Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Di Haus einfchl. Botentohn und Transportloſten. Ab=
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„Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aluffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 195
Donnerstag, den 18. Juli 1935
197. Jahrgang
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Darmſtädter und Nationalbanf.
Lavals Spar=Programm.
Rürzung aller Skaaksausgaben um 10 Prozenk. — Kürzung der Beamtengehälker und Kriegskeilnehmer=
Penſionen. — Erhöhung der Einkommenſteuer. — Beſteuerung der Kriegsgewinne.
Senkung der Mieken. Tarife, Brof= und Kohlenpreiſe.
28 Nolverordnungen.
DNB. Paris, 17. Juli.
Nachdem der Kabinettsrat am Dienstag von 21 Uhr bis gegen
Mitternacht im Außenminiſterium getagt hatte, um die
Geſetzes=
verordnungen vorbereiten zu können, trat um Mitternacht unter
em Vorſitz des Präſidenten der Republik der Miniſterrat
zuſam=
men. Um 2 Uhr morgens wurde in einer amtlichen Mitteilung
ekanntgegeben, daß die Geſetzesverordnungen von der Regierung
verabſchiedet worden ſind.
Es handelt ſich dabei um insgeſamt 28 Verordnungen, durch
ie Einſparungen im Betrage von insgeſamt 10 959 Millionen
Eranken erzielt werden ſollen. Dieſe verteilen ſich wie folgt: 7 063
Millionen Einſparungen im Staatshaushalt, 195
Millionen Franken bei der Amortiſationskaſſe, 1385 Millionen im
baushalt der Gemeindeverbände und 2316 Millionen bei den
Eiſenbahnen. Die Sparverordnungen ſehen vor allem eine
Kür=
tung ſämtlicher Ausgaben des Staates, der
Ge=
meindeverbände, der Kolonien, der konzeſſionierten Geſellſchaften
tnd der öffentlichen Dienſte um 10 Prozent vor Die
Kür=
ung bezieht ſich jedoch nicht auf die Arbeitsloſenunterſtützung und
tuf die Wohlfahrtsausgaben ſowie auch nicht auf die bereits im
Gang befindlichen Lieferungen und Leiſtungen.
Die Beamten= und Angeſtelltengehälter unter
400 Franken werden 3 v. H. gekürzt, von 8000 bis 10 000
Fran=
ten um 5 v. H. und die Gehälter über 10 000 Franken um 10
Pro=
zent. Um die Geſamtheit der Bürger an den Opfern zum Wohle
des Staates zu beteiligen, ſind mehrere Verordnungen dazu
be=
ſämmt, die allgemeine Einkommenſteuer für
Einkom=
nen über 80000 Franken um 50 v. H. zu erhöhen,
ſtwie die Steuern für mobile Werte von 17 auf 24 v. H. Weiter
ic eine Kürzung der Gewinne der Kriegslieferanten um 25 v. H.
vorgeſehen.
Eine Reihe weiterer Verordnungen iſt dazu beſtimmt, die
außerordentlichen Opfer durch eine allgemeine Senkung
der Lebenshaltungskoſten und durch verſchiedene
wirt=
ſchaftliche Maßnahmen auszugleichen. So iſt eine allgemeine
Senkung der Tarife für Elektrizität und Gas
um 5 v. H. vorgeſehen, eine Senkung des Preiſes für
Induſtriekohle um 5 v. H. bis 10 v. H. Die Preiſe für
künſt=
liche Düngemittel werden um 5 v. H. geſenkt. Der Brotpreis
er=
hält mit Wirkung ab 18. Juli eine Senkung von 10 Centimes
(tleich 16 Pfg.) für ein Kilogramm. Für Wohn= und Ge=
Häftsräume unter 10000 Franken Jahresmiete tritt eine
Senkung um 10 v. H. ein. Die Hausbeſitzer erhalten
entſpre=
chende Erleichterungen bei den Zinszahlungen
für Hypotheken. Als weitere Gegenleiſtung werden die
Zu=
ſGläge für kinderreiche Familien von 3 Kindern
an erhöht. Schließlich ſind noch Erleichterungen vorgeſehen, um
die im Ausland feſtgefrorenen Gelder für die Ausfuhr frei zu
machen.
* Die franzöſiſche Regierung hat ihr Verſprechen gehalten. Sie
Aſact unmittelbar nach dem Nationalfeiertag die Geſetze beſchloſſen,
die nach ihrer Anſicht für die Beſeitigung des Defizits von rund
41 Milliarden Franken erforderlich ſind. Ueber die Länge der
Krbinettsſitzung vom Dienstag darf man annehmen, daß es den
Mäniſtern außerordentlich ſchwer geworden iſt, dieſen
Notverord=
ungen ihre Zuſtimmung zu geben. Sie haben aber ſchließlich
ge=
iyeinſam mit Laval den Mut zur Unpopularität aufgebracht. Sie
holben ihn aufbringen müſſen, weil es für ſie keine andere Wahl
Ab als die, mit harter Hand durchzugreifen oder zu demiſſionieren.
Daß dieſe Verordnungen einen Sturm der Entrüſtung aus=
Eſſen werden, kann keinem Zweifel unterliegen. Vielleicht wird
de franzöſiſche Preſſe zunächſt ſo tun, als ob die franzöſiſche
2effentlichkeit dieſe Sparmaßnahmen billige. Feſt ſteht jedoch,
dß die geſamte Linke Alarm ſchlagen wird, wie das bereits
die in der „Volksfront” maßgebenden Kommuniſten tun. Auch
die Gewerkſchaften haben zu verſtehen gegeben, daß ſie ſich mit
die ſem Sparprogramm nicht einverſtanden erklären können,
wäh=
end die Frontkämpfer=Organiſationen zunächſt Informationen
der die Auswirkung der Verordnungen ſammeln.
Der Kammer müſſen die Geſetze nachträglch vorgelegt werden.
eaß das Parlament mitten in den Ferien zuſammentreten wird,
in zu den Notverordnungen Stellung zu nehmen, iſt wenig
wahr=
ceinlich. Aber die Parteien werden trotz der ſommerlichen Ruhe
ſict zögern, ihre Stellung bekannt zu geben, die natürlich in
elem einzelnen Falle ſo iſt, daß die Wählerſchaft nicht verärgert
kied.
Laval war ſich der Gegnerſchaft, die ſein Programm finden
dirde, von vornherein bewußt. Er hat infolgedeſſen nach einem
it ganz unbekennten Vorbild gearbeitet und die unpopulären
Farmaßnahmen drxch einige kleine Geſchenke an die breite Maſſe
twas gemildert. Aber die Preisermäßigung für elektriſchen
EtSom, für Gas, Kohle, Brot und Miete wird insgeſamt wohl
um ausreichen, um die kleineren Haushalte zu entlaſten.
Viel=
nehr iſt damit zu rechnen, daß die ſcharfen Steuern
Ausweichs=
ewegungen heraufbeſchwören und daß dadurch die allgemeine
evenshaltung auf anderen Gebieten wieder verteuert wird. Aber
* Meſſer mußte einmal angeſetzt werden, ſollte nicht binnen
kur=
en die Finanzkriſe noch ernſtere Formen annehmen. Laval wird
enn auch mit der Möglichkeit einer Gefährdung der Währung
erieten, um die vorhandenen Widerſtände zu überwinden. Nur
il es uns ſcheinen, als ob er auf die unpopulären Maßnahmen
ärte verzichten können. Dann wäre es jedoch nötig geweſen, die
usgaben für Heer, Marine und Luftwaffe ganz empfindlich zu
ünzen. Davor iſt jedoch Laval zurückgeſchreckt, weil er es mit den
uigebenden militäriſchen Kreiſen nicht verderben wollte.
Durchführung der franzöſiſchen Sparverordnungen
auch in Elſaß=Lokhringen.
Im Rahmen der Sparverordnungen der franzöſiſchen
Regie=
rung findet ſich auch eine beſondere Ermächtigung des mit der
Verwaltung elſaß=lothringiſcher Fragen beauftragten
Unter=
ſtaatsſekretärs bei der Miniſterpräſidentſchaft, Blaiſot, die ihn
bevollmächtigt, die einzelnen Sparverordnungen auch für den
elſaß=lothringiſchen Verwaltungsbereich durchzuführen.
Miniſterpräſident Laval verlas am Mittwoch abend über
den franzöſiſchen Rundfunk eine kurze Erklärung, in der er auf
die Gründe hinwies, die die Regierung zu dieſen
ſchwerwiegen=
den Entſchlüſſen veranlaßten.
Die Aufnahme der Nokverordnungen in Frankreich.
Paris, 17. Juli.
Die neuen Notverordnungen ſind in der Oeffentlichkeit
vor=
erſt mit Ruhe aufgenommen worden. Nur die Kommuniſten und
die Sozialiſten halten ihre Stunde für gekommen, die Maſſen gegen
die Regierung mobilzumachen. „Die Regierung Laval iſt gegen
die Nation”, ſchreibt der ſozialiſtiſche „Populaire”, und verurteilt
aufs ſchärfſte die Deflationsmaßnahmen der Regierung. Er glaubt
außerdem feſtſtellen zu können, daß das Kapital nicht genügend zu
den Opfern herangezogen werde. Es gebe Heilmittel, die töteten,
und die Regierungsverordnungen ſeien ſolche Mittel. — Die
kom=
muniſtiſche „Humanits” ruft: „Nieder mit den
Elendsverord=
nungen! Die Reichen werden vielleicht auf ein Vergnügen mehr
verzichten müſſen, die Armen aber auf ein Stück Brot.” — Die
Frontkämpfer und die Gewerkſchaften wollen ſich demnächſt mit
den neuen Notverordnungen beſchäftigen.
Wie verlautet, werden ſämtliche Spargeſetze der Kammer zur
Annahme vorgelegt werden. Eine vorzeitige Einberufung ſcheint
jedoch nicht in Frage zu kommen, da die Linke die erforderliche
Zahl von Unterſchriften weder in der Kammer, noch im Senat
aufgebracht hat. Hingegen iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß ſich der
Finanzausſchuß der Kammer demnächſt verſammeln wird, um zu
den Verordnungen Stellung zu nehmen. Er wird ſich
wahrſchein=
lich mit einer Kenntnisnahme begnügen.
Die Schwere der Opfer, die von der Allgemeinheit verlangt
werden, wird von der Mittagspreſſe anerkannt, gleichzeitig aber
als unerläßlich bezeichnet, wenn man Schlimmerem vorbeugen
wolle.
*
* Zwiſchen Daladier und de la Rocaue.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 17. Juli.
Der vierzehnte Juli iſt in Frankreich ruhig verlaufen, was
nach der Entſpannung während der letzten Tage vorauszuſehen
war. Allerdings trug auch die Hitze dazu bei, die Gemüter etwas
„abzukühlen”. Und die Aufmerkſamkeit der großen Menge wurde
durch die militäriſche Parade von der Politik ſtark abgelenkt.
Nichtsdeſtoweniger marſchierten imponierende Maſſen auf, die der
Rechten — „Feuerkreuz” und andere Organiſationen —
imponier=
ten durch ihre Diſziplin, die Linke durch ihre Zahl.
Nachträglich empfindet man das ganze beinahe als beruhigend,
die Manifeſtanten rechts und links machten keinen beſonders
blut=
dürſtigen Eindruck, was übrigens von allen Seiten feſtgeſtellt
wird.
Die Aufmerkſamkeit konzentrierte ſich um zwei Perſönlichkeiten
— und das iſt die Lehre des Tages — um Colonel de la
Roc=
que und um den früheren Miniſterpräſidenten Daladier, der
ſich immer mehr zum unbeſtrittenen Chef der geſamten Linken
ent=
wickelt. Es iſt wahr, er hat dem Marxismus gegenüber
Konzeſſio=
nen gemacht, dafür erſchien er aber — wenigſtens am 14. Juli —
als der Führer einer Gruppe, die von dem linken Flügel der
Kommuniſten bis zum rechten Flügel der Rodikalen und noch
wei=
ter geht. Bei dem Wahlkampf im Frühjahr wird man damit
rech=
nen müſſen. Die Frage iſt nur, ob die Kräfte, auf die ſich Daladier
ſtützt, auch aushalten werden. Denn in der Vergangenheit konnte
die Linke Wahlſiege genug erkämpfen, aber in dem Augenblick,
da ſie an die Regierung kam, wurde ſie uneinig ...
Die Außenpolitik wird nach wie vor durch die abeſſiniſchen
Ereigniſſe in Atem gehalten. Man iſt davon keineswegs entzückt,
um ſo weniger, da man neuerdings befürchtet, daß die Klärung
der Lage ſich noch ſehr lange verzögern kann. Viele ſchreiben
Ita=
lien die Abſicht zu, Abeſſinien langſam durch Strafexpeditionen zu
zügeln und keinen Krieg im europäiſchen Sinne zu führen. Das
könnte die Quelle einer ſehr langwierigen engliſch=italieniſchen
Verſtimmung werden. England gegenüber zeigt man ſich hier
übri=
gens noch immer verſtimmt und die engliſchen Hinweiſe auf die
primitiven abeſſiniſchen Truppen, die von den modernen
italieni=
ſchen Kampfmitteln niedergemacht würden, — zur großen
Empö=
rung des engliſchen Gewiſſens —, ſind hier die Zielſcheibe allen
Spottes geworden. Es hat den Anſchein, daß erſt eine
Annähe=
rung auf dem finanzpolitiſchen Gebiete zu einer wirklichen
Ent=
ſpannung zwiſchen Paris und London führen könnte.
Die Zuſammenkunft in Sinaia zwiſchen König Carol und dem
Regenten von Südſlawien wird hier für ein wichtiges Ereignis
gehalten. Die Kleine Entente ſollte dadurch eine neue Kräftigung
erhalten. Um was man ſich hier beſonders ſorgt, iſt nur die
Er=
haltung des franzöſiſchen Einfluſſes.
Der AumMärſch der Sromten in Boiei.
Von unſerem Warſchauer Sonderberichterſtatter
Warſchau, im Juli 1935.
Die Durchſetzung der neuen polniſchen Wahlordnungen zuns
Seim und Senat hat eine neue Etappe in der Entwicklung der
innerpolitiſchen Auseinanderſetzungen Polens eingeleitet. Das
alte Parlament, deſſen Hauptaufgabe es von vornherein war,
dem polniſchen Staatsweſen eine neue, den veränderten
Ver=
hältniſſen angepaßte Verfaſſung zu geben, iſt vom
Staatspräſi=
denten aufgelöſt worden. Das im September zu wählende neue
Parlament wird bereits nach den Vorſchriften der neuen
Wahl=
ordnung gewählt werden, d. h., es wird ſich nicht nur in der
Zahl der in ihm vertretenen Abgeordneten, ſondern auch in der
politiſchen Zuſammenſetzung grundlegend von dem bisherigen
unterſcheiden. Erſt jetzt kann ſich auch die neue polniſche
Ver=
faſſung in vollem Umfange auswirken. Das neue Parlament
wird aus den verſchiedenſten Gründen nicht mehr den Schauplatz
für die innerpolitiſchen Auseinanderſetzungen in Polen abgeben
können. Zunächſt einmal weil für die oppoſitionellen Parteien
auf Grund der neuen Wahlordnungen keine Meöglichkeit
be=
ſteht, in ausreichender Stärke in den Seim oder in den Senat
einzuziehen, zweitens, weil die wichtigſten oppoſitionellen
Par=
teien aus dieſer für ſie nicht gerade günſtigen Situation die
Konſequenz gezogen haben und freiwillige Enthaltſamkeit zu
üben gedenken, indem ſie ihre Anhänger und darüber hinaus
weite Kreiſe der Bevölkerung ſchon jetzt zum Boykott der
kom=
menden Wahlen aufrufen. Da die oppoſitionellen Parteien im
Zuge der letzten Entwicklung zweifellos eine Stärkung erfahren
haben, iſt nicht anzunehmen, daß ſie ſich vom innerpolitiſchen
Kampf überhaupt zurückziehen, womit ſie ſich überdies ſelbſt
liquidieren würden. Der innerpolitiſche Kampf dürfte ſich
viel=
mehr in Zukunft auf einer anderen, außerparlamentariſchen
Ebene abſpielen.
Für die kommenden Kämpfe und Entſcheidungen wird es
ſehr darauf ankommen, wer — Oppoſition oder Regierungslager
— imſtande iſt, die ſtärkeren Bataillone ins Feld zu führen. Und
zwar müſſen die Vorbereitungen ohne jeden Zeitverluſt getroffen
werden, da die erſte und wahrſcheinlich für längere Zeit
ent=
ſcheidende Schlacht in den innerpolitiſchen Auseinanderſetzungen
bereits im Herbſt d. J., anläßlich der Neuwahlen, fällig iſt.
Gelingt es der Oppoſition — was nach den augenblicklich
über=
ſehbaren Kräfteverhältniſſen keineswegs ausgeſchloſſen erſcheint
— einen erheblichen Teil der Bevölkerung von der Teilnahme
an den Wahlen zurückzuhalten und die Wahlbeteiligung auf
weſentlich unter 50 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung
herabzudrücken, ſo würde die Stellung der Regierung und der
hinter ihr ſtehenden Gruppe ſchwer erſchüttert werden. Gelingt
es dagegen dem Regierungslager, den Wahlboykott der
oppo=
ſitionellen Parteien unwirkſam zu machen und eine normale
oder nur unweſentlich geringere Wahlbeteiligung zu erzielen,
dann hätte die Oppoſition ihre innere Schwäche und das
Nicht=
vorhandenſein jeglichen Maſſevanhangs ſo deutlich dargetan,
daß in Zukunft auf ſie keinerlei Rückſicht mehr genommen zu
werden brauchte. Von dem Ausgang der bevorſtehenden Wahlen,
und zwar in erſter Linie von dem Prozentſatz der
Wahlbetei=
ligung hängt alſo, auf weitere Sicht geſehen, nicht nur das
Schickſal der Regierung, ſondern auch das Schickſal der
Oppo=
ſition ab.
Es iſt daher nicht verwunderlich, daß ſchon jetzt der
Auf=
marſch der Fronten für die entſcheidende Auseinanderſetzung
begonnen hat. Regierungslager und Oppoſition treffen mit
ver=
ſtärktem Tempo ihre Vorbereitungen, wobei der Oppoſition heute
ein gewiſſer Vorſprung nicht abzuſprechen iſt, der aber von der
Regierung leicht wieder eingeholt werden kann. Die Anordaung
der Wahlen für die erſte Septemberhälfte iſt ſicherlich deshalb
erfolgt, um der Agitation der Oppoſition gegen die
Wahlbetei=
ligung keinen zu großen Spielraum zu gewähren.
Während die Oppoſition in der Lage iſt, die Volksmeinung
mit demagogiſchen Mitteln zu beeinfluſſen, hat die Regierung
einen erheblich ſchwereren Stand. Sie kann die ihr ſeindlichen
Parolen nur dann wirkſam entkräften, wenn es ihr gelingt,
Er=
folge auf wirtſchaftlichem und innerpolitiſchem Gebiete
auſzu=
weiſen. Die Einholung ſolcher Erfolge wird aber ungemein
er=
ſchwert durch das Abflauen des kurzen Aufſchwungs, den die
Konjunktur in Induſtrie und Handel im Verlaufe des
vergange=
nen Jahres erlebte und der bereits wieder einer weitgehenden
Stagnation, auf vielen Gebieten ſogar einem Rückgang. Platz
gemacht hat. Im Monat Juni dürfte z. B. die Indexziffer der
induſtriellen Produktion bereits unter der entſprechenden Ziffer
vom Juni des Vorjahres liegen. Die Verſuche zu einer
Beſſe=
rung der Lage der Landwirtſchaft haben bisher keinerlei
Reſultate gehabt im Gegenteil hat ſogar die Ankündigung der
neuen Agrarpolitik — allen volkswirtſchaftlichen
Erfahrungs=
grundlagen ins Geſicht ſchlagend — einen ſtarken Sturz der
Ge=
treidepreiſe vor der Ernte zur Folge gehabt. Die Lage der
Landwirtſchaft hat ſich alſo bisher nicht nur nicht gebeſſert,
ſon=
dern weiter verſchlechtert, wodurch den oppoſitionellen
Bauern=
parteien die Wahlboykottagitation auf dem flachen Lande ſehr
erleichtert werden dürfte. Angeſichts des Monat für Monat
auſ=
tretenden, ſtarken Defizits im Staatshaushalt — in den erſten
drei Monaten des neuen Etatjahres 1935/36 machte der
Fehl=
betrag bereits etwa 80 Mill. Zloty aus — iſt vorläufig noch
nicht abzuſehen, woher die erforderlichen Mittel für eine
Beſſe=
rung der Lage der Landwirtſchaft und für eine Ankurbelung
der Wirtſchaft genommen werden ſollen. Einen gewiſſen Erfolg
hat die Regierung dagegen auf innerpolitiſchem Gebiet erzielen
können, indem ſie Anſätze für eine Verſtändigung der
ukrai=
niſchen Minderheit mit der Regierung zu verzeichnen vermochte.
Trotzdem kann die Stellung der Regierungsgruppe noch als
durchaus ſtark bezeichnet werden, weil ſie den geſamten
Verwal=
tungsapparat des Staates feſt in ihren Händen hat und
ſicher=
lich nicht zögern wird, die geſamte Schwerkraft dieſes Apparates
bei den kommenden Wahlen in die Wagſchale zu werfen.
Die Oppoſition, und zwar ſowohl die Nationaldemokraten,
wie auch die ſozialdemokratiſche Partei und die oppoſitionellen
Bauernparteien, ſtützt ſich in ihren Wahlparolen in erſter Linie
auf die erfolgloſe Arbeit der Regierung auf wirtſchaftlichem
Gebiete. Außerdem werden aber nach wie vor auch die neuen
Wahlordnungen für Seim und Senat im Zentrum der Angriffe
ſtehen. Die oppoſitionellen Parteien werden ſicherlich ihre
ge=
ſamten Kräfte für den möglichſt weitgehenden Boykott der Wah=
Seite 2 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 18. Juli 1935
len einſetzen, da in dieſem Kampf ihre Exiſtenz auf dem Spiele
ſteht. Siegt die Regierung, dann dürften die Parteien nicht
nur aus Seim und Senat, ſondern auch aus dem ſonſtigen
poli=
tiſchen Leben auf lange Zeit vollſtändig ausgeſchaltet werden.
Sie hätten dem Entſcheidungskampf noch einmal — wie ſchon ſo
oft vorher — aus dem Wege gehen können, indem ſie auf die
Parole des Wahlboykotts verzichteten. Die Tatſache, daß ſie ſich
auf den entſcheidenden Kampf eingelaſſen haben, zeugt dafür,
daß ſie ſich ſelbſt ſchon ſo ſtark fühlen, um unter Umſtänden
ſogar der Schwerkraft des ſtaatlichen Verwaltungsapparates die
Stirn bieten zu können. Es ſtehen ſich alſo jetzt im polniſchen
innerpolitiſchen Kampfe zwei gegneriſche Gruppen gegenüber,
die beide feſt entſchloſſen ſind, den Sieg zu erringen. Vorläufig
iſt noch nicht zu überſehen, auf weſſen Seite die wirklich
größe=
ren Erfolgschancen liegen. Das wird erſt in den kommenden
Wochen geklärt werden können.
Der Führer und Reichskanzler
an der Gruft Heinrichs des Löwen in Braunſchweig.
DNB. Braunſchweig, 17. Juli.
Ganz überraſchend traf am Dienstag abend der Führer und
Reichskanzler in Begleitung von Reichsminiſter Kerrl,
Reichs=
leiter Bormann, Reichspreſſechef Dr. Dietrich, Obergruppenführer
Brückner, des bayeriſchen Staatsminiſters Wagner und des
Reichsbildberichterſtatters Hoffmann ſowie von mehreren anderen
Perſönlichkeiten in Braunſchweig ein. Am Mittwoch früh hatte
ſich die Tatſache der Anweſenheit des Führers wie ein Lauffeuer
durch Braunſchweig verbreitet und die ganze Stadt hatte
Flag=
genſchmuck angelegt.
Schon in den frühen Morgenſtunden hatten die Polizei, SA
und SS größte Mühe, die begeiſterten Braunſchweiger
Volks=
genoſſen an den Abſperrungen zurückzuhalten. Beſonders vor
dem Börſenhotel, wo der Führer Wohnung genommen hatte,
er=
ſchollen immer wieder die Rufe der begeiſterten Braunſchweiger
„Wir wollen den Führer ſehen”. Als der Führer und
Reichs=
kanzler gegen 10.30 Uhr das Hotel verließ, brauſten
immer=
währende Heilrufe auf, die ihn auf der Fahrt zum Burgplatz
ſtändig begleiteten. Auf den Straßen hatte die SA mit ihren
Fahnen und Standarten Aufſtellung genommen und hinter ihr
ſtaute ſich die Menſchenmenge in tiefen Gliedern bis an den
Rand der Häuſer.
Auf dem Burgplatz ſchritt der Führer mit ſeiner Begleitung
die Front der Ehrenabordnung der SS=Führerſchule
Braun=
ſchweig ab und begab ſich dann in den Dom, wo im Mittelſchiff
die Gruft des großen Niederſachſen=Herzogs Heinrich des Löwen
freigelegt worden iſt. In tiefer Ergriffenheit weilte der Führer
einige Minuten an der Gruft.
Dann ergriff Miniſterpräſident Klagges Braunſchweig das
Wort. Nach Worten des Willkommens gab er einen Ueberblick
über die Freilegungsarbeiten und ihre Gründe. Der Sachſen=
und Bayernherzog Heinrich der Löwe wird immer mehr ſo
führte er u a. aus, als ein Vorläufer einer wahren deutſchen
Nationalpolitik anerkannt. Sein Grab im Dom zu Braunſchweig
beginnt ein Wallfahrtsort für ganz Deutſchland zu werden.
Da=
her war es unwürdig und unerträglich, daß über den Zuſtand
der Gruft unter dem Grabmal keine genaue Auskunft gegeben
werden konnte. Der Miniſterpräſident ging dann im einzelnen
auf die vorhandenen Urkunden ein, die über die Gruft nur
dürftige Aufklärung geben. Unter Leitung maßgebender
Sach=
verſtändiger, darunter des Profeſſors Eugen Fiſcher vom Kaiſer=
Wilhelm=Inſtitut Berlin und Direktor Schmidt vom Kaiſer=
Friedrich=Muſeum Berlin ſeien dann die Ausgrabungen
vorge=
nommen worden. Sie hätten gezeigt, in welch pietätloſer Weiſe
mit der Gruft in den vergangenen Jahrhunderten verfahren
worden ſei. Der aufgefundene gut erhaltene Steinſarg konnte
einwandfrei als der des großen Niederſachſenherzogs
identifi=
ziert werden. Sein Inhalt war unberührt. Von den Ueberreſten.
der Gebeine ſeiner Gemahlin, der Herzogin Mathilde, konnte
nur ein Ledermantel und einige Aſche gefunden werden. Ein
dritter kleiner Sarg enthielt die Gebeine des älteſten Kindes
Heinrichs des Löwen.
Zum Schluß ſprach Miniſterpräſident Klagges die Bitte
aus, der Führer möge die braunſchweigiſche Staatsregierung
be=
auftragen, dieſe Grabſtätte eines großen Deutſchen in einen
würdigen Zuſtand zu verſetzen und ſie allen Volksgenoſſen
zu=
gänglich zu machen und bat gleichzeitig, ihm die näheren
An=
weiſungen hierfür zu geben.
Anſchließend beſichtigte der Führer zuſammen mit den
Mit=
gliedern der braunſchweigiſchen Staatsregierung und ſeiner
Be=
gleitung den alten Dom und die Burg Dankwarderode, wo
Heinrich der Löwe gelebt und gewirkt hat. Als der Führer und
Reichskanzler auf den Balkon der Burg trat, brauſten wieder
über den von dichten Menſchenmengen umſäumten Platz endloſe
Heilrufe, die orkanartig anſchwollen, als der Führer kurz danach
ſeinen Wagen beſtieg, um Braunſchweig wieder zu verlaſſen.
Zur Kunſtiſchau
auf der Darmſtädter Malhildenhöhe 1935.
Allgemeiner Ueberblick.
Es hilft nichts, die Augen zu verſchließen: Im Felde der Kunſt
iſt Krieg. Das Ringen um die künſtleriſche Form, die dem
er=
neuerten Deutſchland angemeſſen iſt, ſteht noch in der erſten
Fron=
tenbildung. Loſungen, Forderungen ſtellten ſich ſehr bald nach dem
Umſchwung ein. Die Abſage an das freigeſetzte, zuchtloſe
Geiſtes=
ſpiel im Kunſtbetrieb ward laut, die bedeutſame Zielſetzung einer
„heroiſchen” Kunſt ſtieg empor. Die Vorſtellung einer „Kunſt des
Dritten Reiches” erhob ſich, und in jedem Falle war mit ihr der
Begriff von etwas Wagemutigem, Kühnem verbunden, das ſich im
Bereich der Kunſt ſo jung, ſo ſchöpferiſch verhalten würde wie
draußen die neuen Kräfte im Bereich der politiſchen Tat.
Schwer iſt von da aus eine Ausſtellung wie die Kunſtſchau auf
der Mathildenhöhe einzureihen.
Sie hat das unzweifelhafte Verdienſt, einen bedeutenden
Kön=
ner wie Adolf Hildenbrand (Pforzheim) zum erſtenmal hier nach
Gebühr herauszuſtellen. Sie hat weiter das Verdienſt, an Hand
einer Frankfurter Hans=Thoma=Sammlung eine Begegnung mit
einem Meiſter herbeizuführen, dem ein künſtleriſches Herzwort der
deutſchen Seele anvertraut war, Lohnend und fördernd iſt auch
die Begegnung mit zwei andern Meiſtern, deren Werk hier breit
entfaltet iſt, Friedrich Auguſt Weinzheimer (San Domenico da
Fieſole) und Adolf Bühler (Karlsruhe), dem Schüler Hans
Thomas.
Aber jenſeits dieſer Einzelheiten hat die Ausſtellung als
Ganzes ihr beſtimmtes Geſicht, ihren beſtimmten Willen. Es iſt
unmöglich, an dieſem Geſamtwillen der Darbietung
vorüberzu=
gehen, denn in ihm iſt der Lebenskern und der Seinsgrund der
Ausſtellung gegeben; auch die Richtung, in der ſie zu wirken ſucht,
zeigt ſich in ihm an. Geht man dem, was ſolchermaßen als der
Wille oder als die „Perſönlichkeit” der Ausſtellung hervortritt,
auf den Grund, ſo ergibt ſich, daß die Ausſtellung eindeutig unter
dem Streben nach Beruhigung ſteht. Ein beruhigtes, behaglich
ein=
gängiges Weltbild, ein durchaus geſättigtes Menſchentum trägt
ſie vor. Das mächtige Umgeſtalten draußen, mit dem ein Volk
wieder dem Boden, den Ordnungen, dem Völkergeſpräch die
Grund=
lagen zu einem lebensgerechten Daſein abgewinnen will — hinter
Vom Tage.
Wie jetzt bekannt wird, ſind ſeit Ende 1934 in Sachſen auf
Anordnung des ſächſiſchen Innenminiſteriums 14 Frauen und ein
Mann wegen raſſeſchänderiſcher Beziehungen mit Juden in
Schutz=
haft genommen worden. Die jüdiſchen Partner dieſer „
Verbin=
dungen” wurden, ſoweit es ſich um Ausländer handelt, des
Rei=
ches verwieſen, die übrigen ſind einem Konzentrationslager
zu=
geführt worden. In Breslau wurden ſieben Mädchen, die „
Ver=
hältniſſe” mit Juden unterhielten, in Schutzhaft genommen.
Der Reichsſtatthalter in Braunſchweig und Anhalt, Loeber,
hat mit ſofortiger Wirkung die Auflöſung ſämtlicher
Stahlhelm=
ortsgruppen des Kreiſes Deſſau=Köthen wegen Widerſätzlichkeit
gegen von ihm getroffene Maßnahmen angeordnet.
Der Deutſche Rundfunk veranſtaltet am Donnerstag, dem 18.
Juli, um 19 Uhr, eine Reichsſendung unter dem Titel „Das Wort
des Führers, zehn Jahre Hitler=Buch Mein Kampf” In dieſer
vom Deutſchlandſender durchgeführten Sendung gedenkt der
Deut=
ſche Rundfunk des Tages, an dem vor 10 Jahren der erſte Band
von Adolf Hitlers „Mein Kampf” der Oeffentlichkeit übergeben
wurde.
Der Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber der
Wehr=
macht beſichtigt am 19. Juli die Standorte des Heeres und der
Luftwaffe in Kaſſel und wohnt am 20. Juli Pionierübungen an
der Weſer bei.
Die in Hamburg weilende britiſche Frontkämpferabordnung
beſichtigte am Mittwoch vormittag zunächſt den Hagenbeckſchen
Tierpark. Anſchließend begab ſich Major Fetherſtone=Godley mit
ſeinen Begleitern zum Olsdorfer Friedhof, wo die engliſchen Gäſte
an den deutſchen und engliſchen Kriegergräbern Kränze
nieder=
leaten. Einer Hafenrundfahrt folgte an Bord des Havagdampfers
„Deutſchland” auf Einladung der Hamburg=Amerika=Linie ein
Empfang. Im Laufe des Nachmittags kehrten die britiſchen
Frontkämpfer mit dem Zuge nach Berlin zurück.
Mit Rückſicht auf die günſtige Entwicklung der Danziger
Währungslage hat die Regierung des Freiſtaates Danzig
weſent=
liche Teile der erlaſſenen Deviſenvorſchriften aufgehoben.
Die ägyptiſche Regierung hat die Ausfuhr von Kamelen nach
Erytrea verboten. Das Verbot ſteht im Zuſammenhang mit der
wachſenden Tätigkeit italieniſcher Aufkäufer in Oberägypten, die
von der mit Abeſſinien ſympathiſierenden ägyptiſchen
Bevölke=
rung mit immer ſtärkerem Mißtrauen verfolgt wurde.
Die Grabſkäkte Heinrichs des Löwen
wird hergerichket.
Der Führer erteilte der braunſchweigiſchen Staatsregierung
den Auftrag, die Grabſtätte Heinrichs des Löwen wieder
her=
zurichten. Der Führer gab perſönliche Anweiſungen für die
Aus=
geſtaltung und ſtellte gleichzeitig die erforderlichen Mittel in
Ausſicht. Wiederholt brachte der Führer ſeine Befriedigung über
den Verlauf ſeines Beſuches in Braunſchweig zum Ausdruck.
Beſonderes Intereſſe fanden die Großſiedlung Lehndorf ſowie
die Altſtadtſanierung.
Von Braunſchweig kommend, beſuchte der Führer am
Mitt=
woch nachmittag den Kyffhäuſer. Auf ſeiner Fahrt durch den
Harz wurde er überall, wo er von der Bevölkerung erkannt
wurde, begeiſtert begrüßt.
„
Frankreichs Marineminiſter fordert neue Kredike.
