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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 15
Dienstag, den 15. Januar 1935.
197. Jahrgang
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DD=Bani und Darmſtädter und Nationalbani.
DDer ahrer
pricht zur Saarabſtimmung.
Eine hochbedeukſame Kundgebung.
DNB. Berlin, 14. Januar.
Das Ergebnis der Abſtimmung im Saargebiet wird im
e des Dienstag morgen durch den Präſidenten der
Abſtim=
gskommiſſion Rohde der Weltöffentlichkeit bekanntgegeben.
Genauer Zeitpunkt dieſer Bekanntgabe richtet ſich nach dem
zluß der Auszählung.
Im Anſchluß daran wird der Saarbevollmächtigte des
Reichs=
ſers, Gauleiter Bürckel, dem Führer über alle deutſchen
der das Ergebnis melden.
Dann ſpricht der Führer ſelbſt.
Zum Schluß gibt Reichsminiſter Dr. Goebbels eine
Er=
rung bekannt.
Alle deutſchen Behörden, Schulen uſw. werden auf dieſe
dungen ausdrücklich hingewieſen.
Gauleiter Bürckel hat für den Gau Pfalz für dieſe Sendung
einſchaftsempfang angeordnet.
Eine Bekannkmachung des
Saar=
bevollmächkigken.
Das Büro des Saarbevollmächtigten des Reichskanzlers gibt
nnt:
In Tauſenden von Zuſchriften haben unſere deutſchen
Volks=
ſſen aus dem Reich Hilfe für die Saarbevölkerung angeboten.
richten nunmehr an alle Unternehmen im Reich die Bitte,
einen oder anderen arbeitsloſen Volksgenoſſen des
Saar=
etes wieder einen Verdienſt und damit eine Lebensmöglichkeit
ben. Mehr als 40 000 arbeitsloſe Volksgenoſſen ſtehen im
rgebiet auf der Straße. Hier zu helfen, ohne daß dadurch
sgenoſſen ihre Arbeitsſtätte verlieren, iſt jetzt erſte Pflicht.
eilung bzw. Bekanntgabe von Arbeitsplätzen, gleich welcher
ife, bitten wir an das Büro des Saarbevollmächtigten des
uskanzlers in Neuſtadt a. d. H. zu richten.
„Alles programmäßig abgeſpiell”.
Präſidenk Rohde an den Völkerbund.
DNB. Genf, 14. Januar.
Der Präſident der Abſtimmungskommiſſion hat dem
General=
är des Völkerbundes um 12.30 Uhr folgendes Telegramm aus
brücken geſchickt:
„Die Abſtimmung hat ſich in völliger Ruhe vollzogen. Die
Be=
rung hat den Beweis der Diſziplin und Würde erbracht. Der
Sport der Urnen nach Saarbrücken unter militäriſcher oder
eilicher Bedeckung hat ſich in normaler Weiſe vollzogen. Falls
Ergänzungstelegramm nachkommt, hat ſich alles
programm=
g abgeſpielt.
Rohde,
Vorſitzender der Abſtimmungskommiſſion.”
ſenskag Abreiſe der Abfimmungskommiſſion.
Die Abſtimmungskommiſſion begibt ſich am Dienstag um
„Uhr unter Mitnahme der in Holzkiſten verpackten
Stimm=
in einem Sonderzug nach Baſel, wo ſie übernachten wird.
woch früh tritt ſie die Weiterfahrt nach Genf an, um dem
erbund amtlich die Beendigung ihrer Arbeit zu melden.
* Ewiges Volk.
Nicht nur Europa, nein, die ganze Welt hat den Atem
an=
gehalten in dem Augenblick, wo die Abſtimmung an der Saar
begann. Man hatte im Unterbewußtſein das Gefühl, daß hier
eine Entſcheidung von geſchichtlicher Tragweite heranreife.
Merk=
würdig genug, denn eigentlich war für uns alle das Bekenntnis
der Saarbevölkerung für Deutſchland eine Selbſtverſtändlichkeit,
hätte eine Selbſtverſtändlichkeit für alle ſein ſollen, die einmal
einen Blick in das Land hineinwarfen. Aber einer geſchickten
Propaganda, die von den in Verſailles erfundenen Saar=
Franzo=
ſen ihren Ausgang nahm, und ſchließlich, als alle anderen Mittel
verſagten, ihre vergifteten Waffen aus der Schmiede der
inner=
deutſchen Politik holten, war es gelungen, den Völkern draußen
den Blick ſo zu trüben, daß ſie allmählich an das Beſtehen einer
ſtarken Minderheit gegen Deutſchland geglaubt haben.
Aber alle, die dieſem Irrtum verfielen, ſind wenigſtens
ehr=
lich genug, heute nachträglich anzuerkennen, daß ſie ſich getäuſcht
haben oder getäuſcht wurden. Die Berichterſtatter aller Völker
ſind des Lobes voll über den heiligen Ernſt, mit dem die
Saar=
deutſchen ihre Pflicht erfüllten. Ein franzöſiſches Blatt gibt
neid=
los zu, daß die Abſtimmenden den Eindruck erweckten, als
voll=
zögen ſie eine „heilige Handlung” — und iſt das Bekenntnis zum
Volkstum nicht die heiligſte Handlung, die ein Menſch vollziehen
kann, der ſich ſeiner Sendung bewußt iſt?
Wir haben ja nachgerade in dieſen Zeremonien Uebung
ge=
habt. Die Deutſchen in der Nordmark, in Oberſchleſien in
Weſt=
preußen und ſogar in Kärnten wurden aufgerufen, ſie ſollten
ge=
wiſſermaßen als eigener Souverän über ihr Schickſal entſcheiden.
Aber ſie haben nicht vergeſſen, daß mit dieſer Geſte des Verſailler
Syſtems, die demokratiſch gedacht war, nur in anderer Form der
Haß gegen das unterlegene Deutſchland ſich ausdrückte. Denn die
„Volksabſtimmungen” wurden nur dort angeordnet, wo ſich die
Sieger einen Erfolg für ihre Abſichten verſprachen. Wo das nicht
der Fall war — im Reichsland, in Danzig, im Korridor und in
Memel —, da hat man auf dieſe demokratiſche Verbrämung
ver=
zichtet, eben weil die Gefahr beſtand, daß das Pendel nach der
falſchen Seite ausſchlug. Wären die Abſtimmungen wirkliche
Volksabſtimmungen geweſen, in Oberſchleſien, in der Nordmark,
ſie wären noch ganz anders ausgefallen. Aber das Land und
ſeine Bewohner waren ja Objekt einer beſtimmten Abſicht. Die
Abſtimmungen ſollten eine Mehrheit gegen Deutſchland ergeben,
um das geſchlagene Reich noch mehr zu verkrüppeln und ihm die
Kraft zum Wiederaufſtieg zu rauben.
Es wird einmal eines der lehrreichſten Kapitel der
Nach=
kriegszeit ſein, die Geſchichte dieſer Volksabſtimmungen zu
analy=
ſieren und aufzuzeigen, mit welchen Mitteln der Verſucher
ar=
beitete, und wie er doch immer wieder an dem ewigen Volkstum
der Deutſchen ſcheiterte. Theodor Storm, der einmal das bittere
Brot des Verbannten gegeſſen hat, als die Dänen jede deutſche
Regung in ſeiner Heimat mit Gewalt unterdrückten, ſchrieb aus
der Ferne den Aufſchrei:
„Sie feiern Siegesfeſte,
Sie ziehen die Stadt entlang,
Sie glauben, Schleswig=Holſtein zu begraben
Brich nicht mein Herz!
Noch ſollſt du Freude haben!
Wir haben Kinder noch, wir haben Knaben,
Und auch wir ſelber leben — Gott ſei Dank!”
Das trotzige Bekenntnis zu Blut und Heimat, der
unbeug=
ſame Stolz zum eigenen Volk, die ſich durch Unterdrückung und
Unterſuchungen nicht niederringen laſſen, haben ſich auch an der
Saar durchgeſetzt. Der Spuk eines von Emigranten gezüchteten
Status quo — in der Saar=Sprache ſehr raſch als Status Quatſch
bezeichnet — iſt verflogen, ſobald ihn der erſte Strahl des
Be=
kenntniſſes zum Deutſchtum traf. Wo ſind ſie alle mit ihren
landes=
verräteriſchen Plänen geblieben, die ſich um perſönlichen
Eigen=
nutz herum einen eigenen Staat bauen wollten, mit Hilfe
betro=
gener Anhänger, ſie ſind verweht, ſind wieder heimatlos
gewor=
den, ausgeſtoßen, vernichtet von dem ewigen Deutſchtum, das, wie
ſchon ſo oft, in der Not ſich am ſtärkſten bewährt hat.
Skimmenzählung im Warkburg=Sagl.
Von unſerem nach Saarbrücken entſandten
F.=Mitarbeiter.
* EP. Saarbrücken, 14. Januar.
Im weiten Umfang iſt das evangeliſche Vereinshaus, der
Wartburg=Saal, abgeſperrt. Die zahlreichen Schauluſtigen
wer=
den jenſeits der breiten Allee hinter einem Seil zurückgehalten.
Polizei, Landjäger und engliſche Soldaten ſichern das
Ge=
bäude ſelbſt vor jedem Unbefugten. Wer bis zum Eingang
vor=
gedrungen iſt, verfällt einer dreifachen Kontrolle, die
ſich auf vier verſchiedene Ausweiſe ſtützt: Man muß nicht nur
als Journaliſt den Preſſe=Ausweis, die beſondere Zutrittskarte
für den Saal, eine numerierte Roſette vorzeigen, ſondern auch
den Reiſepaß. Erſt wenn alle vier Formulare als richtig
be=
funden werden, wird man von den Engländern weitergegeben
an Schutzleute, die noch einmal dieſelbe Kontrolle vornehmen.
Dann endlich gelangt man in einen kleinen Raum, in dem eine
Reihe Kriminalſchutzleute eine eingehende Körper=
Viſitation vornehmen und ſogar unter die Hüte ſchauen.
Stöcke werden unterſucht, ob ſie nicht zum Schießen geeignet ſind.
Man kommt ſchließlich in einen ſchönen, klar überſichtlichen
Saal. Das ganze Milieu erinnert ſehr ſtark an den
Refor=
mations=Saal des Völkerbundes in Genf. Auf einer Empore
befindet ſich der Tiſch der Abſtimmungs=Kommiſſion, an dem
die fünf Mitglieder Platz genommen haben. Nicht weniger als
zehn Mikrophone aller Herren Länder ſind vor der Kommiſſion
aufgebaut. Hinter ihr befinden ſich in einem gewiſſen Abſtand
voneinander zwei Tiſche, die für die deutſche und die
fran=
zöſiſche Regierungsvertretung bereitgeſtellt ſind. An dem Tiſch
der deutſchen Kommiſſion nimmt Oberregierungsrat
Dr. Vollert vom Reichsminiſterium des Innern,
Regie=
rungsrat Weſthoff von der Regierung in Trier und
Bürgermeiſter Dürrfeld aus Kaiſerslautern Platz. Auf
den Seitentribünen ſind große Jupiter=Lampen inſtalliert, die
alle Augenblicke erleuchtet werden, um Aufnahmen zu machen.
Immerfort flammen Blitzlichter von etwa hundert internationalen
Preſſe=Photographen auf.
Die Mitglieder der Wahlvorſtände, das ſind alſo die
aus=
ländiſchen Vorſitzenden und die Beiſitzer aus dem Saargebiet,
haben bereits an breiten Zähltiſchen Platz genommen.
In=
mitten des Saales iſt eine beſondere Hauptkontrolle eingerichtet,
bei der offenbar die Einzelergebniſſe geſammelt werden.
Unab=
läſſig ſchleppen Tommis mit Schurzfellen aus ſchönſtem
hell=
farbenem Leder die Kiſten mit den Stimmſcheinen heran, die
beſonders aufbewahrt werden, um zur Kontrolle der
Stimm=
umſchläge zu dienen.
Nach einer kurzen Anſprache des Vorſitzenden beginnt ſofort
ein lautes Klappern, verurſacht durch das
Oeffnen der verſiegelken Urnen.
die meiſt aus Blech, zum Teil aber auch aus Holz ſind. Ein
Beamter der Abſtimmungs=Kommiſſion geht mit einer
Plomben=
zange durch die Reihen, um den Vorſtänden behilflich zu ſein.
Jetzt ſind bereits die erſten Urnen geöffnet und große Stöße
Abſtimmenden müſſen Schlange ſtehen.
Freudenfeuer am Hindenburgturm an der lothringiſchen Grenze,
— Vor dem Abſtimmungslokal in der Neuwieſener Schule in Saarbrücken. —
Seite 2 — Nr. 15
blauer Umſchläge werden auf den Zähltiſch geſchüttet, die
nun=
mehr in einzelne kleine Bündel zuſammengelegt werden, um
das Stimmenzählen zu erleichtern. In anbetracht der heißen
Arbeit, die ſich die ganze Nacht hindurch erſtrecken wird, haben
bereits eine Reihe der Wahlvorſteher und Beiſitzer ihre Röcke
ausgezogen, um ihre Arbeit hemdsärmelig vorzunehmen. Auf
der Tribüne jenſeits des Vorſtandstiſches ſind die erſten drei
Reihen dicht von Mitgliedern der Regierungs=Kommiſſion, von
Beamten der Abſtimmungs=Kommiſſion und ihren Damen
be=
ſetzt. Ferner haben Zutritt erhalten auch die deutſchen
Mit=
glieder des Landes=Ausſchuſſes. Dahinter herrſcht ein
Stimmen=
gewirr in allen erdenklichen Sprachen, das von den Plätzen der
etwa 500 Preſſevertreter aus allen Teilen der Welt kommt.
Benuhung von Feldſtechern verboken!
Es iſt 8 Uhr abends. Wenn man erneut die Tribüne des
Ab=
ſtimmungsſaales betritt, hört man ein unaufhörliches Rauſchen,
wie das Plätſchern eines Waſſerfalles. Es entſteht durch das
un=
unterbrochene Herausnehmen der Stimmzettel aus den Umſchlägen
und das Häufen der Stimmzettel in Pappkartons. Als der
Prä=
ſident bemerkt, daß übereifrige Beobachter Ferngläſer benutzen, um
beſſer in der Lage zu ſein, an dem einen oder anderen Tiſch die
Zettel mitzuzählen, verbietet er die Benutzung ſolcher optiſcher
Inſtrumente auf das ſchärfſte, und das mit Recht. Denn einzelne
gehen mit dem Ergebnis ſolcher Zählungen, die natürlich bei einer
Geſamtzahl von mehr als einer halben Million Abſtimmenden ein
völlig falſches Bild vermitteln, hauſieren. Man muß es ablehnen,
ſich mit ſolchen Rechnungen zu beſchäftigen. Jetzt kommt es ſchon
nicht mehr auf die wenigen Stunden einer Nacht an, die die
Be=
völkerung und die politiſch Intereſſierten der ganzen Welt von
der Kenntnis dieſer geſchichtlich denkwürdigen Entſcheidung
trennen.
Bei der Auszählung konnte man ſehr bald erkennen, wie
un=
geheuer groß der Erfolg der Deutſchen Front iſt. Die
Stimm=
zettel werden je nach den drei Möglichkeiten Status quo,
Frank=
reich und Deutſchland in drei Kartons verteilt. In den Karton
„Frankreich” wurde nur ſelten ein Stimmzettel gelegt, dann und
wann in den Karton „Status quo”, während ſich in dem Karton
„Deutſchland” die Stimmzettel ſehr ſchnell ganz erheblich häuften.
Noch immer wird Briefumſchlag um Briefumſchlag geöffnet.
Noch iſt man an keinem Tiſch mit dieſer erſten Arbeit fertig. Noch
immer ſind nicht alle Käſten geleert. An jedem Zähltiſch ſtehen
vier bis fünf hohe Käſten, die man nach Größe und Umfang
wahr=
haft nicht mehr als Urnen bezeichnen kann. Sorgfältig werden die
Umſchläge aufbewahrt, denn ihre Zahl muß mit der Geſamtzahl
der Wahlzettel übereinſtimmen. Die dritte Kontrolle beſteht dann
in dem Nachzählen der Stimmſcheine, die jeder Wahlberechtigte nach
der Wahl abgeben mußte, und ſchließlich muß dann noch aus dem
Anhaken der Wählerliſten eine vierte Nachprüfung erfolgen, ob
alles miteinander übereinſtimmt.
Wenn alle dieſe techniſchen Prüfungen erledigt ſind, wird erſt
das eigentliche Auszählen der Stimmzettel nach den drei Gruppen
erfolgen können.
Es wird ein Feiertag ſein!
In der Stadt Saarbrücken und auf dem Lande geht das Leben
ſeinen geordneten Gang weiter. In den Geſchäften drängt ſich in
den Abendſtunden das Käuferpublikum, da der morgige Tag von
der Bevölkerung freiwillig als ein eingeſchalteter Feiertag
be=
trachtet wird. Alle Läden haben geſchloſſen, ebenſo die Banken, und
die Fabriken werden ſtilliegen. Es ſoll ein Feſt der deutſchen
Fa=
milie ſein. Man erwartet, daß ſich in jeder Familie, in der ſich ein
Rundfunkgerät befindet, die Mitglieder dieſer Familie und die
be=
freundeter Familien, die kein Gerät haben, zur Anhörung des
Re=
ſultats um 8 Uhr zuſammenfinden. Uebrigens hat der Leiter der
Schulabteilung für das ganze Saargebiet den morgigen Tag für
ſchulfrei erklärt. Dieſe Maßnahme iſt auf Grund eines Beſchluſſes
der geſamten Regierungskommiſſion erfolgt.
Die Regierungskommiſſion hat es abgelehnt, den Beamten
des Saargebiets am 15. Januar freizugeben, und auch ſonſt eine
klare Entſcheidung über die am 15. Januar geplanten Feiern
ver=
mieden. Für den Abend des Dienstag iſt ein großer
Fackel=
zug vorgeſehen, an dem Hunderttauſende von Perſonen
teil=
nehmen werden. Für den Vormittag haben die Separatiſten und
Kommuniſten zu einer „Gegenkundgebung” aufgerufen.
*
Als der Redakteur der ſeparatiſtiſchen „Volksſtimme‟,
Schulz, die Wartburg betreten wollte, wurde bei ihm eine
Waffe beſchlagnahmt. — Der Redakteur des „Saarlouiſer
Jour=
nal”, Eduard Heley, wurde aus der Wartburg verwieſen, weil
er gegen die Leibesviſitation offenen Widerſtand leiſtete.
Iu Zeillrant dee beutſgen zorſchung.
VII.
Die Bogelwarke Roſſikten der Kaiſer=Wilhelm=
Beſellſchaft zur Förderung der Wiſſenſchaft.
Von Hans Hartmann.
Je tiefer wir in die verſchiedenen Gebiete der Tierwelt
eindringen, deſto mehr Wunderbares und Stauenswertes
ent=
decken wir. Das Verhältnis der Mutter zu ihren Jungen, der
Zug der Vögel und der Fiſche, die Mimikry — damit haben
wir nur einiges herausgegriffen. Am allerwunderbarſten dürfte,
wenn wir genauer zuſehen, der Zug der Vögel ſein. Er iſt
das Hauptforſchungsgebiet der Vogelwarte Roſſitten.
1901 hat ſie Thienemann gegründet, nachdem zwei Jahre
zu=
vor ein däniſcher Forſcher die Methode angewandt hatte, einen
Ring mit einer Orts= und Zahlbezeichnung an den Fuß von
Vögel anzulegen, die man ſo auf ihrem weiteren Lebens= und
Flugwege verfolgen konnte.
Roſſitten wurde 1923 von der Kaiſer=Wilhelm=Geſellſchaft
übernommen. Die Vogelwarte liegt in Oſtpreußen auf der
Kuriſchen Nehrung. Dieſe iſt für Millionen von Vögeln, die im
Herbſt aus dem Nordoſten kommen, der natürlich Zugweg. Sie
haben für den Notfall ſchützendes Land unter ſich, und ſo wirkt
dieſer faſt hundert Kilometer lange Landſtrich, deſſen nördliche
Hälfte jetzt zum Memelgebiet geſchlagen worden iſt, wie eine
Art Beobachtungsfalle. Daß er außer Vögeln auch viele
inter=
eſſierte Menſchen anlockt, ſo daß jetzt etwa 15 000 Beſucher
jähr=
lich kommen, ſei als Zeichen für eine geſteigerte Liebe der
Deutſchen zu Oſtpreußen nur nebenbei bemerkt.
Es iſt nicht leicht, ſich dieſer Arbeit der Vogelbeobachtung
zu unterziehen. Zunächſt iſt eine genaue Kenntnis der
Vogel=
arten nötig.
Das iſt denn auch oberſtes Gebot ſür die Forſchungsarbeit
in Roſſitten. Die Vogelwarte hat überall im Lande Mitarbeiter,
die ſelbſt „Beringungen” vornehmen können; die Ringe dazu
ſendet ihnen die Vogelwarte koſtenlos. So helfen ſie mit am
großen, auf Jahrzehnte berechneten Forſcherwerk; aber es muß
die Gewähr vorhanden ſein, das ihre Meldung richtig iſt, daß
ſie alſo vor allem den beringten Vogel richtig erkennen.
Nicht minder ſchwierig dürfte die direkte Beobachtung der
Zugvögel in Roſſitten und Umgebung ſein. An guten
Herbſt=
tagen fliegen ſchätzungsweiſe über eine halbe Million Vögel
über die Nehrung. Nun weiß man aber, daß viele Arten den
Flug über die öſtliche Haffküſte vorziehen, ſo daß dort neue
umfangreiche Beobachtungen nötig werden. Der Rückflug vom
Süden (alſo der Frühjahrszug) bringt die Scharen in geringerer
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
England rechnet
75 Prozenk Skimmen für Deukſchland.
EP. London, 14. Januar.
Die zumeiſt linksſtehenden Propheten, die für den geſtrigen
Abſtimmungstag an der Saar Unruhen und Blutvergießen
vor=
ausgeſagt latten, müſſen ſich heute von der engliſchen Preſſe
beſchei=
nigen laſſen, daß ſie falſche Propheten geweſen ſind. Die geſtern
von den Saarländern beobachtete muſterhafte Diſziplin ſowie die
vollkommene Ruhe, in der die Abſtimmung vor ſich ging, werden
heute einſtimmig von den Blättern hervorgehoben. Die „Daily
Mail” ſchreibt dazu, die Abſtimmung ſei ſehr viel ruhiger
ver=
laufen als viele amerikaniſche und engliſche Wahlen. — Neben
dem Verlauf der Abſtimmung ſelbſt bringen die Zeitungen
aus=
führliche Stimmungsbilder mit Beſchreibungen der Szenen in den
einzelnen Abſtimmungslokalen, ſowie mit dem Flugzeug nach
Lon=
don geſchaffte Bilder. Dabei wird die ausgezeichnet organiſierte
Wahlhilfe der Deutſchen Front bis hinunter zu der Schaljugend
unterſtrichen. Die Beteiligung an der Abſtimmung wird von der
Preſſe auf 98 Prozent geſchätzt; die Zahl der für Deutſchland
ab=
gegebenen Stimmen werden wenigſtens 75 Prozent betragen. Auf
jeden Fall ſteht für die Preſſe feſt, daß
Deutſch=
land geſtern an der Saar einen
überwältigen=
den Sieg errungen hat. Man betrachtet daher auch ganz
allgemein die Entſcheidung des Völkerbundsrates als bereits
feſt=
ſtehend. Dabei wendet ſich die „Daily Expreß” gegen die
Pläne einer Teilung des Saargebietes. Alle ſolche
Pläne, ſchreibt das Blatt, das auch die ſofortige Abberufung der
engliſchen Truppen aus dem Saargebiet fordert, müßten zu
Ver=
wicklungen führen. „Nach Wahlen”, ſo wird betont, wird nicht
für diejenigen, die mit dem Stimmzettel beſiegt worden ſind, ein
ſeparater Staat eingerichtet. Solch ein Verſuch könnte zum
Bür=
gerkrieg führen.”
Verſchiedene Blätter veröffentlichen auch Interviews
mit dem Saarbevollmächtigten des
Reichskanz=
lers, Gauleiter Bürckel, der mit großem Nachdruck
be=
tonte, daß Deutſchland keinerlei
Vergeltungsmaß=
nahmen ausüben werde. Er rechne damit, daß die in das
Saargebiet geflohenen Emigranten ſowie die Führer der Status
quo=Bewegung das Saargebiet verlaſſen würden. Mit den
Füh=
rern der ſogenannten Einheitsfront ſei eine Verſtändigung nicht
möglich. Allen anderen dagegen werde Deutſchland die Hand der
Verſöhnung entgegenſtrecken und verſuchen, ſie für ſeine
Weltan=
ſchauung zu gewinnen. Auch die Kommuniſten würden — ſo
be=
tonte Gauleiter Bürckel gegenüber einem Vertreterder „DailyMail”
— von ihm aufgefordert werden, das Saargebiet nicht zu verlaſſen,
da ihnen nichts geſchehen werde.
Die Pariſer Preſſe
ein williges Sprachrohr von Mak Braun.
EP. Paris, 14. Januar.
Die ausführlichen Berichte der in das Saargebiet entſandten
Sonderkorreſpondenten der Pariſer Preſſe ſtimmen in einem
Punkte überein: ſie heben ausnahmslos und meiſt ſchon in den
Ueberſchriften hervor, daß ſich die Volksabſtimmung in
Ord=
nung und ohne ernſte Zwiſchenfälle abgeſpielt habe. Die
Diſziplin und Ruhe der Bevölkerung, die über ihr Schickſal mit
dem Stimmzettel entſchieden habe, wird von dem Berichterſtatter
der Radio=Agentur als „geradezu eindrucksvoll” bezeichnet.
Das „Petit Journal” ſtellt feſt, daß die Abſtimmungs=
Kommiſſion die größten Vorkehrungen getroffen habe, um die
Unabhängigkeit der Abſtimmenden zu wahren. Der
Bericht=
erſtatter des Blattes weiſt auf die lebhafte Wahlbeteiligung hin,
die nach ſeiner Schätzung 98 bis 99 Prozent der
Stimmberech=
tigten erreicht habe. Schon am Vormittag habe der größte
Teil der Wähler ſeine Stimmzettel abgegeben.
Trotz dieſen Wahrnehmungen ſtellen die Morgenblättern
den Beſchwerden des Führers der ſogenannten Einheitsfront,
Matz Braun, und ſeiner Genoſſen einen großen Raum zur
Ver=
fügung. Sie berichten eingehend über die Preſſekonferenz, die
Braun in ſeiner Verzweiflung über das verlorene Spiel der
Einheitsfront am Sonntag abend einberufen hatte und an der
die Kommuniſten und wenige ſeparatiſtiſche Katholiken
teil=
genommen haben. — Das „Petit Journal” ſchreibt in dieſem
Zuſammenhang, der Katholik Kaufmann habe ſich zum
erſten=
mal mit den beiden marxiſtiſchen Brüdern vor der
Oeffentlich=
keit kompromittiert, weil er bisher die ſehr richtige
Ueber=
zeugung gehabt habe, daß den Katholiken ihr Gewiſſen verbiete,
ſich mit den Kommuniſten zu verbünden. Die Wahrheit fordere
die Feſtſtellung, daß der Kommunismus der Kirche unendlichen
Schaden zugefügt habe, wofür Rußland ein Beiſpiel ſei.
Verſchiedene Blätter, die ihre Hoffnungen auf den Status
quo dahinſchwinden ſehen, wie das „Echo de Paris”, machen
Dichtigkeit, denn mancher Wanderer hat inzwiſchen ſein Leben
laſſen müſſen. Freilich: das Grundgeſetz, ob Tag= oder
Nacht=
zug, ob Flug nach Alter oder Geſchlecht getrennt, ob lautloſer
oder mit Zurufen verbundener Zug, gilt im allgemeinen für
Hin= und Rückflug.
Viele Vögel gehen auf ihrer Winterreiſe verloren. Es kann
ſie ein plötzlicher Kälteeinbruch vernichten wie bei den Schwalben
Ende September 1931; ſie werden gefangen und verſpeiſt, wie
leider unzählige beſonders in Italien, Spanien und
Südfrank=
reich; ſie können ſich verfliegen und finden nicht mehr zurück.
Oder ſie fallen einem tragiſchen Verhängnis zum Opfer wie
an=
ſcheinend viele Störche, die ſich u Afrita von
Wanderheu=
ſchrecken nähren; aber da man dieſe jetzt mit Arſenik vergiftet,
müſſen die Störche, die ſie freſſen, mitſterben.
Gleichwohl iſt das Material, das jetzt ſchon zur Verfügung
ſteht, ungeheuer. In Roſſitten oder durch Roſſitten ſind weit
über 200 000 Vögel beringt worden. In den meiſten
Kultur=
ländern der Erde beringt man jetzt auch, ſo daß hier ein
be=
ſonders ſchönes und fruchtbares Feld wiſſenſchaftlicher
Zu=
ſammenarbeit vorliegt. Selbſt während des Krieges ſind hier
die Fäden nicht abgeriſſen, und außer Frankreich haben alle
Länder ihre Meldungen über die vorgefundenen beringten Vögel
über die neutralen Länder nach Roſſitten gelangen laſſen. In
Frankreich werden viele Vögel getötet und das Intereſſe an
der wiſſenſchaftlichen Forſchung iſt erſt allmählich erwacht.
Durch die mühſelige Kleinarbeit, über die die ausgezeichneten
Berichte der Zeitſchrift „Der Vogelzug” auf dem Laufenden
halten, entſteht mehr ein Geſamtbild von den Leitlinien des
Vogelzuges. Unſere mitteleuropäiſchen Störche — Landesgrenzen
gibt es für ſie nicht! — ziehen entweder den Landweg Kaiſer
Barbaroſſas über den Balkan nach der Türkei, weiter über
Paläſtina den Nil hinauf, wo große Scharen im ſüdlichen S. dan
wiederentdeckt wurden, und dann weiter nach dem öſtlichen
Süd=
afrika. Die weſtlich der Elbe beheimateten aber fliegen über
Südfrankreich, Spanien, Gibraltar nach Nordafrika,
entſchwin=
den dann aber dem Blick der Forſchung. Man nimmt jedoch
an, daß ſie in die Sahara und weiter fliegen. Dieſer Flug der
Störche geht verhältnismäßig langſam vor ſich, ſie fliegen
viel=
leicht 120 Kilometer am Tage, kommt eine ſchöne Wieſe, dann
raſten ſie und nähren ſich. Ihr Zug dauert 2—3 Monate hin
und ebenſo lange zurück.
Beobachtet man die verſchiedenen Arten von Vögeln, ſo
zeigen ſich immer wieder andere Fluggewohnheiten. Unſer
Rot=
kehlchen läßt ſich im Winter in Ungarn, Oberitalien, Spanien,
Portugal und Belgien nachweiſen. Andere Vögel ziehen nach
Nordfrankreich und Südengland, wo es ſehr milde iſt, ſo milde,
daß manche Arten, die bei uns Zugvögel ſind, dort nicht
fort=
wandern, alſo als Standvögel anzuſprechen ſind. Eine Art, die
Küſtenſeeſchwalbe (die freilich nicht in Roſſitten beringt wird),
reizt unſere Phantaſie beſonders. Sie fliegt vom hohen Norden
Dienstag, 15. Januar 1935
gemeinſame Sache mit dem Führer der Einheitsfront, inde
ſie die von Braun aufgeſtellten Behauptungen von dem Ve
ſagen der Abſtimmungs=Kommiſſion auf eigene Rechnung übe
nehmen.
