoländer=
fäuſten geſteuert werden, erreichen wir den Strand. Heller
Sonnen=
glanz liegt auf dem Meer, daß es aufleuchtet wie Silbergefieder.
Das Oberland iſt erreicht. Um uns herum flutet das bunte Leben
der ſommerlichen Inſel. Alle Sorgen des Alltags ſind vergeſſen.
Lebhaftes Intereſſe finden natürlich die märchenhaft billigen
Genußfreuden, für die die Inſel bekannt iſt: Die edelſten Tabake
kann man unverzollt erſtehen. Kaviar, Sekt und Hummer gibt
es zum Preiſe eines normalen feſtländiſchen Abendeſſens. Und
dann ſteigt der Aufklärungsrundgang über den Felſen Helgoland,
den die Beſucher immer wieder als ein neues Wunder erleben.
An ſtillen Straßen von kaum zwei Metern Breite, auf denen ſich
noch kein Pferd und kein Auto bewegt hat, ſchauen ſich die
nied=
rigen Fenſter unter feſtgefügten Dächern über kleine wohlgepflegte
Blumengärtchen hinweg in die blanken Augen.
Spielzeughäus=
chen aus einer poetiſchen Zeit des Mittelalters mitten in der
gewaltigen Waſſerwelt der grünen Nordſee. Auf der Düne herrſcht
friſchfröhliches Badeleben. Am Abend glühen die Blinkfeuer und
Leuchttürme über dem Meere auf, und die dunklen Dampfer
ziehen mit goldenen Bullaugen vorüber.
Gar zu ſchnell mahnt der unten auf der Helgoländer Reede
vor Anker liegende Dampfer „Roland” zum Aufbruch. Noch
ein=
mal ein Gruß zu dem roten Felſen hinüber, der trotzig und tapfer
dem Anprall ſtürmiſcher See ſtandhält, dann wird die Rückfahrt
nach Bremerhaven angetreten, und neue Ereigniſſe an Bord und
auf dem weiten Meer runden die Fahrt zu einem Erlebnis ab,
an das man noch lange zurückdenkt.
Sommer-Ausgabe1935
Preis 70 pfennig 6
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstr. 25.
11
Zu dem in Nr. 196 veröffentlichten Artikel geſtatten Sie mir,
als einem langjährigen Beſucher und Kenner des „Ländle”, wohl
die nachſtehenden berichtigenden Bemerkungen:
Nach dem 1. Band des Jahrbuches des Hiſtoriſchen Vereins
für das Fürſtentum Liechtenſtein S. 138ff. (1901) erwiderte der
Fürſt Johann auf die Landtagsadreſſe am 25. Juli 1866 u. a.:
„Schon durch den Bundesbeſchluß, welcher den Befehl erteilte, die
deutſche Bundesarmee zu mobiliſieren, war Ich verpflichtet, Meine
Truppen unter die Waffen zu rufen. Indem ich dieſem
Bundes=
beſchluß nachgekommen bin, habe Ich ein Zeugnis davon gegeben,
daß auch wir in dieſer ſchweren, bedrängnisvollen Zeit für das
Recht eintreten wollen. Damit aber Meine getreuen Truppen
nicht gezwungen würden, an einem unſäglichen Bruderkriege tat=
ſächlich Teil zu nehmen, habe ich mich unter Kenntnisnahme der
Bundesverſammlung mit Sr. Majeſtät dem Kaiſer von
Oeſter=
reich dahin geeinigt, daß Meine Truppen im Verein mit der
tapferen Armee Oeſterreichs im Süden die Grenzen Deutſchlands
gegen einen auswärtigen Feind verteidigen. So glaube Ich denn
das Schmerzlichſte und Grauſamſte abgewendet zu haben, indem
wir nicht gezwungen ſind, die bundbrüchigen deutſchen Brüder
mit eigener Hand zu bekämpfen.”
Das Jahrbuch fährt auf Seite 140 fort: „Es ſei hier
be=
merkt, daß Oeſterreich am 12. Auguſt 1866 mit Italien zu
Cor=
mons einen Waffenſtillſtand auf vier Wochen abſchloß. Am 23.
Auguſt 1866 kam alsdann der Friedensvertrag von Prag zum
Abſchluſſe. Dieſem folgte am 13. Juni 1867 ein Staatsvertrag
zwiſchen Oeſterreich und Preußen. Oeſterreich vertrat dabei das
Fürſtentum Liechtenſtein. In dieſem Vertrage wurde unter
Be=
rufung auf den Prager Frieden und in Ausführung des Art. 13
des Prager Friedensvertrages die Ausſcheidung von Oeſterreich
und Liechtenſtein aus dem Verbande des Münzvertrages vom 24.
Januar 1857 vereinbart.”
„Die hie und da auftauchende, zu verſchiedenen, mehr oder
minder gelungenen Witzen übermäßig ausgenützte Legende, daß
Liechtenſtein mit Preußen noch auf dem Kriegsfuße ſtehe, iſt
da=
her abzuweiſen. Wenn ein Kriegszuſtand mit Preußen überhaupt
beſtanden hätte, ſo hörte derſelbe jedenfalls ſeit dem Prager
Frieden auf.
Daß Liechtenſtein keine Arbeitsloſen habe, iſt unrichtig. Im
Finanzgeſetz 1935 ſind die Totalausgaben für ſoziale Fürſorge auf
75 382 Fr. veranſchlagt, für Arbeitsloſigkeit ſind darin unter
„Verſchiedenes” 5000 Fr. vorgeſehen. Das „Liechtenſteiner
Volks=
blatt” Nr. 82 vom 13. Juli 1935 ſchreibt zudem: „Es iſt
unbe=
ſtritten, daß die Arbeitsloſigkeit bei uns im Wachſen begriffen
iſt. Es wird eine Frage der nächſten Zeit werden, wie man der
größer werdenden Arbeitsloſigkeit in der Zukunft ſo gut als
mög=
lich ſteuern könnte. Liechtenſtein iſt bis heute mit ſeiner
produk=
tiven Arbeitsloſenfürſorge entſchieden den beſten Weg gegangen.”
Juſtizrat Lindt.
Horneerg, Die Madt des Baldes.
Sonne, Waſſer und Wald iſt der von jedem erſehnte ſommerliche
Dreiklang. Heute iſt es nun ſchon gar nichts Beſonderes mehr, daß
Hornberg ein ſchön angelegtes Luft=, Sonnen= und
Schwimm=
bad beſitzt, das in dem herrlichen Rahmen der umgebenden
Land=
ſchaft mit dem Schloßberg und ſeinem Bergfried im Hintergrund
den Genuß verdoppelt. Aber die Waldungen! Mancher laut
ge=
rühmte Kurort muß die Hornberger drum beneiden. Sie ſind
aber auch die liebevoll betreuten Kleinode der Stadt. Auf allen
vier Seiten rings um das Städtlein laden die abwechſlungsreichen
Wälder ein, die dem Ort den Ehrennamen „Stadt des Waldes”
eingetragen haben. Ueber 80 Kilometer Wege mit Ruhebänken,
Schutzhütten uſw. erſchließen jedem die ſommerliche Pracht dieſer
ſo vielgeſtaltigen Uebergangslandſchaft mitten im
Hochſchwarz=
wald. Da iſt zunächſt der Storenwald. Früher war er der
Eigen=
wald der Herrſchaft, deren Reſidenz gerade gegenüber
herunter=
grüßt. Hier finden im Muſikpavillon die Konzerte ſtatt. Die
weiterführenden Wege ſind der Fentzlingpfad und der
Fünfgelt=
pfad, deſſen Fortſetzung zum 5,5 Kilometer entfernten Karlſtein
führt. Hinter dem Schloß erſtreckt ſich ein zweites Waldgebiet:
der Ziegelgrundwald, früher Rappenſtein genannt. Der einſtige
Rappenſtein iſt entweder der Bismarck= oder Uhufelſen. Die
gut=
erhaltenen Schloß= und Ziegelkopfſchanzen erinnern an die
krie=
geriſchen Zeiten um 1700, ebenſo der Dreitälerweg, der zum
Huberfelſen und der Hirſchlachſchanze führt. Oeſtlich der Stadt
liegt der Leitenberg, deſſen untere Teile einſt das
Hauptweinbau=
gebiet der Bürger waren. Dieſer Leitenberg iſt beſonders im
Frühjahr und im Herbſt wegen der wundervollen
Sonnenbeſtrah=
lung beliebt. In deſſen Waldgebiet iſt der ſagenberühmte
Teufels=
tritt und darüber die Markgrafenſchanze, das die ganze Landſchaft
beherrſchende Hauptwerk der alten Linienverſchanzung. Ihm
gegen=
über auf der Südſeite des Reichenbachtals liegt das Waldgebiet
Schachen und die übrigen Allmendwälder der Bürgerſchaft, die
ſogar eine Fahrſtraße als Zugang erhalten haben. Noch weiter
im Oſten erſchließt der Guſtav=Mangold=Weg das Gehänge des
Reichenbachtals, wo in der Poſtwagenzeit Reiſende aus aller
Her=
ren Länder unſere landſchaftlichen Schönheiten bewunderten, denn
hier führte die internationale Poſtwagenlinie Paris—Straßburg
—Hornberg—München durch.
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Seite 10 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 26. Juli 1935
Hagia Sophia ein Muſeum.
Ein Skück alkürkiſcher Vergangenheit. — Bedeufſame Ausgrabungen des deutſchen Gelehrten Dr. Schedel.
