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Nummer 196
Freitag, den 19. Juli 1935
197. Jahrgang
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Darmſtädter und Nationalbant.
Klare Scheidung zwiſchen Religion u. Politik
Ein Erlaß
des Miniſterpräſidenken Göring
gegen den polikiſchen Kakholizismus.
DNB. Berlin, 17. Juli.
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit:
Der Preußiſche Miniſterpräſident und Chef der Geheimen
Staatspolizei, General Göring, hat in einem Erlaß an die
Oberpräſidenten und Regierungspräſidenten ſich mit der
ablehnen=
gen Haltung gewiſſer Kreiſe des katholiſchen Klerus gegen den
Nationalſozialismus und ſeine Einrichtungen befaßt. In
bewuß=
der Verkennung der außerordentlichen Leiſtungen des
national=
szialiſtiſchen Staates und im Gegenſatz zu der bereitwilligen
An=
rkennung, die ihm das geſamte Volk für ſeine erfolgreiche An=
Erengungen auf allen Lebensgebieten zollt, glaubt eine Anzahl
ſatholiſcher Geiſtlicher immer noch, die ihnen anvertrauten
Volks=
enoſſen an der nationalſozialiſtiſchen Idee irre machen zu ſollen,
ur weil ſie ihren politiſchen Einfluß ſchwinden ſehen. Der
Mi=
iſterpräſident lehnt die Entfeſſelung eines
Kulturkampfes gegen die Katholiſche Kirche
frach wie vor auf das Beſtimmteſte ab. Er hält es
eber für unbedingt notwendig, mit aller Energie gegen
die=
enigen Beſtrebungen vorzugehen, die von dem
olitiſchen Katholizismus her dem
national=
ozialiſtiſchen Staat im Kampf
entgegentre=
en. Demgemäß hat er, um dem Treiben ſolcher anti=
national=
ſozialiſtiſchen katholiſchen Geiſtlichkeit, deren Einſtellung und
Hal=
ſuung immer noch in der Gedankenwelt der ehemaligen
Zentrums=
tartei wurzelt, ein Ende zu bereiten, die Staatsbehörden
engewieſen, mit allen geſetzlichen Mitteln
ge=
en ſolche Mitglieder des Klerus vorzugehen,
die die Autorität ihrer geiſtlichen Stellung zu
olitiſchen Zwecken mißbrauchen. Der Erlaß führt
umter anderem aus:
Die Linie der Staatsführung in der Behandlung des
politi=
ſchen Katholizismus iſt eindeutig und klar vorgezeichnet. Der
hationalſozialiſtiſche Staat gewährleiſtet die Unverſehrheit der
riſtlichen und damit auch der katholiſchen Kirche; er gewährt ihr
und ihren religiöſen Einrichtungen ſeinen Schutz. Die Zeiten, in
denen der Wille und die Macht des Staates nicht hinreichte, die
Kirche vor den zerſetzenden Einflüſſen der Gottloſenbewegung
wirk=
ſem zu ſchützen, ſind vorüber. Für die Kirche entfällt
da=
nit jede Veranlaſſung, über das Gebiet
religiö=
ſer Betätigung hinaus politiſche Einflüſſe
auf=
rechtzuerhalten oder von neuem anzuſtreben.
Eie darf daher weder Gott anrufen gegen dieſen Staat, eine
Un=
geheuerlichkeit, die wir in offener und verſteckter Form
allſonntäg=
lich erleben, noch darf ſie eigene politiſche Kräfte unter der
faden=
ſcheinigen Begründung organiſieren, ſie müſſe vom Staat her
drohende Gefahren abwehren. Wir dulden Beſtrebungen nicht,
deren Träger früher das Zentrum war. Wir bekämpfen ſie, auch
wenn ſie unter dem Deckmantel religiöſer Betätigung in
Erſchei=
mung treten; wir bekämpfen ſie um ſo entſchiedener, je mehr ſie ſich
Uin hinterhältige und verlogene Formen kleiden. Dazu gehört es,
menn Kleriker, die ſich mit der politiſchen Totalität des
National=
ſuszialismus nicht abfinden wollen, in letzter Zeit mehr und mehr
die Ausdrucksformen, Wortprägungen und Symbole des
national=
ſiszialiſtiſchen Kampfes auf ihren angeblichen „Kampf” übertragen.
Eie wenden jedem Volksgenoſſen in Fleiſch und Blut
überge=
grngene., Abkürzungen — wie H. J. auf „Herz=Jeſu=Jugend”,
X— d. M. auf „Bund der Marienmädchen” und Abwandlung des
Teutſchen Grußes auf Jeſus Chriſtus an. Sie belaſſen es nicht
bei den althergebrachten kirchlichen Veranſtaltungen, ſondern ſie
häufen große demonſtrative Prozeſſionen und Kirchenfeſte und be=
)enen ſich dabei einer in der Vergangenheit noch nicht dageweſenen
Aufmachung und Werbung für dieſe Veranſtaltungen. Neben
allen dem nationalſozialiſtiſchen Kampf abgeſehenen äußeren For=
Men, verleiten ſie die ihnen zur religiöſen Betreuung
anvertrau=
ten Volksgenoſſen bis zu ſcheinheiligen Ausrufen, wie: „Unſer
h-mmliſcher Führer Jeſus Chriſtus, Treu Heil!”
Von der Kanzel ſetzen ſie ſtaatliche
Einrich=
tangen und Maßnahmen ohne Scheu herab. Der
Ainiſterpräſident nimmt dabei auf den kürzlich ergangenen Er=
1aß des Reichs= und Preußiſchen Miniſters des Innern Bezug, der
ſith gegen die Sabotage der Raſſengeſetze wendet.
ES iſt ſo weit gekommen, daß gläubige Katholiken als einzigen
Eendruck aus dem Beſuch des Gottesdienſtes mitnehmen, daß die
kotholiſche Kirche Einrichtungen des nationalſozialiſtiſchen
Staa=
tes ablehnt, weil in den Predigten fortgeſetzt auf politiſche Fra=
Am und Tagesereigniſſe in polemiſcher Weiſe angeſpielt wird. In
manchen Landesteilen vergeht faſt kein Sonntag, an dem nicht
diereligiöſe Ergriffenheit des Gottesdienſtes
r Vorleſung ſogenannter „
Kanzelerklärun=
gen” über rein politiſche Dinge mißbraucht
wärd.
Die kirchlichen Oberen ſind nach dem von ihnen geſchworenen
Beſchofseid der Regierung Achtung ſchuldig und verpflichtet, ſie
auch vom Klerus achten zu laſſen. Nach ihren Erklärungen
verur=
tei len ſie auch das geſchilderte Treiben, anſcheinend ſind ſie aber
Agen gewiſſe Teile des Klerus machtlos. Da alle
Warnun=
gennurzu einem Mißbrauchder bisherigen
Nach=
lichtgeführt haben, erwartet der
Miniſterpräſi=
dentnunmehr von alen
Strafverfolgungsbehör=
den, daß ſie die ganze Härte der beſtehenden
Be=
ſtmmungen in Anwendung bringen.
Der Erlaß führt dann die zahlreichen Fälle auf, in denen
Kleriker ihren ſtaatsfeindlichen Einfluß geltend zu machen
ver=
ucht haben und legt dar, wie dieſem Gebaren zu begegnen iſt.
Grundſätzlich wird feſtgeſtellt, daß von den Geiſtlichen, ſoweit ſie
namentlich im Religionsunterricht — im Staatsdienſt tätig
ſin d, verlangt werden muß, daß ſie ſich nicht nur während des
Un=
terrichts jeder negativen Einſtellung gegenüber dem National=
ſozialismus zu enthalten haben, ſondern daß ſie darüber hinaus,
wie alle anderen Staatsdiener, für den nationalſozialiſtiſchen
Staat poſitiv einzutreten haben, ſich alſo mit ihrer ganzen
Perſön=
lichkeit rückhaltlos hinter ihn ſtellen müſſen. Nur dann könne der
Nationalſozialismus den Geiſtlichen die religiöſe Miterziehung
der Jugend anvertrauen. Der Miniſterpräſident ſtellt ferner feſt,
daß die ſogenannten konfeſſionellen katholiſchen Jugendverbände
ſich immer mehr von ihrer ausſchließlich religiöſen Betätigung
entfernen. Wenn nicht eine vollſtändige Umſtellung hierin eintritt,
ſind die Verbände als politiſche anzuſehen und zu verbieten. Das
Tragen von Uniformen und alle volksſportliche Betätigung iſt
ausſchließlich der Staatsjugend und den anderen Gliederungen
der Partei vorbehalten.
Der Miniſterpräſident macht es allen Staatsbehörden zur
Pflicht, die aufgezeigten Mißſtände entſchieden zu unterbinden,
ſich dabei aber der ganzen Schwere der Verantwortung bei der
Anwendung der geſetzlich gegebenen Handhaben bewußt zu ſein.
Die Macht des nationalſozialiſtiſchen Staates geſtatte es, die
auf=
gezeigten Mittel mit aller Beſonnenheit anzuwenden; daß er mit
der Katholiſchen Kirche grundſätzlich in friedlichen und geordneten
Verhältniſſen leben will, hat er durch den Abſchluß des
Konkor=
dates deutlich genug bewieſen. Im übrigen müßten die
Entſchei=
dungen von der Uebereinſtimmung mit dem Empfinden der
Volks=
gemeinſchaft, die ſich das Gefühl für Recht und Unrecht rein
be=
wahrt hat, getragen ſein. Dann werden auch diejenigen, gegen die
ſich die im Intereſſe der Staatsführung notwendigen Maßnahmen
richten, in den Augen des Volkes nimmermehr als „Märtyrer”
an=
geſehen werden.
Der Gottesglauben und die Religion der
katholiſchen Volksgenoſſen wird nicht
ange=
taſtet, wir überlaſſen der katholiſchen genau ſo wie der
evange=
liſchen Kirche die völlige Freiheit des Glaubens und der Lehre.
Politiſch aber iſt nur eine Staatsauffaſſung
in Deutſchland vorhanden und denkbar: Die
nationalſozialiſtiſche Idee. Wir wollen keinen
Kul=
turkampf, da wir nur den politiſchen Kampf kennen; in dieſem
aber waren und bleiben wir ſiegreich. Zu dieſem Grundgedanken
betont der Miniſterpräſident, daß der politiſche
Katholi=
zismus ketzten Endes durch eine poſitive
natio=
nalſozialiſtiſche Aufbaupolitik überwunden
werden muß, wobei er auf die beſonders
wich=
tige Rolle hinweiſt, die die H. J. im
weltan=
ſchaulichen Ringen um die Jugend ſpielt. Der
Miniſterpräſident macht deshalb allen Behörden die
nach=
drücklichſte Förderung der H. J. zur Pflicht.
Schließ=
lich weiſt er auf die Notwendigkeit engſter Zuſammenarbeit
zwi=
ſchen den Behörden der inneren und der Juſtizverwaltung ſowie
zwiſchen den ſtaatlichen Stellen und den maßgebenden Aemtern
der Partei hin.
Aenderung des Milikärſtrafgeſekzbuches
DNB. Berlin, 18. Juli.
Das im Reichsgeſetzblatt Nr. 79 vom 17. Juli 1935, Seite 1021
veröffentlichte Geſetz enthält die Aenderungen, die auf Grund des
Wehrgeſetzes im Miljärſtrafgeſetzbuch erforderlich werden. Es
enthält folgende Grundzüge:
1. Das Militärſtrafgeſetzbuch iſt nicht mehr allein auf Heer und
Marine, ſondern auf die ganze Wehrmacht abgeſtellt. Die
Ehrenſtrafe der Entfernung aus dem Heer oder der Marine
wird durch die Ehrenſtrafe des Verluſtes der Wehrwürdigkeit
erſetzt.
2. Für die Wehrpflichtigen des Beurlaubtenſtandes werden
be=
ſondere Strafbeſtimmungen wieder eingeführt.
3. Die Ehrenſtrafe der Dienſtentlaſſung für Mannſchaften wird
beſeitigt, abgeſehen von folgenden Fällen:
a) Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte bis zu 3 Jahren (über
3 Jahre Verluſt der Wehrwürdigkeit),
b) Gefängnis von längerer als einjähriger Dauer wegen
vor=
ſätzlich begangener Tat,
() Unfähigkeit zum Bekleiden öffentlicher Aemter,
() Anordnung der Unterbringung in eine Trinkerheilanſtalt
oder eine Erziehungsanſtalt oder in ein Arbeitshaus, oder
Unterſagung der Berufsausübung.
Auf Grund des Wehrgeſetzes gilt als Grundſatz, daß der
wäh=
rend der Erfüllung ſeiner aktiven Wehrpflicht beſtrafte Soldat
die Strafzeit nach Strafverbüßung nachzudienen hat.
*
* Adolf=Hikler=Marſch der HJ.
zum Reichsparkeitag nach Nürnberg.
Zum diesjährigen Parteitag veranſtaltet die HJ. einen
großen Bekenntnis= und Propagandamarſch durch ganz
Deutſch=
land, der die Einheit der geſamten deutſchen Jugend und den
Leiſtungswillen der jungen Generation eindrucksvoll bezeugen
ſoll: den Adolf=Hitler=Marſch. Wie der Reichsjugendpreſſedienſt
mitteilt, werden die Marſcheinheiten mit ſämtlichen Bannfahnen
auf vorgeſchriebenen Strecken nach Nürnberg marſchieren. Es
handelt ſich um 351 Fahnen mit 1500 Begleitern. Am Tage der
Eröffnung des Parteitages, am 10. September, treffen die
For=
mationen in der Stadt der Parteitage ein und werden dort zu
einer großen HJ=Fahnen=Einheit zuſammengeſtellt. Aus den
Standorten der 25 Gebiete der HJ marſchieren die für den
Adolf=Hitler=Marſch ſorgfältig zuſammengeſtellten Formationen
in einer Stärke von 50 bis 100 Hitlerjungen und =Führer je
nach der Länge des zurückzulegenden Weges Ende Juli bis
An=
fang: September ab. Das Gebiet Oſtland, das den längſten
Anmarſchweg hat, verſammelt bereits am 20. Juli ſeine
Fahnen=
abordnung am Königsberger SA=Ehrenmal.
Paraguay als Siedlungsland.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
F. Aſuncion, 4. Juli 1935.
(Durch Luftpoſt.)
Paraguay iſt wie alle Länder Südamerikas, die noch
ver=
hältnismäßig dünn beſiedelt ſind, auf Einwanderung
angewie=
ſen. Der Abſchluß des großen Ringens im Chaco hat das
Pro=
blem wieder akut werden laſſen, denn wenn der Chacokrieg auch
nicht ſo ſchmerzliche Lücken geriſſen hat wie der Krieg vor
fünf=
undſechzig Jahren, ſo iſt doch immerhin ein großer Teil der
männlichen Bevölkerung des Landes auf dem Schlachtfeld
ge=
blieben, und dieſe Lücken müſſen baldmöglichſt aufgefüllt werden.
Die Grundlage des Wirtſchaftsorganismus iſt auch in
Para=
quah ein freier lebenskräftiger und lebenswilliger Bauernſtand.
Die paraguayſche Regierung hat ſich in klarer Erkenntnis dieſes
Umſtandes wiederholt bemüht, Einwanderung und
Bauernſied=
lung zu fördern. Wenn trotzdem die Siedlung in Paraguay über
gewiſſe beachtliche Anſätze nicht recht herausgekommen iſt, ſo liegt
das an verſchiedenen Faktoren, die in den Landesverhältniſſen
begründet ſind.
Die beſten Siedlungen in Paraguay ſind anerkanntermaßen
die deutſch=ſtämmigen. In den rund 54 Jahren deutſcher
Koloniſation in Paraguay entſtanden von bedeutenden
Siedlungen 1881 San Bernardino in wunderbarer Lage am See
Ipacarai, dann Encarnacion, 1900 Hohenau, anſchließend daran
die Koloniſation Obligado, 1907 die Kolonie Mayntzhuſen, heute
Capitan Meza, 1917 Bella Viſta, 1921 Independencia, 1924 Villa
Alboroda. Der Vollſtändigkeit haber ſeien noch erwähnt
Cam=
byreta, etwa zwei Stunden von Encarnacio entfernt, und die
Kolonie Jeſus, zwiſchen den alten Jeſuitenreduktionen Jeſus
und Trinidad. Von dieſen hat San Bernardino ſeinen
urſprüng=
lich ganz deutſchen Charakter ſchon erheblich eingebüßt. In den
Kolonien am Alto Parana wohnen rund 4000 deutſchſtämmige
Siedler, davon entfallen auf Hohenau rund 1900, Obligado (I
und II) ca. 1000 Bella Viſta (Obligado III) rund 600, Capitan
Meza ca. 500. Dazu kommen etwa 1500 Deutſche der Kolonie
Independencia. In Encarnacion mit ſeinen 18 000 Einwohnern
iſt das deutſchſtämmige Element noch ſehr ſtark vertreten,
Cam=
byrete, Jeſus und Villa Alboroda haben je etwa 200
deutſch=
ſtämmige Siedler.
Zahlenmäßig iſt das deutſchſtämmige Element alſo nicht
übermäßig hoch vertreten. Vergleicht man indeſſen die
wirtſchaft=
liche Lage der deutſchen Siedlungen mit der der einheimiſchen
Bevölkerung, ſo ergibt ſich überall ein ganz auffälliges
Ueber=
gewicht der deutſchen Siedlungen. Vergleicht man ſie nun aber
mit der wirtſchaftlichen Lage der deutſchen Siedlungen in
Braſi=
lien oder in Chile, dann iſt man faſt erſchreckt über die überaus
beſcheidenen Erfolge der deutſchen Arbeit in Paraguay.
Die Frage nach dem Grunde drängt ſich förmlich auf. Denn
die Anſiedlungsbedingungen dürften wohl in keinem Lande
vor=
teilhafter ſein, als gerade in Paraguay. Das milde Klima, die
wunderbare Fruchtbarkeit des Bodens, die niedrigen Landpreiſe
das reiche Vorhandenſein von Baumaterial, das alles geſtattet
ein Selbſtändigwerden auch mit geringen Mitteln. Aber es iſt
ſchon richtig, „dieſe Vorteile bilden die Anziehungskraft, die ſich
bis in die fernſten Winkel der Länder ausſtrahlt, wo rauheres
Klima und ſchwerere Erwerbsmöglichkeiten herrſchen. Es iſt
daher kein Wunder, daß gerade der Deutſche in ihren Bann
ge=
rät, da er die Annehmlichkeiten, die ihm die fernen
Sonnen=
länder bieten, einfach zu denen ſeiner rauheren Heimat
hinzu=
rechnet. Dadurch entſteht eine Fata Morgana im Geiſte des
Auswanderungsluſtigen, die, genau ſo wie die wirkliche, dem
armen Wandersmann gerade das vorgaukelt, wonach er lechzt,
und wenn er den Spuk erkennt, dann iſt es zu ſpät.” Aber „wenn
man der Wahrheit getreu berichten würde, dann müßte man
hin=
zufügen, daß man trotz alledem nicht in der Lage iſt, ſich einen
ordentlichen Herd, Glasfenſter für den Wohnraum, einen Anzug
aus Wollſtoff, mit dem man ſich in der Heimat ſehen laſſen könnte,
Zeitungen, hin und wieder ein Buch und anderes mehr zu
leiſten. Eine Kuh gibt hier ſelten mehr Milch als 2 Liter und
wertet etwa 20 Mark umgerechnet. Ein Pferd beſſer geſagt
Pferdchen iſt mit 10 Mark käuflich eine Wagenladung
Apfel=
ſinen, das ſind 5000 Stück, etwa 5 Mark. Bei dieſem Werte iſt
allerdings die gegenwärtige Inflation berückſichtigt, jedoch ſind
die normalen Zeiten auch nicht allzu verſchieden, vielleicht bis
50 Prozent mehr.”
In dieſen Worten, die einem beachtlichen Aufſatz von Biſchof
„Paraguay als Einwanderungsland für Deutſche” in der auch in
Paraguay vielgeleſenen bonaerenſer Zeitſchrift „Laſſo” entnommen
ſind liegt der Schlüſſel, „der die Tür öffnen würde, um einen
Einblick ins Innere der wahren Verhältniſſe zu gewähren.”
Der Verfaſſer ſetzt ſich in dieſem Artikel eingehend mit den
Gründen auseinander, die einer Proſperität der deutſchen
Sied=
lungen hindernd im Wege ſtehen. „Jeder Auswanderer wird”.
ſo ſagt er beiſpielsweiſe, „ſeine Lage verbeſſern wollen und
mehr als das bloße Leben begehren. Aber zur Erlangung von
Wohlſtand kommt es in erſter Linie darauf an, daß die Produkte
eine ſolche Bewertung haben, daß ſie einen Anreiz zur
Ver=
mehrung ihrer Erzeugung geben. Es wäre immer die Frage den
Ausgewanderten vorzulegen, welchen Ueberſchuß der Koloniſt
hat, wenn er die Lohnarbeiter unter gleichen Verhältniſſen zu
be=
zahlen hätte. Dann ließe ſich erkennen, ob die Anlegung einer
Pflanzung wirklich einen Schritt in die Freiheit bedeutet oder
ob ſie eine Ankettung für immer iſt. Leider vergißt der
Aus=
gewanderte meiſt, daß er ſeine, oft recht zahlreichen Kinder bis
zum Rande der Möglichkeit für ſeine Arbeit ausnützt und ſelbſt
den kurzen Schulunterricht mehr verſäumen als beſuchen läßt.
Dann iſt die Kulturhöhe der einheimiſchen Bevölkerung in
Be=
rückſichtigung zu ziehen, denn über kurz oder lang gleicht ſich der
Einwanderer doch ſeiner Umgebung an. Selbſt da, wo der
Deutſche in Nachbarſchaft ſeiner Landsleute lebt, wo deutſche
Schulen ſind werden, wenn der Zuſtrom neuen Blutes aus der
Heimat verſiegt, gar bald die Hemmungen fallen, die die
Ver=
miſchung mit den Einheimiſchen verhindert. Es iſt verſtändlich,
daß eine Höherentwicklung der Einheimiſchen, die auf ihrer
Scholle, in der ihnen natürlichen Umgebung und in viel
größe=
rer Zahl leben, weniger wahrſcheinlich iſt, auch durch das beſte
Beiſpiel der Fremden, als umgekehrt, das Abwärtsgleiten der
Einwanderer, um ſo mehr, weil das Klima erſchlaffend wirkt, in
Seite 2 — Nr. 196
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 19. Juli 1935
der erſten Zeit mit den eigenen Kräften Raubbau getrieben
wird und nichts vorhanden iſt, was den Ehrgeiz zum Nachahmen
anſpornen könnte.”
Biſchof weiſt dann auf die überaus anſpruchsloſe
Lebens=
weiſe des einheimiſchen Paraguayers hin, der nur das
Aller=
notwendigſte pflanzt und keinerlei Bedürfniſſe außer dem
geringen der Ernährung hat, die mit einigen Mandiocawurzeln
und einer Bohnen= und Maisſuppe und Tabak und Yerba=Mate,
beſtenfalls einem Stück Fleiſch befriedigt iſt. „Zucker, Mehl, Fett,
Petroleum bedeuten ſchon Luxus, und mit der Kleidung iſt es
ebenſo. — Zu Hauſe genügt dem Mann eine kurze Hoſe, den
Frauen ein hemdartiges Kleid. Die Kinder ſind meiſt mehr oder
weniger nackt. Auch die Behauſung iſt primitiv.” Es iſt daher
nur zu begreiflich, daß bei einer ſolchen Lebenshaltung der
Ein=
heimiſche kein Freund von Arbeit, geſchweige denn von
andauern=
der Arbeit iſt. Daraus ergibt ſich, daß die arbeitsfreudigen
deutſchen Siedler ſich nur auf thre eigenen Arbeitskräfte, d. h.
ihre Familienmitglieder ſtützen können. Trotz der theoretiſch
großen Produktionsmöglichkeit müſſen ſie ſich tatſächlich ſehr
be=
ſcheiden.
„Infolge der Weltkriſe” führt Biſchof weiter aus, „iſt die
Zahl der exportfähigen Produkte ſehr gering. Zurzeit kommen
in erſter Linie die Baumwolle, dann Häute, Tabak, Petit, Grains
und Wildfelle in Frage nach Argentinien auch Apfelſinen und
Yerba. Aber dieſe Produkte gelten heute wenig auf dem
Welt=
markt, wobei die geographiſche Lage ſehr ins Gewicht fällt, da
der Transport nach dem Seehafen das Mehrfache an Fracht
koſtet, als die Seereiſe nach Europa. Nachteilig ſind auch die
ſchlechten Verkehrsmöglichkeiten im Lande, wo oft monatelang
wegen der Regenfälle Transporte unmöglich ſind. Die
Produk=
tion iſt in erſter Linie auf den einheimiſchen Konſum
angewie=
ſen, das heißt, auf die Ortſchaften und Städte. Damit ſind die
Grenzen ſehr eng gezogen, auch für die heimiſche Induſtrie,
zumal durch die ſcharfe Abſchließung der argentiniſchen
Grenze auch der mehr oder weniger legitime Export von Cana,
Zucker, Tabak, Yerba gelitten hat. Durch dieſe Verhältniſſe iſt
der Koloniſt gezwungen, ſehr vielſeitig zu ſein, wodurch eine
Zerſplitterung ſtattfindet. Die Zuckerrohrpflanzer, die im Großen
anbauten, ſind durch die Heraufſetzung der Canaſteuer und
ſon=
ſtige drakoniſche Maßnahmen, die die Regierung gegen die
Schnapsinduſtrie ergiff, in ihrer Exiſtenz ſehr eingeengt worden,
ſo daß ſie ſich plötzlich umſtellen mußten. Zurzeit iſt der Weinbau
die Wohlſtand verheißende Parole. Dies bis eine empfindliche
Weinſteuer kommt, denn ohne eine ſolche würde ſowieſo eine
Ueberproduktion entſtehen, die dieſelbe Wirkung hätte. Es iſt
der Regierung natürlich nicht zu verdenken, wenn ſie die
mög=
lichen Einnahmequellen ausnützt, und da die Lebensdauer einer
Regierung nur kurz iſt, ſo werden die Dispoſitionen meiſt
ziem=
lich unvermittelt getroffen.”
Wenn man nun ernſtlich alles Für und Wider gegeneinander
abwägt, ſo ergibt ſich doch der Schluß, daß Paraguay als
Sied=
lungsland trotz mancher unverkennbarer Vorzüge für Deutſche
vorläufig nur unter größten Vorbehalten empfohlen werden
könnte.
2
Aussehnang der Kräutenverſſcherang
Wie der „V. B.” mitteilt, wird der Reichsarbeitsminiſter
demnächſt eine neue Verordnung veröffentlichen, die ſich auf die
Neuordnung der Krankenverſicherung bezieht. Hiernach iſt der
Reichsarbeitsminiſter befugt, noch weitere Perſonenkreiſe
zuzu=
laſſen, für die die Krankenkaſſen die Krankenpflege übernehmen
dürfen. Darüber hinaus ſollen die Krankenkaſſen das Recht
er=
halten, für dieſe vom Arbeitsminiſter beſonders bezeichneten
Per=
ſonenkreiſe auch die geſamte Krankenhilfe zu übernehmen. Die in
Frage kommenden Perſonen gelten als Mitglieder der
Kranken=
kaſſen, wenn der Arbeitsminiſter ſie beſonders bezeichnet. Durch
die neue Vorſchrift wird für den Frauenarbeitsdienſt und für
andere Organiſationen eine ausreichende ärztliche Fürſorge
ge=
währleiſtet und außerdem eine Sicherſtellung der vom deutſchen
Volksdienſt erſtrebten Zwecke ermöglicht. Die Verordnung iſt
notwendig geworden, weil ſich im Laufe der letzten Zeit
heraus=
geſtellt hat, daß der Perſonenkreis, für den ſatzungsgemäß die
Krankenkaſſe die Krankenpflege übernehmen kann, doch zu eng
begrenzt war.
Das Unkerſuchungsergebnis des Aukounfalls
Schuſchniggs.
Aus einer heute veröffentlichten Mitteilung über das
Ergeb=
nis der amtlichen Unterſuchung des verunglückten Kraftwagens
des Bundeskanzlers Schuſchnigg, geht hervor, daß der Wagen
keine Beſchädigungen aufweiſt, die vor dem Unfall entſtanden ſein
könnten. Es wurden auch keine Beſchädigungen von fremder Hand
feſtgeſtellt, ſo daß eine Sabotage als Urſache des Unfalls
ausge=
ſchloſſen iſt. Auch Materialfehler konnten nicht feſtgeſtellt werden,
ſo daß auch ein techniſcher Mangel den Unfall nicht herbeigeführt
haben kann.
Der 200 der Kohlgin suife.
Dargeſtellt in drei Briefen Wilhelm von Humboldts,
(Zum 125. Todestag der Königin am 19. Juli.)
Wenn man in alten Akten und Briefen blättert, begreift man
erſt ganz, ein wie ſchmerzliches Ereignis der frühe Tod der
jun=
gen Königin von Preußen für das ganze Land und für jeden
Bürger war. Es iſt vielleicht von beſonderem Intereſſe, die Worte
eines berühmten damaligen Zeitgenoſſen über das traurige
Er=
eignis zu leſen. Wir finden eine innige Anteilnahme zum
Bei=
ſpiel bei Wilhelm von Humboldt, der an ſeine Frau drei lange
Briefe über den Tod der von ihrem Volke ſo hoch verehrten und
geliebten Königin ſchreibt.