Die Führer der Einheitsfront gaben, wie die Blätter 5
richten, nach Schluß der Preſſebeſprechung „außerordentli
mutige‟ Erklärungen ab. Braun verſicherte theatraliſch, er wen
nicht deſertieren, ſondern im Saargebiet bleiben was au
immer kommen möge — ſolange der Nationalſozialismus ni
die Macht übernommen und die Regierung des Völkerbund
rats das Land noch nicht der Reichsregierung übergeben hal
Zuſammenfaſſend ſtellt der Berichterſtatter des „Pe
Journal” feſt, man habe den ſehr klaren Eindruck, daß
Deutſche Front den Wind in den Segeln habe und viellei
mehr als 70 Prozent der Stimmen erhalten werde. Dieſe (
kenntnis hindert das gleiche Blatt aber nicht daran, für ei
Teilung des Saargebiets Stimmung zu machen, indem es
klärt, es ſei jetzt Sache des Völkerbundes, das Abſtimmun
ergebnis zu „interpretieren” Je größer die Differenz zwiſch
den für Deutſchland und für den Status quo abgegeben
Stimmen ſei, um ſo mehr Raum bleibe für die „Interpretierun
Die Auffafſung in Rom.
DNB. Rom, 14. Januar
Der vollkommen ruhige und geordnete Verlauf der Sa
abſtimmung wird in italieniſchen politiſchen Kreiſen mit
ſonders betonter Genugtuung begrüßt. Man ſieht darin
günſtige Vorausſetzung für die Schlußentſcheidung des Völl
bundsrates im Sinne einer Verwirklichung der unter italieniſe
Vermittlung in Rom Anfang Dezember zuſtandegekommer
deutſch=franzöſiſchen Verſtändigung über die Saarfrage. E
ſolche Entwicklung läge nur, ſo erklärt man, im Intereſſe
ei=
allgemeinen politiſchen Entſpannung in Europa und damit a
einer Regelung der Rüſtungsfrage.
Die römiſche Mittagspreſſe nimmt bereits in dieſem Sit
Stellung. „Tevere” ſchreibt, die Saarfrage, die geſtern glt
licherweiſe friedlich und ruhig ſpruchreif gemacht wurde, el
auch den Weg für die Löſung der Abrüſtungsfrage und
da=
für die größte Frage, vor die Europa geſtellt iſt. Die im
nationale Atmoſpäre, in der dieſe Frage nunmehr wieder akt
wird hat erheblich an elektriſcher Spannung verloren.
Liquidierung der Erbſchaft aus dem Kriege ſchreitet immer 1
ſtimmter vorwärts. Die Welt hat das größte Intereſſe
einer beſchleunigten Regelung der Friedensfragen.
Die Berichte der Sonderkorreſpondenten der ſchweize
ſchen Preſſe im Saargebiet geben heute den ſtarken Eind
wieder, den die Ruhe, Haltung und Sicherheit der Saarbevt
rung während der Abſtimmung bei ihnen erweckt hat. Auch in
Beurteilung des Ergebniſſes iſt eine gewiſſe Schwenkung zugun
eines klaren Sieges der Deutſchen Front unverkennbar.
Franzöſiſche Anerkennung für die auslandsdeutſt
Saarländer.
EP. Paris, 14. Janua
Der Berliner Berichterſtatter des „Echo de Paris” erzählt
Leſern ſeines Blattes das Abenteuer der aus Saarbrücken ſt
menden Frau Mondenach, die am Sonntag aus Schanghai 1
Sibirien in Berlin eintraf und mit einem Sonderflugzeug 1
dem Saargebiet befördert wurde, um noch rechtzeitig ihre Stin
abgeben zu können. — Das Blatt ſchreibt dazu, wan könne
der Saarabſtimmung denken, was man wolle; eines werde bleib
Das patriotiſche Beiſpiel, das alle Auslandsdeutſchen gegeben!
ten, die ſich beim erſten Ruf der Reichsregierung ihres Vateranl
erinnert hätten. Viele von ihnen hätten zwar eine neue Nat
nalität erworben, aber ſie ſeien nach den heiligen Geſetzen
Auslandsdeutſchtums alle im Herzen Deutſche geblieben und !
ten dies vor der ganzen Welt bewieſen.
Kleinliche Rache am „Rohrbacher Hannes”
Die franzöſiſche Grubenverwaltung teilt mit, daß der d
ſeine Rede am Frankfurter Reichsſender auch außerhalb
Saargebietes bekanntgewordene „Rohrbacher Hannes” von
entlaſſen worden iſt mit der Begründung, daß er ſich mit u.
treffenden Angaben Urlaub erſchlichen habe. Daraufhin
wie die Grubenverwaltung ſelbſt zugeben muß, von 292 Arbe
kameraden des „Rohrbacher Hannes” am Montag nur 37
Arbeit auf der Grube erſchienen.
Der im Zuſammenhang mit den gemeldeten Waffenfunder
Samstag verhaftete Paul Lewy iſt am Sonntag in das Gefän
in Saarbrücken eingeliefert worden. Gleichzeitig wurde der
grant Ries verhaftet, der ebenfalls am Zuſtandekommen des
heimen Waffenlagers beteiligt iſt.
bliälich
1u
„mit der Sonne” und iſt immer da, wo die längſten Tage
auf dieſe Weiſe macht ſie in einem Jahr die Reiſe vom N
kap bis Feuerland und zurück. Aber es iſt nicht ſo, daß d
Vogel an ſich beſonders lichtbegeiſtert wäre, ſondern er bre
infolge ſeiner Veranlagung viel Zeit zu Fiſchfang und
nährung und ſucht ſich daher eben überall die längſten Tage
Jede Wiſſenſchaft bildet ſich allmählich ihre Grundbeg
und auch bei den Roſſittener Forſchungen iſt es reizvol
ſehen, wie die früheren ungenauen und halb populären
griffe der Ornithologie (Vogelwiſſenſchaft) allmählich ſchärfe
faßt werden. Man unterſcheidet genau zwiſchen Flug
Zug. Es gibt Vögel, die ſehr ſchnell, aber täglich nur
fliegen, ſo daß andere mit langſamem aber ununterbroche
Flug beſſer vorankommen.
Auch die Geſchwindigkeiten und Flughöhen werden u.
ſucht, wobei die Forſcher immer dringender ihren Wunſch
Einſatz von Flugzeugen und Schiffen für die Forſchung
Ausdruck bringen, der aber wegen der hohen Koſten noch
erfüllbar iſt. Es ergab ſich, daß die Vögel meiſt recht nie
fliegen, manche kaum nennenswert über der Erde, andere
heben ſich doch Hunderte von Metern, andere wie Schwäne
Enten ſogar 2—3000 Meter. In Aſien hat man Zugvögel
Paßübergängen in 4000 Metern Höhe angetroffen. Dabei !
ſich auch ſeltſame Beobachtungen machen: Im Kaukaſus u
nahmen Zugvögel mehrmals den Angriff aufs Gebirge,
wegen Nebels kehrten ſie oft wieder um. Genau wie
menſchlichen Flugzeuge: es war ihnen zu unſicher, und ſie W
ten die Sonne ab.
Die Forſcheraufgabe, die ſich Roſſitten geſtellt hat, iſt
der Erkenntnis des Vogelzuges noch nicht abgeſchloſſen.
ſammelt ſeltene oſtpreußiſche Vogelarten und hat jetzt eine
ſtellungshalle errichtet. Man ſetzt ſich für einen recht verſtand
Naturſchutz ein, um zu erhalten, was eben noch zu erhalte
Bei einigen deutſchen Vogelarten iſt freilich der Verſud
zu erhalten, hoffnungslos.
Die allgemeine Arbeit an der Ornithologie wird
verſäumt. Und es iſt ein Glücksfall, daß der Leiter der P
warte Roſſitten, der mich auch in liebenswürdigſter Wei)
die ganze Materie einführte, zugleich einer der beſten Ke
der mitteleuropäiſchen Vogelwelt iſt. Direktor Dr. Heinrotl
ein ſehr beachtenswertes Werk geſchaffen: „Die Vögel M
europas”. In vier Bänden hat er ſeine etwa 4500 Photos
im Zimmer aufgezogenen Vögeln verarbeitet. Wir verſ!
darin vom Schlüpfen aus dem Ei an das tägliche Leben
Vögel und werden zugleich in ihre Lebensgewohnheiten
geführt. „Freilich” betont Dr. Heinroth, „dürfen wir das 2
der Vögel nicht nach unſeren menſchlichen Maßſtäben m..
Viele Vögel ſind gar nicht ſo klug oder ſo empfindungs
wie wir es uns vorſtellen. Einzelunterſuchungen in Roſ
ergaben, daß die Lachmöwen in einem wilden Kampf um
Dienstag, 15. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 15 — Seite 3
Der Genfer Rat hat das Wort.
Beſchleunigke Enkſcheidung
iſt nolwendig.
Die aus Genf einlaufenden Bericht laſſen alle erkennen, daß
ch dort das Schickſal der Saar bereits als entſchieden betrachtet
rd. Man erwartet eine ſo überwiegende Stimmenmehrheit für
utſchland, daß jede weitere Hinauszögerung der Entſcheidung
nlos wäre. Zumal da es ſich doch nur um eine reine Formalität
ndelt.
Ob der Rat noch einmal den Dreierausſchuß bemüht oder ſich
ort ſelbſt ſchlüſſig wird, iſt noch nicht ganz klar. In jedem Fall
rd aber damit gerechnet, daß noch im Laufe dieſer Woche der offi=
Ue Beſchluß des Rates vorliegt, der die beſchleunigte Rückgabe
geſamten Gebietes an Deutſchland feſtlegt.
Mit dieſem Augenblick beginnen dann auch die Termine zu
ifen. Nach dem Beſchluß vom 6. Dezember 1934 muß vier Wochen
ch dem Ratsbeſchluß die Rückgliederung begonnen ſein. Das
rde, alſo heißen, daß etwa Ende Februar die hoheitsmäßige
ickgabe der Verwaltung einſetzt. Dazu iſt nur ein einfacher Akt
orderlich, etwa die offizielle Uebernahme der Verwaltung durch
: Saar=Kommiſſar Bürckel. Etwa zu derſelben Zeit würde dann
hder Abtransport der Truppen beginnen, die bis zum 1. März
lzogen ſein kann. Ueber die Ueberleitung der Währung hat
Bank für internationalen Zahlungsausgleich bereits die erſten
rbereitungen getroffen. Andere Fragen, wie die
Finanzverwal=
ig, die Anpaſſung der Geſetze, die Uebernahme der
Verwaltungs=
eige uſw. werden noch längere Zeit beanſpruchen. Dazu kommt,
z die Uebergangsfriſten der Abſtimmungsgerichte noch ein Jahr
ifen.
Das Entſcheidende bleibt aber der grundlegende Beſchluß des
ites, deſſen beſchleunigte Herbeiführung auch wegen der übrigen
Genf laufenden Verhandlungen, ſo, wie die Stimmung
augen=
cklich iſt, bei allen Ratsmächten für unbedingt notwendig
ge=
lten wird.
Ab nach Frankreich!
EP. Paris, 14. Januar.
Zahlreiche Blätter beſchäftigen ſich mit der Frage der
Unter=
ingung der in den nächſten Tagen aus dem Saargebiet zu er=
wartenden Emigranten. Der „Matin” berichtet, man rechne
an den zuſtändigen Stellen mit etwa 24 000
Flüchtlingen, darunter 3000 im Saargebiet wohnenden
Elſäſſern, die nach dem Kriege für Frankreich optiert hatten, 3000
naturaliſierten Saarländern, hundert politiſchen Führern, 1200
bis 1500 Saareinwohnern, die offen mit der franzöſiſchen
Grubenverwaltung zuſammengearbeitet hätten, und 1200
deut=
ſchen Emigranten. Andere Blätter ſchätzen die Zahl der
Flücht=
linge auf 25 000 bis 40 000. — Die Bevölkerung des Moſel=
Departements, die ſich bisher über den ſtarken Wettbewerb der
deutſchen Emigranten auf gewerblichem und induſtriellem Gebiet
beklagt hat, verweigert bekanntlich den Flüchtlingen jedes Aſyl.
Die meiſten Emigranten werden nach Südweſt=Frankreich, und
zwar vor allen Dingen in die Gegend von Toulouſe, abgeſchoben
werden.
Der „Matin” ſchreibt, Frankreich denke nicht daran,
ſämt=
liche Flüchtlinge unbeſehen aufzunehmen. Schon im franzöſiſchen
Konſulat in Saarbrücken werde eine ſcharfe Kontrolle
durchgeführt werden. Der Grenzübertritt ſei nur denjenigen
Flüchtlingen geſtattet, die mit einem Ausweis des Konſulats
verſehen ſeien. Dieſe Flüchtlinge würden einem Verhör, einer
Nachprüfung ihrer Papiere und einer eingehenden ärztlichen
Unterſuchung unterzogen und dann mit dem nächſten Zug nach
dem Süden verſchickt werden. Die Verpflegung der Flüchtlinge
werde aus Militärküchen erfolgen.
500-Kilomeker-Tempo in der Lufk.
Der Wetlbewerb der Generalſtäbe.
Beinahe jede Woche gibt es auf dem Gebiete des
Flugzeug=
baues neue Ueberraſchungen. Jeder Fortſchrit, der erzielt wird,
wirft in vielen Flugzeugwerken bereits in der Arbeit
befind=
liche Neukonſtruktionen über den Haufen. Denn
Neukonſtruk=
tionen ſind nur dann von Wert, wenn ſie von der Konkurrenz
nicht übertroffen werden. Zahlloſe Anſchaffungen, die die
Re=
gierungen in den letzten Jahren, namentlich in den letzten
Monaten, vorgenommen haben, ſind teilweiſe durch die jüngſten
Verbeſſerungen ſchon wieder ſo weit entwertet, daß die
Regie=
rungen genötigt ſind, neue Geldmittel auszuwerfen, um
wenig=
ſtens dauernd einige Geſchwader zu beſitzen, die alle
Errungen=
ſchaften der letzten Zeit in ſich vereinigen.
Engländer und Amerikaner wetteifern auf dem
Gebiete des Flugzeugbaues miteinander. Die Amerikaner haben
jetzt 35 neue Großflugzeuge bei den Sikorſki=Werken erworben,
allerdings nur um damit Verſuche anzuſtellen und aus dieſen
Konſtruktionen zu lernen. Sie beſitzen ohnehin ſchon
ausgezeich=
nete Flugzeuge, an die andere Konſtruktionen kaum
heran=
reichen. Aber das Neueſte iſt doch der engliſche Einſitzer, der
eine Stundengeſchwindigkeit von 510 Kilometer zu entwickeln
vermag und der ſchon binnen kurzem in großer Zahl in die
engliſche Luftarmee eingereiht werden ſoll. Die Engländer haben
übrigens ein neues Verfahren für den Bau von
Kampfflug=
zeugen ausfindig gemacht. Sie ſtellen genau wie andere Firmen
die einzelnen Teile ſerienweiſe her. Jedoch ſollen die
Flug=
zeugteile nicht miteinander verſchweißt werden. Vielmehr will
man die Einzelteile zuſammenſchrauben, ſo daß ſchadhafte Stücke
ohne großen Zeitverluſt herausgenommen und erſetzt werden
können. Gerade in Kriegszeiten verſpricht man ſich von dieſem
Verfahren beſondere Vorteile. Kampfflugzeuge, die beſchädigt
zurückkehren, können ohne Zeitverluſt durch eine Auswechſlung
der ſchadhaften Stücke wieder flugbereit gemacht werden.
Selbſtverſtändlich arbeiten auch die Franzoſen mit
Hochdruck daran, ihrem Luftheer ſtets neue hochwertige
Flug=
zeuge zuzuführen. Der ehemalige Generalinſpekteur der
Luft=
ſtreitkräfte, General Nieſſel, hat jetzt einen Artikel veröffentlicht,
der ſich mit der franzöſiſchen Militärfliegerei beſchäftigt. General
Nieſſel beſchreibt die Flugzeuge, die der franzöſiſchen Armee noch
fehlen. Er wünſcht ſich ein Aufklärungsflugzeug mit einer
Mindeſtgeſchwindigkeit von 400 Stundenkilometern, er fordert
Nachtbomber mit einem Aktionsradius von 1 100 Kilometern
und ſchwere Bombenflugzeuge, die Entfernungen von 2400
Kilo=
metern ohne Brennſtoffergänzung zurücklegen können. Man darf
wohl aus dieſem Artikel entnehmen, daß die Flugzeuge, deren
Konſtruktion General Nieſſel fordert, bereits im Entſtehen
be=
griffen ſind, vielleicht beſitzt die franzöſiſche Armee ſchon dieſe
hochwertigen Maſchinen, ſo daß die Ausführungen des Generals
Nieſſel nur dazu da ſind, in der Form eines Wunſches bereits
vollzogene Tatſachen mitzuteilen.
Die Verkagung des Memelländer=Prozeſſes
bis 21. Januar verlängerk.
DNB. Kowno, 14. Januar.
Am Montag morgen wurde vor dem Eingang des Gerichtes
durch einen Aushang bekannt gemacht, daß wegen Erkrankung des
Gerichtsvorſitzenden, ſeines Stellvertreters, einiger Rechtsanwälte
und einiger Angelagten, die für heute anberaumte Sitzung im
Memelländer=Prozeß nicht ſtattfindet. Die Unterbrechung der
Ge=
richtsverhandlungen wird bis zum 21. Januar, 9 Uhr, verlängert.
Augenblicksbilder von der Abſtimmung:
Links: v. Papen ſtimmt ab. Rechts: An der deutſchen Grenze zur Siegesfeier
gerüſtet. — Darunter: Der deutſche Vorkämpfer Röchling an der Urne.
Aufforderung vor dem Wahllokal.
ſtplatz leben, der ihnen freilich von der Natur karg genug
gemeſſen wird.”
Das letzte und höchſte Ziel aller Arbeit Arbeit in Roſſitten
aber doch die Erkenntnis der geheimnisvollen Rätſel beim
gelzug, die pſychologiſche Frage nach der Urſache für das
h=zurecht=finden der Vögel, insbeſondere der allein= und
nachts=
henden. Dr. Heinroth ſelbſt faßt die Einzelfragen, die zu
ſem Ziel führen, ſo zuſammen: Zughöhe, Geſchwindigkeit,
hängigkeit vom Wetter an der Aufbruchsſtelle und während
Zuges, tägliche Flugleiſtung, Zugrichtung der einzelnen
Iten, Zug am Tage oder in der Nacht, einzeln oder geſellig,
h Geſchlecht und Alter getrennt oder nicht, ſtumm oder unter
ruf.” Welche Fülle der Aufgaben! Aber in der Frage nach
Urſache iſt Dr. Heinroth ſehr vorſichtig. Er erzählt
Bei=
ele, die die ganze Frage anſcheinend mehr erſchweren als
er=
htern. Trotzdem wird an ihr gearbeitet.
In einer grundlegenden Arbeit darüber unterſucht Wilhelm
iſe die verſchiedenen Möglichkeiten. Da findet ſich u. a. die
rſtellung, die Heimat der Vögel ſtrahle elektro=magnetiſch auf
en inneren Sinn der Vögel aus und leite ſie demgemäß, ſo
3 ihr, wie man weiß, unzureichender Geſichtsſinn gar nicht
ſer ausgeprägt zu ſein braucht. Aber dann müßte man
an=
men, daß auch die Ziellandſchaft, bei den Störchen alſo
dafrika, ſolche Strahlen ausſende, und das dürfte doch zu
it gehen.
Man greift dann am eheſten wieder zu einer
Kombinations=
icht: in den Bogengängen im Ohre, die in der ganzen
Vogel=
t gleichmäßig ausgebildet ſind, entſtehen beſtimmte Eindrücke,
n Vogel meiſt unbewußt; er verbindet ſie mit anderen
Ein=
icken, Winken, Windungen über zurückgelegte Wege (auch in
Noſſenen Eiſenbahnwagen!), die „regiſtriert” werden und mit
en Hilfe der Vogel den Weg hin und zurück findet. Die
ngen Vögel, ſo meint man dann haben im Erbgut den
an für Richtung und Ziel ihrer Winterplätze mitbekommen,
daß alſo auch hier Fragen der Erbbiologie vorliegen. Aber
s das iſt noch unſicher und umſtritten. Und wir müſſen vor
m darauf achten, daß die wiſſenſchaftliche Forſchung es ſich
9 zu leicht macht, indem ſie einen Begriff für einen anderen
t, aber nichts damit erklärt. Der Begriff des „Inſtinktes”
*d ja jetzt durchweg als ein ſchönes Wort angeſehen, mit dem
die wiſſenſchaftliche Betrachtung aber nicht begnügen darf.
Die Arbeit in Roſſitten reicht alſo ganz tief in die Urgründe
erer Erkenntnis vom Organiſchen und den Geſetzen ſeines
rlaufes hinein. Man griff auf die Anthropologie zurück, man
Tagt Samojeden und Saharajäger, die ſich in Tundra und
iſte in einem uns unvorſtellbaren Maße zurechtfinden, z. B.
en anderen Rück= als Hinweg einſchlagen zu einem beſtimm=
Ziel. Rätſel über Rätſel. Auch Roſſitten wird zu ihrer
ſung beitragen, und darum ſehen wir geſpannt den weiteren
rſchungen und Erfolgen entgegen.
Hindenburgs Tokenmaske
in der Ruhmeshalle des Berliner Zeughauſes.
Unter dem großen Kuppeldach der mittleren Halle im
Ber=
liner Zeughaus hat, wie wir bereits mitteilten, die
Toten=
maske des verewigten Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls
von Hindenburg ihren Platz gefunden. Es iſt ein Gipsabguß
der Maske von Profeſſor Thorak, die am Tage nach dem Tode
des Feldmarſchalls in Neudeck abgenommen wurde. Eine
gläſerne Vitrine auf einem viereckigen ſchwarzen Marmorblock
aus dem deutſchen Fichtelgebirge beherbergt die dem deutſchen
Volk ſo teure Maske. Weiß leuchtet das Antlitz des greiſen
Reichspräſidenten in dem feierlichen Halbdunkel der Rieſenhalle.
Wie Schildwachen ſtehen die Monumentalfiguren der
branden=
burgiſch=preußiſchen Herrſcher vom Großen Kurfürſten bis zum
alten Kaiſer Wilhelm um den großen Heerführer aus dem
Weltkrieg herum. Und die Geſtalt der Siegesgöttin, das
be=
kannte Werk Schapers, hält den Lorbeerkranz weihend über der
Maske. Ringsum an den Wänden ſind unlängſt die
Ehren=
tafeln der im Kriege gefallenen Offiziere und Heerführer
an=
gebracht worden. So iſt die Ruhmeshalle des Zeughauſes durch
die Aufſtellung der Totenmaske unſeres Hindenburg zu einer
Ehren= und Weihehalle geworden. Mir entblößtem Haupt nur
betreten die Beſucher des Berliner Zeughauſes dieſen Raum.
Und ſchwerlich konnte für die Totenmaske unſeres größten
Feld=
herrn aus dem Weltkriege ein beſſerer Platz gefunden werden
als das Zeughaus, dieſe Stätte alter preußiſcher Tradition
und Ehre.
=Anker auf! Wie der Allgäuer Bauernſproß Karl Nauer
See=
fahrer, Südſeepionier und Lloydkapitän wurde. Drei=Quellen=
Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden).
Ein Menſchenleben im Dienſte deutſcher Seefahrt — ſo könnte
man den Inhalt dieſes Buches umſchreiben. Aber damit wäre nur
unvollſtändig geſagt, was dieſes Leben auszeichnet. Vor einem
„Seemannsleben” auszeichnet. Das Leben dieſes Allgäuer
Bauern=
jungen, der ſchon in der Schule ſich zum Seemann berufen fühlte,
beginnt mit der Seeromantik”. Mit dem ſo ſchweren Dienſt auf
Segelſchiffen als Junge, Leicht= und Vollmatroſe. Er ſegelte auf
Dänen, Engländern und Deutſchen, aber er ſegelte nicht nur. In
ſeinen Adern rollt Bauernblut. Ihm iſt der Drang der Vorfahren
mitgegeben, ſparſam aufzubauen, vorwärts zu ſtreben. Schließlich
ſchafft er’s, er iſt Offizier auf einem Dampfer. Aber da lockt
wie=
der die Südſee die ſchon den Jungen und Matroſen in ihren Bann
gezogen hat. Und hier, zwiſchen den Inſeln, fährt er ſein eigenes
Schiff und ſammelt Kopra und andere Landesprodukte. Hier
er=
kennt er auch ſeine Berufung zur Kolonialtätigkeit. Ein
herr=
liches Buch deutſcher Seegeltung, der Pflichterfüllung und der
deut=
ſchen Sehnſucht in die Ferne.
*Der Judas vom Rhein. Von Ernſt Willi Ebel. (Henry
Bur=
meſter, Verlag. Bremen.)
Dieſer Roman gibt die Drangſale und Grauſamkeiten denen das
Rheinland während der Beſatzungs= und Separatiſtenzeit ausgeſetzt
war, in ſeltener Deutlichkeit wieder. Es handelt ſich um ein
Zeit=
dokument von erſchütterndem Ausmaß.
Seite 4 — Nr. 15
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der Donau=Pakk und deutſchland.
EP. Rom, 14. Januar.
Nachdem die Kleine Entente zugeſtimmt hat, iſt
die italieniſche Diplomatie bemüht, auch Deutſchlands Beitritt
zum neuen Donau=Pakt der Nichteinmiſchung zu gewinnen. Der
offiziöſe „Popolo d’Italia” mißt der Teilnahme Deutſchlands an
dieſem Pakt ausſchlaggebende Bedeutung bei. Das Blatt ſchreibt
u. a., dadurch könnte das Vertrauen und die Solidarität unter
den Großmächten wiederhergeſtellt werden und auch eine
Eini=
gung über die Rüſtungsfrage herbeigeführt werden. Das
Abkom=
men von Rom ſtelle keine Rückkehr zur Block= und
Bündnis=
politik dar, vielmehr ſolle der Donau=Pakt zu einem
allge=
meinen Gottesfrieden für alle geſtaltet werden. Wenn
Deutſchland dem Nichteinmiſchungspakt beitrete, dann werde es
im Donauraum nicht mehr die Vorherrſchaft dieſer oder jener
Macht geben, ſondern nur eine ſolidariſche deutſch=franzöſiſch=
ita=
lieniſche Zuſammenarbeit unter Mitwirkung der anderen
betei=
ligten Staaten. Von der auf dieſe Weiſe erreichten Sicherheit
würde man zur Klärung der Gleichberechtigungs= und
Rüſtungs=
frage Nutzen ziehen. Muſſolini habe bereits in ſeinem
Ab=
rüſtungs=Memorandum geſagt, daß man zur Anerkennung der
Gleichberechtigung auf Grund des Rüſtungsſtandes und
Aufrecht=
erhaltung der Sicherheitserforderniſſe gelangen müſſe.
Kealdahen in england ii Zrayyeron!
In politiſchen Kreiſen rechnet man nunmehr allgemein mit
Neuwahlen für den Frühherbſt dieſes Jahres. Die Regierung hat
bisher noch keine Entſcheidung über den Zeitpunkt der Neuwahlen
getroffen, doch weiſen verſchiedene Umſtände darauf hin, daß
vor=
läufig die letzte Septemberwoche hierfür in Ausſicht genommen iſt,
vorausgeſetzt, daß bis dahin das ſchwebende, ſehr umfangreiche
Legislaturprogramm unter Dach und Fach gebracht werden kann.
Auch die Entwicklung der Außenpolitik dürfte bei der Feſtſetzung
des Wahltermins eine nicht unerhebliche Rolle ſpielen. Sollten
die gegenwärtig in Gang befindliche engliſche diplomatiſche
Offen=
ſive zur Befriedung Europas zu greifbaren Ergebniſſen führen,
ſo wird die in ſchwerer Bedrängnis befindliche Regierung dieſen
politiſchen Erfolg zweifellos ausnutzen.
Augerordeninicher Haufnensrur
„n Lonldon.
EP. London, 14. Januar.
Das engliſche Kabinett iſt am Montag nachmittag zu ſeiner
außerordentlichen Sitzung zuſammengetreten. Die Sitzung begann
mit dem Bericht des engliſchen Außenminiſters über ſeine
Beſpre=
chungen mit dem franzöſiſchen Außenminiſter in Genf und über
die Saar=Abſtimmung, wobei, wie von gut unterrichteter Seite
verlautet, der Außenminiſter von der Vorausſetzung ausgegangen
ſein dürfte, daß die Abſtimmung mit einem großen Sieg für
Deutſchland und den Zerfall der ſeparatiſtiſchen Bewegung geendet
hat. An den Bericht ſchloß ſich eine lange Ausſprache, in der die
engliſche Haltung bei den Verhandlungen in Genf feſtgelegt
wor=
den iſt. Weiter erhielt der Außenminiſter, der vorausſichtlich
be=
reits abends nach Genf zurückkehren wird, neue Weiſungen für
weitere Fühlungnahmen mit dem franzöſiſchen Außenminiſter
Laval zur Vorbereitung des franzöſiſchen Miniſterbeſuches in
London.
Moskau meldet: 150 kommuniſtiſche Rollkommandos
im Saargebief.
DNB. Moskau, 14. Januar.
Die ſowjetruſſiſche Preſſe nimmt heute ſehr ausführlich
Stellung zur Saarabſtimmung. Die „Prawda” und „Isweſtija”
bereiten die öffentliche Meinung darauf vor, daß die Anhänger
des Status quo, die ſich in Sowjetrußland beſonderer
Beliebt=
heit erfreuen, bei der Abſtimmung eine Niederlage erlitten
haben. Dieſe Blätter verſuchen die Niederlage der Status=quo=
Leute damit zu erklären, daß der angebliche „Terror” der
Deut=
ſchen Front hieran die Schuld trage. So wird u. a. in einem
direkten Telegramm aus Saarbrücken mitgeteilt, daß es im
Saar=
gebiet 150 marxiſtiſche Rollkommandos zum Schutze der
marxiſti=
ſchen Organiſationen gäbe, die lediglich aus Mitgliedern der
Kommuniſtiſchen Partei beſtehen.
Heivtobädger der Bereintgten Hanten.
4,5 Milliarden Dollar Fehlbekrag, öffenkliche Schud
34,25 Milliarden Dollar.
Der vom Präſidenten Rooſevelt im Kongreß eingebrachte
neue Staatshaushalt weiſt Rekordziffern auf, die dadurch
be=
dingt ſind, daß zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit Summen
von einer bisher nicht gekannten Höhe in den Haushalt
ein=
geſtellt ſind. Die Endziffer des Voranſchlags beträgt 7 950
Mil=
lionen Dollar; der Fehlbetrag beläuft ſich auf 4 528 Millionen
Dollar. Die öffentliche Schuld der Vereinigten Staaten erreicht
damit die Rekordziffer von 34 Milliarden 239 Millionen Dollar,
Die außerordentlichen Ausgaben zur Bekämpfung der
Arbeitsloſigkeit belaufen ſich auf 4 Milliarden Dollar.