Die uralte Baſilika Konſtankins des Großen enkdeckk.
(afp) — Durch neun Jahrhunderte bildete die Hagia Sophia,
die hl. Sofienkirche Konſtantinopels, den religiöſen Mittelpunkt
des oſtrömiſchen Reiches, bis 1453 Mohammed II. mit ſeinen
ſeldſchukiſchen Türken die Stadt erſtürmte und ſeine Pferde in
die mächtige Baſilika einſtellen ließ, um die Ueberlegenheit des
Iflam über das Chriſtentum darzutun. Dann wurde die Hagia
Sophia in die Hauptmoſchee Stambuls verwandelt und auf
ihrer gewaltigen Kuppel das abgeriſſene Kreuz durch den
ſo=
genannten Halbmond erſetzt, der in Wirklichkeit ein Hufeiſen
und das Feldzeichen des nomadiſchen Reitervolkes der
mongo=
liſchen Guſen, des türkiſchen Stammvolkes war. Und nun hat
ein Machtſpruch Kemal Paſchas das alte hiſtoriſche Gebäude
ſei=
nes kirchlichen Charakters entkleidet und es in ein Muſeum
chriſtlich=byzantiniſcher Kunſt verwandelt.
Damit erſcheinen die mohammedaniſchen Türken in einer
neuen Rolle als Erhalter einer chriſtlichen Kunſt, zu deren
Ver=
nichtung ſie in der Vergangenheit am meiſten beigetragen haben.
Außerdem fehlt der Verfügung des Ghazi nicht der politiſche
Beigeſchmack. Seit Peter dem Großen war dem kaiſerlichen
Ruß=
land bis zu ſeinem Zuſammenbruch die Entſühnung des
ent=
weihten orthodoxen Heiligtums ein willkommenes
Propaganda=
mittel, um die oſtſlaviſchen Völker für jene Ausdehnungspolitik
zu begeiſtern, mit der Rußland durch die Beſetzung des
Bos=
porus und der Dardanellen einen freien Weg nach der offenen
See ſuchte. Die Wiederaufrichtung des Kreuzes auf der Hagia
Sophia war deshalb ein Gedanke, der durch zweihundert Jahre
mit ſeinem Für und Wider zum Handwerksgut der
ſtaatsmänni=
ſchen und diplomatiſchen Kanzleien Europas gehörte und in
un=
zählbaren Zeitungsartikeln ſeinen Niederſchlag fand. Er wurde
zu einem außenpolitiſchen Ziele Bulgariens und Griechenlands,
nachdem dieſe beiden Staaten die türkiſche Oberhoheit
abgewor=
fen hatten. Nun hat Kemal den religiös getarnten Anſprüchen
einigen Wind aus den Segeln genommen, indem er die
moham=
medaniſche Prieſterſchaft aus dem altchriſtlichen Heiligtum
ent=
fernte.
Verſchwunden ſind die ſchwarzen Kaftans der Hodſchas, die
den Beſucher der Hagia Sophia vor dem Portal erwarteten um
ihn zum Anziehen der abgenützten, verhutzelten ſchwarzen
Pan=
toffeln aufzufordern, mit denen allein das Betreten der Moſchee
geſtattet war. Mit ihren weißen Turbans um den ſonſt
ver=
pönten rotbraunen Fez erſchienen die Hodſchas als die letzten
Vertreter alttürkiſcher Vergangenheit. Nun walten an ihrer
Stelle beim Portal des neuen Muſeums europäiſch gekleidete
Beamte, die dem Beſucher gegen Erlag von 10 Piaſtern die
Ein=
trittskarte verabfolgen, während Amtsdiener die Stöcke und
Schirme in Verwahrung nehmen. Vor dieſer nüchtern alltäglichen
Gebarung unterbleibt der geheimnisvolle leiſe Schauer, mit dem
man früher als Europäer unter den feindlichen Blicken
ſtreng=
gläubiger Muslimin ihre Moſchee betrat. Dieſe abenteuerlich
angehauchte Romantik iſt nun dahin. Cooks lärmende Touriſten=
herden haben jetzt das große Wort, wo noch geſtern bloß der
raunend klagende und ſurrend gedehnte Singſang des vorbeten=
den Imam geſtattet war.
Weggewiſcht ſind die dichten Reihen der kauernden Beter die
auf der teppichbedeckten weiten Flur im dämmernden Zwielicht
des mächtigen Kuppelbaus wie Geſpenſter erſchienen, während
ſie ihre Häupter im gleichen Takte mit dem leitenden Ulemma in
der Niſche beugten, die nach Mekka und der hl. Kaaba wies. Leer
erſcheint nun der Südflügel des einzigartigen Arkadenbaus mit
ſeinen dreißig Meter hohen Purpurſäulen, wo wißbegierige
Schüler aller Altersklaſſen auf dem Boden tatſächlich zu Füßen
des lehrenden Hodſchas ſaßen, der ihnen die Suren des Koran
auslegte und aus ihnen den prieſterlichen Nachwuchs ſchuf.
All das wurde ohne viel Aufhebens ausgelöſcht. Vor einigen
Monaten fanden die andächtig herbeikommenden Gläubigen
eines Morgen die Moſchee verſperrt. Sie erblickten am Portal ein
Pappſtückchen, auf das in den neuen latein=türkiſchen
Schrift=
zeichen die bündige Mitteilung „Zur Umwandlung in ein
Muſeum geſchloſſen” gekritzelt war. Kein Hodſcha war weit und
breit zu ſehen. Still zerſtreute ſich die Menge und murmelte
höchſtens ihre Enttäuſchung in den Bart. Das hartnäckige
Alt=
türkentum der enthronten Hauptſtadt war wieder um einen der
wenigen altgläubigen Markſteine ärmer, die es noch gegen das
Neutürkentum Ankaras beſaß ...
Die Umwandlung in ein Muſeum wurde durch
Ausgrabun=
gen eingeleitet, die von Altertumsforſchern aus aller Herren
Länder vorgenommen wurden. Bedeutend war da der Erfolg der
Kolonne des deutſchen Gelehrten Dr. Schedel, die im weſtlichen
Hofe den ganzen Erdboden aushob, um mit Kranen rieſige
be=
hauene Marmorblöcke ans Tageslicht zu heben und das Portal
der alten Baſilika Konſtantins des Großen aus dem vierten
Jahrhundert freizulegen. Ein Brand hat ſie ſeinerzeit zerſtört.
Ihre Ruine verſank bei einem Erdbeben, und über ihr Grab
wurde die Hagia Sophia gewölbt. An den noch erhaltenen, jetzt
von der deutſchen Arbeitskolonne ausgegrabenen
Marmorbau=
ſteinen ſind die altchriſtlichen Sinnbilder, das Lamm, die
Wein=
blätter und die Tauben eingeſchnitzt. Die zart ausgeführten
Reliefs haben ſich im ſchützenden Erdreich ſehr gut erhalten und
zählen nun zu den Hauptſehenswürdigkeiten des neuen
Muſeums. Aus dem gefundenen alten Portal und den
Marmor=
blöcken wird im Weſthofe eine eigene Muſeumsabteilung
ge=
ſchaffen, die ausſchließlich der uralten erſten Baſilika gewidmet
iſt. Hier will man auch noch die ungefügen granitenen
Sarko=
phage der byzantiniſchen Kaiſer aufſtellen, die vernachläſſigt im
ſtädtiſchen Altertumsmuſeum ſtehen. Zur Aufnahme ihres
un=
geheuren Schwergewichts wird der Weſthof mit ſeinem unſicheren
Boden von der deutſchen Kolonne zementiert.
Alle bisherigen mohammedaniſchen Heiligtümer und
Weihe=
zeichen der Hagia Sophia wurden an andere Moſcheen verteilt.
Sport, Spiel und Jurnen
Fußball im Kreis Starkenburg.
Jahn 1875 Fußballabteilung.
Kreisjugendwart.
1. Nachſtehend gebe ich die Arbeitsgebiete der Oberjungführer
im Kreis Starkenburg bekannt:
Gruppe 1: Oberjungführer W. Lorenz, Darmſtadt, Gr.
Kaplanei=
gaſſe 5. SV. 98, Merck, TSG. 46, Polizei. Tgde. 65 Beſſungen,
Germ. Eberſtadt, Germ. Pfungſtadt, FSV. Seeheim, Viktoria
Griesheim, Chattia Wolfskehlen, Boruſſia Dornheim, SV.
Weiterſtadt, SV. Ober=Ramſtadt, SV. Roßdorf, SV. Lengfeld,
SV. Groß=Zimmern, Haſſia Dieburg, SV. Münſter.
Gruppe 2: Oberjungführer Gg. Steinhilber, Arheilgen, Bornſtr. 53.
Brit. Lämmerſpiel, Sppgg. Seligenſtadt, SV. Klein=Welzheim,
Teut. Hauſen, SV. Hainſtadt, SV. Zellhauſen, Germ. Klein=
Krotzenburg, Spvgg. Froſchhauſen, TSG. Mainflingen, Germ.
Babenhauſen, Kickers Obertshauſen, SV. Dudenhofen, Sppgg.
„h=gen Union Wixhauſen, SV. Erzhauſen, TSG.
Erzhau=
ſen, SV. Gräfenhauſen. TSV. Meſſel.
Gruppe 3: Oberjungführer Willi Kilian, Sprendlingen,
Weilborn=
nraße 28. SV. Mörfelden Vikt. Walldorf. FV.
