Hnzelnmmmer 10 Pfennigs
*
Nr4
Mte * *
Tat
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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N8 31. Oflober 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſirierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigeven Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 275
Freitag, den 5. Oktober 1934.
196. Jahrgang
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Marmzeichen in der Saarwirtſchaft
Weg mit der Zollunion des Saargebiekes mit Frankreich! — Die Grenze frei für deutſche Waren!
Nur ein Ausweg.
dsk. Saarbrücken, 4. Oktober.
Unter der Ueberſchrift „Alarmzeichen in der
Saarwir=
ſhaft” macht die „Saarbrücker Zeitung” in nachdrücklicher Form
a—uf die ernſte Lage aufmerkſam in die das Saargebiet im
Z eichen der Zollunion mit Frankreich unter dem Regime des
deutſch=franzöſiſchen Handels=Abkommens geraten iſt. Die
Saar=
irtſchaft, die gegen ihren Willen als Beſtandteil des
fran=
zö ſiſchen Zollgebiets ohne weiteres in das Verrechnungsverfahren
enbezogen worden iſt, wie es durch das erwähnte
deutſch=
f anzöſiſche Handelsabkommen eingerichtet wurde, hat den
C egenwert ihrer deutſchen Rechnungen von der Ausgleichs=Kaſſe
zu erhalten. Nun iſt aber die deutſche Ausfuhr nach
Frauk=
r ich in überraſchendem Ausmaß zurückgegangen, während
2 eutſchland den Bezug aus Frankreich in den vorgeſehenen
9 ahmen zu halten bemüht war. Das Verſagen des
Zahlungs=
n echanismus hat alſo zur Folge, daß die für die
Saarwirt=
ſHaft lebensnotwendigen Zahlungseingänge ausbleiben. Bis
jatzt ſind bei der Ausgleichs=Kaſſe nicht weniger als 130
Mil=
lwnen Franken Zahlungsrückſtände zugunſten des Saargebiets
aufgelaufen. Dabei ſind das nur die Rückſtände von fünf
Asochen. Jede weitere Woche erhöht den Betrag um über
20 Millionen, jede weitere Woche bringt die Saarländer der
Zahlungseinſtellung der Großinduſtrie näher — die
Steuer=
emgänge bei den Gemeinden ſtocken, die Auszahlungen der
ö fentlichen Kaſſen an Lieferanten. Beamte und Angeſtellte
nnen nur noch mit Mühe und Not geleiſtet werden. Jede
weitere Woche rückt die Gefahr eines beiſpielloſen
Zuſammen=
bruchs weiter heran. Heute bleibe, wie die „Saarbrücker
Zeitung” ſchreibt, nur noch ein Ausweg: die ſaarländiſche
3 ollgrenze muß für deutſche Waren ſoweit
ge=
öFfnet werden, daß Deutſchland mit Waren die gewaltigen
Areferungen des Saargebiets nach Deutſchland abgelten kann.
Freilich werde eine Zollgrenze zwiſchen der Saar
umd Frankreichnotwendig ſein, umdie erweiterte
deutſche Warenzufuhr nach dem Saargebiet von
dem franzöſiſchen Markt abzufangen. Das
be=
de ute das Ende der ſaarländiſch=franzöſiſchen
3 ollunion, aber dieſes Ende würde nur die
ünhaltbarkeit der in Verſailles verordneten
franco=ſaarländiſchen Zollunion beſtätigen.
Dieſe im Intereſſe der Saarwirtſchaft erhobenen
Forde=
rurngen haben ſtärkſten Eindruck gemacht, um ſo mehr, als heute
drs deutſche Wiederaufbau=Programm für die Saar, das u. a.
die Regulierung und Kultivierung von über 17000 Hektar
Annd vorſieht, hier aus Berlin bekanntgeworden iſt.
3
Ein Saar=Zürſtkenkum?
An Phantaſie laſſen es die Saar=Separatiſten bei der
Aus=
hickung ihrer neuen Propagandatricks nicht fehlen. Das letzte
Schlagwort, das jetzt herumgereicht wird, iſt der Gedanke eines
Smar=Fürſtentums, der zwar zuerſt in Belgien in die
Oeffent=
lichkeit lanciert wurde, zweifellos aber aus dem Saargebiet
ſelbſt ſtammt, erfunden zu dem Zweck, die Saarländer mit einer
Eigenſtaatlichkeit zu locken und ihnen eine Fata Morgana
vor=
zu ſpiegeln, in der ſie zwiſchen Deutſchland und Frankreich ein
Leben wie im Paradies führen, wobei praktiſch geſehen die
Sache ſpäter ſo gehandhabt werden ſoll, daß die Separatiſten
de geiſtige Ariſtokratie dieſes Fürſtentums ſtellen, während die
Teutſchen als Lohnſklaven Verwendung finden ſollen.
Es iſt kaum anzunehmen, daß ein ſolches Saar=Fürſtentum
einnen beſonderen Reiz auf die Saarländer ausüben wird. Sie
ſechen ja an Oeſterreich, wie dieſe ſtaatliche Selbſtändigkeit ſich
auswirken kann, ſicherlich nicht in einer wirtſchaftlichen Blüte,
ſcmdern nur in einem verewigten Zwiſchenzuſtand, der die
Wirt=
ſcraft und die Menſchen überhaupt nicht zur Ruhe kommen läßt.
Tabei wollen die Saarländer gerade durch die Rückkehr ins
Reich in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Aber eben dieſe
Beruhigung wird ihnen nicht gegönnt, da die Kreiſe, die im
Trüben fiſchen wollen, ihre einzige Hoffnung darin ſehen die
Scarländer in eine geſteigerte Nervoſität hineinzuſteigern. Dazu
d s Gerede um die ausländiſche Polizei, die vollkommen
über=
flüjſſig iſt, dazu die provozierende Drohung Barthous mit einem
Einmarſch franzöſiſcher Truppen. Barthou ſtützt ſich dabei auf
Trſchlüſſe des Völkerbundsrates vom Jahre 1925 und 1926,
die damals gefaßt wurden, um den ungeſtörten Abzug der
Be=
ſatzungstruppen ſicherzuſtellen, die auch keineswegs nur von
franzöſiſchen Truppen ſprechen, und die vor allem die
Rats=
tegung vom Jahre 1930 ausdrücklich als erledigt erklärte. Die
Franzoſen haben deshalb keinerlei Recht, auch keinerlei
Vor=
wand zu einem Einmarſch. Sie ſollen ihre Manöver auf
fran=
zu ſiſchem Boden abhalten und die Saarländer in Frieden
laſſen, ſowohl mit Soldaten wie mit einem Fürſten, mit dem
man in Paris jetzt die Saar beglücken möchte.
100 Tage Saarhilfe
der Mahnruf, mit dem der Abſtimmungskalender für das
Saar=Winterhilfswerk am 5. Oktober zu laufen beginnt! Bis
zum 13. Januar 1935, dem Abſtimmungstag an der Saar,
er=
innert jedes Blatt dieſes Kalenders an politiſche und
wirt=
ſchaftliche Zugehörigkeit des deutſchen Saarlandes zum Reich.
Die kerndeutſche Saarbevölkerung, der ſaardeutſche Arbeiter
und Bauer ſprechen aus dem Kalender zu uns, zeigen uns die
Opferbereitſchaft die das Saarvolk 15 Jahre unter der
Fremd=
herrſchaft bewieſen hat: Deutſches Schaffen und Wollen, ein
einziges Glaubensbekenntnis zum deutſchen Mutterlande!
Zahlreiche Blätter erzählen von der Saarwirtſchaft und
ihrer lebensnotwendigen Verbundenheit mit dem deutſchen
Wirt=
ſchaftsleben! Nur in dem weiten Wirtſchaftsraum des deutſchen
Mutterlandes wird das Saarland ſeine wirtſchaftlichen
Ent=
faltungsmöglichkeiten haben; das iſt der Leitgedanke, der über
allen wirtſchaftlichen Saarproblemen ſteht und der ſich durch alle
Blätter des Saar=Abſtimmungskalenders zieht.
Der Kalender iſt in jeder Buchhandlung zu haben! Preis
1.— RM.
Die Saar will zurück zum Reich!
So wird 100 Tage in allen deutſchen Arbeitsräumen zu
leſen ſein! Jeder deutſche Volksgenoſſe aber bringt ſein
Saaropfer durch Erwerb des Kalenders!
In jedem deutſchen Arbeitsraum ſoll am 5. Oktober ein
Abſtimmungskalender hängen!
Barkhon auf der Suche nach neuen
Erfolgen.
der Nordoſt=Pakt ſoll doch noch werden.
EP. London, 4. Oktober.
Wie der diplomatiſche Mitarbeiter des „Daily Telegraph”
heute berichtet, hat die franzöſiſche Regierung beſchloſſen, neue
Verhandlungen über das Nordoſtpaktprojekt
einzuleiten, wobei man zunächſt an Polen und
Deutſchland herantreten will. Solange dieſe
Be=
ſprechungen ſchweben, wird die Frage des franzöſiſch=ruſſiſchen
Bündniſſes im Hintergrund bleiben, da, wie das Blatt betont,
der franzöſiſche Außenminiſter ſich nicht im unklaren darüber iſt,
daß eine franzöſiſch=ruſſiſche Verſtändigung
unter Umſtänden das Ende des franzöſiſchen
Bünd=
niſſes mit Polen bedeuten würde. Die
fran=
zöſiſche Politik ſtrebe daher eine Verbeſſerung
der Beziehungen zu Polen und Deutſchland an,
und ſei nach einer gründlichen Prüfung der Antworten
der beiden Staaten zu dem Nordoſtpakt=Projekt zu der
Ueberzeugung gekommen, daß dieſe Antworten die
Möglich=
keit einer Einigung nicht gänzlich ausfchlöſſen.
Weiter meldet das Blatt, daß Barthou auf der Suche
nach neuen Erfolgen ſei, da die franzöſiſch=italieniſche
Annäherung ebenfalls wenig Ausſicht habe und Barthou vor
einer neuen Niederlage ſtünde. Schließlich wird
an=
gedeutet, daß auch Titulescus Rücktritt darauf zurückzuführen
ſei, daß die rumäniſche Regierung in der Frage der
Vertrags=
reviſion weich werde.
*
* Das Wiener Braunbuch.
Die öſterreichiſche Regierung hat nun doch die ſeit vielen
Wochen angekündigte Darſtellung über die Vorgänge beim
Juli=
putſch herausgebracht. Sie hat ſich das lange überlegt. Immer
wieder hieß es, dieſes Braunbuch ſoll jetzt veröffentlicht werden,
dann wurde es wieder zurückgeſtellt. Faſt ging es damit ſo wie
mit dem franzöſiſchen Doſſier über die angeblichen deutſchen
Ge=
heimrüſtungen, das ſchon ſeit Jahren in Genf ſpukt, aber immer
nur ein Geſpenſt geblieben iſt, weil die Franzoſen klug genug ſind,
um zu wiſſen, daß ein ſolches Schwert ſehr wirkungsvoll iſt,
ſo=
lange es an der Wand hängt, daß ſich aber ſeine Unbrauchbarkeit
herausſtellt in dem Augenblick, wo es herunterfällt.
Wir wiſſen nicht, welche Gründe für die öſterreichiſche
Regie=
rung maßgebend ſind, mit dieſen „Beiträgen zur Vorgeſchichte und
Geſchichte der Juli=Revolution” jetzt aufzuwarten, nachdem
Mo=
nate ſeit den Ereigniſſen verfloſſen ſind. Immerhin läßt der
Zeit=
punkt der Veröffentlichung gewiſſe Rückſchlüſſe zu. Es iſt ſicherlich
kein Zufall, daß Herr von Papen zu dem Zeitpunkt,
woer nach Wien kommt, um ſein Amt anzutreten,
dieſe Broſchüre vorfindet. Denn die notwendige Folge
muß ſein, daß die Erinnerung wieder aufgefriſcht
wird und dadurch alle Bemühungen um eine
Beſſe=
rung der deutſch=öſterreichiſchen Beziehungen
zum mindeſten nicht erleichtert werden.
Was wir von dem Inhalt wiſſen, beſchränkt ſich einſtweilen
auf kurze Auszüge, auf den äußeren Tatbeſtand, daß die Schrift
120 Seiten mit ſeiner Bildbeilage umfaßt und in drei Teile
ge=
gliedert iſt. Wir werden vermutlich noch Gelegenheit haben, noch
näher darauf einzugehen, ſobald uns der Wortlaut bekannt iſt.
Wenn die öſterreichiſche Regierung ſelbſt die Herausgabe
recht=
fertigt mit der Erwägung, „daß dem Ziel der Verſtändigung nichts
förderlicher ſein kann, als Klarheit”, ſo wird ſie finden, daß
Deutſchland bereit iſt, ihr auf dieſem Wege zu folgen. Auch wir
wollen der Klarheit und der Wahrheit dienen. Wir bezweifeln
nur, ob eine einſeitige und tendenziöſe Darſtellung, die von
vorn=
herein die Alleinſchuld Deutſchlands beweiſen will, dazu
ſonder=
lich geeignet iſt. Wir ſind aber, nachdem die öſterreichiſche
Regie=
rung das Problem erneut aufgerollt hat, gerne bereit, mit ihr
zuſammen die Suche nach der Wahrheit aufzunehmen, und ſind
deshalb auch beſonders geſpannt auf die Beantwortung der vielen
nachdenklichen Fragen, wie der ganze Putſch überhaupt
ſo weit um ſich greifen konnte, nachdem die öſterreichiſche
Regie=
rung bereits mehrere Stunden, bevor er ausbrach, über die
Ge=
fahr im Bilde war, wie es möglich war, daß unter dieſen
Umſtän=
den zum Schutz des Lebens des Bundeskanzlers nichts geſchah.
Sprechende Zahlen.
Vordringen des japaniſchen Handels in Albanien.
Man ſchreibt uns aus Tirana: Aus der amtlichen
Handels=
ſtatiſtik geht hervor, daß die Einfuhr japaniſcher Waren nach
Al=
banien im Jahre 1933 überraſchende Fortſchritte gemacht hat.
Eine japaniſche Einfuhr nach Albanien beſtand, im Jahre 1928
überhaupt nicht; ſie begann 1929 mit einem Wert von 6700 Gfcs.,
ſtieg 1930 auf 30 000 Gfcs. 1931 auf 115 500 Gfcs., 1932 auf 290 000
Gfes., um 1933 faſt eine Million Goldfranken zu erreichen.
Vom Wiederaufbau eines Staakes.
Eindrücke und Ergebniſſe einer Polen=Reiſe.
Von unſerem Sonderkorreſpondenten.
Dr. H. Krakau, Ende September.
„Polniſche Geſchichte iſt ſeit faſt 1000 Jahren zugleich auch
immer deutſche Geſchichte geweſen. Und wenn bisher häufig die
tragiſchen Konfliktsſtoffe dieſer Schickſalsgemeinſchaft die
Be=
ziehungen zwiſchen den beiden Völkern beherrſcht haben, ſo iſt
nicht einzuſehen, warum wir nicht auf beiden Seiten einmal
den ehrlichen Verſuch machen ſollen, uns der Epochen in den
vergangenen Jahrhunderten zu erinnern, die Deutſche und
Polen politiſch, kulturell und wirtſchaftlich verbanden. Polen
und Deutſchland brauchen für ihre innere Aufbauarbeit beide
Frieden und Ruhe. Suchen wir alſo das, was uns
verbindet und nicht das was uns trennt.” Einer
unſerer liebenswürdigen polniſchen Gaſtgeber fand im
ver=
trauten Geſpräch mit einigen deutſchen Journaliſten, die von
ſeiner Regierung zu einer Studienfahrt nach Polen eingeladen
waren, dieſe ſchönen Worte; und wir konnten ihm nur mit
Dank für ſolche Geſinnung beſtätigen, daß auch uns der gleiche
Wunſch beſeele. Freilich: wir dürfen uns nicht täuſchen über
die Größe und die Schwierigkeiten der Aufgabe. Wir dürfen
uns vor allem nicht täuſchen über das Tempo, in dem ſich die
Annäherung zwiſchen zwei ſtolzen und ſelbſtbewußten Nationen
vollziehen kann. Und wir wollen nicht verſchweigen, daß für
uns Deutſche mancherlei Hemmungen beſonderer Art zu
über=
winden ſind, die für das wiedererſtandene Polen nicht exiſtieren.
Sagen wir offen, daß wir zu Beginn der Fahrt
einiger=
maßen ſkeptiſch und reſerviert waren. Zum Abſchluß der Reiſe
dürfen wir aber feſtſtellen, daß wir ſehr ſtarke Eindrücke aus
dem Lande unſeres öſtlichen Nachbarn mitnehmen und von
unſeren Gaſtgebern in guter Freundſchaft ſcheiden. Da wir
12 Tage durch Polen reiſten und dabei nicht nur Warſchau,
ſondern auch Gdingen, Poſen, Wilna, Lemberg und Krakau —
um nur die wichtigſten Stationen der Studienfahrt
aufzu=
zählen — geſehen haben, bot ſich uns ſehr oft Gelegenheit zu
freimütiger und rückhaltloſer Ausſprache mit polniſchen
Perſön=
lichkeiten aus allen beruflichen Schichten und Ständen. Mit
Genugtuung und ehrlicher Freude konnten wir feſtſtellen, daß
überall ein ſehr lebendiger Wille zu einer freundſchaftlicheren
Geſtaltung der Beziehungen zwiſchen den Nationen beſtand.
Aber mehr noch: wir begegneten überall auch einem oft
über=
raſchenden Verſtändnis für unſere Auffaſſungen von der
Miß=
leitung Europas durch die Pariſer Verträge und von den
innerdeutſchen Notwendigkeiten, die ſich daraus ergaben. Daß
Deutſchland heute ſtraff und autoritär von dem ſouveränen
Regiment Hitlers geführt wird, empfindet man in Polen als
Selbſtverſtändlichkeit und macht nicht den törichten Verſuch, etwa
nach franzöſiſchem Muſter die Gefahr neuer internationaler
Komplikationen an die Wand zu malen, weil der
National=
ſozialismus Deutſchland heute ſchlechthin repräſentiert. Polen
weiß, daß der Wiederaufbau eines Staates und einer Nation
nur in Ruhe und Frieden durchgeführt werden kann. Und das
iſt ſeiner politiſchen Intelligenz die ſicherſte Garantie für den
Beſtand und die Vertiefung des deutſch=polniſchen
Verſtändigungs=
abkommens vom Jahre 1934.
Daß wir auf polniſchem Boden überall mit größter
Liebens=
würdigkeit empfangen werden würden, war bei der bekannten
polniſchen Gaſtfreundſchaft nicht überraſchend. Als
Ueber=
raſchung empfanden wir aber dankbar mancherlei kleine
Auf=
merkſamkeiten, die vor oder auch unmittelbar nach dem Abſchluß
des deutſch=polniſchen Vertrages ſicherlich noch nicht denkbar
ge=
weſen wären. Und daran kann man wohl die Fortſchritte in
der Annäherung zwiſchen den beiden Nationen am beſten
ab=
leſen. In Warſchau mochte es noch eine Geſte diplomatiſcher
oder politiſcher Höflichkeit ſein, daß das Hotel der deutſchen
Journaliſten mit den ſchwarz=weiß=roten Farben und dem
Hakenkreuz=Banner geſchmückt war. In der Hauptſtadt jedes
Landes iſt die Bevölkerung an derlei gewöhnt. Die polniſche
„Provinz” jedoch hätte vermutlich noch vor wenigen Monaten
ablehnend reagiert, wenn man ihr die Farben des Dritten
Reiches gezeigt hätte. Während unſerer ganzen Reiſe aber
wurden wir überall neben den weiß=roten Farben Polens von
den Flaggen unſeres Vaterlandes begrüßt. Daß uns dabei
warm ums Herz wurde, war ſchließlich nur ſelbſtverſtändlich.
Nicht minder ſinnfällig aber wurde die gaſtliche Freundſchaft
Polens, wenn wir etwa bei dem Grafen Potocki in Laneut mie
dem Marſch. Oh Deutſchland hoch in Ehren” oder von der
Kapelle des Salzbergwerks Wieliczka mit den Klängen des
„Alten Kameraden” empfangen wurden. Das Deutſchland=Lieo
und der Kampfgeſang Horſt Weſſels erklangen während unſerer
Polen=Fahrt ebenſo oft wie die polniſche Nationalhymne und
das Lied der erſten Legion. Ueber die Gepflogenheiten einer
internationalen Höflichkeit hinaus wurden uns ſomit
Aufmerk=
ſamkeiten erwieſen, die wir mit einem herzlichen Dank an die
Geſinnung unſerer Gaſtgeber verzeichnen dürfen.
Polen iſt ein merkwürdiges Land — merkwürdig in des
Wortes eigentlichſter Bedeutung. Es iſt noch ein junges
Staats=
weſen, das ja erſt durch die bekannte Deklaration der
Mittel=
mächte vom November 1916 als politiſcher Begriff
wieder=
erſtand. Es hat aber eine 900jährige Geſchichte, die im
Bewußt=
ſein der Nation trotz 130jähriger Trennung und Teilung ſehr
lebendig geblieben iſt. Aufgeſpalten zwiſchen drei große Mächte,
von innerem Hader zerfleiſcht und zerriſſen, zahlloſen fremden
Einflüſſen ausgeſetzt, hat ſich dennoch das polniſche Volk
über=
raſchend ſchnell wieder zur Nation zuſammengefunden, nachdem
die Wirren der erſten Nachkriegsjahre überſtanden waren. Seit
dem Staatsſtreich Pilſudſkis von Jahre 1926 wird das Land
auf eine ſehr eigentümliche Weiſe autoritär regiert. Dem
„Marſchall”, wie Pilſudſki ſchlechthin genannt wird, iſt es in
ſteigendem Maße gelungen, den Einfluß des Seim auf die
politiſche Entwicklung des Landes zurückzudrängen. Die jüngſt
veröffentlichte Notverordnung des Staatspräſidenten, wonach die
geſamte Bevölkerung Polens beider Geſchlechter zum militäriſchen
Hilfsdienſt verpflichtet iſt, beweiſt das wohl am beſten. Die
Ge=
treuen des Marſchalls formen ihr Volk einheitlich und ſchon
heute, noch nicht 16 Jahre nach dem Ende des großen Krieges,
Seite 2 — Nr. 275
kann nur noch der genaue Kenner der Verhältniſſe
unter=
ſcheiden, ob ein Angehöriger der älteren Generation Polens
aus den ehemals preußiſchen Teilgebieten, aus Ruſſiſch=Polen
oder aus dem öſterreichiſchen Galizien ſtammt, das heute Klein=
Polen heißt. Die allgemeine Wehrpflicht fördert den
Ver=
ſchmelzungsprozeß ebenſo wie die vormilitäriſche Erziehung und
die Förderung des Volksſchulweſens, durch die es in
Verbin=
dung mit den militäriſchen Erziehungs= und
Schulungs=
einrichtungen gelungen iſt, das Analphabetentum erfolgreich zu
bekämpfen, deſſen Aufrechterhaltung vor dem Kriege im
ehe=
maligen Ruſſiſch=Polen als höchſte Staatsweisheit galt. Der
polniſche National= und Staatsgedanke, der noch vor wenig mehr
als 20 Jahren ſeinen Hort eigentlich nur in einer dünnen
Intelligenzſchicht hatte, iſt heute auch in das Bewußtſein des
letzten Bauern und Arbeiters gedrungen. Es iſt dabei beſonders
bedeutungsvoll, daß die zwei Kampfjahre von 1920 bis 1922
gegen die Sowjetunion zu einer rückhaltloſen Abfage Polens
an das Ideengut des aſiatiſchen Oſtens geführt haben. Galt
das Warſchau der Vorkriegszeit mit ſeinem ruſſiſchen Gouverneur
und der ruſſiſchen Kathedrale noch als Vorpoſten des Oſtens,
ſo iſt heute der polniſche Staat zum Vorpoſten des
Weſtens gegenüber Aſien geworden.
Das alles, was hier nur in großen Umriſſen angedeutet
werden kann, muß man ſich vor Augen halten, wenn man Polen
aus ſeinen natürlichen Exiſtenzbedingungen heraus begreifen
will. Selbſtverſtändlich hat ein junges Staatsweſen, das erſt
vor 12 Jahren ſeinen Frieden mit der Sowjetunion machen
konnte, noch außerordentliche Schwierigkeiten zu überwinden.
Schwierigkeiten, die wir überall beobachten konnten. Es darf
auch nicht vergeſſen werden, daß große Gebietsteile Polens
Kampfgelände des Weltkrieges waren, wo der Wiederaufbau
natürlich nur langſam und unter erheblichen Opfern vor ſich
gehen konnte. Man wird auch ſchon bei einer flüchtigen
Be=
trachtung der geopolitiſchen Lage Polens begreifen, warum
bei=
ſpielsweiſe die Siedlungstätigkeit an der Oſtgrenze nur ſehr
behutſam vonſtatten geht. Eins aber iſt ſicher: der polniſche
Staat von heute iſt eine feſtgefügte
Willens=
einheit, die ſich in der Geſchloſſenheit ſeiner Nation, der
Wehrkraft und dem Wehrwillen ſeiner Bevölkerung — wie
endlich auch in den wirtſchaftlichen und kulturellen Leiſtungen
des Volkes repräſentiert. Darüber ſoll in einigen weiteren
Sonder=Artikeln über Lemberg und Krakau, den ſüdöſtlichen
und ſüdweſtlichen Eckpfeiler Polens, Näheres berichtet werden.
In faſt allen Ländern ſucht man ſeit Kriegsende die
ſoge=
nannten tödlichen Strahlen zu entdecken, die in einer gewiſſen
Literatur die Hauptrolle ſpielen und den Stoff zu
Senſations=
romanen abgeben. Aber bis heute iſt es keinem der Forſcher —
und unter ihn befinden ſich recht bedeutende Männer —
gelun=
gen, die elektriſche Kraft ſo zu formen, daß ſie drahtlos in eine
beſtimmte Richtung gelenkt und dabei noch tödliche Wirkungen
ausüben kann.
In letzter Zeit ſind nun verſchiedene Männer mit der
Be=
hauptung in der Oeffentlichkeit erſchienen, daß es ihnen gelungen
wäre, Strahlen zuſammenzufaſſen und damit auf weite
Entfer=
nungen Tiere zu töten oder Kraftwagen zum Stillſtand zu bringen.
Für die ausländiſche Preſſe waren dieſe Angaben natürlich ein
willkommener Anlaß, mit großen Schlagzeilen aufzuwarten. Aber
die Entdecker ſind dann wieder in der Verſunkung verſchwunden.
Man hört nichts mehr von ihnen — auch nichts von dem
Ameri=
kaner Tesla, der jeden Eid leiſten wollte, daß ſeine Strahlen die
echten und wirklichen Todesſtrahlen ſeien. Jetzt hat ſich ein
anderer Amerikaner namens Abbott zu Wort gemeldet, der lange
Zeit im Obſervatorium Mount Wilſon in Kalifornien ſaß. Er
hat das Licht der Sterne unterſucht und will nun
herausgefun=
den haben, daß das blaue Licht der Geſtirne eine tödliche
Wir=
kung ausübe. Da aber die Erde von einer ſo ſtarken Lufthülle
umgeben ſei, könne dieſes Licht keinen Schaden auf der Erde
an=
richten. Vielleicht hat der Gelehrte recht, vielleicht irrt er ſich
wie viele andere, die ſich mit dem Problem der Todesſtrahlen
beſchäftigten.
Das Allerneueſte iſt aber nun die franzöſiſche
Lang=
lichtbombe. Auch ſie gehört in die Rubrik der Todesſtrahlen.
Nur wird hier nicht mit Elektrizität, ſondern mit einer
grell=
leuchtenden Maſſe gearbeitet, die man mit einer Granate aus
dem Luftabwehrgeſchütz feuert. In der gewünſchten Höhe
explo=
diert die Granate. Die geheimnisvolle Maſſe entzündet ſich und
brennt unter ſtarker Lichtentfaltung ab. Dieſe Lichtſtrahlen ſollen
nun ſo ſtark ſein, daß ſie jeden in der Nacht fliegenden Piloten
für einige Zeit — es wird von drei bis vier Minuten
geſpro=
chen — blind machen. Dieſer Zeitraum ſoll genügen, um die
Flugzeuge der Gewalt der Piloten zu entreißen, ſo daß ſie dann
abſtürzen. Verſchiedene Verſuche mit der neuen Erfindung ſollen
ſchon gemacht worden ſein. Doch möchten wir daran erinnern,
daß der Weltkrieg eine ganze Reihe von neuen Erfindungen
ge=
bracht hat, auf die aber die Gegenſeite regelmäßig wieder nach
einiger Zeit mit entſprechenden Abwehrmaßnahmen reagierte.
Zur 250. Wiederkehr von Watteaus Geburtstag
am 6. oder 7. Oktober.
Von Ernſt v. Niebelſchütz.
So herrſche denn Eros, der alles begonnen!
(Goethe.)
Wer in der Kunſtgeſchichte ohne Etikettierungen nicht
aus=
ommt, gerät gegenüber Antoine Watteau, in deſſen „fétes
galantes” ſchon der große Friedrich den Inbegriff franzöſiſcher
Anmut verehrte, in Verlegenheit. Wo wir ihn zu fixieren ſuchen,
entzieht er ſich oder zwingt uns doch, einen Satz, den man über
ihn ausſpricht, ſogleich ein „aber” hinzuzufügen. Er lebt in
einer Uebergangszeit, ſteht zwiſchen zwei Zuſtänden, zeitlich und
räumlich, der Geburt und dem Stil nach. Mit ſeinen traumhaft
ſchönen Bildern, die faſt alle der ſinnlichen Seite des Lebens,
der Liebe und der Galanterie gewidmet ſind, hat er das
fran=
zöſiſche Rokoko vorweggenommen, und doch fällt der weitaus
größere Teil ſeines kurzen Lebens in das Zeitalter des
Sonnen=
königs, formengeſchichtlich geſprochen des Barock, oder, wie die
Franzoſen den Stil nennen: des Louis quartorze. Wir huldigen
in Watteau den beſten Eigenſchaften des franzöſiſchen Geiſtes,
auch wenn wir wiſſen, daß er gar nicht Franzoſe, ſondern aus
Valenciennes gebürtig iſt, wo er am 10. Oktober 1684 als
Sohn eines Dachdeckers getauft wurde. Die Stadt war erſt vor
kurzem an Frankreich gefallen.
Watteau hatte alſo plämiſches Blut in ſeinen Adern, er
war Landsmann des Rubens, Erbe der erlauchteſten maleriſchen
Traditionen Flanderns. Und wenn wir den Achtzehnjährigen
1702 in Paris auftauchen ſehen, ſo wiſſen wir heute, was das
in der künſtleriſchen Situation der Jahrhundertwende zu
be=
deuten hatte. Ein hervorragender Menſch erſcheint nicht irgendwo
und irgendwann ohne eine innere Sendung. Watteaus Aufgabe
war, als der letzte und größte der zum Pariſer gewordenen
Vlamen den alten Streit zwiſchen der franzöſiſchen Regelkunſt
und dem germaniſchen Naturgefühl, den Streit zwiſchen Linie
und Farbe, zwiſchen Rhetorik und Wirklichkeit, man kann auch
ſagen: zwiſchen Pouſſin und Rubens zugunſten des
nieder=
ländiſchen Kolorismus zu ſchlichten.
