Darmstädter Tagblatt 1935


09. Januar 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Mittwoch, den 9. Januar 1935.
Nummer 9
197. Jahrgang

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Die Parole für den 13. Januar.
Fork mit der aufgezwungenen Fremdherrſchaft! Zurück zum deutſchen Vakerland!

* Das Echo in Genf.
rdächlige franzöſiſche Pläne. Das Saargebiet
als Handelsobiekk?
Der Völkerbundsrat tritt diesmal ſchon am kom=
rden
Freitag zuſammen. Er hat ſeine Januartagung
erlegt, um während der Saarabſtimmung präſent zu ſein.
Geſpenſterſeherei des Herrn Knox hat offenbar den Großen
en Rat angeſteckt. Man hat in Genf alle möglichen Gefah=
geſehen
und deshalb nicht nur völlig überflüſſigerweiſe die
ändiſchen Polizeitruppen ins Land geſchickt, ſondern es dar=
hinaus
auch noch für nötig gehalten, allerhöchſt ſelbſt gegen=
rig
zu ſein, um, ſoweit es notwendig wäre, raſch Beſchlüſſe
a zu können.
Notwendig wird das vor der Abſtimmung nicht ſein. Die
plin der Saardeutſchen hat ſich auch in dieſen Tagen be=
rt
, trotz aller Provokationen der Separatiſten, und ſie wird
unerſchütterlich ſein für die wenigen Stunden, die bis zum
cheidungstage noch fehlen. Wenn aber der Völkerbundsrat
al zur Stelle iſt, dann ſollte eigentlich ſelbſtverſtändlich ſein,
er unmittelbar nach der Abſtimmung aus den Ergebniſſen
Schlußfolgerung zieht. Das war früher auch angedeutet wor=
Vernünftige Leute hatten den Beſchluß dieſer Saartagung
usgelegt, daß etwa am Dienstag ſchon der Rat den Punkt
r Tagesordnung, Fragen, welche die Saarabſtimmung be=
en
in Angriff nehmen und aus der Abſtimmung heraus die
erung einer Rücküberweiſung an Deutſchland treffen würde.
gerade dieſes Selbſtverſtändliche iſt neuerdings wieder zwei=
ft
geworden. Die Franzoſen ſchießen ſchon wieder quer. Sie
en ſich die Saar als Handelsobjekt für ihre mitteleuropäiſchen
ſe und die Abrüſtung nicht aus der Hand winden laſſen. Sie
chern zwar, daß die Entſcheidung ſofort getroffen würde,
es ſich um völlig eindeutige Ergebniſſe handele. Aber
Begriff des völlig Eindeutigen iſt ſehr dehnbar und wird, ſo
ten wir, ſo ausgedehnt werden, bis er den franzöſiſchen Wün=
entſpricht
, wobei es nur zweifelhaft ſein kann, wieweit die
gen Ratsmitglieder da mitſpielen werden. Wenn es nach den
öſiſchen Wünſchen geht, ſoll der Rat die Abſtimmungsergeb=
jedenfalls
nur zur Kenntnis nehmen und dann den Saar=
huß
berufen, der die Sachläge zu prüfen und einer neuen
rordentlichen Ratstagung entſprechende Vorſchläge zu machen
Das würde uns an ſich nicht einmal ſo ſehr ſchrecken, wenn
nicht Erfahrungen mit Oberſchleſien geſammelt
n und nicht wüßten, welche Auslegungen des Rechts in Genf
ich ſind. Aber vorläufig glauben wir immer noch, daß die
erlage der Separatiſten und auch der wenigen Einſiedler,
für Frankreich ſelbſt ſtimmen, eine ſo eindeutige Sprache
ſt, daß Frankreich darüber jede Luſt an weiteren Quertrei=
en
verliert.
Verboke und Schikanen!
dsk. Saarbrücken, 8. Januar.
Die Regierungskommiſſion des Saargebietes hat bekanntlich
inigen Tagen auf Veranlaſſung der Abſtimmungskommiſſion
Verordnung erlaſſen, durch die nicht nur das Hiſſen von Fah=
ſondern
auch das Ausſtellen und Anbringen von nationalen
bolen im Saargebiet verboten iſt.
Welch kraſſe Auswirkungen dieſe Verordnung zeitigt, beweiſt
nder Fall, der ſich dieſer Tage in Saarbrücken ereignet hat.

im Bild wiedergegebene Ausſtellung in einem Schaufenſter
ner der Hauptſtraßen von Saarbrücken es handelt ſich bei
Schaufenſterauslage um eine ſymboliſche Darſtellung der ſaar=
ſchen
Produkte und Erzeugniſſe, nämlich Kohle, Eiſen, Ton=
n
und eine Schale mit ſaarländiſchen Früchten war den
rdigen Behörden ein Dorn im Auge. Nicht nur die örtliche
ei, ſondern auch Offiziere der internationalen Polizeitrup=
I, erſchienen wiederholt bei dem Ausſteller und verlangten

mit größter Entſchiedenheit die Beſeitigung der Schaufenſter= Aus=
lagen
. Es bedurfte komplizierter Verhandlungen und Ausein=
anderſetzungen
, bis man ſchließlich dem Ausſteller auf jederzeiti=
gen
Widerruf die Genehmigung erteilte, die ſaarländiſchen Er=
zeugniſſe
weiter in ſeinem Schaufenſter auszuſtellen. Das obere
Spruchband Deutſch die Arbeit / Deutſch die Saar mußte jedoch
unverzüglich beſeitigt werden, weil es nach der Auffaſſung der zu=
ſtändigen
Stellen eine unerlaubte Beeinfluſſung der abſtim=
mungsberechtigten
Saarländer darſtellte.

Achkung! Saarabſtimmungsberechkigke!
Zwölf Geboke für die Saarabſtimmung.
1. Jede politiſche Meinungsäußerung im Wahllokal führt
unnachſichtlich zum Stimmverluſt.
Auch der Deutſche Gruß, ja ſogar das Erheben des rechten
Armes, gilt als verbotene politiſche Meinungsäußerung. Trage
auch keinerlei Abzeichen oder Plaketten im Abſtimmungslokal.
3. Sprich am beſten kein Wort im Wahllokal.
4. Beantworte nur die Fragen der Mitglieder des Wahl=
büros
. Vermeide auch hierbei jede politiſche Aeußerung.
5. Halte Dich, bis Du zum Wählen drankommſt, nur in dem
Teil des Abſtimmungslokales auf, der ausdrücklich als Warte=
raum
gekennzeichnet iſt.
6. Füge Dich widerſpruchslos allen Anordnungen des Vor=
ſitzenden
des Wahlbüros, auch wenn Du ſie nicht begreifſt. Be=
ginne
keine Polemik.
7. Fülle Deinen Stimmzettel nur in der Iſolierzelle aus.
8. Zeichne Dein Kreuz in den entſprechenden Kreis des
Stimmzettels nur mit einem ſchwarzſchreibenden Blei=
ſtift
ein, da jedes andere Schreibzeug, auch Tinte, Buntſtift
oder Kopierſtift, Deine Stimme ungültig macht.
9. Verlaſſe die Iſolierzelle nicht eher, bis Du den Stimm=
zettel
ungefaltet in den Umſchlag geſteckt und dieſen verſchloſſen
haſt.
10. Sprich mit niemandem mehr im Wahllokal, wenn Du
Deinen Stimmzettel erhalten haſt; ſprich auch mit niemandem,
bevor Du nicht das Wahllokal verlaſſen haſt.
11. Enthalte Dich auch nach Abgabe Deines Stimmzettels
jeder politiſchen Meinungsäußerung durch Wort oder Gruß,
bevor Du nicht das Wahllokal verlaſſen haſt.
12. Präge Dir dieſe Vorſchriften gründlich ein, befolge ſie
auf das Genaueſte, ſorge dafür, daß Deine Stimme nicht un=
gültig
wird.

A

Auch dieſer Vorfall iſt ein weiteres Glied in der ſchier unend=
lichen
Kette von Schikanen, die ſich die deutſche Saarbevölkerung
15 Jahre lang gefallen laſſen mußte, auf die ſie aber am 13. Ja=
nuar
die einzig richtige Antwort geben wird: Hinweg mit der
aufgezwungenen Fremdherrſchaft! Zurück zu unſerem deutſchen
Vaterland!

Zwiſchenfall in Saarbrücken.
Emigrankenpolizei verprügelk Bevölkerung.

DNB. Saarbrücken, 8. Januar.
Anläßlich des Empfanges der Amerika=Deutſchen am Diens=
tag
nachmittag kam es zu einem Zwiſchenfall. Als die große
Menſchenmenge den Bahnhofsvorplatz und die Bahnhofsſtraße
füllte, um die Deutſchamerikaner zu erwarten, forderte ein Be=
amter
der franzöſiſchen Bergwerksdirektion die auf der Treppe
ſtehenden Menſchen auf, die Stufen zu verlaſſen. Die Menge tat
das widerſpruchslos und grüßte dabei mit Heil Hitler! Dar=
aufhin
machte der Beamte eine beleidigende gemeine Geſte. Im
gleichen Augenblick gab der unverſtändlicher= und vertragswid=
rigerweiſe
mit der Führung des am Hauptbahnhof anweſenden
Ueberfallkommandos beauftragte Emigrant, Hauptwachtmeiſter
Grumbach, das Kommando: Los mit den Gummiknüp=
peln
! Auch auf die Sanitäter! Daraufhin ſchlugen die
Angehörigen des Ueberfallkommandos, beſonders der Emigrant
Grumbach, mit ihren Gummiknüppeln auf die Bevölkerung ein.
Zwei dort ſtehende Sanitäter wurden von der Polizei zuſammen=
geſchlagen
. Als ſchließlich ein ausländiſcher Polizeioffizier erſchien
und feſtſtellen mußte, daß nicht der geringſte Grund zu einem Ein=
ſchreiten
vorlag, ließ er durch ein Pfeifenſignal das Ueberfall=
kommando
zurückziehen und veranlaßte deſſen Abrücken. Die
Menſchenmenge, die ſich außerordentlich diſzipliniert verhielt, gab
ihrer Empörung dann durch Abſingen von deutſchen Liedern Aus=
druck
und zog dann durch die Bahnhofſtraße ab. Nach einiger Zeit
wurde das Ueberfallkommando noch einmal in St. Johann alar=
miert
, fand aber dort keinen Grund zum Einſchreiten.

imm
Achkung! Saarabſttutgungsberechtigke!
Die Fahrkarten nach dem Saargebiet ſind zum größten Teil
ſchon an die Abſtimmungsberechtigten verteilt. Wo ſie noch nicht
verteilt ſind, ſind ſie aber bereits beſtellt.
Falls Abſtimmungsberechtigte noch keinen Antrag auf Aus=
ſtellung
einer Fahrkarte geſtellt haben, ſo muß das umgehend
durch den zuſtehenden Obmann geſchehen. Wo der Obmann nicht
bekannt iſt, wende man ſich an die Polizeibehörde oder an die
Bürgermeiſterei, die gerne Auskunft geben.
Die Transportleiter für die Sonderzüge in Frankfurt a. M.
ſind: Kaufmann Johann Deutſch, Frankfurt a. M., Auskunftei
Bürgel, Zeil 127 Tel. 26157; Oberingenieur Viktor Kolb, Frank=
furt
a. M., Fürſtenbergerſtr. 1, Tel. 51519.

* Das Saargebiel
bis zur franzöſiſchen Revolukion.
Immer wieder ſeit dem Weltkrieg beanſpruchen die Franzoſen
Rechte auf das Saargebiet mit der Behauptung der urſprünglichen
Zugehörigkeit dieſes Gebietes zu Frankreich. Dabei iſt die Be=
völkerung
des ganzen Gebietes rein deutſch und iſt es ſeit 1½ Jahr=
tauſenden
geweſen. Daß ſpäter die Franzoſen Teile des Landes
in mehreren Fällen raubten und bei der Schwäche des alten Rei=
ches
eine Zeitlang in ihrem Beſitz halten konnten, gibt ihnen noch
lange kein Recht auf ſie.
Zu Beginn der hiſtoriſchen Zeit ſaßen im Saargebiet Kelten,
dann herrſchten über 400 Jahre lang die Römer in dieſer Gegend.
Im 5. Jahrh. n. Chr. wurden die Franken Herren des Saargebie=
tes
. Schon bei der Teilung des Frankenreiches unter Chlodwigs
Söhnen 511 kam das Saargebiet zu Auſtraſien, d. h. dem deutſchen
Teile des Reichs, bei der Teilung unter den Söhnen Karls d. Gr.
im Vertrag zu Merſen 870 kam es zu Oſtfranken, d. h. zu Deutſch=
land
. 978 mußte der franzöſiſche König Lothar, nachdem ein Ver=
ſuch
, Kaiſer Otto II. in Aachen zu überfallen, geſcheitert war, förm=
lich
auf alle Anſprüche auf das linke Rheinufer verzichten, und
ſeither wurde bis zum 16. Jahrh. die Zugehörigkeit dieſes ganzen
Gebietes zu Deutſchland niemals in Frage geſtellt. Die Namen
einiger Grafen des Saargaues und des Bliesgaues ſind ſchon ſeit
dem Anfang des 10. Jahrh. bekannt, und ſeit 1080 läßt ſich eine
Grafendynaſtie verfolgen. Die Burg Saarbrücken kommt urkund=
lich
zuerſt im Jahre 999 vor. Schon in dieſer Zeit ſpielen die
Saarbrücker Grafen in der deutſchen Geſchichte, eine bedeutende
Rolle. 1080 ſchon rühmt König Heinrich IV. die Treue des Saar=
gaugrafen
Sigebert, und Graf Simon II. war ein guter Freund
Friedrich Barbaroſſas. Aus der Burg Saarbrücken hatte ſich mitt=
lerweile
eine Ortſchaft entwickelt, die ſchon 1316 Stadt genannt
wird; 1321 erhält ſowohl Saarbrücken als auch das gegenüberlie=
gende
St. Johann Stadtrechte.
Mit Philipp I. kam das Haus Naſſau 1381 zur Herrſchaft in
Saarbrücken. Aus dem vielen Intereſſanten unter der Regierung
dieſes Hauſes ſei nur hervorgehoben, daß unter Gräfin Eliſabeth
1431 in einer Urkunde zum erſten Male von eiſenſchmitten und
kolengruben im Saargebiet die Rede iſt, und daß dieſe Gräfin
durch Ueberſetzung zweier Ritterromane aus dem Franzöſiſchen
als erſte deutſche Romanſchriftſtellerin angeſehen werden kann.
Bei der Reformation blieb Graf Johann Ludwig und damit auch
ſein Land katholiſch. Unter den folgenden Grafen finden der da=
maligen
Sitte gemäß öfter Erbteilungen ſtatt, ſo daß die links=
rheiniſchen
Grafſchaften Saarbrücken, Ottweiler und Saarwerden
mit den rechtsrheiniſchen Idſtein (mit Wiesbaden), Weilburg und
Uſingen bald vereint, bald in wechſelnder Gruppierung getrennt.
ſind. Im Schmalkaldiſchen Kriege lernte das Saarland zum erſten
Male die Freuden der Anweſenheit franzöſiſcher Truppen kennen.
Durch Verrat beſetzten die Franzoſen Metz. Karl V, zog 1552 gegen
dieſe Stadt, mußte aber nach großen Verluſten wieder abziehen.
Beim Anmarſch gegen Metz und beim Rückzug der kaiſerlichen
Truppen hatten die Saarlande ſchwer unter den Ausſchreitungen
der zügelloſen Soldateska zu leiden, noch ſchlimmer wurde es, als
die verfolgenden Franzoſen erſchienen. Kein Dorf im Saarbrücker.
Land blieb ungeplündert. Graf Johann IV. (15541573) war ein
beſonderer Freund Karls V. und leiſtete dieſem wertvolle Dienſte
als Truppenführer und Diplomat. Aber auch für ſein Land wirkte.
er ſegensreich, erwirkte für Ottweiler und Homburg Marktberech=
tigungen
, befeſtigte neu Stadt und Schloß Homburg, erweiterte
die Burg von Saarbrücken und begann den Bau des Schloſſes in
Neunkirchen. Graf Philipp III. führte 1575 die Reformation in
ſeinen Landen ein. Er erließ auch eine neue Kanzleiordnung, eine
Apotheken= und Medizinalordnung, eine Verordnung gegen den
Wucher und geſtaltete die Verwaltung des Landes zu einer geord=
neten
und rechtlichen. Verſchiedene Eiſengruben, Hämmer und
Schmelzwerke wurden damals in der Grafſchaft angelegt.
Im Dreißigjährigen Krieg ſuchte Graf Ludwig neutral zu
bleiben, was aber nicht zum Heil des Landes ausſchlug. 1622 er=
ſchienen
die Spanier auf der Verfolgung Mansfelds im Saarland.
1625 und 1626 trugen die Lande ſchwere Quartierlaſt durch kaiſer=
liche
Truppen; Bedrückungen, Hungersnot, Krankheiten waren
die Folge, viele Dörfer wurden geplündert. Die naſſauiſchen Gra=
fen
ſchloſſen ſich nun den Schweden an. Franzöſiſche Truppen
kamen nach Beſetzung Lothringens (1631) durchs Saarland, als
Verbündete, was ſie aber nicht hinderte zu plündern. Schweden
und Kaiſerliche folgten nacheinander im Beſitz des Landes und
hauſten in gleich übler Weiſe. Am Ende des Dreißigjährigen
Krieges blieb ein verwüſtetes Land mit einer gewaltig verrin=
gerten
Bevölkerung zurück. Während des zweiten Raubkrieges
Ludwigs XIV, nahmen ſchon 1672 franzöſiſche Truppen Quartier
in der Grafſchaft Saarbrücken, 1673 zogen abermals ſolche unter
Turenne durch. Obwohl dieſer verſprochen hatte, nicht über Saar=
brücken
zu rücken, erſchwindelte ſich der Marquis von Rochefort
Einlaß in die Stadt nur für ſeinen Stab und wurde gaſtlich auf=
genommen
. Er ſuchte dann den Grafen Guſtav Adolf vom Deut=
ſchen
Reiche abtrünnig zu machen, und als ihm dieſes nicht gelang,
ließ er die Wachen überrumpeln, Saarbrücken beſetzen und den
Grafen gefangen nach Metz führen. Erſt nach 5 Monaten wurde
dieſer befreit, Saarbrücken aber blieb trotz des gegenteiligen Ver=
ſprechens
der Franzoſen von dieſen beſetzt. Graf Guſtav Adolf trat
als General in kaiſerliche Dienſte. 1677 vertrieben die Kaiſerlichen
die Franzoſen aus der Pfalz und dem Saargebiet. In Zweibrücken
plünderten dieſe vor der Räumung die Stadt und ſprengten das
Schloß in die Luft. Mitte Mai erſchienen die Deutſchen vor Saar=
brücken
. Die Franzoſen riſſen nun die Türme und Mauern von
St. Johann zum Teil nieder und ſteckten dann Saarbrücken in
Brand. Die Bewohner wurden am Löſchen verhindert, und ſo
brannte die ganze Stadt bis auf 6 oder 7 Häuſer ab. Da die Fran=
zoſen
das Schloß nicht räumen wollten, mußten es die Deutſchen
beſchießen, ſo daß auch es in Flammen aufging. Gegen Ende 1677
zogen ſich die Kaiſerlichen zurück, und die Franzoſen nahmen 1678
wieder Beſitz vom Saarland. Graf Guſtav Adolf war inzwiſchen
in einem Gefecht gefallen. Im Frieden von Nymwegen (1678)
mußte Ludwig XIV. die Räumung Saarbrückens zugeſtehen.
Aber der franzöſiſche König ruhte nicht. 1552, während des
Schmalkaldiſchen Krieges hatte Heinrich II. von Frankreich die

*) Anmerkung: Ein zweiter Artikel; Das Saargebiet
von 1790 bis heute, folgt.

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Seite 2 Nr. 9

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Bistümer Metz, Toul und Verdun als Vikar des Heiligen Römi=
ſchen
Reiches beſetzt, und nun verlangte Ludwig XlV. die Ver=
einigung
aller Länder mit Frankreich, die ehemals Lehen dieſer
Bistümer geweſen waren. 1679 ſetzte er die berüchtigten Reunions=
kammern
ein. Dieſe, Ankläger und Richter zugleich, entſchieden
natürlich zugunſten Frankreichs, und ſo wurden 1680 mit Frank=
reich
vereinigt: Im Saarland die naſſauiſchen Beſitzungen Saar=
brücken
, Ottweiler, Homburg und Saarwerden, das kurtrieriſche
Amt Schaumburg, die Grafſchaft Sponheim, die pfälziſchen Lande
Zweibrücken und Veldenz uſw., außerdem auch große Teile des.
Elſaß. Die Feſte Homburg, die niemals von Metz abhing, war
ſchon vorher von Ludwig einfach beſetzt worden. Die naſſauiſchen
Teilfürſten wurden gezwungen, für alle ihre linksrheiniſchen Be=
ſitzungen
dem König von Frankreich zu huldigen. Dabei war glatt
bewieſen worden, daß nur ganz wenige Gebiete Lehen des Metzer
Biſchofs überhaupt jemals geweſen waren, daß vielmehr der bei
weitem größte Teil der Grafſchaften Reichslehen oder völlig freies
Allod war. Kaiſer und Reichsſtände proteſtierten mächtig, ſuchten
auch England und Holland als Garanten des Nymweger Friedens
zu intereſſieren, aber dabei blieb es. Auf dieſem geraubten Gebiet
ließ nun Ludwig 1680 durch ſeinen genialen Feſtungsbaumeiſter
Vauban die Feſtung Saarlouis anlegen. Die Bewohner der Stadt
Wallerfangen (Deutſche) wurden großenteils genötigt, nach der
neuen Stadt überzuſiedeln. Im Saarland ſetzten die Franzoſen
Verwaltungs=, Juſtiz= und Finanzbehörden ein und herrſchten mit
unbeſchränkter Willkür. Die franzöſiſche Poſt erhielt das Mono=
pol
der Briefbeförderung. Nur franzöſiſcher Regietabak durfte ge=
raucht
werden; nicht nur Eintritt in fremde, d. h. nicht franzöſiſche
Kriegsdienſte, war bei hohen Strafen (evtl. für die zurückbleiben=
den
Eltern) verboten, ſondern auch niemand durfte ſeine Kinder
außerhalb Frankreich erziehen laſſen oder verheiraten. Auch fran=
zöſiſche
Schulen wurden im Saargebiet gegründet, um die Sprache
dieſer Nation zu verbreiten, und alle Katholiken (alſo Deutſche)
gezwungen, ihre Kinder in dieſe Schulen zu ſchicken. Im Frieden
zu Ryswyk (1697) wurden die Reunionen außerhalb des Elſaß=
alſo
auch das Saarland, von den Franzoſen wieder herausgegeben.
Saarlouis blieb, nicht aus Rechts= ſondern nur aus politiſchen
Gründen, franzöſiſch.
Im ſpaniſchen Erbfolgekrieg beſetzte 1704 Marlborough Hom=
burg
, es gelang ihm aber nicht, Saarlouis zu nehmen. Bei ſeinem
Rückzug folgte der franzöſiſche Marſchall Villiers und nahm Hom=
burg
durch Handſtreich wieder. Das Saarland blieb bis Schluß
des Krieges von den Franzoſen beſetzt. Durch die Friedensſchlüſſe
zu Raſtatt und Baden (1714) erhielt Saarbrücken Homburg zu=
rück
, mußte aber deſſen Befeſtigungen ſchleifen. Die folgenden
Grafen taten viel für die Hebung der Induſtrie, beſonders einige
Glashütten wurden neu angelegt und die Eiſeninduſtrie bedeu=
tend
erweitert. Aber wieder ſtörten kriegeriſche Ereigniſſe die
friedliche Entwicklung. Im polniſchen Erbfolgekrieg zogen 173
ſtarke franzöſiſche Truppen durch das Saarbrücker Land, ſchrieben
ſchwere Kontributionen aus und verlangten drückende Frondienſte.
So mußten 270 Einwohner der Grafſchaft in Weißenburg ſchan=
zen
, 100 andere vor Philippsburg in den Laufgräben arbeiten,
und allein an einem Tage mußten 400 Fuhren geſtellt werden, die
mehrere Tage fern der Heimat werkten. Einmal wurden 60 000
Rationen Heu und Hafer gefordert, einmal 20 000 Paliſſaden.
Im öſterreichiſchen Erbfolgekrieg überſchritten die Engländer
und Oeſterreicher nach ihrem Siege über die Franzoſen bei Det=
tingen
am Main 1743 den Rhein. Am 28. Auguſt 1743 kam es
dicht bei Saarbrücken zu einem unentſchiedenen Gefecht zwiſchen
den Ungarn und Franzoſen. In Saarbrücken blieb franzöſiſche
Garniſon. Im übrigen aber nahm unter Fürſt Wilhelm Heinrich
(174168) aus der inzwiſchen gefürſteten Linie Naſſau=Uſingen
das Land einen großen Aufſchwung. Das prachtvolle Schloß zu
Saarbrücken und ein neues Schloß auf dem Hallberg wurden ge=
baut
, das Schloß in Neunkirchen und das in Ottweiler umgebaut.
Das Gebiet der Grafſchaft wurde einheitlich geſtaltet und abge=
rundet
durch Ankauf verſchiedener reichsritterſchaftlicher Dörfer
ſowie durch Austauſch. Die Stadt Homburg kam bei dieſer Ge=
legenheit
an Pfalz=Zweibrücken, die berühmte Abtei Wadgaſſen
im Tauſch mit für Naſſau günſtiger gelegenen Gebieten 1766 an
Frankreich. Im Lande wurde der Ackerbau verbeſſert, eine ver=
nünftige
Gewanneinteilung getroffen. Kalköfen zur Dünger=
gewinnung
angelegt, Gemeindefelder an einzelne Eigentümer ver=
teilt
, der Kartoffelbau ausgedehnt. Eine allgemeine Landesver=
meſſung
war ſehr nützlich. Straßen wurden neu ausgebaut, vor
allem aber der Steinkohlenbergbau, der überhaupt jetzt erſt Be=
deutung
gewinnt, ausgedehnt. Die Eiſenwerke und die Glasindu=
ſtrie
wurden bedeutend erweitert. Auch das Kleingewerbe und der
Handel wurden gefördert. Die allgemeine Schulpflicht wurde
ſtreng durchgeführt, Fortbildungsſchulen gegründet, das Gymna=
ſieum
neu gebaut, ein phyſikaliſcher Lehrapparat beſchafft, natur=
geſchichtliche
und hiſtoriſche Sammlungen angelegt und die Biblio=
thek
vergrößert. Bauverordnungen zur Bekämpfung der großen
Brandgefahr wurden erlaſſen, das Polizeiweſen auf dem Lande
geregelt, Armenliſten aufgeſtellt und Sammlungen für die Armen
veranſtaltet. So machte das Land große Fortſchritte. Aber natür=
lich
wurde alles von oben herab angeordnet, der Untertan hatte
nicht mitzureden, viele Verordnungen erſcheinen uns heute klein=
lich
, und vor allem der Steuerdruck war ſehr ſtark. Die beiden

Von Joachim Albrecht Prinz von Preußen.

Vom Urſprung der Militärmuſik erzählt uns bezeichnender=
weiſe
nicht die Muſikgeſchichte, ſondern vielmehr die Geſchichte
der Kriegskunſt. Bei allen primitiven Völkern, die zwangs=
läufig
kriegeriſch waren, unterſtreicht die Lehre von der Taktik
die Rolle des Klanges als Anfeuerungsmittel. Die älteſten
Völker der Kulturgeſchichte, wie etwa Aegypter, Griechen und
Inder waren ſich über die Bedeutung des Trompetenſchalls und
des Trommelwirbels klar. Dieſe Klänge erhöhten einerſeits den
Geiſt der Truppen, wirkten aber auch diſziplinſtärkend und
ſollten vor allem Furcht und Verwirrung in die Reihen der
Gegner beim Angriff tragen. Die berühmte mazedoniſche Phalanx
ging zum Angriff unter den Klängen eines heftigen Trom=
petengeſchmetters
. Bei den alten Römern gewann die urſprüng=
liche
Kriegsmuſik, die ſelbſtverſtändlich ſehr einfach war und
aus fanfarenähnlichem Klangreim beſtand, noch eine andere Be=
deutung
. Bei Triumphzügen ſollte helles Trompetengeſchmetter
die allgemeine Begeiſterung einer durch den pomphaften An=
blick
des Triumphzuges ſchon elektriſierten Menſchenmenge
weiterhin aufpeitſchen.
Bei den alten Germanen hat es mit der Militärmuſik eine
ganz beſondere Bewandtnis. Tacitus, der bekannte römiſche
Geſchichtsſchreiber, erzählt aufſchlußreiche Einzelheiten über den
Barritus, das Schlachtgeſchrei der Germanen. Der Barritus
übte eine ſowohl klangliche als auch dynamiſche Wirkung aus.
Er begann mit einem leiſen Summen alſo pianissimo. Dieſes
Summen ſchwoll dann allmählich zu einem machtigen Fortissimo
an. Es wurde zu einem gewaltigen Gebrüll, das ſich wie das
Brauſen der Wogen an einem Felſenſtrand anhörte. Schon
dieſer Eindruck auf den Gegner mußte niederſchmetternd ſein.
Aber auch das Aufſchlagen auf die Schilde mit den Schwertern
und Speeren konnte einen muſikaliſchen Rhythmus evzeugen.
Später benutzten die Germanen wohl nach der Bekanntſchaft
mit römiſchen Legionen, die Trompeter bei ſich hatten
Büffelhörner. Richard Wagner, der geniale muſikdramatiſche
Geſtalter des germanifchen Mythos, gibt uns eine Vorſtellung
von der Muſik unſerer Vorfahren, und zwar in der Götter=
dämmerung
, wo der grimme Hagen ſeinen Wehruf auf einem
Stierhorn begleitet.
Im 30jährigen Krieg iſt dann eine neuartige muſikaliſche
Form entſtanden der Marſch, der den Vormarſch geſchloſſener
Formationen beim Angriff auf den Feind begleitet. Die neuen
Aufgaben der Militärmuſik haben dann auch die Schaffung
neuer muſikaliſcher Organiſationen veranlaßt, die für die weitere

Vom Tage.
Reichsminiſter Dr. Gürtner übernahm am Dienstag mittag
bei einem feierlichen Staatsakt im Gebäude des ehemaligen badi=
ſchen
Landtags die badiſche Juſtizverwaltung auf das Reich.
Dienstag mittag gegen 14 Uhr traf der Sonderzug aus Ber=
lin
mit den abſtimmungsberechtigten Amerika=Deutſchen in Saar=
brücken
ein. Zum Empfange hatte ſich vor dem Bahnhof eine
rieſige Menſchenmenge eingefunden, die die Deutſchamerikaner mit
großer Begeiſterung begrüßte.
Der ungariſche Ackerbauminiſter Kallay hat dem Miniſter=
präſidenten
ſeinen Rücktritt eingereicht. Miniſterpräſident Göm=
bös
hat daraufhin dem Reichsverweſer Horthy den bisherigen
Staatsſekretär im Miniſterpräſidium, Daranyi, für den Poſten
des Ackerbauminiſters vorgeſchlagen. Die Ernennung des neuen
Ackerbauminiſters ſoll am Mittwoch erfolgen.
Gleichzeitig mit dem Rücktritt des Landwirtſchaftsminiſters
wird bekannt, daß in der oberſten Leitung des ungariſchen Heeres
weitgehende Veränderungen bevorſtünden. Insgeſamt ſollen 22
hohe Militärperſonen penſioniert werden. Unter ihnen befinden
ſich der Oberſtkommandierende der ungariſchen Honved, General
der Infanterie Karpathy, der Generalſtabschef. Feldmarſchalleut=
nant
Röder, der Generalinſpektor der Infanterie Feldmarſchall=
Leutnant Schöner, und der ſtellvertretende Oberſtkommandierende
Feldmarſchall=Leutnant Vogt.
Der franzöſiſche Außenminiſter Laval hat im Namen ſeiner
Regierung Muſſolini zu einem Gegenbeſuch nach Paris eingeladen.
Der franzöſiſche Außenminiſter Laval iſt am Dienstag mittag
nach Paris abgereiſt. Zu ſeiner Verabſchiedung hatten ſich u. a.
Muſſolini, Staatsſekretär Suvich, der franzöſiſche Botſchafter und
zahlreiche Behördenvertreter eingefunden.
Außenminiſter Sir John Simon traf am Montag abend wie=
der
in London ein.