Sprendlin=
gen, Tgde. Sprendlingen, FC. Langen, FC. Dreieichenhain,
FC. Egelsbach, Vikt. Urberach, SC. Dietzenbach, SV.
Offen=
thal. Vorwärts Nieder=Roden, Germ. Ober=Roden.
Gruppe 4: Oberjungführer Franz Joſef Dorsheimer, Bensheim,
Sprengerſtraße 56. VfR. Bürſtadt, Olympia Lampertheim,
TV. Lampertheim, Alem. Groß=Rohrheim. Concordia
Gerns=
heim, TSV. Biebesheim, TV. Zwingenberg, 07 Bensheim,
Olympia Lorſch. FV. Hofheim, TSV. Klein=Hauſen, VfR.
Fehlheim Starkenburgia Heppenheim.
Die nicht aufgeführten Vereine werden aufgefordert, ſich
pflicht=
gemäß an der Gründung einer Jugendabteilung einzuſetzen.
2. Die Oberjungführer haben bereits ihre Tätigkeit
aufge=
nommen. Den Anordnungen iſt unbedingt Folge zu leiſten. Bis
ſpäteſtens 1. Auguſt erhalte ich von den Oberjungführern den
Tätigkeitsbericht für den Monat Juli.
3. Ich mache die Vereine auf die Anordnung 14 des
Gau=
jugendwartes im „Kicker” vom 23. Juli (betr. „Jugendſpiele
1935/36”) beſonders aufmerkſam. Die Ausſchreibungen für den
Kreis Starkenburg erfolgen demnächſt.
4. In der zweiten Hälfte des Monats Auguſt findet in
Darm=
ſtadt eine Verſammlung der Jugendleiter und Jungführer
ſämt=
licher Vereine des Kreiſes ſtatt. Die Tagesordnung enthält u. a.:
Vorſtellung der vier Oberjungführer, Verpflichtung der Jung=
(mannſchafts=)führer, Ausgabe der Rangabzeichen,
Jugendpflicht=
ſpiele 1935/36. Ich bitte die Vereine, ſich jetzt ſchon auf dieſe
wichtige Verſammlung einzuſtellen.
Dr. Rechel, Kreisjugendwart.
Am kommenden Samstag, den 27. Juli, abends 8.45 Uhr,
fin=
det im Vereinshauſe eine außerordentliche Monatsverſammlung
ſtatt. — Sämtliche Aktiven und Inaktiven werden erwartet.
TSG. 46 Darmſtadt. — Handballabteilung.
Wir erinnern nochmals an das erſte Training der
Schüler=
abtenilung morgen Samstag, auf der Woogswieſe um 3 Uhr.
Hier können ſich auch Jungens einfinden, die noch nicht Mitglied
der Turn= und Sportgemeinde ſind, aber Freude am
Handball=
piel mitbringen.
Die Jugendabteilung trifft ſich ab 6 Uhr auf der
Woogswieſe zur neuen Regelbeſprechung und
Mannſchaftsneuein=
teilung. Alle Frauen und Turnerinnen, die Luſt haben Handball
zu ſpielen, treffen ſich wie bereits angekündigt, am Sonntag
früh um 10 Uhr auf der Woogswieſe zur internen Ausſprache über
Art und Zeit der Uebungsſtunden.
Neuer Tennisplah in der Waldkolonie.
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt.
Um auch den „Weißen Sport” als Volksſport zu fördern,
haben wir nun auch einen Tennisplatz fertiggeſtellt. Ein
zwei=
tes Feld wird wohl im Laufe dieſes Jahres ebenfalls fertig
wer=
den. Auf dem fertiggeſtellten Platze kann ſchon jetzt geſpielt
wer=
den. Die Benutzungsgebühren ſind ſo niedrig gehalten, daß es
faſt jedem ermöglicht wird, auch dieſe Art der Leibesübungen zu
betreiben. Anmeldunngen und Auskünfte bei Ernſt am
Platz=
eingang.
Erfolge beim 82. Feldbergfeſt. Als erfreuliche Tatſache iſt
hier feſtzuſtellen, daß alle 8 Teilnehmer als Sieger heimkehren
konnten. Außer den Altersturnern Remspecher und Buſch und
dem Turner Philipp Schneider ir. konnten ſich auch die erſtmals
teilnehmenden Turnerinnen Bürner, Eckert und Veit ſowie der
Jugendturner Lohrum und Turner Pech durchſetzen. Wir
wün=
ſchen allen auch weiter gute Erfolge.
Feigk.
Turnkreis 18 (Darmſtadt) 2T.
Fußball=Allerlei.
FC. Egelsbach zieht Bilanz.
Die neue Spielzeit wirft bereits ihre Schatten voraus. Es
dürfte im Hinblick auf die bevorſtehenden ſchweren Verbandsſpiele
für die Starkenburger Vereine von Intereſſe ſein, die Bilanz
eines der erfolgreichſten Vertreter der Bezirksklaſſe Südheſſen im
abgelaufenen Spieljahre 1934/35, des FC. Egelsbach 03, zu hören
Saarbrücker Wettkämpfer=Treffen.
Die Vereine des 18. Turnkreiſes Darmſtadt ſind in vollem
Umfange mit den Vorbereitungsarbeiten, zum 1. Gaufeſt des
Reichsbundes für Leibesübungen in Saarbrücken beſchäftigt.
Noch einmal ruft die Kreisleitung die Wettkämpfer zu einer
Uebungsſtunde, die am Sonnntag, dem 28. Juli, vormittags 8.30
Uhr, in der Turnhalle der Darmſtädter Turn= u. Sportgemeinde
1846 am Woogsplatz ſtattfindet, zuſammen. Es wird erwartet,
daß die Vereine von jeder Wettkampfklaſſe, zu welcher ſie
Wett=
kämpfer gemeldet haben, mindeſtens je einen Vertreter
entſen=
den. Vereine, die keine Vereinsriege in Saarbrücken ſtellen,
müſſen unter allen Umſtänden Vertreten ſein. Die vom Kreis
beſtimmten Kampfrichter müſſen zur Kampfrichterſchulung
eben=
falls um 8.30 Uhr angetreten ſein.
Leichtathletik am Ziegelbuſch.
Vereinskampf Tbd. Jahn 1875 — TV. Vorwärts Langen.
Am Sonntag, den 28. Juli, nachmittags 3 Uhr, trägt die
Volksturnabteilung des „Jahn 1875” einen Vereinskampf im
Volksturnen mit den Langener Turnbrüdern aus. Jugendturner,
Turnerinnen und Turner beſtreiten die Uebungen des Laufs, des
Wurfs und des Stoßes. Je zwei Vertreter gehen über 100 200,
400 und 800 Meter, denen ſich die Langſtreckler über 3000 Meter
anſchließen. An Staffeln werden eine 4 mal 100 und 10 mal ½
Bahn Staffel gelaufen. Stabhoch=, Hoch= und Weitſprung, ſowie
Speerwurf, Schleuderball, Diskus und Kugelſtoß vervollſtändigen
das Programm. Die Jugend hat 5 Uebungen zu erledigen, und
zwar: 100 Meter, Weit= und Hochſprung, Keulenweitwurf und
Speerwurf, während die Turnerinnen 100 Meter, Kugelſtoß, Weit=
und Hochſprung, ferner eine 4 mal 100 Meter Staffel zu meiſtern
haben. — Eine Vorausſage des evtl. Siegers iſt ſchwer, da beide
Vereine ſich noch nicht gegenüberſtanden. — Während des Kampfes
ſowie anſchließend iſt für Speiſe und Getränk geſorgt. Als
Ab=
ſchluß folgt am Abend das zweite Sommertreffen auf dem Platz.
Die Sportplatzterraſſe iſt wieder bunt illuminiert. Wir laden
unſere Mitglieder und Freunde freundlichſt ein.
Der 16. Rhön=Segelflug=Wekkbewerb.
Immer wieder großarkige Skreckenflüge.
Fliegerlager Waſſerkuppe. Das warme
Wette=
mit blauem Himmel hielt auch am Donnerstag unvermindert am
Am 5. Wettbewerbstage, an dem wie am Mittwoch wieder 55
Starts ausgeführt wurden, erreichte die Geſamtzahl der bisher:
gen Wettbewerbsflüge die ſtattliche Ziffer 246.
Zur Ermunterung für die Höhenpreiſe der
Ausſchreibun=
ſollten geſtern eigentlich Höhenflüge „geübt” werden. Sowei
bisher feſtſteht, wurde aber nicht viel daraus. Dafür beträg,
aber die Geſamtſtreckenſumme etwa 4000 Kilometer, eine Zaho
die ſich gewiß ſehen laſſen kann.