Die Entwicklung drängte in den letzten Lebensjahren des
vergotteten Selbſtherrſchers zu einer ſolchen Entſcheidung. Man
war des ſteifen Zeremoniells am Hofe zu Verſailles längſt
überdrüſſig geworden. Die Periode der Allongeperücke, der
ge=
ſchnittenen Taxushecken, der marmorverkleideten Prunkgemächer
und der heroiſchen Stoffe auf der Bühne und in der bildenden
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Reichsminiſter Ruſt trifft am 7. Oktober zum Beſuch des
ungariſchen Kultus= und Unterrichtsminiſters Homan in Budapeſt
ein. Reichsminiſter Ruſt wird mehrere Tage in Budapeſt
ver=
bringen, um die kulturellen Einrichtungen Ungarns kennen zu
lernen.
Der preußiſche Miniſterpräſident hat den Regierungsdirektor
Bredow, der bereits ſeit Juli d. J. die Geſchäfte des
Polizeivize=
präſidenten kommiſſariſch verwaltete, nunmehr endgültig zum
Vizepräſidenten des Polizeipräſidiums in Berlin ernannt.
Am Donnerstag vormittag ſprach Reichsleiter Alfred
Roſen=
berg im großen Saale des Reichswehrminiſteriums vor den
Lei=
tern der Heeresſchulen und Fachſchulorganen der Wehrmacht,
ſo=
wie vor einem großen Kreis geladener Offiziere.
Die 300 dienſtälteſten politiſchen Leiter der NSDAP. aus
dem ganzen Reich werden vom 5.—7. Okt. Gäſte der Gauleitung
Sachſen ſein.
Zur Prüfung des Abſtimmungsergebniſſes bei der
Reichstags=
wahl und Volksabſtimmung am 12. November 1933 iſt eine
Prü=
fung des Wahlergebniſſes auf Sonntag, den 13. Oktober ds. Js.,
vormittags 11 Uhr, im Reichstagsgebäude anberaumt worden.
Geſtern wurden im polniſchen Außenminiſterium die
deutſch=
polniſchen Beſprechungen über Preſſefragen fortgeſetzt, die im
Frühjahr aufgenommen worden waren.
Bei einer in Seegraben in Steiermark vorgenommenen
Waf=
fenſuche wurden in einem Heuſchober drei Maſchinengewehre, 78
Gewehre, 10 Gewehrſtutzen, ein ruſſiſches Gewehr und etwa 8000
Schuß Munition vorgefunden und von der Gendarmerie
beſchlag=
nahmt.
Die Mandatskommiſſion des Völkerbundes wird am 29. Okt.
und an den folgenden Tagen ihre 26. Tagung abhalten und die
Berichte der Mandatsmächte über acht Territorien prüfen. Es
handelt ſich um Kamerun, Togo, Uganda=Urumdi, um
Südweſt=
afrika, Weſtſamoa und die Pazifiſchen Inſeln.
Miniſterpräſident Macdonald iſt am Donnerstag in
Liver=
pool eingetroffen. Er hat ſich ſofort mit dem Zuge nach London
begeben. Macdonald, der bekanntlich einen dreimonatigen Urlaub
in Kanada und Neufundland verbracht hat, ſoll ſich
außerordent=
lich gut erholt haben.
Auf einer Verſammlung in Tynemouth wandte ſich der
eng=
liſche Kriegsminiſter Lord Hailſham mit ſehr ſcharfen Worten
ſegen den Beſchluß des Parteitages der Arbeiterpartei, im Falle
einer Regierungsübernahme den feierlichen Verzicht auf den Krieg
als Mittel der Politik zum Beſtandteil der engliſchen Verfaſſung
zu machen und im Rahmen eines kollektiven Sicherheitsſyſtems ſich
nur noch an den vom Völkerbund verhängten militäriſchen
Sank=
tionen zu beteiligen.
Auf der Tagung der Konſervativen Partei in Briſtol iſt mit
großer Mehrheit eine Entſchließung angenommen worden. Darin
wird die Regierung aufgefordert, dem Parlament Vorſchläge über
eine unverzügliche Reform des Oberhauſes vorzulegen.
Die Lage des amerikaniſchen Staatshaushalts weiſt im erſten
Vierteljahr des amerikaniſchen Steuerjahres ein wenig
ermutigen=
des Bild auf. Der Fehlbetrag beläuft ſich auf 541 Millionen
Dol=
lar, während er in der gleichen Zeit des Vorjahres nur 237
Mil=
lionen Dollar betragen hatte. Die öffentliche Schuld beträgt
17 189 Millionen Dollar; die Goldreſerven ſtellen ſich auf 7977
Millionen Dollar.
Die Unruhen auf Cuba flackern immer wieder von neuem auf.
Auf die Botſchaft der Vereinigten Staaten ſind aus einem
vorüber=
fahrenden Kraftwagen mehrere Schüſſe abgegeben worden. In
Santiago ſind am Mittwoch abend 28 Sprengkörper zur
Entzün=
dung gebracht worden. Die Oſtprovinzen ſind unter die
Verwal=
tung der Militärbehörden geſtellt worden.
Wenn es alſo richtig iſt, daß dieſe Lichtbomben die Piloten
blen=
den, ſo daß ſie die Gewalt über ihr Flugzeug verlieren, dann
wird ſelbſtverſtändlich jede Nation ſofort dazu übergehen, ihre
Flieger mit entſprechenden Schutzvorrichtungen auszurüſten. Bei
der autogenen Schweißerei, die ja auch ein furchtbar grelles Licht
entwickelt, ſchützt man ſich gegen die Blendwirkung durch farbige
Brillen. Warum ſoll es alſo nicht möglich ſein, die Piloten mit
entſprechenden Augengläſern auszurüſten? Zu große Bedeutung
darf man wohl dieſer Lichtbombe nicht beimeſſen.
Sorgſältige Vorbereikung Amerikas für die
Flokkenkonferenz.
EP. Waſhington, 4. Oktober.
Präſident Rooſevelt hatte am Mittwoch eine längere
Be=
ſprechung mit Norman Davis, Staatsſekretär Hull und dem
Chef der amerikaniſchen Kriegsmarine, William Standley. Die
Unterredung galt der Vorbereitung der Londoner
Flotten=
konferenz. Norman Davis iſt, wie erinnerlich, wieder
Vorſitzender der amerikaniſchen Delegation.
In der Beſprechung wurde endgültig die Politik feſtgelegt,
welche die amerikaniſche Delegation in London zu entwickeln
haben wird. Die amerikaniſche Regierung bereitet die Konferenz
mit der größten Sorgfalt vor, der ſie jetzt, wo die Teilnahme
Japans feſtſteht, entſcheidende Bedeutung beimißt.
Freitag, 5. Oktober 1934
Rondeitranenstaoinett i Spünten.
DNB. Madrid, 4. Oktober.
Der mit der Regierungsneubildung beauftragte Führer der
Radikalen Partei, Lerroux, hat am Donnerstag vormittag dem
Staatspräſidenten ſeine Miniſterliſte zur Genehmigung vorgelegt.
Aus der Miniſterliſte, ergibt ſich, daß man es mit einer
Koalitionsregierung zu tun hat, die alle
ſtaats=
erhaltenden und aufbauwilligen
republikani=
ſchen Gruppen umfaßt. Der Ideologie nach kann ſie als
antimarxiſtiſch angeſprochen werden. Das neue Kabinett
hat infolge des Eintrittes der „Ceda” in die Regierung eine
ent=
ſcheidende Mehrheit im Landtag hinter ſich. Die neue Regierung
iſt entſchloſſen, den Grundſatz der Staatsautorität mit
allen Mitteln aufrechtzuerhalten und dem Zuſtand der
Unſicher=
heit und dem revolutionären Zuſtand in Spanien ſowie den
Uebergriffen des Separatismus ein Ende zu bereiten.
Bemer=
kenswert iſt, daß dieſe Miniſterliſte 8 Mitglieder der
zurückgetre=
tenen Regierung enthält, darunter Samper als Außenminiſter,
den von allen Seiten immer wieder ſehr ſtark angegriffenen
Präſidenten des zurückgetretenen Kabinetts.
Vor der Auflöſung des griechiſchen Parlamenks?
DNB. Athen, 4. Oktober.
Die griechiſche Telegraphenagentur teilt mit: Alle
Vermitt=
lungsbeſtrebungen der Regierung, um zu einem Bündnis mit
den Oppoſitionsparteien zwecks Wiederwahl des
Staats=
präſidenten Alexander Zaimis zu kommem ſind an der
Starr=
ſinnigkeit Venizelos' geſcheitert. Die Regierung iſt entſchloſſen,
Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet ſind, die Lage zu klären
und die normale Tätigkeit des parlamentariſchen
Regierungs=
ſyſtems zu ſichern. Die Abgeordnetenkammer hat am Mittwoch
abend das Wahlgeſetz endgültig angenommen, das vom Senat
abgelehnt worden war, und das den Hauptgegenſtand der
Unterhandlungen zwiſchen der Regierung und der Oppoſition
dargeſtellt hat. Wie verſichert wird, wird die Regierung zur
Auflöſung der Abgeordnetenkammer und zu Kammerneuwahlen
im Laufe des November ſchreiten, falls der letzte Verſuch, zu
einer Einigung zu kommen, ſcheitern ſollte.
Neuer polniſch=kſchechoflowakiſcher Zwiſchenfall.
EP. Wien, 4. Oktober.
Nach einer Warſchauer Meldung des „Neuen Wiener
Abend=
blattes” hat ſich ein neuer ernſter polniſch=tſchechoſlowakiſcher
Zwiſchenfall ereignet. Tſchechoſlowakiſche Polizeibeamte hätten
drei polniſche Staatsbürger wegen ihrer Aeußerungen über die
Behandlung der Polen im ſchleſiſchen Grenzgebiet verhaftet
und nach Mitteilungen der polniſchen Regierungspreſſe ſchwer
mißhandelt. Auf Grund eines Schrittes des polniſchen
Ge=
ſandten habe Außenminiſter Beneſch die Freilaſſung der Polen
und eine Unterſuchung gegen die Polizeibeamten zugeſagt, ooch
habe der Zwiſchenfall die unfreundliche Stimmung gegen die
Tſchechoſlowakei in Polen noch verſtärkt. Dies unmittelbar vor
dem Beſuch des ungariſchen Miniſterpräſidenten Gömbös in
Warſchau, der dem Blatt zufolge eine gewiſſe Präziſierung der
polniſchen Stellungnahme zu den mitteleuropäiſchen Fragen
herbeiführen dürfte.
Vor Ueberreichung der Anklageſchrift im Kownoer
Maſſenprozeß.
DNB. Kowno, 4. Oktober.
Die Staatsanwaltſchaft des Kriegsgerichts in Kowno hat
veranlaßt, daß den Angeklagten im Prozeß wegen der verbotenen
memelländiſchen Parteien unter Führung von Neumann und
Saß die Anklageſchrift am 5. Oktober zugeſtellt wird. Nach der
litauiſchen Prozeßordnung wird den Angeklagten gleichzeitig eine
Friſt von ſieben Tagen für die Benennung der Verteidiger und
Zeugen eingeräumt. Erſt dann wird der Zeitpunkt des Prozeſſes
ſechs Wochen vom Tage der Ueberreichung der Anklageſchrift
an=
beraumt. Insgeſamt ſollen 126 Perſonen vor Gericht
kommen. Davon befinden ſich 86 in Haft, 40 ſtehen unter
Polizeiaufſicht. Gegen 15 Angeklagte iſt das Verfahren
abgetrennt, da ſie nicht auffindbar ſind. Von ſeiten der
Anklage=
vertretung ſind 296 Zeugen und 15 Sachverſtändige geladen. Da
ſich unter den Angeklagten eine Anzahl ehemaliger Offiziere
be=
findet, wird das Kriegsgericht nach ſeinen Statuten aus
Offi=
zieren gebildet. Mit dem Beginn des Prozeſſes iſt nicht vor Ende
November zu rechnen. Die Anklageſchrift umfaßt über 500
Sei=
ten. Das Unterſuchungsmaterial iſt in 33 Bänden
zuſammen=
gefaßt.
Kunſt neigte ſich ihrem Ende zu. Man verlangte nach mehr
Freiheit von der Etikette am Hofe, nach größerer Farbigkeit und
gebrochenen Tönen, nach anmutigen Gegenſtänden und einer
aufgelockerten Kompoſition im Bilde. Als 1715 der alte Deſpot
nach einer unwahrſcheinlich langen Regierung endlich ſtarb, war
der Sieg der Daſeinsfreude entſchieden. Die einſtimmige
Auf=
nahme Watteaus als „maitre des fétes galantes” in die Pariſer
Akademie wär das äußere Zeichen dieſes Triumphes. Die ihm
noch zugemeſſene knappe Lebensfriſt (bis 1721) gehört der Zeit
der Regentſchaft (Régence) des Herzogs Philipp von Orleans
an. Den eigentlichen „Louis quinze” der unſerem deutſchen
Nokoko entſpricht und als deſſen Begründer Watteau gefeiert
wird, hat er alſo nicht mehr erlebt. Sein Genius, der etwas
Einmaliges war, läßt ſich weder in das abklingende Zeitalter
der Lebrun und Largilliere, noch in das neue der Boucher,
Fragonard und Chardin einordnen. Zwiſchen hohler Grandezza
und ausſchweifender Frivolität hält er die harmoniſche Mitte.
Schon die Titel ſeiner meiſt kleinen Gemälde — viele ſind
erſt ſpäter in ſpekulativer Abſicht erfunden und klingen
lieder=
licher als ihr Inhalt iſt — laſſen die veränderte Zeitſtimmung
erkennen. Sehen wir von den frühen Bildern aus dem
Sol=
daten= und Bauernleben ab, die deutlich genug, die plämiſche
Herkunft verraten, und halten uns an die Werke ſeiner
Haupi=
ſchaffensperiode von etwa 1710 bis 1721, ſo weiſen alle
Bild=
zeichnungen auf die mehr oder weniger harmloſen Freuden der
vornehmen Geſellſchaft hin: der verwirrende Vorſchlag, die
unruhige Liebende, die Abendtoilette, der Liebesunterricht, der
Fehltritt, das Liebesfeſt, die Muſikſtunde, ländliche
Ver=
gnügungen, und wie ſie ſonſt noch heißen mögen. Zahlreich
ſind die Darſtellungen aus der franzöſiſchen und italieniſchen
Komödie und die Bilder mit muſikaliſchen Themen, deren innere
Klangfülle es verſtändlich macht, daß man Watteau den „Mozart
der Malerei” genannt hat. Die Farbe iſt hier in einem höheren
als dem ſtoffgebundenen Sinne muſikaliſch; ſie bevorzugt die
gedämpften Töne: ein Reſedagrün, ein ſilbriges Blau, ferner
Noſa und Taubengrau, und verbindet ſie mit Darſtellungen,
die gegenſtändlich viel weniger „intereſſant” ſind, als die
Bild=
titel erwarten laſſen. Junge Paare in Parklandſchaften ſind
auf grünen Matten gelagert oder vertreiben ſich die Zeit mit
Guitarreſpiel und Blindekuh. Dieſe ſeidigen Damen und ihre
Kavaliere ſind da, zu lieben und geliebt zu werden. Dem
feuri=
gen Begehren antwortet ein nüancenreiches Spiel von
Ver=
ſagen und Gewähren, aber nie miſcht ſich in dieſe Grammatik
der Liebeskunſt der dem ſpäteren Rokoko geläufige Ton der
Frivolität. Watteaus Malerei iſt dem Kultus des Weibes
ge=
widmet, er opfert ſeinem Idol in ſo zarter und verehrender
Weiſe daß ſich ſelbſt ein Bild wie die berühmte „Einſchiffung
nach Cythera”, der Aufbruch der Liebespaare zur ſeligen Inſel,
mehr in einem holden Märchenlande als in der Wirklichkeit
abſpielt. Dieſes Gemälde des Louvre — das Exemplar des
Berliner Schloſſes iſt eine zweite, in den Figuren veränderte
Faſſung — darf als die Krone von Watteaus mittlerer Zeit
gelten, beſonders in der wunderbaren Kunſt der Verſchmelzung
des Figürlichen mit einer traumhaften, nur in der Sehnſucht
exiſtierenden Landſchaft, in deren Schoß ſich die Einſchiffung der
Liebenden wie ein Wunder vollzieht. Ueber dieſem
Stimmungs=
mäßigen ſollte man aber den Fortſchritt in der Bildkompoſition
nicht überſehen: wie es Watteau erſt hier gelungen iſt, vom
Einzelmotiv loszukommen, wie er Figur mit Figur verknüpft
und die Gruppen einer Art Figurengirlande einreiht, innerhalb
deren kein Glied ohne Stärkung des unerhört durchdachten
Geſamtaufbaus wegzudenken iſt. Dieſe Kunſt der
Gruppen=
kompoſition hat dann noch einmal in einem Spätbilde, dem
be=
rühmten Firmenſchild für Kunſthändler Gerſaint, einen der
herrlichſten und unwiederholbaren Triumphe der franzöſiſchen
Malerei ermöglicht. Das Bild, eine der vielen Watteau=
Erwerbungen Friedrichs des Großen, hängt heute im Vorraum
der Goldenen Galerie des Schloſſes in Charlottenburg.
Wer aber war der Schöpfer dieſer maleriſchen Köſtlichkeiten?
Doch wohl ein verzogener Liebling der Götter, eines jener
ſeltenen Kinder des Glücks, denen des Lebens goldener Baum
die Früchte reif in den Schoß fallen läßt? Weit gefehlt. Ein
armer Schwindſüchtiger, häßlich von Angeſicht, menſchenſcheu,
ein Enterbter, der von den Märchenprinzen und Prinzeſſinnen,
die ſein Pinſel gemalt hat, wahrſcheinlich nie eines Blickes
gewürdigt worden iſt. Watteaus Malerei, ſo ſehr ſie Ausdruck
eines Zeitalters iſt, wenn auch freilich mehr eines erdichteten
als eines wirklich ſo geweſenen: im tiefſten Grunde iſt ſie doch
die Beſtätigung eines Nietzſche=Wortes, wonach ſich alle wahre
Kunſt als ein gegen das Elend des Lebens aufgerichteter Wall
zu erkennen gibt.
— Farbige Trachtenpuppen. Hand aufs Herz! Kennen Sie
wirklich Volkstrachten? Sie haben viel darüber geleſen, vieles
geſehen — und doch Nun, Sie können die Probe aufs
Exem=
pel machen: Sehen ſie ſich die farbigen Trachtenpuppen im
Okto=
ber=Heft der „neuen linie” an, die Ihnen eine höchſt
amü=
ſante Aufgabe ſtellen werden. Eine reizvolle Unterhaltung und
zugleich weit mehr bieten auch die anderen Beiträge. Auguſt
Hin=
richs, der Autor der erfolgreichen Komödie „Krach um Jolanthe‟,
erzählt vergnügt von Land und Menſchen ſeiner Heimat
Olden=
burg. — Zum erſten Male ſieht man in die hohe Schönheit der
Räume, in denen das Propaganda=Miniſterium arbeitet, mit
einem intereſſanten Aufſatz „Ein Palais erlebt Geſchichte”, von
Helene von Noſtiz. — Die Herbſt= und Wintermode mit einer
Fülle von zum Teil auch farbigen Modellen gibt Winke für die
kommende Saiſon.
Freitag, 5. Oktober 1934
Polizeiſkandale und Innenpolikik
in Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Der Polizeiſkandal in Lille hält die geſamte franzöſiſche
Oeffentlichkeit in Erregung. Die Tatſachen, die man durch die
Preſſe erfuhr und noch täglich erfährt, ſind allerdings wirklich
der Art, daß ſie jede Erregung rechtfertigen. Die
Zuſammen=
arbeit hoher Polizeibeamten mit der Unterwelt und die
poli=
tiſchen Unterſtützungen, die ihnen lange Zeit die Strafloſigkeit
ſicherten, deuten auf eine erſchreckende Korruption hin. Die
Unterwelt erſcheint wieder einmal als ein Faktor, mit dem
man rechnen muß. Die letzten Monate haben Skandal auf
Skandal gehäuft, noch iſt der eine nicht vergeſſen und ſ hon
muß man ſich mit dem neuen beſchäftigen Seit der
Staviſky=
affäre iſt das Vertrauen des Durchſchnittsfranzoſen zur Polizei
und auch zur Juſtiz gänzlich erſchüttert. Ja, man gewinnt als
objektiver Beobachter den Eindruck, daß man in den
Verall=
gemeinerungen trotz allem noch zu weit geht und für die Fehler
von einzelnen ganze Körperſchaften ungerecht verantwortlich
macht. Man muß aber bedenken, daß die Polizei in
Frank=
reich von jeher über keine Sympathien verfügte. Selbſt der
biederſte Spießbürger ſteht ihr feindlich gegenüber und macht ſich
gerne über ſie luſtig. Das hat mit einer romantiſchen oder
ſentimentalen Beurteilung des Kriminellen oder mit dem
Glauben an die Verantwortung der Geſellſchaft nichts zu tun.
Nirgends iſt man von einer Gefühlsduſelei ſo weit entfernt,
wie gerade in Frankreich. Und dennoch, die Polizei ſtößt auf
ein ungünſtiges Vorurteil, bis zu dem Grade, daß ſogar die
Rekrutierung der Inſpektoren auf Schwierigkeiten ſtößt. Man
will jetzt eine gründliche Reform durchführen, ſie kann ſich aber
von heute auf morgen nicht auswirken. Und ſelbſt, wenn ſie
ſich auswirken würde, wären nicht alle Probleme gelöſt. Selbſt
das Problem der Unterwelt nicht, denn wenn auch eines Tages
alle adminiſtrativen Nachläſſigkeiten verſchwinden ſollten, wäre
noch die Unterwelt vorhanden — und um ſie gänzlich zu
über=
winden wäre eine tiefgreifende Reform der
Ge=
ſellſchaft notwendig ..
Im Augenblick — das iſt wenigſtens die Meinung von ernſt
zu nehmenden oppoſitionellen Politikern — widmet man dieſen
Problemen allzuviel Aufmerkſamkeit. Nicht, als ob dieſe Fragen
nicht unerfreulich genug wären, aber es gibt wichtigere. Die
öffentliche Meinung, die von einem großen Teil der Preſſe und
Literatur mit Unterweltsangelegenheiten überfüttert wird, bis
zu dem Grade, daß man hinter jeder verlaufenen Katze eine
Maffia ſucht, findet keine Zeit mehr, ſich mit den dringenden
rwirtſchaftlichen und politiſchen Problemen des Augenblicks
aus=
einanderzuſetzen. Man gibt ſich darüber keine Rechenſchaft, daß
Frankreich heute, nachdem die Wirtſchaftskriſe eine nie geahnte
Schärfe erreicht hat, über keine Handelspolitik verfügt und
ſpraktiſch mit der ganzen Welt im Handelskrieg ſteht, ſogar mit
Iden eigenen Kolonien. Der Außenhandel iſt im Begriffe,
voll=
fſtändig zu verſchwinden. Das iſt nicht die Folge einer bewußten
PPolitik der Autarkie, ſondern lediglich die Folge einer konfuſen
„Zollpolitik. Die Bauernſchaft befindet ſich in einer verzweifelten
„Lage, ſie kämpft um ihre letzte Exiſtenzmöglichkeit. Auf den
Bauerntagungen in Rouen und Rennes konnte man
bedenk=
lliche Stimmen hören. So manche befürchten aber, daß ſie in
Paris nicht genügend gehört werden ..."
Inkernakionale kommuniſtiſche
Akkivikäk.
Die Kommuniſtiſche Internationale hat ihren großen Partei=
Kongreß in Moskau zunächſt einmal bis in das nächſte Jahr hinein
werſchoben. Das ganze hat ſeine guten Gründe. Man will Herrn
Witwinow die Arbeit nicht unnötig erſchweren. Im übrigen
äändert ſich an der Taktik der Bolſchewiſten doch
michts. Sie halten an ihrer Abſicht, die Weltrevolution
mit allen ihnen zu Gebote ſtehenden Mitteln dem
Siege entgegenzuführen, unbeugſam feſt. Unzeitgemäße
Brand=
reden auf dem Moskauer kommuniſtiſchen Kongreß könnten eher
ſichaden und die Sowjetunion wirklich hindern, mit den neuen zur
Werfügung ſtehenden Mitteln die Weltrevolution vorwärts zu
treiben.
Heute iſt es ſo, daß die Bolſchewiſten mit Hilfe
Barthous eine Plattform beſtiegen haben, von der
mus ſie im Rahmen der großen internationalen
Politik mit größeren Ausſichten auf Erfolg die
Bolſchewiſierung der Welt vorwärtstreiben
Sönnen. Bei der nächſten Gelegenheit wird ſich ſchon zeigen,
rvie man von Moskau aus den Genfer Apparat handhabt, damit
Die Kommuniſtiſche Internationale zu ihrem Recht kommt. Denn
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
das iſt unbeſtreitbar, daß Litwinow, der Außenminiſter
der Sowjetunion, der direkte unmittelbare
Be=
auftragte der Kommuniſtiſchen Internationale
iſt und in deren Sinn wirkt und arbeitet.
Der Einzug der Bolſchewiſten in Genf hat die
internationale kommuniſtiſche Propaganda neu
belebt. Das völlige Verſagen der Sozialiſten hat zudem dazu
geführt, daß die Zuſammenſchlußbeſtrebungen in verſchiedenen
Ländern Boden gewinnen konnten. Auf dem Kongreß der
eng=
liſchen Arbeiterpartei iſt zwar jedes
Zuſammen=
gehen mit den Kommuniſten rundweg abgelehnt
worden. Dafür arbeitet man in Frankreich Hand
in Hand. Für den 13. Oktober ſind große Demonſtrationen der
Sozialiſten und Kommuniſten in Paris angeſagt worden. Dieſe
Kundgebungen ſollen ſich gegen die Reformpläne Doumergues,
namentlich aber gegen die Einengung der Rechte der
Beamtenſyn=
dikate richten. Bei der Art, wie die Kommuniſten zu Werke gehen,
iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß die Februar=Ereigniſſe eine
Neu=
auflage erleben. Die franzöſiſchen Frontkämpferorganiſationen, die
in Paris allein über 30 000 Gewehre verfügen ſollen, rüſten auch
ſchon, um etwaige kommuniſtiſche Revolten niederzuſchlagen. Aber
dieſe Rüſtung wird von den Kommuniſten als der Verſuch der
Aufrichtung einer Rechtsdiktatur hingeſtellt.
Die Vorgänge in Frankreich ſind jedoch nur ein
Teilausſchnitt aus der bolſchewiſtiſchen
Betrieb=
ſamkeit, die eben erſt in Spanien Orgien feierte und hier
noch mancherlei unerfreuliche Erſcheinungen hervorrufen wird, und
die kürzlich in den Niederlanden, ſchwere Zuſammenſtöße
mit der Polizei heraufbeſchworen hat. Die Holländer haben jetzt
ihre Polizei mit Stahlhelmen ausgerüſtet. Sie haben aber
offen=
bar nicht bemerkt, daß man damit die kommuniſtiſche Gefahr in
Holland nicht niederringen kann. Man muß die Dinge ſchon
et=
was anders anpacken und grundſätzlich dem Kommunismus zu
Leibe gehen. Aber die Bolſchewiſten ſind ſich ihrer Sache ſo ſicher,
daß ſie zu immer neuen Schlägen ausholen. Jetzt haben ſie den
internationalen Gewerkſchaftsbund, der alle ſozialiſtiſchen
Gewerk=
ſchaftsorganiſationen umfaßt, aufgefordert, ſich mit der
Kommu=
niſtiſchen Internationale zuſammenzuſchließen. Es bleibt
abzu=
warten, ob dieſes Angebot auf fruchtbaren Boden fällt. Aber die
Kommuniſten müſſen ſchon im Gewerkſchaftsbund, ſo gut
vorge=
arbeitet haben, daß ſie es wagen dürfen, ein derartiges Angebot
zu unterbreiten.
Nr. 275 — Seite 3
Frankreichs innenpolikiſche Lage:
„Der Winker verſpricht gefährlich zu werden.”
EP. Paris, 4. Oktoben.
In einem Artikel in einer franzöſiſchen Provinzzeitung ſchreibt
der ehemalige Miniſterpräſident Daladier, daß in Paris die
fas=
ciſtiſchen Organiſationen über mindeſtens 30 000 bewaffnete
Mit=
glieder verfügen, die ſich auf den Bürgerkrieg vorbereiteten,
ob=
gleich ſie gleichzeitig angeben, daß ſie nur den Schutz Frankreichs
gegen die kommende Revolution zum Ziele haben. Inzwiſchen
ver=
ſchärft ſich die Wirtſchaftskriſe. Der Winter verſpricht gefährlich
zu werden.
Dieſer Artikel hat in parlamentariſchen Kreiſen große
Sen=
ſation hervorgerufen. Er gibt heute dem ſozialiſtiſchen „
Popu=
laire” erneut Anlaß, die ſozialiſtiſch=kommuniſtiſche Einheitsfront
aufzufordern, mehr denn je zuſammenzuſtehen und wachſamer denn
je zu ſein. Gleichzeitig veröffentlicht das Blatt eine ganze Liſte
von Maſſenkundgebungen, die am 13. Oktober, dem erſten
Pro=
paganda=Tag der ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Front, in einer Reihe
von Pariſer Vorſtädten abgehalten werden. Für Paris ſelbſt ſind
noch keine Kundgebungen angeſagt.
Die franzöſiſchen Fronkkämpfer fordern Wahlreform.
Der Vorſitzende des nationalen Frontkämpferverbandes,
Le=
beca, und das Vorſtandsmitglied des Verbandes, Abgeordneter
Goy, erklären ſich im „Excelſior” mit
DoumerguesStaats=
reformplänen grundſätzlich einverſtanden, weil
der Miniſterpräſident die Löſung nicht in der Umſtürzung, ſondern
in einer langſamen Entwicklung ſuche. Auchdie
Frontkämp=
fer zögen die Evolution einer Revolution vor,
Es ſei aber höchſt bedauerlich, daß der Miniſterpräſident dabei den
Unterbau für ſein Werk vollkommen vergeſſe: die
Wahl=
reform. Unmöglich könne man das Parlament zur Achtung des
Wohles der Allgemeinheit und zur Zurückſtellung von
Sonder=
intereſſen veranlaſſen, wenn das gegenwärtige Wahlſyſtem
beibe=
halten werde. Die Frontkämpfer forderten
dieſchleu=
nige Einführung des Verhältniswahlſyſtems.
Reihyſtrapenveltehrsorenang i Mcft.
Neues Verkehrsrecht
ab 1. Okkober.
DNB. Berlin, 4. Oktober.