Städte Saarbrücken und St. Johann nahmen auch einen großen
Aufſchwung, von dem viele ſchöne Bauten aus dieſer Zeit noch
heute Zeugnis ablegen. Seit 1761 erſchien ein allgemeines Wochen=
blatt
. Unter dem folgenden Fürſten Ludwig wurde etwa 1745 in
Griesborn die erſte Dampfmaſchine in Deutſchland aufgeſtellt.
1769 wurde eine Bruderbüchſe, d. h. Krankenkaſſe für ſämtliche
Bergleute eingerichtet, die vier Aerzte beſoldete. Im allgemeinen
wurde im Geiſte Wilhelm Heinrichs weiterverwaltet, wenn auch
Ludwig perſönlich ſich mehr mit Jagd, Schauſpiel und Soldaten=
ſpielerei
beſchäftigte. Finanznot und Steuerdruck wuchſen trotz
wirtſchaftlichen Aufſchwunges. Auch in der Herrſchaft Blieskaſtel,
die den Grafen v. d. Leyen gehörte, zeigte ſich um dieſe Zeit reges
Leben, und zwar war es hier eine Frau, Gräfin Marianne v. d.
Leyen, die unermüdlich für das Wohl ihrer Untertanen ſorgte.
Es wurde vor allem die Viehzucht gefördert, die Induſtrie blühte
beſonders in St. Ingbert; in der Stadt Blieskaſtel wurde ein
Waiſenhaus gebaut, eine Waſſerleitung angelegt, eine Latein=
ſchule
gegründet, eine Witwen= und Waiſenkaſſe für Beamte ins
Leben gerufen. In Pfalz=Zweibrücken ſah es weniger gut aus.
Herzog Karl Auguſt II. neigte zu einer Prachtentfaltung, die nicht
im Verhältnis zu den Kräften ſeines Landes ſtand. Er ließ bei
Homburg ein prächtiges Schloß, Karlsberg genannt, erbauen. Es
enthielt unter anderem Kaſernen für 600 Gardiſten, Stallungen
für 1000 Pferde und einen Zwinger für 1000 Hunde. Aber einer=
lei
, ob gut oder ſchlecht regiert, das Ende aller Kleinſtaaten des
Saargebietes war nahe. 1789 war die franzöſiſche Revolution aus=
gebrochen
.

vor dem Volksgerichkshof.

DNB. Berlin, 8. Janua
Nach zweimaliger Vertagung begann am Dienstag vor dem
Zweiten Senat des Volksgerichtshofes der mit Spannung erwar=
tete
Prozeß gegen die 7 Mitglieder und Mitarbeiter der großen
kommuniſtiſchen Paßfälſcherzentrale Deutſchlands, die ſeit 1918 in
größtem Umfange ihr dunkles politiſches Handwerk ausgeübt und
zahlreichen ſtrafrechtlich verfolgten kriminellen und politiſchen
Verbrechern aus den Reihen der KPD. zur Flucht über die Grenze
durch Ausſtellung falſcher Ausweispapier verholfen hat.
Als die Paßfälſcherzentrale im November 1932 in ihren da=
maligen
Geſchäftsräumen in der Kaiſerallee im Berliner Weſten
ausgehoben wurde, fand die Polizei ein rieſiges Lager aller mög=
lichen
Fälſcherwerkzeuge und Urkunden. Es wurden damals be=
ſchlagnahmt
2109 Stempel, 35 Päſſe, 680 loſe Paßblätter, 807 Paß=
photographien
, 300 Urkunden, 757 Gebührenmarken 57 Steuer=
marken
, 72 Quittungskarten, 30 Arbeitsbücher und Arbeitsbeſchei=
nigungen
, 165 Zeugniſſe, 700 polizeiliche Formulare und 650
Briefbogen verſchiedenſter Firmen.
Als Mitglieder dieſer Fälſcherorganiſation haben ſich jetzt
vor dem Volksgerichtshof fünf Männer zu verantworten. Mit=
angeklagt
ſind zwei Helferinnen, die weniger belaſtet ſind und ſich
daher zurzeit des Verhandlungsbeginnes auf freiem Fuße befin=
den
. Die Verhandlung, zu der etwa 30 Zeugen geladen ſind, wird
vorausſichtlich drei Tage dauern.

Entwicklung dieſer Kunſt von Bedeutung geweſen ſind. Dieſe
zunftähnlichen Organiſationen nannten ſich Cameradſchaften
Die Cameradſchaften genoſſen ein hohes Anſehen und wurden
mit zahlreichen Privilegien ausgezeichnet. So durften die Mit=
glieder
der Cameradſchaften ihre Hüte mit Federn ſchmücken,
was ſonſt nur Mitgliedern von Adelsgeſchlechtern geſtattet war,
Die Cameradſchaft war auch eine wichtige Etappe in der tech=
niſchen
Entwicklung der muſikaliſchen Kunſt. Ihre Trompeter
beſonders erfreuten ſich eines Rufs als ausgezeichnete Muſiker.
Sie waren nicht nur reine Virtuoſen auf ihrem Inſtrument,
ſondern zugleich große Künſtler. In den Werken der Altmeiſter
der deutſchen Muſik wie etwa bei Bach uind ſeinen Vor=
gängern
, finden wir oft Trompetenſtimmen in der Partitur, die
auf eine meiſterhafte Beherrſchung des Inſtruments ſeitens der
Muſiker ſchließen laſſen.
Der Einfluß dieſer Cameradſchaften auf die allgemeine
Muſikpflege iſt unbeſtreitbar. Während die reine Streichermuſik
im Hauſe und an Fürſtenhöfen gepflegt wurde, zeigte die
Bläſermuſik, wie ſie ſich in den Cameradſchaften entwickelt hat,
der Tonkunſt neue Wege. Man kann wohl ſagen, daß aus dem
Zuſammenklang von Kammermuſik und der Bläſermuſik, wie
die ſich aus der Kriegsmuſik herausgeſchält hat, die Urform der
modernen Orcheſtermuſik, die Symphonie, entſtanden iſt. Hektor
Berlioz in Frankreich und Richard Wagner in Deutſchland
waren die erſten, die die ungeheure Wirkung der Bläſer richtig
verſtanden und in ihre Partituren aufgenommen haben
Berlioz läßt in ſeiner Phantaſtiſchen Symphonie eine ganze
Militärkapelle beim Marſch zur Hinrichtungsſtätte ſpielen.
Eine damals unerhörte Neuerung, die aber ihre klangberauſchende
Wirkung nicht verfehlte. Richard Wagner gibt uns in der
Ouvertüre zu ſeiner heroiſchen Oper Rienzi ein grandioſes
Beiſpiel der Behandlung von Blechinſtrumenten. Ohne die vor=
herige
Entwicklung der Militärmuſik wären dieſe Klangeffekte
kaum denkbar. Auch in den ſpäteren Wagneropern ertönen
immer wieder die Klänge der Militärmuſik. Geradezu klaſſiſch
geworden ſind beiſpielsweiſe die Königsfanfaren aus dem
Lohengrin ſowie die Marſchfanfaren, die den Einzug der
Gäſte auf der Wartburg im Tannhäuſer einleiten. Auch das
bereits erwähnte altgermaniſche Anſchlagen der Waffen an die
Schilde verſteht Wagner muſikaliſch auszuwerten, zuerſt im
Lohengrin beim Aufzug des Heerbannes des Königs Heinrich-
hier
werden die muſikaliſchen Umriſſe von Fanfarenklängen ver=
ſtärkt
dann in der Götterdämmerung beim Hochzeitschor,
der die Ankunft Brünhildens und Gunthers feiert. Wenn ſo
der Meiſter die Militärmuſik als ausgezeichnetes Klangmitdel
in ſeinen Werken verwendet, war er dennoch einigermaßen ver=
blüfft
, als man ihm eines Tages nahe legte, eine Phantaſie
aus dem Tannhäuſer für eine Militärkapelle zuſammenzuſtelken,

Mittwoch, 9. Januar 1935

A

die neue habunkationsoronung.

n. Der Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und
Volksbildung hat eine neue, für das ganze Reich einheitlich gel=
tende
Habilitationsordnung erlaſſen, die bereits ſeit dem
13. Dezember in Kraft iſt, aber erſt vor wenigen Tagen be=
kannt
gegeben wurde. Im Zuge der deutſchen Hochſchulreform
kommt der neuen Reichshabilitationsordnung eine gewichtige
Rolle zu. Sie beſeitigt die freie Privatdozentur, bisher eine
charakteriſtiſche Einrichtung der deutſchen Hochſchulen, und ſie
ſtellt für die Auswahl und Formung des Nachwuchſes im
akademiſchen Lehramt ganz neue Maßſtäbe auf.
Die Laufbahn eines Hochſchullehrers wird in Zukunft unter ſdieſe
anderen, zweifellos erſchwerten Bedingungen ihren Anfang
nehmen. Den Privatdozenten, wie geſagt, gibt es nicht mehr. des
An ſeine Stelle tritt ein Doppeltes: der Dr. habil. und der das
Dozent. Dr. habil. (bzw. Lie, theol, habil.) iſt ein neue
uhme
akademiſcher Grad. Er ſteht jedem offen, der nach regelrechtem
Abſchluß ſeiner Studien mindeſtens 3 Jahre mit Erfolg wiſſen= vern
ſchaftlich tätig war. Die Habilitation bleibt wie bisher ein im Hent
weſentlichen akademiſches Verfahren, erforderlich alſo iſt auch dun
weiterhin in erſter Linie eine von der Fakultät genehmigte ſtath
Habilitationsſchrift. Der entſcheidende Unterſchied aber liegt den
darin, daß, während früher mit der Habilitation die Lehrberech= Vol
tigung (venia legendi) gegeben war, heute die Habilitation nur leitr
eine Vorausſetzung für eine Bewerbung um die Lehrberechtigung g
iſt. Weſentlich iſt ferner, daß die Zulaſſung zur Habilitation
von jetzt an ohne Rückſicht auf den Bedarf an Lehrkräften er=
folgt
. Den Sinn dieſer neuen Einrichtung des Dr. habil. wird
wan vor allem darin ſehen müſſen, daß eine möglichſt breite
Grundlage geſichert werden ſoll, auf der dann die Ausleſe der
Lehrkräfte erfolgt, daß möglichſt viele Anwärter den Weg zu R.
Bewerbung um ein akademiſches Lehramt beſchreiten können.
An den Dozenten werden entſprechend den Grundſätzen des piels
nationalſozialiſtiſchen Staates neben ſeiner wiſſenſchaftlicher 7a
Befähigung ganz beſtimmte Anforderungen in perſönlicher und die
charakterlicher Hinſicht geſtellt. Da die bisherigen Habilitations peli
beſtimmungen zu einer ſtrengen Auswahl von dieſem Geſichts 1e0.
punkt aus nicht die genügenden Handhaben boten, he
man hier zu einer ganz neuartigen Regelung gegriffen. Al=
Dozent wird nur zugelaſſen, wer Beamter werden kann, we
alſo alle perſönlichen Anforderungen des heutigen Staates er
füllt. Vorausſetzung iſt die Habilitation. Die Bewerber melder
ſich beim Reichswiſſenſchaftsminiſter, der ſie einer geeigneter
Fakultät zuweiſt. Dieſe veranſtaltet zunächſt an drei verſchiedener Fi0
Tagen einer Woche eine dreiſtündige Lehrprobe, an der auße ßem
dem Rektor Standesvertretungen der Dozenten und Studenter /
teilnehmen. Der Rektor berichtet darüber an die Unterrichts
verwaltung. Der Bewerber meldet ſich dann zum Dienſt im Ge 0o
meinſchaftslager und in der Dozentenakademie, deren Leite
über ſeine Bewährung an die Landesunterrichtsverwaltung be
richten. Dieſe entſcheidet mit Zuſtimmung des Reichswiſſenſt
Maute
ſchaftsminiſters über die Erteilung oder Ablehnung der Lehr
befugnis. Die Lehrbefugnis kann vom Reichswiſſenſchaftsminiſte
jederzeit entzogen oder eingeſchränkt werden, wenn es in
Univerſitätsintereſſe geboten iſt.
Sicher iſt, daß mit dieſen Beſtimmungen der Weg zum Lehl bünde
ſtuhl einer deutſchen Hochſchule gegenüber früher noch erſchwe=
iſt
. Sind es doch ſehr verſchiedenartige Bedingungen und Ar
forderungen, denen auch ein Bewerber mit beſter wiſſenſchaf
licher Befähigung genügen muß, wenn er für ein Lehramt g=
eignet
befunden werden ſoll. Sicher iſt andrerſeits, daß d
Staat ſich durch die Neuordnung die Möglichkeit der ſchärfſte

Ausleſe im Sinne ſeiner Notwendigkeiten ſichert. Den Gefahre
der Verbeamtung des wiſſenſchaftlichen Menſchen, die damit g
geben ſind, wird man ausweichen können, wenn bei der Han
habung der Beſtimmungen aus die Weſensgeſetze der Wiſſe
ſchaft nicht überſehen und verletzt werden. Denn gerade we
zwiſchen echter Wiſſenſchaftsbildung und ſtaatlicher Geſinnun
eine ideelle Einheit beſteht, wäre jede Bevormundung und Ve
engung des wiſſenſchaftlichen Lebens für den Staat genau
ſchadlich wie für das geiſtige Reich.
f.
gek=
n
.
Bekaungabe des Saatabhimmungs-Ergebniſſes

am 14. Januar.

Wie auf einer von der Abſtimmungskommiſſion veranſtalt
ten Preſſekonferenz mitgeteilt wurde, iſt mit der Bekanntga
des Ergebniſſes der Saarabſtimmung in den ſpäten Abendſtund
des 14. Januar (Montag) gleichzeitig in Saarbrücken und in Ge
zu rechnen.
Das Saargebiet wird als wirtſchaftlichen Empfangsgruß
Gaues Main=Franken auf Anregung von Gauleiter Dr. Helmu
einen Lieferungsauftrag über 7500 Tonnen Waſſerleitungsrol
im Werte von einer Million erhalten. Die Waſſerleitungsrok
werden bei den Entwäſſerungsarbeiten in den Hochmooren
Rhön Verwendung finden. Auf dieſe Weiſe wird ſowohl
Induſtrie des Saargebietes als auch den Notſtandsgebieten
Rhön geholfen.

zwecks Vorführung bei der Platzparade um die allerhöchſt
Stellen auf ſeine Muſik aufmerkſam zu machen! Als Wagr
in Bayreuth als unumſchränkter Muſikherrſcher lebte, hielt er
aber nicht unter ſeiner Würde, eine Fanfare für das in Bahre!
ſtationierte bayriſche Regiment zu komponieren.
Die preußiſche Militärmuſik iſt mit Recht weltberühmt.
Friderizianiſchen Märſche ſind muſikaliſches Allgemeingut
tvorden. Nicht umſonſt bekam die preußiſche Militärmuſik
Jahre 1867 den erſten Preis bei der Weltausſtellung in Par
drei Jahre vor der großen Auseinanderſetzung mit Frankre
Die preußiſche Muſikgeſchichte weiſt mehrere bekannte. Nan
auf. So z. B. den Königlichen Muſikdirektor Johann Gottfr
Node (17971857), der zahlreiche Ouvertüren zu klaſſiſd
Opernwerken wie etwa Zauberflöte‟, Fidelio Oberon
Freiſchütz für das Militärorcheſter arrangierte und ſo
Verbreitung unſerer Meiſterwerke in den großen Volksſchich
beitrug. Berühmt iſt noch Profeſſor Julius Kosleck, der
Trompeter ſeines Kaiſerlichen Herrn Kaiſer Wilhelm I. nan
und deſſen Trompetenvirtuoſität in Militärmuſikkreiſen he
noch ſprichwörtlich iſt. Noch ein Name von Klang iſt der
Militärkapellmeiſters Wilhelm Friedrich Wieprecht, der gerad
eine Genie unter den Militärkapellmeiſtern war. Er ver
ſtaltete u. a. Rieſenkonzerte, an denen über tauſend Mann
teiligt waren und deren Klangwirkungen ſeinerzeit auf
ordentlich geweſen ſind.
Ein Gauleiter gegen überflüfſige byzankiniſcht

Bürckel, der Gauleiter der Pfalz, gibt folgende Stellu
nahme bekannt:
Das vom Kulturverlag Berlin herausgegebene Buch",
Herberge der Gerechtigkeit iſt im Gau Pfalz verboten. Es
hält zum Teil hiſtoriſch falſche Darſtellungen und dazu eine,
derliche Beweihräucherung einzelner Führer
Gaues. Das haben wir nicht notwendig.
Die vorerwähnten beanſtandeten Stellen und Teile
Buches waren dem Verfaſſer des Vorwortes nicht in Vorlage
bracht worden. Auch dies iſt mit ein Grund des Verbotes.
Bereits vertriebene Exemplare wollen zwecks Einſtampf
der Gauleitung zugeſandt werden.

Bei dieſer Gelegenheit ſoll darauf verwieſen werden,
man das Verfaſſen derartiger Bücher, aber in geſchmackvolle
Form, einer ſpäteren Zeit überläßt.

Von der Univerſität Gießen. Die Vorleſungen und Uel
gen an der Landesuniverſität Gießen im Winterſemeſter 193 nach Ablauf der Weihnachtsferien am Montag, d
7. Januar 1935, wieder begonnen.

[ ][  ][ ]

nittwoch, 9. Januar 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Be
und

veranſt
nnt
ndſtut
u

Der feierliche Akk.
Bekennknis zum deukſchen Einheitsſtaal.
** Die Uebernahme der Heſſiſchen Juſtizverwaltung au
Reich wurde geſtern vormittag, der hiſtoriſchen Bedeutung
er Tatſache entſprechend, im Feſtſaal des alten Palais vor=
ommen
. Der Saal war mit friſchem Grün und den Fahnen
Dritten Reiches geſchmückt, friſches Grün umrahmte auch
Bild des Führers. An der Uebernahme der Heſſiſchen
tizverwaltung auf das Reich im Rahmen der Reichsreform.
men faſt alle Beamten und Angeſtellten der Heſſiſchen Juſtiz=
waltung
teil. Den feierlichen Akt führte als Vertreter des
rn Reichsjuſtizminiſters Staatsſekretär Pg. Dr. Freisler
ch. Erſchienen waren zur feierlichen Stunde u. a. Reichs=
halter
Gaubeiter Sprenger und Staatsminiſter Jung ſowie
m enge Mitarbeiter. Staatsſekretär Dr. Freisler hatte am
mittag, von Kaſſel kommend, zunächſt Reichsſtatthalter Gau=
er
Sprenger auf deſſen Einbadung aufgeſucht, mit dem ihn
Kampfgemeinſchaft im Gau Heſſen=Naſſau verbindet.
Zunächſt ergriff
Skaaksminiſter Jung
Wort zur Begrüßung, er führte u. a. aus:
Die erſten Tage des Jahres 1935 ſind von großer hiſtoriſcher
eutung für die Vollendung der Reichseinheit. Einen Teil
es geſchichtlichen Aktes erleben wir heute durch die Ueber=
me
der heſſiſchen Juſtizverwaltung auf das Reich. Für uns,
wir ſeit Jahren das Gedankengut der Nationalſozialiſtiſchen
tſchen Arbeiterpartei auch in ſtaatsrechtlicher Beziehung ken=
war
es keine Frage, daß das in dem deutſchen Volke ſeit
rhunderten lebende Verlangen nach der Reichseinheit im
e Staate raſch zur Wirklichkeit werden müſſe.
Nachdem die tatſächlichen Verhältniſſe, wie ſie ſich ſeit dem
Januar 1933 zwangsläufig entwickelt hatten, durch das
tz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. Januar 1934
ſtaatsrechtlich feſtgelegt worden war, konnte es nur eine
ge der Zeit ſein, bis das Reich auch praktiſch die einzelnen
waltungen der Länder in eigene Souveränität übernahm.
dem Gebiete der Juſtizverwaltung iſt nun=
hr
die Ginheit auch praktiſch vollendet
rden. Jahrelang hat man über die Vorteile und Nachteile
dieſer Vereinheitlichung geſtritten.
Nach einer kurzen hiſtoriſchen Rückſchau und einem Hinweis
den ungeheuerlichen Wandel in den Anſchauungen, fuhr der
atsminiſter fort:
Die Einheit der Staatsführung iſt geſchaffen. Sie entſpricht
nationalſozialiſtiſchen Grundſatz des Einheitsreiches.
Wenn ich nun heute die Heſſiſche Juſtizverwaltung in die
de des Reichsjuſtizminiſters gebe, ſo bedeutet dies ein freu=
s
Bekenntnis zum deutſchen Einheitsſtaat, der nun nach
tauſendelanger Zerſplitterung des deutſchen Volkes endlich
haffen iſt.
Ich bin auch gewiß, daß die heſſiſchen Richter, Juſtiz=
nten
, Angeſtellten und Arbeiter ſich der Bedeutung des heu=
Tages bewußt ſind. Sie ſind bereit, ihre Pflicht gegenüber
Reichsjuſtizverwaltung ebenſo treu und gewiſſenhaft zu er=
n
, wie dies dem Lande Heſſen gegenüber geſchehen iſt.
Anſchließend ſprach
Reichsſtathalter Sprenger.
zunächſt als Gauleiter und Reichsſtatthalter den Vertreter
Herrn Reichsjuſtizminiſters, Pg. Dr. Freisler, begrüßte und
ausführte, daß gerade im Lande Heſſen der heutige Akt
bedeutungsvoll angeſehen werde. Mit beſonderer Genug=
ig
ſind die Ausführungen in der neueſten Zeit aufgenommen
den, wonach entſprechend der Weiſung des Führers, der ja
einer Neujahrsbotſchaft noch erklärte, daß die Reformarbeit
Staat und Volk rüſtig vorwärts ſchreitet, daß dieſer Weiſung
prechend gehandelt wird. Der Reichsinnenminiſter hat erſt
lich erklärt, daß die Reichsreform vorwärtsſchreite und auch
Zahl der Reichsgaue angegeben und auf ungefähr 20 be=
rt
.
Heute ſtehen wir nun am Anfang, und da wir wiſſen, daß
Verwaltung eine Einheitlichkeit bedeutet, aber gerade in
em Sinne von Staat und Volk verlangt wird, und daß da=
h
eine ungeheure Verbilligung der ganzen
rwaltung des Reiches erzielt wird, damit iſt die
hsreform in weiteſtgehendem Maße volkstümlich geworden,
ich werde, wie ſeither, alles tun, was nur irgend möglich
um dieſen Gang zu fördern. Was ich in der Kampfzeit als

Gauleiter gepredigt habe, das habe ich gehalten als Reichsſtatt=
halter
in unſerem Staat des Führers zu aller Zeit und jeder
Stunde, um jede Vereinheitlichung ſo raſch wie möglich herbei=
zuführen
.
Ich freue mich, daß es gelungen iſt, die wichtigen vorberei=
tenden
Unterlagen zu ſchaffen, damit eine freiwillige Zuſammen=
arbeit
zuſtande gekommen iſt, auf dem Gebiete der Wirtſchaft:
den Rhein=Mainiſchen Induſtrie= und Handelstag. Dieſe Ver=
einfachung
hat dazu geführt, daß in wohlverſtandenem Intereſſe
des geſamten Gebietes zwiſchen der geſamten Induſtrie, dem
geſamten Handel und der geſamten Arbeiterſchaft heute eine
Zuſammenarbeit beſteht, die auch nicht beſſer gedacht werden
kann, wenn die Dinge von Geſetzes wegen geordnet ſind. Ich
freue mich, daß die Landesbauernſchaft einheitlich durchgebildet
iſt, daß auf dem Gebiet des wirtſchaftlichen und kulturellen
Lebens jene Zuſammenarbeit heute praktiſch ſchon beſteht, die
nur verinnerlicht werden kann, wenn mehr noch geleiſtet wird
im Sinne der Verwaltungsreform.
Mit dem Gelöbnis, die Einheitlichkeit der weiteren Fort=
führung
im Rahmen der Reichsreform zu fördern und durch=
geſtalten
zu helfen, ſchloß der Reichsſtatthalter ſeine Anſprache.
Nach dem Herrn Reichsſtatthalter ergriff der Vertreter des
Herrn Reichsjuſtizminiſters,
Skaaksſekrekär Pg. Dr. Breisler,
das Wort. Er übermittelte die Grüße des Herrn Reichsminiſters
der Juſtiz und gleichzeitig ſeinen herzlichſten Dank für die ent=
ſcheidende
Vorarbeit, die hier unter der Führung des Herrn
Reichsſtatthalters geleiſtet worden iſt. Ohne dieſe Vorarbeit
wäre die Reichsvereinheitlichung auf dem Gebiet der Rechtspflege
nicht möglich geweſen.
Er führte dann u. a. weiter aus: Jede grundſätzliche Er=
neuerung
ſetzt alſo die entſprechende Erziehung des Volkes
voraus, und ſo iſt der nationalſozialiſtiſche Kampfruf der Kampf=
zeit
vor der Machtergreifung Deutſchland erwache und das
Durchdringen dieſes Kampfrufes im Volke ſelbſt der Hebel jeder
Erneuerung geweſen. Das Herz des Volkes hängt nicht an einem
formalen ſtaatsrechtlichen Begriff, das Herz des Volkes kann nur
an einer Sehnſucht hängen und dieſe Sehnſucht mußte im Volke
als die treibende lebendige Kraft gewertet werden. Für die
Rechtswahrung in Deutſchland iſt es eine Selbſtverſtändlichkeit,
daß die Uebernahme der Rechtswahrung auf das Reich, die ich
hiermit namens des Herrn Reichsminiſters der Juſtiz auch in
Heſſen vollziehe, daß dieſe Uebernahme in einer orga=
niſchen
Weiſe erfolgt iſt, vorbereitet wurde und bis zum
Schluß durchgeführt werden wird.
Der zweite Schritt mußte der ſein, daß die Reichsjuſtiz, das
Reichsjuſtizminiſterium ſich vereinigte mit dem ſtärkſten Unter=
bau
, der beſtand. Es folgte die Perſonalunion zwiſchen dem
Reichsjuſtizminiſterium und des Miniſteriums der Juſtiz des
größten Landes, des Landes, das den größten Unterbau hat. Es
folgte der größte Schritt, die Uebereignung dieſer beiden Körper
dieſer beiden Juſtizminiſterien, zu einem einheitlichen Arbeits=
körper
, oder wie man das ausdrückt, die Ueberführung von der
Perſonal= zur Realunion. Und es folgte nun der vierte Schritt:
Die tatſächliche Vereinheitlichung der Juſtiz im ganzen Deutſchen
Reich.
Der Nationalſozialismus denkt nicht zentraliſtiſch und denkt
nicht dezentraliſtiſch. Der Nationalſozialismus denkt und lebt
und handelt organiſch. Wir müſſen für unſere Rechts=
erneuerung
aus der Erkenntnis der wach gewordenen heutigen
deutſchen Volksfeele =Anhaltspunkte für eine völlig neue, aber
unſerem Weſen entſprechende Neuſchöpfung des Rechts gewinnen.
Uind wir dürfen auch nicht meinen, daß damit unſere Aufgabe
gelöſt und erfüllt ſei, die größte Aufgabe, Mitarbeiter, die wir
haben, iſt um ein Vielfaches höher und wichtiger. Es iſt die
Aufgabe unſerer zweiten Erziehung und Umwandlung.
Gehen wir deshalb in Erkenntnis dieſer 3 hohen Aufgaben,
die uns jetzt geſtellt ſind, weiter an die Arbeit, wie wir, jeder an
einem Platze, auch bisher gegangen ſind. Gehen wir weiter an
die Arbeit und tun wir das, was für uns Nationalſozialiſten
für jede zu erreichenden Teilziele eine Selbſtverſtändlichkeit ſein
ſollte, bauen wir weiter in die Zukunft, arbeiten wir und
kämpfen wir.
Zum Schluß ſprach Senatspräſident Dr. Werner noch kurz
allen Mitarbeitern der Juſtizverwaltung den Dank der Heſſiſchen
Staatsregierung aus. Er gelobte, daß die ſeitherige Heſſiſche
Juſtizverwaltung mit allen ihren Mitarbeitern nun nach der
Uebernahme auf das Reich erſt recht alle Kraft daran ſetzen
wollen, deutſches Recht dem deutſchen Volke zu
geben. Zur Bekräftigung deſſen ſchloß er den feierlichen Akt mit
mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer.

Die Abrüſtungsfrage. Ein merkwürdiges Demenki.
Laval war noch nicht aus Rom abgereiſt, da hat das Herum=
raten
an dem, was zwiſchen den beiden Miniſtern beſprochen
und abgeſchloſſen worden iſt, bereits angefangen. Das amtliche
Communique hat ja im weſenlichen nichts neues gebracht. Es
läßt ſich dahin auslegen, daß über die Neuaufteilung
Afrikas eine Einigung wenn nicht zuſtandegekommen
ſo doch ſichergeſtellt iſt, daß weiter die Protokolle und
Pakte, die um Oeſterreich und den mitteleuro=
päiſchen
Raum herumgelagert ſind, in der Idee zwiſchen
Frankreich und Italien abgeſprochen ſind, daß hier aber
noch die Zuſtimmung all derer ausſteht, die zur
Unterzeichnung aufgefordert worden ſind. Und
das iſt eigentlich doch das wichtigſte. Hier handelt es ſich alſo
beſtenfalls nur um Vorverträge, um einen diploma=
tiſchen
Auftakt für eine Keute von endloſen Verhand=
lungen
, die vielleicht erſt in ſehr ſpäter Zeit, vielleicht
nie erfolgreich zu Ende geführt werden.
Aber alle dieſe Punkte ſind in dem öffentlichen Intereſſe
zurückgetreten durch die Ankündigung, daß Muſſolini und Laval
auch über die Abrüſtung geſprochen und

der Genfer Etklärung vom 11. dezember 1932
getroffen hätten. Bekannt gewurden iſt dieſe Tatſache durch
eine offiziöſe Aeußerung der Havasagentur, alſo des
amtlichen franzöſiſchen Büros, und es iſt ſchlechterdings nicht
anzunehmen, daß von dieſer Seite irgendetwas herausgekommen
iſt, was im Widerſpruch zu den Ereigniſſen oder zu den Wün=
ſchen
der franzöſiſchen Politik ſteht. Trotzdem iſt unmittelbar
darauf ein Dementi nicht nur von italieniſcher Seite, ſondern
auch von franzöſiſcher Seite gekommen. Laval hat die
Havasagentur abgeſchüttelt und dieſe Meldung den
franzöſiſchen Zeitungsmännern gegenüber als ungenau und
tendenziös bezeichnet.
Er hat denn auch erreicht, daß in der Pariſer Morgen=
preſſe
, ſoweit die Ausgaben noch nicht abgeſchloſſen waren,
mindeſtens der letzte Teil des Havas=Communiqués zurückgezo=
gen
wurde. Es mag reizvoll erſcheinen, darüber nachzugrübelw
wie die Meldungen und das ihr auf dem Fuße folgende Dementi
entſtanden ſind. Aber ſchließlich iſt das doch nur eine Kinderei.
Möglich, daß Muſſolini über dieſe beabſichtigte Indiskretion
entrüſtet war und ihre Zurückziehung verlangte.
Möglich auch, daß Rücklichten des internationalen
Takts entſcheidend waren und daß deshalb alle Veröffent=
lichungen
zurückgehalten werden ſollen, bis zum mindeſten Lon=
don
über die vertraulichen Einzelheiten im Bilde war.
Aber das iſt ſchließlich nebenſächlich. Politiſch entſcheidend
iſt, daß über die Abrüſtung nicht nur geſprochen, ſondern daß auch
in irgend einer Form eine ſchriftliche Aufzeichnung darüber er=
folgt
iſt. Denn Lavals Dementi ſpricht ja nur von einer un=
genauen
und tendenziöſen Wiedergabe. Er leugnet nicht den Tat=
beſtand
an ſich, und dieſer Tatbeſtand bedeutet eben ein Protokoll
über eine gemeinſame franzöſiſch=italieniſche Auslegung der Gen=
fer
Gleichberechtigungserklärung vom 11. Dezember 1932.
A
Was in dieſem Prokokoll enkhalken iſt, darüber
gehen die Meinungen ſehr weit auseinander.
Die franzöſiſche Preſſe ſcheint dahin zu neigen, daß es ſich um eine
Auslegung handelt, wonach der Rüſtungsausgleich Deutſchlands=
von
der Bedingung abhängig gemacht wird, daß zwiſchen Deutſch=
land
und den fünf Signatarmächten der Dezembererklärung ein
Sondervertrag abgeſchloſſen werde. Auch das iſt vieldeutig
und ein Herumrätſeln iſt wenig ſinnvoll, ſo lange die Auslegung
nicht irgendwie feſten Boden unter den Füßen hat. Das einzig
Poſitive aber iſt, daß von England aus ſchon wieder
Stimmung gemacht wird für eine Neubelebung
der Abrüſtungskonferenz etwa im Februar. Und
das iſt als Ausgangspunkt etwas zu wenig.
Wir wollen aber, um den Zuſammenhang für ſpätere Er=
örterungen
nicht zu verlieren, daran erinnern, daß in dem am 11.
Dezember 1932 unterzeichneten Abkommen zwiſchen Deutſchland,
England, den Vereinigten Staaten, Frankreich und Italien eine
gemeinſame Erklärung veröffentlicht wurde, die als einen der
Ausgangspunkte für die weitere Arbeit der Abrüſtungkonferenz
feſtſtellte, daß Deutſchland und den anderen abgerüſteten Staaten
die Gleichberechtigung zu gewähren ſei in einem Syſtem, das allen
Nationen Sicherheit bietet, und daß dieſer Grundſatz in dem Ab=
kommen
über die künftigen Beſchlüſſe der Abrüſtungskonferenz
verkörpert werden ſoll.
Auf Grund dieſer Erklärung hat Deutſchland damals ſich zur
Teilnahme an den Beratungen der Abrüſtungskonferenz bereit=

leber dies Thema ſprach geſtern abend in der Literariſch=
nſtleriſchen
Geſellſchaft Prof. Dr. Pfahler=
ßen
. Der Vortragende ging von der doppelten Frage aus,
auch den Ausgangspunkt der Erbcharakterkunde bezeichnet: Wie
reicht das Erbe in einem Menſchen? Gibt es innerhalb des
h die Vererbung Feſtgelegten einen Raum der Freiheit? Die
itliche Schwierigkeit, auf die erſte Frage zu antworten, liegt
n, daß in jedem konkreten Verhalten eines Menſchen das Er=
e
, die vorangegangenen Lebenserfahrungen und die Umwelt=
üſſe
zuſammenwirken. Dieſe drei Faktoren gilt es auseinander=
ſen
, denn als vererbt im ſtrengen Sinne kann nur gelten, was
weisbar nichts mit der Wirkung der Umwelt zu tun hat. Ver=
in
dieſem Sinne das beſagen die bisherigen Ergebniſſe der
harakterforſchung werden in jedem Falle die Grundfunk=
en
der Seele: das Maß der vitalen Energie, die Formen der
ihlsanſprechbarkeit, die Aufmerkſamkeit und Beharrungskraft.
ptſächlich mit dem letzteren, den Unterſchieden hinſichtlich der
nerkſamkeit und des ſeeliſchen Beharrungsvermögens befaßte
der Vortrag.
Zwei große Erbcharaktergruppen ſtellte Prof. Pfahler ein=
gegenüber
, in dem er die Menſchen mit enger, feſtgelegter
merkſamkeit und ſtarker Beharrung von den Menſchen mit wei=
wändernder
Aufmerkſamkeit und geringer Beharrung mitein=
r
verglich und die Bedeutung dieſer gegenſätzlichen Veran=
ngen
für das ganze Leben darlegte. Um nur einiges davon
tennen, ſo wird für die Menſchen der erſten Gruppe, für die
Beiſpiele Schiller, Hebbel, Rilke genannt wurden, das Inner=
ſche
gegenüber der Außenwelt überwiegen. Für Geſetz, Form,
auigkeit werden dieſe Menſchen ein ausgeprägres Gefühl
in; in ihrem Verhältnis zum Mitmenſchen wirken ſie kühl oder
empfindlich, diſtanziert und kritiſch; es ſind Entweder= Oder=
uren
, die ſich für Ideen voll und ganz einſetzen. Der Gegen=
(der durch die Namen Möricke, Reuter, Keller charakteriſiert
de) iſt durch Offenheit, Unmittelbarkeit, Anpaſſungsgabe, Be=
lußbarkeit
gekennzeichnet; alles Vermittelnde liegt in ſeiner
Tr.
Dieſe beiden Gruppen zerfallen natürlich in viele Untergrup=
je
nachdem, mit welchen anderen Grundeigenſchaften dieſe
anlagungen zuſammentreffen. Außerdem können ſich die Ver=
igungen
jeder Gruppe nach der poſitiven und der negativen
e hin entwickeln.