Der Mannheimer Hofmann gab erneut das Signal zum AMk
brauſen über Land. Schnell wurde ſeinen Spuren von einem
großen Teil ſeiner Kameraden gefolgt. Auch geſtern war
wiede=
der Taunus das „Ausflugs”=Ziel einiger Piloten. Der Fran
furter Krekel und der Aachener Peters gelangten beide auf ihree
Rhönſperbern” bis zum Flughafen Karlsruhe (195 Kilometer=
Wolf Hirth auf „Minimoa” landete bei Wipperfürth bei Köll
(193 Kilometer), während der Deſſauer Renner auf „Askanic
mit ſeinen Kameraden, dem Gelſenkirchener Hülsmann au
„Rhönadler”, dem Dresdener Spaethe und dem Stuttgarter
Hol=
baur, beide auf „Condor”, dem Sauerland Beſuche abſtatteter,
Sie meldeten als Landungsorte Meſchede (149 Kilometer), Gun
mersbach (175 Kilometer) Lünenſcheid (186 Kilometer) und Sie= (190 Kilometer). Peter Riedel ſchaffte etwa 250 Kilae
meter. Seine Landung erfolgte in der Nähe von Düren (Rheim
land). Da von dem ebenfalls auf Strecke gegangenen Pilote=
Oeltzſchner ebenſowenig bisher eine Landemeldung vorliegt wri
von Hofmann, ſo wird nicht mit Unrecht angenommen, daß die
beiden Segelflieger vielleicht die erſten Deutſchen ſind, die ſig
Holland als Ziel ausgeſucht haben.
Der Stettiner Roehren hatte leider Pech. Er zertrümmer=t
bei der Landung auf dem Vorgelände der Waſſerkuppe ſein
Hermann Mayer II” reſtlos und zog ſich dabei einen doppelte
Beckenbruch zu.
Fauſtball-Meiſterſchafken von Südweſt.
Das Fachamt I des RfL. bringt am nächſten Wochenende au
dem Platz des JG.=Sportvereins Frankfurt die diesjährigen
Me=
ſterſchaften im Fauſtball zur Durchführung. Geſpielt wird in dr
Männer= und einer Frauen=Klaſſe. Teilnahmeberechtigt ſind d.
beiden Erſten jeder Klaſſe der vier Bezirke Saar. Pfalz. Rhein
Heſſen und Rhein=Main. Unter den Teilnehmern befinden ſi
Mannſchaften, die ſchon mehrmals an den Endſpielen um d=
Deutſche Meiſterſchaft beteiligt waren, u. a. Lichtluftbad Fran
furt, JG.=Sportverein, TV. 1861 Ludwigshafen und Tgd. Worm
ſowie TV. Pfungſtadt.
Radſpork.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Freitag, 26. Juſk
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Königst
berg: Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Zeit, Nachr.
8.00: Waſſerſtand, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart:
Gym=
naſtik. 8.30: Sendepauſe 9.00: Nur Freiburg: Wer
bekonzert. 9.15: Nur Freiburg: Muſik am Morgen.
10.00: Sendepauſe. 10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche
und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldungen,
11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit. Nachrichten
14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30
Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40: Wetter. 14.45:
Sende=
pauſe. 15.00: Nur Trier und Koblenz: Nachr. 15.151
Für die Frau.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Dr. Kühn: Iſt ein
Sai=
ſon=Ausgleich in der Automobil=Induſtrie möglich? 16.451
Kampf um das Reich. Friedrich Barbaroſſa oder Heinrich
der Löwe. Römiſches Reich deutſcher Nation oder deutſcher
Staat. 17.00: Hamburg: Bunte Muſik am Nachmittag.
18.30: Jugendfunk: Spiel mit Geſchichtszahlen. 18.45=
Das Leben ſpricht! 18.55: Meldungen.
19.05: München: Tanzfunk. 19.40: Deutſche Mikrophone.
Ein nicht techniſches Geſpräch. (Aufn.) 19.50:
Tages=
ſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.10: Freiburg:
Volks=
muſik. 20.30: Auf der Alm, do gibt’s koa Sünd.
Bür=
gerliche Komödie. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Nachr.,
Wetter, Sport. 22.25: Sportvorſchau. 22.45: Vom
Nürburgring: Hörbericht vom Training zum Gr. Preis
von Deutſchland. 23.00: Ausſchnitte aus Bunten
Aben=
den. 24.00: Stuttgart: Operettenquerſchnitte.
Obesstenn Onasäunnn
B
Breslau: 20.10: Vom Humor des deutſchen
Front=
ſoldaten; anſchl.: Schleſiſches Militärkonzert.
München: 20.10: Carré formiert! Beim
Summerrende=
vous d. Chur=Bayeriſchen Milice anno 1682 zu
Schwä=
bing.
Leipzig: 20.10: Klein=Paris an der Pleiße. Eine
Hör=
folge aus dem Rokoko=Leipzig.
Riga: 19.05: Operettenmuſik.
Straßburg: 20.30: Galakonzert.
Mailand: 20.40: Sinfonie v. Bruckner.
Rom: 20.40: Buntes Konzert.
Beromünſter: 21.10: Operette von Offenbach.
Stockholm: 22.00: Unterhaltungsmuſik.
Kopenhagen: 22.15: Boccerini und Haydn=Muſik.
Budapeſt: 22.30: Zigeunermuſik.
Wellerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Der Ausläufer des großen ozeaniſchen Hochdruckgebietes
wird bei ſtarker Erhitzung des Feſtlandes im Norden und Süden
gleichzeitig abgeſchwächt. Nord= und Oſteuropa werden bereits
mit kühleren Luftmaſſen überſchwemmt, in Frankreich iſt eine
Störung entſtanden, die bis ins Alpenvorland Gewittertätigkei
auslöſt. Vorausſichtlich wird auch bei uns das Wetter nach
Gewittertätigkeit etwas kühler werden.
Ausſichten für Freitag: Noch ziemlich heiter, warm, ſchwül, auf
kommende Bewölkung und gegen Abend ſtellenweiſe örtliche
Gewitter.
Ausſichten für Samstag: Langſam weitergehende Abkühlung,
Gewitter, nicht unfreundliches Wetter.
18. Etappe der Frankreich=Radrundfahrt.
Die 18. Etappe der Tour de France führte von Bordeau
nach La Rochelle über 192 Kilometer, von denen die letzten 3
Kilometer von Rochefort nach dem Etappenziel als Zeitfahrei
ausgetragen wurden. Es gelang hier den Belgiern, mit ihre
unermüdlichen Wühlarbeit und ihren immer neuen Vorſtöße
das Feld zu ſprengen und dabei ihren Spitzenreiter R. Mae
wieder etwas in Sicherheit zu bringen. Der Italiener Morell
der im Geſamtergebnis hinter dem Träger des gelben Trikot
nur 2:57 Minuten zurücklag, hatte den Anſchluß an die Spitzem
gruppe verpaßt und büßte nicht weniger als 10 Minuten ein
während R. Maes wieder im Vordertreffen zu finden war. Vo
den Deutſchen fuhr Stach ein großes Rennen und kam in dei
Spitzengruppe als Vierter ein. Auch Händel und Ickes konnte
als 11. bzw. 15. noch recht gut placieren. Im Zeitfahren ſieg!
überraſchend der Franzoſe Fontenay vor Leducg und den beide
Maes, von denen R. Maes, der Träger des gelben Trikots, ſo
gar auf halbem Wege mit 24:10 die beſte Zeit gefahren hatt
Morelli verlor auch hier 2 Minuten, ſo daß die Tour de Franc
1935 endgültig zugunſten des Belgiers entſchieden ſein dürſt
Im Zeitfahren waren die Deutſchen nicht ganz ſo erfolgreich, bo
ſter Mann war hier Weckerling als 20. und Händel kam als 29
in der gleichen Zeit wie Speicher an.
Nummer 203
DarmſtädeerCagblatte
Freitag, 26. Juli
Zwiſchenbilanz der Erzeugungsſchlacht.
Die Skeigerung der Agrarprodukkion.
Einem Artikel von Dr. J. Schäffer in der NSK.
über die Erfolge der deutſchen Erzeugungsſchlacht
entnehmen wir unter anderem folgende
bemerkens=
werte Feſtſtellungen:
Nachdem durch das Reichserbhofgeſetz und die
landwirtſchaft=
iwe Marktordnung auf dem Gebiete der Ernährungswirtſchaft
zetigkeit eingekehrt war, konnte das deutſche Bauerntum im
ſuvember vorigen Jahres zur deutſchen Erzeugungsſchlacht
auf=
nrufen werden. Es muß betont werden, daß die Führung des
Bruerntums vom Beginn der Machtübernahme an auf das Ziel
Sicherſtellung unſere Ernährung hinarbeitet. Wenn auch der
Näzielle Ruf erſt im letzten Spätjahr erfolgte, ſo iſt der
eigent=
iwe Beginn der Erzeugungsſchlacht ſchon im Jahr 1933 zu ſuchen.
Leider iſt es heute noch nicht möglich, abſchließendes und
znaues Zahlenmaterial über die bisherigen Erfolge zu geben.
5 „liegt im Weſen der Statiſtik begründet, daß im allgemeinen
nogültige Ergebniſſe erſt verhältnismäßig ſpät zu erlangen ſinv.
zum anderen ergeben ſich bei größeren Verändeungen der
Anbau=
eshältniſſe Schwierigkeiten bei den Aufnahmen. Die Zahlen,
ie aber bis heute vorliegen, laſſen mit aller Deutlichkeit
er=
ernen, daß es dem Bauerntum gelingen wird, die Ernährung
nſeres Volkes aus den Erträgen der deutſchen Scholle im
weſent=
igen ſicherzuſtellen.
Die Mehrausgaben der deutſchen
Landwirt=
aft zeigen, daß alles getan wird, die Erträge zu ſteigern.
zr Beſchaffung von Düngemitteln, Inventarunterhaltung und
Beſchaffung gab die Landwirtſchaft im Jahre 1934/35 rund 250
Mällionen RM. mehr aus als im Jahre 1932/33. — Die
Ernte=
erſchätzungen für das neue Getreidejahr belaufen ſich auf
9Millionen Tonnen; ſie liegen damit um rund eine
hällion Tonnen höher als im Vorjahr. Wenn man dabei noch
n Betracht zieht, daß nach den gemachten Erfahrungen faſt
im=
mrdie wirklichen Ergebniſſe höher liegen als die erſten
Schätzun=
er, ſo kann man unter Berückſichtigung der alten Beſtände die
ritſache feſthalten, daß die Brotverſorgung des deutſchen Volkes
ſne jede Einfuhr ſichergeſtellt iſt.
