*Tradition.
kann ſie nicht nachahmen. „Vieles kann uns die Welt
nach=
machen, aber nicht den preußiſchen Leutnant”, ſagte einſt Bismarck.
lichkeit das innere Verwachſenſein, daß auch im großen Betrieb
der letzte Arbeiter, vielleicht unbewußt, empfindet.
Von Rudolf Mauve.
An der Prägung allen menſchlichen Tuns und Denkens
rkt die Vergangenheit mit. Nur die Formen dieſes Wirkens
d verſchieden. Familien, Unternehmungen, Staaten haben
e Ueberlieferung, müſſen ſie pflegen, wenn ſie als etwas
zendiges weiterwirken ſoll.
Staaten und Völker, die ſich von ihrer Tradition löſen
len, ſchneiden ſich die Wurzeln ihres Seins ab, gehen
zu=
nde. Neues bauend ſteht der Menſch auf den Schultern der
egangenheit. Geiſtige Werte überdauern Jahrhunderte.
endige Tradition kann ſtärker ſein als Menſchen, kann
nſchen formen. Die Ueberlieferung vergangener Taten wirkt
durch die Kette der Generationen. Die alte preußiſche
nee hatte eine Tradition, die fortlebte in Alldeutſchlands
ren, die während viereinhalb Jahren einer Welt von
Fein=
ſiegreich widerſtanden. Tradition muß man haben, man
Ich höre, daßIhreDruckerei das ehrwürdige
Alter von 2soJahren erreicht hat. Zu dieſem
ſeltenen Jubiläum ſpreche ich Ihnen meine
beſten Glückwünſche aus. Möge Ihrer
Druckerei, diean derVerbreitung des deutſchen
Schrifttums in der Vergangenheit einen ſo
bedeutenden Anteil genommen hat, eine
glückliche Zukunft beſchieden ſein.
Berlin, im September T934.
gez. Dr. Schacht
Reichsbankpräſident
Beauftragt mit der Führung der Geſchäfte
des Reichswirtſchaftsminiſieriums.
Auch Familien, wirtſchaftliche Unternehmungen haben ihre
Tradition. Wenn ein Unternehmen zweieinhalb Jahrhundert
überdauert, ſo verdankt es das nicht zuletzt ſorglicher Pflege
geiſtiger und materieller Ueberlieferung. Es iſt keine
Redens=
art, wenn man von der Tradition eines Hauſes ſpricht, ebenſo
wenig wie von der Tradition einer Familie.
Wirkliche Tradition lebendig erhalten, heißt alles andere
eher, als ſich in ausgefahrenen Gleiſen bewegen. Jedem Menſchen
wird ſeine Aufgabe neu geſtellt. „Was Du ererbt von Deinen
Vätern haſt, erwirb es, um es zu beſitzen.‟ Das iſt das
Denken des „fauſtiſchen Menſchen‟ Es iſt die Weltanſchauung
des deutſchen Menſchen, die Goethe damit zum Ausdruck bringt.
Alles menſchliche Denken, alles menſchliche Handeln, iſt
Fortſetzung und Beginn zugleich. „Es kann der Menſch nicht
immer nur lernen, er muß auch Eigenes geben. Derſelbe Geiſt,
der ihm rät, Fremdes, Vergangenes in ſich aufzunehmen, treibt
ihn an, auf eigene Fauſt weiterzugehen, Neues zu entdecken,
Eigenes zu ſchaffen. Kein Menſch iſt aller Originalität bar.
Kein Menſch kann glauben, was ſein Großvater geglaubt hat,
ſein Geſichtskreis hat ſich erweitert; ſein Weltbild iſt ein anderes
geworden. Denn die Welt iſt eine unendliche Welt; niemals
wird ſie völlig begriffen werden können. Das bewirkt die
Entwicklung des einzelnen Menſchen und der Menſchheit.
Revo=
lutionen ſtürzen das Alte; neue Zeiten reihen ſich an die
Ver=
gangenheit.” Kann man deutlicher wie Carlyle zum Ausdruck
bringen, wie Freiheit und Bindung im menſchlichen Leben
in=
einandergreifen?
Tradition verpflichtet, verpflichtet den, der ſie wirklich in
ſich trägt, mit abſoluter Selbſtverſtändlichkeit. Noch einmal das
gleiche Beiſpiel: Der deutſche Offizier geht für ſein Vaterland
in den Tod, weil die Erfüllung ſeiner Pflicht bis zum letzten
durch in ihm lebendige Ueberlieferung von Jahrhunderten
Selbſtverſtändlichkeit iſt. Für den Unternehmer, der das gleiche
Unternehmen leitet wie ſeine Vorfahren ſeit Jahrhunderten,
gibt es nicht nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer, kann es nicht
geben, weil er ſich mit der Belegſchaft ſeines Betriebs ſchon
durch eine lange Tradition aufs engſte verbunden fühlt wie mit
einer erweiterten Familie. Tradition ſchafft mit Selbſtverſtänd=
Wenn ein Unternehmen auf ein 250jähriges Beſtehen
zurück=
blicken kann, ſo gedenkt man der Vergangenheit mit freudigem
Stolz, und man geht in die Zukunft in dem klaren
Bewußt=
ſein der großen Aufgaben, die Gegenwart und Zukunft ſtellen,
und denen man gerecht werden muß im Geiſte einer alten
Tradition.
Zu dem 2sojährigen Beſiehen Ihres
Ver=
lages ſpreche ich Ihnen meine beſien
Glück=
wünſche aus. Die Geſchichte der Wittich’ſchen
Hofbuchdruckerei iſi ein beredter Beweis für
die nationalen und kulturellen Leiſiungen
des deutſchen Verlagsweſens. Dieſe arbeits=
und erfolgreiche Tradition muß anſpornen,
bei den neuen Aufgaben der Gegenwart und
Zukunft die ganze Kraft des Unternehmens
und ſeiner Mitarbeiter für das Wohl von
Volk und Staat einzuſetzen, damit jeder an
ſeiner Stelle an dem vom Führer
begonne=
nen Neuaufbau der deutſchen Nation
mit=
hilft. Daß der Verlag auch in Zukunft ſeine
Tätigkeit und Arbeit erfolgreich im Dienſi
des Gemeinwohls leiſiet, wünſche ich ihm
zu ſeinem Feſitage.
Seite 2 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
Ludwig Carl Wittich
(1771—1839)
Rudolf Wittich
(1825—1906)
Ferdinand Wittich
(1826—1912)
Carl Wittich
(1855—1919)
Rudolf Ludwig Wittich
Wilhelm Rudolf Wittich
(1889—1932)
Eliſabet Wittich,
geb. v. Wachter
Dr. Werner Wittich
Aus der Geſchichte der Druckerei
Von Dr. Werner Wittich.
Die Druckerei Wittich wurde im Jahre 1684 von dem
Buch=
drucker Sebaſtian Griebel begründet. Es hatten zwar ſchon vorher
ſeit 1605 verſchiedene Druckereien in Darmſtadt beſtanden, aber
keine konnte auf die Dauer ihren Lebensunterhalt finden. Griebel
hatte in den erſten Jahren ſchwer zu kämpfen, da die franzöſiſchen
Raubkriege auch in Heſſen große Not brachten. Es gelang ihm
aber 1699, ein ausſchließliches Druckprivileg für Darmſtadt zu
er=
halten, das ihn wenigſtens vor einem tödlichen
Konkurrenzkampf bewahrte. Beſonders
hervorzu=
heben ſind die zahlreichen Geſangbuchdrucke, die
Griebel herſtellte. Es iſt für uns heute noch er=
Blättchen” fort und geſtaltete es zu einem mit Darmſtadt feſt
verwurzelten Lokalblatt.
Im Jahre 1810 wechſelte der Betrieb, der ſich bisher in der
Alexanderſtraße im Hauſe der heutigen Buchbinderei Böcher
be=
fand, hier in die Rheinſtraße über, wo wir uns heute befinden.
Er war es auch, der die erſte Schnellpreſſe im damaligen
Groß=
herzogtum aufſtellte (1833).
ſtaunlich, welch ungeheure Arbeit er leiſtete, denn
er ſetzte und druckte innerhalb drei Jahre nicht
weniger wie ſechs verſchiedene Geſangbücher von
recht erheblichem Umfang und in nicht geringer
Auflage.
Nach ſeinem Tode 1701 heiratete die Witwe
Griebel, die ebenfalls einer Buchdruckerfamilie
entſtammte, ſie war die Tochter des Frankfurter
Buchdruckers Niklas Schumann, im Jahre 1701
den Regierungskanzliſten Gottfried Haußmann. Es
war damals aber nicht ſo leicht, wie in ſpäteren
Zeiten, durch Einheirat Beſitzer eines
Unterneh=
mens zu werden, beſonders nicht bei den
privile=
gierten Buchdruckern. Die Frankfurter und
Nürn=
berger Buchdruckergeſellſchaften erhoben Einſpruch
dagegen, daß eine Buchdruckerswitwe „von der
Buchdruckerei wegheiratet” und ihr Geſchäft durch
einen Faktor fortführen läßt. Der Streit der
Mei=
nungen endete zuerſt mit einem Vergleich, ſpäter
mußte Haußmann aber ſeine Druckerei verkaufen.
Der erſte Käufer, der Frankfurter Drucker
Wein=
mann, konnte nicht zahlen, ſo daß er die Druckerei
nach einigen Jahren wieder zurückerhielt!
Hauß=
mann verkaufte dann erneut, im Jahre 1717, dem
Darmſtädter Buchbindermeiſter und Verleger
Johann Chriſtoph Forter, der aus der Kaſſeler
Gegend ſtammte, ſeine Buchdruckerei. Das
Privi=
leg Haußmanns, das um 1710 auf alleinigen Druck
und Verlag von bedeutenden Kirchen= und
Schul=
büchern erteilt wurde, ging auf Forter über.
Be=
ſonders hervorzuheben iſt, daß Haußmann bald
nach ſeiner Heirat mit der Witwe Griebels ſich
mit dem Plan befaßte, eine Zeitung
herauszu=
geben, die dann auch ſeit 1704 erſchien; dieſe
älteſte Darmſtädter Zeitung, die wir kennen, iſt
inhaltlich durch ihre zahlreichen politiſchen
Nach=
richten ſehr intereſſant.
Aber auch Forter war es nicht möglich, da er
nur Buchbinder und Verleger war, aber nicht
Drucker, das Unternehmen ſelbſt zu führen. Er
verpachtete es an ſeinen Schwager Klug. Forters
Tochter wurde im Jahre 1737 mit dem
Buch=
druckergeſellen Gottfried Heinrich Eylau, der aus
Sachſen ſtammte, verheiratet und dieſer wurde
nach dem Tode Forters 1739 der alleinige
In=
haber.
Die Tochter Eylaus heiratete den geheimen
Kanzleiſekretär und ſpäteren Hofrat Johann
Georg Wittich und dadurch kam die Druckerei in
den Beſitz dieſer aus Oberheſſen ſtammenden
Fa=
milie, ſo daß alſo von 1717 bis heute die Druckerei
ununterbrochen Beſitz der Forter—Eylau—
Wit=
tich iſt.
Bereits Forter hatte 1738 das Privileg
er=
wirkt, wiederum eine Zeitung herauszugeben;
aber erſt ſein Schwiegerſohn und Nachfolger in
ſeinem Werk. Eylau, konnte dieſe Abſicht
verwirk=
lichen. Am 1. Oktober 1739 erſchien die erſte
Num=
mer des „Darmſtädter Frag= und
Anzeigenblätt=
chens”, das in ununterbrochener Folge heute im
Frivttegzu,
„Darmſtädter Tagblatt” weiterlebt.
Der eben genannte erſte Wittich zog aus den
Erfahrungen der Vergangenheit die
Konſequen=
zen. Er erlernte, nachdem er ſich mit der Frankfurter
Buch=
druckergeſellſchaft auseinandergeſetzt hatte, das
Buchdruckerhand=
werk. (Dies iſt ſeitdem ſtändiger Brauch in der Familie
geblie=
ben.) Die damals ſchon vorgeſchriebene Lehrzeit von vier Jahren,
die ſich bis heute zwangsläufig erhalten hat, wurde ihm gegen
Zahlung von 200 Gulden zur Hälfte erlaſſen.
Schon im erſten Jahrzehnt ſeines Wirkens gelang es Johann
Georg Wittich, feſte innere Beziehungen ſeines Geſchäftes zu dem
geiſtigen Darmſtadt ſeiner Zeit herbeizuführen.
Aus ſeiner Offizin ging 1771 der berühmte Druck von
Klop=
ſtocks „Oden und Elegien” hervor, 34mal für die Große
Land=
gräfin von Heſſen, ohne Vorwiſſen Klopſtocks, gedruckt. Ferner
druckte er in den Jahren 1772—1775 einige kleine Schriften
Goethes und Johann Heinrich Mercks und die „Oſſian”=Ausgabe,
zu der Goethe eine Titelvignette radierte. Schließlich aber iſt er
der Drucker des wichtigſten Werkes der „Sturm=und=Drang=Zeit”,
nämlich der Erſtausgabe von Goethes „Götz von Berlichingen”.
Johann Georg Wittichs Sohn Ludwig Carl, nach dem die
Druckerei heißt, übernahm im Jahre 1797 die Druckerei auf
allei=
nige Rechnung, nachdem er vorher ſeine Geſchwiſter abgefunden
hatte. Unter ihnen brachte es ſein jüngerer Bruder Ludwig
Wil=
helm Wittich als Verleger — beſonders Schinkels und der erſten
Entwürfe von Strick= und Stickmuſtern des Biedermeier — in
Berlin zu Leiſtungen von Weltruhm und Weltbedeutung.
Ludwig Carl Wittich, der nach Erlernung der Druckkunſt in
fremden Druckereien in Kaſſel, Leipzig und Berlin gearbeitet
hatte, wurden im Jahre 1798 die Privilegien ſeiner Vorgänger
beſtätigt. Ueber 41 Jahre lang, bis zu ſeinem Tod im Jahre 1839,
ſtand er ſeiner Druckerei vor und baute ſie unternehmend und
zielbewußt aus, ſo daß er ſie im Jahre 1817 mit 7 Preſſen und
20 Arbeitern betrieb. Um die Größe des Betriebes für damalige
Verhältniſſe anſchaulich zu machen, muß man wiſſen, daß die
größte Leipziger Druckerei, B. G. Teubner, damals mit 8 bis 10
Preſſen arbeitete. Auch führte er das „Frag= und Anzeigungs=
auch unſere Druckerei dem Fortſchritt der Kunſt; ich möchte hi
nur die Herſtellung der Vierfarbendrucke für die Kunſtzeitſchrift
des Verlages A. Koch erwähnen.
Im Jahre 1901 übernahmen die Söhne der letztgenannt
Beſitzer, nämlich Carl Wittich, der Sohn von Rudolf Witti
und Rudolf Ludwig Wittich, der Sohn von Ferdinand Witti
alſo mein Vater, die Druckerei. Entſprechend der
Familientraditi=
folgte mein Vetter Rudolf Wilhelm Wittich ſeinem Vater i
Kriege in der Firma und blieb mit meinem Vater gemeinſa
Inhaber bis zu ſeinem 1932 erfolgten frühen Tod, wie auch i
nach beſtandener Lehrzeit in die Firma eintrat.
Aus der Geſchichte unſeres Unternehmens iſt ohne
weiter=
die gerade und klare Linie für unſere Zukunft gegeben. Sie
wi=
ſich, wie in den vergangenen Jahrhunderten, über das perſönlig
Intereſſe hinaus, in den Dienſt der Volksgemein
ſchaft, der deutſchen Kultur, ſtellen, ſelbſtlos un
unter freudiger Wahrung des höchſten Grund
ſatzes des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland
Gemeinnutz geht vor Eigennutz.
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Nach dem Tode Ludwig Carl Wittichs übernahm ſein
Schwiegerſohn Reinhard Ludwig Venator die Druckerei, die er
bis zum Jahre 1862 leitete. Fielen unter ſeiner Leitung die alten
Privilegien, dem Zuge der Zeit entſprechend, weg, ſo gelang es
dieſem energiſchen Druckereileiter dafür, mit zahlreichen Behörden
Verträge abzuſchließen, die ihm das alleinige Recht gaben,
ver=
ſchiedentlich Druckſachen ausſchließlich herzuſtellen. U. a. die
„Darmſtädter Zeitung” und das „Regierungsblatt”, die beide erſt
1927 aus politiſchen Gründen an eine ſozialdemokratiſche Druckerei
abwanderten.
Außerordentlich wichtig, für die Entwicklung der Druckerei
war unter Venator die Anſchaffung einer Spezial=Einrichtung für
die Herſtellung von Wertppieren. Von 1848 bis 1859 wurde
das erſte heſſiſche Staatsgeld (Grundrentenſcheine) im Wert von
über 5 Millionen Gulden durch die L. C. Wittich’ſche
Hofbuch=
druckerei hergeſtellt. Schon im 18. Jahrhundert hatte die Firma
für die Heſſiſche Staatslotterie jahrzehntelang gedruckt. Seit den
1850er Jahren erfolgte dann fortlaufend die Herſtellung
zahl=
reicher Aktien und Obligationen. In den Jahren 1922/23 druckten
wir im Auftrage der Reichsdruckerei Banknoten. Heute verfügt
die Firma über eine beſondere Abteilung für Herſtellung von
Wertpapierdrucken jeder Art nach beſonderen geſetzlichen
Vor=
ſchriften.
Nach dem Tode Venators 1862 ging die Druckerei in den
gemeinſamen Beſitz der beiden Enkel L. C. Wittichs, des ſpäteren
Kommerzienrats Ferdinand Wittich und ſeines Bruders Rudolf
Wittich, über. Unter der Leitung dieſer beiden, die manche von
Ihnen noch gekannt haben, die vor allem zahlreichen Angehörigen
unſerer Gefolgſchaft noch bekannt ſind, folgte die Druckerei und
das „Darmſtädter Tagblatt” dem ſtändigen Aufſtieg unſeres
Vaterlandes.
Die Technik entwickelte ſich in raſchem Laufe. Immer neue
Druckmaſchinen ermöglichten neue Leiſtungen; die Setzmaſchinen
— der eiſerne Kollege — nahm ſeinen Einzug. Immer folgte
Als der Geheime Kanzlei=Sekretär Johan
Georg Wittich am 12. Juli 1764 Maria Ji
liana Eylau, die Tochter des 1762 verſtorbene
Hofbuchdruckers Gottfried Heinrich Eylau, heire
tete, entſchied er ſich nach Verhandlungen mit de
Frankfurter Buchdruckergeſellſchaft noch im Alte
von 52 Jahren, die Buchdruckerkunſt z
erlernen. Am 28. Oktober 1764 kam darübe
ein ſchriftlicher Vertrag zuſtande. Danach ſollt) Darmſt
ſeine Lehrzeit von Herbſtmeſſe 1764 bis Herbſtſgen”, an
meſſe 1767 dauern; für Erlaß des vierten Lehy/ bei ſeiner
jahres ſollte er 100 Gulden und für eventuelle / Teil von
Erlaß des dritten Lehrjahres nochmals 100 Gul/ Carl Wit
den zu erlegen haben. Nachdem er die Buchdrucker/ Werken u
kunſt erlernt hatte, ſtand dem nichts im Wege/ vaters I
ſein Geſchäft durch einen Faktor führen zu laſſen ) der Drue
das geſchah bis 1769 durch Johannes Schirme
aus Marburg und von 1770 an durch Johan; I in eigen
Jakob Will.
Nach Studien in Gießen war Johann Geor
Wittich als Hofmeiſter junger Adeliger auf ſäch Frung,
ſiſchen und holländiſchen Univerſitäten geweſer Anicht M
hatte mehrere Jahre Frankreich und die Schwei /Gefühl
bereiſt, in Straßburg, Lauſanne und Genf geleb /Betrieb
und war von 1747 an zehn Jahre lang in Wie lund
als Sekretär des Kaiſerlichen Geſandten Frei nue,
herrn von Widmann tätig geweſen, bis er in leben
November 1757 in heſſiſche Dienſte trat und 177
Hofrat wurde. Franzöſiſch ſprach er wie Deutſck /Verſt
und im Jahre 1751 ſollte er eine Profeſſorenſtell
am Thereſianum in Wien erhalten, ſchlug ſie abe
aus, weil er ſich, wie auch in einem ſpäteren Fall
zu einem zur Bedingung gemachten Religions
wechſel nicht verſtehen konnte.
Die Erfolge, die die Druckerei Johann Geors lyerk
Wittich in etwa zehn Jahren ſeiner Tätigkeit ver
dankt, beſonders in den ſchwierigen Kämpfen mi
dem Miniſter von Moſer in der Frage des Ge
ſangbuch=Verlags, erklären ſich ſowohl durch ſein
beſonderen Leiſtungenk) als auch durch die Ener
gie und Zähigkeit, die ſich von ſeiner ober
heſſiſchen Abſtammung herſchreibt."
Beſtimmt im Jahre 1568 ſaßen die Wit
tichs in Lißberg und kamen wahrſcheinlid
von Kirtorf, weiter zurück möglicherweiſe au=
Niederheſſen. Sicherer Ausgangspunkt iſt Geors M5 Leut
Wittich (F 1585), Bauer in Lißberg, und ſein ſand
Sohn Anton Wittich (F 1620), der in Lißbers /, de
das Schneiderhandwerk betrieb. Deſſen Söhn /e
Daniel (F 1665) und Johann Konrad begründeter
zwei Wittich=Stämme, von denen der eine in
Liß=
berg zahlreiche Schullehrer hervorbrachte,
wäh=
rend der andere ſeine Träger als Beamte in
die Fremde führte. Johann Konrad Wittich (geb
1585; F 1660) war zuletzt Schultheiß in Lißbere
(Namenszug ſ. Abbildung.). Einer ſeiner Söhne ſort,
Johann Konrad (geb. 1670: F 1693), Grefe
in Heldenbergen, war viermal verheiratet und hatte 19 Kinder
Das 14. Kind, Johann Sebaſtian (geb. 1677 in
Helden=
bergen, wurde Oberſchultheiß in Crumſtadt. Deſſen Sohn iſ
Johann Georg Wittich. Das oberheſſiſche Blutserbe wurde nock
verſtärkt durch ſeine Mutter Johanna Maria, Tochter des
Metro=
politans Ludwig Stumpf (geb. 1650 in Gießen) und ſeiner
Frau Margarethe Barbara, geb. Eckhardt.
Als Johann Georg Wittich am 1. Mai 1776 ſtarb, ließ er
außer einer Tochter drei Söhne zurück, Philipp Moritz, das
dritte Kind, Ludwig Carl, das ſiebente Kind, und Ludwig
Wil=
helm, das neunte Kind. Die Knaben wuchſen unter dem Eindruck
der von Mutter und Großmutter wachgehaltenen Leiſtungen des
Vaters auf und hatten in Johann Georg Zimmermann
(1754 bis 1829), dem ſpäteren Direktor des Darmſtädter
Gym=
naſiums, einen Hauslehrer und Erzieher, der in dieſem
Wirkungs=
kreis die ganze Fülle ſeines pädagogiſchen Talents entfaltete.
Während Philipp Moritz Beamter wurde, ſetzten die beiden
jüngeren Söhne das Werk des Vaters nach der techniſch=
künſtle=
riſchen Seite geſteigert fort; der ältere als Drucker in
Darmſtadt, indem er, mit ſeiner Vaterſtadt verwachſen, das
väterliche Geſchäft ausbaute; der jüngere, indem er, dem
Drang der Vorfahren in die Ferne folgend, als Verleger in
Berlin Leiſtungen von Weltweite und Weltgeltung ſchuf.
Ludwig Wilhelm Wittich (1773 bis 1832) begann
ſchon mit 6 Jahren zu zeichnen und wollte, wie der
frühverſtor=
bene Vater, Buchdrucker und Buchhändler werden. Er ſtudierte,
wurde Buchhändler, ging auf Wanderſchaft ins Reich und fand
endlich bei Johann Friedrich Unger in Berlin, von
1797 bis 1805, ſeine erſte Tätigkeit von Dauer. Für Unger, den
Verleger Goethes und den Schöpfer einer nach ihm benannten
neuen Fraktur, zeichnete er, ſchnitt Vignetten und arbeitete ii
Ströh
4der alten R
Tocht
vor
Vern
*) Ueber die Beziehungen ſeines Geſchäfts zu dem geiſtigen Darn
ſtadt ſeiner Zeit, (Merck, Goethe, Klopſtock uſw.) vgl. Gral
Hardenberg auf Seite 4 dieſer Nummer.
Aus 250 Jahren.
Darmſtadt im Wandel der Zeiten.
Von Friedrich Knöpp.
Sonntag, 30. September 1934
dter
Johanf
Naria 39
torbe
heitt
mit d
Verlag mit. Schon 1802 begann er daneben ſeine eigene
Verlags=
tätigkeit. Noch zu Lebzeiten Ungers verlegte Wittich 1805 das
anonym erſchienene Heftchen „Attila, der Held ſeines
Jahr=
hunderts”, verfaßt von Johannes von Müller, das in einem
Jahr drei Auflagen erlebte. Es enthielt unverkennbare
Anſpielungen auf Napoleon, ſo daß der franzöſiſche Geſandte
in Berlin um den Zweck der Herausgabe bei ihm anfragen ließ.
Palms Schickſal drohte; und als bald danach die Preußen bei
Jena dem großen Korſen erlagen, flüchtete Wittich
zuſam=
men mit Fichte nach Königsberg, wo beide ſechs Monate
zu=
ſammen verlebten, „ſo angenehm, als die damaligen Zeiten nur
erlaubten”.
Unter Ludwig Wilhelms Verlagswerken ſind die
Samm=
lungen farbiger Kupfer Dokumente echter handwerklicher
Buchkunſt, vorbildlich in ihrer getreuen und farbenreichen
Wieder=
gabe. Als Verleger Schinkels mit dem ihn Beziehungen
ſeit 1811 verbanden, iſt Ludwig Wilhelm Wittich im Zug des
großen Mannes den Weg der Unſterblichkeit geſchritten. Die
„Sammlung architektoniſcher Entwürfe” begann 1820 zu erſcheinen,
nachdem ſchon 1819 die erſten Hefte der „Dekorationen aus den
Königlichen Theatern, herausgegeben vom Grafen Brühl”,
Auf=
ſehen und Bewunderung erregt hatten. Nach Schinkels
meiſter=
haften Entwürfen dieſer Dekorationen ſchuf Wittich Kupferſtiche,
ſo feinfarbig in Aquarell getönt, daß Goethe in „Kunſt und
Altertum” darüber ſchrieb: „Nicht häufig dürfte in techniſcher
Hinſicht mehr geleiſtet worden ſein.”
Durch Franziska Dorothea Römer aus Darmſtadt
wurde Wittich der Weltverleger von Vorlagen zur Pflege
weiblicher Handarbeiten; ſie war ſeine Frau und ſeine
beſte Mitarbeiterin. Ueber 2600 Entwürfe von „Strick= und
Stickmuſtern” enthält ſein Verlagsverzeichnis; über ganz Europa,
bis nach Amerika und Oſtaſien, nahmen ſie ihren Weg und ſind
in mancher Stickerei des Biedermeier erhalten.
Ludwig Carl Wittich, Johann Georg Wittichs
mittle=
lerer Sohn, wollte Drucker werden. Nachdem er im väterlichen
Geſchäft in Darmſtadt unter dem Faktor Johann Jakob Will
gelernt hatte, ging er von 1790 bis 1793 auf Wanderſchaft und
arbeitete in der alten Hampeſchen Druckerei in Kaſſel, dann ein
Jahr (1791/1792) bei Chriſtoph Gottlob Breitkopf in Leipzig, der
ihm über ſeine Leiſtungen als Setzer in Deutſch, Franzöſiſch und
Ruſſiſch ein vorzügliches Zeugnis ausſtellte, und zuletzt in der
Druckerei von L. P. Wegener in Berlin. 1797 übernahm er die
väterliche Druckerei, und unterm 19. März 1798 beſtätigte ihm
Landgraf Ludwig X., der nachmalige Großherzog Ludewig I., die
bisherigen Privilegien ſeiner Eltern. Ueber 41 Jahre lang bis
zu ſeinem Tode im Jahr 1839 ſtand Ludwig Carl Wittich ſeiner
Druckerei vor, und es gelang ihm, mit der politiſch=wirtſchaftlichen
Entwicklung und Ausdehnung Heſſens Schritt zu halten.
Unter=
nehmend und zielbewußt baute er das Geſchäft aus, ſo daß er im
Jahr 1817 eine Buchdruckerei beſaß, die er mit 7 Preſſen und
20 Arbeitern täglich betrieb und deren Wert mit ſämtlichen
Gerätſchaften und Materialien auf wenigſtens 10 000 Gulden
eingeſchätzt wurde, außer einem Haus im Wert von 28 500 Gulden.
Aber auch als Verleger, Herausgeber und Redakteur leiſtete
Ludwig Carl Wittich durch vier Jahrzehnte ſo wertvolle Arbeit,
daß ſeine Zeitung, das am 1. Oktober 1739 erſtmalig erſchienene
„Darmſtädtiſche Frag= und Anzeigungs=
Blätt=
gen” an Umfang, Auflage und Bedeutung ſtändig zunahm und
bei ſeinem Tode, nach 100jährigem Beſtehen, als „s Blättge‟
Teil von Darmſtadt geworden war. Schließlich verlegte Ludwig
Carl Wittich eine ganze Reihe von Schulbüchern und anderen
Werken und ſetzte damit die verlegeriſche Arbeit ſeines
Urgroß=
vaters Joh. Chriſtoph Forter, der von 1717 bis 1739 im Beſitz
der Druckerei war, in neuem Geiſte regſam fort.
Was die techniſche Leiſtung, die Ludwig Carl Wittich
in eigener harter, nie erlahmender Tätigkeit vollbrachte, auch dem
Betrachter unſerer Tage ſympathiſch macht, iſt die überall
erkenn=
bare Hingabe an das Werk. Wir ſpüren die geiſtige
Füh=
rung, die nicht am Gelde klebt und die in Maſchine und Kapital
nicht Machtmittel und äußerliche Kontrolle ſieht, ſondern aus dem
Gefühl der Verantwortung und Berufung heraus Maſchine und
Betrieb für Größeres einſetzt, um zu dienen. Seine Tagebücher
und ſonſtigen geſchäftlichen Aufzeichnungen beweiſen immer aufs
neue, daß er — bei allem Kampf — dem Grundſatz „leben und
leben laſſen” huldigte und mit zunehmenden Jahren in
vorbild=
licher Weiſe ſeinen Arbeitern und ſeinen Mitmenſchen ſoziales
Verſtehen entgegenbrachte.
Ludwig Carl Wittich war verheiratet mit Juliane
Ströhlin aus Traben=Trarbach, Tochter des dortigen
Land=
ohyſikus Dr. med. Gottfried Ströhlin, deſſen Vorfahren als
Apo=
heker in Straßburg ſaßen und dort mit den führenden Familien
der alten Reichsſtadt, den Frieds, Saladin und Dietrich,
verheiratet und verſchwägert waren.
Ludwig Carl Wittichs einziger Sohn aus dieſer Ehe,
Theo=
vor, ſtarb am 23. April 1822 im Alter von 19 Jahren. Seine
Tochter Marianne heiratete Reinhard Ludwig Venator, der von
839 bis 1862 die Leitung der Druckerei innehatte. Da dieſe Ehe
inderlos blieb, fiel die Druckerei ſpäter an die Nachkommen
von Ludwig Carl Wittichs Tochter Amalie (geb.
799). Dieſe heiratete am 29. April 1818 in Arheilgen den
ſerzöglich=naſſauiſchen Hauptmann und ſpäteren Major Johann
Verner Wittich, deſſen Vater Johann Adam Wittich (F 1789)
iIs Leutnant in von Riedeſelſchen Dienſten auf Schloß Eiſenbach
tand. Dieſe Wittichs gehören dem Mardorfer Stamme
in, der mit dem Schneider Andreas Wittich (geb. 1637) nach
Elfershauſen zurückreicht.
Ludwig Carl Wittichs Enkel Rudolf (1825 bis
906) und Ferdinand, (1826 bis 1912), beide ſchon in den 50er
Jahren im Geſchäft tätig, führten es nach Venators Tod bis ins
10. Jahrhundert weiter.
Rudolfs Sohn Carl (F 1919) und deſſen Sohn Wilhelm
Ru=
ſolf (7 1932) ſetzten die Arbeit der Vorfahren in der Druckerei
ort, ſo wie heute Ferdinands Sohn Rudolf Ludwig Wittich
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 270 — Seite 3
(geb. 1870) und deſſen Sohn Dr. jur. Werner Wittich (geb 1903)
noch tätig ſind. Neben dieſe beide Inhaber trat 1932 Wilhelm
Rudolf Wittichs Witwe Eliſabeth, geb. von Wachter. Sie und
ihre Schweſter Jula von Wachter, die 1931 Dr. Werner Wittich
heiratete, ſind Töchter des 1926 verſtorbenen Generals
Fried=
rich von Wachter. Für den Genealogen iſt es nicht
uninter=
eſſant feſtzuſtellen, daß Friedrich von Wachters Urgroßmutter,
Katharina Chriſtina Bader, eine geborene Wittich und
Ur=
enkelin des Grefen Johann Konrad Wittich in
Heldenbergen aus deſſen zweiter Ehe iſt.
Die jüngſte Generation, vier Kinder Wilhelm Rudolf
Wit=
tichs und zwei Söhne Dr. Werner Wittichs, ſtammen alſo
zwei=
mal, durch Mutter und durch Vater, von dem Lißberger Stamm
Dr. H. B.-0.
Bild links:
„Hofkonzert”,
Oelgemälde
von Joh. Chr.
Fiedler.
(Original:
Heſſ.
Landes=
muſeum.)
Bild rechts:
Darmſtadt
um 1820.
Blick auf das
Hoftheater,
erbaut von
H. Moller.
gebenden Geſangbüchern (1698, 1699). Die Baukunſt ſteht in ihrer
erſten Blüte (Glockenbau). In die kurze, doch bedeutſame
Regie=
rungszeit Ludwigs Vl. gehört auch die Berufung eines Meiſters,
der das Reich der Töne in Darmſtadt gleichſam heimiſch machen
ſollte: der weit mehr als ein Menſchenalter hier wirkende Karl
Briegel, der Schöpfer geiſtlicher Vokalwerke.
Landgraf Ernſt Ludwig führte dieſe Entwicklung zu einem
Höhepunkt. Eine neue Vorſtadt (obere Rhoinſtraße, Luiſenſtraße,
Adolf=Hitler= und Mathildenplatz) legt ſich im Weſten vor. Der
franzöſiſche Einfluß wird am deutlichſten offenbar in der
Bau=
kunſt durch die Berufung des Franzoſen L. Remy de la Foſſe.
Er iſt einer der früheſten Vertreter des franzöſiſchen Stils in
Deutſchland. Es ſind ſchon Meiſterwerke, ſeine glücklichſte
Schöpfung das Orangeriehaus in Beſſungen und jener
gewal=
tige Entwurf zum Darmſtädter Schloß in der ſelbſtändigen
Eigenart ſeines Grundriſſes und der ſicheren Gliederung der
Maſſen und Räume. Das ſchwergedrückte Land hätte die
Aus=
führung nicht ertragen können: nur ein Teil dieſes Rieſenwerks
ſteht vollendet da, großzügig in ſeiner ſtrengen Nüchternheit und
Herbheit. — Die deutſche Oper findet damals, in der Zeit der
Verwelſchung des Geſchmacks, eine ihrer wenigen Heimſtätten
gerade in Darmſtadt. Chriſtoph Graupner, der Nachfolger
Brie=
gels, von Hamburg kommend, hat ſie hier durchgeſetzt. Er war
einer der ſchöpferiſchſten Meiſter ſeiner Zeit (Inſtrumentalſtil).
Die Leichtigkeit und Feinheit ſeiner Klangführung wies neue
Wege in die Zukunft. — In der erſten Hälfte des 18.
Jahr=
hunderts finden wir am Hofe einen bedeutenden Kreis von
Malern tätig. J. Chr. Fiedler und der 20 Jahre jüngere J. K.
Seekatz befinden ſich darunter. Fiedler, noch in den letzten
Jah=
ren Ernſt Ludwigs aus Paris zurückkommend, gehört einer
etwas ſtrengeren Kunſt an. Er liebt neben der pomphaſten
Bildniskunſt Darſtellung der vornehmen Geſellſchaft oder
alle=
goriſche Vorwürfe. Seekatz, der talentvollſte Meiſter, geht ſchon
ſtärker von der Hofallegorie zu einer bürgerlichen Kleinmalerei
niederländiſchen Geſchmacks über, eine Abwendung vom
deko=
rativen Rokoko zu einer realiſtiſcheren Auffaſſung. Seine
an=
ſpruchsloſen, ſchlichten Darſtellungen aus dem Alltag tragen
etwas Gemütvoll=Behagliches, nur bei Ludwig Richter
Wieder=
kehrendes an ſich.
Weder von dem jagdliebenden Ludwig VIII., noch dem im
fernen Pirmaſens ſeiner Soldatenſpielerei lebenden Nachahmer
des großen Preußenkönigs konnten Wirkungen auf das geiſtige
Leben der Reſidenz erwartet werden. Im Falle Ludwigs IK.
war es ein Glück. Nur ſo konnte ſich in der Hauptſtadt eine
geiſtige Welt heimiſch machen, die bei weitem alles übertraf,
was Darmſtadt bisher für die deutſche gebildete Welt bedeutet
hatte. Denn die Zeit Landgraf Ernſt Ludwigs war ohne Wirkung
nach außen geblieben, ſelbſt ſoweit ſie Eigenes hervorgebracht
hatte. Nicht zufällig, darf man wohl ſagen, fällt in dieſe Zeit
einer neuen Kulturblüte eine der umfaſſendſten Reformen der
heſſiſchen Staatsverwaltung: die Tätigkeit Friedrich Karl von
Moſers, eines der maßgebendſten Theoretiker der Staatskunſt
des 18. Jahrhunderts, von dem man allein hoffen konnte, er
werde den durch die verſchwenderiſche Wirtſchaft der erſten
Hälfte des Jahrhunderts ſchwer gefährdeten Staat retten
kön=
nen. Seine Leiſtungen müſſen anerkannt werden. Er hat den
Staat ganz auf den Gedanken der Aufklärung aufgebaut. Hätte
er ſein Werk vollenden können, ſo wäre Heſſen wohlvorbereitet
in das 19. Jahrhundert hinübergetreten. Aber ſeine perſönlichen
Eigenſchaften, ſein allzu ſchroffes Auftreten gegen das alt
ein=
geſeſſene Beamtentum, haben ihm viel Feinde gemacht. Als er
gar ſeinem eigenen Herrn nicht mehr willfahren wollte und
Kürzung des Militäretats verlangte, war ſein Sturz
unvermeid=
lich. Moſers aufkläreriſche Haltung erhellt aufs deutlichſte durch
ſeine Wertſchätzung der Preſſe als eines Erziehungsmittel in der
Hand der Regierung (Heſſen=Darmſtädtiſche Landzeitung) und
durch die Bedeutung, die er der Bevölkerungspolitik beimaß. —
Die Freimaurerei, die rechte Ausgeburt des aufkläreriſchen
Ge=
dankens, hält im letzten Drittel des Jahrhunderts ihren Einzug
in Darmſtadt, auch in den kleinbürgerlichen Kreiſen; ein
deut=
liches Anzeichen für die Befriedung der religiöſen Verhältniſſe
auch unſerer Stadt. War doch bislang Darmſtadt eine rein
lutheriſche Stadt geweſen, die kleine Judengemeinde
ausgenom=
men, die, ohne in die Oeffentlichkeit zu treten, ihren religiöſen
Pflichten ſeit 1695, nachgehen durfte. Der Verſuch Landgraf
Ernſt Ludwigs dagegen, den Katholiken — meiſt Schauſpielern
und Beamten — völlig freie Religionsübung zu verleihen,
ſchei=
terte am Widerſpruch der lutheriſchen Geiſtlichkeit. Noch weniger
hätten die Reformierten darauf rechnen können. Nun erhalten
gerade zunächſt dieſe, nach dem Regierungsantritt Ludewigs X.
auch die Katholiken gleiches Recht. Ja, auf das bürgerliche
Leben dehnt ſich dieſer Toleranzgedanke aus: die Juden können
das Bürgerrecht erwerben. — Auch in die Schule hielt die
Aufklärung ihren Einzug durch H. B. Wenck, der in ſeiner von
der engliſchen Philoſophie beeinflußten, ſcharf realiſtiſchen
Ein=
ſtellung dem Nützlichkeitsſtandpunkt und den Berufsfragen eine
Das Darmſtadt von 1684 ſtellt ſich uns dar als ein raſch
aufblühendes Reſidenzſtädtchen. — Scharf hebt ſich dieſe
erfreu=
liche Entwicklung ab von dem Zuſtande vor dem großen Kriege.
Da war Darmſtadt zwar das Glück widerfahren, abermals, nach
beinahe 100 Jahren, Herrſcherſitz zu werden. Ein Bauerndorf
als Reſidenz in einem armen, ganz armen Landſtrich! Ein Fürſt,
der nichts von den großen Eigenſchaften ſeines einzigartigen
Vaters, jenes großen Politikers Philipp geerbt hatte, der ſo
ganz und gar nichts an ſich trug von jenen
Renaiſſancepracht=
geſtalten auf den Thronen des zeitgenöſſiſchen Deutſchlands. Die
lähmende Haltung des Luthertums, die nach der Beendigung des
religiöſen Kampfes ſich ſo bald der Kirche bemächtigt hatte, ſie
legte ſich auch ſchwer auf das politiſche Leben. Jedes Streben
ſchien ſinnlos. Eine völlige Sättigung! Ja, wie ſollte gar in
einem derart ohnmächtigen Staatsgebilde wie dieſem
neugeſchaf=
fenen Heſſen=Darmſtadt der Mut zum politiſchen Handeln
auf=
kommen? Die Selbſtbeſcheidung, welche der erſte Landgraf übte,
Die Große Landgräfin Caroline.
(Gemälde von Hofmaler Strecker.)
war der einzige Weg, der blieb: alles aufzuwenden, dem Land
einen inneren Rückhalt zu geben zur Stärkung ſeiner
wirtſchaft=
lichen Kraft. Zwar bedeutet die rege Bautätigkeit während ſeiner
Regierungszeit ein erſtes Anzeichen für die keimende
Reſidenz=
kultur. Aber dieſe unter ſeinem Nachfolger fortgeſetzte
ſegens=
reiche Wirkſamkeit findet ihr jähes Ende im Dreißigjährigen
Kriege.
Als nach dieſer ſchwerſten Schickſalszeit die Friedensglocken
verklungen waren, begann auch ſchon der Aufſtieg. In dem durch
den Marburger Erbfall weſentlich geſtärkten Land zeigte ſich
neues Hoffen, neues Planen. Ohne Hemmungen geht es nun
aufwärts. Die Stadt erhält Zuzug; das Gotteshaus muß zur
Predigtkirche erweitert werden. Die Vorſtadt (Alexanderſtraße)
dehnt ſich: hier wohnt nun der Adel und das hohe
Beamten=
tum. Geiſtiges Leben regt ſich. Nachdem der Stadt die Hochſchule
verweigert worden war, erhält die Wiſſenſchaft einen erſten
Mittelpunkt in der Hofbibliothek. Der Pietismus — eben hatte
Spener ſeine „Pia desideria” herausgegeben — verſuchte ſchon
jetzt hier Wurzel zu ſchlagen; der Hofprediger Johs. Winckler
mußte jedoch auf den Widerſpruch des Superintendenten Balth.
Mentzer Darmſtadt verlaſſen. Erſt als ſich nach dem Tode
Lud=
wigs Vl. in Gießen als der erſten
deutſchen Univerſität der Pietismus
durchgeſetzt hatte, dringt eine neue
Welle durch E. Ph. Zühl ein, den
ſpä=
teren Begründer des Waiſenhauſes
und den Herausgeber von zwei maß=
Seite 4 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
beſtimmende Bedeutung für den Lehrplan einräumte. In
neu=
zeitlichem Sinn ſpielt Naturwiſſenſchaftliches, ja z. T. Fächer,
die ſelbſt unſere Zeit für die Schule kaum gelten ließe, eine
wichtige Rolle. Die moderne Vielheit und Verflachung beginnt
auch im Darmſtädter höheren Schulweſen ihren Lauf. Durch
J. G. Zimmermann, jenen feinen äſthetiſch verſtändnisvollen
und der Dichtung ſeiner Zeit perſönlich eng verbundenen
Päda=
gogen, der nicht mehr den Stoff allein ſucht, ſondern Form und
Gehalt als Einheit zu ſaſſen weiß, vollzieht ſich noch einmal eine
Wendung im Sinne des Klaſſizismus, die gegen den
gewalt=
ſamen Anſturm des 19. Jahrhunderts und ſeiner Ziviliſation
allerdings nur einen vorübergehenden Aufſchub bedeutete. —
Welche geſunde Geiſtigkeit in der Darmſtädter Oberſchicht
ge=
herrſcht haben muß, läßt ſich ahnend erraten aus der Artung
von zwei Perſönlichkeiten, die hier gewachſen ſind und dem
geſamtdeutſchen Geiſte etwas bedeutet haben oder zum mindeſten
hätten bedeuten können. Ich meine den Göttinger Profeſſor
G. Chr. Lichtenberg, der über die engen Schranken ſeiner
Fach=
wiſſenſchaft hinausdrängte und in der feinen Geiſtigkeit des
europäiſchen Menſchen des 18. Jahrhunderts, den franzöſiſchen
Meiſtern in der Kunſt der knappen und ſcharf geſchliffenen
Sinnſprüche ebenbürtig, alle Gebiete menſchlichen Seins
um=
faßte: er war ein Weltweiſer im Sinn der Alten. Weiterhin:
jener unglückliche H. P. Sturz, der ſein Vaterland verlaſſen
mußte und ſchließlich in der Fremde doch keine neue Heimat
finden konnte. Als Schriftſteller konnte er bei ſeinem leichten,
geſchmeidigen, an franzöſiſchen Muſtern geſchulten, geiſtreichen
und doch ſo kraftvoll eigenwüchſigen Stil geradezu als
Begrün=
der des Feuilletons bezeichnet werden.
Neben der aufkläreriſchen Richtung mit ihrer nüchternen
Klarheit drängt ein Neues, ein Gefühlsbeſtimmtes hervor. Sprach
nicht ſchon der Moſerſche (Prinz=Emils=) Garten an der
Heidel=
berger Straße in ſeinem engliſchen Stil eine andere Sprache?
