Einzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 194
Mittwoch, den 17. Juli 1935
197. Jahrgang
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Darmſtädter und Natonalbani.
Starke Bedenken der engliſchen Regierung. — Die Regierung befürchket Erſchükkerung des Verkrauens
und Berzögerung der wirkſchaftlichen Erholung.
Zu revolukionär und zu koſtſpielig!
Begründung der Ablehnung in einem Weißbuch.
EP. London, 16. Juli.
Der große Arbeitsbeſchaffungsplan des ehemaligen
Miniſter=
präſidenten Lloyd George iſt nach eingehender Prüfung am
Mon=
kag abend vom engliſchen Kabinett in einer Sonderſitzung
end=
ſgültig abgelehnt worden. Die für dieſe Ablehnung maßgebenden
Gründe zuſammen mit den eigenen Plänen der Regierung für
Arbeitsbeſchaffung werden Anfang nächſter Woche in Form eines
Weißbuches veröffentlicht werden. Wie jedoch bereits jetzt verlau=
Eet, ſtützt ſich die negative Haltung des Kabinetts vornehmlich auf
zwei Punkte, nämlich erſtens darauf, daß die Finanzierung der
Pläne Lloyd Georges ſehr weſentliche Einkommenſteuererhöhungen
motwendig machen würde, und zweitens, daß die Ausarbeitung und
Die parlamentariſche Durchberatung der notwendigen geſetzlichen
Maßuahmen einige Jahre in Anſpruch nehmen müßten.
Lloyd George ſelbſt hat ſein Wiederaufbau=
Pro=
gramm, das nunmehr in den kommenden Wahlen eine große
Rolle ſpielen dürfte, noch am Montag der Preſſe übergeben.
Die=
ſes Programm, das in ſeinen Grundzügen auf den Erfahrungen
Deutſchlands in ſeinem Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit aufge=
Haut iſt, hat folgende Hauptpunkte: Belebung der
Land=
wirtſchaft, verbunden mit einer großzügigen Siedlungspolitik und
einer einheitlichen Zollpolitik für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe
ſtatt der bisherigen Kontingente; Straßen= und Wegebau,
verbun=
wen mit dem Ausbau der engliſchen Häfen, Flugplätze und
Tele=
whonlinien; ein einheitliches und großzügiges
Wohnungsbaupro=
gramm: Elektrifizierung der Eiſenbahnen und Umgeſtaltung der
engliſchen Stahl= und Eiſen=Induſtrie ſowie des Bergbaues, und
ſchließlich Entwicklung der überſeeiſchen Märkte mit beſonderer
Berückſichtigung der fernöſtlichen und kolonialen Gebiete.
Zur Finanzierung dieſes gewaltigen Programms ſoll eine
ſechzig Jahre laufende Anleihe in Höhe von 250 Millionen Pfund
rufgelegt werden.
Wie die Regierung, findet auch die Mehrzahl der
Morgen=
dlätter dieſes Programm, von dem Lloyd George behauptet, däß
damit die 2 Millionen Erwerbsloſen wieder in den
Produktions=
prozeß eingegliedert werden könnten, zu revolutionär und zu
loſtſpielig.
Preſſemeldungen zufolge hat die Regierung Bedenken
Fegen den Geſamtplan im allgemeinen und
regen viele Einzelheiten im beſonderen. — Nach
Unſicht der Regierung macht die nationale Erholung unter der
jetzigen Politik ſtetige und beträchtliche Fortſchritte, und die
amt=
iche Auffaſſung geht dahin, daß viele der Vorſchläge
Lloyd Georges das Vertrauen der
Oeffentlich=
leit erſchüttern, die Erholung verzögern und zu
iner Erhöhung det Zahl der Arbeitsloſen
füh=
ten würden. Es wird
erklärt, Lloyd. George
abe den während der
ſetzten vier Jahre
gemach=
ten Fortſchritten keine
genügende Beachtung
ge=
ſchenkt. Als Beiſpiel wird
angeführt, daß ſeit der
Brogrammrede Lloyd
Ge=
urges in Bangor im
Ja=
kuar d. J. die Zahl der
Beſchäftigungsloſen um
25000 geſunken ſei. Die
Behauptung, daß es viele
Eute Pläne für öffentliche
Arbeiten gebe, die nur
ruf die Finanzierung
war=
beten, wird von der
Re=
ierung entſchieden be=
Eritten. Sie iſt vielmehr
der Anſicht, daß es gerade
n wirklich rentablen
Blänen mangele. Von der
vorgeſchlagenen
Verſor=
ung der Eiſen= und
Stahl=, der Textil= und
der Kohlen=Induſtrie mit
Aufträgen wird keine
Wirkung auf die
Arbeits=
loſigkeit erwartet. Es
wird beſtritten, daß die
Stahlinduſtrie
gegenwär=
ſig unter einer Depreſſion
ide Gegen den Vorſchlag
er Gewährung
angemeſ=
e ner Penſionen vom 60.
lebensjahr ab wird
ein=
gewandt, daß dies eine
Eusgabe von 100
Millio=
nen Pfund Sterling
er=
ſordern dürſte. Die
frei=
mütige Unterſtützung des
Schutzollſyſtems durch
loyd George hat große
Beachtung gefunden, weil
er bei den letzten
Parla=
mentswahlen gegen die
Schutzölle aufgetreten iſt.
der Regierungsmitglieder im Falle ihrer Durchführung einen
ſchweren Schlag für die Dominions bedeuten. Es wird behauptet,
daß Neuſeeland allein ein Viertel ſeines Handels einbüßen würde.
Die Miniſter ſollen erklärt haben, ſie hätten aufrichtig gehofft.
wirklich brauchbare Vorſchläge zu erhalten und ſeien daher ſehr
enttäuſcht.
Die große engliſche Flokkenſchau.
EP. London, 16. Juli.
Auf der ſonnenglänzenden Fläche des Solent, der Meerenge
zwiſchen der Inſel Wight und dem Marinehafen Portsmouth, fand
am Dienstag nachmittag die große Flottenſchau ſtatt, mit der die
militäriſchen Darbietungen des Jubiläumsjahres ihren Abſchluß
finden. Etwa 160 Kriegsſchiffe, von den Rieſengroßkampfſchiffen
„Nelſon” und „Rodney” bis zu den modernſten Unterſeebooten —
die geſamte Nordſeeflotte, dazu das Mittelmeergeſchwader, ſowie
die von Reſerviſten bemannte Reſerveflotte, bildeten den Kern
einer Armada, wie ſie ſeit den Julitagen 1914 im Kanal nicht
mehr verſammelt geweſen iſt. In einer Reihe mit den
Kriegsſchif=
fen ankerten noch als Vertreter der Handelsflotte Ozeandampfer,
Fiſchdampfer und alle Arten von Schiffen bis hinunter zu den 5=
Tonnen=Jachten.
Die Flottenſchau begann mit einem Salut für den König und
die drei älteſten Prinzen des Königshauſes, als die königliche
Jacht „Victoria and Albert”, begleitet von zwei Kreuzern, den
Außenhafen von Portsmouth verließ. In einiger Entfernung
folg=
ten mehrere Kreuzer mit dem Marineminiſter und hohen
Beam=
ten des Miniſterium, Kabinettsmitgliedern und anderen
führen=
den Perſönlichkeiten. Auf der Reede angekommen, empfing der
König die zwölf Admirale, deren Standarten auf den
Kriegs=
ſchiffen flatterten, unter Führung des Kommandierenden
Ad=
mirals. Hieran ſchloß ſich die Vorbeifahrt der „Victoria and
Al=
bert” an den ankernden Schiffen, die bis 4 Uhr dauerte. — Den
nächſten Punkt des Programms bildete der Vorbeiflug der
Marineflugzeuge, mit dem die Flottenſchau ihr Ende fand. —
Ein=
ſchließlich der entlang dem Strand zuſammengedrängten Zuſchauer
dürften über eineinhalb Millionen Menſchen der Flottenſchau
bei=
gewohnt haben. Von London waren ſeit den frühen
Morgenſtun=
den Dutzende von Sonderzügen nach Portsmouth abgegangen, und
die an der Parade teilnehmenden Ozeandampfer, ſowie zahlreiche
Ausflugsdampfer hatten etwa 60 000 Perſonen an Bord.
Im Anſchluß an die Flottenſchau findet am Mittwoch
vormit=
tag im Atlantiſchen Ozean eine große Flottenübung ſtatt, an der
ſich ſämtliche Kriegsſchiffe beteiligen. Im Laufe dieſer Uebung
wird dem König auch das neue ferngelenkte Bombenflugzeug
vor=
geführt werden, wobei verſucht werden ſoll, dieſe Bombenflugzeuge
mit dem neuen, auf verſchiedenen Kriegsſchiffen bereits
montier=
ten Flugabwehrgeſchütz, über deſſen Einzelheiten nichts
bekannt=
gegeben wird, abzuſchießen.
Der Führer empfing die britiſchen Frontkämpfer.
* Kulkur und Ernährung.
Prof.
Von
Dr. v. Tyſzka.
Due, Vorſchläge über die Die Vertreter des engliſchen Frontkämpfer=Verbandes Britiſh Legion wurden am Montag vom Führer empfangen. Der Führer und Reichskanzler viel biologiſch hochwer=
Reform, der Landwirt= im Geſpräch mit Major Fetherſtone=Godley, dem Führer der engliſchen Frontkämpfer. Ganz rechts Botſchafter von Ribbentrop, Zweiter von tiges Eiweiß enthält; er
ſchaft würden nach Anſicht, links Kriegsopferführer Oberlindober und etwas weiter rechts der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß. (Preſſe=Illuſtration Hoffmann=M.) muß alſo außer pflanz=
Schon vor mehr als 100 Jahren hat der franzöſiſche
Philo=
ſoph Brillat=Savarin in ſeinem damals vielgeleſenen Werk „Die
Phyſiologie des Geſchmacks” den Satz aufgeſtellt: „Das Schickſal
der Nationen hängt von ihrer Ernährung ab.‟ Dieſer Ausſpruch
hat ſich bewahrheitet. Die Völker, die wirtſchaftlich, kulturell
und ziviliſatoriſch an erſter Stelle ſtehen, weiſen auch die beſte
Ernährung auf. Dieſer Zuſammenhang zwiſchen Kultu= und
Ernährung ſpiegelt ſich ſehr anſchaulich auf einer Landkarte
wider, in der man dieſe beiden Faktoren einträgt. Dann zeigt
ſich, wie parallel mit ſteigen r wirtſchaftlicher und damit
kul=
tureller und ziviliſatoriſcher Untwicklung die Ernährung beſſer
und gehaltvoller wird. Gehen wir nämlich von der Mitte
Euro=
pas, etwa dem 20. Längengrad öſtlich von Greenwich aus, dem
Meridian, der Oſtpreußen, Polen, die Tſchechoflowakei, Ungarn
und Jugoflawien je etwa in der Mitte ſchneidet, ſo wird die
Ernährung nach Weſten zu immer reicher an Fleiſch und anderen
tieriſchen Erzeugniſſen, fetthaltiger und der Zuckerverbrauch
ſteigt. Dagegen wird nach Oſten zu die Ernährung immer ärmer
an dieſen qualitativ wertvollen Nahrungsmitteln, immer ſtärker
wird der Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel, immer geringer
der Fleiſchverbrauch, ſowie der Fett= und Zuckergehalt der
Nah=
rung. Einige Zahlen, die ich meinen Unterſuchungen über die
Ernährung der Völker der Welt entnehme, mögen dies
illuſtrie=
ren. Auf 1000 der Geſamtkalorien kommen in Polen 220
ani=
maliſche d. h. tieriſche Produkte, in Italien 263, in Deutſchland
324, in Frankreich 330, in England 335 in den Vereinigten
Staaten von Amerika 413; dagegen in Rußland nur 200, in
Oſt=
aſien ſogar nur 36 bis 50. Der Fleiſchverbrauch allein zeigt
folgende Skala: Polen 110 pro Mille der Geſamtkalorien, Italien
125. Deutſchland 155. England 201, Vereinigte Staaten 215,
da=
gegen Rußland 105. Oſtaſien nur 3. Und die gleiche Tendenz
zeigt auch der Fett= und Zuckeranteil der Nahrung: Auf 1000
Kalorien entfallen Fette in Polen 210, in Italien 234, in
Deutſch=
land 282, in England 324, in den Vereinigten Staaten 373:
da=
gegen in Rußland knapp 200, in Oſtaſien 63. Und Zucker: Polen
41. Italien 48, Deutſchland 78, England 138. Vereinigten
Staa=
ten 167: daneben Rußland 38, Oſtaſien 23.
— Geht man den Urſachen des Zuſammenhangs zwiſchen
Kul=
tur und Ernährung nach, ſo wird offenbar, daß hier der
Ar=
beitsweiſe und Beſchäftigung der Völker eine ausſchlaggebende
Bedeutung zukommt. Völker, deren Angehörige in der
über=
wiegenden Mehrzahl in der Urproduktion, der Land= und
Forſt=
wirtſchaft, beſchäftigt ſind, die alſo ſchwere körperliche Arbeit zu
verrichten haben, ernähren ſich vorwiegend mit pflanzlichen
Er=
zeugniſſen; ihre Koſt weiſt einen ſehr hohen Verbrauch an
Vegetabilien auf, iſt aber arm an Fleiſch und Fett. Mit
zu=
nehmender Induſtrialiſierung treten jedoch immer mehr die
pflanzlichen Nahrungsmittel zurück, dagegen baſiert die Ernährung
in ſtärkerem Maße auf tieriſchen Erzeugniſſen, Fleiſch wird
bevor=
zugt, die Koſt wird fetthaltiger und der Zuckerverbrauch ſteigt.
Man kann in dieſer Hinſicht geradezu von einer Geſetzmäßigkeit
oder auch eine Rangordnung der Völker bezüglich der
Ernäh=
rung ſprechen: Je ſtärker ein Land durch=induſtrialiſiert iſt, in
je höherem Maße die menſchliche Arbeitskraft durch die Maſchine
erſetzt iſt, je größer der Anteil der Bevölkerung, der eine mehr
ſitzende und ſtehende Lebensweiſe in Büros, Kontoren oder
Maſchinenſälen hat. deſto
größer iſt auch der Anteil
animaliſcher
Nahrungs=
mittel und deſto
fett=
reicher iſt die Koſt.
Das iſt kein Zufall
und auch keine Laune
des Geſchmacks, ſondern
iſt pſychologiſch bedingt
durch die veränderte
Arbeits= und
Lebens=
weiſe. Der ſchwer
körper=
lich arbeitende. Menſch
kann ſeinen notwendigen
Bedarf an Eiweiß=, ein
Nährſtoff, der dem
Kör=
per den lebenswichtigen
Stickſtoff zuführt, — in
der Hauptſache durch
pflanzliche
Nahrungsmit=
tel decken. Die große
Menge Nahrungsmittel,
die er aufnimmt, liefert
ihm das notwendige
Ei=
weiß. Der überwiegend
geiſtig tätige Arbeiter iſt
aber infolge ſeiner mehr
ſitzenden oder ſtehenden
Lebensweiſe nicht
im=
ſtande, eine ſo große
Menge. Nahrungsmittel
zu ſich zunehmen, da er
nicht genügend
Gelegen=
heit hat, durch
Muskel=
tätigkeit ſich „
auszuarbei=
ten”; und der ſonntägliche
Sport, ſo begrüßenswert
er auch iſt, iſt doch nur
ein recht kümmerlicher
Erſatz. Sein
Eiweiß=
bedarf iſt dagegen infolge
ſeiner geiſtigen, Nerven
beanſpruchenden Tätigkeit
ein beſonders ſtarker. Er
iſt daher gezwungen, ſich
eine Koſt zu wählen, die
bei einer geringeren
Menge. Nahrungsmittel
Seite 2 — Nr. 194
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Juli 1935
lichen Nahrungsmitteln auch Fleiſch und andere tieriſche
Erzeug=
niſſe, wie Butter, Eier, Käſe in ausreichender Menge zu ſich
nehmen, wenn er ſich geſund und leiſtungsfähig erhalten will
Denn die tieriſchen Nahrungsmittel enthalten nicht nur
verhält=
insmäßig viel mehr Eiweiß als die pflanzlichen, ſondern das
tieriſche Eiweiß iſt auch biologiſch hochwertiger. Um z. B. 100
Gramm Eiweiß täglich aufzunehmen, gebraucht man nur 500
Kalorien Fleiſch, dagegen 5000 Kalorien Kartoffel, alſo zehnmal
ſoviel. Zu den überwiegend geiſtig tätigen Perſonen gehören
aber in den modernen Induſtrieſtaaten, in unſerem Vaterlande
wie auch in England, Holland und den Vereinigten Staaten
nicht nur die Gelehrten und Forſcher, ſondern auch das Heer
der Büro= und Kontorangeſtellten und ebenfalls die größte
Mehrzahl der Induſtriearbeiter, denen die Maſchine die ſchwere
körperliche Arbeit abgenommen hat und ihnen eine beaufſich
tigende Aufmerkſamkeit und geiſtige Spannkraft erfordernde
Tätigkeit gegeben.
Auch unſer deutſches Volk gehörte früher einmal zu den
Völkern, die ſich überwiegend von pflanzlicher Koſt ernährten.
Das war zu jener Zeit, als noch der weit überwiegende Teil
in der Land= und Forſtwirtſchaft tätig war. So betrug im Jahre
1816 der Fleiſchverbrauch pro Kopf der Bevölkerung nur 13,6 Kg.
und 1840 21 Kg., gegenüber 50 Kg. 1913. Aber etwa von der
Mitte der 70er Jahre bahnte ſich langſam die Wandlung an:
1849 gehörten nach einer damals durchgeführten Zählung zwei
Drittel der Bevölkerung zur Landwirtſchaft, 1867 nur noch die
Hälfte, 1882 rund 40 Prozent, 1895 etwa ein Drittel, 1907 nur
27 Prozent und 1933 ſogar nur 21 Prozent. Dementſprechend
ſtieg die Zahl der in Induſtrie, Handel, Verkehr und den freien
Berufen beſchäftigten Perſonen, alſo derjenigen, die eine
vor=
wiegend geiſtige Arbeitsweiſe haben von kaum 25 Prozent um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts auf faſt 70 Prozent im
Jahre 1933. Von den rund 32 Millionen Erwerbstätigen, die die
Berufszählung von 1933 ermittelt hat, ſind heute über 20
Mil=
lionen auf eine Koſt angewieſen, die neben pflanzlichen
Erzeug=
niſſen auch tieriſche Nahrungsmittel, vor allem Fleiſch, in aus
reichender Menge enthält, um ihnen genügend Eiweiß
zuzu=
führen und damit Körper und Geiſt geſund und leiſtungsfähig
zu erhalten.
Dies zu betonen erſcheint mir heute notwendig, denn eine
gute und zweckentſprechende Ernährung iſt die Vorbedingung
für die Geſunderhaltung und Leiſtungsfähigkeit unſeres Volkes.
Es machen ſich jetzt aber wieder Strömungen bemerkbar, die
unter der Angabe zu einer „naturgemäßen Ernährungsweiſe‟
zurückzukehren, auf eine mehr vegetariſche Ernährung und
ins=
beſondere auf eine Einſchränkung des Fleiſchgenuſſes hinzielen.
Fleiſch wird geradezu für einen Nährſchaden gehalten.
Selbſt=
verſtändlich kann ein Uebermaß ſchaden; und daß eine kleine
Anzahl Begüteter manchmal zu viel Fleiſch verzehrt, ſoll
keines=
wegs beſtritten werden. Für die große Maſſe unſerer
werk=
tätigen Volksgenoſſen trifft dies aber keineswegs zu. Sie
ver=
zehren höchſtens zu wenig, nicht zu viel Fleiſch. Nach den letzten
großen amtlichen Erhebungen kamen in Arbeiterkreiſen auf die
„Vollperſonen” 46,3 Kg. und in Angeſtelltenkreiſen 48,5 Kg
Fleiſch im Jahr. Nach der Statiſtik der Schlachtungen wurde
im Jahr 1933 für die Geſamtbevölkerung ein Fleiſchverbrauch
von 49 Kg. pro Kopf ermittelt. Das iſt keinesfalls zuviel. Eine
Einſchränkung des Fleiſchgenuſſes der großen Maſſe unſerer
Bevölkerung würde im Gegenteil die Leiſtungsfähigkeit unſeres
Volkes beeinträchtigen, denn unſer Volk braucht entſprechend
ſeiner Arbeit und Lebensweiſe eine an tieriſchen Erzeugniſſen
reiche Nahrung.
Dagegen iſt den vegetariſchen Ernährungsreformen darin
beizuſtimmen, daß der Verbrauch an Gemüſe und Obſt noch
ge=
ſteigert werden muß. Nach den letzten Erhebungen kamen in
Arbeiterkreiſen nur knapp 40 Kg. Gemüſe und 31 Kg. Obſt au
die „Vollperſon‟. Das iſt im Hinblick darauf, daß dieſe
Nah=
rungsmittel die lebenswichtigen Vitamine enthalten, zu wenig
In dieſer Hinſicht — nicht bezüglich des geſtiegenen
Fleiſch=
verbrauchs — hat ſich unſere Ernährung gegenüber der unſerer
Vorfahren verſchlechtert. Dieſe erhielten unmittelbar aus ihrem
eigenen Grund und Boden die friſchen vitaminreichen Früchte
in reicher Menge; der Großſtädter muß ſie für verhältnismäßig
teures kaufen und ſpart vielfach daran, da ihm die Einſicht
fehlt, wie notwendig dieſe zu ſeiner Geſunderhaltung ſind. Unſer
deutſches Volk ſteht im Begriff und iſt gewillt, ſich neu
aufzu=
bauen. Dazu gehört aber auch eine kräftige, der Arbeits= und
Lebensweiſe entſprechende Ernährung. Hier richtige Aufklärung
zu ſchaffen, die auf den Forſchungsergebniſſen der Wiſſenſchaft
fußt und nicht einſeitig, wiſſenſchaftlich völlig haltloſe
Behaup=
tungen zu propagieren, iſt dringend notwendig.
Am Dienstagnachmittag ſind in Wien die ſterblichen
Ueber=
reſte der Gattin des Bundeskanzlers, Frau Herma von Schuſchnigg,
nach einer eindrucksvollen Feier zur ewigen Ruhe beigeſetzt worden.
Der Dienstag früh aus Berlin nach Wien zurückgekehrte
Ge=
ſandte des Deutſchen Reiches, von Papen. hat ſich ſogleich in das
Auswärtige Amt begeben, um die aufrichtige Teilnahme der
ge=
ſamten Reichsregierung an dem ſchweren Verluſt, der den
Bundes=
kanzler betraffen hat, zum Ausdruck zu bringen.
Die Synchroniſakion.
Geheimniſſe der Filmproduktion.
Aus der Menge der heute die Oeffentlichkeit angehenden
Fachfragen wollen wir hier nur ein Teilgebiet berühren, das
den Leſer anregen ſoll, ſein Wiſſen um filmiſche Dinge zu
prüfen. In letzter Zeit taucht der Begriff der „
Synchroni=
ſation” häufig in Debatten und Abhandlungen auf. Der
amerikaniſche Filmpionier Dunning würde ſich aber wohl
ſehr wundern, wenn die Aufforderung zur Formulierung dieſes
Wortes damit erſchöpft würde, daß man als Synchroniſation
die Ueberſetzung eines fremden Filmdialogs in die eigene
Landes=
ſprache bezeichnet. Und er würde einen vielleicht belehren, daß
ſynchroniſieren die zeitliche Angleichung verſchiedener
Filmvor=
gänge bedeutet, daß alſo ſein Patent vom Aufteilen der
photo=
graphierten Fläche in Vorder= und Hintergrund und die dadurch
geſchaffene Möglichkeit, beliebig auswechſelbare Schauſpieler in
ein vorher aufgenommenes Milieu zu ſtellen ebenſo reinſte
Synchroniſation iſt wie die Ueberſetzung geſprochener Worte.
Schon in Stummfilmzeiten iſt demnach Synchroniſation
durch=
aus denkbar geweſen, ſoweit ſie die nachträgliche Einfügung
eines optiſchen Beſtandteils betrifft. Ja, noch mehr! Die
Be=
gleitung von Filmen durch Schallplattenaufnahmen, mit denen
ſchon vor dem Krieg O. Meßter und die deutſche Bioſkop
experimentierten, iſt als Synchroniſation zu bezeichnen. Denn
wenn auch erſt heute im Ton=Film das Synchroniſieren ſeine
volle Bedeutung erlangt hat, ſo umfaßt es doch vier verſchiedene
Dinge, deren Löſung teilweiſe ſchon früher die Induſtrie
be=
ſchäftigte. Es kann nämlich nachträglich eingefügt werden
1. Bild zu Bild, 2. Muſik zu Bild, 3. Geräuſch zu Bild, 4. Wort
zu Bild, und zwar a) in eigener b) durch Ueberſetzung in
fremder Sprache. Auch umgekehrt können die Vorgänge
ſelbſt=
verſtändlich zueinander gefügt werden.
Wir ſtellen nunmehr feſt, daß das Tonfilmen an ſich etwas
iſt, wo die Tonkamera mit dem Bildprojektor „ſynchron”, alſe
zeitgleich läuft, ſo daß wir uns der Genauigkeit halber au
„Nachſynchroniſation” feſtlegen ſollten, wenn wir eines der
vier eben bezeichneten Gebiete meinen.
Es würde zu weit führen, alle Nachſynchroniſationen, die
im Filmſchaffen auftreten, zu beſprechen. Faſt jeder, auch der
inländiſche Film, iſt ſtellenweiſe nachſynchroniſiert. Man denke
nur an Außenaufnahmen, die wegen der Nebengeräuſche eine
gleichzeitige Tonwiedergabe nicht geſtatten. Atelierarbeit iſt hier
unerläßlich, wobei der Bildfilm als Steuermittel für
nach=
folgende Tonaufnahmen dient. Auch hier wieder iſt der um=
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler hat an den Betriebsführer der
„Adolf=von=Hanſemann”=Grube in Dortmund=Mengede anläßlich
des Exploſionsunglücks ein Beileidstelegramm geſandt und zur
Linderung der Not der betroffenen Opfer einen Betrag von
30 000 RM. überwieſen.
Aus Anlaß des bedauernswerten Unglücks auf der Zeche „Adolf
von Hanſemann” in Dortmund haben die Sozialverſicherungsträger
ſofort Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Die verletzten 29 Bergleute
ſind in das Vertrauenskrankenhaus der
Knappſchaftsberufsgenoſſen=
ſchaft, das „Brüderkrankenhaus” in Dortmund, aufgenommen
wor=
den. Die Sektion 2 der Knappſchaftsberufsgenoſſenſchaft hat bereits
Vorſchüſſe auf die Hinterbliebenenrenten und die Sterbegelder
aus=
gezahlt. Auch die Feſtſtellung der Renten wird beſchleunigt
durch=
geführt.
Die Abordnung der britiſchen Frontkämpfer ſtattete
Dienstag=
vormittag, unter Führung von Staatskommiſſar Dr. Lippert und
Reichsführer der NSKOV. Oberlindober der Kriegerſiedlung in
Britz einen Beſuch ab, wo ſie von einer Siedlerabordnung
emp=
fangen wurde. Anſchließend beſichtigten die britiſchen Frontkampfet
noch das Adolf=Hitler=Haus (Kriegsblindenheim) und das
Invali=
denhaus in der Scharnhorſtſtraße, um dann die Grabſtätte des
deutſchen Fliegerhelden von Richthofen auf dem
Invalidenfried=
hof zu beſuchen, wo ſie einige Minuten in ſtummem Gedenken
ver=
weilten.
In den Vormittagsſtunden des Dienstags ſtatteten die
engli=
ſchen Frontkämpfer dem Kyffhäuſerbund einen Beſuch ab.
Auf Einladung des Miniſterpräſideten und Oberbefehlshabers
der Reichsluftwaffe, General der Flieger Hermann Göring, beſuchte
die Abordnung der britiſchen Frontkämpfer am Dienstagmittag
das Naturſchutzgebiet der Schorfheide.
Da Deutſchland beſchloſſen hat, an der Internationalen
Alpen=
fahrt 1935 ſich nicht zu beteiligen und da dadurch die Mindeſtzahl
der einzuſchreibenden Fahrer nicht erreicht wird, hat der
Automo=
bilklub von Frankreich beſchloſſen, auf die Organiſation dieſer
Alpenfahrt für 1935 zu verzichten.