Damit iſt der Raum der Freiheit innerhalb des durch Ver=
erbung
Feſtgelegten angedeutet. Die Möglichkeiten, die ſolche Frei=
heit
läßt, richtig auszunutzen, iſt die Aufgabe der Charakter=
erziehung
. Der einſichtsvolle Erzieher wird ſich dabei bewußt ſein,
daß er ſtets nur im Rahmen der ererbten Weſensart des einzelnen
die allgemeinen Werte und Ideale verwirklichen kann.
+

Kleines Haus. Dienstag, 8. Januar.

Ländliches Luſtſpiel von Maximilian Vitus.
Hans Ausfelder war der Girgl Anthuber, oberbayeriſcher
Viehhändler und Schmuſer. Er machte mir am meiſten Spaß,
denn er war doppelecht: echt als naturgetreues Abbild eines
unwiderſtehlichen Schmuſers und echt als geborener Bayer in
der Königlich bayeriſchen Rolle!
Sein Schmuſer war unbeſiegbar; nachdem er zum
ſechſten Male abgefahren war, frug er, wann er die Ware nun
bringen ſolle! Er ſchmuſte in Menſchen wie in Vieh. Er
kaufte auf dem Klauſenhof Ochſen und Pferde und er bot ihm
eine Bäuerin als Ehefrau an.
Das letztere tat dem Klauſenhof not. Denn hier
herrſchten nach dem Tode der Eltern drei Brüder. Geſchworene
Junggeſellen: Deshalb die drei Eisbären genannt!
Sie lebten von angebrannten Suppen, zerriſſenen Strümpfen.
unbenutzten Raſierklingen. Ihre Verlegenheiten erreichten den
Höhepunkt, als ein neugeborenes Findelkind vom Himmel
in ihren Hof fiel. Doch nun kam die Rettung. Sie kam zwar nicht
von der von dem Schmuſer gebrachten reichen Witwe; ſie kam
durch die von dem Pfarrer geſandte bildhübſche junge Magd. Als=
bald
traten die Raſierklingen wieder in Bewegung, die Wieſen
entſandten ihre Blumenſträuße, und der jüngſte der Brüder ſchloß
unter dem Segen der beiden älteren Eisbären die Braut in die
endlich geöffneten, glücklichen Arme.
Man ſoll nicht an Anzengruber und nicht an Thoma
denken. Aber man kann bei dieſem heiteren bäuerlichen Schwank
einen Abend angenehm und luſtig verbringen. Die Verwicklungen
ſind geſchickt herbeigeführt; die bäueriſche Eigenart iſt meiſt treff=
ſicher
gezeichnet. Es gibt luſtige Pointen.
Die drei Brüder wurden von Hans Baumeiſter, Kurt
Weſtermann und Fritz Luther humorvoll und überzeugend
geſpielt: echte bäuerliche Eisbären
Famos war Käthe Gothe in der Draſtik einer alten Haus=
hälterin
. Edith Wien ſpielte die junge Magd ſo ſcharmant, daß

man faſt vergaß, daß ſie eigentlich im Salon zu Hauſe iſt. Martha
Liebel war überaus wirkungsvoll als die reiche, aber ver=
ſchmähte
Heiratskandidatin.
Heinz Stieda inſzenierte eindringlich und flott in dem
von Fritz Riedl liebevoll ausgeſtatteten Klauſenhof. . .
Lebhafter Beifall während und nach dem Spiel.

ſt:
Bildende Kunn. Berlin und mark.
Das Bild. Monatsſchrift für das Deutſche Kunſtſchaffen in Ver=
gangenheit
und Gegenwart. Herausgegeben von der Deutſchen
Kunſtgeſellſchaft, Sitz Karlsruhe, Verlag C. F. Müller, eben=
da
. Jahrgang 1934. Heft 11. Preis im Dauerbezug nur 1.
RM., einzeln 1,25 RM.
Ein reiches Gebiet, wie nur je auf der Wanderung dieſer Hefte
durch die deutſchen Gaue! Für die Vergangenheit mag es jeder
gelten laſſen, und von der Gültigkeit dieſer Meinung zeugen
ja auch der ausführliche Bericht über Ein germaniſches Urnen=
feld
in der Oſtprignitz von Dr. R. von Uslar, die knappe. leben=
dige
Darſtellung Märkiſche Backſteingothik von Franz Lang=
heinrich
und die mit einem ſeltenen Druck der Tafelrunde in Sans
ſouci geſchmückte Lebensbeſchreibung Adolf Menzel von Dr. Ar=
thur
Rümann. Aber daß vom Standpunkt der Zeitſchrift aus viel
Zuſtimmendes über Berlin zu ſagen wäre? Dazu mag mancher
den Kopf geſchüttelt haben. Und nun erfährt man, daß dort, wo
der Kampf um die Zukunft der Deutſchen Bildkunſt und Bild=
hauerei
wohl am heißeſten tobt, ein ganzes Zeitgeſchlecht tüchtig=
ſter
Meiſter während der Verfallsjahrzehnte am Werk war, zum
großen Teil unerkannt, unbeachtet, totgeſchwiegen, einſam ringend
um die Vollendung. Der Maler und Bildhauer Hanns Baſtanier
bringt ſie ans Licht in ſeinem prächtigen Aufſatz Deutſche Kunſt
in Berlin mit kräftigen Worten gegen die ſog. Sachverſtän=
digen
der Kunſt, die heute unter dem Mäntelchen der nationalen
Haltung den Willen des Führers und ſeiner Mitarbeiter zu ſabo=
tieren
verſuchen. Eine Fülle herrlicher Abbildungen begleitet die
bis ins einzelne gegenwartsnahen und programmatiſchen Aus=
führungen
. Den ſich ſo wirkſam in die vordere Reihe der um
Deutſche Kunſt kämpfenden Schriftſteller geſellenden Künſtler
ſelbſt lernt man in Bild und kurzer Beleuchtung durch Dr. W. A.
Luz kennen. Ergänzende Aufſätze bieten Wilhelm Seiffert in
einer liebevollen Charakteriſierung Melchior Lechters, des Halb=
verſchollenen
, und B. Feiſtel=Rohmeder mit Nordiſchen und nörd
lichen Streiflichtern, die auf den törichten Verſuch der Konjunk=
turritter
, den Raſſebegriff für ahnungsloſe Gemüter geographiſch
umzufriſieren, gebührend beleuchten. Der Deutſche Kunſtbericht
bringt neben amtlichen Kunſtnachrichten ein Abbild vom Modell
des Hauſes der Deutſchen Arbeit in Köln von Clemens Klotz
mit eingehender Beſchreibung und die köſtliche Abfuhr Zweimal
Liebermann von Otto Tröbes. Erwähnt ſei noch der ſinnvolle
Adventsleuchter auf dem Umſchlag, eine kosmiſche Paraphraſe
des ewigen Lichtes (aus dem Karlsruher Rathausbild) von der
Meiſterhand H. A. Bühlers.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 9

erklärt, hat aber dann Monate hindurch auf die praktiſche Durch=
führung
gewartet. Deutſchland war daher gezwungen, aus der
Konferenz und aus dem Völkerbund endgültig im Oktober 1933
auszuſcheiden, als klar zutage trat, daß die übrigen Unterzeichner
den Verſuch machten, ſich um ihre Verpflichtung herumzudrücken
und dem Zugeſtändnis der Gleichberechtigung eine Auslegung zu
geben, die tatſächlich eine dauernde Diskriminierung bedeutete.
Deutſchländ hat ſeither wiederholt den Verſuch gemacht, die
Mächte auf das Gleichberechtigungsabkommen feſtzulegen. Dieſe
Bemühungen ſind aber endgültig geſcheitert, als Frankreich im
April vorigen Jahres alle Brücken abbrach. Das römiſche Pro=
tokoll
wäre alſo ein Fortſchritt, wenn und darin liegt die
große Frage Frankreich ſich von ſeinen früheren Anſchauungen
abkehrt und ſich zu einer nicht nur theoretiſchen ſondern auch
praktiſchen Anerkennung der deutſchen Gleichberechtigung bekennt.
Italieniſche Auforderung an Deukſchland.
DNB. Rom, 8. Januar.
Der Direktor des halbamtlichen Giornale d’Italia geht in
einer ausführlichen Würdigung der Ergebniſſe der italieniſch=
franzöſiſchen
Verſtändigung und nach einer eingehenden Darſtel=
lung
der damit eingeleiteten gemeinſamen Politik Italiens
und Frankreichs in Südoſteuropa beſonders auf die
Frage ein, wie ſich Deutſchland zu dem italie=
niſch
=franzöſiſchem Plan verhalten werde. Gayda
ſchreibt, das praktiſche Problem ſeiner Verwirklichung bleibe
natürlich offen. Die erſte Vorausſetzung ſei die Zu=
ſtimmung
aller interefſierten Staaten. Der Bei=
tritt
Ungarns, der Kleinen Ententeſtaaten, Polens und Rumä=
niens
ſcheine geſichert, während die Stellung Deutſchlands noch
offen bleibe. Die italieniſch=franzöſiſche Verſtändigung verſuche
Deutſchland zu einer ruhigen europäiſchen Zuſammenarbeit zu=
rückzugewinnen
. Die Verſtändigung ſei in bezug auf Deutſchland
mit vollkommener Loyalität und Klarheit behandelt und beſtimmt
worden. Nach einem Hinweis auf Mitteilungen der Bot=
ſchafter
Italiens und Frankreichs in Berlin und
auf die Unterhaltung zwiſchen Muſſolini und
Laval und dem deutſchen Botſchafter in Rom ge=
legentlich
des großen geſellſchaftlichen Empfanges im Palazzo
Venezia geht Gayda auf das Abrüſtungsproblem ein, bei deſſen
Behandlung die Zuſammenarbeit Deutſchlands mit Genf in die
Brüche gegangen ſei, und betont nochmals, daß die italie=

Dankſagung.
Für alle Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
ſagen wir hiermit unſeren herzlichſten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer
Uhl für die troſtreiche Grabrede ſowie Herrn
Dr. Röder und Schweſter Margarete für
ihre unermüdliche Hilfe.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Ad. Deußer Witwe
und Kinder.
Weiterſtadt, den 7. Januar 1935.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 9. Januar 1935

niſche Denkſchrift vom Januar v. J. auch heute
vollkommen aktuell ſei. Italien habe damals eine von
Deutſchland angenommene Verſtändigungsformel vorgeſchlagen,
die die deutſchen Anſprüche, den Tatſachenbeſtand und die Notwen=
digkeit
einer Abſtufung des Abbaues der in den anderen Ländern
vorhandenen Rüſtungen in Rechnung geſtellt habe.Hier ſtehe man
vor einem europäiſchen Problem, das heute mehr denn je für
aktiv wirkſame Grundſätze der europäiſchen Zuſammenarbeit
lebenswichtig ſei, wie ſie in Rom zwiſchen Italien und Frankreich
unter der herzlichen Zuſtimmung Englands eingeleitet worden
ſeien.
Noch deutlicher drückt ſich Lavoro Facziſta aus. Das Blatt
ſchreibt, Deutſchland werde nicht außerhalb der mit der italieniſch=
fvanzöſiſchen
Verſtändigung geſchaffenen neuen Lage bleiben kön=
nen
, wenn es ſich nicht den Möglichkeiten zum Frieden und Wie=
deraufbau
verſchließen wolle, deren Notwendigkeit von ſeinen ver=
antwortlichen
Führern wiederholt verkündet worden ſei.
7
Was hak Laval mit Papn Pius AI. beſprochen?
Der Jour glaubt zu wiſſen, daß bei der geſtrigen Unter=
redung
des franzöſiſchen Außenminiſters Laval mit Papſt Pius XI.
neben der Saarfrage auch die Möglichkeit eines Kon=
kordates
mit Frankreich erörtert worden ſei. Man ver=
ſichere
, daß ein ſolches Konkardat jedoch keine Klauſeln enthalten
werde, die mit der franzöſiſchen Innenpolitik unvereinbar ſeien.
So werde es keine Beſtimmungen über den offiziellen Religions=
unterricht
enthalten, die kirchliche Eheſchließung uſw

Am
Anneſtie in Jugoſlawien.

Die jugoſlawiſche Regierung hat einen Akt der Verſöhnung
gegenüber den früheren politiſchen Gegnern des Regimes unter=
nommen
. Eine heute verkündete Amneſtie umfaßt Preſſedelikte,
die bis zum 1. Januar 1935 begangen wurden, und andere
Delikte, ſoweit ſie nach dem Militär= oder Zivilſtrafgeſetz mit
12 Monaten Gefängnis, 2000 Dinar Geldſtrafe oder 6 Monaten
Gefängnis bei Bewährung geahndet wurden. Ausgenommen von
dem Straferlaß ſind Vergehen und Verbrechen gegen das Staats=
ſchutzgeſetz
, wegen Majeſtätsbeleidigung und Hochverrat, ſowie
die Verbrechen der Korruption, der Ehrenbeleidigung und der
Verleumdung. Die Amneftie gilt nicht für die ins Ausland ge=
flüchteten
Perſonen.

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Eine Rede des litauiſchen Außenminiſters.
DNB. Kowno, 8. Januar.
Auf dem All=Litauiſchen Kongreß der Regierungspartei hie
Außenminiſter Lozoraitis eine Rede über Litauens Beziehung
zu anderen Staaten. Dabei kam er auch auf die Beziehun
Litauens zu Deutſchland zu ſprechen, die, wie er ausführte, in
Stadium getreten ſeien, das Litauen niemals wünſchte. Die
male Durchführung des internationalen Memelſtatuts werde
ſtört. Herr Lozoraitis rief ſodann die Autorität der Gerechtig
und der Moral für die litauiſche Sache an und ſtellte, auf
Memelgebiet zu ſprechen kommend, feſt, daß Litauen als Sign
tarmacht der Memelkonvention ſeine Untereſchrift in gleid
Weiſe wie die anderen Signatarmächte reſpektiere. Litauen
weit davon entfernt, mit dem Deutſchtum zu kämpfen. Es la
aber nicht zu, daß die Mehrheit der Einwohner, die Litauer ſeie
wegen ihres Litauertums terroriſiert würden, und es laſſe ni
zu, daß ſie entlitauiſiert und die Autonomie verletzt werde.
Die Rede des litauiſchen Außenminiſters läßt in ſehr bedauf
licher Weiſe erkennen, wie wenig die litauiſche Regierung d
einwandfrei deutſchſtämmigen Charakter des Memelgebietes a
zuerkennen bereit iſt, wie wenig ſie geneigt iſt, die Beſtimmung
des Statutes in loyaler Weiſe zu erfüllen. In einem Augenbl
in dem alle im Statut garantierten Rechte, der Memelländer T
für Tag aufs ſchwerſte willkürlich verletzt werden, ſpricht
litauiſche Außenminiſter von Moral und Gerechtigkeit. Wenn
Mehrheit der Einwohner des Memelgebietes als litauiſch bezei
net werden, ſo genüge es, auf die Ergebniſſe der letzten Wahl
hinzuweiſen, die von 29 Abgeordneten nur 5 litauiſche Abgeon
nete in den Landtag brachten, ſowie auf die Haltung des Lan
tags gegenüber dem von dem litauiſchen Gouverneur eingeſetzt
geſetzwidrigen Direktorium. Es iſt befremdlich, daß die Signate
mächte, die jede für ſich durch Unterſchrift der Memelkonventi
die Autonomie des Memelgebietes garantiert haben, nicht
ſtande ſind, in dieſem Gebiet praktiſche Friedensarbeit zu leiſte
indem ſie die loyale Innehaltung der Konvention durch Litau
ſicherſtellen.

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6.00: Bauernfunk. 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. 6.45: Zei
Meldungen. 6.50: Wetter. 6.55: Morgenſpruch, Chora
Gelobt ſet Jeſus Chriſtus. 7.00: Orcheſter Frankfurter Beruf=
muſiker
. Ltg.: A. Schmittenbecher. 8.10: Waſſerſtand, Wetter
8.15: Sturtgart: Gymnaſtik. 9.00: Nur Kaſſel: Werbekonzer
9.15: Nur Kaſſel: Muſik am Morgen. 10.00: Nachr.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
11.0
Werbekonzert. 11.30: Meldungen. 11.45: Sozialdienſ
12.00: Ulm: Blasorcheſter der SA.=Standarte 120, Ulm.
Ltg.: F. Schilling. 13.00: Nachr. 13.10: Nachr. aus de
Sendebezirk. 13.15: Stuttgart: Mittagskonzert des Landes
orcheſters Gau Württemberg=Hohenzollern. Ltg.: Jul. Schröde
14.15: Zeit. Nachr. 14.30: Wirtſchaftsbericht. 14.4*
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.55: Wetter. 15.00: N=
Kaiſerslautern: Nachr. 15.15: Kaiſerslautern: Junge ſaarlän
diſche Komponiſten.
16.00: Köln: Nachmittagskonzert des Großen Orcheſters. Ltg
O. J. Kühn und Soliſten. 18.00: Deutſcher Film 1935. Da
ſtellungen, Geſpräche, Funkberichte. 18.45: Meldungen.
18.50: Das Leben ſpricht!
19.00: Stuttgart: Luſtiger ſüdweſtdeutſcher Ton=Kurier. 20.0
Stuttgart: Zeit, Nachr. 20.10: Stuttgart: Reichsſendun
Unſere Saar, den Weg frei zur Verſtändigung. 20.50: Berli
Rſdg.: Stunde der jg. Nation. Führer u. Gefolgſchaft. 21.1
Lachender Funk, mit Herm. Held. 22.10: Zeit, Nachr.
22.20: Nachr., Wetter Sport. 22.30: Tanzmuſik. Kapel
Franz Hauck. 24.00; Stuttgart: Nachtkonzert.

Mittwoch, 9. Januar
Reichsſendung: 20.00: Nachr. 20.10: Unſere Saa
den Weg frei zur Verſtändigung. 20.45: Stunde de
jungen Nation; Führer und Gefolgſchaft. Es ſpricht Obe
gebietsführer John.
Berlin: 21.10: Liebeslieder=Walzer b. Joh. Brahms.
Bre slau: 19.00: Im Walzerſchritt. Ltg.: Weißhaut
Deutſchlandſender: 23.00: Fern vom Ball. Tan
muſik zum Träumen (Schallplatten).
Frankfurt; 21.15: Lachender Funk mit Herm. Hel
Hamburg: 19.30: Volksmuſik aus Bremen. Mandol
nenquartett Embergher.
Köln: 18.00: Der Norden ruft! Dänemark Land unter
Dannebrog.
Königsberg: 21.15: Hausmuſik für Geſang u. Cell
Leipzig: 18.00: Dr. Grundmann: Die Entſtehung d
Städte in Deutſchland
München: 19.00: Mit Büchſe und Laſſo auf fröhlich
Haſenpirſch.
Sturtgart: 18.30: Luſtiger Südweſtdtſch. Tonkurier,
Warſchau: 21.00: Werke von Chopin.
Prag: 21.00: Zweite Suite C=Moll von Bruckner.
Stockholm: 22.00: Tanzkapelle Georg Enders.

ch

de

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 9. Januar 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 9 Seite 5

1
Akonnh
zu
urch 2i

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 9. Januar 1935.
Wie lamgfen mr an der Jaut!
In den Tagen kurz vor der Saarabſtimmung wird ein Saar=
zrendienſt
der VDA.=Jugend das Saar=Jahrbuch zum Verkauf
nbieten. Die Verkäufer werden durch eine Armbinde in den
garfarben, ſchwarz=weiß=rot, mit dem Aufdruck: Saarehren=
jenſt
des VDA. für das Saarländiſche Winter=
ilfswerk
gekennzeichnet ſein. Der Verkauf unterliegt nicht
en Beſchränkungen des Sammlungsgeſetzes, ſondern geſchieht auf
usdrücklichen Wunſch des Saarbevollmächtigten des Herrn Reichs=
inzlers
im Einvernehmen mit dem Reichsleiter des Winterhilfs=
erkes
, Pg. Hilgenfeldt.
Deutſche Volksgenoſſen!
Kein deutſcher Volksgenoſſe an der Saar darf in dieſem Win=
r
hungern und frieren! Die Saar kehrt nun heim zum Reich!
eicht unſeren Brüdern die Hand und bietet ihnen durch tatkräf=
ge
Unterſtützung des Saarländiſchen Winterhilfswerkes ein herz=
ches
Willkommen!
Monalskalender für Tierſchuß.
(Hartung Januar.)
Sorge dafür, daß dein Hund ein genügend warmes Lager
it! Hänge vor das Einſchlupfloch der Hütte eine ſchützende
ecke! Achte darauf, daß dein Hund, beſonders wenn er dazu
rurteilt iſt, jahraus, jahrein an der Kette zu liegen, jetzt bei
r Kälte größeren Auslauf hat, damit er ſich durch Bewegung
wärmen kann.
Schütze dein Pferd vor den nachteiligen Einflüſſen der Win=
rkälte
! Laß es nicht länger als unbedingt nötig und nicht ohne
ärmende Decke im Freien ſtehen! Sorge für einen ordentlichen
ufbeſchlag! Die Eiſen müſſen zum Schutz gegen das Ausgleiten
i Eis und Schnee gehörig geſchärft oder mit Stollen verſehen
erden. Wird das Zaumzeug nicht im erwärmten Raum aufbe=
ahrt
, ſo iſt das Gebiß vor dem Anlegen zu wärmen.
Auch an die vielen Kleintierhalter geht unſere Mahnung.
chtet darauf, daß eure Tiere nicht unmittelbar der Kälte und
m Wind preisgegeben ſind! Dichtet eure Stallungen gut ab!
Füttert die hungernden Vögel! Als Futter kann man ge=
ocknete
Unkrautſamen, Diſtelköpfe, Birken= und Tannenſamen,
ſegerichähren, die Beeren des Holunder, Wacholder der Eber=
che
und der wilden Rebe verwenden. Auch die Samen aus
irſch=, Zwetſchen= und Pflaumenkernen eignen ſich zur Fütte=
ung
, ebenſo Apfel=. Birnen= und Quittenkerne. Nicht zu ver=
ſſen
ſind Kürbis= und Gurkenkerne, Mohnkapſeln, Wal= und
aſelnüſſe. Hanfſamen, Hirſe, Hafer und Ameiſenpuppen Hängt
tzt die Futterſteine und =ringe auf ſowie Rinder= und Hammel=
lg
, denn das Fettfutter iſt für die inſektenfreſſenden Vögel un=
ttbehrlich
.
An noch etwas muß der Vogelfreund denken: die Niſthöhlen
id zu reinigen! Oft ſind zwei oder drei Neſter in einer Höhle
dereinander gebaut, ſo daß der Innenraum vollkommen aus=
füllt
und die weitere Unterbringung eines Neſtes unmöglich iſt.
kit den alten Neſtern entfernt man auch gleichzeitig das Unge=
efer
. Auch Mäuſe benutzen oft die Höhlen als Schlupfwinkel
d müſſen vertrieben werden. Verſchonen muß man aber die
ledermäuſe, die ſich gerne in die Niſthöhlen zurückziehen, denn
ſind ebenſo nützlich wie die Vögel.
W.

* Der Wiederaufbau von Oeſchelbronn.
Vortrag Profeſſor Mindner.
Vor der Berufsgemeinſchaft der Techniker in der Deutſchen
rbeitsfront ſprach geſtern Prof. E. Mindner von der Techn.
ochſchule Darmſtadt über den Wiederaufbau, von
eſchelbronn. Nachdem Dr. Zſcharn kurze Begrüßungs=
orte
an alle Anweſenden gerichtet hatte, begann Prof. Mindner
ne Ausführungen, indem er zunächſt der Hoffnung Ausdruck
b, daß dieſer Abend der verheißungsvolle Auftakt einer guten
iſammenarbeit von Hochſchule und Arbeitsfront ſein möge!
An Hand von Lichtbildern warf der Redner dann einen Blick
f die Kataſtrophe des Brandes von Oeſchelbronn, ihre Urſachen
d Ausmaße, und berichtete dann von der großen Aufbauaktion,
durch die Hilfsbereitſchaft des Volkes möglich wurde und vom
ihrer ins Leben gerufen wurde. Eine Generalbauleitung wurde
nigeſetzt und gegenüber der zu dichten alten Bebauung eine Auf=
kerung
erreicht, die umfangreiche Feldbereinigungsmaßnahmen
forderten. Gegenüber anderen Anſichten und Bedenken ſetzte
der Führer für den Wiederaufbau in Fachwerk ein, wie das
orf auch früher geſtanden hatte. Hier flocht der Redner eine
klärung des Begriffes Fachwerk ein; es handelt ſich hier um
te Bauweiſe, bei der die tragenden Teile aus Holz, die raum=
ſchließenden
Wände mit Füllſtoffen ausgefüllt ſind. In einem
ſtoriſchen Rückblick ging der Redner auf die Entwicklung dieſer
alten Bauweiſe, die wir bis in vorgeſchichtliche Zeit verfolgen
nnen, ein. In charakteriſtiſchen Bildern wurden die Haustypen,
aus den Urformen hervorgingen, gezeigt: Niederſächſiſches und
hwarzwaldhaus, Alpen= und Odenwaldhaus, jedes in An=
ſſung
an Witterung und Bodenverhältniſſe entſtanden. Auch
r die einzelnen Entwicklungsperioden des Fachwerks, die durch
rſchiedene Arten der Abſtrebung gekennzeichnet ſind, ſah man
gprägſame Schemata und Bilder. Nach einer ſehr maleriſchen
ildfolge, die das Fachwerk in ſeiner landſchaftlichen Gebunden=
it
zeigten, ging der Redner kurz auf einige Fragen des Holz=
arktes
Holzbedarf, Holzeinfuhr, Holzpreiſe ein
Dieſen allgemeinen Ausführungen ſchloß ſich dann der eigent=
he
Bericht über den Aufbau von Oeſchelbronn an, der durch eine
yr große Zahl von Bildern illuſtriert wurde. Der Aufbau ge=
ah
in der Weiſe, daß man die Handwerker des Dorfes möglichſt
Mittelpunkt anſiedelte, darum herum die kleineren Siedler,
eiſt Induſtriearbeiter mit ländlichem Bodenbeſitz, endlich am
ande die größeren Grundbeſitzer. Die Häuſer, von denen auch
rund= und Aufriſſe gezeigt wurden, haben Fachwerk aus Eichen=
Iz, Wände aus Schwemmſtein. Das Ganze macht einen freund=
hen
und wohlhabenden Eindruck, alles iſt reichlicher als zuvor
lSgebaut. Eintönigkeit des Straßenbildes iſt vermieden und An=
ange
an hiſtoriſche Vorbilder geſucht. Der Redner bezeichnete den
erſuch dieſes Aufbaus als gelungen und bejahte die Frage, ob
ute noch unverputztes Fachwerk gebaut werden ſoll. Er betonte
nerſeits ,daß der Fachwerkbau reiche Praxis erfordere und man
n nicht nur als romantiſche Spielerei auffaſſen durfe, anderer=
ts
daß in der Anwendung alter Handwerksformen die Freude
der Arbeit erhöht werde. Als ganz beſonders weſentlich wurde
imer wieder die Zuſammenarbeit von Architekt, Handwerker und
echniker herausgeſtellt. Abſchließend ging der Redner auf das
Echitektengeſetz ein und auf die Pflichten, die dem Architekt damit
geben ſind, Pflichten gegen ſeinen Stand, das ganze Volke, ins=
ſondere
den Nachwuchs, und gegen den Handwerkerſtand.
Den Dank der intereſſiert folgenden Zuhörer faßte Dr. Zſcharn
Worte und ſchloß den Abend mit einem Sieg=Heil auf den
a-
ihrer
.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Die Ziehung der
Klaſſe findet heute und morgen ſtatt,

Heſſiſches Landestheater Darmſtadt.

Großes Haus. ittwoch,
9. Januar Anfg. 19.30, Ende g. 22 Uhr. Kraft durch Freude
(Geſchloſſene Vorſtellung)
Martha. onnerstag,
10. Januar Miete C. 13
Anf. 19.30, Ende 22.30 Uhr.
Preiſe 0.70 bis 5.50
Der Zigeunerbaron. Hleines Haus. ittwoch,
9. Januar Anfang 20, Ende g. 22.30. Zuſ.=M. II, 8. Vorſt.
Preiſe 0.70 bis 3.80
Die drei Eisbären. eitag,
11. Januar Anf. 20, Ende g. 22.30. Zuſatz=Miete IV, 6. Vorſt.
Kinderr. Mütter Nr. 1150.
Minna von Barnhelm. Preiſe 0.70 bis 3.80

* Eine Winterfahrt nach Peſſelwang im Allgäu.
bayeriſchen Maß Bier verging der Abend. Um 11.30 Uhr klangen
feſtlich die Glocken durch den nächtlichen Ort. Auch wir Darm=
Abſchied von den Bergen.
ſtädter zogen hinaus durch den Abendfrieden zum hellerleuchteten

In den erſten Tagen, des Aufenthalts der Teilnehmer der
Weihnachtsfahrt der Darmſtädter Reiſevereinigung gab es drun=
ten
im Tal noch nichts von dem erſehnten geführigen Schnee‟
doch wer unbedingt dem Schneelauf huldigen wollte, der fand nach
einer guten Stunde Berganſtieg am Sportheim Böck über Neſſel=
wang
ſchon einen recht guten Schibetriebsſtoff. Als es aber an
das Abſchiednehmen ging, da hatte Frau Holle ihre Betten kräf=
tig
geſchüttelt, und Neſſelwangs prächtiges Schneelaufgelände
prangte im Schmucke des Winters. Da war es wirklich kein
Wunder, daß uns allen der Abſchied ſchwer wurde, dieſes winter=
liche
Bild feſſelte uns alle, und die Erinnerung an die ſchönen
und frohen Tage von Neſſelwang wird ſicher allen Fahrtteilneh=
mern
in ſchönſten Farben wach bleiben. Da war zunächſt der
Heilige Abend in dieſem trauten Gebirgsdörflein ein beſonderes
Erlebnis. In den Wirtsſtuben beim Nachtmahl brannten die
Lichter am Weihnachtsbaum, Weihnachtslieder klangen durch die

Berge,
Schnee
und Sonne
erwarten Sie in

im baprischen Allgäu (900 1600 m)
DWintersportreisen
*
mit Reichsbahn D-Zug
führen in ein Gebiet, das selbst bei ungünstigen Witterungsver-
hältnissen
die Ausübung des Wintersports garantiert, sowie gute
Unterkunft und tadellose Verpflegung bietet.
Eislauf, Skilauf, Rodeln, Pferdeschlitten und
Aufo-Ausflüge, erstklass. Skischule am Ort.
1. Fahrk: vom 26. Januar (nachts) bis 3. Februar
8 Tage einschl. Fahrt und Pension .. RM. 59.-
2. Fahrty vom 2. Februar (nachts) bis 10. Februar
8 Tage einschl. Fahrt und Pension . . RM. 59.-
3. Fahrt: vom 26. Januar bis 10, Februar
15 Tage einschl. Fahrt und Pension RM. 96.-
Im Gesamtpreis sind eingeschlossen: Fahrpreis 3. Klasse D-Zug,
Unterkunft und Verpflegung sind in guten Häusern gesichert. Die
Verpflegung beginnt mit dem Frühstück am Ankunftstag und endet
mit Frühstück am Abreisetag.
Auskunft und Anmeldungen für die Leser des Darmstädter
Tagblattes am Schalter der Geschäftsstelle, Rheinstr. 23, Tel. 1.
Reise-Schalter ist geöffnet; 102 und 36 Uhr.

mollig erwärmten Räume, in faſt allen Lokalen vermittelte der
Rundfunk ein gutes Weihnachtsabend=Programm mit der Weih=
nachtsbotſchaft
des Stellvertreters des Führers. Später dann in
fröhlicher Unterhaltung bei Punſch, Bowle oder dem ſchmackhaften

Verein der Vogelfreunde. Die Monatsverſammlung des
Vereins der Vogelfreunde findet am Freitag, den 11. Januar,
abends. im Weißen Saal der Gaſtſtätte Chriſt, Grafenſtraße 18,
ſtatt. Die Ziele des Vereins gehen in erſter Linie darauf hinaus,
die Intereſſen der Vogelhaltung zu vertreten und aufklärend in
der Vogelpflege zu wirken. Gleichzeitig iſt er beſtrebt, die Vogel=
welt
zu ſchützen und zu fördern, denn nur wer das Vogelleben in
der freien Natur zu beobachten weiß, iſt imſtande, unſeren gefie=
derten
Freunden drinnen und draußen eine gerechte Pflege zuteil
werden zu laſſen. Ein ausgezeichneter Beobachter der Natur und
Tierwelt, der Kuſtos des Heſſiſchen Landesmuſeums, Dr. Held=
mann
, wird an dieſem Abend über Die Singvögel in
ihren natürlichen Wohngebieten ſprechen. Er wird
den Beſuchern einfache und vor allem natürliche Wege zur Be=
obachtung
des Vogellebens zeigen. Im Anſchluß an ſeine Vor=
tragsreihe
beabſichtigt der Redner, diesbezügliche Führungen im
Landesmuſeum zu veranſtalten, ſo daß den Freunden unſerer Be=
ſtrebungen
viel Wiſſenswertes und Lehrreiches geboten wird.