Beſteht nicht ein tieferer Zuſammenhang zwiſchen der Vorliebe
der großen Landgräfin für eben dieſe Gartenkunſt und ihrer
Begeiſterung für Klopſtocks Dichtung? J. G. Wittich druckte 1771
in ihrem Auftrag die gewaltigen Geſänge dieſes erſten großen
Meiſters der deutſchen Klaſſik. War auch die Fürſtin letztlich
der Mittelpunkt des Darmſtädter Kreiſes, ſo bewegte ſich das
geiſtige und künſtleriſche Leben dieſer Blütezeit noch um zwei
bürgerliche Pole, um Herders Schwager, Geheimrat Peter
Andreas von Heſſe, einen der erſten Anhänger der Hausmuſik in
unſerer Stadt, und um den Kriegsrat Johann Heinrich Merck,
der in ſeiner Vielſeitigkeit Kritiker, Wiſſenſchaftler, Sammler
und wirtſchaftlicher Unternehmer zugleich war. Er ſtand dem
Literaturpapſt der Aufklärung, dem Berliner Nicolai, dem
Sonderling Lavater, dem Anakreontiker Gleim in gleicher Weiſe
nahe wie unſern Großen Wieland, Herder und allen voran
Goethe. Darmſtadt war für einige Jahre ein Mittelpunkt
ein=
ziger Art. Mit dem Tod der Landgräfin Karoline und dem
Erkalten der Beziehungen zu dem Großen in Weimar wird es
um den immer mehr vereinſamenden Merck leer und öd. Er
ſteht allein. Die Schwere ſeines Schickſals überwältigt ihn.
Das Aufblühen des Landes zu Anfang des 19.
Jahrhun=
derts durch den Gewinn, den die bedingungsloſe Unterwerfung
unter den Willen des allgewaltigen Korſen eingetragen hatte,
bringt noch einmal eine einheitliche Kultur hervor: die
Moller=
zeit. Die klaſſiſche Geſtalt des erſten Großherzogs und die
ruhige Harmonie der Mollerſchen Zeit (St. Ludwigskirche,
Ver=
einigte Geſellſchaft, Freimaurerloge und das 1871
nieder=
gebrannte Hoftheater) gehören innerlich zuſammen. Sie machen
die ganze Würde der Reſidenz aus. Jetzt wird, ohne daß man
ſich allzu ſorglich um die doch nur z. T. wertvolle Tradition
kümmert, das Darmſtadt geformt, das bis heute geblieben iſt:
die Stadt der vornehmen Wohnkultur. Damals entſtand auch
unſer Theater mit jenem von Anbeginn an überdurchſchnittlichen
Können der Oper. Was ein Abt Vogler begonnen, ſetzte
Schindel=
meiſer fort (Sinfoniekonzerte); Dilettanteneifer begründete den
Muſikverein; die Kammermuſik wird in dem Kreis von C. W.
Schmitt gepflegt; Traditionen, die nicht abgebrochen ſind und
wohl auch nie abbrechen werden, ſolange Darmſtadt beſteht. Der
anregende Kreis um H. Künzel, K. Buchner und E. Duller
wirkte kaum in die Breite. Der ſo früh dahingeraffte genialiſche
G. Büchner und der Verfaſſer des einzigartigen Datterich ſind
erſt um die Jahrhundertwende in ihrer Bedeutung erkannt
worden.
Der Fortſchritt der Technik hat ungeheuere Umwälzungen
im 19. Jahrhundert gebracht, nicht allein unmittelbar (
Eiſen=
bahn), ſondern auch in ſeiner Wirkung auf die Bevölkerung:
ein immer ſchnelleres Zeitmaß ergreift alles, immer ſtärker wird
das Erwerbsſtreben, ungeahnt groß der Zuſtrom zur Stadt. Die
politiſche Bewegung macht ſich je länger je mehr bemerkbar,
nicht nur zu Anfang des Jahrhunderts gelegentlich der
Ver=
faſſungsfrage, auch ſpäter, beſonders lebhaft in der Zeit des
Miniſters v. Dalwigk, als die Frage der Reichsgeſtaltung alles
Denken beherrſchte. Die lebhaften Agitatoren des
National=
vereins, die Anhänger der preußiſchen Löſung, die ſpäteren
Füh=
rer der in Heſſen maßgebend werdenden national=liberalen
Partei, haben damals ihre politiſche Schule durchgemacht. In
den politiſchen und wirtſchaftlichen Ideen (Zollverein) ging das
ganze 19. Jahrhundert bis zur endlichen Erfüllung der
natio=
nalen Hoffnungen auf.
Eine eigentlich kulturelle Leiſtung konnte nicht erwariet
werden, wo alle Kräfte derart angeſpannt waren. Erſt die
ge=
ruhſame Zeit vor dem Weltkriege, die Regierungszeit des letzten
Großherzogs, ließ Darmſtadt wiederum eine Blüte ſeines
künſt=
leriſchen Seins erleben, vornehmlich durch einen J. M, Olbrich
und Fr. Pützer, deren Werke vor aller Augen ſind. Darmſtadts
Name wurde hinaus in die Welt getragen. Was der Weltkrieg
und ſeine Folgezeit an Unruhe und Kampf gebracht, war kein
fruchtbarer Boden für neues Geſtalten. Aber jetzt, wo eine klare
Zielſtrebigkeit ſichtbar wird, wo ein einheitlicher Wille waltet,
da werden auch die allenthalben vorhandenen lebensvollen Kräfte
ſich wieder frei entfalten können zum Beſten unſerer Stadt, zum
Beſten unſerer geſamtdeutſchen Kultur.
Ein Brutkker us baftasfkrlort
Von Kuno Graf von Hardenberg.
Von den Tauſenden und aber Tauſenden von Leſern, die
morgens ihr Leibblatt in die Hand nehmen, um ſich über die
täglichen Ereigniſſe zu unterrichten, macht ſich wohl nur ſelten
einer darüber Gedanken, was ſolch ein ſchlichtes Erzeugnis aus
Papier und Druckerſchwärze im letzten Sinne iſt. Es iſt doch
ganz ſelbſtverſtändlich, daß uns Jahr aus, Jahr ein täglich ein
Götz von Berlichingen
mit der
eiſernen Hand,
Ein
Schauſpiel.
2 3.
ſauberes Spiegelbild alles Weltgeſchehens, alles Handels und
alles Wandels ins Haus getragen wird, und daß man uns ohne
alles Bemühen unſererſeits getreulich mitteilt, was uns zu
er=
fahren angenehm und nützlich iſt. Daß dieſes Spiegelbild
irgendwo den beſcheidenen Vermerk „196. Jahrgang” trägt,
er=
regt die ſchlichte Leſerphantaſie weder zu hiſtoriſchen Betrach=
Klopſtocks
Odett u Elegiet.
Vier und dreyſſigmal gedruft.
Jur J8re Hosfer//0-F Dus
Bro Neor V.,Lycfe sire Der/
Darmſigdt: 177I.
tungen, noch zu Dankgefühlen gegen einen doch wahrlich zum
Vorteile der Menſchheit wundervoll ausgebauten
Nachrichten=
dienſt. Was faſt 200 Jahre Zeitung für eine Stadt bedeuten,
iſt ihr ebenſo „Hecuba” wie irgendein Druckbetrieb überhaupt,
mag er nun Bücher
fabri=
zieren oder
Geſchäftsrekla=
men für Warenhäuſer oder
Schauſtellungen drucken.
Anders malt ſich dem
Bibiophilen, dem
geſchwo=
renen Liebhaber aller
ſchwarzen Kunſt, die Welt
(
des Druckes, mag er nun
mehr ſchönheitsfreudig dem
Formalen der Durckwerke
LaN
hold, oder mehr
wiſſens=
durſtig und forſcherhaft
dem Inhalt zugetan ſein.
Ug0.
Ihm iſt Druckerſchwärze
ein beſonderer Saft, ihm
iſt ſie das Blut, in dem
Welt= und Kulturgeſchichte
LA
2. Kal
über Tod und Vergehen
triumphieren! Ihm iſt
die Geſchichte alles
Ge=
druckten mehr als ſeine
(
eigene Geſchichte völlig
ausreichend, ſein
Samm=
lerherz ein Menſchenalter
lang zu befriedigen — und
ehrwürdigeDruckereien ſind
ihm heilige Tempel, zu
de=
nen er anbetend aufblickt.
Und anders auch malt ſich die Welt des Druckers der
Hiſtoriker. Er weiß genau, was in den 196 Jahrgängen eine
Zeitung alles an Schätzen vergraben liegt, wie ſie unerſchöp
liche Sparkaſſen für jede Art von Geſchichtsforſchung bedeute
aus denen ſich eine kundige Hand, ein findiger Kopf wichtie
Nachrichten, gleichſam wie durch Zins und Zinſeszins im Wer
gewachſen, herauszuholen vermag! Und wie die Zeitungen un
die Zeitſchriften weiß er auch die Bücher und was es ſonſt a
Gedrucktem gibt, als Zeugen und Urkunden und als ſein beſte
Handwerkszeug einzuſchätzen. Und ſind ihm würdige Druckereie
auch keine Tempel äſthetiſcher Andachten, erblickt er doch
ihnen, wenn ſie ernſte und genaue Arbeit leiſten, wichtige
Hilf=
werkſtätten der großen Gottheit Wiſſenſchaft. Doch ſei dem, w
es will.
Jedenfalls gehören gut geleitete Druckereien, die ſich geſur
der Ueberlieferungen erfreuen und ihrer Pflichten gegen Kun
und Wiſſenſchaft klar bewußt ſind, zu den wichtigſten Kultu
faktoren einer Stadt, die ſich ebenbürtig neben wiſſenſchaftlick
Inſtitute und künſtliche Erziehungsanſtalten ſtellen können. We
etwa daran zweifeln ſollte, kann nichts beſſeres tun, als eine
Blick auf die Geſchichte der Wittichſchen Offizin zu werfen, dere
250 jähriges Jubiläum als Druckerei und deren 170 jährige
Jubiläum als Druckerei im Beſitze der Familiee
heute zu begehen gilt. Deren Geſchichte als die eine der älteſte
Druckereien Deutſchlands lehrt es uns recht deutlich wie ei
anfangs kleines und beſcheidenes Unternehmen mit ſeinen
Au=
gaben immer wächſt und ſchließlich zu einer kulturellen Beder
tung gelangt, die es weit über das Weichbild Darmſtadts un
über die Grenzen hinaus ehrenvoll bekannt machen.
Schon als Druckerei des Neuen Teſtaments, des Darmſtädte
Geſangbuches und Catechismus verdient ſich die damals Sebaſtia
Griebelſche Offizin zu Ende des 17, und zu Beginn des 1
Jahrhunderts einen Namen im Heſſenlande, indem ſie ſich
m=
guten fürſtlichen Privilegien und ebenſo guten handwerkliche
Leiſtungen im kirchlichen Leben des Landes auf ein ganze
Jahrhundert feſt verankert, und Dienſt an dem ſo wichtige
Kulturfaktor jener Zeiten, der Religion leiſtet. Wer einmal da
„geiſtreiche Geſangbuch”, das Griebel, der würdige Stammpate
der Druckerei, druckte, in die Hand bekommt, der wird begreifen
daß es bald eine zweite und dritte Auflage erlebte, und ſich a.
ſeiner Schönheit erfreuen.
Es iſt aber wohl kein Zweig des kulturellen Lebens über
haupt, dem die jetzt Wittichſche Hofbuchdruckerei ſeit den Tage
ihrer Gründung nicht Pflege und Förderung zum Nutzen de
Leſer jeden Standes und Berufes angedeihen ließ. Auch nu
in einiger Vollſtändigkeit hier darüber zu reden iſt unmöglick.
ſo mögen denn wenige Streiflichter auf die wichtigſten Leiſtun
gen des Betriebes im Laufe der Jahrhunderte geworfen, ge
nügen! Ihr Glanz wird vollauf zeigen, wie bedeutſam da=
Wirken unſerer Jubilarin in den Augen des Kenners daſteht
Schon aus den Tagen des Landgrafen Ernſt Ludwig wiſſer
wir, wie die damalige Druckerei im Dienſte der Künſte und des
geſellſchaftlichen Lebens tätig war. Als Graupners geniale Kraf
ihren muſikaliſchen Ruhm von Darmſtadt aus verbreitete, de
waren es die Kantatentexte Lichtenbergs, die auf Koſten des
Landgrafen in zierlichen Bändchen gedruckt wurden, koſtbare
Dokumente für die deutſche Muſikforſchung, Dokumente für die
Mitwirkung der Druckerei an einer Periode ſtrahlender
Muſſ=
kultur in Darmſtadt.
Denken wir dann weiter an die große Zeit der Empfind
ſamen, an die Tage, da ein Merck, ein Goethe, ein Herder di
Mauern der Reſidenz mit allem Reichtum klaſſiſchen Geiſtes er
füllten, wieder iſt es unſere Jubilarin, die auf ihre Weiſe teil
nimmt an dem großen Geſchehen in der Stadt. Sie iſt es, die
einen der gewaltigſten geiſtigen Blöcke in unſerer
Literatu=
geſchichte, Goethes mächtigen Götz, für Merck in Druck legen dar.
Und noch anderen bedeutſamen klaſſiſchen Erzeugniſſen kann ſie
zum Erſtdruck verhelfen dank des Freundeseifers und der
Freundesliebe eines Johann Heinrich Merck. Man denke an
Goldfmith’s Gedicht „The deserted village” das er für ſeinen
jungen Dichterfreund drucken ließ, oder an Goethes
Jugend=
ſchriften „Von deutſcher Baukunſt”, „Briefe des Paſtors zu..
an den neuen Paſtor zu . .. aus dem Franzöſiſchen 1773” au
die „Bibliſchen Fragen” oder an den „Prolog zu den neueſten
Offenbarungen Gottes”, deren Drucke einzigartige Verdienſte
um die literariſche und die buchkünſtleriſche Kultur in Darmſtadt
bedeuten.
Aber auch andere bemerkenswerte Werke ſind in der
klaſſi=
ſchen Zeit aus der Wittichſchen Offizin hervorgegangen und
haben den Ruf ihrer Leiſtungsfähigkeit in die Welt verbreitet,
wie Dr. Bräuning=Octavio in ſeiner Erinnerungsſchrift 1773 bis
1923 in verdienſtvoller Weiſe zeigt. In dieſem vornehmen
Bande ſind in bibliophil muſterhafter Weiſe alle die Titelſeiten
der Werke fakſimiliert, die die herrlichſten Ruhmesblätter der
Druckerei von 1768—1772 bilden. Hierzu gehört auch das vielleicht
koſtbarſte Buch, das die Wittichſche Druckerei in dieſer Zeit
Bey
dem höchſtvergnügten
Koede=
und
griſchen
*
A
Bochzeit=Feſt
welches
den 2o.,70 Auguſt zu Franckfurth am Mavn
begangen wurde
wollte
ſeine innigliche Freude bezeigen,
und ſeinen treugemeinten
Glückwunſch
abſlattca
Des
Sochwerthen Brauf=Saats
verhundenſter Diener und
Anverwandter.
Darmſtade,
gdruckt bey Gertſried Heinrich Eplau, Gürſil. Bßiſch. Oof= und
Canzlep=Buchduuckr.
Sonntag, 30. September 1934
rklich
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 270 — Seite 5
Geiſtreiches
Vormaßls in Halle
gedrucke)
Nun aber allhier mit Noten
der unbekandken Melodien und
ra 3. Liedern vermehret / wie auch
von vielen im vorigen geſundenen Druck,
fehlern verdeſſert;
Sur Ermunterung
Glaubiger Seelen
Mit einer
Vonguten Freunden verlangten
Dorrede
Eberhard Philipps Büehlen/
jungeren Stade=predigers und
DeKaitoris baſeldſi.
M: (O):6
Darmſtedt)
Gedruckt bey Sebaſtian Griebel/
ImJahr Thriſit 1 695
Das neueſte und vollſtändigſte
Darmſtädtiſche privilegirte
Worinnen nicht allein die gewöhnliche Hälliſche und
D. Martini Lutheri, ſondern noch ſehr viele anderer gottſeliger
Lehrer neueſte unb in Ober= und Nieder=Heſſen; wie auch
andern umliegenden Eoangeliſchen Landen übliche
Lieder zu finden ſind,
Prbſſi einem
Gebet Büchlein,
in welchem ſehr ſchöne Morgen=Abend=Buß=Beicht=
Communion= und Krancken=Gebete enthalten,
deme
der kleine Catechiſmus
ſamt benen
Ebangelien und Epiſteln, die Hiſtoria
des bittern Leidens JEſu Chriſti,
angefüget.
Zum ſechszehentenmal in dieſem Sormat aufgelegt.
gedruckt und verlege von Gottfried Heinrich Eplau, Fürſil. Heßif.
„Hof=und Canzley=Buchdruckers ſel. hinterl. Erben. 1768.
DAR:HSCADC,
Allgemeines
Evangeliſches
Nabuch
für das
Großherzogthum Heſſen.
Vier und zwanzigſte Auſlage.
Im Verlage der Großherzoglichen Invaliden=
und Soldaten=Waiſen=Anſtalt.
Darmſtadt 1842,
gedruckt in der 2. C. Wittichſchen Hofbuchdruckerei.
Geſangbuch
für die evangeliſche
Lundeskrche in
Heſſen
1935/34
herausbrachte, denn es würde von Liebhabern mit Gold
auf=
gewogen, ſofern es einmal im Buchhandel erſchiene: Es ſind
„Klopſtocks Oden und Elegien”, die die große Landgräfin
Caro=
line in nur 34 Exemplaren drucken ließ.
Welch kleines und doch welch wundervolles Kapitel der
Geſchichte eines Verlages aus der Sturm und Drangzeit!
Neben dieſen Verdienſten der Wittichſchen Druckerei um
Verlag und Druck literariſcher Cimelien, ſtehen ebenbürtig die,
die ſie ſich um das Zeitungsweſen im Lande erworben
haben. Was alte und älteſte Jahrgänge einer Zeitung für jede
Art von Geſchichtsforſchung bedeuten, wurde ſchon angedeutet.
Was die Wittichſche Druckerei mit der Herausgabe ihrer
ehr=
vürdigen, faſt 200 Jahre alten Zeitungen an hiſtoriſchen
Wer=
en geſchaffen hat, iſt ein weiteres Kapitel, das der beſonderen
Titelvignette zu Oſſians Werke,
von Johann Wolfgang Goethe gezeichnet.
erwähnung verdient. Mit vollem Rechte nennt Prälat Diehl
ie Gründung des heutigen Darmſtädter Tagblatts das
wich=
igſte Ereignis in der Geſchichte der Firma! Dadurch daß mit
er Gelegenheits= und Buch=Druckerei ein Zuſammenſchluß mit
er Tagespreſſe geſchaffen wurde, war es den Wittichs erſt in
ollem Maße möglich, ein ausſchlaggebender Kulturfaktor in der
lten Reſidenz zu ſein.
Wer ſich als Hiſtoriker mit lokalgeſchichtlichen Studien
be=
häftigt hat, der weiß darum. Was wären alle, die ſeit Jahren
ie Geſchichte Darmſtadts pflegen, ohne die rührenden
uner=
höpflichen Bände des „Frag= und Anzeigeblättchens”, das das
ergeſſene Leben Alt=Darmſtadts in allen ſeinen Aeußerungen
o treulich und anziehend ſpiegelt! Von allem gibt es Kunde;
vollen wir wiſſen, wann ein Künſtler eingezogen oder geſtorben,
das aus ſeinem Nachlaß geworden iſt; wollen wir erfahren,
der an bekannten Perſönlichkeiten, an Fürſten und Herren „im
rauben” oder bei Hofe abgeſtiegen iſt, welche Feſtlichkeiten
egangen, welche Sehenswürdigkeiten zur Meſſe gezeigt werden;
rauchen wir Daten über Familienereigniſſe, über Handel und
Landel in der Stadt, immer hat das Frag= und
Anzeigeblätt=
ſen wertvolle Nachricht, immer weiß es mit zarteren oder
ppigeren Strichen lebendige Bilder zu geben aus der Zeit
ür alle Zeiten.
Und wie es einſt ein Kulturfaktor im Leben des kleinen
darmſtadt war, ſo iſt es auch noch heute unter dem Namen
ines „Tagblatt” dem großen Darmſtadt nicht nur ein
Nach=
ichtenvermittler, ſondern auch ein mächtiger Kulturfaktor, der
llem Leben, dem politiſchen, dem wiſſenſchaftlichen dem
wirt=
haftlichen und dem künſtleriſchen Ausdruck und Niederſchlag
ür den Tag und die Zukunft in reichem Maße gewährt.
Mögen hiermit die Verſuche, einiges Weſentliche aus der
Zeſchichte der L. C. Wittichſchen Hofbuchdruckerei im
Schein=
verferlichte zu zeigen, ein Ende haben. Werfen wir zum Schluß
och einen Blick auf das, was unſere Jubilarin in den letzten
Jahren geleiſtet und geſchaffen hat, ſo finden wir das ſtolze
Zild einer Firma, in der ſich das Erbe der Gründer weiſe nach
len Richtungen hin ausgebaut und würdig verwaltet zeigt.
Es gibt keine großen kulturellen Ereigniſſe im Lande und
n der Stadt, an denen die Wittichſche Offizin nicht lebendig
Anteil genommen hätte. Von ihr werden die Kochſchen Zeit=
ſchriften gedruckt, die aller Welt von dem großen künſtleriſchen
Impuls, den die Erneuerung des Kunſtgewerbes durch
Groß=
herzog Ernſt Ludwig brachte, vorbildlich Kunde geben, von ihr
werden die Anregungen desſelben Fürſten, der mit der
Grün=
dung der Ernſt=Ludwig=Preſſe Darmſtadt zu einem Ausgangsort
höchſter Qualitätsdruckerei machte, umſichtig aufgegriffen und
weitergepflegt, die Ratio=Preſſe entſtand mit ihren wunderbaren
Ausgaben und dank ſolcher Leiſtungen fanden die bibliophilen
Geſellſchaften in ganz Deutſchland die Möglichkeit, wohlgepflegte
Drucke aller Art in Darmſtadt verwirklichen zu laſſen! Und ſo
geht es immer voran: Was Technik und Buchgewerbe an
Neuem hervorbringen, es wird geprüft und, wo es ſich bewährt,
kurz entſchloſſen eingeführt. Tüchtige Fachleute, wiſſenſchaftlich,
buchkünſtleriſch und buchtechniſch geſchult, werden gewonnen und
damit auch Steigerungen der techniſchen Seite des Betriebes
er=
reicht, die allen Anforderungen im höchſten Sinne gerecht zu
wer=
den vermögen! Mögen es wirkſame Plakate — gerade ſie
ver=
langen Geſchmack und Takt —, mögen es farbige Bildbeigaben,
Proſpekte und Werbeſchriften, wiſſenſchaftliche Werke und
Zeit=
ſchriften ſein, was immer die moderne Welt an Gedrucktem.
braucht, immer iſt die Jubilarin am Platze, immer zeigt ſie ſich
als ein ihrer hohen Verantwortung ganz bewußtes Kulturinſtitut
in unſerem Gemeinweſen! Nicht nur Zeitungsleſer und
Bücher=
freunde werden ihr heute verſtändnisvoll danken müſſen, ſondern
überhaupt jedermann, der da weiß, daß ein ehrwürdiges Inſtitut,
das ſich auf allen Gebieten in einem Vierteljahrtauſend als
Kul=
turfaktor bewährt hat, ein Recht auf feſtliche Ehrung und
aner=
kennende Würdigung ihrer Verdienſte um Geſchlechter und aber
Geſchlechter beſitzt.
Möchte ihre Entwicklung — vom Kleinen zum Großen —
auch in der Zukunft vom Glück begünſtigt ſein! Möchten alle die
herzlichen Wünſche, die Preſſe, Buchgewerbe und Bibliophile heute
empfinden, zur Wahrheit werden: Dann wird ſich noch manches
Jahrzehnt redlichen Schaffens im Dienſte der deutſchen Kultur
den im verfloſſenen Vierteljahrtauſend geleiſteten Dienſten würdig
anreihen.
Vom Weſen der Zeitung.
Von Wilhelm Michel.
Die Zeitung hat Frühformen und Spätformen; ein
außer=
ordentlicher Abſtand trennt die heutige Tageszeitung von den
Flugblättern der Reformationszeit, von Dingen auf Löſchpap er,
deren höchſtes Glück es war, von einem bedrohlichen Kometen
oder von einem irgendwo geborenen Kalb mit zween Köpfen
be=
richten zu können. Reich und bunt, ein wahres
Kurioſitätenkabi=
nett, iſt die Geſchichte der Zeitung. „Zeitung” heißt urſprünglich
nichts als „Nachricht”. Als ein Kind des Briefes iſt ſie zur Welt
gekommen; die erſten Zeitungen waren nichts als Briefe, nur
eben nicht an Einzelperſonen, ſondern an die Oeffentlichkeit
ge=
richtet; und daher haben ſie bis auf den heutigen Tag ſo etwas
wie Perſönlichkeit behalten. Neugierde war von Anfang an in
ihrem Weſen. Und was man den Zeitungen oft als eine „
Ent=
artung” vorwirft, Luſt an der Senſation, das iſt ganz
offenſicht=
lich einer ihrer früheſten Züge, der erſt allmählich von dem für
Berufsehre empfänglichen Zeitungshandwerk überwunden wurde.
Das „Merkwürdige” hat die Zeitung von Anfang an geſucht. So
gab es 1624 eine „Erweytterte Unholden=Zeyttung”, die ſich die
Hexenprozeſſe als Sondergebiet erkoren hatte. Ueber die
phan=
taſtiſche, blutige Wirtſchaft der Münſterer Wiedertäufer, über
Heuſchreckenplagen, über Teufelsaustreibungen, Hexen,
Erſchei=
nungen des Antichriſt, über Kindsmörderinnen und wilde
Kriegs=
ereigniſſe gingen „Warhafftige und erſchrockenliche Zeyttungen”
aus. Lange herrſcht das Kurioſe, das Anekdotiſche im Stoff der
Zeitungen vor, und aller höhere, geiſtige Dienſt der Zeitungen am
Volksganzen iſt erſt allmählich aus der derben Arbeit der Anfänge
hervorgegangen.
Aber eins iſt der Frühform wir der Spätform der Zeitung
gemeinſam: Als Druckwerk iſt ſie Organ der Fernwirkung. Als
Fenſprecher und Fernhörer wird die Zeitung genau von dem
Augenblick an tätig, wo der Menſchengeiſt über die bisher
ge=
bundenen Lebensräume hinausdrängt. Die Druckſchrift ſpringt in
die Entwicklung ein zu dem Zeitpunkt, da ſich der Begriff jener
neuen, größeren Gemeinſchaften bildet, die durch das geſprochene
oder handſchriftliche Wort nicht genügend gepflegt werden
konn=
ten. Handel und Diplomatie, Wiſſenſchaft und Forſchung greifen
mit dem Erſtarken des abendländiſchen, des rationalen Geiſtes
mächtig aus. Sie drängen jenem breiteren Feld der Auswirkung
zu, das wir als den heutigen Großzuſammenhang des geiſtigen,
wirtſchaftlichen und politiſchen Lebens kennen. Und alles, was
wir Weltmarkt und Welttechnik, Weltpolitik und Weltverkehr und
nationale Lebenseinheit nennen, iſt nicht denkbar ohne das
Rie=
ſengefüge von Mitteilung und Austauſch, das allein vom
gedruck=
ten Wort getragen iſt.
Eine „Papierwelt” hat man unſre moderne Menſchenwelt
genannt. Zunächſt in einem kritiſchen Sinn; denn das Wort
„Papierwelt” ſoll beſagen, daß ſich in dieſer modernen Welt das
Papier ſehr oft an die Stelle der greifbaren Sache geſchoben hat:
das Buch an die Stelle des Erlebens und Anſchauens, die
papierene Verſchreibung und der Kredit an die Stelle des
ding=
lichen Wertes, das Wort der Zeitung an die Stelle des
Eigen=
denkens, des Selbſtſehens, der unmittelbaren Weltbegegnung.
Aber das Wort von der Papierwelt iſt nicht nur in dieſem
kritiſchen Sinne wahr. Es enthält auch eine nicht
wegzuleng=
nende poſitive Wahrheit. Denn es bezeichnet zutreffend das
ganze ungeheure Gefüge von Vertretungsfunktionen, von Erſatz=
und Austauſchfunktionen, das von der Zeitung getragen wird und
ohne das ein modernes Leben überhaupt nicht gedacht werden
kann. Die Zeitung iſt ein bloßes „Mittel” — aber Ungeheures
hängt in der menſchlichen Geſchichte an den Mitteln, an den
Werkzeugen. Aus dem Altertum iſt jene Geſchichte bekannt, daß
Sparta, um Luxus und Sittenverfall hintanzuhalten, das
Gold=
geld verbot und nur Eiſengeld zuließ. Die Folge war, daß ſchon
bei geringfügigen Geſchäften ganze Wagenladungen gemünzten
Metalls bewegt werden mußten. Es zeigte ſich, daß die gut
ge=
meinte Maßnahme auf die Dauer nicht nur den Luxus, ſondern
auch allen Handel und Wandel und jeden kulturellen Aufſtieg
unterbinden mußte. Ein leichtfaßliches Beiſpiel für die Tatſache,
daß die Beweglichkeit und Handlichkeit des Tauſch= oder
Ueber=
tragungsmittels ſehr innig mit der höheren Kulturform
zuſam=
menhängt! Das Papier als Träger des gedruckten Wortes iſt das
große Tauſch= und Uebertragungsmittel durch unſere ganze Welt
hin. Wenn auch an ſeinem Mißbrauch die Gefahr hängt, daß ſich die
unmittelbare Lebensteilhabe des Menſchen verdünnt, ſo hängt
doch an ſeinem rechten Gebrauch alle höhere Lebensform, alle
Ge=
meinſchaftspflege. Uebertragung von Werten, von Wirkungen
und Erfahrungen, mächtige Ausweitung des Lebensfeldes für
jeden Einzelnen, unvorſtellbare Beflügelung aller Worte und
Ge=
danken — das alles hängt am techniſchen Mittel des bedruckten
Papiers. Und namentlich die Zeitung iſt in all dieſe Dienſte
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eingeſtellt. Sie iſt es vornehmlich, die die unanſchaulich groß
gewordenen Wirkräume des neuen Menſchen als eine Art
zuſätz=
liches Sinnes= und Tat=Organ bewohnbar macht und mit Leben
füllt. Sie iſt damit Werkzeug der modernen Lebensbearbeitung,
ja der modernen Geiſtesentwicklung überhaupt.
Bildung und Nährung von Gemeinſchaft iſt der tägliche Dienſt
der Zeitung. Sie kann dieſen Dienſt hoch auffaſſen und niedrig.
Sie kann Gemeinſchaft (oder wenigſtens einen kurzlebigen Erſatz
für ſie) ſtiften nach den üblen Seiten der Menſchennatur, die für
hetzeriſche Parteiung, für denunziantoriſchen Klatſch empfänglich
ſind — und ſie kann Gemeinſchaft ſuchen im Anſchluß an tragende
Lebenswerte, im Betreuen eines warmen ſtadtbürgerlichen
Zu=
ſammenhanges, in der Vertretung vaterländiſcher Grundgefühle,
im Streben nach Geiſtesbildung. Als ein bloßes „Mittel” iſt die
Zeitung ſo vielſeitig einſtellbar wie der Menſch überhaupt. Aus
menſchlichen Leidenſchaften, Bedürfniſſen, Denkweiſen beſtreitet
ſich ja ihr Daſein. Aber eben daraus folgt, daß es ein Ideal
gibt, das jede Zeitung, ſie möge ſtehen wo ſie wolle, verpflichtet.
Das iſt die Forderung, daß die Zeitung ſich in der Weiſe eines
vollwertigen, redlichen Menſchen verhalte, der für eine
lebens=
fähige Gemeinſchaft wirklich repräſentativ iſt. Kampfzeiten mögen
an dieſem Ideal gelegentlich rütteln; es bleibt trotzdem beſtehen.
Beſtehen bleibt die Pflicht, daß jede Zeitung aufſteige zur
Hal=
tung einer freien, geiſtes= und herzensweiten Perſönlichkeit, die
den Volkszuſammenhang innerlich erlebt hat, die Gefühl für
eigne und fremde Ehre beſitzt und ein beſtimmtes Wiſſen um die
höheren, bleibenden Werte. Ein wirklicher lebensvoller Menſch
ſoll die Zeitung ſein, der ein inneres Recht zum öffentlichen
Spre=
chen beſitzt. Das äußere Recht des Sprechens kann man kaufen;
jeder, der Geld genug hat, kann eine Zeitung gründen. Aber
jenes inwendige Recht kann nicht gekauft, es muß erworben
wer=
den durch tatſächliche Bewährung gemeinſchaftsfähiger Geſinnung.
Schlechte Zeitungstypen werden leben, ſolange es
Nieder=
tracht in Menſchenherzen gibt; und die Niedertracht wird nie
ver=
legen ſein um ein ziervolles Mäntelchen zur Bedeckung ihrer
Blöße. Sie wird im Namen der Menſchenrechte oder eines
be=
ſtimmten Klaſſenintereſſes oder gar der „Wahrheit” ſelbſt Kurs
zu gewinnen ſuchen. Aber es gibt ein Dauerndes in den
menſch=
lichen Zuſtänden, das nicht von heute und nicht von geſtern iſt.
Auf dieſes Dauernde wird die Zeitung immer wieder
einſchwin=
gen müſſen. Sie wird einſchwingen müſſen auf diejenige
Men=
chenhaltung, bei der Gemeinſchaft gedeihen kann, Gemeinſchaft
von Augenblick zu Augenblick, durch eine Arbeit aus dem Tag für
den Tag.
Dieſes „Aus dem Tag für den Tag” gibt jene Seite der
Zei=
tungsarbeit an, wo ſie oft zu einem Kleinkrieg wird, zu einem
Nahkampf um Menſchentum und Gemeinſchaft, hart am Gegner,
hart an den widerſpenſtigen „Sachen”, die die weitere Sicht
ver=
ſtellen. Schopenhauer hat von da aus die Zeitungen die „
Sekun=
denzeiger der Weltgeſchichte” genannt und hat ſtreitluſtig
hinzu=
gefügt: „Dieſe ſind nicht nur meiſt aus unedlerem Metall, ſie
gehen auch ſelten richtig”. Da ſpricht der Philoſoph in ſeinem
erlauchten Abſeits. Aber als täglich=alltägliche Verteidigung des
Menſchentums in ſeinen feſt gewordenen Momenten, die ihre
ge=
ſchichtliche Beharrungskraft haben und der Umſtimmung mit
Recht zunächſt einen Widerſtand entgegenſetzen, iſt die
journali=
ſtiſche Arbeit auf eine andere Art von „Richtigkeit” verwieſen als
das philoſophiſche Denken. Sie hat das Leben im Augenblick zu
verwalten als ein menſchenwürdiges Leben, ſie hat es zu halten
und auszubauen. Beim Blick in alte Zeitungen wird man
ge=
wahr, was das beſagt. Prall und herzerquickend anſchaulich lebt
darin der damalige Augenblick in einer unerſetzlichen Art der
Bekundung, jederzeit wieder heraufzurufen; der Augenblick, der
einmal wirklich ſein mußte und mit vollem Anteil durchgelebt
werden mußte, damit die jetzige Stunde legitim herzutreten und
ihr neues Geſetz aufſtellen konnte. Heute noch erfährt man aus
den Pariſer Berichten der „Voſſiſchen Zeitung” oder der „Haude=
Spenerſchen Zeitung” im Jahrzehnt 1789—1799 mehr über die
franzöſiſche Revolution als aus der beſten ſyſtematiſchen
Dar=
ſtellung; und zwar bedeutet „mehr” hier ein Mehr an
unmittel=
baren Lebenszügen, die ſofort geiſtige Einſicht und Erkenntnis
aufbauen.
Die Zeitung lebt das Leben als etwas Zuſammenhängendes;
darin liegt ein beſonderer Wert. Sie lebt es im Beſtehen und
im gleitenden Weitergehen der Momente, in derſelben ruhigen
Art, wie auch der wirkliche Menſch die Wenden, die Einſchnitte,
die Uebergänge von Zeitalter zu Zeitalter überdauert, vom Gang
der Stunden geführt, genährt mit täglichen Freuden und
Lebens=
reizen. Es iſt in der täglichen Wiederkehr der Zeitung etwas
vom tieferen Gleichmut des Lebens zu ſpüren, etwas
Unerſchüt=
terliches aus dem Grund der Dinge. Es hat Zeiten gegeben, wo
das recht wichtig, wo es eine wahre Lebenshilfe war. Zeitung
heißt: Fortgang des Lebens von Tag zu Tag, und Fortgang des
Geſprächs darüber. Auch dieſer Fortgang des Geſprächs, wie
er von der Zeitung getragen wird, iſt Dienſt; nämlich Dienſt an
der Sicherung menſchlicher Erlebnisform. Was geſchieht, wenn
beiſpielsweiſe in politiſch unruhigen Augenblicken die Zeitungen
ausbleiben? Es treten merkwürdige Stauungen auf, die ſich
ge=
fährlich häufen können. In den Leerraum wuchert
Gerüchtbil=
dung, die Gemüter erhitzen ſich auf ungeſunde Art, es kommt zu
neurotiſchen Allgemeinzuſtänden, es kommt zu der lebenswidrigen
Erſcheinung „Gemeinſchaft ohne Wort”. Wo Gemeinſchaft iſt,
muß auch das Wort zugegen ſein, und ſei es auch nur das Wort
als Geſpräch, als wahre Mitteilung von Ereigniſſen. Es gehört
zur Würde der Zeitung, daß ſie an der Verwaltung des zur
Ge=
meinſchaft gehörigen „Wortes” beteiligt iſt. Und da „Wort” nur
als wahres Wort erfüllt iſt, iſt es nicht Willkür, ſondern Weſen
der Zeitung, erſtens Wahrhaftigkeit von ſich ſelbſt und zweitens
Freiheit von außen zu fordern. Zeitungen als ſolche ſpielen
da=
mit eine beſtimmte Rolle in der geiſtigen Geſunderhaltung des
Volkes. Ganz von weitem und mit aller gebotenen Vorſicht darf
man ihre Handhabung des „Geſprächs” mit dem höheren Amt
der Dichtung oder der Kunſt vergleichen. Denn auch der Dichter
iſt in ſeiner nationalen Amtswaltung nichts anderes als der
Wächter darüber, daß das Volk mitten in allem Tumult des
Ge=
ſchehens „am Wort” bleibe, welches das Geſchehen faßlich macht
nach menſchlichem Maß.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 19
Ditüdesntosklnnc 1oorranb root
Von Max Streeſe.
Wenn man heute eine moderne große Druckerei durchwandert,
Maſchinen von Rieſenausmaßen ſieht, in denen Tauſende von
Zahnrädern präzis gearbeitet, ineinandergreifen, um modernſte
und größte Druckerzeugniſſe in kürzeſter Zeit herzuſtellen, wird
man ſich ſo leicht keine Vorſtellung davon machen können, wie
eine Druckerei etwa um die Zeit der Gründung der L. C.
Wittich=
ſchen Hofbuchdruckerei in Darmſtadt ausgeſehen hat. Zwar die
Technik des Druckens iſt einerſeits viel älter als 250 Jahre, ſie
reicht bekanntlich weit vor den eigentlichen Erfinder der
Buch=
druckkunſt, Johannes Gutenberg, zurück, aber ſie iſt in ihrem
Grundprinzip, trotz des gewaltigen Unterſchiedes zwiſchen den
komplizierten Maſchinen von heute und den ganz primitiven
höl=
zernen Handpreſſen von damals gleich geblieben. Inſofern
näm=
lich, als von einem Druckſtock, mag es nun Bild oder Buchſtabe
ge=
weſen ſein, der mit Farbe verſehen wurde, auf Papier Abzüge
gemacht wurden und ſo das Druckerzeugnis hergeſtellt wurde.
Dieſes Prinzip der Drucktechnik iſt allerdings das einzige
geblie=
ben, was durch die Jahrhunderte erhalten wurde und auch wohl
in Zukunſt nicht vom Druckerzeugnis zu trennen iſt.
Wenn geſagt wurde, daß ſchon vor dem Erfinder der
Buch=
druckkunſt, von dem Mainzer Patrizier Johann Gensfleiſch,
ge=
nannt Gutenberg, Erzeugniſſe im Druckverfahren hergeſtellt
wur=
den, ſo muß doch Gutenberg als der Erfinder des eigentlichen
Buchdruckes nach wie vor gelten. Die Erzeugniſſe der Druckkunſt
ror ihm beſchränken ſich nach dem Ergebnis der Erforſchung von
Frühdrucken auf den Abdruck von Bildern und Zeichnungen, auch
wohl von Schriftzeichen, deren Negativ in Holz geſchnitten wurde
und dann im mechaniſchen Verfahren vervielfältigt, alſo gedruckt
werden konnte. Die Erfindung Gutenbergs iſt im weſentlichen
die Herſtellung einzelner Typen, Buchſtaben, die nunmehr zu
Worten, Zeilen und Seiten zuſammengeſtellt werden konnten, ſo
daß ein und derſelbe Buchſtabe beliebig oft Verwendung finden
konnte. Seine Erfindung iſt alſo eigentlich mehr die des Setzens.
Nunmehr war es möglich, mit einem gewiſſen Vorrat von
Buch=
ſtaben Worte, Zeilen und ſchließlich ganze Bücher zu ſetzen und in
beliebiger Auflage zu drucken. Die
Buch=
druckkunſt war geſchaffen. Alles, was
in den vergangenen Jahrhunderten
folgte, baute auf dieſer Erfindung
Gutenbergs auf.
Der Vorläufer der heutigen großen
Druckmaſchinen war und blieb lange
Jahre ein einfaches Holzgerüſt, wie aus
der Abbildung erſichtlich, das, da der
obere Querbalken des Gerüſtes einen
ſtarken Gegendruck auszuhalten hatte,
ſehr oft ſeinen Stützpunkt an der Decke
des Druckraumes fand. In dem Geſtell
war ein beweglicher Tiſch angebracht,
auf dem der Satz der einzelnen
Buch=
ſtaben, in der gewünſchten Form und
Größe durch eine Art Schließrahmen,
wie ſie ſelbſtverſtändlich auch heute noch
in Gebrauch ſind, zuſammengehalten
wurde. Das Typenbild wurde mit Farbe
beſtrichen, ein feuchtes Blatt Papier
daraufgelegt, der Tiſch unter den
Schraubhebel geſchoben, und durch
kräf=
tigen Druck übertrug ſich das
Schrift=
bild auf das Papier.
Die Abbildung der Werkſtatt eines
Papiermachers aus dem Jahre 1568 läßt
vermuten, daß die damals ſchon in
Ge=
brauch befindliche Papierpreſſe das
Vorbild auch für die Buchdruckpreſſe
ge=
weſen iſt. Dieſe primitive Art der
Preſſen, die ſelbſtverſtändlich vielfach
variiert, vergrößert und verkleinert, in
Technik und Material verbeſſert wurden,
blieben in Gebrauch bis in die neuere
Zeit, d. h. bis aus dem Holzgeſtell ſich
nach und nach eine Maſchine aus Metall
entwickelte. Die heute noch in großen
Druckereien vorhandenen Handabzug=
Apparate zur Herſtellung von Korrekturfahnen veranſchaulichen
am beſten die Technik der erſten Druckmaſchine.
Selbſtverſtändlich wurden mit der Erfindung der
Einzelbuch=
ſtaben auch die erſten Setzkäſten erfunden, d. h. große Käſten mit
vielen Gefachen, in deren jedem die Buchſtaben und
Satz=
zeichen lagen, ſo daß ſie für den Setzer griffbereit zu faſſen waren,
damit das Setzen der Buchſtaben zu Worten und Sätzen möglichſt
beſchleunigt werden konnte. Auch dieſe Setzkäſten ſind heute noch
in modernen Setzereien für Handſatz in Gebrauch. Die Buchſtaben
in den Gefachen ſind nicht etwa alphabetiſch geordnet, vielmehr
ſind die einzelnen Gefache nach Größe und Platzordnung ſo gefügt,
daß die meiſt gebräuchlichen Buchſtaben und Satzzeichen dem
Handgriff am nächſten und bequemſten liegen.
Im Gegenſatz zu früher übt der Handſetzer ſeine Tätigkeit
heute ſtehend aus. Dieſe Setzkäſten ſtehen ſchräg auf Pulten. Nach
alten Bildern durfte der Handſetzer früher ſeine Tätigkeit ſitzend
ausüben. Die ſchräggeſtellten Setzkäſten, in den Einzelfächern
durchweg gleich, ſtanden auf halbhohen, offenen Geſtellen. Eine
Druckerei, etwa aus der Zeit der Gründung der Fa. L. C. Wittich,
zeigt 1—2 Druckpreſſen und einige wenige Setzkäſten, und zwar im
gleichen Raum.
In einem der Gutenberg=Geſellſchaft in Mainz geſtifteten
Werkchen von Karl Dieterichs, „Die Buchdruckpreſſe von Johann
Gutenberg bis Friedrich König”, wird eine alte Drückerei wie
folgt beſchrieben: Im Gegenſatz zum Deckbrett der Papiermacher=
preſſe mußte bei der Druckpreſſe zwiſchen Tiegel (Tiſchbrett)
Druckſpindel eine Verbindung geſchaffen werden, dergeſtalt, aß
der Tiegel die Vertikalbewegung der Spindel mitmachte, ohne on
ihrer Drehbewegung berührt zu werden. Den Gegenpol des
ſe=
gels bildet die Druckform, die von dem Druckfundament, das ſie
Oberfläche des ſich horizontal bewegenden „Karren” bildet,
If=
genommen wird. Die Abmeſſungen des letzteren ſind beſti nt
durch die Größe des Satzſpiegels zuzüglich Raum für das Schli en
der Form. Für ein gutes Ausdrucken iſt die völlig para le
Stellung des Druckfundaments zum Tiegel Vorbedingung, ſie
Verwendung von Holz hat ſich wahrſcheinlich bald als unzi
ck=
mäßig erwieſen, die die Erhaltung der ſtändig ebenen Fläche,
u=
mal wenn, wie im vorliegenden Fall, eine Zuſammenſetzung As
zwei Stücken in Frage kam, Schwierigkeiten machte und an en
vom Satz berührten Stellen eine raſche Abnützung eintrat. in
behob dieſe Schwierigkeiten dadurch, daß man in einem auf m
Karren montierten Kaſten einen entſprechend hergerichteten S.n,
w.hl urſprünglich Sandſtein, ſpäter Schiefer oder Marmor, Iſe,
deſſen Lage durch Einbettung in Sägemehl, Sägeſpäne und
r=
gleichen geſichert wurde. Noch heute wird im Franzöſiſchen ᛋs
Druckfundament mit „marbre” bezeichnet.
Die ſtufenweiſe Entwicklung des Druckereibetriebes aus di m
primitiven Anfängen bis heute iſt ſo umfangreich und gewa g.
daß die einzelnen Phaſen dieſer Entwicklung in dieſer Betracht ig
entbehrt werden müſſen.
Bewundernswert bleibt immer die Tatſache, daß die a m
Druckmeiſter mit ihren primitiven Mitteln, vor allem mit er
einfachen Holzpreſſe, Druckwerke, vor allem Bücher, von un r
gänglicher Schönheit herſtellen konnten.