Außerdem ſind noch 900 Millionen Dollar für die
Notſtands=
unterſtützung der Arbeitsloſen bereitgeſtellt. Dieſer Betrag, der
nach dem Februar zur Verteilung gelangen wird, iſt im
Vor=
anſchlag nicht enthalten, da er bereits voriges Jahr vom
Kon=
greß bewilligt wurde.
Die ordentlichen Ausgaben belaufen ſich auf 3 302 Millionen
Dollar. Hierunter befinden ſich die Ausgaben für die
Verteidigung in Höhe von 792 484000 Dollar; hiervon
entfallen auf die Armee: 315 259 000 Dollar; auf die Marine
477 224000 Dollar. Außerdem befinden ſich unter dem Titel
„Oeffentliche Arbeiten” noch eine Summe von 186 Millionen
Dollar für öffentliche Verteidigungszwecke. Hiervon erhält die
Marine 103 Millionen für den Bau neuer Schiffe, während für
das Heer vorläufig 3½ Millionen beſtimmt ſind, ſo daß ſich
die geſamten Verteidigungsausgaben in dieſem Jahr auf rund
900 Millionen Dollar ſtellen.
In der Begründung des Präſidenten heißt es zu dem
Poſten „Verteidigungszwecke” u. a., daß ſich die Erhöhung der
Ausgaben für die Nationale Verteidigung im neuen Haushalt
dadurch erkläre, daß die Regierung und der Kongreß nunmehr
entſchloſſen ſeien, die Verzögerungen im Schiffsbau gutzumachen,
die gegenüber dem Waſhingtoner Vertrag eingetreten ſeien,
und daß außerdem auch die Ausrüſtung des Heeres verbeſſert
werden müſſe.
Statt Karten.
Die Geburt elner gesunden Tochter
zeigen hochertreut an
Aenne und Fritz Mailänder
Darmstadt, den 10. Januar 1935.
Ludwigsplatz 8.
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Teil=
nahme beim Tode unſeres lieben
Ver=
ſtorbenen ſagen wir herzlichſien Dank.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Georg Becker.
Wiebelsbach i. Odw., 14. Januar 1935.
Der Herr über Leben und Tod hat heute meinen
innigſi=
geliebten Mann, unſeren treuſorgenden Vater, unſeren
lieben Schwager
Dr. mel. Oskar Zimper
im 60. Lebensjahr abgerufen.
In größtem Herzeleid
im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Margarethe Zimper
geb. Heuſel
Raimund Zimper
Luiſe Zimper
Elfriede Zimper.
König i. Odw., den 14. Januar 1935.
Oſe Beerdigung findet am Mittwoch, den 16. Januar 1935, um 14 Uhr,
in König, vom Trauerhauſe aus ſtatt.
(803
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
Statt Karien.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme beim Tode
unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn
Reinhard Klingelhöffer
Miniſterialrat i. R.
ſagen wir, auch im Namen aller Hinterbllebenen,
herz=
lichen Dank.
H. Alb. Klingelhöffer=Hofmann u. Frau.
Darmſtadt, Ebenhauſen b. Mänchen, im Januar 1935.
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(IV.553)
Seite 4 — Nr. 15
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 14. Januar 1935.
Bekannkgabe
des Saarabſkimmungsergebniſſes.
Der Kreisfunkwart erſucht die Darmſtädter
Rundfunk=
händler, die Saarabſtimmungsergebniſſe am Dienstag,
15. Januar, von 7 Uhr vormittags, aus ihren Geſchäften durch
Lautſprecher ins Freie zu übertragen.
Außerdem wird die Direktion des Heſſiſchen
Landes=
cheaters die Ergebniſſe durch Lautſprecher bekanntgeben.
Kundgebung der NSDAP.
aus Anlaß der Bekannkgabe des
Abſlimmungs-
ergebniſſes.
Aus Anlaß der Bekanntgabe des Abſtimmungsergebniſſes findet
am 15. Januar, in der Zeit von 20 bis 21 Uhr. auf dem
Paradeplatz, eine Kundgebungder N. S. D. A. P. und
aller angeſchloſſenen Formationen ſtatt. Dabei Uebertragung der
Rede des Gauleiters Pg. Sprenger.
Im Anſchluß an die Kundgebung Fackelzug durch
Rhein=
ſtraße, Neckarſtraße, Eliſabethenſtraße, Schützenſtraße, Hölgesſtraße,
Sandſtraße, Riedeſelſtraße, Marienplatz.
Die Fackeln werden auf dem Marienplatz zuſammengeworfen.
Der Kreisleiter:
Pg. Wamboldt.
Feſtgeläuke in der Diözeſe Maknz.
Das Biſchöfliche Ordinariat Mainz hat eine Verordnung
herausgegeben, die beſtimmt, daß nach der Bekanntgabe des
Ab=
ſtimmungsergebniſſes durch die Reichsregierung ein feierliches
Glockengeläute (mit mehrmaliger Unterbrechung) in allen Pfarr=
und Filialkirchen der Diözeſe ſtattfindet.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 15. Januar 1935
Die Sgarkundgebung der Darmſtädker Turner
und Sporkler.
Dank an alle Mitwirkende!
Der Fackelzug und die anſchließende Saar=Treue=Kundgebung
der Darmſtädter Turner und Sportler am Vorabend der
Abſtim=
nung hat einen wirkungsvollen Verlauf genommen und in
ein=
prucksvoller Weiſe den Schickſalstag der deutſchen Nation
ein=
zeleitet.
Noch lange Zeit wird dieſe Kundgebung in den Herzen der
Teilnehmer und Beſucher in Erinnerung bleiben, und jeder
Volks=
genoſſe wird ſpäter einmal ſtolz darüber ſein, an dieſer weihevollen
Stunde der Nation teilgenommen zu haben.
Allen denen, die an der Ausgeſtaltung der Kundgebung
mit=
virkten, ſage ich hiermit auf dieſem Wege meinen Dank.
Die Abſtimmungsſchlacht im Saarland iſt nunmehr geſchlagen.
Noch wiſſen wir zur Stunde nicht das genaue und endgültige
Er=
zebnis, aber wir ſind überzeugt, daß unſere Brüder und Schweſtern
in der Saar nach einem 16jährigen Kampfe zu ihrem Mutterland
ſeimgekehrt ſind. Denn
Deutſch iſt und bleibt die Saar.
gez. Löwer,
Leiter der vorl Ortsgruppe
des Reichsbundes für Leibesübungen,
Darmſtadt.
Berufung in das Oberpräſidium der Provinz
Heſſen=Raſſau.
Der Direktor der Heſſiſchen Landesbibliothek Pg. Dr. Ru=
1 olf Blank wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1935 als
Ober=
hulrat in das Oberpräſidium der Provinz Heſſen=Naſſau,
Abtei=
ung höhere Schulen, nach Kaſſel berufen.
Pg. Dr. Blank iſt geborener Oberheſſe und war vor ſeiner
Zerufung in das Heſſiſche Kultusminiſterium Studienrat am
landgraf=Ludwigs=Gymnaſium in Gießen. Schon früh war er in
er völkiſch=nationalen Bewegung tätig. Im November 1921 wurde
r als Leiter der Organiſation Conſul in Heſſen verhaftet und
urfte die Gefängniſſe in Gießen, Karlsruhe und Offenburg (
Ba=
en) kennen lernen. Schon damals drohte ihm die Entlaſſung aus
em Staatsdienſt. Die rote „Oberheſſiſche Volkszeitung” in Gießen
ieß es nicht an Hetzartikeln gegen den ihr unbequemen „
Haken=
reuzſtudienrat” fehlen. Gar zu gern hätte ſie ihn brotlos gemacht.
Eine günſtige Gelegenheit zur Erreichung ihres Zieles glaubte ſie
efunden zu haben, als Pg. Dr. Blank am 9. November 1923 mit
inigen Getreuen zum Putſch nach München gefahren war. Die
Solizei wurde, als er nach fünf Tagen wieder zurückkehrte gegen
hn mobil gemacht. Aber auch hier wurde das erſehnte Ziel der
ſuden und Marxiſten nicht erreicht. Es reichte nur zu einem
hriftlichen ſtrengen Verweis mit Androhung ſchärferer
Maßnah=
ten (gemeint war die Entfernung aus dem Staatsdienſt) von
ſei=
en der rot=ſchwarzen heſſiſchen Regierung. — Innerlich ſchon lange
jahre Nationalſozialiſt, trat Pg. Dr. Blank öffentlich im Jahre
929 in die Partei ein und war ſofort tätig für die Bewegung als
edner, Kreispropagandaleiter, Kreisſchulungsleiter und
ſtellver=
retender Kreisleiter. Sein Hauptarbeitsgebiet war Oberheſſen.
Am 15. März 1933 wurde Pg. Dr. Blank als Referent für das
öhere Schulweſen Heſſens in das Heſſiſche Kultusminiſterium
be=
ufen und zum 1 Juli 1933 zum Oberſchulrat ernannt. Seit
November 1933 iſt er Direktor der Heſſiſchen Landesbibliothek.
Politiſch iſt er auch heute noch als erfolgreicher Gauredner
ätig. Mit ſeiner Berufung nach Kaſſel durch das Preußiſche
Kul=
usminiſterium kehrt er wieder in das ihm ſo liebe Gebiet des
ſchulweſens zurück. Seine neue Tätigkeit wird ihn hauptſächlich
n die höheren Schulen des Regierungsbezirks Wiesbaden führen,
odurch Pg. Dr. Blank in ſeinem ſeitherigen Gau Heſſen=Naſſau
er Idee des Nationalſozialismus auch fernerhin dienen kann.
Hohes Alter. Heute kann Herr Ludwig Schnorr,
Franken=
einer Straße 68. Altveteran von 1870/71, in geiſtiger und
kör=
erlicher Friſche ſeinen 82. Geburtstag feiern. Mögen ihm
och viele Jahre in beſter Geſundheit beſchieden ſein.
* Ein Pfauenauge hatte ſich geſtern in eine Wohnung in der
eichhausſtraße verirrt. Ein nicht ganz alltäglicher Gaſt zu dieſer
jahreszeit!
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15. Januar Anfang 19.30, Ende 22 Uhr. Deutſche Bühne H 7.
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15. Januar Anfang 2000 Ende geg. 22.15. Zuſatzm. I. 7. Vorſt.
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Die drei Eisbären.
Heimkehrder Saar=Abſtimmungsberechtigten
9berbürgermeiſter Kreisleiker Wamboldt
Herzlicher Empfang.
** Geſtern nachmittag kehrten mit dem Saar=Sonderzug 46
die Saarabſtimmungsberechtigten des Kreiſes Darmſtadt heim.
Auf dem Hauptbahnhof, der Feſtſchmuck trug, hatte ſich eine
rie=
ſige Menſchenmenge eingefunden, die zur herzlichen Begrüßung
der Schweſtern und Brüder von der Saarheimat herbeigeeilt
waren. Pünktlich um 15,31 Uhr lief unter den Klängen des
Saarliedes, das die Landespolizeikapelle unter Stabführung des
Obermuſikmeiſters Buslau ſpielte, der Sonderzug ein, auf
deſſen Wagen Worte zu leſen ſtanden wie: „Wir haben unſere
Pflicht getan, wir haben geſiegt!“ Der Geſangverein „
Melo=
manen” und die Sängerabteilung des Reichsbahnſportvereins unter
bewährter Leitung des Chordirektors Herfurth brachten zwei
Lieder: „Deutſchland, du mein Vaterland” und das Saarlied zu
Gehör. — Frohen Herzens, mit leuchtenden Augen und unter
begeiſterten gegenſeitigen Grüßen entſtiegen die Saardeutſchen
dem Zug. In Begleitung des Kreisleiters und
Oberbürger=
meiſters Wamboldt, der mit der geſamten Kreisleitung zum
Empfang erſchienen war, begaben ſich die
Abſtimmungsberechtig=
ten geſchloſſen aus der Bahnhofshalle, nachdem der Sonderzug
mit den Aſchaffenburgern pünktlich weitergefahren war.
Vor dem Hauptbahnhof erwarteten zwei Ehrenſtürme der SA.
mit ihren Fahnen eine Ehrenabordnung der SS. ferner
Brigade=
führer Frhr. v. Lindenfels, Vertreter des NSDFB. des
Arbeits=
dienſtes, der PO., der HJ., der NS.=Frauenſchaft und des BDM.
die Heimkehrenden. Die Motorſtaffel 2/II. 50 unter Führung
des Oberſturmbannführers Schneider hatte Kraftwagen für
kör=
verlich behinderte und ältere Volksgenoſſen bereitgeſtellt. Faſt
alle Heimkehrenden trugen Blumenſträuße oder kleine
Tannen=
reiſer und alle erzählten von den unauslöſchlichen Eindrücken
und den Erlebniſſen auf der Fahrt ins Saargebiet. Hart an
der Grenze des Saarlandes wehten hohe deutſche Fahnen, und
bei der Aus= und Einfahrt in Saarlouis wurden ſpontan die
deutſchen Lieder geſungen.
bezeichnete es als eine liebe Pflicht, die Rückkehrenden aus dem
Abſtimmungsgebiet begrüßen zu können. Beſondere Freude ſei
ihm, daß alle Darmſtädter Abſtimmungsberechtigten geſund und
munter wieder in Darmſtadt eingetroffen ſind. Er heiße alle herzlich
willkommen nach dieſer Fahrt, von der man ſagen könne, daß auf
ihr die letzte Schlacht des Weltkrieges geſchlagen wurde. Und
ſie wurde gewonnen! Zwar ſteht das Abſtimmungsergebnis noch
nicht feſt, aber die Ehre der Nation ſei durch die
Saarabſtim=
mung wieder hergeſtellt. Die deutſchen Tugenden, die Ehre, der
Charakter, die Treue und Diſziplin, haben ſich bewieſen, und
dieſe Tugenden werden uns einer beſſeren Zukunft
entgegen=
führen. — Das Saarlied wurde angeſtimmt und freudig von
den Tauſenden, die dieſem feierlichen Empfang beiwohnten,
mit=
geſungen.
Der Transportführer der Abſtimmungsberechtigten,
Jung=
mann, dankte allen, beſonders dem Herrn Oberbürgermeiſter
und Kreisleiter, für den herzlichen Empfang. Er gedachte des
Führers, der die Spannung zwiſchen Deutſchland und Frankreich
beſeitigt hat und dem dieſer hiſtoriſche 13. Januar zu danken iſt.
In das Sieg=Heil dem Führer und unſerem deutſchen Vaterland
wurde begeiſtert eingeſtimmt und das Deutſchland= und Horſt=
Weſſel=Lied anſchließend geſungen.
Dann bewegte ſich unter Vorantritt der Muſikkapelle der
un=
überſehbare Zug durch die fahnengeſchmückte, von Tauſenden
herz=
lich grüßender Menſchen umſäumte Rheinſtraße zum Paradeplatz,
wo Oberbürgermeiſter Kreisleiter Wamboldt nochmals in
kurzer Anſprache auf das Erlebnis des 13. Januar, auf dieſen
Tag von weltgeſchichtlicher Bedeutung, hinwies. Er ſchloß die
Kundgebung mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer, der
das ganze deutſche Volk zu einer Einheit zuſammengeſchweißt hat.
— Mit dem ſtolzen Bewußtſein erfüllter Pflicht und der frohen
Zuverſicht auf die baldige Rückgliederung der Saax trennte
man ſich.
100 Jahre Garkenbauverein Darmſtadk.
Mit der erſten Monatsverſammlung im neuen Jahre trat der
Gartenbauverein Darmſtadt in ſein hundertſtes Vereinsjahr.
Die=
ſer Tatſache gab der Vereinsführer, Herr Dr. Hans Heil, bei
ſeiner Begrüßungsanſprache in beredten Worten Ausdruck und
ver=
las anſchließend däran einiges Intereſſante aus dem Gründungs=
Protokoll im Jahre 1835. Dabei wurden Namen genannt, die
heute noch einen guten Klang haben, wie Schnittſpahn, Kekulé,
Moldenhauer. Noack u. a. Den glanzvollſten Höhepunkt wird im
kommenden Sommer die Jubiläums=Gartenſchau 1935
bilden, welche nach Ueberwindung zahlreicher Schwierigkeiten
nun=
mehr geſichert iſt. In der Märzverſammlung wird der künſtleriſche
Leiter, Herr Gartenarchitekt Hirſch aus Wiesbaden, über den
ge=
planten Aufbau der Ausſtellung ſprechen. — Auf vielfachen Wunſch
werden künftig die Vereinsabende von Donnerstag auf Mittwoch
verlegt. Nach einem Appell an die Mitglieder, dem Verein die
Treue zu halten und ihm nach Möglichkeit neuen Zuwachs
zuzu=
führen, erſtattete der Schriftführer, Herr Grimm, den
Jahres=
bericht. — Im Hauptteil des Abends beſprach Herr Dr. Heil an
der Hand von anſchaulichen Lichtbildern die pflanzlichen und
tie=
riſchen Schädlinge des Obſtbaues, wie Schorf=, Monilia= und
Krebspilze, Blutläuſe, Schildläuſe, Froſtſpanner, Ringelſpinner,
Apfelwickler, Goldafter und dergleichen. Anſchließend daran
ver=
las er einzelne Abſchnitte aus einem neueren Schriftchen, in
welchem die Schädlingsbekämpfung in launigen Verſen nach der
Dichtungsart Wilhelm Buſchs abgefaßt iſt. — Die nächſte
Monats=
verſammlung findet am Mittwoch, 20. Februar, ſtatt.
Gegen Kälte und Nok!
Spende für das Winterhilfswerk
Konto Nr. 5000 bei der Städt. Sparkaſſe,
Konto Nr. 3500 bei der Dresdener Bank und
Konto Nr. 16000 bei der Deutſchen Bank.
Reinigung der Bürgerſteige von Schnee und Eis.
Die Polizeidirektion weiſt darauf hin, daß auf
Grund der Polizeiverordnung vom 16. September 1930, betr. die
Reinigung der Straßen und das Wegſchaffen des Mülls in der
Stadt Darmſtadt, die Inhaber (Eigentümer Mieter Pächter und
ſonſtige Beſitzer) bebauter und unbebauter Grundſtücke verpflichtet
ſind, bei eintretendem Schneefall oder bei Glatteis für
die Reinigung der Fußſteige Sorge zu tragen. Die Reinigung
hat ſo zu erfolgen, daß die Fußſteige in ihrer ganzen Breite von
Schnee und Eis freizuhalten ſind. Der über Nacht
gefal=
lene Schnee iſt ſpäteſtens bis 9 Uhr vormittags abzuräumen.
Iſt wegen andauernden ſtarken Schneefalls die völlige
Freihal=
tung nicht möglich, ſo muß die Abräumung in der Zeit von 9 bis
20 Uhr mindeſtens alle drei Stunden erfolgen. Der von den
Fußſteigen abgeräumte Schnee iſt auf dem Fahrdamm nahe am
Rande zu lagern, wobei Straßenrinnen. Straßenbahngleiſe,
Hy=
dranten, Straßenecken, Straßenausgänge und Hausausgänge
frei=
zuhalten ſind. Das Lagern von Schnee aus Hofreiten iſt
auf Straßen und Plätzen unterſagt. Sind die Fußſteige infolge
von Glatteis oder einer mit Gefahr zu begehenden Schneedecke
unwegſam, ſo müſſen ſie in der Zeit von 7.30 bis 20 Uhr mit
Sand, Kies, Sägſpänen oder ſonſt geeignetem Streumaterial
aus=
giebig beſtreut werden. Das Beſtreuen iſt zu wiederholen,
ſobald auf den Fußſteigen wieder glatte Stellen entſtanden ſind.
Beſchädigungen der Straßen ſind bei der Reinigung ſorgfältig zu
verweiden. Bei der Reinigung der Fußſteige dürfen ſcharfe
Ge=
räte, wie Beile, Pickel, Stoßeiſen und dergleichen nicht benutzt
werden. Das Schneeballwerfen mit naſſem oder
verun=
reinigtem Schnee iſt verboten. Zuwiderhandlungen werden
beſtraft.
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Anfang 20.00, Ende 22.30 Uhr.
16. Januar Deutſche Bühne M 7. Gruppe III und II
Preiſe 0.70 bis 3.80.
Heimliche Brautfahrt.
Heſſiſches Landestheater. In der heutigen „Martha‟=
Auf=
ihrung ſingt. H. Schmidt=Berikoven den Lionell,
Familienabend des Fahrbeamtenvereins. Der
Fahrbeam=
tenverein Darmſtadt, Kramichſtein und Wiebelsbach veranſtaltete
im Rummelbräuſaal einen Familienabend, der beſonders der
Ehrung von vier Jubilaren anläßlich ihres 40jährigen
Dienſtjubi=
läums galt. Die Feier wurde eröffnet durch den 1 Vorſitzenden,
Herrn Zugführer Mahler, der in herzlichen Worten alle
Er=
ſchienenen, beſonders die Vorgeſetzten, ſowie Mitglieder von
Kra=
nichſtein und Wiebelsbach, und ganz beſonders die Herren
Jubi=
lare willkommen hieß. Der 1. Vorſitzende ſtreifte bei ſeinem
Will=
kommengruß den gefahrvollen Dienſt des Zugperſonals, den er als
Fachmann ſehr gut zu beurteilen wiſſe, und wies darauf hin, daß
auch der Frauen gedacht werden müſſe, die ihre Männer treu
ge=
pflegt hätten, und ſo für eine pünktliche Pflichterfüllung mit
bei=
getragen haben. Nicht unevwähnt ſei, daß Herr Mahler anläßlich
der Saarabſtimmung begeiſternde Worte fand und ein dreifaches
Sieg=Heil auf unſeren Führer der Volksgemeinſchaft Ausdruck gab.
Die Anweſenden ſangen hierauf begeiſtert das Deutſchland= und
Horſt=Weſſel=Lied. Alsdann folgte die Ehrung der vier Jubilare,
der Herren Zugführer Zulauf. Krug, Wattendorf und
Oberſchaffner Ott, welche je mit einem Seſſel und die Frauen
der=
ſelben mit einem Blumengebinde beſchenkt wurden. Anſchließend
ſprach Herr Oberinſpektor Maſſing, vom Hauptbahnhof
Darm=
ſtadt, namens der Verwaltuug herzliche Begrüßungsworte und gab
ſeiner Freude Ausdruck, daß ſich die Mitglieder unter dem
Flügel=
vad trotz des ſchlechten Wetters ſo zahlreich eingefunden haben. Mit
einem Gedenken der Saarabſtimmung ſchloß Herr Oberinſpektor
Maſſing ſeine Anſprache, und gemeinſam wurde das Lied. Deutſch
iſt die Saar” geſungen. Heur Zugführer Wattendorf dankte
namens der Jubilare für die zuteil gewordene Ehrung in
beweg=
ten Worten. Ein Tanz beſchloß die gemütliche Feier.
Bolkshochfchale.
KPW. Mittwoch, den 16 Januar 1935 feierliche
Er=
öffnung des neuen Semeſters des Deutſchen
Volksbildungs=
werkes, Volksbildungsſtätte Darmſtadt, im Feſtſaal des
Real=
gymnaſiums. Beginn 20.15 Uhr. Es ſprechen der
Gauſchulungs=
walter Pg. Demmer und der Leiter der Fortbildungsſtätte
Darm=
ſtadt. Pg. Dt. Heldmann. Muſikaliſche Darbietungen des
Quar=
tetts Schnurrbuſch. Eintritt frei. Gäſte herzlich willkommen.
Neuerwerbungen der Landesbibliothek.
vom 14. Januar 1935 an auf 14 Tage im Leſeſaal aufgeſtellt.
1. Guſtav Aßmann: Das Theatergeſetz vom 15. Mai 1934.
Berlin 1935. 34/1286. 2. Julius Binder: Grundlegung der
Rechtsphiloſophie Tübingen 1935. 34/1255. 3. Marjorie Bowen:
Maria Stuart. Berlin 1934. 34/1330. 4. Arvid Broderſen=
Stefan George, Berlin 1935. 34/1257, 5. Geora Brütting:
Segelflug und Segelflieger. München 1935. 34/1275. 6. Heinz
Eis=
gruber: So ſchoſſen wir nach Paris. Berlin 1934. 34/1258.
7. Adolf Erman: Die Religion der Aegypter. Berlin und
Leip=
zig 1934. 34/1290 8. Karl Richard Ganzer: Das deutſche
Führergeſicht. München 1934. 34/1253. 9. Alexander
Geraſ=
ſimoff: Der Kampf gegen die erſte ruſſiſche Revolution,
Frauen=
feld und Leipzig 1934. 34/1279. 10. Hermann Glockner: Hegel.
1. Bd. Stuttgart 1929. 34/1242. 11. Wilhelm Glungler:
Rechts=
ſchöpfung und Rechtsgeſtaltung. 4. Aufl. München 1931. 34/1287.
12. Georg Graber: Volksleben in Kärnten. Graz 1934. 34/1311.
13. Hampe=Lutze: Nürnberg. Berühmte Kunſtſtätten. Bd. 82.
Leipzig 1934. Sg 201/Bd. 82. 14. Karl Heſſelbacher: Luthers
Käthe. Stuttgart 1934. 34/1260. 15 Otto Höver: Von der Galiot
zum Fünfmaſter. Bremen 1934. 34 A 122. 16. Robert
Hohl=
baum: Heldiſche Proſa. Leipzia 1934. 34/1335. 17. Der Krieg
zur See. 1914—1918. Abt. 7: Die Kämpfe der Kaiſerl. Marine
in den Deutſchen Kolonien. Berlin 1935. 20/414 Abt. 7. 18. Hans
Preuß: Martin Luther, der Deutſche. Gütersloh 1934. 34/1266.
19. Wilhelm Riehl: Land und Leute am Rhein. Koblenz 1935,
34 A 123. 20. Paul Schebeſta; Vollblutneger und Halbzwerge=
Salzburg und Leipzig 1934. 34/1309. 21. Renata von Schelihaz
Dion. Das Erbe der Alten. Heft 25. Leipzig 1934. Sg 267/H. 25.
22. Joſef Stulz: Die Vereinigten Staaten von Amerika.
Frei=
burg i. Br. 1934. 34/1272. 23. Walther Tritſch: Metternich.
Ber=
lin 1934. 34/1331. 24. Alfons Väth: Die Inder. Freiburg i. Br.
1934. 34/1273. 25. Kurt Volkmann: Reichs=
Straßenverkehrs=
ordnung. Berlin und Leipzig 1935. Sg 79/Bd. 175. 26. Conrad
Wandrey: Kolbenheyer. München 1934. 34/1295. 27. Paul
Wetterfors; Fridtjof Nanſen. Dresden 1934. 34/1339.
28. Johannes Weitzel: Das Merkwürdigſte aus meinem Leben
und meiner Zeit. Darmſtadt 1934. Sg 367 Bd. 86/87. 29. Hermann
Wedermann: Die deutſche evangeliſche Pfarrfrau. Witten
1935. 34/1304. 30. Fritz Müller: Straßenverkehrsrecht. Berlin
1935. 34/1269. — Vormerkungen werden im Leſeſaal
entgegenge=
nommen. Verleihbar ab 28. Januar 1935.
Vorſchrifken über das Rodeln.
Die Polizeidirektion Darmſtadt macht auf die
Vorſchriften der Polizeiverordnung, das Rodeln im Kreis
Darm=
ſtadt betreffend, insbeſondere des 8 3, eindringlichſt aufmerkſam.
Es dürfen auf Rodelbahnen im Kreis Darmſtadt nur
Rodelſchlit=
ten, die mit höchſtens zwei Perſonen beſetzt ſind benutzt werden.
Bobſleighs ſind unbedingt ausgeſchloſſen. Das
An=
einanderhängen mehrerer und die Benutzung ſchadhafter
Rodelſchlitten iſt verboten. 8 2 verbietet das Rodeln auf
ſämt=
lichen Kreisſtraßen des Kreiſes ſowie das Kreuzen chauſſierter
Fahrbahnen mit Rodelſchlitten. Nach 8 3 iſt das Rodeln
inner=
halb der Stadt Darmſtadt und der Ortſchaften des Kreiſes auf
öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen, insbeſondere auf deren
Fußſteigen, gänzlich verboten, ſoweit es ſich nicht um beſonders
da=
für angelegte Rodelbahnen handelt. Zuwiderhandlungen gegen
dieſe Vorſchriften werden gemäß 8 4 der Verordnung, ſofern nicht
nach anderen Strafbeſtimmungen eine höhere Strafe verwirkt iſt,
mit Geldſtrafe bis zu 150 Reichsmark beſtraft. Desgleichen werden
Eltern, Vormünder oder andere Perſonen, deren
Aufſicht Kinder unter 14 Jahren anvertraut ſind, auf Grund des
Artikels 44 des Heſſiſchen Polizeiſtrafgeſetzes wegen
Zuwiderhand=
lung ihrer Pflegebefohlenen zur Verantwortung gezogen, wenn ſie
es an der erforderlichen Aufſicht haben fehlen laſſen.
— Jubiläumsausſtellung ( Profeſſor/Adolf Beyer. Der
Vor=
ſtand des Kunſtvereins ſchreibt uns: Wie bereits mitgeteilt,
ging im Laufe der letzten Woche eine Reihe von Wünſchen ein,
die um eine Verlängerung der Jubiläumsſchau nachſuchten. Es
erſchien zunächſt mit Rückſicht auf die kommende Ausſtellung
frag=
lich, ob ihnen entſprochen werden konnte. Nachdem ſich jetzt aber
die Möglichkeit ergeben hat den Beginn der als nächſte
vorge=
ſehenen Veranſtaltung noch etwas hinauszuſchieben, hat der
Vor=
ſtand des Vereins nunmehr die Adolf=Beyer=Ausſtellung
letzt=
mals um weitere 2 Wochen, ſonach bis einſchließlich
Sonn=
tag, den 27. Januar d. J., verlängert.
Verbeſſerter Briefpoſtverkehr mit China. Nachdem der
Brieſ=
poſtverkehr, zwiſchen der Mandſchurei und dem eigentlichen China
am 10. Januar wieder aufgenommen worden iſt, werden die über
Sibirien zu leitenden Briefpoſten für China (außer Provinz
Sin=
kiang, Oſtturkeſtan, die Dſungari und die äußere Mongolei)
nun=
mehr, ebenſo wie diejenigen nach Japan, nach Hongkong und nach
den Philippinen wieder auf dem früheren Wege über Mandſchurija
(Manchouli)—Harbin—Mukden befördert. Die Briefpoſten werden
von Berlin wie bisher täglich abgeſandt, die Schlußpoſten für
Briefe Dienstags und Freitags. Leitvermerk iſt nicht
erforder=
lich. Die Beförderung der Briefe und Poſtkarten ſoll planmäßig
von Berlin bis Peiping etwa 13 Tage, bis Schanghai etwa 15
Tage dauern, doch iſt erfahrungsgemäß mit Verzögerungen zu
rechnen. Die in der Beförderung der Briefpoſt nach Oſtaſien vor
2½ Jahren eingetretene Störung wird damit beſeitigt ſein. Das
iſt, abgeſehen von der Verkürzung der Beförderungsdauer um
einige Tage, beſonders inſofern von Bedeutung, als auf dem Wege
über Mandſchurija wöchentlich zweimal, auf demjenigen über
Wla=
diwoſtok aber nur monatlich dreimal eine Poſtverbindung beſteht,
Seite 6 — Nr. 15
Aus der NSDAP.
Der Reichspropagandaleiter.
