Einzelnummer 10 Pfennige
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TArMitadt
ach hundertjähriger Arbeit am deutſchen Garten
begeht der Gartenbauverein Darmſtadt ſein
Jubiläum mit einer großen Gartenbauausſtellung.
Die Stadt Darmſtadt hat allen Anlaß dem
Garten=
bauverein dankbar zu ſein, dankbar für ſeine
hundert=
jährige Mitarbeit an der Schaffung einer deutſchen
Gartenkultur. Gartenkultur iſt kein leeres Wort,
Gar=
tenkultur bedeutet freudige Derbundenheit mit der
Katur und ihrer Schönheit. Einem Dolk, das
Garten=
kultur beſitzt, iſt der Garten nicht Beiwerk, ſondern
Lebenselement. Geſunde Völker beſitzen Gartenkultur.
Gartenkultur iſt keine Frage des Geldbeutels. Der
ein=
fache Mann, der nach des Tages Mühe und Arbeit mit
Liebe ſein winziges Gärtchen pflegt, genießt die gleiche
Freude, unter Umſtänden ſogar größere Freude als der
Beſitzer eines großen Parks. Der Garten iſt kein Luxus.
Er verſchafft auch dem Städter wieder die Derbindung
mit der Ratur, die in unſerem Zeitalter verlorenzugehen
drohte. Einen beſcheidenen Beitrag zur
Hebung deutſcher Gartenkultur ſollen dieſe
Blätter liefern.
Seite 2 — Nr. 197
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 20. Juli 1935
Stadt der Gärten
Darmſtagt
Pald und Park — Garten und Blumenbeer.
Die Gartenſtadt‟ Darmſtadt? — Gewiß, es gibt
viel=
leicht Städte, die mit mehr oder mit älterem Recht auf dieſe
Be=
zeichnung Anſpruch erheben. Im Kranze dieſer deutſchen Städte
aber iſt Darmſtadt eine der ſchönſten. Und Jahrhunderte alte
Garten= und Parkanlagen von bezwingender Schönheit und hohem
naturkundlichem und kulturellem Wert zeugen davon, daß ſeit
faſt ſechshundert Jahren Gartenkultur und Gartenkunſt hier eine
Pflegeſtätte fanden, die ihre Zeugen bis heute lebendig hielt.
Darmſtadts wundervolle Waldumgebung, die ihre Ausläufer
früher und zum Teil heute noch bis in das Stadtinnere erſtreckt,
war wohl Anlaß, Herrenſitze und Schlöſſer in dieſen Waldungen
zu erbauen und den vorhandenen Waldbeſtand dann zu Parks
umzugeſtalten und „gärtneriſch” anzulegen. Es war kein Fehler,
daß man ſich vielfach bei dieſen Anlagen England, das
klaſ=
ſiſche Land der Gartenkultur, und auch Frankreich mit
ſeiner verſchwenderiſchen Prunkliebe und lichten, freien, feinen,
üppigen Gartenkunſt zum Vorbild nahm.
Der Kranz der Wälder um Darmſtadt! Wie oft ſchon
wurde er geprieſen und dichteriſch verherrlicht. Und immer wieder
präſentiert er ſich in neuer wunderbarer Herrlichkeit. Im
könig=
lichen Purpurmantel des Herbſtes, im Reiz bizarrer Rauhreif=
und Eisgebilde des Winters, im hellen ſtrahlenden oder ſattem
dunklen Grün des Frühjahres und Sommers. Und wer dieſe
Wälder durchwandert, kommt faſt unmerklich, wenn er ſich der
Stadt wieder nähert, ſchon in die großen alten Parkanlagen und
Gärten. Im Kranichſteiner Park, der Faſanerie,
auf der Roſenhöhe, Ludwigshöhe, Mathildenhöhe,
um nur einiges zu nennen, umfängt den Wanderer mit dem uralten
Baumbeſtand ſchon die Gepflegtheit von Anlagen mit Brünnchen und
Quellen, mit Weiher und Teich. Und der alte, intereſſante, oft auch
ſeltene und naturkundlich wertvolle Baumbeſtand, wenigſtens in
Einzelexemplaren, ſetzt ſich fort in den Gärten und Parkanlagen der
Innenſtadt, wo er in letzter Beziehung ſeinen Höhepunkt findet
in dem Botaniſchen Garten, einem der ſchönſten und —
was viele Darmſtädter kaum beachten — wertvollſten ſeiner Art
überhaupt.
Einer unſerer ſchönſten und wohl der älteſte Garten im
Innern der Stadt iſt der Herrngarten. Freilich, die Geſtalt,
der er Jahrhunderte hindurch beſaß, iſt heute umgeformt. Nach
jahrelanger Verwahrloſung nach dem Umſturz, die faſt zur
Ver=
nichtung führte, hat Stadtbaumeiſter Buxbaums ſtrenge, aber
ordnende Hand dem Herrngarten, ehedem ein Zeugnis alter
eng=
liſcher Gartenſchönheit, das Gepräge des Heute gegeben, vielleicht
ſein eigenes. Sicher ſind, ſoweit dies irgend möglich war, die
alten Bäume und Baumgruppen erhalten. Sehr viele aber
mußten zur Erhaltung anderer ausgemerzt werden. Es wurde
Licht und Luft in die Wildnis gebracht und vor allem peinliche
Ordnung. Wundervolle weite Raſenflächen umſchließen die
ur=
alten Baumrieſen und die Unterholzgruppen, gepflaſterte Wege
durchſchneiden den Garten nach allen Richtungen. Auf dem alten
Teich, der bereits verſandet war und deſſen Becken nunmehr
betoniert iſt, tummeln ſich wieder Enten. Exoten im bunten
Gefieder, und im klaren Waſſer ſpielen Gold= und Silberfiſchlein.
Die ſtolzen Schwäne, die früher Herrſcher des Teiches waren,
Jahrhunderte hindurch, ſind allerdings nicht mehr vorhanden.
Am Eingang zum Garten, vom Landestheater her, wurde ein
Rieſenbaſſin mit Fontäne und Waſſerſpiel angelegt und der
Herrngarten ſo in jeder Beziehung zum öffentlichen
Volks=
park umgeſtaltet.
Seine Geſchichte kann allerdings die Moderniſierung dem
Herrngarten nicht nehmen. Seine ruhmreiche Vergangenheit —
Goethe und Merck, Philipp der Großmütige und die große
Land=
gräfin und unzählige andere Geiſtesgrößen und Fürſten ſuchten
in ihm Erholung und Zerſtreuung — bleibt ihm.
Der Herrngarten, deſſen eigentliche Anlage geſchichtlich nicht
feſtliegt, wird zuerſt aktenmäßig 1529 erwähnt, zu einer Zeit, da
Landgraf Philipp ihn vergrößern und weiter ausbauen ließ.
Wechſelvoll blieb dann das Schickſal des Herrngartens, doch war
es nie mehr zu trennen vom Hofleben, nie mehr zu ſtreichen aus
den Intereſſen des heſſiſchen Fürſtenhofes. Im Herrngarten
wurde, auf ihren Wunſch, die große Landgräfin Karoline
be=
graben, der Friedrich der Große die Graburne mit der Inſchrift
ſchmücken ließ: „Femina sex, ingenio vir” (Von Geſchlecht, ein
Weib, von Geiſt ein Mann). Ein Königswort, das zwar
um=
ſtritten ſein kann, das aber ein wundervolles Zeugnis von der
Verehrung gibt, die Friedrich der Große für die Landgräfin hatte
Dieſer Fürſtin war der Herrngarten Lieblingsaufenthalt. Sie
hat ihn, als ſie nach Darmſtadt kam, mehr als naturhaft, faſt ver
wildert vorgefunden, und ihn dann im neuen engliſchen Geſchmad
umgeſtalten laſſen. Johann Heinrich Merck ſchreibt darüber
„Ein kleines Gehölz von Rüſtern gab den erſten Einfall dazu
Es liegt rechter Hand, und man wird durch eine gerade Allee
neben einem großen Raſenplatz dahingeführt. Von da an gelangt
man in verſchieden krumm laufende Gänge, bis man zum Grabe
der Landgräfin kommt, das aus einem einfachen, mit Epheu
be=
wachſenen Grabhügel beſteht, der auf den Seiten mit Taxushecken
beſetzt, rundum aber durch die ſchönſten babyloniſchen Weiden und
andere dunkle Nadelhölzer zu einem heiligen Hain eingezäunt
wird. Sie hat dieſes Grab ſelbſt zu ihrem Ruheplatz auserſehen
und auf einer Bank gegenüber viele Jahre vorher ihre
Betrach=
tungen genährt. Nicht weit davon iſt ein Eremitenhaus, worin
ſie den Sommer über ihre meiſten Briefe ſchrieb und die
Einſam=
keit ſuchte. Das Ganze iſt ohne Grundriß ſchwer zu beſchreiben,
indem man bald auf geſchmückte Raſenſtücke, bald auf freyere
Wieſen, auf Plätze, mit allerlei Roſen beſetzt, auf Gruppen von
Linden und wieder auf Alleen ſtößt. Ueberall .... herrſcht
Ge=
ſchmack und Gefühl ..
Hier, an ihrem Lieblingsort, empfing die Landgräfin Herder,
Goethe, Wieland, Gleim als Gäſte, empfingen dieſe Geiſtesgrößen
von der Fürſtin und dem wundervollen Garten Anregung zu
dichteriſchem Schaffen.
Das alles iſt heute vorüber. In dem ehemaligen
landgräf=
lichen Luſthäuschen iſt heute das Herrngarten=Café, auf
Spiel=
plätzen tummeln ſich die Kinder, und an Sonntagen im Sommer
konzertiert ein Orcheſter zur Promenade der Jugend beiderlei
Geſchlechts.
Ganz anderen Charakter trägt der Prinz=Emils=
Gar=
ten. Ein Gartenbild, dem jedes Heroiſche fehlt, das mehr auf
„Lieblichkeit” geſtimmt iſt. In dem idylliſch auf einer Anhöhe
erbauten kleinen Luſtſchlößchen arbeitet heute Jörg Mager an
ſeiner Sphärenmuſik=Orgel. Die Jahrhunderte, in denen dieſes
Schlößchen anderen Idyllen diente, ſind vorüber. Noch rauſchen aber
die hohen Wipfel der alten Baumrieſen und noch ſchlagen
alljähr=
lich Nachtigallen ihr Liebeslied im dichten Unterholz dieſes von
Moſer gemeinſam mit Johann Martin Schuknecht in den Jahren
1775 bis 1778 angelegten Gartens. Die Anlage fällt in die Zeit,
da der Baron von Münchhauſen den „engliſchen” Garten in
Deutſchland einführte, deren Ziel auf naturähnliche, maleriſche
Wirkung gerichtet war. Auch über den Prinz=Emils=Garten liegt
eine begeiſterte Schilderung Johann Heinrich Mercks vor. Er
be=
richtet, wie man nach dem Eintritt durch das große Tor durch eine
Allee italieniſcher Pappeln zu dem Landhaus gelangt und von
da „durch ſchlängelnde Gänge von ausländiſchen Hölzern”, die in
großer Verſchiedenheit vorhanden ſind, bald auf einen mit kleinen
Bächen durchſchlungenen und mit Kleearten und Sommergewächſen
bewachſenen Raſenplatz gelangt, in deſſen Mitte die Statue des
Apollo „von geſchlagener Arbeit” ſteht. Er erzählt von der kleinen
Anhöhe, wo eine Quelle rinnt, über der eine Laube mit darüber
gezogenen Obſtbäumen angelegt iſt, und erzählt weiter, daß auf
beiden Seiten ein kleiner Weinberg von niedrig gehaltenen Reben
angelegt ſei, und daß, wenn man höher ſteigt, man eine „ſchöne
Maſſe Waſſer” ſieht, in der Mitte ſich eine kleine Inſel erhebt,
worauf ein bedeckter chineſiſcher Pavillon angelegt iſt, in dem
man „alle Zeit eine freie und angenehme Luft einzuatmen rechnen
kann”. Merck ſchildert dann das ſchöne Landhaus und fährt fort:
„Kurz hinter dem Haus ſieht man ein niedliches Kapellchen, ſo
wie man es auf Kirchhöfen erwarten könnte, worin aber ſtatt der
Totenopfer dem Komus (Gott der Gelage) gedient wird. Rechter
Hand des Hauſes trifft man einen kleinen offenen griechiſchen
Tempel an, der niedlich auf naſſem Kalk ausgemalt iſt; weiter
abwärts rechter Hand einen Teich von unregelmäßiger Form.
woran ein gerade Allee angelegt iſt, die zu einer auf die Wand
gemalten Perſpektive hinführt. Hier findet man den Neptun im
Schilfe verſteckt, ebenfalls von geſchlagener Arbeit. Wendet man
ſich nun mehr abwärts, ſo ſtößt man auf die Ruinen einer
gothi=
ſchen Kirche, wovon das Portal eine artige Niſche zur Ruhe und
Ausſicht darbietet; und wenn man ſie rund umgeht, zeigt ſich von
hinten ein Fußſteig, der zu dem ſchönſten Belvedere (ein
turm=
artiger Aufbau, von dem man eine ſchöne Ausſicht hat) führt,
das als ein Schreibkabinett in dem mittelſten gothiſchen Fenſter
der Kirche angebracht iſt. Hier herrſcht die freyeſte Ausſicht,
ſo=
wohl über den Garten, als über die ganze Landſchaft auf viele
Stunden Wegs. Von hier aus kann man den Lauf des Rheins
auf ſeinem Silberwege an verſchiedenen Orten entdecken. Hinter
den Ruinen iſt eine Pflanzung von allerlei Arten feiner
Nadel=
hölzer angelegt. Niedriger liegt ein kleines Eremitenhäuschen,
das auf ruſſiſche Art aus ganzen Stämmen erbauet und mit Stroh
gedeckt iſt. Das Ganze der Anlage bildet den pikanteſten Anblick
und zeugt von der blühenden Imagination ſeines Erfinders.”
Heute iſt manches anders im Prinz=Emils=Garten. Aber ſeine
noderne Umgeſtaltung iſt bei weitem nicht ſo durchgreifend wie
ie des Herrngartens. Eines der vielen Kriegerdenkmäler der
armſtädter Regimenter hat in dieſem Garten Aufſtellung
ge=
unden.
Vielfach umgeſtaltet im Laufe der Jahrhunderte iſt auch der
Orangeriegarten, auch Beſſunger Herrngarten genannt,
deſſen Anlage zurückreicht bis in die Zeiten des Baues des Reſidenz,
ſchloſſes um etwa 1715 herum. Der Baumeiſter de la Foſſe, den
ſich für dieſen fürſtlichen Garten den Heidelberger Gärtner Johanr.
Kaſpar Ehret verſchrieb, hat dieſe wundervolle Anlage geſchaffem
die auch heute noch eine beſondere Zierde der Stadt bildet. Grund
verſchieden von den beiden oben beſchriebenen iſt dieſer Gartem
deſſen Grundriß in terraſſenförmigen Bosquets aufgelöſt iſt. Es iF
ſein großer Vorzug, daß er von der unteren, wie von der oberen
Terraſſe einen faſt in keiner Richtung behinderten Rundblick au.
die geſamten gärtneriſchen Anlagen ermöglicht. Da auch hier, ſelbſ
nach der neueſten Umwandlung durch die Stadtgärtnerei, die Ach
tung vor dem Meiſter, der den Garten ſchuf, ſiegte, blieb die Um
geſtaltung ausſchließlich auf Erhaltung des Vorhandenen
ge=
richtet. Die von Merck geſchilderten Kaſtanienälleen, die rechts und
links den Garten einſäumen, oben durch eine Querallee mitein
ander verbunden werden und zu ſchattenreichen Spaziergängen ein
laden, ſind auch heute noch vorhanden. Ebenſo die Terraſſen,
di=
den Garten in drei beſondere große Flächen einteilen, deren
An=
jage franzöſiſchem Gartenſtil entſpricht. Auch die Buxbaumein
faſſungen und die zu dicken Hecken verwachſenen Taxusbäume,
ſo=
wie die rieſigen runden Springbrunnenbecken bilden heute noch
ſeine Zier.
Nimmt man noch die herrliche Anlage auf der Mathilden:
höhe mit der Becken= und Brunnengeſtaltung Albin Müllers vor
der Ruſſiſchen Kapelle und die etwas weiter liegenden Anlagen an!
und um den Großen Woog, die am Oberwaldhaus mi!
dem Steinbrücker Teich, als jüngſte die romantiſch ſchöne von
Wald umrandete Anlage der unter Waſſer geſetzten Grube
Prinz von Heſſen und als letzte die ruhig ernſte des Wald”
friedhofes hinzu, ſo darf gewiß mit Recht behauptet werdeſ
Darmſtadt iſt reich an gärtneriſchen Anlagen, Darmſtadt iſt
Max Streeſe,
Gartenſtadt!
Der Orangeriegarten, früher Lehngut im Dambachſchen, vor
Gemmingenſchen und v. Kametzkyſchen Beſitz, wurde als „Harniſch
hof in Beſſungen” von Landgraf Ernſt Ludwig käuflich erworben.
Die Umgeſtaltung des Beſitzes in die „Orangerie in Beſſungen”
war die erſte Arbeit des „Kurhannoveriſchen Hof= und
Premier=
architekten” Louis Remy de la Foſſe der auch das Oran
geriehaus erbaute, zu dem am 22. Juli 1719 der Grundſtein geleg3
wurde. — Seit 1905 beherbergt die Orangerie, der „Beſſungen
Herrngarten” heuer zum dritten Male die Gartenbauausſtellung
Viele weitere große Gärten und Parkanlagen, die ehedem fürſt
liches Beſitztum waren, ſind heute für die Oeffentlichkeit verſchwun
den, ſind aufgeteilt und bilden wertvolles Beſitztum Privater. So
die obere Wilhelminenſtraße mit dem großen Heylſchen Garten und
ſeinem wundervollen alten Baumbeſtand, dann in der
Riedeſel=
ſtraße der ehedem ſehr große Garten der Barone von Riedeſel,
von dem der Heylſche Garten ein Teil ſein dürfte uſw. In dem
Gärten öſtlich der Heidelberger Straße und zu beiden Seiten der
unteren Riedeſelſtraße ſind heute noch deutliche Spuren alter
Gar=
tenanlagen zu ſehen. Auch der Saalbaugarten iſt ein Stück dieſer
ehemaligen Anlage, wie denn überhaupt alle privaten Gärten, im
denen alte Baumbeſtände zu finden ſind, Aufteilungen ehemaligen
fürſtlichen oder adligen Beſitzes entſtammen.
Zahlreich und ſchön, beſonders in den Jahren vor und nach
dem Kriege angelegt und ergänzt, ſind die ſonſtigen
öffent=
lichen Gartenanlagen der Stadt Darmſtadt. Ihre älteſte
iſt die Landgraf=Philipps=Anlage, die vor faſt einem
Jahrhundert geſchaffen wurde und jetzt moderniſiert iſt. Aus etwa
der gleichen Zeit ſtammt die Anlage vor dem alten Bahnhof,
die im Laufe der Jahrzehnte verſchiedentliche Umgeſtaltung erfahren
hat. Auch die Anlage des Mathildenplatzes iſt ſchon alt,
während faſt alle übrigen Anlagen der Stadt viel jünger ſind. Sie
ſtammen meiſt erſt aus der Zeit der Errichtung der Stadtgärtnerei,
vor etwa 40 Jahren. Die eigene Gärtnerei mit Gewächshäuſern,
die Baumſchule uſw. ermöglichten es der Stadtgärtnerei, alle
Blumen, Sträucher und Bäume, deren ſie für die Anlagen der
Stadt bedurfte, ſelbſt zu ziehen, während bis dato die
Unterhal=
tung der Gartenanlagen an Handelsgärtner vergeben war. Mit
die ſchönſte Anlage, die wir der Stadtgärtnerei unter ihrem
Direk=
tor Stapel verdanken, iſt die des Paulusplatzes. Hier iſt mit
großem Geſchick und Geſchmack die Kunſt des Gärtners mit der
des Architekten und Straßenbauers harmoniſch geeint. Sie iſt der
architektoniſch=gärtneriſche Mittelpunkt von Darmſtadts erſtem
modernen Villenviertel, dem „Tintenviertel”.
Wundervoll gepflegt und erſt im Vorjahre wieder ergänzt ſind
die Blumenparterre vor und neben dem
Hauptbahn=
hofe mit ihrem alljährlich wechſelnden und immer erneut ſchönem
Blütenreichtum inmitten von ſtreng geſchnittenen Heckenanlagem
und Einfaſſungen. Für den ankommenden Fremden ein Entree,
das ſich ſehen laſſen kann und das ſeine Fortſetzung findet in der
ſchwierig zu unterhaltenden Faſſade desExerzierplatzes,
die abgeſchloſſen wird durch die herrlichen Dahlien=Anlagem
neben und gegenüber der Landwirtſchaftskammer.
Wenn auch klein, ſo doch in köſtlichſtem Farbenſchmuck aparter
Blumenbeete und Rabatten präſentieren ſich die Anlagen vor
dem Landestheater und dem Kleinen Haus, auch die
vom Alicedenkmal abgeſchloſſene Anlage vor der Ludwigskirche
in der Wilhelminenſtraße. Auch der Platz an der Ohlyſtraße
iſt ſehr gut angelegt, und eine der ſchönſten und aparteſten aus
neueſter Zeit iſt die Horſt=Weſſel=Anlage mit ihren
Blu=
men in den gradlinig aufgeteilten Flächen und Steineinfaſſungen,
dem reich mit Gängen durchſchnittenen und terraſſenförmig
ausge=
glichenem Niveauunterſchied der Geſamtanlage.
der
[ ← ][ ][ → ]Samstag, 20. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 197 — Seite 3
NaturgefühlundGeſtaltungsgeſetze des architektoniſchen Gartens
* In einem Geſpräch mit Eckermann äußert Goethe, „Die
geräumigen Laubdächer. berceaux, guincorces laſſen doch eine
jrhlreiche Geſellſchaft ſich anſtändig entwickeln und vereinen,
nrährend man in unſern engliſchen Anlagen, die ich die
natur=
ſpäßige nennen möchte, allerwärts aneinanderſtößt, ſich hemmt
oper verliert.‟ Er trennt damit die beiden großen Gruppen,
v n architektoniſchen Garten und den engliſchen Garten, der aus
ven geiſtigen Strömungen des 18. Jahrhunderts heraus den
e ſten verdrängte. Beiden eignet aber, wenn auch durch die
jeveilige Kultur bedingt, die Liebe zur landſchaftlichen
Schön=
h=it und das Beſtreben ſich zu verſenken und zu vertiefen und
ſich aus der Unruhe der Zeit zu retten, „den Geiſt des
Men=
ſsen vom Sichtbaren zum Unſichtbaren zu erheben”. Alexander
ton Humboldt führt im Kosmos in dem Aufſatz über die
An=
r gungsmittel zum Naturſtudium einen Brief an, den Baſilius
der Große (331—370) an Gregor von Nazianz ſchreibt, der dieſe
ertimmung ſchildert: „Die Hoffnung mich mit Dir zu
ver=
emigen, ich ſollte ſagen, meine ſüßen Träume — denn mit Recht
art man Hoffnungen Träume des wachenden Menſchen
ge=
nunnt — ſind unerfüllt geblieben. Gott hat mich einen Ort
ſinden laſſen, wie er uns beiden oft vorgeſchwebt. Ein hoher
Verg, mit dichter Waldung bedeckt, iſt gegen Norden von friſchen,
ſirmerfließenden Waſſern befeuchtet. Am Fuß des Berges dehnt
ſich eine weite Ebene hin, fruchtbar durch Dämpfe welche ſie
g feuchten. Der umgebende Wald ſchließt mich ab wie eine feſte
Burg. Meine Hütte iſt ſo gelegen, daß ich die weite Ebene
üverſchaue. Soll ich Dir beſchreiben, die befruchtenden Dämpfe,
gelche aus der feuchten Erde, die kühlen Lüfte, welche aus dem
hewegten Waſſerſpiegel aufteigen, ſoll ich reden von dem
lieb=
lichen Geſang der Vögel und der Fülle der blühenden Kräuter?
as mich vor allem reizt, iſt die ſtille Ruhe der Gegend.”
ind eine ähnliche ſentimentale Stimmung ſpricht aus einem
Brief des Gregorius von Nyſſa, des Bruders des Baſilius:
„Wenn ich jeden Felsrücken, jeden Talgrund, jede Ebene mit
n uentſproſſenem Gras bedeckt ſehe, dann den mannigfaltigen
schmuck der Bäume, und zu meinen Füßen die Lilien, doppelt
oin Natur ausgeſtaltet mit Wohlgeruch und mit Farbenreiz,
venn ich in der Ferne das Meer ſehe, zu dem hin die wandelnde
Aolke führt, ſo wird mein Gemüt von Schwermut ergriffen, die
iſcht ohne Wonne iſt. Wer mit ſinnigem Auge der Seele die
Aunderkräfte der Natur durchſchaut, fühlt des Menſchen
Klein=
nit bei der Größe des Weltalls.” und Chryſoſtomus ſagt:
Ver verachtet nicht alle Schöpfungen der Kunſt, wenn er in der
Srille des Herzens früh die aufgehende Sonne bewundert, die
hr goldenes Licht über den Erdkreis gießt, wenn er an einer
quelle im tiefen Gras oder unter dem dunklen Schatten
dicht=
elaubter Bäume ruhend, ſein Auge weidet an der weiten
zarmernd hinſchwindenden Ferne.‟ Dieſe Grundſtimmung bleibt
ich durch alle Jahrhunderte gleich, ob man die Schilderung des
uergeren Plinius von ſeiner Villa Tusci lieſt, oder die ſtillen
Aoſtergärten des Mittelalters betrachtet oder ſich in die
Schön=
diten der Renaiſſancegärten Italiens vertieft. Sie eignet noch
nehr den großen engliſchen Gärten des 18. Jahrhunderts. Sie
Uimgt auch aus den Liedern der Minneſänger der verſchiedenen
ſationen, am tiefſten aus den deutſchen; „waren doch die
ger=
maniſchen Stämme von Haus aus im höchſten Sinn ausgerüſtet
ur Erkenntnis des Geiſtes in der landſchaftlichen Natur”
5. Burckhardt). Die Geſtalt des architektoniſchen Gartens des
Uendlandes hat ihren Urſprung im Orient. Ueber
Griechen=
and und Rom hat ſie ihren Weg gefunden in die Renaiſſance
1ud das Barock hinein und klingt trotz aller Auflöſung auch
luch im engliſchen Garten wieder. Denn um Geſtaltung von
kaumen handelt es ſich auch in dieſen Anlagen, wenn man ihre
Birkung zu analyſieren verſucht. Der archttektoniſche Garten iſt aber
elten einer Einheit für ſich, er iſt in faſt allen Fällen eng verbunden
nit der Architektur der Wohngebäude und enthüllt erſt mit der
Beziehung zu ihnen ſeine ganze Schönheit, „le cose che si murano,
iebbono essere guida e superiori a guelle che si piantano. —
die Sachen, die man baut, müſſen Führer ſein und üherlegen
enen, die man pflanzt” ſagt Bandinelli in ſeinen lettere
pit=
oriche. So ergibt ſich denn demgemäß die Abhängigkeit von Haus
nd Hof, von Haus und Garten und von der Garteneinteilung in
ich. Alles iſt gebunden an Verhältniszahlen, keine Größe beſteht
lein für ſich, ſondern bekommt erſt durch gegenſeitige Beziehung
ne eigentliche Bedeutung. Und wie die Größenverhältniſſe
ge=
unden ſind, ſo ſind auch die Einteilungen ſelber gebunden. Die
I5ſe des Hauſes und die Achſe des Gartens ſtehen in einer
Ab=
ſängigkeit zu einander, und es entwickelt ſich aus dieſer
Abhängig=
eit heraus erſt die volle Schönheit des architektoniſchen Bildes in
emer ganzen Vielgeſtaltigkeit. Einteilung der Größenverhältniſſe
Ind Achſe ſchaffen die Ordnung, von der aus die Anlage die geiſtige
Don Prof. Paul Weißner, Darmſtadt.
Vertiefung erlaubt. Die Führung der Achſe gibt aber auch die
alleinige Möglichkeit, unregelmäßige Grundſtücke in ihrer Wirkung
regelmäßig erſcheinen zu laſſen. Die Achſe hat alſo zwei
Bedeu=
tungen, ſie bindet und regelt. Auch die Bindung iſt vielgeſtaltig.
Die Achſe kann im Haus endigen, je nach der Stellung des Hauſes,
ſie kann vom Haus ausgehen, als Nebenachſe des Hauſes
ange=
ordnet ſein, über das Grundſtück hinausführen in die unmeßbare
verdämmernde Ferne oder den Blick auf einen außerhalb des
Grundſtückes liegenden architektoniſchen Sichtpunkt leiten und ſo
über die Größe des Grundſtückes hinwegtäuſchen. Für das Endigen
der Achſe im Haus kann man kein beſſeres Beiſpiel als Palladios
villa rotonda bei Vicenza anführen. Dieſer kleine Rundbau mit
vier gleichen vorgebauten Portiken liegt am Ende eines kleinen
Hügels. Eine enge lange Straße führt zu ihm, die Achſe, und vom
Gebäude ſelber aus ſieht man nach den anderen Seiten
richtungs=
los in die weite Ferne. Keiner, der je in dieſem Bau geſtanden
und hinausgeblickt hat in die bezaubernde Landſchaft, wird ſich
der Wirkung der Ueberraſchung haben entziehen können. Einfacher,
Bei der Gartenarbeit
wenn auch nicht weniger eindrucksvoll, ſind die Achſenbeziehungen,
die von dem Haus ſelber ausgehen und das hinter oder vor dem
Haus liegende Gelände teilen. Die Achſe, die über das Grundſtück
hinaus führt und die Verbindung mit der weiten Ferne bringt,
löſt oder kann die Stimmung auslöſen, daß „das Gemüt von der
Schwermut ergriffen wird, die nicht ohne Wonne iſt”. — Die
Re=
gelung durch die Achſe führt zu dem zweiten wichtigen
architekto=
niſchen Geſetz der Einteilung des Grundſtückes in verſchiedene
ſelb=
ſtändige Teile und zu dem Geſetz der Größenverſchiebung. Da kein
Teil für ſich allein beſteht und beſtehen kann, wenn die Einheit
nicht geſtört werden ſoll, hängen die einzelnen Teile voneinander
ab und beſtimmen durch ihre Abhängigkeit die Wirkung der
geſam=
ten Anlage. Und dieſes vielgeſtaltige Netz der Verhältniſſe führt
zu der Unterteilung der einzelnen Abſchnitte durch Hecken und
Blumengärten, zu der Anordnung des ſogenannten Parterres. Das
Parterre, dieſes wichtige Geſtaltungselement des hiſtoriſchen
Gar=
tens, iſt trotz ſeiner eigenen Schönheit immer erſt bedeutungsvoll
im Rahmen des Ganzen. Es iſt das Mittel, das der Architekt in
der Hand hat, um über die wahren Größen hinwegzutäuſchen.
Ordnung und Größenverſchiebung ſind alſo wie bei jedem Bau
auch in der Gartenkunſt aller Zeiten die beiden Geſetze, die der
Geſtaltung den Stempel des Originalen aufdrücken. Der
Größen=
verſchiebung dient aber noch ein anderes wichtiges Mittel, die
Einfügung rein architektoniſcher Anlagen, kleinerer Gebäude als
beſondere Schmuckanlagen und von Grottenhöfen, die Anordnung
von Treppen, Stützmauern, Rampen, die Aufſtellung von Figuren
und Brunnen, Quellengängen und Waſſerſpielen, deren Sprudeln
und Rauſchen Kühlung bringt und die träumeriſche Schönheit der
einzelnen Teile erhöht. Verbinden ſich dieſe Brunnen und Quellen
mit Kaskaden wie in Wilhelmshöhe und in vielen anderen
hiſto=
riſchen Gärten, ſo vereinigt ſich Natur und Kunſt zu einem
ge=
ſchloſſenen untrennbaren Ganzen. Dieſe architektoniſchen Anlagen
von Treppen, Stützmauern und Kaskaden erhalten naturgemäß
ihre beſondere Bedeutung im ſteigenden Gelände und ihre Ver=
bindung mit Serpentinen, ſteigenden und fallenden Wegen, bald
von der Sonne durchleuchtet, bald durch ſchattige Alleen führend,
enthüllen den ganzen Zauber der Natur. Der vom Klima
ab=
hängige Pflanzenwuchs ändert jeweilig das Bild und läßt die
architektoniſchen Geſetze immer neu entſtehen und in beſonders
landſchaftlich gebundener originaler Schönheit ſich entfalten. So
zeigt jedes Land ſein eigenes Geſicht. Was im Süden möglich iſt, iſt
nicht im Norden möglich. Klima und Licht ſind zwingende
Geſtalter, von ihnen abhängig der Charakter des Volkes und
der ſeiner Künſtler. Sie allein ſchaffen die Bodenſtändigkeit
der Kunſt, des höchſten Ausdruckes der geiſtigen Haltung.
Was dem architektoniſchen Garten Stütze und Berechtigung gab,
war die Umfriedigung, die Mauer. Sie ſchloß ihn von der
Um=
welt ab und nur in ihr konnte ſich das Leben der eigenen
Schön=
heit entwickeln. Von England aus bricht das 18. Jahrhundert
mit dieſen Gedanken aus einer neuen Geiſteshaltung heraus und
aus der Entdeckung der Schönheit der nordiſchen Landſchaft. Für
den oberflächlichen Blick überraſcht es, daß das Aufheben der
architektoniſchen Haltung des Gartens in der Bewegung des
eng=
liſchen Klaſſizismus entſtand und daß die Urheber davon Vollender
des klaſſiziſtiſchen Ideals in der Literatur waren (Gothein). Doch
die Bewunderung für die Formvollendung der franzöſiſchen Kunſt
hinderte ſie nicht, die ungeregelte Schönheit der Volksballade
an=
zuerkennen, und dies leitete konſequent zu der Bewunderung der
freien Landſchaft gegenüber dem architektoniſch gebundenen
Gar=
ten der Zeit. Man lernt charakteriſtiſche Züge einer Landſchaft zu
beobachten und nachzubilden. Pope verkündet: Alle Regeln der
Gartenkunſt laſſen ſich auf drei Punkte zurückführen: Kontraſt
von Schatten und Licht, Ueberraſchung und Verbergen der
Umzäunung. Kontraſt von Schatten und Licht und Ueberraſchung
kannte der architektoniſche Garten auch, neu iſt nur das Verbergen
der Umzäunung, das ja den Gedanken jeder Raumbildung und
damit die architektoniſchen Geſetze des Gartens auflöſt oder
auf=
zulöſen ſcheint. Die Symmetrie wird aufgehoben. Weder ſie noch
die Regelmäßigkeit ſeien das Weſen der Schönheit, ſie finde ſich
in der Natur nicht, und der Menſch habe nur die Neigung, ſeine
Anſichten in ſie hineinzutragen. Aus dieſen geiſtigen Strömungen
erwuchs der Landſchaftsgarten. Führer in der Bewegung ſind
zuerſt die Landſchaftsmaler Claude Lorrain. Pouſſin, Ruysdael,
die Engländer wie Kent folgen. Kents Grundſatz war: Die
Natur verabſcheut die gerade Linie.” Alle Waſſerkünſte ſollen
verſchwinden, nur der See mit ſeinen unregelmäßigen Ufern und
der Fluß in ſeinem natürlichen Lauf mit den bewachſenen
Rän=
dern ſei künſtleriſch. Große, ausſchlaggebende Rolle ſpielt der
Raſen, der ſich als Teppich vor den Büſchen und Baumgruppen
ausdehnt. Der Einzelbaum findet zum erſten Male wieder ſein
Recht und ſeine volle Entfaltung. Die botaniſche Wiſſenſchaft
fängt an, ihren Einfluß geltend zu machen, die Einführung und
Akklimatiſation fremder Bäume ändert das Landſchaftsbild, es
mimmt einen parkartigen Charakter an. So bildet ſich der
Be=
griff „Landſchaftsgärtner” in naher Verwandtſchaft zum
Land=
ſchaftsmaler. Die Engländer waren ſich bewußt, damit einen
neuen Stil in der Gartenkunſt eingeführt zu haben. Dieſer ſpringt
dann über nach Deutſchland, Frankreich, ſchließlich auch nach
Ita=
lien. Träger der Bewegung wird in Deutſchland ein fürſtlicher
Mäcen, Fürſt Pückler=Muskau. Die Auflöſung des
architekto=
niſchen Gartens läßt ſich aber doch nicht ſtreng durchführen. Es
handelt ſich ſchließlich doch immer wieder um das Schaffen von
Räumen, und ſo bilden auch bei dem engliſchen Garten, wenn
auch in weiten Linien, hohe Bäume und Alleen die Begrenzung,
und der weite ſehnſüchtige Blick ins Freie wird nur an
be=
ſtimmten Punkten freigegeben. Es bleibt in ihm die
Grund=
ſtimmung, daß der Menſch im Garten die Erlöſung von des
Tages Unruhe ſucht. Und dieſe Sehnſucht drückt ſich anch in dem
ſchönen Zwiegeſpräch zwiſchen der Prinzeſſin und Leonore
Sanpitale in Goethes „Taſſo” aus:
Prinzeſſin:
Mein Bruder iſt gefällig, daß er uns
In dieſen Tagen ſchon aufs Land gebracht;
Wir können unſer ſein und ſtundenlang
Uns in die goldne Zeit der Dichter träumen.
Ich liebe Belriguardo, denn ich habe
Hier manchen Tag der Jugend froh durchlebt,
Und dieſes neue Grün und dieſe Sonne
Bringt das Gefühl mir jener Zeit zurück.
Leonore:
Ja es umgibt uns eine neue Welt!
Der Schatten dieſer immergrünen Bäume
Wird ſchon erfreulich. Schon erguickt uns wieder
Das Rauſchen dieſer Brunnen. Schwankend wiegen
Im Morgenwinde ſich die jungen Zweige.
Die Blumen von den Beeten ſchauen uns
Mit ihren Kinderaugen freundlich an.
Der Gärtner deckt getroſt das Winterhaus
Schon der Zitronen und Orangen ab,
Der blaue Himmel ruhet über uns,
Und an dem Horizonte löſt der Schnee
Der fernen Berge ſich in leiſen Duft. (Taſſo l. 1.)
Aus einem Darmſtädter Privatgarten
dem Darmſtädter Herrngarten
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Seite 4 — Nr. 197
Samstag, 20. Juli 1935
Architekt Sirtus Großmann:
Der Wohngarten
* Heute iſt der Garten die Fortſetzung des Hauſes. Die
ge=
ſunden Anſchauungen über Geſtaltung des Hauſes, wie ſie ſich
heute allgemein durchſetzen, erſtrecken ſich auch auf den Garten.
So wie wir heute keine „Prunkzimmer” mehr bauen, ſondern
praktiſche und hellbelichtete, wie wir unſere Wohnzimmerfenſter
nach der Senne ausrichten und nicht nach der Straße, ſo bauen
wir heute keine Gärten an mit möglichſt verſchlungenen Wegen
der unüberſichtlichen, planloſen Gruppen mit neckiſchen
Ton=
figuren, nein: wir wollen einen klar erfundenen, überſichtlichen
Garten, in dem Erwachſene wie Kinder ſich tummeln können,
in den das Haus faſt unmerklich übergeht. Darum muß Haus
und Garten ſtets zuſammen geplant werden, wenigſtens
in den Grundzügen muß die Gartenanlage mit dem Hausplan
gleichzeitig entſtehen. Die Gartenanlage beeinflußt Stellung,
Richtung und Oeffnungen des Hauſes und umgekehrt. Um z. B.
einige ſchöne alte Bäume zu erhalten, wird man das Haus
u. U. um einige Meter verſchieben; denn viele Bäume brauchen
ein Menſchenalter, um ſtattlich zu werden. Eine Hauptachſe des
Hauſes wiederum wird die Grundaufteilung des Gartens
be=
ſtimmen.
„Einheit von Haus und Garten” iſt heute die
Grund=
forderung. Und unſer Darmſtädter Klima iſt ſo) daß wir ein halbes
Jahr im Garten wirklich leben und beinahe ein weiteres Vierteljahr
uns noch an ſeinem Knoſpen oder Abklingen ſchauend erfreuen
können.
Ein bindendes Rezept, wie jeder Garten beſchaffen ſein
ſoll, kann man freilich nicht aufſtellen. Himmelsrichtung, Boden=
beſſer, als im Liegeſtuhl auf dem Raſen unter Bäumen, oder
gleich mit Kopf und Körper im Grün. —
Wie nun iſt der Garten einzuteilen? Was alles können
wir mit einem Garten am Eigenheim anfangen?
Teilen wir jetzt den Garten theoretiſch in einzelne
Ab=
teikungen. Es ſoll aber niemand denken, daß er das ſich doch
nicht leiſten kann; denn meiſt ſind mehrere Abteilungen in einer
vereinigt, oder einzelne Möglichkeiten bleiben eben weg. Wir
beſprechen jetzt lediglich die Fülle der Möglichkeiten, aus denen
man wählen kann und betrachten:
I.
Den Wohngarten,
den Kinderſpielplatz,
das Bad,
Terraſſe und Wege.
II.
Den Staudengarten,
den Roſengarten,
den Bauerngarten,
den Obſtgarten,
den Nutzgarten.
Der Wohngarten als Fortſetzung des Hauſes ſoll den
größten Teil des Geländes einnehmen. Meiſt wird er im
weſent=
ichen aus der großen Raſenfläche beſtehen. Man kann „auch in
Darmſtadt” einen begehbaren Raſen ziehen, wenn man ihn alle
Wochen ſchneidet und genügend düngt und ſprengt. Wenige
große Bäume im Raſen helfen ihn erhalten, indem ſie einen
Teil der ſengenden Sonne abhalten. Säumen möchten wir den
Raſen mit der bunten Pracht von Stauden und Blumen=
wellung, Hausſtellung und Platzform und Platzgröße bedingen
immer wieder neue Gliederung. Man wird jedoch auf folgende
grundſätzlichen Forderungen achten:
Stelle dein Haus ſo, daß deine Hauptfenſter oder
wenig=
ſtens ein Wohnraum in den Garten ſchauen.
Gib einem der Hauptwohnräume eine möglichſt breite
Türöffnung mit direktem Gartenausgang.
Lege, wenn es geht, vor dieſe Oeffnung eine breite,
viel=
leicht z. T. überdachte Terraſſe, die einen freien Blick über
das Gelände geſtattet.
Gib deinem Garten eine größere Raſenfläche, wenn
möglich begehbar.
Sorge dafür, daß deine Kinder ſich im Hauptteil des
Gartens tummeln können, ohne fortwährend befürchten zu
müſſen, Anpflanzungen zu zertreten, und daß ſie an der rechten
Stelle Geräte und Spielzeug finden, wie ſie es lieben.
Wenn dieſe Grundforderungen erfüllt werden, ſo wirſt du
folgendes erleben:
Aus deinen Fenſtern ſchauſt du in dein eigenes Reich, das
du dir geſtaltet. Es iſt die zweite Heimat, die außer dem Hauſe.
Du fühlſt dich von ihr umhegt und umfriedet.
Kannſt du eine breite Glastüröffnung anbringen, ſo haſt
du den Eindruck, obwohl noch im Zimmer, ſchon im Garten zu
leben, für das kühlere Frühjahr und den Herbſt von
unſchätz=
barem Wert. Es iſt eine eigene, immer wieder zu innerſt
wohl=
tuende Schau, wenn ſich dir der Garten vom Zimmer aus, wie
ein Bild im Rahmen (der Tür), öffnet. Kann der Blick hier
weiterſchweifen, von der Terraſſe etwa über eine größere
Grün=
fläche, ſo empfängſt du die Weite der Schau als Weitung der
Seele. Vor allem auch ein ſeeliſcher Geſundbrunnen iſt dir der
Garten. Du empfindeſt dies bald bewußt und dankbar
ge=
nießend. Den Kindern aber erwächſt unbewußt aus Freiheit
und Luſt am eigenen Garten ein großzügiges und geſundes
Lebensgefühl. Wer ſeine Kindheit im eignen Garten
ver=
bringen durfte, wird als harmoniſcher Charakter ins Leben
treten. Er nimmt unbewußt einen Fonds und eine Sehnſucht
mit ſich. Der Fonds iſt ihm Stärke im Kampf, die Sehnſucht
wird er zu verwirklichen trachten, um ſich ſpäter wieder einen
Garten zu erobern, und ſei es nur ein ſolcher der Seele.
Die geräumige Terraſſe nahe dem Hauſe (der Küche)
ge=
ſtattet zu wandeln, zu ſitzen und zu ſpeiſen, auch wenn der
übrige Garten zu feucht iſt. Ein Ueberdach, oben Balkon, hält
deine Gartenmöbel trocken, und die Hausfrau kann auch bei
regneriſchem Sommerwetter draußen Strümpfe ſtopfen. Belege
deine Terraſſe mit Platten und nicht mit Kies, den du immer
mit in die Wohnung ſchleppſt, und auf dem Tiſch und Stühle
einſinken, der auch zuviel Bodenfeuchtigkeit ausſtrahlen kann.
Die große Raſenfläche erſt macht deinen Garten weiträumig.
Wenn du dir einen geſonderten Kinderſpielplatz nicht leiſten
kannſt, ſo iſt ſie zugleich der Tummelplatz der Jugend. Das
zuſammenhängende ſaftige Grün übt auch in greller Sonne auf
die Augen einen immer beruhigenden Schimmer. Stehen
Bäume auf dem Raſen, ſo wirkt die Fläche im Wechſelſpiel von
Licht und Schatten um ſo wohltuender. Nirgend ruht es ſich
rabatten, oder gegen Nachbar und Straße und anderen
Garten=
teil mit einer Hecke. Wir haben ſchöne, z. T. immergrüne Hecken
in unſerer Heimat, wie Hainbuche, Weißdorn, Buxbaum,
Liguſter und andere. Im Anfang ſtreng beſchnitten, wachſen ſie
zu mächtiger Breite und Höhe. Sie helfen uns, die Landſchaft
abzugrenzen, einen Garten=„Raum” zu ſchaffen. Zu weiterer
Randbepflanzung nehmen wir die Zierſträucher wie Forſythien,
Flieder, Schneeballen uſw. die mit Duft und Blüten die Zäune
zieren und zugleich dem Einblick wehren. Eine geeignete Ecke
des Wohngartens kann die Laube aufnehmen, vielleicht auf einer
natürlichen Erhebung, als offene Pergola oder dichter mit Dach
geſtaltet, bewachſen von Schlingern, wie Pfeifenkvaut, Clematis
oder Geisblatt. Die Laube ſoll, am weiteſten von der Terraſſe
entfernt, einen neuen Blick auf Haus und Garten gewähren,
den der Terraſſe entgegengeſetzten.
Iſt unſer Land groß genug, ſo können wir außer dem Raſen
noch einen Kiesplatz anlegen, auf dem die Kinder ſpielen,
aber auch Eltern und deren Freunde ſich tummeln dürfen. Der
Kiesplatz muß gut mit Stückung und Schlacke unterfüttert ſein,
damit er hart bleibt und das Waſſer raſch abfließt. Wie ſchön
iſt es, wenn Erwachſene und Kinder ſich hier im gemeinſamen
Spiel mit Ringtennis, Federball oder Krocket finden! Das
Turnreck mit Kletterſtange und Schaukel kann am Rande dieſes
Platzes ſtehen, aber auch an anderer Stelle des Gartens
unter=
gebracht werden, möglichſt vom Haus ſichtbar, etwa mit dem
Sandhaufen zuſammen. Der Sandhaufen ſoll, wenigſtens
teil=
weiſe, beſchattet ſein; da das Kleinkind oft ſtundenlang ſtill am
Sandhaufen ſpielt, iſt die grelle Sonnenbeſtrahlung ſchädlich.
Glücklich, wer ſich ein eigenes Badebecken im Garten
anlegen kann. Es beſteht aus gut gedichtetem Eiſenbeton,
ein=
gangs mit flachem Liegeteil und ſoll, wenn man wirklich drin
ſchwimmen will, nicht unter 7X12 Meter ſein. Oft tut es aber
auch, für die Kinder auf jeden Fall, das bekannte „
Planſch=
becken”, das mit 2X2 Meter ſchon reichlich groß iſt. Es braucht
keinen Abfluß in den Kanal, und liefert gleichzeitig
tages=
durchwärmtes Waſſer für das abendliche Gießen. Ein reines
Zierbecken gibt die entzückendſten Möglichkeiten der Umpflanzung
mit Sumpfpflanzen und Einpflanzen von Waſſerroſen uſw.
Gegen vermehrte Schnakenbrut helfen Molche, Salamander und
Goldfiſche.