Die Druckerei von heute: Vom bekannten Tagblatthaus in /
Rheinſtraße, durch deſſen ſchönes ſchmiedeeiſernes Tor der Da
g=
ſtädter gewohnt iſt, die Druckerei Wittich zu betreten, bis ir
Bleichſtraße zieht ſich der Häuſerblock, der im Laufe der Jar=
zehnte zu einem in ſich geſchloſſenen Werkbau in vielfachen U.*
und Anbauten geſtaltet wurde. Im Tagblatthaus ſelbſt ſind her
die Privatbüros der Betriebsführung, die der Buchhaltung uſ
untergebracht. Hier ſind auch die Räume der Schriftleitung d
„Darmſtädter Tagblatts” uſw. Vorbei an den Druckereikontor
und denen der kaufmänniſchen Leitung führt ein langer Gang
erſten Stockwerk zur Setzerei. Den erſten Teil des rieſig
Setzerraumes nimmt der Speiſeſaal für die Betriebsangehörig
ein, dann folgen Büroräume der Betriebsleitung, der Korre
toren, Zeichenſäle für die Graphiker, die Werkſtatt für d
Vergolder. Der Teil der Setzerei, den der Beſucher zuerſt betri
iſt der der Werk= und Akzidenzſetzerei (Bücher und Gebrauch
druckſachen). Daran ſchließt ſich die Setzerei des „Darmſtädt
Tagblatts” mit den Setzmaſchinen (Linotype und Monotype) ur
der Handſetzerei für Inſeratenſatz. Eine Treppe tiefer betr:
man zunächſt, nunmehr von der Bleichſtraße aus, die
Buchbinder=
dann den großen Maſchinenſaal, der ſich wieder bis zum Vo
derhaus in der Rheinſtraße hinzieht. Im Kellergeſchoß ſind d
großen Rotationsmaſchinen, die Stereotypie, die Druckſachenpri
ſtelle, die Verſandabteilung und das gewaltige Papierlager unte
gebracht. Im Parterre des Tagblatthauſes ſind die Schalte
räume für die Anzeigenannahme und daran anſchließend di
Büros für die Leitung der Anzeigenabteilung uſw. Gegenüb
dem Schalterraum, im weſtlichen Flügel, iſt eine vollſtändi
Chemigraphie eingerichtet, in der Kliſchees, Autotypien, Strie
Druckerei um 1700.
2
ve
dei
wi
it
eine
eint
ätzungen uſw. hergeſtellt werden. Der zweite Stock enthält weitere
Büroräume, die Telephonzentrale, Materiallager, Magazin u. a. m.
In den Werkräumen, ſoweit ſie oben aufgezählt wurden,
ſtehen heute neben vielen Hilfsmaſchinen etwa folgende Maſchinen:
6 Handpreſſen,
1 Kupferdruck=Preſſe.
Monotype=Anlage (3 Taſter, 2 Gießmaſchinen),
6 Linotype=Maſchinen,
1 Blindmaterialgießmaſchine,
6 Tiegel, darunter 4 Heidelberger Automaten,
16 Stoppzylinder=Maſchinen,
2 Zweitouren=Maſchinen,
2 Stereotypie=Prägepreſſen,
2 Stereotypie=Gießmaſchinen,
2 Rotations=Maſchinen,
4 Falzmaſchinen,
4 Schneidemaſchinen,
3 Drahtheftmaſchinen,
2 Buchfaden=Heftmaſchinen,
Stanzmaſchine.
die komplette chemigraphiſche Einrichtung mit
Aetz=
maſchine,
1 Gouillochiermaſchine zur Herſtellung von Wertpapieren
und Banknoten.
Mit der Fachbezeichnung dieſer Maſchinen weiß der Leſer
vermutlich wenig anzufangen. Vielleicht können ihm die
folgen=
den kurzen Feſtſtellungen etwas ſagen: Die Handpreſſe dient,
wie ſchon eingangs erwähnt, noch heute, nach dem Prinzip der
erſten Druckpreſſe, zur Herſtellung von Korrekturabzügen. Die
Kupferdruckpreſſe dient, wie der Name ſagt, zur
Anfer=
tigung von Kupferdrucken. Das ſind Tiefdrucke, im Gegenſatz zu
den noch bekannten Druckarten Flach= und Hochdruck. Tiefdruck
heißt alſo, das Bild bzw. die Schrift iſt in eine Kupferplatte
radiert oder geätzt. Die Farbe, die ſich auf dem Papier abdruckt,
füllt die Vertiefungen aus. Der Flachdruck iſt Steindruck, d. h.
es wird von einem flachen Stein gedruckt, auf dem das Druckbild
gezeichnet und leicht eingeätzt iſt. Der Hochdruck iſt der Buchdruck,
d. h. es wird von den auf dem Schrift= oder Bildkegel erhaben
herausgeſchnittenen bzw. gegoſſenen Bild oder Buchſtaben gedruckt.
Die Linotype=Setzmaſchine iſt eine Zeilenſetz= und
Gießmaſchine, d. h. ſie ſetzt nicht einzelne Buchſtaben, ſondern
Ma=
trizen werden zu Zeilen zuſammengeſetzt und von der Maſchine zu
einer fertigen Zeile gegoſſen. Dieſe Maſchine ſetzt pro Stunde etwa
6—7000 Buchſtaben und gießt dieſe im gleichen Arbeitsgang zu
einzelnen Zeilen. Linotypemaſchinen für Inſeratenſatz ſind
Mehr=
magazin=Maſchinen, die Schriften verſchiedener Kegelgrößen ſetzen.
— Die Monotype=Maſchine beſteht aus einem Taſtapparat,
ähnlich einer Schreibmaſchine, mit dem Papierſtreifen gelocht
wer=
den, die zum Gießen von Einzelbuchſtaben in der Gießmaſchine
ver=
wendet werden. Dieſe Maſchinen werden beſonders für
ſchwierig=
ſten Tabellenſatz, Fahrplanſatz uſw. verwendet. Sie ſetzt etwa 5 bis
11000 Buchſtaben in der Stunde. Die Gießmaſchine kann in der
gleichen Zeit 5—9000 Buchſtaben gießen, je nach der Kegelgröße.
Der Tiegel iſt eine Kleindruckmaſchine, die für Ein= und
Mehrfarbendruck und auch für Prägungen verwendet wird. Die
Papierbogen werden hier mit der Hand an= bzw. eingelegt.
Da=
neben gibt es Automaten, die das Anlegen der Papierbogen ſelbſt
übernehmen und zu einer bedeutenden Leiſtungserhöhung
gegen=
über der Handanlage kommen. Sie leiſten bis 3000 Drucke in der
Stunde.
Die Schnellpreſſen werden für Ein= und
Mehrfarben=
drucke gebraucht. Sie gehören zu den Flachdruckmaſchinen, im
Gegenſatz zu den Rotationsmaſchinen. Die Papierbogen werden
einzeln mit der Hand oder automatiſch eingelegt. Ein
Sonder=
gebiet dieſer Maſchinen iſt die Herſtellung von Drei= und
Vier=
farbendrucken. Dieſe Maſchinen ſind mit Stoppzylindern verſehen,
Eine Hand=Druckpreſſe.
Die Franklin=Preſſe. Um 1730.
das ſind Zylinder, die nach jedesmaliger Umdrehung, dem
Be=
drucken einer Bogenſeite, pauſieren, bis der nächſte Bogen
ange=
legt iſt. Als beſonders leiſtungsfähig ſind die Zweitourenmaſchinen
zu nennen.
Die Stereotypie=Prägepreſſen prägen das Satzbild
in Pappmatritzen, die zu Druckplatten alsdann mit Blei
ausge=
goſſen werden.
Die Rotationsmaſchine, auf der neben anderen
Druck=
ſachen in hoher Auflage allnächtlich das Tagblatt gedruckt wird,
drucken mit Zylindern, die ſtändig rotieren, alſo fortlaufend
drucken. Das Papier mus darum nicht in einzelnen Bogen,
ſon=
dern in Rollen verwendet werden, die 7—8 Kilometer lang ſind.
Zu dieſen Maſchinen gehört die Stereotypie=Gießmaſchine, in der
die ehedem flachen Platten des Satzes zu Rundplatten gegoſſen
werden, die dann auf die rotierenden Zylinder befeſtigt werden.
Die Tagblatt=Rotationsmaſchine, ein Fabrikat von König u.
Bauer und MAN., iſt im Gegenſatz zu den früher gebräuchlichen
bänderlos, d. h. die Führung des Papiers durch Bänder fällt weg.
Auf dieſen Maſchinen können 32 Seiten Tagblatt gleichzeitig
ge=
druckt werden. Sie druckt in dieſem Umfang in der Stund= 7000
Exemplare, bei nur 16 Seiten Umfang ſelbſtverſtändlich die
dop=
pelte Anzahl, und bei 8 Seiten die vierfache Anzahl, ſo daß bei
8 Seiten in einer Stunde 28 000 Eremplare gedruckt werden können.
Falzmaſchinen ſind Maſchinen, die Druckbogen ein=,
zwei=, drei= oder vierfach zuſammenlegen, falzen. Dieſe Maſchine
kann 2500—3000 Exemplare in der Stunde falzen. Auf der
Kleinfalzmaſchine können etwa 30 verſchiedene Falzungen
wie Wickelfalz, Leporello und normale Falzungen hergeſtellt
werden.
Die Blindmaterialgießmaſchinedient zur Herſtellung
von Blindmaterial. Blinmaterial iſt das — der Name ſagt es
ſchon —, was in der fertigen Druckſache nicht zu ſehen iſt, d. b.
alſo die Zwiſchenräume zwiſchen Buchſtaben und Zeilen.
Zur Buchbinderei gehören neben vielen Hilfsmaſchinen
als beſonders wichtig die Schnell=Schneidemaſchine zum
Beſchneiden von Broſchüren und Büchern, zum Zuſchneiden von
Planbogen uſw. Der Dreiſchneider beſchneidet einen
Buch=
block gleichzeitig an 3 Seiten. Die Drahtheftmaſchine iſt
für ſeitliche und Rückenheftung von Broſchüren, Kalenderblock=
und dergleichen zu verwenden.
Damit iſt ſelbſtverſtändlich nur eine ganz kurze Beſchreibung
der wichtigſten Maſchinen möglich geweſen. Der Leſer ſieht aber
daraus ſchon, wie ungeheuer der Unterſchied zwiſchen einer
moder=
nen Drucker,i von heute gegenüber der von etwa 1684 iſt.
Was die Maſchinen heute, im Gegenſatz zu den Anfängen
der Druckunſt leiſten, mag an einem Beiſpiel gezeigt werden.
Wollte man eine Nummer des Darmſtädter Tagblatts mit den
Mitteln und Maſchinen herſtellen, die 1684 in Gebrauch waren,
würden dazu etwa bei zwölfſtündiger (damals üblich)
Arbeits=
zeit rund 100 Setzer und etwa 1600 Drucker benötigt
werden. Auch der Laie kann ſich danach ausrechnen, wo hoch ſich
etwa der Abonnementspreis ſtellen würde, wenn — die Maſchine
nicht die unglaubliche Verbilligung ermöglichte. — Die geſamte
Druckerei L. C. Wittich beſchäftigt heute etwa 320 Arbeiter der
Fauſt und der Stirn.
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Nr. 270 — Beike 7
[ ← ][ ][ → ]Sonntag, 30. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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A Kn [ ← ][ ][ → ]Sonntag, 30. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 270 — Seite 9
Maffois Tomaadoit.
Beunruhgung und Mißtrauen der Kleinen Entente. — Ohne Deutſchland keine Löſung des Donauproblems.
Donauraum und Kleine Enkenke.
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, Ende September 1934.
Im Pakt von Rom vom März 1934, durch welchen die
politi=
ſchen und wirtſchaftlichen Intereſſen Italiens, Oeſterreichs und
ungarns auf einen gemeinſamen Nenner gebracht werden
ſoll=
ten, war eine Erweiterung inſofern vorgeſehen, als an die an
dem Donauram intereſſierten Länder die Einladung erfolgte,
ſich dem Dreierpakt zumindeſt in wirtſchaftlicher Hinſicht
anzu=
ſchließen. War dieſe Einladung in den Kreiſen der Staaten der
Kleinen Entente vorerſt mit einigem Mißtrauen aufgenommen
worden, ſo ließ ſich im Verlaufe der Verhandlungen in Genf
von Seite der Tſchechoſlowakei eine unanzweifelbare
Bereit=
willigkeit feſtſtellen, die Möglichkeit einer Teilnahme an dem
Dreierpakt in Erwägung zu ziehen, denn ſchließlich hat man in
Prag aus verſchiedenen Gründen ein ſtarkes Intereſſe daran,
an den von Muſſolini entworfenen Donauplänen aktiv
wenig=
ſtens als Beobachter aus nächſter Nähe teilnehmen zu können.
Inzwiſchen ſcheinen die tſchechiſchen Staatsmänner aber mit
Rückſicht auf das in Südflawien gegenüber dem italieniſchen
Nachbarn gehegte Mißtrauen einen anderen Weg der Teilnahme
an den römiſchen Protokollen für diplomatiſcher zu halten,
wes=
halb denn auch die tſchechiſche Preſſe zu melden weiß, die Auf=
reich handelte und gegen den ſich ſowohl von ſeiten
Deutſch=
lands als auch Italiens Widerſtände geltend gemacht haben.
Durch die jetzige italieniſch=franzöſiſche Annäherung ſei der
günſtige Umſtand gewährleiſtet, daß aus einem gemeinſamen
franzöſiſch=italieniſchen Wollen heraus die Bündnisverſuche
ent=
ſtünden, wodurch die politiſche Situation weſentlich geklärt
er=
ſcheine. Damit aber ſeien allerdings die wirtchaftlichen
Hinder=
niſſe nicht beſeitigt. Wie man dieſe Schwierigkeiten überbrücken
könnte, darüber iſt man ſich vorderhand noch nicht klar, weshalb
man es bei halben Andeutungen dahingehend bewenden läßt,
„daß ſich inzwiſchen die Stellung Deutſchlands änderte, und
„daß Deutſchland in wirtſchaftlicher Hinſicht heute nicht mehr
das Gewicht hat wie früher”.
So ſchwierig es iſt, die künftige Entwicklung im
Donau=
raum, in welchem Italien ſeine Machtſtellung immer mehr
aus=
zubauen beſtrebt iſt, vorauszuſagen, die Ergebniſſe der künftigen
Beſprechungen des tſchechiſchen und jugoſlawiſchen
Außen=
miniſters mit Muſſolini abzuſchätzen, ſo ſicher und feſtſtehend
bleibt es, daß eine Regelung der Mitteleuropafrage ohne oder
gegen das Deutſche Reich ſich ſchon nach ſehr kurzer Zeit als
unmöglich erweiſen müßte, weshalb denn auch an dieſer Stelle
der Hoffnung Ausdruck verliehen ſei, daß ſich die um dieſe
Regelung bemühten Staatsmänner endlich darüber klar werden
mögen: daß ohne Rückſichtnahme auf Deutſchland das
Donau=
raumproblem unlösbar bleibt!
Beneſch.
Muſſolini.
Barthon.
faſſung, daß die Tſchechoſlowakei als viertes Mitglied dem
Rom=Pakte beitreten würde, ſei irrig. Die Möglichkeit einer
Zuſammenarbeit ſei nur inſofern gegeben, als der Block Italien=
Oeſterreich=Ungarn zu einer Zuſammenarbeit mit der Kleinen
Entente als zweitem Block gelange. Da dieſe beiden Blocks
gleiche Ziele verfolgten — das heißt, die Regelung der
ver=
worrenen Verhältniſſe in Mitteleuropa anſtreben — ſei eine
ſolche Zuſammenarbeit durchaus im Bereiche der Möglichkeit
gelegen, wenn auch nicht zu verkennen ſei, daß in den
wider=
ſtrebenden wirtſchaftlichen Verhältniſſen noch mancherlei
Hinder=
niſſe zu überwinden wären.
Reichlich unklar und widerſprechend ſind andererſeits die
Unſichten über das vielerörterte Abkommen zwiſchen Rom und
Paris, über das in den Ländern der Kleinen Entente eine
eichte Unruhe nicht zu verbergen iſt. In dieſem Abkommen, das
ich auf ein gemeinſames Vorgehen Italiens und Frankreichs
m Donauraum ſowohl als auch auf dem Balkan bezieht, ſieht
die Kleine Entente eine Gefährdung ihrer Poſition gegenüber
Frankreich, als deſſen oſtpolitiſchen Stützpfeiler ſie ſich bisher
ühlte. Da auch durch die franzöſiſche Annäherung an Moskau
frankreich freiere Hand gegenüber der Kleinen Entente erhält,
ſt es begreiflich, daß ſowohl der tſchechoflowaliſche wie der
umäniſche Außenminiſter ein ſtarkes Intereſſe an den Tag
egen, mit Muſſolini über die Frage des — bisher immer
wie=
er dementierten — Bündniſſes Rom=Paris perſönlich zu
debat=
ieren, zu welchem Zwecke ſowohl Herr Beneſch als auch Herr
Titulescu im Oktober die Reiſe nach der italieniſchen
Haupt=
adt antreten werden. Es liegt in der Natur der Dinge, wenn
einem Teil der tſchechiſchen Preſſe betont wird, daß, „wenn
3 ſich bei der bevorſtehenden Romreiſe um die Vertretung der
kleinen Entente handelt, eher Titulescu als der derzeitige
Vor=
tzende fahren werde, während Außenminiſter Dr. Beneſch nur
1s Vertreter der Tſchechoflowakei Rom beſuchen würde.”
Jeden=
als geht man nicht fehl in der Annahme, daß der wirkliche
zrund der bevorſtehenden Vorſprache Titulescus und Beneſchs
ei Muſſolini in der Befürchtung Rumäniens und der
Tſchecho=
owakei zu ſuchen ſein wird, durch ein Bündnis Rom=Paris
junte die Geltung dieſer beiden Länder im Donauraum eine
iinbuße erleiden, wie es gewiß iſt, daß in Südſlawien die
ühlung Italiens mit Frankreich mit ſtarkem Mißtrauen ver=
Ugt wird, da Belarad, wie aus den ausfälligen Kommentaren
er ſerbiſchen Preſſe zu den Nachrichten über die Nom=Pariſer
ſüindnisbeſtrebungen zu erkennen iſt, dem italieniſchen Nachbar
ud ſeinen politiſchen Zielen nicht recht zu trauen ſcheint . .
Im Gegenſatz dazu wenden die italieniſchen Blätter in der
tzten Zeit der tſchechiſchen Außenpolitik ein bemerkenswertes
Utereſſe zu, wie ſich überhaupt manche Berührungspunkte der
glieniſchen Politik mit den außenpolitiſchen Konzeptionen des
r. Beneſch ergeben zu haben ſcheinen. Inwieweit freilich
die=
r Annäherung des „Eindringlings in Oeſterreich” — ſo
be=
ichnen die Belgrader Blätter Italien — wirklich aufrichtige
ründe beizumeſſen ſind, wird noch abzuwarten ſein Tatſache
daß ein konkreter Plan hinſichtlich des Anſchluſſes der
ſchechoflowakei an den Rom=Pakt gegenwärtig noch nicht
vor=
egt, daß aber jedenfalls Dr. Beneſch beſtrebt iſt, Mittel und
jege zu finden, einerſeits wenigſtens im Rahmen der
erweiter=
u römiſchen Protokolle die Beobachtungsrolle einnehmen und
iderſeits die Gefahren bannen zu können, von denen man ſich
Zuſammenhang mit der Diskuſſion über das
italieniſch=
anzöſiſche Abkommen in den Ländern der Kleinen Entente,
Sbeſondere aber in Jugoſlawien bedroht ſieht.
Die Entſcheidung über den Zeitpunkt der Romreiſe Dr.
eneſchs iſt bisher noch nicht gefallen. Dagegen behauptet ein
eil der tſchechiſchen Preſſe im Gegenſatztz zu früher
ausge=
rochenen Vermutungen, daß der jetzige Verſuch, eine
Zuſam=
enarbeit zwiſchen dem italieniſchen Block und dem Block der
leinen Entente zur Regelung der Verhältniſſe in Mitteleuropa
rbeizuführen unter günſtigeren Begleitumſtänden ſtehe wie
r Zeit des Tardieu=Planes, bei dem es ſich um die
Zuſam=
enarbeit der Kleinen Entente=Staaten mit Ungarn und Oeſter=
* Preſtige=Polikik.
Von unſerem F=Korreſpondenten.
Rom, Ende September.
Man darf bei der Beurteilung oder Bewertung aller
Ereig=
niſſe in Politik und Wirtſchaft als Grundlage ein einziges Ariom
aufſtellen, wenn man die Fakten der Jetztzeit in Betracht zieht:
Alle Regeln, Erfahrungen, mit ihnen die Möglichkeiten der Folgen
oder gegenſeitigen Rückwirkungen, kurz alles, was zum feſten
Be=
ſtand der „Kenner”, der „Sachverſtändigen” und „Wiſſenden”
ge=
hörte, gelten nicht mehr. Der Weltkrieg und ſeine Folgen haben
alle ſogenannte Vernunft, mit der ſich früher Politik und Wirtſchaft
bis zu einem gewiſſen Maße beurteilen ließen, ungültig gemacht.
Eine neue Politik und Wirtſchaft mit bisher noch nicht erprobten
Regeln und Geſetzen hat ſich breitgemacht. Dieſer „Bolſchewismus”
des Geſchehens iſt ſchwer für die zu erkennen, die zwar „
Routi=
niers”, oft geriſſene, aber doch eben nur Leute der alten Zeit ſind,
und nicht verſtehen, daß Inſtinkt für das Neue mehr wert als
Er=
fahrung aus der alten Zeit iſt.
Hitler, Neurath, Schacht auf der einen Seite ſind Zeugen der
neuen Zeit. Barthou und Konſorten ſtehen auf der anderen Seite,
trotz großer Klugheit und Routine bisher noch nicht dem Neuen
gewachſen. Dazwiſchen nimmt Muſſolini eine mittlere Stellung
ein. Innenpolitiſch modern, ſoweit die Fähigleit der
Behelfsorga=
niſation Italiens es zuläßt, außenpolitiſch aber noch mit den alten
Prinzipien und Regeln belaſtet, die eine praktiſche Außenpolitik
hemmen und oft unmöglich machen.
Der beſte Beweis für dieſe Darſtellung iſt das franzöſiſch=
eita=
lieniſche Suchen nach einer Verſtändigung, die an der
jugoſlawi=
ſchen Frage zu ſcheitern ſcheint. Polen und Deutſchland waren
ſicher mehr geſchieden als Belgrad und Rom. Aber zwiſchen
Ber=
lin und Warſchau konnte man einen Weg finden, weil man ſich
nicht mehr an die alten, offiziellen Wegweiſer hielt. Zwiſchen
Rom und Belgrad aber ſcheint kein Pfad zu ſein, obwohl doch
angeblich alle Wege nach Rom führen.
Der Weg von Paris nach Rom und zurück iſt nach langer,
müh=
ſeliger Arbeit geebnet — der frühere franzöſiſche Botſchafter in
Nom, de Jouvenel, bat nicht nur durch ſeine kultivierten Diners
in der Stadt der antiken Kultur und modernen kulturellen
Be=
ſcheidenheit außerordentlich gewirkt —, die verſchiedenen Ereigniſſe
des letzten Jahres haben langſam endlich das Gerede vom
Revanche=
krieg Italiens gegen Frankreich wegen unterſchlagener
Kriegs=
beute — ausgerechnet an Seite von Deutſchland — verſtummen
laſſen. Nun könnten ſchließlich die Franzoſen auch einmal
pro=
bieren, was an italieniſchen Plänen, Wünſchen, Möchtegerns und
ſonſtigen Hoffnungen daran iſt, wenn es überhaupt ſo weit kommen
könnte, wo dieſes gefährliche Belgrad im Weg liegt, an dem die
Donau entlangfließt.
Mit der Donau aber iſt der „Donauraum” verbunden. Da in
Italien Geographie ſtets eine geheime und heilige Kunſt war —
als Bozen ſchon längſt „Bolzano” hieß, weigerte man ſich auf dem
Bahnhof in Rom, einen Koffer nach Bolzano anzunebmen, weil
Gepäck nur bis zur Grenze expediert werden dürſe — ſo iſt auch
der Begriff des Donauraumes etwas Zweifelhaftes.
Man kann den Donauraum auch einfacher mit „Balkan”
be=
zeichnen, ohne daß damit das Thema einſacher wird. Dieſer Balkan
begann einſt ungefähr bei Belgrad, und als Oeſterreich, das alte
Habsburger Reich, durch die Annexion von Bosnien und
Herzego=
wing das Prinzip des „Ouieta non morere” auf dem Balkan
nicht ſchonte, entfeſſelte es den Balkan= und damit den Weltkrieg.
Infolgedeſſen fängt heute der Balkan bereits in Wien an. Und
unter dieſem Eindruck handelt Italien. Seit den Tagen von Korfu
hat nun Muſſolini keine ſehr glückliche Hand im Balkan. Die
Wiener Folgen dieſes Sommers zeigen es von neuem, denn es
fehlte nicht viel, daß wieder die Ruhe im Balkan geſtört worden
(Fortſetzung auf Seite 10, zweite Spalte.)
Die Woche.
Das herrliche Herbſtwetter, das in dieſen Wochen die blauen
Geſtade des Geufer Sees verklärt hat, wird vielleicht im
Zu=
ſammenhang mit noch anderen Annehmlichkeiten, die Genf als
ein Zentrum des internationalen Reiſeverkehrs bietet, manche
der Delegierten über den wenig erfreulichen Verlauf der
Völker=
bundstagung getröſtet haben. In der Tat, die Herbſtagung 1981
ſtand unter einem unglücklichen Stern. Wenn es noch eines
Beweiſts für die Unzulänglichkeit und Arbeitsunfähigkeit des
Völkerbundes in ſeiner gegenwärtigen Form bedurft hätte, die
Verhandlungen der letzien Wochen hätten ihn reichlich geliefert.
Das iſt um ſo peinlicher, als ja dieſe Tagung mit in erſter
Linie den Zweck hatte, das recht abgeblaßte Anſehen der Sociöté
des Nations wieder etwas aufzufriſchen. Der Eintritt der
Sowjets war die große Zugnummer des vom franzöſiſchen
Außenminiſter inſzenierten Schauſpiels. „Aber ach, ein
Schau=
ſpiel nur!” Was bleibt an ſachlichen Ergebniſſen dieſer Wochen,
nachdem die tönenden Neden insbeſondere Herrn Litwinots
verklungen ſind? Schließlich iſt man doch in allen großen
Fragen, deren es ja genügend gibt, nicht einen Schritt
weiter=
gekommen, und ſelbſt in der öſterreichiſchen Frage iſt man über
einen recht lendenlahmen Beſchluß nicht hinausgekommen. Wenn
man nicht annehmen will, daß man mit verteilten Rollen
ge=
ſpielt hat und daß Herr Litwinow Herrn Barthou nur das
geeignete Stichwort geben wollte, hat der Außenkommiſſar der
Sowjets ſogar ſchon bei der erſten ſich bietenden Gelegenheit
einen kleinen Seitenſprung probiert, als er „harmlos” die
Ab=
rüſtungsfrage wieder aufwarf. Immerhin eine einigermaßen
peinliche Angelegenheit, peinlich auch für Herrn Litwinow,
deſſen „Anregung” alsbald ſang= und klanglos unter den
Tiſch fiel.
Am letzten Donnerstag wurde ſchließlich im
Völkerbunds=
rat auch die Saarfrage behandelt, und am Ende ſprach man die
Hoffnung aus, daß bis zum 15. November, an dem man
wiederum zuſammenkommen wird, ein Bericht des
Dreier=
komitees vorliegen möge als Unterlage für etwa zu faſſende
Beſchlüſſe und der Präſident des Völkerundsrates, der
tſche=
chiſche Außenminiſter Beneſch, dankte dem Präſidenten der
Saar=
regierung. Herrn Knor, mit betonter Herzlichkeit für ſeine Arbei,
und im Namen des Völkerbundsrates auch für „ſeine
Unpartei=
lichkeit, Feſtigkeit und ſeinen Mut‟. Die Regierungskomuniſſion
habe in jeder Lage das Vertrauen gerechtfertigt, das der
Völker=
bundsrat in ſie geſetzt habe. Selbſtverſtändlich, daß der
fran=
zöſiſche Außenminiſter ſich die Gelegenheit zu einer fulminanten
Nede nicht entgehen ließ. Herr Barthou iſt merkwürdig
be=
ſorgt um die Aufrechterhaltung der Ordnung im Saargebiet,
die allerdings einzig und allein durch die famoſe Polizei des
Herrn Knox ſelbſt gefährdet wird. Herr Knor, ſo meint der
franzöſiſche Außeniminiſter, müſſe eine Polizeitruppe zu ſeiner
Verfügung haben, auf die er unter allen Umſtänden zählen
könne, da ſonſt zu befürchten ſei, daß die Abſtimmung zu
Zwiſchenfällen führen werde, welche die Ehrlichkeit und zugleich
das Anſehen des Völkerbundes beeinträchtigen würden! Die
franzöſiſche Regierung ſei an dieſer Frage ganz beſonders
inter=
eſſiert. Auf Grund der Natsbeſchlüſſe von 1925 und 1926 könne
ja auch Frankreich aufgerufen werden, beſondere
Ver=
antwortlichkeiten zu übernehmen, und Frankreich weiſe
dieſe Verantwortlichkeiten nicht zurück. Es würde ſichihnen
nicht entziehen, wenn man einen Appell an
Frankreich richte. Wenn Herr Barthout für Herrn Lnos
eine zuverläſſige Polizeitruppe fordert, ſo iſt er offenbar der
Meinung, daß die derzeitige Emigrantenpolizei des Herrn Kuox
nicht den zu ſtellenden Anforderungen entſpricht. und darin
könnte man ihm wobl zuſtimmen. Im übrigen aber hofft er auf
einen „Appell” an Frankreich und wartet mit ziemlich
unver=
blümten Drohungen auf.
Man hat dieſe Drohungen auch in anderen Ländern
ver=
ſtanden, und insbeſondere in England ſcheint man nicht
be=
ſonders erfreut über ſie zu ſein. Man kann das auch ohne
weiteres verſtehen, ja man könnte ſich vorſtellen, daß die Art
und Weiſe, in welcher der franzöſiſche Außenminiſter jetzt die
Rolle des europäiſchen Schiedsrichters ſpielt, in London
allmäh=
lich doch etwas peinlich empfunden würde. Aber letzten Enges
iſt die Haltung der Engländer ja überhaupt kaum noch zu
ver=
ſtehen, wenn man nicht alle alten Maßſtäbe beiſeite legt. Auch
die Konzeutration der franzöſiſchen Flotte im Atlantik ſcheint
man in London wie ein Fatum ſtillſchweigend hinzunehmen.
Unentwirrbarer denn je ſcheinen die großen Fragen der
euro=
päiſchen Politik. Die Völker ſehnen ſich nach Nuhe und Frieden,
ſie ſehnen ſich nach Verſtändigung, während man in manchen
Kabinetten auch im Jahre 1934 offenbar noch glaubt, mit den
Methoden des ſeligen Machiavell weiterkommen zu können. Und
dabei iſt mau ſich offenbar keineswegs der Gefahren bewußt,
die man damit heraufbeſchwört. Wir wiſſen in Deutſchland ſehr
genau die Folgen abzuſchätzen, die deutſche Außenpolitik hat
entſchloſſen die Folgerungen aus den praktiſchen Gegebenheiten
gezogen. Aber die ungeheure Schwierigkeit für uns beſteht eben
darin, daß wir infolge unſerer geographiſchen Lage im Herzeit
Europas uns nicht iſolieren können, und daß jede
Erſchüt=
terung der europäiſchen Lage ihre Rückwirkungen auch auf uns
ausübt. Kouſolidierung nach innen und uach nußen iſt die
zwingende Schlußfolgerung, die ſich aus ſolcher Betrachtung
ergibt.
Auf dem Bückeberg wird heute das deutſche Erntedankfeſt
feſtlich begangen, das im gauzeu Deutſchen Reich gefeiert wird,
Der Tag des deutſchen Bauern iſt zu einem deutſchen
National=
feiertag geworden. Mit Necht bei der ungeheuren Bedeutung,
welche die Landwirtſchaft für unſere Geſamtwirtſchaft und
da=
mit für das deutſche Volk beſitzt. Die ſtarke Induſtrigliſierung,
die ſich in Deutſchland im vergaugenen Jahrhundert vollzogen,
hatte alsbald eines der ſchwierigſten Probleme aufgeworfen;
den wirtſchaftlichen Ausgleich zwifchen Induſtrie und
Land=
wirtſchaft. Schon ſehr früh zeigte ſich das Bedürfnis der
In=
duſtrie nach einer möglichſt billigen Lebensmittelverſorgung der
Bevölkerung, weil der Preis der Lebensmittel
ſelbſtverſtänd=
lich auf dem Weg über die Löhne und Gehälter unmittelbur
Rückwirkungen auf die Erzeugungskoſten der Induſtrie ausübte.
Bei der Beſchleuuigung und Verbilligung des Weltverkehrs
zeigte ſich auch alsbald, daß Lebensmittel, die in Ländern mit
beſſeren klimaliſchen Verhältniſſen und mit primitiverer
Ve=
völkerung ewzeugt wurden, in Deutſchland zu billiderem Preis
verkauſt werden konnten, als ſie der deutſche Bauer zu liefein
im Staude war. Da man auf der anderen Seite die natlonale
Bedeutuug einer bodenſtändigen Landwirtſchaft und auch einer
ſicheren Lebensmittelverſorgung im eigenen Land genau
er=
kaunte, ſetzten ſehr bald die Verſuche ein, die Produkte der
heimiſchen Landwirtſchaft durch Zölle, Koutingente,
Einfuhr=
verbote und dergleichen zu ſchützen. Die Schwierigkeit dabei
war, daß die durch dieſe Maßnahmen betroffenen anderen Länder
ſelbſtverſtändlich mit einer Beſchränkung der Einfuhr deutſcher
Juduſtrieerzeugniſſe autworteten. Bei jedem abzuſchließenden
Haudelsvertrag ergab ſich dann immer wieder die gleſche
Schwierigkeit, die dariu beſtand, die in Frage ſtehenden indus
Seite 10 — Nr. 270
ſtriellen und landwirtſchaftlichen Intereſſen ſorgfältig
gegen=
einander abzuwiegen. Wie unerfreulich und ſchwierig das war,
dafür liefert die Geſchichte unſerer Handelsverträge genügend
Beiſpiele. Nachdem die kataſtrophalen Verhältniſſe der
Nach=
kriegszeit die deutſche Landwirtſchaft tatſächlich an den Rand
des Abgrundes gebracht hatten, iſt die neue deutſche
Landwirt=
ſchafts=Politik grundſätzlich neue Wege gegangen. Sie hat
zu=
nächſt einen ſtarken Beſitzwechſel bei Gütern und
Bauern=
höfen — einer der gefährlichſten und nachhaltigſten Folgen der
Unrentabilität der Landwirtſchaft — dadurch einen Riegel
vor=
geſchoben, daß man der landwirtſchaftlichen Produktionsſtätte
den Charakter der Ware nahm. Man ſchränkte ihre
Verkäuflich=
keit ein bzw. hob man ſie völlig auf. Die Wiederherſtellung
eines auskömmlichen Preisſtandes und die Verhinderung jäher
Preisausſchläge nach beiden Seiten ſchufen eine weitere
Vor=
ausſetzung für eine geſündere Entwicklung der deutſchen
Land=
wirtſchaft. Das Werk wurde durch eine Marktordnung gekrönt,
bei der die Ablieferung des Erzeugers gleichmäßig auf das
Wirtſchaftsjahr verteilt wurde. Hierzu waren
Beſtandsauf=
nahmen der vorhandenen Produktion und Berechnungen für den
vorausſichtlichen Verbrauch erforderlich. Aus der
Geſamt=
rechnung ergab ſich dann, wo ein Ueberſchuß und wo ein
Fehl=
ertrag vorhanden war, der entweder durch Ausfuhr und
Ein=
lagerung oder durch Einfuhr ausgeglichen werden mußte. Unter
dieſer Marktordnung kann es einen Wettbewerb ausländiſcher
Erzeugniſſe gegen die heimiſche Produktion und damit eine
Unverkäuflichkeit inländiſcher Produkte grundſätzlich nicht mehr
geben. Die einheitliche Handhabung der Einfuhr geſtattet es
zudem, die Länder zu bevorzugen, die ſich zur Abnahme deutſcher
Induſtriewaren bereit erklären.
Das iſt um ſo bedeutſamer, als ja unſere handelspolitiſchen
Beziehungen zum Ausland, als unſere geſamte
Außenhandels=
politik ausſchlaggebend durch die Lage am Deviſenmarkt
be=
ſtimmt werden. Je mehr unſer Außenhandelsvolumen
zuſammen=
ſchrumpft, um ſo mehr muß die deutſche Nahrungsmittel= und
Rohſtoffverſorgung in den Vordergrund treten. Eine
ent=
ſchloſſene und kluge Politik wird auch die auf dieſem Gebiet
be=
ſtehenden Schwierigkeiten zu überwinden vermögen.
M.
Barthou iſt zufrieden.
Außenminiſter Barthou iſt in den ſpäten Abendſtunden des
Freitags wieder in Paris eingetroffen. Beim Verlaſſen des
Bahnhofs erklärte er über die Ergebniſſe der Genfer
Be=
ſprechungen, man würde behaupten können, daß alles ſchlecht
abgelaufen ſei, wenn die Dinge nicht ſo gelaufen wären, wie
es tatſächlich der Fall war. Aus dieſem Grunde könne er nur
ſeiner Zufriedenheit über den Verlauf der
Tagung Ausdruck geben.
Im „Echo de Paris” gibt der Außenpolitiker Pertinax noch
einmal einen Rückblick über die letzten Sitzungen und bedauert
ebenſo wie das „Journal” den langſamen Verfall und
die Schwäche der Genfer Einrichtungen.
Die=
jenigen, die noch Vertrauen zu Genf hätten, ſeien durch den
Beitritt Sowjetrußlands ermutigt worden, obgleich ſie hätten
wiſſen müſſen, daß Rußland nur deshalb nach Genf gekommen
ſei, weil die franzöſiſche Regierung dieſen Beitritt zur
Vor=
bedingung für die Annahme des Verteidigungspaktes gemacht
habe. In Genf ſei aber praktiſch nichts geregelt
worden. Der Völkerbund habe ſich nicht mit der öſterreichiſchen
Kriſe beſchäftigen können, die Saarfrage ſei ausſchließlich
zwiſchen Barthou, Aloiſi und einem deutſcher Vertreter
be=
ſprochen worden. Gegenüber der polniſchen Aufkündigung der
Minderheitenverträge habe Genf zwar einen leiſen Schrei
aus=
geſtoßen, im übrigen aber nicht reagiert. Der Völkerbund habe
eben kein Gefühl mehr. Bolivien und Paraguay führten ſeit
zwei Jahren Krieg, und in Genf arbeite man noch immer an
den Ausführungsbeſtimmungen für eine Verſtändigung. In
Anbetracht dieſer Tatſachen müſſe man ſich fragen, ob es
über=
haupt angebracht ſei, den Oſtpakt, wenn er zuſtandekomme,
unter die Schirmherrſchaft des Völkerbundes zu ſtellen.
Engliſche Stimmen zu den Drohreden Barkhous.
Der diplomatiſche Mitarbeiter der „Morning Poſt” ſchreibt,
Barthous nachdrückliche Erklärung, daß Frankreich bereit ſei,
die Freiheit der Volksabſtimmung im Saargebiet zu ſichern,
lenke die Aufmerkſamkeit auf den Punkt Europas, der am
reichſten an Gefahrenpunkten ſei. Seine offenherzigen
Aeuße=
rungen ſpiegelten die zunehmende Nervoſität wider, mit der
die franzöſiſche Regierung das Ergebnis der Abſtimmung
erwarte.
In einem Leitaufſatz des „News Chronicle” heißt es, die
Lage im Saargebiet ſei Beſorgnis erregend genug. Sie werde
durch eine ſolche Aeußerung wie die drohenden Worte Barthous
nicht gebeſſert. Barthou erkläre, Frankreich wünſche dringend,
daß alle Faktoren verſchwinden, die ein Eingreifen im
Saar=
gebiet notwendig machen würden. Aber dieſer richtige und
ver=
nünftige Wunſch werde nicht durch Drohungen mit iſolierten
Eingriffen erfüllt, die nur die Gefühle in Deutſchland und im
Saargebiet ſelbſt entflammen könnten, ſondern durch
aus=
reichende Stärkung des Völkerbundes.
Gienden dei Kueifehangstanf.
Von Dr. Herbert Nette.
Um es vorwegzunehmen: überſetzen läßt ſich — ſtreng
ge=
nommen — nur, was als ſprachliches Gebilde nicht höher im
Rang ſteht als etwa ein Frachtbrief oder eine
Gebrauchsanwei=
ſung. Das Kunſtwerk, auf das es ankäme, läßt ſich eigentlich
nicht überſetzen. Verſucht man es dennöch, und man ſoll es immer
wieder verſuchen, ſo geht dabei in jedem Fall ſo viel verloren,
auf der einen oder auf der anderen Seite, daß das ſcheinbar
nur witzige Wort, dem zufolge es nur ſchlechte und weniger
ſchlechte Ueberſetzungen gibt, immer im Ernſte zutrifft.
Warum das ſo iſt und notwendig ſo iſt, läßt ſich nur aus der
Einſicht in das eigentliche Weſen der Sprache begreifen. Will
man es in einem Satz andeuten, ſo kann man ihn, ungeachtet
der großen Fortſchritte der Sprachphiloſophie im letzten
Jahr=
hundert, bereits bei unſerm genialſten Philologen Wilhelm von
Humboldt finden. „Die Geiſteseigentümlichkeit und die
Sprach=
geſtaltung eines Volkes ſtehen in ſolcher Innigkeit der
Verſchmel=
zung ineinander, daß, wenn das Eine gegeben wäre, das Andere
müßte vollſtändig aus ihr abgeleitet werden können”.
Die einfachſte Erfahrung, die jeder macht, der ein deutſches
Wort im Wörterbuch einer fremden Sprache nachſchlägt oder
um=
gekehrt, iſt die, daß faſt immer mehrere Wörter angegeben, zur
Ueberſetzung vorgeſchlagen werden. Stehen ſich die beiden Sprach=
und Kulturkreiſe nahe, ſo mag für ein ganz handgreifliches und
einfaches Ding manchmal nur ein Wort auf beiden Seiten ſtehen.
Aber ſelbſt damit iſt nicht geſagt, daß die beiden Wörter bei
genauerem Hinſehen jeweils genau den gleichen Begriff
bezeich=
nen. Fahre ich von München zwölf D=Zugſtunden nach Südoſten,
ſo treffe ich, im Gebiet des früheren Oeſterreich, Leute, die viel
bequemer als auf einem Stuhl in der Hockſtellung auf dem Boden,
genauer geſagt auf ihren Ferſen ſitzen. Für dieſe Menſchen iſt
ein Stuhl nicht mehr ein Stuhl in unſerem Sinne, da er ihnen
doch etwas ganz anderes bedeutet, und alſo ein Tiſch auch nicht
genau unſer Tiſch und ſo weiter, wenn man ſich die Mühe macht,
weiter darüber nachzudenken, was für Unterſchiede der „
Welt=
anſchauung” allein aus dieſen Kleinigkeiten hervorgehen. Aus
ſolchen Unterſchieden, die kein Wörterbuch verzeichnet und auch
nicht verzeichnen kann, entſpringen viele Mißverſtändniſſe,
zwi=
ſchen Einzelnen und zwiſchen Völkern, manchmal ſogar Kriege,
wenn nämlich die Diplomaten die völker= und
ſprachpſychologi=
ſchen Unterſchiede nicht richtig erkennen oder nicht genügend
ein=
ſchätzen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Zwiſchen den belgiſchen Regierungsmitgliedern iſt im
Miniſter=
rat eine Einigung über die Kürzung der Ausgaben in jedem
Miniſterium zuſtande gekommen, ſo daß die drohende
Miniſter=
kriſe vermieden werden konnte. Kriegsminiſter Devéze hat ſeinen
Kollegen mitgeteilt, daß er von den verlangten 210 Millionen Fr.
Kürzungen im Budget der Nationalen Verteidigung für 1935
44 Millionen Fr. Einſparungen vornehmen könne. Weitere 100
Millionen Fr. Spezialkredite werde er auf das übernächſte Jahr
vortragen. Unter dieſen Umſtänden beſtanden die Miniſter auf
keine weiteren Kürzungen im Kriegsminiſterium und die Drohung
des Kriegsminiſters, zurückzutreten, wurde damit gegenſtandslos.
Zur Vorbereitung des Kongreſſes des Komitees für
Inter=
nationalen Warenaustauſch, der am 24. und 25. Oktober in Paris
zuſammentreten wird, wurde in Brüſſel geſtern eine Sitzung
ab=
gehalten, in der beſonders die Frage der Annäherung der
Gold=
blockländer beſprochen wurde. Weiter iſt im Anſchluß an die in
Genf gefaßten Beſchlüſſe der Vertreter der Goldblockländer eine
neue Zuſammenkunft dieſer Länder in der zweiten Oktoberhälfte
feſtgeſetzt worden.
Die großen franzöſiſchen Manöver in der Gegend von
Mour=
melon (Marne), die am Mittwoch begonnen haben, ſind am
Frei=
tag abgeſchloſſen worden. Das Urteil der Schiedsrichter ſteht noch
aus. Man weiſt aber auf die vorzügliche Haltung der Reſerviſten
hin, die den aktiven Truppen nicht nachgeſtanden hätten. Das
Experiment ſei gut geweſen, müſſe aber auf anderer Baſis
wie=
derholt werden.
2000 nordfranzöſiſche Landwirte verſammelten ſich am Freitag
in Rouen zu einer Proteſtkundgebung. Die Redner forderten eine
grundlegende Aenderung der Landwirtſchaftspolitik der
franzöſi=
ſchen Regierung.
Aus der franzöſiſchen Kolonie Tunis wird von einer immer
mehr anwachſenden Unruhe= und Streikbewegung unter den
Ara=
bern berichtet. In Bizerta ſollen, wie die „Humanité” meldet,
eingeborene Soldaten ſich gegen die franzöſiſchen Offiziere
auf=
gelehnt haben. 30 Araber ſeien verhaftet worden.
(Fortſetzung von Seite 9, zweite Spalte.)
wäre. Aber die Sucht nach Verteilung der Beuteſtücke brachte zu
raſch die Konkurrenten auf die Beine, als daß einer allein den
notwendigen Zeitgewinn ſich ſichern konnte.
Nun kommt bei der jugoſlawiſchen Frage im Zuſammenhang
mit der franzöſiſchen Verſtändigung etwas Aehnliches zutage. Die
alten wichtigen Fragen, die zwiſchen Paris und Rom erſt zu
ſchlich=
ten wären — nach der bisherigen Anſchauung —, als da ſind das
Tunis=Statut, die innerſahariſchen Grenzfragen, die Flottenfrage
im Mittelmeer, all das ſcheint kaum nennenswerte Schwierigkeiten
zu machen, aber Belgrad. Hier in der Jugoſlawiſchen Frage, hier
liegt die Schwierigkeit für eine Einigung.
