Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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a entlich 7maligem Erſcheinen monatlich Mk. 2.20
(nex einſchl. Boienlohn und Transportloſten. Ab=
Tach ſ. 2.—. Poſtbezugspreis Mk. 2.40 einſchl. Poſte
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 79
Mittwoch, den 20. März 1935.
197. Jahrgang
Franzöſiſche Angriffe gegen England.
Pariſer Verärgerung über die geſcheikerke „Einheiksfronk”. — Ankündigung einer Prokeſtnote.
Pbhafte Anſktrengungen zur Einberufung einer außerordenklichen Sihung des Völkerbundsrakes.
*
Saure Trauben.
e Veröffentlichung der engliſchen Note (ſiehe Seite 2) hat
daß die engliſche Regierung die über Europa
e Spannung nicht unnötig vergrößern will, daß ſie ſich
rbemüht, die Frage ruhig und ſachlich zube=
Iten. Sie begründet ihren Proteſt gegen die Einführung
der gemeinen Wehrpflicht in Deutſchland auch lediglich mit der
ſtung, daß die Unruhe über Europa dadurch erhöht werden
ör ind beſchränkt ſich in einer mehr nebenſächlichen Bemerkung
uH „grundſätzliche” Seite der Frage.
s iſt gewiß nicht das, was die Franzoſen
er=
boet haben. Jedenfalls haben wir das nachträglich wohl
ls mlich ſicher annehmen dürfen, daß in Paris ganz andere
n beſtanden. Die fvanzöſiſchen Bemühungen gingen dahin,
ſt raſch eine Einheitsfront zwiſchen England, Italien
mns ankreich zuſtande zu bringen, um dann einen gemeinſamen
in Berlin zu unternehmen. Dieſe Abſicht aber iſt durch
chritt Englands vereitelt worden und die
Fran=
eben ſich kaum Mühe, ihre Enttäuſchung darüber zu verber=
Die ſchrecken ſogar in ihrem Aerger vor perſönlichen
Ver=
gungen nicht zurück und machen Sir John Simon den
rf, daß er ſeine ganze Politik nur einſtelle auf ſeinen
Ehr=
einigen Monaten Macdonalds Nachfolger zu werden.
Des=
ird Sir John Simon auch beſonders angekreidet, daß er die
iche Aufforderung zu einer gemeinſamen Konſtruktion glatt
t und ſeine Note in Paris erſt habe überreichen laſſen,
tſie vorher in Berlin dem deutſchen Außenminiſter
zuge=
orden war. Jedenfalls haben die Engländer ſich zunächſt
nzöſiſche Gunſt verſcherzt. Man ſpricht von einem „fran=
Ingliſchen Drama” und von einem „ſchwarzen Tag”.
Min=
wird feſtgeſtellt, daß die engliſche „Iſolierungspolitik”
5 auferſtanden ſei.
ſo nachdrücklicher iſt offenbar Frankreich entſchloſſen, ſeine
Linie weiter zu verfolgen, und es gereicht der franzöſiſchen
elſur einigem Troſt, daß wenigſtens noch die Möglichkeit
gemeinſamen Vorgehens mit Italien
be=
h=ſobei aber vorläufig doch nur anzunehmen iſt, daß die
blnſtimmung mit Italien formeller Natur bleibt. Denn in
he ſelbſt finden wir in der italieniſchen Preſſe
weitgehen=
rſtändnis für die deutſche Haltung. In drohendem Tone
as dagegen von Paris her verſichert, daß der franzöſiſche
rrat für den Mittwoch einberufen ſei, um eine Note
ab=
die ſich mit einem harmloſen Proteſt nicht begnügen
Ueber die Richtung der franzöſiſchen Abſichten wird nur
angedeutet, daß auch der Vorſchlag zur Einberufung
außerordentlichen Sitzung des
Völker=
srats erwogen wird. Gleich ſteht aber auch zwiſchen den
zu leſen, daß Laval, nachdem ſeine Einladung zu einem
amen Proteſt von England nicht angenommen worden iſt,
* dem Gedanken ſpielt, durch betonte Herzlichkeit
anzöſiſch=ruſſiſchen Beziehungen einen Druck
gland auszuüben. Die Ruſſen ſchmieden natürlich das Eiſen
es heiß iſt. Laval hat die Einladung nach Moskau
an=
ten und wird nun mindeſtens als Demonſtration die
Ver=
igen über den Oſtpakt mit dem Endziel eines franzöſiſch=
UEn Bündniſſes weiterführen. Das iſt eine Spitze gegen
Mand die aber wohl nicht ernſthaft verletzen ſoll, ſondern
Habſichtigt, den Engländern zu Gemüte zu führen, daß ſie
Yit daran tun, die franzöſiſche Freundſchaft erkalten zu
laſ=
ſo zunächſt mehr eine Geſteder Verärgerung und
Ifforderung an England, ſchnell wieder in
ereich der Abmachungen von Rom und
Lon=
urückzukehren.
Paris über Landon verſtimmt.
EP. Paris, 19. März.
Paris kündigt man eine Proteſtnote an die nach dem
gigen Mittwoch ſtattfindenden Miniſterrat an die
Reichs=
ng geſandt werden ſoll als Ergänzung des mündlichen
es, den der franzöſiſche Botſchafter in Berlin, Frangois
bereits am letzten Samstag nach Erhalt der Mitteilung
ichsregierung über deren Beſchluß, die allgemeine Dienſt=
MSwieder einzuführen, erhoben habe. Die franzöſiſche Note
D2 vom Miniſterrat gebilligt und dann ſofort nach Berlin
Sttelt werden.
hieſigen politiſchen Kreiſen wird beſtätigt, daß bereits
ten Samstag Außenminiſter Laval den franzöſiſchen
Ver=
in London und Rom Anweiſung gegeben habe, den
unkt der franzöſiſchen Regierung zu dem deutſchen
Be=
den Regierungen in London und Rom darzulegen. In
Inſtruktionen hat Außenminiſter Laval nach einer offi=
Meldung der Radio=Agentur 1. die Notwendigkeit eines
En, energiſchen und feierlichen Proteſtes, 2. die
Dringlich=
r Verwirklichung der in den jüngſten Erklärungen vor=
Brllfen Konſultationen und 3. die Abſicht der Einberufung
Drl rußerordentlichen Völkerbundsrates betont. Die daraufhin
ſe n den drei Regierungen eingeleiteten diplomatiſchen
andlungen dauern gegenwärtig noch an,
Nal erden ſicherlich nicht vor zwei bis drei Tagen zum
Ab=
ſch d kommen.
r franzöſiſche Außenminiſter hat am Montag ſpät abends
a)en hieſigen engliſchen Geſchäftsträger, Campbell, emp=
, der ihm zunächſt die Note der engliſchen Regierung, die
AA ichmittag der Reichsregierung überreicht wurde, mitteilte,
dr ann die franzöſiſche Regierung von dem endgültigen
Be=
aa des Londoner Kabinetts, Außenminiſter Simon und
gelbewahrer Eden am Sonntag nach Berlin zu entſenden,
antnis ſetzte.
eeſer grundfätzliche engliſche Beſchluß hat in
durch ſeine Promptheit etwas überraſcht, und man be=
fürchtet hier, daß er als eine ſtillſchweigende engliſche
Einwilligung zu den deutſchen Maßnahmen
be=
trachtet werden könne.
Das „Oeuvre” erklärt, es habe den Anſchein, daß Hitler
einen vollen diplomatiſchen Sieg davontragen werde. Die
fran=
zöſiſche Regierung habe nicht die Abſicht gehabt, mit Deutſchland
auf der neuen Baſis in Verhandlungen einzutreten, aber die
Anſicht der engliſchen Regierung ſei durchgedrungen.
Außenminiſter Laval hat am Dienstag vormittag erneut den
engliſchen Geſchäftsträger Campbell empfangen, mit dem er ſich
über die Haltung der engliſchen Regierung im Zuſammenhang
mit der Proklamation der Reichsregierung unterhielt. Laval ließ
ſich von dem engliſchen Geſchäftsträger noch einmal ausführlich
die Gründe darlegen, die die engliſche Regierung zur
endgül=
tigen Feſtſetzung der Reiſe des engliſchen Außenminiſters Simon
und des Lordſiegelbewahrers Eden nach Berlin veranlaßt haben.
Laval hat daraufhin am Dienstag nachmittag dem Präſidenten
der Republik, Lebrun, über die Verhandlungen berichtet, die
auf Grund der Wiedereinführung der Wehrpflicht in
Deutſch=
land geführt wurden.
Lebhafte diplomakiſche Täkigkeik in London.
Angeſichts der bevorſtehenden deutſch=engliſchen
Beſprechun=
gen herrſcht in London eine lebhafte diplomatiſche Tätigkeit. Am
Vormittag hatte Sir John Simon im Foreign Office eine
Be=
ſprechung mit dem franzöſiſchen Botſchafter. Der ſeit einigen
Tagen in London weilende britiſche Botſchafter in Paris hatte
heute gleichfalls eine Unterhaltung mit dem britiſchen
Außen=
miniſter. Der Gedankenaustauſch zwiſchen der britiſchen und der
italieniſchen Regierung dauert an und wird durch die
beiderſei=
tigen Botſchafter vermittelt.
Die Pariſer Radio=Agentur meldet aus Waſhington, daß
dort gerüchtweiſe verlaute, daß die engliſche Regierung in den
nächſten Tagen mit der amerikaniſchen Regierung zwecks.
Be=
ratung der Lage in Europa in Verbindung treten werde.
Der Unterſtaatsſekretär im engliſchen Luftfahrtminiſterium,
Sir Philipp Saſſoon, brachte am Dienstag die Voranſchläge für
die engliſche Luftfahrt im Unterhaus ein, die bekanntlich
gegen=
über dem letzten Jahre um 3 Millionen Pfund (35,4 Mill. RM.)
auf rund 23 Millionen Pfund (271 Mill. RM.) erhöht worden
ſind.
Der engliſche Miniſterpräſident Macdonald teilte am
Diens=
tag im engliſchen Unterhaus mit, daß am Donnerstag eine
Unter=
hausausſprache über die Außenpolitik ſtattfinden werde. Die
Aus=
ſprache werde einen allgemeinen Charakter haben und nicht von
irgendeinem beſonderen Antrag ausgehen.
*
Der weg iſt ftei!
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 19. März.
Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutſchland
beherrſcht im Augenblick die geſamte Weltpolitik. Die
Begleit=
muſik, die man hier in Paris dazu macht, iſt gehäſſig genug. Man
proteſtiert und verurteilt in allen möglichen Formen. Aber um
die Lage einigermaßen klar zu überſehen, muß man von den
ſtürmiſchen Kommentaren, von gewiſſen Ausbrüchen des
Tem=
peraments oder der Hypocriſie abſehen.
Es iſt unzweifelhaft, daß die Lage in Europa
an Klarheit gewann, daß die drückendſte Frage
der letzten Jahre, die Frage der
Gleichberechti=
gung, ihre — einzig mögliche — Löſung erhielt,
und daß letzten Endes dadurch der Weg für eine
frucht=
bare diplomatiſche Arbeit in Europa frei
ge=
macht iſt. Aber das wird wohl erſt in einigen Wochen ſichtbar
werden, gegenwärtig iſt man in Paris noch nicht ſo weit.
Die offiziellen Kreiſe waren bemüht, alles Uebereilte zu
ver=
meiden und den Kontakt Frankreichs mit ſeinen Verbündeten
und vor allem mit England voll aufrecht zu erhalten. Wieder
einmal iſt der Schlüſſel der Lage in London. Hier
verlautet, daß Frankreichs Politik den Mittelweg zwiſchen
Lon=
don und Moskau ſuchen wird.
War ſchon die Einführung der zweijährigen Dienſtzeit in
Frankreich eine ſehr ſtark innenpolitiſche Angelegenheit, ſo iſt
offenſichtlich, daß die Stellungnahme der
franzöſi=
ſchen Regierung zur Einführung der
Wehr=
pflicht in Deutſchland ſehr ſtark durch die
Innenpolitik beherrſcht wird. Das wird wohl bei der
außenpolitiſchen Debatte im Senat beſonders ſtark zum Ausdruck
kommen.
Die Parteien in Frankreich haben im Augenblick die
Außen=
politik für ihre eigenen Zwecke mit Beſchlag belegt. Die Rechte
will einen Vorſtoß durchführen. Das alles fördert nicht die
Einigkeit. Andererſeits iſt es offenſichtlich, daß die Einigkeit
zwiſchen London, Paris, Rom und Moskau nicht herzuſtellen iſt.
Das alles macht die Lage der Regierung recht heikel.
Die Aufmerkſamkeit iſt durch die große Politik ſo ſtark in
Anſpruch genommen, daß man der belgiſch=franzöſiſchen
Finanzkonferenz, die hier ſtattfand, kaum Betrachtung
ſchenkte. Es handelt ſich dabei aber doch nicht um Nebenſächliches,
Der erſte Riß im Goldblock iſt geſchehen. Selbſt wenn
man die Lage ſo optimiſtiſch beurteilen will, wie die offiziellen
Erklärungen lauten, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß Belgien die
von Frankreich geführte währungspolitiſche Richtung verließ. Die
Errichtung einer Währungsdiktatur in Brüſſel
iſt das Ende der konſervativen belgiſchen Währungspolitik. Und
wenn ſich die Brüſſeler Regierung nicht zu halten vermag, dann
wird der belgiſche Frank nur zu leicht von dem engliſchen Pfund
in den Trudel hineingezogen . ..
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OO=Bank und Darmſtädter und Nationalbanl.
Die neue Türkei.
Flokten= und Seeverkeidigungsfragen.
II.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
W. E. B. Iſtanbul, Anfang März.
Die Einnahme Konſtantinopels im Jahre 1453 konnte
Mohammed II., dem „Eroberer”, nur dadurch gelingen, daß er
einen Teil ſeiner Flotte über Land vom Bosporus ins Goldene
Horn — tragen ließ! So hat damals die osmaniſche Flotte
eine kriegsentſcheidende Rolle geſpielt. In der Folge brachte
es die rieſige Ausdehnung des osmaniſchen Reiches mit ſich,
daß eine Handelsſchiffahrt und deren Schutz durch eine
Kriegs=
flotte in Blüte kamen. Die Osmanen waren gute Schiffsbauer.
Die Neuzeit brachte dagegen der türkiſchen, Kriegsflotte ſchwere
Schläge. Tſcheſchme und Navarino waren maritime
Nieder=
lagen, von der ſich das türkiſche Reich nicht mehr erholen konnte.
Der Verſuch des Sultan Abdul Aziz, eine moderne Kriegsflotte
zu erbauen, war nicht viel mehr als eine Spielerei, obwohl
damals, in den ſiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine
ſtattliche Anzahl im Ausland erbauter Kriegsſchiffe im Goldenen
Horn lagen. Sultan Abdul Hamid ließ als Feind jeder Neuerung
dieſe Flotte, darunter zwei U=Boote buchſtäblich vermodern! Die
Türkei hatte ſich als eine der erſten Mächte im Jahre 1887
Unterſeeboote zugelegt, die aber niemals zu einer Ausfahrt
oder zu einem Tauchmanöver gekommen ſind.
Erſt der Weltkrieg brachte ein Aufleben türkiſcher
Flotten=
tätigkeit. Entſcheidend war die Erwerbung der deutſchen Schiffe
„Goeben” und „Breslau”, die in der Verteidigung der
Meer=
engen eine hervorragende Rolle ſpielten. Heute iſt die ehemalige
„Goeben” unter dem Namen „Yawus” die mächtigſte Einheit im
öſtlichen Mittelmeer, das Flaggſchiff der neuen türkiſchen
Flotte, deren Ausbau von Jahr zu Jahr mehr zugewendet
werden.
Die türkiſche Flotte zählt nunmehr vier moderne, in
Italien gebaute Zerſtörer; 5alte kleine Torpedoboote: 5 U=Boote;
die ziemlich bejahrten Kleinen Kreuzer „Medſchidieh” und
„Hamidieh”; einen ſehr alten Panzerkreuzer „Torgut” und eine
Anzahl Minenleger und Hilfsboote. Als Kriegshäfen wurden
die Plätze Ismit, ein langgeſtreckter Golf im Marmara=Meer
und der große Handelshafen Jzmir (Smyrna) erklärt. Iſtanbul
iſt aufgelaſſen worden, nicht nur, weil die
Abrüſtungsbeſtim=
mungen des Vertrages von Lauſanne dies verlangten, ſondern
auch wegen der eingetretenen Verſchlammung des Goldenen Horns.
Ueberdies wäre es auch untunlich, inmitten einer Stadt von
600 000 Einwohnern eine Flottenbaſis zu errichten. Es würde
ja auch den Grundſätzen militäriſcher Geheimhaltung
wider=
ſprechen, die in der Türkei wie in keinem anderen europäiſchen
Land beachtet werden.
An der Spitze einer jeden Betrachtung über die neue
türkiſche Flottenpolitik, muß die Meerengen=Frage ſtehen. Die
heutige Türkei, zwei Drittel größer als Deutſchland, hat nur
2400 Kilometer Feſtland=Grenze dagegen über 4000 Kilometer
Seegrenze, liegt in nördlicher Richtung am Schwarzen Meer
und ſüdlicher und weſtlicher am Mittelmeer. Um von einem
in das andere Meer zu gelangen, müſſen die engen
Waſſer=
ſtraßen der Dardanellen und des Bosporus durchfahren werden,
die im Laufe der Geſchichte immer wieder Schauplatz heftiger
Kämpfe waren. Der Beſitz der Meerengen ſtellt einen der
wich=
tigſten geopolitiſchen und ſtrategiſchen Werte dar. Nach dem
Ver=
trag von Lauſanne und dem vom Völkerbund garantierten
Meerengen=Abkommen beſitzt die Türkei nicht das Recht, die
Meerengen zu befeſtigen; die Stärke der Garniſon iſt vertraglich
beſchränkt. Daß die Türkei auf die „Reviſion” dieſer
Rüſtungs=
beſchränkung drängt, iſt bekannt. Früher oder ſpäter werden
dieſe Beſtimmungen wohl auch ſallen, weil das Land eben
die=
jenige Handlungsfreiheit über die Meerengen erhalten muß,
die notwendig iſt, um die Türkei beider Meere verteidigen zu
können.
Angriffs=Aufgaben kommen der Flotte nicht zu. Die Türkei
will nichts anderes, als in Ruhe den wirtſchaftlichen Aufbau
fortzuführen; ſie ſtellt keinerlei Gebietsforderungen an Nachbarn.
huldigt aber offen dem bewährten Grundſatz: „Wenn Du den
Frieden willſt, rüſte zum Kriege‟. Die ungeheure Aufgabe, in
Jahrzehnten das Verſäumte von Jahrhunderten auf faſt allen
Gebieten, der wirtſchaftlichen, kulturellen und wehrpolitiſchen
Erneuerung aufzuholen, ſtellt natürlich ſo ungemein große
An=
forderungen an die Mittel des Staates, daß der Aufbau der
Flotte ſich in Notwendigkeiten der Landesverteidigung anpaſſen
muß. Die Sicherung der Meerengen muß in Friedenszeiten
in erſter Linie durch eine Minenſperre erfolgen; in der aktiven
Abwehr kommt der großen Feuerkraft des „Yawus” die
Be=
deutung einer beweglichen Artillerie zu. Den Schutz der Küſten
haben die ſchnellen Zerſtörer und die im Inſelgewirr der
klein=
aſiatiſchen Küſte liegenden U=Boote zu übernehmen. Ihre
Auf=
gabe muß es ſein, im Verein mit der Luftflotte den möglichen
Anmarſch eines Gegners von der Seeſeite her zu ſtören. Das
enge Freundſchaftsverhältnis zu Sowjet=Rußland gibt der
Tür=
kei eine willkomene Entlaſtung im Schwarzen Meer. Von den
übrigen Anliegerſtaaten des Schwarzen Meeres, Rumänien und
Bulgarien hat die Türkei keinen Angriff zu befürchten. Das
Schwergewicht ihrer Verteidigung liegt um die Ausfahrt der
Dardanellen und längs der langen anatoliſchen Küſte. Hier iſt
es die oft erörterte Möglichkeit eines italieniſchen Handſtreiches
auf Süd=Weſt=Anatolien, die der Flotte ihre Aufgaben zuweiſt.
Die allzuenge Nachbarſchaft mit den Italienern zu ihren See=
und Luftflottenſtützpunkten des Dodekanes wurde in der Türkei
ſtets als unbequem empfunden. Zur wirkſamen Verteidigung
und Ueberwachung der langgeſtreckten Küſte wird der Ausbau
der türkiſchen Flotte durch ſchnelle Zerſtörer und U=Boote für
notwendig gehalten; die Beſchaffung gepanzerter Schiffe iſt
zu=
rückgeſtellt. Aehnliche Flottenpläne verfolgt ja auch
Griechen=
land. Bevor es zur Ausſöhnung mit Griechenland und einem
weitgehenden Verteidigungsbündnis kam, nahm der maritime
Wettbewerb zwiſchen der Türkei und Griechenland oft den
Charakter eines Wettrüſtens an. Heute beſteht zwiſchen beiden
*) Vergleiche Nr. 74.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 2 — Nr. 79
Ländern ein Flottenabkommen, das eine gegenſeitige
Ueber=
einkunft bei Flottenneubauten vorſieht.
Anläßlich der Ueberholung des Panzerkreuzers „Yawus”
wurde im Kriegshafen von Ismit ein großes Trockendock
er=
ſtellt. In Verbindung damit hat die türkiſche Kriegsmarine
be=
gonnen, die alte, in früheren Jahrhunderten ſo bewährte
Tradi=
tion des Schiffsbaus wieder aufzunehmen. Zurzeit liegt ein
Tankſchiff in Bau. Es iſt beabſichtigt, eine ſtaatliche Werft zu
ſchaffen um den Bau von Handels= und Kriegsſchiffen in
eigene Hände zu nehmen. Das entſpricht dem türkiſchen Wollen,
ſoweit als irgendmöglich vom Ausland inabhängig zu werden.
Die Werftanlagen des Goldenen Horns, die heute nur zur
Vor=
nahme von Ausbeſſerungsarbeiten dienen, ſollen in den Golf
von Ismit überführt und dort, mit dem Trockendock zu einer
großen Werft für die Bedürfniſſe der Handels= und Kriegsflotte
zuſammengefaßt werden.
die engliſche Hofe.
DNB. Berlin, 19. März.
Die Note, die der engliſche Botſchafter am Montag nachmittag
dem Reichsaußenminiſter v. Neurath überreichte, hat folgenden
Wortlaut:
1. Ich beehre mich, Ihnen im Auftrage des Kgl.
Staats=
ſekretärs für Auswärtige Angelegenheiten mitzuteilen, daß ſich
die Kgl. Regierung in dem Vereinigten Königreich genötigt ſieht,
der deutſchen Regierung ihren Proteſt gegen die von ihr
am 16. März verkündete Entſcheidung zu übermitteln, die
allgemeine Wehrpflicht einzuführen und den
Friedensrahmen des deutſchen Heeres auf 36
Di=
viſionen zu erhöhen. Nach der Bekanntgabe einer
deut=
ſchen Luftmacht iſt eine ſolche Erklärung ein weiteres Beiſpiel für
eine einſeitige Aktion, die, ganz abgeſehen von der grundſätzlichen
Seite der Frage, geeignet iſt, die Unruhe in Europa in ernſter
Weiſe zu erhöhen. Der Vorſchlag einer engliſch=deutſchen
Zuſam=
menbunft, die in einer Woche ſtattfinden ſollte, ergab ſich aus dem
Inhalt des engliſch=franzöſiſchen Communiqués vom 3. Februar
und der deutſchen Antwort vom 14. Februar, die durch weitere
Beſprechungen zwiſchen der Kgl. Regierung und der deutſchen
Re=
gierung ergänzt worden ſind. Die Kgl. Regierung hält es für
notwendig, auf den Inhalt dieſes Dokumentes beſonders
hinzu=
weiſen.
2. Das Londoner Communiqué vom 3. Februar ſtellte
einer=
ſeits feſt, daß vertraglich begrenzte Rüſtungen nicht durch
einſei=
tige Aktion abgeändert werden können, erklärte aber andererſeits,
daß die britiſche und die franzöſiſche Regierung zu einer
allgemei=
nen Regelung geneigt ſeien, über die zwiſchen Deutſchland und
den anderen Mächten frei verhandelt werden ſolle. Dieſe
allge=
meine Regelung ſollte über die Organiſation der Sicherheit in
Europa nach den in dem Communiqué angegebenen Richtlinien
Beſtimmungen treffen und gleichzeitig Rüſtungsvereinbarungen
feſtlegen, die für Deutſchland die einſchlägigen Beſtimmungen des
Teiles V des Verſailler Vertrages erſetzen ſollten. Das
Commu=
niqué führte weiter aus, es ſei als Teil der ins Auge gefaßten
allgemeinen Regelung anzuſehen, daß Deutſchland ſeine aktive
Mit=
gliedſchaft in den Völkerbund wieder aufnehme und ſkizzierte
ſchließlich den Inhalt eines Luftpaktes zwiſchen den
Locarnomäch=
ten, der als Abſchreckungsmittel gegen Angriffe wirken und
Sicher=
heit vor plötzlichen Luftüberfällen gewährleiſten ſollte.
3. Die Antwort der deutſchen Regierung, zehn Tage ſpäter,
begrüßte den Geiſt freundſchaftlichen Vertrauens, den das
engliſch=
franzöſiſche Communiqué zum Ausdruck brachte und ſtellte in
Aus=
ſicht, daß die deutſche Regierung die in dem erſten Teil des
Lon=
doner Communiqués enthaltenen Fragen einer eingehenden
Prü=
fung unterziehen werde. Sie bemerkte zuſtimmend, daß der in
dem Communigué zum Ausdruck gebrachte Geiſt freier
Verhand=
lungen zwiſchen ſouveränen Staaten allein zu dauerhaften
inter=
nationalen Regelungen auf dem Gebiete der Rüſtungen führen
könne. Im beſonderen begrüßte ſie den Vorſchlag über einen
Luft=
pakt! Die deutſche Antwort endete mit der Erklärung, daß die
deutſche Regierung es vor Eingehen auf die vorgeſchlagenen
Ver=
handlungen für erwünſcht halte, in beſonderen Beſprechungen mit
den in Frage kommenden Regierungen eine Anzahl von
grund=
ſätzlichen Vorfragen zu klären. Zu dieſem Zweck lud ſie die Kgl.
Regierung ein, mit der deutſchen Regierung in einen
unmittel=
baren Gedankenaustauſch einzutreten.
4. Da die Kgl. Regierung ſich vergewiſſern wollte, daß
hin=
ſichtlich des Umfanges und des Zwecks der vorgeſchlagenen
eng=
liſch=deutſchen Unterhaltung kein Mißverſtändnis beſtehe, richtete
ſie am 21. Februar an die deutſche Regierung eine weitere
An=
frage, auf die dieſe am folgenden Tage antwortete. Das Ergebnis
war eine endgültige Uebereinſtimmung zwiſchen den beiden
Regie=
rungen, daß der Zweck der beabſichtigten Zuſammenkunft ſein
ſollte, die Unterhaltung über alle in dem engliſch=franzöſiſchen
Communiqué behandelten Fragen ein Stück weiter zu führen. Auf
dieſer Baſis hat ſich die Kgl. Regierung darauf vorbereitet, den
von der deutſchen Regierung vorgeſchlagenen Beſuch in Berlin
auszuführen.
Menſchenleben und ſein Sinn.
Von Wilhelm Michel.
Es iſt das auszeichnende Merkmal des menſchlichen Lebens,
daß es nach ſeinem Sinn fragen muß. In niedrigen und in
höchſten Menſchenbereichen, hier nur geſtammelt, dort mit allen
Hilfsmitteln des Wiſſens und Denkens erwogen, tritt die Frage
nach dem Sinn des Lebens auf.