NSK. Der Reichspropagandaleiter gibt bekannt: Der Hilfszug
Bayern iſt mit Wirkung vom 1. Dezember 1934 der Reichsleitung
der NSDAP. unterſtellt. Im Einvernehmen mit dem
Reichsſchatz=
meiſter der NSDAP. übernimmt den techniſchen Einſatz und den
Betrieb des Hilfszuges Bayern die Reichspropagandaleitung. Der
Hilfszug führt nunmehr die Bezeichnung: „Nationalſozialiſtiſche
Deutſche Arbeiterpartei, Reichsleitung. Reichspropagandaleitung,
Hilfszug Bayern”. Alle Anfragen bezüglich des Hilfszuges Bayern
ſind von nun an an die Reichspropagandaleitung Hilfszug Bayern,
München 43, Brieffach 80, zu richten.
Der Gauleiter.
Kreis=Preſſeamtsleiter! Achtung!
Am Mittwoch, dem 16. 1. 1935, 18—21 Uhr, findet in
Frank=
furt am Main, Hotel Kyffhäuſer, ein KPA.=Leiter=Appell ſtatt, an
dem teilzunehmen Pflicht aller Kreis=Preſſeamtsleiter iſt.
Beurlau=
bung von der Teilnahme iſt nicht möglich. Erwünſcht iſt außer den
Kreis=Preſſeamtsleitern nach Mittel und Möglichkeit die
Teil=
nahme der Abteilungsleiter W. Willkommen ſind, falls bis
Mon=
tag. dem 14. 1. 1935, Teilnehmer=Meldung beim Gaupreſſeamt
vor=
liegt, Hoheitsträger, Preſſereferenten aller Gliederungen ſowie
Propaganda=Amtsleiter.
NS=Bund Deutſcher Technik, Gau Heſſen=Naſſau.
Sämtliche Kreisdienſtſtellenleiter melden ſofort (in Doppel)
alle Mitglieder (Vor= Zuname, Ort, Straße, Pg.) nach Beruf. und
zwar getrennt, jede Berufsgruppe auf beſonderem Blatt. aufgeſtellt
nach: 1. Architekten, 2. Bauingenieuren, 3. Maſchineningenieuren,
4. Elektroingenieuren, 5. Chemikern, 6. Hütten= und
Bergingenieu=
ren, 7. Vermeſſungsingenieuren.
Der Kreisleiter.
Ortsgruppe Darmſtadt — Gutenberg.
Sitzung der Politiſchen Leiter. Die für Montag,
den 14. d. M.. angeſetzte Sitzung im Reſtaurant Katzenbach mußte
auf Donnerstag, den 18. Januar 1935, verlegt werden. An dieſem
Tage müſſen zu dieſer Sitzung die Leiter ſämtlicher
Untergliede=
rungen (NSBO., DAF., NS=Hago, NS=Frauenſchaft, NSKOV.,
anweſend ſein. Vollzähliges Erſcheinen iſt unbedingt erforderlich.
Antreten pünktlich um 20 Uhr, Ecke Schlageter= und
Kranichſteiner=
ſtraße im Dienſtanzug.
Achtung! Hilfskaſſe!
Verlegung der Ausgabeſtelle. Ab 15. Januar 1935
findet die Ausgabe der Hilfskaſſen=Marken im der Geſchäftsſtelle
Riegerplatz ſtatt. Die Ausgabezeit der Marken iſt wie ſeither auf
Dienstag und Freitag in der Zeit von 18,30 bis 20 Uhr feſtgeſetzt.
Es wird darauf aufmerkſam gemacht ,daß die angegebenen
Dienſt=
ſtunden einzuhalten ſind. Ausnahmen werden keine gemacht.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgr. Gutenberg. Heinheimerſtr. 53.
Die Ausgabe der Kohlengutſcheine erfolgt am Dienstag, den
15. 1. 1935, für die Zellen 6—10 jeweils nachmittags von 15 bis
18 Uhr.
NS=Frauenſchaft. Ortsgruppe Steinberg 1 und Mitte 9.
Der nächſte Frauenſchaftsabend iſt am Mittwoch, den 16.
Ja=
nuar 1935. abends 8 Uhr, im „Bürgerhof”, Eliſabethenſtraße.
NS=Lehrerbund Darmſtadt=Land.
Mädchenerziehung (techniſche Fächer).
Arbeitsgemeinſchaft am 16. Januar 1935, um 3.30 Uhr, in der
Aliceſchule. Arbeitsthema: Abformen in der Unterſtufe des
Hand=
arbeitsunterrichtes.
Provinzialausſchuß.
v. 1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Stadt Stuttgart
gegen den Bezirksfürſorgeverband Kreis Heppenheim wegen
Er=
ſtattung von Unterſtützungskoſten für Emma Mauthe.
Mit Vollmacht iſt der Bürgermeiſter von Affolterbach für den
Kreis Heppenheim erſchienen. — Es handelt ſich um ein Kind,
das in Fürſorgeſtelle in Württemberg iſt. Stuttgart betont, es
liege ſittliche Gefährdung desſelben vor, was von dem Vertreter
des Kreiſes Heppenheim entſchieden beſtritten wird; man habe
das Kind nach Affolterbach zurückhaben wollen, aber keine
Ant=
wort erhalten. Die Pflegemutter des Kindes habe erklärt, ſie
be=
anſpruche Pflegegeld nicht, ſie wolle Mutterſtelle an ihm
vertre=
ten. Stuttgart beanſprucht einen Betrag von 241,60 RM. — Der
Klage wird ſtattgegeben.
2. Klage des Edmund Weidenhauſen zu Darmſtadt gegen den
Beſcheid des Kreisamts Darmſtadt wegen Nichterteilung eines
Wandergewerbeſcheins.
Der Schein wurde verſagt, weil die Zuverläſſigkeit für den
Betrieb des Gewerbes fehle. Der Geſuchſteller ſucht um Erteilung
des Scheines für ein Jahr nach. — Die Klage wird
ab=
gewieſen.
3. Antrag der Bürgermeiſterei Offenbach auf Einleitung des
Dienſtſtrafverfahrens gegen Verwaltungsſekretär a. D. Ludwig
Hamburger.
Der Antrag hat das Ziel der Dienſtentlaſſung, weil H.
Schmiergelder angenommen habe von der Edeka. H. beſtreitet
dies, es habe ſich um Darlehen gehandelt. H. iſt nach § 4 des
Berufsbeamtengeſetzes vom Reichsſtatthalter entlaſſen worden. —
Der Vertreter des H. betont, dieſer ſei ins Unglück gekommen,
was näher ausgeführt und mit Beweisanerbieten belegt wird.
Ein Kauſalzuſammenhang zwiſchen Hingabe der Gelder und einem
dementſprechenden Verhalten des H. beſtehe nicht. Der
Geld=
geber habe in der Edeka eine große Rolle geſpielt, was
demje=
nigen, der die Offenbacher Verhältniſſe kenne nicht entgangen
ſei. Dieſer Geldgeber ſei gegen H. in der ſchärfſten Weiſe
vor=
gegangen und H. ſei ſein Opfer geworden. — In formaler
Be=
ziehung betont der Vertreter des H. wegen der begangenen
Amts=
unterſchlagung könne ein Dienſtſtrafverfahren nicht mehr
einge=
leitet werden, weil H. hierwegen bereits diſziplinariſch beſtraft
ſei, im übrigen hätte der Antrag der Bürgermeiſterei bis zum
30. September 1934 einer Friſt, die der Geſetzgeber geſetzt habe,
geſtellt werden müſſen. — Der Vertreter der Stadt Offenbach
hebt hervor, der Antrag ſei rechtzeitig geſtellt worden, heute ſei
Gegenſtand des Verfahrens nur die Paſſivbeſtechung des H
Dem Antrag wird ſtattgegeben und auf Verluſt
der Amtsbezeichnung, des Ruhegehalts und der
Hinterbliebenenverſorgung erkannt.
4. Antrag der Bürgermeiſterei Offenbach auf Einleitung eines
Dienſtſtrafverfahrens gegen Verwaltungsoberſekretär Karl
Schör=
ger zu Offenbach.
Der Antrag auf Dienſtentlaſſung gründet ſich auf eine
Unter=
ſchlagung, begangen in den Jahren 1923—1930 zum Nachteil des
Gaues des Bundes deutſcher Radfahrer, in Höhe von 7000 RM
und die Tatſache der Urkundenvernichtung (§ 348, Abſ. 2 StGB.)
als Leiter des Städtiſchen Gaswerks, bezüglich der Perſonalakten,
die verbrannt wurden. — Der Vertreter des Beamten will im
vorliegenden Verfahren das reine Beamtendelikt von der
Unter=
ſchlagung in nichtamtlicher Tätigkeit getrennt ſehen. Bei den
ver=
nichteten Akten habe es ſich um Privatnotizen aus den
ſogenann=
ten Perſonalakten gehandelt, die vollkommen unkontrollierbar
ge=
weſen ſeien; dieſer Zettelwirtſchaft habe Schörger ein Ende
machen wollen. Auch die Zeit, in der die Vernichtung erfolgte,
müſſe in Betracht gezogen werden, denn die Beſpitzelung mittelſt
ſolcher Aktennotizen habe beendet werden ſollen. Die ſchwerſte
Strafe im Dienſtſtrafverfahren verdiene die letztgenannte
Hand=
lung nicht. Schließlich ſei doch zu bedenken, daß die verwirkte
ſechsmonatige Gefängnisſtrafe unter die Amneſtie gefallen ſei.
— Das Urteil gibt dem Antrag unter
Zurück=
weiſung im übrigen, mit der Maßgabe ſtatt, da ß
Schörger aus der Gehaltsdienſtſtufe A 5 in ſolche
A 6 verſetzt wird.
Bereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Kriegerverein Haſſia Dienstag 15 Januar abends
8.15 Uhr: Kameradſchaftsabend im Reſtaurant „Zur
Gol=
denen Krone”, Schuſtergaſſe. Leitung und Eröffnungswort „Der
Der Vereinsführer.
Sieg der Saar”.
Hausfrauenbund. Unſere erſte Veranſtaltung im neuen
Jahr findet Donnerstag, 17. Januar, abends 8 Uhr, in der
„Krone”, Schillerplatz, ſtatt. Wir bringen zwei Lichtbildervorträge:
Ein neues Kleid, trotz Sparſamkeit” und „Richtig
haushalten” wozu wir unſere Mitglieder herzlich einladen.
Gäſte ſind willkommen und können durch Mitglieder eingeführt
werden.
Die deutſcheArbeitsfront
Erſter Reichsbekriebsappell
der Reichsbeiriebsgemeinſchaft Handel.
KPW. Die Reichsbetriebsgemeinſchaft Handel veranſtaltet am
Montag, dem 21. Januar, morgens von 8 bis 8.30 Uhr, ihren
erſten Reichsbetriebsappell. Die Angehörigen aller
Handel gehören, nehmen geſchloſſen an dieſem Appell teil.
Han=
delsvertreter, Geſchäftsreiſende, Wandergewerbetreibende, Markt=
und Straßenhändler, ſie alle treten an, kurz alle Volksgenoſſen,
die im Bereiche des Deutſchen Handels ihre Arbeit und ihr Brot
finden.
Der jeweilige Kreiswalter der Deutſchen Arbeitsfront iſt mit
der Durchführung dieſes Appells beauftragt.
Bei der Firma Bernhard Leineweber, Textilgroßhandlung in
Berlin, findet der eigentliche Zentralappell ſtatt; dort wird der
Reichsorganiſationsleiter, Parteigenoſſe Dr. Ley, ſprechen.
Sämtliche Deutſchen Sender werden, den
Appell übertragen! Im ganzen Reich findet
Gemein=
ſchaftsempfang ſtatt, und zwar in der Form daß die Großbetriebe
für ſich geſchloſſen die Uebertragung durchführen, während die
Angehörigen aller kleineren Betriebe gemeinſam im Saalbau
zu=
ſammenkommen, um in würdigem Rahmen die Veranſtaltung
mitzuerleben.
Dieſer 21. Januar iſt ein Feſttag für den geſamten im
Han=
del arbeitenden Volksteil! Darum ſorgen alle handeltreibenden
Betriebe für einen feſtlichen Eindruck dieſes Tages durch reich=
lichen Flaggenſchmuck und wurdige Ausſchmückung
ſämtlicher Schaufenſter!
Ueber den handeltreibenden und im Handel beſchäftigten
Teil des Volkes hinaus aber hören alle Volksgenoſſen, ſoweit
es ihnen möglich iſt, am 21. Januar, morgens um 8 Uhr. die
Uebertragung aus Berlin im Rundfunk! Nähere Einzelheiten
er=
gehen noch und werden in der Tagespreſſe veröffentlicht.
N5.-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Darmſtadt, Bismarckſtraße 19.
Heute Dienstag, den 15. d. M., und morgen Mittwoch, den
16. d. M., Abgabe der Theaterkarten und Marken für die dritte
Vorſtellung „Hockewanzel” am Freitag, dem 18. Januar, im
Großen Haus des Landestheaters.
Die Ortswarte empfangen ihre Karten ab Mittwoch, dem
16. d. M., unter genauer Angabe der 28er= und 14er=
Mie=
ten. Siebener=Mieten können auf Wunſch ebenfalls ausgegeben
werden.
Die Inhaber der Stammkarten holen ihre Karten bei ihren
Ortsgruppen ab. Für dieſe Vorſtellung muß die dritte Marke in
der Stammkarte geklebt ſein.
Die Experimentalvorträge von Jörg Mager über ſeine
Er=
findung „elektroakuſtiſche Orgel” waren bis jetzt alle ausverkauft.
Für die heute abend und Donnerstag, den 17. 1. 35
ſtatt=
findende Vorführung ſind noch einige Karten in der
Geſchäfts=
ſtelle. Bismarckſtraße 19, abzugeben. Preis der Karte 20 Pf. Kein
Darmſtädter ſollte verſäumen, dieſen genialen Erfinder in ſeiner
Heimatſtadt kennen zu lernen.
Sonntag, den 20. Januar findet auf vielſeitigen Wunſch
wieder eine Führung im Schloßmuſeum ſtatt. Karten zu 35 Pf.
in der Geſchäftsſtelle „Kraft durch Freude”, Bismarckſtraße 19.
Für die Eröffnungsvorſtellung des Welt=Varietés im Orpheum
am Mittwoch, dem 16. d. M, ſind Karten zu 80 Pf. auf unſerer
Geſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19, zu haben. Die durch uns
aus=
gegebenen Karten ſind nur gute Plätze.
Ein Königskiger beſucht die Tagblatt=Schrifkleitung
„Heute mittag werden wir Beſuch bekommen, eben iſt er
tele=
phoniſch angemeldet worden!” bieß es geſtern morgen auf unſerer
Schriftleitung. Nun, das iſt an ſich ja nichts Außergewöhnliches,
— aber dieſer Beſuch war wirklich eine Senſation und, wenn
man nach ſeinem Umfang und Körpermaß urteilen will, gar keine
kleine!
Urian, der 1½jährige Königstiger, der beim Gaſtſpiel des
Schumanntheaters im Orpheum auftritt, wollte uns einen Beſuch
abſtatten! Urian, übrigens trotz des männlichen Namens eine faſt
„ausgewachſene” junge Dame, kam elegant im Auto vorgefahren.
Im Nu hatte ſich eine Menſchenmenge angeſammelt, denn das ſieht
man nicht alle Tage: ein Auto, aus deſſen herabgelaſſenen Fenſter
der ſchöne Kopf eines Königstigers herausguckt! Mit einem
ge=
ſchmeidigen Satz kam Urian aus dem Wagen heraus und ſtieg,
ge=
führt von ſeinem Herrn, Cliff Aeros, der ihn an einem ſtarken
Strick am Halsband hielt, die Treppe hinauf.
Und den vielen, die ſich oben im den Räumen der
Schriftlei=
tung angeſammelt haben, iſt es zunächſt mal eine Beruhigung,
die=
ſen ungemein ſicher und ruhig wirkenden Mann neben dem Tiger
zu ſehen. Denn Urian iſt ein, wie geſagt, ſchon faſt ausgewachſenes
Exemplar ſeiner Gattung, und was für ein prächtiges Exemplar!
Alle Bewegungen ſeines ſchlanken und kraftvollen Körpers, deſſen
ſchöngezeichnetes Fell einen ſeidigen Glanz hat, verraten Kraft
und ſind dabei von wunderbarer Geſchmeidigkeit. Von den vielen
neugierigen Geſichtern nimmt er wenig Notiz und läßt ſich dann
nach einigem Nötigen in einem Zimmer der Schriftleitung nieder.
Für einen Augenblick werden die ſtarken Krallen an den
gewal=
tigen Tatzen ſichtbar, — wir möchten nicht gerade nähere
Bekannt=
ſchaft mit ihnen machen! Cliff Aeros allerdings, der den Tiger
aufgezogen hat und auf deſſen Bett der kleine Urian früher ſchlafen
durfte, kann es ſich erlauben, ſich mit dem Tiger in einen kleinen
Ringkampf einzulaſſen. Ruhig legt er ſeine Hand in den Rachen
des Tieres, das ſchon die erſten Kinderzähne verloren hat und die
rieſigen Zähne des großen Raubtiers zeigt. Und harmlos, als
könne er kein Wäſſerchen trüben, leckt Urian ſeinem Freund wie
ein treuer Hund das Geſicht. Auch hat er nichts dagegen, daß wir
ihn ſtreicheln und kraulen. Dann, während er zum
Photographie=
ren in Poſitur geſetzt wird, erzählt uns der Geſchäftsführer des
Schumanntheaters. Herr Zimmer, noch allerhand von Urian.
Urian iſt zwar in der Gefangenſchaft geboren, in Malmö, aber
ſeine Eltern waren noch echte Kinder der Wildnis, von denen der
Kaufvertrag ſagte, daß ſie „zur Dreſſur vollkommen untauglich”
ſeien! Auch in Urian werden wohl eines Tages ſeine
Raubtier=
inſtinkte erwachen, — ſchon heute gebärdet er ſich bei der
Fütte=
rung mit Fleiſch ganz wild, ſchlimmer als die anderen Tiere, die
nicht in der Gefangenſchaft geboren ſind wie er. „Wenn er erſt
einmal dahinter kommt, daß die Menſchen vor ſeinen Bewegungen
zurückſchrecken und vor ſeiner Kraft Angſt haben, dann iſt’s aus!“
verſichert Cliff Aeros. Bei ihm allerdings merkt man nie ein
ſol=
ches Zurückſchrecken, er iſt die Ruhe ſelbſt und geht mit dem Tiger
wie mit einem guten Kameraden um. Hat er ihn doch auch vom
erſten Tage an gepflegt und „erzogen”, d. h. noch nicht dreſſiert,
denn das ſteht Urian noch bevor! Aber vor dem Mikrophon, im
Rundfunk, hat Urian ſchon gaſtiert, und auch uns gibt er Proben
ſeines dunkeln Knurrens und Fauchens zu hören, die allerdings
in dem Augenblick nur Ausdruck des Wohlbehagens waren.
Dann muß uns unſer Beſuch wieder verlaſſen, er wird wieder
aus dem Zimmer bugſiert, nicht ohne daß er, gewaltig zerrend,
verſucht hat auch die weiteren Räume der Schriftleitung zu
inſpi=
zieren. Mit der Grandezza einer Fälmdiva ſchreitet Urian die
Treppe wieder herab, um unten wieder im Auto Platz zu nehmen.
Ganz einfach iſt eine Autofahrt mit ſo einem unruhigen Gaſt ganz
ſicher nicht; wir laſſen uns erzählen, daß Urian auf der Fahrt von
Frankfurt hierher, als das Auto vor einem Pferdefuhrwerk
bremſte, nicht übel Luſt zeigte, mit einem prächtigen Satz durchs
Fenſter zu ſpringen. Jetzt bei der Abfahrt, die wieder viele
Neu=
gierige angelockt hat, zeigt er ſich nicht ſo wild. Sein ſchöner, edler
Raubtierkopf, der aus dem Fenſter ſchaut, iſt das letzte, was wir
von Urian ſehen.
Vergiß nicht zur Freimachung Deiner Poſt
Wohlfahrksbriefmarken zu verwenden!
* Schriff und Form in der Werbung.
Vortrag in der Reichsfachſchaft Deutſcher Werbefachleute.
Die geſtrige Monats=Verſammlung der Ortsgruppe
Darmſtadt in der Reichsfachſchaft Deutſcher
Werbefachleute wurde durch den Ortsfachſchaftsleiter Herrn
Senft eröffnet. In ſeinen Begrüßungsworten betonte Herr
Senft, daß das Jahr 1935 ein Jahr intenſiver Arbeit ſein werde,
in dem die Fachſchaft bemüht ſein werde, ein wertvolles
Pro=
gramm zu bringen. — In Mittelpunkt des Abends ſtand ein
Vor=
trag des Graphikers Herrn Gäfgen über „Schrift und
Form in der Werbung”. Als weſentliche Eigenſchaften
einer guten Schrift ſtellte der Redner Leſerlichkeit und Schönheit
heraus, von denen die Leſerlichkeit am wichtigſten iſt. Der
Typo=
graph muß bei jeder ihm geſtellten Aufgabe die richtige Schrift
wählen können, eine Schrift, die dem Text entſpricht. Der Redner
wandte ſich gegen Theorien der letzten Jahre, in welchen Geſetze
der Malerei und Architektur auf den Schriftſatz übertragen
wur=
den. Die Unrichtigkeit dieſer Theorien wurde nachgewieſen, und
der Redner kam zu dem Schluß, daß die Aufteilung einer Fläche
in der bildenden Kunſt eine ganz andere als in der angewandten
Kunſt ſein müſſe, und daß die einzige Gemeinſchaft zwiſchen
Archi=
tektur und Schriftſatz darin beſtehe, daß beide angewandte Kunſt
darſtellen. — Von einem guten Schriftſatz müſſen wir verlangen,
daß er in höchſtem Maß ſeinem Zwecke dient. Es gilt da eine
unſerer Zeit und unſeren Bedürfniſſen, entſprechende Form zu
finden. Der Redner ging ausführlich darauf ein, wie und durch
welche Elemente der Schriftſatz auf den Leſer wirkt. Der
Ge=
ſamteindruck eines Schriftſatzes iſt entſcheidend und bedeutet die
beſte Werbung; die Harmonie einer guten Druckarbeit ergibt ſich
aus geſchaffenen und wieder ausgeglichenen Gegenſätzen. —
An Hand von ſehr inſtruktiven Gegenüberſtellungen guter
und ſchlechter Anzeigen uſw. entwickelte der Redner noch eine
Reihe grundſätzlicher Forderungen für den Schriftſatz: z. B.
Ver=
zicht auf Effekthaſcherei, alſo keine Verwendung allzuviel
ver=
ſchiedener Schriftgrade nebeneinander; keine Vergewaltigung des
Textes einer ſchönen Form zu Liebe, alſo z. B. auch keine
Block=
bildung; außerdem keine Häufung von Großbuchſtaben
Vermei=
dung von Unterſtreichungen u. a. m. — Der Vortrag ſchloß mit
dem Wunſch, daß die Berufskameraden der Ortsgruppe tätig
mit=
arbeiten mögen, dem werbenden Wort eine gute werbende Form
zu verleihen.
Nachdem Ortsfachſchaftsleiter Senft dem Redner im Namen
der Anweſenden für ſeine intereſſanten Ausführungen gedankt
hatte, ging man im weiteren Verlauf des Abends noch auf
Be=
kanntmachungen und geſchäftliche Mitteilungen der Fachſchaft
ein.
Schütt die Zugkiere im Winker!
— Die Polizeidirektion teilt mit: An alle
Be=
ſitzer von Zugtieren und Leiter von Fuhrwerken
wird hiermit die dringende Mahnung gerichtet, bei Kälte und
Straßenglätte ernſtlich darauf Bedacht zu nehmen, daß die
Zugtiere vor nachteiligen Einflüſſen der Witterung nach
Mög=
lichkeit geſchützt werden. Es iſt deshalb darauf zu achten, daß
1. die Zugtiere niemals länger als unbedingt erforderlich und
niemals unbedeckt im Freien ſtehen gelaſſen werden.
2. das Zaumzeug im Stall aufbewahrt oder andernfalls vor
dem Anlegen das Gebiß erwärmt wird,
3. die Hufeiſen der Pferde zum Schutze gegen das Ausgleitei
gehörig geſchärft oder mit Stollen verſehen werden.
Zuwiderhandlungen werden beſtraft.
fim
er)
Eat M
Ptei m
ut
Was die Lichkſpieltheaker bringen.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen das große Luſtſpiel von zwerch
fellerſchütternder Komik Der Herr ohne Wohnung. J
den Hauptrollen: Paul Hörbiger, Hermann Thimig. Adele Sand
rock, Leo Slezak. Hilde von Stolz, Hanna Waag und Lizzi Hole
ſchuh.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen den ſpannenden Kriminal
film „Rom=Expreß” mit Conrad Veidt in der Hauptrolle.
Reſi=Theater zeigt heute letztmalig den Großfilm. „So en
dete eine Liebe”, mit Paula Weſſely, Willy Forſt und Guſte
Gründgens. Jugendliche zugelaſſen.
— Belida zeigt: „Schloß im Süden” mit Liane Haid, Victt
de Kowa. Paul Kemp.
Balmaulel Panwianpder
Winter-Ausgabe 1934
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken, Bahnhof”
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße Nr. 24
König i. O., 14. Januar.
ute vormittag verſchied an den Folgen eines Hirnſchlages
zit über die Grenzen des Odenwaldes bekannte Arzt
d. Zimper im Alter von 58 Jahren. Aus einem arbeits=
Leben wurde er jäh entriſſen. Der Verſtorbene
ent=
einer Werkmeiſterfamilie, die von Hamburg nach König
velte. Im Jahre 1901 übernahm er ſeine Praxis am
hie=
flatze, die er bis zu ſeinem Tode ausübte. In der
Geſtal=
ime önigs als führendem Kuroxt des Odenwaldes war er einer
vorragendſten Köpfe, als Mitbegründer der
Fafnirbrunnen=
haft gewann er weiteren bedeutenden Einfluß in der
waltung. Auch an allen übrigen weſentlichen Geſchehniſſen
wdeſtädtchens nahm er lebhaften Anteil und wirkte bei
dichtigen Fragen mit Rat und Tat mit. Der Verſtorbene
ier Gründer des weithin bekannten Geneſungsheims Dr.
Die Anſtalt wird aus allen Teilen Deutſchlands beſucht.
le kulturelle Dinge beſchäftigten den Verſtorbenen. König
t in dem zu früh Verſchiedenen eine wertvolle Kraft, die
Aufſchwung des Kurortes bemüht war, die Bevölkerung
um einen beliebten, echten deutſchen Volksgenoſſen.
Aus Heſſen.
Dr. med. Zimper
F.
Arheilgen, 14. Jan. Züchtererfolge. Auf der
en Reichs=Geflügelſchau in Eſſen, die mit 20 000 Tieren
war, konnten einige Mitglieder des hieſigen Geflügel= und
henzuchtvereins ſchöne Erfolge erzielen. So erhielten die
Heinrich Eißler auf Plymouth Rocks „ſehr gut”, Karl
er auf Hamburger Goldſprenkel „ſehr gut” und einen 2.
gspreis, ſerner, ſehr gut” und zweimal „gut”, weiterhin
Flach auf Sebright Silber „ſehr gut” und „gut”.
75. Geburtstag beging Frau Karoline Haas, geb.
in der Kleinen Felchesgaſſe.
Wixhauſen, 14. Jan. Am nächſten Sonntag wird im Saale
Trone” von ſeiten der NS. Gemeinſchaft „Kraft durch
ein Operettenabend ſtattfinden. Zur Aufführung gelangt
erette „Meine Schweſter und ich”
Eberſtadt 14. Jan. Geflügelſchau. Aus Anlaß
ſei=
jährigen Beſtehens veranſtaltete der
Geflügelzucht=
n im Saale des Gaſthauſes „Zur Eiſenbahn” durch
Aus=
sleiter Karl Wolf eine wohlgeordnete und gut überſicht=
Fflügelſchau. Der Verein legte gemäß ſeiner Gepflogenheit
r Wert auf luxuriöſe Aufmachung, umſomehr aber auf die
aw ung wertvollen Zuchtmaterials, was die Bewertung durch
chrichter, Herrn Steffan aus Lampertheim, am beſten
ndürfte. Ausgeſtellt war nur erſtklaſſiges Material, das
gt bewertet wurde: Herr Heldmann erhielt zwei 1
ien Zuſchlags=Ehrenpreis, Herr Ad. Daum elf 1., fünf
ſo=Ehrenpreiſe und einen Reichsfachſchafts=Ehrenpreis, Ad.
nmeier einen 1., Wilh. Boßler drei 1. und zwei
Daem So 3 Ee, Frilor. Spſt reind l. G. cäller
„ Hch. Glomp zwei 1. und einen Z.=E., Hch. Beutel
„ W. Eiſenbraun fünf 1. und zwei Z.=E. Außerdem
noch verſchiedene Exemplare mit 2. und 3. Preiſen
bewer=
ine reichhaltige Tombola und Unterhaltungskonzert mit
onsberichten von der Saarabſtimmung, dazwiſchen das
e „Kikeriki” der vielen Raſſevertreter ſorgten für die
Unterhaltung.
Eberſtadt, 14. Jan. Die Freiwillige
Feuer=
veranſtaltete am Samstagabend im Saale „Zum goldenen
einen Kameradſchaftsabend, der einen ſehr gemütlichen
nahm. Oberbrandmeiſter Peter Schäfer der vor
ngetretenen Mannſchaft u. a. den Kreisfeuerwehrinſpektor
finger begrüßte, eröffnete den Abend mit einer
kur=
ſprache Für den dienſtlich verhinderten Bürgermeiſter
err Beigeordneter Dächert erſchienen. Nachſtehende
Sute wurden für mehrjährige Dienſte durch
Kreisfeuerwehr=
r Karpfinger mit Diplomen bedacht: Für 45jähr. Dienſt=
Pfeifer, für 40jähr. Dienſtzeit Jakob Münk; ein
und ſchöner Beweis von Nächſtenliebe; für 25jähr. Dienſt=
Wehrleute Gg. Mayer V., Ad Ackermann Georg
r, Friedrich Günther, Adam Eckhardt, Hch. Bauer.
im wurden 15 arbeitsloſe Wehrleute mit einem kleinen
itzungsbeitrag bedacht, um denſelben die Teilnahme an
Kameradſchaftsabend zu ermöglichen. Oberbrandmeiſter
2 gedachte zum Schluſſe des offiziellen Teils unſerer Saar=
Urn und =brüder. Das Deutſchland= und das Horſt=
Weſſel=
oſſen den erſten Teil des Abends ab, dem ſich der
gemüt=
il anſchloß, der die Anweſenden in echt kameradſchaftlicher
Auſammenhielt.
Nieder=Ramſtadt, 14. Jan. Krieger= und Veteranen=
An. Die Jahresverſammlung des Vereins wurde von dem
führer, Kamerad W. Block, mit Worten der Begrüßung
und bei dieſer Gelegenheit auch des verſtorbenen
Gene=
narſchalls v. Hindenburg und der im abgelaufenen Jahre
nen Kameraden in ehrender Weiſe gedacht. Der Schrift=
V. Schmidt verlaß alsdann ſämtliche Protokolle des
ab=
ien Vereinsjahres, aus denen eine reichliche Betätigung
eins auf allen Gebieten zu entnehmen war. Die
Entwick=
s Vereins, der jetzt über 130 Mitglieder zählt, zeigt ein
1 freuliches Bild. Es folgte der Kaſſenbericht des Rechners.
d Falk. Sämtliche Berichte wurden debattelos geneh=
Es wurde beſchloſſen, am 26. d. M. bei Kamerad Knapp
rößeren Kameradſchaftsabend zu veranſtalten. Bei dieſer
4 heit gelangen auch die Kriegsteilnehmer= und Frontkämp=
Oenzeichen zur Ausgabe. Größtes Intereſſe brachten die
Aus=
en des Schießſportleiters, Kam. Andreas Huthmann.