Paris kann ſchwer die kleine Entente im Stiche laſſen, Italien
ebenſowenig, die Gegenſpieler und Freunde, die Ungarn, Bulgaren,
die Wiener, kurz den Donauraum, ſoweit er noch italieniſch
ver=
ſteht. Und eine Einigung auf dieſem Raum läßt ſich kaum
errei=
chen, nicht weil man nicht könnte, ſondern weil man nicht will.
Paris iſt ſtark genug, um die kleine Entente zu „befriedigen”,
und Rom ebenſo kräftie, um ſich durchzuſetzen. Aber Rom kann
nicht und will auch nicht. Denn das Preſtige geſtattet es nicht. Das
Preſtige aber iſt ein Hauptaxiom aller italieniſchen Außenpolitik.
Das ſogenannte „Anſehen”. Jenes Anſehen, das vor allem jene
Leute ſchützen müſſen oder glauben ſchützen zu müſſen, die einmal
venig von derartigen Dingen hatten. Wenn man einen Teil ſeiner
Politik auf Preſtigegründen aufbaut, ſo kann man dieſe Chimäre
niicht loswerden, auch wo ſie nur hemmt. Der wirklich Starke
braucht kein Preſtige, wenn ſeine Arbeit zeigt, was er kann.
Hitler hat in Hamburg geſagt, daß ſeine Politik nicht durch
Preſtige belaſtet ſei, und wer zu hören verſtänd, wußte, daß gerade
Rom auf dieſen Hinweis hätte hören müſſen. Jetzt zeigt ſich, wie
recht der Führer hatte. Denn die günſtige Gelegenheit, einen nicht
gelöſten Kriegsreſt zu beſeitigen, zwiſchen Paris und Rom Frieden
zu ſchaffen und damit Europa zu beruhigen, kann nicht benutzt
werden, um des variabelen und nur für den Unfertigen wichtigen
Begriffs des Preſtiges willen.
Man ſoll keine Preſtige=Politik treiben, ſelbſt nicht, wenn man
Muſſolini heißt.
Sowiekruſſiſche Borbedingungen für den Beſihwechſel
an der chineſiſchen Oftbahn.
DNB. Reval, 29. September.
Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die ſowjetruſſiſche
Re=
gierung als Vorbedingung für den Beſitzwechſel an der Oſtbahn
die Forderung geſtellt, die verhafteten ſowjetruſſiſchen
Staats=
angehörigen in Charbin und anderen Orten Mandſchukuos
freizu=
laſſen. Nach einer weiteren Mitteilung aus Charbin hat die
ſowjetruſſiſche Regierung dem Chef der chineſiſchen Oſtbahn,
Ingenieur Rudi, gegenüber auf die Möglichkeit eines
Beſitzwech=
ſels an der Oſtbahn hingewieſen.
Dieſe Verſchiedenheiten ſteigern ſich bis zur
Unüberbrückbar=
keit, wo es ſich nicht um ſo greifbare Dinge wie Tiſch und Stuhl
handelt, ſondern um feinere, unwägbare Begriffe. Gemüt,
Heim=
weh, Vaterland, Sehnſucht ſind im Deutſchen ſolche Worte, die
man gewöhnlich als Beiſpiele für Unüberſetzbarkeit heranzieht;
oder bei unſern Nachbarn Worte wie spleen, comfort, bonmot,
esprit uſw. Gewöhnlich nun hält man ſolche Worte für die
Aus=
nahmen. In Wirklichkeit ſind ſie die Regel, wenn ſie auch meiſtens
nicht bewußt wird. Grundſätzlich entſpricht kein Wort einer
Sprache genau einem Wort einer anderen Sprache. Das trifft
elbſt auf die Bezeichnungen des Dinglichen und Tatſächlichen zu,
ofern man die Begriffe in ihrem ganzen Umfang nimmt, alſo
alles berückſichtigt, was in einem Wort an ſeeliſchen und geiſtigen
Werten mitſchwingt.
Die Verſchiedenheit der Sprachen voneinander iſt alſo nicht
eine Verſchiedenheit der Worte und Zeichen, ſondern der
Welt=
anſichten. Von Neueren hat das am beſten und gründlichſten
dargeſtellt Georg Schmidt=Rohr in ſeinem Werk „Die Sprache als
Bildnerin der Völker‟. Daß jede Sprache eine andere Auswahl
aus den Erſcheinungen der Welt trifft, iſt die grundlegende
Er=
kenntnis, von der man ausgehen muß. Für weit
auseinander=
liegende Kulturen und Völker, iſt das ja ohne weiteres
ein=
leuchtend. Bezeichnungen für Papagei werden wir nicht bei den
Eskimos, ſolche für Möve nicht bei Urwaldindianern ſuchen. Aber
auch die Sprachen benachbarter Hochkulturen unterſcheiden ſich
durch die Art, wie ſie Ausſchnitte aus der Geſamtwelt der
Er=
ſcheinungen vornehmen, und beſonders dadurch, welche
Eigen=
ſchaften ſie zu einem beſtimmten Begriff zuſammenfaſſen. Um es
einmal ganz kraß zu ſagen: wer gar kein Gefühl dafür hat, daß
das franzöſiſche Wort ami mit Freund nicht vollkommen und
hundertprozentig richtig überſetzt iſt, der kann auch Moſchee mit
Kirche und, um den Abſtand ganz weit zu nehmen, Kokosnuß mit
Seehund überſetzen. Die Folgen davon werden immer noch
ge=
ringer ſein, als wenn man unbedenklich das engliſche Wort
international und das deutſche genau ſo geſchriebene gleichſetzen
zu können glaubt.
Was folgt aus all dem für den Ueberſetzer? Nicht den
Ueber=
ſetzer eines Geſchäftsbriefes, wohl aber bereits den eines
Liebes=
briefes und erſt recht eines Gedichtes. Daß er theoretiſch nur die
Wahl zwiſchen zwei entgegengeſetzten Möglichkeiten hat, die aber,
ſtreng genommen, beide unzuläſſig ſind; und daß er praktiſch ſich
meiſtens auf den Mittelweg retten wird, der bekanntlich bei allen
unlösbaren Widerſprüchen offen ſteht. Eben nach dieſen beiden
theoretiſchen Möglichkeiten hat Schleiermacher einmal die
Ueber=
ſetzungen in ſolche eingeteilt, die den Schriftſteller (nämlich des
Sonntag, 30. September 1934
DNB. London, 29. September.
Der Sonderberichterſtatter des „Daily Expreß”, Pembroke
Stephens, meldet aus Saarbrücken: Ein Beſuch der Weſtgrenze
des Saargebietes könne mit dem Ausdruck bezeichnet werden;
„Krieg im Frieden.” Tauſende von
franzöſi=
ſchen Soldaten bereiten ſich dort „auf den Tag‟
vor, an dem ſie die Drohung ihres Außenmini
ſters Barthou zur Tat machen könnten. Der Donner
der franzöſiſchen ſchweren Artillerie ſei nachts in den Wäldern
an der Grenze vernehmbar. Niemals ſeit dem Kriege hätten die
Einwohner von Saarbrücken ſo heftiges Geſchützfeuer gehört.
Hun=
derte von Arbeitern ſeien damit beſchäftigt, die neuen
ſtrategi=
ſchen Straßen, die von Metz und Straßburg nach dem Herzen des
Saargebietes führen, zu erweitern und auszubeſſern. Wagen mit
franzöſiſchen Offizieren und große Laſtkraftwagen mit Sandſäcken
für die neuen franzöſiſchen Forts weſtlich des Saargebietes ſeien
ſtändig unterwegs. Auf einer großen Ebene außerhalb der Stadt
Bitſch, 15 Kilometer von der deutſchen Grenze, ſeien große
Trup=
penmaſſen verſammelt. Zu den vorhandenen Kaſernen ſeien noch
zuletzt Lager gekommen, die mit weiß uniformierten afrikaniſchen
Truppen angefüllt ſeien. Er, der Berichterſtatter, ſei Dutzenden
von Tanks begegnet, die an den Wegen im Schatten der Bäume
hielten. In Rohrbach habe er einen Eiſenbahnzug voller
franzö=
ſiſcher Soldaten paſſiert. Einer der Soldaten habe ihm erklärt:
„Unſer General ſagte uns auf dem Paradeplatz von Bitſch: Die=
Lage im Saargebiet iſt äußerſt kritiſch. Ihr müßt bereit ſein,
ſo=
fort auf Befehl dem Rufe Frankreichs zu folgen und nach
Saar=
brücken zu marſchieren, um jeden Putſch zu unterdrücken.
Jeder=
mann muß bereit ſein.” (!) Die Truppenübungen beſtehen aus
Gewaltmärſchen. Die Leute machen einen ſehr ermüdeten
Ein=
druck. Die Sanitätswagen waren voll mit Leuten, die ſich die
Füße wundgelaufen hatten. Vor einem Gaſthaus ſah der
Kor=
reſpondent Rekruten in Zivilkleidung, die einen ſehr
niederge=
ſchlagenen Eindruck machten und ihren letzten Tag der Freiheit
mit Weintrinken begingen.
Schließlich ſagt der Korreſpondent, der franzöſiſche General
habe eine Lücke in den Grenzbefeſtigungen zwiſchen St. Avold und
Bitſch ſüdweſtlich von Saarbrücken entdeckt. Große Scharen von
Arbeitern, die in den Septemberwochen wie Ameiſen tätig ſeien,
beſchäftigten ſich damit, das Terrain zu ebnen und Tunnels für
unterirdiſche Befeſtigungen zu bauen. Eiſenbahnlinien würden
direkt in die Hügel hineingebaut, um dorthin Munition für
ſchwere Geſchütze befördern zu können. Die noch nicht
fertiggeſtell=
ten Befeſtigungen ſeien von Stacheldrahtverhauen umgeben.
Ze=
menttüren und Geſchütztürme würden grün angeſtrichen. Es gebe
drei Linien von Befeſtigungen, mit Maſchinengewehren, leichten
Artilleriepoſten und Türme für ſchwere Minengeſchütze. In Bitſch
würden die Befeſtigungen ſtärker werden als die von Verdun.
50 ein Pech!
Im Saargebiet iſt eine vierköpfige Abordnung des „Komitees
für die Opfer des deutſchen Fascismus” aufgetaucht. Welche
Be=
wandtnis es mit dieſer Delegation hat, brauchen wir wohl nicht
erſt beſonders zu unterſtreichen. An der Spitze der Abordnung
ſteht ein Mitglied des engliſchen Unterhauſes, ein Lord namens
Marley. In der Regierungskommiſſion in Saarbrücken dürfte
man vor Ehrfurcht ſogleich in den Boden verſunken ſein, nur
jen=
ſeits des Kanals denkt man über dieſen Lord etwas anders. Lord
Marley ſaß bisher in den Reihen der engliſchen Arbeiterpartei,
wo er offenbar ſeine Früchte nicht reifen ſah. Daraufhin machte
er ſich an das erwähnte Komitee heran, das dann auch
bereitwil=
lig von den ihm angebotenen Dienſten Gebrauch machte und ihn
in das Saargebiet ſchickte. Hier waltet er ſeit einigen Tagen
ſei=
nes Amtes, vernimmt alle möglichen Leute, nur keine Saarländer
und „ſammelt Material” gegen den Nationalſozialismus.
Inzwi=
ſchen hat man ihm bei der Arbeiterpartei den Laufpaß erteilt,
veil das antifasciſtiſche Komitee eine kommuniſtiſche
Angelegen=
heit iſt. Mit Kommunismus wollen aber die engliſchen
Arbeiter=
parteiler nichts zu tun haben. Weigert ſich Lord Marley, der
Partei den Rücken zu kehren, dann wird der nächſte Parteitag in
Southport ſeinen Rauswurf vornehmen. Pech für den Lord, Pech
aber auch für das antifasciſtiſche Komitee als Hilfstruppe der
Franzoſen und der Saar=Separatiſten.
verwand
insgeheim
ſtandhalter
„Fascisn
gen
die eint
ſamtenſynd
von all d
gemächliche
ſormwerk
Die Kri
frankreicht
nicht zum
den Wirtſ
Mroßes Le
tagtä
ſtärklung de
Originals) möglichſt in Ruhe laſſen und den Leſer ihm entgegen
bewegen, und in ſolche, die den Leſer möglichſt in Ruhe laſſen
und den Schriftſteller ihm entgegen bewegen. Das erſte bedeutet,
wenn wir es auf die Spitze treiben, die reite
Interlinearüber=
ſetzung einer gelehrten Textausgabe, bei der nur Worte und
Satzglieder, aber keine geſchloſſenen Satzbauten gegeben werden.
Das zweite bedeutet die freie Uebertragung, die Bearbeitung,
die Nachdichtung, wobei ſich hinter ſo ſchönen Worten oft
man=
gelnde Treue und Gewiſſenhaftigkeit und mitunter die
Ehrfurchts=
loſigkeit vor dem ſremden Dichter verbergen.
Wird demnach der Ueberſetzer durch die Gegenſätzlichkeit der
beiden Wege vor die Entſcheidung geſtellt, ob er vor der eigenen
oder vor der fremden Sprache die größere Ehrfurcht hat? Nur
der oberflächlichen Sicht kann es ſo ſcheinen. In Wirklichkeit iſt
gegenüber einem Werk von einigem ſprachlichen Rang der
Ueber=
ſetzer vor die Frage geſtellt, ob er den Geiſt des Originals höher
achten will als den zufälligen Stand ſeiner eigenen Sprache. Läßt
er ſich von jenem wirklich zu innerſt bewegen, ſo wird davon auch
ſeine eigene Sprache bewegt und verwandelt. Das iſt es ja, was
jeder Dichter mit der Sprache tut, er bewegt und verwandelt ſie.
Alſo ſoll der Uebertragende, ſofern er ſich an großem Vorbild,
nicht irgendeinem Erzeugnis der Umgangsſprache, die heute
nirgends gut iſt, müht, ſich nicht ſcheuen, das Deutſche nach dem
Engliſchen, Griechiſchen, Indiſchen hin zu erweitern und zu
ver=
tiefen. Das ſchafft nicht Ueberfremdung und iſt nicht weibliches
Hinneigen, ſondern ſtärkſte geiſtige Eroberung fremden
Sprach=
gutes. Wo naiv das Gegenteil verſucht wird, entſteht nur zu
oft die Verballhornung.
Allerdings macht das Genie auch hier eine Ausnahme. Luther,
Herder, Goethe, Hölderlin haben es durch gewaltige
Sprach=
ſchöpfung oder jugendliche Abneigungskraft oder überlegene
Auf=
nahmefähigkeit fertig gebracht, Werke fremden Geiſtes vollſtändig
umzugießen. Aber fehlt das Genie oder auch die beſondere Gunſt
der geſchichtlichen Stunde, ſo wird der Verluſt überwiegen. Schon
Voß und Schlegel ſind am beſten, wo ſie am treueſten ſind, und
über das von ihnen Erreichte hinaus hat neuerdings Götz von
Preczow durch ſeine Aeneis bewieſen, daß die allerſtrengſte
Ueber=
tragung zugleich die dichteriſch bedeutendſte ſein kann.
Noch ſind die Möglichkeiten unſerer Sprache faſt unbegrenzt.
Es gilt, ſie unabläſſig zu verwirklichen. Und gerade hier kann
das „unmögliche‟ Geſchäft des Ueberſetzens zu edelſtem Amt
wel=
den. Der Uebertragende, der es ſchwer genug nimmt, kann, wie
ſonſt nur der Dichter, immer aufs neue dartun, welcher Umfang
welche Fülle, welche Biegſamkeit und Kraft noch heute in der
deutſchen Sprache ruhen.
Sonntag, 30. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 270 — Seite 11
Polniſche Kromangen in Zruntreng.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 27. September.
Der politiſche Burgfrieden hat Frankreich, rein äußerlich
eine Ruhepauſe gebracht. Dieſem von den Parteien mehr oder
weniger reſpektierten Waffenſtillſtand ſteht ein großer Reichtum
an neuen politiſchen Ideen gegenüber, die von allen Seiten
lanciert, aufgegriffen und oft von einem Tag auf den anderen
vergeſſen werden. Es iſt nicht leicht, ſich in dieſem Wirrwarr
zurechtzufinden. Noch weniger leicht iſt es, die Poſition der
Re=
gierung Doumergue zu präziſieren. Feſt ſteht nur, daß das
poli=
tiſche Frankreich von dem Gefühl beherrſcht wird, an einem
Wendepunkt in der innenpolitiſchen Entwicklung zu ſtehen.
Miniſterpräſident Doumergue ſtellte neulich in einer
Rund=
funkrede, in der er ſich direkt an das Land wandte — an ſich
ein neuer Brauch in Frankreich — das engliſche Beiſpiel der
innerpolitiſchen Organiſation als das erſtrebenswerte Ziel hin.
Die Stärkung der Autorität des
Miniſterprä=
fidenten, die Stärkung des Autoritätsprinzips
im allgemeinen und die Beſchränkung der Macht
der Kammer ſcheint ihm der einzig gangbare Weg zur
ueberwindung der innenpolitiſchen Kriſe zu ſein.
Daß in Frankreich die ältere Generation der Politiker nicht
ohne Neid nach England blickt, iſt verſtändlich. Das allgemeine
Verſagen der Inſtitutionen, das hier von keinem geleugnet
wird, läßt einen Vergleich unbedingt zugunſten des ſtaatlichen
Lebens in England ausfallen. England hält mit ſeiner
diſzipli=
nierten Beamtenſchaft, mit ſeiner von politiſchen Einflüſſen
freien Juſtiz und mit ſeinen wenigen, feſten Parteien der
heran=
ſtürmenden Kriſe der Ideen und Werte beſſer ſtand als
Frank=
reich. Nach dieſer Feſtſtellung aber wirft man hier die Frage
auf, ob es in der Geſchichte einem Volke gelungen iſt, die Art
ſeines ſtaatlichen und politiſchen Lebens — alſo nicht nur die
Aeußerlichkeiten — aus der Fremde zu importieren. Und man
kommt auch gleich zur zweiten Frage, die noch tiefer greift, ob
nämlich das Regime, das man einführen möchte, in England
ſelbſt nicht ſchon überlebt iſt.
Für die junge Generation handelt es ſich ja gar nicht mehr
darum, ein Regime, das man für überlebt hält, durch mäßige
und weiſe Reformen zu retten, ſondern vielmehr darum, wie
man es beſeitigen ſoll. Man wirft dem greiſen Doumergue vor,
daß er die Symptome für die Krankheit hält und nicht erkennt,
daß es ſich um eine unendlich größere Aufgabe
handelt als um die, die augenfälligſten Funktionsfehler einer
veralteten Maſchinerie zu beſeitigen. Und hier tut ſich eine tiefe,
unüberwindliche Kluft auf, die durch alle Parteien und alle
Ge=
ſellſchaftsſchichten geht und eine politiſche Konfuſion herbeiführt,
von der in Frankreich heute nichts mehr verſchont bleibt.
Die Regierung Doumergue fühlt ſich als die Hüterin einer
FWelt und einer Ordnung, die ihr bei all ihren Fehlern als
das Wertvollſte erſcheinen, was die Menſchheit je beſaß. Man
nöchte gewiß notwendige Reformen durchführen. Vor allem aber
vill man das Beſtehende ſchützen. Es iſt aber eine ſchwere und
undankbare Aufgabe, etwas vor einem Feind zu ſchützen, der
nirgends und doch überall ſteht.
Die franzöſiſchen Marxiſten — Kommuniſten und
Sozia=
iſten bilden eine gemeinſame Front — glauben, dieſen Feind
m Fascismus gefunden zu haben. Ihr ganzer Kampf gilt
dem Fascismus. Fragt man ſie, wo dieſe Fasciſten, die man
ſo erbittert bekämpft, eigentlich zu ſuchen ſind, ſo erhält man
die verſchiedenſten Antworten. Die einen verweiſen auf die
Rechte, die ſich ſelbſt liberal nennt, die anderen benennen
außer=
oarlamentariſche Organiſationen, die ſelbſt über ihre Doktrinen
im unklaren ſind, und ſchließlich deuten ſie dann auf die
Re=
gierung ſelbſt hin, zu der ſie in heftigſter Oppoſition ſtehen.
Dabei ſind ſie mit dieſer „verhaßten” Regierung in einem Punkt
verwandt. Auch ſie möchten eine Ideenwelt retten, von der ſie
nsgeheim fürchten, daß ſie dem Anſturm einer neuen Zeit nicht
tandhalten wird. Finden ſich doch ſchon Spuren jenes verhaßten
Fascismus” in ihrem eigenen Ideenſchatz. Bei ihren
abtrün=
iigen Brüdern, den „Neoſozialiſten”, die an der Regierung des
Burgfriedens teilnehmen, ohne dieſe entſcheidend zu beeinfluſſen,
ritt dieſe fasciſtiſche Einſtellung ſchon beſonders klar zutage.
In Erkenntnis der marxiſtiſchen Gefahr zieht die Regierung
die einzig richtige Konſequenz, indem ſie verſucht, mit den
Be=
imtenſyndikaten, die marxiſtiſch eingeſtellt ſind aufzuräumen.
„Nach Doumerque das Chaos!‟ Dieſe Parole kann man
von all denen hören, die die Regierung unterſtützen. Aber das
ſemächliche Tempo, in dem Doumerque ſein beſcheidenes
Re=
ormwerk verwirklichen möchte, wird ſelbſt ihnen zu langſam.
Die Kriſe wartet nicht. Die wirtſchaftliche Situation
Frankreichs iſt ſo ſchwierig, daß die Anhänger der radikalſten
Nethode — der Inflation — ſelbſt mit den energiſchſten Mitteln
licht zum Schweigen gebracht werden können. Aber auch in
een Wirtſchaftskreiſen fehlt jede einheitliche Denkweiſe. Ein
roßes Lager kämpft — wenn nicht theoretiſch ſo doch praktiſch
— tagtäglich für die Einführung neuer Zölle und die
Ver=
tärkung der Kontingentierungen. Von anderer Seite — und das
* Das Kaiſerhaus zu Goslar.
Aus der Geſchichte der einzigen erhaltenen
Kaiſerpfalz des Mittelalters.
In Kaiſerhaus zu Goslar ſpricht der Führer
und Reichskanzler am 30. September zu den
Abordnungen der deutſchen Bauern.
Deutſchland hat nie eine feſte Hauptſtadt beſeſſen. Die
Reſi=
enz, wo der König oder der Kaiſer Hof hielt, gab es nicht. Im
anzen Mittelalter war der deutſche Kaiſer, manchmal der
mäch=
igſte Mann Europas, der am wenigſten
behei=
jatete Menſch ſeines Landes. Er zog im Lande und
n ſeinen Ländern umher. Wenn man einmal auch nur für die
dauer eines einzigen Jahres wußte, wo er zu finden war,
bedeu=
ete dies eine ganz ſeltene Ausnahme. Blutende Grenzen waren
u ſchützen gegen den Anſturm der äußeren, oft bis ins hohe
Mit=
elalter hinein noch heidniſchen Feinde, Gegenkönige waren zu
ekämpfen, Brüder zu beſchwichtigen, Stammesherzöge
nieder=
uwerfen, Städte zu beruhigen, die Kaiſerkrone war in Rom zu
olen, Päpſte oder Gegenpäpſte waren abzuſetzen, Italien war in
Irdnung zu halten.
So war es ein ewiges Kommen und Gehen, und der Kaiſer
vohnte jeweils an dem Ort, wo es gerade nötig war, in den
Ffalzen, die er ſich hier und dort im Lande als Eigentum gebaut
atte oder in denen, die ihm das Reich zur Verfügung geſtellt
atte. Aber auch die waren oft nur vorübergehend ſein
Eigen=
um, oft genug mußte er die dann wieder verſchenken, an Klöſter
nd Kirchen, an geiſtliche oder weltliche Fürſten, um ſich ihrer
dilfe zu verſichern. Sehr häufig wohnte der Kaiſer auch zu Gaſt
ei einem Herzog oder einem Erzbiſchof oder einem Abt. Dann
dieder ſaß er auf Burgen und Feſtungen, wennNot am Mann war.
Als Karl der Große ſich in Aachen durch einen fränkiſchen
Zaumeiſter eine Pfalz errichten ließ, dachte er an etwas wie eine
eſte Reichshauptſtadt und eine dauernde Reſidenz. Aber ſchon
ein Nachfolger, der fromme Ludwig, wohnte lieber in
Ingel=
eim. Und bald als die Krone von Stamm zu Stamm
wan=
erte, von den Franken zu den Sachſen, und von ihnen zu den
Saliern und dann zu Sachſen und Hohenſtaufen, gab es eine Reihe
olcher Pfalzen, Palatium genannt, ſpäter Palas. Sie waren
neiſt gar nicht oder nur oberflächlich befeſtigt, lagen an den
gro=
en Verkehrsſtraßen in der Ebene und dienten außer zum Wohnen
nit Weib und Kind und Hofſtaat vor allem zur Abhaltung von
keichstagen und Feſten. Natürlich war ein Gotteshaus mit dem
Lalas verbunden, meiſt ſenkrecht auf die Mitte des Saalbaues zu
ſerichtet, nach dem Vorbild des ſo regelmäßig geometriſch ange=
iſt eine bemerkenswerte Erſcheinung — wird die Rückkehr zum
Freihandel, für den jetzt Frankreich bahnbrechend ſein ſoll,
immer ſtürmiſcher gefordert. Die Regierung ſelbſt ſchwankt
zwi=
ſchen beiden Richtungen, ſie beſitzt keine einheitlich durchdachte
Wirtſchaftspolitik und weiß nicht, ob ſie für Freihandel oder
Autarkie eintreten ſoll, ob ſie die zunehmende Verſtaatlichung
der Wirtſchaft oder die Rückkehr zum wirtſchaftlichen
Liberalis=
mus begünſtigen ſoll. Sie ſchwankt und verſucht nur die
Schwie=
rigkeiten des Augenblicks zu überwinden.
Die ungeheure praktiſche Schwierigkeit jeder Reformarbeit
wird von allen Seiten anerkannt. Dennoch iſt für die politiſch
Denkenden nicht die Frage ausſchlaggebend, ob Doumerque ſein
Programm verwirklichen kann. Man fragt ſich vielmehr, ob
dieſem Programm eine prinzipielle Bedeutung zukommt und ob
es auch im beſten Falle den Anforderungen der Lage genügt.
Denn es gibt kein Gebiet im Leben des heutigen Frankreichs,
wo nicht die alten Formen und Schichtungen als ſtörend
empfunden werden.
Ein aſiakiſcher Pakt
zwiſchen der Türkei, Perſien und Afghaniſtan?
DNB. Paris, 29. September.
Nach einer Havas=Meldung aus Iſtanbul ſoll man ſich in
tür=
kiſchen Regierungskreiſen mit der Abſicht tragen, zwiſchen der
Türkei, Afghaniſtan und Perſien einen ſogenannten aſiatiſchen
Pakt abzuſchließen.
Die Reiſe des türkiſchen Generals Fahrettin Paſcha nach
Per=
ſien, um einen alten perſiſch=afghaniſchen Streit zu ſchlichten,
werde ſicherlich dazu benutzt werden, um in dieſer Beziehung
Ver=
handlungen einzuleiten. Gerüchtweiſe verlaute, daß man in
eng=
liſchen Kreiſen einem ſolchen Pakt ablehnend gegenüberſtehe.
Die Beck=Erklärung in Kraft.
Die Minderheikenfrage für Polen erledigk. — Ablehnung der Mikarbeik am Minderheitenſchuk in Polen.
nis in dem neuen Schema der polniſchen Politik
einnehme. Dieſer Frage gegenüber erübrige ſich die zweite
Eine halbamkliche polniſche Mitkeilung.
über die Bedeutung des deutſch=polniſchen Abkommens. Die Außen=
DNB. Warſchau, 29. September.
Die halbamtliche „Gazeta Polſka”, hebt als wichtigſtes
Er=
eignis der Genfer Ausſprache für Polen die Erledigung der
Min=
derheitenfrage hervor. Durch die Ablehnung der Ausdehnung
des Minderheitenſchutzes auf alle Staaten ſei die Beckſche
Erklä=
rung in Kraft getreten, daß Polen ſich nicht mehr durch die
Kontrollrechte des Völkerbundes auf Grund des
Minderheiten=
ſchutzvertrages verpflichtet fühle. Polen habe in Genf zwei
Mög=
lichkeiten geſtellt: Entweder Minderheitenſchutz in allen Staaten
oder Ablehnung der Mitarbeit am Minderheitenſchutz in Polen.
Die polniſche Haltung ſei völlig klar und einfach: Polen
lehne die Durchführung aller Beſchlüſſe ab, die auf Grund des
Minderheitenſchutzvertrages gefaßt würden. Das müſſe
ausdrück=
lich geſagt werden, damit niemand überraſcht werde. Der
pol=
niſche Außenminiſter habe den Gefühlen und Beſchlüſſen Polens
männlich und ſtark in Genf Ausdruck verliehen.
Die Unwiderruflichkeit dieſer Beſchlüſſe müßten alle ehrlichen
Leute in der Welt verſtehen.
Der polniſche Außenminiſter Beck, der am Sonntag mittag
über Wien in Warſchau eintrifft, wird auf allen Bahnhöfen
innerhalb Polens, auf denen der Zug hält, von der Bevölkerung
feierlich begrüßt werden. Ein beſonderer Maſſenempfang findet
in Warſchau ſtatt. Nicht nur der Verband der Legionäre, ſondern
alle anderen großen Verbände fordern die Bürger auf, vor dem
Hauptbahnhof zu erſcheinen und Beck zu begrüßen. In den
Auf=
rufen heißt es, Polen gebe allen Bürgern gleiche Rechte, habe
aber jetzt in Genf die Einmiſchung dritter Perſonen in ſeine
inne=
ren Angelegenheiten abgelehnt und damit die letzte Spur der
politiſchen Abhängigkeit entfernt.
Pariſer Stimmen zur polniſchen Oſtpakk=-Noke.
DNB. Paris, 29. September.
Einige Pariſer Morgenblätter befaſſen ſich am Samstag
ein=
gehend mit der polniſchen Antwortnote auf die franzöſiſch=
ſowjet=
ruſſiſchen Oſtpaktvorſchläge.
Die Außenpolitikerin des „Oeuvre” ſchreibt u. a., man habe
ſich zwar keinen beſonderen Illuſionen hingegeben, aber auch
nie=
mals geglaubt, daß dieſe Note eine Art politiſches
Glaubens=
bekenntnis enthalten würde, das ſich in deutlicher und brutaler
Form gegen den ganzen Sicherheitsapparat wende, der ſeit 15
Jahren aufgebaut worden ſei. Aus der polniſchen Note gehe
deutlich der Wunſch hervor, nichts zu unternehmen, was dem
deutſch=polniſchen Abkommen irgendwie hinderlich ſein könnte.
Alle anderen Fragen träten daneben in den Hintergrund. Man
könne Polen zwar keinen Vorwurf machen, und es ſtehe ihm frei,
die Politik zu betreiben, die es für zweckmäßig erachte. Eine
Kritik ſei nur deshalb angebracht, weil Polen ſeit Januar faſt
täglich proteſtiert habe wenn man von dieſer neuen Politik
ſprach. Es ſei auch intereſſant, daß dieſes Schriftſtück die neue
polniſche Politik gegenüber der Tſchechoſlowakei, Ungarn und
Oeſterreich feſtlege. Gemeinſame Grenzen mit Ungarn ſeien von
jeher der Wunſch Polens geweſen, und es ſei anzunehmen, daß
gelegentlich des Beſuches von Gömbös in Warſchau ein
Nicht=
angriffs= und Freundſchaftsvertrag zwiſchen beiden Ländern
ab=
geſchloſſen werde. Frankreich werde Polen
wahrſchein=
lich in allernächſter Zeit einige Fragen vorlegen
und beſondere Aufklärung darüber verlangen,
welchen Platz das franzöſiſch=polniſche Bünd=
legten Aachen, gelegentlich ſogar im räumlichen architektoniſchen
Verband. Heinrich der Löwehat ſich in ſeinem dem
Königs=
palas nachgeahmten Dankwarderode einen gedeckten. Gang
zwiſchen ſeinem Haus und ſeinem Dom mauern laſſen. In dem
Raum dazwiſchen, im Hof, ſtand bisweilen ein künſtleriſches
Hoheitszeichen, hier der bronzene Löwe, in Aachen die vergoldete
Reiterſtatue Dietrichs von Bern, die Karl ſich aus Ravenna über
die Alpen holte. Manchmal war außer der Kirche noch eine
Kapelle nötig, als Anbau an dem Palaſt oder der Wohnung, wie
in Goslar. Die Hohenſtaufen begnügten ſich meiſt mit dieſer
Hauskapelle und verzichteten auf den großen Kirchenbau.
Von all den vielen Kaiſerpfalzen, die es im Deutſchland des
hohen Mittelalters gab, hat ſich nur die in Goslar, im
Stam=
mesgebiet der großen Herrſcher aus dem ſächſiſchen Hauſe,
erhal=
ten. Wenigſtens im Außenbau. Zwar ein wenig reſtauriert, aber
doch ſo, daß man ſehen kann, wie es eigentlich geweſen iſt. Die
Bauform iſt nicht die der ſächſiſchen Königshöfe und Burgen,
ſon=
dern von rheiniſchen Vorbildern abgeleitet. Erinnerungen an
das uns durch neuere Ausgrabungen nun in den Grundmauern
bekannte karolingiſche Ingelheim und an Aachen ſpielten bei der
Anlage mit. Was der Kaiſer brauchte und wollte, waren zwei
Dinge: ein Saalbau und eine Privatwohnung, ziemlich ſcharf von
einander getrennt. Die Wohnung nahm einen ganzen angebauten
Flügel ein, durchaus das Kernſtück der Anlage blieb der
frei=
ſtehende Saalbau, zweigeſchoſſig, mit der rund fünfzig Meter
langen und achtzehn Meter breiten Halle.
Unter Heinrich dem Zweiten als Königshof, alſo Privatbau,
begründet, wurde die Goslaer Pfalz unter dem großen Heinrich
dem Dritten in der erſten Hälfte des 11. Jahrhunderts zum echten
Kaiſerhaus ausgeſtaltet, von einem deutſchen Baumeiſter,
wahr=
ſcheinlich Benno von Hirſchau. Goslar war Heinrichs
Lieblings=
ſitz, in der Ulrichskapelle am Palaſt liegt er begraben. Viele
Reichstage fanden hier ſtatt, und fünfmal feierte der wahrhaft
fromme Kaiſer in Goslar die Weihnacht.
Es iſt ein ſehr monumentaler, mächtig hingelagerter Klotz;
wenn auch nicht ausgeſprochen feſtungsmäßig, ſo doch von trotziger
Erſcheinung. Das bedeutendſte Denkmal deutſcher
Profanarchitektur aus der großen Zeit.
Künſtle=
riſch ſehr ſchön gegliedert und in den Flächen des Mauerwerks
aufgeteilt, im Aufbau mit dem Kunſtmittel des Gegenſatzes
be=
wußt arbeitend: über dem ſchweren, ſockelartigen Unterbau, in
dem keine Fenſter, nur ein paar karge Luken das Mauerwerk
durchbrechen, erhebt ſich das Obergeſchoß, die Langfront des
Saa=
les, in ſechs großen Fenſtern geöffnet, große pfeilergetragene
Bogenfenſter, jedes in ſich geteilt durch die Oeffnungen zwiſchen
ſchön gemeißelten Säulen. Die Mitte iſt herausgeholt und
wirk=
ſam überhöht. Man muß ſich die groben, als Strebepfeiler
die=
nenden Stützen wegdenken, um ſich die alte Schönheit ungeſtört
politikerin des Blattes will aus ſicherer Quelle erfahren haben,
daß Barthou und Litwinow jetzt alle Anſtrengungen machen
wer=
den, um die engliſche Oeffentlichkeit darüber aufzuklären, daß
die polniſche Politik für die Aufrechterhaltung des Friedens in
Europa ſchädlich ſei. Zuſammen mit den baltiſchen Staaten, der
Tſchechoſlowakei und Rumänien würden Frankreich und
Sowjet=
rußland dann abwarten, bis ſich der Wahnſinnsſturm, der
augen=
blicklich über Polen hinwegfege, gelegt habe."
„Le Jour” erklärt, daß die Geſichtspunkte, die Polen in
ſei=
ner Note vertrete, nicht der Vernunft entbehrten. Polen
ziehe zweiſeitige Verträge vor. Eine 15jährige
Vergangenheit habe zur Genüge bewieſen, was Verträge und
Pakte wert ſeien, unter die jeder ſeine Unterſchrift ſetze, weil er
wiſſe, daß ſie doch zu nichts verpflichte. Da Deutſchland an dem
Oſtpakt nicht habe teilnehmen wollen, halte ſich Polen ebenfalls
fern. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß der Pakt nur dann einen
Sinn habe, wenn Deutſchland ſich daran beteilige. Barthou habe
gehofft, von Deutſchland wenigſtens die Verpflichtung für eine
vernünftige Politik (2) zu erhalten. Dieſe Hoffnung habe ſich
nicht erfüllt, und damit ſei der Pakt hinfällig geworden.
Polen ſtelle in ſeiner Antwort lediglich dieſe Tatſache feſt.
Chineſiſcher Prokeft
gegen Rooſevelts Silberpolikik.
DNB. Waſhington, 19. September.
Der chineſiſche Geſandte in Waſhington hat im
Staats=
departement eine Note der chineſiſchen Regierung überreicht, in
der es u. a. heißt ,daß die Silberpolitik Präſident Rooſevelts
die wirtſchaftliche Lage Chinas ernſtlich gefährde. Der Silberpreis
ſei von 17 Cents für die Unze auf über 50 Cents geſtiegen.
Dadurch ſei in China eine ſchwere Deflationskriſe hervorgerufen
worden. Auch die chineſiſche Warenausfuhr habe ſchwere
Schä=
digungen erlitten.
Chings Skellungnahme
zum Verkauf der chineſiſchen Oſtbahn.
Die chineſiſche Regierung wird demnächſt der japaniſchen und
der ruſſiſchen Regierung eine Note ſenden, in der ſie Einſpruch
erhebt gegen den Verkauf der Chinefiſchen Oſtbahn.
AufGrund des Pekinger Abkommens, daß 1921 zwiſchen der
chineſiſchen Republik und der Sowjetunion unterzeichnet, und
des Abkommens von Mukden, das 1914 zwiſchen China und
Rußland abgeſchloſſen wurde, ſtehe folgendes feſt: 1. Die
chineſiſche Regierung gilt als Teilbeſitzer der Oſtbahn und hat
die gleichen Rechte wie Rußland. 2. Ein Verkauf der
Chine=
ſiſchen Oſtbahn an einen Dritten kann nur mit Zuſtimmung des
Vertrags=Partners ſtattfinden. 3. Die chineſiſche Regierung hat
auf Grund der Abkommen von 1921 und 1924 das
Vorkaufs=
recht. — Die chineſiſche Regierung betont, daß durch den
Be=
ſitzwechſel alle Punkte dieſer ſeinerzeit geſchloſſenen Abkommen
aufs Gröblichſte verletzt worden ſeien. Sie erklärt weiter, daß
alle Abkommen, die zwiſchen Rußland und Japan über die
Oſt=
bahn getroffen würden, von der chineſiſchen Regierung unter
keinen Umſtänden anerkannt würden. Die Zahlung der
Kauf=
ſumme durch Japan bedeute noch in keiner Weiſe, daß die
Rechte Chinas damit erloſchen ſeien.
vorzuſtellen. Aber eine Außentreppe an der Südoſtecke war von
Anfang an vorhanden. Da ſchritten die Fürſten und Herzöge und
Würdenträger des Reiches hinauf, wenn zur Tagung gerufen oder
zum Feſt geladen war.
Innen iſt ſo gut wie gar nichts mehr alt zwiſchen den
Außen=
mauern. Die Decke wurde wahrſcheinlich von Holzpfeilern und
Unterzugsbalken getragen. Die könnten bemalt geweſen ſein.
Ob auch die Wände durch Wandmalereien geſchmückt waren, iſt
nicht ſicher. Heute, nach der Reſtaurierung ſeit 1867, ſind ſie es,
aber ſie wären es beſſer nicht, und eher wurde in alten Zeiten
der Rieſenſaal von Fall zu Fall mit gewebten Teppichen behängt.
Auch vielleicht die vielen großen Fenſteröffnungen. Glas gab es
damals noch nicht in ſo großen Stücken. Es mußte doch halbwegs
warm ſein in dem großen Raum, wenn Kaiſer Heinrich
Weih=
nachten feierte. Im Untergeſchoß hat man eine Heizungsanlage
gefunden, eine Röhrenheizung. Wohl ſtammt ſie erſt aus gotiſcher
Zeit. Wahrſcheinlich aber hatte ſie einen Vorgänger aus dieſen
früheren Jahrhunderten. Im Rheinland, wohin ja die
Ueber=
lieferung für dieſen Bautypus weiſt, kannte man Kellerheizung
ſeit der römiſchen Zeit.
Merkwürdig kurze Zeit, nicht viel länger als ein
Jahrhun=
dert, beherbergte dieſer Palaſt die deutſchen Kaiſer. Heinrich
der Vierte war oft hier und Barbaroſſa baute noch einmal daran,
zur Beſeitigung der Brandſchäden. Nach der Hohenſtaufenzeit
indeſſen beſuchte kein Kaiſer die Goslaer Pfalz mehr. Im Jahre
1206 richtete ſich ein Vogt dieſen Bau als Zollamt ein. Dann,
noch im 13. Jahrhundert, übernahm ihn die Stadt Goslar als
Gerichtshaus, ſpäter als Speicher. Sehr lange hat dieſe
kaiſer=
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ver=
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und Kirchentrachten der Siebenbürger Sachſen und in ihnen den
bedeutenden Wert höchſtentwickelter Bauernkultur. Retzlaff aber
photographiert nicht Muſeumsſtücke, ſondern lebendige Menſchen,
und das eben macht den Reiz ſeiner Arbeiten aus. — Der Verlag
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ihrer ganzen Schönheit wiederzugeben; auf dem Wege von der
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Seite 12 — Nr. 270
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und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: MarStreeſer für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. 6. Quetſch: für den Sport: Karl
Böhmann=
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſäntlich in Darmſtadt.
D. A. VIIl. 34. 22415. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 40 Seiten.
Oen beſten Kauf macht man in Ruhe zu Hauſe
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Vergleichen, vergleichen, vergleichen! Schön und gut! —
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 270 — Seite 13
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Seite 16 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Rachrichten
Nr. 270
Seite 17
Für die L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei war der geſtrige
Samstag ein Feſttag von einzigartiger Bedeutung. Schon vom
frühen Morgen ab ſtellten ſich Gratulanten ein, und während des
ganzen Tages folgten Telegramme und Briefe.
Das Goldene Buch
der 2.9. Mannag ſche n Hofbächdrüdete..
Vor dem offiziellen Feſtakt überbrachte eine Abordnung der
Gefolgſchaft dem Betriebsführer Herrn R. L. Wittich in deſſen
Privatkontor die Glückwünſche der Belegſchaft der
Druckerei und des Darmſtädter Tagblattes. Prokuriſt
Vier=
heller überreichte dabei im Auftrage der Belegſchaft ein in der
eigenen Werkſtätte und nach eigenen Entwürfen der Ausführenden
bergeſtelltes „Goldenes Buch”, eine Meiſterleiſtung der Buchdruck=
und Buchbinderkunſt. Direktor Vierheller führte dabei etwa aus:
„Es iſt der ganzen Belegſchaft ein inneres Bedürfnis, heute,
an dem Tage, an dem ſich die Gründung unſerer Firma zum
250. Male jährt, Ihnen, dem derzeitigen Vertreter der
Inhaber=
generation, gegenüber zum Ausdruck zu bringen, daß zu keiner Zeit
Anhänglichkeit und der feſte Wille zur gemeinſamen Durchführung
der uns allen geſtellten Aufgaben größer geweſen iſt als gerade
ſetzt.
Wie gerne hätten wir dieſe Verſicherung an dem heutigen Tage
nit Ihnen auch Ihrem verſtorbenen Neffen abgegeben, eingedenk
des guten Einvernehmens, das in unſerem Betrieb gerade zwiſchen
Ihnen beiden als Inhabern und uns den Betriebsangehörigen,
geherrſcht hat. Ein hartes Schickſal hat es anders gewollt. Sowie
vir heute in aller Frühe an der letzten Ruheſtätte des Verſtorbenen
ils äußeres Zeichen unſeres Gedenkens einen Kranz niedergelegt
jaben, ſo ſtehen wir jetzt vor Ihnen, um Ihnen, dem derzeitigen
Betriebsführer, die aufrichtigſten und herzlichſten Wünſche der
ge=
amten Gefolgſchaft anläßlich des 250jährigen Beſtehens für das
veitere Wohlergehen der Firma zu überbringen. Unſere
Ge=
flogenheit, gemeinſame zielbewußte Arbeit in der Stille ohne
Aufhebens zu leiſten, hat es uns richtiger erſcheinen laſſen, ehe die
ſerſchiedenen Feierlichkeiten des Tages beginnen, Ihnen in
der=
elben einfachen Weiſe aufrichtig und herzlich mit ehrlichem
Hände=
ruck zu ſagen, daß, wie in allen Zeiten Ihre Vorfahren, Sie ſich,
rſt recht heute auf Ihre Leute verlaſſen können. Wir wollen keine
roßen Worte machen, aber wir ſind uns gewiß, daß unſere
Glück=
bünſche und Verſicherungen auch nach außen hin einen ſichtöaren
lusdruck haben müſſen, der zukünftigen Geſchlechtern als Veiſpiel
ienen ſoll, wie eine Gefolgſchaft zu ihrem Führer ſteht. Ich habe
eshalb den Auftrag, Ihnen ein Andenken zu überreichen, das in
er Geſchichte der Firma ſich immer markant hervorheben möge
nd bei allen feſtlichen Anläſſen Zeugnis von der engen
Ver=
undenheit zwiſchen uns als Gefolgſchaft und Ihnen als Führer
blegen ſoll: Das Goldene Buch der L. C. Wittich’ſchen
Hofbuch=
ruckerei.
Es trägt als Widmung folgende Inſchrift:
Zum 1. Oktober 1934, dem Tage, da ſich die Gründung der
Druckerei Wittich, der heutigen L. C. Wittich’ſchen
Hofbuch=
druckerei, zum 250ſten Male jährt, überreicht die Gefolgſchaft
des Betriebes dieſes
„Goldene Buch”,
der L. C. Wittich’ſchen Hofbuchdruckerei,
das in eigener Offizin hergeſtellt wurde, an dem Tage der
Feier des zweihundertfünfzigjährigen Jubiläums, begangen
in einer Feierſtunde am Samstag, den 29. September 1934,
an der die geſamte Gefolgſchaft teilnahm, dem Führer des
Betriebes, Herrn R. L. Wittich, Darmſtadt.
ch übergebe Ihnen dieſes Goldene Buch mit den aufrichtigſten
Jünſchen ferneren Wohlergehens für die Firma als auch für Sie,
r die Inhaber und ihre Familien.