Als Marſchall Tſchanghſueliang mit ſeinem und anderen
Bom=
benflugzeugen im Dienſte der Flughilfe über einem Dorf des
Ueberſchwemmungsgebietes Lebensmittel abwarf, wurden die
Ma=
ſchinen von Banditen unter Feuer genommen. Das Flugzeug des
Marſchalls erhielt zahlreiche Treffer in die Tragflächen. Nur mit
Mühe gelang es den Piloten, Maſchine und Inſaſſen in Sicherheit
zu bringen.
Die franzöſiſchen Nokverordnungen.
Wird es ohne Schwierigkeiten abgehen?
EP Paris, 16. Juli.
Das franzöſiſche Kabinett tagt gegenwärtig in Permanenz
um die Notverordnungen auszuarbeiten. Um 9.30 Uhr morgens
begann der erſte Kabinettsrat, der durch das Mittageſſen
unter=
brochen wurde. Damit die Miniſter keine Indiskretionen
be=
gehen, hat ſie der Miniſterpräſident zum Frühſtück im Quai
d’Orſay zurückgehalten. — Sofort nach dem Frühſtück wurde die
Beratung fortgeſetzt. Es iſt noch ungewiß, wann der
Miniſter=
präſident die angekündigte Rundfunkrede halten wird, in der er
an das Land einen Appell zur Ruhe und zur Mitarbeit an der
ſchwierigen Wiederaufrichtung der Staatsfinanzen und der
Wirt=
ſchaft des Landes zu richten beabſichtigt.
Wie um 20 Uhr bekannt wird, iſt der Kabinettsrat zu Ende
gegangen, ohne daß bisher eine Entſcheidung in der Frage der
Notverordnungen gefallen iſt. Die Miniſter haben ſich verpflichtet,
ſtrengſtes Stillſchweigen zu bewahren. Sie werden das Abendeſſen,
wie ſchon das Mittageſſen im Außenminiſterium einnehmen, um
ſich dann ſofort wieder an die Arbeit zu machen. Es iſt aber ſo
gut wie ausgeſchloſſen, daß Miniſterpräſident Laval heute abend
noch ſeine angekündigte Rundfunkrede halten wird. Es iſt nicht
einmal ſicher, ob in den Nachtſtunden eine endgültige Einigung
erzielt werden kann, doch hofft man es in der Umgebung des
Miniſterpräſidenten.
Neue Vorſchriften über Krankenverſicherung.
DNB. Berlin, 16. Juli.
In der nächſten Nummer des Deutſchen Reichsanzeigers
wird die 9 Verordnung zur Neuordnung der
Krankenverſiche=
rung veröffentlicht. Nach der bisherigen Faſſung des § 353a der
Reichsverſicherungsordnung konnten die Krankenkaſſen über den
geſetzlichen Aufgabenkreis hinaus die Krankenpflege für Sozial=
und Kleinrentner, für Arbeits= und Erwerbsloſe und andere
Fürſorgeempfänger übernehmen. Die neue Verordnung
ermög=
licht auch die Uebernahme der Krankenpflege für ſonſtige
Per=
ſonenkreiſe, die der Reichsarbeitsminiſter bezeichnet (z. B. den
Frauenarbeitsdienſt), Ferner kann der Reichsarbeitsminiſter oder
die von ihm beauftragte Stelle nunmehr Beamte und Angeſtellte
innerhalb der Krankenverſicherung zwiſchen Krankenkaſſen, ihren
Verbänden und den neuen Abteilungen Krankenverſicherung
und Landesverſicherungsanſtalten verſetzen. Hierdurch wird eine
zweckentſprechende Stellenbeſetzung erleichtert.
gekehrte Fall denkbar; dann paſſen die Darſteller die
Lippen=
bewegungen den im Lautſprecher abgehörten Tönen an.
Während ſich dafür verhältnismäßig leicht eine Löſung
finden ließ, machte das erwähnte Dunningverfahren,
das in Deutſchland in den Geyer=Werken ſein Heim gefunden
hat, ſchon weit größere Schwierigkeiten. Denn nun mußten neue
ſichtbare Schauſpieler gefunden werden. Und damit nähert ſich
die Nachſynchroniſation in ihrer nüchternen Technik ſehr ſtarl
dem Komplex künſtleriſcher Fragen.
In ihrer bekannteſten Form der Eindeutſchung
fremd=
ſprachiger Tonfilme hat die Nachſynchroniſation dem Künſtler
wie dem Techniker im Filmleben wohl das meiſte Kopfzerbrechen
gemacht, bis befriedigende Reſultate erzielt wurden. Die Ver
ſuche dazu ſind ſo alt wie der Tonfilm ſelbſt. Aus primitiven
Anfängen heraus — z. B. den Dialog zu „kontern”, d h. nur
den Zuhörer zu zeigen, weiterhin Vermeidung von
Großauf=
nahmen mit bildlich ſichtbaren Lippenbewegungen — hat ſich
allmählich ein Syſtem entwickelt. Nachdem erkannt worden war
welche gewichtige Bedeutung dem ſprachlichen Angleichen des
fremden Drehbuches und dem Ueberſpielen (Ton!) zukommt,
be=
gann man ſehr bald, dem Nachſprecher durch techniſche
Hilfs=
mittel den Einſatz anzuzeigen. Es lag am nächſten, ihm den
Bildfilm während des Dialogs vorzuführen. Tatſächlich hat ſich
dieſes Syſtem bis heute erhalten, und die unvermeidlichen
Ab=
weichungen der Reaktion werden von geſchickten Sprechern auf
ein Viertel bis ein Sechſtel Sekunde vermindert. Dieſe Art
„nach Schnauze” zu ſprechen, wie man ſie in Filmkreiſen
nennt, iſt aber nicht die einzige geblieben.
Ueber die Aufzeichnung des Dialogtextes auf einer
Dreh=
ſcheibe (Topoly), nach Verſuchen mit Kopfhörern (Czerny) kam
man zu einem Syſtem der graphiſchen Darſtellung des Textes.
„Rhythmographie” nennt ſich dieſes Verfahren, das neben
dem alleinigen Vorführen des Bildfilms in der deutſchen
Nach=
ſynchroniſations=Technik heute führend iſt. Komplizierte Appa=
—
raturen
a) „Rhythmonom” teilt Szenen des Bildfilms ein
b) „Rhythmograph” gibt durch Morſetaſten zwei verſchiedene
Zeichen für betonte und unbetonte Silben, a) „Rhythmoſkop”
be=
ſchriftet den Blankfilm mit Text und Zeichen — laſſen für jeden
Einſatz — alſo Sprecher, Muſik, Geräuſche — verſchieden
ge=
färbte einzelne Zeichenbänder entſtehen, die unter dem
gleich=
zeitig vorgeführten Bildfilm laufen. Der nachſprechende
Schau=
ſpieler gewinnt dadurch eine ſehr genaue Führung des
Tempos
Von Jahr zu Jahr iſt die Entwicklung der Synchroniſation
fortgeſchritten, ihre Bedeutung gewachſen. 79 ausländiſche Spiel
filme wurden in der letzten Saiſon eingeführt. Die große
Mehr=
zahl davon wurde nachſynchroniſiert, häufig mit einer Präziſion,
Zwiſchenfälle am Kurfürſkendamm.
Eine Warnung an ſtaatsſeindliche Elemenke.
In Berlin haben am Montag abend anläßlich der
Auffüh=
rung des ſchwediſchen Tonfilms „Petterſon und Bendel‟.
Demon=
ſtrationen ſtattgefunden, die ſich gegen das Verhalten jüdiſcher
Kinobeſucher richteten. Zu den Zwiſchenfällen, die ſich auf dem
Kurfürſtendamm anſchließend abgeſpielt haben, teilt die
Staats=
polizeiſtelle Berlin durch das Deutſche Nachrichtenbüro
folgen=
des mit:
„Die verſtändlichen Demonſtrationen gegen das anmaßende
Verhalten der Juden haben auch geſtern wieder ſofort allerhand
dunkle Elemente angelockt, die glauben, bei ſolchen Gelegenheiten
ungeſtraft ihre ſtaatsfeindlichen Ziele verfolgen und durch
Tu=
multe Staat und Bewegung in Mißkredit bringen zu können.
Die Gliederungen der Bewegung, insbeſondere PO. und
SA., haben ſich ſofort der Polizei zur Verfügung geſtellt, um
durch ſchnellſte Wiederherſtellung der Ruhe der Minierarbeit
die=
ſer dunklen Kräfte den Boden zu entziehen. Der
Zuſammen=
arbeit von Polizei und Gliederungen der Bewegung gelang es
dann auch tatſächlich in kürzeſter Zeit, weitere Störungen zu
unterbinden.
Es bedarf keines Hinweiſes, daß Staat und Bewegung auch
weiterhin aufs engſte zuſammenarbeiten werden, um jede Stö
rung der öffentlichen Ruhe nachdrücklichſt zu verhindern.”
Beſehl an die SA der Gruppe Berlin=Brandenburg.
DNB. Berlin, 16. Juli.
Der Führer der Gruppe Berlin=Brandenburg, i. V. Uhland,
Gruppenführer und Stabsleiter, hat im Hinblick auf die
Vor=
gänge am Kurfürſtendamm folgenden Befehl an die SA.
der Gruppe Berlin=Brandenburg erlaſſen:
Volksfremde und jüdiſche Elemente verſuchen in ähnlicher
Weiſe wie im Münſterlande die SA. in Mißkredit zu bringen
Wenn auch das Verhalten Fremdraſſiger auf das ſtrengſte
ver=
urteilt werden muß, ſo muß trotzdem die SA. die Diſziplin
be=
wahren und erneut unter Beweis ſtellen, daß ſie die Aufgaben,
die ihr der Führer geſtellt hat, zu erfüllen verſteht. Die Gruppe
Berlin=Brandenburg ordnet daher an, daß die SA. ſich von
jeg=
lichen Demonſtrationen und Kundgebungen fernhält, auch in
Zivilkleidung. Sämtliche SA.=Männer haben außerhalb ihres
Berufes ſofort bis auf Widerruf Dienſtkleidung zu tragen.
Die verantwortlichen SA.=Führer haben entſprechend dieſer
Anweiſung ſofort ſich durch Appelle in den Sturmlokalen von
der Durchführung der Anordnung zu überzeugen.
Dieſe Anordnung ſoll den geſunden SA.=Geiſt nicht ein
dämmen, ſondern den Gegnern des Nationalſozialismus die
Ge=
legenheit zur Verleumdung und Diffamierung unſerer SA.
nehmen.
Heil unſerem oberſten SA.=Führer Adolf Hitler!
Der Führer der Gruppe Berlin=Brandenburg:
i. V.: Uhland,
Gruppenführer und Stabsführer.
Einweihung der Reichsmokorſportſchule
in Döberik=Elsgrund.
Korpsführer Hühnlein hatte anläßlich der Einweihung der
Reichsmotorſportſchule der NSKK in Döberitz=Elsgrund be
Berlin einen Appell der Motorſportſchulen des NSKK aus dem
geſamten Reich angeſetzt.
Auf dem Gelände in Döberitz waren die Angehörigen der
Motorſportſchulen angetreten. Auch das Heer und die Luftmacht
hatten Ehrenformationen entſandt. Der Einweihung und dem
Appell wohnten Reichs=Kriegsminiſter Generaloberſt von
Blom=
berg, der Oberbefehlshaber des Heeres, General der Artillerie
Freiherr von Fritſch, der Inſpekteur der Kraftfahrtruppen
General Lutz, der Befehlshaber der deutſchen Polizei, General
Daluege, Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley ſowie faſt ſämtliche
Gruppen= und Brigadeführer des Korps Vertreter der Partei,
der Automobilinduſtrie und der nationalſozialiſtiſchen
Jugend=
organiſtionen bei.
In ſeiner Anſprache betonte Korpsführer Hühnlein, daß der
Reichsmotorſportſchule Döberitz=Elsgrund die Schulung allen
Lehrkräfte der NSKK=Motorſportſchulen im Reich obliege.
Unſere Aufgaben, fuhr der Korpsführer fort, beſtehen darin,
aus der nationalſozialiſtiſchen Jugend die motorbegeiſterten
aus=
zuwählen, um ihnen eine gediegene fahrtechniſche wie ſportliche
Grundausbildung zu geben. Unſere Jungmannen ſollen”erzogen
werden im Rahmen der Jugendertüchtigung, damit ſie, wenn
die Zeit ihrer Wehrpflicht gekommen iſt, dereinſt in der großen
Waffenſchule der Nation körperlich und techniſch wohlvorbereitet
ihren Mann ſtellen können.
Durch Berühren der Stander mit der Ehrenſtandarte
voll=
zog der Korpsführer die feierliche Vereidigung.
die erſtaunlich iſt. So mancher dieſer in Deutſchland
über=
arbeitete Film hat das Prädikat „künſtleriſch wertvoll” erhalten.
C. Graf Strachwitz.
* Die Gökter der Germanen.
Unſere älteſten Zeugniſſe und Berichte über den Glauben und
die Götter der Germanen ſtammten bis 1925 etwa aus der Zeit
von Chriſti Geburt. Erſt in den letzten Jahren ſind entſcheidende
Forſchungen hinzugekommen, ſo daß wir heute bis in die Zeit
von 1500 v. Chr. zurückblicken können.
Die Bilder und Symbole von Sonne und Fruchtbarkeit ſind
uralte Magie und kaum einem Volke fremd. So galten ihnen
in erſter Linie auch die Feſte der Germanen in jener früheſten
Zeit. Entſcheidend für alle ſolche Forſchungen ſind die
Fels=
zeichnungen. Aus ihnen leiten wir heute drei verſchiedene
Schich=
ten der Religion, die nebeneinander geſtanden haben, ab: eine
primitive, eine weſtliche, wie wir glauben, vorindogermaniſche
und eine indogermaniſche. Von den Einzelheiten dieſer Glaubens
und Götterwelt unſerer Vorfahren berichtet Prof. Dr. Friedrich
v. d. Leyen in einem feſſelnden Aufſatz des Juli=Heftes de
ekann=
ten kulturpolitiſchen Monatsſchrift „Deutſche Rundſchau
Verlag
Bibliographiſches Inſtitut, Leipzig). Er weiſt uns die Bilder der
großen Götter unſerer Vergangenheit und richtet von ihnen den
Blick wieder auf unſere Gegenwart, um zu dem Schluß zu
kom=
men, daß es nicht dem letzten Sinne und dem Weſen jener
Gott=
heiten entſpricht, ſie heute wieder einzuſetzen, daß uns aber aus
dem Leben in ihnen ein Troſt und eine ſtarke Zuverſicht werden kann.
Wir ſetzen die zuſammenfaſſenden Sätze aus dem Schluß des
Aufſatzes hierher:
„Jenen Schwärmern, die wünſchen, daß an den germaniſchen
Göttern die Welt noch einmal geneſen ſolle, möchten wir ſagen,
daß der germaniſche Glaube im Norden durch manche
Jahrhun=
derte jede Möglichkeit hatte, ſich zu entwickeln und die Kraft zu
gewinnen, die ihm die ganze Welt unterwarf. Aber eine eigent
liche Entwicklung hat der alte Glauben im Norden nicht
gehab=
oder genauer, er hatte keine religiöſe, ſondern nur eine dichteriſch
Entwicklung
Die Götter verſtehen wie die germaniſchen
Hel=
den zu kämpfen und zu ſterben. Aber ſie verſtehen nicht zu leben.
Die germaniſchen Helden und Völker haben ſich immer wieder
zerſtört. Wäre kein Chriſtentum gekommen und hätte das
Chri=
ſtentum ihnen nicht Einheit und Kraft gegeben und ihre Blick
auf das Beſtändige und Ewige gelenkt, ſo lebten auf der Well
nirgends mehr Germanen; die alten Götter haben die Helden
von ihren Vernichtungskämpfen nicht zurückgehalten!
Gerade weil wir dies Verſagen feſtſtellen müſſen, dürfen wir
auch betonen, welche unvergänglichen germaniſchen Kräfte die
germaniſchen Götter in ſich nufnahmen. Dieſen Kräften ſind di
Germanen lange Jahrhunderte hindurch vieles von ihren großen
Die
Taten und von ihrem beſten Weſen ſchuldig geworden
germaniſchen Elemente in unſerer Art ſind doch ſtärker und
un=
zerſtörbarer, als wir das früher wußten, und es bleibt ein
gro=
ßes Verdienſt der Bemühungen der letzten Jahre, daß ſie „den
Blick auf das ewige Germanentum unſerer Götter richteten.
Mittwoch, 17. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Das Königsgeſpräch von Singia.
Im Vordergrund der Beſprechungen das Habsburger Problem. — Bekräfligung der alten Vereinbarungen.
Südſlawiſche Abneigung gegen einen Verkrag mit Moskau.
* D0s Erbe der Habsburger.
Ueber das Ergebnis der Unterhaltung des ſüdſlawiſchen
Prinzregenten Paul mit König Karol von Rumänien herrſcht
noch immer keine völlige Klarheit. Ein Beweis dafür, daß eine
ganze Reihe von Problemen erörtert wurde, die nicht Punkt für
Punkt zu einer einheitlichen Aufgabe geführt
haben. Bezeichnend war es allerdings, daß die
Konferenz von Sinaia unter nahezu reſtloſer
Ausſchaltung der Diplomaten vonſtatten ging.
Im letzten Augenblick iſt der rumäniſche
Außen=
miniſter hinzugezogen worden, aber auch erſt,
nachdem ſich die Chefs der Dynaſtien ausgiebig
über alle aktuellen Fragen ausgeſprochen hatten.
Für Herrn Beneſch, den tſchechiſchen
Außenmini=
ſter, war es gewiß ſehr ſchmerzlich, nur auf
tele=
phoniſchem Wege ins Bild geſetzt zu werden. Man
hat ihn aber nur inſoweit informiert, wie es der
Prinzregent und der König für erforderlich
hiel=
ten, und dem tſchechoſlowakiſchen Außenminiſter
blieb nichts anderes übrig, als in dieſem
Tele=
phongeſpräch einen früheren Beſchluß, über die
Haltung der Kleinen Entente zur Rückkehr der
Habsburger zu bekräftigen.
Somit bleibt als einzig ſichtbares Ergebnis
zunächſt ein ſüdſlawiſcherumäniſches
Einvernehmen unter Einbeziehung
der Tſchechoſlowakei dahingehend, daß
mit allen zur Verfügung ſtehenden
Mitteln vorgegangen werden ſoll,
falls die Habsburger den
öſter=
reichiſchen Thron wieder beſteigen
ſollten. Es gibt ſogar eine Lesart, die
be=
hauptet, daß für die Kleine Entente der
Kriegs=
zuſtand ſchon dann gegeben ſei, wenn die Kaiſerin
Zita mit ihrem Sohn Otto in Wien auftauchen
ſollte. Wieweit nun Beneſch ermächtigt war, eine
Zuſicherung in dem angedeuteten Sinne zu geben,
läßt ſich im Augenblick nicht überſehen. Von ihm
wird jedenfalls behauptet, daß er in letzter Zeit
einen Stellungswechſel vorgenommen haben ſoll.
Wenn er ſich jetzt plötzlich entſchloß, telephoniſch
nach Sinaia durchzuſagen, daß die alten
Ver=
einbarungen über die Habsburger
nachwie vor fürdie Tſchechoſlowakei
bindend ſeien, dann muß für ihn die Sorge
ausſchlaggebender Bedeutung geweſen ſein. Denn
gerade in Prag hat man die Königs=Konferenz
von Sinaia als eine Preſtige=Einbuße der
Klei=
nen Entente angeſehen. Man hat ſich auch durch die ungariſche
Preſſe ſagen laſſen müſſen, daß die Ausſchaltung der Diplomaten
durch den Prinzregenten und den König gerade nicht als ein
Be=
weis für die Hieb= und Stichfeſtigkeit dieſes Staatenbundes
an=
geſprochen werden könnte. Jedenfalls hat man auf dem Balkan
allgemein das Empfinden, als ob die Kleine Entente
einen neuen und recht kräftigen Riß durch die
Konferenz von Sinaia erhalten hat. Man verſucht
ſich damit herauszureden, daß die Entente lediglich auf
außen=
politiſchem Gebiet eine gemeinſame Marſchroute verfolge, daß
aber in Sinaia nur innerbalkaniſche Fragen zur Debatte
geſtan=
den hätten. Man merkt aber dieſer Entſchuldigung nur zu
deut=
lich an, daß ſie ein Verlegenheitsprodukt iſt; denn ſoweit iſt der
Schleier von der Konferenz von Sinaia bereits fortgezogen, daß
man weiß, wie Rumänien und Südſlawien über einen ſehr
wich=
tigen Punkt der Außenpolitik der Kleinen Entente denken: über
das Verhältnis zur Sowjetunion. Die Südſlawen
wollen nach wie vor von irgendwelchem vertraglichen
Zuſammen=
gehen mit den Sowjetruſſen nichts wiſſen, während die Rumänen
zwar bereit ſind, ihre ablehnende Haltung etwas zu mildern, aber
an einen Militärvertrag nach dem tſchechiſch=ruſſiſchen Vorbild
denken auch ſie nicht. Sie ſind höchſtens bereit, einen
Nicht=
angriffs= und Garantievertrag mit Moskau abzuſchließen, der
aber wieder den Balkan in Unruhe verſetzen und die
Ausgleichs=
bemühungen der Südſlawen durchkreuzen muß. Denn nach allem,
was man hört, wird der ruſſiſch=rumäniſche Vertrag nicht nur die
beſſarabiſche Grenze, ſondern alle rumäniſchen Grenzen
garan=
tieren. Wenn das der Fall iſt, dann werden die Bulgaren und
Ungarn vor den Kopf geſtoßen, vor allem aber wird das
ſüd=
ſlawiſch=bulgariſche Verhältnis belaſtet, weil die Südſlawen
wie=
der mit Rumänien durch den Balkanbund und durch die Kleine
Entente verbunden ſind.
Aber das ſind alles Dinge zweiter Ordnung. Im weſentlichen
hat in Sinaia das Habsburger Problem das Feld beherrſcht. Die
Dynaſtien in Belgrad und Bukareſt ſind ſich darin einig, daß das
Polikiſche Fürſtenbegegnung auf dem Balkan.
Haus Habsburg in Oeſterreich keine Anhänger beſitzt und daß die
Bevölkerung durch die Rückkehr der Habsburger nur veranlaßt
werden könnte, noch weiter in das nationalſozialiſtiſche Fahrwaſſer
abzugleiten. Das hat man auch Herrn Beneſch am Telephon
aus=
einandergeſetzt und bei dieſer Gelegenheit durchblicken laſſen, daß
dann die Anſchlußfrage in ein neues akutes Stadium treten
könnte. Man befürchtet aber auch auf dem Balkan — und das
geht aus einer Aeußerung der Belgrader „Politika” klar
her=
vor —, daß die Unpopularität der Habsburger in Oeſterreich ſie
veranlaſſen könnte, ſich in außenpolitiſche Abenteuer einzulaſſen.
Das Erbe der Habsburger will aber keiner der Nachfolgeſtaaten
preisgeben.
Neuer Skapellauf in der franzöſiſchen Kriegsmarine.
EP. Paris, 16. Juli.
In St. Nazaire wird am Mittwoch in Anweſenheit des
Kriegsmarineminiſters Piétri der Kreuzer „Marſeillaiſe”, mit
deſſen Bau Ende 1933 begonnen wurde, vom Stapel laufen. Der
Kreuzer „Marſeillaiſe” iſt der erſte einer Serie von ſechs
Kreu=
zern, deren Bau im Jahre 1932 beſchloſſen wurde. Er hat eine
Waſſerverdrängung von 7600 Tonnen, eine Motorenſtärke von
84000 PS: ſeine Geſchwindigkeit wird auf 31 Knoten in der
Stunde veranſchlagt. Der neue Kreuzer iſt mit neun 155=
Milli=
meter=Geſchützen, die in drei Türmen angebracht ſind, und mit
acht 90=Millimeter=Flugabwehrgeſchützen ſowie vier
Torpedo=
rohren ausgerüſtet. Er kann auch zwei Flugzeuge an Bord
neh=
men, deren Abflug durch Katapult vorgeſehen iſt. Die Beſatzung
umfaßt 28 Offiziere und 600 Mann.
Nr. 194 — Seite 3
*
„Vorbildliche‟ Sowiek=Luftflotke.
Die Sowjetruſſen haben ihren geſamten militäriſchen
Appa=
rat durch eine äußerſt wirkungsvolle Propaganda derart in den
Vordergrund zu rücken gewußt, daß es ihren Diplomaten nicht
ſchwer fiel, die Erfolge zu erzielen, die Sowjetrußland auf
außen=
poltiſchem Gebiet braucht. Namentlich die Luftflotte mußte
her=
halten, um die unmittelbaren Nachbarn der Sowjetunion zu
ver=
ängſtigen. Richtig iſt allerdings, daß die Sowjetruſſen über eine
gigantiſche Luftflotte verfügen. Nur fragt ſich, ob die Zahlen
der Bomben= und Kampfflugzeuge auch von einer gut
funktionie=
renden Organiſation getragen werden.
Eine amtliche Erklärung über die Zuſtände der
Zivil=
luftflotte läßt jedenfalls gewiſſe Zweifel in die Fähigkeiten
des techniſchen Perſonals und die Güte des geſamten
Luftappa=
rates aufkommen. In dieſer Meldung wird, wenn auch ſtark
verklauſuliert, zugegeben, daß im Zivilflugweſen Mängel
vor=
handen ſind, die ausgemerzt werden müſſen, daß
immer wieder in der Luftfahrt, genau wie im
Eiſenbahnweſen, Unfälle zu verzeichnen ſind, und
daß ebenſo die Diſziplin und das techniſche
Niveau der Zivil=Luftflotte zu wünſchen übrig
laſſen.
Es iſt ſchon einigermaßen verwunderlich, daß
die Sowjetruſſen derartige Mitteilungen in der
Oeffentlichkeit bringen, da ſie ſich doch ſagen
müſſen, daß man nunmehr auch die
Militärluft=
fahrt mit etwas anderen Augen anſieht, eben
weil ja bekannt iſt, daß die Zivil=Luftfahrt der
Sowjetunion ebenfalls militariſiert iſt und im
Ernſtfall der Kriegsflotte ſofort zugeteilt wird.
Wenn man ſich alſo genötigt geſehen hat, gewiſſe
Parallelen zum Eiſenbahnweſen mit ſeinen
vie=
len Unfällen zu ziehen, dann müſſen auch im
Zivil=Luftverkehr große Mängel und
unerfreu=
liche Zuſtände herrſchen, gerade in der Luftflotte,
die von der ſowjetruſſiſchen Propaganda als
„vorbildlich” hingeſtellt wird.
Die „Prawda” nimmt in ſcharfer Weiſe
ge=
gen den langſamen Gang und die
nach=
läſſige Ausführung der
Ernte=
arbeiten in Sowjetrußland Stellung. Obwohl
die Ausſichten, der diesjährigen Ernte von den
Ernteſchätzungskommiſſionen überall günſtig
ein=
geſchätzt worden waren, machen ſich jetzt
zuneh=
mende Schwierigkeiten bemerkbar, und die
zu=
ſtändigen Stellen laſſen durchblicken, daß es auch
in dieſem Jahr wieder einen Kampf gegen die
Bauern geben wird, die das Korn nicht an die
ſtaatlichen Getreideabnahmeſtellen abgeben
wol=
len. Die „Prawda” ſagt, die Arbeiten gingen ſo
langſam vor ſich, daß eine Gefahr für die
recht=
zeitige Einbringung der Ernte beſteht. Man
be=
ruhige ſich damit, daß man das Getreide
abge=
mäht habe. Dann bliebe es aber auf dem Felde
liegen, Wind und Wetter, vor allem den
Ge=
treideräubern ausgeſetzt. In den Kollektivwirt=
(Weltbild=M.) ſchaften gebe es unzählige Faulenzer und
Drücke=
berger. In anderen Wirtſchaften wiederum
würden die Arbeiten im Galopp erledigt, und dies gehe dann auf
Koſten der Qualität. Das Blatt läßt durchblicken, daß die
Ernäh=
rungsſchwierigkeiten unvermindert anhalten werden, wenn hier
nicht im letzten Augenblick Abhilfe geſchaffen wird. Die
Hoff=
nungen hierauf ſind jedoch gering.