Ich denke an eine einfache Frau aus dem Volk, neben der
ich einmal in einem Bäckerladen ſtand. Es war in der Zeit der
Geldentwertung, als ein Scheuerlappen ſo unerſchwinglich war
wie heute ein Pelzmantel. Die Frau ſagte: „Wofür lebt man
denn eigentlich noch?” Sie ſagte es mit troſtloſer Miene. Das
ganze Elend eines Daſeins, das nur noch ein Rennen und
Kei=
fen um Brot oder Kartoffeln war, lag in dem Wort. In dem
verhärmten Geſicht ſtand der Hunger; und durch ihn hindurch
ſah man den Hunger einer armen Seele nach dem Sinn ihres
Lebens.
Völlig unvergleichbar ſcheint die Lage dieſer Frau mit der
des Großgrundbeſitzers Leo Tolſtoi, der alles in Fülle
be=
ſaß, was zur Notdurft des Lebens gehört. Aber er ſchreibt im
Jahre 1879: Ich war keine 50 Jahre alt. Ich liebte und wurde
geliebt, ich hatte gute Kinder, ein großes Gut, Ruhm,
Geſund=
heit, körperliche und ſittliche Kraft. Plötzlich ſtockte mein Leben.
Ich konnte atmen eſſen, trinken, ſchlafen. Aber das war nicht
leben . Ich geſunder glücklicher Menſch fühlte, daß ich nicht
mehr leben konnte. Mir kam es vor, als ob mein Leben eine
blöde Poſſe ſei, die mir von irgend jemand vorgeſpielt wurde.”
Und dann kommt das Wort, das den Schlüſſel zu dieſer
rätſel=
haften Verelendung gibt: Das Leben, fagt er, hatte ſeinen Sinn
für mich verloren.
Was iſt das für eine Frage, dieſe Frage nach dem „Sinn”
des Lebens? Iſt es die Frage nach beſtimmten Lebenszwecken,
deren Erreichung oder Nichterreichung einen Menſchen glücklich
oder unglücklich macht?
Andrew Carnegie, der amerikaniſche Stahlkönig,
ver=
folgte mit ſchottiſcher Verbiſſenheit das Ziel, Geld und Geldmacht
zu erringen. Aber ſchon 1868, im Alter von 33 Jahren, kann er
in dieſem Tun keinen rechten Sinn mehr finden. Und er führt
etwas lange Geplantes aus, als er 1901 ſeine Werke verkaufte
und der Reihe nach ſeine bekannten Stiftungen ins Leben ruft:
„Ich entſchloß mich, jetzt das Anhäufen von Geld einzuſtellen
und mit der unendlich viel ernſteren und ſchwereren Aufgabe
ſeiner weiſen Verteilung zu beginnen.”
Bei der armen Frau ein Erſticken in Entbehrung, bei dem
Milliardär ein Erſticken in Geld — u
ſeiden Fällen ein
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler hat an den Erzbiſchof von
Köln, Kardinal Dr. Schulte, folgendes Glückwunſchtelegramm
ge=
richtet: „Eurer Eminenz ſpreche ich zum heutigen Tage Ihres
25jährigen Biſchofsjubiläums meine aufrichtigen Glückwünſche
aus. gez.: Adolf Hitler.”
Der ſtrahlend ſchöne Joſephitag brachte den Augsburgern eine
ganz unerwartete Freude. Gegen 1 Uhr mittags traf plötzlich der
Führer und Reichskanzler in Begleitung ſeines engeren Stabes
im Kraftwagen ein, um im Hotel „Drei Mohren” kurze
Mittags=
raſt zu halten. Bald war die Straße ein einziges wogendes
Menſchenmeer.
Die Adjutantur des Stabschefs der SA. teilt mit: Infolge
Quetſchung der linken Hand kann Stabschef Lutze bis auf weiteres
nur den dringenden Dienſtgeſchäften nachkommen. Aus dem
glei=
chen Grunde iſt es ihm nicht möglich, bereits zugeſagten
Ein=
ladungen nachzukommen, und es wird gebeten, bis auf weiteres
von Beſuchen und Einladungen des Stabschefs abſehen zu wollen.
In der Zeit vom 5. bis 13. März haben in Berlin
Verhand=
lungen zwiſchen einer deutſchen und einer norwegiſchen Delegation
über gewiſſe Aenderungen im deutſch=norwegiſchen
Verrechnungs=
abkommen ſtattgefunden.
Staatsminiſter Metaxas, der im griechiſchen Kabinett die
äußerſte monarchiſtiſche Rechte vertrat, iſt wegen
Meinungsver=
ſchiedenheiten mit dem Miniſterpräſidenten über die gegen die
Revolutionäre zu ergreifenden Maßnahmen zurückgetreten.
Me=
taxas forderte eine rückſichtsloſe, harte Beſtrafung der Aufrührer
und die ſchärfſte Anwendung der geſetzlichen Mittel. Der
Mini=
ſter begründete ſeinen Rücktritt damit, daß er zu der
Ueberzeu=
gung gekommen ſei, daß die Regierung nicht mit der genügenden
Schärfe gegen die Revolutionäre durchgreifen werde.
5. Was ins Auge gefaßt war, war alſo „eine allgemeine frei
zwiſchen Deutſchland und den anderen Mächten auszuhandelnde
Regelung” und „Vereinbarung über Rüſtungen, die für
Deutſch=
land die Beſtimmungen von Teil V des Verſailler Vertrages
er=
ſetzen ſollten‟. Dies iſt ſtets das Ziel der Politik der Kgl.
Regie=
rung geweſen, und auf die Erreichung des Zieles hat dieſe alle
ihre Bemühungen in Genf und ſonſtwo gerichtet; aber das
Zu=
ſtandekommen einer umfaſſenden Einigung, die auf Grund
all=
gemeiner Uebereinſtimmung an die Stelle der
Vertragsbeſtim=
mungen treten ſoll, kann nicht erleichtert werden, wenn man jetzt
als eine bereits getroffene Entſcheidung
Heeresperſonal=
ſtärken bekannt gibt, die alle ſeither in Vorſchlag gebrachten
erheblich überſchreiten — überdies Stärken, die, falls ſie
unver=
ändert aufrecht erhalten werden, die Einigung mit
an=
deren ebenfalls ſtark beteiligten Mächten
ſchwie=
riger, wenn nicht unmöglich machen müſſen.
6. Die Kgl. Regierung wünſcht keineswegs, die durch den
vor=
bereiteten Beſuch etwa geſchaffene Gelegenheit, ein allgemeines
Einvernehmen zu fördern, ungenutzt vorübergehen zu laſſen; aber
unter den neu geſchaffenen Umſtänden hält ſie es vor der
Aus=
führung dieſes Beſuches für nötig, die deutſche Regierung auf die
obigen Geſichtspunkte aufmerkſam zu machen; ſie wünſcht
dar=
über Gewißheit zu haben, daß der deutſchen
Re=
gierung das Zuſtandekommen, des Beſuches mit
dem Umfang und Ziel der Unterhaltung, wie
früher verabredet, ſowie es oben in Abſatz 4
aus=
geführt iſt, noch erwünſcht iſt.
An alle Danziger im Reich!
Für den 7. April 1935 ſind Neuwahlen zum Danziger
Volks=
tag ausgeſchrieben. Wahlberechtigt ſind auch die Danziger
Staats=
angehörigen, die am Wahltage nicht ihren ſtändigen Wohnſitz im
Freiſtaat Danzig haben.
Es befinden ſich über 7000 Danziger im Reich, ſo
daß ihre Zahl immerhin im Endergebnis des Wahlausganges
mitſpricht.
Es iſt folgendes zu berückſichtigen:
Wer im Beſitze eines gültigen Danziger Paſſes iſt, beſorgt ſich
einen Auszug aus dem polizeilichen Melderegiſter ſeines jetzigen
Wohnſitzes und ſtellt unter Angabe ſeiner Paßnummer einen
An=
trag an das Wahlamt der Freien Stadt Danzig um Zuſendung
eines Wahlpaſſes. Die Reichsbahn ſtellt gegen Vorlegung des
Wahlſcheines einen Freifahrtſchein vom Wohnſitz bis
zu den reichsdeutſchen Grenzſtationen
Marien=
burg oder Groß=Boſchpol aus. Von dort aus wird die
Weiterfahrt von Danzig aus geregelt. Jeder Auslandsdanziger
darf 50.— RM. nach Danzig mitnehmen. Bedürftige Danziger
wenden ſich betreffs Reiſekoſtenzuſchuß, Unterbringung und
Ver=
pflegung an die Gaupropagandaleitung der NSDAP. Danzig,
Abteilung Ausland, Danzig, Weidengaſſe 2.
Weitere Auskünfte erteilen die Vereine der Danziger im
Reich und die Danziger Verkehrszentrale, Berlin W. 8, Unter den
Linden 16.
Die oben aufgeführten Erleichterungen
ſoll=
ten es jedem Danziger Staatsangehörigen
er=
möglichen, an den am 7. April 1935 ſtattfindenden
Wahlen zum Danziger Volkstag teilzunehmen.
Offenbleiben der Frage nach dem Sinn des Lebens. Ja, in
vie=
len Fällen iſt es gerade das perſönliche Glück, das Wohlergehen
und der Erfolg, die den Menſchen vor die Frage nach einem
tieſeren Inhalt ſeines Lebens ſtellen.
Albert Schweitzer, der Menſch einer „robuſten
Geſund=
heit” und einer beglückten Jugend hat ſchon als Student in
folgender Weiſe empfunden: „Es kam mir unfaßlich vor, daß
ich, wo ich um mich herum ſo viele Menſchen mit Leid und
Sorge ringen ſah, ein glückliches Leben führen durfte. Schon
auf der Schule hatte es mich bewegt, wenn ich Einblick in
trau=
rige Familienverhältniſſe von Klaſſenkameraden gewann und
die geradezu idealen Verhältniſſe, in denen wir Kinder des
Pfarr=
hauſes zu Günsbach lebten, damit verglich. An einem
ſtrahlen=
den Sommermorgen — es war im Jahre 1896 — überfiel mich
der Gedanke, daß ich dieſes Glück nicht als etwas
Selbſtver=
ſtändliches hinnehmen dürfe, ſondern dafür etwas geben müſſe.
Indem ich mich mit ihm auseinanderſetzte, wurde ich bevor ich
aufſtand, in ruhigem Ueberlegen, während draußen die Vögel
ſangen, mit mir ſelbſt darin eins, daß ich mich bis zu meinem
30. Jahre für berechtigt halten wollte, der Wiſſenſchaft und
Kunſt zu leben, um mich von da an einem unmittelbaren
menſch=
lichen Dienen zu weihen" Ich überließ es den Umſtänden, mich
zu führen. Feſt ſtand mir nur, daß es ein unmittelbar
menſch=
liches, wenn auch noch ſo unſcheinbares Dienen ſein müſſe.”
Aus dieſem Gedanken entſtand ſein großes Hilfswerk am
Kongo, das die Welt bewundert. Man ſieht hier beſonders
deut=
lich die ſenkrechte Teilung, die es gerade in erfüllten
Lebensläufen ſo oft gibt: Eine Lebensſtrecke wird für das Selbſt
gelebt, die zweite in irgendeiner Weiſe „für die Andern” für
den größeren Zuſammenhang; und in dieſer zweiten Strecke
wird des Lebens Inhalt und Erfüllung, kurz ſein „Sinn”
ge=
ſunden.
Dieſes „Für die Andern” ſieht von Lebenslauf zu
Lebens=
lauf ſehr verſchieden aus. Frithjof Nanſen, der große
For=
ſcher, wendet ſich auf der Höhe ſeiner Erfolge dem Kriegselen:
zu, das über Völker und einzelne Menſchengruppen gekommen
iſt. Er arbeitet leidenſchaftlich, zeitweiſe als Beauftragter des
Völkerbunds, an ſeiner Eindämmung und Heilung. Die letzten
13 Jahre ſeines Lebens hat er ausſchließlich an dieſe Tätigkeit
gewandt. In ihr fand er die Lebenserfüllung, die ihm das
Verfolgen der eignen Intereſſen nicht mehr gewähren konnte.
Scheinbar ganz entgegengeſetzte Züge trägt dieſe Lebenserfüllung
bei Wilhelm von Humboldt. Er tritt, als es ihm Ernſt
wird mit dem Sinn des Lebens, aus ſeinem Staatsamt. Er
zieht ſich von der Oeffentlichkeit zurück. Er wendet ſich der
gro=
ßen Aufgabe zu, die er die Vollendung der eignen
Perſönlich=
keit nennt. Die ganze Veredlung des Weſens”, ſagt er „die
möglichſte Erhebung und Erweiterung der Geſinnung iſt ebenſo=
Die Ankeilnahme des deukſchen 9
an der Wiederauferſtehung ſeiner Wehrmt
DNB. Berlin, 19
Der Reichswehrminiſter gibt bekannt:
Anläßlich der durch die Reichsregierung beſchloſſenen
inführung der allgemeinen Wehrpflicht ſind mir gu=
Teilen des Reiches, von Dienſtſtellen und Verbänden,
gu=
ſchafts= und Privatkreiſen ſowie aus dem Auslande bee
Glückwünſche in ſo hoher Zahl zugegangen, daß es m
möglich iſt, allen Teilnehmern perſönlich zu antworten.
daher, auf dieſem Wege meinen herzlichen Dank
zunehmen.
(gez.) von Blomberg, Generale
Wie das Reichswehrminiſterium weiter mitteilt.
Fülle von Zuſchriften und Glückwunſchtelegrammen die
nahme des ganzen deutſchen Volkes an der Wiederaufer
ſeiner Wehrmacht.
Von den vielen Beweiſen der engen Verbundenh
Wehrmacht mit dem Volke und der ehrlihen Opferber
aller Schichten ſeien einige angeführt:
Ein alter berufsunfähig gewordener Künſtler ſen
einem an den Reichswehrminiſter gerichteten Schreiben
ei=
markſtück von 1888, „ſein und ſeiner Ehefrau heilig
innerungsſtück”, mit der Bitte es als Beitrag für die
aufrichtung der Wehrmacht ſtiften zu dürfen! — Kranke
lähmte Volksgenoſſen ſprechen ihr Bedauern aus, nicht
Waffe ihrer Dienſtpflicht genügen zu können, und bitte
Kraft dem Vaterlande anderweitig zur Verfügung ſte
dürfen. — Männer eines Arbeitsdienſtlagers ſenden
als Mithilfe zum Ausbau des deutſchen Volksheeres.
graphiſch melden ſich junge Menſchen freiwillig zum
dienſt unter Angabe des Jahrganges. Ein Stettiner ver
ſich drahtlich, auf zwei Jahre die Löhnung für einen
zu übernehmen. Ein SA.=Sturm meldet ſich geſchloſt
freiwilligen Eintritt ins Heer. Zahlreiche Meldungen ehe
Kriegsfreiwilliger des Weltkrieges trafen ein; darunter
ſich auch die Meldung eines in Iſtanbul lebenden Au
deutſchen, der in ſeinem Telegramm ſagt: „Melde mich fr.
für drei Monate. — Für meine vier Kinder iſt geſorgt.
Dieſe und ähnliche Kundgebungen, die alle Schichten
Volkes, alle Berufsgruppen und Lebensalter umfaſſen,
in ihrer Geſamtheit wiederzugeben hier nicht möglich
ein erhebendes Zeugnis für die Wehrbereitſchaft des d
Volkes, das nach jahrzehntelanger Unterdrückung und
achtung ſeines Rechtes die Möglichkeit und den Weg zu.
teidigung des Vaterlandes wieder vor ſich ſieht.
Geheimtar Barseetg!!
Der Vorſitzende des Aufſichtsrates und Verwaltun
der JG. Farben, Geheimrat Duisberg, iſt in der Nac
Dienstag in Leverkuſen geſtorben.
Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Karl Duisbe
Vorſitzende des Aufſichtsrates und des Verwaltungsra
JG. Farbeninduſtrie AG., wurde am 29. September
Barmen geboren. Mit ſeinem Namen iſt die Entwickl
deutſchen chemiſchen Induſtrie eng verknüpft. Mit de
deckung neuer Farbſtoffe, die die Grundlage der deutſche
farbeninduſtrie werden ſollte, begann er ſeine wiſſenſch
Arbeit. In der Erkenntnis, daß zur Löſung großer
wi=
licher Aufgaben nur Gemeinſchaftsarbeit im Stand ſei,
ſich früh mit aller Kraft für den Zuſammenſchluß der de
Teerfarbeninduſtrie ein. Schrittweiſe iſt es ihm gelung
immer wieder auftauchenden Hinderniſſe zu beſeitigen 1
einzelnen chemiſchen Unternehmungen 1904 zur erſten
eſſengemeinſchaft dreier großer Firmen, 1916 zu einer er
ten Intereſſengemeinſchaft durch den Zutritt ſechs n
Firmen zuſammenzufügen bis 1925 ſein Lebenswerk
Gründung der heutigen JG. Farbeninduſtrie AG. ſeine K
erfuhr. Das Vertrauen der Induſtrie berief ihn ſchließ!
Führung der geſamten Induſtrie Deutſchlands. Wie
rat Duisberg als Organiſator große Ideen ausführte,
er es auch als Führer einer großen Gefolgſchaft, die Ge
der Werksverbundenheit und der Betriebsgemeinſchaft
frühzeitig praktiſch zu verwirklichen. Anläßlich ſeines
burtstages wurden Geheimrat Duisberg zahlreiche Eh
zuteil. Reichspräſident von Hindenburg überreichte ih
Adlerſchild, um den „verdienſtvollen Förderer deutſcher
ſchaft und Wiſſenſchaft” zu ehren.
Nach ſeiner reichen Induſtrietätigkeit ſah Geheimrat
berg ſeine Hauptaufgabe in der Sorge um die Entwicklu
Wiſſenſchaft und der Pflege des wiſſenſchaftlichen Nachſt
In der Weltgeltung der deutſchen Wiſſenſchaft erblickte
Grundlage für die Blüte der deutſchen Wirtſchaft. An der
dieſes Mannes trauert nicht nur ſein enger Lebens= un
arbeiterkreis, ſondern auch die geſamte deutſche Wiſſenſche
die deutſche Wirtſchaft,
Lenft
un
wohl die Aufgabe, die der Menſch zu löſen hat, als die
heit ſeiner Handlungen.”
Iſt dies nicht der umgekehrte Weg wie bei Schweitzer
ſen, Tolſtoi? Führt er nicht aus dem „Für die Andern” (*
amt) zu einem „Für das Ich” zurück? — Keineswegs,
Vollendung der eigenen Perſönlichkeit bedeutet für Hu
nicht ein Sich=Zurückziehen in die Enge ſelbſtiſcher Eig
ſondern ein Erweitern des Ichs zur Welt, ein Eintrer
Ichs in die großen, ideenhaften Zuſammenhänge, in
allein der Einzelne dem „Sinn” ſeines Daſeins real be
Sein Weg iſt der Weg Goethes, der Weg Schillers:
dung der Perſönlichkeit, bis in ihr ein volles allgemeing
Menſchentum atmend und lebensreich, vorbildlich und
bringend verwirklicht iſt.
Wieder ganz anders ſieht die Art aus, wie Eleonor”
die Erfüllung ihres Lebens beſtimmt. Man ſollte erwarte
das Gefühl der eignen künſtleriſchen Leiſtung, die eine
Welt begeiſterte, darin eine Rolle ſpiele. Aber ſie ſtenl
anderes in den Vordergrund. „Ich habe mich überſchich”
an das Leben und an die Dinge verſchenkt, und es rei.
nicht”, ſagt ſie. Dieſes Sich=Verſchenken, dieſes jauchzen‟
demütige Vergeuden des Ichs an das Leben wird zum
punkt ihrer Lebenserfüllung. „Ich kann nicht ſparen, !
geben”, ſagt ſie zu einer Freundin; „geben können, imue
mehr geben — wenn ich mich dabei aufbrauche, dann *e
mir recht, dann war ich eben ärmer als ich hätte ſein.”
Hier iſt gewiß ein ſtarker Gegenſatz zu Humboldts.
wendung. Es liegt eine feſſelloſe, eine extrem weibliche.”
Hinaustritts in den flutenden Zuſammenhang vor, A0"
lich bleiben die beiden Fälle in Fühlung. Denn ſie.!.
als entſcheidende Tatſache, daß in dieſen Leben ein algs‟
Geſetz giltig wird, eine allgemeinere Wirklichkeit, die Ii”
enge Selbſt ſchließlich übermächtig hindurchſcheint.
Drüben, auf der Nachtſeite, ſtehen die anderen Le
denen die Frage nach dem Sinn keine oder nicht die Ue.”
wort fand. Mögen ſie mit Geiſt geführt ſein, wie Le
Wilde, oder ohne Geiſt, nur auf ſinnlichen Genuß Gelle.
bei Caſanova, ſtets iſt ihnen gemeinſam, daß ſie i.."
verhaftung hängen bleiben. Sie ſind dazu verflucht..
oder doch immer zu ſpät aus der ſelbſtiſchen Einſtellung.
zukommen. Caſanova mißt den Auf= und Untergl”K
Lebens einzig an der niederſten Art von Genußfähih.
Folge iſt, daß Caſanovas Leben, deſſen Sinn er im ahbe.
„Genuß” geſucht hatte, nach eignem Geſtändnis mit L
„beendet” iſt und daß er dieſen ſeinen Tod um 20. 24
lebt, in der gähnenden Oede eines nutzloſen Alterns,
einen Humboldt das eigentliche Leben anfängt, wo..
[ ← ][ ][ → ]Nr. 79 — Seite 3
twoch, 20. März 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Tücktritt des beigiſchen Kabinetts.
Oas Kabinerk Theunis ein Opfer der wirkſchafklichen und finanziellen Schwierigkeiten.
die Bedrohung des Belga.
ſeZt.
ne
Mür
Nirt
Biklere Worke
für das belgiſche Parlamenk.
Beginn der heutigen Kammerſitzung gab
Miniſter=
nt Theunis den Rücktritt des Kabinetts bekannt. Der
„rpräſident begründete den Rücktritt damit, daß die
Regie=
je notwendige Unterſtützung zur Durchführung ihrer
Auf=
nicht gefunden habe, und daß ihre Stellung durch die
tion erſchwert worden ſei.
r zurückgetretene Miniſterpräſident Theunis hat in einer
Erklärung, die er vor der Kammer abgab, die Gründe
Rücktritts dargelegt und ſich nicht geſcheut, auf dieſe
en ausdrücklich hinzuweiſen. Er hat erklärt, daß die
Re=
trotz ihres guten Willens, die Bedrohung des
a, die in den letzten Tagen immer deutlichere Formen
mmen hat, nicht habe verhindern können. Vor ihrem
tt habe die Regierung die zur Rettung des
bel=
n Franken unerläßlichen Maßnahmen noch
ffen. Die Regierung wünſche daß diejenigen, die an
telle träten, mit dem ſeiner Verantwortung bewußten
ient und der einmütigen Unterſtützung der endlich er=
Nation die notwendige Kraft zur Ueberwindung der
finden. Die Regierung habe die Mithilfe und den
uner=
n guten Willen des Parlaments nicht gefunden. Selbſt
il der Mehrheit habe in manchen Augenblicken nur
der Regierung ihr Vertrauen geſchenkt. Die
Oppo=
habe ſyſtematiſch Störungsarbeit
ge=
e jetzt zurückgetretene Regierung Theunis iſt ein Opfer
irtſchaftlichen und finanziellen
Schwie=
iten Belgiens geworden. Als ſie ihr Amt antrat, da
ſie ſich noch ſtark genug, Maßnahmen durchzudrücken, die
wirtſchaftliche Erleichterungen verſprachen. Aber alsbald
ſie, daß ſie die Rechnung ohne die
parteipoli=
n Quertreiber gemacht hatte. Wie viele taktiſche
ſie ſelbſt zur Erſchwerung ihrer Lage beging, ſoll hier nicht
cht werden. Wenn man ſich aber an die jüngſten
auf=
n Vorgänge in der belgiſchen Kammer aus Anlaß des
nen Flamenaufmarſches in Brüſſel erinnert, dann darf
ohl doch feſtſtellen, daß die Regierung drauf und dran war,
iſt das Grab zu graben. Ohnehin ſchwach den Wallonen
der, die gerade in den letzten Monaten einen ſcharfen
kurs ſteuern, wagte ſie es nicht, dem Bürgermeiſter ihrer
dar adt nahezulegen, die Flamen nicht bis aufs Blut zu reizen
mit noch der ſozialiſtiſchen Oppoſition Waſſer auf die
zuleiten. Denn die Sozialiſten warteten doch nur auf neue
nkte des Kampfes mit den Flamen. Sie ſchalteten ſich
fort ein und hätten mit ihrer Interpellation beinahe den
der Regierung heraufbeſchworen. Vielleicht bedauern es
giſchen Miniſter heute, daß ſie nicht vor mehreren Wochen
worden ſind; denn dann wäre die Regierung im offenen
unterlegen. Heute muß ſie dagegen reſigniert offene und
e Feindſeligkeiten im Parlament und im Volk regiſtrieren
nig ruhmvoll die Flagge ſtreichen.
kurzem hatte die Regierung Theunis angeſichts der
wach=
wirtſchaftlichen Schwierigkeiten, aber auch der kräftigen
beit der Sozialiſten in den von der Arbeitsloſigkeit
beſon=
imgeſuchten Gebieten den Verſuch gemacht, die
Sozia=
als Bundesgenoſſen zu gewinnen um auf
ittform einer Volksgemeinſchaft ein großes
Arbeitsbeſchaf=
togramm ſtarten zu können. Aber die Sozialiſten
in dem Bündnisangebot nur eine Schwäche
egierung. Sie ſtellten dementſpkechend auch ihre
For=
in darauf ab. Als ſie ſchließlich den Wunſch äußerten, das
rpräſidium eingeräumt zu erhalten, mußte ſich Theunis
sſichtsloſigkeit weiterer Verhandlungen eingeſtehen, womit
Sozialiſten das Signal gegeben war, noch ſchärfer gegen
3 zu Felde zu ziehen. Die erſte Gelegenheit dazu ergab
z der Brüſſeler Bürgermeiſter Max die Flamen heraus=
Mit ganz wenigen Stimmen blieb damals die
Regie=
r der Mehrheit.
er damals erklärte ſie, daß ſie mit dem
Gold=
en ſtehe und falle, nachdem man die Gelegenheit
hatte, nicht nur das Flamenproblem, ſondern auch die
iftlichen und finanziellen Sorgen des Landes zum
Gegen=
rregter Debatten zu machen. An dieſes Wort des
zurückgetretenen Miniſterpräſidenten muß jetzt
erinnert werden, weil ſeine Demiſſion beinahe
in unmittelbarem Anſchluß an die belgiſchen
Verſuche in Paris, Frankreichs Hilfe zu
errei=
chen, erfolgte. Theunis hat in der Begründung ſeines
Rück=
tritts auch die Währungsfrage angeſchnitten, die heute wie ein
Alp auf Belgien ruht. Nur hat er darauf verzichtet, das magere
Pariſer Ergebnis beim richtigen Namen zu nennen. Man geht
wohl nicht fehl in der Annahme, daß Theunis am Montag
Kaſ=
ſenſturz gemacht hat, nachdem die Pariſer Verhandlungen gezeigt
hatten, daß Frankreich keine Hilfe bringen werde und daß er ſich
die Unmöglichkeit, Belgien aus den Schwierigkeiten
herauszu=
bringen, eingeſtand, worauf er dann dem König ſeinen Rücktritt
mitteilte.