In Vorbereitung: Der Tod des Fohannes A Pro Tosea

Reichsbund Volkstum und Heimat, Landſchaft Rhein=
Heſſen, ſchreibt uns: Nachahmens=
franken
Naſſau
werte Tat! Dem Fachamt Tierſchutz wurde von folgenden
Firmen bzw. Geſchäften für die Winterfütterung der notleiden=
den
Vögel Streufutter zur Verfügung geſtellt: Drogerie
Steinhäuſer, Mühlſtraße 78. Darmſtädter Vogel=
haus
, Schulſtraße. Ecke Kirchſtraße, Hufeld. Rheinſtraße 5,
Conrad Appel, Bismarckſtraße 61. Rodenhäuſer. Schu=
chardſtraße
12. Wir ſprechen den Spendern auch auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank aus. Durch dieſe Gaben iſt es uns
möglich, ſowohl die öffentlichen Futterkäſten in den Anlagen un=
ſerer
Stadt mit Futter zu verſehen, als auch an Vogelfreunde,
denen nicht die nötigen Mittel zur Verfügung ſtehen, unentgelt=
lich
Futter abzugeben.
Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins e. V. Es wird auf den heute im Hörſaal 348 der
Techniſchen Hochſchule (Eingang Weſtportal) ſtattfindenden Licht=
bildervortrag
, des Herrn Walther Flaig=Kloſters über: Aus
meiner Bergheimat im Rätikon hingewieſen.

Gotteshaus, um inmitten der einheimiſchen Bevölkerung die mit=
ternächtliche
kirchliche Feierſtunde mitzuerleben. Wohl jeder, der
die weihevolle Andachtsſtunde miterlebte, empfand den Zauder
dieſer Heiligen Nacht. Draußen war es kalt, und Stern an Stern
leuchtete vom winterlich=klaren Himmel.
Die Tage in Neſſelwang vergingen wie im Fluge. Am Tage
erlebte ein jeder nach ſeiner Art die ſchöne Bergwelt, die ſich in
allen Farben zeigte. Einmal hatten wir frühlingswarme Tage,
faſt immer gute Bergſicht, dann gab es wieder einmal, damit wir
nicht übermütig wurden, einen Regentag, dann miſchte ſich Schnee
in den Regen, und wir konnten deutlich erleben, wie der Winter
ſchrittweiſe bis hinunter ins Tal ſtieg. Die Schneegrenze mit
fahrbarem Schnee rückte immer tiefer, ſo daß es in den letzten
Tagen möglich wurde, bis ins Tal hinunter mit Skiern zu fah=
ren
. Wir erlebten prächtige Sonnentage, bei Bergfahrten aber
auch recht zünftige Schneeſtürme.
Wer als Nichtſkiläufer mitgekommen war, der konnte auf
lohnenden Wanderungen und Autofahrten in die ganz reizvolle
Umgebung ein herrliches Stücklein deutſche Heimat erwandern und
erleben.
Recht luſtig wurde es, als der Haupttransport der Reiſegeſell=
ſchaft
am 2. Weihnachtstag eingetroffen war. Da gab es zunächſt
einen kurzen Begrüßungsabend im Gaſthaus Engel. Unſer Reiſe=
leiter
gab nähere Anweiſungen über den Aufenthalt und das
Tagesprogramm, der erſte Bürgermeiſter des Ortes hieß uns
Heſſen herzlichſt willkommen, der Vertreter des Verkehrsvereins
hielt auch noch eine kurze, von Humor gewürzte Anſprache, ſo
fühlte ſich gleich alles als zuſammengehörig, als große Familie.
Beſchloſſen wurde dieſe erſte offizielle Zuſammenkunft aller Reiſe=
teilnehmer
mit dem deutſchen Skigebet, das Verkehrsdirektor
Cetl vorſprach und wir voller Inbrunſt nachſprachen: Lieber
Petrus mein. Laß es recht tüchtig ſchnei’n, auf die Berge, auf
die Höh’n, Schneeſchuhlaufen iſt ſo ſchön. O, lieber Petrus
höre, Uns tüchtig Froſt beſchere. Dann vollen wir dir bringen,
Dann wollen wir dir ſingen. Ein dreifach kräftiges Ski Heil!
Dieſes Gebetlein hat doch noch gewirkt, denn der Schnee iſt,
wenngleich er noch etwas auf ſich warten ließ, doch noch gekommen.
Eine weitere Veranſtaltung, die noch beſonderer Erwähnung be=
darf
, war ein Bunter Heimatabend, der unſere Darmſtädter Reiſe=
vereinigung
mit einer großen Reiſegeſellſchaft aus Berlin und
einer großen Geſellſchaft aus dem Schwabenland im Bärenſaal
zuſammenbrachte. Hier wurde geſchuhplattelt, geſungen und ge=
tanzt
, es war eine überaus gelungene Veranſtaltung mit unge=
trübter
Fröhlichkeit und Ausgelaſſenheit. Nachdem die Neſſel=
wanger
Buam und Derndl mit ihren farbenfrohen Gebirgler=
trachten
ihre ſchönen Heimattänze gezeigt hatten, ging auch die
Aufforderung zum Schuhplatteln an die Gäſte, und was für ergötz=
liche
Bilder dies gab, das kann man in Worten gar nicht ſchildern.
Das war eine Angelegenheit, bei der man ſich ſo richtig geſund=
lachen
konnte. So vergingen die Tage, ſo vergingen die Abende
immer in Fröhlichkeit, immer in froher Geſelligkeit das waren
Urlaubstage, im wahrſten Sinne des Wortes Ferien vom Ich.
Auch am Silveſterabend war alles in Einmütigkeit bei frohe=
ſter
Laune vereinigt. Am großen Weihnachtsbaum für alle ſpielte
um Mitternacht die Ortskapelle einige Lieder, und der Bürger=
meiſter
wünſchte in einer kurzen Anſprache allen Gäſten und Orts=
bewohnern
ein gutes neues Jahr.
Der Freitag, der Tag vor der Abreiſe, hatte weniger ſchönes
Wetter, denn es ſchneite im Tal recht feucht, droben hauſte ein
toller Schneeſturm. Im Morgengrauen des Samstag trudelten
im pulvrigen Schnee unſere Reiſeteilnehmer zum Bahnhof, unauf=
hörlich
ſchneite es, und wurde ſo der Abſchied beſonders den Ski=
läufern
ſchwer gemacht, denn alle hatten Neſſelwang mit ſeinen
ſchönen baumfreien Schneelaufhängen, die herunter bis zum Ort
reichen, liebgewonnen. Und wenn wir heute hören, daß die
Darmſtädter Reiſevereinigung zwei weitere Reiſen, die
erſte beginnend am 26. Januar und die andere am 2. Februar,
vorgeſehen hat, dann wird ſo manchem, der zu Weihnachten und
Neujahr dabei war, weh ums Herz, und er wird wünſchen, auch
hier mitmachen zu können. Fahrt und Aufenhalt ſind ſtark ver=
billigt
, und iſt die Teilnahme jedem, der einmal den Winter in
den bayeriſchen Bergen erleben will, zu empfehlen. (Nähere Aus=
kunft
am Reiſeſchalter des Darmſtädter Tagblatts, Rheinſtr. 23,
Telephon 1, oder bei der Darmſtädter Reiſevereinigung, Heag=
haus
, Luiſenſtraße 12, Zimmer 6, Fernſprecher 4488.)

*
Zuchkbullen= und Zuchkeber=
Verſteigerung in Darmſtadt.
Außerordentlich gute Beſchickung. Sehr gutes Verkaufsergebnis
Das Tierzuchtamt Darmſtadt (Hauptabteilung 2 der Landes=
bauernſchaft
Heſſen=Naſſau) veranſtaltete am Dienstag auf dem
Pferdemarktplatz in der Holzhofallee ſeine 11. Zuchtbullenverſtei=
gerung
und 9. Verſteigerung von Zuchtebern. Die Beſchickung
war außerordentlich gut. Nicht weniger als 60 Bullen des heſſi=
ſchen
Fleckviehſchlages waren gemeldet. Sämtliche zur Verſteige=
rung
ſtehenden Bullen waren in das Herdbuch des Tierzuchtamts
eingetragen. Auch die Beſchickung mit ebenfalls in das Herdbuch
eingetragenen Zuchtebern war ſehr gut. Nicht weniger als 22
Veredelte Landſchweineber und 8 Eber des Deutſchen Edelſchwein=
ſchlages
waren aufgetrieben. Sämtliche Tiere ſtammten aus gu=
ten
Starkenburger Leiſtungszuchten des Rieds und Odenwaldes.
Daß die meiſten Tiere dem heute geforderten Zuchtziel entſpra=
chen
, bewies am beſten die mit der Verſteigerung verbundene
Prämiierung. Von den Herdbuchbullen wurden 27 mit
Form= und Leiſtungspreiſen ausgezeichnet. Beſonders wichtig war,
daß bei der ſich anſchließenden Verſteigerung für die mit Formen=
und Leiſtungspreiſen ausgezeichneten Faſeltiere Ankaufsbeihilfen
gewährt werden konnten. Auch bei den aufgetriebenen Zucht=
ebern
konnten eine ganze Anzahl Preiſe vergeben werden.
Das große Intereſſe, das für den Verlauf und das Ergebnis
der Verſteigerung beſtand, ging am deutlichſten aus dem eben=
falls
außerordentlich guten Beſuch der Veranſtaltung hervor. Be=
ſonders
waren erfreulicherweiſe viele Ankaufskommiſſionen von
Gemeinden erſchienen. Bei flotten und guten Geboten wurden
für Bullen je nach Alter und Qualität Preiſe zwiſchen 320. und
740. RM. erzielt. Abgeſehen von vereinzelten Privatkäufern,
traten folgende Gemeinden, als Käufer von Zuchtbullen auf:
Bensheim. Braunshardt. Bürſtadt, Dieburg, Dorndiel, Froſch=
hauſen
, Fürfeld, Goddelau, Ernſthofen Geinsheim. Gerſprenz,
Gundersheim. Günterfürſt, Gumpen, Hiltersklingen. Hainſtadt,
Hofheim, Kimbach. Kleeſtadt, Kocherbach, Nauheim, Lindenfels,
Lorſch, Offenthal. Oſthofen, Ober=Widdersheim, Nieder=Ramſtadt.
Erzhauſen, Pfungſtadt, Rodau bei Dieburg, Rommersheim,
Schneppenhauſen. Viernheim, Weiskirchen, Wixhauſen und Wor=
felden
.
Während für Deutſche Edelſchweine ſo gut wie kein Kauf=
intereſſe
beſtand nur die Gemeinde Meſſel trat als Käufer
auf , konnten ſämtliche aufgetriebenen veredelten Landſchwein=
eber
verkauft werden. Sie erzielten Preiſe zwiſchen 110. und
245. RM. Auch hierbei traten, von vereinzelten Privatzüch=
tern
abgeſehen, Gemeinden als Käufer auf, und zwar: Altheim,
Bockenrod, Bonsweiher, Ernſthofen, Griesheim. Geinsheim, God=
delau
. Gundersheim, Hetzbach, Nieder=Modau, Münſter, Unter=
Oſtern. Kimbach, Ober=Modau. Pfungſtadt, Reichelsheim, Rodau,
Sandbach. Werſau und Zeilhard.
Der Veranſtaltung wohnten zahlreiche Vertreter der Landes=
bauernſchaft
Heſſen=Naſſau mit Tierzuchtdirektor Dr. Schnei=
der
=Frankfurt an der Spitze bei.


Petrusgemeinde. Der erſte Frauenabend dieſes Jahres
findet morgen, Donnerstag, abends im Gemeindehaus ſtatt. Der
frühere Pfarraſſiſtent der Gemeinde, Pfarrer Lic. zur Nieden,
Offenbach, wird auf Grund reicher Erfahrungen in ſeiner jetzigen
Arbeit am Rande der Induſtrieſtadt einen Vortrag halten über:
Das Werden einer jungen Gemeinde‟. Die Mitglieder unſerer
Frauenhilfe ſeien darauf beſonders hingewieſen,

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 9

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus der NSDAF.

Der Kreisleiter.
Kreis=Organiſationsamt.
Heute abend 8 Uhr findet im Saale der Gaſtwirtſchaft Han=
delshof
, Ludwigsplatz 8, eine dringende Beſprechung ſämt=
licher
Ortsgruppen= und Stützpunktleiter und deren Organiſa=
tionsleiter
ſtatt. Erſcheinen iſt unbedingt Pflicht!
Kreisfunkwart.
Die Ortsgruppen= und Betriebsfunkwarte werden darauf hin=
gewieſen
, daß der Lehrgang Einführung in die Rundfunktechnik
heute, 20.15 Uhr, in der Rundfunkberatungsſtelle. Luiſenſtraße 34,
beginnt. An dieſem Lehrgang können noch weitere Intereſſenten
teilnehmen.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Steinberg, Heinrichsſtr. 101.
Die Sammlung des Lebensmittelopferrings findet in der Zeit
vom 8 bis 10. Januar ſtatt. Wir bitten die Lebensmittel in
Sacktüten bereitzuſtellen.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Rheintor.
Verſammlung ſämtlicher Amtswalter und der ihnen zugeteil=
ten
Helfer heute, 20.30 Uhr, im Hanſa=Hotel, Rheinſtr. 47. Tages=
ordnung
: Abrechnung der NSV.=Hefte und Abrechnung der Hefte
Mutter und Kind‟
Die Liſten für die Eintopfgerichtſamm=
lung
am Sonntag, 13. Jan., können von Freitag ab in der Ge=
ſchäftsſtelle
abgeholt werden.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Maintor.
Heute findet die Ausgabe der Kohlengutſcheine
ſtatt. Hierfür iſt folgende Zeiteinteilung vorgeſehen: Zelle 1, 2.
3 von 9 bis 11 Uhr, Zelle 4. 5, 6 von 11 bis 1 Uhr, Zelle 7 von
1 bis 3 Uhr Zelle 8, 9, 10 von 3 bis 5 Uhr. Die Sammlung des
Lebensmittel=Opferringes beginnt heute. Wir bitten die Spen=
der
, ihre Gaben bereitzuhalten.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Gutenberg. Heinheimer
Straße 53.
Lebensmittelopferring. Heute wird die Samm=
lung
des Lebensmittelopferringes durchgeführt. Wir bitten, die
Pakete in Sacktüten zur Abholung bereitzuſtellen.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Gervinus.
Ausgabe der Kohlengutſcheine für die Hilfsbe=
dürftigen
der Ortsgruppe in der Geſchäftsſtelle, Stiftsſtraße 32,
heute, wie folgt: Zellen 1 bis 4: vormittags von 9 bis 12 Uhr,
Zellen 5 bis 13: nachmittags von 2.30 bis 5 Uhr. Die weiße Aus=
weiskarte
iſt mitzubringen.
NS. Frauenſchaft, Darmſtadt.
Die Sprechſtunden bei unſerer Kreisgeſchäftsſtelle ſind 10 bis
12 Uhr vormittags und 3 bis 4 Uhr nachmittag. Mittwoch, Don=
nerstag
und Samstag nachmittag keine Sprechſtunden.
NS. Lehrerbund, Kreis Darmſtadt.
Fachgruppe. Gewerbliche
und allgemeine
Berufsſchulen
Die nächſte Verſammlung wird als Kreis=
verbandstagung
für die Kreiſe Darmſtadt und Groß=Gerau durch=
geführt
und findet am Samstag, den 12. Januar, 15 Uhr, in der
Brauerei Krone zu Darmſtadt, Schuſtergaſſe, ſtatt Berufsſchul=
direktor
Geißler aus Hanau ſpricht über grundlegende metho=
diſche
Berufsſchulfragen. Der Vortragende iſt als langjähriger
Dozent am früheren Staatlichen Berufspädagogiſchen Inſtitut
Frankfurt a. M., als Verfaſſer wertvoller fachmethodiſcher Schrif=
ten
und als führender Berufsſchulmethodiker weithin bekannt und
geſchätzt. Von allen Erziehern an den Berufsſchulen beider
Kreiſe wird die Teilnahme an dieſer Veranſtaltung erwartet, die
Kollegen benachbarter Kreiſe ſind hierzu eingeladen.
NS. Kriegsopferverſorgung, Ortsgruppe Darmſtadt.
Wirtſchaftshilfe der Kriegsbeſchädigten:
Die Sprechſtunden für Mittwoch und Donnerstag ſind aus büro=
techniſchen
Gründen eingeſtellt.
NS. Deutſcher Frontkämpferbund (Stahlhelm).
Am Montag, 14. d. M.. um 20 Uhr, ſpricht Kamerad Werdel=
mann
im Rummelbräu über: 1. Was muß unſer Führer Adolf
Hitler heute von uns Frontſoldaten fordern? 2. Zweck und Be=
deutung
der Sterbegeldverſicherung des NSDFB. (Stahlhelm).
Erſcheinen aller Kameraden iſt Pflicht,
gez.: Der Kreisführer.

Die DeutſcheArbeitsfront

Vereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Vereinigung ehem Fußa. Regt. Gfz. Nr. 3. Es
wird an das heute abend in Schuls Felſenkeller (Dieburger Str.)
ſtattfindende zwangloſe Zuſammenſein erinnert.
Heimabende für ortsfremde junge Mäd=
chen
, Freundinnenheim, Sandſtr. 24. Jeden Donnerstag, abends
8,1510 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch
im Monat: Gymnaſtik. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im
Monat: Nähen und Zuſchneiden. Donnerstag, den 10. 1. 35:
Singen.

N5B9. Orisgruppenbekriebsobmänner, Achkung!
Heute, Mittwoch, den 9. Januar 1935, findet eine O.B.O.=
Sitzung bei Pg. Rathgeber, Sodereck. ſtatt. Beginn 20,30 Uhr.
Heil Hitler!
(gez.): Zachow, Kreisbetriebszellenobmann.
N5. Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟

Kreis Darmſtadt.
Am Samstag, den 12. Januar 1935, findet im Städt. Saal=
bau
zu Darmſtadt ein großer bunter Abend mit geſelligem Tanz
zum Beſten des Winterhilfswerks ſtatt. Beginn 8 Uhr. Eintritt

50 Pfg.
Es wirken mit die Kapelle der Standarte 115, Leitung
Muſikzugführer Willi Schlupp, ſowie eine Reihe erſter Künſtler
des Heſſiſchen Landestheaters, außerdem Aenne Schellhaas, Tanz.
Karten in der Geſchäftsſtelle der NS. Gemeinſchaft K.d.F.,
Bismarkſtraße 19, ſowie bei allen Orts= und Betriebswarten des
Kreiſes Darmſtadt. Heil Hitler!
gez.: Malcomes, Kreiswart K.d.F.
*
Sonntag, den 13. Januar 1935, vormittags 11 Uhr, findet
eine Führung durch Prof. Beyers Gemäldeſchau in der Aus=
ſtellungshalle
am Rheintor ſtatt. Die Führung hat Prof. Beyer
ſelbſt übernommen. Eintrittspreis 0.20 Mk. Karten in der Ge=
ſchäftsſtelle
, Bismarckſtr. 19, ſowie bei den Orts= und Betriebs=
warten
K. d.F. erhältlich.
*
Achtung! Denken Sie daran, daß Jörg Magers Elektro=
akkuſtiſche
Orgel Donnerstag, den 10. Januar, abends 8 Uhr. und
Samstag, den 12. Januar, nachmittags 5 Uhr, im Prinz=Emil=
Schlößchen zu hören iſt und ſorgen Sie ſich rechtzeitig für Kar=
ten
, da die Nachfrage ſehr groß iſt. In den letzten Tagen wurden
Karten von Intereſſenten im Umkreis von 50 Kilometer beſtellt.
ſo daß ſich kein Darmſtädter die Gelegenheit entgehen laſſen
ſollte, dieſe hochwichtige Erfindung anzuhören.
Karten zu 20

Pfg. in der Geſchäftsſtelle NSG. K.d.F., Bismarckſtraße 19, Hau=
der
Arbeit.
Kraft durch Freude im Dienſte der Winterhilfe.
Wie wir ſchon geſtern mitteilten, veranſtaltet die NS.=Ge
meinſchaft Kraft durch Freude am kommenden Samstag, abend d
8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau einen Bunten Abend, deſſen Rein
ertrag dem Winterhilfswerk zufließt, Hiermit ſtellt ſich auch di
große nationalſozialiſtiſche Gemeinſchaft der Arbeitsfront in de
Dienſt der Nächſtenliebe. Es iſt deshalb zu hoffen und auch anzu de
nehmen, daß der Beſuch dieſes Abends ein beſonders guter ſei de
wird. Vom Heſſiſchen Landestheater wirken mit: Lea Piltt
Koloraturſopran, Käthe Gothe Heiteres. Hermann Schmidt
Berikoven, Tenor; Heinz Weihmann, Anſage. Außerdet
haben ihre Mitwirkung zugeſagt: Aenne Schellhaas, Tänz weiſte
und zur Begleitung am Flügel Kapellmeiſter E. G. Welke. Al
Orcheſter iſt die Standartenkapelle 115 unter Leitun
von Muſikzugführer Willy Schlupp gewonnen worden. Ein Tan
in allen Räumen des Saalbaues wird nicht weniger ſeine An ſau de=
ziehungskraft
ausüben.
weil
f. Roßdorf, 8. Jan. Bunter Abend. Der von der NSd ffürde
Kraft durch Freude im Saale Zum Darmſtädter Hoſ
veranſtaltete Bunte Abend war ein voller Erfolg. Der Saal wa
bis auf den letzten Platz beſetzt. Das vielſeitige Programm wurd
durch Darmſtädter Künſtler beſtritten. Beſonders anzuerkenne zu
waren wieder die auf hoher Stufe ſtehenden Geſangsvorträe
unſeres einheimiſchen Sängers Georg Koop vom Heſſ. Landes Kuu
theater Darmſtadt. Auch der Humor fehlte nicht und ſetzte di
Lachmuskeln der Anweſenden in ſtarke Tätigkeit. Reicher Beifa
wurde den Darbietenden geſpendet. Zum Schluſſe wurde ang Melen
kündigt, daß der nächſte Bunte Abend im Februar ſtattfindet un
der Beſuch mit Rückſicht auf die Faſchingszeit ſehr empfehlen ad
wert ſei.
ledigun
Ex. Bürſtadt, 8. Jan. Verſammlung der DAF. J
Saale von Hch. Bub fand eine Verſammlung der Deutſchen A.weis
beitsfront ſtatt. Amtswalter Pg Gotha begrüßte die Arbeit=
kameraden
herzlich. Pg. Kreiskaſſenwalter Thomas ſprach übe
den Aufbau der Deutſchen Arbeitsfront und über deren ſozial? G.
Einrichtungen. Anſchließend gab Ortsamtsleiter Pg. Gotha eine bauer:

Ueberblick über die Entſtehung der DAF.

B

Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
* Helia: Jungfrau gegen Mönch.
Bei dem Titel, den man dem hübſchen Luſtſpiel, das geſtern
im Helia anlief, gegeben hat, hat ſicher kein Beſucher vorher
recht gewußt, was er von dieſem Film erwarten ſoll, und wir
wollen hier auch nicht die Ueberraſchung vorwegnehmen. Jeden=
falls
hat E. W. Emo, der Spielleiter, es verſtanden, die harmlos=
luſtige
Handlung ſehr flott abzuwickeln. Nachdem wir einmal am
Schauplatz des eigentlichen Kampfes von Jungfrau gegen
Mönch angelangt ſind, kommt die Sache bald in Fahrt und
nun löſt eine drollige Epiſode die andere ab. Die Renovierung
des verſchlampten Hotels, die Ankunft der energiſchen Tante, die
künſtlichen Wutausbrüche des Mönches das ſind zwar alles
keine funkelnagelneuen Erfindungen, verfehlen aber in der flot=
ten
Form wie ſie hier gebracht werden, ihre Wirkung nicht. Zu=
mal
die Schauſpieler alle in beſter Spiellaune ſind; als erſte möch=
ten
wir da Ida Wüſt nennen, die wieder mit der ihr eigenen
unfehlbaren Sicherheit ihre Rolle geſtaltet; dann ſind da die bei=
den
Hauptperſonen, Dorit Kreysler und Paul Richter, die
vor allem hübſch und verliebt zu ſein haben. In kleineren Rollen
begegnen wir Eric Ore, Hugo Fiſcher=Köppe. Guſtl
Stark=Gſtettenbaur, und in einer für ihn typiſchen Evi=
ſode
Weiner Finck, der hier vielleicht, einen kleinen. Dämpfer
der Spielleitung hätte vertragen können. Das Ganze ſpielt ſich in
ſchöner Hochgebirgslandſchaft ab. und Willi Kollo ſchrieb gefäl=
lige
Schlagermuſik dazu.
Voran ging ein ſehr luſtiger Kurzfilm in dem Eric Ode als
Ritter wider willen in die tollſten Situationen gerät.
Ein Farbenfilm der Ufa Erntedankfeſt 1934 auf dem
Bückeberg, gab eindrucksvolle Bilder von dieſer gewaltigen
Kundgebung. Beſonders maleriſch die farbige Wiedergabe der
ſchönen alten Trachten!
a
Das Union=Theater zeigt den ſpannenden und ergreifen=
den
Film, den niemand vergeſſen wird, der ihn geſehen hat:
30 Jahre Weltgeſchehen
Die Helia=Lichtſpiele zeigen das reizende, amüſante Luſt=
ſpiel
Jungfrau gegen Mönch mit den ſcharmanten Darſtellern
Dorit Kreyſler. Ida Wüſt Paul Richter.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen Hermann Speelmans und
Dorit Kreyſler in dem Luſtſpiel, das Sie mitreißt und gefangen
nimmt: Herr Kobin geht auf Abenteuer
Reſi=Theater, zeigt den großen Lacherfolg Dick und Dof
Die Wüſtenſöhne‟.

Leber die Temperatur des Oezember 1934in Oarmſtadt

Von Profeſſor Dr. phil, Dr.=Ing. ehr. E. Ihne.

Darüber, daß der Dezember 1934 ungewöhnlich warm oder
mild geweſen iſt, herrſcht kein Zweifel. Wir wollen auf Grund der
meteorologiſchen Angaben unterſuchen, inwieweit das allgemeine
Empfinden gerechtfertigt iſt. Hierbei verfahren wir abſichtlich
gerade ſo, wie es bereits früher bei der Behandlung der Tempe=
ratur
einzelner Monate und auch des ganzen Winters geſchehen iſt;
vergl. u. a. Darmſtädter Tagblatt 1934, Nr. 12 und Nr. 72.
Die meteorologiſchen Beobachtungen bis 1933 finden ſich in
den Jahrgängen des Meteorologiſchen Jahrbuchs für Heſſen, die
noch unveröffentlichten ſtellte die Landesanſtalt für Wetter= und
Gewäſſerkunde in Darmſtadt gütigſt zur Verfügung. Die Darm=
ſtädter
Station, Beobachter Herr Amtsobergehilfe Müller, befindet
ſich an der Nordſeite des Phyſikaliſchen Inſtituts der Techniſchen
Hochſchule (im Oſtteil des Herrngartens). Die Thermometer hän=
gen
in 147 Meter Höhe NN.; etwa 6 Meter tiefer, am Boden, wird
auch die Temperatur der bodennahen Luftſchicht beobachtet.
Ein möglichſt milder oder warmer Dezember hat:
eine möglichſt hohe mittlere Monatstemperatur ( Monats=
mittel
); ſie wird berechnet aus der mittleren Temperatur aller
Monatstage:.
2. ein möglichſt hohes mittleres Minimum; es wird berechnet
aus dem täglichen Minimum aller Monatstage;
3. ein möglichſt hohes mittleres Maximum; es wird berechnet
aus dem täglichen Maximum aller Monatstage;
4. eine möglichſt geringe Anzahl von Froſttagen, d. h. von
ſolchen Tagen, an denen das Minimum der Temperatur unter
Null ſinkt;
5. eine möglichſt geringe Anzahl von Eistagen, d. h. von ſolchen
Tagen, an denen das Maximum der Temperatur unter Null bleibt;
6. ein möglichſt hohes abſolutes Minimum, d. h. die während
des ganzen Monats vorgekommene niedrigſte Temperatur;
7. ein möglichſt hohes abſolutes Maximum, d. h. die während
des ganzen Monats vorgekommene höchſte Temperatur,
Wie ſchon früher wiederholt geſagt, fallen die Werte 6 und 7
bei Betrachtungen vorliegender Art als Einzelwerte nicht ſehr ins
Gewicht, ſie ſind gewiſſermaßen nur Schönheitszugabe oder Schön=
heitsfehler
(Schönheitszugabe: ein warmer Dezember hat auch ein
hohes abſolutes Minimum und Maximum; Schönheitsfehler:
ein warmer Dezember hat nicht auch ein hohes abſolutes Minimum
und Maximum). Von beiden Werten kann das abſolute Minimum,
wenn es beſonders niedrig iſt, für die Pflanzenwelt und für
manche unſerer wirtſchaftlichen Belange von Wichtigkeit ſein; dem
abſoluten Maximum des Dezember kommt praktiſch kaum Be=
deutung
zu.
Die Werte für den Dezember 1934 in Darm=
ſtadt
ſind:
+ 6,8 C.
Mitteltemperatur
4,52 C.
2. Mittleres Minimum . .
3. Mittleres Maximum . . + 8,5 C.

0,92 C (am 2. Dez.).

F 2,20 (
0,0 G (0.03).

15.

4. Anzahl der Froſttage ..
O
5. Anzahl der Eistage ...
6. Abſolutes Minimum ..
7. Abſolutes Maximum . . + 13,0 C (am 4. Dez.).
Ob der Dezember (und jeder andere Monat) als mild oder
kalt zu beurteilen iſt, ergibt ſich durch Vergleich mit langjährigen
Mittelwerten. Wir gewinnen dieſe aus den Beobachtungen ſeit der
Neueinrichtung des heſſiſchen meteorologiſchen Stationsnetzes, alſo
jetzt aus 34 Jahren.
Die Mittelwerte für den Dezember in Darm=
ſtadt
(19011934) ſind:
. Mitteltemperatur
2. Mittleres Minimum ..
3. Mittleres Maximum . . + 4,/4 C.
4. Anzahl der Froſttage ..
5. Anzahl der Eistage . ..
6. Abſolutes Minimum . . 8,3 C
7. Abſolutes Maximum + 11,3 C.
Die Werte 6 und 7 beſagen natürlich nur, daß im Monat De=
zember
mit einiger Wahrſcheinlichkeit die Temperatur als Niedrigſt=
wert
8,3 C, als Höchſtwert + 11,30 C erreichen kann.
Als mild oder warm iſt der Dezember zu bezeichnen, bei dem
die Werte 1, 2, 3 höher ſind als die Mittelwerte, die Werte 4
und 5 niedriger. Man ſieht ſofort, daß der Dezember 1934
außerordentlich warm oder mild geweſen iſt. In
dem ganzen Beobachtungszeitraum ſeit 1901 war er bei weitem der
wärmſte. Kein anderer Dezember hatte ſolch hohe Mitteltempe=
ratur
, am nächſten kam der Dezember 1915 mit + 5,9 C. Auch
aus den bis 1827 reichenden Aufzeichnungen der Landesanſtalt
geht hervor, daß nur einmal ein ähnlich hoher Mittelwert vorge=
kommen
iſt, es war der Dezember 1868 mit 6,72 C. Daß genaue
Vergleiche der meteorologiſchen Werte aus der Zeit vor 1901 durch
verſchiedene Umſtände nicht angängig erſcheinen, wurde ſchon früher
wiederholt geſagt (u. a. andere Aufſtellung der Inſtrumente, nicht
gleichmäßige Beobachtungstermine). Hinſichtlich des Mittleren
Minimums + 4,5 C hat ebenfalls der Dezember 1934 den höchſten
Wert, am nächſten kam der Dezember 1917 mit 3,3 C. Ebenſo
iſt es mit dem Mittleren Maximum von + 8,5 ( hier erreichte
ihn beinahe der Dezember 1915 mit + 8,4 C. Auch die Anzahl
der 2 Froſttage wird nicht unterboten die Dezember 1911 und 1914
mit je 5 Froſttagen hatten die nächſtkleinere Zahl. Daß keine Eis=
tage
vorkommen, iſt nichts Seltenes im Dezember 1911, 1913, 1914.
1915, 1916 war es der Fall. Die Schönheitszugaben eines hohen
Abſoluten Minimums und eines hohen Abſoluten Maximums
fehlten dem Dezember 1934 ebenfalls nicht Kurz; man kann ohne
Bedenken ſagen; der Dezember 1934 war ſeit langer
Zeit, mehr als 100 Jahren, der wärmſte der De=
zembermonate
.