Differenzen innerhalb der japaniſchen
Armee.
Der Generalinſpekkor der Armee abgeſehl.
EP. Tokio, 16. Juli.
Die Auseinanderſetzungen innerhalb der japaniſchen Armee,
die ſich vorwiegend um die von Japan in China einzuſchlagende
Politik drehten, haben zu der Entlaſſung des Generalinſpektors
der Armee, General Mazaki, geführt. Wie das
Kriegsminiſte=
rium mitteilt, hat ſich der General geweigert, von ſeinem Poſten
als Mitglied des Generalſtabes zurückzutreten. Wie es heißt, hat
der Mikado ausdrücklich die Entlaſſung des Generals gebilligt
und man glaubt, daß weitere Entlaſſungen folgen werden, da
der Kriegsminiſter entſchloſſen ſcheint, ſich gegenüber, der
japa=
niſchen Beſatzungsarmee in der Mandſchurei, die ihre eigene
Politik verfolgt, durchzuſetzen.
Als Nachfolger Mazakis wird der 61jährige General
Wata=
nabe genannt, der übrigens früher einmal Militärattaché in
Berlin war. Er gilt als einer der beſten Kenner des Auslandes.
Ankunft des Prinzregenten Paul in Sinaia.
um den Beſtand der Kleinen Entente wieder von Rechts König Carol, in der Mitte der Prinzregent von Jugoſlawien, dahinter Kronprinz Michael
von Rumänien.
* Lovis Vorinty.
Zur zehnten Wiederkehr ſeines Todestages.
Von Ernſt v. Niebelſchütz.
Corinths Malerei iſt wahllos wie das Leben. Mit derber
Liebesluſt hat ſie alles ergriffen, was die üppig quellende Natur
hervorbringt — wenn es nur echt und ſtark iſt. Die liebſten
Gegenſtände ſind ihm freilich immer die geweſen, die man vor
Eeuſchen Ohren nicht nennen darf, und es iſt nicht zu beſtreiten,
Daß es ihm nicht immer gelungen iſt, die wüſte Fleiſchlichkeit
einer Modelle zur reinen Geiſtigkeit einer über den Stoff ſieg=
Haften Form umzuſchmelzen. Aber nie hat ihn dabei
Berech=
nung geleitet. Seine Sinnlichkeit iſt auch da, wo ſie allen
bür=
gerlichen Anſtandsbegriffen Hohn ſpricht, völlig frei von ſchwüler
und krankhafter Erotik. Gerade das kernig Kraftvolle ſeiner
ſännlichen Natur war den Tempelhütern der offiziellen
Sittſam=
leit ſtets ein beſonders harter Stein des Anſtoßes und darum
mit ein Grund für die verhältnismäßig ſpäte Anerkennung
ſeiner Kunſt in der vielvermögenden Welt, in der die
Pro=
ſeſſorentitel und die Medaillen verliehen werden. Corinth hat
das nicht ſonderlich angefochten. Er iſt immer ſeinen geraden,
von der Natur ſelbſt vorgezeichneten Weg gegangen, und wenn
ir jahrzehntelang als der beſeſſene Dionyſosprieſter verſchrien
war, der mit ſeiner polizeiwidrigen Wildheit alle äſthetiſchen
Beſetzestafeln umſtoße und die Welt unſerer Vorurteile in
Schrecken verſetzte, ſo hat er ſich über dieſe unfreiwillige Ehrung
ſeines ungebrochenen Trieblebens ſelbſt am meiſten gefreut.
Nun wäre es aber irrig, zu meinen, Corinth habe ſich in
der Geſtaltung fleiſchlicher Ueppigkeit erſchöpft. Gewiß denkt man
zuerſt an die Werke, mit denen er der offiziellen Aktmalerei in
der Haltung des trunkenen Silens entgegentrat. Zahlenmäßig
berwiegen ſie keineswegs. Corinth hat ſich nicht nur an den
lühenden Körpern eines Rubens, nicht nur an der keck
zu=
greifenden Pinſeltechnik eines Frans Hals begeiſtert. So
wahl=
verwandt beide ſeinem urwüchſigen Temperament auch ſein
mochten: Corinths Entwicklung bleibt doch ohne genauere
Kennt=
is ſeiner akademiſchen Schulung nicht ganz verſtändlich.
Mög=
ſich, daß er unbewußt ſeiner vulkaniſchen Natur mißtraute, die
kademiſche Bindungen ſuchte, um ſich ſelbſt im Zaume zu
halten. In ſeiner oſtpreußiſchen Heimat hat er auf der
Königs=
berger Akademie das Handwerk erlernt, iſt dann in München
Schüler bei Löfftz und Dietz geweſen und hat in Paris, wo er
ſich von 1884—1887 aufhielt, in Bougereau, dem Maler
unſag=
bar platter Süßlichkeiten, den Lehrer gefunden, für den er paßte
wie die Fauſt aufs Auge. Waltet hier ein Schickſal? War es in
den Sternen beſchloſſen, daß dieſer teutoniſche Herkules bei der
Omphale das Spinnen erlernen ſollte? Im ganzen iſt Corinth
aller dieſer Einflüſſe Herr geblieben. So lange ſie unſichtbar
waren — oft ſind ſie freilich recht ſichtbar — haben ſie ihre
wohl=
tätige Wirkung nicht verfehlt, eben weil bei Corinth, dem bei
aller Feſſelloſigkeit der Wille zum Geſetz doch im Blute lag, die
Dämpfung des Blutes durch lehrbare Ueberlieferungswerte
not=
wendiger als bei jedem anderen Künſtler war.
Jedenfalls verdanken wir dieſer Selbſtzucht eine Reihe der
ſchönſten Arbeiten, namentlich Bildniſſe von einer geiſtigen
Größe, die man bei dieſem Korybanten des Fleiſches kaum
er=
warten ſollte. Daß ihm im allgemeinen männliche Modelle mehr
lagen als weibliche, erklärt ſich unſchwer aus dem ganzen
Cha=
rakter ſeiner durchaus männlichen, kräftig zupackenden Kunſt. Auch
als Maler religiöſer Stoffe hat Corinth Werke hinterlaſſen, die
an ſittlichem Ernſt und rein menſchlicher, undogmatiſcher
Durch=
dringung des Themas weit höher ſtehen als das meiſte von dem
was in neuerer Zeit unter chriſtlicher Flagge geſündigt worden
iſt. Das Myſterium von Golgatha hat er in mehreren Faſſungen,
am ergreifendſten in dem Triptychon für die Kirche ſeiner
Ge=
burtsſtadt Tapiau dargeſtellt. Auch ſonſt hat die Bibel dem
Künſtler eine Fülle von Stoffen geboten, und faſt immer iſt
ihm eine Löſung gelungen, die gerade da, wo ſie vom
Herkömm=
lichen abweicht, eine ſtarke und völlig perſönliche Einfühlung in
den Geiſt der Legende verrät.
Die Landſchafts= und Stillebenmalerei, die erſt nach der
Ueberſiedlung von München nach Berlin (1900) einen breiteren
Raum in ſeinem Werk einzunehmen beginnen, ſchulden ihm eine
Reihe köſtlicher Bilder, die das wuchernde Alleben, das
unerſätt=
liche Sichverſchwenden der Natur zu oft wahrhaft ſymboliſcher,
doch nie krampfhaft gewollter Ausdruckskraft verdichtet zeigen.
Auch als Graphiker iſt er mit an erſter Stelle zu nennen, und
gerade in dieſer Gattung hat er gern Stoffe, in denen er ſich
ſelbſt wiedererkannte, dem Papier anvertraut: aus der Bibel das
Hohe Lied und die Judith aus der Mythologie die Liebſchaften
der Götter, aus der Geſchichte die ſtreitbaren Helden — Luther
und Götz von Berlichingen
Große Künſtler laſſen ſich nicht mit Etiketten verſehen. Man
kann auch nicht angeben, aus welchen Beſtandteilen Ex= und
Im=
preſſionismus die Kunſt Corinths zuſammengeſetzt iſt. Man fühlt
aber, daß ſie der vollgültige Weſensausdruck eines ganzen
Menſchen iſt, eines Menſchen, der ſich den Teufel darum
ſcherte, welche „Richtung” die gerade zeitgemäße ſei, ſondern,
froh ſeiner Einzigkeit, den Weg ging, den das Schickſal ihm
be=
ſtimmt hatte.
Das Grab des Avarerfürſten.
Ein in dieſen Tagen bei Bocſa im Komitat Peſt gemachter
Gräberfund, bei dem goldene Gegenſtände im Geſamtgewicht von
über einem Kilo zutage kamen, iſt nach Auffaſſung der
Fachge=
lehrten der größte bisher aus der Völkerwanderungsepoche
be=
kannte Fund auf ungariſchem Boden.
Prof. Dr. Fettich vom Budapeſter Nationalmuſeum machte
darüber beachtenswerte Angaben: „Kürzlich ſtießen Bauern beim
Umgraben eines Weinbergs plötzlich in 75—80 Zentimeter Tiefe
auf das Grab eines avariſchen Fürſten. Unter den zahlreichen
bei=
gegebenen goldenen Gegenſtänden von hohem wiſſenſchaftlichen und
materiellen Wert ſoll folgendes Erwähnung finden: der
Gold=
beſchlag eines Peitſchenſtiels, ein maſſivgoldener, getriebener
Becher, ſchwere maſſive Goldbeſchläge in verſchiedenen Formen,
mehrere goldene Riemenzungen mit Einlage, die Goldbeſchläge
eines Horns, goldene Verzierungen des Köchers und des Sattels,
ſowie verſchiedene kleinere Gold= und Silbergegenſtände. Das
Na=
tionalmuſeum ließ ſofort die Ausgrabungen fortſetzen und konnte
noch weitere Gold= und Silberſachen ans Tageslicht fördern. Die
Funde ſtammen ſämtlich aus dem 7. Jahrhundert nach Chr., alſo
aus der Periode der Völkerwanderung. Bereits früher entdeckte
man Ueberreſte aus dieſer Zeit, jedoch noch keinen von der
Be=
deutung des Fundes von Bocſa. Die Entdeckung hat vielleicht
Be=
ziehungen zu dem großen Schatzfund von Malaja Pereſchtſchepina
im ruſſiſchen Gouvernement Poltawa, welcher ſich heute in der
„Staatl. Eremitage” zu Leningrad befindet.
Die Avaren waren ein mongoliſcher Reiterſtamm, der einſt
von weither im Oſten über die Grenzen der vormaligen, ſeit dem
Zuſammenbruch des Römerreiches nur ſchwach verteidigten
römi=
ſchen Provinz „Pannonia inferior” hereinbrach, in den
zerfal=
lenen römiſchen Kaſtellen, wie insbeſondere denjenigen von
Aguin=
cum, dem alten Budapeſt, vielleicht Obdach und Schutz vor der
Winterkälte ſuchte.
„Liberalismus” verdeutſcht.
Von dem Wort „Liberalismus” wird heute im öffentlichen
und privaten Leben ein ſo ausgiebiger Gebrauch gemacht, daß
ein ernſthafter Verſuch, dieſes Wort zu verdeutſchen (und damit
die heutige Bedeutung dieſes Begriffes ganz klar zu machen), mit
Dank entgegengenommen werden muß. Die Zeitſchrift des
deut=
befaßt ſich nun mit
ſchen Sprachvereins „Mutterſprache‟
dieſer Frage recht eingehend. Das Wort Liberalismus, wird hier
geſagt, wird gebraucht zur Kennzeichnung der Denkweiſe der
Syſtemzeit‟. Nun könnte man im Grunde genommen unter „
Li=
beralismus” freiheitliche Auffaſſung verſtehen, was ja etwas
durchaus Wertvolles wäre, denn Freiheit iſt ja eine
Lebens=
grundlage. Anders freilich der Sinn, den wir heute dem Wort
„Liberalismus” im Tageskampfe und in Hinblick auf die
inner=
politiſche Geſtaltung in den Jahren der Volksnot geben. „Wenn
wir ſicher ſein wollen, mit Liberalismus den Begriffsinhalt
er=
faßt zu ſehen, den wir als Vertreter des politiſchen
Führergedan=
kens tadelnd treffen wollen, dann ſollten wir ihn mit „
Willkür=
tum” bezeichnen. Willkürtum iſt die Loslöſung von notwendigen
Bindungen, die dem „einzelnen auferlegt bleiben müſſen, wenn
das Ganze leben ſell.”
Seite 4 — Nr. 194
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 17. Juli 1935
Schütt die Tiere vor Hike und Sonnenbrand!
Unter Hinweis auf die Vorſchriften des Reichs=Tierſchutz=
Ge=
ſetzes erinnert der Reichs=Tierſchutzbund erneut daran, daß eine
ſtrafbare Vernachläſſigung der Haustiere auch dann vorliegt,
wenn bei großer Hitze Zugtiere beſonders auf Straßen längere
Zeit in der Sonne anſtatt im Schatten ſtehengelaſſen werden.
Gegen die Vorſchriften des Geſetzes wird auch verſtoßen, wenn
Zugtiere jetzt nicht genügend getränkt werden, oder Hunde,
ins=
beſondere wenn die Tiere angekettet oder eingeſperrt ſind, nicht
ſtändig friſches Waſſer erhalten, oder Vögel in Käfigen dem
Sonnenbrand ausgeſetzt werden, ohne in einer ſchattigen Ecke
Schutz ſuchen zu konnen.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. Perſonalnachrichten. Ernannt
wurden unter Berufung in das Beamtenverhältnis: am 15. Maf
der Georg Fiſcher in Gießen zum Kaſſeinſpektor bei der
Lan=
des=Heil= und Pflegeanſtalt in Gießen, mit Wirkung vom 1. April
1935 an; am 2. Juli der Kanzleigehilfe Wilhelm Heeb aus
Bensheim zum Kanzliſten mit Wirkung vom 1. Mai 1935.
Bekanntmachungen anderer Behörden,
Perſonalveränderun=
gen in der Juſtiz. Ernannt wurden: am 2. Juli 35 der
Kanzlei=
gehilfe beim Landgericht Mainz Karl Appel zum Kanzliſten bei
dieſem Gericht mit Wirkung vom 1. Juli 1935 unter Berufung in
das Beamtenverhältnis; am 3. Juli 1935 der Kanzleigehilfe bei
dem Landgericht Mainz Albert Arnold zum Kanzliſten bei
die=
ſem Gericht mit Wirkung vom 1. April 1935 unter Berufung in
das Beamtenverhältnis.
Leiſtungsſteigerung durch Skellenwechſel.
Wohl in keinem Beruf iſt der Erfolg des menſchlichen
Schaf=
fens mehr vom Klima und den Bodenverhältniſſen abhängig als
in der Landwirtſchaft.
So iſt es auch verſtändlich, daß
Be=
triebsführung und Wirtſchaftsweiſe nirgends ſo verſchieden ſind
wie hier. Einem Landwirt, der bisher vornehmlich in Süd= oder
Mitteldeutſchland tätig war, dürfte es daher nicht leicht werden
einen Betrieb in Oſtpreußen zu leiten. Aber nicht nur in ſo wei
auseinanderliegenden Gebieten gibt es Unterſchiede, ſondern dieſe
treten ſchon in direkter Nachbarſchaft auf. Die Bodenart,
Boden=
feuchtigkeit und die Fähigkeiten des Betriebsführers geben dem
Betrieb ein beſonderes Gepräge. Wenn dem ſo iſt, dann müſſen
diejenigen Menſchen, denen die Leitung landwirtſchaftlicher
Be=
triebe Lebensaufgabe iſt, durch die Schule vieler Betriebe
gegan=
gen ſein, um an ſie geſtellten Anforderungen gewachſen zu ſein.
Die landwirtſchaftliche Stellenvermittlung
der DAF. hat es ſich daher zur Aufgabe gemacht, dem jungen
land=
wirtſchaftlichen Angeſtellten zu häufigerem Stellenwechſel zu raten
und zu verhelfen.
Sie wird dafür Sorge tragen, daß die jungen Angeſtellten bis
zum 30. Lebensjahre alle zwei bis drei Jahre den Betrieb
wech=
ſeln, um auf dieſe Weiſe die Vielſeitigkeit der Wirtſchaftsart, der
klimatiſchen und ſonſtigen Verhältniſſe in der Landwirtſchaft
kennen zu lernen
Durch ein bewährtes Sichtbogenſyſtem und durch
dau=
ernde Ueberwachung in der Land= Forſt= und Milchwirtſchaft iſt
es dieſer Stellenvermittlung möglich, den Wechſel und Austauſch
unter ihren Bewerbern ſo durchzuführen, daß für die Betriebe
oder für die Angeſtellten keine Störungen auftreten.
Aufgabe der Betriebsinhaber und der Angeſtellten iſt es, dieſe
im Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft gelegenen Beſtrebungen zu
unterſtützen. Auskunft erteilt die DAF.=Stellenvermittlung.
Darmſtadt, Rheinſtr. 35, I.
* Gebole für das prakliſche Leben.
Gehe keinen Vertrag ein, ehe dir deſſen Beſtimmungen ganz
klar ſind!
Schließe jeden Vertrag ſchriftlich!
Unterſchreibe nie ein Schriftſtuck, daß du nicht aufmerkſam
durchgeleſen und völlig verſtanden haſt
Leihe kein Geld aus, ohne dir einen ordnungsmäßigen
Schuld=
ſchein unterſchreiben zu laſſen!
Unterſchreibe keine Wechſel
Suche mit deinem Nebenmenſchen ohne gerichtliches
Verfah=
ren auszukommen. Prozeſſiere nicht ohne Zwang! Sei willig
zum Vergleich!
Kaufe möglichſt gegen Barzahlung
Laß dich durch aufdringliche Reiſende nicht zur Beſtellung
un=
nötiger Sachen verleiten!
Warum Zikronen? — Trinkk deutſche Obſtſäfte!
LPD. Der Preſſedienſt der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau
teilt mit: In den letzten Tagen ging durch die Preſſe eine
Mit=
teilung des Reichskommiſſariats für Preisüberwachung, daß eine
Preisſteigerung für
itronen unvermeidbar
geweſen ſei, weil in den letzten zwei Monaten die
Einfuhr=
preiſe für dieſe Früchte um das Doppelte geſtiegen wären.
„Jeden Tag reichlich Obſt eſſen, iſt die beſte Apotheke”, ſagt
man mit Recht, denn reifes Obſt enthält aufgeſpeicherte
Sonnen=
energie, die uns Lebensenergie gibt. Von den Zitronen kann
man das allerdings durchaus nicht immer ſagen, denn
meiſten=
teils werden ſie in noch nicht reifem Zuſtande gepflückt, reifen
erſt ſpäter künſtlich nach. Ganz anders unſer deutſches Obſt, das
wir jetzt jeden Tag friſch und reif bekommen können, und das
nicht nur ein Genußmittel, ſondern tatſächlich ein wichtiges
Nah=
rungsmittel darſtellt. Vitamine oder Ergänzungsſtoffe, die der
Menſch unbedingt zum Leben braucht, ſind darin enthalten, wei
ter natürlicher Fruchtzucker, Fruchtſäuren, aromatiſche Stoffe, ſo
die die für den Körper wichtigen Mineralſalze. Gerade die
Beeren zeichnen ſich durch einen hohen Gehalt an Nährſalzen aus.
Alle dieſe im Friſchobſt enthaltenen Nähr=, Ergänzungs= und
Auf=
bauſtoffe können wir, beſonders im Süßmoſt, faſt vollſtändig
er=
halten und zum großen Teil auch in Dickſäften ſowie in
einge=
machtem Obſt in jeder bekannten Form, bei dem ſie im übrigen
durch den Zuckerzuſatz entſprechend nährwertreicher geworden ſind.
Unſere Obſtverarbeitungsinduſtrien beliefern uns das ganze Jahr
über mit vorzüglichen Erzeugniſſen, ſeien es nun Obſt= oder
Beerenweine, Süßmoſt, Obſtkonſerven, Marmeladen, Geeles und
Konfitüren. Und was dieſe Fabriken im Großen tun, ſollte jede
Hausfrau, deren Wirtſchaftsgeld nur irgend dazu reicht, fü
ihren Haushalt, ihre eigene Familie tun, nämlich Wintervorrat
herſtellen! Bisher ſind noch alljährlich unſerer Volksernährung
zu viel wichtige Nährſtoffe durch Verderben verloren gegangen;
das darf jetzt nicht mehr ſein. Darum heißt es in dieſen
Mona=
ten, in denen uns ſo reichlich Obſt zur Verfügung ſteht, zuerſt
und vor allem deutſches Obſt zu kaufen, und die Früchte, die nicht
ſofort verzehrt werden können, haltbar zu machen. Jede einzelne
Hausfrau, die mit Nachdenken an ihre Arbeit geht, kann dazu
beitragen, koſtbares deutſches Nahrungsgut zu erhalten, zum
ge=
undheitlichen Nutzen ihrer eigenen Familie und zum Wohle
un=
ſerer deutſchen Obſtbauern.
v. Kurzarbeiterunterſtützung. Ab 14. Juli gilt: Für die B
rechnung der Arbeitsloſenunterſtützung, deren Höhe von der Kur
arbeiterunterſtützung nicht überſchritten werden darf, ſind Pauſdh
ſätze zugrundezulegen. Der Pauſchſatz beträgt für einen Kun
arbeiter ohne zuſchlagsberechtigte Angehörige 8,50 Mark wöchen
lich. Er erhöht ſich für jeden zuſchlagsberechtigten
Angehörige=
um 2.50 Mark wöchentlich, jedoch böchſtens auf 23,50 Mark i
dieſem Zeitraum.
Gerichtsſtand in Wild= und Jagdſchadensſachen. Für de
gerichtliche Strafverfahren (vgl. Nr. 158
7 das
Amt=
gericht ausſchließlich zuſtändig, in deſſen Bezirk die m
dem Vorverfahren befaßte Ortspolizeibehörde ihren Sitz hat.
— Hausfrauenbund. Wir erinnern daran, daß heute Mit
woch nachmittag 3.30 Uhr die zweite Führung für Mitgliede
des Hausfrauenbundes durch die Ausſtellung „Deutſche
Glas
2000 Jahre Glasveredelung ſtattfinde
Führung: Dr. Werner Kloos.
Zweimal zehntauſend Mark gewonnen! Zwei Menſche
hat die Arbeitsbeſchaffungslotterie glücklich gemacht, ſowe
Geld glücklich machen kann (was es bekanntlich nur tut, wen
man es hat!). Am Sonntag und am Montag wurden je ei
10 000=Mark=Gewinn gezogen. Der erſte war ein jungverheire
teter Mann in
Plauen, der zweite ein Bücherreiſender i
Dresden. Beide konnten den Mammon gut gebrauchen.
In Darmſtadt wurden geſtern mittag im „Heſſiſchen
H=
von einem Unterförſter aus Mörlenbach 50 RM. gezogen.
Vorbildliche Tierſchukarbeit.
Vor den Toren der Stadt Darmſtadt, am
Löcherwieſen=
weg (hinter den Eiſenbahnwerkſtätten weſtlich der Frankfurter
Straße) liegt das neue Tierheim zur Unterbringung herrenloſer
Kleintiere. Der unter Leitung des Herrn Miniſterialrats
Ringshauſen ſtehende Tierſchutzverein für Darmſtadt und
Umgebung hat die Anlage errichtet. Nach den Beſtimmungen
des Reichstierſchutzgeſetzes iſt es eine ſelbſtverſtändliche Pflicht
für die Tiere zu ſorgen, die unverſchuldet in Not geraten ſind.
Neben herrenloſen Hunden, Katzen und ſonſtigen Kleintieren
können auch Tiere aufgenommen werden, die in Anwendung der
§§ 10 und 11 des Reichstierſchutzgeſetzes ihrem Beſitzer
fortge=
nommen werden, weil er ſie fortgeſetzt roh mißhandelte oder in
der Haltung und Pflege ſo vernachläſſigte, daß ſie erhebliche
kör=
perliche Schädigungen davontrugen. Auch Tiere, deren Beſitzer
auf Reiſen oder vorübergehend abweſend ſind, finden Aufnahme.
Aufgabe des Tierheims iſt es ferner, Tiere, die durch ein
böſes Geſchick herrenlos wurden, wieder in gute Hände zu
brin=
gen. Tierfreunde, die beabſichtigen, ſich einen Hund oder eine
Katze anzuſchaffen, ſeien deshalb beſonders auf dieſe Einrichtung
hingewieſen. Wer ein herrenloſes Tier aufnimmt, unterſtützt die
edlen Ziele des Tierſchutzes.
Vom deutſchen
Luftſchutz.
Sonderzugfahrt der Ortsgruppe Darmſtadt des ROB. nach Bingen.
Der Sonderzug der Ortsgruppe Darmſtadt des
Reichsluft=
ſchutzbundes nach Bingen fährt am Sonntag, den 21. Juli 1935.
beſtimmt. Abfahrt ab Darmſtadt=Hauptbahnhof 9.20 Uhr,
Rück=
fahrt ab Bingen 21.54 Uhr. Die Rückfahrt iſt ſo gelegt, daß die
letzten Anſchlußzüge bequem erreicht werden können. Kameraden
und Mitglieder die die Sonderzugsfahrt mitmachen wollen,
müſſen ihre Teilnahme bis ſpäteſtens Donnerstag, 18. Juli,
ge=
meldet haben. Gönner des Reichsluftſchutzbundes konnen an dieſer
Fahrt ebenfalls teilnehmen.
Reichsluftſchutzbund, Ortsgruppe Darmſtadt.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
Palaſt=Lichtſpiele: „Die Frauen vom Tannhof”.
Dieſer Tonfilm aus dem Hochgebirge von J. Dalman, eine
ſehr gute Filmleiſtung der Arnold= Richter=Produktion in
Mün=
chen, umrahmt eine nicht alltägliche Handlung. Sie iſt zwar
nicht erſchütternd, aber volkskundlich von Intereſſe. Der
Tann=
hof, irgendwo im Hochgebirge, ein reicher Bauernhof, hat mit
ſeinen Frauen Ungluck. Durch 4 Generationen hindurch ſtarb die
Tannhoferin im erſten Kindbett. Ob Zufall oder Beſtimmung,
weiß keiner, im Volk aber bildet ſich eine Legende um die
Tann=
hof=Frauen. Es heißt, daß vor Jahrhunderten eine Tannhoferin
eine arme Dienſtmagd mit ihrem unehelichen Kind davongeiagt
habe. Mutter und Kind ſind erfroren in einer Höhle
aufgefun=
den worden. Die unglückliche Mutter habe aber vorher ihren
Fluch in die Höhlenwand geritzt.
Heute ſind die Tannhofer
ſelbſt aufgeklärt. Aber der dreißigjährige Hoferbe, der Letzte
ſei=
nes Stammes, hält es doch für notwendig, den Frauen, die für
ihn in Frage kommen, die Legende zu erzählen. Eine entfernte
Verwandte aus der Stadt geht gleich darauf flüchtig. Hoch in
den Bergen aber lernt der Tannhoferbe durch Zufall ein junges
Mädchen kennen und ſelbſtverſtändlich auch lieben. Hier iſt nun
er der Fliehende, und die ſchöne Hertha Richter kann ſich ſeine
Flucht nicht erklären. Das Faktotum des Tannhofs erzählt ihr
die Legende. Die Kleine aber hat Mut. Sie liebt die Berge
und tauſcht gerne das Leben mit dem Gutshof. Alles geht gut,
und als der Tannhoferbe in der Wiege liegt, ſtrahlt die Mutter,
blühend und geſund, ihren Mann und Schwiegervater an.
Die Handlung umrahmt eine Fülle wundervoller, Bilder,
zum Teil ſpannende Kletterpartien, Szenen aus dem Volksleben
1. v. a. mehr. Ein ſehr anſtändiger Film, deſſen Verlebendigung
ſich ſehr gut dem unkomplizierten Gehalt der Fabel anpaßt. So
natürlich und untheatraliſch die Darſtellung eines
ausgezeichne=
ten Enſembles, an deſſen Spitze Paul Richter, Urſula Grabley,
Rudolf Klein=Rogge, Joſef Eichheim, Marianne Wehmer uſw.