Was Belgien braucht, iſt bekannt. In normalen Zeiten
gingen 85 Prozent ſeiner Produktion ins Ausland. Das belgiſche
Volk lebte alſo vom Export. Die Ausfuhr iſt aber kein
gewinn=
bringendes Geſchäft mehr. Wie ſie zuſammenſchrumpft, ergibt
ſich am beſten aus der Aufblähung des Arbeitsloſenheeres. Als
beſonders peinlich haben ſich nun die Manipulationen um
die Währung herum bemerkbar gemacht. Der Belga iſt
ernſthaft bedroht. Doch können die Gefahren gemildert,
wenn nicht gar gebannt werden, ſolange der Export die Deviſen
bringt, die für die Stützung der Währung unerläßlich ſind.
Bel=
gien ſuchte nun in Paris eine Erweiterung der
belgiſchen Ausfuhr zu erreichen, erlebte jedoch
eine ſchwere Enttäuſchung. Auch aus der Anleihe
von 1½ Milliarden Goldfranken wurde nichts.
Dieſe Anleihe brauchte Theunis für die Arbeitsbeſchaffung und
für die Ordnung der Staatsfinanzen. Es ſcheint jedoch, daß ihm
in Paris nur ein kurzfriſtiger Valutakredit des
Belga eingeräumt wurde. Insgeſamt ſcheint Theunis
aber doch den Ausgang der Pariſer
Verhandlun=
gen als eine ſchwere Schädigung des
Staatskre=
dits empfunden zu haben. Er hat aus dieſer Erkenntnis die
Konſequenzen gezogen, nachdem er zuvor noch raſch die
Deviſen=
bewirtſchaftung eingeführt hatte, um die Währung fürs erſte zu
ſichern. Alles weitere iſt ſeinem Nachfolger überlaſſen, der ein
wenig erfreuliches Erbe antritt.
Das neue norwegiſche Kabinett.
Der Führer der norwegiſchen Arbeiterpartei und Präſident
des Storting, Johann Nygaardsvold, der, wie gemeldet, mit
der Kabinettsbildung beauftragt war, hat dem König am
Diens=
tag die neue Miniſterliſte vorgelegt. Danach übernimmt
Nygaardsvold ſelbſt das Miniſterpräſidium und das
Arbeits=
miniſterium. Die übrigen Miniſterien werden wie folgt beſetzt:
Aeußeres: Univerſitätsprofeſſor der Geſchichte Halvdan Koht;
Finanzen: Generaldirektor der Osloer Elektrizitätsgeſellſchaft
Adolf Indreboe; Handel: Madſen; Sozialpolitik: Bergsvik;
Kultus und Unterricht: Hjelmtveit; Verteidigung: Monſen;
Landwirtſchaft: Yſtgaard; Juſtiz: Lie.
Der frühere langjährige türkiſche Botſchafter in Berlin,
Muk=
tar Paſcha, der ſeinen erkrankten, in Oeſterreich wohnenden Sohn
beſuchen wollte, iſt kurz nach ſeiner Abreiſe aus Alexandrien
ver=
ſtorben. Muktar Paſcha war mit der Schweſter König Fuads von
Aegypten verheiratet. Im Balkankrieg hatte er ſich einen Namen
als Diviſionskommandeur gemacht. Er war lange Jahre
tür=
kiſcher Botſchafter in Berlin; einer ſeiner Söhne hat als Offizier
der deutſchen Armee am Weltkriege teilgenommen.
Nach einer Meldung aus Kiew wurde bei Slawjanſk der Chef
der ruſſiſchen Politiſchen Abteilung der Staatsgüter Korowin,
von Bauern erſchoſſen. Korowin leitete den Kampf mit dem Ziel
der Auflöſung der individuellen Bauernwirtſchaften und ſpielte
als Mitarbeiter der Gottloſenbewegung in der Ukraine eine Rolle.
Anläßlich der Hinrichtung eines Mohammedaners, der einen
Hindu ermordet hatte, kam es in Karatſchi (Britiſch=Indien) zu
großen Kundgebungen der mohammedaniſchen Bevölkerung. Als
die Menge eine bedrohliche Haltung annahm, eröffnete die Polizei
das Feuer. 200 Mohammedaner wurden getötet oder ſchwer
ver=
letzt.
In einer Miniſterbeſprechung im japaniſchen Auswärtigen
Amt wurde am Dienstag der Plan, ein Außenhandelsminiſterium
einzurichten, abgelehnt, da man der Anſicht iſt, daß ein neues
Miniſterium für Außenhandelsfragen einen geſchloſſenen Einſatz
diplomatiſcher Kräfte im Ausland verhindern würde. Man hat
daher beſchloſſen, innerhalb des Auswärtigen Amtes das Büro
für Außenhandel mit größeren Vollmachten auszuſtatten. Ferner
beſchloß man, die Handelsvertretungen im Auslande zu
ver=
mehren.
u von neuem geboren wird, muß Caſanova zum
troſt=
uſchauer der eignen, hingedehnten Verweſung werden.
ch Oskar Wilde wird, gleich Baudelaire, zu einem
dafür, daß nicht die objektive, ſelbſt geiſtige Leiſtung ein
n ſeinem „Sinn” erhält, ſondern allein die innere
Ein=
das wahrhafte Offenſein der Seele für das große, be=
Draußen. In der Zuchthausballade ſcheint es, als hätte
endlich die Welt jenſeits des Ichs entdeckt. Aber mit
Hinaustreten in dieſe Welt wird es nicht ernſt. Das
de ſeiner Exiſtenz erlebt keine Wandlung. Er bleibt der
der im Londoner Prozeß von ſich geſagt hatte: „Ich habe
meiner Perſon nie jemand angebetet.” Aus der letzten
zeit, kurz vor ſeinem Sterben in Trunkſucht und
Ver=
ng, ſtammt ſein Ausſpruch: „Ich würde das Leben ohne
28 Verlangen nicht lebenswert finden. Wenn man älter
ſt man ſchwerer zu befriedigen; aber der Reiz des
Ge=
iſt noch ſtärker als in der Jugend und viel mehr auf das
ſch beſchränkt.” Furchtbar meldet ſich, gerade in der
Sach=
dieſer Aeußerung, der hoffnungsloſe Irrlauf dieſer
in.
1s gerade den äſthetiſchen Ichmenſchen bannt und ver=
; ſtellt ſich am ſinnfälligſten dar in einem Leben wie dem
dßen Dandy George D. Brummel, geboren 1778. Er
zum Urbild eines beſtimmten, ſchroff äſthetiſchen und
rliebten Menſchentypus, der bis ins 20. Jahrhundert
ns vertreten war. Kultiſche Sorgſalt in Anzug und
Auf=
kalte Gelaſſenheit der Manieren, Witz, Grazie und
ſpöt=
rauſamkeit im Verletzen von Nebenmenſchen; ein Menſch,
nie wirklich auf das Leben einläßt, ein Gefangener des
Spiegelbildes — bis er ſich, vom Selbſtgefühl über die
nverlockt, durch eine Frechheit die Freundſchaft des eng=
Thronfolgers verſcherzt. Da iſt alles vorbei, Kurz vor
Ende ſpielt er in einem kahlen Hotelzimmer für ſich allein
viel eines geſellſchaftlichen Empfangs. Er iſt Gaſtgeber,
Haushofmeiſter, er iſt Gaſt. Feierlich führt er alle dieſe
durch, mit Verbeugungen und verbindlichem Lächeln im
lichterhellten Zimmer, und genießt ſo von verſchiedenen
her ſein armes baufälliges Selbſt — bis er ſich des
Un=
pewußt wird und weinend auf einem Stuhl zuſammen=
S ſind die verſchloſſenen Seelen, die dem Sinn des
nicht begegnen, weil ſie in der engen Eigenheit
einge=
bleiben. Der Sinn des Lebens tut ſich nur da auf, wo
as Ich erlebt und erfüllt, aber dann faktiſch überſchritten
n Richtung auf den übergeordneten Zuſammenhang. Bei
re Duſe heißt dieſer Zuſammenhang das Leben, bei
Idt die Idee, bei Schweitzer Dienſt; bei Andern führt
Namen Beſtimmung oder Aufgabe oder Gemeinſchaft
vder Vaterland. Mit dem eigentlichen Namen hat ihn
Tol=
ſtoi genannt. Er ſchreibt — und wenn er hier ſo betont
an=
geführt wird, ſo ſoll das keineswegs heißen, daß ſeine
Lebens=
entſcheidung mit ihrer ruſſiſch=asketiſchen Frömmigkeit etwa ein
verpflichtendes Vorbild ſei, ſondern nur, daß er den rechten, feſt
für ſich ſtehenden Namen genannt hat, auf den alle andern
Namen und Wege in berechtigter Vielſtrahligkeit zuſtreben:
„Wenn ich nur an ihn (an Gott) dachte, erhoben ſich in
mir die frohen Wogen des Lebens. Alles ringsum belebte ſich,
alles bekam einen Sinn. Aber ſobald ich nicht mehr an ihn
glaubte, ſtockte plötzlich das Leben. Was ſuche ich alſo noch?,
rief eine Stimme in mir. Er iſt es doch, ohne den man nicht
leben kann! Gott kennen und leben iſt eins. Gott iſt das Leben.”
* Likerariſch=Künſleriſche Geſelſchaft.
Vortrag Dr. Fritz Künkel.
Im Rahmen der Veranſtaltungen der Literariſch=
Künſtleriſchen Geſellſchaft gab geſtern abend. Dr.
Künkel, Berlin, in einem auch für den Laien wohlverſtändlichen
Vortrag einen Ueberblick über die neueren deutſchen
For=
ſchungen auf dem Gebiet der aufbauenden und
charakterbildenden Seelenheilkunde.
Der erſte Teil des ſehr klar gegliederten Vortrags befaßte ſich
mit der Darſtellung der Fragen, die die Arbeit der vorigen
For=
ſchergeneration auf dieſem Gebiet noch offen gelaſſen hat.
Sieg=
mund Freud bei dem der Begriff der ſeeliſchen Energie eine
bedeutende Rolle ſpielt, läßt die Frage nach dem Träger, dem
Sub=
jekt dieſer Energie, offen und kennt nicht den Begriff der
Ver=
antwortung. — Alfred Adlers Lehre von der Zielſtrebigkeit,
der Finalität des Menſchen, bringt zwar inſofern einen
Fort=
ſchritt, als ſie ſich in ihrer Frageſtellung ſchon an ein Subjekt
richtet. Doch bleibt hier die Frage nach den Wertungen offen:
welches ſind richtige, welches falſche Ziele? — C. G. Jung, der
den Menſchen als ein aus inneren Gegenſätzen ſchwingendes
We=
ſen auffaßt, gibt ebenfalls keine genaue Antwort auf die Frage
nach dem Subjekt, das bei ihm einerſeits ein Einzelmenſch,
an=
dererſeits eine Geſamtheit, ein Kollektiv iſt. Er läßt die Fragen
nach der Energie und den Wertungen offen.
Eingehend behandelte Dr. Künkel im zweiten Teil ſeines
Vortrags die Arbeiten der heutigen Forſchergeneration. — R.
Heyer, der von Jung herkommt, hat in ſeiner Lehre vom
Orga=
nismus der Seele den Begriff der Polarität von Jung
aufgegrif=
fen und ausgebaut, indem er die Erfahrungen der Gymnaſtik und
Atemſchule mitverwertete. Der Menſch erſcheint bei Heyer als
Neue Noke Abeſſiniens
an den Völkerbund.
Eingehende Unkerſuchung des Streikes mit Italien
unker Berufung auf Arkikel 15 geforderk.
EP. Genf. 19. März.
Das Völkerbundsſekretariat erhielt heute vormittag eine Note
der abeſſiniſchen Regierung, in welcher dieſe auf Grund des
Arti=
kels 15 des Völkerbundspaktes den Völkerbundsrat erſuchk, ſich
er=
neut mit dem abeſſiniſch=italieniſchen Streitfall zu beſchäftigen.
Ein Dringlichkeitsantrag iſt in der Note nicht geſtellt.
Der Artikel 15 des Völkerbundspaktes ſieht u. a. vor, daß der
Völkerbundsrat bei einem Streitfall zwiſchen zwei
Mitgliedsſtaa=
ten, nach Anhörung der Erklärungen der beiden betroffenen
Län=
der und im Falle der Unmöglichkeit, eine Schlichtung zuſtande zu
bringen, einen Bericht über den Streit ausarbeiten, der nicht mit
Einſtimmigkeit, ſondern unter Umſtänden auch mit Mehrheit der
Stimmen der Mitglieder des Völkerbundes angenommen werden
kann, wobei die Stimmen der ſtreitenden Parteien nicht zählen.
Die Note ſtellt feſt, daß durch die italieniſchen
Truppenſen=
dungen nach Afrika gegenwärtig zwiſchen der abeſſiniſchen und der
italieniſchen Regierung ein Zuſtand beſtehe, der die Gefahr eines
Bruchs in ſich berge. Nach einem Hinweis auf die in Genf am
19. Januar getroffene Regelung, derzufolge Italien und
Abeſ=
ſinien in direkten Verhandlungen eine Beilegung des Streitfalles
vom Dezember 1934 finden ſollten, ſtellt die Note feſt, daß
Ita=
lien keinen ernſthaften Willen zu Verhandlungen zeigt und die
Vermittlung einer dritten Macht nicht angenommen habe. Auf die
abeſſiniſche Forderung, die Schiedsgerichtsbarkeit anzuwenden,
habe Italien mit der Mobilmachung eines Jahrgangs und der
Entſendung der Truppen nach Afrika geantwortet.
Sodann ruft die Note auch den Artikel 10 des Völkerbunds=
Paktes in Erinnerung, demzufolge die Mitglieder des
Völker=
bundes ſich verpflichten, die territoriale Unverſehrtheit aller
an=
deren Staaten zu achten. Zum Schluß betont die Note, daß
Abeſſinien nach wie vor berei ſei, mit Italien ſowie mit den
an=
deren Staaten friedliche Beziehungen zu unterhalten, daß es aber,
überzeugt von ſeinem guten Recht, die im Artikel 15 des
Völker=
bundspaktes vorgeſehene Unterſuchung des Falles verlange. Eine
Forderung auf ſofortige Einberufung des Völkerbundsrates iſt in
der Note nicht enthalten, ſo daß dieſe Frage auf die Maitagung
des Völkerbundsrats geſetzt werden dürfte.
Ikaſien wünſcht Fortſehung der direkten
Verhand=
lungen mit Abefſinien.
DNB. Rom, 19. März.
Die von abeſſiniſcher Seite der Preſſe gegebenen Erklärungen
und Beſchwerden gegen Italien werden von zuſtändiger
italieni=
ſcher Seite auf das beſtimmteſte zurückgewieſen. Von einer
italieniſchen Ablehnung des abeſſiniſchen Vorſchlages auf
Ein=
ſetzung eines Schlichtungsausſchuſſes könne keine Rede ſein. Auch
der Vorwurf, Italien habe verſchiedene abeſſiniſche Noten nicht
beantwortet, ſei gegenſtandslos, und was die Entſendung
italie=
niſcher Truppen nach Erithräa und Samoli betreffe, ſo ſeien dieſe
Maßnahmen, die ausſchließlich defenſiven Charakter hätten,
öffent=
lich bekanntgegeben und ebenſo, öffentlich durchgeführt worden.
Die Entſendung italieniſcher Fliegertruppen entſpreche lediglich
der normalen Zuſammenſetzung der beiden nach Oſtafrika
verſchiff=
ten Diviſionen. Im übrigen ſei die Mobiliſierung Abeſſiniens
gegen Italieniſch=Somaliland praktiſch ſeit langem im Gange und
werde nach den neuen italieniſchen Konſulatsberichten nunmehr
auch in Nordabeſſinien durchgeführt.
Zu dem letzten abeſſiniſchen Vorſchlag, betreffend die
Ein=
ſetzung eines Schlichtungsausſchuſſes, vernimmt man von gut
un=
terrichteter Seite weiter, daß die bereits nach Addis Abeba
ab=
gegangene Antwort Italiens etwa folgenden Inhalt hat:
Italien halte die direkten Verhandlungen und
ihre Möglichkeiten nicht fürerſchöpft und glaube im
Gegenteil, daß über direkte Verhandlungen allein eine raſche
Löſung gefunden werden könne. Italien lehne den
Schlichtungsausſchuß nicht ab, glaube aber, daß
dieſes Verfahren viel zu langſam und
beſchwer=
lich ſei. Es macht daher den Gegenvorſchlag, daß der abeſſiniſche
Außenminiſter und der italieniſche Geſandte in Addis Abeba, die
geſamte Dokumentation über die Zwiſchenfälle, ihre Vorgeſchichte
und ihre Folgen austauſchen und gemeinſam einer gründlichen
Prüfung unterziehen, um ſo die Wahrheit feſtzuſtellen. Italien
iſt der Anſicht, daß dieſer Weg direkter Beſprechungen,
der übrigens auch vom Völkerbundsrat vorgeſchlagen wurde, die
beſten Ausſichten für eine ſchnelle, praktiſche und wirkſame Löſung
bildet.
eine Einheit und iſt verantwortlich. Den Begriff der Neuroſe
ſieht Heyer in der Feſtlegung einer der ſchwingenden Polaritäten,
z. B. in einer „Feſtklemmung” des Gefühls=Pols gegenüber dem
Verſtand. Da aber immer der eine Pol dem andern
gleich=
wertig ſein muß, erheben ſich hier Schwierigkeiten bezüglich der
Begriffe gut — böſe, geſund — krank uſw. — F. Schauer, von
Adler herkommend, hat in ſeinem Werk über die Mangeldiagnoſe
einen neuen Neuroſenbegriff gebildet: ein Neurotiker iſt einer,
dem etwas fehlt. Danach erhebt Schauer die Forderung: Kampf
nicht gegen das Negative (unſern Fehler), ſondern für das
Poſitive (eben das, was uns fehlt). Damit iſt die Frage nach
den Zielen, Wertungen, zwar nicht gelöſt, aber doch ein Stück
wei=
tergebracht: gut ſind alle Triebe, für die man iſt; ſchlecht ſind
alle Ziele, gegen die man iſt. Die geſamte Ethik rückt hier in
andere Beleuchtung, alte Probleme der Theologie ſtehen plötzlich
wieder im Mittelpunkt. Endlich ging Dr. Künkel auf die
weſentlichſten Ergebniſſe ſeiner eigenen Forſchungsarbeit
bezüg=
lich der großen Fragen nach Energie, Zielſetzung und Subjekt ein.
— Produktivität und Energie ſind für ihn das gleiche. Der
Ein=
zelmenſch, der nicht mehr für ſeine Selbſtbewahrung kämpft,
ſon=
dern in dem das kollektive Unbewußte handelt, iſt produktiv und
hat Energie. Je tiefer wir in dieſes Unbewußte hinabſteigen,
deſto neuer und größer ſind die Ideen, die wir daraus
herauf=
holen. Für die Tatſache, daß wir zur Abſchnürung gegen dieſes
kollektive Unbewußte neigen, wurden verſchiedene Deutungen
(Schauer, Heyer) gegeben. — Den Heilungsvorgang in der
dialek=
tiſchen Charakterkunde ſieht Künkel darin, daß der Menſch aus
einer gewiſſen Not heraus die Schranken gegen dies Unbewußte
öffnet, Gedanken denkt, die ihm früher abwegig erſchienen, ſeine
Tore dem Geiſt öffnet. Denn um einen geiſtigen
Wachstumspro=
zeß handelt es ſich dann. — Die Nutzanwendung ergibt, daß alles
Leiden ſinnvoll iſt, weil wir ohne Leiden nicht wachſen können.
Wir müſſen uns dem Leiden ſtellen, es begreifen, einen höheren
Standpunkt gewinnen und uns gewiſſermaßen ſelbſt aus der
Vogel=
ſchau betrachten können. Das iſt das Weſen aller Pſychotherapie,
endlich aller Seelſorge. —
Die Zuhörer, die mit größter Aufmerkſamkeit gefolgt waren,
dankten am Schluß des Vortrages mit herzlichem Beifall. A. H.
„Das ſchöne Münſter”. vom Städtiſchen
Verkehrs=
amt in Verbindung mit dem Verkehrsverein — Anläßlich des
600jährigen Beſtehens des Rathauſes in Münſter iſt, ein ſchön
aus=
geſtattetes Sonderheft erſchienen. In knapp gefaßttn, intereſſanten
hiſtoriſchen Aufſätzen wird der Bau gewürdigt und außerdem in
einer Reihe ausgezeichneter Innen= und Außenaufnahmen
vor=
geführt.
A
—
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Durch einen Unglücksfall wurde geſiern nachmittag unſer Mitglied
Hans=Joachim Biedermann
Cand, dipl. ing.
im Alter von 24 Jahren aus unſerer Mitte geriſſen. Tieferſchüttert beklagen
wir in ihm den Verluſt unſeres beſien Kameraden, der in beiſpielloſer Stille
und Unermüdlichkeit weit über ſeine Pflicht hinaus für das Wohl der Gruppe
arbeitete. Sein reiches ſchöpferiſches Können hat ihn in den letzten Jahren
zum Mittelpunkt unſerer Forſchungs= und Konſtruktionsarbeit gemacht. Es
iſi uns unfaßbar, daß gerade er nicht mehr unter uns ſein wird.
Wir werden ſein Andenken ſiets in Ehren halten und ſeinem Vorbild nacheifern.
Akaflieg Darmſtadt, Flugtechn. Fachgruppe‟
an der Techn. Hochſchule bei der Deutſchen Verſuchsanſtalt für Luftfahrt.
Darmſiadt, den 19. März 1935.
Für die herzliche Teilnahme beim
Heim=
gang unſeres unvergeßlichen Vaters,
ſagen wir innigſien Dank.
Fritz Marx
J. Rehfeld und Frau
Darmſtadt, Wiesbaden, 19. März 1933.
Bi
2728
Für die innige Teilnahme, ſowie für Kranz=
und Blumenſpenden beim Heimgang meiner
lieben Mutter, möchte ich auf dieſem Wege
herzlichſt danken.
Carola Hirz, Wienerſtraße 48,
Darmſtadt, 20. März 1935.
Todes=Anzeige.
Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, unſere
liebe, gute, treuſorgende Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter und Tante
Frau
Eliſabethe Schäfer Wwe.
geb. Gerrmann
an ihrem 76. Geburtstage zu ſich in die Ewigkeit
ab=
zurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Schäfer und Frau Maja,
geb. Bauer
Adolf Horn und Frau Frieda,
geb. Schäfer
und drei Enkel.
Darmſtadt, den 19. März 1935.
Blumenthalſtr. 109, Jakobiſtr. 32,
(2731
Die Beerdigung findet am Donnerstag, 21. März, nachm.
4 Uhr, auf dem alten Friedhof, Nieder=Ramſtädterſtr., ſtatt.
Nach kurzem, ſchweren Leiden verſchied heute morgen mein
lieber Mann, der gute Vater unſeres Kindes, unſer braver
Sohn, Schwiegerſohn, Bruder und Schwager
*
Banei Siitoig
Buchdruckmeiſter
im Alter von 28 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Elſe Triebig, geb. Hafner.
Darmſtadt, 18. März 1935.
Die Beerdigung ſindet Donnerstag, den 21. März 1935,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfrledhof ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitte abzuſehen.
Heute entſchlief ſanft nach kurzem Teiden unſere geliebte Mutter
Gertrud
Freifrau v. Waldenfels
geb. Röhll
In tiefer Trauer:
Wolfgang Freiherr v. Waldenfels,
Oberſileutnant
Werner Freiherr v. Waldenfels
Wera Randall, geb. Freiin v. Waldenfels
Erica Freifrau v. Waldenfels,
geb. Prinzeſſin zu Loewenſtein,
Wertheim, Freudenberg
Harrh G. Randall
und vier Enkelkinder.
Jugenheim a. d. B., den 18. März 1933.
Die Beſſetzung ſindet am Freitag, den 22. März, um 11 Uhr, von der Kapelle
(2714
des alten Friedhofes in Darmſtadt aus ſtatt.
Anſer treuer Mitarbeſter, Buc
Walter Triebig
wurde am 18. März, 27 Jahre alt, nach kurzem
Kranken=
lager aus unſerer Mitte geriſſen. Als Lehrling bei uns
eingetreten, arbeitete er ſich mit unermüdlichem Fleiß
zum Meiſter empor. Liebe zur Arbeit, eiſernes
Pflicht=
gefühl und harmoniſches Zuſammenarbeiten zeichneten ihn
aus. Sein heiteres Weſen ſicherte ihm die Sympathie
aller. Treu ſtand er zu uns. Keiner von uns wird ihn
vergeſſen, wir alle bewahren ihm ein ehrendes Gedenken.
Betriebsführer und Gefolgſchaft
der Firma Heinrich Elbert
Buchdruckerei=Verlag. Papierhaus.
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Heute früh entſchlief ſanft nach längerem Leiden unſere gute Schweſter,
Schwägerin, Tante und Großtante
Fräulein Margarethe Dietrich
im Alter von 61 Jahren.
Darmſtadt (Kiesſtraße 96), König, Worms (Seb.=Münſterſtraße 16),
Wiesbaden (Adolfsallee 45), Fürſtengrund, Hainſtadt i. O.,
Ober=Nauſes j. O., den 19. März 1935.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Prof. Ludwig Dietrich,
Oberſtudienrat i. R.
Die Einſegnung findet Donnerstag, den 21. März, nachmittags 2½ Uhr,
in der Kapelle des Eliſabethenſtifts, die Beerdigung Freitag,
den 22. März, nachmittags 1½ Uhr, in König ſtatt. (2738
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
Kinderwagen
Faltwagen
Wochend-
wagen
Kinderstühle
Laufgltter
Kindermöbel
Puppenwagen
Puppenmöbel
schöne diesjähr.
Modelle, billig
Preise.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe liebevoller Anteilnahme
beim Hinſcheiden unſerer lieben Schweſter,
Schwägerin und Tante
ti
Beſ
Hll. Shriefe eieler
Lehrerin i. R.
und die aufopfernde Pflege der Barmherzigen
Schweſtern ſagen wir unſeren herzlichſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 19. März 1935.
AAe
pflege
Fr. Hartmann,
appr. Heilgeh.,
Grafenſtr. 20. (a
Miand
Verkauf. Miete,
Repar., Stimmen
Piano=Berg
Klav.=Fachmann
Hügelſtr. 32.
Tel. 12
Am Donnerstag, den 21. März 1935,
vormittags 11 Uhr
eröffnen wir im Hause Lauteschlägerstraße 6
(gegenüber der Hochschule) ein Spezialgeschäft für
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Frühjahrs-Saison moderne Hüte von der
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fachsten bis zur elegantesten Ausführung. Die
Gewähr für eine sachkundige und aufmerksame
Bedienung bietet Ihnen meine langjährige
Tätig-
kelt als Mitarbeiterin der Firma Heckmann-Schmidt
und der Firma Luise Werner.
Dürfen wir um Ihren unverbindlichen Besuch bitten?
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Räthe Spieb
Spesialgeschäft für Damenhüte
Mittwoch, 20. Mänz
Allen Verwandten und B
kannten die traurige
Na=
richt, daß heute nachmitt
unſere gute, treuſorgen
Mutter, Schwiegermutt
Großmutter Urgroßmutt
Schweſter, Schwägerin u
Tante Frau.
Ehriſtian Scheererg.
geb. Fleiſchmann
ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterblieben
Traiſa, 18. März 1935.
Die Beerdigung fin
Donnerstag, nachm. 3 u.
vom Trauerhauſe
Ludw=
ſtraße 118, aus ſtatt.
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 79 — Seite 5
twoch, 20. März 1935
1s der Landeshauptſtadt
Darmſtadi, den 20. März 1935
Beginn des Reichsberufswektkampfes.