Aus Heſſen.

Dg. Arheilgen, 8. Jan. Odenwald=Verein. Im Ve=
eintslokal
fand die Jahres=Hauptverſammlung ſtatt, die von de‟
Mitgliedern recht zahlreich beſucht war. In ſeinem Jahresberid
ſprach Vereinsführer Lügenbiehl eingehend über das Ve
einsleben. Beſonders warf er einen Rückblick auf die im Bericht=
jahre
ſtattgefundene Feier des 20jährigen Beſtehens, die eine
harmoniſchen Verlauf nahm. Einigen Austritten ſteht die gleick
Zahl an Neuanmeldungen gegenüber. Nach Dankesworten an al
Mitarbeiter folgte der Kaſſenbericht des Rechners Horn, de
ein zufriedenſtellendes Bild der Vereinsfinanzen, erkennen lie
Die Wahl des Vereinsleiters ergab die einſtimmige Wiederwal /
des ſeitherigen Vereinsleiters Lügenbiehl; ebenſo bleiben ſein
ſeitherigen Mitarbeiter mit einer Ausnahme in ihren Aemter=
Anſchließend an den Bericht des Sachwalters wurde über die Ve
anſtaltungen im kommenden Vereinsjahre geſprochen und b
ſchloſſen, am 16. März zunächſt einen Heimatabend mit bunte
Programm und Lichtbildervortrag, abzuhalten. Die Beſchlu
faſſung über den alljährlichen Frühjahrsausflug wurde zurü
geſtellt. Im weiteren Verlauf befaßte ſich die Verſammlung M
internen Vereinsangelegenheiten.
o. Erzhauſen, 8. Jan. Die Hauptperſammlung de
Sängervereinigung Erzhauſen 1933, geſtaltete ſi
wieder zu einer echten und rechten Kameradſchaftstagung. Na
herzlicher Begrüßung durch den Vorſitzer, Herrn Hans Bender. g
dachte man der im Laufe des Jahres dahingeſchiedenen vier Ve
einsangehörigen. Die Rechnungsablage ſchließt mit einem Uebe
ſchuß von 61,28 RM. ab. Der Vorſtand wurde durch die Herke
K. Ganßmann, W. Heller und Gg. Köhres ergänzt. Der üblid
Vereinsball ſoll am 9. Februar bei Theodor Haaß abgehalten we
den. Auch ſoll im Laufe des Sommers ein größerer Vereinsau
flug ſtattfinden. Der Vorſitzende wurde wiedergewählt. Der zwei
Vorſitzende, Herr Friedrich Heller 3., vollzog die Ehrung der Mi
glieder, die 25 Jahre dem Verein angehören, durch Ueberreichun
einer Ehrenurkunde. Es ſind die Herren Hans Bender. Ka
Ganßmann und P. Becker 3. Der erſtere dankte im Namen d
neuen Ehrenmitglieder.
Eberſtadt, 8. Jan. Die Sparkaſſe ſenkt die Zin
ſen für Hypotheken und Darlehen. Nachdem das G
ſchäftsergebnis der Eberſtädter Zweigſtelle der Städtiſchen Spa
kaſſe Darmſtadt nach Uebernahme der ehemaligen Vereinsbat
durch die Sparkaſſe ſich in erfreulicher Weiſe gehoben hat und de
Vertrauen der Bevölkerung zu der neuen Geldanſtalt im Wachſe
begriffen iſt, konnte der Verwaltungsrat der Städtiſchen Spa
kaſſe Darmſtadt in ſeiner Sitzung vom 20. Dezember 1934 beſchli )0
ßen, die Zinsſätze für die in Eberſtadt ausgeliehenen Darlehe
mit Wirkung vom 1. Oktober 1934 ab um je 1 Prozent herabz
ſetzen. Hiernach betragen die Zinſen für Hypotheken für d
Folge ſtatt 6 Prozent nur 5 Prozent jährlich und die Zinſen
Kredite und ſonſtige Darlehen ſtatt 7 Prozent nur 6 Proze 1960
jährlich. Die ermäßigten Zinſen ſind erſtmals am 1. Januar 19
zu bezahlen. Der Verwaltungsrat ging dabei von der Vorau !
ſetzung aus, daß die Schuldner der Zweigſtelle Eberſtadt dieſe
den Beſtrebungen der Reichsregierung auf Zinsſenkung Rechnut
tragenden Beſchluß der Sparkaſſe begrüßen, dadurch aber au
veranlaßt werden, die Zinſen für die Folge pünktlich zu entrichte
G. Ober=Ramſtadt, 8. Jan. Hohes Alter. Am 9 d. 2
vollendet Herr Peter Dintelmann, Schulſtraße, in ſelten
körperlicher Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche ſein 80. Lebensjahr.
Le. Groß=Umſtadt, 8. Jan. Der Turnverein Groſ=
Umſtadt 1878 hielt ſein Wintervergnügen im Gaſthaus Zu
weißen Roß ab. Die Beteiligung war eine außerordentlich groſ
Nach dem Muſikſtück Turnerbund=Jahnmarſch begrüßte der
ſchäftsführende Vorſitzende Georg Degre die Anweſenden
herzlichen Worten. Das hierauf von acht Turnerinnen auf=
führte
Menuett fand großen Beifall. Die Stabübungen der Tu
nerinnen ſowie die Bodenübungen, das Barrenturnen und
Freiübungen der Turner wurden äußerſt exakt ausgeführt.
Rollenverteilung der beiden Luſtſpiele Die goldene Venus u
Die giftige Jungfrau war gut gewählt; alle Mitwirkenden 9.
ben ihr Beſtes, ſo daß die Lachmuskeln der Zuhörer dauernd
Bewegung blieben. Der hierauf folgende Turnerball hielt
Tanzluſtigen bis in die frühen Morgenſtunden beiſammen
Der Krieger= und Militär=Verein Groß=Umſta
veranſtaltet Samstag, den 12. Januar, abends, im Saal Zu
weißen Roß einen Vortragsabend mit Lichtbildern. Herr Maj
Freiherr von Wangenheim aus Darmſtadt ſpricht über 4
Kämpfe bei Verdun.
k. Dieburg, 7. Jan. Familienabend der Spor
vereinigung Haſſia. Zu einem wohlgelungenen Abet
hatte unſere Haſſia ihre Mitglieder, Freunde und Gönner
die Ludwigshalle eingeladen. Nach einem einleitenden Muſ
ſtück ergriff der Vorſitzende, Herr Erich Erlewein, das Wo
zu einer herzlichen Begrüßungsanſprache, betonend, daß neben d
ſportlichen Betätigung auch kameradſchaftliche Feiern in
Haſſia ihre Pflege finden. Nach einem Sieg=Heil auf d
Führer ſetzte das Sportwerbeſpiel Die Quelle, aufgeführt v
der Jugendabteilung, die Zuſchauer in Spannung, die dann at
mit ihrem Beifall nicht geizten. Dem Leben abgelauſcht war d
Einakter Ein Kampf ums Glück. Zwei Lieder von Hermat
Löns, geſungen von Frau Ella Erlewein gefielen ſo
daß ſich die Sängerin zu einer Zugabe verſtehen mußte. Frä
lein Weber tanzte mit ausgezeichnetem Geſchick einen Wien
Walzer. Ein Luſtſpiel ſchloß den erſten Teil des Abends, deſſ
Pauſen die Kapelle Weber ausfüllte, die dann auch zum Ta
aufſpielte.

[ ][  ][ ]

littwoch, 9. Januar 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 9 Seite 7

19.


ihrt.
nN
ß=UnN

Handwerkerkagung in Erbach.
AAp. Erbach i. Odw., 8. Januar. Die Handwerkeror=
niſationen
des Kreiſes Erbach verſammelten ſich
Sonntag im überfüllten Saale des Kaffee Glenz zu einer Ar=
stagung
um die Aufgaben des Jahres 1935 kennen zu lernen
ihre Durchführung feſtzulegen. Dieſe gelten vornehmlich der
eitsbeſchaffung und der Ausbildung des handwerklichen Nach=
hſes
. Nach den Begrüßungsworten des Kreishandwerksmeiſters
ott=Beerfelden, gab der Sachbearbeiter der Arbeitsbeſchaf=
in
der Kreishandwerkerſchaft eine eingehende Erläuterung
Arbeitsbeſchaffungspläne und =Maßnahmen des Landeshand=
ksmeiſters
für Heſſen, Gamer=Frankfurt. Es gilt vor allem
Bau von Eigenheimen, Gartenſtadt= und Vorſtadtſiedlungen
fördern. In engſter Verbindung mit der DAF., den Baubehör=
den
Banken und dem Baumaterialienhandel, ſowie dem or=
iſierten
Hausbeſitz und den beteiligten Bauhandwerken wird in
nächſten Wochen eine umfaſſende Werbeaktion eingeleitet wer=
Dieſe Aktion wird ſich auch auf die Hausbeſitzer erſtrecken mit
Ziel, Inſtandsſetzungsarbeiten in die Wege zu leiten. Die
sführungen über das Thema Arbeitsbeſchaffung wurden be=
oſſen
durch die Verleſung eines Aufrufs des Landeshandwerks=
ſtens
unter der Parole: Das Handwerk hilft dem Handwerk
den Fragen der Ausbildung des handwerklichen Nachwuchſes
ich der Kreisvorſitzende für das Lehrlingsweſen, Schreiner=
ſter
und Fachlehrer Arnold. Er gab zunächſt einen Rückblick
das, was in den letzten beiden Jahren für das deutſche Hand=
* getan wurde, unter beſonderer Würdigung der Arbeit im
iſe Erbach, und dankte, Herrn Kreishandwerksmeiſter Schott
die von ihm für das Handwerk aufgewandte Mühe und Ar=
Nunmehr gelte es, die Ausbildung des Nachwuchſes ſo zu Ze=
ten
, daß dieſer einſt vollwertiges Glied des Staatsaufbaues im
tten Reiche ſei. Sorgfalt bei der Auswahl der Lehrlinge, die
in Verbindung mit dem Arbeitsamt und der von ihm ge=
rten
Berufsberatung vorgenommen werden dürfe, ſei für die
lunft oberſtes Geſetz. Dem ſchließen ſich an die Wege der Aus=
ung
des jungen Menſchen, die der ſozialen Auffaſſung unſerer
t vor allem entſprechen müſſen. Zwiſchenprüfungen und Ge=
enprüfungen
werden zukünftig nach dieſen Grundſätzen ge=
dhabt
werden. Nur ſo iſt es möglich, den Kulturwillen des
ndwerks lebenswahr unter Beweis zu ſtellen. Nach der Er=
igung
noch einer größeren Zahl von internen meiſtens ver=
ltungsmäßigen
Punkte der Tagesordnung, ſchloß Kreishand=
ksmeiſter
Schott die Arbeitstagung mit einem Gruß an den
hrer.
Ct. Heubach, 8. Jan. Verſammlung der Orts=
uernſchaft
. Der dritte Beſprechungsabend der Ortsbauern
d bei ſehr guter Beteiligung im Gaſthaus Zum Löwen ſtatt.
idwirtſchaftsaſſeſſor Mundorf, Groß=Umſtadt, ſprach über
wichtige Kapitel der Eiweißgewinnung. Der Redner ſprach
u eingehend über den Silobau und die Zubereitung des Silo=
ters
Man kam hierbei auch auf das anverwandte Gebiet der
rtoffeleinſäuerung. Als weitere Themen fanden noch die Ver=
erung
der Bergwieſen ſowie die Stallmiſtbereitung ihre Er=
gung
. Eine anſchließende Diskuſſion zeugte vom Intereſſe und
rſtändnis der Ortsbauernſchaft, für dieſe landwirtſchaftlichen
rechabende.
Az. Neuſtadt i. Odw., 8. Jan. Die General= Mitgliederver=
ilung
der NSDAP., verbunden mit der Weihe der Orts=
ppenfahne
Neuſtadt i. O. fand im feſtlich geſchmückten Saale
im Ochſen unter Mitwirkung der PO.=Kreiskapelle ſtatt. Nach
ldung, Begrüßung und Einleitung wurden die Berichte der
ſchiedenen Fachgruppen erſtattet. Danach hielt Kreisleiter Pg.
winn eine treffliche Anſprache, die allen Parteigenoſſen= und
(ksgenoſſen zur Pflicht machte, den Nationalſozialismus zur
werden zu laſſen. Anſchließend folgte der Weiheakt der
Ine.
Ay. König i. Odw., 8. Jan. Der Geſangverein Lie=
rtafel
König veranſtaltete im Saale des Hotels Büchner
Konzert, welches unter der bewährten Geſamtleitung des
rn Chormeiſters Grim=Darmſtadt ſtand. Es wirkten mit:
Clara Herber=Darmſtadt (Alt), Kurt Etzold=Darmſtadt
K. Schüler=König (Klavier), A. Gemmer=König
precher) und der Chor der Liedertafel. Im erſten Teil des
dgramms wurden Männerchöre, Lieder für Alt und Klavier,
icke für Klavier von Robert Schumann zu Gehör gebracht. Der
lite Teil war programmatiſch gleich zuſammengeſtellt, jedoch
fangreicher. Reichen Beifall erntete Frl. Herber auf die Lieder
Altſtimme nach Gedichten von Hermann Löns: Kurz iſt der
i und Der Eine allein, während das Spinnerliedchen die
ngerin noch einmal auf die Bühne rief. Die Klaviervorträge
Herrn Etzold fanden ebenfalls ein aufmerkſames Publikum.
vorgetragenen Chöre der Liedertafel unter Stabführung des
ern Grim=Darmſtadt ernteten lebhaften Beifall und zeugten
i guter Schulung und großem Fleiß.
Bb. Auerbach, 8. Jan. Bei der großen Saarkundgebung im
weizerſaal des Hotels Krone wurden auch in feierlicher Weiſe
rund 40 Frontkämpfer und Kriegsteilnehmer durch Bürger=
iſter
Schweickert die Ehrenkreuze überreicht.
Em. Heppenheim a. d. B., 8. Jan. Große Saarkund=
bung
. Zum Zeichen der Verbundenheit mit dem Saarvolk
ren die Volksgenoſſen in Maſſen in den Halben Mond ge=
imt
um der Uebertragung der großen Treuekundgebung aus
n Berliner Sportpalaſt beizuwohnen und den Abend im Kreiſe
31 Abſtimmungsberechtigten aus der engeren Heimat zu ver=
ngen
. Kreisleiter Dr. Hildebrandt und Kreispreſſeamts=
ter
Falter ſtellten in packenden Anſprachen die hohe Bedeu=
ig
des 13. Januar heraus. Ein Konzert der PO.=Kapelle mit
ſangseinlagen des Männergeſangvereins Sängerbund 1903
ſich in würdiger Weiſe an. Hohes Alter Frau
dreas Weis Witwe feiert am 8. Januar ihren 89. Geburtstag
geiſtiger und körperlicher Friſche. Sie iſt die zweitälteſte Frau
erer Stadt. Der Odenwaldklub unternahm bei ſtatt=
ſer
Beteiligung eine Nachmittagstour durch den erſten, friſch=
allenen
Schnee über die Juhöhe nach Laudenbach.
Gernsheim, 8. Januar. Waſſerſtand des Rheins
egel) am 7. d. M.: 0,19 Meter am 8. d. M.: 0,09 Meter,
deils morgens 5.30 Uhr.

D. Biblis, 8. Jan. Unter außerordentlich großer Beteiligung
wurde vorgeſtern der 70 Jahre alte Händler J. Kiſſel 1. zu
Grabe getragen. Kiſſel war eine der markanteſten und auch be=
kannteſten
Perſönlichkeiten des Rieds. Mit ihm iſt vornehmlich
der Bibliſer Gurkenbau und nicht zuletzt auch der weltbekannte
Gurkenhandel im Ried zur Blüte gekommen. Zahlreiche Trauer=
gäſte
aus allen Gauen Deutſchlands folgten dem Sarg; die Bibli=
ſer
ſelbſt gaben ihm zu Hunderten das letzte Geleit und über 40
Kränze neben zahlreichen Blumenſpenden bewieſen die große
Achtung, die man dem Dahingeſchiedenen zollt.
t. Gernsheim, 8. Jan. Die Motorſpritze des Kreiſes
Groß=Gerau, Standort Gernsheim, iſt hier eingetroffen
und durch die Freiwillige Feuerwehr in Anweſenheit des Kreis=
feuerwehrinſpektors
Schildchen bereits am Hafen einer Prüfung
unterzogen. Von der Leiſtungsfähigkeit der Klein=Magirus==
Motorſpritze iſt man einfach überraſcht. Angetrieben wird die
Pumpe durch einen zirka 850 cebm ſtarken Zweitaktmotor. Die
Pumpe hat eine Normalleiſtung von 800 Min.=Ltr. und kann auf
über 1300 geſteigert werden. Ein großer Vorteil der Spritze iſt,
daß die Hauptleitung in drei Leitungen verteilt werden kann, ſo
daß eventuell mit drei Schlauchleitungen angegriffen werden
kann. Die Spritze hat eine Vorrichtung, um ſie an Perſonen=
kraftwagen
anzuhängen. Sie hat ein Gewicht von etwa 12 Ztr.
Cp. Stockſtadt, 8. Jan. Hohes Alter. Landwirt Jakob
Rothermel 9. begeht am Donnerstag dieſer Woche ſeinen
82. Geburtstag.
Be. Rüſſelsheim, 8. Januar. Opfer der Arbeit. In den
Opelwerken wurde, wie berichtet, am zweiten Weihnachtsfeiertag
ein Arbeiter, der beim Rücken einer Maſchine an die Wand ge=
drückt
und ſchwer veletzt nach Mainz ins Krankenhaus gebracht.
Dort iſt nun der Verunglückte ſeinen ſchweren inneren Verletzungen
erlegen. Es handelt ſich um den zuletzt hier wohnhaften verheira=
teten
29jährigen Schmied Franz Joſef Kohlfahrt aus Kirchfahrt,
Kreis Hünefeld. Hohes Alter, Frau Maria Herbert konnte
ihren 80. Geburtstag feiern.

Aus Oberheſſen.

LPD. Biedenkopf. 7. Jan. 102 Jahre alt. Am Mitt=
woch
, dem 9. Januar, vollendet Frau Plitt in Biedenkopf ihr
102. Lebensjahr. Sie dürfte mit dieſem hohen Lebensalter, das
ſie in ſeltener körperlicher und geiſtiger Friſche erlebt, eine der
älteſten Perſonen, vielleicht ſogar die älteſte Deutſchlands ſein.
Frau Plitt lebte früher viele Jahre in Amerika, doch die Sehn=
ſucht
noch ihrer heimatlichen Scholle führte ſie ſpäter wieder nach
Deutſchland zurück. An den Geſchehniſſen unſerer Tage nimmt ſie
noch regen Anteil. Man erinnert ſich noch lebhaft an den 19.
Auguſt des vergangenen Jahres, als ſie als eine der erſten in der
Stadt ihre Stimme für den Führer abgab.

Enkrümpelung ohne Zerſtörung der Heimalwerke.
In Stadt und Land ſind Hausbeſitzer und Luftſchutzwarte
tätig bei der Entrümpelung der Böden und Dachkammern. Da
kommen Gott weiß was für Gegenſtände und Dinge ans Tages=
licht
, die ſchon ſeit Jahren und Jahrzehnten im Verborgenen
ſchlummerten.
Beſonders in der Stadt iſt die Entrümpelung wichtig für die
Bekämpfung der Luftgefahr. Aber auch im Dorf ſollen Dachkam=
mern
und Speicher entrümpelt werden, ſchon um die Feuersgefahr
einzudämmen.
Entrümpelung bedeutet aber nicht Vernich=
tung
. Es ſoll nun nicht eine blinde Zerſtörungswut entfeſſelt
werden. Denn gerade die Rumpelkammern bergen oft mancherlei
Schätze. Da ſteht noch das alte Spinnrad, da liegen unter aller=
hand
vergilbten Akten alte Bilder, vielleicht wertvolle Kupfer=
ſtiche
, alte Briefe mit ſeltenen Briefmarken. Wie manches wert=
wolle
Oelgemälde wurde ſchon vielleicht von unerfahrener Hand
übermalt und übertüncht in einer vergeſſenen Rumpelkammer
gefunden. Auch alte Schränke und Truhen werden gefunden, meiſt
unanſehnlich und nicht mehr gebrauchsfähig, oder auch nur deshalb
in die Rumpelkammer geraten, weil ſie dem Geſchmack der neuen
Zeit nicht mehr entſprachen.
Und doch ſprechen dieſe Gegenſtände oft eine beredte Sprache.
Sie ſind ſtumme Zeugen vom Leben und Treiben vergangener
Geſchlechter.
Vielleicht habt Ihr in eurem Städtchen oder Dorf einen oder
einige Räume zur Verfügung. Bringt die Gegenſtände dorthin!
Wie ſchön wäre es, wenn Ihr unter Leitung eines Lehrers oder
eines anderen ſachverſtändigen Führers zuſammen mit den Dorf=
älteſten
, die die toten Gegenſtände zum Reden bringen können,
ein kleines Dorfmuſeum errichten könntet! Natürlich muß dann
vorher das wirklich entbehrliche Gerümpel ausgeſchieden werden.
Nun haben wir eine dankbare Aufgabe für die langen Winter=
abende
. Die Gegenſtände ſind auszubeſſern Verzeichniſſe anzu=
legen
. Erläuterungen zu verfertigen uſw. Die Sammlung iſt ſo
aufzuſtellen, daß ſie redet. Das iſt Volkstumsarbeit, wenn dabei
die Geſchichte der Sippe und des Dorfes lebendig wird!

IPD. Gießen, 7. Jan. Sich ſelbſt geſtellt. Wie die
Juſtizpreſſeſtelle Gießen mitteilt, hat ſich der im Zuſammenhang
mit den Verfehlungen bei der Handwerkskammernebenſtelle
Gießen Hauptbeſchuldigte Otto Maſſengeil aus Gießen, der in
das Ausland geflüchtet war, heute bei der hieſigen Staatsanwalt=
ſchaft
ſelbſt geſtellt. Er iſt ſofort verhaftet und in das Land=
gerichtsgefängnis
als Unterſuchungsgefangener eingeliefert worden.

Sport, Sptel und Jucnen

Zußball.

SC. Weiterſtadt Jahn 1875 Darmſtadt.
Nach längerer Pauſe müſſen die 75er am kommenden Sonntag
nach Weiterſtadt. Wenngleich Weiterſtadt am Ende der Tabelle
ſteht, darf es von den Gäſten keinesfalls leicht genommen wer=
den
. Die 75er treten mit einer Ausnahme in der gleichen Aufſtel=
lung
wie gegen Griesheim an. Es iſt zu erwarten, daß ſich die
Mannſchaft aufrafft, damit die guten Leiſtungen der Vorrunde
in der Rückrunde auch gezeigt werden. Spielbeginn 2.15 Uhr,
2. Mannſchaften vorher um 12.15 Uhr.
Abfahrt per Rad dreiviertel Stunde vor Beginn ab Fabrik
Röhm u. Haas. Fußgänger treffen ſich ebenda um halb 2 Uhr zum
Spaziergang nach dem Weiterſtädter Platz.
Am Freitag, den 11. d. M., findet die Jahreshauptver=
ſammlung
der Abteilung ſtatt. Es haben dazu alle Aktiven ſowie
Inaktiven zu erſcheinen.
Handball.
TSG. 46 Darmſtadt Handballabteilung.
Wir erinnern nochmals an das heute abend, pünktlich 7.30
Uhr, auf der Woogswieſe ſtattfindende Training. Wir bitten auch
bei ſchlechtem Wetter zu erſcheinen und können dann das Theore=
tiſche
der Spiele vornehmen. Alle Jugendſpieler bitten wir, um
Uhr ſich einzufinden im Sportdreß, und wo nicht anders mög=
lich
, nach Geſchäftsſchluß auch ohne Sportdreß. Für die Verbands=
runde
, zu der wir die Jugend noch mitmelden konnten, ſind noch
einige Fragen zu erörtern. Am Sonntag ſpielen die Jugend und
3. Mannſchaft bei der Turnerſchaft in Griesheim.
Aus den Vereinen u. Verbänden
Vorläufige Orksgruppe des Reichsbundes
für Leibesübungen.
Heute abend um 8.30 Uhr findet im grünen Zimmer
der Woogsturnhalle eine Verſammlung der Vereins= Werbe=
warte
ſtatt, in der die Richtlinien für die Werbearbeit zu dem
Hilfsfonds für den Deutſchen Sport bekanntgegeben
werden. Jeder Verein hat bereits eine Einladung erhalten. An
die Vereinsleiter ergeht nochmals die Aufforderung, ihre zuſtän=
digen
Werbewarte auf die heutige Verſammlung aufmerkſam zu
machen.
Die Mitglieder der hieſigen Ortsgruppe wer=
den
auf die Beſprechung wegen des Fackelzuges am kommenden
Samstag hingewieſen, die heute abend um 8 Uhr im Vorſtands=
zimmer
der Woogsturnhalle ſtattfindet.
(gez.) Löwer.

2
ub
Ant
Darmſtädter Schwiatao Jung=deutſchland.
Am kommenden Samstag legen Darmſtadts Turner und
Sportler durch einen gemeinſamen Fackelzug ein Treuebekenntnis
zu ihren Brüdern und Schweſtern an der Saar ab. Dieſer Fackel=
zug
, der von der Ortsgruppe Darmſtadt des Reichsbundes für
Leibesübungen veranſtaltet wird, marſchiert um 9 Uhr am Ma=
rienplatz
ab und endet um 10 Uhr am Paradeplatz. Da die Vereine
um 8.40 Uhr am Abmarſchplatz angetreten ſein müſſen, treffen ſich
unſere ſämtlichen männlichen Mitglieder über 14 Jahre bis 8,30
Uhr am Marienplatz Ecke Sand= und Saalbauſtraße. Die Fackeln
werden koſtenlos zur Verfügung geſtellt, als Kleidung wird der
Straßenanzug getragen.
Alles Nähere in Tageszeitungen und im Uebungsabend am
Freitag im Hallenbad.
Am 27. Januar 1935 veranſtaltet die hieſige Ortsgruppe des
RfL. außerdem zugunſten des Winterhilfswerks im Großen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters das Feſtſpiel Deutſche Jugend, an
deſſen Durchführung auch wir beteiligt ſind. Die Mitglieder unſe=
rer
Wettkampfmannſchaft (Herren und Jugend) treffen ſich des=
halb
heute abend um 8. 30 Uhr zu einer erſten Beſprechung
in der Turnhalle der Rundeturm=Schule (Eingang Landgraf=
Georg=Straße). Für die Mitglieder unſerer Wettkampfmannſchaft
iſt das Erſcheinen zu dieſer Beſprechung Pflicht.

Die Arbeitsgemeinſchaft der deutſchen Poſtſportvereine, der
über 300 Vereine angehören, wird am 13. Februar in Würzburg
eine Tagung abhalten. Entwicklung und weiterer Ausbau der
deutſchen Poſtſportvereine ſind die Hauptpunkte der Tagesordnung.
Ausgeſchieden iſt der deutſche Tennismeiſter Gottfried von
Cramm beim internationalen Hallenturnier in St Moritz Der
Berliner wurde von dem Franzoſen Gentien 6:2, 6:2 ausgeſchaltet.
2500 Meldungen ſind für das Berliner Hallenſportfeſt einge=
gangen
, ſo daß ſich die Leitung entſchließen mußte, die Veranſtal=
tung
auf zwei Tage auszudehnen. Die Vorkämpfe werden nun
durchweg ſchon am Samstag zur Durchführung gebracht, um das
Programm am Sonntag nicht zu lange auszudehnen.
Berliner SA.=Boxer kämpften in Düſſeldorf gegen eine Staf=
fel
von SA.=Boxern aus dem Gau Niederrhein. Die Weſtdeutſchen
ſiegten mit 13:3 Punkten.

Wetkerbericht.

Ausſichten für Mittwoch: Meiſt bewölkt, und nur zeitweiſe auf=
heiternd
, nur vereinzelt leichte Schneefälle, bei öſtlichen Winden
Froſtzunahme.
Ausſichten für Donnerstag: Fortdauer des Froſtwetters, Neigung
zu leichten Schneefällen.

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Fahrzeugbeschreibung. Sie erscheinen alle 14 Tage und sind unentbehrlich,
da sie laufend neuestes Adressenmaterlal bieten.
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[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 9

mit 175 Km. Stundengeſchwindigkeil.

Die Stromlinienlokomotiven der Reichsbahn im
Anmarſch. Gleiches Tempo, aber größere Lei=
ſtung
als Schnelltriebwagen.
Obwohl der Fliegende Hamburger und ſeine
im Laufe dieſes Jahres zu erwartenden Geſchwiſter
die hervorragendſten Wahrzeichen des Reichsbahn=
Schnellverkehrs ſein werden, ſind die Dampfloko=
motiven
keineswegs veraltete Maſchinen. Die
Motortriebwagen haben ſie durchweg noch nicht
zu einer Aſchenbrödlerrolle verdammt. Im Gegen=
teil
: Die Dampflok gibt ſich alle Mühe, kon=
kurrenzfähig
zu bleiben.
Schon in wenigen Wochen gehen in den deut=
ſchen
Lokomotivfabriken neue Fahrzeuge ihrer
Fertigſtellung entgegen, die beim Erſcheinen ſicher
ſoviel Aufſehen erregen werden, wie ſeinerzeit der
Fliegende Hamburger, Wunderwerke der Ma=
ſchinentechnik
ſind die zwei Stromlinien= Schnell=
zug
=Lokomotiven, die eine Fahrgeſchwindigkeit von
175 Kilometer in der Stunde entwickeln ſollen.
Dieſe Ungetüme von phantaſtiſchem Ausſehen wer=
den
alſo an Tempo dem Schnelltriebwagen nicht
nachſtehen dafür aber weit mehr leiſten; denn
ſie ziehen fünf D=Zugwagen mit 300 Plätzen! Die
Maſchinen beſitzen ſechs große Antriebsräder zwi=
ſchen
je vier Laufrädern vorn und hinten. Ihre
drei Zylinder arbeiten mit Dampf, der auf 410
Grad Celſius überhitzt iſt. Eine weitere Lokomo=
tive
von gleicher Form und Leiſtung wird mit
Kohlenſtaubfeuerung ausgeſtattet: ſie wird beſon=
ders
dadurch auffallen, daß ſich das Führerhaus
vorn auf der Maſchine befindet.
Auch eine neuartige Tenderlokomotive in
Stromlinienform iſt entwickelt worden. Sie ſoll
eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 170 Kilo=
meter
in der Stunde erreichen und iſt dazu be=
ſtimmt
, vier D=Zugwagen einer beſonders leichten
Bauart zu ziehen. Für den Verkehr im bergigen
Gelände ſind zwei Maſchinen im Bau, die ſchwere
Perſonenzüge mit 140 Kilometer Geſchwindigkeit
in der Stunde befördern Jollen.
Für den Zubringerverkehr iſt eine neue Loko=
motive
mit halbautomatiſcher Feuerung beſtimmt,
die als Einmann=Lokomotive ohne Heizer ge=
fahren
werden kann. Neben dieſen Maſchinen für
den Perſonenverkehr ſind auch neue für den Güter=
verkehr
im Bau, darunter z. B. eine Lokomotive,
die 1500=Tonnen=Züge im 100=Kilometer=Tempo
befördern ſoll. Es wirkt wie ein Symbol, daß dieſe
neuartigen Maſchinen gerade im Jubiläumsjahr
der deutſchen Eiſenbahnen im Verkehr erſcheinen.
Sie zeigen, daß die gute alte‟ Dampflokomotive
vom Motortriebwagen durchaus nicht geſchlagen
iſt, ſondern auch heute noch zu den modernſten Be=
förderungsmaſchinen
des Eiſenbahnverkehrs gehört.

925-Jahrſeier
der Wirzburger Fiſcherzunft.