ſtehen.
Im Beiprogramm läuft ein hochintereſſanter Film, der in
feſſelnden Großaufnahmen die Geheimniſſe der fleiſchfreſſenden
Pflanzen und ſonſtiger intereſſanter exotiſcher Blüten, vor allem
Orchideen, offenbart. Daneben ein urkomiſcher Film von Karl
Valentin, der dieſen Komiker als Zithervirtuoſen zeigt. A2
Helia=Lichtſpiele: „Warum lügt Fräulein Käthe?”
Und warum arbeitet der deutſche Film noch immer mit
die=
ſen Schablone=Titeln, die längſt jede Anziehungskraft auf das
Publikum verloren haben und gewöhnlich mit dem eigentlichen
Inhalt des Filmes gar nicht übereinſtimmen? Dieſer Mangel
an Erfindungsgeiſt wird dann um ſo bedauerlicher, wenn es ſich,
wie in dieſem Fall, um einen durchweg anſtändig gemachten Film
handelt. Der Regiſſeur Georg Jacoby hat hier eine flott
und amüſante Handlung, deren Unwahrſcheinlichkeit erfreulich
gering iſt, ebenſo flott und unterhaltſam zu verfilmen
verſtan=
den. Den Schauplatz bildet der Vergnügungsdampfer „
Mil=
waukee”, die Hauptperſonen, die ſich auf ihm tummeln, eine
Dame (Ida Wüſt, erheiternd wie immer), die
zu dieſem
Zweck das fünfte Mal dieſe Fahrt machend — ihre Tochter
(Genia Nikolajewa) endlich an den Mann zu bringen
verſucht. Das gelingt ihr auch beinahe bei einem jungen
Fabri=
kanten (Albrecht Schönhals), der aber im letzten
Augen=
blick das Spiel durchſchaut, und, da er nun einmal im Zuge iſt,
ſich im Galopp für die kleine Schiffsphotographin (Dolly
Haas) entſcheidet. Das Schiffsmilieu, bevölkert mit
einigen
köſtlichen Typen (u. a. Hugo Schrader, Paul Weſter
meyer, Wilhelm Bendow. Elſe Reval), iſt ſehr gut
wiedergegeben und eine Reihe wirklich ſchöner Aufnahmen von
Madeira wecken den Neid aller Daheimgebliebenen.
Das Vorprogramm umfaßt eine faſt ausſchließlich auf Sport
(Neuſel-Peterſen. Deutſchland—Schweden uſw.) eingeſtellte
Wochenſchau, einen guten Kulturfilm von den Lofoten=Fiſchern
und einen der intereſſanten, erheiternden Walter=Jerven=Filme
aus der Frühzeit der Kinematographie.
Belida zeigt nur noch heute und morgen den Carin=Hardt
Film „Zwiſchen Himmel und Erde”, mit Rudolf Klein=
Rogge, A. Hörbiger, Joe Stöckel.
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen, Freundinnen
heim. Sandſtr. 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15—10 Uhr: 3
ſammenkunft. Donnerstag, 18. Juli: Reiſeerlebniſſe.
Der Gauleiter.
Gaureferent der Alten Garde.
Dem Pg. Philipp Weißkopf in Stadecken iſt ſein goldenes
Ehrenzeichen Nr. 91 605 verlorengegangen. Abzugeben beim
Gau=
referenten der Alten Garde, Frankfurt a. M., Adolf=Hitler=Haus.
Der Kreisleiter.
Reichsmütterdienſt im Deutſchen Frauenwerk.
Der Kurſus „Häusliche Krankenpflege” beginnt
am 20. Auguſt, abends 8 Uhr, in der Aliceſchule, Friedrichſtraße 4.
Anmeldungen ſind an die Kreisfrauenſchaftsleiterin, Darmſtadt,
Rheinſtraße 95, zu richten, oder ſchriftlich an Schweſter Marie
Becker, Heinrich=Fuhrſtraße 1, III. Ebenſo beginnt der Kurſus
Erziehungsfragen Ende Auguſt. Anmeldungen an die
NS. Frauenſchaft, Rheinſtr. 95, oder Frl. Frenzel, Rheinſtraße.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Nieder=Ramſtadt.
Am Mittwoch, dem 17. Juli, abends 8 Uhr, findet im
Gaſt=
haus „Zum Darmſtädter Hof” ein Luftſchutz=Werbeabend mit
Lichtbildervortrag ſtatt. Redner: Dr. Seidel=Darmſtadt. Das
Er=
ſcheinen ſämtlicher Frauenſchaftsmitglieder iſt Pflicht.
Die Deutſche Arbeitsfront
NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Sommerſpielzeit 1935. — Ausgabe der Mietkarten bei der
Kreis=
dienſtſtelle.
Die Ausgabe der Mietkarten hat begonnen, bei Empfang
der Karten muß gleichzeitig die zweite Mietrate entrichtet
wer=
den. Erſte Vorſtellung Donnerstag, 18. Juli 1935, abends 8.3
Uhr: „Polenblut”. Die Sommerſpielzeit wird im Orpheum
durchgeführt, deſſen Bühne in den letzten Tagen eine Um= und
Ausgeſtaltung erfahren hat. Die Kreisdienſtſtelle hat für
Volks=
genoſſen verbilligte Tageskarten zum Einheitspreis von 70 Rpf.
„KdF.”=Radwanderung durch das Gerſprenztal. Lindenfels—
Brandau (Beſichtigung des NSDAP.=Heimes), Teilnahme
koſten=
los. Ruckſackverpflegung iſt mitzubringen. Ankunft in
Reichels=
heim gegen 11 Uhr (Badegelegenheit im Naturbad). Treffpunkt
7 Uhr Tierbrunnen. Voranmeldung nicht erforderlich.
Neuer Reitkurs, neuer Tenniskurs!
Wir machen Intereſſenten darauf aufmerkſam, daß wir für
folgende neueingerichkteten Kurſe noch Meldungen
entgegenneh=
men. Teilnehmen kann jeder deutſche Volksgenoſſe: Reiten
Für Fortgeſchrittene (Ausreiten nach der 1. Stunde), Mittwoch
18—19 Uhr, Reitinſtitut Schott. Die Gebühr iſt ſtark geſenkt. Es
iſt alſo für Minderbemittelte die Möglichkeit gegeben, ſich daran
zu beteiligen. Tennis: Für Anfanger, Donnerstag, 19 bis
20.30 Uhr, Hochſchulſtadion. In die geringe Kursgebühr ſind
ein=
geſchloſſen Platzbenutzung und Unterricht beim Lehrer. Bälle und
Schläger werden koſtenlos geſtellt. Es iſt wohl die beſte
Gelegen=
heit, billig den ſchönen Tennisſport zu erlernen. — Anmeldungen
und Bezahlung der Kurſusgebühren nur Bismarckſtr. 19. (
Tele=
phon 3330). Beſorgt Euch das koſtenloſe Sportprogramm für
Juli—September. Kommt in die fröhlichen Sportkurſe der NSG.
„Kraft durch Freude.
Urlauberzüge nach der Lübecker Bucht und der Schwäbiſchen
Alb. Für die Fahrt nach der Lübecker Bucht vom 20. 7. bis
27. 7. (Fahrtkoſten 38 RM.) und nach der Schwäbiſchen Alb (
Lich=
tenſtein) vom 27. 7. bis 2. 8. (Fahrtkoſten 24,50 RM.) ſind noch
eine Anzahl Plätze frei. Anmeldungen für die beiden Fahrten
können noch bis auf weiteres bei gleichzeitiger Einzahlung der
Teilnehmerkoſten beim Kreis getätigt werden.
Urlauberzug 1X/30 nach Schleſien (Glatzer Bergland) und
1X/40 nach Danzig. Die Urlauberzüge 30 und 40 fallen aus.
Wir bitten die Teilnehmer, die ſich zu vorſtehenden Fahrten
be=
reits angemeldet haben, die eingezahlten Beträge wieder
abzu=
holen bzw. Ummeldung für eine andere Fahrt vorzunehmen.
Sonderzug nach dem Nürburgring. Wir bitten die ſäumigen
Volksgenoſſen, die ſich für den Sonderzug vorangemeldet haben,
nunmehr umgehend den Reſtbetrag von 5,20 RM. auf der
Kreis=
dienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, einzuzahlen, andernfalls wir über
die betreffenden Plätze anderweitig verfügen müſſen.
Fahrkarten für den U3. 29 nach dem Allgäu vom 19. bis 26.
7. 35. Die Fahrtunterlagen für den Urlauberzug lX/29 nach dem
Allgäu können täglich von 9—1 und 15—18 Uhr auf der Kreis
dienſtſtelle gegen Abgabe des Gutſcheins in Empfang genommen
werden.
Wandern mit „Kraft durch Freude‟.
KPW Das Ziel, um das politiſch gerungen wird, um das
wir uns kulturell bemühen, das wir auf allen Gebieten des Lebens
anſtreben, iſt „die Gemeinſchaft des Volkes
Dieſe
Ziel kann auch erwandert werden. Mit der NSG. „Kraft durch
Freude”, Kreis Darmſtadt, wurden am Sonntag, den 14. Juli,
zwei Wanderfahrten durchgeführt, deren eine die Teilnehmer nach
dem herrlichen Meſpelbrunn i. Speſſart führte. Die
Teilnehmer=
zahl entſprach unſeren Wandergruppengrundſätzen und damit war
von vornherein ein echter nationalſozialiſtiſcher
Kameradſchafts=
geiſt gewährleiſtet.
Unter den Teilnehmern, die bis zum Zuſammentreffen am
Nordbahnhof einander gänzlich fremd waren und den
verſchieden=
ſten Berufen und Altersſtufen angehörten, entwickelte ſich derſelbe
ſehr bald und im beſten gegenſeitigen Verſtehen fuhren wir einem
ſchönen und genußreichen Sonntag entgegen. Von Aſchaffenburg,
wo unſere Eiſenbahnfahrt endete, begann nun die Fußwanderung,
Zunächſt hatten wir ſonnigen und ſchattenloſen Weg, bis uns bei
Dürrmorsbach der Wald aufnahm. Weiter ging es nun auf
ab=
wechſelnden, ausſichtsreichen, meiſt bewaldeten Höhenwegen nach
der Hohen Warte. (419 Meter.) Nach einer längeren Erholungs=
und Frühſtuckspauſe wanderten wir neu geſtärkt im ſchattigen
Wald weiter und gelangten in ein Wieſental, das ſein Ende in
Neudorf im Elſavatal fand. Ein Fähnlein HJ. hatte hier unter
ſchattigen Waldbäumen ſein Lager aufgeſchlagen und ſeine
Jun=
gens unterhielten ſich beim fröhlichen und munteren Spiel. Nach
kurzer Wanderung ſüdwärts erreichten wir bald das reizende, von
bewaldeten Höhenzügen eingeſäumte Seitental, in dem das
Waſſerſchloß Meſpelbrunn liegt. Eine Beſichtigung der in ihm
befindlichen Sammlungen, die faſt nur familiengeſchichtlichen Wer
ſeiner Erbauer und vormaligen Beſitzer haben, mußten wir
un=
leider mit Rückſicht auf die uns zur Verfügung ſtehende, knavt
bemeſſene Zeit und die bereits vor uns eingetroffene hohe
Be=
ucherzahl verſagen, weshalb wir es bei einer äußeren
Inaugen=
ſcheinnahme des Schloſſes und ſeiner Umgebung bewenden laſſen
mußten.
Entgegen dem urſprünglichen Wanderplane kehrten wir
mit=
tels Kraftwagen nach Aſchaffenburg zurück, wobei wir
Gelegen=
heit hatten, die landſchaftlichen Schönheiten des Speſſarts, die wir
am Morgen bereits bei der Fußwanderung kennenlernten, nun
nochmals im Lichte der Abendſonne und vom bequemen
Polſter=
ſitze des Autos aus genießen zu können.
Bei dieſer Gelegenheit ſoll ein ſchöner Zug echter und wahrer
Kameradſchaftlichkeit nicht unerwähnt bleiben, die ſich darin
äußerte, daß ein Wanderkamerad ſich für wenig Bemittelte
wie=
derholt in großzügiger Weiſe einſetzte und ihnen zu dieſer
herr=
lichen Autofahrt und anſchließend in Aſchaffenburg zu Speiſe
und Trank verhalf.
Nach einer in großer Heiterkeit verlaufenen und mit frohen
Scherzen gewürzten Rückfahrt gelangten wir kurz vor 8 Uhr in
Darmſtadt an, aber
Hauptbahnhof ſtatt
Nordbahn=
ho
— unſere Wanderkamereden wiſſen ja warum.
Wenn die Schaffenden wandern, wenn die Arbeitsmenſchen
hinausziehen, wenn die Werkleute neue Kraft ſchöpfen aus der
Freude an der heimatlichen Natur, dann geſchieht es in neuem
Geiſte: Wandert mit uns! Wandert mit „Kraft durch Freude‟,
Wandert mit den Kameraden!
Vereins- und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Schuls Felſenkeller. Heute luſtiger Abend.
Verein ehem. Schutz= und U=berſeetruppen
Darmſtadt und Umgebung. Mitgliederverſammlung am
17 7. 1935. 20.15 Uhr, im Vereinslokal Robert Dörr.
Kame=
raden, die in den Kolonien und Ueberſee Dienſt geleiſtet haben,
ſind freundlichſt eingeladen.
2
6GT
(Ké.
Sitt
4
MIETETLUNG
kn den Kauche
Wir feiern unser 50jähriges
Jubiläum und bringen eine
neue Misckung, die uns
be-
sonders gut gelungen ist.
Der Raucher wird deshalb
höflich eingeladen zu einem
Versuch unserer
VÜBILÄUMS
MISCHUNG.
T
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Juli 1935
die Anegeimaſigtenien
vei der Burmſiavier Zottsoant.
Das Reichsgericht verwirft die eingelegken Reviſionen
LPD. Das Reichsgericht in Leipzig hat am Dienstag unter
die Unregelmäßigkeiten bei der Darmſtädter Volksbank den
ſtraf=
rechtlichen Schlußſtrich gezogen. Sowohl der frühere zweite
Ge=
ſchäftsführer Becker wie auch der frühere Vorſitzende des
Auf=
ſichtsrats Nohl hatten Reviſion gegen das Urteil des
Land=
gerichts Darmſtadt vom 27. April letzten Jahres eingelegt. Becker
war wegen genoſſenſchaftlicher Untreue und wegen
Bilanzver=
ſchleierung in Tateinheit mit Vergehen gegen die
Reichs=
abgabenordnung mit einem Jahr und einem Monat Gefängnis,
Nohl wegen der gleichen Vergehen mit acht Monaten Gefängnis
beſtraft worden. Das Reichsgericht hat die Reviſionen der
bei=
den Angeklagten verworfen. Die genoſſenſchaftliche Untreue ſei
vom Landgericht mit Recht darin geſehen worden, daß die
Ange=
klagten bei der Kreditgewährung ohne beſondere Vollmachten an
Dritte in Kenntnis der Unſicherheit der erwachſenen
Forderun=
gen über Vermögensſtücke der Genoſſenſchaft verfügt hätten. Das
ſei typiſch die im
146 des Genoſſenſchaftsgeſetzes mit Strafe
bedrohte abſichtliche Verfügung zum Nachteil. Es wäre ſogar
genoſſenſchaftliche Untreue geweſen, wenn die Verfügungen
ſchließlich erfolgreich, alſo mit Gewinn, geendet hätten, denn
die Angeklagten hätten durch die Verfügung ins Ungewiſſe ja
zunächſt das Vermögen der Genoſſenſchaft gefahrdet.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verurteilte am Dienstag
den 60jährigen Georg F. von Michelſtadt wegen
Vor=
nahme unzuchtiger Handlungen an zwei kleinen acht= und
zwölf=
jährigen Mädchen zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr und
neun Monaten. Das Gericht billigte ihm mildernde Umſtände zu,
weil der Angeklagte bisher noch nicht vorbeſtraft iſt. Da er
ge=
ſtändig iſt, wird ihm die Unterſuchungshaft mit zwei Monaten
voll angerechnet.
Aus Heſſen.
Ein Baracken=Abend im Odenwald.
Alten Militärgebräuchen getreu, veranſtalten verſchiedene
Ortsgruppen der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener
am Samstag, den 27. d. M., abends, in Reichelsheim i. Odw.
einen Barackenabend.
Dieſer Abend ſoll auch der Allgemeinheit Gelegenheit geben,
einen Einblick zu tun in die frühere militäriſche Gemütlichkeit in
der Kaſerne. Gleichzeitig wird Kamerad Spatz von der
Darm=
ſtädter Ortsgruppe einen Vortrag halten über ſeine Erlebniſſe in
ſibiriſcher Kriegsgefangenſchaft und ſeine Flucht. Gleichzeitig
wird an dieſem Abend ein kleiner Einblick gegeben in das
ſegens=
reiche Wirken des Engels der ſibiriſchen Kriegsgefangenen,
Schwe=
ſter Elſa Brandſtröm. Von Kamerad Knapp von der
Orts=
gruppe Darmſtadt wird ein Vortrag gehalten über ſeine
Erleb=
niſſe in Tſingtau während des Aufbaues in Friedenszeit und dann
während des Krieges bis zum Falle Tſingtaus und der
Gefangen=
nahme der Beſatzung. Wenn ſich Gelegenheit dazu bietet, werden
evtl. Lichtbilder gezeigt.
Am Sonntag früh wird um 9.30 Uhr ein öffentlicher
Feld=
gottesdienſt auf dem Sportplatz ſtattfinden und daran anſchließend
am Kriegerehrenmal eine Gefallenenehrung. Nachdem dann noch
kurz andere Beſprechungen abgehalten ſind, wird man zu dem für
einen alten Soldaten unerläßlichen Manöverball ſchreiten, bei
welchem alt und jung das Tanzbein ſchwingen. Der Zweck der
Veranſtaltung iſt, der breiten Maſſe Einblick zu geben, wie die
deutſchen Kriegsgefangenen hinterm Stacheldraht für Deutſchland,
wenn auch ohne Waffen, gekämpft haben und wie ſie ſelbſt unter
den ſchwierigſten Verhältniſſen dem deutſchen Volk und Vaterland
die Treue gehalten haben.: Wenn auch der Kampf ohne
Blutver=
gießen ſchwierig iſt, ſo iſt er doch wohl derjenige, der am beſten im
Intereſſe aller Völker einen dauernden Frieden garantiert.
Dg. Arheilgen, 16. Juli. Ortsbauernſchaft. Auf
Ein=
ladung des Ortsbauernführers fand geſtern abend im Gaſthaus
„Zur Sonne” eine Verſammlung der getreideanbauenden
Land=
wirte ſtatt. Der Ortsbauernführer gab die Anordnungen der
Getreidewirtſchaftsſtelle bekannt, wonach die in dieſem Jahre bei
der nunmehr voll einſetzenden Ernte zu erwartenden
Getreide=
mengen, die zum Verkauf kommen, anmeldepflichtig ſind. Die
diesbezüglichen Angaben ſind auf der Bürgermeiſterei zu machen.
Die Schulkameradinnen und =kameraden des
Jahrgangs 1893 unternahmen am Sonntag einen ſchönen
Autoausflug in den Odenwald. Kurz vor 12 Uhr mittags
beſtie=
gen die etwa 80 Teilnehmer am „Haus der Arbeit” die beiden
Poſtautobuſſe. Die Fahrt führte zunächſt über Seeheim,
Jugen=
heim und Ober=Beerbach nach dem ſchönen Lindenfels, wo ein
kurzer Aufenthalt Gelegenheit zu einem Gang durch das
Städt=
chen bot. Dann ging es weiter nach Lichtenberg, das ebenfalls
beſichtigt wurde. Die Weiterfahrt führte dann über Winterkaſten
uſw. nach Wembach, wo bei Gaſtwirt Keller Einkehr gehalten
wurde. Nachdem ſich alle geſtärkt hatten, blieb man bei
An=
ſprachen, gemeinſamen Liedern und ſonſtiger Unterhaltung einige
Stunden gemütlich beiſammen. Nach einer photographiſchen
Auf=
nahme der Teilnehmer wurde die Heimfahrt, die über Ober=
Ram=
ſtadt führte, angetreten, und bei einbrechender Dunkelheit traf
man wohlbehalten und zufrieden mit den geſammelten neuen
Eindrücken wieder im Heimatorte ein.
Geſangverein
„Liederzweig”. Im „Schwanen veranſtaltete der Verein
einen ſommerlichen Unterhaltungsabend. Während ſich die
Tanz=
luſtigen im Saale vergnügten, fand man ſich auch in ſtattlicher
Zahl im ſchön illuminierten Garten zuſammen. Liedervorträge
des Chors und heitere Darbietungen von Mitglied Georg Benz
trugen zur Unterhaltung bei.
Beratungsſtunde. Im
evangeliſchen Gemeindehaus findet am Mittwöch (17. Juli)
nachmittags, eine Beratungsſtunde der Mutter= und
Säuglings=
fürſorge ſtatt.
Ar. Eberſtadt, 16. Juli. Der Odenwaldklub unternahm
bei herrlichem Sommerwetter ſeine 7. Wanderung. Mit der Bahn
gings bis Heppenheim, von hier über die Juhöhe, Unter=
Liebers=
bach, Birkenau nach dem Endziel Weinheim und von hier wieder
—
per Bahn zurück.
Die „Soldatenkameradſchaft”
be=
ſuchte die Kriegerkameradſchaft in Weiterſtadt anläßlich deren 60 Beſtehens nebſt Einweihung des neuen Schießſtandes un
erzielte im Preisſchießen 3 Ehrenſcheiben.
Der evangeliſche
Kirchengeſangverein führte ſeine Sängerinnen und S6
ger per Omnibus in die herrliche Nahegegend nach Münſter a. St.
und Kreuznach, und alle waren bei ihrer abendlichen Rückkehr
er=
freut und ergötzt, ob des ſchönen Tages.
Infall. Anläßlich
einer Omnibustour lehnte ſich eine hieſige Mitfahrerin etwas
all=
zuviel zum Fenſter hinaus, ſo daß ſie mit einer Telegraphenſtange
kollidierte und ſich Verletzungen am Kopf und der Schulter zuzog,
die ärztliche Hilfe erforderlich machten.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 16. Juli. Sanitätsübung. Unter
Leitung des Kolonnenführers Herrn Roos=Roßdorf und der
bei=
den Kolonnenärzte, Herrn Dr. med. Baumann=Roßdorf und
Herrn Dr. med. Müller=Nieder=Ramſtadt fand am letzten
Sonn=
tag bei der Eiſengießerei „Waldmühle” eine größere
Sanitäts=
übung ſtatt. Befohlen waren zu dieſer Uebung die Züge Nieder=
Ramſtadt, Eberſtadt ſowie die beiden Halbzüge Ober=Ramſtadt und
Roßdorf. Der Uebung lag der Gedanke zugrunde, daß durch eine
im Guß befindliche, nicht entladene Granate eine Exploſion
ent=
ſtand, bei der es viele Verletzte gab. Sie war durch einen
Kanonen=
ſchlag mit mächtiger Rauchentwicklung markiert worden. Sofort
trat der Gastrupp des Zuges Nieder=Ramſtadt in Tätigkeit und
nahm in zielbewußter, prompter Arbeit die Bergung der
Verletz=
ten und Gaskranken vor. Gerade bei dieſer Arbeit konnte der
Gas=
trupp des Zuges Nieder=Ramſtadt ſeine gute Schulung und ziel
ſichere Tätigkeit am beſten unter Beweis ſtellen. Die
Sanitäts=
mannſchaften der übrigen Züge nahmen die Verletzten außerhalb
der Gaszone in Empfang und brachten ſie zum Verbinden und
Lagern auf den bereitgeſtellten Lagerplatz.
der Mannſchaft des
Zuges Ober=Ramſtadt fiel die Aufgabe zu, einen Mann aus einer
während der Exploſion geriſſenen Hochſpannungsleitung zu
be=
freien, was in ſachkundiger Weiſe unter Zuhilfenahme eines
Stok=
kes nebſt Gummiſchere erfolgte. Die Samariterinnen des Alice=
Frauenvereins vom Roten Kreuz, die ebenfalls an der Uebung
teilnahmen, hatten ſich zur Aufgabe geſtellt, einem gerade
vorbei=
ziehenden Trupp BDM., der einige Verletzte und Ohnmächtige zu
(Erntezeit /. Von Michgel Dörfler
(Nachdruck verboten!)
Ein Erntetag des Bauern iſt lang und voll harter Mühſal.
Früh morgens ſchon, nicht lange nach dem erſten Wachtelſchlag
ſtehen die Leute auf dem Acker, flitzt mit raſchelnd dumpfem Klang
die Senſe, das hurtige Meſſer der Mähmaſchine durch’s Getreide.
Weit ringsum ein Meer hellgelber und ſilbernſchimmernder
Halme, ährenſchwer, erntereif: der Lohn des Bauern, das Brot
für das geſamte Volk auf ein ganzes, langes Jahr!
R
Erntezeit.
KliemM.)
(F.
Jetzt kommen ſie wieder, dieſe Hochtage für den Landmann.
die Zeit der Getreideernte. Wie ſegenquellend waren noch die
letzten heißen Wochen! Im kühnen aufwärtsſteilen Bogen eilte
das bäuerliche Jahr der letzten Erfüllung entgegen. Das groß
Himmelsgeſtirn ſpendet ſeine höchſte Kraft zum Reifen und treibt
den Landmann zur größten Arbeitsleiſtung an; was heute nicht
geſchnitten wird, kann morgen überreif und übermorgen
großen=
teils verloren ſein. — „Mit dem jährlichen Körnerausfall infolge
Ueberreife des Getreides könnte man in Deutſchland dauernd 2—3
Millionen Menſchen ernähren”", behauptete vor Jahren ein
be=
kannter Landwirtſchaftsſtatiſtiker.
Welcher Städter verweilte jetzt und in den kommenden Tagen
und Wochen nicht im Geiſte draußen bei unſeren Bauern, für den
er aufrichtig fühlt und für deſſen harte Arbeit er im großen
Gan=
zen auch Verſtändnis hat! Tauſende möchten ihm helfen, wenn ſie
ſich losmachen könnten von ihren beruflichen Verpflichtungen, die
meiſtens keine längere Unterbrechung dulden. Vielerorts treten
auch an den Stadtmenſchen des Sommers größere Anforderungen
heran, ſeien dieſe durch die ſaiſonmäßige Konjunktur oder durch
die Beurlaubungen bedingt. Infolge des Urlaubes darf oft keine
allzu empfindliche Lücke in der täglichen Werkleiſtung entſtehen.
Deshalb iſt es nicht immer zu umgehen, daß, wenn der eine
Be=
triebsangehörige in Ferien iſt, ein anderer ſeine Arbeit zum Teil
noch mit verrichten muß, oder aber der Urlauber bei ſeiner
Rück=
kehr liegengebliebene Arbeit nachzuverrichten hat. — Der
werk=
tätige Städter, der das ganze Jahr in oft ſonnearmen und
dump=
fen Werk= und Büroräumen ſeine Pflicht tut, für den es keine
winterliche Ruhe gibt, hat ein Recht auf ein paar Tage bzw. ein
paar Wochen Urlaub, und wir alle wünſchen, daß die „
Bleich=
geſichter” friſch, gebräunt und gut ausgeruht wieder an ihre
Ar=
beitsſtätte zurückkehren mögen.
Die Mühſal der einzelnen Berufsſtände unter ſich
verglei=
chend mit der Elle abzumeſſen, war noch nie echte deutſche Art.
„Jeder Stand hat ſeine Plagen, jeder Stand hat ſeine Luſt”
heißt es im Sprichwort. Wer mit ſeinem Beruf ſeeliſch verwachſen
iſt, wird einen anderen Menſchen außerhalb ſeines Standes weder
beneiden noch verachten. Daß wir Städter heute dem Landmann
ganz beſonders hohe Achtung und Wertſchätzung entgegenbringen,
hat ſeinen Grund in unſerer vertieften Erkenntnis von der
Wich=
tigkeit und ſchickſalhaften Bedeutung eines ſtarken, unverdroſſenen
Bauerntums für Volk und Staat. Jeder hochgeſchichtete
Ernte=
wagen, der in dieſen Tagen nach der Scheune ſchwankt, iſt ein
lebendiger Zeuge geſegneter Friedensarbeit.