Miniſterialdirektor Dr. Brandenburg vom
Reichsverkehrs=
miniſterium ſprach heute vor Vertretern der Preſſe über die am
1. Oktober in Kraft getretene Reichsſtraßenverkehrsordnung,
wo=
bei er u. a. ausführte:
„Die Reichsſtraßenverkehrsordnung iſt am 1. Oktober 1934 in
Kraft getreten. Die dazu gehörigen Ausführungsbeſtimmungen
er=
ſcheinen im Reichsgeſetzblatt Teil I. Eine frühere Veröffentlichung
der Ausführungsbeſtimmungen war leider nicht möglich.
Schwie=
rigkeiten ſind ſeit dem 1. Oktober nicht aufgetreten. Sie werden
ſich auch in den wenigen Tagen bis zur Veröffentlichung nicht
er=
geben, da die Reichsſtraßenverkehrsordnung auf dem Gebiete der
Regelung des Verkehrs auf der Straße keine grundſätzlichen
Neue=
rungen bringt. Neu iſt allerdings die Vorſchrift, daß der
Einge=
holte zu erkennen geben muß, daß er bereit iſt, ſich überholen zu
laſſen. Dieſe Beſtimmung iſt aber ſchon in der
Reichsſtraßenver=
kehrsordnung ſelbſt enthalten, alſo ſeit Mai d. J. bekannt. Neu iſt
ferner die Regelung des Vorfahrtrechts, die aber erſt am 1.
Ja=
nuar 1935 in Kraft tritt. In den nächſten Tagen wird eine
Ver=
ordnung erſcheinen, die aus rein geſetzestechniſchen Gründen die
bisherige Regelung des Vorfahrtsrechtes noch bis zum 31.
Dezem=
ber 1934 aufrecht erhält. Ebenſo geht es mit den Rückſtrahlen.
Auch für dieſe bleibt der bisherige Rechtszuſtand noch bis zum
31. 12. 1934.
Für alle übrigen Vorgänge im Verkehr gelten diejenigen
Regeln unverändert weiter, die ſeit Jahren jedem
Verkehrsteil=
nehmer in Fleiſch und Blut übergegangen ſind. Sie werden,
ſo=
weit ſie nicht ausdrücklich in die Reichsſtraßenverkehrsordnung
übernommen ſind, durch die Grundregel des Paragraphen 25 der
RStVO. gedeckt, welche nochmals wiederholt ſei:
Jeder Teilnehmer am öffentlichen Verkehr hat ſich ſo zu
ver=
halten, daß er keinen anderen ſchädigt oder mehr als nach den
Um=
ſtänden unvermeidbar behindert oder beläſtigt.”
Von denjenigen Beſtimmungen der
Reichsſtraßenverkehrsord=
nung, welche neu ſind, intereſſieren wohl am meiſten die Beſtim=
mungen über den Autobrief und über die techniſche Beſchaffenheit
der Fahrzeuge. Das Verfahren mit dem Autobrief, iſt bereits in
einer im Sommer vorweggenommenen Verordnung geregelt. In
dieſer Beziehung tritt alſo mit dem 1. Oktober keine Neuregelung
ein. Es tritt nur die Anwendung des Verfahrens auch auf
Klein=
krafträdern hinzu. Bezüglich der techniſchen Anforderungen an die
Fahrzeuge (Breite, Länge, Achsdrücke uſw.) enthält die
Reichs=
ſtraßenverkehrsordnung ſelbſt die notwendigen grundlegenden
Be=
ſtimmungen. Der Reichsverkehrsminiſter hatte ſchon in der
ver=
gangenen Zeit auf dem Verwaltungswege angeordnet, daß bereits
vor dem Inkrafttreten der Reichsſtraßenverkehrsordnung nach den
neuen Beſtimmungen zu verfahren ſei. Die Ueberleitung auf das
neue Recht hat alſo bereits ſtattgefunden.
Eine nicht ganz unwichtige Aenderung erleichtert die
Erlan=
gung des Führerſcheins. Bisher mußte der Prüfling nach
beſtan=
dener Prüfung noch einige Zeit warten, ehe er wirklich fahren
durfte. Erſt nämlich mußte der prüfende Sachverſtändige an die
Behörde das Ergebnis der Prüfung berichten. Dann entſchloß ſich
die Behörde zur Erteilung des Führerſcheins, und nun konnte ſich
der zukünftige Automobiliſt den Führerſchein abholen. Das dauerte
u. U. eine Woche oder mehr. Nunmehr erhält er nach Beſtehen
der Prüfung den ſchon von der Behörde vorbereiteten Führerſchein
ſofort vom Sachverſtändigen ausgehändigt.
Die Reichsſtraßenverkehrsordnung atmet einen neuen Geiſt,
wie er auch in den Veröffentlichungen des Reichsjuſtizminiſters
über die künftige Strafgeſetzgebung des Reiches als charakteriſtiſch
für die nationalſozialiſtiſche Auffaſſung gekennzeichnet worden iſt.
Man wird es nicht dem Richter überlaſſen, grundſätzlich neues
Recht ſelbſt zu ſchaffen, ihn aber freier ſtellen als bisher, indem
man ihm von der unüberſehbaren Zahl kaſuiſtiſcher
Einzelvorſchrif=
ten freiſtellt und in der Geſetzgebung mehr und mehr den Weg
vernünftiger Generalklauſeln wählt. Die
Reichsſtraßenverkehrs=
ordnung enthält eine Einleitung, deren letzter Satz hier nochmals
zitiert ſei:
„Herſteller und Halter der Verkehrsmittel, jeder
Verkehrsteil=
nehmer und alle die Verkehrsordnung durchführenden und
anwen=
denden Verwaltungs= und Gerichtsbehörden müſſen ſich von dem
neuen Geiſt dieſer Ordnung leiten laſſen, um ſo ihrer
Verantwor=
tung gegenüber der Verkehrsgemeinſchaft gerecht zu werden.”
Heſſiſches Landeskhegker.
Großes Haus. — Donnerstag, den 4. Oktober.
Puccini: „Madame Bukkerfly”
Die erſte Aufführung von Puccinis tragiſch=ſentimentalem
Werk ließ anfangs keine rechte Stimmung aufkommen. Bernd
Alldenhoff, der den Linkerton ſang, wußte im erſten Akt nicht
mit Sicherheit zu geſtalten, machte beſonders darſtelleriſch noch
inen unſicheren und überzeugender Wärme entbehrenden
Ein=
druck, und auch Karl Köther als Konſul ließ anfangs kalt.
Dazu kam für die linke Seite des Zuſchauerraums erſt die
Störung, daß man den hinter der Szene dirigierenden
Chor=
eiter allzudeutlich ſah, wie er die Fühlung mit dem Leiter
nrufrecht erhielt, dann ein grell blendender Scheinwerfer, der
ſeurch das geöffnete Haus der Butterfly leuchtete. Vor allem
(ber empfand man, daß gerade in dieſem Expoſitionsakt die
Stimmen tragen und führen müſſen, daß das Orcheſter, wenn
deieſe Linie mangelnd vorhanden iſt fleckig und uneinheitlich
wirkt, weil es bis auf wenige Stellen nur die Untermalung
ildet. Wärme der Geſtaltung und des Tones brachte erſt Erna
eon Georgi als Butterfly. Die Künſtlerin hat gegen früher
antſchieden an Schönheit und Weichheit der hohen Lage
ge=
wonnen, und wenn auch die Stimme nicht ſo groß iſt, daß ſie
un den Höhepunkten voll beherrſchend wirkt, ſo fanden ſich doch
ſw oft Herzenstöne ergreifender Art, daß beſonders im zweiten
Akt ſich das Intereſſe an der Aufführung bedeutend ſteigerte.
Sier paßte ſich auch Karl Köther weit beſſer an. In den nicht
unwichtigen Rollen der Dienerſchaft bewährten ſich Martha
Tiebel und Eugen Vogt beſtens, die Duettſtelle der Damen
Georgi und Liebel im 2. Akt war ein geſanglicher Höhepunkt.
Heinrich Schlüter, Heinrich Kuhn, K. Th. Ritzhaupt und Ria
Hellmund boten charaktervolle Leiſtungen, die Verwandten und
der Chor belebten den matten erſten Akt.
Karl Friderich ſuchte da, wo die Soliſten unbedeutend
wirkten, mit dem Orcheſter um ſo mehr zu geben, aber dadurch
trat manchmal ſtark ins Bewußtſein, daß Puccini meiſt recht
äußerlich verfährt. Selten haben wir uns ſo ſehr nach
inhalts=
reicher deutſcher Muſik geſehnt, wie an dieſem Abend. Warum
nicht endlich einmal Götz, der Widerſpenſtigen Zähmung oder
ähnliche Meiſterwerke, die mehr Herz, wenn auch weniger
Wirk=
ſamkeit auf die Tränendrüſen haben. Das Darmſtädter Publikum
hat ſchon oft bewieſen, daß es ſich für hochwertige Kunſt, die
an anderen Orten kühl aufgenommen wird, einſetzt, wir denken
nur an den ſtarken und nachhaltigen Erfolg, den Cornelius”
Barbier von Bagdad vor Jahren hier hatte. Daß es die
rührende Butterflytragödie mit herzlichem Beifall bedachte, iſt
F. N.
ſelbſtverſtändlich
Schuberk-Bruckner.
Zum erſten Sinfoniekonzert des Landestheater=Orcheſters
Montag, den 8. Oktober.
In feſtlicher Weiſe eröffnet das Heſſiſche Landestheater am
Montag, den 8. Oktober, ſeine dieswinterliche Konzertſpielzeit.
Unter Leitung von Generalmuſikdirektor Karl Friderich ſpielt das
Landestheater=Orcheſter die dritte Sinfonie von Franz Schubert
und die ſiebente Sinfonie von Anton Bruckner. Bei Dirigenten
und Hörern iſt die B=Dur=Sinfonie wohl die beliebteſte der
Bruck=
nerſchen ſinfoniſchen Werke. Der Meiſter ſchrieb ſie in den Jahren
1881/83, ihre erſte Aufführung erlebte ſie unter Artur Nickiſch
vor nunmehr 50 Jahren, am 30. Dez. 1884, in einem zugunſten der
Errichtung eines Richard=Wagner=Denkmals in Leipzig
veranſtal=
teten Konzert im Neuen Stadttheater. Dann folgten Aufführungen
in Karlsruhe unter Felix Mottl, in München, Berlin, Hamburg
u. a. In Wien ſteigerte ſich der Erfolg zu ſtürmiſchen
Kund=
gebungen für den anweſenden Komponiſten. Ihren Siegeszug
durch die Konzertſäle der ganzen Welt verdankt die Siebente
be=
ſonders dem unvergleichlich ſchönen Adagio, „Bruckner verwendet
hier zum erſtenmal die vier Wagnertuben, deren dunkler, weicher
Klang dem Orcheſterklang eine eigenartige Färbung gibt.
Wie ein Trauergeſang, von einem Männerchor angeſtimmt,
erklingt im düſteren Cis=Moll in den Tuben, der Kontrabaßtuba,
Bratſchen, geteilten Violoncellis und Kontrabäſſen der Anfang
dieſes herrlichen Muſikſtückes, das man wohl den ſchönſten
lang=
ſamen Satz der geſamten Orcheſterliteratur nennen darf. Ein
Vorahnen des Todes Richard Wagners, des von ihm vergötterten
Meiſters, beſtimmte Bruckner zur Niederſchrift dieſes
wunder=
baren Satzes. Herrlich das Thema des Moderato, grandios die
Steigerung zu dem im feſtlichen Glanz erſtrahlenden Quant=Sext=
Akkord von C=Dur. Es iſt, als ſeien wir zu einer Höhe
hinauf=
gewandert und ſtünden plötzlich auf einem ſonnenumfluteten
Gipfel der Alpenwelt. Wie genial hier auf dieſem Höhepunkt der
einzige Beckenſchlag mit ausklingendem Triangeltremolo des
Werkes! Langſam verklingt der Jubel, und nun ein Abgleiten
nicht mehr im düſteren Cis=Moll des Anfangsthemas, ſondern im
langſam verklingenden, ſatten, weihevollen Cis=Dur. Ein
herr=
licher Satz!
Der dritte Satz iſt ein für Bruckners ſinfoniſches Schaffen
charakteriſtiſches Scherzo. In den unisono ſtampfenden Rhythmus
der Streicher wirft die Trompete ein keckes Thema hinein, das
mit dem Thema der Streicher den erſten Teil des Satzes
be=
herrſcht. Wundervoll das nach pochendem Paukenrhythmus
ein=
ſetzende Trio! Eine innige Volksweiſe, von Wald und Flur und
Vogelweiſen ſingend.
Wie faſt alle Schlußſätze Bruckners, gibt auch das Finale der
ſiebenten Sinfonie dem Dirigenten eine harte Nuß zu knacken.
Nicht ſo geſchloſſen wie die voraufgegangenen Sätze, bedarf es,
beſonders am Anfang, eines liebevollen Nachſchaffens und
For=
mens. Sind die ſchweren Klippen umſchifft dann aber baut der
große Meiſter im hellen, freudigen B=Dur eine Coda auf, die an
Glanz und Pracht ihresgleichen ſucht und die nur ein ganz
Großer im Reiche der Kunſt, ein Anton Bruckner, der Welt
ſchen=
ken konnte.
Dem gigantiſchen Rieſenwerk Bruckners geht ein lieber,
herz=
inniger Schubert voraus. Wir müſſen Generalmuſikdirektor
Friderich dankbar ſein, daß er die dritte Sinfonie aus
unverdien=
tem Schlaf erweckt, denn es iſt echte, reine Volkskunſt, die uns
unſer größter Meiſter des Liedes hinterließ.
Nach einer kurzen Adagio=Einleitung beginnt mit Eintritt
des Allegro con brio das Hauptthema des erſten Satzes, wechſelnd
zwiſchen Holzbläſern und Streichern. Reizend iſt das von der
Oboe zuerſt angeſtimmte zweite Thema, das ſpäter das Fagott in
der Oktave unterſtützt. Nun beginnt ein entzückendes Spiel in
den Holzbläſern, ſtets geſtützt von ſynkopiertem
Streicherrhyth=
mus. Eine ſtreng angelegte Durchführung leitet wieder zum
er=
ſten Thema über, und friſch und unbeſchwert wird der erſte Satz
zum kraftvollen Abſchluß gebracht.
Köſtlich iſt der zweite Satz, ein Allegretto, das uns auch
Papa Haydn” ſchenken konnte. „Uebermütig, luſtig” könnte man
den dritten Satz, das Scherzo, überſchreiben. Beſonders reizvoll
iſt das Trio: Klarinetten und Fagotte ſingen eine behagliche, echt
Schubertſche Ländlermelodie zu der „Eins=Zwei=Drei”=Begleitung
der Streicher. In ausgelaſſenſter Stimmung, wechſelnd zwiſchen
flüſterndem pp und rauſchendem k. zieht das Finale, Presto wirace
an uns vorüber, das liebenswürdige Stück in glänzender
Weiſe abſchließend.
Ein feſtlicher Auftakt der Sinfoniekonzerte unſeres trefflichen
Orcheſters der erſte Abend des uns für dieſen Winter in Ausſicht
geſtellten Geſamtprogramms: „Deutſche Kunſt”.
Friedrich Brückmann.
DNB Guſtaf Gründgens zum Intendanten des Staatlichen
Schauſpielhauſes Berlin ernannt. Der preußiſche Miniſterpräſident
hat den bisherigen Intendanten des Staatlichen Schauſpielhauſes
Berlin, Herrn Dr. Ulbrich, nachdem dieſer mehrere Monate einen
Sonderauftrag erledigt hat, bis auf weiteres als Sachverſtändigen
in ſeinen Stab übernommen. Zum Intendanten des Staatlichen
Schauſpielhauſes hat der Miniſterpräſident Guſtaf Gründgens
er=
nannt, der das Staatliche Schauſpielhaus ſeit mehreren Monaten
als kommiſſariſcher Intendant geleitet hat.
* Wilhelm Walther. Op. 17 Nr. 1: Vom Nebo. Für eine
Sing=
ſtimme mit Klavier.
Wilhelm Walther. Op. 24 Nr. 2: Wir ſind gewandert zum Abend
nieder. Für eine Singſtimme mit Klavier. Augsburg und
Wien. Verlag von Anton Böhm u. Sohn. Je 1,20 RM. (Als
Ehrengabe für den Dichter Karl Wolfskehl.)
Selten ſtimmen bei einem Künſtler, der zugleich dichteriſch,
muſikaliſch und zeichneriſch begabt und tätig iſt, alle ſeine Werke
derart zwingend miteinander überein, wie bei Wilhelm Walther.
Auch in den beiden neuerſchienenen Geſängen widmet Walther
ſeine Kunſt der Dichtung aus dem Kreiſe Stefan Georges, bedacht,
die Singſtimme vor allem deklamieren zu laſſen und im
Melodi=
ſchen die inneren Spannungen zu unterſtreichen. Träger des
typiſch muſikaliſchen Ausdrucks iſt das Klavier, das in reicher
Farbigkeit und klangſchön untermalt. Walthers Geſänge ſind
wertvolle und eigenartige Zeugniſſe eines ſelbſtändigen und ſcharf
ausgeprägten Geiſtes.
Seite 4 — Nr. 275
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 5. Oktober 1934
Todes=Anzeige.
Nach monatelanger ſchwerer Krankheit verſtarb im Städt.
Krankenhaus am Abend ſeines Geburtstages, Montag, den
1. Okfober 1934, im Alter von 32 Jahren mein lieber Mann,
der treuſorgende Vater ſeines Kindes, unſer guter Sohn,
Schwiegerſohn, Bruder, Schwager und Onkel
Helt Crotg Gitemeeiger
Auf Wunſch des Heimgegangenen fand die Beerdigung in
aller Stille ſtatt.
Wir danken herzlichſt für die Beweiſe des Miigefühls, die
unſerem lieben Entſchlafenen während der langen Krankheit
und bei ſeinem Hinſcheiden zuteil wurden. Ganz beſonders
aber danken wir den Herren Arzten und Schweſtern des
Städt. Krankenhauſes für die große Mühe und die aufopfernde
Pflege; ebenſo Herrn Pfarrer Müller für die troſtreichen Worte
am Grabe und all denen, die uns mit Zeichen innigſter
An=
teilnahme in dieſen Tagen naheſtanden.
(10436
Gretel Stromberger und Kind
Familie Bernhard Stromberger
Familie Robert Schneider.
Darmſtadi, den 5. Okfober 1934.
Siait Karten.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Heimgang unſerer lieben Eniſchlafenen
Grau einma MNal, geb. Sang
ſpreche ich hiermit, auch im Namen der
Verwand=
ten, unſeren tiefgefühlten, herzlichen Dank aus.
A. Mai.
Darmſtadt, den 4. Oktober 1934.
Artillerieſtr. 28
(10438
Penſionsberecht.
Beamter, vom
Lande, mit eig.
Heim, evangel.
Mitte 50, ſucht
alter. Fräulein
oder kinderloſe
Witwe (a.
lieb=
ſten vom Land)
zwecks Heirat
kennen zu lern
Etwas Vermog.
erwünſcht jedoch „Tilla” hörend,
nichtBedingung.
Zuſchriften unt. Nachricht: Han=
P. 45 a. d. Gſch.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
innigſigeliebte Frau, unſere gute Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
geb. Buchert
im 68. Lebensjahre heute früh nach kurzem,
ſchweren Leiden in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
K. Jäger, Georgenſiraße 41
Die Beerdigung findet Samstag, den 6. Oktober,
14 Uhr, auf dem Waldfriedhof in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.
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Frankfurt: Freitag, 5. Oktober
6.00: Bauernfunk. — 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. — 6.45: Zeit,
Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55: Morgenſpruch, Chorak.
7.00: Stuttgart: Frühkonzert auf Schallpl. — In emer Pauſe
ca. 8.00: Nur für Frankfurt: Waſſerſtand, Wetter. — 8.30:
Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00: Nur Freiburg: Werbekonzert.
9.15: Nur Freiburg: 1. Herbſten im Markgräfler Land. — 2.
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hann Pieter Sweelinck und Joh. Kaſpar F. Fiſcher, zwei Altmeiſter
des Klavierſpiels. — Einlage: Volkslieder. — 10.00: Nachr. —
10.15: Stuttgart: Schulfunk: Volksliederſingen. — 10.45:
Prak=
tiſche Ratſchläge für Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert.
11.30: Meldungen. — 11.45: Sozialdienſt.
12.00: Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker. Ltg.: Schumacher. —
13.00: Stuttgart: Zeit, Saardienſt, Nochr. — 13.10: Nachr.
13.15: Schallplatten: Heitere Kurzgeſchichten in Wort und Ton.
14.15: Zeit Nachr. — 14.30: Wirtſchaftsbericht. — 1445:
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. — 14.55: Wetter. — 15.00: Nur
Kaiſerslautern: Nachr. — 15.15: Für die Frau: Die neuen
deut=
ſchen Modeſtoffe. — 15.35: Kinder=Unarten, Eltern=Irrtümer,
Willkommene und unerwünſchte Miterzieher.
16.00: Wiesbaden: Das Kurorcheſter. Ltg.: Schalck. — 18.00:
Ju=
gendfunk: Taucher ahoi! Eine Hörfolge. — 18.15: Deutſche
Ge=
ſpräche: Von der Fröhlichkeit deutſchen Schaffens. — 18.35: Kl.
Beobachtungen auf einer großen Straße. — 18.45: Volksmuſik.
19.00: In der Pauſe: Meldungen. — 19.45: Berlin: Reichsſendung:
Politiſcher Kurzbericht. — 20.00: Berlin: Zeit, Nachrichten. —
20.15: Vom Deutſchlandſender: Reichsſendung: Stunde der
Na=
tion: Erde. Komödie von Karl Schönherr. — 21.00: München:
Schöne Volksmuſik. — 22.00: Zeit, Nachr. — 22.15: Stuttgart:
Saarländer ſprechen. — 22.30: Nachr
Wetter, Sport. —
22.40: Sport. — 23.00: Deutſcher Wald, deutſches Feld,
deut=
ſcher Strom. Eine Funkfolge. — 24.00: Nachtkonzert. — 1.00:
Deutſche Meiſter der Klaſſit (Schallplatten).
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Freitag, 5. Oktober
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr. — 6.00: Berlin;
Gym=
naſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Kiel: Kieler
Orcheſter=
gemeinſchaft. Ltg.: Haus Döring. — In einer Pauſe gegen 7.00:
Nachr. — 8.00: Sperrzeit. — 8.45: Leibesübung f. d. Frau.
9.00: Funkſtille. — 9.40: Otto Krauß: Erinnerungen aus
mei=
nem Landleben. — 10.00: Nachr. — 10.10: Funkſtille. —
10.50: Spielturnen im Kindergarten. — 11.15: Seewetterbericht.
11.30: Für die Mutter: Familienbuch-Kinderbuch—Gäſtebuch,
11.50: Glückwünſche. Wetter.
12.00: Frankfurt: Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker. Ltg.: G.
Schumacher. — 12.55: Zeitzeichen. — 13.00:. . und die Pauke
macht bum bum! (Schallpl.); anſchl.: Wetter. — 13.45: Nachr.
14.00: Sperrzeit. — 14.55: Programmhinweiſe, Wetter, Börſe.
15.15: Für die Frau; Wie das Agerl Hochrieglerin wird. —
Aus dem Leben eines armen Bauernmädchens. — 15.40: Das
Hilfswerk: Mutter und Kind.
16.00; Köln: Neue Unterhaltungsmuſik. Ltg.: Kühn. — 17.00:
Her=
bert Ernſt Groh (Schallplatten). — 17.30: H. W. v. Meyenn;
Zeitſchriftenſchau. — 17.45: F. Graf Zedtwitz: Seeſchwalben. —
18.00: Herbſtabend auf einem Balkon. — 18.30: Zeitfunk.
1900: Köln: Da capo. Eine bunte Folge erfolgreicher Muſik.
20.00; Kernſpruch. Anſchl.: Wetter, Kurznachrichten. — 20.15:
Reichsſendung: Stunde der Nation: Erde. Komödie von Karl
Schönherr. — 21.00: Die Berliner Philharmoniker ſpielen.
Brahms. Dir.: Prof. Heger. — 22.09: Wetter, Nachr., Sport.
22.30: Funlbericht vom Europameiſterſchaftskampf Eder—Sybille
in den Berliner Tennishallen. — 22.45: Seewetterbericht. —
23.00; Hamburg: Muſik am Abend. Kapelle Zebiſch.
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Gold= u. Silberwaren, Brillanten, Uhren,
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tel, Kleider, Wäſche, Muſikinſtrumente uſw.
Am Dienstag, den 9. Okt., bleibt das Amt wegen
der Vorarbeiten zur Verſteigerung 1 Stunde —
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löſung der verfallenen Pfänder. (St. 10461
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schlag genügt nicht
um einem glühenden Eiſenſtab die gewünſchte
Form zu geben. Noch viel weniger kann ein
kunſtvolles Gitter in wenigen Stunden zu
einem Meiſterwerk werden. — Dazu gehören
Ausdauer und Beſonnenheit.
Ausdauer und Beſonnenheit ſind auch die
Vor=
ausſetzung für Ihren Erfolg, wenn Sie durch
das Machtmittel „Werbung” neue Kunden
ge=
winnen wollen. Nicht die einzelne Anzeige
kann Ihnen helfen, nicht die einmalige
Er=
innerung an Ihr Geſchäft bringt Ihnen den
neuen Kunden, ſondern immer erſt die
folge=
richtige Werbung, das planvolle Werben um
Vertrauen.
Werben Sie deshalb nicht nur gelegentlich,
ſondern werben Sie beſtändig, werben Sie auf
lange Sicht! Die Zeitungsanzeige gibt Ihnen
die beſte Möglichkeit dazu: Sie kann auch klein
ſein, um Beachtung zu finden, ſie braucht nur
wenig zu koſten, um gleichzeitig zu Tauſend
und Abertauſend zu ſprechen. Sie iſt das billigſte
Werbemittel, deſſen ſich jeder Einzelhändler
bedienen kann, ſie hat auch bei kleinſten
An=
zeigen ihren großen Erfolgswert unendlich oft
bewieſen. Fangen Sie ſchon heute an, eine
Reihe guter und wirkſamer Anzeigen
vorzube=
reiten, gehen Sie mit der Zeit!
Vorwärts durch Werbung
im
Dariſtädter Cagblatt
Freitag, 5. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 275 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 5. Oktober 1934.
An die Bevölkerung Darmſtadts.
Wir geben hiermit bekannt, daß hier in Darmſtadt am
Sonn=
tag, den 14. Oktober, das Jungvolk aus allen Teilen des Gebietes
ſich zu Spiel und Wettkampf trifft. 3000 Pimpfe wird man zählen
können. Kampfbahn iſt das Hochſchulſtadion in Darmſtadt.
Nach=
mittags 14.30 Uhr wird der Großkampf beginnen. Wir wollen
heute ſchon darauf aufmerkſam machen, damit ſich jeder am
Sonn=
tag freimachen kann, um den Kämpfen der Jugend zuzuſchauen.
Karten, die zum Eintritt berechtigen, koſten 20 Pfg. Daß nun die
Bevölkerung recht zahlreich erſcheine, bittet und wünſcht das
Jungvolk.
Gedenkkag.
Am 5. Oktober ſind 100 Jahre verfloſſen, ſeit der frühere
Pro=
feſſor an der hieſigen Techniſchen Hochſchule Geheimer Baurat
Dr. e. h. Heinrich Wagner, in Stuttgart geboren worden war.
Nach Vollendung ſeiner Studien in Stuttgart, Paris und London
war er als Lehrer und Hilfslehrer an der Stuttgarter
Baugewerk=
ſchule und Techniſchen Hochſchule tätig und wurde im Jahre 1869
als Profeſſor der Baukunſt nach Darmſtadt berufen, wo er bis zu
ſeinem im Jahre 1897 erfolgten Tod als Architekt und Lehrer
er=
folgreich wirkte. Eine Reihe bedeutender Bauten, darunter das
Haus der Muſeumsgeſellſchaft und die engliſche Kirche in
Stutt=
gait ſowie das 1895 vollendete Hauptgebäude der Techniſchen
Hoch=
ſchule in Darmſtadt entſtammen ſeiner Hand. Als geſuchter
Gut=
achter war er bei zahlreichen bedeutenden Wettbewerben als
Preisrichter tätig und als Kunſtſachverſtändiger für die
Wieder=
herſtellung des Domes in Worms, des Kurfürſtlichen Schloſſes in
Mainz der Stadtkirche in Friedberg und des Heidelberger Schloſſes
zur Mitwirkung berufen. Auf ſchriftſtelleriſchem Gebiet hatte er
hervorragenden Anteil an der Herausgabe und Bearbeitung des
großangelegten Werkes. Handbuch der Architektur”; auch war er
Verfaſſer des Bandes „Kreis Büdingen” des heſſiſchen
Kunſtdenk=
mälerwerks. Als Hochſchullehrer, Baukünſtler und Gelehrter
ſo=
wie als Mann von Charakter erfreute er ſich allgemeiner
Hoch=
achtung.
Lichtbild-Wektbewerb.
Am 15. Oktober 1934 läuft die Friſt ab. innerhalb deren
die Aufnahmen für den Lichtbild=Wettbewerb an das Städtiſche
Verkehrsamt Darmſtadt, Rheinſtraße 16—18, eingeſchickt ſein
müſſen. Wir bringen der Ueberſichtlichkeit halber nochmals die
Wettbewerbs=Bedingungen.
Der Lichtbild=Wettbewerb iſt offen für jedermann.
2. Die Bilder müſſen ſchwarz=weiße Hochglanzabzüge ſein ohne
jegliche Tönung.
8. Sie können eine Mindeſtgröße, von 6 X9 Zentimeter, eine
Höchſtgröße von 13X 18 Zentimeter haben. Vergrößerungen
ſind gültig.
4. auf der Rückſeite jedes Bildes iſt ein Kennwort
anzu=
geben, außerdem iſt der dargeſtellte Gegenſtand zu
bezeichnen.
5. Name und Anſchrift des Einſenders iſt in einem
geſchloſſe=
nen Briefumſchlag, der das Kennwort der
Auf=
nahmen deutlich lesbar trägt, der Einſendung beizufügen.
16. Jeder Teilnehmer kann bis zu 10 Aufnahmen
ein=
ſenden.
7. Es können bis zu 100 Aufnahmen preisgekrönt werden.
Jede preisgekrönte Aufnahme wird mit ihrem ſpäter auf
An=
forderung hin einzuſenden Negativ zu einem Preiſe von 5.—
RM. angekauft. Es ſoll hiermit bewußt mit der
Gewohnheit gebrochen werden daß 3 bis 4
Leute ſehr hohe Gewinne einſtecken und viele
andere, die ſich die gleiche Mühe machten,
un=
belohnt ausgehen.
8. Letzter Einſendezeitpunkt: Poſtſtempel des 15 Oktober.
Anſchrift: „An, das Städtiſche Verkehrsamt, Darmſtadt,
Rheinſtraße 16—18, „Lichtbildwettbewerb”.
B. Darzuſtellende Gegenſtände: Hier ſind keinerlei
Einſchränkun=
gen gezogen, jedoch müſſen die Aufnahmen in Darmſtadt
ge=
macht ſein. Ob Architektur oder Landſchaft, ob Gärten oder
Perſonengruppen, ob Innen= oder Außenaufnahmen, iſt
gleich=
gültig.
