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Nummer 280
Mittwoch, den 10. Oktober 1934.
196. Jahrgang
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Die Tradodie don Mat ſeie.
König Aexander von Jugoflawien, der franzöſiſche Außenminiſter Barkhou, der jugoſlawiſche General Dimikriwitſch,
der franzöſiſche General George und der franzöſiſche Admiral Berkhelok durch Piſtolenſchüſſe ermordel.
EP. Marſeille, 9. Oktober.
Gegen den König von Jugoſlawien iſt am Dienstag nachmittag, kurz nachdem er in Marſeille
franzöſiſchen Boden betreten hatte, ein Revolveranſchlagverübt worden. Der König, der zu
einem Staatsbeſuch nach Frankreich gekommen war, befand ſich mit Außenminiſter Barthou
in einem Kraftwagen auf dem Wege nach der Polizeipräfektur. Um 4 Uhr 5 Minuten weſteuropäiſcher
Zeit (17 Uhr 5 Min. MEZ.) war König Alexander in Marſeille an Land gekommen. Ungefähr 50 Meter
vom Hafen entfernt, gegenüber der Börſe, krachten plötzlich ſechs bis acht Schüſſe. Der König wurde in die
Bruſt und am Kopf getroffen.
Außenminiſter Barthou, der ſich ſofort um den König bemühte, erhielt einen Bauchſchuß. Der König
wurde ſofort in ohnmächtigem Zuſtand in die Polizeipräfektur gebracht, wo mehrere Aerzte ſich um ihn
ver=
geblich bemühten. Um 18 Uhr MEZ. iſt der König ſeinen Verletzungen erlegen, ohne das Bewußtſein wieder
erlangt zu haben. Alle Kunſt der an das Lager herangerufenen Aerzte waren vergebens. Sie mußten ſofort
feſtſtellen, daß mindeſtens eine der Kugeln tödlich gewirkt hatte.
Gegen 6 Uhr iſt auch der franzöſiſche Außenminiſter Barthouſeinen Verletzungen
erlegen. Man hatte vergeblich verſucht, eine Bluttransfuſion vorzunehmen. Ebenfalls ſeinen
Ver=
letzungen erlegen iſt der jugoſlawiſche General Dimitrimitſch. Schwer verletzt
wurden der franzöſiſche General George und der franzöſiſche Admiral Berthelot, die im Laufe des
Abends ebenfalls ihren Verletzungen erlagen.
Alexander von Jugoflawien †.
Der Staatsbeſuch des jugoſlawiſchen Königs nahm vor ſeiner
ſerfüllung ein furchtbares Ende. Kaum auf franzöſiſchem Boden
gängetroffen, iſt König Alexander in Marſeille das Opfer eines
Arttentats geworden, dem er nach wenigen Stunden erlag. Er iſt
räel ſtärker als das nach außen hin zum Ausdruck kam ein
poli=
ſcher Faktor nicht nur in Südſlawien, ſondern auch in Europa
ge=
meſen. Denn der jugoſlawiſche Staat, ſo, wie er entſtanden iſt, wie
er ſich entwickelt hat, wurde maßgebend durch die Perſönlichkeit
des Königs beſtimmt. Er hat in ſeiner Jugend noch das harte
Arot der Verbannung gegeſſen. Sein Vater Peter, der Erbe der
Harrageorgewitſch, war aus Serbien verjagt worden, wo die
Ob=
ranowitſch unter Milan herrſchten. Milan hatte ſehr raſch
abge=
wirtſchaftet. Noch raſcher ſein Sohn Alexander, der unter dem
parderblichen Einfluß ſeiner Frau Draga Maſchin das ganze Land
zu einer Revolution geradezu herausforderte. Dieſer Revolution
fiüel mit Alexander der letzte Vertreter des Hauſes Obrenowitſch
ins Juli 1903 zum Opfer.
König Peter übernahm hierauf die Regierung. Sein junger
Siohn Alexander, der zuletzt am Hofe des Zaren in Petersburg
er=
zogen worden war, kam nach Belgrad, zunächſt nicht als
Kron=
guänz. Aber ſein älterer Bruder Georg wurde gezwungen, auf die
kiaronfolge zu verzichten. Von 1913 an hatte der noch nicht 25
jäh=
rige Alexander aber tatſächlich ſchon die Macht in der Hand, da
em Vater, der ſich in der Not der Verbannung verbraucht hatte,
nühr und mehr auf die Repräſentationspflichten beſchränkte.
überander war während des unglücklichen Weltkrieges der
Ober=
zeehlshaber der ſerbiſchen Armee. Er hat gemeinſam mit ſeinem
Uster auch den furchtbaren Rückzug mitgemacht und mußte von
veiem in die Verbannung gehen, bis das Ende des Krieges ihm
doss ungeahnte Glück einer Verdoppelung ſeines Landes in den
Sſcoß warf.
Aus Serbien wurde das jugoſlawiſche Königreich, das ſich um
ſie Kroaten und die Slovenen vergrößert hatte, zunächſt unter der
ſagierung des alten Königs Peter, ſeit deſſen Tode 1921 unter der
ſiagierung des Königs Alexander.
Es ſind keine leichten Jahre für ihn geweſen, die er erlebte.
darr junge Staat wollte zunächſt ſo wachſen, wie er gemacht war.
Lie Altſerben beanſpruchten die Rolle des Staatsvolkes gegenüber
em Kroaten und Slovenen, die ſich bald als Objekt der Geſetz=
gebung vorkamen und in eine lärmende Oppoſition hineingingen.
Der Verſuch, dieſe Schwierigkeiten mit parlamentariſch=
demokrati=
ſchen Mitteln Herr zu werden, mißlang. König Alexander hat
des=
halb die Verfaſſung geändert. Er hat den ehrlichen Verſuch
ge=
macht, die einzelnen Volksteile miteinander zu verbinden und zu
verſöhnen, indem er ſich nicht nur auf die Serben ſtützte, ſondern
auch die neugewonnenen Völker zur Regierung heranziehen wollte.
Gelungen war dieſer Verſuch noch nicht. Erſt vor wenigen Jahren
fiel der Führer der Slovenen, Stefan Raditſch, einer Kugel zum
Opfer. Das Gleichgewicht des Staates war noch nicht
ausbanlan=
ciert. Gerade deshalb bedeutet auch für die Entwicklung des
jugoſlawiſchen Staates der jähe Verluſt Alexanders ſo viel, weil
die ganze Regierung auf ſeine Perſon abgeſtellt war.
Der Erbe ſeiner Krone, der bisherige Kronprinz Peter — ein
11jähriger Knabe — wird ſchwer an der Laſt zu tragen haben, die
das Schickſal ihm aufgebürdet hat.
* Barkhou f.
Angeſichts der furchtbaren Vorgänge in Marſeille hat allein
das menſchliche Mitleid das Recht, zu ſprechen. So ſenken auch
wir den Degen vor den Toten, ohne Rückſicht darauf, wie ſie im
Leben zu uns Deutſchen geſtanden haben. Das gilt vor allem für
Barthou, der ein typiſcher Politiker der Vorkriegsgeneration war,
und den großer Haß gegen Deutſchland, der ihm in ſeiner Jugend
eingeimpft worden war, über den Krieg hinaus auch zum
Hand=
langer ſeiner Politik gemacht hat. Wir haben gewiß keinen
Grund, freundlich über ihn zu denken, denn die Einkreiſung, die
politiſche Iſolierung Deutſchlands war ſein Werk bis zum letzten
Augenblick. Er lebte in den Gedankengängen des Verſailler
Ver=
trages. Aber vor der Majeſtät des Todes muß alles verſtummen,
was wir dem Lebenden vorzuwerfen hätten. Barthou war ein
Staatsmann, deſſen Fähigkeiten von niemand beſtritten werden
können, deſſen nationale Leidenſchaften auch wir anerkennen, dem
wir ein beſſeres Ende gewünſcht hätten.
Ueber die inneren Triebkräfte, die zur Tragödie von
Mar=
ſeille geführt haben, werden wir wohl in den nächſten Tagen erſt
Näheres erfahren. Auch hier zeigt ſich wieder, daß der Vertrag
von Verſailles nicht zum Frieden, ſondern nur zum Unfrieden
geführt hat, und die Ruheloſigkeit Europas und der europäiſchen
Völker, die in den letzten Jahren in verabſcheuungswürdigen
Attentaten ſich ausgewirkt, findet hier ihre tiefſte und letzte
Er=
klärung. Geſteigert allerdings durch den Kommunismus, der
durch ſeine unterſtützende Propaganda immer wieder neue
Zünd=
ſtoffe hereinträgt. Die verantwortungsloſe Hetze des
Kommunis=
mus lebt davon, daß ſie den Nährboden völkiſcher
Unzufrieden=
heit und völkiſcher Unruhe, der in Europa vorhanden iſt, vermehrt
und anreichert. Und aus dieſem Nährboden erwachſen dann die
Stimmungen, die in den Schüſſen Verzweifelter ihre Auslöſung
finden.
Einzelheiten des Anſchlags.
Der Empfang des Königs von Südflawien
in Marſeille.
Der feſtliche Empfang, den man dem ſüdſlawiſchen König zu
bereiten gedachte, iſt zu einem Trauerſpiel geworden. Das geſamte
franzöſiſche Mittelmeergeſchwader, hatte ſich auf der Reede von
Marſeille eingefunden, um den ſüdſlawiſchen Kreuzer „
Dubrow=
nik”, der König Alexander nach Frankreich führte einzuholen.
Kriegsmarineminiſter Bietri war an Bord, des Panzerkreuzers
„Colbert” dem ſüdſlawiſchen Schlachtſchiff entgegengefahren. Er
übernahm König Alexander an Bord einer Admiralsbarkaſſe, die
beide in den alten Hafen von Marſeille an Land brachte, wo
Außenminiſter Barthou und eine Reihe anderer franzöſiſcher und
ſüdſlawiſcher militäriſcher und ziviler Würdenträger die Ankunft
erwarteten. Bei der Einfahrt in den Hafen wurden 21 Salutſchüſſe
abgegeben. Der königliche Gaſt beſtieg mit ſeinen Gaſtgebern
einen offenen Wagen, der ſich an die Spitze eines langen Zuges
ſetzte. Mit dem König zuſammen war der ſüdſlawiſche
Außen=
miniſter Jeftitſch gekommen. Daneben hatte die Königin Marie
von Südſlawien die Reiſe nach Paris im Zug unternommen und
wollte in Dijon zu ihrem Gatten ſtoßen.
Als der Wagen auf dem Börſenplatz einbog, fielen die Schüſſe,
die dem König, dem franzöſiſchen Außenminiſter und weiteren
Per=
ſönlichkeiten in der Begleitung des Königs das Leben koſtete.
Eine groß angelegte Verſchwörung. — Der Mörder
des Kanlgs ein Kraſſe.
Wie jetzt bekannt wird, waren an dem Anſchlag mehrere
Atten=
täter beteiligt. Einer der Attentäter heißt Peter Kalemen. Er
ſtammt aus Agram. Zeugen berichten, daß dieſer Mörder
Selbſt=
mord begangen hat, indem er ſich zwei Schüſſe in den Mund jagte.
Nach weiteren Zeugenausſagen haben mindeſtens fünf oder ſechs
Perſonen an dem Attentat teilgenommen. Eine wahre
Revolver=
ſalve ging über die Wagen mit den offiziellen Perſönlichkeiten
nieder. Die Mörder ſchoſſen gleichzeitig auf die drei erſten Wagen
des Zuges. Ein Teil der Täter iſt in der allgemeinen großen
Ver=
wirrung entkommen. Bei dem toten Attentäter Kalemen fand man
drei Revolver und eine Bombe.
Der Polizei iſt es gelungen, zwei der Attentäter zu
verhaften. Sie wurden von der Menge gelyncht und in ſchwer
ver=
letztem Zuſtand in ein Marſeiller Krankenhaus gebracht, wo man
verſuchen wird, ſie zu verhören.
Einer der Mörder hatte ſich am 30. Mai in Agram einen
Paß für Frankreich ausſtellen laſſen und am 28. September die
franzöſiſche Grenze überſchritten.
Ergänzend erfahren wir über den Mörder, daß er nicht auf
der Liſte der verdächtigen Perſonen ſtand, die der franzöſiſchen
Polizei von der ſüdſlawiſchen Polizei mitgeteilt worden waren.
Gelegentlich des Empfanges des Königs von Südſlawien waren
außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. Mehr
als 200 Rundſchreiben mit den Lichtbildern der verdächtigen
Per=
ſonen waren an die für die Aufrechterhaltung der Ordnung
be=
ſtimmten Behörden verſchickt worden. Außerdem hatte man in
ſämtlichen Marſeiller und Pariſer Hotels Nachforſchungen nach
verdächtigen Elementen angeſtellt.
Noch ſechs verletzte Zuſchauer.
Bei dem Anſchlag ſind auch noch ſechs Perſonen unter den
Zuſchauern, darunter zwei Kinder, mit Beinſchüſſen ins
Kranken=
haus eingeliefert worden. Ein Poliziſt, der einen Unterleibsſchuß
erhielt, ſchwebt in Lebensgefahr.
General Georges.
einer der fähigſten Köpfe im franzöſiſchen Generalſtab, der dem
Attentat gleichfalls zum Opfer fiel, galt als Nachfolger des
der=
zeitigen Generalſtabschefs Gamelin. Er wurde auch als
Nachfol=
ger des Generaliſſimus Weygand genannt. In militäriſchen,
poli=
tiſchen und geſellſchaftlichen Kreiſen erfreute er ſich eines großen
Einfluſſes und weitreichender Beliebtheit.
Nakionaler Trauerkag in Frankreich.
Der franzöſiſche Staatspräſident Lebrun iſt am Dienstag
abend nach Marſeille abgereiſt, um der ſterblichen Hülle des
Königs von Südſlawien und des franzöſiſchen Außenminiſters die
letzte Ehre zu erweiſen. Der Miniſterrat iſt am Dienstag abend
zuſammengetreten und hat einen Nationalen Trauertag
be=
ſchloſſen.
Engliſche Polizeibewachung für den jugoflawiſchen
Manfſalaet.
Dem elfjährigen Kronprinzen Peter, der Erbfolger des
jugo=
ſlawiſchen Königs, der ſich zurzeit in einer engliſchen Schule in
Cobham=Surrey aufhält, iſt die Nachricht von der Ermordung
ſei=
nes Vater noch vorenthalten worden. Nach Bekanntgabe der
Er=
mordung des Königs Alexander in England wurde ſofort die
engliſche Polizei angewieſen, die Schule, in der ſich der
jugoſla=
wiſche Thronerbe befindet, zu bewachen.
Seite 2 — Nr. 280
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Oktober 1934
zum Tode des Königs von Südſlawien und Barthous
DNB. Berlin, 9. Oktober.
Staatsſekretär Meißner ſprach Dienstag abend, im Auftrage
des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler bei dem ſüdſlawiſchen
Geſandten und dem franzöſiſchen Botſchafter vor, um ihnen das
Beileid des Führers zu dem Tode des ſüdſlawiſchen Königs und
des franzöſiſchen Außenminiſters auszudrücken.
Beileidstelegramm des Führers an die Königin
von Jugoflawien.
Der Führer und Reichskanzler hat an die Königin von
Jugoſlawien folgendes Beileidstelegramm gerichtet:
„Tieferſchüttert durch die Nachricht von dem fluchwürdigen
Attentat, dem S. M. der König zum Opfer gefallen iſt, bitte
ich Ew. Majeſtät den Ausdruck meines tiefempfundenen
Bei=
leids entgegen zu nehmen und der Anteilnahme des ganzen
Deutſchen Volkes verſichert zu ſein.
gez. Adolf Hitler,
Deutſcher Reichskanzler.
Der Führer an den Präſidenken der franzöſiſchen
Republik.
Der Führer und Reichskanzler hat an den Präſidenten der
ſranzöſiſchen Republik folgendes Beileidstelegramm geſandt:
Soeben erreicht mich die Nachricht, daß der franzöſiſche
Miniſter des Auswärtigen, Herr Barthou, den Verletzungen
er=
legen iſt, die er bei dem fluchwürdigen Verbrechen in Marſeille
erlitten hat. Ew. Exzellenz ſpreche ich zugleich im Namen des
Deutſchen Volkes die aufrichtigſt empfundene Anteilnahme aus.
gez. Adolf Hitler,
Deutſcher Reichskanzler.
Die Aufnahme von dem Akkenkak in Paris.
In Paris hat das Attentat ungeheure Erregung hervorgerufen.
Die Blätter veröffentlichten ſofort Sonderausgaben, die zum Teil
mit Trauerrand erſchienen. In rieſigen Ueberſchriften geben die
Blätter ihrem Abſcheu über das ſchändliche Attentat
Ausdruck. Die Nachricht, daß der Attentäter ein Serbe und nicht
ein Franzoſe ſei, kann den Schmerzüber die ruchloſe Tat
kaum lindern.
Große Beftürzung in London.
EP. London, 9. Oktober.
Die Nachricht von der Ermordung König Alexanders von
Jugoſlawien iſt hier mit größter Beſtürzung aufgenommen
wor=
den. Auf den Regierungsgebäuden, den Geſandtſchaften und
Bot=
ſchaften wurden ſofort die Fahnen auf Halbmaſt geſetzt. — Der
zehnjährige jugoſlawiſche Kronprinz Peter, der in England die
Schule beſucht, hat London ſofort verlaſſen. Der Hof, der durch
die Verlobung des Prinzen Georg mit der Prinzeſſin Marina,
einer Schweſter der Königin Maria von Jugoſlawien, mit dem
jugoſlawiſchen Königshaus verwandt iſt, wird für längere Zeit
Hoftrauer anlegen. Königin Georg hat an die Königinwitwe
ein langes, in herzlichen Worten gehaltenes Beileidstelegramm
gerichtet. — Auch an der Börſe hat die Nachricht von der
Er=
mordung des Königs Alexander Beſtürzung hervorgerufen.
Fran=
ken und Dollar hatten gegenüber dem Pfund ſcharfe Abſchläge zu
verzeichnen.
Befürzung auch in Rumänien.
EP. Bukareſt, 9. Oktober.
Miniſterpräſident Tatarescu iſt am Dienstag abend in Sinaia
eingetroffen, um ſeine Beſprechungen mit Titulescu zum Abſchluß
zu bringen. Auf dem Bahnhof wurde ihm die Nachricht von der
Ermordung des Königs Alexander von Jugoſlawien mitgeteilt.
Tatarescu begab ſich daraufhin ſofort in den Königspalaſt, um dem
König Karol, der bekanntlich ein Schwager des ermordeten Königs
iſt, das Beileid der Regierung zum Ausdruck zu bringen. In der
rumäniſchen Hauptſtadt hat die Nachricht von der Ermordung
größte Beſtürzung hervorgerufen.
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler empfing geſtern mittag in der
Reichskanzlei die zurzeit zum Zwecke kommunalpolitiſcher
Beſichti=
gungen in Berlin weilenden Stadtratsfraktionen der Städte
Saarbrücken und Neunkirchen a. d. Saar, die gekommen waren,
um dem Führer die Ehrenbürgerbriefe beider Städte zu
über=
reichen.
Ein Sprengſtoffanſchlag wurde im 20. Wiener Gemeindebezirk
ausgeführt, wo eine öffentliche Fernſprechſtelle in die Luft flog.
Rings um das zerſtörte Häuschen fand man zahlreiche
kommuniſti=
ſche Flugzettel. Seit etwa zwei Monaten war kein derartiger
Fall zu verzeichnen.
Der bisherige öſterreichiſche Geſandte in Bukareſt, Alois
Voll=
gruber, wurde zum Geſandten Oeſterreichs in Rom ernannt.
Ganz Litauen beging am Dienstag zum 14. Male den
Trauer=
tag aus Anlaß der Beſetzung des Wilna=Gebiets durch die Polen.
Aus dieſem Anlaß fanden im ganzen Lande Kundgebungen ſtatt,
bei denen zum unermüdlichen Kampf für die Wiedergewinnung
des verlorenen Gebietes aufgefordert wurde. Staatliche und
pri=
vate Gebäude trugen Trauerbeflaggung.
Der ſpaniſche Miniſterpräſident Lerroux erklärte den
Preſſe=
vertretern, daß, abgeſehen von Bilbao, aus dem übrigen Spanien
beruhigende Nachrichten vorliegen.
Der auf franzöſiſche Anregung von der
Völkerbundsverſamm=
lung eingeſetzte Sonderausſchuß, der die Aufgabe erhalten hat. eine
Unterſuchung über die Urſachen, die Tragweite, die Methoden
und die Ergebniſſe der Verrechnungs= und Clearingsabkommen zu
unternehmen, wird am 18. Oktober in Paris zuſammentreten.
Der Finanzausſchuß des Völkerbundes iſt nach Paris
einbe=
rufen worden, nachdem zunachſt am 15. Oktober eine Tagung des
Ausſchuſſes in Genf ſtattfinden ſollte.
Der franzöſiſche Botſchafter in Warſchau, Laroche, iſt vor ſeiner
Abreiſe nach der polniſchen Hauptſtadt auch vom Präſidenten der
franzöſiſchen Republik empfangen worden, dem er Bericht über die
Lage in Oſteuropa und die Haltung Polens zu den Tagesproblemen
erſtattete.
Helft helfen!
Mintdtverſchrdorang in Bortägal.
Pariſer Blätter melden aus Liſſabon, daß die Polizei einer
Militärverſchwörung auf die Spur gekommen ſei, durch die die
portugieſiſche Regierung geſtürzt werden ſollte. Als
Haupträdels=
führer werde ein dem Präſidenten der Republik eng befreundeter
General genannt. Miniſterpräſident Salazar hat ſofort den Kriegs=,
Marine= und Polizeiminiſter und ſämtliche Garniſonen
angewie=
ſen, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Mehrere Offiziere in
Liſſabon, Oporto und in anderen Städten ſollen ihre Garniſonen
gewechſelt haben.
Deutſch=polniſche Preſſebeſprechung.
Erfreuliche Beſſerung der öffentlichen
Meinungs=
bildung beider Länder.
In Fortſetzung der deutſch=polniſchen Preſſebeſprechungen, die
im Februar d. Js. in Berlin ſtattgefunden haben, ſind am 4. und
5. Oktober in Warſchau auf Einladung der polniſchen Regierung
Vertreter des Auswärtigen Amtes und des Reichsminiſteriums
für Volksaufklärung und Propaganda mit Vertretern des
polni=
ſchen Miniſteriums des Aeußern erneut zu einer Beſprechung
zu=
ſammengekommen. Das Auswärtige Amt war vertreten durch
den vortragenden Legationsrat Aſchmann und Konſul Schönberg,
das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda durch
Miniſterialrat Dr. Jahncke und Herrn Meyer=Heidenhagen.
Es wurde feſtgeſtellt, daß eine erfreuliche Beſſerung
in der öffentlichen Meinungsbildung beider
Länder eingetreten iſt. Im Verlauf der Erörterungen
ſind die verſchiedenen Elemente der öffentlichen Meinungsbildung
durchgeſprochen worden. Es herrſchte Uebereinſtimmung darüber,
daß auf den in Frage kommenden Gebieten weitere fruchtbare
Arbeit zu leiſten iſt. In dieſem Zuſammenhange ſind u. a. auch
die Fragen der politiſchen, wiſſenſchaftlichen und zu Lehrzwecken
beſtimmten Bücher zu Erörterung geſtellt worden. Darüber
hin=
aus iſt beſprochen worden, wie ſich die Tätigkeit von Vereinen,
und wie ſich öffentliche Veranſtaltungen auf die Meinungsbildung
in beiden Ländern auswirken. Auch war man darüber einig,
daß der rege Austauſch von Beſuchen zur Förderung des
gegen=
ſeitigen Verſtändniſſes gedient hat. Insbeſondere wurde der
Er=
folg der wechſelſeitigen Journaliſtenreiſen mit Befriedigung
feſt=
geſtellt.
Beiderſeits ſtimmte man überein, auch fernerhin im Sinne
der bisherigen Beſprechungen in ſtändiger Fühlung zu bleiben,
um auf dem Gebiete der öffentlichen Meinungsbildung die
Be=
ziehungen auszubauen.
Die nächſte Zuſammenkunft wurde für das
kom=
mende Frühjahr in Berlin vorgeſehen.
Die Arbeiten für das neue Winterhilfswerk
ſind am Dienstag von dem Führer und
Reichs=
kanzler perſönlich eingeleitet worden. Von
der=
ſelben Stelle aus, wo der Reichstag Gaſtrecht genießt, iſt der
Ruf zum nationalen Gemeinſchaftskampf ergangen, der auch
dies=
mal, des ſind wir gewiß, ein gewaltiges Echo finden wird. Es
iſt etwas Erſtaunliches, was das deutſche Volk im vergangenen
Jahre geleiſtet hat, daß mehr als 350 Millionen aufgebracht
werden konnten, wohlverſtanden nicht von einem reichen, ſondern
von einem armen ausgebluteten Volk, das einen verlorenen
Krieg und eine Inflation hinter ſich hat. Aber dieſe Zahl, ſo
imponierend ſie iſt, bedeutet noch nicht einmal das
ausſchlag=
gebende. Eindrucksvoller und nachhaltiger iſt der Geiſt, aus dem
das große Werk geboren und von dem es getragen wurde.
1½ Millionen Helfer haben ſich ehrenamtlich zur Verfügung
geſtellt, haben ihre kargen Feierſtunden geopfert, nur um als
kleines Glied an dem rieſigen Werk mitwirken zu können, das
aufgebaut werden mußte, um überall in Stadt und Land, dort,
wo es am dringendſten war, helfen zu können. 17½ Millionen
Menſchen, mehr als ein Viertel des ganzen deutſchen Volkes,
haben die Wohltaten des Winterhilfswerks zu ſpüren bekommen,
nicht als ein Almoſen, ſondern als eine freudig
dargebotene Gabe, als einen ſichtbaren
Aus=
druck des Gemeinſchaftsſinns der im
national=
ſozialiſtiſchen Staat an die Stelle des Irrſinns
des Klaſſenkampfes getreten iſt. Ein lebendiger
Beweis dafür, daß wir ein auf Gedeih und Verderb miteinander
verbundenes Volk ſind, deſſen Solidaritätsgefühl ſich nicht in
Stammtiſchwünſchen oder Verſammlungsreden, ſondern im
Nationalſozialismus der Tat äußert.
Der Aufbau des Winterhilfswerks hat ſich im vergangenen
Jahre ſo gut bewährt, daß er im weſentlichen übernommen
werden ſoll mit einigen Ergänzungen nach der ideellen Seite.
Wir werden den Eintopfſonntag, dieſen ſichtbaren Ausdruck einer
aus gemeinſamer Not erwachſenen Gemeinſamkeit wieder erleben.
Wir werden die Sammlungen, die Abzeichen und den
Vertei=
lungsapparat beibehalten. Ein ſchöner Gedanke, daß heute
man=
cher, der im vergangenen Jahre von der Winterhilfe noch betreut
wurde, diesmal ſchon ſelbſt mitarbeiten kann, weil er ſeinen
Platz im Wirtſchaftsleben wiedergefunden hat und er nun wieder
imſtande iſt, ſeine Familie ſelbſt zu ernähren. Aber der Kreis
derjenigen, der betreut werden muß, iſt immer noch groß genug,
wird groß bleiben ſo lange, bis es gelungen iſt, die Volksgeißel
der Arbeitsloſigkeit endgültig zu vernichten. So weit ſind wir
aber trotz aller Erfolge der vergangenen 1½ Jahre leider noch
nicht. Deshalb iſt es die ſelbſtverſtändliche Pflicht jedes
einzel=
nen, zu geben, um Hunger und Not von jedem Haus
fern=
zuhalten und den immer noch Arbeitsloſen zu zeigen, daß ſie
nicht vergeſſen ſind, daß ihnen Hilfe werden ſoll, bis auch für
ſie die Stunde der Erlöſung ſchlägt, und eine Arbeitsſtelle für
ſie freigemacht iſt. Was ihnen gegeben wird, iſt kein Almoſen,
das iſt vielmehr der ſichtbare Ausdruck der Volksſolidarität, die
in Zeiten der Not die Reihen enger ſchließt. Denn die
Winter=
hilfe iſt keine Sache des Verſtandes, ſie iſt eine Sache des
Gefühls.
Der Reichskanzler hat einen beſonders nachdrücklichen Appell
an die wohlhabenden Schichten gerichtet, die auch in der
Opfer=
bereitſchaft allen anderen vorangehen müſſen. Er hat darauf
hingewieſen, daß im vorigen Winter der ärmere Volksteil mehr
Gaben aufbrachte als diejenigen, denen es wirtſchaftlich beſſer
ging. Das kann ſeine Erklärung darin finden, daß ja das
Winterhilfswerk nicht die einzige Stelle iſt, an die gegeben
werden kann und gegeben werden muß. Faſt jede Familie hat
heute Mitglieder, die nicht mehr oder noch nicht wieder die
Kraft haben, auf eigenen Füßen zu ſtehen, denen daher geholfen
wird ohne den Umweg über die Winterhilfe. Die ſtillſchweigend.
Hilfsbereitſchaft der Sippen, die viel opfern, ohne daß nach
außen hin irgend jemand davon etwas erfährt, iſt ja auch eine.
der tragenden Kräfte des neuen Staates. Was hier gegeben:
wird, erſcheint in keiner Statiſtik. Sonſt würden ſie die Millio= des Winterhilfswerks vermutlich erheblich in die Höhe
treiben. Aber eben ſo ſicher iſt, daß neben dieſer Sippenunter= auch das Volkshilfswerk noch bedacht werden muß.
Solange noch das Zeichen „Volk in Not” über uns ſteht, ſo lange
hat jeder einzelne die Aufgabe, ſich einzurichten und
einzu=
ſchränken, eben weil die Hilfe nicht als Trinkgeld aus der
Weſtentaſche gegeben werden ſoll, ſondern einen Verzicht auf
liebgewordene Gewohnheiten vorausſetzt. Und da ſollen gerade
die Wohlhabenden mit gutem Beiſpiel vorangehen. Die
Parole, die der Führer ausgegeben hat, „Keiner darf
hungern und frieren” iſt das Wahrzeichen
unter dem wir alle in den nächſten Monaten zu.
leben haben, unter dem wir dann in das kommende Früh= hineingehen und die unmittelbare Bekämpfung der
Arbeits=
loſigkeit wieder fortſetzen können.
* Aus der Glanzzeit des Darmftädter
heaters Unter Großhe.30g Laomig 1.
Nach Akten des Staatsarchivs und privaten Quellen
bearbeitet von Franz Harres.
Plan der ganzen Arbeit.
Schon zur Zeit meiner Vorbereitung für die
Theaterlauf=
bahn an der Stilbildungsſchule in Bayreuth und noch mehr bei
meiner Tätigkeit als Baßbuffo und Schauſpieler an den
Stadt=
theatern von Stettin und Koblenz feſſelte mich beſonders die
techniſche Seite des Theaters. Denn gerade unter den
Bühnen=
arbeitern, welche in ihren rieſenhaften Filzſchuhen gleich Schatten
über die Bühne huſchten, fand ich die originellſten Käuze und
Sonderlinge. Als ich aber bei meinem Gaſtſpiel als Alberich
am hieſigen Hoftheater nach dem Raube des Goldes auf
hölzer=
ner Gleitbahn in raſender Fahrt vom Grunde des Rheines
hin=
unterſauſte zum Grundwaſſerſpiegel unſeres einheimiſchen
Flüß=
chens des Darmes, da faßte mich eine ehrliche Begeiſterung für
den Schöpfer ſolcher Kunſtwerke unſeren Landsmann Carl
Brandt. Gierig verſchlang ich die ganze Literatur, deren ich
über dieſen genialen Mitarbeiter Richard Wagners habhaft
werden konnte. Hierbei ſtieß ich zum erſten Male auf den
Namen Dorn, der als Lehrer des jungen Brandt flüchtig
Er=
wähnung fand. Auch Hermann Kniſpel in ſeiner „Geſchichte des
Darmſtädter Hoftheaters von 1810—1890” hatte naturgemäß nur
vorübergehend Gelegenheit, Dorn zu erwähnen. Trotzdem weiſt
er bereits auf die Tatſache hin, daß Dorn zu den wenigen
Theatermitgliedern gehörte, die nach Ludwigs I. Tode und bei
der vorübergehenden Schließung des Theaters nicht entlaſſen
wurden und ferner, daß er der Einzige war, deſſen Bezüge
keinerlei Kürzung erfuhren. Ein Umſtand, der für die
Be=
deutung Dorns in ſeinem Fache ſpricht.
Dreißig Jahre vergingen. Auf der Techniſchen Hochſchule
hatte ich mittlerweile Gelegenheit in der Doktorarbeit Kleebergs
über das Schwetzinger Schloßtheater die Bühneneinrichtung des
Barock genau kennen zu lernen. Da brachte mir ein
merk=
würdiger Zufall die Biedermeier=Figur Dorns wieder ins
Ge=
dächtnis. Auf einem Spaziergang rief mich ein Bekannter in
ſein Haus und zeigte mir ſeine äußerſt geſchmackvolle Wohnung.
Als er mir die zahlreichen Bilder erläuterte, fiel mein Blick
auf zwei mittelgroße Gemälde in ſtattlichen Goldrahmen, die in
einer Ecke des Zimmers an der Wand lehnten. Dieſe Eckenſteher
aus Platzmangel entpuppten ſich als Oelbilder des
Maſchinen=
meiſters Jgnatz Dorn und ſeiner Gattin, um 1820 von Dorns
Schwager gemalt. Ein gütiges Schickſal hatte mich in das Haus
eines Verwandten Dorns geführt. Das war aber noch nicht
alles. Familienpapiere tauchten auf. Der intereſſanteſte Fund
jedoch war der Theaterzettel zum 25jährigen Jubiläum Dorns
im Jahre 1836. Dieſer Zettel in doppelter Größe für ein von
dem Jubilar ſelbſt verfaßtes Stück weiſt eine künſtleriſche
Um=
rahmung auf, die ebenfalls von Dorn gezeichnet iſt und für
jedes Dienſtjahr eine Bühnendekoration bringt, die vom
Jubilar ſelbſt entworfen iſt. Auf Grund dieſer Bühnenbilder
iſt es mir gelungen, eine Dekoration des „Freiſchütz”, die ſich in
einer Mappe meines Bekannten fand, als von der Uraufführung
dieſer Oper in Darmſtadt im Jahre 1822 ſtammend, feſtzuſtellen.
Dieſe Zeichnung (Modell) und eingehende Regiebeſchreibungen
in den Akten des Staatsarchivs werden es mir ermöglichen, der
Erſtaufführung des „Freiſchütz” in unſerer Vaterſtadt eine
be=
ſondere Arbeit zu widmen. Ferner fanden ſich bei meinem
Be=
kannten drei Bühnenmodelle Dorns zu einer Oper, die Ende
der zwanziger Jahre in Darmſtadt aufgeführt wurde. Schon
aus dieſen Dorn=Funden hätte ich eine kleine Arbeit über den
Künſtler — denn das iſt ein ſo vielſeitig begabter Menſch —
zuſammenſtellen können. Daß man ihn ſogar als einen genialen
Künſtler bezeichnen muß, geht klar aus einer ſzeniſchen
Be=
merkung auf dem Jubiläums=Zettel hervor. Dort beſchreibt er
als Schluß=Effekt eine Wandeldekoration, die genau mit der
übereinſtimmt, welche nahezu fünfzig Jahre ſpäter ſeinem
Schüler Brandt in Wagners „Parſifal” Weltruhm eingetragen
hat. Auf dem Staatsarchiv gelang es mir noch eine
umfang=
reiche Briefſammlung Dorns an Kabinetts=Sekretär
Schleier=
macher ſowie wichtige Berichte an den Großherzog aufzufinden,
ſo daß ich in der Lage bin, die Darmſtädter Zeit Dorns
lücken=
los bis zum Tode des erſten Großherzogs zu ſchildern. Die
Jahre von 1836 bis zum Eintritt Dorns in den Ruheſtand (1849)
bleiben weiteren mühevollen Nachforſchungen vorbehalten. Auch
hoffe ich im Laufe der Zeit die Jugendjahre Dorns aufhellen
zu können, um dieſe Arbeit zu einem Lebensbilde Dorns
aus=
zugeſtalten.
Die 2. Abteilung dieſer Studien wird dem Hof= und
Theater=
maler Georg Primaveſi gewidmet ſein. Auch von ihm birgt das
Staatsarchiv Briefe an den Geh. Kabinetts=Sekretär
Schleier=
macher, die uns von ſeiner Probearbeit für das Hoftheater, der
Erfindung einer neuen Art Dekorationsmalerei, dem Kampf mit
dem „Billet=Einnehmern” offenen und verſteckten Widerſachern
erzählen. Auch von ſeiner ſonſtigen künſtleriſchen Tätigkeit, vor
allem als Graphiker wiſſen die Briefe Neues und Intereſſantes
zu berichten. Die Großherzögliche Gemäldegalerie und
Neu=
erwerbungen derſelben werden darin erwähnt. Beſonders aber
fällt auf die tragiſchen Umſtände, die im Jahre 1821 Primaveſis
Weggang von Darmſtadt und ſeinen Abſchluß mit dem Kaſſeler
Theater begleiteten, aus dem Briefwechſel ein helles Licht.