Ein Volk, das ſich ſelbſt ernährt, wird immer das fleißigſte,
treueſte und mutigſte ſein. Deshalb kann und darf es zwiſchen
Stadt und Land keine ſeeliſche Kluft mehr geben. Die unſeligen
Zeiten marxiſtiſcher Verhetzung, wo man ſich nicht ſchämte, weniger
aus lohnwirtſchaftlichen als aus demagogiſchen Gründen ſelbſt
zur Störung und Behinderung der Erntearbeiten aufzufordern,
müſſen endgültig der Vergangenheit angehören.— „Eine
Kabel=
depeſche, und die Weizenberge Kanadas ſetzten ſich europawärts
in Bewegung und füllen Deutſchlands Lagerhäuſer bis zum
Ber=
ſten”, konnte ein damals bekannter Kommuniſt noch im Jahre
1932 ausrufen, und eine irregeführte Menge klatſchte Beifall. Ja
für dieſe Herren von Moskaus Gnaden war unſer Bauerntum
das größte Hindernis auf ihrem Wege zur Bolſchewiſierung
eutſchlands; es mittels landwirtſchaftlicher Arbeiterſtreiks und
Aufhebung aller Getreidezölle zu untergraben, galt als ihre
vor=
nehmſte Aufgabe.
Heute wünſcht in Deutſchland kein, einziger Städter mehr,
daß auch nur eine Aehre draußen auf dem Acker umkomme. Dieſer
Wandel in der Geſinnung ehemals Millionen verbitterter und
verhetzter Volksgenoſſen iſt wohl das ſchönſte, was die letzten
Jahre an ſeeliſcher und geiſtiger Aufbauarbeit unſeres Volkes
ge=
zeitigt haben.
Wenn der Bauer ſpät abends müde und abgeſpannt von der
ſchweren Erntearbeit des Tages in ſeine Kammer geht, ſo beſeelt
hn nicht nur die Gewißheit treu erfüllter Pflicht für Familie
und Volk, ſondern es beherrſcht ihn auch das frohe Bewußtſein,
daß er keine Neider und keine Feinde mehr hat, daß das ganze
Volk hinter ihm ſteht, in Freud und Leid.
Um Stadt und Land ein gemeinſames Band!
verzeichnen hatte, zur Hilfe zu kommen. Auch ſie löſten ihre
Auf=
gabe geradezu glänzend. Den Schluß der Uebung bildete der
Ab=
transport der Verletzten mittelſt Laſtauto, das zu dieſem Zwecke
ſachgemäß hergerichtet wurde. Sehr gut gelang das Umladen der
Verletzen, das bedingt war durch einen angenommenen
Zuſam=
menſtoß des Transportwagens mit einem Verkehrsomnibus und
der noch eine weitere Zahl Verletzte brachte. Kreiskolonnenführer
Roos, ſowie Kolonnenarzt Dr. med. Müller nahmen
Ge=
legenheit, abſchließend die Leiſtungen der mitwirkenden Verbände
und Mannſchaften einer Kritik zu unterziehen, die recht
erfolg=
reich ausfiel und lobende Anerkennungen enthielt. Mit einem
Dank an die Mannſchaften für das Geleiſtete und Aneiferung zur
weiteren Vervollkommnung auf dem Gebiete des Rettungsweſens
wurde die Uebung geſchloſſen.
NIVEATchr
mild, leicht
schäumend,
ganz wundervoll
im Geschmack.
M Mif e
G. Ober=Ramſtadt, 16. Juli. Die nun ſeit Wochen anhaltende
außerordentliche Trockenheit macht ſich allmählich auf den Feldern,
nsbeſondere aber bei den Hackfrüchten recht unangenehm
bemerk=
bar. Ganz beſonders empfindlich leiden die Kartoffel= und
Rüben=
acker, aber auch die friſch gemähten Kleeäcker dorren allmählich
aus, ſo daß ein ausreichender Regen dringend nötig wäre. Der
Ertrag der Hackfrüchte wird hier in dieſem Jahr ohnedies durch
das ſtarke Auftreten von Engerlingen, die durch Abfreſſen der
Wurzel die Pflanzen zum Abſterben bringen, weſentlich
beein=
trachtigt werden.
Babenhauſen, 16. Juli. Feuer in der Molkerei
Als die Alarmſirene etwa um 10.30 Uhr von unſerem Rathaus
heulte und der Ruf ſich verbreitete: „Es brennt in der Molkerei!”,
da eilte alles ſofort zur Brandſtätte. Trotz der ungünſtigen Zeit—
die Kornernte iſt ſeit Montag hier im vollen Gange — war die
Feuerwehr mit ihrem neuen Auto und der Motorſpritze ſchon nach
einigen Minuten am Brandherd. Am Dache des Wohnbauſes
beim Kamin kam Qualm und Feuer heraus. Es gelang der
Feuer=
wehr, den Kaminbrand in ganz kurzer Zeit zu erſticken. Die in
dem Bau befindliche Wohnung, deren Inhaber mit ſeiner Familie
gerade verreiſt war, hat keinen Schaden erlitten. Der Sachſchaden
iſt gering. Zurzeit, als derBrand ausbrach, tagte der Vorſtand der
Molkerei in einem Nebengebäude.
s. Ueberau, 16. Juli. Verleihung von Kriegs
ehrenkreuzen. Am Samstag abend wurden im Gaſthaus
Zur Krone” bei Phil. Röder die Kriegsehrenkreuze überreicht.
Die ganze Feier hatte einen ernſten und ſchlichten Charakter.
Bürgermeiſter Seibold begrüßte die Anweſenden und hieß
alle herzlich willkommen. Er erläuterte die einzelnen
Ehren=
zeichen und erteilte Herrn Lehrer Büchler das Wort. Büchler
verſtand es, in ſeiner Anſprache dem Sinn und der Bedeutung
der Kriegerehrung die Würde zu verleihen. Außerdem ſchloß ſich
der Männergeſangverein durch ſeine vorgetragenen Lieder der
Feier an. Die Ehrung bzw Verleihung der Ehrenkreuze nahm
ſodann Herr Bürgermeiſter Seibold vor.
Höchſt i. Odw., 16. Juli. Der Reichsluftſchutzbund
Ortsgruppe Höchſt i. Odw., erläßt erneut einen Aufruf. in dem
es u. a. heißt: Wir fordern heute nochmals alle Volksgenoſſen
und Volksgenoſſinnen unſeres Ortsgruppenbereiches auf, ſich
un=
bedingt die Mitgliedſchaft im Reichsluftſchutzbund zu erwerben.
Gewiß iſt der Eintritt in den Reichsluftſchutzbund ein Akt der
Freiwilligkeit, aber wem es Ernſt iſt mit ſeinem Bekenntnis zum
Dritten Reich, und ſeinem herrlichen Führer, der muß dies auch
durch die Tat beweiſen. Es gibt in unſerem Ortsgruppenbereich
noch ſehr viele Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, die immer
noch abſeits ſtehen — nicht begreifend, daß Luftſchutz zu einer
Lebensfrage des deutſchen Volkes geworden iſt.
Denkt an Eure
Kinder! Wollt Ihr ihre Zukunft nicht geſichert wiſſen? Sie iſt
nicht geſichert, wenn Deutſchland untergeht! Wir brauchen Euch
Darum: Tretet ein in den Reichsluftſchutzbund
In einem
Sonderaufruf wendet ſich die Ortsgruppe an die Frauen, die
als Helferinnen, Hausfeuerwehr. Hauswart und zum Werben in
Frage kommen
Hirſchhorn, 16. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
15. Juli: 1.48 Meter, am 16. Juli: 1,51 Meter.
Die Lorſcher Königshalle reſtaurierk.
Lorſch, 16. Juli. Die Reſtaurierung der ſog. Lorſcher
Königs=
halle, des berühmten ſpätkarolingiſchen Bauwerks, iſt nunmehr
fertiggeſtellt. Das koſtbare Bauwerk zeigt ſich nun wieder in ſei
ner einſtigen Geſtalt. Die romaniſchen Bogen auf der Oſt= und
Weſtſeite der Königshalle, die bisher vermauert und durch Tore
verſchloſſen waren, ſind jetzt wieder vollkommen freigelegt. Die
im Obergeſchoß aufgedeckten Spuren einer monumentalen
Archi=
tekturmalerei ſpätkarolingiſcher Zeit, muſizierende Engel
darſtel=
lend, ſind, ſoweit dies möglich, in Reſtaurierung. Der Saal iſt
für die Zwecke eines Heimatmuſeums hergerichtet. Es ſollen hier
die früher nach Darmſtadt gebrachten Lorſcher Altertumsſchätze
ihren Platz finden, ſo der koſtbare alte Moſaikfußboden,
Grab=
platten u. a. m. Bekanntlich befindet ſich außer dem Steinſarg
Ludwig des Deutſchen auch der Sarkophag Taſſilos von Bayern
im Kloſter Lorſch, der früher in einem Lorſcher Bauernhof als
Brunnentrog benutzt worden war. Auch die Wiederherſtellung
des Apſis auf der Nordſeite der Halle, die im 19. Jahrhundert
wegen Baufälligkeit niedergeriſſen worden war, iſt in genauer
Anlehnung an die Apſis auf der Südſeite jetzt beendet.
Beginn der Gurkenernke im Ried.
Biebesheim, 16. Juli. Im heſſiſchen Ried hat geſtern die
Ernte der Gurken begonnen. Der erſte Gurkenmarkt in
Biebes=
heim war außerordentlich gut beſchickt. Er findet zweimal
wöchent=
lich, und zwar Montags und Donnerstags, ab 1. Auguſt dann
wöchentlich dreimal, Montags, Mittwochs und Freitags, ab 13
Uhr, auf dem Marktplatz in Biebesheim ſtatt. Schon in den
näch=
ſten Tagen werden ſich überall endloſe Wagenketten auf allen
Eiſenbahnſtationen von Hofheim über Biblis, Gernsheim,
Biebes=
heim. Goddelau und Wolfskehlen zu Schnelltransporten
zuſam=
menſetzen, die Hunderte von Zentnern Gurken nach allen
Gegen=
den Deutſchlands befördern Zahlreiche Einkäufer aus
norddeut=
ſchen Einlegereien ſind bereits auf dem Gurkenmarkt tätig, da ja
die heſſiſchen Einlegereien die große Gurkenernte des heſſiſchen
Rieds allein nicht verarbeiten können. Das Anbaugebiet für
Gurken iſt in den letzten Jahren im Ried beträchtlich erweitert
worden.
Dp. Hähnlein, 16. Juli. Dieſer Tage fand der in der
weite=
ren Umgebung beſtens bekannte Hähnleiner Zuchtviehmarkt ſtatt.
Wie erwartet, war Angebot und Nachfrage ſehr rege. Durchweg
war der Markt nur mit hochwertigen Zucht= und Leiſtungstieren
beſchickt, welche auch ſehr gute Preiſe erzielten. Als Käufer der
Faſel und Zuchtböcke traten meiſtens Gemeinden auf.
Bemerkens=
wert iſt, daß ein großer Teil der Tiere, insbeſondere der
Ziegen=
böcke, von hieſigen Züchtern angeboten wurde.
Dp. Zwingenberg, 16. Juli. Im hieſigen Bahnhof
wer=
den zur Zeit größere Gleis= und Weichenumbauten vorgenommen.
Bei dieſer Gelegenheit erhält die Großmarkthalle der Bergſtraße
Obſt= und Gemüſezentrale eGmbH., Zwingenberg, Gleisanſchluß.
Die Notwendigkeit dieſer Maßnahme wird durch den Umſatz der
Genoſſenſchaft erhellt, welcher in dieſem Jahre bis jetzt ſchon Mk.
200 000 beträgt.
Die hieſige Leichenhalle mußte wegen
Baufälligkeit abgebrochen werden. An der alten Stelle wird
gegenwärtig eine neue Halle erbaut, welche in jeglicher Hinſicht
den Anforderungen der Neuzeit entſpricht.
Eb. Viernheim, 16. Juli. Beim Baden ertrunken.
Der
5 Jahre alte Friſeur Adam Kirſchner von hier ertrank
vor den Augen ſeiner Braut beim Baden im Rhein bei
Mann=
heim.
Aus Rheinheſſen.
Ah. Alzey (Rhh.) 16. Juli. Blutiges
Familien=
drama. Ein ſchreckliches Familiendrama ſpielte ſich in dem
kleinen rheinheſſiſchen Ort Eckelsheim ab. Zvwiſchen den
Ehe=
leuten Stoßberg war es nachmittags zu einem Streit
gekom=
men, in deſſen Verlauf der 31jährige Ehemann, der Arbeiter
Walter Stoßbera, ſeiner 25jährigen Frau mit einem Raſiermeſſer
die Kehle durchſchnitt. Die Frau ſchleppte ſich hilferufend auf die
Straße, brach aber dort tot zuſammen. Den Mann fand man in
der Wohnung in einer großen Blutlache liegend auf. Er hatte
nach der Tat ſelhſt Hand an ſich gelegt und ſich ehenfalls mit dem
Raſiermeſſer ſchwere Schnittwunden am Hals beigebracht. Er
wurde ſchwer verletzt in das Alzeyer Krankenhaus gebracht. Die
junge Frau war Mutter von drei Kindern im Alter von 3 bis 9
Jahren. Der Grund zu der furchtbaren Tat ſoll in
Familien=
ſtreitigkeiten zu ſuchen ſein.
Mittwoch, 17. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 194 — Seite 7
ROMAN VON WOLECANG MARKEN
(43
„Gut! Du ſollſt in meinem Heere dienen. Du kannſt dich
morgen bei dem dritten Regiment melden, aber . . . vorher wirſt
tn mir alles berichten, was du weißt!“
Das tat der Soldat Kuo=kuo bereitwilligſt, und Hu erfuhr
in=
reſſante Neuigkeiten. Vor allem ſtellte er hocherfreut feſt, daß
e Streitmacht Wangs doch nicht ſo ſtark war, wie er gefürchtet
ntte.
In ſpäter Nachtſtunde entließ Hu den Ueberläufer.
„Geſelle dich zu den Wachen, Kuo=kuo!” ſagte er. „Du kannſt
ten im Wachtzimmer ſchlafen.
Kuo=kuo begab ſich zu den Wachen.
Die Soldaten beſchäftigten ſich mit Domino= und anderen
pielen.
Das Erſcheinen des fremden Soldaten fand eine Weile ihr
ſonderes Intereſſe, dann aber vertieften ſie ſich wieder ins
piel, und keiner kümmerte ſich mehr um ihn.
Und Kuo=kuo verſchwand. Er hatte geſagt, daß er zum
runnen gehen wolle.
Statt deſſen ſtieg er aber in dem Regierungspalaſt von
intſchou, dieſem rieſenhaften, tempelartigen Steinbau, empor.
Ganz oben, nahezu ſchon unter dem geſchweiften Dach, hat der
inker ſeinen Sitz aufgeſchlagen.
Der Funker iſt der Chineſe Lim, ein ſehr geſcheiter Burſche,
r früher jahrelang Bordfunker geweſen war.
Lim hat gleich neben der Funkanlage ſeinen Schlafraum. Aber
ſchläft heute nicht.
Er hat die entſetzlichen Meldungen aufgefangen, daß Hu es
weſen iſt, der die Peſt über Chinas Provinz Nantſchang
ge=
acht hat.
Das hat den Mann im Innerſten gepackt. Denn er liebt ſein
ind, ſein Volk, und der Haß iſt in ihm erwacht gegen den
Ge=
ral, den er bisher bewundert hat.
Lim zuckt zuſammen. Der Vorhang hat ſich bewegt.
Ein Soldat ſchiebt ſich vorſichtig in den Raum.
„Was willſt du!” herrſcht der Funker ihn an.
Der fremde Soldat lächelt. „Ei, Lim, kennſt du mich nicht
R"
Lim ſieht ihn lange prüfend an.
„Wer biſt du?‟
„Ich nenne mich jetzt Kuo=kuo . . . aber ich bin dein Freund
ten
Da ſchlägt der Funker die Hände vor Freude zuſammen.
Hien . .. du biſt es! Sei willkommen! Ich hätte dich nie
er=
mnt!“
„Still” warnt Sien. „Sind wir hier ſicher, hört uns keiner?”
„Warum fragſt du?‟
„Ich gehöre zur Armee Wang!”
„Ah . . . jetzt verſtehe ich! Und was ſuchſt du hier?”
„Den Tiger, dem du dienſt! O Lim, wie kommſt du zu Hu,
dem Entſetzlichen, der die Peſt über unſer Land ſandte! Dieſem
tauſendfachen Mörder, der auf die Strafe wartet!“
Lim ſenkt das Haupt. „Das iſt eine lange Geſchichte, Sien,
die ich dir erſt erzählen müßte! Ein andermal! Laß dir nur
ſagen, daß ich Hu haſſe, ſo wie ihn jeder Chineſe haſſen muß.”
„Du weißt, was er tat?"
„Ja! Ich habe die Nachrichten aufgefangen. Ich bin vom
Grauen faſt erſchlagen!
„Willſt du mir helfen, Lim?"
Ohne ſich lange zu beſinnen, erklärte der Funker: „Und wenn
es um meinen Kopf geht, ich will dir helfen!
„Ich danke dir, Freund Lim! Hör' zu und verwahr es gut;
Haſt du von Schweſter Margarete gehört, dem deutſchen Mädchen,
das im Peſtgebiet dem Tode getrotzt hat?”
„Ja!”
„Man hält ſie in dieſem Hauſe gefangen.”
„Gefangen? Das wußte ich nicht!“
„Ich will ſie befreien, Lim. Weißt du in den Räumlichkeiten
des Regierungspalaſtes Beſcheid? Könnteſt du mich genau
un=
terrichten?
Das kann der Funker, und er erfüllte dem Freunde gern den
Wunſch.
Er vermutete, daß Margarete im erſten Stockwerk, in den
Räumen der Frauen, untergebracht iſt.
Dann fragt Sien: „Verſtehſt du in der Sprache der
Fran=
zoſen zu funken?”
„Wenn du es mir aufſchreibſt, kann ich es.
„Gut, du ſollſt an das Armeekommando Wang eine Meldung
hinausſenden. Oder beſteht Gefahr, daß ſie einer im Lager
auf=
fängt?"
„Nein”, entgegnete Lim ſtolz. „Hier verſteht keiner etwas
vom Funken außer mir!“
*
Sien ſchleicht vorſichtig hinunter, durch zahlreiche Gänge und
Korridore. Alles iſt verlaſſen. Totenſtille herrſcht im Palaſt
Nirgends iſt eine Wache zu ſehen.
Sien gelangt unbehelligt in das Stockwerk der Frauen.
Aus einem der Zimmer ſteckt eine zierliche Chineſin den
Kopf durch den Vorhang und lächelt Kuo=kuo an, den ſie für einen
Soldaten der Wache hält.
Sie wundert ſich, daß um dieſe Nachtſtunde noch einer der
Soldaten auf dem Gange weilt.
„Wen ſuchſt du?” fragt ſie leiſe.
„General Hu ſendet mich, ich ſoll die weiße Frau zu ihm
bringen.
Die Chineſin tritt heraus und trippelt Sien voran den Gang
entlang.
Jetzt bleibt ſie ſtehen und verſchwindet in einem Raum.
Nach wenigen Augenblicken erſcheint ſie wieder und führt
Margarete mit ſich, die Sien verwundert anblickt.
„Du willſt mich zu Hu führen?” fragt Margarete ruhig.
„Ja, Herrin! Komm' mit mir!
Als der Gang eine Biegung macht, flüſtert Sien Margarete
zu: „Ich bringe Rettung, ich komme von General Wang und
Dr. Poeck!
Margarete zuckt zuſammen.
„Flucht?
„Wir müſſen es verſuchen. Der Palaſt hat nur einen
Aus=
gang. Hoffentlich gelingt es uns, an der Wache unbemerkt
vor=
beizukommen.”
Sien ſpricht engliſch mit Margarete, das er recht gut beherrſcht.
„Halten Sie das für möglich?
„Wir müſſen es verſuchen. Vom Tore geht ein langer Gang
hinein in die große Halle. Knapp vor dem Tore befindet ſich die
Wachtſtube. Vor dem Palaſt ſteht ein Soldat Poſten. An der
Wachtſtube kommen Sie beſtimmt vorbei. Aber, wie iſt’s mit
dem Wachtpoſten draußen? Ich hab’s, Schweſter. Ich will
ver=
ſuchen, ſie zu täuſchen. Ich bin ein guter Taſchenſpieler.
Viel=
leicht gelingt’s mir, daß ich den Poſten draußen hereinlocke.
Margarete ſteht dicht an die Wand gedrückt in dem matt
er=
leuchteten Gange. Totenſtille herrſcht in dem mächtigen Steinbau,
nur aus dem Wachtzimmer dringen gedämpfte Stimmen.
Sie ſieht Sien dort eintreten.
Bald hört ſie, wie er, der ſich Kuo=kuo nennt, das Wort
er=
greift. Dann klingt verhaltenes Lachen auf.
Jetzt verläßt einer der Soldaten die Wachtſtube und kehrt
gleich darauf mit dem Torpoſten zurück.
In dieſem Augenblick huſcht Margarete vor und ſteht nun
dicht beim Eingang des Wachtzimmers, der weder Tür noch
Vor=
hang aufweiſt.
Margaretes Herz droht auszuſetzen.
Sie wagt ſich nicht vorbei.
Da erſcheint Sien im Türrahmen und tut ſo, als ſpähe er, ob
ja keiner kommt. Dieſen Augenblick benutzt Margarete, um
vor=
beizuſchlüpfen.
Sien muß ſich zuſammenreißen. Wie leicht können es die
Soldaten bemerken!
Margarete ſteht zitternd vor dem unheimlich großen
Regie=
rungspalaſt. Wohin nun?
Das Mädchen drückt ſich an der Mauer des Palaſtes entlang,
überquert dann den Platz und läuft die Straße weiter.
Margarete läuft und läuft. Sie weiß, daß vor den Toren der
Stadt das große Zeltlager der Armee Hus aufgeſchlagen iſt.
Doch nach Norden zu ſind nur ſchwache Feldwachen ausgeſtellt.
Plötzlich hört ſie, daß jemand hinter ihr herläuft. Sie drückt ſich
in eine Mauerniſche.
Als der Verfolger herankommt, erkennt Margarete im
fah=
len Schein des Mondlichtes, daß es Sien iſt.
Das Mädchen gibt ihm einen Wink und tritt an ſeine Seite.
Sien ſpricht kein Wort, ſondern geht ſtumm neben ihr her.
Sie gelangen an die große Stadtmauer und erreichen bald
das Nordtor.
Es ſteht weit offen. Aber aus der Wachtſtube nebenan ſchallt
Lärm. Und draußen vor dem Tore ſteht ein Poſten.
Sien weiß Rat. Er bedeutet Margarete, ſich hinter einem
Torpfeiler zu verſtecken.
Dann überraſcht er die Soldaten, die zum Teil ſtark bezecht
ſcheinen. Sie ſind wenig erbaut von dem unerwarteten Beſuch.
(Fortſetzung folgt.)
Lh
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ruhig nach kurzem,
ſchweren Leiden mein lieber Mann, unſer
guter Vater
Wilhelm Dieter
im Alter von 59 Jahren.
Margarete Dieter, geb. Hahn
Wilhelm Dieter und Frau
Minna Dieter.
Nieder=Ramſtadt, den 16. Juli 1935.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den
18. Juli, nachmittags 3 Uhr, vom Trauer=
(6411
hauſe Stiftſtraße 67 aus ſtatt.
Am 13. Juli entſchlief ſanft nach längerem Leiden meine innigſigeliebte, treue Gattin,
unſere gute Großmutter
Frau Emma (hrenberg
geb. Gſcheidle.
Die Beerdigung fand im Sinne der Entſchlafenen in aller Stille ſiatt.
Darmſtadt, Am Erlenberg 10, den 16. Juli 1935.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Profeſſor Or. Alex Ehrenberg
Fabrikdirektor i. R.
6401)
Theo u. Ruth Mandel.
Gleichzeitig danken wir herzlichſt für die erwieſene Teilnahme und Blumenſpenden.
Geſtorbene.
durmſtadt: Kochenburger, Phil.,
Schuh=
machermeiſter, Witwer, 79 Jahre.
König, Margarethe, geb. Haag, Ehefrau des
Betriebsarbeiters, 62 Jahre.
Wenz, Anna Katharina geb. Krämer, Ehe
frau des Fuhrmanns, 59 Jahre.
dior, Margarethe, geb. Arras, Witwe des
Schloſſers, 76 Jahre.
Dorr, Jakob, Zollſekretär, verh., 51 Jahre.
Eigenbrodt, Eliſabethe, geb. Reuter. Ehe
frau des Malers, 62 Jahre.
Metzler, Margaretha, geb. Hübner. Witwe
des Lehrers 75 Jahre.
Moter, Andreas Georges, 5 Jahre.
Zemb, Frdr., Kellner, ledig, 60 Jahre.
TTange, Bruno, Steueramtmann, verh., 57 J.
densbach: Schüttler, Jakob, Brauereiarbei
ſter, verh., 59 Jahre.
KinZerun!
Schmorzen sie? Hier dle Hilfe!
Tann Ihnen zu meiner größten Freude mitteilen, daß meir
VeE sofort geheilt hat, binnen 3Wochen wa
anz zugeheil
n uns Ihre
1 .34. Frau M. Mühlbauer, Frankenried. —
Darate früher bekannt gewesen wären, so wären meinet
neu viel, viel Schmerzen und mir viel Geld erspart worden. 5.6
.. Dank vorzüg-
S. Kohl, K.-Maler, Essen, Kaulbachstr. 18
Deer Dostrah-Methode sind die zwei großen Wunden meines
naiers vollständig geheilt, nache
er vor Anwendung
Ube
vergebens Hlilte gesucht und nicht gefunden hatt
A
ber-
Prof. am Lehrersem. Aug. Meyer, Straßbe
Jahren gesammelten Dan
Mrraße. —Die seit mel
AeS
Chreiben beweisen, da
Dostrah-Methode erfol
Fewandt wurde, sowohl bei den ersten Anzeich
nleiden, wie Anschwellen, lucken
ennen, Gefühl der
ten Krampfader
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lechten, Beingeschwüren, Rheuma, Gicht, Ischias, Platt-
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decke, 1 Badeſchuh, 1 Herrenhemd.
ſchwarze Badehoſe, 1
Regen=
mantel. — Zugelaufen: 1 kleiner
Hahn, 1 junge getigerte Katze.
Zugeflogen: 1 Kanarienvogel.
Wir geben gleichzeitig bekannt,
daß am 19. Juli 1935, vormittags
9 Uhr, im Hofe der Polizeidirek
tion Darmſtadt, Hügelſtr. 31/33,
Drahthaariger vertretung die Verſteigerung der im erſten
entlaufen. Geg u. Kundendienſt: Halbjahr 1934 von den
Eigen=
tümern nicht abgeholten Fund=
Am Frankfurterſtr. 26 ſteigerung gelangen: Fahrräder,
Seite 8 — Nr. 194
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Juli 1935
Reich und Ausland.
„Slörkebeker” im Hafen!
Nach langen und bangen Tagen iſt die deutſche
Segeljacht „Störtebeker” im Hafen von Bergen
eingelaufen. Und die tapfere Beſatzung wird
nun wieder ins „Privatleben” zurückkehren, das
heißt, der Kommandant, Kapitän Schlimbach, iſt
ja alter Seemann, ehemaliger Hapag=Kapitän
und ſeit langen Jahren ſchon Kommandant auf
Segeljachten in Deutſchland und drüben in
Ame=
rika. Sein Steuermann Chriſtian Niſſen aber
kehrt nun als Angeſtellter des Amerikaniſchen
Konſulats wieder nach Hamburg zurück, und
Matroſe Hugo Lange wird, ebenfalls in
Ham=
burg, alsbald wieder ſeinen Geſchäften als
Ban=
kier nachgehen. Hugo Lange holte ſich noch kurz
vor der Einfahrt in den Hafen von Bergen eine
klaffende Wunde über dem Auge. Aber es
küm=
merte ihn wenig, wenn auch das Blut
unauf=
haltſam daraus hervorſickerte. Der vierte Mann,
der amerikaniſche Student Galanor, hat gerade
ſein Staatsexamen an der Cornell=Univerſität
hinter ſich gebracht. Nach der „praktiſchen Uebung”
auf dem Ozeanſegelrennen will er ſich nun im
kommenden Semeſter mit dem Bau von
Segel=
jachten beſchäftigen und die einſchlägigen
Kon=
ſtruktionsmethoden genau kennen lernen. Er iſt
von früheſter Jugend an begeiſterter Segler und
hält auch den 400=Meter=Rekord ſeiner
Heimat=
univerſität, ein unverwüſtlicher Sportsmann, der
ſich als guter Kamerad bei dem Rennen bewährt
hat. Der letzte und nicht gerade entbehrliche im
Bunde war Dr. Frank, ein Schriftſteller aus
Hamburg, der in der Kombüſe der „Störtebeker”
das Regiment führte. Und nach Feierabend,
wenn Pfannen und Töpfe wieder ſpiegelblank an
ihrem Platz ſtanden, ſetzte ſich der „Smutje” noch an
die Schreibmaſchine und ſchrieb das Tagebuch.