Jeder Darmſtädter, jeder Fremde iſt herzlichſt eingeladen, ſich
gan dem Wettbewerb zu beteiligen.
Die Sprechſtunden der Miniſterialabteilung für
Bildungs=
wweſen, Kultus, Kunſt und Volkstum fallen am Samstag, den 6
OOktober 1934, aus.
— Sportärztliche Unterſuchungen. Die ſeither beim Amt für
Weibesübungen, Landgraf=Georg=Straße 120, koſtenlos
vorgenom=
menen ſportärztlichen Unterſuchungen finden jetzt im Städt.
KKrankenhaus, Grafenſtraße, ſtatt. Anmeldung daſelbſt.
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt.
Großes Haus.
SSamstag,
Oktober
Anfang 19.30, Ende 22 Uhr. Drſch. Bühne 31
Kinderreiche Mütter Nr. 51—100
Pr. 0.50—4.50 Mk.
Ein Bolksfeind.
Anfang 194, Ende 22.,30 Uhr. Miete E3.
SSonntag
Preiſe 0.70—5.50
7. Oktober Der Bettelſtudent.
Klelnes Haus.
Anf. 19.30—22 Uhr. Deutſche B. H2 Zuſatzm. 1X
KSamstag,
6. Oktober Der Poſtillon von Loniumeau. Pr. 0.80—4,50
Anf. 19.30, Ende 22.15Uhr, Zuſatzmiete IV I. Vorſt.
Sonntag,
7. Oktober Kinderreiche Mütter Nr. 101—150.
Preiſe 0.70—3.80
Kabale und Liebe
In Vorbereitung: Wenn der Hahn kräht. — Fidelio.
Fandernsfelun mn Sldhnſen.
Anläßlich der Darmſtädter Tagung der „Freien Vereinigung
Deutſcher Zinnfigurenſammler” findet im Schloßmuſeum vom
Sonntag, dem 7., bis Sonntag, dem 14. Oktober eine Ausſtellung
„Deutſche Geſchichte in Zinnfiguren” ſtatt. Eine Reihe von
Augen=
blicksbildern aus der ruhmvollen Vergangenheit der deutſchen
Armee iſt in Form von Panoramen und Dioramen aufgeſtellt.
Unter anderem iſt der Angriff der preußiſchen Garde auf den
Kirchhof von Leuthen, der Kampf um den Pachthof von La Haye
Sainte (Waterloo), Kämpfe der Bayern 1870/71 um Orleans
zu ſehen. Die Zeit des Weltkrieges iſt durch mehrere Aufbauten
vertreten: Die endloſe Straße‟. Tankangriff bei Villers
Bre=
tonneux”. „Ballonaufſtieg an der Weſtfront 1917” u. g. m. Eine
friedliche Szene bietet das Germanenthing, eine intereſſante
Dar=
ſtellung aus der Zeit unſerer Vorfahren.
Außer den Aufbauten iſt eine größere Anzahl einzelner
Figu=
ren ausgeſtellt, die einen beachtlichen künſtleriſchen Wert
dar=
ſtellen. Mit Bewunderung ſieht man die Erzeugniſſe deutſcher
Graveurkunſt und Gußtechnik, und iſt erſtaunt über die
Reich=
haltigkeit der vorhandenen Typen.
Die Tätigkeit der nach Tauſenden zählenden Deutſchen
Zinn=
figurenſammler beſchränkt ſich durchaus nicht auf perſönliche
Lieb=
haberei, ſondern ſchafft wertvolle Hilfsmittel für den
An=
ſchauungsuntericht in Muſeen und Schulen. Mit der
vorgenann=
ten Ausſtellung tritt ein Stück Heimatkunſt an die Oeffentlichkeit
mit dem Beſtreben, die Taten der Väter ins Gedächtnis
zurück=
zurufen und damit den Wehrgedanken und die Liebe zu Volk und
Vaterland in der heutigen Generation zu ſtärken.
Haupt-
preislag.:
Mk.
250
12:
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dass
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ESstem augeneuiene”
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vollendet posst.*
peutsche
wertarbeit
Fertig nach Maß
Darmstadt, Rheinstraße 6
oaas Frankturt am Maln, Stelnweg 8
Stadk und Land beſucht die Ausfkellung
„Kampf und Sieg der HJ.*
Darmſtadk, 7.—28. Okk., Feſthalle.
I Städtiſche Maſchinenbauſchulen. Unter Vorſitz der
ſtaat=
lichen Prüfungskommiſſion und in Gegenwart von Vertretern der
Reichsbahn, der Induſtrie, des Handwerks und der
Angeſtellten=
ſchaft fand an den Städtiſchen Maſchinenbauſchulen
Darmſtadt die Abſchlußprüfung ſtatt. Sämtliche Prüflinge
haben beſtanden, davon 8 mit gut und 1 mit Auszeichnung. Mit
Genugtuung konnte feſtgeſtellt werden, daß trotz der neuen
An=
forderungen, die im Sinne der nationalſozialiſtiſchen Erziehung
an die Studierenden geſtellt wurden, die fachlichen Leiſtungen
eine erfreuliche Höhe aufwieſen. Völlige Hingabe der Lehrer an
ihre Pflichten, der beſeelende, anſpornende Wille der
Studieren=
den und ſchließlich die bei möglichſt gleicher Zielſetzung
einge=
ſchlagenen beſonderen Wege trugen zu dem Ergebnis bei. In
der ſich anſchließenden Ausſprache wurden im Hinblick auf
neu=
zeitige und in Zukunft, noch ſtärker zu betonende Forderungen
gewiſſe Neuerungen ins Auge gefaßt. So ſoll den Studierenden
der Höheren Maſchinenbauſchule nach den erſten drei die
grund=
legenden Fächer abſchließenden Halbjahren die Möglichkeit offen
ſtehen, ſich einer ihrer Veranlagung entſprechenden Fachrichtung
vorzugsweiſe zu widmen, wobei ſie auf einem anderen Gebiete
eine Entlaſtung erfahren. Die dann durch eine angemeſſene
ſchärfere Prüfung feſtgeſtellte Leiſtung wird im Abſchlußzeugnis
unter Betonung der von dem Prüfling gewählten Fachrichtung
beſonders hervorgehoben werden.
— Ein Mandolinen=Konzert der Geſellſchaft 1906 Darmſtadt
wird im Rundfunk Frankfurt a. M. Freitag, den 5. Oktober 1934,
347—348 in der Stunde der Volksmuſik übertragen.
Der Stand des Bernſehens in Deutſchland
In letzter Zeit ſind in der Tages= und Fachpreſſe wiederholt
Nachrichten über das Fernſehen erſchienen, die geeignet ſind,
übertriebene Hoffnungen zu erwecken und die Oeffentlichkeit
irre=
zuführen. Die Deutſche Reichspoſt gibt daher im folgenden ein
den wirklichen Verhältniſſen entſprechendes Bild von der
Ent=
wicklung und dem Stand des Fernſehens in Deutſchland.
Die Leitung der techniſchen Entwicklung des Fernſehens und
der Betrieb der Sendeanlagen liegt nach wie vor in Händen der
Deutſchen Reichspoſt. Sie hat während der letzten Jahre in enger
Zuſammenarbeit mit der Fernſehinduſtrie dieſe neue Technik ſo
weit gefördert, daß heute bereits in Berlin=Witzleben (
Funk=
turm) eine fertige Sendeanlage für einen Fernſehrundfunk zur
Verfügung ſteht. Regelmäßige Fernſehverſuchsſendungen von
Tonfilmen werden ſeit einiger Zeit täglich vormittags,
nachmit=
tags und abends durchgeführt. Sie dienen im weſentlichen dazu,
der Fernſehinduſtrie und auch den amtlichen Stellen Gelegenheit
zu geben, Fernſehempfänger praktiſch zu erproben und Verſuche
über Empfangsverhältniſſe, Reichweite uſw. durchzuführen. Die
Induſtrie iſt eifrig mit der Entwicklung marktfähiger Empfänger
beſchäftigt, und es iſt zu erwarten, daß bald, mehrere Firmen
brauchbare Empfangsapparate zum Verkauf ſtellen können. Die
Anlage in Berlin ſoll eine Muſteranlage werden. An ihr wird
die Deutſche Reichspoſt fortlaufend Verbeſſerungen anbringen und
alle Verſuche ausführen, die für die weitere Entwicklung des
Fernſeh=Rundfunks erforderlich ſind. Die Deutſche Reichspoſt hat
Vorſorge getroffen, daß die Anlage in kurzer Zeit auch einen
Abtaſtgeber erhält, mit dem die Köpfe einzelner Perſonen
wieder=
gegeben und kleinere Szenen unmittelbar übertragen werden.
Ferner wird ſie Verſuche anſtellen, mit einem fahrbaren
Zwiſchen=
film=Geber Freilichtſzenen über den Sender zu geben. Der
Sen=
der hat eine Reichweite von etwa 40 Kilometer im Umkreis, ſo
daß in ganz Groß=Berlin brauchbarer Empfang zu erreichen iſt.
Auch den auf der letzten Deutſchen Funkausſtellung von der
Reichsrundfunkgeſellſchaft gezeigten Fernſehwagen hat die Deutſche
Reichspoſt nach eigenen Angaben bauen laſſen.
Für die Verſorgung ganz Deutſchlands mit Fernſehſendungen
iſt eine erhebliche Anzahl von Sendeanlagen nötig. Dieſe Zahl
muß aus wirtſchaftlichen Gründen, möglichſt niedrig gehalten
werden. Da die Reichweite von Ultrakurzwellenſendern um ſo
größer iſt, je höher die Antenne liegt, wird man im Flachland
die Antennen auf ſehr hohe Maſten ſetzen und in gebirgigen
Ge=
genden die Sender auf hohen Bergen aufſtellen.
Die Deutſche Reichspoſt hat den Bau einer fahrbaren
Fern=
ſeh=Sendeanlage in Auftrag gegeben, die zunächſt während des
Sommers 1935 auf dem Brocken aufgeſtellt werden ſoll, und mit
deren Hilfe feſtgeſtellt werden wird, ob die Vermutungen über
Reichweite uſw. in vollem Umfange zutreffen. Fallen dieſe
Ver=
ſuche zufriedenſtellend aus, ſo würde auf dem Brocken eine feſte
Fernſehanlage errichtet werden und die fahrbare Anlage wieder
frei werden zur Ermittlung weiterer Plätze für die Aufſtellung
neuer Sender (Schneekoppe. Zugſpitze uſw.). Zurzeit werden auf
dem Brocken Empfangsverſuche gemacht, um feſtzuſtellen, ob das
von der Berliner Fernſeh=Sendeanlage ausgeſtrahlte Fernſehbild
dort einwandfrei empfangen wird. Gelingt dies, dann könnte
der Brocken=Sender durch den Berliner Sender unmittelbar auf
drahtloſem Wege moduliert werden. Die Zubringung von
Fern=
ſeh=Darbietungen zum Sender bedarf ebenfalls noch einer Reihe
von Verſuchen. Sie kann auf drahtloſem Wege geſchehen mit
Hilfe von Ultrakurzwellenſendern mit Richtantennen oder auch
auf beſonders für dieſen Zweck gebauten Kabeln.
Die vorhandenen Fernſprechkabel ſind für die Uebertragung
von Fernſehſendungen nicht verwendbar. In letzter Zeit iſt es
jedoch der Deutſchen Reichspoſt in Zuſammenarbeit mit der
Kabel=
induſtrie gelungen, Sonderkabel für Fernſehzwecke durchzubilden.
Ein ſolches ganz neuartiges Fernſehkabel wird demnächſt in
Ber=
lin verlegt werden und ſoll u a. dazu dienen, die Berechnungen
ſolcher Kabel durch praktiſche Fernſehübertragungen nachzuprüfen.
Bei günſtigem Ergebnis könnte man verſuchen.
Fernſehdarbie=
tungen mit Hilfe von Kabeln auch über größere Entfernungen
zu übertragen. Man könnte dann ſpäter, ähnlich wie beim
Rund=
funk, das Fernſehen von jedem beliebigen Ort den Sendern
zu=
führen. Sind einmal ſolche Kabel vorhanden, ſo können ſie auch
ohne Schwierigkeit für andere techniſche Zwecke, z. B. zur
Ver=
bindung des Fernſehens mit dem Fernſprecher, ausgenutzt
wer=
den. Fernſeh=Fernſprechverkehr kommt wegen der hohen Koſten
allerdings nur für außergewöhnliche Fälle in Frage. Man könnte
vielleicht daran denken, je eine Fernſeh=Fernſprechverbindung
zwi=
ſchen einzelnen größeren Städten einzurichten.
Die im Vorſtehenden angedeuteten Pläne für die weitere
Entwicklung des Fernſehens in Deutſchland ſtellen ein Programm
dar, das bis zur praktiſchen Verwirklichung, mehrere Jahre in
Anſpruch nehmen dürfte. Obgleich die Verſuche mit recht
erheb=
lichen Koſten verknüpft ſind, wird die Deutſche Reichspoſt die
Ar=
beiten zur Förderung des Fernſehens mit allen Kräften fördern.
Der Hund im Dienſte der Winkerhilfe.
Wir verweiſen ſchon jetzt auf die Veranſtaltung der
Fach=
ſchaft für das Schutz= und Dienſtgebrauchshundeweſen e. V., die
für alle Darmſtädter Tier= und Hundefreunde eine intereſſante
Schau bieten wird. Näheres iſt aus der Anzeige zu erſehen.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt
Einſperren der Tauben zur Saatzeit. Es wird nochmals
auf die Bekanntmachung der Bürgermeiſterei vom 20 September
1934 hingewieſen, wonach alle Tauben bis zum 7. Oktober
ein=
geſperrt zu halten ſind. Die Polizeiorgane und das
Feldſchutz=
verſonal ſind erneut angewieſen, die Schläge hierauf zu prüfen
und die ſäumigen Taubenbeſitzer zur Anzeige zu bringen. Die
während der Sperrzeit noch frei herumfliegenden Tauben werden
als herrenlos angeſehen und können unter Umſtänden abgeſchoſſen
werden.
AütsesgiietestemttertAeirtk
Geſchäftsſtelle: Darmſtadt, Kleines Haus des Heſſ. Landestheaters.
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt
Programm der Sinfoniekonzerte 1934/1935 „Deutſche Muſik”
Konzert Montag, den 8. Oktober 1934.
Franz Schubert, Sinfonſe Nr. 3. D=Dur
Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 2. E=Dur
Konzert Montag, den 3. November 1934. Soliſt: Guſiav Havemann, Violine
Joh. Chriſfian Bach: Sinfonie Nr. 3. O=Dur
Ludwig van Beethoven: Violinkonzert
Sinfonie Nr. 41. B=Dur K. V.319
W. A. Mozart:
Konzert Sonntag, den 23. November 1934.
Ouvertüre zu Schillers „Turandot”
Carl Rorſch:
Wilhelm Peterſen: Sinfonie Nr. 3. Es=Dur (Araufführung)
„ Konzert Montag, den 3. Dezember 1934. Hans Pfitzner=Abend.
Dirigent: Der Komponiſt. Soliſtin: Maria Koerfer, Klavier
Orei Vorſpiele aus der muſikaliſchen Legende „Paleſtrina”
Zwei Orcheſterſtücke aus der Oper „Das Herz”, a) Hoffeſi. b) Liebesmelodie
Klavſerkonzert. Es=Dur
Konzert Montag, den 2. Januar 1935. Soliſt: Enrico Mainardi, Violoncello
Robert Schumann: Ouvertüre zu „Manfred‟
Konzert für Violoncello und Orcheſſer
Joſeph Haydn:
Sinfonie Nr. 6. ADur
Anton Bruckner:
Geſamtleitung: Generalmuſikdirektor Karl Friderich
6. Konzert Montag, den 4. Februar 1935. Paul Graener=Abend
Dirigent: Der Komponiſi.
* Sinfonia breve — Orcheſterlieder — *Pariationen über ein ruſſiſches Volkslied —
Divertimento
7. Konzert Montag, den 11. März 1935. Soliſtiin: Elſe C. Kraus, Klavier
Johannes Brahms: Klavierkonzert D=moll
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3. Es=Dur (Eroica)
8. Konzert Montag, den 8. April 1935. Soliſt: Otto Drumm, Violine:
Rſchard Strauß=Abend
Alſo ſprach Zarathuſtra”, ſinfoniſche Dichtung — Violinkonzert —
Tod und Verklärung, ſinfoniſche Dichtung
9. Konzert Montag, den 6. Mai 1935. Soliſtin: Roſalind v. Schirach, Sopran
Romantiſche Suſte
Max Reger:
Max v. Schillinge: *Orcheſierlieder
* Heitere Serenade
Joſeph Haas:
Tudwig Thuille: Romantiſche Quvertüre
Die mit bezeichneten Werke gelangen zur Erſtaufführung
Für die neun Sinfoniekonzerte iſt eine Konzertmiete mit bedeutender Ermäßigung der Eintrittspreiſe aufgelegt, zu der Einzeichnungen durch die
(19444
Mietabteilung des Heſſiſchen Landestheaters werktäglich von 9— 13.30 Uhr entgegengenommen werden
„Seite 6 — Nr. 275
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 5. Oktober 1934
Aus dee ASBAB.
„Kampf und Sieg der HJ.”
Letzte Vorbereitungen im Aufbau.
Vielen, die in den letzten Tagen die Rheinſtraße zum
Bahn=
hof hinabgingen, iſt das rieſige Transparent an der Feſthalle in
die Augen gefallen, das verkündet, daß hier die große HJ.=
Aus=
ſtellung „Kampf und Sieg der HJ.” vom 7.—28, Oktober ſein
wird. Wenn wir nun einen neugierigen Blick in den weiten
Raum hineinwerfen, ſo ſehen wir, wie da drinnen letzte Hand
an=
gelegt wird. An den Wänden entlang ſtehen in Kiſten und
Kof=
fern verpackt die Gegenſtände der Ausſtellung und warten, bis
ſie an die für ſie beſtimmten Plätze gebracht werden. Wir ſchauen
hinein. Da liegen die Bücher, die wir leſen, weil ſie unſeren Geiſt
in ſich tragen. Aus einer anderen Kiſte holen ſie eben
Baſtel=
arbeiten des Jungvolks hervor: Flugzeugmodelle, Figuren fürs
Kaſperltheater, ſelbſt geſchnitzt, ſogar ein kleines Bergwerk. Wie
viel Heimabende mögen ſie in gemeinſamer Arbeit damit
ver=
bracht haben? Daneben ſtehen ſchon kunſthandwerkliche
Erzeug=
miſſe, die von Kameraden der HJ. hergeſtellt wurden und nun
nach ſorgfältiger Ausleſe vor die prüfenden Augen der
Oeffent=
lichkeit geſtellt werden.
Ueberhaupt iſt mit der Feſthalle eine Veränderung vor ſich
gegangen. Der weite Raum iſt aufgeteilt in viele kleine und
große Zimmer. Jedes davon iſt eine kleine Einheit für ſich. So
ſtehen zum Beiſpiel in einem, das ſchon beinahe fertig iſt,
Ge=
mälde Skizzen und Plaſtiken junger Künſtler in unſeren Reihen;
ein anderes benutzt der BDM., um darin Stickereien, Webereien
und kunſtvolle Handarbeiten zur Schau zu ſtellen.
Alle Hände haben feſt zu tun, Hammerſchläge hallen durch
den hohen Raum. Heute nacht werden wieder viele Wände
kom=
men, die zu neuen Zimmern zuſammengefügt werden müſſen, Aber
am Sonntag, da wird ſie fertiggeſtellt ſein, unſere große HJ.=
Ausſtellung, und wird euch erwarten, ihr Eltern unſerer
Kame=
raden und alle, die die Jugendarbeit im neuen Staat kennen
ler=
nen wollen. Denn eines iſt ſicher: Wer dieſe Ausſtellung nicht
geſehen hat, der ſage nicht, daß er über die HJ. Beſcheid wiſſe.
Deshalb beſucht die Ausſtellung „Kampf und Sieg der HJ.”.
5. Oktober: In gleicher Weiſe wie vorſtehend angegeben.
Ab=
führung der Eheſtandshilfe bei Lohnempfängern.
* Steuer= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Oktober 1934.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
5. Oktober: Abgabe der Beſcheinigung an die
Finanz=
kaſſe, daß die Summe der im Monat September 1934
abgeführten Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im
gleichen Monat einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt.
(Keine Schonfriſt.)
5. Oktober: Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe für die
nicht ſozialverſicherten Arbeitnehmer an die Finanzkaſſe.
(Keine Schonfriſt.)
5. Oktober: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 16. bis 30. September 1934 erfolgten Lohnzahlungen.
Falls die bis zum 15. September 1934 einbehaltenen
Lohn=
ſteuerbeträge für ſämtliche in einem Betriebe
beſchäftig=
ten Arbeitnehmer den Betrag von 200.— RM. nicht
über=
ſtiegen haben, im Ueberweiſungsverfahren Abführung der
Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1. bis 30. September
1934 erfolgten Lohnzahlungen. (Keine Schonfriſt.)
(Keine Schonfriſt.)
5. Oktober: Abführung der Bürgerſteuer, ſoweit dieſe im
Monat September 1934 von den Arbeitgebern
einzubehal=
ten und nicht bereits am 20. September 1934 abzuführen
war. (Keine Schonfriſt.)
5. Oktober: Ablauf der Schonfriſt für das am 25.
Sep=
tember fällig geweſene dritte (gemeindliche) Ziel der
Ge=
meinde=, Kreis= und Provinzialumlagen
für das Rechnungsjahr 1934/35.
5. Oktober: Ablauf der Schonfriſt für das am 25.
Sep=
tember 1934 fällig geweſene dritte Ziel der
Filial=
ſteuer in der Stadt Darmſtadt für das Rechnungsjahr
1934/35.
5. Oktober: Ablauf der Schonfriſt für das am 25.
Sep=
tember 1934 fällig geweſene dritte Ziel der
Waren=
hausſteuer in der Stadt Darmſtadt für das
Rechnungs=
jahr 1934/35.
5. Oktober: Ablauf der Schonfriſt für das am 25.
Sep=
tember 1934 fällig geweſene dritte Ziel der
Müllab=
fuhr=, Straßenreinigungs= und
Kanalbe=
nutzungsgebühren in der Stadt Darmſtadt für das
Rechnungsjahr 1934/35.
6. Oktober: Vorlage der Aufſtellung der
Deviſen=
geſchäfte, die von einem Unternehmen mit genereller
Genehmigung zum Deviſenerwerb im Monat September
1934 getätigt worden ſind.
10. Oktober: Anmeldung und Zahlung der
Börſenumſatz=
ſteuer, ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren
zu entrichten iſt. (Abrechnung für den Monat September
bzw. je nach der Ausdehnung des Abrechnungszeitraums im
einzelnen Falle für das 3. Vierteljahr 1934.) Keine
Schon=
friſt.
10. Oktober: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung
des Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen
und die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monat
September 1934.
10. Oktober: Umſatzſteuer=Voranmeldung und =
Vorauszah=
lung, und zwar bei Vierteljahreszahlern für das dritte
Vierteljahr 1934 und bei Monatszahlern für den Monat
September 1934. (Schonfriſt bis 17. Oktober 1934.)
10. Oktober: Stichtag für die Perſonenſtands= und
Be=
triebsaufnahme 1934. Alles Nähere, auch über den
Ablieferungstermin, iſt aus den Liſten zu erſehen, deren
Zuſtellung zurzeit erfolgt.
Liſte der ſäumigen Steuerzahler.
Es wird auch an dieſer Stelle darauf aufmerkſam gemacht,
daß erſtmalig im Frühjahr 1936 bei dem zuſtändigen Finanzamt
eine Liſte der ſäumigen Steuerzahler aufgelegt werden wird.
Dieſe Liſte liegt öffentlich aus und kann von
jedermann eingeſehen werden. In die Liſte wird
aufgenommen werden, wer am 1. Januar 1935 mit
Steuerzah=
lungen oder Vorauszahlungen aus der Zeit vor dem 1. Januar
1935 rückſtändig iſt oder wer es im Kalenderjahr 1935
hin=
ſichtlich einer Zahlung oder Vorauszahlung zu einer
zwei=
maligen Mahnung kommen läßt.
Um entſtandene Zweifel zu beheben wird bekannt gegeben,
daß zu den Steuern im vorgenannten Sinne auch die
heſſi=
ſchen Staatsſteuern und die Kirchenſteuer
ge=
hören.
Briefgebühren nach dem Ausland. Es werden immer noch
zahlreiche unzureichend freigemachte Poſtkarten und Briefe nach
dem Ausland abgeſandt. Die Sendungen ſind oft nur mit
Frei=
marken nach den einfachen und doppelten Gebührenſätzen des
In=
landsverkehr verſehen. Da der Empfänger das Doppelte des
Fehl=
betrages zu entrichten hat, entſtehen in Fällen, wo eine
nachträg=
liche Ergänzung der Freimachung durch den Abſender poſtſeitig
nicht veranlaßt werden kann, häufig für Empfänger und
Abſen=
der unangenehme Weiterungen. Es wird beſonders darauf
hin=
gewieſen, daß die deutſchen Gebührenſätze, abgeſehen vom inneren
Verkehr, nur für Briefſendungen nach dem Saargebiet, der Freien
Stadt Danzig, nach Oeſterreich, Luxemburg und nach dem
Memel=
gebiet gelten.
Ich bin ein auslandsdeutſcher Lehrer.
Von
Vom 1 bis 15. Oktober findet im ganzen Reich
die Volksdeutſche Opferwoche ſtatt, deren
Erträgniſſe den deutſchen Schulen im Ausland zugute
kommen.
Wie bedeutſam die Rolle der Schule im Leben
und Denken der Auslandsdeutſchen iſt, beweiſt der
nachſtehende Aufſatz eines auslandsdeutſchen Lehrers.
Ich bin der dritte Sohn eines deutſchen Bauern. Das Geſchlecht
ſitzt nachweislich ſeit 450 Jahren auf ſeiner Scholle, unnachweislich
wohl ſeit 600 und mehr Jahren. Seit Generationen iſt es bei uns
Brauch, daß der dritte Sohn Pfarrer oder Lehrer wird. Es ſind
immer mehr Kinder im Dorf, als der Boden Herren gebrauchen
kann
Vier Jahre Dorfſchule unter meinem Oheim, der Lehrer war.
Vier Jahrgänge aufgeteilt in zwei Klaſſen. Die eine Klaſſe hatte
Unterricht von 8 bis 11 Uhr, die andere von 11 bis 1 Uhr. In
den vorderen Bänken der niedrigere, in den hinteren Bänken der
höhere Jahrgang — damit die Großen die Kleinen nicht verdecken.
Alle zwei Tage eine Abwechſelung — dann hält der Herr Pfarrer
den Unterricht. Dafür ſitzt mein Oheim, der Lehrer, im Pfarrhaus
und macht Schreibarbeit. Sonntags muß er auch an der Orgel
ſitzen und den Kinderchor dirigieren. Das war damals ſo und iſt
heute nicht viel anders.
Danach vier Jahre Gymnaſium in der Stadt M. Wir
Dorf=
kinder wohnen faſt alle im „Alumnat”, einem ehrwürdigen
Schü=
lerheim, das heute noch unverändert beſteht. Das kann der Vater
gerade noch bezahlen. Das Schulgeld wurde ihm erlaſſen, weil ich
ein guter Schüler war. Jeden Freitag kam die Mutter auf den
Markt und brachte das mit an Brot, Speck und Wurſt, was die
Alumnatsleitung einſparen mußte. So wurde der Freitag zum
Feſttag.
In den Sommerferien — im Herbſt gab es noch beſondere
Ernte= oder Weinleſeferien —, wenn die Stadtkinder, ſich
erhol=
ten”, mußte ich daheim die bunte Schülermütze an den Nagel
hän=
gen und wieder Bauernburſch ſein. Das tat nicht wohl. Aber ich
weiß heute, daß ich nur durch Arbeit Bauer bleiben konnte, und
daß ich Bauer ſein muß, wenn ich auf dem Lande lehren will. Der
Bauer, auch das Bauernkind, eröffnet ſich nur dem, der
ſeinesglei=
chen iſt und den Umgang verſteht mit Acker und Gerät
Als die vier Jahre Gymnaſium um waren, kam ich aufs
Semi=
nar nach H. Wir wohnten alle in der Anſtalt, waren faſt alle
Bauernburſchen, wurden, wenn wir in die Stadt gingen, etwas
über die Schulter angeſehen von den Gymnaſiaſten, die ſich ſchon
als halbe Studenten fühlten. Es war ja die Zeit des
bürger=
lichen Dünkels, auch im Auslanddeutſchtum. Wir haben ihnen
frei=
lich nachgeeifert, Bänder und Mützen getragen Kneipen
veran=
ſtaltet und was ſo dazu gehört. Vier Jahre währt das Seminar.
Da wird aus dem Bauernburſchen der junge Lehrer gemacht. Der
Unterricht war vernünftig und maßvoll, man hat uns nicht zu
Intellektuellen gemacht und abgedrängt von unſerer erſten
Be=
ſtimmung, Bauer zu ſein mit anderen Mitteln. Man hat uns
frei=
lich auch nicht geſagt; dies und das iſt eure Aufgabe im Bereich
des großen deutſchen Volkstums eure volkspolitiſche Aufgabe. Das
war damals noch nicht modern. Die deutſchen Stämme im Ausland
ebten jeder für ſich ihr Daſein. Aber unſer Inſtinkt war größer
als die Unterlaſſung unſerer Lehrmeiſter. Da wir Bauern waren,
vußten wir ſchon, was es heißt, und daß es nottut, um die Scholle
zu kämpfen und um die deutſche Seele im Kinde. So iſt es ein
wahres Glück, daß nach unſerem alten Bpauch Bauernſöhne Lehrer
werden, denn ſie wiſſen, das Feld zu beſtellen.
Ich war dann „Kandidat”, Hilfslehrer, in einem kleinen Dorf
neben einem hochbetagten Lehrer, der nur unwillig etwas aus der
Hand gab, weil er gar ſo ſehr an ſeiner Aufgabe hing. Ich tat,
was ich im Seminar gelernt hatte und noch viel mehr das was ich
an meinem Oheim geſehen hatte. Zum wirklichen, ſelbſtändigen
Unterrichten kam ich nicht, und das war gut — denn ſo war ich
entbehrlich, als ein heißer Wunſch in Erfüllung ging: Ich durfte
nach Deutſchland fahren! Ein Stipendium hatte dies möglich
gemacht. Als ich Abſchied nahm von meinem alten Lehrer, ging
ihm das Herz auf und die Erinnerungen entſtrömten ihm an eine
Zeit, da er ſelber Deutſchland erlebt hatte. Und was er ſagte, klang
wie ein erſchütterndes Glaubensbekenntnis. Es waren wohl fünf
Jahrzehnte vergangen ſeit dieſem ſeinem Erlebnis. Aber er trug
es wie ein Heiligtum wohl behütet durch ſein Leben und erfüllte
alt und gebrechlich noch ein Gelöbnis, für Deutſchland zu wirken
in den Herzen deutſcher Kinder Für das große
Deutſch=
land aller Deutſchen! Da wurde mir klar, was ich vorher nur
ganz unbeſtimmt gefühlt hatte, und die winzige Scholle, der ich
mein Leben weihen ſollte, war Deutſchland, mochte ſie auch in
weiteſter Ferne von ihm liegen.