Würzburg. Beſonders feierlich beging am
Dreikönigstag die älteſte Handwerkszunft Würz=
burgs
und Deutſchlands überhaupt, die Würzbur=
ger
Fiſcherzunft, deren Gründung auf das Jahr
1010 zurückreicht, ihre 925=Jahrfeier Nach altem
Herkommen verſammelten ſich die Fiſcher in der
ehrwürdigen Zunftſtube um die alte Zunftlade, die
das Wahrzeichen der Fiſcherei, einen ſilbernen
Karpfen, birgt. Könige und Kaiſer haben daraus
den Ehrentrunk entgegengenommen. Nach alter
Sitte wurde auch diesmal ein Trinkſpruch auf die
Zunft und ihre Angehörigen ausgebracht. Ober=
meiſter
Michael Göß konnte zahlreiche Ehrengäſte
begrüßen. Die bayeriſche Staatsregierung war
vertreten durch Oberregierungsrat Dr. Maier=
München, der im Auftrage des Innnenminiſters
unter ehrenden Worten einen ſilbernen Ehrenkranz
überreichte und gleichzeitig auch die Glückwünſche
des Staatsſekretärs Schuberth für den Reichsnähr=
ſtand
übermittelte. Die Grüße des Gauleiters und
Regierungspräſidenten Dr. Hellmuth überbrachte
nebſt einer ſilbernen Gedenkmünze Regierungsrat
Dr. Schlereth. Oberbürgermeiſter Memmel ge=
dachte
der engen Verbundenheit der Stadt mit
der Fiſcherzunft und würdigte deren Verdienſte.
Die Feier fand ihren Abſchluß mit einem geſelligen
Unterhaltungsteil und dem herkömmlichen Fiſch=
eſſen
.

Mit dieſer Plakeite beweiſt jeder ſeine
Verbundenheil mit den Volksgenoſſen
an der Saar.

Der Volksgenoſſe aus dem Reich reicht dem Bruder
von der Saar die Hand zum unlöslichen Bunde.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Reich und Ausland.

Mittwoch, 9. Januar 1935

In Skurm und
Schnee gelobken
350 000 Saar=
deutſche
:
Wir wollen
heim nach
Deulſchhand

Am Sonntag vereinigten
ſich 350 000 Saarländer auf
dem Wackerberge bei Saar=
brücken
zur größten Kund=
gebung
, die man im Laufe
der Geſchichte jemals an
der Saar geſehen hat. Trotz
Sturm, Schnee und Regen
harrten die Hunderttauſende
auf der Höhe des Berges
aus, um ihrem Gelöbnis
für die Heimat Ausdruck zu
geben. Unſer Bild zeigt
die Tribüne, von der die
Redner ſprachen.

Gefährliche inkernakionale Rauſchgift=
Schmugglerbande ausgehoben.

In der Nähe von Powellton (Weſt=Virginia) ereignete ſich in einer Grube ein ſchweres Unglück.
Während der Fahrt explodierte der Keſſel einer Grubenlokomotive. Dadurch wurden 16 Perſonen
auf der Stelle getötet und 90 zum Teil ſchwer verletzt. Unſer Bild zeigt die Lokomotive nach der
Exploſion. Schwere Stahlteile waren dabei zerriſſen und in die Luft geſchleudert worden.

Drei Tote und ein Schwerverletzter

Stettin. Die Reichsahnpreſſeſtelle teilt mit:
Am 8. Januar kurz nach Mitternacht entgleiſte
auf Bahnhof Altdamm bei Stettin in der Ein=
fahrtſtrecke
der von Gollnow kommende Nahgüter=
zug
8606 mit der Lokomotive, zwei Wagen Vieh
und dem Packwagen. Bei dem Unfall, der erheb
lichen Sachſchaden verurſachte, wurden der Loko=
motivführer
Gronert, Lokomotivheizer Wittke und
Zugſchaffner Habeck getötet. Zugführer Fregin
wurde ſchwer verletzt. Die Schuldfrage iſt noch
nicht geklärt. Die Weiche und die Signaleinrich=
tungen
waren in Ordnung, das Einfahrtſignal
zeigte freie Fahrt. Die Strecke iſt ſeit den frühen
Morgenſtunden wieder fahrbar.

Schwerer Grubenunfall.
Wetzlar. Am Montag vormittag ereignete
ſich in Breitenbach auf der Grube Schöne An=
fang
, die der Firma Krupp gehört, ein ſchvere
Unfall. Der Bergmann Langlouis aus Kölſch=
hauſen
wollte nach einer Sprengung einen Stein=
block
mit einem Hammer zertrummern, als ſich
plötzlich ein darin verborgener nicht explodierter
Schuß löſte. Langlouis und ſein Arbeitskamerad
Kräuter aus Niederlemp wurden durch die um=
herfliegenden
Steinſplitter am Kopf und an den
Armen erheblich verletzt und mußten dem Kran=
kenhaus
in Ehringshauſen zugeführt werden.

Verwegener Raubüberfall.
Göttingen. In Weende bei Göttingen dran=
gen
vorgeſtern abend zwei Burſchen in die Woh=
nung
des Kaufmanns Buake und verlangten von
ihm mit vorgehaltenem Revolver Geld. Als Baake
die Räuber hinzuhalten verſuchte, feuerte der eine
auf ihn. Baake brach ſchwer getroffen zuſammen.
Die beiden Räuber flüchteten und entkamen un=
erkannt
. Baake brachte noch die Kraft auf, ſich
zum Fenſter zu ſchleppen und um Dilfe zu rufen.
Sein Zuſtand iſt bedenklich.

Warſchau. In der Nacht zum Montag iſt in
ganz Polen eine überraſchende Kältewelle einge=
treten
. Während am Sonntag noch verhältnis=
mäßig
warmes. Wetter herrſchte, ſanken am Mon=
tag
die Temperaturen auf 20 bis 26 Grad Kälte,
in Oſtpolen ſogar bis auf 30 Grad. Infolge des
überraſchenden Froſtes meldeten ſich auf den Ret=
tungswachen
im Laufe der Nacht und des geſtrigen
Tages, mehr als 50 Perſonen mit erfrorenen
Ohren, Naſen, Füßen oder Händen.

Aufſehenerregendes Verbrechen an einem alten
Hausverwalter.
Berlin. Am 4. Januar gegen 3 Uhr morgens
wurde der 86 Jahre alte Hausverwalter Hermann
Schmidt vor dem Hauſe Manteuffelſtraße 87 in
Berlin=SO. mit zerſchmetterten Gliedern tot auf=
gefunden
. Während man zunächſt annahm, daß der
Greis infolge eines Schwächeanfalles aus ſeiner
im zweiten Stock des genannten Hauſes liegenden
Wohnung auf die Straße geſtürzt ſei, haben jetzt
die Ermittlungen der Mordinſpektion ergeben,
daß der alte Hausverwalter einem Raubinord zum
Opfer gefallen iſt. Die polizeilichen Nachforſchun=
gen
führten zur Verhaftung der Untermieter des
Ermordeten, eines jungen Ehepaares, von denen
zuerſt die Ehefrau und nach längerem Leugnen
auch der Ehemann ein Geſtändnis ablegten. Da=
nach
hat der Ehemann, der 25jähr. Bruno Laude,
den greiſen Hausverwalter am 3. Januar mit
einem Hammer hinterrücks erſchlagen und in der
Nacht zum 4. Januar aus dem Fenſter geworſen,
um einen Unglücksfall vorzutäuſchen. Einen Be=
trag
von 94 RM. und einigen Pfennigen, die der
Hausverwälter, als Mietgelder eingenommen
hatte, hat das verbrecheriſche Ehepaar ſich ange=
eignet
und für Vergnügungen ſowie für den An=
kauf
von Lackſchuhen ausgegeben.

Der verſchollene griechiſche Perſonendampfer
in Volos eingelaufen.
Athen. Der vermißte griechiſche Perſonen=
dampfer
Helene Embiricos iſt in den Hafen von
Volos am gleichnamigen Golf eingelaufen. Er
war in einen ſchweren Schneeſturm geraten und
hatte infolgedeſſen eine Verſpätung von faſt 40
Stunden.

Dresden. Der Polizeibericht meldet: Vo
einiger Zeit wurde einer Bande, die ſeit Jahret
Betrügereien großen Stiles mit Rauſchgiften be=
trieb
und viele Perſonen um erhebliche Summen
geprellt hatte, das Handwerk gelegt. Die Gauner
knüpften in Großſtädten oder Badeorten Bekannt
ſchaften mit wohlhabenden Leuten an, denen-ſie
vorſchwindelten, daß ſie gewinnbringende Geſchäft
mit Radium oder Patenten abſchließen könnten
Der Zweck war immer der gleiche. Sie wollter
ihre Opfer zur Hergabe von Geld gewinnen, wa
ihnen auch im weiteſten Maße gelungen iſt. Der
Geldgebern offenbarten ſie dann, daß ſie nebenbe
mit Kokain handelten. Um ihr Geld nicht zu ver
lieren, beteiligten ſich die Opfer an dem verbote
nen Handel und nahmen ſich damit die Möglich
keit, die Gauner ſtrafrechtlich verfolgen zu laſſen
Waren ſie erſt vollkommen von den Schwindlen
abhängig, nahmen die Forderungen nach neden
Vorſchüſſen kein Ende. Statr Geſchäfte abzuſchlie
ßen, verpraßten die Händier das Geld im Kreiſ
ihrer Freundinnen. Dem Tun und Treiben de
Gauner ſetzte die Berliner Kriminalpolizei jetz
im Zuſammenwirken mit anderen Kriminalpoliz
behörden ein Ende. Die meiſten Mitglieder wur
den feſtgenommen und der Staatsanwaltſchaft zu
geführt. Flüchtig ſind noch die beiden Brüde
Hans und Fritz Schmitt. Beide führen ein Lebe
nach Hochſtaplerart. Vor Verbindungen mit ihne
wird gewarnt.

Den Bemühungen der Landeskriminalpolize
ſtelle Düſſeldorf iſt es gelungen, die beiden geflüd
teten Mitglieder der großen internationale
Rauſchgiftſchmugglerbande, deren Aushebung be
reits gemeldet wurde, in Düſſeldorf feſtzunehmer
Es handelt ſich um die Brüder Hans und Fri
Schmidt.

Ausgang des Schachkurniers in Haſtint

Unentſchieden.

London. Das internationale Schachturni
in Haſtings hat einen unen:ſchiedenen Ausgan
genommen. Euwe, Flohr und Thomas hatten na
der Schlußrunde je 6½ Punkte und teilten ſi
daher in den Sieg. An zweiter Steile ſteht
frühere Weltmeiſter Capablanca mit 5½ Punkte
Botwinnik und Lilientyal erzielten je 5 Punkt
Miechell 4, Fräulein Menſhik 3, Milner Bar=
und Norman je 1½. Die Spielergebniſſe der le
ten Runde waren: Flohr ſchlug Milner=Berr
Michel ſchlug Taylor, Norman gegen Euwe unen
ſchieden, Capablanca gegen Botwinnik unentſchi
den, Lilienthal und Fräulein Menſchnik unen
ſchieden.

Der Haupkmann=Prozeß.

Flemington. Im weiteren Verlauf d
Hauptmann=Prozeſſes fragte der Verteidiger d
Angeklagten das Kindermädchen Betty. Gow üb
ihre Beziehungen zu einem Dienſtmädchen d
Schwiegermutter Lindberghs namens Vio=
Sharze aus. Dieſes Dienſtmädchen hat Mi
1932, unmittelbar nach einem Verhör durch
Polizei, Selbſtmord begangen. Bei dem Kreuzp=
hör
durch den Verteidiger Hauptmanns etlitt d
Kindermädchen einen Ohnmachtsanfall und mu
aus dem Saal geführt werden. Der Staats
walt hatte im Verlauf des Kreuzverhörs wied
holt die von dem Verteidiger Hauptmanns
ſtellten Fragen über das Privatleben der Zeus
als unzuläſſig zurückgewieſen und der Vorſitzen
des Gerichts, der ſtets die Partei des Staats
walts ergriff, bemerkte einmal, es ſehe faſt
aus, als ob die Zeugin der Ermordung des Li=
bergh
=Kindes angeklagt ſei, während man d
nicht vergeſſen dürfe, daß Hauptmann der M
der ſei. Der Verteidiger beantwortete dieſe
merkung mit dem Ruf: Noch nicht!, was
Saal lebhaftes Aufſehen erregte.
Frau Lindbergh ſelbſt hat in der lezten
zahlreiche Drohbriefe erhalten, in denen ſie
ihr zweites Kind mit dem Tode bedroht werd
Die Bewachung der Familie Lindbergh iſt da
erheblich verſtärkt worden.

[ ][  ][ ]

und

1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 9 Seite 9

Tatdie dlohet

N0

(Eine Schwarzwaldwanderung

Ein allgemeines Wort
vom Schwarzwald zuvor.
Was Mittel= und Süddeutſchland und einen Teil von Nord=
ſeutſchland
ſo unterhaltſam gliedert und ſo bunt und mannigfaltig
ſelebt, ſind die anziehenden Mittelgebirgslandſchaften.
ſede trägt und nährt ihre eigenartigen Menſchen, ſchafft ihnen
uf ihre beſondere Weiſe Arbeit und formt ihre Seele und ihre
Sprache, und hinter jedem ihrer Bergzüge ſteht wieder eine neue
Welt auf mit neuen Zügen, mit neuen Farben und Tönen des
Volkslebens.
In erſter Linie ſind es die waldreichen Berglandſchaften, die
ſem Herzen des deutſchen Volkes ſo nahe ſind. Sie ſind ſein Stolz
ind ſeine Liebe und in ihnen wohnen ſeine ſchönſten Träume. Da
llaubt es den Atem der Natur noch zu fühlen, ihre urſprüngliche
Gewalt und ihre ungebrochene Kraft noch ahnen zu können. Sie
ind die letzten Verhaue, hinter denen ihm auch in unſerer Zeit
froch das Geheimnis wohnt, das Unentdeckte und Unbezwungene,
ihne das die deutſche Seele verhungern und verdurſten müßte. So
ind dieſe deutſchen Waldgebirge noch reiche Brunnenſtuben, aus
denen die deutſche Seele ſchöpfen kann.
Ihrer eines, das nicht zuletzt genannt werden darf, iſt der
Schwarzwald, der langgezogene Bergwall in der Südweſtecke
Deutſchlands, durch den unglückſeligen Krieg, der hinter uns liegt,
nun beinahe zu einem Grenzmarkwald geſtempelt, von deſſen Höhen
die Blicke ſehnſüchtig hinüberfliegen über die geſegnete Ebene
rechts und links des Rheins bis zu dem von der Natur geſchaffenen
Brudergebirge des Schwarzwaldes, dem Wasgenwald, der von der
aatürlichen Linie der menſchlichen Geſchichte und Entwicklung der
Grenzwall des deutſchen Volkes wurde, und die lebendigen Zeugen
dieſer Grenzſetzung ſind die Ströme des alamanniſchen Volks=
ebens
und die ſtarke Woge der alamanniſchen Laute die zwiſchen
beiden Bergzügen rechts und links des Rheins hin und her ſpielen.
Der Schwarzwald! Betrachten wir einmal ſeinen nörd=
ichen
Teil. Dem Oſten bietet er ſeinen breiten, da und dort flachen
Höhenrücken, und oft ohne deutlich erkennbaren Abſatz läuft er
uus; ſtreng, faſt verſchloſſen ſteht er hier da, und doch öffnet er
ich auch auf dieſer Seite in manchem Tal, darin einſame Säg=
nühlen
geſchäftig gehen, und viele dunkle, geheimnisvolle, düſtere
Wege, die zu den Wundern des Waldes führen, tun ſich dem
Wanderer auf.
Wie ganz anders iſt das Bild des Schwarzwaldes, das er im
Weſten bietet, wo er, der ſich an vielen Stellen über 1000, in der
vornisgrinde bis beinahe 1200 und im Feldberg des ſüdlichen
Schwarzwaldes bis beinahe 1500 Meter erhebt, zu Talböden von
00 und 300 Meter hinunterſtürzt, während die große Rheinebene
jur wenig mehr als 100 Meter über dem Meere liegt. In
dielen Tälern, deren jedes wieder in zahlreichen Verzweigungen
den gewaltigen Stock des Gebirges anſchneidet und weit hinein
eine Schluchten und Spalten treibt, tut ſich hier der Schwarz=
vald
dem milden geſegneten Vorlande auf, und alle jene die
Täler begleitenden Höhenzüge ſtrecken ſich wie unzählige Arme
rus, dem Rhein und der Rheinebene entgegen. Alle die vielen
Berge, die ſich von den gewaltigen Rieſen des Hauptkammes
ſerunterſtaffeln, löſen ſich in eitel Wohlgefallen der vielen Hügel
uuf, von denen Obſt und Wein in Hülle und Fülle fließt, von
denen ſich ſaftige, grüne Wieſenmatten, voll beſtanden mit den
geſündeſten und einladendſten Obſtbäumen, fette Aecker mit
holdenen Weizenfeldern, grüne Weinberge mit den beſten Trau=
den
ins fröhliche Tal herunterſtrecken. Man kennt ſie ja, dieſe
Weine, den Kappelrodecker, den Affenthaler und ihre Genoſſen,
und ſchon die Bühler Zwetſchgen, die der Badener Höhe zu
füßen in förmlichen Wäldern heranwachſen, haben einen guten
Ruf. Wohl ſteigen die dunklen Wälder weit die Gebirgshänge
hinunter, aber, hell und freundlich, als müßten ſie ſich der
Offenheit und Heiterkeit der Rheinebene und ſeinem frohen
Leben anpaſſen blicken die Dörfer und Weiler, die oft nur ein=
ſelſtehenden
Häuſer und Höfe von beträchtlicher Höhe herab.
Drinnen aber in der Tiefe der Wälder und droben auf der
Höhe der Berge zeigt der Schwarzwald ein anderes Geſicht, und
vie ein wilder, trotziger, unbezwinglicher Wall wirft ſich der
janze Gebirgszug über der niedrig gelegenen Rheinebene auf,
in herrliches und großes Bild, das ſich der Reiſende geruhſam
durch die Fenſterſcheiben des Wagens beſchauen kann, wenn er
m Schnellzug von Karlsruhe gen Freiburg und Baſel fährt.
hinauf! Hinauf! So zeichenreden dieſe Höhen. Auf zum
Schwarzwald!
So wollen wir uns ein Stück von ihm beſehen, den eigen=
villig
aufgeworfenen Höhenkamm, der vom Murgtal über die
Hadener Höhe, über die Hornisgrinde und den Kniebis gegen
das Kinzigtal führt.
Auf die Hornisgrinde.
Eine neue Fahrt ſoll uns zur Hornisgrinde bringen.
Strömendes Regenwetter hatte uns hinausgeſchwemmt aus dem
riefenden, vernebelten Waldgebirge, hinunter in die behaglichen
Städtlein Bühl und Achern. Aber der erſte Strahl der Sonne
eg um die Schwarzwaldhöhen einen lockenden Schein. Die
Hornisgrinde ruft, wir müſſen hinauf.
Das geſegnete Achertal, eines der vielen Täler die zur
Rheiuebene hinausgehen, durchfahren wir mit der Bahn. Welch
lückliche Anfahrtsſtraße! Freundliche Dörfer ſtehen am Weg
nit leuchtenden Häuſern und luſtigen Kirchtürmen, dann und
vann auch warme, braune Holzhäuſer. Weinlaub rankt um die
Fenſter und farbige Gärten blühen um ſie her. Vergnüglich
licken die Einzelhöfe von den Hängen, gute, fruchtreiche Aecker
iegen im Tal, friſche, grüne Matten ſtrecken ſich an den Hängen,
ille tragen den Reichtum der unzähligen Obſtbäume; die
Zwetſchgen=, Aepfel= und Birnbäume bieten ihre verheißungs=
vollen
Laſten faſt durch die Wagenfenſter herein, und in breiten
Schirzen gehen die Rebgärten um die Hüften der Berge. Die
Lieblichkeit, Anmut und Mannigfaltigkeit der Landſchaft einen
ich mit dem Reichtum und der Ertragsfähigkeit des Bodens,
ind dahinter ſteht der gewaltige Höhenkamm des Schwarzwaldes
nit ſeiner überragenden Hornisgrinde. Da ſpürt man nichts von
eer Schwere und dem ſchweigenden Ernſt des Schwarzwaldes,
da geht das Leben im frohen Atem des Rheintales.
Nun laſſen wir das Tal, das uns einlüde, zur ſchön ge=
egenen
Kloſterruine Allerheiligen zu wandern und die
rauſenden Waſſerfälle zu beſehen, laſſen ſeine Dörfer und
Neuſchen hinter uns und ſteigen im Wald bergan. Die hellen
Straßen, die grünen Wieſen, die Obſt= und Rebgärten bleiben
urück und der Laut des reich bevölkerten Tales ſtirbt. Der
chweigende Wald empfängt uns. Noch überblicken wir von

Von Hans Reyhing.

Waldlichtungen aus die ganze reich bewegte Berg= und Hügel=
welt
des Vorlandes; aber bald bleiben dieſe Bilder zurück,
und nur Wald und nichts als Wald iſt ringsumher, ragende
Bäume, zwiſchen denen der Pfad bergan klettert, eine ganz
andere Welt als drunten im grünen, hellen, luſtigen Tal. Her=
untergeſtürzte
Felsblöcke aus Buntſandſtein, graugrün über=
laufen
, liegen am Berghang, zu großen, unüberſehbaren, wilden
Wüſteneien zerſtreut, oder oft zu grobgeſchichteten Treppen und
phantaſtiſchen Türmen aufgebaut. Wir ſteigen und ſteigen. Ha,
ein See! Ein dunkler, ſtiller See auf der Schulter der Hornis=
grinde
. Der Mummelſee! Ein Hotel ſteht daneben. Die
Gäſte ſitzen hinter ihren abendlichen Suppenſchüſſeln, ſo können
wir uns allein des ſchönen Anblicks erfreuen. Vom Kopf der
Hornisgrinde blickt wie ein Märchenſchloß über die hohen Tan=
nen
das neue Raſt= und Gaſthaus herunter. Zu ihm ſteigen
wir hinauf. Immer wieder aber haben wir einen Blick auf
den See. Wie ein ſchwarzes Auge blickt er zwiſchen den großen,
ſtarren, hochſtämmigen, braunrindigen Tannen herauf. Kein
Laut erwacht, keine Welle ſpielt, geheimnisvoll und düſter blickt
der See herauf. Unergründlich ſcheint er zu ſein, und die Alten
ſchon erzählten ſich, er gehe bis an den Mittelpunkt der Erde,
und die Weltmeere auf der andern Seite unſerer Erdkugel ſeien
durch ihn und andere Seen gleichſam an die Erde genagelt.
Geiſterhafte Weſen hauſen in den unerforſchlichen Gründen,
ſteigen wie im Spiele im Waſſer auf und nieder. Seltſame
Sagen, ebenſo geheimnisvoll und dunkel wie der See ſelbſt, er=
zählen
von ihnen, den Mümmlein, wie die Nixen hier heißen.
Ewig fern und fremd ſind dieſe Weſen den Menſchen, und
wenn beide zuſammenkommen, geſchieht meiſt ein Unglück, denn
paar und unpaar geht einmal nicht zuſammen.

Noch andere ſolcher Seen birgt der Schwarzwald, gleich dem
Mummelſee, immer meiſt auf der Schulter eines Berges gelegen.
In urvordenklichen Zeiten wurde ihr Becken von einem Gletſcher
ausgehöhlt, Schuttabrutſchungen halfen die Schale runden, und
auf ihrem immer mehr vermoorenden Grund ſammelt ſich das
Waſſer. Mancher der Seen iſt durch hereinwucherndes Schilf=
und Moorgewächs ſchon erblindet, andern droht dasſelbe Schickſal.
Vollends hinauf zum Gipfel der Hornisgrinde! Frei fegt
der Sturm über die kahle Höhe. Moorig iſt der Boden der
ziemlich großen Hochplatte. Der Buntſandſteinboden iſt durch die
ungeheuren Regen= und Schneefälle hier oben ſtark ausgelaugt,
die abſterbenden Pflanzen zerſetzen ſich (verfaulen) nicht völlig,
ein ſaurer Humus entſteht, darauf die Torfmooſe üppig wuchern,
die Sauergräfer und die Binſengewächſe. Die Bäume verküm=
mern
und ſterben ab, und das Moor frißt den Wald. Grinden
oder Miſſen heißt man dieſe Moore, wie ſie hier oben auf der
Hornisgrinde und anderwärts vorkommen. Die Tanne findet
auf ihnen keine Lebensmöglichkeit mehr, nur noch vereinzelte
Birken, deren leichtbewegliche Aeſte hilflos im ſcharfen Höhen=
wind
ſpielen, und die niederen, vielveräſtelten Zwerggewächſe
der Latſchen, halb Baum, halb Strauch, ſonſt die Beſtände der
letzten Pflanzenregionen des Hochgebirges, ſiedeln neben der
moorgewohnten Kleinwelt der Riedgräſer und Binſengewächſe,
der Wollgräſer und des Heidekrautes hier oben. Alles iſt Moor,
triefendes, drohendes, dunkles Moor, in dem der Fuß des Wan=
derers
an regenreichen Tagen verſänke, wenn nicht ein Wander=
weg
vom verdienſtvollen Schwarzwaldverein angelegt worden
wäre.
Von herber, düſterer Größe iſt dieſe Landſchaft, beſonders
auch, wenn dicke Wolkenballen dahintreiben, wenn der Sturm
über die Höhe fegt und im ſeltſamen Spiel zwiſchen Sonne und
Regen wie auf einem Welttheater Bergköpfe und Bergzüge, tief
drunten in den Falten der Täler auch ferne Dörfer und Städt=
lein
auftauchen und wieder verſchwinden. Wenn dieſe Land=
ſchaft
auch von herber Größe iſt, wer aus ihrem ſtarken Leben
und Weſen in tiefen Atemzügen ſchöpft, ſteigt nicht unbeſchenkt
hinab und hinaus aus dem Schwarzwald.

Baden=Baden / Die alte Badeſtadt

Von Hermann Eris Buſſe, Freiburg i. B.

Als die Legionen der Römer in unaufhaltſamem Eroberungs=
drang
in den rauhen Norden zogen, fanden ſie mitten im Urwald
im unwirtlich ſchwarzen Gebirge das lebliche Oostal und entdeck=
ten
die heißen Quellen, in denen ſie Wunden und müde Glieder
baden konnten. Mit der den Römern eigenen Umſicht und Bau=
freudigkeit
errichteten ſie dort Kaſtelle, Villen und ſorgfältig ange=
legte
Bäder. Schon im Jahre 1 n. Chr. wurden ſie nachweislich
benützt. Aurelia Aquenſis, das Heilbad, begann zu leben und mag
damals ſchon ſeiner bezaubernden Lage wegen mit all dem Luxus
ausgeſtattet worden ſein, den die Römer liebten und gewohnt wa=

Die ſteile Hirſchſtraße und die alte Steinſtraße ſteigen zum Markt=
platz
empor, auf dem das Rathaus ſteht, das ehemalige Jeſuiten=
kolleg
und die ſtolze Stiftskirche. Viele breite Treppen verbinden
wiederum mit dem Städtchen unten, auf denen eilige Hausfrauen
und Hotelburſchen Samstags auf und ab rennen. Vielleicht iſt die=
ſer
Markt der einzige bürgerliche Betriebsplatz der Stadt.
Sonſt ſteht alles im Zeichen der Fremdeninduſtrie; die 25 000 Ein=
wohner
verſchwinden in der vierfach größeren Zahl der Kurgäſte
und gleichen ſich naturgemäß im öffentlichen Leben dem bunten,
wechſelnden Bild ſeit hundert Jahren ſo an, daß ſie auf den Pro=
menaden
und im Theater und Ballſaal nur dem
wiſſenden Beobachter auffallen.
Ewiger Sonntag glänzt über der begnade=
ten
Stadt, die Enge der Gaſſen ſcheint nur da=

zu da, graziöſes Tändelſpiel im Verſtecken und
D
Begegnen der heiteren Gäſte zu fördern; aus
den Hotels huſchen morgens die Damen und
eilen in die vertraulich vornehmen Friſeur=
A
ſtuben und um elf Uhr füllt die Flut lebens=
froher
Menſchen die Straßen, Lebensfroh wer=
2 6
den alle in dieſer Atmoſphäre, welche Schönheit
,4
der Natur, Milde des Klimas und der beweg=
R
liche Geiſt der fremden und fremdartigen Weſen
ſo bedrückend und unvergeßlich köſtlich macht.

Die Lichtentaler Allee.

Baden=Baden
ren. Man fand übetall Spuren ihrer geſteigerten Kultur, die
Ruinen eines großen Bades liegen jetzt noch unterm Römerplatz
und werden von vielen Beſuchern der Weltbäderſtadt bewundert.
Lange lag nachher die Siedlung in Trümmern. Alemannen
zerſtörten das Römiſche auf ihrem ungeſtümen Siegeszug nach
Süden. Auch ihnen gab das liebliche Oostal, das wie ein Paradies=
traum
in der Wildnis ruhte, Heimat. Sie blieben als Stamm bis
heute dort und das Land zwiſchen Oos und Murg wurde, da die
Franken vom Norden her die Alemannen zurückdrängten, das
Grenzgebiet der beiden Stämme, die fortan nebeneinander leben
und ſpäter die badiſche Bevölkerung bilden.
In dem römiſchen Bad iſt es ſtill Jahrhunderte lang. Erſt die
Markgrafen von Baden erwecken es wieder. Sie errichten auf dem
Battert eine große, ſtolze, trutzige Burg und ſpäter, tiefer ins
Tal gebaut, das prunkvolle neue Schloß. Burg und Schloß vernich=
teten
die Franzoſen in den furchtbaren Plünderzügen im Jahre
1689. Burg Hohenbaden blieb in Trümmern, ein feines Wahr=
zeichen
des Stadtbildes, während das neue Schloß als einfacher
Bau in ſeinem herrlichen Terraſſengarten wieder erſtand.
Als Welt= und Luxusbad kam Baden=Baden zu vollendetem
Glanze im 19. Jahrhundert unter dem Großherzog Leopold, deſſen
erzenes Standbild auf dem Platz mitten in der Stadt in ſtattlicher
Gebärde den Gründer des großen Ruhmes zeigt.
Zwanzig heiße Quellen entſpringen dem burggekrönten, breit=
rückigen
Battert. Sie wurden gefaßt und mehrere in einem Zu=
gangskanal
geſammelt, die Bäder zu ſpeiſen: das prachtvoll mit
allen nur erdenklichen Bäderformen eingerichtete Friedrichsbad
für Männer, und das gleicherweiſe reichhaltige Auguſtabad für
Frauen. Das Landesbad an der alten, ſchönen Seufzer=Allee ge=
legen
, nimmt alle weniger begüterten auf und hat vielen Kranken
und Verwundeten geholfen mit den ſegensreichen Heilwäſſern zum
Baden und Trinken. Nahezu eine Million Liter heißes Waſſer
ſchütten die Quellen täglich aus, es iſt ſo heiß, daß die Stiftskirche
auf dem Marktplatz winters davon geheizt wird.
Es gibt viele Menſchen, die ſich vorſtellen, Baden=Baden ſei
eine große Stadt mit breiten modernen Geſchäftsſtraßen. Das iſt
nun nicht der Fall. Die Innenſtadt liegt klein, winklig und bucklig
in einem Gewirr von ſchmalen Straßen. Sie ſind bald ausgelaufen.