Die 3. Studie wird dem Schauſpieler, Regiſſeur des Schau= und der Oper, dem ſpäteren Szenerie=Direktor Franz=
Grüner zuerkannt. Dieſer, ein ehemaliger Offizier des
öſter=
reichiſchen Heeres, war von keinem geringeren als Goethe
ſelbſt-
für die Bühne ausgebildet worden. In der Uraufführung voſ=
Schillers Wilhelm Tell hatte er den Geßler dargeſtellt. Grüner
war es, der, trotz des zähen Widerſtandes der Zenſur, als=
Regiſſeur in Wien als erſter die Aufführung der Stücke unſerer.
Klaſſiker in Oeſterreich durchſetzte. Ihm allein war es auch
zu=
danken, daß trotz der einſeitigen Begünſtigung der Oper durch
den Großherzog Ludwig I., das Schauſpiel — infolge ſeiner
her=
vorragenden Regieleiſtungen — ſich ehrenvoll neben der Oper
behaupten konnte. Grüner fand auch den Mut, ſich in einer
ge=
druckten „Vertheidigung” gegen einen ungerechten Darmſtädter
Kritiker zur Wehr zu ſetzen. Gerade aus dieſem Büchlein werde
ich dem Leſer eine Reihe wertvoller Ausführungen unterbreiten
die ihm einen Einblick in die geheimnisvolle Werkſtatt des
ſchaffenden Bühnen=Darſtellers geſtatten. Ueber Grüner ſtehn
mir ganz beſonders reiches Aktenmaterial zur Verfügung. Den
außer ſeinen Perſonal=Akten, aus denen zum Beiſpiel die
ſpezifizierten Kaſſen=Einnahmen einzelner Vorſtellungen zu
enl=
nehmen ſind, konnte ich auch ſeine ausführlichen Regie=Berichte
Protokolle, Aufſtellungen über die Honorare an Opernkomponiſter
uſw. benützen. Die perſönlichen Beziehungen unſeres berühmter
Mitbürgers Gervinus zu Grüner und ſeiner Familie ſollen dei
Bericht über die Glanzzeit des Darmſtädter Theaters unter Groß
herzog Ludwig I. beſchließen.
Möge es mir vergönnt ſein, dieſe in gleicher Weiſe den
Theater wie der Heimatgeſchichte unſerer Vaterſtadt gewidmel”
Arbeit under reger Teilnahme des Leſerkreiſes zu vollenden.
Der Mann, der Shakeſpeare war.
Von Alfred Günther.
II.
Man kann heute nicht mehr bezweifeln, daß alles Prival”
über ihn und um ihn vernichtet iſt und aus keinem Archſe.
wieder auferſtehen kann. Aber wir müſſen uns hüten, durc
Addition der bekanten Einzelheiten ſeines Lebens ſein Menſchell.
bild aufzubauen. Dieſe Addition würde eine ſo banale Biograp9!"
ergeben, die auf irgendeinen Charakter paſſen mag, nur nich
auf den Schöpfer des Hamlet, der Kleopatra, der Sonette. W.*
es nicht anders ſein konnte, begann unter dieſen Voralls”
ſetzungen ein Wettſtreit an Auslegungen, Kombinationen, St"
gänzungen und Erdichtungen, um die biographiſchen Fragmen.
lebendig zu machen. Die erleſenſten Geiſter haben ihr beſles
Mittwoch, 10. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 280 — Seite 3
Keiner darf hungern und frieren!
jede korrupke Erſcheinung im vergangenen Winker=
Eröffnung des WH W. durch den Führer
DNB. Berlin, 9. Oktober.
In dem überfüllten Reichstagsſitzungsſaal der Krolloper
er=
öffnete am Dienstag mittag der Führer das gewaltige ſoziale
Hilfswerk des deutſchen Volkes, den Kampf gegen Hunger und
Kälte im Winter 1934/35. Die Mitglieder der Reichsregierung
und die bekannten Perſönlichkeiten der Bewegung wurden bei
Ɨhrem Eintreffen mit ſtürmiſchen Heilrufen begrüßt.
Der Sitzungsſaal war völlig ſchmucklos geblieben. Die
Stirn=
wand trug ein gewaltiges Hohheitszeichen, ſchwarz auf grau, mit
iden Worten „Winterhilfswerk 1934/1935”, und über dem
Bühnen=
vorbau zeigte ein Spruchband die Zielſetzung des
Win=
terhilfswerkes „Wir ſchaffen die nationale Soli=
Tdarität.” Staatsſekretär Dr. Funk eröffnete die Arbeitstagung
Ddes Reichsbeirates für das Winterhilfswerk und gab dann
Reichs=
rminiſter Dr. Goebbels, dem der Führer auch in dieſem Jahre wieder
die Organiſation und Durchführung dieſes gewaltigen ſozialen
SHilfswerkes übertragen hat, das Wort:
eergriff hierauf das Wort zu einer Rede, in der er u. a. aus=
Führte:
Mein Führer!
Meine Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen!
Mit dem heutigen Tage eröffnet die Reichsregierung das
Winterhilfswerk 1934/35. Mit Recht iſt das
Winterhilfs=
everk 1933/34 die größte ſoziale Tat des
Natio=
malſozialismus genannt worden. Faſt 17 Millionen
Menſchen haben in den grauen undkalten
Mona=
en des vergangenen Winters die
ſegensrei=
ſhen Auswirkungen dieſes Werkes ſozialer
Silfsbereitſchaft am eigenen Leibe mit
Dank=
warkeit zu verſpüren bekommen. Die ganze Nation
Hat es zu ihrer Sache gemacht. 66 Millionen Deutſche haben
en ihm den erſten und leuchtendſten Beweis wahrer nationaler
Solidaritätsgeſinnung niedergelegt. Zur Bewältigung der
prak=
iſchen Arbeiten ſtellten ſich 1½ Millionen freiwilliger
Mitarbei=
der und Helfer zur Verfügung. Die Zahl der
unterſtütz=
en Hilfsbedürftigen einſchließlich der
Familienange=
wörigen betrug im Winterhilfswerk 1933/34
L6617681 Menſchen, das ſind rund 253
Unter=
ſtützte auf 1000 Menſchen der Bevölkerung.
Folgende Zahlen mögen
die einzigarkigen Leiſtungen des vergangenen
Winkerhilfswerkes
ezeugen:
Das Geſamtaufkommen an Geld und Sachwerten betrug
358 136 040,71 RM. Davon allein an Geldſpenden 184 272307,57
Reichsmark.
Der Geſamtgebrauchswert der an die Hilfsbedürftigen
ver=
teilten Sachſpenden betrug 346 586 226 RM.
Die Geſamtunkoſten im Winterhilfswerk beliefen ſich dagegen
uur auf 3 414 129,74 RM., d. i. alſo 0,95 Prozent ſeiner
Geſamt=
leiſtung.
Ein Baxbeſtand in Höhe von 8 135 684,97 RM. wurde als
AFortrag für das Winterhilfswerk 1934/35 übernommen.
Die wichtigſte Aufgabe des Winterhilfswerkes beſtand in der
Ssicherſtellung der Ernährungs= und Wärmehilfe:
Der Geſamtgebrauchswert der verteilten Lebensmittel
be=
trug: 126 111 649 RM.
Der Geſamtgebrauchswert der verteilten Brennmaterialien
hStrug 84 407544 RM.
Der Geſamtgebrauchswert der verteilten Kleidungsſtücke
be=
trug: 78 175 843 RM., davon allein für 4391 975 RM.
Strick=
umid Wollwaren.
Aus dieſer großen Menge der verſchiedenartigſten Spenden,
die im Winterhilfswerk 1933/34 zur Verteilung gelangten, ſeien
noch genannt:
1677 730 Paar Schuhe: 2 651 673 Stück Eier; 5 969 106 Liter
Milch; 6 526 600 Pfund Zucker: 12333 960 Brote: 15 043 634
Zentner Kartoffeln.
Es bedarf keiner beſonderen Betonung, daß die durch den
Mationalſozialismus herbeigeführte neue moraliſche Auffaſſung
von den Dingen des Staates und des öffentlichen Lebens ſaſt
hilfswerk von vornherein ausgeſchloſſen
hat. Wo ſich auch nur ein Anſatz dazu zeigen ſollte, haben
wir ihn, getreu unſerem Verſprechen bei der Eröffnung im
vergangenen Jahr, durch drakoniſche Zuchthausſtrafen in
kürze=
ſter Friſt geahndet. Wir wollten damit vor allem denjenigen, die
in dieſem Werk ſozialer Verbundenheit ihren letzten Halt und
ihre einzige Zuflucht ſehen, zeigen, daß der neue Staat
entſchloſſen iſt, mit allen Mitteln ſtrafender
Gerechtigkeit die Armen des Volkes vor
Schä=
digung ihres kargen Lebensunterhalts durch
freibeuteriſche und gewiſſenloſe Elemente zu
ſichern.
Neben der eigentlichen Aufgabe des Winterhilfswerkes die
Hilfsbedürftigen zu betreuen hat es gleichzeitig auch zur
Be=
lebung der Wirtſchaft und zur Behebung der
Arbeitsloſigkeit im weiten Umfange beigetragen.
Ausſchlaggebend bei allem war der Opferwille
der ganzen Nation und die Verbundenheit
zwiſchen Führer und Volk. Alle Leiſtungen waren
Er=
gebniſſe freiwilliger Opferbereitſchaft. Das deutſche Volk
ge=
horchte dabei nicht dem Zwang des Geſetzes, ſondern dem
Zwang eines ſozialen Gewiſſens.
Das Hw. 1934/35 ſoll in ſeinen Grundſähen
von denſelben Gedanken gekragen ſein wie das
Die Organiſation allein vermag kein Wunder zu ſchaffen.
Das Wunder, es mag noch ſo unmöglich erſcheinen, liegt im
Idealismus und in der leidenſchaftlichen Hingabe der ganzen
Nation begründet. Für die vor uns liegende Arbeit iſt niemand
zuviel und niemand zu ſchade. Sie iſt Ehrendienſt am deutſchen
Volk. Die Unterſtützung des Winterhilfswerkes iſt eine
zu=
ſätzliche. Sie entbindet weder den Staat noch die Behörden ihrer
ſonſtigen Pflichten.
Hilfsbedürftige im Sinne des Winkerhilfswerkes ſind
diejenigen Volksgenoſſen, die den nötigen Lebensbedarf für ſich
und ihre unterhaltungsberechtigten Angehörigen nicht oder nicht
ausreichend aus eigenen Kräften und Mitteln beſchaffen können
und ihn auch nicht von anderer Seite, insbeſondere von
An=
gehörigen, erhalten. Die Grundlage der Geldſammlungen im
Winterhilfswerk 1934/35 bilden die monatlichen Eintopf=
Samm=
lungen und die ebenfalls monatlich einheitlich für das geſamte
Reichsgebiet durchzuführenden Straßenſammlungen durch
Ver=
kauf von Plaketten und Abzeichen.
Neben dieſen Sammlungen wird ſich das Winterhilfswerk
hauptſächlich aus freiwillig geleiſteten Lohn= und Gehaltsabzügen
finanzieren. Weitere Geldſpenden werden durch Induſtrie=
Wirt=
ſchafts= und Gewerbebetriebe, durch freie Berufe, ſowie durch
Poſtſcheck= Bank= und Girokonten=Abbuchungen aufgebracht.
Grundlage der Sachſpenden iſt, wie im vorigen Jahre, die
Leiſtung der deutſchen Landwirtſchaft. Dieſe Sammlung wird
im heurigen Winterhilfswerk durch den Reichsnährſtand ſelbſt
durchgeführt und weitere Spenden an Lebensmitteln durch
Pfund=Sammlungen und Sammlungen der Firmen der
Nah=
rungsmittelinduſtrie aufgebracht.
Das geſammelte Bargeld wird, wie im Vorjahr
grundſätz=
lich nur zur Beſchaffung von Lebensmitteln und Brennſtoffen
verwandt.
In dankenswerter Weiſe hat die Deutſche
Reichsbahngeſell=
chaft auch diesmal wieder für die Beförderung der Spenden
des Winterhilfswerkes volle Frachtfreiheit gewährt. Sie iſt in
dieſem Winter durch beſonderes Entgegenkommen der
Reichs=
bahn noch erweitert und vereinfacht worden.
Zur einwandfreien Kontrolle aller Spender
ge=
langen diesmal nur monatlich zur Verteilung kommende
Türplaketten zur Ausgabe. Dieſe Plaketten erhalten
die=
jenigen Spender, die regelmäßig einen beſtimmten und
ange=
meſſenen Betrag für das Winterhilfswerk zeichnen. Die
Schul=
ſpeiſungen werden im Gegenſatz zum vergangenen Jahr
au=
gemein durchgeführt, und zwar in engſter Zuſammenarbeit mit
den Schulbehörden und der Lehrerſchaft. Für die
Winterhilfs=
werk=Patenſchaften iſt in dieſem Winter eine neue einheitliche
und großzügige Werbung vorgeſehen.
Neben der materiellen Unterſtützung durch das
Winterhilfs=
werk wird in den kommenden Monaten vor allem der ideellen
Betreuung der Hilfsbedürftigen ganz beſondere Aufmerkſamkeit
zugewandt werden. Es ſind zu dieſem Zwecke künſtleriſche und
unterhaltende Darbietungen und Veranſtaltungen verſchiedenſter
Art bei freiem Eintritt vorgeſehen. Weiterhin wird dafür
ge=
ſorgt werden, daß in Gemeinſchaftshäuſern und
Wärmehallen den Bedürftigen neben der
materiel=
len Betreuung auch geiſtige Unterhaltung und
Betätigungsmöglichkeiten geboten werden.
Das ſind in groben Umriſſen die Aufgaben, die wir uns
geſtellt haben. Sie mögen aus dieſer Programmſetzung erkennen,
daß unſere Ziele diesmal noch höher geſteckt ſind als im
ver=
gangenen Jahr. Wir verlangen von niemandem zu tun, was
wir ſelbſt nicht zu tun bereit wären. Mit Recht aber müſſen
wir erwarken, daß die Geſamkheit des Volkes
uns Gefolgſchaft leiſtet.
wenn wir den Aermſten der Armen helfend zur Seite treten und
ihnen durch die Tat beweiſen, daß der Begriff der
Volksgemein=
ſchaft keine leere Redensart iſt. Die Regierung wird weiterhin
die großen und tragenden pſychologiſchen Stützen des
vergange=
nen Winterhilfswerkes auch für die kommenden Monate aufrecht
erhalten. Im Eintopfgericht an einem Sonntag jeden Monais
ſoll die Nation ſich vom Erſten bis zum Letzten
zuſammen=
ſchließen in einer großen und edlen Solidaritätskundgebung
für die Armen des Volkes. Wenn wir als Nation keinen
Ueber=
fluß haben, ſo wollen wir das, was wir beſitzen, ehrlich ſo
ver=
teilen, daß jeder wenigſtens etwas hat.
In dieſem Sinne wird das Winterhilfswerk 1934/35 vom
ſelben Geiſte des Idealismus und der Opferbereitſchaft erfüllt
ſein, wie im vergangenen Jahre. Wiederum ſind alle
aufgerufen, dabei mitzuhelfen und niemand
darf fehlen unter uns. Dem Volke wollen wir Vorbild
ſein und der Welt ein Beiſpiel geben. Die Parole lautet wie
vor einem Jahre: „Keiner darf hungern undfrieren.”
Der Führer ſelbſt unterſtreicht durch ſeine heutige
Anweſen=
heit und durch ſeine Anſprache an Sie bei der Eröffnung des
Winterhilfswerkes ſeine ſozial=, wirtſchafts=, innen= und
außen=
politiſche Bedeutung. Wenn er zu ihr ſpricht, dann weiß die
Nation, worum es geht. Auch diesmal wird ſein Appell im
Herzen des ganzen Volkes einen Widerhall finden.
Hierauf ergriff der Führer und Reichskanzler
Adolf Hitler das Wort zu folgender Rede:
Meine deutſchen Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen!
Inmitten einer der ſchwerſten Wirtſchaftskriſen hat der
Na=
tionalſozialismus die politiſche Macht übernommen. Sollte der
Eintritt einer Kataſtrophe von kaum ausdenkbarem Umfange
ver=
mieden werden, mußten die Abwehrmaßnahmen augenblicklich
ein=
ſetzen. Es waren ſchnellſte Entſchlüſſe zu treffen und auszuführen.
Den Kampf, den wir nach der Regierungsübernahme gegen
die Arbeitsloſigkeit aufgenommen haben, haben wir
ent=
ſchloſſen ein Jahr lang durchgeführt. Er iſt Ihnen bekannt. Von
Monat zu Monat ſteigerten ſich die Erfolge. Allein
trotz der Gewißheit, dieſer größten Gefahr Herr zu werden,
er=
laubte das allgemeine Ringen nicht, ſich ausſchließlich mit dieſer
Löſung für die Zukunft zufrieden zu geben. Die Verſicherung, das
deutſche Volk wieder in Arbeit und Brot zu bringen, kann für viel
eine Hoffnung ſein, für manche aber iſt ihre zukünftige
Verwirk=
lichung kein Troſt für den Augenblick, der in ſeinem Elend und
Unglück nach ſofortiger Hilfe ſchreit. So haben wir deshalb ganz
unabhängig von unſerem Kampf der Rettung der einzelnen
deut=
ſchen Berufs= und Lebensſtände durch die Arbeitsbeſchaffung den
Entſchluß gefaßt,
zur Ueberwindung der drückendſten Nok und ihrer
Sorgen eine beſondere Hilfsakkion
größten Umfanges ins Leben zu rufen. Das von Parteigenoſſen
Dr. Goebbels organiſierte Winterhilfswerk iſt eine der
monumen=
talſten Leiſtungen des nationalſozialiſtiſchen Regiments. Die
Ab=
ſicht war, durch einen eindringlichen Appell an die Hilfsbereitſchaft
der deutſchen Volksgenoſſen, die das Glück vor dem Aergſten
be=
wahrt hat, allen zu helfen, die dem Schimmſten ausgeliefert ſind.
Denn, wenn ſchon in normalen Zeiten ein Teil der Not
unver=
ſchuldet ſein wird, ſo iſt durch die grauſamen Verhältniſſe der
letzten Jahre dieſe Nor Millionen von Deutſchen als Verhängnis
zugeſtoßen, für das ſie höchſtens durch ihre frühere mangelnde
Ein=
ſicht in politiſchen Dingen und Notwendigkeiten indirekt,
keinesfalls aber wirtſchaftlich direkt verantwortlich gemacht
wer=
den können. Die Aermſten wurden die Leidtragenden eines
politi=
ſchen Wahnſinns, der unſer Volk auch wirtſchaftlich am meiſten
geſchlagen hat. Beſonders tragiſch wird dieſe Not, weil ſie ſich
nicht mehr auf einzelne Menſchen, ſondern auf ganze große und
dabei gegeben, die dümmſte Dilettanterei hat ihn nicht verſchont.
Offt wurde eine Idealgeſtalt errichtet, meiſt ein mühſelig gekittetes
Sttückwerk hingeſtellt, in den beſten Darſtellungen ließ der
Bio=
geaph ſeine Vermutungen ſich deutlich abheben vom
Beweis=
buren.
Bewunderungswürdig wie die Erforſchung der Hiſtorie iſt
auch die Durchforſchung der Werke. Hier konnte man glücklicher
ſeän und hat nach einem Aufwand von aber Tauſenden von
Uriterſuchungen Wortlaut und Chronologie, aber auch die
Aus=
d utung des dichteriſchen Gehalts bis zu einem hohen Grad
von Vollkommenheit geführt. Alle ſchöpferiſchen Geiſter dreier
Jahrhunderte haben es ſich zur Ehrenpflicht gemacht, die Größe
dieſes Werkes ihren Zeitgenoſſen zu vermitteln. Man hat durch
dan Vergleich der Werke mit ihren Quellen, Stoffen und
Vor=
bildern das Shakeſpearehafte des Geiſtes und der Kunſt
aus=
zu=prägen verſucht. Eine Beſchwörung des Charakters und der
Enhickſale, der Erlebniſſe und der Leidenſchaften, die dieſen
Tenſchen befähigten, dieſes Werk von 36 Dramen und drei
Versdichtungen in zwanzig Jahren ſich abzuringen, gelang wohl
in einzelnen Fällen, aber nur als ſchöne Dichtung. Einen Mann
Arilliam Shakeſpeare in die Perſonenverzeichniſſe ſeiner Dramen
emnizuführen, die Masken, die er ſich wählte, zu lüften, ſo ſein
herz ſchlagen zu fühlen, ſeinen Aufſchrei zu vernehmen, die
Anſerei ſeiner Leidenſchaften, in ſein Auge zu ſchauen, das war
eſrie wunderbare Aufgabe, aber wem konnte ſie gelingen!
Am eheſten mochte dieſer tollkühne Verſuch gelingen bei dem
einzigen Lyrikwerk, bei dem noch immer nicht den Dramen
eben=
bi-rtig gewürdigten geheimnisreichen Band der „Sonette‟. Aber
aucch hier kamen die Hiſtoriker und Aeſthetiker nicht zu einer
ſeiniheitlichen Auffaſſung. Hatten bei der Ausdeutung der
Dra=
men die einen höchſte Objektivierung des Dichters walten ſehen,
ſdie anderen machtvollſte Subjektivierung zu ſpüren gemeint, ſo
waren für die einen die Sonette eine ganz unperſönliche, wenn
nu ch wohlgelungene Huldigung an die Sonettenmode der Zeit,
füm einzelne gar der dichteriſche Briefwechſel zweier Perſonen
tn d Dichter. Die meiſten freilich nahmen ſie als das
unmittel=
ba re Zeugnis des Shakeſpeare=Ichs, das große Bekenntnis ſeiner
2chickſale. Was hat man über dieſen Gehalt der Sonette
gera=
ſteni und gedeutelt! Sie als innerſtes Bekennen und Geſtalten
ſiei nes menſchlichen Schickſals zu nehmen, dazu hat namentlich
au ch die unvergleichliche Nachdichtung von Stefan George
er=
zogen.
Was leſen wir nun aus dieſem Sonettenzyklus? Da iſt die
Liebe zu einem ſchönen und jungen Freund, da iſt die nicht
weniger leidenſchaftliche und ſinnlich glühende Liebe zu einer
du-nklen Dame, und ſchließlich erleben wir mit, daß eben jener
junge Freund dem Dichter die dunkle Geliebte nimmt, ſo daß
er beide verliert. Dieſer Liebes= und Schickſalsroman ſteht
in den von höchſter menſchlicher Leidenſchaft glühenden
Gedich=
ten, die zugleich Offenbarungen eines verletzlichen und tief
ver=
letzten Gemüts ſind. Enthüllungen aller menſchlichen Schwächen,
Kämpfe und Herrlichkeiten, Geſtaltungen aller Erkenntniſſe, alſo
Selbſtdarſtellung von einzig ſhakeſpeariſcher Größe und Gewalt!
Von ſolcher Realität ſind die Figuren dieſer Dichtung, daß
man verſucht war, die hiſtoriſchen Perſonen aufzuzeigen, mit
denen er in dieſen Konflikt gekommen war. In einer mit
außer=
ordentlichem Material unternommenen Beweisführung glauste
Th. Tyler 1890 in dem Freunde den Grafen William Herbert
Pembroke, in der Dame die Hofdame Mary Fitton gefunden
zu haben. Für das dichteriſche Erlebnis der Sonette iſt die
Kenntnis der Urgeſtalten natürlich nebenſächlich, aber man
hoffte, auch damit einen Schritt weiter zu kommen. Was ſeitdem
verſucht wurde, um die aus Lyrikwerk gewonnene biographiſche
Ausdeutung auf die Dramen anzuwenden (Frank Harris in
ſeinem Werk: „Shakeſpeare der Menſch und ſeine tragiſche
Lebensgeſchichte”) das gereicht dem Ringen der Welt um das
Geheimnis des Dichters zu hoher Ehre, ſoviel abſtruſe
Schnüf=
felei und Phantaſterei ſich auch vorfindet.
Daß das Leben des armen Will aus Stratford kein banales
Daſein war, iſt unwiderleglich. Mit Achtzehn heiratete er eine
um acht Jahre ältere Frau, Anfang der Zwanziger geht er
nach London, er wird dort Schauſpieler, Theaterdichter und
Theaterbeſitzer; als er über Geld verfügt, erwirbt er in ſeinem
Heimatsdorf Häuſer und Grundſtücke, mit fünfzig Jahren kehrt
er dorthin zurück, um mit zweiundfünfzig Jahren zu ſterben.
Daß ſich ein wahrhaft tragiſches Ringen abgeſpielt hat, iſt
offen=
ſichtlich. Er war weder Akademiker, der man ſein mußte, um im
Literaturbetrieb der Zeit Aufnahme zu finden, noch gehörte er
zum Adel oder fand leicht Zugang zu dieſer Sphäre, die allein
Anerkennung und Ruhm verteilen konnte. Der größte
Menſchen=
geſtalter kann kein Durchſchnittscharakter geweſen ſein ſelbſt
wenn man der Phantaſie den höchſten Anteil an ſeinem Schaffen
zuweiſt. Was Hamlet und Romeo, Othello und Timon erlebten,
das muß erſt den Dichter durchſchüttert haben, ehe er es
ſozu=
ſagen vermochte, daß es die Nachwelt als Offenbarungen der
letzten menſchlichen Geheimniſſe begreifen konnte. Daß er aus
den erſten wilden Londoner Jahren durch unermüdliche Arbeit
aufſtieg zur Läuterung und Reife, daß ihm nichts erſpart
wurde an inneren und äußeren Kämpfen, das muß jedermann
ſpüren, der den Blick über dieſe lapidaren Fakten ſeines Lebens
gleiten läßt. Der wahrhaftige Shakeſpeare ſteht in ſeinen Werken.
Mainzer Stadttheater.
Wagners „Tannhäuſer” in Neuinſzenierung.
Man darf behaupten, daß die ſonntägliche Aufführung des
Wagnerſchen Dramas den eigentlichen Beginn der diesjährigen
Opernſpielzeit bedeutet, nachdem jetzt erſt das ganze Orcheſter
wieder zuſammen iſt; alles andere war Präludium. Und es wurde
ein Feſtſpiel mit bedeutendem Format, wie es unſere Bühne lange
nicht erlebt hat. Verdienſt allen anderen voran des muſikaliſchen
Leiters Heinz Berthold, der ſeine innere Verbundenheit mit
Wagners hoher Kunſt ganz eindeutig unter Beweis ſtellte. Tempi,
Dynamik und Farbgebung, alles atmete reinſten Bayreuther Geiſt,
und das (bedauerlicherweiſe nicht ſehr zahlreich erſchienene)
Publi=
kum bezeugte ihm mit Recht immer wieder ſtürmiſchen Dank und
Anerkennung. Und da auch der Spielleiter Hans Kämmel ganz
aus wagnerſchem Geiſte ſchafft (ein Meiſterwerk großer Regiekunſt
der 2. Akt!) und nicht zuletzt auch die Bühnenbilder von Ernſt
Preußer reſtlos dem inneren Gehalt der Oper gerecht werden,
ſind die grundlegenden Vorausſetzungen einer ſtilechten
Wieder=
gabe vorhanden.
Die ſoliſtiſche Beſetzung war zum weitaus größten Teile neu.
Was wir von Rudolf Wedel als Tannhäuſer nach ſeinem erſten
Auftreten im „Troubadour” glaubten erwarten zu ſollen, wurde
noch ganz erheblich überſteigert. Seine ſtrahlend ſchöne, angenehm
baritonal gefärbte Stimme verbindet ſich mit freiem, dramatiſch
ſtarkem Ausdrucksſpiel zu einer vollendeten Einheit. Wir haben
die Romerzählung kaum jemals ſo unerhört groß angelegt gehört
und geſehen. Ueberragend in Geſang und Darſtellung iſt Wilhelm
Schirps Landgraf, eine Stimme von ganz ſeltener Pracht, bis
in die letzten Tiefen hinab ungezwungen und edel klingend. Maja
Clarenbachs Venus zeigte wieder die ſchon im Troubadour
bewieſene edle Schulung des klangſchönen und gepflegten Organs,
die auch mit den unangenehmen Höhen dieſer Partie mühelos
fertig wurde. Als Eliſabeth lernten wir Wendla Großmann
kennen. Wir möchten das abſchließende Urteil über die im ganzen
ſehr ſympathiſche Künſtlerin noch zurückſtellen, bis wir ſie in
an=
deren Rollen gehört haben. Die Stimme iſt ſchön und beſitzt gute
Kultur, ſcheint aber den dynamiſchen Anforderungen der
Eliſabeth=
rolle vorerſt noch nicht ganz gewachſen zu ſein und klang bei ſtarker
Anſpannung manchmal etwas ſpröde. Hans Komregg (Wolfram)
leidet ſichtlich immer noch unter einer ſeit Spielbeginn zu
beob=
achtenden Indispoſition, die ſeine Leiſtung ſtark beeinträchtigte.
Unter den kleineren Rollen ſeien hervorgehoben Philipp Raſp
als Walter mit weicher Tongebung, Franz Larkens’ ſcharf
pro=
filierter Biterolf und Margrit Zieglers netter und gut
ge=
ſungener Hirtenknabe. Die von Mathias Bungart geſchulten
Chöre, verſtärkt durch den „Mainzer Frauenchor” und „Rheingold”
hielten ſich tonlich und rhythmiſch gut. Ausgezeichnet die
choreogra=
phiſch ſehr plaſtiſch durchgearbeitete Venusbergſzene (Hans
Dr. M4
Helken).
Seite 4 — Nr. 280
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Oktober 1934
geſchloſſene Siedlungsgebiete erſtreckt. Was uns Deutſchen ſeit
einem Jahrhundert nur mehr in Berichten aus fremden Ländern
gemeldet wurde, erlebten wir nun in der eigenen Heimat.
Ganze Teile des Reiches ſind Hunger und Elend
ausgeliefert,
ohne daß im Augenblick eine wirtſchaftliche wirkliche Abwehr
ge=
funden werden konnte!
Wie groß dieſes Elend iſt, wiſſen viele Deutſche auch heute
nicht. Und leider ſind es beſonders die Mitglieder unſerer
gut=
ſituierten Geſellſchaftsſchichten, die kaum je einen Einblick erhalten
in die Armut und in die Entbehrungen, von denen unzählige
un=
ſerer Volksgenoſſen heimgeſucht ſind.
Seit der Friedensvertrag von Verſailles auf unſerem Volke
laſtet, hat aber das troſtloſe Elend bei zahlreichen Menſchen
end=
lich der Verzweiflung Platz gemacht. Und hier haben wir
einen Maßſtab, der uns die Größe dieſes Jammers in
erſchrecken=
den Ziffern beweiſt. Auf rund 20000 beläuft ſich die Zahl
der=
jenigen, die jährlich in ihrer letzten Verzagtheit keinen anderen
Ausweg aus dem Elend dieſes irdiſchen Jammertales gefunden
haben, als den durch Selbſtmord. Die unverantwortlichen
Lite=
raten dieſes Zeitalters waren niederträchtig genug, dies als
„Freitod” zu bezeichnen. Wie viele aber würden wohl von dieſen
20 000 Jahr für Jahr aus freiem Willen geſtorben ſein, wenn ſie
nicht die bitterſte Not dazu gezwungen hätte? Es ſind keine
leich=
ten Entſchlüſſe, die die Menſchen den Tod wählen laſſen. Unſere
oberen 10000 haben wohl keine blaſſe Vorſtellung davon, wieviel
Trauer und Jammer notwendig ſind, um in einer Mutter den
Entſchluß zu wecken und dann zur Ausführung reifen zu laſſen,
ſich ſelbſt und den Kindern das weitere Leben auf dieſer troſtloſen
Welt zu erſparen!
Und das alles aber ſind Volksgenoſſen, und wahrhaftiger Gott
nicht die ſchlechteſten. Denn wer wollte ſich wundern, wenn ſie, ehe
der Entſchluß zu dieſer bitterſten Entſcheidung kam, den leichteren
Weg zum Verbrechen gewählt hätten? Nein,
bringt, das ihm ſelbſt als Opfer fühlbar wird. Ich ſprech die ſtarke
Hoffnung aus, daß ſich in dieſem Jahre das nicht mehr wiederholt,
was wir im vergangenen in einer Reihe von Städten feſtſtellen
konnten, daß nämlich ärmere Viertel mehr an Opfer mobiliſierten,
als die wirtſchaftlich beſſer gelagerten. Ich bin dafür, daß wir in
ſolchen Fällen in Zukunft dieſe beſchämende Tatſache der Nation
ganz offen zum Bewußtſein bringen. Ich glaube, daß gerade
die=
jenigen, die im wirtſchaftlichen Leben erfolgreich ſtehen, in jeder
Sekunde daran denken ſollen, daß nur durch die Arbeit und Opfer
der Geſamtheit auch ihr eigener Emporſtieg ermöglicht wurde. Denn
die deutſche Arbeitsſchlacht wird nicht geſchlagen durch Einzelne
und ihren Einſatz, ſondern durch die mobiliſierte Kraft der
geſam=
ten deutſchen Nation, und vor allem aber auch durch die
finan=
ziellen Opfer des ganzen deutſchen Volkes. Jeder Induſtrielle,
deſſen Fabrik heute läuft und morgen laufen wird, mag daran
den=
ken, daß es nicht allein ſeine Fähigkeit iſt, die dieſes Wunder
zu=
ſtande gebracht hat, ſondern viel mehr noch die
Willenskonzentra=
tion, die die nationalſozialiſtiſche Bewegung im deutſchen Volk
her=
vorgerufen hat, und die materiellen Mittel, die die ganze deutſche
Nation dieſem Willensausdruck zur Verfügung ſtellt!
Es haf daher beſonders der Reichkum nicht nur
höhere Genußmöglichkeik, ſondern vor allem aber
auch höhere Pflichken.
die Nakion hak eine Pflicht, ſo weit es irgend
menſchenmöglich iſt. dieſem Elend enigegenzukreken.
Sie hat die Pflicht, durch gemeinſame Opfer den unglücklichſten
Opfern unſerer Not zu helfen. Die Nation hat dabei zu wiſſen,
daß es ſich hier um Volksgenoſſen handelt, die ebenſo ein Teil
unſeres Ganzen ſind, wie diejenigen, die das Glück beſſer
ge=
bettet hat.
Jahrelang hat man beſonders in unſeren bürgerlichen Kreiſen
das Dichterwort von dem „Einigen Volk von Brüdern” zu einer
faulen Phraſe heruntergewürdigt. Denn nicht durch
Ver=
einsreden kann dieſe Einigkeit bewieſen
wer=
den, ſondern ſie muß erhärtet werden durch die
Tat. Die primitivſte Tat aber zur Verwirklichung dieſer
brüderlichen Einigkeit beſteht darin, daß man den
Brü=
dern und Volksgenoſſen hilft, die ſelbſt nicht mehr in
der Lage ſind, ihrer Not Herr zu werden. So wie es im einzelnen
ſelbſtverſtändlich, daß Kinder ihren alten und nicht mehr
arbeits=
fähigen Eltern zu helfen haben, ſo muß die Nation im Geſamten
denen beiſtehen, die aus eigener Kraft einfach nicht mehr in der
Lage ſind, ſich dem Schickſal der Vernichtung zu entziehen. Und
hier haben beſonders die oberen Zehntauſend und die
breiten beſſergeſtellten Maſſen eines Volkes eine hohe
Verpflich=
tung. Und ich möchte daher an dieſer Stelle es ſehr offen
aus=
ſprechen, daß
das Winkerhilfswerk gerade mit denen rechnek,
die leichker als das breike Volk ſelbſt in der Lage
ſind, ein Opfer zu bringen.
Und ich ſage hier ausdrücklich „Opfer”, denn ich finde es wenig
rühmlich, wenn ein vermögender und in hohem Einkommen ſtehender
Mann dasſelbe gibt, wie ein ſich ſelbſt kaum das tägliche Brot in
genügendem Umfang Verdienender. Ich halte im Gegenteil dafür,
daß jeder Einzelne in ſeinem Rahmen aber auch wirklich ein Opfer
Die Auffaſſung, daß die Verwendung eines Vermögens in jedem
Umfange nur Privatangelegenheit des Einzelnen ſei, muß im
nationalſozialiſtiſchen Staat um ſo mehr eine Korrektur erfahren,
als ohne die Mitwirkung der Geſamtheit kein Einzelner ſich eines
ſolchen Vorzuges heute erfreuen könnte.
