Darmstädter Tagblatt 1934


12. Oktober 1934

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Ginzelnummer 10 Pfennige
*
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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N 31. Otober 2. Reichsmark und 20 PfennigAb=
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 282
Freitag, den 12. Oktober 1934.
196. Jahrgang

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Dnt die ſranzeftiche dungei gewurm!
Mancherlei Gerüchte. Die franzöſiſche Sicherheitspolizei ſoll ſogar Einzelheiken über den Mordplan
erhalfen haben. Schwere Angriffe gegen den franzöſiſchen Polizeiminiſter Sarrauk.

Die Fahndungen in Marſeille
vernachläſſigk.

EP. Paris, 11. Oktober.

* Rückwirkungen und Perſpekkiven.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Oktober.
Die Empörung über das niederträchtige Attentat in Mar=
Hier gehen mancherlei Gerüchte über die Umſtände der ſeille hindert die Pariſer politiſchen Kreiſe noch immer, die da=
Warſeiller Mordtat um. So wird jetzt nachträglich behauptet, durch ausgelöſte politiſche Entwicklung zu überblicken. Trotzdem
darß die franzöſiſche Sicherheitspolizei von verſchiedenen Seiten / man ſich Rechenſchaft darüber gibt, daß ſie notwendigerweiſe die
drvon unterrichtet werden, ſei, daß ein Attentat gegen den politiſche Situation weitgehend umgeſtaltet.
Häönig von Jugoſlawien geplant
werde. U. a. habe die belgiſche
ei icherheitspolizei darauf auf=
werkſam
gemacht, daß ſich der
jrunge Tikomyre Nahis in
Zarankreich aufhalte, der nach
dien jüngſten Ermittlungen mit
dim Königsmörder in enger
Aeerbindung geſtanden haben
faüll und auf der Liſte der be=
ſoders
gefährlichen jugoſlawi=
ſoven
Emigranten ſtand.
In Paris hegt man nun
dee Vermutung, daß Nahis
dar Anſtifter der Mordtat iſt.
Awn anderer Seite ſoll die
Sücherheitspolizei ſogar Einzel=
huiten
über den Mordplan er=
ha
=lten haben. Da alle dieſe
Garnungen erkennen ließen,
od ß der Mord in Paris verübt
werden ſollte, hat die Polizei
üb rigens am Tage vor der
Mordtat nach den Verſchwörern
in. den Pariſer Hotels, beſon=
ders
nach Nahis, gefahndet,
iheer niemand gefunden. Es
cheint, daß die Fahndungen in
Maarſeille vernachläſſigt worden
in d. Die Entrüſtung der fran=
öſſiſchen
Oeffentlichkeit über
dei mangelhaften Ordnungs=
dienft
iſt jetzt um ſo größer,
rachdem man erfahren hat, daß
ſit- Polizei gewarnt worden iſt.
Der Augenblick des Akkenkakes.
Der Ordnungsdienſt
Der Mörder hat ſich auf das Trittbrett des Autos geſchwungen und feuert auf den König und
den neben ihm ſitzenden Außenminiſter Barthou.
vollkommen verſagt.
(Funkbild.)
In politiſchen Kreiſen wird

ei Geſamtrücktritt des Kabinetts Doumergue Anfang näch=
ei
. Woche, wahrſcheinlich am Montag, als ziemlich ſicher an=
en
ommen.
Die Demiſſion iſt notwendig geworden, weil es dem Mini=
entpräſidenten
nicht nur gilt, die durch den Tod Barthous im
ſuFßenminiſterium entſtandene Lücke innerhalb des Kabinetts
vüſ=der auszufüllen, ſondern weil er ſich auch von ſeinem
lrnenminiſter Albert Sarraut trennen muß.
ſoft einſtimmig drückt man in der Oeffentlichkeit und in den
all lamentariſchen Kreiſen, die Anſicht aus, daß der Ord=
kungsdienſt
am letzten Dienstag vollkommen ver=
aggt
hat. Natürlich fällt dem Innenminiſter, der dafür zu=
äindig
iſt, die ganze Verantwortung zu. So fragt man ſich
terr gebens, ohne eine ausreichende Antwort zu erhalten,
virrum der Wagen des Königs nur von einem
imzelnen Oberſt zu Pferde begleitet war und
verrum die Republikaniſche Garde zu Pferde
iacht Spalier bildete, wie das bei Königs=
leſſſuchen
üblich iſt. Dadurch wäre der Wagen gleichſam
ingeſchloſſen worden, und der Mörder hätte zumindeſt nicht
, ſolcher Leichtigkeit in einen vollkommen leeren Raum ſtürzen
mo den König und den Außenminiſter vom Trittbreit des
Sa gens aus niederſchießen können. Der Film über dieſen dra=
ictiſchen
Augenblick, der bereits am Mittwoch abend in Paris
eſ- hat klar gezeigt, daß
Das Auko des Königs ſo gult wie vollkommen

at Erſt nachdem der Mörder innerhalb weniger Sekunden
im e Patronen verſchoſſen hatte, liefen einige Poliziſten herbei.
Innenminiſter Sarraut wird alſo wohl die
ornſequenzen aus dieſer Nachläſſigkeit ziehen
ü ſſen. Seine Demiſſion iſt bereits geſtern angekündigt wor=
doch
dürfte ſie wegen der Trauerfeierlichkeiten in den näch=
n
Tagen und wegen der für Sonntag bevorſtehenden Kanto=
ſilwahlen
wahrſcheinlich erſt am Montag erfolgen.
Der Geſamtrücktritt der Regierung würde
em Miniſterpräſidenten geſtatten, auch den
ufſtizminiſter Chéron auszuſchiffen, der, vom
trſ amentariſchen Standpunkt aus geſprochen, ſchon lange eine
ſrſ e Belaſtung für das Kabinett bedeutet. Eine auf dieſe Weiſe
muerte und verjüngte Zuſammenſetzung des Kabinetts würde
m. Miniſterpräſidenten für die politiſchen Kämpfe, die er beim
Dierderzuſammentritt des Parlaments zu erwarten hat, ſehr zu=
ſtakommen
und ſeine Ausſichten erhöhen, die innenpolitiſchen
Unverniſſe zu überwinden.

Die franzöſiſche Außenpolitik der letzten Monate war voll=
kommen
durch die politiſche Perſönlichkeit und das Temperament
Barthous beherrſcht. Er beſtimmte nicht nur die Grundriſſe,
ſondern auch die Methoden. So ſtark, daß man von einer
Barthouſchen: Außenpolitik reden konnte. Es iſt ſelbſtverſtänd=
lich
, daß dieſe Politik nicht nur ſeine Politik, ſondern auch die
Politik des Kabinetts Doumergue war; dennoch kann ſie nicht
mehr unverändert fortgeſetzt werden. Denn Barthous Perſönlich=
keit
war nicht ſolcher Art, daß er ohne weiteres von einem ande=
ren
Politiker abgelöſt werden könnte.
Dieſe Betrachtungen beziehen ſich auch auf die Innenpolitik.
Das Gleichgewicht des Kabinetts Doumergue iſt erſchüttert. Das
ſelbſtverſtändliche Beſtreben der Regierungskreiſe iſt, ſich durch die
Ereigniſſe von der vorgezeichneten Linie nicht abtreiben zu laſſen.
Im Augenblick mag das der Energie Gaſton Doumergues ge=
lingen
. Aber der Tod Barthous wird mit eiſerner
Notwendigkeit weitgehende Folgen für die
franzöſiſche Außenpolitik nach ſich ziehen, auch
wenn dieſe Folgen ſich in der nächſten Zukunft nicht offenbaren
würden.
Für den Augenblick iſt die franzöſiſche Außenpolitik wie
unterbrochen. Der Beſuch König Alexanders in Paris war als
der Auftakt zur Verwirklichung einer politiſchen Konzeption ge=
dacht
; die zwei Perſönlichkeiten, die in ihr die Hauptrolle ſpielen
ſollten, ſind nun nicht mehr. Barthou hoffte, den Gegenſatz zwi=
ſchen
Rom und Belgrad zu überwinden, und wenn ſein. Plan
auch ſelbſt in ſeiner nächſten Umgebung zuletzt ſkeptiſch betrachtet
wurde, er hielt daran feſt, und ſein geplanter Beſuch in Rom
hätte vor allem dieſer Vermittlung dienen ſollen.
König Alexander war eine ſtarke Perſönlichkeit, der die ge=
ſamte
Politik Jugoſlawiens tatſächlich beherrſchte. Er allein
wäre fähig geweſen, die Widerſtände in ſeinem Lande gegen die
Barthouſche Konzeption der Annäherung an Italien gänzlich zu
beſeitigen.
Italienfeindliche Kundgebungen
in Südflawien.
Nach einer Neutermeldung aus der ſüdſlawiſchen Stadt
Laibach iſt es dort zu italienfeindlichen Kundgebungen gekom=
men
. Die Menge hatte verſucht, das italieniſche Konſulat an=
zugreifen
, doch ſei ſofort Polizei eingeſchritten und habe Ueber=
griffe
verhindert.
Die Kundgebungen, berichtet Reuter weiter, ereigneten ſich
nach einer Proteſtverſammlung, in der die Redner behaupteten,
daß ſämtliche Anſchläge gegen das Leben des Königs Alexun=
der
, auch derjenige vom letzten März in Agram, von Italien
finanziert und vorbereitet worden ſeien. Wahrſcheinlich, ſo
folgerten die Redner, ſei auch der Mörder Kalemen von der=
ſelben
Seite angeſtiftet worden.

*

Vom Wiederaufbau eines Staakes.

III.

Krakau.

Von unſerem Sonderkorreſpondenten.
Dr. H. Krakau, Anfang Oktober 1931.
Dreifach iſt die alte Reſidenzſtadt Krakau, der Schlußpunkt
unſrer Journaliſtenfahrt durch Polen, in Empfinden und Be=
wußtſein
des polniſchen Volkes verankert. Es iſt die Stadt des
Heiligen Stanislaus, deſſen ſilberner Sarg unter einem koſt=
baren
Baldachin in der Mitte der Kathedrale ſteht, und es iſt
zugleich die Stadt der polniſchen Königsgräber und der Gedent=
ſtätten
der polniſchen Freiheitskämpfer. Die Kathedralekirche auf
dem Wawel dem Schloßberg, iſt nicht nur der religiöſe Sammel=
punkt
, als der ſie im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Sie iſt
der politiſche Wallfahrtsort des polniſchen
Volkes. Krakau iſt ferner im Bewußtſein Polens der Punkt,
der noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts politiſche Selb=
ſtändigkeit
beſaß. Der Wiener Kongreß begründete, da Oeſter=
reich
=Ungarn, Rußland und Preußen ſich nicht völlig verſtän=
digen
konnten, Krakau mit den umliegenden Dörfern als ſelb=
ſtändige
Republik, die dann der natürliche Sammel=
punkt
des nationalen und ſtaatlichen Wollens
im polniſchen Volke wurde. Wenn auch kaum 30 Jahre ſpäter,
im Jahre 1846, die Republik in ein Großherzogtum umgewan=
delt
und den habsburgiſchen Kronländern einverleibt wurde,
ſo genügte die Zeitſpanne doch um ein erhebliches Maß von
geiſtiger und kultureller Selbſtändigkeit zu erreichen. Nur ein
Beiſpiel dafür: Auch in der Folgezeit iſt die Univerſität
Krakau ſtets polniſch geweſen, während die übrigen
Bildungsſtätten des alten Polen alle ihren nationalen Charak=
ter
verloren hatten. Drittens aber iſt Krakau die Stadt
der Erſten Legion. Seit 1905 lebte Pilſudſki als poli=
tiſcher
Flüchtling in Krakau, und er gründete hier unter wohl=
wollender
Duldung den Schützenbund, der dann unmittelbar
nach Kriegsausbruch zur polniſchen Legion erweitert wurde und
bereits im Dezember 1914 in den Kämpfen gegen Rußland ein=
geſetzt
worden iſt.
Hier iſt alſo die polniſche Geſchichte aus den natürlichen
Gegebenheiten und der Gunſt der politiſchen Umſtände heraus
immer lebendig geblieben. Die 70 Jahre öſterreichiſchen Regi=
ments
haben einer Tradition von Jahrhunderten um ſo weni=
ger
antun können, als die von Krakau ausgehenden Ströme
polniſchen Unabhängigkeitsſtrebens es verhältnismäßig raſch zu=
wege
brachten, daß das ganze öſterreichiſche Polen ſeit der
Jahrhundertwende wieder eine weitgehende Verwaltungsauto=
nomie
erhielt. Die Amtsſprache in Galizien war bereits ſeit
etwa 1900 überall polniſch. Nur der Verkehr mit den Zentral=
behörden
in Wien mußte in deutſcher Sprache geführt werden.
Das iſt ein Moment, deſſen Bedeutung für den Wiederaufbau
des polniſchen Staates kaum überſchätzt werden kann. Denn es
gab dem jungen polniſchen Staatsweſen von 1918/19 an u. a.
die Möglichkeit, auf einen verhältnismäßig großen Stab von
ausgebildeten Verwaltungsbeamten zurückzugreifen. Tatſachlich
iſt denn auch heute noch abgeſehen vielleicht von den ehemals
preußiſchen Teilgebieten in der polniſchen Verwaltung das
kleinpolniſche Element mindeſtens an den maßgebenden Stellen
vorherrſchend. Und es iſt ſelbſtverſtändlich, daß der größte Teil
dieſes Beamtentums ſein Bildungs= und Ideengut auf der
Krakauer Univerſität erhielt. Unter den Augen der öſterreichiſchen
Behörden mußte man natürlich mit nationalpolniſcher Propa=
ganda
manchmal vorſichtig ſein. Je mehr ſich aber die Be=
ziehungen
zwiſchen St. Petersburg und Wien in den Vor=
kriegsjahren
verſchlechterten, um ſo größer wurde auch die Ellen=
bogenfreiheit
für die Ideenträger eines polniſchen National=
ſtaates
. Grobe Mißgriffe der öſterreichiſchen Verwaltung taten
das ihre, um den Funken des Auferſtehungswillens einer Nation
in der Schicht ihrer beſten Söhne immer wieder zu ſchüren. So
gehört es, um nur dies zu erwähnen, zu den Unbegreiflichkeiten
des habsburgiſchen Regiments, daß es nach der Beſetzung
Krakaus das Königsſchloß, eine herrliche Bauſchöpfung des 16.
und 17. Jahrhunderts, in eine rieſige Kaſernenanlage um=
wandelte
. Und es iſt noch unbegreiflicher, daß es ſich dieſe
Kaſernenanlage zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den
Krakauer Bürgern mit drei Millionen Gulden abkaufen ließ!
Krakau war bis zum beginnenden 18. Jahrhundert die
polniſche Krönungs= und Reſidenzſtadt. Erſt in den Zeiten des
Wahlkönigstums, nach dem Untergang des Geſchlechts der
Jagellonen, wurde die Reſidenz nach Warſchau verlegt. Warſchau
iſt zwar als der natürliche geographiſche und verwaltungsmäßige
Mittelpunkt auch im jungen polniſchen Staat Hauptſtadt ge=
blieben
. Polen hat aber doch inſofern an die Tradition der
Jagellonen wieder angeknüpft, als es in beſchleunigtem Tempo
das alte Königsſchloß auf dem Wawel wieder repräſentativ
herrichten ließ und ſeinem Staatspräſidenten als Dienſtwohnung
zur Verfügung hält. In der Zeit des Flugzeugs, des Telephons
und des ſonſtigen Schnellverkehrs beſteht, rein rationaliſtiſch ge=
dacht
, natürlich kein Bedürfnis dazu. Für die Vertiefung und
Verinnerlichung des Nationalgedankens aber iſt die Pflege ge=
ſchichtlicher
Symbole von der allergrößten Bedeutung. In den
Tagen unſeres Krakauer Aufenthalts konnten wir uns davon
überzeugen, daß das Königsſchloß und die Kathedralkirche von
Tauſenden von polniſchen Staatsangehörigen aus allen Gegen=
den
des Landes beſucht wurden, und es waren abſolut nicht die
Vergnügungs= und Erholungsreiſenden, die das Gros dieſer
nationalen Wallfahrer ſtellten. Im Empfinden der polniſchen
Bevölkerung iſt jedenfalls Krakau auch heute noch der geſchicht=
liche
Mittelpunkt des Landes.
Dabei darf gerade der deutſche Anteil an der
Eutſtehung und der Entwicklung der Stadt nicht
vergeſſen werden. Die erſten Siedlungsjahrhunderte ſind hier
in völliges Dunkel gehüllt. Man weiß nur, daß um das Jahr
1000 herum ein Bistum Krakau eingerichtet wurde. Das 13.
Jahrhundert iſt dann nach der Abwehr der großen Mongolen=
züge
der Anfang einer auch unter heutigen Verhältniſſen un=
gewöhnlichen
Blütezeit Krakaus, das als Stadt nach Magdeburger
Reiht neugegründet wurde. Die polniſchen Könige zogen damals
Tauſende von deutſchen Siedlern, Baumeiſtern, Malern und
Bildhauern nach Krakau. Der deutſche Anteil an den herrlichen
Bauden
in des Mittelalters, an der Marienkirche und der

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Seite 2 Nr. 282

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 12. Oktober 1934

alten Univerſität, an den Befeſtigungsanlagen und zahlreichen
Profanbauten des Stadtkerns iſt auch heute noch ſichtbar. Der
Marktplatz heißt hier wie in Lemberg Rynek, d. h. Ring, in
deſſen Mitte die Tuchhalle als Wahrzeichen lebendiger Wirt=
ſchaftsverbundenheit
mit der Zeit der deutſchen Hanſa errichtet
wurde. Von dem ſchönen Rathaus iſt leider nur noch der Turm
erhalten geblieben. Das Gebäude fiel einem Brande zum
Opfer.
Deutſch aber iſt nicht nur das architektoniſche Bild der
Stadt, deutſch ſind auch die wichtigſten Kunſtſchätze Krakaus.
Zwölf Jahre hat der Nürnberger Bildhauer und Erzgießer
Veit Stoß hier gewirkt, um ſein Meiſterwerk: den Hochaltar
in der Marienkirche zu fertigen. Und Hans Dürer, ein
Bruder unſeres großen Nürnberger Meiſters, iſt maßgebend au
der Ausſchmückung des Königsſchloſſes auf dem Wawel mit
Fresken aus der Geſchichte Polens beteiligt geweſen. Auch
Peter Viſchers Gießhütte hat der Stadt Kunſtwerke von
zeitloſer Bedeutung geſchenkt, wie denn überhaupt in den Zeiten
des ausklingenden Mittelalters und der beginnenden Renaiſſance
offenbar die Beziehungen zwiſchen Nürnberg und Krakau ſehr
eng und freundſchaftlich geweſen ſind.
Und als wir nachts bei klarem Mondenſchein durch das
ſchlafende Krakau ſchlenderten, meinten wir oft, uns habe ein
Hauch des deutſchen Geiſtes berührt, der vor Jahrhunderten
dieſe Unvergänglichkeiten ſchuf.

Mit einem großen Mangel an Takt, der im parlamentari=
ſchen
Syſtem Uebung iſt, hat man ſich in Frankreich, kaum, nach=
dem
die erſte Erſchütterung über das Attentat von Marſeille
überwunden iſt, mit der Frage der Nachfolge Barthous beſchäf=
tigt
. Wie es immer ſo geht, werden alle Namen aufgezählt, die
für offene Miniſterpoſten in Frage kommen und das Für und
Wider eifrig erwogen.
Inzwiſchen hat ſich die Lage aber doch etwas verſchoben,
ſoweit, daß es ſich nicht mehr um die Beſetzung eines freige=
wordenen
Miniſterſeſſels, ſondern beinahe ſchon um den Be=
ſtand
des Kabinetts Doumergue handelt. Je mehr Einzelheiten
bekannt werden über die Sorgloſigkeit, mit der in Marſeille
die Polizei den König von Jugoſlawien beſchützt oder vielmehr
nicht beſchützt hat. Deſto ſtärker wird der Druck der öffentlichen
Meinung, die den Kopf des reſſortmäßig dafür verantwortlichen
Innenminiſters Sarraut verlangt. Und der Miniſterpräſident
Doumergue ſcheint klug genug zu ſein, hier rechtzeitig nachzu=
geben
, um ſchlimmeres zu verhüten. Innenminiſter Sarraut
ſelbſt hat öffentlich erklärt, daß er ſich keiner moraliſchen Schuld
bewußt ſei, daß er aber nicht an ſeinem Poſten klebe. Er würde
alſo wohl von ſich aus bereit ſein, zurückzutreten, um ſeinen
Kollegen die Lage zu erleichtern.
Aber auch der Juſtizminiſter Chéron iſt von dem Staviſky=
Fall und deſſen Rückwirkungen ſo angefeindet, daß ſein Ver=
bleiben
im Kabinett mindeſtens eine überflüſſige Belaſtung für
die Regierung bedeuten müßte. Deshalb wird auch in Frank=
reich
ziemlich allgemein angenommen, daß am kommenden
Montag, nachdem am Samstag die Beiſetzung Barthous ſtatt=
gefunden
hat, das Kabinett formell zurücktreten wird zu dem aus=
geſprochenen
Zweck, daß Herr Doumergue im Amte bleibt und
nur einige mißliebige Miniſter auswechſelt, um für den Wieder=
beginn
des parlamentariſchen Lebens beſſer gerüſtet zu ſein. Das
große Rätſelraten, wer für die einzelnen Poſten in Frage
lommt, geht natürlich munter weiter. Für die Nachfolge Bar=
thous
werden neuerdings neben Tardieu und Herriot auch
die Miniſter Flandin Piétry und Laval genannt. Aber
dabei handelt es ſich vorläufig um ausgeſprochenen Kuliſſen=
klatſch
. Doumergue ſelbſt ſcheint ſich ſeine Entſcheidung vorbe=
halten
zu wollen, bis die Beiſetzung Barthous erfolgt iſt.

DNB. Paris, 11. Okt.
Der franzöſiſche Innenminiſter Sarraut, der von der
franzöſiſchen Preſſe dafür verantwortlich gemacht wird, daß der
Anſchlag auf den König Alexander von Jugoſlawien und den
franzöſiſchen Außenminiſter Barthou gelingen konnte, iſt zurück=
getreten
. Der Generaldirektor der Sicherheitspolizei wurde ſei=
nes
Poſtens enthoben, ebenſo der Präfekt des Departements
Bouches=du=Rhone.
Vorführung des Filmſtreifens von den Ereigniſſen
in Marſeille in Ddeutſchland verboken.
DNB. Berlin, 11. Oktober.
Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda hat
die Vorführung des Filmſtreifens von der Ermordung des jugo=
ſlawiſchen
Königs und des franzöſiſchen Außenminiſters Barthou
aus Gründen des internationalen Taktes für ganz Deutſchland
verboten.

Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler empfing am Mittwoch den deut=
ſchen
Geſandten in Athen, Dr. Eiſenlohr, den deutſchen Geſandten
in Belgrad, von Heeren, und den deutſchen Geſandten für Mittel=
amerika
, Kraske. zum Vortrag.
Der deutſche Kreuzer Deutſchland wird in dieſen Tagen dem
ſchottiſchen Marinehafen Roſyth einen fünftägigen Beſuch abſtatten.
In Marinekreiſen ſieht man dem Beſuch des deutſchen Kreuzers
mit großem Intereſſe entgegen.
Der Gouverneur des Memelgebietes hat unter Berufung auf
Artikel 12 des Memelſtatuts die Seſſion des memelländiſchen Land=
tages
geſchloſſen. Durch die jetzige Maßnahme wird dem Landtag
die Gelegenheit genommen, überhaupt eine Regierungserklärung
entgegenzunehmen.
Nach zweitägiger Dauer ging am Donnerstag vor dem Leobe=
ner
Militärgericht die Verhandlung gegen die beiden Führer der
Aufſtändiſchen von Schladwig im oberen Enntal zu Ende. Stefan
Hochmann wurde zu 20 Jahren und Kaiſer zu 15 Jahren ſchweren
Kerkers verurteilt. Von der Anklage des Mordes wurden beide
freigeſprochen. Die Kämpfe in Schladwig gehörten zu den erbittert=
ſten
während der ganzen Aufſtandstage im Juli und hatten auf
beiden Seiten zahlreiche Todesopfer gefordert.
Der von der Sudetendeutſchen Heimatfront für den 14. Oktober
geplante Tag der Heimat in Gablonz, auf dem der Führer der
Heimatfront. Konrad Hähnlein, ſein Programm darlegen wollte,
iſt von der Prager Regierung verboten worden.
Die Warſchauer Reiſe des Miniſterpräſidenten Gömbös iſt mit
Rückſicht auf das bevorſtehende Begräbnis des jugoſlawiſchen =
nigs
und die damit verbundene internationale Trauer verſchoben
worden.
Das Attentat von Marſeille hat ein fünftes Todesopfer, den
Mörder ausgenommen. gefordert. Ein 18jähriges Mädchen, das
von einer verirrten Kugel getroffen worden war, iſt heute morgen
ſeinen Verletzungen erlegen.
Die Marſeiller Preſſe erläßt eine Aufforderung an die Bevöl=
kerung
der Stadt, eine Sammlung für die Errichtung eines Denk=
mals
zur Erinnerung an das Verbrechen zu veranſtalten, dem
König Alexander von Südſlawien zum Opfer fiel. Das aus Gra=
nit
oder Marmor auszuführende Denkmal ſoll an der Stelle, an
der der königliche Gaſt unter den Kugeln des Mörders fiel, ſeinen
Platz finden.
Infolge des Ablebens des Königs Alexander von Südſlawien
hat der König von Italien eine Hoftrauer von 21 Tagen ange=
ordnet
.
In einer Anzahl Londoner Lichtſpieltheatern wurde heute ein
aus Frankreich eingeſchmuggelter Film von dem Marſeiller Atten=
tat
gezeigt.
Die ſowjetruſſiſche Regierung hat eine Verordnung erlaſſen,
wonach die politiſchen Abteilungen der Staatsgüter und kollef=
tiven
Bauernwirtſchaften ihre ſogenannten Geheimen Kammern
mit Getreide und ſonſtigen Lebensmitteln ſofort aufzulöſen hät=
ten
. In der letzten Zeit ſeien ohne ſtaatliche Genehmigung ſol=
angelegt
worden. Das Getreide müſſe unverzüglich dem Staat zus
Verfügung geſtellt werden. Die Anlage ſolcher geheimen Getreide=
und Lebensmittellager ſei in Zukunft ſtreng verboten.
Das javaniſche Marineminiſterium teilt mit, daß Vizeadmiral
Tanabe und die Marineoffiziere Aſiome und Jowekaba der japa=
niſchen
Abordnung für die Flottenverhandlungen als Mitglieder
zugeteilt worden ſind. Die neu ernannten Offiziere werden als
Sachverſtändige bei den kommenden Verhandlungen in London
auftreten.

Inkernakionale Brunnenvergifter.
Die berufsmäßigen Deutſchenhetzer ſchrecken vor nichts zurück,
wenn es gilt, Deutſchland zu verdächtigen und zu verleumden. Als
das Attentat von Marſeille bekannt wurde, ſtand es für jeden von
uns feſt, daß ſich blindwütiger Deutſchenhaß auch dieſes tragiſchen
Unglücks bemächtigen würde. Kaum waren 24 Stunden ins Land
gegangen, da durften wir auch ſchon in einigen franzöſiſchen Zei=
tungen
feſtſtellen, daß man im Begriffe war, das Attentat gegen
uns auszunutzen und die Dinge ſo zurechtzubiegen, wie es die anti=
deutſche
Propaganda erfordert. Zeitungen, wie der Temps das
Echo de Paris, das Journal des Debats, das Oeuvre und
der Paris midi, haben es in der Tat fertiggebracht, Deutſchland
mit dem Marſeiller Attentat in Verbindung zu bringen. Es ver=
ſteht
ſich von ſelbſt, daß auch die ſeparatiſtiſche Preſſe des Saarge=
biets
in das gleiche Horn ſtößt, und daß auch ſie die offenbar von
einer zentralen Stelle ausgegebene Parole, die in Marſeille ab=
gefeuerten
Schüſſe ſeien in Berlin geladen worden, aufgreift. Das
ganze Verfahren iſt ſo unglaublich, daß einem die Worte fehlen,
im es genügend brandmarken zu können. Aber die Zeitungen, die
ſich zu dieſen Ausſchreitungen haben hinreißen laſſen, haben ſich
ſelbſt beſudelt. Sie haben ihre Ehre durch den Schmutz gezerrt. Sie
ſind aus dem Kreis der anſtändigen Preſſe ausgeſchieden.

Die Nacforiwangerver Pärifer Bonnet.
Helfershelſer des Marſeiller Akkenkäters.
EP. Paris, 11. Oktober.
Die Polizei iſt der wahren Identität des Mörders Kalemen
und ſeiner beiden Komplizen auf der Spur. Der angebliche Ka=
lemen
wohnte am 30. September mit einem ſeiner Komplizen in
einem Pariſer Hotel. Derjenige, den man heute noch Kalemen
nennt, führte einen Paß bei ſich, der auf den Namen Rudolf Suck.
Kaufmann, geboren 26. Oktober 1897 in Trieſt, lautete. Sein Kom=
plize
hatte einen Paß auf den Namen Ladislaus Beneſch, Kauf=
mann
, geboren 30. Juni 1903 in Zara. Der ſpätere Königsmörder
und ſein Freund wohnten zuſammen in einem Zimmer und er=
hielten
jeden Morgen den Beſuch eines jungen Mannes, der ihnen
anſcheinend als Dolmetſch diente, denn die beiden ſprachen nicht
Franzöſiſch. Die Identität dieſes jungen Mannes konnte ebenfalls
feſtgeſtellt werden. Er heißt Tikomyre Nahis, geboren 26. Novem=
ber
1912 in Spalato. Dieſer junge Mann gehört zu den Verdäch=
tigen
, auf die die franzöſiſche und die belgiſche Polizei von der
jugoſlawiſchen Polizei als beſonders gefährlich aufmerkſam gemacht
worden war. Nahis wurde bereits vor einigen Tagen in Mar=
ſeille
verhaftet, aber wieder auf freien Fuß geſetzt. Seitdem hatte
man ſeine Spur verloren gehabt. Die Polizei hat nun an alle
Polizeiſtationen in Frankreich, beſonders an den Grenzen, die Per=
ſonenbeſchreibung
der beiden Komplizen des Königsmörders
geſandt.
Die Spießgeſellen verhaftei.
Die franzöſiſche Polizei hat heute morgen drei Verhaftungen
vorgenommen. In Thonon an der ſchweizeriſch=franzöſiſchen
Grenze wurden zwei Perſonen verhaftet, als ſie im Begriff waren,
die Grenze zu paſſieren. Man hat den Verdacht, daß ſie Kompli=
zen
des Mörders Kalemen alias Suck ſind. In Fontainebleau
wurde ein dritter Jugoſlawe unter den gleichen Verdachtsmomen=
ten
verhaftet. Die Verhafteten werden zurzeit verhört und ihre
Papiere nachgeprüft.
Die beiden in Thonon an der franzöſiſch=ſchweizeriſchen Grenze
verhafteten Individuen ſind in der Tat zwei der Spießgeſellen
des Königsmörders. Die beiden Individuen, die geſtern abend
in Thonon eintrafen und in den früen Morgenſtunden von der
Polizei aus dem Bett heraus verhaftet wurden, heißen Ladislaus
Beneſch und Jaroslaw Novak. Der erſtere iſt ſeit geſtern der
Polizei bekannt, die ſeine Spur in einem Pariſer Hotel gefunden
hat. Der letztere hatte genau wie Beneſch einen tſchechoſlowaki=
ſchen
Paß, der von dem tſchechoſlowakiſchen Konſul in Trieſt aus=
geſtellt
worden war. Novak iſt nach den Angaben im Paß am
8. Mai 1900 in Gorica geboren. Beide ſind über Italien und die
Schweiz nach Frankreich gelangt, und zwar am 26. September bei
Chiaſſo. Auffallend iſt, daß beide Päſſe keinerlei franzöſiſchen
Sichtvermerk tragen, was darauf ſchließen läßt, daß ſie geheim
die franzöſiſche Grenze überſchritten hatten. Die beiden Verhaf=
eten
hatten Fahrkarten zweiter Klaſſe FontainebleauEpian
und zurück.

Daß es ſich um Komplizen des Königsmörders handelt, ſteht
ſchon deshalb außer Zweifel, weil im Walde von Fontainebleau
die Polizei heute morgen einen dritten Komplizen, den ebenfalls
ſeit geſtern bekannten Sylveſter Chalny, der Anfang Oktober in
einem Pariſer Hotel mit Kalemen alias Suck weilte, aufſpürte,
Leider iſt Chalny den Poliziſten wieder entwiſcht. Und das kam
ſo: Chalny war in einem Taxameter nach Fontainebleau gekom=
men
, um eine Farkarte nach Evian zu löſen. Das erſchien dem
Chauffeur verdächtig, und er benachrichtigte die Polizei. Zwei
Gendarmen ſpürten Chalny im Warteſaal auf. Der eine Gn
darm forderte ſeine Papiere und ſah ſie durch, während der an=
dere
Gendarm ihn nach Waffen durchſuchen wollte. Im ſelben
Augenblick gab Chalny dem Gendarmen einen Stoß, machte drei
Sprünge bis zur Tür und verſchwand in der Dunkelheit. Unter=
wegs
verlor der Flüchtige das Magazin ſeines Revolvers. Bis=
der
hat man Chalny noch nicht wieder auffinden können. Der
Paß iſt in der Hand der Polizei, die feſtſtellte, daß das Lichtbild
im Paß mit dem Ausſehen des Trägers nicht übereinſtimmt. Der
Wald von Fontainebleau wird gegenwärtig ſyſtematiſch durch=
ſucht
.

Beim Mißlingen des Akkenkats ein neuer Anſchlag
geplank.

Die beiden in Thonon verhafteten Komplizen des Königsmör=
ders
Kalemen haben bei ihrem Verhör ausgeſagt, daß ſie einer
Terror=Organiſation angehören, die noch zahlreiche andere Mit=
glieder
habe. Wenn das Attentat in Marſeille mißlungen wäre,
ſei geplant geweſen, einen neuen Anſchlag in Paris zu unter=
nehmen
.