Dr. Frank hatte unlängſt mit ſeinem Buch „
Hoch=
ſeefiſcher” einen großen Erfolg. Er iſt wie kaum
ein zweiter berufen, die Erlebniſſe auf der
„Störtebeker”, zu ſchildern als ein begeiſterter
und alter Seefahrer.
Chronik des Tages.
Dortmund. Die Zahl der Toten des
Gru=
benunglücks auf der Zeche „Adolf von Hanſemann”
in Dortmund=Mengede hat ſich auf 13 erhöht. Von
den im Brüderkrankenhaus untergebrachten
Ver=
letzten ſind in der Nacht zum Dienstag die
Berg=
leute Orlowſki und Wittmann ihren Verletzungen
erlegen.
Berlin. Die „Stiftung der Opfer der
Ar=
beit” hat zum Beſten der Hinterbliebenen der
Opfer des Bergwerksunglücks auf der Zeche „Adolf
von Hanſemann” und zum Beſten der dabei
Ver=
letzten einen Betrag von 10 000 RM. zur
Ver=
fügung geſtellt.
Bern. Der amerikaniſche Schriftſteller
Halli=
burton hat ſich, einem ſonderbaren Einfall
fol=
gend, aus Paris einen Elefanten kommen laſſen
und will auf ihm den Großen St. Bernhard
paſ=
ſieren. Ausgangspunkt ſeiner Unternehmung iſt
Martigny im Wallis. Die italieniſchen und
Wal=
liſer Behörden haben dem Amerikaner freien
Durchgang gewährt. Halliburton wird im Hoſpiz
auf dem Großen St. Bernhard mit Spannung
erwartet. Der amerikaniſche Schriftſteller will
mit ſeinem Vorhaben die Leiſtung Hannibals
wiederholen.
Budapeſt. Eine Feuersbrunſt wütet ſeit
Sonntag in dem Werk der Ungariſchen
allge=
meinen Kohlenbergbaugeſellſchaft in Tata. In der
„Alten Grube” brach ein Kohlenſtaubfeuer aus,
das ſo großen Umfang annahm, daß 150
Feuer=
wehrleute zur Bekämpfung des Brandes
einge=
ſetzt werden mußten. Der Grubeningenieur und
vier Bergarbeiter, die an den Löſcharbeiten
teil=
nahmen, wurden in der Nacht durch einen Erd
rutſch in die Tiefe geriſſen und kamen in den
Flammen um. Bis zum Montagabend konnte
das Feuer noch nicht gelöſcht werden.
Waſhington. Zwei Neger wurden in
Columbus (Miſſiſſippi) von einer großen
Men=
ſchenmenge gelyncht. Die Neger waren am
Sonn=
tag unter der Anklage, zwei weiße Mädchen
an=
gegriffen zu haben, verhaftet worden. Etwa 50
Perſonen drangen, als ſie von der Verhaftung
der beiden Neger erfuhren, in das Gefängnis ein,
überwältigten die Wärter, holten die Neger aus
ihren Zellen heraus und ſchleiften ſie vor die
Stadt, wo ſie an zwei Bäumen aufgehängt
wurden.
An der Ueberführung der im Bau befindlichen Reichsautobahnſtrecke Dresden—Chemnitz über die
Elbe, die mit 378 Meter die größte Autobahnbrücke Deutſchlands iſt, wurde das Richtfeſt gefeiert.
(Scherl=M.)
* Filmen in Afrika.
Ein Kriegstanz artet aus. — Zu Gaſt bei den Pygmäen. — Das Boot kentert zwiſchen Krokodilen.
Eine Filmexpedition verſammelte ſich kürzlich
in Kitgum, im nördlichen Uganda, einem der
heißeſten Plätze von ganz Afrika. Das ſumpfige
Gebiet iſt berüchtigt wegen ſeines Sumpffiebers
und der Malaria. Dennoch hielten ſich die
Män=
ner der Filmexpedition drei Wochen lang dort
auf, arbeiteten den ganzen Tag an der Kamera
und verſuchten, zu Plätzen vorzudringen, zu denen
es überhaupt keine Wege gab. Es gelang dieſer
Filmgeſellſchaft, 500 Krieger vom Stamm der
Acholi, der zu den letzten kriegeriſchen Stämmen
Afrikas gehört, zuſammenzubringen und ſie zu
bewegen, ihren berühmten Kriegstanz vor den
Kameras aufzuführen.
Bis dahin war alles ſehr gut gegangen. Nun
aber iſt dieſer Kriegstanz bei den Stämmen ſeit
einigen Jahren verboten. Als daher jetzt die
wil=
den Krieger zu tanzen begannen, vergaßen ſie,
daß es ſich hier nur um ein Spiel handelte. Sie
wurden vom Rauſch des Tanzes hingeriſſen und
begannen, wirklich zu kämpfen. Die Kameras
wurden umgeriſſen, einer der Kameramänner
kam unter das Gemenge, zwei der Eingeborenen
wurden ſchwer verletzt, bis endlich die lokale
Po=
lizei, die dem Schauſpiel zugeſehen hatte, wieder
Frieden ſtiftete und die erregten Gemüter
be=
ruhigte. Nachdem aber dieſe Vorführungen zwei
Tage lang gewährt hatten, ſtreikten die
Eingebo=
renen. Man hatte ihnen nämlich den
ausbe=
dungenen Lohn für zwei Tage ausgezahlt, und
ſie ſahen, daß ſie auf dieſe Weiſe Geld genug
bei=
ſammen hatten, um ihre Steuer für das
kom=
mende Jahr zu bezahlen. Damit war ihr
Ehr=
geiz befriedigt. Sie ſtellten ſich alſo am dritten
Tage zwar wieder ein, erklärten aber, nur
ar=
beiten zu wollen, wenn man ihnen doppelt
ſo=
viel Lohn zahle wie bisher; die Forderung wurde
ihnen bewilligt, und man arbeitete noch zwei
Tage an dem gleichen Ort.
Dann teilte ſich die Expedition in zwei Teile
— der kleinere begab ſich nach den Viktoriafällen,
um dort weitere Aufnahmen zu machen. Der
größere fuhr auf einem alten, ſehr ausgefahrenen
Wege nach dem Kongo. Hier, in Juba,
erkrank=
ten ſechs der Teilnehmer an Malaria, und die
Verbindung mit der anderen Gruppe, die durch
Telegramme aufrecht erhalten werden ſollte
wurde unterbrochen. Endlich erreichten ſie den
Grenzort Aba, wo ſie von Zollbeamten
aufgehal=
ten wurden, die ihnen nicht erlauben wollten,
die Tonaufnahme=Apparate mit nach dem
Su=
dan zu nehmen. Da beſchloſſen drei Teilnehmer
der Expedition, ohne Ausrüſtung die Grenze zu
überſchreiten. Am zweiten Tage danach fanden
ſie ſich mitten in dem Ituri=Walde, der als
Wohn=
ſitz der Leparden=Menſchen bekannt iſt, bei denen
ſich noch immer Spuren von Menſchenfreſſern
finden. Hier hatten die drei Reiſenden das
Miß=
geſchick, daß ihr Auto verunglückte, ſo daß ſie nun
darauf angewieſen waren, zu Fuß
weiterzuwan=
dern. Als die Nacht anbrach und die Umgebung
ihnen ſehr unheimlich zu werden begann, wurden
ſie durch eine Schar Pygmäen vor ſchlimmen
Er=
lebniſſen gerettet. Angehörige dieſes
afrikani=
ſchen Zwergvolkes kamen aus dem Waldesdickicht
hervor, betrachteten die drei Fremden neugierig
und führten ſie dann zu ihrem Häuptling, der ſie
in ſeiner größten Hütte unterbrachte und allerlei
ſeltſame Gerichte bereitete, um ſie zu erquicken.
Er ſchickte auch einen Boten nach der Grenze, ſo
daß die drei Verſprengten nach drei Tagen von
ihrer Geſellſchaft wieder abgeholt werden konnten
Schließlich kamen ſie alle nach Stanleyville,
wo ſie an den Stromſchnellen des unteren Nils
einige Aufnahmen machen wollten. Fünfhundert
dortige Eingeborene wurden für die Aufgabe aus
gewählt, mit ihren rieſigen Kanus die
Strom=
ſchnellen entlang zu fahren. Dieſe Kanus
beſtan=
den aus ungeheuren ausgehöhlten Baumſtämmen,
die mit je fünfzig bis ſechzig Mann beſetzt waren.
Im ganzen wurden zwölf Kanus auf die
Strom=
ſchnellen gebracht. Die Boote ſchoſſen in raſender
Geſchwindigkeit dahin. Kein einziges der Boote
kenterte, obwohl das Fahrwaſſer reißend und
ge=
fährlich genug war. Die wichtigſten Aufnahmen
mußte man von einem kleinen Schiff aus machen,
das im Strom verankert war. Mitten in der
beſten Arbeit riß plötzlich die Ankerleine, das
Boot kenterte, und die Inſaſſen wurden alle in
den Strom geſchleudert, der von Krokodilen wim
melte. Eine aufregende halbe Stunde folgte, bis
alle glücklich aus dem Waſſer gefiſcht waren. Die
Kanus der Eingeborenen beteiligten ſich
erfolg=
reich an der Suche nach den Verunglückten.
Die Expedition begab ſich nun nach Nabugabo
zurück, wo ſie ein Eingeborenendorf errichteten
und die Eingeborenen dafür bezahlten, daß ſie
es in Brand ſteckten. Dieſer Bezirk wimmelte von
Schlangen, und allein während des Aufenthaltes
der Expedition" gab es vier Todesfälle durch
Schlangenbiſſe bei den Eingeborenen.
Das letzte Abenteuer erlebte die
Filmexpedi=
tion bei den Marchiſo=Fällen in Uganda. Hier
wurden allerlei Aufnahmen von Löwen,
Kroko=
dilen und Flußpferden gemacht, aber am letzten
Tage, als die Expedition ſich auf einem
Motor=
boot befand, um von hier aus noch einige
inter=
eſſante Aufnahmen zu machen, wurde das Boot
plötzlich dadurch zum Kentern gebracht, daß ein
Flußpferd unter ſeinen Bug gekommen war.
Glücklicherweiſe konnten alle ſich unbeſchädigt an
das Ufer retten. Eine Woche ſpäter begab ſich
die Expedition in die Ziviliſation zurück.
Hermann Harder.
Großrazzia gegen Waldfrevler.
Die Berliner Polizei hatte am Sonntag zu
erſten Male in den Wäldern der Umgebung der
Reichshauptſtadt eine großzügige Razzia
veray=
ſtaltet, um gegen die Waldfrevler vorzugehe
Der Erfolg hat gezeigt, daß ſolche Maßnahmen
zum Schutze des deutſchen Waldes und damt
wertvollen Volkseigentums, durchaus angebracht
ſind, weshalb ſie weiter ausgedehnt werden. Deru
nicht weniger als 300 Feſtſtellungen wurden cn
dieſem einzigen Sonntag vorgenommen. D
Razzia wurde von einem Aufgebot von
Polize=
beamten und Forſtbeamten durchgeführt. Imma
wieder wurden Radfahrer auf verbotenen
Weg=
erwiſcht, Raucher ließen ſich unbekümmert ih
Zigarren und Zigaretten mitten im Wald
gu=
ſchmecken, Automobiliſten parkten auf Waldwi.
ſen und Waldlichtungen, Waſſerſportler ſpannten
ihre Hängematten an verbotenen Stellen urd
bauten ihre Zelte an denkbar ungeeignete
Plätzen, fliegende Händler verkauften mitten in
Wald Rauchwaren und Erfriſchungen, und
Mü=
ter ließen das „Stullenpapier” möglichſt auf den
Waldboden liegen. In nicht weniger als 22
Fällen erſtatteten die Beamten Strafanzeige.
Ein Fallſchirm=Abenkeuer.
Bei den Maſſenfallſchirmabſprüngen, die heut
in Rußland an der Tagesordnung ſind, kam
dieſer Tage zu einem ſonderbaren Zwiſchenfa),
der noch einmal glimpflich abgelaufen iſt. En
Springer hatte ſich von dem Flugzeug gelöſt,
as=
er zu ſeinem Entſetzen feſtſtellen mußte, daß ſih
ſein Fallſchirm nicht entfaltete. Kopfüber ſauſe
er der Erde zu. da er, entgegen der behördliche
Vorſchrift, keinen Erſatzſchirm bei ſich führte. Zu
ſeinem Glück fiel er aber auf einen unter ihn
ſchwebenden Springer und hatte die Geiſtesgegen
wart, ſich an dem Schirmtuch feſtzuklammern. Die
zweite Springer löſte jetzt ſeinerſeits ſeinen
E=
ſatzſchirm und überließ ſeinen erſten Schirm den
bedrohten Kameraden. Auf dieſe Weiſe kamei
beide unverſehrt zur Erde.
Eine „gewiſſenhafte” Schwalbe.
Rom. Ein junger Soldat eines italieniſche
Regiments, das kürzlich nach Afrika transportien
worden war, fing vor einiger Zeit eine Schwal)
und beſchloß, ihr auf gut Glück einen Gruß an de
Heimat anzuvertrauen. Er befeſtigte an einen
ihrer Füße ein Zettelchen mit den Worten
„Gruß aus unſerem Eritrea. Lang lebe Ite
lien! Juni 1935.‟ Der Vogel tat dem Soldat
den Gefallen, in ſein Vaterland zu fliegen. Nah
einem anſtrengenden Fluge von über 4500 Kile
metern wurde das Tier völlig erſchöpft von ſpüt
lenden Kindern aufgefunden, von denen es ſ
willig greifen ließ. Dabei entdeckte man
natü=
lich auch den Briefgruß und ſtellte als immerhi
bemerkenswerte Fügung feſt, daß die Schwalſ
ausgerechnet in die Wirkliche Heimat des
So=
daten, nach Tortona nämlich, geflogen war, u.
daß ſich unter den Kindern, die das Tiercht
aufgegriffen hatten, auch ein kleiner Vetter di
im fernen Afrika weilenden Abſenders befan)
Er ließ „für ſich gewinnen”.
Mailand. Der brave Marco da Zara, b
heimatet in Rom, hatte durch ein günſtiges
E=
ſchick vier Millionen Lire geerbt, die man iE
allerdings auf folgende Art und Weiſe ſehr bad
wieder abnahm: Er traf eines Tages einen na
ten älteren Herrn, der ſich als Giovanni
Scal=
brini vorſtellte und bald zwei Freunde mitbracht
die alle drei erklärten, daß ſie im Beſitze eins
„unfehlbaren Syſtems” ſeien, das alle Banken de
Spielſäle an der Riviera mit Leichtigkeit ſpreng
Seitdem zogen ſie mit Marco da Zara von eine
Spielhölle zur anderen und bereiſten die Rivien
kreuz und quer. Jetzt, am Ende der „Tournee
hat jeder der drei Spieler 1,33½= Millionen Lie
in der Taſche. Der brave Marco da Zara aber
bettelarm! Er hat anzeige erſtattet. Aber Be
Chancen ſtehen ſchlecht für ihn, denn die Gaund
ſind mit ihren Millionen verſchwunden. Marco
Zara aber mußte geſtehen, daß er eigentlich 10
ſelbſt in den Spielſälen war, ſondern ſeing
Freunden immer das Geld mitgab, um „für i
zu gewinnen”, während er ſelbſt der Schlafſu
huldigte oder im heißen Badeſand von den Mit
lionen träumte, die in Wirklichkeit in ein Nicks
zerrannen.
Nuin
mnd
Aung Si
tder,
inen
ſewicht
Die
W.
Uies
Das Aukounglück des Bundeskanzlers Schuſchnigg.
Der größte Windkanal der Well.
Der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg erlitt in der Nähe von Linz einen ſchweren
Auto=
unfall bei dem ſeine Gattin den Tod fand und ſein Sohn ſowie der Chauffeur verletzt wurden.
Man ſieht hier das zertrümmerte Auto, das gegen einen Baum geraſt war,
(Scherl=M.)
In Chalais=Meudon bei Paris wurde
ranzöſiſchen Militärbehörden der bisher gror
Windtunnel zur Prüfung der Flugzeuge erbaut.
Unſer Bild zeigt ein Flugzeug während
(Scherl=2
Probe im Windkanal.
Mittwoch, 17. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 194 — Seite 9
Geohe Sprurtge Kratfererk!
von
2.
Schn
des
Tie
ſetter
bei
Schon im Altertum wurde die Sprungtechnik
rSllendet ausgearbeitet; wir haben bildliche
Darſtellungen in Menge, die uns den Springer
im Schwung, den Springer im Anlauf zeigen.
Bei den Griechen wurden die Sprungleiſtungen
hoch gewertet, da man ſich bewußt war, wie
wich=
tig das Springen für die Ausbildung der
geſam=
n Körpermuskulatur iſt.
Daß die moderne Sportentwicklung dem
Swrung ſeit Jahrzehnten ihre beſondere
Auf=
in erkſamkeit zugewendet hat, iſt natürlich. Wie
es bei dieſen Sprüngen zugeht, wird auch dem
9ien klar, wenn er auf der Leinwand die
fil=
n iſche Aufnahme eines Springenden in der
Zeit=
lrpe ſieht. Dieſe Filmaufnahmen ſind auch für
Sprung in den Sommer.
Der natürlichen Anmut der Frau kommt die
ſportliche Sprungübung beſonders entgegen.
(Weltbild.)
die Ausübenden ſelbſt vorzügliche Lehrmeiſter.
Der Anfänger ſieht genau, worauf es ankommt,
vel genauer, als es ihm durch theoretiſche
Aus=
eimanderſetzungen jemals vorgeführt werden
knnte. Die Zeitlupe iſt für den Sportler
heute ſchon etwas Unentbehrliches geworden.
Es iſt ein künſtleriſcher Genuß, einen Springer
zum Sprung abſchnellen zu ſehen. Wir
empfin=
den die überſchüſſige Naturkraft, die hier am
Werk iſt. Hier helfen keine Mätzchen, keine
Hilfs=
mittel irgendwelcher Art, nur die Arbeit der
Muskeln bringt den Erfolg. Ein ſchwungvoller,
ungehemmter Anlauf, ein prachtvoller
Rhyth=
muis in den letzten Schritten, dann der Abſprung,
des ſind die weſentlichen Phaſen dieſer
Sport=
üd ung. Sieht man mehrere Springer
nebenein=
arder, ſo ſtellt man feſt, daß faſt jeder von ihnen
einen ganz beſonderen Stil hat, der ſeinem
Körperbau und ſeinen Anlagen angepaßt iſt. Das
Hewicht ſpielt beim Sprung keine ſo große Rolle,
vie man annehmen ſollte. Der Beweis dafür iſt
ſer berühmte finniſche Springer Kotkas, der
eine Gegner beſiegte, obwohl er das
anſehn=
iche Gewicht von 212 Pfund hatte. Er brachte
s auf eine Sprunghöhe von 2,01 Meter.
Auch bei den Frauen finden wir ſehr
anſehn=
iche Sprungleiſtungen. Der elaſtiſche weibliche
Körper ſcheint hierfür beſonders geeignet zu ſein.
Die jungen Mädchen, die ſich das große
Sport=
ibzeichen erarbeiten, müſſen im Weit= und
Hoch=
prung recht anſehnliche Leiſtungen aufzeigen,
iher es gelingt ihnen faſt immer, wenn auch
tach ſchwerem Training, die Probe zu beſtehen.
Mit beſonderer Vorliebe pflegen die Frauen
ſine Form des Sprunges, der ſchon wieder in
inen andern Sport hinübergreift: den Sprung
ns Waſſer. Da werden alle möglichen
Spiel=
ſtiken ſolcher Spründe ausgeführt, und bei den
neiſten Schwimm=Konkurrenzen pflegen die
Sprünge die Lieblingsnummer der Zuſchauer zu
ſeim. Und mit Recht. Denn hier ſcheint der
Körper tatſächlich die Geſetze der Schwerkraft
iherwunden zu haben und ſchnellt mit der
Ela=
ſtiſtität einer Feder durch den Raum.
Rchtung
vor jedermanns Werk
Mir gegenüber ſind Handwerker damit
be=
ſchäftigt, Erneuerungen an einem Haus
vor=
zunehmen. Ich habe ihnen zugeſehen, als ſie
das Gerüſt errichteten, ich trete immer wieder
einmal ans Fenſter und beobachte ſie bei ihrem
Tun.
Da ſind die paar dünnen Stangen, mit
Ket=
ten und Klammern zuſammengefügt, einige
Bretter herübergelegt. So ſchwach ſcheint das
alles zu ſein, und doch gehen die Männer auf
ihnen mit vollem Vertrauen hin. Dürfen es
auch, weil wohlüberlegte Zweckmäßigkeit das
Gerüſt feſtgemacht hat.
Ich ſehe ſie mit vorſichtigen, aber feſten
Schritten die Leitern auf= und abſteigen, ich
höre ſie hämmern. Jetzt legen ſie eine Leiter
zum Dach hinan, dann auf das Dach. Und alles
iſt wieder ſorgſam bedacht. Die Arbeit ſcheint
ſo einfach zu ſein, wenn man zuſieht. Aber es
iſt auch einfach anzuſehen, daß das alles gelernt
und geübt ſein will.
Und ich denke mir, wie oft es wohl geſchieht,
daß man achtlos an ſolcher und auch anderer
Arbeit vorübergeht. Und wenn man ſchon einen
Blick dafür hat, ſo lautet der Gedanke: Das iſt
alles ganz einfach, und ſie haben es ja gelernt.
Aber meine Arbeit da, die will verſtanden ſein!
Jawohl! Jede Arbeit will verſtanden ſein,
und jede Arbeit verdient Achtung, wenn ſie
richtig und mit ehrlichem Bemühen getan wird
Da denkt vielleicht einer, der im Wagen zu
einer Beſprechung vorüberraſt: Das, was mir
jetzt bevorſteht, iſt ſchwierig! Das iſt eine
Ar=
beit! Möglich, und es iſt ſicher, daß viele andere
dieſe Verhandlungen nicht ſo führen können wie
er. Aber dafür verſtehen dieſe vielen anderen
eine Arbeit, die auch getan werden muß,
wäh=
rend er davon gar nichts verſteht.
Und irgendwo iſt ein anderer, der vielleicht
nur recht und ſchlecht eine ſehr einfache Arbeit
verrichten kann. Aber er nimmt ſich heraus,
über die mühevolle Arbeit eines Gelehrten mit
wegwerfender Rede zu urteilen. Es läßt ſich
wohl ſagen, daß dort die Verurteilung am
leich=
teſten fällt, wo der Horizont am engſten iſt:
denn Achtung vor der Arbeit der anderen haben
nur die, die ſelbſt etwas Ordentliches ſchaffen
können.
Ich glaube beſtimmt, wenn die Leute, die
da drüben an der Erneuerung des Hauſes tätig
ſind, ſpäter hier vorübergehen und ihr fertiges
Werk wiederſehen, es wird eine ſtille, heimliche
Freude, ja ein klein wenig Stolz in ihnen ſein
über das Werk, das ſie vollbracht. Und darauf
kommt es ſchließlich allein an, ob das Werk den
Meiſter lobt. Um die Nörgler und Beſſerwiſſer
braucht man ſich ebenſowenig zu kümmern, wie
um die Nichtskönner, die deshalb keine Achtung
vor dem Werk der anderen haben können, weil
ſie niemals auſ ein eigenes Werk mit Stolz
blicken konnten, aber auch Beſcheidenheit nicht
gelernt haben.
Runden
zum Schlachten geſucht..
Anzeigen von anno dazumal.
Es iſt wirklich vergnüglich, in alten
Zeitungen zu blättern. Nicht nur ihres
zeitgeſchichtlichen Inhaltes wegen,
ſon=
dern auch wegen des Inſeratenteiles.
Die nachfolgenden Anzeigen, die von
der Schwierigkeit der deutſchen Sprache
zeugen, fand ich in hannoverſchen,
weſt=
fäliſchen, märkiſchen und thüringiſchen
Zeitungen aus der Zeit vor fünfzig
Jahren.
Warnung des Magiſtrats in Grüneberg:
„Bei der vorgenommenen Butterreviſion
wur=
den wiederum drei Frauen erwiſcht, welche nicht
das richtige Gewicht hatten!
„Echte Rügenwalder Cervelatwurſt, welche
zu Spazierfahrten ſich eignet, wird hiermit
empfohlen.”
„Alle, welche noch Akten aus dem Nachlaſſe
meines verſtorbenen Mannes beanſpruchen, wer
den aufgefordert, ſich zu melden, widrigenfalls
ſie eingeſtampft werden. Frau Advokat Müller.”
„Eine ältere, zuverläſſige Perſon empfiehlt
ſich als Krankenpflegerin oder Wöchnerin.”
Anzeige einer Heil= und Maſſageanſtalt: „Ich
bitte, mein Inſtitut nicht mit ähnlichen
Schwin=
delunternehmen zu vergleichen.”
„Ein Hausmetzger ſucht noch einige Kunden
zum Schlachten.”
„Magen= und Lungenleidende werden ſicher
beſeitigt. Dresdener Straße 82.”
Amtsbericht über Typhuserkrankungen: „Die
Quelle der Erkrankungen, eine Einzelperſon, iſt
ermittelt und unſchädlich gemacht.”
Anzeige eines Gemeindevorſtehers: „Es iſt
ein bunter Hund verloren gegangen, auf Befehl
des Herrn Landrat, welcher eine ſchwarze
Schnauze hat, wer ihn findet, ſoll ihn
tot=
ſchlagen.”
Bekanntmachung: „Sollten wegen der
jetzi=
gen Tollwut Beſitzer von Hunden ohne
Maul=
korb angetroffen werden, ſo erhalten ſie nicht
bloß 20 Mark Geldſtrafe, ſondern ſie werden
mittels Gift oder Abdecker unſchädlich gemacht.”
„Mein Abkömmling, Holſteiner brauner
Hengſt, 5 Fuß Zoll groß, ſteht zum Verkauf.
Hofbeſitzer C.”
„Ein gut empfohlener Gehülfe findet bei 200
Taler Gehalt ſofort oder früher eine angenehme
Stellung bei Apotheker B.”
foe.
Sololala
Von E. Kuhtz.
„Man ſo”, ſagt der Berliner, wenn man
ſich nach ſeinem Befinden erkundigt, und meint
damit das gleiche, als wenn in München der
Herr Bemſl antwortet: wie’s mir geht?
O mei, ſoſolala hoit!“
„Soſolala” iſt die beſte Umſchreibung für
eine gewiſſe Sorte von Optimismus, der ſich
nicht recht an die Oberfläche traut. Niemand
will den Neid der Götter und Zeitgenoſſen
er=
regen, darum bezeichnet man das
höchſt=
perſönliche Befinden lieber zehnmal als „
ſoſo=
lala” bevor man einmal frei zugibt, daß die
vielen Rädchen in dieſer verwickelten
Körper=
maſchinerie wie am Schnürl arbeiten.
Wenn man 1s von allen Seiten betrachtet,
iſt dieſes „Soſolala” ein recht ſchwieriges Wort;
denn es bedeutet durchaus nicht aus jedem
Mund das gleiche, auch nicht in jeder
Rede=
perſon, erſt recht nicht in jeder Sache. Von
der zagen Anerkennung bis zur offenen
Be=
leidigung ſind dieſem Wort alle
Deutungsmög=
lichkeiten gegeben.