Herr R. L. Wittich ſprach in ſeinem und der Mitinhaber
amen den herzlichſten Dank für die überraſchend ſchöne und
ge=
egene Erinnerungsgabe aus, mit der die Belegſchaft ſich ſelbſt
r alle Zeit dem Unternehmen verbinde und vor allem ſich ſelbſt
re. Er betonte dabei, daß, wenn es gelungen ſei, das
Unter=
ehmen durch die Jahrhunderte zu halten, zu führen und zu ſeinem
tigen Umfange auszubauen, das ja nur möglich war durch die
reue und oft auch Opferfreudigkeit aller Mitarbeiter. Nur
ge=
einſames Zuſammenarbeiten füge den Betrieb und ſichere ihren
eſtand auch für die Zukunft.
Die Beierſtunde des Bekriebes.
Inzwiſchen hatten ſich die Büros und Vorzimmer der
Betriebs=
hrung nach und nach in einen Blumenhain verwandelt.
Glück=
unſchbriefe und Telegramme in großer Zahl von hier und aus
ler Welt waren von koſtbaren Blumenarrangements begleitet.
Die zur Feierſtunde geladenen Gäſte, behördliche Vertreter und
reunde des Geſchäftes fanden ſich gegen 11 Uhr im Tagblatthaus
n, die ſchon am Vortage Feſtſchmuck mit Girlanden, Blumen und
ahnen angelegt hatte.
Die Gäſte wurden von den Herren Wittich empfangen und
rzlichſt begrüßt und dann in den unteren großen Maſchinenſaal
leitet, wo. die Feierſtunde inmitten der ſonſt emſig tätigen, heute
henden Maſchinen ſtattfand.
Der Chorgeſang „Das Lied des Volkes” von Hermann Erdlen,
dichtet von Hermann Claudius, dargebracht von einer
Männer=
ſangsabteilung der Gefolgſchaft, geleitet von Herrn Profeſſor
r. Noack, leitete den Feſtakt ein.
Dann trat Herr R. L. Wittich an das Rednerpult und
hrte etwa aus:
Meine Damen und Herren!
Als der derzeitige Betriebsführer der L. C. Wittich’ſchen
ofbuchdruckerei erlaube ich mir, Sie zu begrüßen und Ihnen für
e Ehre zu danken, die Sie der Firma und Gefolgſchaft durch
yre Anweſenheit bei der Feier des 250jährigen Beſtehens er=
weiſen. Ganz beſonders danke ich für die Ehre des Erſcheinens
des Vertreters der heſſiſchen Staatsregierung, des Herrn
Staats=
miniſters Jung, der Miniſterialabteilungen und des
Treuhän=
ders der Arbeit, Oberfinanzrat Dr. Kratz. Mit der heſſiſchen
Staatsregierung ſtand unſere Druckerei von jeher in der engſten
Verbindung.
Ich danke für die Ehre der Anweſenheit des Vertreters der
Stadt Darmſtadt, Herrn Direktor Bohländer; dankt doch die
Firma mit in erſter Linie Darmſtadt und dem Blühen und
Ge=
deihen unſerer Stadt auch ihren Aufſtieg und ihr ſtetes Wachſen
und Gedeihen.
Die Anweſenheit des Vertreters des Herrn Treuhänders der
Arbeit beweiſt die ſelbſtverſtändliche Verbundenheit auch unſeres
Betriebes mit der Wirtſcha t des neuen Deutſchlands.
Wir haben die Ehre der Anweſenheit Seiner
König=
lichen Hoheit des Großherzogs. Die Druckerei dankt
ihre Exiſtenz den Vorfahren Seiner Königlichen Hoheit durch
weiteſtes Intereſſe und Verleihung von Privilegien durch die
Landgrafen und der regen Anteilnahme Seiner Königl. Hoheit
an unſerem Unternehmen.
Wir haben die Ehre, als Vertreter des Herrn
Landes=
biſchofs der evangeliſchen Landeskirche Herrn
Oberlandes=
kirchenrat Olff bei uns zu ſehen. Die Firma, die von Anfang an
in engſter Verbindung mit der evangeliſchen Landeskirche ſtand und
jetzt noch ſteht, druckte von Anfang ihres Beſtehens das Heſſiſche
Geſangbuch und andere kirchliche Schriften. Es ſind die älteſten
Drucke der Firma, die bis zum heutigen Tage bei ihr hergeſtellt
werden.
Er habe ferner die Ehre zu begrüßen von der Provinzialdirektion
Starkenburg Ober=Reg.=Rat Dr. Seiffert, vom Arbeitsamt
Direktor Schrader, für die Induſtrier= und Handelskammer
deren 2. Vorſitzenden Stegmüller, ſowie Herrn Dr.
Roe=
ſener, Vertreter des Gaues des NS. Frontkämpferbundes
Major Stiebler, den Vertreter des Bezirksleiters der
Deut=
ſchen Arbeitsfront, den Vertreter des Landesfinanzamts,
Ober=
regierungsrat Delp, für die heſſiſche Gewerbeaufſicht Herrn
Ge=
werberat Arndt. Weiter begrüßte er die Vertreter der
Ver=
bände. Für den Deutſchen Buchdrucker=Verein Berlin
Kreisvor=
ſitzenden Oſterrieth, den Bezirksführer des Deutſchen
Buch=
drückervereins Künzel, gleichzeitig als Obermeiſter der
Buch=
druckerinnung, den Herrn Vertreter des Reichsverbandes
deut=
ſcher Zeitungsverleger, Berlin, und des Deutſchen
Verlegerver=
eins, Leipzig, für den Buchgewerbeverein Leipzig Herrn
Wag=
ner. Herrn Alt für den Börſenverein der deutſchen
Buchhänd=
ler Leipzig und den Mitteldeutſchen Buchhändlerverband, für den
Ortsverein Darmſtädter Buchhändler Herrn Carius, für die
Reichsgruppe Induſtrie der deutſchen Wirtſchaft Herrn Dir. May
und Herrn Dr. Luley, für die Reichsbetriebsgemeinſchaft 8,
Druck, Herrn Peter, für den Reichsverband der deutſchen Preſſe
Herrn Hageneier, weiter den Herrn Verteter der
Verei=
nigung des Einzelhandels, ſowie die Herren Vertreter des
Haus=
beſitzervereins Darmſtadt, Dr. Gauß und Dir. Ziegler, für
den Landesverband des Roten Kreuzes Herrn Oberſt Schröder.
Herr R. L. Wittich führte dann weiter aus:
Ich freue mich, eine ſo große Zahl Kollegen und
Geſchäfts=
freunde begrüßen zu können und danke für die Ehre ihres
Er=
ſcheinens.
Nicht zuletzt begrüße ich herzlichſt unſere alten Mitarbeiter und
Penſionäre ſowie die derzeitige Gefolgſchaft, die ihrer
Verbunden=
heit mit dem Betrieb heute Morgen bereits in einer internen
Be=
triebsfeierſtunde beredten Ausdruck gegeben hat.
Wenn ich Sie, meine Damen und Herren, zu unſerer
Feier=
ſtunde in die Räume des Betriebes gebeten, ſo geſchah dies in der
ausgeſprochenen Abſicht, die Feier mit der Gefolgſchaft an der
Stätte unſerer Arbeit, der unſere Lebensaufgabe gewidmet iſt,
umgeben von unſeren Maſchinen und unſerem Werkzeug zu
be=
gehen, um dadurch der Verbundenheit von Firma, Gefolgſchaft und
Betrieb Ausdruck zu geben, wie dies von je her Tradition der
Firma war.
Meine Damen und Herren, ich darf nun um Gehör bitten
für einen kurzen Vortrag unſeres Mitinhabers, Herrn Dr. Werner
Wittich, aus der Geſchichte der Druckerei. Die Rede iſt in ihrem
weſentlichen Inhalt auf der 2. Seite der Feſtnummer abgedruckt.
Die Glugwanſche
der Behörden und Sachverbände.
Den Rahmen derer, die perſönlich erſchienen waren, um dem
Hauſe und der Firma Wittich, ſowie den derzeitigen Inhabern
ihre Glückwünſche zu dem ſeltenen Jubiläum auszuſprechen,
er=
öffnete Herr Oberfinanzrat Dr. Kratz, der in
Vertre=
tung des Herrn Staatsminiſters erſchienen war und der etwa
folgendes ausführte:
Der Herr Staatsminiſter hat mich beauftragt, Ihnen ſeinen
Dank für die Einladung zur heutigen Feierſtunde Ihres Betriebes
zu übermitteln. Zu ſeinem Bedauern iſt es ihm infolge
dienſt=
licher Inanſpruchnahme nicht möglich, ſelbſt der Feier
beizu=
wohnen. Seine Glückwünſche zu überbringen, iſt mir eine hohe
Ehre. Ich übermittle Ihnen gleichzeitig die Glückwünſche der
Wirtſchafts=Aufſichtsbehörde der Miniſterial=Abteilung III (
Ar=
beit und Wirtſchaft) als deren Leiter. Ebenſo wurde ich gebeten,
für die übrigen hier vertretenen Staatsbehörden, ſowie für den
Provinzialdirektor zu ſprechen und deren Glückwünſche zum
Aus=
druck zu bringen. Auch der Treuhänder der Arbeit hat
mich mit der Uebermittlung ſ iner Glückwünſche beauftragt.
Der Anlaß, der uns heute hier zuſammengeführt, iſt beſonderer
Art. Sie begehen heute den Tag, an dem vor 250 Jahren die
Firma in den Beſitz der Firma Wittich überging. Danach dürfte
wohl das Unternehmen als der älteſte Gewerbebetrieb in
Darm=
ſtadt anzuſehen ſein. Aber nicht nur die alte Tradition iſt es,
die die Firma Wittich auszeichnet. Die Tatſache, die die
Drucke=
rei heute nicht nur in Darmſtadt, ſondern weit über ſeine
Gren=
zen hinaus an führender Stelle ſteht, beweiſt, daß ein zielbewuß=
ter leitender Wille die Führung des Unternehmens ſtets beſtimmt
hat. Was aber den Betrieb meines Dafürhaltens am meiſten
auszeichnet, iſt die Verbindung zwiſchen Kunſt und Handwerk, die
für ihn immer richtunggebend war. Die zahlreichen
Veröffent=
lichungen der Druckerpreſſe aus den letzten Jahrzehnten, die aus
der Werkſtatt der Firma hervorgehen, beweiſen, welch hohes
künſtleriſches Niveau die Leitung des Unternehmens ſtets zu
hal=
ten verſtanden hat.
Ich bin mir bewußt, daß die allgemeine wirtſchaftliche Lage
für die Entwicklung eines Unternehmens, das in erſter Linie auf
künſtleriſche Produktion eingeſtellt iſt, heute nicht ganz leicht iſt.
Die nationalſozialiſtiſche Kulturpolitik wird aber trotz aller
mate=
rieller Not der Zeit Mittel und Wege finden, um gerade der
künſtleriſchen Produktion neue Wege, neue Ziele und auch neue
Exiſtenzmöglichkeiten zu ſchaffen.
Der Pionierarbeit, die die Firma L. C. Wittich’ſche
Hofbuch=
druckerei während 250 Jahren geleiſtet hat, werden dann neue
Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet ſein. Eine Krönung ihrer
Arbeit wird die Firma aber darin finden, auch weiterhin dem
Buchdruckergewerbe ein leuchtendes Vorbild zu ſein in der
Aus=
übung handswerksmäßiger Kunſt.
Möge das Unternehmen auf dem Wege der Tradition mit
dieſem Ziele weiterſchreiten und zum Segen des Handwerks und
des Volkes ſeine Wirkſamkeit entfalten. Das iſt mein
Glück=
wunſch, den ich der Firma, zu ihrem 250jährigen Jubiläum
dar=
bringe.
Der Heſſiſche Staatsminiſter ſelbſt hatte ein in herzlichem
Worten gehaltenes Glückwunſchſchreiben an die Firma geſandt.
Als Vertreter der Stadt Darmſtadt ſprach
Verwaltungsdirek=
tor Bohländer. Er führte aus, daß es dem Oberbürgermeiſter,
der perſönlich zu der Feier erſcheinen wollte, in letzter Stunde
nicht möglich wurde, weil er zu wichtigen Verhandlungen ins
Staatsminiſterium berufen worden war. Der Oberbürgermeiſter
habe ihn darum mit der Ueberbringung der herzlichſten
Glück=
wünſche beauftragt. Wenn ein Unternehmen, wie das der L. C.
Wittich’ſchen Hofbuchdruckerei, auf ein Vierteljahrtauſend ſeines
Beſtehens zurückblicken kann, und wenn dieſes Unternehmen dabei
über 200 Jahre in dem Beſitz der gleichen Familie iſt, ſo iſt
ſicherlich auch für die Stadt, in der dieſes Unternehmen tätig
iſt, Anlaß gegeben, an dieſer feierlichen Gedenkſtunde freudig
und dankbar Anteil zu nehmen. Die Firma L. C. Wittich
nimmt im Rahmen des deutſchen Buchdruckgewerbes ſeit je einen
ſehr hohen Rang ein. Sie hat mit ihrer Tätigkeit, nicht nur
ihren eigenen, ſondern auch den Namen unſerer Vaterſtadt weit
über die Grenzen des engeren Vaterlandes und auch
Deutſch=
lands hinausgetragen. Wenn darum die Stadt beſonderen
An=
laß fühlt, zu dieſem ſeltenen Jubiläum herzlichſte Glückwünſche
auszuſprechen, ſo nimmt ſie ebenſo gerne Anlaß, dabei zu
be=
kennen, daß die Leiſtungen der Firma auf ihrem ureigenſten
Gebiet ſtets vorbildlich geweſen ſind. Wir freuen uns, daß es
der Firma gelungen iſt, auch die ſchweren Zeiten zu überſtehen,
die die vergangenen Jahrhunderte gebracht haben, und daß ſie
heute noch blüht und wächſt. Wir wünſchen von Herzen, daß
es der Firma möglich ſein wird, unter der tatkräftigen Leitung
der heutigen Inhaber den hohen Stand zu halten, zum eigenen
Beſten und zum Segen unſerer Vaterſtadt.
Oberbürgermeiſter Wambold hatte der Firma außerdem
ſchriftlich ſeine Glückwünſche ausgeſprochen. In dem Schreiben
wird betont:
Ihre Buchdruckerei hat zweieinhalb Jahrhunderte deutſcher
und ſtädtiſcher Geſchichte überdauert und iſt heute ein in der Stadt
Darmſtadt und darüber hinaus geachteter und als leiſtungsfähig
anerkannter Betrieb. Daher beſteht alle Veranlaſſung, dieſen
Ehrentag Ihres Buchdruckereibetriebs freudig zu begehen, zumal
auch noch das Unternehmen Generationen hindurch im Beſitz einer
Familie iſt. Auch die Stadt Darmſtadt blickt aus dieſem Anlaß
mit berechtigtem Stolz auf ein Unternehmen, deſſen
hervor=
ragende Druckerzeugniſſe ihren Namen weithin bekannt gemacht
haben.
Ich wünſche der Firma, ihren Inhabern und der Gefolgſchaft,
daß es ihnen gelingen möge, das Unternehmen auch weiterhin
leiſtungsfähig, zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Als Vertreter des Landeskirchenamtes ſprach Herr
Ober=
landeskirchenrat Olff: Der Herr Landesbiſchof hat mich
beauf=
tragt, ihn hier bei der Jubiläumsfeier dieſes Hauſes zu vertreten.
Im Namen der Landeskirchenverwaltung und der evangeliſchen
Kirche überbringe ich Ihnen in ſeinem Namen die herzlichſten
Glückwünſche. Ich darf damit verbinden Worte herzlichſten Dankes
und der Anerkennung für das, was die Firma L. C. Wittich ſeit
Jahrhunderten für die Kirche geleiſtet hat. Es war immer eine
wertvolle Arbeit. Ich erinnere nur an die vielen
Geſangbuch=
ausgaben, an die Schriften des Prälaten D. Dr. Diehl über die
Geſchichte der heſſiſchen Landeskirche uſw. Möge die Firma auch
in Zukunft wachſen, blühen und gedeihen, möge auf ihr für alle
Zukunft Gottes reicher Segen ruhen.
Die Fachverbände ließen den Reigen ihrer
Glückwunſch=
anſprachen eröffnen durch den erſten Vorſteher des Deutſchen
Buchgewerbevereins, Leipzig, Karl Wagner. Er
führte aus:
Es iſt für mich eine beſondere Freude, Ihnen zur 250 Wiederkehr Ihres Gründungstages die herzlichſten
Glückwünſche des Deutſchen Buchgewerbevereins ausſprechen zu
dürfen, dem ich als 1. Vorſteher angehöre. Der Deutſche
Buch=
gewerbeverein iſt ſtolz darauf, Ihr altangeſehenes Haus unter
ſeine Mitglieder zu zählen und das Deutſche Buchmuſeum
birgt manchen Druck, der Ihre Preſſen im Laufe der
Jahr=
hunderte verlaſſen hat, um immer wieder aufs neue den großen
Erfinder zu preiſen, der in nächſter Nachbarſchaft Ihrer Stadt
das Gießinſtrument erdacht hatte, durch das es ihm möglich
geweſen iſt, Einzeltypen herzuſtellen.
Ein Menſchenalter nach dem 30jährigen Krieg, der viele
Ortſchaften Deutſchlands als Wüſte zurückgelaſſen hat, und auch
im Heſſenland nicht ſpurlos vorüber gegangen iſt, war es dem
Gründer Ihrer Firma im Jahre 1684 vergönnt, in Darmſtadt
feſten Fuß zu faſſen, in einer Zeit, in der Deutſchland von
der gewaltigen Bewegung ergriffen wurde, die einſetzte nach
Ueberwindung des Vorurteils und Aberglaubens früherer Jahr=
MalleI Tolelat
Die neuartige, feine Kaffeewürze in Grießform
dient zur derfeinerung und Berbilligung von jeder Art
Bohnen=
kaffee, Malzkaffee und anderem Getreidekaffee. — Man braucht
dann weniger Kaffee als ſonſk und erzielt doch einen kräftigen,
pi=
kanten Geſchmack, wundervolles Aroma und herrliche golobraune
Farbe. Machen Sie einen Verſuch —er wird auch Sie überzeugen.
Ausführliche Proſpekte ſowie Proben erhalten Sie:
Ph. Riefer, Friſierſalon, Mathildenplatz I
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Fritz Müller, Parfumerie, Ernſt=Ludwigſtraße I
(V9548
Seite 18 — Nr. 270
hunderte, die jeden klaren Einblick in den natürlichen
Zu=
ſammenhang der Dinge verkleinern. Die Wiſſenſchaften konnten
ſich entfalten und von den weſtlichen Nachbarländern
beein=
flußt, konnte auch Deutſchland ſich geiſtig regen und durch
Wiſſenſchaft und Technik dazu beitragen, das kulturelle Leben in
unſerer Heimat zu heben.
Das gedruckte Wort iſt der Zeitſpiegel eines jeden
Jahr=
hunderts, das Illuſtrationsweſen und der Buchſchmuck der
Aus=
fluß des jeweils vorherrſchenden Stiles. Typographiſches
Ge=
ſtalten hat jedes Jahrhundert hochgehalten. Wenn auch auf die
Zeit der Inkunabelblüte unſeres Gewerbes abwechſelnd eine
Zeit des Verfalls folgte, wurde ſie doch immer wieder abgelöſt
durch erneutes künſtleriſches Schaffen, das ſich ausdrückt in
ſchönen Schriften, ſchönem Zierat und trefflichem Buchſchmuck
in wechſelnden Techniken, edlem Papier und koſtbaren
Ein=
bänden. Gleichzeitig aber auch in gutem Werkdruck, der am
meiſten dazu berufen iſt, den Geſchmack der Allgemeinheit zu
beeinfluſſen.
Ihre Firma iſt dieſen Beſtrebungen bis in die neueſte Zeit
treu geblieben und hat Druck und Verlag gleichmäßig gepflegt,
wiſſenſchaftlich und künſtleriſch hochgehalten. Ihrem Haus iſt
es vergönnt, in Ihrer in Darmſtadt erſcheinenden Zeitung ſeit
langer Zeit Tagesereigniſſe zu veröffentlichen und Ihre Leſer
von dem großen Weltgeſchehen zu unterrichten. Gleichzeitig
haben Sie die hohe Pflicht zu erfüllen, die Menſchen heſſiſchen
Stammes zu deutſchen Volksgenoſſen zu erziehen, deren höchſtes
Ziel darin gipfeln muß, dem Deutſchen Reich zu dienen. Der
nationale Gedanke allein macht ein Volk ſtark und dieſes Volk
kann nur dann in der Geſchichte beſtehen, wenn jeder an ſeiner
Stelle ſeine Pflicht tut und mithilft, Aufbauarbeit zu leiſten,
wie wir es in dem wunderſamen Leben unſeres Führers
ver=
körpert finden, deſſen ganzes Streben dahin geht, dem deutſchen
Volk zu dienen. Pflichttreue heißt das Wort, das deutſchem
Geiſt und deutſchem Gemüt eng verwandt iſt.
Aber auch perſönlich fühle ich mich dazu berufen, Ihnen die
Glückwünſche des geſamten deutſchen Buchgewerbes auszuſprechen,
das im Deutſchen Buchgewerbeverein einen Zuſammenſchluß
ge=
funden hat. Auch in mir fließt reines Heſſenblut, von heſſiſchen
Eltern abſtammend. 100 Jahre konnte mein Haus das Ihre in
dem Beſtreben deutſche graphiſche Technik hochzuhalten, begleiten
und 40 Jahre davon konnten wir in Darmſtadt weilen. Ihre
Zei=
tung hat wohl manches Mal über den einen oder anderen meiner
Vorfahren berichtet, unter denen ich beſonders auf meinen
Groß=
vater mütterlicher Seite, mit Namen Carl Brandt, hinweiſen
will, der ein Reformator geweſen iſt für deutſches Theaterweſen
und ſzeniſche Einrichtungen und der in ſeinem Leben Richard
Wagner beſonders nahe treten durfte.
So iſt mein Leben ſeit früheſter Jugend eng verknüpft mit
der Lokalgeſchichte Darmſtadt, und ich habe meine heſſiſche
Ab=
ſtammung ſtets hochgehalten, wenn mich mein Leben auch nach
Mitteldeutſchland verpflanzt hat.
Dies ſind die Gründe, die mich veranlaßt haben, die Reiſe
nach der Stadt meiner Eltern und Voreltern anzutreten, um
Ihnen des Deutſchen Buchgewerbevereins und meine eigenen
Glückwünſche auszuſprechen, denen ich den beſonderen Wunſch
hin=
zufügen möchte, daß es Ihrem Haus noch lange vergönnt ſein
möge, im Sinn der glorreichen Geſchichte Ihres Hauſes
weiter=
zuſchaffen zum Segen des deutſchen Buchgewerbes, zum Nutzen der
Stadt Darmſtadt und zur Freude derjenigen, die vom Schickſal
berufen ſind, Ihrem Haus vorzuſtehen und Ihrem Haus zu dienen.
Möge ſich noch manches Säculum denen anſchließen, die ſchon zur
Geſchichte geworden ſind und mögen Sie in gleich ſtarker Weiſe
den Weg weiter beſchreiten, den Sie in ſteter Arbeit
kultur=
ſpendend ſeit 250 Jahren zurückgelegt haben.
Im Auftrage des Deutſchen Buchdruckervereins,
Berlin und des Kreiſes III ſprach der Vorſitzende
dieſes Kreiſes, Herr Auguſt Phil. Oſterrieth. Er ſchloß
an die Glückwünſche dieſer beiden Organiſationen auch ſeinen
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
eignen, perſönlichen, hob beſonders die Tradition des Hauſes
Wittich und die Leiſtungen ſeines Betriebes hervor, die immer
von hervorragender Qualität waren und dadurch für das Blühen
und Gedeihen des Hauſes, die ſichere und feſte Grundlage
ſchufen. Der deutſche Buchdruckerverein, mit dem auch ſeit vielen
Jahren enge perſönliche Beziehungen zu Herrn R. L. Wittich
beſtehen, gedenkt deſſen in dieſer Stunde in herzlicher Dankbarkeit.
Wenn der Verein ſich in den 60 Jahren ſeines Beſtehens ſo gut hat
entwickeln können, dankt er es in erſter Linie Mitgliedern wie Herr
R. L. Wittich immer eines geweſen iſt. Der Redner verlas den
perſönlichen Glückwunſch des Vorſitzenden des DBV., Herrn Albert
Friſch, und überreichte im Anſchluß daran ein künſtleriſch
ausge=
führtes Gedenkblatt, das folgenden Wortlaut hat:
Der Deutſche Buchdrucker=Verein e. V. widmet ſeinem
Mit=
gliede, der Firma L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei in
Darm=
ſtadt, zum 250jährigen Beſtehen dieſes Gedenkblatt.
Berlin, den 1. Oktober 1934.
Deutſcher Buchdrucker=Verein e. V.,
Albert Friſch.
Der Vorſitzende des Kreiſes III,
Auguſt Phil. Oſterrieth.
Der Redner ſchloß ſeine ſehr herzlich gehaltene Anſprache mit
dem alten deutſchen Buchdruckergruß „Gott grüß” die Kunſt”!
Für Bezirk und Stadt Darmſtadt des Deutſchen
Buchdruckervereins überbrachte Buchdruckereibeſitzer G. L.
Künzel die herzlichſten Wünſche und überreichte ein künſtleriſch
von Hartmut Pfeil auf Leder geſchriebenes Gedenkblatt
fol=
genden Wortlautes:
„Zum 250jährigen Geſchäftsjubiläum der L. C. Wittich’ſchen
Hofbuchdruckerei entbieten wir die herzlichſten Glückwünſche
und verbinden damit den Dank für die bisherige langjährige
Mitarbeit im Intereſſe des Geſamtgewerbes.
Darmſtadt, den 29. September 1934.
Deutſcher Buchdrucker=Verein
Bezirk und Stadt Darmſtadt
G. L. Künzel.
Fabrikant May überbrachte die Glückwünſche der
Reichs=
gruppe Induſtrie, Bezirk Heſſen und der
Induſtrie= und Handelskammer. Auch dieſer Redner
hob die hervorragenden Leiſtungen der Druckerei L. C. Witrich
hervor und gedachte mit herzlichem Dank der langjährigen
Zu=
ſammenarbeit des Inhabers R. L. Wittich in den von ihm
ver=
tretenen Vereinigungen. Wenn man, die Akten dieſer
Ver=
einigungen durchſieht, ſtößt man ſtets auf den Namen Wittich.
Und immer waren die Herren Wittich hervorragend an der
Arbeit der genannten Organiſationen beteiligt. Dafür
herz=
lichſten Dank auszuſprechen, und mit dieſen auch ſeine
perſön=
lichen Glückwünſche, ſei ihm herzliches Bedürfnis.
Der Börſenverein Deutſcher Buchhändler und
der Mitteldeutſche Buchhändler=Verband und in
deren Auftrag der geſamte deutſche Buchhandel ließen
die Glückwünſche zum Jubiläum ausſprechen durch Herrn
Buch=
händler Alt, Frankfurt. Der Redner verlas und überreichte
die nachſtehende Gedenkurkunde:
Am heutigen Tag iſt es der Firma L. C. Wittich’ſche
Hofbuchdruckerei in Darmſtadt vergönnt, auf 250
Jahre erfolgreichen Wirkens zurückzublicken. Zu dieſem frohen
Feſttage entbietet der Vorſtand des Börſenvereins der Deutſchen
Buchhändler zu Leipzig, zugleich im Namen des geſamten
deut=
ſchen Buchhandels den gegenwärtigen Inhabern der Firma, Frau
Eliſabeth Wittich, geb. v. Wachter, den Herren
R. L. Wittich und Dr. jur, Werner Wittich, herzliche
Glückwünſche.
1684 von dem Buchdrucker Sebaſtian Griebel
ge=
gründet, kam die Firma 1 764 in den Beſitz der Familie
Wit=
tich. Durch alle Stürme der vergangenen Jahrhunderte mit
Sonntag, 30. September 19
ſicherer Hand geſteuert, hat die Firma für das deutſche Buch d
für die deutſche Zeitung eine rege Tätigkeit entfaltet, die i ſen
Namen nicht nur im Heſſenlande, ſondern im weiten deut en
Vaterlande zu höchſter Ehre brachte. Mit ſtolzer Freude kö ſen
die Beſitzer der L. C. Wittichiſchen Hofbuchdruckeei
auf die Leiſtungen ihrer 250jährigen Firma zurückbli en.
Aufrichtigen Herzens wünſcht der Geſamtvorſtand des Börſer
er=
eins der Deutſchen Buchhändler zu Leipzig, daß die L. C.
Aſt=
tich’ſche Hofbuchdruckerei auch weiter blühe, zur Fr de
ihrer Beſitzer und zur Ehre des deutſchen Buchhandels und ſes
deutſchen Buchgewerbes.
Leipzig, den 1. Oktober 1934.
Der Geſamtvorſtand des Börſenvereins der deutſchen Buchhär ſer
zu Leipzig.
Unterſchriften.
Der Dank
den Herr R. L. Wittich im Namen der Familien Wittich ſer
Firma und der Belegſchaft ausſprach, war kurz und herzlich:
Für die ehrenden Worte und Glückwünſche, die in ſo hohem 2Aiße
zum Ausdruck kamen, iſt es jetzt unmöglich, im einzelnen zu danker
er=
lauben Sie mir, daß ich Ihnen allen im Namen meiner Firma nd
Mitinhaber meinen tiefgefühlten herzlichen Dank ſage. Sie ſ en
Anſporn für mich und meine Gefolgſchaft ſein, die alte Trad bn
auch weiterhin hoch zu halten und mit meinen Mitarbeitern ſer
ſchwarzen Kunſt auch weiter in gleicher Weiſe zu dienen.
Meine ſehr geehrten Damen und Herren! Sie ſind ſicher lit
uns der unverrückbaren Zuverſicht, daß im neuen Deutſchlan ſes
einem Betriebe wie dem unſeren, wenn er auch nur ein beſcheid ſer
Teil im großen deutſchen Wirtſchaftsleben iſt, möglich wird ku
ſeinem Teil an der Arbeit des Wiederaufſtiegs unſeres Volkes
it=
zuwirken. Seit 2½ Jahrhunderten Familienbeſitz, konnte ur re
Firma ſich unabhängig ihren kulturellen und ſozialen Aufgeſen
widmen. Sie hat das nach beſtem Können getan. Wenn uns ſie
Zukunft Spielraum zur Erfüllung unſerer Aufgaben im Rah en
der Volksgemeinſchaft gibt, danken auch wir das in erſter Lſie
unſerem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, der das deu he
Volk wie nie zuvor geeint und feſtgefügt hat. Und der gerade uf
dem Gebiete der Wirtſchaftspolitik und der Arbeitsbeſchaffung
m=
erhörte Beweiſe ſtarken Willens gegeben hat.
Ich darf Sie bitten, unſerem Dank und unſerem Gelöbnis ſer
Treue mit uns Ausdruck zu geben in dem Rufe: Unſerem Füſer
und Reichskanzler Adolf Hitler ein dreifaches Sieg=Heil!
Wir haben in den oberen Räumen der Druckerei eine 2
½s=
ſtellung von Druckſachen der Druckerei aus den 250 Jahren
u=
ſammengeſtellt und lade ich Sie zu deren Beſichtigung ein. Ich ſte
Sie, dann nach Beſichtigung der Ausſtellung noch kurze Zei in
unſeren vorderen Räumen zum Abſchluß dieſer Feierſtunde zu
ſ=
weilen.
Nach dem Geſang des Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Li 4s
folgten die Gäſte der Einladung zum Beſuch der
Ausſtellung von Druckſachen und Dokumenten.
Die intereſſante Ausſtellung, zuſammengeſtellt und arrang rt
vom Verlagsleiter Dr. Bräuning=Octavio, enthält eine g ße
Reihe der intereſſanteſten Dokumente und Druckſachen aus zu
ü=
einhalb Jahrhunderten. Neben einer Stammtafel der Fami en
Forter=Eylau=Wittich ſieht man in Glaskäſten und an den
An=
den unter vielem anderem als älteſtes Dokument noch von
Eſe=
bel ſtammend Privilege uſw. aus den Jahren 1692 und 1699, en
Kaufvertrag von Haußmann und Forter von 1717, eine ge ze
Anzahl Rechnungsbücher und ſonſtige Geſchäftsbücher aus
Jahren 1717, 1768 und 1813, die einen intereſſanten Einblic in
die Verhältniſſe und die Rechnungsführung dieſer Jahre ge.
Weiterhin das Privileg Johann Georg Wittichs, das ihm
alleinige Herſtellung gewiſſer Bücher in dem Betrieb ſei
Druckerei garantierte und auch das Zuſatzprivileg, das 19
auf ſeine Kinder überging. Weiter ſind ausgeſtellt
Nuanch.
Schon damal
ſur N.
eit, v
igenhän
aben aus
Einen
die
Geſan=
über die
ſände.
Mcenlos
Intereſſe
den die
man
ſelen k
Unſer Wappen
ein Wertbegriff
deutſcher Arbeit und Preiswürdigkeit
Die deutsche Gautpflege
Deulscle Geartaf
MOeOo
Sonntag. A. Beptember 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Reueſte Nachrichten
Nr. 270 — Seite 19
Die Penſionäre und Jubilare der Firma L. C. Wittich
arrat
eine 91
Famil
den W
ahre gel
Tätigkeit
von:
Rühl, Konrad Setzer 31. 10. 31 47 Jahren Keil, Wilhelm Setzer 28. 2. 31 43 Weber, Georg Setzer 31. 12. 31 39 Würtenberger, Karl Buchhalter 31. 5. 29 39 „ Menges, Johannes Metteur 1. 7. 33 38 Meiſinger, Wilhelm Setzer 12. 4. 34 38 Reckow, Friedrich. Setzer 25. 2. 31 37 Hornung, Heinrich Einleger 10. 6. 32 37 Karl. Michael Packer 9. 6. 31 35 Böll, Georg Drucker 25. 7. 34 34 Reinhart, Georg
Waldaeſtel, Dr. Buchbindermeiſter
Chefredakteur 31. 12. 29
31. 12. 22 31
30 Moos, Otto Setzer 7. 8. 31 30
Fuchs, Adolf
Ruths, Georg
Bäuerle, Oskar
Kämpfe, Ernſt
Chriſt, Adam
Zenker, Georg
Spieß, Jakob
Claus, Richard
Klober, Jean
Korrektor
Setzer
Maſchinenſetzer
Direktor
Setzer
Setzer
Drucker
Faktor
Korrektor
31. 8. 31
5. 9. 32
31. 3. 23
17. 1. 30
9. 4. 32
1. 2. 34
1. 1. 34
1902—1920
29 Jahren
29
Arbeitskameraden.
die 1934 fünfundzwanzig und mehr Jahre in der L. C. Wittich’ſchen
Hofbuchdruckerei tätig ſind.
37 Jahre
Wittersheim, Ludwig Stereotypeur
Butz, Auguſt
Lagerverwalter 34 „
Seip, Ernſt
Dintelmann, Georg
Wilhelm, Otto
Jackelen, Peter
Heuterkes, Ernſt
Streeſe, Max
Duckheim, Karl
Fleiſchmann, Adam
Kierim, Wilhelm
Daikeler, Bonifatius
Fröhner, Andreas
Müller, Karl
Schuſter, Friedrich
Metteur
Setzer
Maſchinenſetzer
Setzer
Stereotypeur
Redakteur
Chauffeur
Hauptkaſſier
Setzer
Maſchinenſetzer
Metteur
Maſchinenſetzer
Rotations=
Maſchinenmeiſter
33 Jahren
32
25
Anzahl Drucke und Bücher aus der Zeit um 1760,
Originalbriefe von Brönner=Frankfurt und Cotta=Stuttgart.
Schon damals gab es Beſchwerden über zu hohe
Druckpreisberech=
nung und es wurden behördlich von dieſen beiden damals ſchon
berühmten Firmen Gutachten eingeholt, die jedoch die
Berech=
nungen der Firma Wittich als vorbildlich und gerechtfertigt
bezeichneten.
Unter der großen Anzahl von beſonders intereſſanten
Rari=
täten ſind ausgeſtellt ein Bergkalender von 1769, der ſicherlich nur
noch in dieſem Exemplar vorhanden iſt, und der wohl nur
er=
halten blieb, weil er von Johann Georg Wittich als Konzept
für Notizen u. dgl. benutzt worden war.
Von Ludwig Carl Wittich, dem Begründer der heutigen
Firma (1797—1839), ſind ausgeſtellt ſeine Päſſe, die Beweis
da=
für geben, wie weit er ſelbſt Beziehungen aufnahm und aufrecht
erhielt; ſeine Verträge mit Miniſterien, beſonders der von 1840
über den Druck der „Darmſtädter Zeitung” und des
Regierungs=
blattes, der erſt 1927 von der damaligen ſozialdemokratiſchen
Re=
gierung aus politiſchen Gründen gekündigt wurde. Von
beſon=
derem Intereſſe ſind auch wohl die Drucke aus dem
Revolutions=
jahr von 1848, mit den erſten politiſchen Propagandaplakaten,
Aufrufen uſw.
Die nächſte Vitrine zeigt die koſtbaren Drucke aus der
Goethe=
zeit, vor allem den des „Götz” von 1773 und des „Oſſian” mit der
eigenhändigen Zeichnung Goethes, ſowie ihre
Wiederholungsaus=
gaben aus dem Jahre 1923.
Einen breiten Raum in der intereſſanten Ausſtellung nehmen
die Geſangbuchdrucke ein, die einen intereſſanten Ueberblick geben
über die Entwicklung nicht nur des Drucks, ſondern auch der
Ein=
bände. Es ſind Exemplare von 1698 bis zu dem heutigen faſt
lückenlos in ihren Ausgaben vorhanden. Hier iſt von beſonderem
Intereſſe, gerade in dieſer Hinſicht auf den merkwürdigen Kampf,
den die Buchbinder, die Einbandkünſtler, dagegen führen, daß
man Geſangbücher auch anders als in ſchwarzem Einband
her=
ſtellen kann, die Tatſache, daß um die Mitte des 19. Jahrhunderts
erſtaunlich viel farbige Einbände von Geſangbüchern vorhanden
ſind.
Der Druck von Wertpapieren, der ſchon unter Venator
be=
gann, wird ebenfalls in verſchiedenen noch vorhandenen, alten
Exemplaren gezeigt. Von Venator ſind auch ſeine Verträge mit
den Miniſterien, als beſondere Seltenheit die erſten Guldenſcheine,
die er druckte, ausgeſtellt. Ferner ſieht man Aktien aus den
acht=
ziger Jahren und die Banknoten aus den Inflationsjahren
1922/23, die in großer Zahl zur Unterſtützung der Reichsdruckerei
auch von L. C. Wittich gedruckt wurden, Wertpapiere und Aktien
von 1924 bis heute.
Als Curioſa in ihrer Art ſind von beſonderem Intereſſe für
Eingeweihte Rechnungen aus den Jahren um 1880, daran ſchließt
ſich die moderne Abteilung, die die Firma L. C. Wittich als
Drucker für Kunſtverlag Alexander Koch zeigt, das umfangreiche
Werk von Biermann „Barock und Rokoko”, das zu der großen
Ausſtellung 1914 gedruckt wurde, zahlreiche Vierfarbendrucke aus
der jüngſten Zeit, die Führer durch die Ausſtellungen auf der
Mathildenhöhe, die ſeit 1904 von L. C. Wittich gedruckt wurden,
intereſſante Verſuche mit Kupferdrucken nach den hübſchen
Zeich=
nungen von Fritz Hegenbarth, die bibliophilen Drucke der Ratio=
Preſſe, die Profeſſor F. W. Kleuckens leitete, die Wittich=
Kalen=
der von 1926 bis 1932, weiterhin moderne Plakate, Druckſachen
für Induſtrie und Wiſſenſchaft, Buchdrucke für fremde Verlage
in großer Anzahl und ſchließlich die für den eigenen Verlag.
den die Betriebsleitung für die geſamte Belegſchaft im Saale des
„Rummelbräu” veranſtaltete, bildete den harmoniſchen Abſchluß
des ſelten ſchönen Feſttages. Nach einem gemeinſamen
Abend=
eſſen fanden ſich auch die Angehörigen der Belegſchaft und Freunde
des Hauſes im feſtlich geſchmückten Saale ein, der mit Einſchluß
der hinzugezogenen Reſtaurationsräume überfüllt war. Die
Be=
ſucher konnten einen Kameradſchaftsabend verleben, der ſowohl
in der Geſinnung, aus der heraus er erſtand, wie in ſeinem
ſchönen und an Genüſſen ernſter und heiterer Art überreichen
Verlauf vorbildlich war. Nach einem Prolog, den Herr Oswald
ſprach, in dem das Werk Gutenbergs unter der Deviſe „Gott
grüß die Kunſt” verherrlicht ward, begrüßte Herr R. L. Wittich
die Belegſchaft ſeines Betriebes und die Gäſte auf das herzlichſte
und brachte das Sieg=Heil auf den Führer aus. Ein von Herrn
Karl Lettenbauer gedichtetes Feſtſpiel führte eine
Szene aus der Vergangenheit vor Augen. Johann Georg
Wit=
tich und Kriegsrat Merck traten auf, im Mittelpunkt der
Hand=
lung ſtand die Drucklegung des „Goetz von Berlichingen” von
Goethe, und den Schluß bildete ein ſchöner und verheißungsvoller
Ausblick für die Zukunft der Firma ſowohl wie der Familien
Wittich.
Die Feſtanſprache hielt Direktor Philipp Vierheller. Er
führte etwa aus:
Man hat in der Politik die Unzahl von Parteien, deren jede
mehr oder weniger ihren eigenen Weg gegangen iſt, durch eine
Partei, durch einen Willen erſetzt. Man hat mit demſelben
ent=
ſchloſſenen Handeln, anſtelle von Gewerkſchaften und
Unternehmer=
organiſationen eine einzige Formation geſetzt, in der es keine
Unterſchiede mehr gibt, in der Arbeiter, Angeſtellte und
Unter=
nehmer Schulter an Schulter miteinander marſchieren — die
Deutſche Arbeitsfront. Indem man ſo ein geſchloſſenes
Ganzes geſchaffen hat, ergibt ſich zwangsläufig von ſelbſt als
ein=
zige Möglichkeit zur Erreichung nutzbringender wirtſchaftlicher
Pro=
duktion engſte Zuſammenarbeit.
Solches Zuſammenarbeiten verlangt gegenſeitiges
Kennen=
lernen im Können und Charakter und völlige Durchdringung jedes
einzelnen von der Notwendigkeit unbedingter Pflichterfüllung,
neben aufrichtiger Gemeinſamkeit und dem Gefühl engſter
Ver=
bundenheit. Man hat dieſen Dingen nach außen ſichtbaren
Aus=
druck verliehen durch ein Wort, das ſchöner und treffender nicht
gewählt werden konnte — Kameradſchaft.
Wer während des Weltkrieges draußen an der Front all die
Strapazen, Kämpfe und Erſchütterungen miterlebt hat und ſich
jene Stunden ins Gedächtnis zurückruft, wo wahnſinnigſtes
Trom=
melfeuer die Nerven faſt zum Verſagen gebracht hat, der weiß, was
einem immer wieder aufgerichtet hat. — Das Gefühl unter
Män=
nern zu ſein, die gemeinſamer Wille zur Erfüllung einer großen
Aufgabe zuſammengeſchmiedet hatte. Dieſe Ueberzeugung und die
Erkenntnis, wie ſehr man aufeinander angewieſen war, ließ aus
dieſer Gemeinſamkeit ein brüderliches Zuſammenſtehen erwachſen.
So entſtand von ſelbſt ein ungeſchriebenes und oberſtes Geſetz:
Einer für alle und alle für einen.
Eine ſolche Kameradſchaft wird heute auch von uns allen im
Wirtſchaftsleben Stehenden verlangt, wenn wir die uns geſtellten
Aufgaben ganz erfüllen wollen. Aber, und darüber müſſen wir uns
klar werden, eine ſolche Kameradſchaft kann nicht übernommen, ſie
muß erlernt werden. Man hat, um ſie nach allen Richtungen hin
zu fördern, Kameradſchaftsabende eingeführt, damit die Menſchen,
die in gemeinſamer Arbeit zuſammengeſchweißt ſind, auch im
Un=
gebundenſein ſich näher kennen lernen. Wir müſſen uns in eiſernem
Kampf gegen jeden Egoismus wenden und erkennen lernen, daß
nur Kameradſchaft den höchſten Adel wahren Menſchentums
ver=
leihen und die Arbeit adeln kann, die der Fauſt und die der Stirn.
Darüber hinaus aber beſteht die Aufgabe, ſich an Stunden
auf=
richtiger Ungezwungenheit zu beteiligen, um Menſch und Charakter
kennen zu lernen. So wurde auch für unſeren Betrieb der erſte
Kameradſchaftsabend am 1. Mai d. J. zu einem Geſchehen, das
ſicherlich allen, die dabei waren, in angenehmer Erinnerung blieb.
Wenn wir als Angehörige der Firma Wittich bei ihrem 250jährigen
Jubiläum überlegen, welche Gepflogenheiten bei uns ſtets üblich
waren, ſo erkennen wir, daß von je her enge Zuſammenarbeit und
gegenſeitige Wertſchätzung beſtanden haben. Der Beweis hierfür
ergibt ſich durch zwei Tatſachen: 1. zielbewußter Ausbau der Firma
durch ihre Inhaber, 2. langjährige Zugehörigkeit von
Betriebsan=
gehörigen.
Von Generation zu Generation haben die Beſitzer der Firma
das Vermächtnis übernommen, ausgeführt und weitergegeben, ihre
Lebensaufgabe einzig und allein in dem zielbewußten Aus= und
Aufbau des Unternehmens auf ſicherer Baſis zu ſehen. Dieſe
Auf=
gabe konnte nur gelöſt werden, wenn die Intereſſen des jeweiligen
Beſitzers in erſter Linie dem Betrieb und ſeiner Wirtſchaftlichkeit
galten und wenn er ſich auf einen Stamm von Mitarbeitern ſtützen
konnte, deren Intereſſen in genau derſelben Richtung gingen.
Ge=
rade das letztere erfordert von einem Inhaber engſte
Zuſammen=
arbeit mit den Betriebsangehörigen und Verſtändnis auch für deren
V101z1
Die großen Sendungen Mäntel,
Anzüge usw. sind da, die Herbst-
und Wintereinkäufe können
be-
ginnen! Wir erwarten alle!
AINTERM DARMSTADTER SCHIOSS-SCHLOSSGRABEN 1341SA
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Sonntag, 30. September 1934
Seite 20 — Nr. 270
ſoziale Lage. So war es früher übliche Gewohnheit im Handwerk
für den einzelnen, wenn die Lehrzeit beendet war, das Felleiſen
auf den Rücken zu nehmen und durch aller Herren Länder zu
wandern, um dort Sitten und Gebräuche kennen zu lernen. Schluß
damit und ſeßhaft gemacht hat er ſich aber nur dort, wo er die
Ueberzeugung hatte, hier kannſt du bleiben. Sehen wir uns
darauf=
hin unſere Firma an, ſo braucht man einen neutralen Beobachter
nur durch unſere Betriebsräume zu führen, dann werden ihm die
vielen Jubiläumsdiplome, die von 25=, 30=, 40= und ſogar 60jähriger
Dienſtzeit ſprechen, ohne Worte klar und deutlich ſagen, was in
dieſem Hauſe ſeit altersher Tradition geweſen iſt.