Prof. 9r. Dnng Bung Rlup /.
Nach einer plötzlich notwendig gewordenen Operation iſt
der Vertreter der türkiſchen Sprachwiſſenſchaft an der Univerſität
Berlin, Prof. Dr. Willy Bang Kaup, verſtorben, kurz nach Voll=
endung
ſeines 65. Lebensjahres. Die Berliner Orientaliſtik, die
erſt unlängſt durch das Ableben des hervorragenden Aegypto=
logen
K. Sethe ſchwer betroffen worden iſt, erleidet durch den
Tod dieſes Gelehrten einen unerſetzlichen Verluſt, der weit
über die deutſchen Grenzen hinaus empfunden werden wird.
Mit ihm geht der letzte von den Forſchern dahin, der im ver=
gangenen
Menſchenalter auf Grund der in Zentralaſien neu
gefundenen Denkmäler alttürkiſcher Sprache und Kultur die
türkiſche Sprachwiſſenſchaft und Philologie als ebenbürtige
Partnerin der älteren orientaliſtiſchen Diſziplinen aufgebaut hat.
Sein Studiengang führte den jungen rheiniſchen Gelehrten
vor 45 Jahren nach Löwen, wo die Begegnung mit dem großen
Kenner der iraniſchen und oſtaſiatiſchen Sprache Charles
de Harlez für ihn und ſeine Entwicklung beſtimmend wurde.
Als im Jahre 1896 dem genialen Dänen V. Thomſen die Ent=
zifferung
der alttürkiſchen Inſchriften vom Orchon in der nörd=
lichen
Mongolei gelang, richtete Bang Kaup ſogleich ſeine ganze
Energie auf die ſprachliche und ſachliche Erſchließung der In=
ſchriften
; und damit war ſeine Wendung zur Turkologie voll=
zogen
. Das Schickſal wollte es, daß man ihm in Löwen, wo
er ſeit 1892 Studiendirektor der Schule für Orientaliſche
Sprachen war, die orientaliſtiſche Profeſſur, die durch den Tod
ſeines Lehrers frei wurde, nicht übertrug. Aber er wußte eine
andere Richtung ſeiner Intereſſen fruchtbar zu machen und über=
nahm
einen Lehrſtuhl für engliſche Philologie, als deſſen In=
haber
er umfangreiche Materialien und Arbeiten zur Geſchichte
des älteren engliſchen Dramas veröffentlicht hat.
Der Kriegsausbruch vertrieb ihn aus Löwen. In der
Heimat fand er ein neues Tätigkeitsfeld, zuerſt in Frankfurt,
dann 1920 an unſerer Univerſität. Nun hatte er für ſeine turko=
logiſchen
Lieblingsarbeiten wieder freie Hand. Die ihm gemäße
Form der Produktion war der kurze monographiſche Aufſatz über
ſprachwiſſenſchaftliche Einzelfragen oder über einzelne Texte. In
kaum zu überſehender Fülle reihen ſich bis unmittelbar vor
ſeinem Tode, der ihn aus weitreichenden Plänen herausgeriſſen
hat, ſeine literariſchen Arbeiten aneinander. Sie bedeuten Stück
für Stück für die türkiſche Sprachwiſſenſchaft und Philologie
einen dauernden Gewinn. Mit Hingebung hat er ſich ſeit dem
Beginn ſeiner Berliner Tätigkeit der Erſchließung und Be=
arbeitung
der zahlloſen türkiſchen Fragmente manichäiſchen und
buddhiſtiſchen Inhalts gewidmet, die vor dem Kriege von deut=
ſchen
Expeditionen in Chineſiſch=Turkeſtan geborgen wurden.

Für ſeine Arbeiten, die in den letzten Jahren regelmäßig auf
chineſiſches Gebiet hinübergriffen, gewann er in der gelehrten
Sinologin Dr. A. v. Gabain eine getreue Helferin.
Sein Enthuſiasmus für die Sache ſeine menſchliche Wärme
und ſeine hervorragende pädagogiſche Fähigkeit erklären es, daß
er für ſein abſeitiges Gebiet verhältnismäßig zahlreiche Schüler
warb, aus deren Kreiſe mehrere vortreffliche Arbeiten hervor=
gegangen
ſind. Obwohl von rheiniſch lebhaftem Temperament
und natürlicher geſelliger Begabung, lebte er zurückgezogen, im
Austauſch mit wenigen Freunden und Schülern, ſeiner wiſſen=
ſchaftlichen
Arbeit.
Prof. Dr. H. H. Schaeder, Berlin.
Grönland wurde vor 1000 Jahren
deſtevenk:
Die Wikinger als Bauern in Grönland!
Die Wikinger, die unter der Führung Erich des Roten aus
Island im Jahre 985 nach Grönland, dem unbekannten Land
im Weſten kamen, waren Ackerbauern und Viehzüchter, ſiedel=
ten
ſich im Weſten der neuen Heimat an und nannten es
Grünland Man unterſcheidet eine Ortsſiedlung um das
heutige Julianehaab und eine Weſtſiedlung um Godthaab, und
zwar waren im Laufe der nächſten Jahre mehr als 3000 Kolo=
niſten
ausgewandert, die richtige Gehöfte erbauten und eine
regelrechte Landwirtſchaft betrieben!
Auf Grund der eingehenden Forſchungen des däniſchen
Archäologen Dr. Nörlund ſind Einzelheiten bekannt geworden,
die verdienen, der Oeffentlichkeit mitgeteilt zu werden, da ſie
kulturgeſchichtlich ſehr intereſſant ſind und eine andere Mei=
nung
von dem in Eis ſtarrenden Grönland aufkommen laſſen.
So deuten Knochenfunde darauf hin, daß die Wikinger nicht nur
Pſerde und Kühe in Grönland gehabt haben, ſondern auch
Schafe, Schweine und Hunde, ja in Sage und Geſchichte wird
auch die Katze genannt! Die Gehöfte beſtanden aus Einzel=
häuſern
, und zwar bildeten etwa 1020 verſchiedene Gebäude
ein Gehöft, Bauten, die aus Stein beſtanden und mit Grasſoden
abgedichtet waren, ſelten dagegen mit Lehm. Aber man hat
ſogar Kalk aus Muſchelſchalen gefunden, ſo beſonders in den
Ruinen der Domkirche und in der kleinen Ruine des Glocken=
turmes
.
Die Viehſtälle waren mit beſonderer Sorgfalt errichtet
worden, um das koſtbare, zum Leben notwendige Gut vor den
Unbilden der Witterung zu ſchützen. Die Ställe hatten Mauern

von 1,5 Meter Dicke und außerdem wurden die Seitenwände
und das Dach mit Grasſoden in mehreren Metern Dicke belegt,
um die Ställe beſonders warm zu halten. Die Tür wurde ſo
ſchmal wie möglich gehalten und wies nur eine Breite von
½ Meter auf. Ein ganz beſonders ſchlauer Siedler hatte ſich
ſogar einen Stall gebaut, der einen 7 Meter langen Eingang
beſaß und gebogen war, um ſo wenig wie möglich kalte Luft
eindringen zu laſſen. Im allgemeinen hatten die Siedler 102
Kühe in einem Stall, von 4 Meter Länge, es gab aber auch
Ställe, die 75 bis 100 beherbergten, in Grönland, das will etwus
heißen! Nach den vielen Jahrhunderten hat man jetzt noch feſt=
geſtellt
, daß der Stallboden aus kleinen Steinen beſtand, die
hingeſtreut und dann von den Tieren feſtgetrampelt wurden. Der
Miſt wurde als Dung für den Hausgarten aber auch zur Feue=
rung
benutzt. Die Wikinger bauten an Getreide Gerſte mit
Erfolg an und ernteten auch Heu für die Stallfütterung, aller=
dings
war das Heu etwas knapp, etwa 12½ Kg. für eine Kuh,
und daher war auch der Milchertrag nicht ſonderlich hoch,
Brot und Grütze waren für die Koloniſten ein Feſteſſen.
Die Kultur der Wikinger auf Grönland iſt als Eiſen=
alterkultur
anzuſprechen. Norwegiſche Kaufleute ſetzten mit
gutem Erfolg Eiſen in Grönland bei den Siedlern ab. Blieben
die Schiffe aber aus Europa aus, ſo mußten Walknochen, als
Erſatz herhalten und am überraſchendſten iſt die Tatſache, daß
die Auswanderer ſogar ſelbſt Eiſen in Grönland hergeſtell
haben. Die Ausgrabungen Dr. Nörlunds haben nicht nur Meſſek.
ſondern auch Sicheln, wie ſie zur Heuernte verwendet werden,
zu Tage gefördert. Bei Brattahlid hat man auch Aexte aus
Eiſen und ſolche aus Walknochen gefunden.
Die merkwürdigſte Entdeckung war aber wohl die eines
Hauſes mit fließendem Waſſer! Dieſes Haus das
kurz nach Erik dem Roten erbaut ſein muß, war etwa 16 Metel
lang und 5 Meter breit, alſo lang und ſchmal, mit natürlichem
Erdboden, der einzelne Steine trug, die unregelmäßig verteiſ
waren. Während ſich die Hauptfeuerſtätte gegenüber der Tür aul
der Rückſeite des Hauſes befand, waren noch mehrere kleinele
Feuerſtätten auf dem Boden verteilt, was aus dem Fund bon
Holzkohle hervorgeht. Auf der Rückſeite in einigen Metein
Entfernung von der Feuerſtätte betrat nun ein Bächlein oder
eine Quelle unter der Wand das Haus, floß in einer mie
Steinen gefaßten Rinne in S=Form durch die Mitte des
Naumes, wobei ein brünnenartiges Baſſin paſſiert wurde und
dann in einem immer enger werdenden Kanal, der aus glatle‟
Steinen beſtand, bis in die Nähe der Tür und trat unter de=
Wand wieder nach draußen. Dieſer kleine Kanal im Hauſe, wenn
man es ſo nennen darf, war außerdem mit einer Art Fließ
zugedeckt, die jederzeit abnehmbar waren. Das intereſſanteſle
an dieſer Waſſerverſorgung iſt, daß das Bächlein den Bewohne!

[ ][  ][ ]

Freitag, 12. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 282 Seite 3

Richklinien des Reichswehrminiſters.
Reichswehrminiſter Generaloberſt von Blomberg hat für die
Teilnahme der Wehrmacht am WHW des deutſchen Volkes ein=
Fehende Richtlinien erlaſſen. Einleitend heißt es darin:
Der kommende Winter ſtellt die Wehrmacht erneut vor die
Aufgabe, durch Beteiligung an der Winterhilfe nach Kräften
mmir Linderung der allgemeinen Not beizutragen. Darüber hinaus
ſt es ſelbſtverſtändliche Pflicht jedes Soldaten, auch in dieſem
Winter zum Zeichen ſeiner Volksverbundenheit für den noi=
lidenden
Teil ſeiner Volksgenoſſen perſönliche Opfer auf ſich
zui nehmen.
In den Richtlinien wird u. a. beſtimmt:
1. Betätigung für das WHW iſt Dienſt. Die Truppe hat
ſoch in den Dienſt des WHW zu ſtellen, ſoweit die Ausbildungs=
bpelange
dies irgendwie zulaſſen.
2. Fahrzeuge, Kraftfahrzeuge, Feldküchen, Kochkeſſel und
terſonelle Kräfte ſind zu Transporten, Sammlungen, Speiſun=
(en und ſonſtigen Hilfsarbeiten für das Winterhilfswerk zur
Werfügung zu ſtellen.
3. Muſik= und Trompeterkorps ſind im Benehmen mit den
zuſtändigen örtlichen Führern des WHW. dienſtlich für die
Winterhilfe zu geſtellen. Dies geſchieht entweder durch die Teil=
nahme
an amtlichen Veranſtaltungen der NS=Volkswohlfahrt
wer durch Abhalten von Wohltätigkeitskonzerten, deren Ge=
ſemterlös
dem WHW. zufließt.
4. Die Wehrmacht beteiligt ſich an der Durchführung eines
Einheitseſſens, Mannſchaftsküchen, Offiziersheime und Meſſen
geben an ſolchen Tagen ein Eintopfgericht aus. Gleiches wird
von allen privaten Haushaltungen der Wehrmachtsangehörigen
wartet.
Zum Einkopfgerichk=Sonnkag am 14. Okkober 1934.
Der Reichsbeauftragte für das Winterhilfswerk 1934/35 teilt
nit, daß auf Wunſch das Gaſtſtättengewerbes für den Eintopf=
gricht
=Sonntag, am 14. Oktober, die bereits bekanntgegebenen
drei Gerichte feſtgeſetzt worden ſind, um den Wettbewerb zwiſchen
den verſchiedenen Gaſtſtätten auszuſchalten.
Die für die Gaſtſtätten gegebene Vorſchrift, nur dieſe drei
(erichte zu verabfolgen, gilt nicht für die Haushalte.
Es bleibt jeder Hausfrau überlaſſen, welches Eintopfgericht
ſi= zubereiten will.

zum Winkerhilfswerk.
DNB. Berlin, 11. Oktober.
Der Reichsbauernführer R. Walther Darré veröffentlicht
im WHW. folgenden Aufruf:
Deutſches Landvolk! Der Führer hat anläßlich der
Föffnung des diesjährigen Winterhilfswerks alle deutſchen
Yänner und Frauen in Stadt und Land aufgerufen, durch eine
in erhörte Opferwilligkeit im Geben für das Winterhilfswerk
mtzuhelfen im Kampfe gegen Not und Elend in unſerem Volke.
Mät derſelben ſelbſtverſtändlichen Treue, mit der das Landvolk
I die Jahre vorher hinter dem Führer ſtand, wenn er es zum
krmpfe aufrief, ſtellt es ſich auch jetzt wiederum geſchloſſen
inter ihn. Mein Ruf ergeht an alle, insbeſondere an diejenigen,
derien der Segen des Himmels in dieſem Jahre ein gute Ernie
rchert hat.
Die Reichsregierung hat dem Reichsnährſtand ihr beſonderes
Frrtrauen bekundet, indem ſie ihn in dieſem Jahr mit der Er=
nſſung
der Spenden aus der Landwirtſchaft beauftragt hat. Ich
rwarte daher von ſämtlichen Dienſtſtellen des Reichsnährſtandes,
ſie entſprechend den ihnen zugehenden Sonderanweiſungen
gnhe und ſtraff diſziplinierte Arbeit leiſten werden.
Ein Siedlungsausſchuß für die Neubildung
deutſchen Bauernkums.
Um das geſamte Aufgabengebiet der Neubildung deutſchen
Zeruerntums noch beſſer zu ordnen und die Bearbeitung noch ein=
eſtlicher
als bisher zu geſtalten, hat der Reichsminiſter für Er=
äprung
und Landwirtſchaft R. Walther Darré unter ſeiner Lei=
ug
einen Siedlungsausſchuß zur Neubildung deutſchen Bauern=
us
eingeſetzt. Die Geſchäftsführung dieſes Siedlungsausſchuſſes
idem für das Aufgabengebiet der Siedlung im Reichsminiſte=
nim
für Ernährung und Landwirtſchaft zuſtändigen Staatsſekre=
Herrn Werner Willikens übertragen worden. In den Aus=
hueß
ſelbſt hat der Miniſter berufen:

1. Für das Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirt=
ſchaft
und für das Preußiſche Landwirtſchaftsminiſterium den Ab=
teilungsleiter
Miniſterialrat Herrn Dr. Kurt Kummer ſowie
einen von ihm zu beſtellenden Stellvertreter.
2. Für den Reichsnährſtand den Reichsobmann Herrn Wilh.
Meinberg, den Stabsamtsführer Herrn Dr. Hermann Reiſchle,
den Verwaltungsamtsführer Freiherrn von Kanne, den Stabs=
hauptabteilungsleiter
A. Herrn Herbert Backe, den Stabsabtei=
lungsleiter
A 6 Herrn Wilhelm Grebe.
3. Für die rechtlichen Fragen den Landgerichtsdirektor und
Stabshauptabteilungsleiter B Herrn Dr. Wilhelm Saure und
einen von ihm zu beſtellenden Stellvertreter.
4. Für die Fragen des Siedlungskredits den Miniſterpräſi=
denten
a. D. Herrn Walter Granzow und einen von ihm zu be=
ſtimmenden
Stellvertreter.
5. Für die Fragen der raſſenmäßigen Ausleſe der Neuſiedler
den Stabshauptabteilungsleiter Herrn Dr. Horſt Rechenbach.
Der Siedlungsausſchuß wird ſeine Arbeit unverzüglich auf=
nehmen
.
1ag des Deutſchen handwelts
am 28. Okkober.
DNB. Berlin, 11. Oktober.
Am 28. Oktober wird im ganzen Reich der Tag des Deutſchen
Handwerks durchgeführt. Er ſoll die Verbundenheit zwiſchen Volk
und Handwerk zum Ausdruck bringen und vertiefen.
Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks veranſtaltet am
Vormittag eine Führertagung in Braunſchweig, die auf alle deut=
ſchen
Sender übertragen und von örtlichen Innungsverſammlun=
gen
im ganzen Reiche abgehört wird. Am Nachmittag und Abend
veranſtaltet die NS.=Hago zuſammen mit der Reichsbetriebs=
gemeinſchaft
18 (Handwerk) der Deutſchen Arbeitsfront überall
große öffentliche Kundgebungen, an denen ſich das ganze Hand=
werk
beteiligt.
Als Ort für ſeine Führertagung hat der Reichsſtand die Burg
Dankwarderode in Braunſchweig gewählt. Dort werden um 11.30
Uhr die Ehrengäſte, die Landeshandwerksführer, die Präſidenten
der Handwerks= und Gewerbekammern und die Führer der hand=
werklichen
Reichsverbände zuſammentreten. Zunächſt ſpricht Reichs=
bankpräſident
Dr. Schacht als ſtellvertretender Reichswirtſchafts=
miniſter
, dann der Stabsleiter der PO. und Führer der Deutſchen
Arbeitsfront, Dr. Robert Ley. Reichshandwerksführer Schmidt
wird in ſeiner Anſprache, die ſämtlichen Kreishandwerksführer,
Obermeiſter und Innungswarte im ganzen Reiche feierlich auf ihre
Aemter verpflichten. Es handelt ſich dabei um Handwerksführer,
die auf Grund der Erſten Verordnung über den vorläufigen Auf=
bau
des Deutſchen Handwerks ernannt worden ſind. Etwa andert=
halb
Millionen Handwerksmeiſter (und ſonſtige handwerkliche Be=
triebsführer
) werden in Innungsverſammlungen im ganzen Reiche
die Braunſchweiger Feierſtunde durch den Rundfunk miterleben.
Die Geſellen, Lehrlinge und Familienangehörigen des Handwerks,
das mehr als 8 Millionen Menſchen umfaßt, werden außerhalb der
geſchloſſenen Innungsverſammlungen die Sendung aus Braun=
ſchweig
abhören.
Am gleichen Sonntag übergibt der Oberbürgermeiſter von
Braunſchweig, Dr. Heſſe, dem Reichshandwerksführer die Schlüſſel
des Gebäudes, das die Stadt Braunſchweig dem Reichsſtand des
Deutſchen Handwerks für ſeine erſte Führerſchule zur Verfügung
geſtellt hat.

der Milikärdienſtpflichk in Oeſterreich?
EP. Wien, 11. Oktober.
In Oeſterreich dürfte in abſehbarer Zeit die
allgemeine Militär=Dienſtpflicht wiederein=
geführt
werden, ſo hat dies wenigſtens geſtern der Vize=
bürgermeiſter
von Wien, Dr. Kreſſe, in einer Rede vor Gewerbe=
treibenden
angekündigt; er ſagte, es werde wohl nicht mehr
lange dauern, bis auch Oeſterreich ſeine jungen Leute wieder
zum Militärdienſt heranziehe. Ein ähnlicher Hinweis auf die
Möglichkeit der Wiedereinführung der Militärdienſtpflicht in
Oeſterreich war vor nicht langer Zeit einer Rede des Bundes=
kanzlers
Dr. Schuſchnigg zu entnehmen. Jedenfalls dürfte
dieſe Frage, wie die Neue Freie Preſſe ſchreibt, kaum vor dem
nächſten Jahre aktuell werden.

Die Bereidigung des Regentſchaftsrakes.
EP. Belgrad, 11. Oktober.
In der heutigen gemeinſamen Sitzung des Abgeordneten=
hauſes
und des Senats erfolgte die Uebernahme der königlichen
Gewalt durch die drei Regenten. Der Sitzungsſaal der
Skupſchtina war reich in Schwarz ausgekleidet. An der Stelle
oberhalb der Präſidenten=Eſtrade, wo bisher das Bild des
Königs Alexander hing, war das lebensgroße Porträt des
Königs Peter II., umgeben von jugoflawiſchen Trikoloren, an=
gebracht
, zu ſeiner Rechten das Bild des Königs Alexander, ge=
ſchmückt
von Trauerflor, und zur Linken das der Königin
Maria.
Auf der Präſidenten=Eſtrade hatten die Präſidenten des
Senats und der Skupſchtina, Tomaſitſch und Skumanudi, Platz
genommen. Die Abgeordneten und Senatoren waren vollzählig
erſchienen. In den Diplomatenlogen ſah man das ganze Diplo=
matiſche
Korps und die meiſten Militär=Attachés. Präſident
Tomaſitſch verlas nach Eröffnung der Sitzung zunächſt die Mit=
teilung
der Regierung über den Tod des Königs Alexanders
und die Thronbeſteigung Peters II. Die Verſammlung erhob
ſich dann von den Plätzen und ehrte mit lauten Gloria=Rufen
das Andenken des toten Königs, während ſie bei der Nennung
des Namens Peters II: in ſtürmiſche Hochrufe ausbrach. Der
Präſident würdigte ſodann in einer kurzen Anſprache die Ver=
dienſte
des verſtorbenen großen Königs, der ſein Leben der
jugoſlawiſchen Einheit und der Stärkung des jugoſlawiſchen
Staates geopfert habe. Die Abgeordneten und Senatoren legten
hierauf den Treueid auf König Peter II. ab. Die Sitzung wurde
ſodann auf kurze Zeit unterbrochen.
Bei Wiederaufnahme der Sitzung erſchienen die drei Regen=
ten
im Saal, Prinz Paul in Uniform an der Spitze. Die
Regenten, die mit lebhaften Hochrufen empfangen wurden, leg=
ten
ſodann den Eid auf die Verfaſſung ab, der folgenden Wort=
laut
hat: Ich ſchwöre, daß ich dem herrſchenden Konig Peter II.
treu ſein werde, daß ich die Einheit und die volle Unabhängig=
keit
des Staats und die Unverſehrtheit der ſtaatlichen Grenzen
hüten werde, daß ich nach der Verfaſſung und nach den Landes=
geſetzen
regieren und daß ich das Wohl des Volkes immer vor
Augen halten werde.
Unter ſtürmiſchen Hochrufen verließen die drei Regenten
hierauf das Parlament. Vor dem Gebäude hatte ſich eine große
Menſchenmenge eingefunden, die beim Erſcheinen der Regenten
gleichfalls in ſtürmiſche Hochrufe ausbrachen.
Die ſüdſlawiſche Nationalverſammlung hat in außerordent=
licher
Sitzung beſchloſſen, dem toten König den Titel Alexan=
der
I., Einiger und Held zu geben. Die Verſammlung ſandte
ſerner ein Beileidstelegramm an König Peter II.
Das Kabinekk Uzunowitſch von der Regenkſchaft
beſtäkigt.
Der ſüdſlawiſche Miniſterpräſident Uzunowitſch hat ſämt=
liche
Aemter ſeines Kabinetts der Regentſchaft zur Verfügung
geſtellt. Die Regentſchaft beſchloß hierauf, daß die jetzige Regie=
rung
Uzunowitſch im Amte bleibt.

Das erſte Urkeil des Kriegsgerichts.
EP. Madrid, 11. Oktober.
Die Lage in Spanien gibt der Regierung zu keinerlei Be=
unruhigung
mehr Anlaß. Ueberall herrſcht Ruhe, mit Aus=
nahme
einiger Bezirke in der Provinz Leon, in Aſturien und
im Baskenland ſowie in der Stadt Bilbao. Dieſe Unruheherde
ſind jedoch durchaus lokal beſchränkt. Was die Lage in Kata=
lonien
anbelangt, ſo erſcheint ſie der Regierung ebenfalls als
befriedigend. In der Umgebung von Barcelona hat ein Trupp
Revolutionäre eine Patrouille Zivilgarde angegriffen. Drei der
Angreifer wurden erſchoſſen. Die übrigen ergriffen die Flucht.
Eine andere Gruppe der Rebellen etwa 80 Mann ſtark
wollte ſich der Vorſtadt Puigeorda bemächtigen, wurde aber
ebenfalls von der Zivilgarde zurückgeſchlagen. Vierzig der Revo=
lutionäre
wurden verhaftet; die übrigen ergriffen die Flucht.
In Barcelona ſind der Kapitän Medrano, einer der Gründer
der geſcheiterten katalaniſchen Republik, und der Syndikaliſten=
führer
Peſtana verhaftet worden.
Das Kriegsgericht hat am Mittwoch das erſte
Irteil gefällt. Der Führer des ſozialiſtiſchen
Stoßtrupps, Boſch wurde zu lebenslänglichem
Zuchthaus verurteilt. Der Generalſtaatsanwalt hatte
die Todesſtrafe gefordert. In Madrid wurden auch am
Mittwoch zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Zwei
ſozialiſtiſche Abgeordnete befinden ſich unter den Verhafteten.

ns Waſſer auch im grönländiſchen Winter ſpendete, eine Tat=
iche
, die nicht genug bewundert werden kann!
Man unterſcheidet bei den Siedlerhäuſern einen Hallen=
hS
und einen Gangtyp. Die Wikinger haben ſich alſo
Imjählich in der Bauweiſe ihrer Wohnräume den Witterungs=
eichältniſſen
auf Grünland angepaßt und als zweites das
aighaus gewählt, eine Bauart, die weniger Feuerung ver=
ſingt
, als ein großes Hallenhaus. Die Steinwände waren im
mieren mit Holz verkleidet und bei Feſten hat man ſogar
eipiche ausgelegt, die mit Motiven aus dem Heldenleben der
B:Einger geſchmückt waren.
Neben der Landwirtſchaft betrieben die Siedler natürlich
uc Seehund= und Walfang, denn ſie konnten allein von dem
läiſch ihres Viehs nicht leben. Auch Bärenfleiſch gab den
1Swanderern in ihrer neuen Heimat eine Abwechſlung in dem
Riſezettel. Hinzu kam eine ausgedehnte Fiſcherei, und zwar
unrde Lachs in den Flüſſen und Dorſch in den nach Süden
eIfffneten Fjorden gefangen. Die Haus= und Feldgeräte wur=
en
aus Stein Knochen und Holz angefertigt und man bediente
ch auch des Walroßzahns, ein Material, das wie ein Fund aus
he er Zeit bezeugt, zur Herſtellung eines Krumſtabs verwendet
oirden iſt.
Leif, ein Sohn Eriks des Roten, hatte ſich in Island taufen
ſeen und war dann auch nach Grönland gekommen, um den
eigen Glauben dort zu verkünden, denn die Auswanderer waren
Seiden. Geiſtliche und Miſſionare waren in Leifs Begleitung
e ſo wurden um das Jahr 1000 Kirchen auf Grönland er=
nutt
, deren Ruinen man noch heute ſehen kann. Etwa 300
adere hat ſich dieſe Wikingerkultur auf Grönland gehalten. Wie
t mintergingen, gehört zu einem beſonderen Kapitel!
M. Große.

Donnerstag, den 11. Oktober 1934.
1. Vorkragsabend.
Mit einem wohlgelungenen Vortragsabend trat die Städt,
kademie erſtmalig im neuen Semeſter vor die Oeffentlichkeit.
S ſoll die erſte unter einer Reihe von Veranſtaltungen ſein, in
nen ſowohl die Lehrkräfte der Akademie Gelegenheit haben,
ſit breiterem Publikum Fühlung zu gewinnen, als auch die
us bildungsſchüler ihr Können öffentlicher Kritik zu unterbrei=
m
. Den erſten Abend beſtritten nur Lehrkräfte mit einer wert=
bllen
und intereſſanten Vortragsfolge. Cyrill Kopatſchka be=
anm
mit der Violin=Solo=Chaconne in D=Moll von Bach. Der

junge Künſtler iſt eine ausgezeichnete geigeriſche Begabung und
intereſſierte am meiſten durch die virtuoſe Art, mit der er viele
der außerordentlichen Schwierigkeiten meiſterte. Alles Lyriſche
fiel etwas allzu weich aus, und der Geſamtgeſtaltung fehlte es
noch an Geſchloſſenheit und rhythmiſcher Folgerichtigkeit. Gerade
bezüglich der warmen, perſönlichen und bei aller Beſeelung über=
aus
klaren Wiedergabe wirkte Anni Delp, die mit Nelly Birren=
bachs
hochmuſikaliſcher und anpaſſungsfähiger Klavierunter=
ſtützung
die E=Dur=Sonate von Händel ſpielte, vorbildlich. Gewiß
ſtellt Händel die techniſch weit leichtere Aufgabe dar, aber nur
ein Künſtler von Rang kann ſo geſtalten und ſo klanglich ſchattie=
ren
, wie Anni Delp. Sie gab ein Menuett von Pugnani in
Kreislers Bearbeitung zu.
Es folgte das C=Dur=Trio Opus 74 für zwei Violinen und
Bratſche von Anton Dvovak, ein liebenswürdiges Werk von vier
Sätzen, das für den nicht ſehr kontraſtreichen Klang der drei In=
ſtrumente
etwas weit ausgeſponnen iſt. Eine ſehr romantiſche,
ſtark intereſſierende Introduktion führt in den ſchönen langſamen
Satz hinüber, der beſonders in der thematiſch fein gearbeiteten
Mitte und durch die ſchönen melodiſchen Linien erfreut. Sehr ſla=
wiſch
wirkt das Scherzo, durchſetzt von brahmſiſchen Synkogen, fein
geſteigert iſt der Variationenſatz, bei dem einmal die erſte Geige
ein richtiges Rezitativ ſingt. Ausführende waren Anni Delp, auch
als Führerin in der Kammermuſik ausgezeichnet, Lotte Dornbuſch,
die ſich neben der ausgezeichneten Künſtlerin gut zu behaupten
wußte, und Carl Cauer, der auf der Bratſche mit breitem Ton die
Baßführung gab. Das Zuſammenſpiel war ſehr ſorgfältig vor=
bereitet
und fein abgetönt, das Temperament von Anni Delp
teilte ſich auch den anderen, ſonſt gemeſſener geſtaltenden Spielern
mit. Zuletzt erklang die Rokoko=Suite von Hermann Zilcher für
Sopran, Violine, Violoncello und Klavier. Gedichte verſchiedener
Dichter von Hagedorn bis Goethe ſind zuſammengeſtellt und in der
Vertonung wichtigen Suitenformen angepaßt. Frühlingsfreude
klingt durch das ganze Werk, das in ſeiner blühenden Melodik
und Friſche recht ſympatiſch wirkt. Nur der Humor klingt ein
wenig konſtruiert. Die Suite wurde ſchon einmal in einem
Konzert des Schnurrbuſch=Quartetts aufgeführt. Wie damals
ſang Sufanne Horn=Stoll mit ſonnigem Ausdruck und ſchönem,
friſchen Stimmklang das geſangstechniſch überaus anſpruchs=
volle
Werk und erregte Bewunderung durch ihre unfehlbare
muſikaliſche Sicherheit. Die Geige ſpielte Cyrill Kopatſchka
muſikaliſch und techniſch ſehr gut, tonlich etwas zurückhaltend.
Hans Andrä (Cello) erfreute durch den herrlichen Klang ſeines
Spiels und die große Tonreinheit, Fritz Bohne ſpielte über=
legen
den Klavierpart. Der Saal vermochte nicht die große Zahl
der Hörer zu faſſen, alle Nebenräume, Vorplatz, ja ſelbſt das
Treppenhaus mußten noch hinzugezogen werden. Reicher Beifall
dankte für die wertvollen Gaben und zeigte, daß nach dem

vorjährigen außergewöhnlich kammermuſikarmen Winter ſtarkes
Intereſſe für derartige Konzerte vorhanden iſt.
F. N.

Uraufführung im Mannheimer Nakionaltheaker.
Heinz Steguweit: Der Herr Baron fährt ein!
Mit Spannung erwartete man die alleinige Mannheimer
Uraufführung der von dem Kölner Dichter Heinz Steguweit
verfaßten Komödie Der Herr Baron fährt ein! Denn
Steguweit hatte öffentlich erklärt, daß er mit ſeinem neuen Werk
kein trampelndes Auseinanderſetzungsſtück biete, ſondern eine
Komödie mit ganz und gar poſitivem Bemühen um das Notwen=
dige
der Stunde. Kraft durch Freude! Ohne Kliſchierung dieſer
Parole! Die Aufführung ergab, daß Steguweit mit ſeinem Luſt=
ſpiel
auf dem Weg ſolcher Art Komödie zweifellos für die Komö=
diendichtung
unſerer deutſchen Gegenwart richtunggebend ſein
kann. Seiner Komödie liegt nicht nur ein ausgezeichneter Einfall
zugrunde, deſſen Komik aus der Tragik des aus einer abgelaufe=
nen
Zeit in eine neue Weltanſchauung verſetzten Geſchlechtes er=
wächſt
, ſein Stück gibt auch in techniſcher Hinſicht Bemerkenswer=
tes
, inſofern der heiteren, ſpieleriſchen Form Erkenntniſſe der
Stunde, faſt mit dem Ernſt und Gewicht eines Schauſpiels, bei=
gefügt
werden. Im Umkreis einer Kohlenzeche ſpielt ſich die
Handlung ab. Ulrich, der Sohn des Freiherrn von Greiner, kehrt
am Tage ſeiner Volljährigkeit von einer Amerikareiſe in das
väterliche Schloß zurück. Sein Vater, Bergwerksbeſitzer und Füh=
rer
von dreitauſend Arbeitern, will, daß dieſer der neuen Zeit
Zugeſtändniſſe machen und als ſchlichter, unbekannter Kumpel in
den Flözen für ein halbes Jahr arbeiten ſoll Ulrich weigert ſich;
doch Cajetan, der im 40. Dienſtjahre bei der freiherrlichen Familie
ſtehende Diener, hat ſolchen Einfluß auf ihn, daß er als Kumpel
Müller in den Stollen fährt. Er lernt alle Nöte der Bergarbei=
ter
kennen, wird, da er jegliche Beſchwerde anbringt, von den
Bürokraten der Zeche als Unruheſtifter, Hetzer angeſehen. Ein
gerade noch von ihm verhütetes ſchlagendes Wetter bringt die
Entſcheidung: Sirenen und Alarmglocken verſetzen den ganzen
Betrieb zuſamt den Eltern des freiherrlichen Kumpels in größte
Aufregung. Das Inkognito fällt. Ulrich, der nun nach dem
Willen ſeines Vaters aus der Arbeiterkolonie wieder in das
Schloß ziehen ſoll, bleibt der praktiſchen Arbeit treu, heiratet ſo=
gar
die Tochter des Oberſteigers. Erſt die Geburt von Zwillingen
führt die Verſöhnung der Großeltern herbei. Durch dieſen Schluß,
der ſich im dritten Akt im dürftigen Heim des Oberſteigers voll=
zieht
, weht freilich eine recht dünne Komödienluft. Die konnte
ſelbſt die menſchlich ſo prächtig umriſſene Figur des Dieners Caje=
tan
mit ſeinen ein= und heimleuchtenden Witzen nicht ſtärken, die
in unübertrefflicher Beſcheidenheit als beſte ſchauſpieleriſche Lei=
ſtung
des Abends, von Ernſt Langheinz dargeſtellt wurde.
Trotz der gegen Ende abgeſchwächten Wirkung folgten die Zu=
ſchauer
in angeregteſter Stimmung der ſorgfältig durchgearbei=
teten
Aufführung unter der Regie von Hans Carl Müller und
ſtellten durch ſtarken Beifall für den anweſenden Dichter den Er=
folg
des Stückes feſt.
Dr. Konrad Ott.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 282

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 12. Oktober 1934

Im Silberkranz.
Am 10. Oktober feierten die Eheleute Jakob
Chriſt und ſeine Ehefrau, geb. Schönig das
(10685
Feſt der Silbernen Hochzeit.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teil=
nahme
beim Heimgang unſerer lieben Ent=
ſchlafenen

Frau Anna Marg. Jäger
geb. Buchert
ſagen wir allen herzlichen Dank. Beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Weinberger für
die troſtreichen Worte am Grabe, ſowie für
die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden
und allen denen, die ihr die letzte Ehre
erwieſen haben.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Karl Jäger und Kinder.
Darmſtadt, den 11. Oktober 1934.
(10708
Georgenſtr. 11.