„Ich habe Deutſchland dann erlebt in ſeiner tiefſten Schmach
und Erniedrigung, 1923/24. Ich war dabei, als in München eine
Hoffnung zerbrach und doch das neue Reich geboren wurde. Ich
lernte im Taumel der Enttäuſchungen, der Aergerniſſe, der
Ver=
zweiflung eines ganzen Volkes, Land und Volk zu lieben, wie
man eine Mutter lieben lernt, wenn ſie krank und gebrechlich
wurde. Es kam die Zeit der Verſuchung: Hier bleiben, hier
kämp=
fen, hier fällt die Entſcheidung! Ich wurde in meiner Abweſenheit
zum Lehrer gewählt eines der kleinſten und ärmſten Dörfer meiner
Heimat, und ich rang mich durch in einer ſchlafloſen Nacht zu der
Erkenntnis, daß es wichtiger ſei, dort zu kämpfen, wo das
Schick=
ſal es von mir fordert: daß meine Urväter ausgezogen ſind in ihre
neue Heimat in Erfüllung einer deutſchen Aufgabe, und daß ich
dieſe Aufgabe zu erfüllen hätte — für die deutſche Nation. — Ich
bin nun Lehrer in dieſem kleinen Dorf ſeit 10 Jahren. Es iſt ein
kärgliches Leben, und manch reichsdeutſcher Kollege würde es
ab=
lehnen, ſein Leben ſo zu friſten, daß er der Reihe nach immer bei
einem andern Bauern ſein Mittagbrot ißt, weil die Gemeinde ihn
nicht bezahlen kann. Aber es iſt in dieſer kleinen Gemeinde nicht
nur die Exiſtenz der Schule wirtſchaftlich gefährdet. Wir liegen an
der Sprachgrenze; drei Kilometer weit liegt die ſchöne neue
Staats=
ſchule, die den Kindern ſchöne, helle Räume, Spiel= und Turngerät,
auch Kleidung und ein warmes Mittageſſen bietet, wenn ſie nur
ihre Mutterſprache erſetzen durch eine andere. Aus unſerem Dorf
geht nur ein Kind in dieſe Schule; das Kind des Keſſelzigeuners.
Kein deutſches Kind hat unſere Schule verlaſſen. Kein deutſches
Kind iſt im Orte, kein ſchulentlaſſener Burſche, kein Jungmädel,
kein Knecht, keine Magd, kein Bauer, keine Bäuerin, die nicht
Liebe im Herzen trüge zur Scholle, die uns anvertraut iſt, zum
Stamm, dem wir entſproſſen ſind, zum großen deutſchen Volke, als
deſſen Glieder wir uns fühlen, zu ſeinem Führer, den wir
in=
brünſtig verehren, an den wir glauben, wie Menſchen nur
glau=
ben können. Wenn mir nichts weiteres beſchieden iſt in meinem
Daſein, kein Wirkungskreis mit weiterem Ausmaß — ſo will ich
doch zufrieden ſein in der Gewißheit, daß ich meine Pflicht tat und
erfüllen darf für dich — mein deutſches Volk!
Der Polizeibericht meldef:
Verkehrsunfall. Am 2. Oktober 1934, gegen 15.15 Uhr, wurde
auf der Kreuzung der Nieder=Ramſtädter= und Jahnſtraße ein die
Straße überquerender Fußgänger von dem Poſtwagen der elektr.
Straßenbahn erfaßt und zu Boden geſchleudert. Er trug am Kopf
Verletzungen davon. Er wurde in das Herz=Jeſu=Hoſpital
einge=
liefert, wo er verſtarb.
Warnung vor einem Schwindler. Am Samstag, den 29. 9. 34,
in den Vormittagsſtunden, erſchien in einem Hauſe in der
Gabels=
berger=Straße hier ein junger Mann und bot bei zwei Familien
das Buch „Der Weg des Führers” an. Er ſtellte dabei in den
Vordergrund, von einem höheren SA.=Führer beauftragt zu ſein.
Dieſe Angaben entbehren jeder Grundlage. Sie ſollten ſcheinbar
dazu dienen, ſein Buch leichter an den Mann, zu bringen. Der
Unbekannte wird wie folgt beſchrieben: Etwa 20 Jahre alt klein,
geſetzte Figur, ſchwarzes, zurückgekämmtes Haar, trug ſchwarze
Stiefelhoſe mit Ledergamaſchen, bräunliche Kletterweſte, ohne
Kopfbedeckung. Er führte eine Aktenmappe bei ſich. Bei wem hat
ein Mann ſolchen Ausſehens und unter ähnlichen Angaben
vorge=
ſprochen? Um alsbaldige Mitteilungen an die Polizeidirektion,
Hügelſtraße 31/33, Zimmer 2, wird gebeten.
In ähnlicher Weiſe ſprach in der Annaſtraße bei mehreren
Familien eine etwa 30jährige Frau vor, die im Auftrage der NS.=
Frauenſchaft Beſtellungen für die Zeitſchrift „NS.=Frauenwarte‟
entgegennahm. Bei ihrer Werbung erklärte ſie den Beſtellern,
ſie ſollten den monatlichen Beitrag zur NS.=Volkswohlfahrt
kür=
zen und ſich dafür dieſe Zeitſchrift halten. Die Frau wird wie
folgt beſchrieben: Etwa 30 Jahre alt, große, kräftige Geſtalt,
fri=
ſches Ausſehen. Sie machte bei den betreffenden Leuten einen
guten Eindruck. Bei wem hat ſie noch Beſtellungen
entgegenge=
nommen? Angaben an die Polizeidirektion, Hügelſtraße 31/33,
Zimmer 2, erbeten.
Aus dem Gerichtsſaal.
Winter-Ausgabe 1934
ist erschienen
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße Nr. 25.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Kriegerverein Haſſia. Der Verein beteiligt ſich mit
Fahne am Samstag, den 6. Oktober, abends 8.30 Uhr, an dem
15jährigen Stiftungsfeſt der Reichsvereinigung
ehem. Kriegsgefangener e V., im Rummelbräu.
Er=
ſcheinen Pflicht. — Sonntag, 7. Oktober, von vormittags 9.30 Uhr
ab: Uebungsſchießen auf den Ständen der Priv.
Schützen=
geſellſchaft.
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Sonntag.
den 7. Oktober: Tagesausflug Nieder=Beerbach — Nieder=
Ramſtadt. Abmarſch 9.15 Uhr, am Böllenfalltor. Einkehr in
Nieder=Beerbach bei Simmermacher, Darmſtädter Hof.
Städt. Saalbau. Samstag und Sonntag, 7 und 8. Okt.,
abends 8 Uhr, findet in den ſchön dekorierten Räumen des
Städtiſchen Saalbaues ein Winzerfeſt ſtatt. Eine erſtklaſſige
Konzert= und Tanzkapelle, Leitung W. Schlupp, garantieren für
gute Stimmungs= und Tanzmuſik. Eintritt frei!
Aw. Vor dem Schwurgericht ſitzt am Donnerstag
der knapp 21jährige Ludwig St. aus Dietzenbach
wegen verſuchten Totſchlags. Zu fünf Familien wohnen
ſie zuſammen, alle haben ſie viel Kinder, und ſehr freundlich und
lieblich geht es da meiſt nicht zu. Mit einem Einwohner des
Hau=
ſes ſtand St. ſchlecht, denn er hatte ihn einmal eines Diebſtahls
beſchuldigt, und St. behauptete, er ſei es nicht geweſen. Es gab
ſtändig Streit zwiſchen den beiden, d. h. der Angreifende war wohl
der andere, der ältere, denn der Angeklagte war nach den
Aus=
ſagen aller, ein ſchüchterner, ſtiller, geiſtig nicht ſehr lebendiger
Burſche. Am 17. Juni d. J. kam es ſo weit, daß St. ſich auf den
anderen ſtürzte, nachdem der ihm wieder irgend etwas nachgerufen
hatte, und ihm mit dem Beil auf den Kopf ſchlug, daß der beinahe
dabei blieb. Aber er iſt eine ſtarke Natur, und ſo kam es, daß er
am Donnerstag als Zeuge, mit verbeultem Kopf zwar, vor dem
Gericht ſtand und ſeiner Wut gegen den Angeklagten und gegen
deſſen Familie freien Lauf ließ. Danach kann man ſich ganz gut
vorſtellen, wie er es dem Angeklagten machte. Das Gericht iſt der
Auffaſſung, daß dem Angeklagten wegen ſeiner geminderten
gei=
ſtigen Zurechnungsfähigkeit weitgehend mildernde Umſtände
zuge=
billigt werden können und erkennt auf die Mindeſtſtrafe von ſechs
Monaten Gefängnis. Die Strafe fällt indeſſen noch unter das
Amneſtiegeſetz, und das Verfahren wird infolgedeſſen eingeſtellt.
Baugeldzuteilung. Die öffentliche Bauſparkaſſe
für Heſſen (Abteilung der Landeskommunalbank=Girozentrale
für Heſſen) in Darmſtadt nahm am 2. Oktober 1934 in
Anweſenheit einer Anzahl von Bauſparern und Vertretern von
Sparkaſſen ihre zehnte Baugeldzuteilung vor.
Aus=
geloſt und zugeteilt wurden diesmal 43 Verträge über 181 000.—
Reichsmark, ſo daß nunmehr nach 5jährigem Beſtehen der
Bau=
ſparkaſſe im ganzen 238 Verträge mit RM. 1 185 000 ausgeloſt
ſind. Alle öffentlichen Bauſparkaſſen haben bisher rd. 82
Mil=
lionen RM. zugeteilt; ein anſehnlicher Betrag, der dem Bau=
und Hypothekenmarkt zugeführt wurde. — Die nächſte
Baugeld=
zuteilung der Oeffentlichen Bauſparkaſſe für Heſſen findet
voraus=
ſichtlich Anfang April 1935 mit Stichtag 31. März 1935 ſtatt.
Zu=
teilungsberechtigt ſind alle Bauſparer, deren Verträge ſpäteſtens
am 1. Januar 1935 (bei Tarif 18 am 1. Dezember 1934) beginnen
und mit Einzahlungen nicht im Rückſtand ſind.
Brleſkaſten.
F Anfrage iſt die letzte Bezugsgulttung beizufügen. Anenyme Anfragen Burden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindliſchkeit.
E. hier. Waldbröl zählte 1925 7136 Einwohner (ein Fünftel
kath.), liegt in der Rheinprovinz am Urſprung der Bröl hat
Gerbereien, Lederwarenfabriken, Mühlen, Sägewerke, Steinbrüche
und Ziegelei. Die nächſten größeren Städte dürften Siegen und
Bonn ſein.
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
„Gefahr droht Ihrer Haut” iſt der Titel eines Tonfilms, der
als Beiprogramm z. Zt. im hieſigen Union=Theater läuft. Es wird
dabei in hübſcher, unterhaltender und zugleich belehrender und
überzeugender Weiſe gezeigt, daß das Leitungswaſſer durch ſeine
Härte die Haut angreift und ſchädigt und daß man das Waſſer
für die Hautpflege vorher enthärten muß, was am ſicherſten und
einfachſten durch Kaiſex=Borax geſchieht. Die hübſchen
Kin=
der und Badeſzenen, welche die Verwendung von Kaiſer=
Borax demonſtrieren, und die dazu abgeſtimmte Muſik
hinter=
laſſen einen angenehmen und nachhaltigen Eindruck.
Es wird auf die heutige Verſteigerungs=Anzeige
des Städt. Leihamts aufmerkſam gemacht.
Eine große Hilfe für jede Küche
MAGOI Bratensoße
die kochfertige Soße in haltbarer Form-
Eine gute Soße zu Braten, Gulaſch,
Schweine=
kotelett, Bratklopſen, falſchem Haſen, Frikadellen.
Leber, Nieren uſw.
Einen Würfel Maggi’s Bratenſoße fein zerdrücken, 1/4 Liter Waſſer dazu
geben, auf nicht zu großer Flamme unter ſtändigem Rähren zum Kochen
bringen und dann noch 3 Minuten bei kleinem Feuer ziehen laſſen. Die
nun fertige Soße zu dem beim Braten des Fleiſches erhaltenen Bratenſatz
geben, gut damit verrühren und kurz aufkochen laſſen.
Weitere Rezepte kostenlos von der MAGGl-Gesellscheft, Berlin W35
Freitag, 5. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 275 — Seite 7
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 4 Okt Sängertreffen. Am
kommen=
wden Sonntag veranſtaltet der Geſangverein „Frohſinn” ein
Sän=
gertreffen, an dem 13 Vereine von hier und der Umgebung mit
äiber 700 Sängern teilnehmen. Nachmittags um 2 Uhr findet
wor dem „Haus der Arbeit” eine Kundgebung ſtatt, zu deren
EAbſchluß die Vereine im Maſſenchor „Deutſchland, heilger Name‟
Son Baußnern ſingen werden. Der anſchließende Liedertag im
„Löwen” bringt eine reiche Fülle guter Vorträge aus der
deut=
chen Chorliteratur.
Cp. Braunshardt, 4. Oktober Der Gemeinderat
geneh=
rnigte die Inſtandſetzung des Schulhausdaches und eine
Blitzab=
eiteranlage für das Rathaus. Dem Heſſiſchen Blindenverein wurde
ein einmaliger Unterſtützungsbetrag zuteil.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 4. Oktober. Ratsbericht. Zunächſt
rpurden die einzelnen Kommiſſionsbeſchlüſſe zur Kenntnis gebracht
rind von ſeiten des Geſamtgemeinderats genehmigt. Wichtig aus
wieſen Kommiſſionsbeſchlüſſen iſt, daß mit dem 1. Oktober d. J.
ſein neuer Stromtarif in Kraft tritt. Nachdem nunmehr der
Ge=
rneinde die ſeinerzeit beantragten Darlehnsmittel zur Durchführung
won Notſtandsarbeiten in Ausſicht geſtellt wurden hat der Rat
eine Zuſtimmung zum Einbau einer Grundablaßſchleuſe in der
MNodau ſowie zur Befeſtigung der Modaubachufer entlang der
Bachgaſſe erteilt. Auf Antrag des Verkehrs= und
Verſchönerungs=
wereins ſoll in der oberen Adolf=Hitler=Straße eine Baumallee
an=
welegt werden. Der Rat erteilt ſeine Zuſtimmung. Es kommen
vor=
nusſichtlich Lindenbäume in Frage. — Die Beſitzer der
Bauland=
grundſtücke in der „Röde” und im „Sand” haben die Umlegung
Ihrer Grundſtücke beantragt, damit dieſe baureif gemacht werden
können. Unter der Vorausſetzung, daß für die Gemeinde hierdurch
deine Koſten entſtehen, wird den Anträgen, vorbehaltlich einer noch
worzunehmenden Ortsbeſichtigung, zugeſtimmt. — Um die neu zu
eſetzende Fleiſch= und Trichinenbeſchauſtelle haben ſich 12
nicht=
fierärztliche Intereſſenten gemeldet; der Gemeinderat entſchied ſich
für den Bewerber Heinrich Müller junior, Sohn des Landwirts
Seinrich Müller V. dahier — Dem Antrag der Gaſtwirteinnung
rruf Aufhebung der Vergnügungsſteuer wird aus Gründen
reichs=
greſetzlicher Art nicht ſtattgegeben — Ein weiterer Antrag dieſer
Bnnung auf Aufhebung der Getränkeſteuer wird bis zur Beratung
es Gemeindevoranſchlags für 1935 zurückgeſtellt. — Dem
evange=
fiſchen Frauenverein wird zur Ausſtattung des neu erbauten
Ge=
mieindehauſes ein Zuſchuß in Form der Lieferung der Beleuchtungs=
Börper durch das Gemeindeelektrizitätswerk bewilligt.
f. Roßdorf, 4. Okt. Obſtverwertung. Wie in anderen
Gemeinden, ſo hat auch hier der Obſt= und Gartenbauverein zum
Sebrauch für ſeine Mitglieder eine Keltereinrichtung zur
Süßmoſt=
tereitung angeſchafft. Seit drei Wochen wird von der Einrichtung
zeichlich Gebrauch gemacht. Auf Anregung der Landesbauernſchaft
Beſſen=Naſſau wurde eine hieſige Dame in der Verſuchs= und
Lehr=
anſtalt in Ober=Erlenbach ausgebildet, welche die Anleitung zur
Süßmoſtbereitung in liebenswürdiger Weiſe koſtenlos übernommen
hat. Dadurch wird ſelbſt das kleinſte Obſtquantum reſtlos zur
Volksgeſundheit verwendet. — Oeffentliche
Bekannt=
machungen. Da ſich Bekanntmachungen mit der Ortsſchelle bei
dem ſtändig ſteigenden Verkehr heute nicht mehr gut durchführen
mſſen, erfolgt von jetzt ab Anſchlag der Bekanntmachungen an 14
aufgeſtellten Tafeln, die auf das ganze Dorf verteilt ſind.
Ef. Meſſel, 4. Oktober. Die Hirſche brüllen Seit
meh=
veren Tagen iſt der Meſſeler Park in den Abendſtunden das Ziel
nieler Ausflügler aus Darmſtadt und Frankfurt. Iſt doch die
geirſchbrunft in vollem Gange. Viele Naturfreunde verſuchen
da=
ker, ſich dieſes ſchöne Naturſchauſpiel aus nächſter Nähe zu
betrach=
ten. Leider wird das Wild durch unvernünftiges Verhalten
man=
aer Volksgenoſſen, wie Rauchen, Aufblitzenlaſſen von
Taſchenlam=
ren uſw. ab und zu verſcheucht, ſo daß das Brüllen nur aus
wei=
nerer Entfernung zu hören iſt und die Ausflügler nicht immer voll
auuf ihre Koſten kommen. Es iſt daher Rückſicht zu nehmen. Vor der
Heimkehr findet man ſich in der Regel in den Meſſeler
Gaſtwirt=
ſchaften zuſammen. Die Deutſche Rundfunkgeſellſchaft erſchien am
Mienstag abend mit einem Empfängerauto, um die Hirſchbrunft
auf Schallplatten aufzunehmen.
Ef. Meſſel, 4. Oktober Parteiverſammlung. Die
Orts=
ruppe Meſſel der NSDAP hielt im Saale der Gaſtwirtſchaft Gg.
4mumann XII. die ordentliche Monatsverſammlung ab. in der
u. a. die Nürnbergfahrer ihre Erlebniſſe und Eindrücke vom
dies=
zhrigen Parteitag ſchilderten.
* Groß=Umſtadt, 4. Okt. Am Dienstag verſtarb im 67.
Le=
bensjahre nach öwöchigem Krankenlager im Städtiſchen
Kranken=
haus zu Darmſtadt Herr Sanitätsrat Dr. med Karl Reuſcher.
Der Verſtorbene erfreute ſich ſowohl als gewiſſenhafter Arzt wie
anch als Menſch allgemeiner Beliebtheit; er übte über 40 Jahre
ir hieſiger Stadt ſeine ärztliche Praxis aus. Sein Hinſcheiden
bi=deutet ſeinem großen Freundeskreis, ſowie für viele Familien,
di nen er jahrelanger ärztlicher Berater und Helfer war, einen
großen Verluſt. — Im Hofe des Landwirts Heinrich Dörr hier
ſtht gegenwärtig ein Kaſtanienbaum in voller Blüte,
nührend der größte Teil der Blätter bereits gefallen iſt.
r. Babenhauſen, 4. Okt. Kartof felernte und
Herbſt=
frien. Die Kartoffelernte iſt hier ſeit einigen Tagen in
vol=
lm Gange. Der Ertrag auf den Sand= und auch auf den ſchweren
Feldern wird von den Landwirten als zufriedenſtellend bezeichnet.
2a die Schuljugend zurzeit noch Ferien hat, ſind die Kinder
eif=
rwe Mithelfer auf den Kartoffeläckern. — Kommenden Montag
be ginnt wieder der Unterricht in der Realſchule, während die
Volksſchule noch acht Tage länger Ferien hat.
Ci. Erbach, 4. Okt Erfolgreiche Hundezüchter. Bei
drr dieſer Tage bei Speyer ſtattgefundenen Herbſtzuchtſuche des
Reinzuchtverbandes „Deutſch Rauhhaar”, waren den hieſigen
Hundezüchtern neue beachtenswerte Erfolge beſchieden Es
er=
helten der Gräfliche Förſter Albrecht Dick II. (Forſthaus
Syl=
gan) mit dem Griffonrüden „Artus von der Kreuzeiche” einen 1.,
ſörſter Sauter=Dörzbach mit der Griffonhündin „Wanda von
der Kreuzeiche‟, Hofjäger Albrecht Dick I.=Erbach mit „Attila
oan der Kreuzeiche” und Otto Rexroth=Erbach mit „Alma von
dem Kreuzeiche” je einen 2., ſowie der Hofjäger Albrecht Dick I.=
Erbach mit der Griffonhündin „Werra von der Kreuzeiche” einen
/3. Preis. Die Prüfung dieſer im vorigen Jahre geworfenen
Jrrnghunde erſtreckte ſich auf 15 Fächer der Feld= und Waſſerarbeit,
es Spurhaltens, des Bringens und Verlorenbringens; an der
Prüfung nahmen Ausleſen aus ganz Deutſchland teil.
Ci. Erbach, 4. Okt. Von der NS. Volkswohlfahrt.
2ue Ortsgruppe der NSV. richtete im Rahmen des Hilfswerkes
Mutter und Kind” eine beſondere Beratungsſtelle für
0 ütter und Kinder derjenigen bedürftigen Volksgenoſſen
r, die infolge finanzieller Notlage ärztlichen Rat ſchwer
ein=
zallen und Leiſtungsanſprüche an Krankenkaſſen nicht ſtellen
kön=
nem. Die Leitung übernahm in dankenswerter Weiſe der
Amts=
ußt der NSV. Dr. Keßler. Die Beratung erfolgt völlig koſtenlos
eweils am erſten und dritten Donnerstag eines jeden Monats,
nochmitags zwiſchen 6 und 7 Uhr, im hieſigen Kreiskrankenhaus.
3u. derſelben Zeit findet auch unter der Leitung der
Kreisfürſor=
gerrin. Schweſter Hilde Diedrich, ebenfalls im Kreiskrankenhaus,
eire Säuglingsberatungsſtunde ſtatt. — Die
Sach=
vemrbeiterin des Hilfswerkes „Mutter und Kind”,
Frauenſchafts=
etterin Gertrud Nodnagel, kann von jetzt ab jeden Dienstag,
thends zwiſchen 8 und 9 Uhr, im Geſchäftszimmer der NSDAP.
u— Entgegennahme von Wünſchen und Anregungen geſprochen
verden.
— Rimhorn, 4. Oktober. Erntedankfeſt. In überfüllter
Rirche hielt am Sonntag vormittag Herr Pfarrer Schwöbel in der
hm eigenen volksnahen Weiſe den Feſtgottesdienſt. Am
Nachmit=
an ſtellte ſich der ſtattliche Feſtzug auf. Echte Volkstrachten und
aue landwirtſchaftliche Geräte aus früheren Zeiten, als man noch
em Hanf brach, konnte wan aus Rimhorner Privatbeſitz hier ſehen,
inw wacker arbeitet die Spinnſtube des einen Feſtwagens in
alt=
ewohnter Tätigkeit an ihren Spinnrädern, Faſt jedes Haus war
n dem übrigen Zug vertreten, der ſich in langer Reihenfolge durch
ie Straßen des romantiſch gelegenen Ortes bewegte.
Zwangsorganiſation im deutſchen Gaſtſtättengewerbe.
Auf Grund der Ziffer 2 der Anordnung des Herrn
Reichs=
wirtſchaftsminiſters vom 18. September 1934, betr. Anmeldung
zur Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten= und Beherbergungsgewerbe
(Reichseinheitsverband des deutſchen Gaſtſtätten= und
Beherber=
gungsgewerbes) beſtimme ich im Einvernehmen mit dem Herrn
Reichswirtſchaftsminiſter das Folgende:
Der Wirtſchaftsgruppe werden alle Unternehmer und
Unter=
nehmungen (natürliche und juriſtiſche Perſonen) angeſchloſſen, die
Schank= oder Gaſtwirtſchaft oder beides gemeinſam betreiben.
Schankwirtſchaft liegt vor, wenn ohne Rückſicht auf die
Be=
triebsform Speiſen oder Getränke zum ſofortigen Verzehr an Ort
und Stelle gewerbsmäßig abgegeben werden.
Gaſtwirtſchaft liegt vor, wenn ohne Rückſicht auf die
Betriebs=
form Zimmer oder Betten zur vorübergehenden Beherbergung von
Fremden gewerbsmäßig vermietet werden.
Gaſt= oder Schankgewerbe iſt eine ſolche Tätigkeit auch dann,
wenn ſie neben einem anderen Gewerbe (z. B. Induſtrie,
Einzel=
handel, ambulantes Gewerbe) ausgeübt wird.
1. Meldepflicht.
Meldepflichtig ſind daher:
Wein= und Bierreſtaurants, Kantinen, Heime,
Privatmittags=
tiſche alkoholfreie Reſtaurants und Ausſchänke; Stehbierhallen,
Trinkhallen, Milchhallen; „Kaffees, Konditoreien.
Speiſeeiswirt=
ſchaften, Ausſchänke auf Wochenmärkten und Volksfeſten; „
Saal=
geſchäfte, Kabaretts und Varietés mit Schankbetrieben,
Wirt=
ſchaftsbetriebe der Zirkuſſe und anderer Wanderbetriebe; der
Thea=
ter und Kinos; „Gaſtſtättenbetriebe auf Schiffen uſw., Mitropa;
Verkaufsſtände und Kioske, ſowie alle ſonſtige Betriebsarten, in
denen fertige Speiſen oder Getränke zum ſofortigen Verzehr
ab=
gegeben werden.
Hotels, Penſionen gewerbsmäßige Privatzimmervermietung,
Sanatorien und Kurhäuſer, Hoſpize, ſowie alle Betriebe, die zur
vorübergehenden Beherbergung von Fremden dienen;
Bahnhofs=
wirtſchaften und alle damit zuſammenhängenden Zweigbetriebe,
wie Kioske und Schankſtätten.
Die Meldepflicht erſtreckt ſich auch auf die Filialbetriebe, die
einzeln gemeldet werden müſſen.
2. Meldeverfahren.
1. Die Meldepflicht gemäß Abſchnitt 1 wird durch Anmeldung
bei den aus dem Meldeſtellenverzeichnis erſichtlichen Meldeſtellen
erfüllt. Zur Anmeldung iſt das bei den Meldeſtellen koſtenlos
er=
hältliche vorgedruckte Meldeformular zu benutzen.
Die Meldeſtellen ſind berechtigt, nach Bedarf Melde=
Neben=
ſtellen zu errichten, die in einem Melde=Nebenſtellen=Verzeichnis
von ihnen bekanntgegeben werden.
2. Die Meldefriſt läuft vom 15. Oktober 1934 bis zum 30. Nov.
1934. Die Anmeldungen ſind innerhalb der vorbezeichneten Friſt
zu bewirken. Jedes meldepflichtige Unternehmen iſt nur zur
ein=
maligen Meldung verpflichtet.
3. Meldegebühr.
1. Bei der Meldung iſt von jedem meldepflichtigen Betriebe
eine einmalige Meldegebühr in Höhe von 2.— RM. zu entrichten.
2. Ueber die ordnungsgemäß erfolgte Anmeldung und
Entrich=
tung der Meldegebühr erhält der Meldepflichtige für jeden
melde=
pflichtigen Betrieb eine Quittung.
4. Verſchiedenes.
1. Die Mitgliedſchaft bei der Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten=
und Beherbergungsgewerbe iſt durch die Anordnung des Herrn
Reichswirtſchaftsminiſters vom 18. September 1934, gemäß Ziffer 2
und 3 auch dann begründet, wenn keine Meldung erfolgt, ſo daß
bei allen Mitgliedſchaftspflichtigen die Beitragspflicht in vollem
Umfange auf jeden Fall ab 1. Oktober 1934 entſteht. Umgekehrt
bleiben alle Betriebe, die irrtümlich oder vorſorglich ſich melden,
trotz dieſer Meldung auf jeden Fall von allen Pflichten frei. In
Zweifelsfällen wird daher dringend eine vorſorgliche Meldung
empfohlen.
2. Die Anmeldung dient ausſchließlich organiſatoriſchen Zwecken
der Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten= und Beherbergungsgewerbe zur
Ausführung des Reichsgeſetzes zur Vorbereitung des organiſchen
Aufbaues der deutſchen Wirtſchaft vom 27. Februar 1934.
5.
Nach Ziffer 4 der Anordnung vom 18. September 1934 können
die Befugniſſe der ſatzungsgemäßen Organe der
Wirtſchaftsver=
bände des Gaſtſtätten= und Beherbergungsgewerbes von dem
Führer der Wirtſchaftsgruppe (REV.) oder deſſen Beauftragten
ausgeübt werden.
Die in der Wirtſchaftsgruppe beſtehenden oder in Liquidation
befindlichen wirtſchaftspolitiſchen Fachverbände, regionalen
Ver=
bände oder Zweckverbände haben bis zum 30. Oktober 1934,
unbe=
ſchadet der Meldepflicht der Mitglieder zur Einzelmitgliedſchaft
beim REV., ihre Satzungen. Mitgliederverzeichniſſe unter Angabe
des monatlichen Mitgliederbeitrages, Vermögensſtand und ſoziale
Einrichtungen ſowie ihren Perſonalbeſtand und deſſen Bezüge, dem
Führer der Wirtſchaftsgruppe, Berlin W. 62, Lützowplatz 11.
ein=
zureichen.
Berlin, den 20. September 1934.
Der Führer der Wirtſchaftsgruppe Gaſtſtätten= und Beherbergungs=
Gewerbe.
gez. Goerke.
* Zigeuner=Karlo wird beerdigk.
Be. Es war ein nicht gerade alltägliches Schauſpiel, das die
Bewohner von Goddelau in der vorigen Woche erlebten: eine
Zigeunergeſellſchaft, die hier gerade ihr Lager aufgeſchlagen hatte,
trug einen der Ihrigen, den alten Karlo, zu Grabe, mit dem
ganzen geräuſchvollen und eigenartigen Zeremoniell, das bei
ſol=
chen Gelegenheiten bei den Söhnen der Pußta üblich iſt.
Beim Schein des Lagerfeuers war unter freiem Himmel der
Tote in einem grünen Sarg aufgebahrt. Mit brennenden Kerzen
in den Händen umtanzte nun die ganze Geſellſchaft den Sarg —
ein eigenartig reizvolles Bild, das von dem unruhigen Schein des
Lagerfeuers und dem flackernden Kerzenlicht beleuchtet wurde. Nun
wurde der Sarg noch einmal geöffnet und unter heulendem
Wehe=
klagen, das weithin ſchallte, unter Küſſen und Jammern wurde der
Tote wiederholt hin und her gewendet. Dann blieb die Witwe
allein am Sarge zurück, während die andern Lagerinſaſſen bis zum
Tage der Beerdigung den Toten in lärmenden Trinkgelagen
feier=
ten, die nur ab und zu eine Unterbrechung erfuhren durch hitzige
Schlägereien, die ebenſo raſch und plötzlich wie ſie aufflackerten,
wieder verſtummt waren.