So iſt es auch ſelbſtverſtändlich geweſen, daß diejenigen heute
abend mitten unter uns ſind, die dieſe Tradition an ſich ſelbſt
er=
lebt haben. Es gereicht uns daher an dieſem Abend zur
beſon=
deren Ehre, an einer Ehrentafel die Veteranen der
Arbeit unter uns zu ſehen. Beweiſen Sie doch durch Ihre
An=
hänglichkeit engſtes Verbundenſein mit der Firma, die darüber
hinaus beſtrebt iſt, Ihnen den Lebensabend ſo angenehm wie
mög=
lich zu machen.
Wir aber, die Gefolgſchaft der Firma Wittich, wir grüßen
Euch, Ihr Veteranen der Arbeit, und geloben an Kameradſchaft
und Treue es Euch gleichzutun und alle Kraft und alles Können
einzuſetzen für unſere Firma. Ihr ſollt überzeugt ſein, daß wir, die
wir Eure Plätze eingenommen haben, wiſſen, daß wir es mit zu
unſerer ſchönſten Pflicht rechnen, tatkräftig mitzuhelfen, daß Ihr
Euren Lebensabend in Ruhe und in der Gewißtheit verbringen
könnt, wie ſehr wir an Euch denken und Euer Schickſal zu unſerem
eigenen machen.
Ich denke in dieſem Zuſammenhang an einen, der ganz
beſon=
ders berufen war, ſich die Liebe und Anhänglichkeit ſeiner
Mit=
menſchen durch ſein Weſen und die Art, wie er mit dem einzelnen
verkehren konnte, zu erwerben. Für den es keine ſchönere Aufgabe
gab, als ſein ganzes Ich für das Unternehmen einzuſetzen, und
deſſen Gedanken bis in die letzten Tage ſeines Lebens hinein dem
Wohl und Wehe der Belegſchaft galten. Das war der leider in ſo
jungen Jahren von uns gegangene Mitinhaber der Firma, Herr
Buchdruckereibeſitzer W. R. Wittich. Gerade am heutigen
Jubi=
läumstag, auf den er ſchon Jahre vorher große Hoffnungen geſetzt
hatte, iſt es mir und wohl allen, die ihn kannten, inneres
Bedürf=
nis und Pflicht, dieſes von uns allen hochverehrten Chefs zu
ge=
denken. Mit dieſem Toten gedenken wir auch all der
Arbeits=
kameraden, die ein unerforſchliches Geſchick in jungen und alten
Tagen aus unſerer Mitte genommen hat, und derer, die im
Welt=
krieg für das Vaterland fielen.
Die Muſik ſpielt: „Ich hatt’ einen Kameraden”,
Sie ehrten das Andenken unſerer Toten. Ich danke Ihnen.
Wenn heute die beiden Söhne des verſtorbenen Chefs, in ſeinem
Geiſt erzogen von der Mutter, zu Männern heranreifend, an dieſem
Ehrentag unter uns ſind, ſo kann ich ihnen von dieſer Stelle aus
im Namen der ganzen Belegſchaft nur das eine ans Herz legen,
jetzt und ſpäter, wenn ſie berufen ſind des Vaters Erbe anzutreten,
alles daranzuſetzen, es ihm gleich zu tun. Hart und unerbittlich
verlangt der tägliche Kampf im Wirtſchaftsleben den ganzen
Mann. Unſer Blick bleibt nach vorn gerichtet, zäh und hartnäckig
muß die Poſition verteidigt werden, und jeder Tag ſtellt die jetzige
Generation vor die ſchwere, darum aber um ſo inhaltsreichere und
ſchönere Aufgabe, übernommenes Erbe neu zu erwerben.
Das ſtellt ungeheure Anforderungen an den einzelnen,
ins=
beſondere an den Führer, und gerade in ſolcher Zeit wird ſich
er=
weiſen, ob alle Glieder einer Betriebsgemeinſchaft von dem
glei=
chen Gedenken und den gleichen Gefühlen durchdrungen ſind und
ob der Führer ſich auf ſeine Gefolgſchaft verlaſſen kann. Wir alle
wiſſen, auf was es heute ankommt, wir alle ſtehen Schulter an
Schulter im Kampf um die Exiſtenz, geeint in dem unbeugſamen
Willen, bis zum Letzten auf dem Poſten auszuhalten, auf den die
Vorſehung uns geſtellt hat.
Unſer Wille iſt um ſo freudiger, als uns in unſerem
Betriebs=
führer, Herrn R. L. Wittich, ein Beiſpiel gegeben iſt, wie man als
Betriebsführer ſein ſoll. Sie alle kennen ſeine ruhige, vornehme,
aber zielſichere Art, unſeren Betrieb zu leiten. Niemand weiß beſſer
als wir, wie ſtreng er in der Auffaſſung ſeiner Aufgabe gegen ſich
ſelbſt iſt, niemand erkennt daher mehr und dankbarer an als wir,
daß er ſich ſchon in den Jahren, da andere ruhebedürftig werden,
ſelbſtlos den Pflichten ſeines Amtes unterzieht. Ich brauche hier
nicht hervorzuheben, was er alles für den Betrieb und ſeine
Ge=
folgſchaft getan, weil wir die Beweiſe tagtäglich zu ſehen bekommen.
Darum weiß ich heute an dieſem hohen Tage Ihnen, meinem
Betriebsführer, nicht ſchöneres zu ſagen, als daß die ganze
Gefolg=
ſchaft in reſtloſer Hingabe zu Ihnen ſteht mit dem ernſten
Ge=
löbnis unverbrüchlicher Treue, komme, was da wolle. Euch aber,
Arbeitskameraden und Arbeitskameradinnen, bitte ich, zur
Be=
kräftigung dieſes Gelöbniſſes: Erhebt Euch von Euren Sitzen und
ſtimmt mit mir ein in den Ruf: Dem Betriebsführer, Herrn
R. L. Wittich, dem Inhaber der Firma, den Familien Wittich und
dem Wohl unſeres Betriebes ein dreifaches Sieg=Heil!
Nach einer kurzen, herzlichen Dankrede des Betriebsführers,
Herrn R. L. Wittich folgte dann der unterhaltende Teil,, der
bis auf eine Ausnahme ausſchließlich von Angehörigen des
Be=
triebs beſtritten wurde und geradezu überraſchend bewies, wie
reich die Jünger und Jüngerinnen der ſchwarzen Kunſt auch in
vielen anderen Künſten bewandert, ja zu Hauſe ſind. Ganz
aus=
gezeichnet, geiſtvoll und witzig, gediegen in Auftreten und
Sprache, hielt der Anſager, Herr Oswald das Programm
zuſammen und bereicherte es durch eigene Vorträge. Der
Haus=
dichter, Herr Ziegler, kam mehrfach ernſt und heiter zu Wort.
Ausgezeichnete Geſangsdarbietungen, ſtimmlich hervorragend und
von beſter Schulung zeugend, boten Frau Eva Landau (am
Klavier Frau Aga Zeh) und die Herren Thiem und
Ditt=
mar. Vorträge, Geſänge und Duette heiterer Art, faſt durchweg
Dichtungen, die auf den Anlaß des Abends Bezug nahmen, boten
die Herren Schulmerich, Zmuda, Karſten, Arnold,
Jacob und Schreiber.
Den Höhepunkt des unterhaltenden Teils boten Tanzgruppen,
geſtellt von weiblichen Angehörigen des Betriebes, die in vier
verſchiedenen Tänzen ganz Entzückendes boten. Frl. Wilma
Hofmann, die bekannte Gymnaſtiklehrerin, hatte in der in
kurzer Zeit erfolgten Einſtudierung der Tänze hervorragendes
pädagogiſches und künſtleriſches Können bewieſen. Frl. Marianne
Hofmann gab als Bienchen Bimmbernell den Tänzen
köſt=
lichen Abſchluß. — Viel Beifall hatte auch eine Gruppe
Schwer=
gewichtler (die Herren Fiſcher Landau, Reeg, Hebling
und Ruths). Eine urkomiſche Sportnummer!
Die Gefolgſchaft ließ im Verlauf des Abends durch den
Betriebszellenobmann, Herr Schaaf, zur Erinnerung an das
Jubiläum eine Tiſchſtandarte, hervorragende Arbeit des
Darm=
ſtädter Kunſtgewerbes, dem Betriebsführer, Herr R. L. Wittich,
überreichen, der zum Schluß allen Mitwirkenden den herzlichſten
Dank für den ſchönen Abend ausſprach, der übrigens erſt am
II. St.
Sonntag früh ſeinen Ausklang fand.
Lobe den Herrn, meine Seele!
Erntedank 1934! Wie mannigfach ſind ſeine
Ge=
ſtalten, wie mannigfach die Gedanken, die es weckt!
Wir ſehen, zu neuer Lebens= und
Volksgemein=
ſchaft verbunden, die Tauſende von deutſchen Bauern, die aus
allen Gauen des Vaterlandes ſich begeiſtert um den Führer
ſcharen, der ihnen wieder Bauernſtolz, Erbbeſitz, Heimatboden,
Schaffensmut gegeben hat.
Es iſt wie ein Erdgeruch allenthalben in Deutſchland,
das neue Wiſſen um Blut und Boden. Er zieht durch Stadr
und Land und läßt alle froh ſein im Anſchauen der Früchte,
die der Boden getragen und die uns alle werden ſollen: neues
Blut neues Schaffen, Hoffen, Wagen.
Erntefeſt 19341 Noch ſtehen alle die bangen Wochen
des Sommers vor uns, da die Trockenheit uns zweifeln laſſen
wvollte, ob es zur Nahrung für alle reichen würde. Und nun
ſehen wir das unerwartete Wunder einer Fülle und Schönheit
namentlich des Obſtes, der Trauben, wie in Jahrzehnten nicht!
Erntefeſt 1934I Millionen von arbeitsloſen,
ver=
zweifelten Menſchen iſt ihr täglich Brot geworden! Ihnen und
uns allen. Alles, was wir zu des Leibes Nahrung und
Notdurft brauchen, iſt uns wieder geſchenkt!
Erntedank 1934! Es iſt manchem der Anlaß, daß
er darüber nachdenkt: es iſt mir geſchenkt! Daß er aus dem
Rauſchen des Tages in die Stille geht: „Lobe den Herrn, meine
Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat!‟ Daß
eine feiernde Gemeinde ſich um den erntegabengeſchmückten Altar
ſammelt, den Schöpfer anzubeten!
Iſt nicht das ganze Leben ein ſtändiges Säen, Wachſen,
Reifen, Ernten. Den einen auf dem Felde und im Garten, den
andern im Beruf, Geſchäft, Fabrik, Haus. Wir alle Ackersleute,
wir alle heute daran erinnert, wie vielfach, reich und
wunder=
bar geſegnet, als Einzelne, als Volk, in einem langen Jahr
ſtändigen Erntens!
Tag der Hoffnung auch denen, die noch immer
weg=
müde abſeits ſtehen müſſen! Noch immer konnte auch ihnen
das Nötigſte gereicht werden. Auch ſie durften ernten. Vielleicht
die meiſte Liebe!
Erntefeſt 1934. Geſtalten und Gedanken mannigfach!
Durch alles klingt mahnend das Wort: „Vergiß nicht, was
Er Dir Gutes getan hat. Vergiß nicht, ihm zu danken!
Bergér.
In den Ruheſtand werden verſetzt: Der
Kanzleioberinſpek=
tor Rudolf Rothermel von der Landeskirchenkanzlei
— Verwaltungsſtelle — Darmſtadt unter Anerkennung der der
früheren Evangeliſchen Landeskirche in Heſſen und der
Evange=
liſchen Landeskirche Heſſen=Naſſau geleiſteten langjährigen treuen
Dienſte unter Verleihung des Titels „Rechnungsrat”, der
Amts=
obergehilfe Jakob Maar von der Landeskirchenkanzlei —
Ver=
waltungsſtelle — Darmſtadt unter Anerkennung der der früheren
Evangeliſchen Landeskirche in Heſſen und der Evangeliſchen
Lan=
deskirche Heſſen=Naſſau geleiſteten langjährigen treuen Dienſte.
* 70jähriges Geſchäftsjubiläum 1864—1934. Am 1. Oktober
begeht das altbekannte Zigauren=Importhaus Edmund
Ger=
ber Nachf. Ernſt Creter, Eliſabethenſtraße 5, ſein 70
jähri=
ges Geſchäftsjubiläum.
—Ausſtellung Mathildenhöhe. Heute Sonntag, 30. September,
iſt der letzte Tag der Ausſtellung. Wer möchte ſie verſäumt haben,
ehe die ſchönen Säle vielleicht für Jahre hinaus geſchloſſen
bleiben?
— Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
ung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am
Sonn=
tag, den 30. September, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
vereit: Dr. med. Althauſſe, Ludwigsplatz 6 (Tel. 2587)
Dr. med. Andres Rheinſtraße 33 (Tel., 3016); Dr. med. Th.
Schmidt, Heinrichſtraße 38 (Tel. 3882).
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadt. Es
verſehen den Sonntagsdienſt und in der Woche vom 1. bis 6.
Ok=
tober den Nachtdienſt die Löwenapotheke, Ballonplatz 11,
und die Adlerapotheke, Wilhelminenplatz 17.
V
Hefſiſches Landestheater Darmſtadt.
Großes Maus-
Anfang 191 Ende 22,30 Uhr. Miete D 2.
Guteche
30. September / Der Bettelſtudent.
Preiſe 0.70—5.50
2. Oktober Anfang 19. 30, Ende 22.30 Uhr. Miete A 3
Pr. 0.70—5.50 Mk.
Der Bettelſtudent. Kleines Haus. Dienstag,
2. Oktober Anfang 20, Ende 22.45 Uhr.
Deutſche Bühne M1 I. und II.
Kabale und Liebe.
Preiſe 0.70—3.80 Donnerstag,
4. Oktober Anfang 20, Ende 22.45 Uhr
Deutſche Bühne M. 1, III. und IV Kinderr.
Mütter Nr. 1—50
Kabale und Liebe.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
In Vorbereitung: Wenn der Hahn kräht. — Fidelio.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend um 19.30 Uhr geht
im Großen Haus des Landestheaters die von Franz Herburger
(muſikaliſche Leitung), Heinrich Kuhn (Spielleitung) und Alice
Zickler (Tänze) neu einſtudierte und von Elli Büttner neu
aus=
geſtattete Operette von Millöcker „Der Bettelſtudent” zum erſten
Male in Szene. Die Rolle des Symon Rymanowicz ſingt der
erſte Heldentenor unſerer Oper. Joachim Sattler; die übrigen
Rollen werden von den Damen Brozewſki, von Georgi, Jacobs
und den Herren Aldenhoff, Kuhn und Vogt geſungen. — Am
Dienstag wird das Kleine Haus des Landestheaters nach der
umfaſſenden Erneuerung des Zuſchauerraumes mit „Kabale und
Liebe” (Spielleitung Jochen Poelzig) eröffnet.
winkt allen Vorwärtsſtrebenden! Wir helfen Ihnen zum Erfolg
durch gründliche Ausbildung Ihrer perſönlichen Fähigkeiten, durch
Feſtigung Ihres Willens und Ihres Charakters. Es iſt unſer Ziel,
aus Ihnen eine geſchloſſene, harmoniſche Perſönlichkeit zu formen,
die ſich, eng verbunden mit dem Volksganzen, eine führende
Stel=
lung zu erringen weiß. Tauſende von begeiſterten Anerkennungen
aus allen Berufsſchichten! Koſtenloſe Auskunft: Siemens=
Studien=Geſellſchaft für pſychologiſche Wiſſenſchaften (gegr. 1904),
Homburg v. d. H. 118, Siemenshaus.
(I.9686
Ans der Rauub
Der Kreisleiter.
Ortsgruppe Steinberg. Erntedankfeſt.
Heute nachmittag 1.10 Uhr tritt die Ortsgruppe Steinberg
anläßlich des Erntedankfeſtes Ecke der Jahn= und Nieder=
Ram=
ſtädter Straße (Waſſerhäuschen) zum Marſch nach Ober=Ramſtadt
an. Dort ſoll mit den dortigen Gemeindemitgliedern das Feſt
begangen werden und jedem Pg. Gelegenheit gegeben ſein, die
Führerrede zu hören. Die Pg. ſind verpflichtet, an dieſer
Kund=
gebung teilzunehmen, Volksgenoſſen, die an dieſer Feier
teil=
nehmen wollen, können ſich der Ortsgruppe anſchließen. Abmarſch
pünktlich 13.30 Uhr mit Muſik.
Ortsgruppe Schloßgarten, Erntedanktag.
Heute begeht das geſamte deutſche Volk ſeinen Erntedanktag.
Die innere Verbundenheit mit den Volksgenoſſen vom Lande, den
deutſchen Bauern, wollen wir dadurch unter Beweis ſtellen, daß
wir dem Ruf der Ortsgruppe folgen und geſchloſſen aufs Land
ziehen. Die Parteigenoſſen und die geſamte Bevölkerung der
Ortsgruppe fordern wir daher auf, ſi
kunſt um 13.10 Uhr am Dietrich=Eckart=Platz. Abmarſch 13.30 Uhr
unter Vorantritt einer Muſikkapelle.
Ortsgruppe Mitte. Erntedanktag.
Die Pgg. und Volksgenoſſen der Ortsgruppe Mitte geben
ihrer inneren Verbundenheit mit der Landbevölkerung dadurch
Ausdruck, daß ſich alle geſchloſſen an dem Beſuch in Eſchollbrücken
beteiligen. Treffpunkt heute 13.10 Uhr am Marienplatz, Abmarſch
mit Muſik um 13.30 Uhr pünktlich. Für nicht wegfähige
Partei=
genoſſen und Volksgenoſſen ſtehen Autos und Fahrzeuge zur
Ver=
fügung. In Eſchollbrücken ſelbſt feierlicher Empfang durch die
Einwohnerſchaft. Uebertragung der Führerrede, Ausſtellung
hei=
miſcher Erzeugniſſe, kameradſchaftliches Beiſammenſein. Tanz.
Heimfahrt beliebig. Jeder, der Nationalſozialiſt ſein will. geht
am Erntedanktag mit der Ortsgruppe Mitte nach Eſchollbrücken.
Säimtliche Nebengliederungen nehmen teil. Die Frauenſchaft tritt
geſchloſſen mit an.
Ortsgruppe Erzhauſen.
Das Erntedankfeſt in Erzhauſen wird nach den durch die
Kreisleitung gegebenen Richtlinien durchgeführt. Das Programm
ſoll ſich wie folgt abwickeln: Nachm. 3 Uhr: Feſtzug durch die
Ortsſtraßen bis zum Kirchplatz. Nachm. 3.30 Uhr: Auf dem
Kirch=
platz: 1. Marſch, 2 Eröffnung (Ortsgruppenleiter) 3. Erntetanz
des BDM., 4. Anſprache des LOF. (3 Minuten). Nachm. 4 Uhr:
Uebertragung der Führerrede. Abends 8 Uhr: Erntetanz in allen
Loykalen.
Ortsgruppe Griesheim.
9.30 Uhr: Erntedankgottesdienſt in der hieſigen Kirche, 11
bis 12 Uhr vorm.: Konzert der Standartenkapelle 143 im Hofe
der alten Schule. 1.45 Uhr: Aufſtellung zum Feſtzug in der
Adolf=Hitler=Straße Spitze Sterngaſſe. 2.30 Uhr: Abmarſch durch
die Sterngaſſe, Hahlgartenſtraße, Schöneweibergaſſe, Alte
Darm=
ſtädter Straße, Hofmannſtraße, Sandgaſſe, Bahnhofſtraße, Groß=
Gerauer Straße, Neue Darmſtädter Straße, zum Hofe der Adolf=
Hitler=Schule. 3.30 Uhr: Kundgebung im Hofe der Adolf=Hitler=
Schule: 1. Eröffnungsmarſch, 2. Sprechchor der HJ., 3. Kampflied
des Jungvolks, 4. Muſik 5 Maſſenchor der hieſigen
Geſangver=
eine, 6. Anſprache des Ortsbauernführers, 4 Uhr: Uebertragung
der Führerrede vom Bückeberg. 7 Uhr abends: Erntetanz in den
Sälen bei Krauſe Zugſchwerdt, Schneider, Gerhardt, Peter Adolf
Feldmann und „Neues Schießhaus”, Eintritt und Tanz frei. Für
Kriegsbeſchädigte, Arbeitsopfer und ältere Leute ſind für die
Kundgebung am Nachmittag zirka 1500 Sitzplätze vorhanden.
Erntedankfeſt in Nieder=Ramſtadt.
Vorm. 7 Uhr: Blasmuſik vom Kirchturm durch den
Po=
ſaunenchor. Vorm 9.30 Uhr: Dankgottesdienſt in der Kirche.
Nachm. 2 Uhr: Aufſtellung des Feſtzuges in der Adolf=Hitler=
Straße zwiſchen Gaſthaus „Zur Poſt und Chauſſeehaus Daran
beteiligen ſich der Spielmannszug der Feuerwehr, die
Bauern=
ſchaft mit Erntewagen, PO., SA., SA.=R., SA.=R. 1. HJ., BDM.,
Jungvolk, Jungmädel, ſowie alle Vereine und Volksgenoſſen.
3.15 Uhr: Eröffnung des Erntedankfeſtes auf dem Marktplatz
durch Pg. Thaler. Erntetanz, Geſang der beiden Geſangvereine,
Aufführungen der HJ., Jungvolk und BDM. 4 Uhr:
Uebertra=
gung des Staatsaktes mit der Rede des Führers vom Bückeberg.
Abends 8 Uhr: Erntetanz in allen Sälen.
NS.=Kriegsopferverſorgung, Ortsgruppe Darmſtadt.
Der Ehrentag des deutſchen Bauern ſoll von der geſamten
Bevölkerung auf dem Lande gefeiert werden. Ich erwarte von
unſeren Kameraden und Kameradenfrauen reſtloſe Beteiligung
hierzu. Die einzelnen Sammelpunkte ſind:
Stützpunkt 1. Steinberg: Sammelpunkt Ecke Nieder=Ramſtädter
Straße und Jahnſtraße. Marſchziel Ober=Ramſtadt. Antreten
13.10 Uhr.
Stützpunkt 2. Beſſungen: Sammelpunkt Beſſunger Turnhalle.
Marſchziel Nieder=Ramſtadt und Malchen. Antreten 13.45 Uhr.
Stützpunkt 3. Rheintor: Sammelpunkt Steubenplatz, Marſchziel
Griesheim, Antreten 14 Uhr.
Stützpunkt 4. Maintor: Sammelpunkt Johanneskirche, Marſchziel
Gräfenhauſen, Antreten 13,50 Uhr.
Stützpunkt 5. Waldkolonie: Sammelpunkt Funkerkaſerne,
Marſch=
ziel Weiterſtadt, Antreten 13,45 Uhr.
Stützpunkt 6, Schloßgarten: Sammelpunkt Dietrich=Eckart=Platz,
Marſchziel: Meſſel. Antreten 13.10 Uhr.
Stützpunkt 7. Gutenberg: Sammelpunkt Riegerplatz. Marſchziel
Roßdorf, Antreten 13.45 Uhr.
Stützpunkt 8 Gervinus: Sammelpunkt Tierbrunnen, Marſchziel
Traiſa, Antreten 14 Uhr.
Stützpunkt 9. Mitte: Sammelpunkt Marienplatz, Marſchziel
Eſchollbrücken, Eich. Antreten 13.10 Uhr.
Es wird nochmals dringend gebeten, daß gerade auch die
Kriegsopfer ſich nicht ausſchließen, und bitten nochmals, dem
Auf=
ruf Folge zu leiſten, zumal auch Gelegenheit gegeben iſt, ſo
jechtzeitig an Ort und Stelle zu ſein, um die Rede unſeres
Füh=
rers Adolf Hitler zu hören. Betr. Fahrgelegenheit für
ſchwer=
beſchädigte Kameraden ſind zurzeit noch Verhandlungen hierüber
im Gange. Sollte es nicht möglich ſein, ſo bitten wir die
Schwer=
beſchädigten, die Eiſenbahn oder Omnibus benützen zu wollen.
NS.=Frauenſchaft Darmſtadt.
Die Frauen der NS.=Frauenſchaft feiern das Erntedankfeſt
mit der Ortsgruppe, in deren Bereich ſie wohnen.
Beteiligung der NS.=Volkswohlfahrt am Erntedankfeſt.
Die Mitglieder der NS.=Volkswohlfahrt in der Stadt
Darm=
ſtadt werden gebeten, ſich am Erntedanktag möglichſt vollzählig
an den einzelnen Märſchen auf das Land zu beteiligen. Sie
mar=
ſchieren gemeinſam mit den politiſchen Ortsgruppen von dem in
der Anordnung des Kreisleiters abgegebenen Treffpunkt ab, zu
den in den einzelnen Ortsgruppen beſtimmten Landorten, und
nehmen dort an der Kundgebung und dem anſchließenden
Volks=
feſt teil.
Kreisfunkwart.
Am Erntedanktag finden anläßlich der Uebertragung des
Staatsaktes mit der Rede des Führers vom Bückeberg um 4 Uhr
nachmittags in allen Ortſchaften des Kreiſes
Gemeinſchafts=
empfänge ſtatt. Die Ortsfunkwarte ſind dafür verantwortlich, daß
die Lautſprecheranlagen an geeigneten Orten aufgeſtellt und die
Uebertragungen in einwandfreier Weiſe durchgeführt werden.
Die nächſte Funkwarteſitzung iſt am Mittwoch, dem 3.
Okto=
ber d. J., um 20.15 Uhr.
Direktion
Der elegante fußgerechte Schuh
Frankfurt a. Maln
DARMSTADT, Rheinstr. 6, Steinweg s.
Sonntag, 30. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
SoTſns
Zdyll mit Schafen.
Vielleicht regnet es gerade, wenn Euch das zu Geſicht kommt,
aber jetzt, wie ich da liege und ſo herrlich faulenze, jetzt regnet
es nicht. Jetzt iſt noch eine kleine Weile bis zum Dunkelwerden,
die Sonne ſitzt groß und rot auf dem Wald, und es brauchte einen
nicht zu wundern, wenn ſie plötzlich anfinge, vor Müdigkeit zu
gähnen. Aber das darf ſie wohl nicht, da ja „drüben auf der
an=
dern Seite” die Leute ſchon auf ſie warten, um ihre Betten
aus=
zulegen und ſich an den Frühſtückstiſch zu ſetzen. Droben vor einem
mildblauen Himmel tummeln ſich zahlloſe weiße Wölkchen, reiten
auf einem gutwilligen Wind langſam dahin, und die letzten dort
hinten haben einen Saum wie aus vergoldeten Spitzen.
Und da liegt man nun längelang, die Hände unter dem Kopf,
und hat das Glück, längſt hinter Sommer und Werden dieſe
rund=
rote Sonne zu ſehen und dieſe ſpielenden Wolken, den leichten
Wind über ſich hinſtreichen zu fühlen und von Zeit zu Zeit eine
ungeduldige dicke Eichel vom Baum plumſen zu hören. Vom Wald
her riecht es wie Pilze.
„Ich komme mir vor wie ein Bub in ſeinen ſchönſten Jahren.
Ich balge mich mit dem Leben und habe Sehnſüchte. Wenige
Schritte nur von mir entfernt weiden Schafe. Dick und grau
ſtehen ſie auf ihren dünnen Beinen und rupfen das halbdürre
Gras. Manchmal hebt eines den Kopf, ſieht ſich wie ſuchend um
und ſtößt ſein kurzes „Mäh” aus. Vielleicht gefällt es ihm gut
auf dieſer Welt. Schafe ſind ja ſo genügſam.
Ich aber betrachte mir inzwiſchen den Schäfer. Er ſteht wie
eine alte holzgeſchnitzte Figur vor dem weiten Himmel, und
tat=
ſächlich, wie es alle Schäfer auf den bunten Bildern und in
ſtim=
mungsvollen Schilderungen tun, ſo hat auch er Hände und Kinn
auf den langen Stock geſtützt und ſieht aus, als hätte er zwei hohe
Körbe voll Gedanken in ſeinem Kopf. Aber vielleicht denkt er
auch nur, daß er es einmal ſo gut haben möchte wie ich, der ich
hier liege und ernſthafte Leute anſtarre und faulenze.
Nachher werde ich vielleicht zu ihm hingehen, um einen
klei=
nen Schwatz mit ihm zu machen. Dann kann ich ihm ja ſagen, daß
ich mir als Bub, wenn ich mißmutig in der Schulſtube hockte oder
hinter den Aufgaben ſaß, ſo oft und oft gewünſcht habe, es nur
einmal ſo gut zu haben wie ein Schäfer. So da zu ſtehen, auf den
Stock geſtützt, mit den Blicken über die Schafe hinzugehen, mich
zu freuen, wenn ſie genug zu freſſen finden, zu ſchnalzen, wenn
ſie mir zurufen, dem Hund zu pfeifen und die Menſchen zu
be=
dauern, die in Stuben hocken und am Federhalter kauen.
Aber jetzt iſt wahrhaftig die Sonne in den Wald gefallen,
und der Wind bläſt erſchrocken in die ahnungsloſen Wölkchen und
jagt ſie wild durcheinander. Der Hund treibt die Schafe
zuſam=
men und ich meine Gedanken. Ein jeder bemüht ſich, das Seine
nach Hauſe zu bringen. Es will Abend werden.
— Oeffentliche Impftermine werden in der nächſten Woche,
und zwar am Montag, dem 1.. Dienstag, dem 2., und Mittwoch,
den 3. Oktober d. J., in der Rundeturmſchule, jeweils von 15
bis 17 Uhr, abgehalten. Aus einem Hauſe in dem anſteckende
Krankheiten, wie Scharlach, Maſern, Diphtherie, Krupp,
Keuch=
huſten, Flechtyphus, roſenartige Entzündungen oder die
natür=
lichen Pocken herrſchen dürfen Impflinge zum allgemeinen
Ter=
min nicht gebracht werden. Die Eltern des Impflings oder deren
Vertreter haben dem Impfarzt vor der Ausführung der Impfung
frühere oder noch beſtehende Krankheiten des Kindes mitzuteilen.
Die Kinder müſſen zum Impftermin mit reingewaſchenem
Kör=
ver und mit reinen Kleidern gebracht werden.
Städt. Maſchinenbauſchulen Darmſtadt (Höhere
Maſchinen=
bauſchule, Maſchinenbauſchule). Beginn des Winterhalbjahres am
Montag, den 8. Okt. 1934. Anmeldungen und Auskünfte bei der
Direktion der Schule, Darmſtadt, Landgraf=Philipp=Anlage 6. (ſt8042
Zum 15. Stifkungskag der Techn. Nokhilfe
Vor nunmehr 15 Jahren glaubten gewiſſenloſe Menſchen in
Deutſchland nach dem egoiſtiſchen Grundſatz: „Alle Räder ſtehen
ſtill, wenn dein ſtarker Arm es will”, handeln zu können, um
durch Stillegung lebenswichtiger Betriebe allgemeine Verwirrung
hervorzurufen und die unteren Volksſchichten damit zum gefügigen
Werkzeug ihrer nichtswürdigen Pläne zu mächen. Durch
plan=
mäßig befohlenen Streik wurden vor allen Dingen in den großen
Städten die Elektrizitäts=, Gas= und Waſſerwerke ſtillgelegt und
ſo die werktätige Bevölkerung ſtark beunruhigt und geſchädigt.
In den Induſtriezentren mußten die Eiſenbahnen ſtreiken, die
Fabriken durch das Ausbleiben von Gas, Waſſer und elektriſchem
Strom ihre Tore ſchließen, die Bergarbeiter feiern, die
Hafen=
arbeiter die Arbeit verweigern, wodurch Handel, Induſtrie und
Gewerbe lahmgelegt, ja ſogar die Lebensmittelzufuhr nach den
Städten unterbunden werden ſollte. Sogar die
landwirtſchaft=
lichen Arbeiter mußten ſtreiken und jegliche Arbeit verweigern.
So wurden in vielen Gegenden unſeres deutſchen Vaterlandes alle
Arbeit unterbunden, infolge der wirtſchaftlichen Abhängigkeit
von=
einander blieb kein Betrieb, kein Handwerk, oder Gewerbe von
ſchädlichen Störungen verſchont. Alles war gut organiſiert, und
ſchon glaubte man gefügige Werkzeuge zu haben, um die
ſcham=
loſen eigennützigen Ziele und Machtanſprüche rückſichtslos
ver=
wirklichen zu können.
Da kam plötzlich ein unerwartetes Hindernis, das die
Berech=
nungen der Streikleitung durchkreuzte. Man hatte nicht in
Er=
wägung gezogen, daß es in Deutſchland auch noch Menſchen gibt,
die einen anderen Grundſatz, den des Gemeinnutzes, der vor
Eigen=
nutz geht, zum Wahlſpruch hatten und die nicht mit zuſehen
konnten, wie man koſtbares Volksvermögen mutwillig vergeudete
und ſo namenloſes Elend über das ſchwer geprüfte Vaterland
brachte.
In der Reichswehr bildeten ſich ſog. Techniſche Abteilungen,
die überall helfend einſprangen und die notwendigſten Arbeiten
verrichteten. Sie bewahrten die Bergwerke, vor dem Verſaufen
und hielten Handel und Verkehr aufrecht. Auf den Lokomotiven,
an den Schalttafeln, Keſſelhäuſern, in den Waſſerwerken,
Gas=
fabriken. Webereien, in den Krankenhäuſern, auf großen Höfen,
in den Induſtriehäfen und Stahlwerken, kurz überall da, wo
Sach=
werte oder lebenswichtige Betriebe zu erhalten waren, ſtanden
die Leute der Techniſchen Abteilung in raſtloſer, aufopfernder
Tätigkeit. Später übernahmen dann Leute aus dem Volke dieſe
Arbeiten, hilfsbereite Männer und Frauen, ſie nannten ſich
Not=
helfer.
Dieſe Nothelfer ſprangen auch da helfend ein, wo durch
Kata=
ſtrophen aller Art, Exploſionen, Ueberſchwemmungen. Deichbruch,
Heide=, Moor= und Waldbrand, Eigentum und Leben der
Volks=
genoſſen bedroht waren. Sie waren damals ſchon
Nationalſozia=
liſten, weil ſie nur nach dem Grundſatz handelten: Gemeinnutz
geht vor Eigennutz.” Viele der freiwilligen Nothelfer mußten
durch Zuſammenſtöße mit den Streikenden Schweres erleiden,
mancher iſt zum Krüppel geworden oder ſonſt geſundheitlich
ge=
ſchädigt, eine große Zahl von ihnen haben ihre Hilfsbereitſchaft
mit ihrem Leben bezahlen müſſen, wovon in verſchiedenen Städten
Denkmale dieſer Helden der Arbeit zeugen.
So hat die Techniſche Nothilfe in den 15 Jahren ihres
Be=
ſtehens unendlich viel Großes, Gewaltiges geleiſtet. Die Zahl
der Einſätze geht in die Hunderttauſende, die geretteten
Volks=
vermögenswerte in die Millionen. Es iſt, der Mühe wert, die
genauen Aufſtellungen in der Statiſtik zu überprüfen.
Die Techniſche Nothilfe hat dieſe Arbeiten für das Wohl
un=
ſeres durch Krieg und Nachkriegszeit ſchwer geprüften Volkes in
aller Stille ohne jeglichen Pomp und Tamtam geleiſtet. Viele
Volksgenoſſen wußten und wiſſen gar nicht, daß und wozu die
Techniſche Nothilfe da iſt. Vor der nationalſozialiſtiſchen
Revo=
lution konnte ſich die Techniſche Nothilfe nicht öffentlich zeigen,
ſie war die beſtgehaßte Organiſation. Erſt ſeit den Märztagen des
Jahres 1933, die den Gedanken der nat.=ſoz. Volksgemeinſchaft
über alle Parteien hinweg ins deutſche Land trugen, konnte die
T.N., wie ſie kurz genannt wird, ans Licht der Oeffentlichkeit
tre=
ten und mit den anderen nationalen Verbänden bei allen
Auf=
märſchen teilnehmen, ihre Fahne mit den alten Symbolen der
Nothelferarbeit entrollen. Die Regierung Adolf Hitlers hat ihre
langjährige ſelbſtloſe Arbeitsleiſtung für das Gemeinwohl unſeres
Volkes anerkannt und ihre eigene Organiſation als Machtfaktor
des neuen Staates beſtätigt. Mit Stolz und Freude wird
nun=
mehr jeder Nothelfer ſeine ganze Kraft dem Staate und ſeinen
Nr. 270 — Seite 21
Führern zur Verfügung ſtellen, um mitzuwirken an dem Aufbau
und Aufſtieg unſeres deutſchen Volkes nach dem Willen unſeres4
Führers.
Auch die Nothelfer der Ortsgruppe Darmſtadt waren in den
Nachkriegsjahren ſehr oft eingeſetzt und haben da gezeigt, was ſie
leiſten können. In einem weiteren Berichte wird demnächſt
uähe=
res über die Tätigkeit und Arbeitsleiſtungen der hieſigen
Orts=
gruppe der T.N. bekanntgegeben werden. Am 6. Oktober feiert
ſie im engeren Kreiſe ihr 15jähriges Beſtehen. Ende Oktober
werden ſämtliche Ortsgruppen des Landesbezirkes Heſſen=
Weſt=
mark in Frankfurt a. M. zur gemeinſamen Feier zuſammen=
Ko.
gezogen.
Borwärks — Aufwärks!
Jede Vorwärtsentwicklung, die ſich auf der geſunden Kraft
des Menſchen aufbaut, iſt gleichzeitig eine Aufwärtsentwicklung.
Denn aus der Kraft und dem Willen, vorwärts zu kommen,
ent=
ſpringt die Fähigkeit zur Leiſtung und aus ihr deshalb auch die
Möglichkeit des Aufſtiegs.
Politiſch geſehen, iſt das deutſche=Volk der Nachkriegszeit bis
zur Machtübernahme des Nationalſozialismus der beſte Beweis
dafür geweſen, daß das durch den Kampf aller gegen alle bis
aufs letzte geſchwächte Vorwärtsſtreben auch jede
Aufwärtsent=
wicklung unterband, weil das Volk durch ſeinen
Verzweiflungs=
kampf nichr mehr Kräfte genug beſaß. Erſt der
Nationalſozia=
lismus mit ſeinem „Alle für Einen, Jeder für Alle” gab dem
politiſchen Wollen des deutſchen Volkes eine neue Zielſetzung,
damit die Kräfte des Vorwärtsſtrebens und hieraus des
Aüf=
ſtieges.
Fliegerei iſt ſtets Vorwärtsſtreben, Losgelöſtſein von der
Erdgebundenheit, und damit zwangsläufig gleichbedeutend
mit einem Aufſtieg. Und deshalb iſt Deine Mitgliedſchaft,
deutſcher Volksgenoſſe, auch nichts anderes als der Ausdruck
Deines Willens, mit Deinem Volke vorwärts zu kommen.
Werde Mitglied im Deutſchen Luftſport=Verband!
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Orangeriehaus, Beſſunger Herrngarten Sonntag
Nach=
kerb bei Konzert und Tanz. Leitung: Matthias Weber,
Städt. Saalbau. Heute abend 8 Uhr: Großes
Volks=
feſt bei Konzert und Tanz. Eintritt frei. (Siehe heutige Anzeige.)
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Die Firma Radio=Lorz, hier, Mollerſtraße 4 begeht
heute ihr zehnjähriges Geſchäftsjubiläum. Dem
In=
haber der Firma, Herrn Heinrich Lorz, iſt es gelungen, aus kleinen
Anfängen heraus durch reelle Bedienung und fachmänniſche
Be=
ratung ein Geſchäft aufzubauen, das heute den Anſpruch erheben
kann, mit an führender Stelle hier am Platze zu ſein. Eine
Fach=
ausſtellung die gegenwärtig in den Geſchäftsräumen der Firma
ſtattfindet, ſtellt dies erneut unter Beweis.
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Seite 22 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
Die Druckerei im Wirtſchaftsleben
Von Dipl.=Volkswirt Dr. Scheunemann, Berlin.
Man kann wohl ohne Uebertreibung feſtſtellen, daß kaum ein
Erwerbszweig ſo enge und vielfältige Beziehungen zu allen
an=
deren Teilen der Volkswirtſchaft hat wie das Druckgewerbe.
Spricht man von der „Druckerei im Wirtſchaftsleben”, ſo denkt
man zunächſt gemeinhin wohl an die Zeitungsdruckerei, bei der
dieſer Zuſammenhang am deutlichſten ſichtbar wird. Aber die
Reichweite des Gewerbes der „ſchwarzen Kunſt” beſchränkt ſich
nicht auf den großen Bezirk der Zeitungen und Zeitſchriften mit
ihrem vielfältigen geſchäftlichen und allgemeinen Inhalt. Das
Druckgewerbe iſt mit der geſamten Wirtſchaft noch durch den
Buch=
druck und den großen Komplex des Akzidenzdrucks verflochten. Es
empfängt und gibt Aufträge und Anregungen an andere Teile
der Wirtſchaft. Es hilft Arbeit ſchaffen, indem es ganze
Wirt=
ſchaftszweige — wie die Papier= und Druckmaſchineninduſtrie —
in Nahrung ſetzt. Ein ganzer Stamm hochqualifizierten
Werk=
tums (man denke an Kliſchierunternehmungen, an das ganze
graphiſche Gewerbe) iſt am Stamme des Druckereiweſens
gewach=
ſen und lebt in inniger Verbundenheit und wechſelſeitiger
Be=
fruchtung mit ihm. Tauſend Menſchen leben vom Vertrieb der
Druckerzeugniſſe. Die Produkte ſeines Fleißes und ſeiner Kunſt
ermöglichen etwa dem Buchhandel die materielle Exiſtenz und
geben dem Schriftſteller die ſachliche Baſis ſeiner Arbeit und —
ſeines Ruhms. Schließlich iſt das Druckereigewerbe Helfer im
deutſchen Kampf um den Auslandsmarkt. Es wirbt durch Leiſtung
und Arbeit für Deutſchland. Gerade bei ihm durchdringen ſich
materielle mit ideellen Werten. Deutſchlands gutes Buch — als
wiſſenſchaftliches oder unterhaltendes Werk — iſt ein Begriff
draußen, in Inhalt und Ausſtattung. Es iſt Schrittmacher des
deutſchen Handels, der heute nicht der Flagge, ſondern eben dem
Buch folgt.
Das Gewerbe des Meiſters Gutenberg kann auf eine
inter=
eſſante und erfolgreiche Entwicklung zurückblicken. Es iſt ſpäter
entſtanden als die alten handwerklichen Gewerbezweige, die
Spinnerei, die Weberei. Aber es iſt früher zu techniſcher
Ver=
beſſerung gelangt als dieſe Berufe, die erſt durch die
Dampf=
maſchine umgewandelt worden ſind in ihre heutige Form.
Buch=
drucke und Flugblätter, Teſtamente, Kalender, Geſangbücher, auch
Zeitungen und „Neuigkeitsblättchen” gab es lange vor dem im
Fabrikbetrieb hergeſtellten Kattun oder der Lokomotive. Doch
auch das Druckgewerbe hat bedeutſame Impulſe im 19.
Jahrhun=
dert empfangen, hat Wandlungen und Leiſtungsſteigerungen
er=
lebt. Die Erfindung der Schnellpreſſe, der Linotype, ſchließlich
der Rotationsmaſchine ſind Markſteine auf dieſem Weg der
Vor=
wärtsentwicklung. Ein Vergleich der erſten Handpreſſe
Guten=
bergs mit der modernen 32=, 64= oder 132ſeitigen Tiefdruck=
Rota=
tionsmaſchine — Ungetümen aus Stahl und Eiſen — lehrt das
aufs anſchaulichſte. Mit der techniſchen Vervollkommnung iſt die
immer engere Verflechtung mit dem heimiſchen und
internatio=
nalen Wirtſchaftsleben Hand in Hand gegangen. Man
vergegen=
wärtige ſich nur einmal, was es heißen würde, wenn mit einem
Schlag die Preſſe aus dem Leben der Gegenwart verſchwände.
Welch rieſiges Gebäude würde da zuſammenſtürzen!
Das Druckereigewerbe ruht auf drei feſten und breiten
Grundpfeilern. Es ſind — wir erwähnten es ſchon — der
Zei=
tungsdruck, der Buchdruck und der Akzidenzdruck. Unter
Akzidenz=
druck verſteht man alles das, was nicht regelmäßig, ſondern
„akzidentiell”, zufällig, gelegentlich gedruckt wird. Am
wichtig=
ſten ſind hier natürlich die Werbedrucke jeder Art. Wo alle drei
Zweige ſich in einem einzigen, großen und leiſtungsfähigen
Unter=
nehmen ergänzen, da ſind die ſicheren Vorausſetzungen dafür
ge=
geben, daß ein Teil des andern Laſt in Notzeiten tragen hilft,
daß alle Teile in guten Tagen mitwirken am Aufbau und
Aus=
bau des Unternehmens auf breiter Front.
Ueber die Bedeutung des Zeitungsweſens als eines
Teilgebietes des Druckereigewerbes braucht nicht viel geſagt zu
werden. Man kennt die kapitalmäßige Macht, die große
Preſſe=
konzerne verkörpern. Man weiß, wie Tauſende, ja Zehntauſende
von Menſchen hier ihre Nahrung finden. Man erfährt immer
wieder, welchen Wert die Zeitung als Vermittlerin zuverläſſiger
Nachrichten, als Unterrichteterin breiteſter Volkskreiſe auch
wirt=
ſchaftlich hat. Die Exiſtenz der Handelsteile beweiſt beſonders
deutlich den innigen Zuſammenhang zwiſchen Zeitung und
Ge=
ſamtwirtſchaft. Eine ſolche Verbindung beſteht aber auch noch in
einer viel unmittelbareren Form: durch das Anzeigenweſen. Für
die Zeitung iſt es die finanzielle Grundlage des Unternehmens,
für die Inſerenten ein unerläßliches Mittel der
Aufrechterhal=
tung und Entwicklung des Geſchäftes. Das Annoncenweſen ſelbſt
iſt wieder Gegenſtand einer beſonderen Werbung geworden, die
bis zu internationalem Ausmaß in den großen
Annoncenexpedi=
tionen entwickelt iſt.
Es gibt einen guten Maßſtab für die Notwendigkeit eines
Wirtſchaftszweiges: die Zahl der Beſchäftigten. Gerade in
unſe=
rer Zeit, da die menſchliche Arbeitskraft wieder ihre
urſprüng=
liche Wertung wieder erhält, iſt dieſes Maß wichtig. Nun,
ge=
rade im Druckereiweſen, im Zeitungsgewerbe werden —
ver=
glichen mit anderen Gewerben — viele Menſchen in den
Arbeits=
prozeß eingegliedert. Denken wir an die Drucker und Setzer, die
Boten und Zeitungsträger und =händler, die Agenturleiter die
Anzeigenwerber, die kaufmänniſchen und techniſchen Angeſtellten,
an die Schriftleiter und Berichterſtatter im In= und Ausland.