Es iſt nämlich ein großer Unterſchied, ob
die Thea der Finny erzählt, das neue
Früh=
jahrskomplet der Roſa ſei ſoſolala oder ob
ſie dieſe Anſicht der Roſa direkt ins Geſicht
ſagt. Erſteres iſt ein Zeichen von Neid, alſo
von mit weiblichen Lüſten verbundener
Be=
wunderung, das andere aber — ja, wenn da
die Thea der Roſa gleich ſagen tät: „Wiaſt Di
nur net ſchaamſt, mit ſo an Hadern, ſo an
ver=
pfuſchten!”, dann käme es auf dasſelbe hinaus.
Beſonders häufig wird das „Soſolala” mit
dem Wetter in Verbindung gebracht. Wenn
der Herr Bremſl an einem dunſtigen
Oktober=
morgen die Naſe zum Fenſter hinausſtreckt,
um ſeiner Ehehälfte über die meteorologiſchen
Verhältniſſe Bericht zu erſtatten, ſo hat er zwei
Möglichkeiten, ſeine Beobachtungen
wieder=
zugeben. Entweder ſagt er „Nix Gwiß woaß
ma net!” oder einfacher „Soſolala!”
Ich ſchlage auch der Wetterwarte vor, ſich
bei ihren Vorausſagen dieſer bequemen
For=
mel zu bedienen. Warum denn immer:
„Maritime Luftzufuhr anhaltend polare
Stö=
rungen nicht ausgeſchloſſen, in öſtlichen
Auf=
klarungsgebieten zeitweiſe Hochdruckeinflüſſe‟.
und ſolche Anſtrengungen noch mehr? „
An=
haltend ſoſolala”, das tut’s genau ſo. Beſſer
ſogar. Denn dieſe Art Prognoſe hat
gegen=
über der bislang geübten den nicht zu
unter=
ſchätzenden Vorteil, daß ſie immer ſtimmt. Sie
iſt nicht bedingt durch die wirkliche
Wetter=
lage, ſondern lediglich durch die
Gemütsver=
faſſung desjenigen, der ſich für ſie intereſſiert.
Er lieſt aus ihr das Wetter, das er ſich wünſcht,
und wenn’s dann wirklich trotzdem ſchnürlt,
ſo kann er ſich ſelber tröſten: „No ja, es hat
ja ghoaſſin: ſoſolala!”
Dann braucht auch der Herr Wetterprophet
keine Seife mehr, weil er ſich andauernd ſeine
Hände in Unſchuld waſchen kann.
Fröhliches Spiel in der Sonne.
(v. Carlowitz=M.)
Wußten Sie das ſchon?
Unter Spottvögeln” verſteht man
Vö=
gel, die andere Laute nachahmen. Der Star kann
den Ruf des Pirols oder das Knarren einer
Tür hören laſſen uſw. Ein reizendes Vögelchen
unſerer Gärten iſt der Gartenſpötter, vom
Volks=
munde „Sprachmeiſter” genannt. Er iſt klein,
unten gelblich, oben grünlich gefärbt und trifft
in den erſten Tagen des Mai bei uns ein.
Zwi=
ſchen einigen quätſchenden Tönen ſingt er feine
Strophen, die an alle möglichen anderen
Vogel=
laute anklingen.
Schwimmblaſe der Fiſche und Lunge
der Säugetiere ſind „homologe” Organe, d. h.
beide Organe ſind in gleicher Weiſe im Körper
angelegt, haben aber verſchiedene Funktionen.
Die Lunge dient der Atmung, die Schwimmblaſe,
iſt ein ſtatiſches Organ. Bei den Lungenfiſchen
Auſtraliens, Afrikas und Südamerikas tritt die
Schwimmblaſe wieder in den Dienſt der Atmung,
ſobald der Fluß ausgetrocknet iſt, und die Fiſche
eine Trockenſtarre durchmachen müſſen.
Opium wird aus unreifen Mohnkapſeln
gewonnen. Durch Einſchnitte träufelt ein
weiß=
licher Milchſaft heraus, der eintrocknet und braun
wird. Er wird abgeſchabt und zu kleinen Kuchen
geformt, die in Mohnblätter eingewickelt und
ge=
trocknet werden. Der Saft unreifer Mohnkapſeln
enthält etwa 20 verſchiedene giftige Alkaloide,
die mit der Reife der Kapſeln wieder
verſchwin=
den. Reife Mohnkapſeln ſind alſo ſo gut wie
nicht giftig.
der handſchuh
Skizze von Vera Crgener.
„Gute Nacht!” ſagte er, „gute Nacht!” und
dein marſchiert er hocherhobenen Hauptes die
Straße hinunter.
Alſo — die Sache mit Eva iſt zu Ende.
lachdem ſie beinahe drei Jahre lang ein gut
rnick Weges zuſammen gewandert ſind und
—ch einer Freundſchaft, der alle gemeinſamen
Bekannten bereits eine eheliche Fortſetzung
rophezeit haben. Und wegen dieſer
Prophe=
eſung, und weil Konrad Evas Ueberlegenheit
aBt, dieſe kühle, ſelbſtſichere Ueberlegenheit,
üie ſie ſogar in der Stunde des Abſchieds, da
ſie doch ſo rückſichtslos von ſich gewieſen,
ſeibehalten hat, mußte es zu Ende ſein. Konrad
ſerträgt keine Ueberlegenheit. „Gut!” hat ſie
eſagt, „gut, dann machen wir alſo Schluß.
für hatte mir das ja eigentlich immer ein
biß=
ſen anders vorgeſtellt, aber wenn du glaubſt
die Dinge richtig überlegt zu haben, dann
bill ich auch damit einverſtanden ſein. Ich
bünſche dir jedenfalls alles Gute und nun
mir bitte in den Mantel und bringe mich
ac Hauſe! .."
Er erinnert ſich noch an jedes Wort. Und
jede Geſte. Wie ſie die Zigarette im
Aſch=
ſecher ausgedrückt hat . . .! Langſam, bedäch=
und ohne, daß die Hand auch nur gezittert
ſänte. Er hätte ſie ohrfeigen können!
Aber das iſt ja nun alles vorbei. Nie
vieder wird er ihr ſchönes, hochmütiges
Ge=
ſan in ſo vertraulicher Nähe ſehen, nie wieder
dieſen ſpöttiſchen Zug um die Mundwinkel,
der ihn immer von neuem ſo maßlos
auf=
gebracht hatte. Vielleicht wird es nicht ganz
einfach ſein, dieſe drei Jahre täglichen
Mit=
einanders, täglicher Zärtlichkeiten zu vergeſſen,
aber er glaubt doch, daß es ſo, wie er die
Sache zu Ende gebracht hat, am allerbeſten iſt.
Tief in Gedanken greift er in die Taſche —
er iſt inzwiſchen wieder vor ſeinem Hauſe
an=
gekommen — und zieht — einen Handſchuh
hervor. Einen langen, gelben Damenhandſchuh,
der einen ſchwachen Duft verſtrömt, und von
dem er ſich abſolut nicht erklären kann, wie er
in ſeine Taſche gekommen iſt. Hatte Eva ihn
denn gebeten, ihre Handſchuhe einzuſtecken?
Und hatte er ihr etwa nur einen
zurück=
gegeben? Aergerlich fährt er mit dem gelben
Ding durch die Luft und iſt unſchlüſſig, was er
jetzt tun ſoll. Zurückgehen und ihr den
Hand=
ſchuh bringen? Sagen, daß ſie doch noch etwas
bei ihm vergeſſen hat, und daß er der
Ord=
nung halber auch dieſen Störenfried aus dem
Hauſe haben möchte?
Lächerlich! Er wird ihn einpacken,
ſorg=
fältig in Seidenpapier, ein paar Zeilen dazu
ſchreiben, und das wird dann das Letzte ſein,
was ſie von ihm hört. Sehr zufrieden mit ſich
ſteigt er die Treppe hinauf, macht Licht in
ſeinem Zimmer und vertieft ſich in Akten, die
unbedingt heute noch durchgeſehen werden
müſſen. Aber dann geſchieht es
ſonderbarer=
weiſe, daß zwiſchen den einzelnen Schriftſätzen
immer wieder etwas herumgeiſtert was
durch=
aus nicht dahin gehört, und was ſich auch mit
unzähligen Zigaretten und erregtem Auf und
Ab im Zimmer nicht fortſchaffen läßt; ein
gelber Handſchuh, der einen ſchwachen Duft
verſtrömt
Konrad reißt das Fenſter auf; kalte
Nacht=
luft ſtrömt herein, und die Gardinen flattern
aufgeſcheucht im Wind. Unten auf der Straße
reden ein Mann und eine Frau miteinander,
einen Augenblick lang hört man die Stimmen,
eine leiſe, verhaltene Zärtlichkeit ſchwingt
durch, und dann verklingen ihre Schritte in der
Ferne.
Mit zornigem Griff packt Konrad den
HHand=
ſchuh, dieſen einen lächerlich gelben Handſchuh,
der ein ſolches Nichts, ein ſo jämmerliches
Nichts iſt ohne den anderen, der ihn erſt zum
Paar ergänzt, und wirft ihn in die Lade ſeines
Nachttiſches. Mag er dort liegen bleiben, ſo
lange er will!
Dann kehrt er zu ſeiner Arbeit zurück und
ſieht zwei Stunden nichts anderes als den
Fall „Helmer/Helmer” und ſinkt ſchließlich
todmüde ins Bett. Allerdings nicht, ohne
vor=
her noch einmal raſch und verlegen den
auf=
dringlichen, gelben Findling betrachtet zu haben.
Merkwürdig eigentlich, was für kleine
Frauen=
hände es doch gibt!
Am nächſten Morgen erwacht er mit
Kopf=
ſchmerzen und findet zu ſeinem höchſten
Er=
ſtaunen einen gelben Damenhandſchuh auf
ſeinem Kiſſen. Sollte er etwa darauf
ge=
ſchlafen haben?
Er beſinnt ſich undeutlich auf die
Geſcheh=
niſſe des vorigen Abends, hat einen bitteren
Geſchmack im Munde und geht fröſtelnd und
verſchlafen unter die Brauſe. Dann folgt ein
Frühſtück, das viel kürzer und bedeutend
weniger genußreich iſt als gewöhnlich, und
ſchließlich beginnt er einen Brief zu ſchreiben.
Einen ganz kurzen Brief, ein paar Zeilen
nur, die aber ungewöhnlich lange Zeit in
An=
ſpruch nehmen. Er ſchreibt, ſtreicht durch,
ver=
beſſert, zerreißt das Geſchriebene und ſchreibt
von neuem.
Es iſt zehn Uhr, als er einſieht, daß dies
alles gar keinen Zweck hat, daß nichts von dem
auf das Papier kommt, was er eigentlich ſagen
will, und daß er es ſich zumindeſt geſtatten
kann, noch einmal, nur ein einziges Mal mit
Eva zu telephonieren. Er wählt die Nummer,
ſpürt ein törichtes, völlig ſinnloſes
Herz=
klopfen und iſt heiſer vor Aufregung, als ihre
Stimme endlich kommt.
„Ja!” ſagt ſie, „ja!” und dann: „Gut, ich
!"
komme
Es dauert keine halbe Stunde, bis ſie da iſt,
ruhig, ſicher wie immer, unerſchüttert in ihrer
Ueberlegenheit und mit dem ſpöttiſchen Zug
um die Mundwinkel. Aber den ſieht Konrad
nicht, er ſieht nur ihr ſchönes, hochmütiges
Geſicht wieder in ſo vertraulicher Nähe und
ſpürt beglückt den ſchwachen Duft, der ihrem
Haar entſtrömt.
Als ſie fortgeht, vergißt er natürlich, ihr
den Handſchuh zurückzugeben, aber das iſt auch
nicht wichtig, denn er weiß, daß ſie
wieder=
kommt. Morgen, übermorgen und alle Tage ,.
Und dann heiraten ſie, und es wird eine
flückliche Ehe. Wie überall da, wo die Frau
ſchweigend zu lenken verſteht.
Er hat es nie erfahren, daß ſie ihm an
ſenem Abend wirklich nur den einen
Hand=
ſchuh in die Taſche geſchmuggelt hat.
Seite 10 — Nr. 194
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 17. Juli 1935
Lotb eite Kraftlot
Von Karl Lettenbaur.
Wer hat nicht ſchon Brüder kennen lernen,
ſo ungleich und weſensverſchieden, daß man
zu=
nächſt daran zweifelte, ob ſie wirklich ſo enge
blutsverwandt ſind. Bei näherem
Bekanntwer=
den der inneren, wie der äußeren Menſchen
ent=
deckte man aber doch ſo manches
Gemeinſchaft=
liche, die Familienähnlichkeit.
So iſt es auch mit den großen Wohltätern der
Menſchheit, dem Bruderpaar Witz und
Hu=
mor. Viel Verſchiedenheit unter ſich, und doch
gemeinſame Grundzüge.
Was verſtehen wir nun unter Witz? Bis
ins 18. Jahrhundert bezeichnete das Wort ſoviel
wie Verſtand. Daran erinnern Begriffe wie
Aberwitz, eigentlich Afterwitz. Verkehrtheit des
Geiſtes, dann Für= und Vorwitz, unbefugte
Neu=
gier, Vorſchnelligkeit, ferner Mutterwitz, die von
der Mutter angeborene Geiſtesgewandtheit, und
Wahnwitz, der Ausdruck der nur wahnhaft, nur
in der Einbildung beſtehenden geiſtigen Kräfte.
Später bedeutete Witz die im Finden ſich
zei=
gende Geiſtesſchärfe, die in unerwarteten
Aehn=
lichkeiten erfinderiſche gedankliche Regſamkeit,
dem franzöſiſchen esprit etwa nahekommend.
Rein ſprachlich erfaßt, hängt das Wort mit wiſſen
zuſammen.
Und die Scherzlaune, der Humor? Er hat
im Laufe der Zeiten ſprachlich und begrifflich
gleich dem Witze große Wandlungen
durchge=
macht. Das Wort entſtand im 16. Jahrhundert
aus dem lateiniſchen huwor, die Feuchtigkeit.
Nach der alten galeniſchen Anſicht von den
Miſchungsverhältniſſen der ſogenannten vier
Hauptſäfte: Blut, gelbe und ſchwarze Galle und
Schleim wurde Humor auf die Gemütsſtimmung
übertragen. Es ſollte die aus Menſchenliebe und
Scharfſinn entſpringende Neigung, die Fehler
der Mitgeſchöpfe offen und herzlich, aber nicht
verletzend, zu tadeln, bezeichnet werden. Im
17. Jahrhundert wechſelte dann auch noch die
Be=
tonung. Wohl unter dem Einfluß des
franzöſi=
ſchen humeur wurde aus dem Humor ein
Humor.
Wenn wir uns nun Witz und Humor in
menſchlicher Verkörperung vorſtellen, dann
zau=
bert uns die Phantaſie dieſes Bild vor die
Seele:
Der Witz, ein kleines, queckſilbriges Kerlchen
mit ſchwarzem Kraushaar, dunkeln, funkelnden
Auglein, behend in ſeinen Bewegungen, ſtets
be=
reit, ſeine Pfeile nach links und rechts zu
ver=
ſenden. Ganz Kopf, ganz Geiſt, von einem
Ge=
genſtand zum andern ſpringend und nicht immer
wähleriſch im Ausdruck und in ſeinen
Ziel=
ſcheiben.
Der Humor dagegen ein wohlbeleibter,
blon=
der Herr, mit gütigen Geſichtszügen, treuen
blauen Augen, immer ein wohlwollendes Lächeln
auf den Lippen. Behäbig in ſeiner Redeweiſe,
die von echten Herzenstönen beſeelt iſt.
Wie kommt nun der Menſch zu dieſen Beiden?
Sie ſind angeboren. Der Witz läßt ſich
viel=
leicht anlernen (aber auch wohl nur als
Wort=
ſpiel), wenn ein geiſtig reger, phantaſiebegabter
Menſch ſich beſtändig in Geſellſchaft witziger,
ſchlagfertiger Leute bewegt. Die Großſtadt iſt
hierfür der geeignete Boden. Der Humor
da=
gegen iſt nicht erlernbar. Der iſt Naturanlage.
Gewaltſame Nachahmung rächt ſich. Die Verſuche
humorarmer Menſchen enden gewöhnlich vom
Fluche der Lächerlichkeit getroffen.
Wie im geſellſchaftlichen Verkehr, iſt es auch
in unſerem Schrifttum. Wirklich witzige Bücher
gibt es erſchrecklich wenig. Der Hauptreiz dieſer
Geiſteserzeugniſſe liegt bekanntlich nicht in
über=
großer Anhäufung von Witzigem, ſondern im
Einſtreuen wirklicher, auf ſcharfer Beobachtung
und ſicherer Urteilskraft beruhender Witze, und
zwar an Stellen, wo ſie der Leſer nicht erwartete.
Grundſatz iſt und bleibt: Der Witz muß ſein wie
der Blitz. Ein große Helligkeit verbreitendes
Aufzucken, aber ja kein Aufhaltenwollen. Das
wäre das ſicherſte Mittel, die beabſichtigte
Wir=
kung wieder zu zerſtören, ſie in tödlicher
Lange=
weile aufzulöſen.
Ebenſo geht es bei allen Werken, in denen
der Humor ſein Zepter ſchwingt.
Wer freute ſich nicht — ich greife nur einige
der neueren deutſchen Humoriſten heraus — an
den Gaben, die uns Hebel, Fritz Reuter, Raabe,
Viſcher, Heinrich Seidel, Presber, Ernſt von
Wolzogen beſcherten, und was gibt uns die große
Zahl, derer, die ſie, ohne echten, angeborenen
Humor zu beſitzen, nachzuahmen verſuchten? Ihre
Erzeugniſſe ſind gewöhnlich bald nach der Geburt
ſanft entſchlafen, Ernſt und Laune in ſchönſtem
Verband müſſen ſich abwechſeln. Aus dem
Her=
zen aber muß alles kommen, Liebe muß aus den
Worten des Humoriſten heraustönen, eingedenk
des Goetheſchen Wortes:
„Die Menſchen ſoll keiner belachen, als einer,
der ſie wirklich liebt.”
Und nun noch etwas. Wohltäter der
Menſch=
heit nannte ich eingangs die Beiden. Mit
vollem Recht. Den Witz, weil er in
ſei=
ner edleren Form ein befreiendes Lachen
er=
zeugt und hinweghilft über Verſtimmung und
Trübſinn. Der Humor, der teils im Gemüt,
teils auf einer gewiſſen Höhe der
Weltan=
ſchauung beruht, weil er den Menſchen vor
ſei=
nem ſchlimmſten Widerſacher, der Verzweiflung
bewahrt.
Maihematik
auf Grabſteinen
Von G. G.
Archimedes ſoll badend das hydroſtatiſche
Prinzip gefunden haben und unter Nichtachtung
der Gefahr, ſich einen Schnupfen zu holen, mit
dem Rufe „Heureka” in ſein Arbeitszimmer
ge=
eilt ſein. Dieſe Entdeckung machte ihn
unſterb=
lich, doch eine weniger populäre muß ihm
wert=
voller erſchienen ſein, denn er wünſchte ſie auf
ſeinem Grabſtein verewigt. Er bat, man möge
ihm auf ſein Grab eine von einem Zylinder
um=
ſchloſſene Kugel ſetzen, mit der Angabe des
Verhältniſſes der beiden Inhalte 2:3. Marcellus
hat den Wunſch erfüllt, und Cicero berichtet,
daß er, als er 75 v. Chr. als Quäſtor auf
Sizi=
lien ſeines Amtes waltete, an dieſer Inſchrift
das verfallene Grabmal des Mathematikers
er=
kannt und wieder inſtand geſetzt habe.
Auch Newion, muß ſeine Erweiterung des
binomiſchen Lehrſatzes höher erachtet haben als
ſeine phyſikaliſchen Entdeckungen, denn er
wünſchte, daß die binomiſche Reihe in ſeinen
Grabſtein eingemeißelt werde (was aber nicht
geſchah). Ludolph van Ceulen, der die Zahl Pi
erſtmalig auf 35 Stellen berechnet hatte,
be=
ſtimmte in ſeinem Teſtament, daß die Zahl ſei=
nen Grabſtein ſchmücken ſolle. Sein Wunſch
wurde erfüllt: die drei letzten Dezimalſtellen
ſind in ſeiner Grabinſchrift in Leiden
verzeich=
net. Auch Gauß, der König der Mathematiker,
dem es als Erſtem gelungen war, die Figur
eines Siebzehnecks unter alleiniger Benutzung
von Zirkel und Lineal zu konſtruieren, wünſchte
die Figur auf ſeinem Grabmal. Auf dieſem fehlt
ſie zwar, aber des Mathematikers Statue in
Braunſchweig ſteht auf einem Siebzehneck.
Jakob Bernoulli entdeckte unter anderen
ſchönen Eigenſchaften der logarithmiſchen
Spi=
ralen auch die, daß ſie, abgewickelt, immer
wie=
der ſich ſe=bſt erzeugt, gleich einem Symbol des
Lebens. Begeiſtert ſchreibt er: „Wenn es heute
noch Sitte wäre, Archimedes nachzuahmen, würde
ich gern beſtimmen, daß dieſe Spirale auf
mei=
nem Grabſtein eingemeißelt würde mit der
In=
ſchrift: Verändert und doch dieſelbe in der Zahl
wird ſie auferſtehen.” Es geſchah ſo, obwohl der
Steinmetz auf dem Grabſtein im Baſeler
Mün=
ſter ſtatt der logarithmiſchen eine archimediſche
Spirale eingemeißelt hat. Die Inſchrift lautet:
„Eadem Mutata Resurgo‟. Dieſes Wort mag ein
ſchönes Gleichnis auf die Gräber großer
Mei=
ſter ſein: „Wie ich mich auch verändere, erſtehe
ich als die gleiche wieder”.
Der Schimpanſe als Straßenfeger=Gehilfe.
Der Schimpanſe des Londoner Zoologiſchen Gartens, Peter genannt, hilft ſeinem Wärter beim
Reinemachen. Geſchickt fegt er den Kehricht auf die vom Wärter gehaltene Schaufel. (Scherl=M.)
Der Gedankenleſer
Im alten Berlin war der Kommiſſionsrat
Engel ein bekanntes Original. Er war eine
Zeit=
lang Direktor des Krolltheaters. Einmal kam
der berühmte Gedankenleſer Cumberland nach
Berlin. Seine Vorführungen erregten Aufſehen,
Ehe er Berlin verließ, wollte er auch im
Kroll=
theater eine Vorſtellung geben. Er ging alſo zu
dem Direktor Engel, und hier entwickelte ſich
fol=
gendes Geſpräch:
„Ich möchte bei Ihnen eine Vorſtellung geben.
Mein Name iſt Cumberland.”
„Was können Sie dem Publikum bieten?"
„Ich bin Gedankenleſer und will das in der
Vorſtellung beweiſen.”
„Welches Honorar beanſpruchen Sie für den
Abend?‟
„Tauſend Mark, Herr Direktor.”
Engel ſah den berühmten Mann mitleidig an.
„Und Sie wollen ein Gedankenleſer ſein?”
ſprach er.
Das Geſchäft kam nicht zuſtande.
foe.
—
hohe Auszeichnung
Napoleon I. war zwar ſehr ſtolz auf die
vor=
nehmen verwandtſchaftlichen Beziehungen, die
ihm ſeine Vermählung mit der Erzherzogin
Marie Luiſe eingetragen hatten, aber manchmal
erregte der hohe Schwiegervater, Franz I. von
Oeſterreich, dennoch ſeine Unzufriedenheit.
Eines Tages vergaß ſich der Korſe ſo weit,
den Kaiſer einen „vieux ganache” (alten
Ein=
faltspinſel) zu nennen. Marie Luiſe hatte
die=
ſen Ausdruck, der natürlich nicht im
Prinzeſ=
ſinnen=Lexikon ſtand, noch nie gehört und fragte
ſpäter den Adjutanten ihres Gemahls nach der
Bedeutung des Wortes. Der Adjutant wagte
nicht, ihr den wahren Sinn zu enthüllen,
ſon=
dern ſagte, „ganache” bedeute etwas ſehr
Schmeichelhaftes und vereinige den Begriff eines
Helden mit dem eines trefflichen Menſchen.
Bald darauf wünſchte Napoleon, daß die
Kai=
ſerin einige anerkennende Worte an einen
ſieg=
reichen heimkehrenden General richten ſolle. Mit
dem huldreichſten Lächeln verſicherte daraufhin
Marie Luiſe dem erfolgreichen Feldherrn vor
dem verſammelten Hofe, daß ſie ihn für den
größten „ganache” der ganzen franzöſiſchen
Ar=
mee halte.
E.
Das Neſt im Hut.
Nicht alltägliche Niſtſtätten kann man in der
Nähe von Berlin in einem Garten ſehen. Der
findige Gartenbeſitzer nagelte an ſämtliche
Zaunpfähle alte Herren= und Damenhüte, in
die er ein Loch ſchnitt. Die Meiſen, Rotſchwänz
chen und wie unſere Gartenſänger alle heißen,
hatten dieſe zweckmäßige Niſtgelegenheit bal)
entdeckt, und nun zwitſchern aus jedem Hut dig
ewig hungrigen Jungen.
(Schumann=M.
Das Anrichten von Salaten
Statt der warmen Gemüſe bevorzugen wir
an heißen Sommertagen einen kühlen Salat.
Dem Einwand, man könne nicht immer Salate
eſſen, iſt entgegenzuhalten, daß man es nur
ver=
ſtehen muß, die Salate verſchiedenartig und
reiz=
voll anzurichten. Die verſchiedenen Salatſoßen
laſſen ſich leicht ein wenig verändern — wir
ha=
ben würzige Kräuter in Menge, die wir nur
richtig anwenden müſſen, um Abwechſlung im
Geſchmack zu erzielen.
Was den Salat ſelbſt anbetrifft, ſo werden
wir uns im Sommer vorwiegend an den zarten
Kopfſalat halten, müſſen aber beim Einkauf
dar=
auf achten, daß die Blätter nicht etwa lederig
und hart ſind. Weich, hell und dünn muß der
Salat ſein. Man ſoll den Salat immer
minde=
ſtens eine halbe Stunde vor dem Anrichten in
kaltes Salzwaſſer legen und ihn dann mit
fri=
ſchem Waſſer abſpülen. Alle nicht tadellos
fri=
ſchen Blätter ſind zu entfernen.
Die Salatſoße ſoll man in der Salatſchüſſel
miſchen und anrühren, ehe man den Salat
hin=
eingibt.
Die einfache Salatſoße ſetzt ſich aus Eſſig und
Oel zuſammen. Natürlich darf man nur ein
wirklich gutes Salatöl verwenden. Man nimmt
auf 1 Eßlöffel Eſſig 3 Eßlöffel Oel, dazu ½
Tee=
löffel Salz. ¼ Teelöffel Pfeffer, ¼ Teelöffel
Senf, ½ Teelöffel Zucker.
Dieſe Soße kann man verfeinern, indem man
ein hartgekochtes, feingewiegtes Eidotter
hin=
eingibt, oder ein gequirltes rohes Eigelb. Auch
Zuſatz von etwas Sahne und ferner von
fein=
gewiegten Kräutern, wie Peterſilie,
Schnitt=
lauch, Dill, Kerbel uſw. iſt zu empfehlen. Ferner
ſchmeckt es ſehr gut, wenn man feingewiegte
Zwiebeln in den Salat tut. Auch Kapern,
fein=
gewiegte Pfeffergurken, ſowie feingeſchnittenen
Chicorce oder Sellerie kann man hinzutun.
Sehr ſchmackhaft iſt eine Sahnenſoße. Man
ſtreicht ein hartgekochtes Eigelb durch ein Sieb
und miſcht es mit 1 rohen Eigelb. Hierauf gibt
man 3 Eßlöffel ſaure Sahne daran, ferner 1
Tee=
löffel Zitronenſaft, ½ Teelöffel Zucker, 1 Priſe
Salz und 1 Priſe weißen Pfeffer. Man kann die
Sahnenſoße auch noch auf andere Art bereiten,
indem man nämlich 4 Eßlöffel dicke, ſaure Sahne
gut verquirlt und mit 1 Eßlöffel Eſſig oder
Zitronenſaft, 1 Teelöffel Salz. 1 Priſe Pfeffer,
1 Teelöffel Zucker miſcht. Man kann auch 1
Tee=
löffel gewiegten Schnittlauch darangeben.