: Bezirksſchießen konnte der Schütze Hrch. Bender den erſten
nit 98 Punkten einheimſen; es wurde ihm auch der von
v. Oidtmann geſtiftete Ehrenpreis verliehen. Den 2. Preis
der Schütze A. Praſſe mit 97 Punkten. Weitere Preiſe
verliehen den Schützen Karl Pink und Andreas Huthmann.
in der Klaſſe über 60 Jahre alt, mit je 85 P. Die
Schützen=
del wurde verliehen den Schützen 1 H. Bender und A.
Huth=
ie goldene, 2. A. Praſſe und J. Phil. Huthmann die ſil=
3. Karl Pink. Ph. Walther und Gg. Fornoff die bronzene.
em wurden noch vier Ehuenſcheiben geſchoſſen, wobei Sieger
die Schützen Gg. Ludw. Bernhardt, Karl Pink und Gg.
. An Stelle des aus Geſundheitsrückſichten ausgeſchie=
Schießſportleiters Andreas Huthmann wurde Kamerad
Spieß zu deſſen Nachfolger beſtimmt. Die Schießmann=
2s Vereins wurde neu zuſammengeſtellt.
Groß=Umſtadt, 13. Jan. Auf der Deutſchen
Raſſe=
gelſchau in Eſſen, die mit über 20 000 Nummern
war, erzielten unſere einheimiſchen Züchter große Erfolge.
Spitze marſchiert wiederum der „Sieger von Leipzig 1934”,
r Deutſchlands Grenzen weithin bekannte Gold=Wyandotte=
Land= und Gaſtwirt Georg Leonhard Eidmann, der
nen 16 dort ausgeſtellten Tieren 15mal „ſehr gut” und
gut” erzielte; außerdem 2mal „Sieger” (in Hahnen= und
klaſſe), 3mal „Ehrenpreis” und 6mal „Zuſchlags=
Ehren=
bei äußerſt ſtarker Konkurrenz unter 160 Tieren der
be=
ſten Züchter Deutſchlands erreichte. — Einen faſt
eben=
n Sieg trug Sattlermeiſter Joh. Georg Eidmann II.
der mit ſeinen ſchwarzen „Zwerg=Wyandotten” auf 6 Tiere
Tehr gut” und 3mal „Zuſchlags=Ehrenpreis” und mit ſeinen
eitsbrieftauben (Tigerſchecken) auf 14 Tiere 9mal „ſehr
mal „gut” und 2mal „Sieger”, 1mal „Ehrenpreis” und
Zuſchlags=Ehrenpreis” erhielt. — Ludwig Freund
er=
uit ſeinen Steinheimer Bagdetten auf 8 Tiere 5mal „ſehr
mal gut” und 3mal „Zuſchlags=Ehrenpreis”
Reinheim, 14. Jan. Großes Militärkonzert.
albau „Zur Spitze” fand, veranſtaltet durch die Ortsgruppe
im der NSDAP., ein großes Militärkonzert, verbunden
em bunten und heiteren Abend, ſtatt, deſſen Ertrag dem
hilfswerk zugute kam. Das äußerſt reichhaltige Programm
er nur kurz angedeutet werden. Nach einem
Eröffnungs=
der Standartenkapelle 174 ſprach Ortsgruppenleiter Joſt
er die Bedeutung des Tages und die Aufgaben ſowie von
folgen der Erziehung zur Volksgemeinſchaft. Das
gemein=
ungene Saarlied, Sprechchor der NS. Arbeitsdienſte (Lager
im) Lieder des Jungvolks, Sologeſänge von Ad. Krä=
Reinheim, zwei Kanons, des Jungvolkes führten zum
Arſtück: „Da geht er hin — dort kommt er her”, von
Mit=
n der Reinheimer SA. ausgeführt. Viele der Darbietungen
mit großem Beifall bedacht. Die Pauſen waren von
en und anderen Muſikvorträgen des Muſikzuges der
Stan=
usgefüllt.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 15 — Seite 7
Souendenrbenang ein Mier Zur Antraulberampfang.
CDen größten Erfolg in der Unkrautbekämpfung
hat man bei einer ſorgfältigen Bodenbearbeitung direkt nach der
Ernte. Die Bearbeitung der Stoppelfelder muß ſo geſtaltet
wer=
den, daß tatſächlich die denkbar größte Menge der ausgefallenen
Unkrautſamen aufläuft. Es iſt deshalb notwendig, dem
Unkraut=
ſamen ein gutes Saatbett zu bereite. Man muß darauf achten,
daß die Stoppeln ſoflach wie möglich geſchält oder
mit dem Grubber aufgeriſſen werden, damit die
Unkrautſamen nicht ſo tief in den Boden kommen: Denn
Unkraut=
ſamen ſind zum großen Teil ſehr fein, haben ſchwache, feine Keime,
die — wenn ſie zu tief im Boden liegen — nicht die Kraft
be=
ſitzen, die Erde zu durchſtoßen. Daher iſt für dieſe Arbeit der
Grubber, da, wo es ſich nicht um ſchwere Böden handelt, die eine
andere Bearbeitung verlangen, dem Pfluge vorzuziehen.
Wenn jedoch mit dem Pfluge gearbeitet wird, ſo muß ſofort
nach demſelben die Egge folgen, um die Schollen, die ſich dabei
aufwerfen, zu zerreißen. Sollte ein Zerkleinern auch mit der Egge
nicht möglich ſein, ſo iſt mit einer ſchweren Walze zu
arbei=
ten der man natürlich die Egge folgen läßt. Iſt nun das Unkraut,
begünſtigt durch warme, feuchte Witterung, zum Auflaufen
gekom=
men, ſo bearbeitet man das Feld tüchtig mit der Egge, damit die
Wurzeln und Keimlinge des Unkrautes zerriſſen, an die
Erdober=
fläche gezerrt werden und dort unter der Einwirkung der
Sonnen=
ſtrahlen zu Grunde gehen. Weiterhin hat das Eggen den Vorteil,
daß die in tieferen Schichten, d. h. unterhalb der Keimzone
liegen=
den Unkrautſamen, hochgearbeitet werden und durch den
Wärme=
einfluß der Sonne dann noch zum Auflaufen kommen.
Dem Stoppelſchälen nach der Ernte folgt im Spätherbſt die
Winterfurche. Wird dieſe Furche zeitig gegeben und iſt die
Witterung im Herbſt einigermaßen günſtig, ſo wird auch der Teil
der Unkrautſamen, der durch das Pflügen nach oben gearbeitet
wurde, auflaufen und, ſoweit er nicht winterhart iſt, durch den
Fwſt zerſtört. Ueberall da, wo durch beſondere Umſtände eine
rechtzeitige Winterfurche nicht gegeben werden konnte, wird man
eine weit ſtärkere Verunkrautung des Feldes
feſt=
ſtellen können. Nicht die Herbſtfurche als ſolche, ſondern die
der N5. deutſche Fronkkämpſerbund (Stahlhelm)
Kreis Erbach=Dieburg
nahm am Samstag in dem feierlich mit den Fahnen des dritten
Reiches und mit Tannengrün geſchmückten Saale des Gaſthauſes
„Zum Schwanen” in Reinheim die Neu= und
Nachverpflich=
tungvon Kameraden vor. Nach dem Einmarſch der
Fahnen=
abordnung begrüßte der Führer der Ortsgruppe Reinheim, Kam.
Fornoff, den mit ſeinem Stabe erſchienenen Kreisführer. Kam.
Erbgraf Alxander zu Erbach=Erbach. und die Kameraden
der Ortsgruppen Babenhauſen, Dieburg und Reinheim. Das Wort
erhielt ſodann ein Reinheimer Kamerad zu einem Vortrage ,„
Front=
ſoldatentum”. In treffenden, oft das eigene Erleben bezeugenden
Worten zeichnete der Vortragende ein Bild des echten
Frontſol=
daten in vorderſter Linie bis zum Aufbau des dritten Reiches
durch den Frontſoldaten und Führer Adolf Hitler. Nachdem der
Kamerad insbeſondere noch der gefallenen Kameraden von der
Saar und der Abſtimmung am 13. Januar gedacht hatte, ſchloß er
ſeinen eindrucksvollen Vortrag mit den Worten: „Und wenn wir
einſt in das große Niemandsland eingehen, uns auf der großen
Totenwieſe zur Heerſchau melden und uns dann die vertrauten
Geſtalten im feldgrauen Ehrenrock aus den Trichterfeldern
Frank=
reichs, aus den Sümpfen und Eisfeldern Rußlands, aus den heißen
Wüſten Kleinaſiens und Afrikas und die blauen Jungen vom
Meeresgrunde fragend anſehen, dann müſſen wir ſagen können;
„Ja, Kamerad!”; dann müſſen wir mit dieſem Ja!” ſagen können,
daß wir, ſo wie wir draußen dem Geiſte der Front treu waren.
auch in der Heimat und im Frieden dem Frontgeiſte die Treue
ge=
halten haben, daß wir unſere Pflicht bis zum Letzten getan haben:
für Volk, für Vaterland, für den Führer.”
Der Kam. Kreisführer machte ſodann in zu Herzen gehenden,
kerndeutſchen Worten die zu verpflichtenden Kameraden auf die
Bedeutung des Eides aufmerkſam. Er wolle nur „ganze
Kerle”, die einſtünden bis zum letzten Atemzuge für Volk und
Führer. Das Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied beſchloſſen die
von feierlichem Ernſt getragene Verpflichtungshandlung. Nachdem
die Fahne unter den Klängen des Bundesliedes „Kam’rad reich
mir die Hände” abmarſchiert war, blieben die Kameraden noch
lange bei Soldatenliedern und fröhlichem Umtrunk zuſammen. ***
Cd. Michelſtadt, 14. Jan. Vom Schießſport. Eine
gut=
beſuchte Generalverſammlung hielt die Schützengeſellſchaft 1883
e. V. im „Altdeutſchen Hof” ab. Oberſchützenmeiſter Dr. Völker
erteilte zunächſt das Wort dem Schriftführer Reubold, der
einen ausführlichen Jahresbericht über das Leben in der
Schützen=
geſellſchaft gab. Auch die Kaſſenführung wurde in beſter Ordnung
befunden, ebenſo hat ſich auch der Mitgliederſtand gehalten. Von
den beſonderen Ereigniſſen des verfloſſenen Jahres iſt beſonders
noch zu erwähnen, das die Bronzene Nadel des Deutſchen
Schützen=
bundes John Berglund überreicht werden konnte, der beim
Piſtolenſchießen 229 Ringe erreichte, die Silberne Nadel erhielt
Hch. Reubold, der auf 175 Meter 246 Ringe erreichte. Die
Goldene Nadel konnte ſich Max Bauer erringen, er ſchoß im
Kleinkaliber 165 Ringe. Oberſchützenmeiſter Dr. Völker gab dann
noch bekannt, daß das gut eingeführte Saalpreisſchießen am 16.
und 23. Januar, der beliebte Schützenball am 26. Januar
ſtatt=
finden wird. Das für den 24. März dieſes Jahres im ganzen
Reich angeſetzte „Opferſchießen für das Winterhilfswerk” hat für
den hieſigen Bezirk die Schützengeſellſchaft 1883 Michelſtadt
über=
nommen. Um der Bedeutung dieſes Tages Ausdruck zu geben,
ſei heute ſchon darauf hingewieſen, daß laut Verfügung des
Reichs=
ſportführers von den örtlichen politiſchen Stellen kein anderer
Dienſt anzuſetzen iſt. Kurz vor Mitternacht ſchloß dann
Ober=
ſchützenmeiſter Dr. Völker die in beſter Harmonie verlaufene
Ver=
ſammlung. — Kraft durch Freude. In der Reihe der
Veranſtaltungen dieſes Winterhalbjahres brachte, am Samstag
abend die NS. Gemeinſchaft, „Kraft durch Freude” das muſikaliſche
Luſtſpiel von Ralph Benatzky „Meine Schweſter und ich‟ Der
Saal des Schmerkers Garten war, wie immer bei dieſen
Veran=
ſtaltungen, voll beſetzt, und wurde den Beſuchern auch hier wieder
Erſtklaſſiges geboten. Die Darſteller waren Mitglieder der Heſſ.
Volksbühne Darmſtadt, die muſikaliſche Leitung hatte
Kapellmei=
ſter Beppo Geiger, für die Spielleitung zeichnete Karl Schröder,
Gedenkk
der hangernden Tiere!
Reichsbund Volkstum und Heimat
Landſchaft Rbeinfranken=Naſſau=Heſſen
Fachamt Tierſchutz
Ax. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 14. Jan. In der
Kirche fand ein Miſſionsabend ſtatt. Miſſionar Blum=
Marburg, früher Deutſch=Oſtafrika, ſprach über die Heidenmiſſion.
Auf der Burg war vom 11. bis 13. Januar eine Tagung von
„Volkstum und Heimat”.
— Hirſchhorn 14. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
13. Januar 1,52 Meter, am 14. Januar 1,52 Meter.
Gernsheim, 14. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
13. Januar —0,73 Meter, am 14. Januar —0,81 Meter.
rechtzeitige Ausführung derſelben iſt ein Mittel zur
Unkrautbekämpfung.
Im Frühjahr muß die Bodenbearbeitung zum Zwecke der
Un=
krautbekämpfung ſchon ſehr früh einſetzen, d. h. ſchon
dann, wenn die Kämme der Herbſtfurche abgetrocknet ſind.
So=
bald die Kämme trocken ſind, muß das Feld abgeſchleppt werden,
damit die Unkrautſamen, die im Herbſt nicht mehr zum Auflaufen
kamen, an die Erdoberfläche gebracht werden und dort keimen.
Läßt man 8—10 Tage ſpäter die Egge folgen, ſo hat man einen
großen Teil des Unkrautes ſchon vor der Beſtellung vernichtet.
Vielfach iſt die Zeitſpanne zwiſchen dem Tag, an dem man das
Feld im Frühjahr erſtmalig betreten kann, und der Beſtellung ſo
kurz, daß ein Auflaufen des Unkrautes in dieſer Zeit nicht
mög=
lich iſt. Es iſt deshalb ratſam, zum Zwecke der Unkrautbekämpfung
die Beſtellung etwas hinauszuziehen, obwohl man allgemein an
einer frühen Beſtellung feſthalten muß.
Iſt nun das Feld beſtellt, ſo hat man immer noch bis
zum Auflaufen der Kulturpflanzen die Möglichkeit, die noch
vor=
handenen Unkräuter mit der Egge zu vernichten. Nach
dem Auflaufen muß man dann zur Hackmaſchine und zur
Handhacke übergehen. Die Hackmaſchine leiſtet hierbei wegen
ihrer großen Arbeitsbreite gute Dienſte. Wenn auch durch die
Hackmaſchine die Unkräuter nicht beſeitigt werden, ſo werden ſie
doch durch Abſchneiden der Wurzeln in ihrem Wachstum gehemmt,
ſo daß die Kulturpflanzen einen Wachstumsvorſprung erhalten
und ſchließlich die Unkräuter unterdrücken.
Erwähnt ſei hier noch, daß man nicht alle Unkräuter durch
Bodenbearbeitung vernichten kann. Bei der Quecke z. B. kann
damit gerade das Gegenteil erreicht werden, nämlich ein weiteres
Verbreiten. Jedes abgeſchnittene Wurzelſtück wird bei
einiger=
maßen feuchtem Boden weiterwachſen und ſich ſo vermehren.
Ab=
geſchnittene Wurzeln der Quecke müſſen vom Acker entfernt und
verbrannt werden.
Richtige, zeit= und zweckentſprechende Bodenbearbeitung iſt die
ſicherſte, billigſte und bequemſte Art der Unkrautbekämpfung.
As. Erbach, 14. Jan. Kameradſchaftsabend der
Freiwilligen Feuerwehr. Nach Eingangsmärſchen Les
Muſikzuges der Feuerwehr hielt Kreisfeuerwehrinſpektor
Eber=
hard Müller=Erbach eine herzliche Begrüßungsanſprache; ſein
ganz beſonderer Gruß galt den Veteranen der Wehr. Er gab dem
Wunſch und der Hoffnung Ausdruck, daß der Geiſt wahrer
Volks=
verbundenheit und echter Kameradſchaft innerhalb der Wehr
wei=
terleben möchten. Nach weiteren Lieder= und Muſikvorträgen
fand die Ehrung verdienter Mitglieder ſtatt. Der
Kreisfeuer=
wehrinſpektor überreichte den Kameraden Schott und
Klein=
ſteufer für 40jährige treue Mitgliedſchaft eine Urkunde des
Heſſiſchen Geſamtminiſteriums. Für 20jährige Mitgliedſchaft
wurden ſeitens der Vaterſtadt die Kameraden Gebhardt und
Eutenmüller ausgezeichnet. Ortsgruppenleiter Heim
über=
brachte die Grüße der Stadtverwaltung mit gleichzeitiger
Ueber=
reichung eines Diploms. Beigeordneter Heim feierte in
begeiſter=
ten Worten die Feuerwehrmänner als die Repräſentanten der
Treue, der Diſziplin und der Kameradſchaft. Die Ehrung der
Kameraden Goſſenauer, Kiefer, Kolmer und
Engel=
hardt wurde durch Kommandant Jäger vorgenommen. Kurz
nach Mitternacht ergriff Ortsgruppenleiter Heim nochmals das
Wort zu einer eindrucksvollen Saarkundgebung. Der Redner
führte die dankbaren Zuhörer im Geiſte hinüber zu unſeren
Brü=
dern und Schweſtern an der Saar, die durch das Gewalt= und
Schanddiktat von Verſailles bereits 15 Jahre unter
Fremdherr=
ſchaft ſchmachten und am denkwürdigen 13. Januar heimkehren
wollen ins Reich. Mächtig erbrauſte das Saarlied durch den
Saal, und damit war die Saarkundgebung beendet.
Er. Mümling=Grumbach, 14. Jan. Der Turnverein hielt
im Vereinslokal ſeine diesjährige Hauptverſammlung ab.
Nach einem Turnerlied wurde die umfangreiche Tagesordnung
er=
ledigt. Aus dem Bericht des Vereinsführers war zu entnehmen,
daß ſich der Verein im letzten Jahr an faſt allen Veranſtaltungen
des Kreiſes mit gutem Erfolg beteiligte. Die Werbeveranſtaltung
des Jahres brachte einen erheblichen Zugang an Mitgliedern.
Der Rechner konnte einen anſehnlichen Ueberſchuß an Einnahmen
melden. Der Vereinsführer Ludwig Göttmann wurde in ſeinem
Amt beſtätigt. Er blickt in dieſem Jahr auf eine 40jährige
Tätig=
keit als Vorſtandsmitglied zurück. Zu Turnratsmitgliedern
wur=
den durch den Vereinsführer ernannt: Adam Volk als Rechner,
Friedrich Müller als Schriftwart, Heinrich Müller, als
Dietwart, Jakob Helmſtädter als Preſſe= und Werbewart,
Albert Klein als Zeugwart und Fahnenträger. Das Amt des
Vereinsdieners und Kaſſierers wurde Peter Gebhard
über=
tragen. Es folgte die Erledigung von Vereinsangelegenheiten.
Der Vereinsführer wies auf, die Bedeutung des 13. Januar in
der Saarfrage hin. Das Saarlied und ein dreifaches „Gut Heil”
auf die Deutſche Turnerſchaft, das Vaterland und ſeinen Führer
befchloſſen die Verſammlung.
Dp. Alsbach, 14. Jan. 25 Teilnehmern am großen
Welt=
ringen wurde anläßlich einer Saarkundgebung im Saale des
Gaſt=
hauſes „Zur Sonne” das Ehrenkreuz verliehen.
Dp. Zwingenberg, 14. Jan. Hohes Alter. Frau Barbara
Zacheis Witwe, Rheinſtraße 7 wohnhaft, wurde geſtern in
gei=
ſtiger und körperlicher Friſche 75 Jahre alt.
Em Heppenheim a. d. B., 14. Jan. Auf einer
Verſamm=
lung der Ortsbauernführer der Kreiſe
Heppen=
heim und Bensheim, die im „Goldenen Anker” ſtattfand
und zu der auch die Ortsbäuerinnen erſchienen waren, ſprach nach
der Begrüßung durch Kreisbauernführer Reinheimer=Reiſen
der Abteilungsvorſtand für Volksbildung Dumas= Frankfurt
über die Aufgaben der Bäuerinnen in den kleinbäuerlichen
Be=
trieben, das Reichserbhofgeſetz und die Anſiedlungsmöglichkeiten
der jüngeren Bauernſöhne. Stabsleiter Dr. Bäumer=
Heppen=
heim verbreitete ſich über die Bemühungen des Reichsnährſtands,
alle bäuerlichen Belange in der für den Bauern tragbaren Form
zu regeln, und ging beſonders auf die Marktregelung und das
Feſtpreisgeſetz näher ein. Die Abteilungsleiterinnen Frau Hörr=
Hüttental und Fräulein Bopp=Frankfurt, die in Trachten
ge=
kleidet waren, behandelten in ihren Referaten Frauenarbeiten
und Frauenfragen.
D Biblis, 14. Jan. Frecher Diebſtahl. Ein
unglaub=
licher Fäll hat ſich hier zugetragen. In der hieſigen Kirche wurde
der Opferſtock ſeines Inhalts beraubt; der freche Dieb erbrach die
Sammelſtelle der Pfennige aus mildtätiger Hand, ohne bis jetzt
ermittelt werden zu können.
t. Gernsheim, 14. Jan. Kameradſchaftsabend des
SA.=Reſ.=Sturms 24/221. Der SA.=R.=Sturm
veranſtal=
tete einen gut gelungenen Kameradſchaftsabend. Die fleißige
Standartenkavelle bot das Beſte. Verſchiedene Militärſchwänke
riſſen die Zuſchauer immer wieder zu Beifallsſtürmen hin. Der
Führer des Sturms, Truppführer Kriechhaum, gab bei der
Begrüßung über dieſen guten Beſuch ſeiner Freude Ausdruck. Der
Führer der R.=Stand., Ober=Stmbf. Fiſcher, freute ſich, ſolch einen
echten Kameradſchaftsabend zu verleben. Im zweiten Teil kam
dann das Tanzbein bis früh in den Morgen hinein auf ſeine
Rechnung.
e. Bad=Wimpfen. 13. Jan. Die Neckarſchiffahrt
lahm=
gelegt durch den Waſſerdurchbruch am Neckarwehr. Das
Neckar=
wehr hinter Bad=Wimpfen im Tal iſt von der Kraft der zur Zeit
erheblichen Waſſermaſſen des Neckars durchbrochen worden. Die
Folge dieſes Naturereigniſſes war, daß nun die geſamte
Schlepp=
ſchiffahrt lahmgelegt iſt. Indeſſen ſind ſchon viele Hände
tags=
über und auch nachts damit beſchäftigt dieſen Durchbruch wieder
zu beſeitigen und das Wehr wieder in ſeinen alten Zuſtand zu
verſetzen.
Aus Rheinheſſen.
Ah. Worms a. Rh., 13. Jan. Mutter von 7 Kindern
von einem Auto überfahren und getötet. Dieſer
Tage ereignete ſich zwiſchen Monsheim und Pfeddersheim kurz
vor dem Bahnübergang, ein folgenſchweres Verkehrsunglück, dem
eine Mutter von ſieben Kindern zum Opfer fiel. Die Frau des
Bahnwärters Flohn befand ſich mit ihrem Fahrrad auf dem
Nach=
hauſeweg, als ſie von einem Monsheimer Perſonenkraftwagen
von hinten angefahren wurde. Die Frau wurde von dem Kühler
rfaßt und in hohem Bogen zur Seite geſchleudert, wo ſie tot
lie=
gen blieb. Der Autolenker gibt an, beim Ausweichen von einem
ent=
gegenkommenden Auto geblendet worden zu ſein, wodurch er die
Frau erfaßt habe. Er iſt ſofort in Haft genommen worden. Das
Unglück iſt um ſo tragiſcher, da die Frau kurz vor ihrer Wohnung
einen ſo jähen Tod fand.
Seite 8 — Nr. 15
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Erſte Geburkskags=Ausfahrk des Miniſterpräfidenken Göring
Zu ſeinem 42. Geburtstag gingen beim Preußiſchen Miniſterpräſidenten General Göring außer
ordentlich zahlreiche Glückwünſche ein. Schon am frühen Vormittag kamen die Beſucher, um ihm
perſönlich ihren Glückwunſch zu übermitteln. Unſer Bild zeigt General Göring in einem
Jagd=
wagen, der ihm ſamt den beiden prächtigen Pferden zum Geſchenk gemacht worden war.
Dienstag, 15. Januar 193
Hamilkon-Field, der gewalkigſte Kriegs=Flughafen der We
Die gewaltige Luftſtreitmacht der Vereinigten Staaten von Amerika wird gegenwärtig einer d
greifenden Umorganiſation unterzogen. Als wichtigſter Flottenſtützpunkt mit der größten Zahl
Kampf= und Bombenflugzeugen wird der Flugſtützpunkt Hamilton Field an der Küſte des S.
Ozeans ausgebaut. Hier ſoll auch das Hauptquartier der geſamten amerikaniſchen Luftſtreit,
ſtationiert werden. Unſer Bild zeigt den rieſigen Flugplatz Hamilton Field, der unbeſchränkte
baumöglichkeiten bietet.
Reich und Ausland.
Erſtes deulſches Einkopfgericht
im Saargebief.
Saarbrücken. Am Sonntag nachmittag
verſammelten ſich in Saarbrücken, im „
Rheini=
ſchen Hof”, die dort zur Berichterſtattung
anwe=
ſenden reichsdeutſchen Journaliſten mit ihren
ſaarländiſchen Kollegen und einigen
deutſchfreund=
lichen ungariſchen Redakteuren zum erſten
deut=
ſchen Eintopfgericht im Saargebiet. Dazu war
auch, der Landesorganiſationsleiter der Deutſchen
Front, Karl Brück, erſchienen. Auf dem Tiſch
ſtand der große blanke Keſſel. Es gab
Bohnen=
ſuppe und Würſtchen.
Nach einer Schneeballſchlacht einen jungen Mann
erſchoſſen.
Heidelberg. Als am Samstag nachmittag
in Rohrbach bei Sinsheim einige junge Leute
Schneebälle warfen, trafen ſie verſehentlich auch
einen älteren Mann aus Epfenbach, der in
Rohr=
bach zu Beſuch weilte. In ſeiner Erregung holte
der Getroffene zu Hauſe ein Gewehr und gab auf
die jungen Leute einen Schuß ab, durch den der
20jährige Zeller von Rohrbach getötet wurde.
Tödlicher Verkehrsunfall infolge der Glätte.
Kaſſel. Ein ſchwerer Verkehrsunfall, der ein
Menſchenleben forderte, ereignete ſich am Sonntag
nachmittag auf der Straße zwiſchen Oberzwehren
und Niederzwehren. Ein mit drei Perſonen
be=
ſetzter Kraftwagen aus Homberg geriet auf der
Fahrt nach Kaſſel infolge der Glätte ins
Schleu=
dern. Obwohl der Führer durch ſcharfes Bremſen
verſuchte, das Fahrzeug zum Halten zu bringen,
rannte dieſes gegen einen Baum. Durch den
wuch=
tigen Anprall erlitt ein 30jähriger Lageriſt aus
Kaſſel einen Schädelbruch, an dem er bald darauf
ſtarb. Der Kraftwagenführer wurde
herausge=
ſchleudert und erlitt ſchwere Wunden im Geſicht
ſowie an Armen und Beinen. Er wurde einem
Krankenhaus zugeführt. Der dritte Inſaſſe kam
mit dem Schrecken davon.
Skatt Fahnen — Girlanden.
Das ganze Saargebiet ſteht im Zeichen der
Ab=
ſtimmung und iſt in freudiger Erxegung über die
Heimkehr. Da das Hiſſen von Fahnen verboten
iſt, hängt man Girlanden, aus Tannengrün in
Form von Fahnen aus den Fenſtern.
Das Feſt der „Goldenen Märchen in Blumen” in Kalifornien.
Während die Natur bei uns im tiefſten Winter liegt, feiert man in Paſadena (Kalifornien) ein
gewaltiges Roſenfeſt „Goldene Märchen in Blumen‟ Es wird dabei ein rieſiger Blumen=Feſtzug
veranſtaltet, zu dem in dieſem Jahr nicht weniger als eine Million Zuſchauer zuſammengekommen
waren. Unſer Bild zeigt einen über und über mit Roſen bedeckten Feſtwagen, der mit dem Großen
Preis belohnt worden war.
Der Mörder des afghaniſchen Geſandken
hingerichkei.
Berlin. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt
mit: Heute früh iſt im Strafgefängnis Plötzenſee
der am 18. September 1900 geborene Afghane
Kamal Syed hingerichtet worden, der von dem
Schwurgericht in Berlin wegen Ermordung des
afghaniſchen Geſandten in Berlin zum Tode
ver=
urteilt worden iſt. Syed hatte ſich, um ſeinen
ſeit Monaten gefaßten Entſchluß, den Geſandten
zu ermorden, zur Ausführung zu bringen,
mehr=
mals in das Haus der afghaniſchen Geſandtſchaft
begeben, um eine günſtige Gelegenheit zur
Aus=
führung ſeines Planes zu erlangen. Als er am
6. Juni 1933 ſich zu dieſem Zweck wieder in der
Geſandtſchaft aufhielt, kam der Geſandte die
Treppe herunter, um eine Ausfahrt zu machen.
Syed trat ihm mit erhobener Piſtole entgegen
und ſtreckte ihn durch einen tödlichen Schuß nieder
Schmuggler ſpringk aus fahrendem
9=Zug.
Danzig. Danziger Zollbeamte nahmen an
Sonntag nachmittag eine Kontrolle des von
Gdingen nach Danzig fahrenden D=Zuges vor und
ſtellten dabei feſt, daß ein polniſcher Staatsange
höriger in einem Koffer große Mengen von
Wür=
felzucker hatte, deſſen Einfuhr nach Danzig
verbo=
ten iſt. Der Beamte nahm dem Schmuggler den
Koffer, ab und begab ſich zum, Abort, um den
Schmuggler nach weiterem Schmuggelgut zu un
terſuchen. Der Schmuggler benutzte die Gelegen
heit und ſprang in der Nähe von Oliva aus dem
mit voller Geſchwindigkeit fahrenden Zug. Der
Beamte zog die Notbremſe, der Zug fuhr aber
nach kurzem Aufenthalt wieder weiter. Der
Be=
amte begab ſich dann mit dem nächſten Vorortzug
nach Oliva zurück und ſtellte hier feſt, daß der
Schmuggler gerade von zwei Männern
abtrans=
portiert werden ſollte. Der Schmuggler hatte
bei dem Sprung aus dem fahrenden D=Zug beid=
Beine gebrochen und ſich auch ſonſt ſchwere
Verletzungen zugezogen. Daher wurde er zunächſt
in das Städtiſche Krankenhaus übergeführt.