Durch Steigerung des wirtſchaftseigenen
fatteranbaues Verbeſſerung der Grünlandflächen und
ſihöhung der Einzelleiſtung unſerer Haustiere wude die
Ernäh=
unngsgrundlage unſerer Tierhaltung weſentlich verbreitert. Allein
Zahl der neuerſtellten Gärfutterbehälter ſtieg von 3800 im
fchre 1931 auf 34 200 im Jahre 1934, alſo faſt um das Zehnfache.
die Geſamtmilcherzeugung ſtieg von 21 Millionen Liter
im Jahre 1928 auf 23,7 Millionen Liter im Jahre 1934. Im
gleichen Zeitraum weiſt die Kuhzahl eine Steigerung von 9,66
Millionen auf 10.10 Millionen auf. Vergleicht man die Zahlen,
ſo ergibt ſich, daß auch die Durchſchnittsleiſtung der
einzelnen Tiere erhöht wurde, und zwar von 2220 Liter
auf 2345 Liter je Jahr und Kuh.
Neben der Bereitſtellung der für die Volksernährung
not=
wendigen Lebensmittel geht es in der Erzeugungsſchlacht um die
Beſchaffung wichtiger Rohſtoffe für die Induſtrie Nach
Mitteilungen des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden zu Anfang
Juni 1935 rund 4.5 Millionen Schafe gezählt. Gegenüber der
Schafhaltung zu Anfang Dezember 1934 bedeutet dies eine
Zu=
nahme von rund 1,1 Millionen. Berückſichtigt man dabei die Zahl
der Schafe die bis zur Winterzählung bereits abgeſchlachtet ſind,
ſo ergibt ſich immerhin eine Zunahme von 600 000 Schafen.
Beim Anbau von Flachs und Hanf iſt eine bedeutende
Steigerung feſtzuſtellen. Die Anbaufläche von Flachs ſtieg von
1932 um das Viereinhalbfache im Jahre 1935. Während noch vor
einigen Jahren nur 10 bis 20 v H. des deutſchen Bedarfs im
In=
land erzeugt wurde, gelang es ſchon in dieſem Jahre, rund 50
v. H. des Flachsbedarfs durch eigene Erzeugung
zu decken.
Der Anbau von Oelſaaten iſt im neuen Jahre
wei=
ter geſtiegen. Nach den bisherigen Schätzungen wurde die
Anbau=
fläche bei Raps und Rübſen von 26 700 Hektar im Jahre 1934
auf 45 000 Hektar im Jahre 1935 geſteigert. Innerhalb eines
Jahres trat faſt eine Verdoppelung ein.
Nach den neueſten Berechnungen des Inſtituts für
Konjunk=
turforſchung betrug der Wert der deutſchen
landwirt=
ſchaftlichen Erzeugung 1934/35 etwa 11,1 Milliarden
RM. Der Wert iſt demnach gegenüber dem Tiefſtand im Jahre
1932/33 um 2,4 Milliarden oder um 27 v. H. geſtiegen. Dieſe
Zu=
nahme iſt ſowohl auf gebeſſerte Preiſe als auch auf die geſtiegene
Erzeugung zurückzuführen. Gegenüber dem Jahre 1924/25 hat die
landwirtſchaftliche Produktionsmenge um rund
30 v.H. zugenommen.
Das erſte Jahr der landwirtſchaftlichen Erzeugungsſchlacht
geht ſeinem Ende entgegen. In dieſem Jahre hat das deutſche
Bauerntum den Beweis erbracht, daß es gewillt iſt, ſeine volle
Arbeitskraft für das Aufbauwerk unſeres Führers einzuſetzen.
Zugleich hat dieſes Jahr mit aller Deutlichkeit gezeigt, daß jede
Maßnahme die zur Hebung des Bauerntums und ſeiner
Wirt=
ſchaft, als der Grundlage der geſamten Volkswirtſchaft, ergriffen
wird, ſich in belebender Weiſe in der übrigen Wirtſchaft
bemerk=
bar macht. Die Auswirkung auf das Ganze aber iſt entſcheidend
für jede Erfolgsbeurteilung.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe ſetzte wieder ſehr ſtill und nach den
ſorgeſtrigen Befeſtigungen nicht ganz einheitlich ein. Die
Un=
igerheit an den Deviſenmärkten beeinträchtigt die Stimmung.
ſr Bankkreiſen iſt man der Auffaſſung, daß vorläufig keine
Ab=
vertung des Guldens droht. Bezeichnend für die geſtrige
Ge=
chäftsſtille war, daß für die Reichsbankanteile kein erſter Kurs
ſutande kam. Erſt im Verlaufe erfolgte eine Notiz mit 187½
ach 187½ vorgeſtern. Von den übrigen Standardwerten waren
farben ½ Prozent niedriger und Siemens ½ Prozent gedrückt.
Am Kaliaktienmarkt waren Aſchersleben 1½ Prozent höher.
Che=
niſche Werte waren kaum über ½ Prozent verändert. Am
Lino=
eummarkt blieb die unſichere Stimmung vorherrſchend. Auch
ſiektroaktien bröckelten meiſt um Prozentbruchteile ab.
Metall=
eellſchaft eröffneten mit 115 nach 1168. Bau=, Textil=, ſowie
Prpier= und Zellſtoffwerte lagen unverändert. Der Rentenmarkt
ag wieder etwas freundlicher. Der Verlauf war wenig
verän=
ert. Am Rentenmarkt bröckelten Altbeſitz auf 112½ ab.
An der ſtillen Haltung der letzten Tage an der Rhein=
Mainiſchen Börſe hat ſich auch heute nichts geändert. Das
bublikum gibt nur kleinſte Aufträge andererſeits liegt aber auch
ein nennenswertes Angebot vor. Infolgedeſſen erfährt, das
Karsniveau kaum eine Veränderung. Beſondere Anregungen
ſagen nicht vor. Die Abweichungen nach beiden Seiten waren
ehr klein. Am Aktienmarkt erhielt ſich etwas Intereſſe für JG.
Farben zu 156—156¼ (156): Elektrowerte veränderten ſich nur
venig. Montanwerte fanden teilweiſe etwas Nachfrage,
Schiff=
ſahrtsaktien lagn nicht ganz einheitlich, Hapag zirka 17½ (17½),
Nordd., Lloyd 188—19 (18½). Am Rentenmarkt war die
Umſatz=
lätigkeit ebenfalls klein. Altbeſitzanleihe, zogen ½ Prozent an.
der Verlauf war faſt vollig geſchäftslos und die Kurſe bröckelten
in den meiſten Fällen um Bruchteile eines Prozentes ab. JG.
Farben blieben zu 156½ gut gehalten. Auch am Rentenmarkte
ſerrſchte Geſchäftsſtille bei eher weichenden Kurſen.
Da an der Abendbörſe Aufträge nach der einen oder
an=
eren Seite kaum vorlagen herrſchte nahezu Stagnation. Am
Rentenmarkt blieben die Kurſe bei gleichfalls geringſten Umſätzen
bchauptet.
Produkkenmärkke.
Berliner Getreidemarkt vom 25. Juli. Im Getreideverkehr
ſand die Neufeſtſetzung der Durchſchnittsnaturalgewichte für
Win=
tergerſte lebhafte Beachtung, da ſich die zu zahlenden Aufgelder
ſir hochwertige Sorten gegenüber dem bisherigen Stand um 2.—
ſM. verringern. Infolge der geringen Angebote war die
Markt=
ſtmmung aber weiter gut behauptet.
Darmſtädter Viehmarkt vom 25. Juli. Aufgetrieben waren
11 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 57—61, b) 50
As 56, c) 41—48, d) 31—40 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft
ir der Kl. a) 18, b) 27. c) 41, d) 32 Stück. Marktverlauf:
geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 25. Juli. Zugeführt waren:
2 Kälber, 6 Schafe, 108 Schweine 191 Läufer, 120 Ferkel und
4 Ziegen. Preiſe: Ferkel bis 6 Wochen 13—18 RM. über ſechs
Wochen 19—23 RM., Läufer 24—28 RM. Marktverlauf: Ferkel
und Läufer ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 25. Juli. Aufgetrieben waren
Ninder 110 (gegen 155 am letzten Donnerstagsmarkt), darunter
befanden ſich 15 Ochſen, 15 Bullen, 45 Kühe und 35 Färſen. Zum
Echlachthof direkt: 1 Ochſe, 8 Bullen, 1 Kuh, 5 Färſen.
Außer=
dem wurden 29 Rinder der Reichsſtelle zugeführt. Kälber 654
001), Schafe 59 (43), Schweine 470 (512). Notiert wurden pro
ein Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber a) 61—63 (59—60),
b 55—60 (51—58), c) 47—54 (43—50), d) 35—46 (30—42);
lämmer und Hammel b) 2. Weidemaſthammel 37—38 (36—38),
mittlere Maſtlämmer 35—36 (—), Schafe e) beſte 34—35 (—
Schweine a) 1 54 (—), a) 2. 54 (—). b) 54 (50—53), c) 53—54
(50—53) d) 50—54 (46—52), e) 47—50 (—). Der Preisvergleich
ſezieht ſich auf den Donnerstagsmarkt vom 18. Juli.