Für Terraſſe und Wegebelag gilt ähnliches wie
für den Spielplatz. Die Terraſſe ſollte immer mit Platten in
Magerbeton und zementverfugt hergeſtellt werden. Wir haben
die einheimiſchen dauerhaften Zementplatten aus Roßdorf, wir
haben die ſchönen unregelmäßigen Solnhofener Kalkſteinplatten
aus Bayern und können auch, wie die Holländer, Klinkerbelag
(ſenkrecht!) herſtellen. Im Taunus wird der dort gebrochene
wundervoll grüne Quarzſtein verlegt, der in naturgeſpaltenen
Platten auch nach hier geliefert wird. Schön und praktiſch ſind
Plattenwege (nicht ſchmäler als 1.30 Meter!) aus
unregel=
mäßigen, mit breiten Fugen in Erde verlegten Platten. Die
Fugen werden mit Moos= und Polſterpflanzen beſetzt und
wachſen allmählich zu. So ſcheint es als ob der Raſen direkt
in den Weg übergeht, die Fläche wirkt breiter, gartenvergrößernd.
Der Plattenweg iſt immer trocken, braucht nicht erneuert zw
werden. Bei Kieswegen, die öfters eine neue Lage Kies
er=
halten müſſen, iſt Herſtellung eines ſoliden Untergrundes au
Geröll und waſſerdurchläſſiger Schlackenſchicht erwünſcht. Im
die Raſenfläche kann man auch einzelne Steinplatten in Schritn
entfernung einbetten, um einen ſchmalen Pfad zu erhalten,
de=
dekorativ wirkt, aber die Fläche nicht zerreißt und erwünſchten
Zugang zu Staudengruppe oder Sitzplatz bildet. Gerade irn
klar angelegten, zeitgemäßen Garten wirken einzelne, wie
zu=
fällig verſteckte Sitzplätze beſonders einladend, ſie ſind das
Tüpferl auf dem i.
II.
Die hervorragende Aufzucht unſerer Stauden iſt heutze
allgemein bekannt. Winterharte Pflanzen, auch mit kärglichern
Boden zufrieden, vermehren ſich von Jahr zu Jahr mit üben
raſchender Schnelligkeit und tragen uns von März bis Novembe!
ihr buntes Blütenfeld zu. Niedere Stauden wuchern am ſchönſte
an der Steinmauer. Die Wohnviertel unſerer an den
Aus=
läufern der Bergſtraße gelegenen Stadt ſtehen meiſt auf welligern
Boden. Wie geſchaffen zur Anlage von terraſſierten
Gärte=
mit Steinmauern iſt dieſe Lage. Man muß nur der natürlichen
Hangrichtung folgen und mit geringen Korrekturen einzelne ab
geſetzte Flächen ſchaffen. Die Steinmauern, aus alten ode
neuen Bruchſteinen in Erde weitfugig verlegt, erſetzen düe
Böſchungen. Kein Gewitterregen vermag dieſe Befeſtigung zu
zerſtören, während ſchräge Bodenanlage (Böſchungen uſw.)
be=
ſtarkem Regen faſt immer Zerſtörungen erleidet. Die durch kleine
Bodenverſchiebungen gewonnenen Flächen ebne man möglichä
ganz waagrecht ein. Nun wuchern auf unſeren Mauern, die wi.
im Frühherbſt bepflanzen, bereits im nächſten Frühjahr nieder
Stauden in bunter Pracht. Halbhohe Stauden und hängend.
bilden die Bekrönung, gegen die Grundſtücksgrenze etwa durc
eine Hainbuchenhecke abgeſchloſſen. Man kann ein Staudenfel d
auch auf ebenem Boden zwiſchen breit ausgeſtreuten Steine=
und größeren Blöcken reizvoll anlegen. Oft finden wir beirn
Aushub unſerer Neubauten große runde Granitblöcke, die num
für den Garten zur Verwendung kommen. Die Heimaterde
liefert uns ſo den natürlichſten Schmuck. Hohe Stauden wir d
man zu einzelnen Beeten, am beſten als Ausrundung der Ecken
oder zu Wegrabatten anpflanzen. Bei der Fülle der
Pflanzem=
arten iſt es leicht, ſie ſo zu verteilen, daß der Garten zu jede
Jahreszeit an verſchiedenen Stellen blüht.
Roſenbeete in jeder Form und Größe bilden ſeit je
beliebten Schmuck unſerer Gärten. Wir haben heute Buſchroſen.
die vom Juni bis in den November ununterbrochen blühen=
Schön iſt ein vom anderen Teil abgegrenztes Roſengärtlein, mi.
niedriger Hecke und kleinen Wegen, zugänglich durch einen
Roſen=
bogen. In dieſem Gärtlein finden auch edle Hochſtammroſen
den ihnen gebührenden, beinahe feierlichen Platz. Wer einen
geſonderten Roſengarten nicht anlegt, ſondern etwa nur ein
Roſenbeet am Raſen der ſtecke im Herbſt Tulpenzwiebelm
zwiſchen die Büſche. Im Frühjahr, wenn die Roſen noch
nich=
blühen und das Blattwerk noch unanſehnlich iſt, ſtrahlt dieſes
ſonſt etwas tote Beet in der Tulpenpracht — und das Land
für ein geſondertes Tulpenbeet iſt geſpart. Vor Beginn de
Roſenblüte werden die Zwiebeln wieder entfernt. Schnell
wachſende und üppig blühende Rankroſen zieren viele Zäun
unſerer Stadt, wachſen auch an den Häuſern empor. Aber vo
all den herrlichen, winterharten Stauden ſollen doch unſer
alten ſchönen einjährigen und zweijährigen Pflanzen, die wi
aus Samen ziehen oder als junge Pflänzchen einſetzen, nicht in
Vergeſſenheit geraten. Wie ſchön iſt doch ein bunter Bauern
garten! Wir können uns einen ſolchen geſondert anlegen
meiſt aber werden wir die Samenzucht als Füllſel hier und dor
verſtreuen. Ja, wer im erſten und zweiten Jahr zur Anlag
größerer Staudenmengen noch nicht in der Lage iſt, kann fü
wenig Geld mit Blumenſamen ſich auch eine bunte Pracht
er=
ſchaffen. Wie ſchön leuchtet als Einfaſſung eines längeren
Weges der üppig blühende Klatſchmohn. Für 20 Pfennig Samen
reichen für 15 Meter Rabatte. Oder welche Farbenpracht lieferu
uns im Sommer und Herbſt Zinnien, Studentenblume und
Aſtern. Zwei Monate des Frühlings leuchten uns Stiefmütterchem
die nie raſtenden, und Vergißmeinnicht an. Im nächſten Jah
wachſen ſie aus ſelbſtausgeſtreutem Samen ohne unſer Dazutum
Obſtbäume, das Gut unſerer Bergſtraße, gedeihen präch= Ebe
tig in unſerem Boden. Nur auf größerem Grundſtück wird eim, Felel
eigener Obſtgarten anzulegen ſein. Der Wohngarten aber ge =gen.
winnt ſehr durch Obſtbäume am Weg, an Sitzplätzen, auf dem Ach in
Raſen verſtreut. Apfel und Birne ſind nicht nur in der Blüte
ein feſtlicher Schmuck, ihre beſonders im Alter originell ver / Mtedl
zweigten Formen und das dichte Blattwerk, gegen den Herbf!,
mit rotbackigen Früchten geſchmückt, ſtehen als dauernde Zien
im Garten und ſpenden weitgehenden Schatten. Wer ein
Grund=
ſtück mit wenigen älteren Apfel= und Birnbäumen, wenn auch
minderer Qualität, findet und es bebaut, ſchone nach
Möglich=
keit den Baumbeſtand. Drei große Apfelbäume liefern ihm 204
Liter Apfelwein, er hat ein halbes Jahr das Faß im Keller! Pfir
ſiche gedeihen bei uns beſonders gut, auch alle Arten Spalier=/
obſt. Man verſtreue ſie im Wohngarten an geeignete Stellen
un
Un
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1 Gar
teihen.
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Alanzer
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im ſir
Einen wenn auch noch ſo kleinen Nutzgarten ſollte jede
Wohngarten haben, auch wenn er ſich nur auf Erdbeerenk
Radieschen und Küchenkräuter beſchränkt. Es findet ſich imme
die Möglichkeit, einige Beete abzugrenzen, die genügend be
ſonnt ſind und das Gartenbild nicht ſtören. Erdbeeren me
ihrer ſtarken Blätterfülle eignen ſich ſogar dazu, im dekorail..
abgegrenzten Beet gepflanzt zu werden. Willig nimmt de
Kompoſthaufen alle Gartenabfälle wie Gras; Blättel
Unkraut und die Küchenabfälle auf, verſchluckt und verarbeite
ſie, läßt noch Kürbis darauf wachſen und gibt uns in 2 bls=
3 Jahren einen hervorragenden Dung, den wir dann nicht teue"
beizuſchaffen brauchen.
Nur eine Anregung wollte ich für den geben, der ſich einer
Wohngarten anlegen will; weiteres über das Pflanzliche finde
er in jedem Gartenlehrbuch. Nun ſoll noch an zwei
Beiſpiele-
gezeigt werden, wie Gartenpläne entſtehen und wirken:
Im Anfang war ein Gemüſeland mit alten und jüngele.
Obſtbäumen. Es ſollte zum Bauplatz werſen. Zwiſchen dee
Samstag, 20. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 197 — Seite 5
vorderen und hinteren großen Apfelbäumen war ein Lücke,
nit zwei jungen Apfelbäumen beſtanden. Dieſe beiden verſetzte
ich nach hinten und gewann die Baumlücke als Hausfläche.
Jetzt ſtehen dicht vor und dicht hinter dem Haus Bäume,
die es umrahmen, Schatten ſpenden und den Blick mit ihrer
ſcönen Geſtalt fangen.
Der Bauplatz iſt rund 21X61 Meter — 1280
Quadrat=
neter rund ½ Morgen. Er fällt in Richtung der Schmalſeite
unr 2 Meter mit der Straße. Die Straße liegt im Süden.
Vollte ich den Südgarten vor mir haben, mit Blick und
Aus=
gang aus den Hauptzimmern in den Wohngarten, ſo mußte ich
da s Haus 30 Meter von der Straße zurückſtellen, eben in jene
ſich ergebende Baumlücke. Dies war mir gerade recht. Das ſtarke
Siefälle andrerſeits gab erwünſchte Gelegenheit zu Steinmauern.
Der Aushub der Baugrube wurde in den Vordergarten
ge=
worfen und ergab das völlig ebene 400 Quadratmeter große
Grasfeld beſtanden von den vorhandenen großen Obſtbäumen.
Dieſer Raſen iſt auf der einen Seite begrenzt vom 80
Zenti=
neter tiefer liegenden Zugangsweg mit einſtöckiger Steinmauer,
uuf der anderen von der zweiſtöckigen Steinmauer zum
Nach=
urn. Die dritte Seite liegt an der Straße und iſt mit
sträuchern bewachſen. Im Straßeneck liegt eine erhöhte Laube
n Pergolaart, die den beſten Blick auf das Haus gewährt;
uben der Laube im Halbſchatten der Sandſpielplatz. Die Stein=
mauern tragen oben eine Hecke und ſind mit Stauden bewachſen.
Das Hauptwohnzimmer geht mit 3 Meter breiter Oeffnung
ohne Stufe auf die breite, teilweiſe überdachte Terraſſe und
weiter in die große Raſenfläche über, die ſich auf zwei Seiten
mittels Plattenweg bis an die Grenze, bzw. die Mauern
fort=
ſetzt. Vom Wohnzimmer habe ich den weiten Blick über die
grüne Fläche auf die bunten Mauern. Mit wenigen Schritten
bin ich auf dem Raſen unter den Bäumen, Tummelplatz für jung
und alt in innigſter Verbindung mit dem Haus.
Im Hintergarten waren für die Geſtaltung die vorhandenen
Bäume, die Kraftwagenbahn (nach dem Keller) und wiederum
der Geländefall maßgebend. Somit ergaben ſich von ſelbſt für
die Gartengeſtaltung drei ſich berührende Kreiſe: der unterſte,
8 Meter im Durchmeſſer groß, wurde ein Roſenrund, mit
inne=
rem Plattenring begehbar; der eine erhöhte iſt mit Erdbeeren
bepflanzt, der dritte und höchſte ſchließt ſich um einen hohen
Apfelbaum als Mittelpunkt und gibt einen von japaniſcherQuitte
umheckten Sitzplatz, von dem aus alles überblickt wird. Die
ent=
ſtehenden Zwickel ſind mit Blumen aus dem Bauerngarten
aus=
geſät. Für den rückwärtigen Hauseingang ergab ſich durch den
Bogen der Kraftwagenbahn ein breites Halbrund als
geräumi=
ger, erhöhter Vorplatz, der in ſanfter Böſchung ſich herabneigt.
Die Böſchung liegt gegen die Wetterſeite geſchützt und iſt mit
„Raſenerſatzſtauden” feſt bewachſen, ſomit konnte ſie gewagt wer=
den. Krüppelkiefern bekrönen das Eingangsrund und ſind nebſt
gefundenen Granitblöcken an verſchiedenen Einſchnitten der Kreiſe
verteilt. An der Nord= und Oſtgrenze blieb genügend Platz für
Küchenbeete und Beerenſträucher; im Nordoſteck unter
Baum=
kronen der Kompoſthaufen, in der Nordweſtecke das Turngerät.
Der ſchmale Verbindungsweg auf der Oſtgrenze von Vorder= zu
Hintergarten iſt mit Schattengewächſen geſäumt.
In dieſer Anlage alſo ſind vereinigt:
Im Vordergarten: Geſellſchaftsraſen mit Terraſſe,
Stau=
dengarten mit Plattenwegen, Laube und
Kinder=
ſpielplatz, Obſtbäume, für ſpäter; ein Planſchbecken.
Im Hintergarten: Roſenrund, Erdbeerrund, Sitzplatz unter
Baum. Nutzgarten, Blumen aus dem Bauerngarten.
So zeigt dieſer Plan, wie aus den natürlichen Gegebenheiten
eine Zuſammenfaſſung verſchiedener Gartenteile erfolgte. Jeder
Bauplatz verlangt wieder neue Kombinationen ähnlicher oder
ganz anderer Art
Der zweite Plan
veran=
ſchaulicht, wie ein ganz
klei=
ner Garten, inmitten der
Stadt, zwiſchen Mauern,
dennoch eine befriedigende
Ausgeſtaltung erfahren kann.
Das Haus iſt weſtlich an eine
Brandmauer angebaut, öſtlich
freiſtehend gegen den
Nach=
bar. Den Zwiſchenraum füllt
die angebaute ebenerdige
BBFNN
1E
Kraftwagenhalle aus. Die
„ä-K
Straße liegt über 2,20 Meter
tiefer als der hintere, nur
SgScicf
BESrchl
120 Quadratmeter faſſende
DESüſt
Gartenteil. Dies wurde ſo
HäE5I
AEEE)
ausgenützt, daß
Erdgeſchoß=
fußbodenhöhe mit Gartenhöhe
gleichkam. Alſo auch hier
ebener Austritt in den nach
Süden gelegenen, aber
rück=
wärtigen Garten. Für den
SraAsss
exgab ſich:
Gedeckter und durch die
Brandmauer des
Nachbar=
hauſes gegen Wind und Wetter geſchützter Sitzplatz mit
anſchlie=
ßendem Plattengang unter Pergola, an deſſen Ende ein
Hecken=
rund mit Bank oder Gartenplaſtik: Brünnchen an der
Nachbar=
mauer. Was übrig bleibt iſt Raſenplatz, mit kleiner Staudenmauer
als Abſchluß. Ein alter Birnbaum dicht beim Haus wird
ver=
ſucht zu erhalten. Das flache Garagendach iſt Verlängerung des
Gartens als Balkon nach der Straße.
„Auch kleine Dinge können uns entzücken.”
eue Farbenklänge im Sommergarten
Don Rarl Foerſter=Bornim.
* Im heißen Sommer iſt man am empfindlichſten gegen banale,
lſo „müde” Farben im Blumengarten, noch empfindlicher gegen
ie üblichen falſchen Zuſammenſtellungen von Farben, am
empfind=
ſichſten gegen gutgemeinte, aber ſinnloſe Benachbarungen. — Bei
lühender Hitze und langer Trockenheit bevorzugt unſer Auge
ge=
biſſe Blumenfarben, ſowie wir ja manchmal nicht eſſen, ſondern
ur trinken mögen.
Obenan ſtehen reine Blaus in allen Stufungen, am liebſten in
er Nachbarſchaft von braunblättrigen und rotbraunblättrigen
roßen und kleinen Gehölzen wie Blutpflaumen, Bluthängebuchen,
roßen und kleinen Blutberbexis und braunlaubigen Kanas oder
ſraunlaubigen Dahlien. — Dies alles iſt im weſentlichen Neuland
et Gartenfarben, ſollte aber großer Bezirk ſommerlicher Gärten
herden. Beim reinen Blau aber um Gottes willen kein Abſinken
müdes Lila! Sofort ſetzt da bei Hitze die merkwürdig verdroſſene
blehnung des Auges ein.
Ebenſo gibt es viele derbgelbe Töne, die uns bei Hitze ein
freuel ſind, genau wie auch lilarote Töne, während gewiſſe
Stu=
angen dieſer Farben herausgebildet ſind, gegen die unſer Auge
uch in heißen Sommerſtunden nichts einzuwenden hat. Manche
fflanzenarten, ſo Taglilien und Roſen, leiſten ſich grundſätzlich
ut edles Gelb. Eine beſondere Augenweide iſt im heißen Garten
21 Zuſammenklang ſammetbrauner mit kaltgelben Sonnenblumen,
nd zwar in Nachbarſchaft hellblaugrünen Rieſenſtrandhafers. —
Aaugrüne Farbenmaſſen und Flächen in Verbindung mit
Gold=
kaun ſind überhaupt höchſt angenehme Sommerfarben, ſind doch
laugrün und Silbergrau auch Schutzfarben gegen Hitze und
ürre.
Das Inventar der Pflanzen, die Träger dieſer wichtigen, und
fan kann wirklich ſagen neueren Farben im Garten ſind, iſt ſo
goß geworden, daß man auf jeder trockenen Böſchung Orgien
ttaus pflanzen kann. — Zu ſilbergrauen Teppichen paſſen
glühend=
tte Töne. — Alle dieſe Farben gehören nicht nur der
Boden=
tgetation an, ſondern gehen auch von kleinen und großen
Ge=
ihen aus. — Es gibt vielerlei hellblaugrüne Zwergnadelhölzer
nd größere Nadelhölzer, die faſt kein Menſch kennt. Nur die
igen ſpießigen Blautannen ſind volkstümlich. — Daß es ganze
hönheitsneſter von bläulichen Nadelgehölzen, blauen Gräſern
1d bläulichen Sedums und Semperviven gibt, iſt fabelhaft
un=
kannt; die Natur hat ſich umſonſt angeſtrengt.
Abſeits der gewohnten Dinge fängt erſt die volle
abenteuer=
he Schönheit an. — Auch bei buntbättrigen Geſträuchen fallen
die Leute immer auf die falſchen Dinge, z. B. einen
kalkweiß=
grünen großen Ahorn herein. — Die ſchönſten Pflanzen und
Ge=
hölze bleiben unbenutzt; auch der Himmel weiß es nicht, warum.
— Silbergraue Salzſträucher, herrliche Stranddorne,
Silberöl=
weiden und ſilberlaubige Birnen, göttliche kleine Goldeichen und
als Könige aller weißbunten Kleingehölze die eleganten Acer
Drumondi — ſind den meiſten Gärten fern.
Dabei hat das Auge hierfür eine ganz beſondere
Sommerdank=
barkeit; denn man mag im Sommerlaubgarten nicht immer nur
in eintönigem Grün verſaufen.
Die große Formel für das, was unſer Auge in Sommerglut=
und Regenzeiten bevorzugt, heißt; ariſtokratiſche Farben und
Far=
benklänge! Unſer Qualitätshunger erreicht im Sommergarten eine
Art Höhepunkt Natürlich betrifft das auch den Adel aller
Farbenzuſammenſtellungen, nicht nur der Einzelwirkungen. —
Neue Ariſtokraten des Gartens! Das ſollte Ueberſchrift
vielbehan=
delter Gartenkapitel ſein! Damit iſt natürlich nicht geſagt, daß
wir nicht auch anderes als nur Ariſtokraten im Garten brauchen!
Um recht viele Menſchen vor recht vielen Mißgriffen zu
be=
wahren, müßten zwei Liſten, die alle Pflanzenreiche umfaſſen,
aufgeſtellt werden: „Verträgliche Farben” und: Streitſüchtige
Farben”. — Nimm nur bloß mal aus einer Einjahrsblumenrabatte
alle gelben Töne, blauroten und violettblauen Farben heraus!
Was übrig bleibt, klingt herrlich zuſammen. Nimm alles Gelb an
beſondere Stellen zuſammen und ſchnauze es mit Korallenorangerot
oder Sammetbraun an, damit es dient, anſtatt herrſchen zu wollen.
Schritt für Schritt macht im Inventar der edelſten
Garten=
blumen aller Reiche: der Kletterroſen und anderen Roſen, der
Dahlien und Gladiolen, der Sommerphloxe und Ritterſporne die
Farbenariſtokratiſierung ſchnelle Fortſchritte. Und dieſe
Steige=
rung der Vornehmheit und Beſchwingtheit der Blumen iſt im
Sommerwetter ſo unglaublich wohltuend, weil es uns im Sommer
— belaſtet von Erdſchwere Hitze oder Trübheit — eigentümlich
nach Erhebung über die Welt des Stoffes verlangt, und weil
gleichzeitig Reiſeſehnſucht und Reiſegefühle uns eigenartig für die
Blumenwelt aufſchließen.
Der Sommer iſt die Zeit der großen Gewitterregengüſſe, nach
denen die Blumen oft tagelang mit uns ſchmollen. Man kann
tatſächlich aus gleichmäßig „beſtem Material” zwei eindrucksvolle
Vergleichs=Blumenrabatten pflanzen, welche auf der einen Seite
lauter Phloxe, Ritterſporne, Dahlien, Gladiolen und noch viele
andere Sommerblüher enthalten, die von ſchwerem Regenwetter
oder heißeſtem Sonnenwetter gänzlich unberührt, weiterblühen,
während das andere Beet überhitzt oder verſtürmt, mürriſch und
unordentlich auf ſolche Sommergewalten antwortet und ſich erſt
allmählich wieder erholt. Zu all dieſer Beobachtungs= und
Sichtungs=Arbeit gehört viel Zeit und Raum; es iſt aber
not=
wendig, daß immer mehr Züchtereien, Stadtgärtnereien, Verſuchs=
und Schaugärten ſich mit dieſen Sichtungsarbeiten beſchäftigen
und die entſprechenden Enttäuſchungsfilter durchbilden. Man kann
ſich und anderen das Leben in Blumengärten unglaublich viel
leichter und lohnender machen. — Dauerhafte Paradieſe werden
ſchrittweiſe erarbeitet.
Im Roſenreich haben ſich herrliche neue gelbe und goldrote
Farben aufgetan; auch warmes Korallenroſa iſt erſchienen,
glü=
hendes Orangeſcharlachrot entdeckt. Wir beſitzen nun die neuen
Inſtrumente, aber die Muſik iſt noch nicht komponiert. Eine
reizende kleine neue Melodie fand ich einmal durch
Zuſammen=
pflanzung des tiefdunkel=lilafarbenen Heliotrops „Bürgermeiſter
Lederle” mit orangeroten, nicht verblauenden Polyantharoſen.
Nimmt man gewöhnlichen Heliotrop und verblauende Orange=
Scharlachroſen, ſo gibt’s nicht die halbe Wirkung. — Der
Ge=
ſchmacksunterſchied zwiſchen der beinah reifen und der völlig reifen
Erdbeere iſt eben unermeßlich und weltentief. —
Wohlbekannte Beetroſenfarben ſind in den Himmel geſtiegen,
was dem Himmel auch ſehr gut tut, denn niemals ſieht er ſchöner
aus als über blühender Roſenpracht.
Das ſind alles neue und aufregende Farbenſenſationen der
ſommerlichen Gärten. Herrlich ein Lämmerwolkenhimmel über
glühend=ſammetdunkeln Edelrofenzweigen, zu denen man ſich
früher hinabbücken mußte. Die Natur erfüllt uns lauter Wünſche,
die zu wünſchen wir nicht frech genug waren.
Jüngſt zählten wir an einer alten hochrankenden Teſtout=
Pflanze 136 gleichzeitig blühende Blumen.
Sommerlichen Farbenſchreck wecken die neuen hell=
lila=
farbenen und dunkel=lilafarbenen Gladiolen vor wundervollen
neuen belgiſchen dunkelbraunlaubigen Dahlien, deren Laubtöne
ſo wohltätig von dem etwas harten Farbenklange ihrer
ſtrahlen=
den Blumen mit dem ſchweren derben Grün des Laubes erlöſen.
War doch die Deviſe der früheren Dahlien: Königskronen auf
Kartoffellaub! — Schritt für Schritt geht die Veredlungsarbeit
jetzt auch dem Laubwerk zuleibe. Die Braunlaubigkeit der
Dahlien und der Kanna erſchließt Farbenſchätze ohnegleichen für
die Gärten, Helfer und Gefahrbeſeitiger von großer Tragweite. —
Die Anfänger mögen ſich tröſten: auch die Kenner kommen
nie an ein Ende. Selbſt wer ein halbes Leben lang an
Blumen=
gartenfarben gearbeitet hat, findet ſich beſtändig vor neuen
Problemen völlig neuartigen Erleichterungen und ſtärker
locken=
den Aufgaben; und alle möglichen Fortſchritte reichen einander
immer nach einiger Zeit auf unerwartete Weiſe die Hände.
Aus Darmſtädter Pripatgärten
[ ← ][ ][ → ] Die Bilder veranſchaulichen, wie dieſe Möbel in der Natur
wirken. Die ſchweren, weißen Möbel ſtehen vor einer ſtrengen
Hainbuchenwand, ſie haben dort ihren feſten Platz und laden zum
Ausruhen nach anſtrengender Gartenarbeit ein. Die
mittel=
ſchweren können im Gras hin= und hergetragen werden. Der Tee
unter Bäumen mitten im Raſen iſt das Ideal eines
freundſchaft=
lichen Nachmittagsbeſuches. Dieſe Stühle haben eine intereſſante
Konſtruktion: entweder ſind die Leiſten der Sitzfläche feſtſtehend,
nach unten durchgebogen, ſo daß man wie in einer Mulde ſehr
bequem ſitzt; oder ſie beſtehen aus biegſamen Holz, das, gar an
den beiden Seiten in Gelenken befeſtigt, ſich beim Draufſetzen wie
ein Polſter nach unten durchbiegt. Die Rücklehnen ſind ebenfalls
Der äußere Anlaß zur Veranſtaltung der Gartenbauaus= bengärten Olbrichs in einer geſteigerten Form
Wenn in dem ſilbergrauen Garten ſich dieſe weißen und ſilbri=
Es darf bei dieſer Gelegenheit anerkannt werden, daß der gen Pflanzen zur Blüte und üppigem Wachstum entfaltet haben,
Gartenbauverein Darmſtadt in dem Jahrhundert ſeines Be= wird damit eine beſondere Eigenart geſchaffen, die der Garten=
Erfüllt die Gartenbauausſtellung 1935 — woran nicht zu
dem Krieg durch ſeine monatlichen Verſammlungen mit Blumen= zweifeln iſt — dieſe Aufgabe, ſo wird auch von ihr wieder etwas
in Gelenken drehbar und ſchmiegen ſich der Haltung des Rückens
an. Alſo denkbar bequem!
Die leichten Möbel mit Schirm (unter der Pergola auf den
bewachſenen Platten) ſind zuſammenklappbar. Auch ſie zeigen
ausgerundete Sitze und drehbare Lehnen. Mit ihrer roten Farbe
ſtehen ſie luſtig und leicht im Gelände.
Die zuſammenklappbaren Liegeſtühle mit Stoffbeſpannung
ſind altbekannt. Heute gibt es noch bequemere Ruhebetten, deren
Geſtell wie ein Scherengitter zuſammenklappbar iſt und einen
Belag aus unterteiltem Matratzenkiſſen erhält. Das Eleganteſte
ſind zweifellos die „Gartenkutſchen”: Ein Divan=artiges Geſtell
iſt am erhöhten Ende auf ein, auch zwei Räder geſtellt, am
ande=
ren auf zwei Stützen. Die Verlängerung am niedrigen Ende in
zwei Holmen läßt die „Kutſche” wie einen Schubkarren leicht im
Garten von Ort zu Ort ſchieben.
Schön ſind die neuen Möbel, bequem und praktiſch. Möchte
e=
vielen vergönnt ſein, ſie zu erwerben und ſich ihrer zu erfreuen
Wer mit Liebe an ſeinem Garten hängt, wer ihn mit Arbeit
großzieht und ſchmuck in Ordnung hält, wird auch das Bedürfnis
nach paſſenden Gartenmöbeln haben, das dem „Wohngarten” den
letzten Stempel des „Wohnlichen” aufprägt.
Aus dem Orangeriegarten, wie er jetzt ausſieht.
Rechts oben: Gartengeſtalter Hirſch, links unten: der Brunnen im Bauerngarten.
Die Jubiläums=Gartenbauausſkellung in Darmſkadt
ſtellung in Darmſtadt 1935 iſt das 100jährige Jubiläum wieder entwickelt.
des Gartenbauvereins Darmſtadt.
ſtehens ſich um die Pflege der Blumen und Gärten unbeſtreit= geſtaltung neue Wegen weiſen wird.
bares Verdienſt erworben hat. Er hat ſchon Jahrzehnte vor
verloſungen Blumen und mit dieſen Blumen Freude in viele ausſtrahlen, das befruchtend und belebend auf Darmſtadt zurück=
Darmſtädter Familien getragen. Hat dadurch zu ſeinem Teil wirkt.
erheblich mitgewirkt, auch durch Anregung, die er in bezug auf
öffentliche Anlagen uſw. gegeben hat, Darmſtadt den Charakter
als Gartenſtadt zu erhalten und zu feſtigen. Wenn der
Garten=
bauverein aus verſchiedenen Anläſſen im Laufe der Jahrzehnte,
mehrmals in Verbindung mit der Handelsgärtner=
Vereinigung auch mit großen Veranſtaltungen, mit den
Gartenbauausſtellungen an die Oeffentlichkeit trat, ſo war ihm
auch hierbei ſtets ſtarker Erfolg beſchieden. Wenn die
Garten=
bauausſtellungen in Darmſtadt ſich zu einem bedeutſamen
kulturellen und wirtſchaftlichen Faktor für die heſſiſche
Landes=
hauptſtadt ausgewirkt haben, iſt das nicht zuletzt ſein Verdienſt.
Es iſt dem Gartenbauverein darum ehrlich zu wünſchen, daß die
diesjährige Ausſtellung in jeder Beziehung eine Krönung
h
ſeiner Tätigkeit durch ein Jahrhundert werden möge.
Wie wenige Ausſtellungen in Darmſtadt haben die
Garten=
bauausſtellungen im Orangeriegarten ſtets einen materiellen
Er=
folg gezeitigt. Höher aber wie dieſe materielle Bedeutung iſt für
Darmſtadt die ideelle. Die Darmſtädter Gartenbauausſtellungen
ſind mehrfach richtungweiſend geweſen für viele, auch bedeutend
größere Städte. Das begann namentlich 1905 als die Künſtler
der Künſtlerkolonie ſich intenſiv in den Dienſt auch der
Gartenbaukunſt geſtellt haben.
Wir denken hierbei in erſter Linie an jene Zeit, da Profeſſor
Olbrich und andere nahmhafte Künſtler der Entwicklung des
Gartens ihr ganzes Können und Kämpfen ſchenkten. Wenn der
Gartenbauverein wiederum mit einer ſolchen Gartenſchau an die
Oeffentlichkeit tritt, ſo iſt es ſein Beſtreben, nicht hinter jener
Zeit zurückzuſtehen, ſondern wegweiſend vorwärts zu
ſchreiten.
Die diesjährige Gartenſchau hat ſich im weſentlichen den
Sommerblumen gewidmet. Sie herrſchen faſt in allen
Gärten, und damit will man zeigen, wie wichtig ſie für den
Garten ſind und welche Schönheit in ihnen ſteckt, wenn ſie
ent=
ſprechend verwendet werden.
Mit der Fülle der Blumen, die die Ausſtellung zeigt, und
mit dem Beweis der Wirkungen, die ſich mit der einzelnen Blume
und mit Maſſenanpflanzungen erzielen laſſen, führt die Ausſtellung
1935 von ſelbſt zu dem, was ihr ideelles Ziel im weſentlichen ſein
ſoll, zum Wohngarten, d. h. zu dem Garten, der den
Men=
ſchen in allen Stunden, die ihm die Arbeit des Tages freiläßt,
zurückführen ſoll und kann zur Natur. In der Pflege ſeiner
Blu=
men und ſeines Gartens ſoll er auch im Häuſermeer der
Groß=
ſtädte der Natur wieder einen beſtimmenden Einfluß in ſeinem
Leben einräumen, den ſie haben muß, wenn wir nicht ganz
ver=
flachen wollen und untergehen im Materialismus. Hier kann er
geſunden an Leib und Seele.
So zeigt dieſe Ausſtellung neben dem kleinſten und einfachſten
Gartenmotiv ganz allgemein die Vielgeſtaltigkeit eines Gartens
Sie zeigt die ungeheure Fülle von Pflanzarten und =ſorten.
Dar=
über hinaus betont ſie die große Möglichkeit, mit Blütenflächen
zu arbeiten und wird gerade hierdurch bei dem Beſucher einen
ſtarken Eindruck hervorrufen. Wenn in kurzer Zeit ſich dieſe
30 000 Zwerglöwenmaul zu einer einheitlichen weißen Fläche
geſchloſſen haben und daraus die Bänder in Gelb. Rot und Blau
hervorleuchten werden, ſo wird dieſer Eindruck nicht allzu leicht
vergeſſen werden können. Es werden damit jene Far=
Ein Schlußwort.
Gartenweſen muß immer mehr ein heiliger Volksbegriff und
Bildungsbegriff für Glück und Wirtſchaft werden, immer mehr als
Stätte der Verſöhnung zwiſchen klein und groß, zwiſchen Einzel=
und Gemeinſchaftsleben erkannt und ausgebaut werden. An all
dieſe Welthorizonte iſt zu erinnern, wenn man ernſt genug über
Garten und Familie reden will, gleich, ob man zu Gartenmenſchen
oder zu Gartenfremden ſpricht. Solcher Beleuchtung müſſen dann
die Berichte folgen, die dem Reichtum moderner Gartenwirtſchaft
auf allen Gebieten des Nutz=. Schmuck= und Wohngartens gerecht
werden.
Meiſt gab es ja bis vor zwei bis drei Jahrzehnten in Gärten
nicht genug Aufregendes zu erleben, was eine Familie in Wallung
bringen und erhalten konnte. Daß ein Garten neuer Art durch ſeine
Verwandlung von Woche zu Woche Mittelpunkt einer Familie
ſein kann, die noch vor kurzen Jahren ganz gartenfremd war, dies
Wunder bringt erſt Gartenreichtum heutiger Tage zuſtande, der ſich
auch in kleinen Räumen zu entfalten vermag. Jetzt erſt gewinnt
der Umgang mit Garten und Pflanze volle Kraft, das Gewebe
menſchlicher Beziehungen luftiger und von Licht und Friſche
durch=
floſſener zu geſtalten und alle Arten ſchöpferiſcher Kräfte des
Ver=
ſtandes und des Herzens zu elektriſieren.
Gemeinſamkeit der Naturfreude auf Reiſen und Wanderungen
iſt für die Familie meiſt nur auf Feierſtunden und Ferien
be=
ſchränkt. Aber gemeinſame Naturfreude am Garten erfüllt
tauſend=
ſtündige Breiten des Alltagslebens. In dieſen Sphären
gemein=
ſamen Erlebens, nämlich in der Familie, beeinfluſſen ſich die eine
zelnen Perſonen und alle Lebensalter und Geſchlechter beſonders
tief. Es entſteht ſozuſagen ein familienſtereoſkopiſches Schauen in
die Natur; und hierdurch wieder dringen unbeſchreibliche
Be=
wegungen in die Beziehungen der Weſen zueinander.
Aus Rarl Foerſter: „Der Garten als Zauberichlüſſel‟, Rowoblt-Derlag, Berlm.
Seite 6 — Nr. 197
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 20. Juli 1935
„Reineweg zum Frommwerden” ſagte ein Berliner bei jeder
Naturergriffenheit. —
Auch in die ſommerlichen Steingärten, Ufergärten und
Schatten= oder beſſer Halbſchattengärten ſind Ströme neuer
Far=
ben gefloſſen. Die neue Sippe der Edelgräſer umſpielt ſie mit
gedämpften Zwiſchentönen. Dieſe ornamentalen Gräſer entfalten
bläuliche, grünblaue, ſtahlblaue, braune, tiefdunkelgrüne und
weißbunte Farben und freuen ſich, daß ſie nicht gemäht werden. —
Man hat aus den Gaillardien und aus dem Staudenſalbei
Stein=
gartenzwerge gemacht und hierdurch neue ſommerliche Dauerblüher
für Steingartenwinkel geſchaffen, denen ein paar ſolcher Pflanzen
reizvoll über endloſe Wochen hinweghelfen. — Ueberall muß man
für ſchöne Akkorde ſorgen. — Im Ufergarten des Sommers blüht
wochenlang der Doppelklang blaßgelber Rieſentaglilien und
gold=
fiſchfarbener Japantaglilien. — Im leichten Schatten heben ſich
aus ſtahlblauen Hoſtienblättern die neuen Aſtilbe Arendſi wie
zartroſige und glühendrote Pampasgräſer, die uns im Juli über
verblühenden Ritterſpornflor hinweghelfen. Wenn du im
Som=
mer nicht verreiſen kannſt, ſo können doch ferngeborene
Blüten=
gewächſe in deinen Garten reiſen und Botſchaft aus Fernen
brin=
gen, in die all deine Reiſekräfte nicht reichen!
Doch genug der hundert Einzelheiten. Die Hauptſache iſt,
daß immer mehr Menſchen davon erfahren, welche wohltätigen
zunehmenden Erdbeben und Erſchütterungen durch alles gewohnte
Blumen= und Farbenweſen der Sommergärten gehen, und daß ſie
merken: hier eröffnet ſich mit jedem Jahr tiefer und weiter eine
Welt geiſtiger Erlebniſſe und Beſeligungen, die auch
anſpruch=
vollſten Menſchen, vertraut mit allen möglichen gefeierten
Glücks=
arten der Welt, immer tiefere geiſtige Heimatgefühle auf dem
Lande zu erſchließen vermögen, vor allem aber: „dem in
Nutz=
fragen ertrinkenden Neuſiedler den erſten Rettungsring der
Schönheit zuwerfen können”. —
Gartenmöbel
Die Gartenmöbel haben gegenüber den unbequemen,
auf=
dringlichen oder fabrikmäßig harten Formen früherer Zeiten eine
ſtarke Veränderung erfahren. Wir können heute ſagen, daß es
Möbel ſind, die eigens für die Bedürfniſſe des Gartens geſchaffen
ſind: Bequem, haltbar und witterungsbeſtändig, von ruhiger
Schönheit, die ſich unauffällig dem Naturbild einfügt, oder eine
Sitzecke maßvoll betont. Es gibt ſchwere, mittelſchwere und leichte
Möbel, in buntem Lack und naturlackiert, in Holz, in Rohr und
in Holz mit Stoff. Bänke, Seſſel, Stühle, Tiſche, Liegeſtuhl,
Ruhe=
bett, Gartenkutſche; Sonnenſchirme mit Tiſch oder mit
ſchwenk=
barem Arm.
Stetigkeit iſt die Hauptſache. — Am beſten abends gießen,
Verſchieden großes Waſſerbedürfnis.
Mit dem Begießen der Gartenpflanzen wird viel geſündigt.
WBer ſeinen Garten ſo begießen will, daß er damit ſeinen Pflanzen
erwas Gutes antut, muß genau Beſcheid wiſſen. Denn wenn die
elberfläche des Bodens auch trocken iſt, bedeutet das beineswegs,
du ß den Pflanzen Feuchtigkeit fehlt. Denn die tieferen Erdſchichten
erthalten Waſſer, und dort hinab dringen die Wurzeln, um die
ſeuchtigkeit aufzuſaugen. Wenn man zum Beiſpiel nach einer Zeit
nger Trockenheit eine Diſtel aus der Erde zieht, ſo wird man
mit Erſtaunen ſehen, wie lang die Wurzel geworden iſt. Wenn
nan nun jeden Tag etwas gießt, ſobald die Oberfläche trocken
ge=
nwrden iſt, ſo verleitet man dadurch die Pflanzen, ihre Wurzeln
an der Oberfläche auszubreiten, wo ſie ihre Nahrung finden.
Fürde man dann plötzlich aufhören zu gießen, würden die
hoch=
gelegenen Wurzeln wenig Feuchtigkeit finden. Wäre die Pflanze
urcht regelmäßig begoſſen worden, ſo hätten die Wurzeln ſich in
dire Tiefe entwickelt und die Pflanze hätte beſſere Ausſichten, eine
2 eriode der Dürre zu überſtehen.
Man ſoll alſo nicht dann und wann ein wenig gießen, ſondern
s gründlich beſorgen. Wenn der Garten einmal in der Woche eine
gründliche Waſſerzufuhr bekommt, ſo pflegt das zu genügen. Am
zraktiſchſten iſt es, ſich den Garten in mehrere Teile einzuteilen,
damit die Arbeit ſorgfältig ausgeführt werden kann.
Der Abend iſt die günſtigſte Zeit zum Gießen, nicht nur für
die Pflanzen, die begoſſen werden, ſondern auch für den Gießenden.
Sehr praktiſch iſt es, rings um die Blumen, die begoſſen
wer=
den ſollen, eine Vertiefung zu machen, damit das Waſſer nicht
ab=
lauft. Das Begießen der gleichen Pflanze iſt mehrmals zu
wieder=
holen. Man ſoll ſich immer überzeugen, ob das Waſſer auch wirk=
lich gut in den Boden eingedrungen iſt, indem man einen Stock
in den Boden ſteckt.
Zum Begießen verwendet man am beſten Waſſer aus Seen,
Teichen oder Bächen. Auch Regenwaſſer iſt vorzüglich.
Am bequemſten iſt ein Garten natürlich mit einem
Waſſer=
ſchlauch zu begießen. Wo ein ſolcher nicht vorhanden iſt, muß man
ſich mit Kannen behelfen. Bei magerem Boden, der raſch trocken
wird, muß man natürlich häufiger gießen, da ſich hier weniger
Feuchtigkeit im Untergrund anſammelt und die Pflanzen bei
Trockenheit leicht Schaden nehmen.
Die verſchiedenen Pflanzenarten haben ein verſchieden großes
Waſſerbedürfnis. Beſonders friſch gepflanzte Roſen müſſen häufig
und gründlich begoſſen werden, da ſie ſonſt eingehen. Unter den
Gemüſen ſind die Gurken am waſſergierigſten. Auch die Tomaten
brauchen ſehr viel Feuchtigkeit, wenn ſie richtig gedeihen ſollen.
Man wird ſie in der Regel zwei= bis dreimal wöchentlich reichlich
begießen müſſen. Auch Sellerie, Spinat, Radieschen und
Blumen=
kohl gedeihen gut, wenn man ſie aufmerkſam begießt. Dagegen
kommen Mohrrüben ohne Begießen aus, abgeſehen von Zeiten ſehr
großer Trockenheit. Erdbeeren aber müſſen vor der Blüte und
während des Reifens regelmäßig begoſſen werden, wenn man auf
eine Ernte rechnen will.
Iſt der Boden lehmig, ſo bilden ſich oft nach dem Begießen
und auch nach Regen harte Kruſten, die die Luftzufuhr hindern.
Man muß ſolchen Boden unbedingt auflockern, ſobald man dieſe
Kruſtenbildung bemerkt.
Nebenſtehendes Bild:
Schöne Welt im Kleinen.
Manche Mußeſtunde, die wir jetzt im Freien verbringen können,
enthüllt uns auch die kleinen Wunder der Natur. Zwar glückt es
nur in den ſeltenſten Fällen, einen Vorgang zu beobachten, wie
er hier von der photographiſchen Linſe erhaſcht wurde und der
einen kleinen Schwalbenſchwanz kurz nach dem Verlaſſen der
Puppe zeigt. (Deutſches Lichtbild=M.)
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Seite 8 — Nr. 197
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Samstag, 20. Juli 1935:
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 197 — Seite 9
„Italieniſche Soldaten küſſen zum Abſchied
Internationales Jugendtreffen in Spala (Polen).
Abeſſiniens Kaiſerpaar.
die Fahne. — Hier küßt ein Soldat die Staatspräſident Moſcicki (in der Mitte, mit dem Hut in der Hand) bei der Begrüßung Der Kaiſer während eines Empfanges mit ſeiner Ge=
Standarte einer Ballilagruppe. (Scherl=M.)
der Fahnenabordnungen. (Scherl=M.)
mahlin und der Prinzeſſin Jahai. (Scherl=M.)
Einberufung des Pölkerbundsrats zum 29. Juli
Keine ſachliche Aufrollung des Konflickes. — der Rak ſoll den fünffen Schiedsrichker emnennen.
von Italien allmählich in friedlichen Beſitz genommen worden,
ohne daß von Seiten Abeſſiniens irgendein Proteſt dagegen er=
Ein Telegramm Avenols.
hoben worden ſei. Die unverhoffte Verſuch der Abeſſinier, den
DNB. Genf, 19. Juli.
In Völkerbundskreiſen verlautet, daß der Generalſekretär des
Bölkerbundes, Avenol, den Mitgliedern des Völkerbundsrates ein
Eelegramm übermittelte, in dem er offiziell mitteilt, daß die
bchlichtungsverhandlungen im italieniſch=abeſſiniſchen Streitfall
tseſcheitert ſeien, und daß laut Ratsbeſchluß vom 25. Mai
nun=
mehr der Völkerbundsrat zur Ernennung des fünften
Schiedsrich=
ters zuſammentreten müſſe. Das Telegramm ſoll auch die
An=
iegung enthalten, der Rat möge zu dieſer Tagung am Montag,
S Juli, zuſammentreten.
Der Schritt Avenols ſoll das Ergebnis der eingehenden
Ver=
tandlungen ſein, die der Generalſekretär des Völkerbundes, im
baufe der letzten zwei Wochen in London und Paris gehabt hat.
de nach dem Ergebnis der Antworten der verſchiedenen Ratsmit=
Aieder auf die Anregung Avenols, der der Wert einer Konſulta=
Eön beigemeſſen wird, ſoll dann als nächſter Schritt die
Einberu=
ſtrng des Völkerbundsrates durch den amtierenden
Ratspräſiden=
ien Litwinow, der ſich gegenwärtig in der Tſchechoſlowakei
be=
imdet, erfolgen.
In Völkerbundskreiſen beſteht der Eindruck, daß, falls es
rirklich zu einem Zuſammentritt des Rates Ende Juli kommen
KUte, die Tagung nur kurz ſein und der Rat
ſichdaraufbe=
ichränken wird, den fünften Schiedsrichter, der
ichr wahrſcheinlich= eines der Mitglieder des Völkerbundsrates
werden ſoll, zu ernennen. Eine ſächliche Aufrollung des
Kön=
jäkts ſoll dabei nicht in Frage kommen, da daran im Augenblick
uremand Intereſſe hätte, während eine rein formelle Tagung, die
geur der Ernennung des fünften Schiedsrichters dienen würde, den
agemeinen Wunſch nach Hinausſchiebung einer grundſätzlichen
Auseinanderſetzung bis zum Herbſt entſprechen würde. Es herrſcht
er die Meinung vor, daß man ſich vor dem Schritt Avenols wohl
auch des Einverſtändniſſes der italieniſchen Regierung zu einem
ſlchen Vorgehen verſichert hat.
Eine Verlautbarung des Völkerbundsſekrekariaks.
DNB. Genf, 19. Juli.
Von ſeiten des Völkerbundsſekretariats wird die Tatſache der
Abſendung eines Telegramms an die Ratsmitglieder weder demen=
Atiert, noch beſtätigt. Es wird in einer amtlichen Verlautbarung
ldiglich auf die Ratsentſchließung vom 25. Mai hingewieſen, nach
nelcher der Rat für den Fall, daß bis zum 25. Juli die
Ernen=
nung des fünften Schiedsrichters nicht erfolgt ſein ſollte, eine
Prü=
ung der Lage vornehmen müſſe, daß aber bis zu dieſem Tag der
Echlichtungsausſchuß zuſtändig bleibe, um von ſich aus die
Ernen=
uung des fünften Schiedsrichters oder auch eine Verſchiebung des
Zeitpunktes vorzunehmen.
Abefſinien unkerſcheider zwiſchen ikalieniſchen
Mn Mderen Mandlfen.
DNB. Addis Abeba, 19. Juli.
Der Kaiſer verſicherte erneut, daß im Falle eines Krieges
Eusländer im Lande verbleiben könnten, da er für ihre Sicherheit
2arantiere und in dieſer Richtung alle Vorſorge getroffen habe.