* Ein ikalieniſches Revue=Theaker
abgebrannk.
In der Nacht zum Samstag wurde das „Neue
Theater” in Neapel, eines der größten
Revue=
theater Italiens, durch ein verheerendes Feuer in
Schutt und Aſche gelegt. Glücklicherweiſe brach das
Feuer erſt nach Schluß der Vorſtellung aus, ſo daß
eine größere Kataſtrophe vermieden blieb. Das
künſtleriſche und techniſche Perſonal war auch
ſchon aus dem Hauſe. Das Feuer wurde von dem
Pförtner erſt ziemlich ſpät bemerkt. In Neapel
herrſchte zu dieſer Nachtſtunde ein heftiger Sturm,
der die zunächſt aus dem Dachſtuhl des Theaters
herausſchlagenden Flammen zu größter Gewalt
entfachte, und das Feuer griff ſchnell auch auf ein
benachbartes Haus über, das von ſeinen
Bewoh=
nern ſchleunigſt geräumt werden mußte. Der
Feuerwehr wurde Großalarm gegeben. Aber trotz
aller verzweifelten Anſtrengungen brannte das
Theater bis auf wenige Grundmauern völlis
nieder. Die ganze Bevölkerung hatte ſich nach
Kräften an den Löſcharbeiten beteiligt.
Das „Theatre Nuovo” zählt zu den modernſter
und mondänſten Bühnen Neapels und ganz
Ita=
liens. Es iſt im Jahre 1724 gegründet worden
und gilt als die „Wiege” der ſüditalieniſchen
Oper. In ſpäteren Jahren wurde es mehrfadk
umgebaut und diente vor allem volkstümlichen
und dialektmäßigen Vorſtellungen, bis die
mon=
däne Revue ſich immer mehr Platz verſchaffte.
Das Theater wurde regelmäßig von der erſten
Geſellſchaft Neapels und mehrfach auch von
Mit=
gliedern des königlichen Hauſes beſucht. Ueber
die Urſache des Feuers wird vermutet, daß einer
der Schauſpieler den ortsüblichen Petroleumofen
in der Garderobe brennen ließ.
der Geheimkode der Marſeiller Po
verſchwunden.
Paris. Großes Aufſehen erregt in Ma=
und auch in Paris die Nachricht, daß der Ge
kode der Marſeiller Polizei verſchwunden ſei
wohl von der Marſeiller Polizei dieſe Na/4
als unzutreffend erklärt worden iſt, veröffent
die Blätter nähere Einzelheiten, aus denen
nicht hervorgeht, ob es ſich um einen dure
Nachläſſigkeit eines Beamten zu erklärenden
luſt oder um einen Diebſtahl handelt.
Frhin
De Bubonen=Peſt
breiket ſich auch in der Provinz Kirig
Moskau. Nachdem ſich die Bubonen=P
der Moskauer Provinz verbreitet hatte, ſind
mehr auch zahlreiche Peſterkrankungen i
Provinz Kirin feſtgeſtellt worden.
Beſonder=
troffen wurden die Ortſchaften Chulan ud
Nach den bisher vorliegenden Meldungen ſit
dieſen beiden Städten 29 Perſonen der Bub
Peſt erlegen. Die Behörden haben umfang
vorbeugende Maßnahmen zur Bekämpfung
Epidemie ergriffen.
Chineſiſcher Dampfer in Seenot.
Hongkong. Ein chineſiſcher Dampfer, der
500 Fahrgäſte mit ſich führt, ſandte am Sonntag
nachmittag S.O.S.=Rufe aus und teilte mit, daß
er im Sinken begriffen ſei. Das Schiff ſoll ſich
wenige Meilen von Hongkong entfernt auf See
befinden. Der Dampfer „Tſchunſchi” iſt von
Hongkong ausgelaufen, um dem in Seenot
befind=
lichen Schiff Hilfe zu bringen.
Drikte Moche des Haupkmann=Ptoz
Flemington. Die dritte Woche des
mann=Prozeſſes begann mit einem Kreuzi
des Schriftſachverſtändigen Osborne, der b
ner Auffaſſung blieb, daß die Löſegeldforder
von Hauptmann geſchrieben worden ſeien.
Im Anſchluß daran wurde ein Fräulein
gard Alexander vernommen, eine Freundi
Dr. Condon, die behauptete, daß ſie Haup
im März 1933 auf einer Vorortſtation
habe, wie er Dr. Condon beobachtete.
Die von verſchiedenen Blättern veröffer
Meldung, wonach die Staatsanwaltſchaft
mann verſprochen hätte, daß ein etwaiges
urteil gegen ihn nicht vollſtreckt werden
wenn er ſich dazu bequeme, ſeine angeblichei
verſchwörer zu benennen, wird vom Vertre=
Staatsanwaltſchaft dementiert.
In dieſer Woche werden in Flemington n
Zeugen aus Deutſchland erwartet, darunte
Geſchwiſter des inzwiſchen verſtorbenen An
ten Fiſch. Beide Zeugen ſind von der Sta
waltſchaft geladen und ſollen beweiſen, daſ
völlig verarmt geſtorben iſt.
Weiter wird der deutſche Schriftſachv
dige, der Berliner Graphologe Hans Robi!
von der Verteidigung beſtellt worden i.
radio=telephoniſchem Wege ein Gutachten al
Petroleumleitung Irak—Mittelmeer eröf
Bagdad. Die große Rohrleitung, d
Irak=Petroleum nach dem Mittelmeer bei
iſt heut in Kirkuk durch den König feier
öffnet worden. Die im Ganzen 2400 Kil
lange Leitung durchſchneidet fünf verſt
Hoheitsgebiete. Ihr Bau hat zwei Jah
dauert und 10 Millionen Pfund gekoſtet
Linie, gabelt ſich bei der Abzweigſtelle
Ein Zweig endet in Tripoli in Syrien,
dere in Haifa. Die Jahresleiſtung ſoll
lionen Tonnen betragen.
Großfeuer in einem japaniſchen Hofe
2000 Perſonen obdachlos.
Tokio. Die japaniſche Hafenſtadt
matſchi, nordweſtlich von Kobe, wurde du
Großfeuer zerſtört. 2000 Perſonen ſind d
des Obdach. Die herrſchende Kälte und Sch
ſchweren die Rettungsarbeiten außerord
Glücklicherweiſe ſind. P=rſonen nicht zu
gekommen. Im ganzen wurden 400 Häuſe!
des raſenden Elements. Der entſtandene
wird auf 15 Millionen Yen geſchätzt.
Zugentgleiſung.
New York. In der Nähe des Bahnh
Charlotte, im Staate Nordcarolina, entgle
Perſonenzug. Dabei wurden vier Perſo!
tötet und etwa 20 verletzt.
ſenstag, 15. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 15 — Seite 9
*Unheiliges aus dem Heiligen Lande.
9
1
5
i!
9
Es iſt nicht ſchwer, in Paläſtina heute plötzlich Herz und
e auszuſchalten, kurz geſagt, den weltlichen Sender
einzu=
n und ſchon hat man einen klaren Empfang! — Paläſtina
ſeute engliſches Mandatsgebiet, beſſer geſagt, jüngſte eng=
Kolonie, und das bedeutet, wer engliſche Koloniſation
Tempo Fortſchritt, Ausbau. — Wenn auch heute noch wie
em gegraben und gebuddelt wird an allen Ecken und Enden,
eſchieht das nun nicht immer, um Altertümer freizulegen,
ern um das Land auszubauen, möglichſt ſchnell zu
koloni=
n, d. h. ſtrategiſch vollwertig zu machen. Es gilt zunächſt
ſal das Land in einen Zuſtand zu verſetzen, der dieſem
ge=
zten Lande mit ſeinen weiten Perſpektiven zukommt. Die
ei ließ Paläſtina, wie faſt alle kleinaſiatiſchen Provinzen
ner unbegreiflichen, lethargiſchen Verfaſſung eigentlich nur
ſtändig abnehmende Pfründe irgendeines Paſchas. Man
wie es im 1. Buch Moſes geſchrieben ſtand, und man
lte und verurteilte, wie es uns die Evangeliſten noch heute
hten. — Der Nimbus des Sultanats mußte auf jeden Fall
ihrt bleiben, das war erſte Türkenpflicht, alles andere war
nſächlich! — Und noch heute kann man Gewohnheiten,
e Privilegien antreffen, die noch an Zeiten Saladins
an=
fen, die Jahrhunderte hindurch aufrecht erhalten wurden,
ge der Türke das Land beherrſchte.
Eine Weltkataſtrophe, der ganz andere als wie erwartete
jang eines Krieges, der alle daran beteiligten Völker
plötz=
auf der Landkarte verſchob, hatte mit einem Schlage alle
ältniſſe hier (in Paläſtina) geändert. So kam intenſive, aber
ut exkluſive, europäiſche Herrſchaft in das Land, das bis
i im Dornröschenſchlaf träumte. Der Prinz kam nicht ganz
rt, aber um ſo rückſichtsvoller auf dort herrſchende
Gewohn=
n und rüttelte alles das ganz merklich auf. Was notwendig
geweckt zu werden, weckte man, alles andere ließ und läßt
ruhig ſchlafen. Und ſiehe da bereits nach knappen 15
en ſehen wir ein Land vor uns wo nicht bloß Milch und
g fließt, ſondern wo nun auch ſeit wenig Tagen Petroleum
Im die wichtigſte Anlage gleich vornweg zu nehmen, die mit
n Schlage Paläſtinas hochmoderne Stellung beleuchtet, ſo
tzt am 15. September die neue Pipe=Line eingeweiht
dem Verkehr übergeben worden, die Hunderte von
Kilo=
en weit aus dem Irak quer durch arabiſches Land das
hoch=
ge Petroleum nach Haifa bringt, Haifa, dem modernſten
ausſichtsreichſten Mittelmeerhafen des Oſtens, mit dem
un=
t ausſichtsreichen idealen Hinterlande bis faſt nach
Naza=
hin! Noch liegt der kühne Halbkreis vom Monte Carmel
Norden zu in jungfräulichem Schlummer, aber ſchon tönte
Norden her vom Franzmann aus Syrien ein nicht
enden=
ndes Klagelied, daß nun die Stellung Beyruths gefährdet
Hier hat England kühl berechnend in aller Stille mit
lem Weitblick einen neuen Diamant geſchliffen für ſeine
13 alt und glanzlos werdende Krone. Haifa iſt wohl der
lpunkt der engliſchen Politik im nahen Orient, die erſt noch
ſeſtalten iſt, in ihren großen Linien aber ſchon deutlich
er=
lich iſt. Von hier aus führen zahlreiche erſtklaſſige,
ſtrate=
wichtige Straßen kreuz und quer nach Norden, Oſten und
n. Nach Norden werden die Straßen fortgeſetzt durch
öſiſches Mandatsgebiet bis nach Beyruth und Damaskus,
Wachttoren nach Kleinaſien. Nach Oſten aber führen ſie
durch Transjordanien bis tief in den Irak hinein und
nden ſo Bagdad mit der Küſte. Nach Süden aber führen
ber Jeruſalem faſt ſchnurgerade quer durch die Wüſte
Sidirekt an den Suez=Kanal, Aegypten. Neben dieſem
hoch=
rnen Straßennetz, das faſt an alte Römerzeiten erinnert,
det ſich eine blindärmliche verkümmerte und altmodiſche
bahn. Ein Nord=Süd=Strang mit zwei kleinen
Abzweigun=
iach Jaffa und Jeruſalem, auf dem pro Tag ein Zug und
Zegenzug mühevoll und langſam dahinrollt. Dafür beleben
die ſtaubfreien Straßen eine zahlloſe Menge Autos und
ibuſſe, die für wenig Geld in ſchnellſter Zeit befördern.
nell iſt hier der Kontraſt zwiſchen Morgenland und Abend=
Man hat das Gefühl als ob die alten Propheten und
el plötzlich wieder auferſtanden ſeien und nun hochmodern
luto alle ihre Wege machen. Pferd und Wagen, Eſel und
I ſind faſt ganz verdrängt, dafür ſauſen Vehikel ſämtlicher
en und ſämtlicher Jahrzehnte durchs Land. Hier fährt
rſte Modell von Ford neben dem neueſten Mercedes=Benz
deckmotor. Und es raſt und knattert bis die Benzindroſchken
ich wie eine zuſammen=gefallene Wellblechbaracke am
Stra=
nd liegt. Repariert wird wenig oder gar nicht. Alles
was das Zeug hält und bis der Kaſten in die Brüche geht.
1 dieſen Verkehrsadern aber war es notwendig, vor allem
Jaſſerverſorgung während der trockenen Monate zu regeln,
Aſo arbeitet man zur Zeit fieberhaft an der zunächſt wich=
1 Strecke Jaffa—Jeruſalem. Dicke große Röhren lagen den
ner über wie vergeſſen in der Sonnenglut längs des
s, bis auf einmal Hunderte von Arbeitern, die ja hier ſo
Unſer Theo Koch.
eben und Wirken eines deutſchen Forſchers.
Vor 10 Jahren — am 8. Oktober 1924 — ſtarb an
den Folgen einer Malaria einer unſerer bekannteſten
Forſchungsreiſenden und Ethnologen, Theodor Koch=
Grünberg, während einer Expedition zu
ſüdame=
rikaniſchen Indianern. Koch=Grünberg hat ſich zuerſt
durch die Teilnahme an der Xingu=Expedition 1898
bis 1900 einen Namen gemacht, 1911—13 bereiſte er
Nordbraſilien und Venezuela, 1915 wurde er Direktor
am Lindenmuſeum zu Stuttgart. In dem Reiſewerk
Am Roroima. Bei meinen Freunden, den
In=
dianern vom roſigen Fels” (F. A. Brockhaus,
Leip=
zig) gibt die Herausgeberin ſelbſt ein Charakterbild
dieſes echt deutſchen Mannes. Das auch mit einer
Anzahl ausgezeichneter Photos verſehene Buch ſollte
in jedes deutſche Haus Eingang finden — der Jugend
zum Vorbild und dem Manne zur Nacheiferung.
ehn Jahre ſind vergangen, ſeit die Nachricht vom Tode
*Grünbergs ſeine Freunde und Fachgenoſſen
er=
erte.
och=Grünberg wurde am 9. April 1872 in Grünberg in
ſeſſen als Sohn des Pfarrers Karl Koch geboren. Seine
waren durch fünf Generationen Forſtleute. Erſt der
däter und Vater wandten ſich der Theologie zu. Die Liebe
Wald, die feine Beobachtungsgabe für die Natur war
ich ererbies Gut.
terkwürdig früh zeigte der Knabe Intereſſe für das
Ge=
luf dem er ſpäter Großes leiſten ſollte. Die Eltern hielten
S eine Zeitſchriftenmappe, in der auch die treffliche
Zeit=
für Länder= und Völkerkunde „Globus” enthalten war.
weckten und vertieften ſeine Neigung für fremde Länder,
chon damals wandte ſich ſeine Sehnſucht gerade den
ſüd=
kaniſchen Indianern zu. 1881 — alſo neun Jahre alt —
r mit Begeiſterung die Schilderung der zweiten Reiſe
ux nach Südamerika. Die Eltern fanden ihn eines Tages
zend über dem Blatt, das den Tod des mutigen Forſchers
te. „Die Toba haben den Crevaux erſchlagen!” Nur
müh=
onnten ſie ihn beruhigen.
231 beſtand er am Gymnaſium in Laubach die Reife=
119. Dem Wunſche des Vaters folgend, ſtudierte er in
Igen und Gießen klaſſiſche Philologie. Nachdem er in
n 1896 das Staatsexamen beſtanden hatte, war er an
ledenen heſſiſchen Lehranſtalten tätig. Schon zwei Jahre
fand ſeine Sehnſucht, fremde Länder zu ſehen, ihre Er=
8. Er durfte Dr. Herrmann Meyer, Leipzig, auf ſeiner
billig ſind, an allen Stellen faſt zugleich anfingen zu hacken und
zu graben. Und wenn Oſtern erneut ins Land gekommen iſt,
werden die Brunnen hoch oben in Jeruſalem fließen und gutes,
friſches Trinkwaſſer wird die trockenen Lippen des müden
Wanderers netzen, der ſonſt nur fades Ziſternenwaſſer fand,
was ſparſam durch den langen Sommer geſpart werden mußte.
— Außer all dieſen Neuerungen hat es nun England
ver=
ſtanden, Araber wie Juden zu einem gegenſeitigen mehr oder
weniger friedlichen Konkurrenzkampf aufzurütteln, ſo daß
In=
duſtrien faſt über Nacht neu entſtehen. Unternehmungsgeiſt iſt
genügend vorhanden, das Tempo geben die neue
hinzugewan=
derten Juden an, Geld kurſiert dank geſchickter engliſcher
Finanz=
politik in Hülle und Fülle. Jeder neue Einwanderer muß 1000
engl. Pfund auf der Bank haben, wenn er dort bleiben will,
— alſo kennt man hier das Wort Kriſe nicht. Sehr kurz und
bündig hält man ſich aber unliebſame Perſonen und
Stören=
friede vom Halſe, indem man geſchickt kleine und größere
Schikanen an den Einfahrtspunkten errichtet hat, die willkürlich
heute ſo, morgen ſo ihre Beſtimmungen treffen. So wird
auto=
matiſch ſchon der große Strom zum gut überſehbaren Bächlein
diminuiert, und das übrige beſorgt das Einwanderungsamt in
Jeruſalem. So iſt es nicht notwendig, große Abiſe anzubringen
und Aufklärung zu betreiben, daß nicht alle nach dort kommen
können, denn binnen kurzem wäre dann dort die Kriſe auch da.
So iſt inzwiſchen aus dem Mandatsgebiet Englands die
Grundbaſis geworden zu einem neuen arabiſchen Machtzentrum
unter Englands Oberhoheit. Paläſtina bildet dabei eigentlich
nur den Ausgangspunkt dieſes Zukunftsreiches, was im
Ent=
ſtehen iſt. Unermeßliche Reichtümer aber liegen aufgeſpeichert in
Transjordanien, dem Irak und den übrigen arabiſchen Ländern,
die auf dem Wege nach Indien liegen. Induſtrien ſind hier
ſchon längſt entſtanden, die heute bereits genau ſo gute Stoffe
herſtellen wie Oxford und Birmingham und Trikotagen und
Strümpfe, Seidenſtoffe und andere Sachen mehr können nicht
mehr überboten werden von europäiſcher Ware. Dumping auch
hier in Preiſen, die unerhört niedrig ſind, da ja der geſamte
Lebensſtandard ein weſentlich billigerer iſt. So iſt hier abſeits
von Genf und Völkerbund ein neues Machtgebiet geſchaffen
worden mit unerhört großen und weiten Perſpektiven.
Erſtaun=
lich und erhebend zugleich iſt es zu ſehen, wie hier koloniſiert
wird und wie verſtändig und ſelbſtverſtändlich der Muslim ſich
vorwärts ſchieben läßt. Düſter ballen ſich aber dräuende
Ge=
witterwolken am morgenländiſchen Himmel, aus denen ab und
zu das Menetekel Europas geſpenſtig aufzuckt! —
E. O. Rudolf Muehlberg.
atülon Aab dater loer
Wahlpropaganda am Körper.
(z) Paris. „Verſtößt es gegen die einſchlägigen
geſetz=
lichen Beſtimmungen wie auch gegen die guten Sitten, wenn
je=
mand beim Wahlbampf Propaganda für eine politiſche Partei
dadurch macht, daß er ſich den Namen ihres Kandidaten auf den
nackten Rücken ſchreiben läßt und damit durch die Straßen
ſpa=
zierengeht?” Mit der Beantwortung dieſer Frage hatte ſich
un=
längſt das Gericht in Louvier zu befaſſen. Anläßlich der letzten
Gemeindewahlen ließ ſich nämlich ein gewiſſer Desmonds in
dem Städtchen Amfreville=la=Campagne (Dep. Eure) den Rücken
bemalen und trug ſo als lebende Plakatſäule den Namen eines
auf der Kandidatenliſte ſtehenden Freundes durch die Straßen.
Sehr zur Empörung der politiſchen Gegner, die darin eine
Um=
gehung der geſetzlichen Beſtimmungen erblickten, die beſagen,
daß Wahlplakate nur an den von den Behörden dafür
beſtimm=
ten Stellen angebracht werden dürfen. Desmonds aber beruft
ſich darauf, daß ſein Rücken ſein uneingeſchränktes perſönliches
Eigentum ſei, mit dem er machen könne, was er wolle. Auf
die erſte Klageeinreichung der Gegner Desmonds” antworteten
ſowohl der Staatsanwalt in Louvier wie auch der
Oberſtaats=
anwalt in Rouen mit Ablehnung. Da nun jedoch die damals
im Wahlkampf beſiegten Gegner die Angelegenheit auf das
Ge=
leiſe der öffentlichen Moral geſchoben haben, hat der
Staats=
anwalt der Klage Raum gegeben
Wenn ein König ſich vom Skeuerzahlen drückk ..."
(—) London. Eine gerichtliche Klage der engliſchen
Staats=Steuerverwaltung gegen einen gewiſſen John Sidney
Clunies=Roß hat zum erſten Male die breitere engliſche
Oeffent=
lichkeit auf die Exiſtenz eines bisher unbekannten abſoluten
Selbſtherrſchers in der Südſee aufmerkſam gemacht. Es iſt eben
jener Herr Roß, der zwar ein richtiger König iſt, aber für die
nüchterne Steuerverwaltung nichts anderes darſtellt als Miſter
Clunies=Roß. Seine Steuerſchuld beläuft ſich auf nicht weniger
als 16 000 Pfund Sterling, — ein nettes rundes Sümmchen auch
in jeder anderen Währung.
Die Geſchichte der von Clunies=Roß beherrſchten Monarchie
könnte von Jack London ſtammen. Im Jahre 1825 wurden die
beiden engliſchen Handelsmatroſen C.=Roß und Hare nach einem
Schiffbruch auf eine der Cocosinſeln im Indiſchen Ozean
ver=
ſchlagen, die übrigens nicht mit der bekannten Cocosinſel an der
amerikaniſchen Küſte verwechſelt werden dürfen. Während Hare
eine ſich bietende Gelegenheit nach Europa zurückzukehren,
be=
nutzte, blieb C.=Roß auf ſeiner Koralleninſel namens Keeling.
Er befreundete ſich bald mit den dort wohnenden Eingeborenen,
heiratete dort ſogar und begründete ſchließlich ein regelrechtes
Königreich.
Unter dem Sohne dieſes erſten Königs unterſtellte ſich die
Inſelgruppe im Jahre 1886 der engliſchen Oberhoheit, die der
Dynaſtie Roß die volle Ausübung ihrer Souveränität auf 199
Jahre garantierte. Im Jahre 1901 errichtete die engliſche
Re=
gierung mit Einwilligung des Vaters des heutigen Königs auf
der Cocosinſel eine Funkenſtation, die bekanntlich 1914 von
dem kühnen deutſchen Kreuzer „Emden” zerſtört wurde.
Der heutige König iſt 54 Jahre alt; er regiert über 800
Ein=
geborene des Archipels. Das königliche Haus der C.=Roß hat im
zweiten Eingu=Expedition begleiten, auf der es gelang, einen
Quellfluß des Eingu, den Ronuro, zu befahren und geographiſch
feſtzulegen. Er erhielt hierbei die Feuertaufe als Forſcher.
Hunger, Malaria und Ruhr galt es auf dem Leidensweg dieſer
Reiſe zu beſiegen. Aber er hatte die freien Indianer
Süd=
amerikas kennengelernt und widmete ſich fortan ihrem Studium.
Im Frühjahr 1903 rüſtete er zur erſten ſelbſtändigen
For=
ſchungsreiſe im Auftrag und mit Mitteln des Muſeums für
Völkerkunde zu Berlin. In der Zeit dieſer Vorbereitungen als
ihm nichts ferner lag als der Gedanke an ein eigenes Heim
und die Gründung einer Familie, fand er in der älteſten
Toch=
ter des Verlagsbuchhändlers Wasmuth die ihm vom Schickſal
beſtimmte Lebensgefährtin.
Ein glücklicher Stern ſtand über dieſer Reiſe, die ihn nach
Nordweſtbraſilien führte, über den Amazonenſtrom und Rio
Negro in das Gebiet des Caiary=Uaupes. Nur von einem weißen
Diener begleitet, befuhr er im Indianerboot mit indianiſcher
Mannſchaft die ſtromſchnellenreichen Flüſſe und überſchritt auf
mühevollen Landmärſchen die Waſſerſcheide zwiſchen einzelnen
Flußgebieten. Nach abenteuerlicher Fahrt gelangte er über den
Apaporis und Yapura im Mai 1905 wieder nach Manaos, dem
Ausgangspunkt der Reiſe. „Was Mut beginnt, gut
ge=
lingt” war der Wahlſpruch dieſer Reiſe, den er in jedes
Tagebuch, jedes Notizbuch der Expedition geſchrieben hat.
Er hatte das Glück, in ein Gebiet zu kommen, in dem
hoch=
kultivierte Indianer, unberührt von fremdem Einfluß, an ihren
alten Sitten und Gebräuchen feſtgehalten hatten. Er ſah als
erſter Forſcher Maskentänze in Südamerika und konnte die aus
Baumbaſt kunſtvoll verfertigten und bemalten Maskenanzüge
mitbringen. Er handelte ſchön bemalte Töpfe und Schalen ein,
Körbe in kunſtvollen Muſtern geflochten, Haus= und
Jagd=
gerät der Indianer. Er ſchrieb vierzig verſchiedene Dialekte auf.
denn jeder der zahlreichen Stämme hat ſeine eigene Sprache,
die wieder verſchiedenen Sprachgruppen zufällt. Vor allen
Dingen aber drang er in das ſeeliſche Leben der Indianer
ein, weil er verſtand, ihr Vertrauen zu gewinnen. Er nahm an
ihren Freuden und Leiden teil, an Jagd und Fiſchfang,
Tanz=
feſten und Totenfeiern. Mit reichen Sammlungen kehrte er im
Sommer 1905 nach Deutſchland zurück und ging nun in Berlin,
wo er wieder im Muſeum Dienſt tat, an die Ausarbeitung
des wiſſenſchaftlichen Materials.
Nicht nur ſeinen geiſtigen Fähigkeiten verdankte Koch=
Grünberg den Erfolg. Die ſeeliſche Einſtellung den Eingeborenen
gegenüber war das Ausſchlaggebende. Er ſah niemals „den
Wilden” im Indianer, ſondern ſtets den Menſchen mit Herz
und Seele mit Liebe und Empfinden. Nie dünkte er ſich mehr
zu ſein. Seine Achtung vor der Frau gewann ihm das Ver=
Laufe der Zeit ein großes Vermögen durch die Abgaben der ſich
hauptſächlich von Fiſch= und Perlenfang nährenden Untertanen
erworben und bewohnt an der Küſte eine prächtige und
geräu=
mige Villa im Kolonialſtil. Selbſtverſtändlich muß der König
für den militäriſchen und diplomatiſchen Schutz, den England
ihm gewährt, eine Art Vermögensſteuer zahlen. Er hat das aber
ſeit ſeiner Thronbeſteigung nicht getan, — und da er ſich weigert,
ſeine ſichere Inſel zu verlaſſen, um vor dem engliſchen Richter
zu erſcheinen, iſt Seine Majeſtät in contumaciam zur Zahlung
ſowohl der aufgelaufenen Steuerſumme als auch der erheblichen
Koſten des Verfahrens verurteilt worden.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsqulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechisverbindlichkelt.
„F. Tr.” Auf Ihre Anfrage vom 9. Januar machen wir Ihnen
folgende Mitteilung:
Am 20. Juni 1900 wurde der deutſche Geſandte von Kettler in
Peking ermordet. Aus dieſem Anlaß wurde durch eine Order des
Kaiſers vom 25. Juni 1900 die Entſendung eines Expeditionskorps
befohlen. Das Expeditionskorps wurde von der Marine gebildet
und beſtand aus dem kriegsſtarken 1. und 2. Seebataillon, einer
fahrenden Feldbatterie und einem Pionierdetachement.
General=
major von Hoepfner wurde mit dem Oberbefehl betraut. Nach dem
Eintreffen des Expeditionskorps auf der oſtaſiatiſchen Station
un=
terſtand das Korps dem Chef des Kreuzergeſchwaders. — Die
Be=
ſtätigung der Ermordung des deutſchen Geſandten trifft dann am
2. Jauli in Berlin ein. Am gleichen Tage beſtimmt der Kaiſer, daß
die erſte Diviſion des 1. Geſchwaders ſofort nach China in See
zu gehen habe. Es ſind die Linienſchiffe 1. Klaſſe, Brandenburg”,
„Wörth”, „Weißenburg” und „Kurfürſt Friedrich Wilhelm” und der
kleine Kreuzer „Hela”. — In einem Rundſchreiben an die
Bundes=
regierungen vom 11. Juli macht dann Staatsſekretär von Bülow
nähere Mitteilungen über die „Chinafrage‟. Wir entnehmen
die=
ſem Rundſchreiben beſonders die Sie intereſſierenden Fragen.
Ge=
landet waren bis zum 28. Juni in Taku von deutſcher Seite 46
Offiziere, 1500 Mann, 4 Kanonen und 7 Maſchinengewehre. Des
weiteren ging am 3. Juli das Expeditionskorps in Stärke von 69
Offizieren, 2432 Mann ab, ferner wurde ein Geſchwader entſandt
in Stärke von 2402 Köpfen, und in Vorbereitung war eine Brigade
mit 8 Bataillonen Infanterie, 3 Eskadrons Kavallerie, 4
Batte=
rien Feldartillerie. Spezialwaffen und Munitions= ſowie
Train=
kolonnen. — Am 12. Juli ernennt der Kaiſer den Generalmajor
von Leſſel unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalleutnant
zum Kommandeur des oſtaſiatiſchen Expeditionskorps.
Ob und in welcher Stärke heſſiſche Truppenverbände an der
Expedition beteiligt waren, läßt ſich hier nicht feſtſtellen. Von
Regimentern kann wenigſtens keine Rede ſein.
R. 100. Ein Schuldner, der den Offenbarungseid geleiſtet
hat, kann zur erneuten Ableiſtung nur angehalten werden, wenn
ſeit der Eidesleiſtung fünf Jahre verſtrichen ſind, ausgenommen
den Fall, wenn glaubhaft gemacht wird, daß er ſpäter
Ver=
mögen erworben habe. Nach dem Reichsgeſetz vom 24. Oktober
1934 ſind die Dienſtbezüge der Beamten und Penſionäre bis zum
Betrage von monatlich 150 Mark und, ſoweit ſie dieſen Betrag
überſteigen, zu 2 Drittel des Mehrbetrags der Pfändung nicht
unterworfen. Zulagen und Beihilfen der genannten Perſonen,
die mit Rückſicht auf ihre Unterhaltspflicht gewährt werden, ſind
weder der Pfändung unterworfen noch werden ſie bei
Ermitte=
lung der pfändbaren Beträge berückſichtigt.
trauen der Männer, wie er durch ſeine herzliche Zuneigung zu
den Kindern die Herzen der Mütter gewann. Auch die
ſchlech=
ten Erfahrungen, die er bei den Yekuana machte, konnte ſeine
Liebe zu den Indianern nicht erſchüttern.
Seine letzte Reiſe wollte er gemeinam mit dem
ameri=
kaniſchen Forſcher Dr. Hamilton Rice unternehmen. Am 20.