Wenn ich mich an dieſe mittleren und beſſergeſtellten Kreiſe
beſonders wende, dann geſchieht es, weil ich von den breiten
Maſ=
ſen unſeres Volkes in Stadt und Land die Opferwilligkeit an ſich
genügend kenne und weiß, daß ſie, die ſo oft unter dem Fluch der
Arbeitsloſigkeit und des wirtſchaftlichen Elends ſchon ſelbſt
gelit=
ten haben, das herzlichſte Verſtändnis aufbringen für ihre auch
heute noch unglücklicheren Volksgenoſſen.
Ich glaube aber, daß es dabei notwendig iſt, noch beſonders
auf dieſes hinzuweiſen:
Wir haben heute auch in Deutſchland ein weit ausgebautes
Verſicherungsweſen. Gegen Brand= und Waſſerſchäden, gegen
Dieb=
ſtahl und Einbruch, gegen Hagelſchlag und Dürre, gegen
Krank=
heiten und Tod verſichern ſich die Menſchen und geben dafür
Mil=
liardenbeträge aus. Wehe dem Volk aber, das vergißt, daß das
höchſte Gut, das es verſichern ſollte, ſeine
poli=
tiſche Vernunft iſt. Jene politiſche Vernunft, die in der
Volksgemeinſchaft ihren geſunden Ausdruck findet. Das deutſche
Volk kann heute glücklich ſein, daß es zu dieſer Vernunft ſich
wie=
der zurückgefunden hat. Es muß aber jeder wiſſen, wie ungeheuer
der Nutzen für alle iſt, der aus dieſer geſunden politiſchen
Ent=
wicklung kam. Vielleicht gefällt es Ihnen, meine Volksgenoſſen,
nur einen Augenblick von Deutſchland wegzugehen und die
Zu=
ſtände in anderen Ländern zu überprüfen. Unruhen,
Bürgerkrieg, ſoziale Kämpfe, wirtſchaftliche
Kriſen löſen einander ab. Die Fackel des Aufruhrs wird
überall landauf und landab getragen. Streik und Ausſperrungen
zerſtören Milliarden an Volkswerten, und dabei iſt das Elend
überall faſt ein gleich großes. Dies alles haben wir in
Deutſchland überwunden. Aber nicht etwa, weil ein paar
Wirtſchaftler ihre Fabriken in Gang brachten, ſondern weil die
durch den Nationalſozialismus geſchaffene Volksgemeinſchaft
die=
ſen politiſchen und wirtſchaftlichen Wahnſinn beſeitigte und damit
erſt den Fabriken Aufträge, den Arbeitern und Unternehmern
einen Verdienſt ſicherte und zukommen ließ. Wenn Sie die
Schä=
den abwägen, die der politiſche Wahnſinn aber einem Volk
mate=
riell zufügen kann und auf die Dauer zufügen muß, und die er
ins=
beſondere der deutſchen Wirtſchaft Jahrzehnte lang zugefügt hat,
dann werden Sie erſt den Nutzen ermeſſen, der aus der
national=
ſozialiſtiſchen deutſchen Volksgemeinſchaft für alle erwächſt und
ſchon erwachſen iſt. Und dann werden die Opfer wahrlich klein
erſcheinen, die wir heute namens dieſer Volksgemeinſchaft von
Ihnen fordern. Denn ich muß Ihnen hier wiederholen, was ich im
vergangenen Jahre ausſprach:
An irgend ekwas muß das Volk glauben können.
Nehmen Sie ihm den Glauben an die internationale Solidarität,
dann müſſen Sie ihm dafür aber den Glauben an die nationale
bringen. Zerſtören Sie das Vertrauen in die nationale
Volks=
gemeinſchaft, dann werden die Menſchen nach einer anderen
Ge=
meinſchaft ſuchen und damit am Ende wieder denen zum Opfer
fallen, die als internationale Paraſiten und Deſtrukteure nur
dar=
auf lauern, das Gefüge der Völker aufzulöſen, um die Welt in
allgemeines Chaos zu verwandeln. Der Sinn einer ſolchen
Volks=
gemeinſchaft aber kann nur der ſein, durch eine gemeinſame
Füh=
rung des Lebenskampfes in Freud und Leid, an Nutzen und Opfern
die Erhaltung aller zu garantieren!
Unſer Winkerhilfswerk wird gerade in dieſem Jahr
ein Prüfſtein ſein
dafür, ob und inwieweit ſich der Gedanke dieſer Volksgemeinſchaft
in Deutſchland weiter geläutert, erhärtet und durchgeſetzt hat.
Und dann erſt, wenn jeder einzelne Deutſche durch eigene und
wenn notwendig, ſchwere Opfer zur Erhaltung dieſer
Volksgemein=
ſchaft beigetragen hat, wird er wieder, ohne vor ſich ſelbſt erröten
zu müſſen, von einem „einigen Volk von Brüdern” reden dürfen.
Anſonſten aber iſt dies nur Lüge und Heuchelei. Ich appelliere
daher an Sie, deutſche Männer und Frauen in den Städten und
auf dem Lande, und ich appelliere vor allem an Dich,
deutſche Jugend, daß Sie alle in klarer Erkenntnis der
Auf=
gaben, die uns geſtellt ſind, unter Berückſichtigung der großen Not,
in der ſich viele unſerer Volksgenoſſen noch immer befinden, durch
ine unerhörte Opferwilligkeit im Geben und im
Arbeiten, für das Winterhilfswerk mithelfen
am Kampf gegen dieſe Not und das Elend in
un=
ſerem Volke.
Möge jeder einzelne Deutſche ſich dabei vor Augen führen, daß
es gerade vielleicht ſein Opfer iſt — das nur einen kleinen Abzug
an ſeinem Leben bedeutet —, das einem anderen Deutſchen als
Volksgenoſſen mithilft, das Leben zu erhalten. Ich appelliere
weiter an Ihren Stolz in derſelben Zeit, da eine teufliche
inter=
nationale Boykott=Clique Deutſchland, d. h. das deutſche Volk,
wirt=
ſchaftlich vernichten zu können glaubt, vor aller Welt die
unzer=
trennliche Verbundenheit unſeres Volkes durch ein einziges
Bei=
ſpiel gegenſeitiger Hilfeleiſtungen zu dokumentieren. Wenn der
Haß dieſer jüdiſch=internationalen Boykotthetzer gegen Deutſchland
ein fanatiſcher iſt, dann muß die Liebe jedes Einzelnen zu ſeinem
Volk noch tauſendmal ſtärker ſein. Dieſe unſere Feinde hoffen nun
zum zweitenmal, daß das deutſche Volk unter der Not dieſes
Win=
ters doch zuſammenbrechen werde, und wir werden ihnen
bewei=
ſen, daß der deutſche Wille und das deutſche Herz der Not dieſes
Winters noch weit mehr Herr werden als im vergangenen.
In dieſer ſelbſtſicheren ſtarken Ueberzeugung eröffne ich das
Winterhilfswerk 1934/35 und bitte Sie, mit der Arbeit zu
beginnen.
Den Dank der Verſammlung ſtattete der Reichsleiter der NS.=
Volkswohlfahrt, Hilgenfeldt, mit dem Gelöbnis ab, nach den
Wor=
ten des Führers zu handeln.
Das Horſt=Weſſel=Lied beſchloß die Kundgebung.
Die Tauſende, die vor der Krolloper der Auffahrt beigewohnt
hatten, hörten die Reden durch einen großen Lautſprecher, der auf
dem Vorbau angebracht war, und erlebten ſo die feierliche Stunde
mit.
4,6 Millionen Reichsmark
für das Winkerhilfswerk am erſten Tage!
Nachdem das Winterhilfswerk durch die Rede des Führers
am Dienstag mittag eröffnet worden iſt, wurden von der
In=
duſtrie allein an Barſpenden 4,621 Millionen RM.
gezeichnet.
Dieſes Ergebnis iſt umſo bemerkenswerter, als im Vorjahre
der erſte Zeichnungstag nur die Summe von 2 Millionen RM.
ergab.
und
Statt beſonderer Anzeige.
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß wurde
heute früh nach 4 Uhr meine treuſorgende,
herzensgute Schweſter, unſere liebe Nichte
und Kuſine
Fräulein
Dank
allen, die mir anläßlich meines 70jährigen
Geschäftsjubiläums so herzl. gratulierten
und so viele Blumen sandten.
Ernst Creter, i. Fa. Edmund Gerber
Zigarren-Import / Elisabethenstraße 5.
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Malynergrenas
im Alter von 46 Jahren von ihrem ſchweren
Leiden erlöſt.
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Franz Frenayz.
Darmſtadt, Tandau, den 9. Oktober 1934
(Riedlingerſtraße 35, Ft.)
Beerdigung: Donnerstag, 11. Oktober 1934,
3.45 Uhr, auf dem Friedhof zu Mainz.
Seelenamt: Freitag, 12. Okt. 1934, vorm.
8.15 Uhr, in St. Ludwig, Darmſtadt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
ſowie für die vielen Kranz= und
Blumen=
ſpenden bei dem Hinſcheiden unſerer lieben
Tochter
Kätchen Uhrig
ſagen wir allen auf dieſem Wege unſeren
innigſten Dank. Beſonderen Dank den
Aerzten und Schweſtern des
Eliſabethen=
ſtiftes für die liebevolle Pflege, den Pfarrern
Waldeck und May für die troſtreichen Worte
bei der Einſegnung und am Grabe; auch
Dank ihren Schulkameraden für die
Kranz=
niederlegung.
(10614
Im Namen aller Hinterbliebenen
Familie Uhrig u. Gg. Thierolf.
Mümling=Grumbach, den 8. Oktober 1934.
Nachruf.
Hüte
Am 8. d. M. verſchied nach langem,
ſchweren Leiden unſer früherer Mitarbeiter
Georg Amend
der nach faſt 23jähriger Tätigkeit in der
Fabrik Mitte Juli d. J. aus
geſundheit=
lichen Gründen in den Ruheſtand
ver=
ſetzt wurde.
Wir werden das Andenken des
Ver=
ſtorbenen, der jederzeit treu und
uner=
müdlich ſeine Pflicht erfüllte, in Ehren
halten.
Darmſtadt, den 9, Oktober 1934,
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der Firma E. Merck.
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[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 10. Oktober 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 10. Oktober 1934.
Zur Arbeitszeik-Berordnung.
Auf die durch Verordnung vom 26. Juli 1934 (RGBl. I S. 803)
wöffentlichte Neufaſſung der Arbeitszeitverordnung wird
hinge=
preſen. In dieſe Arbeitszeitverordnung ſind die ſeitherigen
Ar=
ſirtszeitbeſtimmungen der Gewerbeordnung einbezogen und die
oriflichen Beſtimmungen des Geſetzes zur Ordnung der
natio=
ullen Arbeit berückſichtigt worden. Durch die neue
Arbeitszeit=
uonung iſt eine weſentliche Vereinfachung und Vereinheitlichung
e— Arbeitszeitbeſtimmungen herbeigeführt worden.
Aufſichtsbehörden zur Ueberwachung der
Arbeitszeitbeſtim=
nangen ſind die zuſtändigen Gewerbeaufſichtsämter. Die Gewerbe=
„äſichtsämter entſcheiden über die Erteilung von
Ausnahmege=
ncmigungen. Die Arbeitszeitverordnung enthält auch die
Beſtim=
niangen über den werktäglichen Ladenſchluß.
Auf 8 26 der Arbeitszeitverordnung und Artikel I der
Aus=
übrungsbeſtimmungen zur Arbeitszeitordnung vom 11.
Septem=
ſei— 1934 (RGBl. I S. 828) wird beſonders aufmerkſam gemacht.
nach ſind Anfang und Ende der regelmäßigen täglichen
Arbeits=
eck und der Pauſen in allen Betrieben durch Aushang bekannt
u machen. In allen gewerblichen Fleiſchereibetrieben hat der
fführer des Betriebes ein Verzeichnis über die Arbeitszeit der
ewerblichen Arbeiter zu führen.
Auskünfte erteilen in Zweifelsfällen die
Gewerbeauſichts=
nter.
Heſſiſches Staatsminiſterium
Miniſterial=Abteilung III (Arbeit und Wirtſchaft)
(gez.) Dr. Kratz.
Heute vormittag um 10 Uhr feiert der zweite und dritte
uabſchnitt der Stadtrandſiedlung auf dem hieſigen
Pulver=
äaſergelände ſein Richtfeſt. Hierzu haben der Oberbürgermeiſter
Stadt Darmſtadt und die Kreisamtsleitung der NS.=
Volks=
uchlfahrt — die monatelang für Verpflegung der Siedler
ge=
diot hat und weiterhin ſorgt — ihr Erſcheinen zugeſagt.
Ein=
erden ſind außerdem alle irgendwie in Frage kommenden
Be=
örden. Durch umfangreiche Spenden der Metzger, Bäcker und
muereien Darmſtadts iſt den Siedlern ein eindrucksvolles Feſt
ewährleiſtet.
Um 8.15 Uhr treffen ſich die Siedler auf dem Paradeplatz
no marſchieren von dort aus unter klingendem Spiel der
ſtrndartenkapelle 50 durch die Rhein=, Peter=Gemeinder=,
Wil=
elninen=, Karls= Beſſunger Straße, Forſtmeiſterplatz.
Sand=
eigſtraße, Im Wingert, Weinbergſtraße. Heimſtättenweg nach
Siedlung.
Ein Jahn=Denkmal in Darmſtadt.
Faſt ein ganzes Jahrhundert hat man das Wollen und den
eiſt Jahns verfälſcht und ſeine Ziele verwirrt. Erſt dem
näonalſozialiſtiſchen Deutſchland blieb es vorbehalten, dem
aenſchen Turnen unter dem heutigen Begriff „Deutſche
Leibes=
dungen” wieder die urſprüngliche Form und Auffaſſung zu geben.
Der Führer Adolf Hitler war es, der im vorigen Jahre auf
I Deutſchen Turnfeſt in Stuttgart vor aller Welt Jahn in
Mittelpunkt ſeiner Anſprache ſtellte, und der
Reichsſport=
hrer von Tſchammer=Oſten erklärte in Nürnberg bei den
Kampf=
iillen wörtlich: Die Leibesübungen als Volksgut wieder erweckt
u.. in politiſche Form für die Volkserziehung eingeſetzt zu haben,
was große Verdienſt, das Jahn allein zukommt.
Darmſtadt hat ſich in den letzten Monaten zum Mittelpunkt
mer Bewegung gemacht, die nur ein Ziel kennt: Turnen und
purt im Jahnſchen Sinne wieder zuſammenzufaſſen, weil beide
ichtungen ein und dasſelbe bedeuten und dasſelbe wollen.
Die Darmſtädter Beſtrebungen haben weit über die Grenzen
r! heſſiſchen Landeshauptſtadt hinaus Achtung und
Aufmerkſam=
hervorgerufen. Um dieſe Gedanken zu vertiefen, hat der
iner des Staatlichen Turn= und Sportamtes,
Verwaltungsdirek=
r Löwer, die Anregung gegeben, hier in Darmſtadt ein
ahn=Denkmal zu errichten. Alle Darmſtädter Turn= und
oartvereine, die ſtaatlichen, ſtädtiſchen und öffentlichen
Körper=
aiten ſollen an der Durchführung dieſes Gedankens beteiligt
eiwen.
Abgabe von Holz an Minderbemitkelke.
I Um das Winterhilfswerk der Reichsregierung tatkräftig
nnterſtutzen und dafür zu ſorgen, daß kein Volksgenoſſe friert,
uzen die heſſiſchen Forſtämter durch die Forſtabteilung des
raratsminiſteriums angewieſen worden, im letzten Winter der
elceferung von Minderbemittelten und Erwerbsloſen mit Holz
hlehte Aufmerkſamkeit zu widmen.
In Durchführung dieſer Anordnung wurden insgeſamt 50 000
au mmeter Brennholz aus den heſſiſchen Staats= und
Gemeinde=
awungen an rund 16 000 minderbemittelte und erwerbsloſe
oiksgenoſſen abgegeben.
— Selten ſchönes Dienſtjubiläum. Der Oberlokomotivführer
riob Kohlmann=Darmſtadt, Schlageterſtraße 99, kann am
on nerstag auf ſeine 40jährige verantwortungsvolle Tätigkeit
iDer Reichsbahn zurückblicken. Dem Jubilar, der bereits
ebenſo=
nne Leſer des Darmſtädter Tagblatts iſt, unſere herzlichſten
lüt-kwünſche!
Seſſiſches Landestheater Darmſtadt.
Großes Haus.
11. Oktober Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr. Miete K2—
Preiſe 0.70—5.50
P
Der Bettelſtudent. ſettag.
12. Oktober Anfang 20, Ende nach 22.,30 Uhr. Miete D 3
Cavalleria ruſticana. Hierauf: Der Bajazzo.
Preiſe 0.70—5.50 Mk. Kleines Haus. ſin woch
10. Oktober Anf. 20. Ende gegen 22.30. Zuſatzm. II, 1. Vorſt.
Preiſe 0.70—3.80
Wenn der Hahn kräht. ommerstag,
11. Oktober Auf. 20, Ende 22.45 Uhr. Zuſatzmiete III 1. Vorſt.
Kinderreiche Mütter Nr. 301—350.
Preiſe 0.70—3.80
Kabale und Liebe.
In Vorbereitung: Der Sieger — Tosca.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend geht im Kleinen
nes des Heſſiſchen Landestheaters „Wenn der Hahn kräht” zum
ſtan Male über die Bühne. Der Autor dieſer Komödie, mit
rIdie heitere Muſe in den Schauſpielplan dieſer Spielzeit
ein=
h, iſt nach dem „Krach um Jolanthe” in Darmſtadt kein
Un=
komnter mehr. und mit Abſicht hat das Landestheater gerade
uggiſt Hinrichs gewählt. Der niederdeutſche Dichter ſpricht mit
imen volkstümlichen Komödien ganz beſonders weſensecht zu den
inen. Nach dem großen Erfolg, den ſeine Bauernkomödie
rach um Jolanthe” am Ende der letzten Spielzeit in Darmſtadt
itte, und nach den Erfolgen, die ſein neues Werk bereits auf
nerr Reihe deutſcher Bühnen erringen konnte, darf man auch
r Komödie „Wenn der Hahn kräht” Glück auf der Bühne des
heutigen Erſt=
ücktner. Als Darſteller wirken Käthe Gothe. Elli He
diea Lembach, Ludwig Linkmann Emil Lohkamp
ns Magel, Heinz Stieda Ullrich Verden. Heinz
lenhmann und Curt Weſtermann mit.
Nr. 280 — Seite 5
Mütl un Sewunn=Kramnen.
Die herrſchaftlichen Ziſchkeiche. — Alkes und neues Dorfbild.
Aieder=Ramſtadt als Ausflugsziel
des Hintoeiſchen Bereing.
Der letzte Ausflug des Hiſtoriſchen Vereins im Sommer 1934,
er fand am 6. Oktober ſtatt, ſollte, ähnlich wie der im Vorjahre,
in der Gemarkung Darmſtadt zu einer Flurnamenwanderung
wer=
den. Dr. W. L. Friedrich, der beſte Kenner der Gegend,
wollte den Teilnehmern die Flurnamen der Gemarkung Nieder=
Ramſtadt und des Mühltals erläutern. Leider war es durch die
Ungunſt der Witterung nicht möglich, den Plan völlig
durchzu=
führen, noch alles erſchöpfend zu behandeln: man mußte ſich auf
Nieder=Ramſtadt und ſeine nähere Umgebung beſchränken. Aber
was bei dieſen Betrachtungen geboten wurde — das ſei beſonders
hervorgehoben —, das zeugte nicht nur von der großen Liebe des
Führers zu ſeinem Geburtsort, ſondern vor allem auch von der
Grundlichkeit und Tiefe ſeines Wiſſens.
In Trautheim mit einer allgemeinen Erörterung über
Flur= und Gewann=Namen
beginnend, führte Dr. Friedrich die Ausflugsteilnehmer in das
eigentliche Nieder=Ramſtädter Gebiet ein. Hier legte er zunächſt
die Einwirkung der Straßen auf die Gewannteilung dar; für die
Einteilung in dieſem Gebiet waren vor allem die alte Nieder=
Ramſtädter Straße, die, an der Emmelinenhütte abzweigend, über
die Dornwegshöhe führend, das Innere des Dorfes bei der Kirche
erreicht, und der Nieder=Ramſtädter Fußpfad, der ſchon 1607
er=
wähnt wird, maßgebend. Erwähnenswert iſt für das Waldgebiet
dieſes Gemarkungsteiles der frühere Name des Kirchbergs,
der im 16. Jahrhundert der „Steinigte Berg” hieß, und wo
das Rindvieh und die Pferde zur Weide getrieben wurden, die
Pfingſtweide mit der „Pfingſtweidswies” in deren
Nähe der uralte „Weinweg” vorbeizieht. Es iſt das eine
Be=
zeichnung, die in vielen Teilen Deutſchlands bei alten Wegen
vor=
kommt. An der Kreuzung des Weinweges mit der AltenOber=
Ramſtädter Straße ſtoßen am „Weinwegsdaaler;
die vier Gemarkungen Nieder=Ramſtadt, Traiſa, Ober=Ramſtadt
und Darmſtadt=Beſſungen zuſammen, an dieſem Punkte, an dem die
vier „Marken” ſich treffen, erhebt ſich der alte
Viermärker=
ſtein. Aus dem Feldgebiet der Gemarkung wurden
hervorgeho=
ben der Windgraben, an der Grenze des Buch= oder
Darm=
ſtädter Waldes, die Gewanne Im Sand”, „In der
Röde”, es iſt ein erſt im 15. Jahrhundert, alſo ſehr ſpät
gero=
detes Stück der Gemarkung, das ſich hinter Trautheim hinzieht.
Die Bezeichnung Röde in ihrer weiblichen Form deutet an, daß es
ſich um ein größeres Rodungsſtück handelte, im Gegenſatz zu der
Form: das Rod, die kleinere Gebiete bezeichnet. An der
Steinkaute, heißt das Gebiet der Steinbrüche nordöſtlich von
Traiſa; im 16. Jahrhundert kommt für einen Teil derſelben der
Name „Schindersloh” vor, im Zuſammenhang mit einem
kleinen Schindanger und dem Wald („Loh‟). Eine heute noch
ge=
brauchte Bezeichnung für ein Gebiet in dieſer Gegend iſt. An
der Remiſe” nach einem kleinen, einzelſtehenden Waldſtück ſo
genannt. Nach den Mitteilungen einzelner Ausflugsteilnehmer aus
ihren Erfahrungen in anderen heſſiſchen Gebieten handelte es ſich
bei dieſen Wäldchen um Schutz= und Futterplätze für das Wild,
die vor allem im 18. Jahrhundert unter dem „Jagdlandgrafen”
Ludwig VIII. angelegt wurden. An der Halteſtelle Traiſa der
Heag nähert man ſich der Gemarkung Traiſa, um aber dann
wie=
der mit der Dieburger Straße auf Nieder=Ramſtädter Gebiet
ab=
zuſchwenken. Der Name Traiſa hat ſich aus Triſch (Drieſch),
treis entwickelt, das wüſtes, unbebautes oder nur wenig
frucht=
bares Land bedeutet. Aus Trais wurde im 15. Jahrhundert
Traisau” und daraus Traiſa. Der Name oder ähnliche Abarten
kommen ſehr häufig vor. Bis in das heutige Traiſare Gebiet
er=
ſtreckt ſich das Gewann „Im Ebing”, der Name iſt von Ebene
abzuleiten, die Nachſilbe —ing bedeutet die Abart einer Ebene.
Es ſind mehrere, die ſich vom Wingertsberg nach Nordoſten ziehen.
Durch Traiſa ging die alte Dieburger Straße, einſt ein
wichtiger Verkehrsweg, der die Verbindung mit der Bergſtraße
herſtellte und zum Teil ſchon von den Römern benutzt wurde, heute
nur noch ein Feldweg. An dieſer Straße liegt oder lagen einſt
Der Walborn und die „Wooge‟.
Der Walborn iſt eine kleine, meiſt überſehene Quelle in
der Nähe der Grenze nach Traiſa und wird 1538 ſchon unter dieſem
Namen erwähnt. 1546 erſcheint eine „Wieſe bym
Wal=
brun” zum erſten Male. Eine Beziehungſetzung der Quelle mit
den früher in Nieder=Ramſtadt begüterten Herren von Wallbrunn
liegt ſehr nahe, zumal in der Nähe, allerdings noch nicht näher
unterſuchtes Mauerwerk gefunden wurde, das in irgendeinem
Zu=
ſammenhang mit der Familie ſtehen kann. Ebenſo möglich iſt
natürlich, daß die Ableitung von Waldborn (wie das Brünnchen
im 17. Jahrhundert einmal hieß), alſo Brunnen am Walde kommt.
Das ganze Gebiet, der „Bruch”, an ſeinem Ende im Mühltal lie=
Rauchverbok für landwirtſchaftliche Betriebe.
—Der frühe Eintritt der Dunkelheit im Herbſt und Winter
gibt Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß erfahrungsgemäß
viel=
fach Brände dadurch entſtehen, daß in Räumen, die mit
Ernte=
erzeugniſſen gefüllt ſind, geraucht wird, oder daß ſie bei Eintritt
der Dunkelheit mit offenem Licht betreten werden. Ein jeder
Brand in den landwirtſchaftlichen Betrieben vernichtet aber nicht
nur Geldwerte, ſondern Gegenſtände, welche zur Volksnahrung
dienen und auf deren Erhaltung heutzutage ganz beſonderer Wert
zu legen iſt. Ein derartiges Verhalten verſtößt außerdem gegen
die Vorſchriften des § 368 Ziffer 5 des Reichsſtrafgeſetzbuches und
des Artikels 167 des Heſſiſchen Polizeiſtrafgeſetzbuches. Darum
liegt es im volkswirtſchaftlichen Intereſſe der Allgemeinheit,
ins=
beſondere aber im Intereſſe der Landwirte ſelbſt, wenn derartige
Schäden vermieden werden.
Winter-Ausgabe 1934
i st erschienen
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße Nr. 25.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15—10 Uhr:
Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gymnaſtik. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen
und Zuſchneiden. Donnerstag, den 11. Oktober: Geſundheitslehre.
gend die „Bruchmühle” war durch ſeine ſumpfige
Beſchaffen=
heit und den hindurch fließenden kleinen, heute namenloſen Bach,
der früher Stettbach hieß, zur Anlage von Teichen äußerſt geeignet.
So hat denn auch Landgraf Georg I. in dem Zuge der
wirtſchaft=
lichen Verbeſſerungen, die er in ſeinem Lande durchführte,
1573/74 die „Wooge, auf der ehemaligen herrſchaftlichen
Bruch=
wieſe anlegen laſſen. Im Gewann „Im Schwinden Grund,
im Volksmund aus ſchwingendem; ſumpfigem Grund gebildet,
ent=
ſtand der „Große Woog”, etwas ſpäter wurden der „
Mitt=
lere” und der „Kleine Woog” angelegt. Sie lagen vor
dem Wingertsberg, Pfaffenberg und der
Dorn=
wegshöhe. Die Namen der beiden erſten erinnern an den
Weinbau und den Kirchenbeſitz in Nieder=Ramſtadt. Der „Obere‟
oder „Kleine Woog” wurde durch den von den Teilnehmern
be=
gangenen Fußpfad von dem „Mittleren”, und dieſer durch den
alten Fahrweg über die Dornwegshöhe von dem „Großen Woog
getrennt. Dieſe drei Teiche enthielten Karpfen und Hechte,
wäh=
rend ein vierter im jetzigen Gewann. Am Klingenteich”, früher
„Im Klingen”, der durch die dortige Quelle geſpeiſt wurde, nur
mit Forellen beſetzt war. Die Teiche umfaßten zuſammen eine
Fläche von 11 bis 12 Morgen.
Der „Große” und der „Kleine Hof” deren Gebiet
man ſich durch den Sattel vom Wingertsberg und Pfaffenberg nach
dem Dorfe abſteigend nähert, waren beide um 1500 allein noch im
Beſitze der heſſiſchen Landgrafen, während die zahlreichen anderen
katzenelnbogiſchen bzw. heſſiſchen Höfe in Privatbeſitz übergegangen
waren. Welche der ehemaligen fürſtlichen Höfe darunter zu
ver=
ſtehen ſind, iſt nicht mehr nachzuweiſen. 1493 war nur noch ein
kleiner Teil des zum großen Hof gehörigen Ackergeländes von
116 Morgen in unmittelbarer Verwaltung. Das meiſte war dem
wachſenden Landbedürfnis entſprechend, das durch die
Bevölke=
rungszunahme bedingt war, unter einzelne Familien in Erbleihe
aufgeteilt; es werden ſpäter acht „Pachtſtämme” erwähnt. ½
Mal=
ter Korn mußten ſie für jeden Morgen Land abgeben. Als im
16. Jahrhundert durch den Aufſchwung des Gewerbes das Dorf
über ſeine Grenzen hinausſtrebte, entſtanden auf dem zum Großen
Hof gehörenden Gelände zwei ganz neue Gaſſen: die Traiſer
Gaſſe (1571: 13 Hofſtätten) und die Kunz=Stern=Gaſſe (1571:
4 Hofſtätten). Wahrſcheinlich iſt in dieſer Zeit auch ein Teil der
Keſſelgaſſe entſtanden. Das Kleine Hofgut beſaß nur 15 Morgen,
aber auch ſein Gebiet befand ſich in der beſten Lage um das Dorf
herum. Vielleicht ſind die beiden Höfe als letzte Reſte des bei der
erſten Beſiedlung angelegten merovingiſchen Fronhofes anzuſehen,
die allein in die neuere Zeit kamen.
Das Dorfbild
Nieder=Ramſtadts war früher vor allem durch die große Anzahl
meiſt adeliger Hofgüter gekennzeichnet, und iſt es jetzt beſonders
durch die alten Häuſer, die im Gegenſatz zu den neuen Dorfteilen,
vor allem den beiden Villenvierteln ſtehen. Zweimal hat das
Dorf=
bild eine tiefergehende Umgeſtaltung erlebt, das erſtemal als
Franz von Sickingen 1518 das Dorf verbrannte, das zweitemal als
Johann von Werth nach der Schlacht bei Nördlingen mit ſeinen
Scharen hier hauſte. Das älteſte Pfarrhaus iſt wohl das der
Kirche gegenüberſtehende Neumeiſterſche Haus; es iſt ungefähr ſo
alt wie dieſe, alſo aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Hier
hat man in einem Zimmer Wandmalereien religiöſen und
allge=
mein kulturgeſchichtlichen Inhalts gefunden. Zwiſchen 1616 und
1625 wurde dann das neue Pfarrhaus bezogen, das 1808 von
Grund auf erneuert wurde. Zwiſchen ihm und der Kirche ſtanden
einſt noch die drei Kilianſchen Häuſer. Das Schulhaus lag
am Ende des 16. Jahrhunderts neben dem Rathaus, an der Stelle
der Gaſtwirtſchaft von Krug. Im Laufe der Jahrhunderte wurden
die Unterrichtsräume aber noch mehrmals verlegt. Am alten
Rathaus befindet ſich ein Stein, deſſen Jaheszahl 1729 heißen
ſoll, die aber entweder durch ein Verſehen des Steinmetzen oder
durch die Hände böſer Buben in 1229 verändert wurde. Daneben
ſteht eine nur noch ſchlecht ſichtbare Abbildung des Nd.=Ramſtädter
Wappens: „eine Brezel, eine Müllerhaue und zwei
überein=
andergelegte Wecke”, ein Spitzweck und ein Waſſerweck. Als
zwei=
tes Rathaus dient jetzt die Brückenmühle, ſo ſeit 1642 urkundlich
genannt, das Geburtshaus Dr. Friedrichs. Weitere alte Häuſer
ſind der Löwen” (Beſitzer Bender), der ſchon im
Dreißigjäh=
rigen Krieg als Wirthaus erwähnt wird, und wo zur Kaffeepauſe
eingekehrt wurde, und die Schmiede, die aber erſt im
19. Jahrhundert als ſolche eingerichtet wurde. An ihr führte die
alte Ober=Ramſtädter Straße unmittelbar vorüber, bevor ſie unter
der Kirche geradegelegt wurde. Zum Schluſſe ſeiner ergänzenden
Ausführungen bei der Kaffeepauſe wies Dr. Friedrich auch noch
auf den Zuſammenhang des Begriffes Römer und Rathaus hin,
der ſich auch in der Benennung des Gaſthauſes zum Römer in
Nieder=Ramſtadt zeigt.
Den Dank der Teilnehmer für die äußerſt aufſchlußreiche
Füh=
rung ſprach der Ausflugsleiter des Vereins, Profeſſor D. Dr.
Becker, aus und brachte gleichzeitig das allgemeine Bedauern
zum Ausdruck, daß durch die ungünſtigen Wetterverhältniſſe die
Wanderung frühzeitig abgebrochen werden mußte.
Gymnaſtik - Turnen - Tanz.
Ein Feſtabend in der Otto=Berndt=Halle am kommenden Samstag=;
abends 8.30 Uhr.
Als Abſchluß der Werbewoche „Geſunde Frau durch
Leibes=
übungen” werden die Darmſtädter Turn= und Sportvereine in
Gemeinſchaft mit der Fachſchaft der Gymnaſtikverbände am
kom=
menden Samstag, abends 8. 30 Uhr, in der Otto=
Berndt=Halle einen feſtlichen Abend veranſtalten, und zwar
unter dem Titel „Gymnaſtik — Turnen — Tanz”. Wir
werden auf das Programm, ſowie auf die ſonſtigen Mitwirkenden
noch zurückkommen. Schon jetzt kann aber geſagt werden, daß dieſe
Veranſtaltung der ganzen Woche einen würdigen Abſchluß geben
wird.
In anbetracht des Werbezwecks wurde der
Unkoſtenbei=
trag ſo niedrig wie möglich gehalten; er beträgt nur 20 Pfg.,
ohne ſonſtige Zuſchläge, die an dieſem Abend wegfallen.
Da in der Otto=Berndt=Halle die Zahl der Sitzplätze beſchränkt.
iſt, ſo wurden die nachfolgenden Vorverkaufsſtellen
ein=
gerichtet, wo die Karten jetzt ſchon erhältlich ſind:
Parfümerie Müller am Weißen Turm. Zigarrenhaus Hartmann
(Grafenſtraße 20), Druckerei Künzel (Beſſunger Str. 59),
Woogs=
platzturnhalle.
ſondern den Körper wollen wir ſtählen; aber nicht in
Einſeitigkeit, die nur auf das Körperliche ſich richtet,
ſondern hingewendet auf geiſtige Intereſſen und Ideale
iſt unſer Spiel und unſer Kampf; auf Kameradſchaft
und Mut.
Kommk zu den Gebiets=Sporkwektkämpfen des
Deut=
ſchen Jungvolkes, die am Sonnkag, den 14. Okkober.
im Hochſchul=Stadion ſtattfinden!
Seite 6 — Nr. 280
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 10. Oktober 1934
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Gervinus. VIII.
Der nächſte Frauenſchaftsabend der NS. Frauenſchaft,
Orts=
gruppe Gervinus, findet am Donnerstag, den 11. Oktober, abends
8 Uhr, bei Sitte, Karlsſtraße, ſtatt. Es wird um zahlreiches
Er=
ſcheinen gebeten, da Mitgliedskarten ausgegeben werden.
Amt für Volkswohlfahrt. Ortsgruppe Rheintor (III).
1. Die bisher bei der Einholung der Pfundſammlung tätig
ge=
weſenen Sammler und Sammlerinnen wollen ſich am Mittwoch,
den 10.. Oktober, vormittags 8 Uhr, auf der Geſchäftsſtelle,
Rhein=
ſtraße 62 (Bauernkammer), einfinden.
2. Für die Durchführung des Winterhilfswerkes werden noch
einige Helfer benötigt. Die Mitglieder der NSV. der Ortsgruppe
Rheintor, die hierzu in der Lage ſind, werden daher gebeten, ſich
alsbald auf der Geſchäftsſtelle, Rheinſtraße 62 (Bauernkammer),
zu melden.
Deutſches Jungvolk in der Hitlerjugend. Jungbann Flandern.
Der geſamte Jungbann 1/115 Flandern tritt am Mittwoch,
den 10. Oktober, um 16 Uhr, am Selterswaſſerhäuschen zur
Vor=
bereitung für das Gebietsſportfeſt an. Turnanzug iſt mitzubringen.
Deutſches Jungvolk in der HJ.. Jungbann Flandern!
Der geſamte Jungbann 1/115 Flandern tritt am Mittwoch
(10. 10. 1934), um 16 Uhr, am Selterswaſſerhäuschen zur
Vor=
bereitung für das Gebietsſportfeſt an. Turnanzug mitbringen.