Der abeſſiniſche Außenminiſter erklärte, in der Parlamentsrede
des Kaiſers ſei nicht zum Ausdruck gekommen, daß außer der
Ab=
lchnung eines italieniſchen Mandats überhaupt jedes Mandat
ewer fremden Macht abgelehnt werde.
Abeſſinien der Genfer Rokkreuz=Konvenkion
beſeſeien.
DNB. Genf, 19. Juli.
Die abeſſiniſche Regierung hat ſich auf Grund eines
Schrei=
ens der internationalen Rotkreuz=Organiſation, die Abeſſinien
den Beitritt nahegelegt hatte, bereit erklärt, jetzt die Genfer
Rot=
keuz=Konvention vom Jähre 1929 anzunehmen. Nunmehr ſteht
eSer Organiſation der Rotkreuzhilfe in Abeſſinien nichts mehr im
Tege.
Jkalien=beanſprucht Ual=Ual.
EP. Rom, 19. Juli.
In der italieniſchen Preſſe wird unter Bezugnahme auf die
Nede des Kaiſers von Abeſſinien, der Ual=ual als abeſſiniſches
Bsbiet bezeichnet hatte, darauf hingewieſen, daß die
Zugehörig=
ielt von Ual=Ual zu Italien aus den Verträgen erſichtlich ſei.
2er Vertrag von 1908 erklärt, daß die Grenze von Uebi=Schebeli
nch Nordoſten gemäß der von der italieniſchen Regierung im
Jähre 1897 eingenommenen Linie verlaufe. Im Artikel 4 dieſes
Vertrages werde aber ausdrücklich beſtimmt, daß das Gebiet,
welches den Stämmen gegen die Küſte zu gehöre, unter
italie=
ntſche Oberherrſchaft falle. Das ganze Gebiet von Ogaden und
Are Stämme in der Richtung nach Ogaden ſeien dagegen
Abeſ=
ſmien zugeſprochen worden. Der Vertrag von 1897 werde alſo
durch die ethnographiſchen Beſtimmungen der Abmachungen von
4B08 bervollſtändigt. Außerdem ſei Ual=Ual ſeit vielen Jahren
Poſten mit Gewalt zu nehmen, zeige typiſch die
Angriffsabſich=
ten Abeſſiniens. Italien habe alſo ein gutes Recht, von
Abeſ=
ſinien Entſchädigung und Entſchuldigung zu verlangen.
Klarſtellung der japeniſchen Halkung
im Abeſſinien=Konflikk.
Ein eigenmächtiger Botſchafter.
EP. Tokio, 19. Juli.
Nömiſche Meldungen, wonach der japaniſche Botſchafter beim
Quirinak Sugimura, dem italieniſchen Miniſterpräſident
Muſſo=
lini verſichert habe, daß Japan nicht die Abſicht einer
Ein=
miſchung in Abeſſinien habe, haben in hieſigen diplomatiſchen
Kreiſen ſehr ernſte Auswirkungen gehabt und dürften ſogar zu
der Abberufung Sugimurgs führen. Daß dieſer Muſſolini
gegen=
über tatſächlich eine ſolche Verſicherung abgegeben hat, wird in
Negierungskreifen an ſich nicht beſtritten, dagegen betont man
aber, daß der Botſchafter auf Grund von Inſtruktionen
gehan=
delt habe, die ihm bei ſeiner Abreiſe von Tokio im Oktober
vorigen Jahres gegeben worden ſeien, daß aber dieſe
Verſiche=
rung lediglich dazu beſtimmt war, Italiens Argwohn, über
Japuns Pläne in Abeſſinien zu zerſtreuen. Damals aber, ſo wird
hinzugefügt, ſei an einen Krieg nicht zu denken geweſen, und die
ſeitdem aufgetretene Kriegsgefahr habe die Lage von Grund auf
verändert. Der japaniſche Botſchafter, ſo wird weiter in
offiziel=
len Kreiſen erklärt, ſei keineswegs ermächtigt geweſen, Muſſolini
aufzuſuchen und mit ihm über den italieniſch=abeſſiniſchen
Kon=
flikt zu ſprechen.
Im Anſchluß an dieſe Verlautbarungen hatte der italieniſche
Botſchafter in Tokio, Auriti, ſofort eine längere Unterredung mit
Außenminiſter Hirota, der, wie offiziell bekanntgegeben wird,
dem Botſchafter gegenüber die Erklärung abgab, daß Japan ein
großes wirtſchaftliches Intereſſe an Abefſinien habe und von der
Möglichkeit eines Krieges in Abeſſinien nicht unberührt bleiben
könne.
Prokeſtkundgebungen in Paris.
Die Regierung erläßt Verſammlungsverbol.
Da die linksgerichteten Beamtenverbände auf ihrer Abſicht
beſtehen blieben, am geſtrigen Freitag abend nach Geſchäftsſchluß
auf dem Opernplatz gegen die Notverordnungen der Regierung
Laval zu proteſtieren, hat das Miniſterium des Innern nicht nur
ausdrücklich jede öffentliche Kundgebung verboten, ſondern auch
umfaſſende Vorbeugungsmaßnahmen treffen laſſen.
Die Pariſer Innenſtadt um das Opernviertel bot am Freitag
abend ein ungewohntes Bild. Zur Verhütung verbotener
Straßen=
kundgebungen hat die Polizei mit Unterſtützung der
Republikani=
ſchen Garde zu Pferde und zu Fuß und von Militär den
Opern=
platz in 500 Meter Umkreis abgeſperrt und den Verkehr
umge=
leitet. Die meiſten Geſchäfte des abgeriegelten Viertels haben
ge=
ſchloſſen und die eiſernen Rolläden heruntergelaſſen. Eine ziemlich
große Menſchenmenge hat ſich in der Nähe angeſammelt und harrt
der Dinge, die da kommen ſollen. Kleine Gruppen durchziehen die
Straßen und ſingen die Internationale. Zu Zwiſchenfällen iſt es
bis jetzt noch nicht gekommen. Der Sicherungsdienſt hält ſich
ziem=
lich zurück.
Rückkritt der griechiſchen Regierung.
EP. Athen, 19. Juli.
Am Freitag mittag iſt ganz plötzlich eine Miniſterkriſe
aus=
gebrochen. Kriegsminiſter General Kondylis und
Ackerbaumini=
ſter Theotokis haben dem Miniſterpräſidenten Tſaldaris ihren
Rücktritt angeboten, worauf dieſer einen außerordentlichen
Ka=
binettsrat einberufen und angeſichts der
Meinungsverſchieden=
heiten, die zwiſchen den Miniſtern über die Frage der im Herbſt
ſtattfindenden Volksabſtimmung beſtehen, den Geſamtrücktritt des
Kabinetts eingereicht hat.
In politiſchen Kreiſen erwartet man, daß Tſaldaris wieder
mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt wird. — Dieſe
neueſte Kriſe hat ihren Urſprung in den unter den Miniſtern
entſtandenen Meinungsverſchiedenheiten über die Zweckmäßigkeit
der bevorſtehenden Volksabſtimmung. Verſchiedene Miniſter,
wollen in den letzten Wochen die Ueberzeugung gewonnen haben,
daß eine Volksabſtimmung dem monarchiſtiſchen Gedanken eine
Niederlage einbringen würde. Sie glauben, daß die monarchiſtiſche
Bewegung im Lande weniger tiefgehend ſei, als man nach der
Niederſchlagung der Revolution allgemein angenommen habe.
Andererſeits hat General Kondylis den Rücktritt derjenigen
Mi=
niſter gefordert, die mit ihrer republikaniſchen Geſinnung nicht
zurückhalten, und er hat auch bei ſeiner geſtern erfolgten
Rück=
lehr nach Athen erklärt, daß er mit all ſeiner Kraft für die
Rück=
kehr des Königs Georg nach Griechenland kämpfen werde.
Der engliſche König beſichkigk ſeine Navy
Die Flottenrevue von Spithead.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
Portsmouth, im Juli.
* Die Beſichtigung der britiſchen Flotte durch König Georg V.,
die am 16. Juli in Spithead ſtattfand, ſtellte die
größteeng=
liſche Flottenrevue dar, die es in England ſeit
1914 gegeben hat. An ihr nahmen 160 Kriegsſchiffe aller
Art und mehrere hundert von Handelsſchiffen,
Paſſagier=
dampfern, Jachten, Motorbooten uſw. teil. Insgeſamt waren
an dieſem Tage in der Waſſerſtraße, die Portsmouth von der
Isle of Wight trennt. nicht weniger als 1500 Schiffe aller Art
verſammelt, um den König zu begrüßen. Und die See bei
Spit=
head bot an jenem 16. Juli ein Schauſpiel dar, wie man es im
Laufe der nächſten Jahrzehnte vielleicht nie mehr wiederſehen
wird. Die „Naval Review” bildete den Abſchluß der mit dem
Dankesgottesdienſt in der St. Paul=Kathedrale am 6. Mai
be=
gonnenen eigentlichen Jubiläumsfeiern. Kein beſſerer Abſchluß
ließ ſich für die Regierungsfeier eines engliſchen Monarchen
denken. Die Briten ſind ja trotz aller Veränderungen der
Neu=
zeit, wie die wachſende Bedeutung des Flugweſens und die
zunehmende Konkurrenz der übrigen Seemächte immer noch
das Seevolk der Welt. Daß ſie ihre Navy nur ſelten zu Geſichte
bekommen, ändert an dieſer Tatſache nicht das geringſte. Im
übrigen wird das traditionelle britiſche Nicht=zu=geſichte=bekommen
der Navy immer mehr zu einer Frage der Vergangenheit. Im
heutigen modernen Zeitalter macht ſelbſt die einſt ſo kühle und
zugeknöpfte britifche Flotte für ſich Propaganda. Die alljährlich
ſtattfindenden „Naval Weeks”, Flottenwochen, dienen vor allem
dem Zweck, der Populariſierung der Seewaffe und dem
Demon=
ſtrieren der Tatſache, daß die Frage der Stärke zur See für
England nach wie vor die Lebensfrage iſt. Es war daher
durchauls logiſch, die Jubikäumsfeierkichkeiten mit einer größen
Flöttenrevue abzuſchließen Und die große Maſſe des engliſchen:
Volkes zeigte denn auch für keines der
vorhergegangenenrEr=
eigniſſe ein derartig lebendiges und echtes Intereſſe, wie für die
„Rebue” ihrer Flotte, die, das fühlten ſie, irgendwie ſie alle.
angeht und von der letzten Endes das Schickſal aller abhängt.
Die britiſche. Navy läßt ſich nicht lumpen, und wenn ſie
jemanden einlädt, dann kann man ſicher ſein, daß alles tipp topp
iſt. Dieſes zu bezeugen, iſt der Verfaſſer nur zu gern bereit.
Er hatte das große Glück, aus der Zahl von einigen
hundert in England reſidierenden ausländiſchen
Four=
naliſten einer von jenen 10 Auserwählten zu
ſein, die zuſammen mit den Vertretern des Diplomatiſchen
Korps, den Mitgliedern des Houſe of Lords und den
Parla=
mentsabgeordneten eingeladen worden waren, die Reihen der
Schlachtſchiffe als Gäſte der Admiralität unmittelbar im Gefolge
der königlichen Jacht zu beſichtigen. Dieſes war für die Gäſte
der Admiralität als eine große Auszeichnung gemeint. Denn all
die übrigen Paſſagierdampfer, Handelsſchiffe und Motorboote,
auf denen ſich ebenfalls Zuſchauer befanden, mußten im Laufe
des ganzen Tages feſtverankert an einer und derſelben Stelle
bleiben, und von ihnen aus konnte man natürlich bloß einen
Teil der Revue miterleben. Lediglich unferem Schiff, der
„Southſea” und drei anderen Dampfern mit den Mitgliedern
der Regierung, den Lords der Admiralität und den
perſön=
lichen Gäſten des Königs an Bord, war der Vorzug eingeräumt
worden, die ganze Revue, im Kielwaſſer der „Victoria and
Albert” folgend, von Anfang bis zu Ende mitzumachen und das
einzigartige Schauſpiel nat its beſt” zu ſehen. Die Gäſte der
Navy wurden von London in drei Extrazügen nach Portsmouth
gebracht. Als Anzug war für die Herren Jachtkoſtüm oder
dunkelblauer Straßenanzug „empfohlen” worden. Die Damen
waren in hellen Sommerkleidern. Alles zuſammen eine wie für
eine Segelpaktie gekleidete muntere Geſellſchaft. Der friſche
Hauch der Seeluft war bereits in London auf der Waterloo=
Station deutlich ſpürbar. Man frühſtückte im Zuge und langte
in Portsmouth in denkbar beſter Laune an. Ganz Portsmouth,
der Hafen und die anliegenden kleinen Ortſchaften, wie Gosport,
Lee=on=Solent ufw. präfentierten ſich im bunten Flaggenſchmuck.
Die meiſten Häuſer waren, für einen Kriegshafen ſehr paſſend,
mit zahlreichen kleinen Wimpeln, wie bei den Kriegsſchiffen
üblich, beflaggt. Beim ſtrahlenden Sonnenwetter, das herrſchte,
bot der Hafen ein feſtlich=frohes Bild dar, das von der
kom=
menden Revue bereits eine gute Vorahnung gab. Am Kai, dicht
neben der „Victoria and Albert” harrte unſer die „Southſea”,
Und kaum, daß alle Gäſte an Bord waren, ging es hinaus nach
dem Solent, um dort vorläufig Aufſtellung zu nehmen; wir
ſoll=
ten dort warten, bis die königliche Jacht erſcheint, und ihr, wenn
ſie mit der Revue der Flotten begonnen haben wird, in einer
Diſtanz von anderthalb Meilen folgen.
Den Anblick, der ſich uns darbot, als wir, von Portsmouth
kommend, endlich die weite Waſſerfläche des Solent vor uns
ſahen, werde ich Zeit meines Lebens nicht vergeſſen. So ſchön,
ſo herrlich, ſo überwältigend war er! Keine Worte, kein
Pinſel, kein. Film vermögen die unſägliche
Lebensfriſche und Farbenprächtigkeit des ſich
uns darbietenden Bildes zu beſchreiben. Man
kann es bloß ſchüchtern, der Unvollſtändigkeit der zur Verfügung
ſtehenden Mittel eingedenk zu ſchildern verſuchen. Auf der um
die Mittagszeit faſt ſpiegelglatten Waſſerfläche lagen in mehreren
ſchnurgeraden Reihen die grauen Maſſen der ſtolzen britiſchen
Navy. Ganz vorne die großen Schlachtſchiffe und ſchweren
Kreu=
zer, die „Queen Elizabeth”, die „Rohal Sobereign”, die „Nel=
Seite 10 — Nr. 197
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Samstag, 20. Juli 1935
ſon” die „Rodney” uſw. Weiter die Zerſtörer, die
Torpedo=
boote die U=Boote und andere Kriegsſchiffarten, meilenweit,
noch fern am Horizonte als winzige graue Punkte ſichtbar. Und
rechts und links von den Kriegsſchiffen, auf der einen Seite
nahe des Feſtlandes und auf der anderen nahe der Küſte der
Jsle of Wight, ankerten in unüberſehbaren Maſſen die großen
Paſſagierdampfer, die Ozeanrieſen, „Homeric”, „Berengeria”
„Viceroy of India”, „Arandorra Star” uſw., die privaten
Dampfjachten der Lords und Finanzmagnaten, die
Segeljachten der Sportsmänner und Hunderte von anderen
Fahrzeugen mehr, im hellen Sonnenlichte in den vielfältigſten
und bunteſten Farben blinkend. Dazu der herrlichſte Julitag, der
ſich denken läßt; ſtrahlend blauer Himmel, hie und da zur
Ab=
wechſlung muntere weiße Wölkchen, in der Ferne die von
Hun=
derttauſenden von Menſchen dicht beſäten Strandorte und als
Hauptelement die unwahrſcheinlich blaue, wohltuend ruhige,
weite Fläche des Meeres. Es war ein Bild von ſo
bezwingen=
der, ſo glücklich ſtimmender Schönheit, daß man ſich an ihm
kaum ſatt ſehen konnte und gewünſcht hätte, es für ewig mit
ſich nehmen zu können.
Hier warteten wir eine Weile und dann ſahen wir etwa
um 2.15 Uhr mittags in der Ferne, von der Richtung von
Portsmouth kommend ein Wölkchen. Dieſes Wölkchen war —
nein, noch nicht die königliche Jacht „Victoria and Albert” —
ſondern „Patricia”, die Jacht der „Corporation of
Trinity Houſe‟. Von der Exiſtenz dieſer Korporation
er=
fuhren kontinentale Ignoranten, wie der Schreiber dieſer Zeilen,
erſt an dieſem Tage etwas. Es iſt eine uralte, unter Heinrich VIII.
im Jahre 1514 begründete Brüderſchaft von Seeleuten, die ſeit
jener Zeit das beſondere Recht hat, in England Leuchttürme zu
errichten, Bojen zu legen und unter anderem auch das Privileg
beſitzt, quaſi als Piloten, der königlichen Jacht voranzufahren
und ihr den Weg zu weiſen. Das iſt bereits ſeit vielen
Jahr=
hunderten geheiligte Tradition. Daran iſt natürlich nicht zu
rütteln. So ſah man denn auch während der diesmaligen Naval
Revue zu allererſt „Patricia” (ſprich „Patriſchia”) erſcheinen, und
erſt in einiger Diſtanz folgte hinter ihr majeſtätiſch langſam die
königliche Jacht „Victoria and Albert”, die bereits über 40
Jahre alt iſt, aber dennoch eine derartige Grazie der Linie
be=
ſitzt, wie man ſie heute bei den wenigſten modernen Jachten
wahrnehmen kann.
Als die „Victoria and Albert” ſichtbar wurde und ungefähr
die Linie des erſten, in Front liegenden Schlachtſchiffes, der
„Queen Elizabeth” erreicht hatte, erſcholl der erſte zu
Ehren des Königs abgefeuerte Salutſchuß. 20
weitere folgten ihm! 160 Kriegsſchiffe feuerten
jedes 21 Salutſchüſſe. Man rechne ſich aus, welch eine
mathematiſche Zahl dies ergibt, und man wird ſich vom Getöſe
und Gedonner, der im Laufe von faſt einer Viertelſtunde auf
dem Solent herrſchte, einen ungefähren Begriff machen. Aber
hier, auf dem Fonds dieſes entzückenden Seebildes, vermochte
nichts die Harmonie des Geſamteindrucks zu verderben, und
ſelbſt die weißen Wölkchen, die den Salutſchüſſen folgten und ſich
dann langſam über die Waſſerfläche verbreiteten, trugen nur noch
zur Erhöhung des Reizes des Geſamtbildes bei. Nach
Beendi=
gung dieſer etwas lauten Begrüßungszeremonie ſah man von
den einzelnen Schlachtſchiffen und von einigen der Handelsſchiffe,
die hierher gekommen waren, um die britiſche Handelsflotte zu
vertreten. Motorboote abfahren und in ſauſender Fahrt auf die
„Victoria and Albert” zuſteuern. An Bord ſeiner Jacht ſtehend,
in der Uniform eines Lord=Großadmirals der Britiſchen Flotte
gekleidet, und von ſeinen ebenfalls in Uniform von
Marine=
offizieren gekleideten Söhnen umringt, empfing der König hier
die Lords der Admiralität, die kommandierenden Admiräle der
in Spithead verſammelten Flotten, die Kapitäne der
Handels=
marine und die Schiffer der britiſchen Fiſcherflotte; feine Herren
in goldſtrotzenden Uniformen und Dreimaſtern und einfache, in
blaue Leinenanzüge gekleidete Fiſcher mit ſchwieligen Händen.
Alle erhielten ſie vom König ein herzhaftes Shake Hands und
freundliche Worte. Um 4 Uhr begann dann die eigentliche
Be=
ſichtigung der Flotte. Wiederum ſetzte ſich zunächſt die gute
Jacht der Brüder des Dreieinigkeit=Hauſes „Patricia” zuerſt in
Bewegung. Ihr folgte die „Victoria and Albert”, dann die
„Enchantreß” mit den Mitgliedern der Regierung und der
Admiralität und zum Schluß die „Southſea” und die Schiffe
mit den übrigen eingeladenen Gäſten. Auf ſämtlichen
Kriegs=
ſchiffen, die zu Ehren des Königs feſtlichen Flaggenſchmuck
an=
gelegt hatten, waren die Mannſchaften aufgebaut. Auf den
Flaggſchiffen der Admiräle ſpielten die Muſik=Orcheſter „God
ſave the King”. Und jedes Mal, wenn die königliche Jacht an
einem der Schiffe vorbei fuhr, dann nahmen die Matroſen ihre
Mützen von den Köpfen, winkten mit ihnen und brüllten
„Hurrah”, ſo laut, daß es, von der ſtillen Waſſerfläche getragen,
weithin hörbar war.
*
Nun folgten die „Events” die Ereigniſſe, eines nach dem
anderen. Nachdem die „Victoria and Albert” und die Schiffe
ihres Gefolges die Reihen der Kriegsſchiffe in beiden Richtun=
vom Tage.
Der Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber der
Wehr=
macht, Generaloberſt von Blomberg, traf am Freitag vormittag
in Kaſſel ein, um Teile der dortigen Standortstruppe zu
beſich=
tigen. Nach eintägigem Beſuch wird der Reichskriegsminiſter
Kaſſel am Samstag verlaſſen, um ſich in das Fulda= und
Weſer=
tal zu begeben.
Der öſterreichiſche Geſandte hat im Auswärtigen Amt
vor=
geſprochen und den Dank des Bundeskanzlers für die
Beileids=
kundgebung der Reichsregierung, die der Geſandte von Papen
übermittelt hatte, zum Ausdruck gebracht.
Der Organiſationsleiter des Reichsparteitages, preußiſcher
Staatsrat Schmeer, hat den Reichsärzteführer Dr. Wagner wie
im vergangenen Jahre mit der Geſamtleitung des Sanitätsweſens
beauftragt.
Die britiſche Frontkämpferabordnung iſt am Freitag abend
nach München abgereiſt.
Die Stadtverwaltung Augsburg hat auf Grund anhaltender
Beſchwerden über ungebührendes Auftreten von Juden in
Bade=
anſtalten dieſen mit ſofortiger Wirkung die Benutzung der
ſtädti=
ſchen Bäder unterſagt.
Im Prozeß gegen den Mörder des Arbeitsdienſtmannes Koch
aus Bochum beantragte Oberſtaatsanwalt Dr. Matthes nach
zweiſtündigem Plädoyer gegen den angeklagten 68jährigen
In=
validen Peter Saſſe aus Kirchhundem wegen Mordes die
Todes=
ſtrafe und Ehrverluſt auf 10 Jahre.
Durch königliches Dekret iſt der ſüdſlawiſche Geſandte in
Ber=
lin Falugdſchitſch in den Ruheſtand verſetzt worden.
Der Oberbefehlshaber der engliſchen Reſerveflotte,
Vize=
admiral Edward Aſtley=Ruſhton, iſt bei einem Kraftwagenunfall
tödlich verunglückt.
Im Pyräus befindet ſich gegenwärtig eine italieniſche
Kom=
miſſion, die griechiſche Fracht= und Perſonendampfer für
militä=
riſche Zwecke aufkauft. Bisher wurden 10 Frachtdampfer gekauft,
die als Truppen= und Munitionstransportſchiffe verwendet
wer=
den ſollen.
Der ägyptiſche Miniſterpräſident bewilligte 10 000 Pfund für
die Beteiligung Aegyptens an der Olympiade in Berlin.
Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval hat am
Don=
nerstag nachmittag den ſowietruſſiſchen Botſchafter Potemkin
ſo=
wie den ſyriſchen Miniſterpräſidenten Scheik Taggeddin el Haſſani
empfangen.
Präſident Rooſevelt hat im Repräſentantenhaus einen großen
Erfolg errungen. Das Haus hat mit 258 gegen 38 Stimmen
einen Geſetzentwurf angenommen, wonach es unmöglich iſt, der
Regierung wegen der Geſetze über die Abſchaffung der Goldklauſel
und der Goldzertifikate den Prozeß zu machen.
gen hin abgefahren hatten, nahm die königliche Jacht wieder an
ihrem urſprünglichen Ankerplatz Stellung, und der König
ſchaute hierauf der nun folgenden Parade des
zur Kriegsmarine gehörenden Fliegerkorps zu.
Von den beiden Flugzeugmutterſchiffen, des „Courageous” und
der „Furious” flogen etwa 150 Flugzeuge los und ſalutierten
vor der königlichen Jacht durch Gleitflug. Nach Beendigung
auch dieſes Teils des Programms, wurden die Gäſte zu einem
kurzen Aufenthalt an Land gebracht; hier in der Navigation
School von Portsmouth wurde das Diner eingenommen auch
hatte man Gelegenheit, etwas die mit feſtlichem Volke angefüllte
Stadt kennenzulernen. Um 10 Uhr nachts jedoch, als es bereits
dunkel geworden war, ging es zum zweiten Mal auf die See
hinaus, um die Illumination der Flotte und das Feuerwerk
an=
zuſehen. Um Punkt 10.30 Uhr leuchtete durch ein
drahtlos übertragenes Signal veranlaßt auf
ſämtlichen Schiffen der Flotte die
Illumina=
tion mit einem Mal auf. Ein märchenhaftes Schauſpiel!
Die Konturen jedes der Schiffe waren nun durch Reihen
elek=
riſcher Lämpchen abgezeichnet, und es war überaus intereſſant,
an der Illumination vielleicht noch deutlicher als am Tage, den
Unterſchied zwiſchen den einfachen Linien der älteren Schiffe und
den faſt futuriſtiſch anmutenden, wie für einen Zukunftsfilm
ge=
zeichneten Formen der modernen Schlachtſchiffe zu ſehen.
Hier=
nach folgte ein Feuerwerk und ein Scheinwerferſpiel. Von 160
Kriegsſchiffen aus erleuchteten mehrere hundert Scheinwerfer und
zeichneten auf den dunklen Himmel groß phantaſtiſche
Spinnen=
gewebe von weißleuchtenden Strahlen und führten ein
Lichter=
ſpiel auf, deſſen unbeſchreibliche Wirkung ohnegleichen war. Um
11 Uhr verlöſchten dann ſämtliche Lichter ebenſo plötzlich wie
ſie aufgeflammt waren. Nur auf der königlichen Jacht „Victoria
and Albert” gewahrte man die königliche Standarte von einem
einem Scheinwerfer beleuchtet. Die Beſichtigung der Flotte war
beendet. Der König, verlautete, ſoll mit dem Geſehenen ſehr
zu=
frieden geweſen ſein. Mit gutem Grund. Er kann auf ſeine
Navy ſtolz ſein. Schließlich iſt ſie ja, trotz aller Konferenzen
und Abrüſtungsmaßnahmen, noch immer die mächtigſte Flotte
der Welt..
Talnglonic.
Samstag: Zu Beginn des neuen Getreidewirtſchaftsjahres
äußert ſich Miniſterialdirektor Moritz vor Vertretern der
Preſſe über die Ausſichten unſerer
Ernährungs=
grundlage. Als Ergebnis der Erzeugungsſchlacht iſt min
einem um rund eine Million größeren Ergebnis der
Ge=
treideernte als im Vorjahr zu rechnen, ſo daß man
voraus=
ſichtlich im neuen Getreidewirtſchaftsjahr ohne Einfuhr
aus=
kommen wird. Auch die Brotpreiſe ſollen weiterhin
unver=
ändert bleiben. — Vor dem Berliner Schnellſchöffengericht
ha=
ſich wieder ein katholiſcher Ordensangehöriger.
der 51jährige Prokuratorpater Ernſt Vorage aus Köln,
Mit=
glied der deutſchen Ordensprovinz der Lazariſten, weger
vorſätzlichen Deviſenvergehens zu verantworten
Er wird wegen Verrats am Volksganzen zu 2½ Jahrer
Zuchthaus und 40 000 RM. Geldſtrafe verurteilt. — Der
Führer beſichtigt die Bayeriſchen Motorenwerke.
Der Tod des memelländiſchen Lehrers Schirrmann, eines
im Kownoer Prozeß unſchuldig Verurteilten, der im
litau=
iſchen Zuchthaus verſtarb verurſacht neuen litauiſcher=
Terror gegen die Memeldeutſchen. — Die
Auf=
nahme der Rede des engliſchen Außenminiſters
am Freitag vor dem Unterhaus iſt in der geſamten eng
liſchen Preſſe freundlich und zuſtimmend. Das Echo in der
Pariſer Preſſe iſt günſtig. Die Aufnahme in der italieniſcher
Preſſe iſt geteilt. Mit Mißvergnügen verzeichnet man die
Aeußerungen des engliſchen Außenminiſters über der
italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt. Deutſcherſeits empfindet
mar=
die engliſche Aufforderung an uns, den Oſtpaktplänen
zu=
neuem Leben zu verhelfen, die uns im Oſten neue Feſſelt
auferlegen ſollen, als eine harte Zumutung. Auch die
Ver=
antwortung, die man Deutſchland für das Zuſtandekommer
bzw. Nichtzuſtandekommen des Donaupaktes aufbürden möchte
muß Deutſchland ablehnen.
Sonntag: In Nürnberg wird die Jahrhundertfeier der
deutſchen Reichsbahn mit einem Gedenkakt für die
im Weltkrieg gefallenen Eiſenbahner und der Wiedereröffnung
des Verkehrsmuſeums in Nürnberg eingeleitet. — Gauleiter
und Reichsſtatthalter Sprenger ſpricht auf dem Landes=
Bauernthing in Schlitz. — In Blankenburg am Harz kommer
die erſten Erſatzreſerviſten zur Entlaſſung, die an
erſten Acht=Wochen=Lehrgang nach Erlaß der Durchführungs
beſtimmungen zur Wehrpflicht teilgenommen haben.
Im Abeſſinienkonflikt ſteht wieder einmal die Frage der
Einberufung des Völkerbundsrats im
Vorder=
grund. Der Gedanke eines Protektorats Italiens über
Abeſ=
ſinien nimmt greifbare Formen an. Vor dem geplanten
Zu=
ſammentritt des Rates erwägt man eine gemeinſame
Be=
ſprechung der drei Streſamächte. — In Belfaſt
der Hauptſtadt des englandtreuen nordiriſchen Staätes
kommt es zu ſchweren blutigen Zuſammen
ſtößen zwiſchen iriſchen Nationaliſten und
Nordirländern, wobei mehrere Perſonen getötet und
zahlreiche verletzt werden. — Belgien nimmt die
diplo=
matiſchen Beziehungen zur Sowjetunior
wieder auf. — Zwiſchen Amerika und
Sowjet=
rußland wird ein Handelsabkommen
abge=
ſchloſſen, worin ſich die Moskauer Regierung zum
ber=
ſtärkten Bezug amerikaniſcher Waren verpflichtet. Als Gegen
leiſtung wird Sowjetrußland in die Reihe der meiſtbegünſtig
ten Nationen aufgenommen. — Aus Paris kommt die
Nach=
richt von dem Tod des Oberſtleutnant Dreyfus
deſſen Spionageprozeß Ende des vorigen Jahrhunderts, in
der ganzen Welt ungeheueres Aufſehen erregte.
Montag: In der Reichshauptſtadt trifft eine
Abord=
nung der engliſchen Frontkämpfer ein. — Die
deutſche Regierung ehrt das portugieſiſche Heer durch
Ueber=
reichung einer im Weltkrieg erbeuteten portugieſiſchen Fahne.—
Aus Belfaſt kommen neue Meldungen von ſchweren Unruhen
bei denen 20 Tote zu verzeichnen ſind. — Der 1.4. Juli iſt
in Paris ruhig verlaufen.
Dienstag: Der Führer empfängt die britiſche
Frontkämpfer=
abordnung. Bei einem Empfang der engliſchen Frontkämpfer
abordnung ergreift Botſchafter von Ribbentrop das Wort zu
einer längeren Rede, in der er die völkerverbindende
und völkerverſöhnende Miſſion der
Front=
kämpfer=Organiſationen herusſtellt. Die engliſchen
Gäſte betonen, daß die Engländer nur einmal gegen Deutſche
gekämpft haben. Sie ſind der Anſicht, daß dies ein Fehler
war, der ſich nicht wiederholen ſoll. — Vor dem Berlinen
Schnellſchöffengericht wird ein franzöſiſcher
Staats=
angehöriger, der Dominikanermönch Julian Allais, der
ſich zu Studienzwecken in Deutſchland aufhält, wegen
Deviſenvergehens zu zwei Jahren Zuchthaus und
3000 RM. Geldſtrafe verurteilt. — Der
Reichs=
preiskommiſſar unterſagt in einem Erlaß an die
Goekhes Forſchungsweiſe in der
Nakurwiſſenſchaft.
Am Beiſpiel ſeiner Wikkerungslehre.
Von Dr. Herbert Nette.
Die Methode der Goetheſchen Naturforſchung, wie er ſie in
ſeiner Farbenlehre, in ſeinen botaniſchen, zoologiſchen,
geolo=
giſchen und meteorologiſchen Arbeiten angewandt hat, iſt bei
aller Verſchiedenheit der behandelten Gegenſtände von größter
Einheitlichkeit. Sie iſt Naturanſchauung im urſprünglichen Sinn
dieſes Wortes und ſie ſtammt aus derſelben Kraft des
leib=
lichen und geiſtigen Schauens, aus derſelben Genialität des
Auges, die Goethes künſtleriſches Weltbild aufbaute. Wenn man
heute „organiſche Naturauffaſſung” ſagt, denkt man vorwiegend
an Goethe, aber Schlagworte verſchwimmen leicht im Allgemeinen
und dem ſetzt man am beſten die konkrete Betrachtung am
ein=
zelnen Beiſpiel entgegen.
Wenn als ſolches hier die Goetheſche Wetter= und
Wolken=
lehre gewählt iſt, ſo mag man dagegen einwenden, daß doch
die kühne, im Mittelpunkt von Goethes Meteorologie ſtehende
Hypotheſe von der pulſierend ſchwankenden Anziehungskraft der
Erde und der dadurch hervorgerufenen Veränderung des
atmoſphäriſchen Drucks und der Witterung unrichtig war. Allein
es iſt hier — um ein Wort, das Goethe an Hegel ſchrieb, zu
benutzen — „nicht die Rede von einer durchzuſetzenden Meinung,
ſondern von einer mitzuteilenden Methode, deren ſich jeder als
eines Werkzeuges nach ſeiner Art bedienen möge.‟ Die Arbeiten
Goethes zur Meteorologie haben außerdem den Vorzug, daß ſie
die Methode ſeiner Naturbetrachtung beſonders deutlich erkennen
laſſen und an vielen Stellen ausdrücklich hervorheben. Angewandt
tritt ſie vollkommen in ſeinen Wolkentagebüchern hervor, am
ſchönſten in dem ausführlichen Marienbader Tagebuch aus dem
Jahre 1823 mit den herrlichen Wolkenſchilderungen, die noch
die flüchtigſten und vorübergehendſten Erſcheinungen
aufzu=
nehmen und in Worte zu faſſen verſtehen.
Schon die Ueberlegung, warum Goethe erſt als
Fünfund=
ſechzigjähriger zur planmäßigen Beſchäftigung mit der
Meteoro=
logie kam, führt auf eine bezeichnende Eigenheit ſeines Denkens
hin. Seinem gegenſtändlichen Denken bot das Unſichtbare oder
Geſtaltloſe keinen Anhalts= und Ausgangspunkt. Die
Witterungs=
erſcheinungen, Wärme und Kälte, Wolken und Winde,
Be=
ſchaffenheit der Luft hinſichtlich Druck, Feuchtigkeitsgehalt,
Elektrizität, — all das iſt unſichtbar und vielfach nur mit
In=
ſtrumenten genau feſtzuſtellen oder es iſt geſtaltlich ſchwer
faß=
bar wie die Wolken. Ihnen wie auch den anderen atmo=
ſphäriſchen Erſcheinungen hatte Goethe zeitlebens rege
Aufmerk=
amkeit entgegengebracht und mancherlei zerſtreute Erfahrungen
geſammelt. Das Erfahrene jedoch zuſammenzuſtellen, fehlten
Umſicht und wiſſenſchaftliche Verknüpfungszweige. Als ihm nun,
durch einen Hinweis des Großherzogs im Jahre 1815 bekannt
wurde, wie es dem Engländer Luke Howard gelungen war, die
unüberſehbare unendliche Vielfalt der Wolken in beſtimmte
Rubriken einzuteilen, ergriff er dieſe Terminologie mit Freuden,
weil ſie ihm einen Faden darreichte, den er bisher vermißt hatte.
Die Howardſche Einteilung, die es ermöglichte, die regelloſe
Vielfalt im Geiſte zu ordnen, wurde ihm der Schlüſſel zur
Formenwelt der Wolken. Mit ſeiner Hilfe ließ ſich das
Form=
loſe formen und dem unbegrenzten Geſtaltenwechſel eine
Geſetz=
mäßigkeit abgewinnen.
Bei der Anwendung dieſer Lehre geht Goethe in ſeiner
gewohnten Art vor, die ihn heißt, ſich an das Gewiſſeſte zu
halten, um nach und nach dem Ungewiſſen deſto eher
beizu=
kommen. Zunächſt alſo gilt es, das Bewegliche dem Begriffe
gemäß feſtzulegen und nicht zu ſchnell für alles eine
unter=
abteilende Terminologie zu ſuchen, „damit man nicht voreilig
mit Beſtimmungen ins Unendliche gehe und den ganzen
Unter=
ſchied wieder aufhebe‟. Zwei äußerſte Irrwege, die er einmal
als „ſtarre ſcheidende Pedanterie” und „verflößenden
Myſtizis=
mus” einander gegenüber geſtellt hat, gilt es hier zu vermeiden:
Man darf die unterſcheidenden Begriffe weder zu ſtarr feſtlegen
und dadurch die lebendige Mannigfaltigkeit verkümmern, noch
in das Gegenteil verfallen, wo man ſich ins Unendliche verlöre
und die Wiſſenſchaft bald ſo unfaßbar würde wie die Natur
ſelbſt.
So verſtehe man die beiden folgenden Sätze. Einerſeits
wird geſagt: „Die Zwiſchenerſcheinungen dagegen, welche Howard
durch Verbindung jener drei Benennungen (nämlich Stratus,
Cummulus, Cirrus — Schichtwolke, Haufenwolke, Federwolke)
bezeichnet, habe ich nicht gebraucht, auch nicht überſetzt, ſondern
ſie nach ihrem Vorkommen und Erſcheinen jedes Mal
ange=
deutet und beſchrieben, weil die Mannigfaltigkeit ſo groß iſt, daß
ſolche zu beſtimmen keine Terminologie vermag und nur die
Einbildungskraft mehr verwirrt als ihr nachzuhelfen.”
Anderer=
ſeits: „Wenn man die Lehre Howards beim Beobachten wohl
nutzen will, ſo muß man die von ihm bezeichneten Unterſchiede
feſt im Auge behalten und ſich nicht irre machen laſſen, wenn
gewiſſe ſchwankende Erſcheinungen vorkommen; man übe ſich
vielmehr, dieſelben auf die Hauptrubriken zurückzuführen.”
Entſprechend verfährt Goethe in der Witterungslehre. Auch
hier ſucht er den „prägnanten Punkt”, von dem vieles ſich
ab=
leiten läßt. In der Erkenntnis des Unwerts einer überhäuften
Erfahrung ſieht er ſich nach einer Einheit um, aus der ſich das
liebrige folgern und ableiten läßt, um ſich an ſolchem
Faden=
knäuel aus dem ſinneverwirrenden Labyrinth der meteorologiſchen
Tabellen herauszuwinden. „Den ganzen Komplex der Wit=
terungskunde, wie er tabellariſch durch Zahlen und Zeichen
auf=
geſtellt wird, zu erfaſſen, war meiner Natur unmöglich; ich
freute mich daher, einen integrierenden Teil derſelben meiner
Neigung und Lebensweiſe angemeſſen zu finden und weil in
dieſem unendlichen All alles in ewiger ſicherer Beziehung ſteht,
eines das andere hervorbringt oder wechſelweiſe hervorgebracht
wird, ſo ſchärfte ich meinen Blick auf das dem Sinne ber
Augen Erfaßliche.‟ Eben dieſes Verfahren bezeichnet er an
anderer Stelle als durchgängig von ihm angewandte Methode.
„Nach herkömmlicher Art zu denken, zu forſchen und zu handeln,
wähle ich mir bei jeder Unterſuchung einen Punkt aus dem
Ganzen, und zwar den gewiſſeſten, damit ich hier erſt Fuß faſſe,
das Zweifelhafte der Zeit, dem Zufall und der Tätigkeit
forſchender Geiſter, welche den Augenblick zu benutzen verſtehen,
getroſt überlaſſend; in ſtiller Ahnung eines zuſammenwirkenden
großen Komplexes indeſſen verharrend.” Auch hier alſo wieder
begegnet uns, gleichſam als Rechtfertigung ſolcher
einſchränken=
der Betrachtungsweiſe die Ueberzeugung, daß nichts in der
Welt ganz einzeln ſteht, ſondern immer in gewiſſen Bezügen
auf das Nächſte Einfluß ausübt und erleidet.
Damit hängt eng zuſammen Goethes Methode der genetiſchen
Betrachtung, die ihn alle Naturerſcheinungen in der Folge ihrer
Entwicklung betrachten und die Uebergänge vor= und rückwärts
aufmerkſam begleiten läßt. So gelangt er zur lebendigen
Ueber=
ſicht und in aufſteigender Linie zur Idee und zur Syntheſe=
Hierbei ſei angemerkt, daß es Goethe ſpäterhin zweifekhaft
wurde, ob auf dem Gebiet der Meteorologie eine Syntheſe
über=
haupt möglich ſei. Zu Eckermann äußert er einmal, die
Mit=
wirkungen ſeien hier, ſo mannigfaltig, daß der Menſch dieſer
Syntheſe nicht gewachſen ſei.
Wo er aber zur übergeordneten Einheit ſtrebte, tat er es
auf den gleichen Wegen, die ihm ſeine Forſchungs= und Denkark.
überall wieſen. So ſehen wir ihn auch hier entſprechend
ver=
fahren wie bei ſeinen Wolkenſtudien. „Wir nehmen zwar —
ſchreibt er — ein Witterungs=Grundgeſetz an, achten aber deſtd
genauer auf die unendlichen phyſiſchen, geologiſchen,
topo=
graphiſchen Verſchiedenheiten, um uns die Abweichungen der
Erſcheinungen womöglich deuten zu können. Hält man an der
Regel feſt, ſo findet man ſich auch immer in der Erfahrung zu
derſelben zurückgeführt; wer das Geſetz verkennt, verzweifelt
an der Erfahrung, denn im allerhöchſten Sinne iſt jede Aus
nahme ſchon in der Regel begriffen.”
Gerade weil die Gegenſtände der Witterungslehre ſo
viel=
fältig und verwickelt ſind und in ſcheinbar unauflöslicher
Wechſel=
wirkung und Beeinfluſſung ſtehen, ſind Goethes Arbeiten aul
dieſem Gebiet ein beſonders ſchönes Beiſpiel für ſeine Art, das
Unbeſtimmte zu beſtimmen, das Unbegrenzte einzuſchränken, die
Erſcheinungen ins Enge zu bringen und ſo — in doppeltem-
Sinne — im Endlichen das Unendliche zu begreifen.
Spitzenorganiſationen der Hausbeſitzer das Fordern und
Einziehen von Abſtandsſummen. Dieſes Verbot
gilt auch für die Mieter. Ungerechte Mietpreisſteigerungen
ſollen verhindert werden.
Das Memeldirektorium Brouvelaitis verliert durch
Rück=
tritt des Landesdirektors Buttgereits ſein memelländiſches
Aushängeſchild. Bekanntlich hatte Buttgereits dieſen Poſten
ohne Wiſſen und Willen der memelländiſchen Parteien
über=
nommen, die ſich ſeinerzeit von ihm losſagten. Nach dem
Rücktritt Buttgereits’ ſetzt ſich das Memeldirektorium nur noch
aus Litauern zuſammen. — Muſſolini erläßt eine
neue — die achte — Mobilmachungsorder die
die Aushebung neuer italieniſcher Streitkräfte für Abeſſinien
ſowie den Bau von zehn neuen Unterſeebooten vorſieht. Seit
Ende März ſind nicht weniger als 97 italieniſche
Truppen=
transporte durch den Suezkanal gegangen. In London,
New. York und Waſhington werden ausländiſche
Flieger für Abeſſinien geworben. Die Diplomaten
bemühen ſich nach wie vor um einen Ausweg.
M. ittwoch: In Berlin ereignen ſich zum Wochenbeginn
anläß=
lich der Aufführung des ſchwediſchen Tonfilms „Petterſon
und Bendel‟ Demonſtrationen, die ſich gegen das
Ver=
halten jüdiſcher Kinobeſucher richten.
Im Vordergrund der Königsbeſprechungen von
Sinaia ſteht das Habsburger=Problem. Wie verlautet,
ſol=
len die alten Vereinbarungen aufs neue bekräftigt worden
ſein. Südſlawien ſoll nach wie vor gegen Vertrag mit
Mos=
kau ſein. — Lloyd Georges Arbeitsbeſchaffungsplan wird von
der engliſchen Regierung als „zu revolutionär und zu
koſt=
ſpielig” abgelehnt. — In England findet in Anweſenheit
des Königs die große Flottenſchau ſtatt, an der etwa 160
Kriegsſchiffe teilnehmen. — In Paris tagt das franzöſiſche
Kabinett zur Ausarbeitung der neuen Notverordnungen. —
Differenzen innerhalb der japaniſchen Armee
führen zur Abſetzung des Generalinſpekteurs Mazaki.
Ins=
geſamt ſollen 4000 Umbeſetzungen in der Armee erfolgen.
Lonnerstag: Der Führer weilt an der Gruft Heinrichs des
Löwen in Braunſchweig. Die braunſchweigiſche
Staatsregie=
rung erhält den Auftrag, die Grabſtätte wieder herzurichten.
— Wie das Statiſtiſche Reichsamt ausführt, haben ſich die
Preiſe in Deutſchland im Laufe des letzten
Halbjahres im großen und ganzen auf dem um die
Jahreswende verzeichneten Stand gehalten. — Hapag und
Lloyd werden reorganiſiert. Die ohnehin ſchon
ſchwierige Finanzlage der beiden Großreedereien hat ſich
in=
folge der Verluſte der letzten Jahre, die ſich namentlich aus
der Zuſpitzung des internationalen Währungs= und
Subven=
tionskampfes ergaben, weiter verſchlechtert.
Sanierungsver=
handlungen erweiſen ſich als notwendig. Mit einer ſtarken
Zuſammenlegung des Aktienkapitals wird gerechnet. — Auf
Anordnung des ſächſiſchen Innenminiſters ſind in Sachſen
ſeit Ende 1934 14 Frauen und ein Mann wegen
raſſenſchänderiſcher Beziehungen mit Juden
in Schutzhaft genommen worden. Die jüdiſchen
Part=
ner dieſer Beziehungen wurden, ſoweit es ſich um Ausländer
handelt, des Reiches verwieſen, die übrigen ſind einem
Kon=
zentrationslager zugeführt worden.
Die franzöſiſche Regierung veröffentlicht ihr
neues Sparprogramm. 28 Notverordnungen
ſehen vor: Kürzung aller Staatsausgaben um 10 Prozent,
Kürzung der Beamtengehälter und
Kriegsteilnehmerpenſio=
nen, Erhöhung der Einkommenſteuer, Beſteuerung der
Kriegs=
gewinne, ſowie Senkung der Mieten, Tarife, Brot= und
Koh=
lenpreiſe. — Anläßlich des Stapellaufes des franzöſiſchen
Kreuzers „Marſeillaiſe” fordert der franzöſiſche
Marinemini=
ſter neue Kredite zum Ausbau der Marine. — Die
italie=
niſche Preſſe bringt Gerüchte über den Kriegsplan des
abeſſiniſchen Kaifers, der einen Angriff der
Ita=
liener abwarten und ſich möglichſt weit von der Küſte zum
Kampf ſtellen will. Avenol ſondiert in Paris wegen
der Haltung Frankreichs im Abeſſinienkonflikt. Der japaniſche
Botſchafter in Rom wird bei Muſſolini vorſtellig und erklärt
Japans Neutralität im italieniſch=
abeſſini=
ſchen Konflikt.
fteitag: Miniſterpräſident Göring wendet ſich in einem Erlaß
gegen den politiſchen Katholizismus und
for=
dert klare Scheidung zwiſchen Religion und Politik. — Im
Reichsgeſetzblatt wird eine Aenderung des
Militär=
ſtrafgeſetzbuches veröffentlicht, die das
Militärſtraf=
geſetzbuch auf die ganze Wehrmacht ausdehnt, beſondere
Strafbeſtimmungen für die Wehrpflichtigen des
Beurlaubten=
ſtandes einführt und die Ehrenſtrafe der Dienſtentlaſſung,
ab=
geſehen von einigen Ausnahmen, beſeitigt. — Die HJ plant
einen Adolf=Hitler=Marſch zum Reichsparteitag nach
Nürn=
berg.