Marktver=
lruf: Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft;
Schweine flott, ausverkauft. Ueberſtand: 27 Rinder, davon ein
Ochſe, 18 Kühe und 8 Färſen.
Mn e
Stellvertr. Haup ſchriftleiter: Max Streeſe.
erantwortlich für Politik: i. V. Andreas Bauer; für den Schlußdienſt:
ndreas Bauer, für den lokalen Teil: Mar Streeſe: für das Feutlleton und die
iegenwart” Dr. Herbert Nerie für „Reich und Ausland”: Dr. C. 6. Quetſch;
den Handel: Dr. C. b. Quetſch; für den Sport; Karl Böhmann:
Anzeigen=
ſiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
mtlich in Darmſtadt. D. A. Vl. 35. 20083. Pl. 4. Truck und Verlag: Darmſtädter
gblatt, Eliſaberh Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. 23.
Fur unverlangre Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
brechſtunden der Schriftleitung Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Heicseamradsieeis für oie 3. Jurioche
Der Reichsbankausweis vom 23. Juli zeigt, daß auch in der
dritten Juliwoche die Abnahme der Ultimobeanſpruchung wieder
ſehr groß war. Die geſamte Kapitalanlage verringerte ſich weiter
um 202,7 auf 4078,0 Mill. RM. Damit ſtellt ſich die Entlaſtung
auf 102,7 v. H. der Ultimobeanſpruchung. Im Vormonat betrug
die Entlaſtung zur gleichen Zeit nur 90,5 v.H. und im Vorjahre
ſogar nur 71,5 v.H. Als Wichtigſtes iſt der Rückgang der Beſtände
an Handelswechſeln und Schecks um 194,3 auf 3376,0 Mill. RM.
hervorzuheben, der auf der Abnahme von Inlandswechſeln
be=
ruht und in erſter Linie wieder auf die Golddiskontbankaktion
zu=
rückzuführen ſein dürfte. Weiter haben die Beſtände an
Reichs=
ſchatzwechſeln um 1.1 auf 0.7 Mill. RM. und die an
Lombaro=
forderungen um 7.7 auf 40,5 Mill. RM. abgenommen, dagegen
die Beſtände an deckungsfähigen Wertpapieren um 0.3 auf 336,3
Mill. RM., an ſonſtigen Wertpapieren um 25 000 RM. auf 324,6
Mill. RM. zugenommen. Die fremden Gelder zeigen mit 746,1
Mill. RM. eine Zunahme um 3,2 Mill. RM. Der
Zahlungsmit=
telumlauf ſtellt ſich am 23. Juli 1935 auf 5496 Mill. RM.
gegen=
über 5469 Mill. RM. zur gleichen Zeit des Vormonats und 5334
Mill. RM. im gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. An
Reichsbank=
noten und Rentenbankſcheinen ſind in der Berichtswoche
insge=
ſamt 124,5 Mill. RM. aus dem Verkehr zurückgefloſſen und auch
der Umlauf an Scheidemünzen nahm um 60,7 Mill. RM. ab. Die
Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben eine
ge=
ringe Zunahme um 42 000 RM. erfahren und betragen 102,3 Mill.
Reichsmark.
Die ikalieniſche Währungspolitik.
Nicht Abwerkung, ſondern Berkeidigung
der Währung. — Londoner Angriffe gegen die Lira?
Wie der italieniſche Finanzminiſter Tahon di Revel
erklärte, iſt die vorübergehende Aufhebung der 40prozentigen
Golddeckung der Lira unerläßlich geworden, um
außerordeni=
liche Zahlungen Italiens an das Ausland zu
lei=
ſten, die ſich in den letzten Monaten im Geſamtbetrage
von einer halben Milliarde Lire angehäuft hätten.
Indeſſen dürfe dieſer Beſchluß der Regierung nicht dahin
aus=
gelegt werden, daß an den Richtlinien, der bisher befolgten
Finanz= und Währungspolitik etwas geändert worden ſei. Die
Aufhebung der 40prozent. Golddeckung habe
vorübergehen=
den Charakter und das Land ſei daher zu einer ſtrengen
Diſziplin des Handels, mit dem Auslande
vek=
pflichtet, um die Goldausfuhr zur Bezahlung entbehrlicher Waren
zu vermeiden und raſcheſt zu einem Deckungsverhältnis von 40
Prozent zurückzukehren.
Zu der einſtweiligen Aufhebung der 40prozentigen Golddeckung
der Italieniſchen Notenbank wird von den Blättern
übereinſtim=
mend betont, dieſe Maßnahme bezwecke nicht die
Ab=
wertung, ſondern die Verteidigung der Lira, da
die Richtlinien der Währungspolitik nicht geändert würden. Die
„Stampa” ſchreibt, für Italien ſei es eine gebieteriſche
Not=
wendigkeit, die Handelsbilanz um jeden Preis und mit jedem
Opfer ins Gleichgewicht zu bringen und für dieſen harten Kampf
alles aufzubieten. Nur auf dieſe Weiſe werde die ſasciſtiſhe
Wirtſchafts= und Finanzpolitik zum Siege gelangen. Der
Cor=
riere della Sera” ſchreibt, die Maßnahme bezwecke vor
allem, Italien die Möglichkeit zu geben, ſeine Verpflichtungen
gegenüber dem Auslande zu erfüllen und zu vermeiden, daß
Ita=
lien eingefrorene Kredite entſtehen und der Kredit der
Nation im Auslande in irgend einer Weiſe geſchädigt werde.
„Gazzetta del Popolo” ſchreibt, London habe
heftige Angriffe gegen die Lira unternommen,
die auch auf Paris ausgebreitet worden ſeien. Nicht umſonſt führe
die City ſeit einiger Zeit einen heftigen Feldzug gegen die
Gold=
währungen. Italien denke jedoch weder an eine Abwertung noch
an eine Inflation.
Die neue Bagdad=Bahnſtrecke.
40 Prozent deutſche Beteiligung.
Die Regierung des Irak hat mit der Britiſh Oil
Development Oil Co. einen Vertrag abgeſchloſſen, wonach
durch eine neue Eiſenbahnlinie die Verbi ndung zwiſchen
Bagdad und Moſul mit der durch Kleinaſien führenden
Taurus=Bahn, alſo mit Konſtantinopel und Europa, hergeſtellt
wird. An der Gründungsgeſellſchaft ſind Deutſche mit 40 Proz.,
ſowie Italiener, Briten, Franzoſen und Schweizer beteiligt. Die
neue Linie (eine 460 Km. lange Strecke) hat ſchon vor dem Krieg
als das (deutſche) Bagdadbahnunternehmen eine große Rolle
ge=
ſpielt. Sie ſoll jetzt in erſter Linie die Beförderung des
Petbo=
leums aus der Gegend von Moſul nach dem Mittelländiſchen
Meer ſicherſtellen
Die deutſche Beteiligung von 40 Prozent liegt
bei einem Konſortium, beſtehend aus den Vereinigten
Stahlwer=
ken, Otto Wolff, Mannesmann und Ferro=Stahl (
Gutehoffnungs=
hütte).
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Geſamtabſatz an Braunkohlenbriketts
be=
trug im Juni in 26 Arbeitstagen 850 241 Tonnen (
arbeitstäg=
lich 32 702 Tonnen) und im Juni 1935 in 23 Arbeitstagen 823 067
Tonnen (arbeitstäglich 35 786 Tonnen). Der
Geſamthausbrand=
abſatz iſt gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um rund
4 Prozent geringer, der Geſamtabſatz an die Induſtrie um rund
1 Prozent höher
Schon ſeit längerer Zeit in Gang befindliche Verhandlungen
zwiſchen den amerikaniſchen und britiſchen Bleiproduzenten haben
nunmehr zu dem beachtlichen Ergebnis geführt, daß ein
eng=
liſch=amerikaniſcher Bleipool geſchaffen, worden iſt.
Man ſei übereingekommen, die Erzeugung etwa auf der
derzeiti=
gen Höhe zu ſtabiliſieren. Eine Prüfung der Statiſtiken habe
ge=
zeigt, daß die Bleivorräte erheblich im Abnehmen
begriffen ſeien.
Berliner Kursbericht
vom 25. Juli 1935
Srurſche Dunr und Bibronte Gefraſcaft
Deviſenmarkt
vom 25. Juli 1935
Berl. Handels=Geſ.,
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Banl
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Ner
91.125
91.125
17.25
18.875
41.375
129.—
114.875
96.—
122.25
155.75
135.—
112.125
„Mit Meete
F. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Bereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nee
156.125
126.—
113.50
103.375
91.50
132.—
101.125
121.375
91.50
73.625
Ween
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wandever=Werke
V
119.25
1957.—
33.—
86.875
130.—
95.
12.—
122.75
53.—
130.75
123.125
Aaee
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar.
Danzig.
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Jsland
D
1 gaypr. 2.
1 Pap. Peſol
100 Belga I=
1 Milreis
100 Leva
teanad. Doll
100 Kronen
100 Gulden
1 2. Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
1o0 Franken
100 Drachm
100 Gulden
100 isl. Kr.