EP. Paris, 17. Juli.
Kriegsmarineminiſter Piétri wohnte am Mittwochnachmittag
dem Stapellauf des 7720=Tonnen=Kreuzers „Marſeillaiſe” bei. Er
hielt dabei eine Rede, in der er einen Ueberblick über die
franzö=
ſiſchen Kriegsſchiffbauten ſeit Ende des Weltkriegs gab. Im Jahre
1921 habe die Tonnage der franzöſiſchen Kriegsflotte 300 000
Tonnen betragen. Heute erreiche ſie — die gegenwärtig im Bau
befindlichen Schiffe mit eingerechnet — 700 000 Tonnen.
Frank=
reich könne mit dieſem Werk zufrieden ſein. Der Kriegsminiſter
betonte in ſeiner Rede erneut die Notwendigkeit der
Verſtär=
kung der franzöſiſchen Flotte durch ſchwere
Pan=
zerkreuzer. Die Panzerkreuzer vom Typ der „Provence‟
ſeien trotz der Moderniſierungen, die an ihnen vorgenommen
wor=
den ſeien, veraltet. Daher wünſche er ſehnlichſt den Augenblick
herbei, wo die „Dünkirchen” und die „Straßburg” vom Stapel
ge=
laſſen werden können. Frankreich ſuche wohl ſeine Freunde, aber
es ſuche keinen Schutz bei ihnen. Die beſte Art, ſeine Freunde zu
erhalten, ſei, ihnen gleichzubleiben. Gewiß wolle Frankreich nicht
mehr rüſten, als notwendig ſei. Frankreich ſei vernünftig und
um=
ſichtig genug, um nur das zu wollen, was ihm unerläßlich ſei. Es
ſei aber die zweitgrößte Kolonialmacht der Welt, und die Natur
habe es zwiſchen zwei Meere eingeſchloſſen. Gegenwärtig habe er
(der Kriegsmarineminiſter) nur einen Wunſch, nämlich, die
fran=
zöſiſche Flotte zu verſtärken. Aber die Verſtärkung der Flotte und
die beſchleunigte Durchführung der gegenwärtigen Bauten hänge
nicht mehr von diplomatiſchen Beſprechungen, ſondern allein vom
franzöſiſchen Parlament ab, das die notwendigen Kredite dazu
be=
willigen müſſe.
Preiſe und Lebenshalkungskoſten
im erſten Halbjahr 1935.
DNB. Berlin, 17. Juli.
Im Laufe des letzten Halbjahres haben ſich die Preiſe in
Deutſchland — wie das Statiſtiſche Reichsamt im neuen Heft von.
„Wirtſchaft und Statiſtik” ausführt — im großen und ganzen.
auf dem um die Jahreswende verzeichneten Stand gehalten.
So=
wohl die Richtzahl der Großhandelspreiſe wie die Richtzahl für.
die Lebenshaltungskoſten haben ſich ſeit Anfang 1935 nur
gering=
fügig verändert. Mit Hilfe einer einheitlichen Preisüberwachung
iſt es gelungen, auch auf den Gebieten, auf denen es im vorigen
Jahre zu volkswirtſchaftlich unerwünſchten Preisſteigerungen
ge=
kommen war, nämlich in der Textilwirtſchaft und im
Bau=
gewerbe (Holzpreiſe), einen Druck auf die Preiſe auszuüben. Auch
für die Preisgeſtaltung der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe war
im ganzen die auf Stabiliſierung des Preisſtandes gerichtete
Preispolitik maßgebend. So wurden z. B. der
Aufwärtsbewe=
gung der Schlachtviehpreiſe, die ſich aus der Marktlage ergab,
durch die Feſtſetzung von Höchſtpreiſen für Rindvieh und
Rind=
fleiſch Grenzen gezogen. Auch für Speiſekartoffeln, deren Preiſe
ſaiſonmäßig zur Aufwärtsbewegung neigten, wurden in den
letz=
ten Wochen Höchſtpreiſe feſtgeſetzt. Für Brot wurden
Preis=
erhöhungen ganz unterſagt. Ueberhaupt wurde durch
Herab=
drückung der Verarbeitungs= und Verteilungsſpannen bei den
Nahrungsmitteln die Auswirkung der Erhöhung der Agrarpreiſe
auf die Lebenshaltungskoſten auf ein möglichſt geringes Maß
beſchränkt. Zu ſtärkeren Preiserhöhungen iſt es hauptſächlich bei
Obſt und Gemüſe gekommen, deren Angebot durch die
ungünſti=
gen Witterungsverhältniſſe und die ſich aus der
Deviſenknapp=
heit ergebende Einengung der Einfuhr verhältnismäßig knapp war.
Die Reorganiſakion bei Hapag und Llond
Die Verwaltungen der Hamburg=Amerika=Linie und des
Norddeutſchen Lloyd teilen mit: Im Zuge der Reorganiſation
der deutſchen Großreedereien ſind die Verwaltungen von Hapag
und Lloyd unter Zuſtimmung ihrer Aufſichtsräte
übereingekom=
men, die Geſchäftsführung ihrer Dienſte nach und von New=York
auf zwei Betriebsgeſellſchaften zu übertragen. Zu dieſem Zwecke
wurde in Hamburg die Hamburger Nordatlantikdienſt G.m.b.H.,
in Bremen die Bremer Nordatlantikdienſt G.m.b.H. gegründet.
Die bisher von Hapag und Lloyd im New=York=Dienſt
be=
ſchäftigten Schiffe bleiben Eigentum der beiden Reedereien. Auch
wird die Führung der Dienſte weiterhin unter der Flagge und
dem Namen von Hapag und Lloyd erfolgen. Das Reich wird die
Fortführung dieſer Dienſte in ähnlicher Weiſe erleichtern, wie es
in immer ſteigendem Ausmaße bei den ausländiſchen
Wett=
bewerbslinien für den Nordatlantikverkehr geſchieht.
Die Geſchäftsführung der Bremer Betriebsgeſellſchaft wird in
den Händen des Herrn Heinz Schüngel, die der Hamburger Be=
uſäberei=
triebsgeſellſchaft in den Händen des Herrn Victor Neumann
lie=
gen. Die genannten Herren, die bisher ſchon den
Nordatlantik=
dienſt beim Lloyd und bei der Hapag geleitet haben, werden
gleichzeitig den Verwaltungen beider Betriebsgeſellſchaften
an=
gehören, um auch für die Zukunft eine nach einheitlichen Geſichts=
punkten erfolgende Geſchäftsführung des Gemeinſchaftsdienſtes ) he
ſicherzuſtellen.
Die Herren Schüngel und Neumann werden formell aus dem
Vorſtänden des Lloyd und der Hapag ausſcheiden. Lloyd und
Hapag werden ihnen jedoch wechſelſeitig Generalvollmacht
er=
teilen.
Die ohnehin ſchon ſchwierige Finanzlage der beiden
Groß=
reedereien hat ſich infolge der Verluſte der letzten Jahre, die ſich
namentlich aus der Zuſpitzung des internationalen Währungs=
und Subventionskampfes ergaben, weiter verſchlechtert. Es
er=
wies ſich daher als notwendig, Sanierungsverhandlungen
einzu=
leiten. Mit einer ſtarken Zuſammenlegung des Aktienkapitals
wird gerechnet werden müſſen.
Hochſchulprofeſſor wegen Anſtifkung zu
Deviſen=
ſchiebungen verhafkek.
DNB. Berlin, 17. Juli.
Die Juſtizpreſſeſtelle teilt mit: Auf Veranlaſſung des
Gene=
ralſtaatsanwaltes bei dem Landesgericht Berlin wurde am
Dienstag im Rahmen der Ermittlungsaktion gegen
Angehörige=
katholiſcher Orden der Honorarprofeſſor an der Techniſchen
Hoch=
ſchule Aachen, Dr.=Ing. Joſef Pirlet, verhaftet und in das
Unterſuchungsgefängnis Berlin=Moabit eingeliefert. Gegen ihir
liegt richterlicher Haftbefehl wegen Teilnahme an
Deviſenver=
brechen vor.
In der vor einigen Wochen durchgeführten Verhandlung
gegen die Generaloberin der Kölner Auguſtinerinnen, Schweſter
Neophytia, geb. Maria Menke, die mit einer Verurteilung zu=
5 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverluſt und 121000 Mark.
Geldſtrafe endete, hatte ſich der Verdacht ergeben, daß Profeſſor
Pirlet die Angeklagte zu ihren Deviſenſchiebungen angeſtiftek
hatte. Dieſer Verdacht hat ſich inzwiſchen ſo verſtärkt, daß
nun=
mehr die Verhaftung des Beſchuldigten erfolgen mußte.
nurer es
uträger
winne
der Pforte dieſer Ausſtellung iſt es wie abgeſchnitten. Eine Kunſt
des freundlichen Abſeits, faſt der gemütlichen Erholung ſtellt ſich
dar, in vielen Zügen unjung und mehr mit der Paßform etwa der
80er Jahre als der kämpferiſchen Gegenwart ausgeſtattet. Abgeſehen
von Paul Bürcks Fresko „Die neue Zeit” wird nicht der leiſeſte
Anſatz merkbar zu einem Hereinrufen der Kunſt in den Dienſt
an der großen Umwälzung, viel eher ein freundliches
Beiſeite=
drängen der Kunſt in einem lauſchigen Winkel, wo ſie niemanden
ſtört. Dieſe Darmſtädter Kunſtſchau ſtellt geradezu in Abrede, daß
das mächtige Erneuerungsgeſchehen, das ſich unter uns
voll=
zieht, auch einen Auftrag an unſere Kunſt habe. Was im
Drama von heute, in der lyriſchen und erzählenden
Dich=
tung wenigſtens als ein eifervolles, oft ungebärdiges Drängen
und Ringen da iſt, das Streben nach dem hallenden Wort, nach
begeiſterter Ausweitung des Sprachſchritts und wahrem Ausdruck
der leidenſchaftlichen Stunde, findet hier nichts an vergleichbarem
Widerſpiel. Während der deutſche Menſch unterwegs iſt, geradezu
ſein Leben neu zu entdecken, verhält ſich dieſe Ausſtellung ſo, als
gehe das die Kunſt nichts an. Die künſtleriſche Weltſchau, die ſie
vertritt, entſpricht in allen weſentlichen Zügen dem zweiten und
keineswegs dem Dritten Reich.
Liegt darin ein notgedrungener Widerſpruch gegen die
Ge=
ſamthaltung unſrer diesjährigen Kunſtſchau, ſo darf man ſich den
Widerſpruch doch nicht zu leicht machen. Es gilt zu verſtehen, daß
die Ausſtellung zum Teil einen berechtigten kämpferiſchen Sinn
hat. Der iſt darin zu ſuchen, daß ſie einmal auf die volkhaften
Grundlagen der Kunſt verweiſt, und daß ſie zweitens jenſeits der
geiſtigen Unruhe, der bindungsloſen Fragerei und Sucherei, die
das künſtleriſche Weltbild lange empfindlich ſtörte, wieder die
Haltung des lebensſicheren und weltgewiſſen Menſchen betont. Es
iſt kein Zweifel, daß beides nottut. Aber die Ausſtellung
unter=
läßt es, dieſen Uebergang wahrhaft anzubinden an das, was ihm
vorausging. Sie ſtellt eine Lebensgewißheit heraus, die muſeal
erblickt iſt und mit dem laufenden Kunſtgeſchehen nichts zu tun
hat. Sie kehrt ſich nicht nur von der irregelaufenen Geiſtigkeit ab,
ſondern ſie verleugnet den „Geiſt” und die Zeit überhaupt. Sie
bricht nicht mit Wagemut und jugendlicher Entdeckerfreude in das
Lebensland von heute und morgen durch, ſondern ſie greift auf die
Zeit und auf die Kunſthaltung vor der Erſchütterung zurück und
läßt das Dazwiſchenliegende als totes Nichts fallen. Die
kunſt=
politiſche Haltung der Ausſtellung läuft auf Reſtauration, nicht
auf Revolution hinaus.
Immer wieder fragt man ſich beim Durchwandern der Säle:
Gibt es denn künſtleriſche Lebensgewißheit nur auf der Linie
einer rückſchauenden und bürgerlichen Beruhigung? Es kommt doch
entſcheidend darauf an, daß wir unſre neue Lebensgewißheit nichk
als eine geiſtſcheue Dumpfheit oder als eine Sicherung abgelebter
Zeiten, ſondern als eine neue, nie dageweſene Bindung des
Geiſtes=
an die Mächte von Zeit, Blut und Boden verwirklichen. Darauf
läuft doch alles Umwälzende hinaus, das heute unter uns geſchieht-
Das neue Deutſchland iſt nicht Wiederherſtellung irgend eines
ge=
weſenen Deutſchland, ſondern es leiſtet etwas grundlegend
Neues=
die Sammlung der von finſteren Exploſivkräften zerſprengten
Lebensmächte in einer nie vorher erſchienenen Geſtalt. Es har
einen Sinn, daß die Wortführer unſrer Zeit, wo ſie auf die Kunſt.
zu ſprechen kommen, in faſt ſeheriſchen Worten von einer kühnen.
heldiſchen Kunſt ſprechen. Wo immer dieſes Wort fällt, da wird
etwas geahnt von der Größe, von dem ſchweren Ernſt unſrer kunſte
politiſchen Aufgabe, die wahrlich wenig mit bürgerlicher
Gemüt=
lichkeit zu tun hat. Alle Ausſchweifungen des freigeſetzten
Geiſtes-
alles ſchmerzliche Ringen um eine volkdichte, zeitfeſte Welt, die
ſich der Kunſt bisher ſtets ins Geſpenſtiſche entzog, ſollen doch iſ
der Kunſt des Dritten Reiches zu ihrem endlichen poſitiven Ers
gebnis kommen! Der Geiſt unſrer Zeit hat ſeine Abenteuer gehabl
im Fortſchwärmen vom Lebendigen. Sollen ihn nun die viel
wun=
derbareren und notwendigeren Abenteuer einer Parſifal=Fahlk
zum Leben hin verboten ſein?
Ich will, um den hier eingenommenen Standpunkt nach einer
wichtigen Seite abzugrenzen, auf eine beſtimmte Streitfrage voſ.
heute kommen. In den Kunſterörterungen der Gegenwart ſpielen
die Namen Emil Nolde und Ernſt Barlach eine Rolle. Sie ſind
gleichſam zu Zeichen geworden, unter denen ein Zwieſpalt ſich
austrägt. Sie werden bekämpft von der Kunſtanſchauung, zu dereſ
Trägerin ſich die NS.=Kulturgemeinde gemacht hat, ſie werden.
auf den Schild gehoben von denen, die den Zuſammenhang mie
dem Geſtern feſthalten wollen und die gerade in dem Formlose
Chaotiſchen einen echten Weſensbeſtandteil der deutſchen Seele eis
blicken. Ich gehöre zu denen, welche die Abwehr gegen das bis*
herige. Werk dieſer beiden Künſtler für berechtigt halten. Die
Stunde will, daß der Geiſt ſich in der Bindung an Erde, Natul=
Geſtalt erlebe, nicht in der Abſcheidung von ihnen. Es liegt eiſe
richtiges Gefühl darin, daß dieſe Stunde ſich weigert, die dumpſe
brütende, die ſlawiſch anmutende Trübe, die aus Barlachs Dramel
heraufwölkt, die finſtere Raſerei und das widerdeutſche Körpel”
gefühl, die mit vielen ſeiner Geſtalten einherkommen, ohne wel”
teres ins Heute einzubauen; und Noldes glückloſe Inbrunſt, die
Bäche von glühenden Unterweltfarben daherwälzt und dem ade
gründigen Strudeln nur ein Ungefähr an Menſchengeſtalt enle
reißen kann, liegt hoffnungslos weit ab von Auftrag und
Antrieb der deutſchen Gegenwart. Gewiß ſind in Nolde und
Donnerstag, 18. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aueffliiiens Tartt.
Der Kriegsplan des Kaiſers.
Die italieniſche Zeitung „Gazetta del Populo” behauptet,
gs der Kaiſer von Abeſſinien an ſeiner Grenze bereits 400 000
Nan gut ausgerüſteter Soldaten zuſammengezogen habe. In
ineem römiſchen Bericht der „Berliner Morgenpoſt” wird geſagt,
as nach den neueſten Meldungen aus Addis Abeba in
Abeſ=
intien eine außerordentlich erregte
Kriegs=
mmung herrſche. Auf Grund offizieller Mitteilungen ſeien
den Grenzgebieten bereits ſtarke
Streit=
räfte zuſammengezogen worden. Der
Kriegs=
ſan des Kaiſers ſcheine darin zu beſtehen einen
An=
riff der Italiener abzuwarten und ſich dem Gegner
jialichſt weit von der Küſte zum Kampf zu ſtellen. Mehrere ſeiner
zu terführer ſeien jedoch dafür, die Italiener, ſolange ſie noch
icht ſtark genug wären, zu überrennen. Der Kaiſer habe jedoch
jengſten Befehl gegeben, ein vorzeitiges
Los=
clagen zu vermeiden. Auch ſein militäriſcher Ratgeber
ei. für eine abwartende Taktik. Man halte übrigens eine
all=
emieine Mobiliſierung im Augenblick für verfrüht, denn die
ntfernung von mehreren 100000 Mann von ihren angeſtamm=
Weideplätzen würde zu ernſthaften
Ernährungsſchwierig=
en führen. Die Zuſammenziehung großer Truppenmaſſen
dine daher erſt im letzten Augenblick erfolgen. Das abeſſiniſche
dier wäre auch in mehreren Wochen der Untätigkeit nicht in
nötigen Diſziplin zu halten. In der Gegend von Goggia
bl es bereits zur Revolte eines Unterführers gekommen ſein.
weifellos beſtehe die Möglichkeit, daß man in
mohammeda=
ſiſchen Bevölkerungskreiſen das Volk gegen das chriſtliche
iime in Abeſſinien aufwiegele, wodurch Italien natürlich
ichtes Spiel haben würde.
Die große Rede, die der Kaiſer von Abeſſinien vor dem
farlament halten wollte, iſt vorläufig verſchoben worden, da die
ſytwicklung in London und Paris abgewartet wird.
Die Waffenhilfe der Heimakloſen.
Der italieniſch=abeſſiniſche Konflikt hat, wie nicht anders zu
rwarten, zahlreiche Abenteurer in Bewegung geſetzt, die auf
biſſiniſchem Boden ihr Glück verſuchen wollen. Allerdings
tau=
en neben ihnen auch Männer auf, die aus ehrlicher
Ueber=
ugung für die eine oder andere Seite Partei zu ergreifen
ſichen. Wir denken dabei an die Neger der Vereinigten Staaten,
ie ſich bereits zu Tauſenden zuſammengeſchloſſen haben, um dem
ſegus ihre Hilfe zuteil werden zu laſſen.
Ueber den Erdball verteilt gibt es aber auch noch viele
tau=
nd Männer, die durch den großen revolutionären Umſturz in
uSland heimatlos geworden ſind, die mit der Waffe in der
anid ihre alte Heimat zurückerobern und von den Roten zu
be=
beien ſuchten, aber unterlagen, und die nun im Ausland ein
endloſes Daſein führen. Die meiſten von ihnen leben auf dem
ſalkan in mehr oder minder großen Soldatenkolonien. Ihre
ild atiſche Eigenſchaft hat ſie jetzt veranlaßt, ſich mit dem
Gedan=
m zu befreunden, den Italienern ihre Waffenhilfe anzubieten,
enau ſo, wie ſchon ſeit langem viele tauſend Weißruſſen auf
chine=
ſo em Boden Militärdienſte unter fremder Fahne leiſten.
Aller=
ſtugs wollen die ruſſiſchen Emigranten nicht nutzlos ihr Blut für
ſta lien vergießen. Sie wollen vielmehr an ihren Eintritt in
ie italieniſche Armee die Bedingung knüpfen, daß ihnen
Muſſo=
mi in Oſtafrika ein beſtimmtes Gebiet einräumt, das ihre zweite
eirnat werden und den Namen „Neurußland” tragen ſoll.
Aber das ſind ja alles zunächſt nur Pläne. Ob ſie
verwirk=
ihr werden, iſt eine andere Frage. Selbſtverſtändlich wird
talien es nicht ablehnen, Freiwillige anderer Nationalität in
Expeditionskorps einzureihen. Uebrigens waren dort, wo
ch kriegeriſches Gewölk zuſammenzuziehen ſcheint, ſchon einmal
luſſen. Vor mehreren Jahrzehnten hatte ein ruſſiſcher
Aben=
durer es verſtanden, die Orthodoxe Kirche und zahlreiche
Wür=
inrräger in Petersburg für eine Expedition nach Abeſſinien zu
wwinnen. Es gelang ihm auch, eine Handvoll Ruſſen an der
erikaniſchen Küſte abzuſetzen. Nur ging das Unternehmen ſchief
us, weil es ausgerechnet franzöſiſches Hoheitsgebiet betreten
tite und ſich weigerte, ſeine Waffen abzuliefern, ſo daß die
canzoſen mit einigen Schüſſen aus ihren Schiffsgeſchützen
die=
in Spuk ſehr raſch ein Ende bereiteten.
Der japaniſche Botſchafter bei Muſſolini.
DNB. Rom, 17. Juli.
Nach einer Meldung der Agentur Stefani empfing Muſſolini
Dienstag den japaniſchen Botſchafter, der ihm auf Weiſung
ſiner Regierung formell erklärte, daß Japan keinerlei Abſicht
be, in den italieniſch=abeſſiniſchen Streitfall einzugreifen.
Ja=
un habe keine politiſchen Intereſſen in Abeſſinien.
Aerntäntſche Amertedang
mit Muſſolini.
Eine pazifiſtiſche Aeußerung des Duce.
DNB. New York, 17. Juli.
Die New Yorker Blätter bringen in großer Aufmachung eine
Unterredung mit Muſſolini, die ein New Yorker Journaliſt, ein
gewiſſer Hans von Kaltenborn, mit dem Duce gehabt haben will.
Auf ſeine Frage: Trifft es nicht zu, daß Sie Ihren
Stand=
punkt in der Oſtafrikafrage ziemlich unbefriedigend vortrugen?,
ſoll Muſſolini dieſe Frage ziemlich bejahend beantwortet und
zu=
gegeben haben, daß dieſes Problem nicht völlig verſtanden
wor=
den ſei. Auf die weitere Frage, ob es nicht doch eine
Möglich=
keit zu einem gemeinſamen italieniſch=franzöſiſch=engliſchen
Pro=
tektorat gäbe, erwiderte Muſſolini nach der Darſtellung des
ame=
rikaniſchen Journaliſten, daß ein ſolches Protektorat unmöglich
ſei, und wörtlich: „Mehrſeitige Protektorate ſind wertlos.”
Auf die Frage, ob Italien aus dem Völkerbund auszutreten
in Erwägung ziehe oder wünſche, gab der italieniſche
Regie=
rungschef die Antwort, daß er es durchaus nicht wünſche, Italien
aus dem Völkerbund zu nehmen. Weiteren Mitteilungen des
amerikaniſchen Journaliſten zufolge ſoll Muſſolini erklärt haben,
daß es nach ſeiner Auffaſſung möglich ſei, den Frieden zu wahren.
„Wir könnten uns mit Abeſſinien verſtändigt haben, ſofern nicht
gewiſſe Europanationen gegen Genf gearbeitet hätten. Unſere
Freundſchaft mit Frankreich, ſo fuhr der Duce fort, hat dieſe Lage
indeſſen geändert und gegenwärtig wird kein wirklicher Druck
gegen uns ausgeübt."
Zum Schluß der Unterredung gab Muſſolini ſeiner
Ueber=
zeugung Ausdruck, daß ein Europakrieg für die nächſten Jahre
wenig wahrſcheinlich ſei.
Avenols Pariſer Beſprechungen.
Franzöſiſche Sondierungen in Rom. — Ikalieniſches
Prokektorak über Abeſſinien?
EP. Paris, 17. Juli.
Die angekündigte Unterredung des Generalſekretärs des
Völ=
kerbundes, des Franzoſen Avenol, mit Miniſterpräſident Laval
fand am Mittwoch morgen im Außenminiſterium ſtatt. In
poli=
tiſchen Kreiſen beſtätigt man, daß gegenwärtig von
franzöſi=
ſcher Seite Sondierungen in Rom vorgenommen
wer=
den im Hinblick auf eine Regelung des abeſſiniſchen Konflikts. Es
ſoll ſich dabei um eine Regelung handeln, die den italieniſchen
In=
tereſſen in weiteſtem Maße Rechnung tragen ſoll. Obwohl es ſich
nur um Sondierungen handelt, ſcheint von franzöſiſcher
Seite doch bereits ein beſtimmter Plan vorgelegt worden ſein,
der die Schutzherrſchaft über Abeſſinien vorſieht.
Der „Paris Soir” ſchreibt dazu, daß das Projekt den
italie=
niſchen Forderungen auf Sicherheit und Ausbreitung in Oſtafrika
gerecht werden ſolle, aber den internationalen Status der
äthio=
piſchen Unabhängigkeit garantieren würde. Man hofft hier auch,
daß in Bälde ein neutraler Schiedsrichter ernannt werden kann,
glaubt aber beſtimmt, daß der Völkerbundsrat doch noch Ende
Juli zuſammentreten werde. Dieſe Ratsſitzung würde jedoch, wie
der „Paris Soir” ſchreibt, nur die Aufgabe haben, die „
getroffe=
nen Entſcheidungen zu regiſtrieren und das zukünftige Verfahren
feſtzulegen. Was die franzöſiſchen Sondierungen anbelange, ſo
werde, wie man hier betont, die franzöſiſche Regierung erſt dann
eine Initiative ergreifen, wenn Italien ſeine grundſätzliche
Zu=
ſtimmung zu dem franzöſiſchen Vermittelungsvorſchlag gegeben
habe.
Frage- und Ankwortſpiel im engliſchen Unkerhaus.
EP. London, 17. Juli.
Im Laufe des jeder Unterhausſitzung vorangehenden Frage=
und Antwortſpieles kam es heute wieder zu einer kurzen Debatte
über die abeſſiniſche Frage, in deren Verlauf der Innenminiſter
erneut betonte, daß die Regierung in der Frage der Erteilung
von Lizenzen für die Waffenausfuhr nach Abeſſinien bisher noch
keine Entſcheidung getroffen habe. Weiter deutete Sir Samuel
Hoare an, daß der Völkerbundsrat ſich
vorausſicht=
lich in ſeiner nächſten Sitzung mit der
abeſſini=
ſchen Forderung nach Ernennung einer
neutra=
len Kommiſſion beſchäftigen werde, fügte jedoch
hin=
zu, daß er über die Haltung der engliſchen Regierung zu dieſer
Forderung nichts ſagen könne.
Zu den gelegentlich der Anweſenheit des rumäniſchen
Außen=
miniſters Titulescu in London geführten Beſprechungen erklärte
arlach auch andre, poſitive Linien gegeben, aber das ändert
ſichrs daran, daß ihr bisheriges Werk vornehmlich auf dem „Weg
ſich unten” liegt, und daß der Geiſt darin ſein ſtarres Auge zur
ſrecklichen Angſt und Gefahr wendet, verlockt vom Abgrund;
ſerk des Opfers vielleicht, aber nicht Werk der Rettung. Barlach
m betrachtet werden wie einer, der ſich eingrub in Tiefe und
ternis, um den Gasſchwaden zu entgehen, die droben den
Uſchen Tag der Ziviliſation vergifteten. Aber was der Stunde
ſitut, iſt das Herausgehen aus der Gruft, der kindlich tapfere
elensglaube, mit dem der Geiſt einwandert in das unverſtellte,
ſenſchengeſtaltige, von Geſpenſtern und Masken befreite Daſein.
liat Zweifel am Leben, ſondern ſeine Bejahung! Ein Heldentum
S Lebens als ein kühnes Dennoch trotz Tod und Teufel!
Liegt alſo ein richtiges Gefühl darin, daß eine warnende
cheidewand vor dem Werk der genannten Künſtler errichtet wird,
ift es der Fehler unſrer Darmſtädter Kunſtſchau, daß ſie die
ſoße Aufgabe, den neuen Heraufgang des Lebens, durch einen
mreis auf die undurchleuchtete, ſatte Leiblichkeit der
Vorkriegs=
ſit für gelöſt hält. Freude, wie die Freude des heimkehrenden
ſhnes, müßte eine ſolche Ausſtellung durchzittern; dem Auge, mit
m die Kunſt hier das neue Leben begrüßt, müßte man den Blick
den Abgrund noch anſehen. Eben das, was irreging, der freie
unſt= und Zeitgeiſt, müßte hier auf dem Weg zum neuen großen
ſiel gezeigt werden. Aber gerade das Gehen dieſes Wegs wird ihm
et geweigert. Die Ausſtellung greift auf einen abgelebten Typ
r Lebensgewißheit zurück, der keine echte Umkehr bringt, weil
von unſerer Lebensabwendung nichts weiß. Sie flüchtet in eine
nuhſame Vergangenheit und entzieht ſich dem Kampf, den ſie
ſhien ſollte. Indem ſie das Geſtern verleugnet, gelangt ſie zu
inem echten Heute und ſagt zu der Lebenswende des deutſchen
Altes — die zugleich vorkämpferiſch iſt für viele Hoffnungen in
odern Völkerſeelen! — nicht das, was nötig wäre: das deutende,
ſhiende, begeiſternde Wort. — Ein zweiter Aufſatz wird auf die
inzelheiten der Ausſtellung eingehen.
Wilhelm Michel.
Lyriſches Amerika.
Von Paul Ruhſtrat.
Als einige Jahre nach dem Kriege der Roman „Babbitt”,
ſchien, ſah die Welt in ihm das Symbol des
Durchſchnitts=
merikaners, deſſen hervorſtechendſter Charakterzug eine völlige
ſei chgültigkeit gegenüber allen geiſtigen und kulturellen Werten
ganſten eines hemmungsloſen Anbetung des damals allmäch=
tigen Dollars war. Die Kriſenjahre haben die Allmacht des
Dol=
lars ſtark beeinträchtigt, und die europäiſchen Beſucher, die in
den letzten Jahren Amerika aus der Nähe beobachten konnten,
haben ſtatt deſſen ein wachſendes Intereſſe für weniger materielle
Dinge bei den Bürgern der Neuen Welt feſtgeſtellt. Und als der
Verfaſſer des „Babbitt” kürzlich, ein wenig in Vergeſſenheit
ge=
raten, ſeinen 50. Geburtstag feierte, da glaubten ſeine eifrigſten
Verehrer dieſe Vergeſſenheit, damit begründen zu müſſen, daß
Babbitt heute der Vergangenheit angehöre.
Dieſe Wandlung iſt von allen Beobachtern Amerikas immer
wieder geſchildert worden. Was man aber bisher überſehen hat,
iſt die Tatſache, daß dies neue Intereſſe für geiſtige Dinge ſich
in der Literatur nicht auf die in den letzten Jahren ſo zahlreich
erſchienenen Biographien und Tatſachenromane, die dem
realiſti=
ſchen Geſchmack des amerikaniſchen Publikums entſprechen,
be=
ſchränkt hat, ſondern ſogar auf die Lyrik übergegriffen hat.
Amerika erlebt heute eine Blütezeit der Lyrik, die man in
un=
ſerem ſo oft als materiell verſchrieenen Jahrhundert nicht für
möglich gehalten hätte. Es ſoll damit nicht geſagt ſein, daß es
jenſeits des Ozeans überragende lyriſche Dichter gibt, aber das
ganze Volk iſt in ſeiner überwiegenden Mehrheit niemals für
die Dichtkunſt ſo aufnahmewillig geweſen wie heute. Einige
Zah=
len mögen dies erhärten.
In New York fand neulich die „Nationale Poeſiewoche” ſtatt,
an der tauſend Organiſationen teilnahmen, die insgeſamt über
fünf Millionen Mitglieder zählten. Jede dieſer Organiſationen
zerfällt in eine Unzahl von „Poetry Groups”, die man heute in
jeder kleinen Stadt, faſt auf jedem Dorf findet und die ſich
all=
wöchentlich verſammeln, um Gedichte vorzutragen, neue
Lyrik=
bände zu kritiſieren und den einheimiſchen jungen Dichtern zu
helfen. In New York wurde vor einigen Monaten eine „
Ameri=
kaniſche Dichter=Akademie” gegründet, die nur lyriſche Dichter
umfaßt. Das Rockefeller Building beherbergt außerdem ſeit
län=
gerer Zeit eine Zentralſtelle für amerikaniſche Poeſie‟
Die jungen Dichter ſind vor allem in den Colleges zu finden,
wo die Dichtkunſt heute, wie einſt in Griechenland, mit dem Sport
wetteifert. Alte, längſt unbrauchbare Druckmaſchinen werden von
den jungen Studenten wieder in Betrieb geſetzt, um die
Schöp=
fungen ihrer Muſe zu vervielfältigen, und es wird uns ſogar
von einem Mädchen=College berichtet, deren Inſaſſen ihre
Ge=
dichte auf öffentlichem Platz von den ſtädtiſchen Ausrufern
ver=
breiten laſſen, nachdem vorher durch Handglocken Ruhe geboten
wurde. Daneben werden aber auch modernere Mittel nicht
ver=
ſchmäht. Viele Rundfunkſender tragen täglich dem Hunger des
Publikums nach lyriſchen Gedichten Rechnung, und in den oft in
Millionenauflagen erſcheinenden Magazinen und Tageszeitungen
Tr. 195 — Seite 3
Hoare, daß dieſe Beſprechungen einen durchaus informellen und
inoffiziellen Charakter gehabt hätten. Alles, was er dazu ſagen
könne, ſei, daß der rumäniſche Außenminiſter ſeine Haltung zu
den verſchiedenen europäiſchen Fragen eingehend dargelegt habe.
Im weiteren Verlauf der Debatte erklärte der
Kolonial=
miniſter Malcolm Macdonald, daß angeſichts der Möglichkeit
einer kriegeriſchen Entwicklung der abeſſiniſchen Kriſe die
eng=
liſchen Streitkräfte entlang der Grenze von
Kenia reorganiſiert worden ſeien, daß die Regierung
bisher jedoch es nicht für nötig gehalten habe, die Streitkräfte
zu verſtärken.
Schließlich äußerte ſich der Außenmtniſter auch zu der Frage,
ob es der Regierung gelungen ſei, die Lage im
Memelge=
biet normal zu geſtalten. Hoare antwortete, daß die Regierung
bekanntlich über dieſe Frage in einem Meinungsaustauſch
mit Frankreich und Italien ſtünde und daß dieſer
Meinungsaustauſch nunmehr ſoweit fortgeſchritten ſei, daß mit
einer Beſſerung der Lage im Memelgebiet gerechnet werden dürfe.
Neue Unruhen in Belfaſt.
Bisher insgeſamk 6 Toke.