Am Montag nahm der Reichsberufswettkampf, der vom 18.
März dauert, ſeinen Anfang mit einer Feierſtunde der
hmer im Schloßhof, an der ſich die Gruppen
Kaufmanns=
fürogehilfen, Techniker, Ingenieure und Werkmeiſter, die
gruppen des Geſundheitsweſens und Sozialen Dienſtes und
etallarbeiter beteiligten. Fanfaren und ein flotter Marſch
zuſikzuges der Hitler=Jugend eröffneten die Feier. Nach
innigen Sprechchören ſprach der Sozialreferent der HJ.,
der betonte, daß man heute zum zweiten Male mit der
zum zweiten Reichsberufswettkampf beginne. Ueber eine
n deutſcher Jungens ſeien in Deutſchland zu gleicher Stunde
zten. Er wies auf die Einführung der allgemeinen
Wehr=
hin, die ebenfalls eine Schulung der deutſchen Jugend zu
gefühl und Opferwillen bedeutet. Auch die deutſchen
ſeien heute angetreten, um durch ihre Leiſtungen zu
zei=
as ſie gelernt haben. — Anſchließend mahnte
Gaujugend=
der DAF. Koch in ſeiner Anſprache, beſeelt von beſtem
mögen die Teilnehmer am Reichsberufswettkampf an die
gehen. Mit dem Lied der HJ. ſchloß die Feierſtunde. Auf
aradeplatz wurde die Uebertragung der Anſprache des
ugendführers Baldur von Schirach angehört. — Dann
be=
n den Betrieben und Schulen die Austragung des Wett=
Hohes Alter. Frau Cornelia Daab, wohnhaft Freundin=
Sandſtraße, Witwe des Geh. Forſtrats Daab. begeht am
rz ihren 80. Geburtstag in körperlicher und geiſtiger Friſche,
langjährige Bezieherin des Tagblatts.
Eine Bachfeier wird am Donnerstag, dem 21. März, nach=
18 Uhr in der Schloßkirche zum Gedenken an den 250.
stag Bachs gehalten. Außer einigen Bachchorälen,
Orgel=
orſpielen und einer Solokantate für Alt und obligate
Vio=
ht im Mittelpunkt der Feier die Darbietung der großen
migen Motette „Komm. Jeſu, komm” durch die
Madrigal=
gung unter Leitung von Profeſſor Friedrich Noack. Der
t zu der Feier iſt frei.
Kunſtverein für Heſſen. Die für dieſen Sommer mit den
reinen in Stuttgart und Karlsruhe vereinbarte
Wander=
ung mußte wegen zu ſchwacher Beteiligung der heſſiſchen
rſchaft abgeſagt werden, ſo daß die Einlieferung der für
meldeten Arbeiten auf der Mathildenhöhe vorerſt
unter=
kann. Es wird aber dringend erſucht, über dieſe
Arbei=
t anderweit zu verfügen, ſondern ſie weiter bereit zu
hal=
ilſie für eine in Gemeinſchaft mit der NS.=Kulturgemeinde
im Kunſtring in Kürze geplante Ausſtellung in Frage
ſollen.
Hausfrauenbund. Mit Rückſicht auf das am Freitag, den
rz, ſtattfindende Muſikvereins=Konzert, verlegen wir den
über „Cornelia Goethe” auf Mittwochabend, den
frz.
die Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener e. V., Orts=
Darmſtadt, hielt unter anderem durch Kamerad Oberleut=
D. Knapp einen von echt deutſchem Soldatengeiſt
ge=
in ſehr lehrreichen Vortrag vor einer größeren Anzahl
auf=
ter und dankbarer Zuhörer. Das Thema war: „Tſingtaus
und Fall, ſowie japaniſche Kriegsgefangenſchaft‟ Wir
ier nur einen ſehr gekürzten Auszug folgen: Die Deutſchen
napp 4000 Mann, denen 52 000 Japaner und 1400
Englän=
enüberſtanden. Dazu kommen bei dem Gegner noch eine
Inzahl Hilfsmannſchaften mit beſter und ſehr zahlreicher
ung. Während auf deutſcher Seite 200 Tote und 500
Ver=
zu beklagen waren, wurden laut amtlicher Mitteilung
fenſeite bei dem Gegner über 2000 Tote und 5000
Ver=
gezählt. Vom 31. Oktober 1914 bis 6. November 1914
utnunterbrochen Trommelfeuer auf die deutſche Stellung
ind täglich über 7000 ſchwere Artilleriegeſchoſſe durch die
nach uns geſchleudert. Von deutſcher Seite wurden durch
narck= und Iltisbatterie wiederholte Angriffe der Gegner
ich abgewehrt. Bei dieſer Gelegenheit verlor der bebannte
Feldwebel Wodatz beide Beine. Nach dem Fall von
Tſing=
ten die Gegner, die inzwiſchen auf 90 000 angewachſen
wa=
allen Ecken nach deutſchen Soldaten, nachdem die Feinde
en, daß unſere ganze Beſatzung, die ſich monatelang ſo
verteidigt und gehalten hat, noch nicht einmal aus 4000
Soldaten beſtand, und dieſe ſich gegen eine dreiundzwan=
Uebermacht mit vorzüglicher Artillerie, die reichlich
Mu=
ſachſchub hatte, halten konnten. Im Oktober 1914 landeten
n deutſchen Kriegsgefangenen im Gefangenenlager,
nach=
einſchließlich Verwundeter eine über 5 Tage dauernde
überſtehen mußten, die bei Truppentransporten noch
amal zwei Tage dauerte. Die Behandlung der deutſchen
efangenen war alles andere, nur nicht menſchlich.
d Knapp iſt nicht nur ein guter Redner, ſondern auch ein
cher Kenner der militäriſchen Kolonialfragen und wird
obarer Zeit die Reihe ſeiner Vorträge fortſetzen. Daß
and, wie kein anderes Volk der Welt, in der Lage iſt,
er=
e Kolonialpolitik zu treiben, dürfte durch die früheren
Kolonien einwandfrei bewieſen ſein.
Spangel. Männerwerk Johannesgemeinde. Am
Donners=
n 21. März, abends, findet ein Vortragsabend im Gemein=
Kahlertſtraße 26, ſtatt. Pfarrer Dr. Bergér wird
en über „Meiſter Eckehart und die Myſtik”
Sanitätskolonne I Darmſtadt. Im Monat Februar wurden
e Sanitätswache vom Roten Kreuz mittelſt Krankenwagen
nsporte ausgeführt, darunter 76 von und nach auswärts.
märſchen ſportlichen Veranſtaltungen uſw. tätigte die Ko=
Hilfeleiſtungen.
Heſſiſches Landestheaker Darmſtadk.
GROSSES HAUS
Anfang 19.30 Uhr, Ende 23 Uhr. Hauptmiete E 19:
„Aida”, große Oper von Guiſeppe Verdi.
Anfang 20. Ende 22 Uhr: Feſtkonzert zum 250.
Geburtstag von Gg. Friedrich Händel (zugleich 2.
ordentliches Konzert des Muſikvereins): „
Theo=
dora” Oratorium von Händel.
KLEINES HAUS
Anfang 20. Ende gegen 22.15 Uhr. Außer Miete:
Gaſtſpiel Lil Dagover mit eigenem Enſemble:
„Nelly und die Kaiſerin”, Komödie von Leo Lenz
arö und Karl Heinz Klubertanz. (Wahlmieten u.
Gut=
ſcheine nicht gültig.)
Anfang 19.30, Ende nach 21.45 Uhr. Deutſche Bühne
448 K 14. Vorſtellung, Zuſatzmiete Xl: „Die drei Eis=
DAk bären”, ländliches Luſtſpiel von Maximilian Vitus.
beſſiſches Landestheater. Im Großen Haus des Heſſiſchen
heaters findet heute abend eine Aufführung von Verdis
Aida” ſtatt. Die muſikaliſche Leitung hat Dr. Werner
vom Stadttheater Gladbach=Rheydt.
Kleinen Haus gaſtiert Lil Dagover mit einem eigenen
e in der neuen Komödie „Nelly und die Kaiſerin” von
13 und Carl Heinz Klubertanz. Lil Dagover, die
be=
deutſche Bühnen= und Filmſchauſpielerin, ſpielt in
die=
c eine Doppelrolle: die der Kaiſerin Eliſabeth von
Oeſter=
d die einer Zirkusreiterin, die darauf ſtolz iſt, der
Kai=
inlich zu ſein. Das Gaſtſpiel Lil Dagovers hat bereits
Reihe von großen deutſchen Städten mit ſehr großem
ſtattgefunden und begegnet auch in Darmſtadt, wie aus
gen Vorverkauf zu ſchließen iſt, ſtarkem Intereſſe,
Freitag, 22. März. findet als Feſtkonzert zur Feier von
Friedrich Händels 250. Geburtstag, der überall in
Deutſch=
beſonderen Veranſtaltungen begangen wird, eine
Auf=
von Händels Oratorium „Theodora” ſtatt, die zugleich
eite ordentliche Konzert des Muſikvereins iſt. Die
Lei=
r Aufführung hat Generalmuſikdirektor Karl Friderich.
dem Landestheaterorcheſter, dem Chor des Landestheaters
Muſikvereins, deren Einſtudierung Siegfried Wick leitet
ei dem Oratorium eine Reihe hervorragender Soliſten
ſiſchen Landestheaters, wie Liſelotte Ammermann, Jo=
Blatter, Karl Köther, Heinrich Schlüter und Hermann
Berikoven mit.
Mauwacfs des
Einer Anordnung der Reichstheaterkammer entnehmen wir
folgende Abſchnitte:
Die Reichstheaterkammer betreut den Nachwuchs; ſie regelt
die Zulaſſung zum Lehrberuf für die Bühne,
beaufſich=
tigt die Schulen, errichtet Prüfungsſtellen und leitet
die Prüfungen.
Prüfungsſtellen werden errichtet in Berlin,
gleich=
zeitig mit der Oberprüfungsſtelle, Breslau, Dresden,
Düſſeldorf (für Schauſpiel), Frankfurt a. M.,
Ham=
burg Köln (für Oper), Königsberg, München,
Stuttgart, Weimar.
Die Führung der Geſchäfte der Prüfungsſtellen übergehmen
die Bezirks= und örtlichen Leiter der Reichstheaterkammer.
Um eine einheitliche Durchführung der von der
Reichstheater=
kammer aufgeſtellten Richtlinien für alle Prüfungen zu
gewähr=
leiſten und, was die an die Schüler zu ſtellenden Anſprüche
anbe=
langt, den gleichen Maßſtab für alle Prüfungen zu ſichern, wird
zu jeder Prüfung ſeitens der Reichstheaterkammer ein
Prüfungs=
kommiſſar entſandt.
Nicht zu klärende Fälle ſind an die Oberprüfungsſtelle Berlin
zu überweiſen.
Prüfungstermine und Entſcheidungen.
Prüfungen durch die einzelnen Prüfungsſtellen finden jährlich
einmal im Frühjahr ſtatt.
Die Prüfungen der Oberprüfungsſtelle Berlin ſind im Herbſt
jeden Jahres.
Entſcheidungen:
1. Erteilung des Zeugniſſes der Bühnenreife,
2. Ueberweiſung an die Oberprüfungsſtelle Berlin zur Prüfung
nach einem halben Jahr.
3. Zurückſtellung um ein Jahr,
4. Aberkennung der Fähigkeit für den Bühnenberuf.
(Wer auf ein Jahr zurückgeſtellt iſt, kann nach Ablauf dieſer
Friſt ſeine Prüfung bei irgendeiner Prüfungsſtelle nochmals
ab=
legen. Beſteht er dieſe nicht, ſteht es ihm frei, ſich bei der
Ober=
prüfungsſtelle Berlin für die Herbſtprüfung zu melden; das gleiche
gilt für die aus Ziffer 4 ſich ergebenden Fälle. Die
Entſchei=
dungen der Oberprüfungsſtelle Berlin ſind
end=
gültig.)
Zulaſſung zur Prüfung, Meldung, Gebühren.
Zur Prüfung zugelaſſen ſind Schüler, die das ſiebzehnte
Lebensjahr vollendet haben müſſen und nachweisbar mindeſtens
2 Jahre Unterricht in einer Fachſchule oder bei Fachlehrern gehabt
haben. Für Opernſchüler iſt die Dauer der Ausbildung mindeſtens
3 Jahre.
Ueber die Dauer und Art des Unterrichts iſt ein von der
Schule oder den Privatlehrern ausgeſtelltes Zeugnis bei der
An=
meldung zur Prüfung beizubringen. Der Lehrer oder die
Schul=
leitung hat in dieſem Zeugnis Stellung zu den Leiſtungen des
Schülers zu nehmen und zu erklären, ob ſie den Prüfling für
büh=
nenreif hält bzw. ob er ſich mit ausdrücklicher Genehmigung des
Lehrers (Anſtaltsleitung) der Prüfung unterzieht.
An Papieren iſt ferner beizubringen die Geburtsurkunde, ein
amtliches Geſundheitszeugnis, ein polizeiliches Führungszeugnis
und ein eigenhändig geſchriebener Lebenslauf. Nach Errichtung
der augenblicklich geplanten Beratungsſtellen (Eignungsprüfung)
iſt ferner ein Zeugnis über die beſtandene Eingnungsprüfung
bei=
zufügen.
Die Prüflinge haben die Verſicherung abzugeben, die der
Be=
ſtätigung ihrer Lehrer bedarf, daß ſie 8 Fachrollen (Oper 6
Fach=
partien) feſt ſtudiert haben. Ein Verzeichnis dieſer Rollen iſt
gleichfalls vorzulegen. Vier dieſer Rollen (Partien) müſſen für
die Prüfung in all ihren Szenen darſtellungsbereit ſein.
Die Meldung zur Prüfung bei den Prüfungsſtellen bzw. bei
der Oberprüfungsſtelle Berlin hat mindeſtens 4 Wochen vor dem
Prüfungstermin ſtattzufinden.
Die Prüfungstermine werden 2 Monate vor der Prüfung in
den Fachblättern der Reichstheaterkammer bekanntgegeben.
Die Obmänner der Lokalverbände veranlaſſen den Anſchlag
dieſer Bekanntmachungen an der Anſchlagstafel ihrer Theater.
Die Prüfungsgebühr beträgt 10.— RM., ſie iſt ſofort nach
Erteilung des Zulaſſungsbeſcheids an die Geſchäftsſtelle des
Prü=
fungsausſchuſſes zu entrichten. Die Prüfungsgebühr kann bei
Nachweis der Bedürftigkeit ganz oder teilweiſe erlaſſen werden.
Die Entſcheidung des Prüfungsausſchuſſes wird dem Prüfling
ſchriftlich mitgeteilt; Abſchrift dieſer Mitteilung iſt den Lehrern
bzw. der Schulleitung zuzuſtellen.
Bei beſtandener Prüfung erhält der Schüler ein Zeugnis der
Reife. Das Reifezeugnis berechtigt zur Aufnahme in die
Genoſ=
ſenſchaft der deutſchen Bühnenangehörigen, ſofern den allgemeinen
Aufnahmebedingungen Rechnung getragen worden und der
Arier=
nachweis erbracht iſt.
Alle diejenigen, die nach Erledigung ihrer beiden
Anfänger=
jahre für das kommende dritte Jahr keine nachweisbare Tätigkeit
in ihrem Beruf gefunden haben, müſſen im Herbſt des dritten
Jahres erneut ſich einer Prüfung unterziehen. Ueber dieſe
Prü=
fungen ergehen noch beſondere Beſtimmungen.
Prüfungsſtoff.
1. Theoretiſche Prüfung:
a) Allgemeine Staatskunde (die weltanſchaulichen Grundlagen
des Nationalſozialismus).
Die Kulturpolitik des heutigen Staates;
b) Grundlegendes aus der Geſchichte des Theaters und der
Schauſpielkunſt;
e) Grundlegendes aus der allgemeinen Kunſtgeſchichte.
Stilfragen.
2. Theorie und Praxis:
Kurze Auskunft über die Werkzeuge der Atmung, Ton= und
Lautbildung, Regiſter=Reſonanz uſw.
3. Praktiſche Prüfung:
Darſtellung von Szenen und Monologen (Arien, Duetten uſw.)
aus 3 bis 4 Fachrollen (Partien), die vollkommen beherrſcht
werden müſſen.
Wahl des erſten Vortrags ſteht dem Prüfling frei, die übrigen
Aufgaben ſtellt der Ausſchuß.
Für Sänger iſt Prüfung in Dialog=Szenen unerläßlich.
Anwärter für Regie und Dramaturgie ſind auch in kleinen
Rollen zu beſchäftigen.
Nach Beendigung der zweijährigen praktiſchen
Ausbildungs=
zeit ſucht der Anwärter bei der Prüfungsſtelle unter Vorlage
ein=
gehender Zeugniſſe des Bühnenleiters und des für ihn zuſtändigen
Bühnenvorſtandes um das Reifezeugnis nach. Die Prüfungsſtelle
kann weitere Feſtſtellungen über die Reife des Anwärters machen,
ſie legt zweifelhafte Fälle der Oberprüfungsſtelle zur Entſcheidung
vor. Auf Vorlage des Reifezeugniſſes erfolgt die endgültige
Auf=
nahme in die Genoſſenſchaft der deutſchen Bühnenangehörigen.
Prokeſtkundgebung gegen die Memelſchmach
am Donnerstag, 21. März 1935.
Wie in ganz Deutſchland, ſo veranſtaltet der VDA. auch in
Darmſtadt am Vorabend der Verkündigung des Urteils im
Kownoer Memelprozeß eine Proteſtkundgebung gegen
die unerhörte Unterdrückung des
Memeldeutſch=
tums und für die deutſchen Volksgenoſſen, gegen die der
Staats=
anwalt in Kowno Strafen furchtbaren Ausmaßes beantragt hat.
Es gilt, Zeugnis abzulegen für die Schickſalsgemeinſchaft, für
die geiſtige Zuſammengehörigkeit und unlösliche innere
Ver=
bundenheit aller Deutſchen, wo immer ſie auch wohnen. Die
durch das Gewaltregime im Memelgebiet ausgelöſte. Dynamik
muß in allen Teilen des Reiches und auch im Ausland
vernehm=
bar zum Ausdruck kommen. In Darmſtadt hat die
Männer=
gruppe des VDA. die Vorbereitung und Durchführung der
Kundgebung übernommen. Sie findet Donnerstag den
21. März 1935. abends 8.15 Uhr, im Feſtſaal des
Real=
gymnaſiums (Kirchſtraße 22) ſtatt. Es ſpricht Studienrat
Dr. Heidt aus Mainz. Die Muſik ſtellt das Schülerorcheſter des
Realgymnaſiums unter Muſiklehrer Fr. A. Volz. Eintritt
frei. An Darmſtadts Bevölkerung ergeht der Aufruf, in
Maſ=
ſen zu erſcheinen, um der Kundgebung den Widerhall zu
verleihen, der ihr gebührt.
Gz.
Wiederholung des Schauſpiels „Zu ſpäk!”
durch die Deutſche Bühne für Volkshygiene.
Die Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt teilt
mit, daß am kommenden Sonntag, dem 24. März 1935, das mit
großem Beifall aufgenommene Aufklärungsdrama „Zu ſpät”
im Kampf gegen Krebskrankheiten und in Verbindung mit
neu=
zeitlichen bevölkerungspolitiſchen Fragen wiederholt wird. Die
Vorſtellung findet abends 8 Uhr im Städtiſchen Saalbau ſtatt.
Vor der Aufführung ſpricht Oberarzt Dr. Klink vom Städtiſchen
Krankenhaus über die Gefahren und Heilungsmöglichkeiten der
Krebserkrankungen. Der Eintritt iſt frei.
* Steuer- und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. März 1935.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
20. März: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
1. bis 15. März 1935 erfolgten Lohnzahlungen, falls di
in der erſten Hälfte des Kalendermonats für ſämtlich
in einem Betriebe beſchäftigten Arbeitnehmer
einbehal=
tenen Lohnſteuerbeträge den Geſamtbetrag von 200.—
Reichsmark überſtiegen haben. (Keiné Schonfriſt.)
20. März: Zahlung der durch Lohnabzug einbehaltenen
Bürger=
ſteuer auf Grund der näheren Beſtimmungen. (Keine
Schonfriſt.) Zahlung an die Gemeindekaſſe.
25. März: Sechſtes und letztes (gemeindliches) Ziel der Ge
meinde= Kreis= und Provinzialumla
gen für das Rechnungsjahr 1934/35 (Schonfriſt bi=
5. April 1935.)
25. März: Entrichtung der Filialſteuer in der Stadt
Darm=
ſtadt ſechſtes und letztes Ziel für das Rechnungsjah
1934/35. (Schonfriſt bis 5. April 1935.)
25. März: Entrichtung der Warenhausſteuer ſechſtes und
letztes Ziel, in der Stadt Darmſtadt für das
Rechnungs=
jahr 1934/35. (Schonfriſt bis 5. April 1935.)
25. März: Zahlung der Müllabfuhr= Straßenreini
gungs= und Kanalbenutzungsgebühren
in der Stadt Darmſtadt, ſechſtes und letztes Ziel für
das Rechnungsjahr 1934/35. (Schonfriſt bis 5. April
1935.)
31. März: Entrichtung des Schulgeldes für die Darmſtädter
höheren Schulen und die gewerblichen Fortbildungs
ſchulen für den Monat März 1935 an die Stadtkaſſe
(Schonfriſt bis zum 10. April 1935.)
31. März: Entrichtung des Beitrags zur
Handverks=
kammer 4. und letztes Ziel für das Rechnungsjahr
1934/35. Die Zahlung hat auf Grund des
Anforde=
rungszettels an die Stadtkaſſe in Darmſtadt zu er
folgen.
H. W. Wohmann.
Ein Appell an die Hausfrauen!
Werbeveranſtalkung für das Hauswirkſchaftliche Jahr
Die Abteilung Volkswirtſchaft=Hauswirtſchaft der NS.=
Frauenſchaft und Reichsgemeinſchaft deutſcher Hausfrauen E. V.
veranſtaltete geſtern unter Mitwirkung des BDM. und des
Ar=
beitsamtes im großen Saale des Städtiſchen Saalbaues eine
Werbeveranſtaltung, für das
Hauswirtſchaft=
liche Jahr. Dem Aufruf hatten erfreulicherweiſe viele
Hausfrauen und Eltern Darmſtadts ſowie weibliche Jugend
Folge geleiſtet, ſo daß der Saal bis auf den letzten Platz gefülit
war. Nach der Begrüßung durch Frau Groſſe
Kreisabtei=
lungsleiterin vom Hauswirtſchaftlichen Anlernjahr, ſprach Frau
Dörr, Gauwirtſchaftsleiterin für Volkswirtſchaft=Hauswirtſchaft,
Frankfurt a. M., einleitende Worte über das Hauswirtſchaftliche
Jahr.
Frau Voorgang=Limburg, die Gaufachbearbeiterin
für das Hauswirtſchaftliche Jahr, führte ungefähr folgendes aus:
Der Führer hat den Beruf der Hausfrau wieder zu Ehren
ge=
bracht. Wir wollen, daß die weibliche Jugend lernt, in erſter
Linie wieder Hausfrau zu werden. Erſt wenn ſie das gelernt
hat, ſoll ſie einen Beruf ergreifen. Das Anlernjahr ſoll ein 9.
Schuljahr vorſtellen, und unter der Leitung einer Hausfrau der
Erlernung der hausfraulichen Tätigkeit und Pflichten gewidmet
ſein. Es muß allerdings jeder Hausfrau klar ſein, daß dieſe
jun=
gen Mädchen keine billigen Dienſtboten ſind, ſondern
Pflege=
kinder. Deshalb werden Haushalte bevorzugt, in denen die
Hausfrau mithilft und pekunjär ſo geſtellt iſt, daß ſie ſich der
Erziehung des jungen Mädchens widmen kann. Für die Freizeit
übernimmt der BDM. die Fürſorge für das Anlernmädchen. Am
Schluſſe des Hauswirtſchaftlichen Jahres erfolgt eine kleine
Prü=
fung, bei der aber keineswegs erwartet wird, daß das Mädchen
bereits eine perfekte Hausfrau geworden iſt. Oſtern kommen
600 000 Mädels aus der Schule, und die meiſten wollen ein
An=
lernjahr mitmachen. Die Hausfrauen mögen ſich deſſen bewußt
ſein, daß es ſich bei dieſem Jahr für ſie um keine läſtige Pflicht,
ſondern um eine ſchöne Pflicht im Dienſte des Volksganzen
han=
delt. Die Vermittlung für das Hauswirtſchaftliche Jahr erfolgt
durch die Berufsberatung.
Nach Frau Voorgang ſprach Grete Born Führerin des
Untergaues 115, für den BDM. Sie würdigte die Bedeutung des
Hauswirtſchaftlichen Jahres vor der Berufsergreifung. Leider
ſtänden, noch zu wenig Hausfrauen für dieſen ſozial wichtigen
Zweck zur Verfügung
Geſangliche Darbietungen des BDM. Darmſtadt, ſowie die
ſchneidigen Märſche des Muſikzugs des Banns 115 der
Hitler=
jugend unter ihrem jungen Dirigenten Heini Schmidt trugen
zur Verſchönerung des Werbeabends bei. Starken und herzlichen
Beifall erhielt die BDM.=Gruppe Michelſtadt, die reizende
Trach=
tentänze und mundartliche Darbietungen zum Beſten gab.
Zum Schluß des Werbeabends ſprach die Vorſitzende des
Hausfrauenbundes Darmſtadt, Frau Kloß herzliche Worte des
Dankes für alle jene, die ſich in den Dienſt des Anlernjahres
geſtellt haben, und ſie gab der Hoffnung Ausdruck, daß man vom
theoretiſchen Anfang nun bald in den Bereich der praktiſchen
Ver=
wirklichung gelange. Die wohlgelungene Veranſtaltung wurde mit
einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer, dem Abſingen der
der Nationalhymnen und des Hitlerjugend=Liedes geſchloſſen. )
Maſſenverſammlung des Garkenbauvereins.
Am Donnerstag, den 21. März, abends, wird der
Garten=
bauverein ſeine erſte Jubiläumsveranſtaltung aus Anlaß ſeines
hundertjährigen Beſtehens in feierlicher Weiſe begehen. Im
Städti=
ſchen Saalbau, in feſtlich geſchmückten Räumen, werden die Pläne
über die Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellung, die im Juli 1935 in
Darmſtadt beginnt, zum erſten Male der Oeffentlichkeit
vorge=
führt. Ein großes Werk, würdig des ſtolzen Namens: Darmſtadt
als Gartenſtadt, iſt im Entſtehen, und es iſt die Pflicht jedes
Darm=
ſtädter Bürgers ſich an Ort und Stelle von dem Planen und
Schaffen derjenigen Männer zu überzeugen, die im Jahre 1935
un=
ſerer ſchönen Heimatſtadt eine Gartenbau=Ausſtellung ſchenken
wollen, die ſich würdig an die großen Ausſtellungen der Jahre 1905
und 1925 anreiht.
Darmſtädter kommt alle, denn die Veranſtaltung des
Gartenbauvereins am Donnerstag, um 8 Uhr, im Saalbau, die bei
freiem Eintritt ſtattfindet, geht jeden einzelnen von euch an.
Es ſprechen: der Oberbürgermeiſter der
Landeshaupt=
ſtadt Darmſtadt; der Führer des Gartenbau=Vereins, Dr. Hans
Heil, und der Gartengeſtalter Hirſch. Wiesbaden, dem der
Aufbau der Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellung übertragen
wor=
ſen iſt.
Seite 8 — Nr. 79
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 20. März 193:
Reich und Ausland.
Trachkenforſcher Emil Weſſel †.