„Berlin, den 21. Juli. Es hat dies Land wieder ein großes
Unglück betroffen, liebe Li. Die Königin iſt vorgeſtern, am 19.,
um 9 Uhr morgens geſtorben. Sie reiſte vor einigen Wochen mit
dem König und mehreren ihrer Kinder nach Strelitz zu ihrem
Vater und war erſtaunlich glücklich über dieſe Reiſe. Sie war ſeit
vier Jahren nicht in ihrer Familie geweſen. Wenige Tage nach
ihrer Ankunft, am 25. Juni, gingen alle nach Hohenzieritz, einem
Luſtſchloß des Herzogs. Hier wurde die Königin am zweiten oder
dritten Tage krank. Es hieß gleich, es ſei eine Lungenentzündung.
Der Arzt des Herzogs, ein gewiſſer Hieronimi, auf den die
Fami=
lie viel hält, behandelte ſie und ließ ihr gleich zu Ader. Der
König kam nach Charlottenburg, auch an einem dreitägigen
Fie=
ber krank, zurück. Die Nachrichten von der Königin ſchienen zwar
nicht bedenklich, indes wurde doch Heim hingeſchickt. Der
eigent=
liche Arzt des Hofes iſt zwar Hufeland, allein dieſer iſt vom
König von Holland nach Amſterdam berufen worden und noch
ab=
weſend. Auch hatte die Königin immer großes Zutrauen auf Heim
für Bruſtkrankheiten. Heim kam nach einigen Tagen zurück und
verſicherte, es ſei keine Gefahr, Hieronimi behandle die Krankheit
gut, allein die Krankheit ſei immer bedeutend, und die Königin
werde noch mehrere Wochen dort bleiben müſſen. Auf einmal aber
ſtellten ſich Krämpfe ein, die entſetzlich bedenklich erſchienen.
Am 17. wurde Görcke geholt, weil er einmal in Memel der
Königin in ſolchen Krämpfen viel Erleichterung verſchafft hatte.
An demſelben Tage reiſte auch Heim abermals hin. Am 18. kamen
ſehr ſchlimme Nachrichten. Heim ſchrieb dem König, der indes zwar
vom Fieber befreit, aber doch noch immer nicht ganz beſſer war
die Gefahr ſei dringend; er müſſe ihn inſtändig bitten, ſogleich
hinzukommen. Der König beſchloß, um 9 Uhr den Abend
wegzu=
fahren. Gegen 6 Uhr aber kam eine neue Stafette der alten
Grä=
fin Voß; die Königin ſei ohne Hoffnung, man könne auf nichts
rechnen. Nun fuhr der König gleich mit den beiden älteſten
Prin=
zen fort. Der dritte und die älteſte Prinzeſſin folgten mehrere
Stunden ſpäter. Der König iſt um 6 Uhr früh am 19.
angekom=
men und hat die Königin noch bei Beſinnung angetroffen. Er hat
noch eine Unterredung allein mit ihr gehabt. Sie iſt, wie man
Vom Tage.
Der Präſident der Reichsrundfunkkammer hat Pg. Herbert
Packebuſch zum kommiſſariſchen Geſchäftsführer der
Reichsrundfunk=
kammer ernannt.
Der Reichs= und preußiſche Miniſter für Ernährung und
Land=
wirtſchaft hat, ebenſo wie im Vorjahr, aus Haushaltsmitteln
300 000 RM. zur Förderung des Milchkontrollvereinsweſens im
Rechnungsjahr 1935 zur Verfügung geſtellt. Die Verteilung der
Beträge erfolgt durch den Reichsnährſtand bzw. durch die
Landes=
jauernſchaft.
In Dortmund fand am Donnerstag die feierliche Beiſetzung
der Todesopfer des Grubenunglücks auf Zeche „Adolf von
Hanſe=
mann” ſtatt.
Der Domkapitular und geiſtliche Rat Fuchs in Trier iſt vom
Papſt zum Weihbiſchof in Trier ernannt worden. Der neue
Weih=
biſchof wurde am 1. 11. 1876 in Koblenz geboren. Vor dem Kriege
bar er in Holz bei Saarbrücken lange Zeit tätig, ſpäter ebenfalls
mehrere Jahre in Neuwied. 1927 kam er nach Trier, wo er vor
zwei Jahren als Organiſator der Wallfahrt zum Hl. Rock in Trier
hervortrat.
Nach einer Erklärung des Generalſtabes hat die gegen einen
finniſchen Major eingeleitete Unterſuchung wegen
Spionagever=
dacht die Unſchuld des Verhafteten ergeben.
lands Jugend.
Englands Fronkkämpfer
Die engliſchen Frontkämpfer, die ſich in Hamburg aufhielten,
beſuchten dort die ſchwimmende Jugendherberge „Hein
Goden=
wind‟. Dort weilten gerade 60 Hitlerjungen, die in dieſen Tagen
als Austauſchſchüler nach England gehen. — Das Bild zeigt den
Führer der britiſchen Abordnung, Major Fetherſtone=Godley, im
Geſpräch mit den Hitlerjungen.
(Scherl=M.)
Die engliſchen Fronkkämpfer wieder in Berlin.
Der Führer des Kyffhäuſerbundes, Oberſt a. D. Reinhard,
hatte am Donnerstag nachmittag die Vertreter der Britiſh
Legion, die am Mittwoch abend wieder von Hamburg nach
Ber=
lin zurückgekehrt waren, zu einem Frühſtück im Hotel Eſplanade
eingeladen. Zahlreiche Vertreter der deutſchen
Frontkämpferver=
bände hatten der Einladung gleichfalls Folge geleiſtet. Die
Fah=
nen des neuen Deutſchlands und der Union=Jack ſchmückten den
Feſtſaal des Hotels Eſplanade. Oberſt a D. Reinhard hob in
ſeiner Begrüßungsanſprache die kameradſchaftliche
Verbunden=
heit aller Frontkämpfer hervor. In ſeiner Antwort betonte
Major Fotherſtone=Godley, daß die ehemaligen Frontkämpfer
durch ihre Zuſammenarbeit untereinander ihren Ländern ebenſo
gut dienen wie dem Frieden im allgemeinen.
Am Nachmittag waren die engliſchen Frontkämpfer Gäſte des
Reichsverbandes deutſcher Offiziere, der ihnen auf einem
Aus=
flug nach Potsdam hiſtoriſche Stätten der preußiſchen Geſchichte
zeigte.
ſagt, ſanft geſtorben. — Von vorneherein hatte ſie ein
Lungen=
geſchwür; man fürchtete daher, die Krankheit könne in eine
galop=
pierende Schwindſucht ausarten. An ſo plötzlichen Tod dachte man
viel weniger. Noch am 18. ſchrieb mir der Prinz Georg (der
Bru=
der der Königin), daß die Aerzte viel Hoffnung hätten, und die
Krämpfe abnähmen. Der König iſt ſehr untröſtlich. Er hat geſagt,
er wäre auf alle Unglücksfälle jeder Art gefaßt geweſen, nur auf
dieſen nicht. Er kommt heute abend nach Charlottenburg zurück.
Die Prinzeſſin Charlotte und Prinz Carl ſind erſt nach dem Tode
angekommen und haben dieſen auf die ſchrecklichſte Weiſe erfahren.
Ein vorüberreitende Bauer hat ihnen die Nachricht in den Wagen
geſchrien. Die Betrübnis iſt ſehr allgemein. Wenn wir uns ſehen,
werde ich dir noch mündich viel über die Könign und das, was
ſie für uns getan, erzählen. Ueberhaupt ſind die Folgen, die dieſer
Todesfall haben wird, nicht zu berechnen.”
Berlin, 24. Juli 1810. „Ich habe dir neulich, lieb Li, von dem
am 19. erfolgten Tode der Königin geſchrieben. Man iſt in der
ganzen Stadt mit nichts als damit beſchäftigt. Die Betrübnis iſt
allgemein. Auch hört man nunmehr nach und nach immer mehr
Einzelnes von ihrem Tode. Den Tag vorher iſt ſie noch
unbegreif=
lich heiter und voll Hoffnung geweſen. Darum hat Prinz Georg
mir einen ſo beruhigenden Brief geſchrieben, und Heim hat
or=
dentlich immer ſagen müſſen, daß Gefahr ſei, weil niemand es
ge=
glaubt hat. Auch in der Nacht zum Todes=age, dem Donnerstag,
iſt es ebenſo geblieben. Sie hat ſich von Heim, der die Nacht wachte,
vieles von ſeiner Familie erzählen laſſen. Doch iſt der Puls von
Stunde zu Stunde ſchneller, kleiner und bedenklicher geworden. —
Die große Betrübnis des Königs, der drei Stunden vor ihrem
Tode ankam, hat ſie zuerſt ängſtlich gemacht, doch iſt auch das
wie=
der vorübergegangen. Noch fünf Minuten vor ihrem Tode hat
ſie Heim gefragt, ob Gefahr ſei. Er hat es verneint. Aber wenig
Augenblicke darauf iſt ein ſtarker Krampf gekommen, und ſie hat
geſagt: „Gott, wie kannſt du mich ſo verlaſſen!” und da es
zuge=
nommen: „Mach es kurz!‟ Das ſind ihre letzten Worte geweſen,
Der König hat ſie im Sterben bei einer, die Prinzeſſin Solms
bei der anderen Hand gehalten, und Frau von Berg hat ihren
Kopf unterſtützt. Der König ſoll unendlich gerührt ſein. Man hat
ihm allerlei Aufenthalte und Reiſen vorgeſchlagen, er hat aber
geſagt, er wolle nach Charlottenburg gehen, wo er zuletzt mit ihr
geweſen, und die Kinder nahe haben. Er iſt, wie man ſagt,
ziem=
lich gefaßt, wenn Leute da ſind, geht aber oft in ſeine Stube, um
allein zu weinen. Die beiden Tage, die er noch nach ihrem Tode
in Hohenzieritz zugebracht hat, iſt die ganze Familie faſt nicht
aus dem Zimmer, wo die Tote ſtand, gekommen. Sie haben
fort=
gefahren, darin zu leben. Freitag, den 27., wird die Leiche
herge=
bracht. Wir gehen ihr alle bis zum Tore entgegen und begleiten ſie
in die Stadt. Am 31. wird ſie im Dom beigeſetzt. Bis zum 31. wird
ſie im Schloß in den Zimmern des vorigen Kaiſers ausgeſtellt . . ."
Eine allzu dreiſte Hekkampagne.
Inkernakionale Brunnenvergifter am Werk.
DNB. Berlin, 18. Juli.
Unter dieſer Ueberſchrift veröffentlicht die NSK. folgende Aus.
führungen:
Als Adolf Hitler am 21. Mai in ſeiner großen Rede von über
legener Warte die europäiſchen Probleme umriß und klare Weg
zu ihrer Löſung aufzeichnete, befaßte er ſich in 12 Punkten mi
einer der wichtigſten Fragen des europäiſchen Friedens, mit der
Aufgabe der Entſpannung der Atmoſphäre von Volk zu Volk.
Er erklärte mit eindrucksvoller Logik:
Die deutſche Reichsregierung iſt der Auffaſſung, daß alle
Verſuche, durch internationale oder mehrſtaatliche
Vereinbarux=
gen eine wirkſamere Milderung gewiſſer Spannungen zwiſchen
einzelnen Staaten zu erreichen, vergeblich ſein müſſen, ſolange
nicht durch geeignete Maßnahmen einer Vergiftung der
öffent=
lichen Meinung der Völker durch unverantwortliche Elemente in
Wort und Schrift, Film und Theater erfolgreich vorgebeuge
wird.
Eine bezeichnende Illuſtration für die Richtigkeit dieſer
Wort=
des Führers bilden die in dieſen Tagen künſtlich wiederbelebten
Verſuche gewiſſer journaliſtiſcher Kreiſe des Auslandes, ein
neue Preſſehetze gegen Deutſchland zu inſzenieren.
Mit den nun ſattſam bekannten Praktiken ſolcher Brunnenvex
gifter werden die Vorfälle, die ſich im Anſchluß an jüdiſche
Propo=
kationen in Berlin ereigneten, in beiſpielloſer Weiſe aufgebauſcht
und Deutſchland wieder einmal als Land finſterſter Zuſtände
hin=
geſtellt. Ein paar eingeworfene Schaufenſterſcheiben bildeten den
Anlaß, größte Senſationsberichterſtattung und unverſchämteſter
Beleidigungen des deutſchen Volkes. Die amtlichen Feſtſtellungen,
durch die dieſe Vorfälle geklärt worden ſind, ſpielen bei dieſer Art
von Berichterſtattung keine Rolle, ſie werden durch ebenſo üppige
wie verantwortungsloſe Phantaſie erſetzt.
Ein untrübliches Kennzeichen für die Anſicht, daß hinter dieſer
Kampagne eine Reihe von Auslandsblättern ſteht, iſt die Tatſache
daß alle politiſchen, religiöſen und wirtſchaftlichen Kravalle, die
diesſeits und jenſeits des Atlantik gerade in den letzten Wochen
zahlreiche Todesopfer gefordert haben und im Zeichen oft brutalen
Grauſamkeit ſtanden, das Intereſſe dieſer ſonderbaren Publiziſten
nicht zu erregen vermocht, während bei den geringſten Meldungen
über irgendwelche im Vergleiche zu jenen Ereigniſſen völlig harnu
loſen Auseinanderſetzungen in Deutſchland die Rotationen in
Hochdruck zu laufen beginnen.
Ob in Mexiko Maſchinengewehre gegen Studenten in Stellung
gebracht und 10 Demonſtranten erſchoſſen werden, ob in Belfaſt
ein Leichenzug beſchoſſen und das Gewehr angeſetzt wird, ob dort
Häuſer brennen, ob es in Edinbourgh zu blutigen konfeſſionellen
Ausſchreitungen kommt, ob antijüdiſche Ausſchreitungen in Algier
Tote fordern und Verſtümmelte den Kampfplatz bedecken alle,
das iſt unintereſſant, denn am Berliner Kurfürſtendamm hat ei
einige erregte Straßenſzenen gegeben. Sie müſſen dazu herhalten,
um das beginnende Verſtändnis unter den Völkern zu ſabotieren,
Denn das iſt der wahre Hintergrund dieſer
Kampagne. Es gibt noch Kreiſe im Ausland, die glauben
daß es ihr Recht wäre, die Arbeit, die am Frieden der Völker vo
verantwortungsbewußten Männern geleiſtet wird, ſyſtematiſch zu
ſtören, die glauben, daß ſie auf die Dauer die Torhüter des gegen
ſeitigen Mißtrauens zwiſchen den Nationen ſpielen können.
Wir wiſſen, daß die Worte, die Adolf Hitler am 21. Mai gee
rade zu dieſem Thema ſagte, einen tiefen Widerhall in den Herze;
der Völker gefunden haben.
Der in ſeiner ſachlichen Dürftigkeit unverſchämte Verſuch jenes
Teiles der Auslandspreſſe, der hier zur Debatte ſteht, die
öffent=
liche Meinung der Völker in ſprupelloſer Weiſe irvezuführen, wir)
dazu beitragen, daß dieſe Völker ſelbſt ſich die richtige Meinung
über jene Brunnenvergifter bilden.
der Uniformbeſehl für die SA-Gruppe Berlin=
Brandenburg wieder aufgehoben.
DNB. Berlin, 18. Juli.
Der Führer der SA=Gruppe Berlin=Brandenburg gibt
fol=
gende Anordnung bekannt:
Die Anordnung der Gruppe vom 16. d. M. betreffend
ſtän=
diges Tragen des Dienſtanzuges außerhalb des Berufes wir?
mit ſofortiger Wirkung aufgehoben.
SA=Männer! Ihr habt Eure Einſatzfreudigkeit und Einſatz
fähigkeit voll und ganz bewieſen! Die dunklen Geſtalten der
Drahtzieher und ihre Gefolgsmänner ſind Euch bekannt! Sie
werden uns immer bereit finden.
Die SA wacht!
Heil Hitler!
Der Führer der Gruppe Berlin=Brandenburg
i. V. Uhland,
Gruppenführer und Stabsführer.
„Berlin, 31. Juli 1810 . . . Der arme König leidet entſetzlich
noch geſtern ſah ich ihn in einer wirklich ſchrecklichen Situation,
Es war der Abend der Beiſetzung der Königin. Der König folgt
ſelbſt, und wie er und die Prinzen durch die Zimmer des Schloſ
ſes gingen, hatte man es verſehen und den Sarg nicht voraus
gelaſſen. Er mußte alſo in einem Fenſter ſtehen bleiben und den
Sarg dicht an ſich vorbeilaſſen. Das Tragen des Sarges ging
langſam; er wandte ſich ab und ſah doch immer wieder hin; ei
wollte gefaßt ſcheinen und ſchien es im Geſicht, aber die Kni/
zitterten ihm hin und her. Der kleine Albrecht, auf dem Arm
der Amme, ganz ſchwarz angezogen, flößte ein unglaubliches Mit
leid ein. Ach, liebe Li, wenn ich nur dich nie verliere! Da
Sterben eines Mannes kann gar nicht ſo etwas Rührendes haber
wenn er auch gleich innig geliebt wird. Das Losreißen der
Kin=
der von der Mutter iſt ſchon durch ſeine Unnatürlichkeit herzzer
reißend. — Am 27, traf die Leiche hier ein. Das überaus zahl
reiche Gefolge war auf dem Exerzierplatz verſammelt und
erwar=
tete die Königin. Der Augenblick der Ankunft war ſehr rührend.
Prinz Carl, der Stiefbruder des Erbprinzen von Mecklenburg
Strelitz, folgte mit; er war ſo betrübt, daß er wirklich nu
ſchwankte. Nun bildete ſich der Zug und ging in der Mitte de
Linden, ganz zu Fuß, bis auf die von Strelitz mitgekommenen
Damen vom Hofe, die fuhren, bis zum Schloß. Zu beiden Seiten
waren Reihen Soldaten, an einigen Orten Sängerchöre, an der
anderen Militärmuſik und Trommeln, die gedämpft und etwa
in der Ferne ſehr melancholiſch klingen. Auf dem Brandenburge
Tor, wo ſonſt die Victoria ſtand, wehte eine große ſchwarze Fahne
alle Glocken gingen. Der Zulauf der Menſchen war unglaublick
aber eine Stille, die man ſich kaum vorſtellt. Man hörte nich
einmal das ſonſt bei großen Haufen faſt unvermeidliche dumpf”
Gemurmel. Der Luſtgarten, wo ſich der Zug überſehen ließ und
die Garden ſtanden, ſah am feierlichſten aus. Unten an de
Schloßtreppe empfing der König mit dem ganzen Hofe den Sar4
und begleitete ihn hinauf, bis er an ſeinen Platz in dem
Thron=
zimmer geſtellt war. Das Zimmer war nicht ſchwarz ausgeſchla
gen, aber erleuchtet; es iſt von violettem Samt mit ſtarken Ver
goldungen und nahm ſich gut aus. Die anderen Zimmer des
Schloſſes waren dunkel. Es hatte etwas Schauerliches, die Prin;
zeſſinnen alle in der tiefen Trauer mit Krepp und langen Flören.
die meiſten weinend und ſehr angegriffen, in dieſer halbdunklen
Abendzeit zu ſehen.
Vom 27. bis geſtern abend konnte jedermann aufs Schlob
gehen, den Sarg zu ſehen. Er war aber verſchloſſen. Geſtern
abend ging nun der Zug ganz zu Fuß nach dem Dom. — Ich
leugne nicht, daß mich dieſe Tage ſehr erſchüttert haben. Die
Königin war, auch bloß als Frau betrachtet, von einer ſeltſamen
Harmonie in ihrem ganzen Weſen; ſie hatte wirkliche Größe und
alle Sanftmut, die nur aus den herzlichſten häuslichen
Verhälr=
niſſen hervorgehen kann; ſie war dabei uns ſehr gut, und wir
haben unendlich viel mit ihr verloren.”
Freitag, 19. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aueſſmen ſorvelt Sugang hain Meer!
Eindeukige Ablehnung jeglicher Gebietsabkrekungen. — Gebieksauskauſch nur auf der Grundlage des
engliſchen Angeboks. — Bau einer ikalieniſchen Berbindungsbahn in wohlwollende
Erwägung gezogen. — Italieniſche Bahnkonkrolle abgelehnk.
Seine Kriegsvorbereitungen würden ohne Unterbrechung fortge=
Ein Inkerview mit dem Regus.
ſetzt, und Muſſolini ſelbſt feuere ſeine Soldaten mit der Hoffnung
an, daß ſie ein neues Blatt in der Geſchichte ſchreiben würden.
Trotzdem aber Italien über alle modernen Kriegsmittel verfüge,
Denn Jallen einmarſchierk, wird Abeſinien zu den werde es ſich einem einigen Abeſſinien gegenüberſehen. In dem
Gedanken an die Taten der abeſſiniſchen Helden würde das ganze
Waſſen greiſen und an den Völkerbund appellieren. Land. Männer und Frauen, jung und alt, ſich gegen den Eindring=
Nr. 196 — Seite 3
EP. London, 18. Juli.
Die „Times” veröffentlicht heute ein Interview mit dem
Negus von Abeſſinien, das, wie das Blatt in ſeinem Leitartikel
betont die Beachtung aller Staatsmänner verdient, die ſich mit
dem täglich ernſter werdenden Problem des abeſſiniſchen
Streit=
falls beſchäftigen müſſen. Das Interview iſt eine Enttäuſchung
für all’ diejenigen, die gehofft hatten, daß Abeſſinien einen Krieg
durch weitgehende territoriale Zugeſtändniſſe an Italien
ver=
meiden würde. Der Negus läßt in dem Interview
keinen Zweifel daran, daß irgendwelche
Ge=
bietsabtretungen nur auf der Grundlage der
Gegenſeitigkeit erfolgen könnten. Er würde,
er=
klärte der Kaiſer, Italien unter Umſtänden einen Streifen der
an Italieniſch=Somaliland angrenzenden Provinz Ogadir
ab=
treten, wenn er dafür die Hafenſtadt Zeila oder einen anderen
Hafen eintauſchen könnte; dabei betonte er, daß Abeſſiniens
Zugang zum Meer für die Entwicklung des
Lan=
des von äußerſter Wichtigkeit ſei, und daß der
Mangel an einem Hafen das größte Hemmnis
für ſeine Entwicklung darſtelle. Gleichzeitig führte der
Kaiſer in dieſem Interview aus, daß er die italieniſche
For=
derung für den Bau einer Verbindungsbahn
zwi=
ſchen Somaliland und Eritrea in Erwägung
ziehen würde; er ließ gleichzeitig durchblicken, daß er unter
keinen Umſtänden eine Zone zu beiden Seiten
der Bahn abtreten oder auch nur den Italienern
Die militäriſche Kontrolle über dieſe Bahn
ein=
räumen würde.
In Beantwortung der italieniſchen Vorwürfe über den abeſ=
Finiſchen Sklavenhandel betonte der Negus in dieſem
Interview, daß in Eritrea und in Tripolis unter italieniſcher
Herrſchaft ebenfalls noch Sklaven gehalten würden, und daß
Dieſe ganze Frage überhaupt nicht als
Argu=
ment für eine Aufteilung Abeſſiniens benutzt
werden könne.
Abſchließend erklärte der Kaiſer, daß, wenn Italien in
Abeſſinien einmarſchieren ſollte, er zu den Waffen greifen und
zugleich an den Völkerbund appellieren würde.
Weiter ließ der Negus keinen Zweifel daran, daß die
Wei=
gerung gewiſſer europäiſcher Staaten — von denen er
vornehm=
lich Belgien und die Tſchechoflowakei nannte — die Ausfuhr
won Waffen nach Abeſſinien zu erlauben, den Kampf des Landes
uim ſeine Unabhängigkeit von vornherein ausſichtslos machen
würde.
Nach anderen Blättermeldungen hat der Negus erneut gegen
Ddie Suspendierung der Waffenausfuhrlizenzen durch die
eng=
liſche Regierung proteſtiert, und es wird angenommen, daß ſich
Das engliſche Kabinett in ſeiner heutigen Sitzung erneut mit
dieſer Frage beſchäftigen wird. Dabei dürfte auch noch einmal
Die ganze abeſſiniſche Frage erörtert und Englands Haltung
auf der bevorſtehenden Tagung des Völkerbundsrates endgültig
Feſtgelegt werden. In Regierungskreiſen wird kein Zweifel
da=
ran gelaſſen, daß die Verſuche, den Krieg durch diplomatiſche
Verhandlungen zu vermeiden, endgültig geſcheitert ſind, und daß
die Meldungen aus Rom, wonach Italien aus dem Völkerbund
austreten würde, falls dieſer Abeſſinien nicht ausſchließe, als
offizieller italieniſcher Standpunkt angeſehen werden müſſe.
„Abeſſinien wird bis zum letzten Mann kämpfen”.
EP. Addis Abeba, 18. Juli.
Im Anſchluß an eine Truppenparade hielt der Kaiſer von
Abeſſinien heute vor Abordnungen ſämtlicher abeſſiniſchen Stämme,
dem ſogenannten abeſſiniſchen Parlament, eine Rede, in der er
betonte, daß Abeſſinien bis zum letzten Mann kämpfen werde.
Stalien, führte der Kaiſer aus, habe ſeit 40 Jahren die
Erobe=
tung Abeſſiniens geplant, und dieſe Pläne ſeien nunmehr gereift.
ling wenden. „Abeſſinien bedroht niemanden”, erklärte der
Kai=
ſer, „aber es wird bis zum Letzten für ſeine Unabhängigkeit
kämp=
fen. Gott iſt unſer Schild und euer Kaiſer iſt mit euch und wird
nicht zögern, bei der Verteidigung unſerer Unabhängigkeit ſein
eigenes Blut zu vergeben.”
Muſſolinis „berechneke” Halkung.
EP. Paris, 18. Juli.
Das „Echo de Paris” weiſt in einem Leitartikel auf die ſehr
heikle Lage hin, in der ſich die franzöſiſche Diplomatie befinde.
Die Regierung habe bisher in der abeſſiniſchen Angelegenheit
vor=
ſichtige Zurückhaltung geübt. Werde ſie nunmehr gezwungen ſein,
eine Initiative zu ergreifen? Denn, wenn in der Tat Frankreich
ſeine guten Beziehungen zu Italien nicht kompromittieren dürfe,
ſo dürfe es andererſeits auch die tiefen Gefühle der engliſchen
Maſ=
ſen nicht verletzen. Das Gleichgewicht ſei ſehr ſchwer herzuſtellen.
Was die Haltung des Duce anbelange, ſo glaubt das Blatt, daß
ſie „berechnet” ſei. Bisher habe ſich der Duce gehütet, ſeine
Forde=
rungen genau feſtzulegen; er habe die erſte Anregung, die ihm
Miniſter Eden überbrachte, zurückgewieſen. Er könne annehmen,
daß jeder Tag, der vergehe, die Sorgen Englands erhöhe und die
engliſche Diplomatie zu weitergehenden Vorſchlägen verleiten
werde. Wenn man annehme, daß der Duce ein kriegeriſches
Aben=
teuer in Abeſſinien vermeiden wolle, ſo werde er erſt in dem
Augenblick ſeine Karten aufdecken, wo er glauben dürfe, die
äußerſte Grenze der engliſchen Konzeſſionen erreicht zu haben.
Das „Oeuvre” zeigt ſich erneut ziemlich peſſimiſtiſch, und es
glaubt eine neue Aenderung in der engliſchen Politik feſtſtellen zu
können. England habe ſeine alte Stellung wieder eingenommen,
d. h. es fordere, daß der Völkerbund die vollkommene Regelung
der abeſſiniſchen Frage vornehme. Andererſeits hätten die
Sondie=
rungen, die von franzöſiſcher Seite aus in Rom vorgenommen
worden ſind, um die Wünſche des Duce feſtzuſtellen, bisher
keiner=
lei Ergebniſſe gezeitigt. Der Duce beſchränke ſich gegenwärtig auf
die Antwort, daß das Anſehen Italiens einen großen militäriſchen
Feldzug in Abeſſinien fordere, und daß er gegenwärtig von
Ver=
handlungen nichts wiſſen wolle.
Die Skellung der Bereinigken Skagken.
EP. Waſhington, 18. Juli.
Die Haltung der Vereinigten Staaten zu dem
italieniſch=
abeſſiniſchen Konflikt wurde heute von dem ſtellvertretenden
Staatsſekretär Philips eindeutig feſtgelegt. Philips erklärte,
Amerika trete für die Aufrechterhaltung des Friedens auf Grund
der beſtehenden Pakte zur friedlichen Beilegung von Konflikten
ein. Er fügte hinzu, daß die diplomatiſchen Vertreter der
Ver=
einigten Staaten bei den in Frage kommenden Mächten den
Auf=
trag erhalten hätten, dieſen Standpunkt eingehend darzulegen und
über etwaige Entwicklungen ſofort Bericht zu erſtatten.
Der abeſſiniſche Geſandte in London.
Bei den engliſchen Bemühungen, Abeſſinien zum Nachgeben
gegenüber den italieniſchen Forderungen zu bewegen, ſpielt auch
der abeſſiniſche Geſandte in London, Dr. Wargneh Martin, eine
Rolle. Dieſer Geſandte, der erſt vor kurzem in London ſein
Be=
glaubigungsſchreiben überreichte, iſt eine eigenartige
Perſönlich=
keit. Das ſeltſamſte an ihm iſt, daß er von ſeinem 3. bis zu ſeinem
30. Lebensjahre engliſcher Staatsbürger war und die Sprache
ſei=
nes Landes auch heute noch, trotzdem er bereits die 70
überſchrit=
ten hat, nur mangelhaft beherrſcht. Dr. Martins Vater war ein
hoher Beamter am Hofe des abeſſiniſchen Kaiſers Theodore, der
im Jahre 1868 von dem engliſchen General Lord Napier bei
Mag=
dala entſcheidend geſchlagen wurde und darauf Selbſtmord beging.