Heil Hitler!
Bund Deutſcher Mädel. Die Führerin des Untergaues 115,
Grete Born, wurde in die Abteilung 1 des Obergaues 13. Heſſen=
Naſſau, berufen. Den Untergau 115 führt bis zur Neubeſetzung die
Gauführerin Hermine Jungbluth mit. Die Geſchäftsſtelle des
Gaues 3, Starkenburg, und des Untergaues 115. Darmſtadt,
be=
findet ſich Neckarſtraße 9.
Tag des deutſchen Jungvolkes.
Der kommende Sonntag wird ein Tag des Deutſchen
Jungvolkes ſein. An dieſem Tage werden die Pimpfe aus dem
geſamten Gebiet im Hochſchul=Stadion um die Ehre kämpfen, die
beſte Jungenſchaft zu ſein. Sie werden zeigen, was ſie in der Zeit
des wundervoll ſonnigen Sommers in gemeinſamer Uebung
er=
rungen und erarbeitet haben. Der lebensvolle Rhythmus der
Jun=
gen wird alle Zuſchaur begeiſtern können, wenn die Jungens in
Spiel und Kampf Geſchmeidigkeit und Geſchick. Kraft und Mut
beweiſen werden. Alle die den Kämpfen zuſehen, werden die
Ent=
ſchloſſenheit, das Draufgängertum und den Siegeswillen der
Jun=
gens bewundern müſſen, wenn ſie alle ihre Kräfte daranſetzen, um
den Sieg zu erkämpfen. Dann werden ſie ſtolz ſein, wenn am
Abend der Gebietsführer zu ihnen ſpricht, dann werden ſie ſtolz
ſein, wenn ſie für ihre Mannſchaft, für ihre Kameraden ſiegen
konnten. Schon ſind für den großen Tag alle Vorbereitungen im
Gange, es muß noch allerlei geübt werden, bis alles klappt; es
muß für die Unterkunft und die Verpflegung der 3000 Pimpfe
geſorgt werden uſw. Am Sonntag aber wird dann die Jugend
auf=
marſchieren, und Ihr alle ſollt kommen und zuſchauen. Um 14.30
Uhr beginnt der Großkampf, um 17.15 Uhr ſpricht der
Gebiets=
führer auf dem Paradeplatz.
Zum Tag der Fußarkillerie in Mainz.
Die Vereinigung ehem. Fußart.=Regts. (GfZ.) Nr. 3 hatte
ihren letzten Appell vor der Denkmalsweihe des Regiments in
Mainz in Schuls Felſenkeller. Der Beſuch war, wie erwartet,
außerordentlich ſtark. Der Führer der Vereinigung, Hauptmann
d. R. Hofmann, gab in großen Zügen Aufklarungen über die
Mainzer Feſttage. Daraus dürfte intereſſieren, daß am Samstag
abend ein großer Begrüßungsabend in der Stadthalle ſteigen wird.
die Damen der Kameraden können auf den reſervierten Galerien
Platz nehmen. Am Sonntag früh fahren die Kameraden von
Darmſtadt mit Sonntagskarte gemeinſam um 7.50 Uhr nach Mainz.
dort iſt Aufſtellung um 9 Uhr in der A.=Karillon=Straße (früher
Schulſtraße). Jeder Kamerad wird bei ſeiner Formation
mitmar=
ſchieren und auch mit dieſer gemeinſam das Mittageſſen
einneh=
men. Die Kameraden, die ihre Formation nicht finden oder in
anderen Fußartillerie=Regimentern waren, treffen ſich um 8.30 Uhr
an dem Standort der Vereinigung Darmſtadt an der Uhr am
Kreißig=Denkmal (Kaiſerſtraße). Das Standquartier der
Vereini=
gung Darmſtadt befindet ſich im Ratskeller (hinter dem Theater),
dort auch Mittageſſen. Für alle Fragen befindet ſich in den
Main=
zer Bahnhöfen eine Auskunftſtelle, in der Liſten über den
Aufſtel=
lungsort der einzelnen Formationen aufliegen. Der Feſtzug
be=
wegt ſich unter Vorantritt der Fahnen= und uniformierten
Abord=
nungen, der SA.= und SS.=Abordnungen und der Kapelle zum
Fort Joſef, wo pünktlich um 11 Uhr die Denkmalsweihe ſtattfindet.
Dort werden die Kränze, u. a. ein von Kam. Harrmüller geſtifteter
Kranz. niedergelegt. Der Nachmittag iſt zur Beſichtigung der alten
Garniſon frei, abends treffen ſich die Kameraden noch bei Konzert
in der Feſthalle oder in den Lokalen der Stadt. Am Sonntag wird
eine Rheinfahrt unternommen, vorherige Anmeldung bis 12.
Ok=
tober iſt erforderlich. Es iſt für die Feſttage dunkler Anzug
er=
wünſcht. Hauptmann Hofmann berichtete weiter über die
einzel=
nen Phaſen des Denkmalbaues und ſchloß ſeine Ausführungen mit
der Hoffnung, jeder Kamerad möge ſchöne Tage in ſeiner alten
Garniſonſtadt erleben. In ein dreifaches Sieg=Heil dem Führer
und Kanzler Adolf Hitler wurde begeiſtert eingeſtimmt.
Bei geſelliger Unterhaltung blieb. man noch einige Stunden
zuſammen, wobei manches herzhafte „Zu — gleich” erſcholl.
Aus den Darmſtädter Lichtſpiel=Theakern.
U. T.
* Schützenkönig wird der Felix,
auch „Liebe in der Kleinſtadt” genannt, iſt ein heiterer,
liebens=
würdiger Film aus einer Kleinſtadt aus Zeiten, die, wenn in dieſer
Form auch überholt, eigentlich zeitlos ſind. In einer
Klein=
ſtadt werden ja immer Menſchen dicht beieinander wohnen, und
ſie werden ſich ihre Freuden immer ſo und da holen, wo ſie ſie in
ihrem Kleinſtadt=Milieu finden. Und in einer Kleinſtadt kann
es wohl vorkommen, daß plötzlich zur Eröffnung des neuen
Bade=
ſtrandes alle Damen der Honoratioren im gleichen Badetrikot
erſcheinen. Wenn nämlich ein geſchäftstüchtiger Reiſender es ſo
verſteht wie Felix, ſeinen Badeanzug „Herzlinie” an den Mann,
das heißt eigentlich an die Frau zu bringen. D. h. eigentlich iſt
nicht Felix der Geſchäftstüchtige, ſondern die entzückende kleine
ſchlanke Lilly, die ſich — die Liebe ſchießt manchmal Kapriolen —
in den ſchüchternen Felix verliebt und ſich ihm in einer Scheinehe
verträglich, d.h. auf geſchäftlicher Grundlage 50:50 verbindet.
Sie iſt auf die fabelhafte Idee gekommen, den Badeanzug „
Herz=
linie”, den kein Geſchäft ſich hinlegen will, perſönlich
vorzu=
führen. Und an ihrem entzückenden lebenden Modell entzünden
ſich alle Herzen der vordem ſo ablehnenden
Trikotagengeſchäfts=
inhaber. Und das Geſchäft blüht! Wie es dann weiter geht, wie
Lilly ſogar den ihr noch unbekannten Chef der Firma, für den ſie
mit Felix „reiſt” hineinlegt, wie Felix, der nichts vertragen kann,
unter dem ungewohnten Einfluß des „Zielwaſſers”, (ſo nennen die
Schützenbrüder ihren Gerſtenſaft) der Kamm ſchwillt, wie er, der
nie eine Flinte in der Hand hielt, ins Schwarze trifft und auch
Schützenkönig wird, und wie Lilly aus all den Verwicklungen
her=
auskommt, die ſie in dem Kleinſtadtleben angerichtet, wie
ſchließ=
lich der prachtvolle Scotch=Terrier „Pieter” ſeine nicht unwichtige
Rolle ſpielt, das alles möge man ſich in dieſem heiteren Film
an=
ſehen, der angefüllt iſt mit Marſchmuſik und Geſang, mit
Büchſen=
knall und Humpenſchwenken, mit köſtlicher Walzermuſik und Tanz
und Lachen. — Die reizende, temperamentvolle Urſula
Gra=
bley, Rudolf Platte. Paul Heidemann, Jak. Tiedtke,
Oskar Sima, Grete Weiſer und viele andere ſpielen gewandt
und routiniert die Handlung.
Im Beiprogramm läuft ein ſehr guter Kulturfilm, der Goethes
Spuren in Weimar folgen läßt und entzückende Bilder bringt.
Auch die neue Wochenſchau iſt ſehr aktuell und reichhaltig. AA
Verſammlungskalender der NSB9./DAF.
Kreis Darmſtadt.
Darmſtadt, 10. Oktober, 20.30 Uhr, Parteilokal: Ortsgruppen=
Betriebsobmännerſitzung; Redner: Zachow.
Ortsgruppe Maintor, 12. Oktober, 18 Uhr, Haus der Arbeit:
Amtswalterſitzung; Redner: Fritz Kern.
Ortsgruppe Beſſungen=Steinberg. 13. Oktober, 20 Uhr. Beſſunger
Turnhalle: Mitglieder=Verſammlung; Redner: v. Oelhafen.
Darmſtadt, 17. Oktober, 20.30 Uhr: Ortsgruppen=
Betriebsobmän=
nerſitzung; Bericht eines Teilnehmers der „Monte=Olivia=
Fahrt; Redner Zachow.
Ortsgruppe Stadt=Mitte, Betriebszelle D.D.=Banken, 19. Oktober:
Mitglieder=Verfammlung.
Darmſtadt. 24. Oktober, 20.30 Uhr: Ortsgruppen=
Betriebsobmän=
nerſitzung; Redner: Zachow.
Ortsgruppe Stadt=Mitte, 29. Oktober, 20.30 Uhr:
Mitgliederver=
ſammlung; Redner: Fritz Kern.
Darmſtadt, 31. Oktober, 20.30 Uhr: Ortsgruppen=
Betriebsobmän=
nerſitzung; Redner: Zachow.
Eberſtadt, 10. Okober, 20.30 Uhr, Parteilokal:
Mitgliederver=
ſammlung; Redner: Fritz Kern.
Griesheim. 12. Oktober, 20.30 Uhr, Parteilokal:
Mitgliederver=
ſammlung; Redner: Fritz Kern.
Erzhauſen, 13. Oktober, 20.30 Uhr. Parteilokal:
Mitgliederver=
ſammlung. Thema: Aufbau und Umorganiſation der DAF.;
Redner: Zachow.
Hahn bei Pfungſtadt, 13. Oktober, 20.30 Uhr, Parteilokal,
Mitglie=
derverſammlung; Redner: Fritz Kern.
Gräfenhauſen=Schneppenhauſen. 16. Oktober. 20.30 Uhr, im
Partei=
lokal in Gräfenhauſen: Mitglieder=Verſammlung; Redner; v.
Oelhafen.
Wixhauſen, 19. Oktober, 20.30 Uhr, „Zur Sonne‟:
Mitgliederver=
ſammlung; Redner: Adorf.
Griesheim, Betriebszelle Heſſenwerke, Otto Zentner. 19. Oktober,
Mitgliederverſammlung: Redner: Adorf.
Griesheim, 22. Oktober: Amtswalterſitzung.
NSG. „Kraft durch Freude‟ Darmſtadk, Rheinſtr. 21
Samstag, 13. Oktober 1934. nachmittags 14 Uhr, beginnt an den
Hirſchköpfen eine Wanderung über die Grube „Prinz von
Heſ=
ſen” nach der Grube „Gewerkſchaft Meſſel” zur Beſichtigung.
Die Führung liegt in Händen von Pg. Prager, der die
fach=
lichen Eignungen für eine derart intereſſante Beſichtigung
mit=
bringt.
Wir machen auf dieſe Veranſtaltung ganz beſonders
auf=
merkſam und bitten die Kameraden um regſte Beteiligung.
Sonntag, 14. Oktober, wird in der mineralogiſchen Abteilung im
Anſchluß an die Beſichtigung vom Tage zuvor an Hand der
reichen Sammlung die Bodenbeſchaffenheit unſerer Umgebung
mit all ihren Ablagerungen an Mineralien uſw. gezeigt.
Auch dieſe Führung von Prof Haupt verdient zahlreiche
Be=
teiligung der Arbeitskameraden. Treffpunkt um 9.45 Uhr vor
dem Landesmuſeum.
Für Sonntag, den 21. Oktober, planen wir etwas ganz
Be=
ſonderes:
Eine Fahrt ins Blaue!
Wir wollen vormittags 10 Uhr in Darmſtadt abfahren,
in bequemen Omnibuſſen der Heag. Dann geht es in den Herbſt
hinaus, in unſere herrlichen Waldungen. Es ſoll eine beſonders
reizvolle Fahrt werden, die mancherlei Ueberraſchungen bringen
wird. Wir haben billige Verpflegung vorgeſehen, aber auch
Ruck=
ſackverpflegung iſt geſtattet. Ueber das Ziel können wir natürlich
nichts ſagen. Es iſt eine Fahrt ins Ungewiſſe!
Teil=
nehmer melden ſich bei den Ortsgruppen und Betriebswarten
„KdF.” ſowie auf der Kreisgeſchäftsſtelle, Rheinſtraße 21.
Fahr=
preis pro Perſon 3 RM.
Wir hoffen mit dieſer Fahrt die vielfach vorgebrachten Wünſche
aus euren Reihen zu erfüllen. Wir ſtellen ſchon frühzeitig, die
Fahrt zur Entſcheidung, damit Ihr dieſen Tag frei halten konnt,
Meldungen werden ab ſofort entgegengenommen.
Am 16. Oktober, 20.15 Uhr, in der Turnhalle am
Woogsplatz:
Konzert: „Darmſtädter Muſik”.
Ausführende: Inſtrumental=Verein. Darmſtadter
Männerge=
ſangverein Liederkranz 1881, Singmannſchaft der Beſſunger
Turn=
gemeinde, Ballonheiner.
Karten zum Preis von 30 und 50 Pfg. können ſofort durch
die Ortsgruppen= und Betriebswarte „KdF. ſowie auf unſerer
Geſchäftsſtelle bezogen werden.
Heil Hitler!
Malcomes, Kreiswart „KdF.”.
— Der Führer eröffnete geſtern das Winterhilfswerk 1934/35.
Mit eindringlichen Worten ermahnte er wieder alle
Volks=
genoſſen, in dieſem Winter wieder ihre Kräfte zur Linderung der
Not einzuſetzen. Wenn es eine Solidarität zu beweiſen gäbe,
dann gälte es wiederum die Solidarität der Nation.
Die Bernſteinopfernadel kommt ab heute als erſtes
äußer=
liches Erinnerungsmal des Opferwillens in dieſem Winter zum
Verkauf.
Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1934/35.
Brand in einer Gartenhütte. Am vergangenen Sonntag,
nachmittags gegen 14 Uhr, brannte in der Eberſtädter
Gemar=
jung eine Gartenhütte, in der auch Bienenſtöcke untergebracht
waren, nieder. Die Entſtehungsurſache des Brandes wurde durch
die ſofort eingeleiteten Ermittlungen der Eberſtädter Polizei
raſch aufgeklärt. Paſſanten hatten um dieſe Zeit einen lauten
Knall gehört. Man nahm eine Exploſion an und machte die
Po=
lizei darauf aufmerkſam. Inzwiſchen war von anderen Paſſanten
n der Nähe der Brandſtelle ein junger Mann mit Brandwunden
im Geſicht und noch brennenden Kleidern angetroffen worden.
Man fand ferner in der Nähe der Brandſtelle Packmaterial, in
dem ſich Schießpulver befunden hatte. Die Eigentümlichkeit der
Brandwunden des Verletzten ließ darauf ſchließen, daß er ſich auf
irgendeine Weiſe Schießpulver verſchafft und damit die
Garten=
hütte in Brand geſteckt hatte. Es handelt ſich um einen 17
jähri=
gen geiſtesſchwachen Menſchen, der ſchwer verletzt durch die
Sani=
tätskolonne in das Stadtkrankenhaus nach Darmſtadt verbracht
wurde. Sein Zuſtand iſt ſehr bedenklich.
Der Polizeibericht meldet:
Vereins- und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Liedertafel=Damenchor. Die nächſte Chorprobe für
den Damenchor findet Donnerstag, den 11. Oktober, in der Aula
der Ludwigs=Oberrealſchule (Kapellplatz) ſtatt. Stimmbegabte
Damen werden noch aufgenommen.
Der Vorſtand des Vereins ehem. Heſſiſcher
Leib=
dragoner, Darmſtadt, macht hiermit ſeine Mitglieder
aufmerk=
ſam, auf die nächſten Freitag abend 8 Uhr im Vereinslokal
ſtatt=
findende Monatsverſammlung mit Familien, auch ſehr wichtige
Mitteilungen über die SA.=Reſerve II finden ſtatt.
Auftreten eines Warenautomatenbetrügers in Darmſtadt. An
dem Ladeneingang eines Zigarrengeſchäftes in der
Lauteſchläger=
ſtraße iſt ein Zigarettenautomat der Firma Unterberg u. Schicht,
Frankfurt a. M. angebracht. Beim Einwurf von zwei
Zehn=
pfennigſtücken gibt dieſer Apparat eine Schachtel Zigaretten in
6=Stück=Packungen ab. Die Automatenkaſſe wird alltäglich nach
Geſchäftsbeginn entleert. Am Donnerstag, dem 27. 9. 1934, wurde
bei der Kontrolle des Automaten feſtgeſtellt, daß ein
Unbekann=
ter ſtatt der echten Geldſtücke 17 Spielmünzen eingeworfen und
dafür die entſprechenden Packungen Zigaretten aus dem Automak
entnommen hatte. Die ſechseckig= bzw. rund durchlochten
Spiel=
marken haben die Größe eines Zehnpfennigſtückes. Auf der einen
Seite tragen dieſe die Aufſchrift „Nur zur Unterhaltung —
Wert=
los”, während die andere Seite mit den Worten C. M. Schwarz
G. m. b. H., Leipzig W. 33 beſchriftet iſt. Wer kann über die
Perſon des unbekannten Täters Angaben machen? Sachdienliche
Miteilungen werden auf Zimmer 36 des
Landeskriminalpolizei=
amts Hügelſtraße 31/33, entgegengenommen.
Warnung vor einem Schwindler. Zu dem am 5. 10. 1934
er=
ſchienenen Polizeibericht „Warnung vor einem Schwindler”, iſt
noch ergänzend zu berichten: Wie nachträglich in Erfahrung
ge=
bracht werden konnte wurde das Heft „Der Weg des Führers
in Darmſtadt und Umgebung verſchiedentlich zum Preiſe von
1 RM. angeboten und dieſer auch bezahlt. Der Preis des Heftes
beträgt jedoch nur 0,50 RM. In dieſer Höhe wurde er auch von
der Verlagsfirma feſtgeſetzt. Die Ueberforderung von 0,50 RM.
beim Verkauf des Heftes hat der Werber eigenmächtig vorge‟
nommen. Derſelbe konnte bereits ermittelt werden. Perſonen,
welche für das betreffende Heft 1 RM. bezahlten und ſomit
ge=
ſchädigt wurden, wollen ſich bei der Polizeidirektion Darmſtadl.
Hügelſtraße 31/33, Zimmer 2. oder bei der nächſtgelegenen Gen”
darmerieſtation melden.
Was die NS.=Frauenwarte betrifft, ſo wurde feſtgeſtellt, daß
die NS.=Frauenſchaft keine Werber für die betr. Zeitſchrift enl
ſendet. Dieſelben handeln im Auftrag des Verlags bzw. der
vei=
ſchiedenen Zeitſchriftenhändler. Die Angaben der Werber gegen”
über Nichtmitgliedern der NS.=Frauenſchaft, ſie müßten an Stell
der Mitgliedſchaft zur NS.=Frauenſchaft ſich dieſe Zeitſchrift
hat=
ten, entbehren jeglicher Grundlage. Jede derartige Werbung=”
weiſe iſt nur Mache der Werber ſelbſt und unzuläſſig. Die Be‟
ſtellung dieſer Zeitſchrift iſt empfohlen, jedoch zwanglos.
Aopen erhler m Sarnnadt.
* Der Tropen=Expreß trifft in Darmſtadt ein! Schon oft hörte
man die Bemerkung, was könnte ein ED, der von Hamburg bis
Rom durchraſt, alles erzählen, wenn er lebendig wäre und ſprechen
könnte. Und nun kommt ein Tropen=Expreß direkt über Holland
und Belgien aus Amerika, Auſtralien — er hat die ganze Welt
befahren und letzte Station in Kaſſel gemacht — und fährt am
Freitag abend in Darmſtadt ein. Der Führer dieſes Expreß
er=
zählt von intereſſanten Erlebniſſen des Auslands und will uns
Darmſtädter im Expreßtempo durch die ganze Welt führen, und
zwar in Form einer Revue.
Wir erinnern uns der „Braſilianiſchen Revue”, die wegen
ihres Tempos und wegen ihrer Vielſeitigkeit vor Jahren hier
Auf=
ſehen erregte, dieſe Revue wird heute als Tropen=Expreß durch
die Welt gefahren. Wir hatten Gelegenheit, den Führer dieſes
großen Unternehmens kennen zu lernen und zu ſprechen. Profeſſor
William Doorlay, trotz ſeines fremdklingenden Namens in ſeinem
Herzens echter Deutſcher, geboren in Königsberg. machte den Welt
krieg auf deutſcher Seite als Fliegeroffizier mit. Er erwarb ſin
durch gediegene muſikaliſche Arbeit den Profeſſortitel. Eine
ſym=
pathiſche, aber energiſche Perſönlichkeit, dem gute Leiſtungen ſeines
Enſembles über alles geht. Daraus iſt zu erklären, daß ſein
Per=
ſonalbeſtand, der dauernd aus 55 Perſonen beſteht, über 40 deutſche
Künſtler und Akrobaten zählt, alles erſtklaſſige Kräfte, die
Fähig=
keiten auf den verſchiedenſten Gebieten haben. Dieſer dauernde
Grundbeſtand an Perſonal wird in den einzelnen Städten jeweils
ergänzt auf 70—80 Perſonen. Prof. Doorlays Tropen=Expreß=
Revue reiſt mit 8000 Kilo Gepäck und 800 Koſtümen, ſein
Unter=
nehmen iſt, von der wirtſchaftlichen Seite geſehen, ein „
Ausfuhr=
artikel‟ Deutſchlands. Denn dieſe große und in der ganzen Welt
gefeierte Revuegeſellſchaft, die unter deutſcher Leitungſteht,
bringt jedesmal, wenn ſie von einer ihrer erfolgreichen
Auslands=
tourneen wieder in die deutſche Heimat zurückkehrt, nicht
unbe=
trächtliche Deviſen mit nach Deutſchland. Prof. Doorlay hat,
in=
dem er in ſeinen Revuen, die aus vier Fünftel aus deutſchen
Ar=
tiſten beſtehen, den deutſchen Artiſten Brot und Arbeit gibt,
gleich=
zeitig aber durch ſeine ausgedehnten Auslandsgaſtſpiele das
deutſche Anſehen im Ausland zu feſtigen hilft, in den letzten
Kri=
ſenjahren, in denen das Vergnügungsgewerbe arg darniederlag,
ſeine Artiſten ſtets durchlaufend beſchäftigt. Nur
dadurch, daß er mit ſeiner Revue in den letzten Jahren faſt, alle
Hauptſtädte der Welt beſuchte, iſt es ihm möglich geweſen, dieſe
Geſellſchaft zuſammenzubringen. Ob in Rom oder Berlin, ob in
Paris oder Rio, ob in Inſtanbul oder Stockholm, überall dort
wo er gaſtierte, hielt er Umſchau nach neuen Kräften. Und nur ſo
konnte es ihm gelingen, in ſeiner Revue eine Weltſchau
zuſammen=
zuſtellen, die ihresgleichen ſucht.
In 180 Minuten raſen 101 Bilder, dargeboten durch die 70
Mitglieder der Revue in Expreßzugtempo, über die Bretter des
Orpheums. Von Darmſtadt aus wird die Revue nach Aegypten
weitergeführt.
Mittwoch, 10. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 280 —— Seite 7
Aus Heſſen.
Er. Wixhauſen, 9. Okt. Luftſchutz=Werbeabend. Am
tommenden Freitag, dem 12. d. M., veranſtaltet die hieſige
Orts=
gruppe des Reichsluftſchutzbundes in der „Krone” einen
Werbe=
abend. Als Rednerin wurde Frau Dr. Seidel=Darmſtadt
ge=
wonnen, die hier noch in beſter Erinnerung iſt. — Anmeldungen
zum Luftſchutzbund nimmt der hieſige Ortsgruppenleiter Hch.
Müller, Rheinſtraße, entgegen.
J. Griesheim, 9. Okt. Abturnen der Turnerſchaft
Griesheim. Am Sonntag hielt die Turnerſchaft Griesheim,
begünſtigt von herrlichem Wetter, ihr diesjähriges Abturnen ab.
Um 13 Uhr marſchierte ein ſtattlicher Zug, begleitet von ſtraffen
Weiſen des Spielmannszuges vom „Darmſtädter Hof” ab nach
dem Turn= und Sportplatz am Felſenkeller. In feierlicher Weiſe
wurde die Turnerfahne gehißt. Dann begannen die Wettkämpfe.
Jan ganzen waren über 150 Wettkämpfer angetreten. Es turnten
Knaben und Mädchen, die Zöglinge in zwei Stufen, die
Tur=
nerinnen in Ober= und Unterſtufe. Bei manchen Riegen waren
d.e Ergebniſſe ſehr gut, einige ließen aber auch manches zu
wün=
ſSen übrig. Nach Beendigung der Wettkämpfe hielten
Schau=
vorführungen die zahlreich erſchienenen Zuſchauer noch längere
zeeit auf dem Platze. Die älteren Turner lieferten ein
Fauſtball=
ſe iel und zeigten damit, daß es auch den Aelteſten möglich iſt,
ſeh auf dem grünen Raſen zu tummeln. Viel belacht wurde der
lrſtige Turnerzirkus mit ſeinen Athleten, Boxern, fliegenden
Menſchen, dem Ungeheuer vom Loch=Neß, dem römiſchen
Wagen=
rennen uſw. Die Dunkelheit brach ſchon herein, als die Letzten
den Turnplatz verließen. Abends 20 Uhr war zur Schlußfeier in
den „Darmſtädter Hof” eingeladen. Der Saal war überfüllt. Nach
einer kurzen Begrüßung durch den Vorſitzenden, in der er auf die
Fedeutung des Abturnens und auf die Aufgabe des deutſchen
Nurnens hinwies trat die Schülerinnenabteilung mit einem
Janz auf. Die Schüler machten Bodenübungen, die ſehr
bewun=
dert wurden, die Turnerinnen zeigten Freiübungen, die eine
nunderbare Schulung erkennen ließen. Zum Schluß turnten
die Turner am Barren. Anſchließend nahm Turner Kunz die
Siegerehrung vor. Die Augen der Kleinſten leuchteten hell vor
Freude, als ſie zum erſten Male eine Turnurkunde erhielten.
Lann erklangen luſtige Weiſen und bei einem flotten Tanz blieb
In an noch einige Stunden gemütlich beiſammen.
Ar. Eberſtadt, 9 Okt. „Geſunde Frau durch
Leibes=
lübungen”. Im Rahmen der Reichswerbewoche hält die Turn=
1geſellſchaft am Freitag im Saale. Zum Bergſträßer Hof” einen
Werbeturnabend für Frauen und Mädchen. Der Turnverein 1876
hilt am Samstag abend in ſeiner Turnhalle ebenfalls einen
Werbeabend und begeht damit gleichzeitig das 25jährige Jubi=
IIf um der Turnerinnenabteilung. — Verunglückt iſt am
Sonn=
t gnachmittag ein hieſiger junger Mann, der ſich durch
unvorſich=
ieges Hantieren mit Sprengmunition ſtarke Verbrennnungen
zu=
e zogen hat und nach Anlegung von Notverbänden nach einem
Darmſtädter Krankenhaus verbracht werden mußte.
G. Ober=Ramſtadt, 8. Okt. Die Kartoffelernte, die
her voll im Gange war, iſt in dieſer Woche infolge der faſt
täg=
lichen Regenfälle ins Stocken geraten. Mit dem Ernteertrag
kann man durchweg zufrieden ſein.
— Ober=Ramſtadt, 9. Okt. Am Samstag beſichtigte das
Vor=
ſtrndsmitglied der Reichsautobahnen, Herr Dir. Willy Hof
Ber=
in, in Begleitung des Direktors der oberſten Bauleitung
Frank=
ſurt, Herrn Dir. Pückel, ſowie verſchiedenen Ingenieuren und
sachbearbeitern, die Neue Röhr=Werke A=G. in Ober=Ramſtadt.
Are Herren unterzogen die Fabrikationsſtätten einer eingehenden
Beſichtigung. Herr Dir. Hof intereſſierte ſich beſonders für den
ſoan der Neue Röhr=Werke A.=G. neu herausgebrachten
Gelände=
ungen, einen ſogenannten Kübelſitzwagen, der infolge ſeiner
viel=
ashen Verwendungsmöglichkeiten die beſondere Aufmerkſamkeit
die maßgebenden Behörden auf ſich lenkte.
G. Ober=Ramſtadt. 9. Okt. Am 10. d. M. vollendet Herr Mich.
Haubatz, Bahnhofſtraße 21. bei körperlichem und geiſtigem
Mohlbeſinden ſern 82. Lebensjahr.
D. Traiſa, 8. Okt. Obſt= und Gemüſeſchau. Der
Obſt=
u. d Gartenbauverein Traiſa hält im „Heſſiſchen Hof” (Ph.
Wal=
er) ſeine diesjährige Schau ab. Dank der regen Tätigkeit der
Vereinsmitglieder iſt es auch in dieſem Jahre wieder gelungen,
dieſe reichhaltige Ausſtellung zu veranſtalten und damit den beſten
Beweis geliefert, was durch gegenſeitige Aufklärung und Schu=
Rung an Mehr= und Qualitätserzeugniſſen erzielt werden kann.
5: iſt heute doppelt notwendig, die Erträge zu ſteigern, um
da=
nt die Volksernährung von der Einfuhr ausländiſcher
Erzeug=
ii ſe unabhängig zu machen. Unter dieſem Geſichtspunkt ſteht auch
die Ausſtellung des Vereins, die an prächtigen Erzeugniſſen
reich=
iS beſchickt iſt. In ſeiner Eröffnungsanſprache wies der
Ver=
insvorſitzende, Herr Gutsverwalter Seidel, Dippelshof, auch
amz beſonders darauf hin, daß der Verein weiter beſtrebt ſein
prd, alles in dieſer Hinſicht zu leiſten und ſomit am Aufbau=
werk unſeres Führers zu helfen, ſoweit es in ſeinen Kräften ſtehe.
Ferner ermahnte er alle Anweſenden und Ausſteller, bei dem
be=
vorſtehenden Winterhilfswerk freudig und reichlich zu geben, denn
die Ernte ſei nicht in allen deutſchen Gauen ſo günſtig
ausgefal=
len, wie es gerade bei uns der Fall iſt. Anſchließend widmete
Herr Pfarrer Paul den Anweſenden herzliche Worte, wobei er
beſonders zum Ausdruck brachte, daß vor allem dem Schöpfer aller
dieſer Güter für die gute Ernte beſonderer Dank gebührt. Die
Ausſtellung ſelbſt, die am erſten Tage (Sonntag) ſich eines regen
Beſuches und lebhaften Intereſſes erfreute, zeigt in reichem
Aus=
maße natürliche Feld= und Gartenfrüchte, die ſelbſt den Fachmann
in Staunen verſetzen. Eine beſondere Erwähnung verdienen
hierbei vor allem die verſchiedenen Apfelſorten, die in Größe und
Qualität wohl ſelten zu ſehen ſind und deren Anpflanzung ſeit
vielen Jahren beſonders gepflegt wird. Ein ebenfalls
ausge=
ſtellter Speiſekürbis mit einem Gewicht von zirka 150 Pfund
er=
weckt beſonderes Intereſſe bei den Beſuchern. Die übrigen
aus=
geſtellten Früchte, die den Genannten in keiner Weiſe nachſtehen
(Gemüſe, Rüben, Kartoffeln, alle Obſtarten, Honig und
der=
gleichen mehr), geben dem mit Blumen und Heimatbildern
aus=
geſchmückten Saal ein geſchmackvolles Gepräge. Die gleichzeitig
mitausgeſtellte Süßmoſt=Bereitungsanlage des Vereins, ſowie die
Tierſchau für Jagd= und Tierfreunde, paſſen in den Rahmen der
Ausſtellung und erwecken lebhaftes Intereſſe. Intereſſenten
iſt bei der Ausſtellung die Möglichkeit geboten, ihren Winter=
Bedarf in den ausgeſtellten Erzeugniſſen in Beſtellung zu geben.
f. Roßdorf, 9. Okt. Kirchweihe. Von ſchönſtem
Spät=
ſommerwetter begünſtigt, nahm das Kirchweihfeſt hier einen guten
Verlauf. Sehr zahlreich kamen am Sonntag auswärtige Gäſte
hierher, um wie es Tradition iſt, wieder einmal ihre
Angehöri=
gen zu beſuchen und die heimatliche Kirchweihe mitzufeiern. Auch
ſonſt war der Zuſpruch auswärtiger Gäſte gut. In den Tanzlokalen
herrſchte ſehr reger Betrieb und auch die Kleinen hatten auf dem
Juxplatz reichlich Gelegenheit, ſich zu vergnügen. Speiſen und
Ge=
tränke wurden in allen Gaſtſtätten einwandfrei, in reicher
Aus=
wahl und zu ſoliden Preiſen gereicht und an Stimmung fehlte es
nirgends.
Bf. Meſſel, 8. Okt. Turn= und Sportverein e. V.
1877. Der Turnrat hat in ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen, als
diesjährige Winterveranſtaltungen am 4. November 1934 einen
Turnabend und am 19. Januar 1935 einen Ball im Vereinslokal
abzuhalten. Das Lokal für den Turnabend wird noch beſtimmt. —
Nachkirchweihe. Der Beſuch der Nachkirchweihe ließ dieſes
Jahr viel zu wünſchen übrig. Faſt in allen Sälen waren mehr
leere, als beſetzte Stühle vorhanden.
Bz. Reinheim, 9. Okt. In der Gemeinderatsſitzung wurde an
Stelle des in den geſetzlichen Ruheſtand tretenden Schuldieners
Stühlinger zu deſſen Nachfolger, der SS.=Scharführer Kolb
be=
ſtimmt. Die Gemeinde hat das frühere Volkshaus und jetzige
Adolf=Hitler=Haus, das dem Staat zugefallen war, von dieſem
nunmehr käuflich erworben — Zur Beſchleunigung des Bahn= und
Straßenbaues Reinheim—Groß=Bieberau werden noch, da bei der
Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit in erſter Linie die Gemeinden
frei von Wohlfahrtserwerbsloſen werden ſollen,
Wohlfahrts=
erwerbsloſe aus Ueberau eingeſtellt. Der Bahnbau iſt ſoweit
vor=
geſchritten, daß die Züge ſchon ſtreckenweiſe den neuen Bahnkörper
befahren.
47. Höchſt i. Odw., 8. Okt. In einem kleinen Schuppen des
L. Mohr im Duſenbacherweg brach ein Feuer aus, das ſich bald
auf das Nachbargebäude des J. Schnellbacher — eine Scheune mit
Stallungen — ausdehnte. Die um Mitternacht alarmierte Freiw.
Feuerwehr griff ſofort ein, mußte ſich aber hauptſächlich auf den
Schutz der übrigen Gebäude beſchränken. Das Stall= und
Scheuer=
gebäude wurden vollſtändig ein Raub der Flammen. Die neuen
Eintevorräte, die ausſchließlich in der Scheune untergebracht
wa=
ren, ſind damit vernichtet. Die Brandurſache wird zurzeit
unter=
ſucht.
Av König i. Odw. (Stahlbad), 8. Okt. Die NS.=
Volks=
wohlfahrt hat die Einrichtung von unentgeltlichen Mütter=
und Säuglingsberatungsſtunden angeregt. Dem wurde jetzt
ent=
ſprochen, ſo daß die erſte dieſer Beratungsſtunden, bei der die
Kreisfürſorgerin anweſend iſt, am kommenden Montag, nachm.
2 Uhr, im Amtszimmer der NS.=Frauenſchaft ſtattfinden kann.
Künftige Beratungsſtunden finden jeweils am zweiten Montag
jeden Monats im gleichen Raume und um dieſelbe Zeit ſtatt.