Sei getreu bis in den Tod,
ſo will ich Dir die Krone des Lebens geben.
Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß wurde geſtern abend 10 Uhr meine
treuſorgende, innigſigeliebte Frau und Lebenskameradin,unſereherzensgute
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Eliſabeth Anthes, geb. Zäger
nach längerem Teiden im Alter von nahezu 23 Jahren plötzlich und
unerwartet in die Ewigkeit abgerufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Anthes, Buchdruckereibeſitzer.
Arheilgen, den 11. Oktober 1934.
Die Beerdigung findet am kommenden Samstag, den 13. ds. Mts.,
nachmittags 4½ Uhr vom Sterbehaus, Darmſtädterſtr. 76, aus ſtatt.

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Der Brennſtoff
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In einiem Siegeszug ohnegleichen wurde
das Unionbrikett, kaum daß die Rlles=
brenneröfen
eingeführt waren, auch deren
bevorzugter Brennſtoff. Es ſetzt ſich eben
überall durch:
das gute ſparſame
Union=Brikett!

[ ][  ][ ]

indestheater die Aufführung von Beethovens Oper Fidelio
neuer Einſtudierung (Generalmuſikdirektor Karl Friderich
loigeſſor Max Hofmüller) und neuer Ausſtattung (Max Fritzſche)
ubereitet.

anſehnlichen

Zetrag von 322,15 Mk. dem Amt für Volkswohl

fahrt Darmſtadt überwieſen.

Bei Nieren-, Blasen- und
Frauenleiden, (VI4336
arnsäure, Eiweiß, Zucker
Frequenz 1955: 17200

Freitag, 12. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 282 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 12. Oftober 1934.
ſerſonalnachrichken des Landesfinanzamks Darmſtadt
Der Führer und Reichskanzler hat mit Wirkung vom 1. Okto=
1934 ernannt: 1. Zum Reichsfinanzrat beim Reichsfinanzhof
München den Finanzgerichtsdirektor Lettenbauer (Lan=
Finanzamt Darmſtadt), 2. zum Finanzgerichtsdirektor beim
in anzgericht des Landesfinanzamts Darmſtadt den Oberregie=
uugsrat
Sermond (Landesfinanzamt Breslau).

Quarkiere.

eierg Heß mit ſeiner Trachtengruppe am 20. Oktober in Darmſtadt.
Im Januar des Jahres war Georg Heß mit der Trachten=
inppe
des Reichsbundes Volkstum und Heimat zwei Tage in
ammſtadt und gab im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
i- in Darmſtadt, wie in mehreren anderen heſſiſchen Städten
siſtert aufgenommenes Spiel: Heſſiſch Volk bei Sang
n. d Tanz.
Am 20. Oktober wird er wieder mit ſeiner Trachtengruppe an=
iflich
des Reichstreffens des Reichsbundes Volkstum und Heimat
iw Darmſtadt kommen und wieder im Kleinen Haus des Heſſi=
um
Landestheaters ein heiter=ernſtes Spiel heſſiſchen Volkstums
rungen.
Wir bitten diejenigen Volksgenoſſen, die im Januar des
aſeres unſeren Trachtenträgern ſo freundlich Quartier gegeben
aven, wenn ſie gewillt ſind, auch dieſes Mal wieder unſere heſſi=
ym
Burſchen und Mädchen aufzunehmen, uns ihre Bereitwillig=
i
die Anzahl der zur Verfügung ſtehenden Quartiere und be=
Uneren Wünſche ob männlichen oder weiblichen Teilnehmer der
rechtengruppe möglichſt umgehend an unſere Geſchäftsſtelle,
eckarſtraße 3, mitteilen zu wollen.
Darüber hinaus wenden wir uns mit unſerer Bitte um Quar=
ei
für unſere Trachtengruppen an die Darmſtädter Volksgenoſ=
n
. da dieſes Mal mit einer ſtärkeren Beteiligung der Trachten=
ruwpen
zu rechnen iſt.
Reichsbund Volkstum und Heimat.
Ortsring Darmſtadt.

Oeffnungszeiten der Landesbibliothek. Um allen Be=
uitern
gerecht zu werden, ſind die Oeffnungszeiten der Landes=
hliothek
ab 15. 10. 1934 wie folgt: Leſeſäle: Täglich von
H13 Uhr und 1518 Uhr, Samstags von 913 Uhr. Aus=
he
: Montag, Dienstag und Donnerstag von 1115 Uhr,
7twoch und Freitag von 1113 Uhr und 1618 Uhr Sams=
von
1113 Uhr. Samstag nachmittags iſt die Bibliothek
eſchloſſen.
Vogelsberger Höhenclub. Zweigverein Darmſtadt. Unſere
Janderung am Sonntag, dem 7. Oktober, führte uns zunächſt
jich Gärten, die in ihrer herbſtlichen Färbung prangen. Die
rlechte ſind zum Teil heimgebracht, zum Teil harren ſie noch der
rirte oder der Einwinterung. Aber ſchon das anſchließende
berfeld mit ſeinen weiten, friſchgrünen Saatflächen lenkt unſere
enanken in das neue Leben, in das nächſte Jahr. in den Früh=
nx
, in den Sommer. Ein wogendes Kornfeld, wie wir es hier
hom ſo oft durchwanderten, ſteigt vor unſeren Augen auf. Neue
rute! Freudige Hoffnung auf das kommende Jahr erfüllt
n. Indem wir ſo durch die grünen Fluren dahinſchreiten, ge=
nen
wir vor dem Hochwald an, der uns in ſeinen Schoß auf=
mmt
. Zwei Stunden marſchieren wir in ſeinem Schutze die
onrne lacht durch die Zweige. Plötzlich taucht ein mächtiger
rAhügel zwiſchen den Bäumen auf. Grube Meſſel liegt greif=
a
vor uns. Gaſtfreundlich, von einer waſchechten Lands=
ämnin
mit Kaffee und Kuchen aufs beſte bewirtet, halten wir
ei unſere Mittagsraſt. Sogar ein kapitaler Hirſch wagt ſich
si zur Gaſtſtätte vor. Doch zu aller Ergötzung entpuppt er ſich
s ein zweibeiniger, ein Wanderkamerad, der ſein Brüllen einer
ießkanne entlockt. Mit freudigen Geſichtern ſetzen wir unſere
Janderung durch den Meſſeler Park heimwärts fort. Einige
auurfreunde trennen ſich ſpäter von uns, um bei eintretender
handdämmerung die Hirſchbrunft zu genießen. Ein herrlicher
eubſtwandertag liegt hinter uns.
Darmſtädter Turn= und Sportgemeinde 1846. Die Darm=
idter
Turn= und Sportgemeinde 1846 hat traditionsgemäß auf
onntag abend 7. 30 Uhr ihre Mitglieder, Anhänger und
mitliche Darmſtädter Turn= und Sportfreunde
ſeinem Herbſt=Tanze eingeladen, um hiermit in geſelliger
unn einen Abſchluß für das große und reichhaltige Sommerpro=
amim
der Darmſtädter Leibesübungen zu finden. Um die Ueber=
Uh= von Darbietungen in der letzten Zeit nicht noch zu vergrö=
r
.=, wurde von einem beſonderen Programm abgeſehen. Die Be=
cher
ſollen ſich in dem herbſtlich dekorierten Feſtſaal der Woogs=
halle zu einem gemütlichen Tanze zuſammenfinden. Lediglich
rlbekannte und beliebte Frankfurter Humoriſt Max Jaa,
r ſich in uneigennütziger Weiſe zur Verfügung ſtellt, wird
r Unterhaltung einiges beitragen. Gäſte ſind herzlich will=
mnen
. Der Unkoſtenbeitrag iſt außergewöhnlich gering gehalten,
utjedem Volksgenoſſen die Möglichkeit zu geben, die Veranſtal=
mr
zu beſuchen.
Hausfrauenbund. Für Dienstag, den 16. Oktober, iſt ein
eſach der Frankfurter Kochkunſtausſtellung geplant. Bei genü=
nder
Beteiligung Autofahrt nach Frankfurt 2 Uhr ab Adolf=
ttver
=Platz. Anmeldungen in der Geſchäftsſtelle bis längſtens
lonitag vorm. in den Sprechſtunden von 10 bis 12.30 Uhr außer
unnstag.

Seſſiſches Landestheater Darmſtadt.
Großes Haus.

ſertag.

12. Oktober

ar-Stag.
13. Oktober

omntag,

14. Oktober

Anfang 20, Ende 22 30 Uhr.
Miete D 3
Cavalleria ruſticana. Hierauf: Der Bajazzo.
Preiſe 0.705.50 Mk.

Anfang 19.30, Ende 22 Uhr. Miete C. 4.
Preiſe 0.705.50
Madame Butterfly.

Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr. Miete E 4.
P eiſe 0.705.50
Fidelio

Klelnes Haus.

annstag,

13. Oktober

om ntag,

14. Oktober

Anfang 19.30, Ende geg 22 Uhr. Deuiſche Bühne
O2. Wenn der Hahn kräht. Preiſe 0.703.80

Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr. Zuſatzm. 1 1.Vſt.
Kinderreiche Mütter 351400.
Preiſe 0.703 80
Kabale und Liebe.

In Vorbereitung: Der Sieger Tosca.
Im Heſſiſchen Landestheater findet heute abend (Großes
aus, 20 Uhr) eine Aufführung von Cavalleria ruſti=
a
und Der Bajazzo ſtatt. Die vorübergehende Wie=
Famfnahme der bereits längere Zeit zurückliegenden Inſzenie=
muren
gibt, ebenſo wie die von Madame Butterfly ſicherlich
in Opernfreunden erwünſchte Gelegenheit, dieſe berühmten
d immer außerordentlich erfolgreichen Werke auch in dieſer
alzeit einmal zu hören. Der Spielplan des Landestheaters
täort durch dieſe Wiederaufnahmen in der Zeit, da erſt wenige
Queinſtudierungen herausgekommen ſind, eine gewiſſe Bereiche=
na
,, ohne daß die programmatiſche Arbeit der neuen Spielzeit
durch abgebogen wird. Die heutige Vorſtellung bringt zudem
ei beliebten Gaſt auf die Darmſtädter Bühne: Albert Sei=
rtt
, der in dieſer Spielzeit noch eine Reihe von Gaſtſpielen
Seſſiſchen Landestheater abſolvieren wird, ſingt im Bajazzo‟
Partie des Canio Für Sonntagabend wird im Heſſiſchen

Die Samaelwagen kommen!

Der Führer hat das Winter=
hilfswerk
1934/35 eröffnet. Mahnend
hat er ſeine Stimme erhoben und ein=
dringlich
an diejenigen gerichtet, die
noch in der Lage ſind, geben zu kön=
nen
. Aber nicht nur geben, um ge=
geben
zu haben, ſondern die Gabe ſoll
darüber hinaus ein Opfer ſein:
Ich halte dafür, daß jeder Einzelne
in ſeinem Rahmen aber auch wirklich
ein Opfer bringt, das ihm ſelber als
Opfer fühlbar wird . . Der Sinn
einer Volksgemeinſchaft kann nur der
ſein, durch eine gemeinſame Führung
des Lebenskampfes in Freud und Leid,
an Nutzen und Opfern die Erhaltung
Aller zu garantieren."
Es ergeht deshalb wiederum in
dieſem Jahr die Bitte an alle Volks=
genoſſen
: Seht ſchon jetzt eure Be=
ſtände
an Kleidungs= und Wäſche=
ſtücken
durch und bereitet ſie für die
Abgabe an das Winterhilfswerk vor.
Sammler der Schupo, der SA. und
des Roten Kreuzes werden demnächſt
wieder überall vorſprechen. Niemand
ſollte ſie mit leeren Händen von ſei=
ner
Tür gehen laſſen. Bei einigem
guten Willen und opferbereiter Ge=
ſinnung
wird ſich unter den vorhan=
denen
Beſtänden ſicherlich noch man=
ches
gute Stück finden, das entbehrt
werden kann.
Das Winterhilfswerk bittet jedoch,
nur ſolche Kleidungs= und Wäſche=
ſtücke
abzugeben, die noch verwertbar ſind. Sachen, mit
denen auch die geſchickteſten Hände nichts mehr anzufangen wiſſen,
ſind wertlos, und es iſt unwürdig, ſolche Sachen dem Winter=
hilfswerk
anzubieten.
Wer ein übriges tun will, der binde zueinandergehörige
Kleidungsſtücke zuſammen, um nachher mühſames Zuſammen=
ſuchen
zu erſparen. Wer ſeine Gabe außerdem einpackt, ſorgt
dafür, daß ſie in der Haſt des Sammelns nicht beſchädigt wird.
Keiner ſage aber, er habe genug geholfen. Wer helfen kann,
iſt ſeinem Mitmenſchen gegenüber moraliſch verpflichtet, es
zu tun.
Der Kreisbeauftragte
des Winterhilfswerks des deutſchen Volkes 1934/35.

Teilnahme der SA-Männer, HJ und BdM an den
Lehrgängen, Borkragsreihen uſw. der 2A.
(Reichsberufsgruppen in der DAF.).
Die Ortsgruppe der DA. Darmſtadt ſchreibt uns: Mit dem
Brigadeführer der SA.=Brigade 50. Pg. Freiherr von Linden=
fels
, iſt eine Vereinbarung getroffen, daß alle Berufskameraden
ſämtlicher Berufsgemeinſchaften, welche der SA. angehören, zum
Beſuch der Lehrgänge, Vortragsreihen uſw. beurlaubt werden.
Ebenſo ſind junge Berufskameraden, welche der HJ. oder
dem BDM. angehören nach einer getroffenen Vereinbarung mit
dem Sozialreferenten der HJ., Bann 115, zum Beſuch der Lehr=
gänge
. Vortragsreihen uſw. zu beurlauben.
Hierdurch haben alle Kameraden, welche den vorgenannten
Formationen angehören, die Möglichkeit, an den Abendlehrgän=
gen
wie auch an den anderen Veranſtaltungen teilzunehmen. Die
Anmeldungen zu den Lehrgängen, Vortragsreihen. Uebungs=
firmen
, Arbeitsgemeinſchaften ſind ſchnellſtens bei den Betriebs=
obmännern
im Betrieb oder aber bei der Geſchäftsſtelle der DA.,
Rheinſtraße 35 I. einzureichen.

Winterhilfswerk
des Deutſchen Volles 1934/35

Spendet für Eure Vollsgenoſſen!
Dein Volksgenoſſe iſt in Nok!
Du biſt verpflichket, ihm zu helfen!
Ueberweiſe noch heute deine Spende auf das Konto des
Winterhilfswerks 1934/35 Kreis Darmſtadt, Nr. 5000
bei der Städt. Sparkaſſe, Nr. 3500 bei der Dresdener
Bank, und Nr. 1600 bei der Deutſchen Bank.

Die Fachſchaft für das Schutz= und Dienſtgebrauchshunde=
weſen
e. V. Darmſtadt hat als Erlös anläßlich der Sanitäts=,
Melde=, Polizei= und Schutzhundevorführung am Sonntag den

Obwohl das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1934/35
im Gau Heſſen=Naſſau erſt am Montag, dem 15. Oktober, vor=
mittags
11 Uhr, im Städtiſchen Saalbau in einer machtvollen
Kundgebung durch den Gauleiter, Reichsſtatthalter Sprenger,
offiziell eröffnet wird, ſind bis jetzt erfreulicherweiſe ſchon recht
anſehnliche Spenden aus allen Kreiſen der Bevölkerung bei der
Kreisführung des Winterhilfswerks Darmſtadt eingegangen.
Die Anſchrift der einzelnen Bankkonten lautet: Winterhilfs=
werk
1934/35 Kreis Darmſtadt, Konto Nr. 5000 bei der Städt.
Sparkaſſe, Nr. 3500 bei der Dresdener Bank und Nr. 1600 bei
der Deutſchen Bank.

Gymnaſtik - Turnen-Tanz.
Ein Feſtabend in der Otto=Berndt=Halle am kommen=
den
Samskag, abends 8,30 Uhr.
Am Samstag, dem 13. Oktober, endet die Reichswerbewoche
Geſunde Frau durch Leibesübungen mit einem feſtlichen Abend
in der Otto=Berndt=Halle.
Dieſe Veranſtaltung ſoll zum Höhepunkt der Werbewoche
werden, für deren günſtigen Verlauf ſich alle Frauenabteilungen
ſämtlicher Vereine Darmſtadts, ſowie die Gymnaſtikſchulen ſo
intenſiv eingeſetzt haben.
Der Abend will geiſtig das aufzeigen, was die ganze Woche
über im Frauenſport, Frauenturnen und in der Frauengymna=
ſtik
in den Turnhallen praktiſch dargeboten worden iſt. Dies ge=
ſchieht
einmal durch einen kurzen Vortrag über die Leibesübung
der Frau, eine Leſung aus der Elementargymnaſtik von Peſta=
lozzi
, dann durch gymnaſtiſche, turneriſche ſportliche und tänze=
riſche
Vorführungen, die das jeweils Typiſche dieſer Leibesübun=
gen
in prägnanter Weiſe darſtellen. Wir wollen durch die Mit=
wirkung
der Turn= und Sportvereine und verſchiedener Gym=
naſtikſchulen
nicht nur den äußeren gemeinſchaftlichen Zuſammen=
hang
, ſondern ebenſo die inneren geiſtigen Verbindungen und
Bindungen der einzelnen Zweige der deutſchen Leibesübung durch
dieſe typiſche Auswahl zeigen.
Der Abend, der durch die Art der Vorführungen ſich unter=
ſcheidet
von den bisher üblichen Turn= und Sportabenden er=
hält
ſein feſtliches Gepräge noch durch die Mitwirkung des Heſ=
ſiſchen
Singkreiſes und Orcheſters unter der
Leitung von Herrn Günther Simony.
Das Lied ſoll einmal zu einer frohen, feſtlichen Stimmung
beitragen, dann aber auch ein gemeinſames Erlebnis vermitteln.
Wir wollen uns auch da von der bisher üblichen Art abwenden.
Nicht der Chor allein ſoll ſingen, ſondern alle, alſo auch ſämt=
liche
Zuſchauer. Dies wird in derſelben einfachen Form geſchehen,
wie ſie von Herrn Simony in den ſogenannten offenen Sing=
ſtunden
gepflegt wird. Erſt dadurch werden alle zu einer frohen
Gemeinſchaft zuſammengeführt. Vom Lied ausgehend, wollen wir
den Zuſammenhang zeigen von der Muſik und der Bewegung.
Der geſungene Kanon wird in der Bewegung dargeſtellt werden.
Und damit begeben wir uns ganz von ſelbſt in das Gebiet des
Tanzes.
Der Unkoſtenbeitrag beträgt nur 20 Pf. (vergl. heutige An=
zeige
in dieſem Blatte), Vorverkaufsſtellen ſind bei nachfolgen=
den
Firmen eingerichtet: Parfümerie Müller am Weißen Turm,
Zigarrenhaus Hartmann. Grafenſtraße 20 Druckerei und Buch=
handlung
Künzel, Beſſunger Straße 59, ſowie in der Woogs=
turnhalle
.
Der vorläufige Ortsausſchuß des Reichsbundes f. Leibesübungen.
Gauabfahrt des Gaues 15 Weſtmark des Deuf=
ſchen
Aukomobil=Clubs nach Lichkenberg im Odenw.
Das erſte Sportjahr des Deutſchen Automobil=Clubs, Gau 15,
Weſtmark, wurde durch die Gauabfahrt beſchloſſen, die am Sonn=
tag
nach Lichtenberg in den Odenwald führte Bei herrlichem
Herbſtwetter fanden ſich dort im Laufe des Vormittags einige
hundert D.D.A.C=Mitglieder aus allen Teilen des Gaues mit
einem ſtattlichen Fahrzeugpark von Wagen und Motorrädern ein.
Während des gemeinſamen Mittageſſens in der Penſion Zur
ſchönen Ausſicht begrüßte Architekt Seibert, als Führer der
Ortsgruppe Darmſtadt, ſeine Gäſte. Gauführer Major Döhmer
hielt in ſeiner Anſprache einen kurzen Ueberblick über das abge=
laufene
Sportjahr. Der D.D.A. C., Gau 15, Weſtmark dürfe auf
die Erfolge ſeines erſten Sportjahres ſtolz ſein. Dieſe Erkenntnis
müſſe für jedes D. D.A. C.=Mitglied Anlaß zu noch eifrigerer Sport=
und Werbetätigkeit im neuen Geſchäftsjahr ſein. Hierzu gebe ins=
beſondere
die Bildung der Stammitgliedſchaft Anlaß, die Ende
dieſes Jahres abgeſchloſſen werde. Den Nachmittag benutzten die
Kraftfahrer zu Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung
von Lichtenberg.
Bereitſchaftsdienſt des Deutſchen Roten Kreuzes, Heſſiſchen
Alice=Frauenvereins, Darmſtadt. Am rächſten Dienstag dem
16. d. M. abends 8 Uhr, beginnt der von Herrn Dr. Morian
geleitete Samariter=Kurſus im Realgmynaſium. Anmeldungen
werden von der Kreisgruppenleiterin Frau Anna Draudt, Theo=
dor
=Fritſch=Straße 14, am 12. und 13. d. M. nachmittags 57
Uhr, entgegengenommen. Unkoſtenbeitrag 2 Mark.
Preußiſch=Süddeutſche Staatslotterie. Die Ziehung der
1. Klaſſe der neuen Lotterie (44./270.) findet am 19. und 20. Ok=
tober
ſtatt.

Haupiniederlage in Darmstadt:
Heilguellenzentrale u. Drogenhandl.
Friedrich Schgefer, Ludwigsplatz 7.
Tel. 45 u. 46. Schriften kostenlos.

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Seite 6 Nr. 282

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 12. Oktober 1934

Tag des deutſchen Jungvolks.
Schon lange hat man etwas gemunkelt! Sportfeſt! Maſſen=
kampf
! Entſcheidungen ſollen fallen. Aber wir wiſſen nichts Ge=
naues
, deshalb wollen wir uns einmal Gewißheit verſchaffen.
Einige verwegene Pimpfen ſauſen mit mir los auf den Jungbann.
Am Samstag treffen alle unſere Kameraden ein. Auf dem Ober=
bann
werden ſie gemeldet, von dort geht es in die Turnhallen
des Realgymnaſiums und der Ludwigs=Oberrealſchule. Abends iſt
dort ein Appell. Morgens um 6 Uhr iſt großes Wecken in der
ganzen Stadt. Mancher Spießer wird ja fluchen, wenn er unſere
Spielmannszüge hört. Aber das ſchadet nichts. Nach dem
Waſchen und dem Kaffee geht es ins Hochſchulſtadion zum Ent=
ſcheidungskampf
. Während des ganzen Vormittags werden ſich die
Jungenſchaften aus dem ganzen Gebiet in Sport und Spiel meſſen.
Dann geht es an die Feldküchen. Auf dem Flugplatz werden
die großen Keſſel dampfen. Am Nachmittag iſt der Großkampf
Ganz Darmſtadt muß bei uns ſein. Die ganze Bevölkerung muß
ſehen, wie wir Sport treiben. Raſenſpiele, Kampfſpiele, Staffeln,
Gymnaſtik: alles durcheinander.
Deshalb lautet die Parole für Sonntag: Jeder Darmſtädter
iſt am Sonntag im Hochſchulſtadion. Alles iſt bei uns; beim Deut=
ſchen
Jungvolk.
Der Gauleiter.
Schulungskurſe in Heſſen.
Kreis Schotten Sonntag, den 14. Oktober 1934, in
Schotten in der Turnhalle, 2 Uhr nachmittags. Erſcheinen der
Amtsleiter iſt Pflicht. Die Volksgenoſſen ſind zum Beſuch des
Schulungskurſes eingeladen. Es ſpricht wieder Pg. Dr. Schmidt=
Darmſtadt.
Kreispreſſeamtsleiter und Preſſereferenten Achtung!
Am kommenden Sonntag, den 14. Oktober 1934, findet in
Wiesbaden eine Preſſetagung aller Kreispreſſeamtsleiter und der
Preſſereferenten aller Gliederungen ſtatt.
Genauer Tagungsort ſowie Tagungszeit wird noch bekannt=
gegeben
.
Sämtliche Kreispreſſeamtsleiter und Preſſereferenten ſind zur
Teilnahme verpflichtet. Näheres folgt auf dem Dienſtweg.
Der Kreisleiter.
Ortsgruppe Schloßgarten.
Morgen, Freitag, den 12. Oktober 1934, findet im Lokal
Fürſtenauer Hof. Ecke Nieder=Ramſtädter= und Roßdörfer Str.,
abends 8.30 Uhr, der Zellenſprechabend der Zellen VII und VIII
ſtatt. Das Erſcheinen ſämtlicher Mitglieder wird erwartet. Die
ergangene Einladung iſt mitzubringen.
NSV., Ortsgruppe Steinberg.
Die Pfundſammlung des Lebensmittel=Opferringes wird in=
nerhalb
des Bereiches der Ortsgruppe Steinberg in der Zeit vom
10. Oktober ab eingeſammelt
Wir bitten um Bereitſtellung. (Bitte Sacktüten verwenden!)

Das Deutſchtum in Braſilien.

Werbewoche für das Milcheiweiß=Brok.
* Milcheiweiß=Brot, das iſt für viele Hausfrauen noch ein
unbekannter Begriff, und doch handelt es ſich dabei um kein
neues Brot, ſondern einfach um das deutſche Kraftbrot, haben
doch unſere Altvordern ſchon die edle Kunſt verſtanden, durch
Zuſatz von entrahmter Milch in dieſer oder jener Form das
Brot beſonders ſchmackhaft und nahrhaft Milcheiweiß iſt be=
kanntlich
der wertvollſte Kraftſtoff der Natur herzuſtellen.
Heute ſoll dieſes prachtvolle Erzeugnis unſerer Bäckerſchaft wie=
der
zur Geltung kommen. Im Milcheiweiß=Brot das jetzt auf
den Markt kommt, ſind die Ergebniſſe einer jahrzehntelangen
mühevollen Forſchung zu einer glänzenden Löſung gekommen, in
welcher der hohe Nährwert des Milcheiweiß in billigſter Form
dem Verbraucher zugute kommt. Eine kurze Darſtellung mag
das veranſchaulichen:
Es iſt allgemein bekannt, daß Eiweiß der Träger des Lebens,
und daß Milch ein unerſetzliches Nahrungsmittel iſt. Dieſe Un=
erſetzlichkeit
verdankt die Milch in erſter Linie ihrem Eiweiß=
gehalt
: denn dieſes Eiweiß der Milch iſt ſo vollkommen zuſam=
mengeſetzt
, daß es nicht nur ſelbſt voll verdaut und ausgenutzt
wird, ſondern auch das meiſt unvollſtändige Pflanzeneiweiß er=
ganzt
. Verzehrt man nun Milcheiweiß mit z. B. Brot zuſammen,
ſo wird im menſchlichen Körper mehr Eiweiß neu aufgebaut, als
wenn Milch und Brot jedes für ſich verzehrt würden. Milch=
eiweiß
=Brot nährt, ſchmeckt und ſättigt alſo.
In dieſem Zuſammenhang ſei darauf hingewieſen, daß die
Magermilch, die vielfach als nicht voll nahrhaft angeſehen wird,
von vielen Hausfrauen durchaus unterſchätzt wird. Die Mager=
milch
enthält die Milcheiweiße und alle ſonſtigen Nährſalze der
Vollmilch, ihr Genuß iſt alſo wertvoller wie der mancher anderer
Erzeugniſſe. Aus dieſem Grunde verwendet man jetzt Mager=
milch
für Brot. Durch Verwendung von Magermilch bei Brot
wird das Getreide viel mehr aufgeſchloſſen als bei gewöhnlichem
Waſſerbrot. Da ab 15. Oktober der Kartoffelbeimiſchungszwang
für Brot entfällt, werden wohl die meiſten Bäcker dazu über=
gehen
, auch das nahrhafte Milcheiweiß=Brot herzuſtellen, das
dann als Spezialbrot erſcheinen wird.
Am Donnerstag, dem 18. Oktober, wird der Werbeleiter des
Milchwirtſchaftsverbandes Heſſen. Henrich=Frankfurt a. M.,
in einer Hausfrauenverſammlung des Hausfrauenbundes und
der NS.=Frauenſchaft im Saalbau einen Lichtbildervortrag hal=
ten
, in dem er über den Fettplan, die Preisregelung der paſteu=
riſierten
Milch und die Verwendungsmöglichkeiten der Mager=
milch
ſprechen wird. In den Pauſen werden Koſtproben u. a.
von Milcheiweiß=Brot, abgegeben. Da die Magermilch ſo ſehr
nahrhaft iſt, ſoll auch das Kakao=Schulmilchfrühſtück in die Wege
geleitet werden. Ein Sondervortrag vor der geſamten Lehrer=
ſchaft
wird ebenfalls in der Werbewoche ſtattfinden.

Der Polizeibericht meldet:
Verzweiflungstat einer Mutter. Am Montag, den 8. Ok=
tober
1934, verſuchte die Ehefrau des Händlers Martin Groh in
Eppertshaufen ſich und ihre 2 Kinder zwei Knaben im Alter
von 4 und 7 Jahren mit Eſſigeſſenz zu vergiften. Unglückliche
Eheverhältniſſe haben die Frau zu dieſer Tat getrieben. Da der
Ehemann bis Montag mittag von der Kirchweihmuſik noch nicht
zurückgekehrt war, faßte die Frau den Entſchluß, mit ihren Kin=
dern
aus dem Leben zu ſcheiden. Sie verließ deshalb am Montag
mittag unter Zurücklaſſung eines Abſchiedsbriefes ihre Wohnung
und begab ſich mit den Kindern in eine in der Nähe des Ortes
liegende Sandgrube. Hier flößte ſie erſt den Kindern und dann
ſich ſelbſt die Eſſigeſſenz ein. Das älteſte Kind lief ſchreiend da=
von
, während die Mutter mit dem jüngſten Kinde auf der Stelle
liegen blieb. Inzwiſchen hatten die Angehörigen den Abſchieds=
brief
gefunden und beim Abſuchen der Umgebung fand man die
Frau mit den Kindern in der Sandgrube. Sie wurden in ihre
Wohnung verbracht, wo das jüngſte Kind infolge der Vergiftung
geſtorben iſt. Die lebensmüde Mutter wurde in das Stadtkran=
kenhaus
nach Darmſtadt verbracht.

Vereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Hausfrauenbund. Es wird noch einmal auf den Vor=
trag
mit Filmvorführung über Feuerſchutz im Hauſe auf=
merkſam
gemacht, der heute abend 8 Uhr im großen Saal zur
Krone gehalten wird. Redner Herr Ing. Molter von der NSV.
Wir bitten um zahlreiches Erſcheinen; Gäſte ſind willkommen.
Eintritt frei!
Vereinigung ehem. Fußa.=Regt. Gfz. Nr. 3. Die
Kameraden der ſchweren Artillerie werden auf die morgen und
übermorgen in Mainz ſtattfindenden Feſtlichkeiten anläßlich der
Denkmalsweihe des ehem. Fußa.=Regts. Gfz. Nr. 3 noch=
mals
hingewieſen. Der offizielle Begrüßungsabend iſt Samstag
in der Stadthalle: die Denkmalsweihe beginnt nach dem Regi=
mentsappell
am Sonntag vormittag etwa um halb 11 Uhr auf
Fort Joſef. Die beſtimmt ſtattfindende Rheinfahrt nach Rüdes=
heim
iſt am Montag (nicht Sonntag).
Die Leſer werden nochmals auf die heute abend 8 Uhr im
Fürſtenſaal, Grafenſtraße ſtattfindende Mitgliederverſammlung
des Sparerbundes (ſiehe Anzeige in Nr. 280 vom 10. 10.)
aufmerkſam gemacht.