Die Zahl der Todesopfer im Unruhegebiet von Belfaſt
er=
höhte ſich am Mittwoch morgen auf 6 Perſonen. Das letzte
Opfer war ein junger Mann im Alter von 22 Jahren, der in
den Morgenſtunden in der Nixtonſtraße erſchoſſen aufgefunden
wurde. Die Polizei hat in verſchiedenen Straßen Barrikaden
aufgerichtet, um die feindlichen Parteien voneinander zu trennen.
Im Laufe des Mittwochs kam es zu weiteren ſchweren
Zuſam=
menſtößen. Während des Vormittags verſammelte ſich eine
größere Menſchenmenge im Bezirk der Yorkſtraße und nahm
eine drohende Haltung ein, ſo daß die Polizei gezwungen war,
mehrere Schüſſe über die Köpfe der Demonſtranten abzufeuern.
Neue ſchwere Unruhen ereigneten ſich am Mittwoch nachmittag,
als eines der Todesopfer der jüngſten Straßenkämpfe beerdigt
wurde. Ein Teil der Menge die den Leichenzug begleitete,
ſtürzte ſich plötzlich auf einen Mann und mißhandelte ihn ſchwer.
Als die Polizei mit gefällten Gewehren eingriff, entwickelte ſich
ein Straßenkampf, in deſſen Verlauf die Menge verſuchte, der
Polizei die Gewehre zu entwinden. Ein Polizeioffizier wurde
zu Boden geſtoßen. Trotz Einſatzes von Militär und
Panzer=
wagen wurden die Unruhen an anderen Stellen fortgeſetzt. Im
Friedhof ſelbſt entwickelte ſich ein Feuergefecht zwiſchen
Orangiſten und iriſchen Nationaliſten, bei dem mehrere
Per=
ſonen verletzt wurden.
Wendung in derjapaniſchenmilikärpolikik
Perſonalreform zur Beſeikigung von Widerſtänden
und zur Wiederherſtellung der Einheit der Armee.
Die zum 1. Auguſt erfolgenden 4000 Umbeſetzungen
militäri=
ſcher Stellungen in der japaniſchen Armee und der Rücktritt
Ge=
neral Mazakis deuten auf eine entſcheidende Wendung in
der japaniſchen Militärpolitik hin. Eine
Sonder=
ſitzung des Oberſten Kriegsrats, an der Kriegsminiſter Hayaſchi,
General Mazaki, ſein Nachfolger General Watanabe und der
frü=
here Kriegsminiſter Araki teilnahmen, galt dieſen
bevorſtehen=
den Maßnahmen, die eine Befeſtigung der Autorität und die
Einheit der Armee zum Ziele haben und viele perſönliche Opfer
fordern werden. Hayaſchi erklärte, daß er entſchieden durchgreifen
werde. Die Stimmung im Oberſten Kriegsrat kann als ſehr
ernſt bezeichnet werden. Am 20. Juli wird Kriegsminiſter
Hayaſchi den Geſamtplan dem Kaiſer vorlegen.
Die Preſſe betont, daß Hayaſchi mit dieſen bedeutenden
Maß=
nahmen ſeine Gegner beſiegen wolle, die ihn wiederholt zu
ſtür=
zen verſuchten. Schon der Rücktritt General Mazakis laſſe
er=
kennen, daß durch eine durchgreifende
Perſonal=
reform die Widerſtände in der Armee beſeitigt
und die Autorität und Einheit wieder
herge=
ſtellt werden ſoll. In der Armee, ſo berichten einige
Blätter, habe eine Oppoſitionsgruppe beſtanden, die vom früheren
Kriegsminiſter General Araki und General Mazaki angeführt
wurde. Man müſſe abwarten, welche Haltung General Mazaki
künftig einnehmen werde und ob es der Gruppe gelingen werde,
die Militärpolitik Hayaſchis weiterhin zu beeinfluſſen.
Kriegs=
miniſter Hayaſchi werde künftig alle widerſtrebenden Führer
rück=
ſichtslos beſtrafen. In politiſchen Kreiſen erinnert man in
die=
ſem Zuſammenhang an die eigenmächtigen Veröffentlichungen
von Denkſchriften oder die vielfachen Eingriffe von
Militärper=
ſonen in die innere Politik. Auch auf außenpolitiſchem Gebiete,
ſo in der Chinafrage und bei der Ernennung des Botſchafters
Ariyoſchi, hätten ſich dieſe Einflüſſe geltend gemacht.
Die mit großer Spannung erwartete Nachwahl in der
Liver=
pooler Vovſtadt Weſt Toxteth endete mit dem Siege des engliſchen
Arbeiterkandidaten, der 14 900 Stimmen auf ſich vereinigte,
wäh=
rend der konſervative Kandidat nur 9500 Stimmen erhielt. Bei
den letzten Wahlen hatten die Konſervativen über 20 000
Stim=
men und die Arbeiterpartei ebenfalls 14 900 Stimmen erhalten.
wetteifern heute die Gedichte mit der bisher allmächtigen Short
Story. Die Zeitungen haben ſich, um ſich die Gunſt ihrer Leſer
zu erhalten, ſchleunigſt nach einem Kritiker umſehen müſſen, der
über die täglichen lyriſchen Eingänge berichtet, ebenſo wie über
die vielen Neuauflagen älterer Dichter und Anthologien.
Wenn Babbitt heute auferſtände, ſo würde er ſeine
Lands=
leute kaum wiedererkennen. Er würde ſich wundern, daß ſie ſich
mit einem ſo wenig einträglichen „Geſchäft” wie der Lyrik
ab=
gäben, und wenn ſein Blick von den Gedichten der Tageszeitung
auf den Kurszettel hinüberwechſeln würde, ſo würde er
wahr=
ſcheinlich die gefallenen Kurſe für eine Folge der Lyrik=Hauſſe
halten. Aber dieſe iſt weniger eine Urſache, als die Folge der
Kriſe. Hat die Entwertung des Dollars den Blick der
Ameri=
kaner auf die geiſtigen, aber dauerhafteren Werte gelenkt? Oder
ſuchen ſie in der Lyrik nur einen Troſt für die Enttäuſchungen
des New Deal?
Zwillinge als Helfer der Erbforſchung.
Es gibt zweierlei Arten von Zwillingen: nämlich ſogenannte
eineiige und ſogenannte zweieiige Zwillinge. Von dieſen beiden
Arten haben beſonderes wiſſenſchaftliches Intereſſe die eineiigen
Zwillinge, weil ſie einem Individuum entſprechen und der
Tei=
lung einer urſprünglich einfachen Anlage ihr Daſein verdanken.
Zweieiige Zwillinge dagegen muß man auffaſſen als zwei
gleich=
zeitig entſtandene Geſchwiſter desſelben Elternpaares. Eineiige
Zwillinge beſitzen genau gleiches Erbgut von Vater und Mutter,
während, zweieiige Zwillinge geſchwiſterliche Verſchiedenheiten
des Erbgutes aufweiſen. Zeigen nun eineiige Zwillinge merkliche
Verſchiedenheiten im Laufe ihres Lebens, ſo können dieſe
Ver=
ſchiedenheiten nur bezogen werden auf verſchiedene
Umweltsein=
wirkungen. Wir hatten ja feſtgeſtellt, daß das Erbgut beider
genau das gleiche iſt. Es iſt alſo der Wiſſenſchaft gelungen, in
eineiigen Zwillingen ein Material zu finden, bei welchem ein
Faktor, nämlich die Verſchiedenheit des Erbgutes, völlig
aus=
geſchaltet iſt, und eine Reihe wichtiger Beobachtungen ſind als
Erfolge der Zwillingsforſchung zu buchen. Während zweieiige
Zwillinge ſo verſchieden auszuſehen pflegen wie zwei nicht
gleich=
zeitig geborene Geſchwiſter, iſt die körperliche Aehnlichkeit
ein=
eiiger Zwillinge häufig eine überraſchende, und die Verwechſlung
eineiiger Zwillinge ſelbſt durch die eigene Mutter ſpielt im Leben
dieſer Zwillinge öfter eine große Rolle. Es klingt nicht
unglaub=
lich, daß eine Mutter von ihrem Zwillingspärchen herzlich
aus=
gelacht wurde, als ſie den einen der beiden Schelme zweimal
ge=
badet hatte. Von einer ganzen Reihe von Paaren eineiiger
Zwillinge wird berichtet, daß beide Partner am gleichen Tage
geſtorben ſeien, obwohl ſie ſich in verſchiedenen Ländern befanden.
Ebenſo ſollen häufig eineiige Zwillinge am gleichen Tage
erkran=
ken und wieder geſund werden.
Seite 4 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 18. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Heſſen=Darmſtädter Dour=le=merite-Träger.
Darmſtadt, 18. Juli 1933
Die Heſſiſche (25.) Diviſion und der Orden Pour=le=Mérike.
* Erfahrungen beim Beerenpreſſen.
Wo immer man Hausfrauen, Küchenperſonal oder
gelegent=
lich zum Beerenpreſſen angeſtellte Ehemänner hört, geht in der
Geleezeit die Klage um die widerſpenſtgen Stachel=, Him= und
Brombeeren. Die Johannisbeeren ſind die ideale Preßfrucht für
die üblichen Fruchtpreſſenk ſie laſſen ſich im wahrſten Sinne des
Wortes bis aufs äußerſte ausnutzen, geben viel Saft und wenig
— dazu faſt trockene — Rückſtände, ohne daß es mehr dazu bedarf,
als die Ausgangsſchraube für die Schlacke ziemlich tief zu ſtellen
und mit der nötigen Geduld und Kraft die Leier zu drehen.
Ver=
ſucht man aber die gleiche Arbeitsweiſe bei Stachel=, Him= und
Brombeeren, ſo verſtopft ſich der Ausgang nach wenigen
Drehun=
gen und die angepreßte Maſſe ſteigt in dem Trichter hoch. Nun
gibt es für den der dieſe Qual weiterhin auf ſich nehmen will,
keine andere Löſung, als die Maſchine wieder zu reinigen, von
vorn anzufangen und — nach wenigen Umdrehungen wieder ſo
weit zu ſein. Wer viel Zeit und noch mehr Geduld hat, der mag
ſich einen Vor= oder Nachmittag lang mit dieſem Spiel beluſtigen.
Den meiſten wird es aber ſo gehen, daß ſie die Fruchtpreſſe
ver=
wünſchen und ſich verſchwören niemals mehr den Verſuch zu
machen, beſagte widerſpenſtigen Beeren durchzumahlen.
Und doch iſt die Sache ziemlich einfach. Johannisbeeren
mah=
len ſich gut durch, weil ſie in den Stielen genug transportfähige
Maſſe für die lange Mahlſchraube haben; bei den anderen
Bee=
renſorten fehlt dieſe Maſſe. Alſo muß man dieſe Beeren ſozuſagen
beluren — wie der Darmſtädter ſagt — und ſie zur Hergabe von
transportfähiger Maſſe zwingen. Das geſchieht auf folgende
Weiſe: man ſtellt die Regulierſchraube ſo, daß etwa vier Fünftel
des Ausganges frei ſind; jetzt geben die Beeren auf ihrem Gang
durch die Preſſe ſchon einen Teil ihres Saftes her, das Beſte aber
drängt ſich an der Regulierſchraube vorbei und tut, als ob es
Ab=
fall wäre. Man läßt ihm ſeinen Spaß, dreht inzwiſchen die
Regu=
lierſchraube um einige Züge tiefer, ſo daß etwa noch knapp die
Hälfte des Ausganges frei iſt, und mahlt die vermeintliche
Ab=
fallmaſſe ein zweitesmal durch. Auch das geht noch ſehr leicht und
macht geradezu Spaß, wenn man ſieht, wieviel Saft man dieſer
gequetſchten Maſſe noch abgeluchſt hat. Was an der
Regulier=
ſchraube herauskommt, ſieht jetzt ſchon wirklich bedeutend
abfall=
mäßiger aus, trotzdem bisher die Kräfte eines Kindes
ausreich=
ten, die Preſſe zu bedienen. Aber dieſes war erſt der zweite
Streich, und auf dieſen zweiten folgt ein dritter: die
Regulier=
ſchraube wird wieder geſenkt und verſperrt nun (je nach
verfüg=
barer Kraft) zwei Drittel bis drei Viertel des Ausganges. Und
jetzt haben wir auf dieſem dritten Gang eine Maſſe, die genau ſo
transportfähig iſt wie die Johannisbeer=Schlacken. Trocken und
faſt zum Feueranmachen geeignet, kommen die letzten Ueberreſte
heraus, während der edle Saft nun endgültig die untergeſtellte
Schale füllt.
Und das Schönſte; trotz dreimaligen Arbeitsganges brauchen
wir nur etwa ein Drittel der Arbeitszeit, haben keinen Aerger,
aber dafür viel mehr Saft.
Von Hanns Möller, Witten.
Landesbibliothel.
Neuerwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl),
vom 15. Juli an auf 14 Tage zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt:
1. Altwegg, Wilhelm: Johann Peter Hebel
Frauenfeld/Leip=
zig (1935), Sg 503/22. — 2. Bader=Weiß, G.: Der Pranger.
Frei=
burg 1935. 35/285 — 3. Barion, Jakob: Plotin und Auguſtinus.
Berlin 1935. 35/45. — 4. Borcherdt, Hans Heinrich: Das
europä=
iſche Theater. Leipzig (1935). 34/2096. — 5. Diem, Carl: Das
Olympiade=Buch. Leipzig (1935). 35 A 10. — 6. Doeberl M.:
Bayern und das preußiſche Unionsprojekt. München und Berlin
1926. 22/445 — 7. Euringer, Richard: Dietrich Eckart. Hamburg
(1935), 35/78. — 8. Dobſchuetz, Ernſt v.: Die Bibel im Leben der
Völker. Witten 1934. 35/15 — 9. Foerſter=Nietzſche, E.: Friedrich
Nietzſche und die Frauen ſeiner Zeit. München 1935. 35/203. —
10. Grolman, Adolf von: Weſen und Wort am Oberrhein.
Ber=
lin 1935. 35/59. — 11. Gundert, Hermann: Pindar und ſein
Dichterberuf. Frankfurt a. M. (1935). S8 748/10. — 12. Guenther,
Hans F. K.: Herkunft und Raſſengeſchichte der Germanen.
Mün=
chen 1935. 34/2071. — 13. Handbuch der geographiſchen
Wiſſen=
ſchaft, Band 5. Potsdam (1933). 30 B 131. — 14. Helbok, Adolf:
Was iſt deutſche Volksgeſchichte? Berlin u. Leipzig 1935. 34/1934.
— 15. Kleebauer, Adolf: Die handelspolitiſche Stellung des
Saar=
gebietes ..." Berlin 1935. 35/101. — 16. Krempel, Lore: Die
deutſche Modezeitſchrift. Coburg 1935. 35/74. — 17. Lange, Carl:
Generalfeldmarſchall von Mackenſen. Berlin (1935), 35/284. —
18. Langen, Wolf Dietrich v.: Kulturgeſchichte aus dem
Inſeraten=
teil. München 1934. 35/77. — 19. Matthaeus, Friedrich: Rudolf
Koch, ein Werkmann Gottes. Hamburg (1935) 35 129. — 20. Maull,
Otto: Frankreichs Ueberſeereich. Leipzig 1935. Sg 1/1089. — 21.
Max, Hubert: Die Satire in der franzöſiſchen Publiziſtik.
Mün=
chen 1934. 35/19. — 22. Meſſerſchmidt, Franz: Bronzezeit und
frühe Eiſenzeit in Italien. Berlin u. Leipzig 1935. 35 A 11. —
23. Muß, Max: Die Struktur der modernen Wirtſchaft. Berlin
u Leipzig 1935. 34/2056. — 24. Planck, Max: Die Phyſik im
Kampfe um die Weltanſchauung. Leipzig 1935. 35/79. — 25.
Rie=
fenſtahl, Leni; Hinter den Kuliſſen des Reichsparteitag=Films.
München 1935. 35/91. — 26. Scheffer, Thaſſilo v.: Die Kultur
der Griechen. (Wien 1935.) 35 A 33. — 27. Schemann, Ludwig:
Hauptepochen und Hauptvölker der Geſchichte in ihrer Stellung
zur Raſſe. München 1930. 35/259. — 28 Schuecking, Levin
Der Sinn des Hamlet. Leipzig (1935), 35/58. — 29. Troll, C.
Das deutſche Kolonialproblem. Berlin 1935. 35/94. — 30. Ule,
Willi: Die Erde und ihre Völker, Bd. 1—2. Stuttgart, Berlin,
Leipzig. 35/276.
Vormerkungen werden im Leſeſaal entgegengenommen.
Verleihbar ab 29. Juli 1935.
TV.
Oberſtleutnant Barth.
Salfler, Tapezierer und Polſterer, Leder= und
Linoleum=Induſtrie.
E Auf Grund des Geſetzes über die Einführung des
Arbeits=
buches vom 26. Februar 1935 — RGBl. I S. 311 — wird für die
Angeſtellten, Arbeiter, Volontäre und Lehrlinge dieſer
Induſtrie=
zweige im Bezirke des Arbeitsamts Darmſtadt im Laufe des
Monats Juli 1935 das Arbeitsbuch eingeführt. Vordrucke für die
Antragsſtellung ſind bei dem Arbeitsamt Darmſtadt abzuholen.
Der Antrag iſt mit der polizeilichen Meldebeſcheinigung
ver=
ſehen, unter Beifügung etwaiger Zeugniſſe oder ſonſtiger
Unter=
lagen, bei der angegebenen Dienſtſtelle in der Zeit vom 29. bis
31. Juli 1935 abzugeben, inſoweit nicht durch beſondere Zuſchrift
des Arbeitsamts an den Betriebsführer etwas anderes
be=
ſtimmt iſt.
Der feſtgeſetzte Termin muß pünktlich eingehalten werden.
Wer den Antrag nicht rechtzeitig abgibt, läuft Gefahr, ſeine
Ar=
beitsſtelle zu verlieren.
* Familientag. Im Gaſthaus Behrens=Hufnagel zu Traiſa
fand der diesjährige Familientag einer der älteſten Darmſtädter
Familien, der Familie Korndörfer, ſtatt. Die Familie kam
1681 mit Hans Michel Korndörfer nach Darmſtadt, welcher, in
Wöllſtein (Rheinheſſen) geboren, als Kammerdiener der
Land=
gräfin hierherkam. Sie blüht in unſerer Stadt noch in mehreren
Zweigen und iſt in der Umgebung, beſonders in Roßdorf, noch
heute ſtark vertreten. Der Familientag war von 46 Perſonen
beſucht, z. T. aus weiter Ferne, aus dem Taunus, Odenwald.
von Anklam und Küſtrin, herbeigeeilt waren. Sogar New=York
war vertreten durch die Gattin des 1861 in Darmſtadt geborenen
Philibert Korndörfer, der dorthin ausgewandert und dort
ver=
ſtorben iſt. Der Familientag nahm einen harmoniſchen, alle
Teile voll befriedigenden Verlauf. Wir wünſchen der Familie
Korndörfer noch weiteres Blühen in unſerer Stadt.
— Operetten=Spielzeit 1935. Als Eröffnungsvorſtellung der
Sommerſpielzeit geht heute, Donnerstag, abends 8,30 Uhr, im
Orpheum die Operette „Polenblut” von Oscar Nedbal in Szene.
Die Inſzenierung beſorgte Kammerſänger Erich Lange=Berlin,
der zugleich als „Baranſki” vor ſeine Darmſtädter Freunde tritt.
Für die Rolle der „Helena” iſt Erna Schieferdecker gewonnen, die
mit dieſer Partie im vergangenen Winter am Stadttheater
Gör=
litz großen Erfolg hatte. Weitere namhafte Künſtler werden ſich
in den übrigen tragenden Rollen dem Publikum vorſtellen. Bei
den kleinen Sommerpreiſen ſollte ſich jeder den Beſuch einer der
nächſten Vorſtellungen leiſten „Polenblut” bleibt bis Sonntag
einſchließlich auf dem Spielplan. Vorverkauf am Verkehrsbüro
ſo=
wie bei Hugo de Waal, ab 7.30 Uhr an der Abendkaſſe.
Das waren und ſind die
Männer von der 25. Diviſion, die
durch den Beſitz des vielbegehrten
Ordens Pour le mérite aus der
Maſſe der übrigen Tapferen
äußer=
lich herausgehoben wurden. Ihn
trug auch der letzte Kommandeur
der 49. Infanterie=Brigade der 25.
J. D., der damalige Oberſt, jetzige
Generalmajor a. D. v.
Witz=
leben, ein vorbildlicher,
ritter=
licher Soldat, der vorher faſt vier
Jahre das Danziger Grenadier=
Regiment Nr. 5 in Oſt und Weſt
ſiegreich geführt hatte und nun
auch bis zum bitteren Ende des
Krieges und noch darüber hinaus
mit der gleichen Fürſorge wie die
Generalmajor v. Witzleben, 5. Grenadiere ſeine tapfere Heſſiſche
Brigade betreute. Er darf nicht fehlen, wenn von der
25. Diviſion geſprochen wird.
In Darmſtadt leben noch drei
Ritter des Ordens Pour le mérite.
Da wäre zunächſt
Oberſtleut=
nant a. D. Barth zu nennen,
der lange Zeit führend tätig war
im „Stahlhelm” und in der
Deutſchnationalen Volkspartei. Am
26. Juli 1867 zu Mannheim
ge=
boren, gehörte er ſeit 1913 als
Major beim Stabe dem Infanterie=
Regiment Nr. 69 in Trier an und
wurde bei Kriegsausbruch als
Bataillonskommandeur dem
Land=
wehr=Infanterie=Regiment Nr. 68
überwieſen, in deſſen Reihen er
u. a. an der Lothringer Schlacht
ſowie an den Kämpfen im
Prie=
ſterwald und an der Seille ſüdlich
Metz teilnahm.
Seinen Kriegsruhm erwarb ſich
Major Barth an der Spitze des
Infanterie=Regiments Graf Werder (4 Rhein.) Nr. 30, zu deſſen
Kommandeur er durch A. K. O. vom 26. Dezember 1916 ernannt
wurde. Mit dieſem zeichnete er ſich erſtmalig im April/Mai 1917
während der Nivelle=Offenſive an der Aisne durch die
Ver=
teidigung des Brimont aus, den er trotz ſchwerſter feindlicher
Angriffe hielt. Im Auguſt ſtand er mit ſeinen 30ern 17 Tage
lang in der Flandernſchlacht in ſchwerſtem Abwehrkampf gegen
überlegene Engländermaſſen, zuerſt bei Gheluvelt, dann bei
Hooge. Im November/Dezember kämpfte Major Barth mit
ſeinen Bataillonen in der Tank= und Angriffsſchlacht bei
Cambrai, um in einer Tiefe von 7 Kilometer in die engliſche
Stellung vorzuſtoßen und das gewonnene Gelände gegen heftige,
mit Tanks unternommene Gegenangriffe zu halten.
Während der „Großen Schlacht in Frankreich” nahmen die
30er am 21. März 1918 die engliſche Stellung und erſtürmten
unter perſönlicher Führung von Major Barth, der alles was
in ſeiner Nähe lag, ſchnell zuſammenraffte, den ſtark befeſtigten
Limpey=Wald. Sein ſchneidiges Vorgehen riß auch die übrigen
Teile der Diviſion vor. Sein Diviſionskommandeur reichte ihn
dafür zum Orden Pour le mérite ein, den er jedoch damals
noch nicht erhalten ſollte.
Er bekam ihn erſt für ſeine neuerlichen Leiſtungen in der
ſchweren Abwehrſchlacht zwiſchen Soiſſons und Reims im Juli
1918. Der Franzoſe hätte den Weg nach Soiſſons frei
ge=
funden, wenn die Höhen ſüdlich und weſtlich von Vauxbuin
ver=
loren gegangen wären. An dieſer gefährdetſten Stelle, die von
der ſchwer dezimierten 11. Bayern=Diviſion verteidigt wurde,
ward u. a. auch Major Barth mit ſeinem J.R. 30 eingeſetzt.
An wichtigſter Stelle, zu beiden Seiten der Pariſer Straße,
ſtand er mit ſeinem Regiment und ſchlug vom 18. bis 23. Juli
trotz ſchwerſten feindlichen Artilleriefeuers die fortgeſetzten, mit
beſten marokkaniſchen Angriffstruppen und zahlreichen Tanks
geführten Angriffe des Feindes ab. Major Barth, deſſen
Be=
fehlsführung von größter Sicherheit zeugte, und der ſich
rück=
ſichtslos dem feindlichen Feuer ausſetzte, hatte ſchließlich das
Kommando über eine 2 Kilometer breite, aus verſchiedenen
Ver=
bänden gebildete Kampfgruppe. Mit ihr hielt er den wichtigſten
Eckpfeiler der ganzen Aisne=Marne=Front in zähem Ausharren
und ſchaffte damit der Verteidigung den Zeitgewinn für
Heran=
führung ſtarker Artillerie. Der bayeriſche Brigadekommandeur
ſchlug den erprobten Offizier zum Pour le mérite vor, der ihm
am 9. Auguſt 1918 verliehen wurde. Er bewährte ſich bis
zu=
letzt mit ſeinem Regiment, wo es auch hingeſtellt werden mochte.
In guter Ordnung nach dem Waffenſtillſtand in die Heimat
zurückgekehrt, reichte Major Barth nach der Demobiliſierung fein
Abſchiedsgeſuch ein, in deſſen Genehmigung am 5. September
1919 unter Verleihung des Charakters als Oberſtleutnant die
Stellung zur Dispoſition erfolgte.
Für ſeine Leiſtungen in der
gleichen Abwehrſchlacht zwiſchen
Soiſſons und Reims erhielt auch
Oberſt a. D.
MoritzRothen=
bücher die höchſte deutſche
Kriegs=
auszeichnung. Geboren am 14. März
1871, iſt er Kadett geweſen, war
Bataillons=, Regiments= und
Bri=
gadeadjutant, zum Großen
General=
ſtab kommandiert, Adjutant im
Kriegsminiſterium und kam 1912
als Major und Referent in der
Penſions=Abteilung ins
Kriegs=
miniſterium zurück. Bei der
Mobil=
machung trat Major Rothenbücher
als 1. Adjutant zum Armee=
Ober=
kommando der 2. Armee unter
Generaloberſt, ſpäter
Generalfeld=
marſchall v. Bülow über und
er=
lebte als ſolcher den grandioſen Oberſt Rothenbücher
Siegeszug durch Belgien und
Frankreich, aber auch den tragiſchen Rückzug von der Marne. —
Am 9. Juni 1915 zum Kommandeur des Infanterie=Regimen=
König Ludwig III. von Bayern (2. Niederſchleſ.) Nr. 47 er
nannt, ſtand er vier Jahre lang ohne Unterbrechung bis zu
Auflöſung an der Spitze des vielbewährten Regiments, de
unter ſeiner vorbildlichen, tatkräftigen Führung Erfolg auf En
folg errang. Glänzende Erfolge erkämpfte es ſich vor allen
während ſeines dreizehntägigen Einſatzes in der Angriffsſchlac
bei Soiſſons und Reims im Mai/Funi 1918. Die veram
wortungsbewußte Führung Oberſtleutnants Rothenbücher, ſeiu
und ſeiner ſchlachtbewährten Truppen ſchnelles Zupacken ur
raſtloſes Draufgehen hatten die hervorragenden Leiſtunge
gezeitigt.
Auch an der Jüli=Offenſive waren die 47er beteiligt. 6
Mann betrug ihre Gefechtsſtärke am 16. Juli, nachdem ſie von
ſüdlichen auf das nördliche Marne=Ufer zurückgenommen warem
Trotzdem wurde das Regiment beſchleunigt mit Kraftwagen au
eine neue Kampfſtelle geführt, nach Tigny, wo General Fo=)
aus den Wäldern von Villers Cotteréts heraus der deutſcher
Front in die Flanke geſtoßen war. Oberſtleutnant Rothenbüche
mit dem Regimentsſtab in vorderſter Linie liegend, leitete, ob
wohl an der Hand verwundet, mit ungebrochener Tatkraft der
viertägigen Abwehrkampf ſeines ſchwer zuſammengeſchmolzenel
braven Regiments gegen die täglichen, von zahlreichen Tany//1 ud feſt
unterſtützten Anſtürme der Fvanzoſen und Amerikaner= um
ſchlug alle Angriffe, die ſich bis zu neun an einem Tage ſteige
ten, ab. Sein und ſeiner 47er tapferes Aushalten ſetzte ouſ Aeſt
höhere Führung in den Stand, die nötigen Verſtärkungen he
anzuführen und weiter rückwärts notwendige Maßnahmen z
treffen. Als das oftbewährte JR. 47 aus der Kampffront heraus
gezogen wurde, betrug ſeine Gefechtsſtärke noch knapp 200 Man)
Seine Leiſtungen waren doppelt anerkennenswert, weil es ebe
erſt den blutigen Kampf an der Marne hinter ſich hatte. Ober)
leutnant Rothenbücher erhielt am 15. Auguſt 1918 den Orde
Pour le mérite.
Noch in manchem Kampf führte er ſein ſo oft erprobtel
Regiment, bis der Waffenſtillſtand dem allzu ungleichen Ringel
ein endliches Ziel ſetzte. Dann marſchierte es in die deutſch
Heimat zurück. Seine Friedensgarniſonen Poſen und Schrim.
befanden ſich in Händen der Polen. So kämpfte es bis
ſeiner Auflöſung im Grenzſchutz für die Erhaltung deutſche
Landes. Oberſtleutnant Rothenbücher wurde am 30. Auguſt 19M
mit dem Charakter als Oberſt und der Regimentsuniform zu
Dispoſition geſtellt.
In der Villenkolonie Eberſtal
lebt Oberſtleutnant a. A
Ludwig Hauß. Dieſer am 1
Februar 1871 geborene und i
Kadettenkorps erzogene tüchtie
Offizier betreibt heute Gartenba/
und Kleintierzucht aus Liebhabere
Seit 1913 ſtand er als Major bein
Stab des Königin=Eliſabeth=Gard
Grenadier=Regiments Nr. 3 1
Charlottenburg und wurde b
Kriegsausbruch mobilmachung
beſtimmungsgemäß Bataillons
kommandeur :m Reſerve=Infanteri
Regiment Nr. 48, deſſen II
Bataillon er bei der Eroberur
Antwerpens und in den heiße
Kämpfen um Ypern führte, bi
2 im November 1914 der
Abtran=
port nach dem öſtlichen Kriegs
Oberſtleutnant Hauß.
ſchauplatz erfolgte. Hier zeichne
Major Hauß ſich wiederholt aus. Im wechſelvollen Ringe
mit den Ruſſen hatte ſein Bataillon an einem bitterkalten Wiy
tertag ſeine Stellungen aufgeben und auf das andere Flußuf”
zurückgehen müſſen. Der Bataillonskommandeur blieb auf de
jenſeitigen Ufer, mußte ſich vor ſtreifenden Koſaken=Patrouille‟
im Schnee verbergen und ſchwamm nachts durch das eiskal
Deutſcher, ſprich deutſch!
Das deutſche techniſche Wort der Woche.
Einen Funkempfänger bei dem der Senderwelle eine zweite,
im Empfänger ſelbſt entſtehende Welle überlagert wird, nennt der
Deutſche in einem aus Lateiniſch Griechiſch und Deutſch
zuſam=
mengeſtöpſelten Wort einen Suverheterodynempfänger” oder
kurz einen „Superhet”. Solche Bezeichnungen werden meiſt nur
gewählt, um eine einfache Sache möglichſt geheimnisvoll und als
Erzeugnis beſonders ſtarken Nachdenkens erſcheinen zu laſſen. Wir
HHbg
6708
19
Brade
RASIERCREME
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.
ſind aber inzwiſchen glücklicherweiſe wieder einfach und ehrlich
geworden und wollen uns deshalb von ſolchen Eitelkeiten
fern=
halten. Wir nennen daher den Superheterodynempfänger
künf=
tig Ueberlagerungsempfänger oder Ueberlagerer.
Dann begreifen wir viel leichter, daß durch die Ueberlagerung der
zwei Wellen eine dritte Welle entſteht, und zwar immer eine von
gleicher Länge, die wir dann an Stelle der Senderwelle
empfan=
gen. Daß wir es dann nur mit einer einzigen Welle zu tun
haben, macht den Empfänger ſehr einfach.
Dieſes Beiſpiel zeigt deutlich, wie ſehr deutſche
Bezeich=
nungen das Verſtehen und Begreifen techniſcher Vorgänge und
Vorrichtungen erleichtern.
Deutſcher Verband Techniſch=Wiſſenſchaftlicher Vereine.
Die Sprechſtunden der Abteilung II der Heſſiſchen
Landes=
regierung fallen am Samstag, den 20. Juli 1935, aus.
Blumen und Muſik!
Waſſer hinüber zur neuen Stellung. Hier wäre er in d‟
Dunkelheit beinahe den eigenen Kugeln zum Opfer gefallen.
(Vgl. Nr. 186, 188 und 191 des „Darmſtädter Tagblatt”)
In der Jubiläums=Gartenſchau, die am Samstag, den 2
Juli, eröffnet wird, wird immer „etwas los ſein”. Und gleich
Beginn bekommen unſere Darmſtädter und die zahlreichen Frer
den etwas ſehr Nettes geboten. Vom 20. bis zum 31. Juli ſinge
in der Gartenbau=Ausſtellung die durch Tonfilm, Schallplatte
und Rundfunk berühmten Harmonie=Sänger, die man auch „D.
Komiker in Frack” nennt. Dieſe Ankündigung allein wird wo!
unter Beweis ſtellen, daß die Leitung der Jubiläums=Garkenhan9
Schau auf das eifrigſte bemüht iſt, die Beſucher in jeder Form 20
unterhalten. Die Eintrittspreiſe der Gartenbau=Ausſtellung ſir
vor wenigen Tagen genannt worden und bei ſolchen Sondervera.”
ſtaltungen, wie z. B. beim Auftreten der Harmonieſänger, tri
ein Zuſchlag von 20 Pfg. pro Karte in Kraft.
Wir gratulieren!
Zum 94. Geburtstage dem älteſten Einwohner der !
meinde Mettenheim in Rheinh., dem Altveteran von 1870
Herrn Heinrich Dauernheim. Er trinkt noch bei beſt
Geſundheit ſeinen Halben!
Der Witwe Katharina Schaffner in Wolfste*
len zu ihrem 77. Geburtstage.
Zur Silberhochzeit Herrn Karl Herz und Fie
Eliſabetha geb. Sterkel in Dieburg, Römerſtraße 7.
Dem Altveteran Konrad Ehrhard in Niede
Kainsbach i. Odw., der am 22. Juli ſeinen 86. Geburtst”
begeht. Ehrhard war lange Zeit Führer des dortigen Kriege
vereins und iſt jetzt ſein Ehrenmitglied.
Zum 85. Geburtstag Frau Margarethe Schaffner in Mo
felden.
Donnerstag, 18. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
AAUAIP
1200 Kinder auf der Durchreiſe durch die NSB.
verpflegt.