Auguſt 1924 begann die Flußfahrt den Rio Negro und Rio
Branco aufwärts. Schon am 3. September kam man nach Viſta
Alegre), dem Ende der Dampferfahrt, einem Ort, der aus
einigen mit Palmſtroh oder Wellblech gedeckten Hütten beſtand.
Hier wurde das Gepäck ausgeladen und ein Lager bezogen.
Herr und Frau Rice und die Mitglieder der Harvard=Univerſität
kehrten von hier nach Manaos zurück. Die übrigen
Expeditions=
teilnehmer ſollten in Viſta Alegre auf Dr. Rice warten, der in
acht bis zehn Tagen zurück ſein wollte. Seine Rückkehr
ver=
zögerte ſich, der Fluß ſank. Koch=Grünberg kannte die Gefahren
des Rio=Branco=Fiebers. Er hatte vor einem längeren
Aufent=
halt an dieſem Platze gewarnt. Nach und nach erkrankten faſt
alle Teilnehmer der Expedition. Der Arzt, Dr. Shattnik, ſorgte
in aufopfernder Weiſe für die Kranken. Am 22. September
packte das Fieber auch Koch=Grünberg. Er ſah ſeinen Zuſtand
ſelbſt als ernſt an und verbot Dengler, etwas von ſeiner
Krank=
heit nach Stuttgart zu ſchreiben. Dengler pflegte ihn und tat
alles, was unter den Verhältniſſen möglich war. Anfang Oktober
ging es ihm beſſer. Er beſchloß, ſobald als möglich nach der
Miſſionsſtation Boa Viſta oder auch nach Manaos zu fahren,
um ſich zu erholen. Aber ſie warteten vergeblich auf ein
Dampf=
boot. Am 7. Oktober verſchlimmerte ſich ſein Zuſtand, und am
8. Oktober ſchloß er die Augen für immer. Am andern Morgen
haben ſie ihn auf dem kleinen Friedhof von Viſta Alegre am
Rande des Urwaldes zur Ruhe gebettet.
Am ſelben Tage kam das langerwartete Dampfboot und
nahm einen der Kranken mit nach Mangos, von wo er
tele=
graphiſch die Trauerkunde nach Deutſchland ſandte, einen
Wider=
hall weckend, weit über die Heimat hinaus. Ueberall wo ſein
wiſſenſchaftlicher Name bekannt war, überall wo ſeine ſtarke,
ſchlichte Perſönlichkeit geliebt war, ſtand man erſchüttert vor der
Tragik eines allzufrühen Endes. In Grünberg in Heſſen, im
Wald, der ſeine frohen Knabenſpiele ſah, hat die Liebe ſeiner
Heimatgenoſſen ihm einen Gedenkſtein errichtet, einen ſchlichten
Findlingsblock, der die Inſchrift trägt:
Unſerem Theo Koch
1872—1924
Unvergeſſen bleibt ſein Gedächtnis in vielen Herzen, denn, wenn
auch die Form zerfällt, unvergänglich bleibt die Liebe.
Seite 10 — Nr. 15
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche
ſte Nachrichten
Dienstag, 15. Januar 193
StdossSatet lelbtt
Das Kreisfachamk für Leichkathlekik
gibt bekannt:
Beſtellung von Karten für die Olympiade 1936 Berlin.
Die Reichswehr beim Alympia 1936.
Aus Kreiſen zahlreicher Freunde der ſchönen Leichtathletik
mehren ſich die Anfragen, ob heute ſchon Beſtellungen von
Kar=
ten für die Berliner Olympiade entgegengenommen werden
kön=
nen. Allgemein ſei hierzu geſagt, daß das Fachamt bereits
ent=
ſprechende Richtlinien angefordert hat. Nach deren Bekanntgabe
wird an dieſer Stelle eine diesbezügliche Veröffentlichung
er=
folgen.
Abnahme der leichtathletiſchen Uebungen für das
Reichsſport=
abzeichen und Reichsjugendabzeichen.
Als Nachteil der letzten Jahre hat ſich die Tatſache erwieſen,
daß alle möglichen „Prüfer” die leichtathletiſchen Uebungen
ab=
genommen haben, und daß dadurch infolge unkontrollierbarer
Abnahme nach meiſt falſchen Vorausſetzungen eine
Unterbewer=
tung des Reichsſportabzeichens eingetreten iſt, die nunmehr
unbe=
dingt beſeitigt wird. In Zukunft wird daher die Prüfung in
den leichtathletiſchen Uebungen nur noch von ſolchen Perſonen
bzw. Kampfrichtern abgenommen werden dürfen, die
ausdrück=
lich von dem Kreisfachamtsleiter als Führer der
Prü=
fungskommiſſion anerkannt und deren
Unterſchrifts=
beſtätigung in Berlin vorgemerkt iſt. „Wilde” Prüfungen ſind
damit endlich beſeitigt. Weder Sportlehrer als ſolche, noch
Leh=
rer in den Schulen ſind mehr zur Abnahme der Prüfung
berech=
tigt, ſolange nicht die vorſtehende Vorausſetzung erfüllt iſt.
Das=
ſelbe gilt für Uebungsleiter und ſonſtige Vereinsfunktionäre. In
Berlin nicht amtlich vorgemerkte Unterſchriften werden ab 1935
nicht mehr anerkannt. Bewerber um das Reichsſport= bzw.
Jugendabzeichen müſſen ſich daher ſtets vor der Prüfung über
die Prüfungsberechtigung der Prüfer überzeugen. Eine
entſpre=
chende Anordnung iſt bereits ſeitens des Gaufachamtsleiters mit
ſofortiger Wirkung in Kraft geſetzt worden.
SV. 1898 — Leichtathletikabteilung.
Die gemeinſchaftlichen Uebungsabende der Abteilung (Aktive,
Junioren, Jung=Leichathleten) unter Leitung von
Kreisfachamts=
leiter Heinz Lindner beginnen nach der Pauſe um die
Jahres=
wende nunmehr wieder, und zwar am Dienstag, dem 15.
Januar. Zeitliche Einteilung: C=Jugend ab 17.30—18,45 Uhr
(Bad); Aktive. Junioren, 4/B=Jugend ab 18.45—20.15 Uhr (Bad).
Vollzähliges und vor allem pünktliches Erſcheinen iſt. Pflicht.
Demgemäß wird auch der Beſuch der gemeinſchaftlichen
Uebungs=
abende überwacht.
Sporknachleſe.
Fußball: Ueberau 2. — Neuſtadt 2. 3:8; Spachbrücken —
Neuſtadt 1:6; Dreieich Dreieichenhain — Vorwärts Niederroden
2:0: Germania Oberroden — Dudenhofen 8:4 (4:0).
Aufgehoben
hat der Kreisjugendwart für Starkenburg die Winterſperre für
Knaben= und Jugendmannſchaften.
Viktoria Griesheim—SV. Mörfelden 3:4 (1:2).
Das Spiel begann mit forſchen Angriffen der Griesheimer,
wobei das Gäſtetor öfters in großer Gefahr war. Man ſah
ſo=
fort, daß ſich die Viktorianer etwas vorgenommen hatten. Doch
nicht 10 Minuten werden geſpielt, da prallen der Halbrechte von
Mörfelden und der linke Läufer von Griesheim unglücklich
zu=
ſammen. Während der Gäſteſpieler nach einigen Minuten
wie=
der voll ſeinen Mann ſtellen konnte, hatte Gr. in ſeinem Spieler
infolge Sehnenzerrung nur noch einen Statiſten, der auf
Links=
außen ging und dieſen Poſten ſo gut es eben ging auszufüllen
verſuchte. Dadurch mußte Dierks zurück auf den verwaiſten
Läuferpoſten, konnte ſich jedoch dort nicht zurechtfinden. M. kam
nun beſſer auf, während Gr. etwas auseinanderfiel. In der
zweiten Hälfte hatte der Gaſt immer noch etwas mehr vom Spiel
und kam zu einer 4:1=Führung. Dies war aber das Signal. um
alles auf eine Karte zu ſetzen, denn die Griesheimer gaben ſich
noch nicht geſchlagen. Sie werden zuſehends beſſer, Angriff auf
Angriff rollt gegen das Gäſtetor, doch auch der Gegner kommt
öfters in bedrohliche Tornähe. Griesheims Mühe wird mit 2
weiteren Toren belohnt, und Mörfelden hat Glück, als in der
letzten Minute ſein Hüter gerade noch auf der Linie im
Hecht=
ſprung den Ausgleich verhindern konnte. Die Tore: Mörfelden
kommt zum erſten Treffer durch ein Mißverſtändnis in der
Hin=
termannſchaft, nachdem dem Hüter ein gefangener Ball infolge
der Glätte aus der Hand rutſchte. Mit direktem Strafſtoß
er=
zielt Gr. durch Ritter den Ausgleich. Eine zu leichte Rückgabe
führte wieder zu einem billigen Erfolg für die Gäſte. Gleich
nach Beginn der 2. Hälfte kam M. durch 2 ſchöne Tore mit 4:1
in Vorteil. Eine Kombination zwiſchen Dierks, Klippel und
Ritter ſchloß mit dem 2. Erfolg für Gr. ab, es dürfte das ſchönſte
Tor des Tages geweſen ſein. Ein Foulſpiel im Gr. Strafraum
führte zum Elfmeter, der von Heiß unhaltbar eingeſchoſſen
wurde. Das Spiel war anſtändig und hatte in Kratzenberg=
Sprendlingen einen guten Leiter. Die neuen Leute ſollte man
in der Mannſchaft belaſſen. Kaiſer im Tor bot eine ſehr gute
Leiſtung, an den Toren war er ſchuldlos. 2 Mſcht. 11:0 für
Mörfelden. — Junioren 0:5 für Union Darmſtadt. — Das Spiel
der Handball=Jugend fand nicht ſtatt.
Sie hat hervorragende Sportler. — Rekorde und Erfolge.
Die Reiterei hält die Spitze.
Zum erſten Male wird bei den kommenden Olympiſchen
Spie=
len die Deutſche Reichswehr in großer Zahl ſich an den Spielen
beteiligen. Vor dem Kriege hat das deutſche Heer bewußt
keiner=
lei Sport getrieben, wenn man das Reiten ausnehmen will. Bei
der Armee wurde auch geturnt, aber dieſes Turnen war kein
Ver=
gnügen und kein Sport, ſondern Dienſt. Nach dem Kriege iſt die
Reichswehr dazu übergegangen, die Soldaten in ausgedehntem
Maße allerlei Sportarten wie Leichtathletik. Fußball,
Schwim=
men uſw. treiben zu laſſen. Erſt 1934 aber fand der Wille, die
Reichswehr in den Sport einzugliedern, Ausdruck in einer neuen,
vielbeachteten Sportvorſchrift. Und bereits im vergangenen Jahr
konnten Reichswehrangehörige eine Reihe von beachtlichen
Er=
folgen auf verſchiedenen Sportgebieten davontragen. Früher war
das nur ſelten der Fall, und der Reichswehrfeldwebel Hirſchfeld,
der einſtmals Weltrekordhalter im Kugelſtoßen war, konnte
durch=
aus als eine Ausnahme bezeichnet werden.
Jetzt iſt das anders geworden, und das iſt gut ſo. Es wäre
ja auch auf die Dauer gar nicht zu verſtehen, weshalb eine Truppe
wie die Reichwehr, die vom erſten bis zum letzten Mann aus
aus=
geſuchtem Menſchenmaterial beſteht, ihre Leute nicht für den Sport
freigeben ſollte. Bereits im vergangenen Jahre konnte die
Reichs=
wehr zu den Deutſchen Kampfſpielen eine ganze Anzahl ihrer
Leichtathleten entſenden, von denen die Unteroffiziere Leichum,
Huber und Bäumle ſich beſonders hervortaten. Leichum war auch
in Turin bei den Europameiſterſchaften dabei und konnte durch
einen Sprung vom 7,65 Metern Europameiſter werden. Leichum
iſt heute deutſcher Rekordhalter im Weitſprung und zurzeit der
beſte Weitſpringer in Europa überhaupt. Auch bei den
Länder=
kämpfen gegen die Schweiz und Finnland machten die
Heeres=
ſportler mit und halfen die deutſchen Siege ſicherſtellen.
Ein außerordentlicher Erfolg war der Reichswehr bei, den
Meiſterſchaften der Turner beſchieden, konnte ſie doch in dem
Ge=
freiten Schwarzmann nicht nur den Sieger im Zwölfkampf bei
den Deutſchen Kampfſpielen in Nürnberg, ſondern auch bei den
Deutſchen Gerätemeiſtekſchaften in Dortmund den deutſchen
Mei=
ſter im Zwölfkampf ſtellen. Bei den Schwimmern taten ſich zwei
Reichswehrangehörige hervor. Der Schütze Schwarz wurde
Sie=
ger im 100=Meter=Rückenſchwimmen, und der Unteroffizier Eſſer
gewann den Mehrkampf. Auch beim Boxen, vor allem aber beim
Skilaufen, und hier beſonders in den Mannſchafts= und
Gruppen=
läufen zeigte die Reichswehr hervorragende Arbeit und glänzende
Fortſchritte.
Daß die Reiter, und unter ihnen die Mitglieder der
Kaval=
lerieſchule Hannover, was Sport anbetrifft, in der Reichswehr
immer noch an der Spitze ſtehen, iſt ſelbſtverſtändlich und ſchon
durch die jahrhundertelange Tradition der deutſchen Reiterei
be=
dingt. Auch im vergangenen Jahre konnten unſere Reiter und
Pferde ſowohl bei Dreſſurprüfungen, Geländeritten, Jagdſpringen
und Vielſeitigkeitsprüfungen allein 70. große Konkurrenzen
ge=
winnen, wobei ſich die Reichswehroffiziere Momm, Brandt und
Kurt Haſſe beſonders hervortaten. Es wurden Siege gegen faſt
alle Nationen Europas erfochten. Der Fahrſport ſah beſonders
in den Dauerfahrten die Reichswehr faſt immer an der Spitze, und
beim Internationalen Fünfkampf konnten unſere Offiziere hinter
Schweden vor ſämtlichen anderen Nationen den zweiten Platz be=
Viktor Grant.
legen.
Um die Olympiſchen Spiele 1949.
Eine Enkſcheidung in Oslo fraglich.
Im Mittelpunkt der am 25. Februar in Oslo beginnenden
Tagung des Internationalen Olympiſchen Komitees wird die
Be=
ſchlußfaſſung über die Zuteilung der 12. Olympiſchen Spiele 1940
ſtehen. Ein heißer Wettſtreit iſt darum entbrannt zwiſchen
Ita=
lien, das ſeine im Jahre 1908 mangels finanzieller Garantie
zurückgezogene Kandidatur wieder aufſtellt, Japan, das die
Spiele im Rahmen der Feierlichkeiten des 2700. Jahrestages der
japaniſchen Kaiſerdynaſtie durchführen will, und Finnland,
deſſen ſportliche Einſtellung in Verbindung mit ſeinen vielen
Olympiaſiegen das „Land der 10 000 Seen” genügend qualifiziert
erſcheinen laſſen. Die übrigen Länder, die ſich ſeit Jahren
be=
werben, ſtehen, ſchon aus finanziellen Gründen, nur als Füller auf
der Liſte Es ſteht jedoch noch keineswegs feſt, ob die Zuteilung
der 12. Olympiſchen Spiele ſchon in Oslo erfolgt. Dies wird ſich
nach der Zahl der dort anweſenden Delegierten richten. Als der
Kongreß von Barcelona 1931 über die Kandidatur für 1936,
Ber=
lin oder Barcelona entſcheiden ſollte, entſchloſſen ſich die 27
Dele=
gierten, den endgültigen Austragungsort auf dem Wege einer
ſchriftlichen Umfrage zu ermitteln, die dann das für Deutſchland
günſtige Ergebnis hatte. Auch die Tagung in Oslo wird vielleicht,
beſonders da drei ernſthafte Bewerber auftreten, den Weg der
ſchriftlichen Umfrage bei allen JOK.=Mitgliedern wählen, wenn
nicht anläßlich der Sitzung ſelbſt eine Einigung unter den
beſon=
ders in Frage kommenden Nationen herbeigeführt werden kann.
Europameiſter Sperling trug bei einem
Leichtge=
wichtsturnier in Hannover den Geſamtſieg über die beſten Ringer
aus Braunſchweig und Hannover davon. Sperling wurde
unge=
ſchlagener Turnierſieger.
Die Berliner Hallenſaiſon hak begonnen.
Eine Fünfzehnjährige
Gufmnf delſcen Relant.
Die erſt 15jährige Chriſtel Rupke
(Ohligs), die im 200=Meter=Rücken=
Im ausverkauften Sportpalaſt zu Berlin wurde die winterliche Radſport=Saiſon mit einem ſchwimmen die großärtige Zeit von
100=Kilometer=Mannſchaftsrennen eröffnet. Sieger wurden Funda/Pützfeld in 2.:20:10,3 Std. 3:01,4 erreichte und damit die bis=
Unſer Bild zeigt vorn (6) Funda, neben ihm (13) Kilian, der mit Vopel Zweiter wurde, herige deutſche Beſtleiſtung Anni
Stoltes um 4 Sekunden unterbot.
dahinter (5) Hoffmann und (1) Hürtgen.
Diſziplinariſch beſtraft!
Zwei deutſche Olympiakandidaten, die Am
teurboxer Schmittinger=Würzburg und Fiſch
Maxvorſtadt=Nürnberg wurden wegen Nichtbeachtu
des Startverbotes für die Mitglieder der Olympia=K
mannſchaft ſchwer beſtraft. Schmittinger wurde bis zum 10.
zember 1936. Fiſcher bis zum 31. Juli 1935 disqualifiziert
beide aus der Olympia=Kernmannſchaft aus
ſchloſſen. Auch die verantwortlichen Vereinsf;
rer und die Vereine wurden in Strafe genommen.
Die Weſtdeutſchlandreiſe brachte dem VfK. Schil
ſtadt auch am Sonntag abend eine Niederlage. In Witten verl
die Schifferſtädter gegen Witten 07 mit 11:5 Punkten.
Die deutſchen Tennislehrer Roman Najuch=Be
und Meſſerſchmidt=Frankfurt a. M., die in Amſterdam einen
derkampf gegen Holland beſtritten trugen einen knappen 2:3=0
davon. Beide gewannen je ein Einzel und zuſammen auch /
Doppel.
Carnera ſchlug in Sao Paolo (Braſilien) den Neger &
Harris, ſeinen früheren Sparringspartner, in der 7. Runde
ſcheidend.
25 deutſche Studenten werden Deutſchland bei
Akademiſchen Welt=Winterſpielen in St. Moritz (4. bis 10. Febru
vertreten. Sie werden jedoch erſt im Anſchluß an die Deut
Hochſchul=Meiſterſchaften in Garmiſch nominiert.
Ernſt Henne wird in dieſem Jahre nicht mehr für 21
cedes fahren, ſondern nur noch für die BMW.
Südweſts Amateurboxſtaffel wird am 21. Ja)
in Worms gegen den Gau Baden in folgender Aufſtellung at
ten: Willand=Frankfurt, Kehl=Kaiſerslautern. Schöneberger=Fr
furt Clauß=Frankfurt, Ims=Mainz Hachenberger=Wiesbaden.
Frankfurt, Leis=Kaiſerslautern. Die Badener Staffel wurde
geſtellt und ſteht: Bohländer=Mannheim. Rieder=Freiburg. 9
rich=Singen. Hettel=Karlsruhe, Köhler=Mannheim, Kahrm
Karlsruhe Maier=Mannheim Keller=Mannheim.
lien
iter !
in 1
rund ſt
tau
Im Kampf um den italieniſchen Königspo
in Seſtrieres belegte beim ſehr ſchwierigen vierten Abfahrtsret
Toni Bader wieder den 5. Platz, Hans Kemſer wur!/
Im Geſamtergebnis nehmen die beiden Deutſchen den 6. un
Platz ein.
Sporklikerakur.
„Der Leichtathlet”.
Das Fachorgan „Der Leichtathlet” iſt bekanntlich
der Zuſammenlegung von „Start und Ziel” und „Lei
athlet” entſtanden.
Die erſte Nummer des Jahres 1935 enthält u. a. die wid
und nun allgemeinverbindliche deutſche Leichtathletik=Ordn
Sämtliche 16 Gaufachamtsleiter berichten vom Weſen und
Eigenart ihrer Gaue. Järvinnen erzählt vom Geheimnis ſe
Sporterfolge. Die nächſten Aufgaben des Frauenſportes we
ebenſo offen beſprochen wie die techniſchen Dinge, die unſere Le
athleten bei der Vorbereitungsarbeit bedürfen, Kleine No
geben Wiſſenswertes bekannt. Der amtliche Teil gibt einen
blick in die feinveräſtelte Organiſation im ganzen Reiche.
Die Zeitſchrift wird der geſamten deutſchen Leichtathleit
ihre fachlichen Belange ein wertvolles Inſtrument der prakiſ
Arbeit ſein.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 15. Januar
6.00; Bauernfunk. — 6 15 und 6.30; Gymnaſtik. — 6.45: 3
Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55: Morgenſpruch. — Chr
Gelobt ſer Gott in Ewigkeit. — 7.00: München: Frühkonz
Das Münchener Sinfonieorcheſter Ltg.: M. G. von Spall=
8.10: Waſſerſtand. Wetter. — 8.15: Stuttgart: Gymnaſtit,
900: Freiburg: Werbekonzert. — 9.15: Nur Freiburg: 1.
60. Geburtstag von Albert Schweitzer. — 2. Liederſtunde:
Volksweiſen: b) Lieder von Huyo Wolf und Hans Wogritſch.
10 00: Nachr. — 10.15: Freiburg: Schulfunk: Johann Be
Hebel. Hörfolge. — 10.45: Praktiſche Ratſchläge für K1
und Haus. — 11.00: Werbekonzert. — 11.30: Meldungen.
11 45: Sozialdienſt.
1200; Köln: Mittagskonzert. Das kleine Funkorcheſter. 94
Eyſoldt. — 13.00: Sutgart: Zeit, Saardienſt. Nachr
18 15: Schallplatten: Heldiſche Mu ik. — 14 15: Zeit, Nachr.
14.30: Wirt chaftsbericht — 14.45: Zeit: Wirt chaftsmeldung
1455: Wetter. — 15.00: Von Freiburg: Nachr.
Für die Frau: Der Zeitfunk fährt über Land. — Spiegel fr
lichen Lebens.
16.00: Hamburg: Bunter Nachmittag. „Tänzeriſche Suite‟.
In der Pauſe: Kunſtbericht der Woche. — 18.00: Italieni
Sprachunterricht. — 18.15: Aus Wirtſchaft und Arbeit — 18.
Dr. K. Klinghardt: Was ſind wir unſerem Grenzlanddeutſcht
ſchuldig? — 18.45: Meldungen.
18.50: Freiburg: Unterhaltungskonzert. Freiburger Konzertorche
Ltg.: Karl Körner — 19 45: Tagesſpiegel. — 20,00: Na
Zeit. — 20.10: Volkstümliche Geſänge von Haydn und Se
mann. Als Einlage: Klaviermuik von Haydn und Schume
20.50: Unterhaltungskonzert. — 22.00: Zeit. Nachr
Nachr., Wetter, Sport. — 22.30: Kaſſel: Volksmuſik. — 23.
Muſik um die Jahresende. Ein Rückblick (Schallaufnahmel.
24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
OMlisttinn nasänmnn
Dienstag, 15. Januar
Berlin; 21.00: Das Kabarett auf dem Teller. E
Stunde große Kleinkunſt.
Breslau; 19.00: Die ſiebenbürgiſche Pianiſtin 9
Gmeiner ſpielt — der Brückentaler Chor ſingt.
Deutſchlandſender: 19.20: Singende Jugend.
Muſikant (1908), Zupfgeigenhanfl (1926), Junge Gef!
ſchaft (1933).
Frankfurt: 20.10: Volkstümliche Geſänge von Hal
und Schumann.
Hamburg: 19.00: Fahrendes Volk. Funkbilder
Wohnwagen und Manege.
Köln: 20.30: Duell um Liebe. Ein höchſt ergötzlie
Operetten=Abenteuer.
Königsberg: 19.00: Quartetto di Roma ſpielt W.
von Dvorak und Pizzetti.
Leipzig: 20.10: Im Zauber Strauß’ſcher Melodien.
Funkpotpourri.
München: 20.10: Große Volksmuſik. Ernſtes und
teres, Beſinnliches und Ausgelaſſenes.
Stuttgart: 21.00: Ski=Brettl. Ein Spiel um Skifah
und Liebe von C. B. Schwerla.
Kopenhagen: 21.30: Die Zauberflöte. Oper (Moz
Budapeſt: 23.20: Zigeunerkapelle Paradi.
Wetkerberichl.
Ausſichten für Dienstag: Ueberwiegend bedeckt, zeitweiſe N
ſchläge, meiſt Regen, weſtliche bis nordweſtliche Winde,n
Ausſichten für Mittwoch: Wechſelnd bewölkt, einzelne 9
ſchläge, nachts wieder kälter.
Nummer 15
Varmſta
jane
Dienstag, 15. Januar
Neueſte.
Die Entwicklung der Arbeitslofigkeit im Oezember.
Aus dem Berichk der Reichsanſtalt für Arbeitsvermikklung und Arbeitsloſenverſicherang.
Auswirkung des jahreszeitlichen
Einfluſſes.
Alljährlich wird der Beſchäftigungsgrad im Dezember ſtark
ch die jahreszeitlichen Einflüſſe beſtimmt. Dieſer natürliche
iterliche Einfluß wirkte ſich auch in dieſem Jahre im Dezember,
an auch in abgeſchwächtem Maße, auf den Beſchäftigungsgrad
. Die Zahl der von den Arbeitsämtern betreuten
Arbeits=
n betrug — nach dem Bericht der Reichsanſtalt für
Arbeits=
mittlung und Arbeitsloſenverſicherung — am 31. Dezember 1934
14 000, die Dezemberzunahme 252 000.
Im Dezember 1933 betrug die Zunahme 344 000, im Jahre
2 418 000 und die vorhergehenden Jahre wieſen für den Monat
ſember noch weit ſtärkere Zugänge auf. So ſchließt das
hr 1934 mit einer Geſamtabnahme der
Ar=
itsloſigkeit um faſt 1½ Millionen. Nach dem
ßen Erfolg des erſten Jahres der Arbeitsſchlacht iſt dieſes
gün=
e Ergebnis des Jahres 1934, das unter ungleich ſchwierigeren
chältniſſen erkämpft wurde, beſonders hoch zu bewerten.
Die Zunahme der Arbeitsloſigkeit im Dezember geht faſt zu
v. H. zu Laſten der Männer. Schon aus dieſem überwiegenden
teil der männlichen Arbeitsloſen an der Zunahme iſt der ſtarke
ifluß zu erkennen, welchen die Außenberufe auf dieſen
winter=
en Abſchnitt der Beſchäftigungslage ausgeübt haben.
Mit der Erhöhung der Arbeitsloſenzahlen haben auch die
Un=
tützungseinrichtungen eine entſprechende Belaſtung erfahren.
Insgeſamt wurden in den drei Unterſtützungseinrichtungen
de Dezember 1940 000 Unterſtützte gezählt gegen 1 750 000
Per=
en Ende November. Hiervon wurden durch die Reichsanſtalt
der Arbeitsloſenverſicherung und Kriſenfürſorge nach einer Zu=
1 me um 175 000 insgeſamt 1 297 000 Unterſtützungsempfänger —
d 67 v. H. der Geſamtzahl der Unterſtützungsempfänger — be=
1t. Demgegenüber war die Zunahme in der öffentlichen
Für=
ge mit 15 000 gering. In dieſer Unterſtützungseinrichtung
ſtan=
am Ende des Jahres 643 000 Arbeitsloſe in Betreuung. Bei
ſtandsarbeiten waren Ende Dezember 269 500
Notſtandsarbei=
beſchäftigt.
Vom Holzmarkk.
Von Fachſeite wird uns berichtet: Bis auf den deutſchen
zmarkt, der auch weiter in feſter und zuverſichtlicher Stimmung
läuft, iſt auf allen Märkten, die im Weltholzhandel eine Rolle
len, eine gewiſſe Mißſtimmung zu beobachten, die in
gedrück=
teilweiſe weiter zurückgehenden Preiſen ihren Niederſchlag
bet. Neuerdings werden allerdings, wobei eine gewiſſe
Nach=
iung des deutſchen Arbeitsbeſchaffungsprogramms feſtzuſtellen
ähnliche Pläne in Amerika erwogen. Das iſt inſofern von
htigkeit, als unter Umſtänden Kanada als Weltholzlieferant
tiger in Frage kommen könnte, wodurch eine Entlaſtung in den
zangeboten, beſonders am europäiſchen Markt eintreten
de. Am deutſchen Holzmarkt ſind die Abſatzverhältniſſe ſeit
resbeginn ohne Zweifel weſentlich beſſer geworden, als ſie im
ember waren. Vor allem iſt die Induſtrie mit Aufträgen der
chspoſt und der Reichsbahn gut beſchäftigt und bereit,
Ange=
entgegenzunehmen und Lieferungen zu vergeben. Vor weni=
Tagen ſind die Anteile an den Kontingenten für
Holzliefe=
gen aus Polen, meiſt befriſtet, an etwa 20 Rohholzverarbeiter
etwa 400 Unternehmen des Schnittholzhandels auf Grund
mit Polen geſchloſſenen Holzkompenſationsabkommens verteilt
den. Hierbei iſt vorzuſehen, daß Lieferungen aus Polen dann
ausſichtlich erfolgen werden, wenn Gegenwerte aus Bezügen
Itſcher Erzeugniſſe zur Verfügung ſtehen werden. Die
Ver=
ung der Kontingente wird den Markt erſt bei Beginn
tatſäch=
er Lieferungen beeinfluſſen können. Am Stammbrettermarkt
erhebliche Umſätze zu verzeichnen, meiſt in trockener, weniger
riſcher Ware. Für trockene Stammkiefer mit etwa 60 Prozent
Zlaſſe wurden ab oſtpreußiſchen Werken 108 bis 112 RM. je
dikmeter erzielt. Bei friſcher Ware blieb die Preisbemeſſung
er dieſen Notierungen zunächſt um 3 bis 4 RM. zurück. Die
belfabriken ſind gut beſchäftigt und werden teilweiſe dort, wo
der nur Kiefer verarbeitet wurde, neuerdings in wachſendem
fange mit Fichten verſorgt, ſo daß der Verknappung in trocke=
Kiefer wirkſam begegnet werden kann. Geſpannt erwartet
: das Ergebnis von großen Verkäufen in Oſtpreußen, wo in
kommenden beiden Wochen rund 14 000 Kubikmeter
Wert=
er im Wege des Schriftgebotes angeboten werden.
Vom pfälziſchen Weinhandel.
Der erſte Abſtich der Jungweine iſt nun überall ſo gut wie
idet. Man befreite diesmal die Jungweine früher als ſonſt
der Hefe, weil durch den regenarmen Sommer der
Säure=
ilt der Weine relativ geringer iſt als die übliche Normung.
itleſen hat man heuer auch ſchon früher von der Hefe gelaſſen,
leich hier die Gefahr des Säureverluſtes nicht ſo groß war.