Dieſe einzigartig ſchöne, große, alte Allee
gibt es nicht noch einmal auf der Welt. Rieſige
Bäume ſtehen an den breiten Wegen, pracht=
voll
auseinandergeſpreitete Eichen, ſtattliche
Ulmen und Buchen von idealem Wuchs. Reit=
wege
, mit weichem Sand bedeckt, laufen neben
der Fahrſtraße her und ſeine verſchlungenen
Pfade durchziehen die Anlagen zwiſchen der
klaren, forellenreichen Oos und den Haupt=
ſpazierwegen
.
Wer beſchreibt das Entzücken der Frühlings=
gäſte
, die an Pfingſten in hellem Trubel fröh=
E. Gottwald lich auf und ab wandeln, wenn die vielfarbi=
gen
, ach ſo vornehmen Rhododendronbüſche in
Blüte ſtehen und die Trompetenbäume über und über mit
weißen, ſeltſamen Blumen beſät ſind! Aber ſie alle ſehen nicht
das frühe, liebliche Lenzerwachen an der Oos, die Tauſende
von Krokus in den Wieſen und Safran und Veilchen, die
prunkenden Magnolienbäume im März, wenn auf den Bergen
noch Schnee liegt. Der große Springbrunnen rauſcht über die
moosgrünen, aufgetürmten Steine, feierlich von düſteren Edel=
tannen
, Zedern und ſeltſamen Araukarien umſtanden. Regen=
bogenfarben
ſchillern in den Kaskaden, wenn die Sonnenſtrahlen
darüber ſpringen. Ein Wunder iſt der Springbrunnen, der ſtark
und voll, rätſelhaft verſtäubend mitten in dem Grün ſteht, ein
Wunder iſt er für alle Kinder.
Nikolaus Lenau wandelte durch dieſe Allee mit ruheloſem
Herzen, weil Sophie Löwenthal, die geliebte Frau in Wien, es
nicht frei gab, der zielloſen Qual ihrer Leidenſchaft ein Ende
zu machen. Er fand einen Freund zum Glück in Baden, der
mit ihm ſeine traurigen Wege ging, Berthold Auerbach, den
lebensklugen Schriftſteller. Und er fand eine ſtille Braut, Maria
Behrends, in deren Madonnenweſen er ſeine müde Seele ge=
neſen
laſſen wollte. Nächtelang lag ihm die koſtbare Guarnerigeige
über dem Herzen und er erfüllte, das tönende Holz und die
milde, fächelnde Nacht der Gärten mit dem raſenden Weh und
der überhitzten Schwermut ſeiner Zigeunermuſik. Und dann
zwiſchen der heißen Frau in Wien und der frommen, zarten
Braut in Frankfurt hin und herflammend verlor er ſich eines
Tages und fiel in Wahnſinn.
Das Glück der leichtfüßigen Fortung ſchwebte unter den
alten, wiſſenden Bäumen hin, unerwartet und unberechenbar
wie auch das Unglück. Man weiß, daß Könige und Diplomaten
beim Morgenſpaziergang, wenn nur die Oos rauſchte und die
zahlloſen Vögel ſangen, weltbewegende Ereigniſſe miteinander
durchſprachen. Der ſtolze öſterreichiſche Kanzler Metternich und
dann der deutſche Bismarck und König Wilhelm, der ſpätere
Kaiſer, waren oft geſehene Gäſte in der Allee. Ein ſcheuer
Fanatiker ſchoß einmal auf den alten Kaiſer Wilhelm, die Kugel
aus der bebenden Hand traf jedoch nur die dicke Eiche. Iutrigen
und Skandalgeſchichten wechſelten ab mit anmutigen Hiſtörchen,
es gab immer etwas zu wiſpern unter den lauſchenden Bäumen.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 9

Früher kannten ſich die meiſten großen Gäſte in Baden=
Baden, ſie trafen ſich jedes Jahr einmal dort: die deutſchen
Familien des Adels und des vornehmen Bürgertums (letztere
freilich als Kur= nicht als Lebe=Gäſte) die engliſchen Prinzen
von Wales, die Lords und Ladies, die italieniſchen Sänger und
Marcheſas, die ſprühenden, Abenteuer und Liebesränke ſuchenden
Franzoſen, die leichtlebigen, ſchwärmeriſchen Oeſterreicher und
heißblütigen Ungarn und vor allem die Ruſſen; die ſagenhaft
reichen Fürſtinnen, welche die große ruſſiſch=orthodoxe Kapelle
bauten mit der goldenen Kuppel aus der die Stimmen der
Popen voll und tief wie Orgelton klangen, wenn die ſchwere
Tür einmal klaffte. Großfürſten, die prächtige Pferde beſaßen
und nächtelang an den Spieltiſchen ſtanden, Vermögen und
Ehre ihrer Leidenſchaft opfernd; und Tänzerinnen, welche ihre
Petersburger und Pariſer Triumphe in Baden=Baden zu
Königinnen krönte, wenn ſie in zierlichen Karoſſen phantaſtiſch
durch die Allee ſprengten. Zu Zeiten, da Turgenjew, der ruſ=
ſiſche
Dichter, in Baden=Baden wohnte und der Fürſt Menſchikow,
ſtand die ruſſiſche Kolonie in vollſter Blüte.
Die Einwohner wurden wohlhabend von der Flut der
Fremden. Sie lebten zurückhaltend und emſig. Die Hotels
wurden immer größer, luxuriöſer und waren zu Zeiten der
Hochſaiſon überfüllt. Und dann ſchien die lange Lichtentaler Allee
ein Babel der Menſchheit. Alle Sprachen klangen durcheinander,
alle Raſſen gingen an den mit Beobachtern und Spöttern eng
beſetzten Bänken vorüber. Die Luft flirrte von Wohlgerüchen und
tönte von allen Skalen des Lachens. Auf den Tennisplätzen maßen
ſich gewandte Gegner, ein Tournier löſte das andere ab. Morgens
begegnete man Kavalkaden von Reitern und Reiterinnen auf ge=
pflegten
Pferden, der Sport war eine anmutige Beluſtigung da=
mals
, heute iſt er Weltanſchauung geworden.
Am Anfang der Lichtentaler Allee liegt das Kurhaus (früher
hieß es Konverſationshaus), mit dem großen Konzert= und
Wandelgarten. Im Jahre 1872 wurde die Spielhölle in ſeinen, mit
höchſtem Luxus ausgeſtatteten, Räumen aufgehoben und damit
glaubten manche das Schickſal der Bäderſtadt beſiegelt; aber die
Sirene kannte noch viele lockende Lieder. Und das Unheil, das
wie ein drohendes Geſpenſt über all dem gefährlichen und ewig

Mittwoch, 9. Januar 1935

rollenden Gold ſtand, war entſetzlich, das wiſchte auch der raſche
Gewinn in den Sack der Abenteurer nicht weg. Wie viele erlebten,
daß dieſe furchtbare Spielleidenſchaft zermürbte, was feſt gegrün=
det
ſchien; Gut und Blut, und Seel und Ehr. Auch Doſtojewſki
loderte in dieſer Gier am Spieltiſch von Baden=Baden.
Nun ſpielt man im umgebauten, vergrößerten Kurhaus, das
1822 bis 1824 erbaut wurde, auf einer vorbildlichen Bühne in
ſtilvollem Saal Theater und Opern, große Feſtkonzerte mit den
berühmteſten Sternen finden nach wie vor darinnen ſtatt, Bälle
von eleganteſtem Ausmaß ſammeln die Gäſte in allen Sälen und
Wandelhallen, heute noch wie ehedem.
*
Die großen Sommer des vergangenen Jahrhunderts und des
neuen bis 1914 ſind natürlich jetzt ſchier ſagenhaft geworden. Zwar
wogt die Flut, die internationale, wieder auf und nieder.
Es kommen Erholungsſuchende, die neben den Bädern ſich in
der Natur ergehen wollen, und die iſt in und um Baden unver=
gleichlich
ſchön. In einem Bergkeſſel ruht die Stadt warm und
luftig gebettet, Wälderkühle weht nachts in die heißeſten Som=
mer
. Man ſteigt auf die Berge auf ſorgſam angelegten Wegen, auf
den Fremersberg, an deſſen Hang ein ehemaliges Kloſter liegt, das
aus edlen Reben köſtlichen Wein zieht, auf den Merkur, den Opfer=
berg
der Römer, deſſen Gipfel man mit einer kühnen Bergbahn
erreichen kann, um den Fernblick in die Schwarzwaldtäler und die
Rheinebene zu genießen. Eberſteinburg, das köſtliche Neſt, und vor
allem das ſtattliche, ehemalige Dorf Lichtental gliedern ſich wie
helle Träume der Kurſtadt an.
Baden=Baden hat ewige Jugend und wem vergönnt iſt, durch
ſeine Geſundbrunnen zu gehen und durch ſeine paradieſiſche Land=
ſchaft
, und wer den Rhythmus des Lebens ſpürt, der ſo anders
heute pulſt als früher, aber nicht weniger intereſſant, und wer
etwas übrig hat für das zärtliche, ſtets frühlingshafte, lieder= und
lachendurchtönte Weſen dieſer Weltkurſtadt, die viele eine Kurti=
ſane
, eine Schmeichlerin nennen, der vergißt auf lange Zeit Not
und Qual und ihn hat das heitere Leben, das auch den Zwang um=
ſtrahlt
und den Alltag vergoldet.
Ach, am ſchönen Schein hängen wir ja alle und greifen darnach
aus der dunklen Tiefe des Grauens vor dem unbekannten Ende.

In den Schwarzwaldbädern
Allerhand Intereſſantes und Ergötzliches aus alten Zeiten

In den Warmbädern
Es iſt etwas Geheimnisvolles um die warmen und heißen
Quellen, die dem Innern der Erde entſtrömen, und zu allen
Zeiten hat der Menſch um ihre heilende Wirkung gewußt und ſie
ausgenützt. Ja ſchon die Tiere kennen ſie:
Ein angeſchoſſiner Eber, der ſich die Wunde wuſch,
verriet voreinſt den Jägern den Quell in Kluft und Buſch
heißt es in Uhlands Gedicht Der Ueberfall im Wildbad‟
Iſt es nur die Wärme des Waſſers, darin die heilende Kraft
beſchloſſen iſt? Iſt es der Gehalt an den verſchiedenſten minerali=
ſchen
Stoffen, die das Waſſer aus dem Erdinnern mitbringt?
Oder iſt es wohl die Radioaktivität der heißen Quellen, von
der die Wiſſenſchaft neuerdings betontermaßen ſpricht? Und was
iſt es mit dieſer Radioaktivität? Iſt es nicht das Urſprünglich=
Erdhafte, das die Quelle von der Mutter Erde mitbekommt? Der
Brunnengeiſt der Alten war kein ſchlechter Name hiefür.

Blick auf Wildbad
(Aus Wildbad. A. Fiſcher Verlag, Tübingen)

Karl Bieſe

Drei ſolcher Jungbrunnen der Geſundheit haben wir im
nördlichen Schwarzwald: Liebenzell, im engen, ſteilwandi=
gen
Nagoldtal, nicht weit entfernt vom alten Schwarzwaldſtädt=
chen
Calw, und von der Ruine des ehemals ſo bedeutenden
Kloſters Hirſau, dann das vielgeliebte, feine Wildbad im
Enztal, und die weltberühmten Quellen von Baden=Baden.
Baden, Wildbad, Liebenzell,
Fließen all aus einer Quell.
In dieſem alten Reim liegt ein Geheimnis. Die drei Warm=
quellenorte
ſind räumlich ziemlich weit voneinander entfernt;
aber trotzdem haben ihre Quellen dieſelbe Heimat tief drinnen
im Urgebirgskern, im Granit, und an den drei Orten ſpringen
ſie zu Tage. Die in Baden=Baden hat wohl den kürzeſten Weg
und den ſtärkſten Wärmegrad.
Schon im Mittelalter urteilt der Straßburger Doktor Lauren=
tius
Pfries über die Badener Quellen: Diß waſſer iſt großer
tugend, und haltet in ſeiner vermiſchung ſchwebel und ſal niter.
Iſt hilflichen zu vertreiben engung der bruſt welche vom kalten
flüſſen des haupts kumet. Es trücknet den magen, doch ſo macht es
durſt und unluſt zu eſſen. Den waſſerſüchtigen und geſchwolnen
gibt es große hilff, ſenfftiget ſchmertzen der gleich und heilt wun=
den
und böſe geſchwer.
Auch dem Wildbad wird reiches Lob zuteil. Der Nürn=
berger
Barbier und Meiſterſinger Hans Foltz ſchreibt in ſeinem
puchlein von allen paden, die von natur heiß ſein:
Ein pad pey kalb (Calw) gelegen nho,
Genannt im ſwarzwald das wildpad,
Iſt mancherley prechen nit ſchad,
Do vint (findet) man auch alles das wol,
Was man zur Notdurft haben ſol.

Und um die Mitte des 17. Jahrhunderts läßt ſich ein hoch=
gelehrter
Phyſikus Ordinarius in ſeinem Gutachten alſo ver=
nehmen
:
Hilfft auch und lindert ſtättlich denen, ſo mit der beſchwär=
lichen
Herzen=Krankheit deß Podagrams, Gleichwehe und Zipper=
lins
behafftet, mehr als zu ſchreiben iſt, dann ſie entweder ihrer
ſchmertzlichen Krankheit gar entbunden, oder doch große Milte=
rung
haben und auf etlich Zeit befreyet werden. Für das Zittern
der Glieder, ſo von Forcht, Trunkenheit und andern Urſachen
kommt, den Krampff, auch Lähme, Contractur und ſchwache
Gliedmaßen. Wunden ſo übel geheilet ſeyn, bricht es wider uff
und widerbringet die Beinbrüch; die böſe offne erfrörte Füß und
andere erfrörte Glieder heilet es aus dem Grund.
Was alſo gäbe es noch, das dieſe Wunderquelle nicht heilte!
Vom Waſſer in Liebenzell, rühmt einer ſogar, daß es nicht
nur zu Bezwingung des Hundshungers, der unerſättlichen
Fräſſigkeit, helfe, ſondern daß ein ſolches auch den Verſtand
wieder zurecht bringe. Wenn dem ſo iſt welch reichen Segen
könnte dieſes Wunderwaſſer heute noch ſtiften! Und wie gerne
würden wir ein Fläſchlein oder am liebſten ein großes Faß davon
dem oder jenem Zeitgenoſſen des In= und Auslandes ſtiften.
So iſt es auch zu verſtehen, daß ein ſolcher Badeaufenthalt
mit allem Fleiß und aller Gewiſſenhaftigkeit ärztlich umſorgt
wird. Derſelbe Phyſikus Ordinarius, der das Wildbad ſo her=
ausſtreicht
, gibt auch einſchlägige Badevorſchriften: Es ſollen
auch die Bad=Leuth auß erheblichen Urſachen alle Sorgen, Be=
kümmernuß
, Zorn, Melancholie, Schwermütigkeit und Ungedult
auß dem Sinn ſchlagen und dargegen ihnen ſelbſt Kurtzweil und
Ergötzlichkeit machen. Die Speiſen ſollen im Wunderbad wol
dawlich ſeyn, eines guten Saffts, anmuthigen Geſchmacks, wenig
Ueberflüſſigkeit zeugen, damit das Waſſer die übrige ſchädliche
Feuchtigkeiten deſto leichter mit ſich nehmen und der Leib deß
Mineraliſchen Waſſers durchtringende Würckung beſſer Ausſtehen,
und keine Unordnung im menſchlichen Cörper folgen möge.
Köſtlich iſt auch die Badevorſchrift aus dem Wildbad, daß
man anfänglich nicht zu lange baden ſolle, aber dann täglich eine
Stunde mehr (!), doch nur bis zu zehn (!) Stunden täglich. Das
war dann wirklich eine gründliche Kur, und wer die aushielt,
war wirklich und wahrhaftig geſund.
Man mochte ſich natürlich nicht gern aus der Ruhe bringen
laſſen. So verſtehen wir es, daß man ſich in dieſen Bädern um
beſonderen kaiſerlichen Schutz, um den Badfrieden bemühte, wie
zum Beiſpiel Wildbad. Der von Kaiſer Karl V. verliehene Frei=
heitsbrief
enthielt die vorſorgliche Beſtimmung: Daß bey Ver=
lierung
des Hauptes die Badgäſte miteinander nichts unfreund=
liches
, freventliches oder täthliches fürnehmen. Ja, die menſchen=
freundliche
Satzung beſtimmte ſogar, daß diejenigen, ſo einen
ungefährlichen Todtſchlag begangen, auch andere (außgenommen
Mörder und öffentliche Straßenräuber oder dergleichen Uebel=
täter
) allhie Jar und Tag Fried und Freyung haben ſollen.
Das Badeleben ſelbſt war im 15. und 16. Jahrhundert in
Baden=Baden wie allerorts ſehr locker. Während ſich infolge der
vermehrten Gefahr der Anſteckung, der allgemein mit dem Bade
verbundenen Liederlichkeit, der Warnungen der Aerzte, Geiſt=
lichen
, Regierungen in den großen Städten die Badſtuben ſchon
zu leeren begannen, nahmen die Wild= und Mineralbäder als
Vergnügungsorte noch lange eine Sonderſtellung ein. Damals
kamen in Deutſchland die luſtigen Badfahrten auf. Männlein
und Weiblein badeten völlig unbekleidet gemeinſam. Im Bade
ſelbſt wurde gezecht und geſpeiſt, muſiziert und geſungen. Fah=
rende
Gaukler und allerhand Kurpfuſcher machten ſich an den
Badeorten breit. Zahlreiche Flugſchriften, Traktate, Chroniken,
Itinerarien uſw. geben uns nach der Verbreitung der Buch=
druckerkunſt
ein recht anſchauliches Bild von dem fidelen Leben,
das damals in den Bädern herrſchte. Sehr bezeichnend für die
völlige Zwangsloſigkeit des Badens ſind einige alte Holzſchnitte
und Buchilluſtrationen. Die Zimmerſche Chronik aus dem 16.
Jahrhundert erzählt uns etliche guete ſchwenk, ſo umb dieſe
Zeit zu Marggraven Baden ſich verloffen. Weniger Spaß an
derlei Dingen hatte die Geiſtlichkeit. Der Jeſuit Jakob Balde
warnte vor den ungeſunden Geſundheitsbrunnen der Venus, da=
von
man weich und frech würde. Thomas Murner ſchleuderte
ſcharfe Verſe gegen das Lürles=Bad:
Der möcht wol nemen großen ſchaden,
Der zur hellen (Höllen) fart gen Baden
Und darzu von der ſelben hitzen
Lib und ſeele ganz verſchwitzen.
So ſchreibt Werner Schenkendorf in Oberdeutſchland, 3. Jahr=
gang
8. Heft, und E. G. Kolbenheyer ſchildert in ſeinem Paracelſus=
Roman das Leben und Treiben in Liebenzell, wo außer anderen
berühmten Männern auch einmal Theophraſtus Paracelſus war,
in bunten Farben:
Im Badhaus ſah Paracelſus von dem Holzſtege aus eine
Weile zu. Das laue Heilwaſſer in dem weiten Kaſten reichte
den Badenden faſt an die Bruſt, es klatſchte und flimmerte, von
ihrer Ausgelaſſenheit durchwirbelt. Etliche Frauen und Männer
ſtanden an zwei Tiſchen, die auf Böcken über dem Waſſer lagen,
ſie ſchmauſten und tranken, ſangen Lieder, die ein Lauteniſt vom

Steg herab begleitete. Daneben ſpielten einige Tricktrack und
Würfel. Paracelſus erkundigte ſich bei dem Scherer nach den
ärztlichen Gelegenheiten und der Geſellſchaft. Die Auskünfte be=
friedigten
ihn nur wenig.
Vom geſelligen Leben und Treiben in Liebenzell ſelbſt heißt
es allda:
Eine Zeile von Krambuden lärmte von Badhaus zu Bad=
haus
in allen lauten Farben: Spieltrödel, Bänder, Blumen, Süd=
früchte
, Tücher, Leckereien, Süßwein= und Metkannen. Und vor
den Buden ſtelzten die Badegäſte auf und nieder, trippelten die
Frauen, hoch und feſtlich geputzt. Sie kniſterten und rauſchten
von Karmeſinatlas und bunteſten Taffeten, ſie wogten in Sam=
met
und ſchwergebauſchtem Tuch. Neſtel, Stiften, Stepp= und
Schnürwerk blitzte von Gold und Stein. Sie verneigten ſich tief
voreinander, wenn ſie grüßten, und fächelten mit Hut und Barett
das Gras. Sie lachten und ſchrien, tänzelten und ſchleiften,
muſterten die Buden, kredenzten den Frauen ein Glas oder über=
reichten
ein Band, einen Honigkuchen, eine Pomeranze. Die
Sonne ſtand hoch, ſie füllte das Tal mit einem lauen Dunſte.
Es roch nach Thermen, die ihren Hauch aus den Badehäuſern
in den Atem der Wälder und Wieſen mengten.
Das Mümmlein vom Mummelſee.
Hoch oben im tannendüſteren Gebirge liegt unheimlich und
trübe der Mummelſee. Auf den dunklen Fluten tanzen jede
Nacht die Seejungfrauen ihren muntern Reigen. Beim erſten
Sonnenſtrahl, der durch die hohe Waldung dringt, taucht aus
den Wellen das ſchilfbekränzte Rieſenhaupt des Elfen, der den
See beherrſcht. Auf ſeinen Ruf endet plötzlich der Tanz, und
die fröhlichen Mädchen verſchwinden in den Waſſern. Blühend
und duftend ſtehen ſie den Tag über als Lilien und Seeroſen
am Ufer. In alten Zeiten pflogen die Seejungfrauen gar öfter
Umgang mit Menſchen, die rings um den See in den Wäldern
wohnten. Sie kamen an den langen Winterabenden mit Rocken
und Spindeln in die Spinnſtuben und waren dort immer gern
geſehene Gäſte; denn ſie brachten zuweilen koſtbare Perlen vom
Seegrunde mit, welche ſie an die Bauersleute verſchenkten, die
ſie dadurch reich und glücklich machten.
Einſt liebte eine der Nixen einen ſchönen, jungen Bquern=
burſchen
namens Wilhelm. Allabendlich traf ſie der Jüngling
am grünen, ſchilfbewachſenen Seeufer, und lange Zeit lebten
ſie ſo in ungetrübtem Glück, bis einſt der Burſche neugierig
fragte:
Nun ſag mir, du Liebſte im ganzen Land:
Wo biſt du denn her? Wem biſt du verwandt?
In welchem Haus gehſt du aus und ein?
Wer mag dein Vater und Mutter ſein?
Da ward die Seejungfrau blaß wie der Tod vor Schrecken
und entgegnete mit zitternder Stimme:
Frag’ nicht, wo ich her und wo ich geboren,
Sonſt bin ich für dich auf ewig verloren!
Wilhelm aber ließ die Neugierde keine Ruhe, und einſt, zu
ſpäter Stunde, ſchlich er ihr durch das Geſchilfe nach bis ans
Seeufer, wo er ſie verſinken ſah. Aber da vernahm er plötzlich
einen durchdringenden, herzzerreißenden Schmerzensſchrei, wel=
chem
ein donnerähnliches Getöfe folgte. Auf dem bisher ruhigen
See hoben ſich ſchäumend und tobend blutrote Wellen in die
Höhe, und durch den Tannenwald raſte ein wilder Orkan, der
die ungeheuren Waldrieſen entwurzelte. Entſetzt ſuchte und rief
der Jüngling nach der Verſchwundenen; er vernahm nichts als
ein höhniſches Gelächter, das vom Seegrund heraufzukommen

Karl Bieſe
Winter am Mummelſee
ſchien. Da erkannte er, daß er durch ſeine Neugierde die Ge
liebte ins Verderben gebracht, und ſchlich ſich ſpät mit einen
Herzen voll Reue nach ſeiner Hütte.
Wahnſinnähnliche Sehnſucht trieb ihn noch öfters ans See
ufer hin, wo er jedoch vergebens ihren Namen über das Waſſe
rief. Der Welt und ihren Freuden entſagend, ging er zuletz
uins Kloſter und ſtarb in Allerheiligen als Mönch im hohen Alter
(Aus: Württemberger, Schwarzwaldſagen und =geſchichten
Baden=Baden 1881, Ernſt Wild.)

O Schwarzwald, o Heimat. ..
O Schwarzwald, o Heimat, wie biſt du ſo ſchön!
Wie locken das Herz deine ſchwarzdunkeln Höhn
Zum fröhlichen Wandern in Hochſommerzeit,
Zum Raſten in heimlicher Einſamkeit.
Im traulichen Mühlgrund bei Quellengetön
O Schwarzwald, o Heimat, wie biſt du ſo ſchön!

Für das Darmſtädter Tagblatt von Hans Reyhing
bearbeitete Sonder=Ausgabe der Deutſchen Glocke.

[ ][  ][ ]

Nummer 9
Darft

Mittwoch, 9. Januar

latte

Die chemiſche Induſtrie am Jahresende.

ans
gas
Wu re

üdweſtdeukſche Bekriebe gut beſchäftigkt
Im Inland konnte ſich das Geſchäft in pharmazeutiſchen Spe=
litäten
und pharmazeutiſchen Chemikalien gut behaupten. Die
Laboratoriumschemikalien ſeit einigen Monaten zu verzeich=
nde
Umſatzſteigerung hielt gleichfalls an. Auf dem Gebiete der
hniſchen Chemikalien zeigte beſonders das Geſchäft in Löſungs=
tteln
eine weiterhin günſtige Entwicklung; dasſelbe gilt für
lzpolituren und galvaniſche Salze; auch Schwerchemikalien
r eine gewiſſe Belebung feſtzuſtellen. Das Riechſtoffgeſchäft
dagegen zum Teil unter erheblichen Auslandseinfuhren. Das
ſonbedingte Pflanzenſchutzmittelgeſchäft ruhte faſt völlig.
Im Ausland zeigte das Geſchäft in pharmazeutiſchen Spezia=
iten
und pharmazeutiſchen Chemikalien ein verſchiedenes Bild.
s Chemikaliengeſchäft litt ſtark unter der Konkurrenz der valu=
chwachen
Länder. In Drogen ſind im Dezember gegenüber der
herigen Entwicklung keine nennenswerten Preisänderungen zu
zeichnen. In Farben und Lacken iſt eine ziemlich beträchtliche
ſchwächung des Geſchäfts feſtzuſtellen, eine Erſcheinung, die in
en Jahren zu beobachten iſt. Hinſichtlich der Rohſtoffbeſchaffung
eine gewiſſe Erleichterung feſtzuſtellen. In der ſüdweſt=
utſchen
chemiſchen Induſtrie ſind die Betriebe für
landsbedarf ausreichend beſchäftigt. Trotz lebhafter Nachfrage
s dem Auslande nach Kupferſalzen iſt der Export ſehr zurück=
jangen
, da für die Einfuhr der hierfür erforderlichen Mengen
sländiſchen Kupfers nicht genügend Deviſen freigegeben wer=
In der Buntfarbeninduſtrie bewegen, ſich die Umſätze bei
ſeſſertem Inlandsgeſchäft und gleichbleibend geringem Aus=
dsgeſchäft
auf Vorjahreshöhe. In der Druckfarbeninduſtrie
die Abſatzverhältniſſe leicht rückgängig. In der Herſtellung
*
Spezialharzen für die Lackinduſtrie haben ſich die Verhält=
ſe
trotz ſaiſonmäßigen Rückganges bei gleichbleibenden Preiſen
iter befriedigend entwickelt. Das Auslandsgeſchäft wird, zum
il als befriedigend bezeichnet. In der Herſtellung von ölfreien
ſtrichmitteln iſt ein ſaiſonmäßiger Rückgang zu verzeichnen.
der Klebſtoffherſtellung ſind Auftragseingang und Beſchäfti=
ngsgrad
bei gedrückten Preiſen weiter zufriedenſtellend. Die
rhältniſſe im Auslandsgeſchäft haben ſich nicht gebeſſert. In
Herſtellung von techniſchen Oelen und Fetten iſt bei zum Teil
öhter Lagerhaltung ein ſaiſonmäßiger Rückgang eingetreten.
der Herſtellung von Gerberei= und Färbereihilfsſtoffen haben
die Verhältniſſe gegenüber dem Vormonat nicht weſentlich
indert. Im allgemeinen unbefriedigend iſt die Lage bei der
rſtellung von chemiſch=pharmazeutiſchen Präparaten. Häufig
d über Preisdruck geklagt. Völlig unbedeutend iſt das Aus=
dsgeſchäft
.
Die Ankräge der Gemeinſchaftsgruppe
Leutſcher Hypothekenbanken zur Ausgabe von
44prozenligen Pfandbrieſen.
Frankfurter Hypothekenbank beantragt 5 Millionen RM.
Wie von uns gemeldet, hat die Deutſche Zentralbodenkredit=
k
(Gemeinſchaftsgruppe) Antrag zur Ausgabe von 4½prozent.
indbriefen geſtellt. Nach Informationen des Fwd. iſt es jedem
zelnen Inſtitut der Gemeinſchaftsgruppe freigeſtellt, von ſich
den Antrag zur Ausgabe von 4½prozentigen Pfandbriefen zu
len: Ein genereller Antrag der Gruppe erfolgt nicht. Die=
träge
dürften ſich aber mit Rückſicht auf die Lage am feſtver=
zlichen
Markt in mäßigem Umfange halten. Jedes Inſtitut
d alſo, wenn es überhaupt einen Antrag ſtellt, je nach ſeiner
ge auch die Höhe des einzelnen Betrages der Neuausgabe von
aus feſtlegen. Nach weiteren Informationen des Fwd. wird
Frankfurter Hypothekenbank den Antrag zur Ausgabe von
ausſichtlich 5 Millionen RM. 4½prozent. Pfandbriefe ſtellen.

du
Unzulanige Preisbindangen fur Schnittholz.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat im Anſchluß
Beſprechungen mit den zuſtändigen amtlichen Stellen und den
eiligten Wirtſchaftskreiſen beſtimmt, daß Preisbindungen,
htpreiſe und Preisempfehlungen, jeglicher Art ſowie jegliche
rſchriften über Handelsſtufen im Verkehr mit Schnittholz in
ngen über 20 Kubikmeter unſtatthaft ſind. Von dieſer Beſtim=
ng
iſt ausgenommen der Verkehr mit nordiſchem Schnittholz
amerikaniſchen, tropiſchen und ſubtropiſchen Holzarten in run=
beſchlagenem
oder geſchnittenem Zuſtand.
Wirkichaftliche Rundſchau.
Kennziffer der Großhandelspreiſe im Dezember=Durchſchnitt.
Kennziffer der Großhandelspreiſe ſtellte ſich im Monatsdurch=
litt
Dezember auf 101,0 (1913: 100). Sie iſt gegenüber dem
rmonat (101,2) um 0,2 v. H. geſunken. Dieſer Rückgang iſt
iptſächlich durch Preisabſchwächungen für viehwirtſchaftliche
ſeugniſſe verurſacht worden. Die Kennziffern der Hauptgruppen
ten: Agrarſtoffe 100,5 (min. 0,6 v.H.), Kolonialwaren 79,3
0,4 v. H.), induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 92,0 (pl. 0,1
.) und induſtrielle Fertigwaren 118,8 (pl. 0,2 v. H.).
Steigerung der Thomasmehlerzeugung. Die im vergangenen
dre geſtiegene Roheiſenerzeugung hat eine entſprechende Pro=
tionszunahme
in Thomasmehl zur Folge gehabt. Schätzungs=
ſe
dürfte ſich die Erzeugung, die etwa 800 000 To. betrug, in
4 auf zirka 1,1 Mill. To, erhöht haben. Trotzdem genügt dieſe
nge nicht zur Bedarfsdeckung der heimiſchen Landwirtſchaft,
daß die Einfuhrziffern nahezu die gleiche Höhe wie die inlän=
hen
Produktionsergebniſſe aufweiſen. Allerdings iſt im ver=
ſenen
Jahre ein leichter Rückgang feſtzuſtellen. Die Einfuhr
rägt nämlich 950 000 To. gegenüber 1 012 000 To. im Vorjahr.
ben Frankreich, Luxemburg und Belgien war bisher das Saar=
iet
ein bedeutender Thomasmehllieferant. In 1934 erreichten
Zufuhren eine Höhe von etwa 275 000 To. im Wert von zirka
Millionen RM.
Frankfurter Hypothekenbank. Mit dem 31. Dezember 1934 iſt
h den geſetzlichen Beſtimmungen bekanntlich die Friſt zur Ein=
hung
von aufwertungsberechtigten Pfandbriefen und ſonſtigen
uldverſchreibungen abgelaufen. Bei der Pfandbriefteilungs=
ſſe
der Frankfurter Hypothekenbank ſind rund 1 500 000 Vor=
gspfandbriefe
(die Frankfurter Hypothekenbank verfügt über
en Vorkriegsumlauf von 484 Mill. GM., ſo daß die nicht ein=
eichten
1,5 Mill. Vorkriegspfandbriefe davon rund ein Drittel
dzent ausmachen. Der Fwd.) nicht eingereicht worden. Die dar=
entfallenden
Werte fließen der Teilungsmaſſe zu. Auch unter
rückſichtigung dieſer Werte bleibt, wie das Inſtitut dem Fwd.
lärt, die theoretiſche Höchſtquote für die ſogenannten Reſtquoten
ateilſcheine mit Ratenſcheinen Nr. 3 und 4) hinter dem der=
igen
, in den letzten Tagen auf 6,95 Prozent geſtiegenen Bör=
kurs
zurück.
Produkkenmärkke.
Berliner Getreidebericht vom 8. Januar. Das Geſchäft be=
Zte ſich durchweg im Rahmen der letzten Tage. Die Witterungs=
hältniſſe
nahmen größeres Intereſſe in Anſpruch, zumal noch
e Zunahme der Kälte vorausgeſagt wird. Das Angebot in
hnware hat ſich wenig weſentlich verringert, während ſonſt das
ertenmaterial in Brotgetreide für die Nachfrage ausreichend
Am Platze findet Roggen nach wie vor etwas mehr Beach=
g
, während Weizen am Rhein leichter unterzubringen iſt, und
die Abſatzmöglichkeiten an der Küſte allgemein eher verſchlech=
haben
. Vom Mehlmarkt ging keinerlei Anregung aus. Hafer
Futtergerſte blieben weiter knapp angeboten. Gute Induſtrie=
D Braugerſten, weiſen freundlichere Haltung auf, zumal ſich
Angebot verringert hat. Roggenausfuhrſcheine tendieren
diger.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe eröffnete zunächſt bei uneinheitlicher
Kursgeſtaltung. Nachdem ein gewiſſer Höhepunkt erreicht worden
war, machte ſich etwas Glattſtellungsbedürfnis bemerkbar, zumal
auch am Rentenmarkt unverkennbar eine Atempauſe eingetreten
iſt. Indeſſen dürfte die Zurückhaltung namentlich am Pfandbrief=
markt
nur vorübergehender Natur ſein; angeſichts der Ankündi=
gung
4½prozentiger Emiſionen, mit denen nun auch andere Bo=
denkreditinſtitute
der Hamburger Hypothekenbank folgen, iſt das
Intereſſe zwiſchen den alten 6proz, und den zu erwartenden neuen
Pfandbriefen etwas geteilt, da der niedrige Zeichnungskurs der
letztgenannten einen ſtarken Anreiz bietet. Das Kursniveau blieb
aber am Rentenmarkt gut behauptet, nur in Kommunalumſchul=
dungsanleihe
war nach der vorangegangenen Abſchwächung an
der Frankfurter Abendbörſe der Kurs etwa 30 Pfg. unter der letz=
ten
Berliner Notierung. Zinsvergütungsſcheine wurden unver=
ändert
gehandelt, ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen lagen ſogar
½ Prozent über Vortag. Altbeſitzanleihe büßten bei kleinen Um=
ſätzen
¼ Prozent ein. Die Stille am Rentenmarkt beeinflußte
auch den Aktienmarkt, an dem leichte Rückgänge überwogen. Am
Montanmarkt fielen insbeſondere Rheinſtahl mit einer Einbuße
von 2½ Prozent auf, was indeſſen auf Poſitionslöſungen zurück=
zuführen
iſt. Stolberger Zink und Harpener notierten je ¼ Proz.
niedriger, dagegen lagen Schleſiſche Zink 1½ Proz höher. Meiſt
nachgebend waren auch Braunkohlenaktien angeſichts des bisher
ſchwachen Hausbrandabſatzes. So verloren Rheinbraun 2. Leo=
poldgrube
1½ und Bubiag 1 Prozent. Farben waren ½ Prozent
feſter, wobei man auf den erhöhten Stickſtoffabruf und die Er=
neuerung
des Treibſtoffkartells verwies. Gut behauptet und eher
feſter lagen Elektrowerte. Der leichte Rückgang zu Beginn der
Börſe erwies ſich als nur vorübergehend. Am Rentenmarkt
ging es geſtern etwas ruhiger zu.
Nach der anhaltenden und lebhaften Aufwärtsbewegung ſeit
Beginn des neuen Jahres iſt an der geſtrigen Rhein= Maini=
ſchen
Börſe; eine gewiſſe Atempauſe eingetreten. Die Beteili=
gung
der Kundſchaft iſt weſentlich kleiner geworden, auch die Ku=
liſſe
zeigte mit Rückſicht auf die bevorſtehende Saarabſtimmung
etwas Zurückhaltung, immerhin blieb die Grundhaltung der
Börſe durchaus freundlich und zuverſichtlich. Einigen Glattſtel=
lungen
der Kuliſſe ſtanden noch kleine Aufträge gegenüber, ſo daß
die Kursgeſtaltung etwas uneinheitlich war. Der geringer gewor=
dene
Geſchäftsumfang führte auf manchen Marktgebieten etwas
ſtärkere Rückgänge herbei. Beſonders am Rentenmarkt hat ſich die
Umſatztätigkeit ſtark verringert und die Kurſe der variabel ge=
handelten
Werte bröckelten im Anſchluß an die Abendbörſe weiter
etwas ab. So Altbeſitz um ¼ Prozent, Kommunal=Umſchuldung
um 0,20 Proz., Zinsvergütungsſcheine um 0.10 Proz und Stahl=
vereinbonds
um ½ Prozent. Dagegen zeigte ſich für Reichsbahn=
V.=A. weitere Nachfrage zu 115½ (plus ½) Prozent, auch ſpäte
Reichsſchuldbuchforderungen blieben mit 98½ Prozent gut be=
hauptet
. Von fremden Werten zogen Mexikaner noch leicht an.
An den Aktienmärkten hielten ſich die Abweichungen nach beiden
Seiten zumeiſt innerhalb eines Prozents. JG. Farbeninduſtrie
blieben von dem erhöhten Stickſtoffabſatz im Dezember faſt un=
berührt
und gaben um ½ Prozent auf 137 Prozent nach. Im Ver=
laufe
wurde die Haltung wieder feſter, wenn auch die Kursent=
wicklung
weiter uneinheitlich blieb. Das Geſchäft nahm infolge
einiger Kauforders der Kundſchaft wieder zu, zumal auch die Ku=
liſſe
ihre Glattſtellungen nicht mehr fortſetzte, ſondern wieder
kleine Rückkäufe vornahm. Im Durchſchnitt ergaben ſich Beſſe=
rungen
von ½½ Prozent, ſo bei Farbeninduſtrie, Lahmeyer,
Conti Gummi, Hapag und Licht u. Kraft. Auch am Rentenmarkt
konnten ſich anfangs ſchwächere Kurſe bei lebhafterem Geſchäft
gut erholen; Altbeſitz und Kommunal=Umſchuldung ſtanden im
Vordergrund. Pfandbriefe und Stadtanleihen lagen bei meiſt
gut behaupteten Kurſen uneinheitlich.
Bei lebhafter Umſatztätigkeit nahm die Abendbörſe einen
feſten Verlauf. Von der Kundſchaft lagen Kauforders vor, auch
Kuliſſe beteiligte ſich lebhaft an dem Geſchäft. Gefragt waren
JG. Farben, einige Montan= und Elektrowerte, Hanfwerke Füſſen
und AG. für Verkehrsweſen. Gegen die Mittagsbörſe ergaben ſich
Befeſtigungen bis zu 1 Prozent. Am Rentenmarkt ſtanden Alt=
beſitz
, Kommunal=Umſchuldung und Reichsbahn=V.A. im Vorder=
grund
bei anziehenden Kurſen. Intereſſe zeigte ſich außerdem für
Anteilſcheine von Hypothekenbankaktien.