Auch der Vater des Geſandten beging damals Selbſtmord, und
der nachmalige Dr. Martin wäre vielleicht in dem allgemeinen
Wirrwarr umgekommen, wenn ihn nicht ein engliſcher Offizier in
einem Winkel des zerſtörten Palaſtes entdeckt und mit ſich nach
In=
dien genommen hätte. In Indien wurde das verwaiſte Kind dann
getauft und erhielt den Namen ſeines Wohltäters, eines Oberſt
Martin. Martin beſuchte dann ſpäter die Schule in Indien und
ſtudierte Medizin. Schließlich, im Alter von 30 Jahren, kehrte er
wieder nach Abeſſinien zurück und wurde Leibarzt des Kaiſers
Menelik. Heute iſt er ein enger Vertrauter Haile Selaſſies, der
ihn ſchließlich nach London entſandte.
Die Aufnahme der neuen
Nok=
verordnungen in Frankreich.
EP. Paris, 18. Juli.
In den Wandelgängen des Palais Bourbon herrſchte trotz
den Ferien reges Leben. Eine Reihe von Abgeordneten
kommen=
tierte die Notverordnungen der Regierung. Im allgemeinen
haben die Notverordnungen keine allzu ungünſtige Aufnahme
gefunden. Die Kritiken beziehen ſich zumeiſt auf Einzelfragen.
Aber man erkennt an, daß alles in allem genommen die
Regie=
rung nicht anders handeln konnte. Ein Teil der
Intereſſen=
verbände hat bereits zu den Notverordnungen Stellung
genom=
men. So proteſtiert der Schutzverband der Beamten, dem
ſämt=
liche Beamtenorganiſationen angehören, und der marxiſtiſch
ein=
geſtellt iſt, energiſch gegen die die kleinen Beamten treffenden
Gehaltskürzungen und ganz allgemein gegen die
Deflations=
politik der Regierung. Er fordert ſeine Mitglieder auf, am
kom=
menden Freitag nach Geſchäftsſchluß auf dem Opernplatz zu
manifeſtieren. Das Innenminiſterium hat daraufhin ein
allge=
meines Demonſtrationsverbot unter freiem Himmel erlaſſen.
Die Frontkämpferverbände haben zu den Notverordnungen
noch nicht Stellung genommen. Sie fordern ihre Mitglieder zu
einer Rieſenverſammlung für Freitag abend in einem großen
Pariſer Saal auf, in der die Führer der Verbände anſcheinend
die Stimmung der großen Maſſen kennenlernen wollen, ehe ſie
endgültige Entſcheidungen treffen. Vor Samstag dürften die
Entſcheidungen daher nicht fallen. Natürlich werden die
Ver=
bände auch gegen die Kürzungen der Penſionen der
Kriegsteil=
nehmer proteſtieren, aber darauf dürfte ſich ihre Aktion wohl
auch beſchränken. Im großen und ganzen ſieht man alſo in
Re=
gierungskreiſen den kommenden Ereigniſſen mit ziemlicher
Ruhe entgegen.
*
Habsburg in Nöken.
Im Schloß Steenockerzehl haben die Kaiſerin Zita und
Erz=
herzog Otto ihre Koffer wieder ausgepackt. Aus ihrer geplanten
Reiſe nach Wien iſt vorerſt nichts geworden. Ihr
Sonder=
geſandter, der Geſchäftsträger der öſterreichiſchen Legitimiſten, Dr.
Wiesner, hat nun den Verſuch gemacht, das Ausbleiben der
Habsburger zu entſchuldigen. Er ſpricht von Gründen
politiſch=
pſychologiſcher Art, die im Augenblick die Rückkehr Ottos und
ſeiner Mutter verhindert hätten. Damit vermag er jedoch nur
recht mangelhaft die eigentlichen Urſachen zu verkleiden. Denn
in Wirklichkeit war es die Haltung der Kleinen Entente, die die
öſterreichiſche Regierung veranlaßte, den Habsburgern
nahezu=
legen, vorläufig öſterreichiſches Gebiet nicht zu betreten, mindeſtens
aber die Thronbeſteigungspläne ruhen zu laſſen. Dr. Wiesner
meint zwar, das die Rückkehr der Habsburger ſtändig aktuell ſei.
Aber das iſt ein ſchwacher Troſt für die öſterreichiſchen
Monarchi=
ſten und für das Haus Habsburg, das ſich in eine recht peinliche
Situation hineinmanövriert hat.
Ueberhaupt geht aus der ganzen Erklärung Wiesners
her=
vor, daß der Habsburger Rummel nichts anderes als ein
Privat=
vergnügen der Monarchiſten iſt. Nirgends iſt ein Hinweis darauf
zu finden, daß das öſterreichiſche Volk die Rückkehr der
Habs=
burger wünſcht. Man hütet ſich wohlweislich, derartige
Behaup=
tungen aufzuſtellen, weil man ſehr genau weiß, daß ſich das
öſter=
reichiſche Volk nach ganz anderen Dingen als nach den
Habsbur=
gern ſehnt. Gerade der Mann von der Straße macht ſich ſeine
eigenen Gedanken darüber, wie die voreilig vorgeprellte Wiener
Regierung und die Habsburger Familie vor den Bajonetten der
Kleinen Entente zurückgewichen ſind. Nur ſind dieſe Gedanken
über das ganze Abenteuer weder regierungs= noch
habsburger=
freundlich, und das iſt gerade der Kummer der zurzeit
herrſchen=
den Schicht, die betrübt feſtſtellen muß, daß ſie ſich wieder
ein=
mal gründlich blamiert hat.
In Camden Town (Südweſt=London) wurden im Anſchluß an
eine fasciſtiſche Verſammlung 15 Schwarzhemden und 2 Frauen
von einer Menſchenmenge von etwa 600 Perſonen bedroht.
Nehrere wurden durch Flaſchen und andere Wurfgeſchoſſe
ver=
letzt. Fünfzig Poliziſten, teils in Kraftwagen, teils zu Pferde,
ermöglichten den Belagerten einen ungeſtörten Abzug.
Verhaf=
tungen wurden nicht vorgenommen.
Welcher Skand ift am kinderreichſken?
Nach der letzten Volkszählung gibt es im Deutſchen Reich
imsgeſamt 14,1 Millionen Familien, d. h. zuſammenlebende
Ehe=
paare: Eine eingehende Erhebung hat nun für alle dieſe
Familien die Kinderzahl feſtgeſtellt, und zwar nicht nur abſolut,
ſondern — und dies ergibt beſonders intereſſante
Auf=
ſahlüſſe! — ſie hat auch feſtgeſtellt, wie ſich die ſoziale Stellung
des Familienoberhauptes zu der Zahl der Kinder verhält.
Welcher Stand iſt nun am kinderreichſten? Daß die meiſten
Rinder nicht bei den ſozial Beſtgeſtellten anzutreffen ſind, dürfte
ine ſeit langem bekannte Tatſache ſein, — jedoch kann man
benſo wenig umgekehrt einfach feſtſtellen, daß nun die
Arbeiter=
amilien durchweg die kinderreichſten ſeien. Die Ergebniſſe der
getroffenen Unterſuchung ſind in vielfacher Hinſicht
außerordent=
ich aufſchlußreich und überraſchend.
Unterziehen wir die einzelnen ſozialen Gruppen einer
näheren Betrachtung! Von den hier erfaßten 14,1 Millionen
Ehepaaren gehörte der weitaus größte Teil — 5,53 Millionen —
dem Stande der Arbeiter in Induſtrie und Handel
n. Von dieſen Arbeiterfamilien nun hatte der weitaus
über=
wiegende Teil, nämlich 26,7 Prozent, nicht mehr als ein Kind,
10,6 Prozent der Ehepaare hatten zwei Kinder, während 19,6
Brozent — alſo annähernd der 5. Teil — völlig ohne Kinder
war! Rund zwei Drittel aller Ehen ſind alſo kinderlos oder
ſenderarm, dagegen wurde nur von einem Drittel der Ehen
die für den Fortbeſtand der Volkszahl notwendige Kinderzahl
rreicht bzw. überſchritten. Eine Zahl von drei Kindern je
Familie wurde in 12,2 Prozent der Ehen ermittelt, mehr als
„Kinder waren in 13 von je 100 Ehen vorhanden, während
ier Kinder relativ am ſeltenſten (nämlich nur 7,3 mal bei je
120 Ehepaaren) anzutreffen waren. Eigenartigerweiſe kommt
gerade dieſe Vierzahl auch bei den übrigen Berufsklaſſen am
ſeltenſten vor.
Die nächſte große Gruppe im Berufsleben iſt die der
Selbſtändigen in Induſtrie Handel und
Hand=
werk, die mit insgeſamt 1,76 Millionen Familien vertreten iſt.
hier iſt die Verteilung der Kinderzahl der der Arbeiter
auf=
fallend ähnlich — obwohl beſtimmt keine ſoziale Gleichartigkeit
vorliegt! Gänzlich kinderlos war hier ſogar noch etwas mehr'
alls ein Fünftel aller zugehörigen Ehepaare, nämlich 20 4
Pro=
zent. 23,1 Prozent hatten ein Kind, 21,6 Prozent zwei Kinder.
Auch in dieſer Gruppe war nur rund der dritte Teil als
kinder=
reich zu bezeichnen.
Ebenſo ungünſtig ſah es zur Zeit der Zählung bei den
1, 07 Millionen Ehen in der Beamtenſchaft aus. Auch hier
war rund ein Fünftel aller Ehen kinderlos, 26,3 Prozent hatten
eän Kind, eine Zahl von zwei Kindern war etwas häufiger,
nämlich bei 24,1 von je 100 Ehen vertreten. Die Dreizahl war
ähnlich wie in den beiden vorerwähnten Gruppen mit 13,5
Prozent vorhanden, und vier Kinder kamen auch hier nur in
7. Prozent aller Ehen vor. Dagegen wurde der eigentliche
Kinderreichtum — fünf Kinder und darüber in der
Beamten=
ſchaft noch ſeltener erreicht als bei den Arbeitern und bei den
Selbſtändigen: nur 8,8 Prozent aller Ehepaare hatten dieſe
hohen Kinderzahle: aufzuweiſen!
Und die Angeſtellten in Induſtrie, Handel und im
öffentlichen Dienſt? 1,25 Millionen Ehepaare ſind hier erfaßt
worden; unter dieſen iſt aber mehr als ein Viertel (28,3 Prozent)
völlig kinderlos. Der überwiegende Teil, 30,2 Prozent hat ein
Kind, — zwei Kinder ſind bei je 100 Ehen 20,8 mal vorhanden.
Während aber ſonſt noch etwa bei dem 8. Teil aller Ehen
immerhin drei Kinder vorhanden waren, hat in dieſer Gruppe
nicht einmal mehr der 10. Teil dieſe Kinderzahl aufzuweiſen;
vier Kinder waren nur bei 4,7 Prozent aller Ehen vorhanden,
und fünf und mehr Kinder nur bei 5,7 Prozenk, — alſo nicht
einmal halb ſo häufig wie bei den beiden erſterwähnten Gruppen!
Wo iſt nun wirklicher Kinderreichtum zu finden? Das iſt
in erſter Linie bei den Bauern und Landwirten der
Fall, — ferner jedoch auch bei den landwirtſchaftlichen Arbeitern.
Unter den Bauern und Landwirten wurden 1.68 Millionen
Ehe=
paare gezählt, von dieſen waren nur 10,3 Prozent kinderlos,
15,0 Prozent aller Ehen hatten ein Kind; zwei Kinder waren
bei 18,7 Prozent aller Fälle vorhanden, und drei Kinder bei
15,2 Prozent. Die Vierzahl war auch in dieſer Gruppe mit
11,3 Prozent verhältnismäßig ſelten; dagegen waren bei faſt ein
Drittel aller Ehen (29,0 Prozent) fünf und mehr Kinder
vor=
handen!
Aehnlich iſt die Verteilung bei der an ſich kleinen Gruppe
der landwirtſchaftlichen Arbeiter. Von den hier
er=
faßten 0,6 Millionen Ehepaaren waren nur 12,5 Prozent
kinder=
los, 20,1 Prozent hatten ein Kind, während zwei bzw. drei
Kinder in 18,6 und 13,5 Prozent der Fälle gezählt wurden. Vier
Kinder waren, wiederum nur bei 9,7 Prozent der Ehen
vor=
handen, dagegen war annähernd ein Viertel (24,7 Prozent) mit
fünf und mehr Kindern als ausgeſprochen kinderreich anzuſehen.
Nach allem hängt ſomit die Höhe der Kinderzahl, wie durch
die vorliegende Zählung erſtmalig feſtgeſtellt wurde, in
erheb=
lichem Maße mit der Bindung an Grund und Boden
zuſammen. Der Bodenbeſitz bzw. die Selbſtbewirtſchaftung einer
Fläche Landes (Deputat) ſteht nach dieſer Ermittlung in enger
Beziehung mit dem Kinderreichtum, während die völlige
Los=
löſung von jedem Landbeſitz mit der Kinderarmut in enge
Ver=
bindung zu bringen iſt. In einer geſonderten Erhebung iſt
ferner noch feſtgeſtellt worden, daß in den landwirtſchaftlichen
Größenklaſſen zwiſchen 5 und 100 Hektar der Kinderreichtum am
größten iſt während bei den eigentlichen Großbetrieben wieder
eine abſinkende ginderzahl errechnet wurde.
Dr. Eva Wendorff.
* „Was ihr wollk!”
im Heidelberger Schloß.
Der romantiſche Zug der italieniſchen Renaiſſance und der
Rüpel=Ton der engliſchen Komödie, die Shakeſpeare in dieſem
Luſtſpiel miteinander verbindet, wurden in der Aufführung der
Heidelberger Feſtſpiele zu einem entzückenden
Zu=
ſammenklang verſchmolzen.
Die Inſzenierung Albert Floraths war nicht auf die
üblichen Maſſenwirkungen der Freilichtbühne geſtellt. Der
wun=
dervolle Schauplatz des Schloſſes mit den maleriſchen Faſſaden,
Balkonen, Bäumen und Blumen, die geſchmackvolle Regie und
überraſchende Leiſtungen ſchauſpieleriſcher Jugend gab den ſüßen,
beſchwingten Ton, der den ſommerlichen Abend unter dem
dunk=
len Himmel durchzog.
Wie leicht und gefällig ſchlangen und löſten ſich die
Ver=
wirrungen der bunten Komödie! Wie duftig ſpannten ſich die
Fäden der Liebe zwiſchen den Paaren! Bis zu welch’ toller
Luſtigkeit ſteigerte ſich das nächtliche Gelage der Saufkumpane
im Schloßhof, bis die Katzen miauten und das Krähen des
Hahnes den kommenden Morgen ankündigte!
Schauſpieleriſche Jugend blühte auf.
Gefion Helmke zog als Gräfin Olivia durch ein feines,
beſeeltes Spiel in den Bann der Dichtung. Sie hatte in Gerda
Maria Terno eine herrlich zupackende Zofe von draller
Lebensfülle; ein ſtarker Gewinn für die Bühne!
Angela Salloker war eine bewegliche, ſichere Viola;
mehr Knabe als liebendes Mädchen. Horſt Caſpar und Robert
Thiem tüchtig als Liebhaber.
Dazu die anerkannten Größen: Heinrich George als
„Junker Tobias” ein vollſaftiger, ſich in Spielkuſt auslebender
Falſtaff; Florath feſſelnd als Narr; F. Süßenguth ein
geſpreizter Malvolio, C. Haſſe ein zierlicher Bleichenwang.
Erinnert man ſich früherer Feſtſpiele in Heidelberg, ſo
er=
füllte es mit Genugtuung und Freude, daß alle Lücken durch
neue Kräfte geſchloſſen ſind und, daß ein begabter Nachwuchs
Gegenwart und Zukunft der deutſchen Schauſpielkunſt ſichert! Z.
Der iriſche Dichter Ruſſell geſtorben.
Der iriſche Dichter Georg Ruſſell iſt am Mittwoch im Alter
von 68 Jahren geſtorben. Er befand ſich in einem Sanatorium
in Bournemouth und wird in Dublin beſtattet werden. Ruſſell,
der ein Vorkämpfer der „Neukeltiſchen Bewegung” war, hat
zahl=
reiche Gedichtſammlungen und Proſabände herausgegeben.
Seite 4 — Nr. 196
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 19. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 19. Juli 1935
Burintdor 1339.
Nach wochenlanger harter Arbeit wird am 20. Juli die
Gar=
tenbau=Ausſtellung 1935 der Oeffentlichkeit übergeben. Damit
krönt der Gartenbauverein Darmſtadt e. V. die Feier ſeines
100jährigen Beſtehens, und er hat ſich um die Ausgeſtaltung
die=
ſer einzigen großen deutſchen Gartenbau=Ausſtellung
außerordent=
liche Verdienſte erworben. Geht es doch bei dieſer Ausſtellung
um nicht mehr und nicht weniger als, unbeſchadet aller
geſchäft=
lichen Ueberlegungen, in der reinſten Form für die Idee des
Gartens und der Pflanze zu werben. Dieſes Grundmotiv
wel=
ches von der Deutſchen Geſellſchaft für Gartenkultur gleich zu
Beginn aller Verhandlungen aufklang, iſt in ſtrengſter. Weiſe
durch den Gartenbauverein durchgeführt worden. Während
frü=
her Ausſtellungen dazu berufen erſchienen, einzelnen
Unter=
nehmen Gelegenheit zu geben, ihre Erzeugniſſe anzupreiſen, iſt
dies bei der Jubiläumsgartenſchau vollkommen in Wegfall
ge=
kommen. Wie der Vertreter der Deutſchen Geſellſchaft für
Gar=
tenkultur, Clemens Müller=Klein, einmal formulierte, werden die
Gartenbau=Ausſtellungen der Jetztzeit nicht mehr auf dem Buckel
der Gärtner ausgetragen. Selbſtverſtändlich hat der
Gartenbau=
verein Darmſtadt e. V. bei ſolcher Lagerung des ganzen Falles
ein nicht unbeträchtliches Riſiko übernommen, aber es ſpricht für
die Entſchloſſenheit, daß er ſich bedingungslos hinter die
national=
ſozialiſtiſchen Prinzipien des Reichsnährſtandes und die Deutſche
Geſellſchaft für Gartenkultur geſtellt hat.
Die diesjährige Gartenbau=Ausſtellung iſt von dem
Garten=
geſtalter Hirſch bewußt kämpferiſch geſtaltet worden, d. h., ſie
geht in der ganzen Anlage neue Wege und ſie wird nicht nur in
Fachkreiſen eine lebhafte Diskuſſion hervorrufen. Es wird Leben
um dieſe Ausſtellung ſein. Das aber iſt notwendig, denn nur auf
dieſe Weiſe wird auf dem Gebiete der Gartenbaukunſt Neues
er=
ſchaffen.
Eine Gartenbau=Ausſtellung muß nicht nur ein Gegenſtand
des Betrachtens ſein, ſie muß auch einen Ort darſtellen, in dem
ſich der Beſucher wohl fühlt. So ſind in dieſer Gartenbau=
Aus=
ſtellung unendlich viel Winkel und nette Durchblicke geſchaffen,
man findet einen ganz reizenden kleinen Bauerngarten, der
Blattpflanzengarten wird ſicher einer der Höhenpunkte dieſer
Schau ſein, durch Verwendung von farbiger Wegbeſtreuung wird
das Bild noch abwechſelungsreicher, ſo daß man mit Fug und
Recht annehmen kann, dieſe Gartenbau=Ausſtellung 1935 ſchließt
ſich in ihrer äußeren Form würdig an die Vorgängerinnen der
Jahre 1905 und 1925 an. Sie wird in der lebendigen Geſtaltung
und in dem lebendigen Kampf um einen neuen Garten vielleicht
dieſelbe Bedeutung erlangen, wie die Gartenbau=Ausſtellung 1905.
Aber in einer Gartenbau=Ausſtellung muß noch mehr ſein,
und ſo hat man dann viele Sonderveranſtaltungen eingefügt,
die von Fall zu Fall bekanntgegeben werden, wobei aber gleich
ſchon am erſten Tage, d. h. am 20. Juli bis einſchl. 31. Juli eine ganz
beſondere Ueberraſchung geboten wird, nämlich das Auftreten der
Harmonie=Sänger, d. h. der 6 luſtigen Geſangsvirtuoſen. Dieſe
durch Rundfunk, Schallplatten und Tonfilm in aller Welt
be=
kannten Sänger, die man auch „die Komiker im Frack” nennt,
werden ſicherlich viele anziehen. Jeden Nachmittag und jeden
Abend finden in der Gartenbau=Ausſtellung Konzerte ſtatt, und
zwar von 4—6 Uhr und von 8—10.30 Uhr Auf der oberſten
Terraſſe am Südende des Geländes ſind Bierzelte., Weinzelte,
Kaffeezelte und die für Darmſtadt unvermeidliche Waffelbäckerei
außer dem Kinderſpielplatz und dergleichen eingerichtet. So kann
die Ausſtellungsleitung, die mit der tatkräftigen Unterſtützung
des Kreisleiters und Oberbürgermeiſters Wamboldt dieſe
Ausſtellung Tat werden laſſen konnte, mit Recht von ſich
behaup=
ten, daß das von ihr aufgeſtellte Programm für jeden etwas
bringen wird.
* Opereften=Sommerſpielzeik im Orphenm.
„Polenblut”.
Im Orpheum wurde geſtern abend die Operetten=
Sommerſpielzeit 193,5 mit einem Gaſtſpiel der
Heſſi=
ſchen Volksbühne eröffnet Oskar Nedbals Operette
Polenblut” ging in Szene. Erich Lange, der für die
Spiel=
leitung verantwortlich zeichnete, hatte es verſtanden, recht viel
Lebendigkeit und gute Laune, dazu das nötige Tempo auf die
Bühne zu bringen. Beppo Geiger und das flott ſpielende
Or=
cheſter unterſtützten ihn dabei immer wieder durch die anfeuernden
oder gefühlsſeligen Melodien von Nedbals Muſik.
Es iſt nicht gerade etwas ganz Neues oder ganz
Beſon=
deres, was ſich in dieſer Operette begibt; ein Graf und
Guts=
beſitzer hat ſich ſein Lebtag mehr um Kartenſpiel und ſchöne
Frauen gekümmert, als um ſeine Wirtſchaft, die auch
dem=
entſprechend heruntergekommen iſt. Eine kleine Verſchwörung,
unter ſeinen Bekannten angezettelt, ſpielt ihm eine reiche
Guts=
beſitzerstochter als Wirtſchafterin ins Haus. Er verliebt ſich
ret=
tungslos in das vermeintliche Bauernmädel, die ſo reſolut in
ſeiner verſchlampten Wirtſchaft zupackt — nun, und das Ende
kann ſich jeder denken!
Sehr friſch und humorvoll war Erna Schieferdecker
(Städt. Bühnen Görlitz) in der Rolle dieſer Helena,
tempera=
mentvoll ſingend und tanzend. Den unverbeſſerlichen Spieler und
Frauenjäger Baranſky wußte Kammerſänger Erich Lange
(Berlin) ſtimmlich und darſtelleriſch liebenswürdig zu geſtalten.
Aus dem übrigen recht gut eingeſpielten Enſemble nennen wir
noch als köſtliche Type den Pan Zaremba (Willi Ziegler), den
ewig hoffnungslos Verliebten (Fritz Ploder), die kapriziöſe
Primaballerina (Ellen Haak) und ihre „gut erzogene‟ Mutter
(M. Schneider=Kögler). R. C. Frieß hatte dafür
ge=
ſorgt, daß die Chöre und Enſembles gut klappten.
So kam denn in dem vollbeſetzten Haus die richtige
ſommer=
lich gute Stimmung auf, und es wurde nicht mit Beifall
ge=
ſpart.
Rückkehr der Buben und Mädels
aus den Uebungslagern Rimdidim und Roßdorf.
Am Samstag, dem 20. Juli 1935, kehren die zur Kur in
den Uebungslagern untergebrachten Buben und Mädels nach
Darmſtadt zurück. Die Eltern und Angehörigen werden hiermit
aufgefordert, ſich an dieſem Tage um 11 Uhr im Hofe der
Kreis=
amtsleitung, Wilhelminenſtraße 34 einzufinden, um ihre Kinder
abzuholen. Eine beſondere Benachrichtigung ergeht nicht mehr.
Ein ſeltener Bogel aufgefunden!
Vor einigen Tagen fand zufälligerweiſe ein Mitglied des
Vereins der Vogelfreunde in der Bismarckſtraße eine tote
Nachtſchwalbe. Dieſer Vogel, auch „Ziegenmelker”
ge=
nannt, iſt ein ausgeſprochener Nachtvogel, der ſcheinbar durch
An=
rennen an einen Draht den Tod fand. Dieſe Vogelärt iſt bei uns
recht ſelten, kommt aber doch mehr vor, wie man glaubt, da dieſe
Vögel eine ausgezeichnete Schutzfärbung haben (Mimikry) Die
Nachtſchwalbe iſt ein ſchlanker Vogel von der Größe einer Taube.
Tagsüber ſitzt ſie dicht angeſchmiegt auf einem Aſt, ſo daß ſie von
ihrer Umgebung kaum zu unterſcheiden iſt. Ihr liebſter Aufenthalt
ſind große Laub= und Nadelwaldungen mit Lichtungen und Blöße.
Dort beginnt der Vogel bei eintretender Dämmerung ſeine
Tätig=
keit, die in der Vertilgung von allerlei Nachtinſekten, beſonders
aber von großen Nachtſchmetterlingen beſteht. Dieſes gelingt ihm
ſehr gut, da er einen außerordentlich breiten Schnabel beſitzt, der
an den Enden mit borſtenartigen Haaren verſehen iſt und mithilft,
die Schmetterlinge feſtzuhalten. Der Flug der Nachtſchwalbe iſt
ge=
räuſchlos und leicht ſchwebend und erinnert an den Flug der
Taube, weil ſie die Flügel oft ganz ſteil emporſchwingt und laut
klappend zuſammenſchlägt. Dabei vernimmt man dann ihren
ſchnurrenden Ruf. Die Nachtſchwalbe baut kein Neſt, ſondern legt
ihre Eier auf den Erdboden.
— Volksbildungsſtätte Darmſtadt. Wir weiſen nochmals hin
auf die am Sonntag, 21. Juli, ſtattfindende
heimatgeo=
logiſche Wanderung nach Wiebelsbach, Frau=Nauſes,
Breuberg, Duſenbach Höchſt, unter Leitung von Dr. H. Diehl.
Ab=
fahrt: Darmſtadt=Oſt, 7.58 Uhr, mit Sonntagskarte bis
Wie=
belsbach.
Ferientage im Jugendlager.
Ein Beſuch bei den Mädeln. und Jungmädeln im Lager bei Brandau.
Beſuch ſcheint hier draußen im Brandauer Jugendlager keine
Seltenheit zu ſein! Schon bald, nachdem uns die kleinen
Wäch=
terinnen am Eingang in Empfang genommen haben, dürfen wir
mit zu der großen Familie gehören, die von 130 Mädeln und
Jungmädeln des Untergaues Darmſtadt und Offenbach gebildet
wird. Wir kommen gerade in die Stunde des morgendlichen
Putzens und Aufräumens hinein. Da wimmelt es in allen
Räu=
men und Gängen des langgeſtreckten Lagergebäudes herum, mit
Wiſchtüchern, Beſen und Putzeimern bewaffnet. Manches Mädel,
das vielleicht zu Hauſe gar nicht oder nur mit Widerſtreben zu
ſo einer Arbeit zu bringen wäre, iſt hier mit wahrer
Begeiſte=
rung dabei; es iſt aber auch ſo luſtig, im Verein mit all den
an=
deren zu ſchaffen und nachher alles blitzblank zu ſehen. Während
wir zuſehen, wie ſich in dem großen freundlichen Tagesraum die
Waſſerfluten über die Dielen ſtürzen, wie in den Schlafſälen die
Betten kunſtgerecht gebaut werden und in den hellgekachelten
Waſch= und Brauſeräumen die Flieſen geſchrubbt werden erzählt
uns die Sportleiterin des Lagers davon, wie die Mädel den Tag
begonnen haben:
„Um ½7 Uhr früh wird geweckt; kurz darauf ſteht alles im
Sportanzug draußen auf dem Platz vor dem Haus, mit mehr
oder weniger verſchlafener Miene. Nachzügler zahlen Strafgeld,
— da gibts keine Ausrede! Und wenn wir dann erſt unſeren
Morgenlauf und unſere Morgengymnaſtik hinter uns haben,
dann iſt auch der letzte Reſt von Schlaf vertrieben. Dann geht
es fix in die Waſchräume, und pünktlich um 8 Uhr treten wir
wieder draußen an, da wird unſere Fahne gehißt. Und dann
haben wir langſam alle ganz mächtigen Hunger und laſſen uns
den Kaffee gut ſchmecken.”