In einem Interview mit dem Negus von Abeſſinien
fordert dieſer Zugang zum Meer. Der Negus iſt
gegen jede Gebrietsabtretung, dagegen für Gebietsaustauſch
auf der Grundlage des engliſchen Angebots.
*
Spork in England.
Man hat den Engländern oft vorgeworfen, daß ſie zwar
die Väter des modernen Sportes ſeien, aber heute in faſt allen
Sportarten von anderen Völkern übertroffen würden. Die
Eng=
änder pflegen darauf zu antworten, daß andere Völker vielleicht
mehr äußere Erfolge aufweiſen können, aber den eigentlichen
Sinn des Sportes nicht begriffen hätten. Und wer die
Eng=
ännder bei der Ausübung ihres Sportes, ihrer Politik und in
rem Alltagsleben überhaupt beobachtet hat, kann feſtſtellen,
98 für ſie der Sport eine ganz beſondere Rolle ſpielt, daß er
ſsar die Baſis ihres Charakters bildet.
Die Engländer ſind ſtolz darauf, die Väter des modernen
SSortes zu ſein. Die kleine Stadt Rugby hat durch das nach
he benannte Spiel Weltberühmtheit erlangt, Orte wie
Wim=
diedon Twickenham und Derby ſind wegen der dort
veranſtal=
eien Sportereigniſſe jedem vertraut, die franzöſiſche und die
Arniſche Sprache müſſen zur Bezeichnung des Fußballſpiels und
iier großen Anzahl ſportlicher Ausdrücke auch heute noch das
engliſche Fremdwort zu Hilfe nehmen. Zwar ſind engliſche
Mannſchaften aller Sportarten von ausländiſchen Gegnern
be=
eegt worden; in Amerika verſteht man es gewiß beſſer, aus
Sporthelden weltberühmte Attraktionen zu machen, denn die
Sportredakteure der Zeitungen werden dort als „Männer, die
die. Götter groß machen” bezeichnet. Und in Frankreich geht das
er blikum einer Boxveranſtaltung in ſeiner Anteilnahme ſo weit,
B es dem Schiedsrichter, der dem weniger volkstümlichen
Kä mpfer den Sieg auf Koſten des Publikumslieblings zuſpricht,
Bläſer, oder gar Stühle an den Kopf wirft.
In England dagegen wohnt das Publikum dem aufregenden
Kampf ſchweigend bei. Man hat den Eindruck, daß die
Zu=
chauer mehr aus Höflichkeit, denn aus Intereſſe gekommen ſind.
und wenn man am Schluß dem Sieger eine anerkennende
Be=
herkung zollt, ſo wird der Engländer ſofort auch einige lobende
Vorte für den Beſiegten finden. Hieraus geht ſchon die ganze
Eimſtellung des Engländers zum Sport hervor. Für ihn iſt
er Kampf alles, das Ergebnis nichts. Es kommt ihm nicht auf
aufgeſtellten Rekorde an, ſondern einzig auf den Verlauf
9s Kampfes, der für ihn — ob es ſich um Boxen, Fußball oder
Fricket handelt, — eine Summe von zu beachtenden Regeln
darſtellt, die mit Gewandtheit, Intelligenz und Geiſtesgegenwart
beachtet ſein wollen, und die Beachtung dieſer Regeln iſt für
hm eine Quelle des ſportlichen Vergnügens. Der ſo oft
miß=
pauchte Ausdruck des „Fair play” findet hier ſeine Erklärung,
7 bildet die Grundlage des engliſchen Sportintereſſes und iſt
pe it wichtiger als das jeweilige Ergebnis. Ein Beſiegter kann
ebeenſo viel oder gar mehr „Fair play” gezeigt haben als der
Si eger.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 197 — Seite 11
Sechſel iin Deiner Pungelpraſioinin.
Kautene oon deoeholds.
Graf Helldorf neuer Polizeipräſidenl.
DNB. Berlin, 19. Juli.
Der Polizeipräſident von Berlin, Konteradmiral a. D. von
Levetzow, hat den Reichs= und preußiſchen Miniſter des Innern
Dr. Frick um Enthebung von ſeinem Amt gebeten. Der Reichs=
und Preußiſche Miniſter des Innern hat bis zur endgültigen
Ge=
nehmigung durch den Führer und Reichskanzler den
Polizeipräſi=
denten v. Levetzow von ſeinen Dienſtgeſchäften entbunden und mit
ihrer vorläufigen Wahrnehmung mit ſofortiger Wirkung den
Poli=
zeipräſidenten von Potsdam, SA.=Gruppenführer Graf
Hell=
dorf, betraut.
von Levetzow.
Graf Helldorf.
In Verfolg dieſer Neuernennung fand Freitagmittag eine
Be=
ſprechung ſtatt, an der mit Reichsminiſter Gauleiter Dr. Goebbels
der Staatskommiſſar der Hauptſtadt Berlin, Dr. Lippert,
General=
leutnant der Landespolizei Daluege, der ſtellvertretende Gauleiter
Görlitzer, Polizeipräſident SA.=Gruppenführer Helldorf und SA.=
Gruppenführer Uhland teilnahmen. In dieſer Beſprechung wurden
die Richtlinien feſtgelegt, nach denen in Zukunft in
plan=
voller Zuſammenarbeit zwiſchen politiſcher
Gauleitung, SA.=Führung, Polizei und
Stadt=
verwaltung der Kampf um die Säuberung der
Reichshauptſtadt von kommuniſtiſchen
Zerſet=
zungsverſuchen, reaktionären Treibereien und
bolſchewiſtiſch=jüdiſcher Anmaßung
weiterge=
führtwerdenſoll. Die Beſprechung ergab eine vollkommene
Uebereinſtimmung, die die Gewähr bieten wird, daß auch in
Zukunft de=h Charakter der Reichshauptſtadt als
einer durch die NSDAP. eroberten deutſchen und
nationalſozialiſtiſchen Stadt, die dieſes Reiches
und Volkes würdig iſt, in vollem Umfange
ge=
wahrt bleibt. Partei und Verwaltung werden es als ihre
Ehrenpflicht anſehen, in einträchtigem Zuſammenwirken dieſem
großen Ziele zu dienen.
* Der Berliner Polizeipräſident Konteradmiral von
Levetzow iſt aus ſeinem Amt geſchieden. Mit ihm iſt ein Mann
gegangen, der alsbald nach der Machtübernahme durch Adolf
Hitler vom preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring in das
verant=
wortungsvolle Berliner Amt eingeſetzt worden war. Er fand
da=
mals eine Reichshauptſtadt vor, die wirklich nichts Anziehendes
mehr beſaß. Es gab für ihn Arbeit in Hülle und Fülle, um der
Reichshauptſtadt wieder das Geſicht zu geben, das man von ihr
erwarten durfte. Tatſächlich iſt ihm das auch gelungen. Wenn er
jetzt ſein Amt dem Grafen Helldorf, einer jüngeren Kraft,
über=
laſſen hat, dann kann er mit Genugtuung auf ſeine mehr als
zweijährige Tätigkeit zurückblicken; denn in dieſem Zeitabſchnitt
hat er für die Sicherheit der Berliner Bevölkerung, für ihr
Wohl=
ergehen und für das Anſehen Berlins mehr getan als jemals vor
ihm ein anderer Polizeipräſident des vergangenen Syſtems.
Graf Helldorf; ein Frontkämpfer, iſt einer der
bekann=
teſten SA.=Führer. Er iſt frühzeitig zum Nationalſozialismus
ge=
ſtoßen. Er hat in Berlin=Brandenburg ſtets entſchloſſen
Kampf=
ſtellung gegen Rotfront bezogen, wenn es galt, die Bolſchewiſten
Und um ſich an dieſer Beachtung der ihm ſeit
Kindheits=
jahren geläufigen Spielregeln zu erfreuen, ſteht eine engliſche
Zuſchauermenge ſtundenlang geduldig im Regen, finden
alljähr=
lich die großen, in der ganzen Welt berühmten Wettkämpfe ſtatt.
Wenn man beſonders bei den Pferderennen, mehr Aufhebens
von den Siegern und den Ergebniſſen macht als dem Intereſſe
des engliſchen Publikums entſpricht, ſo liegt das einzig daran,
weil ſich hier ſeine Vorliebe für die Beachtung der
Spiel=
regeln mit einer andern Leidenſchaft kreuzt: der Wettleidenſchaft,
die das engliſche Volk alljährlich mehr als eine Milliarde Pfund
Sterling in die Wettbüros tragen läßt.
Das Weſentliche aber bleibt für jeden Engländer — beim
Derby wie beim Tennis. Fußball oder Boxen — das Meſſen
der Kräfte im Rahmen ſtreng innegehaltener Spielregeln. Für
den Nichtengländer mag das ein mageres Ergebnis der ſo
be=
rühmten engliſchen Sportleidenſchaft ſein, die aus den großen
Sportveranſtaltungen geradezu nationale Feſttage gemacht hat.
Aber für den Engländer haben dieſe Veranſtaltungen eine andere
Bedeutung. Wie es ihm nicht auf die Kampfergebniſſe ankommt,
ſo kennt er auch nicht die Einteilung in berufsmäßigen und
Liebhaberſport; denn für ihn iſt Sport die Sache eines jeden.
Wenn man durch England fährt, ſo kann man feſtſtellen, daß
das ganze Land ein einziger großer Sportplatz iſt, deſſen weicher,
vom Regen gekräftigter Raſenteppich den idealen Grund abgibt:
hier veranſtalten Eltern und Geſchwiſter ein Wettrennen, dort
ſpielen drei Generationen einer Familie Fußball. Auf dem
Sportplatz eines kleinſtädtiſchen Clubs ſpielt der Bürgermeiſter
gegen den Tagelöhner und gegen den Lord des Nachbargutes.
So iſt der Sport in England ein Band, das alle Schichten
ver=
bindet, nicht nur die geſellſchaftlichen Klaſſen, ſondern auch die
Gienerationen. Der Sohn lernt vom Vater die überkommenen
Spielregeln, der Lord lernt den Arbeiter in ſeinen ſportlichen
Fähigkeiten ſchätzen. Man hat oft geſagt, daß es in England
eine Empfehlung für einen Miniſterpräſidenten ſei, wenn er zu
der berühmten Cambridger Rudermannſchaft gehöre oder ſich
ſonſt ſportlich ausgezeichnet habe. Die Beachtung der
Spiel=
regeln iſt tatſächlich eine Empfehlung für die politiſche
Lauf=
bahn. Man kann aber auch ſagen, daß es dem Sport zu danken
iſt, wenn es in England niemals einen Gegenſatz der
Genera=
tionen gegeben hat. Und daß es hier trotz aller Erſchütterungen
der Nachkriegsjahre niemals eine Kriſe in der Juſtiz gegeben
hat, trotz mancher veralteter Traditionen auf dieſem Gebiet —
auch das iſt wahrſcheinlich dem Umſtand zu danken, daß der
ſportliebende Engländer gewöhnt iſt, die ſtets gleichbleibenden
Schiedsſprüche des ſportlichen Schiedsrichters unbedingt
anzu=
erkennen.
Man hat die Politik manches engliſchen Miniſterpräſidenten
danach zu erklären verſucht, ob er dem Golf, dem Boxen oder
dem Fußball den Vorzug gab. In der Art, ob er ſich in der
Politik langſam von einer Poſition zur nächſten vorwärts=
zurückzuweiſen. Seine Berufung dürfte in allen ſtaatsfeindlichen
Kreiſen, ſoweit ſie ſich hier oder dort noch verſteckt halten und aus
dem Dunkel heraus gegen den Nationalſozialismus zu wirken
ſuchen, ein Höchſtmaß von Unbehagen ausgelöſt haben. Denn
Hell=
dorf iſt ein Mann, der keinen Augenblick zögern wird, alle
Staats=
feinde auch in ihren verborgenſten Schlupfwinkeln aufzuſtöbern.
Dafür bürgt ſeine Perſon ebenſo, wie die vereinbarten
Richt=
linien, nach denen „in Zukunft in planvoller Zuſammenarbeit
zwi=
ſchen politiſcher Gauleitung, SA.=Führung, Polizei= und
Stadtver=
waltung der Kampf um die Säuberung der Reichshauptſtadt von
kommuniſtiſchen Zerſetzungsverſuchen, reaktionären Treibereien
und bolſchewiſtiſch=jüdiſcher Anmaßung weitergeführt werden ſoll.”
Dieſe Richtlinien ſind die Folgen des Treibens der geſchilderten.
Elemente, die in letzter Zeit wieder recht kühn werden. Gewiſſe
innere Zuſammenhänge beſtehen auch zwiſchen der jüdiſchen
Kund=
gebung in einem Berliner Kino und den Vorgängen am
Kurfür=
ſtendamm, über die ſich die ausländiſche Preſſe
ungerechtfertigter=
weiſe ereifert, denn in ihrem Kern ſind beide Vorgänge das Werk,
von Staatsfeinden, die ſich am Kurfürſtendamm als
National=
ſozialiſten zu tarnen verſucht haben, was ihnen jedoch, ſoweit man
ihrer habhaft geworden iſt, ſehr ſchlecht bekommen wird.
Erlaß über die Zuſammenfaſſung der
Zunandigienen orsHeices u. Beuuells
2.
in Kirchenangelegenheiken.
DNB. Berlin, 19. Juli.
Im Reichsgeſetzblatt Teil I, Nr. 80, vom 18. Juli, wird
fol=
gender Erlaß veröffentlicht:
Auf den Reichsminiſter ohne Geſchäftsbereich Kerrl gingen die
bisher im Reichs= und Preußiſchen Miniſterium des Innern,
ſo=
wie im Reichs= und Preußiſchen Miniſterium für Wiſſenſchaft,
Er=
ziehung und Volksbildung bearbeiteten kirchlichen Angelegenheiten
über.
Wegen der Ausführung dieſes Erlaſſes treffen die beteiligten
Reichs= und preußiſchen Miniſter nähere Beſtimmung.
Berlin, den 16. Juli 1935.
Auflöſung des NSDSB. (Stahlhelm)
Schreflell.
DNB. Breslau, 19. Juli.
Die Staatspolizeiſtelle für den Regierungsbezirk Breslau als
Leitſtelle für Schleſien teilt mit:
Auf Grund des 8 1 der Verordnung des Herrn
Reichspräſiden=
ten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 iſt durch
Erlaß des Geheimen Staatspolizeiamts vom 19. Juli 1935 der
Nationalſozialiſtiſche Deutſche Frontkämpferbund (Stahlhelm) in
ſeinen ſämtlichen Gliederungen für den Bereich der
Regierungs=
bezirke Breslau, Liegnitz und Oppeln mit ſofortiger Wirkung
auf=
zulöſen. Das Vermögen der aufgelöſten Gliederungen wird
be=
ſchlagnahmt.
Thüringer Stahlhelnführer in Schußhaft.
Verſammlungsverbok.
DNB. Weimar, 19. Juli.
Der thüringiſche Miniſter des Innern teilt mit:
Auf Grund verſchiedener Handlungen und Maßnahmen, die
ſich gegen die Autorität des Staates richteten, und wegen
Ver=
breitung unwahrer Behauptungen, die geeignet ſind, die Haltung
des Staates in der Oeffentlichkeit in Mißkredit zu bringen, ſowie
wegen Verächtlichmachung einzelner Parteigliederungen mußten
mehrere führende Perſönlichkeiten des NSDFB. (Stahlhelm) in
Thüringen in Schutzhaft genommen und in das
Konzentrations=
lager Bad Sulza übergeführt werden. Aus den gleichen
Grün=
den mußte eine Verordnung erlaſſen werden, nach der 1. das
Tra=
gen von Abzeichen oder von einheitlicher Kleidung jeder Art,
die die Zugehörigkeit zum NSDFB, (Stahlhelm) kennzeichnen,
2. alle Verſammlungen einſchließlich Pflichtappelle, geſchloſſene
Mitgliederverſammlungen, Konzerte oder ſonſtige
Saalveranſtal=
tungen des NSDFB. (Stahlhelm), 3. das öffentliche Zeigen der
Fahnen des NSDFB. (Stahlhelm) auf Gebäuden und
Grund=
ſtücken verboten werden.
bewegte, ſich vor allem einen einzelnen Gegner ausſuchte, dem
er dann offen gegenübertrat, oder ob er ſich zunächſt mit einer
wohlausgewählten Mannſchaft von Mitarbeitern zu umgeben
pflegte, konnte er ſeine ſportlichen Neigungen verraten. So iſt
es nicht nur in der Politik, ſondern im Geſchäft, überhaupt im
Alltagsleben des Engländers. Drei Viertel dieſes Volkes leben
in der Stadt, aber mit einer unglücklichen Liebe zum Land,
auf das ſie zum Wochenende entfliehen, ſobald die Arbeit, für
die allein ſie in die Stadt kommen, vorbei iſt: um Sport zu
treiben. Der Sport hat nicht nur den Charakter des Engländers
beſtimmt, er hat ſogar faſt alle Bilder ſeiner Sprache geſchaffen.
Die Wendungen: „Er hat auf das falſche Pferd geſetzt” und
„Er hat die Partie verloren”, gibt es ja auch in anderen
Sprachen, aber nur im Engliſchen kann man einen Vorſchlag
mit der Begründung abweiſen: „Das iſt kein Cricket‟. Eine
gute geſchäftliche Baſis iſt ein „guter Sportgrund” und jeder
erlangte Vorteil iſt ein ſportlicher „Gewinn”
Niemand verſtand jenen berühmten engliſchen Meiſterboxer,
der einmal in Amerika, wo man großen Lärm um ſeinen Sieg
machte, die Runde ſeiner Bewunderer mit der abweiſenden
Be=
merkung verließ: „Euer Sport — das iſt kein Cricket”,
Wahr=
ſcheinlich hat man ihn für verrückt gehalten; denn wer die Rolle
des Sports in England nicht kennt, kann auch den ganzen Sinn
des Wortes Cricket (oder irgendeiner andern Sportart) nicht
Paul Ruhſtrat.
begreifen.
* Was iſt Kitſch?
„Geſchmack Kunſt und Kitſch” heißt ein Aufſatz von Hubert
Schöllgen im Juliheft der „Deutſchen Monatsblätter”,
in dem mit klaren und treffenden Unterſcheidungen das Weſen
des Kitſches beſtimmt und ſeiner Verlogenheit auf den Leib
ge=
rückt wird. „Die Mutter allen Kitſches — heißt es da — iſt die
innere Unwahrhaftigkeit, die Lüge. Es gibt langweilige Kunſt,
formales Können ohne Leben und Saft. Sie iſt ungefährlich, ſie
erzeugt nur Gähnen und ſtirbt an der allgemeinen
Teilnahms=
loſigkeit. Der Kitſch dagegen vergiſtet Unerfahrene und raubt
der guten Kunſt den Boden. Er iſt wie Unkraut in ſeinem geilen
Wachstum und ſeiner Lebenszähigkeit. Nur dort, wo das
Men=
ſchentum verkitſcht oder noch nicht reif genug iſt, um zwiſchen
ſchlecht und gut zu unterſcheiden, kann er gedeihen. Sein
untrüg=
liches Kennzeichen iſt, daß er mehr ſcheinen will, als er iſt. Weite
Gebiete beherrſcht er. Im ſchmalzigen Moritatengeſang wie im
Schlagerſtumpfſinn, in der Sprachſchlamperei und der geſchraubten
Ausdrucksweiſe offenbart ſich der gleiche Seelenzerfall wie im
Materialſchwindel, der bemalten Gips, als Marmor, Eiſenguß
als Schmiedearbeit und gepreßte Oeldrucke, die lieblos angepinſelt
wurden, als echte Handmalerei auszugeben verſucht. — In allen
Fällen ſchmückt ſich der Kitſch entweder mit fremden Federn, ahmt
etwas nach, was ihm imponierte, täuſcht etwas vor, was er nicht
iſt oder was er nicht beſtzt oder erſetzt echte Erlebniſſe, die
ſchwer erreichbar ſind durch Surrogate, durch Gefühlsduſelei,
falſche Süße, unechtes Pathos oder affektierte Haltung.”
Seite 14 — Nr. 197
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 20. Juli 1935
Aus der NSDAP.
Schulungslager „Aufbau im deutſchen Oſten”.
Für weſt=, ſüd= und mitteldeutſche Lehrer und Lehrerinnen
aller Schulgattungen veranſtaltet das Zentralinſtitut für
Er=
ziehung und Unterricht, Berlin W. 35, Potsdamer Straße 120,
in Zuſammenarbeit mit der Abteilung Erziehung und Unterricht
des NSLB. vom 12.—20. 8. in ſeiner Schulungsſtatte Rankenheim
bei Teupitz=Groß=Köris in der Nähe von Berlin ein
Schulungs=
lager, das mit den großen Fragen der Geſchichte, Wirtſchaft,
Po=
litik, Bevölkerungskunde und Kultur der deutſchen Oſtgebiete
be=
kannt machen ſoll. Als Dozenten ſind beteiligt: Vertreter des
Außenpolitiſchen Amtes der NSDAP., des Reichsheeres, der
Schule uſw. Anfragen und Anmeldungen ſind an das
Zentral=
inſtitut zu richten.
Hitlerjugend.
Hitlerjugend Bann 115.
Am kommenden Samstagnachmittag findet um 15 Uhr auf
dem Rot=Weiß=Platz an der Rheinallee ein freiwilliges Training
für die leichtathletiſchen Uebungen des HJ.=Leiſtungsabzeichens
ſtatt.
Hitlerjugend Bann und Jungbann 115.
Auch während der Ferien findet Freitags abends um 20 Uhr
das Training der Boxabteilung in der Viktoriaſchule (Hochſtraße)
ſtatt. Weitere Kameraden ſind willkommen.
Deutſches Jungvolk in der Hitlerjugend Bann 115.
Der Jungvolkdienſt in den Sommerferien fällt im
Stand=
ort Darmſtadt bis zum 17. Auguſt aus. Im reſtlichen
Jungbann=
gebiet gilt dieſe Regelung entſprechend den örtlich feſtgelegten
Sommerferien. Die für die Vorbereitungen zum Zeltlager
not=
wendigen Dienſte, wie Unterſuchungen uſw., fallen nicht unter
dieſen Dienſturlaub. — Außerdem iſt es den einzelnen
Fähnlein=
führern überlaſſen, ein= oder zweimal wöchentlich Dienſt
anzu=
ſetzen. Die Teilnahme an dieſem Dienſt iſt den einzelnen Jgg.
freigeſtellt.
ur
Die Deutſche Arbeitsfront
M4
Ung.
NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Sonderfahrt mit dem „Deutſchen” vom 27. 7.—4. 8. Der
Gau Baden überläßt uns von einer Sonderfahrt des „Deutſchen”
für die Zeit vom 27. Juli, abends, bis 4. Auguſt, morgens, Plätze
zu einer Sonderfahrt des „Deutſchen nach Norwegen. Bei dieſer
von Bremerhaven aus und endet in Wilhelmshaven. Auch für
Wilhelmshaven iſt ein eintägiger Aufenthalt vorgeſehen.
KdF.=Radwanderung durch das Gerſprenztal am 21. 7. 35:
Lindenfels—Brandau (Beſichtigung des NSDAP.=Heimes)
An=
kunft in Reichelsheim gegen 11 Uhr (Badegelegenheit im
Natur=
bad). Teilnahme koſtenlos. Ruckſackverpflegung iſt mitzubringen.
Treffpunkt 7 Uhr Tierbrunnen. Voranmeldung nicht
erforder=
lich. Führung: Kreiswanderwart Pg. Prager.
Rheinfahrt nach Koblenz am 28. Juli geſperrt! Wegen
Ueber=
zeichnung können, für die am Sonntag, 28. Juli, ſtattfindende
Rheinfahrt nach Koblenz keine Anmeldungen mehr angenommen
werden. Wir weiſen jetzt ſchon darauf hin, daß am 18. Auguſt die
3. Rheinfahrt nach Koblenz durchgeführt wird. Anmeldungen zu
dieſer Fahrt werden erſt nach dem 1. Auguſt auf der
Kreisdienſt=
ſtelle entgegen genommen.
Nürburgfahrer. Wir geben zur Kenntnis, daß nunmehr alle
verfügbaren Plätze reſtlos belegt ſind. Weitere Anmeldungen
werden nicht mehr berückſichtigt. Die Fahr= und Eintrittskarten
können vorausſichtlich erſt am kommenden Mittwoch gegen die
ver=
ausgabten Gutſcheine eingelöſt werden. Nähere Anweiſungen
über Fahrzeiten und Fahrtverlauf ergehen noch rechtzeitig.
Freie Plätze für Urlauberzug 37: Schwarzwald und 41; Allgäu.
Für dieſe Urlauberzuge ſind noch einige Plätze frei geworden.
Volksgenoſſen, die ſich in dieſen Fahrten beteiligen wollen, können
gegen Zahlung der Voranmeldegebühr (3.— RM. je Perſon)
ent=
ſprechend Plätze belegen. Fernmündliche Beſtellungen können nicht
berückſichtigt werden.
Urlauberzug IX/33: Schwäbiſche Alb (Lichtenſtein) vom 27. 7.
bis 2. 8. Für obigen Sonderzug nimmt die Kreisdienſtſtelle noch
Anmeldungen unter gleichzeitiger Entrichtung der
Teilnehmer=
gebühr (24,50 RM.), in der die Koſten für Fahrt, Verpflegung
und Unterkunft enthalten ſind, bis zum 25. 7. einſchließlich an.
— Für den Sonderzug 31 (Lübecker Bucht) können ab ſofort
keine Anmeldungen mehr berückſichtigt werden.
Die letzte Woche.
Reichsfreffen der Alkvekeranen.
Der Kyffhäuſerbund, der ſich ſeinen Satzungen gemäß in
be=
ſonderem Maße der ehrwürdigen Mitkämpfer aus den
ruhm=
reichen Einigungskriegen annimmt, ladet auch in dieſem Jahre
zu einem Reichstreffen der Altveteranen ein, das im ſchönen Bad
Harzburg in der Zeit vom 24. 8. bis 2. 9. ſtattfinden ſoll. Nach
dem großen Erfolg des vorjährigen Treffens im Oſtſeebad
Heringsdorf, an dem über 300 Altveteranen teilnahmen
ver=
ſpricht auch die diesjährige Zuſammenkunft der betagten
Kame=
raden für jeden ein außerordentliches Erlebnis zu werden. Die
Vorbereitungen, die wieder in der bewährten Hand des
Kame=
raden Major Brix vom Kyffhäuſerbund liegen, ſind bereits im
Gange. Die Kurverwaltung Bad Harzburg gewährt den
Teil=
nehmern freien Beſuch der Kurkonzerte und freien Zutritt zu
allen Kuranlagen. An Veranſtaltungen ſind vorgeſehen: Ein
Empfangsabend, Führung in die Umgebung, eine gemeinſame
Kaffeetafel, ein Lichtbildervortrag, ein größerer Autoausflug,
ein Begrüßungsabend der Ehrengäſte und als ſchöner Abſchluß
der geſamten Veranſtaltungen eine Sedanfeier am 1. September,
die anläßlich der 65. Wiederkehr des Sedantages zu einer
beſon=
deren Ehrung der Altveteranen ausgeſtaltet wird. Die
Altvete=
ranen erhalten auf Grund einer Teilnehmerkarte von 10 RM.
während der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes gute Unterkunft
und volle Verpflegung. Durch das Entgegenkommen der
Reichs=
bahn wird den Teilnehmern an dem Reichstreffen ſowie den
etwa notwendigen Begleitperſonen einzelner „
Altvetera=
nen eine 50prozentige Ermäßigung auf den Fahrkartenpreis für
Hin= und Rückfahrt gewährt. Auch für ärztliche Betreuung der
Altveteranen wird Sorge getragen. Die bisherigen
Anmeldun=
gen laſſen wieder eine recht ſtarke Beteiligung erwarten.
Nach=
meldungen können noch bis ſpäteſtens zum 8. 8. an den
Lan=
desverband Kurpfalz, Darmſtadt,
Artillerie=
ſtraße 6, eingereicht werden.
„Hundert Jahre deutſche Eiſenbahn”
Ein neues Faltblatt der RDV.
— Anläßlich der 100=Jahrfeier der deutſchen Eiſenbahn, die
dieſer Tage mit der Eröffnung der Jubiläumsausſtellungen in
Nürnberg ihren Anfang nahm hat die „Reichsbahnzentrale für
blatt herausgegeben, das die Entwicklung der deutſchen
Eiſen=
bahnen von der Eröffnung der erſten Bahn zwiſchen Nürnberg
und Fürth im Jahre 1835 bis zur Gegenwart feſſelnd und
an=
ſchaulich ſchildert. Beſonders aufſchlußreich iſt eine
Ueberſichts=
karte, aus der man erſehen kann, welche Eiſenbahnſtrecken bis
1850, 1851—75, 1876—1900 und 1901—35 in Deutſchland in
Be=
trieb waren. Das mehrfarbige Umſchlagbild zeigt das gleiche,
von dem Berliner Kunſtmaler Walter Riemer ſtammende Motiv,
wie das auf allen Bahnhöfen und in vielen Reiſebüros
aushän=
gende, wirkungsvolle Plakat „100 Jahre Eiſenbahn” — einen
Läufer, der mit einem Siebenmeilenſtiefelſchritt die
Hundert=
jahrſpanne von 1835 bis 1935, von der allererſten Eiſenbahn bis
zum heutigen Schnellzug durcheilt. Die Schrift iſt in ſechs
ver=
ſchiedenen Sprachen: deutſch, engliſch, italieniſch, ſpaniſch,
franzö=
ſiſch und holländiſch erſchienen.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Reichsverband der Baltikumkämpfer (
Vereini=
gung ehemaliger Grenzſchutz= und Freikorpskämpfer). Heute
Samstag, 20. Juli, abends 20.30 Uhr, Kameradſchaftsabend im
Hanſahotel. Erſcheinen iſt Pflicht.
Vom Wetter reden oder ſchreiben iſt immer eine
Ver=
legenheitsſache. Es iſt im Grunde wirklich zwecklos, zu ſchreiben
wie das Wetter war, jeder hat’s ja ſelbſt erlebt. Hochſtens
Wetterprophetie iſt diskutabel. Aber die ſtimmt ja meiſtens
nicht. Nichtsdeſtotrotz darf der Wochenchroniſt regiſtrieren, daß
die Woche uns die auch von ihm ſympatiſch empfundene
Abküh=
lung brachte. Wenn auch in beſcheidenem Maße. Man kann
wieder aufatmen und mit friſchen Kräften in die Hundstage
geben. Schlimmer wie es war, können die es auch nicht bringen.
Anfang der Woche fand man in der Bismarckſtraße ein leider
totes Exemplar des ſagenhaften „Ziegenmelkers. Der
Natur= und Vogelfreund, der ihn fand, vermutet, das ſeltene Tier
ſei gegen einen Draht angerannt (er meinte wohl geflogen!) und
dadurch zu Tode gekommen. Ich möchte das bezweifeln. Am
Dienstag nacht (es iſt doch gut, wenn man Kegelſport treibt!)
ſah ich dieſen Nachtvogel in der Nähe der Stadtkirche in der
Kirch=
ſtraße. Ich beobachtete ihn faſt eine halbe Stunde lang. Er flog
ſehr ſicher in dunkle Ecken und wieder ins Licht. Ohne auch
nur im geringſten irgendwie anzuflattern, fing er wohl
Nacht=
ſchmetterlinge. Seinen Namen trägt er, ſoviel ich weiß, zu
Un=
recht. Wie er in den Ruf gekommen iſt, daß er heimlich und
nächtens Ziegen melke, weiß ich nicht. Man kann ja im Brehm
nachſchlagen. Schade, daß das Tierchen tot iſt. Es wäre
inter=
eſſant, feſtzuſtellen, ob dieſe Nachtſchwalbe tatſächlich in unſerer
Gegend öfter vorkommt. — Mit Vögeln erlebt man auch ſonſt
allerlei Intereſſantes. So berichtet ein Dienheimer, daß ihm beim
Baden im Rhein ein Falke ſeine Seife (!) geſtohlen habe.
Der Beſtohlene habe das ganz genau geſehen. Der Falke habe
das offenbar von ihm verkannte Stück Seife auch nicht etwa
fallen laſſen, ſondern mit in die Lüfte genommen. Hoffentlich
bekommt ihm oder ſeinen Jungen die für einen Vogel immerhin
ſeltene Atzung. Aus Reinlichkeitsbedürfnis wird er ſie kaum
geſtohlen haben. Vielleicht aber hat auch den Falken die Hitze
irregeleitet.
Die Radfahrer hatten eine Freude. Ein Erlaß kam
heraus, nach dem ſie wieder zu zweien nebeneinander
fahrendürfen. Daß dieſer Erlaß nur für geſchloſſen in
ſtreng=
ſter Diſziplin und unter verantwortlicher Führung fahrende
Vereine gilt die dann als marſchierende Abteilungen
ange=
ſehen werden, wurde von vielen natürlich überſehen. Wirklich,
ich habe als alter (noch Hochrad=!) Radler nichts gegen die
Rad=
fahrer. Kein Menſch ſollte das haben. Aber mein Beruf zwingt
mich, oft auch Auto zu fahren, und da muß man doch oft
Nicht=
achtung der geſetzlichen Vorſchriften durch Radfahrer erleben, die
ſie im eigenſten Intereſſe vermeiden ſollten. Denn das Auto iſt
ja doch nun einmal die ſtärkere Maſchine, und wenn es noch ſo
eine kleine Muckepinne iſt. Faſt täglich kann ich von meinem
Fenſter aus ſehen, wie in der verkehrsreichen Rheinſtraße nicht
nur zwei, ſondern drei und noch mehr nebeneinander fahren.
Wer einmal in Amſterdam oder ſonſt einer großen Stadt
Hol=
lands war, wird das gar nicht ſchlimm finden. Nirgends wohl
gibt es ſoviel Radfahrer und Radfahrerinnen wie hier. Sie
wim=
meln zwiſchen Autos und Laſtfuhrwerken zu Tauſenden herum und
— es paſſiert ſehr ſelten ein Unglück. Beide, Radler und
Autler, fühlen ſich verantwortlich und nehmen Rückſicht
aufeinan=
der. Unglaublich ſchne Ulſtehen die Radler auf den Füßen und
weichen aus. Bei uns aber kommen immer wieder Unfälle vor.
Der Ruf nach geſonderten Radfahrwegen in
Deutſch=
land wird darum ſtärker, und es iſt zu begrüßen, daß der Führer
des deutſchen Kraftfahrweſens, Korpsführer Hühnlein, ſich
dahin äußert: „Es wäre unwirtſchaftlich, ſtarke und ſchnelle
Kraft=
wagen und Krafträder herzuſtellen, wenn mit dieſen nicht auch
lange Strecken im Straßenverkehr möglichſt ungehindert
zurück=
gelegt werden können. Das Heer der Radfahrer nimmt ſtändig
zu. Bei einer gleichzeitig fortſchreitenden Motoriſierung erhöht
ſich damit die Gefahr für die Radfahrer auf der Straße, und es
vermehren ſich die Umſtände, die der Ausnutzung der
Kraftfahr=
zeuge entgegenſtehen. Die umfaſſende Anlage von Radfahrwegen
bedeutet den Wegfall vieler Störungen im Verkehr. Während
dem Radfahrer dadurch die ungehinderte Benutzung ſeines
Fahr=
zeuges erleichtert wird, erhalten die Kraftfahrer einen Anreiz zu
einer verſtärkten Verwendung von Kraftfahrzeugen, durch deren
Anſchaffung unzähligen Volksgenoſſen Arbeit und Brot geſichert
wird.‟ Es iſt aber auch verſtändlich, daß der
Reichsver=
kehsminiſter in einem Runderlaß die Radfahrer zur
Wah=
rung der Fahrdiſziplin ermahnt und evtl. die Wiedereinführung
der Nummernſchilder in Erwägung zieht.
Ueber die kleinen Brüder der Radfahrer, die Roller, geht
uns ein Notſchrei zu, der nicht unberechtigt iſt. Die Kinder mit
und auf Rollern ſind auf den Bürgerſteigen beſtimmt keine
an=
genehme Sache, und ſie haben ſchon Unfälle genug verurſacht.
An=
dererſeits ſind ſie ein ſehr beliebtes Spielzeug, ja ſogar
Ver=
kehrsmittel unſerer Jugend, und ich kann dem „Notſchreier” nicht
zuſtimmen, der ein generelles Verbot fordert. Man kann die
Roller auch nicht gut auf den Fahrdamm verweiſen. Vielleicht
aber läßt ſich durch ein Verbot in den Hauptverkehrsſtraßen eine
Beſchränkung des Rollens auf ruhige Nebenſtraßen erreichen. —
Während die Blätter des In= und Auslandes angefüllt ſind
mit Senſationsberichten über die Filmdemonſtrationen in Berlin,
hat ſich dieſe Woche auch in Darmſtadt eine
Filmdemon=
ſtration ereignet, die allerdings ruhig verlief und doch zum
gewünſchten Reſultat führte. Der Führer der Studentenſchaft
unſerer Hochſchule hat erreicht, daß aus einem Filmſtreifen ih
die fränkiſche Schweiz die Exkneipe einer Korporation hera
geſchnitten wurde. Die Studentenſchaft hatte recht, dieſe Strene
ſind meiſtens ſehr kitſchig und unwahr. Die verlogene Chaz,
teriſierung von Reportern und Schriftleitern iſt auch noch n.
aus den Filmen verſchwunden. Man wird ſich das mer
müſſen.
Irgendwer hat in dieſer Woche eine bemerkenswerte F
ſtellung gemacht. Er iſt der Frage nachgegangen, welches iſt
höflichſte Volk der Erde? Und kam zu ſicher richtign
aber überraſchendem Reſultat. Dem nämlich, daß es ein Volk
das durch nichts einander ſo bindet wie eben dieſe ihm eige
Höflichkeit. Es iſt das internationale, über die ganze Erde ze
breitete Volk der — Raucher. Haben Sie nicht ſchon bemer
wie ausgeſucht höflich die Zeremonie des Streichholzreichens
Hat man je gehört, daß ein Raucher vergebens um „Feuer”
beten hat? Das Feuer iſt der Gegenſtand, den zu ſchenken un
Rauchern eine Ehre und ein Vergnügen iſt. Und es iſt vollk m
men gleichgültig, wo die Zeremonie der Feuerübergabe ſtattfin)
ob auf dem Pflaſter der Großſtadt, ob an einem Badeſtrand o
im Reſtaurant, ob in Berlin oder Singapur: ſie vollzieht
ſtets im gleichen Ritus.
Noch eine wichtige Entdeckung, die unſere Hausfrauen in
eſſieren dürfte: Woher kommt der „Pichelſteiner”
bayriſchen Sannenwald liegt 800 Meter hoch der „
Büchelſtein=
in der Nähe von Deggendorf. Hier wird alljährlich aus An
der „Erfindung des Pichelſteiners (früher hieß es „Büchel)
ner”) ein Feſt gefeiert. Die Erfindung aber kam ſo: Im Eiru
wirtshaus „Zum Kerſchbaum” traf einſt ein ausgehungerter Ws
dersmann ein. Die Wirtin aber hatte nichts Geſcheites zu eſſ
Der Gaſt aber drängte, er müſſe unbedingt etwas eſſen. Zuſe
men gingen beide in der Küche auf die Suche. Sie fanden eirr
Fleiſchreſte von verſchiedenen Fleiſcharten, etwas Kartoffeln, w
ſchiedenes Grünzeug, Gemüſereſte, und die Wirtin meinte,
ind=
ſie die ganzen Reſte in einen Topf zuſammenwarf, das ſei für
Hund gerade gut genug. Nun aber machte der Gaſt in ſeim
Heißhunger den Vorſchlag, daß man ruhig die ganzen Reſte
ſammen mit reichlich Fett kochen oder dünſten könne, im Mag
komme ja ſowieſo alles zuſammen. Die Wirtin ließ ſich
üb=
reden, und dies wurde die Geburtsſtunde des „Pichelſteiners”. Du
wiſſen wir’s!
Da wir ſo gut wie alte treue Nachbarn der Neckarſtadt He
delberg ſind, ſo wollen wir auch der Feſtſpiele im herrlichen Sch.d
dort nicht vergeſſen. Wem immer der Geldbeutel es erlaubt,
ſollte ſich die Aufführungen dort inmitten der Mauern und Büſt
angeſichts der jahrhundertealten Bauten nicht entgehen laſſt
Wir haben im einzelnen berichtet über die Eröffnungsvorſtell
„Das Käthchen von Heilbronn” und über das andere Klein
das dort zu ſehen, zu hören und zu erleben iſt: Shakeſpeares en
reizvolles Luſtſpiel „Was ihr wollt‟. Es bedeutet der Be
dort mehr als ein Theaterabend; die ewigen Kuliſſen, der Zu
ber der Sommernacht, das Grundgefühl der Verbundenheit
Kunſt und Natur ſchaffen ein Erleben ganz eigener Art, ein
leben, das einmalig genoſſen ſchon Zehrung gibt für lange Jau=
*
Im Lande draußen iſt Saure Gurkenzeit. D. h. r
tiger nur Gurkenzeit. Die Ernte hat mit Macht eingeſetzt,
beſonders im Ried herrſcht in dieſen Tagen reges Leben und Ve
kehr. Im übrigen gitb’s ebenſo wenig wie, wenigſtens in unſer
Gegend, die richtigen, ſo ſchmackhaften wirklichen ſauren El
ken, die der „Gewürzgurke” weichen mußte, auch die berücht
„Saure Gurken zeit”, die beſonders in der Zeitung ſich
bem=
bar machte, ſeit Jahren nicht mehr. Es iſt immer etwas
wenn’s auch nicht immer Senſationen ſind, auf die wir gerne Ze
zichten. Da war z. B. ein beſonders mutiger Bräutigam
Mörfelden. Von ihm glaubte die Braut, er habe Erſparn
von 400 Mk. Tatſächlich aber hatte er nichts! Das aber wollte
ſeiner Zukünftigen nicht eingeſtehen, und er zag es vor, ſich ſel
erhebliche Wunden beizubringen, um einen Rauberfall vo y
täuſchen. Leider kam man dem Tapferen auf ſeine Schliche,
heute wird er bedauern, nicht mehr Mut ſeiner Braut gegenüſ
aufgebracht zu haben. — Daß ein Feuerwehrmann von ſeine
eigenen Waſſerſtrahl, richtiger von dem ſeiner Spritze ſchwer
letzt wird, durfte auch eines der ſeltenſten Vorkommniſſe ſein,
Vilbel iſt’s paſſiert. Den bedauernswerten Feuerwehrmch
traf ein Strahl der Motorſpritze ins Auge, das ſofort oper
und genäht werden mußte. — Tüchtige Hitlerjungen:
Pimpfe gibt es in Oberheſſen. Pimpfe entdeckten in der Ni
von Lauterbach einen Waldbrand und machten ſich ſofort in zw‟
mäßigſter Weiſe an die Bekämpfung, während ein Teil von ihnd
die Feuerwehr rief. — Gelernt iſt gelernt! — Der 14jähr
Hitlerjunge Karl Schneider aus Huntersdorf rettete einen Lan
helfer vom Ertrinken. Uebrigens ſchon die zweite Lebensrett!
des wackeren Jungen. —
Der Woche letzter Tag bringt heute als wichtigſtes Ereige
für Darmſtadt und weit über ſeine Grenze hinaus die Eröffnu
der großen Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellu
Was darüber zu ſagen iſt, finden unſere Leſer in der Sonder
nummer, die das Darmſtädter Tagblatt heute dieſer Au
ſtellung widmet.
Maximilian
Aerzlicher Sonnkagsdienſt.
Ab 7. Juli d. J. iſt eine bemerkenswerte Aenderung in der
Organiſation des ärztlichen Sonntagsdienſtes in Darmſtadt
ein=
getreten. Von dieſem Tage an iſt die Stadt an Sonn= und
Feier=
tagen in drei feſtſtehende Bezirke eingeteilt.
Den Bewohnern dieſer Bezirke ſteht, falls ihr Hausarzt nicht
erreichbar iſt, in Notfällen der Arzt vom Sonntagsdienſt ihres
Bezirkes zur Verfügung.
Bezirkseinteilung:
Bezirk 1: Umgrenzt durch die Heinrichſtraße, Peter=Gemeinder=
Straße, Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und Dieburger
Straße.
Bezirk 2: Nordweſtlicher Stadtteil, begrenzt durch Holzhofallee,
Eſchollbrücker Straße, Heinrichſtraße, Peter=Gemeinder=Straße,
Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und Dieburger Straße.
Bezirk 3: Beſſungen ſüdlich der Holzhofallee, Eſchollbrücker Straße
und Heinrichſtraße.
Der Sonntagsdienſt reicht von Samstag mittag 14 Uhr bis
Sonntag nacht 24 Uhr.
Der Arzt ſoll am Wochenende nicht ohne dringenden Grund
beanſprucht werden, denn er bedarf dieſer Freizeit zur Ruhe und
Fortbildung, um die Leiſtungsfähigkeit in ſeinem Beruf zu
ſtei=
gern. Man verlange daher die Hilfe des Arztes nur in
wirk=
licen Notfällen.
Sonntagsdienſt haben am Sonntag, dem 21. Juli
1935: Bezirk 1: Dr. med. Vidal, Stiftſtr. 25, Tel. 1110;
Bezirk 2: Dr. med. Schreiner, Bismarckſtraße 39, Tel. 858;
Bezirk 3: Dr. med. Degen, Klappacherſtr. 1, Tel. 366.
RASIERCREME
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.
— Sonderfahrt der Reichsbahndirektion Mainz ins Blaue,
Die Reichsbahndirektion Mainz wird am Sonntag, 28. Juli, einen
Sonderzug ins Blaue hinein fahren. Eine genußreiche Fahrt in
bequemen Durchgangswagen bringt die Reiſeteilnehmer diesmal
an zwei unbekannte Ziele. Vor jedem Ziel werden Programme
ausgegeben, die beſtimmt jedermann zuſagen werden. Das eine
Ziel iſt ein Städtewunder, alt, ſchön und jedem Deutſchen dem
Namen nach vertraut, ja, man kann ſagen, jedem bekannt, der ſich
einmal mit deutſchem Kulturſchaffen befaßt hat. Das andere
Reiſeziel iſt paradieſiſch ſchön gelegen. An Abwechſlung für alt
und jung wird es hier nicht fehlen.
Ein neuer Plan von Darmſtadt (1935) iſt ſoeben im Verlag
von Ludwig Saeng erſchienen. Der neue Stadtplan iſt durch ſeine
mehrfarbige Aufteilung erfreulich klar und überſichtlich. Er führt
bis in die nähere Umgebung und zeigt auch alle Schneiſen und
Waldſpazierwege. Alle öffentlichen Gebäude, Gärten und
An=
lagen ſind beſonders hervorgehoben. Das Straßenbahnnetz und
die Kraftwagenlinien ſind mit Zahlgrenzen und Halteſtellen
ein=
gezeichnet; ein Verzeichnis der Straßen, öffentlichen Gebäude,
Denkmäler, Kirchen, Schulen, Hotels, Gaſthöfe uſw erleichtert
deren Auffinden für den Fremden. Der Plan iſt im Maßſtab von
1:10000 gehalten.
Der Deutſche Sfenografenkag und das Ausland.
Der Deutſche Stenografentag, der vom 2. bis 5. Auguſt
Frankfurt a. M. ſtattfindet, hat auch im Ausland großes In
eſſe gefunden. Stenografen aller Nationen werden Gaſte der Deu
ſchen Stenografenſchaft ſein. So kommen allein aus Polen, in
Hauptſache, aus dem abgetrennten, ehemals deutſchen Geb
235 Stenografen nach Frankfurt. Die führenden Kurzſchrif
Belgiens, Bulgariens, Hollands, Italiens, Jugoſlawiens, Oe
reichs, Spaniens, Schwedens und Ungarns haben ihr Erſchei
bereits beſtimmt zugeſagt. Aber auch aus Dänemark, Englan
Frankreich und Portugal liegen Anfragen vor, denn die ausländ
ſchen Stenografen nehmen gern die Gelegenheit wahr, die grrzl
ſtenografiſche Organiſation der Welt, die Deutſche Stenogra;
ſchaft, in ihrer Arbeit kennenzulernen.
Das rege Intereſſe, das die deutſche Tagung im Auslande
funden hat, iſt eine Folge der guten Beziehungen, die die Deutg
Stenografenſchaft mit den Kurzſchriftlern der ganzen Welt pfk.g
In nicht weniger als 20 außerdeutſchen Ländern wird heute”
terricht in Deutſcher Kurzſchrift erteilt. Die Deutſchen im
A=
land werden durch das Gaugebiet Ausland betreut. So trägt
Deutſche Stenografenſchaft auf ihrem Gebiet zur Verſtändig:
der Völker auf der Grundlage der gegenſeitigen Achtung 7
Gleichberechtigung bei.