I die beſſeren Rieslingſachen doch meiſtens einen
annehm=
en Gehalt an Säure aufweiſen. Die jungen Weine ſelbſt haben
ſchön weiter gebaut. Sie ſind zu einem Großteil ſchon
glanz=
geworden und probieren ſich vorzüglich. Wenn der 1934er
kein Ausnahmewein zu werden verſpricht, ſo dürfte er ſich
bei weiterem normalem Ausbau zu einem guten, ſüffigen
pfen entwickeln und ſeine letztjährigen Vorgänger qualitativ
rragen. Beſonders bei den ſpät geleſenen Sachen trifft man
inftsreiche Weine. Das freihändige Weingeſchäft blieb ſtetig.
e gewiſſe Nachfrage iſt laufend vorhanden. Doch hält ſich der
del von größeren Eindeckungen zurück. Nach alten Weinen
eht laufend ſtarke Nachfrage, die Vorräte bei den Erzeugern
aber ſchon recht klein geworden. Die größeren Weingüter
en wohl noch alte Weine in ihren Kellern, dieſe werden aber
inem Großteil auf den nun beginnenden Weinausgeboten zur
ſteigerung geſtellt. Die Abfüllungen bei den Verkäufern
neh=
bis jetzt einen normalen Verlauf. Die in den letzten 14
en freihändig bezahlten Weinpreiſe haben ſich gegen vordem
n geändert. Das Rotweingeſchäft iſt etwas ſtiller geworden;
Tatſache, die nach den Feiertagen ſich immer bemerkbar
hte. Die Preiſe für 1934er Rotweine haben ſich behauptet; in
n Rotweinen haben die meiſten Erzeuger nun gleichfalls nahe=
Lusverkauft. Der Weinverbrauch in den Erzeugergebieten blieb
altend gut.
Biehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 14. Januar. Aufgetrieben waren
Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) 53, b) 51—53, c) 48
53, d) 47—53 Pfg. pro Pfund. Es wurden notiert in der
Ne a) 17. b) 131, c) 333 und d) 72 Stück. Marktverlauf:
ig, Ueberſtand
Frankfurter Viehmarkt vom 14. Januar. Auftrieb: Rinder
(gegen 1128 am letzten Montagsmarkt), darunter 482 Ochſen,
Bullen, 382 Kühe, 327 Färſen; Kälber 611 (734), Schafe 105
2) Schweine 4161 (3470). Notiert wurde pro 1 Zentner
endgewicht in RM.: Ochſen a) 36—38 (am 7. Januar 37—39),
31—35 (32—36), c) 26—30 (27—31), d) 22—25 (23—26);
len a) 35 (35—36), b) 30—34 (31—34), c) 25—29 (26—30),
(22—25); Kühe a) 32—34 (32—35), b) 26—31 (27—31),
70—25 (20—26) d) 15—19 (12—19); Färſen a) 38—39 (38 bis
D) 33—37 (33—37), c) 27—32 (28—32), d) 21—26 (23—27);
der a) — (44—50), b) 34—42 (36—43), c) 27—33 (30—35),
18—26 (20—29); Lämmer und Hammel b2) 36—37 (36—37),
24—35 (33—35); Schafe nicht notiert: Schweine a1) 50—53
23), a2) 50—53 (50—53), b) 48—53 (48—53), c) 46—52
53), d) 44—52 (45—51), e) —, f) —, g1) 43—48 (45—49),
32—42 (38—43). Marktverlauf: Rinder gedrückt, Ueberſtand
Ochſen, 10 Bullen, 9 Kühe, 45 Färſen); Kälber ſchleppend,
ge=
mt; Hammel und Schafe langſam bei Schafen 19 Stück
Ueber=
d: Schweine ſchleppend, 396 Stück Ueberſtand.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Der große Eindruck, den die Saarabſtimmung im In= und
Auslande hinterlaſſen hat und die zuverſichtliche Beurteilung des
Wahlausgangs ließ die Berliner Börſe in feſter Haltung
er=
öffnen. Am Rentenmarkt machte die Aufwärtsbewegung unter
Führung der Altbeſitzanleihe und der Umſchuldungsanleihe
wei=
tere Fortſchritte. Auch Aktien lagen ½—1½ Prozent höher,
wo=
bei erneut darauf hingewieſen wird, daß bei einer freiwilligen
Konverſion am Rentenmarkt die auf Grund des
Kapitalſtock=
geſetzes zuläſſigen Dividenden von 6—8 Prozent ein ganz anderes
Geſicht erhalten. Die vorbörslich genannten Kurſe wurden aber
nicht erreicht, da das Geſchäft ſehr ruhig einſetzte. Lediglich am
Montanaktienmarkt war das Geſchäft etwas lebhafter. Im
Ver=
lauf war die Tendenz angeſichts der unveränderten Feſtigkeit des
Rentenmarktes und auch des Kaſſamarktes der Induſtriewerte
weiter feſt. Farben ſtiegen auf 1418 (1403) Prozent, Buderus
wurden 1½ Prozent und Vereinigte Stahl 7 Prozent höher
be=
zahlt als in der Vorwoche. Von Elektrowerten waren
Akkumula=
toren nochmals 2 Prozent befeſtigt, Deutſche Kabel ſtiegen von 95
auf 97 Prozent, Schultheiß=Patzenhofer konnten insgeſamt 2½
Prozent gewinnen. Von Renten notierten Altbeſitz nochmals ¼
Prozent höher, Umſchuldungsanleihe gewannen weitere 10 Pfg.
Am Kaſſarentenmarkt waren Pfandbriefe meiſt ½ Prozent
höher. Rhein. Hypothekenpfandbriefe ſtiegen um ½—¾ Prozent.
Berliner Liquiditäts=Pfandbriefe wurden mit 97 nach 96½
Pro=
zent und Mittelboden Liquid.=Pfandbriefe mit 97½ nach 97
Pro=
zent gehandelt.
Der ruhige Verlauf der Saarabſtimmung fand an der erſten
Rhein=Mainiſchen Börſe der neuen Woche ſeinen
Nieder=
ſchlag in einer durchaus feſten und zuverſichtlichen Tendenz. Das
Geſchäft war allerdings nur auf manchen Spezialgebieten lebhaft,
während es im allgemeinen einen wider Erwarten ruhigen
Ver=
lauf nahm, wofür die gewiſſe Zurückhaltung bis zur Bekanntgabe
des Abſtimmungsergebniſſes verantwortlich zu machen iſt. Von
der Kundſchaft lagen noch keine größeren Aufträge vor, dadurch
wurde auch die Kuliſſe, die am Wochenſchluß etwas ſtärker
vor=
gekauft hatte, in ihrer Unternehmungsluſt etwas gehemmt.
Ver=
ſchiedentlich erfolgten auch kleine Realiſationen, ſo daß die
Kurs=
entwicklung am Aktienmarkt zwar überwiegend feſt, aber doch
etwas uneinheitlich war. Die durchſchnittlichen Kurserhöhungen
lagen bei ½—1 Prozent. Von chemiſchen Werten eröffneten JG.
Farben mit 1405 (139½) Prozent, dann bis 141,
Metallgeſell=
ſchaft mit unverändert 87 Prozent, dagegen gaben Goldſchmidt
aus unbekannter Urſache um 1½ Prozent nach, Deutſche Erdöl
blieben zu 102½ (102½) Prozent nur knapp behauptet. Der
Elektromarkt ſetzte ſeine am Wochenſchluß eingetretene Befeſtigung
fort. Im Verlaufe blieb die Haltung auf der ganzen Linie feſt,
das Geſchäft wurde aber ruhiger, zumal von einer ſtärkeren
Be=
teiligung der Kundſchaft nichts zu verſpüren war. Immerhin
ſtie=
gen Farbeninduſtrie auf 141½ (141) Prozent. Am Rentenmarkt
erhöhten ſich Altbeſitz auf 110¾ (110) Prozent, Kommunal=
Um=
ſchuldung blieben bei verhältnismäßig lebhaftem Geſchäft
unver=
ändert, auch im übrigen lagen die erſten Kurſe behauptet.
In Erwartung des Ergebniſſes der Saarabſtimmung hat ſich
die Zuverſicht an der Abendbörſe noch verſtärkt. Bei lebhaftem
Geſchäft war die Tendenz auf allen Marktgebieten ſehr feſt,
wo=
bei auch die in letzter Zeit infolge der Zurückhaltung nicht ſtärker
zur Geltung gekommenen günſtigen Wirtſchaftsnachrichten einen
günſtigen Eindruck hinterließen. Im Durchſchnitt betrugen die
Kurserhöhungen gegenüber dem Berliner Schluß ½—1 Prozent.
SMi
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: MaxStreeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetich: für den Sport: Karl Böhmann;
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt
D. A. XII. 34. 22153, Druck und Verlag: L2. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion= Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Die Tabakverkaufsſihungen im Januar und Februgr.
Durch die ungünſtige Witterung im Dezember 1934 war es
nicht möglich, die für dieſen Monat vorgeſehenen Verkaufsſitzungen
abzuhalten. Nun trat mit dem 6. Januar ein offenſichtlicher
Wechſel in der Groß=Wetterlage ein, ſo daß mit dem Abhängen
der Tabake ohne Gefährdung der Qualität am 8. Januar in den
ſüddeutſchen Gebieten begonnen werden konnte. Nachſtehende
Ein=
ſchreibungstermine ſind vorgeſehen: 15. Januar 1935 zu
Marien=
werder: Landesverband, oſtpreußiſcher Tabakpflanzerfachſchaften:
Grumpen, Sandblatt und Hauptgut: 17. Januar, vormittags
9 Uhr, zu Bruchſal: Landesverband bayriſcher
Tabakpflanzerfach=
ſchaften: ca. 1200 Zentner Schneidgut=Hauptgut,
Landesver=
band heſſiſcher Tabakpfanzerfachſchaften: ca 500
Zentner Hauptgut aus den Anbaugemeinden Viernheim und
Lam=
pertheim ſowie Hauptgut der Anbaugemeinde Wimpfen (
Zigar=
rengut), Landesverband badiſcher Tabakpflanzerfachſchaften:
Schneidgut=Hauptgut aus dem Goundigebiet, ferner
Zigarren=
hauptgut vom Neckar, Pfinz= und Kraichgau und Landesverband
württembergiſcher Tabakpflanzerfachſchaften: Zigarrenhauptgut
aus dem württembergiſchen Anbaugebiet: 19. Januar, 10 Uhr, zu
Schwabach: Landesverband bayriſcher Tabakpflanzerfachſchaften:
ca 15 000 Ztr. Rundblatt und ca. 1600 Ztr. Spitzblatt aus dem
Nürnberger, Schwabacher und Erlanger Anbaugebiet; 24. und
25. Januar zu Speyer: Landesverband bayriſcher
Tabakpflanzer=
fachſchaften: Hauptgut aus dem Zigarrengutgebiet der bayeriſchen
Rheinpfalz; 21. Januar und 1. Februar zu Offenburg:
Landes=
verband badiſcher Tabakpflanzerfachſchaften: Hauptgut aus dem
Bühlertal, Hanquerland, Ried und Oberbaden (Zigarrengut);
6. Februar zu Duderſtadt: Landesverband mitteldeutſcher
Tabak=
pflanzerfachſchaften: Hauptgut (Rundhlatt); 12. Februar zu
Karlsruhe: Landesverband badiſcher Tabakpflanzerfachſchaften:
Nachtabak und Abfalltabake der Ernte 1934. Der Verkauf des
Hauptgutes aus dem Anbaugebiet Wittlich und Sobernheim wird
ſich zwiſchen den großen Verkaufsſitzungen ſicherlich noch einreihen
laſſen.
Produkfenmärkle.
Mannheimer Großmarkt für Getreide und Futtermittel vom
14. Januar. Getreidepreiſe unverändert: Weizenfuttermehl 13.00,
Weizennachmehl 17,00, Rapskuchen 12,00, Trockenſchnitzel ab
Fa=
brik 8,52, Steffenſchnitzel 10,12.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 14. Januar. Am
Ge=
treidegroßmarkt blieben Futtergerſte und Hafer bei ſehr geringem
Angebot ſtark geſucht, ölhaltige Futtermittel wurden kaum noch
angeboten. Auch Kleie war ſehr knapp, lediglich bei Abnahme
eines gewiſſen Quantums von Mehl gaben die Mühlen etwas
Ware ab. Brotgetreide war mäßig angeboten und wurde
ver=
hältnismäßig leicht aufgenommen. Das Mehlgeſchäft blieb im
ganzen genommen ſchleppend. Es notierten (Getreide je Tonne,
alles übrige je 100 Kilogramm) in RM.: Weizen W 9 205,00,
W 13 209,00, W 16 213,00; Roggen R 9 165,00, R 13 169,00.
R 15 173,00 (alles Großhandelspreiſe der Mühlen des genannten
Preisgebiets); Futtergerſte G 9 167,00, G 11 170,00, G 12 172.00;
Hafer H 13 165,00, H 14 167.00 (alles Großhandelspreiſe ab
Sta=
tion, bei Waſſerverladung über 100 Tonnen 3,00 RM. mehr)”
Sommergerſte, für Brauzwecke 200,00; Weizenmehl W 13 und
W 16 27,15 plus 0,50 RM. Frachtausgleich; Roggenmehl R 13
23,60, R 15 24,00 plus 0,50 RM. Frachtausgleich;
Weizennach=
mehl 16,50: Weizenfuttermehl 13,00; Weizenkleie W 13 10,66.
W 16 10,87: Roggenkleie R 13 9,90. R 15 10.14 (alles
Mühlen=
feſtpreiſe ab Mühlenſtation, ſoweit ſie in den Bereich der
Landes=
bauernſchaft Heſſen=Naſſau fallen); Soyaſchrot mit
Monopolzu=
ſchlag 13,00; Palmkuchen m. M. 13,30: Erdnußkuchen m. M. 14,50
(alles Fabrikpreiſe, ab ſüddeutſcher Fabrikſtation); Treber —
Trockenſchnitzel 9,50—9,90; Heu 11,00; Weizen= und Roggenſtroh
drahtgepreßt oder gebündelt 5,00—5,40; Kartoffeln:
gelb=
fleiſchige hieſiger Gegend unverändert 2,80—2,90 RM. per 50
Kilogramm bei Waggonbezug. Tendenz: ruhig.
Berliner Getreidegroßmarkt vom 14. Januar. An der ſtetigen
Grundhaltung des Getreidemarktes hat ſich nichts geändert, die
Umſätze bewegen ſich aber nach wie vor in engen Grenzen. Bei
Brotgetreide iſt dies auf die vorſichtige Kauftätigkeit der Mühlen
zurückzuführen, während das Angebot allgemein ausreichend iſt.
Am Berliner Platze iſt Roggen leichter unterzubringen als
Wei=
zen, an der Küſte und am Rhein finden hochwertige Weizenſorten
zur beſtimmten Lieferung etwas Beachtung. Anregungen vom
Mehlgeſchäfte liegen nicht vor, der Roggenmehlabſatz der hieſigen
Mühlen wird durch das billige Provinzangebot erſchwert. In
Hafer ſind auch bei Lieferung von Kraftfuttermitteln nur geringe
Zufuhren aus der Landwirtſchaft vorhanden. Futtergerſte bleibt
gleichfalls knapp.
Berliner Kursbericht
vom 14. Januar 1935
Deviſenmarkt
vom 14. Januar 1935
Berl. Handels=Geſ.)
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Beiſtberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau /1
Conti=Gumm 1
Deutſche Cont, Gasl:
Heutſche Erdöl
Neck
78.—
79.25
26.625
29.50
29.—
123.75
117.
85.50
108.—
143.75
127.355
103.25
Mieit Mece
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerte.
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn
Nerfe
141.25
66.875
111.—
84.375
81.—
111.—
79.25
98.875
77.50
60.25
Orenſtein & Koppe
Polyphonwerke
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali /1
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 4
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelFelegr. Draht
Wanderer=Werke 11
91.875
13.—‟
98.—
152.,50
35.25
44.125
110.50
71.375
12.75
117.75
46.—
1057.
108.—
127.75
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemart
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
ie
tägypt. 1
Pap. Pe o
100 Belga
1 Mikreis
100 Leva
eanad. Doll.
100 gronen ſ
100 Gulden 9
12.Stg.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mk.
100 Franken!
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Briei
12.485
0.528.
56.22
0.194
3.047
2. 493
54.38
81.30
12.18 I
68.68
5.375
16.425
2.3541.
168.23/ 1
55.111
12.515
0.632
58.34
0.19c
3.053
2.497
54. 48
81.48
12.21
66.82
5.3gs
16.465
2.358
168.5)
55. 23
Italien
Fapan
Jugoflawien
Lettland
Norwegen
Heſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei.
ungarn
Uruguay
Ver. Staaten
Währung
100 Zire
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
00 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
1100 Tſch.=Kr.
1 türi. 4
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
GeldBrief
21.30 21.34
0.709
5.649
80.82
6:.21 161.33
48.35 49.05
17.o5
62.79
80.72
110.40
1.891
1.049
2.za5
0.711
5.661
21.os
1.057
32.31
40.58
34.02 94.08
0.42
1.985
1.051
2.489
Durmſtädter une Harionarbanr Surmfradt, Wlhian der Bresoner Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 14. Januar 1935.
Keene
„Gr. IIp. 1934
... 1938
„. 1938
„ . 1937
1938
„Gruppel ....!
53 Dtſch. Reichsan!
5½%Intern., v.30
659Taden „..b.27
69Bayern „„v.27
68Heſſen ....v.28
.„.. b.29
69 Preuß. St. b. 28
6%Sachſen ..v.27
6%Thüringen b. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze . . ......
5% Dt. Reichspoſt
Schätze.
4½%
Dtſch. Anl. Ausl.
1), Ablöſung,I=
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .
9Baden=Baden.
69Berlin ...v.24
68Darmſtadt ....
69Dresden.. b.26
690 Frankfur, v.26
6SgHeidelberg v.26
6%Mainz. . . ...
62Mannheim v.27
69München v.29
%Wiesbaden v. 28
6%Hef. Landesbr.
6%0 — Goldoblig.
103.65
108:),
105=
104.25
102,5
104.5
98:
95.5
99.4
98.25
98.75
97.5
98.55
1091,
98
97.75
104
100.4
98.75
210-
92.75
95
93.25
90‟
93.5
93‟,
932
95
94.5
96.75
5½% beſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liguid.
434%
Komm=Obl. ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſ. Gldobl. R.11
R.19
68
688 Ka)/. Landestrd.
Goldpfbr.
68Naſſ. Landesbk.
5½% „ Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. 1
FAusl Ser,I
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp=B.
Lig.=Pfbr.
zFrif. Hyp.=Bk.
Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
VFrif. Pfbr.=Bi.
Lig.=Pfr.
83Mein Hyp. Bi.
Lig.=Pfr.
32 Pfäh. Hyp.=Bi.
Lig.=Pfb.
8SRhein,Hhp.=Br
5½% Lig.=Pfr.
Goldoblig.
62 Südd. Boden=
Krt Rin
5½% „ Lig.=Pfbr.
6%Württ. Hyp.=B.
96.75
97.75
95.25
93.75
93.75
Ris
1091,
21
96.5
96.5
96e.
94.75
96.25
87.35
98.5
97
97.25
973
97.5
96*
Wdeue
6% Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v.26
6SMitteld. Stahl
6% Salzmann &Co.
6% Ver. Stahlwerke
6%Voigt& Häffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
2.Imveſt.
5%Bulg. Tab. v.0s
41
Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
42Türk. 1.Bagdad
49
II.Bagdad
4½ %üngarn 1918
4½
1914
Goldr.
42
1910
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
4¾, Stockholm
Aktien.
Accumulat., Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G.
..
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei 1
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr. 4
Bemberg, F. P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Cemen; Heidelberg
Karlſtadt
98.5
96.75
96.25
91.5
941,
91.8
120.25
11.5
11.5
6.25
27.5
4.6
8.25
8.25
8.5
52.5
5(
89
159.5
50.5
29
115
109
17.25
129
DMlete Mite
Chem.Werke Abert
Chade (A=C) ..."
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr. . . .1122
Erdöl
Dt. Gold= u.
Silber=
cheide=Anſtalt.
Linoleum ..
Dortm. Ritterbräu
DyckerhoffcWidm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Gef 104
Licht u. Kraft
Enzinger Union. . /106
Eſchweiler..
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder .."
F G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guilleaume
Frankfurter Hof
Gelſenlirch. Berow.
Gei felektr. Untern. 110.5
Goldſchmibt Th.
Gritzner=Kayſer. .. 27,
Grün & Bilfinger
Hafenmühle, Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwverke. Füſſen
HarpenerBergbau. / 1
Henninger, Kempfl!
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.!1
Hochtief Eſſen ....!
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm!!
Genüſſel.
Wfe
86
49.25
1102
202
67.25
Ks
94.5
116.25
270
68
61
141.5
80,
662
90
m
u19
65
101
113.5
45
184
109,5
81.5
150.25
11971,
Ke 2
Ka nChemie
Aſchersleben.
glein, Schanzlin..
Klöcknerwerke.
Knorr C. 6..... . .I.
Konſerven Braun=
Lahmeyer & Co.
Laurahütte.
Lech, Augsburg:
Loromf. KraußcCo.
Löwenbr. Münch.
Maintr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br.
Mannesm =Röhren
ansfeld. Bergb.
Metallge), Frankf.,
Miag, Mühlenbar
Moenus.
Motoren Darmſtat
Neckarwer Eßli
Odenw. Hariſtein
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau..
Ry. Braunfohlen.
Elektr. Stamml:
Stahlwerte.
Riebea Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerz”
Salzdetjurth Ka
Salzw. Heilbronn:
Schöfferhof=Bind.,
Schramm, Lackfbr./ 70
Schuckert, Elektr. I1
Schwartz, Storchen
Siemens & Halskel
Reinigerwerkel
Südd. Zucker A.6.
Tellu= Bergbau...!
7
411.5
n0
79.5
185
48.25
119
20.25
92.75
89
182
87.5
68
77.75
87.5
72.5
83.5
76
97.5
94
5275
1e.
92.25
95
95.5
97.5
159
100
Ii
unteriranken ...
Ber, Stahlwerie
Ver, Ultramarin ..
Beſtdte. Kaufho)
Weſteregeln Ka
Zeuſto; Wald
Allg. Dt. Cred
Badiſch=
Br. f.
induſtr
Baher, Hyp. 1.
Ber /. Handelsge)
Ghpothelbl.
Comm. u. Privatbl
Dt. Bank u. Disc.,
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank
Fran; Bant.
Hhyp.=Bant
Mein. Hhp.=Ban”
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbant=And
Rhein. Hhp.=Bant.!
Südd. Bob.-Cr. B!
Württb. Notenbank
A.-G.
riehren
Allg. Lolalb. Kraftw
7% Dt. ReichsbVza./
Hapag
Lübeck=Rüchner
Nordd. Llohd.
Südd Eiſenl.=
Alianz= u. Stutte
Verſicherung ...
Verein. Ver
Fran kona Rück=u. M
Mannh. Verlich.
Otavi Minen
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L.
100,5‟
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94.5
154.5
113
81
716.5
117
25.5
81
297,
214
136.5
Seite 12 — Nr. 15
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 15. Januar 1935
Roman von Else Meerstädt.
Als ſie ſich wieder erholt hatte, hatte Yella ſchon geſchoben
und geordnet und die Fenſter geöffnet — ſogar Sonne hatte
man, weil man im dritten Stockwerk wohnte — ſie hatte auch
auſ dem kleinen Armeleuteherd, wie ihn Mia bezeichnete, Feuer
angemacht, und war dabei, eine für ihre Verhältniſſe recht
an=
ſtändige Taſſe Kaffee aufzugießen — den Einzugskaffee —
„Bedenke Mutter, daß wir hier monäulich nur 30 Mark
Miete zahlen. Das muß uns mit manchem verſöhnen”, ſagt
Yella freundlich. „Wir haben hier mehr Räume zu unſerer
eigenen Benutzung als in unſerer früheren, großen Wohnung.
Keine fremden Leute gehen zwiſchen uns hin und her und
machen uns das Leben ſauer. Und ich denke, ich habe hier auch
eher Gelegenheit, nach einem bißchen Arbeit für mich
herum=
zuſtöbern — Es ſind hier allenthalben Kontore von Kaufleuten.
Vielleicht würde mancher von ihnen gern, wenn auch nur
ſtundenweiſe, eine billige Kraft beſchäftigen. Eine
Schreib=
waſchine kann ich bedienen —
„Vielleicht gibt es hier auch Kontore zu reinigen, Yella,
mit Kranken= und Invalidenmarkenkleben —” ſchneidet Mia
Yellas Zukunftsträume durch —
„Das wäre ja nicht nötig —” Yella bleibt ganz ruhig,
„wiewohl jede bezahlte Arbeit dem Verhungern und dem Betteln
vorzuziehen wäre —
„Du haſt einen beneidenswerten Standpunkt, Yella”, Mia
lacht gereizt auf —
„Oder einen bedauernswerten —!” Frau Ria ſeufzt. „Wie
kann man vergeſſen, was war und wer man war
„Ein Glück für mich, daß ich nicht ſo am Geweſenen hänge
wie ihr. Das erleichtert mir mein Leben ſehr — ich wünſchte,
von Herzen wünſchte ich das — — ich könnte euch eine ganze
Wenigkeit von meiner Art abgeben —
„Wir danken”, ſagt Frau Ria müde, „ich wünſche mich nicht
mehr zu ändern —
„Kinder, iſt das hier feudal!” Benno iſt gekommen in einer
Pauſe zwiſchen zwei Tanzdielen: „In jedem Zimmer Telephon=
(Nachdruck verboten.)
anſchluß, fließendes und kaltes Waſſer, eingebauter Eisſchrank,
elektriſche Deckenbeleuchtung — na und ſo — —
„Vielleicht kannſt du das deinen Eltern einmal bieten, wenn
du einen Poſten danach bekommſt.
Yella iſt das Getue nun doch zu viel geworden —!
Sie läßt, ohne Bennos Gegenrede abzuwarten, die drei
ſtan=
desgemäßen Vertreter des Hauſes Blankenburg hinter ſich und
geht hinaus — Die Arbeit ſchreit nach ihr! — Sie hat mehr zu
tun, als ſich in nutzloſen Redereien zu ergehen — — Armer Vater!
Er hatte am Fenſter geſeſſen und in das Viereck geſtarrt, das vier
alte, graue Häuſer mit vielen Fenſtern, aber nicht übermäßig
blankgeputzten Fenſterſcheiben, bildeten. Es wäre beſſer für ihn,
wenn die Einteilung der Familie eine andere wäre. Wenn drei
von ihrer Sorte vorhanden wären und nur einer mit dem
Blan=
kenburgſchen Familienſtempel, der für Vornehmheit garantierte.
Was ſollte ſie bloß anfangen, daß ſie dieſen ungleich beſchwerten
Kahn, in dem ſich außer ihr keiner bemühte, die Balance zu
hal=
ten, vor dem Umkippen bewahrte —?!
Und dann dachte ſie auch an den Boy, der ihr das Ausziehen
aus der alten Wohnung leicht gemacht hatte. Sie dachte an das
bildſchöne Geſchöpf, das ſeine Frau war und ein recht
liebenswer=
ter Menſch zu ſein ſchien. Dachte an das Haus in der Sonne, in
dem ſie beide glücklich waren. Und dachte an den Lichthof, über
den hinweg auch ſie einmal geglaubt hatte, mit dem Boy glücklich
zu werden —
Das war nun alles vorbei und kam nie wieder. Am beſten,
wenn man ſich ſtrengſtens verbat, daran zu denken. Alte Leute
durften in Erinnerungen blättern, junge ſtörte ſo etwas am
Vor=
wärtskommen —
Unten ſang ein Hofſänger zu einem Seemannsklavier „In
der Lüneburger Heide —
Da machte Yella eine kleine Pauſe in der Arbeit und hielt
ſich die Ohren zu. Denn mit wehmütigen Liedern kamen
weh=
mütige Gedanken. Die konnte ſie nicht gebrauchen — —
*
Man wohnte nun faſt ſchon einen Monat in dem alten
Sta=
viertel mit den Kontoren, Lagerräumen und Privatwohnung
in denen die Leute alle mehr oder weniger mühſelig durchs
ben krebſten. Früher hatte man hier immer behauptet, daß m
ſich ſchlecht und recht durchſchlug. Das hatte ſoviel geheißen, m
hatte bei nicht überſteigerten Anſprüchen ſein gutes Auskomn
und war zufrieden. Heute ſpielte man hier entweder Schnecke,
man kroch durchs Jahr, oder Larve, man wartete auf ſeine A
erſtehung — Oder man krebſte eben rückwärts. Das war 1
Schickſal der meiſten.
Nur die Lebensmittelgeſchäfte hatten noch immer etwas
tun, denn jeder war bemüht, ſeinen Hals wenigſtens ſoweit off
zuhalten, daß er ihm nicht eines Tages ganz zugewachſen w
Freilich ging hier auch manches auf Pump weg. Die Geſchäf
leute pumpten in der Erwartung beſſerer Zeiten — um ihre
K=
den nicht zu verlieren —
Yella kaufte wenig ein. Sie faßte auch immer nach den bi
gen Sachen. Aber ſie zahlte bar. Infolgedeſſen, und auch weil
wie ihr jeder nachſagte, eine nette Art hatte, war ſie recht beli
bei all den kleinen Hökern, die ſich mit ihren Kunden um
Wette einſchränkten.
Nur dem Schlachter in der Straße ging es etwas beſſer
den anderen. Jeder gierte eben auf ein Stückchen Fleiſch,
Endchen Wurſt, auf ein bißchen Fettigkeit — man verzichtete
ber auf etwas anderes, um ſich dies leiſten zu können.
Deshalb konnte die Schlachtersfrau auch immer ein freu
liches, nicht von Sorgen beſchwertes Geſicht zeigen. Deshalb 1
ſie rund und roſig. Und deshalb brachte ſie auch noch alle
Wohlwollen für ihre Mitmenſchen auf. Nicht nur geheuchel
ſondern echtes —
Yella hatte ſie beſonders in ihr Herz geſchloſſen — was
Zünglein an der Wagge bewies. Es ſchnellte kraftvoll herun
wenn Yella ihre beſcheidenen Einkäufe machte, und wurde niem
korrigiert. Mit einem raſchen Seitenblick nach ihrem Gatten
Meiſter hin, der am Haublock ſtand, zog ſie die Ware von
Waagſchale und wickelte ſie raſch ein. Manchmal, wenn ſie bei
allein im Laden waren, ſagte ſie liſtig blinzelnd: Es iſt ein
chen gut gewogen, Fräulein, aber das macht ja nichts —
Und dann ſagte Yella mit dem gleichen, liſtigen Lächeln:
iſt für einen Kranken, Frau Reichel — er dankt Ihnen
ſchön —
„Ja”, ſagt dann Frau Reichel und gibt ſich alle erdenk!
Mühe, ihr Geſicht nur halb ſo ſorgenvoll ausſchauen zu laſ
wie das manches ihrer Kunden — „am Portemonngie ſind
alle krank. Bei uns iſt auch nicht halb ſoviel drin, als man de
Die Steuern, die Abgaben, aber man muß zufrieden ſein.”
damit war Frau Reichel wieder ſie ſelber.
(Fortſetzung folgt)
Kammerspiel:
Regine Der ganz große Lach-
schlager:
Der Herrohne Der spannende
Kriminal-Film:
Rom- Wohnung Expreß mit Luise Ullrich,
Adolf Wohlbrück,
und Olga Tschechowa. mit Paul Hörbiger,
Hilde von Stofz,
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