D
2.60
0.663
11.ggs
0.139
3.0471
2.479
54.33
is.30
12.30
8s.43
5.z25
16.405
2.35.
ter.38
5529
ſa.es
0.667
41.985
U-nan
3.053
2.48:
55.03
27.00
12.33
68.57
5.435
8.z25
2.35
167.60
55.40
Italien
Japan
Jugoſlawien.
Lettland
Norwegen 1
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei.
ungarn
Uruguay
Ver. Staaten 1
W
1o0 Oire =
1 Nen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
Dollar
GeldBrief
20.41
0.724
5. 664
80.92
61.32
a8.e5 4
11.555
63.42
8o 92
22.39
10.30
1.274
74.45
0.728
5.696
Fl.(8
61.94
9.05
11m5
(3.54
71.08
34,05
ſa.2
1.272
1.(29 1.031
2.4021 2.466
Suriſtaster une Kationalvant Burmſtabt, Fillute der Atessner Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 25. Juli 1935.
„eene
Gr.II p. 1934
1935
„ 1936
„ 1937
1938
Gruppe l...
5% Dtſch. Reichsanl. 1
49
5½%Intern.,b. 50
41 %Baden, v.27
4½%Bayern v.27
4½%Heſſen v. 28
v. 29
4½BPreuß, v. 29
% Sachſen v. 27
4½RThüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze
5% Dt. Reichspoſt=
Schätze ......"
.... !
4½%„
Dtſch. Anl. Ausl.
42, Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe
4½%Bad.=Baden
4½%Berlin, v. 24
4½ %Darmſtadt .
4½.%Dresden v.26
12%Frankfurt 28
7a beidelbergss
GMainz.. .
4½%Mannheim25
4½%München v. 29
4½%Wiesbaden 28
4½%Heſſ. Landesb
4½,% 7 Goldobl.
5½% Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk. Liquid.
103‟
105.5
109
108.5
10775
107.3
100-,
98
103.75
97
98
96.75
97.5
108.75
96.75
96.25
100.2
100.3
100.7
112
89
92.7
89
34.55
91/.
96
94.75
Pee
Komm.=Obl. . .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſt. Gldobl. R. 111
4½% desgl. R. 12
4½ % Kaſſ.
Landes=
kreditk. Goldpfb.
4½% Naſſ.
Landes=
bant Goldpfb.
5½%0 „ Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. I
„Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp. B.
5½ „ Lig.=Pfbr. .
4½%Frkf. Hyp.=B
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½%0 „ Goldoblig
4½%Frkft. Pfbr. B.
5½ %0 „ Lig.=Pfr.
4½ %Mein. Hhp. B.
„20 „ Lig.=Pfbr.
4½,% Pfälz.Hyp. T
5½% Lig.=Pfbr.
4½%Rh. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfr.
4½% n Boldobl.
4½%Sudd. Boden=
Ered.=Bank ...
5½% Lig.=Pfbr.
4½% Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz
620 Dt Linol.
Werk=
v Klöcknerwerk
96.25
34.75
Ae
Are
96.75
101.3
115.5
130.5
20.
96
101.75
96.‟
101.75
93.5
96‟,
1017.
96.5
101.75
97.25
101.1
96‟,
102
94.*
98
101.5
98
105.2
102,5
108
6%Mainkrw. v. 261
6% Mitteld. Stahl
5%NeckarA. G.v. 28
5% Rhein=Main=
Donau v.28...
62SalzmannckCo.
62 Ver, Stahlwerkel
5% „ RM.Anl.
43,%0
4½%
6% Voigt & Häffner
3. 6. FarbenBonds
5%Bosn. L. E.B.
L.Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 02
4½%Oſt. Schätze
47Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
49
4½Türk. I. Bagdadl
4% II.Bagdad
4½ %üngarn. 1918
1914
4½%
Goldr.
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1910
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4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon. .
42 Stockholm. .
Akiſen.
Rccumulat. Fabrik
Allg.Kunſtzide Unie
A. E. G..........
AndregeNoris Bahn!
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht.
Brauhaus Nüirnbg.
101575
103.75
99
1021,
92:I.
102.5
127.75
15
14.5
—
30.5
19
9.75
59.5
112
180
63
41.5
128
D
Eement Heidelber,
Karlſtadt.
J. G.Chemie, Baſel
Chem.WerkeAlbert
Chade (A.=C)
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheide= Anſtalt.
Linoleum.
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger.
Eletr. Lieſerg.=Ge
„ Licht u. Kraft
Enzinger Union ..
EſchweilerBergwerl
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr Gebrüder..
F. 6. Farbeninduſtr
Feinmech. (Fetter)
Felté Guilleaume
Frankfurter Hof..
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kahyſer. .
Grün & Bilfinger.
Dafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf 1
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufſerm
Hochtief Eſſen ....!!
Holzmann, Phil. „
106
1201,
135
154
108.5
290.25
157
93.5
117
112.25
236
160.75
89
vor
116
131.5
106.5
Wrie
84.25
127
156
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126.5
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34.7.
102
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113.7
122
T6.5
119.-
110.25
Vee
„ Genuffel!
Junghans .......!
Kali=Chemie. .....
„ Aſchersleben.
Klein, Schanzlin .
Rlöcknerwerke.
Knorr C. H. .
Konſerven Braun.
Lahmener & Co.
Laurahütte ....."
Lech, Augsburg.
Lokomf. KraußcCo
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz=Akt.=Br.
Mannesm.= Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
Moenus..
Motoren Darmſtadi
Neckarwerk Eßling.
Sdenw. Hartſtein.
Park= u. Bürgerbr.
Rh. Braunkohlen..
„ Elektr. Stamm
Stahlwerke . ..
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ..
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.:
Schöfferhof=Bind
Schramm, Lackfabr
Schuckert, Elektr. I
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerk
Südd. Zucker=A. 6.)
Tellus Bergbau
Thür. Liefer.=Geſ.
Ve
130.75
90f.
132.5
zor
186
66.5
134.5
102
Age
83.75
91.5
112
1116
87.5
103.
1711
108.75
11a.2!
2221,
113.25
104.5
126.*
121
178,75
90
193.25
122
Unterfranken . ..../113.25
Ver. Stahlwerke .. / 87.25
Ver. Ultramarin. /143.75
Beſtdte, Kaufhaf: / 33.25
Weſteregeln Kali. /130.,75
Zelſtoff Waldhof. /119.,8
Alg. Dt. Creditanſt. E0.5
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr. 123.5
Baher, Hyp. u. W./ 81:.
Berl. Handelsgeſ. /115.5
„ Hypothekbk. 136.5
Comm. u. Privatbk. C0‟
Dt. Bank u. Disc. 91.5
Dt. Eff. u. Wechſel. 86
Dresdner Bank.../ 91
Franrf. Bonk.. ... 107.5
Hyp.=Bank 97
Mein. Hyp.=Ban!.
Pfälz. Hyp.=Bank: / 88.5
Reichsbank=Anl. . 188
Rhein. Hyp.=Bank. / 138.5
Südd. Bod. Cr. Bk.
Württ. Notenbank : /100
A.G. f. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftwl124.75
796 Dt. Reichsb Vzg. 123.5
17.25
Hapag ......."
Lübeck=Güchner . . 79.b
18.5
Nordd. Llohzd ..
Südd. Eiſenb.=Geſ. 84.5
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung 2C9.5
Verein. Verf./250
Frankona Rück=u. Ml130
Mannh. Berſich.
—
Otavi Minen.
18.25
Schantung Handelsl 88
Seite 12 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 26. Juli 1935
Das Opfer des Kwrill-Be
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
2)
„Wenn du uns verſprichſt mein Pferd zu beſteigen und mit
uns zu Kyrill=Beg zu kommen, dann wirſt du deine Waffe
wiederhaben. Denn als ein freier Mann ſollſt du mit uns
kommen, damit wir dich mit Tee und Stutenmilch bewirten!“
Alle Ausflüchte halfen ihm nichts. Er mußte ſich bequemen,
der zwingenden Einladung ſtattzugeben, wenn anders er ſeine
Maſchine vor den Zufällen einer ſinnloſen und zielſicheren
Schießerei bewahren wollte. Auch waren ſtrenge Richtlinien
aus=
gegeben, daß alles zu vermeiden ſei, was Zwiſchenfällen mit den
Bewohnern des Landes gleichſah und was die Arbeit der
Expedition gefährden konnte.
Innerlich wütend, nach außen aber ſo beherrſcht wie
mög=
lich, ergab Schlüter ſich in ſein Schickſal: Er ſchwang ſich aufs
Pferd und erhielt ſeinen Karabiner wieder.
Zwei Mann blieben zur Bewachung des Flugzeugs zurück.
Die übrigen nahmen ihn in die Mitte. Die Rotte ſetzte ſich in
Trab — in Richtung des Fluſſes den ſamt dem Wald und
den Bergen, die Nacht längſt mit ihrer Schwärze deckte.
Sie ritten ſchweigend dahin.
Schlüter war entſchloſſen, gute Miene zum böſen Spiel zu
machen. Er hoffte, nach einem üblichen Gaſtſchmaus mit Kumyß,
Hammelfleiſch und Joghurt wieder ſeines Wegs ziehen zu
können. Von einer etwas ärgerlichen Verzögerung ſeiner
Rück=
kunft ins Lager der Expedition abgeſehen ſchien ihm das
Abenteuer nicht einmal ganz ohne Intereſſe. Zwar hätte er den
Zeitpunkt, mit den Sitten dieſer Völker vertraut zu werden,
lieber aus freiem Ermeſſen ſelbſt gewählt, und dieſe Art, unter
Waffengewalt wie zu einer Hinrichtung zu einer
Nomaden=
gaſterei geſchleift zu werden, war ohne Zweifel verſtimmend.