Marburg. Der bekannte
Heſſentrachtenfor=
ſcher Juſtizinſpektor a. D. Emil Weſſel iſt im
68. Lebensjahr plötzlich einem Herzſchlag erlegen.
Weſſel, aus Rothenburg (Fulda) gebürtig, war
von 1909 bis 1924 am hieſigen Amtsgericht tätig
und widmete ſeine freie Zeit eifrig der
Erfor=
ſchung der mannigfachen Heſſentrachten. Die
heſ=
ſiſche Heimatforſchung hat dem Verblichenen auf
dieſem Gebiet viel zu danken. In den letzten
Jahren ſetzte er ſich ſehr für die Verkehrswerbung
durch Rundreiſen, heſſiſcher Trachtengruppen in
anderen Gebieten Deutſchlands ein. Auch in
Jägerkreiſen iſt Weſſel ſehr bekannt geworden.
Dreijähriges Kind ſpielt mit Schußwaffe
Vater und Kind ſchwer verletzt.
Stolberg (Rheinland). In der Wohnung
des Wachbeamten Höſch in Stolberg ereignete
ſich am Montagabend ein bedauerlicher
Unglücks=
fall. Man fand den 35jährigen Wachbeamten und
ſein drei Jahre altes Kind mit ſchweren
Schuß=
verletzungen in der Wohnung auf. Die
Unter=
ſuchung hat ergeben, daß der Beamte ſeine Piſtole
auf den Tiſch gelegt hatte und nicht darauf achtete,
daß das Kind mit der Waffe ſpielte. Plötzlich
ging ein Schuß los. Die Kugel durchbohrte das
Kind und traf dann den am Tiſch ſitzenden
Wach=
beamten. Mit dem Ableben des Kindes iſt mit
Beſtimmtheit zu rechnen. Der Wachbeamte wurde
ebenfalls ſchwer verletzt.
Aualvoller Tod eines Kindes.
Braubach. In Abweſenheit der Mutter
hatte das dreijährige Söhnchen einer Braubacher
Familie eine Schachtel mit Streichhölzern zum
Spielen benutzt. Hierbei entzündete ſich ein
Streichholz, und das Hemdchen des Jungen, der
kurz vorher aus dem Bett aufgeſtanden war, fing
Feuer. In wenigen Minuten ſtand das Kind in
Flammen. Als die Mutter nach Hauſe kam, fand
ſie zu ihrem Entſetzen den Jungen mit
furchtba=
ren Brandwunden vor. Sie brachte ihr Söhnchen
ſofort ins Krankenhaus, aber die Verbrennungen
waren ſo ſchwerer Natur, daß ärztliche Kunſt das
Leben des Kindes nicht mehr retten konnte.
Nicht lange währke die Freiheik.
nen krium
Zul
Mi.
Nach dem bedeutungsvollen 16. März, an dem Deutſchlands Ketten fielen, traf der Führer Adolf Hitler am Sonntag in München ein. Die Kun
von ſeiner Ankunft hatte ſich ſchnell verbreitet, und die Bevölkerung bereitete ihm einen triumphalen Empfang, wie man ihn bisher noch nie geſeh
hatte. Hier ſieht man den Führer auf ſeiner Fahrt durch die feſtlich geſchmückten Straßen Münchens.
„Hein ſpielt abends ſo ſchön
Siegen. Ende vergangener Woche konnten
wir von einer Flucht dreier Schwerverbrecher aus
dem Gefängnis in Siegen berichten. Die von der
Polizei ſofort aufgenommenen Ermittlungen nach
den Burſchen wieſen eine Spur nach Mudersbach.
Aber es gelang nicht, ſie dort zu faſſen, denn ſie
hatten inzwiſchen ihren Weg nach Brachbach
wei=
ter fortgeſetzt, um ſchließlich über Kirchen nach
Betzdorf zu gelangen. Auf dem Wege dorthin
machten ſie die Siegener Gegend förmlich
un=
ſicher, indem ſie in Geſchäfte eindrangen und auch
in einem Fall Erfolg hatten. Lange konnten ſich
die Flüchtlinge — es handelt ſich um den
berüch=
tigten Ein= und Ausbrecher Bernhard Linden, der
die Hälfte ſeines Lebens hinter Gefängnis= und
Zuchthausmauern zugebracht hat, weiter um die
Schwerverbrecher Guſtav Stadtkowitz aus Bochum
und Wilhelm Scholz aus Oedingen — der
Frei=
heit nicht erfreuen, denn, wie die Wiſſener
Poli=
zeiverwaltung mitteilt, gelang es dem
Streifen=
dienſt, die Burſchen in Wiſſen feſtzunehmen. Sie
wurden ſoſort dem Gericht in Siegen zugeführt.
Im Schlaf vom Gastod überraſcht.
Frankfurt a. M. In einem Hauſe der
Alten Mainzer Gaſſe wurden vorgeſtern abend
der 72 Jahre alte Schuhmacher Johann Kolmer
und der 51jährige Kellner Georg Bing mit einer
ſchweren Gasvergiftung aufgefunden. Beide
hat=
ten ſich ſchlafen gelegt und vergeſſen, den
Gas=
hahn zu ſchließen. Kolmer iſt an den Folgen der
Vergiftung geſtorben. Bing wurde in
bewußt=
loſem Zuſtand ins Krankenhaus übergeführt.
* Bei einer Streife im Berliner Tiergarten
konnte die Kriminalpolizei jetzt einen
langge=
ſuchten Betrüger und Heiratsſchwindler dingfeſt
machen. Es iſt der 33jährige Fritz Hein, der
ſei=
nem durch den Schlagertext, ſo populär
gewor=
denen Namen auf ſeine Weiſe alle „Ehre” antat.
Er ſpielte tatſächlich auch abends auf dem
Schif=
ferklavier, und zwar, ſo ſchön, daß er viele
Frauen=
herzen betörte. Der tüchtige Hein hat zwar ſchon
14 teilweiſe recht empfindliche Vorſtrafen auf dem
Kerbholz, was ihn aber nicht hinderte, unter den
heiratsluſtigen Frauen reiche Ernte zu halten und
ſie nach Strich und Faden zu beſtehlen und zu
be=
trügen. In Moabit war der tüchtige Hein
ſo=
wohl „außerhalb”, als auch „innerhalb” gut
be=
kannt. Außerhalb kannten ihn die Frauen und
Mädchen, und er hatte bald ſeinen Spitznamen
weg. Als der „Schrecken von Moabit” war er
aber auch ebenſo den Strafbehörden und der
Po=
lizei bekannt. Sie war ihm ſchon ſeit Tagen dicht
auf den Ferſen, Hein aber hatte bei einer ſeiner
zahlreichen Bräute Unterſchlupf gefunden. Die
„Wohnung wurde von den Beamten umſtellt Mit
entſicherten Waffen drangen ſie in die Räume
ein, fanden aber nur noch die „Braut”, die ſich
über den polizeilichen Beſuch ſehr wunderte und
nun erſt wie ſo manche andere von dem Vorleben
des Geliebten erfuhr. Hein war aber mit
verblüf=
fender Gewandtheit an einer Wäſcheleine in die
Tiefe abgeſtiegen. Diesmal entwiſchte er auch
tat=
ſächlich, beſaß aber dann die Frechheit, ſich am
nächſten Abend ſchon wieder mit einem neuen
Opfer im Tiergarten zu „ergehen”. Von allen
Seiten umſtellt, ergab er ſich dann in ſein
Schick=
ſal und trat den Weg nach dem Alex an, wieder
ſehr zur Verwunderung ſeiner Begleiterin.
Der Reichsberufswettkampf begann.
60. Verhandlungstag
im Rundfunk=Prozeß.
Während eines Jungarbeiterappells im Transformatorenwerk der AEG. in Berlin eröffnete
Reichs=
jugendführer Baldur v. Schirach den zweiten Reichsberufswettkampf. Dies iſt eine Ueberſicht über
die Feier. Man ſieht Baldur v. Schirach in der Mitte auf der Tribüne während ſeiner Rede.
Berlin. Im Rundfunkprozeß fand am
Diens=
tag der 60. Verhandlungstag ſtatt. In der
Vor=
mittagsſitzung wurde Direktor Lehmann von der
Ufa als Sachverſtändiger verhört, um ſich auf
An=
trag der Verteidigung darüber zu äußern, ob es
auch beim Film üblich ſei, ſolche Angeſtellte, von
denen der künſtleriſche Erfolg abhängt, durch
ge=
legentliche Sanierungsmaßnahmen vor
wirtſchaft=
lichen Schwierigkeiten zu bewahren. Die
Vertei=
digung will darauf hinaus, daß die für den
An=
geklagten Dr. Fleſch während ſeiner Tätigkeit als
Rundfunkintendant unternommenen
Sanierungs=
maßnahmen im Kunſtleben nichts Ungewöhnliches
ſeien.
Der Sachverſtändige erklärte, die Höhe des
Einkommens von Filmkünſtlern habe nichts
da=
mit zu tun, daß auch ſolche hochbezahlten Kräfte
in Geldverlegenheiten gerieten und mit
Vorſchuß=
forderungen kämen. Wenn das Unternehmen auf
die Arbeit dieſer Kräfte großen Wert lege, dann
werde man ſelbſtverſtändlich helfend eingreifen.
Die Ufa habe natürlich, wie jedes Kunſtinſtitut,
ein Intereſſe daran, daß den Künſtlern die
Spiel=
freudigkeit nicht durch wirtſchaftliche
Schwierig=
keiten genommen werde. Eine Liebesſzene würde
total verunglücken, wenn die jugendliche Heldin
in den Armen des Geliebten durch den Gedanken
gequält werde, daß im gleichen Augenblick der
Gerichtsvollzieher bei ihr in der Wohnung
pfändet.
Vorſitzender: „Das muß ja allerdings jede
Liebesſzene ſtören.” (Heiterkeit.)
Sachverſtändiger: „Geldverlegenheiten gibt es
ſogar bei Produktionsleitern, deren Einkommen
100 000 RM. erreicht. Im allgemeinen aber ſind
die Künſtler in ihrer Lebensweiſe viel
bürger=
licher eingeſtellt, als die Oeffentlichkeit glaubt.”
— Unter allgemeiner Heiterkeit führte der
Sach=
verſtändige dann das Beiſpiel eines Künſtlers
an, der früher trotz hoher Einnahmen dauernd
im Vorſchuß ſaß, weil er mit Geld nicht zu
wirt=
ſchaften verſtand. Dieſer Künſtler habe jetzt ein
anſehnliches Vermögen geſpart, weil ſich eine
gleichfalls bei der Ufa beſchäftigte Künſtlerin
ſei=
ner annahm und ihren guten Einfluß auf ihn
geltend machte.
Vorſitzender: „Bei der Funkſtunde gab es
lei=
der nicht eine Dame mit ſo gutem erzieheriſchen
Einfluß.” (Heiterkeit.)
Der Sachverſtändige betonte, daß die Ufa ſtreng
darauf achte, daß alle Vorſchüſſe pünktlich
zurück=
gezahlt werden. Die Leitung bemühe ſich, den
Künſtlern bei wirtſchaftlichen Schwierigkeiten
beratend zur Seite zu ſtehen. Zinſen würden für
Vorſchüſſe nicht erhoben.
In der Nachmittagsſitzung im Rundfunkprozeß
wurde der Generalintendant der Preußiſchen
Staatstheater Tietjen als Zeuge und
Sachver=
ſtändiger vernommen.
Generalintendant Tietjen erklärte als
Sach=
verſtändiger über das Vorſchußweſen: Der
Vor=
ſchuß iſt eigentlich ein integrierender Beſtandteil
des künſtleriſchen Daſeins. Das gilt auch für die
hochbezahlten Künſtler. Den Intendanten iſt
dasſelbe Entgegenkommen in der Vorſchußfrage
bewieſen worden wie den Künſtlern. Wenn ein
Künſtler oder Intendant, auf deſſen weitere
Mitarbeit man Wert legt, vor großen
wirtſchaft=
lichen Schwierigkeiten ſteht, dann wird man ihm
ſeitens der Bühnenleitung helfend beiſpringen.
Auf eine Frage der Verteidigung erklärte
Gene=
ralintendant Tietjen, u. U. würde die
Bühnenlei=
tung auch Prozeßkoſten für die Künſtler oder
In=
tendanten bezahlen, wenn der Ausgang des
Pro=
zeſſes für das Theater von Bedeutung iſt.
Die Weiterverhandlung wurde auf Mittwoch
vertagt.
Zug fährt in eine Arbeikerkolonne.
Brüſſel. Auf der Strecke Brüſſel—A
werpen fuhr Dienstagvormittag bei Mecheln,
folge, dichten Nebels ein Zug in eine Grur
Bahnarbeiter. Sieben Arbeiter wurden auf
Stelle getötet, zahlreiche wurden zum Teil ſchn
verletzt.
Italieniſche Lokomotive in Arbeiterkolonne
gefahren.
Paris. Auf der Strecke Nizza—Cunco ft
eine italieniſche Maſchine beim Rangieren
italieniſchem Gebiet in eine Gruppe von Streck
arbeitern. Drei Arbeiter wurden getötet u
ſechs ſchwer verletzt.
Laſtkraftwagen bringt zwei Häuſer zum Einſtu=
Mailand. Aus Trieſt wird in nei
ſchwerer Unglücksfall gemeldet. Auf der Au
mobilſtraße Fiume Trieſt fuhr ein Laſtkra
wagen infolge Verſagens der Bremſe auf eit
abſchüſſigen Strecke mit voller Gewalt gegen
Haus und zertrümmerte faſt die ganze Vord
front eines darin befindlichen Cafés. Etwa
Minuten ſpäter ſtürzte das ganze Haus zuſa
men. Die Beſucher konnten ſich noch rechtzeitig
Sicherheit bringen. Zwei Perſonen, die auf d
Laſtwagen, ſaßen, wurden getötet, eine Perſ
ſchwer verletzt. Während der Aufräumungsarb
ten ſtürzte auch das nebenliegende Haus ein.
konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, ob ſich
un=
den Trümmern noch Opfer befinden.
Dampfer auf Felſen gefahren.
Tokio. Wie aus Sapporo gemeldet wi
fuhr der japaniſche 600=Tonnen=Dampfer „Cho
Maru” auf einen Felſen und ſank. Nach d
bisherigen Mitteilungen ſind 19 Mann von 4
Beſatzung ums Leben gekommen.
Emmn Sonnemann als Königin Luſt
Am Sonntag abend wurde im Staatlich
ſpielhaus das Drama von Hans Schwatz
von Preußen” zum erſten Male aufgeführt
Stück behandelt in einer feſſelnden We
Tragik des Heldenlebens jenes großen Preibe
prinzen. In den Frauenrollen ſpielt. Olit
Sonnemann die Königin Luiſe, die wir hie
ſammen mit Paul Hartmann als Prind Lo=
Ferdinand am Aufführungsabend zeige
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 79 — Seite 9
woch, 20. März 1935
TatLta
K
Aiotieter
Die Rhön.
iſe Rhön nicht beſſer als ihr Ruf? — Baſaltkegel und Bergkuppen. — Der Kreuzberg.
Rhönbauern, ihre Art und ihre Arbeit.
Die Rhön.
Von Karl Straub.
n! Das Wort weckt in vielen die Vorſtellung des Rauhen,
Unrg ichen. Wer das „Waldgebirge” — ſo haben andere den
ſarxz des Berglandes gedeutet —, das im Herzen Deutſchlands
lies 4ngebettet zwiſchen Thüringer Wald und Vogelsberg,
um=
ſpie Un Saale und Sinn, von Werra und Fulda, nach veralteten
ſleb=s ferungen beurteilt, der mag es auch ferner meiden. Die
Beaxen werden vielleicht an den grauen Lavamauern, an den
rſen Kegeln und Domen, an den ſamtenen Huten und Mat=
3Rhön achtlos vorübergehen. Andere werden kommen, mit
le ugen und offenen Herzen.
Geographen bezeichnen die größte Längenausdehnung der
n Gemünden im Südweſten bis Vacha im Norden mit 90
rn; die größte Breitenausdehnung von Fulda im Weſten
ningen im Oſten mit 50 Kilometern. Sie ſprechen von
nexdlichen waldreichen, einer mittleren langen oder hohen,
einer nördlichen kuppenreichen Rhön mit
* ) Geviertkilometern Fläche, von rund 200000
bewohnt. Preußen und Bayern, Heſſen und
ſüis en teilen ſich in den Beſitz, der ehemals von
Hermunduren und Franken beſiedelt war
Sreiche Buchenbeſtände und geheimnisvolle
Siſte weiſt der ſüdliche Teil der Rhön in
Zahl auf. Ihnen verdanken die Heilbäder
Bocklet, Brückenau und Neuhaus a. d. S.
en landſchaftlichen Reize. Dort erheben ſich
4hhaften „Schwarzen Berge”, dort finden wir
tte n Salzforſt, ehedem kaiſerliches, ſpäter fürſt=
) würzburgiſches Jagdgebiet, den
zweit=
chſ” Berg der Rhön, den 923 Meter hohen
verg, der ſeiner umfaſſenden Ausſicht und
nesaſtlichen Franziskaner=Hoſpizes wegen am
liſts beſucht wird. Tauſende von Wallfahrern
illjährlich zu der Stätte, von der aus St.
it ſeinen Gefährten Kolonat und Totnan die
ſiſtA Lehre über das Frankenland verbreitete.
e eiter wir in das Innere des Gebirgs zur
ſtic oder hohen Rhön wandern, etwa bis zur
Eſs ppe (950 Meter), dem höchſten Punkte der
hryi ſo mehr ballen und drängen ſich die Maſſen
FBA zufammen. Dann gleichen die vielen Gipfel
die Enge getriebenen Herde.Hier nun ent=
Rhön ihre ganze entzückende Eigenart.
e Ader treten zurück und beſchränken ſich mehr
di inge und Niederungen. Barhäuptig ſtehen die
ſie Bipfel der Waſſerkuppe und des Heidelſteins;
der agen noch einige Waldfetzen, Haarlocken gleich,
der iben die Stirne frei und zeigen das Antlitz
(innlich umrahmt von Buſch= und Baumwerk.
aſſe von ſargähnlicher Geſtalt (Milſeburg 832
eterl ndere rundete es zu Kuppen und Kegeln.
beerſträuchern, verkrüppelten Birken und Wacholderbüſchen
her=
übergrüßen. Metalliſch dunkel ſchimmern die Linien der
Abfluß=
gräben, an deren Rändern Sumpfpflanzen ſproſſen. Das
Woll=
gras wiegt ſeine weißen ſeidenen Büſchel im Winde; es meckert
die langſchnäbelige Bekaſſine, und der Kiebitz ruft. Sonnentau
und Fetthenne ſchmarotzen auf dem vollgeſaugten Mooſe, und
ſchlanke Libellen huſchen ſurrend hin und her.
Wie rieſengroße Maulwurfhügel auf grünen Wieſenmatten,
ſo ſitzen die Berge der nördlichen, kuppenreichen Rhön, baſaltene
Kegel auf roten Sandſteinplatten, in der talreichen, wohlbebauten
Landſchaft. Ihrer neun als die vornehmſten bilden das „heſſiſche
Kegelſpiel”, und die Kugel dazu, die Milſeburg, liegt nahe dabei.
Der Oechſenberg bei Vacha ſchließt den Kranz als nördlichſter
Vorpoſten.
Gegen die Werra zu haben ſich rieſige Sandſteinplatten an
einzelnen Stellen geſenkt. Waſſer füllten die Einbruchſtellen aus,
und ſo entſtanden jene prächtigen, waldumſäumten Seen, die der
Volksmund „Kutten” nennt.
Am Rande eines Parkes liegt die kleine, tiefe, grünlich
ſchim=
mernde Roßdorfer Kutte. Eichen und Buchen, Birken und Erlen
rs Gewalt formte manche Gipfel zu breiten. Blick in die Rhön vom Kreuzberg, rechts Waſſerkuppe. Thomas Bachmeier.
2der Hohen oder Langen Rhon lagert jene ſchwermütige
inſa it, die nüchterne Menſchen Troſtloſigkeit nennen und ſie
rur iehen. Doch lebendig iſt’s hier oben, nicht nur um die
euen zeit, wenn fleißige Rhönbauern am frühen Morgen aus
„0 —ſen Zelten kriechen und mit frohem Sang ihr hartes
age— beginnen, ſondern auch dann, wenn Wotans Heere über
eMejagen, wenn Nebelfrauen aus den Tiefen ſteigen, ihre
eiges ufzuführen, wenn der Sturmwind durch die Wetterbuchen
zum geſpenſterhaften Tanze aufſpielt.
1 bunt iſt dieſe Einſamkeit. Roſtrot und dunkelbraun hat
hd:Heidekraut gefärbt in vielen Jahren, tiefdunkles Waſſer
„at ſii eſammelt, hat das Wurzelwerk der Gräſer und Kräuter
rfre und Moore gebildet. Rotes Moor nennen die Rhöner
. Weithin ſchimmert ſeine ſchwammig aufgequollene
aſſe Die Rinden der Birken, die vereinzelt ſtehen, leuchten
deiß—1 nkelgrün ſcheinen die verwachſenen Kiefern, ſchwärzlich
ſe ſc iken Wacholder. Es iſt kein Bild, das fröhlich ſtimmt;
der —s, das man nie vergißt, das tief ergreift mit ſeinem Ernſt
Nr Innigkeit an ſchönen Tagen.
Sarzes Moor heißt das andere. Dort iſt die Stimmung
och er, geheimnisvoller. Die weite Fläche ſchimmert
dunkel=
kaur)ſer Abendſonne Purpurſtrahlen ſenken ſich auf die Waſſer
* oraugen”, kleiner Seen, die hinter Ginſter und Heidel=
ſchützen an der Bernshäuſer Kutte das Reich neckiſcher Kobolde,
lockender Nixen und Elfen. Und am Schönſee halten einige alte,
wetterharte Buchen treue Wacht, daß keine Herdenwanderer den
heiligen Frieden in dieſem hehren Winkel der Rhön ſtören
Mähderlied.
O ihr Mähder all auf Erden!
Das ſind heuer groß Beſchwerden,
Darum bitte Gott allzeit,
Daß die Senſi im Zirkel bleibt.
Höret gnädig unſre Bitten:
Wollet uns recht Fleiſch raufſchicken,
Käſebrot und Branntewein,
Laßt das Gras beim Teufel ſein!
Früh, eh’ noch die Sonn’ ſich zeiget,
Flugs man aus dem Zelte ſteiget,
Haut und mäht den ganzen Tag. —
Das iſt wahrlich (eine) harte Plag.
Höret gnädig uſw.
Aus einem Rhöner Mähderlied.
Auf dem Kreuzberg.
Skizze von Karl Straub=Würzburg.
Wir ſitzen auf einem der Baſaltblöcke, die oberhalb des
Kloſters den abſchüſſigen Hang überdecken. Die Täler ſind noch
mit dichtem Nebel bedeckt, der Wald, der das Kloſter im
Halb=
kreis umſchließt, iſt von einzelnen Nebelſtreifen durchzogen, die
ſich hartnäckig an die Baumwipfel anklammern. Verlaſſen ſie
dieſen Zufluchtsort, dann faßt ſie der ſcharfe Wind, der über
die baumloſen Hänge hineinſtreicht und treibt ſie, wie der
Bettel=
vogt ein paar aufgegriffene Landſtreicher, vor ſich her, um ſie
an den Mauern des Kloſters zu zerteilen. Das Klöſterlein und
die Kirche mit dem Dache aus grauen Holzbrettchen liegt noch
ſtill und menſchenleer; im Kloſtergarten hantiert der Bruder
mit dem Servitial, um große Körbe voll Gemüſe in die Küche
zu ſchicken, während der Bruder Gärtner noch ein paar erſt in
dieſer Nacht zur Blüte gekommene Blumenſtöcke zum Schmucke
des Altars beiſchleppt, die er im Treibhaus entdeckt hat. Noch
halten die kleinen Glöckchen, die im ſpitzen Türmlein hängen,
ihre Morgenruhe, denn die einzelnen Gruppen, die da und dort
aus den Waldpfaden herauskommen, ziehen ſang= und klanglos
ein. Bald aber beginnen ſie ihre Tätigkeit, wenn die weißen
Chorröcklein der Miniſtranten und die hochroten Fähnlein durch
die Bäume ſchimmern und vielſtimmiger Geſang oder
Blech=
muſik aus dem Walde ſchallt. Und ſie ziehen ſich nun, langſam
und allmählich heraus — die dunklen Reihen der „Mannslüte‟
den Geiſtlichen in ihrer Mitte, dann die bunten Reihen der
„Weibslüt”, die mit aufgeſchürzten Röcken und den Kober am
Arme daherkommen. Von einem Pater eingeholt, zieht ſingend
eine Prozeſſion nach der andern in die Kirche ein. Zehn und
noch mehr ſolcher Züge kommen in kurzen Zwiſchenräumen,
denn auf drei Stunden Umfang wallfahrten alle Rhöndörfer an
hohen Feſttagen zum Kreuzberg. Die Kirchenmauern ſind reich
geſchmückt mit den daran gelehnten großen und kleinen Fahnen;
vorne auf dem freien Platze drängt ſich eine bunte Volksmenge
um die aufgeſchlagenen Buden. Sind Wallfahrer von weiter
entlegenen Orten am Vorabend angekommen, dann ſind
haupt=
ſächlich die Erfriſchungsbuden umlagert; die ganze Speiſekarte
beſteht aus Brot und Wecken, Wurſt und „Schwartegönder”,
manche ſetzen „a Wörfje” drauf, die meiſten aber ſuchen die
tiefer liegenden Kloſterräume auf, um von dem vielbeſchäftigten
Bruder Bräu, der am Bierbanzen ſchaltet, einen Krug Bier zu
erhaſchen, mit dem ſie ſich in einen Winkel des Ganges oder
in die geöffneten weißgetünchten Stuben zurückziehen. Dort
ver=
zehren ſie dichtgedrängt ihr einfaches Abendmahl, unterhalten
ſich noch einige Stunden abwechſelnd mit Plaudern, Beten,
Singen, bis ſie ermüdet den Kopf auf den harten Tiſch
nieder=
legen zu einem kurzen Schlummer, wenn ſie ſich nicht in den
oberen Gängen auf den Boden ſetzen, den Rücken an die Wand
gelehnt. Viele ſuchen dasſelbe unbequeme Lager in den Stühlen
und an den Wänden der Kloſterkirche.
Am Morgen des Feſttages haben mehr die anderen Buden
ihren Zulauf; denn jeder Wallfahrer ſucht den
Daheim=
gebliebenen ein Andenken mitzubringen, ein Bild, eine Medaille
oder Zuckerwerk den Kleinen; auch manches Zuckerherz mit dem
üblichen Liebesſprüchlein wird vom jungen Volk erworben,
und noch lange liegt das Reimlein zu Hauſe im ſchmuckloſen
Nähkäſtchen, während das Herz, das zuckerne, ſchon lang
ver=
naſcht iſt. Die Zeit vor dem Hauptgottesdienſte wird häufig
von den Wallfahrern dazu benützt, um die Stationen zu
be=
ſuchen. Lange Züge ſind es, aus denen die buntfarbigen
Kopf=
tücher in den verſchiedenſten Schattierungen von glänzendem
Weiß bis zum düſteren Schwarz hervorleuchten. Dann ſieht
man auch einzelne Gruppen auf der raſigen Hochfläche dem
Naturgenuß ſich hingeben, d. h. ſie zeigen und erklären ſich die
Gegend ringsum, wobei es zwar an geeigneten Worten, aber
wohl nicht an dem Gefühl der Bewunderung und an
Verſtänd=
nis der Naturſchönheiten fehlen wird.