Berliner Kursbericht
vom 8. Januar 1935

Vom deutſchen Weinmarkk.
Das Verkaufsgeſchäft und die Preisgeſtaltung.
Um die Jahreswende nahm die Verkaufstätigkeit in den deut=
ſchen
Weinbaugebieten wieder einen etwas ruhigeren Verlauf.
Das Verkaufsgeſchäft des Handels war an Weihnachten und Neu=
jahr
durchweg lebhaft und meiſt beſſer als in den Vorjahren. Um=
fangreiche
Werbemaßnahmen und die ſtetige Beſſerung der allge=
meinen
Wirtſchaftslage brachten eine Verbrauchszunahme an
Weine mit ſich, die ſich in erſter Linie noch immer auf kleine
und mittlere Konſumweine ſowie Flaſchenweine in den billigen
Preislagen erſtreckt. Der Rotweinverbrauch an Neujahr war
gleichfalls um ein Beträchtliches höher wie im Vorjahr. Das Ex=
portgeſchäft
, vor allem nach England und den Nordſtaaten geſtal=
tete
ſich in der letzteen Zeit befriedigend, während der Abſatz
deutſcher Weine nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika
immer noch ſehr zu wunſchen übrig läßt. Das innerdeutſche
Verſandgeſchäft nahm, da weder große Kälte noch Froſt herrſchte,
einen ungeſtörten flotten Verlauf. Einen Aufſchwung des Ver=
kaufsgeſchäfts
in den Erzeugergebieten, ſelbſt erwartet man in
Bälde, zumal nun auch die großen Weinverſteigerungen ihren
Anfang nehmen. Trotzdem ſeit dem Herbſt faſt in allen Weinbau=
gebieten
bereits erhebliche Mengen Wein der 1934er Ernte abge=
ſetzt
werden konnten, liegen überall die Keller der Erzeuger in
einem Umfange voll, wie dies ſchon Jahre nicht mehr der Fall
war; eine Folge des reichen Ernteertrages 1934. Zum anderen
beſtehen keine Befürchtungen, daß der Abſatz dieſer gewaltigen
Mengen auf unüberwindbare Schwierigkeiten ſtoßen wird.
Bei durchweg ſtetigem Abſatzgeſchäft wurden in den verſchie=
denen
Weinbaugegenden für Verkäufe ab Erzeugerkeller in letzter
Zeit bezahlt: In der Rheinpfalz 340750 RM., in Rheinheſſen
330700, im Moſelgebiet 420 1000, an der Saar 550850, am
Mittelrhein 460580, in Franken 500650, in Baden 450600,
in Württemberg 500850 RM. jeweils die 1000 Liter für 1934er
Weißweine, für beſte Sachen entſprechend mehr. Neue Rotweine
koſteten in der Pfalz zirka 250380 RM. Weißweine älterer
Jahrgänge wurden nur noch in kleinen und kleinſten Partien zu
ſtark unterſchiedlichen Preiſen gehandelt. Was ſich darin noch in
erſter Hand befindet, wird zum großen Teile auf dem Verſteige=
rungswege
, im Laufe der nächſten Monate angeboten werden.
Das gleiche trifft auf die ebenfalls recht klein gewordenen Be=
ſtände
an alten Flaſchenweinen zu. Bemerkenswert iſt, daß in
1929er Weinen heute ſchon ſo gut wie alles verkauft iſt. Die Ver=
ſteigerungsliſten
, die jetzt herauskommen, beſtätigen dies deutlich,
Viehmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 8. Jan. Auftrieb: 35 Ochſen,
(zum Schlachthof direkt 7), 26 Bullen, 314 (10) Kühe, 196 Färſen,
419 (11) Kälber, 1 Schaf, 646 (12) Schweine. Notiert wurden
pro 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 3335, b) 2832,
c) 2572, Bullen a) 2930, b) 2528; Kühe a) 3234, b) 26
bis 31, c) 1925, d) 1118; Färſen a) 3539, b) 3134, c) 25
bis 30; Kälber b) 3640, c) 2835, d) 2027: Schafe nicht
notiert; Schweine a) 53, b) 5153. c) 5052, d) 4651. Markt=
verlauf
: Rinder belebt, ausverkauft; Kälber ruhig, langſam ge=
räumt
: Schweine mittelmäßig, geringer Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarktbericht vom 8. Januar. Auftrieb: 135
Ochſen 95 Bullen, 216 Kühe, 253 Färſen, 750 Kälber 70 Schafe,
2104 Schweine, 60 Arbeits =und 56 Schlachtpferde. Preiſe je 50
Kilo Lebendgewicht bzw. je Stück: Ochſen Kl. a) 3540, b) 3236,
c) 2831; Bullen Kl. a) 37, b) 3236. c) 2831; Kühe Kl. a)
3032, b) 2429, c) 1723, d) 1116; Färſen Kl. a) 3740,
b) 3236, c) 2831; Kälber Kl. a) 4650, b) 3945, c) 3238,
d) 2331: Schweine Kl a) 5253, b) 4953, c) 4853, d) 47
52, g) 4447: Arbeitspferde 4501050 RM. pro Stück, Schlacht=
pferde
25120, RM. pro Stück. Schafe nicht notiert. Marktver=
lauf
: Großvieh und Schweine ruhig, Ueberſtand; Kälber langſam,
Arbeitspferde und Schlachtpferde ruhig.
Meee
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann:
für Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. XII. 34. 22146, Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr:
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Oeviſenmarkt
vom 8. Januar 1935

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u. 7
Disconto=Geſ.
Dresdner Banl
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl=
Deutſche Erdöl / I

Me
77.
78.
25.125
29.25
28.375
116.
108.
143.
125.50
102.

Wieie Heee
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſtf.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und 7
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

N
137.625
64.875
109.75
100.75
83.125

80.875
111.50
79.625
97.50
76.25
59.125

Orenſtein & Koppel,
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch. 1
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke. 1

ieie
11.75
97.875
149.75
34.
42.875
112.
70.50
13..
118.75
49.
105.50
108.
127.

Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarier
Canada
Dänemart
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland

Währung
jgypt. 4
1 Pap, Peiol
100 Belge
lreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
12=Stg.
100 eſt. Kr.
12
00 finn. A
1008
Franker
100 Drach=
100 Gulder
100 ist. Kr.

Geld Brief

12.475
oc
0.10
3.047
t.34
.35
165.2
55.06

12.505
0.6:
58.4
0. 1981
3.05
2.494
54.44
1.40
2.20
53
16.46
164
55.18

Italien.
Fapan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schwei=
Spanien
ſchechoſtowak.
ürkei.
Ungarn
uruguay
Ver, Staaten

Währung
100 2ire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schillit
100 E.
100 Krone
100 Frane
100 Peſeta
100 Tſch.-Kr.
türt. *
100 Pengö
1 Goldpeio
1 Dollar

GeldBrief

21.30 2
0.708
*.
98
4.02
2i6
1.04
2.483

21.34
0.710
9 5.c61
C1.08
7.2
5
24.08
(.41
1*6o
1.051
2.487

Surmſtägter ans Karionaldant Barmkaut, Willate or Breioher Dunz

Frankfurter Kursbericht vom 8. Januar 1935.

Kee
Gr. IIp. 193
12.




19.
Gruppel ...."
5½ Dtſch. Reichsanl.
5½%Intern.nv.30
69Taden ...v.2
Bahern . .v.2
6%Heſſen ....v.2
..b.2
68 Preuß. St. v.28
Sachſen .v.27
hüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ......."
59 Dt. Reichspoſt
Schätze.. ....
4½% ....
Dtſch. Anl. Ausl
*l. Ablöſung=
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
69Baden=Baden.
69Berlin ...v.24
6%Darmſtadt . . . .
6%Dresden.. v. 26
6%Frankfur v.2
6%Heidelberg v. 26
Mainz. . . . . . . .
annheim v.27
zA
Nünchen v.29
6%Wiesbaden v. 28
6%Heſſ. Landesbk.
6%9 Goldoblig=

103.65
106,6
105
104.25
102.
104.5

98.5
7=
109.5
98
97.25
100.8
100.35
35
1057,
10.15

96.5
95

Wh
hyp.=Bk.=Liquid.
4½%
Lomm.=Obl. . ..
6%P reuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6S Boldoblig.
6% Landeskomm.,
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R.11
R.12

6%0
Landeskrd.
6%
oldpfbr. ...
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Lig.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöf.-=Anl.
4Ausl. Ser. 111
FAusl. Ser,H11
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz!
69Berl. Hyp.=B1.
ig.=Pfbr.
5½8
zyp.=Bk.,
6%Frrf.
23 % Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
88Frif. Pfbr.Bk.
Lig.=Pfr.
zMein, Hyp.=Bk.
Lig.=Pfr.
5½%0
Pfälz. Hyp.=Bi.
Lig.=Pfb.
*.
VRhein. Hyp.=Bk
.=Pf
5½% 9
83.
Goldoblig.
6% Südd. Boden=
Du
Cred.=Ban ..
5½0
Lig.=Pfbr.
825Württ. Hhyp.=B.

97.25
94.5

93.25
93.5
97.5
97.
85

106.75
122

*
96
94.25
96.25
96.25
6
97.25
9571,
96.55
96S.
95.5
98
96.75
98,5

W
6% Dt. Linol.Werke
6%Mainkrw. v.2
Mitteld. Stahl
%SalzmanncCo
Ver. Stahlwerke
6%Voigt & Häffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn.
L. E. B.
2. Inveſt.
52Bulg. Tab. v. 02
% Oſt. Schätze
ite
4% Oſt. Gold
zvereinh. Rumän
41%
42Türk. 1.Bagdal
48
II.Bagda
4½%ungarn 1913
4½%0
9
1910
49
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
4%Stockholm
Aktien.
Accumulat., Fabrik
Alg. Kunſtzibe Unie
A. E. G. ...
...."
AndregeNoris Bahr
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F. P... !
Berl. Kraft u. Licht 1136
Buberus Eiſen...
Eemen: Heidelberg
Karlſtadt 11

ich.
98.5
97
96=
93.5
921,
119.5
11.,
11:
6.25
27.2
4.25

44,25
*

50.5
281,
109
48.25
129
116.5
87,
109
122

F.G.Chemie Baſel
Chem.Werke Albert
Chade (A=C) .....
Contin. Gummiw. 1142.5
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz..."
Dt. Atl. Telegr. . . .
rdöl ......."
Dt. Gold= U. Silber=
cheide
=Anſtalt.
Linoleum ...
Dortm. Ritterbrd
äu
Dyckerhoffc Widm. 101
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Ge
Licht u. Kraft
Enzinger Union.../9
Eſchweiler . ......
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Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder .
J.6. Farbeninduſtr.
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Hanfwerke. Füſſen
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Henninger, Kempfl112
bilpertArmaturfrb.
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Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamn
Genüſſe 117

Mee
84.75
182
s9"
120
101.5
197,
z.75
92.5
103
64
3.

64.5
89.5
28
96.5
118
68
10
80.5

Me
Ka Chemie .....
Aſchersleben.
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1111.5
70
79.25
185
49.5
118
5.
76.
87
82.25
25
*.
90.25
S11,
211.5
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93,5
92.5
97.5

158
69
95.75
105
62,5
88

Thür. Liefer=Gel.
Unterſranken .....
Ver. Stahlwerte =
Ver. Ultramarin..
Beſtdte. Kaufho)
Weſteregeln Ka
Zellſto//Waldhof..
Altg. Dt. Cred tenſ
Badiſche Bant. . .
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Bayer, Hyp. u. V.
Ber!. Handelsge
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Mein. Hhp.=Ban1.
Pfälz. Hhp.=Bank
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Rhein. Hyp.=Ban1.
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Württb. Notenbank
A.-G. .Ver ehrsn
Allg. Lolalb. Kraftw
2 Dt. ReichsbVza.
Hapaa .........
Lübeck=Büchner ...
Nordd. Llotzd.. ..
Südd Eiſenl.=Gei.
Allianz= u. Stutta.
Verſicherung...
Verein. Ver
Frankona Rück=u.M
Mannh. Verüich.
Otavi Minen
Schantung Handelsl

Vee
43
124.5.
33,75
49.25
61.5
124.5
106.5
84
625
3.
11.25
89.5
9
0
120.5
116.75
62

82
115
25.25
72
29.75
58,75

20o8
1239

12:ſ
51

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 9

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 9. Januar 1935

23)


HCRP

Roman von Else Meerstädt.

Freilich wußte Bernd ganz genau, daß er ſich dies Hochgefühl
der Genugtuung in abſehbarer Zeit nicht geſtatten würde. Wes=
halb
, aber den Aufſchub einer Sache, die er ſich jeden Tag hätte
leiſten können, darüber wieder blieb er ſich die Antwort ſchuldig
In Berchtesgaden, und was darum lag, war Hochbetrieb.
Winterſport! Wer nur das Geld für Bayern, aber nicht die nötige
Jugend hatte, um mitzuſporten, ſah zu und kritiſierte.
Rita und Bernd machten natürlich mit. Sie waren beide
ſportgewandt, und ein fabelhaftes Paar, das allgemein auffiel.
Bernd war ſtolz auf ſeine ſchöne Frau, und Rita war ſtolz auf
die feſche Sporterſcheinung ihres Mannes. Was ſich die
Leute erzählten, hörten ſie nicht, und es kümmerte ſie auch nicht.
Wo Glück war, waren auch Neider.
Einmal aber hatten ſie noch ein paar Bemerkungen aus dem
Hinterhalt nicht entrinnen können. Sie waren während einer
Sportpauſe durch ein Lokal gegangen und hatten nach einem ſtillen
Platz geſucht. Im Nebenzimmer hatten Leute geſeſſen, die der
Meinung geweſen waren, ſie hätten das Lokal auf der anderen
Seite wieder verlaſſen
War das nicht der Allen, deſſen Vaters Möbelfabrik ſeiner=
hatte
eine
zeit mit einem ſolchen Krach zuſammenfiel ?"
Stimme gefragt.
Allerdings aber der Krach kann dem jetzt nichts mehr an=
haben
! Hat einen Rieſenaufſchwung genommen ! Schwer=
reiche
Frau! Mit na, wie alt wird der Junge ſein?
dreißig? ſagen wir dreißig mit dreißig Jahren alſo ſchon
Rentier! Tüchtiger Kaufmann geweſen! Na, wir ſind nicht
neidiſch
Bernd war die Röte ins Geſicht geſtiegen. Aber Rita hatte
die Hand beſchwichtigend auf die ſeine gelegt und gelächelt: Da=
von
kann dich gar nichts treffen, Bernd! Du weißt ja, nicht du
haſt um mich angehalten, ſondern ich um dich. Und ich bin glück=
lich
, daß ich es tat. Das weißt du ja auch. Und im übrigen ſind
wir in der glücklichen Lage, nach keines Menſchen Meinung fragen
zu müſſen Ach, Bernd, am ſchönſten iſt es doch immer, wenn
wir die Haustüre hinter uns zuſchließen !

(Nachdruck verboten.)
Mein treuer Kamerad, der immer alles zu meinen Gunſten
dreht, Bernd faßt dankbar nach Ritas Hand: Aber in einem,
Rita, hat der Mann da drüben recht. Es iſt ein bißchen früh für
mich, jetzt ſchon Rentier ſpielen zu wollen. Ich glaube, das halte
ich auf die Dauer auch gar nicht aus. Der Mann, der nur ſo klipp
und klar geſagt hat, daß meine Romane keine Literatur, ſondern
Makulatur ſeien, hat mir in anerkennenswerter Menſchenfreund=
lichkeit
wenigſtens einen beſcheidenen Troſt gelaſſen: Zum Eſſay=
iſten
reicht es bei mir vielleicht noch. Ich hätte wohl Luſt, mich
auf dieſem Gebiet wieder einmal zu verſuchen.

wenn dir aber die Luſt an der Sache durch Ablehnun=
gen
nicht vergehen ſoll, Bernd, dann würde ich dir raten, damit
zu warten, bis die Konjunktur wieder eine beſſere iſt. Du haſt
mir ja ſelbſt erzählt, wie es dir ergangen iſt Erfolg bringt
neue Erfolge Enttäuſchungen machen unproduktiv. Das gilt
am ſtärkſten für die, die auf irgendeine Art etwas mit der Kunſt
zu tun haben verbaue dir nicht dein Talent, indem du es
zu einer Zeit zu Gelde machen willſt, die nur ſehr beſchränkte
Mittel für ſolche Dinge zur Verfügung hat, dafür aber ein über
die Maßen geſteigertes Angebot
Bernd küßte Rita die Hand. Das kluge Weib, das unſer Vor=
gänger
in den Hausbalken eingegraben hat lächelte er.
Dann ſtampfte man vergnügt durch den Schnee nach Hauſe.
Es grenzte doch immer ans Wunderbare, dachte Bernd, daß er
ſich nun ſein Leben, unabhängig von allen, völlig nach ſeinem Ge=
ſchmack
einrichten konnte
Auf dem Wege kam ihnen ſchon Kaffeeduft entgegen. Und
Schmalzgebackenes war auch dabei. Kathi hatte das Küchenfenſter
offen und jodelte nach echt bayeriſcher Art. Mit ſoundſovielfachem
künſtlichem Echo. Wenn die Herrſchaften vergnügt waren, dann
war es das Geſinde auch
Man ſchlüpfte ſchnell in die Lederne und in das Bayriſche mit
den Knöpfen aus Glas. Und trollte die Treppe hinunter an den
Fenſterplatz, wo der Kaffeetiſch gedeckt war
Man kam gerade zurecht, als der Mond die Dämmerung ver=
jagte
, die ohnedies ſchon einen ſchweren Stand gegenüber dem
weißen Schnee hatte

Bis auf weiteres

Bis auf weiteres
Nur noch heute und morgen

Das überwältigende
Dokument der Welt-
geschichte
:
3u Jaute
Hellgeschehen

Ein wertvoller Film,
packend erschütternd-
niederschmetternd
.
Jugendliche haben Zutritt.

Das spannende humor.
geladene Lustspiel
der Ufa:

jangrrau
gogen in

mit den guicklebendigen
Darstellern: Dorit
Kreysler, Ida Wüst,
Paul Richter. (V585
Jugendliche haben Zutritt.

Der Film voll Tempo,
Liebe und Humor:
Herlkobingen
Hur Kachkteder

mit Hermann Speelmans
Dorit Kreysler
ein Abenteuer voll Hoch-
spannung
, dem Sie klop-
fenden
Herzens folgen.

Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Rilomeker
44 P/g.
mit erſtklaſſiger
4ſitz. Limouſine,
ſchnell und zu=
verläſſ
. Schrift=
liche
Anfrag. u.
B 139 Geſchſt. (e
(R
Schilder
Gravierungen
Rheinstr. 19
bei
Karzc

Brennholz.
fein gehackt, zum
Feueranmachen,
liefert, Sack 1.,
Schlander, (a
Kiesſtraße 5.

Rieſengroß, lachend ſchob er ſich ſeitlich hinter einem Berge
hervor. Hatte eine Farbe, ſo blutig=orangerot wie das Dotter
eines Frühlingseies. Und glühte ab, je höher er kroch. Bis er
in reinem, kühlem Silber glänzte, von dem auch die ſpäte Kaffee=
tafel
ihr Teil abbekam
Wir haben es gut , meinte Bernd ſinnend
und
gleich darauf kam ihm der Gedanke an eine, die es weniger gut
hatte
Auch Rita kam der Gedanke an einen, der es weniger gut
hatte Billy, der gute Junge, ſchrieb ſo treulich jede Woche
Und ſie ſelbſt antwortete ihm treulich jede Woche. Und mußte da=
bei
ſehr vorſichtig ſein, damit ſie ihn in ihrem überſtrömenden
Glück nicht allzu hart traf
Er war noch immer in Paris und behauptete, es gefiele ihm
dort glänzend, er habe viel Material für die Vorarbeiten ſeines
heraldiſchen Werkes gefunden.
Und Sehnſucht hat er auch, dachte Rita, aber davon ſagt er
nichts. Es hätte ja auch keinen Zweck gehabt
Leiſe Rührung ſtieg in ihr auf ſie hatte alles, und er,
Billy, hatte nichts es drängte Rita zu ſtreicheln
Was meinſt du wohl, Bernd? Ritas Stimme iſt leiſe und
gütig, wenn wir Billy, den guten Kerl, mit in die Lichter unſe=
res
Weihnachtsbaumes ſchauen ließen ? Ich glaube, daß er
recht einſam iſt !
Ich meine, was du meinſt, Rita. Um ſo mehr, als ich Lord
Strafford für den anſtändigſten Kerl von der Welt halte
Vielleicht hätte Rita gewünſcht, daß Bernd vorgeſchlagen
hätte, ſie wollten das erſte Weihnachtsfeſt allein verleben
Aber dann hätte ſie es ihm beſtimmt zugunſten Billys, der ihret=
wegen
ſogar auf Südamerika verzichtet hatte auszureden ver=
ſucht
Alſo war es ebenſogut, daß Bernd gleich eingewilligt
hatte. Es war ja auch noch immer fraglich, ob Billy überhaupt
kam
Ja, er würde kommen! Gern würde er kommen ! Die Ant=
wort
Billys traf umgehend ein. Er mußte doch das Heim ſeiner
Freunde, von dem ihm Rita ſoviel vorſchwärmte, einmal mit eige=
nen
Augen ſehen. Und Weihnachten war ohnedies das Feſt, da
ein Junggeſelle, der nicht irgendwo unterſchlüpfen konnte, wie im
Weltenraum ſchwebte
Er ſchreibt, als wäre er zwanzig Jahre älter, dachte Rita
armer Billy!
*
Billy kam in der Dämmerung des Chriſtabends an. Mit einem
Pferdeſchlitten unter Schellengeklingel und Peitſchenknall. Wie ein
guter Onkel war er beladen mit Päckchen und Paketen Jung=
geſellen
, wenn ſie es gut meinen, kaufen in der Regel zuviel ein 1n
O Billy ! lachte Rita. Sie haben entſchieden zwei Arme
zu wenig
(Fortſetzung folgt )
Bunter Abend
zu Gunſten des WHW. der NS=Gemeinſchaft
Kraft durch Freude‟.
(614
Samstag abend 8 Uhr im Städt. Saalbau
Mitwirkende vom Heſſ. Landestheater:

Lea Piltti, Koloraturſopran, / Käthe Goihe, Heiteres
Schmidt=Berikoven, Tenor / Heinz We.hmann, Anſage
Außerdem: Anne Schellbaas, Tänze
Begleitung am Flügel: Kapellmeiſter E. G. Welle
Orcheſter: Standartenkapelle 115. Leitung: Muſikzugführer
Willy Schlupp.

anz

Vorverkauf ſchon jetzt in allen Ortsgruppen der NS= Volks=
wohlfahet
, der Geſchäftsſtelle Kraft durch Freude‟ Bis=
marckſtr
. 19, Verkehrsbüro, Heſſ. Landeszeitung, H. de Waal
und Muſikhaus Arno d.
Eintritt 50 Pfg.

Winker=SpottsFührte
in modernem Omnibus
nach dem Taunus (Rotes Kreuz)
nur Mk. 2.6) (Ski u. Rodel gut).
Abfahrt: Samstag 7.45 Uhr
und Sonntag 7.45 Uhr
(602
Anmeldung:
Heſſen=Skikurſe, Walter Kinkel
E.=Ludwigſtr. 11 Fernr. 2194

LANDES=
THEATER

eResi-e
Theater

Der kalt berechnende
Staatsmann, der den
jungen Herzog von
Modena zum Braut-
werber
beider eigenen
Geliebten für Napo-
leon
bestimmt
Eine markanie Gestalt
aus
SÜHNDEIE
EINB LIEBE
Der größte deutsche
Film dieser Spielzeit
DERNACHST

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Mitwoch, 9. Jannar
Anf. 20, Ende geg. 22.30 Uhr
Zuſatzm. II, 8. Vorſtellung
Die drei Eisbären
Luſtſpiel von Vitus
Inſzenierg: StiedaRiedl
Darſteller: Gothe, Liebel
Wien, Ausfelder, Baumeiſt,
Luther, Weſtermann.
Preiſe 0.70 bis 3.80 Mk.

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O3Stunden 30
Kölner Karneval
Heute Mittwoch
sowie Donnerstag. 20½ Uhr
Ein Ereignis für Darmstadt
Willi
Ostermann
der weltbekannterheinische
Lieder-Textdichter, Sänger
und Komponist
singt persönlich
seine durch Schallplatten
und Rundfunk weltbe-
rühmten
Lieder.
Außerdem sorgen seine
Kölner Künstler, u. a.
Reinhold Reinold
und
Dotz und Dötzchen
vom Reichssender Köln und
Georg Mattessen
der beliebte Rheinlieder-
sänger
für frohe Karnevals-
stimmung
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morgen Donnerstag.
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Darmstad
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Tiſche,Stühle, Seſſel,1 Sofa,1 Diwan,
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Die Monats=Verſammlung findet
am Freitag, den 11. Jannar,
20.30 Uhr, im weißen Saal der
Gaſtſtätte Chriſt, Grafenſtr. 18, ſtatt.
Es ſpricht der Kuſtos des Heſſiſchen
Landesmuſeums Dr. Heldmann
über: Die Singvögel in ihren
natürlichen Wohngebieten. Alle
Vogel= u. Naturfreunde ſind freund=
(58
lichſt eingeladen.

Gartenbauverein
V.

Darmſtadt

Monats=
verſammlung

Donnerstag, der
10. Jan., 20 Uhr
Fürſtenſaal, Lichtbildervortrag.
Jahresbericht, Freiverloſung. (580

Betrifft: Ermäßigung der
Hypothek= und Darle=
henszinſen
bei unſerer
Zweigſtelle Eberſtadt.
Wir bringen hiermit zur allgemei
ſätze für Forderungen der ehemaligen
Vereinsbank in Eberſtadt mit
nachſtehende Möbel zum frei= Wirkung vom 1. Oktober 1934 ab
wie folgt ermäßigt haben:
1. für Hyothekdarlehen von jähr=
lich
6% auf 5%,
2. ſonſtige Darlehen und Kredite
von 72, auf 6%.
Die ermäßigten Zinſen ſind ab
. Oktober 1934, alſo erſtmals im
(U559 Darmſtadt, den 28. Dez. 1934.
Städtiſche Sparkafſe Darmſtadt
Kräckmann. (st.60

V
FI
D
On5

VI 11207)
Frankfurt a.
Taunusstraße 5

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Die Maurerarbeiten
für die Einrichtung eines Fahrzeug=Desinfektions
platzes und Einrichtung von Schweinebuchten i
dem Pferdeſtall des Viehhofes ſollen auf Grund de
Reichsverdingungsordnung vergeben werden.
Die Vergebungsunterlagen liegen in den übliche
Dienſtſtunden bei der unterzeichneten Direktiot
Frankfurterſtraße 100, Zimmer 29, offen.
Die Angebote ſind bis Mittwoch, den 23. Janua
(ſt 6(
1935, vormittags 10 Uhr, einzureichen.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe

Bekanntmachung.
Betr.: Baulandumlegung Seitersweg/Roſenhöhweg.
Nachdem die Vorarbeiten für die Baulandumlegun
über die Grundſtücke Flur X Nr. 81 bis 93,
(teilweiſe), 97 bis 99, 115, 116, 124, 126 und 1:
der Gemarkung Darmſtadt offen gelegen habe=
bringen
wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis, de
Dienstag, den 29. Januar 1935, vormittags 9½ Uh
in dem Stadthaus, Zimmer 31, zu Darmſtadt, übe
die vorgebrachten Wünſche und Einwendungen ve
handelt wird.
In der Tagfahrt wird auch die Wahl der von de
Grundeigentümern, zu wählenden Mitglieder de
Umlegungsausſchuſſes ein Vertreter der beteiligte
Grundeigentümer und ein Sachverſtändiger für d.
Bewertung der Grundſtücke und deren Stellve
treter vorgenommen. Die Wahl erfolgt mit Stimmer
wehrheit der anweſenden Grundeigentümer und b
Stimmengleichheit durch das Los. Wenn in d
Tagfahrt Grundeigentümer der Umlegung wide
ſprechen, ſo hat dem Umlegungsausſchuß außerde
ein von dieſen Grundeigentümern zu wählend
Vertreter anzugehören. Die der Umlegung z
ſtimmenden und widerſprechenden Grundeigentüm
wählen ihre Vertreter und deren Erſatzmänn
dann in getrennten Wahlgängen.
Wir laden alle Beteiligten ein, ſich hierzu einzufinde
(St.6.
Darmſtadt, den 5. Januar 1935.
Die Bürgermeiſterei,