Frauenortsgruppe und Männerortsgruppe des VDA. hatte
geſtern abend zu einem hochintereſſanten Vortrag über das Deutſch=
tum
in Braſilien eingeladen. Redner war der langjährige Direk=
tor
der deutſchen Schule in Joinville, Oberſtudienrat Söchting
ein Kämpfer für die deutſche Sache von ſtärkſtem Format und auch
perſönlich ein Repräſentant des Deutſchtums von beſonders mar=
kantem
Typ. Der Feſtſaal des Realgymnaſiums war dicht beſetzt.
Er erwies ſich leider als zu klein. Leider mußten viele am Saal=
eingang
umkehren.
Der Führer der Mänergruppe des VDA., Profeſſor Dr. Eugen
Köſer, eröffnete den erſten Vortragsabend dieſes Winters mit
Worten herzlichſter Begrüßung, die er beſonders an den Landes=
führer
, Oberſtudiendirektor Dr. Leip, und an deſſen Vorgänger,
Staatsrat Block, richtete. Er verwies dann auf die geradezu irr=
ſinnige
Tatſache, daß in der Vergangenheit der Reichsgedanke
den Volksgedanken faſt erſchlug. Nur ſo konnte es kommen, daß
der deutſcheſte der Deutſchen, der Retter Deutſchlands aus tiefſter
Schmach, der Befreier aus tiefſter Erniedrigung und Ohnmacht,
vorübergehend als Nichtdeutſcher bezeichnet wurde, weil er außer=
halb
der geographiſchen Reichsgrenze geboren wurde. Er, der Füh=
rer
, hat es in erſter Linie verſtanden, ſein Werk auf dem Grunde
des ganzen deutſchen Volkes aufzubauen. Darum, des ſind wir ge=
wiß
, wird ſein Werk Zeiten überdauern, ganz gleich, ob und wie
die Grenzen auf der Landkarte gezogen werden. Deutſchland iſt
überall da, wo eine deutſche Mutter ihr Kind in ihrer Sprache
beten und ſingen lehrt. Iſt überall da, wo eine deutſche Schule iſt.
Darum wollen wir mehr wie je zuvor Opfer bringen für die
deutſche Schule im Ausland, die erhalten bleiben muß, ſo lange
Deutſche außerhalb der Reichsgrenzen leben. Heute hören wir
einen Redner, der ſein Leben der deutſchen Aufgabe im Ausland
gewidmet hat.
Oberſtudienrat Söchting,
mit lebhaftem Beifall begrüßt, überbrachte zuerſt die Grüße der
Deutſchen in Byaſilien und erinnerte daran, daß, wenn das
Deutſchtum in Braſilien auch erſt 100 Jahre alt iſt, ſchon viel
früher ein junger Deutſcher, ein Heſſe. Hans Staden, in
Santa Katharina lebte und wirkte, und der auch 1557 ſchon ein
Buch über ſeine Erlebniſſe in Braſilien ſchrieb. Den Redner ſelbſt
verbinden durch ſeinen Großvater, der als Offizier ſchon in Bra=
ſilien
ſtand, verwandtſchaftliche Beziehungen zu dieſem Land. Seit
etwa 100 Jahren ſind ſo viel Deutſche in Braſilien, daß man von
einem geſchloſſenen Deutſchtum ſprechen kann. Von den etwa eine
Million Deutſchen in Südamerika leben 800 000 in Braſilien,
200 000 in Argentinien, 50 000 in Chile. Im übrigen gibt es noch
ein Streudeutſchtum, das über ganz Südamerika verteilt iſt. Der
Redner gab einen kurzen Abriß aus der Geſchichte der Einwande=
rung
der Deutſchen, die im weſentlichen von der Moſel, vom Rhein,
aus der Eifel, dem Hunsrück und der Rhön kommen, was heute
noch durch die Familien und durch den Dialekt feſtgeſtellt werden
kann.
Auch die Sitten und Gebräuche, die Trachten uſw. werden ge=
nau
wie in der Heimat gepflegt. Beſonders treu halten die Deut=
ſchen
an der Mutterſprache feſt. Die zweite ſtarke Welle der Ein=
wanderung
Deutſcher in Braſilien iſt auf das Wirken des
aus Haſſelfelde ſtammenden Hermann Blumenau und
auf die Hanſeatiſche Koloniſationsgeſellſchaft in Hamburg um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückzuführen. Blumenau
beſuchte die deutſchen Kolonien und ſchrieb ſachlich wich=
tige
Berichte über die Siedlungsmöglichkeiten, und er
gründete ſelbſt eine deutſche Kolonie, nachdem er weite Strecken
Urwalds durchwandert hatte mit ſeinem Freund Angelo Diaz.
Mit 250 Deutſchen, die er in der Heimat geworben, wollte er die
erſte Kolonie gründen, jedoch mißlang das, weil findige Agenten
dieſe Deutſchen nach Chile zogen. Mit 17 Neugeworbenen grün=
dete
er dann endlich ſeine Kolonie, die in den erſten 10 Jahren
1000 Zuzügler hatte. Bis 1884 blieb Dr. Blumenau Leiter ſei=
ner
Kolonie, die heute ein Muſterwerk deutſcher Koloniſation
iſt und 70 000 Deutſchen eine neue Heimat gab: die Kolonie

Blumenau. Auch die Kolonie Donna Franziska iſt eine deutſche
Gründung, die vor den Toren von Joinville liegt. 193 Deutſche
gründeten hier 1851 ihre neue Heimat gemeinſam mit wenigen
Schweizern und Norwegern. Die urdeutſche Stadt erhielt ſpäter
ihren Namen nach dem franzöſiſchen Prinzen Joinville, der mit
einer braſilianiſchen Prinzeſſin verheiratet war. Unter den erſten
Siedlern waren ehemalige Offiziere, Geiſtliche, Kandidaten und
andere, die zunächſt unwillkommen, für die geiſtige Entwicklung
der Kolonie von beſonderer Bedeutung wurden.
Der Vortragende entrollte vor dem geiſtigen Auge der Hörer
feſſelnde Bilder aus den Anfängen der Koloniſationsarbeit de
Deutſchen in Braſilien und aus der Entwicklung der Kolonie bi
zu ihrem heutigen, kulturell ſehr bedeutſamen Stand, der er=
reicht
wurde durch treues Zuſammenhalten beſonders in den
deutſchen Vereinen (Turn=, Geſang=, Muſik=, Theater=Vereine),
die die ſtarken Stützen des Deutſchtums wurden und ſind.
Allerdings ging der Aufſtieg in der Entwicklung nicht ſtetig,
Es gab eine Zeit der Stagnation, nachdem Preußen ein Verbot
der Auswanderung nach Braſilien erließ. Einen neuen Aufſtieg
erfuhr die Koloniſation 1900, und dann erſt wieder nach dem
Weltkrieg. Zur Erhaltung des Volkstums trugen im weſentlichen
die Kirchen bei, die ſich in den Konfeſſionen nicht bekämpfen,
ſondern die gemeinſam an der Erhaltung des Deutſchtums arbei=
ten
. Ein Sorgenkind iſt immer die Schule. Die deutſche Schule
iſt ſo alt wie die Gründung der deutſchen Kolonien, aber ſo lange
auch hat ſie unter dem Mangel an Geldmitteln zu leiden. Vor
dem Kriege waren etwa 250 deutſche Schulen in
Santa Katharina vorhanden, die von den Koloni=
ſten
ſelbſt erhalten wurden. 1911 ſetzte aber ein Kampf gegen
die deutſchen Schulen ein von ſeiten derer, die die Deutſchen aſſi=
milieren
wollten. Ihnen kam der Krieg zu Hilfe, in deſſen Ver=
lauf
die deutſchen Schulen geſchloſſen wurden. Deutſche Lehrer
nahmen nach dem Weltkrieg den Kampf auf, den deutſchen Schu=
len
wieder Freiheit und Exiſtenzmöglichkeit zu erſtreiten. Man
begann, die Schulen wieder aufzubauen, wenn auch nach den Be=
ſtimmungen
der Landesregierung. Es muß auch die Landesſprache
in den Lehrplan aufgenommen werden. Heute gibt es ſchon wie=
der
364 deutſche Schulen, die etwa 30 000 deutſchen Kindern das
Deutſchtum vermitteln. Es geht nicht ohne Kampf, wie überall
in der Welt, wo Deutſche ſich behaupten wollen. Aber der Kampf
wird ſachlich und erfolgreich geführt. In ganz Braſilien wird
heute in 1300 Schulen von 1500 deutſchen Lehrern deutſchen Kin=
dern
die deutſche Sprache, deutſches Volkstum gelehrt. Die Deut=
ſchen
draußen haben nicht nur unverrückbar und unbeirrbar den
Glauben an Gott, ſie haben auch den Glauben an Deutſchland.
Jetzt mehr denn je. Und ſie ſchauen mit Freude und Zuverſicht
in die Zukunft, weil ſie wiſſen, daß das deutſche Volk neu ge=
eint
und ſtark hinter ihnen ſteht. Sie haben den Glauben an
Deutſchland nicht verloren, als es ſchmachvoll am Boden lag, und
ſie glauben feſt und voll Zuverſicht an das neuerwachte Deutſch=. (Lebhafter Beifall.)
Nach kurzer Pauſe gab der Vortragende intereſſante Proben!
aus dem deutſch=braſilianiſchen Schrif ttum. Er
las nach dem Lied der Deutſch=Braſilianer Mein Vaterhaus
epiſche Dichtungen von Erneſto Niemeyer, begeiſtert des Lan=
des
Naturſchönheit und die Arbeit preiſend, von Kurt Vorſatz
Das Koloniſtenlied, von Adolf Ringwold, einem Badenſer,
der des Deutſchen Sehnſucht nach der Heimat beſingt, zum Schluſſe
einen Brief eines alten Schulmeiſters Auguſt Schnitzler, der
aus dem Rheinlande auswanderte und dem das Schickſal es ver=
ſagte
, die Heimat wiederzuſehen.
Den Schluß des intereſſanten Abends bildete die Vorführung
einer großen Anzahl von Lichtbildern aus Braſilien und von der
Arbeit der Deutſchen in ihrer neuen Heimat. Den herzlichen
Dank der Zuhörer kleidete Profeſſor Dr. Köſer in kernhafte
Worte und ſchloß den Abend mit einem dreifachen Volk Heil
auf den Führer und mit dem Geſang des Deutſchlandliedes.
M. St.

Maskerade ..."
Unbeweglich, wie eine Statue, ſteht der Dirigent, den Takt=
ſtock
in der Hand, vor ihm ſeine zweiunddreißig Muſiker, alle in
Galauniform mit der Lyra auf den Aufſchlägen, mitten darin eine
einzige Frau an der Harfe, und dann hebt er den Taktſtock
und die ſchon längſt vergeſſenen Melodien einer Francaiſe ſchwe=
ben
über den Ballſaal hin
Luftballons ſteigen
Papierſchlangen ſauſen vorbei
übermütige und ausgelaſſene Menſchen bewerfen ſich
hoch
der Höhepunkt der Ballſtim=
gegenſeitig
mit Konfetti.
mung iſt erreicht!
Mitten in dieſem Gewühl ſteht in unerſchütterlicher Ruhe ein
eleganter Herr im Frack, ſeidenen Kniehoſen, weißen Handſchuhen,
den Chapeau=Claque in der Hand als Tanzmeiſter. Die Muſik
der Francaiſe wird immer turbulenter, ruhig ertönen dazwiſchen
ſeine Kommandos: La poule!

Phot. Ufa
Schwebender Walzer
Paula Wessely und Adolf Wohlbrück in einer Szene
des Films Maskerade‟
Feſtlich erleuchtet iſt der Saal, feſtlich gekleidet die Leute, die
Damen in großer Toilette mit der kleinen ſchwarzen Maske, die
die obere Geſichtshälfte kokett verdeckt
Die beiden langen Ketten der Francaiſe ſtrömen aufeinander
zu La paſtourelle!
Die Damen reichen den Herren graziös die Hände, bilden die
Figuren des Tanzes La pantalon!
Nun ſtehen die Damen auf der einen, die Herren auf der an=
deren
Seite, im Takt der Muſik gehen ſie aufeinander zu, verbeu=
gen
ſich voreinander, die Tänzer wechſeln die Damen

Chaine anglaiſe ruft der Tanzmeiſter, und ſofort kommt
wieder ſo etwas wie Ordnung in das Gewühl, die Herren 1e3n
die Arme um die Rücken der Damen. Chaine anglaiſe retour!
Die lange Kette der Francaiſe löſt ſich auf ohne.
Uebergang ſpielt die Kapelle einen flotten Galopp wies
Bacchanten wirbeln die Tänzer mit ihren Damen über das ſpiegel=
glatte
Parkett auf den Galopp folgt ein Walzer
rechtsherum und linksherum
federleicht liegen die Damem
weit zurückgelehnt in den Armen der Tänzer, die immer wieder
verſuchen) einen Blick unter die Masken der ſchönen Tänzerinnem
zu werfen die Stimmung iſt nicht mehr zu übertreffen-
es
iſt, als ſei das bekannte Bild von Reznicek, das ſich an dern
einen Seite des Saales von einer Wand zur anderen ſpannt,
Leichtſinn eine Apotheoſe der überſchäumenden Lebensfreude und
Ausgelaſſenheit plötzlich lebendig geworden da plötzlich=
ein
ſcharfer Pfiff; über den Häuptern der Tanzenden ſchwebt eim
Laufkran, auf dem Willi Forſt, der Regiſſeur des neueſten Tobis==
Saſcha=Films der Ufa Maskerade ſteht, vor ihm, geduckt wie eim
Raubtier vor der Kamera der Operateur Planer
Halt! ſchreit Willi Forſt, die Luftſchlangen müſſen vonn
links kommen und das ganze Tempo ſchneller, ſchneller, mehr Stims
mung. meine Herrſchaften!
Die Tänzer und Tänzerinnen, fünfhundert Menſchen füllen
den Saal, der den berühmten Sophienſälen auf das Haar ähnlickd
nachgebaut wurde wiſchen ſich heimlich den Schweiß von dem
Stirn ſeit ſechs Stunden tanzen und wirbeln ſie nun durckd
den Ballſaal, gehorchen immer wieder exakt den Befehlen des
Tanzmeiſters, der wie ein Fels in dieſer wogenden Brandung
ſteht für Sekunden nehmen die Damen die kleinen ſchwaf=
zen
Masken ab, heiß wird es einem darunter, und dazu noch die
Mieder, die die Taille eng zuſammenſchnüren, damit der Eindruc
der eleganten Dame mit der Spinnwebtaille genau getroffen wirde
Die jungen Damen ſtöhnen wir ſind doch ſowieſo ſchon ſehr;
ſchlank aber ſoo ſchlank wie unſere Mütter werden wir woh=
nie
werden! Und dann treten die großen Straußfederfächer iſ
Bewegung, die Herren eilen zum Büfett und bringen ihnen Ek
friſchungen, die ſie mit einem zierlichen Knicks in Empfang neh
men. junge Mädchen erröten verſchämt, wenn ein Kavalier au
ſie zutritt und ſich für den nächſten Tanz in ihre Tanzkarte ein
ſchreibt oder ſie lächeln triumphierend und zeigen die Karte, die
ſchon für die nächſten drei Aufnahmetage voll beſchrieben
iſt! Ja, ſchön waren die Bälle um die Jahrhundertwende, ausge:
laſſen, voll Stimmung und Sorgloſigkeit aber ſolange wie
heute in einem Filmatelier haben ſie eben doch nicht gedauert!

Konzert zum Beſten der Barmherzigen Schweſtern. Am
Sonntag, den 14. Oktober, abends 8 Uhr, veranſtalten der kathe=
liſche
Kirchenchor und Frauenchor Liebfrauen ein Konzert zumc
Beſten der Barmherzigen Schweſtern von Liebfrauen. Die Chor
bringen eine Anzahl geiſtlicher und weltlicher Geſänge zu Geholk
Dazu ſind noch namhafte Soliſten gewonnen. So wird uns Her
Schmidt (Bariton), begleitet von Fräulein Birrenbach, Muſiklem=
rerin
an der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt, durch einige Die
der erfreuen. Herr Heini Berg wird ſeine bald wirtuoſe Kun?
im Violinſpielen zeigen. Als Neuheit im Rahmen dieſer Veran
ſtaltung lockt ein Konzert im alten Stil für drei Violinen. geſpier
von Frl. Annelieſe Gündner, Herrn Berg und Herrn Heini Roſ
Außerdem gelangen u. a. unter Leitung von Herrn Lehrer Roll
durch den Herrenchor zum Vortrag; Laudate Dominum, Ab
Maria, Weihe des Geſangs, durch den Damenchor: Du lieblich
Mutter und Die Nacht. Als gemiſchter Chor: Lobgeſang von Meſe
delſohn=Bartholdy, Schlußgeſang mit Harmoniumbegleitung (He!
Berg), Herr Schmidt wird uns erfreuen mit Liedern für Baritgſ,
u. a. Der Kreuzzug. Der Doppelgänger, Meeresleuchten. Ich groll.
nicht, Erlkönig. Alles in allem, der Abend verſpricht in muſih.
liſcher Hinſicht ein Hochgenuß zu werden. Ueber den guten Zwe‟
des Konzertes ſind wohl keine Worte zu verlieren. Wir alle wie
ſen, was uns die Barmherzigen Schweſtern ſind. Hier gilt es, l=
ſelbſtaufopfernde
Krankenpflege und Liebe den Dank abzuſtatte
Eintrittskarten ſind zu haben bei den Schweſtern von St. Ellm
beth, von St. Fidelis, von St. Ludwig (Nieder=Ramſtädter Sil.*
von Liebfrauen (Beſſunger Str.), Kolonialwarenhandlung Beit=
Pallaswieſenſtraße, Buchhandlung Griesheimer und katholiſche
Pfarrhaus Liebfrauen, Klappacherſtraße, ebenſo noch an der Abe
kaſſe, Beſſunger Turnhalle, Heidelberger Str. 131. Der Flügel 10
das Harmonium wird von der Firma Nik. Berg (Piano= Beib=
freundlichſt
zur Verfügung geſtellt.

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Freitag, 12. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 282 Seite 7

Aus Heſſen.
* Die Herbſtfeuer lohen!
Alljährlich, wenn zur Herbſtzeit der Tag ſich neigt, kehren ſie
Svieder, mit ihrem geheimnisvollen Kniſtern und ihrem zauberhaf=
Sen, magiſchen Anblick die Herbſtfeuer!
Wer hat ſie noch nicht geſehen? Und auf wen haben ſie noch
micht einen tiefen Eindruck gemacht, die vielen Flammenbündel auf
pem weiten Felde mit ihrem Feuerſchein, den ſie gegen den nächt=
ichen
Herbſthimmel ſenden?
Es iſt ein ſchönes Schauſpiel, wenn man des Abends hinaus=
wandert
in das weite Feld und ſieht die Dutzenden Feuer brennen
and ihren weißen Rauch zwiſchen Himmel und Erde dahinwälzen.
Smmer wieder feſſeln ſie jung und alt. So wie vor Jahren und
Bahrzehnten dieſe Feuer brannten, ſo brennen ſie heute noch, und
Die ſie damals des Bauern Innerſtes aufwühlten, ſo tun ſie es
lroch heute.
Kann es ein ſchöneres Bild geben, den Bauern vor dieſen
Feuern zu ſehen, ſich auszuruhen und beſinnen? Er denkt vielleicht
rurück an ſeine letzte Ernte, vielleicht an vergangene Jahre oder
euch denkt an ſeinen Kampf mit der Scholle in der Zukunft.
Es iſt ſeine Feierſtunde im Herbſt die Stunde der Beſinnung.
So wie es für den Bauern eine Stunde der Beſinnung iſt, ſo für
ie Kinder eine Stunde der Freude, der Ausgelaſſenheit. Wer
on den Landkindern iſt nicht gerne dabei, wenn das Kartoffel=
aut
im Feuer kniſtert und der würzige Rauch die Augen tränen
Eißt? Wer wirft von ihnen nicht gerne Kartoffeln in die flam=
miende
Glut, um ſie dann gebraten herausholen zu können, dieſe
artoffeln, die beſſer ſchmecken als die der Mutter?
So freut ſich jung und alt auf dieſes Feuer, das am Abend
teegen den Himmel leuchtet.
Und deshalb kann es was Schöneres geben als hinaus zu
wandern für all die, die für den Kampf mit der Scholle nicht be=
ſtimmt
ſind, zur Herbſtzeit, in einer Dämmerſtunde, und das Leuch=
ten
der vielen Feuer zu ſehen? Soweit das Auge zu blicken ver=
trag
, lodern Flammen gegen den Himmel und ſcheinen wie Dank=
twfer
für den Höchſten.
E. J.
Dg. Arheilgen, 10. Okt. Odenwald=Verein. Bei Mit=
lied
Gaſtwirt Wolf fand eine Verſammlung ſtatt, zu der ſich zahl=
teiche
Mitglieder eingefunden hatten. Nach Bekanntgabe verſchie=
lener
Mitteilungen durch Vereinsführer Liegenbühl wurden die
Oseranſtaltungen für den Reſt des Jahres feſtgelegt. Es wurde be=
ſSloſſen
, am kommenden Sonntag nachmittag einen Spaziergang
4rch den in ſeinen Herbſtfarben prangenden Park mit Einkehr in
Meſſel durchzuführen. Die nächſte Veranſtaltung ſoll dann am 23.
jezember eine Weihnachtsfeier im Gaſthaus Zur Sonne ſein.
Aach Erledigung der Vereinsangelegenheiten blieben die Mit=
lieder
noch einige Stunden gemütlich beiſammen. Aus der
SDAP. Am kommenden Montag abend findet im Gaſthaus Zur
Sonne ein General=Mitglieder=Appell der Ortsgruppe Arheilgen
ſtt, bei dem Kreisſchulungsleiter Pg. Borchert ſprechen wird. Die
Ortsgruppe hat eine Bibliothek eingerichtet, die nunmehr eröff=
tet
wurde. Die Ausgabe der Bücher an Parteimitglieder er=
f
lgt Dienstags und Freitags nachmittags von 46 Uhr auf
ämmer 6 der Bürgermeiſterei gegen eine geringe Leihgebühr.
o. Erzhauſen, 10. Okt. Die Diamantene Hochzeit feiert
am nächſten Sonntag, den 14. Oktober, das Ehepaar Chr. Lotz 5.,
und ſeine Ehefrau Ottilie Lotz, geb. Pohl. Voll Wirkens= und
Exhaffensfreude lebten ſie in ihrem Eheſtande. Begünſtigt vom
gätigen Geſchick dürfen ſie dieſen Tag begehen, im Kreiſe von 10
Hündern, 34 Enkeln und 20 Urenkeln, Friſch und geſund verſehen
bi=ide noch häusliche Arbeiten.
J. Griesheim, 11. Okt. Arbeitsjubiläum. Der Werk=
meiſter
Peter Dieter hier, Hindenburgſtraße 46, konnte dieſer
Trage auf eine ununterbrochene 40jährige Dienſtzeit bei der
Eirſenbahnwerkſtätte I in Darmſtadt zurückblicken. Aus dieſem
Amlaß hatte die Arbeiterſchaft ſeine Arbeitsſtätte reich mit Blu=
men
geſchmückt. In einer Anſprache gedachte ein Arbeitskollege
des Jubilars und übermittelte die Glückwünſche ſeitens der Ar=
biitskollegen
. Als Ehrengabe überreichten ſeine Arbeitskollegen
eme hübſche Standuhr ſowie Blumen und ſonſtige kleine Ge=
ichenke
. Unter den zahlreichen Glückwünſchen, die dem Jubilar
gingen, befanden ſich auch Glückwunſchtelegramme von unſerem
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler und dem Generaldirektor
dm Deutſchen Reichsbahn Dr. Dorpmüller. Kreisdirektor
Dir. Jann vom Kreisamt Darmſtadt weilte geſtern nachmittag
Griesheim. Er beſichtigte die Büroräume der Bürgermeiſterei
u1. d unterhielt ſich eingehend mit den Herren Bürgermeiſter Feld=
nnnn
und Beigeordneten Nothnagel über die Verhältniſſe der
geſigen Gemeinde.
Ar. Eberſtadt, 11. Okt. Verſammlung der Arbeits=
ont
. In einer gutbeſuchten Verſammlung im Saale des
hrſthauſes Zum Schwanen ſprachen die Pg. Kobold und
Kern. Während Pg. Kobold über die Arbeiten an der Auto=
hahn
, über Löhne, Prämien und Leiſtungszulagen referierte, ver=
eitete
ſich Pg. Kern über den deutſchen Sozialismus.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 11. Oktober. Kartoffelernte. Die
Kartoffelernte neigt ſich ihrem Ende zu. Der Ertrag iſt ein gutes
Darchſchnittsergebnis, teilweiſe iſt ſogar eine Rekordernte zu ver=
eichnen
geweſen. Der Verkaufspreis bewegt ſich zwiſchen 3 RM.
und 3.50 RM. pro Zentner, je nachdem die Transportverhältniſſe
ſird. Einen ſehr guten Ertrag lieferte im Allgemeinen die Sorte
Ackerſegen, wiederum ein Beweis dafür, daß auserleſenes, er=
obtes
Saatgut auch entſprechend gute Erträge liefert. Obſt=
eiſe
. Soweit bis jetzt Obſtverkäufe ſtattgefunden haben, wur=
en
durchſchnittlich bezahlt für Tafelobſt 810 RM. pro Zentner,
ür Wirtſchaftsobſt 57 RM. pro Zentner. Kelterobſt wurde zu
.3 RM. pro Zentner abgeſetzt. Die Nachfrage iſt nicht ſehr
erk. Flaſchenbirnen ſind hierorts in außergewöhnlich großen
Nengen geerntet. Für dieſe iſt faſt gar keine Nachfrage, obſchon
ei: Preis ein ganz minimaler iſt.
G. Ober=Ramſtadt, 11. Okt. Die Fliegergruppe Ober=
7mmſtadt des Deutſchen Luftfahrt=Verbandes tritt am Sams=
a
=, dem 13. d. M., erſtmals mit einer größeren Werbeveranſtal=
ung
an die Oeffentlichkeit. Ein Werbeabend, in welchem be=
annte
Weltrekordflieger über ihre Kriegs= und Sporterlebniſſe
rählen werden, bringt außerdem Filmvorführungen, Flug=
nüdellſchau
und Konzert und ſteht unter der Parole: Das
emtſche Volk muß ein Volk von Fliegern werden. Die Ver=
mtaltung
findet im Saalbau Eliſenbad ſtatt. Hohes
Iter. Am 13. d. M. kann Herr Ludwig Schneider, Ammer=
ſackhſtraße
20, als einer der älteſten Einwohner unſeres Ortes
guter Geſundheit und geiſtigem Wohlbefinden ſeinen 86.
häburtstag feiern.
k. Dieburg, 10. Okt. Nat.=Soz. Kriegsopferver=
om
gung (Ortsgruppe Dieburg). Die ſeit längerer Zeit geplante
Scuwerkriegsbeſchädigtenfahrt der Ortsgruppen Dieburg und Gr. wird nunmehr am Sonntag, den 14. Oktober, ſtattfinden.
e NS.=Kraftfahrkorps und einige nichtorganiſierte Kraftwagen=
eſt
=tzer von Dieburg und Umgebung werden in etwa 80 Wagen
brer 200 ſchwerkriegsbeſchädigte Kameraden von hier aus über
ſirdenfels nach Beerfelden bringen. Die Abfahrt erfolgt vom
ſtrrktplatz durch verſchiedene Ortsſtraßen um 12.10 Uhr. Die
awelle des Deutſchen Arbeitsdienſtes wird bis zur Abfahrt auf
em Marktplatz konzertieren. Die Anwohner der Straßen, durch
ſich die Wagenkolonne bewegt, werden gebeten, ihre Häuſer zu
raggen, um auf dieſe Weiſe ihre Anteilnahme den Schwerkriegs=
ſchädigten
zu bekunden. Kraft durch Freude‟ Am
ärſten Sonntag beginnt das Winterprogramm mit einem heite=
e
Operetten= und Tanzabend im Mainzer Hof‟. Die hier vom
zien Winter bekannten Künſtler Schett=Schettler, das
anzpaar Reiß=Darmſtadt und unſere heimiſche Sängerin
ä the Muhn beſtreiten das reiche Programm, das Kreisorche=

Der Bogelſchuhverein für Heſſen
tagt in Mainz am 13. Oktober 1934 um 10.15 Uhr im Stadtpark=
Reſtaurant. Nach Abwicklung des geſchäftlichen Teils ſteht ein
intereſſanter Vortrag von Miniſterialrat i. R. Dr. Urſtadt,
dem früheren federführenden Referenten für das Heſſiſche Natur=
ſchutzgeſetz
zu erwarten mit dem Thema: Vogelſchutz in Heſſen,
ein Rückblick und Ausblick! Nach dem gemeinſamen einfachen
Mittagstiſch um 13 Uhr (Gedeck 1 RM.) wird Stadtgarten=
oberinſpektor
Keim den Mitgliedern und Gäſten die Sehenswür=
digkeiten
Mainzer Anlagen gerade auf dem Gebiet des Vogel=
ſchutzes
zeigen. Ab 16 Uhr übernimmt Profeſſor Dr. Schmidt=
gen
die Führung durch das Naturhiſtoriſche Muſeum zu Mainz.
Mit der Tagung iſt eine beachtliche Ausſtellung im Stadtpark=
Reſtauvant über praktiſchen Vogelſchutz verbunden. Die Tagung
wird von angemeſſenen Muſikſtücken und Liedern von unſerem
deutſchen Dichter Hermann Löns umrahmt ſein. Es wird keinerlei
Eintrittsgeld erhoben. Wer ſich mit unſerer heimatlichen Natur
verwachſen fühlt, aber auch jeder Volksgenoſſe, der an der Tagung
Indereſſe hat, iſt willkommen. Gerade von unſeren heſſiſchen Forſt=
beamten
ſteht Beſuch zu erwarten.

er, unter Hans Lorz den muſikaliſchen Teil.

Bezirkstag der Haſſia und 60jähriges Jubelfeſt
des Milikärvereins Kelſterbach.
Be. Am Sonntag fand in Kelſterbach der Bezirkstag der
Kriegerkameradſchaft Haſſia, verbunden mit der 60jährigen Jubel=
feier
des Krieger= und Militärvereins Kelſterbach, ſtatt. Auch Se.
Exz. Generalleutnant von Oidtman war erſchienen. Am Vormit=
tag
fand Weckruf ſtatt; anſchließend in der evangeliſchen ſowie in
der katholiſchen Kirche Feſtgottesdienſt. Am Nachmittag, nachdem
man die auswärtigen Kameraden und Delegierten am Bahnhof
abgeholt hatte, ging es geſchloſſen zum Tagungslokal. Am neuen
Kriegerdenkmal wurde ein Kranz niedergelegt. Das Lied vom
Guten Kameraden bildete den Abſchluß der ſchlichten Gedenk=
feier
.
Im Tagungslokal fand der Einmarſch der Fahnen ſtatt. Einige
Liedervorträge des Geſangvereins Teutonia und der Sängerriege
des Turnvereins leiteten die Feier ein. Herzliche Begrüßungs=
worte
des Beigeordneten im Namen der Gemeinde Kelſterbach, ſo=
wie
des Vereinsführers im Namen des Vereins Kelſterbach, leite=
ten
die Tagung ein. Bezirksführer Netzt gedachte in ſeiner Eröff=
nungsrede
beſonders des verſtorbenen Feldmarſchalls von Hinden=
burg
, der Gefallenen des Weltkrieges und der für die national=
ſozialiſtiſche
Revolution gefallenen 400 Deutſchen. Den vorläufigen
Geſchäftsbericht erſtattete Kam. Schaffner=Groß=Gerau. Se. Exz.
Generalleutnant von Oidtman nahm die Weihe von zwei Fahnen
vor. Mit dem Spruch Gott, Ehre und Vaterland übergab er die
Fahnen den Fahnenträgern. Das nächſte Bezirksſchießen wurde
dem Verein Walldorf übertragen. Der nächſte Bezirkstag findet in
Rüſſelsheim ſtatt. Es wird bekannt gegeben, daß Exz. von Oidt=
man
beabſichtigt, den nächſten Verbandstag in Mainz einzube=
rufen
. Es folgt die Mitgliederehrung der alten Kameraden des
Kelſterbacher Vereins. Es konnten 8 für 50jährige, 8 für 40jährige
und 18 für 25jährige treue Mitgliedſchaft geehrt werden. Zum
Schluſſe wurde noch die geſchoſſene Bronce=Kyffhäuſer=Ehrennadel
an verſchiedene Mitglieder verliehen.

in der rot-weißen Dose

Meſſel, 11. Okt. Luftſchutz=Werbeabend. Kom=
menden
Samstag, den 13. d. M., abends, veranſtaltet die hieſige
Gemeindegruppe des Reichsluftſchutzbundes im Saale von Jakob
Wältz einen Werbeabend. Es findet ein Lichtbildervortrag ſtatt,
und es wäre deshalb ſehr erwünſcht, daß jeder Volksgenoſſe und
=genoſſin erſcheint.
Eb. Heuſenſtamm. 10. Okt. Schneller Tod. Als ein 58
Jahre alter Mann nach einem Skat am Sonntag eine Wirtſchaft
verließ, brach er im Hofe, von einem Schlaganfall betroffen, tot
zuſammen.
Ci Erbach, 11 Okt. Todesfall. Im Eliſabethenſtift zu
Darmſtadt verſtarb an den Folgen einer Operation Sanitätsrat
Dr. Wernigk. Der Verſtorbene, der vor wenigen Wochen noch
ſeinen 79. Geburtstag feiern konnte, war über 40 Jahre lang als
praktiſcher Arzt hier tätig und erfreute ſich weit und breit aller=
größter
Beliebtheit. Die letzten Jahre ſeines Lebens mußte der
ehemals Unermüdliche ſeiner geſchwächten Geſundheit wegen im
Ruhſtande verbringen Kranzniederlegung am Tan=
nenbergdenkmal
. Die hieſige Stadtverwaltung ließ durch
Herrn Stadtpfarrer Hahn, der als Vertreter des heſſiſchen Zweig=
vereins
an der Reichstagung des Guſtav=Adolf=Vereins in =
nigsberg
teilnahm, an der Gruft des Ehrenbürgers unſerer Kreis=
ſtadt
, des verſtorbenen Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg,
einen Kranz mit den Farben unſerer Stadt und denen des neuen
Reichs niederlegen. Vom Kirchenchor. Der evg. Kirchen=
chor
, der ſeit einigen Jahren abwechſelnd die verſchiedenen Fili=
alen
unſeres Kirchſpiels beſucht, ſtattet kommenden Sonntag dem
benachbarten Erlenbach einen Beſuch ab. Der gemeinſame Ab=
marſch
erfolgt um 1.30 Uhr nachmittags am Gemeindehaus.
Lindenfels, 11. Okt. Die hieſige Frauenhilfe feierte
ihr 10jähriges Jubiläumsfeſt. Mit dem Feſte war
ein Treffen der benachbarten Frauenhilfen verbunden. Etwa 700
Frauen nahmen daran teil. Das Städtchen hatte zu Ehren des
Tages bei ſtrahlendem Sonnenſchein reichen Feſtſchmuck angelegt.
Im Feſtgottesdienſt, der vom Kirchenchor Lindenfels und von dem
Poſaunenchor Reichelsheim verſchönt wurde, fand der Feſtprediger
Pfarrer H. Hartmann (Groß=Umſtadt) packende, zielweiſende
Worte für die Aufgaben der evangeliſchen Frauenhilfe in der
Gegenwart. Nach kurzer Kaffeepauſe in den verſchiedenen Gaſt=
häuſern
fand man ſich zur Nachverſammlung in den Sälen des
Hotels Odenwald zuſammen. Die Führerin der hieſigen Frauen=
hilfe
, Frau Major Schenck, begrüßte in herzlichen Worten die
zahlreiche Verſammlung. Glückwünſche und freundliche Grüße
ſprachen der Gründer des Vereins, Pfarrer i. R. Junker, die
Fürſtin Erbach=Schönberg für den Landesverband der heſſiſchen
Frauenhilfen, Beigeordneter Bauer für die Stadt Lindenfels,
Kirchenvorſteher Schobert für die evangel. Kirchengemeinde Lin=
denfels
aus. Im Mittelpunkt der Feſtverſammlung ſtand ein
Vortrag der Geſchäftsführerin der Frauenhilfen, Frl. Wahren=
dorff
(Alsbach) über Evangeliſche Frauenhilfe heute, und Frau
Pfarrer Stork (Birkenau) über die Jahresloſung des Verbands.
Die beiden tiefgehenden Vorträge fanden reichen Beifall. Auch
ie Nachverſammlung wurde von muſikaliſchen Darbietungen um=
rahmt
. Außer dem Poſaunen= und Kirchenchor wirkte hierbei
Frl. A. Ritzert (Groß=Umſtadt) durch vier ſchöne Einzelgeſänge
mit. Mit einem Schluß= und Dankeswort des Ortspfarrers
Hartmann wurde das ſchön verlaufene Feſt beendet.