Am Beerdigungstage drückte man nach der Einſegnung der
Leiche dem Toten noch ein paar Münzen in die ſchon erſtarrte
Hand wohl ein Zehrgeld für den weiten Weg ins Jenſeits und
noch ins offene Grab warf man ihm einige Geldſtücke nach.
Uebri=
gens ging es auch hier am Grabe nicht ohne geräuſch= und
tempe=
ramentvolle Auseinanderſetzungen und Streitereien ab. Es war
wohl nicht ganz unberechtigt, daß die Polizei an dieſem Tag in
Bereitſchaft gehalten wurde!
Nach der Beerdigung wurden die Gelage, bei denen ſich die
dunklen Schönen in ihren weiten maleriſchen bunten Röcken
be=
ſonders hervortaten, fortgeſetzt — ja es ging jetzt ſogar beſonders
hoch her, denn einer aus der Geſellſchaft hatte eigens ein Pferd
verkauft und ließ nun großzügig die Münzen ſpringen, um ſeine
Stammesgenoſſen zu traktieren!
Kurz darauf war die Aufenthaltserlaubnis der Zigeuner
ab=
gelaufen und ſie zogen mit ihren Wagen weiter.
sw. Lindenfels i. O., 4. Oktober. Der Klapperſtorch im
Obdachloſenaſyl. Eine Zigeunerin, die kurz vor der
Ent=
bindung ſtand, fand im Uebernachtungslokal für Obdachloſe
Auf=
nahme, wo ſie bald danach einem weiblichen Zigeunerbaby das
Leben gab. Kaum dort eingetroffen, zeigte lautes Schreien die
Ge=
burt der jüngſten Lindenfelſerin an, und daß auch die Mutter
da=
bei keinen Schaden genommen hatte, bezeugte der Qualm einer
Zignrette aus dem Munde der Wöchnerin, die es mit 24 Jahren
bereits zu der heiligen Zahl 7 („ſieben”) an Kindern gebracht hat.
Bei der Taufe in der katholiſchen Pfarrkirche übernahm Frau Dr.
Schmitt die Patenſchaft.
). Zwingenberg, 4. Oktober. Die hieſige Ortsgruppe der
NSDAP. hielt im „Braunen Haus” ihre Mitgliederverſammlung
ab, welche gut beſucht war. Nach einleitenden Worten des Q.L.
Dickler ſprach der örtliche Schulungsleiter Pg. Eichhorn über
Fa=
milie, Volk und Staat. Pg. Peter Becker berichtete über ſeine
Ein=
drücke von der Funkausſtellung Berlin. Ein an die Verſammlung
gerichteter Appell wegen Beſchaffung von Quartier für 100 Leute,
welche durch „Kraft durch Freude” aus Berlin kommen, hatte den
Erfolg, daß die Gäſte, welche am Sonntag vormittag hier
eintref=
fen werden, ſämtlich gut untergebracht werden können.
Be. Rüſſelsheim, 4. Okt. Betriebs= und
Verkehrs=
unfälle. Ein 14jähriger Lehrling der Opelwerke trug in
ſei=
ner Hoſentaſche eine Schreckſchußpiſtole. Durch unvorſichtiges
Spielen mit derſelben ging ein Schuß los und entzündete einen
in der Hoſentaſche befindlichen Kamm aus Zelluloid. Der
leicht=
ſinnige Junge erlitt erhebliche Brandwunden am Oberſchenkel. —
Auf dem Wege zur Arbeitsſtätte geriet ein von auswärts
kom=
mender Arbeiter mit ſeinem Motorrad in ein Schlagloch, kam zum
Sturz und wurde erheblich verletzt ins Krankenhaus gebracht. —
An der Ecke der Pfarrgaſſe und der Mainzer Straße kam es
zwi=
ſchen einem Radfahrer und einem Perſonenauto zu einem
Zu=
ſammenſtoß. Der Radfahrer wurde verletzt. — Auf dem Wege
zur Arbeitsſtätte verſagte einem Motorradfahrer die Steuerung.
Es kam zu einem Zuſammenſtoß mit einem Perſonenauto. Der
Motorradfahrer erlitt einen Bruch des Kniegelenks und mußte
ins Krankenhaus gebracht werden. — Ein Arbeiter aus Koſtheim
geriet in den Opelwerken unter einen umfallenden Wagen, der
mit Zement beladen war. Der Arbeiter wurde ſchwer verletzt.
— Auf der Landſtraße nach Biſchofsheim fuhr ein hieſiger
Motor=
radfahrer in eine Gruppe Fußgänger. Ein junger Mann aus
Biſchofsheim erlitt einen Armbruch der Motorradfahrer eine
Gehirnerſchütterung. — Bei Guſtavsburg fuhr am Dienstag im
Frühnebel ein Auto gegen einen Telegraphenmaſt. Der Maſt
wurde glatt umgeriſſen. Das Auto wurde leicht beſchädigt und
entkam unerkannt.
Die Dorfſchulwoche in Kaulſtoß.
— Kaulſtoß iſt ein Dörfchen von rund 200 Einwohnern, im
oberen Niddertal, etwa zwei Wegſtunden vom Hoherodskopf
ent=
fernt, landſchaftlich überaus reizvoll gelegen, mit durchweg
bäuer=
licher Bevölkerung. Dem kargen Boden können keine großen
Reichtümer abgewonnen werden; aber der hier ſeßhafte
Bauern=
ſtand iſt geſund, nicht angekränkelt von dem Geiſt der Großſtadt,
verſorgt ſich ſelbſt ſo ziemlich mit allem was zu des Leibes
Nah=
rung und Notdurft gehört, iſt infolgedeſſen trotz ſeiner Armut im
großen und ganzen zufrieden und ſteht ſeit Jahren treu hinter
dem Führer. „Neinſtimmen” oder ſo etwas gibt es hier nicht.
Und ſo grüßte denn auch von jedem Haus die
Hakenkreuz=
fahne, als am Sonntag, dem 16. September, etwa 45 Erzieher
aus allen Teilen unſeres Gaues hier eintrafen, um dem
Unter=
richt des Dorflehrers beizuwohnen und ſeine Arbeit kennen zu
lernen. Dieſes Dorf hat nämlich, ſo klein und ſo wenig
wohl=
habend es auch iſt, etwas Wertvolles: Einen Lehrer, der zu jenen
z
Unſer Staat iſt in noch nie dageweſener Weiſe umgeſtaltet
und von Grund aus erneuert worden. Was Wunder, wenn auch
die Schule in gar mancher Hinſicht eine andere, eine neue werden
muß. Dies gilt in ganz beſonderem Maße für die Dorfſchule.
Wollen wir doch ein Bauerngeſchlecht heranziehen, das mit der
Muttererde viel feſter verbunden iſt als früher, dem der
Bauern=
hof unter gar keinen Umſtänden feil iſt, das die Heimat über
alles liebt und ſie im Notfalle verteidigt bis zum letzten.
Bauern=
ſtolz und Landſtolz, ſie müſſen mit der ganzen Liebe, die wir
aufzubringen vermögen, gehegt und gepflegt werden. Dieſes
Wecken und Pflegen aber muß natürlich ſchon in der Schule bei
der Jugend, dem Deutſchland von morgen, beginnen, nicht
gele=
gentlich, wie im alten Staat, ſondern bewußt immer wieder und
mit allem Nachdruck. Die Schule muß zu einer dorfeigenen
einer ſtandortgebundenen werden, zu einer Schule, die
in ihrer Arbeit aufs innigſte mit dem Leben im eigenen Dorfe
verwachſen und verwurzelt iſt, die alles vom Standort aus ſieht
und wertet, die die Liebe zur Heimat tief in die jugendlichen
Herzen pflanzt und ſie in den älteren Jahrgängen ausweitet zu
einer glühenden, ja fanatiſchen Begeiſterung für unſer herrliches
Vaterland und ſeinen großen Führer.
Hier in Kaulſtoß iſt ein Mann an der Arbeit ein „Meiſter”,
der Schule, der in jahrelanger, raſtloſer Arbeit Wertvolles
ge=
ſchaffen und deshalb den bei ihm verſammelten Erziehern viel
zu ſagen und zu zeigen hat. In welch vorbildlicher Weiſe hat er
es verſtanden, die Bevölkerung des Dorfes für ſeine Schularbeit
zu intereſſieren! Alle ſchätzen, alle lieben den Lehrer ihrer
Kin=
der. Oft ſieht man im Schulſaal alt und jung verſammelt, man
lauſcht den traulichen, durch und durch deutſchen Märchen und
Sagen, ſingt die alten deutſchen Volkslieder, freut ſich an den
Spielen und Vorträgen der Kinder und geht beglückt nach Hauſe.
Das iſt eine Volksgemeinſchaft im kleinen, wie man ſie ſich ſchöner
nicht wünſchen kann.
Und welche Mühe machen ſich die Leute trotz der
mannig=
fachen Herbſtarbeiten mit der Verpflegung der fremden Lehrer!
Keine Haustüre blieb verſchloſſen, als um Aufnahme gebeten
wurde, und an nichts läßt es die brave Bevölkerung fehlen.
Die Gäſte aber werden das ſchöne oberheſſiſche Dörfchen noch
lange in beſter Erinnerung behalten und werden das in dortiger
Schule Geſehene hinaustragen in alle Kreiſe unſeres weiten Gaues
zum Segen unſerer Jugend und damit unſeres Volkes.
Rüſſelsheim, 4. Okt. Alfred Roſenberg beſucht die
Opelarbeiter in Rüſſelsheim. Die Belegſchaft der
Opelwerke hat erſt vor einiger Zeit mit ihrer Ausſtellung
künſt=
leriſcher Arbeiten der Werksangehörigen gezeigt, wie groß ihr
kulturelles Streben iſt. Dieſes Streben iſt nun dadurch belohnt
worden, daß Reichsleiter Alfred Roſenberg jetzt die Zuſicherung
gegeben hat, die erſte NS.=Kulturveranſtaltung in einem großen
deutſchen Induſtriewerk am 15. Oktober in den Opelwerken zu
veranſtalten. Alfred Roſenberg wird anläßlich dieſer
Kund=
gebung ſelbſt anweſend ſein.
Be. Dornheim, 4. Okt. Schwerer Schaden. Der
Land=
wirt Guſtav Meier erlitt geſtern einen ſchweren Viehſchaden.
Er befand ſich mit ſeinen 2 Kühen auf einem Acker und pflügte.
Plötzlich fielen ſeine zwei Kühe um und ſackten zuſammen. Sie
hatten jungen Klee gefreſſen und dadurch innere Blähungen
be=
kommen. Die Tiere mußten auf dem Acker abgeſchlachtet werden
und wurden dann zu einem hieſigen Metzger gebracht.
Op. Wolfskehlen, 3. Okt. Hohes Alter. Witwe Marg.
Seip, die älteſte Ortseinwohnerin, kann am Freitag, 5. Okt.,
im Kreiſe von vier Kindern, zwölf Enkeln und 18 Urenkeln ihren
90 Geburtstag begehen. — Am Samstag, 6. Okt., begeht
Land=
wirt Wilhelm Peter Fuchs ſeinen 75. Geburtstag
Seite 8 — Nr. 275
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 5. Oktober 1934
Reich und Ausland.
Der Berliner Hokelier=Kongreß.
Feſtvorſtellung in der Staatsoper.
Berlin. Die aus Anlaß des Internationalen
Hotelierkongreſſes am Mittwoch abend in der
Staatsoper veranſtaltete Feſtvorſtellung von
Wag=
ners „Fliegendem Holländer” wurde zu einem
ge=
ſellſchaftlichen Ereignis. Das bis faſt auf den
letzten Platz ausverkaufte Haus bot ein ſelten
feſt=
liches Bild. Unter den Anweſenden ſah man auch
zahlreiche Vertreter der Behörden und bekannte
Perſönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Dieſem
glänzenden, äußeren Rahmen würdig angepaßt
war das künſtleriſche Niveau. Im Anſchluß an
dieſen erlebnisreichen Abend verſammelten ſich die
Kongreßteilnehmer zu einem Empfang im „Adlon”,
wobei der Beſitzer, Louis Adlon, gleichzeitig die
herzlichſten Glückwünſche ſeiner Fachkollegen zu
ſeinem 60. Geburtstag entgegennehmen konnte.
Goldene Damenhandtaſche in einem Geſchäft
entwendet.
Frankfurt a. M. In einem hieſigen
Anti=
quitätenladen wurde eine ſehr wertvolle goldene
Damenhandtaſche geſtohlen. Der Täter hat
ver=
mutlich das Geſchäft deshalb aufgeſucht, weil er
wußte, daß die Inhaberin allein anweſend war.
Er ließ ſich von der Frau Bilder, Stiche uſw.
vor=
legen und ſtellte einen Kauf in Ausſicht. Bei
die=
ſen Verhandlungen zeigte die Inhaberin dem
Kunden auch eine ſchwere goldene
Damenhand=
taſche im Werte von etwa 2000 RM., für die
die=
ſer aber überhaupt kein Intereſſe zeigte. Vielmehr
bat er die Frau, ihm ein Verzeichnis über die von
ihm zum Kauf ausgewählten Stücke anzufertigen.
Den Augenblick des Schreibens benutzte nun der
„Kunde”, die Handtaſche, die unter Papiere
ge=
rutſcht war, zu entwenden. Von dem Dieb fehlt
bisher noch jede Spur.
Zwei Todesopfer einer rätſelhaften Vergiftung.
Stettin. Unter ſchweren
Vergiftungser=
ſcheinungen wurden in das Stettiner Krankenhaus
der Rentner Battige und der Händler Kudat
ein=
geliefert. Beide hatten in einer Schankwirtſchaft
von einer Flüſſigkeit aus einer mitgebrachten
Flaſche einen tüchtigen Schluck zu ſich genommen
und waren einige Zeit ſpäter leblos umgefallen.
Die Unterſuchungen über die rätſelhafte
An=
gelegenheit ſind im Gange.
Eiſenbahnunfall auf dem Bahnhof Kreienſen.
Göttingen. Auf dem Bahnhof Kreienſen
ſind am Mittwoch abend von einem Güterzug vier
Wagen entgleiſt. Die Urſache des Unfalls iſt im
Augenblick nicht genau feſtzuſtellen. Nach einer
Mitteilung des Göttinger Betriebsamtes ſcheint
der Unfall dadurch hervorgerufen zu ſein, daß der
Bahnhof Kreienſen infolge einer Lichtſtörung
voll=
kommen im Dunkeln lag. Perſonen ſind nicht zu
Schaden gekommen. Der Verkehr iſt nicht geſtört.
Schweres Schadenſeuer.
Trennfurt. Dienstag abend, gegen 9 Uhr,
ſchlug der Blitz in das Anweſen des
Schmiedemei=
ſters Eduard Wolf und zündete. Im Nu ſtand
die Scheune in Flammen, die auch raſch auf das
Wohnhaus und eine Nachbarſcheune übergriffen.
Die hieſige Feuerwehr war raſch zur Stelle. Auch
die Wehren von Laudenbach, Klingenberg, Wörth
und Röllfeld ſowie die Obernburger Motorſpritze
nahmen an den Löſcharbeiten teil. Den
gemein=
ſamen Bemühungen der Wehren und der
Einwoh=
nerſchaft gelang es, gegen 11.30 Uhr den Brand zu
löſchen. Das Wohnhaus und die beiden Scheunen
brannten bis auf die Grundmauern nieder. Bei
den Löſcharbeiten kamen auch einige ſchwere
Un=
fälle vor. Der Feuerwehrmann Ludwig Schaab
aus Wörth blieb an einer noch unter Strom
ſtehenden elektriſchen Leitung hängen und erlitt
dabei erhebliche Verletzungen. Die drei
Klingen=
berger Feuerwehrleute Max Gernhart, Karl
Nickles und der Kommandant Max Nickles, die den
Schaab aus ſeiner Lage befreien wollten, bekamen
ebenfalls elektriſche Schläge. Schaab wurde
beſin=
nungslos ins Bezirkskrankenhaus Klingenberg
eingeliefert. Außerdem erlitt ein anderer
Klingen=
berger Feuerwehrmann eine erhebliche
Rauchver=
giftung.
Brandkataſtrophe in Beſſarabien.
Verlaſſene Geliebte als Brandſtifterin.
Bukareſt. Die Rache einer verlaſſenen Frau
hat vorgeſtern nacht eine furchtbare Kataſtrophe
über die Gemeinde Lodgeſti in Beſſarabien
herauf=
beſchworen. Während ein Burſche namens Georg
Spoiala ſeine Hochzeit mit einem Mädchen der
Gemeinde feierte, legte ſeine verlaſſene Geliebte
an vier Ecken des Hauſes, in dem die
Hochzeits=
feierlichkeiten ſtattfanden, Feuer an. Gerade als
die Feſtlichkeiten ihren Höhepunkt erreicht hatten,
fanden ſich die Hochezitsgäſte plötzlich von
Flam=
men eingekreiſt. Die Gäſte konnten mit Mühe
und Not ihr nacktes Leben retten. Das Feuer
wütete weiter und erfaßte ſchließlich die Häuſer
der Nachbarſchaft. Etwa 30 Häuſer fielen, den
Flammen zum Opfer. Nur mit großer Mühe
konnte man des furchtbaren Brandes Herr
wer=
den und den Reſt der Ortſchaft retten.
Ein elfjähriges Mädchen ermordet.
Leipzig. Die elf Jahre alte Hanna
Sieg=
linde Stetz, die ſeit Dienstag vermißt worden war,
iſt jetzt in einem Keller ermordet aufgefunden
wor=
den. Das Kind war am Dienstag von ſeiner
Mutter zu einer Beſorgung fotrgeſchickt worden
und iſt von dieſem Weg nicht mehr zurückgekehrt.
Die polizeilichen Nachforſchungen führten auf die
Spur, des in der Schlageter=Straße wohnenden
Bruno Nietzſchmann, weil ein anderes Kind
er=
zählt hatte, es ſei von einem Manne bedroht
wor=
den. Die Beſchreibung, die das Kind gab, paßte
auf Nietzſchmann. Man fand am Mittwoch
nach=
mittag im Keller des Nietzſchmann die Leiche der
kleinen Hanna Sieglinde Stetz. Nietzſchmann
wurde verhaftet.
Das beſte Verkehrsflugzeug der Welk in Berlin.
Ein zweimotoriges Douglas=Flugzeug der Königlich Holländiſchen Luftfahrtgeſellſchaft.
„Douglas 2. C.2* in Tempelho
Der Flughafen in Berlin=Tempelhof erhielt in
den Mittagsſtunden des Mittwoch einen
hochinter=
eſſanten Beſuch. Aus Amſterdam kam das neue
große amerikaniſche Schnellverkehrsflugzeug „
Dou=
glas D. C. 2” zu einem kurzen Beſuch in die
Reichshauptſtadt. Die Maſchine zählt zu den
mo=
dernſten und ſchnellſten Flugmaſchinen der Welt,
und, wie ſchon bekannt wurde, iſt ſie von der
Hol=
ländiſchen Luftverkehrsgeſellſchaft K. L. M. als
einziges Verkehrsflugzeug für das große
Luft=
rennen London—Melbourne am 20. Oktober
ge=
meldet. Kapitän Parmentier führt das
Kom=
mando. Die Maſchine erregte das allergößte
Auf=
ſehen und iſt wohl geeignet, die amerikaniſche
Flugzeuginduſtrie würdig zu repräſentieren. Schon
bei dem Start entwickelt ſie am Boden eine
Ge=
ſchwindigkeit von 229 Stundenkilometern. Die
erreichbare Höchſtgeſchwindigkeit, die in einer Höhe
von 2000 Metern geflogen werden kann, beläuft
ſich auf 338 Stdklm., alſo eine ganz beträchtliche
Leiſtung. Das Flugzeug iſt mit zwei
luftgekühl=
ten Wright=Cyclone=Motoren von je 700 PS und
einem Unterſetzungsgetriebe von 16:2 ausgerüſtet.
Wie bei unſerer deutſchen Heinckel=Schnellverkehrs=
Maſchine iſt das Fahrgeſtell einziehbar, das Ein=
und Ausfahren der Räder geht mit Oeldruck vor
ſich. Die Räder ragen aber auch bei eingezogenem
Zuſtand etwa 20 Zentimeter unter den
Trag=
flächen hervor, ſo daß ſelbſt im ungünſtigen Falle
eines Verſagens der Einrichtung eine Landung
durchaus möglich wäre. Die Maſchine iſt trotz
ihrer rieſigen Ausmaße überaus manövrierfähig.
Der Führerraum für 2 Mann Beſatzung iſt in der
ſtumpfen Rumpfnaſe eingebaut und bietet
weit=
hin die beſte Sicht. Selbſtverſtändlich iſt die
Ma=
ſchine mit Doppelſteuerung und allen
Einrich=
tungen für den Blind= und Nebelflug ausgeſtattet.
Unmittelbar hinter dem Führerraum iſt der Poſt=
und vordere Frachtraum eingebaut. Dann folgt
die Paſſagierkabine, äußerſt zweckmäßig und
ele=
gant eingerichtet, die vollbeſetzt 14 Paſſagieren
Raum bietet. Sitze und Sitzlehnen ſind in jeder
Richtung verſtellbar und ermöglichen dem
Flug=
gaſt alle nur erdenklichen Bequemlichkeiten. Die
„Douglas D. C. 2” kehrte nach einem
mehrſtün=
digen Aufenthalt nach Amſterdam zurück. Sie wird
nun bei dem Weltluftrennen am 20. Oktober an
den Start gehen, und in einigen Wochen ſoll die
Maſchine dann in den regelmäßigen Flugverkehr
eingeſtellt werden.
Trotz der immenſen Länge von mehr als
acht=
zehn Metern wirkt die Maſchine im Ganzen
ſchnit=
tig und nicht im geringſten plump. Der Bauſtof
des Rumpfes iſt das heute vielfach verwandte
Dur=
aluminium. Die Außenwandungen ſind in
ein=
fachen Längs= und Querprofilſpanten verbunden.
Das Mittelſtück, das die beiden ſchweren
Motor=
böcke zu tragen hat, iſt mit dem übrigen Rumpf
feſt vernietet. Dieſer Typ der Douglas=Maſchinen
wird in Lizenz von den niederländiſchen Fokker=
Werken gebaut und vertrieben, und zwar im
Alleinvertrieb für Europa.
Der Guſtav=Adolf=Verein im Oritten Reich
78. Reichskagung in Königsberg. — Neue Aufgaben und Ziele.
Die Reichstagung des Guſtav=Adolf=Vereins
findet in der deutſchen Oſtmark ſtatt. In
Königs=
berg und Danzig, am Tannenberg=Denkmal und
in Marienburg finden ſich Hunderte und Tauſende
deutſcher evangeliſcher Volksgenoſſen zuſammen
um in ernſter Arbeit über Mittel und Wege zu
beraten, die das große Werk, das ſeit mehr als
hundert Jahren im deutſchen Ausland getan
wird, zeitgemäß fortführen zu können.
Ein herzliches Grußwort richtete Biſchof
Keſ=
ſel an die Hauptverſammlung. Er wies darauf
hin, daß nicht mehr der Rhein, ſondern die
Weich=
ſel der deutſche Schickſalsſtrom ſei, und deutet es
als ein gutes Zeichen, daß die erſte Reichstagung
des Guſtav=Adolf=Vereins ſeit dem 30. Januar
1933 in Oſtpreußen zuſammentrete. — Der Leiter
des kirchlichen Außenamtes der Deutſchen
Evange=
liſchen Kirche, Biſchof D. Heckel, ſprach im Na=
Die Eröffnung der Reichstagung des Guſtav=Adolf=Vereins: Der ſtellvertretende Vorſitzende des
Zentralvorſtandes, Profeſſor D. Gerber=Leipzig, bei ſeiner Eröffnungsrede.
Den Auftakt bildete eine
Frauenver=
ſammlung, die von den insgeſamt mehr als
400 Guſtav=Adolf=Frauenvereinen veranſtaltet
wurde und in eindrucksvoller Weiſe zeigte, welche
beſonderen Aufgaben der evangeliſchen Frau in
der volksdeutſchen Außenarbeit zufallen.
Anſchau=
liche Berichte aus Oeſterreich und Litauen löſten
ſtarken Beifall aus. — Die übliche
Abgeordne=
tenverſammlung brachte außer dem Jahresbericht,
den wieder Generalſekretär. D. Geißler
er=
ſtattete, eine wichtige Ausſprache über die
not=
wendig gewordene Aenderung der Satzungen.
Unter ſtärkſtem Beifall der Verſammelten
be=
kannte ſich der neue Vorſitzende, Prof. Dr.
Ger=
ber, zu einem Aufbau des Guſtav=Adolf=
Ver=
eins auf genoſſenſchaftlicher Grundlage, im
Gegen=
ſatz zu allen parlamentariſchen und pluraliſtiſchen
Gedankengängen, die vereinzelt auch im Guſtav=
Adolf=Verein Gefolgſchaft gefunden hatten.
Von größter Bedeutung war weiter die große
programmatiſche Rede, die Prof. Dr. Gerber auf
der Hauptverſammlung hielt. Er kennzeichnete
die politiſche und geiſtige Geſamtentwicklung der
letzten Jahrzehnte, die in der
nationalſozialiſti=
ſchen Revolution einen radikalen neuen Anfang
ge=
nommen hat und in unſeren Tagen die
Glaubens=
frage wieder zur Zentralfrage auf allen Gebieten
des Lebens werden ließ. In einer ſolchen Zeit iſt
die Daſeins=Berechtigung einer Organiſation wie
des Guſtav=Adolf=Vereins unumſtritten. Es werde
ſich darum handeln, die alte Arbeit unermüdlich
fortzuführen und die Geſinnung chriſtlicher Liebe
gegenüber den Brüdern und Schweſtern in der
Diaſpora immer von neuem praktiſch zu betätigen.
men des Reichsbiſchofs. Er ſtellte das neue deutſche
Volkstumsdenken einer einſeitig auf den Staat
ge=
richteten Grundhaltung gegenüber und erklärte
nachdrücklich, daß die Auslandsarbeit der Kirche,
wie ſie in Deutſchland getrieben werde, keinen
politiſchen, ſondern einen rein kirchlichen
Charak=
ter habe.
Ein feierlicher Augenblick war es, als die
Na=
men der einzelnen Hauptvereine aufgerufen
wur=
den, und die ſogenannte große Liebesgabe zur
Ver=
teilung gelangte. Zur Entſcheidung ſtanden eine
Induſtriegemeinde des Saargebietes, die
Ge=
meinde Danzig=Langfuhr und Wandorf im
Bur=
genland. Mit überwältigender Mehrheit ging die
Gemeinde Scheidt im Saargebiet als Siegerin
hervor.
Die Guſtav=Adolf=Reichstagung an den Führer
und Reichskanzler.
„Zur Hauptverſammlung in Königsberg
ver=
eint, entbietet das Guſtav=Adolf=Werk aller
deut=
ſchen evangeliſchen Kirchen innerhalb und
außer=
halb der Grenzen des Reiches dem Führer
unſe=
res Volkes und Haupt unſeres Reichs
ehrerbie=
tigen Gruß. Wir geloben unentwegte
Gefolg=
ſchaft in Erfüllung der uns durch mehr als ein
Jahrhundert anvertrauten Aufgabe für die
Glau=
bensgenoſſen in der Zerſtreuung, beſonders für die
bedrängten evangeliſchen Volksgenoſſen in aller
Welt Fürſorge zu üben, als Werkzeug des
geſam=
ten deutſchen Proteſtantismus. Wir erbitten des
Führers Schutz und Förderung für unſere Arbeit.”
Ev. Verein der Guſtav=Adolf=Stiftung.
gez. Gerber.
Unwetker über dem Lahnkal.
Furchtbare Verwüſtungen des orkanartigen Sturms
Marburg. In den ſpäten Abendſtunden des
vorgeſtrigen Tages ging über dem Lahntal, in der
Imgebung Marburgs, ein ſchweres Unwetter
nie=
der. Das Gewitter war von ſtarkem Regenfall und
Hagelſchlag begleitet. Die Hagelkörner erreichten
ſtellenweiſe Taubeneigröße. In der Stadt
Mar=
burg ſchlug der Blitz an mehreren Stellen in
Bäume. An Licht= und Fernſprechleitungen wurden
zahlreiche Störungen angerichtet. Beſonders
hef=
tig wütete das Unwetter im Cpsdorfer Grund.
Tabeneigroße Hagelkörner vernichteten hier die
Obſternte, ſoweit ſie noch nicht eingebracht war
Zwiſchen Hesken und Winnen ſchlug der Blitz in
mehrere Bäume am Straßenrand und ſtürzte ſie
um. Durch den orkanartigen Sturm wurde das
Dach des Sägewerkes Lingenbach bei Mölln
abge=
deckt, ſchwere Bretter wurden dabei weit ins Feld
geſchleudert. Zu den Aufräumungsarbeiten wurde
überall die Feuerwehr hinzugezogen. Der
entſtan=
dene Sachſchaden dürfte erheblich ſein.
Die Bordbücher von drei Gordon=Bennett=Ballons
auf der ſowjetruſſiſchen Poſt verſchwunden.
Warſchau. Die Sportkommiſſion des
Gor=
don=Bennett=Fluges hat bei den Sowjetbehörden
um Nachforſchungen nach dem Verbleib der
Bord=
bücher der Ballons „Deutſchland”, „Zürich” und
„Koſciuſzko” gebeten, die in Leningrad bzw.
Wo=
roneſch zur Poſt gegeben wurden, ſeitdem aber
ſpurlos verſchwunden ſind.
Beſchlagnahme von drei amerikaniſchen Dampfern
angeordnet.
New York. Auf Anordnung des
Admirali=
tätsgerichts ſind der Dampfer „Oriente”, vom Typ
der „Morro Caſtle”, ſowie die Dampfer „
Sibo=
ney” und „Oribaza” für den Fall zu
beſchlagnah=
men daß ſie im Zuſtändigkeitsbereich des
Gerichts=
hofes angetroffen werden. Dieſe Maßnahme iſt
im Zuſammenhang mit einem Schadenserſatzprozeß
ergriffen worden, der von Frl. Helene Sherman
in ihrer Eigenſchaft als Teſtamentsvollſtreckerin
für das Ehepaar Greisner angeſtrengt worden
war. Das Ehepaar Greisner war bei dem Unglück
der „Morro Caſtle” ums Leben gekommen.
Schiffszuſammenſtoß auf der Unkerelbe.
Motorſegler ſinkend auf Strand geſetzt. — 1 Toter.
Hamburg. Auf der Unterelbe ſtießen in
der Nähe von Wittenbergen der Dampfer „
Stein=
höft” und der Motorſegler „Amanda” zuſammen.
Dabei wurde der Motorſegler ſo ſtark beſchädigt,
daß er ſinkend auf den Strand geſetzt werden
mußte. Die Ehefrau des Schiffers Döllinger, vom
Motorſegler „Amanda” ſtürzte bei dem Anprall
der Fahrzeuge über Bord und ertrank.