Wieder einmal berührte ein großer Transport der
Kinder=
landverſchickung Darmſtadt. 1200 Kinder aus den Gauen
Weſt=
falen=Nord und =Weſt befanden ſich hier auf der Durchreiſe nach
Bayern. Nach einer immerhin langen Reiſe bei dieſen heißen
Tagen hatten die kleinen Ferienreiſenden ſelbſtverſtändlich
Hun=
ger und Durſt. Wie ſollte dies auch bei Kindern anders zu
er=
warten ſein. Schon ſpielte der Apparat bei dem Amt für
Volks=
wohlfahrt, Kreisamtsleitung Darmſtadt, und die Verpflegung
war ſchon geregelt, ſo daß alle beſtens zufrieden ſein konnten. Es
verdient hervorgehoben zu werden, daß der Aufenthalt im
Haupt=
bahnhof nur 8 Minuten dauerte und dann alles erledigt ſein
mußte. Aber wie geſagt, alles klappte wie am Schnürchen. Die
Kinder bekamen ausreichend Tee und Butterbrötchen gereicht,
wobei ſich ſicher keines zu beklagen brauchte. Die NS.=
Frauen=
ſchaft ſtellte ſich ſelbſtverſtändlich wie immer wieder zur
Ver=
fügung. Nicht zuletzt aber, wie ſchon bei unſerem eigenen
Trans=
port nach dem Gau Weſer=Ems (Oſtfriesland) müſſen wir Lob
und Anerkennung zollen dem rührigen Bahnhofsvorſtand und
ſei=
nen treuen Beamten und Arbeitern des Hauptbahnhofs
Darm=
ſtadt, die ſich reſtlos für die reibungsloſe Abwickelung des
Trans=
portes unermüdlich einſetzen und ſo mithelfen, die Ferienreiſe der
Kinder angenehm zu geſtalten.
Jeder fährt in den Funk=SHonderzügen des R.9.R.
nach Berlin und ſendet im Bolksſender!
Die diesjährigen
Rund=
funktagungen, verbunden mit
der großen
Rundfunkausſtel=
lung, werden wieder zu einem
einzigartigen Erlebnis für die
Beſucher werden. Darum
ver=
ſaume kein deutſcher
Volks=
genoſſe, die billigen Funkzüge
des RDR. nach Berlin zu
be=
nützen? Abgeſehen von den
Funkdarbietungen, wird den
Teilnehmern noch eine Fülle
weiterer Veranſtaltungen
ge=
boten.
Eine ganz beſondere Ueber=
RDR
raſchung aber erwartet Sie
in der Funkausſtellung.
Mit=
ten in den Ausſtellungshallen
iſt ein Senderaum
eingerich=
tet, in dem ein großer Teil
des Rundfunkprogramms der /4—
Ausſtellungswoche vom 17. bis
25. Aug. beſtritten wird. Die
Darbietungen dieſes
Volks=
ſenders ſollen Spiegelbild des
deutſchen Lebens ſein und das
Geſicht des ſchaffenden deutſchen
Menſchen tragen. Urwüchſige
und feſt mit ihrer Heimat oder ihrer Arbeitsſtätte verwachſene
deutſche Männer und Frauen ſollen ſenden! Sie ſollen ſprechen,
ſpielen oder muſizieren, gerade wie es ihnen einfällt, und nicht
zuletzt ſollen ſie das Weſen und die Art ihrer Scholle ins Volk
tragen. Die Kultureigenart unſerer Gaue iſt ſo vielſeitig, daß
ſich außerordentliche Möglichkeiten für den Volksſender ergeben.
Das Programm des Volksſenders wird jeweils von
demjeni=
gen Reichsſender übernommen, in deſſen Gaugebiet die
Ausfüh=
renden gehören. Die Mitwirkenden erſcheinen unter voller
Namensnennung im Programmteil der Rundfunkzeitſchriften mit
Zeitangabe, wann ſie über den Volksſender zu hören ſind.
Beſonderer Wert wird auf die Mitwirkung von Werks= und
Betriebsgruppen Heimatvereinen uſw. gelegt. Das Volk ſoll
ſelbſt ſeinen Willen zur Mitarbeit an der kulturellen
Neugeſtal=
tung des Rundfunks überzeugend durch die Tat herausſtellen.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die ſich meldenden Volksgenoſſen
auch mikrophontauglich ſind, d. h. etwas können und die
Mikro=
phonprobe in Berlin beſtehen.
Anmeldungen zu den Funkſonderzügen des RDR. und zur
Teilnahme an den Volksſendungen ſobald als möglich in der
Kreisrundfunkſtelle, Luiſenſtraße 36 (9—12, 15—18 Uhr) wo
auch alles Nähere über die Rundfunktagungen zu erfahren iſt. Sc.
Sdie DeutſcheArbeitsfront
Oa6
Nr. 195 — Seite 5
Dienſtſtunden einhalten!
Es wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Dienſt=
ſtunden für den Publikumsverkehr Dienstags, Donnerstags und
Freitags unbedingt eingehalten werden müſſen. Eine Vorſprache
außerhalb dieſer Zeiten iſt zwecklos.)
Reichsberufshauptgruppe Kaufmannsgehilfen. Fachgruppe
Eiſen=
waren= und Hausbedarf=Einzelhandel.
Der Vortrag am 19. Juli über „Arten von Glaswaren”,
fällt aus.
N5-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Nürburgringfahrer! Wir erinnern heute letztmalig die noch
ſäumigen Teilnehmer an die Begleichung der Reſtbeträge,
an=
dernfalls müſſen wir über die belegten Plätze anderweitig
ver=
fügen.
Rheinfahrt nach Koblenz am 28. Juli! Für die Rheinfahrt
nach Koblenz am 28. 7. ſind nur noch eine Anzahl Plätze zu
be=
legen. Volksgenoſſen, die ſich an dieſer Fahrt beteiligen wollen,
bitten wir, ihre Anmeldung möglichſt noch in dieſer Woche zu
tätigen. — Wir weiſen jetzt ſchon darauf hin, daß am 18. Aug.
eine weitere Rheinfahrt zur Durchführung gelangt.
Urlauberzüge nach der Lübecker Bucht und der Schwäbiſchen
Alb. Für die Fahrt nach der Lübecker Bucht vom 20. 7. bis
27. 7. (Fahrtkoſten 38 RM.) und nach der Schwäbiſchen Alb (
Lich=
tenſtein) vom 27. 7. bis 2. 8. (Fahrtkoſten 24,50 RM.) ſind noch
eine Anzahl Plätze frei. Anmeldungen für die beiden Fahrten
können noch bis auf weiteres bei gleichzeitiger Einzahlung der
Teilnehmerkoſten beim Kreis getätigt werden.
Geſperrte Urlauberzüge. Nachſtehend geben wir nochmals
die Züge bekannt, zu denen wegen Ueberzeichnung keine
Anmel=
dungen mehr angenommen werden können: U3. 29 Allgäu: U3.
34 Norwegen; U3. 35 Büſum: U3. 37 Schwarzwald; U3. 38
Norwegen: U3. 40 Bodenſee: U3. 41 Allgäu.
Urlauberzug IX/30 nach Schleſien (Glatzer Bergland) und
1X/40 nach Danzig. Die Urlauberzüge 30 und 40 fallen aus.
Wir bitten die Teilnehmer, die ſich zu vorſtehenden Fahrten
be=
reits angemeldet hatten, die angezahlten Beträge wieder
abzu=
holen bzw. Ummeldung für eine andere Fahrt vorzunehmen.
heim gegen 11 Uhr (Badegelegenheit im Naturbad) Treffpunkt
Uhr Tierbrunnen. Voranmeldung nicht erforderlich.
Sport mit „Kraft durch Freude‟
Die neuen Sportkurſe der NSG. „Kraft durch Freude” haben
begonnen. Hole auch Du Dir Erholung und Stärkung in den
zahlreichen Sportkurſen, ſei es beim Schwimmen, beim
Tennis=
ſpiel, bei fröhlicher Gymnaſtik, bei Leichtathletik, Fechten oder
Reiten.
Für folgende geſchloſſene Kurſe nehmen wir noch
Anmeldun=
gen entgegen:
Tennis: Anfänger, Donnerstag, 19—20.30 Uhr, Hochſchul=
Reiten: Fortgeſchrittene, Mittwoch, 18—19 Uhr, Reit=
Stadion.
inſtitut Schott.
Zu allen offenen Kurſen, wie allgemeine Körperſchule,
Fröh=
liche Gymnaſtik oder Leichtathletik, iſt der Eintritt jederzeit
möglich.
Beſorgt Euch das koſtenloſe Sportprogramm des
Viertel=
fahres Juli—September. Erwerbt eine Jahresſportkarte zu 30 Pf.
Auskunft bei „KdF., Bismarckſtr. 19, Tel. 3330.
Opferbereitſchaft jederzeit.
Städtiſche Sparkaſſe, Finanzamt Darmſtadt=Stadt, Heſſiſche
Hand=
werkskammer und Gefolgſchaft der Firma Stegmüller geſchloſſen
in der NSB.
D Viele Volksgenoſſen ſind der unbegründeten Anſicht, daß
mit dem Tage der Machtergreifung durch die Bewegung der
Kampf um Deutſchlands Widergeburt zu Ende ſei, wobei ſie
ver=
geſſen, daß das Ringen der Paxtei um Staat und Weltanſchauung
eine totale Umwälzung bedeutet, die ſich nicht in
Aeußerlichkei=
ten erſchöpfen darf, ſondern bis an die Wurzel aller Dinge zu
rühren hat. Kampf iſt und bleibt die friedliche Loſung der
Be=
wegung, die mit eiſerner Konſequenz für das Gute gegen alles
Schlechte und Faule für alle Zeiten hochgehalten wird. Allen iſt
zurzeit bekannt, daß gerade die NSV. als größte Gliederung der
Partei eben wieder zum Kampfe rüſtet, um in erſter Linie gegen
die Volksverelendung, herbeigeführt als trauriges Ergebnis einer
vergangenen Mißwirtſchaft politiſcher und wirtſchaftlicher Art,
anzurennen, dieſe zu überwinden und beſonders für das
kom=
mende Winterhilfswerk 1935/36 gewappnet zu ſein. Das iſt
eigent=
lich letzter Sinn und Zweck der gegenwärtig laufenden
Mitglie=
derwerbeaktion 1935. Im Rahmen der letzten Meldungen
unſe=
rer Werbung bei Behörden und Betrieben bringen wir heute
die Städtiſche Sparkaſſe, das Finanzamt
Darm=
ſtadt Stadt, die Heſſiſche Handwerkskammer mit
dem Sitz in Darmſtadt und die Gefolgſchaft der
Firma Stegmüller, die mit ſämtlichen Beamten,
Ange=
ſtellten und Arbeitern geſchloſſen jetzt Mitglied der NSV. ſind.
Zum Teil ſind dieſe Werbungen, das muß beſonders
hervorge=
hoben und gewürdigt werden, unter ſchwerſten Opfern der
Neu=
gemeldeten durchgeführt worden, die es ſich aber nicht haben
nehmen laſſen, ihre Opfergroſchen zu geben, obwohl ſie Eltern
und Geſchwiſter zu unterſtützen haben und ſich ſelbſt nicht in einer
gerade roſigen Lage befinden. Sie alle aber wollten helfen und
nicht zurückſtehen, mit ihren Arbeitskameraden eine gemeinſame
Front gegen Not und Elend, Hunger und Kälte innerhalb der
NSV. zu beziehen. Wir ſehen aber in allem, das hohe Lied
täglicher Opferbereitſchaft verſtummt nicht und reißt in ſeinem
Schwunge andere, die vielleicht noch zaudern mögen oder
ab=
ſeits ſtehen, mit zum perſönlichen Einſatz.
Wir rufen weiter: Friſch ans Werk. auf zur Tat, zum
Be=
kennen zur großen Volksgemeinſchaft durch die NSV. Wann
kön=
nen wir die nächſte Behörde, wann den nächſten Betrieb melden?
Was die Lichtſpieltheater bringen.
— Das Union=Theater zeigt heute letztmals in Neuaufführung
das Luſtſpiel. So ein Mädel vergißt man nicht” mit
Willy Forſt, Dolly Haas, Oskar Sima in den Hauptrollen.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
Warum lügt Fräulein Käthe?” mit Dolly Haas,
Albrecht Schönhals, Genia Nickolajewa und Ida Wüſt in den
Hauptrollen.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen noch bis einſchließlich morgen
Freitag den herrlichen Gebirgsfilm „Die Frauen vom
Tannhof” mit Paul Richter und Urſula Grabley in den
Hauptrollen.
— Belida zeigt heute zum letzten Male den Carin=Hardt=
Film „Zwiſchen Himmel und Erde” mit Rudolf Klein=
Rogge, A. Hörbiger, Joe Stöckel.
Reſi=Theater zeigt nur noch heute und morgen den höchſt
ſenſationellen Film, in dem Harry Piel Regie führt: „Der Herr
der Welt” mit Sybille Schmitz, Walter Frank, Otto Wernicke,
Siegfried Schürenberg.
Phot. Ufa
Ein schwerer Entschluß!
Die Protestliste gegen die aufrührerischen Männer wird
unter-
schrieben. Szene aus dem Ufaflm „Der Ehestreik” mit Erika
v. Thellmann und Erna Fentsch
Die N5-Volkswohlfahrt braucht Ferienfreiplähe
für die deutſche Jugend!
Meldet eine Pflegeſtelle bei der zuſtändigen NSV=Ortsgruppe.
Drei Monake mokoriſierte Skraßenpolizei.
Ausbau der Kommandos in Heſſen=Naſſau geplant.
Gute Erfahrungen.
Lpd. Die motoriſierte Landſtraßenpolizei iſt in den drei
Monaten ihres Beſtehens in allen Teilen der Provinz Heſſen=
Naſſau eingeſetzt worden. Ständig waren ſechs Kontrollſtreifen
in den Streifenbezirken der Regierungsbezirke Wiesbaden und
Kaſſel vom Standort Frankfurt aus unterwegs und förderten die
Verkehrsſicherheit nicht nur gegenüber Kraftfahrern, ſondern auch
gegenüber Radfahrern und ſämtlichen Verkehrsteilnehmern. Die
Kontrolle ergab, daß die Verkehrsvorſchriften noch nicht in
genü=
gendem Maße beachtet werden: das Sorgenkind der Polizei bildet
immer noch die Diſziplinloſigkeit der Radfahrer und der
Fahr=
zeuge mit den roten Probenummern. Bei der Kontrolle der
Fahrzeuge ergaben ſich viele Mängel, die die Verkehrsſicherheit
gefährdeten. Die Beamten haben bei ihrer Tätigkeit in erſter
Linie mit Belehrungen und mündlichen Verwarnungen
einge=
griffen. Neben dieſen formloſen Verwarnungen mußten in
ſchwe=
reren Fällen gebührenpflichtige Verwarnungen erteilt oder ſogar
Anzeige erſtattet werden. Wiederholt hatten die Beamten
Ge=
legenheit, bei Unglücksfällen erſte Hilfe zu leiſten. Auch wurde
ſonſt Rat und Tat gewährt.
Die bisher gemachten Erfahrungen haben die
Notwendig=
keit der motoriſierten Landſtraßenpolizei voll und ganz bewieſen.
Deshalb hat ſich das Miniſterium entſchloſſen, die
Verkehrs=
kontrolle der Landſtraßen weiter auszubauen und damit die
Schlagkraft der Streifen im Kampf gegen die Verkehrsſünder zu
erhöhen. Es iſt geplant, die Zahl der in Frankfurt ſtationierten
ſieben Streifen auf etwa 20 zu erhöhen und gleichzeitig die Zahl
der Fahrzeuge (Sportzweiſitzer ſowie Beiwagenmaſchinen)
eben=
falls von ſieben auf 20 zu vermehren. Die praktiſchen
Erfahrun=
gen haben gezeigt, daß das beſtehende Frankfurter Kommando
zur Betreuung der geſamten Provinz bei weitem nicht ausreicht.
Aus dieſem Grunde will man ſpäter die zu befahrenden
Streifen=
bezirke verkleinern, ſo daß die Beamten in ihrer täglichen
Dienſt=
fahrt nicht wie bisher faſt 300 Kilometer, ſondern nur etwa 200
Kilometer zurückzulegen haben. Dadurch wird eine gründlichere
Kontrollweiſe gewährleiſtet. Ferner iſt geplant, in Kaſſel ein
zweites Kommando mit ebenfalls neuen Fahrzeugen einzurichten,
das dann auch dem Regierungspräſidenten in Wiesbaden
unter=
ſteht. Bis jetzt fahren noch die Frankfurter Streifen nach Kaſſel,
Eſchwege und Witzenhauſen. Die großen Entfernungen ſollen in
Zukunft fortfallen. Bei der in Ausſicht genommenen
Verkleine=
rung der Bezirke und gleichzeitiger Vergrößerung der Kommandos
glaubt man mit Beſtimmtheit, den auf den Landſtraßen Leben
und Geſundheit unſerer Mitmenſchen gefährdenden „wilden”
Fah=
rern gründlich das „raſende‟ Handwerk zu legen. Oftmals
ge=
nügt, wie die Unterſuchungen ergeben, der Zuſtand des
Fahr=
zeuges noch nicht einmal den notwendigſten Anforderungen der
Sicherheit. Die Straßenpolizeikommandos werden ſich ſpäter etwa
mit den Gebieten der Regierungsbezirke decken. Innerhalb eines
Monats legten die Frankfurter Streifen 25 000 Kilometer zurück.
* Ausſkellung „Rhein=Mainiſt
Diiſchaft Meitftegen.
Vom 24. Auguſt bis 8. September findet auf dem
Frankfurter Feſthallengelände die große Ausſtellung
Die Rhein=Mainiſche Wirtſchaft” ſtatt.
Die Ausſtellungsleitung hatte geſtern die Vertreter
der Preſſe eingeladen, um ihnen einen Einblick in
die Vorarbeiten zu geben.
Eine Wirtſchafts=Ausſtellung verfolgt den Zweck, dem Be
ſucher auf gedrängtem Raum einmal alle Erzeugniſſe des in der
Ausſtellung vertretenen Wirtſchaftsgebietes vor Augen zu führen
und ſo in vielerlei Form fördernd und befruchtend auf die
wirt=
ſchaftliche Lage dieſes Gebietes nachzuwirken. Jede Ausſtellung
ſelbſt hat aber eine ſehr wichtige wirtſchaftliche Seite, denn es
müſſen Aufwendungen gemacht werden, es werden Materialien
gebraucht, und es wird vor allem Arbeit vergeben. Mit welchen
Zahlen bei dem Aufbau einer großen Ausſtellung gerechnet wird,
davon gab die geſtrige Beſichtigung einen ungefähren Begriff.
Es werden nicht weniger als 10 Doppelwaggons Holz
be=
nötigt, um allein den äußeren Rahmen der Stände aufzubauen.
Die Trennwände der einzelnen Stände würden, eng
aneinander=
gereiht, eine Länge von etwa 5 Kilometern ergeben. 1800 bis
2000 Sitzgelegenheiten müſſen berbeigeſchafft werden, die etwa
der Beſtuhlung eines großen Theaters entſprechen. Um die
Wände zu beſpannen, ſind rund 80 000 Meter Stoff notwendig,
und zu ihrer Befeſtigung werden etwa 5 Millionen Nägel
ge=
braucht. Ein Buchſtabenlager von 150 000 Buchſtaben in
ver=
ſchiedenen Farben, Größen und Schriftarten dient der ſachgemäßen
Beſchriftung der einzelnen Stände.
Wie viel Tagewerke die Ausſtellung einſchließlich der
Aufträge mit ſich bringt, läßt ſich natürlich nicht genau
errech=
nen. Aber die Arbeit, die auf dem Ausſtellungsgelände ſelbſt
geleiſtet wird, läßt ſich feſtſtellen, und für die Ausſtellung „Rhein=
Mainiſche Wirtſchaft” wurden folgende Zahlen angegeben: Die
Verarbeitung des Materials beanſprucht etwa 3000 Tagewerke,
für den Aufbau der Ausſtellung muß mit 20 000 Tagewerken
ge=
rechnet werden; in den letzten 14 Tagen vor Eröffnung werden
ſtändig 500 bis 700 Mann auf dem Gelände beſchäftigt ſein.
Die Arbeit während der Ausſtellung iſt mit 60 000 Tagewerken
nicht zu hoch gegriffen, und für den Abbau muß mit 4—5000
Tagewerken gerechnet werden. Es werden alſo rund 90 000
Tage=
werke zuſätzliche Arbeit durch dieſe Ausſtellung beſchafft, was die
Bedeutung der wirtſchaftlichen Seite einer großen Ausſtellung
wohl ſehr kräftig unterſtreicht.
Bei einem Rundgang auf dem Ausſtellungsgelände ſah man
bereits an vielen Stellen tätige Hände an der Arbeit. Auf dem
Freigelände zwiſchen der Feſthalle und dem „Haus der Technik”,
wird ein Siedlungsheim in natürlicher Größe entſtehen, die
erſten Balken wurden geſtern in den Boden gerammt.
Beſonde=
res Intereſſe löſte ein rieſiges Panorama aus, das die Galerie
der Feſthalle während der Ausſtellungszeit ſchmücken wird. Auf
21 Bildern von 8 Meter Länge und 4,5 Meter Breite werden
typiſche Szenen aus den Betrieben der Rhein=Miniſchen
Wirt=
ſchaft wiedergegeben. Eine Schar von Malern iſt ſeit Wochen
mit der Fertigſtellung dieſer Bilder beſchäftigt. Zwiſchen dieſe
Bilder werden 8 große Einzeldarſtellungen von Arbeitern der
Stirn und der Fauſt ſowie 12 Wappenſäulen eingereiht werden.
Insgeſamt wird dieſes Relief 1200 Quadratmeter bemalter
Fläche ausmachen und das Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsleben im
Bild feſtzuhalten verſuchen.
Die Frühkarkoffelerzeugerpreiſe ab 18. Juli 1935.
Die Hauptvereinigung der deutſchen Kartoffelwirtſchaft ſetzt
in ihrer Anordnung Nr. 13 die im Verkündigungsblatt des
Reichs=
nährſtandes Nr. 54 vom 17. Juli 1935 veröffentlicht wird, die
Frühkartoffelerzeugerpreiſe ab 18. Juli 1935 wie folgt feſt:
a) für lange, gelbe Sorten mindeſtens 5,50 RM., jedoch
nicht mehr als 6,00 RM.;
b) für runde, gelbe Sorten mindeſtens 5,10 RM., jedoch
nicht mehr als 5,60 RM.;
r) für blaue, rote und weiße Sorten mindeſtens 4,70 RM.,
jedoch nicht mehr als 5,20 RM.
Die Preiſe verſtehen ſich je Zentner, und zwar im
geſchloſſe=
nen Anbaugebiet waggonfrei Verladeſtation oder frei
Bezirks=
abgabeſtelle, im nichtgeſchloſſenen Anbaugebiet waggonfrei
Ver=
ladeſtation oder frei Uebergabeſtelle am Erzeugungsort.
— Kunſtverein. Der Leiter des Kunſtvereins ſchreibt uns:
Es war erfreulich feſtzuſtellen, daß die Mitglieder des
Kunſt=
vereins der Einladung zur feierlichen Eröffnung der Darmſtädter
Kunſtſchau 1935 „Deutſche Meiſter” in ſo ſtattlicher Zahl Folge
geleiſtet haben. Auch die erſte Ausſtellungswoche brachte aus
ihren Reihen zahlreichen Beſuch. Die diesjährige
Sommerausſtel=
lung iſt von der hieſigen NS=Kulturgemeinde in
Ver=
bindung mit dem Kunſtverein veranſtaltet; ſeine Mitglieder
haben deshalb, wie bereits mitgeteilt, gegen Vorzeigen ihrer
Mit=
gliedskarte mit ihren Familienangehörigen das Recht, die
Darm=
ſtädter Kunſtſchau 1935 ohne Zahlung eines Eintrittsgeldes zu
beſuchen. Da ſie eine beſonders hohe künſtleriſche Bedeutung
auf=
weiſt, was auch die Preſſe nachdrücklich anerkannt hat, wäre zu
hoffen, daß von der den Mitgliedern des Kunſtvereins gewährten
Vergünſtigung in recht weitgehendem Maße Gebrauch gemacht
wird. Für die Weihnachtsverloſung des Kunſtvereins, an der
jedes Mitglied ohne weiteres teilnimmt, wurden die beiden
künſtleriſch ſehr hochſtehenden Arbeiten von Ferdinand Staeger
Beethoven” und „Der junge Adalbert Stifter” erworben. Es
ſind auch bereits einige Privatkäufe zu verzeichnen, da die
inter=
eſſanten Oelbilder Friedrich Auguſt Weinzheimers „Venedig” und
„Theater” Kaufliebhaber gefunden haben.
Frauenkundgebung des Reichsluftſchutzbundes im
Kronenbräu=
keller (Todt)
Heute, Donnerstag, abends 20 Uhr, veranſtaltet die
Revier=
gruppe 2 (Mühlum) einen Werbeabend für die Frau. — Es
ſpricht die Landes= und Gauluftſchutzrefeventin Frau Eliſabetb
Seidel. — Keine Frau und Mutter, kein Mädel verſäume
die=
ſen für die Frau ſo wichtigen Aufklärungsvortrag zu beſuchen.
Reviergruppe 2 (gez.) Mühlum.
Zum Wochendienſtplan vom 15. 7. bis 20. 7. 1935.
Reviergruppe 2 (Mühlum).
Sämtliche Blockwarte der Reviergruppe 2 haben zu der im
Kronenbräukeller (Todt), Dieburgerſtr., ſtattfindenden
Frauen=
kundgebung anzutreten. (Mütze und Armbinde.)
Achtung!
Zu der Fahrt nach Bingen haben die teilnehmenden
Block=
warte in Mütze und Armbinde zu erſcheinen (möglichſt dunklen
Anzug).
Der Ortsgruppenführer.
J. A. (gez.): Dr. Scriba,
Organiſations= und Propagandaleiter
Briefkaſten.
Jeder Anfrage ifi die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
aicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeit.
H. K. R—ſtr. Schulſtraße 7,I.
F., hier. Sie werden ſich wohl an das Reichswehrminiſterium
in Berlin W. 35, Tirpitz=Ufer 72—76, unter Vorlage von
Ori=
ginalzeugniſſen wenden müſſen.
Seite 6 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 18. Juli 1935
Aus Heſſen.
Vorſicht bei Bremſenöl!
Die bei dem heißen Wetter oft notwendige Beſtreichung der
Pferde mit Bremſenöl läßt die Mahnung angebracht erſcheinen,
damit vorſichtig umzugehen. Im vorigen Sommer hatte ein Bauer
in Schlechtenwegen ſeine Zugtiere mit Bremſenöl beſtrichen. Als
er ſich mit den ölbehafteten Fingern den Schweiß von der Stirn
wiſchte, muß ihm eine Kleinigkeit dieſer Flüſſigkeit in die Augen
gekommen ſein, wo ſie ein zunächſt nicht beachtetes Brennen
ver=
urſachte. Später entwickelte ſich dann eine Augenentzündung, die
eine Ueberführung in die Univerſitäts=Augenklinik nach Gießen
notwendig machte. Nach vier ſchmerzvollen Wochen gelang es der
ärztlichen Kunſt, die Augen zu retten.
Dg. Arheilgen, 17. Juli. Raſch tritt der Tod den
Menſchen an. Der 67jährige Gerichtsvollzieher i. R.
Johan=
nes Berlinghoff von hier, wohnhaft in der Kettenwieſenſtraße,
wollte heute morgen die elektriſche Straßenbahn nach Darmſtadt
benutzen. Da der Wagen gerade im Anfahren war mußte der
alte Mann dieſem einige Schritte nacheilen. Im Wagen Platz
nehmend, erlitt er einen Herzſchlag. Die Straßenbahn fuhr von
der Halteſtelle Jungfernſtraße ſofort zurück zum Hauſe des Herrn
Dr. Voltz. B. war jedoch ſchon tot. — Unglücksfall. Ein
27jähriger Schriftſetzer von hier unternahm am Sonntag mit
ſei=
ner Frau einen Ausflug mit dem Fahrrad. In Zwingenberg
a. d. B. ereignete ſich ein Verkehrsunfall, bei dem der junge Mann
verletzt wurde. Er wurde ſofort nach dem Städtiſchen
Kranken=
haus in Darmſtadt verbracht, wo er noch am Nachmittag in
be=
wußtloſem Zuſtande darniederlag. Die Verletzungen des
Ver=
unglückten ſind wohl ſchwer, glücklicherweiſe aber nicht
lebens=
gefährlich.
J Griesheim, 17. Juli. 27 Kinder reiſen durch die
NSV. an die Nordſee. Einen vierwöchigen
Erholungs=
urlaub am Strande der Nordſee genießen zur Zeit 11 Buben und
16 Mädchen von hier. Die hier untergebracht geweſenen 56
Ferien=
kinder aus dem Bezirk Kaſſel ſind wieder in ihre Heimat
abge=
reiſt. Sie alle haben ſich gut erholt und viele hatten eine ganz
beachtliche Gewichtszunahme zu verzeichnen. — Ortsbauplan.
Der Tiefbebauungsplan „Poſch” wurde aus Anlaß des Baues der
Autobahn entſprechend abgeändert und neue Fluchtlinien
feſtge=
ſetzt. Ebenſo wurden für die Hintergaſſe neue Baufluchtlinien
feſt=
gelegt und die alten Fluchtlinien aufgehoben. Die entſprechenden
Pläne liegen bis einſchließlich 28. Juli auf der Bürgermeiſterei
(Baubüro) zur Einſicht offen — Auszeichnung verdien=
fi affige Kuntdeide Drf D EEE
zeichnung, dem Silbernen Ehrenkreuz, ausgezeichnet.
Ar. Eberſtadt, 17. Juli. Laßt Blumen ſprechen, denn
ſie haben nicht nur eine eigene Sprache, ſondern ſind Sprache und
Antwort zugleich. Von welchem Inhalt dieſe beiderſeitige
Be=
deutung zeugt, wird leider immer noch nicht in dem Maße
ver=
ſtanden, wie dieſes für eine Gemeinde wie hier doch etwas
an=
gebrachter erſcheint. Welch freundlichen Eindruck auf die Vielen
die unſeren Ort beſuchen oder paſſieren, macht doch ein Schmuck
ſchöner Blumen, der von liebender Hand gepflegt. Der eigene
Zauber, der davon ausgeht, überträgt ſich auch auf den Beſchauer
und hinterläßt einen dauernd angenehmen Eindruck und
Erinne=
rung. Und ſo bedeutet der Blumenſchmuck einer Gemeinde den
vielen Beſuchern und Durchreiſenden ein freundlich einladendes
Etikett. Von dieſer Erwägung ausgehend, fanden ſich die
Ver=
treter des Verſchönerungs= und Verkehrsvereins ſowie Obſt= und
Gartenbauvereins zuſammen, um auch dieſes Jahr wieder die
Auszeichnung, der ſchönſten Blumenfenſter und
Vorgärten in die Wege zu leiten. Außer den Beiträgen der
genannten Vereine ſteht auch ſeitens der Gemeinde ein Betrag
zur Verfügung. Und ſo werden unſere Blumenfreunde wieder
aufgefordert, ihre Lieblinge zu pflegen und in geſchmackvoller
Weiſe zur Ausſtellung zu bringen. Sie erweiſen ſich ſelbſt, aber
ganz beſonders unſerem Heimatort, einen Dienſt, der ſeine
Beloh=
nung finden ſoll. In dieſem Sinne alſo; „Laßt Blumen
ſprechen”.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 17. Juli. Feuerwehr=Ehrung.
Aus Anlaß des Kreisfeuerwehrtages in Erzhauſen wurden
fol=
gende Mitglieder der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr mit dem
Feuerwehr=Ehrenkreuz” ausgezeichnet: 1. Oberbrandmeiſter Gg.
Wendel 1., 2. Brandmeiſter Auguſt Ritſert 1., 3. die Feuer=
* Perletzungen in der Erntezeit.
Von Dr. Georg Müller, Arzt.
(Nachdruck verboten!)
Bereits vor neun Jahren iſt eine landwirtſchaftliche
Berufs=
genoſſenſchaft den Gefahren und Schäden nachgegangen, die
all=
jährlich während der Erntezeit allein durch die
Diſtelver=
letzungen der Finger und durch die Augenverletzungen
infolge Schlagens der Aehren entſtehen. Wir folgen im
Nach=
ſtehenden einer ſehr aufſchlußreichen Warnung und ärztlichen
Be=
lehrung, die ſeinerzeit von berufsgenoſſenſchaftlicher Seite
hinaus=
gegeben wurde.
Zwei Gefahren ſind es, die zur Erntezeit regelmäßig viele
Opfer auf dem Lande fordern. In erſter Linie iſt es die
Diſtel=
verletzung der Finger und Hände, welche beſonders beim
Gar=
benbinden kaum vermeidbar iſt. Die landwirtſchaftlichen
Berufs=
genoſſenſchaften haben jährlich eine ſehr große Zahl von
ſogenann=
ten „Blutvergiftungen” zu entſchädigen, welche dieſer Urſache zur
Laſt gelegt werden, deren Folgen ſich nicht nur in Verſtümmelung
und Verluſt von Gliedern, zuweilen auch in Verluſt der
Geſund=
heit, ja des Lebens zeigen. Die Gefahr der Diſtel= und
Dornen=
verletzung iſt um ſo größer, je mehr eitererregende Keime ſich an
der verletzten Stelle befinden. Darum empfiehlt es ſich für den
Landmann, alsbald nach einer Diſtelverletzung die Hand in
war=
mem Seifenwaſſer zu baden und zu reinigen. Sitzt der Stachel
oberflächlich, ſo kann man verſuchen, ihn mit den Fingernägeln,
einer kleinen Pinzette oder einer reinen Nadel zu entfernen.
wo=
bei man ſich aber hüten muß, viel herumzuſtechen und neue
Wun=
den zu ſetzen Nach der Entfernung iſt es zweckmäßig, mit
eſſigſou=
rer Tonerdelöſung feuchte Umſchläge zu machen. Hat am folgenden
rade bei Diſtelverletzungen, die, Gott ſei Dank, ia auch häufig
ge=
nug ohne ſchlimme Folgen verlaufen, aber doch wegen ihrer
gro=
ßen Gefahr für die Landbevölkerung ſtets eine ernſte Beachtung
Tage der Schmerz ſich trotzdem vergrößert und macht ſich eine
ent=
gündliche Rötung und Druckempfindlichkeit bemerkbar, ſo ſoll man
ſofort ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen; denn in dieſem Falle
kommt es ſicher zu einer Eiterung, die namentlich dann erhebliche
Gefahren mit ſich bringen bann, wenn die Entzündung ſich an der
beſchwielten Seite der Hand oder am Finger befindet. Hier iſt
nämlich die Gewebſpannung am größten, die Haut iſt hier nicht
elaſtiſch und dehnbar, ſo daß der Eiter gezwungen iſt, ſich in den
tieferen Gewebſchichten längs der Sehnen einen Weg zu bahnen.