Dieſe Einrichtung wurde ſeitens der Bevölkerung ſehr begrüßt und
dürfte aber auch reichlich beſucht werden — Die Kartoffelernte
iſt hier im vollen Gange und zeitigt Erträge, die ſeit langen
Jah=
ren nicht mehr vorgekommen ſind. Es werden im Durchſchnitt pro
Morgen 70—80 Zentner Kartoffeln geerntet.
4s. Erbach, 9. Okt. Goldene Hochzeit. In aller Stille
konnten vorgeſtern die Eheleute Louis Stetter und Frau Eliſe
geb. Schröder das Feſt ihres Goldenen Ehejubiläums begehen.
Herr Stetter iſt der Gründer des in Erbach und weit darüber
hin=
aus bekannten und gern aufgeſuchten Kaufhauſes Stetter.
Gernsheim, 8. Okt. Generalverſammlung der
Volksbank e. G. m. b. H. Hierzu waren auch der
Bürgermei=
ſter Schnauber und Ortsgruppenleiter Köſter erſchienen. Von 252
Mitgliedern waren 49 anweſend. Rektor Schmitt. der Vorſitzende
des Vorſtandes, gab eingehende Erläuterungen über den
derzeiti=
gen Stand der Bank. Er dankte zunächſt allen Gläubigern für ihr
Entgegenkommen den Schuldnern gegenüber und ermahnte die
letzteren, für die Abtragung ihrer Schulden Sorge zu tragen, da
es meiſtens Kleingläubiger ſeien, die von dieſen Verluſten hart
getroffen ſind. Wie ſchon öfters erwähnt, ſoll eine neue Bank an
Stelle der alten treten. — Kredite können nicht mehr gewährt
werden. Die Bilanz wurde genehmigt. 8 15a der Statuten
wur=
den geſtrichen; es kann von jetzt ab ein Mitglied der Volksbank
auch Mitglied einer anderen Genoſſenſchaft werden. Der neue
Vorſtand wurde durch Bürgermeiſter Schnauber und LOF. wie
folgt beſtimmt: Vorſtand: Rektor Schmitt, Fr. Andres 2. und
J. J. Grüllö, Aufſichtsrat: W. Katzenbächer, V. Dölger, N.
Sau=
ter, Architekt Schnatz, H. Maul.
Dx. Bürſtadt, 9. Okt. Ins Auto gerannt Einen
ſchwe=
ren Unfall erlitt am Sonntag mittag ein auswärtiges junges
Mädchen an der gefährlichen Ecke des alten Rathauſes, als es im
Begriff war, mit ihrem Fahrrad den Heimweg anzutreten. Beim
Ueberholen einiger Kirchweihgäſte, allerdings auf der verkehrten
Seite, wurde es von einem entgegenkommenden Perſonenwagen
erfaßt und eine Strecke mitgeſchleift, wobei es außer ſchweren
Kopfverletzungen noch ſchwere innere Verletzungen erlitt und zum
Arzt verbracht werden mußte. Das Fahrrad war total demoliert.
* Dudenhofen, 8. Okt. Am 29. Sentember beging die
Orts=
gruppe Dudenhofen des NSDFB. (Stahlhelm) die Feier
ihrer dreijährigen Gründung. — Eine ſtattliche Zahl Kameraden
hatte ſich zu dem Ehrentag der Ortsgruppe, die unter der
rüh=
rigen Leitung des Ortsgruppenführers Kamerad Feninger ſteht.
eingefunden. — Beſonders ſtark war die Ortsgruppe Offenbach
vertreten, die unter der Führung des Kreisführers Kamerad
Chriſtiani erſchienen war. Ebenſo war der Gau Starkenburg
vertreten. Wir konnten einige fröhliche Stunden verleben, die
getragen, waren von dem alten kameradſchaftlichen Geiſt der
Front und von dem Willen, mit allem Einſatz Soldaten des
Drit=
ten Reiches zu ſein. — Als Zeichen beſonderer Kameradſchaft
empfand die Ortsgruppe, die Anweſenheit des Herrn
Stützpunkt=
leiters der NSDAP., ſowie des Herrn Bürgermeiſters von
Du=
denhofen.
Be. Mörfelden, 9. Okt. Konzert. Die Gruppenkapelle der
Arbeitsdienſtgruppe 254 Darmſtadt veranſtaltete unter Leitung
von Muſikmeiſter H. Forſchler im Volkshaus ein ſehr gut
beſuch=
tes Konzert. Außer alten Militärmärſchen wurden ſchwere und
wertvolle Muſikſtücke vorgetragen. Ein Mitglied des
Arbeits=
dienſtes ſprach über die Ziele und den Zweck des Arbeitsdienſtes.
El. Rüſſelsheim, 8. Okt. Schrecklicher Unglücksfall.
Im Preßwerk von Opel ereignete ſich in der Mittagspauſe ein
ſchrecklicher Unglücksfall. Der 34jährige Hch. Koch aus Semd (Kr.
Dieburg) fiel in einen mit heißer Säure gefüllten Bottich. Er
wurde ſofort mit ſchweren Verbrennungen am Unterkörper, den
Beinen und Händen nach Mainz ins Krankenhaus gebracht, woer
jedoch bald ſtarb. Frau und drei Kinder trauern um den Ernährer.
Aus Rheinheſſen.
Mainz, 9 Okt. Schwerer Verkehrsunfall auf der
Mainzer Straßenbrücke. In der Nacht ereignete ſich auf
der Mainzer Straßenbrücke ein ſchwerer Verkehrsunfall. Ein aus
Mainz kommendes Motorrad ſtieß mit einer aus Richtung Mainz=
Kaſtel fahrenden Kraftdroſchke zuſammen. Der Motorradfahrer
trug bei dem Zuſammenſtoß lebensgefährliche Kopfverletzungen
davon. Der Verunglückte, der aus Schierſtein ſtammt, wurde in
das Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. Der Hergang des
Un=
glücks und die Schuldfrage konnten bisher noch nicht einwandfrei
geklärt werden.
4h. Alzey (Rhh.), 9. Okt. Diamantenes
Ehejubi=
läum. Dem Ehepaar Heinrich Liebrich und Frau Eliſabeth. geb.
Rembe, war es vergönnt, ihre diamantene Hochzeit zu feiern. Das
Jubelpaar befindet ſich noch in guter Geſundheit und Friſche Herr
Liebrich iſt 83 Jahre, ſeine Frau 80 Jahre alt. Liebrich hat früher
den Poſtillondienſt auf der Strecke Alzey—Alsheim und Alzey—
Fürfeld getan. Später war er Poſtſchaffner und wurde ſchließlich
zum Oberpoſtſchaffner ernannt.
Aus Oberheſſen.
Lpd. Biedenkopf, 9. Okt. Nächtliches Schadenfeuer.
In dem Anweſen des Landwirts Chriſtian Kieper in
Niedereiſen=
hauſen brach nachts auf bisher noch ungeklärte Weiſe Feuer aus.
Stallungen und Scheune brannten mit ſämtlichen Erntevorräten
vollſtändig nieder. Das Vieh konnte gerettet werden. Das
tatkräf=
tige Eingreifen der Freiwilligen Feuerwehr verhinderte ein
Uebergreifen des Feuers auf das Wohngebäude.
iſt nur noch ſeine eigene Karikatur. Sie
würden ſich für die Zumutung, darin eine
längere Fahrt zu machen, beſtens bedanken.
Die Anzeige erfülſt für die moderne
Wirtſchaft die gleiche Aufgabe wie das
Auto=
mobil für den Verkehr. Sie gibt einem
Fabrikanten, einem Geſchäftsmann erſt die
Möglichkeif, über den eigenen engen Bezirk hinaus größere Kreiſe mit den jeweiligen
Er=
zeugniſſen vertraut zu machen und ihren Abſatz zu ſichern. Ein Werk, ein Geſchäft, welcher
Art es auch ſei, ohne Anzeigen in der Tagespreſſe wäre wie ein Auto ohne Motor, eine
Karikatur ſeiner ſelbſt. — Denn mit der Anzeige fährt man geradewegs zum Leſer; durch
ſie packt man ihn da, wo er innerlich bereit iſt, Neuigkeiten aller Ark aufzunehmen; auch das
Neue, was ihm die Anzeige bringt! Und es gibt niemand, der reich genug iſt, ſich ſolch einen
Helfer entgehen zu laſſen. In der Herbeiführung dieſer „Verkaufsgelegenheit” beſieht ja einer
der Hauptwerte der Tageszeitungen für den Werbungtreibenden. Ogrum heißt es mit Rechf:
Zeitungs=Anzeigen helfen kaufen und verkaufen!
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 280
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſie Nachrichten
Mittwoch, 10. Oktober 1934
Die Einweihung eines neuen Segelflugplakes bei Poksdam.
Die Ortsgruppe Berlin=Wilmersdorf des Deutſchen Luftſportverbandes weihte am Sonntag ihren
neuen Segelflugplatz auf dem Schwarzen Berg bei Alt=Töplitz unweit Potsdam und taufte
gleich=
zeitig neun ſelbſtgebaute Segelflugzeuge. Eingeleitet wurde die Feier — wie unſer Bild zeigt —
durch einen Feldgottesdienſt.
Noch einmal Hochbekrieb auf dem Waſſer.
Das wundervolle Herbſtwetter des erſten Oktober=Sonntages lockte noch einmal alle Segel= und
Motorboote auf Seen und Flüſſe hinaus. Namentlich die Gewäſſer rings um Berlin wimmelten
von Booten, die an dieſem Tage des Abſegels über die Toppen geflaggt hatten.
Reich und Ausland.
Ein Ehepaar in Frankfurk als
Falſch=
münzer verhaftel.
Frankfurt a M. Eine Falſchmünzerbande,
die wahrſcheinlich ſchon ſeit Monaten ihr Unweſen
in Frankfurt treibt, konnte jetzt entlarvt werden.
Die Umtriebe des Paares konnten jetzt durch die
Aufmerkſamkeit eines Milchhändlers aufgedeckt
werden. Zu dieſem kam am Samstag abend die
Ehefrau Frieda Stitzinger, machte einen kleinen
Einkauf und bezahlte mit einem Zweimarkſtück,
das von dem Mann nach näherer Unterſuchung als
Fälſchung erkannt wurde. Auf ſeine Anzeige hin
wurde die Stitzinger dann noch am gleichen Abend
feſtgenommen. Trotzdem die Verhaftete zunächſt
jede Ausſage verweigerte, konnte ſie überführt
werden, da man in ihrer Handtaſche erhebliches
Belaſtungsmaterial vorfand.
Bei einer Hausſuchung in der Wohnung der
Falſchmünzerin in der Schönſtraße traf man ihren
Mann zunächſt nicht an. Die Beamten der
Falſch=
geldſtelle fanden in der Wohnung zahlreiche
Werk=
zeuge, die zweifelsfrei zur Herſtellung von
Falſch=
geld gedient haben, Außerdem waren im
Kleider=
ſchrank und im Sofakiſſen insgeſamt 116
halb=
fertige Zweimark=Falſchſtücke verſteckt.
Der Ehemann war, durch das lange Ausbleiben
ſeiner Frau und durch die Durchſuchung ſeiner
Wohnung, von der er unterdeſſen gehört hatte,
ge=
warnt und zunächſt flüchtig gegangen, ſtellte ſich
aber im Laufe des Montags ſelbſt der Polizei,
Der Umfang der insgeſamt vorgenommenen
Fäl=
ſchungen konnte noch nicht feſtgeſtellt werden.
Je=
denfalls handelt es ſich aber um erhebliche Be
träge. Die Ermittlungen der Falſchgeldſtelle beim
Polizeipräſidium ſind noch im Gange.
Falſchmünzer zu ſchweren Zuchthausſtrafen
verurteilt.
Hannover. In dem Prozeß gegen die
Falſch=
münzer Weck und Genoſſen, die von 1920 bis 1934
gewerbsmäßig Banknoten gefälſcht hatten, wurde
geſtern nachmittag das Urteil geſprochen. Es
lau=
tete gegen Auguſt Weck und Auguſt Schilp auf je
12 Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehrverluſt,
gegen den erſten auch noch auf eine Geldſtrafe von
10 000 RM. oder drei Monate Zuchthaus.
Außer=
dem wurde gegen beide auf Polizeiaufſicht erkannt.
Frau Weck, die die falſchen Noten in Verkehr
ge=
bracht hatte, erhielt acht Jahre Zuchthaus und
5000 RM. Geldſtrafe, Frau Schilp ſechs Jahre
Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt, Pahlen
an=
derthalb Jahre Zuchthaus und drei Jahre Ehr
verluſt. Gegen mehrere weitere Angeklagte wurde
auf Gefängnisſtrafe erkannt.
an der Gruft Hindenburgs.
Die Teilnehmer an der Oſtpreußenfahrt, die mit Start und Ziel in Königsberg auf einer Strecke
von 100 Kilometer gefahren wurde, veranſtalteten am erſten Fahrttage an der Gruft des
verewig=
ten Reichspräſidenten von Hindenburg eine Gedenkfeier. Hierbei nahm ein aus ſämtlichen
oſtpreu=
ßiſchen NSKK=Formationen gebildeter Ehrenſturm mit allen Standarten Aufſtellung vor der letzten
Ruheſtätte des Generalfeldmarſchalls.
Rieſiges
am Lehrter
„Graf Zeppelin” wieder daheim.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt geſtern vormittag unter Führung
von Kapitän Lehmann von der neunten
Süd=
amerikafahrt zurückgekehrt und um 9,35 Uhr auf
dem Werftgelände glatt gelandet. An der Fahrt
nahmen 19 Fahrgäſte teil, an Poſt wurden 145
Kilogramm, an Fracht 35 Kilogramm befördert.
Am Samstag abend wird das Luftſchiff zur
zehn=
ten diesjährigen Fahrt nach Südamerika ſtarten.
Einweihung einer Hütte auf dem Hochriß.
Roſenheim. Am Sonntag wurde auf dem
Hochriß im Inntalgebiet die Einweihung einer
vom Reichsbahn Turn= und Sportverein
Frei=
mann erbauten Hütte vorgenommen. Der
Weihe=
akt erhielt eine beſondere Note durch die
perſön=
liche Anweſenheit des Generaldirektors der
Deut=
ſchen Reichsbahngeſellſchaft Dr. Dorpmüller.
Außerdem waren alle überlebenden Teilnehmer
der Nanga Parbat=Expedition erſchienen.
Reichs=
bahnrat Staufer dankte allen, die am Bau dieſes
1160 Meter hoch gelegenen Hauſes mitgewirkt
haben.
Kraftwagen in einen Kanal gefahren.
Paris. Am Montag abend ſtürzte ein mit
vier Perſonen beſetzter Kraftwagen in einer Kurve
bei Gaindal in den Aa=Kanal. Der Wagenführer
konnte ſich zwar durch die Tür des Wagens retten,
fand aber in der Nacht nicht gleich Mittel, um
den anderen Beiſtand leiſten zu können. Erſt am
Morgen wurden die Leichen der drei übrigen
In=
ſaſſen geborgen. Sie hatten ſich zwar unter
Waſſe=
noch aus dem Wagen befreien können, waren aber
bei dem Verſuch, ans Ufer zu gelangen, ertrunken
m. Berlin. In der Nacht zum Montag brach
auf dem Gelände des Güterbahnhofs am Lehrter
Bahnhof in Berlin ein rieſiges Schadenfeuer aus,
das erſt nach vier Stunden angeſtrengteſter
Löſch=
tätigkeit in ſeiner Gewalt gebrochen werden
konnte. Wie auf den meiſten Berliner
Güterbahn=
höfen, liegen auch hier an einer Ladeſtraße
in=
mitten des Bahnhofsgeländes eine Reihe von
Fa=
briken und großen Lagerhäuſern. Das Feuer brach
in einer Dachpappenfabrik aus und griff dann auch
noch auf eine Zementfabrik über. Der größte Teil
der Anlagen beider Fabriken wurde in Schutt und
Aſche gelegt. Nach den erſten Schätzungen beläuft
ſich der angerichtete Schaden auf etwa 150 000 bis
200 000 RM. Doch iſt der Verluſt durch
Verſiche=
rung gedeckt. Für die Berliner Feuerwehren war
7. Alarm gegeben worden, das heißt alſo, daß
ſieben. Wehren mit ihren Löſchzügen an dem
Brandort angefahren waren. Erſt in den ſpäten
Vormittagsſtunden des Montag konnte die letzte
Brandwache abrücken und mit den
Aufräumungs=
arbeiten begonnen werden.
Sabac=el-Cher, der
Mohrenkapell=
meiſter, F.
m. Berlin. In Berlin ſtarb im Alter von
66 Jahren der bekannte Mohrenkapellmeiſter der
Alten Armee, Sabac=el=Cher, Obermuſikmeiſter
a. D. und Inhaber einer großen Zahl hoher und
höchſter Orden. Sabac=el=Cher, ein Mohr, war in
jungen Jahren nach Deutſchland gekommen und
hatte ſich ganz dem Dienſt als Muſiker und ſpäter
als Muſikmeiſter und Kapellmeiſter bei der alten
Armee gewidmet. Viele Berliner erinnern ſich
noch dieſes Mannes, wenn er in der ſchönen
Uni=
form des 1. Garde=Grenadier=Regiments Nr. 1
Kronprinz mit ſeiner Kapelle gaſtierte und unter
der Bevölkerung einen ungeheuren Zulauf fand.
Einſturz einer Montagehalle.
Stendal. In Stendal ſtürzte aus bisher
nicht geklärter Urſache eine Montagehalle ein. Von
den beim Bau beſchäftigten Arbeitern wurden
hierbei bedauerlicherweiſe ſechs getötet und 15
ver=
letzt. Die Ermittlung über den Grund des Unfalls
wurde ſofort eingeleitet.
Zwei Jahre im Sibiriſchen Eismeer.
Arktisforſcher nach Leningrad zurückgebracht.
Moskau. Nach über zwei Jahren iſt jetzt
eine ſowjetruſſiſche Arktis=Expedition nach
Lenin=
grad zurückgekehrt. Die aus vier Perſonen
be=
ſtehende Forſchergruppe hat auf dem Taimyr=
Archipel, im weſtlichen Teil des Sibiriſchen
Eis=
meeres, zweimal überwintern müſſen, ehe ihr die
Rückkehr ermöglcht werden konnte. Die Forſcher
haben, auf ihrem eigentlichen Expeditionsgebiet,
dem menſchenleeren Nordland, Sewernaja Semlia,
kartographiſche ſowie pflanzen= und tierkundliche
und geologiſche Arbeiten ausgeführt; auch die
Eisbewegungen wurden wiſſenſchaftlich beobachtet.
Die Expedition, die von der Arktisforſcherin
Frau Nina Demme geleitet wurde und zu der der
Meteorologe Senkow ſowie ein Funker und ein
Koch gehörten, wurde am 16. Auguſt 1932 durch den
Eisbrecher „Ruſſanow” auf Nordland abgeſetzt. Der
Verſuch, ſie im Herbſt 1933 wieder abzuholen,
miß=
lang, da der Eisbrecher „Sedow” wegen
unüber=
windlicher Schwierigkeiten umkehren mußte. So
waren die Erpeditionsteilnehmer gezwungen, einen
zweiten Winter über auf Nordland zu bleiben, was
natürlich nur unter größten Schwierigkeiten
mög=
lich war. Zwar reichten die Kohlenvorräte noch
aus, aber der Holz= und Petroleumbeſtand war
bald erſchöpft. Der Vorrat an Nahrungsmitteln
wurde durch Jagd auf Eisbären ergänzt, von denen
im Laufe der beiden Winter 19 erlegt wurden.
Auch im Sommer dieſes Jahres vermochte, ſich
kein Hilfsſchiff den Weg nach Nordland zu bahnen
Man entſchloß ſich daher zur Entſendung eines
Waſſerflugzeuges, das nun, am 27. Auguſt, auf
einer inzwiſchen freigewordenen Inſel niedergehen
und die Expedition an Bord nehmen konnte. Nach
2½ſtündigem Flug war Kap Tſcheljuſkin erreicht,
wo der Eisbrecher „Sibirjakow” die Forſcher
über=
nahm. Ueber die Inſelgruppe von Sewernaja
Semlia, die nun wieder völlig menſchenleer
da=
liegt, führte im Juli 1931 auch der Arktisflug des
Luftſchiffs „Graf Zeppelin”.
Schweres Bergwerksunglück in Frankreich.
Paris. Ein ſchweres Grubenunglück
ereig=
nete ſich am Dienstag in der Grube Saint Pierre
la Palud im Departement Rhöne, unweit von
Lyon. Nach den bisher vorliegenden Meldungen
ſollen 20 Bergleute eingeſchloſſen ſein. Nach einer
Havas=Meldung ſind bisher drei Tote zu
ver=
zeichnen.
Inkernakionaler Hochſtapler verhafkel.
Wien. Ein internationaler Hochſtapler großen
Formats iſt von der Wiener Polizei feſtgenommen
worden. Vor kurzem hatte ſich dieſer Mann auf
offener Straße ſeiner Kleider zu entledigen
ver=
ſucht, worauf er feſtgenommen wurde. Der Polizei
gegenüber gab er ſich als ein vielbeſchäftigter Arzt
aus Straßburg mit Namen Dr. Julien Dumoulin
aus. In der pſychiatriſchen Klinik wurde er jedoch
als Simulant entlarvt. Eine Rundfrage bei den
internationalen Polizeibehörden ergab, daß man
es mit einem in verſchiedenen Ländern geſuchten
internationalen Hochſtapler zu tun hatte. Im
Auguſt war er aus Zürich, wo er ſich als politiſcher
Flüchtling ausgegeben hatte, an die Grenze
ge=
bracht und abgeſchoben worden. Er kam dann nach
Wien. Es konnte erwieſen werden, daß der
Ver=
haftete unter verſchiedenen falſchen Adelsnamen
franzöſiſcher Herkunft große Betrügereien verübt
hat. In Aachen, wo er in einem Hotel angeſtellt
war, hat er nicht nur den Gaſtwirt, ſondern auch
die Gäſte beſtohlen. Dort ſei es ihm gelungen, das
Duplikat eines Doktortitels eines anderen
Man=
nes ſich zu verſchaffen. Mit dieſem Dokument hat
er dann noch zahlreiche andere Betrügereien
ver=
übt. Er iſt wiederholt vorbeſtraft, ſo u. a. auch in
Paderborn, in Lindau und Straßburg. Es handelt
ſich um den Tſchechoſlowaken Emil Haucke.
„Königswahl”
bei den polniſchen Zigeunern.
Warſchau. Bei den polniſchen Zigeunern
iſt zurzeit ein heftiger Propagandakampf zwiſchen
zwei Parteien im Gange, da die Wahl eines neuen
„Königs” bevorſteht. Von den 30 000 Zigeunern,
die man auf der Welt zählt, lebt etwa ein
Drit=
tel in Polen. Dieſe polniſchen Zigeuner, die ſich
als eigene Volksgruppe betrachten, ſtehen in
Feind=
ſchaft mit den Zigeunern anderer Länder. Wenn
jemals andere Zigeuner die polniſche Grenze
überſchreiten, pflegt ein erbitterter Kampf gegen
ſie einzuſetzen. Dieſer wird in der Regel durch
Anzeigen bei der Polizei wegen aller erdenklichen
Vergehen durchgeführt. Die polniſchen Zigeuner
haben, wenn ſie auch juriſtiſch natürlich den
Ge=
ſetzen des Staates unterſtehen, ihre eigene
Ver=
faſſung, ihre eigenen Geſetze und ihre eigene
Ge=
richtsbarkeit. Sie werden geleitet von einem
Kö=
nig, der in der Regel in der Nähe von Warſchau
ſeinen Sitz hat und auf fünf Jahre gewählt wird.
Trotz der Wählbarkeit des Königs gibt es nur
eine, allerdings ſehr zahlreiche Familie, namens
Kwick, aus der ſtets die Könige gewählt werden.
Auch bei dem diesjährigen Wahlkampf handelt es
ſich um die Anhänger von zwei Vettern Kwicks,
die ihren Kandidaten zum König machen wollen.
New York. Das Sondergeſchworenengericht
in Flemington (New Jerſey), das über die
An=
klageerhebung im Falle Lindbergh zu befinden
hat, hat beſchloſſen, gegen Hauptmann die Anklage
wegen Mordes zu erheben.
Nachdem bereits vor einigen Tagen ein
frühe=
rer Farmer, der eine Farm in der Nähe des
Lind=
berghſchen Sommerſitzes Hopewell beſeſſen hatte,
Ausſagen gemacht hatte, die Hauptmann ſehr ſtark
belaſteten, hat ſich jetzt, wie Staatsanwalt Foley
bekannt gab, ein neuer Belaſtungszeuge
eingefun=
den. Es handelt ſich um den Tankſtellenbeſitzer
Charles Galambos, der in Manville (New
Jer=
ſey) eine Tankſtation unterhält. Galambos hat
jetzt in Hauptmann den Mann wiedererkannt, der
im Jahre 1932 fünf Monate lang einen ſchwarzen
Perſonenkraftwagen in ſeiner Garage eingeſtellk
hatte. Während dieſer Zeit hat Hauptmann von
Manville aus, das nur etwa 25 Kilometer von
Lindberghs Sommerſitz Hopewell entfernt iſt, ſehr
häufig Kraftwagenausflüge unternommen.
nrark i
auuich ne
Kwralp
„iag hö
Aeheim
duen
chen
poett
uem
zuihrz
Ein chineſiſches Gegengeſchenk für die Stiftung
deutſcher Bücher.
Schanghai. Der Präſident der
Orientali=
ſchen Bibliothek überreichte dem deutſchen
General=
konſul Kriebel ein Stück der chineſiſchen
Enzyklo=
pädie als Gegengabe für die 3000 deutſchen Bücher,
die von der Notgemeinſchaft der deutſchen
Wiſſen=
ſchaft der Bibliothek geſtiftet worden waren. Der
Generalkonſul wurde gebeten, das chineſiſche Werk
an die deutſchen wiſſenſchaftlichen Geſellſchaften
weiter zu leiten.
ittwoch, 10. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 280 — Seite 9
Aattt
*
nn nad
er M
ſos einiger Zeit ging unter anderen Nachrich=
1Atwn Exploſionen, Zuſammenſtößen,
Feuers=
hucken und ähnlichen aufregenden Ereigniſſen
RBericht durch die Zeitungen, bei dem
zart=
hiiete Gemüter vielleicht ein gelindes Gruſeln
herxen, jenes angenehme Gruſeln, das wir
ſpü=
venn uns irgendein Geſchehnis zu Ohren
ſn-t, bei dem geheimnisvolle, unſichtbare
Ge=
uhſtim ihre Hand im Spiele haben, oder zunächſt
10u haben ſcheinen.
Ne— Schauplatz des Ereigniſſes, an das ich
ecr denke, war ein kleines Winzerhaus
zwi=
ſſhrl Pichelsdorf und Kainsdorf in der
öſtten Steiermark, ein Winzerhaus, wie
esdort viele gibt, unſcheinbar und durch
nits von anderen ſeiner Art unterſchieden.
2hihs eines Tages in dieſem Haus anfing, zu
ſter! Und zwar auf eine ganz aparte Art.
ßeöcnliche Geiſter nämlich, wie ſie ſonſt
auf=
zueten pflegen — den Kopf unterm Arm und
ſie ſigem Hauch an dem ſchlotternden
Beobach=
bvorbeiſtreichend — ließen ſich nicht blicken.
ſi aber ließen ſich höchſt ſonderbare
Ge=
ſicte vernehmen: Es klang in dem Haus, als
viden in der Ferne Geſchütze ſchwerſten Kali=
Im abgeſchoſſen. Wohl hundert Schüſſe hörte
uma n einer einzigen Nacht, denn
merkwürdi=
gſpäſe ſchoß dieſe unſichtbare Artillerie mit
ſiebe des Nachts auch hörte man außerhalb
Apsmuſes nichts von allem. Der Herr Lehrer
u ter Gendarmeriebeamte des Ortes konnten
1Alezeugen und wollten die nächtliche
Kano=
u =jederzeit beſchwören. Aus Graz kamen
fal=ute herbeigereiſt, hörten ſich die Sache an,
yſtin dies und probierten das, — aber zu
ſu inwandfreien Erklärung ſind ſie bis heute
vſt gekommen. Es ſteht alſo noch immer jedem
f ſech ſeinen eigenen Vers auf dieſe Sache zu
ngen. Wahrſcheinlich handelt es ſich ja um
Gſtirze, die als Folge unterirdiſcher
Boden=
urheebungen auftreten. Aber ſagen Sie ſelbſt:
Iſas nicht eine ganz phantaſtiſche Auflöſung
dixhätſels?
Erſſolchen Rätſeln ſcheint die grüne
Steier=
mm fberhaupt reich, zu ſein. Da gibts doch
ad1 noch das berühmte „Geläute” auf der zum
Khlvengebiet gehörenden Schwanbergeralpe.
Dbhart man an einer beſtimmten Stelle ganz
gelm=nisvolle Töne, die an Orgelakkorde oder
diAZuſammenklang ferner abgeſtimmter
Kir=
chſglocken erinnern. Zweifellos ſchon eine weit
pbſichere Angelegenheit, als die Kanonen aus
dR Winzerhaus. Das Seltſame iſt nur, daß
mß und breit keine Kirchenglocken vorhanden
ſütdie ihren Glockenton, und noch viel
weni=
geirgelklang hier heraufſenden könnten. Vor
hihert Jahren iſt ſchon einmal, durch die
Er=
z” fſngen von Sennern aufmerkſam gemacht,
eihProfeſſor namens Mally aus Graz hier
heumekraxelt. Er hat damals
herausgekno=
bAwaß „die von einer nahebei rieſelnden
Oüle ausgehenden Schallſtrahlen durch die von
dinEseiten ſich erhebenden Felswände
zurück=
gmnen und in einem Brennpunkt ſo
ver=
eiſtt werden, daß ſie das uns als Wunder
ſo ſtende Geläute darſtellen.” Wer will, glaubt
atSuofeſſor Mally; Feinſchmecker machen ſich
eihwunderſchöne Geſchichte von
verſchwunde=
mii Kirchenglocken und einem verzauberten
Omlwieler daraus!
Sheeinen Geiſter=Organiſten oder Orgel=Geiſt
giſt uuch drüben überm großen Teich, in
Süd=
amim an den Ufern des Orinoko, und kein
Geng erer als Alexander von Humboldt
be=
riſtt davon. Wenn man ſich nämlich auf
ge=
wſſn, am Ufer zutage tretenden Granitblöcken
zunschlafen niederlegt, ſoll man gegen
Mor=
geb vor Sonnenaufgang, durch brauſendes,
urſtirdiſches Orgelſpiel geweckt werden, eine
Wührnlichkeit, die man ſich gern gefallen laſſen
kam! Leider hatte Humboldt ſelbſt kein Glück,
albt zwecks Nachprüfung dieſer Erzählungen
evy acht auf einem ſolchen Granitblock
zu=
bwite:: er hörte nichts, noch weniger als nichts.
Dafür hörte der Holländer Haefner, der der
berüchtigten „Teufelsſtimme” im Karſtgebirge
Bocaul auf Ceylon auf die Spur kommen wollte,
um ſo mehr, und zwar ganz ſcheußliche Laute,
die ihm die Haare zu Berge trieben! Er über=
nachtete unter einem vorſpringenden Felsſtück
und wurde um Mitternacht durch fernes
Hunde=
gebell aufgeſchreckt, das zuſammen mit
menſch=
lichen Stimmen raſch näher kam und nun bald
aus der Luft, bald aus der Erde an Haefners
Ohren drang. Plötzlich war alles totenſtill;
Haefner atmete ſchon auf, aber da klang dicht
hinter ihm ein ſo gellender Schrei, daß er mit
einem Satz unter dem Felſen hervorſprang. Und
nun ſtürmte ein wahres Teufelskonzert von
krei=
ſchenden Mißtönen auf ihn ein, daß er ſich
ein=
fach die Ohren zuhielt. — Und das ſollen nun
bloß Vögel geweſen ſein, die im allgemeinen
ſelten vorkommen, hier aber viel niſten, wie die
neueren Forſcher behaupten?
Ich muß ſagen, ich hätte nicht in Haefners
Haut ſtecken mögen. Dieſe Teufelsſtimme von
Ceylon iſt doch ſehr unſympathiſch. Da lobe ich
mir die Pyrenäen, wo zuweilen
unerklärlicher=
weiſe lieblicher Geſang wie Aeolsharfen zu
hören iſt! Wenn ſchon geheimnisvolle Geräuſche
— dann auch Aeolsharfen!
Till.
Kalsteer kittenastert.
So ein Schwindler!
Eines Abends nahm der berühmte Berliner
Bildhauer Drake lächelnd an dem Stammtiſch
neben ſeinen Freunden und Künſtlerkollegen
Platz und ſagte gutgelaunt:
„Nun, endlich weiß ich was ich bin!“
Er erzählte darauf, wie er mittags an
dem von ihm geſchaffenen Denkmal des Königs
Friedrich Wilhelm III. von Preußen eine
Ge=
ſellſchaft, beſtehend aus einem älteren
wür=
digen Ehepaar, zwei hübſchen Töchterchen und
einem Sohne, angetroffen und mit angehört
haben, wie der Sohn kritiſch=wichtigtueriſch den
anderen Familiengenoſſen das Relief am
Denk=
mal erklärt habe. Ein etwas ſtarker Fehler in
der Erklärung habe ihn, den beluſtigt
zuhören=
den Schöpfer des Werks beſtimmt, einzugreifen
und auf das Irrige in der Auffaſſung
auf=
merkſam zu machen. Er ſei dann in der
Er=
klärung fortgefahren, habe das ganze Denkmal
künſtleriſch analyſiert ſowie ſeine
Entſtehungs=
geſchichte genau geſchildert und habe am
Schluß ſeiner Interpretationen von allen einen
herzlichen Dank bekommen.
Gleichzeitig aber habe der Vater zu ihm
geſagt: „Nun, Sie kennen das Denkmal ſehr
genau. Sie haben es als Einheimiſcher wohl
ſchon öfter geſehen?” Auf ſeine Antwort, daß
er es oft habe ſehen müſſen, da er es ſelbſt
angefertigt habe, hätten ihn alle ziemlich
un=
gläubig und verblüfft angeſehen und (ſo
ſchloß der Bildhauer ſeine Erzählung mit
einem vergnügten Schmunzeln). Da wandte ſich
das Familienoberhaupt zur Mutter und ich
habe ganz deutlich gehört, wie er zu ihr ſagte:
„So ein Schwindler!“ . . . .
Das war der Lohn für meine
Gutherzig=
keit!“
Der vergeſſene Brief.
Der geniale Friedemann Bach, der älteſte
Sohn des unſterblichen Sebaſtian Bach,
beklei=
dete bis zum Jahre 1765 eine Organiſtenſtelle
in Halle.
Sein intimſter Freund und Schüler war der
damalige Stadtmuſikdirektor Ruſt, der ſeinem
Meiſter die Korreſpondenz zu beſorgen pflegte,
da jener in der Erledigung ſeines
Brief=
wechſels ſehr ſaumſelig war.
„Sehen Sie”, ſagte eines Tages
Friede=
mann Bach zu Ruſt, in dem er einen
zer=
knitterten Brief aus der Taſche zog und ihn
ſeinem Freunde reichte, „da habe ich aus
Rudolſtadt eine Anfrage erhalten, ob ich die
dortige Hofkapellmeiſterſtelle annehmen wolle.
Das Anerbieten ſagt mir zu. Antworten Sie
doch dem Hofe, daß ich die Stelle anzunehmen
bereit bin!“
Ruſt lieſt den Brief, freut ſich des Glücks
ſeines verehrten Meiſters und will eben zur
Beantwortung ſchreiten, als er plötzlich das
Datum des Schreibens gewahrt. „Aber,
lieb=
ſter Bach”, ruft er erſtaunt aus, ,der Brief iſt
ja vom vorigen Jahr datiert!“
herbit im Weindorf.
Marktplatz eines Weindorfes im nahen Franken.
Bach ſtreicht ſich mit der Hand über die
Stirn. „Nun ja” erwidert der Künſtler
zer=
ſtreut, „ich habe ihn in der Tat ſchon im
vori=
gen Jahre erhalten, aber von Tag zu Tag
ſchändlich vergeſſen, Ihnen denſelben zur
Be=
antwortung zu geben."
Die Stelle war natürlich inzwiſchen längſt
anderweitig beſetzt worden.
Maler treffen ſich.
Der berühmte Maler van Dyck (geboren
im Jahre 1599 geſtorben 1671) reiſte im Jaßre
1653 nach Harlem, lediglich in der Abſicht, um
den Maler Hals kennen zu lernen. Dies war
indes mit vielen Schwierigkeiten verbunden,
da Hals ſich faſt immer in Weinſchenken
herumtrieb.