Gegen 9 Uhr aber kommt Ruhe und Stille in die
tauſend=
köpfige Menge. Die letzte Prozeſſion iſt angekommen, die
Glöck=
lein rufen zum Gottesdienſte. Bis weit hinaus unter dem
Schatten der Buchen ſtehen die Andächtigen. Wie beim
See=
ſpiegel nur die äußerſten Wellen mit leiſem Plätſchern an das
Ufer ſchlagen, während die ganze große Fläche lautlos daliegt,
ſo ſind es auch hier nur einzelne, weiterhin zerſtreute Gruppen,
welche noch unnützes Plaudern in die Andacht miſchen, oder
es ſind die Franktireurs einer Wallfahrt, die Bubenſcharen, die
ſich außen herumtreiben. Der Gottesdienſt iſt zu Ende und das
vorhin geſchilderte Schauſpiel der kaufenden, plaudernden und
eſſenden Menge wiederholt ſich, aber noch lauter, lebendiger,
bunter geht es zu. Die Buden mit Eßwaren und den Schenk=
Seite 10 — Nr. 79
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
ſtellen im Kloſter ſind förmlich belagert; ſelbſt der friſche Born,
der umſonſt ſeinen Trank ſpendet, hat zahlreiche Gäſte; es ſind
die Armen und die Alten, welche nicht im Stande ſind, an der
Schenke ſich durchzudrängen oder zu zahlen.
Kaum eine Stunde nach dem Gottesdienſte beginnt der
Heimweg in einer Weiſe, die ſchon manch poetiſch oder
künſt=
leriſch angelegtes Gemüt entzückt hat. Auf dem freien Platze
ſtehen zu Dutzenden die kleinen und großen Fahnenträger und
ihre ſtolz gehaltenen Fahnen leuchten in allen möglichen
Schat=
tierungen von rot und blau. Außen wird noch in aller Eile
gekauft und gefeilſcht, drinnen ſingt man bereits den letzten
Segen. Und nun wälzt ſich die ganze Menge heraus, ein
unent=
wirrbarer Knäuel von Menſchen und Trachten; vielleicht ſechs
Muſikbanden begleiten das Lied, das aus Tauſenden von Kehlen
erſchallt. Sofort teilt ſich auch der gewaltige Strom in zwei
Arme; die einen ziehen gerade aus, die andern biegen um die
Kirche und ziehen gegen Oſten. Noch wenige hundert Schritte,
und wieder teilen ſich die Maſſen zwei= und dreifach; je öfter
die Teilung, deſto mehr Ordnung kommt hinein, ſo daß ſich
auch ſchon die zwei üblichen Reihen bilden. Schon ſind einige
voraus, andere zurück, und nun wogen in dem Waldkeſſel der
Hall= und Widerhall, das langſame und ſchnellere Zeitmaß, die
fünf= und ſechsfach geteilten Muſikklänge durch= und
gegen=
einander, als wie wenn im raſcheſten Wechſel die Wogen
ver=
ſchiedener Seeufer gegeneinander ſtürmen. Die einzelnen
Pro=
zeſſionen verſchwinden im Walde, noch immer leuchten die
weißen und roten Tücher durch die Bäume, noch lange trägt
der Wind die Schallwellen an unſer Ohr, bis ſie gleich einem
ſanften Windesſäuſeln verklingen.
Zu unſeren Füßen aber wimmelts noch wie in einem
zer=
ſtörten Ameiſenhaufen. Jeder erwiſcht noch, was er erwiſchen
kann, einen Trunk Bier, ein letztes „Wörffe” einen Wallweck
und eilt dann mit langen Schritten ſeiner Prozeſſion nach. Die
Händler packen eilig zuſammen und folgen der großen
Heeres=
maſſe, noch immer kommt ein Nachzügler aus dem Kloſter und
Wirtshaus, aber ohne ſonderliche Eile, da er ſie doch nicht
mehr einholen kann. Aber kaum eine Stunde — und der ganze
Platz liegt ſtill und lautlos da, Scharen von Vögeln tummeln
ſich zwiſchen den Buden, um die Broſamen aufzuleſen. Drinnen
aber im Kloſter ſitzt eine kleine Schar von Gäſten: der
Rhön=
ſänger etwa mit ein paar Rhönwanderern, an denen es zur
Sommerzeit keinen Tag fehlt; einige geiſtliche Herren und Lehrer,
die keinen Dienſt bei der Prozeſſion haben, und einige geiſtliche
Väter und Mütter, das ſind jene Bauersleute, welche die
ter=
minierenden Brüder beherbergen und verpflegen und die ſich
deshalb auf dem Kreuzberge beſonderer Aufmerkſamkeit erfreuen.
Kreuze auf der Kreuzbergkuppe in der Rhön. Thomas Bachmeier.
Rhönbauern / Erzählung von Heinrich Ruppel
„Nun, ſo ſchlaf wohl!”
Ja, Bauernherzen hierzuland! Hart und karg iſt der Boden,
der ſich nur mühſam die Ernte abringen läßt. Hart und karg ſind
die Herzen, die ſich höchſt ſelten eine Guttat abringen laſſen, ſich
einer weichen Regung faſt ſchämen und ſich ihrer Hartherzigkeit
voreinander rühmen, was ſie doch für Hauptkerle ſind. Ein guter
Menſch, d. h. ein ſolcher, der einen Landſtreicher aufnimmt und
über Nacht behält, iſt den anderen lächerlich und ein halber Narr.
Ueber das Wohltun an Fremden hat man ſeine eigenen
abſonder=
lichen Gedanken. Allſonntäglich hört man wohl von der Kanzel
die Mahnung: Liebe deinen Nächſten als dich ſelbſt! und von
der Schule her trägt man die bibliſchen Kernſprüche und Gebete
auch noch im Sinn. Aber die harten, kargen Ackerſchollen predigen
ihnen ein anderes Gebot: das der Selbſterhaltung. Und dieſe
Schollenpredigt iſt eindringlicher als die Sonntagspredigt und
ſteckt ihnen tief im Blut und in den Knochen.
Im Sommerlathauſe hatte es beim Nachteſſen Unfried
ge=
geben. Der Bauer wollte den Haſſelhenn, einen bekannten
Land=
ſtreicher, im Stall beherbergen; der unwirſche Sohn, der
esüber=
haupt nicht erwarten konnte, bis er Herr im Hauſe wurde, hatte
aber deutlich ſein Mißfallen kundgetan. Es wäre ein Schimpf
und eine Schande, wenn ſo einer bei Nacht ſtürbe und wenn man
ihn dann aus dem angeſehenen Bauernhof heraus begraben laſſen
und auch noch die Koſten zahlen müſſe.
Der Landſtreicher war gegangen, als er aber keinen
Unter=
ſchlupf gefunden, heimlich wieder ins Haus gekommen.
Zuſammengekauert, die Beine an den Leib gezogen, lag der
Bettler auf einer Schütte Stroh und lächelte wie im Traum. Eine
weiche Kinder= oder Engelhand . . . oder ſonſt etwas wunderbar
Weiches, wie er’s in ſeinem Leben noch nie gefühlt . . . kraulte
und ſtreichelte ihn an ſeinem kratzborſtigen Kinn. Oder war’s
eine Mutterhand? . . . Das tat ihm ſo wohl, daß er behaglich
knurrte, was eigentlich gelacht ſein ſollte, und . . . erwachte. Aber
da war’s nichts anderes als der lange ſeidige Bart der Geiß,
die den Schlafenden beſchnuppert hatte und vor dem Erwachenden
erſchreckt den Kopf hob, um ihn mit großen glänzenden Augen
zu betrachten. Schlaftrunken fuhr ſich Haſſelhenn übers Geſicht,
wie man läſtige Müchen verſcheucht. Aber es war weiter nichts
als eine, Krümelchen Kleie, die der Geiß vom Tränkeimer im
Bart hängen geblieben und beim Beſchnuppern auf den
ſchlafen=
den Bettler gefallen waren. Der wiſchte ſie ſich nun aus dem
Geſicht.
„Da ſieh mal einer an!” rief Sommerlat gutmütig ſcherzend,
„Du biſt ja doch hier, du alt Ding!”
„Soll ich ihn hinausweiſen,” dachte der Bauer, „daß Frieden
im Haus bleibt? Nein, nein — er muß doch ein Dach überm Kopf
haben.”
„Auf den Pflaſterſteinen kann ich doch net ſchlafen, Pätter!”
knurrte der Alte, ohne den Kopf vom Stroh zu erheben.
„Sollſt du auch net, Henn. Wenigſtens net, ſo lange ich Herr
aufm Sommerlathof bin. Aber — du biſt doch zum Hof
naus=
gegangen — wie biſt du denn hier reingekommen?”
Haſſelhenn lag wie ein Hündchen im Stroh und blinzelte ins
Licht. „Im Dorf behielt mich keiner weißt du, Pätter, weil
keiner ſo viel Herz hat wie du . . . und auf der Gaſſ” konnt’ ich
net bleiben. Da wär der kalte Tod mein Schlafkamerad geweſen.
Da bin ich durch die Gärten her und von hinten durch die Scheuer.
Da war mir’s auch zu kält. Beim lieben Vieh, dacht’ ich, iſt’s
wärmer. Und ſo bin ich hier. Ich trag’ dir nichts fort, Pätter!“
„Weiß ich, Henn. Aber Hanpeter, der ſchimpft. Das weißt
du ja!‟
Haſſelhenn raffte ſich halb hoch: „Wenn du Furcht haſt vor
deinem Jungen, dann will ich gehen.”
„Bleib hier, alter Kerl! Draußen iſt’s ſo dunkel wie in der
Höll” und kalt, daß einem die Knochen knacken.”
„Nun ja, dann laß den Hanpeter ſchimpfen, Pätter, und laß
mich ruhn.”
Sommerlat ging. Den Stalltürriegel noch in der Hand, kehrte
er wieder um. Der arme Teufel mußte doch frieren. Sommerlat
ging in die Futterkammer, nahm vom Haferkaſten zwei
Pferde=
decken und warf ſie über den Verſchlag dem Bettler zu.
Haſſel=
henn hob den Kopf ins Licht wie ein Vogel, der eine Gefahr
fürchtet, und ſtreckte die knochige Hand abwehrend aus. Als er
die weichen Decken fühlte, lachte er hart und rauh. Sein Lachen
hörte ſich an wie ein tränenloſes, krampfiges Greinen. Denn an
Guttaten war er nicht gewöhnt.
„Morgen früh weck’ ich. dich.”
„Iſt net not, Pätter. Ich mach mich ſtillſchweigend davon,
daß mich keiner hört, und daß du keinen Aerger haſt.”
Der Alte mummelte ſich bis an die Ohren ein und murmelte:
„Schön warm ſo, ſchön warmche!” Und die Geiß ſah mit großen,
glänzenden Schalksaugen auf das Häufchen Elend, das Menſch
hieß, und meckerte ihm Gutenacht.
„Biſt du nun warm?” fragte der Bauer hinausgehend.
„Ja, Pätter.”
„Du auch!
Der Lichtſchein tanzte an den Wänden hin und gaukelte
hin=
aus. Die Stille und Finſternis ſtanden wieder im Raum um
den Bettler, nur manchmal vom Schnauben eines Tieres, vom
Raſſeln einer Kette geſtört.
Am anderen Morgen erhob ſich Sommerlat und ging hinaus,
um nach Haſſelhenn zu ſehen. Denn es ließ ihm keine Ruh’ mehr.
Vielleicht war Haſſelhenn ſchon fort. Aber dann mußte das Vieh
unruhig ſein, zum mindeſten mußte der Rotſcheck mit ſeinem
Kälbchen in der Ecke brüllen. Da ſich nichts rührte, ſteckte
Haſſel=
henn wohl im Stroh. Es fröſtelte den Bauer, als er durch den
friſchen Spurſchnee über den Hof ſchritt, und die Wärme des
Stall=
dunſtes, die ihn anwehte, ſpürte er gern.
„He, Henn!” rief Sommerlat, „rappel dich auf, daß du ſo
langſam wieder in die Waberung (Bewegung) kommſt!” Keine
Antwort. Er pochte mit der Fauſt an den eichenen Träger
mit=
ten im Stall, daß die verſchalten (Fachwerk mit Schalholz) Wände
ſchütterten, und klirrte mit den großen Zinkeimern auf dem
Stallpflaſter. Nichts regte ſich. Was ſollte das heißen? Er tat
den Verſchlag auf und beugte ſich über die Geſtalt auf der Stroh=
Der Eisgraben bei Fladungen.
Thomas Bachmeier.
ſchütte. Schlief er noch? Du mein Gott ja! Er war noch da und
hatte ſich doch ſtillſchweigend davon gemacht, wie er’s ahnungslos
geſagt. Haſſelhenn war tot. Starr und ſteif wie’n Knorz lag er
im Stroh, und die Geiß hing den gehörnten Kopf nachdenklich auf
den toten Bettler.
Was nun? Ruhig überlegen! ſagte er ſich. Er verſuchte es
Alſo, was nun? Ihn begraben! Sonſt nichts. Ehrlich und
chriſt=
lich begraben laſſen. Denn er war doch in Menſch, in
Chriſten=
menſch. Und auf in Grab hat doch in jeder Chriſtenmenſch, und
wär’s der allerärmſte, n Recht und inen Anſpruch. Oder nicht?
Gewiß doch! Und die Leichenkoſten 2 Gott, die paar Heller!
Die machen ihn net arm. Und der Schimpf und die Schand . . .
Schimpf und Schand . . .? Der Bauer ſah ſcheu um ſich her, als
müſſe er einen Spuk ſehen. Aber da war nichts, gar nichts”.
Doch! . . . Der Schimpf und die Schand 2. War das nicht
Hanpeters Stimme, die da ſchrie, ihm kalt, hohnvoll und boshaft
ins Ohr ſchrie? . . . Ihr ſeid ohne das ſchon dem ganzen Dorf
Mittwoch, 20. März
zum Geſpött und hellen Gelächter .. . Und nun noch
Schimpf und Schand Beettelpacks wegen? . . . Sommerlat
um. Er war allein. Nein, nein. Da war noch dieſe kalte.
volle Stimme ſeines Sohnes, die fortgeſetzt ſchrie
Lenn nur? In ihm? Außer ihm? O, wie das höhnte und
Auf Eure Gutheit pfeif ich Euch! Gutheit iſt Dummheit. D.
jeder vernünftige Bauer im Dorf. — Ja, die Ueberklugen
wohl ſo, wollte ſich Sommerlat verteidigen, aber die ſind
keine Menſchen mehr, die! — Krumm lachen werden ſie ſi
dich, höhnte die Stimme, daß du mußt Bettelpack begraben
Eine Bettelleich’ vom ſtolzen Sommerlathof runter — Alt
wird ein Schauſpiel!
Die unhörbaren Worte trafen ihn wie Hammerſchlä
den Kopf. Die Gedanken wirbelten ihm durcheinander.
nur noch das Lachen Hanpeters, brüllend vor rechthab
Freude, daß der Tod zu dem Bettler gekommen war, ſah
Re
denfrohen Geſichter, der Nachbarn, die es ihm von Herzeng
daß er ſeine Gutheit bezahlen mußte, und dachte an die
gänge und Verdrießlichkeiten, die dieſer Sterbefall nach ſich
würde . . . O weh, meine guten Tage! Faſt hätte er’s la
ausgeſchrieen . . . Und ſeine guten Tage? fragte eine
Stimme in ihm wie eine Heilandsſtimme. Seine gute To
Ach, was, er hat’s überſtanden . . . ob gute oder ſchlechte
er hat ſie hinter ſich. Wir kommen all” einmal auf dieſen
wo das Sterben bitter ſchmeckt. Soll ich mir ſeinetwegen d
letzten Tage verderben laſſen? Laßt die Toten ihre Toten
ben! Fort mit ihm.
Schon griff er nach dem toten Bettler. Da hielt er w
chend und ſtarr vor Schrecken inne. War da nicht wie
andere Stimme vernehmbar? Sie ergriff ihn machtvoll
waltig. Klang ſie neben der höhnenden, läſterlichen nich
und ſanft wie die Stimme ſeiner früh verſtorbenen Mutte
krampfte die Hände ineinander. Denn ſprach nicht dieſe
Stimme bebend tieftraurige Worte? Worte des Segens?
Fluches? der Anklage? Er konnte es nicht herau
Aber jetzt verſtand er ſie. Langſam und feierlich wie aus
Ferne kam die Stimme, und ſie ſprach nicht, ſie ſang: Ich
Gaſt geweſen und — du — haſt — mich — nicht — beher —
— Geh hin — o du Verflucht — ter! . . . Erſchüttert ſti
neben dem Toten nieder. Das Stroh raſchelte. Nein, es 15
andere Stimme, die höhnende, nah, ganz dicht an ſeiner
Schwachkopf, Schimpf und Schand auf ſich und ſeine Famil
men um inen toten Bettelmann?
Um inen toten
mann? Und dieſe nahe Stimme ſchlug die ferne tot,
ſchweigen mußte.
Der Bauer riß den toten Bettler aus dem Stroh empo)
ihn ſich auf die Schulter wie ein Scheit Holz, ſtürzte
Finſternis der kleinen Futtertenne hinein, wo er durch da
Häckſel ſtapfte, ſtieß die Tür zum Garten auf und verſchwe E
ſeiner unheimlichen Bürde im Morgengrauen. Nach einigen
ten kam er atemlos zurück, trat den Schnee von den Füßer
die Tür hinter ſich ein und fegte die ſteinernen Krippen I E
den Tieren ihr Futter zu geben. Er wollte ſchon ſeine
Seele in feſte Hände nehmen, daß ſie nicht zuckte und irrl
Mit dieſem Vorſatz ging er an ſein Tagewerk.
Der Sommerlat und ſein Sohn wurden vor die Gerie
miſſion gerufen. Hanpeter ſah den Herren keck ins Geſie
einer, der ſagen will: ihr da könnt mir nichts tun woller
mir noch nicht ein Stäubchen vom Rockkragen blaſen. Die
des Bauern dagegen waren auf die Erde gebannt, wo
Irrlichter um die dunklen Blutstropfen auf dem Lehmbod
kerten, als ſeien es dunkle Flecken auf ſeinem Gewiſſen D
er eine Stimme, als käme ſie weither. Man fraget ihn.
wie wirr nach der Antwort ſuchte, fiel ſein Blick auf das
Bettlergeſicht auf dem Querholz des Leichenſchragens. Da
es ihm am Hals, und er erſtickte faſt an der Antwort. D
ren hatten Geduld und ließen ihm Zeit. Von Hanpetere
ſie, daß Heinrich Derbort, genannt Haſſelhenn, abends
ſechs und ſieben im Sommerlathauſe gegeſſen und um N.
berge gefragt habe, dann aber fortgegangen ſei in der Nac
er, Hanpeter, kein Geſindel hege und ſackſiedegrob gewor
Weiter wiſſe er nicht; es kümmere ihn auch nicht, was ſein
tue; der möge ſein Tun ſelbſt verantworten. Die
Herre=
mit fragendem Erſtaunen auf Hanpeter, deſſen Stimme
und verdammend klang.
Nun richteten ſich die Blicke der Anweſenden wieder
Vater, der gebeugt und krampfgeſchüttelt neben dem
gerichteten Sohne ſtand. Wie er die Spuren im Schnee
wurde er gefragt. Er ſchwieg. Ob er nicht antworten w
Er ſchwieg. Die Spannung wuchs ins Unerträgliche. Der
anwalt klopfte vor Ungeduld auf den Tiſch, er möge d.
endlich ſprechen und ihre Geduld nicht auf eine zu harte
ſpannen. Da hob der Alte den Kopf, und die tiefliegenden
unter der hohen, breiten Stirn hingen nicht mehr an dem
kopf, irrten nicht mehr im Unendlichen umher, ſondern
ſich feſt ins Antlitz des Staatsanwalts. Und dann bekann
„Was ich getan hab’, hab’ ich getan aus Furcht vor de
brach es aus ihm heraus. Und er reckte die Hand gegen
Sohn. „Aber ich hab’s getan „und ich will’s verantworte
Und nun kam ſein Geſtändnis, gewaltig, glühend, erſch!
wie ein Lavaſtrom, der aus dem Innern eines feuerſp
Berges bricht und die geſegneten Hänge verheert und zerſtl
Herren lauſchten atemlos und ergriffen, und die Feder 1
richtsſchreibers kritzelte nach, was die Lippen des Alten
formten. Manchmal war’s nur ein Schrei, ein markerſck.
der, wilder Schrei, als riß er in ſeiner Bruſt einen Felsb
und ſchleudere ihn den fremden Menſchen da vor ihm ins
Dann wieder kam’s unheimlich gedämpft, mühſam und
als ſchürfe et mit ſchmerzhaften Händen in ſeinem Gewill
Wahrheit, nach der furchtbaren Wahrheit dieſes unbegre
Geſchehniſſes. Von ſeinem Sohne ſprach er nicht, nur ein
wähnte er ihn, als er ſeinen Seelenkampf und das ſinnlo)
ſchaffen der Leiche ſchilderte. Er wankte und keuchte uI
nur noch abgeriſſene Worte hervor.
„Henn, alter Kerl in der Ewigkeit!” ſchrie er plötzl
zitternder Stimme, „verzeih” mir Gott, was ich dir angerg
biſt ein Gaſt geweſen und” — jetzt ſprach er gepreßt 1
Flüſterton — „ich — hab — dich — nicht — beher — Vert
ſtürzte nach dem Schragen und griff unter das weiße 24
der Hand des Toten. Als er aber den elendiglichen, naat
ſchnittenen Bettlerleib ſah, ließ er die blutige Hand 19s4
ſtöhnend am Leichenſchragen zuſammen.
Erſchütternd verließ die Gerichtskommiſſion das Dorl.
(Aus: „Rhönbauern”. N. G. Elwertſche Verlagsbuch9”
in Marburg.)
Ausfahrt.
Berggipfel erglühen,
Waldwipfel erblühen
Vom Lenzhauch geſchwellt;
Zugvogel mit Singen
Erhebt ſeine Schwingen
Ich fahr” in die Welt.
Mir iſt zum Geleite
In lichtgoldnem Kleide
Frau Sonne beſtellt;
Sie wirft meinen Scha
Auf blumige Matten,
Ich fahr' in die Welt.
Mein Hutſchmuck die Roſe,
Mein Lager im Mooſe,
Der Himmel mein Zelt;
Mag lauern und trauern
Wer will hinter Mauern,
„Ich fahr in die Welt. Jo
Vikt.
v.S
Von Hans Reyhing für das „Darmſtädter Tagblatt, be
Sonderausgabe der „Deutſchen Glocke”;
ittwoch, 20. März 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 79 — Seite 11
StdasbasTd Tttt
Helft alle mit!
Aruf des Gaubeaufkragken des Reichsſporkführers
Lnpenifer beleie zur Aumfinerunf.
der Reichsſportführer und der beim Reichsminiſterium für
aufklärung und Propaganda gebildete Propagandaausſchuß
Zie olympiſchen Spiele 1936 haben es ſich zur Aufgabe geſetzt,
du lympiſchen Sportgedanken in das ganze deutſche Volk zu
tra=
a „Die olympiſche Idee erſtrebt den Menſchen, der in
harmo=
nür Ausbildung ſeiner körperlichen und geiſtigen Anlagen und
Se die höchſte Veredlung ſeiner Raſſe darſtellt. Es gehört zu
du ationalſozialiſtiſchen Grundſätzen, daß der neue deutſche
wh die Schulung des Leibes, der Seele und des Geiſtes in
cher Weiſe betreibt. In dieſem Sinne wird der olympiſche
ESike zu einer Kulturforderung, die das ganze deutſche Volk
aut und jeden Volksgenoſſen zur Mitarbeit verpflichtet.
er Reichsſportführer hat am 16. 12. 34 die beſten deutſchen
—r und Sportler vereidigt, ihre ganze Lebenshaltung auf
an ge Vertretung der deutſchen Nation bei den größten
ſport=
ir: Kämpfen der Welt einzuſtellen. Alle Fachämter des
Reichs=
bus für Leibesübungen haben Trainingsgemeinſchaften
ein=
ag iet, in denen mit nationalem Verantwortungsgefühl, Ernſt
funugendlicher Freude für das große Ziel gearbeitet wird.
och die olympiſchen Spiele müſſen zu einer Sache des ganzen
W3 werden. Jeder Volksgenoſſe muß endlich den Entſchluß
Tſa, den vernachläſſigten Körper zu ſeinem Recht kommen zu
Ee. Es gehört dazu nur der erſte Ruck der erſte Entſchluß, die
Hlungen zu überwinden, um dann mit Freude in das Reich
de eibesübungen und des Sportes zu gelangen. Er wird
über=
ſein, welche Urſprünglichkeit. Natürlichkeit, Kameradſchaft=
9t in dieſem Reiche leben. Er wird die eigene Sprache der
2yübungen hören, verſtehen und reden lernen. Jugendfriſche
urz ebensfreude werden ihn erfaſſen und ihm das geſamte Leben
ers tern, die Anforderungen des Berufes mit größerer
Spann=
erledigen laſſen.
er Sport muß zur Lebensgewohnheit jedes deutſchen
Volks=
en werden. Das iſt eine verpflichtende Aufgabe für jeden,
ithelfen will, die deutſche Volkskraft zu ſteigern, das iſt
an=
eits das größte Geſchenk, das ſich jeder ſelbſt bereiten kann,
eſſen Wert er erſt in ſeinen Auswirkungen kennen lernen
das iſt aber ſchließlich die beſte Vorbereitung. Mitarbeit
eilnahme an den olympiſchen Spielen.
as ganze deutſche Volk ſoll Leibesübungen treiben, dann
es mit dem notwendigen Sachverſtändnis den olympiſchen
n entgegenſehen und die Begeiſterung aufbringen, von der
impfe und Kämpfer getragen werden ſollen.
arum tretet ein in die Vereine des Reichsbundes für
Leibes=
en oder ſchließt Euch den Kurſen der Sportämter „Kraft
Freude” an!
reibt Leibesübungen und helft mit an den Vorbereitungen
Olympiſchen Spiele 1936 in Berlin!
Der Beauftragte des Reichsſportführers für den Gau 13.
gez. Beckerle, SA.=Gruppenführer.
Zußball.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt — Svielvgg. Ueberau 4:2.
ieſes von Döring=Darmſtadt gut geleitete Treffen brachte
uten Sport. Die Gäſte hatten eine recht ſtarke Mannſchaft
telle, in der Torhüter, beide Verteidiger, Mittelläufer und
Halbſtürmer recht gute Leiſtungen zeigten. Die ganze
ſchaft der Gäſte kämpfte mit rieſigem Eifer und hinterließ
guten Eindruck. Ober=Ramſtadt, mit Erſatz für ſeinen
außen und rechten Läufer, zeigte nur zeitweiſe ein gutes
aber trotzdem hätte bei etwas Glück der Sieg leicht höher
len können, denn die Gaſtgeber waren nach der Pauſe ſtark
4gen, und nur das gute Können des Gäſtetorhüters und die
zahlreiche Verteidigung verhinderten weitere Erfolge der
ber. — 2. Mannſchaft 4:1 für Ober=Ramſtadt.
Aunſchaftskämpfe im Ringen, Kreis Darmſtadk.
i den Kämpfen wäre vom Vorſonntag noch zu der Begeg=
Bensheim — Pfungſtadt zu berichten, daß nach Verzicht von
Pfungſtadts auf Nachholung der drei Kämpfe nunmehr
eim mit 12:5 Punkten Sieger iſt.
n letzten Sonntag waren wieder ſämtliche Mannſchaften
be=
t. die Begegnungen verliefen einwandfrei, ruhig und mit
warteten Reſultaten. Eine unrühmliche Ausnahme machte
s Treffen der beiden Spitzenreiter Seeheim — Nieder=
Ram=
n Seeheim und iſt hier von der Behörde noch nicht das letzte
geſprochen. Jedenfalls müſſen derartige Vorkommniſſe ab=
„werden und dürfen ſich im Intereſſe unſeres Sportes auf
Fall wiederholen. Nachſtehend die
Ergebniſſe=
eheim — Nieder=Ramſtadt 11:9, Bensheim — Rimbach 12:9,
gen — Fürth 183, Werſau — Schaafheim 15:5. Ober=Ram=
— Pfungſtadt 15:6.