Mittlerweile iſt das Putzen und Aufräumen, das ſich an
das erſte Frühſtück anſchließt, zu Ende. Wir inſpizieren
noch=
mals überall: in der Bude der „Bandelwürmer”, der „
Datte=
riche”, der „Rollmöpſe”, im „Finkenneſt” bei den „Bonzen”
Was ſind da alles für luſtige Namen? Ja, werden wir raſch
auf=
geklärt, am erſten Abend werden die Neuangekommenen gleich
in beſtimmte Gruppen und Familien eingeteilt. Raſch bekommt
jede Familie ihren Namen, und im Laufe einer Woche — ſo
lange bleiben die Mädel meiſt hier oben — ſchließt ſich ſo eine
Familie recht feſt zuſammen und macht ihrem Namen mehr oder
weniger Ehre.
Und nun ruft ein heller Pfiff die Mädel nach draußen: eine
Gruppe von etwa 40 Mädeln hat ſich zuſammengefunden, um
mit der Sportleiterin des Lagers nach Lindenfels
hinüberzuwan=
dern und dort im Strandbad zu ſchwimmen. Nun läßt die
Sport=
leiterin ſie antreten, überzeugt ſich noch einmal, daß die
Brot=
beutel und Feldflaſchen mit dem nötigen Proviant verſehen ſind
— „denn Ihr ſollt mal ſehen, was für einen Hunger Ihr vom
Schwimmen kriegen werdet!” —, zählt ihre Schäflein noch
ein=
mal, und dann gehts mit „Kehrt marſch” und einem frohen Lied
auf den Weg. Die anderen die zurückbleiben und
hinterher=
winken, ſehen die weißen Bluſen bald zwiſchen dem hohen gelben
Korn verſchwinden.
„Und was tun wir nun?” Ja, Langeweile kann hier nicht
aufkommen; wer nicht gerade heute an der Reihe iſt, ein kleines
Amt zu erfüllen, der geht mit einer anderen Führerin, die
be=
ſonders das Spielen, Singen, Tanzen uſw. leitet, ein Stück
berg=
aufwärts durch den Wald, um oben auf einer Wieſe zu lagern.
Bald hören wir gedämpftes Singen zu uns herüberſchallen. Ehe
wir aber dorthin folgen, beſuchen wir noch die kleinen „
Patien=
ten” des Lagers — gottlob, etwas Schlimmeres fehlt ja
nieman=
dem, die Mädel werden ja auch alle vor Eintritt in das Lager
gründlich unterſucht — aber verdorbene Mägen, zerſchundene=
Knie, Bremſenſtiche gibt es doch hier und da einmal. Nun,
dafür=
iſt ja auch eine geprüfte und erfahrene Sanitäterin im Haus.
die die erſten Hilfsmittel immer zur Hand hat. Und
außerdem=
kommt natürlich regelmäßig ein Arzt ins Haus. — Wir werfem
noch einen Blick in die Küche mit ihren blitzblanken,
vertrauen=
erweckenden Rieſenkeſſeln, wo die treue Hausmutter des Lagers
eben für heute Mittag „Milchreis mit Zimt und Zucker
an=
ordnet.
Dann gehen wir hinaus auf die Wieſe wo man eben das
luſtige Lied von den Leinewebern ſingt. Und nun wollen win
Märchen ſpielen. Raſch ſind die Rollen verteilt. Wozu ſo eim
wollner Kolter nicht alles gut ſein kann: Der eine dient, maleriſch
drapiert, dem König als Umhang, ein anderer ſtellt,
zuſammen=
gerollt, das Königskind dar, das von Rumpelſtilzchen geholt werdem
ſoll! Noch viel ſchöner gerät dann das Spiel vom
Schneewittchen=
die Lagerleiterin iſt auch unterdeſſen hinzugekommen und ſpieli
als Jägersmann mit. Wir wundern uns wirklich wieviel
Phan=
taſie und Humor die Mädel bei dieſem Stegreifſpiel entfalten.
Zum Schluß wird tüchtig geklatſcht!
Nun aber im Dauerlauf zurück ins Lager und in den „
Abfüt=
terungsraum für Raubtiere‟. Es iſt ja ſchon 1 Uhr geworden und=
Eſſenszeit. Nach einem friſchen Lied und einem kräftigen „Gutem
Hunger!” ſetzt man ſich nieder und in verblüffend kurzer Zeit ſind
die Teller leer — wer mag, holt ſich ein zweites Mal! Danach iſt
Freizeit bis 3 Uhr, und wir machen’s den Mädeln nach, die ſich
mit ihren Koltern in den Wald beim Haus zum Faulenzen
ver=
ziehen — wir legen uns auch auf eine Bank vor dem Haus und
genießen ſo recht den herrlichen Blick, den man von hier oben hat,
liegt doch das Lager ganz einzig ſchön auf dem Berg am
Wald=
rand. Und der Blick ſchweift von hier hinweg über den Talgrund.
in welchem Brandau liegt, zum Felsberg. Von dorther aber ſchiebi
ſich während der Mittagſtunde eine dunkle Gewitterwolke, und
während wir uns dann um 3 Uhr im Tagesraum Kakao und
Mar=
meladebrote ſchmecken laſſen (wahrhaftig, es ſchmeckt ſchon wieder!),
fängt’s draußen mächtig an zu ſtürmen, Blitze zucken, der Donner
rumpelt, und bald klatſcht der Regen gegen die raſch geſchloſſenem
Fenſter. Enttäuſchte Geſichter: „Nun können wir nicht nach
Neun=
kirchen wandern!” Aber die Lagerleiterin weiß ſchon etwas
Neues: Geſchichten ſollen, vorgeleſen werden, Scherzrätſel gelöſt=
und Pfänderſpiele gemacht werden. Schnell ſind die Bänke im
Tagesraum im Kreis aufgeſtellt worden, und bald hallt der Raum
wieder vom frohen Lachen und Singen. Wir können uns nur ſchwer
losreißen aus dieſer Geſellſchaft, laſſen uns draußen von der
La=
gerleiterin noch raſch erzählen, wie die Mädel nun den Tag
be=
ſchließen werden: nach dem Abendeſſen bleibt man noch bis 9 Uhr.
in froher Unterhaltung zuſammen, die Führerinnen erzählen
Fahr=
tenerlebniſſe oder von den Sitten und Bräuchen der Odenwälder
Leute. Beſonders ſchön ſind immer die Abſchiedsabende der
ein=
zelnen Gruppen, die manchmal mit den Bauern gemeinſam unten
im Dorf gefeiert werden. Da können ſich dann die Mädel, die
viel=
leicht am erſten Abend ihres Lageraufenthalts vor dem Einſchlafen.
ſogar ein Tränchen zerdrückt haben gar nicht von dem Lager.
trennen. Es gibt einen ſchweren Abſchied, und oft kommt es vor —
wie wir es ſelbſt zufällig heute erlebten —, daß Mädel, die nicht:
allzu weit vom Lager entfernt wohnen, mit dem Rad immer
wie=
der zu Beſuch heraufkommen.
Auch wir trennen uns nicht gern von dieſem Haus und winken:
noch, während wir wieder nach Brandau hinunter wandern. lange
zurück.
A. H.
Multer macht Ferien ohne Familie!
Aus der Arbeit der NSV.
Man ſchreibt uns: Mutter und Kind” ſind die Träger des
Lebens einer Nation und das Unterpfand für die Unſterblichkeit
eines Volkes. Zuſätzliche Hilfe überall dort zu bringen, wo es
gilt, einer deutſchen Mutter in körperlicher, geiſtiger und
ſeeli=
ſcher Not beizuſtehen, einem deutſchen, erbgeſunden Kind zu
ge=
ſunder Fortentwicklung zu verhelfen . . Mit dieſen Worten
umriß Reichsminiſter Dr. Goebbels den Grundgedanken des
Hilfs=
werks „Mutter und Kind‟,
Betrachten wir einmal einen Teil dieſes großen Hilfswerks,
die „Mütterverſchickung”, Vielgeſtaltig wie die geſamte Arbeit
der NSV. iſt hier beſonders die Zuſammenarbeit aller
Beteilig=
ten in vereintem Dienſt mit dem Ziel: Geſunde Mütter —
ge=
ſundes Volk”. Denn alle die hier mitarbeiten, ſind von dem
Grundſatz überzeugt, daß Helfen im Dienſt an Mutter und Kind
bedeutet: in jeder deutſchen Mutter — die eigene Mutter ehren.
Wohin ſchickt eigentlich das Amt für Volkswohlfahrt
Kreis=
amtsleitung Darmſtadt, die Mütter, die zur Erholung gelangen?
Es ſind die ſchönſten Gegenden in unſerem Gau Heſſen=Naſſau, ſo
z. B. Berg Naſſau, Chauſſeehaus bei Wiesbaden, Erholungsheim
Alsbach, Bad Orb, Bad Ems u. a. mehr. Von morgens bis
abends immer nur Eſſen, Schlafen, körperliche Ertüchtigung und
Spazierengehen und nicht fragen, woher es kommt; das iſt
ein=
fach ein Leben wie im Schlaraffenland. Mit dieſen und
ähn=
lichen Gefühlen denkt die Mutter an die Wochen Ferien zurück,
die ſie durch die Mütterverſchickung der NSV. erhielt. Tauſende
und aber Tauſende im ganzen Deutſchen Reiche denken und
ur=
teilen wie ſie, Und wenn dann unſere Mütter wieder zu Hauſe
ſind bei ihrer Familie, ſchreiben ſie zurück an die Heimleitungen
oder an die Volkswohlfahrt ſelbſt. Aus dieſen Briefen kann ſich
nun auch der Außenſtehende ein Bild von dieſem ſegensreichen
Werk der „Mütterverſchickung” durch die NSV. machen. Es war
doch ſehr ſchön im Heim!
Welches iſt der Sinn dieſer neuartigen
Müttererho=
lungsfürſorge 2 Sie will erbgeſunden, bedürftigen Müttern
— die aber nicht krank ſein dürfen, weil die Kranken von
an=
deren Stellen betreut werden — eine mehrwöchige
Er=
holungspauſe verſchaffen. Sie will ſie für einen Teil des
Jahres befreien von dem Zwang, Tag für Tag in aller Frühe
aufzuſtehen und ihre Kräfte vorzeitig in der Zwergenſchlacht des
Daſeins zu verbrauchen. Sie will, daß die Mutter in geſunder,
ruhiger Umgebung für neuen Lebenskampf neue Kraft ſich holt.
Die Mütter, die von uns in Erholung kommen, ſollen an nichts
anderes denken wie nur an ihre Erholung.
Vieles iſt getan, unendlich mehr muß aber noch, um allen
gerecht zu werden, geleiſtet werden, denn die Arbeit der NSV.
hat nur eine Grenze: die finanzielle. Dieſe Grenze aber möglichſt
weit zu ſtecken, liegt bei jedem einzelnen. Sei Dir, Volksgenoſſe,
dieſer ungeheuren Bedeutung bewußt, arbeite tätig mit am
natio=
nalſozialiſtiſchen Aufbauwerk der Familie und ſomit unſeres
Staates, der uns geſchaffen und erhalten wurde unter ſtetem
Ein=
ſatz an Exiſtenz, Leib und Leben der alten Garde der
Freiheits=
bewegung. Spende deshalb gerne, wenn die NSV. mit der Bitte
an Dich herantritt, ſie weitgehendſt in dieſem umfangreichen und
ſegenbringenden Werk zu unterſtützen.
NSV.-Werbung 1935.
An alle NSV.=Walter des Kreiſes Darmſtadt.
Der Gauamtsleiter des Amtes für Volkswohlfahrt hat
an=
geordnet, daß die große Aktion NSV.=Werbung 1935” ihren
vorläufigen Abſchluß erſt am 25. d. M. findet.
Die Werbung iſt daher von allen Amtswaltern und
ſämt=
lichen Mitgliedern der NSV. bis zu dem genannten Termin
intenſivſt weiterzuführen.
Die Aufnahmeerklärungen der im Monat Juli neu
gewor=
benen Mitglieder müſſen bis zum 25. d. M. reſtlos im Beſitze
der Ortsgruppenamtsleiter ſein. Die Aufnahmegebühr iſt ſofort
einzuziehen und bis zum 25. d. M. an die
Ortsgruppenkaſſen=
walter abzuführen.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt Darmſtadt.
— Volkskonzert im Rummelbräu. Heute abend findet im
Rum=
melbräu ein volkstümliches Konzert ſtatt, welches von einem
Orcheſter arbeitsloſer und zum Teil ſchwer erwerbsbeſchädigter
Soliſten, unter Leitung des Kapellmeiſters H. Hett, ausgeführt
wird.
Kraftfahrer, bewahrt Selbſtbeherrſchung
Der Alkohol bekrügt Sinne und Nerven
der Kraftfahrer.
Mit dem Eintritt der warmen Jahreszeit ſetzen auch die
Volksfeſte aller Art ein. Turn= und Schützenfeſte und ähnliche
Vergnügen führen viele Volksgenoſſen zu fröhlichen Feiern
zu=
ſammen. Die fortſchreitende Motoriſierung und der zunehmende
Radfahrverkehr bringen es mit ſich, daß an derartigen
Veranſtal=
tungen auch viele Kraftfahrer und Radfahrer teilnehmen. Solche
Feierlichkeiten ſind mit Genuß von Alkohol verbunden. Den
Kraftfahrern und Radfahrern aber liegt hierbei eine, ſchwere
Verantwortung ob. Es iſt erwieſen, daß ſchon geringe Mengen
von Akohol die Fahrſicherheit beeinträchtigen.
Kraftfahrer und Radfahrer, die ſich unter der Einwirkung
genoſſenen Alkohols mit ihren Fahrzeugen in den örtlichen
Ver=
kehr begeben, handeln unverantwortlich und gefährden ſich und
andere Mitmenſchen. An alle Fahrzeugführer wird deshalb die
dringende Mahnung gerichtet, ihre Wagen oder Räder beſſer an
Ort und Stelle zu belaſſen und ſie ſpäter abzuholen, wenn ſie
in=
folge Alkoholgenuſſes zur abſolut ſicheren Führung ihres
Fahr=
zeuges nicht mehr in der Lage ſind.
Die mit der Verkehrsüberwachung beauftragten Polizef
organe in Stadt und Land haben die ſtrikte Anweiſung, unnach;
ſichtlich durchzugreifen, wenn unter Einwirkung von Alkohol
ſtehende Perſonen am Steuer von Kraftfahrzeugen oder auf
Fahrrädern betroffen werden. In ſolchen Fällen droht ſtrenge
Beſtrafung, die Entziehung des Führerſcheins, Unterſagung der
Führung von Fahrrädern und die polizeiliche Sicherſtellung des
Fahrzeuges.
Warnung vor einer Zechbetrügerin. Am 9. 7. wurde eine
gewiſſe Agathe Schiwan wegen Zechbetruges in Magdeburg
feſtgenommen. Sie ließ ſich in einem Café Speiſen und Getränke
geben, ohne im Beſitze von Geld zu ſein. Ihre Perſönlichkeit
ſteht nicht einwandfrei feſt. Sie will ſich in verſchiedenen Städten
aufgehalten haben, ohne polizeilich gemeldet geweſen zu ſein.
Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß ſie auch in hieſiger Gegend in der
gleichen Weiſe aufgetreten iſt. Beſchreibung: Etwa 20 Jahre
alt, 1,57 Meter groß, ſchlank, mittelblonde Haare, mittelbraune
Augen, ausgeb. Naſe. Wulſtlippen, 2 Warzen unter dem rechten
Ohr. Kleidung: Hellgraues Koſtüm, roſa Seidenbluſe.
Diebſtähle in Darmſtadt. In der Nacht zum 11. 7. wurden
aus einem ſüdlich der Fabrik Merck gelegenen Garten etwa 15
Pfund Bohnen und ſonſtiges Gemüſe geſtohlen. — In der Zeit
vom 11.—13. 7. wurde aus dem Hofe des Hauſes Arheilger
Straße 53 ein etwa 5 Meter langes Waſſerrohr geſtohlen. — Am
Sonntag, dem 14. 7. in der Zeit von 16.15 bis 17 Uhr, wurde
in der öffentlichen Ankleidehalle der Turngemeinde 1846 (weiße
Häuschen) einem Badegaſt eine Armbanduhr geſtohlen. Vor
An=
kauf wird gewarnt. — Am 16. 7., gegen 10 Uhr, wurde von
einem am Güterbahnhof aufgeſtellten. mit Säcken beladenen
vier=
rädrigen Handwagen ein auf demſelben liegender grüner, ein”
reihiger Tuchrock geſtohlen. In demſelben befand ſich eine braune
Brieftaſche. Inhalt: Mitgliedsausweis des Tennisklubs
Beſſun=
gen. — Sachdienliche Mitteilungen werden erbeten vom
Landes=
kriminalpolizeiamt Darmſtadt, Zimmer 36.
Salfler, Tapezierer und Polſterer, Leder= und
Linoleum=Induſtrie!
E Die Anträge auf Ausſtellung eines Arbeitsbuches
ſind, ſoweit nicht der Betriebsführer vom Arbeitsamt in einek
beſonderen Zuſchrift eine andere Anweiſung erhalten hat, bei der
zuſtändigen Dienſtſtelle des Arbeitsamtes Darmſtadt in der Zeit
vom 29. Juli bis 31. Juli 1935, vormittags zwiſchen 7 und 13
Uhr, perſönlich abzugeben.
Milchviehaukkion in Darmſtadt.
Die von der Nutzviehbeſchaffungsgenoſſenſchaft im Auftrag der
Landesbauernſchaft geſtern in Darmſtadt abgehaltene
Milchvieh=
auktion war mit zehn Kühen und ſechs Rindern der Fleckviehraſſe
beſchickt. Sehr groß war vor allen Dingen die Auswahl an
Fahr=
kühen. Das Kaufintereſſe war allerdings, zumal der Beſuch wohl
unter den Erntearbeiten litt, nicht ſonderlich groß. Es konnten
nur fünf Kühe, und zwar zu Preiſen zwiſchen 380 und 460 RM=
und ein Rind zum Preiſe von 400 RM. verkauft werden. Wie
verlautet, werden in Zukunft auch wieder Kühe des ſchwarz=weißen
Tieflandſchlages zum Ausgebot gelangen.
Freitag, 19. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 196 — Seite 5
*Woher kommt das nar?
Aus Heſſen.
Krankheiksurſachen und ihre Deukung.
Mütter ſind meiſt ſehr gute Beobachter, und der Arzt wird
gern auf die Meinung und das Urteil einer erfahrenen,
kinder=
reichen Mutter hören. Der natürliche Inſtinkt der Frauen iſt
aber leider nicht ſelten durch allerhand ſonderbare Auffaſſungen
und Vorurteile getrübt, die von überklugen Leuten mit viel
Eifer und ſuggeſtiver Ueberzeugungskraft verbreitet werden und
mit der ärztlichen Erfahrung im Widerſpruch ſtehen. Solche
Fehl=
urteile ſind manchmal auch auf uralten Aberglauben oder
phanta=
ſievollen Verallgemeinerungen von Einzelbeobachtungen
zurückzu=
führen, häufig beruhen ſie aber auch auf Mißverſtändniſſen oder
auf falſch aufgefaßten ärztlichen Lehren, und es erſcheint daher
zweckmäßig, auf einige ſolcher Irrtümer hinzuweiſen. Falſche
Deutungen über Krankheitsurſachen entſtehen durch die
unzurei=
chende Beantwortung der Frage: „Woher kommt das nur? Sie
iſt an ſich durchaus berechtigt, denn wenn man einem Uebel
weh=
ren will, möchte man zunächſt wiſſen, wie es entſteht.
Ein uralter und kaum auszurottender Irrtum oder vielmehr
Aberglaube iſt die Annahme vom ſogenannten „Verſehen” der
werdenden Mutter. Wird ein Kind mit einem Muttermal oder
einem ſogenannten Feuermal geboren, ſo glaubt man, die Mutter
habe ſich „verſehen”, das ſoll heißen, ſie habe einen Schreck
er=
lebt, z. B. eine Feuersbrunſt geſehen. Man geht darin noch
wei=
ter und glaubt, daß alle ſeeliſchen Erlebniſſe oder körperlichen
Beſchwerden ſich irgendwie auf das Kind im Mutterleib
über=
tragen. Gemütvolle Väter bemühen ſich deshalb, ihre Frauen in
der Zeit der Erwartung mit Schönheit zu umgeben, alle
Auf=
regung fernzuhalten und beſonders liebevoll und zartfühlend zu
ſein, damit ein recht liebes, ſchönes und gutes Kind zur Welt
komme. Eine ſolche freundliche Behandlung der Muter iſt ſicher
kein Fehler und ſollte auch zu anderen Zeiten geübt werden, aber
ein Einfluß auf Körper und Seele des Kindes iſt nicht davon
zu erwarten. Die ſeeliſchen und körperlichen Anlagen erhält das
Kind von den Eltern, aber nicht von deren zufälligen
Stimmun=
gen und dem vorübergehenden körperlichen Verhalten, ſondern
aus der Erbmaſſe. In der Erbmaſſe der Eltern ſind nicht
nur jene Anlagen enthalten, die bei den Eltern ſelbſt zum
Vor=
ſchein gekommen ſind, ſondern auch Anlagekräfte, die von
Groß=
eltern und Ahnen ſtammen. Wenn eine Frau ſich in der
Zeit, da ſie das Kind erwartet, ſehr aufgeregt hat und dann ein
recht nervöſes, unruhiges Kind das Licht der Welt erblickt, ſo iſt
nicht die Aufregung der Mutter daran ſchuld, ſondern ihre
ner=
vöſe und leicht erregbare Anlage, die vermutlich zu übertrieben
ſtarken ſeeliſchen Reaktionen in der Schwangerſchaft geführt hat.
Kleine Kinder ſollen auch ſchön dick und rund ſein, möglichſt
früh Papa ſagen und bald laufen lernen. Verläuft die
Gewichts=
kurve des Kindes nicht ganz ſo ſteil wie bei der Nachbarin, ſo
beſteht die Meinung, das Kind erhielte nicht genug zu eſſen, und
nun wird Mehl und Milch hineingeſtopft. Das Kind wird nun
zwar dick, aber blaß und kränklich. Die Mutter iſt entſetzt, wenn
der Arzt von einem Mehlnährſchaden ſpricht und
Scho=
nungsdiät empfiehlt. Größter Widerſtand regt ſich aber vor
allem bei den Großmüttern und Tanten, wenn der Arzt erklärt,
das Kind würde zu warm gehalten. Man iſt eben allgemein der
Anſicht, daß ein kleines Kind gar nicht warm genug zugedeckt
werden kann, ſteckt es in Federkiſſen oder bringt es wenig an die
friſche Luft. Schreit ſo ein armes, überhitztes Würmchen in
ſei=
nem heißen Bett, hat es Leibweh oder gar Erbrechen, ſo wird
als Grund für das Unbehagen eine Erkältung angeſehen, oder
man tröſtet ſich damit, daß das Kind Zähne kriegt. Auch
Krampf=
anfälle und hohes Fieber werden auf den Zahndurchbruch
zurück=
geführt. Dabei iſt das Kind oft wirklich krank. Der
Brechdurch=
fall, an dem in früheren Jahren in den Sommermonaten
zahl=
loſe Kinder ſtarben, iſt nicht nur auf fehlerhafte Ernährurg,
ſon=
dern auch auf Ueberhitzung des kindlichen Körpers in dumpfen,
heißen Stuben zurückzuführen. An ſchwülen Tagen ſoll das
Klein=
kind ſo leicht als möglich bekleidet ſein und an der kühlſten Stelle
der Wohnung in ſeinem Bettchen liegen. Selbſt an kalten Tagen
kann man den Kinderwagen ins Freie ſtellen. Da muß natürlich
das Kind gut eingepackt und vor Wind geſchützt ſein, dann
er=
kältet es ſich ſchon nicht. Mit dem Sitzen= und Laufenlernen
hat es übrigens Zeit. Wenn die kleinen Knochen und Muskeln
ſtark genug ſind, fängt das Kind ſchon früh von ſelbſt an.
Kno=
chenverbiegungen entſtehen, wenn bei unzweckmäßiger Ernährung
die Beinchen zu früh belaſtet werden, oder wenn das Kind
in=
folge Ueberfütterung zu dick geworden iſt. Friſches Gemüſe und
Lebertran ſind beſſer als Brei. Auch die Milch iſt nicht an allen
möglichen Ernährungsſtörungen ſchuld. Sie wird faſt immer gut
vertragen, wenn ſie, dem Alter des Kindes entſprechend, verdünnt
und nicht zulange abgekocht wird. Macht das Kind einen kranken
Eindruck, hat es Fieber oder gar krampfartige Zuckungen, ſo ſind
nicht die Zähneſchuld. Gewiß, der Zahndurchbruch macht
manch=
mal Beſchwerden, aber es kommen dabei höchſtens kurzdauernde,
geringfügige Temperaturerhöhungen vor. Die Erklärung „Das
Kind zahnt” iſt leider oft nur eine Selbſtberuhigung. Bei
höhe=
rem Fieber, bei Krämpfen und anderen bedrohlichen
Erſcheinun=
gen iſt immer ſofort der Arzt zu rufen.
Viele Mütter ſind ſehr ängſtlich, weil ſie oft gehört haben,
daß Erkrankungen, die in ſpäteren Jahren auftreten, auf
Schä=
digungen oder Verletzungen aus der Kinderzeit zurückgeführt
werden. In Wirklichkeit trifft das nur ganz ausnahmsweiſe zu.
Man erkrankt nicht ſpäter an Rheuma oder Herzneuroſe, weil man
als Kind zu heiß oder zu kalt gebadet worden iſt. Schlechte
Schulleiſtungen kann man nicht ohne weiteres auf Darmwürmer
zurückführen, und es iſt auch nicht wahr, daß man im Wachstum
zurückbleibt, weil man in der Kinderzeit ſo viel Schwarzbrot
eſſen mußte. Auch iſt man nicht berechtigt, eine
Blinddarment=
zündung auf das Verſchlucken von Obſtkernen, auf einen leichten
Stoß gegen den Leib oder kalte Füße zurückzuführen.
Die Blinddarmentzündung wird durch Krankheitserreger
her=
vorgerufen. Das Wachstum iſt in erſter Linie von der
Erb=
anlage abhängig, und das Lernen in der Schule wird höchſtens
vorübergehend von körperlichem Unbehagen beeinflußt. Man wird
auch nicht gallenkrank und gelb vor Aerger, ſondern die im Blut
angehäuften Beſtandteile der Galle wirken ermüdend und
ver=
ſtimmend, ſo daß man ſich leicht ärgert und mißmutig wird. In
manchen Ländern gibt es geradezu volkstümliche
Krankheitserklä=
rungen. Der Engländer pflegt ſeine Leber zu beſchuldigen, wenn
er ſich nicht wohl fühlt, der Amerikaner iſt gewöhnlich, der
Mei=
nung, er habe ſeine Kopfnerven überanſtrengt oder ſeinen Magen
nicht richtig behandelt. Bei uns in Deutſchland wird der
Er=
kältung beſonders der Zugluft, immer noch übermäßige
Bedeu=
tung als Krankheitsurſache zugemeſſen.
Leider ſpielt auch ein echter Aberglaube bei der Beurteilung
des Krankheitsgeſchehens eine bedenkliche Rolle. Prophezeihungen
aller Art werden auch von unſeren gebildeten Zeitgenoſſen gern
geglaubt, vor allem ſeit ſie nicht mehr in der primitiven Art des
Wahrſagens aus dem Kaffeeſatz, ſondern in wiſſenſchaftlichem
Ge=
wande auftreten. Sie ſind oft vieldeutig und dunkel, aber ſie
bohren ſich doch in unſere Gemüter, und wenn dann eines Tages
ein überraſchendes Ereignis eintritt, ſo wird leicht die
Verbin=
dung mit irgendeiner faſt vergeſſenen Weisſagung gefunden. Noch
gefährlicher iſt aber die Angſt vor ſolchen dunklen oder
drohen=
den Ereigniſſen. Sie kann einzelnen Menſchen die Lebensfreude
rauben und ſie geradezu ſeeliſch krank machen. Das ſtrenge
Verbot des Wahrſagens, das vor einiger Zeit erlaſſen
wurde, kann im Intereſſe unſerer Volksgeſundheit daher aufs
wärmſte begrüßt werden. Auch die jetzt gegründeten
Mütter=
ſchulen werden zu ihrem Teil dazu beitragen, durch ſachliche,
ruhige Aufklärung über Krankheitsentſtehung irrige und
täu=
ſchende Vorſtellungen zu beſeitigen.
Dr. Georg Kaufmann.
Die DeutſcheArbeitsfront
NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
KdF.=Wanderführer. Am kommenden Samstag, dem 20. Juli,
findet im Rahmen des Wanderführer=Schulungslehrganges des
Kreiſes Darmſtadt für alle Orts= und Betriebswanderwarte eine
Wanderung auf dem Naturpfad bei Eberſtadt ſtatt. Treffpunkt
17 Uhr in Eberſtadt (Felſenkeller). Pünktliches und vollzähliges
Erſcheinen wird allen Beteiligten zur Pflicht gemacht.
Urlauberzug 30 (Schleſien) und 44 (Danzig) fallen aus. Die
Urlauberzüge 30 und 44 müſſen umſtändehalber ausfallen. Wir
bitten die Teilnehmer, die ſich zu vorſtehenden Fahrten bereits
angemeldet haben, die eingezahlten Beträge wieder abzuholen
bzw. Ummeldung für eine andere Fahrt vorzunehmen.
„Kraft durch Freude”=Sportkurſe finden ſtatt: Heute
Frei=
tag: Fröhliche Gymnaſtik und Spiele (nur Frauen),
Mornewegſchule (Karlſtraße) 20—21 Uhr.