Da ihn van Dyck gar nicht antreffen konnte,
ließ er ihn endlich wiſſen, daß ſich jemand mit
der ausgeſprochenen Abſicht nach Harlem auf
den Weg gemacht habe, um ſich von ihm malen,
zu laſſen, und beſtimmte den Tag und die
Stunde, wann er ſich wieder bei ihm einfinden
wolle.
Hals erwartete zur feſtgeſetzten Friſt mit
großer Spannung den ausdauernden
Bewun=
derer ſeiner Kunſt.
Van Dyck ſagte ihm, er komme von weit
her und wünſche ſein Bildnis von ſeiner
Hand, aber er könne ihm dazu nur zwei
Stun=
den Zeit laſſen, da er ſehr preſſiert ſei. Hals
nahm nun die erſte beſte aufgeſpannte
Lein=
wand und nachdem er einige Zeit emſig gemalt
hatte, bat er van Dyck, ſeinen Sitz zu verlaſſen
und das bisherige Produkt ſeiner Arbeit in
Augenſchein zu nehmen. Der fremde
Auftrag=
geber äußerte nach eingehender kritiſcher
Prü=
fung ſeine große Zufriedenheit mit dem
Ge=
leiſteten, meinte aber dann mit verſchmitztem
Lächeln, wenn es ſo ſchnell ginge, ſcheine ihm
die Malerei kein eben beſonders ſchwieriges
Handwerk zu ſein und er hätte ſchier gute Luſt,
auf der Stelle auch einen Verſuch zu machen,
wie es wohl ihm glücken würde.
Er nahm nun gleichfalls eine aufgeſpannte
leere Leinwand und bat Hals, ſich an ſeine
Stelle zu ſetzen. Dieſer, innerlich mitleidig
lächelnd über die Einfalt des naiven Mannes,
erklärte ſich hierzu bereit; aber wie erſtaunte
er, als van Dyck ihn nach einiger Zeit
eben=
falls bat, aufzuſtehen und nachzuſehen, was er
gemacht habe. Nach einem prüfenden Blick
auf das Geſchaffene aber rief Hals in
ſpon=
taner begeiſterter Bewunderung aus: „Ihr ſeid
entweder der Teufel oder van Dyck!” und
um=
armte dieſen herzlich zum Ausdruck ſeiner
ehr=
lichen neidloſen Anerkennung.
Beide kongenialen Künſtler wurden von
dieſer Stunde an die aufrichtigſten Freunde.
Nealismus.
Als ſich der berühmte engliſche Schauſpieler
Garrik in Paris aufhielt, verkehrte er gerne
mit dem Schauſpieler Préville, welchen er ob
ſeiner mimiſchen Talente ſehr hoch einſchätzte.
Auf einem Spazierritte nun, den ſie eines
Tages gemeinſam in die Umgebung von Paris
uuternahmen, bekam Préville den Einfall,
einen Betrunkenen darzuſtellen, was ihm auch
mit ſeiner draſtiſchen Kunſt ſehr gut gelang.
„Sie haben aber doch etwas vergeſſen, mein
lieber Freund”, meinte Garrik, „Sie haben es
an etwas ſehr Weſentlichem fehlen laſſen.”
„Und das wäre?”
„Zu viel Kunſt und zu wenig Natur!
Sehen Sie einmal her, ich will jetzt einen
rech=
ten Stock=Engländer vormachen, der betrunken
nach Hauſe reitet.”
Mit dieſen Worten fängt Garrik auch ſchon
an bedenklich zu wanken und zu ſchwanken,
verliert ſeinen Hut, kommt aus den
Steig=
bügeln, galoppiert, ſchlägt ſein Pferd, ſpornt
es, zerbricht ſeine Reitpeitſche läßt ſeine
Hand=
ſchuhe fallen und gelangt ſchließlich im Zickzack
an die Mauer eines Parkes. Hier will er mit
aller Gewalt, daß ſein Renner, dem er das.
Gebiß zerreißt, über die Mauer ſetzen ſoll. Das
Tier raſt und ſtampft wütend, bäumt ſich
ker=
zengerade auf und wirft ſeinen ungeſtümen
Reiter endlich ab, ſo daß Préville
unwillkür=
lich einen lauten Schrei des Entſetzens
aus=
ſtößt. Sein Schrecken wird noch größer, als
ihm Garrik auf alle Fragen keine Antwort
mehr gibt, ſondern nur unverſtändlich lallt.
Préville, der ſich vor tödlicher Angſt kaum mehr
u helfen weiß, ruft nun laut nach Hilfe.
Da endlich ſprang lachend Garrik auf und
ſagte ſcherzend: „Sehen Sie mein Lieber, das
iſt ein richtiger, ſtark beſchwipſter Engländer
geweſen.”
Die unvergeſſene
Siimme.
Von Robert Steinitz.
2 riß ihn von ſeinem Hörerſitz — nicht
dar=Mhalt der Sendung, nur die Stimme die
unrſegſſene, die jetzt plötzlich wie aus
Zeiten=
ſchſitt durch den Aether zu ihm drang. War
ſiefetwirklich oder narrte Aehnlichkeit?
üheert Beckamm ſuchte den
Programmi=
anmfger. Der Vorname war der gleiche, der
ihümimſt ſo oft auf den Lippen und im Herzen
ſchwöne; und der fremde Hauptname fand
ler”t Erklärung. Gewiß hatte ſie ſich längſt
eisra anderen vermählt, die vor eineinhalb
Jcſichnten ſein geliebtes Mädchen geweſen
wayund ihrem ehrgeizigen Ziel ihn geopfert
haßt als Sängerin vor aller Welt zu
glän=
zeſi. Abber Hanna ſchien es doch nicht erreicht
zus ahen; denn kein Lied, ſondern eine
frau=
lio.hFxauderei hatten ihm die Wellen von ihr
zuß ſraggen.
ſoll te er forſchen? Wie fatal, wenn’s eine
bczl remde war! Und durfte man
mut=
wnitz wvieder aufrühren, was mit all ſeinem
SScenz tief drinnen ſchlief?
äſeelang ſchwankte ſein Gemüt; aber dann,
un emer Herr zu werden, ſandte er an den
SSeer eine Bitte um Mitteilung der genauen
Akprift. Danach konnte er ſich immer noch ſo
oC.h guders entſchließen. Der Frager ahnte
niat Haß man ſeinen Wunſch vorſichtig
zu=
näit Ser Geſuchten zuleitete.
ihee Woche ſpäter hielt er die Antwort in
Händen — von ihr ſelbſt. „ . . es war eine
große Ueberraſchung in meinem eingezogenen
Leben, und ich danke dir für dein freundliches
Gedenken, freue mich, daß du mich hörteſt und
noch wiedererkannteſt. Du wirſt —
hoffent=
ich — mit einer weniger anſpruchsvollen Frau
dein Glück gefunden haben, das ich dir nicht
geben konnte. Vielleicht iſt es für dich eine
Genugtuung, daß du recht behielteſt. Meine
Erwartungen haben ſich nicht erfüllt, aber ich
mochte dir den Fehlſchlag nicht bekennen, als
es zu ſpät war. In meiner Enttäuſchung
reichte ich ohne langes Prüfen einem anderen
meine Hand, Mein Mann kränkelte bald,
nachdem ich ihm zwei, gottlob geſunde Kinder
geſchenkt hatte. Nun mußte und konnte meine
Stimme wenigſtens etwas helfen, um
gemein=
ſame Lebensnot zu bannen. Ihn erlöſte ſchon
vor Jahren der Tod.
Sehen, gegenüberſtehen werden wir uns
wohl nicht mehr. Aber wenn du mich ab und
zu wieder hören willſt — ſo habe ich eine
andere Bitte — deine Frau wird hoffentlich
nichts dawider haben. Ich möchte nur gern
wiſſen wie du jetzt ausſchauſt. Schick' mir
dein Bild und ſchreibe einige Zeilen über dein
Ergehen hinzu. Die Gegengabe erlaſſe mir.
Im Lebenskampf bin ich gealtert. Behalte
mich in deiner Erinnerung ſo, wie du mich
früher ſahſt und mich noch vielleicht weiter
vernimmſt.”
Hatte ſie ſich wirklich ſo ſehr verändert? —
dachte der Mann. Gerade der kleine
Eitelkeits=
zug am Schluß berührte noch merkwürdig
ver=
traut nach aller Schickſalsſchule. Aber ſchreckte
ebendas nicht abermals ab?
So lauſchte er nur, verſäumte keinen ihrer
Vorträge, obgleich die Gegenſtände einem
Manne ferner lagen. Um ſo mehr beſtürzte es
ihn, als vor ihrer regelmäßigen Viertelſtunde
auf einmal der Vortrag abgefagt wurde. Hanna
mußte erkrankt ſein, hatte wahrſcheinlich
niemanden, und auch ſein launiſches
Schwei=
gen verdiente ihre Offenheit nicht.
Es war ſchwierig, aber er machte ſich los.
Am Ziel, in ihrer engen Straße zwiſchen hohen
Mauern atmete er tief und bedrückt. Sein
Haus ſtand frei über Wald, Feld und Garten
auf eigenem Boden. Oben öffnete ein Knabe,
und haſtig ſtieß ihm die Frage entgegen:
„Deine Mutter — iſt ſie krank?
Mit großen Augen blickte das Kind zu dem
fremden Mann auf, der ſich ſchon anſchickte, in
den Flur einzudringen, und nach den Blumen
in ſeiner Hand. „Nein — meine Mutter —”
Die helle Knabenſtimme ſtockte; in ſtummer
Haltung verſchanzte ſich Mißtrauen vor
frem=
dem ſeltenem Beſuch
Da trat ſie ſelbſt aus dem nächſten
Tür=
rahmen in den Halbſchatten des ſchmalen
Flurs.
„Ach — du — du kommſt zu mir!“
Leiſe, klanglos drang es über ihre vollen
Lippen und mehrte die befangene Stimme.
Doch nun nahm der unvermutete Gaſt das
löſende Wort.
„So iſt es nichts allzu Ernſtliches. Ich
fürchtete ſchon — aber jetzt freue ich mich —
gleichviel — dich zu ſehen — nach all” — dem
bloßen Hören.”
Sprachlos zog der dankbare Druck ihrer
Hand ihn näher in die enge Häuslichkeit. Als
ſie dann im Wohnſtübchen ſich gegenüber Taßen,
einander anſchauten, meinte die Frau mühſam:
„Es iſt doch ſchlimm, wenn das
Handwerks=
zeug unbrauchbar wird, das den Kindern
Brot ſchafft. Ich hoffe ja, die Heiſerkeit geht
bald vorüber, aber —‟ Hilflos brach ſie ab,
eine Träne tropfte an ihrer Wimper, und der
traurige Blick auf ihn ſchloß mehr ein als
die zeitweilige Sorge. So ſchien es auch der
Mann aufzufaſſen.
„Ich bin dir nicht mehr böſe, Hanna. Du
konnteſt damals wohl kaum anders handeln,
oder ich hätte dich ganz zu mir bekehren
müſſen. Ich will auch nichts von dir — möchte
nur etwas helfen. Kannſt du ſelbſt dich nicht
los machen, dann ſchick mir in den nächften
Ferien deine Jungen. Haſt dich ja tapfer und
ſauber gehalten — wenn auch ſchwere Jahre
Spuren ließen — entſtellt haben ſie dich nicht.
Wir wollen wieder gute Freunde ſein — ja?‟
„Wird es aber nicht zu viel Laſt für dich,
Albert? Ein Mann wie du könnte bequemere
Freundſchaft haben."
Da lächelte er wie damals, als ſie ſich zuerſt
näher rückten.
„Das laß” meine Sorge ſein. Du weißt,
allzu Billiges war nie meine Sache. Worum
man Mühe hat, das bekommt erſt ſein volles
Gewicht, Hanna — aber mich ſelbſt habe ich
nie überſchätzt und bin auch in dem Alter,
in dem ein Mann lieber gibt als nimmt. Doch
etwas gibſt du mir ja ebenfalls in meine
Einſamkeit wieder — Stimmendes und
Sinnendes — vor allem, wenn ſich deine
Kinder zwiſchen meinen Bäumen tummeln
werden."
Sein Ausdruck wurde ernſt, faſt wehmürig
und doch abermals ganz hell, als ihr Auge
mütterlich erglänzte und ſo mit dem
leuchten=
den Antlitz des Knaben die ſelbſtloſe
Bereit=
ſchaft ihres Beſuchers warm umfaßte.
Seite 10 — Nr. 280
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
die Saut ohlte Taßgaftger!
Von E. G. Techow.
Wer hat Obſt zu verzollen?
An der Grenze des Staates Kalifornien
ent=
bieten Zollbeamte den erſten Gruß mit der
freundlichen Mitteilung, daß eine
Gepäckrevi=
ſion v genommen werden müſſe. Auf die
er=
ſtaunte Frage, wieſo mitten in USA. eine
der=
artige Formalität notwendig ſei, erhält man
die Auskunft, daß jede Einfuhr von Obſt
ver=
boten ſei. Als ob man ſich nach München Bier
mitbringen würde! Die lächerlich anmutende
Kontrolle wird, von den Beamten mit großer
Gründlichkeit vorgenommen, vielleicht finden
ſich doch in irgendeinem Winkel einige Pfirſiche,
die den kaliforniſchen Obſtabſatz beeinträchtigen
könnten.
Weiter geht es dann durch die Wüſte — ſo
beginnt nämlich das Land der Orangen —, bis
endlich Los Angeles erreicht iſt, an Ausdehnung
die größte Stadt der Welt mit einhundertzehn
Kilometer Durchmeſſer. Auf knapp 1,4
Millio=
nen Einwohner kommen 900 000 Automobile,
faſt genau ſo viel, wie ganz Deutſchland beſitzt.
Der Fußgänger, eine verdächtige Erſcheinung.
Jeder und alle fahren hier Auto, die
Haus=
ſrau zum Markt, der Student zur Univerſität,
kleine Kinder zur Schule, und häufig iſt viele
„Blocks” (Häuſerviertel) eit auch nicht ein
ein=
ziger Fußgänger anzutreffen. Nicht in „Down=
Town”, dem eigentlichen Geſchäfts= und
Fabrik=
viertel, wohl aber in den Wohngegenden und
den vielen Orten, die ineinander übergehen und
alle zuſammen dieſe Rieſenſtadt bilden:
Holly=
wood, North=Hollywood, Bel=Air, Beverly Hills,
Santa Monica, Glendale, Culver City, Burbank
u. ſ. f. Nur hier iſt es möglich, daß eine Wette
abgeſchloſſen wird, daß mindeſtens 30 „Blocks”.
weit kein „pedestrian” (Fußgänger) anzutreffen
ſei, und dieſe Wette auch wirklich mit 41
Straßen=
zügen gewonnen wird. Auch hier nur kann es
vor=
kommen, daß Fußgänger in den Abendſtunden
von der Polizei angehalten und nach Ausweiſen
gefragt werden, da es normalerweiſe
nieman=
dem einfallen würde, auch nur 10 Minuten weit
zu laufen. Die öffentlichen Verkehrsmittel,
Straßenbahn und Autobus, ſind ſpärlich und
ſchlecht. Ein zu dichtes Linien= oder
Verkehrs=
netz würde ſich auch gar nicht rentieren, da ſchon
halbwüchſige Jungen, bevor ſie richtig leſen und
ſchreiben können, ganz genau Beſcheid wiſſen,
wie ſie mit einem Auto umzugehen haben.
60 Prozent der Einwohner leben vom Film.
Ganz Hollywood, das eigentliche Zentrum
von Los Angeles, lebt vom und für den Film.
60 Prozent der Bevölkerung iſt in irgendeiner
Form mit der Filmproduktion verknüpft.
Be=
gibt ſich ein ſogenanntes „big opening”, d. h. eine
mit allen Raffineſſen amerikaniſcher
Reklame=
kunſt veranſtaltete Filmpremiere, ſo werden
ſchon Stunden vorher ganze Straßen für den
Verkehr geſperrt. Der „Hollywood Boulevard”,
als Verkehrsſtraße von gleicher Bedeutung wie
der Kurfürſtendamm in Berlin, iſt der
Auf=
marſchweg der geladenen Gäſte, während, die
filmintereſſierten Zuſchauer ſich ſchon am
Vor=
mittag im Umkreis des Theaters Plätze ſichern.
um nichts von dem großen Ereignis zu
ver=
ſäumen.
Die Zeitungen erſcheinen täglich mit vielen
Seiten ſpeziell dem Film gewidmeten
Beiträ=
gen, Nachrichten und Bildern und ſind an
In=
diskretion nicht zu übertreffen. Niemand von
den bekannten Filmleuten kann ſich in der
Oef=
fentlichkeit zeigen, ohne Schritt für Schritt
kon=
trolliert zu werden. Da wird berichtet, ob ſich
Clark Gable einen grünen oder roten Schlips
gekauft hat, wer mit wem bei Henrys, dem
Kinder=Cogik.
Alltagserlebniſſe aus der Kinderſtube. —
Mut=
ter lernt etwas von ihrem Jungen. — Kinder
ſind nicht „taktlos”.
Wenn Vater und Mutter ganz ehrlich ſind,
dann müſſen ſie ſich öfter ſagen, daß Kinder
ganz ungeheuer „logiſch” ſein können. Sie ſind
unbeſtechlich und machen dem Leben noch keine
Konzeſſionen, wie es die Erwachſenen oft ſo
gern tun möchten. Vater und Mutter können
von ihrem kleinen Buben oder dem Mädelchen
etwas lernen — aber das geſtehen ſie ſich nur
heimlich ein, im Stillen, aber freuen ſie ſich
darüber.
Wir komiſch kam ſich die Mutter neulich vor,
als ſie die kleine fünfjährige Ruth belehrte, daß
man auch mit Erziehungsverſuchen vorſichtig
ſein muß. Im Kinderzimmer iſt großes Geſchrei.
Ruth ſoll ſich die Schuhe anziehen. Sie will
nicht. Sie hat irgendeine, den Erwachſenen
un=
verſtändliche Antipathie gegen Knopfſchuhe.
„Sieh mal, Ruthlein, wie hübſch die
brau=
nen Schuhe mit den Knöpfchen ſind” ſchmeichelt
Mutti und läßt den Schuh lockend vor Ruth hin
und her tanzen.
Ruth wird gnädig. Sie ſtreckt den Fuß vor
und hält mit geſpreizten Zehen den
blaugerin=
gelten Strumpf hin.
„Anziehen, Mammi!” bittet ſie. Aber Mammi
will ihr kleines Mädel zur Selbſtändigkeit
er=
ziehen.
„Ein fünfjähriges Mädel muß ſich den Schuh
ſelbſt anziehen können, Ruth, denke doch nur,
Oſtern kommſt du in die Schule, dann lachen
dich ja die Kinder aus, wenn du dir noch nicht
einmal die Schuhe an= und ausziehen kannſt.”
Ruth überlegt einen Moment, dann ſagt ſie
klar und deutlich, mit ein klein wenig Triumph
in der Stimme: „Mammi, ich hab noch nie
ge=
hört, daß ſich Kinder in der Schule Schuhe an=
und ausziehen!"
Mammi ſchweigt — überzeugt.
Peter, vier Jahre alt, ſoll photographiert
werden. Er ſitzt ſplitternackt in der Badewanne.
Sein ganzes vierjähriges Denkvermögen iſt auf
eine große bunte Gummi=Ente konzentriert. Da
eleganteſten und teuerſten Speakeaſy, ſo und
viele Flaſchen Sekt beſtellte, wie lange Jean
Harlow bei dem Modefriſeur Jim zugebracht
hat, oder wie der Name der ſchönen Frau iſt,
die neben Ernſt Lubitſch bei der großen
Chan=
ſonſzene Chevaliers am Regietiſch geſeſſen hat
und zu wem ſie nun eigentlich wirklich gehört..
Der Film und ſeine Menſchen intereſſiert mehr
als alles andere, ſogar die Erholungsreiſe des
Präſidenten nach den Philippinen, die jüngſten
Streikkrawalle oder die aktuellſten Nachrichten
aus Europa müſſen da zurückſtehen. Hauptſache
iſt und bleibt die zugkräftige Schlagzeile in
handgroßen Lettern und die Befriedigung der
unerſättlichen Neugierde des Publikums, das
ganz genau wiſſen will, wann, wer von ſeinen
Lieblingen und wo und wie oft gehuſtet hat.
Leben in voller Oeffentlichkeit.
Das Leben ſpielt ſich zum größten Teil in der
Oeffentlichkeit ab. Man lebt in den „
drug-
stores” (Etabliſſements, die ſich nicht genau
definieren laſſen, da man in ihnen vom Ice=
Cream=Soda über Stiefelwichſe und Nagellack
bis zum photographiſchen Apparat oder
Hand=
ſchuh ſo ziemlich alles kaufen kann, was das
Herz begehrt) — in den Kinos, die vom frühen
Morgen bis zum ſpäten Abend ſpielen, und
wohin ſelbſt kleine Kinder mitgenommen
wer=
den, da ſonſt keiner auf ſie aufpaſſen kann. An
jeder Straßenecke hocken Männlein und
Weib=
lein auf hohen Stühlen, und laſſen ſich von
Negern die Schuhe putzen. Man ißt im Freien,
indem man ſeinen Wagen zu einer der
unzähli=
gen Schnellküchen ſteuert, um, im Auto ſitzend,
von behoſten Kellnerinnen bedient, ein „hot
dog” („Heißen Hund”, d. h. Wiener Würſtchen
mit warmen Semmeln) zu verzehren. Oder man
fährt hinaus an die „beach”, an den Strand, um
im Mondenſchein angeſichts des Meeres ſeinem
Mädchen einen Kuß zu geben, ſofern man es
nicht vorzieht, unter den langen Holzbrücken,
die für die nächtliche Ruhe der zahlloſen
Peli=
kane gebaut ſind, Feuer zu machen und ſoeben
ſelbſt gefangene Fiſche zu braten.
Opiumhöhlen, ruſſiſche Teeſtuben und Kunſtläden.
Und überall hat dieſe Stadt ein anderes
Ge=
ſicht. Nach dem Meer zu liegen die Villen und
Beſitzungen der Filmgötter, im Oſten iſt das
mexikaniſche Viertel, in dem auch nicht eine
Geſchäftsaufſicht engliſch iſt und ſtraßenweit nur
ſpaniſch geſprochen wird. Angrenzend folgt
„China=Town” mit zahlloſen Chop=Sue=
Reſtau=
rants, Opiumhöhlen und Kunſtläden. Am
ande=
ten Ende der Stadt, etwa 50 Kilometer
ent=
fernt, gibt es plötzlich nur „coloured people‟,
man iſt der einzige Weiße, der mit Mißtrauen
betrachtet wird. In einer anderen Gegend
wie=
der befindet man ſich, um die Ecke biegend, in
Rußland. Bärtige Männer in Schaftſtiefeln,
die nicht ein Wort engliſch ſprechen oder
ver=
ſtehen. Die Söhne haben ſich ſchon akklimatiſiert,
doch die Alten werden es nicht und wollen es
nicht. Holzhäuſer in altruſſiſchem Stil,
Tee=
ſtuben, Läden mit prachtvollen Lederwaren —
wieder eine andere Welt.
All dies iſt Los Angeles, oder, wenn man
will, die weitere und nähere Umgebung der
Filmmetropole Hollywood. Cin Völkerbabylon,
eine Miſchung von USA., Europa, Aſien und
ſüdländiſchem Leben. Eine ſeltſame Atmoſphäre
liegt über dem Ganzen, ſo unwirklich wie die
Strahlen der Scheinwerfer, die allabendlich, um
Flugzeugen zu ſignaliſieren, ein „opening” zu
verkünden oder auch aus reiner Freude am
Spiel, über die in allen Farben glitzernde
Rie=
ſenſtadt hinweggeiſtern.
kommt Vater mit dem Photoapparat, um Peter
für das Familienalbum zu verewigen. Vater
tört. Er hat ein ſchwarzes Tuch über den Kopf
geworfen, um den Apparat einzuſtellen. Das
geſchliffene Glas der Linſe wirft böſe Blicke.
Vaters Stimme hallt dumpf unter dem
ſchwar=
zen Tuch hervor. Peter iſt es unheimlich,
außer=
dem will er gern ungeſtört ſpielen, ſeine Gummi=
Ente iſt ihm wichtiger als die ganze
Photogra=
phiererei.
Vater iſt endlich fertig. Er ſchnalzt
auf=
munternd mit der Zunge, damit Peter in den
Apparat guckt. Mißtrauiſch ſieht dieſer zu Vater
hin. Drohend hat der Kleine die Stirn in
Fal=
ten gelegt.
„Lach doch, Peterle!” lockt die Mutter. Der
kleine Bengel wendet langſam den Kopf: „Ich
lache nur, wenn’s komiſch iſt!“
Was ſoll der Erwachſene auf dieſen logiſchen
Einwand antworten?
Wiſſenswertes Zahlen=Allerlei.
Photographien zeigen, daß nach einem Blitz
die Umgebung etwa ½/=ooo Sekunde erleuchtet
bleibt.
Auch in England iſt die Zahl der
Eheſchließun=
gen im Steigen begriffen. Im erſten Viertel
dieſes Jahres ſind 14 000 Ehen mehr geſchloſſen
worden als im gleichen Zeitraum des Jahres 1933.
In Prag wurde dieſer Tage eine Bettlerin
verhaftet, die das Geſtändnis ablegte, daß ſie ein
Einkommen von nicht weniger als 1000 Mark
monatlich durch ihre Bettelei erziele.
In den vergangenen Jahren ſind wiederholt
Erfindungen gemacht worden, um Regen zu
er=
zeugen, wenn er not tat. Ein gewiſſer Hatfield
hat von den Landleuten in Alberta 5000
Dol=
lars bekommen für ſeine Idee, durch Flugzeuge
elektriſch gelandenen Sand über die Wolken
aus=
ſtreuen zu laſſen, um ſie auf dieſe Weiſe zur
Ent=
ladung zu bringen. Jetzt behauptet aber der
amerikaniſche Wetterſachverſtändige Dr.
Hum=
phreys, daß es nur eine ſichere Möglichkeit gäbe,
Regen hervorzurufen, und zwar beſtände dieſes
Mittel darin, rieſige Feuerbrünſte zu entfachen.
Da aber die Koſten eines ſolchen Feuers, das
groß genug wäre, die Dürre zu beſiegen, viel zu
hoch ſein würden, iſt auch dieſe Idee unverwertbar.
Mittwoch, 10. Oktober 1934
Können Sie atmen?
Der Uebergang von der Bruſtatmung zur
Bauch=
atmung. — In vorgerücktem Alter eine
Not=
wendigkeit.
Viel zu wenig Beachtung wird trotz aller
Aufklärung noch immer der richtigen
Atmungs=
technik geſchenkt. Dieſe Technik müßte eigentlich
ſchon von früheſter Kindheit an geübt werden.
Einatmen und Ausatmen müſſen in einem
beſtimmten Verhältnis zueinander ſtehen. Die
Einatmung muß die Hälfte der Zeit in Anſpruch
nehmen, die zur Ausatmung nötig iſt. Schon
früher hat dieſer Grundſatz bei den heute mit
Unrecht in den Hintergrund getretenen
ſoge=
nannten Terrainkuren ſeinen Ausdruck
gefun=
den. Bei den berühmten Oertelſchen Gehkuren
kamen immer ein Schritt auf die Einatmung,
zwei dagegen auf die Ausatmung.
In den erſten Lebensjahrzehnten wird faſt
ausſchließlich mit der Bruſt geatmet. Wir dürfen
aber nicht vergeſſen, daß durchſchnittlich vom 45.
Lebensjahr an der Sport und auch ſonſtige
Tätigkeiten in den Hintergrund treten. Die
Folge ſind eine Verkalkung der Rippenknorpel
und eine Erſchlaffung der Bauchdecke. Außerdem
ſchwächen in den meiſten Fällen die
zunehmen=
den Altersfettpolſter die Bauchmuskulatur in
mehr oder weniger großem Umfang. Wird jetzt
die Bruſtatmung allein beibehalten, ſo werden
ſich dadurch geſundheitliche Nachteile ergeben, da
die Bruſtatmung naturgemäß immer
oberfläch=
licher wird. Von dieſem Zeitpunkt an muß alſo
die ſogenannte Bauchatmung beſonders geübt
werden. Auf dieſe Weiſe werden auch die trägen
Darmmuskeln in vermehrter Tätigkeit gehalten
und ſo leicht auftretenden Stauungen in der
Bauchhöhle wirkſam vorgebeugt. Außerdem
wer=
den Lie Nieren angeregt, die ebenſo wie die
Leber die geordnete Ausſcheidung der
Stoff=
wechſelſchlacken in Gang halten müſſen.
Intereſſant iſt die Tatſache, daß ſelbſt
dauernd erhöhter Blutdruck durch tiefe Ein= und
Ausatmung binnen weniger Minuten einige
Grade abſinkt. Dieſe Senkung bleibt eine
Zeit=
lang beſtehen. Es gelingt ſogar bei
ſyſtema=
tiſchen Atemübungen mitunter, den erhöhten
Blutdruck nach einigen Wochen normal zu
ge=
ſtalten und das Herz zu entlaſten. Manche
For=
ſcher ſtellen ſogar das Tiefatmen als das beſte
Heilmittel zur Bekämpfung der
Blutdrucker=
höhungen und der Arterioſkleroſe.
Dieſe Auffaſſung iſt übrigens keineswegs erſt
neueren Datums. Schon im Jahre 500 v. Chr.
preiſt der chineſiſche Philoſoph Laotſe die tiefe
Atmung in Verbindung mit der Bauchatmung
im ſpäteren Alter als lebensverlängernd. Wie
ſo viele anderen alten Grundſätze in der Medizin
hat alſo auch dieſe Lehre noch heute ihre
Gül=
tigkeit.
Die erſte Uhr.
Bubi hat zum Geburtstag eine Uhr geſchenkt
bekommen. Seine erſte Uhr. Nun möchte er ſie
gern allen Leuten zeigen.
Sonntags ſtolziert er durch die Straßen. Da
begegnet er einem freundlichen alten Herrn.
Bubi tritt an ihn heran, zieht ſeine Mütze
und ſagt:
„Ach bitte, würden Sie ſo freundlich ſein und
mir ſagen, wieviel die Uhr iſt.”
„Gleich, mein Junge”, antwortet der
freund=
liche alte Herr. „Es iſt . . . es iſt .. . zwei Minuten
vor zwölf.”
Würdevoll zieht Bubi ſeine erſte Uhr aus der
Taſche: „Stimmt!“
Die Zimmerpflanzen
beziehen Winterquartier.
Von Hanna Brenken.
Wenn ſich die Hausfrau mit Beginn der
kal=
ten Jahreszeit vor die Notwendigkeit verſetzt
ſieht, ihre Blumenpfleglinge, die während des
Sommers Balkon, Veranda oder äußere
Fenſter=
bretter ſchmücken, in der Wohnung
unterzubrin=
gen, dann iſt die Frage nach dem Wohin? immer
mehr oder minder ſchwer zu beantworten. Meiſt
haben ſich ihre Blumenbeſtände durch eigene
An=
zucht vermehrt, oder ſie ſind durch Geſchenke
be=
reichert worden, und da ihr jeder einzelne ihrer
Pfleglinge ans Herz gewachſen iſt, kann ſie ſich
zumeiſt kaum von ihnen trennen. Es werden
daher alle Zimmer mit ihnen vollgepfropft,
und ſelbſt Küche und Schlafzimmer müſſen oft
herhalten, ihnen ein Winterquartier zu ſichern.
Ganz abgeſehen davon, daß erſtere wegen den
Koch= und Gasdämpfen den Pflanzen nur ſelten
bekommt, ſind letztere wegen der notwendigen
Lüftung ihnen ebenfalls nicht dienlich. Ganz
abgeſehen von der niederen Zimmertemperatur,
zumal, wenn ſie, wie im Winter, ſehr häufig
noch unter 0 Grad ſinkt und daher
froſtempfind=
lichen Pflanzen verhängnisvoll wird.
Aber auch in den anderen Wohnräumen hat
dieſe Einquartierung mancherlei Schattenſeiten.
In erſter Linie für die Menſchen, denen die
Luftzufuhr und =erneuerung geſperrt wird, weil
alle Fenſterbänke beſetzt ſind, die bei jeder
Lüf=
tung erſt entfernt werden müſſen, was eine
viel=
beſchäftigte Hausfrau natürlich ſcheut. Wird aber
doch gelüftet, dann iſt der entſtehende Zug, wie
ſchon angedeutet, den Pflanzen nicht
zuträg=
lich und ſie beginnen zu kränkeln, was um ſo
leichter der Fall iſt, je größer der Unterſchied
zwiſchen eindringender kalter Außen= und
war=
mer Zimmerluft iſt. Ganz abgeſehen davon,
wird aber auch die Harmonie eines Raumes,
der mit Topfpflanzen, gleichviel, an welchem
Platze, überfüllt iſt, arg geſtört und ſo ein
Zu=
ſtand geſchaffen, der rund 7 Monate des
Jahres anhält.
Zimmerpflanzen und Blumen ſollten in Zahl
und Umfang unbedingt dem Raume angepaßt
ſein, wobei das Wenige jedenfalls immer beſſer
als das Zuviel wirkt. Die geſchmackvolle
Zu=
ſammenſtellung einiger dekorativer Pflanzen in
der Blumenkrippe, dem =tiſch oder =ſtänder iſt
ſtets ein ſchönerer Schmuck des Raumes, als ein
vo beſetztes Fenſter, zumal auf dieſe Weiſe auch
ein beſſerer Transport der Pflanzen beim
Lüf=
ten des Zimmers ermöglicht wird.
Es gilt daher, ſcharfe Muſterung unter den
Pflanzenbeſtänden vorzunehmen und nur
die=
jenigen für das Winterquartier im Zimmer zu
beſtimmen, die ſich für die darin herrſchende
Temperatur und jeweiligen Lichtverhältniſſe am
beſten eignen. Gerade dieſe beiden Punkte ſind
für ein gutes Fortkommen der Pfleglinge
be=
ſonders wichtig, da ſie ſonſt kränkeln und
ein=
gehen. Die übliche Zimmertemperatur liegt
nun aber meiſt über jener, die den Pflanzen
zu=
träglich iſt, wobei die damit verbundene
Luft=
trockenheit gleichfalls ſchädlich iſt und die
Staub=
ablagerung ihr Atmen behindert, ſo daß um
dieſem Uebel zu begegnen, für entſprechende
Luftfeuchtigkeit durch Aufſtellen von
Waſſer=
ſchalen oder =töpfen auf dem Zimmerofen oder
der Dampfheizung geſorgt werden und
wöchent=
lich mindeſtens einmal ein Abwaſchen bzw.
Ueberbrauſen der Blätter mit zimmerwarmem
Waſſer erfolgen muß. Auch das Gießen iſt den
Verhältniſſen anzupaſſen und ſoll man lieber
wöchentlich 2—3mal gründlich, als täglich nur
wenig gießen, ſo daß nur die Oberfläche
ange=
feuchtet wird, der Wurzelballen aber trocken
bleibt, die Wurzeln verdorren und die Pflanze
ſchließlich eingeht. Niemals aber darf das
gründ=
liche Gießen ſoweit gehen, daß das Waſſer im
Unterſatz ſtehen bleibt, ſo daß auch die Erde
zer=
ſetzt, ſauer wird und durch ihre Ausdünſtungen
auch noch die Zimmerluft verſchlechtert.
Alle übrigen Pflanzen aber, die für den
Zim=
meraufenthalt nicht in Frage kommen, ſollten
entweder völlig ausgeſchaltet oder, wenn ihnen
ein Kelleraufenthalt nichts ſchadet, dort zur
Ueberwinterung untergebracht werden. Zu ihnen
gehören beiſpielsweiſe Laurus Tinus, Lorbeer,
Oleander, Myrthe, Geranien und Pelargonien
und auch Efeu. Die ſo beliebten Kamelien und
Azaleen aber bedürfen während der
Winter=
monate einer beſonderen Pflege, verlangen
je=
doch zugleich, wie die Coniferen, kühle Räume,
deren Temperatur nicht über 12 Grad liegen
ſollte.
Gefüllte Gemüſeſpeiſen
auf mancherlei Weifen.
Gefüllte Kohlrabi. Dazu wähle man
mög=
lichſt gleichgroße, holzfreie Kohlrabi, die man
mit dem Kartoffelausſtecher bis auf eine
blei=
ſtiftſtarke Wand aushöhlt. Dann bereite man
aus gleichen Teilen gehacktem Rind= und
Schweinefleiſch oder auch feingewiegten Reſten
von Braten (auch ſolche von Wildfleiſch eignen
ſich vorzüglich) Salz, Pfeffer, Kümmel, etwas
Sardellenpaſte, Zwiebel, 1 Ei und evtl. 1
Eß=
löffel geriebener Semmel, zum Feſtigen der
Maſſe, eine würzige Maſſe, mit der man die
Kohlrabi füllt. (Für 3 mittelgroße Kohlrabi
genügt insgeſamt ½ Pfund Füllmaſſe.) Dann
brate man die Kohlrabi in der Pfanne von
allen Seiten lichtbraun an und ſetzte ſie in
einen Topf nebeneinander, füge die
aus=
gehöhlten Kohlrabiſtückchen bei, übergieße das
Ganze mit heißem Waſſer und laſſe die
Kohl=
rabi 1½ Stunde langſam dämpfen. Die
Kohl=
rabi werden auf flacher Schüſſel angerichtet,
das Kleingemüſe kranzartig darum gelegt, die
Soße, die man mit Salz und Butter abſchmeckt
verdicke man mit Kartoffelmehl.