Ganz zu ſchweigen von den Papierfabriken und Holzfällereien,
den Druckmaſchinen= und Farbenfabriken, den Photographen und
Kliſchieranſtalten, den Herſtellern von Büromaterial. Denken
wir auch an die Poſt, deren Telephon und Telegraph gerade von
der Preſſe ſo ſtark benutzt werden. Denken wir an die tauſend
und abertauſend Schreibmaſchinen, die in den Redaktionen
täg=
lich unermüdlich klappern. Schließlich an die modernſten
Errun=
genſchaften der Bildtelegraphie, deren Apparaturen in eigens
eingerichteten Werken hergeſtellt werden. Die unendlich enge
Verflechtung mit hundert Zweigen der Wirtſchaft tritt überall
leuchtend hervor.
Der andere Grundpfeiler iſt der Buchdruck. Er iſt beim
bildungshungrigen und leſeeifrigen Deutſchen gleichwichtig. Das
gute deutſche Buch iſt ein geiſtiger und wirtſchaftlicher Begriff.
An den Buchdruck werden maſchinell und künſtleriſch andere,
höhere Anforderungen geſtellt, als an die Tageszeitung und ſelbſt
die Zeitſchrift. Beweiſe für hochwertigen Buchdruck hat die
Jubi=
larin, die L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, ſtets geliefert. Wie
oft iſt ſchon der Satz ſelbſt (die Buchſtaben) das Werk eines
hoch=
bezahlten und muſtergültigen Künſtlers. Das Druckperſonal muß
beſonders geſchult ſein. Die Handſetzerei ſpielt eine
hervor=
ragende Rolle. Die Wiedergabe der Bilder und Photographien
wird mit beſonderer Sorgfalt zu erfolgen haben. Sie macht
ge=
eignete qualifizierte Verfahren erforderlich. Dadurch werden
neue Wirtſchaftszweige in Gang gebracht, die die Materialien zu
liefern haben. Zum Druck, der beſondere Papierſorten (India=
Papier, Holländiſch oder Japaniſch Bütten!) erfordert, tritt der
Einband. Eine Fülle neuer Anknüpfungspunkte mit der
Wirt=
ſchaft. Die Leder= und Leineninduſtrie, auch die Pappfabriken,
liefern den „Rohſtoff”. Dann — auf ſeiner Wanderung vom
Drucker zum Leſer — ſetzt das Buch, des Künſtlers geiſtiges, des
Druckers leibliches Kind, viele hundert und aberhundert Men=
ſchen in Nahrung. Der ganze Buchhandel baſiert auf der Arbeit
des Druckgewerbes. Wie wichtig iſt er in Deutſchland! Man
denke allein an Leipzig, die Zentrale des deutſchen und
inter=
nationalen Buchhandels. Und das Buch iſt Werber für
Deutſch=
land draußen in der weiten Welt. Die wahrhaft friedliche
Durch=
dringung, die Erſchließung der Welt für Erzeugniſſe deutſchen
Fleißes wird durch das Buch vorbereitet.
Schließlich kommt als nicht minder großes Gebiet der
Akzidenzdruck hinzu. Wiederum neue techniſche Verfahren,
oftmals Vielfarbendrucke, Kupfertiefdrucke u. dergl. Dabei
neue Beziehungen zu ſpeziellen Induſtriezweigen. Denken wir
an die verſchiedenen Arten des Werbedrucks. Die Druckſache die
mit der Poſt verſandt wird und jeden Haushalt in Deutſchland,
darüber hinaus — oft in vielen Sprachen — die intereſſierten
Kreiſe in der ganzen Welt erreicht, iſt ſelbſt ein wirtſchaftliches
Erzeugnis und wirbt ihrerſeits für andere Wirtſchaftswerte. In
anderer Form und mit anderem Wirkungsfeld tut das das
Plakat. Auch das Plakat iſt Erzeugnis des Druckgewerbes. Wie
ſelten denkt man daran, daß die bunte, mannshohe Reklame für
dieſe Seife und jene Zigarette ſelbſt wieder ein wirtſchaftliches
Produkt iſt. Die Wandlung der Wirtſchaft in den letzten Jahr=
zehnten hat zur Steigerung des Werbeweſens beigetragen.
Da=
mit hat die Akzidenzdruckerei erhöhte Bedeutung erhalten. Die
Auswüchſe ungeſunder Werbung, zu denen ſich gute und ſolide
Firmen nie hergegeben haben, ſind heute beſeitigt. Der Wert
einer fachmänniſchen und wirkſamen Werbung wird auch heute
nicht unterſchätzt. Die Errichtung des Werberates der Deutſchen
Wirtſchaft iſt dafür Beweis genug. Die Druckerei hat im
Werbe=
weſen manche Anregung von draußen empfangen. Wie viel aber
hat ſie mit ihren geſchulten Kräften und ihren techniſchen
Mög=
lichkeiten ſelbſt zur Verbeſſerung und Leiſtungsſteigerung im
Werbeweſen beigetragen. Der Akzidenzdruck als Werbedruck gibt
dem Künſtler und Graphiker Arbeit. Ja, ein ganzer
Gewerbe=
zweig — die Reklamevertriebsgeſellſchaften — iſt nur durch das
Plakat ins Leben gerufen worden. Die Litfaßſäule iſt ein Kind
des Druckgewerbes.
Neben dieſer Art gelegentlichen, akzidentiellen Drucks gibt
es andere Arten. Nicht nur die wichtigen Familiendruckſachen
die Geburts=, Hochzeits=, Todesanzeigen, machen einen
bedeuten=
den Teil im wirtſchaftlichen Betriebe der Druckerei aus.
Da=
neben iſt etwa die Herſtellung von Wertpapieren, von Aktien und
Obligationen, das Drucken von Loſen, ſchließlich von Geld und
Notgeld zu erwähnen. Solche Aufträge wird man aus leicht
er=
kenntlichen Gründen nur an beſonders zuverläſſige Firmen geben
Die L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei hat ſchon im Jahre 1718
für die damalige Waiſenhaus=Lotterie die Loſe gedruckt. 1848 wur=
den von ihr die Grundrentenſcheine, die erſten Exemplare
heſſi=
ſchen Staatspapiergeldes, hergeſtellt. In elf Jahren, 1848—59,
hat Wittich insgeſamt für 5,2 Millionen Gulden Papiergeld
ge=
druckt. Später ſchloß ſich der Druck von Aktien und
Obligatio=
nen, der ſehr ſorgſam und unter Benutzung beſonderer Maſchinen
zu erfolgen hat, an. Außerdem kann man die Herſtellung von
Kalendern, Sonderheften bei feſtlichen Anläſſen (Firmenjubiläen,
Stadtjubiläen u. dgl.) erwähnen. Auch hier kann in wirkſamer
Weiſe die Anzeige einen ganz anders zuſammengeſetzten
Leſer=
kreis erfaſſen. Und immer wieder: Es werden Menſchen in
Ar=
beit und Verdienſt gebracht.
Die Verflechtung des Druckereigewerbes mit der deutſchen
Volkswirtſchaft iſt außerordentlich innig. Die wenigen Beiſpiele
können davon nur eine ungefähre Vorſtellung vermitteln. Auch
die Notzeit unſerer Jahre hat zwar die Baſis verkleinert, auf
der das Druckgewerbe ſteht, aber es hat ſie nicht grundſätzlich zu
verändern oder zu erſchüttern vermocht. Wenn der
Konjunktur=
rhythmus des Druckgewerbes auch etwas andere Wege gehen mag
als der der geſamten Volkswirtſchaft, ſo iſt die „ſchwarze Kunſt”
doch auf Gedeih und Verderb mit Deutſchlands geſamter
Volks=
wirtſchaft auf breiteſter Linie verbunden und verwachſen.
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Stichtag für die Aufnahme in die Ausgabe 1935 ist der
1. November 1934.
Festgestellte 1rriümer im Adreßbuch können dem
Einwohnermeldeamt Wilhelm-Glässingstr. 21 bis zum
1. November zur Berichtigung mitgeteilt werden.
Die Druckbogen des Namens- und Straßenteils werden im
Laufe des Monats November im Einwohnermeldeamt
aus-
gelegt. Bezgl. Bekanntmachungen erscheinen in den
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[ ← ][ ][ → ]Seite 24 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
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Sonntag, 30. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus Heſſen.
N5. Lehrerbund Gau Heſſen=Raſſau beſucht
die Jugendherbergen des Rhein=Main=Gebiekes.
Am Montag und Dienstag, den 24. und 25. September 1934
fand eine Beſichtigungsfahrt der Obmänner des NS.
Lehrerbun=
des durch die Jugendherbergen des Rhein=Main=Gebietes ſtatt.
Die Lehrerſchaft wollte ſich mit eigenen Augen von dem
augen=
blicklichen Stand des Jugendherbergswerkes in unſerem Gebiet
überzeugen. Es wurden die Jugendherbergen Schloßborn, Limburg,
Camp. Diez. Lorch, Rüdesheim, Mainz, Zwingenberg,
Heppen=
heim und Miltenberg beſucht. Die Teilnehmer, unter denen ſich
maßgebende Herren der Preuß. Regierung Wiesbaden und des
Heſſiſchen Staatsminiſteriums befanden, ſprachen ſich in
anerken=
nendſter Weiſe über die bisher vom Jugendherbergsverband für
die Deutſche Jugend geleiſtete Arbeit aus und verſprachen, noch
mehr als bisher das Werk zu unterſtützen. — Als äußeres Zeichen
ihrer Anerkennung melden ſich alle noch nicht dem
Jugendher=
bergsverband angehörigen Teilnehmer als Mitglieder an.
J. Griesheim, 29. Sept. Erntedankfeſt. Unſer Ort wird
am Sonntag im Zeichen des Erntedankfeſtes ſtehen. Die
Einwoh=
nerſchaft wird gebeten, wie am 1. Mai die Straßen und Häuſer
feſtlich zu ſchmucken. Am Vormittag findet, in der Kirche ein
Gottesdienſt ſtatt und im Hofe der alten Schule ein Konzert der
Standartenkapelle 143. Um 2.30 Uhr nachmittags ſetzt ſich der
Feſtzug in Bewegung nach dem Hofe der Adolf=Hitler=Schule,
wo=
ſelbſt die Volksgenoſſen die Uebertragung des Staatsaktes auf
dem Bückeberg gemeinſam entgegennehmen. Bis zum Beginn der
Führerrede werden Muſik= und Geſangsvorträge, Anſprachen uſw.
die Verſammelten unterhalten. Die Ortsgruppe Rheintor aus
Darmſtadt wird mit den hieſigen Volksgenoſſen das Erntedankfeſt
gemeinſam feiern. Die Darmſtädter Volksgenoſſen treffen um
3.45 Uhr hier ein und werden am Ortseingang von der hieſigen
Ortsgruppe empfangen. Aus Anlaß des Erntedankfeſtes findet
am Abend in verſchiedenen Tanzſälen Tanzmuſik ſtatt. — Wegen
eines unheilbaren Leidens iſt ein hieſiger älterer Mann, während
ſeine Angehörigen auf dem Felde waren, freiwillig durch
Erhän=
gen aus dem Leben geſchieden.
Be=Büttelborn, 26. September. Am vergangenen Sonntag
und Montag wurde hier in altherkömmlicher Weiſe das
Kirch=
weihfeſt gefeiert.
* Traiſa, 28. Sept. Obſt= und Gartenbauverein.
Es iſt bekannt, daß große Werte unſeres Volksvermögens jährlich
dadurch verloren gehen, daß das Fallobſt ungenutzt dem
Verfau=
len überlaſſen wird. In unſerer Gemeinde wurde dies zum
größ=
ten Teil verhindert. Unſer rühriger Obſt= und Gartenbauverein"
ſchaffte nämlich ſchon im Sommer eine Fruchtpreſſe mit
aufge=
ſetzter Obſtmühle und einen Steriliſierapparat für
Süßmoſtherſtel=
lung an. Dieſe Maſchinen ſind bei dem Vereinsmitglied Herrn
Joh. Fornoff aufgeſtellt und ſind bis jetzt fleißig in Anſpruch
ge=
nommen worden. Beſonders hat die Erkenntnis von dem hohen
Wert des „flüſſigen Obſtes” hier an Boden gewonnen. Denn auch
der Steriliſierapparat wurde fleißig benutzt. So hat der Obſt=
und Gartenbauverein eim gutes Werk getan, und unſere
Mitbe=
wohner haben den Nutzen davon.
* Roßdorf, 28. Sept. Der Kr. Sp.V. „Deutſche Eiche” gibt
nachſtehendes, ihm von der Sportabteilung F.C. 03 St. Ingbert
zugegangenes Schreiben bekannt: Wieder in der Heimat angelangt,
ſprechen wir nochmals an Sie alle unſeren herzlichen Dank aus
für die ſchönen Stunden, die wir in Ihrem Kreiſe erleben durften.
Wir ſind davon überzeugt, daß Sie alles aufgeboten haben, was
in Ihren Kräften ſtand, um uns den Aufenthalt in Roßdorf ſo
angenehm wie nur irgend möglich zu geſtalten, und freuen uns,
Ihnen mitteilen zu können, daß für alle unſere Teilnehmer die
Sportfahrt nach Roßdorf ein großes Erlebnis geworden iſt.
Jeder=
zeit werden wir uns in dankbarer Freude an Sie erinnern. Wir
bitten Sie, an alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen die
un=
ſeren Mitgliedern in ſo liebenswürdiger Weiſe Gaſtrecht gewährt
haben, den Dank unſerer Abteilung auszuſprechen. Wir hoffen,
däß die Eindrücke, die wir bei Ihnen hinterlaſſen haben, nur die
beſten ſein mögen.
k. Roßdorf, 29. Sept. Aus dem Gemeinderat. Für
Drainagearbeiten der Feldbereinigung wird ein
Meliorations=
darlehen aufgenommen. Ferner wind bei der Spar= und
Dar=
lehnskaſſe Roßdorf für einen Kredit der
Feldbereinigungsgeſell=
ſchaft die Bürgſchaft übernommen unter der Bedingung, daß die
Feldbereinigungsgeſellſchaft von den Grundſtückseigentümern eine
Umlage erhebt, die ausreicht, um Zinſen und Tilgung der
geſam=
ten Kredite decken zu können. — Bezüglich Unterhaltung der
Schutz=
vorrichtung an der Krugsmühle beſchließt der Rat, es bei der
alten Rechtslage zu belaſſen.
Dk. Waldmichelbach, 28. Sept. Die geſamte Belegſchaft der
Sünlichtwerke, Mannheim, unternahm zu Ehren des Gründers
am Jahrestage der Gründung der Sunlichtgeſellſchaft einen
Aus=
flug nach Siedelsbrunn und Waldmichelbach. — Aus Gründen
der Kohlenerſparnis wurden die diesjährigen Herbſtferien der
Volksſchule 8 Tage hinausgeſchoben und beginnen erſt am 1.
Ok=
tober. Sie dauern drei Wochen. — Anläßlich des Todestages
von Hermann Löns wurde in der Adam=Karrillon=Schule eine
Gedächtnisfeier abgehalten.
Of. Birkenau, 28. Sept. Aufhebung des Poſtamts
Birkenau. Das Poſtamt Birkenau wird mit dem 1. Oktober
aufgehoben und in eine Poſt=Zweigſtelle umgewandelt. Mit
die=
ſem Termin wird auch das Amt von der Oberpoſtdirektion
Frank=
furt (bis zum Frühjahr d. J. Darmſtadt) losgelöſt und der
Ober=
poſtdirektion Karlsruhe unterſtellt. Auch der Kraftpoſtverkehr
geht ab 1. Oktober von Weinheim aus.
e. Bad Wimpfen, 28. Sept. Kirchliches. Zu dem
diesjäh=
rigen herſtlichen Kreuzerhöhungsfeſt kam wieder ein großer
Zu=
trom auswärtiger Landbewohner. Ein feierliches Hochamt fand
unter regſter Anteilnahme in der hieſigen Dominikankirche ſtatt.
— Die Obſternte geht nun ihrem Ende entgegen und in den
Kellern kocht der „Neue‟. Im allgemeinen fiel ſie
zufriedenſtel=
ſend aus. Die Kartoffelernte iſt in vollem Gange und verſpricht
nach den diesjährigen Beobachtungen ſehr gut auszufallen. Auch
die Traubenernte, die quantitativ wie qualitativ ſehr gut
ausge=
ſallen iſt, füllt manches Fäßchen mit edlem Rebenſaft.
Em. Heppenheim a. d. B., 28. Sept. Die
Feuerſchutz=
woche klang aus in einer intereſſanten Schauübung, die im
Ver=
ein mit der Sanitätskolonne vor ſich ging. Die Uebung erbrachte
den Beweis, daß im Falle der Gefahr ſchnelle und zuverläſſige
Dilfe in unſerer Stadt bereitſteht. — Ein Probealarm der
Sanitätskolonne ging von der Annahme aus im „Heſſiſchen Hof”,
habe eine Gasexploſion ſtattgefunden. Die Kolonne war mit
er=
taunlicher Geſchwindigkeit zur Stelle und bewältigte die ihr
ge=
tellte Aufgabe mit der größten Exaktheit. — Auf einer
Mit=
tliederverſammlung der Arbeitsopfer ſprach der
rtswalter der Arbeitsopferverſorgung, Dr. Ganter, über das
Vinterhilfswerk für die Arbeitsopfer, die Mitgliederaufnahme,
Erholungsheime der Organiſation und die zukünftige
Arbeits=
veiſe des Verbandes. — Hohes Alter. Herr Weichenſteller
R. Philipp Mang im Vorort Fiſchweiher beging ſeinen 82
Ge=
zurtstag. Er iſt noch von früh bis ſpät in der Landwirtſchaft
ätig.
Cp. Biebesheim, 28. Sept. Dienſtjubiläum.
Hilfsſtrom=
ufſeher Ludwig Bormann konnte auf eine 40jährige Dienſtzeit
ſeim Waſſerbauamt Worms zurückblicken.
Der ewige Acker.
Von Reinhold Braun.
Ich gönne jedem fremden Wicht
ſein Teilchen Erde nebſt Himmelslicht.
Aber will er mir meines wegſchinden,
ſoll er die Hölle bei mir finden!
Richard Dehmel.
Im kleinen oſtpreußiſchen Dorfe Abſchwangen ſteht ein
ſelt=
ſamer Denkſtein, der an den furchtbaren Ruſſen=Einfall von
1914 erinnert. Ein Schornſtein iſt’s. Einſt ragte er zwiſchen
Brand=Trümmern einſam auf. Jetzt ſteht er in einem Garten;
Blumen umblühen ihn, und oben krönt ihn ein Storchenneſt.
Und auf eine Tafel lieſt du in erzenen Buchſtaben die Worte:
„Zur Erntezeit wohl über Nacht
hat uns der Krieg den Tod gebracht.
Die Erde trank unſchuldig Blut;
zu Aſche ward Haus, Hab' und Gut.
Doch was verging, war bauen’s neu,
Dem Vaterland auf ewig treu!”
Wie oft auch deutſcher Heimatgrund im Laufe der
ſtürme=
reichen, wechſelvollen Geſchichte unſeres Volkes unter der
Kriegs=
furie litt: immer wieder erleben wir die tapfere Heimkehr des
deutſchen Menſchen zu ſeinem Acker. Die Geſchichte des
deut=
ſchen Ackers iſt ein Stück vom Kern der deutſchen Volksgeſchichte.
Der Segen des Himmels.
Die tyranniſchen Jahrzehnte des Materialismus haben uns
innerlich und auch äußerlich vom deutſchen Acker entfernt.
Ich erinnere mich noch eines Geſpräches vor Jahren mit
einem unſerer beſten Bauerndichter, der mir ſchmerzbewegt ſagte:
„Das Schlimmſte, das unſerm Volke geſchehen kann, iſt das:
Wenn der Bauer zum Händler wird!“
Dieſe Gefahr, die durch den ungeheuren Notſtand unſerer
Landwirtſchaft mehr und mehr heraufbeſchworen wurde, iſt nun
endgültig vorbei. Vorbei durch die genialiſche Tatkraft des
Führers und ſeiner Beauftragten!
Volkswende bedeutet nicht zuletzt Bauernwende!
Nationalſozialismus heißt u. a.: Heimführung zum
deut=
ſchen Acker heißt; das heilige Recht und die vertiefte Pflicht
ihm gegenüber.
Nationalſozialismus iſt ohne wahre Bauerngeſinnung nicht
denkbar.
Zu der Seelenhaltung des Dritten Reiches gehört als eins
der wertvollſten Fundamente, daß das ganze Volk, auch der
Städter, ſich von neuem der Wichtigkeit, ja der Heiligkeit des
deutſchen Ackers bewußt werde!
Es kann dem geliebten Führer nicht genug gedankt werden,
daß er mit weiſem und energiſchem Zugriff die Wurzeln unſerer
Volkskraft von allem, was Schädling heißt, befreite! Fürwahr,
Gründung des Dritten Reiches iſt unzertrennlich verknüpft mit
der Treue gegenüber den Wurzeln völkiſchen Lebens.
Hell und klar und gewaltig erſchallt nun wieder in der
Kette der Geſänge der neuen Zeit das Lied vom ewigen Acker.
Wer es nicht begeiſtert mit anſtimmen kann, gehört zu den
Geſtrigen und den heimlichen Feinden des Vaterlandes.
So iſt es immer in der Geſchichte geweſen: Der Wille
des Volkes empfing ſeine ſtärkſten, nachhaltigſten Impulſe aus
dem Willen zund Acker, zur Erde der Heimat.
„Doch was verging, wir bauen’s neu,
dem Vaterland auf ewig treu!”
Und der Spruch des Dichters, könnte er nicht ein Bauernſpruch
ſein: „Siege oder Niederlagen: Immer gilt es neu zu wagen!“
Wir wollen ihn uns feſt ins Herz ſchreiben, für alle Zukunft!
Jung und alt!
Ein Stück der bäuerlichen Seelenhaltung muß auf uns alle
überſtrömen, wo wir auch ſtehen und welches Werk wir treihen
mögen!
Wie ſagt eine Dichterin ſo ſchön:
„Ob auch andres Ackerland wir bauen,
unſer beſtes Erbe blieb: Vertrauen!”
Nr. 270 — Seite 25
Ja, Vertrauen zu den Grundkräften der Nation, Vertrauen
zum Führer des Volkes, aber vor allem auch Vertrauen zu
unſerm Gott!
Heimkehr zum deutſchen Acker: Iſt ſie denkbar ohne die echte
und rechte Heimkehr zu Gott! Wenn ſie nicht ein wahrhaft
religiöſer Vorgang iſt, iſt ſie nie eine Heimkehr im ſchöpferiſchen
und volksbeglückenden Sinne geweſen!
Auf einer Fahrt durch deutſches Land ſah ich an einem
Bauernhauſe, in eine Ecke eingebaut, das ſteinerne Standbild
eines Mannes.
Schlicht und bäuerlich ragte es auf. Der Mann hielt in der
Hand eine Aehre, als Gleichnis übergroß geformt.
Am Sockel des Standbildes waren die Worte zu leſen: „Iſt
einer größer als Gott!”
Tönen nicht ineinander: Kornrauſchen, Senſenklang, Brauſen
der Kirchenorgeln und Choralgeſänge?
Sind ſie nicht zuſammen einer der ſchönſten Teile der
deut=
ſchen Lebens=Symphonie?
Deutſchland, geſegnet ſei dir dein ewiger Acker!
Straßenbericht
für die Woche vom 30. September bis 6. Oktober 1934.
(Mitgeteilt vom Deutſchen Automobil=Club, Gau 15 „Weſtmark”,
Bezirk Starkenburg und Rheinheſſen.)
Fernverkehrsſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Darmſtadt—Frankfurt a. M. (Ortsdurchfahrt Langen) vom 13. 9.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung in Langen; Wallſtraße,
Lutherplatz, Rheinſtraße.
Hauptſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Pfungſtadt—Hahn vom 26. 9. bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Pfungſtadt—Eſchollbrücken—Crumſtadt—Bruchmühle.
Sonſtige Straßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Darmſtadt—Gräfenhauſen vom 13. 11. 1933 bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Arheilgen-Wixhauſen oder Weiterſtadt—
Schneppenhauſen.
Darmſtadt—Eſchollbrücken vom 28. 11. 33 bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Eberſtadt—Pfungſtadt.
Hofheim—Wehrzollhaus (Worms), Km. 3,8—6,0, vom 23. 7. bis
auf weiteres geſperrt. Umleitung: Bobſtadt-Bürſtadt.
Aſtheim—Bauſchheim, Klm. 17,843—20,667, vom 8. 8. bis auf
wei=
teres geſperrt. Umleitung: Hof Schönau.
Heppenheim-Juhöhe—Mörlenbach (beim Bahnübergang
Mörlen=
bach) für ſchwere Fahrzeuge geſperrt. Leichtere Fahrzeuge
wer=
den über eine Notbrücke durch die Bahnſtraße umgeleitet.
Um=
leitung für den Durchgangsverkehr: Lörzenbach oder Weinheim.
Rappenau—Wimpfen vom 3. 8. bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Bieberach oder Hohenſtadt.
Eſchborn—Steinbach—Weißkirchen i. T. (Ortsdurchfahrt
Stein=
bach) vom 15. 8. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
Nieder=
oder Oberhöchſtadt, Stierſtadt und Weißkirchen bzw. Oberurſel.
Geinsheim—Trebur bei Km. 15,2 vom 22. 8. bis auf weiteres
geſperrt. Umleitung: Groß=Gerau-Nauheim.
Hähnlein—Gernsheim vom 27. 9 bis auf weiteres geſperrt. Um=: Jägersburg—Groß=Rohrheim.
IPD. Groß=Gerau, 28 Sept. 50 Jahre
Heimatzei=
tungdes Kreiſes Groß=Gerau. Die im Jahre 1884
ge=
gründete. Heimatzeitung des Kreiſes Groß=Gerau”, früher Groß=
Gerauer Tagblatt und Groß=Gerauer Anzeiger kann im Monat
Oktober auf ein fünfzigjähriges Beſtehen zurückblicken. Aus
die=
ſem Anlaß gibt die Zeitung am 20. Oktober ds. Is. eine
Jubi=
läumsausgabe heraus.
Be. Nauheim, 26. September. Ein großes Trauergefolge
be=
gleitete den am Freitag tödlich verungluckten Schüler Bernhardt
Müller von hier, Müller iſt bekanntlich von einem Omnibus mit
dem rechten Kotflügel erfaßt und ungefähr einen Meter weit
ge=
ſchleudert, wo er tot liegen blieb. Es wurden Kränze
nieder=
gelegt und Nachrufe gewidmet: von der Reichspoſtdirektion
Frankfurt a. M., von den Schulkameraden und Kameradinnen,
von dem Jungvolk, Hitlerjugend. BdM. und von dem
Turnver=
ein 1888/94.
Dy. Sprendlingen, 27. Sept. Ehrung verdienter
Feuerwehrleute. Samstag, den 22. September I. J.
wur=
den im evangeliſchen Gemeindehaus vier Feuerwehrleute für 40 Zugehörigkeit zur Freiwilligen Feuerwehr durch
Aus=
zeichnung geehrt. Am Sonntag war gemeinſchaftlicher Kirchgang
und anſchließend Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof. Am
Nachmittag 2 Uhr Zuſammenkunft am Horſt=Weſſel=Denkmal.
Auf=
marſch durch die Hauptſtraßen des Ortes zur Schillerſchule, wo
man nach verſchiedenen Reden und Abſingen des Deutſchland= und
Horſt=Weſſel=Liedes ſich auflöſte. Außer der Feuerwehr waren die
SA. und ſämtliche Vereine zu dieſer Feier angetreten.
Dy. Sprendlingen, 29. Sept. Hohes Alter. Herr Georg
Krämer 2., Hauptſtraße 7, wird am 30. September lfd. Js.
79 Jahre alt. Annähernd 40 Jahre war der Jubilar in unſerer
Gemeinde Friedhofsaufſeher und Totengräber, er verſah dieſes
Amt treu und gewiſſenhaft bis ins hohe Alter.
Aus Rheinheſſen.
Ah. Bodenheim (Rhh.), 28. Sept. Hohes Alter. Als
einer der älteſten Mitbürger von hier kann Rudolf Kirch 1. in
voller geiſtiger und kötperlicher Rüſtigkeit ſeinen 90. Geburtstag
begehen.
Aus Oberheſſen.
LPD. Friedberg, 28. Sept. Obermedizinalrat Dr.
Nebel=Friedberg 70 Jahre alt. In dieſen Tagen
konnte der frühere Kreisarzt des Kreiſes Friedberg,
Obermedizi=
nalrat Dr. Nebel, in außergewöhnlicher körperliche Friſche und
unverminderter geiſtiger Regſamkeit ſeinen 70. Geburtstag
be=
gehen. Dr. Nebel wurde in Dreieichenhain (Kreis Offenbach)
geboren. Nach dem Beſuch des Gymnaſiums zu Darmſtadt
wid=
mete er ſich auf verſchiedenen Univerſitäten dem mediziniſchen
Studium. Nach Ablegung des Staatsexamens war er kurze Zeit
in Sprendlingen als Aſſiſtenzarzt tätig. Dann unternahm er als
Schiffsarzt mehrere Seereiſen nach Südamerika und verſchiedenen
afrikani”, en Inſeln. In die deutſche Heimat zurückgekehrt, nahm
er zunächſt ſeine Tätigkeit als Aſſiſtenzarzt am Bürgerhoſpital in
Koblenz auf. Ulrichſtein, Darmſtadt und Lauterbach, wo er als
Kreisarzt wirkte, bezeichnen die weitere Etappe ſeiner
Ent=
wicklung. Am 15. April 1905 erfolgte dann ſeine Berufung als
Kreisarzt nach Friedberg. Ein Vierteljahrhundert ſegensreichen
Wirkens ſollte ihm hier beſchieden ſein. 1908 wurde ihm der
Titel Medizinalrat verliehen. Neben ſeiner kreisärztlichen
Tätig=
keit wirkte er während des Krieges als Stabsarzt und zuletzt als
Oberſtabsarzt und Chef der Friedberger Garniſonlazarette. Auch
auf ſozialpolitiſchem Gebiet entwickelte Dr. Nebel eine umfaſſende
Tätigkeit. Im Alice=Frauenverein und als Vorſitzender des Roten
Kreuzes bot ſich ihm Gelegenheit, in allen Bezirken fürſorgeriſcher
Tätigkeit zur Linderung von Not und Elend kranker und
wirt=
ſchaftlich ſchwacher Volksgenoſſen ſegensreich zu wirken Mit
Freude hat er ſich durch ſeine Mitarbeit in der NS.=
Volkswohl=
fahrt auch in den Dienſt der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
ge=
ſtellt und damit ſeine innere Anteilnahme an dem großen Werk
bekundet.
eber 275000 Mikreiſende haben ſich ſchon angemeldet!
gs reat den Geiſt von neuem an, bringt Frohſinn und Schaffens= rüſtungen und Reiſegelder kennen. Er kann alles im gemütlichen Heim
e wieder — — 7. Reiſeluſt und Reiſen! Wir wollen erfahren wie
Welt in Wirklichkeit mit all dem Reichtum ihrer Naturſchönheiten aus=
und wie die Menſchen darauf leben. Aber nur wenige können eine
reiſe machen — ſollen nun die andern auf eine Weltreiſe verzichten?
11 — Wir wollen dem lerneifrigen Sinn das ganze herrliche
Erden=
ſchenken, indem wir es durch Kenner in Wort und Bild entrollen
. Länder, Völker, Naturbetrachtungen ſollen die Leſer feſſeln und
uen. Sie werden mit uns von Land zu Land, von Ort zu Ort reiſen.
verſprechen den Leſern genußreiche Stunden und wollen ihnen ein
dlicher, aufmerkſamer Führer ſein. Trete jeder mit uns getroſt die
treiſe an und lerne die Pracht der Natur, die Sitten und Gebräuche
verſchiedenen Menſchenraſſen ohne Reiſebeſchwerden, teure Aus=
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Welt=
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enthält die Berichte, Erlebniſſe, Jagdabenteuer bekannter Weltreiſender
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Gegen Erſtattung der Verſandſpeſen erhalte ich in Lieferungen den großen Handatlas.
Name:
Alter:
Straße:
Seite 26 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
Deutſches Bauernſchickſal.
Zum Tag des Bauern am 30. Sept. 1934
Von Friedrich Schulze=Maizier.
Was vom Einzelmenſchen gilt, gilt auch vom Stande, dem
er angehört: Man kennt ihn erſt dann richtig, wenn man ihn
im Geſamtzuſammenhange ſeines Schickſals begriffen hat. Und
dieſes Schickſal iſt zumeiſt weit ſchwerer, als es von außen
er=
ſcheint. In Deutſchland iſt heute der tragende Stand des
Gan=
zen, das Bauerntum, neu zu Ehren gekommen; wir mußten
wieder begreifen, daß das Volksganze nur gedeihen kann, wenn
auch das Bauerntum gedeiht und wirtſchaftlich wie kulturell
auf der Höhe der Zeit ſteht. Aber wiſſen wir alle, was es
eigentlich heißen will, daß das deutſche Bauerntum ungebrochen
und zukunftsfreudig blieb? Wiſſen wir, zumal wir Städter,
eigentlich ſo recht, was alles dieſes deutſche Bauerntum ſchon
durchzumachen hatte im Laufe der Jahrhunderte, wie über die
Maßen hart immer wieder ſein Schickſal war und welch
ur=
geſunder Kern in ihm ſtecken mußte, daß es trotz
jahrhunderte=
langer Bedrückung ſtark und lebenskräftig blieb?
„Das größte Naturereignis des deutſchen Staates” hat der
Hiſtoriker Leopold von Ranke den deutſchen Bauernkrieg
ge=
nannt. Man möchte hinzuſetzen: Eine der bitterſten Tragödien
unſerer an tragiſchen Ereigniſſen wahrlich nicht armen Geſchichte.
Um zu begreifen, was in jenem düſtern Schickſalsjahre 1525,
als die ſiegreichen Heere der Fürſten und des Adels den
Ver=
zweiflungskampf des Bauerntums mit furchtbarer Härte
nieder=
fchlugen, für Deutſchland verdorben wurde, muß man wiſſen,
was vorhergegangen war und was folgte.
Ein Dramatiker unſerer Tage hat das alte Bauern=Epos
„Meier Helmbrecht” wieder neu zum Leben erweckt. Nicht mit
Unrecht; denn dieſe Dichtung des dreizehnten Jahrhunderts, die
ums Jahr 1275 in Nieder=Oeſterreich entſtand und von Wernher
dem Gärtner ſtammen ſoll, zeigt aufs eindringlichſte, was aus
einem Bauern wird, der ſeinen Stand verrät und die wahren
Wurzeln ſeiner Kraft preisgibt. Statt ehrlich den Pflug zu
füh=
ren, will der Sohn des Bauern Helmbrecht durchaus Ritter
werden. Er verachtet das Volk und ſchielt zu den Junkern
empor, die ſchon damals in ſcharfem Gegenſatz zum Bauerntume
ſtanden, — bringt es aber nur zum Raubritter und nimmt ſamt
ſeinen Spießgeſellen ein ſchmähliches Ende. Wundervoll die
Geſtalt des alten Bauern, der den Sohn vergeblich warnt, dann
aber in echt bäuerlicher Feſtigkeit und unſentimentaler Härte
dem Abtrünnigen die Türe weiſt. Man ſpürt es dem Schöpfer
dieſer kleinen Dichtung an: Sein Herz gilt dem Volke, nicht
den Herren. Und das am Ende eines Jahrhunderts, an deſſen
Anfang die Blütezeit der ritterlichen Kultur geſtanden hatte!
In der Epoche des Meier Helmbrecht ging es den Bauern
noch gut, ja üppig. Bald aber kam der Niedergang. Schon nach
1300, als die Beſiedlung des Oſtens ins Stocken geriet und die
Macht der Städte wuchs, wurden die bäuerlichen Hufen geteilt,
gevierteilt, und Armut kam über das noch kurz zuvor ſo
wohl=
häbende Bauerntum. Vollends nach 1400 wurde die Lage des
zum Teil geradezu proletariſierten Bauerntums immer ſchlechter,
weil der Wert der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe beſtändig
ſank. Während das Bürgertum mächtigen Aufſchwung nahm,
kam der Bauer auch geiſtig herunter, blieb hinter der Zeit
zu=
rück und erlebte den Bruch zwiſchen Mittelalter und Neuzeit
ſchroffer, klaffender als irgendein anderer Stand. Damals bekam
das Wort Bauer jene verächtliche Nebenbedeutung, die es im
Munde törichter Aſphaltmenſchen noch in unſeren Tagen hatte.
Es trat der traurige Umſtand ein, daß alle Stände den Nähr=
ſtand, ohne den ſie doch verhungert wären, verachten zu dürfen
glaubten und ganz vergaßen, ihn in ſeiner wahren
volkswirt=
ſchaftlichen Bedeutung zu würdigen. Ob Schwänke oder
Faſt=
nachtsſpiele, immer wieder erſcheint der Bauer als Prügelknabe
ſeiner glücklicheren Volksgenoſſen, als törichter Tölpel oder
dummdreiſter Grobian. Die bildende Kunſt macht ihn lächerlich;
ein beliebter Vorwurf iſt der trinkende Bäuer, der das Genoſſene
nicht verträgt, — er ſpeit, und ein Hund leckt es auf. Immer
wieder muß man feſtſtellen, daß der Bauer nicht mehr wie ein
Menſch, ſondern wie ein Vieh angeſehen wird.
Und wie menſchlich, wie maßvoll muten die Forderungen
an, die im deutſchen Bauernkriege von jener ſo arg gequälten
Volksſchicht erhoben wurden! Was die bekannten „Zwölſ
Artikel” verlangen, in denen damals die Anſprüche der Bauern
zuſammengeſtellt wurden, mutet nur recht und billig an und
macht der Beſonnenheit und Mäßigung des damaligen
Bauern=
tums Ehre. Die gelegentlichen Uebergriffe, die leider vorkamen,
dürfen nicht Havon abhalten, den tief ſittlichen, im beſten Sinne
nationalen und ſozial=ethiſchen Kern der Bewegung zu
verken=
nen. Welcher Jammer für Deutſchland, daß das Bauerntum
da=
mals nicht ſein wohlverdientes Recht bekam, daß ſo viel heißer
Aufſchwungs= und Befreiungswille ſchmählich zu Boden
ge=
ſchlagen ward und in Verzweiflung und Dumpfheit verkommen
mußte! „Hat ein Ausſehen gehabt, als ſollte der Frühling
her=
vorkeimen, allenthalben, iſt aber alles wiederum verfaulet in
Finſternis”, heißt es in Gerhart Hauptmanns „Florian Geher”,
Umſonſt hatte der deutſche Bauer verſucht, ſich eine ſeiner
wah=
ren Bedeutung würdige Stellung im Staate zu erringen. Statt
deſſen ſank er tiefer denn zu vor, wurde zum verachteten
Arbeitstier der Nation und mußte ſich das Spottwort gefallen
laſſen: „Der Bauer dient an Ochſen Statt, nur daß er keine
Hörner hat.” Beinahe drei Jahrhunderte dauerte es, bis endlich
die Bauernbefreiung des Jahres 1807 die Grundlage ſchuf für
den Aufſtieg des deutſchen Bauerntums im neunzehnten
Jahr=
hundert.
Von dieſem oft ſo dunklen Schickſalshintergrund ſticht nur
um ſo heller ab, was das deutſche Bauerntum trotz allem
ge=
leiſtet hat, — die deutſche Bauernkultur, von der
unſere ſogenannten Gebildeten meiſt gar zu wenig wiſſen.
„Bauernkultur? Gibt es das eigentlich? Kommt nicht alle Kultur
aus der Stadt?” wird mancher ſtädtiſche Leſer verwundert
fragen. Noch immer wiſſen viel zu wenige Städter, ja wiſſen es
nicht einmal immer die Landbewohner, daß dieſes Bauerntum
eine uralte, in ſich abgeſchloſſene Kultur verkörpert, die
durch=
aus eigenſtändig, eigenwüchſig iſt und es gewiß nicht nötig
hat, ſich neben der Stadtkultur als Aſchenbrödel zu fühlen.
Schon darum ſollte der artbewußte Bauer es für unter ſeiner
Würde halten, die Stadt nachzuäffen, ſondern alles daran
ſetzen, den oft faſt verſchütteten Weg zur alten echten
Bauern=
kultur wieder frei zu machen. Denn dieſes Bauerntum hat trotz
der Heimſuchungen, denen es ausgeſetzt war, eine
Vergangen=
heit hinter ſich, auf die es ſtolz ſein darf, — man denke nur an
die Freiheitskämpfe niederdeutſcher Bauern, an die Taten der
Stedinger, Frieſen und Dithmarſchen, an den Freiheitskampf der
Tiroler und ſo manches andere. Man mache ſich klar, daß — wie
die Siedlungskunde nachweiſen konnte — unſere meiſten
dörf=
lichen Siedlungen uralt ſind, viel älter, als die Städte.
Ver=
ſchwunden oder zu Ruinen verfallen ſind die Burgen, von denen
aus der Junker auf die oft ſo bitter geſchundenen Bauern
herab=
ſah, der Bauernhof iſt geblieben, und wird weiter bleiben. Und
wer wiſſen will, was für Prachtſtücke unter dieſen deutſchen
Bauernhöfen ſtehen, ſehe ſich einen Hof wie die Wehlburg im
Artlande an, — das Beiſpiel ſpricht für ſich ſelber — Oder,
eine andere, wenig beachtete Leiſtung alter Bauernkultur
nennen, — man denke an unſere deutſchen Bauernweistüm
die bäuerliches Denken und bäuerliches Rechtsleben ſo eindruc
voll widerſpiegeln. Wir Heutigen erleben es, daß der a
Gegenſatz von eigenwüchſigem, deutſchem und fremdem römiſch
Recht neu zu Erörterung ſteht. Schon die Bauern des au
gehenden Mittelalters bekamen dieſen Widerſtreit am eigen
Leibe zu ſpüren. Einſt wurde vom Dorfgericht Recht geſproch
nach uralten Satzungen wie unſere Bauernweistümer ſie au
bewahrt haben. Als dann das römiſche Recht eindrang, brach
tiefe Gegenſätze auf, ſchmerzhaft fühlte der deutſche Bauer d
Unterſchied der altgermaniſch=chriſtlichen Rechtsanſchauung v
der fremden römiſchen, die keinen Begriff von Wert und Wür
freier Arbeit hatte. Was wußte der gelehrte Richter von
uralten Satzungen und Bräuchen, die in den Weistümern niede
gelegt waren! Leider begünſtigten die Fürſten und Ritter d
römiſche Recht, — kam es doch ihrem Beſtreben entgegen,
Stände als Untertanen zu behandeln.
Wer die erbitterten Gegenſätze kennt, die in der deutſch
Geſchichte ſo oft nicht nur den Städter, ſondern auch den Adlig
vom Bauern trennten, wird es als eine erfreuliche Fügung hiſt
riſcher Gerechtigkeit begrüßen, daß in ſpäteren, für den Baue
erfreulicheren Zeiten gerade der Adel es geweſen iſt, der ſ
mit beſonderem Nachdruck des Bauernſtandes annahm, an de
er ſoviel wieder gut zu machen hatte. Ein deutſcher
Adelige=
der Freiherr vom Stein, hat dem deutſchen Bauerntum die Ar
hebung der Leibeigenſchaft erkämpft. Otto von Bismarck ſae
als Reichskanzler mit Nachdruck: „Ich bin ſtolz darauf, e
deutſcher Bauer zu ſein.” Und ein von Heimat und Hof
ve=
triebener Adeliger, über deſſen zerſtörte väterliche Burg d
Revolution den Pflug hatte gehen laſſen, Adalbert v. Chamiſſ
in ſeinem „Rieſenſpielzeug”, dichtete die einſichtigen Verſe, de
auch heute jedem Bauernverächter in die Ohren klingen ſollten
„Sollſt gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot;
Denn wäre nicht der Bauer, ſo hätteſt du kein Brot.
Es ſproßt der Stamm der Rieſen aus Bauernmark hervor.
Der Bauer iſt kein Spielzeug, da ſei uns Gott davor!“
Heſſiſche Erfinder.
Auszug aus dem Patentblatt vom 20. September 1934.
Patentanmeldungen: 63 c, 30. D. 66 351. Heinz Dächer
Darmſtadt: Führungseinrichtung für die zwiſchen zwei Führung
ſchienen laufenden Stütrollen der Gleiskettenglieder von Kraft
fahrzeugen. 4. 8. 33.
Erteilte Patente: 17c, 3/07. 603 877. Otto Hardung=Worm=
Ueber dem Gefrier= oder Kühlgut angeordneter Kohlenſäureei
behälter. 4. 6. 31. H. 127 165. — 20 1. 21/01 603 696. Franklil
Punga=Darmſtadt: Aufhängungsanordnung für einen Bahnmoto
29. 7. 33. P. 67 937. — 55 e, 3, 603 679. Goebel AG., Darmſtad
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[ ← ][ ][ → ]Seite 28 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
Ein Konzenkrakionslager für fkreikende Texkilarbeiker in USA.
Eine Sauerſtoffabrik fliegk in die Luft.
Für diejenigen Arbeiter, die bei dem amerikaniſchen Textilarbeiterſtreik als Streikpoſten oder als
Führer von Demonſtrationszügen ſich Widerſetzlichkeiten gegen die Staatsgewalt haben zuſchulden
kommen laſſen, wurden verſchiedene Konzentrationslager eingerichtet. Die Lager ſind mit
Stachel=
draht umgeben und werden militäriſch bewacht. Die Männer ſind in Zelten, die Frauen in Gebäuden
untergebracht. Hier ſehen die Verhafteten ihrer Aburteilung entgegen.
Die Trümmer einer Sauerſtoffabrik in Belgien, die durch eine ſchwere Exploſion größtenteils zerſtört
wurde. Hierbei fanden drei Arbeiter den Tod und zahlreiche andere wurden ſchwer verletzt.
Reich und Ausland.
Kinderlähmung in Schleswig=Holſtein.
Schleswig. Wie von zuſtändiger Stelle
be=
kannt gegeben wird, ſind im erſten Drittel des
Monats September drei Fälle, im zweiten Drittel
13 Fälle und im letzten Drittel 15 Fälle von
ſpi=
naler Kinderlähmung zu verzeichnen geweſen.
Insgeſamt werden alſo 31 Krankheitsfälle
ge=
zählt. Drei Perſonen ſind der Krankheit erlegen,
eine 45jährige Frau auf Sylt, ein 25jähriger
Mann im Kreis Südtondern und ein 62jähriger
Mann im Kreis Segeberg. Im Kreis Schleswig
waren am Montag zwei neue Fälle von
Kinder=
lähmung zu verzeichnen. In der Stadt Schleswig
wurde eine 23jährige Hausangeſtellte, die in
einem Gaſthof beſchäftigt war, davon befallen.
In dem Orte Lobacker bei Tolk erkrankte das
vier=
jährige Kind eines Bauern. Beide wurden dem
Schleswiger Krankenhaus zugeführt. Man
rech=
net damit, daß die erhebliche Abkühlung und
namentlich der Regen dazu beitragen werden, eine
Verſchleppung der Keime der Kinderlähmung zu
erſchweren. Die Seuche dürfte alſo binnen
kur=
zem vollſtändig erlöſchen.