Reichsſport=
abzeichen: Männer und Frauen, Hochſchulſtadion, 19.30 bis
20.30 Uhr. Schwimmen: Männer und Frauen, Städtiſches
Hallenbad, 20—21 Uhr. Reiten: Anfänger, Hugelſtraße 85,
20—21 Uhr.
Was die Lichtſpieltheaker bringen.
— Das Union=Theater zeigt ab heute in Erſtaufführung das
große Ufa=Luſtſpiel „Eheſtreik” mit Trude Marlen, Paul Richter,
Heli Finkenzeller, Oskar Sima in den Hauptrollen. Die
Außen=
aufnahmen dieſes von Georg Jacoby inſzenierten bayeriſchen
Volksſtücks wurden in Bayeriſch=Zell am Fuße des Wendelſtein
gedreht. Muſik E. Buder.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute letztmals „Warum lügt
Fräulein Käthe?” mit Dolly Haas, Ida Wüſt, Albrecht
Schön=
hals uſw.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute letztmals den
ſpannen=
den Hochgebirgsfilm „Die Frauen von Tannhof” mit Paul
Rich=
ter und Urſula Grabley in den Hauptrollen.
— Belida zeigt am Freitag: Der Flüchtling aus
Chicago”, mit Guſtav Fröhlich, Luiſe Ullrich, Hubert von
Meyerinck, Adele Sandrock, Paul Kemp, Lil Dagover.
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig den außergewöhnlich
ſpannenden Film „Der Herr der Welt”, mit Sybille
Schmitz, Werner Frank, unter der Regie Harry Piels. Ab
mor=
gen „Polenblut”, mit Anny Ondra und Ivan Petrovitch.
Vereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
468er treffen ſich am Samstag, dem 20. Juli, abends 8 Uhr,
im Saale des Reſtaurants „Eintracht” in Darmſtadt,
Eliſabethen=
ſtraße 12.
Aus dem Gerichksſaal.
Einbrechen leicht gemacht.
Worms. Es iſt eine auf dem Land weitperbreitete
Unſitte, wenn alles aufs Feld geht, den Hausſchlüſſel
an einem angeblich nur Eingeweihten bekannten Ort zu legen.
Das Abort= oder Küchenfenſter, ein Haken hinter dem Türpfoſten,
oder die Fußmatte — ſind dergleichen geheime Plätzchen, welche
natürlich leicht und ſchnell feſtzuſtellen ſind. Das wiſſen auch die
Einbrecher, die ja keine Dummköpfe ſind. So drangen auch Ende
April am hellen Nachmittag zwei 30jährige Langfinger in
Pfed=
dersheim in das Anweſen eines Invaliden ein und ſtahlen
aus dem aufgebrochenen Waſchtiſch die ganzen in
Schach=
teln aufbewahrten Erſparniſſe des Mannes in
Summa von 1280 Mark. Zum Glück wurden die Einbrecher
bald gefaßt ſo daß beinahe das ganze Geld noch da war. Der eine
bereits vorbeſtrafte Angeklagte wurde jetzt vom
Bezirksſchöffen=
gericht zu 1 Jahr und 2 Monaten Zuchthaus, der andere zu
einem Jahr Gefängnis verurteilt. Zwei Monate
Unterſuchungs=
haft gehen bei beiden ab.
Diebin verbrennt aus Angſt fünf Hundertmarkſcheine.
Biblis. Aus welchen Gründen ein Metzger und Makler von
hier in einer Kaſſette ſage und ſchreibe 3600 Mk.
bei ſich im Hauſe aufbewahrte, ſtatt es auf die Bank
oder Sparkaſſe zu bringen, iſt unbekannt. Jedenfalls unterlag
das 18jährige Dienſtmädchen der Verſuchung, öffnete eines Tages
den Schrank mit einem falſchen Schlüſſel und nahm aus der
offen=
ſtehenden Kaſſette 1000 Mark heraus. Sie will 150 Mk. für ſich
verbraucht, 200 Mk. ihren Eltern geſchickt und 110 Mk. ihrem
Ver=
lobten geſchenkt haben und — als ſie es mit der Angſt zu tun
be=
kam — die reſtlichen fünf Einhundertmarkſcheine verbrannt haben.
Jedenfalls konnten bis heute erſt 70 Mark zurückgegeben werden.
Da das Mädchen noch jung und unbeſtraft iſt, wurde es von dem
Schöffengericht in Worms unter Anrechnung von zwei Monaten
Unterſuchungshaft zu 1 Jahr und 2 Monaten Gefängnis
verur=
teilt. Der Bräutigam erhielt als Hehler eine Gefängnisſtrafe
von einem Monat. Die Eltern beſtritten, von ihrer Tochter die
angegebenen 200 Mark erhalten zu haben.
Beſtrafter Schwätzer.
LPD. Frankfurt a. M. Im Schnellverfahren verhandelte das
Schöffengericht gegen den 45jährigen Karl Viel, der in einem
Fabrikbetrieb angeſtellt war und im Mai dort ein ihm von
an=
derer Seite zugetragenes Geſchwätz weiterverbreitet hatte, wonach
der Oberbürgermeiſter ausgerückt, von London nicht
zurückgekom=
men und mit der Kaſſe durchgebrannt ſei. Der Staatsanwalt
be=
antragte vier Monate Gefängnis und betonte dabei, von den
Sachen, die das politiſche Dezernat bearbeite beträgen 80—90
Prozent ſolch üble Schwätzereien, deren Urheber meiſt nicht zu
faſſen ſeien. Das Gericht erkannte wegen übler Nachrede auf die
beantragte Strafe. V. habe ein ſinnloſes Gerücht in frivoler
Weiſe weitergetragen, das Schaden verurſachen konnte und
ge=
eignet war, die Staatsautorität zu untergraben.
50jähriges Prieſterjubiläum.
Am Freitag kann Domdekan Protonotar Prälat May in
Mainz ſein Goldenes Prieſterjubiläum begehen. Der Jubilar,
der im 75. Lebensjahr ſteht, iſt ein Sohn Rheinheſſens und in
Bingen=Büdesheim geboren. Seine erſte Kaplanſtelle hatte Jak.
May in Gau=Algesheim; dann wurde er Religionslehrer am
Gymnaſium in Bensheim, wo er 1902 den Profeſſortitel erhielt.
Im Jahre 1907 berief ihn der Biſchof in das Mainzer Domkapitel,
im gleichen Jahre wurde er Geiſtlicher Rat und Mitglied des
Biſchöflichen Ordinariats. 1923 wurde er zum Domdekan ernannt.
Der Papſt ehrte die Verdienſte des Geiſtlichen um das Bistum
Mainz durch Ernennung zum Päpſtlichen Hausprälaten im Jahre
1925 und 1928 zum Apoſtoliſchen Protonotar.
Segelflug-=Mokorſchlepp in Erbach.
Erbach i. Odw., 18. Juli.
Am erſten Wieſenmarktstage, Sonntag, 21. Juli,
findet in Erbach im Anſchluß an die Endkämpfe um die
Gau=
meiſterſchaft des Amateur=Boxverbandes Gau 13 ein Segelflug=
Motorſchlepp ſtatt. Start der Maſchine iſt Darmſtadt.
Nachmit=
tags etwa um 3 Uhr wird ein Motorflugzeug in 200 Meter Höhe
das Segelflugzeug über Erbach ſchleppen. Sodann findet ein
Hochkurven des Schleppzuges bis auf 1000 Meter ſtatt. In dieſer
Höhe wird das Ausklinken des Segelflugzeuges vorgenommen.
Anſchließend folgen Kunſtflugfiguren des Segelflugzeuges. Die
Landung erfolgt auf der „Unteren Seewieſe” in Erbach. Bereits
von vormittags 10 Uhr bis Schluß der Veranſtaltung finden
Be=
ſichtigungen von Segelflugzeugen verſchiedener Typen auf dem
Landungsplatze ſtatt. Für die Beſichtigungen ſowie die
Teil=
nahme bei der Landung des Segelflugzeuges ſowie der ſonſtigen
Veranſtaltungen iſt ein kleines Eintrittsgeld vorgeſehen, ſo daß
es jedermann möglich ſein wird, an dieſem Sport teilzunehmen.
Zuchkfohlenmärkke in Groß=Bieberau und Hungen
in Heſſen.
Der Landesverband der Pferdezüchter in Heſſen=Naſſau
hat ſich neben anderem zur Aufgabe gemacht, unſere Bauern und
ſonſtigen Intereſſenten mit bodenſtändigem, einwandfreiem
Pferde=
material zu verſehen. Zu dieſem Zweck kommen alljährlich
Foh=
lenverſteigerungen zur Durchführung. Nachdem am 2. und 3. Juli
die Verſteigerungen in Reichelsheim und Niederweiſel mit
gro=
ßem Erfolg ſtattgefunden haben, folgen am 23. Juli Groß=
Bieberau und am 24. Juli Hungen.
Für beide Veranſtaltungen iſt nach den vorliegenden
Anmel=
dungen mit großem Auftrieb zu rechnen. An Auswahl wird es
alſo nicht fehlen. Was die Qualität des vorzuſtellenden Materials
angeht, ſo bieten die Produkte der Zuchthengſte der
Landesbauern=
ſchaft Heſſen=Naſſau und der Stammbuchſtuten des
Pferdeſtamm=
buches im Verein mit den bekannt beſten Aufzuchtgebieten unſeres
Bezirkes Gewähr dafür, unter Ausſchaltung des jüdiſchen
Händ=
lers Qualitätsware von Züchter zu Züchter erwerben zu können.
Vor der Verſteigerung findet jeweils um 8 Uhr Prämiierung
der Fohlen ſtatt. Die Verſteigerungen beginnen anſchließend
gegen 10 Uhr.
Dg. Arheilgen, 18. Juli. Oberheſſen=Verein. Im
Gaſthaus „Zur Sonne” fand die Vierteljahresverſammlung des
Vereins ſtatt. Nach der Erledigung interner
Vereinsangelegen=
heiten wurde beſchloſſen, an dem Schwimmfeſt der Ortsgruppe
Arheilgen des Reichsbundes für Leibesübungen, das am 4. Auguſt
ſtattfindet, mit einer Trachtengruppe teilzunehmen. —
Ver=
kehrsunfälle. In der Oberen Mühlſtraße ſtieß ein
Rad=
fahrer, der falſch fuhr, mit ſeinem Dreirad=Lieferwagen zuſammen
und trug dabei leichte Verletzungen davon. Auf der Darmſtädter
Straße wurde eine Radfahrerin von einem Motorradfahrer, der
ſie überholen wollte, angefahren, ſo daß die Radfahrerin zu Fall
kam und ſich leichte Verletzungen zuzog.
* Traiſa, 18. Juli. Die durch Angehörige des hieſigen
Frauen=
vereins unter den Frauen durchgeführte Werbung für den
Reichs=
luftſchutzbund erbrachte einen Zuwachs von 80 neuen Mitgliedern.
Die Gemeindegruppe des RLB. umfaßt mit 200 Mitgliedern nun
16½½= Prozent der Bevölkerung.
k. Dieburg, 18. Juli. Muſterung. Zum Zwecke der
Aus=
hebung zum Heeresdienſt iſt der Kreis Dieburg in drei Bezirke
eingeteilt. Der erſte Bezirk iſt Dieburg (Muſterungslokal
Marien=
ſchule), der zweite Odenwald (Muſterungsort Groß=Bieberau),
der dritte Groß=Umſtadt. Die Muſterung findet in den
genann=
ten Orten in der Zeit vom 25. Juli bis 2. Auguſt d. J. ſtatt.
Le. Groß=Umſtadt. 18. Juli. Die Vorbereitungen zu dem 3 1.
Kreisfeuerwehrtag, verbunden mit der Feier des 60
jäh=
rigen Beſtehens der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr, am 20. und
21. Juli ſind in vollem Gange; zur Zeit werden 4 Ehrenpforten
an den Toren der Stadt und die Fahnenmaſten in den Straßen
aufgeſtellt. Auch am Feſtplatz herrſcht reges Leben mit Aufſtellen
der Bier=, Wurſt=, Wein= und dergleichen Zelte, ſowie der
Schau=
ſtellungen und ſonſtigen Beluſtigungen. Am Samstag findet ein
Fackelzug nach dem Feſtplatz im Reibacher Tal ſtatt; die
Geſang=
vereine, Turnverein und Sportvereinigung werden mit
Darbie=
tungen aufwarten. Für den Schluß des Abends iſt großes
Bril=
lantfeuerwerk vorgeſehen. Am Sonntag vormittag 7 Uhr
Toten=
ehrung am Ehrenhain des Friedhofs, um 8 Uhr Feſtgottesdienſt
beider Konfeſſionen; von 9 Uhr ab finden Uebungen der
frei=
willigen Feuerwehren Groß=Umſtadt, Habitzheim und Semd unter
Verwendung von Motorſpritzen und unter Mitwirkung des Roten
Kreuzes ſtatt. Um 1 Uhr ſtellt ſich der Feſtzug am Bahnhof auf
und marſchiert zum Feſtplatz, woſelbſt großes Volksfeſt mit
Kin=
derbeluſtigungen und allerlei Darbietungen ſtattfindet. Ueber 50
auswärtige Wehren, zum Teil mit eigener Muſik, und alle
Orts=
vereine werden an dem Feſtzug mit Fahnen teilnehmen.
Hoffenr=
lich beſchert der Wettergott für beide Tage gutes Feſtwetter. —
Mit der Kornernte in hieſiger Gemarkung iſt bereits am
Mittwoch begonnen worden; die ſeitherigen heißen Tage haben
die Ernte beſchleunigt. Der Ertrag ſowohl an Körnern wie an
Stroh kann als gut, bisweilen ſogar als ſehr gut bezeichnet
werden.
Fe. Reichelsheim, 18. Juli. Der am letzten Mittwoch
abge=
haltene Ferkelmarkt war wieder ſehr gut beſchickt mit Tieren in
jeder Größe. Auch waren viele Käufer anweſend und deckten
ihren Bedarf. Bezahlt wurden pro Paar je nach Alter und
Stärke 16 bis 65 RM. Der nächſte Markt iſt am 31. Juli.
Ce. Seeheim 18. Juli. Einen ſchweren Unfall erlitt
der 14jährige Weißbinderlehrling Ad. St. aus Ober=Beerbach
auf dem Wege zu ſeiner hieſigen Arbeitsſtelle. An der
kurven=
reichen, abſchüſſigen „Langenbergs Huhl” rannte er gegen das
Auto des hieſigen Arztes. Das Fahrrad war zertrümmert. St.
erlitt einen ſchweren Schädelbruch. Unter Anweiſung Dr. Kl’s.,
der die Gendarmerie ſofort den Tatbeſtand feſtſtellen ließ, leiſtete
die hieſige Kolonne des Roten Kreuzes die erſte Hilfe und brachte
den Verletzten in die elterliche Wohnung.
leichte, milde Zigaretten, die es zahlreich gibt, mit der einzigartigen Filter-Zigarette 3.58.
Die absolute Bekömmlichkeit von 350 beruht nicht auf der Verwendung leichter Tabake.
Im Gegenteil bietet 958 eine gehaltvolle Orient-Mischung, deren Geschmack und Aroma
höchste Ansprüche befriedigt.
Wenn 958 trotzdem so bekömmlich ist, so beruht dies auf dem 956 Filter, der den Uberschuß
an Nikotin und Pyridin zurückhält und dadurch Herz, Hals und Lunge Schutz gewährt.
Seite 6 — Nr. 196
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 19. Juli 1935
Die Buchführungspflicht des Bauern.
WPD. Die Grundſätze über die Ordnungsmäßigkeit der
land=
wirtſchaftlichen Buchführung waren bisher in einer ſogenannten
vorläufigen Verordnung vom 5. September 1925 enthalten. Dieſe
Verordnung war für die Praxis im allgemeinen brauchbar und hat
ſich bewährt. Immerhin ergab ſich im Laufe der Zeit die
Not=
wendigkeit, dieſe Verordnung den inzwiſchen eingetretenen
Aenderungen der Reichsabgabenordnung anzupaſſen.
Dies iſt jetzt geſchehen, die Vorſchriften über die landwirtſchaftliche
Buchführung ſind in einer Verordnung vom 5. Juli 1935 neu
zu=
ſammengefaßt und veröffentlicht worden. Die neuen Vorſchriften
werden in einem Runderlaß des Reichsminiſters der Finanzen
vom 5. Juli 1935 erläutert. Den geltenden Rechtszuſtand kann man
wie folgt kurz zuſammenfaſſen.
Verpflichtung zur Buchführung: Verpflichtet zur
Buchführung iſt jeder Landwirt, bei dem entweder der Umſatz
200 000 RM. jährlich überſteigt oder das Vermögen höher iſt als
100 000 RM. oder die landwirtſchaftlichen Einkünfte über die
6000=RM.=Grenze hinausgehen. Es genügt, wenn eine dieſer
Vor=
ausſetzungen vorliegt. Ob ein Bauer oder Landwirt ab 1. Juli
1935, dem Beginn des neuen landwirtſchaftlichen Wirtſchaftsjahres,
Bücher zu führen verpflichtet iſt, richtet ſich nach dem letzten
Be=
ſcheid, den er vom Finanzamt vor dieſem Termin erhalten hat,
wenn in dieſem Beſcheid eins der drei Merkmale als gegeben
feſt=
geſtellt iſt. Erfährt der Landwirt ſpäter aus einem Beſcheid, daß
die Vorausſetzung nicht mehr gegeben iſt, braucht er vom Beginn
des darauf folgenden Wirtſchaftsjahres keine Bücher mehr zu
führen.
Befreiungen: „Befreit ſind von der Buchführungspflicht
kleinere landwirtſchaftliche Betriebe, bei denen im allgemeinen
die Arbeit vom Betriebsinhaber und ſeinen Familienangehörigen
geleiſtet wird, auch wenn in einem günſtigen Jahre die oben
er=
wähnten Grenzen überſchritten werden. Das gleiche gilt für alle
Landwirte, bei denen die 6000=RM.=Grenze der Einkünfte durch
Veräußerungsgewinne und Einnahmen aus außerordentlicher
Waldnutzung überſchritten wird. Darüber hinaus ſind die
Finanz=
ämter ermächtigt, einzelne Pflichtige von der Buchführungspflicht
auf Antrag zu befreien; gedacht iſt z. B. an den Fall, daß das
Vermögen über 100 000 RM. liegt, die Einkünfte dagegen
regel=
mäßig unter 6000 RM. bleiben.
Syſtem der Buchführung: Ein beſtimmtes Syſtem iſt
für die Buchführung nicht vorgeſchrieben.
Zwang zur Führung beſtimmter Bücher: Jeder
Bauer oder Landwirt iſt verpflichtet ein Vermögensverzeichnis,
Grundſtücksverzeichnis, Anbau= und Ernteverzeichnis, Viehregiſter,
Naturalienregiſter und Lohnregiſter zu führen.
Ordnungsmäßigkeit der Buchführung: Die
Bücher gelten, vorbehaltlich der ſachlichen Richtigkeit, als
ord=
nungsmäßig, wenn ſie alle Betriebsvorgänge, einſchließlich der
Ent=
nahmen und Einlagen, nach beſtimmten Grundſätzen und nach der
Zeitfolge geordnet, mit ihrem Geldwert ausweiſen und auf Grund
einer jährlichen Beſtandsaufnahme die Aenderungen im Wert und
in der Zuſammenſetzung des Betriebsvermögens darſtellen. Die
Beſtandsaufnahme braucht ſich nicht auf das ſtehende Holz zu
er=
ſtrecken. Zu buchen iſt auch der Eigenverbrauch. Bei
kleineren Betrieben genügt es, wenn der Eigenverbrauch Ende des
Monats geſchätzt und eingetragen wird. Die Landesfinanzämter
ſetzen Pauſchſätze für den Eigenverbrauch feſt und beſtimmen nach
Anhörung des Landesbauernführers, welche Betriebe als kleinere
Betriebe anzuſehen ſind. Die landwirtſchaftlichen Großbetriebe
müſſen den Eigenverbrauch laufend aufzeichnen, jedoch iſt
vorge=
ſchrieben, daß die Buchführung eines ſolchen Betriebes nicht allein
deswegen verworfen werden darf, weil beſtimmte Teile des
Eigen=
verbrauchs nicht oder nicht vollſtändig aufgezeichnet worden ſind.
Strafen: Obgleich die Buchführungspflicht, für die
Be=
triebe, die hinſichtlich des Umſatzes, des Vermögens oder der
Ein=
künfte über den obenerwähnten Grenzen liegen, in den 88 160 ff.
der Reichsabgabenordnung verankert iſt, kann ſie bis auf weiteres
noch nicht erzwungen werden, weil dem eine Vorſchrift im 8 413
der Reichsabgabenordnung entgegenſteht. Wie der Staatsſekretär
im Reichsfinanzminiſterium Reinhardt auf der Tagung der
Reichs=
ſteuerbeamten im Juni 1935 in Dresden verkündet hat, beſteht
je=
doch die Abſicht, die erwähnte Vorſchrift im § 413 der RAO. zu
ſtreichen und die Sollvorſchriften in den 88 160 ff. in
Mußvorſchriften umzuwandeln. Dies wird
voraus=
ſichtlich bereits im Herbſt 1935 erfolgen. Es iſt daher dem Bauer
und Landwirt, auf die die Vorausſetzungen zutreffen, zu
empfeh=
len, mit der Einrichtung der Buchführung, ſoweit ſie noch nicht
be=
ſteht, nicht erſt ſolange zu warten, ſondern dieſe bereits ab 1. Juli
1935 einzurichten.
LPD. Gießen, 18. Juli. Erſt der Mann wenige
Stun=
den ſpäter die Frau in die Klinik. Die
Landwirts=
frau Reichwein in Oberdiefenbach (Kreis Wetzlar) lieferte
vorgeſtern in einem Auto ihren Mann ſchwerkrank in die hieſige
Klinik ein. Wenige Stunden ſpäter auf der Heimfahrt
verun=
glückte auch die Frau ſo ſchwer, daß ſie mit dem gleichea Auto
ebenfalls ſofort in die Gießener Klinik verbracht werden mußte.
Die Frau hatte in einer ſcharfen Kurve aus dem Auto heraus mit
dem Arm die Fahrtrichtung anzeigen wollen, ſtieß dabei aber
un=
verſehens gegen ein Hindernis und trug bei dem ſcharfen Anprall
einen Bruch des rechten Oberarms davon.
Wir gratulieren!
Den Eheleuten Landwirt Ludwig Anthes in
Zwingen=
berg a. d. B. zu ihrer heute, Freitag, ſtattfindenden Goldenen
Hochzeit.
In Nieder=Klingen Herrn Landwirt Jakob Lutz IK.
nachträglich zum 76. Geburtstag, den er in alter Friſche feiern
konnte.
In Eberſtadt Herrn Johannes Dächert V.,
Heidelber=
ger Straße 27, zu ſeinem 80. Geburtstag.
Dem Georg Kindinger in Elmshauſen zu ſeinem
80. Geburtstag.
Dem Landwirt Chriſtian Weiland UIII. in Nieder=
Roden zu ſeinem 84. Geburtstag, den er heute feiern kann.
AEudereeeidelstterhär
ELSE KERN
FRITZ CARL
VERLOBTE
21. Jull 1935
Jüterbog
Darmstadt
z. Zt. Damstadt, Taunusstr. 42
Lichtenbergstr. 74
Ihre Vermählung geben bekannt
Karl Ehrengart
Käta Ehrengart geb. Burkhard
Darmſtadt, Liebfrauenſtr. 95
Schierſtein
Kirchliche Trauung am Samstag, den 20. Juſi 1935, 7/.4 Uhr,
in der Marinstinche.
Geſtorbene.
Eberſtadt: Bach, Gg., Architekt, Witwer, 64 J.
Verelnigung früherer
Leibgardiſten, Darmſtadt.
Am 18. ds. Mts. verſchied
nach längerem Leiden
unſer Kamerad (6459
Heinrich Nickel
Beerdigung Samstag, 20. Juli 1935, 11 Uhr
vormittags auf dem Waldfriedhof. — Wir
bitten dieſem treuen Kameraden in recht
großer Zahl die letzte Ehre erweiſen zu
wollen.
J. A.: Der Vereinsführer.
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Hohl-
saum, Kurbel-u.
Punktstickerei.
Luu
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Hohl-
saum u.
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stickerel ..."
1.85
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Nach langem Leiden verſchied heute früh 5 Uhr im
Stadi=
krankenhaus nach kaum vollendetem 70. Lebensjahr unſer lieber,
treuſorgender Vater
Hert Heitichf kiaer
Im Namen der Hinterbliebenen:
Familie Heinz Nickel
und Geſchwiſter.
Darmſtadt, Eckardiſtraße 18.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 20. Juli 1935,
vormittags 11 Uhr, auf dem Waldfriedeof ſtatt. (6457
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und gutes Photowetter!
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Herzlichſien Dank für die Teilnahme
jeglicher Art an dem uns betroffenen
Verluſt ſowie für die erhebenden Worte
unſeres Gemeinde=Pfarrers, Herrn
Köhler, bei der Beiſetzung.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Kochenburger.
Darmſiadt, den 18. Juli 1935.
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Freiburg: 1. Freiburger Komponiſten: Julius Weismann.
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14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30:
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Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation: Roberk
Schumann und Friedrich Hebbel.
Leipzig: 19.05: Sommerliches Dorf. Ein heiteres Bild
deutſcher Landſchaft und ihrer Menſchen.
Königsberg: 20.45: Königin Luiſe in den
Schickſals=
tagen Preußens. Zum 125. Todestage der preußiſchen
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Stuttgart: 22.30: Grüß enk God, all” Leut, was
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Wien: 20.00: Volkskunſtabend.
Sottens: 20.40: Kammermuſik.
Luxemburg: 21.05: Franzöſiſche Volkslieder.
Budapeſt: 21.45: Konzert des Opernorch.
Kopenhagen: 22.15: Operettenmuſik.
London: 23.15: Tanzkapelle Roy Fox=
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[ ← ][ ][ → ]Freitag, 19. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 196 — Seite 7
APadadtfe
Sie Tenck Mr derr Toa!
Ein Tatsachen-Bericht aus der arabischen Wüste. / Das Schicksal der Gräfin d Andurain.
Von Giſelher Mumm
Giſelher Mumm, der Verfaſſer dieſes Tatſachen=
Berichtes, iſt vor kurzem aus Arabien zurückgekehrt.
Er war zum großen Teil ſelbſt Augenzeuge der tollen dieſer Wiſſenſchaft auf.”
Abenteuer und verwegenen Erkundungsfahrten der
Gräfin dAndurain, von deren Schickſal er hier
be=
richtet.
Zwiſchenſpiel beim Stab.
mandanten des am äußerſten Rande der ſyriſchen Küſte gelegenen kam ſie nicht wieder zurück.
ſurts El=Boeu übergeben hatte. „Gut, du kannſt gehen”, gebot er
hff”, fragte lächelnd ein junger Offizier, der dem Chef des Nach= war. Im Gegenteil: ſie gilt dort oben als eine beſondere
Ver=
iStendienſtes gegenüberſaß.
ſemen Nacht ſind 2000 Druſen von dort aufgebrochen, um unſere ſchön zu ſein, hochverehrt, und deſſen Geliebte ſie ſcheinbar auch
ge=
usere Fortskette endgültig in ihre Hände zu bringen; ihr wei= worden iſt. Ich traute anfangs ihren Berichten nicht, die während
hüilſe Nachrichten von El=Aſrak und gab ſie gleich nach hier weiter. Richtigkeit überzeugen konnten und von ihr ſelbſt entſcheidende
Die Mitteilungen ſtammen aus erſter Quelle...
„Madame —?"
„Ja, Madame d’Andurain.”
„Dann ſind ſie über jeden Zweifel erhaben.”
„Weiter ſoll ein von den Druſen gefangengenommener
Legio=
är, der jetzt gegen uns arbeitet, mit ganz beſonderer Order vom nachdenklich. „Aber das wäre für ſie ein ganz tollkühnes Wagnis,
Leien; dasſelbe gilt auch für Paläſtina, wo die Araber ſeit ge= an, daß ſie im Lager der Druſen Helfershelfer hat, die ihr
blind=
ſo=mer Zeit eine ganz außerordentliche Tätigkeit entfalten. Nun, lings gehorchen, denn dieſe Leute ſind es, die Nachrichten
über=
zwird nicht ſchwer ſein, den Legionär abzufangen, dann werden mitteln.”
ir wohl mehr hören.”
Eine Stunde ſpäter waren alle in Frage kommenden Kom= aus beſtimmten Motiven heraus, die nichts mit Politik zu tun
ſrendoſtellen durch Funkſpruch von der neueingetretenen Lage un= haben, dem Drange ihres fiebernden Blutes nachgebend, ſich in
ersichtet. Zwei Bataillone Syrier und drei Bataillone Fremden= dieſes Wagnis ſtürzen.”
beeronäre wurden in Marſch geſetzt, um an den gefährdeten
Stel=
m zum
Kampf gegen die Druſen
Fmreſetzt zu werden. Der Bahnhof und alle Stadtausgänge von
Da=
ueskus wurden ſtreng überwacht, um den Boten des
Druſenhäupt=
ygs Saskerro einen ehemaligen Fremdenlegionär, ſofort beim ter in einem etwa zwei Meter hohen Käfig der argentiniſche
Le=
ſie reten der Stadt feſtzunehmen.
ſenk verpflichtet”, nahm der Chef des Nachrichtendienſtes das das Geſetz und Hochverrat vor dem Feinde.
Vrrt, „ihre Verdienſte um uns ſind unbezahlbar.”
iätendienſt in Damaskus zugeteilt worden war, hatte über dieſe Feind begünſtigt zu haben, nähere Einzelheiten zu erfahren.