Doch beſaß er genug Humor und Wißbegier, um ſich ſchließlich
darein zu fügen.
Sie überquerten die Ebene, verfolgt von dem eindringlichen
Duft der Violen. Das Riedgras raſchelte unter den Hufen.
Sie kamen zum Fluß, einem vielfach gewundenen, waſſerarmen
Lauf, den ſie durchreiten konnten, ohne daß den Pferden die
Schenkel naß wurden.
Das jenſeitige Ufer ſtieg in ſanfter Neigung zum Walde
an. Sein nächtliches Brauſen erinnerte an die ferne Brandung
Nachdruck verboten.
eines Meeres; es war ein ſchwermütiges, dunkles Sirren, in
das einmal widerhallend, das glockenhelle Gebell eines Hundes
klang. Kein Feuerſchein verriet die Nähe menſchlicher Behauſungen.
Die finſtere, ſauſende Wand des Waldes verlor ſich in den
dunkelblauen Schatten der Nacht.
„Wie lange werden wir reiten müſſen?” fragte Schlüter,
der ſich nicht erinnerte, vom Flugzeug aus Hütten oder Zelte
geſehen zu haben, obwohl er mit ſeiner Maſchine den Wald
überflogen hatte. „Wir ſind gleich angelangt, Herr!‟ Der Nomade
wies in einer unbeſtimmten Geſte nach dem Waldſaum hinauf.
Gleichzeitig erhob ſich unweit das wütende Gekläff vieler
Hunde. In wenigen Minuten hatten die Pferde die ſanfte
Steigung des Ufers überquert; die Aeſte mächtiger Eichen
ſtreiften die Vorüberreitenden. Sie folgten wenige hundert
Meter der Waldgrenze und bogen in einen ſaumähnlichen Pfad
ein, auf dem nur einer hinter dem andern reiten konnte
Schlüter ritt an vierter oder fünfter Stelle. Im Innern
war der Wald faſt ohne Unterholz, und die uralten
Laub=
bäume waren mit wuchtig ausladenden Zedern untermiſcht,
ſeltener auch mit bärtig bemooſten Tannen.
Plötzlich ſprangen die Vordermänner ab und bedeuteten ihm,
ein gleiches zu tun. In der Luft ſpürte man den Geruch von
Holzrauch und den warmen Dunſt einer lagernden Herde. Das
Hundegekläff nahm zu an ohrenbetäubender Wut; aber noch
immer verriet ſich kein Lichtſchein.
Sie bogen vom Pfad ab und führten die Pferde ſeitwärts
unter die Bäume, wo man kaum die Hand vor den Augen zu
ſehen vermochte, ſo dicht war das verflochtene Dach der
Baum=
kronen. Einer der Männer nahm ihm den Zügel aus der
Hand; Roß und Führer entſchwanden ſeinen Blicken.
Er hatte den Eindruck, daß man ihn allein zurückgelaſſen
habe; denn er hörte auch den Schritt der anderen Pferde ſich
auf dem Moosboden entfernen. Das ganze Gehabe der Männer
kam ihm nun doch höchſt ſeltſam vor, und der Verdacht
ver=
dichtete ſich, er habe es mit einer Räuberbande zu tun.
Unwill=
kürlich überprüfte er taſtend noch einmal das Schloß ſeines
Karabiners. Aus der Dunkelheit drangen verworrene Laute,
die ihn erraten ließen, daß er ſich mitten in einem Walddorf,
einer Anſiedlung oder einem Lager befinden mußte: das
Rumoren des Viehs, das Klirren von Ketten und weiter
entr=
fernt, halb gedämpfte Stimmen. Die Meute der Hunde
hatts=
ſich wieder beruhigt.
Schlüter war keineswegs furchtſamer Natur; dieſer Zuſtans
völliger Ungewißheit aber ſtellte ſeine Nerven auf eine hartee
Probe. Er ſtrengte ſich an, die Fähigkeit ſeiner Ohren zu
ver=
doppeln, und es war ihm, als ob die vielfältigen dumpfen
Ge=
räuſche jetzt weiter vorn, jetzt hinter ihm erklängen. Es gelanee
ihm nicht, ſich irgendwie zu orientieren. Und dieſe Unmögliche
keit, rein äußerlich ſchon ſich zurechtzufinden, beunruhigte ihm
faſt mehr als die Gefahr, in die er ſich, halb freiwillig, offenba
begeben hatte,
Er war auf dem Punkt angelangt, aufs Schlimmſte gefaßs
zu ſein, als plötzlich ein breiter, heller Lichtſchein vor ſein
Füße fiel und um ihn einen von Hufen und Füßen feſtgetretenem
Platz erhellte, ein paar liegende, roh behauene Baumſtämme und
unter die fächerförmigen Aeſte der Zedern hingeſchmiegt, Block
hütten und paliſadenartige Wände.
Der Lichtſchein fiel aus einer Tür, die ſich ſeitlich von ihr,
geöffnet hatte und die offenbar den Eingang zu einer de=
Hütten bildete. Auf ihrer Schwelle ſtand, als Silhouette geger
den hellen Hintergrund abgezeichnet, ein ſchmächtiger,
wahrſcheim=
lich ſehr jugendlicher Menſch. „Treten Sie ein und ſeien
Sü=
unſer Gaſt!”
Es war unzweifelhaft eine Frauenſtimme, die die Worne
ſprach und beim Nähertreten erkannte Schlüter, daß der jung
Menſch ein Mädchen in Männerkleidern war. Ihr Koſtüm
wa=
allerdings recht phantaſtiſch und anders als das der Kirgiſe
oder ſonſt eines Volksſtamms in Sibirien; es war aus
wern=
vollen, ſehr bunten Stoffen, offenbar türkiſcher oder perſiſche==
Herkunft, nicht ohne Geſchmack zuſammengeſtellt und reich mit
ſeltenen Pelzſorten verbrämt. Am eheſten glich es dem
Phantaſis=
koſtüm eines Tänzers aus einem ruſſiſchen Märchenballett, wen.
auch der Ledereinſatz der Reithoſen verriet, daß es ebenſoſeh
auf Zweckmäßigkeit wie auf Pracht und Schmuckwirkung hin enn
worfen ſein mochte.
Der männliche Einſchlag des Koſtüms fehlte freilich völli.
dem Geſicht des Mädchens. Das weißblonde Haar, ſchlicht zurn
Knoten geſchürzt, unterſtrich noch die jungfräuliche Zartheit der
Züge, aus denen ein Paar dunkelbrauner Augen nicht ohme
Neugier und mit einem faſt ſchalkhaften Lächeln ſah. Sie mocht.
kaum ſiebzehn oder achtzehn Jahre zählen und war dem
Ty=
nach eine der ſehnigen und zugleich zarten Frauengeſtalten, wit
man ihnen nicht ſelten unter den Kleinruſſen der Ukraine be
gegnete, nicht nur unter der Landbevölkerung, ſondern auch in
den ehemals bürgerlichen Schichten der Städte am Donez un
(Fortſetzung folgt.)
Dnjepr.
Der großartige, spannende
und phantastisch-schöne
Ufafilm:
Liebe,
Tod ung Teufel
mit Käthe von Nagy.
Brigitte Horney,
Albin Skoda.
Beginn: 3.45, 6.00, 8.20 Uhr
Reichsbahn=Turn= u. Sportverein
Darmſtadt e. V.
Sportplätze am Dornheimerweg
Unſer
Tennisplatz
iſt fertiggeſtellt und ſteht gegen eine
mäßige Gebühr zur Verfügung.
Näheres bei Ernſt, am Platzeingang.
6644) Der Vereinsführer.
OM
Heute Premiere!
Die grobe übermütig schäumende
Ua=Jonlilm-Operette
Der Film der Schlagee!
Aad 4
GRABLET
ELSE
ElSTER
JuriK
SERDA
Nunen
KIESSTR. 60 (65370
Hält kurze Zeit Sprechstunden
Frankfurt a. M.,
Wetterau-
straße 15 (Linie 12) ( 6629
aus
Ualre Veichart Münehen
Sprechstund.
arapnotogle 10—9 Uhr
Glänzend. Anerkennungen v.
Presse, Wissenschaft, Klienten
ADELE
Angagt
HARALD
PAULSEN
!
mich
zücklich
AuBERT
LIEVEN
Toess
AOMMonscy
Bis auf weiteres:
Der Film der spannendsten
(V 6649
Situationen:
Kampf um den
Piratenschatz
mit Richard Talmadge,
Amerikas beliebtestem
Sensations-Darsteller.
Jugendl. über 14Jahre zugel.
Beginn: 3.45, 6.00, 8.20 Uhr
RALMM A.
ROBEKIS
Ein Film fröhlich bewegter Schauplätze der glücklich macht
durch einen follen Augen- und Ohrenzauber, Komm” und
Lach Dich glücklich bei
„Mach mich glücklich"
Vorher: Ausgewähltes Beiprogramm
Beginn: 3.45, 6.00, 8.20 Uhr
PSJcho-Graphologin
beurteilt auf rein
wissen-
schaftlicher Grundlage die
schwierigsten Lebenstragen
(6651
A. Krüger
Mackensenstraße 26
Sprechstd. v. 10—1 und 2—5
Alles fährt am Sonntag, 28. Juli 1935
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