Sind Finger und Hand bereits geſchwollen und beſteht an einer
kleinen Stelle ſtarke Schmerzhaftigkeit, ſo iſt ſicher bereits Eiter
vorhanden, und in ſolchen Fällen iſt es das beſte, ſich ſofort auf die
chirurgiſche Abteilung eines Krankenhauſes zu begeben, weil hier
der nötige Eingriff am ſchmerzloſeſten und gefahrloſeſten gemacht
werden kann. Wird nämlich ein Einſchnitt ohne ſchmerzbetäubende
Mittel gemacht, ſo gelingt der Eingriff infolge der großen
Schmerzhaftigkeit häufig nur unvollkommen. Der Patient bekommt
zwar einige Erleichterung, aber nur vorübergehend. Nach zwei oder
drei Tagen muß ein zweiter und dritter Eingriff erfolgen, bis es
dann doch noch zu eine Krankenhausbehandlung kommt, die
natur=
gemäß dann erſt recht von langer Dauer iſt. In ſehr vielen Fällen
nimmt die Blutvergiftung bei der Landbevölkerung dieſen
Ver=
lauf, weil das richtige Verſtändnis für die erſte Hilfe fehlt. Kleine
Urſachen haben nicht ſelten große Wirkungen; dieſes zeigt ſich ge=
verdienen.
Ebenſo verhängnisvoll wie die Diſtelverletzungen der Hände
pflegen Augenverletzungen zur Erntezeit bei der
Land=
bevölkerung zu werden. Die große Zahl der um dieſe Zeit bei
Er=
wachſenen auftretenden Hornhautgeſchwüre iſt gewöhnlich
hervor=
gerufen durch eine anfänglich kaum beachtete geringfügige
Ver=
letzung der Hornhaut des Auges. Sie kommt meiſtens zuſtande
durch eine gegen das Auge ſchlagende Getreideähre, einen
Stroh=
halm oder durch Zurückſchlagen eines Zweiges, gegen das Auge,
wie es ſich zum Beiſpiel leicht ereignet, wenn zwei Perſonen
hin=
tereinander ein Gebüſch durchſchreiten. Solche geringfügigen
Augenverletzungen, bei denen keineswegs, wie der Verletzte
glaubt, ein Fremdkörper im Auge zurückbleibt, ſondern nur eine
kleine Abſchürfung der Hornhaut zuſtande kommt, die den
andau=
ernden Schmerz unterhält, ſind für das Auge äußerſt gefährlich.
Iſt am Tage nach einer ſolchen Verletzung das Auge noch
ſchmerz=
haft, ſo iſt ſicher eine Infektion eingetreten und eine ſofortige
augenärztliche Behandlung geboten. Nur ſo kann es gelingen, der
Entſtehung eines Hornhautgeſchwüres noch vorzubeugen, welches
die Sehkraft aufs Aeußerſte gefährdet; denn das Geſchwür
hinter=
läßt ſtets einen weißen, undurchſichtigen Flecken (Narbe) auf der
Hornhaut, der nicht mehr ganz zu beſeitigen iſt. Gerade die
ange=
führten, häufig geringfügig erſcheinenden Verletzungen ſind
be=
ſonders typiſche Gelegenheitsurſachen für die Entſtehung der
Horn=
hautgeſchwüre, derienigen Erkrankung alſo, welche bei
Erwachſe=
nen das Sehvermögen am häufigſten dauernd ſchädigt. Die Zahl
derienigen, welche auf ſolche Weiſe das Sehvermögen eines Auges
verloren haben, beträgt z. B. allein in Weſtfalen im Bereiche
der Landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft in den letzten fünf.
undzwanzig Jahren viele Hunderte. Bei allen, auch den oft
zu=
nächſt gering erſcheinenden Augenverletzungen iſt Behandlung
durch den Hausarzt niemals ausreichend. Nur ſofortige
augenärzt=
liche Hilfe kann vor dem Verluſte des Augenlichtes bewahren.
Wer an Tränenfluß der Augen infolge Erkrankung des
Tränen=
kanals leidet, darf nicht in ſtaubiger Luft. z. B. beim Dreſchen,
arbeiten, weil die geringſte Verletzung des Auges bei ihm eine
ſchwere Entzündung am Auge hervorrufen kann, die zum Verluſt
des Sehvermögens führt.
Bei allen ſchweren Verletzungen iſt ſofortige Ueberführung
in ein Krankenhaus am Platze, weil bier die Art der Verletzung
durch Röntgenunterſuchung ſichergeſtellt. Behandlung und Pflege
bedeutend erleichtert werden. Jedenfalls iſt bei allen
erheb=
licheren Verletzungen ſobald als möglich ärztliche Hilfe in
Anſpruch zu nehmen.
Mögen dieſe Ratſchläge, namentlich von allen Arbeitgebern
beherzigt werden, beſonders zur Jetztzeit, wo es überaus wichtig
erſcheint, die Reſerven der Volkskraft auf dem Lande zu erhalten
und vor Krüppeltum zu bewahren.
Beamte und Angeſtellte
werden für den Skenografenkag beurlaubk.
Erlaß des Reichsinnenminiſters.
wehrmänner Seb. Bender, Konrad Geibel und Karl
Luck=
haupt 3. Die Genannten gehören bereits über 40 Jahre lang
ununterbrochen der Feuerwehr aktiv an und haben ſich durch
eif=
rige Betätigung und einwandfreien Dienſteifer beſonders
ausge=
zeichnet. Den verdienſtvollen Feuerwehrleuten die herzlichſten
Glückwünſche.
G. Ober=Ramſtadt, 17. Juli. Bauweſen. Auch in
die=
ſem Jahre werden hier wieder mehrere Wohnhäuſer neu erbaut.
Dazu kommen noch einzelne Um= und Aufbauten ſowie die
Er=
ſtellung mehrerer Siedlungshäuſer im Gebiet zwiſchen Küchler=
und Frankenhäuſer Weg. Die Arbeiten an den letzteren ſchreiten
rüſtig vorwärts, ſo daß die erſten Häuſer ſchon in wenigen Wochen
im Rohbau fertig ſein werden. Dadurch bekamen eine Anzahl
Bauarbeiter wieder für mehrere Wochen Beſchäftigung.
k. Dieburg, 17. Juli. 40jähriges
Prieſterjubi=
läum. Aus Anlaß ſeines 40jährigen Prieſterjubiläums
zele=
brierte der Hochw. P. Euſebius in der Kapuzinerkirche ein
feierliches Hochamt, das von ſeiten der hieſigen Katholiken gut
beſucht war. Der Schweſternchor verherrlichte durch eine
latei=
niſche Meſſe den feierlichen Gottesdienſt, der mit dem
Ambroſia=
niſchen Lobgeſang beendet wurde. In ſeiner Feſtpredigt, die P.
Guardian Agatho zu Ehren des Jubilars hielt, feierte er in
begeiſternden Worten das Prieſtertum und ermahnte die
Gläubi=
gen, in ihren Gebeten der Prieſter zu gedenken
Es. Fürth i. Odw., 17. Juli. „Kraft durch Freude‟
Die hieſige Ortsgruppe der NSG. „Kraft durch Freude”
veran=
ſtaltete auf dem Platz vor der Turnhalle ein Volksfeſt, das
einen ſchönen Verlauf nahm. Für die Ausgeſtaltung des
Feſt=
programms hatten ſich die Geſangvereine „Sängerkranz”, Fürth
und „Männerchor” Erlenbach, der BDM. und die HJ. zur
Ver=
fügung geſtellt. Unter Vorantritt der Feſtkapelle bewegten ſich
am Nachmittag die Feſtteilnehmer vom Bahnhof nach dem
Feſt=
platz. An Unterhaltung fehlte es hier nicht. Muſikvortrage,
Männerchöre, Tanzreigen und ein Fußballſpiel ſorgten dafür, daß
keiner zu kurz kam. Gleichzeitig konnte in der Turnhalle dem
Tanz gehuldigt werden. Aber auch die Kleinen kamen zu ihrem
Recht. Bei Sacklaufen, Wurſtſchnappen oder am Kletterbaum
konnten ſchöne Preiſe gewonnen werden. Nicht nur die Jugend
hatte dabei ihre Freude, ſondern auch die Zuſchauer. Abends
um 8 Uhr begann dann das Sommernachtsfeſt, das ſehr gut
be=
ſucht war. Feſtzelt wie auch die Turnhalle waren beſetzt.
Ex. Lorſch, 17. Juli. Kul turfeſt, Sein erſtes Kulturfeſt
beging das Forſtamt Lorſch mit ſeiner Gefolgſchaft im
Lor=
ſcher Wald. Als Gäſte waren Ortsgruppenleiter Degen und
Ortspropagandaleiter Metz erſchienen. An einem beſonders ſchön
gelegenen Platz im Walde waren die Kaffeetiſche von regſamen
Frauenhänden gedeckt. Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache
durch Oberförſter Dr. Berwig, in der er ſeiner Hoffnung treuer
Zuſammenarbeit Ausdruck gab, feierte man ein frohes Feſt. Ein
Fäßchen Wein Zithermuſik, Gedichte Vorträge, Lieder und vor
allem luſtige Wettſpiele, die Förſter Behn meiſterhaft inſzenierte,
ſorgten für die nötige Stimmung. In ſeiner Rede nannte
Orts=
gruppenleiter Degen dieſes Feſt echte Volksgemeinſchaft und
wahrhaft nationalſozialiſtiſch. Das Kulturfeſt und die gute
Laune, die alle Beteiligten mitgebracht hatten, machten den
Nachmittag zu einem ſchönen Erlebnis kameradſchaftlichen Feierns.
Cp. Klein=Gerau, 16. Juli. Ausflug. Der evangeliſche
Kirchengeſangverein unternahm unter großer Beteiligung einen
Ausflug nach Eberſtadt zum Beſuch ſeines dort im Ruheſtand
lebenden Gründers, des Pfarrers Pabſt. Beſonders wurde dem
Mühltal mit ſeinem Naturpfad eine eingehende Beſichtigung
ge=
widmet.
Be. Rüſſelsheim, 17 Juli. Vom Motorrad
totgefah=
ren. Ein ſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich in der Nähe
des Schönauer Hofes auf der Darmſtädter Landſtraße Als der
Landwirt Philipp Rummel wohnhaft in Biſchofsheim, vom
Feld heimkehrte, kam er auf bisher nicht aufgeklärte Weiſe zu
Fall und ſtürzte zu Boden. Im gleichen Augenblick überholte ihn
ein Motorradfahrer, der den Geſtürzten überfuhr. Landwirt H.
war auf der Stelle tot; der Motorradfahrer, welcher gleichfalls
ſtürzte, iſt erheblich verletzt worden.
LPD. Der Reichs= und Preußiſche Miniſter des Innern hat
zum Deutſchen Setnographentag, der vom 2. bis 5 Auguſt in
Frankfurt a. M. ſtattfindet, einen Erlaß herausgegeben, in dem
es u. a. beißt: „Mit Rückſicht darauf, daß dieſe Tagung der
Ver=
breitung und Förderung der Deutſchen Kurzſchrift und des
Maſchinenſchreibens dient und im Intereſſe der Reichs=, Staats=
und Kommunalbehörden liegt, kann den Beamten und
Behörden=
angeſtellten, die Mitglieder der Deutſchen Stenographenſchaft ſind
und an dieſer Tagung teilnehmen wollen, auf Antrag der
erfor=
derliche Urlaub ohne Anrechnung auf den Erholungsurlaub
er=
teilt werden, ſoweit dienſtliche Belange nicht entgegenſtehen. Die
Dienſtbezüge ſind ungekürzt weiterzuzahlen. Eine Erſtattung von
Koſten aus der Reichshaſſe kommt nicht in Frage.”
Der Deutſchen Reichsbahn und dem Reichsbankdirektorium iſt
gleichzeitig anheimgeſtellt worden, für ihren Geſchäftsbereich eine
gleiche Anordnung zu treffen. Es ſteht zu erwarten, daß ſich die
Privatfirmen dieſem Vorgehen anſchließen und ihre Angeſtellten
für den Deutſchen Stenographentag beurlauben werden.
Wo leben Heſſen=Naſſauer in der Fremde?
Alle in der Welt verſtreut lebenden Landsleute
ſollen feſtgeſtellt werden.
Der „Volksbund für das Deutſchtum im Ausland”, der über
alle Grenzen hinweg die Einheit unſeres Volkstums pflegt, hat
eine „Forſchungsſtelle Heſſen=Naſſauer in der Fremde” errichtet,
um ſämtliche ausgewanderten Heſſen=Naſſauer und Waldecker zu
erfaſſen.
Außerhalb unſerer Staatsgrenzen leben 35 Millionen
Deut=
ſche. Viele davon ſind vor langer Zeit auch aus unſerer Gegend
ausgewandert, haben" fern der Heimat ihre Bleibe gefunden,
leben unter anderen Sitten und Geſetzen und dienen dem neuen
Land in Treue und als wertvolle Mitglieder. Oftmals mag m
Laufe der Jahre der Blick dieſer Auslandsdeutſchen über Länder
und Meere hinübergeglitten ſein zum Heimatdorf, wo vor
Jahr=
zehnten die Urahnen als Koloniſten die deutſche Scholle verließen.
So leben im rumäniſchen Banat Odenwälder Landsleute mit dem
gleichen durch ſechs Generationen erhaltenen Dialekt, den man
heute noch ſpricht, und in derſelben Tracht, die man damals trug.
Einige von ihnen beſuchten im vorigen Jahre den Ort, wo die
Wiege ihrer Großeltern ſtand: Fürth im Odenwald. — Auf dem
Balkan beſtehen heute Dörfer, die von Auswanderern aus dem
Stift Fulda vor etwa 200 Jahren begründet wurden. Zahlreiche
Deutſche in der Fremde bindet aber kein Band mehr mit der
Hei=
mat. Doch dieſe Landsleute ſollen erfahren, daß das deutſche
Volk ſeine Söhne und Schweſtern auch dann nicht vergißt, wenn
das Geſchick ſie ſchon lange hinaus in alle Welt geführt hat und
ſie auch Staatsbürger eines fremden Staates geworden ſind.
Denn die Bande des Volkstums ſind Bande des Blutes, die über
Zeit und Raum hinweg alle deutſchen Menſchen zu gemeinſamem
Schickſal zuſammenſchweißen.
Um nun die Verbindung mit der Heimat wieder herzuſtellen,
wurde im VDA. eine Forſchungsſtelle aufgebaut, die ſich die
Auf=
gabe geſtellt hat, alle ausgewanderten Heſſen=Naſſauer und
Wal=
decker — ſoweit ſie nicht mehr Reichsdeutſche ſind — ausfindig zu
machen, zu erfaſſen und mit der Heimat und dadurch mit dem
Deutſchtum zurückzuverknüpfen. Gleichzeitig wird eine Geſchichte
der heſſen=naſſauiſchen Auswanderung angeſtrebt. Die Arbeit der
Forſchungsſtelle muß in Unterſtützung mit geſchichtlich und
volks=
tummäßig intereſſierten Verbänden, Vertretern der PO., der
Be=
hörden und des NSLB., der Landeskirchen ſowie der HJ. erfolgen.
Am Anfang wird die Sammlung des Adreſſenmaterials einige
Mühe verurſachen. In allen Schulen werden deshalb zu dieſem
Zweck Liſten verteilt, in denen die Namen der den Schülern und
ihren Verwandten bekannten Auswanderer eingeſchrieben
wer=
den. Die dörfliche Forſchungsarbeit wird in erſter Linie durch
die Mitarbeit der Lehrer getragen.
Wenn die Adreſſen geſammelt ſind, ſoll die eigentliche
Be=
treuungsarbeit einſetzen und hauptſächlich von dem betreffenden
Heimatort und ſeinen Bewohnern aus erfolgen. Auch die Sip=
penforſchung ſoll hierbei gepflegt werden. Ein Verwandter,
Hitlerjunge, ein Lehrer, Pfarrer oder eine Schulklaſſe ſollen mit
den Heimatſöhnen in der Fremde Briefwechſel führen. Bilder
ſchicken und Zeitungen verſenden. Die Forſchungsſtelle hofft, durch
die Mitarbeit aller in Betracht kommenden Kräfte, über alle
trennenden Grenzen hinweg ſeine ſeeliſche Ganzheit aller
ausge=
wanderten Heſſen=Naſſauer zu erreichen, auch mit denjenigen
Landsleuten wieder Bande anzuknüpfen, die ſich ſchon vergeſſen
wähnten und im Kampf ums Daſein da draußen auf ſich allein
geſtellt fühlten.
— Gernsheim, 17. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 16. Juli 1,23 Meter, am 17. Juli 1,16 Meter.
Nähere Auskünfte ſowie Sammelliſten mit den nötigen
An=
weiſungen ſind bei der Geſchäftsſtelle des Bezirksverbands
Frank=
furt a. M. des „Volksbundes für das Deutſchtum im Ausland”
Römerberg, erhältlich.
16. Rhön-Segelflug=Wektbewerb.
In wenigen Tagen beginnt auf der Waſſerkuppe das größte
ſegelfliegeriſche Ereignis dieſes Jahres der vom Deutſchen
Luft=
ſport=Verband veranſtaltete 16. Rhön=Segelflug=Wettbewerb. In
der Zeit vom 21. Juli bis 4. Auguſt trifft ſich die Elite der
Segel=
flieger in der Rhön, um im friedlichen Wettſtreit zu zeigen, was
ſie im letzten Jahre hinzugelernt hat.
Der Stand der ſegelfliegeriſchen Ausbildung wird im Rahmen
des Wettbewerbes ſowohl in Einzel= wie vor allen Dingen
Gemeinſchaftsleiſtungen gezeigt. Kameradſchaftsgeiſt und
Diſzi=
plin ſind auch hier, wie bei allen Veranſtaltungen des deutſchen
Luftſports die Grundlagen. Neben der Durchführung des
Wett=
bewerbes ſollen die Tage in der Rhön auch eine Werbung für den
deutſchen Segelflugſport ſein. Intereſſant an dem diesjährigen
Wettbewerb iſt, daß er Ausſcheidungskampf für die deutſche
Segelflugmannſchaft ſein wird, die an der Olympiade 1936
teil=
nehmen ſoll.
Das außerordentliche Intereſſe unſeres Segelfliegernachwuchſes
iſt in erſter Linie aus der großen Zahl der Meldungen erſichtlich.
Rund 95 Flugzeuge wurden von ſeiten der Luftſportlandesgruppen
gemeldet. Aus organiſatoriſchen Gründen mußte die Teilnehmer=
Wettbewerbe in den Luftſportlandesgruppen und der
Wettbewerbs=
eignung der gemeldeten Flugzeuge. Die Ausſcheidungswettbewerbe
fanden ſtatt in Laucha, Grunau, auf dem Ith und auf dem
Hornberg.
Es ſind zum diesjährigen Wettbewerb nur beſtimmte Muſter
zugelaſſen (nur Leiſtungsſegelflugzeuge) damit die
Gleichmäßig=
keit der Maſchinen=Leiſtungen beſſer erkennbar wird.
An Preiſen ſind ausgeſetzt: 50 000 RM. an Geldpreiſen und
viele ſchöne Ehrenpreiſe
Wie ſchon früher mitgeteilt, ſind für die Bewertung der
Lei=
ſtungen beſondere Wertungsgruppen aufgeſtellt worden. Die
Wertung, die auf Grund der täglichen Beobachtungen erfolgen
wird, bezieht ſich nicht allein auf die fliegeriſchen Leiſtungen,
ſon=
dern auch auf die Haltung und das Auftreten innerhalb und
außerhalb des Wettbewerb=Dienſtes. Dieſe Bewertung gilt ſowohl
für Gruppenführer als auch für die Mannſchaften.
Daraus ergibt ſich, daß nicht wie im Vorjahre die Höhe der
Preiſe feſtſteht, ſondern ſich nach der Punktwertung ergibt.
Hier=
nach kann unter Umſtänden eine fliegeriſch ſchwächere Gruppe mit
beſonders guter kameradſchaftlicher Haltung und Mannſchafts=
Diſziplin eine höhere Wertung erzielen, während andererſeits
eine hervorragende fliegeriſche Leiſtung abfällt, wenn die
Kame=
radſchaftsleiſtung zurückſteht.
Isaufen z
Be. Raunheim, 17. Juli. Kulturfeſt des Forſtamts
Raunheim. Annähernd 100 Volksgenoſſen hatten ſich im
früheren Arbeitsdienſtlager Mönchbruch eingefunden, um mitten
im Walde einen ſchönen alten Brauch wieder aufleben zu laſſen,
die Feier eines ſchlichten Feſtes nach Beendigung der
Kultur=
arbeiten. Der Betriebsführer hielt eine Anſprache und wies
darauf hin, daß jeder Einzelne bei der Neubegründung und
Wie=
derverjüngung des Waldes ſeine beſondere Aufgabe zu erfüllen
habe und daß es auf jeden Einzelnen ankomme, wenn das dem
Waldboden anvertraute Pflanzenleben die Zukunft unſeres
Wal=
des ſicherſtellen ſoll. Unter den Ehrengäſten bemerkte man die
Vertreter der Gemeinden, Bürgermeiſter Weigand=Raunheim,
Beigeordneter Funk=Rüſſelsheim und ſtellvertr. Ortsvorſteher
Mainz=Biſchofsheim Weiterhin den früheren Amtsvorſtand des
Forſtamtes Raunheim, Forſtmeiſter i. R. Hämmele, und Förſter
i. R. Möſer. Mit frohem Geſang, Tanz und weiteren luſtigen
Unterhaltungen wurde die ſchöne und ſchlichte Feier beendet.
Be. Walldorf, 17. Juli. 50 Jahre Freiwill.
Feuer=
wehr Walldorf. Am Samstag und Sonntag konnte die
Freiwillige Feuerwehr Walldorf ihr 50jähriges Jubelfeſt feiern.
Eingeleitet wurde das Feſt durch Kranzniederlegung am Grabe
des verſtorbenen 1. Kommandanten und Gründers der Wehr,
Peter Emmel, und am Ehrenmal der im Weltkrieg Gefallenen.
Am Sonntag vormittag fand eine Kommandantenſitzung ſtatt, in
deren Mittelpunkt ein Vortrag des Truppführers Nothnagel von
Griesheim über den behördlichen, zivilen und induſtriellen
Luft=
ſchutz. Um 11 Uhr fand eine groß angelegte Uebung der
Frei=
willigen und Pflichtfeuerwehr ſtatt, der als Vertreter des
Kreis=
amtes und des Provinzial= und Landesverbandes der Heſſiſchen
Feuerwehren Kreisfeuerwehrinſpektor Schildegen beiwohnte. Am
Nachmittag fand dann das traditionelle Feuerwehrfeſt ſtatt, bei
dem die Gründer der Wehr ſchöne Ehrenurkunden erhielten.
Aus Oberheſſen.
LPD. Schlitz, 17. Juli. Schwere Einbrüche während
des Schlitzer Trachtenfeſtes. 3 400 Mark erbeutet.
Wäh=
rend ſich die Bevölkerung von Schlitz am Sonntag abend auf dem
Volksfeſt erfreute, ſuchten einige geriſſene Verbrecher die Stadl
heim. So wurde an einem Haus das Küchenſtenſter im
Erd=
geſchoß eingeſchlagen. Durch die Küche drangen der oder die
Ta=
ter in das Haus ein, erbrachen und durchwühlten alle Behältniſſe.
und erbeuteten insgeſamt einen Bargeldbetrag von 3400 Mark.
Vermutlich die gleichen Verbrecher hatten ſchon am Nachmittag
ungeachtet des großen Verkehrs die Stadtkirche aufgeſucht und
dort einen Opferſtock erbrochen und ausgeraubt. Ueber die
Per=
ſon der geriſſenen Einbrecher hat man zunächſt noch keine
An=
haltspunkte. Die polizeiliche Unterſuchung iſt im Gange.
Donnerstag, 18. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 195 — Seite 7
Fünter der Kriegsllagge
Mit Panzerſchiff „Deutſchland” zum Artillerieſchießen in die Nordſee
Heut’ geht ’es an Bord.
(J. P.=Sonderbericht.)
Wilhelmshaven.
„Die Kriegsmarine hatte durch den Kommandierenden Admiral
ſer Marineſtation der Nordſee, Vizeadmiral Schultze, zu einer
gHrt mit dem Panzerſchiff „Deutſchland” eingeladen. Man traf
½ in Wilhelmshaven, dem deutſchen Reichskriegshafen an der
Hirdſee und ging nach einer kurzen Beſichtigung der
Fharinewerft, wobei beſonders das noch im Bau be=,
eroliche Panzerſchiff „Admiral Graf Spee”
Inter=
ſ- fand, und einer Rundfahrt durch die Stadt an
zurd des Panzerſchiffes.
An der 3. Einfahrt wurden die Gäſte durch den
8eſſe=Offizier des Kommandos der Marineſtation
e— Nordſee, Kapitänleutnant von Hohnhorſt, der
ar Dr. Geiß die Führung hatte, begrüßt. Das erſte
iikebnis dieſes Tages war dann das Einſchleuſen
e: „Deutſchland”. In langſamer Fahrt, aus der
zeawerft kommend, läuft das Panzerſchiff, das mit
iner ſchnittigen Form einen herrlichen Anblick
bie=
in die Schleuſe ein. Am Maſt weht die Flagge
Anton”, das Signal zum Anlegemanöver, Leinen
wer=
ei, an Land geworfen und von Matroſen feſtgemacht.
Pnige Augenblicke ſpäter verbindet eine Laufplanke
ab Schiff mit dem Land, die Gäſte begeben ſich an
ſord und werden dort von dem Kommandanten,
owitän z. See von Fiſchel, und dem erſten Offizier,
ſorvettenkapitän Schirlitz, willkommen geheißen.
ſe onders herzlich war die Begrüßung des
ehemali=
ei Kommandanten des berühmten Hilfskreuzers
Möwe”, des Grafen Dohna zu Schlodien, der dieſe
ſart ebenfalls als „Badegaſt” mitmachte. Da der
ſeiehlshaber der Linienſchiffe, Konteradmiral Carls,
e: ſeinen Stander auf der „Deutſchland” geſetzt hat,
ſcht an Bord war, konnte den Gäſten die
Admirals=
fücke zur Verfügung geſtellt werden, von der aus
ſan einen wunderbaren Ueberblick über das ganze
ſchiff hat. Hier hatten ſich inzwiſchen auch noch
eitere „Badegäſte” eingefunden, mit dieſem Wort
erden alle diejenigen bezeichnet, die als Nichtangehörige der
ſe rine eine Fahrt mit einem Kriegsſchiff mitmachen. Neben
ner Reihe von Offizieren des Heeres nahm an dieſer auch der
el vertretende Reichspreſſechef, Miniſterialrat Dr. Jahnke vom
ſeichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda, teil.
Panzerſchiff „Deutſchland” läuft aus.
Der Waſſerſtand zwiſchen Schleuſe und Jade iſt ausgeglichen,
ymmandos tönen über das Deck. „Klar zum Manöver” — „
Lei=
m los!” Und mit eigener Maſchinenkraft läuft das 10 000=
Ton=
m=Panzerſchiff aus der Schleuſe der dritten Einfahrt in Wil=
Umshaven aus.
Ein Pfiff aus der Batteriepfeife gellt von der
Kommando=
ücke herab, „Front nach Backbord”, die Offiziere ſalutieren, die
ſanſchaften ſtehen ſtramm und die Gäſte erheben die Hand zum
ſa ſchen Gruß, der den beiden Torpedobooten gilt, die an der
uſenmole der Einfahrt feſtgemacht haben. Welch ſeltſames Zu=
Imnentreffen, daß eins dieſer beiden Boote die „Möwe” iſt, das
aditionsſchiff des Hilfskreuzers, das Schiff, das bei ſeinem
Eapellauf von dem Grafen Dohna getauft wurde, der jetzt an
Mo des Panzerſchiffes an dem Torpedoboot vorbeifährt. Gar
rch, iſt das Fahrwaſſer der Jade erreicht, die
Fahrtgeſchwindig=
ſt wird erhöht, und in brauſender Fahrt geht es der Nordſee zu.
iſt das Schiff „Klar zum Gefecht‟. Da es zu teuer ſein würde,
wenn man bei allen Artillerieſchießübungen die normale Kaliber=
Munition verwenden würde, ſetzt man in die Geſchützrohre kleine
Rohre, ſogenannte Abkommrohre, ein und ſchießt auch mit
dement=
ſprechend kleinerer Munition. Die letzten Vorbereitungen ſind
ge=
troffen, und dann iſt der Scheiben=Schleppzug auch ſchon erreicht.
Turm „Hitler” eröffnet das Feuer.
Das Panzerſchiff „Deutſchland” läuft auf faſt derſelben Höhe
wie die Scheiben, es kommt zu einem laufenden Gefecht. Die Bat=
Ein Gang durchs Schiff.
Panzerſchiff
„Deutſchland” läuft aus.
(Photo: Bildſtelle Marineſtation der Nordſee.)
An Bord übernahm die Führung der Gäſte der erſte Torpedo=
Citzier, Kapitänleutnant Berninghaus, der ſchon kurz nach dem
ksaufen zu einem Gang durch das Schiff einlud und dabei viel
hereſſantes zeigte.
Das Panzerſchiff „Deutſchland” iſt auf den Deutſchen Werken
Kiel gebaut, ſeine Stapellegung erfolgte am 9. Februar 1929,
ſ. Stapellauf am 19. Mai 1931 und die Indienſtſtellung am
April 1933. Die Länge beträgt 186 Meter, die größte Breite
15 Meter. Das Schiff hat für ſeine 10 000 Tonnen
Waſſerver=
in gung eine verhältnismäßig ſchwere Bewaffnung. Die ſchwere
Mtillerie umfaßt ſechs 28=Zentimeter=Geſchütze, die zu je drei in
Ermen zuſammengefaßt ſind. Die zwei Türme tragen die Namen
beiden Männer, die das Deutſche Reich während der nationalen
Ehebung geführt haben, der vordere Turm trägt den Namen
ſitler” und das nationalſozialiſtiſche Hoheitsabzeichen, der achtere
Erm den Namen „Hindenburg”, und deſſen Familienwappen. Die
Uttelartillerie beſteht aus acht 15=Zentimeter=Geſchützen, die in
ſei Batterien auf Backbord und Steuerbord verteilt ſind. Die
EGord=Batterie führt den Namen „Tirpitz”, die Steuerbord=
Stierie den Namen „Köſter‟. Die Flugzeugabwehrbewaffnung
ſteht aus Flak=Geſchützen, Maſchinenkanonen und
Maſchinen=
gſien, die über das ganze Schiff gleichmäßig verteilt ſind; die
Kruedoarmierung umfaßt acht Rohre, die in Vierlingsgruppen
der Schanze aufgeſtellt ſind. Die Feuerleitungsmeßgeräte aller
hffen ſind die modernſten und beſten, die es überhaupt gibt. Als
ittieb hat die „Deutſchland” zwei Schrauben, auf die je
N00 PS arbeiten, die Maſchinenanlage beſteht aus acht Zwei=
Iuieſelmotoren, die dem Schiff eine Geſchwindigkeit von 26
See=
ilen geben. Das Panzerſchiff „Deutſchland” iſt ein in jeder
Mſecht gelungener Typ, das beweiſt ſchon die Angſt unſerer Nach=
E) vor dieſem Weſtentaſchen=Panzerſchiff, das bei größmöglich=
Gewichts= und Raumerſparnis ein durchaus kampfkräftiges
Nüß iſt das an Geſchwindigkeit den feindlichen Linienſchiffen und
Kampfkraft den Kreuzern überlegen iſt. Deutſcher
Erfinder=
eſt und die Kunſt deutſcher Ingenieure haben hier trotz aller
tten von Verſailles etwas vollwertiges geſchaffen.
Der Gang durch das Schiff gab einen wunderbaren Einblick
die Technik, mit der das Schiff ausgerüſtet iſt. Tauſende von
Welln führen kreuz und quer, eine Lautſprecheranlage iſt über
u ganze Schiff verteilt und übermittelt die Befehle, die heute
Iſt mehr in allen Decks ausgepfiffen werden brauchen. Aber auch
die Beſatzung iſt weitgehendſt geſorgt, die Wohndecks ſind ſehr
itiſch eingerichtet und bieten einen recht wohnlichen Anblick
ſogar einen gewiſſen Anflug von Gemütlichkeit, Bilder und
Arie des Führers ſchmücken die Wände, und auch eine
Radio=
lage fehlt nicht.
Der Feind kommt in Sicht — „Klar zum Gefecht”.
Die Nordſee, der „Blanke Hans”, meint es mit den
Bade=
ſien gut. Herrliches Wetter und ſpiegelglatte See finden wir in
Deutſchen Bucht vor, als das Panzerſchiff in nordweſtlicher
Atuung an den oſtfrieſiſchen Inſeln entlang brauſt. An Steuer=
10 bleibt der Wächter der deutſchen Küſte, der Rote=Sand=
Leucht=
un, raſch zurück, mit der Signalſtation Wangerooge erfolgt ein
Achieel von Blinkſignalen und bald taucht auch voraus der
Inſel=
ben von Helgoland auf. Wieder ertönen Kommandos durch die
As, durch die ſcharfen Gläſer, die auf der Kommandobrücke
auf=
leell t ſind, hat man den Feind entdeckt, der bei dieſer Friedens=
Ang durch Scheiben dargeſtellt wird, die von einem Schlepper
logen werden. Der erſte Artillerie=Offizier, Korvettenkapitän
Aber, und der zweite Artillerie=Offizier, Kapitänleutnant von
Zhla, erteilen ihre Befehle, die Bedienungsmannſchaften eilen
idie Geſchütze, die Reling wird umgeklappt, die Nocks der
Kom=
ndo= und Admiralsbrücke beigeklappt und in ganz kurzer Zeit
terien ſind feuerbereit auf das Ziel gerichtet und ſchwanken mit,
ſobald das Ziel, das ja nicht die Geſchwindigkeit hat wie das
Panzerſchiff, aus dem Schußfeld herausläuft. Plötzlich ein ſcharfer
Knall, der Turm „Hitler”, der nach Steuerbord ausgeſchwenkt iſt,
hat mit einer Salve das Feuer eröffnet, und alle Gläſer ſind auf
das Ziel gerichtet. Die Eröffnungsſchüſſe liegen etwas zu kurz,
aber ſchon die zweite Salve liegt direkt vor dem Ziel und die dritte
hat die Scheiben getroffen. Auch der Turm „Hindenburg” hat das
Feuer aufgenommen und in ganz kurzen Abſtänden verließen die
Schüſſe die Rohre. Vorläufig ſchießt nur die ſchwere Artillerie,
aber auch die Mittelartillerie iſt ſchußbereit; an den vier 15=
Zen=
timeter=Geſchützen der Batterie „Köſter” iſt die Mannſchaft in
Feuerſtellung.