Naadame O”, wie ſie in den franzöſiſchen Offizierskaſinos in
ien genannt wurde, ſchon derartig viele phantaſtiſche Ge= dem Häuptling Saskerro Ihre Dienſte an. Wer ſandte Sie nach
ichten gehört, daß er nicht umhin konnte, ſeinen Chef, der ſich / Damaskus, um ſich mit den hieſigen Aufſtändiſchen in Verbindung
ſühmnen konnte, einer der wenigen zu ſein, der über dieſe Frau zu ſetzen?”
ſtnau unterrichtet war, zu befragen, wie es ſich denn nun eigent=
5 wirklich mit dieſer Madame O. verhielt.
iert. In unſerem direkten Auftrage arbeitet ſie nicht; ob ſie in
muiſchen Dienſten in Paläſtina ſteht, iſt uns auch nicht genau be= traggeber?
Ryt. Iſt dies der Fall, ſo wird ſie wohl den Auftrag haben,
Nach=
ären, die für beide Teile gleich wichtig ſind, mitzuteilen. Denn
enn hier in Syrien die Druſen Herr der Lage werden, ſo wird
r Engländern dort drüben in Paläſtina der Boden auch zu Spentano blieb ſtumm.
kü; ſie iſt übrigens verheiratet.”
„Mit einem Europäer?‟
„Ja, ſie iſt ſelbſt Europäerin. Ihr Mann, der Graf d’Andu= hoffnungsloſe Lage weſentlich mildern, wenn Sie eingeſtehen.”
ir, ſtammt aus einem alten nordſpaniſchen Adelsgeſchlecht. Er
Cophright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt Berlin W. 35
treibt zu ſeinem Vergnügen Geologie, reiſt ſchon ſeit vielen
Jah=
ren in ganz Nordafrika und Vorderaſien umher und geht ganz in
„Und ſeine Frau mit ihm?"
„Ja, ſie reiſte mit ihm. Doch eines Tages tauchte ſie allein hier
in Syrien auf, während ihr Mann in Aegypten arbeitete;
ſie ſuchte wohl Abenteuer.
Von hier ging ſie nach Paläſtina, blieb dort einige Monate,
1927. — Der Nachrichtenoffizier beim Stabe des franzöſiſchen kam zurück, durchſtreifte das ganze Land und beſuchte in ihrem
Generals Serrail in Damaskus überflog haſtig das Schreiben, Wagen allen Warnungen zum Trotz den Druſenhäuptling Saskerro
w=lches ihm ein arabiſcher Meldereiter im Auftrage des Kom= in El=Aſrak, der mit uns in bitterſter Feindſchaft lebt. Von dort
Wir konnten ſpäter durch unſere Späher feſtſtellen, daß unſere
ſan Araber. Dieſer entfernte ſich. „Nun — warum ſo nervös, mon Annahme, ſie würde von Saskerro gefangengehalten, ein Ixrtum
traute des Häuptlings, der ſie, da ſie den Vorzug hat, neben ihrer
„Aeußerſt wichtige Mitteilung aus El=Aſrak. In der vergan= ungemein hohen politiſchen Begabung, auch noch jung und
bild=
ſeves Ziel iſt Damaskus. Der Kommandant von El=Boeu bekam des Aufſtandes der Druſen einliefen. Da wir uns aber von deren
politiſche Nachrichten wahrheitsgetreu übermittelt wurden, nahm
ich ſie als ſtille Mitarbeiterin auf.”
„Iſt es nicht auch möglich, daß dieſe Gräfin d’Andurain
viel=
leicht auf eigene Fauſt, ſagen wir, aus reiner Abenteuerluſt, die
Rolle einer Agentin angenommen hat?‟
„Möglich ſchon”, erwiderte der Chef des Nachrichtendienſtes
hauptling Saskerro nach Damaskus unterwegs ſein, um den hie= ohne jeglichen Rückhalt inmitten der fanatiſchen Druſen ein
ge=
gen Revolutionären das Zeichen zum allgemeinen Aufſtand zu fährliches Spiel zu ſpielen. Ich nehme übrigens mit Beſtimmtheit
„Nun, es gibt wohl eine ganze Reihe Frauen, mein Chef, die
„Junger Freund, das müßten wahre Weibsteufel ſein!“
„Nicht immer, mein Chef”, antwortete lächelnd der junge
Offizier. —
Kriegsgericht in Damaskus.
Inmitten des Gerichtsſaales ſteht unmittelbar vor dem
Rich=
gionär Spentano, flankiert von einigen algeriſchen Scharfſchützen.
„Wir ſind der Gräfin d’Andurain wieder einmal zu größtem Die Anklage gegen den Legionär lautet auf Aufwiegelung gegen
Seit einer Stunde bemühte ſich der Kriegsgerichtsrat Damier
Der junge Offizier, der erſt vor einigen Wochen dem Nach= vergebens, von dem Angeklagten, der eingeſtanden hatte, den
„Sie waren von den Druſen gefangengenommen und boten
„Saskerro ſelbſt.”
„So, aber Sie haben uns vorhin mitgeteilt, daß es nicht in
„Ja, junger Freund, ſo genau bin auch ich nicht darüber infor= direktem Auftrage von Saskerro geſchah. Wer alſo war der Auf=
Spentano gab keine Antwort.
„Sie verweigern die Ausſage?"
Eine unheimliche Ruhe lag über dem ganzen Gerichtsſaal.
„Ich frage Sie zum letzten Male, Legionär Spentano, wollen
Sie uns Ihren direkten Auftraggeber nennen? Sie können Ihre
„Nein”, entgegnete der Angeklagte feſt und entſchloſſen.
Die Herren des Kriegsgerichts ſahen ſich einander fragend an,
dann ſtanden ſie auf und zogen ſich zur Beratung zurück.
Schon zehn Minuten ſpäter hatten ſie ihre Plätze im
Gerichts=
ſaal wieder eingenommen. Der Präſident des Kriegsgerichts
er=
hob ſich und verkündete das Urteil:
„Tod durch erſchießen!“
Das Urteil iſt innerhalb 24 Stunden zu vollſtrecken.”
Das erſte Grauen eines neuen Morgens ſtahl ſich bereits
über die niedrigen, zum Teil aus Lehm und Mörtel erbauten
Häuſer von Damaskus hinweg, als eine Abteilung
ſchwer=
bewaffneter algeriſcher Schützen, kaffeebraune bis tiefſchwarze
Geſellen, die rückwärtige Mauer des kleinen Legionärfriedhofes
außerhalb der Stadt erreichte. In ihrer Mitte ſchritt der
Legionär Beno Spentano, der aus ſeltſamen, dem Kriegsgericht
in Damaskus unerklärlichen Gründen nicht angeben wollte, in
weſſen direktem Auftrag er vom Lager der Druſen nach
Damas=
tus kam. Ohne Waffen, ohne Rock ohne Kopfbedeckung, die
Hände am Hinterkopf mit einer Hanfſchnur zuſammengebunden,
deren Ende einige Male feſt um den Hals gewunden und dort
verknotet war, ging er gefaßt und ruhig ſeinem Schickſal
ent=
gegen. Wenige Minuten ſpäter wurden die an der Peripherie
der Stadt wohnenden Einwohner durch eine Salve
Infanterie=
ſchüſſe aus dem Schlaf geſchreckt; dann trat wieder tiefe Ruhe
ein. Und 15 Minuten darauf marſchierte eine Abteilung
Sol=
daten durch die Hauptſtraße von Damaskus; der rhythmiſche
Widerhall des Gleichſchrittes der Truppe verklang immer mehr
dem Ende der Straße zu und verlor ſich bald in der Richtung
der Kaſerne des algeriſchen Scharfſchützenregiments.
II.
Die Verkrauke des Häupklings.
Kaum acht Tage waren ſeit der Sitzung des Kriegsgerichts
in Damaskus vergangen.
Der Wachtpoſten auf dem Turm des Forts El=Boeu ſtarrte
unverwandt in eine beſtimmte Richtung über den nachtdunklen
gelben Wüſtenſand. Hatte er ſich getäuſcht? — Er vermeinte in
weiter Ferne den gellenden Schrei eines Menſchen gehört zu
haben. Atemlos horchte er in die Nacht hinaus, doch lautlos,
ſtumm und ergeben lag die unendliche Wüſte unter einem
phan=
taſtiſchen, in einem Meere von glitzernden Sternen aufgelöſten
Firmament. Unzufrieden mit ſich ſelbſt, machte der Wachtpoſten
auf der Plattform des Turmes ſeinen gewohnten Gang. „
Ver=
dammt, ich bin doch ein alter Legionär, vier Jahre Dienſt in
den gefährlichſten Gebieten Syriens und Marokkos, zweimal
reengagiert (verpflichtet zu neuen Dienſten) und da kann mir
eine ſolche Sinnestäuſchung . Ein furchtbarer Schrei der in
einem erſtickten Gurgeln ausklang, ſchreckte den Wachtpoſten aus
ſeinen Grübeleien hoch. Seine ſcharfen Augen gewahrten einige
hundert Meter vom Fort entfernt einige ſchattenhafte Geſtalten,
die ſich klar und deutlich von der von den Sternen hellbeleuchteten
Sandebene abhoben. Kurz darauf fiel ein Piſtolenſchuß, dann
ſah der alte Legionär nur noch für wenige Augenblicke, wie
einige Menſchen auf Reittieren, ſcheinbar Kamele, in
entgegen=
geſetzter Richtung davoneilten und bald am nachtdunklen
Horizont untertauchten.
Bald darauf verließ eine berittene Abteilung Legionäre das
Fort und nahm die Verfolgung auf. Einige hundert Meter vom
Fort lag leblos ein Araber, dem faſt ſämtliche Kleider vom
Leibe geriſſen waren; aus einer Kopfwunde ſickerte unaufhörlich
Blut hervor.
Zwei Legionäre richteten ſeinen Oberkörper hoch und
ver=
ſuchten, die Wunde zu ſtillen.
„Wer biſt du — wie kommſt du hierher?”
Der Araber nahm mit größter Anſtrengung den Kopf hoch
und ſchaute einem der Legionäre ins Geſicht. Dieſer ſchreckte
hoch. „Sergeant” rief er dem Führer der Abteilung zu. „es iſt
Daneh, der Kurier vom El=Aſrak, der uns ſchon des öfteren
Nachrichten für Damastus überbrachte.”
„Was iſt hier geſchehen Daneh, ſprich — haſt du neue
Nach=
richten?” wendete ſich der Legionär wieder an den Araber, den
die Kräfte infolge des Blutverluſtes immer mehr verließen.
„So ſprich doch, Danneh —
Der Araber war ſcheinbar ſchon vom Tode gepackt. Sein
Körper erſchauerte unter der zitternden Furchtſamkeit des
Sterbens; ſein ſchweißtriefender Kopf fiel nach hinten über;
weltenfremd murmelten nochmals die ſterbenden Lippen: „Die
Erde läßt mich nicht wieder los”, — — dann war es vorbei.
(Fortſetzung folgt.)
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Warum zankt ſeine Waſchfrau?
Die Waſchfrau hat nichts zu lachen. Dem
wenn man ſchwitzt, ſondert die Haut
be=
ſtimmte Stoffe ab, die den Schmutz beſonders
zäh an die Wäſche kitten. Beim
gewöhn=
lichen Einweichen quellen dieſe Stoffe nur
auf, löſen ſich aber nicht. Wenn man
da=
gegen Burnus ins Einweichwaſſer tut, löſen
ſie ſich und mit ihnen der Schmutz
ooll=
kommen auf. Man ſpart Feuerung,
Waſch=
mittel und Seife. Burnus, ſchmutz= und
ſchweißlöſend, große Doſe 49 Pfg., überall
zu haben.
13094
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 196
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 19. Juli 1935
Die Aufbahrung
der koken Bergknappen von Grube „Adolf von Hanſemann”
Im Zechengebäude der Grube „Adolf von Hanſemann”, wo die Exploſionskataſtrophe ſtattgefunden
hatte, wurden die gefallenen Arbeitskameraden feierlich aufgebahrt. Auf unſerem Bilde ſieht man
die aufgebahrten Särge und davor die Ehrenwachen, Bergknappen und SA=Männer. (Scherl=M.)
Reich und Ausland
Der Gelbe Fluß ſteigt weiter.
Schanghai. Die Lage im
Ueberſchwem=
mungsgebiet des Gelben Fluſſes verſchlimmert
ſich immer mehr. Neue Regenfälle in der
Pro=
vinz Schantung beſchleunigen das Vordringen der
Fluten, die den Weiſchan=See in der Provinz
Kiangſu bereits erreicht haben. Die Fluten
über=
laufen auf ihrem Weg mühelos alle ſchwachen
Eindeichungen der kleinen Flüſſe.
Hunderttau=
ſende haben ihren Grundbeſitz verlaſſen und ſind
in die Taians=Berge geflohen. Die Behörden
von Kiangſu haben jetzt mit dem Bau eines
60 Kilometer langen Deiches ſüdlich des
Wei=
ſchan=Sees begonnen, für den 100 000 Arbeiter
eingeſtellt werden mußten. Man hofft, durch
die=
ſen Deich ein weiteres Vordringen der Fluten in
das alte Flußbett zu verhindern. Der
Waſſer=
ſtand im Oberlauf des Gelben Fluſſes iſt plötzlich
um 2 Meter geſtiegen. Es iſt leider mit einer
weiteren Ausdehnung der Ueberſchwemmung in
den Provinzen Schantung und Hopei zu rechnen.
Religionskämpfe in Lahore.
Bombay. Nach Meldungen aus Lahore iſt
die Spannung zwiſchen den Sikhs und den
Mo=
hammedanern wieder im Wachſen. Die
Moham=
medaner haben ſich geweigert, auf die von der
Regierung gemachten Einigungsvorſchläge
ein=
zugehen. Am Mittwoch kam es zu größeren
Zu=
ſammenſtößen zwiſchen Mohammedanern und
Po=
lizei. Im Anſchluß daran zogen ſich die
Moham=
medaner in eine Moſchee zurück, ſchloſſen dieſe ab
und beſchimpften von dem Minarett der Moſchee
aus die Polizei. Verſchiedene Verhaftungen
wur=
den vorgenommen.
Das Ei der Henne.
Auf dem Wochenmarkt einer Kleinſtadt in der
Nähe von Preßburg verkaufte eine Bauersfrau
einem Mann eine Henne. Der Kauf war
abge=
ſchloſſen, aber in dem Moment, in dem der
Käu=
fer ſein Geld aus der Taſche nahm, legte die
Henne unter friſch=fröhlichem Gegacker ein
wun=
derbares Ei. Nun ging der Steit um das Ei los.
Die Bauersfrau nahm das Ei an ſich und
be=
hauptete, ſie habe nur die Henne verkauft, das Ei
ſtehe ihr zu. Der Känfer wiederum erklärte, die
Henne ſei bereits Eigentum und folglich auch das
Ei, das ſie gelegt habe. Da ſtellte ſich die
Bauers=
frau aber auf den Standpunkt, daß im
Augen=
blick des Eierlegens das Geld für die Henne noch
nicht gezahlt geweſen ſei. Schließlich gingen die
beiden Parteien vor das Gericht in Preßburg.
Beide Seiten haben eine ganze Reihe von Zeugen
namhaft gemacht, die unter Eid ausſagen ſollen,
in welchem Moment das Ei von der Henne gelegt
wurde. Das Gericht hat ſeinen Spruch noch nicht
gefällt. Die beiden Parteien aber werden nach
der Aufſtellung der Prozeßkoſten wohl einſehen
müſſen, welchen Unſinn ein ſolcher Prozeß letzten
Endes bedeutet.
Siegelmarken
im Kampf gegen den Karkoffelkäfer.
Hellſames von Lindisfarne.
(—) Beal (Northumberland). Vor ein paar
Tagen ſind wieder Pilgerſchiffe nach Lindisfarne
hinübergefahren. Lindisfarne liegt nicht weit
ab=
ſeits von der Northumberland=Küſte. Die
Pilger=
fahrten aber ſind ſchon gut 1300 Jahre alt und
da=
tieren ſeit jener Zeit, als hier ein Kloſter
ge=
gründet wurde. Aber die Inſel hat einige
Kurioſi=
täten, die ſie ſo bemerkenswert machen, daß man
ein wenig darüber erzählen kann: Es gibt einen
Doktor dort und nicht einmal einen Schutzmann.
Aber dafür iſt man ſehr abergläubiſch auf
Lindis=
farne. Das Wort „Schwein” z. B. darf nie
aus=
geſprochen werden. Man ſagt ſtatt deſſen nur „der
Gegenſtand”.
Dieſer Aberglauben geht ſo weit, daß die
Fiſcher nicht ausfahren in ihren Booten, wenn
ihnen am Morgen jemand begegnet iſt, der das
Elefant gegen Lokomotive.
Heltſame Abenkeuer des Dampfroſſes.
In den europäiſchen Ländern hatten der
Dampfwagen und ſeine Fürſprecher einen ſchweren
Stand gegenüber menſchlicher Unvernunft und
Ungläubigkeit. Noch ſeltſamer aber waren die
Abenteurer, die das Dampfroß bei ſeinem
Ein=
zug in unziviliſierte Gegenden erlebte.
Einge=
borene und wilde Tiere führten noch vor vierzig
Jahren einen hartnäckigen Kampf gegen das
rauchende und ſchnell dahinraſende Ungeheuer,
das den Frieden der Steppen und Wälder ſtörte.
Vor etwa 30 Jahren wurde in Afrika die
Uſambara=Bahn gebaut. Als die erſten Züge auf
dieſer Strecke verkehrten, verfielen die
Eingebo=
renen in paniſchen Schrecken. Die meiſten flohen
bei dem Nahen des Zuges in den ſchützenden
Wald, andere vermochten ſich nicht von der Stelle
zu rühren, fielen zu Boden und ſtimmten
Todes=
geſänge an.
Das erſte gefährliche Abenteuer erlebte, ein
Nachtzug, als er durch einen dichten Wald fuhr.
Unweit der letzten Station bemerkte der
Lokomo=
tivführer ein Rudel Elefanten, das aus dem Wald
hervorſah. Einer der rieſigen Vierfüßler ſchien
durch die Signallaternen der Lokomotive gereizt
und mochte den heranbrauſenden Zug wohl für
einen ihn herausfordernden Gegner halten. Mit
einem wütenden Trompeten=Gebrüll ſtürmte der
Elefant dem Zug entgegen, ſtellte ſich mitten auf
dem Gleis feſt auf ſeine ungeheuren Fußſäulen
und erwartete mutig und mit drohend erhobenem
Rüſſel den Feind.
Es war zu ſpät, den Zug zum Halten zu
bringen. In einem furchtbaren Zuſammenprall
warf der Schienenräumer der Lokomotive das
ge=
waltige Tier zu Boden und tötete es. Doch auch
das Dampfroß war auf eine ſolche Schlacht nicht
vorbereitet. Die Lokomotive entgleiſte und ſtürzte
mit elf Wagen den Bahndamm hinunter. . . .
Mit unglaublichen Schwierigkeiten hatten auc
die Ingenieure zu kämpfen, die einen Schienen,
weg durch die argentiniſchen Pampas anlegten
Die halbwilden Gauchos ließen keine Gelegenheit
unverſäumt, Schaden anzurichten. Als dann die
erſten Proben unternommen wurden, beſchloſſen
ſie, das verhaßte Ungeheuer durch ihre erprobten
Kampfmethoden zu Fall zu bringen.
Zwei der tapferſten und geſchickteſten Gauchos
ritten dem Zug in wildem Galopp entgegen
Zwanzig Meter von der Lokomotive entfern
ſchleuderte der eine ſein Laſſo um den
Schorn=
ſtein der Lokomotive, riß ſein Roß herum und
ge=
dachte das Ungetüm auf dieſe Weiſe zum Stehen
zu bringen, wie die Gauchos es von ihrem Stierl
fang her gewöhnt waren.
Indeſſen zeigte ſich das Dampfroß den Stieren
doch überlegen: Ehe es jemand hindern konnte
waren Roß und Reiter zu Boden geriſſen, ein=
Strecke fortgeſchleift und dann von den Räder
zermalmt. Die Kameraden des Unglücklichen
er=
griffen bei dieſem Anblick die Flucht und ließen
fortan die Eiſenbahn ungeſchoren.
Glimpflicher verlief ein Abenteuer an der
preußiſch=ruſſiſchen Grenze. An einer
Gren=
ſtation ſtand ein Koſak, der noch nie eine Loko Im ob
motive geſehen hatte. Als der Zug über die loden zu
Grenze fuhr, ſprang der Koſak ihn mit gefällten ooen vo
Bajonett entgegen und ſchrie tapfer: „Stoi, ſtoi!
(„Steh!”), in treuer Befolgung ſeines Befehls,
niemand ohne Paß über die Grenze zu laſſen.
Der Lokomotivführer ſetzte die Dampfpfeife i
Tätigkeit und ließ eine rieſige Dampfwolke
aus=
ſtrömen. Da glaubte der pflichttreue Soldat, eine
Erſcheinung der Hölle vor ſich zu haben, der
ge=
genüber alle Dienſtvorſchriften machtlos ſeien. und
lief davon. Das rettete ihn in letzter Sekunde
vor dem Ueberfahrenwerden.. . .
hag.
verpönte Wort „Schwein” ausſprach. Das gleiche
gilt übrigens für den Fall, daß ihnen in der
Mor=
genſtunde jemand begegnet, der — — ſchielt.
Wenn auf der Inſel eine Braut ſich zu
verhei=
raten gedenkt, dann wird ſie auf den Kirchhof
ge=
führt und muß unter Aufbietung aller Kräfte
einen mächtig großen Stein hochſtemmen und einen
Wurf damit tun. Erſt wenn dieſer Wurf erfolgt
iſt, kann das Mädchen ſicher ſein, daß die Ehe auch
wirklich glücklich wird. Böſe Zungen behaupten
freilich, daß nach erfolgter Kraftprobe der Gatte
wohl meiſt nicht mehr den Mut habe, die Ehe
— unglücklich zu geſtalten.
Die Fernſchreibmaſchine mit aukomakiſcher Nummernſcheibe
Soeben wurde von der Reichspoſt
ein Fernſchreibmaſchinennetz in
Be=
trieb genommen, das Berlin,
Ham=
burg und Dortmund miteinander
verbindet. Der Fernſchreibverkehr
wurde vor zwei Jahren
verſuchs=
weiſe eingeführt. Die günſtigen
Erfolge haben dazu geführt, daß
jetzt bereits 90 Teilnehmer im
Fernſchreibverzeichnis aufgeführt
ſind. Wenn auch die
Fernſchreib=
maſchine ſelbſt nicht billig iſt, ſo iſt
die Benutzung doch äußerſt
preis=
wert. — Das Bild zeigt die
Fern=
ſchreibmaſchine, die einer
Original=
ſchreibmaſchine ziemlich ähnelt,
je=
doch einen komplizierten
Mechanis=
mus hat, und daneben die
Num=
mernſcheibe, mit der man einen
beliebigen Teilnehmer wählen
kann.
(Scherl=M.)
„Bobbies” führen ein Karuſſell.
Die große Gefahr, die der Kartoffelkäfer
dar=
ſtellt, ſoll allgemein der Bevölkerung nahegebracht
werden. Dieſem Zweck dienen die Kartoffelkäfer=
Siegelmarken, die auch in dieſem Jahre wieder
herausgegeben werden. Die Marken eignen ſich
gut zum Aufkleben auf Briefbogen und als
Brief=
verſchlußmarken. Sie können direkt von der
Reichs=
druckerei in Berlin bezogen werden. (Scherl.=M.)
Eine glänzende Idee des Stadtkaſſierers.
(—) London. In einem kleinen walliſiſchen
Städtchen hatte ſich anläßlich eines kürzlich
ge=
feierten Heimatsfeſtes auch ein „Rummel” mit
den üblichen Schaubuden und Vergnügungsſtänden
aufgemacht. Darunter befand ſich auch das — noch
von einem armen Pferd gezogene — Karuſſell
eines Miſter Dack. Hätte der Karuſſellbeſitzer Dack
ein gutes Gedächtnis beſeſſen, ſo hätte er ſich der
Tatſache erinnern müſſen, daß er vor drei Jahren
in demſelben Städtchen ſchon einmal gaſtiert, dann
aber eines Morgens in der Dämmerung heimlich
ſeine Zelte abgebrochen hatte und verſchwunden
war — um der Stadt die Luſtbarkeits= und
Platz=
ſteuer ſchuldig zu bleiben. Deſto beſſer aber
funk=
tionierte das Gedächtnis des ſtädtiſchen
Kaſſebe=
amten, der Herrn Dack — kaum hatte er ſein
Ka=
ruſſell aufgebaut, die Rechnung von damals, und
da er offenſichtlich ein „unſicherer Kantoniſt” iſt,
auch gleich die für diesmal präſentiert —
Angeſichts einer geradezu niederſchmetternden
Oede in ſeiner Kaſſe ſah ſich Dack außerſtande, dem
Magiſtrat ſeine Steuerſchulden, zu bezahlen; er
rechnete ſchon damit, daß man ihm ſein ganzes
Unternehmen pfänden werde. Der Bürgermeiſter
jedoch hatte einen beſſeren Einfall: er einigte ſich
mit dem Karuſſellbeſitzer dahin, daß jeden Abend
zwiſchen 6 und 8 Uhr die beiden Poliziſten des
Ortes, die „Bobbies”, das Karuſſell in ſtädtiſche
Regie übernähmen, der eine als Kaſſierer und der
andere als Führer des Gauls. Die Einnahmen
dieſer zwei Stunden ſollten auf die Steuerſchuld
verrechnet werden.
Nie war eine Spekulation richtiger: die
bei=
den ſtadtbekannten „Bobbies” als Karuſſellführer
ſtellten eine derartig koſtbare Attraktion dar, daß
das Karuſſell kaum den Anſturm der jugendlichen
und der erwachſenen Bevölkerung bewältigen
konnte! Und ſchon nach drei Tagen waren die
Steuern von damals und die von heute auf Heller
und Pfennig bezahlt . . .
20 Jahre Gefängnis
für Beihilfe zur Kindesenkführung.
New York. Die Ehefrau des Entführers
des jungen Weyerhäuſer, Margarethe Valey, iſt
wegen Beihilfe an dieſer Entführung vom
Ge=
richt in Tacoma (Waſhington) zu 20 Jahren
Ge=
fängnis verurteilt worden. Valey ſelbſt wurde
kürzlich, wie erinnerlich, wegen dieſer Entführung
zu 45 Jahren Gefängnis verurteilt.
Weil eine Lubra die Corroboree ſ0h
... deshalb geſchah ein Mord.
Der fliegende Richter aus Adelaide in
Auſtro=
lien hat ſich in Alice Springs doch nicht zu einen
Freiſpruch entſchloſſen. Die Geſellſchaft zum Schutz
der Eingeborenen, die beſten Fachleute der Raſſen
und Sittenforſchung hatten ſich für die beiden
Auſtralier eingeſetzt. Der Richter hat es billig
ge=
macht: 10 Jahre Gefängnis für jede. Schließlic
hatten ſie einen Mann ihres Stammes umgebracht
Zehn Jahre? Das werden ſie nicht überſtehen. Man
hätte ſie auch zum Tode verurteilen können. Si
werden in den Kerkern verſchmachten vor Sehl
ſucht nach der Freiheit.
Außerdem verſtehen ſie ganz und gar nicht
weshalb man ſie überhaupt eingeſperrt hält. Si
werden es nie faſſen. Denn ſie folgten nur einm
Auftrag ihres Stammes. Den Auftrag nicht
füllen hätte ihren, eigenen Tod bedeutet. 10
außerdem — hatte der andere denn nicht den 70
verdient? Hatte er nicht einer Lubra die Conn
boree verraten?
Eine Lubra iſt einfach eine Frau — und )0
Corroboree iſt die geheimnisvolle Bemalung, )0
die Männer in gewiſſen Vollmondnächten ſich übe
den ganzen Körper malen: helle Zeichen auf ihn
dunklen Haut. Den Sinn wiſſen ſie auch nichl
mehr recht. Aber ſie wiſſen, daß ſie die Zeiche
ganz geheim halten und vor allem vor Fraue
augen hüten müſſen. Dieſer Mann nun hatte eine.
Frau die Zeichen gezeigt.
Eigentlich müßte auch die Frau ſchon länd
tot ſein. Aber ſie war geflüchtet, als ſie von deil
Mord an dem Mann hörte, der ihr die Corio
boree verriet. Sie meldete auch den Mord den be
hörden. So kam dieſer Prozeß zuſtande.
Man hörte die vollkommen von ihrer Aufgalle
erfüllten Eingeborenen und verſuchte vergeblich
ihnen klar zu machen, daß ſie ein Unrecht v0
bracht hätten.
Man vernahm, daß die Frau, jetzt noch
ihren Artgenoſſen unabläſſig geſucht, in einer 9
ſionsſtation unter beſonderen Sicherungen gehalle.
und demnächſt in einen anderen Teil Auſtralieſl
abtransportiert werde, um ſie vor weiteren 30
griffen zu retten. Ob es gelingt? Die Wilſ
ſchaftler, die ſich mit der Corroboree=Forſchung
faßten, traten für die Freiſprechung der beide
ein, wenn ſie die Geheimniſſe des Kultes V.
rieten. Sie haben es nicht getan — und auch 9
Frau, die die Corroboree doch nun kennen lerſſe,
die darum fliehen mußte, ſchweigt wie ein Gige
wenn man ſie danach fragt. Es ſcheint ſo, als
das Geheimnis der Corroboree mit dem lehſ
Auſtralier ſterben würde.