Wirkſchaftskundliche Ferienfahrk.
Be. Rüſſelsheim, 10. Oktober.
Der Mangel an tüchtigen Facharbeitern bedingt die Anwen=
dung
aller möglichen Bildungsgelegenheiten zur Schulung des
Nachwuchſes. Dieſem Zwecke diente auch die durchgeführte wirt=
ſchaftliche
Ferienfahrt von 23 Lehrlingen, die in einem von der
NSG. Kraft durch Freude zur Verfügung geſtellten Luxus=
Omnibus Weſtdeutſchland, insbeſondere das Ruhrgebiet, durch=
reiſten
. Das erſte Ziel: Förderung der Berufsausbildung und
damit Verinnerlichung des in Werkſtatt und Schule aufgenom=
menen
Lehrgutes, wurde vollkommen erreicht. Schon am zweiten
Tage war die HJ=Gruppe an der Sieg, um eine durch die Fried=
richshütte
in Hersdorf ſorgfältig vorbereitete Beſichtigung der
Werksanlagen vornehmen zu können. Beim Dortmund=Hörder
Hüttenverein (Vereinigte Stahlwerke) gab es beſonders moderne
Hüttenanlagen zu ſehen. Die Eiſen= und Hüttenwerke Bochum
zeigten vor allem die Herſtellung des Karoſſeriebleches, die Krupp
A.G. Eſſen neben ihren intereſſanten Hochofenanlagen Stahlöfen
größten Ausmaßes. In Hagen (Weſtfalen) erfuhren die Lehr=
linge
, wie Achſen des Opelwagens vorgeſchmiedet, geformt und
darauf durch verſchiedenartige Preſſen abgegratet werden. Dieſe
Anſchauung wurde bei Krupp erweitert, als dort neben den gro=
ßen
Hammerwerken und anderem die größte Preſſe der Welt ge=
zeigt
wurde. Dann waren die Jungen Gaſt der Bergiſchen Stahl=
induſtrie
in Remſcheid.
Die Kleinſtück=Stahlverarbeitung ſchaute man bei der welt=
bekannten
Stahlfedernfabrik Brauſe & Co. in Iſerlohn. Bei
O. Fuchs ſah man die Verarbeitung von Meſſing, Kupfer und
Preſſe=Bronce. Ein Hamborner Werk ließ vier der Beteiligten
das gefahrvolle, ſchwierige Schaffen der Kohlenbergarbeiter er=
kennen
, führte alle durch die rieſigen Krafthaus=, Förder= und
Kohlenaufbereitungsanlagen zu den mächtigen Schächten der
Großkokerei und den Keſſeln, die der weiteren Kohlenaufſchließung
dienen. Die Gutehoffnungshütte in Oberhauſen hatte ſich bereit=
erklärt
, die Verwertung der Gichtgaſe zu erklären. Die hohen
Leitungsmaſten des REW., das dieſem Unternehmen gehörige
Kraftwerk in Herdecke mit dem Hengſteyſee bei Dortmund, die
Liſtertalſperre bei Olpe, das mächtige Kraftwerk auf der Braun=
kohle
der Ville bei Köln gewährten den Anblick neueſter Ener=
giegewinnungsſtätten
. Auch die Herſtellung der Union=Briketts
wurde beſchaut.
Gegen Ende des Vielgeſchauten folgte eine Bootsfahrt durch
den Duisburg=Ruhrorter Hafen. Man war im Märchenland der
größten und ſchönſten Tropfſteinhöhle Deutſchlands. Der Burg
Altena und in ihr die vielen Waffen=, Hausrat und techniſchen
Sammlungen, die auch von Altenas Drahtziehereien und Lüden=
ſcheids
Kleineiſeninduſtrien erzählen konnten, wurde ein Beſuch
abgeſtattet. Durchfahren wurde das herrliche Düſſeldorf, die
Klingenſtadt Solingen, darauf das emſige Remſcheid, Köln mit
ſeinem Dom, das vornehme Bonn, man ſah in Godesberg das
Hotel Dreſſen, das ſchon oft unſeren Führer zu Gaſt hatte, man
fand den ſchönen Weg durch das Aar= und Moſeltal mit den ſtei=
len
, rebenbeſtandenen Hängen, von denen fröhliche Menſchen bei
der Weinleſe den Ausflüglern zuwinkten. An einem anderen
Tage ſtanden die Jungens an der Porta nigra zu Trier, und
bald darauf hörten ſie in Luxemburg einer Uebertragung des
Frankfurter Senders zu. Die gefahrenvollen Kurven des Nürburg=
Ringes durchfuhren ſie ſicher wie die ſchönen Höhenſtraßen des
Idar= und Hochwaldes.
Die Gruppe war auch oft zu ernſtem Auftreten verpflichtet.
In dem zu Ehren der im Weltkrieg gefallenen Werksangehörigen
des Kruppbetriebes in Eſſen erbauten Ehrenhof gedachten ſie in
eindrucksvoller Weiſe der Mitkämpfer des Führers. Später ſtan=
den
ſie in Kaiſerwörth an der Schlageter=Flamme und ehrten in
würdiger Form die gefallenen HJ=Kameraden. Eine beſondere
Feier am eiſernen Schlageter=Kreuz war dem Gedenken an die
gefallenen Ruhrkämpfer und beſonders Albert Leo Schlageter
gewidmet.
Bensheim, 11. Okt. Kind von Brauereiauto tot=
gefahren
. Im nahen Elmshauſen wurde am Mittwoch=
morgen
das 3jährige Töchterchen des Bäckermeiſters Krämer
von einem Bensheimer Brauereilaſtauto angefahren. Das Kind
erlitt einen doppelten Schädelbruch, an deſſen Folgen es bald
darauf ſtarb. Erſchütternd war es, daß ſich der bedauerliche Un=
glücksfall
vor den Augen des Vaters abſpielte, der keine Möglich=
keit
hatte, zu helfen.
Bm. Hofheim (Ried), 10. Okt. Generalverſammlung.
Im Schwarzen Adler hatte der Krieger= und Soldatenverein
eine außerordentliche Generalverſammlung bei gutem Beſuch. In
ſchlichter ſoldatiſcher Form gedachte Vereinsführer Schmidt des
verewigten Feldherrn und Reichspräſidenten von Hindenburg, dem
die Verſammlung die übliche Ehre erwies. Der Vereinsführer
ſprach dann über die SAR. II, gab Anordnungen des Oberlandes=
führers
bekannt und klärte noch eine Reihe wichtiger Fragen des
Vereins= und Bundeslebens. Es wurde beſchloſſen, am 21. Oktober
am 60jährigen Stiftungsfeſt des Brudervereins Biblis teilzuneh=
men
. Weiter wurde die diesjährige Weihnachtsfeier feſtgelegt
und Einzelheiten hierzu behandelt. An alle Kameraden erging
der Appell, ſich der Ehrenpflicht des Schießens zu unterziehen. Am
Schluß hielt der Ehrenvorſitzende noch einen kurzen Vortrag über
Verſicherungsweſen. Felddiebſtahl. Vom Feldſchutzper=
ſonal
wurden am Sonntag abend zwei Männer gefaßt, die von
einem draußen lagernden Haufen je einen Sack Kartoffeln ent=
wendet
hatten. Die Diebe mußten ihre Beute ſelbſt zum Rathaus
bringen und werden ſich wegen Felddiebſtahls, zu verantworten
jaben. Dieſer Tage wurde hier verſucht, in einem etwas abſeits
gelegenen Anweſen zwei Hunde im Zwinger durch vergiftetes
Fleiſch aus dem Wege zu räumen, um wahrſcheinlich dann einen
nächtlichen Beſuch auszuführen. Die Hunde ließen das Fleiſch un=
berührt
, und hat man es zur Unterſuchung weitergegeben. Auf
alle Fälle war hier eine dunkle Tat geplant und wird man der
Angelegenheit etwas Aufmerkſamkeit ſchenken.
* Hirſchhorn, 11. Oktober. Waſſerſtand des Neckars
am Pegel in Hirſchhorn am 10. Oktober: 1,50 Meter, am 11. Ok=
tober
: 1,48 Meter; jeweils 5 Uhr morgens.
Be. Klein=Gerau, 11. Okt. In verſchiedenen Gemeinden, dar=
unter
auch Klein=Gerau, wurde am vergangenen Sonntag der
teue Pfarrer Rau eingeführt. Pfr. Rau wird Kirche in
Worfelden, Braunshardt und Klein=Gerau halten.
* Groß=Gerau, 10. Okt. Pilzwanderung. Am kom=
menden
Samstag, 13. d. M., veranſtaltet der Reichsbund Volks=
tum
und Heimat eine Pilzwanderung in Verbindung mit der
beſſiſchen Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung
Mykologiſches Inſtitut der Deutſchen Geſellſchaft für Pilzkunde).
Die Teilnehmer treffen ſich um 13.30 Uhr am Bahnübergang bei
dem Bahnhof Groß=Gerau.

Aus Oberheſſen.

Lpd. Schotten, 10. Okt. Schutzhaft für verantwor=
tungsloſe
Schwätzer. Eine Frau aus Laubach (Kr. Schot=
ten
), die ſich in ungehörigen Schmähreden über die Regierung
und Maßnahmen der Regierung erging, wurde nach Vernehmung
vor dem Laubacher Amtsgericht dort in Schutzhaft genommen.
Aus dem gleichen Grunde wurde ein Mann aus Köln, der ſich in
Meiches (Kr. Schotten) aufhielt und dort über die wirtſchaftlichen
Maßnahmen der Regierung bösartiges Geſchwätz losgelaſſen hatte,
dem Amtsgericht in Ulrichſtein vorgeführt, von wo er dann in
Schutzhaft in das Staatspolizeigefängnis nach Darmſtadt über=
führt
wurde.
Lpd. Schotten, 10. Okt. Bei Straßenbauten tödlich
verunglückt. Bei Bauten der Provinzialſtraße Schotten
Lauterbach iſt in der Nähe des Dorfes Götzen vorgeſtern nachmit=
tag
der Arbeiter Otto Günther aus Rebgeshain von einem Laſt=
auto
erfaßt worden. Dabei wurde ihm der Bruſtkorb eingedrückt.
Der Verunglückte wurde in noch bewußtloſem Zuſtand in das
Krankenhaus nach Schotten eingeliefert, wo er alsbald geſtor=
ben
iſt.

wolllsaskang
mair Ladteß

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 282

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 12. Oktober 1934

Schnellzug

Kilomeker

RDV. Ein Schnellzug, der ohne Fahrgäſte
100 000 Kilometer zurücklegen ſoll, wird demnächſt
auf einer Verſuchsſtrecke zwiſchen Stendal und
Salzwedel verkehren. Die Deutſche Reichsbahn hat
hier eine Verſuchsſtrecke mit geſchweiſten 30=Mtr.=
Schienen geſchaffen, auf der in Hinblick auf die
höheren Geſchwindigkeiten der Wirkungsgrad
zwiſchen Oberbau und Fahrzeug feſtgeſtellt werden
ſoll. Die 30=Meter=Schienen ſind faſt lückenlos zu=
ſammengefügt
, ſo daß ſich bei den hohen Geſchwin=
digkeiten
die Schienenſtöße kaum bemerkbar ma=
chen
. Der Probezug wird während dreier Monate
täglich zehnmal zwiſchen Stendal und Salzwedel
mit einer Geſchwindigkeit von 120 bis 150 Kilo=
meterſtunden
pendeln, bis er etwa 100 000 Kilo=
meter
zurückgelegt hat. Wenn ſich der neue Ober=
bau
bewährt, ſoll er auf allen FD.=Zugſtrecken im
ganzen Reich Verwendung finden.

Goeillg greiſt Zoowärker an.
Gefährlicher Zwiſchenfall im Berliner Affenhaus.
Berlin. Im Affenhaus des Berliner Zoo=
logiſchen
Gartens ſpielte ſich ein gefährlicher Zwi=
ſchenfall
ab. Der bekannte große Gorilla Bobby
ſtürzte ſich plötzlich auf ſeinen Wärter und riß ihn
zu Boden. Durch das Dazwiſchentreten anderer
Zoowärter konnte der Angefallene noch im letzten
Augenblick aus ſeiner gefährlichen Lage befreit
werden, ſo daß er offenbar nur ungefährliche Ver=
letzungen
davontrug.
Bei den Menſchenaffen des Zoo finden täglich
vor zahlreichen Zuſchauern Vorführungen ſtatt,
bei denen Bobby, der große Gorilla, das beſondere
Intereſſe des Publikums findet. Dabei bekam der
Gorilla nun plötzlich einen Wutanfall und griff
den ſtellvertretenden Affenwärter Wilke an; er
riß ihn zu Boden, warf ſich auf ihn und brachte
ihm mit ſeinem gewaltigen Gebiß Verletzungen
bei. Durch die Schreckensrufe der Zuſchauer wurde
Bobby offenbar zu noch größerer Wut aufgeſtachelt.
Glücklicherweiſe waren inzwiſchen andere Wärter,
die in der Nähe waren, auf den Vorfall aufmerk=
ſam
geworden, und unverzüglich eilten ſie ihrem
bedrängten Kollegen zu Hilfe, und es gelang ihnen
ſchnell, den bereits verletzten Wärter aus ſeiner
gefählichen Lage zu befreien Er wurde zur Ret=
tungsſtation
gebracht, von wo aus man ihn einem
Krankenhaus zuführte.
Wie die Direktion der Zoologiſchen Gartens
mitteilt, hat der Wärter Wilke bei dem ungleichen
Kampf mit dem großen Gorilla einen Biß am
Oberſchenkel davongetragen. Um feſtzuſtellen, ob
er auch innere Verletzungen davongetragen habe,
wurde er zur Beobachtung ins Krankenhaus ge=
bracht
, denn die Umarmung und Angriffe des
gefährlichen Gorilla können leicht für den Ange=
griffenen
ſchwere Folgen haben.

Saarbrücken und Neunkichen.

Der Bürgermeiſter von Saarbrücken, Dr. Neickes, der zuſammen mit den Stadtratsfraktionen der
Saarſtädte Saarbrücken und Neunkirchen vom Führer empfangen wurde, überreicht dieſem die
Ehrenbürger=Urkunde.
Vom Königsmord in Marſeille.

Deviſenſchmuggel im FD.=Zug aufgedeckt.
Aſchaffenburg. Am Dienstag gelang es
einem Reichsbahnreviſor und einem Streifen=
dienſtbeamten
, im Fern=D.=Zug München Amſter=
dam
einem Deviſenſchmuggel auf die Spur zu
kommen. Die Beamten fanden auf der Strecke zwi=
ſchen
Steinach und Würzburg in einem Abteil der
zweiten Klaſſe im Polſter verſteckt Geldſcheine im
Werte von 38 000 Dollar, zwiſchen Gemünden und
Aſchaffenburg gelang es ihnen dann noch, im Ab=
ort
desſelben Wagens 5000 Dollar in Wertpapie=
ren
zu entdecken. Bargeld und Papiere wurden ſo=
fort
beſchlagnahmt. Im Verlauf der Fahrt konn=
ten
dann noch die Beſitzer der Dollars ausfindig
gemacht werden, als dieſe ſich gerade in den Ver=
ſtecken
nach den Beträgen umſahen. Sie wurden in
der Grenzſtation Emmerich feſtgenommen und dem
Unterſuchungsrichter übergeben. Es handelt ſich
um den 73jährigen jüdiſchen Kaufmann Siegfried
Poppengeim und ſeine Tochter, beide aus Mün=
chen
. Sie befanden ſich auf einer Reiſe nach Eng=
land
und hatten verſucht, das Geld über die Grenze
zu ſchmuggeln.
Neuſchnee in den Inntaler Bergen.
Roſenheim. Der erhebliche Temperatur=
ſturz
dieſer Tage hat für die höchſten Erhebungen
des Inntales bereits den erſten Schnee gebracht.
So herrſchte beſonders auf dem Wendelſtein ein
heftiges Schneetreiben. Auch auf den beiden Trai=
ten
liegt bereits in mehrfachen Schichten Neu=
ſchnee
. Aus Bad Reichenhall und Berchtesgaden
wird gemeldet, daß dort Reitersalpe und Unters=
berg
ein weißes Gipfelkleid tragen, während die
Berchtesgadener Berge bis faſt zur Hälfte ver=
ſchneit
ſind.

Die Aufbahrung des Königs
in der Polizeipräfektur von Marſeille, in der er ohne das Bewußtſein wiedererlangt zu haben
(Funkbild.)
verſchied.

Mehrere 100 000 RM. Schaden.
Ludwigshäfen. Am Mittwoch abend ge=
gen
19 Uhr brach in dem 1500 Quadratmeter gro=
ßen
Gebäudekomplex der Firma Heſſenmüller und
Wolpert, Prüfmaſchinen und Apparatebau, ein
Brand aus, der ſich raſch zu einem Großfeuer ent=
wickelte
. Das verheerende Element nahm ſeinen
Ausgang von der von der Chemiſchen Fabrik Knoll
gemieteten Schloſſerei und griff mit ungeheurer
Schnelligkeit auf die unmittelbar ſich anſchließen=
den
Fabrikationsräume von Heſſenmüller und
Wolpert über. Die Ludwigshafener Feuerwehr, zu
deren Unterſtützung ſpäter auch Landespolizei ein=
geſetzt
wurde, bekämpfte den Großbrand auf einer
Länge von vier Kilometern mit 20 Schlauchleitun=
gen
, mußte ſich aber im weſentlichen darauf be=
ſchränken
, ein Uebergreifen der Flammen auf die
angrenzenden Gebäude zu vermeiden. Beſonders
hartnäckig, hielt ſich das Feuer in der Knollſchen
Betriebswerkſtätte, die von den Werkſtätten der
Firma Heſſenmüller und Wolpert nur durch eine
Holzwand getrennt war, ſo daß das Feuer ver=
hältnismäßig
raſch und ungehindert auch auf dieſe
Räume übergreifen konnte. Der Feuerſchein, der
von dem Flammenmeer ausging, war weit über
Ludwigshafen hinaus zu ſehen. Der geſamte Ge=
bäudekomplex
iſt bis auf die Grundmauern nie=
dergebrannt
. Gegen neun Uhr war die Gefahr ſo
weit bekämpft, daß das Ablöſchen des eigentlichen
Brandherdes vorgenommen werden konnte. Ir=
gendwelche
Unfälle ſind bei der Löſchung des Rie=
ſenbrandes
erfreulicherweiſe nicht zu verzeichnen.
Der Brandſchaden aber geht in die Hunderttau=
ſende
, da wertvolle Maſchinen und Einrichtungs=
gegenſtände
mitvernichtet wurden. Aus den Räu=
men
der Firma Heſſenmüller und Wolpert konnte
ſo gut wie nichts gerettet werden. In den vom
Brand zerſtörten Werkſtätten waren insgeſamt
etwa 100 Mann beſchäftigt. Allein der Wert der
in der Schloſſerei der Firma Knoll vernichteten
Maſchinen und Einrichtungen wird auf 50 000
RM. geſchätzt. Der geſamte Gebäudekomplex war
Eigentum des Alteiſenhändlers Weilheimer, der
die Betriebsräume an die beiden Firmen Knoll
und Heſſenmüller und Wolpert vermietet hatte.
Ueber die Brandurſache läßt ſich bis jetzt noch
nichts Genaues ſagen.
Die Firma Heſſenmüller und Wolpert, deren
Betrieb vorgeſtern durch ein Großfeuer vernichtet
wurde, teilt mit, daß ſie beſtrebt iſt, die Fabrika=
tion
an anderer Stelle weiterzuführen, damit die
bei ihr beſchäftigten Arbeiter nach wie vor in
Arbeit und Brot bleiben können.

Zwei Mitglieder des Regentſchaftsrates,
der gemäß dem Teſtament des toten Königs die Regentſchaft führen ſoll, ſind Prinz Paul Kara=
georgewitſch
(rechts), ein Vetter des Königs Alexander, unn Senator Dr. Radenko Stankowitſch,
der frühere Unterrichtsminiſter.

Die Königin=Witwe Maria von Jugoſlawien,
eine Schweſter des Königs von Rumänien, iſt nur
dadurch dem Tode entgangen, daß ſie wegen des
ſtürmiſchen Wetters nicht an der Seereiſe des
Königs teilnahm, ſondern mit der Eiſenbahn nach
Frankreich reiſte und daher noch nicht in Mar=
ſeille
eingetroffen war.

Mehr Vorſicht beim Feuerſchüren!
Von den Flammen erfaßt.
Oberlahnſtein. Ein Hausmädchen war
hier damit beſchäftigt, das Feuer im Herd zu ſchü=
ren
. Plötzlich ſchoſſen die Flammen aus der Feue=
rung
hervor und ſetzten die Kleider des Mädchens
in Flammen. Als die Flammen gelöſcht waren,
wurden vom Arzte ſo ſchwere Brandverletzungen
feſtgeſtellt, daß mit dem Ableben der Schwerver=
etzten
gerechnet wird.

Franzöſiſche Soldaten rauben 900 000 Franken.
Paris. Zwei franzöſiſche Soldaten des 21.
Flieger=Regiments haben, wie erſt jetzt nach Ab=
ſchluß
der Unterſuchung bekannt wird, aus der
Regimentskaſſe der Eſſey les Nancy 900 000 Fran=
ken
(etwa 150 000 RM.) geraubt. Sie fuhren
nachts im Kraftwagen vor der Kaſſe vor und fie=
len
über den Unteroffizier und die Soldaten her,
denen die Ueberwachung der Regimentskaſſe oblag.
Der wachthabende Unteroffizier wurde lebensge=
fährlich
verletzt. Nach Abſchluß der Unterſuchung
wurden die beiden Soldaten verhaftet.

Insgeſamk 32 Todesopfer
bei dem Bergwerksunglück von St. Bol.
Lyon. Infolge des Marſeiller Königsmordes
iſt das Bergwerksunglück von St. Bol faſt unbe=
merkt
geblieben. In einer der Geſellſchaft St. Go=
bain
gehörenden Schwefelkiesgrube ereignete ſich
bekanntlich am Dienstag eine Exploſion, wobei
Feuer ausbrach, das erſt in der vergangenen Nacht
gelöſcht werden konnte. Bisher wurden die Leichen
von 21 Bergleuten geborgen. 11 Leichen liegen
noch im Grubenſchacht, und man hofft, ſie heute ans
Tageslicht ſchaffen zu können. Im ganzen kamen
alſo 32 Bergleute, darunter mehrere Polen, ums
Leben.
Schweres Eiſenbahnunglück in Jowa.
New York. In der Nähe von Guttenberg im
Brücke und ſtürzte in den Fluß. Die Lokomotive
explodierte, der Lokomotivführer, der Heizer und
drei Fahrgäſte fanden den Tod. Aus den zertrüm=
merten
drei Bahnwagen wurden zahlreiche Ver=
letzte
geborgen.

Tribüneneinſturz in einem Zirkus.
Kattowitz. Als am Mittwoch abend nach
Schluß der Vorſtellung des zur Zeit hier gaſtie=
renden
Zirkus Stanievicz die Zuſchauer zu den
Ausgängen des Zeltes drängten, brach ein Teil
der Tribüne zuſammen. Unter der Menge ent=
ſtand
eine Panik. Polizeibeamte, Zirkusangeſtellte
und mehrere beherzte Zuſchauer konnten die Ruhe
nach einiger Zeit wiederherſtellen. Da die Tribüne
nur etwa 1½ Meter hoch war, verlief das Eih
ſturzunglück noch verhältnismäßig glimpflich. Bei=
dem
furchtbaren Gedränge der Zuſchauer wurden
zwei Mädchen ſchwer verletzt und mußten ins
Krankenhaus geſchafft werden. Zahlreiche Perſonen
erlitten leichtere Verletzungen.
Drei engliſche Flugzeuge in der Wüſte verſchollen.
London. Nach einer Reutermeldung aus
Bagdad hat man die größten Befürchtungen um
das Schickſal von vier Fliegern, einem Engländer
und drei Indern, die mit ihren drei Fugzeugen
in der Wüſte zwiſchen Bagdad und Basra gelandet
ſein dürften und wahrſcheinlich ſeit Montag vor=
mittag
keine Nahrungsmittel und kein Waſſer
mehr haben. 20 britiſche Flugzeuge nehmen jetzt
an den Nachforſchungen teil, darunter ſechs, die
ausdrücklich zu dieſem Zweck aus dem 800 Kilo=
meter
entfernt liegenden Moſſul gekommen ſind.
Die verſchollenen Flugzeuge befanden ſich mit
einem vierten, das in Basra angekommen iſt, auf
einem Uebungsflug von Indien nach England.
Engliſche Automobil=Ausſtellung eröffnet.
London. Vom Herzog von Kent wurde
geſtern in London die 28. Engliſche Automobil=
Ausſtellung eröffnet. Die Ausſtellung begegnet
großem Intereſſe und iſt in großem Rahmen auf=
gezogen
. Das charakteriſtiſchſte Merkmal der aus=
geſtellten
Wagen iſt, daß etwa 60 Prozent der
Kraftwagen eine Motorſtärke von über 16 PS
aufweiſt.
Eine Frau von einem Menſchenräuber entführt.
Louisville. Die Gattin des Vizepräſiden=
ten
eines induſtriellen Unternehmens in Louis=
ville
(Kentucky) wurde am Mittwoch von einem
mit einem Revolver bewaffneten Menſchenräubek
entführt. Der Verbrecher hatte zuvor das Dienſt=
mädchen
gefeſſelt und geknebelt und dann auf die
Frau eingeſchlagen, ſo daß ſie blutete. Die kleine
Tochter des Ehepaares war Zeugin der Untat. Im
Hauſe wurde ein Erpreſſungsbrief gefunden, den
der Täter zurückgelaſſen hatte. Die Polizei hat
aber die Veröffentlichung des Inhaltes nicht frei=
gegeben
.
Beginn des 3. Euchariſtiſchen Kongreſſes.
Buenos Aires. Der 3. Euchariſtiſche Kon=
greß
wurde, am Mittwoch in Gegenwart von
600 000 Pilgern aus allen Ländern der Welt von
dem päpſtlichen Legaten Kardinalſtaatsſekretal
Pacelli durch eine feierliche Meſſe eröffnet.
Hauptmann wird an New Jerſey ausgeliefert.
New York. Der Gouverneur von New Yorh
Lehmann, unterzeichnete am Mittwoch die Urkunge
über die Auslieferung Hauptmanns an den Stau.
New Jerſey.
Zwei Frauen und vier Kinder in einem Haus
von Halifax verbrannt.
Halifax. In einem Hauſe erfolgte eine hel=
tige
Erploſion. Das Gebäude ſtürzte ein und die
Staate Jowa entgleiſte ein Eiſenbahnzug auf einer Trümmer gerieten in Brand. Zwei Frauen une
vier Kinder kamen dabei ums Leben. Die Unte‟
ſuchung ergab, daß der Hausbeſitzer, der abweſele
war, im Hauskeller den Reſt einer gtößere
Dynamitmenge aufbewahrt hatte, die er vor z."
Jahren zu Sprengungen gekauft hatte.

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ſäktag, 12. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 282 Seite 9

Beamte gehen auf ihre Hochſchule.

Semeſterbeginn der Verwalkungs=
Aradeilen.

ja. In der Mitte des Novembers beginnt das Winter= Se=
her
an den deutſchen Verwaltungs=Akademien. Damit iſt für
MkSamten die Möglichkeit gegeben, die Kenntniſſe die ſie ſich
nyieer Berufsausbildung erworben haben, aufzufriſchen und ſich
dahl iſſen neu zu erwerben, das die nationalſozialiſtiſche Revo=
lum
mehr als früher in den Mittelpunkt ihres Berufslebens ge=
ſtiAhat
. Die Verwaltungs=Akademien ſind die einzigen Anſtal=
temi
Deutſchland, an denen ſich für die Beamten die Möglichkeit
böhe, gediegenes Fachwiſſen in einer Form ſich anzueignen, die
de mst forderniſſen der heutigen Staatsführung entſpricht. In faſt

all wrößeren Plätzen des Reiches unterziehen ſich die Verwal=
tum
=Elkademien ihrer wichtigen Aufgabe. Sie ſind im Reichs=
v
ud Deutſcher Verwaltungs=Akademien (Geſchäftsſtelle: Ber=
limP
35, Margaretenſtr. 13) unter der Leitung eines der engſten
Mhirieiter des Führers und Reichskanzlers, des Staatsſekretärs
in a. Reichskanzlei Dr. Lammers, zuſammengeſchloſſen. Sie
wichin, ihre Hörer zu verantwortungsbewußten charakterfeſten
murmu ſelbſtändiger Leiſtung fähigen Perſönlichkeiten erziehen, die
ſiaſth ewußt in den Dienſt der deutſchen Volksgemeinſchaft und des
nandnmlſozialiſtiſchen Staates ſtellen. Die Behörden unterſtützen
tamin ig die Fortbildungsbeſtrebungen der Verwaltungs= Aka=
deimf
. Insbeſondere hat auch der Reichsminiſter des Innern,
iick, in einem Erlaß vom 6. Juli 1934 auf die Verwaltungs=
Arlmien aufmerkſam gemacht, in dem es heißt:

Der Staatsſekretär in der Reichskanzlei, Herr Dr. Lam=
ues
, hat mit Zuſtimmung des Herrn Reichskanzlers die Füh=
ug
des Reichsverbandes Deutſcher Verwaltungs=Akademien
ürnommen. Damit iſt die Eingliederung der Verwaltungs=
Atsmien in den nationalſozialiſtiſchen Staat vollendet. Dieſe
Tſcche gibt mir Anlaß, wiederholt auf die Bedeutung der der
Etvildung der geſamten Beamtenſchaft dienenden hochſchul=
wzi
en Lehrſtätten hinzuweiſen. Da bei dem Werk des natio=
der
Aufbaues auf die freudige, verſtändnisvolle und ſachkun=
e
MMitarbeit der Beamten aller Verwaltungszweige gerechnet
uten muß, iſt die fachwiſſenſchaftliche und nationalpolitiſche
Atbildung eine beſonders wichtige Angelegenheit des national=
ſoa
iſtiſchen Staates.
Sch bitte deshalb, die in Frage kommenden Dienſtſtellen in
em Sinne aufzuklären und anzuweiſen, den Beamten und
Auſtellten den Beſuch der Veranſtaltungen der Verwaltungs=
Alemien zu empfehlen ſowie die Teilnahme durch alle mit dem
Purt verträglichen Erleichterungen zu fördern.
Ferner bitte ich anzuordnen, daß die Abſchlußzeugniſſe der
Ar=altungs=Akademien zu den Perſonalakten zu nehmen und
b 2:eförderungsvorſchlägen entſprechend zu bewerten ſind. Die
Rürkſichtigung des durch das wiſſenſchaftliche Studium geſtei=

oten Könnens entſpricht dem nationalſozialiſtiſchen Leiſtungs=
präp
und den Intereſſen des Staates
Im übrigen empfiehlt es ſich, daß die Behörden alsbald eine
iZuſammenarbeit mit den einzelnen Verwaltungs=Akademien

aufnehmen. Auch wenn die Behörden ſelbſt Einzelvorträge, Fort=
bildungskurſe
, wiſſenſchaftliche Wochen uſw. veranſtalten wollen,
erſcheint es zweckmäßig, daß ſie mit den Verwaltungs=Akademien
in Verbindung treten und ſich deren Erfahrungen zunutze
machen.
Der Erlaß betont alſo erneut die Notwendigkeit der Beamten=
fortbildung
im Dritten Reich. Allen Beamten und Behördenange=
ſtellten
wird der Wunſch ihres höchſten Vorgeſetzten, als, den ſie
nach dem Geſetz über den Neuaufhau des Reiches den Reichsinnen=
miniſter
anſehen müſſen, genügen, um ſich ernſtlich mit dem Ge=
danken
eines Beſuchs der Verwaltungs=Akademien zu beſchäftigen.
Zugelaſſen hierzu ſind in der Regel alle Beamten und Behörden=
angeſtellten
, deren Allgemeinbildung und praktiſche Erfahrungen
Gewähr dafür bieten, daß ſie den Vorleſungen mit Nutzen folgen
können.
Herr Staatsſekretär Dr. Lammers hat inzwiſchen Herrn
Staatsminiſter Jung zum Leiter der Heſſ. Ver=
waltungs
=Akademie ernannt.
Mitte November, beginnt in Darmſtadt und Mainz je ein
ordentlicher ſechsſemeſtriger Lehrgang.
Zum Lehrgebiet der Verwaltungs=Akademie
gehören Vorleſungen auf dem Gebiete der Rechtswiſſenſchaft, der
Volkswirtſchaftslehre und über Fragen der nationalpolitiſchen Er=
ziehung
. Die Vorleſungen auf dem Gebiete der Rechtswiſſenſchaft
erſtrecken ſich auf Bürgerliches Recht mit Einſchluß des Handels=
und Wechſelrechts, ſowie des Zivilprozeß= und Konkursrechts; auf
Staatsrecht. Verwaltungsrecht, Arbeitsrecht, Steuerrecht, Straf=
recht
und Strafprozeßrecht. In den Vorleſungen über Volkswirt=
ſchaftslehre
wird die theoretiſche und praktiſche Volkswirtſchafts=
lehre
, das Geld=, Bank= und Börſenweſen ſowie die Finanzwiſſen=
ſchaft
behandelt. Die Vorleſungen über nationalpolitiſche
Erziehung beſchäftigen ſich mit den wiſſenſchaftlichen und gei=
ſtigen
Grundlagen des völkiſchen Staates.
Zuſammenfaſſend erſtrebt die Verwaltungs=Akademie neben
einer gediegenen fachlichen Aus= und Weiterbildung vor allem die
weltanſchauliche Schulung der Beamten= und Angeſtelltenſchaft auf
hochſchulmäßiger Grundlage.
Die einzelnen Vorleſungen verteilen ſich für die Dauer eines
Semeſters auf wöchentlich 2 bis 3 Abende. Die vorausſichtliche Se=
meſtergebühr
beträgt 15. RM., ſie kann in 5 Monatsraten 3 3.
RM. entrichtet werden.
Vollhörern, die den SA.=Formationen angehören, kann nach
einer Anordnung der SA., der NSDAP., Gruppe Kurpfalz, Ur=
laub
vom SA.=Dienſt gewährt werden, der bei den Brigaden auf
dem Dienſtweg unter Vorlage der Teilnehmerkarte zu beantragen
iſt. Zwiſchen den Semeſtern iſt am SA.=Dienſt teilzunehmen.
Nach der noch in dieſer Woche ſtattfindenden Beiratsſitzung wird
das Vorleſungsverzeichnis der Verwaltungs=Akademie erſcheinen
und bei allen Behördendienſtſtellen uſw. in Umlauf geſetzt werden.
Die Anmeldung zur Teilnahme am neuen Lehrgang oder an Ein=
zelvorleſungen
erfolgt auf beſonderen Verpflichtungserklärungen,
die den Dienſtſtellen und der örtlichen Leitung des Reichsbundes
deutſcher Beamten als auch der Deutſchen Angeſtelltenſchaft für
die Behördenangeſtellten zur Verfügung geſtellt werden.
Weitere Auskünfte werden durch die Geſchäftsſtelle der Ver=
waltungs
=Akademie in Darmſtadt. Pankratiusſtr. 4, I. für die Ab=
teilung
Mainz, in Mainz, Sömmeringſtr. 37, III, erteilt.