Beliebt iſt zu Kopfſalat auch eine Speckſoße.
60 Gramm hellgelb gebratene Speckwürfel
wer=
den mit 1 Eßlöffel Eſſig oder 1 Teelöffel
Zitro=
nenſaft, ½ Teelöffel Salz. 1 Priſe weißem
Pfef=
fer, 1 Teelöffel Zucker und 1½ Teelöffel
Moſt=
rich gemiſcht. Auch mit einer guten
Mayon=
naiſenſoße kann man den Salat überziehen.
Im Sommer liefern auch die Gurken uns
manchen köſtlichen Salat. Wir können ſie, in
dünne Scheiben geſchnitten, entweder in einer
Sahnenſoße anrichten, oder in der einfachen
Sa=
latſoße, die man aus 1 Eßlöffel Oel, 5 Gramm
Salz. 1 Priſe weißem Pfeffer und ½ Eßlöffel
Eſſig oder Zitronenſaft zuſammenrührt.
Tomaten werden zu Salat in Scheiben
ge=
ſchnitten, mit ein wenig Salz beſtreut und mit
4 Eßlöffeln Oel, 1 Priſe weißem Pfeffer, 1 Tee
löffel feingewiegten Kräutern, ½ Eßlöffel
Eſſi=
oder Zitronenſaft und 1 kleinen Priſe Zucker
ge=
miſcht.
In dieſe gleiche Salatſoße kann man auch ald
lerlei gekochte, erkaltete Gemüſe geben, wi
Spargel, Bohnen, Mohrrüben, Sellerie, Blu
menkohl uſw.
Auch Miſchſalate ſind ſehr ſchmackhaft.
Sehr gern werden vielfach geriebene Mohr
rüben gegeſſen, mit einer Mayonnaiſenſoße über
zogen, der man etwas Zitronenſaft zugeſetzt hat,
Lieſelotte Winkler.
Wir eſſen im Sommer keinen Fiſch!
Dieſen Ausruf kann man an warmen
Tagen öfter von überängſtlichen Hausfrauey
hören, die aus Furcht vor Fiſchvergiftung au
den Genuß von Seefiſchen während der Som
mermonate verzichten. Dieſer iſt aber vorzue
beugen, wenn jede Hausfrau den Fiſch ſofor
nach dem Einkauf verwendet. Hat ſie ihn
ſchon abends für den nächſten Tag gekauft,
hält er ſich einwandfrei friſch, wenn ſie
ih=
ſofort geſchuppt, ausgenommen und gewaſcher.
in Filet= oder Portionsſtücke zerſchnitten, mi
Zitronenſaft oder Eſſig beträufelt und mi
Salz und Pfeffer beſtreut, in eine Schüſſel leg:
dieſe zudeckt und ein mehrfach zuſammen
gefaltetes, in kaltem Waſſer ausgewundenes
triefend naſſes Tuch darüber breitet und dieſ
dann während der Nacht in das offene Fenſte
ſtellt. An beſonders heißen Tagen auch abend
auf dem Dampfſieb zum Kochen aufgeſetzt ode
in der Pfanne leicht angebraten, hält er ſic
bis zur Mahlzeit am nächſten Tage aus
gezeichnet.
Pilze nicht mit Waſſer kochen!
Da dieſe, gleichviel um welche es ſich
handelt, ſehr waſſerhaltig ſind, ſo ſollte mar
ſie nur im eigenen Saft, und zwar in Butte‟
dämpfen. Und zwar ſind ſie in 16—20 Minute!
genießbar.
Eiercreme als Sommernachtiſch
3 Eier verquirle man mit ½ Liter Milch,
Stange geſpaltener Vanilleſchote, nußgroß Tiſch
butter, 4 Löffel Zucker oder 2 Sukrinetten und
laſſe ſie unter ſtändigem Rühren aufkochen. Nu)
füge man 6 Blatt in Waſſer geweichte, klein
geſchnittene Gelatine bei und rühre die in kau
tes Waſſer geſtellte Creme bis zum völligen
Ab=
kühlen. Nun mit . Liter ſteifer Schlagſahne
oder Eiſchnee der 3 Eiweiß und 1 Likörgla
Rum untermiſcht, fülle man ſie in Gläſer, geb
Erd=, Johannis= oder andere Beeren in die
Mitte und ſerviere die Creme recht kalt mi
Waffeln oder Makronen.
L.
Kaltſchale von reifen Stachel
beeren. 1 Pfund abgeknipſte Beeren ſetze ma
mit etwas Zitronenſchale und 1 Eßlöffel Sag!
zum Kochen auf, um ſie, durch ein Sieb ge
ſtrichen, mit 1 Teelöffel Butter ſowie 1 Meſſer”
ſpitze Salz abzuſchmecken und gut zu ſüßen. 1 EB,
löffel Apfel= oder Weißwein oder 1 Teelöffel
Rum oder Arrak verfeinern den Geſchmack. Rech)
kalt geſtellt, ſerviere man ſie mit Suppend
makronen.
Mittwoch, 17. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 194 — Seite 11
170
eI Ef
Sport, Spiel u. Jurnen
Deutſchland nicht bei der Alpenfahrk.
Der Führer des deutſchen Kraftfahrſports und Präſident der
DNS., Korpsführer Hühnlein, ſandte nachſtehendes Telegramm
an den AC. von Frankreich:
„Infolge einiger Beſtimmungen der Schweiz und Italiens
wirkt ſich Deviſenverſorgung für deutſche Teilnehmer der
Alpen=
mhrt weitaus ſchwieriger aus, als angenommen. Habe mich
da=
er ſchweren Herzens entſchließen müſſen, deutſche Nennungen
zrückzuziehen. Ich bin mir bewußt, daß durch den Ausfall der
ſarken deutſchen Beteiligung die Durchführung der Alpenfahrt
935 in Frage geſtellt iſt, vermag jedoch hierin keinen großen
Nachteil zu erblicken, da die internationale Geltung der tradi
ſFonellen Alpenfahrt durch die in dieſem Jahre ſchon ſchwache
Be=
eiligung der anderen Nationen ohnehin beeinträchtigt iſt.
Un=
re diesmalige Zurückhaltung ſoll unſerer Treue und
Anhäng=
ſichkeit zur Alpenfahrt, die immer ein lebendiges Zeugnis
inter=
ationaler Sportkameradſchaft ablegt, keinerlei Abbruch tun.”
Schäfer und Ehrek ſind Meiſter!
Welter= und Halbſchwergewichtler in Schifferſtadt.
In zweitägigen harten Kämpfen wurden in Schifferſtadt.
pfälziſchen Ringer=Hochburg, die erſten deutſchen Ringer=
Meiſter dieſes Jahres ermittelt. Die Weltergewichtler kämpften
im griechiſch=römiſchen Stil um den höchſten deutſchen Titel, die
halbſchwergewichtsklaſſe rang im Freien Stil, der mit Rückſicht
auf die Olympiſchen Spiele vom Ringerverband ſtark gepflegt
wird. In der Nacht zum Dienstag erſt fielen in Schifferſtadt die
Entſcheidungen. Der Einheimiſche Schäfer verteidigte im
Wel=
tergewicht ſeinen Meiſtertitel erfolgreich; der Pfälzer gewann
ale ſeine Kämpfe entſcheidend vor 2. Eckweiler=Bingen, 3.
Hil=
rs=Koblenz, 4. Fröſchke=Berlin. — Im Halbſchwergewicht
arb es die nach den Vorkämpfen erwartete Ueberraſchung:
hret=Ludwigshafen holte ſich den Meiſtertitel vor den
Sand=
hofenern H. Rupp und Litters, die dem neuen Meiſter allerdings
zieemlich gleichwertg waren, und 4. Kamb=Schifferſtadt, 5.
Engel=
hrrdt=Nürnberg.
Sportabzeichenprüfung am 19. Juli, Sportplatz Woogswieſe.
Abgenommen werden folgende Uebungen: Aktive: 100 Meter
9 0 Meter, 10 000 Meter, Hochſprung, Diskus. — Jugend: 1000
M eter
Die Abnahme beginnt um 7.30 Uhr, Sportabzeichenheft,
mät Lichtbild verſehen, iſt mitzubringen. Ich bitte die Kampfrichter
un volles Erſcheinen.
Darmſtädter Uebungsgemeinſchaft für Frauenturnen!
Die nächſte Uebungsſtunde findet am Freitag (nicht
Donnerstag), den 19. Juli, im kleinen Saal der Woogsturnhalle
ab 8 Uhr ſtatt. Pünktliches und zahlreiches Erſcheinen wird
er=
marrtet.
TSG. 46, Leichtathletikabteilung, Feldbergfeſt 21. 7. 1935.
Am Sonntag, den 21. Juli, findet nun endlich das ſo oft
ver=
aobene Feldbergfeſt ſtatt. Die Leichtathletikabteilung der TSG.
446 nimmt auch in dieſem Jahre wiederum an den Wettkämpfen
Zu dieſer Omnibusfahrt ſind noch Plätze frei, und wir
dffen, daß ſich noch einige Schlachtenbummler zu dieſer herrlichen
Fehrt und dem traditionellen Feſt einfinden. Die
Schlachtenbumm=
ſer wollen ſich bitte bis Freitag, den 19. Juli, in den aufgelegten
eiſten (Platzmeiſter Eckert, Sportplatz und Tageswirtſchaft
Turn=
ſollle, Woogsplatz) gegen Bezahlung des Fahrgeldes von 2.50 RM.
iatragen.
TSG. 46 — Handballabteilung.
Zu der heute abend an der Rheinallee ſtattfindenden
Uebungs=
ſtunde bitten wir unſere Aktiven vollzählig zu erſcheinen. Wir
bisten, nach Möglichkeit ſchon pünktlich um ſechs Uhr anweſend zu
n. Kameraden, die erſt um 7 Uhr Geſchäftsſchluß haben, wollen
ſich umgehend beim Techniſchen Leiter melden, da anſchließend
eine kurze Lehrſtunde über Regelauslegung ſtattfindet, die unſer
Schiedsrichter Netz, der den Kurſus in Hohemark beſuchte und die
Nuerungen den Aktiven erklären wird. Platz: Rheinallee.
Handball=Jugend. Die Uebungsſtunde am Freitag abend auf
ſer Woogswieſe ward pünktlich um 7 Uhr beginnen, Lehrarbeit
üſſeres Schiedsrichters Netz. Alle Jugendlichen, auch die ſeither
uicht aktiv mitwirkten, aber jetzt in der zweiten Jugend=
Mann=
haft mitwirken wollen, bitten wir, ſich pünktlich einzufinden.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 17. Inſt
600: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Berlin:
Muſik am Morgen. In der Pauſe 7.00: Nachr., Wetter.
8.00: Waſſerſtand, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik.
8.30; Bad Schwalbach; Frühkonzert. 9.00: Nur Kaſſel;
Werbekonzert. 9.15: Nur Kaſſel: Muſik am Morgen,
10.00: Sendepauſe. 10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche
und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldungen
11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
19.00: Breslau: Mittagskonzert des kleinen Funkorcheſters.
Dazw. 13.00: Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15:
Wirtſchaftsbericht . 14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
14.40: Wetter, 14.50: Heidelberg: Hörbericht aus der
Probearbeit der Heidelberger Feſtſpiele: Der Weg ins
Reich. (Aufn.) 15.00: Nur Kaiſerslautern: Nachr. 15.15
Kaſſel: 1. Kleine Volksmuſik. 2. Das Affendenkmal in
Windhauſen. Eine kurioſe Geſchichte.
18.00: Klaviermuſik von Fr. Chopin. 16.30: Geſchichte und
Dandſchaft am Wege: Die Abteikirche zu Seligenſtadt,
17.00: Buntes Nachmittagskonzert. 18.30: Das Leben
ſſpricht! 18.45: Saardienſt. 18.55: Meldungen.
19.00: Glotterbad: Konzert. 19.40: Bauernfunk. 19.50;
Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.15: München:
Reichsſendung: Stunde der jungen Nation; HJ. erlebt
22.00.
deutſche Landſchaft, 20.45: Lachender Funk.
22.30:
Beit, Nachr. 22.15: Wetter, Nachr., Sport.
„Köln: Nachtmuſik und Tanz. 24.00; Stuttgart:
Nacht=
mmuſik.
Mittwoch, 17. Juli
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Nation:
mJ. erlebt deutſche Landſchaft.
LSipzig: 18.40: Vom Hundertſten ins Tauſendſte.
Skuttgart: 20.45: Beim Dämmerſchoppen in Dax=
Canden — Babbe, Mamme un’n Hund dabei! Eine heitere
Stunde aus Karlsruhe,
KSln: 20.45: Soldaten! Kameraden!
ſtiga: 19.30: Mozart=Muſik.
Frag: 19.45: Oper von Donizetti,
Brüſſel=frz. : 20.00: Beethoven—Wagner=Abend,
Fottens: 20.00: Aida, Oper von Verdi.
Veromünſter: 20.30: Polenblut, Operette.
topenhagen: 21.30: Soliſtenſtunde.
ondon: 22.10: Moderne Tanzmuſik.
Väen: 23.45: Nachtkonzert.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Nach lang andauernder Schönwetterlage hat ſich nunmehr mit
Vordringen feuchtwarmer Luft von Nordweſt her wolkiges
le ter eingeſtellt, das infolge der ſtarken Sonneneinſtrahlung zu
ſwättrigen Störungen führte. Dieſer Wettercharakter wird noch
haalten, ſo daß für die nächſte Zeit mit wechſelnd bewölktem,
püilem und gewittrigem Wetter zu rechnen iſt.
Ausſichten für Mittwoch und Donnerstag: Bei nordweſtlicher
weſtlicher Luftzufuhr wechſelnd bewölkt, ſchwül, einzelne
Ge=
ſit erſtörungen, im ganzen nicht unfreundlich.
Ausgeglichene Handelsbilanz im Zuni.
Das Ergebnis des 1. Halbjahres 1935.
Ein= und Ausfuhr waren im Juni mit 318 Mill. RM.
gleich groß. Gegenüber dem Vormonat iſt die Einfuhr
wert=
mäßig um etwas mehr als 4 Prozent geſunken. Die
Ausfuh=
hat gegenüber dem Mai um rund 5 Prozent abgenommen.
Die=
ſer Rückgang, an dem Fertigwaren und Rohſtoffe beteiligt ſind,
entſpricht im großen und ganzen der jahreszeitlichen Entwicklung.
Auch in den vorangegangenen Jahren iſt die Ausfuhr in der
Regel von Mai zu Juni zurückgegangen. Im Jahre 1934 war die
Ausfuhr im Juni allerdings wenig verändert, was aber wohl
darauf zurückzuführen war, daß das Ausfuhrniveau durch den
ſcharfen Rückgang im April 1934 beträchtlich abgeſunken war. An
dem Rückgang der Ausfuhr war die große Mehrzahl der
Abſatz=
länder beteiligt.
Nach einer geringen Aktivität im Mai war die
Handels=
bilanz im Juni ausgeglichen. Im Juni des Vorjahres
war ſie mit 38 Mill. RM. paſſiv. Im erſten Halbjahr
93,5 betrug die Einfuhr 2127 Mill. RM., die Ausfuhr 1962
Mill. RM. Die Handelsbilanz ſchließt hiernach mit einem
Ein=
fuhrüberſchuß von 165 Mill. RM. ab. Gegenüber dem
erſten Halbjahr 1934 iſt die Einfuhr dem Wert nach um 7.,6
Pro=
zent zurückgegangen. Dem Volumen nach war der
Einfuhrrück=
gang nicht ganz ſo ſtark, da in der Verminderung des
Einfuhr=
wertes zum Teil eine Senkung des Einfuhrdurchſchnittswertes
zum Ausdruck kommt. An dem Rückgang der Geſamteinfuhr waren
in der Hauptſache Rohſtoffe und Fertigwaren beteiligt, und zwar
hat die Einfuhr in beiden Fällen ſowohl wert= als auch
mengen=
mäßig abgenommen. Die Lebensmitteleinfuhr entſprach dagegen
ungefähr dem Vorjahresſtand. Die Ausfuhr war im erſten
Halb=
jahr 1935 um rund 6 Prozent geringer als im Vorjahr. Dieſe
Abnahme iſt ausſchließlich auf einen Rückgang des
Ausfuhrdurch=
ſchnittswertes um annähernd 8 Prozent zurückzuführen. Das
Ausfuhrvolumen iſt gegenüber dem Vorjahr leicht geſtiegen.
Wertmäßig hat die Ausfuhr bei allen Gruppen abgenommen.
Mengenmäßig iſt jedoch lediglich die Ausfuhr von Lebensmitteln
und Rohſtoffen zurückgegangen. Die Ausfuhr von Fertigwaren
hat gegenüber dem Vorjahr der Menge nach um rund 5 Prozent
zugenommen.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Nach der vortäglichen Zurückhaltung der Käufer am
Aktien=
markt lag geſtern an der Berliner Börſe wieder etwas
Nach=
frage vor, die Kursſteigerungen von ½—1 Prozent zur Folge
hatte. Vielfach wurden die Befeſtigungen wieder durch
Material=
mangel begünſtigt, doch lagen die Umſätze über den vortäglichen
Notierungen. Meldungen über gute Fortſchritte der
internatio=
nalen Eiſenverhandlungen ſowie die Anzeichen kommender
Kohle=
beſprechungen vermochten ſich günſtig auszuwirken. Die
aus=
geglichene Handelsbilanz für Juni blieb ohne Einfluß. Am
Montanaktienmarkt waren Mansfeld. 2 Prozent höher. Auch
chemiſche Aktien waren faſt durchweg 1 Prozent befeſtigt. Farben
eröffneten mit 151½ zu 8 nach 150½. Am Elektroaktienmarkt
machten die Befeſtigungen 1—1½ Prozent. In Kabel= und
Draht=
werten fehlte es an Angebot. Am Auto=, Bau= und
Textilaktien=
markt hielten ſich die Beſſerungen im geſtrigen Rahmen.
Ver=
kehrsaktien lagen ruhig, aber freundlich. Am Bankaktienmarkt
waren Reichsbankanteile 2½ Prozent höher. Auch der
Renten=
markt lag freundlich. Im Verlaufe war die Tendenz allgemein
weiter feſt, wobei teilweiſe infolge der Marktenge beträchtliche
Steigerungen eintraten. Montanwerte lagen bis 1½ Prozent
über den Vortagesnotierungen. Kaliwerte befeſtigten ſich um
durchſchnittlich 2 Prozent. Farben ſtiegen auf 152½.
Reichs=
bank zogen auf 190½ Prozent an. Demgegenüber war das
Kurs=
niveau am Rentenmarkt bei freundlicher Grundſtimmung wenig
verändert. Pfandbriefe und Kommunalumſchuldungen
behaup=
teten ſich.
Die Rhein=Mainiſche Börſe war am Aktienmarkt
wie=
der ziemlich feſt und verzeichnete nach den paar ruhigen Tagen
auch wieder etwas lebhafteres Geſchäft; eine größere Ausweitung
der Umſatztätigkeit verhinderte indes die Enge der Märkte,
wo=
durch auch die teilweiſe über dem Durchſchnitt von 1—1½ Prozent
liegenden Befeſtigungen zu erklären ſind. Von der Kundſchaft
lagen einige Aufträge vor, auch aus der Börſe heraus erfolgten
angeſichts der günſtigen Wirtſchaftsmeldungen einige Käufe. Im
Vordergrund des Intereſſes ſtanden, insbeſondere nach den erſten
Kurſen, Montanaktien. Am Elektromarkt traten Tarifwerte mehr
hervor, ferner gewannen u. a. Schuckert 1½ Prozent. Am
Chemie=
markt zogen JG. Farben nach behauptetem Beginn um 1 Prozent
auf 152 an. Scheideanſtalt lagen unverändert, Deutſche Erdöl 5
Prozent feſter. Stärker erhöht waren ferner u. a. Reichsbank
mit 188½—190 (187), Süddeutſche Zuker mit 193½ (191),
Aſchaf=
fenburger Zellſtoff mit 89¾ (88½). Schiffahrtswerte lagen
Prozent freundlicher. Der Rentenmarkt lag außerordentlich ſtill,
aber ebenfalls etwas feſter. Auslandsrenten lagen ſtill. Nach=
dem nach den erſten Kurſen vielfach weitere Erhöhungen um etwa
½ Prozent eingetreten waren, lag der weitere Verlauf der
Mittagsbörſe etwas ruhiger, und verſchiedentlich bröckelten die
Kurſe leicht ab. Am Rentenmarkt blieb es bei gut behaupteten
Kurſen ſehr ſtill. Altbeſitz lagen insgeſamt 30 Pfg. höher.
An der Abendbörſe konnten ſich die erhöhten Mittagskurſe
voll behaupten. Bei kleinen Umſätzen lagen einige Papiere noch
etwas über den Schlußkurſen von Berlin, ſo JG. Farben mit
153½—153 (1523). Sehr feſt lagen Scheideanſtalt mit 235½
(234). Am Rentenmarkt herrſchte Geſchäftsſtille bei zumeiſt
be=
haupteten Kurſen.
Von den Handwerkergenoſſenſchafken.
Die Umſätze der Einkaufsgenoſſenſchaften 1934.
Die Handwerker=Einkaufsgenoſſenſchaften haben auch im
Ge=
ſchäftsjahr 1934 eine gute Entwicklung gehabt. Auf Grund
vor=
handener Teilergebniſſe kann man den Umſatz derſelben auf 250
Mill. RM. für Ende 1934 annehmen, dazu kommt der Umſatz der
Zentralgenoſſenſchaften etwa in gleicher Höhe ſowie der Umſatz
der ſonſtigen Werk=, Produktiv= und Abſatzgenoſſenſchaften mit
vielleicht 100 Mill. RM. So ergibt ſich, für alle
Handwerker=
genoſſenſchaften ein Geſamtumſatz, der ſich auf etwa 600 Mill.
RM. für das Jahr 1934 beziffern läßt.
Geſchäftsentwicklung der Bäckergenoſſenſchaften 1934.
Vom Deutſchen Genoſſenſchaftsverband e. V., Berlin, wird
uns geſchrieben: Innerhalb der deutſchen Handwerksberufe ſteht
das deutſche Bäckerhandwerk mit der Zahl ſeiner Genoſſenſchaften
weitaus an der Spitze. Daß die Geſamtorganiſation an Stärke
gewonnen hat, beweiſt die Tatſache, daß die in 392
Bäckergenoſſen=
ſchaften vereinigten 32 150 Genoſſenſchaftsmitglieder (das ſind
etwa 30 Prozent des geſamten Bäckerhandwerks) über die Hälfte
ihres Rohſtoffbedarfes bei den Genoſſenſchaften gedeckt haben
ge=
genüber 42 Prozent im Jahre 1932. Rund 202 (1933: 193) Mill.
RM. beträgt heute der Anteil der Genoſſenſchaften in der
Roh=
ſtoffverſorgung ihrer Mitglieder Es iſt alſo eine recht
erfreu=
liche Steigerung feſtzuſtellen. Rund 98 Prozent aller
genoſſen=
ſchaftlich organiſierten deutſchen Bäckermeiſter ſind den Zentralen
angeſchloſſen. Dieſe ſetzten 1934 für 55 Mill. RM. Waren um.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Verkehr mit Leinſaat. Eine Bekanntmachung des
Vorſitzen=
den des Verwaltungsrates der Reichsſtelle für Getreide,
Futter=
mittel und ſonſtige landwirtſchaftliche Erzeugniſſe ordnet auf
Grund des § 7 des Maisgeſetzes in der Faſſung der
Bekannt=
machung vom 5. Oktober 1934 folgendes an: Leinſaat inländiſcher
Erzeugung, die von der RfG., Geſchäftsabteilung, auf Grund des
von den zuſtändigen Gemeindebehörden erteilten Urſprungs= und
Verwertungsſcheines in den Verkehr gebracht iſt, darf nur weiter
in den Verkehr gebracht werden, verarbeitet oder ſonſt verwertet
werden, wenn eine Beſcheinigung der Saatgutſtelle des
Reichs=
nährſtandes, Berlin W. 35, Lützowſtraße 109/110, vorliegt, daß
die Leinſaat der Saatgutſtelle zum Kauf angeboten worden iſt,
dieſe die Annahme des Angebotes aber abgelehnt hat. Die von
der Saatgutſtelle erworbene Leinſaat darf für Saatzwecke weiter
in den Verkehr gebracht oder ſonſt verwertet werden.
die Papier=, Pappen=, Zellſtoff= und Holzſtofferzeugung im
Juni. Nach dem Lagebericht der Wirtſchaftsgruppe der Papier=
Pappen=, Zellſtoff= und Holzſtofferzeugung für Juni 1935 hat ſich
die Geſchäftslage im Juni gegenüber dem Vormonat wenig
ge=
ändert.
Diehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 16. Juli. Auftrieb: 10 Ochſen (zum
Viehhof direkt 2), 14 (2) Bullen, 278 (10) Kühe, 274 (26)
Käl=
ber 778 (88) Schweine. Notiert wurden pro 50 Kilogramm
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42, b) 41, c) 36—3‟
Bullen
42. b) 40—41: Kühe a) 42, b) 36—41. c) 30—35, d) 22—29;
Färſen a 42, b) 40—41. c) 38—39; Kälber a) 58—60. b) 50—56
c) 42—49. d) 30—40; Schweine a 53, b) 51—53, c) 51—53. d) 49
bis 52. Marktverlauf: Rinder lebhaft, ausverkauft; Kälber
mit=
tel, geräumt; Schweine lebhaft, ausverkauft.
Haen Mche
Stellvertr
Haup ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politil
kud
ur den Schlußdienſt
Mauve
Mar
Andreas Bauer; für den lokalen Teil
Streeſe: für das Feuilleton und die
zegenwart”: Dr. Herbert Nerie; für „Reich und Ausland”: 1. V. Karl Böhmann:
für den Handel: 1. V. Andreas Bauer; für den Sport; Karl ?
hmann;
Anzeigen=
leiter: Willy Kul
für den Inhalt
Anzeigen verantn
lich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſt
D. A. WT. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt. Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge
Gewähr der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 16. Juli 1935
Deviſenmarkt
vom 16. Juli 1935
Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban=
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Ga=
Deutſche Erdöl
117.125
92.25
92. 25
34.75
37.875
47
127.5
119
99.25
125.5
157
137.75
112.625
Met Heee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Jae
151.75
128.75
113.5
106.5
157.75
94
127
101.25
123
91
75.875
Orenſtein & Koppe!
Rütgerswerte
Salzdetfurth Kal
Weſtote. Kaufhof
Vere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht!.
Wanderer=Werke
Me
119.25
197.5
34.625
88.25
126
93.5
11.625
123
Rn
113.375
126.75
142.25
Aegypten
Argentinie!
Belgien
raſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
mgland
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and
rankreich
Griechenland
Hollan
3sland
Währung
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1 Pav. Peit
10 Belga
1 Milreis
100 Leva
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10
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100 Gulden
1 4.Sg.
0 eſtl. 9
1o0 finn.!
100 Franken
100 Drachn
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld
2a6
41.98s
9.13
1i9
3.
12.3.
6o.43
5.4
18.41
353
168
55.13
Brie
12.595
0.662
41.*
3.98
2.47
16.4
55.25
Italter
Japan
Jugoſlawien
ettland
Norweger
Oeſterreich
Portugal
weden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türte
Ungarn
truguat
Ver, Staaten
Miche
Aus
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
0 Schilling
00 Eseudos
0 Kroner
Beſ
ſch
a
Bengd
Leidpes
1 Dollar
GeldBrief
20.50
0.721
5.604
80.
Si.s
195
11.14
63.2
19
Re
20.54
0.723
5.‟
J98
61.77
1.279
1.0191 1.021
2.476/ 2.480
Suriftäster ans Karionnlonnt Surmiſtaut, Minute dr Aresoher Sunr
Frankfurter Kursbericht vom 16. Juli 1935.
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Schätze .....
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Dtſch. Anl. Ausl
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Deutſche Schutzge
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1½%Bad.=Baden
4½%Berlin .„v. 24
Darmſtadt ..
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½% Heſ.
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