Die Eiſenbahnkataſtrophe bei Warſchau.
Warſchau. Die Liſte der Todesopfer der
Eiſenbahnkataſtrophe in Krzeſzowice bei Krakau
hat ſich auf 13 erhöht, da noch zwei Schwerverletzte
im Krankenhaus geſtorben ſind. Die Geſamtzahl
der Schwer= und Leichtverletzten beträgt 56.
Roberk Oßer
Der Präſident des Staatlichen
Materialprüfungs=
amtes in Berlin, Geheimrat Prof. Dr.=Ing. e. h.
Robert Otzen, iſt, wie ſchon gemeldet, in
Hanno=
ver im Alter von 62 Jahren geſtorben.
Freitag, 5. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 275 — Seite 9
Geschichten aus aller Welt
Schlüſſel an ihrem Bund übrigblieben, ſchlug die Miß denn doch
Alarm. Die Polizei kam und ſuchte und ſuchte — und fand ſchließ=
* Wer war Gordon Benneik?
Ein großzügiger Förderer der Forſchung. — Seine Liebe galt
dem Rekord. — Der nächſte Freiballon=Start wieder in Polen.
Gordon Bennett war ein eigenartiger Mann. Die meiſten, die
leſen, daß jedes Jahr einmal eine Reihe von mit Gas gefüllten
Ballonen aufſteigt, um feſtzuſtellen, wer das Glück hat, ſich am
längſten in der Luft zu halten, dieſe Leſer wiſſen kaum noch, wer
Gordon Bennett war, nach dem das Ballon=Rennen genannt wird.
Und doch hat er einmal im Mittelpunkt des Intereſſes der ganzen
Welt geſtanden.
Das war 1871, als der Welt größter Afrikaforſcher
Living=
ſtone auf einer ſeiner vielen Entdeckungsreiſen im tiefen Innern
des ſchwarzen Erdteils verſchollen war. Livingſtone ſtand
da=
mals, 68 Jahre alt, auf der Höhe ſeines Ruhmes. Daß er
ver=
ſchollen ſein ſollte, wollte die Welt, nicht wahr haben. Ganz
England zitterte um ihn, Amerika rüſtete eine Suche=Expedition
eaus. Stanley führte dieſe Expedition. Er wurde ſpäter der
zweit=
größte Afrikaforſcher nach Livingſtone. Aber der, welcher die Ex=
„pedition bezahlte und Stanley ausſuchte, war Gordon Bennett, der
Sdamalige Beſitzer des New Yorker Herald. Stanley, damals 30
Jahre alt, kam zwar fünf Tage zu ſpät, denn als er Livingſtone
endlich am 28. Oktober 1871 fand, war dieſer bereits wieder in
Tbelebte Regionen zurückgekehrt.
Aber Bennett, der Mann, der einen Mann wie Stanley ent=
Edeckte und großzügig mit Geld um ſich warf, wenn es galt,
weit=
ſchweifige Entdeckungsfahrten zu finanzieren, war in aller Munde.
BBennett, ehemals ein kleiner Journaliſt, hatte ſich zum alleinigen
BBeſitzer der damals größten amerikaniſchen Zeitung emporgear=
Teitet. Seine ganze Liebe galt dem Rekord, dem Rekord auf jedem
mur möglichen Gebiet.
Der Sport bot damals um die Jahrhundertwende, als die
Automobile noch 40 Kilometer fuhren, keine großen
Möglichkei=
ſten. Aber dieſe Möglichkeiten wollte Bennett ſchaffen, und ſo iſt
ger auch einer der Wegbereiter des modernen Sports und beſon=
Ders der Rekordjägerei — in dieſem Sinne ein typiſcher Ameri=
Xaner — geworden. Er ſtiftete 1900 den Gordon=Bennett=Preis
ffür Automobilrennen, damals, als man Autorennen, noch kaum
Fannte. Er ſtiftete 1906 den Gordon=Bennett=Preis für Freibal=
Aone, der heute noch alle Jahre ausgetragen wird. Er ſtiftete 1909
Den Gordon=Bennett=Preis für Flugzeugrennen.
Der Gordon=Bennett=Preis, von dem man heute noch allein
ſpricht, iſt der für die Freiballone. Natürlich muß man, wenn
man ſolch ein Rennen gewinnen will, einen Freiballon gut führen
Tönnen, jedoch iſt das Glück doch das Weſentliche bei dieſem Flug
wder vielmehr bei dieſer Fahrt. Die Durchführung beſtimmt, daß
im Lande des Siegers im nächſten Jahr das Rennen geſtartet
werden muß. Da Polen im Vorjahre Sieger war, ſtiegen diesmal
Die Ballone in Warſchau auf und werden auch im nächſten Jahr
wieder in Polen aufſteigen, da wieder ein Pole Sieger wurde.
Das Rennen hat in den letzten Jahren viel an Aktualität einge=
Güßt, weil ſich viele Länder (wie England) gar nicht mehr betei=
Tligen und ſchon aus pekunjären Gründen die Zahl der Ballone
Emmer geringer wird.
Bruno Lorenzen.
Des Schuſters Rache.
(bi) Mailand. Vor einigen Monaten hatte ſich ein ſehr
nvichtig auftretender Herr bei einem kleinen Schuhmacher in
PPallanza, dem maleriſchen Städtchen am Lage Maggiore, ein
PPaar Schuhe anpaſſen laſſen. Er kam wiederholt zur Anprobe,
tadelte und mäkelte viel — was den biederen
Schuhmacher=
neiſter, der ſich ſeiner Kunſt ſehr ſicher fühlte, arg kränkte —
rind ſchien dann endlich zufrieden zu ſein. Jedenfalls ließ er
ſich eines Tages nach vielem Hin und Her die Schuhe einpacken
lind aushändigen. Und dann ging er davon, ohne allerdings
zu bezahlen, da er „zufällig” ſeine Börſe vergeſſen hatte.
Der Schuhmacher aber wartete vergeblich auf ſein Geld.
Weil auch auf wiederholte, höflich gehaltene Mahnſchreiben keige
Antwort kam, ſchwor er — zumal der Zorn über das
heraus=
ffordernde Benehmen des Herrn bei der Anprobe noch in
einem Buſen nagte — furchtbare Rache.
Tagelang hielt er ſich in der Gegend der Wohnung ſeines
Runden auf. Nach einiger Zeit hatte er herausgefunden, daß
wieſer täglich zu einer beſtimmten Tagesſtunde nicht weit vom
Laden des Schuſters eine Straße paſſierte. So kam es, daß
runſer Schuſter kürzlich, wie zufällig, ſeinem Kunden begegnete,
als dieſer, mit den nicht bezahlten Schuhen angetan, des
Weges kam. Der Schuhmacher verlangte, immer in höflichſtem
Tone, Bezahlung. Der Kunde entgegnete, er ſei keineswegs
ge=
ſonnen ſchon zu zahlen, um ſo weniger, als einer der Schuhe
micht richtig ſitze und drücke. So etwas hatte aber der
Hand=
werker ſchon vorausgeſehen; und ſo lud er den Kunden unter
Sinweis auf die Nähe ſeines Ladens ein, den Schaden gleich
beheben zu laſſen.
Und dort beſah er ſich ſehr eingehend den angeblich
drücken=
ſoen Schuh, eilte in ſeine Werkſtatt und kehrte zurück . . . ohne
Schuh! Als der andere, der ſchon nichts Gutes ahnte, ihn
irngſtlich nach dem Verbleib ſeines Schuhs fragte, erklärte ihm
wer Meiſter mit eindeutigen Worten, der Schuh ſei jetzt in
Ordnung, werde aber erſt nach Bezahlung der Rechnung
ver=
bfolgt.
Und als der andere wiederum erklärte er habe „zufällig
die Geldbörſe vergeſſen”, warf ihn der Schuſter trotz Bittens
und Flehens kurzerhand zum Laden hinaus und ſchloß die
Türe hinter ihm zu.
So mußte denn der Schuldner mit einem Schuh und einem
Strumpf bekleidet unter den ſpöttiſchen Zurufen zahlreicher
Perſonen, die ſich bei dem immer aufgeregter werdenden
Disput zwiſchen Schuſter und Kunden angeſammelt hatten, nach
Sauſe hinken.
Wenn Diplomaken wekten ..."
(u) Moskau, Mſtr. Bullitt, der amerikaniſche Botſchafter
m Moskau, hatte kürzlich dem Genoſſen Molotow Vorſitzender
im Rate der Volkskommiſſare, erklärt, für die Diplomaten ſei
die ruſſiſche Sprache zu ſchwer zu lernen.
Molotow beſtritt auf Franzöſiſch die Schwierigkeit der
uſſiſchen Sprache und betonte, Engliſch ſei ja auch nicht leicht.
Leichter aber als Ruſſiſch” — meinte Bullitt. Man ſtritt hin
und her. Es folgte aus dieſer Kardinalfrage zwar kein
Ab=
bruch der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Rußland und
den USA. Wohl aber eine Wette: Jedem — Molotow und
Büllitt — wird ein Jahr Zeit gegeben. In dieſer Friſt muß
er ſeine Sprache — alſo Molotow Engliſch und Bullitt
Ruſ=
ſiſch gelernt haben.
Ein Ueberſetzungsſtück und ein Dutzend Prüfungsfragen —
genau wie in der Schule — werden vom Diplomatiſchen Korps
geſtellt werden. Wer am beſten abſchneidet, hat gewonnen.
Auf dieſe Weiſe erkennt man übrigens, welche Sorgen gewiſſe
Herren in Moskau haben.
Wie die Häuſer der Miß Sattegaſt verſchwanden.
(u—h) Houſton (Texas). Wenn nur eines der Häuschen
der Miß Sattegaſt verſchwunden wäre — vielleicht hätte ſie kein
Wort darüber verloren. Sie hätte es unter Umſtänden gar nicht
ial bemerkt. Denn ihr gehörten ſehr viele ſolcher Blockhäuſer, die
ſie in den Ferienmonaten vermietete.
Aber als ſchließlich neun dieſer Häuſer — alle mit drei
Zim=
mern und Küche — ſpurlos verſchwunden waren und nur die
lich die Häuſer fein ſäuberlich kleingehackt als ... Brennholz bei
der Nachbarſchaft.
Man hat bisher zehn Perſonen wegen „mißbräuchlicher
Be=
tutzung von Wohnhäuſern als Brennmaterial” verhaftet. Und
Miß Sattegaſt ſendet jetzt Tag und Nacht Wächter, um bei den
übrigen Häuſern dieſe „Schwindſucht” zu verhindern. Hat man
ſchon je ſo etwas gehört: ganze Häuſer unter dem Hackebeil?
Ein 2,74 Meker großer Menſch.
(x) Peking. Als die Wiſſenſchaftler auf den Jahrmarkt
von Peking hinausſtrömten, um den größten Mann der Erde
eingehend zu vermeſſen, lud man gerade die letzten Bretter
ſeiner Rieſenbude auf, hinter denen er ſich zur Schau geſtellt
hatte. Er ſelbſt war ſchon wieder auf unbekannten Pfaden
unterwegs nach ſeiner koreaniſchen Heimat. So iſt man auf
das angewieſen, was man von denen hört, die ihn ſahen und
den ſchwungvollen Vortrag der Managers über ihn hörten.
Chin=Fu=Kuei ſoll er heißen und ſich des noch immerhin
jugendlichen Alters von 29 Jahren erfreuen. Seine Größe aber
betrage 2,74 Meter. Er verzehre viermal ſo viel wie ein
nor=
maler Menſch und verfüge über die Kräfte eines Dampfkrans.
Alſo zu hören geweſen auf dem Jahrmarkt von Peking ...
Sport, Solel und Jucnen
Aufeuf der Führerin der deutſchen Frauen
zur Werbewoche „Geſunde Frau durch
Leibesübungen”.
Ein Volk, das in einem ſolchen Umbruch ſeiner äußeren
Ge=
ſtaltung lebt wie das unſrige, muß mit heißem Herzen und klaren
Augen ſeinen Weg gehen. Klare Augen können nur ſolche
Men=
ſchen haben, die ihre Kräfte kennen und in ſich ſelber ſauber
aus=
gerichtet ſind. Weil wir Heutigen wiſſen, daß von unſeren
volks=
eigenen Kräften die Zukunft dieſes Volkes abhängt, haben wir
die Pflicht und die Aufgabe, dieſe Kräfte zum erſten zu
ſam=
meln und zum anderen ſie dort wieder freizulegen, wo ſie durch
eigene Sorge, Leid oder Lebensnot verſchüttet worden ſind. Wir
haben nicht das Recht, um unſerer eigenen Dinge willen ſchwach,
gleichgültig oder feige zu ſein, weil wir wiſſen, daß die Haltung
eines Volkes ſich aus der Haltung der einzelnen dieſes Volkes
bildet.
Wollen wir ein großes freies und ſtarkes Volk, ſo müſſen wir
die Größe, Stärke und Heiligkeit unſerem Volke vorleben. Dieſe
Erkenntnis muß uns Maßſtab für unſer Handeln ſein. Wenn wir
deshalb heute unſeren Frauen ſagen: Reiht euch ein in
die Gemeinſchaft derer, die ihre Kräfte
erpro=
ben und erkennen wollen”, ſo geſchieht es darum weil
wir wiſſen, daß gerade unter unſeren Frauen viele durch Arbeit
und Sorgen müde und ungläubig in ſich ſelbſt geworden ſind.
Sie ſollen ſich einen Ruck geben und durch Turnen. Sport und
Spiel einmal ſpüren lernen an ihrem eigenen Körper, was in
ihnen ſteckt; ſie ſollen erkennen und fühlen an ſich ſelbſt, wie
be=
glückend es iſt, ſeinen Körper mit allen ſeinen Kräften zu
be=
herrſchen.
Mit der allmählichen Ueberwindung von Schwäche und der
immer beſſeren Disziplin über ſich ſelbſt, wird leiſe die Freude am
lebendigen Leben in ihnen erwachſen. Und was ſo über ihren
Körper ihnen zum Erlebnis wurde, wird für ihre Seele zur
Grund=
lage für die innere Haltung dem Leben gegenüber werden.
Frau Scholtz=Klink.
Am Samskag großer Box=Werbe=Abend
T5G. 1846 — Heros Wiesbaden.
Wie bekannt, veranſtaltet die Boxabteilung der TSG. 46
morgen Samstag abend in der Woogsturnhalle einen großen Box=
Werbeabend. Zweck dieſes Abends iſt, die noch Fernſtehenden
für den Boxſport zu gewinnen. Der erſte Teil des Programms
zeigt den Aufbau des Boxſportes in den hauptſächlichſten
Vor=
bereitungsübungen. Der Leiter der Abteilung, W. Weckbach, der
durch die tatkräftige Mitarbeit von Diplom=Sportlehrer H. Kriegk
ſeine Leute zu guten Boxern heranbilden will, wird Ihnen dies
am Samstag durch ſeinen Werbeabend beweiſen, inwieweit dies
ſchon zugetroffen iſt Diplom=Sportlehrer Kriegk wird den
Sportanhängern vor Augen führen, daß Boxſport nicht der rohe
Sport iſt, wie er immer noch von dem größten Teil der Menſchen
betrachtet wird, ſondern daß er zu einem der ſchönſten
Männer=
ſporte zählt. Die praktiſchen Darbietungen zu den Erklärungen
wird Leiter W. Weckbach mit ſeinen Schülern ſelbſt vorführen, um
gegen Wiesbaden ausgetragen wird, zeigen, ob ſie eine
Formper=
beſſerung angenommen hat.
Die Paarungen.
Im Jugend=Fliegengewicht ſehen wir Keil=D. gegen Ulrich=W.
Keil verlor in Wiesbaden knapp nach Punkten und dürfte
dies=
mal alles daranſetzen, um den Sieg an ſich zu bringen. Für
un=
ſeren jugendlichen Staudt haben, wir den jugendlichen Eckert=
Mainz zu einem Revanchekampf verpflichtet und ſind geſpannt,
wie St. gegen den hervorragenden Techniker abſchneidet. Das
Fliegengewicht zeigt Wembacher=D. gegen Becker W. Für
Wem=
bacher gilt es diesmal, aggreſſiver zu boxen, um einen Sieg über
Becker zu erzielen. Im Federgewicht trifft Loritz=D. auf
Wag=
ner=W. Wagner, der über eine große Reichweite verfügt, wird
Loritz auch diesmal den Sieg wieder ſtreitig machen. Gegen den
Leichtgewichtler Schmidt ſteht Jeckel=W., und wir wollen hoffen,
daß Schm. auch diesmal wieder als Sieger hervorgeht. Das
Weltergewicht ſieht Keil und Eck=W. zuſammen was ein ſehr
in=
tereſſanter Kampf werden dürfte. „Bock im Mittelgewicht hat
wieder ſeinen Gegner Rummel=W. Der Kampf dürfte diesmal
nicht unentſchieden ausgehen, wenn B. immer der Angreifer und
und überlegendere Boxer bleibt. Im Schlußkampf des Abends
ſtartet, im Halbſchwergewicht Köhler=D. gegen Weißenberg=W.
Köhler, der in Wiesbaden ſehr aufgeregt in den Ring ging und
dadurch den Kampf gegen Weißenberg verlor, wird diesmal alles
daranſetzen, um in der Revanche ſiegreich zu bleiben
Sie ſehen aus der Zuſammenſtellung der einzelnen
Kampf=
paare, daß an dieſem Abend ſchöner und intereſſanter Sport zu
erwarten iſt. Ein jeder Darmſtädter ſollte es ſich deshalb zur
Aufgabe machen, dieſen Box=Werbeabend zu beſuchen. Die
Ein=
trittspreiſe ſind derart niedrig gehalten, daß eine Karte für
jeder=
mann erſchwinglich iſt. Die Abteilung will den Boxſport in
Darmſtadt populär machen, und es liegt nun an dem Publikum
ſelbſt, der Abteilung den nötigen Rückhalt zu geben, um ſpäterhin
auch Großkampfabende vom Stapel laufen zu laſſen.
T5G. 46 Dſtdl. — Germania Pfungſtadk abgeſetzt.
Das auf den 7. Oktober angeſetzte Spiel der beiden
Bezirks=
klaſſenvereine auf dem Platz an der Rheinallee wurde von der
Behörde abgeſetzt und wird ſehr wahrſcheinlich am 14. Oktober
zum Austrag kommen.
T5G. 46, Handballabkeilung.
Wir erinnern nochmals an die auf heute abend um 8.30
Uhr im Vorſtandszimmer anberaumte
Spielerverſamm=
lung und erwarten vollzähliges Erſcheinen der Aktiven einſchl.
Schiedsrichter. Mit dieſer Spielerverſammlung, die jetzt
obliga=
toriſch jeden Freitag ſtattfindet, beginnt auch der theoretiſche Teil
unſeres Spielbetriebs.
Spielverlegung in Südheſſen.
Durch Vereinbarung beider Vereine iſt das Spiel Germania
Pfungſtadt — Normannia Pfiffligheim nach Pfiffligheim verlegt
worden.
TSV. Meſſel.
Am kommenden Sonntag begeben ſich die 1. und 2.
Mann=
ſchaft zum fälligen Verbandsſpiel nach Münſter. Münſter iſt
Fa=
vorit der Klaſſe. Es wird beſtimmt zu einem ſchönen Spiel
kom=
men. In Anbetracht der Schwere des Spiels werden die
Anhän=
ger und Vereinsmitglieder erſucht, die Mannſchaft recht zahlreich
zu begleiten. Vorausſichtlich wird ein Omnibus laufen. Die
Jugend und Schüler ſpielen nachmittags in Meſſel. Am
Frei=
tag abend findet für alle aktiven und jugendlichen Spieler
eine Pflichtſpielerſitzung im Vereinslokal ſtatt.
Ihre Einſendungen zur kleinen Sporkpreisfrage
müſſen Sie umgehend zur Poſt geben, damit ſie rechtzeitig bis
Samstag 18 Uhr bei uns vorliegt.
Deulſches Reichsſporkabzeichen=Prüfung!
Am Samstag, den 6. Oktober, beginnend um 15 Uhr, findet
auf dem Platz des SV. 1898 Darmſtadt, am Böllenfalltor, unter
Leitung des Kreisſportwartes Lindner=Darmſtadt, eine
Sport=
abzeichenprüfung ſtatt. An leichtathletiſchen Uebungen werden
abgenommen: 100 Meter, 400 Meter, 10 000 Meter, Weitſprung
und Kugelſtoßen! Bewerber melden ſich um 15 Uhr, bei Aufruf,
unter Vorlage des Leiſtungsheftes, das mit Lichtbild verſehen
werden muß!
Achtung! Kampfrichter für Leichathletik!
Am Samstag. 6. Oktober, mittags 2.45 (14.45) Uhr, findet auf
dem Platz des SV. 1898 Darmſtadt eine 2. Beſprechung ſtatt,
zu der alle leichtathletiſchen Kampfrichter, auch wenn Sie nicht
Mitglied eines Vereines ſind, pünktlich erſcheinen wollen. Die
Be=
ſprechung wird mit praktiſcher Arbeit im Rahmen der Prüfung für
das Reichsſportabzeichen verbunden.
Am kommenden Sonntag findet in Singen in der Schweiz ein
1. Internationaler Querfeldeinlauf ſtatt über 12 Kilometer. zu
dem auch deutſche Langſtreckler eingeladen worden ſind. Haag=
SV. 1898 Darmſtadt wird ebenfalls an den Start gehen. Auch
Stadler=Freiburg und Blöſch=Göppingen werden die deutſchen
Far=
ben vertreten. Wir wunſchen unſerem Darmſtädter Vertreter zu
dem ſchweren Kampf guten Erfolg!
Schiedsrichterarbeiksgemeinſchaft, Gruppe Darmſtadt
Am Montag, den 8. Oktober, findet die nächſte Pflichtſitzung
um 8.15 Uhr wie üblich ſtatt. Pünktliches und vollzähliges
Er=
ſcheinen wird erwartet.
Gleichzeitig gebe ich die Verfügung des Gaufußball= und des
Gauſchiedsrichterwartes bekannt, wonach Spieler ohne Paß
nicht vom Spiel auszuſchließen ſind. Spieler ohne Paß ſind
im Spielbericht dem Spielleiter zu melden.
K.
Jahn 1875 Darmſtadk.
Wir machen unſere ſchwimmſporttreibenden Mitglieder und
ebenſo die Nichtſchwimmer auf den am Samstag, den 6. Oktober,
um 7.30 Uhr beginnenden Schwimmſtundenbetrieb im
Hallenbad aufmerkſam.
Es iſt einem jeden Mitglied hier Gelegenheit geboten,
wäh=
rend des Winterhalbjahres unter fachkundigen Vorſchwimmern
ſeine Leiſtungen zu verbeſſern oder auch das Schwimmen zu
er=
lernen.
Zu dieſen Schwimmabenden iſt ſelbſtverſtändlich auch die
Jugend zugelaſſen.
Am erſten Tag der Werbewoche „Geſunde Frau
durch Leibesübungen” zeigt der Turnerbund Jahn das
„Turnen der Frau” am Montag, den 8. Oktober,
abends 8.15 Uhr, in der Turnhalle der Eleonorenſchule,
Lagerhausſtraße 5. Gleichzeitig findet dort ein Vortrag über
„Turnen und Sport der Frau” von Kinderärztin Frau
Dr. Dörr=Aſal ſtatt. Zu regem Beſuch laden wir
Inter=
eſſenten herzlichſt ein. Deutſche Frau, treibe Leibesübungen,
komme zum Turnen!
Turngemeinde Beſſungen 1865.
Wie alljährlich, findet mit Ende der warmen Jahreszeit das
Vereinsſportfeſt ſtatt. Die zum Austrag kommenden 28
verſchie=
denen Mehr= und Einzelkämpfe ſollen über den Leiſtungsſtand der
Mitglieder Aufſchluß geben. Um allen Aktiven die Möglichkeit
zur Beteiligung zu geben, wurden Kämpfe unter Berückſichtigung
der Sonderſportarten der verſchiedenen Abteilungen
zuſammen=
geſtellt. Neben den Volksturnern werden ſich Geräteturner und
Schwimmer an den Mehrkämpfen beteiligen. Mit den Geräte=
und Freiübungen ſind geſtern abend in der Vereinsturnhalle die
erſten Uebungen durchgeführt worden. Am Samstag
nachmit=
tag (3 Uhr) und Sonntag vormittag um 8 Uhr kommen die
reſtlichen Diſziplinen zur Austragung.
Nach Beendigung der Schwimmſaiſon im Woog halten die
Schwimmer ihren Einzug am kommenden Samstag im
Hallen=
bad. Pünktlich um 20.30 Uhr beginnen die jeden Samstag
ſtatt=
findenden Schwimmſtunden, die in den erſten drei Monaten für
jedermann zugänglich ſind, ohne Mitglied des Vereins zu ſein.
Auch dieſen Winter über ſtehen für Nichtſchwimmer gute
Lehr=
kräfte zur Verfügung, die ſich koſtenlos in den Dienſt der Sache
ſtellen.
Morgen, Samstag, abends 8.30 Uhr. findet eine
Monats=
verſammlung ſtatt. Des ſchon hochbetagten, aber noch rüſtigen
Turners Friedrich Speyer, der vor kurzem ſein 75: Lebensjahr
vollenden konnten, ſoll hierbei gedacht werden. Es iſt erwünſcht,
daß ſich außer den aktiven Turnern und Turnerinnen beſonders
die älteren Mitglieder einfinden, um eine Stunde der Freude im
trauten Kreiſe zu verleben.
Am kommenden Sonntag ſpielt unſere 1. Handball=
Mannſchaft nachmittags 3 Uhr auf unſerem Sportplatz an der
Heidelberger Straße (Rennbahn) gegen den TV. Vorwärts
Lan=
gen Im Laufe der wieder begonnenen Pflichtſpiele haben die
Beſſunger bereits bei ihrem erſten Treffen ein Sieg errungen.
Langen iſt ein gleichwertiger und den Beſſungern bekannter
Geg=
ner. Es dürfte ſich ein flottes, aber auch faires Spiel entwickeln,
das jedem Anhänger des Handballſpiels empfohlen werden kann.
Wetterbericht.
Das unbeſtändige Weſtwetter hält noch an. Der mit ſeinem
Kern über England laufende Tiefdruckwirbel hat ſich leicht
ver=
ſtärkt und führt bei auffriſchenden Winden fortgeſetzt ozeaniſche
Luft nach dem Feſtland und verurſacht bei wechſelnder Bewölkung
weiterhin Schauertätigkeit. Mit öſtlicher Verlagerung der
Stö=
rung werden durch ihre Rückſeite kältere Luftmaſſen
heranbeför=
dert. Gleichzeitig tritt zwiſchenzeitlich Aufheiterung ein. Später
kann dann auch mit langſamer Beruhigung gerechnet werden.
Ausſichten für Freitag: Weiterhin wechſelnd wolkig mit kurzer
Aufheiterung, bei lebhaften weſtlichen Winden noch einzelne
Schauer, im ganzen kühler.
Ausſichten für Samstag; Etwas ruhigeres, aber kühleres
Wet=
ter wahrſcheinlich.
Dus Siegeliand Sige der demtſchen ehennouſttie.
Tagung des Vereins deutſcher
Der Verein deutſcher Eiſenhüttenleute verſammelte ſeine
Mit=
glieder in Siegen zu ſeiner Jahrestagung, die ſich erſtmalig
aus=
ſchließlich mit geſchichtlichen Fragen befaßte. Sie ſuchte auf Grund
der neueſten Ausgrabungs= und Forſchungsergebniſſe den
Nach=
weis zu erbringen, daß das Siegerland ſchon in vorgeſchichtlicher
Zeit ein eiſenverhüttendes Land geweſen iſt, ja, daß das
Sieger=
land als die Wiege der deutſchen Eiſeninduſtrie überhaupt zu
gelten hat. An der Tagung nahmen etwa 400 Perſonen,
dar=
unter auch namhafte deutſche und ein holländiſcher Prähiſtoriker,
teil. Das geſchäftsführende Vorſtandsmitglied Dr. Peterſen
be=
tonte einleitend, daß das ſchon früher vermutete hohe Alter der
Siegerländer Eiſeninduſtrie und ſeine hohe Bedeutung als
vor=
geſchichtliches Eiſengewinnungs= und Ausfuhrland durch die
neue=
ſten Forſchungsergebniſſe beſtätigt würden. Die Reihe der
Vor=
träge eröffnete Oberſtudiendirektor Böttcher=Weidenau mit
Aus=
führungen über die Entſtehung der Eiſeninduſtrie, ihren Schutz
durch die Wallburgen und die älteſten Ausfuhrwege. Aus dem
Nachweis eines zeitlichen und örtlichen Zuſammenhanges der
Wallburgen mit den größeren Eiſenerzvorkommen im Siegerland
und im benachbarten Dillgebiet glaubte der Vortragende auf ein
urſächliches Verhältnis von Wallburgen und Eiſengewinnung
ſchließen zu können. Reichliche Funde auf der Wallburg bei
Rit=
tershauſen (Dillkreis) weiſen nach, daß hier ſchon in der
Spät=
hallſtattzeit, um 700—500 v. Chr., die Eiſeninduſtrie heimiſch war.
Die Kunde von dem manganreichen und phosphorarmen
Sieger=
länder Eiſenerz, das ſich beſonders zur Herſtellung eines
hoch=
wertigen Waffenſtahls eignete, drang zu den germaniſchen
Nach=
barvölkern, die das Beſtreben hatten, ſich in den Beſitz dieſes
Landes zu ſetzen. Gegen ſie legten die keltiſchen Ureinwohner an
den Zufahrtsſtraßen eine Reihe von Wallburgen an. Wegen des
gleichen Charakters aller Wallburgen und ihrer
übereinſtimmen=
den Lage auf ſteilen, zungenartig vorgeſchobenen Berggipfeln iſt
anzunehmen, daß die mehr als 20 Wallburgen nach einem
einheit=
lichen Plan errichtet wurden und ein zuſammenhängendes
Be=
feſtigungsnetz darſtellten. Ein beträchtlicher Teil des gewonnenen
Erzes wurde ausgeführt, und zwar vornehmlich gegen Salz und
Getreide ausgetauſcht.
Lehrer Kraſa=Goſenbach, dem die erfolgreiche Durchführung
eines weſentlichen Teils der neueſten Ausgrabungen zu danken iſt,
ſprach über das Reſultat ſeiner Entdeckungen. An verſchiedenen
Plätzen des Siegerlandes wurden vormittelalterliche und ſpäter
auch vorgeſchichtliche Hüttenplätze und Eiſenſchmelzer ausgegraben,
die letzteren im Zuſammenhange mit Latene=Scherben. Eine
Kartierung hat bisher zur Feſtſtellung von 196 alten
Hütten=
plätzen, und zwar 88 vorgeſchichtlichen und 108 mittelalterlichen,
geführt.