Grenzlandfahrt des Verbandes der Zurnerſchaften
in deutſchen Hochſchulen ins ſudetendeutſche Gebiet.

ann heute unſer geſamtes Augenmerk auf die deutſche Saar
geite* iſt, wenn ſich alle politiſchen Kräfte dorthin konzentrie=
rertyann
man mit Freude und Spannung zugleich die Vorgänge
in targebiet verfolgt, ſo darf man doch der 3½ Millionen deut=
ibüſchörilhänner
und Frauen nicht vergeſſen, die im Oſten jenſeits
s Sideu ickſchen Grenze wohnen und die in nicht minderem Maße
ſunzſe Aufmerkſamkeit verdienen. Das ſind unſere Sudetendeut=
ſchcer Murch den ſchmachvollen Verſailler Vertrag vom Reich ab=
geſlttzen
, zwang man ſie unter die Willkürherrſchaft eines ſo
juna Staates, wie es der tſchechiſche tatſächlich darſtellt, ein. Ihre
Laeyzu, der des Saargebietes betrachtet, erſcheint uns in einem
gauyznderen Lichte. Während die Saar nur unter die Oberauf=
ſichſn
er Franzoſen geſtellt wurde, und wohl auch die längſte Zeit
geſulvem hat, ſind die Sudetendeutſchen vollkommen der tſchechi=
ſchdenFzegierung
unterworfen und deren ausgeſprochen deutſch=
feisnlchen
Haltung ausgeſetzt. Wenn man das Wort Intrige, das
heutlafuter wie je geworden iſt, anwenden will, ſo verdient die
Tſchee hierin eine Vormachtſtellung unter den europäiſchen
Mihen Wie könnte es auch anders ſein, nachdem die dortige Re=
giemg
ſolch freundſchaftliche Verhältniſſe mit den deutſchfeind=
lichſe
Weſtmächten pflegt. Von noch größerer Tragik iſt, einem
W Volldas von jeher eine dienende Stellung einnahm untertan zu
ſeirn.Niern hat nicht umſonſt die Tſchechen als das Volk der Diener
undch ſtenſtmädchen bezeichnet. Zu all dem kommt nun noch die
ſchkiſe Wirtſchaftslage unſerer Deutſchen im Auslande. Wenn
ſchawis erwerbsloſen Tſchechen mit einem Minimum an Geld=
mirc
euuskommen müſſen, ſo iſt die Unterſtützung der arbeitsloſen
Delühzenn verſchwindend klein. In Heimarbeit verdient ſich die
ſt dewſiſe Familie noch mühſelig, was unbedingt zum Lebensunter=
habl
äüg iſt. Das alles, das nur ein kleiner Ausſchnitt der drük=
kemil
Mot iſt, möge vielen zeigen, daß auch dort Hilfe nottut.
Hilſen, materieller und geiſtiger Hinſicht. Leider iſt es uns nicht
mölgh, dort durch Aufbringen von Geldmitteln die größte Not zu
liniſſer, wir können uns nur darauf beſchränken, unſere Brüder
Nundt chrpeſtern im Auslande zu beſuchen, ſie zu tröſten und ihnen
Adie i (ise der Heimat überbringen. Wie groß deren Freude iſt,
Rezſctdemutſche zu ſehen, zu ſprechen und vor allen Dingen von
ihmeenu hören, daß man ſie in Deutſchland nicht vergeſſen hat, das
kömſt mur die beurteilen, die ſelbſt drüben waren.
Wbtollte auch das Lager des Verbandes der Turnerſchaften an
deushſen. Hochſchulen dazu dienen, eine Anzahl arbeitsfreudiger,
jum Studenten zu ſammeln, ſie durch Vorträge über die wirt=
ſchatltae
, politiſche und kulturelle Lage der Deutſchen in der
Tſchheei aufklären, um ſie gut vorbereitet in dieſe deutſchen Ge=
bieüilentt
der Hoffnung hinausſchicken zu können, den völkiſchen
WGeſchiken würdig zu vertreten, unter den Deutſchen aufklärend zu
wirgt. Und ſie in ihrem Glauben an das neue Deutſchland, in dem
zGlochen, an unſeren Führer zu ſtärken.
us Lager begann am Mittwoch, den 26. 9. 34, mit der
Flacenarade auf der wunderſchön gelgenen Jugendherberge auf
demr ikelſtein bei Schöna in der Sächſiſchen Schweiz. Schon rein
äußkeige zeigte ſich uns der Verluſt des ehemalig deutſchen Ge=
bieiſt
Man ſagt nicht zuviel, wenn man die Sächſiſche Schweiz
undhn ſich daran anſchließenden Böhmerwald, das Rieſen=, Erz=
ſig
und ſesgebirge als die ſchönſten Gegenden Deutſchlands bezeich=
metlie
Vorträge, die teils von Sudetendeutſchen, teils von Füh=
rercvei
: D. St. gehalten wurden, ſollten uns rein geiſtig das
Vezüulzu nis bringen, das unſere Deutſchen, die drüben leben, von
niſt unss warten würden. In anſtrengender Arbeit, guter Kamerad=
ſſcharzvargingen die vier Tage wie im Flug. Der Kameradſchafts=
abernbu
achte es uns ſo recht zum Bewußtſein, daß nun jeder von
unsz it der großen Aufgabe betraut, all das, was der Lagerleiter
Ge tBBenning in Gemeinſchaft mit der deutſchen Studenten=
ſchadliei
uns zum allgemeinen Gedankengut gemacht hat, ſeinen
Anol zuu der uns geſtellten großen und erhabenen Arbeit leiſten
murlm Sonntag wurden die 18 Lagerteilnehmer in vier Grup=
gei
= uggeteilt, die getrennt von einander die Grenze am Montag,
fübelſtrefiten würden. Jede der vier Gruppen bekam ein anderes
ſchArbrzſeld zugewieſen. Wie der Sonntag überhaupt den organi=
ſatonhan
Teil des Lagers zu erledigen hatte. Unvergeſſen werden
unsls ſe rvier Tage bleiben, die wir auf Fahrt durch ſudetendeut=
ſchers
eſeiet machten. Die deutſchen Abende erinnern unwillkürlich
an /)Jaahre der Kampfzeit bei uns. Wenn wir mit den deutſchen
Möſßerm und Frauen zuſammenſaßen, wenn wir ihren ſchönen
Lieſſier zuhörten, wenn wir ihnen deutſche Lieder und Gedichte
vorgſtzem, die drüben verboten ſind, dann erlebten wir alle noch
einim wie Geburt eines neuen Deutſchtums. Strahlende Augen
rin gsm herzliche Händedrücke, wenn wir uns verabſchieden muß=
tenk
=l uns doch noch andere erwarteten, und ebenfalls hören woll=
tenlrd
erleben. Grüßt unſere Brüder in der Heimat! Sie ſollen
unss erſſprengte nicht vergeſſen! ſo klingt es uns beim Abſchied
nocrl zce. Eines Abends muß ich beſonders gedenken, er war viel=

leicht das größte Erlebnis für uns Es war ſchon dämmrig, als wir
in eine Stadt kamen, die, zu 40 Prozent tſchechiſch, ganz beſonders
hart unter den Machthabern zu leiden hat. Einzeln gingen wir
bis zu einem deutſchen Gaſthaus, wo uns der Führer der dortigen
S.H.F. erwartete. Er gab uns ſchlechte Nachricht. Mit ihm zuſam=
men
gings dann, als es vollkommen dunkel war, ein großes Stück
vor die Stadt auf eine Wieſe. Dort erwarteten uns Turnbrüder,
die es ſich trotz der Gefahr, eingekerkert zu werden, nicht nehmen
ließen, mit uns ein paar Worte zu plaudern. Sie klagten uns ihre
Not und wir erzählten von Deutſchland. Nicht genug konnten ſie
hören. Erſt als alle ſteif vor Kälte waren, dachte man an Auf=
bruch
. Immer wieder: Grüßt die deutſche Heimat. Wir waren
ergriffen von dieſen einfachen Worten. Deutſche Männer und
Frauen, denen ihr Deutſchtum, ihr nationales Bewußtſein über
allen materiellen Sorgen und Nöten ſteht, die aufs innigſte mit
der Heimatſcholle verwachſen, im fremden Lande Vorpoſten des
deutſchen Geiſtes, deutſcher Kultur ſind, appellieren an das Ver=
ſtändnis
der Brüder und Schweſtern in der Heimat. Mehr wollen
ſie nicht, nur Verſtändnis dafür, daß auch ſie Deutſche in Sprache
und Handeln ſind.
In Prag trafen ſich die Führer der einzelnen Gruppen wieder,
um über die einzelnen Dinge Bericht zu erſtatten. Alle ſind ſie
wieder gut in der Heimat angekommen, noch erfüllt von dem, was
ſie erleben durften. Wie unendlich glücklicher ſind wir doch, wie=
viel
beſſer haben wir es, keiner braucht zu hungern nud zu frieren.
Drum zeigt auch ihr deutſche Volksgenoſſen, daß ihr nicht ſchlechter
ſeid in eurem Deutſchtum, die ihr innerhalb der Grenzen lebt. als
unſere Deutſchen im Ausland, die Gut und Blut für ihr Deutſch=
tum
gerne und willig opfern. Heil Hitler!

Jeder Deutſche opferk
für das Winkerhilfswerk 1934135!
Winterhilfswerk 1934/35 Kreis Darmſtadt:
Konto Nr. 5000 bei der Städt. Sparkaſſe,
Konto Nr. 3500 bei der Dresdener Bank.

Lebensmokor des deutſchen Volkes.
Ordnung und Sicherheit auf dem Markt rettet die deutſche
Wirtſchaft.
Die Rettung Deutſchlands aus ſeiner wirtſchaftlichen Not
vollzieht ſich durch die Rettung des Bauerntums. Die deutſche
Landwirtſchaft iſt der Lebensmotox des deutſchen Vol=
kes
. Ihr gehört die Sorge unſeres Führers. Er hat es als
ſeine erſte Aufgabe betrachtet, den deutſchen Bauern neue Lebens=
möglichkeiten
zu ſchaffen, um ſo der geſamten Wirtſchaft, dem
ganzen Volke neue Entwicklungs= und Aufſtiegsmöglichkeiten zu
geben.
Seit etwa einem Jahr iſt die Marktregelung für land=
wirtſchaftliche
Produkte in Kraft. Die Preiſe konnten dank des
tatkräftigen Eingreifens der Reichsregierung zu einer großen
Stetigkeit gebracht werden. Sie konnten ſogar für den Er=
zeuger
geſteigert werden, ohne daß den Verbraucher neue Preis=
erhöhungen
getroffen hätten. Die ungeſunde Börſenſpekulation
iſt beſeitigt, Ordnung und Sicherheit ſind auf dem Markt einge=
kehrt
, die für die Folgezeit ſowohl für den Verbraucher wie Er=
zeuger
eine Feſtigkeit und Ausgeglichenheit der Lebenshaltungs=
koſten
herbeiführen. 800 Millionen Mark konnten durch die Maß=
nahmen
der deutſchen Marktregelung für den Bauer eingeſpart
werden. Dieſe Gelder haben zu einer weſentlichen Be=
lebung
des Binnenmarktes ſowohl des induſtriellen
wie des für landwirtſchaftliche Produkte, geführt. Beſonders die
mit dem Bauernhof in enger Beziehung ſtehenden Gewerbe hatten
von dieſen eingeſparten Geldern eine große Umſatzſteigerung.
Doch auch die Landwirtſchaft ſelbſt zieht aus dieſen Geldern
noch einen weiteren Nutzen: iſt doch durch die Belebung des Bin=
nenmarktes
auch eine Steigerung der Kaufkraft für landwirt=
ſchaftliche
Produkte eingetreten, mußten doch zuſätzliche Kräfte
für die Erledigung der Arbeitsaufträge eingeſtellt werden. Eine
Beſſerung bei einem Erwerbszweig der deutſchen Wirtſchaft iſt
für die geſamte Nation von größtem Nutzen. Doch bei der kom=
plizierten
Verflechtung der Wirtſchaft wird der Einzelne erſt einen
Vorteil haben, wenn es dem geſamten Volke gut geht, denn der
volkswirtſchaftliche Nutzen der Allgemeinheit ſchließt nun einmal
den größten Nutzen für den Einzelnen ein.

Wo die Macht der Weißen endek.
Von Dr. L. v. Renthe=Fink.
Dieſer Aufſatz beſchäftigt ſich mit gewiſſen außenpolitiſchen
Vorſtellungen des Herrn Schulze aus Kötzſchenbroda. Ich könnte
auch ſagen: des Herrn Miller aus irgend einer engliſchen oder
des Herrn Blanchard aus einer entſprechenden franzöſiſchen
Kleinſtadt. Es kommt auf die Nationalität in unſerem Fall nicht
an, weil ſie die Grundzüge jener Vorſtellungswelt nicht ver=
ändert
, die ſich in den Köpfen unſerer Beiſpiels=Perſonen vom
Lauf der Dinge außerhalb der eignen kleinen Welt gebildet hat.
Zu dieſen Vorſtellungen gehört auch ganz ſelbſtverſtändlich
der Gedanke, daß der Erdball im Grunde eine Domäne des
weißen, des europäiſchen Menſchen iſt. Früher gab es wohl
hier und da noch Wilde, aber die hat man jetzt ziviliſiert und
zu tüchtigen Untertanen des weißen Mannes gemacht. Das iſt
ein Gedanke, der eigentlich gar keiner iſt, weil er niemals aus=
drücklich
gedacht wird, ſondern als feſter, unbezweifelter Grund=
ſatz
alle Urteile über die Geſchehniſſe in fernen Ländern färbt
und beeinflußt.
Die Selbſtverſtändlichkeit und Falſchheit dieſer Vorſtel=
lung
merken die Menſchen eigentlich erſt dann, wenn ſie auf Tat=
ſachen
ſtoßen, die ſich dem vorhergemachten Bilde nicht recht
fügen wollen, und in denen ſich die Welt plötzlich ganz anders
entpuppt, als man gewohnt war ſie zu betrachten.
Dafür ein Beiſpiel: Als Herr Schulze kürzlich einmal beim
Friſeur in den Zeitſchriften blätterte und dabei auf Bilder aus
Abeſſinien ſtieß, da wunderte er ſich ſehr über die Notiz, daß
dieſes Land ein wirklich und tatſächlich ſelbſtändiges Kaiſer=
reich
mit einem ſchwarzen Fürſten und ebenſo ſchwarzen, einge=
borenen
Untertanen ſei. Seine Weltvorſtellung geriet ins Wan=
ken
, denn afrikaniſche Neger hatten doch nun einmal Soldaten
und Kulis von weißen Herren zu ſein. Wieſo gab es denn das
in Afrika einen ſelbſtändigen Eingeborenen=Staat? Da mußte
die Ziviliſation eigentlich ſchnellſtens nachgeholt werden, nicht
wahr?
Nun, Herr Schulze würde ſich noch mehr wundern und viel=
leicht
überhaupt nicht mehr ruhig ſchlafen können, wenn er ge=
wiſſe
Tatſachen aus der Geſchichte der weißen Koloniſation
wüßte. Es iſt eben gar nicht wahr, daß die Erde dazu da iſt,
um von den Weißen beherrſcht zu werden; und ſelbſt wer ſich
von dieſer Ueberzeugung nicht zu trennen vermöchte, muß wenig=
ſtens
anerkennen, daß es den Weißen bis heute noch nicht ein=
mal
völlig gelungen iſt, ſich die Welt zu unterwerfen. Gewiß,
der Blick auf die Landkarte lehrt das Gegenteil. Da ſind alle
Länder hübſch verteilt; und damit ja keine Lücken in dem
bunten Bilde entſtehen, iſt der Reſt, deſſen Zuteilung ſtrittig
ſein könnte, in Intereſſen=Gebiete aufgeteilt und ſauber in
den Farben des intereſſierten Landes angelegt. Aber wie ſo
oft, ſo ſieht auch hier das Bild der Wirklichkeit ganz anders
aus; und unter den Intereſſen=Zonen gibt es tatſächlich Län=
der
, die es bis jetzt verſtanden haben, ſich dem Zugriff des
weißen Imperialismus erfolgreich zu entziehen.
Da liegt zum Beiſpiel im Norden des engliſchen Indien,
in den gewaltigen Bergen des Himalaja=Gebirges das Land
Nepal. Man ſprach in dieſem Jahr davon, weil der Nanga=
Parbat, den die deutſche verunglückte Himalaja=Expedition zu
beſteigen gedachte, auf ſeinem Gebiet liegt. Nepal hat ſeine
Grenzen für Weiße geſperrt, und dokumentiert damit aufs
deutlichſte ſeine Unabhängigkeit und Eigenſtändigkeit, die keines=
wegs
eine ſcheinbare iſt, wie die der Rajahs im indiſchen Tief=
land
. Zu England unterhält Nepal ſeit dem vorigen Jahr=
hundert
eine lockere, aber freundſchaftliche diplomatiſche Be=
ziehung
. Der herrſchende Volksſtamm der Ghurkas iſt militäriſch
und kulturell ſehr begabt; er beſitzt ein eigenes Schriftſyſtem
was immer ein Zeichen großer geiſtiger Höhe iſt. Aus Nepal
ſtammen viele bedeutende Texte zur Vorgeſchichte des
buddhiſtiſchen Indiens; und es iſt ſicher, daß die geheimnisvollen
Klöſter dieſes verſchloſſenen Berglandes noch manchen Schatz an
alten Urkunden und Schriften hüten.
Nun denkt Herr Schulze, Nepal iſt weit und die Berge
des Himalaja ſind hoch. Aber er wird ſich dabei nicht be=
ruhigen
dürfen, denn man braucht ſeine Phantaſie nicht in die
Ferne ſchweifen laſſen, um ſolche Fälle beklagenswerter Schwäche
der europäiſchen Durchdringungskraft feſtſtellen zu müſſen. Die
Grenzen der weißen Machtvollkommenheit liegen vielmehr
unmittelbar vor Europas Toren! Denn Europa das iſt
nicht nur jener Kontinent, den man im eigentlichen Sinn ſo be=
zeichnet
. Sondern zu Europa gehören auch alle Landſtreifen,
die das Mittelmeer einfaſſen. Seit den Zeiten, da Rom
Karthago beſiegte, iſt das Mittelmeer ein europäiſches Binnen=
meer
, und die ganze Nordküſte Afrikas Marokko, Algerien,
Tuneſien, Tripolis bis nach Aegypten hin gehört geopolitiſch
zum Vorgelände Europas. Die Grenze dieſer Gebiete, in denen
heute Spanien, Frankreich und Italien intenſive Kolonialpolitik
treiben, iſt nicht nur die eigentliche Grenze Europas nach
Süden, ſondern darüber hinaus eine der heißumſtrittenſten
Grenzen weißer Macht. Unter dieſem großen geſchichtlichen Ge=
ſichtspunkt
muß man die Kämpfe betrachten, mit denen die
marokkaniſchen Eingeborenenſtämme immer wieder das euro=
päiſche
Kolonialjoch abzuſchütteln ſuchen. Denn hier im weſt=
lichſten
Afrika haben wir bereits die Vorpoſten einer Macht
vor uns, die unter dem Banner der nationalen Befreiung zu
einem furchtbaren Gegner der imperialiſtiſchen Staaten ſich ent=
wickelt
des Mohammedanismus. Von den Säulen des
Herkules quer durch ganz Nordafrika, über Aegypten, Vorder=
aſien
und Arabien hinweg bis nach Perſien und Indien hinein
zieht ſich heute die geiſtige Macht des Islam. Ueberall ſind hier
religiös gefärbte Unabhängigkeitsbewegungen im Wachſen, die
ſich den Sieg der jungtürkiſchen Revolution als Ziel vor Augen
halten. Weg mit der europäiſchen Vorherrſchaft! Hinaus mit
den fremden Ausſaugern und Unterdrückern, den fremdgläubigen
Giaurs! So tönen die Rufe auf den Plätzen mehr als einer
orientaliſchen Großſtadt; und in den Kolonial=Miniſterien der
großen Mächte wartet man mit Angſt auf den Tag, an dem
ſich dieſe noch vereinzelten und verſtreuten Rufer zu einem Chor
des Haſſes zuſammenfinden. Von dieſem Tage an wird Europa
in Aſien und Afrika um ſein Leben und um den Beſtand ſeiner
Rieſenreiche kämpfen müſſen.
Noch iſt es nicht ſoweit. Noch kämpfen innerhalb des
Islam einzelne Kräfte um die Vorherrſchaft, wie in dieſem
Sommer die arabiſchen Fürſten Ibn Saud und Imam von
Yemen. Aber eins zeigen dieſe Kämpfe deutlich: Sie voll=
ziehen
ſich jenſeits weißen Einfluſſes. Wohl hütete ſich der
mächtige Ibn Saud, die Kolonialmächte England oder Italien
durch ſeine Kriegshandlungen zu verſtimmen. Aber beigelegt
wurde der Bruderkrieg durch die Vermittlung mohammedaniſcher
Männer; Wortführer und Vertreter großer Volksgruppen und
mächtiger religiöſer Richtungen. Man iſt klug geworden und
verſucht die innere Zerriſſenheit zu beſeitigen. Ein national
geeintes Arabien bedroht bereits den Lebensnerv des engliſchen
Imperiums, den Weg nach Indien durch den Suezkanal.
Wie furchtbar wäre erſt ein politiſch geſchloſſener und ſelb=
ſtändiger
mohammedaniſcher Erdteil! Er würde die Macht
der Weißen noch nachhaltiger bedrohen als der beginnende
Raſſenkampf im fernen Oſtaſien.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nichi beantworiel. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
D. E Rückſprache erwünſcht. Werktags vormittags 8 Uhr bei
der Schriftleitung.
xy. Rückſprache erforderlich, Werktags vormittags 8 Uhr bei
der Schriftleitung.
30j Bezieher. Wir möchten empfehlen, den ganzen Vorgang
in ausführlicher Schilderung den Miniſterialabteilungen 1b ( In=
nere
Verwaltung) und 1e (Juſtiz) zu unterbreiten, damit von
dieſen Seiten eingegriffen wird.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 282

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 12. Oktober 1934

SttotsbadlblAtldtt

Der Sport des Sonntags.

Das Sportprogramm des kommenden Sonntags wird in er=
ſter
Linie von den Raſenſpielern geſtellt. Hochbetrieb herrſcht
natürlich im
Fußball.
Ein Länderſpiel, an dem Deutſchland beteiligt iſt, ſteht zwar
diesmal nicht auf dem Programm, dafür gibt es aber einige Gau=
Vergleichskampfe, die das Inrereſſe der Fußbalter in nicht weni=
ger
großem Maßze beanſpruchen werden. Der wichtigſte Gaukampf
ſteigt wohl in Berlin zwiſchen den Gauen Südweſt und Branoen=
burg
. Beide Gaue werden im Berliner Poſtſtadion mit ihren
beſten Mannſchaften antreten. Die Südweſtler wollen ihrem Ruhm
als Kampfſpielſieger neuen Anſtrich verleihen und die Berliner
werden ſelbſtverſtändlich alles verſuchen, um zu beweiſen, daß ſie
nicht viel ſchlechter als der Sieger von Nurnberg ſind. Branden=
burg
trägt am gleichen Tage noch einen zweiten Repräſentativ=
kampf
aus, und zwar in Breslau gegen Schleſien. Die Gaue Mitte
und Nordheſſen treffen ſich in Bleicherode im Harz.
Im ſüd= und ſüdweſtdeutſchen Meiſterſchaftsprogramm gibt es
einige Begegnungen, die für die weitere Tabellengeſtaltung von
größter Bedeutung ſind. Im Gau Südweſt finden im Hinblick
auf den Kampf in Berlin zwar nur zwei Spiele ſtatt, aber die
haben es in ſich. Der Frankfurter Großkampf zwiſchen dem FSV.
Frankfurt und Union Niederrad wird die bisher ſo erfolgreichen
Niederräder Neulinge auf eine ganz ſchwere Probe ſtellen und in
Saarbrücken hat Phönix Ludwigshafen gegen Saar 05 zum zwei=
ten
Male zu beweiſen, daß ſeine Heimſiege nicht nur Zufalls=
erfolge
ſind. Im Gau Baden iſt man beſonders auf das Ab=
ſchneiden
des VfR. Mannheim beim Freiburger FC. geſpannt.
Auch die übrigen Treffen, VfB. Mühlburg Phönix Karlsruhe,
SV. Waldhof Germania Karlsdorf und 1. FC. Pforzheim
Karlsruher FV. verſprechen guten Sport zu bringen.
Im Gau Württemberg, der wieder einmal gleich vier
Tabellenführer aufzuweiſen hat, heißt das bedeutungsvollſte Spiel
Ulm 94 gegen Stuttgarter Kickers, denn hier treffen zwei der in
Front liegenden Vereine aufeinander. Union Böckingen wird ſich
beim Neuling SV. Göppingen ſehr ſchwer tun und auch die Kämpfe
VfB. Stuttgart SSV. Ulm und Sportklub Stuttgart Sport=
freunde
Stuttgart werden harnäckige Gefechte bringen. In
Bayern ſteigen gleich drei Großkämpfe: Wacker München
Bayern München, 1. FC. Nürnberg 1860 München und Schwa=
ben
Augsburg Sppgg. Fürth. Im Münchener Spiel gebt es um
Wackers gute Poſition, im Nürnberger Treffen um die Führung
und im Augsburger Kampf um den weiteren Anſchluß an die
Spitzengruppe. Sonſt ſpielen noch: Jahn Regensburg ASV.
Nürnberg und Sppgg. Weiden BC. Augsburg. Im Gau
Nordheſſen treten Sport Kaſſel Spielverein Kaſſel. Ger=
mania
Fulda Sppgg. Langenſelbold und VfB. Friedberg
Hanau 93 an und im Gau Mittelrhein ſpielen: Weſtmark Trier
Bonner FV. Blauweiß Köln Mülheimer SV. Kölner SC.
Sülz 07. FC. Idar Kölner. CfR. und VfR. Köln Eintracht
Trier.

Die Offenbacher Kickers haben den nordheſſiſchen Meiſter zu
einem Freundſchaftsſpiel geladen und die Dortmunder Stadtelf
gaſtiert am Samstag bei Weſtmark Trier und am Sonntag beim
FV. Saarbrücken. Im Ausland intereſſieren die Länder=
ſpiele
Schweiz Tſchechoſlowakei im Rahmen des Mitropa=
Pokals, das in Genf zum Austrag kommt, und Polen Rumä=
nien
in Warſchau. Im
Handball
haben alle Gaue vollen Meiſterſchaftsbetrieb. Es ſpielen: Gau
Südweſt; Polizei Darmſtadt TV. Haßloch. Pfalz Ludwigs=
hafen
SV. Wiesbaden TGS. Offenbach TV. Frieſenheim,
SV. 98 Darmſtadt TSV. Herrnsheim, VfR. Schwanheim.
VfR. Kaiſerslautern. Ein Länderſpiel tragen Oeſterreich
und Ungarn in Wien aus. Das Programm im
Hockey
wird beherrſcht von der Vorrunde zum Silberſchild. Es finden
vier Spiele ſtatt, und zwar in Heidelberg; Baden= Württem=
berg
Bayern, in Düſſeldorf: Niederrhein=Mittelrhein
Südweſt, in Magdeburg: Mitte Schleſien=Sachſen und in
Königsberg: Nordoſt Brandenburg. Das Düſſeldorfer
Spiel zwiſchen Niederrhein=Mittelrhein und Südweſt iſt offen.
Im Radſport
macht ſich der Kehraus ſtark bemerkbar. Bahnrennen ſind nur mehr
in Krefeld und Halle angeſetzt. Die Dortmunder Weſtfalenhalle
wartet mit ihrer zweiten Hallen=Veranſtaltung auf. Der
Pferdeſport
hat am Sonntag noch einmal einen großen und ereignisreichen
Tag. In Köln wird im Preis des Winterfavoriten der deutſche
Winterfavorit ermittelt, der diesmal wohl unter dem ausgezeich=
net
geratenen Stuten=Jahrgang zu ſuchen ſein wird. Dresden
bringt ſeinen Sachſen=Preis zur Entſcheidung und in Pardubitz
wird die traditionelle Große Steeple Chaſe, an der auch diesmal
wieder deutſche Pferde in hervorragendem Maße beteiligt ſind,
gelaufen. Weitere Galopprennen gibt es in Halle. München=Riem
und Longchamp.
un den Deuſchen Handbal= Nokal.
Südweſt Weſtfalen in Siegen.
Die Spiele um den Deutſchen Handball=Pokal nehmen in die=
ſem
Jahre am 28. Oktober mit den acht Vorrunden= Begegnun=
gen
ihren Anfang. Am 18. November folgt dann die Zwiſchenrunde,
am 24. März 1935 die Vorſchlußrunde und der 7. April 1935 end=
lich
bringt das Endſpiel. Für die Vorrunde am letzten Oktober=
Sonntag ſind folgende Paarungen vorgeſehen; in Siegen:
Weſtfalen Südweſt, in Augsburg: Bayern Württem=
berg
, in Gießen: Nordheſſen Baden, in Köln: Mittelrhein
Nordmark, Berlin; Brandenburg Sachſen Elbing:
Oſtpreußen Pommern, Oppeln: Schleſien Mitte, Düſ=
ſeldorf
: Niederrhein Niederſachſen.

Geſunde Frau durch Leibesübung.
Der Turnerin
waren zwei Abende der Reichswerbewoche allein vorbehalten. Wie
am Montag die Mädchen und Frauen Ausſchnitte aus ihrem
Uebungsbetrieb zeigten, ſo taten es geſtern abend die Turne=
rinnen
der TSG. 46 am Woogsplatz, die von Jahn 75 und Reichs=
bahn
in der Eleonorenſchule und die Beſſunger Turnerinnen in
ihrer eigenen Halle. Und wieder hatten ſie durchweg recht guten
Zuſpruch aus unſerer Frauenwelt zu verzeichnen. Sicher waren
viele überraſcht, wie lebhaft, luſtig und doch durchdacht ſo ein
normaler Turnabend der Turnerinnen abrollt, wenn die Leiter
und Leiterinnen es verſtehen, die verſchiedenen guten Seiten
ihrer Zöglinge vom Mädchen bis zur Mutter ſo geſchickt einzu=
ſetzen
, daß nirgends ein Gefühl des Zurückgeſetztſeins oder Zurück=
gebliebenſeins
entſteht und doch den Körper tiefwirkend zu ent=
ſpannen
und zu ſchulen.
In der Eleonorenſchule bei den 75erinnen z. B., da packte
Otti Langsdorf ihre Gemeinde, die vielfach direkt von der
Arbeit in Haus und Büro kam, ſo nett an, daß die Abſpannung
nach des Tages Mühen bald vom Geſicht verſchwunden war, daß
alles mitturnte tollte und tanzte. Selbſtverſtändlich, daß beim
Riegenbetrieb die Leiſtungsturnerinnen auch Proben ihres Mu=
tes
und Könnens an den Geräten zeigen wollten und den Beifall
der anweſenden ſachverſtändigen Verwandten und Zuſchauer
fanden.
Und ſo und ähnlich warben die Turnerinnen in Beſſungen
(Oberturnwart Reinhard) und am Woogsplatz (Leiter Ober=
turnwart
Biſchoff, der auch den Gymnaſtikabend eröffnet hatte,
Turnwart Joſt ſen, und Turnwart Strauch und Rühl). Sie
zeigten erneut, daß in der Turnerſchaft als älteſtem Verband, der
das Frauenturnen regelmäßig betrieb. die Leibesübung der Frau,
Mutter und Arbeitskameradin in einfachen und allen Natur=
gegebenheiten
der Frau angepaßten Formen gepflegt und geför=
dert
wird.
Heuke abend: Tag der Leichkakhlekik
um 8.30 Uhr in der Woogsturnhalle.
Sämtliche Leichtathletik treibenden Vereine Darmſtadts ſind
an dieſen Vorführungen beteiligt. Eintritt frei. Es wird des=
halb
erwartet, daß die Beſucher um ſo mehr die Werbenadeln
und die Werbehefte kaufen, da aus dem Reingewinn dieſer Hefte
die Unkoſten beſtritten werden. Ganz abgeſehen davon, ſind die
gut illuſtrierten Hefte auch inhaltlich ganz vorzüglich und wirk=
lich
20 Pfennige wert.
Im Reichsſender Berlin nimmt Ruth Engel=
hardt
um 11.30 Uhr Stellung zur Werbewoche.
Sporlverein Darmſtadk 1898.
Damen=Abteilung.
Alle Mitglieder haben ſich heute Freitag 20.15 Uhr in der
Turnhalle am Woogsplatz einzufinden. Sportanzug iſt mitzu=
bringen
.

Zußbal.