* Ein volkstümliches Sonderkonzert im Rummelbräu ver
ſtaltete geſtern abend das Orcheſter arbeitslo)
Berufsmuſiker unter Leitung von Kapellmeiſter Hein/
Hett. Das 4
Verdi, Wagner, Strauß u. a. Die blinde Sopraniſtin
Meiſter ſeines Inſtruments. Chriſtian Grimm gab neue Pi
ben ſeiner Bauchrednerkunſt und hatte die Lacher auf ſer
Seite! Der flott geſpielte Badenweiler Marſch beſchloß den Abel
der für alle Beſucher eine angenehme Unterhaltung bot.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsgulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantworlung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeit.
ng. Wir möchten in dem geſchilderten Vorgang den feſt”
Abſchluß eines Kaufs erblicken, umſomehr, als in der geleiſtee
Anzahlung eine Teilerfüllung des Rechtsgeſchäfts
erblicken iſt.
„Iſta‟, Erſuchen um Rückſprache werktags vormittags 8 29
bei der Schriftleitung; die Unterlagen bitten wir mitzubring”
Schinderwolf fand viel Beifall mit dem Vortrag ei
Mozart=Arie und Weingartners „Liebesfeier”, Karl Mädi
zeigte ſich in zwei Xylophon=Soli mit Orcheſterbegleitung als
Wie gratulieren!
Zum 83. Geburtstage Herrn Landwirt Peter Fris
mann in Büttelborn.
Zur Goldenen Hochzeit dem Ehepaar Johann
Geißler, Weißbinder, und Frau Dorothea geb. Helfmann
Weiterſtadt.
Samstag, 20. Juli 1935
15 Millionen Kilogramm
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
In der Viehwirtſchaft iſt die Arbeit des Marktordners
für die ſtets ausreichende Verſorgung der Verbraucher mit Fleiſch
„bei zugleich möglichſt ſtabilen Preiſen ſchwieriger als auf
man=
chen anderen Gebieten der Ernährungswirtſchaft und bedarf
darum doppelt der Mitarbeit der Verbrauchermaſſen. Vieh und
Fleiſch ſind keine Stapelware wie z. B. Getreide und Kartoffeln.
Friſchfleiſch läßt ſich im Gegenſatz z. B. zur Butter nur unter
er=
heblichem Koſtenaufwand und auch dann nur auf begrenzte Zeit
bei unvermeidbarem Qualitätsverluſt „ſtapeln”.
Wir erinnern uns alle noch des „Gefrierfleiſches”, das in
keiuer Weiſe einen Vergleich mit der Qualität des Friſchfleiſches
aushalten konnte. Als daher im Herbſt vorigen Jahres die
Marktordnung vor die Aufgabe geſtellt war, ein zeitweilig ſtarkes
Angebot an Vieh aus dem Markt zu nehmen und dieſen
Ueber=
ſchuß in irgendeiner Form zum Ausgleich in Zeiten knapperen
Angebotes zu verwenden, da mußte man zur abſoluten
Wert=
erhaltung dieſes Vorrates andere Wege gehen. Das Fleiſch
wurde regelrecht eingeweckt. Aus der privaten Vorratshaltung
der Zwangswirtſchaftszeit wiſſen wir, daß dies die beſte Methode
zur Erhaltung aller Säfte und Kräfte des hochwertigen
Friſch=
fleiſches iſt. Heute ſtehen zunächſt 15 Millionen Kilogramm=
Doſen von dieſem im Herbſt eingeweckten „Fleiſch im eigenen
Saft” zum Abſatz in den Fleiſcherläden bereit. Dieſe
Fleiſch=
deuerware wird ſich, zumal bei dem billigen Preis von 75 Pf. je
Pfund, ſehr ſchnell einen großen Freundeskreis erwerben. Das
Fleiſch iſt tatſächlich im eigenen Saft ohne jeden Waſſerzuſatz
Jediglich mit Auffüllung aus reinem Schweinefett eingeweckt und
ſtellt ein hochwertiges tiſchfertiges Produkt dar.
Wenn alſo heute in breiter Front für den Abſatz dieſes
Flei=
ſches im eigenen Saft geworben wird, dann darf man nicht
glau=
ben, daß hier irgend ein Ladenhüter unter allen Umſtänden
än den Verbrauch gepreßt werden ſoll. Die Herſtellung und die
Fetzige Abgabe des Fleiſches im eigenen Saft iſt eine wohlüber=
Tegte Maßnahme der Marktordnung in der Viehwirtſchaft. Sie
wient zur Verhinderung der früher gewohnten, oft ſehr heftigen
Störungen der Fleiſchpreiſe nach oben und nach unten, die am
EEnde meiſt immer zu Laſten des Verbrauchers gehen, und ſie ver=
Hindert vor allem eine Vergeudung von Lebensmitteln, die ſonſt bei
ſeinem Ueberangebot von Vieh und Fleiſch unvermeidbar iſt. Die
weutſche Wirtſchaft kann es ſich heute, wo ſie ganz und gar auf
wvie eigenen Kräfte angewieſen iſt, nicht leiſten hochwertige Er=
Feugniſſe der deutſchen Scholle umkommen zu laſſen. Wir müſſen
Fum Ausgleich der naturbedingten Tatſachen des zeitweiligen
Eleberſchuſſes oder der Knappheit in der landwirtſchaftlichen
Er=
ſeugung eine wohlüberlegte Vorratswirtſchaft unter voller
Mit=
arbeit der Verbraucher treiben. Wenn darum jetzt für den
Ab=
atz des Fleiſches im eigenen Saft geworben wird, ſo geht es hier
nicht um die Räumung eines unbequem gewordenen, Lagers,
ſondern es handelt ſich darum, die Verbraucher mit einer ganz
natürlichen Maßnahme des Marktausgleiches und der
Marktord=
nung in der Viehwirtſchaft vertraut zu machen. Das Fleiſch im
eigenen Saft iſt das Mittel, um ähnlich wie bei Getreide Brot,
Butter, Eier uſw. nun auch bei Vieh und Fleiſch
Saiſonſchwan=
ungen in der Erzeugung zu überbrücken und den Grundſatz
gleich=
pleibender gerechter Preiſe für Erzeuger und Verbraucher
durch=
uſetzen.
Das geht Alle an!
In dieſen Tagen ſetzt zum baldigen Abſchluß der diesjährigen
Werbeaktion 1935 eine verſtärkte Werbung der NS.=
Volkswohl=
ſahrt ein, um auch den letzten Volksgenoſſen als Mitkämpfer für
hre großen Aufgaben im Stadt= und Landkreis Darmſtadt zu
rewinnen. Die nächſte Aufgabe, die die NSV. neben der
Kinder= und Verwandtſchaftsverſchickung nach Abſchluß des WHW.
934 35 zu bewältigen und durchzuführen hat, liegt im Gebiet
d er Wohlfahrtspflege, und zwar in dem großen Hilfswerk „
Mut=
ſer und Kind‟. Die NSV. hat ſich damit zum Ziele geſetzt, einen
der ſozialpolitiſch bedeutungsvollſten Programmpunkte der
natio=
ralſozialiſtiſchen Bewegung der Erfüllung näher zu bringen:
Der Staat hat für die Hebung der Volksgeſundheit zu ſorgen
durch den Schutz von Mutter und Kind”.
Die Bevölkerung des Stadt= und Landkreiſes Darmſtadt, die
mit beiſpielloſer Opferfreudigkeit den Kampf gegen Hunger und
Kälte im Winterhilfswerk unterſtützt und zu einem
überragen=
den Erfolg geführt hat wird das neue Hilfswerk der NSV.,
MMutter und Kind” freudig aufgreifen und im
Verantwortungs=
gefühl gegen Familie, Volk und Staat mit dem Einſatz aller
Kräfte helfen, die gewaltige, volkserhaltende und
volkserziehe=
riſche Arbeit der nationalſozialiſtiſchen Volkswohlfahrt zu fördern.
Dies geſchieht, indem jeder deutſche Volksgenoſſe
Mitglied der NS.=Volkswohlfahrt wird. Die
Aufnahmeerklä=
rung nimmt die zuſtändige Ortsgruppe der NSV. entgegen.
Volksgenoſſen! Dies geht alle etwas an: Die NS.=
Volks=
wohlfahrt kämpft für Bewegung, Volk und Vaterland, ſomit auch
fär euch! Zeigt euch dieſer Einſatzbereitſchaft würdig, kämpft mit
eurer Organiſation und werdet Mitglied!
Amt für Volkswohlfahrt, Kreisamtsleitung Darmſtadt.
Einkaufspreis der Mühlen für inländiſchen Roggen
und inländiſchen Weizen.
Der Vorſitzende des Getreidewirtſchaftsverbandes Heſſen=
7aſſau ordnet an: Der in 8 28 Abſ. 1 der Verordnung zur
Ord=
ung der Getreidewirtſchaft vom 10. 7. 1935 bezeichnete Betrag
beim Kauf der Mühle vom Nichterzeuger wird auf 4 RM. für die
Tonne feſtgeſetzt. Ein weiterer Zuſchlag zum Kaufpreis kann im
Nalle eines wirtſchaftlichen Bedürfniſſes ohne beſondere
Genehmi=
gung bis zur Höhe von 2. RM. berechnet oder gewährt werden.
Die Auordnung tritt am 16. Juli 1935 in Kraft.
Dis de Aafnfeifeuler Lingen.
Union=Theater: „Der Eheſtreik”.
Eine Vorbemerkung: Die Orgel iſt wieder zu Ehren
gekom=
men. Nach längerer Zeit wurde geſtern wieder einmal eine
Pre=
miere durch Orgelſpiel von hohem künſtleriſchem Wert eingeleitet.
„Der Eheſtreik”, der nach dem bekannten Bühnenſtück, das
auch in Darmſtadt ſeinerzeit ſtärkſten Erfolg hatte, gedreht wurde,
iſt eine überaus heitere, echt bajupariſche Angelegenheit
gewor=
den. Etwas derb geht es hin und wieder zu, aber das iſt nun
einmal ſo in einem kleinen bayeriſchen Gebirgsdörfchen. Die
Spielleitung von Georg Jacoby hat ſich viel Mühe gegeben,
auch dem Film das volkstümliche Charakteriſtikum zu geben, das
auch aus dem Bühnenſtück atmete. Eine Reihe prachtvoller Typen
wird von erſten Schauſpielkräften dargeſtellt, und bildhübſche
Ma=
deln und junge Ehefrauen wirken in dem luſtigen Eheſtreik
wir=
ken aber auch, je nach Temperament, ſehr bald als
Streikbreche=
rinnen. Es wird eifrig gezecht und geſungen und getanzt. Es
wird auch gefenſterlt und gerauft. Es iſt alles da, und in
hei=
terſter Laune ſpielen die zahlreichen Mitwirkenden ſowohl im
Enſemble wie in den wichtigſten Hauptrollen. Bildhübſch iſt
Pue: Ut=
Hermagv Ebrbardi und Heit
Fiokenzeller-
spielen im Ufaflm „Der Ehestreik- ein jungverheiratetee Paat
Trude Marlen als Hanni, gerade und aufrecht ſchüchtern und
kräftig Paul Richter als Wirt. Fein charakteriſiert Erika
von Thellmann die hetzeriſche Avollonia, ein
außerordent=
lich appetitlich und ſympathiſches Ehepaar ſind Hermann
Er=
hardt und Heli Finkenzeller als Bürgermeiſter und ſeine
Frau Pepi, glänzend Theodor Danegger als Vater Bartl
und Eliſe Aulinger als Annamirl, aber wie geſagt, auch alle
übrigen ſtehen gut an ihrem Platz und bieten ein Volksluſtſpiel,
wie es unterhaltender und luſtiger kaum ſein kann.
Das Beiprogramm bringt u. a. in einem inſtruktiven
Kultur=
film einen Einblick in die Herſtellung der Kugellager, von deren
Fabrikation in größtem Umfang der Laie ſich kaum eine
Vor=
ſtellung macht.
EA
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
den ſpannenden Ufa=Film „Der ewige Traum‟ (Der König
des Montblanc) Dr. Arnold Fanck, der Schöpfer zahlreicher
Gebirgsfilme, ſchuf einen impoſanten Film der die
Erſtbeſtei=
gung des Montblanc im Jahre 1786 zum Thema hat. In den
Hauptrollen ſpielen Sepp Riſt, Brigitte Horney, Friedrich
Krays=
ler u. v. a. m.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
den neuen Pola=Negri=Film „Um eine Fürſtenkrone‟.
— Reſi=Theater zeigt die weltbekannte und beliebte Operette
„Polenblut”, mit Anny Ondra, Ivan Petrovitch, Hilde
Hil=
debrand, Hans Moſer. Jugendliche zugelaſſen.
— Belida zeigt nur noch drei Tage „Der Flüchtling
aus Chicago” mit Guſtav Fröhlich, Luiſe Ullrich, Hubert von
Meyerinck, Adele Sandrock. Paul Kemp, Lil Dagover.
Bergſträßer Feſtſpiele in Heppenheim.
Die Verlängerung der „Bergſträßer Sommernächte” bis zum
Sonntag abend hatte ſich in glänzender Weiſe bewährt. Wiederum
war das ſchöne Fachwerkdorf von einer lebensfrohen
Menſchen=
menge erfüllt. Die „Bergſträßer Sommernächte” ſind jetzt zu dem
großen Bergſträßer Sommervolksfeſt geworden, das wohl im
näch=
ſten Jahre einen weiteren Aufſchwung erleben wird.
Auch die Freilichtſviele auf dem hiſtoriſchen Marktplatz
wer=
den am Sonnras abend in einer großen Schlußvorſtellung beendet
werden. Tauſende haben das ergreifende Heimatſpiel „Jörg Ankel”
von Hans Holzamer geſehen und erlebt, und Tauſenden iſt darin
ein erſchütternder Teil Bergſträßer Geſchichte übermittelt worden.
Jeder hat die Einzigartigkeit des herrlichen Marktplatzes zu
Hep=
penheim bewundert und ein Spiel ſich darauf abrollen ſehen, das
faſt Wirklichkeit war, ſo innig war es mit Burg, Dom und Platz,
mit den alten Häuſern und dem Brunnen verbunden. Die letzte
Aufführung am Sonntag abend 8 Uhr wird gewiß noch eine
Stei=
gerung des Beſuches und der ſpieleriſchen Leiſtungen bringen. Wer
irgendwie kann, muß am Sonntag abend den Marktplatz zu
Hep=
venheim beſuchen.
Nr. 197 — Seite 15
Aus dem Gerichtsſaal.
Tödlicher Autounfall.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht ſprach am Freitag
zwei Angeklagte frei, die beſchuldigt waren, einen
Un=
fall verurſacht zu haben, bei dem am 29. April d. J. ein junges
Mädchen ihr Leben einbüßte. Die Getötete, ein Mädchen aus
Erz=
hauſen, und ihre Schweſter fuhren an jenem Tag mit ihren
Rä=
dern nach Darmſtadt. Kurz vor Merck holte ſie ein Bekannter,
der erſte Angeklagte, auf ſeinem Rade ein und fuhr, ſich ein
Weil=
chen mit ihnen unterhaltend, neben ihnen her. Als der
Ange=
klagte dann ſchneller weiterfuhr, ſtieß die Getötete ſich mit ihrem
Vorderad an ſeinem Rad, ſo daß ſie unſicher wurde. Im ſelben
Augenblick überholte ein Auto die beiden Mädchen, ſtreifte die
Schwankende, ſo daß ſie etwas heftiger auffiel als ohnedies.
Durch den ſtarken Fall erlitt ſie einen Schädelbaſisbruch, an
deſſen Folgen ſie ſtarb. Das Gericht iſt nach ausführlicher
Be=
weisaufnahme der Auffaſſung, daß ein ſchuldhaftes Verhalten des
Radfahrers ſowohl als des mitangeklagten Autofahrers nicht
er=
wieſen ſei.
Der entflohene Bräutigam.
Es verurteilt dann den knapp 21jährigen A. von hier
wegen ſchweren Diebſtahls zu einer Gefängnisſtrafe
von vier Monaten. A., der ſtramme Arbeit nicht ſehr zu
lieben ſcheint, hatte jahrelang ein Verhältnis mit einem um
ſieben Jahre älteren Mädchen, bei dem er auch wohnte und ſich
verhalten ließ. Das Mädchen drängte infolgedeſſen auf Heirat,
jedoch A. wollte nicht. Er wollte nun erſt mal dienen
behaup=
tete er. Das Mädchen drohte ihm mit Selbſtmord, und ſo ließ er
ſich bewegen, einen Tag nach Vollendung ſeines 21. Lebensjahres
mit auf das Standesamt zu gehen und das Aufgebot zu beſtellen.
aber als die Trauung ſtattfinden ſollte, war A. verſchwunden. Er
hatte den elektriſchen Zählautomaten aufgebrochen, ſich das Geld
von mindeſtens 12 Mark herausgeholt, und war nach Frankfurt
gegangen. Als das Geld alle war, kam er zurück. Er traf auch
zufällig gleich wieder ſeine Braut, die ihm großmütig verzieh
und ihn wieder bei ſich aufnahm, um nun endgültig zu heiraten.
Aber A. ſtreikte wieder in letzter Minute. Zufällig kam auch
am ſelben Tage ein Beamter der Heag, um zu kaſſieren. Die
Schweſter der Braut erzählte ihm die Sache und A. wurde
ver=
haftet. Am nächſten Tage nahm ſich das Mädchen das Leben.
indem es ſich zum Fenſter hinausſtürzte. Da A. noch ſo jung
und auch noch nicht vorbeſtraft iſt, glaubt das Gericht ihm
mil=
dernde Umſtände zuerkennen zu können.
Zwei Hochverräter.
Der Strafſenat verurteilte am ſelben Tage den 37
jäh=
rigen Karl Hofmann aus Wieſeck zu drei Jahren
Zuchthaus und die 28jährige Maria Baitz aus Gießen
zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus, beide wegen
Hoch=
verrats. Es werden ihnen die bürgerlichen Ehrenrechte auf die
Dauer von fünf Jahren aberkannt und Polizeiaufſicht angeordnet.
Beide ſtanden in engem Zuſammenhang mit bekannten
Kommu=
niſten und hatten auch für die KPD. gearbeitet. Beide ſind nicht
geſtändig und die Unterſuchungshaft kann ihnen deshalb nicht
angerechnet werden.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Samstag, 20. Juſi
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Breslau:
Fröhlich klingts zur Morgenſtunde. In der Pauſe 7.00:
Nachr. 8.00: Waſſerſtand. 810: Stuttgart: Gymnaſtik.
8.30: Sendepauſe. 9.00: Nur Frankfurt: Nachr. 9.15:
Nur Frankfurt: 1. (9.15): Konzert. 2. (9.45): Aus einer
heſſiſchen Kleinſtadt. Heitere Kurzgeſchichte. 10.00:
Sen=
depauſe. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldg. 11.30:
Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Stuttgart: Buntes Wochenende. Dazw. 13.00:
Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Vom
Deutſch=
landſender: Muſikal. Unterhaltung. Zwiſchen zwei und
drei. 15.00: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 15.05: Wetter.
15.15: Jugendfunk: Unter der Fahne ſchreiten wir.
Märſche und Lieder.
16.00: Köln: Der frohe Samstag=Nachmittag. Bei 42 Grad
im Schatten, 18.00: Aus des ſüdweſtdeutſchen Landes
Schickſalstagen: Die Landſtörzerin. 18.20:
Stegreiffen=
dung. 18.30: Das Mikrophon unterwegs. 18.40:
Kai=
ſerslautern: Saardienſt. 18.55: Wetter,
Programmände=
rungen, Zeit.
19.00: Gemeinſchaftsſendung der Reichsſender Frankfurt u.
München: Die Oſtmark grüßt die Weſtmark. 20.00: Zeit,
Nachrichten. 20.10: Bad Dürkheim: Bunter Abend. 22.30:
Zeit, Nachrichten, 22.45: Wetter, Nachr, Sport. 23.00:
Leipzig: Tanzmuſik zum Wochenende. 24.00: Stuttgart:
Nachtkonzert.
OMestien Oaudansan
O
München: 19.00: Gemeinſchaftsſendung mit Frankfurt:
Die Oſtmark grüßt die Weſtmark.
Breslau: 20.10: Geſtrichenes — Geblaſenes —
Ge=
pfiffenes. Eine muſikaliſche Sommerreiſe für die
Da=
heimgebliebenen.
Hamburg: 20.10: Von Strandläufern und Badenixen.
Ein luſtiger Wellenritt längs der deutſchen Bäderküſte,
Stockholm: 19.30: Alte Tanzmuſik.
Riga: 19.30: Operettenabend.
Laibach: 20.00: Mandolinenkonzert.
Brüſſel=frz.: 20.00: Orcheſter und Soliſten.
Kopenhagen: 20.00: Unterhaltungsmuſik.
Budapeſt: 20.30: Budapeſter Konzertorcheſter.
Die Vergünſtigung eines Gratis=Gutſcheins für eine beliebige
Vorſtellung der kommenden Spielzeit bei Einzeichnung einer neuen
Platzmiete
wird bis zum Montag, den 22. Juli 1935 verlängert.
Verſäumen Sie dieſe Friſt nicht!
Unverbindliche Auskünfte und Einzeichnung der Platzmieten bei der Mietabteilung des Heſſiſchen
Landestheaters werktäglich von 9.00 bis 13.30 Uhr. / Ruf Nr. 3781 und 5001, Nebenſtelle Nr. 677
Bis 4200 Ermäßigung auf die gewöhnlichen Kafſenpreiſe durch die Platzmiete!
Seite 16 — Nr. 197
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 20. Juli 1935
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 19. Juli. NS. Volkswohlfahrt. Bei
der durchgeführten Werbeaktion für die NS. Volkswohlfahrt
wur=
den in unſerem Ortsgruppenbereich, zu dem auch die
Nachbar=
gemeinde Wixhauſen zählt, rund 80 neue Mitglieder geworben.
Die Werbeaktion wird weiter fortgeſetzt. Neuanmeldungen
kön=
nen jederzeit bei der Ortsgruppenamtsleitung der NS.
Volks=
wohlfahrt auf dem Rathaus getätigt werden. Die Geſamtzahl
der Mitglieder der hieſigen Ortsgruppe der NS. Volkswohlfahrt
beläuft ſich nunmehr auf 772. Bei der Hauswerbung zur
Grün=
dung eines Lebensmittel=Opferringes in unſerem Orte erklärten
ſich über 400 Einwohner zur monatlichen Zeichnung von
Lebens=
mittel=Pfundpaketen bereit.
J. Griesheim, 19. Juli. Kriegs=Ehrenkreuze. Bei der
Bürgermeiſterei ſind weitere 74 Kriegs=Ehrenkreuze für
Front=
kämpfer eingetroffen und können daſelbſt von den
Empfangsbe=
rechtigten in Empfang genommen werden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 19. Juli. Reichsluftſchutz. Im
Saale „Zum Darmſtädter Hof” fand eine Werbeverſammlung des
Reichsluftſchutzbundes, Ortsgruppe Darmſtadt, ſtatt, die von
Stütz=
punktleiter Pg. Kern hier mit einleitenden Worten der
Begrü=
ßung eröffnet wurde. Sprecher war der Führer und
Propaganda=
leiter der Ortsgruppe Darmſtadt, Pg. Dr. Scriba=Darmſtadt.
Er erläuterte zunächſt in ausführlicher Weiſe die Gefahren, denen
die Volksgenoſſen bei Ausbruch eines Krieges ausgeſetzt ſind
be=
handelte die einzelnen Flugzeugtypen und beſchrieb die Wirkung
der einzelnen Giftgaſe. Der Redner ließ keinen Zweifel darüber,
daß zum Schutze der Bevölkerung Gegenmaßnahmen getroffen
wer=
den müßten, und zwar in der Form, daß in erſter Linie Luftſchutzkeller
errichtet werden müſſen daß man die Speicher entrümpele und alle
Vorſichtsmaßregeln treffe, die eine raſche Löſchung eines etwa
aus=
brechenden Brandes ermöglichen. Das neue Luftſchutzgeſetz vom
26. d. M. biete hierzu nunmehr eine geeignete Handhabe. Danach
beſtehe für alle Deutſchen eine Luftſchutzpflicht, d. h.. alle
Deut=
ſchen ſind zu Dienſt= und Sachleiſtungen ſowie zu ſonſtigen
Hand=
lungen, Duldungen und Unterlaſſungen verpflichtet, die zur
Durch=
führung des Luftſchutzes erforderlich ſind. In erſter Linie ſei es
Aufgabe der Hausfrauen, ſich der Sache zu widmen, da ſie im
Falle eines Krieges diejenigen ſeien, die die Gegenmaßnahmen
eines Luftangriffes zu ergreifen, hätten. Er ermahnte die
An=
weſenden, für die Sache des Luftſchutzes zu werben. Eine Reihe
neuer Mitglieder konnte für die Sache gewonnen werden. Die
Zahl der Mitglieder der hieſigen Ortsgruppe iſt nunmehr auf
über 200 angewachſen.
f. Roßdorf, 19. Juli. Lebensretter. Heinrich
Breit=
wieſer, hier Hintergaſſe 8, hat einen jungen Mann aus
Darm=
ſtadt, der an der Südſpitze des Alt= und Neurheins badete und
dabei in Gefahr kam, vom Ertrinken gerettet.
G. Ober=Ramſtadt, 18. Juli. Ehrenkreuze. Letzte Woche
wurden hierher noch einmal eine Anzahl Frontkämpfer=
Ehren=
kreuze zugeteilt, die den Antragſtellern behändigt wurden. Damit
dürften jetzt ziemlich alle Antragſteller in den Beſitz des
bean=
tragten Ehrenkreuzes gekommen ſein.
Fb. Gundernhauſen, 19. Juli. Frontkämpfer=Ehrung.
Zu einer ſchlichten Feier, fanden ſich in unſerer Gemeinde 56
Frontkämpfer und Kriegsteilnehmer zuſammen, denen das
Ehren=
kreuz überreicht wurde. Bürgermeiſter Chriſt hielt eine kurze
Anſprache und gedachte dabei derer, die ihre Treue zum Vaterland
mit dem Tode beſiegelten.
*Oreißig Jahre Heimatsverein Rüſſelsheim.
Be. In dieſen Tagen kann der Heimatverein Rüſſelsheim ſein
30jähriges Beſtehen feiern. Ueberall dort wo Heimatforſchung und
Heimatliebe zu finden iſt, wird man an dieſem Jubiläum
freudig=
ſten Anteil nehmen. Denn Rüſſelsheim war die Geburtsſtätte der
neuen Heimatforſchung und mancher Heimatverein weit über die
Grenzen Heſſens hinaus wurde erſt gegründet durch das Vorbild
Rüſſelsheims.
Der Heimatverein wurde am 22. Juni des Jahres 1905
ge=
gründet. Von ſeinen Gründern leben nur noch zwei, Poſtſekretär
Heinrichs und der bekannte Heimatforſcher und Lehrer i. R.
Wil=
helm Sturmfels, der verdienſtvolle Vorſitzende des Vereins.
Als ſeine Hauptäufgabe bezeichnete der Verein von vornherein
die Heimatpflege in ihrem geſamten Umfang. Er wollte für den
Heimatsort eine Zuſammenfaſſung aller Beſtrebungen ſein, die
einerſeits eine Erſtarkung des Heimatgefühls, eine vertiefte
Kennt=
nis der Heimat in Vergangenheit und Gegenwart auf allen
Ge=
bieten und daraus erwachſende Liebe zur Heimat zum Ziel haben,
die andererſeits eine geiſtige Hebung des Einzelmenſchen auf dem
heimatlichen Boden im Auge haben. Das Eigentümliche und Neue
des Vereins lag darin, daß er mit dem Ringen um die ideellen
Güter aufs innigſte die ſelbſtloſe Arbeit um die materielle Hebung
des Heimatortes verband, um Verbeſſerung der wirtſchaftlichen
Lage des Einzelnen wie der Geſamtheit, der Verkehrsverhältniſſe,
der geſundheitlichen Einrichtungen und anderer Dinge. Zu dieſen
beiden Richtungen der Tätigkeit, die ſich mit den Menſchen der
Heimat beſchäftigten, kam als dritter die Sorge um die Heimat
ſelbſt, um die Erhaltung ihrer Eigenart, um den Schutz und die
Pflege ihrer Natur, Kunſt und Geſchichtsdenkmäler.
Wenn man die Leiſtungen in den letzten 30 Jahren vergleicht,
erſieht man, daß noch viel mehr geſchaffen worden iſt. So hat der
Heimatverein Rüſſelsheim im Weichbild der Stadt Rüſſelsheim
zahlreiche Ruhebänke aufgeſtellt, und mit einem Koſtenaufwand
von rund 1400 RM. 233 Linden angepflanzt, er hat eine
Schiller=
anlage geſchaffen und ein Schwimmbad am Main mit einem
erſt=
maligen Geſamtkoſtenaufwand von 2136 RM. errichtet, das 1925
mit einem erneuten Aufwand von rund 1600 RM. erweitert
wurde. Er hat die Findlinge aus den Rüſſelsheimer Kiesaruben
und alle bemerkenswerte Grenzſteine vor der Einſiedelei im
Verna=
park aufgeſtellt, des weiteren hat er die Gemeinde zu verſchiedenen
im öffentlichen Intereſſe liegenden und das Landſchaftsbild
ver=
ſchönernden Anpflanzungen, Errichtung von freien Plätzen uſw.
beſtimmt. Sehr erfolgreich wurde auch für das Verkehrsweſen
ge=
arbeitet. In einer beſonderen Werbeſchrift iſt zu den verſchiedenſten
Verkehrsfragen, Waſſerverſorgung. Einrichtung einer
Mainüber=
fahrt, Verlegung des Bahnhofes, Erbauung von Ueber= und
Unter=
führungen Einrichtung von Kraftomnibuslinien und in jüngſter
Zeit zum Bau eines neuen Poſtgebäudes fördernd Stellung
genom=
men worden.
Eine beſondere Aufgabe gilt und galt die Erforſchung
unſerer Heimat. Die Forſchungen über Geſchichte,
Geogra=
phie, Geologie, Natur, Sprache, Volkskunde und Kunſt der Heimat
hat er inſofern unterſtützt, als er eine „Illuſtrierte Geſchichte
Rüſſelsheims”, in zwei Ausgaben, einen muſtergültigen Führer
durch Rüſſelsheim mit künſtleriſchen Bildern, die Flurnamen von
Rüſſelsheim, Flörsheim und Hochheim, ſowie die bedeutſame und
unübertroffene Sammlung von Aufſätzen „Die liebe Heimat” in
bis jetzt 18 Heften, mit über 300 Aufſätzen und eine Monographie
von Rüſſelsheim herausgab. Ferner wurde durch den Verein eine
Urkundenſammlung zur Geſchichte Rüſſelsheims eine ſolche alter
Dokumente und Zeitungen, von Familiennamen, von Perſonen und
Ortsſpitznamen, ein umfangreiches Wörterbuch der Rüſſelsheimer
Mundart, ein Verzeichnis der Säugetiere und Vögel ſowie der
ſeltenen Pflanzen des Heimatgebietes, ſodann eine Sammlung der
Bildniſſe von Pfarrern, Lehrern, Aerzten, Bürgermeiſtern und
Rüſſelsheimer Originalgeſtalten. Eine Unzahl von Spezialkarter
aller Art ſowie ein Heimatatlas wurden geſchaffen. Gute
Anſichts=
karten, Lichtbildaufnahmen, Strichzeichnungen, Oelgemälde und
Aquarelle angefertigt, um die heimiſchen Künſtler zu unterſtützen.
Zahlreiche Ausgrabungen wurden unternommen. Endlich muß die
erfolgreiche Bemühung um das Zuſtandekommen eines
Heimat=
muſeums und einer umfangreichen Vereinsbücherei, die hohen Wer
beſitzt, erwähnt werden. Das Muſeum umfaßt acht Abteilungen
1. Sammlung von Naturgegenſtänden aller Art, 2. Fundſammlung,
3. Karten und Pflanzenſammlung 4. Bilderſammlung, 5. Samm
lung der Induſtrieerzeugniſſe, 6. Sammlung von Kunſt= und
kunſt=
gewerblichen Gegenſtänden, 7. Archiv und 8. Bibliothek. Das
Mu=
ſeum iſt durchaus vorbildlich und iſt dank des Entgegenkommens
der Gemeinde in ſchönen hellen Räumen untergebracht. Dieſes alles
iſt nur ein Teil, ein Ausſchnitt aus der großen Arbeit. Mit der
Entwicklung der Gemeinde Rüſſelsheim hat der Verein Schritt
ge=
halten, und wenn bei ſeinem 30jährigen Beſtehen die geſamte
Ge=
meinde dem Heimatverein Rüſſelsheim dankbar iſt, dann dieſes
mit Recht.
Große Aufgaben ſtehen dem Verein noch bevor, und lange noch
wird es dauern, bis alles ſo iſt, wie es ſich die führenden Männer
vorſtellen. Aber ein Verein, der in unermüdlicher Kleinarbeit ſo
herrliche Früchte ſchuf und dreißig Jahre überdauerte, muß gute
Wurzeln haben und auf einem feſten Fundament ſtehen, er wird
weitere 30 Jahre überdauern und ſeine Ziele mit beendeter Kraft
zu verwirklichen wiſſen. Möge ſeine Arbeit auch weiterhin Fruchte
tragen und Segen verbreiten.
E. J.
Fd. Nieder=Klingen, 18. Juli. Das Kirchweihfeſt nahm
einen guten Verlauf. Durch das ſommerliche Wetter bemerkte
man einen ſtarken Zuſtrom von auswärts, ſo daß die hieſigen
Gaſtwirte voll und ganz auf ihre Rechnung kamen. —
Fahr=
raddiebſtahl. Während der Tanzmuſik am Sonntag abend
im Gaſthaus von Valentin Saal 4. wurde einem jungen Mann
von Ueberau ein faſt neues Fahrrad geſtohlen. Der Polizei
wurde ſofort Mitteilung gemacht. Bis heute hat man von dem
Täter noch keine Spur. — Das 5jährige Söhnchen eines hieſigen
Landwirts fiel auf der Straße ſo unglücklich hin, daß es ſich am
linken Bein einen Oberſchenkelbruch zuzog.
Aus Oberheſſen.
LPD. Bad=Nauheim. 18. Juli. Diebſtahl inder
Bade=
anſtalt. In der hieſigen Badeanſtalt wurden einem Badegaſt
aus ſeinen in der Kabine befindlichen Kleidern von einem bisher
noch nicht ermittelten Täter eine Geldbörſe und eine Brief
taſche mit insgeſamt 1190 Mk. Inhalt und
Ausweis=
papieren, auf den Namen H. Bulmahn lautend, geſtohlen. Die
polizeilichen Ermittlungen ſind im Gange.
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1935, vorm. 10 Uhr, für Viernheim bis zum gleichen
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Samstag, 20. Juli 1935
Darmſtädter Tagblat / Heſſche Neueſte Nachrichten
Nr. 197 — Seite 17
Monschenschmugglen
Aotenschifte
ooo
und dlie ewige Gerechtigkeit!
Von Hans O. Mueller
Stone ſah nur noch den breiten muskulöſen Rücken des
Nig=
isers und ſchon war Bob in der Bar wieder verſchwunden.
„Wenn der ſchwarze Hund mich nicht reingelegt hat . . ." dachte
Stone wütend, aber in die Bar zurückzugehen und den Neger zur
Fede zu ſtellen, hielt er nicht für ratſam.
Kapitän Barkers harte Fäuſte ſpürte er noch an ſeinem
Nak=
den, außerdem ſtand da auf der anderen Seite der Straße ein
Ooliziſt, der ihn ein wenig zu neugierig anſah.
Stone zog vor, den Schauplatz zu wechſeln und da er ſowieſo
micht wußte wohin, ſo ſchlenderte er doch zur Paſeo Verebes und
ah ſich das Reiſebüro von Baxter und Son erſt einmal von außen
ſaründlich an.
Die Aufmachung des Reiſebüros enttäuſchte John Stone ſehr.
Baxter u. Son ſchien ein ſehr vornehmes Reiſebüro zu ſein.
Hinter blitzenden Spiegelſcheiben ſah Stone in ein luxuriös
ein=
gerichtetes Büro mit ſchweren Klubſeſſeln, künſtleriſchen Werbe=
„lakaten und einer Menge Perſonal.
Außerdem ſah John Stone auf den erſten Blick, daß das
Bublikum, das dort ein= und ausging durchaus ſeriös war und
ganz beſtimmt keine Leute waren, hinter denen die Polizei
ler war.
Nein, Baxter u. Sohn ſchien nicht das geringſte mit
vorgani=
ſertem Menſchenſchmuggel” zu tun zu haben.
John Stone war jetzt davon überzeugt, auf einen Bluff hin=
Engefallen zu ſein.
Schade um die 50 Dollar!
Mehrmals ging Stone vor dem Reiſebüro unſchlüſſig auf
tnd ab.
Schließlich aber kam er zu der Ueberzeugung, daß es immer=
En doch nichts ſchaden könne, ſich nach dieſem Mr. Longfield zu
erkundigen. Eigentlich war er jetzt davon überzeugt, daß es hier
1Serhaupt keinen Mr. Longfield gab.
John Stone trat alſo ein und ſofort trat ein Boy auf ihn
zu und fragte nach ſeinen Wünſchen.
Die geheimnisvolle Landkarke.
John Stone ſah ſich den Boy am, der in einer wunderbaren
Käpree ſteckte und ſagte ſchließlich zögernd:
„Ich möchte gerne Mr. Longfield ſprechen.”
„Longfield? Ich kenne keinen Mr. Longfield bei uns .. . .!"
„Dachte ichs mir doch, der Lump hat mich beſchwindelt!”
ent=
thr es Stone unwillkürlich.
„Sagten Sie etwas?” fragte der Boy, der nicht recht
verſtan=
den hatte.
„Nein! Es iſt gut ſo!” ſagte Stone und wollte gehen, aber
der Boy trat ihm in den Weg.
„Bitte, erkundigen Sie ſich doch einmal am Schalter 4.
Viel=
licht kenne ich Mr. Longfield nur nicht. Es gibt manche Herren
her, die ich nicht kenne .... .!"
So zwecklos es auch Stone ſchien, ſo wollte er doch nichts
un=
rſucht laſſen und er trat an den Schalter 4 heran.
Ein Angeſtellter ſah gleichmütig von einem Proſpekt auf.
„Sie wünſchen?"
„Ich möchte einen Mr. Longfield ſprechen!”
Das Antlitz des Angeſtellten, das Stone ſorgfältig ſtudierte,
öſckeb gleichmütig.
„Sehr wohl, kommen Sie bitte mit!” ſagte der Angeſtellte.
Er trat durch die Barriere zu Stone und zeigte auf einen
Anfzug, der in die oberen Etagen führte.
Beide gingen zum Aufzug und Mr. Stone machte ein
durch=
al=s verblüfftes Geſicht, daß es überhaupt einen Mr. Longfield
ier gab. Trotzdem . ihm war nicht ganz wohl zu Mute.
Er hatte das Gefühl daß irgendetwas hier doch nicht
tienmen konnte
Er ſchien heute ſeinen Pechtag zu haben und dann ging
ben alles ſchief.
Der Aufzug hielt zwei Etagen höher und ſie ſchritten einen
angen Gang hinunter bis zu einer gepolſterten Tür.
Der Angeſtellte drückte auf einen Knopf.
Eine Minute ſpäter öffnete ſich die Tür erſt.
„Treten Sie nur ein!” ſagte der Angeſtellte und verſchwand
vieder den Gang hinunter.
Mit einem gewiſſen Zögern trat Stone ein, aber das, was
r ſah, war nüchtern ſachlich, daß er wieder voll und ganz das
Sefühl hatte, das Baxter u. Sohn alle möglichen Geſchäfte
be=
räben mochte, nur keinen Menſchenſchmuggel.
Das Zimmer, in das er eintrat, unterſchied ſich in nichts
on Büroräumen anderer Geſchäfte.
Es ſchien der Raum einer Sekretärin zu ſein.
Hier war es eine braune kubaniſche Schönheit mit großen
urnklen Augen und etwas tiefer Stimme.
„Was wünſchen Sie?” fragte auch Sie und ſtand von ihrem
Greibtiſch auf.
Zum dritten Mal ſagte Mr. Stone, daß er Mr. Longfield
ſprechen wünſche.
Aber auf die Antwort, die diesmal kam, war er doch nicht
urbereitet.
„Darf ich um Ihren Paß bitten!” ſagte die dunkelhäutige
SGönheit.
Mr. Stones Geſicht war wirklich nicht geiſtreich zu nennen.
„Meinen Paß?” ſtotterte er. „Wieſo meinen Paß?”
Es kam Stone ſo vor, als ob ein leichtes Lächeln über
92 Geſicht der Sekretärin glitt, als ſie antwortete:
„Ja, Ihren Paß!”
„Aber hier iſt doch keine Paßſtelle!”
„Ohne Paß empfängt Mr. Longfield nicht!”
Jetzt war es Stone doch ein wenig zu bunt.
„Ich habe keinen Paß, den hat die Polizei . . .” ſagte er
Sk und wollte das Zimmer verlaſſen.
„Die Polizei?” ſagte die Schöne, und es ſchien Stone, als
ihre Stimme jetzt liebenswürdiger, wie zuvor.
„Ja, und mich wird ſie auch bald haben . . ." knurrte Stone
un die Tür in der Hand.
. dann dürfte vielleicht Ihr Name genügen!” meinte
die Sekretärin freundlich.
Stone trat ins Zimmer zurück.
Sein Herz begann zu klopfen. Sollte er doch am rechten
j ſein?
„Bitte ſchreiben Sie Ihren Namen und Ihre genauen
Ge=
untsdaten hier auf!“
Die Kubanerin reichte Stone einen Notizblock.
John Stone ſchrieb auf den Notizblock die Geburtsdaten
Mr. John Curtis auf. Er kannte ſie auswendig.
Dann reichte er der Dame den Block zurück.
Die Sekretärin riß den Zettel vom Block und ohne einen
eiſteren Blick darauf zu werfen, öffnete ſie einen Schubkaſten
hrem Schreibtiſch und legte den Zettel dahinein.
Dann tat ſie das, was die meiſten Frauen tun, wenn ſie ſich
ngweilen und ein Herr in der Nähe iſt ſie ſah in einen
einnen Taſchenſpiegel und begann ſich die Lippen zu ſchminken.
Dies letztere verblüffte John Stone weniger wie der
Gleich=
u- mit der ſein ausgefüllter Zettel im Schubkaſten
ver=
hwunden war.
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Zum Teufel, ſollte er da ruhen bis zum jüngſten Gericht.
Warum kümmerte ſich die Schöne gar nicht weiter um ihn?
Wollte ſie denn nicht endlich Mr. Longfield melden, daß
ihn jemand zu ſprechen wünſche?
Etwas viel Fragen, die Mr. Stone nicht ungelöſt in ſeinem
Buſen ſchlummern laſſen wollte.
Er ſagte daher unwillig zu der mit dem Lippenſtift ſtark
beſchäftigten Kubanerin: „Fräulein, wollen Sie mich denn nicht
Mr. Longfield melden?”
Seine Stimme grollte wie ein fernes Gewitter.
Aber kubaniſche Sekretärinnen ſind nicht ein Jota anders,
als woanders in der Welt.
Mr. Stone empfing daher einen Blick der vom Nordpol
hergeholt zu ſein ſchien und hörte etwas ſchnippiſch die Worte:
„Sie müſſen ſich etwas gedulden!“
Und wie um zu zeigen, wie ſtark ſie beſchäftigt ſei, warf ſie
jetzt haſtig den Lippenſtift in ihre Taſche, holte eine Akte hervor
und blätterte eifrig darin.
John Stone war ein Mann, der im allgemeinen Damen
gegenüber immer höflich war.
Hier aber befand er ſich bald in einem Zuſtande, der ihn
allmählich dahin brachte, ſeiner bisherigen Gewohnheit untreu
zu werden.
„Zum Donnerwetter! . begann er.
Aber die Sekretärin hob beſchwichtigend die Hand.
„Noch einen Augenblick bitte!”
Stone zuckte reſigniert die Schultern. Er konnte doch
ſchließ=
lich nicht handgreiflich werden!?
Gewiß waren mehr als ein Dutzend Augenblicke vergangen,
als die ſchöne Kubanerin plötzlich den Kopf hob, als lauſche ſie
irgendeiner fernen Stimme.
Dann nickte ſie mit dem Kopf und öffnete das Schubfach
wieder, in das ſie erſt den Zettel mit den Angaben von Stones
Perſonalien hineingelegt hatte.
„Sie warf einen Blick auf den Zettel und Stone hoffte, daß
ſie nunmehr endlich mit dem Zettel zu Mr. Longfield gehen
würde.
Nichts dergleichen geſchah!
Sie ſah Mr. Stone an und . . . Stone hätte darauf
ge=
ſchworen., ſie lächelte ihn ein wenig ſpöttiſch an.
„Mr. Curtis, Sie können von Mr. Longfield nicht empfangen
werden!“
„Warum nicht? Warum ſagen Sie das jetzt erſt?” rief
Stone erboſt.
Die Stimme der jungen Dame wurde boshaft ſanft,
„Sie können nicht empfangen werden, weil Sie ... nicht
die Wahrheit auf den Zettel geſchrieben haben.
„Sie ſind nicht Mr. Curkis..
Wenn je ein Mann in ſeinem Leben verblüfft war, ſo war
es unſer Mr. Stone.
Zum Teufel woher wußte das Mädel das? Legte den Zettel
in ein Schubfach zog ihn nach einer Weile wieder hervor
und . . . ſagte Stone auf den Kopf zu, daß er nicht Curtis ſei?
War das Zauberei?
Stones Geſicht muß verdammt nicht geiſtreich ausgeſehen
haben, denn die junge Dame brach in heiteres Lachen aus .. .
„Ja, wenn Sie ſich nicht entſchließen können, Ihren wahren
Namen zu ſagen, ſo wird Mr. Longfield Sie nicht empfangen
können ...!
„Aber . .” ſagte Stone.
„Nein, Ihren wirklichen Namen . . .” antwortete die
Kuba=
nerin und reichte ihm auf’s neue den Block und einen Bleiſtift.
Diesmal warf Stone mit wütender Gebärde den Namen
Godfrey Smith und ein ebenſo hübſch erfundenes
Geburts=
datum auf den Block.
Wieder wanderte der abgetrennte Zettel in die bewußte
Schublade. Stone zerbrach ſich den Kopf über das Geheimnis
der Schublade. Er hatte dies Geheimnis noch nicht gelöſt als
die junge Dame wieder das Schubfach öffnete und den Zettel
hervorholte.
Diesmal ſchüttelte ſie bekümmert den Kopf.
„Sie ſind ſehr hartnäckig, Mr. Sowieſo! Jedenfalls iſt Smith
auch nicht Ihr richtiger Name, und Mr. Longfield wird Sie
ganz beſtimmt nicht empfangen, bevor er nicht Ihren wahren
Namen weiß.. . Warum ſind Sie ſo hartnäckig, Mr. Sowieſo?.
Mr. Stone hatte das Rätſel immer noch nicht gelöſt, und es
begann allmählich an ſeinen Nerven zu zerren.
Das war ja alles Narrheit, aber er wollte durchaus dahinter
kommen, was an dieſer Sache dran war.
Er ließ ſich auf’s neue den Block geben und ſchrieb diesmal
ſeinen richtigen Namen, nur ſein Geburtsdatum fälſchte er vom
1. Juni auf den 1. Juli um.
Wieder verſchwand der Zettel in dem geheimnisvollen
Schub=
fach und als er dort verſchwunden war, bemächtigte ſich plötzlich
John Smith alias John Stone alias Curtis einer ſchrecklichen
Unruhe. Hatte er nicht eine mordsmäßige Dummheit begangen,
ſeinen wahren Namen aufzuſchreiben?
Vielleicht war dies hier eine Polizeifalle, in die man ihn
hineingelcckt hatte, um ſeine wahre Indentität feſtzuſtellen. Wer
bürgte dafür, daß nicht auch dieſer Bob ein Spitzel der
kuba=
niſchen Geheimpolizei war?
„Iſt Ihnen ſo heiß, Mr. Sowieſo?” fragte die Sekretärin,
und wieder erſchien ihre Stimme dem aufgeregten Stone
bos=
haft und ironiſch.
War er wirklich wie der größte Trottel in eine Falle
ge=
gangen?
Ein ganz ſchwaches Summen wurde plötzlich laut und ſofort
erhob ſich die Sekretärin und öffnete das Schubfach.
In dieſem Augenblick hatte Mr. Stone das Geheimnis
die=
ſes ſeltſamen Schubfaches gelöſt.
Das Schubfach war nichts als der Einwurf zu einer
pneu=
matiſch betriebenen Hausrohrpoſt.
Durch Luftdruck wurde der Zettel nach irgendeinem anderen
Zimmer in dieſem Hauſe befördert und dort prüfte man die
Perſonalien nach. Dies Rätſel war gelöſt, aber das andere blieb
noch.
Woher wußte man, daß Stone bisher falſche Namen
an=
gegeben hatte? Aber vielleicht wußte man gar nichts, ſondern
riet nur?