Nachdem das laufende Gefecht eine Zeit gedauert hat, wendet
das Panzerſchiff und es kommt zu einem Paſſiergefecht, alſo zu
einem Gefecht, bei dem ſich die Feinde begegnen, auch hier greift
zunächſt nur die ſchwere Artillerie ein. Nach einer erneuten
Wen=
dung bellen dann die 15=Zentimeter=Geſchütze über das Waſſer, und
immer wieder verdecken die Pulverdampfwolken die Ausſicht, aber
ein Schuß nach dem anderen liegt doch in der Scheibe. Gerade bei
der Mittelartillerie zeigt es ſich auch, wie /exakt die
Bedienungs=
mannſchaft aufeinander eingeſpielt iſt und mit welcher
Geſchwin=
digkeit die Geſchütze geladen werden. Nach mehreren Stunden wird
das Feuer eingeſtellt, das Gefecht abgebrochen, und Panzerſchiff
„Deutſchland” geht vor Anker.
Ein Sonnenbad auf der Back.
Mittagspauſe, über das Deck laufen die Eſſenholer mit den
Backgeſchirren, und überall in den Wohndecks ſind die Tiſche und
Bänke, die Backen und Banken, heruntergeklappt, den Geſichtern
ſieht man es an, daß ihnen das ſchmeckt, was der Koch ihnen
zu=
bereitet hat. Und den Reſt der Mittagszeit verbringt die
Mann=
ſchaft zum größten Teile auf dem Oberdeck. Ein jeder ſucht ſich ein
Plätzchen, einige im Schatten, die meiſten aber in der Sonne, dann
wird ein Mittagsſchläfchen gehalten, das gleichzeitig mit einem
Drei Millionen Volk in Feſſeln geſchlagen.
Sonnenbad verbunden iſt. Nur mit Sportzeug bekleidet liegen die
Matroſen an Deck und freuen ſich des ſchönen Wetters. Es iſt nicht
möglich, über das Deck nach dem Bug hinzukommen, ſo dicht liegen
die Schläfer, die auf dem harten Holz recht weich zu liegen
ſchei=
nen, jedenfalls ſieht man kaum, daß einer von ihnen ſeine Lage
einmal verändert. Eine ſchöne Stunde dies Sonnenbad in der
Mittagszeit. Doch einmal nimmt auch dieſe ſchöne Stunde ein
Ende, und dann heißt es: „Pfeifen und Lunten aus!”
Abſchied von Bord. — Nach Helgoland.
Bei der gemeinſchaftlichen Mittagstafel der Gäſte dankte der
Preſſereferent der Landesſtelle Weſer=Ems, Pg. Athen, im Namen
aller Gäſte für die herrliche Fahrt und das große Erlebnis, unſere
Kriegsmarine einmal im Dienſt auf dem Meere beobachten zu
dürfen. Anſchließend wurden dann in der Offiziersmeſſe noch zwei
Filme gezeigt, die uns einen Begriff von der großen Reiſe des
Panzerſchiffes nach Südamerika im März=April dieſes Jahres und
vom Tag der Deutſchen Seefahrt in Hamburg, an dem auch die
„Deutſchland” teilgenommen hat, vermittelten. In den frühen
Nachmittagsſtunden wurde das Schießen nochmals
aufgenommen und für einige Stunden fortgeſetzt.
Dann nahte die Abſchiedsſtunde, die Gäſte machten
ſich fertig zum Ausſteigen, die „Deutſchland” dampfte
nach Helgoland und ging öſtlich des früheren U=
Boot=Hafens vor Anker. Auf dem Achterdeck waren
faſt alle Offiziere erſchienen, und die Mannſchaft
ſtand an der Reling, als der Kommandant und der
erſte Offizier ſich von den Gäſten verabſchiedeten und
dieſe in das längsſeits gekommene Räumboot
über=
ſtiegen. Mit einem dreifachen Sieg=Heil und dem
deutſchen Gruß dankten die Gäſte für die freundliche
Aufnahme. Das Boot legte ab, ein letztes Winken,
ein letzter Gruß, und raſch ſtrebt das Räumboot der
Inſel Helgoland zu, um hier einige der Gäſte
abzu=
ſetzen, die die Rückreiſe mit den Bäderdampfern
an=
treten wollen, während der größte Teil mit dem
Boot nach Bremerhaven gebracht wird, um dann von
hier in die Heimat zurückzukehren. Dieſe Fahrt nach
Bremerhaven bildete einen ſchönen Abſchluß des
Tages. In den ſinkenden Abend hinein preſchte das
Schnellboot über die Nordſee, vorbei an Fracht= und
Paſſagierdampfern, der Weſer zu, und legte nach
knapp dreiſtündiger Fahrt an der Bremerhavener
Schleuſe an. Ohne Aufenthalt ging es dann ſofort
wieder die Weſer abwärts und die Jade aufwärts
nach Wilhelmshaven, Spritzer jagten über Bord, die
Leuchtfeuer blitzten auf. und gegen Mitternacht war
der Heimathafen wieder erreicht.
Dieſer Tag, der allen Teilnehmern zu einem
unvergeßlichen Erlebnis geworden iſt, hat uns
ge=
zeigt, daß unſere deutſche Flotte zwar klein iſt, aber
dennoch ſich ſehen laſſen kann, denn jeder Soldat der
Kriegs=
marine, ob Offizier oder Mann, tut unerſchütterlich ſeinen Dienſt
und hat erkannt, daß es ſeine Pflicht iſt, daran mitzuhelfen, daß
das deutſche Volk in der Welt wieder zu Anſehen gelangt. Wir
haben gekämpft und geſtritten, und am Maſt unſerer Kriegsſchiffe
weht rein und unbefkeckt, weht ſtolz über dem Hoheitszeichen des
neuen Deutſchlands die Flagge unſerer Kriegsmarine.
Der Heilpflanzenanbau in Deukſchland.
In der Nachkriegszeit iſt die Benutzung und Förderung der
Heilpflanzen ſtark vernachläſſigt worden. Erfreulicherweiſe ſind
jetzt Beſtrehungen im Gange, die dieſen Mangel wieder aufholen.
Wie erſt kürzlich der Reichsärzteführer auf dem Deutſchen
Avo=
thekertag erklärt hat, ſollen die auf unſerem einheimiſchen Boden
gedeihenden Heilpflanzen und die aus ihnen zu gewinnenden
Heil= und Linderungsmittel wieder zu Ehren kommen. Eine
Statiſtik über den Heilpflanzenanbau während der letzten
Jahr=
zehnte iſt intereſſant. Im Jahre 1883 betrug der Heil= und
Ge=
würzpflanzenanbau im Deutſchen Reich ungefähr 632 Hektar, 1893
betrug er 618 Hektar. Der Anbau vergrößerte ſich dann bis zum
Jahre 1900 ſehr ſtark. Er ſtieg auf 980 Hektar. Dieſer Höhepunkt
iſt bis jetzt nie wieder erreicht worden. 1927 betrug der Anbau
500 Hektar, und erſt jetzt iſt wieder eine Vergrößerung
feſtzuſtel=
len, indem die Anbauflächen 684 Hektar betragen.
Die leiſtungsfähigſte Hochſpannungsprüfanlage der Welt auf dem
Nürnberger Freigelände des Transformatorenwerkes der Siemens=
Schuckert A.=G. In dem 12 Meter hohen Porzellangerüſt können
Spannungen bis zu 3 000 000 Volt bei 25 000 Ampere erzeugt
werden. Die Kugeln gehören zu der Meßfunkanlage.
(Kluth=M.)
Geschichten aus aller Welt.
Lady Mendel ſtehr Kopf.
(—) London. Wer hätte das im Leben jemals von der
vornehmen Lady Mendel gedacht! Schließlich war ſie ja einſt die
Gattin jenes Sir Charles Mendel, der als Attaché bei der
briti=
ſchen Botſchaft in Paris ſich einen Namen machte. Heute iſt Lady
Mendel allerdings längſt Witwe. Aber ſie macht noch immer von
ſich reden. Nie aber ſprach man mehr von ihr, als jetzt, wo ſie
bei einer Tanzvorführung, der ſie beiwohnte, ihrer Entrüſtung
darüber Ausdruck gab, daß die Mädchen von heute ſelbſt für
den Berufstanz nicht mehr ſo trainiert würden wie es nötig
ſei. Um zu beweiſen, was ſie unter einem „vollwertigen
Trai=
ning” verſtände, ging ſie hin und ſtellte ſich ihren 60 Jahren zum
Trotz — — auf den Kopf. Man war anfangs entſetzt beruhigte
ſich dann aber über Lady Mendel und erfuhr ſchließlich, daß ſie
ſeit etwa 20 Jahren ein regelrechtes Yoghi=Training
durch=
führte. Sie gehörte zuſammen mit Ann Vanderbilt und
Prin=
zeſſin Murat einem Yoghi=Zirkel an und bildete ſich nach und
nach zu einer Akrobatin aus, die es mit jedem Berufsakrobaten
aufnehmen könnte. — Vielleicht wird man Lady Mendel nach
dieſer Probe ihrer 60jährigen Geſchicklichkeit nicht mehr einladen.
Chineſenpaläſte im Ausverkauf.
(un) Peking. Nie waren die Märkte der Althändler von
Peking ſo voll mit Koſtbarkeiten längſt vergangener
Jahr=
hunderte wie gerade in dieſen Tagen. Das Geld iſt rar, und
die alten chineſiſchen Adelsfamilien der Tings und Mandſchus
wollen auch heute noch genau ſo leben wie einſt. Um aber zu
Geld zu kommen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als nach
und nach ihre prachtvollen Häuſer und Paläſte abzubrechen und
ſie Stück für Stück und Kunſtwerk für Kunſtwerk zu verkaufen.
So nähern ſich jetzt die acht Paläſte des Shun Chih der
Auf=
löſung.
Dieſe acht Paläſte ſchenkte er acht Fürſten, die ihn auf dem
ſiegreichen Zug aus der Mandſchurei nach Peking im Jahre
1640 begleitet hatten. Die Paläſte glichen in ihrer Pracht jenem
Rieſenhauſe, in dem die kaiſerliche Familie wohnte.
Heute ſind nur noch Trümmer übrig. Ein paar europäiſche
Architekten, die kürzlich die Ruinen beſuchten, ſchätzen die
Bau=
koſten und die Grundſtücke zu dieſen Häuſern auf rund 25
Mil=
lionen Mark. Sie kalkulieren weiter, daß die Löhne, die man
damals den Handwerkern gab, beträchtlich jene 700 000 Mark
überſchritten, die heute die Mitglieder der Ting=Familie aus
dem Verkauf ihrer letzten Werte zu erzielen hoffen.
Wenn man eine Rippe zu viel hat.
(h) Auckland (Neuſeeland). Eines Tages hatte Charles
Headland genug von ſeinen ewigen Kopfſchmerzen. Er ging zu
einem Arzt und ließ ſich unterſuchen. Der Arzt behandelte ihn
erſt ſo, wie man heute normalerweiſe Migräne behandelt, wurde
jedoch ſtutzig, als er nicht zu einem Erfolg kam. Er ſtellte
Char=
les vor den Röntgenſchirm und ſtellte nun feſt, daß Charles 13
Paar Rippen ſtatt 12 hatte. Infolgedeſſen wurde bei ihm ein
Nervenzentrum in der Höhe der Schulterblätter ſtark gedrückt
und verurſachte auf dieſe Weiſe die Kopfſchmerzen.
In dieſen Tagen wird man Charles Headland auf den
Operationstiſch ſpannen und ihm die 13. Rippe, die für ihn
wirklich zu einer Unglücksrippe wurde, entfernen.
Seite 8 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 18. Juli 1935
Reichsmokorſporkſchule des NSKK
*Automatiſcher
Fernſchreib=Wählverkehr
Ausbau des deutſchen Fernſchreib=Verkehrs. — 18 Fernſchreibverbindungen auf einer Leitung.
Frankfurt erhält ein Knotenamt. — 3 Minuten=Fernſchreibgeſpräch im Ortsverkehr nur 10 Rpf.
In Döberitz=Elsgrund wurden am Dienstag die Anlagen der Motorſportſchule des NSKK von
Korps=
führer Hühnlein feierlich eingeweiht. Bei dieſer Gelegenheit fand auch die Fahnenweihe ſtatt, die
durch Berührung der Stander mit der Standarte erfolgte. (Preſſe=Illuſtrationen Hoffmann=M.)
Reich und Ausland.
Exploſionsunglück
im Baſeler Gükerbahnhof.
Baſel. Am Dienstag, um 23.15 Uhr, brach
in Baſel, in einem Petroleumlager des
Güter=
bahnhofs Wolf, ein Feuer aus, das ſich bald zu
einem rieſigen Brand von ungeheurem Ausmaße
entwickelte. Der Brandherd umfaßt rund 10 000
Quadratmeter. Auf dem in Brand geratenen
Ge=
lände ſtehen ausſchließlich Lagerſchuppen der
Schweizeriſchen Bundesbahnen, in denen
haupt=
ſächlich Vorräte an Benzin, Petroleum und Oel
aufbewahrt wurden. Die Flammen ſchlugen
teil=
weiſe bis zu 200 Meter hoch empor. Als
Brand=
urſache wird vorläufig Selbſtentzündung
ver=
mutet.
Um Mitternach war ganz Baſel auf den
Beinen und pilgerte zu der Brandſtätte an die
Stadtgrenze hinaus. Die Feuerwehren der Stadt
und alle Polizeimannſchaften waren herbeigerufen
worden. Die Brandſtelle iſt in weitem Umkreis
abgeſperrt. Nach Mitternacht mußte die
Feuer=
wehr aus der unmittelbaren Nähe des
Brandher=
des zurückgezogen werden, da die Exploſionsgefahr
noch ſo groß war, denn verſchiedene Behälter mit
Benzin, Petroleum und Oel waren noch nicht
explodiert. Um dieſelbe Zeit wurde auch mit der
Räumung der Wohnhäuſer einer
Straßenbahner=
ſiedlung begonnen, da Teile von Eiſenfäſſern weit
herumgeſchleudert wurden und zum Teil in
Woh=
nungen fielen, die in der Nähe des Brandherdes
liegen. Verſchiedene Häuſer wurden teilweiſe
zer=
ſtört. Der Schaden iſt ſehr groß. Eine
Sanitäts=
kolonne, aus der benachbarten badiſchen Stadt
Lörrach hat ſofort ihre Dienſte angeboten, und
bald nach Brandausbruch traf ein Arzt dieſer
Ko=
lonne in Baſel ein.
Der Brand des Petroleumlagers konnte bis
in den frühen Morgenſtunden noch nicht gelöſcht
werden. Gewaltige Rauchſäulen ſteigen vom
Brandherd auf und verdunkeln den Himmel.
Etwa 150 Gasoelſtahlflaſchen, die je 15 Kilo
wogen, explodierten. Der 150 Meter lange
Schup=
pen ſowie ein Mittelſchuppen, in dem Kohlen und
Briketts untergebracht waren, und die geſamten
Vorräte an Oel fielen den Flammen zum Opfer.
Auch drei Güterwagen, die ſich in der Nähe des
Schuppens befanden, verbrannten.
Chronik des Tages.
London. Das holländiſche Verkehrsflugzeug
„Marboe” (Ph./AKM.) iſt am Mittwoch auf dem
Flugplatz von Boſchehr, wie eine Meldung von
dort beſagt, kurz nach dem Start nach Bagdad
abgeſtürzt. Das Flugzeug ſei ſofort in Flammen
aufgegangen und vollkommen zerſtört worden. Die
ſieben Fahrgäſte und die vierköpfige Beſatzung
hätten jedoch noch rechtzeitig gerettet werden
können. Die geſamte Fracht ſei von den
Flam=
men vernichtet worden.
Schanghai. Die Inſel Formoſa wurde ſchon
wieder von einem größeren Erdbeben heimgeſucht.
Diesmal richteten die Erderſchütterungen vor
allem im Bezirk Schintſchiku großen Schaden an.
Bisher wurden 53 Tote gezählt.
Zwei Millionen Menſchen auf der Flucht
vor dem Hochwaſſer.
Schanghai. Der Gelbe Fluß iſt in der
Schantung=Provinz in den letzten Tagen um 1½
Meter geſtiegen. In einem Aufruf an die
Be=
völkerung erklärt der Gouverneur, daß die Lage
noch niemals ſo ernſt und bedrohlich geweſen ſei.
Annähernd tauſend Ortſchaften ſeien völlig
über=
ſchwemmt. Die Zahl der Flüchtlinge beträge zwei
Millionen.
Das Ueberſchwemmungsgebiet zwiſchen
Yunt=
ſcheng und Kuyeh hat eine Ausdehnung von 80
mal 320 Kilometer. Nach der Mißernte im
Früh=
ling ſind jetzt alle Hoffnungen auf eine zweite
Ernte zerſtört.
V
Seit langen Jahren ſind wir es nun ſchon
ge=
wöhnt, vom Schreibtiſch aus am
Fernſprechappa=
rat mit der Wählerſcheibe jeden beliebigen
Teil=
nehmer ohne die Vermittlung des Amtes zu
er=
reichen. Das war aber im Fernſchreib= oder
Tele=
graphenverkehr bis vor kurzer Zeit noch nicht
möglich. Und nun iſt die Entwicklung in rieſigen
Schritten ſo weit gelangt, daß wir heute bereits
ebenfalls vom Schreibtiſch aus mit Hilfe der
Wäh=
lerſcheibe uns mit jedem Teilnehmer des
Fern=
ſchreibernetzes in Verbindung ſetzen können, ohne
die Hilfe eines Vermittlungsamtes erſt in
An=
ſpruch zu nehmen. Der Telegraphenverkehr war
ja urſprünglich ein Reſervat der Poſtbehörde, die
die Telegramme des Publikums annahm, dann
mit einem beſonderen Telegraphenſyſtem
weiter=
gab und am Empfangsort nach der Uebertragung
dem Empfänger zuſtellte. Aus dieſem lange
Jahr=
zehnte geübten Verkehr hat ſich dann der
öffent=
liche Fernſchreibverkehr entwickelt, und nun konnte
jeder Teilnehmer des Fernſchreibnetzes ſelbſt
tele=
graphieren. Die Apparate waren für die
Bedie=
nung durch das Publikum in die Form der
allge=
mein bekannten Schreibmaſchine, die von
jeder=
mann leicht zu bedienen war, gebracht worden.
Die Wählerſcheibe, die gleich wie bei dem
Fern=
ſprechapparat dem Teilnehmer den Anruf des
ge=
wünſchten Teilnehmers ohne Vermittlung des
Amtes ermöglicht, iſt das einzige äußere Zeichen
der umwälzenden techniſchen Neuerung.
Durch den Fernſprechverkehr war ein
umfang=
reiches und vielveräſteltes Leitungsnetz
vorhan=
den. Die Telgrapheningenieure erreichten es nun,
durch eine mehrfache Ausnutzung der beſtehenden
Leitungen das vorhandene Netz auch für den
Fern=
ſchreibverkehr ohne größere Neuanlagen dienſtbar
zu machen. Die Benutzung einer Leitung für das
Fernſprechen und Fernſchreiben wurde möglich
gemacht, und für das Fernſchreiben allein erreichte
man heute eine Leiſtung von 18 gleichzeitigen
Fernſchreibverbindungen auf einer einzigen
Lei=
tung. Die erſte beſtehende Linie für den
Fern=
ſchreibverkehr beſtand zwiſchen Berlin und
Ham=
burg. An beiden Enden waren Magdeburg,
Dresden und Leipzig und Bremen=Cuxhaven
je=
weils angeſchloſſen. Hier wurde die
Selbſtwähl=
einrichtung geſchaffen, und durch einfaches
Wäh=
len vier beſtimmter Zeichen konnten ſich die
Teil=
nehmer untereinander ohne jede Hilfe des Amtes
verbinden. Auch dem abweſenden Teilnehmer
konnte eine Mitteilung zurückgelaſſen werden. Um
ſich von der Richtigkeit der verlangten
Verbin=
dung zu überzeugen, bediente man die ſogenannte
„Wer=da=Taſte”, die den angerufenen Apparan
ſelbſttätig dazu veranlaßte, ſich zu melden. Dem
Teilnehmern ſtehen für den Anſchluß zwei
verſchie=
dene Typen von Fernſchreibapparaten zur
Ver=
fügung, die den übermittelten Worttext auf einem
Blatt= oder auf einem Streifendrucker liefern.
Ne=
ben dem Anſchaffungspreis, der etwa 3000 RM.,
ausmacht, ſind an die Reichspoſt monatliche
Grundgebühren und eine nach der Zeit und
Ent=
fernung geſtaffelte Geſprächsgebühr zu zahlen.
Die Deutſche Reichspoſt hat nach den gutem
Anfängen nun die Schaffung eines Fernſchreib=
Reichsnetzes in Angriff genommen. Zu den
Stammlinie Berlin-Hamburg iſt ein drittes
Knotenamt in Dortmund hinzugekommen. Vom
jedem dieſer drei Aemter, die untereinander im
Verbindung ſtehen, können nun im Relais=
Ver=
kehr und über die ſogenannten Verteilerämter alle
wirtſchaftlich wichtigen Städte und Plätze erreichn
werden. Zu den drei beſtehenden Knotenämterm
ſollen in allernächſter Zeit ſolche im
Frankfurt a. M., Nürnberg und Leipzig
hin=
zukommen. Sternförmig werden die
Verteiler=
ämter dann in Magdeburg, Stettin, Königsberg
Breslau, Bremen, Köln, Düſſeldorf und Eſſen u
a. m. eingerichtet. Ueberall werden entſprechend
den Fernſprechamtseinrichtungen auch die
techni-
ſchen Vorausſetzungen für die Mehrfachausnutzung
der beſtehenden Leitungen wie durch Verſtärken
und Siebketten geſchaffen. Selbſttätige
Zählein=
richtungen vermerken genau die Entfernung und
Zeitdauer der zukünftigen
Fernſchreibverbindun=
gen. An die in dieſen Tagen erfolgte Eröffnung
des Knotenamts in Dortmund ſchließt ſich
zunächſ-
die Errichtung eines Verteileramts in Düſſeldorf:
Köln, Eſſen, Bremen und Magdeburg an.
Für die Verbindungen nach dem
Ausland, die bislang nach der Schweis
und nach Holland beſtehen, muß allerdings
einſtweilen noch die Vermittlerarbeit des
Fern=
amtes in Berlin in Anſpruch genommen werden.
da nur von hier aus die direkten
Durchgangsver=
bindungen beſtehen und die Gebühren auch nun
hier ermittelt und feſtgeſtellt werden können.
Wei=
tere Auslandsverbindungen werden aber in Kürza
noch folgen.
Neben den vielgeſtaltigen Vorteilen des
auto=
matiſchen Fernſchreib=Wählverkehrs treten, für die
intereſſierten Kreiſe aber vor allem noch die
be=
deutend niedriger gehaltenen Gebühren gegenüben
den ſonſt üblichen Telegraphengebühren. So koſte
ein Fernſchreibgeſpräch im Ortsverkehr von dre
Minuten Zeitdauer nur 10 Rpf.
Mu
Die Bettlerſchule von Prag.
Prag. Chicago hält man ſeine Gangſters
vor, Paris ſeine Apachen und von Warſchau ſagt
man, es gebe dort eine Schule für Taſchendiebe.
Prag aber ſoll die beſte Schule für Bettler
ha=
ben. Tatſächlich wurde vor einigen Tagen eine
Klaſſe ausgehoben, in der 14 Knaben von zwei
„Profeſſoren” in der Technik des Bettelns
unter=
richtet wurden.
mann”.
Die Gru
Bahnhofsſchalter als Falſchgeldzenkrale
Die Kriminalpolizei in Warſchau iſt jetzt einem
umfangreichen Falſchgeldſchmuggel auf dem
Haupt=
bahnhof der Stadt auf die Spur gekommen.
Im=
mer wieder hatten Reiſende, die mit größeren
Banknoten bezahlten, falſches Silbergeld an den
Schalterkaſſen herausbekommen. Anfangs gab man
nichts auf die Beſchwerden und hielt die
gemach=
ten Angaben für Ausreden, um auf dieſe Weiſe
das falſche Geld loszuwerden. Dann aber machten
Kriminalbeamte die Probe und ſtellten ſich als
Reiſende in die Reihe der vor dem Schalter
War=
tenden. Auch ſie bezahlten in größeren Banknoten,
und tatſächlich bekamen auch ſie größere Beträge
in falſchem Münzgeld heraus. Jetzt griffen die
Beamten zu. Unter den Schaltertiſchen fand man
alsbald Verſtecke, in denen die falſchen Münzen
bereitgehalten wurden. Von hier aus wurde das
Falſchgeld dann unauffällig unter das andere
Geld gemiſcht, das den Reiſenden herausbezahlt
werden mußte. Dieſe Vorkommniſſe hatten ſich
beſonders in den Stunden großen Andranges
ab=
geſpielt. An ſechs verſchiedenen Schaltertiſchen
fanden ſich große Vorräte an falſchen 2=, 5= und
10=Zloty=Stücken. Die dienſttuenden Beamten
wur=
den ſofort verhaftet, gleichzeitig iſt man aber
einer ganzen Reihe von Falſchmünzern mit dieſer
Aktion auf die Spur gekommen, die mit der
gan=
zen Organiſation verbunden waren. Die
Falſch=
münzer gingen dabei von der ſehr richtigen
Vor=
ausſetzung aus, daß die größten Beträge der
fal=
ſchen Geldſtücke auf dieſe Weiſe aus Warſchau
her=
ausgeſchleppt wurden und ſo eine Entdeckung
be=
deutend erſchwerte, wenn nicht gar unmöglich
machte. Damit hatten ſie auch die Kaſſenbeamten
beſtechen können. Der Führer der Bande iſt ein
gewiſſer David Hofrichter, der die falſchen
Mün=
zen von einem Ehepaar Sporak ankaufte. Der
eigentliche Herſteller der ganzen Vorräte an
Falſchgeld iſt inzwiſchen geſtorben.
Auf der Zeche „Adolf von Hanſemann” in Dortmund=Mengede ereignete ſich im Revier 3 in 740
Meter Tiefe ein ſchweres Exploſionsunglück, bei dem mehrere Bergleute getötet und zahlreiche
(Scherl=M.)
andere zum Teil ſchwere verletzt wurden.
Poolofande i Bondaben.
Ein Berliner Mittagsblatt läßt ſich von
ſei=
nem Prager Korreſpondenten von ſenſationellen
Goldfunden im Donaubett bei Preßburg
berich=
ten. Im Schlamm und Geröll des alten
Nibe=
lungenſtromes ſollen ſich Goldvorkommen von
ſolcher Mächtigkeit ergeben haben, daß eine
plan=
mäßige Ausbeute nach der Anſicht von berufenen
Wiſſenſchaftlern ergiebig ſein würde. Der
Be=
richterſtatter meldet denn auch bereits die
Grün=
dung einer Geſellſchaft, die eine große Anlage zur
Gewinnung von Gold aus dem Donaubett
errich=
ten will. Die Bevölkerung iſt durch dieſe
Nach=
richten natürlich in eine begreifliche Erregung
verſetzt. Das Gold ſoll aus den Alpen
ange=
ſchwemmt ſein, von wo es die Nebenflüſſe der
Donau mitgebracht haben. Nach den Ergebniſſen
der verſchiedenen Unterſuchungen, die Prof. Dr.
Stoces von der Bergakademie in Pribram
an=
ſtellte, iſt nun das Flußgeröll in der
unmittel=
baren Nähe der ſogenannten Korninſel,
gegen=
über von Preßburg, beſonders goldhaltig. Die
wiederholt unternommenen Analyſen erbrachten
ein Goldvorkommen von 0,2 Gramm Gold in
je=
dem Kubikmeter Donaugeröll. Dabei hatte man
aber für die Verſuche lediglich das an der
Ober=
fläche lagernde Geröll genommen. Und nach
An=
ſicht der Gelehrten wird ſich das Goldvorkommen
in größerer Tiefe noch erhöhen. Die planmäßigen
Grabungen ſollen bis in eine Tiefe von 15
Me=
tern durchgeführt werden.
Die neugegründete Geſellſchaft wird, alsbald
ihren Betrieb, als großangelegte Goldwäſcherei
aufnehmen. Dabei wird die Korninſel ein
Land=
komplex von etwa 18 Quadratkilometern, die
Werksanlagen aufnehmen. Vorläufig unterſuchen
allerdings die Sachverſtändigen noch die nicht
un=
wichtige Frage der Rentabilität. Nach den
an=
geſtellten Berechnungen würde der Reingewinn
für jede ausgeſchürfte Tonne Donauſchlamm etwa
1 Krone ausmachen, das ſind umgerechnet ganze
11 Pfg. Allein die verſchiedenen angeſtellten
Un=
terſuchungen haben bislang den Betrag von
1 Million Kronen verſchlungen. Die
Werksan=
lagen aber werden auch nicht billig ſein, ſo daß
nur eine Goldwäſcherei in ganz großem Stil die
bereits aufgewendeten und vor allem auch noch
aufzubringenden Koſten herauswirtſchaften könnte.
Dieſem Umſtand will die Geſellſchaft Rechnung
tragen und nicht weniger als 10 große Bagger
aufſtellen, die das Flußbett dann ſyſtematiſch mit
den Greifern abſuchen werden. Die
Einwohner=
ſchaft der ſlowakiſchen Stadt Preßburg aber
ver=
folgt den Gang der Unterſuchungen und die
Vor=
bereitungen der Geſellſchaft mit einem
fieberhaf=
ten Intereſſe. Und nicht zuletzt haben bereits
Hunderte von Arbeitsloſen ihre ganze Hoffnung
jetzt auf den erſten Tag der Arbeitsaufnahme in
der Goldwäſcherei geſetzt. Allein ihretwegen
ſollte man hoffen und wünſchen, daß der Traum
vom Gold der Donau Wirklichkeit wird.
* Deshalb liebt Madame ihren „Tonkon
Brüſſel. Mitunter kann man die „Liebe‟
einer Hundebeſitzerin zu ihrem mehr oder wenigen
raſſereinen „Toutou”, wie die Franzoſen de
kleinen Hunde nennen, nur noch lächerlich finden.
In dem nachfolgend zu ſchildernden Falle wirc
man allerdings dieſe Liebe voll und ganz
ver=
ſtehen: Madame war auf der Bank geweſen und
hatte ein dickes Bündel großer Banknoten sabge=,
hoben. Als ſie das Geld in die Taſche tun wollte
irrte ſie ſich und ſteckte es daneben. Sie merkte
nichts davon und ging nach Hauſe. Dort öffnete
ſie die Taſche und brach vor Schreck faſt
ohnmäch=
tig zuſammen: Das Geld fehlte! Schon
wollte=
ſie zur Bank zurückeilen, als ſie auf ihren kleinem
Hund ſchaute, der mit auf der Bank war. Er trug
in ſeinem Maul die 70 000 Franken, die ſie aub
die Erde hatte fallen laſſen und die er
aufge=
leſen hatte!
* Die letzte Königin von Tahtkl.
Mit viel Heulen und Klagen haben ſie
die=
letzte ſouveräne Königin von Tahiti in dieſen
Ta=
gen bei Rapeete zu Grabe getragen. Das Geſchick)
meinte es gut mit ihr, es ſchickte ihr eine nun
kurze Krankheit und einen leichten Too. Gans
zuletzt waren noch die Modejournale aus Paris
angekommen. Das war ihr eine letzte Freude-
Denn für Paris hatte ſie nun einmal eine
Schwäche. Als man ſie vor vielen Jahren
ein=
mal nach Paris brachte (ſie war noch jung unc
ſchön), erregte ſie Aufſehen durch ihre
phanta=
ſtiſche Art, ſich mit modernen Dingen tanitaniſch
zu kleiden. Als ſie nach Hauſe kam, hat ſie danls
Frankreich ewig die Stange gehalten. Kein
Wun=
der, daß man ihr den Orden der Ehrenlegion wic
ins Grab gab.
Abzeichen zur Erinnerung an die
Abſtimmung in Oſt= und Weſtpreußel-
Der Bund heimattreuer Oſt= und Weſtpreuße‟?
e. V. in Berlin erhielt vom Reichs= und Preub‟”
ſchen Miniſter des Innern die Genehmigung, "
Erinnerungsabzeichen an die Abſtimmung in Oſ
und Weſtpreußen am 11. Juli 1920 zu verleihel-
Das Abzeichen können alle diejenigen erhaltel
die bei dieſer bedeutungsvollen Abſtimmung Il.
(Scherl=M.B
Deutſchland geſtimmt haben.
Donnerstag, 18. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 195 — Seite 1
*Arbeitsloſe (lefanten.
Ein Zeichen der Wirtſchaftsnot in Indien. — „Sie ſind billiger als ein Traktor und haben eine
edle Seele...” — Mit dem Treiber ein Herz und eine Seele.
Die Wirtſchaftsnot wütet in Indien nicht
min=
der arg, als in der übrigen Welt. Die breite
Maſſe der niederen Kaſten merkt das freilich nicht
ſo ſtark, weil ſie auch in Zeiten erheblicher
Kon=
junktur in einer unvorſtellbaren
Bedürfnisloſig=
keit lebt, für die unſer Wort Elend faſt noch ſo
etwas wie einen wohlhabenden Schimmer hat.
Aber der Mittelſtand merkt es, die Fürſten
mer=
ken es, und beſonders natürlich die großen Städte
und alles, was irgendwie mit der Weltwirtſchaft
verflochten iſt, als da ſind die
Baumwollprodu=
zenten, der Handel jeglicher Art und die
Ver=
kehrsunternehmen.
Mit Recht wies unlängſt eine engliſche
Zei=
tung darauf hin, wie ſehr ſich in den indiſchen
Tageszeitungen die Anzeigen häufen, daß
Ar=
beitselefanten billig zu verkaufen ſeien. Es ſind
das höchſt merkwürdige Anzeigen. Faſt nie
wer=
den die arbeitſamen Dickhäuter einzeln
angebo=
ten, ſondern meiſt mehrere, ein bis zwei Dutzend.
„Sie ſind billiger als ein Traktor”, heißt es
in den Anzeigen, „denn das Heu, das ſie freſſen,
iſt billiger als Benzin und Oel es ſein können;
ſie ſchaffen in einer ſechzehnſtündigen Arbeitszeit
mehr als dreißig Laſtträger, ihre Pflege iſt
denk=
bar einfach. Dabei ſind ſie äußerſt gutmütigen
Charakters, tun niemand etwas zuleide und
ha=
ben eine edle Seele. Wer einen Elefanten zum
Arbeiter hat, beſitzt etwas, worauf er ſich
unbe=
dingt und zu jeder Zeit verlaſſen kann.”