In der Bezirksklaſſe Südheſſen
iſt durch ein Verſehen die Begegnung A.=O. Worms Urberach
ausgelaſſen. Da A.=O. Worms durch die Gnadenaktion bereits jetzt
einige Spieler frei hat wegen ſeiner Platzſperre muß Urberach
reiſen möchten wir mit einem knappen Sieg der Platzelf
rechnen.
Polizei Darmſtadt Olympia Lorſch.
Am kommenden Sonntag den 14. Oktober, empfängt im wei=
teren
Verlauf der Verbandsſpiele der Polizei=SV. Darmſtadt die
in Darmſtadt beſtens bekannte Ligaelf der Olympia Lorſch Be=
kanntlich
haben die Poliziſten am vergangenen Sonntag in Egels=
bach
erſtmalig in die diesjährige Verbandsſaiſon eingegriffen.
Mit dem Spiel gegen Lorſch, daß ſie am nächſten Sonntaa auf
eigenem Gelände beſtreiten, ſtellen ſie ſich nach längerer Spiel=
pauſe
den Anhängern des runden Lederballs wieder vor. Der
Gegner Olympia Lorſch, der mit ſeinem Antreten in Darmſtadt
bereits ſein fünftes Spiel beſtreitet, iſt ſchon immer ein ſtarker
Anwärter auf die Meiſterſchaft geweſen. Die Leute um Lohr=
bacher
werden am Sonntag auf dem Polizeiſportplatz beſtimmt
eine gute Viſitenkarte abgeben. Nach dem Spiel in Egelsbach hat
man die Polizeimannſchaft, trotz ihres unentſchiedenen Spiels. auch
heuer wieder als Favorit für die Meiſterſchaft bezeichnet. Daß am

kommenden Sonntag mit einem großen Kampf zu rechnen iſt iſt
zum Teil auf den derzeitigen Tabellenſtand beider Mannſchaften
zurückzuführen. Es gilt für beide Gegner, ihre derzeitige Poſition
zu verbeſſern bzw. zu halten. Spielbeginn 15 Uhr. Vorher
1.15 Uhr Reſervemannſchaften Pol.=SV. Darmſtadt Olympia
Lorſch.
Jahn 1875SV. Weiterſtadt.
Nach zweiwöchiger Pauſe nehmen Sonntag am Ziegelbuſch die
Meiſterſchaftsſpiele ihren Fortgang. Die 75er werden gut tun,
ihren Gegner nicht zu unterſchätzen, denn die Weiterſtädter ſind
eine Mannſchaft, zäh. flink und ſehr eifrig, die erſt nach Kampf
zu beſiegen ſein wird. Die Mannſchaft wird ſich, da ſie noch
ohne Punkte iſt, hier beſondere Mühe geben, zu dem oder den
erſten Punkten zu kommen. Alſo gilt es für die Hieſigen, auf
der Hut zu ſein. Die Mannſchaft tritt, mit einer Ausnahme,
in der gleichen Aufſtellung wie gegen Griesheim an. Mit der=
ſelben
Spielweiſe und dem Eifer wie gegen letztere wird es zu
einem intereſſanten Spiele kommen. Spielbeginn iſt nachmittags
3 Uhr. Sportplatz Ziegelbuſch, Kranichſteiner Straße, Vorher,
um 1.30 Uhr, 2. Mannſchaften.
Spielerpflichtſitzung iſt Freitag abend 8.30 Uhr
pünktlich.
Handball.
Polizei Darmſtadt Tb. Haßloch.
Nach dem am vergangenen Sonntag das Spiel gegen SV.
Wiesbaden abgeſetzt wurde, ſtellt ſich nunmehr die Mannſchaft
dieſen Sonntag ihren Anhängern vor. Ueber den Gegner iſt hier
in Darmſtadt kaum etwas bekannt. Haßloch ſpielte im vergange=
nen
Jahre in der Gruppe Saar=Pſalz deſſen Meiſter der TV.
Frieſenheim wurde. Ihr erſtes Spiel in der neuen Saiſon ver=
loren
ſie 10:6 in Kaiſerslautern. Man wird gut daran tun, die
Mannſchaft nicht zu unterſchätzen. Die Poliziſten treten zu dieſem
Spiel mit Erſatz für Leonhardt und wahrſcheinlich auch Sommer
an. Wir halten trotzdem die Grünen ſtark genug, daß ſie das Spiel
zu ihren Gunſten entſcheiden Das Spiel findet bereits morgens
11 Uhr ſtatt. Vorher ſtehen ſich die Reſerven der Poliziſten
und Egelsbach im Verbandsſpiel gegenüber.
TSG. 46 Germania Pfungſtadt.
Dieſes Spiel, das termingemäß am 7. Oktober zum Austrag
kommen ſollte wurde auf den 14. Oktober, 11 Uhr, verlegt. Die
Begegnung dürfte ſchon zu Beginn der Verbandsſpiele von
entſcheidender Bedeutung ſein. Die Pfungſtädter Germanen haben
ſeit letztem Jahr viel von ſich reden gemacht und in ihren letzten
Freundſchaftsſpielen gegen Mannſchaften von Ruf ſehr gut abge=
ſchnitten
. Die Betreuung durch Delp fängt an, ſchon Früchte zu
tragen. Es wird alſo an der Rheinallee am Sonntag eine Gene=
ralprobe
geben für beide Mannſchaften. Die Pfungſtädter werden
alle Anſtrengungen machen, um ihren Ruf zu ſtärken, andererſeits
wird TSG. 46 ihre geſammelten Erfahrungen in den Aufſtieg=
ſpielen
in die Waagſchale werfen, um nicht ſchon in der Vorrunde
und dazu auf eigenem Platz Punkte einzubüßen. An Spannung
wird es in den 60 Minuten nicht fehlen. Die 2. Mannſchaften
ſpielen um 9.30 Uhr. TSG. 46 3. Tv. Pfungſtadt 2. Dieſes
Spiel kommt auf dem 2. Spielfeld an der Rheinallee um 9.30 Uhr
zum Austrag.
Die auf heute abend anberaumte Spielerverſammlung findet
pünktlich 8.30 Uhr im Vorſtandszimmer der Turnhalle ſtatt. Es
werden alle Aktiven und Schiri erwartet.
Ringen.
Darmſtadt 19101888 Mainz.
Eine weitere ſchwere Aufgabe ſteht den Darmſtädter Gau=
ligiſten
morgen Samstag abend 8.30 Uhr in der Turn=
halle
Soderſtraße 30, bevor. Sie ſtehen der Ringermannſchaft
der Athletikſportvereinigung 1888 Mainz zum fälligen Verbands=
kampf
gegenüber. Mainz das ſich in der Verbandskampfſaiſon
1933/34 in überlegenem Spiel die Mannſchaftsmeiſterſchaft im
Gau 13 erkämpfte und in das Finale der Weſtdeutſchen gelangte,
wo es mit einem Pünktchen im Geſamtverhältnis gegen Kölner
Club für Kraftſport 1893 unterlag, iſt auch dieſes Jahr wieder
ernſthafter Favorit für den Titel. Im Bezirk Südheſſen hat es
bis jetzt noch keine Mannſchaft fertig gebracht, die Vertreter des
goldenen Mainz im Drang nach der Spitze einzuhalten, ohne
Punktverluſt ſind ſie Tabellenführer. Mit dieſem Titel ſtellen
ſie ſich morgen den Darmſtädtern vor und ihr Beſtreben wird
auch hier darauf gerichtet ſein, die Punkte mitzunehmen. Be=
trachtet
man ſich die gegenwärtige Mannſchaftsaufſtellung der

Gäſte, dann läßt ſich ihre Erfolgsſerie durchaus verſtehen. In
Mannſchaftsgefüge iſt zurzeit das Beſte, was der Gau 13 unte
ſeinen Vereinsmannſchaften beſitzt. Auch bei Erfatzgeſtellum
bleibt die Gäſtemannſchaft ein beachtlicher Faktor, denn ſie h
jederzeit vollwertige Reſerviſten zur Hand. Gegen dieſen Gegn
von Klaſſe haben nun die Einheimiſchen ihr Können zu bey=
ſen
. Wenn man das Vorhergeſagte berückſichtigt, dann ſoh
eigentlich ein erfolgreiches Beſtehen der Platzherren vornen
ausgeſchaltet ſein. Aber dem iſt nicht ſo. Man braucht nur g
die vorjährigen beiderſeitigen Begegnungen zu erinnern, wo d
Meiſter nur mit viel Glück an der Darmſtädter Klippe vorbei,
kam. In allen Gewichtsklaſſen können die Darmſtädter den Gäſten
nichts Ebenbürtiges gegenüberſtellen, aber ſo ſtark ſind ſie doc
um den Meiſter zur Hergabe ſeines Könnens zu zwingen. 6
rade gegen ſtarke Mannſchaften und auf eigener Matte habenſt
ſchon immer am beſten abgeſchnitten. Ein intereſſanter Kampſ,
abend wird allen Freunden des griechiſch=römiſchen Mannſchafts
ringens bevorſtehen, dafür bietet das Können der beiden Gegne
beſte Gewähr.
Da reger Zuſpruch zu erwarten iſt dürfte zu empfehlen ſein
ſich beizeiten den Einlaß zu ſichern. Die Halle iſt zu dem Zwet
bereits ab 19,45 Uhr für die Kampfbeſucher geöffnet.
Polizei Darmſtadt Vorwärts Groß=Zimmern.
Zum fälligen Verbandskampf empfängt die Ringermannſchoſt
des Pol=SV. die gleiche von Vorwärts Groß=Zimmern. Da ſch
beide Vereine von jeher ſchon harte Kämpfe geliefert hatten, un
die Punkte abwechſelnd von beiden errungen werden mußten,
mit harten Kämpfen zu rechnen. Der ruhende Pol in dieſer Man=
ſchaft
iſt und bleibt Hans Ohl. Deutſcher Altmeiſter. Auch Dan
im Halbſchwergewicht iſt ein Ringer von Klaſſe, Konnte er doh
bei den Kampfſpielen in dieſer Klaſſe bei ſchwerſter Konkurren
mit ſechs Siegen den 5. Platz belegen. Der Kampf findet a
Sonntag vormittag 10.30 Uhr in der Polizeiſporthalle Eſcholl
brückerſtraße 24 ſtatt. Vorher werden Jugendkämpfe von beiden
Vereinen ausgetragen. Die Halle iſt geheizt.
Deutſches Turn= und Sporkabzeichen.
Die letzte diesjährige Prüfung zur Erlangung des deutſchen
Turn= und Sportabzeichens in Gruppe V. Radfahren, finde
jetzt kommenden Sonntag, den 14. Oktober vormittags 8.30 Uh,
ſtatt. Anmeldungen ſind zu richten an Herrn Gg. Hahn, Schwanen
ſtraße, Ecke Schloßgartenplatz.
SV. 98 Darmſtadt.
Am Sonntag, dem 14. 10., vormittags 10 Uhr tragen.
dem Stadion am Böllenfalltor die Jugendlichen aller Ab
teilungen, ſowie die Alten Herren die diesjährigen leicht
athletiſchen Vereinsmeiſterſchaften aus.
Hockey in der TSG. 46 Darmſtadt.
Am kommenden Sonntag. 10 Uhr, trägt die Hockeyelf au
der Woogswieſe ihr erſtes Heimſpiel in der neuen Spielzeit aus
Gegner iſt die ſpielſtarke 1b Mannſchaft des Sportclubs
Weiß=Blau Aſchaffenburg. Weiß=Blau verfügt übe
ein ausgezeichnetes Spielermaterial und hat gegen erſte Frank=
furter
Mannſchaften ausgezeichnete Reſultate erzielt. Bei den
Darmſtädtern ſind die Weiß=Blauen bis jetzt unbekannt, und ſ
dürfte die erſte Begegnung am kommenden Sonntag von beſon
derem Intereſſe ſein. Intereſſenten ſind eingeladen. Eintritt frei,

Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Freitag, 12. Oktober
6.00: Bauernfunk. 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. 6.45: Zeit=
Medungen. 6.50: Wetter. 6.55: Morgenſpruch, Choral.
7.00: Stuttgart: Frühkonzert auf Schallpl. In emer Pauſe
ca. 8.00: Nur für Franffurt: Waſſerſtand. Wetter 89=
Stuttgart: Gymnaſtik 9.00: Nur Freiburg: Werbekonzert,
9.15: Nur Freiburg: Duette für zwei Sopranſtimmen. 10.00:
Nachrichten. 10.15: Stuttgart: Schulfunk: Günther v. Schwarz=
burg
. Ein Ausſchnitt aus deutſcher Geſchichte 10.45: Prak=
tiſche
Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert.
11.30: Meldungen. 11 45: Sozaldienſt.
12 00: Altes und Neues im Volkston. 13.00: Zeit, Saardienſt,
Nachr. 13.10: Nachr. 13.15: Orcheſter freiſtehender Be=
rufsmuſiker
Kaſſel. Ltg.: Mothes. 14.15: Zeit. Nachr.
14.30: Wirtſchaftsbericht. 14 45: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen,
15.15:

16 00: Berlin: Unterhaltung und Humor. 1800: Jugendfunft
Anerdoten vom Alten Fritz. 18.15: Moderne Schatzgräber,
Plauderei von L. Müller. 18.25: und nebenbei noch ſti=
diert
! Wie mans geſchafft hat auch ohne Geld. Zwiegeſpräch,
18 45: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters, Ltg.: W. Kaſpar.
In einer Pauſe ea 19.00: Meldungen. 19 45: Berlm:
Reichsſendung: Politiſcher Kurzbericht. 20.00: Berlin: Zeit,
Nachr. 20 10: Sportvorſchau 20.39: Stuttgart: Buntes
Konzert des Württembergiſchen Staatstheaters. Ltg.: Kraus.
22.00: Zeit, Nachr. 22 10: Nachr. 22.15: Stuttgart
Saarländer ſprechen. 22.30: Balladen von Carl Loewe.
23.00: Breslau: Funktanzkapelle, Lta.: Fred Ilgner. 2400
Nachtmuſik. 1.00: Geſungene Walzer u. Konzertſtücke.
Deutſchlandſender

Dlend
Deutſchlandſender: Freitag, 12. Oktober
5.45: Hamburg: Wetter. 5.50: Nachr 6.00: Berlin: Gyſſe
naſtik. 6.15: Tagesſpruch. 6.20: Kiel: Frühkonzert.
In einer Pauſe gegen 7.02: Nachr. 8.00: Sperrzeſt.
8 45: Leibesübung für die Frau. 9.00: Funkſtille. 9.0
Alfred Prugel: Der ſchwediſche Obriſt. 10.00: Nachr. 1910:
Funkſtille. 10.50: Spielturnen im Kindergarten. 11.15.
Seewetterbericht. 1. 30: Geſunde Frauen durch Leibesübunge,
11.50: Glückwünſche und Wetter.
12,00: Dresden: Mittagsmuſik des Leipziger Inſtrumentalguartets.
12,55: Zeitzeichen. 13.00: Jeder kennt. Dich, jeder hat Lich
gern! (Schallpl.). Anſchl.: Wetter. 18.45 Nachr.
14 00: Sperzeit. 14.55: Programmbinweiſe. Wetter, Böiſe.
15.15: Lieder an die deutſche Frau, Muſikaliſche Hörfolge.
15.40: Dr. phil. Steche: Volkswitz, Kraft und Lebensfreude i.
der deutſchen Volksſprache.
16.00: München: Das II. Funkorcheſter. Ltg.: Kloß 17.301
Von Liebe ſingen alle Geigen (Schallplatten!. 18.00 Jungvolt
hör zu! Wir erobern ein Heim .. . Ein Jungvolk=Hörſpel.
18.39: Eröffnungsfeier der Berufsſchau der Reichsberufsgruppen.
deutſchen Angeſtelltenſchaft in der Neuen Welt. Haſenheide (Auf).
19.00: Zwei berühmte polniſche Künſtler: Ludomir Rozyckt ( Klo=
vier
), Roman Wraga Geſangl. 20.00: Kernſpruch. An
ſchließend: Wetter, Kurznachrichten. 20.10: Obſt Obſt
und ein Städtchen dazu. Funfbericht vom bekannten und unbe
kamnten Werder. 20.30: Stuttgart: Buntes Konzert. Lig
Rich. Kraus. 22.00: Politiſcher Kurzbericht. 22.15: Wettck.
Nachr., Sport 22.39: Obertruppführer Härchen: Arbeits
dienſt u. Arbeitspaß. 22.45: Seewetterbericht. B.
Breslau: Funktanzkapelle. Lta.: Iloner
Welkerberichl.
Das weſtliche Hochdruckgebiet hat ſeine Lage kaum geändel
ſo daß das herbſtliche Wetter noch fortdauert. Später werd,
ſich dann die umliegenden Störungstätigkeiten bemerkbar mache
und das Hoch abbauen, wobei die Temperaturgegenſätze zwiſche,
Tag und Nacht etwas zurückgehen und bei Vordringen wärmet
Luft von Süden her zu Niederſchlägen geneigtes und mildee
Wetter aufkommt.
Ausſichten für Freitag: Noch Frühnebel, tagsüber wechſelnd vo=
kig
bis heiter, meiſt trocken.
Ausſichten für Samstag: Dunſtig und bewölkt mit Aufheiteroge
im ganzen etwas milder auf kommende Niederſchlagsneigo

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 282 Seite 11

0s0

Mäntel
unifarbige u. melierte Stoffe, mit
vollem Pelzkragen, ganz gefüttert 10010
Mäntel
Crewl mit groß. Lammschalkrag.,
taillierte Form, ganz gefüttert Lulbu
Frauenmäntel
Marengo, ½ Steppfutter, breiter
Kragen u. Revers, oder Velour mit
Lutbe
fottem Pelzkragen . . .

Stadttasche
Marmor-Rindleder mit
Seitentaſche, 32 cm groß 1400
Handtasche
Maronil-Rindleder mit
Ueberschlag, neueste
Form .. . . . . . 4n00
Echt Chevreaux-
Spangenschuh
mit moderner Reptil-
garnitur
, Cuba- und
Louis RV.-Absatz ..Gdo
Der hochgeschlossene
Oesenschuh
aus schwarz Mubuk mit
Reptil-Absatr ... .0/10

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Darmſtadt.

9

Bei der am 8. Oktober 1934 vorgenommenen
Ausloſung der auf den 31. Dezember 1934 zur
Einlöſung fälligen Jahresrate 1934 der Aus=
loſungsrechte
zur Ablöſungsanleihe der Stadt
Darmſtadt wurden folgende Nummern gezogen:
Gruppe 4: 8 Stücke im Nennwert von je
1000 R: 15, 39, 107, 128, 133. 161, 163. 181.
Gruppe B: 4 Stücke im Nennwert von je
500 R.: 23, 40, 44, 79.
Gruppe C: 20 Stücke im Nennwert von je
200 Rℳ: 33, 73,. 130, 131, 236, 287, 288, 310,
350, 387, 410, 460, 461, 468, 469, 470, 530, 538,
565, 592.
Gruppe D: 40 Stücke im Nennwert von je
100 R.R: 22. 82. 101, 117, 211. 221, 303, 310,
325, 328, 342, 422, 491, 504, 514, 537, 562, 575,
632, 634, 638, 642, 702, 734, 783. 791, 836, 854,
892, 957, 972, 986. 989, 1052, 1061, 1073, 1088,
1135. 1146, 1196.
Gruppe E: 96 Stücke im Nennwert von je
50 Rℳ: 51, 80, 108, 120, 144, 157. 257, 258,
261, 264, 283, 346, 368, 403. 421, 422, 429, 438,
476, 480, 488, 547, 686, 764, 773, 830, 893, 912,
1000, 1002, 1008, 1012. 1034, 1096, 1126, 1171,
1182. 1281, 1309, 1334, 1353, 1367, 1388. 1450,
1466, 1485. 1519, 1528, 1539, 1546, 1604, 1643,
1676, 1774, 1817 1818, 1898, 1905, 1927 1950,
1976. 1982, 1984, 1998, 2036, 2042, 2072, 2109,
2151, 2165, 2167, 2193, 2262, 2277, 2282, 2299,
2336, 2338, 2340, 2345, 2384, 2433, 2471, 2520,
2552, 2603, 2607 2636, 2694, 2753, 2761, 2770,
2775, 2826, 2852, 2873
Gruppe F: 152 Stücke im Nennwert von je
25 Rℳ: 11. 39, 63, 103, 169, 171, 259, 263. 277.
284, 316, 319, 328, 335, 338, 349, 360, 425. 467,
522, 606, 608, 624, 638, 674, 710, 719, 751. 774,
983, 993. 1009, 1068, 1104, 1106, 1132, 1331,
1397, 1419, 1425, 1445, 1461, 1481, 1551, 1605,
1613. 1626. 1634, 1635. 1646. 1679, 1708. 1715.
1731. 1742. 1753. 1754, 1758. 1761, 1845, 1867.
1890, 1902. 1906, 2016. 2039, 2047. 2055, 2096,
2098, 2114, 2136, 2150, 2212, 2229, 2256. 2295,
2296, 2325, 2357, 2366, 2373, 2457, 2480, 2489,
2496, 2518, 2534, 2550, 2569, 2601, 2618, 2691,
2703, 2711, 2820, 2859, 2878, 2909, 2937, 2955,
2961, 3056, 3091. 3117, 3245, 3261, 3284, 3323,
3356, 3373, 3400, 3402. 3498, 3502, 3510. 3524,
3558, 3649, 3653, 3711, 3720, 3729, 3773, 3804,
3859, 3868, 3934, 4000, 4007 4038, 4050, 4078,
4106, 4165, 4179, 4245, 4260, 4279, 4287 4315,
4317, 4347, 4368, 4404, 4444, 4449, 4451, 4481,
4515. 4535, 4537.
Gruppe G: 131 Stücke im Nennwert von je
12,50 Rℳ: 23, 27, 57. 95, 115, 142. 162,
171. 197 223, 233. 242. 271, 275, 309, 327, 378,
383, 434, 508, 522, 529, 531, 548, 555, 564. 625,
653, 660, 706 709, 748, 779, 803, 807, 813, 853,
869, 948, 1012, 1027 1046. 1051. 1097 1156,
1175. 1242. 1251, 1281, 1328, 1459. 1465. 1521,
1561, 1562, 1621, 1646. 1710, 1749, 1772, 1777.
1780, 1807, 1873. 1896. 1899, 1900, 1907 1917,
1927, 1962. 1978, 1994, 2086, 2175, 2191. 2295,
2451, 2479, 2516, 2518, 2529, 2545. 2585, 2592,
2670, 2725, 2764, 2778. 2779, 2781, 2866. 2886,
2942. 2954, 2965, 2978, 3028, 3039, 3072. 3089,
3096, 3121, 3137, 3150, 3162, 3176, 3208. 3211,
3294, 3313, 3326, 3343, 3356, 3383, 3451, 3497,
3521, 3575. 3592, 3593. 3627, 3631, 3648, 3649,
3698, 3767, 3776, 3783, 3805, 3855.
Die gezogenen Ausloſungsrechte werden mit
dem ſiebenfachen Betrag ihres Nennwertes, zu=
züglich
5 d. Jahreszinſen für die Zeit vom
1. Januar 1926 bis 31. Dezember 1934 (9 Jahre)
eingelöſt.
Es werden hiernach bezahlt: Für Gruppe
A 10150,00 Rℳℳ. Gruppe B 5075,00 Rℳℳ,
Gruppe C 2030,00 R., Gruppe D 1015,00
R.. Gruppe E 507,50 R., Gruppe F
253,75 Rℳ. Gruppe G 126,88 R..
Die Auszahlung erfolgt auf Vorlage des Aus=
loſungsſcheins
und von Schuldverſchreibungen der
Ablöſungsanleihe im gleichen Nennwert ab
31. Dezember 1934 durch die Stadtkaſſe Darm=
ſtadt
. Mit dieſem Tage hört die Verzinſung der
ausgeloſten Stücke auf.
Rückſtände aus früheren Jahren.
Aus der Ausloſung Ende 1929: Gruppe D:
829: Gruppe E: 18, 197 599, 782, 847, 2652. 2657,
2670: Gruppe F: 1568, 3077, 3337 3590, 4120,
4327: Gruppe G: 355, 422. 842. 951, 1040, 1041,
1047 1497, 2324. 2525, 2697 3796.
Aus der Ausloſung Ende 1930: Gruppe E:
2675, 2737: Gruppe F: 3910, 4242; Gruppe G:
2172. 3263, 3689, 3827, 3925
Aus der Ausloſung Ende 1931: Gruppe D:
413, 683: Gruppe E: 2752; Gruppe F: 15. 148,
2322, 2451, 3639, 4375, 4470, 4557; Gruppe G:
1589, 3826.
Aus der Ausloſung Ende 1932: Gruppe D: 8;
Gruppe E: 643, 965, 2061; Gruppe F: 1699. 3635
Gruppe G: 6. 2586, 2612. 3053, 3731, 3916.
Aus der Ausloſung Ende 1933: Gruppe C
289: Gruppe D: 1199: Gruppe E: 1131. 1292:
Gruppe F: 37 83. 128. 172. 180. 247, 1133, 1222.
1277 2537, 2639, 3395 4340, 4371, 4391. 4495:
Gruppe G: 590, 926, 998. 1552, 1554, 1623. 1817,
3692, 3714, 3724, 3781. 3782. 3806.
Darmſtadt, den 9. Oktober 1934.
Bürgermeiſterei. (St 10 670
Wamboldt, Oberbürgermeiſter.
Liquidationseröffnungsbilanz
per 27. Februar 1934.

Kreditoren . . . . 1040,80
Geſchäftsanteile
der Mitglieder 1143.50

Aktiva Kaſſenbeſtanb 217.98 Bankguthaben", 811.75 Vorräte. 106 12 Mobilien 107.00 Verluſt 911 45 RM. 2 184.30

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Darmſtadt, den 6. Oktober 1934.
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Eintrag in das Handelsregiſter Abienlung B am
20. September 1934 hinſichtlich der Firma: Flug=
hafen
, Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Amts=
direktor
Ernſt Bohländer und Emil Schwarz ſind
aus dem Vorſtand ausgeſchieden und an ihrer Stelle
Hauptmann a. D. Wilhelm Waſſung in Darmſtadt,
Direktor Heinz Gretz in Frankfurt a. M.=Flughafen
und Bürgermeiſter Otto Kopp in Darmſtadt zu
Vorſtandsmitgliedern beſtellt. Dem Emil Schwarz
in Darmſtadt iſt Prokura erteilt.
Darmſtadt, den 10. Oktober 19 4.
Amtsgericht Darmſtadt.
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[ ][  ][ ]

Freitag, 12. Oktober

Nummer 282

Beiiiher and Sranrfättereffeliendotſe.
Die Berliner Börſe ſetzte bei kleinen Kaufaufträgen des
Publikums überwiegend freundlicher ein, nachdem die Zurück=
haltung
über die Ereigniſſe in Marſeille überwunden war. Die
Anfangsnotierungen waren unter dem Eindruck der günſtigen
Entwicklung am Arbeitsmarkt, des durchaus befriedigenden Halb=
jahrsberichts
der Commerzbank und der ſteigenden Güterwagen=
ſtellung
der Reichsbahn überwiegend ½1 Prozent höher. Eine
kräftige Erholung verzeichneten die in den letzten Tagen ange=
botenen
ſchweren Werte, die Kursgewinne bis zu 5 Prozent er=
zielten
. In der Hauptſache handelt es ſich um Braunkohlenwerte
ſowie Bekula, die auf Abſchlußerwartungen 3 Prozent höher be=
zahlt
wurden. Da auch der Rentenmarkt in freundlicher Haltung
verkehrte nachdem die Glattſtellungen ſpekulativer Mitläufer
nachgelaſſen haben, konnte ſich die Tendenz nach den erſten Kurſen,
zumal für deutſche Anleihen aus dem Ausland allgemein feſtere
Kurſe gemeldet wurden, bei Rückkäufen der Kuliſſe allgemein
weiter befeſtigen. Montanwerte waren bis ½ Prozent befeſtigt.
Von Braunkohlenwerten gewannen Niederlauſitzer 5, Eintracht 6
und Bubiag 3 Prozent. Kaliwerte litten dagegen anfangs unter
Glattſtellungen. Chemiſche Werte waren, ausgehend von Farben,
die % Prozent gewannen, überwiegend gebeſſert. Das gleiche gilt
für Elektrizitätswerte, die, ausgehend von Bekula, teilweiſe kräf=
tig
anzogen. Elektriſche Schleſien gewannen 2. Lahmeyer 1¼,
Gas=, Kabel= und Drahtwerke gewannen bis ½ Proz. Auto= und
Maſchinenaktien waren anfangs vernachläſſigt. Durch feſte Hal=
tung
fielen Auslandswerte auf, Aku gewannen 1 Proz., Chade
Lit. D 4 Mark. Textilwerte bröckelten leicht ab. Deutſche Atlan=
ten
ſtiegen um 1½, während Hotelbetrieb 1½ niedriger einſetzten.
Verkehrs= und Schiffahrtsaktien waren durchweg gebeſſert. Das
gleiche gilt für Bankaktien. Beſonders Großbankaktien waren
gefragt. Am Rentenmarkt befeſtigte ſich die Umſchuldungsanleihe
um ½ Prozent. Induſtrieobligationen und Reichsſchuldbuchfor=
derungen
waren etwa ¼ Proz höher, die Altbeſitzanleihe konnte
mit einer Steigerung von ½ Prozent wieder den Parikurs über=
ſchreiten
. Im Verlauf lagen Braunkohlenwerte weiter feſt.
Die Frankfurter Börſe hatte einen zögernden Beginn,
war aber nach Feſtſetzung der erſten Kurſe etwas belebt und
leicht befeſtigt. Zunächſt war die Kursbildung etwas uneinheit=
lich
, da verſchiedentlich noch kleine Realiſationen erfolgten, welche
aber nur geringfügige Abſchwächungen auslöſten. Die für die
vorgeſchrittene Jahreszeit außerordentlich günſtige Entwicklung
am Arbeitsmarkt bot der Börſe in Verbindung mit vorteilhaften
Nachrichten aus der Wirtſchaft eine kräftige Stütze. Auch die
Tatſache, daß die Vorgänge in Marſeille bisher keine Weiterun=
gen
und auch keine beſondere Abſchwächung an den Auslands=
börſen
nach ſich zogen, fanden ſtarke Beachtung. Die Umſatztätig=
keit
war am Renten= und Aktienmarkt etwa gleich groß, ohne
allerdings beſonders lebhaft zu ſein. Am Rentenmarkt waren es
wieder Altbeſitz und Kommunal=Umſchuldung mit je plus ¼ Pro=
zent
, die im Vordergrund ſtanden, jedoch lagen auch ſpäte Reichs=
ſchuldbuchforderungen
, Stahlverein=Bonds und Reichsmark= An=
leihen
½½ Prozent feſter. Die ſchon vorgeſtern abend auf Um=
tauſchgerüchte
ſtark befeſtigten zertifizierten Phönix=Gulden waren
ſehr lebhaft und zogen um 1 Prozent auf 82 Prozent an. An dem
Aktienmarkt wurden Farbeninduſtrie mit plus ½ Prozent etwas
lebhafter umgeſetzt, Scheideanſtalt gewannen ½ Prozent, Rütgers=
werke
½ Prozent. Elektropapiere eröffneten zumeiſt noch um
Bruchteile eines Prozentes niedriger, ſo u. a. Schuckert und Licht
u. Kraft, A.E.G. lagen etwas freundlicher. Akkumulatoren ver=
loren
erneut 2 Prozent. Am Montanmarkt ergaben ſich überwie=
gend
Kursgewinne von ¼5 Prozent. Mansfelder Bergbau ge=
wannen
1 Prozent und Braunkohlenaktien wurden höher genannt.
Schiffahrtswerte lagen nach behaupteter Eröffnung ſpäter ½ Pro=
zent
feſter. Im Verlaufe ließ die Umſatztätigkeit ſtark nach, die
Grundſtimmung blieb aber freundlich und die im Verlaufe am
Aktienmarkt erzielten Beſſerungen, konnten ſich voll behaupten.
Der Rentenmarkt hatte ſpäter lediglich in Reichsmark=Anleihen
und zertifizierten Dollarbonds noch lebhafteres Geſchäft bei wei=
ter
anziehenden Kurſen.
Die Abendbörſe hatte infolge des geringen Ordereingan=
ges
nur ſchmales Geſchäft, da auch die Kuliſſe nur wenig Unter=
nehmungsluſt
bekundete. Nichtsdeſtoweniger war die Grund=
tendenz
weiter freundlich und verſchiedentlich zeigte ſich auch Nach=
frage
. Die Berliner Schlußkurſe blieben zumeiſt unverändert.
Farbeninduſtrie notierten nächſt ¼ Prozent höher, bröckelten aber
im Verlauf infolge der herrſchenden Geſchäftsſtille um ½ Proz.
ab während ſonſt keine Veränderungen eintraten. Großbank=
und Hypothekenbankaktien waren weiter gefragt und bis ½ Proz.
höher. Der Rentenmarkt lag ſehr ſtill, beſonders die ſeither be=
vorzugten
Papiere wie Altbeſitz und Kommunalumſchuldung.
Von der Frankfurter Börſe. Die Frankfurter Börſe gibt im
Anſchluß an ihre Bekanntmachung vom 28. 11. 1933 betr. 4proz.
Liſſaboner Stadtanleihe von 1886 Serie 1 und 2 bekannt, daß
Gutſcheine der Dresdner Bank für die Serien 1 und 2 der Anleihe
an der Frankfurter Börſe nicht mehr lieferbar ſind, wenn ſie
Einreichungsdaten bis einſchließlich 31. Juli 1934 tragen. (Das
Datum der Einreichung der Talons befindet ſich auf dem Gut=
ſchein
rechts neben dem Namen des Einreichers.) Auf Gutſcheine
mit den Einreichungsdaten bis einſchließlich 31. Juli 1934 wer=
den
neue Bogen bereits ausgegeben.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 11. Oktober. Aufgetrieben waren
172 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Klaſſe a) auf 4146 Pfg.,
b) 3740 c) 3336, d) 3032 Pfg. pro Pfd. Es wurden ver=
kauft
in Kl. a) 72, b) 45, c) 57, d) 25 Stück. Marktverlauf: leb=
haft
geräumt.
Friedberger Herbſtpferdemarkt. Der anläßlich der Friedber=
ger
Herbſtwoche veranſtaltete Herbſtpferdemakt war von den ober=
heſſiſchen
Züchtern mit ausgezeichnetem Material beſchickt worden.
Unter dieſen Umſtänden hatte die Prämiierungskommiſſion eine
recht ſchwierige Arbeit. Landesſtallmeiſter Dr. Denker ſprach den
Züchtern ſeine beſondere Anerkennung aus. Zum Markt aufge=
trieben
waren insgeſamt 96 Pferde. Es wurden folgende Preiſe
erzielt: 1. Kaltblut: 1. Klaſſe 10001200 RM., 2. Klaſſe 800
1000 RM. 3 Klaſſe 500700 RM. II. Warmblut: 1. Kl. 900
bis 1100 RM., 2. Kl. 800900 RM., 3 Kl. 500700 RM.
Schlachtpferde: 1. Qual. 35 RM., 2. Qual 1825 RM. je Ztr.
2½jährige Fohlen 800900 RM., 1½jährige Fohlen 500600
RM., Abſatzfohlen 275400 RM. Teilweiſe wurden für Abſatz=
fohlen
auch über die Notierung hinaus 500 RM. erzielt.
Friedberger Schweinemarkt. Zum Friedberger Schweinemarkt
waren insgeſamt 342 Ferkel zum Verkauf aufgetrieben. Bei ſehr
lebhaftem Handel verblieb kein Ueberſtand. Es koſteten bis ſechs
Wochen alte Tiere 79 RM. 68 Wochen alte 1012 RM., 8
bis 12 Wochen alte 1214 RM.
Mannheimer Vieh= (Kleinvieh=)Markt vom 11. Okt. Auf=
trieb
: 64 Kälber, 29 Schafe, 23 Schweine, 230 Ferkel, 346 Läufer.
Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 69 darüber 1520, Läufer 22
bis 25 RM. Alles übrige wurde nicht notiert.
Frankfurter Schweinemarkt vom 11. Okt. Auftrieb: Rinder
29, davon Ochſen 14. Bullen 4. Kühe 8, Färſen 3; dem Schlacht=
hof
direkt wurden 10 Rinder zugeführt. Kälber 879 (gegen 927
am letzten Donnerstagsmarkt), Schafe 390 (196), Schweine 674
(615). Notiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Käl=
ber
Sonderklaſſe Kl. a) 5154, b) 4250 c) 3742 d) 30
36: Lämmer und Hammel. b) 2. Weidemaſthammel 3536, c)
mittlere Maſtlämmer und ältere Maſthammel 3234: Schafe e)
beſte 3334, f) mittlere 2732. g) geringe 1926; Schweine a)
1. und 2. 53. b) 5253, c) 5053, d) 4852. Im Preisvergleich
zum letzten Donnerstagsmarkt zogen Kälber bis 4 und Hammel
in den beſten Qualitäten um 2 RM. an: im übrigen traten keine
Veränderungen ein. Die Preiſe ſind Marktpreiſe für nüchtern
gewogene Tiere und ſchließen ſämtliche Speſen des Handels ab
Stall für Fracht= Markt= und Verkaufskoſten, Umſatzſteuer ſowie
den natürlichen Gewichtsverluſt ein, müſſen ſich alſo weſentlich
über die Stallpreiſe erheben Marktverlauf: Kälber lebhaft, aus=
verkauft
; Hammel und Schafe rege, geräumt: Schweine rege, aus=
verkauft
.