Ja, ſo würde es ſein!
Wahrſcheinlich ſagte das hübſche Fräulein jetzt wieder: „Aber
Mr. Sowieſo, Sie haben nicht die Wahrheit geſagt?!“
Stone atmete ſichtlich auf und begann zu grinſen, als die
Sekretärin jetzt einen Blick auf den Zettel warf und wieder
vor=
wurfsvoll ſagte: „Mr., Sie haben nicht die Wahrheit geſagt..
„Es ſcheint auf ganz Kuba überhaupt kein wahres Wort zu
geben...” ſpöttelte Stone, aber die junge Dame fuhr unbeirrt
fort, „..wenigſtens nicht ganz die Wahrheit, denn Sie ſind
nicht am 1. Juli, ſondern am 1. Juni zu Edinbourgh geboren.
Ihr Name iſt richtig, Sie heißen Mr. Stone und . . . . ja. Sie
ſind im Augenblick wirklich in einer verteufelten Lage...!"
Mr. Stones Grinſen erſtarb.
Er ſah faſſungslos auf die Kubanerin.
Er wollte ſprechen, aber es gelang ihm nicht. Im wahren
Sinne des Wortes blieb ihm die Luft weg... vor Erſtaunen.
Endlich! ... Mr. Longfield.
„Woher wiſſen Sie das?” fragte Mr. Stone ſchließlich.
Die junge Kubanerin lachte.
„Wir wiſſen auch, daß Sie ſich Ihren Schnurrbart eine
kurze Bürſte, abgenommen haben . . .” ſagte ſie und freute ſich
über den völlig erſchlagenen Stone.
Stone hatte wieder das unangenehme Gefühl, daß die Sache
hier irgendetwas mit der Polizei zu tun haben müßte.
Nur die Polizei konnte wiſſen ..
Aber Stone kam nicht mehr zum Nachdenken, denn die junge
Dame ging jetzt zu einer mächtigen Landkarte, die einen Teil der
ganzen Wand bedeckte.
Es war eine rieſige Karte von den Vereinigten Staaten.
„Ach, würden Sie bitte nähertreten..” ſagte die dunkle
Schöne zu Stone und zeigte auf die Karte.
Stone trat kopfſchüttelnd neben Sie.
„Ich wollte doch Mr. Longfield.. . !"
„Mr. Longfield iſt hier!” ſagte die Kubanerin und zeigte
auf die Karte.
Ihr Finger wies auf San Franzisko, wie es Stone ſchien.
„Er iſt in San Franzisko” rief Stone ärgerlich aus.
„Ich ſagte hier . . .” und im gleichen Moment drückte ſie auf
eine kleine Leiſte neben der Landkarte und augenblicklich rollte
die Landkarte automatiſch hoch und Stone ſah eine verborgene
Tür hinter der Landkarte.
Dieſe Tür öffnete ſich jetzt von ſelbſt und Stone trat durch
dieſelbe in den dahinterliegenden Raum.
Die Tür ſchnappte hinter Stone zu.
Vor ſich ſah Stone einen älteren Herrn mit angegrautem
Haar, der an einem ungewöhnlich großen und mit Bergen von
Schriftſtücken bedeckten Schreibtiſch ſaß.
Er nickte Stone zu und wies auf einen Klubſeſſel, der neben
dem Schreibtiſch ſtand.
„Mein Name iſt Longfield und ich nehme an, daß Sie ſich in
Schwierigkeiten befinden!” ſagte Mr. Longfield und ſchob Stone
eine Kiſte mit nachtſchwarzen Braſilzigarren zu.
„Warum nehmen Sie das an?” fragte Stone gereizt,
Ihm kam es faſt vor, als ob man mit ihm ſpiele.
Longfield nahm vom Tiſch ein bedrucktes Blatt.
„Das internationale Fahndungsblatt hat hier Ihr Bild
gebracht. Mit kurzer Bürſte allerdings, aber Sie werden nicht
ableugnen, daß Sie es ſind?” ſagte Mr. Longfield und reichte
Stone das Blatt hinüber.
Stone nahm das Blatt und er ſah nicht gerade mit großer
Freude, daß eine ſehr gelungene Photographie von ihm neben
einer Aufforderung ihn zu verhaften, wo es auch ſei,
abgebil=
det war.
Longfield nahm das Blatt zurück, das Stone ihm ſchweigend
reichte dann erklärte er ruhig: „Wir halten hier ſämtliche
Fahn=
dungsblätter aller Staaten. Wenn nun jemand zu uns kommt,
der ſich in Schwierigkeiten befindet, ſo ſehen wir dieſe
Fahn=
dungsblätter erſt einmal durch. Es liegt in der Natur unſerer
Geſchäfte, daß wir ſehr vorſichtig ſein müſſen und daß ich nicht
jeden Menſchen einfach empfangen kann. Es beſteht immer die
Möglichkeit, daß einmal ein Detektiv oder Spitzel ſeine Naſe zu
tief in unſere Geſchäfte ſteckt und das wäre verhängnisvoll.
Da ich nun in keinem Fahndungsblatt den Namen Curtis oder
Smith fand konnten Sie nicht zu mir gelaſſen werden, bevor
Sie nicht Ihren wahren Namen angaben und den fand ich
natürlich ſofort im Fahndungsblatt. Damit ſind Sie bei uns
legitimiert. Erzählen Sie jetzt bitte alles wahrheitsgemäß. Haben
Sie hier ſchon mit der Polizei einen Konflikt gehabt? ..
Die Worte dieſes Mr. Longfield erleichterten Mr. Stone
ſehr. Er war alſo an der richtigen Tür.
Es hatte auch keinen Zweck, jetzt irgendetwas zu
verſchwei=
gen und ſo erzählte Stone, daß man ihm den Paß
abgenom=
men hatte und wahrſcheinlich jetzt ſchon genau wußte, daß er
nicht Curtis, ſondern Stone ſei.
„.. wie Sie ſich denken können, wird mir der Boden hier
in Havanna etwas zu heiß!” ſchloß Stone.
Mr. Longfield nickte mit dem Kopf.
„Und Sie wollen nach den Staaten hinüber?”
„Ja ich habe dort Bekannte . . .” ſagte Stone, ohne bei
dieſer Lüge rot zu werden.
Longfield ſchien ſeine Worte auch richtig einzuſchätzen.
Er lächelte fein und ſagte: „Die Konjunktur drüben iſt für
Ihre Branche nicht ſchlecht, aber Sie werden ſich irgendeinem
Boß anſchließen müſſen. Wünſchen Sie Adreſſen von uns . . .
Ich habe da die „Geſellſchaft der Kinderfreunde‟ . . ."
Stone machte ein verwundertes Geſicht.
„Geſellſchaft der Kinderfreunde?” fragte er.
Longfield lachte jetzt auf. „Ja, Bud Stevens hat eine große
Organiſation aufgezogen. Er iſt der größte Kidnaper (
Kinder=
räuber) z. Zt. in den Staaten. Er holt unglaubliche Löſegelder
für die Bälger heraus . .! Er nennt ſeine Organiſation ſehr
witzig „Geſellſchaft der Kinderfreunde.”
Aber John Stone brauchte keine Adreſſen. Er war von
Be=
ruf Schränker (Geldſchrankknacker) und er wollte bei dieſem
Be=
ruf bleiben. Er kannte in Chicago Tom Lewis und er gedachte
mit dieſem amerikaniſchen Spezialiſten des Geldſchranks einige
große Coups zu landen.
„Wenn wir Sie nach den Staaten „ſchwarz” herüberbringen,
ſo koſtet das natürlich eine Stange Geld. Unſere eigenen
Un=
koſten ſind ſehr groß, wie Sie ſicher verſtehen werden . . .", ſagte
jetzt Longfield.
Stone zuckte ein wenig zuſammen.
Er bezweifelte nicht, daß er jetzt gehörig geſchröpft werden
ſollte.
„Ich habe leider nicht mehr viel Geld”, meinte Stone
vor=
ſichtig.
Longfield grinſte. — Er hatte Stone durchſchaut.
„Das ſagen alle, die mich hier beſuchen, aber ohne Geld iſt
die Sache leider nicht zu machen.”
1000 Dollar für die große Chance.
Longfield ſah Stone einige Augenblicke prüfend an.
Stone rutſchte unruhig in ſeinem Seſſel umher. Er ſpürte,
daß Longfield ihn jetzt abtaxierte.
Longfield ſchien über geradezu hellſeheriſche Kräfte zu
ver=
fügen, denn er fagte jetzt.
„Der Preis von 2000 Dollar iſt nicht zuviel, wenn wir Sie
dafür ſicher in die Staaten einſchmuggeln.”
Stone erſchrak bis in die Tiefe ſeiner etwas ſchwärzlichen
Seele.
Verdammt! Zweitauſend Dollar war gerade der Betrag
über den er noch verfügte.
Aber er konnte doch nicht ohne einen Greenback (Dollar) die
Staaten betreten. Das wäre von vornherein ſicherer Ruin
ge=
weſen.
„Ausgeſchloſſen!” ſagte er haſtig. „Solchen Betrag beſitze ich
ja gar nicht mehr!“
Es ſtörte ihn nicht, daß Longfield ihn geringſchätzig anſah.
„Na, hören hören Sie Stone, Sie ſind doch kein Penner!”
ſagte er und griff wieder nach dem Fahndungsblatt, um die
Liſte von Stones bisherigen ſchwarzen Taten zu ſtudieren.
„Geldſchrankknacker großen Formats” konſtatierte er dann
mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ich hatte in der letzten Zeit Pech!” ſagte Stone, der ſich
ein wenig in ſeiner Eitelkeit gekränkt fühlte.
Longfield zuckte die Achſeln und ſagte gleichmütig:
„Dann iſt eben nichts zu machen.”
(Fortſetzung folgt nächſten Samstag.)
ſeite 18 — Nr. 197
Darmſtädter Tagblatt? Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 20. Juli 1935
Der Führer
anderGruft des
kieberſnchien
herzogscheinrich
De. doibeil.
Der Führer und
Reichs=
kanzler Adolf Hitler weilte
am Mittwoch in
Braun=
ſchweig, wo er in dem
be=
rühmten Dom die Gruft
des Niederſachſenherzogs
Leinrich des Löwen
beſich=
tigte. An dieſem
Grab=
mal wurden
Ausgrabun=
gen gemacht und
feſtge=
ſtellt, daß der
aufgefun=
dene, gut erhaltene
Stein=
ſarg einwandfrei der des
großen Sachſenherzogs iſt.
Der Führer erteilte den
Auftrag, daß die
Grab=
ſtätte dieſes großen
Deut=
ſchen wieder würdig
her=
gerichtet wird. — Unſer
Bild zeigt den Führer an
der Gruft, wo die
Aus=
grabungsarbeiten
vorge=
nommen wurden; links
von ihm ſieht man (in
SS=Uniform)
Miniſter=
präſident Klagges,
dazwi=
ſchen ſteht Staatsminiſter
Wagner (Bayern); der
Vierte rechts neben dem
Führer iſt Reichsminiſter
Kerrl.
(Scherl=M.)
4Aus der Küche des Zoo.
Küchengeheimniſſe
Reich und Ausland.
* Nur einer enkkam aus dem Tower.
Die Flucht des Lord Nithsdale.
Bei dem ſoeben begonnenen Umbau weiter
Teile des Towers iſt man auf einige Aktenſtücke
eſtoßen, die aus der Geſchichte dieſes
intereſſan=
ten Londoner Gebäudes viele bisher unbekannte
Epiſoden verraten. Bekanntlich wurde der Tower
als Gefängnis für wirkliche oder vermeintliche
Verräter, für Rebellen und feindſelige
Köni=
ginnen und Fürſten benutzt. Wer einmal im
Tower war, den hielt die Welt für verloren.
Tat=
ſächlich weiß man auch von keiner Flucht aus dem
Tower. Mit Ausnahme einer einzigen —
näm=
lich jener des Lord Nithsdale.
Der Lord war im Alter von 39 Jahren als
ſchottiſches Mitglied der ſogenannten Jakobiten=
Verſchwörung im Jahre 1715 im Tower gefangen
geſetzt worden. Er erwartete jeden Tag ſeine
Hinrichtung. Eines Morgens erhielt er die
Nach=
richt, daß am nächſten Tag die Exekution erfolgen
werde. Zum feſtgeſetzten Zeitpunkt ſcharte ſich
eine rieſige Menſchenmenge am Towerhügel. Aber
der Henker wartete vergebens. Lord Nithsdale
kam nicht.
Ohne jede weitere Erklärung wurde die
Hin=
richtung abgeſetzt. Erſt heute kennt man die
wahren Gründe. Die Hinrichtung des Lords
konnte gar nicht ſtattfinden, denn — er war
ent=
kommen. Und das war ſo geſchehen:
In den frühen Morgenſtunden des
Hinrich=
tungstages waren drei tiefverſchleierte Frauen im
Gefängnis erſchienen, um dem Lord Lebewohl zu
ſagen. Man ließ die Frauen mit dem
Todeskan=
didaten einige Augenblicke allein. Kurze Zeit
ſpäter verließen vier tiefverſchleierte Frauen das
Gefängnistor. Der Schließer war angeſichts des
lauten Schluchzens, das er von den Frauen
ver=
nahm, ſo ergriffen, daß er ſich in der Sekunde
über dieſe Perſonenvermehrung keine ſonderlichen
Gedanken machte. Die vierte der Frauen war
na=
türlich der Lord geweſen.
Er entkam mit den drei Frauen, die ihm zur
Flucht verholfen hatten, nach Dover und ſpäter
nach Rom, wo er noch 28 Jahre glücklich lebte.
Natürlich hat es auch ſonſt nicht an Verſuchen
gefehlt, aus dem Tower zu entkommen oder
Ge=
fangene von dorther zu befreien. Jedoch
ſcheiter=
ten derartige Bemühungen immer an der ſtarken
Bewachung und an der Dicke der Mauern, die den
Tower ſicherten. Schließlich iſt ein eigenes
Wäch=
terkorps vorhanden, das auch heute noch den
Tower behütet. Denn heute werden genau wie
einſt Verräter und Rebellen im Tower
unterge=
bracht. Wenigſtens bleiben ſie hier bis zur
Fäl=
lung des Urteils. Die Zellen von einſt werden
auch heute noch nicht leer.
Todesurkeil über den Trocadéro.
Der Trocadéro, dieſer gegenüber dem
Eiffel=
turm auf einem Hügel ſich erhebende ſeltſame
Bau, iſt zum Tode verurteilt. Die
Weltausſtel=
lung von 1937 wird ihn ſchlucken. Nur wenige
werden dieſem Bau, der allgemein für ſehr
häß=
lich gehalten wird, eine Träne nachweinen. Der
Trocädéro wurde im Hinblick auf die
Weltaus=
ſtellung von 1878 erbaut. Er enthält einen
Feſt=
ſaal für 6000 Perſonen, in dem die ſtaatlichen
Theater Volksvorſtellungen geben. Seit Jahren
fordert man aus Gründen des guten Geſchmacks
in der Baukunſt die Niederlegung dieſes Greuels,
aber die Stadt konnte ſich nicht dazu entſchließen.
Der Trocadcro war nun einmal eines der
Wahr=
zeichen der Stadt. Wenn man mit ihm beginnen
würde, dachte man an hoher Stelle, dann würde
vielleicht des Niederreißens kein Ende mehr
wer=
den, und ſchließlich ſollte Paris ſeinen Charakter
als Stadt der großartigen Gebäude und
Kunſt=
ſchätze bewahren. Aber jetzt hat man einen
trif=
tigen Grund gefunden, um den Trocadéro
nieder=
zureißen. Die Weltausſtellung, die ſich im Jahre
1937 am Fuße des Trocadéro erheben wird,
braucht Platz. Die beiden Flügel des Trocadéro,
in denen ſich einige Muſeen befinden, werden
nie=
dergeriſſen werden. Zwei Paläſte, in modernem
Stil gebalten, werden an ihrer Stelle errichtet
werden. Der mittlere Teil des Trocadéro, in dem
ſich das Theater befindet, wird umgebaut werden.
So hat es der Pariſer Stadtrat beſchloſſen. Nur
zwei Stadträte haben den Trocadéro verteidigt,
aber auch ſie nur um Grundſätze willen. Bald
werden die Maurer mit ihrer Zerſtörungsarbeit
beginnen.
Rikſcha und Taxamefer.
Der große Umſchwung in Tokio in ſeiner
inne=
ren und äuzeren Geſtalt begann im jenem Jahre
1923, als Erdbeben und Feuer gut die Hälfte der
Stadt verwüſteten. Als man Tokio wieder
auf=
baute, legte man ihm die Pläne moderner
weſt=
licher Städte zugrunde: mit ſanitären
Einrichtun=
gen, mit breiten Straßen, mit Parks, mit
Fuß=
gängerwegen und anderen Dingen mehr. Aber
dieſe Umwandlung beſchränkte ſich nicht nur auf
den Häuſerbau, auf die Straßenplanung, ſondern
reichte auch tief hinein in das Alltagsleben.
So iſt eine der intereſſanteſten und
bemerkens=
werteſten Erſcheinungen, die jedem auffällt, der
ſchon früher einmal in Japan war und das Land
nach langer Trennung wiederſieht, daß an die
Stelle der Rikſchas nunmehr faſt vollkommen die
Taxameter getreten ſind. Statt der tauſend und
aber tauſend Rikſcha=Männer ſieht man heute faſt
12000 Taxameter durch die Stadt jagen, für
wenige Yens jeden dorthin fahrend, wohin es ihn
zieht. Die wenigen Rikſcha=Leute aber, die übrig
geblieben ſind, haben ſich genau ſolche Hupen
und Hörner an ihre Rikſchas gebunden, wie die
Autos ſie auch haben.
In dieſen Taxametern fahren heute auch die
Geiſhas zu den Banketten, zu denen ſie zur
Unter=
haltung der Gäſte angeſtellt ſind. Bei dieſer
Ge=
legenheit muß man ein Wort über die veränderte
Ausbildung der Geiſhas ſagen. Zwar lernen ſie
noch immer ihre traditionellen Tänze und
Ge=
ſänge. Auch die Konverſation bewegt ſich in jenen
früheren Grenzen. Aber die Geiſhas werden
heute in beſonderen Schulen viel eingehender
aus=
gebildet, lernen die notwendigen Phraſen in vier
bis fünf fremden Sprachen und üben neben ihren
japaniſchen Tänzen neuerdings auch den Foxtrott,
den Tango und den Rumba.
Zwar hört man faſt jeden zweiten oder dritten
Tag, daß irgendein bekannter Japaner das
Weſt=
liche und alles, was von Weſten kommt, verdammt
habe, aber wir ſehen dennoch von Tag zu Tag
mehr, wie die Menſchen auf den Straßen von
Tokio in der Mehrzahl europäiſche Kleider tragen.
Man weiſt zwar darauf hin, daß eigentlich
die Anpaſſung des Japaners an den Fernen Weſten
ſich nur auf das männliche Geſchlecht erſtrecke,
während die Frauen in der Hauptſache viel zäher
an der alten Kleidung und den alten Sitten
hän=
gen. Das iſt auch tatſächlich bis vor Jahresfriſt
ſo geweſen. Und auch heute noch wird die
japa=
niſche Frau aus reinen Gründen der Kleidſamkeit
ihren japaniſchen Kimono und ihre altjapaniſchen
Schuhe mit Vorliebe anlegen, wenn es ſich eben
machen läßt. Aber in den ſtaatlichen Büros, in
den Warenhäuſern und ſchließlich, auch auf den
Straßenbahnen, wo man neuerdings Frauen als
Lebertran und Holzkohle, Ameiſeneier, Heringe
und Datteln, Gras und Lebertran auf dem
Speiſe=
zettel.
Auch bei den Tieren geht die Liebe durch den
Magen: je aufmerkſamer und abwechſlungsreicher
die Wärter der zoologiſchen Gärten ihre Schutz
befohlenen hinter den Gittern und Gattern, in
den Käfigen und Baſſins verpflegen, deſto
anhäng=
licher und geſünder werden ſie.
Es iſt eine regelrechte Speiſekarte, die
all=
morgendlich der Futtermeiſter eines Zoo für die
einzelnen Reviere, die Gehege der Stelzvögel, die
Raubtierhäuſer und Büffelkrale aufſtellt.
Für ein Vogelhaus ſieht die Speiſekarte
etwa ſo aus: 18 Pfund Brot, 2 Liter Ameiſeneier,
6 Stück Bananen und 4 Köpfe Salat. Dies iſt
Tagesration, ausgenommen die Brotration, die,
wie beim Kommiß, für eine halbe Woche
berechne=
iſt. Dieſer Speiſezettel wird jeden Morgen von
dem auf einem Rundgang befindlichen Leiter des
Gartens durch Unterſchrift genehmigt, der
Futter=
meiſter beſcheinigt die Ausgabe und der Wärter
den Empfang. Die ausgeteilten Futtermengen
werden auf das Gramm genau in das Futterbuch
eingetragen. Geſammelt ergeben die einzelnen
Futterzettel den Monats= und Jahresverbrauch —
und der iſt, an Menge und Koſten, nicht gering!
So verbraucht allein ſchon ein großer Elefant
ungeheure Mengen. An Heu frißt er einen halben
Zentner, dazu bekommt er noch ſehr viel
Kraft=
futter; ſeinen Durſt löſcht er mit 300 Litern
Waſſer! Aber ſo ein Elefant iſt immerhin noch
einfach zu verpflegen.
Umſtändlicher ſchon iſt es, für die vielen
Affen zu ſorgen, das macht wirklich Arbeit. Ein
flüchtiger Blick auf einen Speiſezettel beweiſt das.
Da wurden ausgegeben: 30 Pfund Haferflocken,
30 Pfund Mohrrüben, 30 Stück friſche und 7 Pfund
getrocknete Bananen, 10 Pfund Aepfel, 20 Stück
Zitronen, 3 Pfund Kirſchen, 20 Apfelſinen und
3 Pfund Schoten.
Schaffnerinnen verwendet, haben ſie die alte
japaniſche Kleidung ſelbſtverſtändlich ablegen
müſſen und tragen ſtatt deſſen Uniformen.
Ganz anders iſt natürlich das Bild auf dem
Lande. Hier iſt alles noch genau wie einſt.
Weniger Arbeit, im Sommer wenigſter:
machen die Bären. Sie bekommen pro Tag Ein
Trot und einige Pfund Mohrrüben, für alles
au=
dere ſorgt in zuvorkommender Weiſe das Publikun
Doch gibt es auch Beſonderheiten auf den
ieriſchen Speiſenzettel, gewiſſe Spezialitäten, wie
ſie der Laie als Tiernahrung gewißt nicht kenM
Lebertran zum Beiſpiel und — Holzkohle! Du
Lebertran nämlich, das abſcheuliche Babygeträu
kriegen die kleinen Schleichkatzen, die Mungo=
Ginſterkatzen uſw. Und die Holzkohle kommt
das Futter für das Junggeflügel, ſie wirkt ein
mal bakterientötend und hilft zum anderen ars
gezeichnet gegen — Durchfall. Beide Dinge ſEn
für dieſe Tiere nötig, wie beſtimmte Vitämz
mittel, die man ſchwachen oder heranwachſende
Tieren aus prophylaktiſchen oder Gründen geſuun
der Ernährung verabreicht.
Daß auch Maikäfer zum ſommerlichen Futto
beſtand eines zoologiſchen Gartens gehören,
vielen ſicherlich auch eine kurioſe Angelegenheitl
Einmal wurden in einem Monat Mai 17 000 Stic
gebraucht, die Affen beſonders haben ſie als wab=
Leckerbiſſen genoſſen, auch viele Vögel.
Auch daß Giraffen Suppe freſſen — ei
Nahrung, die ſie in der afrikaniſchen Steppe 7n
und nimmer finden würden —, iſt unbekann
aber auch das Nashorn frißt gut und gen
20 Liter Milch — und Haferſchleimſuppe mit Mou
damin. Die Giraffen kriegen äußerdem noch fün
Pfund Hafer, ein Pfund Eicheln und ein Pfun
Kleie, dazu im Sommer als Hauptnahrungsmit
Gras, ſo viel wie ſie freſſen mögen.
Sehr einfach hat man es mit den Krokodilenl
Als einmal 1358 Stück von ihnen in einer Zvu
farm vereinigt waren, fraßen ſie alle zuſamme
nicht mehr als 150 Pfund Fleiſch am Tage, un
gefähr ſoviel, wie 10 Löwen — und ſie taten ſcha
viel damit! Dies war in einem Sommer, wird
kühler, ſo brauchen ſie als Kaltblüter noch wenigt
Nahrung.
Den großen Raubtieren, den Löwen u
Tigern, wird täglich ein Pferd geſchlachtet. Ma
bezieht es vom Roßſchlächter, denn das Tier m
ſelbſtverſtändlich garantiert geſund ſein. Davo
kriegen die großen Raubkatzen
durchſchnittlich=
bis 15 Pfund. Wie unter den Menſchen, ſo giſ
es natürlich auch unter den Tieren Viel= un
Wenigfreſſer. Mancher Tiger begnügt ſich mi
7 Pfund, ein anderer gleicher Größe und gleicht
Alters muß unbedingt 12 Pfund haben, bis
ſatt iſt.
Beſondere Acht muß man auf die kleineren Rau)
tiere geben, auf die Leoparden, Jaguare und Ee
parden, ihnen wird zu dem üblichen Pferdefleiſ
des öfteren auch zartere Koſt gegeben: Rindfleiſy
Herz und ſogar Geflügel. Und der niedliche Wüſter
fuchs muß zum beſten ſeiner Geſundheit hin u0
wieder Mehlwürmer vertilgen.
Was nötig iſt, wird auch herbeigeſchafft. W!
viel dazu aber gehört, mag man aus einem kleſ
nen Monats=Auszug des Futterverbrauchs eimell
Zoo erſehen, von deſſen faſt annähernd zweihun
dert Poſten nur dieſe wenigen genannte ſeie
709 Pfund Aepfel, 181 Liter friſche Ameiſeneier
8 Pfund getrocknete Ameiſeneier, 2060 Pfund Bruaſſ
353 Pfund Datteln, 2230 Pfund Heringe, 30
Pfund Gerſte, 2469 Zentner Gras, 187 Zentnu
Kartoffeln, 17 Liter Lebertran, 49 Liter Regeu
würmer (ſie koſten 99 Mark!). 1781 Liter Milz
1715 Pfund Semmeln, 4 Fuhren Weiden und dam
die berühmten 17 000 Maikäfer.
Es iſt alſo nicht ſo einfach, für das kulinariſo
Wohl der Tiere verantwortlich zu ſein. Geſun)
heit, Wohlbefinden, Wachstum und Kraft —
all=
dies hängt beim Tier ebenſo wie bei dem Mey
ſchen von der richtigen Ernährungsweiſe ab.
Kurt H. Kauffmann.
Adolf=Hitler-Marſch der HJ. zum Reichsparkeitag 1935.
Zum diesjährigen Reichsparteitag veranſtaltet die HJ. einen großen Bekenntnis= und Propo
gandamarſch durch ganz Deutſchland, der die Einheit der geſamten deutſchen Jugend bezeugel
ſoll. Aus allen Gebieten der HJ. marſchieren insgeſamt 341 HJ.=Bannfahnen mit ihren Begle‟
tern nach Nürnberg, um hier am Reichsparteitag teilzunehmen. Die Geſamtmarſchſtrecke allel
Gebiete beläuft ſich auf 10 500 Kilometer — alſo ein Viertel des Erdumfanges. Die läng)!
Marſchſtrecke, diejenige von der Oſtſee nach Nürnberg, beträgt nahezu 800 Kilometer. Unſen
Karte zeigt die Marſchwege (die geraden Schnurlinien), die die einzelnen Kolonnen marſchierel
(Scherl.=M.)*
werden.
Zer naueiiche Mefenorand in Beiterranntäger don Bäſer.
Durch Exploſion des Lagers einer Petroleum=Geſellſchaft brach in Baſel ein rieſiges Feuer aus
Unſer Bild gewährt einen ſchaurig=ſchönen Anblick von dem nächtlichen Rieſenfeuer. (Scherl.=M.)
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 20. Juli 1935
Nr. 197 — Seite 19
Kreuzritter auf der Himmelsleiter
Eine „Geſchichte” aus dem Hohen Venn. — Schmuggler, Geſpenſterangſt und Armeepiſtole.
Die Großen der Welt, die damals in Paris
vertrag nannten, haben allerhand Unheil auf der
„Landkarte unſeres Erdteils angerichtet. Sogar in
dem armen Hochmoorgebiet, das ſich in ſeiner
ganzen Mühſeligkeit und Traurigkeit auf dem
Hohen Venn ausbreitet, haben ſie die Grenzſteine
werſetzt. Dabei haben ſie die Dinge ſo gründlich
Durcheinander gewürfelt, daß auf langen Strecken
eein belgiſcher Bahndamm durch deutſches Gebiet
fführt und dicht an den Straßengräben deutſcher
Dandſtraßen die belgiſche Staatshoheit ihren An=
Fang nimmt. Nur einen Schritt hinter dem
Straßengraben ſtehen die Schmugglerläden,
Bretterbuden und Baracken, in denen belgiſche
Händler die Waren feilhalten, deren
Einſchmug=
geln nach Deutſchland den höchſten Gewinn
verheißt.
Die Willkür dieſer Grenzziehung machte dieſes
Gebiet lange Zeit zu einem Paradies der
SSchmuggler, in dem von weither die Leute ſich
infanden, die viel Geld ohne Arbeit verdienen
wollen.
*
Geſpenſt glaube ich nicht” hatte der Grenzwächter
Beerenbroeck ſeinem Kollegen verſichert, als ſie auf
einem Kontrollgang hintereinander den ſchmalen
Fußpfad dahinſtapften, der ſich kaum erkennbar
swiſchen heimtückiſchen Moorſtellen und
Heide=
krautflecken hinwand. „Da können die Leute ſich
noch ſo viel von dem ollen Kreuzritter auf der
Himmelsleiter erzählen, der mit ſeinem weißen
Mantel über das Venn ſpukt.”
„Wie meinſt du das?” fragte, ſein Kollege
Merkensfeld. Und als die Antwort ausblieb,
ſpann er die Gedanken fort, die den blonden
Münſterländer die ganze Zeit her beſchäftigt
hat=
ten: „Sag’ das nicht ſo hin; mit ſolchen Sachen
iſt nicht zu ſpaßen . . . Bei uns zu Hauſe haben
wir damit ſchlechte Erfahrungen gemacht”, fügte
er bedächtig hinzu.
„Na, du alter Spökenkieker, da haſt du ja einen
bankbaren Stoff für deine Geſpenſterangſt”,
ver=
ſpottete Beerenbroeck ſeinen Kollegen. „Aber mich
wird das nicht hindern, dem Geſpenſt zu Leibe zu
gehen, wenn es mir über den Weg läuft.”
Es war die Zeit, als die Grenzwächter ſchärfer
zupackten und das Geſchäft des Schmuggelns
ſchwie=
wußte, woher es kam — durch die Dörfer des
Monſchäuer Landes ein Geraune, daß es auf der
Himmelsleiter bei Nacht nicht geheuer ſei. Die
Himmelsleiter iſt ein endlos langes Stück der
Landſtraße, die von Aachen her ins Venn führt,
Schnurgerade zieht ſie ſich den Abhang des Venns
hinan, und wenn man drunten den langen
Auf=
ſtieg beginnt, hat man den Eindruck, als ob dro=
Hen die Straßenbäume dicht zuſammenrückten und
die Straße unmittelbar ins Himmelsblau verliefe und Blut. Kein dürres Gerippe, ſondern der
— ein Eindruck, der an den häufigen dunſtigen
Tagen dieſes Berglandes noch ſtärker iſt. Darum
haben die Monſchäuer dieſe Straße die
Himmels=
leiter genannt, dieſen ſchmalen Streifen deutſchen
Bodens, der durch belgiſche Wälder und Moore
Venns ſich wieder mit dem deutſchen
Mutter=
boden zu vereinigen. So hat der Name der
Him=
melsleiter einen tieferen Sinn bekommen, weil
man es in Paris ſo gewollt hat mit dieſem
Ländchen.
Von dem Spuk auf der Himmelsleiter wurde
damals viel geſprochen. Auf den Baumſtämmen
an der Dorftraße, auf denen die Alten in der
Dämmerung hockten, am Brunnen, wo die Frauen
und Mädchen ihre Neuigkeiten austauſchten, am
Dorfweiher, wo die jungen Burſchen ihre Streiche
ausheckten und ihren Uebermut austobten. Ein
paar Radfahrer ſollten den Spuk zuerſt geſehen
daben, wie er in einer mondhellen Nacht auf der
Himmelsleiter herumgeiſterte.
Man ſpöttelte über die Geiſterangſt der Leute,
die ſich nicht mehr auf die Himmelsleiter
hinauf=
teicht hatten. Aber in dieſen Spott miſchte ſich
ein banger Unterton. Und als dann der
Imgen=
am Sonntag, als er von einem etwas länglich
eratenen Kegelabend von Roetgen her die
Him=
melsleiter heranſtieg, das weiße Geſpenſt zu
Ge=
ſicht gekommen ſei, war kein Zweifel mehr möglich: mit ſeinem kurzen Schwänzlein.
5 Auf der Himmelsleiter ging ein Spuk um. Wenn
den Vertrag entwarfen, den ſie den Friedens= ein deftiger Mann wie der Gerret das ſo ſteif
und feſt behauptete und bei der Muttergottes von
Heimbach beſchwor, dann mußte man es ihm
glau=
ben. Zumal ſich nach und nach auch andere
Zeu=
gen meldeten, die bei Nacht und Nebel auf der
Himmelsleiter die unheimliche Erſcheinung geſehen
hatten. Das ſei eine übermenſchlich große Geſtalt
in flatterndem weißen Mantel, die dort die
Him=
melsleiter kreuzte und in den Vennbüſchen
ver=
ſchwand. Der Lehrer hatte in der Schulchronik
die Aufzeichnung einer alten Sage gefunden, daß
da oben ein Ritter von Falkenſtein in ſeinem
weißen Mantel umgehen müſſe, wegen einer
Schandtat, die er auf einem Kreuzzug im heiligen
Land begangen hatte.
Je größer die Angſt vor dem Geſpenſt wurde,
die der Dorfpaſtor den Leuten nicht auszureden
vermochte, je mehr Leute dem rieſigen weißen
Kreuzritter begegnet waren — der Grenzwächter
Beerenbroeck hatte ihn nie zu Geſicht bekommen,
ſo oft ihn ſeine Neugier auch nachts auf die
Him=
melsleiter getrieben hatte.
„Du kannſt mir ſagen, was du willſt, an das „Ich will doch einmal ſehen, ob der Ritter vor
meinem Sechsläufigen ausreißt” hatte er zu
ſei=
ner Frau geſagt, als dieſe ihn vor einer ſolchen
Begegnung warnen wollte. Und der lange
Berkel=
bauer hatte ihm eines Abends im Wirtshaus, wo
man wieder einmal von dem Geſpenſt ſprach, von
ſeinem Urgroßvater erzählt, den das Geſpenſt
ein=
mal angegriffen und ſo arg zugerichtet hatte, daß
er zeitlebens von dieſer Begegnung genug hatte.
Da hatte Beerenbroeck den langen, hageren
Berkelbauer aufmerkſam angeſchaut. Schien es
nicht ſo, als ob dem ein wenig der Schalk um die
Augen ſpielte? Da miſchten ſich auch die anderen
ins Geſpräch und es gab einen langen Disput, in
dem es an Warnungen für den Grenzwächter nicht
fehlte, es nicht auf einen Zuſammenſtoß mit dem Poliziſten müſſen ſich oft mit merkwürdigen
Kreuzritter ankommen zu laſſen. Inzwiſchen war oder ſchlimmen Zeitgenoſſen beſchäftigen. Nun
der Berkelbauer ſchon heimgegangen.
Das ließ dem Grenzwächter keine Ruhe, als er
auf dem Heimweg zum Dorf hinausſchritt. War
es die linde Sommernacht, die leichte Schleier um
das ſchlafende Venn wob, war es der Aerger über
die abergläubiſchen Monſchäuer oder der durch
etliche Krüge Bier geſteigerte Tatendrang, der liches Diamantenfeld in Südafrika geſtoßen. Er
den Grenzwächter dieſe Nacht noch ins Revier
Eiger wurde. Da ging plötzlich — kein Menſch trieb? Oder war es eine unklare Ahnung, daß Erfolg fehlten ihm die Mittel für notwendige
dieſe Nacht auch den weißen Ritter zur Himmels= Maſchinen. Kapitaliſten hatten von ſeinen
herr=
leiter locken würde ...?.
Eine halbe Stunde ſpäter ſchlich er vorſichtig ſchaft, die ihm ſchon mehrere Angebote mit immer
in der Deckung des überhängenden Gebüſches die höheren Kaufſummen unterbreitete, wurde endlich
Himmelsleiter entlang und ließ ſeine Augen
an=
geſtrengt durch die Dämmerung der Venn=Nacht Feld gegen einen ſchweren Brocken gemünztes Gold.
wandern.
lange Berkelbauer ſelber. Er ſaß am Montag nen Manieren in Ungelegenheiten. Dann hatte er
Zollhauſes, und im Dienſtraum des Vorſtehers ſeine Eltern zu beſuchen. Die hatten ihren Sohn
lagen ſorglich verſchnürt die Tabakballen, die
läuft, um dann droben auf der Hochebene des unter dem weißen Rittermantel den Weg über die
Grenze genommen hatten.
Und der Grenzwächter Beerenbroeck legte ſeiner wie ein Rauſch über ihn. Er, der lange Jahre
Frau die Kaſſenanweiſung für die Belohnung auf
den Frühſtückstiſch, die er ſich durch die Feſtnahme Braunen, unter Gelichter und Verbrechern, oft
eines lange geſuchten Schmugglers verdient hatte, mit der Piſtole oder dem Spaten in der Hand zur
Das geldhungrige Zicklein.
Im Berliner Tierkinder=Zoo trug ſich am
Sonntag ein Vorfall zu, der ebenſo reizend, wie Polizei zu Ohren kam, wurde Dennigan einige
freund wollte am Verkaufsſtand eine Tüte mit
friſchem Grün erſtehen, um die kleinen Tierbabys
zu füttern. Zur Bezahlung hielt er einen
Zwan=
zigmarkſchein in der Hand, als ein kleines
Zie=
tetraut und auf großen Umwegen die Heimat er= genbaby den „braunen Lappen” wohl für, eine gegen das Gehirn. Arthur wurde wach, nach
eini=
ganz beſondere Delikateſſe hielt und mit einem
Ruck dem beſtürzten Tierfreund aus der Hand riß, ſich in Vorwürfe gegen „die anderen”, die ihn
droichs Gerret hoch und heilig verſicherte, daß ihm Ein paarmal Ueberſchlucken, und dann war der „betrogen”. Arm wie zuvor ging er an Bord eines
ſchöne Schein im Ziegenmagen verſchwunden. Aus
der” nach „mehr” an und wackelte zum Dank noch in umgekehrter Route gefahren.
Tanzprobe für die Blumenſchau.
Eine Aufnahme von den Tanzproben für die große Blumenſchau in Berlin.
(Scherl=M.)
4Arthur, Marn und Kater Jimmt
Deutſch wird zweike Amksſprache in Bulgarien.
hat die Johannesburger Polizei Tage, die bei
der ſommerlichen Gluthitze den „ſchönen Tagen von
Aranzuez” in keiner Weiſe gleichen. Und dies alles
wegen des ſchwarzen Katers Jimmy.
Vor einigen Jahren war Arthur Dennigan, ein
gewiegter Diamantenſucher, auf ein ſehr
erträg=
hatte geſchafft wie ein Wilder, aber zum großen
lichen Steinen gehört, und eine engliſche
Geſell=
handelseins mit ihm: ſie übernahm ſein beſtes
Nun geſchah das Unheil: Arthur, im Beſitz des
vielen Geldes, „ſchnappte über” wie wir ſagen.
Der Kreuzritter war ein Menſch von Fleiſch Zunächſt brachte er, der Diamanten=Digger, das
beſte Hotel in Johannesburg einige Tage mit
ſei=
morgen wie ein Häufchen Elend mit zerriſſenem ſich eine kleine Jacht gekauft und fuhr „ſtolz wie
Kreuzrittermantel in der Gefangenenzelle, des ein Spanier” nach Old=England, um in London
längſt als Toten vergeſſen und waren geſtorben.
Arthur war einige Tage todtraurig, dann kam es
ſeiner ſchönſten Lebenszeit mit Entbehrungen
un=
ter glühender Tropenſonne, unter Schwarzen und
Heinrich Heinenberg. Selbſterhaltung hatte verbringen müſſen, mietete
eine vornehme Villa in Brighton, die nun der
Schauplatz großer Gelage wurde. Faſt allabendlich
hatte er Geſellſchaften und „Parties” um ſich. Es
wurde getrunken und auch geſpielt. Als dies der
für den Betroffenen verluſtreich ablief. Ein Tier= Male verwarnt. Aber der hatte ſeine eigene
Mei=
nung von der Polizei, Offenbar wollte Dennigan
die Jahre der Entbehrungen nun in einem Schlage
ausgleichen. Bald ſtand er vor den letzten hundert
Pfund, und das wirkte auf ihn, wie ein Schlag
gen Stunden ſelbſtzermürbender Kritik verbiß er
Südafrikadampfers, im Zwiſchendeck legte er den
treuherzigen Augen blickte das Tier den „Spen= Weg zurück, den er vordem als ſtolzer Bootseigner
Als einfacher Digger ließ er ſich von der
inha=
benden Geſellſchaft ſeines einſtigen
Diamanten=
feldes einſtellen, an dem er eine Zeitlang
Teil=
haber geblieben war, und das ſich nach ſeinem
Ausſcheiden als höchſt ergiebig erwieſen hatte,
Arthur Dennigan fühlte ſich betrogen und wurde
nun ſelbſt zum Betrüger. Der Rachefeldzug gegen
die Diamanten=Compagnie begann.
Arthur war ein geriſſener und ſachverſtändiger
Digger. Schönſte Steine, die er fand, behielt er
für ſich. Aber er konnte ſie nicht aus der ſtark
kon=
trollierten Grube hinausſchaffen. So verſteckte er
ſie in einem abſeitigen Erdloch und ſammelte —
ein Beweis ſeiner Ausdauer — faſt zwei Jahre
lang die ſchönſten Diamanten und Edelſteine. Nun
glaubte er ſeine Zeit gekommen. Mit der in der
Kantine beſchäftigten Negerin Mary trat er in
Beziehungen. Bald hielt er ſie für reif und
er=
geben. Er ſchenkte ihr eine ſchwarze Katze, den
Kater „Jimmy”, der ihr überall nachlief. Das
ſonſt als Unglückstier angeſehene Geſchöpf war
bald bekannt und beliebt auf der ganzen Grube.
Ueberall wurde es mit einem Biſſen geſpeiſt und
ging auch durch den Fabrikzaun. Mary war in
den Plan Arthurs eingeweiht.
Eines Tages waren alle drei verſchwunden!
Arthur, Mary und Jimmy! Niemand dachte an
einen Zuſammenhang. Bis kurz darauf Mary
weinend zurückkehrte und als verlaſſene Geliebte
ein Geſtändnis ablegte. Arthur hatte jeden Tag
in dem ſchönen dichten Fell Jimmys einige
Dia=
manten verſteckt und im Laufe vieler Wochen
ſei=
nen geſamten Schatz aus „ſeiner Grube” gerettet.
Niemand war auf die Idee gekommen, das „
Kätz=
chen” als Schmuggler zu unterſuchen.
Da Arthur die Diamant=Compagnie um einen
hohen Betrag geſchädigt haben ſoll, macht ſich die
Johannesburger Polizei Kopfzerbrechen und
ver=
ſolgt den Geſuchten, deſſen Bild Mary
ſchmerz=
zerknüllt zum Funken in alle Welt preisgegeben
hat. Kater Jimmy durfte Mary nachfolgen, da er
das engliſche Strafgeſetzbuch nicht gekannt hat und
als Anſchauungsunterricht für die Werkdetektive
b.
der Diamant=Compagnie dienen ſoll.
* Eine dreizehnjährige — Geſchiedene.
New York. Fräulein Wilma Mac Clain
in St. Louis konnte bisher den Ruhm für ſich in
Anſpruch nehmen, die jüngſte Ehefrau in den
Ver=
einigten Staaten zu ſein. Dieſe verheißungsvolle
junge Dame nämlich ſieht auf das ehrwürdige
Alter von nicht mehr und nicht weniger als
dreizehn Jahren zurück. Verheiratet hatte ſie ſich
Anfang dieſes Jahres mit dem achtzehnjährigen
Robert Kirby, und nun hat ſie ſich von ihm
ſchei=
den laſſen, ſo daß ſie alſo jetzt die jüngſte
geſchie=
dene Frau ihres Vaterlandes geworden iſt. Ihren
Scheidungsantrag begründete die junge Dame
da=
mit, in der kurzen Zeit ihrer Ehe ſchon „ſämtliche
Liebesilluſionen verloren” zu haben und vor allen
Dingen nicht damit einverſtanden ſein zu können,
daß ihr Herr Gemahl ihr gelegentlich ihre
„mangelnde Schulbildung” vorwerfe. Lieber wolle
ſie daher wieder frei ſein und zur Schule gehen.
Dem Argument beugte ſich der Scheidungsrichter.
Reiſe um die halbe Erde — um einen Schuß.
45000 Kilometer zum Schuß auf den Rieſen=Panda.
Dieſer Tage kehrte der engliſche Forſcher und
Großwildjäger Kapitän Brocklehurſt von einer
Expedition nach Nordweſt=China zurück. Er hatte
die Reiſe um die halbe Erdkugel unternommen,
um ein Tier zu erlegen, das bis jetzt überhaupt
nur drei oder vier Weiße zu Geſicht bekommen
ha=
ben: den Rieſen=Panda. Dieſes Tier hat
unge=
fähr die Geſtalt eines gewöhnlichen braunen
Bä=
ren, jedoch ein eigenartig ſchwarz=weiß geflecktes
Fell. Bis jetzt war es noch keinem Weißen
ge=
lungen, ein Exemplar dieſer Gattung zu erlegen,
geſchweige denn lebend zu fangen.
Wie Kapitän Brocklehurſt bei ſeiner jetzigen
Rückehr vor Londoner Preſſevertretern erklärte,
reiſte er im Dezember vorigen Jahres ab. Von
Schanghai aus fuhr er den Jangtſekiang etwa
2500 Kilometer ſtromauf und marſchierte dann
weitere 800 Kilometer landeinwärts in die
un=
wirtlichen Berge an der tibetaniſchen Grenze.
Chengtu war der letzte bewohnte Ort, den er
paſ=
ſierte. Hier nahm er ſich einige Träger und
Führer, mit welchen er ſich in das Gebiet des
ſagenhaften ſchwarz=weißen Bären begab.
Einge=
borenen iſt es ſchon öfters gelungen, eines dieſer
Tiere mittels Fallen zu erlegen. Kapitän
Brockle=
hurſt verzichtete auf dieſe wenig Erfolg ver=
ſprechende Methode. Er durchſtreifte den dichten,
unwirtſchaftlichen Urwald, in der Hoffnung,
ein=
mal auf eine friſche Spur des Rieſen=Panda zu
ſtoßen. Es war im April, als er tatſächlich von
weitem das Brüllen des Bären vernahm, und
wenig ſpäter man die ſeltenen Spuren fand. Jetzt
begann eine mühſelige Verfolgung durch
dichte=
ſtes Holz= und Bambusdſchungel. „Plötzlich”, ſo
berichtet Brocklehurſt, „entdeckte ich in einer
Ent=
fernung von nur 15 Metern die rieſige Geſtalt
des Panda, der mich und meine Eingeborenen
in=
tereſſiert beobachtete. Es war ein merkwürdiges
Gefühl, als ich ſo plötzlich dem Tier
gegenüber=
ſtanddeſſentwegen ich 45 000 Kilometer weit
ge=
reiſt war. Ich rief ſofort meinen Gewehrträger
herbei. Die Situation war recht gefährlich,
Un=
glücklicherweiſe hatte mein Hund den Panda
an=
genommen, ſo daß die Chancen, bei dem
herr=
ſchenden Zwielicht zum Schuß zu kommen, ſehr
ge=
ring waren. Trotzdem legte ich an und drückte
ab. Der Panda ſtürzte zu Boden, er hatte die
Kugel ins Genick bekommen.”
Kapitän Brocklehurſt iſt der einzige Weiße,
dem es gelang, dies ſeltene Tier zu erlegen.
Un=
mittelbar nach dem gelungenen Schuß trat er die
Heimreiſe an. Er hatte 45 000 Kilometer
zurück=
gelegt, um dieſen Schuß zu tun.
Der Stadtrat der bulgariſchen Stadt Varna faßte ſoeben den Beſchluß, die deutſche Sprache als
rweite Amtsſprache in Varna einzuführen. Schon jetzt kann man an dem dieſer Tage
fertig=
geſtellten Omnibus=Bahnhof in deutſcher Sprache leſen: Städtiſcher Omnibus=Dienſt A.=G., Varna.