An dritter Stelle ſtand der Bericht von Dipl.=Ing. Gilles=
Niederſchelden über die hüttentechniſchen Erfahrungen aus den
Grabungen. Er gab eine ausführliche Darſtellung der techniſchen
und metallurgiſchen Vorgänge bei der frühzeitlichen
Eiſengewin=
nung, die allmählich vom offenen Rennfeuer zum niedrigen
Stück=
ofen überging und neben weichem Eiſen auch ſchon ſchmiedbare
Waffen erzeugte.
Den Abſchluß der Tagung bildete der Vortrag von
Muſeums=
direktor und Univerſitätsprofeſſor Stieren=Münſter über die
Be=
deutung der Grabungen für die Vorgeſchichte Deutſchlands und
beſonders Weſtdeutſchlands.
Obwohl der Rentenmarkt ſchon in den letzten Tagen mehr in
den Vordergrund rückte, machte dieſe Bewegung, unterſtützt durch
verſchiedene Preſſehinweiſe, geſtern an der Berliner Börſe
ſtärkere Fortſchritte. Man bemerkte vielfach Tauſchoperationen
von in der letzten Zeit beſonders ſtark geſtiegenen Aktienwerten
in feſtverzinslichen Papieren, wobei ſich die Auswahl wiederum
auf die Kommunalobligationen der Hypothekenbanken,
insbeſon=
dere aber wieder die Kommunalumſchuldungsanleihe, richtete die
mit etwa 81,20 umgeſetzt wurden. Auch für Zinsvergütungsſcheine
beſtand Intereſſe; der Kurs blieb mit 85 Geld indeſſen wenig
verändert. Unter leichtem Abgabedruck litten lediglich
Anteil=
ſcheine der Hypothekenbanken, doch dürfte dies bloß die Reaktion
auf die in den letzten Wochen eingetretenen Steigerungen ſein.
Am Aktienmarkt überwogen aus den ſchon erwähnten Gründen
und mangels nennenswerter Kaufaufträge von ſeiten der
Banken=
kundſchaft Abſchwächungen, zumal, ſich die Kuliſſe weitgehend
glattſtellte. Nur in einigen Spezialpapieren wurden auf Grund
beſonderer Anregungen Käufe getätigt, ſo z. B. in Elektrizitäts=
Lieferungsgeſellſchaft, die infolge des Abſchluſſes der
Arbeits=
gemeinſchaft der Allgem. Lokalbahn erneut 1½ Proz. gewannen.
Außer Akkumulatoren, die nach der letzthin erfolgten
Abſchwä=
chung um 1½ Prozent erholt waren, wies der Markt der
Elektro=
werte durchweg niedrigere Kurſe auf. Im weiteren Verlauf gab
das Kursniveau an den Aktienmärkten meiſt weiter leicht nach.
Stärker gedrückt waren Braunkohlenwerte, ſo Eintracht um 4½
und Niederlauſitzer Kohle um 33 Prozent. Auch Elektropapiere
bröckelten ab, insbeſondere waren Bekula angeboten, die 2 Proz.
verloren. Farben büßten ½ Prozent ein. Elektr. Lieferungen
waren vorübergehend bis auf 105½ gebeſſert, konnten dieſen Kurs
aber nicht aufrecht erhalten. Am Rentenmarkt hält
unvermin=
dertes Anlageintereſſe an, ſo, daß Hypothekenpfandbriefe und
Kommunalobligationen ihren Kurs meiſt weiter um 4—½ Proz.
verbeſſern konnten.
Die Umſatztätigkeit an der Frankfurter Wertpapierbörſe
hat ſich ſtark verringert. Die Kuliſſe übte infolge des nur ſehr
geringen Ordereinganges ſeitens der Kundſchaft ſtarke
Zurückhal=
tung und ſieht ſich in ihren Erwartungen hinſichtlich des
Anlage=
bedarfs nach dem Quartalsultimo etwas getäuſcht. Da auch aus
der Wirtſchaft größere Anregungen fehlten, lag die Börſe bei
Er=
öffnung nahezu geſchäftslos und entgegen den Erwartungen des
Vorbörſenverkehrs eher etwas ſchwächer. Trotzdem war die
Grund=
ſtimmung keine unfreundliche. Hier und da erfolgten kleine
Ver=
käufe, die bei der Enge des Geſchäfts die Kurſe mitunter ſtärker
beeinflußten. Zu der gewiſſen Vernachlaſſigung des
Aktienmark=
tes dürften die neueren Hinweiſe auf Bevorzugung des
Renten=
marktes beigetragen haben. Hier war das Geſchäft zwar ebenfalls
nicht beſonders lebhaft, immerhin war die Stimmung aber
freund=
lich und es zeigte ſich weiteres Kaufintereſſe. Größeren Umſatz
verzeichneten wiederum Kommunal=Umſchuldung, daneben blieben
auch ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen und einige
Induſtrieobli=
gationen gefragt, ſo Stahlverein und Mittelſtahl Reichsaltbeſitz
lagen dagegen ruhig und mit 98 Prozent unverändert. An dem
Aktienmarkt waren einige Spezialpapiere mehr gedrückt. Im
Ver=
laufe griff die ſchwächere Stimmung faſt allgemein Platz und die
anfangs noch behaupteten oder nur wenig veränderten Papiere
gingen nunmehr ebenfalls um durchſchnittlich 1 Prozent zurück.
Der Rentenmarkt zeigte in den variabel gehandelten Werten
kaum Veränderungen und ruhigeres Geſchäft. Am
Pfandbrief=
markt waren Goldpfandbriefe weiter geſucht, ohne im Kurs
weſentlich anzuziehen, Liquidationspfandbriefe erhöhten ſich um
½—½ Prozent, Kommunalobligationen und auch Stadtanleihen
blieben meiſt unverändert.
Das ſchon an der Mittagsbörſe feſtzuſtellende größere
Inter=
eſſe für den Rentenmarkt hat ſich im Abendbörſenverkehr noch
eher vertieft. Dieſer Markt verkehrte in ausgeſprochen feſter
Ten=
denz, obgleich die Umſätze heute abend keine beſondere
Lebhaftig=
keit zeigten. Lediglich Kommunal=Umſchuldung gingen in großen
Poſten bei um etwa 3 Prozent höherem Kurs als heute mittag
um. Daneben blieben ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen zu 95½
(95½) und Zinsvergütungsſcheinen gefragt, während Altbeſitz ſehr
ruhigen Markt aufwieſen. Genußrechte waren ebenfalls beachtet
und etwa ½—1 Prozent feſter.
Dus ond dee Wierſchäft.
Die Zahlen des Eiſenbahnverkehrs gehen ſämtlich eindeutig
in die Höhe. Schon die Ziffer der Wagenſtellung, für die die
neueſten Werte vorliegen, bewegt ſich in ihrem gleichmäßigen
Aufſtieg um etwa 10 Prozent über den Werten zur gleichen Zeit
des vorigen Jahres, und die Ziffern der gefahrenen Güterwagen=
Achskilometer und der im Frachtverkehr geleiſteten Tonnen=Klm.
weiſen zum Teil noch weit höhere Steigerungen auf.
Bei der Beurteilung des Seeverkehrs muß der ſchwierigen
Lage des Außenhandels Rechnung getragen werden. Der geſamte
einkommende Schiffsraum zeigt zwar auch eine anſteigende
Be=
wegung, die ſich über die Vorjahrswerte erhebt, aber der
Ham=
burger See=Warenverkehr läßt doch gegenwärtig recht ſehr zu
wünſchen übrig, namentlich im ausgehenden Verkehr. Weniger
ungünſtig beeinflußt iſt der Stettiner Seeverkehr, der ja zum
großen Teil nicht den Außenhandel vermittelt, ſondern dem
in=
gerdeutſchen Verkehr dient. Hier dürfte der verſtärkte Verkehr
mit Oſtpreußen nicht unweſentlich zur Erhöhung der
Verkehrs=
kurven beigetragen haben.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Getreide=Großmarktbericht vom 4. Oktober (nur
Veränderungen): Erdnußkuchen prompt 14,50 RM. plus
40 Pfg. Großhandelszuſchlag; Palmkernkuchen 13,20: Kokoskuchen
prompt 15.20; Leinkuchen prompt 15,20; Weizenmehl:
Feſtpreis=
gebiet 17 Type 790 aus Inlandsweizen 27,50; Roggenmehl:
Feſt=
preisgebiet 16 Type 997: 24,40. Alle übrigen Preiſe blieben
un=
verändert.
Die Deutſche Reichsbahn im Auguſt.
Der Güterverkehr im Auguſt iſt gegenüber dem Vormonat
um 2,1 Prozent geſtiegen. Die Betriebsleiſtungen im
Güterzugs=
dienſt haben gegen den Vormonat um 0,34 Prozent zugenommen.
Im Perſonenverkehr ſetzte im Auguſt der Rückſtrom aus den
Som=
merfriſchen ein, jedoch trugen auch die Urlaubskarten und die 60 Fahrpreisermäßigung für Ausländer weſentlich zur
Belebung des Verkehrs bei. Im Perſonenzugsdienſt wurden
10 017 überplanmäßige Züge gefahren (zu politiſchen
Veranſtal=
tungen uſw.). Die Länge der von der Reichsbahn betriebenen
Strecken betrug Ende Auguſt d. J. 53 392 Kilometer (
unverän=
dert). Die Betriebseinnahmen haben ſich von 299 3 Mill. RM.
im Juli auf 300,2 Mill. RM. erhöht. Auf den Perſonen= und
Gepäckverkehr entfielen hiervon 95,0 (102,3) Mill. RM.
Gegen=
über Auguſt 1933 iſt eine Mehreinnahme von 4,6 (7,2)
feſtzuſtel=
len. Die Einnahmen aus dem Güterverkehr betrugen 185,2 gegen
176,1 im Juli. Die Ausgaben für Betriebsführung uſw. betrugen
307,9 (i. V. 295,4), ſo daß die Monatsrechnung mit einer
Mehr=
ausgabe von 7.7 Mill. RM. (i. V. Mehreinnahme 3,9 Mill.)
ab=
ſchließt. Der Perſonalbeſtand erhöhte ſich von 636 758 Köpfe im
Juli auf 639 506 Köpfe.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Geſellſchaft „Reichsautobahnen” im Auguſt. Im Auguſt
1934 wurden 80 Kilometer neu in Bau genommen. Die bei den
Unternehmern Beſchäftigten erfuhren eine Vermehrung von
46 310 Ende Juli auf 58 132. Für den Bau der Kraftfahrbahnen
ſind im Auguſt 1934 rd. 20 Mill. RM. aufgewendet worden, die
aus dem Wechſelkredit finanziert worden ſind. Aus dieſem Kredit
ſind ferner weiter 18 Millionen abgerufen, die im Auguſt für den
allgemeinen Straßenbau bereitgeſtellt worden ſind. Insgeſamt
betrugen die Bauausgaben bis Ende Auguſt d. J. 75 Mill. RM.,
von denen 2,5 Millionen aus Einnahmen abgedeckt wurden. Aus
dem Wechſelkredit ſind bis Ende Auguſt insgeſamt 79 Mill. RM.
in Anſpruch genommen worden, von denen 39 Millionen auf den
allgemeinen Straßenbau entfallen. Im Auguſt ſind die Ausgaben
erheblich geſtiegen. Mit den bei den Unternehmern beſchäftigten
Arbeitern waren unmittelbar bei den Reichsautobahnen im
Mo=
nat Auguſt bſchäftigt 61 439 Köpfe, im Juli rund 50 000 Köpfe.
Viehmärkke.
Ferkelmarkt Groß=Gerau am 3. Oktober. Auftrieb: 922 Stück.
Bezahlt wurden 5—15 RM. pro Stück. — Der nächſte Ferkelmarkt
findet am Mittwoch, den 17. Okt., vormittags 8.30 Uhr, auf dem
Marktplatz zu Groß=Gerau ſtatt.
Mannheimer Viehmarkt vom 4. Oktober. Zufuhren (
Klein=
vieh): 13 Kälber, 6 Schafe, 42 Schweine, 150 Ferkel, 376 Läufer.
Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 7—9, darüber 16—22: Läufer
24—27 RM.; alles andere nicht notiert. Marktverlauf: lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 4. Oktober. Auftrieb: Rinder
insgeſamt 27 (gegen 189 am letzten Donnerstagsmarkt), davon 10
Ochſen. 3 Kühe und 14 Färſen. Kälber 927 (1054), Hammel 117
(77) Schafe 79 (99), Schweine 615 (423). Notiert wurde pro ein
Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber Sonderklaſſe —, andere
a) 49—50, b) 41—48, c) 34—40, d) 26—33; Lämmer und
Ham=
mel b) 2. 34, c) 32—33, d) 27—31: Schafe e) 32—34, f) 27—31,
g) 18—26: Schweine a) 1. 53, 2. 52—53, c) 50—53, d) 47—51.
Im Preisvergleich zum letzten Donnerstagsmarkt zogen Schafe
um 1—2 RM. an; im übrigen ergaben ſich keine Veränderungen.
— Die Preiſe ſind Marktpreiſe für nüchtern gewogene Tiere und
ſchließen ſämtliche Speſen des Handels ab Stall, für Fracht=,
Markt= und Verkaufskoſten, Umſatzſteuer ſowie den natürlichen
Gewichtsverluſt ein, müſſen ſich alſo weſentlich über die
Stall=
preiſ” erheben Marktverlauf: Kälber mittelmäßig, ausverkauft.
Hammel und Schafe rege, ausverkauft. Schweine ſehr rege,
aus=
verkuuft.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Schweizer Miniſter Stucki wird in den nächſten Tagen
zu Wirtſchaftsverhandlungen mit deutſchen Delegierten in
Wies=
baden eintreffen.
Wie das amerikaniſche Handelsminiſterium mitteilt, ſind im
Auguſt 107 Flugzeuge aus den Vereinigten Staaten ausgeführt
worden, darunter 49 nach Columbien, 19 nach China, 9 nach
Mexiko und je 1 nach Italien, Frankreich und der
Tſchechoflowa=
kei. Nach Deutſchland wurde kein Flugzeug ausgeführt. Von 77
ausgeführten Flugzeugmotoren gingen 40 nach Sowjetrußland
und 20 nach Deutſchland.
Berliner Kursbericht
vom 4. Oktober 1934
Deviſenmarkt
vom 4. Oktober 1934
Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Me
70.50
73.—
26.50
29.25
29.25
130.50
129.—
19.125
110.25
132.—
125.25
Mee
Elektr. Lieferung
3. 0. Farben
Belſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Korsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Je
104.25
143.375
65.25
110.—
105.625
76.50
81.—
123.—
7.—
99.125
m.
56.75
Wen u
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Zerl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 11
Vafe
16.875
41.25
155.—
32.375
42.875
32.375
68.—
13.—
125.—
52.—
105.50
110.75
132.50
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemarl
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
D
ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1Milreis
100 Leva
teanad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
12. Stg.
100eſtl. Kr.
100 finn.Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Held Brief.
j2. gar
0.840
5a.17
0.2041
3.047
2.527
54.32
81.22
12.1651 1
68,68
5.375
16.39
2.485
12.515
0.644
58.29
0.206
3.053
2.533
54.,32
81.38
12.195
66.82
5.3a=
16.43
2.471
188.49 168.83
55,05/ 55.171
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Durmſtäuter une Harionatsanr Darinfrast, Flnule 9k1 Presonee Bun=
Frankfurter Kursbericht vom 4. Oktober 1934.
„Meie
„Gr. II p. 1934
„ „ „ 1935
„ „ „ 1936
„. 1937
„ 1938
„Gruppe 1 ....
48 Dtſch. Reichsanl.
5%
„ b.27
5½%Intern., v.30
6%Baden ... b.27
69Bahern „.v.27
6%Heſſen.... v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze.
5% Dt. Reichspoſt
Schätze..
Dtſch. Anl. Ausl.
*, Ablöſung
„. (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
69Berlin ...b.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden.. v.26
69 Frankfurt a. M.
Schätze v.29
„ v. 26
62Mainz. ..
6%Mannheim v.27
6%München v. 29
6%Wiesbaden v. 28
6%Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig
103.7
105
102.25
992),
98.2
10175
94.75
923)
93.5
96
94.5
107-,
96.5
93
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100
98.75
9.1
80.
85
83.5
767),
Rre
92.25
87.75
D
hyp.=Bk.=Liquid.
4¾% „
Komm. Obl. ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
62o „ „ R.12
6% Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. . ...
69Naſſ. Landesbk.
5½% „ Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. I
*Ausl. Ser, II
Dt. Komm Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
5 ½%0 n Lig.=Pfbr.
82 Frkf. Hyp.=Br.
5½% „ Lig.=Pfbr.
„ Goldoblig.
Frkf. Pfbr.=Bk.
„ Lig.=Pfr.
% Mein, Hyp.=Bk.
% „ Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½%0 n Lig.=Pffr
6%Rhein. Hhp.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfr.
6% „ Goldoblig.
6% Südd. Boden=
Ered.=Bank.
5½%0 n Lig.=Pfbr.
6Württ. Hyp. B.
91.75
92
94.25
89
88
91.75
91.75
92
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119.25
20
91.5
91.5
92.5
92.25
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92:1,
94.75
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92.25
94
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94.5
93.5
94
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87Dt. Linol Werke
6%Mainkrw. v. 26
6%Mitteld. Stahl
6½ Salzmann & Co.
6% Ver Stahlwerke
6% Voigté Häffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
„ L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%overeinh. Rumän
4½%
43
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48 „ 1Bagdad
47 „ Zollanl.
½%Ungarn 1913
4½% „ 1914
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„ Goldr.
4% „ 1910
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
4%Stockholm „
Aktien.
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Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. ........"
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F.P..:
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. ...
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Karlſtadt
95.75
91.5
91.25
79.5
83"
119.25
13
13
11.75
30.5
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7"
8
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7.25
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175.5
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118
132.5
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Chem.Berke Abert
Chade (A=C) .....!4
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl".
....
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum.
Dortm. Nitterbräu
Dyckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Ge
„ Licht u. Kraft
Eſchwe. Berawerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder..
F.6. Farbeninduſtr
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume
Frankfurter Hof .
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.!
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Henninger, Kempf
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen....
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
„ „ Genüſſel1
131
85
207
132
61
511
122.25
110
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85
99.75
91
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46.75
83.25
117.25
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121.75
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Kali Chemie ...."
„ Aſchersleben
glein, Schanzlin ..
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Knorr C. H......
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Lech, Augsburg..
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Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br. .
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Mansfeld. Bergb.
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Neckarwerk Eßling.
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Phönix Bergbau.
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Salzdetfurth Kali".
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Südd. Bucker=A. 6..
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M Mee
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76.5 Weſtdt.e Kaufhof
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53 Zellſtoff Waldhof.
124
21.5
89
239
78.75
78.5
88.5
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50
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104
910,
95.25
99
220
36.5
94
146
190.5
102.5
Allg. Dt. Creditanſt. 51:),
Badiſche Bank....
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Baher, Hyp. u. W. 76.75
Berl. Handelsgeſ. 96
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Dt.Bank u. Disc., / 70.25
Dt. Eff. u. Wechſell 75.5
Dresdner Bank ... 73
Frankf. Bank. . .. 90.5
„ Hyp.=Bank
Mein. Hyp.=Bank. 82.25
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant. .147
Rhein. Hyp.=Bank 109.75
Südd. Bod.-Cr. Bk./ 62
Württb. Notenbank/100
A.=G. f. Verlehrsw. 79.5
Alg. Lokalb. Kraftwl322
43.25
134
32.75
50
720 Dt. Reichsb. Vzg
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Südd. Eiſenb.=Geſ.
Alianz= u. Stutta.
Verſicherung ...
„ Verein.Verſ.
Frankona Rück=u. M
Mannh. Verſich.
Otavi Minen".
Schantung Handelsl
112.5
62.25
201
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13.5
60
Freitag, 5. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 275 — Seite 11
(GA
AA
2 V 2
12)
ROMAN VON
Copyright 1934 by Auguſt
Während ſie in der Untergrundbahn bis zur Friedrichſtadt
fahr, bemühte ſie ſich, an nichts zu denken, ſich nur die Leute zu
lstrachten, die mit ihr im Wagen waren. Das war immer
inter=
eſſant und lenkte ab. Aber heute verfing das nicht. Ihre
Ge=
tnnken irrten immer wieder ab, einmal zu Herrn Runge, dann ſeiner Kollegen. Natürlich wußte ſie alle, was los war, dachte er.
zum Geſchäft, am häufigſten zu Erwin. Es war doch verdammt
1 ichtſinnig von ihr geweſen, ſo zu tun, als ſei ſie vollkommen
(Abſtändig in ihren Entſchlüſſen. Wenn Erwin nun wirklich einen
Dickkopf aufſetzte? Dann konnte ſie ſich bei der Tonola überhaupt
necht mehr ſehen laſſen.
Aber er mußte doch ſchließlich begreifen, daß ſie keine Luſt
tntte, immer Hausmädchen zu ſpielen, und jetzt ſchon gar nicht,
mo ſich ihr vielleicht — „gegebenenfalls”, dachte ſie und lachte —
di eſe Chance bot. Das mußte er einſehen. Ja, freilich, ſie würde
hin und wieder auch mal nicht in Berlin ſein. Aber das war
doch nur im Anfang, tröſtete ſie ihn ſchon. Nachher, wenn die
Sache lief, dann würde das ja alles nicht mehr ſo ſchlimm ſein.
umd dann würden ſie auch ungefähr gleiche Bürozeiten haben,
nccht wie jetzt, wo ſie bis ſieben Uhr abends im Laden ſein mußte,
da würde er es gar nicht merken, daß ſie arbeitete — außer am
ATonatsbudget. Und vom erſten Monatsgehalt bekommt er die der einen nicht fortgeſetzt nervös machte, wahrſcheinlich — nein,
Armbanduhr aus der Friedrichſtraße, ſchwor ſie ſich. Das war
ufie eine Art Votivgelübde, und als ſie es getan hatte, wurde ihr
lſichter ums Herz. Es würde ſchon klappen, Erwin würde
ein=
v rſtanden ſein, und alles würde ſehr ſchön werden!
Sie kletterte die Stufen zur Friedrichſtraße hinauf. Nein, ſie
hatte keine Luſt, jetzt noch in ein Café zu gehen, man kam nur
auf dumme Gedanken ſo allein. Sehr ſchnell ging ſie die Leipziger
Straße bis zu ihrem Geſchäft hinunter, trat ein, legte ab und
ſtüirzte ſich auf den nächſten Kunden. Zwei Platten muß er
kau=
fm, dachte ſie, das war ein Orakel. Er kaufte ſogar drei. Als ja auch ſelbſt ſeine Arbeit, alles konnte er nicht für Erwin tun.
ſies von der Tür, bis zu der ſie ihn begleitet hatte, zurückkam,
ſmfzte ſie glücklich und erleichtert auf. Dann fiel es ihr ſelbſt
auuf. Du wirſt ja hyſteriſch, dumme Gans! dachte ſie wütend. Es
nüird ſchon — und überhaupt iſt das alles nicht ſo wichtig. Aber
HANS RABL
Scherl G. m. b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
trotzdem war ihr Kopf immer zu einem Viertel anderswo. Es
war doch wichtig, ſogar verdammt wichtig!
Seit dem frühen Morgen verfolgten Erwin Poſt die Blicke
Natürlich bedauerten ſie ihn alle. Dieſes Gefühl machte ihn
wü=
tend. Gab ihm einer was dazu? Nein — alſo mochten ſie ſich
ihr verdammtes Bedauern auch ſchenken!
„Iſt es dir vielleicht in der Nacht eingefallen?” fragte ihn
Hausmann einmal leiſe. Als Erwin nur den Kopf ſchüttelte, ſah
er ihn wieder bedauernd an.
Gegen Mittag kam Herr Schauer an. „Na, Herr Poſt, Sie
haben den Fehler doch jetzt endlich gefunden, nicht wahr?”
„Leider noch nicht, Herr Schauer —‟
„Na, dann ſehen Sie zu, Herr Poſt!” ſagte Schauer und ſah
behaglich auf die Uhr. „Es iſt halb eins, Herr Poſt —” Ohne
die Stimme abſchließend ſinken zu laſſen, damit andeutend, daß
die Sache eben noch nicht zu Ende ſei, ging er wieder an ſeinen
Platz.
Erwin ſtarrte ihn wütend an. Wenn der nicht wäre, wenn
beſtimmt wäre das Ganze dann überhaupt nicht paſſiert.
Scheine, Schecks, Silbergeld floſſen und glitten wieder durch
ſeine Hände. Er dachte nicht an das, was er tat, er war hinter
den vierhundert her. Manchmal ertappte er ſich dabei und ſchimpfte
ſich ſelbſt einen Idioten. Es ſoll wohl noch mehr werden? fragte
er ſich wütend und angſtvoll und paßte die nächſten zehn Minuten
haarſcharf auf ſich auf. Aber dann glitt er wieder rettungslos ab.
Hausmann ſah es. Hausmann nahm ihm ab, was er konnte,
Hausmann war ein anſtändiger Kerl. Aber ſchließlich hatte er
Gelegentlich ſtreifte er ihn mit einem Blick, ſah ihm raſch auf die
Hände. Nein, da war freilich nichts zu wollen, die arbeiteten
ganz ſelbſtändig und ordentlich — vielleicht ein bißchen zu ſchnell.
Aber wenn der dumme Kerl ſo weitermacht, dachte Hausmann,
dann iſt er heute abend pleite, dann legt er jetzt gleich einen
Tauſender zuviel hin.
Jedem, der kam, ſah Erwin forſchend und auffordernd ins
Geſicht. Wann kam denn nun endlich der, der ſagen würde, daß
man ihm geſtern vierhundert zuviel ausgezahlt hatte? Wo ſteckte
der Halunke? Wollte er das Geld wirklich behalten, das ihm
nicht gehörte und für das ein armer Kaſſierer aufkommen mußte?
Wollte er das wirklich? Freilich, Erwin hatte ſich ein paarmal
theoretiſch mit irgendwelchen Kunden über einen ſolchen Fall
unterhalten, und dabei hatte er immer feſtgeſtellt, die Leute
mein=
ten, ſo etwas ſei der Schaden der Bank. Und die Bank könne ſo
etwas ja auch ſchließlich aushalten, ſagten ſie dann immer.
Viel=
leicht meinte der das auch? Oder vielleicht war es ihm einfach
gleichgültig, wer den Schaden hätte, und er freute ſich über eine
geſchenkte Sommerreiſe?
Einzahlungen, nichts als Einzahlungen. Marktfrauen mit
Bündeln von ſchmierigen, zerknitterten Noten, vor allem mit
Haufen von Silber, die ſie langſam und unbeholfen auf die
Zahl=
bretter ordneten. Es ging immer langſamer, man mußte immer
mehr aufpaſſen. Wenn mal jemand kam und hatte das Silber
ſchon in Rollen, die Scheine ſchon gebündelt, dann war es ein
ſeltener Glücksfall. Die Auszahlungen erledigte Hausmann. Der
hatte es jetzt leichter. Viel leichter.
Plötzlich aber ſchob ſich eine Hand vor Erwin, ſie hielt eine
Auszahlungsquittung. „Einhundert —”, ſagte Erwin
geſchäfts=
mäßig, dann ſah er auf die Unterſchrift, die ihm ſeltſamerweiſe
nicht geläufig war. Er ſah auf, ſah den Herrn an, der ungeduldig
die Hand mit der Quittung auf dem Tiſch hin und her ſchob.
Wer war denn das? Dr. Radbruch — richtig. Dr. Radbruch.
Der hatte ja erſt geſtern ein Konto errichtet. Und plötzlich fiel
Erwin alles ein. Er hatte noch ſoviel Haltung, die Quittung nach
hinten zu geben, aber auf dem Rückweg zum Tiſch, an dem die
Leute jetzt dicht gedrängt in zwei Reihen ſtanden, knickten ihm
einfach die Beine weg, er mußte ſich einen Augenblick ſetzen.
Die Leute ſahen ihn böſe an, aber das merkte er gar nicht.
Er ſah ſtarr vor ſich auf den Schreibtiſch, er dachte blitzſchnell und
ganz ſcharf nach. War es ſo? War es wirklich ſo? Ganz einfach
ſo? Und er hatte nichts gemerkt, er hatte ſich mit dieſer einfachen
Sache einen ganzen Tag lang herumgequält?
Hausmann kam vorbei. „Was iſt denn los?” flüſterte er,
„Fehlt dir was?‟
Erwin ſah ihn an und ſchüttelte den Kopf. Er ſtrahlte.
(Fortſetzung folgt.)
Mnn Mn
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe” für Feuillton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: MaxStreeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. 6. Quetſch: für den Sport: Karl Böhmann
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt=
D. A. TX. 34. 22362. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
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Seite 12 — Nr. 275
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 5. Oktober 1934
22
Bis Auf weiteres
Was Augen und Ohren erträumen,
zeigt in bezaubernder Folge die
prächtige Film-Operette:
Di
GE
Ein märchenhaft ausgestatteter
Lustspielfilm.
Jeder Darsteller ein beliebter 8tar:
Camilla Horn, Lonis
Graveure, Heinz Rühmann
Theo Lingen, Adele
Sandrock, Maria Sazarina
Vorher das reichhaltige Beiprogramm,
sowie die neueste Ufa-Tonwoche.
Jugendliche haben keinen Zutritt.
Beginn: 5.45, 6,00, 8.20 Uhr.
Der Hund
im Dienſte der Winterhilfe
Sonntag, 7. Oktober 1934
Vormittags 11.15 Uhr: Großer Werbe=Umzug mit
Hunden aller Raſſen
unter Vorantritt der Muſikkapelle
der Hitler=Jugend. (Aufſtellung
um 10.45 Uhr auf dem Meßplatz).
Nachmittags 14.30 Uhr: Große Sanitäts=, Melde=,
Polizei= und Schutzhunde=
Vorführung
auf dem Polizeiſportplatz hinter
der Feſthalle. — Der
Eintritts=
preis iſt 30 Pfg. — Der Reinertrag
fließt z. T. dem Winterhilfswerk
zu. — Während der Vorführungen
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MORGEN
Saison-Eröffnung
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Rest=Fheater
mit einem Filmkunstwerk, von dem die
Presse schreibt . . . „er ist ein
Fan-
farenstoß der künstlerischen Bereitschaft
des deutschen Films für d.e neue
(10465
Spielzeit‟
HANNA WAAG
Heute und Tolgende Tage
Der gewaltige Premieren-Erfolg.
Ein Großfilm nach dem gleichnamigen
Roman der Berliner IIlustrirten
von Georg von der Vring.
Marianne Hoppe
Ab heute in Erstaufführung
Pat ung Patachon
nehmen vom Publikum Abschied in
ihrem letzten und lustigsten Tonfilm:
2aor
Schwarzer Jäger
Johanna
Ein Mädchen reitet gegen Napoleon.
Spiel und Gegenspiel dieses
Heldenkampfes um Vaterland
und Liebe wird getragen von:
Marianne Hoppe, Paul Hartmann
Gustaf Gründgens.
Im Vorprogramm:
Thüringer Land und Leute und
ihre Arbeit, und die nie ueste
(V10445
Fox-Woche.
Jugendl. zugel. Beginn: 5.45, 6.00,8 20
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Die Abenteuer der Biene Maſa
nach dem berühmten Roman von
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Jugendliche zugelassen.
Peginn: 5.45, 6.00, 8.20 Uhr.
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