Lange iſt es ja nicht mehr dis dahin.
Abkrekung brikiſcher Inſeln an Amerika als Kriegsſchulden
zahlung?
Der demokratiſche Sendle
Lewis machte im amerſe
niſchen Senat den Vorſchle
England ſollte die Bähalle
Inſeln. Jamaika und
Bermuda=Inſeln als 4e
zahlung der Kriegsſchulde.
an die Vereinigten Sta0l”
abtreten. Nach dem Ane.
bieten Englands, einen 2
von Britiſch=Eritrea an
lien abzugeben, ſei eine
der
Blce
frage akut geworden. — 9
Karte zeigt die Inſeln,
der amerikaniſche Senole
(ScherlM
fordert.
vuer Ke
* maler
[ ← ][ ][ → ]Seite 10 — Nr. 196
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 19. Juli 1935
Sport, Spiel und Jucnen
Auch im zweiten Spiel deutſcher Sieg.
Island 6:0 (0:0) geſchlagen.
24 Stunden früher, als eigentlich vorgeſehen war, trugen
Is=
lands Länderelf und die deutſche Nachwuchsmannſchaft bereits
ihren zweiten Länderkampf aus. Das Wetter war weſentlich
beſſer als am vergangenen Sonntag, ſo daß auch die Zuſchauer
nicht ausblieben. 3000 Isländer wohnten dem zweiten
Län=
derkampf bei und ſpendeten den deutſchen Spielern für ihr ſtark
überlegenes Können reichlich Beifall. Bis zur Pauſe
beſchränk=
ten ſich unſere Nachwuchsleute wie beim erſten Spiel darauf
tech=
niſch reifen und taktiſch hochſtehenden Fußball zu demonſtrieren.
Die Isländer verſuchten, ſo gut es ging, die deutſchen Angriffe
zu ſtoppen, was ihnen auch in der erſten Halbzeit gelang. Nach
dem Wechſel aber hatten die Nordländer ihr Pulver verſchoſſen.
kaum einer der isländiſchen Elf war in der Lage, der immer
deutlicher werdenden Ueberlegenheit der deutſchen Mannſchaft
ernſtlichen Widerſtand zu leiſten. So fielen in regelmäßigen
Ab=
ſtänden 6 Tore, die auch rein zahlenmäßig den Kampfverlauf
widerſpiegelten. Der erfolgreichſte Torſchütze war wieder einmal
Württembergs junger Stürmer Seitz (Fußballverein
Kornweſt=
heim), der die beiden erſten und letzten Tore erzielte, während
Rechtsaußen Langenbein (VfR. Mannheim) den 3. und
Büchner (Freiburg) den 4. Treffer ſchoß.
Die Alpenfahrk fällk aus.
Der Automobil=Club von Frankreich hat den erwarteten
Entſchluß gefaßt und die internationale Alpenfahrt abgeſagt. Als
Korpsführer Hühnlein die 74 Nennungen wegen
Deviſenſchwie=
rigkeiten zurückziehen mußte, ſtand es feſt, daß damit die geſamte
Veranſtaltung abgeſagt wurde, denn mit den gerade zwei Dutzend
Meldungen aus Frankreich, England, Holland, Portugal und
Un=
garn läßt ſich ein ſo großer Wettbewerb nicht durchführen. Der
AC. von Frankreich verweiſt in ſeiner Begründung auf die
Aus=
ſchreibung, deren verlangte Mindeſtteilnehmerzahl nicht erreicht
wird.
Großer Preis von Deukſchland für Rennwagen.
Der am 28. Juli auf dem Nürburgring ſtattfindende „Große
Preis von Deutſchland” hat, wie wir bereits berichteten, eine
her=
vorragende Beſetzung gefunden. Eine Vorverkaufsſtelle
für Eintrittskarten iſt bei der Geſchäftsſtelle des DDAC.,
Darm=
ſtadt, Rheinſtr. 9,II, eingerichtet, um auch den hieſigen ſehr
zahl=
reichen Intereſſenten Gelegenheit zu geben, Karten im Vorverkauf
zu bedeutend ermäßigten Preiſen zu erwerben.
Engliſche Rennfahrer auf Rekordiagd.
Englands. Drei Auto=Musketiere” John Cobb, Tim Roſe=
Richards und Charlie Dodſon, eroberten in einer 24ſtündigen
Fahrt ſämtliche internationalen Geſchwindigkeitsrekorde von 50
Kilometern bis 24 Stunden der 5=Liter=Klaſſe für England. Die
drei Engländer waren mit einem Napier=Railton bei Salt Lake
City in USA. geſtartet. Sie hatten unterwegs mit großen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Am ſchlimmſten war die
Salzſtaub=
plage und die Hitze. Nach der halben Fahrt war die Strecke ſo
ſchlecht geworden, daß eine andere benutzt werden mußte. Die
24 Stunden wurden mit einem Durchſchnitt von 216,787 Stdkm.
zurückgelegt und dabei 20 neue internationale
Geſchwindigkeits=
rekorde aufgeſtellt, die bisher im Beſitz von Deutſchland, Amerika
und Auſtralien waren.
Die 12. Ekappe der Tour de France
von Cannes nach Marſeille (195 Km.) brachte eine große
Ueber=
raſchung. Peliſſier und Granier unternahmen einen Fluchtverſuch,
der Erfolg hatte. Die beiden Franzoſen kamen — Peliſſier als
Erſter — mit 18 Minuten Vorſprung in 6:03:02 Stunden allein
am Etappenziel ein. In der nächſten Gruppe befanden ſich auch die
beiden Deutſchen Thierbach und Roth, die damit auf den 7. und
11. Platz kamen. In der Geſamtwertung kam Peliſſier auf den 13.
Platz hinter Thierbach, ſonſt hat ſich nichts geändert.
Von den Aſchenbahnen.
Die Nationalſtaffeln der Frauen.
Bei den Olympia=Prüfungskämpfen der Frauen am Samstag
und Sonntag in Elberfeld werden auch einige Staffelproben
durchgeführt werden. Das Ziel iſt die Ermittlung der beſten
4 mal 100 Meter=Staffel, die ja zum olympiſchen Programm
ge=
hört. Für die erſten Läufe am Samstag ſind jetzt folgende
Staf=
feln zuſammengeſtellt worden: Staffel 4: Zimmer=Hamburg,
Krauß=Dresden. Meyer=Berlin, Dollinger=Nürnberg. Staffel
B: Albus=Wuppertal, Dörffeldt=Berlin, Kuhlmann=Hamburg und
Bauſchulte=Osnabrück. — Am Sonntag werden dann die Staffeln
vielleicht in anderer Beſetzung laufen.
Neuer Langſtreckenflug=Weltrekord.
Die italieniſchen Flieger Stoppani und Babbi haben mit
ihrem Fluge von Montfalcone nach Berbera in Britiſch=Oſtafrika
einen neuen Weltrekord im Langſtreckenflug ohne
Zwiſchenlan=
dung aufgeſtellt. Die Italiener bewältigten die 4966 Km. lange
Strecke mit ihrem Waſſerflugzeug in knapp 25 Stunden und
über=
trafen den erſt vor wenigen Wochen von der viermotorigen
fran=
zöſiſchen Maſchine Kreuz des Südens” erzielten
Streckenwelt=
rekord um 631 Km. Während des ganzen Fluges wurde ein
Stun=
denmittel von rund 200 Km. eingehalten.
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
Wichtige Bekanntmachung für das Gaufeſt in Saarbrücken!
Wie bereits in der Preſſe mitgeteilt worden iſt, wurden die
Meldefriſten für das Gaufeſt, ſowohl für Wettkämpfer als auch für
naktive Wettkämpfer, auf 20. Juli d. J. verlängert. Unter
Bezug=
nahme auf die geſtrige Bekanntmachung über die Beteiligung von
Nichtwettkämpfern weiſen wir deshalb darauf hin, daß
Schlachten=
bummler, die ſich noch heute in die in der Tageswirtſchaft der
Woogsturnhalle aufliegende Liſte einzeichnen, Feſtkarten zu
er=
mäßigter Gebühr von 2 RM. erhalten. Für ſpätere Einzeichner
koſtet die Feſtkarte 3 RM.
(gez.) Löwer.
Die Ausſtellung von Mitgliedskarten im R.f.L.
ſowie Anerkennungsbeſcheinigungen.
An alle Vereinsführer des Deutſchen Reichsbundes für
Leibes=
übungen in Darmſtadt!
Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des
Reichsſportführers, ſowie des Gaubeauftragten
(Anmerkung d. Redaktion: Siehe Sonntagsausgabe vom 14. ( 35),
erſuche ich alle Darmſtädter Turn= und Sportvereine, ſoweit ſie
dem Deutſchen Reichsbund für Leibesübungen angehören. mir bis
zum 31. Juli d. J. die Zahl ihrer Mitglieder zu melden, und zwar:
a) die Erwachſenen und Jugendliche über 14 Jahren,
b) die Kinder unter 14 Jahren.
Die Meldung iſt ſchriftlich an die Geſchäftsſtelle der
Orts=
gruppe. Ohlyſtraße 75, zu richten.
Gleichzeitig iſt mit dieſer Meldung die erſte Rate des
Mit=
gliedsbeitrages von 20 Pfg. pro Mitglied zu zahlen.
Die Einzahlung kann erfolgen:
1. in bar an den Rechner der Ortsgruppe, Karl Fiſcher,
Grafenſtr. 20 (Zigarrenhaus Hartmann), 2. durch
Ueberwei=
ſung auf deſſen Poſtſcheckkonto Frankfurt a. M. Nr. 68825 oder
auf das Konto der hieſigen Ortsgruppe bei der Deutſchen Bank
und Diskontogeſellſchaft, Filiale Darmſtadt.
„Ich verweiſe ferner auf die Bekanntmachung des
Gaubeauf=
tragten betr Ausſtellung von Anerkennungsbeſcheinigungen (
An=
merk. d. Red.: Siehe Sonntagsausgabe vom 14. 7.)
Die genannten Antragsvordrucke werden zweckmäßigerweiſe
auf getrennten Briefbogen mit der Meldung der Mitgliederzahlen
beſtellt.
Darmſtadt, den 18. Juli 1935.
(gez.) Löwer.
Reichsſportabzeichenprüfung für Frauen (Leichtathletik).
Morgen Samstag, 29. Juli 35, 16 Uhr, findet auf dem
Ge=
lände des Sportvereins 98 Darmſtadt die 2.
Sportabzeichenprü=
fung für Frauen und Mädchen ſtatt. Geprüft werden: 100 Meter,
75 Meter, Weitſprung, Kugelſtoßen, Ballweitwerfen und 2000=
Meter=Lauf. Leiſtungsbücher, mit Lichtbild verſehen, ſind
mit=
zubringen.
Turnerbund Jahn 1875 Darmſtadt.
Alle Volksturner und Turnerinnen werden nochmals auf die
am Freitag, ab 7 Uhr, ſtattfindende Uebungsſtunde auf dem
Platz aufmerkſam gemacht. Für den bevorſtehenden
Vereins=
kampf iſt es notwendig, zur Stelle zu ſein. Ebenſo wird die
Ju=
gend nochmals erinnert, da zu ſein.
Die Turnrats=Mitglieder treffen ſich heute Freitag, um
7 Uhr, auf dem Platz zu einer Sitzung.
TSG. 46 Darmſtadt, Feldbergfahrt.
Wir verweiſen hiermit nochmals auf die Omnibusfahrt am
Sonntag, den 21. Juli, nach dem Feldbera (Taunus) zum Beſuch
des dortigen Bergfeſtes. An dieſer Fahrt können noch einige Gäſte
teilnehmen. Anmeldung in der Turnhalle Woogsplatz und
Sport=
platz Woogswieſe gegen Zahlung des Fahrpreiſes von 2,50 RM.
bis Samstag 6 Uhr. Abfahrt am Sonntag halb 6 Uhr ab
Woogs=
platz (Turnhalle). Rückkehr etwa 19 Uhr.
General von Poſeck — Reichsverbandsleiter.
Bei der Mitgliederverſammlung des Reichsverbandes
für Zucht und Prüfung deutſchen Warmblutes in
Berlin wurden die neuen Satzungen einſtimmig angenommen.
Durch die Angliederung des Reichsverbandes an den
Reichsnähr=
ſtand iſt der Reichsverband nunmehr auch mit dem bodenſtändigen
Bauerntum verbunden. Der vom Reichsnährſtand beſtimmte
Ver=
bandsleiter, General, der Kavallerie a. D. von Poſeck, gab die
Zuſammenſetzung des Beirats bekannt, dem der ſtellvertretende
Verbandsleiter, Frhr. v. d. Goltz=Kallen,
Oberlandſtallmei=
ſter Dr. Seyffert, der Leiter der Oberſten Behörde,
Reichs=
ſportführer von Tſchammer und Oſten, E. Plate=
Voigts=
dorf als Vertreter der Züchter, Rittm. M. v. Barnekow als
Vertreter des Turnierſports und der Hauptgeſchäftsführer,
Kapi=
tänleutnant a. D. R. Wolff, angehören.
Reit= und Fahrturnier in Bad=Nauheim.
Die Vorbereitungen zum Reit= und Fahrturnier in Bad=
Nauheim am 20. und 21. Juli ſind in vollem Gange. Von überall
treffen bereits die Pferde ein. Insbeſondere hat das ſtarke
Auf=
gebot der Wehrmacht, die ia in allen Konkurrenzen ausgiebig
vertreten iſt. Nauheim und die umliegenden Orte in ein
gro=
ßes Heerlager verwandelt. Aber es ſind nicht nur ihre wohl
ausgewählten Pferde für die Wettbewerbe, auch die
Schaunum=
mern zogen ſchon mit Mann. Geſpann und Fahrzeug herbei. Dazu
kommen die Vorbereitungen der SA.=Reiterei mit ihren vom
Sattel gefahrenen Sechsſpännern.
Es ſei auf die Preisverteilung am Sonntaa abend im
Kur=
haus hingewieſen, die dem Reiterabend mit anſchließendem Tanz
vorausgeht. Die Preiſe ſelbſt werden dort ab Freitag vormittag
ausgeſtellt.
E. 2. Feick=Darmſtadt
zum Handball=Gauſpielwark berufen.
Die Führung des deutſchen Sports iſt beſtrebt, auf allen Ge
bieten tunlichſt befähigte Aktive in die Organiſations= und Ver=
waltungsarbeit hineinzunehmen. Im Zuge dieſer Beſtrebungen
iſt jetzt der Handball=Nationalſpieler E. L. Feick=Darmſtad
zum Gauſpielwart des Gaufachamts Handball im Gau
Süd=
weſt (XIII) berufen worden.
Der Spielwart des Bezirks Main/Heſſen, Platt=Frankfuru
der ſeither trotz ſtarker beruflicher Inanſpruchnahme das durch
den Wegzug von Gauſpielwart Klee in ein anderes Gaugebie
verwaiſte Amt mitverſehen hatte, wird gemeinſam mit dem bis
herigen Kreisſpielwart des Kreiſes Starkenburg, Kolb=Frank
furt die Pflichtſpiele der in zehn Staffeln ſpielenden
maim=
heſſiſchen Bezirksklaſſe leiten.
Die Gaumeiſterſchaften der Schwimmer
Die deutſchen Gaumeiſterſchaften im Schwimmen brachte
durchweg nur Durchſchnittsleiſtungen, wobei man allerdings die
Abweſenheit der Spitzenſchwimmer, die in Budapeſt zum Länden
kampf weilten, berückſichtigen muß. Die beſten Leiſtungen wur
den noch im Gau Mitte erzielt, wo Heiko Schwarz 100 Mete
Kraul in 1:01,9 Min., Hans Schwarz die 100 Meter Rücken i
1:10,3 Min. Rückwoldt das 200 Meter Bruſtſchwimmen in 2:53.
Min. und Deiters die 200 Meter Kraul im Alleingang in 2:21
Min. gewannen.
Im Gau Schleſien gewann Hans Schubert die 100 Mete‟
Kraul in 1:02,5, während Urſula Groth den gleichen Wettbewer
der Frauen in 1:13,6 an ſich riß. Przywara wurde Doppelſieges,
er holte ſich die 400 Meter in 5:26,4 und die 1500 Meter in
21:14,5 Min.
Im Gau Niederrhein gewann Trude Wollſchläge,
(Duisburg) das 200 Meter Bruſtſchwimmen in Abweſenheit vo
Martha Genenger in der guten Zeit von 3:10 Min. Ohlige
ſiegte über 100 Meter Kraul in 1:16 Min., während Chriſte
Rupke über 100 Meter Rücken 1:26,3 Min. benötigte.
Im Gau Weſtfalen ſchwamm Heina relativ die beſt
Zeit mit 2:51 Min. für 200 Meter Bruſt; Ruhfuß=Witten gewan
die 100 Meter Rücken in 1:13,8 Min. Bei den Frauen holte ſich
dieſe Konkurrenz Heiling=Dortmund in 1:28,6, Kellermann=Hamr
blieb über 100 Meter Kraul in 1:18,2 und Bingel=Dortmund ir
Turmſpringen mit 32,07 Punkten erfolgreich.
Im Gau Niederſachſen gab es in Osnabrück vor übe
1000 Zuſchauern ſehr ſchöne Kämpfe, doch waren auch hier di
Zeiten nicht mehr als guter Durchſchnitt. Leiſewitz ſchwamm di
100 Meter Kraul in 1:03 Min., und Bauer=Hannover
erreicht=
über 100 Meter Rücken 1:17,8 Min.
Im Gau Bayern wurden folgende Meiſter ermittelt: 10/
Meter Kraul Reindl=München 1:05,6 400 Meter Kraul Reindl
München 5:36, 1500 Meter Kraul Badewitz=Hof, Turmſpringen
Randerath=Augsburg 55,10 Punkte, 100 Meter Rücken Schuls
Nürnberg 1:18,6 Min 200 Meter Bruſt Schaller=Nürnberg 3:05,2
200 Meter Kraul, Reindl=München 2:36, Kunſtſpringen Ram
derath=Augsburg 143,64 Punkte, Staffel 4 mal 200 Meter Krau
SV. München 99 10:44,8 Min. Frauen: 400 Meter Krau
Ziemann=München, Kunſtſpringen Daumerlang=Nürnberg 77,2
Punkte, 100 Meter Rücken Ziemann=München 1:42,8, 200 Mete
Bruſt Mayrhofer=München 3:26,6 Min.
Im Gau Brandenburg, der ſeine Meiſterſchaften ir
Oſtmarken=Stadion in Frankfurt a. d. O. austrug, wurden ar.
zweiten Tag folgende Meiſter feſtgeſtellt: 100 Meter Kraul Wille
Berlin 1:03,4, 200 Meter Bruſt Wittenberg=Poſeidon 2:56,6,
mal 100 Meter Kraul SSC. 89 4:24,9. Lagenſtaffel SSC. 8
5:21,5,- 100 Meter Rücken Heiſe=SSC. 89 1:16,3, 1500 Mete
Kraul Arendt=Poſeidon 23:02,7. Frauen: 100 Meter Krau
Arendt=Nixe 1:12,7, 400 Meter Kraul Halsguth=Nixe 5:59,5, 10
Meter Rücken Arendt 1:27,1, 200 Meter Bruſt Engelmann=Nix/
3:15,1. Turmſpringen Schieche 34,25 Punkte, Kunſtſpringen
Schieche 69,90 Punkte.
Im Gau Nordheſſen, deſſen Titelkämpfe in Gießen vo
ſich gingen. gab es folgende Meiſter: 1500 Meter Kraul Aichinger
Kaſſel 23:12,6, 100 Meter Kraul Aichinger 1:06 200 Meter Bruſf
Mewes=Gießen 3:06,7, 4 mal 100 Meter Kraul Kurheſſen Kaſſe‟
4:47, 400 Meter Lagen Kaſſeler SV. 6:39, 100 Meter Rücker
Schaum=Gießen 1:25,8, 400 Meter Kraul Aichinger 5:37,8, Kunſt
ſpringen Schüler=Gießen 124.34 Punkte. Frauen: 100 Mete
Rücken Fiedler=Marburg 1:37,6. 200 Meter Bruſt von Düring
Gießen 3:30 4 mal 100 Meter Bruſt Gießer SV. 6:55.4, 100
Meter Kraul Nippe=Kaſſel 1:25,4, Kunſtſpringen Henkel=Marburg
67,27 Punkte.
Amerikas Davispokal=Mannſchaft für das In
terzonen=Schlußſpiel gegen Deutſchland, das am Wochenende im
Wimbledon beginnt, iſt jetzt bekanntgegeben worden. Die Ameri
kaner laſſen Sidney Wood und Donald Budge die Einzelſpiele=
Alliſon=van Ryn das Doppel beſtreiten.
Aegyptens Fußball=Nationalelf wird am Luiße
1. September in Saarbrücken gegen die Mannſchaft des Gauliga= / n
teite es
Neulings FV. Saarbrücken ſpielen.
un
Wekkerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Von den allgemein über Weſteuropa herrſchenden
Weſtſtür=
men wird kühle maritime Luft über unſer Gebiet herangeführt
Unter ſtark wechſelnder Bewölkung kommt es vielfach zu
Nieder=
ſchlagsſchauern, teilweiſe gewittrigen Charakters. Für die
näch=
ſten Tage iſt nicht mit einer weſentlichen Aenderung des
herr=
ſchenden Wetters zu rechnen.
Ausſichten für Freitag: Wechſelnd bewölkt, einzelne
Regen=
ſchauer, bei vorwiegend nordweſtlichen Winden kühl.
Ausſichten für Samstag: Fortdauer des unbeſtändigen und
kühlen Wetters.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 196
Freitag, 19. Juli
Die Entwicklung der Induſtriebeſchäftigung.
Heſſen an der Spihe!
Faſt vier Milliarden Stunden ſind im Jahre 1934
(llein in der deutſchen Induſtrie mehr gearbeitet worden als
im Jahre 1932: zwei Millionen Arbeiter haben von der
Macht=
ergreifung bis Ende 1934 in der Induſtrie (ohne Handwerk,
Han=
tel uſw.) wieder Arbeit und Brot gefunden. Damit haben, wie
tas Statiſtiſche Reichsamt in einer Sonderbeilage zu
„Wirtſchaft und Statiſtik” über „Beſchäftigung,
Arbeits=
zeit und Arbeitereinkommen in der deutſchen
nduſtrie” ausführt, die beiden großen Induſtriegruppen, die
Vrroduktionsgüterinduſtrien und die Verbrauchsgüterinduſtrien,
70v. H. ihres Standes von 1929 erreicht. Führend
im Auftrieb ſind die Inveſtitionsgüterinduſtrien. Die
nzelnen Zweige dieſer Gruppe haben ſich ihrem Höchſtſtand von
1529 um ſo mehr genähert, je mehr ſie in der Kriſe geſchrumpft
paren, vor allem der Fahrzeugbau und das Baugewerbe.
Um=
zekehrt haben ſich die Wirtſchaftsgruppen entwickelt, die
aus=
ſoließlich Verbrauchsgüter herſtellen. Sie ſind von ihrem
Köchſtſtand um ſo weniger entfernt, je ſchwächer ſie von der Kriſe
gstroffen waren.
In den einzelnen Wirtſchaftsgebieten war der
wirt=
ſchaftliche Auftrieb — ihrer beſonderen Struktur entſprechend —
verſchieden Von den Bezirken Schleſien, Berlin=Brandenburg,
Mitteldeutſchland, Sachſen, Heſſen, Rheinland=Weſtfalen und
Süd=
neſtdeutſchland hat ſich das Arbeitsvolumen von 1932 bis 1934
am ſtärkſten in Heſſen und Berlin=Brandenburg
efhöht. In Heſſen hat die Zahl der geleiſteten Arbeitsſtunden
his zum Jahre 1934 um 65 Prozent des Standes von 1932
zuge=
nommen, das Arbeitsvolumen im Reich iſt dagegen nur um die
hälfte geſtiegen. Es folgen Mitteldeutſchland, Rheinland=
Weſt=
ſtlen und Südweſtdeutſchland. Am geringſten war die Zunahme
in Sachſen und Schleſien. Der wirtſchaftliche Auftrieb in den
deutſchen Induſtriegebieten hat ſich im erſten Jahr der
Arbeits=
ſchlacht gleichmäßiger geſtaltet als im weiteren Verlauf. Wie bei
den einzelnen Induſtriegruppen, bilden ſich mit längerer Dauer
des Auftriebs auch für die einzelnen Wirtſchaftsgebiete mehr und
mehr Eigenbewegungen heraus.
Die Frauenarbeit in der Induſtrie iſt von 30 Prozent
Anfang 1933 auf 25,5 Prozent Ende 1934 zurückgegangen, trotzdem
ſeit 1933 rund 300 000 Frauen neu eingeſtellt wurden.
Die Angeſtelltengefolgſchaften, die während der
Kriſe unter der Arbeitsloſigkeit verhältnismäßig weniger zu
lei=
den hatten als die Arbeiter, haben um 23 Prozent zugenommen
gegenüber, einer Zunahme der Arbeitergefolgſchaften von 56
Prozent.
Die Arbeitszeit ſteigt ebenfalls.: So iſt im Jahre 1934
von jedem beſchäftigten Arbeiter durchſchnittlich täglich eine halbe
Stunde länger gearbeitet worden als im Jahre 1932. Der
Auf=
trieb der wirtſchaftlichen Tätigkeit wirkte ſich auf die Arbeitszeit
beſonders ſchnell aus. In den erſten Monaten des Jahres 1933
ſtieg ſie am ſtärkſten. Zum Teil waren betriebstechniſche Gründe
dafür maßgebend, wie etwa beſonders kurz befriſtete Aufträge.
Im erſten Halbjahr 1934 hat ſich die Zunahme der
Arbeits=
zeit verlangſamt. Sie iſt ſeitdem faſt unverändert geblieben. Die
Induſtrie hat alſo ihr Arbeitsvolumen in der letzten Zeit mehr
durch Neueinſtellungen als durch Erhöhung der Arbeitszeit
ge=
ſteigert.
Bei Ausbruch der Kriſe im Jahr 1929 iſt die Arbeitszeit nicht
ſofort herabgeſetzt worden. Die Induſtrie hat ihr Arbeitsvolumen
zunächſt dadurch verringert, daß ſie Arbeiter entließ. Erſt bei
fortſchreitendem Rückgang der Produktion wurde auch die Arbeit
geſtreckt. Im Vergleich zum geſamten Arbeitspolumen, das von
1929 bis 1932 um nahezu die Hälfte geſchrumpft iſt, verminderte ſich
die tägliche Arbeitszeit nur um 10 v. H. des Standes von 1929.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Wie berechtigt die Warnungen des Börſenvorſtandes vor
i ertriebenen Kursſteigerungen am Aktienmarkt waren, zeigten
geſtern an der Berliner Börſe die Vorgänge am
Schiffahrts=
ritienmarkt. Die Veröffentlichungen über die bevorſtehenden
ſtar=
en Zuſammenlegungen der Schiffahrtsaktien haben ein nicht
un=
ahebliches Angebot in Hapag= und Lloydaktien zur Folge. Die
Utien wurden mit Minus=Minus=Zeichen angeſchrieben und
jeg=
icher Handel ſowie die Feſtſtellung der Notiz auf Veranlaſſung
ſer zuſtändigen Organe ausgeſetzt. Dieſer Vorfall, der auch der
geiamten Börſe das Gepräge gab, ſollte dem Publikum als
War=
ung dienen. Auch auf den übrigen Märkten kam im Anſchluß
in die unſichere Stimmung der vortäglichen Börſe überall Ware
ſeraus, ſo daß die Kurſe im Durchſchnitt um 1 bis 1½ Prozent
uchgaben. Montanwerte waren vielfach 1½ Prozent und
Mans=
eid ſogar 2 Prozent niedriger. In Braunkohlenaktien und
Kali=
perten behaupteten ſich die Kurſe bei kleinſten Umſätzen. Chem.
Atien gingen um etwa 1 Prozent zurück. Farben ermäßigten ſich
m 1½ Prozent Kabel= und Drahtaktien wurden mangels
Um=
aß geſtrichen, Maſchinenaktien waren bis 2½ Prozent gedrückt.
vetall=, Bau=, Textilwerte verloren bis 1 Prozent: Bank= und
rkehrsaktien waren gehalten. Nach den erſten Kurſen
bröckel=
en Aktien weiter ab. Im Gegenſatz zu der Verfaſſung des
Aktien=
harktes waren Renten überwiegend freundlicher. Der Verlauf
mr nicht ganz einheitlich. Montanwerte lagen etwas über den
In fangsnotierungen, dagegen waren Braunkohlenaktien durchweg
hwächer. Kaliwerte waren etwas feſter. Farben erholten ſich
kuf 1523. Am Rentenmarkt machte die Befeſtigung der
Alt=
eſitzanleihe, die auf 112X (112,20) anzogen, Fortſchritte,
Die Rhein=Mainiſche Börſe eröffnete auf faſt allen
ſarktgebieten des Aktienmarktes in ſchwacher Haltung. Die
Ver=
altungsmitteilungen von Hapag und Nordd. Lloyd, insbeſondere
ei Hinweis, daß mit einer ſtarken Zuſammenlegung des
Aktien=
anitals gerechnet werden müſſe, hat allgemein verſtimmt. In
ch iffahrtswerten lag ſtarkes Angebot vor der Börſenvorſtand
tersen Miältuig uneilheiſch. eer Verwegind ſchwcher Ddos
ingebot war nicht groß, bei der herrſchenden Zurückhaltung
man=
lelte es aber an Aufnahme. Nach Feſtſetzung der erſten
Notie=
urgen waren zumeiſt leichte Erholungen zu verzeichnen. Von
ſemiſchen Werten büßten JG. Farben 1½ Prozent, Scheide=
Unſtalt ½ Prozent und Deutſche Erdöl 8 Prozent ein.