(Weltbild=M.)
Seite 20 — Nr. 197
* Vom Schickſal der Kunſtwerke.
Es gibt Kunſtwerke, die eine ſo bewegte Vergangenheit hinter
ſich haben, daß ſelbſt der redſeligſte Chroniſt vor dem, was ſie
ausplaudern könnten, zu einem verlegenen Schweigen verurteilt
wäre, und naturgemäß ſind es gerade die berühmteſten, die das
Buch der menſchlichen Tragikomödie mit ihren Schickſalen füllen.
Was einer reinen Begeiſterung ſein Daſein verdankte — wie oft
iſt es zum Spekulationsobjekt erniedrigt worden, wie häufig hat
es den Platz wechſeln müſſen, weil Neid und Eitelkeit,
Gewinn=
ſucht und Verſtändnisloſigkeit größer waren als die Ehrfurcht vor
den idealen Werten, die es darſtellt. Von den Kunſtwerken, die
uns der ſogenannte Friedensvertrag genommen hat, haben zwei
eine beſondere wechſelvolle und intereſſante Geſchichte; der
Flügel=
altar in der Marienkirche zu Danzig und der Genter Altar des
Berliner Kaiſer=Friedrich=Muſeums. Ihre Biographie lieſt ſich wie
ein kurzweiliger hiſtoriſcher Roman.
Es mag um das Jahr 1470 geweſen ſein, als zu Brügge in
Flandern der damals kaum dreißigjährige Hans Memling den jetzt
in Danzig aufbewahrten Wandelaltar mit der Darſtellung des
jüngſten Gerichts malte. Auftraggeber war ein in Brügge
an=
ſäſſiger Florentiner Kaufmann, Jacopo Trani, der das Bild für
eine der Kirchen ſeiner Vaterſtadt beſtimmte. Denn niederländiſche
Kunſt ſtand in dem Italien der Frührenaiſſance hoch in der
Schätzung, namentlich Werke der Malerei, die an Solidität und
Leuchtkraft der Farben die Erzeugniſſe der gleichzeitigen
Ita=
liener um ein Bedeutendes übertrafen. Im Jahre 1473 wurde
die koſtbare Tafel zuſammen mit Spezereien, Pelzwerk und
Tuchen auf der italieniſchen Galeide „St. Thomas” verfrachtet.
Ihr Reiſeziel ſollte ſie freilich niemals erreichen. Die
Trans=
portverhältniſſe waren infolge des damals zwiſchen England und
den Hanſeſtädten ausgebrochenen Kaperkrieges recht ungünſtig,
und ſo erfüllte ſich denn das Schickſal des Bildes ſchnell genug,
indem die unter burgundiſcher Flagge ausgelaufene Galeide
be=
reits im Kanal dem Danziger Schiffshauptmann Paul Beneke
als Priſe in die Hände fiel. Wie groß der Kunſtſinn des
ver=
wegenen Schnapphahns geweſen ſein mag, wiſſen wir nicht.
Wahrſcheinlich wußte er mit dem erbeuteten Bilde weit weniger
anzufangen als mit der übrigen Ladung, weshalb er es vorzog,
ſein beſchwertes Piratengewiſſen zu erleichtern und den Altar der
Pfarrkirche ſeiner Heimatſtadt als fromme Stiftung zu
über=
weiſen. Vergebens forderten ſowohl Florenz wie der Herzog
von Burgund die Herausgabe der Priſe, und ebenſo erfolglos
drohte Papſt Sixtus IV. „ſeinem geliebten Sohn” Paul Beneke
mit dem Verluſt der ewigen Seligkeit. Die Danziger, wie es in
der Chronik kurz und bündig heißt, „vrageten da nyſcht na”.
Einmal in der Marienkirche aufgeſtellt, blieb das Bild in
Dan=
zig, bis es die Franzoſen nach dem Tilſiter Frieden nach Paris
entführten, wo es in Gemeinſchaft mit den übrigen „eroberten”
Kunſtwerken eine der Hauptzierden des Louvre bildete. So war
denn das ſchon einmal geraubte Gut zum zweiten Male dem
Sieger anheimgefallen. Erſt 1816 wurde es durch König
Fried=
rich Wilhelm III. den Danzigern zurückerſtattet, die damals im
Gefühl des Dankes und der gekränkten Unſchuld das klaſſiſche
Diſtichon auf den unteren Bildrand ſchrieben:
„Als das ew’ge Gericht des Kleinods Räuber ergriffen,
Gab der gerechte Monarch uns das Erkämpfte (!) zurück.”
Einen nicht weniger verwickelten Lebensroman hat der
be=
rühmte Wandelaltar, der auf Beſtellung des Genter Patriziers
Jodokus Vydt und ſeiner Gattin Jſabella, geborene Burluut, von
Hubert van Eyck begonnen, von deſſen Bruder Jan 1432 vollendet
wurde. Mit Recht hat man in ihm das erſte große, mit
ver=
beſſerten Darſtellungsmitteln geſchaffene Dokument der modernen
Malerei geſehen. Bekannt wie kein zweites Bild, iſt es zum
Ge=
meinbeſitz der kultivierten Menſchheit geworden. Sehen wir von
den leider ſchon frühen Eingriffen der Reſtauratoren ab, ſo ſtand
das Wunderwerk bis zum Jahre 1566 unangetaſtet an ſeinem
Beſtimmungsort, der Vydtskapelle in der Kathedrale St. Bavo
zu Gent — von den Malern und Kunſtfreunden „umſchwärmt
wie ein Feigenkorb von den Bienen”. Philipp II. hatte nicht
übel Luſt, den ganzen Altar nach Spanien zu verſchleppen, aber
der Anſchlag ſcheiterte an dem Widerſtand der Bürgerſchaft, ſo
daß ſich der König damit begnügen mußte, Kopien von der Hand
des Mecheler Meiſters Michel Coxcie anfertigen zu laſſen.
Wäh=
rend der kalviniſtiſchen Unruhen war man genötigt, den Altar
abzubauen und in die Genter Zitadelle zu retten; von dort
ge=
langte er für einige Jahre in das Rathaus, bis er 1584 nach der
Einnahme der Stadt durch die Spanier aufs neue in der
Vydts=
kapelle ſeinen Einzug halten konnte — nicht auf lange Zeit, denn
bereits 1641 zwang ein Dachſtuhlbrand zu abermaliger Flucht,
der ſich auch eine durchgreifende Reſtaurierung angeſchloſſen zu
haben ſcheint. Etwa ein Jahrhundert blieb das Werk
unbe=
helligt. Mit einem Beſuch Kaiſer Joſefs II. in den inzwiſchen
* Der Goldſchmied von Saragoſſa.
Von Adolf Obse.
Ein junger deutſcher Goldſchmiedemeiſter hatte in Saragoſſa,
wo er ſchon während ſeiner Wanderzeit ein Jahr gearbeitet hatte,
eine kleine Werkſtatt eröffnet und bald ſo viel zu tun bekommen,
daß er ſich aus ſeiner Vaterſtadt Nürnberg einen jungen Geſellen
zu Hilfe rufen mußte. Mit beſonderer Liebe arbeitete er fein
ge=
triebene Schmuckſtücke, aufs ſauberſte mit winzigen Figürchen,
Engelsköpfchen und Laubwerk geziert und reich beſetzt mit
bun=
ten Halbedelſteinen, wie es dem Landesgeſchmack entſprach. Binnen
kurzem wurde es Sitte, Liebesangebinde, ohne die in dieſem
Lande weder die Anknüpfung noch die Fortſetzung eines
Herzens=
handels möglich war, nur bei dem deutſchen Meiſter zu beſtellen.
Mochte nun der eine oder andere ſeiner Kunden ſich bisher
ver=
geblich um die Auserkorene bemüht und erſt mit dem Geſchmeide
des deutſchen Meiſters ſein Glück gemacht haben — jedenfalls
ver=
breitete ſich bald das Gerücht, daß den Kleinoden des Deutſchen
die beſondere Kraft innewohne, auch die Sprödeſte zärtlich, die
Kälteſte warm und die Strengſte nachgiebig zu machen; die Damen
ſelbſt hingegen waren überzeugt davon, daß kein lauer, zögernder
oder widerſpenſtiger Herzenspartner einem Becher oder Pokal
widerſtehen könne, den der Deutſche mit ſeinen liebeskräftigen
Steinen geſchmückt hatte.
Den allgemeinen Glauben an die magiſche Kraft ſeiner
Er=
zeugniſſe nährte er ſelbſt ein wenig, indem er, wenn ein beſtelltes
Stück wegen Ueberfülle an Arbeit nicht zum verſprochenen Termin
fertig geworden war, den Kunden beiſeite nahm und ihm
zu=
raunte, es ſei beſſer, noch einige Tage zu warten, weil Opale bei
wachſendem Mond verarbeitet werden müßten, oder weil man
Smaragde nicht gern in der erſten Monatshälfte einſetze, oder
weil ein Rubin, der ſeine volle Kraft entfalten ſolle, in der Nacht
zum Sonntag gefaßt werden müßte. In ſolchen Entſchuldigungen
war er unerſchöpflich, und er hatte oft genug Gelegenheit, ſie
an=
zubringen, denn nie war ein Meiſter mit einer ungeduldigeren
Kundſchaft geplagt geweſen als dieſer Liebesſchmied von Caragoſſa,
Bald kamen auch von auswärts Anfragen und Aufträge,
zu=
erſt aus Barzelona und Madrid, dann auch von weither, aus
Cordoba und Sevilla; eilig verſchrieb er aus Nürnberg zwei
wei=
tere Geſellen, erhielt aber ſeinen Kunden ſorgfältig den Glauben,
daß alles allein von ſeinen Händen gearbeitet werde, denn darin
lag ja, wie ſie glaubten, die eigentümliche Wirkung ſeiner
Ge=
ſchmeide begründet.
Schon war er ein wohlhabender Mann geworden, und die
Zeit, binnen der er ein reicher ſein würde, ließ ſich bereits
über=
ſchauen, und doch begann er von Monat zu Monat mehr zu
ſchwan=
ken, ob er ſie erwarten oder ſich mit dem Erworbenen begnügen
ſolle, denn immer deutlicher merkte er, daß das Feſtſitzen in der
Fremde doch etwas anderes ſei als ein unbeſchwertes Wandern
mit der Ausſicht auf baldige Rückkehr. Das Heimweh befiel ihn
mit ſolcher Gewalt, daß er oft nicht atmen zu können glaubte, und
während ſeine kunſtreichen Hände unermüdlich für das Glück
an=
derer ſchafften, trauerte ſeine Seele um das verlorene eigene. Nicht
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
öſterreichiſch gewordenen Niederlanden begann die
Leidens=
geſchichte ſeiner Zerſtückelung. Den erſten Anlaß gab dazu eine
mißfällige Aeußerung des ſittenſtrengen Monarchen über die
nack=
ten Geſtalten des erſten Menſchenpaares, was 1781 die
Entfer=
nung der beanſtandeten Tafeln zur Folge hatte. Nachdem ſie
lange Zeit verborgen gehalten werden mußten, ſind ſie 1761 in
die Brüſſeler Galerie gelangt.
Nun folgte Schlag auf Schlag. Bei der Okkupation Belgiens
durch die Franzoſen 1794 fiel zunächſt das Mittelſtück mit der
Anbetung des Lammes und den Figuren Gottvaters, Marige
und Johannis fremder Beutegier zum Opfer. Die Bilder
wander=
ten — wie wenige Jahre ſpäter der Danziger Altar — in den
Louvre und wurden erſt nach dem Pariſer Frieden ausgeliefert.
Inzwiſchen aber hatten die Genter in kaum glaublicher
Leicht=
fertigkeit die Flügelbilder für die lächerlich niedrige Summe von
3000 Florins an einen belgiſchen Kunſthändler verkauft, der ſie
für 100 000 Mark an den engliſchen Sammler Solly losſchlug.
Mit deſſen reichem Kunſtbeſitz ſind ſie dann 1821 durch Kauf in
die Berliner Gemäldegalerie gelangt, die ſie bis 1919 als ihr
koſtbarſtes Kleinod hütete. So war das berühmte Werk denn in
drei Teile zerriſſen und an ebenſoviel Orten undergebracht: der
mittlere Teil in Gent, die Tafeln mit Adam und Eva in Brüſſel,
die übrigen Flügelbilder in Berlin.
Damit iſt aber die Odyſſee des Genter Altars noch nicht zu
Ende. Daß die in der Vydtskapelle verbliebenen Tafeln bei
Aus=
bruch des Weltkrieges abermals in ſicheren Gewahrſam gebracht
wurden, iſt nach den trüben Erfahrungen, die die Genter einſt
mit der franzöſiſchen Beſatzungsarmee gemacht hatten,
verſtänd=
lich, wenn man ſich auch bald davon überzeugen konnte, daß dem
belgiſchen Kunſtgute unter dem Schutze der deutſchen
General=
gouvernements keine Gefahr drohte. Ebenſo verſtändlich iſt
ſchließ=
lich auch der Wunſch der belgiſchen Regierung, ſich nach dem
Kriege wieder in Beſitz der einſt verſchleuderten Berliner Tafeln
zu ſetzen — doppelt verſtändlich, als der ſehr weitherzig
ausleg=
bare Rechtstitel „Reparationen” auch einen offenkundigen
Raub=
zug moraliſch zu legimitieren erlaubte. Wie dem auch ſei; Für
die Bürger von Gent muß es eine große Stunde geweſen ſein,
als die Berliner Kriegsbeute unter dem Geläute aller Glocken
in der alten Scheldeſtadt eintraf und in feierlichem Zuge von
Volk und Geiſtlichkeit zur Kathedrale St. Bavo geleitet wurde,
um dort mit den beiden Brüſſeler Bildern den angeſtammten
Platz wieder einzunehmen.
Doch ſcheint über dem Altar ein Unſtern zu walten. Vor
kur=
zem wurden zwei Flügelbilder geſtohlen. Eins davon hat man
ſoeben unter geheimnisvollen Umſtänden wieder gefunden.
St. Bavo, möchte man glauben, ſoll ſeines koſtbaren Beſitzes nicht
froh werden.
4Kleines Kulturdokument.
Der Brief des Johann Friedrich Hofmann.
Dieſes Schreiben des Johann Friedrich Hofmann iſt in
die=
ſen Tagen gerade 125 Jahre alt geworden. Er ſelbſt iſt längſt
tot, aber ſein Brief an den damaligen Kurfürſten von der Pfalz
hat ihn für den Hiſtoriker unſterblich gemacht. Heute iſt das
Dokument, das ſich im literaturhiſtoriſchen Archiv einer
ſüdweſt=
deutſchen Stadt befindet, beſonders aktuell. Der Kultusminiſter
hat vor kurzer Zeit eine Anweiſung erlaſſen, im brieflichen
Ver=
kehr mit den Behörden alle Höflichkeitsfloskeln zu vermeiden.
Zu Zeiten unſeres Johann Friedrich Hofmann wäre dieſe
behörd=
liche Aufforderung ſicher allgemeiner Verſtändnisloſigkeit
begeg=
let. Er ſchrieb damals friſch, frei und gewunden folgendes:
„Hochwürdigſter, großmächtigſter, unüberwindlicher Herr Kurfürſt!
Nachdem nunmehro, Gott ſey Lob und Dank, der Schuldienſt zu
Langenlonsheim vakant geworden, auf welchen ich ſchon lange
ge=
wartet, und ich des Dienſtes mehr als wurdig bin, denn ſollte
der Herr Kurfürſt nur einmal meine Perſon ſehen oder mich
ſingen hören, ſollte er ſelbſt ſagen: meiner Seel, der Kerl
ver=
dient ein Schulmeiſter und noch mehr zu ſeyn. Eines aber iſt,
was mir im Wege ſteht. Weil nämlich der Schulze im Ort ein
Bärenhäuter iſt und mir feind iſt, und das kömmt daher, weil
meyne Frau eynen ebenſo rothen Rock mit weyßen Schnüren trägt,
als dem Schulzen ſeyne Frau hat, und haben beyde ſich ſchon bey
den Haaren gehabt, jedoch iſt allzeyt meine Alte oben gelegen.
Wenn ich alſo nun das Primarium erhalten und den
Schul=
dienſt bekommen ſoll, auf welchen ich mich ſchon völlig verlaſſe, ſo
will ich meyner Frau eynen noch ſchöneren Rock mit weyßen
Schnüren machen laſſen als des Schulzen ſeyne Frau hat. Das
mag den Hundsfott verdrießen oder nicht. Sollte ich nun das
Primarium erhalten, welcher mir ſchon gewiß iſt, wenn anders
der Herr Kurfürſt ein Mann von Parole iſt, ſo müßt Ihrs ja
den Schulzen nicht werden gewahr werden laſſen, ſonſt ſtoßt es
der Flegel wieder um.
Verbleibe in Gnaden gewogen, aufzuwarten bey Tag und
bey Nacht, gehorſamſter untertänigſter
Johann Friedrich Hofmann.”
einmal das vermochte ihn zu erheitern, daß ihm eines Tages auf
geheimnisvolle Weiſe ein Becher ſeiner eigenen Arbeit zugeſtellt
wurde, den eine heimlich in ihn Verliebte ſich verſchafft hatte, um
zu erproben, ob der Meiſter etwa ſeinem eigenen Zauber
unter=
liegen werde.
Dieſer ſonderbare Zwiſchenfall war an ſich nicht
verwunder=
lich, denn dem Meiſter war ſein zierliches Handwerk nicht
anzu=
ſehen, vielmehr ſtand er hochgewachſen in ſeinen Schuhen, und
ſeine Hände waren fein gegliedert, aber doch ſo ſtark und feſt, daß
man ihnen kaum all die graziöſe Schönheit glauben mochte, die ſie
hervorbrachten. Dazu leuchteten ſeine Augen in durchdringender,
jetzt freilich von leichter Trauer überſchatteter Bläue, und über
ihnen wehte ein ungebändigtes Getümmel goldglänzender Haare.
Um dieſe Zeit ſuchte den Meiſter ein unanſehnliches,
ſchmäch=
tiges Männchen auf, deſſen ſtolzes Gehaben und Umherblicken in
wunderlichem Gegenſatz zu ſeiner dürftigen Körperlichkeit ſtand.
Dieſer Hidalgo nannte zunächſt ſeinen Namen, was eine
umſtänd=
liche und zeitraubende Angelegenheit war, ſo zahlreich reihten ſich
die Vornamen aneinander, und erſuchte dann den Meiſter um
An=
fertigung eines ſchönen und beſonders liebeskräftigen
Bruſtge=
ſchmeides für eine Dame, die er ihm ſpäter nennen werde, denn
der Meiſter müſſe ſich verpflichten, das fertige Stück ſelbſt in die
Hände der Umworbenen zu legen; erfahre ſie nämlich vorher, von
wem es komme, ſo ſei zu befürchten, daß ſie den Schmuck gar nicht
annehmen und ſo ſeiner Magie entrinnen werde. Der Meiſter
lächelte flüchtig über dieſen merkwürdigen Liebeshandel, der
aller=
dings einer kräftigen Nachhilfe ſehr bedürftig ſchien. Dann
zeich=
nete er mit geübter Hand das Geſchmeide auf, wie er es ſich etwa
dachte, und aus den flüchtigen Strichen entwickelte ſich, von reichem
Zierwerk umgeben, die Geſtalt eines knienden Liebenden, der mit
beiden Händen einen Edelſtein emporhob und darzubieten ſchien.
Der Hidalgo war entzückt über dieſen Entwurf, zumal er einen
ſchönen Diamanten aus altem Familienbeſitz, wie er ſagte,
mitge=
bracht hatte; dieſen bat er zu verwenden, falls dadurch die Kraft
des Schmuckes nicht beeinträchtigt würde. Der Meiſter prüfte den
Diamanten und ſagte bedauernd, nur echter Stein vermöge echte
Kraft zu bewähren; dies hier ſei ein Stück geſchliffenen Bleiglaſes,
worüber das enttäuſchte eitle Männchen in die ergötzlichſte Wut
geriet, indeſſen der Goldſchmied aus ſeiner Höhe nachſichtig auf
ihn niederlächelte.
Mit dem wertloſen Glasbrocken das Werk ſeiner Hände zu
ver=
unzieren, lehnte er ab, und ſo mußte das Juwelenkäſtchen
herbei=
geholt werden, aus dem der Hidalgo einen ſo koſtbaren Stein
wählte, daß das Geſchmeide nun zwar herrlich, aber auch ſehr
teuer werden würde. Der Meiſter, der hierzulande mit den
Trä=
gern lang einherrauſchender Namen ſchon lehrreiche Erfahrungen
gemacht hatte, erſuchte um Hinterlegung des Preiſes wenigſtens
für das benötigte Gold und den Stein; die Arbeit ſelbſt könne bei
der Ablieferung bezahlt werden. Dieſer Vorſchlag gefiel dem
Hidalgo aus guten Gründen nicht ſehr, doch ſagte er, der Meiſter
laufe gar keine Gefahr, denn wenn der Schmuck ſeine Wirkung
tue — und er, der Meiſter, werde ja wohl am allerwenigſten
daran zweifeln —, ſo ſei es ihm ein Leichtes, zehn ſolcher
Ge=
ſchmeide zu bezahlen. Damit ſah ſich der Goldſchmied unverſehens
in eine bedenkliche Zwickmühle verſetzt, doch einigten ſie ſich ſchließ=
Samstag, 20. Juli 1935
*Die „gekreuzten blauen Schwerter”
225 Jahre Meißner Porzellan.
Porzellan zu beſitzen — das war der Traum, der um die Wende
des 18. Jahrhunderts die Fürſtenhöfe Europas beſeelte. Die
koſt=
baren Vaſen und Figuren aus dieſem geſchätzten Material, die man
für Rieſenſummen aus dem Fernen Oſten herbeiſchaffte, machten
die fürſtlichen Schatullen jährlich um viele Pfunde Gold leichter,
und die natürliche Folge davon war, daß man überall Verſuche
machte, ſelbſt Porzellan herzuſtellen, um von der Einfuhr aus
China unabhängig zu werden.
Das große Verdienſt, die Löſung des ſchwierigen Problems zu
finden, fiel ſchließlich dem deutſchen Apothekerlehrling Böttger zu.
dem es nach der Erfindung des ſogenannten „roten Porzellans”
im Jahre 1708 gelang, auch „den guten weißen Porcellain mit der
allerfeinſten Glaſur” zu gewinnen. Sogleich erließ Kurfürſt Auguſt
der Starke von Sachſen, der König von Polen, in deſſen Dienſten
Böttger arbeitete, ein Patent für die Gründung einer
Porzellan=
manufaktur — der erſten in Europa — für die die Schlöſſer
Frauenſtein, Moritzburg, Pillnitz und Meißen in Ausſicht
genom=
men wurden.
Man entſchied ſich für die Albrechtsburg in Meißen. Am
6. Juni 1710 ſiedelte Böttger, der bis dahin in ſeinem
Labora=
torium auf der Jungfernbaſtei in Dresden gearbeitet hatte, in die
Albrechtsburg über, in deren Räumen der Weltruhm des Meißner
Porzellans begründet werden ſollte. Erſt im Jahre 1863, nach
mehr als anderthalb Jahrhunderten, verlegte die Meißner
Por=
zellan=Manufaktur ihre Produktionsſtätte in das Triebiſchtal bei
Meißen, wo ſie ſich noch heute befindet. In dieſen Tagen ſind es
225 Jahre her, ſeit in Meißen, der Wiege des europäiſchen
Por=
zellans, die erſten Erzeugniſſe geſchaffen wurden. Noch immer iſt
Meißen unübertroffen wie einſt, und jeder Kenner, der im Beſitz
von Porzellangegenſtänden mit der Marke der „gekreuzten blauen
Schwerter” iſt, ſchätzt ſich glücklich, das edle Gut aus der älteſten
europäiſchen Manufaktur ſein Eigen nennen zu können.
Im Anfang ihres Beſtehens kannte die Meißner Manufaktur
noch keine Fabrikmarke. Die Zeichen, die das älteſte Meißner
Por=
zellan, unter der Glaſur eingebrannt, aufweiſt, waren
Kennzeich=
nungen der Bemaler, die nicht für den Käufer, ſondern für die
Unterſcheidung innerhalb des Fabrikationsbetriebs beſtimmt waren.
Eine Notwendigkeit für die Hervorhebung des Urſprungs ergab
ſich erſt, als mit dem allgemeinen Aufblühen des Porzellanhandels
auch andere Erzeugniſſe auf den Markt kamen, die, wenn ſie mit
den Meißner Produkten verwechſelt wurden, leicht zu einer
Schä=
digung des Rufes der berühmten ſächſiſchen Manufaktur führen
konnten.
Die erſten Fabrikmarken, die aus dieſem Grunde im Jahre
1722 verwendet wurden, richteten ſich aber auch noch nicht gegen
ein Konkurrenzunternehmen im eigentlichen Sinne, vielmehr
han=
delte es ſich bei ihnen darum, ein gültiges Erkennungsmerkmal zu
ſchaffen, an dem man die „echt Meißner” Bemalungen von den
meiſt minderwertigeren Bemalungen ſogenannter „Hausmaler” —
die ebenfalls auf Meißner Porzellan malten — unterſcheiden
konnte. Der Adminiſtrator der Meißner Manufaktur machte den
Vorſchlag, als Marke die gekreuzten Kurſchwerter aus dem
kur=
ſächſiſchen Wappen zu wählen, wobei er auf den Vorteil hinwies,
daß dieſes Zeichen leicht aufzumalen ſei und nur von einer
kur=
fürſtlichen Anſtalt verwendet werden dürfe. Auguſt der Starke, der
auf ſein polniſches Königstum aber zu ſtolz war, um ſich nur mit
dem Sinnbild der Kurfürſtenwürde zu begnügen, ordnete den
Ge=
brauch der Abkürzung K. P. M. für Königliche Porzellan=
Manu=
faktur an. Erſt etwa im Jahre 1724 dürfte ſich der vorherige
Vor=
ſchlag endlich durchgeſetzt haben. Seit dieſer Zeit ſind die „
ge=
kreuzten blauen Schwerter” bis heute das Zeichen Meißens
ge=
blieben.
Die erſte ernſthafte Konkurrenz erwuchs in der Wiener
Manu=
faktur, die von entflohenen Meißner Beamten im erſten Viertel
des 18. Jahrhunderts begründet wurde. Dieſe Porzellan=Fabrik.
die als Fabrikmarke einen Bienenkorb führte, wurde ſpäter in die
Kaiſerliche Porzellan=Manufaktur umgewandelt, ging jedoch im
Jahre 1864 wieder ein. Um 1740 entſtand, wiederum unter
Mit=
wirkung Meißener Facharbeiter, in Höchſt a. M. die Kurmainziſche
Manufaktur, die als Fabrikmarke ein Rad aufweiſt. Die zehn
Jahre ſpäter in Berlin errichtete Porzellanfabrik, die Friedrich
der Große erwarb, führt als Kennzeichen ein Zepter. Von den
übrigen alten Manufakturgründungen in Deutſchland ſeien noch
erwähnt: Fürſtenberg an der Weſer, mit dem Zeichen E, und
Lud=
wigsburg, mit der Fabrikmarke „verſchlungenes Doppel=0 mit und
ohne Krone‟. Uebrigens iſt es in dieſem Zuſammenhang
inter=
eſſant, feſtzuſtellen, daß auch die berühmte Kopenhagener Porzellan=
Manufaktur ihren Weltruf zwei Deutſchen, nämlich dem Modelleur
Luplau und dem Maler Beyer verdankt.
L. D.
lich dahin, daß wenigſtens die Hälfte bei der Ablieferung bezahlt
werde, denn der Meiſter hatte ſich inzwiſchen förmlich in ſeinen
Entwurf verliebt und hätte ihn auch ohne jede Beſtellung
aus=
geführt.
Das Werkchen, das die Größe eines Handtellers hatte, gelang
ſo herrlich, daß der Meiſter ſich faſt nicht davon trennen mochte,
zumal der Hidalgo ſich auch an der Erlegung des halben Preiſes
verhindert ſah, doch gab der Goldſchmied ſeinen Beſchwörungen
und Beteuerungen ſchließlich nach und vernahm nun den Namen
der Dame, bei deſſen heimatlichem Klang er erſtaunt aufhorchte.
Es ſtellte ſich heraus, das die von dem Hidalgo Umworbene
die Tochter eines deutſchen Ingenieurs war, der in Madrid ein
heimiſches Induſtriewerk vertrat und für längere Zeit nach
Sara=
goſſa übergeſiedelt war, um den Bau eines großen Kraftwerkes,
das ſeine Firma in der Nähe errichtete, zu leiten und zu
über=
wachen.
Am ſpäten Nachmittag machte ſich der Goldſchmied auf den
Weg zu der bezeichneten Wohnung; eine ſpaniſche Bedienerin
empfing ihn, hinter ſeinem Rücken verdächtig lächelnd, und dann
trat das deutſche Fräulein herein, das Geſicht von einer lieblichen
Befangenheitsröte zart überhaucht, und dem Meiſter wurde
plötz=
lich zumute, als umſchließe ihm ein glühender Harniſch eng die
Bruſt.
Ohne ein Wort hervorbringen zu können, überreichte er das
Lederkäſtchen, mit dem die Dame zum Licht trat, und als ſie es
öffnete und die kniende Geſtalt ihr das koſtbare Juwel mit
ſtum=
mer Bitte entgegenzuheben ſchien, flammte die Röte auf ihren
Wangen purpurn auf, und von dem ſchimmernden Stein weg wari
ſie dem Meiſter einen Blick zu, der den Glanz des Juwels in ſich
geſaugt zu haben ſchien und den glühenden Harniſch um ſeine Bruſt
ſtracks durchſchlug.
Was der ſpät heimkehrende Vater zu dieſer Wendung der
Dinge ſagte, war nicht viel, denn wenn er auch vielleicht mit der
Tochter etwas anderes im Sinne gehabt hatte, ſo liebte er das
einzige Kind viel zu ſehr, um auch nur durch ein Wort des Zweifels
oder der Bedenklichkeit ihren Herzensjubel zu trüben.
Der Hidalgo freilich, als er von dieſer Verwendung des
Ge=
ſchmeides und ſeiner vermeintlichen Wirkung hörte, erſtickte faſt
vor Zorn und drohte offen, den Meiſter zu erſtechen, wozu er
frei=
lich auf einen Stuhl hätte ſteigen müſſen. Unangefochten von dieſer
Drohung, ſchaffte der glückliche Goldſchmied mit verdoppelter Luſt
Tag und Nacht, denn ein von der ſpaniſchen Bedienerin genährtes
merkwürdiges Gerücht, der Meiſter ſelbſt ſei, ohne es zu wiſſen,
ſeinem eigenen Zauber erlegen, ließ den Strom der Beſteller
tag=
lich mehr anſchwellen. Als er von dieſem Gerücht ſeiner Brauk
erzählte, der er inzwiſchen geſtanden hatte, daß er eigentlich in
Auftrage eines andern mit dem Geſchmeide zu ihr gekommen
ſer=
da lachte ſie, während die gleiche liebliche Befangenheitsröte wie
bei ihrem erſten Eintritt ihre Wangen überzog.
Erſt nach Jahren, als die beiden, nach Deutſchland
zurückge=
kehrt, an einem verglühenden Sommerabend weit über das Land
hinſahen, während der Widerſchein des Abendhimmels das
Er=
röten der jungen Frau verdeckte — erſt jetzt und hier erführ der
Meiſter, wer es geweſen ſei, der ihm damals ſeinen eigenen
Liebes=
becher habe zuſtellen laſſen.
OirosSdAolgttt
Der Sport des Sonntags.
Da hätten wir alſo einen „ruhigen” Sportſonntag vor uns.
Sein Fußball — außer in Island und in den mitteleuropäiſchen
Pom Taurt dnr Woch.
Brofiländern — keinen Handball, in den anderen Sports „Schnauf=
Bauſe” Und doch iſt wieder allerhand los, was ſtärkeres oder gar
ungeteiltes Intereſſe verdient. Die
Leichtathletik
wartet beiſpielsweiſe mit einigen ſehr beachtenswerten
Veranſtal=
wungen auf. In Kaſſel werden die
Juniorenmeiſterſchaf=
en ausgetragen. Unter den nicht weniger als 700 Meldungen
be=
ſinden ſich auch diejenigen einiger ganz bekannter Athleten
Dom=
nert, Dilger, Gehmert, Konrad, Creter, Witte ſtehen bei den
Senioren bereits mit an der Spitze: ſie werden trotzdem in Kaſſel
chwer zu tun haben, wenn ſie zu Meiſterehren kommen wollen. —
wie beſten deutſchen Leichtathletinnen treffen in
Elber=
ſeld zu Olympiaprüfungen aufeinander, wobei alle fünf
olym=
ſchen Frauen=Wettbewerbe beſtritten werden. Selbſtverſtändlich,
taaß alle Athletinnen von Klang und Namen in Elberfeld mit
da=
lgi ſein werden. — In Stuttgart tragen PSV. Zuffenhauſen,
DrfB. Stuttgart und SpVg. Georgii=Allianz einen Klub=
Drei=
ſmmpf aus, den die VfB.=er gewinnen ſollten, während der
D ierſtädtekampf Hanau, Frankfurt, Fulda. Kaſſel in
Ha=
t au wohl zu einem Zweikampf Frankfurt-Kaſſel ſich zuſpitzen
p ird. — In Budapeſt beſtreiten die Ländermannſchaften von
ungarn Polen und Oeſterreich einen Dreikampf, den
ungarn ſicher gewinnen ſollte. — Im
Schwimmen
Abt es in Magdeburg einen Waſſerball=Länderkampf zwiſchen
3 eutſchland und Jugoſlawien. Obwohl die Gäſte durch ihren
ſtän=
d gen Spielverkehr mit guten ungariſchen Mannſchaften ein
be=
achtliches Leiſtungsniveau erreicht haben, ſollte die deutſche Sieben
aoch einwandfreier Sieger bleiben. — In Königsberg tragen
de Schwimmer der oſtpreußiſchen Hauptſtadt einen Städtekampf
argen ihre Kameraden aus Stettin aus. — In Cheltenham
nerden die engliſchen Meiſterſchaften durchgeführt, die wertvolle
Auiſchlüſſe über Englands Olympia=Streitmacht geben dürften.
Rudern
hrt am Sonntag „Schnauf=Pauſe”. In Heidelberg, Koblenz (
zwei=
t gig) und Neuſtettin gibt es Regatten, die aber eine nur
ver=
hsltnismäßig ſchwache Beſetzung haben. Einige deutſche Boote
ſtarten auf der zweitägigen internationalen Luzerner Regatta, doch
nerden ſie es gegen die ſchweizeriſche, italieniſche und franzöſiſche
Konkurrenz ſehr ſchwer haben. — Aehnlich dürfte es den
Boxern
gehen. Mit einem Ausländer hat es allerdings lediglich der
Mün=
gener Schleinkofer zu tun, der in Zürich den Schweizermeiſter
Zaumgartner überlegen abfertigen ſollte. Die deutſchen Amateure
ſichen ihre Gaumeiſterſchaften fort: in Erbach i. O. ermitteln die
Südweſtboxer diesmal ihre Meiſter. An nennenswerten
auslän=
dſchen Profikämpfen gibt es in Kopenhagen einen Kampf
Agger=
hplm — Taſſin und in Leiceſter die „Weltmeiſterſchaft der
ſchwar=
zm Raſſe” zwiſchen Larry Gains und Obie Walker. — Im
Tennis
drgegen ſtehen die deutſchen Spitzenſpieler im Mittelpunkt des
Peltintereſſes. Das kann man ohne Ueberheblichkeit ſagen, denn
nach dem glatten 4:1=Sieg über die Tſchechei im Europaſchlußſpiel
dis Davispokal=Wettbewerbs werden unſere Leute auch für das
am Wochenende beginnende Interzonen=Finale gegen die
Ver=
einigten Staaten von Nordamerika als ſtarke Gegner der Yankees
argeſehen. Die Experten rechnen zwar mit einem 3:2=Sieg für die
Anerikaner, aber Deutſchland war nie zuvor dem Eintritt ins
Eidſpiel gegen den Pokalverteidiger näher, als in dieſem Jahre.
Wenn man v. Cramm den ſicheren Gewinn zweier Punkte zurechnet,
kann man dem ſtark verbeſſerten Henkel doch wohl auch zutrauen,
deß er — mit etwas Glück vielleicht, aber das gehört ja nun
ein=
mal zum Siegen — gegen den zweiten Amerikaner einen Punkt
relten mag. Amerika iſt zweifellos Favorit, aber Deutſchland ein
Nartner der etwas mehr iſt als ein „kraſſer Außenſeiter‟.
Ge=
gim dieſes Tennisereignis verblaſſen die Länderkämpfe, die in
Erſtbourne und Viareggio ausgetragen werden. In Eaſtbourne
ſprelen die Engländer „trainingsweiſe” gegen Auſtralien, in
Via=
risgio kämpfen Italiener und Jugoſlawen miteinander. — Im
Fechten
bianſprucht das internationale Turnier in Pyſtian (
Tſchechoſlo=
wakei) Intereſſe. Deutſche Fechter treffen hier auf zwei tſchechiſche,
eine franzöſiſche und eine öſterreichiſche Mannſchaft. Gekämpft wird
ais Männſchaftswettbewerb im Degen um den Maſaryk=Pokal;
un ſere Leute werden in den Franzoſen die ſchärfſten Widerſacher
ſ ben. — Ein großes Programm hat der
Radſport.
Inr allen Gauen werden die Vierer=Mannſchaftsmeiſterſchaften der
raßenfahrer ausgetragen, die Bahnamateure beſtreiten in
iiswiik einen Länderkampf gegen die ſtarken Holländer. In
Berlin gibt es Bahnrennen, A. Richter ſtartet auf der Bahn von
Valenciennes. Im übrigen kämpfen die beſten deutſchen
Straßen=
ſichrer immer noch in der Tour de France. — Der
Motorſport
hat eine Einbuße erlitten: denn das Motorradrennen „Rund um
Schotten” mußte verlegt werden. Die Rennſtrecke entſprach noch
nicht ganz den zu ſtellenden Anſprüchen. Deutſche Motorradfahrer
ſtrten in Belgien, wo in Francorchamps die beſten Euro=
Wer um den Großen Preis von Belgien kämpfen. — Mit
Meiſter=
ſtaftskämpfen warten auch am kommenden Wochenende wieder die
Ringer
die in dieſem Jahre ihre Meiſter in ſieben Etappen ermitteln.
München kämpfen die Federgewichtler im griechiſch=römiſchen
Sil. die Mittelgewichtler im freien Stil um den höchſten deutſchen
Ttel. — Vier Galopprennen gibt es diesmal im
Pferdeſport=
uger, und zwar in Karlshorſt, Harzburg, Dortmund und Danzig.
Der Turnier=Reitſport kommt in Hannover zu ſeinem Recht; ein
trkes Meldeergebnis verſpricht ſpannende Wettbewerbe.
Das dritte Islandsſpiel
Reykjavik wurde von der deutſchen Fußballmannſchaft vor
t500 Zuſchauern überlegen mit 7:0 gewonnen. Die Tore ſchoſſen
ſrſſelnberg (vier), Pickartz (zwei) und Munkelt.
Die 14. Elappe der Tour de France
vr: Montpellier nach Perpignan über 166 Km war wieder in
ir Rennen mit Maſſenſtart und ein Einzel=Zeitfahren
einge=
eilt. Der erſte Wettbewerb führte von Montpellier nach
Nar=
damne (103 Km.) und wurde von Le Greves nach einer Fahrzeit
um 3:55 :12 Std. vor Aerts, Pelliſier, Speicher und den übrigen
49. Fahrern, die alle auf den fünften Platz geſetzt wurden,
ge=
vonnen. Im Zeitfahren nach Perpignan über 63 Km., das in
der umgekehrten Reihenfolge des Geſamtergebniſſes geſtartet
vurde, war Archambaud in 1:39 :08 Std. der Schnellſte vor R.
Nraes, Speicher und Morelli.
„Das Inkerzonen=Schlußſpiel um den Davispokal,
hss am Samstag in Wimbledon zwiſchen USA. und Deutſchland
ſeginnt, iſt in ſeinem Zeitplan jetzt feſtgelegt. Am Samstag
ſpie=
len Henkel=Budge und Cramm=Alliſon, am Montag Alliſon=van
Rron gegen das noch zu beſtimmende deutſche Doppel, am Dienstag
Henkel=Alliſoa und Cramm=Budge.
Am vergangenen Samstag und Sonntag wurden in
Darm=
ſtadt und Hamburg Olympia=Prüfungen der Leichtathleten
durch=
geführt, wobei namentlich in Darmſtadt ausgezeichnete Leiſtungen
zuſtande kamen Leichum=Wünsdorf ſprang über 7,69 Meter neuen
deutſchen Rekord.
Die deutſchen Schwimmer unterlagen in Budapeſt gegen
Un=
garn knapp 21:23 P.
Gute Ergebniſſe wurden bei den Südweſt=Meiſterſchaften in
Frankenthal erzielt.
Einen großen Tennisſieg erzielten unſere Davispokalſpieler
v. Cramm, H. Henkel und Lund in Prag über die Tſchechoſlowakei,
die 4:1 ausgeſchaltet wurde.
Auf DKW. ſiegte W. Winkler beim großen Motorradpreis
von Deutſchland in der Klaſſe bis 250 ccm In den größeren
Klaſ=
ſen ſiegten die Engländer Ruſk und Guthrie (Norton).
Am Mittwoch ſagt Deutſchland ſeine Beteiligung an der
In=
ternationalen Alpenfahrt ab, die darauf vom A.C. von Frankreich
abgeſetzt wird.
Die deutſche Fußball=Elf ſiegte auch am Donnerstag über
Island, und zwar 6:0 (0:0).
Zum Gauſpielwart für Handball wird der bekannte
National=
ſpieler E. L. Feick=SV. 98 Darmſtadt ernannt.
9. Nakionale Leichkathlekik-Wekkkämpfe
M zuelder Mſchele.
am 20. und 21. Juli 1935.
Wie ſchon an dieſer Stelle berichtet, beginnt heute nachmittag
um 15.30 Uhr das 9. Nationale Sportfeſt der SVgg. 04 Arheilgen
mit den Jugend= und Alte=Herren=Wettkämpfen. Die Aktiven
ſo=
wie Sportlerinnen ſtellen ſich morgen vormittag um 9 Uhr zu den
Vorkämpfen und die Entſcheidungen beginnen nachmittags um
2 Uhr. Nach den vorliegenden Meldungen haben die einzelnen
Konkurrenzen wieder ſtarke Beſetzungen aufzuweiſen, beſonders für
das 5000=Meter=Bahngehen haben ſich viele Bewerber gemeldet,
darunter der Altmeiſter Wiede. Beſonders erfreulich iſt die ſtarke
Beteiligung der Jugend. Scharfe Kämpfe ſind zu erwarten bei
den Kurz= und Langſtrecken zwiſchen den Darmſtädter, Frankfurter
und Offenbacher Vereinen und intereſſant dürfte es wieder bei den
Staffeln werden, für welche ſchöne Wanderpreiſe zur Verfügung
ſtehen. Wir laden zu dieſen Veranſtaltungen die geſamte
Bevölke=
rung von Arheilgen und Umgebung recht herzlich ein und bitten,
die gute Sache durch ihren regen Beſuch zu unterſtützen.
Aus den Vereinen u. Verbänden
TSG. 46 Darmſtadt, Fußball=Abt.
Wir machen nochmals darauf aufmerkſam, daß das Training
am Sonntag vormittag an der Rheinallee bereits ſchon um 9 Uhr
beginnt. Erſcheinen iſt Pflicht für alle Aktiven!
TSG. 46 Darmſtadt, Paddelabteilung.
Es wird nochmals ausdrücklich darauf hingewieſen, daß die
Abfahrt zur Gaumeiſterſchafts=Kurzſtreckenregatta am kommenden
Sonntag in Karlsruhe vünktlich vormittags um 5 Uhr ab
Markt=
platz ſtattfindet. Für Schlachtenbummler ſtehen noch einige gute
Plätze zur Verfügung.
TSG. 46 Darmſtadt, Kraftſportabteilung.
Freunde des Kraftſports (Ringen und Gewichtheben) haben
in der Kraftſportabteilung der TSG. 46 Gelegenheit, ſich dieſem
männlichen Sport zu widmen. Die Uebungsſtunden ſind Dienstags
und Freitag von 8—10 Uhr in der Turnhalle am Kapellplatz.
Turngemeinde Beſſungen 1865.
Feldbergfeſt. Die Abfahrt der Wettkämpfer zum diesjährigen
Feldbergfeſt erfolgt am Sonntag vormittag um 5. Uhr pünktlich
ab Beſſunger Turnhalle. Wir bitten alle Fahrtteilnehmer,
pünkt=
lich zur Stelle zu ſein. — Gaufeſt in Saarbrücken. Wie bereits
bekannt gegeben, iſt der Meldeſchluß für Saarbrücken auf den
heu=
tigen Tag verlängert worden. Evtl. Meldungen werden heute in
der Zeit zwiſchen 16—17 Uhr auf unſerer Geſchäftsſtelle
angenom=
men. Spätere Meldungen haben die Zahlung der erhöhten
Ge=
bühr für die Feſtkarte zur Folge.
Deutſche Schwimmerſiege
gab es bei einem Schwimmfeſt in Brünn, die Mitglieder der
deut=
ſchen Mannſchaft gegen Ungarn gingen hier an den Start und
ge=
wannen alle von ihnen beſtrittenen Rennen. Die beſten Zeiten
er=
zielten dabei Fiſcher (59,6 für 100 Meter Kraul). Schlauch (1:11,5
für 100 Meter Rücken) und Schwarz (2:47,8 für 200 Meter Bruſt).
Frl. Groth=Breslau ſiegte über 100 Meter Kraul in 1:12,1 Min.
Amakeur=Bormeiſterſchaften
in Erbach im Odenwald.
20 wollen Meiſter werden.
Die morgen, Sonntag ab 13.30
Uhr, im Sportfeld zu Erbach im
Oden ald ſtattfindenden
Meiſter=
ſchaften der Amateurboxer des
Gaues Südweſt verſprechen in
je=
der Beziehung ein ſchöner Erfolg
zu werden. Neben den 20
Mei=
ſtern der Bezirke Saar Pfalz und
Main=Heſſen haben ſich bereits
einige hundert Schlachtenbummler
aus Darmſtadt, Frankfurt,
Wies=
baden, der Saar, Pfalz und aus
Baden angemeldet.
Da die Spitzenkönner des Gaues
Südweſt, die ſämtlich in Erbach
verſammelt ſind, zur deutſchen
Extraklaſſe zählen, iſt auch mit
ausgezeichneten ſportlichen
Lei=
ſtungen zu rechnen. Im
Flie=
gengewicht iſt der Ausgang
des Treffens zwiſchen Bamberger=
Saarbrücken und Willand=Frank=
Petry=Quierſchied
furt völlig offen. Bamberger iſt
will Ims den Titel ſtreitig Mitglied der Olympia=
Kernmann=
ſchaft und zurzeit in recht guter
machen.
(Photo;Dietrich.) Form. Das ſei jedoch noch
beſon=
ders bemerkt.
Für die Bantamgewichtsklaſſe ſteht der Meiſter feſt:
Rappſilber=Frankfurt, der deutſche Meiſter und Kampfſpielſieger
ſollte ſich eigentlich gegen den Techniker Staub=Saarbrücken und
Flick=Kaiſerslautern durchſetzen.”
Auch im Federgewicht gibt es nur einen Tip:
Schöne=
berger=Frankfurt, der Zweite aus der Kampfſpielmeiſterſchaft, der
Frankfurt als auch gegen Daub=Ludwigshafen die größeren
Chancen hat.
Erbitterte Gefechte wird es im Weltergewicht geben
Petry=Saar oder Ims=Frankfurt lautet hier die Parole. Dabei
ſei aber der dritte Bewerber Chriſtmann=Kaiſerslautern nicht
ver=
geſſen.
Ein weiterer Favorit iſt der Titelverteidiger im
Mittel=
gewicht: Hachenberger=Wiesbaden, jener ſympathiſche und
ein=
ſatzbereite Boxer, der ſich gegen die beſte deutſche Klaſſe im letzten
Jahre bewährt hat. Und ſeine Gegner? Stiegler=Ludwigshafen
und Frey=Saarbrücken werden ihm wohl erbitterte Kämpfe
liefern.
Völlig offen iſt der Ausgang des
Halbſchwergewichts=
treffens. Der talentierte Weißenberg=Wiesbaden hat ebenſo
wie der mutige und draufgängeriſche March=Neunkirchen
Sieges=
changen.
Im Schwergewicht iſt ein neues Talent im Reifen: Joſt=
Frankfurt, der als begabter Techniker das Erbe des bärenſtarken
Leis=Mittelberbach antreten ſoll. Der unverwüſtliche Berg=
Frau=
lautern und Kupper=Ludwigshafen ſind die anderen, ebenfalls
aus=
ſichtsreichen Bewerber.