FV. Seeheim — FV. Nieder=Ramſtadt 11:9.
FV. Seeheim 2. — Nieder=Ramſtadt 2. 15:6.
eide Mannſchaften ſtanden ſich am Samstag in Seeheim —
ten zum Pflichtkampf, die zweiten Mannſchaften im
Freund=
ampf — gegenüber. Der Platzverein konnte aus beiden
7 als Sieger hervorgehen.
er Kampfverlauf der erſten Mannſchaften war, folgender:
BurkhardtS. — Schuchmann=N.=R. Sieger
Burk=
ch Punkten 2:0. — Federgew; Klinger=S. — Emig=
2:3. — Leichtgew.: Schneider=S. —
Lauten=
er Schneider 5:3. — Weltergew.: Daum=S.
Beck 5:6. — Mittelgew.; Roß=S.— Göbel=N.=R.,
Sieger Roß 8:6. — Halbſchwergew.: Hartmann=S. —
Kaffenber=
ger=N.=R. Sieger Kaffenberger 8:9. — Schwergew.; Horſt, P.=S.
— Schettler=N.=R. Sieger Horſt, P. 11:9.
Oetsgruppe Darmstadt des Rle.
An die Vorſtände der Darmſtädter Turn= und Sportvereine.
Heute (20. März) abends 830 Uhr, findet im
Kneip=
ſaal der Woogsplatzturnhalle eine Vorbeſprechung für das
Gau=
feſt in Saarbrücken ſtatt, zu der die Vorſtandsmitglieder,
Abteilungsleiter und Fachwarte ſämtlicher
Darm=
ſtädter Turn= und Sportvereine, ſoweit ſie dem Reichsbund für
Leibesübungen angehören, eingeladen werden. Schriftliche
Ein=
gez.: Löwer.
ladung ergeht nicht mehr.
Aus den Vereinen u. Verbänden
— Turngemeinde Beſſungen 1865. Unſer hochbetagtes
Mit=
glied Robert Illgen wurde geſtern plötzlich durch den Tod aus
unſerer Mitte geriſſen. Ueber 5 Jahrzehnte ſtand er in den
Reihen der Turngemeinde Beſſungen als pflichttreues Mitglied.
Wir erwarten von unſeren Mitgliedern, daß ſie ſich zahlreich
bei ſeinem letzten Gang beteiligen werden. Die
Fahnenabord=
nung ſteht eine Viertelſtunde vor der Beiſetzung am
Hauptein=
gang des Friedhofs.
Zielbewußle Arbeit der Leichtakhleken.
Im Brennpunkt des ſportlichen Intereſſes der Olympiſchen
Spiele ſtehen die Leichtathleten. Kein Wunder, daß ſie ganz
be=
ſondere Anſtrengungen machen, um 1936 ehrenvoll und
erfolg=
reich abzuſchneiden. Wie zielbewußt die Führung der deutſchen
Leichtathletik an ihre große und verantwortliche Aufgabe
beran=
geht, beweiſt die ſoeben erſchienene Ausſchreibung für die
Ver=
einsmeiſterſchaft der Männer. Aus den Erfahrungen
vergangenen Jahres ſind die Lehren gezogen und verſchiedene
weſentliche Aenderungen getroffen worden.
Von den Gau= und Kreisſportwarten werden die Vereine
ihrem Abſchneiden, im Vorjahre und ihrer allgemeinen Stärke
entſprechend in Klaſſen eingeteilt. Nur die zur
Sonder=
klaſſe gehörigen Vereine ſtehen im Wettbewerb um die Deutſche
Vereins=Meiſterſchaft, die anderen werden nur Klaſſenſieger.
Sie=
ger der Sonderklaſſe iſt Deutſcher Vereinsmeiſter 1936.
In dieſer Sonderklaſſe fallen Staffeln bei den
Wett=
bewerben um die Vereinsmeiſterſchaft völlig aus. Dafür ſind
einige ſchwierige techniſche Wettbewerbe neu
hinzugekom=
men. Dazu gehören Dreiſprung, Stabhochſprung
und 110 Meter Hürdenlauf. Beſonders begrüßenswert iſt
die Neueinführung des Hürdenlaufes. Während in England und
den Vereinigten Staaten ein Klub= oder Univerſitäts=Kampf
ohne Hürdenſtrecke — meiſt ſind ſogar zwei Hürdenläufe im
Wett=
kampfprogramm enthalten — undenkbar wäre, haben unſere
wenigen Hürdenläufer bisher oft Mühe gehabt, genügend
Wett=
kampfmöglichkeiten zu finden.
Der Wegfall der Staffeln ſtellt eine ſo
einſchnei=
dende und auffallende Maßnahme dar, daß der Fachamtsleiter
Dr. v. Halt ſelbſt das Wort zu einer ausführlichen Begründung
ergriffen hat: „Die Praxis des letzten Jahrzehnts hat gezeigt,
daß mancher hervorragende Läufer ſich als Spezialiſt nicht
genü=
gend entwickeln konnte, weil er immer wieder gezwungen war,
ſich für eine Staffel zu ſchonen, um dort ſeine ganze Kraft
ein=
ſetzen zu können. Aehnlich verhält es ſich mit manchen
talen=
tierten Weitſpringern oder Hürdlern, die immer wieder durch
den Staffellauf von ihrer Spezialaufgabe abgelenkt wurden.
Da=
mit ſoll natürlich nichts gegen den Staffellauf als Wettbewerb
geſagt ſein, der kämpferiſch mit die wertvollſten Momente
ver=
mittelt aber es wäre eine unangebrachte Sentimentalität.
wenn man im letzten Jahre der Olympiſchen Vorbereitung nicht
alle ſich ergebenden Hemmungen reſtlos beſeitigen würde.‟ Das
iſt der Kernpunkt der Ausführungen Ritter von Halts.
Be=
merkt ſei, daß in den übrigen Klaſſen als einziger
Staffelwett=
bewerb die 48100=Meter=Staffel tauftaucht.
In der Sonderklaſſe darf jeder Teilnehmer dieſer ſich über
zwei Tage erſtreckenden Kämpfe um die Vereinsmeiſterſchaft an
jedem Tag nur einen Wettbewerb beſtreiten. In den übrigen
Klaſſen darf er noch an einer Staffel teilnehmen. Dieſe
Beſtim=
mung wurde getroffen, um das Höchſtmögliche in einer
Uebung zu erreichen und die Kämpfer zu allerletztem
Ein=
ſatz in ihrem Wettbewerb zu zwingen.
Die Einteilung der Wettbewerbe für die beiden
Tage iſt außerordentlich geſchickt vorgenommen worden. In der
Sonderklaſſe kommen am erſten Tage die Läufe über 200, 800
und 5000 Meter, ſowie Dreiſprung. Hochſprung, Kugelſtoßen und
Speerwerfen zum Austrag. Am zweiten Tage werden die Läufe
über 400 und 1500 Meter der 110=Meter=Hürdenlauf.
Weit=
ſprung, Stabhochſprung Diskuswurf und Hammerwerfen erledigt.
Die Spezialiſten erhalten ſo eine eingehende Wettkampf= und
Prüfungsmöglichkeit für ihre Form und ihre Schwächen, ohne
daß bei dieſen Vereinskämpfen eine Niederlage ſchwer genommen
zu werden braucht. Derſelbe Mittelſtreckler kann zum Bieſpiel
400 und 800 Meter oder aber 800 und 1500 Meter laufen, der
Kugelſtoßer am nächſten Tage Hammerwerfen beſtreiten, der
Speerwerfer ſeine Form im Diskuswerfen erproben, der
Drei=
ſprung auch am Weitſpringen teilnehmen.
Gewertet werden in der Sonderklaſſe in jeder Uebung drei
Teilnehmer, ſo daß bei aller Einſtellung auf Spezialarbeit des
Einzelnen doch auch die wichtigſte Breitenarbeit gefördert wird.
Dieſe Vereinsmeiſterſchaft, die die Hauptübungen der
Leichtathle=
tik umfaßt, iſt ein unerläßlicher Teil unſerer
Olympiavorberei=
tung, weil hier ein zugkräftiger Anreiz zu zielbewußter
Vereins=
arbeit vorliegt. Und die Vereine ſind die Grundpfeiler der
deut=
ſchen Leichtathletik, die Hüter unſeres Olympiſchen Erbes und
die Träger der Entwicklung nach den Spielen 1936.
Deutſchlands erſter Fußball=Sieg über Frankreich.
r im Kopfballkampf mit der franzöſiſchen Verteidigung van Dooren / Mattler.
Deutſchlands neueſter Weltrekordmann.
Beim Düſſeldorfer Olympia=
Prüfungs=
ſchwimmen erreichte Ernſt Sietas im
200=Meter=Bruſtſchwimmen 2:42,2 Min.
und übertraf damit Cartonet, der bisher
den Weltrekord hielt, um 0,4 Sekunden.
Dolmetſcher für das Alnmpig 1936.
500 Kampfrichter erhalten fremdſprachlichen Unterricht. — Unſere
ausländiſchen Gäſte ſollen ſich wohlfühlen.
An was alles gedacht werden muß, wenn ein Land die ſchöne,
aber rieſenhafte Aufgabe erhalten hat, die olympiſchen Spiele
vor=
zubereiten!
Wenn ſich im Sommer des kommenden Jahres Tauſende von
fremden Sportleuten über die Kampfbahnen unſeres Berliner
Olympiafeldes ergießen, dann werden die wenigſten von ihnen
deutſch verſtehen, noch viel weniger werden deutſch ſprechen
können. Sie alle aber müſſen ſich verſtändigen können, und es iſt
unmöglich, daß ihre mitgebrachten Dolmetſcher jederzeit gerade
dort zu Stelle ſind, wo ſie gebraucht werden. Man bildet alſo
deutſche Kampfrichter in verſchiedenen Sprachen aus.
Zu dieſem Zweck hat man ſich in Berlin zu einem mehrere
Wochen dauernden Kurſus unſere beſten Kampfrichter aus allen
möglichen Sportarten zuſammengeholt, Leute, die jedenfalls die
rein ſportliche Materie vollendet verſtehen. Denn man kann nicht
jetzt noch Sportrichter gleichzeitig im Sport und in der engliſchen
Sprache ausbilden. Das wäre zu viel. So ſitzen alſo dieſe Männer
da und werden von Lehrern unterrichtet, ſie ſitzen auf Schulbänken
und lernen wie einſt in der Quinta.
Welche Sprachen werden gelernt? In erſter Linie engliſch.
weil USA., England. Neuſeeland, Auſtralien, Indien. Südafrika,
Aegypten, Kanada Tauſende von Sportlern ſenden werden, die
alle engliſch ſprechen, und weil aus anderen Ländern wie zum
Beiſpiel Japan viele Athleten erſcheinen werden, die wenigſtens
engliſch verſtehen. Dann natürlich franzöſiſch, das als
Diplomaten=
ſprache in der ganzen Welt mehr oder weniger geſprochen zu
wer=
den pflegt und auch dort, wo man es nicht ſpricht, doch vielfach
verſtanden wird. Und dann natürlich ſpaniſch, denn ganz
Süd=
amerika, Spanien, Portugal und deren Kolonien ſtellen
immer=
hin ein großes Kontingent mit der ſpaniſchen und der ihr
ver=
wandten portugieſiſchen Sprache.
Die Kampfrichter lernen in dieſen drei Sprachen das
Not=
wendige, aber jedenfalls ſoviel, daß ſie natürlich alle
vorkommen=
den Kommandos geben können, und daß ſie imſtande ſind, einem
Ausländer in einer der drei Sprachen Auskunft zu geben über
Unterkunft, die Tageszeit, das Programm die Gegner, die
Kampf=
bahn und vieles andere mehr. Die Ausländer ſollen ſich, ſoweit
das überhaupt möglich iſt, zu Hauſe fühlen, und dazu gehört zuerſt
einmal, daß ſie ſich nicht nur mit ihren Landsleuten unterhalten
können.
Berlin bildet 40 ſolche kampfrichtende Dolmetſcher
beziehungs=
weiſe dolmetſchende Kampfrichter aus. Das Reich dürfte ungefähr
die zehnfache Zahl dazu ausbilden, ſo daß ungefähr 400—500
ſol=
cher Helfer zur Verfügung ſtehen werden. Dieſe Zahl erſcheint
vielleicht hoch, aber wer 1936 dem Gewimmel bei den Großtagen
der Olympiſchen Spiele beiwohnen wird, dem wird zum
Bewußt=
ſein kommen, daß es eher noch zu wenige ſein könnten.
Jedenfalls ſoll das Ausland ſehen, daß von unſerer Seite aus
alles getan wird, um den Gäſten das Leben bei uns ſo angenehm
wie möglich zu machen, denn die fremden Sportsleute, die bei uns
als Gäſte ſind und die Behinderung des fremden Bodens, der
fremden Umgebung, des fremden Publikums auf ſich nehmen, ſollen
wenigſtens das Gefühl haben, daß man verſucht, ihnen dieſe
Schwierigkeiten nach Möglichkeit zu verringern.
Ernſt Strodel.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Mittwoch, 20. März
6.00; Bauernfunk — 6.15 u. 6.30: Gymnaſtik. — 6.50: Zeit u.
Wetter. — 6.55: Morgenſpruch; Choral: Licht, das in die Welt
gekommen. — 7.00: Frühkonzert. Ausf.: Regimentsmuſik eimes
Infanterie=Rearments, Ltg: Obermuſikmeiſter Krauſſe. — 8.10:
Waſſerſtand. Wetter — 8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00:
Nur Kaſſel: Werbekonzert — 9.15: Nur Kaſſel: Das
Aften=
denkmal in Wendhauſen. Eme kurioſe Geſchichte um Baron von
Schliefen und ſeine „Atrikoner”. — 10.00: Nachr. — 10.15
Schulfunk: Joh. Seb. Bach. Eine muſikal. Gedenkſtunde. — 10.45:
Prakt. Ratſchläge für Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert.
11.30: Meldg. — 11.45: Sozialdienſt.
12.00: Mannheim: Mittagskonzert der Kapelle Willr Wende. —
13.00: Zeit. Nachr — 13.15: Stuttgart: Unterhaltungskonzert
des Symphonieorcheſters Pforzhem. Ltg.: Hans Leger. — 14.15:
Zeit, Nachr — 14.30: Wirtſchaftsbericht. — 14.45: Zeſt
Wirt=
ſchaftsmeldungen. — 14,55: Wetter. 15.00: Nur,
Kaſſers=
lautern: Nachr. — 15 15: Kaſſel: 1. Bunte Bilder aus Geſchichte
und Sage der kurheſiſchen Landſchaft. — 2. Hermatl. Weiſen aus
alter und neuer Zeit.
16.00: Nachmittagskonzert 1. Operettenkonzert. — 2. Tanzmuſik
der Kapelle Franz Hauc. — 18.00: Jugend packt an! Der dritte
Tag des Reichsberufswettkampfes. Funkbericht. — 18.15: Aus
Zeit und Leben. 1. Die Seilergaſſe zu Mainz. — 2. Die
Teu=
felsmühle m Vogelsberg. — 3. Der Felsdom an der Lahn.
18 45: Wirtſchaftsmeldungen: anſchl.: Das Leben ſpricht.
19.00: Hamburg: Tanz der Inſtrumenke. — 20.00: Zeit. Nachr.;
anſchl.: Tagesſpiegel. — 20.15: Vom Deutſchlandſender:
Reichs=
ſendung: Stunde der jungen Nation: Sport und Spiet m
der HJ. — 20.45: Das neue Marſchpotpourrt des Reichsſenders
Frankfurt. Ausf.: Das Funkorcheſter. Ltg.: H. Rosbaud.
21.30: Lugano: Lieder aus der italieniſchen Schwetz. 1. Der
Kanton Teſin. — 2. Das Tal Meſolcina. — 3. Schweßzer
Nationalhymne. — 22 00: Zeit. Nachr. — 22.15: Nachr.,
Wetter, Sport. — 22.20: Kammermuſik. Ausf.: Das Leivziger
Streichtrio — 23,00: Tanzmuſik der Kapelle Franz Hauck.
24.00: Baden=Baden: Nachtkonzert des Sinfonieorcheſters Baden=
Baden, Ltg.: H. Albert. — 1.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Ouestian daudänann
Mittwoch, 20. März
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Nation;
Sport und Spiel in der HJ.
Berlin: 21.30: Vortrag Dr. Klev Pleyer: Geſamtdeutſche
Geſchichtsauffaſſung.
Breslau: 21.30: Lieder aus der italieniſchen Schweiz.
Uebertragung aus Lugano.
Frankfurt: 20.45: Das neue Marſchpotpourri des
Reichsſenders Frankfurt.
Königsberg: 18.50: Romantiſche Chöre. Ltg.: Prof.
Strenger.
München: 20.55: Aus der Mailänder Scala; Othello,
Oper in vier Akten von G. Verdi.
Helſingfors: 19.40: Unterhaltungsabend.
Beromünſter: 19.50: Bach—Händel=Abend.
Stockholm: 20.00: Sinfoniekonzert.
Kopenbagen: 20.00: Mozart=Muſik.
Budapeſt: 21.20: Zigeuner=Kapelle.
Sottens: 21.30: Lieder der italieniſchen Schweiz,
Warſchau: 22.15: Moderne Tanzmuſik.
Luxemburg: 22.40: Galakonzert.
Weklerbericht.
Ausſichten für Mittwoch: Stellenweiſe Frühnebel, ſonſt
wol=
kig bis heiter und trocken, mittags ziemlich warm, öſtliche bis
ſüd=
liche Winde.
Ausſichten für Donnerstag: Fortdau
lichen und trockenen Witterung.
Nummer 29
blatte
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4
TAM
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A
R4
Mittwoch, 20. Mär
Die Lage am Eiſenmarkt.
UnveränderkesInlandsgeſchäft dagegen
leichter Rüdkgang des Auslandsgeſchäfts
Nach dem Fachbericht hielt ſich der Abſatz nach dem Inlande
im vergangenen Monat auf der gleichen Höhe wie im Januar.
Das Auslandsgeſchäft wurde dadurch ungünſtig beeinflußt, daß
die engliſchen Abnehmer in Erwartung neuer Zollmaßnahmen
ihrer Regierung Zurückhaltung übten. Im Ueberſeegeſchäft machte
ſich weiterhin amerikaniſcher Wettbewerb bemerkbar. In
Form=
eiſen iſt gegenüber dem Monat Januar der Inlandsverſand im
vergangenen Monat unverändert geblieben. Für Händlerlager
wurde gut abgerufen. Die Kauftätigkeit hat im Februar
nach=
gelaſſen. Das Auslandsgeſchäft verlief weiter ruhig. Der
Ver=
ſand von Eiſenbahnoberbauſtoffen iſt im Monat Februar trotz der
geringen Zahl von Arbeitstagen gegenüber dem Vormonat
ge=
ſtiegen. Auch im Monat März wird vorausſichtlich die
verhältnis=
mäßig gute Beſchäftigung anhalten, Spezifikationen über Gruben=
und Feldbahnſchienen liefen flott ein, auch die Beſtellungen, für
ſchwere Oberbauſtoffe gingen bislang nicht zurück. Aus dem
Aus=
land konnten einige größere Aufträge hereingenommen werden.
Im April wird vorausſichtlich mit einer Verringerung der Abrufe
des Reichsautobahnzentralamtes zu rechnen ſein.
Bei Stabeiſen iſt im Inlande eine Aenderung gegenüber
Januar nicht zu verzeichnen. Im Auslandsgeſchäft war eine
ge=
wiſſe Zurückhaltung in neuen Käufen zu erkennen. Das
Inlands=
geſchäft in Grobblechen war weiterhin befriedigend. Das
Aus=
landsgeſchäft war ebenfalls beſſer als im vergangenen Monat:
das Geſchäft in Mittelblechen zeigte ſowohl im Inlande wie auch
im Auslande keine weſentlichen Veränderungen. Auch in
Uni=
verſaleiſen hielt ſich das Geſchäft in demſelben Rahmen wie im
Vormonat. Für warmgewalztes Bandeiſen konnte ſich auf dem
Inlandsmarkt im Berichtsmonat der Auftragseingang gut auf der
gleichen Höhe des Vormonats halten. Im Auslandsgeſchäft iſt
gegenüber dem Vormonat eine weſentliche Aenderung nicht
ein=
getreten. Die Lage auf dem Inlandsmarkt für Feinbleche hat ſich
im Berichtsmonat nicht weſentlich geändert. Das Röhrengeſchäft
bewegte ſich im Berichtsmonat auf dem Inlandsmarkt ſowohl in
Gas= und Siederöhren als auch in Qualitätsröhren auf der Linie
des Vormonats. Im Ausfuhrgeſchäft iſt ein Rückgang zu
ver=
zeichnen, der zum Teil auf die Zurückhaltung der Käufer infolge
der Ungewißheit über das Schickſal des inzwiſchen aufgelöſten
In=
ternationalen Röhrenkartells zurückzuführen iſt. Der
Beſtellungs=
eingang und der Verſand für Walzdraht haben ſich ungefähr auf
der Höhe des Vormonats gehalten. Im Auslandsgeſchäft iſt eine
Beſſerung nicht eingetreten. In der Draktverfeinerungsinduſtrie
weiſt der Inlandsverſand des Monats Februar ſowohl gegenüber
dem Vormonat als auch gegenüber dem Februar des Vorjahres
eine kleine Belebung auf. Der Auslandsverſand des Monats
Februar iſt im Vergleich zum Monat Januar zwar etwas
zurück=
gegangen, hat ſich aber gegenüber dem Verſand des gleichen
Mo=
nats im Vorjahr nicht unweſentlich belebt.
Die Kohlenförderung des Ruhrgebiets im Februgr.
Im Februar 1935 wurden insgeſamt bei 24 Arbeitstagen
7 629 774 Tonnen Kohle gefördert gegen 8 368 903 Tonnen bei
26 Arbeitstagen im Monat Januar 1935 und 7 053 403 Tonnen
bei 24 Arbeitstagen im Monat Februar 1934.
Arbeitstäglich betrug die Kohlenförderung im Februar 1935
317 907 Tonnen gegen 321 881 Tonnen im Januar 1935 und
293 892 Tonnen im Februar 1934.
Die Kokserzeugung des Ruhrgebiets ſtellte ſich im
Fe=
bruar 1935 auf 1724548 (täglich 61591) Tonnen, im Januar
1935 auf 1873 013 (60 420) Tonnen und auf 1 499 797 (53 564)
Tonnen im Februar 1934. Kokereien ſind auch Sonntags in
Betrieb.
Die Brikettherſtellung hat im Februar 1935
ins=
geſamt 257 424 Tonnen betragen (arbeitstäglich 10 726 Tonnen)
gegen 299 814 (11 531) Tonnen im Januar 1935 und 288 033
(12 001) Tonnen im Februar 1934.
Die Beſtände der Zechen an Kohle Koks und
Preßkohlen (das ſind neben den auf Halde — auch in
Zechen=
häfen — liegenden Mengen noch die in Türmen oder auf dem
Löſchplatz befindlichen bzw. die bereits in Eiſenbahnwagen oder
Kähne verladenen, aber noch nicht verſandten Brennſtoffe
ein=
ſchließlich Koks und Preßkohle, letztere beide auf Kohle berechnet)
ſtellten ſich Ende Februar 1935 auf rund 8,21 Millionen Tonnen
gegen 8,24 Mill. Tonnen Ende Januar 1935. Hierzu kommen noch
die Syndikatsläger in Höhe von 838 000 Tonnen.
Die Geſamtzahl der angelegten Arbeiter ſtellte
ſich Ende Februar 1935 auf 231 756 gegen 230 867 Ende Januar
1935 und 219 370 Ende Februar 1934.
Die Geſamtzahl der Feierſchichten wegen
Abſatz=
mangels belief ſich im Februar 1935 nach vorläufiger Ermittlung
auf rund 434 000. Das entſpricht etwa 1,88 Feierſchichten auf
1 Mann der Geſamtbelegſchaft (1,66 — berichtigte Zahl — im
Januar 1935).
Die Verhälkniſſe in der Zemenkinduſtrie.
Mit dem Ablauf des 28. Februar wurde bekanntlich das
Neubauverbot nicht mehr verlängert, es beſteht alſo außer
gewiſ=
ſen Preisrückſichten keinerlei ſtaatliche Regelung auf dem
Zement=
markte mehr. Irgendwelche amtliche Maßnahmen ſcheiterten an
dem Widerſpruch der Zementinduſtrie, die Preiſe weiter zu
er=
mäßigen. In der Zwiſchenzeit iſt nach Informationen des Fwd.
die Fachuntergruppe Zement zur Beſtellung von Sachverſtändigen
über eine neue Unterſuchung der Produktions= und
Preisverhält=
niſſe in der Zementinduſtrie aufgefordert worden. Weiterem
Ver=
nehmen nach wird ſich am Dienstag nachmittag die
Fachunter=
gruppe (Deutſcher Zementbund) mit der neuen Situation
be=
faſſen. Aus einer Rundfrage des Fwd ergibt ſich übrigens daß
die von der ſyndizierten Zementinduſtrie durch die
Nichtverlänge=
rung des Neubauverbotes befürchtete Welle größere Neubauten in
der Zementinduſtrie nicht in beachtenswertem Umfange eintrat.
Der Deutſche Zementbund gibt folgende Mitteilung aus, die
obige Meldung in vollem Umfange beſtätigt und teilweiſe
er=
gänzt: Die Fachgruppe Zementinduſtrie der Wirtſchaftsgruppe
Steine und Erden hat vom Reichswirtſchaftsminiſter den Auftrag
erhalten, durch eine Werksbeſichtigung die Leiſtungsfähigkeit der
de tſchen Zementinduſtrie getrennt nach Syndikatsgebieten durch
einen dreigliedrigen unabhängigen Sachverſtändigen=Ausſchuß
unverzüglich feſtſtellen zu laſſen. Dem im Einvernehmen mit dem
RWM. zu berufenden Sachverſtändigen=Ausſchuß ſoll je ein
Sach=
verſtändiger für Zementherſtellung, ein ſolcher für die
Zement=
maſchineninduſtrie ſowie ein Vertreter der Zementinduſtrie
an=
gehören. Dieſer dreigliedrige Ausſchuß ſoll ſein Gutachten über
die Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Zementinduſtrie bis zum
1. Oktober 1935 erſtatten.
der Karkoffelmarkt.
Am Speiſekartoffelmarkt nahmen die Geſchäfte keinen
nen=
nenswerten Umfang an. Beſſer gefragt iſt gute Induſtrie vom
Sandboden, bei der jedoch nur ein geringes Angebot vorliegt.
Das Pflanzkartoffelgeſchäft bewegt ſich, allgemein in ruhigem
Rahmen. In Fabrik= und Futterkartoffeln waren die Umſätze
verhältnismäßig gering, obwohl ſeitens der Abnehmer eine
teil=
weiſe recht gute Nachfrage vorhanden war. Wenn auch die
Ver=
ladungen bei dieſen Kartoffeln durch den Froſt in der letzten Zeit
beeinträchtigt waren, ſo muß auch hier immer wieder geſagt
wer=
den, daß der Landwirt ausreichende Möglichkeiten hat. Fabrik=
und Futterware zu verhältnismäßig ſehr günſtigen Preiſen
abzu=
ſetzen. Die weitere Entwicklung des Marktes für Fabrik= und
Futterware dürfte auch weiterhin gut ſein.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Bei wieder recht lebhaften Umſätzen in den ſchon am Vortage
bevorzugten Spezialpapieren eröffnete die Berliner Börſe zu
überwiegend höheren Kurſen. Die Tendenz wurde günſtig
beein=
flußt durch eine ganze Reihe von Induſtrieabſchlüſſen mit
Divi=
dendenerhöhungen bzw. Wiederaufnahme der Dividendenzahlung.