Elektro=
tiren kamen zunächſt kckum zur Notiz. Montanaktien lagen
zu=
eiſt ſchwächer. Der Rentenmarkt lag etwas feſter, das Geſchäft
uar allerdings unbedeutend. Nachdem nach den erſten Kurſen
ilweiſe leichte Erholungen eingetreten waren, lag der Verlauf
ſark zurückhaltend, und die Kurſe bröckelten zumeiſt wieder ab,
eülweiſe wurden ſogar die Anfangskurſe noch unterſchritten. JG.
geben gingen wieder auf 151½ zurück. Hoeſch verloren 2
Pro=
ſint, Reichsbank und A.=G. für Verkehr je ½ Prozent und Moenus
Naſchinen ½ Prozent. Von den ſpäter notierten Werten lagen
a. Deutſche Linoleum, Siemens je 2½ Prozent, Holzmann 1
ſtozent niedriger. Am Rentenmarkt zogen Altbeſitz weiter etwas
In, ferner waren verſchiedene Umtauſch=Obligationen etwas feſter.
An der Abendbörſe herrſchte nach den Abſchwächungen im
Rittagsverkehr ſtarke Zurückhaltung. Am Aktienmarkt erfolgten
eine Abgaben, ſo daß im Vergleich zu den Berliner
Schlußkur=
in Rückgänge von ½ bis ½ Prozent überwogen. An den
Ren=
mmärkten blieb die feſtere Tendenz beſtehen, das Geſchäft war
hir bei behaupteten Kurſen ſehr gering.
Piehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 18. Juli. Aufgetrieben waren
Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) 54—59, b) 48—53,
F9—47, d) 28—38 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft in der
Ua ſſe a) 21. b) 24. c) 72, d) 52 Stück. Marktverlauf: ſchleppend.
Mannheimer Viehmarkt vom 18. Juli. Auftrieb: 5 Kälber,
Schafe, 33 Schweine, 102 Ferkel und 300 Läufer, „Marktverlauf:
ſikel und Läufer ruhig. Preiſe: Ferkel bis 6 Wochen 13—18
M., Ferkel über 6 Wochen 19—23 RM., Läufer 24—28 RM. per
tück; alles andere blieb unnotiert.
Frankfurter Viehmarkt vom 18. Juli. Auftrieb: Rinder 155
ſtegen 51 am letzten Donnerstagsmarkt), darunter befanden ſich
Ochſen. 29 Bullen, 34 Kühe und 72 Färſen. Zum Schlachthof
Arekt 3 Ochſen, 5 Bullen, 20 Kühe, 10 Färſen. Kälber 901 (776),
chafe 43 (42), Schweine 512 (450). Notiert wurden pro 1 Zent=
Lebendgewicht in RM.; Kälber a) 59—60, (59—62) b) 51
58 (53—58), c) 43—50 (44—52), d) 30—42 (32—43): Hammel
Weidemaſthammel 36—38 (36—38); Schweine b) 50—53 (52
53), c) 50—53 (52—53), d) 46—52 (51—53) Marktverlauf:
älber, Hammel und Schafe mittelmäßig geräumt; Schweine
ſangs mittelmäßig, ſpäter abflauend, Ueberſtand. Ueberſtand:
Rinder, darunter 2 Ochſen, 7 Bullen, 15 Kühe und 20 Färſen;
ieuer 59 Schweine.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Rohlſtahlgewinnung im Deutſchen Reich betrug
Juni 1935 (24 Arbeitstage) 1 249 101 Tonnen gegen 1 314 545
humen im Mai (25 Arbeitstage). Arbeitstäglich wurden im
4nä 1935 durchſchnittlich 52 046 Tonnen hergeſtellt gegen 52 582
dumen im Mai 1935.
Die Bank von Frankreich ermäßigte ihren Diskontſatz von 4
3½ Prozent.
Als Vergeltungsmaßnahme gegen die von Kanada auf alle
niſchen Waren erhobenen Dumpingzölle hat die japaniſche
gierung Zuſchlagszölle in Höhe von 50 Prozent auf
Einfuhr aus Kanada verhängt. Das hierüber veröffentlichte
elEet ſieht die Ausdehnung dieſer Zölle auf die Einfuhr aller
ſander vor, die die japaniſchen Waren mit Ausnahmezöllen
be=
gem.
Uebernahme der Berliner Hypothekenbank
durch die Rheiniſche Hypokhekenbank, Mannheim.
Den Generalverſammlungen am 15. bzw. 17. Auguſt wird der
Zuſammenſchluß der Rhein. Hypothekenbank mit der Berliner
Hypothekenbank in Form einer Aufnahme des Berliner
Inſtitutes in das Mannheimer Inſtitut mit
Rück=
wirkung vom 1. Januar dieſes Jahres an vorgeſchlagen. Die
Rheiniſche Hypothekenbank erwirbt aus eigenen Mitteln ohne
Be=
einträchtigung des laufenden Beleihungsgeſchäftes das
bekannt=
lich in Privatbeſitz ruhende Mehrheitspaket von rund 4 Mill.
RM. der Berkiner Hypothekenbank (Geſamtaktienkapital 5 Mill.
RM.), zieht dieſes Paket ein und tauſcht die reſtlichen Aktien 1:1
in Rhein, Hyp=Aktien um. Da die Rhein. Hypothekenbank
zu=
letzt noch 1,94 Mill. RM. eigene Aktien hatte, iſt eine
Kapitals=
erhöhung bei ihr nicht notwendig. Das vereinigte Inſtitut kann
das ſeit kurzer Zeit wieder aktiv gewordene Neugeſchäft nunmehr
auf breiteſter Baſis betreiben und das
Arbeitsbeſchaffungspro=
gramm in verſtärktem Maße unterſtützen. Ein Perſonalabbau iſt
nicht erforderlich. Sitz des Inſtitutes bleibt Mannheim.
Der Umlauf der vergrößerten Rheiniſchen Hypothekenbank an
Pfandbriefen und Kommunalobligationen wird künftig etwa 450
Mill GM betragen der Darlehensbeſtand rund 460 Mill.
Da=
mit rückt die Rheiniſche Hypothekenbank an die dritte Stelle,
ge=
meſſen in der Größenordnung der Hypothekenbanken, und zwar
hinter die Deutſche Centralboden=Kredit A.=G. und die Bayeriſche
Hypotheken= und Wechſelbank.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Von der Frankfurter Börſe. Zum Börſenhandel ſind
zuge=
laſſen 4½prozentige Schatzanweiſungen des Deutſchen Reiches von
1935, Folge V, Zinstermine: 1. April und 1. Oktober. Die
Ein=
löſung der Schatzanweiſungen erfolgt am 1. April 1941 zum
Nennwert. Die Schatzanweiſungen können vom 19. Juli 1935 ab
amtlich notiert werden.
Konſervenfabrik Joh. Braun A.=G., Pfeddersheim b. Worms.
Die Verwaltung weiſt zu unſerer geſtrigen Meldung darauf hin,
daß die Bilanzarbeiten noch im Gange ſeien, ſo daß das
endgül=
tige Ergebnis noch nicht feſtſtehe. Die Bilanzſitzung finde
dem=
nächſt ſtatt.
Die landwirkſchaftliche Erzeugung
1934/35.
Der Wert der deutſchen landwirtſchaftlichen
Erzeugung beträgt nach den neueſten Berechnungen des
In=
ſtitutes für Konjunkturforſchung im Wirtſchaftsjahr 1934/35
etwa 11 1 Milliarden RM. Er iſt damit ſeit dem
Tief=
ſtand im Jahre 1932/33 um 2,4 Mrd. RM. oder 27 Prozent
ge=
ſtiegen. Dieſe Zunahme iſt ſowohl auf die gebeſſerten Preiſe als
auch auf die geſtiegene Erzeugung zurückzuführen.
Mengen=
mäßig iſt die landwirtſchaftliche Erzeugung ſeit 1932/33 um faſt
10 Prozent geſtiegen. — Bei der Berechnung eines Mengeninder
der geſamten Agrarproduktion wurden im vorliegenden Falle die
Durchſchnittspreiſe der Jahre 1927/28 bis 1928/29 verwendet. Der
ſo berechnete Mengenindex der geſamten Agrarproduktion zeigt,
daß der Produktionswert in den Jahren der
Kriſe nur deshalb zurückgegangen iſt, weil die
Preiſe geſunken waren. Im Wirtſchaftsjahr 1932/33 war
die Erzeugung mengenmäßig ſogar um 2 Prozent höher als im
Jahre 1928/29. Bis zum Jahre 1934135 konnte eine weitere
Stei=
gerung der erzeugten Menge um faſt 10 Prozent erzielt werden.
Insgeſamt hat ſeit dem Jahre 1924/25 die landwirtſchaftliche
Pro=
duktionsmenge um rund 30 Prozent zugenommen. Während noch
1932 jede weitere Steigerung der Produktion ſinnlos erſchien, da
alle landwirtſchaftlichen Märkte zerrüttet waren, iſt dies
gegen=
wärtig nach dem organiſchen Umbau der geſamten
Agrarproduk=
tion nicht mehr der Fall.
Will Amerika ſtabiliſieren?
Die beiden Mächte, denen in der Frage der internationalen
Währungsſtabiliſierung das Hauptgewicht zufällt, ſind England
und die Vereinigten Staaten. Man ſucht eifrig nach Symptomen,
die einen Anhalt geben könnten, wie die Einſtellung der beiden
vorgenannten Länder zur Stabiliſierungsfrage zu werten iſt.
Einige neue, wenn auch nicht entſcheidende Geſichtspunkte zu
die=
ſem Fragenkomplex kann man wohl dem ſoeben veröffentlichten
Jahresbericht 1934 des „Federal Reſerve Board”
in New=York entnehmen. Daraus geht hervor, daß die
amerika=
niſche Regierung bereits anläßlich der belgiſchen Währungskriſe
im Herbſt 1934 Stützungskredite in Gold angeboten hat. Am 2.
November 1934 gewährte die Federal Reſerve Bank in New=York
der Belgiſchen Nationalbank einen Kredit von 25 Millionen
Dollar. Der Kredit wurde in Anſpruch genommen und einige
Wochen ſpäter zurückgezahlt. Ferner genehmigte das „Federal
Reſerve Board‟ Ende November 1934 einen Kredit von 50
Mil=
lionen Dollar an die BJZ., der zur Stützung des
Gold=
blocks verwendet werden ſollte, aber nicht in Anſpruch
genom=
men wurde. Die Meldungen aus Waſhington, wonach die
Regie=
rung aktiv Fühlung mit anderen Ländern über die Stabiliſierung
nimmt, mehren ſich. Die Rede Morgenthaus im Mai 1935
ließ erkennen, daß die Vereinigten Staaten eine weitere
Dollar=
abwertung aus Gründen des inneren Wirtſchaftsprogramms nicht
mehr benötigen, ſondern „höchſtens als eine Reſerve gegen die
Entwertung dritter Währungen”
Eine endgültige Stellungnahme zur Frage
der Stabiliſierung wird Amerika nehmen müſſen, wenn
es ſich darum handelt, ob die am 31. Januar 1936 ablaufenden
währungspolitiſchen Vollmachten der
Regie=
rungverlängert werden ſollen oder nicht. Es
han=
delt ſich erſtens um das Recht des Präſidenten zur weiteren
Ab=
wertung des Dollar von 59 auf 50 Goldcents auf Grund der
Gold Reſerve Act” vom 31. Januar 1934, und zweitens um die
Exiſtenz des Stabiliſierungsfonds, der vom Schatzamt verwaltet
wird. Wird von dem Recht zur Verlängerung dieſer Vollmachten
kein Gebrauch gemacht, könnte der Dollar ab Ende Januar 1936
als endgültig ſtabiliſiert gelten.
HM
Stellvertr. Haup’ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik; Rudolf Mauve; jur den Schlußdienſt=
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Mar Streeſe: für das Feuilleron und die
Gegenwart‟; Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland”: 1. V. KarlBöhmann;
für den Handel: 1. V.Andreas Bauer; für den Sporr: Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. Vl. 35. 2083. Pl. 8. Lruck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. B.
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Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 18. Juli 1935
Oeviſenmarkt
vom 18. Juli 1935
Med
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban”
Hapag
Nordd, Llohzd
d. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Glettr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
DeutſcheCont. Ga
Deutſche Erdöl
44.25
uus
120
155.75
136.125
111.25
Meit ee
J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Alöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Kr
151.875
126.5
111.625
105.25
150
92
5
121.125
89.75
74.5
Wee
Rütgerswerte
Salzdetfurth Kalt 1
Weſtote. Kaufhof
Bere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Bert. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Wer 1e
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werle ſ.
V
118.5
198
34.5
86.375
126.5
96.5
11.6e25
119.875
129,5
126.5
142
Aegypten
Argentinier
Mife
Braſilien
Bulgarien.
Canada.
Dänemar”
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Franrreich
Griechenland
Holland
Fsland
Mie
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
Milreis
100 Leva
canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2.Sg.
100 eſtl. gr.
100 finn.M1
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Ra
2.5es
0.859
41.895
1.139
3.047
2.ana
54.77
46.91
12.265
65.43
5.41
18.41
2.353
168.75
55.13
E
12.5os
0.662
41.365
0.141
3.053
2.474
54.57
47.01
12.295
68.57
5.42
18.35
2.357
169.,09
55. 25
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweis
Sponien
Tſchechoſtowal.
Türke.
ungarn
Uruguay
Ver, Staaten
D
100 Lire
Nen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Esceudor
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas =
100 Tſch.=K
1türr. 4
100 Pengö
1 Geldpeſo
Dollar
D
20.50
0.721
5. 684
g0.32
S1.85
48.95
11.13
63.25
81.312
34,00
10.325
1.275
1„029
2.4741
20.,54
0.723
5.696
S1.08
61.77
49.05
1.15
63.37
41.28
34.06
10.345
1.779
1.031
2.478
Surmftädter und Kariohalbant Burnftadt, Biliate der Arrsoner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 18. Juli 1935.
Kee
Gr. IIp. 1984
„ „ 1035
„ „ 1936
„ . 1987
„ „ 1938
Gruppe ! ..!"
103‟
105.7
109
108,
107‟,
105.3
5 % Dtſch. Reichsanl. 10011
97.75
42
5½%Intern.,v. 30 98.25
4½ %Baden „v. 27
4½BBahern v. 27
4½%beſſen, b.28 96.5
„ v. 291 97.25
4½
4½%Preuß. v. 28 108.75
4½%Sachſen b. 2‟
4½%Thüringen 27 96
6% Dt. Reichsbahn=
100.3
Schätze
2 Dt. Reichspoſt=
100.4
Schätze
1100-.
4½%
Dtſch. Anl. Ausl.
*, Ablöſung .. /112.5
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .... 10.4
1½%Bad.=Baden / 90.5
4½%Berlin .v. 241 95
4½%Darmſtadt ..
4½%0 Dresben v. 26
4½ %Ffrantfur1 26/ 92
4½%Heidelberg 201 90.25
4½ %Mainz.. . . .. 92.5
4½%Mannheim27 91.75
4½ %Münchenv. 29 95
½%Wlesbaden2s 92.5
1½ %eſſ. Landesh
4½%. Goldobl.
5½% Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liguid.
96.75
94.75
100,
2 Jabeſ Landhypf
Komm.Obl. ..
4½2 Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig
4½%0 Landeskom.=
Bi. Girozentr. f.I
Heſſ. Glbobl. R.11
4½% desgl. R.12
4½ % Kaſſ.
Landes=
frebitr. Goldpfb.
4½%Naſſ.
Landes=
bant Golbpfb.,
5½% Lig.-Obl. 1
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser.
FAusl. Ser. 1// 130.5
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½% Berl. Hhp. B.
Lig.=Pfbr.
4½% Frif. Hhnp. B
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½3
Goldoblig
4½% Frl. Pfbr. B.
6½%0 v Lig.=Pfr.
4½ %Mein, Hhp.B
3½% „ Oia.=Pfr
4½%Pſäln,Hyp.B.
5½9
Lia.=Pfb.
4½% Rh. Hyp.=Bi.
5½% „ Lig.=Pfr.
Goldobl.,
4½%
4½% Südd. Boden=
Ered.=Ban)..
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
4½%Wlrt. Hhp.
626 Daimler=Benz. /107
680 Dt. Linol. Werkel 1
%o Klöcknerwerke 102
Mae 2
96.25 1 6%Mitteld, Stahl.
15% Neckardl G.b.23
5% Rhein=Main=
94.75 D nau v. 23 ...
62 SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerkel
5% „ RM.=Anl.
43,
96.25 6% Poigt & Häffner!
96.75
101.5
116
20.25
96
101.5
96.5
101.25
93.5
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101.5
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101.,6
95.25
101.25
96,5
1011,
94.5
98
101.25
98.
103
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. 2. E. B.
L.Inveſt.
53Buſg. Tab. v.02
4½% Oſt. Schätze:
47 Oſt. Goldrente:
5%vereinh. Numän
4½%
428Türi. 4. Bagdadl
II.Bagdad
4½%üngarn. 1919
1914
4½%
Goldr.
45
1910
4½Budp. Stadtanl.
4%Liſſabon. ..
4% Stockholm. ..
Ahtlen.
-ttcumulal.Fabri.
Alg. Kunſtzide uni
A. E. G.
.
AndregeNorisZahr
Aſchaffbg. Brauerei!
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P. ../1
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Nürnba.
Kn
104
99:,
99.25
103.75
101
127.5
14.75
*
10.25
5.825
10.8
10.5
65.75
60
112
176.5
44.5
128
114
129
116.5
141.
126.5
Buderus Eiſen
Cement Heidelberg
Karlſtadt.
7. G. Chemie, Baſell
Ehem. Werke Albert/107.5
Chade (A=C)
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr. 1118
„ Erdöl
Dt. Golb=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Onckerhoff & Widm.
Eichbaum=Werger.
Elek tr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft 132
Enzunger Unton ..
EſchweilerBergwer!
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabril.
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebrüder..
J.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Zetter) 86.75
Felt & Gutllequme.
Franifurter Hoſ ..
Gel.f.eleltr. Unter
Goldſchmidt, Th...
Gritzner=Kaher. / 37
Grün & Bilfinger..
Hafenmühle Frrft 1101.5
Hanauer Hofbräuk
Hanſwerie Füſſen 84
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf /121.,5
HilvertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Nie
119
135
155
169
94.75
111.5
233.5
167
96
1116
101
1116
108
1262
159
64
125
151
108
26.75
126.5
110
195
111.71
116
113.5
92.2
Fle Bergb. Stamn,
„ Genüſſe
Junghans ....."
Kali=Chemie. . ..
Aſchersleben
Klein, Schanzlin.
Klöcknerwerte ....!
Knorr C. H. ..
Konſerven Braun
Lahmeher & Co.
Laurahütte
Lech, Augsburg.
Lokom j.KraußcCo
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz=Akt.,Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge). Frantf
Miag. Mühlenbau
Moenus.
Motoren Darmſtadil,
Neckarwert Cßline
Odenw. Hartſtein.
Parf=u. Bürgerbr
R9. Braunfohlen
Eleftr. Stamm
Stahlwerte..
Riebea Montan
Roeder Gebr.
Rütgerswerde..
Salzdetſurtl Kall
Salzw. Heibbronn
Schöfferhoſ=Bind.
Schramm, Lackfabr
Schuckert, Eleſtr., ,I.
Schwartz, Storchen!
Siemens & Halske.
Reinigerwerke
Südd. Bucker=A. G./
Tellus Bergbau .!.
Thür. Liefer.Gei..
Ve
130
u26
33
100
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133.25
23.25
1163
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94
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111.75
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109.5
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Ver, Stahlwerle.
Ver. Ultramarin ..
Weſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kalt
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Ereditanſt.
Badiſche Bant.
B1. ſ. Brauinduſt
Baher, Kyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
„ Cypotlekbk.
Comm. 1 Prwatbl
Dt. Bank u. Disc.
Dt. Ei1 u. Wechſel
Dresdner Bank .
Franu Bon!.
„ Syp.,Ban
Mein. Cyp.=Pank
Pfälz. Typ.=Bank
Reichsbant=Anl. 1
Rhein Hyp.=Ban
Südd. Bod-Cr Vk.
Württ, Notenbeuk.
A.-G. f. Verkehrsw
A Ig. Lolalb. Krafm! 1
72 Dt. ReichsbVza.
Hapag.
Lübed=Büichner
Nordd.=Llond
Südd Eiſnnb.=Geſ
Alianz= u. Stuttg.
Verticherung.
Verein. Be=
Franiong Rück=u.M1
Mannh. Verſich.
Otabi Minen
Schantung Sandel
Na
149
34.75
126
1197,
82
126
12E.5
90.5
117.5
137
91
S2.5
84
42.5
1071.
98.575
49.5
87
186.5
139
99.5
86.25
124.5
1231,
79.5
E2.75
212.5
260.5
133
18
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 19. Juli 1935
Nach wenigen Augenblicken ſteht Hu vor dem Oberſten.
Nin=nin drängt ſeine Erregung gewaltſam zurück.
„Mein General, der Feind marſchiert!“
Hu iſt äußerſt überraſcht. „Wang marſchiert? Hat er durch
A=tu=be nicht melden laſſen, daß er ſich zurückzieht nach Hſing?‟
„Ja, aber er hat es nicht getan, der wortbrüchige Hund! Wir
werden uns rächen!"
Hu geht erregt im Zimmer auf und ab.
Nach einer Weile klatſcht er in die Hände. Der Diener
er=
ſcheint.
„Die Wache!”
Die Wache kommt und erhält den Befehl, Schweſter
Mar=
garete vorzuführen. Zun Entſetzen aller ſtellt ſich heraus, daß
die deutſche Schweſter ſpurlos verſchwunden iſt.
Nin=nin meldet noch, daß die Wache des Nordtores deſertiert
ſei. Da weiß Hu, wohin Margarete geflohen iſt.
Der Trumpf iſt ihm entfallen.
Von Lantſchou wurde die große Schlacht geſchlagen.
Die gut ausgerüſteten Truppen Wangs, aufs äußerſte
erbit=
tert, kämpften wie die Löwen. Sie brachen in die Front ein,
rollten ſie auf, und in wilden Haufen, unter Zurücklaſſung vieler
Gefangener und großer Beute, flüchtete die Rebellenarmee Hus
zurück in die Stadt.
Hu aber hatte Lantſchou längſt im Flugzeug verlaſſen, und
als die Sieger einzogen, fand man weder von Hu noch von
Nin=
nin eine Spur.
Die Durchſuchung des großen Regierungspalaſtes förderte
Ueberraſchendes zutage. Man fand einen großen Teil des Raubes
von General Fuhang, der ſeinerzeit den Expreß überfallen und
ausgeplündert hatte.
Und man entdeckte ſchließlich in einem abgelegenen Zimmer
eine Kranke, die zum Skelett abgemagert und ohne Bewußtſein
war.
Dr. Poeck unterſuchte ſie und ſchüttelte den Kopf. Er wurde
ſich über das Leiden nicht recht klar.
Jedenfalls ließ er die Kranke mit dem Flugzeug vorſichtig
nach dem Krankenhaus in Schanghai transportieren. Er würde ja
in nächſter Zeit dorthin zurückkehren; der Krankheitsfall
inter=
eſſierte ihn. —
General Wang hatte von Lantſchou Beſitz ergriffen und alles
ſtaunte, denn nach einer Woche ſchon bot Lantſchou das gewohnte
Bild. Handel und Wandel nahmen ihren früheren Lauf, nichts
erinnerte mehr an die kriegeriſchen Ereigniſſe.
Wang entwaffnete die Armee Hus, einen Teil der Soldaten
wählte er für die eigene Armee aus, den Reſt ließ er nach der
Provinz Nantſchang marſchieren.
Sie wurden dort auf das entvölkerte Gebiet verteilt, denn es
fehlte überall ſtark an Männern. Die Frauen Chinas hatten ſich
merkwürdigerweiſe der Peſt gegenüber als widerſtandsfähiger
gezeigt.
Wang ſetzte in Lantſchou den früheren Gouverneur ein, der
von Hu gefangengehalten worden war.
„China braucht Ruhe und nochmals Ruhe!” pflegte der
Ge=
neral zu ſagen. Und dann fügte er etwas wehmütig hinzu: „Und
Geld ... ſehr viel Geld.”
Eine Unzahl von Papieren war im Regierungspalaſte
be=
ſchlagnahmt worden, auch das Laboratorium von Hu, dieſe
Hexen=
küche mit den Bakterienkulturen, hob man aus und vernichtete
die todbringenden Röhrchen.
Zehn Tage nach der Beſetzung Lantſchous und der Flucht Hus
reiſte Dr. Poeck nach Schanghai. Er trug das Protokoll Wangs
über Hu und die kriegeriſchen Vorgänge bei ſich.
5.
Die Erlebniſſe der letzten Zeit hatten Georg von Rapp im
Innerſten berührt. Als ihn Margarete verließ, um zuſammen mit
Dr. Poeck und Joan nach China zu gehen, glaubte er anfangs
ver=
zweifeln zu müſſen. Aber allmählich gewann er ſeine innere Ruhe
wieder.
Er gab einem großen Ermittlungsbüro Auftrag, nach Jane
Waagen zu ſuchen.
Da kam nach Monaten Margaretes Brief.
Jane lebte!
Sie war die Inhaberin des Handelshauſes Marſhall Sons.
Jetzt begriff er, wieſo dieſe Firma ſeinem Hauſe immer ſo
ent=
gegengekommen war.
Janes Liebe ſtand dahinter.
Er war aufs tiefſte erſchüttert. Und eine innere Stimme riet
„ihm, zu ſeiner Frau zu reiſen.
Aber er vermochte es noch nicht!
Margaretes Bild ſtand noch zu hell in ſeinem Herzen.
Und ſo ſchrieb er den offenen und ehrlichen Brief an Jane —
und wartete.
Da traf ein Telegramm ein, das Georg von Rapp im
In=
nerſten packte.
Es kam von Jane und lautete: „Warum kommſt du nicht? Ich
und dein Sohn warten auf dich! Jane.”
Er hatte einen Sohn! Das hatte er nicht gewußt.
Ein ſeltſames, heiliges Gefühl erfüllte ihn. Ihm war zumute.
als habe ſein Leben jetzt erſt Erfüllung gefunden.
Da vergaß er zum erſten Male Margarete, und es hielt ihn
nicht einen Tag länger in Hamburg.
Mittels Flugzeug reiſte er über Berlin nach Moskau. Von
dort benutzte er die neue Luftſchifflinie nach Swerdlowſk. Von
hier aus mußte er mit der transſibiriſchen Eiſenbahn bis Irkutſk:
fahren.
In Irkutſk herrſchte eine wahnſinnige Kälte.
Georg von Rapp bemühte ſich, ein Flugzeug für die
Weiter=
reiſe aufzutreiben, aber es ſchien unmöglich. Gewiß waren
Ma=
ſchinen vorhanden, aber das Fliegen war gefährlich.
Schließlich wagte es ein junger Amerikaner.
Das Wagnis glückte wirklich, wohlbehalten landeten ſie in
Schanghai.
Frau Jane zitterten die Knie, als ihr der Diener eine Karte
überreichte, auf der ganz einfach „Georg von Rapp” ſtand.
Konnte nicht das Wiederſehen zugleich ein Scheiden für
im=
mer bedeuten?
Da trat Georg von Rapp über die Schwelle.
Stumm ſtanden die beiden Menſchen einander gegenüber und
blickten ſich an. Und in dieſen Minuten waren die langen Jahre
der Trennung vergeſſen, es war ihnen zumute, als ſeien ſie nicht
länger als einen Tag auseinander geweſen.
„Jane!” rief der Mann, und es klang wie heller Jubelſchrei,
Und dann lag ſie in ſeinen Armen, aufgelöſt vor Glück und
Freude.
Georg küßte ſie. Die größe Liebe von einſt berauſchte ihn
wieder.
Jane hält ganz ſtill. Ihr Blut jagt durch die Adern, es gibt
dem Herzen einen anderen Rhythmus.
Alte Sehnſüchte erwachen wieder.
Fortſetzung folgt.)
Trude Marlen / Paul Richter / Erika v. Thellmann
Oskar. Sima, Heli Finkenzeller und viele Buam und Madln
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„In der Heimat, in der Heimat‟, Lustspiel.
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Nächstes Standortkonzert Freitag, 26. Juli 1935
Spar= und Vorſchußverein der kath.
Gemeinde Darmſtadt e. G.m. b. h. j. L.
Bilanz vom 31. Dezember 1934.
Aktiva: Hypotheken etc.
15 465,85
Bankguthaben
5 479,50
Kaſſevorrat u. Ausſtände. 1170,78
Summe der Aktiva: 22 116,13
Paſſiva: Guthaben d. Spareinleger 9 286,90
Genoſſenſchaftskapital .
2 972,60
Rücklagefonds . . . . 9856,63
Summe der Paſſiva: 22 116.13
Stand der Mitglieder wie ſeither. 43 Genoſſen
mit 63 Anteilen. Haftſumme 25 200 RM.
Darmſtadt, 15. Juli 1935.
(6462.
Die Liquidatoren:
Dr. Linken.
Malſy.
Meſſerſchmitt.