Als Ringrichter wurde von Gaufachamtsleiter Dietrich=
Frank=
furt der Sportwart des Gaues Baden. Ulmerich=Mannheim,
be=
ſtellt, der auch einen neutralen Punktrichter mitbringen wird.
Einen neuen Weltrekord im Frauenſchwimmen über
eine Meile (1609 Meter) ſtellte Leonore Knight in 24:20,4 Min.
auf. Die alte Beſtleiſtung wurde von H. Madiſon mit 24:34,4
Min. gehalten.
438 Junioren wurden für die Junioren=Meiſterſchaften
in Kaſſel, zugelaſſen, gemeldet hatten ſich nicht weniger als 700
Athleten.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Das überwiegend heitere Wetter wurde auch am Freitag in
Deutſchland vorerſt nur von ganz vereinzelten Schauern geſtört.
Bei anhaltendem Druckfall hat ſich aber eine ganze Reihe
feuch=
ter Tiefdruckerne entwickelt und das engliſche Regengebiet iſt bis
an die holländiſche Küſte vorgeſtoßen. Im Laufe des Samstags
iſt auch bei uns mit ſtärkerer Bewölkung und einzelnen
gewitter=
haften Niederſchlägen zu rechnen. Die Temperaturen gehen noch
etwas zurück.
Ausſichten für Samstag: Bewölkt, zeitweiſe aufheiternd, einzelne
gewittrige Regenfälle, bei weſtlichen Winden mäßig warm,
ſchwül.
Ausſichten für Sonntag: Unbeſtändiges Wetter bei nur mäßig
hohen Temperaturen wahrſcheinlich.
„Golf bei Todesſtrafe verboten”
ſo ernſte Dinge wie um Kanonen und Granaten ſorgte, jüngſt auf
einem Golfplatz in Suſſex verſtarb, raunte man zuerſt von allen
Meriwoaroigienen um einen ſchonen möglichen Syi agedingen. Nichts war es damit: Sir Arthur ſtand
vor dem Ende eines ſpannendes Kampfes, und die Entſcheidung
der Partie hing von ſeinem letzten Schlag ab. Sir Arthur ging
Spork.
ruhig zum Schlagplatz, maß die Entfernung zum letzten Loch, zog
Einer der ruhigſten und vornehmſten, aber auch der ſchönſten
und kraftſpendenden Sportzweige iſt das Golfpiel. Gerade um das
Golfpiel reihen ſich viele Merkwürdigkeiten.
Großbritannien iſt das Land des Golfſportes. Von dort aus
hat es ſich immer weiter ausgebreitet, hat vor allem Amerika
er=
obert, und Mr. Rockefeller hat ſoeben an ſeinem 96. Geburtstag
be=
ſtätigt, wie geſund dieſer Sport iſt. Faſt alle engliſchen
Staatsmänner ſind große Freunde des Golfens und als vor einigen
Wochen Außenminiſter Simon und Mr. Eden beim Führer in
Berlin weilten, hatten die engliſchen Gäſte auch ihre Golf=Schläger
beim Gepäck.
In Deutſchland hat das Golfſpiel in den letzten 20 Jahren
große Fortſchritte zu verbuchen, aber die Vormacht der
angel=
ſächſiſchen Länder haben wir noch nicht zu brechen vermocht. Meiſt
waren Engländer die „deutſchen Meiſter”.
Da iſt es umſo ſpaßiger, daß im Mutterland des Golfſvieles,
in Großbritannien, noch manche alte Vorſchriften ihr Daſein
friſten; die längſt nicht mehr in unſere Zeit paſſen.
So beſteht in vielen Gegenden Schottlands noch ein Geſetz, das
die Ausübung des Golfſpieles überhaupt bei
Strafe verbietet. Ja bei ſtrenger Auslegung dieſes Geſetzes
iſt das Golfſpielen an einem Sonntag bei Todesſtrafe
verboten. Der Uebeltäter könnte mit einem trockenen
hänfer=
nen Strick vom ſchönen Grün direkt in die „ewigen Golf=Gründe‟
hinüberexpediert werden. Immerhin blickt dieſes der
Sonntags=
heiligung dienende Geſetz auf das achtbare Alter von mehr als
300 Jahren zurück. Es ſtammt aus dem Jahre 1602, als man in
Deutſchland mit anderen runden Dingen” ſpielte. Im Jahre 1926
noch wurde ein Spieler, den man Sonntags zur Kirchenzeit beim
Spiel erwiſchte, mit einer deutlichen Geldſtrafe beſtraft. Vorgeſtern
begnügte ſich der Richter mit einer Ermahnung, und in der
Oef=
fentlichkeit rennt man nun Sturm gegen dieſes „veraltete Geſetz”.
Recht ſo!
Aber es gibt auch Freunde des Golfſpieles, die an
ihm buchſtäblich „mit Leib und Seele” hängen, die um ein
verlorenes Match trauern wie um ein Kind. Als der engliſche
Miniſter Sir Arthur Steel=Maitland, der ſich eine Zeitlang um
überlegt den Schläger, und der Ball rollte haargenau ins Loch des
letzten Grüns: Als die Freunde und Konkurrenten den Miniſter
beglückwünſchten, fiel er tot auf den Raſen. Die Siegesfreude über
den ſchweren und geglückten Schlag hatte ihn von dieſem
Golf=
grund erhoben. Er war nur 59 Jahre alt geworden und in der
Liſte der im Sport verzeichneten Toten wird er die Sonderrubrik
der toten Helden bereichern.
Aber im Golf gibt es auch manche heitere
Zwiſchen=
fälle, und zwar von einer Seite, von der man ſie am wenigſten
erwartet — nämlich von Tieren!
Lachen Sie nicht! Es gibt Tiere, die ſind wahre Plagen der
Golfer. Kühe und weidende Schafe verurſachen oft ſeltſame
Zwiſchenfälle, die eine Partie zerſtören, da dieſe Wiederkäuer
Golf=
bälle für eine beſondere Delikateſſe halten. Möwen laſſen die
geſtohlenen Bälle aus großer Höhe auf den Boden fallen, ſtürzen
nieder, weil ſie glauben, daß der „Muſchel=Inhalt” beſonders
ge=
haltvoll ſei. Ein Trugſchluß, denn der Ball verſchenkt keinen
lecke=
ren Inhalt.
Aber auch Raben und Elſtern ſind „Golf=Liebhaber” Auf
dem Aberdare Vallay=Platz ſtahl ein Rabe nach und nach fünf
Golfbälle und eine zweite Golfpartie beklagte drei Bälle. Aus
die=
ſen Eiern wird der Rabe keine Vitamine geſogen haben. In einem
Dachs=Bau wurden einmal nicht weniger als 14 Golfbälle, und
in einem Eichhörnchen=Neſt ein Dutzend Bälle geborgen. Auch
in Rattenlöchern hat man ſchon Golfbälle gefunden, weil die
Nager annahmen. Eier zu beſitzen. Den Rekord hält ein
Mar=
der den man in der Nähe von London erlegte: In ſeinem
aus=
gedehnten Bau fand man nicht weniger als 250 Golfbälle,
die das Tier in einigen Jahren zuſammengeſtohlen hatte.
Offen=
bar hatte ſich der blutdürſtige Räuber mit Eiern verſorgen wollen
und hatte ſich doch ſelbſt zum Hungern verurteilt: an
Kräfte=
ſchwund ging er dem Jäger vor die Büchſe
Luſtig war aber auch das Begebnis, als ein Spieler bei einem
großen deutſchen Turnier eben mit dem vorletzten Schlag den Ball
ins letzte Loch getrieben hatte, und der Ball beim Annähern
plötz=
lich wieder herausſprang: Man ſuchte nach und entdeckte eine
große Kröte; ſie hatte ſich in dem Loch häuslich niedergelaſſen
und den Eindringling einfach ausgewieſen”.
Strukturänderungen im Außenhandel.
welche nicht notwendig ſind, läßt ſich zwar nur an Hand einer
ein=
gehenden Unterſuchung nachweiſen; allgemein kann man aber
Europa und Ueberſee.
ſagen, daß die größere Dringlichkeit bei den Roh=
Das Ergebnis des deutſchen Außenhandels im
erſten Halbjahr 1935 (vgl. Nr. 194) gibt
Veranlaſ=
ſung, auf die Umſchichtungen hinzuweiſen, die ſich im
Gefüge der deutſchen Außenwirtſchaft anbahnen oder
zum Teil ſchon vollzogen haben.
Bis zum Jahre 1933 fußte die deutſche
Außenhandels=
wirtſchaft auf dem Syſtem des Ringtauſches: Deutſchland
ſetzte Fertigwaren in erſter Linie auf den
euro=
päiſchen Märkten ab und bezog Rohſtoffe
über=
wiegend aus Ueberſeeländern. Schon lange Zeit
vor=
her waren aber die Vorausſetzungen, nach denen dieſes Syſtem
nur arbeiten konnte, nicht mehr in jeder Hinſicht ſtandfeſt. Der
Grundſatz der Meiſtbegünſtigung, auf dem das
Ge=
bäude der zwiſchenſtaatlichen Handelsverträge und damit der freie
internationale Warenverkehr aufgebaut war, war ſchon ſeit
Be=
endigung des Weltkrieges, namentlich aber ſeit Beginn der
Welt=
kriſe mehr und mehr unterhöhlt worden. Das Preisgefälle
an den Weltmärkten war durch die Währungskämpfe aus den
Fugen gebracht worden, und auch die zweckmäßige
Zuſammen=
arbeit zwiſchen Gläubiger= und
Schuldnerlän=
dern war durch die Abſchließungsbeſtrebungen der
Gläubiger=
länder ſchon ſeit langem unmöglich gemacht — eine Erſcheinung,
unter der Deutſchland beſonders zu leiden hatte.
Deutſchland hat den ſo entſtandenen Schwierigkeiten dadurch
zu begegnen verſucht, daß es an die Stelle der Meiſtbegünſtigung
den Grundſatz der Gegenſeitigkeit ſetzte. Im Sinne
dieſer handelspolitiſchen Ausrichtung liegt es, die Warenbilanz
mit dem einzelnen Bezugs= und Abſatzland auszugleichen. Die
Schwierigkeiten dieſes Verfahrens, die zum größten Teil
außer=
halb unſeres Machtbereichs liegen, ſind bekannt; immerhin iſt es
wertvoll, zu prüfen, wie weit wir einer Neuorientierung unſeres
Außenabſatzes näher gekommen ſind.
Im erſten Halbjahr 1935 iſt die Warenbilanz Deutſchlands
noch nicht ausgeglichen: im Monatsdurchſchnitt haben wir für faſt
28 Mill. RM. mehr eingeführt als ausgeführt. Ganz abgeſehen
von den bürokratiſchen Hemmungen und Mängeln, die im
Ver=
fahren der Einfuhrüberwachung ſelbſt liegen, ſtehen der
Errei=
chung des Zieles auch „äußere” Widerſtände entgegen. Es ſei nur
daran erinnert, daß die für uns ſo wichtigen
Verrechnungs=
geſchäfte mit der braſilianiſchen Baumwolle — wahrſcheinlich
in=
folge Einwirkens der Vereinigten Staaten von Amerika auf
Bra=
ſilien — ein frühzeitiges Ende gefunden haben. Immerhin ſind
Erfolge inſoweit erzielt worden, als die Handelsbilanz in den
beiden letzten Monaten (Mai und Juni) auf der Einfuhr= und
auf der Ausfuhrſeite ausgeglichen war.
Eine vorwiegend innerdeutſche Angelegenheit iſt die
Um=
ſchichtung der Wareneinfuhr in der Weiſe, daß die nicht
lebens=
notwendigen Güter zugunſten der dringlich benötigten vom
deut=
ſchen Markt zurückgehalten werden. Welche Güter notwendig und
ſtoffen und Halbwaren gegeben iſt. Soweit wir hier an
die Stelle der ausländiſchen nicht heimiſchen Stoffe ſetzen können,
würden — bei unverminderter, ſonſtiger Einfuhr — erhebliche
Nachteile entweder für die Gütererzeugung oder aber für die
Handelsbilanz entſtehen. Wie die folgende Ueberſicht zeigt, iſt
dieſe innere Umſchichtung der Einfuhr bisher, erſt teilweiſe
ge=
lungen: die Rohſtoffeinfuhr iſt zwar größer als im zweiten
Halb=
jahr 1934, aber geringer aks in der erſten Hälfte des vorigen
Jahres.
Einfuhr nach Warengruppen
(Monatsdurchſchnitte in Mill. RM.)
1. Halbjahr 2. Halbjahr 1. Halbjahr
1935
1934
1934
Warengruppen
Tiere
96
Lebensmittel
216
196
Rohſtoffe und Halbwaren 237
60
64
Fertigwaren
3
358
Geſamt 389
Bedeutſamer als dieſe warenmäßigen Umſchichtungen ſind die
Umlagerungen die ſich im Warenverkehr Deutſchlands mit den
einzelnen Ländern und Ländergruppen vollzogen haben. Zwar
liegt eine länderweiſe Aufteilung des deutſchen Außenhandels für
das zweite Vierteljahr 1935 noch nicht vor; man darf aber
an=
nehmen, daß ſich die bisher erkennbaren Tendenzen fortgeſetzt
haben. Es zeigt ſich nämlich, daß die Einfuhr aus den
europäiſchen Ländern ſteigt, während die
Aus=
fuhr dorthin zurückgeht. Andererſeits behauptet
ſich Deutſchlands Ausfuhr nach Ueberſee (oder
ſteigt ſogar), während die Einfuhr aus dieſen Ländern
teilweiſe abnimmt.
Der Rückgang der deutſchen Ausfuhr nach den europäiſchen
Ländern und die Steigerung der Einfuhr aus dieſen hängt zum
Teil mit den Verrechnungs= und
Clearingabkom=
men zuſammen, die wir mit dieſen Ländern geſchloſſen haben,
erklärt ſich aber in hohem Maße auch aus den einſchneidenden
Einfuhrbeſchränkungen, denen die deutſche Ware auf vielen
euro=
päiſchen Märkten unterworfen iſt. Die Schrumpfung der Umſätze
(und damit auch der Exportüberſchüſſe) mit dieſen Ländern führt
folgerichtig dazu, den unmittelbaren Warenaustauſch mit den
Ländern zu fördern, von denen wir lebensnotwendige Rohſtoffe
beziehen. Die Umſchichtung der Baumwolleinfuhr
von Nordamerika auf Südamerika und die Türkei, der
Woll=
einfuhr von Auſtralien auf Argentinien und der
Kupfer=
einfuhr von Nordamerika auf Rhodeſien und Belgiſch=Kongo
gibt aufſchlußreiche Hinweiſe darauf, welche Neuordnungen
mög=
lich ſind, die gleichzeitig der Verſorgung des Binnenmarktes wie
— auf die Dauer — auch der Sicherung unſerer Ausfuhr dienen.
Berliner und Rhein=Main=Börfe.
Die deutſche Maſchineninduſtrie im Juni
Die Vorgänge am Schiffahrtsaktienmarkt gaben der
Ber=
liner Börſe geſtern wieder das Gepräge. Da ſowohl bei Hapag
als auch bei Lloyd mit einer Zuſammenlegung des Aktienkapitals
in einem Verhältnis von mindeſtens 5:1 zu rechnen ſein wird,
erſchienen die beiden Schiffahrtsaktien erneut mit Minus=Minus=
Zeichen. „An den übrigen Märkten kam noch etwas Ware heraus;
ſo daß ſich meiſt Abſchwächungen von ½—1 Prozent ergaben. Von
Montanwerten waren Mansfeld 1½ Prozent höher, die übrigen
Montanwerte ½—1 Prozent gedrückt. Auch in AEG. lag wieder
erhebliches Angebot vor. Von Kaliwerten verloren Kali Chemie
1½ Prozent. Freundlicher eröffneten chemiſche Aktien, beſonders
Farben mit 153½ Prozent. Tarifwerte lagen gut gehalten. Am
Bankaktienmarkt hielten ſich die Abſchwächungen im Rahmen von
1 Prozent. Am Rentenmarkt war die Stimmung im Gegenſatz
zu Aktien freundlich. Im Verlaufe kamen Hapag, in denen 640000
RM. angeboten waren, mit 18½ nach 33½ Prozent am 16. ds.
Mts., und Lloyd, bei einem Angebot von etwa 400 000 RM., mit
20 nach 363 Prozent zur Notiz. Das Angebot konnte nur zu 20
Prozent untergebracht werden. An den übrigen Märkten
bröckel=
ten die Kurſe weiter ab, beſonders die der niedrig ſtehenden
Werte. Von Renten verloren Altbeſitz nach der vortäglichen
Stei=
gerung nochmals 20 Pfg. Induſtrieobligationen waren
überwie=
gend befeſtigt.
Die Rhein=Mainiſche Börſe eröffnete bei
außerordent=
lich kleinen Umſätzen in weiter ſchwächerer Haltung. Die
Vor=
gänge am Markte der Schiffahrtsaktien verſtimmten weiter und
verurſachten ſtärkſte Zurückhaltung. An den Aktienmärkten kam
weiteres Angebot heraus. Feſt und lebhaft lagen nur JG.
Far=
ben mit 153—152½—152¾ (151½). Im übrigen kamen
Anfangs=
kurſe kaum zuſtande. Am Elektromarkt waren AEG. ſtärker
an=
gegriffen mit 43½—42½ (43½). Von Montanwerten ſetzten
Hoeſch ½ Prozent niedriger ein. Etwas ſchwächer lagen ferner
Zellſtoff Aſchaffenburg mit minus 1½, Daimler mit minus ½
Prozent. Gut behauptet blieben Reichsbank und
Metallgeſell=
ſchaft. Der Rentenmarkt lag zwar ſehr ſtill, bewahrte aber ſeine
feſtere Grundtendenz. Im Verlaufe herrſchte weiterhin
Zurück=
haltung; man wartete allgemein auf eine evtl. Wiederaufnahme
der Notierungen für Schiffahrtswerte. Einiges Geſchäft erhielt
ſich für JG. Farbeninduſtrie. Höher geſucht waren Scheideanſtalt
mit 234½ (233). Am Rentenmarkt bröckelten Altbeſitz etwas ab,
dagegen blieben Umtauſch=Obligationen gefragt.
Schiffahrts=
aktien kamen ſchließlich zur Notiz, und das Angebot wurde voll
abgenommen. Hapag 18 (1. K. am Mittwoch abend 33½,
ge=
ſtrige Taxe 27½) Nordd Lloyd 195 (1. K. 37½, 1. Taxe 30).
Die Abendbörſe nahm bei freundlicher Grundſtimmung auf
allen Marktgebieten einen ſehr ruhigen Verlauf und
Kursver=
änderungen von Bedeutung waren nicht zu verzeichnen. Etwas
Intereſſe erhielt ſich für JG. Farben. Am Schiffahrtsaktienmarkt
iſt eine gewiſſe Beruhigung eingetreten. Der Rentenmarkt lag
bei wenig veränderten Kurſen geſchäftslos.
Produktenmärkke.
Mainzer Getreidemarkt vom 19. Juli. Es notierten in RM.
NMew KAlieniälunieſi ihe uich tiun Sotaſchief
13,00 (Fabrikpreis ab ſüdd. Fabrikſtation), Tendenz: Brotgetreide
abwartend, Kleie knappes Angebot.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 19. Juli. Die
Er=
zeugung deutſcher Eier hat angeſichts der warmen Witterung eine
ſtarke Schrumpfung erfahren, auch macht ſich jetzt die frühe
Lege=
tätigkeit der Hühner bemerkbar. In deutſchen Eiern beſtand
daher in allen Größen Knappheit, auch aus dem Auslande ſtehen
nur geringe Mengen zur Verfügung. Der Abſatz war ſowohl im
Groß= als auch im Kleinhandel ausgeſprochen lebhaft. Es
notier=
ten in Pfg. pro Stück frei Frankfurt a. M. (
Großhandelsverkaufs=
preiſe an den Kleinhandel): Deutſche Markeneier Klaſſe S 10,75,
A 10.25, B 9,50, C 9,00, D 8,50; Holländer, Flandern und Dänen
S 10.50. A 10,00, B 9,50: Rumänen, Jugoſlawen 7.50—7,75.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 19. Juli. Am
Buttermarkt ergaben ſich keine nennenswerten Veränderungen.
Die Anlieferungen aus Heſſen und Süddeutſchland blieben relativ
knapp, während norddeutſche Ware zu höheren Preiſen ſtärker
angeboten wurde. Der hieſige Großhandel wurde zumeiſt mit
holländiſcher Butter verſorgt, die in etwas größeren Mengen als
bisher zur Verfügung ſtand. Da andererſeits der Verbrauch zur
Zeit keine größeren Anforderungen ſtellt, reichten die Zufuhren
aus. Es notierten in RM. pro 50 Kilogramm frei Frankfurt
a M. (Großhandelsverkaufspreiſe an den Kleinhandel): Deutſche
Markenbutter 143—145, Feine Deutſche Molkereibutter 143,
Deutſche Molkereibutter 140—142, Landbutter 125—130,
Koch=
butter 115—120; Holländiſche Butter 145.
Die Anfragen der Inlands= und Auslandskundſchaft
haben bei den Maſchinenfabriken im Juni allgemein den Stand
der Vormbnate gehalten. In der Auftragserteilung
zeigte ſich die Kundſchaft im Juni aber zurückhaltender
als in den vorhergehenden Monaten. Der Eingang von
Auf=
trägen aus dem Inlande iſt im allgemeinen leicht
zurück=
gegangen mit Ausnahme von Metallbearbeitungsmaſchinen,
Tex=
tilmaſchinen und Landmaſchinen, die einen höheren
Auftragsein=
gang zu verzeichnen hatten. Der Eingang von Aufträgen aus
dem Ausland iſt ſtärker zurückgegangen, hält ſich aber auf der
durchſchnittlichen Höhe der erſten Monate dieſes Jahres; dabei
haben höhere Auslandsaufträge als im Vormonat zu verzeichnen:
Landmaſchinen, Textilmaſchinen. Aufbereitungs= und
Baumaſchi=
nen, Papierverarbeitungsmaſchinen, der Apparatebau und die
Druckluftinduſtrie. Der jetzt in den Werkſtätten zur Anfertigung
kommende Auftragseingang der letzten Monate ermöglichte auch
im Juni bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der bisherigen
Ar=
beitszeit eine weitere Vermehrung der Gefolgſchaft. Seit
Be=
ginn dieſes Jahres dürften in der Maſchineninduſtrie rund 30 000
Volksgenoſſen neu Arbeit und Brot gefunden haben. Die
vor=
handenen Auftragsbeſtände geben die Ausſicht, den heutigen
Be=
ſchäftigungsgrad in den nächſten Monaten aufrecht zu erhalten.
Samstag, 20. Juli
Tadsſofrteähierashräaſick
Welt=Baumwollnöke.
England verſchrokket Spindeln, Amerikas Baumwoll-,
induſtrie wanderk aus.
Die Abhängigkeit in den wichtigſten Verbrauchsgütern wurde
in den letzten Jahrzehnten von den jungen
Wirtſchafts-
völkern mit fortſchreitender induſtrieller Entwicklung mehr und
mehr als drückend empfunden und löſte bei ihnen das Beſtrebem
aus, ſich durch den Aufbau eigener Induſtrien
unab=
hängig zu machen. Der Weltkrieg beſchleunigte dieſe Entwicklung.
Naturgemäß wandte man ſich bei dem Aufbau eigener Induſtriem
zunächſt denen zu, die am leichteſten aufzubauen waren, wie
bei=
ſpielsweiſe die Textilinduſtrie, während die typiſche
Schwerinduſtrie nur langſam folgte. Die Folge davon iſt, daß
die Textilinduſtrie der alten Induſtrieſtaaten an der
gegenwärtigen wirtſchaftlichen Belebung keinen Anteil hat,
ſon=
dern im Gegenteil mit den größten Schwierigkeiten kämpft. Dank
der Aufnahmefähigkeit des Binnenmarktes wird die deutſche
Baumwollinduſtrie davon nur wenig betroffen und weiſt
gegen=
über dem Ausland einen recht günſtigen Beſchäftigungsgrad auf
wenngleich ſie in letzter Zeit auch etwas hinter dem Stande der
ſonſtigen Belebung in Deutſchland zurückblieb.
Geradezu kataſtrophal haben ſich aber die Zuſtände im
Aus=
land geſtaltet. Das Mißverhältnis zwiſchen der
Kapazität der Anlagen und den
Abſatzmöglich=
keiten iſt vielfach derart groß geworden, daß man immer
häu=
figer in einer Verſchrottung von Spindeln den
ein=
zigen Ausweg ſieht. In England ſoll ein Geſetz die
Grund=
lage ſchaffen zur Verſchrottung von 10 Millionen Spindeln, d.h.
etwa 25 Prozent der vorhandenen Spindelzahl.
Dieſelbe Forderung wird nun auch im Elſaß erhoben. Nach
Behauptungen der elſäſſiſchen Textilinduſtrie wird die Kapazitä
dort nur noch zu 40 Prozent ausgenutzt, und die Verkaufspreiſe
decken knapp 60 Prozent der Selbſtkoſten. Da Vereinbarunger
über die Einſchränkung der Arbeitszeit an dem Gegenſatz zwiſcher
der elſäſſiſchen und der altfranzöſiſchen Induſtrie ſcheiterten, wird
die Forderung nach einer zwangsmäßigen Regelung ähnlich den
engliſchen im Elſaß immer ſtärker. Einzelne Induſtrielle drohem
bereits offen mit der Verlegung ihrer Betriebe nach
Aegypten, wenn die Regierung nicht für beſſeren Schutz ſorgt.
Sie würden damit übrigens nur dem Beiſpiel ihrer Facharbeiten
folgen, von denen bereits ein großer Teil, verlockt durch günſtige
Bedingungen, für Neuanlagen in Aegypten angeworben wurden
In Amerika iſt die Not der Baumwollinduſtrie faſt
zum wirtſchaftlichen Zentralproblemfgeworden
deſſen Schwierigkeiten darin beruhen, daß ein Ausgleich zwiſcher
den Baumwollerzeugern der Südſtaaten und der Baumwolle ver
arbeitenden Induſtrie geſchaffen werden muß. In der „Qual der
Wahl” zwiſchen Baumwollfarmern und Baumwollinduſtrie hatte
ſich Rooſevelt durch die Agricultural Adjuſtment Act für die erd Lnſu,
ſteren entſchieden. Durch Verringerung der Anbauflächen und an ſt
ſtaatliche Entſchädigungen wird der Preis der amerikaniſchem
Baumwolle künſtlich hochgehalten, während die
Baumwollinduſtri=
eine Verarbeitungsſteuer von 4,2 Cents per libra zahlen muß
Mein
und außerdem unter dem ſtarken Druck des japaniſchen Wett
bewerbs ſteht. Schutzmaßnahmen hat Rooſevelt abgelehnt, da
Japan gleichzeitig der letzte große Käufer amerikaniſcher Baum.
wolle iſt und alſo nicht verärgert werden darf. So iſt auch die
amerikaniſche Baumwollinduſtrie zu Stillegungen
genötigt oder ſie tut das womit die Elſäſſer vorläufig nur drohen,
ſie wandert aus. Unter der Bedingung, daß ſie ſüdamerikn
niſche Baumwolle verarbeitet, wird ſie in Südamerika mit offen
nen Armen aufgenommen.
Dieſer kurze Abriß zeigt mit aller Deutlichkeit, daß man is
bei den Nöten der Baumwollinduſtrie nicht mit irgendwelchem
konjunkturellen Erſcheinungen zu tun hat, ſondern daß ſtruk
turelle Wandlungen deren Urſache ſind. Auch von
eine=
fortſchreitenden Wirtſchaftsbelebung kann daher die Baumwoll
induſtrie keine durchgreifende Hilfe erwarten. Die Ueber
ſetzung durch den Aufbau neuer nationalwirtſchaftlicher Textik
induſtrien iſt eine Tatſache, mit der man ſich wohl oder übe
abfinden muß. Für die deutſche Baumwollinduſtrie
ergibt ſich daraus die Folgerung, Vorſicht bei der Ausweitung
ihres Produktionsapparates im Hinblick auf etwaige Exportmög
lichkeiten walten zu laſſen, da ſich Rückſchläge im Export auf die
Dauer kaum vermeiden laſſen. Etwas, anders ſieht die Lage
allerdings aus, wenn man die ſteigende Verwendung von
Kunſt=
ſpinnfaſern in den Kreis der Betrachtungen einbezieht. Er
ſteht der Baumwolle in der Zelluloſe, wie man vielfach meint 8700
der große Konkurrent der Zukunft, dann wird ein Vorſprung au
dieſem Gebiet von größtem Wert ſein.
Berliner Kursbericht
vom 19. Juli 1935
Deviſenmarkt
vom 19. Juli 1935
Me
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban.
Hapag
Nordd. Lloyd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Ga=
Deutſche Erdöl
Nee
92.5
92.5
18.5
20
42.625
126.25
116
122
155.25
35.75
1111.25
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nef
152.875
125.5
111
104 25
93.a5
126,625
99
121.375
89.625
74
Orenſtein& Koppel
Rütgerswerte
Salzdetfurth Kau
Weſtdte. Kaufhof
Ber= n. Stahlwverle
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Wer!”
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht!
Wanderer=Werke .
118.75
197
34.25
86.125
126.5
96.23
11.875
118.75
56.5
128.75
125.625
141
Aeghpten
Argentinie!
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
dänemar
Danzig.
Englan
Eſtland
Finnlang
Frankreich
Griechenland
Holland
3sland
D
äaypt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen ”
100 Gulden.
1--Sg.
100 eſtl. Kr.
100 finn.M!
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
R
2 se=
0.s59
11.8o5
1.139
3.047
2.771
54.77
46.91
12.265
68.43
5.41
16.41
2.353
168.73
55.13
Brieil
12.595
0.662
41.965I
0.141
3.053
2.775
54.67
47.01
12.285
(68.57
5.42
18.45
2.351
169.07
55. 25
GeldBr
Surmſtadter und Harionalsant Surmftast, Fillate der Atesoner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 19. Juli 1935.
Steuergutſcheine
Gr.IIp. 1934
„ „ 1935
1936
1937
„ „1938
Gruppel ..!"
5 % Dtſch. Reichsanl.
5½%Intern.,v. 30
9Baden .v. 27
2Bahern v. 27
2%beſſen.. b. 28
4½% „ .„.v. 29
4½%Preuß. . v. 28
4½%Sachſen v. 27
4 ½%Thüringen 27
5% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......."
2 Dt. Reichspoſt=
Schätze ......"
½%
Diſch. Anl. Ausl.
*. Ablöſung..
Leutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
BBad.=Baden
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4½%Darmſtadt ..
4½%Dresden v. 26
4½%Frankfur1 26
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4½%Münchenv. 29
4½ %Wiesbaden28
( ½%Heſſ. Landesb
½% „ Goldobl.
5½% Heſſ.
Landes=
byp.=Bk.=Liquid.
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9 %Geſ. Landhypy
Komm.=Obl. . ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.)
4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R. 11
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4½s %0 Kaſſ.
Landes=
kreditk. Goldpfb.
4½%Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb...
5½% Lig.-Obl.
Di. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser.
*Ausl. Ser.1I
Di. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½% Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
4½% Frkf. Hhp. B.
5½% „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
½% Friſ. Pfbr. B.)
2% „ Lig.=Pfr. .
%Mein. Syp. B.
%0 „ Lig.=Pfr.
% Pfälz. Hhp. B.
% „ Lig.=Pfb.
4½% Rh. Hhp.Bk
5½
Lig.=Pfr.
41
Goldobl.
4½%Südd. Boden=
Ered.=Bank ...."
5½% Lia.=Pfbr.
4½%Württ. Hhp.
6%Daimler=Benz
6%Dt. Linol. Werke
6% Klöcknerwerke
94,7s
93
96.25
96.75
101.5
116
130.5
20.25
96
96.5
6.85
93.5
9671,
101-,
96,
101.75
97.25
101.4
96.5
1017,
C4.5
98
101
98.
1o7
103
102
Wa 3i
88Mitteld, Stahl.
5% NeckarA. G. v. 23
5% Rhein=Main=
Donau v. 23..
6% SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerkel
RM. Anl.
430.
4½9
6% Voigl & Häffne
J. G. Farben Bond
5%Bosn. L. E. B
L.Inveſt.
5%Buig. Tab. v.02
4½%0 Oſt. Schätze.
4%Sſt. Goldrente.
5%vereinh. Numän
4½%0
42
42Türl. 4. Bagdad
425 „ II.Bagdadl
4½%üngarn. 1913
4½%
1914
Goldr.
427
1910
42
4½Buop. Stadianl.
4½Liſſabon. ....
42 Stockholm.
Aßtien.
Nrcumulat.-Fabr
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. ......
AndregeNorisBahn
Aſchaffbg. Brauerei!
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenſbr.
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Nürnba.
Vee
103.75
99.5
99.25
102.75
102
127/
14.75
*
10.25
10.,6
10.6
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128
114
88.25
129
117
126.5
Mie f 2
Cement Heidelberg
Karlſtadt.
7. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade (A=) .....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
Di. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum ....!
Dortm. Ritterbräu
Duckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werger.
Elei tr. Lisferg.-Ge
„ Licht u. Kraft;
Enzunger Union".
EſchweilerBergweriſ=
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabril.
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebrüder...
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Zetter)
Felt & Guilleaume
Franlſurter Hof.
Gel. f.eleltr. Untern.
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kahter.
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrit.
Hanauer Hofbräuh.
Hanſwerle Füſſen.
Harpene=Bergbau
Henninger Lempf 1
HilvertArmaturſrb.
Hindrichs=Aufferm. 1
Hochtief Eſſen ..../1
Holzmann Phn..
105
719
135
151.25
107
294.5
93.75
111
234.
167
89
115
101
1116.5
132.5
262
86
156
64
1127.5
153
85
107.25
25
126.5
110
37.5
197
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[ ← ][ ][ → ]Samstag, 20. Juſi 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
„Du „.. du. .. .!” ſpricht ſie innig. „Du biſt mir
wiederge=
cen!
„Ja — Liebſte — Jane, du . . . jetzt iſt alles gut! Und was
ar, ſoll vergeſſen ſein! Faſt zwanzig Jahre haben wir uns
ge=
grmmen, Hörſt du ... zwanzig Jahre Glück müſſen wir nachleben.
Zwepiel Liebe ſind wir einander ſchuldig. O ... wie klein und
ach bin ich geweſen!“
„Laß es vorbei ſein, Georg! Wir bauen unſer Glück aufs neue
Gott hat mich nicht umſonſt warten laſſen!“
Dann wird ſie plötzlich ernſt und fragt unſicher: „Und Mar=
Fete?"
„Jane, als meine Schuld offenbar wurde, hat mir Margarete
itss geſagt: „Suche Jane, es iſt deine Pflicht, und wenn du ſie
„weſt, dann gib ihr alle deine Liebe, denn du haſt zwanzig Jahre
g=zumachen!“ Margarete iſt edel, ſie iſt ſtark und hat gewiß längſt
b rwunden.”
Frau Jane zog den Gatten zu ſich nieder.
„Komm, ſetz dich zu mir, Georg, ich muß dir von Margarete
kählen!”
Und ſie ſprach von der Mitſchweſter in Worten der Liebe
Bewunderung. Sie erzählte dem aufmerkſam Lauſchenden,
as Schweſter Margarete unter Einſatz ihrer ganzen Perſönlich=
1, ja ſelbſt ihres Lebens, für Sie Peſtgebiete getan hatte.
„Sieh”, ſchloß Jane, „ich lebe lange Jahre in dieſem
ſande. Es gibt hier wie überall auf der Welt gute und ſchlechte
ſtimſchen. Ich habe viele verehrungswürdige Menſchen dieſer
laſſe kennengelernt, aber lieben . lernte ich die Raſſe nicht.
iiſe Ueberwindung brachte ich nicht auf. Margarete jedoch hat
fertiggebracht. Sie hat ihre Aufgabe vor allen Dingen mit
mem liebenden Herzen erfüllt. Das ſtarre Pflichtgefühl läßt
uß eine Weile auch Bitteres ertragen, aber auf die Dauer geht
nicht. Da muß die Liebe helfen! Und ſieh . . . Margarete
ſtt es vermocht. Das macht ſie ſo groß, Georg.”
„Jane, ich kann nie aufhören, Schweſter Margarete zu lieben
d zu verehren. Aber es iſt jetzt eine Liebe, die jenſeits allen
egehrens ſteht.”
Wieder zog er ſie in ſeine Arme und küßte ſie.
Dann fragte er plötzlich ganz unvermittelt, und ſeine Stimme
ſtterte dabei: „Und wo iſt mein Sohn?”
In Janes Augen leuchteten heilige Tränen der Freude.
„Dein Sohn erwartet dich ſo ſehnſüchtig wie ich es getan.
iſt mit Margarete und Dr. Poeck zuſammen nach Peking
ge=
hren. Der Präſident des Reiches wünſcht ihnen allen zu
inken. In den nächſten Tagen werden ſie zurückkehren. Dein
ohn iſt ganz dein Ebenbild, Georg!”
Es klopfte.
Auf Janes „Herein” trat der alte Prokuriſt Jeremy
fy. ein.
„Mr. Jeremy, darf ich Ihnen meinen Gatten, Georg
Rapp, vorſtellen!“
Ueber des alten Prokuriſten Geſicht glitt ein verſchmitztes
icheln, als er Rapp die Hand reichte.
ROMAN VON WOLEGANG MARKEN
(46
Peking empfing Schweſter Margarete und Dr. Poeck mit
allen Ehren, die man ſonſt nur Herrſchern erwies.
Hunderttauſende umſäumten den Flugplatz.
Der Präſident ſelbſt war mit allen ſeinen Miniſtern
er=
ſchienen.
Die Armee hatte ihre hohen Offiziere geſchickt. Auch die
ausländiſchen Diplomaten fehlten nicht.
Als Margarete und Dr. Poeck, begleitet von Fred Marfhall
aus dem Flugzeug kletterten, da brach ein
Begeiſterungs=
ſturm los.
Ein Wald von Händen reckte ſich empor, und aus tauſenden
Kehlen jubelte es den beiden Menſchen zu.
Das war alſo jene Frau, die man den „Engel Chinas”
genannt hatte. Das war der deutſche Arzt, der das entſetzliche
Verbrechen eines Hu, den man immer noch nicht gefaßt hatte,
aufgedeckt, deſſen Tatkraft es zu verdanken war, daß Hu
ge=
ſchlagen und ſein Heer, das jahrelang eine Plage im Innern
Chinas geweſen, aufgelöſt worden war.
Unter dem nicht endenwollenden Jubel der Menge ſchritten
die drei Menſchen über den Flugplatz.
Der Präſident des Reiches kam ihnen entgegen, gefolgt von
den Miniſtern und der Generalität, und hieß ſie herzlich
will=
kommen.
Eine Muſikkapelle ſpielte die deutſche Hymne, und dann
hieß der Präſident die beiden Deutſchen vor der großen Terraſſe
des Flugplatzhotels öffentlich willkommen und feierte ſie in
einer Rede, die von Lautſprechern übertragen wurde.
Sie klang in den Worten aus: „Sie haben China ihr Herz
gegeben, und das wird Ihnen die ganze Nation nie vergeſſen!“
Wie ein Schwur klangen die Worte, und als ſie verhallt
waren brach die Begeiſterung von neuem los.
Die Menſchen gebärdeten ſich wie toll vor Freude, und die
Fahrt durch die Straßen Pekings wurde für Dr. Poeck und
Schweſter Margarete zu einem einzigen Triumphzug.
Am Abend fand zu Ehren der Deutſchen ein Feſtmahl ſtatt.
Alles was in Peking Rang und Namen hatte, war geladen.
Als Dr. Poeck auf eine Rede des Präſidenten erwiderte,
ſagte er: „Sie haben uns Ihren Dank ſo herzlich ausgeſprochen,
daß uns mit der erwachenden Nation Chinas immer
Freund=
ſchaft verbinden wird. Und wir werden Ihren herzlichen Dank
an alle, die genau ſo wie wir ihre hohe Aufgabe erfüllt haben,
gern weitergeben. Auf ein glückliches China, auf ein glückliches
Deutſchland . . . darauf erlauben Sie mir mein Glas zu
er=
heben!”
Mät heller Begeiſterung ſtimmten alle in den Ruf ein.
Der Präſident hatte am nächſten Tag eine ausführliche
Unterredung mit Margarete und Dr. Poeck, und er ſprach
ſchließ=
lich den Wunſch aus Margarete und Dr. Poeck mögen an die
Spitze des Geſundheitsweſens treten.
Poeck lehnte höflich ab.
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Nr. 197 — Seite 23
„Ich habe Heimeh!” ſagte er offen. „Iſt wieder einmal
Not am Mann, dann will ich gern wiederkommen! Aber .. muß ich nach Hauſe. Heimat erſt gibt neue Kräfte.”
„Und Sie, Schweſter Margarete?” fragte der Präſident.
Margarete ſah gedankenvoll vor ſich nieder, ſie ſchien mit
ſich zu kämpfen; ſchließlich ſagte ſie: „Laſſen Sie mir bitte eine
Weile Zeit, Herr Präſident, ich muß erſt mit mir zu. Rate
gehen.”
Es ſollte wieder zurück nach Schanghai gehen.
Man hatte Profeſſor Köble, der über den erfolgreichen
Aus=
gang der Expedition überglücklich war, noch einen Beſuch
ab=
geſtattet und einen Tag der Miſſionszentrale geſchenkt. Nun
rüſtete man zur Heimfahrt.
Da ſagte Margarete zu dem erſtaunt aufhorchenden Dr.
Poeck: „Ich möchte, bevor wir nach Schanghai fahren, nach der
Ruinenſtadt Tſchang=inga.”
„Was wollen Sie dort, Margarete?”
„Als ich Hu gegenüberſtand, habe ich eine Zeichnung auf
dem Schreibtiſch des Generals geſehen und konnte darüber
deut=
lich leſen: Plan des großen Schatztempels”.”
„Und Sie vermuten, daß Hu nach Tſchang=inga gefahren iſt?”
„Ja! Nehmen Sie doch einmal an, lieber Doktor, daß in
Tſchang=inga tatſächlich große Schätze liegen. Sie zu finden, iſt
vielleicht nicht ſo ſchwer, wie ſie zu bergen. Hu hat beſtimmt
den Plan gehabt, ſich zum Herrn von Nantſchang und Kuou=nor
aufzuſchwingen. Von Nantſchang war’s dann ein leichtes, bis
Tſchang=inga hinüberzufaſſen.”
„Der Gedanke iſt abenteuerlich; aber . . . was iſt in dieſem
Lande nicht abenteuerlich? Sie können recht haben. Sie
ver=
muten alſo, daß Hu in Tſchang=inga ſein könnte. Bedenken Sie
aber die Entfernungen. Von Lantſchvu ſind es gut zwölfhundert
Kilometer bis Ti=li=po noch einmal mindeſtens ſechshundert
Kilo=
meter bis zur Ruinenſtadt.”
„Ich nehme an, daß Hus Flugzeug einen großen
Aktions=
radius hat. Und dann — iſt Ihnen nicht aufgefallen, daß in
Ti=li=po und den Nachbarſtädten bis herunter nach Si=nong
überall große Benzintankſtellen errichtet ſind?"
„Allerdings, ich war ſehr erſtaunt. Ich verſtehe nicht daß
eine Geſellſchaft ſich dazu bereitfand. Dieſe Tankſtellen können
ſich doch niemals lohnen."
„Stimmt! Sie ſind auch erſt ſeit etwa einem Jahre
ein=
gerichtet, wie ich gehört habe. Als Unternehmer zeichnet die
Schanghai=Oel=Compagnie. Ich glaube, es dürfte ganz
inter=
eſſant ſein, zu erfahren, wer hinter dieſer Geſellſchaft ſteckt.”
„Vielleicht kann Mr. Marſhall uns darüber Näheres ſagen”,
meinte Profeſſor Köble.
Fred bejahte.
„Das iſt eine Geſellſchaft auf Aktien, die Mr. Arpad Koſſoul
kontrolliert. Er hat wohl auch ſo ziemlich alle Aktien in der
Hand. Mr. Koſſoul hat es mir ſelbſt geſagt.”
Dieſe Mitteilung wirkte wie elektriſierend auf Margarete.
(Fortſetzung folgt.)
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Haupiſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feuilleton und die
Gegenwart”: Dr. Herbert Nette: für „Reich und Ausland” i. V. Karl Böhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer: für den Sport: Karl Böhmann:
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VI. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 24 Seiten.
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Einträge in das Handelsregiſter, Abteilung B:
Am 3. Juli 1935 hinſichtlich der Firma:
Celluloid=
warenfabrik Weilmünſter, Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung, Pfungſtadt: Die
Vertretungs=
befugnis des Liquidators iſt beendet. Die Firma
iſt erloſchen. — Am 3. Juli 1935 hinſichtlich der
Firma: Gebrüder Roeder, Aktiengeſellſchaft,
Darm=
ſtadt: Die Prokuren des Heinrich Rupprecht und
des Auguſt Sperlich, beide in Darmſtadt, ſind
er=
loſchen. — Am 4. Juli 1935 hinſichtlich der Firma:
Heſſiſche Celluloid= u. Holzwarenfabrik G. m. b. H.
zu Pfungſtadt: Durch Geſellſchafterbeſchluß vom
31. Mai 1935 ſind die 88 8 und 9 des
Geſellſchafts=
vertrages (Geſchäftsführer, Vergütung,
Einſicht=
nahme in die Geſchäftsbücher) geändert. Hermann
Böttcher iſt als Geſchäftsführer ausgeſchieden, an
ſeiner Stelle Fritz Böttcher in Pfungſtadt als
Ge=
ſchäftsführer beſtellt. — Am 6. Juli 1935
hinſicht=
lich der Firma: Spitzen= und Modehaus Adolf
Geiger, Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Durch Geſellſchafterbeſchluß vom 27.
Juni 1935 iſt die Firma durch Umwandlung der
Geſellſchaft in eine offene Handelsgeſellſchaft
er=
loſchen. Den Gläubigern der Geſellſchaft, die ſich
binnen ſechs Monaten nach der Bekanntmachung
der Eintragung des Umwandlungsbeſchluſſes in
das Handelsregiſter bei der Firma zu dieſem
Zwecke melden, iſt Sicherheit zu leiſten, ſoweit ſie
nicht Befriedigung verlangen können. —
Abtei=
lung 4: Am 6. Juni 1935: Firma: Adolf Geiger
(offene Handelsgeſellſchaft), Darmſtadt. Inhaber:
Adolfine Kraetzer Witwe, geborene Geiger in
Nieder=Ramſtadt. Emilie Klara Hedwig Wolff,
geborene Geiger, in Darmſtadt; Prokura;
Auguſte Wagner in Darmſtadt iſt zur Prokuriſtin
beſtellt. Das Vermögen der Firma Spitzen= und
Nodehaus Adolf Geiger, Geſellſchaft mit
beſchränk=
ter Haftung, in Darmſtadt, wie dies die Bilanz
per 31. Dezember 1934 ergibt, iſt unter Ausſchluß
der Liquidation auf die offene Handelsgeſellſchaft
Firma Adolf Geiger gemäß Geſetzes vom 5. Juli
1934 übertragen. Beginn der Geſellſchaft: 6. Juli
1935. — Abteilung B: Am 8 Juli 1935 hinſichtlich
der Firma: Süddeutſche Eiſenbahn=Geſellſchaft,
Darmſtadt: Durch Beſchluß der
Generalverſamm=
lung vom 25. Juni 1935 wurden die 88 4I (
Be=
anntmachungen) und 22I (Berufung der
General=
verſammlung) der Satzung geändert. Als nicht
eingetragen wird veröffentlicht: Die
in der gegenwärtigen Satzung oder in dem
deut=
ſchen Handelsgeſetzbuch vorgeſchriebenen
Bekannt=
machungen, welche die Geſellſchaft angehen, haben
in dem Deutſchen Reichs= und Preußiſchen
Staats=
anzeiger und in der „Heſſ. Landeszeitung” zu
er=
folgen. Die Benutzung weiterer Zeitungen bleibt
dem Ermeſſen des Aufſichtsrates und der
Direk=
tion überlaſſen. Die Einberufung der
General=
verſammlung findet durch einmalige
Veröffent=
lichung in vorgenannten Blättern ſtatt.
Neueinträge. Abteilung A. Am 3. Juli 1935:
Firma: Spezialwerkſtatt für Cylinderbearbeitung,
Dipl.=Ing. Heinz=Diether Frhr. v. Schauroth. Sitz:
Darmſtadt. Inhaber: Heinz=Diether Freiherr von
Schauroth, Dipl.=Ing. in Darmſtadt — Am 4. Juli
1935: Firma: Heinrich Krummeck. Sitz: Darmſtadt.
Inhaber: Heinrich Krummeck, Taxator und
Ver=
teigerer in Darmſtadt.
(V.6439
Darmſtadt, den 8. Juli 1935.
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