Mit Befriedigung wurde auch das Zuſtandekommen der Reiſe von
Simon nach Berlin aufgenommen. Am Montanmarkt, wurden
Vereinigte Stahlwerke zum erſten Kurs, der 2 Prozent über dem
vortäglichen Schluß lag, ca. 350 000 RM. umgeſetzt. Rege
Nach=
frage beſtand auch für Rheinſtahl und Klöckner. Braunkohlen=
und Kaliwerte blieben vernachläſſigt, größeres Geſchäft entwickelte
ſich in chemiſchen Papieren. JG. Farben ſetzten ¼ Prozent höher
ein. Etwa 1prozentige Kursgewinne verzeichneten Kabel= und
Drahtaktien. Am Automarkt blieben BMW. weiter gefragt und
wurden 1½ Prozent höher bezahlt. Am Markt der
Maſchinen=
fabriken erlitten Berlin=Karlsruher nach der vorgeſtrigen
kräf=
tigen Steigerung einen etwa 1prozentigen Rückſchlag. Von
Textil=
werten waren Bemberg auf die Mitteilung über eine erhebliche
Abſatzſteigerung gut erholt. Verkehrswerte und Bankaktien
blie=
ben demgegenüber vernachläſſigt. Am Rentenmarkt waren von
den im Freiverkehr gehandelten Papieren Zinsvergütungsſcheine
gefragt, während ſonſt kaum Veränderungen feſtzuſtellen waren.
Im Verlaufe machte die Aufwärtsbewegung an den meiſten
Marktgebieten weitere Fortſchritte. Bevorzugt wurden
Maſchi=
nenaktien. Auch Montane bleiben weiter im Vordergrund. Auch
Renten kamen meiſt über Vortageskurſen zur Notiz. Pfandbriefe
gewannen ca. ¼ Prozent, teilweiſe ſogar ½ Prozent. Im
glei=
chen Ausmaße etwa waren auch Kommunalobligationen gebeſſert.
Bei überwiegend feſten Kurſen hatte die Rhein=
Mai=
niſche Börſe zunächſt noch keine ſtärkere Geſchäftsbelebung
auf=
zuweiſen, immerhin war das abſolute Ausmaß der
Umſatztätig=
keit etwas lebhafter als bisher. Die Kundſchaft intereſſierte ſich
für einige Spezialpapiere, auch die Kuliſſe nahm unter dem
Ein=
druck weiter günſtiger Wirtſchaftsnachrichten wie
Dividendenwie=
deraufnahmen bzw. =erhöhungen, gute Lageberichte aus der
Ma=
ſchinen= und Zementinduſtrie, ebenfalls kleine Meinungskäufe vor.
Viel Beachtung fand der Notenwechſel zwiſchen Deutſchland und
England, die Verhandlungsbereitſchaft Englands hinterließ einen
guten Eindruck. Der Aktienmarkt hatte wieder einige
Spezial=
bewegungen. Kräftig geſteigert waren erneut Gebr. Junghans
mit ca. 92 nach 87½. Am Montanmarkt blieben beſonders
Stahl=
verein bei lebhaften Umſätzen mit 81¾ (79½) ſtark begehrt,
da=
neben waren Rheinſtahl auf Abſchlußhoffnungen befeſtigt,
fer=
ner gewannen Mannesmann und Klöckner. Buderus gingen
dagegen um ½ Prozent zurück. Von chemiſchen Werten rückten
Th. Goldſchmidt und Scheideanſtalt mehr in der Vordergrund.
Metallgeſellſchaft zogen ½ und JG. Farben bei kleinen Umſätzen
½ Prozent an. Am Elektromarkt waren AEG. etwas lebhafter.
Am Rentenmarkt dauerte die Geſchäftsunluſt bei uneinheitlichen
Kurſen fort. Im Verlaufe war die Tendenz allgemein feſt, und
das Geſchäft erfuhr auf faſt allen Marktgebieten eine beachtliche
Ausdehnung. Gegen die Anfangskurſe ergaben ſich zumeiſt
Er=
höhungen von ½ bis 1 Prozent. Beſonders lebhaft lagen
Scheide=
anſtalt, AEG. Gesfürel, ferner am Montanmarkt Stahlverein
und Rheinſtahl. Renten blieben ſtark vernachläſſigt.
Auch an der Abendbörſe blieb die Haltung am Aktienmarkt
feſt, doch war nur in Spezialwerten etwas größeres Geſchäft zu
verzeichnen, während im übrigen die Umſätze keinen
nennens=
werten Umfang erreichten. Der Rentenmarkt blieb bei
unver=
änderten Kurſen ſtark vernachläſſigt.
Produkkenmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 19. März. Auftrieb: 35
Ochſen (zum Viehhof direkt 12), 41 (1) Bullen, 482 (12) Kühe,
180 (7) Färſen, 317 (33) Kälber, 753 (53) Schweine. Notiert
wurden pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 37
bis 39, b) 34—36, c) 32—33; Bullen a) 35—36, b) 32—34, c) 27
bis 31; Kühe a) 35—37, b) 29—34, c) 23—28, d) 15—22; Färſen
a) 39—40, b) 34—38. c) 29—33. d) 24—28; Kälber b) 43—48,
c) 36—42. d) 26—35; Schweine b) 49—51, c) 47—50, d) 44—49.
Marktverlauf: Rinder anfangs belebt, ſpäter abflauend, geräumt;
Kälber mittel, ausverkauft: „Schweine mäßig belebt, kleiner
Ueberſtand.
Jahresabſchlüſſe 1933/ 34 der Mikkelſtahl=Marhi
Die gleichzeitig vorgelegten Abſchlüſſe der durch Intere
gemeinſchaft verbundenen Mitteldeutſche Stahlwerke A.=G.
Eiſenwerk=Geſellſchaft Maximilianshütte laſſen eine weitereſt
Aufwärtsentwicklung der Unternehmen erkennen. In den
ſchäftsberichten ſind die Auswirkungen der im Frühjahr
durchgeführten Fuſion der Charlottenhütte auf Mittelſtahl er
bar, ſowie Maßnahmen, die auf eine weitere Feſtigung
füges der ganzen Gruppe hinzielen. So wurde im Berichts
der größte Teil des Harpenerbeſitzes bei der Maxhütte zuſam
gefaßt, ſo daß zuſammen mit Mont=Cenis dort die Steinko
intereſſen konzentriert ſind, während ſich Mittelſtahl
bekan=
auf eigenen Braunkohlenbeſitz ſtützt. Weiterhin ſoll zwecks ſt
rer Führung der Blechwalzwerksbetriebe von Mittelſtahl
Pachtvertrag mit der Stahl= und Walzwerk Henningsdorf
abgeſchloſſen werden. Im Zuſammenhang hiermit ſind die
ningsdorf=Aktien an die bekannte Großaktionärgruppe überg
gen, die nunmehr auch über faſt das ganze Kapital von Henn
dorf verfügt. Der Gegenwert wurde zum Teil mit eigenen 9
beglichen, die zuſammen mit den aus der Abrechnung m
alten Charlottenhütte ſtammenden weiteren Aktien, im Ge
betrage von nom. 5 Mill. RM. zur Einziehung gelangen we
Das künftige Kapital von Mittelſtahl wird demnach auf 45
RM. beſchränkt bleiben. Gleichzeitig mit der Vorlage des
ſchluſſes erfolgt die Ankündigung, daß die Ueberführung der
teldeutſchen Stahlwerke in den Alleinbeſitz der Großakti
gruppe nunmehr durchgeführt werden ſoll. Ein
Bankenkonſo=
gibt bekannt, daß vorher die Großaktionärgruppe
nochmal=
wenigen außenſtehenden Aktionären ein Umtauſchangebot :1
und zwar bieten ſie auf je 2000 RM. Aktien Mittelſtahl die
rung von nom. 2000 RM. E.=Aktien und eine Barzahlung
200 RM. an, was bei dem heutigen Börſenkurs einer Bewe
der Mittelſtahlakdien mit ca. 125 Prozent entſpricht. — Die
tigſten Produktionsziffern aus den Berichten der beiden C
ſchaften ſind folgende: Braunkohlenförderung 1,69 Mill. To.,
ſtahlerzeugung 0,68 Mill. To., Walzwerkserzeugniſſe 0,52, (
erzförderung 0 42 Mill. To. Die Geſamtgefolgſchaft konnte
etwa 19 000 Köpfe erhöht werden. Die freiwilligen ſozialen
ſtungen betrugen 1,6 Mill. RM. entſprechend 2 Prozent Divi
auf das Kapital beider Geſellſchaften. Bei der Maxhütte beträ
Reingewinn, nach 5,07 (3,78) Mill. Abſchreibungen 0,80
(i. V. 0,12 Mill. die vorgetragen wurden), aus dem die a.
ſtehenden Ationäre die garantierte Dividende von 8 Prozer
halten. Aus dem Reſt werden 200 000 RM. den Penſions
zugewieſen und 0.12 Mill. RM. vorgetragen. — Ein Verglei
Mittelſtahlabſchluſſes mit dem vorjährigen iſt wegen der ir
nuar 1934 ohne Kapitalerhöhung durchgeführten Fuſion mi
Charlottenhütte nicht möglich. — Nach Vornahme von 63
Abſchreibungen ergibt ſich ein Reingewinn von 2.4 Mill. au=
3 Prozent Dividende verteilt werden ſollen. 100 000 RM. w.
zur Unterſtützung bedürftiger Arbeiter und 200 000 RM. fü
Fonds zum Bau von Wohnungen ausgeworfen. Der Reſ=
0,63 Mill. ſoll vorgetragen werden.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Zu neueren Meldungen, daß nun doch wieder Verhandl
über die Neubildung des Internationalen Zinkkartells im
ſeien, erfährt der Fwd. von zuſtändiger Seite, daß erſt eine
ſcheidung in der engliſchen Zinkzollfrage, fallen müſſe, ur
Frage der Kartellerneuerung wieder ſpruchreif zu m
Irgendwelche Verhandlungen über das Zinkkartell ſeien de
zur Zeit keineswegs im Fluſſe.
Im Reichsanzeiger wird eine Anordnung der Ueberwach
ſtelle für Kautſchuk und Aſbeſt veröffentlicht, welche die
ſtellung von Kautſchukwaren für den Abſatz im Inlande vo
Genehmigung der Ueberwachungsſtelle abhängig macht, di
nehmigung kann dabei an Bedingungen und Auflagen gei
werden.
Im Hinblick auf den Ablauf des Zwangskartells Ende
haben ſich diejenigen Zigarettenherſteller, die 97 Prozent des
brauchs erzeugen, freiwillig zuſammengeſchloſſen und geger
verpflichtet, die Beſtimmungen des bisherigen Zwangskartel
freiwilligen Zuſammenſchluß im Intereſſe des für das Ge
gewerbe geſchaffenen Ordnungswerkes einzuhalten.
Der Aufſichtsrat der Kaffee=Handels A.=G., Bremen, be
der Hauptverſammlung für 1934 die Verteilung von 5 P.
Dividende wie im Vorjahre vorzuſchlagen.
Daily Telegraph zufolge wird dem engliſchen Unte
demnächſt vom Handelsamt eine Verfügung über die Erh
des Einfuhrzolls auf Stahlfabrikate von 33½= auf 50 Proze:
Genehmigung unterbreitet werden.
Berliner Kursbericht
vom 19. März 1935
Deviſenmarkt
vom 19. März 19
Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ. /
Dresdner Banl
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl .
Mee
84.—
84.—
31.—
33.—
36.125
130.75
116.875
94.50
118.—
156.25
122.625
101.50
Mie ee
J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Soeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen 1
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Miee
143.—
119.75
100.50
89.75
89.—
110.125
87.875
106 125
80.50
72.375
We
Polyphonwerke.
Rütgerswerke
Salzdetfurthee 1
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb. Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht!;
Wanderer=Werke
Re
11.50
108.—
144.
37.—
81.875
111.25
87.—
15.50
130.50
s5.50
117.25
110.—
140.—
Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemart
Danzig.
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
Mie
1ägypt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
1Milreis
100 Leva
1eanad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2. Stg.
100 eſtl. Kr
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Brief
12,05
0.s58
58.34
0.201
2.047
2.447
52.56
81.18
11.77
68.43
5.195
16.43
2.354
168.291
53.27
12.10
0.662
58.46
0.2031
.053
2.451
52.66
81.32
11.30
68.57
5.3o5
16.47
2.358
168.631
53 37
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowat.
Türket.
Ungarn
Uruguah
Ve: Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilline
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 8
100 Pengb
1 Goldpeie
1 Dollar.
Gelt
20.85
a69
5.64
80.92
59.16
48.95
10.68
eags
80.74
33.99
1038
1.97
tor
2.47
Hurmſtädter and Kationatbant Bariktast, sllate der Arescher Oi
Frankfurter Kursbericht vom 19. März 1935.
Keee
„ Gr.IIp. 1934
„ „ „ 1935
„ „ 1936
„ „ 1937
„ „1938
Gruppel ..
5% Dtſch. Reichsanl.
5½%Intern., v. 30
4½%Baden .v. 27
4½%Bayern v. 27
4½%Heſſen. b. 28
41
„b. 29
%0 Preuß. b. 28
2a Sachſen v. 27
41%Thürngen 2
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze
5%0 Dt. Reichspoſt=
Schätze
4½% ..
Dtſch. Anl. Ausl.
F:/, Ablöſung.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
4½%Bad.=Baden
SBerlin . b. 24
2a Darmſtadt ..
% Dresdenv. 26
% Frankfurt 26
2 Heidelberg 26
Mainz...
41, %Mannheim27
2a München 29
4½ %Wiesbaden2
4½%Heſſ. Landesb
4½% Goldoblig.
103.8
1071,
107.3
1062),
105.3
105.9
100.1
96.25
102:ſ=
961
97.75
96.75
97.75
1082),
35.s
100.7
100.3
99.7
106.5
10.5
92
95
93
91.75
932.
92,75
93
94
93
96.75
95.75
P
hyp.=Bk.=Liquid.
4342
Komm.=Obl.
4½% Prß. Landes
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig
41% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f
Heſſ. Gldobl. R.11
4½
R.12
4½%Kaſſ. Landesk.
Goldpfbr. .
4½%Nſſ. Landesb.
5½%n Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
Ausl. Ser.
„Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
4½%Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
4½ %Frrf. Hyp.=B.
½2% „Lig.=Pfbr.
½% Goldoblig.
% Frkf. Pfb.=B
2a „Lic=Pfr.
*Mein. Hyp. B.
„ Lig.=Pfr.
2 % Pfälz. Hyp. B
%0. „ Lig.=Pfb.
4½8 Rh. Hhp.=B.
„ Lig.=Pfr.
„ Goldobl
4½2Südd. Boden=
Cred.=Bank
s% „ Lig.=Pfbr.
„Wttb. Hyp.B
99.75
94I.
97.5
95.5
94.25
97.5
Gi2ß
997.
1137.
129
21.5
98
100.5
95
100
6.8
97
106-.
96.75
100.75
97.5
100
109½,
96
97.5
160.25
We
6%Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
62Mitteld. Stahl.
6% Salzmann ckCo.
6% Ver. Stahlwerk
62Voigt & Häffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
„ L. Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
4%Oſt. Goldrente.
59gbereinh. Rumän
4½%
42Türk. 1. Bagdad
42 I.Bagdadl
4½%ungarn. 1913
19141
Goldr.
1910
*2
4½Budp.Stadtanl
4½Liſſabon. . ....
42 Stockholm.
Aktien.
Accumulat.=Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G.
AndreaeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.
Cement Heidelber
Karlſtadt!
100
100
95.5
987,
98.5
122.75
11.75
11.75
6.5
Heß
27
4.5
6.5
8.25
8.25
56.5
50
92
52
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108
811),
128
117
1407.
92.5
119.5
102.25 1 J.G.Chemie, Baſell
Chem.Werke Abert
Chade A=C)
..."
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz..."
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
..
Dt. Gold=u. Silbe‟
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum ....!
Dortm. Ritterbräu
Oyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
„ Licht u. Kraft
Enzinger Un
Eſchweiler
Eßling. Maſ
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Faberc Sch
Fahr. Gebri
J.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume
Frankfurter Hof
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th..
Gritzner=Kayzſer.
Grün & Bilfir
Hafenmüh
Hanauer
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Hanfwerke
Harpener Be
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
FlſeBergb. Stamm
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93.25
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155.75
154
96.75
116.5
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65),
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Kali=Chemie. . ..
Aſchersleben
glein, Schanzlin
Klöchnerwerke.
Knorr C. H.
Konſerven Braun.
Lahmeyer &Co
Laurahütte
Lech, Augsburg.
Lokomf. KraußckCo.
Löwenbr. Münch.
Maintr.=W. Höchſt.
Diainz=Akt.=Br.
Mannesm.=Röhre
Mansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
Miag, Mühlenbau
Moenus.
Motoren”
Neckarwer, Eßling. /106
Odenw. Hartſtein.
Park=u. Bürgerbr.
R.Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerke ...
Riebeck Montan
Roeder. Gebr
Rütgers
Salzdetfurth Kali"
Salzw. Heilbronn. 1189
Schöfferhof=Bind..
Schramm. Lackfbr.
Schuckert Elektr.. 1101.25
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske.
„ Reinigerwerke
Südd. Zucker=A.6.
Tellu Bergbau
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110.s
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Unterfranken..
Ver, Stahlwerke
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Zellſtoff Waldho
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Badiſche Bank
Bk. f. Brauinduſt
Baher, Hyp. u. V.
Berl. Handelsge
Hnpothelbl.
Comm. u. Privatbl.
Dt. Banz u. 9
Dt. Eff. u. Wech
Dresdner Be
Fran4” Bont
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Mein Shp.=Ban
Pfälz. Hnp. Ban
Reichsbanf=Anl
Rhein, Hnp. Ba
Südd. Bod.=Cr. Bi.
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A.-G.f. Vertehrs
Alg. Lokalb. Kraft
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Lübeck=Büchn
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aru
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urn
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U
ttwoch, 20. März 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bo ſpielen wir heute?” fragte er. „Im Palmengarten,
m Stadion?”
Fahren Sie weiter, — geradeaus”, ſagte ſie ruhig.
Vie ſeltſam ſie heute iſt”, dachte Rudolf.
un waren ſie am Stadion. Er ſah ſie fragend an, aber ſie
lte den Kopf und deutete mit der Hand nach vorne, wo
ſ. e breite Landſtraße in dem hohen Wald verlor. Rudolf
tro uf den Gashebel, der Wagen ſchoß in hoher
Geſchwindig=
n dem Eingang des Stadions vorbei. Gut eine halbe
e fuhr er ſo. An kleinen, ſchattigen Waldreſtaurants
vor=
be irch ein Dorf auf deſſen Straße eine Hühnerſchar kreiſchend
axu landerſtob. Dann, rechts vom Weg, von den Bäumen halb
be!t, tauchte wieder das rote Ziegeldach eines Waldreſtaurants
Heda Cornelius legte Rudolf die Hand auf den Arm.
Vir wollen uns ein wenig in den Schatten ſetzen”, ſagte
ſie d lächelte zum erſtenmal. Er ſtoppte ſofort. Schweigend
zen ſie den Wagen.
in behäbiger Wirt, die Aermel ſeiner grünen Wollweſte
krempelt, ſtürzte herbei.
Vas befehlen die Herrſchaften?”
ſihner pickten ringsum unter den friſchgeſtrichenen Tiſchen
urnötühlen des Gartens. Vom Haus her roch es nach Bier
lpfelwein.
Sind Sie ſehr erſtaunt, daß ich Sie zu dieſem
Morgen=
g ins Grüne verführte?” fragte Heda, nachdem ſie eine
gedankenverloren den Hühnern zugeſehen hatte, die in
ur hreiblicher Neugierde immer nähergekommen waren.
nahm ihre Hand.
Ich freue mich ſehr, hier mit Ihnen zu ſitzen.”
ie nickte, — entzog ihm die Hand wieder.
fa”, fagte ſie.
ſah ſie voller Sorge an. „Was haben Sie Heda? Sie
eute ſo traurig, — verzeihen Sie, wenn ich das ſage.”
ie blickte vor ſich nieder. Hob plötzlich den Kopf.
ſch kann das Geſicht des Barons nicht vergeſſen”, ſagte
ſie heftig und ein gequälter Zug trat in ihr Geſicht. „Ich...
ich . . ." Sie vollendete den Satz nicht.
Er haſchte wieder nach ihrer Hand. Streichelte ſie
be=
ruhigend. Was ſollte er antworten?
Sie ſtarrte wieder vor ſich hin. Begann dann leiſe zu
ſprechen.
„Sie wiſſen, daß ich Witwe bin. Mein Mann .." er hat
ſo ausgeſehen wie der Baron, als ich ihn zum letztenmal ſah.."
eher er.."
Sie ſtockte.
ehe er . . . Sie wiſſen es? .. . ſich die Kugel in den
Kopf ſchoß .. .!"
Rudolf ſprach nicht. Er ſah, daß ihre Augen feucht wurden.
„Es war ſo ſonderbar, wie alles kam . . .” ſagte ſie wieder.
„So unverſtändlich
Sie blickte auf. Strich haſtig mit der Hand über die Stirn.
„Es iſt dumm von mir, davon zu ſprechen. Verzeihen Sie‟
ſie lächelte müde. „Ich bin ſentimental. Kitſchig, nicht wahr?”
Rudolf ſtotterte etwas das keinen Sinn hatte.
„Nein, nein” wehrte ſie ab. Sagen Sie nichts. Es war
dumm von mir. Ich danke Ihnen, daß Sie mir zugehört haben.”
Sie ſah ihn jetzt offen an.
„Ich mußte nur daran denken. Der Baron hat heute früh
ſchon den Onkel angerufen. Vielleicht hat er um
Zahlungs=
aufſchub gebeten. Ich weiß es nicht.”
Sie ſtand auf.
„Wollen wir wieder fahren?”
Er nickte. Rief den Wirt und zahlte. Heda war an den
Wagen vorausgegangen.
Sie ſtand mit einem Fuß auf dem Trittbrett und wartete
auf ihn. Mit wenigen Schritten ſtand er bei ihr.
„Heda . . .!” bat er.
Mit einem ſchnellen Blick überzeugte er ſich, daß die
Land=
ſtraße menſchenleer war.
„Heda?‟
Nr. 79 — Seite 13
Mit einer raſchen Bewegung riß er ſie in ſeine Arme und
küßte ſie.
Als er ſie endlich wieder losließ, lächelte ſie. Froher,
ge=
löſter fuhren ſie den Weg zurück. In der Diele Danielewſki’s
Villa verabſchiedete ſich Rudolf.
Als er gehen wollte, legte ſie plötzlich ihre Arme um ſeinen
Nacken. Und küßte ihn.
„Rudolf . . .” ſagte ſie leiſe.
„Ja?"
„... nein . . . nichts. Es war nur ein dummer Gedanke.”
„Willſt du ihn mir nicht ſagen?”
Sie ſah ihn lange prüfend an.
Preßte ihn feſter in ihre Arme.
„Ich habe eine unerklärliche Angſt vor Dingen ...
die kommen werden . . ." flüſterte ſie.
Sie riß ſich los und war verſchwunden, ehe er ſich von
ſeinem Staunen erholen konnte.
7. Kapitel.
Als Rudolf nach Hauſe kam, öffnete der Diener ihm
die Tür.
„Der gnädige Herr iſt ſchon dreimal angerufen worden.”
„Von wem, Fritz?”
„Die Dame nannte ihren Namen nicht. Ich glaube aber,
daß es das gnädige Fräulein Braut war.”
„Es iſt gut, Fritz. Verbinde mich nachher mit der Villa
Degen.”
Rudolf ging in ſein Zimmer hinauf. Warf Mantel und
Mütze auf die Couch und ſetzte ſich an das Telephon.
Der Diener meldete die Verbindung.
„Hier bei Geheimrat Degen” hörte Rudolf.
„Hier Bertoloni. Ich möchte das gnädige Fräulein
ſprechen.”
„Das gnädige Fräulein iſt bereits unterwegs zu Ihnen,
Herr Doktor.”
„Danke.”
(Fortſetzung folgt.)
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann;
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette: für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt
D. A. II. 35. 21592. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.
*
1
Wittmann=
ſtr. 30, I. (a
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Angeb. u.
Heſchäftsſt.
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4. 1935.
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Harderobe
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Leſchäftsſt.
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über=
auch
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Strümpfe=
u. =
ſtop=
at noch 2
n d. Woche
Ingeb. 1
Geſchſt.
Als General=Vertrieb einer
bedeutenden (12712
Rheiniſchen Maſchinenfabrik
übertragen wir für einen größeren
Bezirk möglichſt mit Sitz in
Darmſtadt die
alleinige Bezirksvertretung
für einen patentierten und
kon=
kurrenzloſen Speziglartikel in der
Autobranche. Derſelbe bedeutet
eine anerkannte Umwälzung au
dieſ. Gebiete, dient einem
national=
ökonomiſchen Intereſſe und bietet
enorme Betriebskoſtenerſparnis.
Hervorragende Unterſtützung durch
Preſſe und Fachblätter, ſowie reich
haltige erſte Refer, über glänzend
Bewährung. Ang. erbet. u. T. R. 635
an Heinr. Eisler Nachf., Frankfurt a. M
ngere
äuferin
ten Fach
iſſen für
der ſpäter
ſucht.
u. Ludw.
zwab
Zwaren.
etten,
otagen,
Ludwig=
aße 23.
ſchriftliche
ingebote.
erfräu
Café
ſucht.
u. L. 6.
Gſchäftsſt
chtiges
erfräulein
Runde=
u. ehrlich.
ſchäft und
alt im
v. 18—
1. Apri
. Ang. u.
Zum baldig.
Einkr. geſucht
räftig., geſund.
Mädchen
oder (c
alleinſteh. Frau
im Alter von
25—35 Jahr. als
Küchenmädchen
und Spülerin
Angebote, mög
lichſt mit Bild,
an: Reſtaurant
Molkenkur
in Heidelbers
Unabhängige
ehrliche Frau
dder Mädchen
von 9 Uhr bis
nach dem Spül.
für werktags
ge=
ſucht. Anfragen
m. Lohnangabe
L. 45
Zuverläſſige,
ſaubere
Großes
Zimmer, Separ.
Eingang für Ge
ſchäftszwecke zu
vermieten.
Eliſa=
bethenſtr. 23, I.,
Vorderhaus.
geſucht.
Zu erfragen in
der Geſchäftsſt.
Unabhängiges
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das erste beste und hatte sich nie so recht klar gemacht, daß
es auch in Rasierseifen Oualitätsunferschiede gibt, die
umso-
mehr in Erscheinung treten, je härter der Bart und je emp
findlicher die Haut ist, Mun ist Krüger gewiß kein Mann,
der sich leicht imponieren läßt! Aber die Kaloderma-Rasien
seife, die ihm derZufall in die Hand spielte, dieimponierte ihm.
Das einzige sei — sagte er — daß er sich ohrfeigen könnte, das
nicht früher versucht zu haben-sorasch, so leicht und mühelos
läßt sich jetzt sein harter, wirbeliger Bart mit dem
glyzerinhal-
tigen Kaloderma-Schaum rasieren. Und keine Spur mehr von
Brennen und Spannen, selbst beim schärfsten Ausrasieren!
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Seite 14 — Nr. 79
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