Gefüllte Zwiebeln. Möglichſt fauſtgroße
Zwiebeln werden geſchält und dann bis auf
2 Spalten ausgehöhlt. Dann ebenfalls mit
oben beſchriebener Fleiſchmaſſe gefüllt. Wälze
die gefüllten Zwiebeln in Mehl und brate ſie
von allen Seiten an und laſſe ſie mit heißem
Waſſer und ſpäter beigefügter ſaurer Sahne
langſam weich ſchmoren. Die Soße mache man
mit Kartoffelmehl ſämig.
Gefüllter Sellerie. Schöne große Köpfe
höhle man nicht zu dünn aus, fülle ſie mit
bekannter Fleiſchmaſſe, doch kann man auch
eine ſolche von Leber bereiten. Den gefüllren
Sellerie dünſte man in Salzwaſſer langſam
tveich und reiche ihn mit einer recht glatten
holländiſchen Butterſoße und Salzkartoffeln.
Gefüllte Kartoffeln. Zu dieſem ſchmackhaften
Gericht eignen ſich große, nicht mehlige
Kar=
toffeln, die ausgehöhlt werden. Man fülle ſie
mit ſog. Bratwurſtmaſſe und ſchmore die
Kar=
toffeln mit halb Waſſer, halb ſaure Sahne
weich, achte aber darauf, daß ſie nicht
an=
kochen oder zerfallen. Dazu eignet ſich an
beſten eine Bechamelſoße.
Gefüllte Wirſingröllchen. Große Wirſinge
blätter überbrühe man mit heißem Waſſer und
gebe auf jedes Blatt je 1 Eßlöffel der bekanſ
ten Fleiſchmaſſe, die man aber auch von Reſte
gekochten oder gebratenen Fleiſches oder Leb‟
bereiten kann. Zuſammengerollt, werden ſie
in Mehl gewälzt von allen Seiten leicht ule
gebraten und mit heißem Waſſer bedeckt, me
Salzbeigabe langſam weichgedünſtet. Die Soße
wird dann mit Kartoffelmehl ſämig gemächlte
Mittwoch, 10. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſi
te Nachrichten
Nr. 280 — Seite 11
StdassSaTd llgtlat
Ein vollbeſetzkes Haus
ha tten geſtern abend die Vorführungen im Rahmen der
Werbe=
noche zu verzeichnen. Als Oberturnwart Biſchoff die
An=
weſenden herzlich begrüßte, war kaum noch ein Plätzchen in der
zurnhalle am Woogsplatz zu erwiſchen. Lebhafter Beifall empfing
ſe 8 Radfahrerinnen des Radfahrervereins. Darmſtadt,
dar ſich wiederholte, als ſie mit ihren ſo „leichten” und doch diſzi=
„äniert ſchönen Reigen — unter Leitung von Saalfahrwart Adam
Reihl — wieder den Boden verließen. Nicht weniger
Anerken=
rang wurde den Frauen und Mädchen der Fechterinnen=
USteilungen des Darmſtädter Fechtclubs, der TSG. 46 und der
1S. Beſſungen zuteil für ihre unter der Leitung von Fechtwart
Melcher ausgeführten allgemeinen vorbereitenden gymnaſtiſchen
lsbungen und die Schaugefechte. Groß war der ſpontane
Bei=
acl, als nach den einleitenden Worten von Gautenniswart
Scch ild und den einleitenden Uebungen der TSG. 46 aus den
zrſchauerreihen zwei „Anfänger” die Schläger in die Hand
rahmen und beweiſen konnten, daß zwar zum ſportgerechten
ennis allerlei Training, aber für die allgemeine
Leibes=
lit ung vor allem guter Wille zum Mitwirken gehört. Nicht
veniger amüſant war die Mitwirkung von zwei Novizen beim
uIſchließenden Tiſchtennis. Alles in allem ein recht
wer=
ſender Abend für die Leibesübung der Frau.
Heute abend: Schwimmen und Gymnaſtik.
Von 7. 30—8, 30 Uhr zeigen die Schwimmerinnen
Städtiſchen Hallenſchwimmbad ihre Vorführungen.
Frockenſchwimmen Schwimmſchule, Springen,
Frgurenlegen. Reigen und andere dem
Frauenſchwimm=
vort angepaßte Uebungen werden im Laufe einer Stunde dem
Keſucher den Wert des Frauenſchwimmens vor Augen führen.
Um 8, 30 Uhr beginnen in der Woogsturnhalle die
Vorführungen der Gymnaſtikverbände. Gerade dieſe
Dar=
ietungen werden mit zu den intereſſanteſten der ganzen
Werbe=
ſpoche zählen, haben doch hier die Zuſchauer einmal Gelegenheit,
ſie einzelnen Gymnaſtikſchulen (Loheland, Bode uſw.) der Reihe
nach kennen zu lernen.
Der Rundfunk ſtellt ſich heute zweimal in den Dienſt der
Srche. Vormittags um 11.30 Uhr ſpricht über den Reichsſender
ſtau Liſa Müller über das Thema „Geſunde Frauen durch
däbesübungen” vom Standpunkt des „Schwimmens”, während
nchmittags um 5.40 Uhr der Reichsſender Berlin in einem
Funk=
richt Bilder aus dem Uebungsbetrieb der Mädchen in der
0 utſchen Turnſchule bringt.
Alle Veranſtaltungen ſind koſtenlos.
Die geſunde Frau ſchwimmk!
Geſunde Frauen durch Leibesübungen, ſo ſchallt es uns in
i ſer Woche in ganz Deutſchland entgegen. Und alles das, was
ſaHei in den uns bekannt gewordenen Aufrufen vom Nutzen der
eäbesübungen geſagt iſt, kommt in allererſter Linie für das
ſöchwimmen in Betracht.
Das Schwimmen iſt die Krone der
Leibes=
ungen für das weibliche Geſchlecht, weil ſie
ue geſündeſte iſt. Daran zweifelt heute kein vernünftiger
Nenſch mehr. Es iſt die Leibesübung für die Frau. Seine
eundheitfördernde und unzweifelhaft allſeitig leibeserzieheriſche
Verkung, die es als Leibesübung mit dem Turnen und
Be=
uggungsſpiel gemein hat, wird ergänzt und weſentlich geſteigert
urch die geſundheitlich wohltätigen Wirkungen, welche das den
Larper umgebende Waſſer hervorbringt.
Dieſe Wirkungen ſind hauptſächlich hautreinigender
ſatur, dann aber auch abhärtender Natur. Wer
regel=
näßig ſchwimmt, wird körperlich
widerſtands=
ähiger. Dabei wird aber auch die Fähigkeit des
Zuſammen=
ſechens und Erweiterns der Hauptblutgefäße in beſonderer Weiſe
usgebildet, was ſchließlich eine Kräftigung und
Lebendigerhal=
urg der kleinen Hautmuskeln bewirkt.
Das Schwimmen iſt ſomit ein ſogenanntes Turnen der Haut,
as den Körper geſchmeidig macht, ihn friſch und ſchön erhält.
im maßgebendem Einfluß iſt das Schwimmen auf eine geſunde
nv kräftige Entwicklung des Herzens, beſonders auch während
e: Zeit des Wachstums. Es iſt weiter von großer
nervenſtär=
ender Wirkung, die gerade der großſtädtiſchen Bevölkerung ſo
heraus not tut.
Am bedeutſamſten iſt aber auch die Kräftigung und
Förde=
ung der Lungen durch das regelmäßige Schwimmen, da
hier=
urch die Atmungstätigkeit weit größer iſt als ſonſt.
Alle dieſe heilſamen Wirkungen des Schwimmens ſind von
herwiegender Bedeutung für ſeine Beurteilung als.
Leibes=
bung, und damit hat es auch vieles anderen Leibesübungen
or aus.
Die Darmſtädter Frauenwelt betreibt zwar das
Schwim=
nim, aber noch lange nicht in dem Maße, als es ihm als
Leibes=
bung zukommt. Während unſere Jugend ſich vielfach innerhalb
er ſchwimmſporttreibenden Vereine betätigt, ſtehen noch viele
inderer Frauen dieſer idealen Leibesübung fern. Dieſe
Werbe=
du he und auch der vor einigen Jahren erſchienene Aufruf der
ieſigen Vereine an die Nichtſchwimmer ſoll unſere Frauen eines
Inveren belehren. Erneut wird ihnen ſomit die Erlernung des
ſch wimmens nahegelegt und die regelmäßige Ausübung
beſon=
eis empfohlen. Das große Gebiet des Schwimmens umfaßt für
Uas weibliche Geſchlecht ein ſo abwechſelungsreiches Arbeitsfeld.
lesgenſchwimmen Figurenlegen Kunſtſchwimmen uſw. ſind die
hwoimmeriſchen Uebungen, die den Frauen am meiſten liegen.
Ile dieſe Uebungsarten werden in den hieſigen
ſchwimmſport=
rerbenden Vereinen gepflegt. Deshalb geht von ihnen auch aufs
ei=e der Ruf an die hieſige Frauenwelt:
Kommt zum Schwimmen! Lernt ſchwimmen!
Das Geleitwort der Werbewoche „Ein geſundes Geſchlecht
ſuch geſunde Frauen” ſchließt endlich die Forderung in ſich: Jede
ſeuutſche eine Schwimmerin, und ſchließlich jede Schwimmerin
Bi.
ine Retterin!
Ueber das Weſen der Gymnaſtik.
Die Frage, ob der Körper der wahren Beſtimmung der
nemſchlichen Seele ein Hindernis ſei, man ihm darum
uwider handeln müſſe, iſt mit dem Mittelalter
erle=
igt. Daß umgekehrt Geiſt und Seele gar nichts Wirkliches,
n Grunde nur körperliche, triebhafte Vorgänge ſind, über deren
uachre Natur wir uns bisher getäuſcht hätten, der troſtloſe
mate=
jclliſtiſche Standpunkt iſt nicht mehr zu halten gegenüber der
atſache der nationalſozialiſtiſchen Revolution: Iſt doch vor
un=
eien Augen ein dem Siechtum verfallender, im Widerſtreit
ſei=
einzelnen Teile ſich erſchöpfender Volksorganismus durch den
geiner Idee auf den Weg der Geſundung gebracht. Daß das
ak ſelbſt von dieſer Idee durchdrungen wurde, war das
Ent=
heäidende. Nun gilt es, materialiſtiſche Weltanſchauung bis ins
leinſte alltäglich hinein praktiſch zu überwinden: Auf dem
Ge=
lſiecke der Leibesübungen heißt das, Loskommen von allem nur
techaniſchen Ueben, von der Ueberſchätzung des zahlenmäßig
Meß=
ſunen einer Leiſtung. Es gilt zu erkennen, daß Geſundheit nicht
INuskelkraft und Organtüchtigkeit allein iſt, ſondern erſt das
Er=
ehmis des Zuſammenklanges von Seeliſchem und Körperlichem.
ſctaut man nur auf den Körper und ſeine Geſundheit, ſo erreicht
uam ſie nicht. Es wäre das eben nicht beſſer, als wollten wir
vch) heute verſuchen, mit wirtſchaftlichen Maßnahmen allein zu
eeieren. Die Kräfte, die wir üben, entwickeln ſich. So ſind
ſeibbesübungen, vom ganzen Menſchen aus getan, zugleich ein
Veig zu wahrer Bildung, zu rechter Körper=, Herzens= und
ſei ſtesbildung.
Wie aber werden ſolche Uebungen ausſehen? Da gibt es
te lich ein „Syſtem”, das man ſchwarz auf weiß von Hand zu
ſand geben könnte. Auch mit der Ueberſchrift Gymnaſtik iſt es
icht getan, ſo ſchön es iſt, ſich mit dieſem Wort immer wieder
in ſeinen Sinn, nämlich ſtaatsbürgerliche Charaktererziehung, zu
nacnen. Es kommt auch nicht darauf an, ob wir Freiübungen
den Kampfſpiele, ob Atemübungen oder Fußübungen machen,
uch nicht, ob wir Muſik, bei verwenden oder nicht, ſondern
ſrauf, wie wir in unſerem Tun darinnenſtehen: Tatbereit
ent=
hloſſen und ſachlich, wie es nur irgend Jahn oder Guts Muths
forderten, aber zugleich wach und hörend, mit allen Sinnen
hin=
merkend auf das, was geſchieht, wenn wir uns bewegen; was da
als ein Kräfteſpiel in Raum und Zeit vor ſich geht, erleben
er=
horchen können, dann iſt es auch ohne daß wir Muſik dazu
nehmen, ſelbſt wie Muſik. Das iſt auch fromm ſein gegenüber
den eigenen Gaben, das die Wiedererwecker deutſcher
Leibesübun=
gen wollten. Es gilt, das Bild, das von dem Bewegungsgeſchehen
in uns haften blieb, übend immer eindeutiger und klarer
heraus=
zuſchälen. Da lernen wir unſere Kräfte kennen, müſſen ehrlich
vor uns ſelbſt werden. Bewegung wird nicht mit dem
Lernver=
ſtand erfaßt, ſondern mit der Empfindung. Was entſteht., iſt
nicht Bücherweisheit, ſondern ganz allmählich ein bildhaftes
Erkennen der wunderbaren Ordnung, die in uns gelegt iſt.
Wir erwerben nicht Kenntniſſe, aber es wird klar in uns. Das iſt
Freude, die trägt und alles, was da kommt leicht macht. Solche
Bewegung ſieht auch klar aus und hat nichts gemein mit
ver=
ſchwommener Geſte die ausdrücken will, was gar nicht da iſt, oder
mit bequemem Nachahmen fremder Art. Es macht nicht nur einen
ſelbſt leiblich geſund, ſodern entwickelt auch
Unterſcheidungsver=
mögen und Abwehrkraft gegenüber allem Kranken, Häßlichen und
Zerſtörenden.
Wenn wir heute wieder gelernt haben, die natürlichen
Ge=
gebenheiten unſerer Bewegung aufzugreifen das Rhythmiſche,
Schwunghafte, das, was aus Kräften des Blutes ſtammt, wenn
wir uns der Befreiung von ſtarren Uebungsformen zu lebendig
fließender Bewegung freuen, ſo gilt es, doppelt wach den Weg zu
wiſſen zwiſchen Erſtarrung und — formloſer Losgelaſſenheit.
Hem=
mungen überwinden, iſt nicht Hemmungsloſigkeit. Natürlich iſt
nicht formlos. Die Natur folgt bis in die Bewegung des
klein=
ſten Atoms hinein ewigen Geſetzen. Einzig der Menſch muß ſich
die Formgeſetze ſeiner Bewegung ſelbſt geben, d. h. er muß ſie
erkennen und ſich ihnen dann freiwillig fügen, da er nicht im
Zuſtand vorgeſchichtlicher oder kindlicher Unbewußtheit bleiben
kann. Was wir am herangewachſenen Menſchen als natürliche
Bewegung lieben und was allein auch ſchön — und geſund iſt,
iſt ſchon der Einklang zwiſchen Kräften des Blutes und des
Geiſtes.
Gerade auf dieſem noch ſo neuen Weg bedürfen wir der
Füh=
rung. In der deutſchen Gymnaſtik iſt in den letzten drei
Jahr=
zehnten ernſte Arbeit geleiſtet worden — eine Pionier= und
For=
ſchungsarbeit, die nur unter Opfern aller Art möglich war. Was
ſich als in die Zukunft weiſend und weſenhaft durchgehalten und
durchgekämpft hat, gilt es zu ergreifen und in die Breite
frucht=
bar zu machen. Es gebt darum, nicht vorhandene Uebungen
ſchwungvoll oder mechaniſch nachzuahmen, ſondern immer wieder
von dem Uebenden die Auseinanderſetzung mit der eigenen
Be=
wegung zu fordern. Einordnung ins Ganze nicht zu befehlen,
ſon=
dern ſelbſt finden zu laſſen. Dieſe deutſche Gymnaſtik hat es alſo
als ihre Aufgabe erkannt, nicht nur das Naturgeſchehen wieder
durchbrechen zu laſſen, ſondern dieſes Naturgeſchehen auch zu
er=
leben, in ſeinen Geſetzmäßigkeiten zu erkennen und es im
geiſti=
gen Sinne zu formen, nicht nur zu tänzeriſcher Geſtaltung,
ſon=
dern zur Geſtaltung des Lebens überhaupt in ſeiner alltäglichen
und ſeltener feſttäglichen Form. Sie fordert ſomit für eine
Gym=
naſtik der Frau, daß ſie den Geſetzen der Natur, der raſſiſch=
völki=
ſchen Art und der natürlichen und geiſtigen Beſtimmung der Frau
entſpricht, daß ſie organiſch, weiblich und deutſch ſei. Dieſe
For=
derungen zu erfüllen, dazu gehört ein Wiſſen und Können, das
nicht nebenbei erworben werden kann, ſondern nur durch ernſtes
Studium.
Indem der Reichsſportführer die Tagung der Deutſchen
Tur=
nerſchaft am 7. und 8. April in Berlin damit eröffnete, daß er
betonte, daß die Gymnaſtik nicht nur geſundheitliche, ſondern ſtets
den ganzen Menſchen packende erzieheriſche Ziele verfolgen ſolle,
iſt zum erſten Male auch von führender Stelle das Ziel der
deut=
ſchen Gymnaſtikerſchaft anerkannt worden, die zuſammengeſchloſſen
iſt im Reichsverband deutſcher Turn= Sport= und Gymnaſtiklehrer
als „Fachſchaft Gymnaſtik und Tanz” und bereit ſteht, ihre
Er=
fahrungen und ihr Können einzuſetzen für alle Teile des Volkes
im privaten und öffentlichen Leben, ganz beſonders aber für die
Frau als der Hüterin von Volksgeſundheit und völkiſcher Kultur.
4.I.
Offene unentgeltliche Unterrichtsſtunden
der Mitglieder der „Fachſchaft Gymnaſtik und Tanz” im „
Reichs=
verband deutſcher Turn= Sport= und Gymnaſtiklehrer im NS.=
Lehrerbund” in der Woche vom 14.—19 Oktober: Frau Ellie
Bommersheim (Ausgleichsgymnaſtik), Wilhelminenplatz 8:
Mitt=
woch von 20— 21 Uhr, Frl. Wilma Hofmann (Laban)
Wilhelmi=
nenplatz 8: Montag von 15—16 Uhr., Freitag von 19—21 Uhr.
Frl. Anne Mannkopff (Loheland) Annaſtraße 8: Dienstag von
19.—20 und 20——21 Uhr. Mittwoch von 16—17 Uhr. Donnerstag von
9.30—10.30 Uhr. Frl. Elsbeth Müller (Laban),
Wilhelminen=
platz 8: Dienstag von 20.15—21.15 Uhr. Mittwoch von 18—19
Uhr, Donnerstag von 9.30— 10.30 Uhr Frl. Lore Rhenius (
Menz=
ler), Heidelberger Straße 47: Montag von 17—19 Uhr, Frl.
Sibylle Schwab (Bode) Hobrechtſtraße 20: Dienstag von 20—21
Uhr, Donnerstag von 11—12 und 18.30— 19.30 Uhr.
Dieſe Stunden, ſind nur offen für ſolche, die mitmachen.
TGB. 1865—Reichsbahn.
Erſtmalig als Fußballabteilung der TGB. 65 greift die
frü=
here Union am Sonntag, dem 14. Oktober in die Verbandsſpiele
ein. Als erſter Gegner zur Kraftprobe iſt der Reichsbahn=
TSV. beſtimmt. Das Spiel findet um 11 Uhr auf der
Renn=
bahn ſtatt. Vorher, 9,15 Uhr. 2. Mannſchaften.
Zußball.
Viktoria Griesheim — Chattia Wolfskehlen 4:0 (3:0).
Die Fußballer von Viktoria Griesheim haben ſich im 2. Spiele
die erſten Punkte mit 4:0 recht deutlich und ſicher geholt.
Wolfs=
kehlen war nicht die Mannſchaft, die gefährlich werden konnte.
Trotz großem Eifer, den die Gäſte mitbrachten, reichte es nicht zu
einem Gegentreffer, Wolfskehlen kann froh ſein, daß Griesheim
reichlich Schußpech hatte, denn mit etwas Glück hätte es bei
Halb=
zeit ſchon 7:0 heißen können. Im Viktoriaſturm klappte es diesmal
gut, die Läuferreihe war der beſte Mannſchaftsteil, hier war
Rit=
ter der Turm in der Schlacht, auch die Verteidigung ſtand auf dem
Poſten wo der alte Kämpe Klippel der Beſte war Beim Torſchuß
war Becker dreimal erfolgreich. Dierks verwandelte einen
Hand=
elfmeter. Das Spiel der Gäſte war nicht ſchlecht, die Mannſchaft
zeigte ganz ſchöne Anſätze, doch Uebereifer verdarb mehr als er
gut machte. — Zweite Mannſchaften 2:1 (0:0). — Bei den
Ju=
nioren ſah man gegen Germania Pfungſtadt am Vormittag ein
ſchönes 2:2=Spiel. — Die Schüler ſchafften einen hohen 5:2=Sieg
gegen Viktoria Pfungſtadt.
In Heppenheim ſiegten die Handballer, wie gemeldet,
mit 9:2 Toren, obwohl ſie gezwungen waren, die letzten 20 Min.
(Schwäch ſchied infolge einer Verletzung aus) mit nur 10 Mann zu
ſpielen. Es war ein wechſelvoller Kampf, bei dem die Griesheimer
das beſſere und ſyſtemvollere Spiel zeigten. Knoth im Griesheimer
Tor hatte nicht allzuviel zu halten, einige Bälle wehrte er mit
großem Geſchick. Korb leitet mit dem 1. Treffer den Torſegen ein.
Für Nr. 2 und 3 ſorgt Gies, bei Nr 4 und 5 iſt Sauerwein der
Schütze, Dingeldein ſtellt dann das Halbzeitergebnis mit 6:0
Toren her. Nach der Pauſe will es bei Griesheim nicht mehr ſo
recht klappen, Schwäch ſcheidet aus Heppenheim kommt auf und
er=
zielt in knappem Abſtand zwei Tore, welches für Müller das
Signal iſt, in den Sturm zu gehen. Er iſt kaum drei Minuten
vorn da hat er auch ſchon in feiner Durchreißermanier mit zwei
ſcharfen Würfen die alte Tordifferenz wieder hergeſtellt. Zum
Schluß iſt Sauerwein noch einmal erfolgreich. — 2. Mannſchaften
2:11=Sieg. — Am Vormittag zeigte die Jugend. mit Erſatz
ſpie=
lend, gegen die Turnerſchaft Griesheim ein ſehr zerfahrenes Spiel,
welches mit 6:6 Toren endete. Das Spiel der Turner konnte beſſer
gefallen und hätten dieſe auch einen knappen Sieg verdient
ge=
habt. Unangenehm fiel die dauernde Maulerei beider
Mannſchaf=
ten auf, hier iſt noch ein Stück Erziehungsarbeit zu leiſten. hs.
SV. 16 Groß=Gerau—Union Wixhauſen 4:1 (3:0).
Wixhauſen mußte in Groß=Gerau zur Ueberraſchung aller
eine 4:I=Niederlage erleben. Wer jedoch das Spiel geſehen hat.
konnte feſtſtellen, daß Wirhauſen die weitaus beſſere Mannſchaft
war, das Spiel ſtets überlegen geſtaltete und ein
Eckenverhält=
nis von 15:1 herausholte, aber keine Tore ſchoß. Selbſt ein
Elf=
meter wurde verſchoſſen. Zu allem Unglück wurde noch der rechte
Läufer ſchon vor der Halbzeit verletzt, und man war gezwungen,
das Spiel mit 10 Mann durchzuführen. Aber trotzdem war
Wix=
hauſen ſtets im Angriff, aber Erfolge blieben aus. Anders
da=
gegen Groß=Gerau. Mit ſeinen wenigen Schüſſen, die es aufs
Tor brachte, erzielte es 4 Tore, da der ſonſt ſo vorzügliche
Tor=
wächter heute ſehr mäßig arbeitete. Die Mannſchaft ſpielte mit
Eifer und verteidigte den Vorſprung mit der ganzen Kraft.
Schiedsrichter Leiſt=Lampertheim leitete gut, hätte jedoch gegen
das harte Spiel beſſer einſchreiten müſſen. Wenn, wie der linke
Läufer und Verteidiger von Groß=Gerau, gegen den Rechtsaußen
von Wirhauſen zirka 30 Straftöße verurſachen, muß man andere
Mittel anwenden als nur Strafſtöße, 2. Mſch. 0:2 f. W.
SpCl. 1928 Ober=Ramſtadt—SV. Höchſt 1:2 (1:1).
Unter der vorzüglichen Leitung von Klinger=Groß=Gerau
lie=
ferten ſich beide Mannſchaften einen äußerſt ſpannenden Kampf,
den die Gaſtgeber unverdient verloren, denn ſie waren während
des ganzen Sviels ſtark im Vorteil und die bei weitem beſſere
Mannſchaft. Die Gäſte hatten in ihren Flügelſtürmern,
Mittel=
läufern, den beiden Verteidigern und dem Torwart ihre beſten
Kräfte. Nach der Pauſe wurden die Einheimiſchen drückend
überlegen, konnten aber vor lauter Beinen das Tor nicht finden,
denn Höchſt verteidigte äußerſt zahlreich und mit viel Glück. Dies
ſoll keinesfalls die Leiſtung der tapferen Gäſtemannſchaft
herab=
ſetzen, denn alle Gäſteſpieler kämpften bis zuletzt mit äußerſter
Hingabe. Ober=Ramſtadt mit drei Erſatzleuten lieferte ein
wirk=
lich gutes Spiel, von dem eingeſtellten Erſatz fiel der Halblinke
faſt vollkommen aus, während die anderen recht anſprechende
Leiſtungen zeigten — Im Spiel der Reſ. ſiegten die Ober=
Ram=
ſtädter mit 5:2. Münkler=Roßdorf leitete gut.
Tv. Sandbach—Tv. Lützel=Wiebelsbach 1:2 (0:2).
Lützel=Wiebelsbach weilte am Sonntag zum zweiten
Ver=
bandsſpiel in Sandbach und konnte daſelbſt verdient mit 2:1
ge=
winnen. Das Spiel begann mit raſenden Angriffen der Gäſte,
und es dauerte nicht lange, bis der L.=W. Mittelläufer Joh.
Schnellbacher durch einen Weitſchuß ſeine Mannſchaft in Führung
bringt. Weitere todſichere Sachen wurden von dem zaghaften
O.=W. Innenſturm ausgelaſſen. Durch Elfmeter erhöht Lützel=
Wiebelsbach auf 2:0. Mit dieſem Ergebnis geht es in die Pauſe.
Nach Wiederbeginn ſpielt der Gäſteſturm zuſammenhanglos, die
Bälle wurden nicht mehr gehalten, und die Folge war, daß
Sand=
bach für kurze Zeit feldüberlegen wurde. Jetzt zeigte ſich jedoch
die Gäſteverteidigung als Meiſter ihres Fachs. Sämtliche
Sand=
bacher Angriffe wurden abgeſchlagen. Erſt als Sandbach durch
einen Elfmeter ein Tor aufgeholt hatte, erkennt der gegneriſche
Sturm den Ernſt der Lage. Der prächtige L.=W. Endſpurt
be=
ſchließt das Spiel. Die Gäſte hatten verdient gewonnen, jedoch
müßte der Torunterſchied weit höher ſein. Schiedsrichter
For=
noff=Berfelden war gut. 2. Mannſchaften 1:1.
VfR. Beerfelden—VfR. Erbach 0:1 (0:1).
Mit dem knappſten aller Reſultate konnte am Sonntag VfR.
Erbach als Sieger den Platz verlaſſen. Es war von Anfang bis
in die letzte Minute ein überaus ſpannender Kampf. Es war das
Spiel zweier ganz hervorragender Hintermannſchaften, die ſich ein
heroiſches Spiel lieferten. Mit einer Unerbittlichkeit
ſonder=
gleichen machten ſie hüben wie drüben auch den beſtgemeinten
Angriff zunichte. Gar manches Mal, als ſchon der laute Ruf
Tor” über den Platz ertönte, gerufen von einer ganz ſtattlichen
Zuſchauerzahl, fand ſich immer noch ein letzter Arm oder ein
letz=
tes Bein, die Gefahr abzuwehren. Es war direkt
nervenauf=
peitſchend für die Anhänger beider Seiten. Gewiß, wenn man
auch in Beerfelden lieber die Einheimiſchen als Sieger geſehen
hätte, ſo war aber doch alles zum Schluß zufrieden mit dem
Geſchauten.
Handball.
Tgde. Sprendlingen—TuSpV. Braunshardt 3:9 (2:5).
Unter der umſichtigen Leitung von Spiegel=SV. 98
Darm=
ſtadt wickelte ſich dieſes Spiel vor wenigen Zuſchauern auf dem
Platze der Sprendlinger Turngemeinde ab. Die Gäſte hatten
gegen früher eine ſtark verüngte Elf zur Stelle, die es aber
dennoch verſtand, ſich durchzuſetzen. Während hier immer alle
Mannſchaftsteile eingeſetzt wurden und ſo alle Anteil am Erfolg
haben, war Sprendlingens Spiel auf 1 bis 2 Mann zugeſchnitten.
Dieſe Spielweiſe erleichterte der Gäſteverteidigung natürlich ſehr
die Abwehr. Braunshardts Sturm ging immer wieder mit
flot=
ten weitmaſchigen Angriffen vor, die meiſt mit wuchtigem Schuß
abgeſchoſſen wurden. So fielen die 9 Tore ganz zwangsläufig
eins nach dem andern, denen die Platzmannſchaft nur 3
entgegen=
ſetzen konnte. Das Zweiſtellige lag wiederholt in der Luft, aber
die Pfoſten waren verſchiedentlich die letzte Rettung. Die
Gaſt=
mannſchaft hat auf Grund ihrer beſſeren Geſamtleiſtung verdient
gewonnen. Der Gerechtigkeit halber ſei erwähnt, daß
Sprend=
lingen das Spiel zum Teil nur mit 10 Mann durchſtehen mußte,
da es einen Mann durch Platzverweis verlor.
2. Mannſchaften 2:9 f. Br.
Wetterbericht.
Ausſichten für Mittwoch: Dunſtig und wechſelnd bewölkt mit
Auf=
heiterung, nur ſtellenweiſe leichte Niederſchläge,
Temperatu=
ren ſchwankend.
Ausſichten für Donnerstag: Neblig, wolkig, tagsüber aufheiternd
und etwas wärmer, nachts recht friſch und meiſt trocken.
Nummer 280
Mittwoch, 10. Oktober
Der Ausweis der Reichsbank.
ungewohnliche Zunayme der Golobeſtande um 3,b Mlihtonen Aa. — Aormales Einſetzen der huanuſſe.
Beiiiner und Krantfärierefferienvorſe.
Dus Bno ver erſten Brloberiboche.
Nach der ſtärkeren Inanſpruchnahme der Kapitalanleihe der
Reichsbank zum Vierteljahreswechſel haben die Rückflüſſe in der
erſten Oktoberwoche normal eingeſetzt. Sie betragen insgeſamt 44
v.H. der Inanſpruchnahme. Im einzelnen haben die
Wechſel=
beſtände um 131,8 auf 3678,8 Millionen, die Lombardforderungen
um 69,8 auf 7888 und die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um
17,5 auf 1,1 Mill. RM. abgenommen. Dagegen haben die
Be=
ſtände an deckungsfähigen Wertpapieren um 2,3 Millionen auf
433,4 Mill. RM. zugenommen. Der Notenumlauf ging um 146,2
auf 3772,6 Mill. RM. zurück, der Umlauf an Rentenbankſcheinen
um 5,5 auf 2932 Mill. RM. An Scheidemünzen floſſen 18,7
Mil=
lionen in die Kaſſen der Reichsbank zurück. Unter Berückſichtigung
von 6,3 Millionen neu ausgeprägter und von 12,7 Millionen
wie=
der eingezogene Scheidemünzen ſtieg der Beſtand der Reichsbank
auf 204,7 Mill. RM. Die Giroverbindlichkeiten zeigen nach der
ſtarken Steigerung der letzten Wochen zum erſtenmal eine
ſtär=
ere Abnahme um 49,6 auf 798 Mill. RM. Die Beſtände an Gold
und deckungsfähigen Deviſen hatten zum erſten Male ſeit dem
Uebergang der Reichsbank zur Deviſenrepartierung eine ſtärkere
Steigerung zu verzeichnen. Sie ſtiegen von 78,8 Mill. RM. in
der Vorwoche auf 82,5 Mill. RM. Die Steigerung entfällt allein
auf Gold, das um 3,6 Millionen auf 78,6 Mill. RM. zunahm,
während die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen von 3.9
Mil=
lionen ziemlich unverändert blieben. Es handelt ſich bei der
Goldzunahme um Ruſſengold. Der geſamte
Zahlungsmittelum=
lauf betrug 5699 Mill. RM. gegen 5629 Mill. RM. zur gleichen
Zeit des Vormonats und 5527 Mill. RM. zur gleichen Zeit des
Vorjahres.
Amkliche Skellungnahme zur Rundholzpreisbildung.
Es wird folgende amtliche Stellungnahme zur
Nutzholzpreis=
bildung bekanntgegeben:
1. Um eine für die Wirtſchaft untragbare Verteuerung des
Holzes zu vermeiden, muß grundſätzlich eine Erhöhung der
Rund=
holzpreiſe in der kommenden Einſchlagsperiode unterbleiben. Bei
Nadelſtammholz normaler Beſchaffenheit wird eine
Preisſteige=
rung im allgemeinen ſchon dann als unangemeſſen erachtet, wenn
der gewogene Durchſchnittspreis des Vorjahres (1. 10. 1933—30.
9. 1934) für dasſelbe Sortiment an der gleichen Oertlichkeit
über=
ſchritten wird. Nur in Ausnahmefällen kann eine Erhöhung bis
zu 10 Prozent des erwähnten Durchſchnittspreiſes als zuläſſig
er=
achtet werden. Für Buche und anderes Laubnutzholz kann, ſoweit
ſein Preis noch unter dem Friedenspreis liegt eine Preiserhöhung
bis zu 15 Prozent des oben erwähnten Durchſchnittspreiſes
ſtatt=
finden.
2. In Zukunft darf die Holzpreisgeſtaltung nicht mehr dem
freien Spiel von Angebot und Nachfrage überlaſſen bleiben. Vom
Waldbeſitz wird daher erwartet, daß er durch entſprechende Wahl
ſeiner Verkaufsverfahren ſich bemüht, dieſes Ziel zu erreichen.
Da=
bei iſt aus arbeitspolitiſchen Gründen zunächſt die Verſorgung
der örtlichen holzverbrauchenden Induſtrien und Gewerbe mit
Rohholz, ſoweit möglich, ſicherzuſtellen. Hierbei iſt in
weitgehen=
dem Maße der Freihandverkauf zu bevorzugen. Im übrigen wird
zur Vermeidung einer ungeſunden Preisentwicklung beim
Han=
delsholz dem Verkauf gegen ſchriftliches Gebot vor der
Verſteige=
rung, im mündlichen Gebot der Vorzug zu geben ſein. Soweit
holzverbrauchende. Induſtrien und Gewerbe mit deutſchem Holz
nicht ausreichend verſorgt werden können, wird eine weitere
Be=
lieferung aus Holzüberſchüſſen anderer deutſcher Landesteile im
Sinne der bereits angebahnten Marktordnung angeſtrebt werden.
In dem Maße, in dem die deutſche Holzerzeugung zur
Bedarfs=
deckung teils mengen=, teils ſortimentsmäßig nicht ausreicht, kann
ausländiſches Holz zur Verwendung kommen, da mit faſt
ſämt=
lichen für uns in Frage kommenden Holzausfuhrländern
Verrech=
nungs= oder Zahlungsabkommen beſtehen.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Bauſparkaſſen und Zweckſparunternehmungen. Heute
Mittwoch, 10 Oktober, abends 20.15 Uhr, veranſtaltet die
Füh=
rerſchaft für das deutſche Bank= und Kreditweſen an der Johann
Wolfgang Goethe=Univerſität in Frankfurt einen öffentlichen
Vor=
tragsabend über die Grundlagen der Bauſparkaſſen und
Zweck=
ſparunternehmungen. Es ſprechen der Führer der
Wirtſchafts=
gruppe Bau= und Zweckſparkaſſen Dr. Adolf Friedrichs=Berlin,
der Führer der Bauſparkaſſen F. Oſtertag=Ludwigsburg und der
Führer der Zweckſparkaſſenunternehmen P. F. Seydel=Berlin. Da
die programmatiſchen Darlegungen allgemein großes Intereſſe auf
ſich ziehen werden, finden die Vorträge in der Aula der
Univerſi=
tät ſtatt. Eintritt frei.