Es gibt nach vorſichtiger Schätzung in Indien
etwa 40 000 Arbeitselefanten. Doppelt
intereſ=
ſant im Hinblick auf die oben erwähnten
An=
zeigen iſt die Tatſache, daß ſich dieſe Elefanten
nur ſelten im Beſitz eines Unternehmens
befin=
den. Vielmehr ſtellt der Beſitz eines Dutzend
oder mehr dieſer Arbeitselefanten ſelbſt ein
Un=
ternehmen dar. Wer Arbeitselefanten braucht
mietet ſie für eine beſtimmte Zeit und entrichtet
dafür eine Art Wochenmiete. In dieſer Miete
inbegriffen ſind die Elefantentreiber, mindeſtens
einer für drei Elefanten, häufig ſogar einer für
jeden vorhandenen Elefanten der Arbeitskolonne.
Bei dieſen Treibern handelt es ſich um die beſten
Freunde und Kenner der Elefanten, ſie
unterhal=
ten mit ihren Tieren ein ſeltſames, ſehr inniges
Vertrauensverhältnis. Kein Treiber wird je
grauſam zu ſeinem Tier ſein, denn es könnte für
ihn böſe Folgen haben. Unbegabte Treiber
pfle=
gen ein ſchnelles und verhältnismäßig faſt
ſchmerz=
loſes Ende unter dem Vorderfuß eines der
rie=
ſigen Tiere zu finden.
Die Treiber ſehen darauf, daß die vereinbarte
Arbeitszeit genau und pünktlich eingehalten wird,
daß das vereinbarte Futter genau in der
vorge=
ſchriebenen Menge verabreicht und die
Ruhepau=
ſen ebenſo gewiſſenhaft eingehalten werden.
In den Zeiten der Konjunktur rechnete, man
für einen Arbeitselefanten und Treiber
durch=
ſchnittlich eine Rupie täglich. Im Hinblick
dar=
auf, daß ein Elefant dreißig Arbeiter, d. h.
Laſt=
träger erſetzt, gewiß nicht viel. Aber arbeitsloſe
Elefanten können für den Beſitzer natürlich eine
gewiſſe Laſt werden, deren er ſich zu entledigen
trachtet.
Ein normaler Arbeitselefant kann eine
Wag=
gonladung Baumſtämme in einer halben Stunde
entladen und ſtapeln. Beſonders das Stapeln
beſorgt, er mit geradezu peinlicher Genauigkeit.
Der Merkwürdigkeit halber ſei hergeſetzt, daß
Arbeitselefanten, die ſich aus irgendeinem Grund
ſchlecht und ungerecht behandelt fühlen, ſolche
Stapel wieder auseinanderzuwerfen pflegen, als
wüßten ſie, welchen Aerger ſie damit ihren
Auf=
traggebern bereiten.
Aber jetzt iſt Kriſe auf dem Arbeitsmarkt der
Elefanten. Arbeitsloſigkeit unter Elefanten! —
Klingt das nicht grotesk? Vielleicht aber nicht
viel grotesker, als der ganze gegenwärtige
Zu=
ſtand der geſamten Weltwirtſchaft, ſoweit ſie noch
dieſen Namen verdient.
* Ein ſeltſames Verbok.
New York. In den Verordnungen des
Staates Wisconſin (U. S. A. ) gibt es eine höchſt
kurioſe Verfügung, die beſagt, daß
Elektrotech=
nikern und Mechanikern, die an
Hochſpannungs=
leitungen arbeiten, das Tragen von
Gummikra=
gen ſtrengſtens verboten iſt. Eine ſolche, in der
ganzen Welt wohl einzigartige Verfügung reizt
natürlich, nach dem Urſprung zu fahnden. Dieſe
Ermittlungen hat nun jemand, der viel Zeit und
Muße hatte, durchgeführt. Er iſt auf folgenden
Tatbeſtand geſtoßen: Vor vielen Jahren arbeitete
einmal ein Mechaniker an einem Motor, der ſich
bockbeinig erwies. Der Mechaniker trug einen
hohen und ſchön glänzenden Kragen aus Celluloid
Als er ſich im Uebereifer ſeines Berufs gar zu
tief über den Motor beugte, kam er mit einer
Starkſtromwelle in Berührung, ſein
Celluloid=
kragen fing Feuer und der Mechaniker lief mit
einer brennenden Halsbinde für einige Sekunden
im Kreiſe. Seitdem iſt der Gummikragen zu
einem Schreckgeſpenſt in Wisconſin geworden, wie
ſich aus der vorſtehend zitierten
Arbeitsbeſtim=
mung einwandfrei ergibt.
Ein ſeltener Fang.
Ein kleines Mißgeſchick, das noch glimpflich
abgelaufen iſt, erlitt eben ein 18jähriges Mädchen
beim Baden im Main vor den Toren
Frank=
furts. Ein Angler hatte am raſenbewachſenen
Uferrand ſeine Angel ausgeworfen. Aber ſtatt
eines Fiſches angelte er ſich im wahren Sinne
des Wortes ein Mädchen. Der Angelhaken hatte
ſich nämlich bei dem gerade vorbeiſchwimmenden
Mädchen an der bewußten Stelle feſtgehakt. Im
erſten Ueberraſchungsſchreck hatte der Angler
dann auch noch die Rute angezogen, ſo daß der
Haken nur noch tiefer in den Körper der
Schwim=
merin eindrang. Die Verunglückte konnte nur
ganz langſam ans Ufer ſchwimmen, und nun
mußte ſie eine Rumpfbeuge machen, bis der
Widerhaken der Angel vorſichtig entfernt werden
konnte.
England veranſtalkete
die größte Flokkenparade
der Welk.
Als Abſchluß der militäriſchen
Jubiläumsfeier=
lichkeiten fand bei Spithead eine gewaltige
Flottenparade vor dem engliſchen König ſtatt,
an der nicht weniger als 160 Kriegsſchiffe aller
Größen teilnahmen. — Unſer Bild zeigt die
Parade der großen Schiffe, die in Flaggengala
Aufſtellung genommen hatten und an denen der
König mit ſeiner Jacht vorüberfuhr. (Scherl=M.),
Der Nachjahre des „Eigenkümers
der Erde” forderl.
Delhi. Die Behörden wiſſen nicht recht, was
ſie mit dem ſeltſamen Inder anfangen ſollen, der
jetzt aus Rangoon nach Delhi gekommen iſt, um
Anſpruch auf den Thron ſeiner Väter zu erheben.
Er kann nachweiſen, daß er ein Nachfahre des
Schah Bahadar iſt, der nicht nur den Titel eines
Großmoguls führte, ſondern auch „Meiſter des
Univerſums”, „Mittelpunkt des Wohlſtandes” und
„Eigentümer der Erde” genannt wurde. Aber
ſchon dieſem Schah Bahadar mußten die Titel als
Erſatz dienen für alles weitere, was er an
Reich=
tümern und dergleichen entbehrte. Denn durch
einen Vertrag mit der Oſtindia=Company im
Jahre 1765 wurde den Königen von Delhi nur
ein Landgebiet von vier Fuß im Quadrat
zuge=
billigt, d. h. genau jener Raum, auf dem der
Kri=
ſtallthron des Schah Bahadar, des Königs vor
Delhi, ſtehen konnte. Schah Bahadar hatte
da=
mals, im Jahre 1857 gegen dieſe Beeinträchtigung
ſpät und erfolglos rebelliert. Man ſchickte ihn in
die Verbannung nach Rangoon, wo er noch im
gleichen Jahre ſtarb. Und nun kommt einer
ſei=
ner Nachfahren, um Land und Thron zu fordern,
.. . wohl umſonſt.
* Die Schlangenmukter.
Sie führt ein ſtilles Daſein mit ihren
Schlangen. In einem entlegenen, hinteren Saal
des Naturkundemuſeums ſteht ſie zwiſchen ihren
Behältern und Terrarien und pflegt und ſtudiert
ihre Lieblinge. Es handelt ſich um eine Dr. J.
Phiſalix, die ihren Gatten vor 30 Jahren hier
ſterben ſab, und die dennoch ausharrte und ſeine
Forſchungsarbeiten fortſetzte. Sie ſchreibt an
ſei=
nem großen wiſſenſchaftlichen Teſtament —— „
Gif=
tige Tiere und Gifte‟. Die wenigen Schlangen=
Spezialiſten, die es in der Welt gibt, kennen die
Arbeit der Gelehrten. Sie ſind es auch, die ihr
— meiſt ganz und gar koſtenlos — intereſſante
Exemplare zuſchicken, eine Art gefährlicher als die
andere. Sie hat in Tierverſuchen am eigenen
Leib auch die gefährlichſten Schlangen verſucht,
die man ihr ſchickte. Sie ließ ſich von einer
Eidechſe beißen, von der man ihr verſichert hatte,
ſie ſei ungiftig. Vier Wochen waren ihr zwei
Finger vollkommen gelähmt durch das Gift der
„ungiftigen Eidechſe‟. Aber ſonſt — ſagt ſie —
verſteht ſie ſich mit ihren „Freunden” recht gut.
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Ihre Vermählung geben bekannt
Oipl.=Ing. Paul Dieterich
Regierungsbaumeiſter a. D.
Liſſy Dieterich, geb. Bieter
Darmſtadt (Im Emſer 43) Kirchhain (Bez. Kaſſel)
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Darmſtadt, Leipzig, den 16. Juſi 1935.
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Kurt Hergt
Anna Oſtertag, geb. Barthel
Fritz Oſiertag
Chriſtian Achtelſkätter u. Frau Alexa
geb. Schärer.
Beerdigung Freitag, 19. Juli, nachmittags
2½ Uhr, alter Friedhof.
Nachruf.
Im Alter von 60 Jahren verſchſed am
14. Juli unſere langjährige
Zeitungs=
trägerin, Frau
Rargaria Beild
geb. Krämer
Ueber 35 Jahre hat die Verſtorbene in
treuer Pflichterfüllung in den Dienſten des
Darmſtädter Tagblattes geſtanden. EEin
ehrendes Andenken wird ihr ſiets bewahrt
(6433
werden.
Darmſtadt, den 17. Juli 1935.
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Seite 10 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 18. Juli 1935
StarsSadt Ti
Bieder M Wiinolevok:
Interzonen=Schlußſpiel um den Davispokal zwiſchen Deutſchland
und USA. in Wimbledon. — Samstag, Montag und Dienstag
Spieltage. — Können wir ſiegen?
Zum zweiten Male in dieſem Jahre befinden ſich
Deutſch=
lands beſte Tennisſpieler im „Tennis=Mekka” der Welt, in
Wimbledon. Diesmal gilt es jedoch nicht, ein Turnier zu
be=
ſtreiten, diesmal kommt es darauf an, einen Daviskampf zu
ge=
winnen, und zwar das Interzonen=Finale gegen USA. Zweimal
bereits ſtand Deutſchland gegen Amerika in dieſem letzten Kampf
vor der Herausforderungsrunde, und beide Male wurde es
ge=
ſchlagen. 1929, als Tilden, Hunter und das „ewige‟ Doppel
Alliſon/van Ryn mit 5:0 kein einziges Match abgaben, und 1932,
als Vines, Shields und Alliſon)van Ryn — allerdings ſchon
weſentlich knapper — mit 3:2 ſiegten. Nun folgt alſo der dritte
Anſturm Deutſchlands auf Amerikas Spitzentennis, und wie wird
der Ausgang ſein . . .?
„Wir möchten gerne beim 4:1 bleiben”, ſagte Gottfried
von Cramm, als er nach der grandioſen Prager Tennisſchlacht
auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin eintraf. Dieſer Ausſpruch
zeugt von einem gewaltigen Selbſtvertrauen, ſagt er doch nicht
weniger, als daß von Cramm nach den 4:1=Siegen über
Ita=
lien, Auſtralien und die Tſchechoſlowakei den gleichen Erfolg
auch gegen USA. für möglich hält. Es iſt gut, daß unſere
Spie=
ler mit einem ſolchen unbedingten Siegeswillen in den Kampf
gehen, denn „auf dem Papier” ſieht die Rechnung ein klein wenig
anders aus".
Es iſt zunächſt einmal in Rechnung zu ſtellen, daß die Kämpfe
auf Grasboden ſtattfinden und unſeren Leuten die neuerliche
und ſo kurzfriſtige Umſtellung von Hart= auf den Grasplatz nicht
leicht fallen wird. Beſonders Henkel liegt der Raſen auf „Platz
Nummer 1” in Wimbledon nicht beſonders. Das hat ſein Spiel
gegen Jean Borotra deutlich gezeigt. Andererſeits haben ſich die
Amerikaner ſeit Wimbledon auf keinen Hartplatz mehr begeben,
ſondern ihr Training nur in Wimbledon ſelbſt durchgeführt.
Der zweite ungünſtige Umſtand für uns iſt, daß wir diesmal
— wie gegen Auſtralien — auf keinen Fall mit dem Gewinn
des Doppels rechnen können. Gewiß, auch in Prag gab man
von Cramm/Lund gegen Menzel/Malecek nur eine geringe
Chance, aber Alliſon/van Ryn ſind eben doch aus einem ganz
anderen Holz geſchnitzt als das tſchechiſche Paar. Sie ſind vielleicht
nicht mehr die ganz große Klaſſe wie vor einigen Jahren — im
diesjährigen Wimbledon=Wettbewerb unterlagen ſie im Endſpiel
Crawford/Quiſt —, unſerem Doppel aber an Routine und
Ein=
geſpieltheit doch noch weit überlegen.
Der dritte dunkle Punkt heißt Henner Henkel. Seine beiden
Einzel ſollten — bei aller Hochachtung vor dieſem Spieler und
ſeinem Formanſtieg — verloren gehen. Es wäre aber auch für
den jungen Berliner wirklich keine Schande, gegen Leute wie
Wood und Alliſon (oder Budge) zu unterliegen.
Wenn man alſo die nüchterne Rechnung aufmacht, müßten
wir 3:2 verlieren, denn nur Gottfried von Cramm iſt für zwei
Punkte ſicher”. Aber vielleicht ſtellt uns die Wirklichkeit vor
neue, ſchöne Ueberraſchungen.
Verlängerte Meldefriſten zum Südweſt=Gaufeſt.
Die Meldefriſten für das Gaufeſt des Gaues Südweſt vom
18. bis 25. Auguſt in Saarbrücken ſind einheitlich ſowohl für
Wettkämpfer als auch für inaktive Feſtbeſucher bis zum 20. Juli
verlängert worden. Meldungen ſind an die Geſchäftsſtelle
Saar=
brücken — Rathaus — zu richten.
Schwerathletik.
Glänzende Erfolge des Athl.=Vereins Vorwärts 05 Groß=Zimmern
beim Kreisfeſt in Griesheim.
Hch. Danz beſiegt den Europameiſter Siebert, Polizei Darmſtadt,
im Halbſchwergewicht. — Neun Kreismeiſter werden von Vorwärts
geſtellt.
Am vergangenen Sonntag beteiligte ſich der AV. Vorwärts
1905 bei den Kreiskämpfen in Griesheim und konnte großartige
Reſultate mit nach Hauſe nehmen.
Bereits die Jugendkämpfe bewieſen, daß die Vorwärtsjugend
aller Konkurrenz voran iſt. Sie ſtellte, wie ſchon mitgeteilt, allein
4 erſte und 3 zweite Meiſter, aus ſechs Gewichtsklaſſen, in welchen
ſie vertreten waren. Die angetretenen aktiven Ringer bewieſen
ebenfalls ihre Klaſſe und können wir jetzt ſchon, falls alle ihre
jetzige Hochform beibehalten, auf die kommenden
Mannſchafts=
kämpfe geſpannt ſein.
Im Bantam beſiegte Fritz Poth ſeine ſämtlichen Gegner
ent=
ſcheidend, ſelbſt Schnauber (Polizei Darmſtadt) konnte er nach
zwei Schulterſiegen in der 3. Minute durch Untergriff erledigen.
Im Leichtgewicht, waren 28 Konkurrenten angetreten, darunter
Joh. Ohl, Gg. Weyer und Geyer Groß=Zimmern. Zum
Entſchei=
dungskampf trafen ſich Ohl und Weyer, Groß=Zimmern, und Dries
und Geier, Dieburg. Ohl konnte Dries in der Bodenrunde durch
Eindrücken der Brücke, Weyer, Groß=Zimmern, konnte Geier.
Die=
burg, durch Armzug am Boden entſcheidend beſiegen. Nun ſtanden
ſich noch die beiden Vereinskameraden Ohl und Weyer zum letzten
Kampf gegenüber. Hier bewies Ohl ſeine echte ſportliche
Kame=
radſchaft, indem er nachdem er ſelbſt ſchon viele Male Kreismeiſter
war, den erſten Preis kampflos an Weyer fallen ließ und ſelbſt
mit dem zweiten vorlieb nahm. Dieſe Tat ſportlichen
Kamerad=
ſchaftsgeiſtes wurde Ohl von der Gau= und Vereinsleitung hoch
angexechnet.
Im Mittelgewicht konnte Ph. Reinhard unter einer
Teilneh=
merzahl von 13 Mann das Rennen machen. Nach durchweg ſehr
harten Kämpfen kam es zu einem abwechſlungsreichen und
ſpan=
nenden Entſcheidungskampf zwiſchen Reinhard und Roth,
Bens=
heim den Reinhard nach Punkten gewann.
Unter regſter Anteilnahme und Aufmerkſamkeit des
Publi=
kums wurde im Halbſchwergewicht der Entſcheidungskampf
zwi=
ſchen dem Europameiſter Siebert=Darmſtadt und Hch. Danz=
Vor=
wärts ausgetragen. Nach wertungsloſem Kampf gelang es Danz
endlich den Europameiſter in den Doppelnelſon zu bringen und
dadurch eine große Wertung zu erzielen, die auch den Ausſchlag
zum Siege für Danz gab.
Die Kampfergebniſſe.
Jugendringen. Bis 90 Pfund: Gg. Herbert mit 4 Siegen
1. Kreismeiſter; bis 100 Pfund: Hch. Dietrich mit 4 Siegen
1. Kreismeiſter; bis 110 Pfund: Gg. Steinbeck mit 5 Siegen
1. Kreismeiſter; bis 120 Pfund: Joſ. Wörtche mit 4 Siegen
1. Kreismeiſter; außerdem erhielten in der Jugend: Bernh. Held,
Karl Krauß und Martin Krauß den 2. Preis. Hch. Eckard und
Hch. Stapp den 4. Preis, W. Steinbeck den 5. Preis.
Aktiv=Ringen. Bantam: Fritz Poth 1. Kreismeiſter;
Leicht=
gewicht: Gg. Weyer 1. Kreismeiſter, Joh. Ohl 2. Kreismeiſter;
Mittelgewicht: Ph. Reinhard 1. Kreismeiſter: Halbſchwergewicht:
Hch. Danz 1. Kreismeiſter. In der Mittelgewichtsklaſſe erhielt
Buchert den 5. Preis.
Unter den Gewichthebern zeichneten ſich bei ſtarker
Konkur=
renz beſonders Ph. Obmann und Willi Sior durch glänzende
Lei=
ſtungen aus. Beſonders geſpannt waren die Zuſchauer auf den
Endkampf zwiſchen Obmann, Groß=Zimmern, und Wenner,
Gries=
heim, im Bantamgewicht. Der alte Kreismeiſter Obmann ließ ſich
aber ſeinen Titel trotz größter Anſtrengung des Gegners nicht
ſtrei=
tig machen und konnte wieder als erſter Meiſter ſeiner Klaſſe
an=
treten. Eine ganz erſtaunliche Leiſtung vollbrachte auch unſer
Alt=
meiſter Willi Sior, dem es bei ſchwerſter Konkurrenz gelang, ſich
bis an den zweiten Platz vorzuarbeiten. Hoffentlich können wir
unſere Gewichtheber auch bald wieder einmal in Groß=Zimmern
in Aktion ſehen.
Deutſches Turn= und Sportabzeichen.
Die nächſte Prüfung zur Erlangung des deutſchen Turn= und
Sportabzeichens in Gruppe V Radfahren findet jetzt
Sonn=
tag, den 21. d. M., vorm. 8 Uhr, ſtatt. Treffpunkt: Reſtauration
„Zum Roſengarten”, Frankfurter Straße. Nähere Auskunft bei
Gg. Hahn, Schwanenſtr. 12, Tel. 3547.
Deutſchlands Leichkathleten.
Zum Länderkampf gegen die Schweiz.
Bereits vor den deutſchen Meiſterſchaften tragen die deutſchen
Leichtathleten am 28. Juli in Zürich ihren erſten Länderkampf
dieſes Jahres aus. Zum 15. Male wird die Schweiz unſer Gegner
ſein. Deutſchlands Vertretung für dieſen Kampf wurde wie folgt
aufgeſtellt:
100 Meter: Hornberger=Frankfurt, Marxreiter=Regensburg,
200 Meter; Hornberger=Frankfurt, Neckermann=Karlsruhe, 400
Meter: Helmle=Frankfurt, Schäfer=Frankfurt, 800 Meter: Lang=
Stuttgart, Fink=Stuttgart, 1500 Meter: Abel=Mannh. Creter=
Darmſtadt, 5000 Meter: Haag=Darmſtadt, Meyer=
Stutt=
gart 110 Meter Hürden: Huber=Stuttgart, Kumpmann=Hagen,
Hochſprung: Kuhn=Eßlingen, Witmann=Ludwigshafen.
Weit=
ſprung: Haſſinger=Frankfurt, Wittmann=Ludwigshafen, Stabhoch:
Müller=Kuchen, Sutter=Bruchſal, Kugel: Lampert=Saarbrücken,
Konrad=München, Diskus: Lampert=Saarbrücken. Würfelsdobler=
München: Speer: Huber=Stuttgart, Kullmann=Karlsruhe, 4 mal
100 Meter: Marxreiter, Neckermann. Huber, Hornberger, 4 mal
400 Meter: Helmle, Schäfer, Lang. Funk.
Was iſt eigentlich ein Fünfkampf, was iſt einZehnkampf?
Kämpft da einer fünfmal oder zehnmal, oder kämpfen fünf
bzw. zehn Mann gegeneinander? Und aus welchen übungen
ſetzen ſich dieſe Mehrkämpfe zuſammen? — Im modernen
Fünfkampf tritt der ſoldatiſche Athlet aus naheliegenden
Gründen in die vordere Reihe. Aber wer kennt dieſe Gründe?
Wer weiß etwas von der Art, von der Folge der Übungen
des Mehrkampfes, von der einzigartigen Dispoſition eines
Mehrkämpfers, von dem Urbild des Mehrkampfes in der
glanzvollen helleniſchen Zeit, von der ſchwierigen
Punkt=
wertung?
Der Mehrkampf, dieſer ſchwerſte und männlichſte
Wett=
ſtreit, wird 1936 eine gewaltige Bedeutung haben. Jeder
Deutſche, der nicht nur Gaſtgeber ſein, ſondern auch den
Leiſtungen der olympiſchen Kämpfer aus aller Herren Länder
mit Verſtändnis folgen will, kaufe ſich für 10 Pf. das
Olympiaheft Nr. 9, oder beſſer noch, wenn er ein
Standard=
werk des deutſchen Sportes beſitzen will, alle 26Hefte zugleich.
So folgt er dem Ruf des Reichsſportführers, der in
Ver=
bindung mit dem Amt für Sportwerbung die Olympiahefte
herausgegeben hat. Mit ihnen wird in ganz Deutſchland die
Trommel gerührt für die Olympiſchen Spiele. Die
Olympia=
hefte ſchaffen im deutſchen Volke die innere Bereitſchaft für
das große Ereignis und vermitteln das nötige Wiſſen, das
man von dem gaſtgebenden Deutſchland, d. h. jedem einzelnen
Deutſchen, im Jahre 1936 verlangen muß.
Wer fährk als Nichtwekkämpfer mit nach Saarbrücken?
Die Einzeichnungsliſte liegt in der Woogsturnhalle auf!
Immer näher rückt das Gaufeſt in Saarbrücken vom 22. bis
25. Auguſt. Es iſt das erſte Gaufeſt des Deutſchen Reichsbundes
für Leibesübungen für den Gau 13 und gleichzeitig das große
Saarbefreiungsfeſt der Deutſchen Turner und Sportler. Das
Gau=
feſt in Saarbrücken wird deshalb alle anderen Gaufeſte weit an
Bedeutung überragen. Dies erkennt man ſchon an den
Teilnehmer=
zahlen. Allein aus Berlin ſind tauſend Turner und Sportler
ge=
meldet. Zahlreiche Sonderzüge treffen aus ganz Deutſchland,
ins=
beſondere aber aus dem Gaugebiet des Gaues 13 ein.
Auch von Darmſtadt aus läuft ein Sonderzug, der
voraus=
ſichtlich am Donnerstag, den 22. Auguſt, abgeht. Es ſind zur Zeit
Verhandlungen im Gange, daß die Feſtteilnehmer eine
Fahrpreis=
ermäßigung von 75 Prozent erhalten, ſo daß die Hin= und
Rück=
fahrt nur 4,30 RM. beträgt.
Die Vereine haben ihre Wettkämpfer bereits gemeldet. Aus
Darmſtadt werden zirka 150—200 Turner und Sportler an den
Wettkämpfen teilnehmen.
Aber auch für die Nichtwettkämpfer wird das Gaufeſt in
Saar=
brücken ein Erlebnis. Um allen Volksgenoſſen die Teilnahme zu
ermöglichen, iſt für billigſte Uebernachtung im Maſſenquartier und
billigſte Verpflegung durch Feldküchen Sorge getragen. Das
Maſſenquartier koſtet für die 3 Tage 1,60 RM., Privatquartiere
ſtehen zum Preie von 6 RM. für die drei Tage zur Verfügung.
Für die Nichtwettkämpfer aus Darmſtadt hat die hieſige
Ortsgruppe des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen in
der Tageswirtſchaft der Woogsturnhalle eine Liſte aufgelegt, in
die ſich alle Volksgenoſſen, die als ſogenannte Schlachtenbummler
mit nach Saarbrücken fahren wollen, einzeichnen können.
Der Betrag für die Feſtkarte in Höhe von 3 RM. iſt hierbei
ſofort zu entrichten.
In die Einzeichnungsliſte muß vermerkt werden, wer ein
Maſſenquartier (Schule) oder ein Privatquartier beziehen will.
Zur Fahrt im Sonderzug ſind nur Beſitzer der Feſtkarte
be=
rechtigt. Die Feſtkarte gilt gleichzeitig als Eintrittskarte für alle
Veranſtaltungen und ſonſtige Vergünſtigungen.
Auskunft über die Fahrt nach Saarbrücken erteilt im übrigen
Fritz Wehn, Telefon 3500. Nebenſtelle 389.
Beim internationalen Wurftaubenſchießen
in Heiligendamm erhielt Dr. Schöbel=Leipzig den Jurgens=Pokal
für die beſte Geſamtleiſtung von 179 Treffern an zwei
Wert=
bewerbstagen.
Sgtttt
Großer Preis von Deutſchland für Rennwagen
auf dem Nürburgring.
22 Fahrer, 6 Marken und 6 Nationen.
Am 28. Juli findet auf dem Nürburgring, dieſer klaſſiſchen
Rennſtrecke Europas, der diesjährige Große Preis von
Deutſch=
land für Rennwagen, veranſtaltet von der Oberſten Nationalen
Sportbehörde, ſtatt. Nicht weniger als 22 Fahrer haben ſich für
dieſes Rennen eingeſchrieben. Das allein aber gibt ihm noch nicht
den Vorrang vor anderen Großen Preiſen, die wir in dieſer
Sai=
ſon erlebt haben, vielmehr die Tatſache, daß nicht weniger als
ſechs Rennmarken ſich zu dieſem großen Treffen ſtellen und
zwar: Mercedes=Benz mit fünf Wagen und den Fahrern
Caracciola, von Brauchitſch, Fagioli. Geier und Lang; Auto=
Union mit vier Wagen und den Fahrern Stuck. Varzi,
Roſe=
meyer und Pietſch: Scuderia=Ferrari mit drei Alfa und
den Fahrern Nuvolari, Chiron und Dreyfus: Scuderia
Sub=
alpina mit drei Maſerati und den Fahrern Zehender,
Etan=
celin und Siena; Gruppo San Giorgio mit Baleſtrero
auf Alfa Romeo; Bugatti mit Taruffi auf Bugatti; Era
mit zwei Wagen und Mays und von Delius als Fahrer; ferner
die Privatfahrer Rueſch (Schweiz), Hartmann (Ungarn)
und Sofietti alle auf Maſerati. Damit ſind fünf Mercedes=Benz,
vier Auto=Union, ſechs Maſerati, vier Alfa Romeo, zwei Era
und ein Bugatti im Rennen, alſo insgeſamt 22 Fahrzeuge erſter
Klaſſe, beſetzt mit den beſten Fahrern der Welt, die ſich
ſchon in wenigen Tagen gelegentlich des Trainings auf dem
Nür=
burgring ein Stelldichein geben werden. Die Auto=Union iſt
be=
reits ſeit dem 11. Juli auf dem Nürburgring und hat dort mit
mehreren Fahrern das Training aufgenommen. Offiziell
be=
ginnt das Training am Mittwoch, den 24. Juli. Die
offi=
ziellen Trainingszeiten für Mittwoch, Donnerstag und Freitag
ſind die Zeit von 9 bis 12 Uhr vormittags von 15 bis 18 Uhr
nachmittags, am Samstag, den 27. Juli, von vormittags 9
bis 14 Uhr nachmittags.
Sporklikerakur.
Der Großkampf in Hohenſtein=Ernſtthal der Große
Mo=
torradpreis von Deutſchland”, iſt vorüber. Es war
ſehr ſchwer, wenn nicht gar unmöglich, über den Ausgang dieſes
Rennens irgendwelche Vorausſagen zu machen, da in Hohenſtein=
Ernſtthal die Elite ſowohl der internationalen Fahrer als auch
der Maſchinen an den Start ging. Heft Nr. 29 von „Motor
und Sport” bringt einen Großbericht über dieſes
intereſſan=
teſte deutſche Motorradrennen. Im Rahmen der
Motorradprü=
fungen enthält das Heft einen Prüfungsbericht über die kleine
Triumph RL. 200 und RL. 30. In dem Artikel „Vernachläſſigte
Schmierſtellen” erhält der Kraftfahrer wertvolle Winke zur Pflege
ſeines Fahrzeuges. Ein Reiſebericht „Kennen Sie den Kuhſtall?”
führt in die Sächſiſche Schweiz. Dazu kommt der übliche reiche
Inhalt techniſcher, touriſtiſcher, juriſtiſcher und allgemeiner Art,
der der Zeitſchriſt „Motor und Sport” ihr Gepräge gibt.
Erhält=
lich: am Kiosk, im Buchhandel oder direkt vom Vogel=Verlag,
Pößneck (Thür.). — Heft 50 Pf.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Donnerstag, 18. Juli
5.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Hamburg:
Morgenmuſik. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00:
Waſſer=
ſtand, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Bad
Sooden=Allendorf: Frühkonzert. 9.00: Nur Trier und
Koblenz: Werbekonzert. 9.15: Nur Trier und Koblenz:
1. (9.15): Lieder für Sopran. 2. (9.30): Werke von
Co=
relli und Bach. 3. (9.45): Drei Lieder von Joſ. Kröll=
Trier 10.00: Sendepauſe. 10.45: Prakt. Ratſchläge
für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25:
Meldungen. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: München: Mittagskonzert. Ltg.: Hans A. Winter.
Dazw. 13.00: Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15:
Wirtſchaftsbericht. 14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40:
Wetter. 14.45: Sendepauſe. 15.00: Nur Frankfurt:
Nachr. 15.15: Kinderfunk: Wir fahren, wir fahren im
Automobil!
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Kunſt und Glaube. Briefe
für ſchöpferiſche Menſchen. 16.45: Die Kulturhöhe
unſe=
rer germaniſchen Vorfahren. 17.00: Bad Homburg:
Nach=
mittagskonzert. 18.30: Der deutſche Menſch und die
Technik. Von Wilhelm Gulde. 18.55: Meldungen.
19.00: Vom Deutſchlandſender: Reichsſendung. Das Wort
des Führers. 10 Jahre Hitler „Mein Kampf”. 19.50:
Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachrichten. 20.10: Dresden:
Muſikaliſches Feuerwerk. In ſprühenden, funkelnden
Ton=
kaskaden. 21.00: Hamburg: Und abends wird getanzt.
22.00: Zeit, Nachrichten. 22.15: Wetter, Nachr., Sport.
22.20: Die Landſchaft ſpricht. Der Weſterwald. 23.00:
Stuttgart: Reichsſendung. Zeitgenöſſiſche Muſik. 23.30:
Berlin: Tanz in den Dünen. Schuhe ausſchütten. 24.00:
Nachtkonzert.
OMistien dnusäusnn
Donnerstag, 18. Juli
Reichsſendung: 19.00: Das Wort des Führers.
10 Jahre Hitler „Mein Kampf”. 23.00: Zeitgenöſſiſche
Muſik. Klavierkonzert B=Moll, Werk 7, von H. Wedig.
Frankfurt: 20.10: Muſikaliſches Feuerwerk in
ſprü=
henden, funkelnden Tonkaskaden.
Berlin: 20.10: Tanz in den Dünen — Schuhe
aus=
ſchütten.
Leipzig: 21.00: Sprung aus dem Alltag. Rheiniſche
Komödie von Heinr. Zerkaulen.
Bukareſt: 20.15: Fauſt, Oper von Gounod.
Straßburg: 20.30: Wiener Muſik.
Mailand: 20.40: Bunte Muſik.
Luxemburg: 20.40: Unterhaltungsmuſik.
Warſchau: 21.00: Orcheſter und Geſang.
London: 22.10: Moderne Tanzmuſik.
Kopenhagen: 22.35: Sinfoniekonzert.
Budapeſt: 22.50: Zigeunermuſik.
Wekkerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die Zufuhr weſtlicher vom Meere kommender Luftmaſſen,
die in ſchwachem Maße ſchon ſeit einigen Tagen aufgekommen
war, hat ſich durch eine erhebliche Verſtärkung des Druckgefälles
im Laufe des Mittwochs geſteigert. Dadurch wird jetzt kühlere
Luft raſcher in das erhitzte Feſtland geleitet. Sie führte am
Mittwoch abend im norddeutſchen Küſtengebiet zu ſtärkerer
Ge=
wittertätigkeit. Bei uns wird es vorausſichtlich erſt am
Don=
nerstag, wenn wieder ſtärkere Tageserwärmung eintritt, zu
lebhafter Schauer= oder Gewittertätigkeit kommen. Bei
fortſchrei=
tender Abkühlung wird die Wetterlage unbeſtändiger, bleibt aber
vorerſt noch überwiegend freundlich.
Ausſichten für Donnerstag: Vielfach noch aufgeheitert und gegen
Mittag wieder ziemlich ſchwül, aber dann ſtärkere
Gewitter=
bildung und Schauertätigkeit, lebhaftere Winde aus Weſt bis
Nordweſt.
Ausſichten für Freitag: Fortdauer des unbeſtändigen, aber
im=
mer noch aufheiternden Wetters, im ganzen kühler.
Donnerstag, 18. Juli
GeſſNeueſte Nachrchten
Aus Deutſchlands Waſſerhaushalt.