Auguſtumſäke im Texlileinzelhandel.
Die Umſätze des Einzelhandels lagen, wie der Reichsbund des
Textileinzelhandels mitteilt, im Auguſt 1934 im Geſamtdurch=
ſchnitt
für das deutſche Wirtſchaftsgebiet wertmäßig um 27.1 Pro=
zent
höher als im Auguſt 1933. Einen gewiſſen Einfluß auf die
beſonders günſtige Entwicklung der Textilumſätze dürfte die ein=
heitliche
Feſtlegung des Termins für den Saiſonſchlußverkauf ge=
habt
haben, da im Vorjahr in einigen Bezirken der Saiſonſchluß=
verkauf
teilweiſe noch in den Juli fiel. Die Zahl der bedienten
Kunden nahm gegenüber dem Auguſt des vorigen Jahres durch=
ſchnittlich
um 10.5 Prozent zu. Von den einzelnen Geſchäftszwei=
gen
haben die Fachgeſchäfte für Kleiderſtoffe, Herren= und Kna=
benkonfektion
beſſer abgeſchnitten. Ungünſtiger war demgegen=
über
die Entwicklung der Fachgeſchäfte für Handarbeiten, Herren=
hüte
, Mützen ſowie Teppiche Möbelſtoffe und Gardinen. Von
den einzelnen Wirtſchaftsgebieten hatten Württemberg, Baden
und Bayern die bei weitem ſtärkſten Umſatzzunahmen aufzuwei=
ſen
. Ueberdurchſchnittlich günſtig war die Umſatzentwicklung in
Weſtfalen. Am ſchlechteſten ſchnitten die Provinzen Brandenburg
und Sachſen=Anhalt ab. Weniger als 20prozentige Umſatzſteige=
rungen
wieſen außerdem noch Schleſien und die Rheinpfalz auf
Von den geſondert erfaßten Städten hatten Königsberg, Lübeck
und Kiel Umſatzſteigerungen von faſt 40 Prozent zu verzeichnen.
Am ungünſtigſten war das Geſchäft in Dresden, Köln und in
Magdeburg.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Lage in der Spielwareninduſtrie. In der Spielwaren=
induſtrie
wurden im Durchſchnitt der erſten acht Monate 26 Proz.
mehr Arbeiterſtunden geleiſtet als i. V. Zu einem Teil erklärte
ſich dieſe Zunahme nach Erhebungen des J.f.K. aus dem außer=
ordentlich
tiefen Stand, auf den die Geſchäftstätigkeit noch zu
Anfang des vorigen Jahres geſunken war. Aus den vorläufigen
Ergebniſſen der Betriebszählung kann man entnehmen, daß die
Zahl der in der Spielwareninduſtrie Beſchäftigten 1933 nur noch
38 Prozent der Zahl von 1925 betrug. Verhältnismäßig günſtig
iſt die Lage bei den Herſtellern von Puppen geweſen, wo der Be=
ſchäftigungsgrad
auch in der letzten Zeit höher war als im Vor=
jahr
. Bei den Holzſpielwaren trat nach zwei Jahren erſtmals
wieder eine Frühjahrsſaiſon ein. Bei den Stoffſpielwaren ward
dagegen die vorjährige Höhe nicht erreicht. Seit Mai iſt die Ent=
wicklung
indeſſen bedeutend günſtiger als i. V. Wenig günſtig
hat ſich die Papierſpielwareninduſtrie im laufenden Jahre ent=
wickelt
, dagegen lag bei Zelluloidſpielwaren die Beſchäftigung
durchweg um rd. 7 Prozent über der des Vorjahrs. Die Metall=
ſpielwareninduſtrie
glich ſich dem Gruppendurchſchnitt an. Die
Ausfuhr war wert= und mengenmäßig bei Spielwaren und bei
Chriſtbaumſchmuck um etwa ein Viertel geringer als i. V. Der
Rückgang war bei den Werten etwas geringer als bei den Men=
gen
. Spielwaren beſſerer Qualität fanden den beſten Abſatzmarkt.
Wiederinbetriebnahme einer Kokerei der Gutehoffnungshütte.
Die Verwaltung der Gutehoffnungshütte hat ſich entſchloſſen, die
bisher ſtilliegende Kokerei der Zeche Jakobi wieder in Betrieb zu
nehmen. Vor einigen Tagen wurde mit dem Anheizen der Bat=
terie
begonnen. Die Wiederinbetriebnahme dient zunächſt der
Gießereikokserzeugung. Mit der Wiederinbetriebnahme wird auch
eine Erhöhung der Kokereibelegſchaft, die während der Inſtand=
ſetzungsarbeiten
44 Mann betrug, erforderlich.
Steigende Umſätze bei der Rütgerswerke AG., Berlin. Auf
Antrag eines Bankenkonſortiums ſind 23 Mill. RM. Aktien der
Rütgerswerke AG. Berlin, zum Handel und zur Notierung an
der Berliner Börſe wieder zugelaſſen worden. Gegenſtand des
Proſpekts ſind die 23 Mill. RM. im Nennwert herabgeſetzten alten
Inhaberaktien, nicht dagegen die 4,80 Mill. RM. im Nennwert
herabgeſetzten neuen Inhaberaktien, die aus der Umwandlung der
Namensaktien herrühren. Im Proſpekt wird darauf hingewieſen,
daß das Unternehmen, das zur Zeit in den eigenen Werken und
in zwei pachtweiſe betriebenen Fabriken insgeſamt 2000 Arbeiter
und 550 Angeſtellte und Meiſter beſchäftigt, in den letzten 3 Jah=
ren
folgende Umſätze erzielte (in Mill. RM.): Eigene und Pacht=
betriebe
der Rütgerswerke im Jahre 1931: 30,30, im Jahre 1932:
26,10, im Jahre 1933: 28,40. Dem Beteiligungsverhältnis ent=
ſprechender
Anteil der Rütgerswerke an den Umſätzen der Kon=
zerngeſellſchaften
, im Jahre 1931: 39,80, im Jahre 1932: 32,30
im Jahre 1933: 36,10. Geſamtumſatzwert der Rütgerswerke in
1931: 70.10, in 1932: 58,40, in 1933: 64,50. Die Umſätze zwiſchen
den Konzerngeſellſchaften ſind in den obigen Zahlen enthalten,
fallen aber verhältnismäßig nicht ins Gewicht. In den abgelau=
fenen
Monaten des Jahres 1934 haben ſich bei den Rütgerswer=
ken
die Umſätze ihrer Menge und ihrem Werte nach geſteigert.

Guter Auftragsbeſtand bei der Henſchel & Sohn AG.
Kaſſel.
Das Geſchäftsjahr 1933 der Geſellſchaft brachte gegenüber
eine 66,5prozentige Umſatzſteigerung. Dieſe Belebung wirkte ſi
jedoch nur im Kraftwagenbau aus. Im Lokomotivbau konnt
durch einen Ueberbrückungsauftrag der Deutſchen Reichsbahn
geſellſchaft der Abbau von Arbeitskräften verhindert werden. Die
Rentabilität des Unternehmens konnte noch nicht wiederherge=
ſtellt
werden. Das Geſchäftsjahr 1933 ſchließt demzufolge mit
einem, wenn auch verminderten, Verluſt ab.
Das Auslandsgeſchäft der Geſellſchaft war in 1933 ſehr
ſchwierig. Trotzdem konnten die Lokomotivlieferungen gegenüber
1932 nahezu verdoppelt werden. Der Umſatz des Kraftwagen=
baues
liegt erheblich über dem des Jahres 1932. Ein bedeuten
der Teil der Beſtellungen konnte im Berichtsjahr noch nicht zur
Abwicklung kommen, ſo daß das Unternehmen mit einem guten
Auftragsbeſtand in das teue Geſchäftsjahr hineinging. Konſtruf=
tiv
wurde an der Entwicklung eines neuen 2½= und 2¾=Tonnen=
Wagens gearbeitet, der bis jetzt gute Erfolge am Markt erzielte,
Das Dieſelmotorenprogramm wurde insbeſondere zum Ausbau
der Motorlokomotiven= und =Walzen weiter entwickelt. Die Ver
ſuchsarbeiten an den Henſchel=Doble=Dampf=Aggregaten wurden
mit dem Ergebnis fortgeſetzt, daß Ende 1933 zwei Omnibuſſe mit
Dampfbetrieb, Anfang 1934 ein Dampftriebwagen dem Verkehr
übergeben werden konnten. Das Braunkohlenbergwerk Mönche=
berg
hat in 1933 befriedigend gearbeitet. Der Bruttoüberſchuß
ſtellte ſich nach Abzug der Aufwendungen für Roh= Hilfs= und
Betriebsſtoffe und der geſondert ausgewieſenen Erträge auf 10,96
(6,37) Mill. RM. Abſchreibungen auf Anlagen erforderten 100
(1,27), andere Abſchreibungen 0,24 (1,08) Löhne und Gehälter
4,92 (3,56), ſoziale Abgaben 0,53 (0,34), Beſitzſteuern 0,54 (0,63),
alle übrigen Aufwendungen 4.99 (2.21) Mill. RM. Ao. Erträge
werden mit 068 (0,78) Mill. RM. ausgewieſen. Der Verluſt
des Jahres 1933 ſtellt ſich auf 568 693 (2 411 824) RM. er erhöht
ſich um die Verluſtvorträge aus den Jahren 19301932 auf RM
7142874 (6 574 181) und wird in dieſer Höhe vorgetragen. In
der Vermögensaufſtellung ſind im Anlagevermögen keine weſent=
lichen
Veränderungen eingetreten. Im laufenden Geſchäftsjahr
iſt die Henſchel=Warenverſorgungs=GmbH, mit einem Kapital von
30 000 RM. gegründet worden. Der vorhandene Auftragsbeſtand
ſichert der gegenwärtigen Gefolgſchaft die Arbeitsplätze für neun
Monate. Der bisherige Auftragseingang aus dem Auslande iſt
nahezu doppelt ſo groß wie im ganzen Jahre 1933. Zurzeit lie=
gen
Aufträge für insgeſamt 21 Auslandslokomotiven vor, die zu
liefern ſind. Die Geſellſchaft glaubt für den weiteren Ausbau
des Kraftwagengeſchäfts eine günſtige Prognoſe ſtellen zu können.
Die GV. genehmigte den Abſchluß.

Produkkenmärkke.

Mannheimer Produktenbericht vom 11. Oktober. Preiſe alle
unverändert. Mühlenprodukte erhalten den Zuſatz: Ausgleich
plus 30 Pfg.
Induſtrie= und Handelsbörſe Stuttgart vom 10. Okt. Baum=
wollgarne
, beſte ſüdd. Qualität: Nr. 20 engliſche Troſſels, Warps
und Pincops 1,501,56, Nr. 30 do. 1,841.90, Nr. 36 do. 1,94
2,00, Nr. 42 Pincops 2,072.13 RM.: das Kilo Baumwollgewebe
beſte ſüdd. Qualität: 86 Zentimeter Cretonnes 16:16 per ½ fran,
Zoll aus 60:60 31,032,0; 80 Zentimeter Renforces 18:18 per
½ franz. Zoll aus 30:30er 30,531,5, 86 Zentimeter glatte Kat
tuns oder Croiſes 19:18 per ¼ franz. Zoll aus 46:42er 25,520
Pfg. pro Meter. Nächſte Börſe am 24. Oktober.

Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Die Umlage auf Verkaufsbeteiligung beim Rheiniſch=Weſe
fäliſchen Kohlenſyndikat wird für September 1934 mit 4,16 RM.
(im Vormonat 4,19 RM.) erhoben. Unter Berückſichtigung des
umlagefreien Teiles der Verbrauchsbeteiligung ſtellt ſich die Um
lage je Tonne Abſatz auf Verbrauchsbeteiligung auf 3,06. (3,05)
Reichsmark.
Im Konkurs der Kurzwarengroßhandlung Michael Margulies
in Frankfurt ſteht für die nicht bevorrechtigten Gläubiger die
bereits eine Quote von 10 Prozent erhielten, eine weitere Quote
von 4 Prozent in Ausſicht
Bei der Firma Kurzwarenquelle Triumph, Leo Margulies,
ebenfalls in Frankfurt, können die nicht bevorrechtigten Gläubie
ger nur mit einer Quote von 3 Prozent rechnen. Die nicht bevor=
rechtigten
Konkursforderungen belaufen ſich in beiden Konkurſen
zuſammen auf über 300 000 RM.

Berliner Kursbericht
vom 11. Okfober 1934

Deviſenmarkt
vom 11. Oktober 1934

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau

Ve
75.
n7.75
27.75
30.25
28.75
131.
133.50
150.
109.
110.

Conti=Gummi 132.
DeutſcheCont. Gas 124.

Deutſche Erdöl I.
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwerke.
Korsw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

M
104.75 Weeen e
Polyphonwerke Mief
16.875 Aegypten 143.50 Rütgerswerke 4u.875 Argentinien 64.875 Salzdetfurth Kali 154. Belgien.
Braſilien 110.125 Weſtdte. Kaufhof 33. Bulgarien
Canada. 106. Verein. Stahlwerke 43.125 76.75 Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch. 116.25 Dänemart
67. Danzig 80. Baſalt Linz 13.50 England 116.50 Berl. Karlsr. Ind. 125.50 Eſtland.
Finnland 77.25 Hohenlohe=Werke 49.875 Frankreich
Griechenland 98. 125 Lindes Eismaſch. 105. 76.50 VogelTelegr. Draht 110. Holland. 55.75 Wanderer=Werke 130.50 Bsland D Rf D tägypt. 2 12.41 12.44 1 Pap. Peſo 0. 642l 0.646 100 Belga s8.77 58.29 1Mikreis 0. 204 0.206 100 Leva 3.947 2.053 1eanad. Doll 2.517 2.523 100 Kronen 53.96 54.08 100 Gulden 81.20 81.36 1 2. Stg. 12,08 12.12 100eſtl. Kr. 68.68 68.82 100 finn. Mk. 5.34 5.35 100 Franken 16.39 16.43 100 Drachm. 2.467 2.471 100 Gulden 168.50 168.84 100 isl. gr. 54.71 54,31

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Portugal
Schweden 1o0 Kronen
Schweiz

Spanien 100 Peſetas
Tſchechoſlowak.
Türkei.

ungarn
Uruguay
Ver. Staaten

Mie
100 Lire
1Yen
100 Dina
100 Lats le
100 gronen
Oeſterreich 1o0 Schilling
100 Eseudos 10.9
100 Franes
100 Tſch. dr.
ttürk. 2
100 Pengs
1 Goldpeſo
1 Dollar

GeldBrief

21.45
0.70*
5e9t
eo,74
48.95
62.34
gi.og
34,00 8
10.35
1.974

21.4
5 0.7
5.70
80.67 fs0,4
60.8
1a.0
uas
62.6
91.25
.0
ſiuas
1m

Gad
2.77

jan
2.00

Surinſtäoter und Kationarvant Surnhſrast, Fittate ber Bresoher Bun=

Frankfurter Kursbericht vom 11. Oktober 1934.

Kenee
Gr. II p. 1934 103.7
. 1935 1105

. 1936
. 1937
1938
Gruppel ...
4½ Dtſch. Reichsanl.
59
v.27
5½%Intern. , v.30
6%Baden ... v.27
62Bahern .v.27
6%Heſſen. ... v.29
68 Preuß. St. v. 28
62Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze. . .......
5% Dt. Reichspoſt
Schätze. ..

Dtſch. Anl. Ausl.
*. Ablöſung
. Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
62Baden=Baden
6SBerlin ...v.24
68Darmſtadt . . . .
68Dresden.. h.26
69Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
6% v.26
6%Mainz.. . . . . ..
62Mannheim v.27
6%München v.29
6%Wiesbaden v. 28

6%Heſſ. Landesbk. 93
6% Goldobli
89.5

102.25
992),
98.2
101.75
Rrei
92.9
95
95
107.5
96
93.5
100.
100.2

9.5

82.5
85

83.75
82.

90
871,

5½% Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liquid.
4¾%
Komm. Obl. . ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
O
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
6% R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. . ....
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Lig.-Obl.
2
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser. I
FAusl. Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
5½% n Lig.=Pfbr.
% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Goldoblig.
620 Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
625 Mein. Hyp. Bk.
5½% Lig.=Pfr.
6%, Pfälz. Hyp.=Bk.
5½%0 n Lig.=Pffr.
6%Rhein.Hhp.=Bk.
5½%0 Lig.=Pfr
68 Goldoblig.
6% Südd. Boden=
Cred.=Bank
5½% Lig.=Pfbr.
6%Württ. Hhp. B.

93.5
93

94.25
91

87.25
87.5
92.5
92.5
93.5

104:1.
121
20
92
92.5
93
93
89.5
92.5
94.5
92.75
94
94.5
93:,
92
93.5
91.5
95.25
93.25
96

Wee
6%Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v.26
62Mitteld. Stahl
8%SalzmannckCo.
6%Ver. Stahlwerke
6%Voigte Häffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
5%0
L.Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 02
4½0 Oſt. Schätze
42, Oſt. Goldrente
5 %p reinh. Rumän
4½%
42
4½Türk. Admin..
4½ 1.Bagdad
425
Zollanl.
4½%üngarn 1913
4½% 1914
45
Goldr.
4%
1910
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon
4%Stockholm
Aktien.
Accumulat. Fabrik!
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G.
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F.P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Cement Heidelberg
Karlſtadt

Re
96
92.5
93
80.5
83.5
117.5
13.5
13.5
11.75
28.75
7.1
105
8
7.05
6.9
54.25
52.5
105

163.5
63.25
28.75
106
66
66.25
145:),
86
115
133

Miene Rie
Chem.Werke Albert
Chade AA.c).....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr.
Erböl
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt. /215
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ. /104.5
Licht u. Kraf
Eſchwe. Bergwerk. /264.75
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr Gebrüder..
F.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaumel
Frankfurter Hof ..
Gel enkirch. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kayſer ...! 30½1,
Grün & Bilfinger
Hafenmühle, Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpenerd ergbau.
Henninger, Kempf
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen. .../1
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſel

Vee
85
219
133
50,
119
108
59.25
85
1041.
91
119.5
53.25
60
116
143.5
76.5

65
110
93:/,
77.25
112
50
106.5
110.5
46.75
82
114.75
79.75

Miie
KaliChemie ...."
Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ..
Klöckhnerwerke ....
Knorr C. 6......
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co. .
Laurahütte .. . . . .
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br. ..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
Moenus. . ...
Motoren Darmſtadt
Reckarwert Eßling.
Oberbedar ......"
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau..
Rh. Braunkohlen. . !
Elektr. Stamm
Stahlwerke.
Riebeck Montan..
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ....
Salzdetfurth Kali".
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.:
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchenl=
Siemens & Halske
Reinigerwerkel
Südd. Zucker=A. G.
Thür Liefer.-Geſ..1103.25

Re
117.25
m
200
51
123
21
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228.65
79.75
Gls
76.25
87.5
73.5
75
94.5
118.5

225
91.5
95
41),
220
38.75
93',
101

Miee
Ver. Stahlwerke .
Ver. Ultramarin .
Voigt & Haeffner.
Beſtdt.e Kaufhof
Weſteregeln Kali
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Erebitanſt.
Badiſche Bank...
Bk. . Brauinduſtr.),
Baher. Hyp. u. B.
Berl. Handelsgeſ.
Hhpothelbl
Comm. u. Privatbk.
Dt. Bank u. Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank...
Frankf. Bank..
Hhp.=Bank
Mein. Hhp.=Bank.
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant. .11
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Württb. Notenbank
A..G. 1 Veriehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftw!*
72 Dt. Reichsb. Vze
Hapag ....."
Nordd. Llohd...
Südd. Eiſenb.=Geſ.


43
130
33ch
48
51ſt
113,5
780
955
114
n0,

83
146
645
100

1205
1121
n75
30

Allianz= u. Stuttg,
Verſicherung . /200
Verein.Verſ.)
Frankona Rück=u. M/345
Mannh. Verſich. / 40
Otavi Minen ..

Schantung Handelsl 535

[ ][  ][ ]

Freitag, 12. Oktober 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 282 Seite 13

ROMAN VON
Copyright 1934 by Auguſt
Während van Suren irgendeinem Herrn am Tiſch
dier langen Vortrag über Gott weiß was hielt, lagen ſeine
Gape ſtändig auf der Hand, dem Arm, der Schulter einer der
unven am Tiſch. Poſt ſah es mit Mißbehagen, ohne ſich dieſes
urn genehme Gefühl erklären zu können, ja, ohne es bis ins klare
tr ußtſein dringen zu laſſen. Schließlich ging ihn das ja auch
wiss an, weniger als nichts. Er war hier, um Nelli einen Ge=
ſten
zu tun. Und Nelli war ſchließlich alt genug, um zu wiſſen,
uzſſie tat, um ſelbſt auf ſich aufzupaſſen. Das ging ihn nichts an. geſetzt hatte. Hören Sie zu Meiſter! Weil ich Ihnen nächſtens
ih ind ſprach ein paar Worte. Dann wollte er wieder zu ſeinem
Th zurückkehren. Er ging an Poſt vorüber, ſtreckte ihm die
önd hin. Guten Abend, ſagte er vergnügt. Entſchuldigen
S, ich weiß gar nicht, wie Sie heißen. Aber Sie ſind mir ſo
ſyathiſch Sie werden mir nächſtens ſo viel Geld auszahlen.
Eſtzte ſich ohne Umſchweife an Poſts Tiſch und vernahm gnädig
ſeer Vorſtellung. Ich wollte Sie nämlich ſchon immer fragen, ſie hat keine Chance, und ſie ſoll bloß nicht heulen, wenn ich ihr
hir Poſt, ſagte er, wie machen Sie das?"
Poſt ſah ihn fragend an.
Ich meine, mit dem Geld. Sagen Sie, hat man in den Ban=
ruch
Schulen für Kaſſierer, wiſſen Sie, wie man in Monte
Kuwierſchulen hat?"
Poſt lachte. Nein, das gibt’s bei uns nicht. Das iſt nur
Aung, nichts weiter. Keine Hexerei.
Doch ſagte van Suren. Wiſſen Sie, wenn Sie ſo zehn
Seime aufzählen zum Beiſpiel, ſo ganz fix, und den zehnten
ſef. Sie dann ſo knallen aber in der Luft , das iſt nett, weſen, mit der Abſicht zu Marie zu gehen, über Eugen zu ſprechen.
fſt ein Effekt. Ich muß unbedingt mal einen Film machen,
dem ein Bankkaſſierer vorkommt. Wollen Sie den dann
blen?
Boſt lachte. Ich bin hoffnungslos unbegabt, glaube ich.
EtEich fiel ihm ein: Das iſt der Moment! Er ſprach haſtig
ich
Ban Suren lachte. Ich ſuche immerfort neue Leute, ſagte
Das iſt der Sinn meines Daſeins, ſcheint mir. Dann mache
eimen Film mit ihnen, dann mache ich ſie groß, dann gehen ſie
ir großen Konkurrenz und wollen nichts mehr von mir wiſſen. Wirklich, dachte Grete, eine ganz fremde Frau war das, und
Dann ſuche ich wieder neue. Das iſt der Lauf der Welt.
Ja, ſagte Poſt eifrig. Aber ich weiß wen für Sie. Eine
u. Eine reizende ſchwarze Frau.
Schwarz? Schwarz iſt unmodern "
9Soſt wollte proteſtieren. Aber van Suren ſprach weiter:
6ſo müßte man mal wieder Schwarz lancieren. Das iſt eine
ſr Idee von Ihnen, Herr Poſt. Plötzlich ſah er Poſt miß=

HANS RABL
Scherl G. m. b. H., Berlin.

(Nachdruck verboten.)

trauiſch an. Ihre Freundin etwa? Poſt wies gekränkt und
ſtumm auf ſeinen Trauring. Am Ende gar Ihre Frau?
Nein, meine Schwägerin.
Schwägerin iſt ſchon beſſer, ſagte van Suren trocken.
Wiſſen Sie, fortgeſetzt offerieren mir alle möglichen Leute ihre
Freundinnen oder ihre Frauen, ich ſoll Stars aus ihnen machen.
Aber einer Schwägerin ſteht man ja manchmal kritiſcher gegen=
über
. Er ſtand ebenſo unvermittelt auf, wie er ſich zu Poſt
Van Suren ſtand auf, als ein alter Herr eintrat, ging zu den großen Schmerz antu' mit der halben Million Gott,
wäre mir das ſchmerzlich, wenn ich jemand auf einen Hieb eine
halbe Million auszahlen müßte, nicht auszudenken! Alſo, ich
bin jeden Tag um dieſe Zeit hier. Warum ſoll ich mir nicht mal
Ihre Schwägerin anſehen? Ich muß mir ſo viele Frauen an=
ſehen
, kommt auf eine mehr nicht an. Er gab Poſt die Hand.
Bringen Sie ſie gelegentlich her aber ſagen Sie ihr gleich,
ſage, was ich von ihr halte. Leben Sie wohl, Meiſter! Mit
großen Schritten ging er durch das Lokal zu ſeinem Tiſch zurück.
Grete wußte nicht recht, wie ſie anfangen ſollte. Sie hatte,
wie ſie glaubte, ganz beiläufig geſagt, daß ſie ein wenig mit Sey=
dell
zuſammengeweſen ſei, und darauf hatte Marie ſie ſo ſonder=
bar
angeſehen, daß es ihr die Rede verſchlagen hatte. Sie wußte
nicht weiter. Sie hatte plötzlich das Gefühl, es ſei bodenlos
dumm und ſchlimmer als dumm, es ſei ſehr taktlos von ihr ge=
Die Schweſtern hatten immer zuſammengehalten, ſo eng wie mög=
ich
. Aber doch auf eine diskrete und verſchämte Art, die ſich nie=
mals
Vertraulichkeiten geſtattet hatte. Was weſentlich war, hatte
jede allein mit ſich abgemacht, und ſie war dabei ſicher geweſen
daß ſie von jeder der beiden anderen ohne Frage und ohne viel
ptrr: Aber wenn Sie neue Leute für Ihren Film ſuchen, dann Worte die Unterſtützung bekommen würde, die ſie gerade brauchte.
Das war es, aber ohne Frage und ohne viel Worte!
Marie muſterte ſie ſchweigend, wie ſie daſaß und nach dem
richtigen Wort ſuchte. Sie kam ihr durchaus nicht zu Hilfe, ſie
ließ ſie ſich ruhig abquälen. Sie ſaß ihr ganz fremd gegenüber.
ſchlimmer, es war eine Feindin. Man hatte ihr doch nichts getan,
wirklich nichts, im Gegenteil, man meinte es doch nur gut mit
ihr, aber dieſe Frau da gegenüber, die mit betonter Sorgfalt
über ihr ſchön onduliertes Blondhaar ſtrich eine Geſchäftsfrau
hatte eben nicht ſo viel Zeit für Ondulation! dieſe Frau war
im Augenblick eine Feindin.
Ich dachte immer, ſagte Marie endlich, du haſt für meinen
Mann gar nichts übrig?

Grete horchte auf. Was war das nun wieder? Seit wann
ſprach Marie von ihrem Mann??
Und jetzt holt er dich plötzlich ab, und ihr geht zuſammen
Kaffee trinken Sie ſchwieg einen Augenblick. Dann fragte
ſie, irgendwie gereizt: Was habt ihr euch denn für Konfidenzen
gemacht?
Ich verſtehe dich gar nicht. Was haſt du denn, Marie?
Aber nichts, gar nichts, Gretchen. Warum ſollſt du nicht
mit meinem Mann in ein Café gehen?
Gewiß warum ſoll ich nicht mit meinem Schwager
Vollkommen richtig, Gretchen. Warum ſollſt du auch nicht!
Es iſt nett, daß du es mir erzählſt.
Ich glaube, Marie, ſagte Grete ärgerlich, du haſt keinen
guten Tag heute ich will lieber
Nein, bleib nur. Ich hab’ keinen guten Tag ich habe
ſchon lange keine guten Tage mehr. Das weißt du ja auch. Dar=
über
brauchſt du dich nicht zu wundern. Was habt ihr euch denn
erzählt?
Ach Gott nichts von Belang
Oh entſchuldige bitte ich wollte nicht indiskret ſein.
Wenn das nur eine Sache für Seydell war oder hat er dir
ein Geheimnis anvertraut?
Er hat mir gar nichts anvertraut, Marie. Und du brauchſt
auch nicht ſo ſonderbar zu ſein. Das ſteht dir auch gar nicht.
Nein, da haſt du recht. Das ſagt mein Mann in ſolchen
Fällen auch immer. Mir ſteht es anſcheinend nur, den Mund
zu halten.
Nelli hatte mit ihrer primitiven Pſychologie tatſächlich den
Nagel auf den Kopf getroffen. Marie war auf Seydells kleine
Mädchen nicht eiferſüchtig. Sie konnte es nicht ſein, ohne ſich
ſelbſt zuviel dabei zu vergeben. Aber ſie reagierte wirklich ſofort,
als ſie nur das Anzeichen einer entfernten Verbindung zwiſchen
Seydell und Grete witterte. Noch war es ihr ſelbſt nicht bewußt,
daß ihre Mißſtimmung nichts anderes war als nackte, klare Eifer=
ſucht
. Aber ſie verhielt ſich ſchon danach. Und obgleich Grete erſt
recht nicht verſtand, was in Marie vorging, tat ihr die Schweſter
doch leid, und ſie zog ſich zurück. Ich wußte nicht, Marie, ſagte
ſie, daß
Daß was, Grete?
Nichts, Marie. Es war Unſinn. Ich bin ein bißchen durch=
einander
, weißt du, da macht man manchmal einen Fehler.
Entſchuldige, bitte!
Ja, ich hab' gemerkt, geſtern ſchon, daß etwas mit dir
los iſt. Iſt etwas iſt etwas mit Erwin?
Nein, log Grete. Nichts iſt mit Erwin. Was ſollte denn
auch ſein? Sie drückte die Lippen einen Augenblick aufeinander.
Dann iſt es eben etwas anderes, ſagte Marie leiſe.
Weißt du, Marie ich denke manchmal, du ſollteſt doch
eiwas tun, daß Eugen
Das iſt es? Hat Eugen dir geſagt, du ſollſt mit mir
ſprechen?"
(Fortſetzung folgt.)

Kauptſchriſtleitung: Nudolf Mauvpe.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: MaxStreeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport: Karl Böhmann
für Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. 1X. 34. 22362, Druck und Verlag: 2. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.

Die heutige Nummer hat 14 Geiten.

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40701

[ ][  ]

Seite 14 Nr. 282

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 12. Oktober 1934

Ein unerhört starker Film, der das Menschliche in all seinen Zügen:
Liebe, Leichtsinn, Eifersucht, Rache und Pflicht-
gefühl
, Ehre, Moral, Klatsch .. . . .
In atemraubendem Wechsel entschleiert und dessen künstlerische
Gestaltung zur Bewunderung zwingt.
Hauptdarsteller:
Paula Wessely, Olga Tschechowa, Adolf Wohlbrück.
Während der großen Opern-Szene bringt Enrico Caruso’s
Stimme Arien aus Rigoletto zu Gehör.
Maskerade ist ein Filmwerk das lange Zeit die Sensation von
Berlin war. Ein Filmwerk, das Wochen vor der Uraufführung in
Berlin in aller Munde war. Die künstlerische Sensation dieses Filmes
ist die neue Filmschauspielerin Paula Wessely von der die Kritik
schreibt:
Diese deutsche Frau wird auf der Welt bald den Ruhm
Greta Garbos und Marlene Dietrichs überstrahlen.
Jugendllche nicht zugelassen.
(V10696
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Tean

HIEI

Landestheater
ORPHEUM

GROSSES HAUS
Freitag, den 12 Oktober 1934
Hptm. D 3. Vorſt. 2022.30
Cavalleria ruſticang
Oper von Mascagni.
Muſikaliſche Leitung: Blümer
Hauptrollen: Ammermann,
Aldenhoff, Liebel, Blaſel, Harre
hierauf:
Der Bajazzo (Pagliacci)
Oper von Leoncavallo.
Muſikal. Leitung: Blümer
Hauptrollen: Seibert a. G.
Harre, Köther, Vogt, Ritzhaupt.
Preiſe 0.70 bis 5.50
KLEINESHAuS
Freitag, den 12. Oktober 1934
Keine Vorſtellung

Weinstube
Mutti Krauß
Taunusstraße 6.
Radio!
Sallweg& Co.
3155a Tel. 2556. Elisa

Heute Freitag, abends 8½ Uhr
Gastspiel-Premiére!
Das große Varleté-Erelgnls.
Prof. W. C. Doorlay, der Revue-König
präsentiert seinen einzigartigen

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unter deutsch -amerikan. Leitung.
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reisende Revue derGegenwart gastierte
zuletzt mit geradezu sensationellem
Erfolg in Amerika, Spanien, Italien,
Ungarn, Portugal, Holland, Schweden,
Schweiz, Türkei, Rumänien usw. und
befindet sich, auf der Reise nach Kairo,
auf Durchreise-Tournee inDeutschland
Weitere Aufführungen:
Samstag, Sonntag u. Montag 20¼ Uhr
Sonntag, 14. Okt., nachm. 4 Uhr:
Einnige Nachmittags-Vorstellung!
Gastsp.-Preise 705 bis 2.20
Karten: Verkehrsbüro und
Hugo de Waal.

Für d. Eintopf:
Alle Gemüſe,
Gewürze Salate,
garantiert nicht
überdüngt.
ZumEinmachen:
la Quitten
und Birnen.
Für d. Winter:
a Speiſekartoff.
alle Obſtſorten
in bekannt. Qual.
Kramers
Gemüſe=Verkauf
nur Jahnſtr. 68.
Kein Laden! (a

pst

geräuschlos
ist der Wagen=
aufzug
der
IDEAL. Diese
lärmsparende
Einrichtung
ist ein beson-
derer
Vorzug
der neuen (a

WINKEL
RHEINSTR. 28

das platinblonde
Luxusweibchen

John Barrymore
als Schauspieler, dem nichts
geblieben ist, als der Glaube
an einstigen Ruhm

Wallace Beery
ein Mann der Was zu
sagen hat nur nicht bei
seiner Frau

Lionel Barrymore
der einprägsame Typ eines
Großkaufmanns, eineArbeits-
maschine
, die bis zum letzten
Augenblick durchhält.

Marie Dressler
amüsant, komisch und ent-
zückend
bärbeißig, als eine
3
Diva von vorgestern, die das y
R
Altern von der humorvollen
Seite nimmt
A
Freitagabend
um 8
Fünf Stars in einem Film, der so viel
Sensation hat, daß man 5 Sensations-
Filme und so viel Humor hat, daß man
5 Lustspiele daraus machen könnte.
Freitagabend
um 8
die beste Verabredung die Sie treffen
können.
(10658
Einlaß: 2.30, Besinn: 3.00,5.30, 8.10 Uhr

Sonntag, den 14. Oktober 1934
Herbſt=Tanz
im Feſiſaal der Woogsplatzturnhalle
unter Mitwirkung, des bekannten Frankfurier
Humoriſten Max Jaa, der ſich in uneigen=
nütziger
Weiſe zur Verfügung ſtellt
Saalöffnung 7 Uhr. Beginn d. Tanzes 7.30 Uhr.
Unkoſtenbeitrag einſchließlich Tanz 35 Pfennig.
10710)


1Oelg.

Ein Film voll atemberaubender
Spannung, Gefühl und Humor
Kindesraub
Das üblichste Verbrechen d. organisierten
merikanischen Unterwelt und die Ver=
folgung
durch die mit den modernsten
Mitteln augerüstete Polizei.
kugendl. haben keinen Zutritt!
Anfang: 3.00 600 820 Uhr
V10698