Wenig veränderte Lage in der Guß= und Spiegelglasinduſtrie.
Die Marktlage hat ſich im September 1934 nur wenig geändert.
Der Inlandsabſatz in Gußſtahl (Ornament= und Drahtglas) hat
ſich bei gleichbleibenden Preiſen auf Vormonatshöhe gehalten. In
der Ausfuhr für dieſe Erzeugniſſe iſt eine Verſchlechterung der
Preisverhältniſſe eingetreten. Die geſchäftliche Lage für die
Her=
ſtellung und den Verkauf von Spiegelglas hat keine weſentliche
Aenderung erfahren. Die Ausfuhrpreiſe blieben ſtark gedrückt
Erzeugermindeſtpreiſe für Hühnereier. Die
Erzeugermindeſt=
preiſe für Hühnereier werden mit Wirkung vom 8. Oktober 1934
auf Grund der 2. Verordnung über die Regelung des Eiermarkts
vom 3. Mai 1934 im Einvernehmen mit dem Reichskommiſſariat
für die Vieh=, Milch= und Fettwirtſchaft für das Wirtſchaftsgebiet
des Eierverwertungsverbandes Heſſen auf 1,45 RM. je Kilogr.
feſtgeſetzt. Der Preis verſteht ſich ab Hof des Erzeugers. Der
feſtgeſetzte Preis iſt Verkäufermindeſtpreis und darf ſeitens der
Ankäufer nicht unterboten, wohl aber überboten werden.
Stück=
weiſes Aufkaufen iſt nicht geſtattet. Die Preisfeſtſetzung vom 17.
September d. Js. wird durch dieſe Anordnung aufgehoben.
Elektrizitäts AG. vorm. W. Lahmeyer u. Co., Frankfurt am
Main. Nach einer zwiſchen der Konverſionskaſſe für deutſche
Aus=
landsſchulden, Berlin, und der Schweizeriſchen Kreditanſtalt,
Zü=
rich getroffenen Vereinbarung darf die Elektrizitäts=Aktien=
Ge=
ſellſchaft vorm. W. Lahmeyer u Co., Frankfurt a. M., die am 1.
Sept. 1934 fällig geweſenen Zinsſcheine ihrer 6proz. Schweizer=
Frankenanleihe auch von Inländern nur unter
Zugrunde=
legung einer Zinsberechnung von 4½ ſtatt 6 Prozent in
Reichs=
mark einlöſen. Die Zinsſcheine ſind der Geſellſchaft durch
Ver=
mittlung eines Bankgeſchäftes mit dem erforderlichen Inländer=
Affidavit und einer ſchriftlichen Erklärung des betreffenden
Obli=
gationärs, daß durch die jetzige Auszahlung von 4½ Prozent die
Zinsanſprüche für die Zeit vom 1. März bis 31., Auguſt 1934
ab=
gegolten ſind, einzureichen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Wie der DHD. erfährt, hat die Deutſche Rentenbank=
Kredit=
anſtalt (Landwirtſchaftliche Zentralbank) den Zinsſatz für die
aus eigenen Mitteln gegebenen Meliorations=Zwiſchenkredite um
1½ Prozent herabgeſetzt. Die Zinsſenkung tritt rückwirkend mit
dem 1. Juli 1934 in Kraft. Oeffentliche Mittel werden für dieſe
Zinsſenkung nicht in Anſpruch genommen.
Der AR. der Bank für Brauinduſtrie=Berlin beſchloß, der
Generalverſammlung am 14. Nov. 6 Prozent Dividende (i. V. für
15 Monate 7 Prozent) für das am 30. Juni 1934 beendete
Ge=
ſchäftsjahr vorzuſchlagen.
Vertreter der Baumwoll=, Woll= und Kohlenfirmen von
Man=
cheſter werden in London eine Beſprechung mit dem Präſidenten
des Handelsamts, Runciman, über die deutſch=engliſchen
Handels=
ſchwierigkeiten haben. Sir Frederic Leith=Roß wird an den
Ver=
handlungen teilnehmen. Die Abordnung der Induſtriellen wird
Runciman hierbei Einzelheiten über die Bedingungen vorlegen,
unter denen ein künftiger Handel mit Deutſchland möglich iſt.
Nachdem am Rentenmarkt in gradliniger Aufwärtsbewegung
das bisherige Höchſtniveau wieder erreicht worden iſt und
ein=
zelne Werte, wie z. B. Altbeſitz, die Parigrenze ſogar
überſchrit=
ten haben — letztere notierten geſtern übrigens 30 Pfg. über
vor=
geſtrigem Berliner Schluß — trat geſtern an der Berliner
Börſe eine gewiſſe Atempauſe ein, die vielleicht zum Teil durch
Gewinnmitnahmen ſpekulativer Mitläufer hervorgerufen wurde,
im Grunde genommen aber als eine durchaus normale
Erſchei=
nung anzuſehen iſt. Kommunale Umſchuldungsanleihe waren um
½ Prozent bis auf 84,10 gedrückt, auch ſpäte
Reichsſchuldbuchfor=
derungen hörte man etwa ½ Prozent niedriger. Dagegen hält an
den Aktienmärkten die bereits vorgeſtern eingetretene Erholung
an und kam in Kursſteigerungen von etwa durchſchnittlich 1
Pro=
zent zum Ausdruck. Intern regte dabei die kräftige Befeſtigung
der Farbenaktie um zirka 1 Prozent an; daneben ſtimulierten aber
auch wieder eine Reihe günſtiger Nachrichten aus der Wirtſchaft.
So fanden vor allem die Ausführungen im Börſen=Prozeß der
Rütgerswerke, in denen über wert= und mengenmäßige
Abſatz=
ſteigerung berichtet wurde, die Mitteilung über eine gute
Beſchäf=
tigung bei Felten u. Guilleaume und die Abſatzſteigerung bei
Rheinbraun als Anzeichen einer anhaltenden Konjunkturbeſſerung
Beachtung. Mit Befriedigung wurde ſchließlich die im
Reichs=
bankausweis verzeichnete ungewöhnliche Zunahme, der
Goldbe=
ſtände um 3,6 Mill. RM. aufgenommen. Bevorzugt waren
Mon=
tane. Von chemiſchen Papieren ſetzten Goldſchmidt, Rütgers und
v. Heyden neben den ſchon erwähnten Farben ihre
Aufwärts=
bewegung um je ½ Prozent fort. Gefragt waren ferner Kabel
und Drahtaktien und Bauwerte. Reichsbankanteile gewannen
1 Prozent, während Braubank, für die geſtern die
Dividenden=
erklärung mit 6 Prozent keine Ueberraſchung bot, 1 Proz.
ſchwä=
cher einſetzten. Unter dem Druck der Geſchäftsloſigkeit ſind
Reichs=
bankanteile 9 Prozent niedriger geworden. Farben notierten
nach Schwankungen 143 zu 1423 zuletzt etwas leichter.
Das Hauptmerkmal der geſtrigen Frankfurter Börſe war
ein weſentlich ruhigeres Geſchäft auf allen Marktgebieten,
ins=
beſondere aber am Rentenmarkt. Bei der Kuliſſe beſtand
über=
wiegend etwas Entlaſtungsbedürfnis, ſo daß die noch
vorliegen=
den, jedoch auch kleiner gewordenen Kundenaufträge kaum ins
Gewicht fielen. Die Grundſtimmung des Rentenmarktes iſt aber
weiter freundlich und dürfte ſich auch für fernerhin erhalten. Die
erſten Kurſe lagen gut behauptet, ſpäter bröckelten ſie
verſchiedent=
lich leicht ab. So Altbeſitz mit 100½—100½, ſpäte
Reichsſchuld=
buchforderungen mit 96½—96. Kommunal=Umſchuldung,
Zins=
vergütungsſcheine und Reichsmark=Obligationen lagen
unverän=
dert. Etwas feſter waren Reichsbahn=VA. (plus ½ Proz.) und
6proz. Stahlvereinbonds (plus ¼ Proz.). Am
Auslandsrenten=
markt war das Geſchäft zunächſt noch unentwickelt. Der
Aktien=
markt verzeichnete ebenfalls nur kleine Umſätze, die Haltung hat
ſich aber weiter gebeſſert, die Kursbildung war indes wieder
un=
einheitlich. Etwas lebhafter gingen Farbeninduſtrie bei 1417—
142½ (1413) Prozent um. Rütgerswerke auf die Ausführungen
im Börſenproſpekt ½ Prozent höher. Scheideanſtalt blieben zu
215 Prozent unverändert. Am Elektromarkt traten Schuckert (pl.
1½ Prozent) etwas hervor; auch Siemens, Geſfürel, AEG. und
Licht u. Kraft fanden bei leicht erhöhten Kurſen etwas
Inter=
eſſe. Dagegen blieben Felten von der Mitteilung über gute
Be=
ſchäftigung unberührt, vielmehr gaben ſie auf die Tatſache des
ſchwachen Exportgeſchäfts um 1½ Prozent nach, Bekula gingen um
3 Prozent zurück. Der Montanmarkt lag bei wenig
veränder=
ten Kurſen faſt ohne Umſatz, Schiffahrts= und Zellſtoffaktien lagen
behauptet. Am Rentenmarkt blieb das Geſchäft im Verlaufe
ruhig, doch lagen die Kurſe zumeiſt auf Anfangsniveau.
Die Abendbörſe hatte ganz allgemein nur kleine Umſätze
aufzuweiſen, lediglich am Rentenmarkt war das Geſchäft in
man=
chen Werten ſpäter etwas belebt, wobei Kommunal=Umſchuldung
und Altbeſitz je ½ Prozent anzogen. Späte
Reichsſchuldbuchfor=
derungen lagen mit 95½—96 nur knapp gehalten und
Reichs=
markobligationen gaben, gegen den Mittagsverkehr um ½—½
Prozent nach. Pfandbriefe blieben ziemlich unverändert Der
Aktienmarkt hatte ſehr ſtilles Geſchäft, die Berliner Schlußkurſe
lagen jedoch behauptet.
Berliner Kursbericht
vom 9. Oktober 1934
Berl. Handels.Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg.
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl.Maſch.=Bau
Conti=Gummi 1
DeutſcheCont. Gas .
Re
72.25
75.—
27.50
29.50
29.—
132.—
129.—
150.—
104.50
111.375
131.—
124.50
Mieue
Glektr Sieſerung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.felektr. untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen /
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nige
104.25
142.625
64.855
110.-—
106.—
76.50
80.75
76—
98.375
76.50
56.25
Weeen Ruee
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt. 1
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln Alkali
Agsb.= Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 11
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch. 1
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Die Neuordnung der Neue Röhr=Werke
A. G., Ober=Ramftadt.
Scharfe Zuſammenlegung und Wiedererhöhung.
Nach Informationen des Fwd. iſt die Neuordnung bei der
Neue Röhr=Werke AG., Ober=Ramſtadt (Heſſen) nach
monatelan=
gen Verhandlungen grundſätzlich geſichert. Die Geſellſchaft, die
für 1933, wie ſoeben der Bilanzveröffentlichung im
Reichsanzei=
ger zu entnehmen war, einen Geſamtverluſt von 668 008 RM.
ausweiſt, wird eine ſcharfe Zuſammenlegung des Aktienkapitals
von 1 Mill. RM. 20:1 auf 50 000 RM. vornehmen und
anſchlie=
ßend das AK. wieder auf eine Mill. RM. erhöhen (bisher war
nur an eine Zuſammenlegung auf etwa 300 000 RM. und
Wie=
dererhöhung auf 1 Mill. RM. gedacht). Die Majorität der
Ge=
ſellſchaft wird ſich zukünftig in deutſchem Beſitz befinden. Dem
Unternehmen ſind reichlich Betriebsmittel zur Verfügung geſtellt,
ſo daß alle Anſprüche auf eine erhöhte Produktion befriedigt
wer=
den können. Der bisherige Geſchäftsverlauf war an ſich
zufrie=
denſtellend, jedoch ſcheiterte eine Ausdehnung der Erzeugung an
den geringen Betriebsmitteln. Von dem jetzt vorläufig
gewähl=
ten neuen AR. wird in den neu zu wählenden Aufſichtsrat Arthur
von Mumm, Frankfurt a. M., verbleiben. Eine Ergänzung
fin=
det durch Beſetzung der neuen Intereſſenten ſtatt. Die
Sanie=
rungs=GV. wird in wenigen Wochen ſtattfinden.
Bei einem Fabrikationsergebnis von 1.42 (1,39) Mill. RM.
und ao Erträgen von 0,17 (0,02) Mill. RM. ergibt ſich für 1933
unter Berückſichtigung der Abſchreibungen auf Anlagen von 0.13
(0,14) und ſonſtigen Abſchreibungen von 0.10 (0.10) ein
Neuver=
luſt von 401 544 RM., ſo daß zuzüglich des Verluſtvortrages ein
Geſamtverluſt von 668 008 RM. vorzutragen iſt. In der Ver=,
mögensaufſtellung (alles in Mill. RM.) werden die Anlagewerte”
mit 1,33 (1,06) aufgeführt; die Vorräte ſind von 0,80 auf 1.34
er=
höht, darunter die halbfertigen Erzeugniſſe von 0,.26 auf 063.
Forderungen betragen 0,38 (0,06), Bankguthaben 0,06 (—).
Neu=
hypothek 0,13. Andererſeits ſtehen bei 1,0 AK.
Wertberichtigungs=
poſten mit 0,25 (0,14) und auf Grundſtücken laſtende Hypotheken
mit 0,86 (0,27) zu Buch. Die Geſamtverbindlichkeiten ſind auf
1,81 (0,84) geſtiegen, darunter ſtellen ſich u. a. Bankſchulden auf
0.47 (0,32), Darlehen auf 0.14 (0.,18) und Akzepte auf 0,11 (0,002).
Der vorläufig neu gewählte AR. beſteht aus Dr. Friedrich Stroh=
Ober=Ramſtadt, Arthur v. Mumm=Frankfurt a. M. und Georg
Gautſchi=Zürich.
Viehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 9. Oktober. Auftrieb: Großvieh 697,
davon 54 Ochſen, 45 Bullen, 328 Kühe, 270 Färſen; Kälber 419,
Schafe 4. Schweine 967. Zum Schlachthof direkt zugeführt: vier
Ochſen, 2 Bullen, 5 Kühe, 10 Färſen, 18 Kälber, 12 Schafe, 78
Schweine. Notiert wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.;
Ochſen b) 32—36, c) 27—31, d) 23—26; Bullen a) 31—34, b) 28
bis 33, c) 25—27 d) 22—24: Kühe a) 32—36, b) 27—31, c) 21—
26 d) 12—20; Färſen a) 36—39, b) 33—35, c) 27—32, d) 23—26;
Kälber a) 40—45, b) 36—40, c) 30—35, d) 22—29; Schafe nicht
notiert: Schweine a) 53, b) 52—53, c) 51—53, d) 48—52.
Markt=
verlauf: Rinder mittel, geräumt; Kälber ſchleppend, langſam
ge=
räumt; Schweine lebhaft, in geringen Tieren Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 9. Oktober. Auftrieb: 288 Ochſen,
180 Bullen, 342 Kühe, 397 Färſen, 818 Kälber, 43 Schafe, 255
Schweine 5 Ziegen. Preiſe: Ochſen a) 34—38, b) 30—33, c)
bis 29; Bullen a) 32—35, b) 29—31. c) 27—28; Kühe a) 29—
b) 25—28, c) 19—24, d) 14—18: Färſen a) 33—36, b) 29—
c) 27—28: Kälber a) 47—50, b) 43—46, c) 38—42, d) 32—37.
Schafe nicht notiert; Schweine a) und b) 53, c) 52—53, d) 50—
53, e und f) —, g) 48—50. Marktverlauf: Gute Ware lebhaft.,
ſonſt mittel, Ueberſtand (für Großvieh); Kälber lebhaft, Schweine‟
lebhaft.
Frankfurter Pferdemarkt am 8. Oktober. Zu dem am 8. 10.
ſtattgefundenen Pferdemarkt belief ſich der Zutrieb auf rd. 250
Pferde. Tiere guter Beſchaffenheit waren bei anziehenden
Prei=
ſen leicht verkäuflich; auch in geringwertigen leichteren
Arbeits=
pferden entwickelte ſich im Verlauf des Vormittags das Geſchäft
zufriedenſtellend, allerdings, nur bei entgegenkommenden
Zah=
lungsbedingungen. Schlachtpferde waren wie immer geſucht. Man
zahlte 20—22 RM. für 2 Qualität und 27—29 RM. für 1. Qual.
je 50 Kilogramm Schlachtgewicht. — Der nächſte Pferdemarkt:
findet am 3. Dez. ſtatt.
Oeviſenmarkt
vom 9. Oktober 1934
Währung /Geld Brießi
en
Geld Brieſt
12.43511
0. 6441
58.17
0.2041
3.047
2.521
54.11 5
81.230
12.115
68.68
5.355
16.39
2.4e7
168.44
54.34
1a.gssl
0.648
58.29
9. 20c
3.053
2.527
54.21 9
81.36
12.1451
168.62
5.365
16.43
2.771
189.,78 1
54.341
0.aa9
2.774
c0s
2.3f
Durmſtadter und Katiohalvane Surifraut, Wiidte ber Arescher Dunz
Frankfurter Kursbericht vom 9. Oktober 1934.
„Kesnnee
„Gr. II p. 193411
„ „ „ 1935 105
„ „ „ 1936 102.25
„. 1937
„ 1938 98,2
„Gruppe 1 .... 1101.75
48 Dtſch. Reichsanl.
„ v.25
5%
5½% Intern. ,„ v.30
6%Baden ... v.27
69Bayern „.v.27
6%Heſſen. . . . v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v.27
6%Thüringen v.27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze. . ...... /100.75
5% Dt. Reichspoſt
Schätze. . .. . . . . /100
Dtſch. Anl. Ausl.
* ½= Ablöſung. 1
„. (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden
6%Berlin ...v.24
6Darmſtadt . . ..
6%Dresden.. v.26
6Frankfurt a. M.
Schätze v.29
„ v. 26
82Mainz. .
6%Mannheim v.27
6%München b.29
62Wiesbaden v.28
6%Heſſ. Landesbk.
6% Goldoblig.
103.75
9921,
95.25
93.75
94.5
96.5
95.25
107.75
96.5
93.5
100
B½% Heſſ.
Landes-
hyp.=Bk.=Liquid.
43.%
Komm. Obl. . .
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
93
94.25
91
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R. 11 / 87.75
620 „ „ R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. . ... 92,75
6%Naſſ. Landesbk. / 93
5½% Lig.=Obl. / 94,
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. T105.75
4Ausl. Ser.I/121
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz) / 20.25
9.4
86.5
Bei.
92
93.25
89.5
6%Berl. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
88 Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
5½0 „Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
12%. „ Lig.=Pffr.
8%Rhein.Hhp.=Bk.
5½% — Lig=Pfr.
8S.
„ Goldoblig.
62 Südd. Boden=
Cred.=Bank
5½% v Lig.=Pfbr.
6%Württ. Hhp.=B.
97
92
93‟/.
94
96
93.25
95.5
93
94
94.5
94.55
9351.
93:),
92
95.25
Maee
62Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
62Mitteld. Stahl
6% Salzmann &Co.
6% Ver. Stahlwerke
6%Voigtc Häffner
J. G. Farben Bonds 1
5%Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 62
4½2 Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
49
42Türk. Admin..
42
„ 1.Bagdad
4% „ Zollanl.
4½%üngarn 1913
4½% „ 1914
4½ „ Goldr.
42 „ 1910
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
42o Stockholm
Aktien.
Accumulat. Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G.
AndregeNoris
Aſchaffbg.Brauerei
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J.P. ...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Eement Heidelberg
Karlſtadt!;
94—
937/
93.75
80J.
118
13.75
13.75
*
28",
7.85
7.5
54.5
531,
105
168
631,
29
106.5
Gn
125
64.5
1423.
85.75
115.5
133
D
ChemWerke Abert!.
Chade A.=C) .....
Contin. Gummiw. 1
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr. . .
„Erdöl
Dt. Gold= u. Sil
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum.
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ./1
. Licht u. Kraft
Eſchwe. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder..
J.G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Gel enkirch. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern. / 1
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kahſer...
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener2 ergbau.
Henninger, Kempfl!
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen....
Holzmann, Phil.
Zlie Bergb. Stamm
„ Genüſſe
D
88
215.5
131
50.5
121
110
215
85
103‟.-
91
104.5
109.25
260
53.25
60
142.25
57
77
65.75
110.25
30.25
77.25
110.5
46.5
115.5
80.75
119
Ke
Kali Chemie ...."
„ Aſchersleben.
Klein, Schanzlin.
Klöcknerwerke ....
Knorr C. H.....
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co. ..
Laurahütte ......
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br. ..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Migg, Mühlenbau
Moenus... ..
MotorenDarmſtadt
Reckarwerk Eßling
Oberbedarf ....."
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau..
Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stamm
„ Stahlwerke.
Riebeck Montan:
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ..
Salzdetfurth Kali".
Salzw. Heilbronn./=
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
„ Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G./1
Thür. Liefer.=Geſ..I,
R
120
200
50.75
1231.
21.75
230
79.25
67.25
78.75
8.
73.5
77.5
95.5
118.5
49‟.
228.5
100
1
95
42
220
178.75
39.25
94.25
101
82.5
Miee
Ver. Stahlwerke..
Ver, Ultramarin .
Voigt & Haeffner.
Weſtdt.e Kaufhof
Weſteregeln Kali.
Zellſtof Waldhof.
Allg. Dt. Credilanſt.
Badiſche Bank.
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hhp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Sypothelbk.
Comm. u. Privatlk.
Dt. Bank u. Dise.,
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank..
Frankf. Bank..
Hhp.=Bank
Mein. Hyp.=Bank.
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Banl.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenbank
A..G. 1. Veriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. 30.
Hapag ......
Nordd. Llohd.
Südd. Eiſenb. Geſ.
—
43
130
2,75
34
4s
517S
113
80
*5.5
116
E9
*
g1as
E2.
(4.5
2425
1(95
112
60
Ailianz= u. Stutta.
Verſicherung /a02
„ Verein. Verſ.
Frankona Rück=u. M/115
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handelsl
40
[ ← ][ ][ → ]MMittwoch, 10. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 280 — Seite 13
Aa
2 TUu L
1I.
ROMAN VON
Copyright 1934 by Auguſt
„Sag mal, Erwin, wie heißt denn dieſes Goldkind? Vielleicht ſofort erreichen kannſt. Und du wirſt das machen, ja? Du machſt
ſerzne ich den Namen?”
„Van Suren, Herbert van Suren, Holländer, ſpricht aber
zu sgezeichnet Deutſch. Kennſt du ihn?”
Nelli ſchüttelte den Kopf. „Nie gehört — was mag das für
ine Sorte Film ſein?”
„Na, Nelli — mit einer halben Million —”
„Das iſt ja nun auch wieder richtig, Erwin. Mit einer
hal=
um Million könnte man ſchon was Anſtändiges machen. Und ſelbſt gegen Nellis bittende Blicke nicht an. Seufzend erhob er ſich.
venn der Film nicht ſo großartig gut würde — immerhin wäre
ch mal reingekommen. Und. Erwin —” ſie funkelte ihn luſtig
in, „wo ich mal reingekommen bin, da ſoll mich mal einer
wie=
e rauswerfen — das möcht’ ich mal ſehen!“
„Na, war’s doch wichtig?”
„Ich danke dir auch, Erwin. Es iſt mir ſogar ſehr wichtig nichts würde. Es konnte ja gar nichts daraus werden. Der gute
erweſen. Meinſt du, daß ſchon viele Leute Beſcheid wiſſen?”
Srren machte heute einen ſolchen — alſo jedenfalls einen
Ein=
rick, als hätte er die Nachricht gerade eben erſt bekommen und
nrach nicht ganz verdaut. Na, was ſoll er ſeit heute früh ſchon
roß unternommen haben? Den ganzen Film hat er beſtimmt
trh nicht vergeben —‟
„Falls überhaupt ein Drehbuch exiſtiert. Kannſt recht haben,
s-win.” Sie ſah ihn an. „Du. Erwin, meinſt du, du kannſt mich
urt ihm zuſammenbringen? Meinſt du, du kannſt ihn neugierig
ur mich machen? Wenn du das fertigbekommſt, Erwin —
Erwin ſah verlegen zur Seite. „Verſuchen werde ich es, Nelli.
8erſprechen kann ich natürlich gar nichts.”
„Alſo verſuch’s — eigentlich, Erwin, müßteſt du noch heute trieb. Und was jetzt?"
vs unternehmen — heute hat er noch ſeinen Rappel, heute freut
ſich noch über das Geld und macht vielleicht Blödſinn. Morgen ſagtes Café — hoffentlich treffe ich ihn auch. Und verſuche, was
er er ſich ſchon daran gewöhnt und iſt wieder normal und enga= ich machen kann. Vielleicht —‟ Erwin lachte. „Vielleicht haſt
ſiert nur Leute, die er kennt.”
„Aber, Nelli — ich kann dem Mann doch nicht einfach die
6 de einrennen?”
„Dann telephonier” ihn an!”
„Aber das iſt doch keine Sache fürs Telephon, Nelli.”
„Natürlich nicht. Aber Herr van Suren iſt jetzt auch gar nicht wirklich, daß du gleich —
Iu Hauſe. Er ſitzt in irgendeinem Café im Weſten und läßt ſich
on allen Filmmenſchen, die keine halbe Million haben,
bewun=
ſein. Du mußt anrufen, du mußt ſagen, du biſt die Bank und
nußt ihn dringend ſprechen. Dann wird man dir ſchon ſagen, wo
riiſt. Und da fährſt du eben hin und redeſt mit ihm.”
„Aber —”
Nelli ſah ihn an. Er verſtummte. „Sag jetzt nicht aber”,
vin!” bat ſie. „Sag jetzt bloß nicht aber!! Ich werde Grete
Zeſcheid ſagen, wo du ſteckſt; ich werde hierbleiben, damit du mich Ich habe dich erwartet. Ich wollte nur nicht in den Laden gehen,
HANS RABL
Scherl G. m. b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
das! Ich weiß, Erwin —‟
Erwin Poſt ſeufzte tief. So hatte er ſich die Entwicklung der
Dinge nicht vorgeſtellt. Er hatte gedacht, in acht Tagen werde
van Suren mal in die Bank kommen, da würde ſich dann eine
Gelegenheit ergeben, mit ihm zu ſprechen, falls Nelli ihm nicht
vorher auf die Bude gerückt wäre. Aber ſo rapide — es war ihm
etwas peinlich. Er wollte noch einmal „aber” ſagen, doch kam er
„Alſo dann geh ich mal telephonieren.”
Nelli blieb allein. Sie blätterte nervös in den Zeitungen,
in denen ſie vorher geleſen hatte, aber ſie faßte keinen Satz auf.
Wenn das klappte — lieber Gott, wär das ſchön! Sie pochte an
die Tiſchplatte, merkte zu ſpät, daß ſie auf Marmor geklopft hatte,
und ärgerte ſich. Jetzt hatte ſie ſelbſt ſchuld, wenn aus der Sache
Erwin war ein anſtändiger Kerl, es war auch fein, daß er ihr
„Das kann ich nicht ſagen, Nelli. Aber ich glaube nicht. Van dieſen Tip gegeben hatte — aber alles andere hätte ſie allein
machen müſſen. Wenn dieſer ſagenhafte van Suren aus Erwins
Ausſehen auf ihres ſchloß — nicht auszudenken!
Sie trommelte ungeduldig Märſche auf den Tiſch. Wie lange
das dauerte! Wo blieb Erwin denn bloß? Das war ja zum
Aus=
wachſen! Rückſichtslos, dieſe Langſamkeit!
Schon von weitem ſah ſie Poſt kommen. Er drehte die
Hand=
flächen nach vorn — was ſollte das heißen?
„Er war wirklich nicht zu Hauſe”, ſagte Erwin, als er wieder
am Tiſch ſaß. „Er iſt tatſächlich in einem Weſten=Café. Du kannſt
Gedanken leſen, Nelli.”
Nelli ſchüttelte den Kopf. „Das nicht, aber ich kenne den Be=
„Jetzt fährſt du am beſten nach Hauſe. Ich fahre jetzt in
be=
du recht, und er hat einen ſitzen vor Freude — man muß es
ver=
ſuchen. Auf jeden Fall wird er einen Schreck kriegen, wenn er
mich ſieht, und denken, der Kredit ſei zurückgezogen.”
Nelli ſtand auf. Sie zupfte Poſt am Aermel. „Alſo dann
fahr gleich los, Erwin, ja? — Sei nicht böſe, aber ich möchte
„Verſtehe ſchon”, ſagte er. „Man ſoll das Eiſen — na, wollen
mal ſehen, was herauskommt dabei.”
*
Als Grete nach Geſchäftsſchluß aus dem Hausgang trat, in
den die Hintertür des Ladens führte, ſtand ihr Schwager Seydell
vor ihr. Sie ſah ihn erſtaunt an und gab ihm zögernd die Hand.
„Das iſt ja ein ulkiger Zufall”, ſagte ſie.
Seydell ſchüttelte den Kopf. „Das iſt überhaupt kein Zufall.
weil — na, jedenfalls, ich möchte gern mit dir ſprechen. Du haſt
doch eine halbe Stunde Zeit für mich?”
An ſich hatte Grete natürlich Zeit. Sie wußte ja, daß Poſt
in irgendwelchen Angelegenheiten Nellis unterwegs war.
Frei=
lich hatte ſie ſehr wenig Luſt, mit Seydell zuſammenzuſein. Aber
ſeine Frage hatte ſo dringlich geklungen. Als er noch einmal bat:
„Komm ſchon — die halbe Stunde!”, war er wieder ſo drängend,
daß ſie es nicht fertig brachte, nein zu ſagen.
Sie gingen in ein kleines, von Karten= und Schachſpielern
bevölkertes Café, das Gretes Geſchäft faſt gegenüber lag. Sie
ſaßen kaum, da fragte Seydell: „Was iſt nun mit dir los, Grete?
Was war das geſtern?”
„Ich hab' dir doch ſchon geſagt, daß das keine Sache zum
Weitererzählen iſt, Eugen.”
Seydell ſchwieg eine Weile und ſah irgendwohin in den
Naum Endlich ſagte er leiſe: „Ich weiß ja nicht, um was es
geht, Grete — aber meinſt du nicht, es langt bei den Schweſtern
Britting an einer böſen Ehe?"
Grete fuhr zuſammen. „Ich wundere mich —!” ſagte ſie ſcharf.
Ich wundere mich ſehr, Eugen! Daß du es fertigbekommſt, dir
Sorgen über die Ehen anderer Leute zu machen! Daß du es
fertigbekommſt, die zerbrochene Ehe von dir und Marie — und
daran biſt doch nur du allein ſchuld, Marie doch nicht! — deine
Ehe mit Erwins und meiner in einem Atem zu nennen! Ich
wundere mich wirklich —!"
„Ich meine es nicht böſe, Grete.” Seydells Lächeln war
krumm und verbogen. „Aber gerade weil ich ſachverſtändig bin—‟
„Möglich, Eugen, daß du ſachverſtändig biſt. Aber deine
Sach=
kenntnis kommt wirklich für uns, für Erwin und mich, nicht in
Frage. Vielen Dank!‟ Er antwortete nicht. „War das alles,
was du mir ſagen wollteſt?”
„Sei nur nicht gar ſo grob mit mir!” ſagte Seydell, und
Grete wunderte ſich, mit welcher Ruhe und Fügſamkeit er ihren
Ton hinnahm. „Ich hab Nelli geſtern einen langen Vortrag
ge=
halten — laß ihn dir von ihr wiederholen. Ganz allein bin ich
auch nicht ſchuld, weißt du.”
„Vor allem ſehe ich bis heute nicht, wie man irgend etwas
beſſern könnte an eurer Ehe — von außen her. Und darum bin
ich auf ſolche Enthüllungen gar nicht ſo geſpannt, wie du vielleicht
glaubſt, Eugen. Ebenſowenig, wie ich meinerſeits aus der Schule
zu plaudern pflege.”
„Und dabei —” Seydell neigte ſich etwas vor und ſah ihr
gerade in die Augen. „Dabei hätteſt du doch gar nichts dagegen,
wenn du dein Herz ein bißchen ausſchütten könnteſt — das merke
ich doch! So ganz dumm bin ich ja auch nicht.”
Grete ſchwieg und rührte ungeduldig, aufgeſtört in ihrer
Taſſe herum.
„Ich kann Gedanken leſen”, ſagte Seydell endlich. „Weißt
du, Grete, es iſt ſchade, daß ſich niemand mehr erinnert, wie ich
vor fünf Jahren ausgeſehen habe, als Marie mich heiratete.”
„Es iſt ſchade um die Menſchen”, zitierte Grete. Es war
Hohn dabei.
(Fortſetzung folgt.)
Deeee
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch ſür den Sport: Karl Böhmann:
für „Die Gegenwart! Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt
D. A. 1X. 34. 22362. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Nheinſtraße 23
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht ül ernommen
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
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7. Wahl des Vereinsführers.
8. Neubeſetzung d. Führerrates.
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Das Leben ſpricht! Soziales Funkbild — 20.00: Zeit, Nachr.
20.10: Stuttgart: Unſere Saar. Den Weg frei zur Verſtändigung.
20,35: Berlin: Reichsſendung: Stunde der jungen Nation: Raſſe.
21.00: Warſchau: Chopin=Konzert. — 21.30: Tanzkapelle Franz
Hauck. — 22.00: Zeit, Nachr. — 22.10: Nachr., Wetter, Sport.
22.30: Fortſetzung der Tanzmuſik. — 24.00: Stuttgart:
Nacht=
muſik. Als Einlage: „Notturno” fümf Sätze für Streichquartett
und eine Singſtimme, op. 47 (Othmar Schoeck).
Deutſchlandſender
Deutſchlandſender: Mittwoch, 10. Oktober
o.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr — 6.00: Berlin:
Gym=
naſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Königsberg:
Muſikzu=
der SS.=Standarte 18. Ltg.: Truppführer Heidenreich.
In einer Pauſe gegen 7.00: Nachr. 8.00: Sperrzeit. — 8.45:
Leibesübung für die Frau. — 9.00: Funkſtille. — 9.40:
Kin=
dergymnaſtik. — 10.00: Nachr. — 10.15: Funkſtille. — 11.00—
Die Wiſſenſchaft meldet über neueſte Ausgrabungen: Prof. Di
Vonderau: Fränkiſche Feſtungsanlagen bei Fritzlar. — 11.155
Seewetterbericht. — 11.30: Liſa Müller: Geſunde Frauen durch
Leibesübungen. — 11.50: Glückwünſche und Wetter.
12.00: Leipzig: Funkorcheſter. Ltg.: H. Weber. — 12.55: Zeite
ſeichen. — 13.00: Orcheſterkonzert. (Schallpl.). — Anſchl.*
Wetter — 13.45: Nachr. — 14.00: Sperrzeit. — 14.55:
Pro=
grammhinweiſe, Wetter, Börſe — 15.15: Altdeutſche Reigene
ſpiele. — 15.40: Für die Frau: Deutſchtum und auslandss
deutſche Frau.
16.00: München: Bunter Nachmittag. — 17.30: Traum durch dis
Dämmerung. (Schallpl.). — 18.00: Rätſel des Vogelzuges.
Zwiegeſpräch. — 18.20: Zeitfunk.
18.30: Bunte Stunde mit neuen Werken. — 19.25: Das Gedichli
anſchl.: Wetter. — 19.30: Italieniſch für Anfänger. — 20.00-
Kernſpruch. — Anſchl.: Kurznachr. — 20.10: Stuttgart: Un
ſere Saar — den Weg frei zur Verſtändigung. — 20.35: Reichs”
ſendung: Stunde der jungen Nation: Raſſe. — 21.09: Die
Leib=
ſtandarte Adolf Hitler ſpielt. Ltg.: Muſikmeiſter Müller=John.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachr. — 22.30: Dr. Albrechl:
Bernſtein, Deutſchlands älteſtes Kulturgut. — 22.45: Seewettele
bericht. — 23.0): Zwei Schwedenchöre, aufgenommen aulabl
des 10. Baptiſtenkongreſſes in Berli. — 23.40: Schwedel
tanzt und ſingt. (Schallpl.).