Abfallſtoffen verunreinigen. Gut angelegte
Quellwaſſerverſor=
gungen müſſen deshalb in einem beſtimmten Flächenausmaß von
Fragen der öffenklichen Waſſer=
Schongebiet umgeben werden, dem menſchlicher und tieriſcher Zu=
verſorgung.
Die Bewirtſchaftung unſerer Waſſerquellen
und =vorräte iſt wegen des Volkreichtums Deutſchlands von
allergrößter Bedeutung. Wir ſchöpfen Grundwaſſer,
Oberflächen=
waſſer, Quellwaſſer und ſind reich an Waſſerſtraßen. Grundwaſſer
heißen wir die Waſſeranreicherung in waſſerführenden Schichten
unter der Erdoberfläche. In Flußbettläufen, wo
Oberflächen=
waſſer einſickert, befindet es ſich im waſſerdurchläſſigen Erdreich.
Die große Zahl unſerer Flüſſe mit ihren fruchtbaren Tälern
iſt die Quelle für die Waſſerverſorgung der anſiedelnden
Bevöl=
kerung. Die dichte Beſiedlung gerade ſolcher fruchtbaren
Fluß=
täler mit Induſtrien hat die Anforderungen, die die Hygiene
un=
ſeres Lebens und unſere Wohnverhältniſſe ſtellen, immer mehr
anwachſen laſſen, ſo daß ſich in vielen Fällen ſchon ein Mangel —
an ausreichendem Nutz= und Trinkwaſſer unangenehm fühlbar
macht. Ja, es hat ſich in manchen Gebieten ſogar ſchon eine
Ver=
armung des Bodens an Grundwaſſer bemerkbar gemacht. Man
iſt deshalb dazu gekommen, auf techniſchem Wege eine
künſt=
liche Grundwaſſeranreicherung durchzuführen.
Die Notwendigkeit eines ſolchen Vorgehens, wird durch die
Gefahr beſtimmt, der die Bewirtſchaftung eines Bodens durch die
Senkung des Grundwaſſerſpiegels ausgeſetzt wird. Durch den
ſtändig ſtark anſteigenden Bedarf an gutem Trink= und
Nutz=
waſſer und durch die Grenzen, die der Waſſerſchöpfung durch eine
richtige Bodenbewirtſchaftung und =bewäſſerung geſetzt ſind,
ent=
ſtehen die Fragen und die Probleme der öffentlichen
Waſſerverſorgung.
Welche Gemeinden haben überhaupt eine neuzeitliche
Waſſer=
verſorgung? In der Berufsgenoſſenſchaft der Gas= und
Waſſer=
werke ſind rund 4000 Waſſerwerke zuſammengefaßt. Nach
den Aufzeichnungen der Wirtſchaftsgruppe Gas= und
Waſſerver=
ſorgung werden in 734 Waſſerwerken jährlich 1 620 000 000
Kubik=
meter Waſſer erzeugt, die etwa 33,4 Millionen Bewohner mit
Waſſer verſorgen. Dabei wurden etwa 70 Prozent dieſer Anlagen
ſtatiſtiſch erfaßt. Nach Angabe des Statiſtiſchen Reichsamtes ſtehen
aber den rund 4000 Waſſerwerken, die nur zum Teil auf den
Stand neuzeitlicher Technik gebracht ſind, 50 904 im Reichsgebiet
vorhandene Gemeinden gegenüber. Die Möglichkeiten zur
Ar=
beitsbeſchaffung auf dieſem Gebiet liegen auf der
Hand. In Württemberg, das zum großen Teil ein ſehr
waſſer=
armes Gebiet iſt, liegen die Verhältniſſe günſtiger wie im
Reichs=
durchſchnitt. Denn von 1879 Gemeinden haben 1576 (84 Prozent)
neuzeitliche Waſſerverſorgung.
Die Faſſung von Quellen und ihre Ausnutzung iſt die älteſte
Form der Waſſerverſorgung. Jedoch iſt Quellwaſſer hygieniſch
nicht immer ganz einwandfrei, ſo unwahrſcheinlich dies auch
klin=
gen mag. Der Grund liegt darin, daß zu Quell= oder
Ober=
flächenwaſſer beiſpielsweiſe Sickerwaſſer von Viehweiden oder
Siedlungen ſtoßen können, die es mit menſchlichen oder tieriſchen
Der Reichsbankausweis
für die zweite Juliwoche.
Der Status der Reichsbank hat auch heute wie in der zweiten
Juliwoche eine normale Entlaſtung aufzuweiſen. Iſt auch die
Werminderung der Kapitalsanlage der Reichsbank um 93,8 Mill.
RM. auf 4280,8 Millionen RM. in der Berichtswoche an ſich
ge=
ringer als in der gleichen Woche des Vormonats, ſo iſt doch die
Weſamtabdeckung der Ultimobeanſpruchung des Noteninſtituts im
Juli mit 68,3 v. H. gegen 59,0 v. H. Mitte Juli ſtärker. Im
einzelnen haben die Beſtände an Handelswechſeln und Schecks um
B8,8 auf 3570,3 Millionen RM. abgenommen, dagegen die
kurz=
friſtigen Anlagen, die Lombardforderungen um 3,0 auf 48.1 Mill.
RM., Reichsſchatzwechſeln um 1,5 auf 1,7 Millionen RM., eine
Kleinigkeit zugenommen. Ferner ſtiegen die Beſtände an
beckungsfähigen Wertpapieren um 0,3 auf 2336,0 Mill. RM. und
an ſonſtigen Wertpapieren um 0.2 auf 3246 Millionen RM. an.
Auf der anderen Seite erhöhten ſich die Giroguthaben um 25.1
auf 742,9 Millionen RM., und zwar entfällt die Zunahme teils
auf die öffentlichen, teils auf die privaten Gelder. Die
Steige=
rung bei den öffentlichen Giroguthaben dürfte mit dem
Umſatz=
ſteuertermin am 10. ds Mts. in Zuſammenhang ſtehen. Die
Ab=
mahme der ſonſtigen Aktiven um 111 auf 655,1 Mill. RM. beruht
Fum Teil auf dem Abfluß von 8,9 Mill. RM. Rentenbankſcheinen
en den Verkehr. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf beträgt am
15. Juli 5681 Mill. RM. gegenüber 5616 Mill. RM. Mitte Juni
Os. Js. und 5523 Mill. RM. am 15 Juli 1934. Das
bemerkens=
werteſte iſt eine Zunahme der Beſtände an Gold und deckungs=
Fähigen Deviſen im Laufe der Berichtswoche um 12,5 auf 102,3
Mill. RM., wobei im einzelnen die Goldbeſtände um 8,1 auf 93,9
Mill. RM., die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 4,4 auf
B.4 Mill. RM. ſtiegen. In beiden Fällen iſt die Erhöhung auf
einen Eingang von Ruſſengold zurückzuführen, von dem ein Teil
ſim Ausland verblieb und an ſeiner Stelle Deviſen hereinkamen.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Neue unverzinsliche Schatzanweiſungen. Zur Befriedigung
Des Anlagebedarfes wurden am Dienstag neue unverzinsliche
Schatzanweiſungen mit Fälligkeit zum 16. Juli 1936 begeben.
Konſervenfabrik Joh. Braun A.=G., Pfeddersheim b. Worms.
Die Geſellſchaft hat, wie wir erfahren, 1934/35 (30. April)
men=
genmäßig ihren Umſatz ſehr gut behaupten können. Die Preiſe
waren allerdings noch unzureichend, ſo daß ſich das diesjährige
Ergebnis etwa im Vorjahresrahmen hält (im Vorjahre Verluſt
won 13825 RM., der aus dem Gewinnvortrag von 20 248 RM.
gedeckt wurde, ſo daß noch 6423 RM. Gewinn vorgetragen wur=
Sen). Auch für 1934/35 bleibt die Geſellſchaft entgegen vielfacher
Erwartungen wieder dividendenlos.
Produkienmärkte.
Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim
vom 16. Juli. Sauerkirſchen 33—41, Johannisbeeren rot 19—22,
Bohannisbeeren ſchwarz 24—27 Stachelbeeren 10—24, Himbeeren
7:2—38, Heidelbeeren 30—31, Pfirſiche 30—46. Aprikoſen 42—50,
Pflaumen 35—36, Zwetſchen 36—40, Spillinge 34—37, Birnen
2—30, Bohnen 11—14 Pfg. pro Pfund. Anfuhr 350 Zentner,
Nachfrage gut.
Frankfurter Getreidemarkt vom 17. Juli. Der Frankfurter
Setreidegroßmarkt lag heute nahezu geſchäftslos. Umſätze fanden
nicht mehr ſtatt. In Futtergerſte wurden keine Notierungen
miehr vorgenommen. Es notierten: Weizen W 9 210,00, W 13
14,00, W 16 218,00; Roggen R 9 170.00, R 13 174,00, R 15
78,00; Hafer H 13. 170,00, H 14 172,00: Weizenmehl W 13 27,70,
P 16 28,15; Roggenmehl R 13 Type 997 23,80. R 13 Type 815
4,30, R 15 Type 997 24,20, R 15 Type 815 24,70 (plus 50 Pfg.
Frachtausgleich); Weizennachmehl 16.75; Weizenfuttermehl 13,25,
Weizenkleie W 13 10,92. W 16 11.13: Roggenkleie R 13 10.20,
R 15 10/44 (Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation); Soyaſchrot
3,00; Palmkuchen 13,30: Erdnußkuchen 14,50 (Fabrikpreiſe ab
ſädd. Fabrikſtation); „Treber 16,75: Heu neuer Ernte 5,50.
Viehmärkke.
Frankfurter Pferdemarkt vom 17. Juli. Der Auftrieb war,
wie ſtets im Juli, gering; es ſtanden nur rund 250 Tiere aller
Gattungen zum Verkauf. Das Geſchäft war zufriedenſtellend und
ſeereits gegen Mittag war der Markt geräumt. Die Preiſe lagen
ſtöher als im Vormonat. Für die importierten ungariſchen
Ar=
beitspferde wurden Preiſe zwiſchen 1100—1300 RM. je Stück
be=
ahlt. Fette Schlachtpferde 1. Qualität erzielten 35—38 RM.
und 2. Qualität 29—31 RM. je 50 Kilogramm Schlachtgewicht.
tritt verſagt iſt. Techniſch iſt vor der Faſſung einer Quelle ihre
Ergiebigkeit in jahrelangen Beobachtungen feſtzuſtellen, denn nur
die Mindeſtergiebigkeit kann als Rechnungsgrundlage des
Bau=
projektes verwendet werden.
Anders iſt es mit dem Quell= und Oberflächenwaſſer, das in
den Boden einſickert und als Grundwaſſer in den
Kieſelſandſchich=
ten unter der Erdoberfläche auf natürlichem Wege filtriert und
aufbereitet wird. In beſonders günſtig gelagerten Fällen kann
hier oft ſogar auf eine techniſche Aufbereitung des Waſſers
ver=
zichtet werden.
Der Bedarf der ſtatiſtiſch erfaßten Waſſerwerke wird zu 9
Prozent mit Quellwaſſer, 14 Prozent mit Oberflächenwaſſer und
77 Prozent mit Grundwaſſer gedeckt. Der weitaus größte Teil
an Nutz= und Trinkwaſſer wird alſo in Deutſchland aus
Grund=
waſſer gewonnen. Daß auch das Grundwaſſer ſorgfältig
bewirtſchaftet werden muß, beweiſen die Verhältniſſe
in Norddeutſchland. Dort werden diejenigen Mengen, die man
dauernd dem Boden aus dem Grundwaſſerſtrom entziehen darf,
mit 1 Million Kubikmeter geſchätzt. Die Nichtbeachtung dieſer
Forderung hat bei manchen Großſtadtverſorgungen ſchon den
Grundwaſſerſpiegel geſenkt und ſo eine Gefahr für die
Bodenkultur des betreffenden Landesteiles
heraufbeſchwo=
ren. In ſolchen Gebieten greift man dann zu einer künſtlichen
Waſſeranreicherung mit Filterungs= und Aufbereitungsanlagen.
Die Filterung und Aufbereitung des Waſſers hat ſich auf die
Ent=
fernung von Eiſen und Mangan, die für die Maſchinen der
Waſ=
ſerwerksanlagen ſchädlich ſind, und auf die Vernichtung von
bak=
teriologiſchen Anreicherungen zu erſtrecken. Außerdem müſſen alle
groben und feinen Schwebeſtoffe aus dem Waſſer durch
Abſitzen=
laſſen in großen Klärbecken entfernt werden.
Mit dem Ausbau ſo umfangreicher Waſſerverſorgungsanlagen
kann in manchen Fällen auch die Stromerzeugung aus
Waſſerkraft verbunden werden. Als Beiſpiel ſei die
Harz=
waſſerverſorgung angeführt. Dort wird aus den verſchiedenen
Quellen das Waſſer in Talſperren geſammelt und geſpeichert.
Hierbei ſchlagen ſich die mechaniſchen Verunreinigungen nieder.
während das Waſſer für plötzlichen Spitzenbedarf im Kraftwerk
bereitgehalten wird. Die Talſperren ſind ſo hoch angelegt, daß
das aus den Sperren abfließende Waſſer mit einem genügenden
Gefälle in die Turbinen ſtürzt.
Der Grundwaſſerreichtum Deutſchlands iſt, wie ſchon
angedeu=
tet, auf die vielen Flüſſe zurückzuführen. Eine
Beſonder=
heit der deutſchen Waſſerkunde iſt es, daß dieſe zumeiſt vom Süden
nach Norden und Nordweſten ihr Gefälle haben und ihre
Waſſer=
ſcheiden, ihr Urſprung nicht auf deutſchem Boden liegen. Die
Oberläufe ſind daher in der Regel kurz, während die Mittel= und
Unterläufe verkehrstechniſch und wirtſchaftspolitiſch Möglichkeiten
ſchenken, um die wir beneidet werden. Die Bedutung der
Waſſer=
wirtſchaft liegt alſo einmal in der Aufgabe zur Schaffung
neu=
zeitlicher Waſſerverſorgungen und zum anderen Teil in der hohen
Verkehrskraft unſerer Ströme.
Errichkung einer überwachungsſkelle für Edelmekalle
Im Deutſchen Reichsanzeiger Nr. 163 vom 16. Juli 1935 iſt
eine Verordnung über die Errichtung der Ueberwachungsſtelle für
Edelmetalle vom 12. Juli 1935 veröffentl cht. Zur Ueberwachung
und Regelung des Verkehrs mit Edelmetallen, die bisher zur
Zuſtändigkeit der Ueberwachungsſtelle für Waren verſchiedener
Art gehörten wird in Anlehnung an die Reichsbank, Berlin, eine
beſondere Ueberwachungsſtelle für Edelmetalle
errichtet. Die Ueberwachungsſtelle hat auf ihrem Gebiet die
glei=
chen Aufgaben und Befugniſſe wie die bereits beſtehenden
Ueber=
wachungsſtellen. — Zur Zuſtändigkeit dieſer neuerrichteten
Ueberwachungsſtelle gehören nach der gleichzeitig im
Reichsanzei=
ger veröffentlichten vierten Bekanntmachung über die Aenderung
der Zuſtändigkeit von Ueberwachungsſtellen vom 12. Juli 1935:
Feingold, Platin und die ſogenannten Platinmetalle, Feinſilber
ſowie Abfälle und Legierungen dieſer Metalle und ferner Waren,
ganz oder teilweiſe aus Gold, Silber oder Platin. — Zum
Reichs=
beauftragten für Edelmetalle und Leiter der neuerrichteten
Ueber=
wachungsſtelle hat der Reichswirtſchaftsminiſter den
Reichsbank=
direktor i. R. von Schaewen ernannt.
Berliner Kursbericht
vom 17. Juli 1935
Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban=
Hapag
Nordd. Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
DeutſcheCont. Ga4
Deutſche Erdöl
Mff
93
93
33.75
37
45.75
127
117
122.25
15s.5
137.5
112
iei He
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und /
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
erf
153
128.5
112.25
106.125
150
93
128.5
100.75
122
90.625
75.75
Weee
Rütgerswerte
Salzdetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Bere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Bert. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Wer1e
Lindes Eismaſch.
VogelZelegr. Draht
Wanderer=Werke 11
7
120
195.5
35.5
gs
126.875
97.875
11.625
122
55
131
126.75
143
Die Berliner Börſe ſetzte geſtern wieder überwiegend
feſter ein, doch blieben die Notierungen teilweiſe hinter den
vor=
börslich genannten Kurſen zurück. In verſchiedenen Märkten
be=
merkte man kleinere Rückkäufe des Publikums. Auch für Farben
(plus 1½ Prozent) war das Intereſſe etwas größer. Da
irgend=
welche Gründe, die die neuen Befeſtigungen der letzten Tage
recht=
fertigen, nicht vorlagen, zumal der Rentenmarkt weiter
vernach=
läſſigt bleibt, ſchwächte ſich die Tendenz nach den erſten Kurſen
allgemein etwas ab. Man verwies auf die kürzlichen Warnungen
des Börſenvorſtandes und glaubte, daß neue ungerechtfertigte
Befeſtigungen am Aktienmarkt, die die Kapitalmarktpolitik der
Regierung ſtören, ſich auf die Dauer nicht behaupten können.
Starke Beachtung fand der im Verlauf der Börſe bekannt
wer=
dende Reichsbankausweis, der an Gold und Deviſen einen Zufluß
von faſt 12½ Millionen RM. aufweiſt. Charakteriſtiſch war, daß
Reichsbankanteile, in denen der vortägliche Käufer nicht mehr
im Markte erſchien, 2½ Prozent niedriger einſetzten. Dieſe
Ab=
ſchwächung verſtärkte die anfangs zitierten ſkizzierten
Erwägun=
gen. Tagesgeld erforderte 3—3½ Prozent. Am Valutenmarkt
war der franzöſiſche Franken nach Verkündung des franzöſiſchen
Deflationsprogramms allgemein befeſtigt. Der Verlauf war
wei=
ter ſchwach. Der Privatdiskont blieb unverändert 3 Prozent.
Die Rhein=Mainiſche Börſe eröffnete bei allerdings
ſehr kleinen Umſätzen zumeiſt etwas freundlicher. Nach den erſten
Kurſen war aber die Haltung überraſchend ſchwächer, da Abgaben
in teilweiſe größeren Beträgen erfolgten, ohne daß hierfür
zu=
nächſt ein Grund bekannt wurde. Die Aufträge aus dem
Publi=
kum waren klein und die Kursgeſtaltung am Aktienmarkt war
ziemlich uneinheitlich. Am Rentenmarkt war die
Geſchäftstätig=
keit gering, auch die Kursveränderungen hielten ſich in engen
Grenzen. Im Verlaufe ſtockte das Geſchäft faſt vollkommen, da
nach den Abſchwächungen, die man auf größere Abgaben von
Berlin zurückführte, allgemein Zurückhaltung herrſchte. Die Kurſe
bröckelten zumeiſt etwas ab. Der Rentenmarkt blieb ſehr ſtill
und unverändert. Tagesgeld war wieder gefragt und wurde auf
3 (2½) Prozent erhöht.
An der Abendbörſe herrſchte mangels Anregungen
Geſchäfts=
ſtille, und die Kurſe lagen im Vergleich, zum Berliner Schluß
meiſt nur knapp behauptet. Verſchiedentlich erfolgten nach den
Abſchwächungen im Mittagsverkehr weitere kleine Abgaben, doch
wurde das herauskommende Material auf ermäßigte Baſis
auf=
genommen. In den meiſten Fällen hatten die Kurſe nominelle
Notiz. Etwas niedriger lagen u. a JG Farben mit 152½
(153½), Scheideanſtalt mit 234 (234½), AEG. 45¾ (45½),
Me=
tallgeſellſchaft 115 (115½). Der Rentenmarkt lag ebenfalls ſtill,
aber freundlich.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Roheiſengewinnung im Deutſchen Reich betrug
im Juni 1935 (30 Arbeitstage) 979 386 To gegen 1001 308 To.
im Mai d. J. (31 Arbeitstage). Arbeitstäglich wurden im Juni
1935 durchſchnittlich 32 646 To. erblaſen gegen 32 300 To. im Mai.
Vom 24. Auguſt bis 1. September 1935 wird in Neunkirchen
die erſte Braune Meſſe im Saarland abgehalten werden.
Die letzte Schafzählung ergab, daß es in ganz
Süd=
deutſchland rd. 580 000 Schafe gibt. Davon entfallen auf Bayern
etwa 360 000, auf Württemberg 140 000, auf Baden und Heſſen
je 40 000.
Präſident Rooſevelt hat verſichert, daß die Silberpolitic
der Vereinigten Staaten keinerlei Aenderung erfahren
habe. Das amerikaniſche Schatzamt werde auch weiterhin Silber
aufkaufen, und zwar ſolange, bis ſein Silberbeſtand ein Viertel
des Wertes des Goldbeſtandes erreicht haben werde.
rnRe
Stellvertr. Haupiſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudol Mauve; uur den Schlußdienſt;
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feuilleion und die
Gegenwart”: Dr. Herbert Netie; für=Reich und Ausland” 1. V. Karl Böhmann;
für den Handel: t. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. V. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Deviſenmarkt
vom 17. Juli 1935
D
1.0i9
2.474
Surmſtädter und Karionatbant Surinftadt, Wilinte der Brescher Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 17. Juli 1935.
Kee
„ Gr. IIp. 1934
1935
1936
„1987
„ 1938
Gruppel ..1
6% Dtſch. Reichsanl.
6½%Intern.,p. 30
4½%Baden „v. 27
4½%Bayern v. 27
4½%Heſſen.. v. 28
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4½% Preuß. v. 28
4½% Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
5% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......!"
2 Dt. Reichspoſt=
Schätze
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Dtſch. Anl. Ausl.
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bietsanleihe ....
4 ½%Bad.=Baden
4½%Berlin ,v. 24
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4½%Dresden v. 26
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4½ %Mannheim27
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/½ %Heſſ. Landesb
½% Goldobl.
½% Heſſ.
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Nomm.=Obl. . .
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Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% ;Goldoblig.!
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Br. Girozentr. f.
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4½% desgl. R.12)
4½% Kaſſ.
Landes=
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4½%Naſl.
Landes=
bank Goldpfb..
5½% Lig.-Obl.
Ot. Komm.
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mel=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser. 1116
FAust. Ser. 11/ 130.5
Di. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Oyp.B.
Lig.-Pfbr 101.4
4½, % Frf. Hyp.=B
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4½% Goldoblig./ 93.5
4½%0 Friſ. Pfbr. B.,
5½% „ Lic.=Pfr.
4½%Mein. Hyp. B.
6½% „ Lig.=Pfr. 101‟
4½% Pfälz. Hyp. B.
Lia.=Pfb.
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4½% Rh. Hyp.=Bi.! 96.5
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(red.=Ban!
5½% „Lig.-Pfbr. 101.7
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58 „ RM.=Anl.
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Zeliſtoff.
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J. G. Chemie, Baſel
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Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr. ..
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Dt. Gold=u. Silber;
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Dortm. Ritterbräu
Dnckerhoffé Widm.
Eichbaum=Werger.
Elet tr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraf
Enzunger Union ..
EſchweilerBergwer!
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabril.
Faber & Schleicher.
Fahr Gebrüder.. .!.
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Zetter)
Felt & Gutlegume 11097
Fran furter Hof.
Gel.f.eletr. untern.
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Katzier.
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrft. 1101.75
Hanauer Hofbräuh.
Hanſwerie Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!1
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119.5
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Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co.
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Lech, Augsburg
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Mansfeld. Bergb.
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Miag, Mühlenbau
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Eleitr. Stamm
Stahlwerte...!
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Roeder, Gebr. ...!"
Rütgerswerte
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Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr.!
Schuckert, Eleltr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halsfe. 1
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Weſteregeln Kali.
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Berl. Handelsgeſ.
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Dt. Bank u. Disc.
Dt. Eti. u. Wechſel
Dresdner Bank
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Syp.=Bank
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Reichsbani=Anl. .!.
Rhein Kyp.=Bank.
Südd. Bod.-Ur. Bk.
Württ. Notenbouk.
A.-G.f. Verkehrsw.
Allg. Lptalb. Kraftw
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Hapag.
Lübeck=Büchner.
Nordd.=Lloyzd
Südd Eiſnnb.=Geſ.
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung.
Verein. Verf. /262,75
Franiona Rück=u.Wl1
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79.75
37.25
82
213
133
18.5
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 18. Juli 1935
ROMAN VON WOLEGANG MARKEN
(44
Sien erzählt, daß er von Wang deſertiert ſei. Er zeigt ihnen
ſeinen geſchundenen Rücken, die fürchterlichen Schläge und die
Striemen.
Auch der Poſten vor dem Tor wird durch den ſtärkeren Lärm
angelockt und betritt den Wachtraum.
Wieder ſchafft Sien Gelegenheit, daß Margarete
vorbeiſchlüp=
fen und durch das Tor ins Freie gelangen kann.
Sie eilt die alte Heerſtraße nach Si=nong entlang, ſo raſch
ſie ihre Füße zu tragen vermögen. Bald kann ſie das ſchärfſte
Auge nicht mehr in der Dunkelheit erkennen.
Sien hat Schwierigkeiten, loszukommen. Man behält ihn
ſcharf im Auge.
Diesmal muß Geld helfen.
Er ſteht jetzt mit dem Wachtpoſten am Tor und unterhält ſich
mit ihm. Der Soldat ſtammt aus der Mandſchurei, und das
Schickſal hat ihn ſchon tüchtig herumgeſtoßen.
„Tu=itſe”, ſagt Sien, nachdem er ſeinen Namen erfahren hat.
„Weißt du, was General Hu getan hat?”
Nein, Tu=itſe weiß es nicht, er ſchüttelt ſtumm den Kopf.
Da erzählt ihm Sien von Hus Greueltat, und der einfache
Menſch iſt entſetzt.
„Ich gehe wieder zurück zu Wang”, erklärt Sien. „Komm”
mit! Ich gebe dir zehn Taels!”
Der Soldat ſieht ihn ungläubig an.
„Verſteh’ mich recht, Tu=itſe, wenn General Wang die Stadt
beſetzt, dann läßt er uns über die Klinge ſpringen. Komm” mit
zu Wang! Zehn Taels und gute Behandlung!”
Der arme Teufel hat noch nie in ſeinem Leben zehn Taels
beſeſſen. Er überlegt nicht lange, nickt zuſtimmend und wirft
einen vorſichtigen Blick nach der Wachtſtube.
Jetzt gilt’s!
Sie ſind unbeobachtet; man muß es wagen.
Da ſpricht der wackere Tu=itſe: „Meine Kameraden würden
ſicher auch zu Wang gehen, aber du haſt ihnen deine Striemen
gezeigt. Sie denken, daß Wang noch ſchlimmer iſt als Hu.”
„Mit den Striemen habe ich mir Hus Vertrauen erkauft.
So ſehr ſie auch ſchmerzten, ich mußte ſie mir ſchlagen laſſen,
Tu=
itſe! Sag” deinen Kameraden, daß ſie mit uns kommen ſollen
zum Heere der Regierung. Und ich will jedem fünf Taels geben!“
Tu=itſe trottet mit Sien ab.
Der Tollkühne weiß, daß ſich jetzt ſein Schickſal entſcheidet.
Und das Schickſal entſcheidet für ihn.
Die Soldaten ſind bereit, mit ihm zu den Regierungstruppen
überzutreten. Sie laſſen ihn vorſichtshalber noch den heiligen
Eid der Chineſen ſchwören, daß er ihnen das verſprochene Geld
geben wird.
Sien ſchwört, dann ziehen ſechs chineſiſche Soldaten mit ihm
durchs Tor, das ſie hinter ſich verrammeln.
Der Marſch nach dem Lager General Wangs wird angetreten.
Sien und ſeine Gefolgſchaft, die Margarete bald eingeholt
hatten, ſtrebten gerade mit dem Mädchen dem Lager der
Regie=
rungstruppen zu, als man im Zelt des Armeekommandos
folgen=
den Funkruf empfing:
„Sien teilt mit, daß er mit Schweſter Margarete aus dem
Palaſt entkommen und auf dem Wege zum Lager iſt. Er verläßt
die Stadt Lantſchou durch das Nordtor, benützt die Straße nach
Si=nong und bittet, Flugzeug zu ſenden. Er ratet ſofortigen
An=
griff auf die Stadt”.
Dieſe Meldung verſetzte Dr. Poeck wie auch General Wang
in einen förmlichen Freudentaumel.
Sofort wurde das Lager alarmiert.
Dr. Poeck weckte Fred Marſhall ſelber und ſchrie ihm die gute
Botſchaft ins Ohr.
Fred ſprang begeiſtert auf und lief ſofort nach ſeinem
Flug=
zeug.
Wie die ſchönſte Muſik klang ihm der Lärm des Propellers in
den Ohren. Myland war inzwiſchen ebenfalls verſtändigt worden
und brachte die ſchweren Mäntel mit. Beide kletterten hurtig in
das Flugzeug, das gleich darauf davonrollte und ſich wenige
Se=
kunden ſpäter leicht vom Boden erhob.
Marſhall hatte nach einer Viertelſtunde ſchon die Straße nach
Si=nong erreicht, und jetzt entdeckte er von oben einen kleinen
Trupp Menſchen, die dem Flugzeug lebhaft zuwinkten. Vorſichtig
ging Fred auf einem Acker nieder.
Im Nu waren Schweſter Margarete und ihre Begleiter bei
der Maſchine.
Margarete wurde rot vor Freude, als ſie in Freds
glückſtrah=
lende Augen ſah. Wie ein Kind freute er ſich. Auch Jonny
My=
land ſtand die Freude deutlich auf dem Geſicht.
Mit großer Begeiſterung wurden Margarete und Sien im
Lager begrüßt.
Dr. Poeck war ſo bewegt, daß er nicht ſprechen konnte.
Gene=
ral Wang hieß die deutſche Schweſter herzlich willkommen.
Bewunderung ſchwang in ſeiner Stimme.
Das war alſo das tapfere Mädchen, das ſeinem Volke ſo um
ſchätzbare Dienſte erwieſen hatte!
Beſcheiden ſtand Sien im Hintergrunde. Als man ihn dank
bar beglückwünſchen wollte, wehrte er lächelnd ab. „Es iſt mein
höchſtes Glück, daß ich den Engel Chinas aus den Klauen des
Tigers befreien durfte!” ſagte er einfach —
„Wie war es möglich, Schweſter, daß Sie in Hus Hände fie
len?” war Dr. Poecks erſte Frage, als ſie im Zelt
beiſammen=
ſaßen.
„Das weiß ich nicht!” antwortete Margarete der Wahrher)
gemäß. Aber ſie ſetzte ihm auseinander, wie die Entführung von
ſich gegangen ſein mochte.
Der Arzt aber hatte das Gefühl, daß ihm das Mädchen etwas
verſchwieg.
„Schweſter . . . Sie wiſſen mehr, als Sie mir ſagen!” drang
er in ſie.
„Kann ich ſo ſchlecht lügen?” lächelte Margarete.
„Ja, Margarete! Sie können es einfach nicht!”
„Nun, denn . . . ich weiß, wie es möglich geweſen iſt, daß ich
verſchleppt werden konnte. Aber ich werde ſo lange darüber
ſchweigen, bis dieſer Mann geſtellt iſt, der ſich General Hu nennt.”
„General Hu nennt?” Wang und Poeck ſprachen es wie aus
einem Munde aus.
„Ja, der ſich ſo nennt! Fangen Sie Hu, und ich werde ihm,
die Maske herunterreißen und der Welt ſein Geſicht offenbaren.
Entflieht er . . .. dann will ich Ihnen ſagen, wo Sie ihn faſſen,
können.”
„Gut, Schweſter! Behalten Sie Ihr Geheimnis für ſich.
Spre=
chen Sie, wenn Sie die Stunde für gekommen glauben! Der
Kampf beginnt! Das Flugzeug ſoll Sie indeſſen nach Schanghai
bringen. Ich bitte Sie, mir dieſen Wunſch zu erfüllen. Sie
brauchen Ruhe und Schonung, Schweſter.”
Aufregung in Lantſchou!
In den frühen Morgenſtunden hat man entdeckt, daß die
Wache des Nordtores deſertiert iſt.
Eiligſt wird dieſe Entdeckung dem Oberſten Nin=nin
mit=
geteilt.
Zu gleicher Zeit meldet das Feldtelephon von dem
vorgeſcho=
benſten Poſten, daß die Armee Wang ſich anſchickt, auf Lantſchou
vorzuſtoßen.
Oberſt Nin=nin begibt ſich ſofort zu General Hu. Der ſchläft
noch, aber er iſt im Nu auf den Beinen, als ſein Diener an ſein
Bett tritt.
„Was gibt es?‟
„Oberſt Nin=nin wünſcht Exzellenz dringend zu ſprechen!”
„Ich komme ſofort!“
(Fortſetzung folgt.)
Heute leizter Tag
So ein Mädel
vergißt man nicht
m. W. Forst,DollyHaas, 0. Sima
Nur noch 2 Tage
Warum lügt
Fräulein Käthe?
mit Dolly Haas,Alb. Schönhals,
Ida Wüst.
Nur noch heute und morgen
Die Frauen vom Tannhof
m. Paul Richter,Ursula Grabley
Beginn: 5.45, 6.00, 8.20 Uhr (V6421
Angenehm kühler Aufenthalt.
Operellen-Sommer-Spielzeit 1935
im ORPHEUM
Gastspiele der Hessischen Volksbühne
Donnerstag, den 18. Juli, abends 8½ Uhr
Eröffnungs-Vorstellung:
A2
„Polenblut‟
Operette in 3 Akten von Oscar Nedbal.
Baranski/ Kammersäng. Erich Lange, Berlin.
Helena: Erna Schieferdecker.
Preise der Plätze: 0.60, 0.90, 1.20, 1.50 RM.
(alles numeriert)
Vorverkauf: Verk.-Büro und Hugo de Waal.
Wer kennt den
Thylmannweg
oder die
Wormser Straße a
Wer es nicht weiß, lege sich den
Stadtplan von Darmstadt zu,
der eben in neuer Auflage
er-
schienen ist und nach wie vor
nur 50 Pfennig kostet. In allen
Buchhandlungen zu haben.
Verlag von Ludwig Saeng. (6415b
Noch heute und morgen!
Ein Film der tollsten
Sen-
sationen, ein phantastisch.
Zukunftsbild:
Den NEnR DiR UKI.
Regie: HARRY PIEL
SVBlLLE SCHMITZ
WALTER FRANK
Jugendliche ab 14 Jahre
zugelassen. (V6424
Woog, 17. Juli.
Waſſerhöhe, am
Pegel 3.69 Mtr.,
Luftwärme 230
Celſius,
Waſſer=
wärme vormitt.
7 Uhr 242 Celſ.
Woogspolizei=
wache.
Verloren
goldene Damen=
Armbanduhr
am
Mittwoch=
morgen.
Abzu=
geben geg.
Be=
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im Zimmer 23 des Stadthauſes, Erdgeſchob
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