Großer Oelbrand in Nienhagen.
Celle. Ein großer Oelbrand entſtand am
Samstag morgen, gegen 7.20 Uhr, infolge
Gas=
ausbruches in einer von der Düſſeldorfer Firma
Haniel u. Lug im Nienhagener Oelgebiet
nieder=
gebrachten Bohrung. In wenigen Augenblicken
ſtand der große Bohrturm in Flammen. Sechs
Arbeiter wurden verletzt. Das Schickſal zweier
Arbeiter, die ſich oben im Bohrturm befanden, iſt
noch ungewiß. Die Ausmaße und die Folgen des
Unglücks laſſen ſich zunächſt noch nicht überſehen.
Das Kunſtwerk des Monaks Okkober.
Als Kunſtwerk des Monats wird im Oktober im
Deutſchen Muſeum zu Berlin die Statuette eines
Heiligen Sebaſtian ausgeſtellt, das Werk eines
unbekannten ſüddeutſchen Meiſters vom Ende des
15. Jahrhunderts. Die Plaſtik zeigt die Kunſt
des Holzſchnitzers in ihrer Vollendung.
Körper=
licher und ſeeliſcher Ausdruck ſind mit gleicher
Vollkommenheit, dem weichen Lindenholz
abge=
wonnen.
Zum Reichs=Ernkedankfeft.
Erntetanz in Mecklenburg.
Eine Künſtler=Poſtka rte zum Erntedanktag.
Eiſenbahnkakaſtrophe in England.
12 Tote und 40 Verletzte.
London. In der Nähe von Warrington ſtieß
ein Schnellzug mit einem Perſonenzug zuſammen.
Zu dem ſchweren Eiſenbahnunglück wird noch
gemeldet: Am Freitag abend, kurz nach 9 Uhr
vannte der Schnellzug London—Fleetwood von
hinten in einen von Warrington nach Wigan
fah=
renden Lokalzug hinein, der ſich gerade in
Bewe=
gung geſetzt hatte. Die Schnellzuglokomotive warf
den Triebwagen des Lokalzuges, der ſich hinten
be=
fand, um und begrub ihn unter ſich. Der
Zug=
führer des Schnellzuges ſoll dabei den Tod
gefun=
den haben. Der Heizer wurde verletzt. Die
mei=
ſten Toten und Verletzten waren Inſaſſen des
vor=
derſten Wagens des Schnellzuges, der teilweiſe
eingedrückt wurde. Von den Inſaſſen des
Lokal=
zuges wurde nur der Zugführer verletzt, der einen
Bruch des Schulterblattes erlitt. Nach dem
Zuſam=
menſtoß riß ſich der Lokalzug von dem Triebwagen
los und lief ungefähr 100 Meter auf dem Gleis
entlang. Dann geriet einer der Wagen in Brand.
Doch konnte der Zugleiter das Feuer ſofort löſchen,
und alle Inſaſſen konnten ſich unverſehrt retten.
Um 1.20 Uhr früh waren die
Rettungsmann=
ſchaften noch damit beſchäftigt, Tote und Verletzte
zu bergen. Es heißt, daß 10 bis 12 Perſonen
ge=
tötet und 40 verletzt worden ſind. Im
Kranken=
haus von Warrington liegen 26 Verletzte davon
10 Frauen, die übrigen ſind Männer, Kinder ſind
nicht dabei. Auch im Krankenhaus von Leigh
be=
findet ſich eine Anzahl Verletzter. Nach den
bis=
herigen Meldungen ſind vorläufig vier Tote
ge=
borgen worden.
Die Lindbergh=Angelegenheit.
New York. In der Lindbergh=Angelegenheit
wurde am Donnerstag ein deutſches Mädchen von
Staatsanwalt Foley gehört. Wie den Blättern zu
entnehmen iſt, hat das Mädchen von einem
„myſteriöſen John” erzählt, der im Jahre 1932 mit
Hauptmann und mehreren anderen Perſonen an
Ausflügen teilgenommen habe, Ferner ſoll das
Mädchen erklärt haben. John ſei Hauptmanns
beſter Freund. Im Hauſe von Hauptmann ſeien
Bilder aufgefunden worden, auf denen
Haupt=
mann zuſammen mit dem Mädchen zu ſehen ſei,
In der Verhandlung ſei ferner darauf hingewieſen
worden, daß der Mann, dem Dr. Condon das
Löſe=
geld ausgehändigt habe, ihm als „John” bekannt
geweſen ſei.
Die unterſuchenden Beamten waren der Anſicht,
daß die Auskünfte des Mädchens als unweſentlich
zu bezeichnen ſeien. Wie die Staatsanwaltſchaft
mitteilte, iſt die Nachprüfung der Konten
Haupt=
manns beendet worden. Man hat drei
Aktienkon=
ten feſtgeſtellt. Nach der Zahlung des Löſegeldes
an Hauptmann ſeien 2500 Dollars auf einmal
de=
poniert worden.
Staatsanwalt Foley erklärte, er glaube nicht
daß Hauptmann allein die Entführung
bewerkſtel=
ligt habe. Es beſtehe jedoch die Möglichkeit, daß
Hauptmann derjenige war, der über eine Leiter
in das Haus Lindberghs eingeſtiegen ſei. Die
Staatsanwaltſchaft von Bronx iſt von einer Frau
Katharina Maurer erſucht worden, den Aufenthalt
ihres Mannes namens John zu ermitteln, der
angeblich kurz nach Beginn der Hauptmann=
Ange=
legenheit verſchwunden ſei. Frau Maurer erklärte
ihr Mann kenne Hauptmann. Auf Seiten der
Juſti=
werden die Ausſagen der Frau als bedeutungsvoll
bezeichnet.
Lindbergh belaſtet Hauptmann.
Hauptmann iſt von Oberſt Lindbergh, ohne daß
Hauptmann es bemerkte, während 20 Minuten
be=
obachtet worden. Durch eine farbige Brille und
eine graue Mütze war der Flieger ſo vermummt,
daß Hauptmann ihn nicht erkennenskonnte.
Wäh=
rend 20 Minuten betrachtete Lindbergh den
ver=
mutlichen Entführer des Kindes und drückte dann
die Ueberzeugung aus, daß Hauptmann einer der
Entführer ſeines Kinder ſei.
Hauptmnan verlangte am Donnerstag, gegen
eine Kaution von 5000 Dollar auf freien Fuß
ge=
ſetzt zu werden. Das Gericht verweigerte ihm dies,
ließ ihm jedoch ſagen, daß ihm dieſer Wunſch gegen
eine Kaution von 100 000 Dollar erfüllt werde.
Da Hauptmann eine ſolche Summe nicht zur
Ver=
fügung hat, bleibt er weiter im Gefängnis.
Löffeldiebſtahl Hauptmanns.
Im Gefängnis ſoll Hauptmann einen Eßlöffel
in vier Teile zerbrochen haben. Einen der Teite
ſoll er durch Reiben gegen die Stahlbettſtelle
zu=
geſpitzt haben. Die Löffelteile wurden in einem
Verſteck aufgefunden. Der Diebſtahl des Löffels
wurde am Freitag nach dem Frühſtück entdeckt,
Als ein Gefängniswärter Hauptmann nach dem
Löffel fragte, erklärte Hauptmann, er wiſſe nicht,
wo der Löffel geblieben ſei Erſt nach langwierigen
Bemühungen konnte der Löffel gefunden werden.
Der Löffelſtiel war zu einem Haken gebogen
wor=
den. Nach Ausſagen von Gefängniswärtern hätte
dieſer Haken ſehr gut als Waffe gebraucht
wer=
den können, falls Hauptmann noch mehr Zeit
ge=
habt hätte, um ihn noch mehr zuzuſpitzen.
Haupt=
mann ſoll in Zukunft mit Papplöffeln von
Papp=
tellern eſſen. Seine Zelle werde in Zukunft völlig
iſoliert werden. Hauptmann werde von einem
be=
ſonderen Wärter bewacht werden.
Die Taifunkataſtrophe in Japan.
Tokio. In den durch die Taifun=Kataſtrophe
heimgeſuchten Gebiet in Japan ſind in den letzten
zwei Tagen ſtarke Regenfälle niedergegangen.
Be=
ſonders in Oſaka wurde großer Schaden angerichtet.
Die Bevölkerung, die zum größten Teil noch in
ſchlecht ſchützenden Zelten untergebracht iſt, iſt
vollkommen verzweifelt, zumal die
Ruhrerkrankun=
gen trotz der Hilfsmaßnahmen der Behörden
zuge=
nommen haben.
N34
[ ← ][ ][ → ]Nummer 270
Sonntag, 30. Sepf.
Börſe und Geldmarkt.
Zum Quarkalsſchluß.
Der als Zahlungstermin wichtige Schluß des 3. Quartals
machte ſich diesmal an der Börſe ſchon frühzeitig bemerkbar. Der
Umſtand, daß der Kursſtand der Aktien in der letzten Zeit eine
beträchtliche Erhöhung erfahren hatte, veranlaßte verſtärkte
Ab=
gaben zu Geldbeſchaffungszwecken. An ſich waren dieſe Verkäufe
nicht allzu umfangreich; da ſie aber zeitlich mit einer gewiſſen
Atempauſe bei ſolchen Käufern zuſammenfielen, für die der
oben=
genannte Grund nicht in Betracht kam, und infolgedeſſen dem
vorhandenen Angebot keine Nachfrage gegenüberſtand, erfuhr das
Kürsniveau faſt durchweg eine Abſchwächung. Hinzu kam ferner,
daß im Hinblick auf den ſchon in der vorigen Woche erwähnten
Koupontermin zunächſt noch eine ſtärkere Inanſpruchnahme des
Publikumsintereſſes durch feſtverzinsliche Werte erfolgte und
da=
durch bislang dem Aktienmarkt zugute kommende Mittel dieſem
entzogen wurden. Die Ultimovorbereitungen konnten indeſſen in
verhältnismäßig kurzer Zeit erledigt werden, ſo daß bereits gegen
Ende des Berichtsabſchnitts ein Stillſtand in der rückläufigen
Bewegung eintrat; darüber hinaus ſetzten, zuerſt zwar zögernd,
wieder Publikumskäufe ein, die nicht zuletzt durch einen in dem
niedrigeren Kursniveau liegenden Anreiz ausgelöſt wurden.
Hier=
durch wiederum wurde auch die Kuliſſe zu Rück= und
Deckungs=
käufen ermuntert. Unterſtützt wurde dieſe Tendenz durch
verſchie=
dene nicht unweſentliche Anregungen. Erwähnt ſei in dieſem
Zu=
ſammenhang die Ausdehnung des Arbeitsvolumens und die
er=
neute Beſſerung der Steuer= und Zolleinnahmen, die kräftige
Er=
höhung der Eiſen= und Braunkohlenausfuhr und ſchließlich der
verſtärkte Kreditorenzugang bei den Girozentralen wie bei den
Sparkaſſen, worin man ein Symptom zunehmender
Konſolidie=
rung erblickt. — Auch im zurückliegenden Berichtsabſchnitt fielen
einige wenige Papiere durch Sonderbewegungen auf. Hierzu
ge=
hören in erſter Linie Richsbankanteile, die auf den durch die
Deviſenlage bedingten Ausfall der Zwiſchendividende, die
be=
kanntlich transferierbar war, einen Rückgang dis auf 142 Prozent
erlitten. Nachdem jedoch die hauptſächlich von ausländiſcher Seite
vorgenommenen Abgaben beendet waren, trat eine Erholung ein,
ſo daß die Einbuße gegenüber dem Stand der Vorwoche ſchließlich
nur noch 3 Prozent betrug. Beſonders zu erwähnen ſind ferner
faſt ſämtliche Braunkohlenwerte mit beachtlichen Rückgängen: ſo
verloren Eintracht ca. 16½ Prozent, Niederlauſitzer Kohlen 15
Prozent, Rheiniſche Braunkohlen 6½ Prozent und Bubiag 4
Pro=
zent. Bei der Unterſuchung der Gründe für dieſe übermäßig ſtarke
Abſchwächung muß zunächſt auf die Erwägungen eingegangen
werden, über die letzthin auch in einem bekannten Börſenblatt
berichtet wurde und die ſich mit der Bildung einer großen
Kohlen=
verölungsgeſellſchaft der Braunkohleninduſtrie befaſſen. Dieſe
als Gemeinſchaftsgründung aller größeren Braunkohlenwerke
ge=
plante Geſellſchaft würde nach verſchiedenen Verfahren — unter
anderem auch nach dem der JG. Farbeninduſtrie — mit dem
Ziel einer Erhöhung der innerdeutſchen Treibſtoffgewinnung
ar=
beiten. Die Koſten für Verſuchszwecke uſw. müßten dabei in
Ge=
ſtalt einer einmaligen Umlage auf die Rohkohleproduktion aller
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Zu dieser ſubiläums-Nummer wurden Bavaria-Matem verwendet
größeren Gruben aufgebracht und von dieſen ſolange in der Form
von Aktien oder von Anteilen aktiviert werden können, bis die
neu zu bauenden Anlagen ſich ſelbſt amortiſieren. Die Börſe
glaube nun annehmen zu können, daß die Braunkohleninduſtrie,
die ja bekanntlich bisher noch immer recht hohe Dividenden
aus=
geſchüttet hat, durch eine derartige Inanſpruchnahme künftig zu
einer Kürzung der Rendite wird ſchreiten müſſen. Daher die in
den genannten Werten getätigten Abgaben. — Zu den Papieren,
die ferner in den Vordergrund des allgemeinen Intereſſes
rück=
ten, gehören auch JG. Farben. Dieſes Papier war durch
angeb=
lich aus der Auflöſung eines Aktienpaketes herrührende Verkäufe
vorübergehend empfindlich gedrückt, der Kurs mit 141 auf einem
ſeit langem nicht dageweſenen Tiefſtand angelangt; nachdem jedoch
die erwähnten Verkäufe ihren Abſchluß gefunden hatten, ſetzte eine
ſtetig fortſchreitende Erholung ein, wodurch der Eingangskurs
von 144½ wieder erreicht wurde. Unverkennbar hat dieſe
Er=
holung intern mit zu einer Wiederkehr der freundlichen
Grund=
tendenz des geſamten Aktienmarktes beigetragen. Schließlich ſind
von zweitrangigen Papieren noch Hotelbetriebs=Geſellſchaft
her=
vorzuheben, die im Anſchluß an die Mitteilungen, die in der
Ver=
ſammlung der Aſchinger=Obligationäre gemacht, wurden, ca. 4
Prozent gewannen. Bevorzugt wurden auch Kabel= und
Draht=
aktien, zumal eine Mitteilung der Mix u. Geneſt A.=G. über eine
befriedigende Geſchäftsentwicklung und zunehmende Exportziffern
anregte. Die Führung hatten wiederum Vogel Draht mit einem
Wochengewinn von ca. 6 Prozent. Weſtdeutſche Kaufhof gingen
mit einem bei dem niedrigen Kursſtand des Papiers beachtlichen
Gewinn von 3 Prozent aus dem Verkehr, wobei auf die
zuver=
ſichtlichen Ausführungen in der Hauptverſammlung des
Unter=
nehmens zu verweiſen iſt. Zu den über den Durchſchnitt
gebeſſer=
ten Papieren gehören ſchließlich noch A.=G. für Verkehrsweſen, da
infolge der gemeldeten weſentlichen Verkehrszunahme bei den
Eiſenbahnunternehmungen des Konzerns lebhafte Nachfrage
ein=
ſetzte.
Am Markt der zu Einheitskurſen gehandelten Papiere, der
nach wie vor lebhaftem Intereſſe von ſeiten größerer
Publikums=
kreiſe begegnet, waren beſondere Bewegungen nicht zu beobachten.
Die Entwicklung verlief analog den an den variablen Märkten.
Er=
wähnenswert iſt vielleicht der Rückgang der Großbank=Aktien, der
einesteils durch Gewinnmitnahmen, nach der vorangegangenen
lebhaften Steigerung zu erklären iſt, anderſeits aber durch eine
gewiſſe Verſtimmung infolge des erneuten Kreditorenrückgangs
ausgelöſt wurde.
Am Rentenmarkt erhielt ſich zunächſt im Zuſammenhang mit
dem ſchon erwähnten bevorſtehenden Koupontermin noch einiges
Kaufintereſſe, gegen Schluß der Woche trat jedoch eine Atempauſe
ein. Immerhin haben insbeſondere Hypothekengoldpfandbriefe
und Kommunalobligationen wieder einen beachtlichen Ruck nach
oben gemacht. Lebhafte Umſätze kamen wiederum am Markt der
kommunalen Umſchuldungsanleihe zuſtande, die indeſſen zu einem
wenig veränderten Kurs von etwa 80½ Prozent aus dem Verkehr
ging.
Am Geldmarkt fand der erhöhte Bedarf im Zuſammenhang
mit dem beverſtehenden Ultimo ſeinen Ausdruck in der Erhöhung
der Blankotagesgeldſätze bis auf 4½ Prozent. Aus dem gleichen
Grunde trat ein ſtärkeres Angebot in Privatdiskonten auf, das
jedoch z. T. von privater Seite, im weſentlichen aber von der
regulierenden Stelle aufgenommen wurde. — Im internationalen
Deviſenverkehr fiel das engliſche Pfund durch anhaltende Schwäche
auf, wobei z. T. die niedrigen engliſchen Zinsſätze verantwortlich
gemacht werden, die eine Abwanderung des Kapitals nach
Frank=
reich begünſtigten. Der Dollar konnte ſich im Verlauf der Woche
befeſtigen. Bei den Goldvaluten waren beſondere Bewegungen
nicht zu beobachten. Die Reichsmark hielt ſich faſt auf
Inlands=
parität.
Von der Frankfurter Börſe. Vom 1. Oktober 1934 ab ſind die
Aktien nachſtehender Geſellſchaften: Mainkraftwerke A.=G.,
Thü=
ringer Elektrizitäts=Lieferungen A.=G., Maſchinenfabrik Eßlingen
A.=G., Maſchinenfabrik MoenusA .=G. an der Frankfurter Börſe
zur fortlaufenden Notierung zugelaſſen, und zwar für
Aufträge von 1000.— RM. oder einem Mehrfachen hiervon.
Der Berliner Getreidegroßmarkt bleibt auch im Oktober
an den Samstagen geſchloſſen.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Angeſichts des in dieſe
Woche fallenden Monatswechſels entwickelte ſich im Frankfurter
Eiergroßhandel nur minimales Geſchäft. Späterhin wurde es
etwas lebhafter, da der Einzelhandel in ſeinen Käufen weniger
zurückhaltend als ſeither war. Deutſche Eier, in friſcher Ware
ſind nur knapp angeboten und bleiben ſtark geſucht, die
Zu=
teilungen der Verteilungsſtellen bleiben aber klein. In
ver=
ſtärktem Umfange kommen ſchon Kühlhauseier, an den Markt.
Auslandseier werden in genügenden Mengen offeriert, aber
weniger gern gekauft, ausgenommen die Spitzenqualitaten von
Holländern und Flandern. Die bereits am Wochenanfang höheren
Preiſe zeigten keine Veränderung. Es notierten als
Varkaufs=
preiſe des Großhandels an den Kleinhandel in Pfg. pro Stück frei
Frankfurt a. M.: Deutſche Markeneier Klaſſe S 11,50—12,00,
Klaſſe A 11,00—11,25, Klaſſe B 10,50—10,75, Klaſſe C 9,75—10,00,
Klaſſe D 9,25—9,75; Holländer, Flandern und Känen Klaſſe S
11,25—11,50, Klaſſe A 11.00, Klaſſe B 10,50, Klaſſe C 10,00;
Bulgaren und Rumänen 9,25—9,50; Jugoſlawen Klaſſe B 9,50,
Zlaſſe C 9,25
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Im Buttergeſchäft hat
ſich das Geſchäft wieder etwas belebt, wobei die nunmehr kühlere
Witterung von Einfluß iſt Das Angebot in deutſcher friſcher
Butter iſt ziemlich knapp, ſo daß die angelieferten Mengen bei
relativ guten Preiſen ſchlank geräumt werden. Teilweiſe mußte
zur Befriedigung der Nachfrage auf Kühlhaus= und
Auslandsbut=
ter zurückgegriffen werden. In Erwartung einer weiteren
Be=
lebung nach dem Ultimo nahm auch der Einzelhandel an den
Ein=
deckungen lebhafteren Anteil. Es notierten in RM. pro 50 Kilo
im Großhandel an den Kleinhandel: Deutſche Markenbutter 145
bis 150, Feine Deutſche Molkereibutter 143, Deutſche
Molkerei=
butter 140, Landbutter 120 bis 130; Holländiſche Markenbutter
145, andere ausländiſche Butter 140—145.
Mainzer Getreidegroßmarkt vom 28. September. Bei ruhiger
Allgemeintendenz notierten (Großhandelspreiſe je 100 Kilogramm
loko Mainz) in RM.: Weizen 20,60, Roggen 16,60, Hafer 16.00
ab Station Braugerſte 19,25—20,00, Induſtriegerſte 18,75,
Malz=
keime 15,50—16,00, Weizenkleie 10,50 (Mühlenpreis), Roggenkleie
9,72 (Mühlenpreis), Weizenfuttermehl 12,90, Biertreber 17,25,
Soyaſchrot 12,80 ab ſüdd. Fabrikſtation,
Preiswert
Gut
Größte
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
Mdassbage lt Tagtldte
Das Reichsſportabzeichen.
Neue Form — verbilligker Preis.
Das Deutſche Turn= und Sportabzeichen hat ſeinen inneren
Wert und ſeine praktiſche Bedeutung zwei Jahrzehnte hindurch
immer wieder zu beweiſen vermocht. Es war deshalb für die
Reichsſportführung nicht nur eine Selbſtverſtändlichkeit, ſondern
eine Ehrenpflicht gegenüber den Hunderttauſenden der bisherigen
Erwerber, dieſen lebendigſten Faktor der Sportförderung zu
er=
halten und als „gutes Altes” in den nationalſozialiſtiſchen Sport
mitzuübernehmen.
Das Sportabzeichen war — wenn auch nicht offiziell
aner=
kannt — ſeinem Weſen nach ein Reichsabzeichen! Es trug den
Geiſt der deutſchen Einigung in ſich und war eine verbindende
Grundlage für alle Deutſchen, die ihrem Streben nach
Volks=
ertüchtigung auch ſichtbaren Ausdruck verleihen wollten. — Man
ſah es auf dem Feldgrau des Reichsheers und dem Dunkelblau
der Polizei, auf dem Braunhemd der SA. und HJ. auf dem
ſchwarzen Rock der Schutzſtaffeln und bei vielen Tauſenden von
Männern und Frauen in Zivil. Alle verband der gleiche ſtille
Stolz auf die eigene Leiſtung, man ſah im Träger des
Sport=
abzeichens einen Kameraden, der die gleiche kämpferiſche
Anſtren=
gung hat durchmachen müſſen, um die Bedingungen zu erfüllen.
So war das Sportabzeichen zum Symbol der
Volksgemein=
ſchaft im Sport geworden, und darin lag ſeine politiſche
Be=
deutung!
Es löſte in den weiteſten Kreiſen der deutſchen Turn= und
Sportbewegung tiefe Befriedigung aus als — entgegen allen
Prophezeiungen — bekannt wurde, daß eine Aufhebung des alten
Sportabzeichens nicht erwogen, daß vielmehr ſeine Uebernahme
und Umwandlung in das neue Deutſche Reichsſportabzeichen mit
größtem Taktgefühl und unter Wahrung aller traditionellen
Werte erfolgen würde.
Die äußere Form des alten Abzeichens iſt weitgehend
erhal=
ten worden: In der Eichenkranzumrahmung ſind an Stelle der
bisherigen DRA.=Abkürzung des alten Deutſchen Reichsausſchuſſes
für Leibesübungen die verſchlungenen Initialen des Deutſchen
Reichsbundes für Leibesübungen — DRL. — zu ſehen. Der
Eichenkranz wird unten durch das Hakenkreuz geziert. Man hat
alſo das Aeußere des alten Sportabzeichens im großen ganzen
wenig verändert, aus dem Beſtreben heraus, zwiſchen den
Be=
ſitzern des alten und den Erwerbern des neuen keine Kluft
auf=
zureißen. Jeder Sportabzeichenbeſitzer, der das neue Abzeichen
mit dem Symbol der neuen Zeit haben will, kann es bei
Rück=
gabe des alten gegen 2,50 RM. erwerben.
Das Reichsſportabzeichen iſt ein Leiſtungsabzeichen geblieben,
und wenn auch die zu erfüllenden Bedingungen nicht an Rekorde
erinnern, ſo liegt der Wert der Geſamtleiſtung in der Vielſeitig=
keit der fünf Uebungen, wodurch der einzelne Bewerber faſt
immer bei der einen oder anderen Uebung auf Schwierigkeiten
ſtößt, die nur in zähem Training zu überwinden ſind. — Obwohl
das Sportabzeichen mit der Zeit eine buntere Färbung durch die
Aufnahme einer Reihe nichtleichtathletiſcher Sportarten, wie z. B.
Reiten, Kleinkaliberſchießen Skilaufen, erhalten hatte, wurde es
doch nicht zum Tummelplatz für einſeitige Spezialſportler, denn
die urſprünglichen Forderungen: Schwimmen, Laufen, Werfen,
Springen und eine Ausdauerleiſtung, wurden trotzdem
aufrecht=
erhalten. — Man ging bei der Erweiterung der Uebungsauswahl
von dem Gedanken aus, daß die Möglichkeit, auch nur eine
Be=
dingung auf vertrautem Sportgebiete mit Leichtigkeit erfüllen zu
können, für den Spezialſportler einen gewaltigen Anreiz
bedeu=
tet, auch die übrigen vier Uebungen zu erfüllen und ſomit in den
mühſam erworbenen Beſitz eines Vielſeitigkeitsabzeichens zu
ge=
langen.
Für das Reichsſportabzeichen gibt es keine Altersgrenze: So
ſelbſtverſtändlich ſeine Erwerbung für einen jungen Menſchen
ſein ſollte, ſo erfreulich iſt es, wenn auch ältere Männer und
Frauen ihre körperliche Leiſtungsfähigkeit auf die Probe ſtellen
und trotz ihrer Jahre doch noch mit jugendfriſchem Mute als
An=
wärter für das Reichsſportabzeichen auftreten.
Der Idealzuſtand, daß jeder Deutſche ob Mann, Frau oder
Jugendlicher, das Reichsſportabzeichen bzw. das
Jugendſport=
abzeichen erwirbt, wird zwar nie erreicht werden, aber möglichſt
viele Volksgenoſſen, auf jeden Fall mehr als bisher, müßten doch
dafür gewonnen werden.
Wohl iſt das Sportabzeichen volkstümlich, geſehen hat es
ſchon jeder einmal. Mancher möchte es auch erwerben, aber da
ſetzen ſchon die Schwierigkeiten ein: Die einen wiſſen nicht, „an
wen ſie ſich wenden ſollen”, andere — hierzu gehören nicht gerade
die jüngſten Semeſter — trauen ſich die Leiſtung einfach nicht zu
oder fürchten, ſich zu blamieren. Grundfalſch gedacht!
Eine hilfsbereite Kameradſchaft zeichnet alle aus, die nach
dem Sportabzeichen ſtreben, und man hat für die Anſtrengungen
des „Minderbegabten” nur Achtung und Verſtändnis. — Für
manchen ſind die Koſten, die mit der Erwerbung verbunden ſind,
zu hoch. Zur Beruhigung aller ſei geſagt, daß der Preis des
Reichsſportabzeichens um ein Fünftel geſenkt wird. Das
Lei=
ſtungsbuch koſtet nach wie vor 1 RM. Wenn alle Bedingungen
dann erfüllt ſind, gibt es das Abzeichen zur Belohnung für
2,50 RM.
So muß der Begriff des Reichsſportabzeichens dem ganzen
Volke allmählich lieb und vertraut werden, dann wird auch der
deutſche Sport ſeinerſeits in der Lage ſein, geſtützt auf ein Heer
innerlich gleichgerichteter, körperlich leiſtungsfähiger Männer und
Frauen, das Seine zur Volkwerdung beizutragen.
Heyn.
Ein ereignisreicher Turn= und
Spork=
ſommer gehl ſeinem Ende enkgegen.
Unſer Dank!
Das Kunſtturnen der Deutſchland=Riege am vergangenen
Sonntag in der faſt ausverkauften Feſthalle hat mit ſeinem
ge=
ſamten Rahmenprogramm weit über Darmſtadts Mauern hinaus
einen nachhaltigen Eindruck hinterlaſſen. Dieſe Großveranſtaltung
teihte ſich würdig den turneriſchen und ſportlichen Ereigniſſen des
abgelaufenen Sommerhalbjahres an, die in Darmſtadt von den
Turn= und Sportvereinen in gemeinſamer Zuſammenarbeit
durch=
geführt wurden. Dem Empfang der 500 Saarturner an
Pfingſten folgte im Monat Juni die Reichsſchwimmwoche.
Im Monat Juli war das Hochſchulſtadion anläßlich des
Schwe=
denſpieles und des Spieles um die Deutſche
Hand=
ballmeiſterſchaft, ſowie durch die Veranſtaltung der
Hans Braun=Gedächtnis= Staffelläufe, Zielpunkt
aller. Darmſtädter Turn= und Sportintereſſenten. Im Auguſt
wurde die „Woche der Darmſtädter Leibesübungen”
mit dem Sommernachtfeſt im Woog durchgeführt, und
nun hat das Kunſtturnen der Deutſchlandriege
die=
ſem Programm des Sommers einen vortrefflichen Abſchluß
ge=
geben. Zahlreiche andere Veranſtaltungen die Waſſerſport=
Ausſtellung, das gemeinſame Anrudern und
An=
paddeln, die leichtathletiſchen Wettkämpfe im
Stadion; das Reit= und Fahrturnier, die
Saar=
treue=Staffel, die Keglerſportwoche uſw., die
hier nicht mehr alle einzeln erwähnt werden können, reihen ſich
würdig in dieſen Rückblick ein.
Wenn all dieſe turneriſchen und ſportlichen Ereigniſſe einen
ſo hervorragenden Erfolg aufzuweiſen hatten, ſo war dies nicht
nur einer guten Organiſationsleitung zu verdanken, ſondern in
erſter Linie der Darmſtädter Bevölkerung, die mit Begeiſterung
dieſen Darbietungen ein volles Intereſſe entgegenbrachte und
reſtloſe Gefolgſchaft leiſtete.
Ebenſo verdanken wir den Erfolg den nationalſozialiſtiſchen
Organiſationen, dem Oberbürgermeiſter der Heſſiſchen
Landes=
hauptſtadt und allen anderen Körperſchaften, die ſich in
uneigen=
nütziger Weiſe in den Dienſt der Sache ſtellten.
Wir haben hier in Darmſtadt zum wiederholten Male
bewie=
ſen, daß durch gemeinſame Zuſammenarbeit etwas Gutes
geſchaf=
fen werden kann. Der Wille des Führers wurde hierdurch in
vorbildlicher Weiſe in die Tat umgeſetzt. Darmſtadt iſt auf
dem beſten Wege, die „Stadt der deutſchen
Leibes=
übungen” zu werden.
Wir befinden uns auf dieſem Gebiete erſt im Anfangsſtadium
einer großen Entwicklung. Nach dem Programm der Partei
(8 21) ſoll die Turn= und Sportbewegung die größtmöglichſte
Unterſtützung erhalten, weil Turnen und Sport unter dem
heuti=
gen Begriff Leibesübungen, die Geſundung des ganzen
Volkes fördert und garantiert. Unſere Arbeit dient ſomit nicht
einem Selbſtzweck ſondern der Nation. Die turneriſchen und
ſportlichen Veranſtaltungen und Leiſtungen haben dabei lediglich
die Aufgabe, der Oeffentlichkeit dieſen Begriff immer wieder
ein=
zuhämmern, um auch dem letzten Volksgenoſſen die Bedeutung
der Turn= und Sportbewegung klar vor Augen zu führen.
Von dieſer Ueberzeugung getragen, wird uns die kommende
Zeit weiterhin in der vorderſten Front im Aufbau unſeres
Vater=
landes wirken und arbeiten ſehen.
Darmſtadt, den 27. September 1934.
(gez.): Löwer
Unterbeauftragter des Reichsſportführers für Heſſen.
Südweſt=Zußballmannſchaft für Berlin.
Der Gau Südweſt beſtreitet ſein Repräſentativſpiel ge
den Gau Brandenburg am 14. Oktober in Berlin mit folge=
gen
der
Si aſiſce eift Geiftci Sen Auf äefe
Offenbacher Kickers) Conen (Saarbrücken) Möbs (Eintracht),
Fath (Wormatia) Erſatz: Schulmeyer=Wiesbaden, Johanneſſen=
Pirmaſens. Geleitet wird das Treffen von Schiedsrichter
Trimp=
ler=Hamburg.
Spielausfälle.
Mit Rückſicht auf den Erntedanktag ſind u. a. folgende Spiele
abgeſetzt bzw. verlegt worden: Pfiffligheim — Arheilgen auf
13 Uhr, Lorſch — Walldorf auf 7. Oktober, Bürſtadt — 98
Darm=
ſtadt auf 7. Oktober, Pfungſtadt — Pfiffligheim auf 7. Oktober,
Egelsbach — Polizei auf 7. Oktober.
Das Spiel Pfungſtadt — Lorſch am 9. September bleibt wie
ſeinerzeit unterbrochen, 3:1 für Pfungſtadt gewonnen.
Termine der Kreisklaſſe 2 — Gruppe 4 (Odenwald).
7. 10. 1934: Groß=Umſtadt — Kleeſtadt; Beerfelden — Erbach;
Sandbach — Lützel=Wiebelsbach; Neuſtadt — Ueberau; Lengfeld
— Spachbrücken.
14. 10. 1934: Groß=Umſtadt — Beerfelden; Kleeſtadt —
Er=
bach; Spachbrücken — Neuſtadt; Lützel=Wiebelsbach — Ueberau,
Sandbach — Lengfeld.
„Geſunde Frauen durch Leibesübungen”.
Reichswerbewoche
In der Reichswerbewoche „Geſunde Frauen durch
Leibes=
übungen” ſtellt ſich der Rundfunk beſonders ſtark in den Dienſt
der Sache. In der Woche werden täglich vom Deutſchlandſender
Vorträge gegeben, die nach folgendem Programm eingeſetzt
wor=
den ſind:
7. 10.: Auftakt der Reichswerbewoche; Sprecherin Frau
War=
ninghoff. — 8. 10.: Frl. Dr. Hoffmann, Sportärztin. — 9. 10:
Hörſpiele der Turnſchule. — 10. 10.: Zwiegeſpräch der Frauen im
Waſſerſportverband — 11. 10.: Reportage am Deutſchlandſender
durch Standartenführer Schäfer. — 12. 10.: Vortrag aus der
Leichtathletik‟: Die Leiſtung in der Leibesübung der Frau”, von
Voß, DLV. (Der Vortrag wird von Frau Ruth Engelhard
ge=
leſen.) — 13. 10.: Ausklang der Reichswerbewoche. Frau
War=
ninghoff.
Reichsbahn Turn= und Sporkverein Darmſtadt.
Handball. Die Handballabt, beginnt am kommenden
Sonn=
tag, den 30. d. M., vorm. 10.30 Uhr, ihre Pflichtſpiele mit dem
Spiel gegen Tv. Götzenhain. Reichsbahn wird ſich hierbei
durch folgende Mannſchaft vertreten laſſen: Thierolf. Fey, Holl 1.,
Weſp, Recke, Schneider Weiler, Hartmann 1. Wolf, Walter,
Holl 2. Erſatz und Linienrichter: Mende und Bien. Auch die
Linienrichter haben in Sportkleidung anzutreten. Das Spiel
fin=
det auf unſerem Platze am Dornheimerweg ſtatt und beginnt ohne
Wartezeit.
Fußball. Die 2. Mannſchaft ſpielt am Sonntag, den 30. d. M.,
vorm. 10 Uhr. auf dem ehemaligen Rot=Weiß=Platz an der
Rhein=
allee gegen die 3. Mannſchaft der T. u. S. Gem. 46. Es ſpielen:
Pech; Dechent, Schmidt; Joſt, Stromberger, Hartmann 2:
Spa=
mer, Nettermann, Feldmann, Geyer, Gerbig; Erſatz ſind
Witters=
heim und Schulze.
Wer ohne Entſchuldigung nicht antritt, hat jedes Spielrecht
verwirkt. Alle noch im Beſitze der Spieler befindliche
vereins=
eigene Spielkleidung iſt zu dieſen Spielen unbedingt
mitzu=
bringen.
Olympia=Kernmannſchaft der Freiſtil=Ringer.
Nach den Prüfungskämpfen im Freiſtilringen in Bremen
und München hat der Deutſche Schwerathletik=Verband nun auch
eine Olympig=Kernmannſchaft der Freiſtilringer zuſammengeſtellt.
Sie lautet: Fiſcher=Zweibrücken, Brendel=Nürnberg,
Borowſki=Darmſtadt, Wittwer=Dresden, Hering=
München. Nagel=Witten, Ehrl=München, Schwarzkopf=
Koblenz, Sperling=Dortmund Lehner=Nürnberg,
Schä=
fer=Schifferſtadt, Kolb=Nürnberg Neuhaus=Eſſen,
Föl=
deak= Berlin, Keil=Breslau Engelhardt= Freiſing,
Birkholz=Hamburg, Auderſch=Koblenz und Welp=
Kirch=
linde.
Amneſtie im Handball.
Der Reichsſportführer hat im Reichsbund für Leibesübunge
als Fachamt IV Handball beſtimmt und mich zum Leiter des Fad
amtes ernannt.
Dieſen bedeutenden Schritt in der Entwicklung des deutſche
Handballs nehme ich zum Anlaß einer umfaſſenden Amneſtie fi.
Spieler und Vereine. Ich beſtimme:
1. Daß alle Spieler mit ſofortiger Wirkung für den Verein ſpie
berechtigt ſind, deſſen Mitgliedſchaft ſie am 1. Septembe
1934 beſaßen. Ausgenommen ſind Spieler, denen wegen unwür
digen Verhaltens oder Schuldung des Beitrages die Spie
erlaubnis für den neuen Verein vorenthalten wurde.
2. Aufgehoben ſind auch alle Strafen, die noch über die Sommer
ſpielpauſe aus dem alten Spieljahre wirkſam ſind, und zwa
für unberechtigtes Spielen, für unangemeſſenes Verhalten un
rohes Spiel, für Bedrohung des Schiedsrichters. Ausgenomme
ſind Strafen für Tätlichkeit gegen Spieler und Zuſchauer un
für Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter.
3. Erlaſſen ſind alle Geldſtrafen, die Spieler, Schiedsrichter ode
Vereine dem Deutſchen Leichtathletik=Verband oder der Deu
ſchen Turnerſchaft am 1. September 1934 noch ſchuldeten.
In Zweifelsfällen liegt die Entſcheidung bei mir.
München, den 27. September 1934.
Richard Herrmann.
TSG. 1846.
Zu dem Spiel unſerer 1. und 2. Mannſchaft in Griesheim ar
Vormittag fahren wir mit Rad um 8.15 Uhr ab Brücke. Die R
ſervemannſchaft die 1. Mſchft. um 9.15 Uhr ebenfalls ab Brück
Wir bitten unſere Freunde, die Mannſchaften recht zahlreich z
begleiten.
Die 3. Mannſchaft ſpielt in Pfungſtadt, um 9.15 Uhr, gege
Germania Pfungſtadt, 2. Treffpunkt der 3. Mſchft, mit Rad
Sonntag früh, 8.15 Uhr, Marienplatz.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Sonntag, 30. September
6.15: Hamburg: Reichsſendung: Hafenkonzert. — 8.15: Zeit, Nachr.,
Wetter — 8.25: Stuttgart: Gymnaſtik. — 8.45: Choralblaſen.
9.00: Evangeliſche Morgenfeier. — 9.45: Deutſches
Schatzkäſt=
lein. Waldluſt und Gartenfreude. — 10.15: Chorgeſang.
11.00: Heinz Steguweit lieſt heitere Kurzgeſchichten.
12.00 13.00 u. 15.00: Reichsſendung: Deutſcher Erntedanktag 1934,
17.30: Köln: Alte Bauerntänze und Bauernlieder. — 18.30:
Kammermuſik von Mozart. — 19.30: Sportſpiegel des
Sonn=
tags. — 20.00: Reichsſendung: Deutſcher Erntedanktag 1934.
Frankfurt: Montag, 1. Oktober
6.00 Bauernfunk. — 615 u. 6.30 Gymnaſtik. — 6 45: Zeit,
Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55: Morgenſpruch, Choral. —
7.00: Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker. Ltg: O. Ernſt. —
In einer Pauſe, (a. 8.00: Nur für Frankfurt: Waſſerſtand.
Wet=
ter. — 8.30: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00: Nur Trier:
Werbe=
veranſtaltung für das Stadttheater Trier — 9.20: Nur Trier:
Alte Sonate — Lieder für Alt. — 1000‟ Nachr. — 1100:
Werbekonzert. — 11.30: Meldungen. — 11.45: Sozialdienſt.
12 00: Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker, Ltg.: Chr. Schmaltz.
13. 00: Stuttgart: Zeit. Saardienſt, Nachr. — 13.10: Nachr. —
13.15: Schallplatten: Seltenheiten auf dem Opernſpielplan. —
14 15: Zeit, Nachr. — 14.30: Wirtſchaftsbericht. — 14.45: Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen — 14.55: Wetter. — 15.00: Nur Kaſſel:
Nachr. — 15.15: Kinderſtunde: Jetzt baſteln wir! — 15.30:
„trotzdem lachen!” Zwiegeſpräch über heitere Romane von
Lily Biermer. — 15.45: Studenten von heute.
16 00: Stuttgart: Philharm. Orcheſter. Ltg.: Helmut Schlawing.
18.00: Stunde der Jugend: Unſere Mädels beim Sport! —
18.15: Dichter am Bodenſee: Wilhelm Schäfer. — 18.45:
Frei=
burg: Unterhaltungskonzert.
19 00: (in der Pauſe): Meldungen. — 19.45: Das Leben ſpricht!
Soziales Funkbild. — 20.00: Zeit, Nachr. — 20.10: Stuttgart:
Saar=Umſchau. — 20.30: Orcheſterkonzert. Ausf: Das Frankf.
Funkorcheſter. Ltg.: H. Rosbaud. — 21.30: Geſicht einer Straße.
Hörfolge — 22.00: Zeit. Nachr. — 22.10: Nachr., Wetter, Sport
22.30: Kaſſel; Kammermuſik. — 23.00: Tanzkapelle Hauck. —
24.00: Schallplatten: Komponiſten=Porträt. Joh. Brahms.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Sonntag, 30. September
6.15: Erntedanktag 1934 — 8.00: Stunde der Scholle. — 8.55:
Deutſche Feierſtunde: Nun danket alle Gott. — 9.35: Funkſtille.
10.05: Berlin: Wetter. — 10.10: Funkſtille — 10.20:
Sperr=
zeit. — 11.00: Gedichte von Bauern. — 11.15: Seewetterbericht,
11 30: Funkſtille.
12.00: Erntedanktag 1934. — Dazw. 12.55: Zeitzeichen. — 17.30:
Köln: Alte Bauerntänze und Bauernlieder
18.30: Kleine Abendmuſik. Ltg.: Geora Vack. — 19.15:
Plauter=
mann meint — 19.45: Sport des Sonntags. — 20.00:
Ernte=
danktag 1934. — Dazw. 22.45: Seewetterbericht. — 0.55:
Zeitzeichen
Deutſchlandſender: Montag, 1. Oktober
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr. — 6.00: Berlin:
Gym=
naſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Hamburg: Muſikzug der
SA=Standarte 13. Ltg.: Muſikzugführer Flügge. — In einer
Pauſe gegen 7 00: Nachr — 8.00: Sperrzeit. — 8.45:
Leibes=
übung für die Frau. — 9.00: Funkſtille. — 8.40: Hauswirtſchaftl.
Lehrgang. Anzucht u. Pflege unſerer Wmterblumen. — 10.00:
Nachr. — 10.15: Blut und Ehre. Weſenszüge der
Geiſteshal=
tung der jungen Generation. — 11.00: Vorbeugen und. Heilen
von Körperſchäden durch Gymnaſtik. — 11.15: Seewetterbericht.
11.30: Funkſtille — 11.50: Glückwünſche u. Wetter.
1200: München: Das Münchener Unterhaltungsorcheſter. Ltg.: Th.
Freitag. — 12.55: Zeitzeichen. — 13.00: Abſchied von der Alm.
(Schallpl.): anſchl.: Wetter. — 13.45: Nachr. — 14.00:
Sperr=
zeit. — 14.55: Programmhinweiſe, Wetter, Börſe. — 15.15:
Für die Frau: 25 Jahre mit Löwen und Bären. — 15.40:
Werk=
ſtunde für die Jugend: Allerhand Drachen — von Größeren zu
machen.
16 00: Königsberg: Orcheſter des Danziger Staatstheaters. Ltg.:
E. Kallipke. — 17.30: Trotz Verbot nicht tot, Kampfgedichte
der SA. von Heinr. Anacker. — 18.00: Berühmte Stücke für die
Geige. — 18.20: L. Thiedig: Völkiſche Kolonialpolitik. — 18.40:
Zeitfunk — 18,55: Das Gedicht; anſchl.: Wetter.
19.00: Feierſtunde der Hitlerjugend. Ernte. Eine Kantate für
Einzeſſtimmen. Chöre und Orcheſter. Worte von Hermann Roth.
Muſik von Heinr. Spitta. — 19.40: Durch Pampa. Urwald u.
Cordilleren. (Südamerikaniſche Schallplatten — 20.00;
Kern=
ſpruch: anſchl: Kurznachrichten. — 20.10: München: Gr.
Abend=
konzert des Funkorcheſters, Ltg.: Hans A. Wmter. — 21.30:
Wir ſuchen und finden. Szenen aus neuen dramatiſchen Werken.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachr. — 22 30: Gymnaſtik,
die Grundlage aller Leibesübungen. — 22.45: Seewetterbericht,
23.00: Frankfurt: Tanzmuſik.
Ei5
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Sonntag, 30. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Jahr-
zehnte und ihrem Kampf erwächst. Verbindet sich im
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trieb erprobtes Können mit inverbrauchtem Wagemut zu
hoher Leistung, so darf diese mit dem lang erworbenen
Ver-
trauen der Abnehmer rechnen, das sie nie enttäuschen wird.
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haben, wußten wir sie zu hoher Vervollkommnung zu
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[ ← ][ ][ → ] die Sukunft der Weltwirtſchaft ſo unſicher
wie faſt noch nie erſcheint, in der
unge=
heure Deviſenſchwierigkeiten ſich
läh=
mend auf wichtige Ceile der Wirtſchaft
legen — wenn in dieſer Seit der deutſche
Bauer weiß, daßſeine Arbeit ihren gerechten
und ausreichenden Lohn findet und für
alle Seiten finden wird, daß ſein Beſitz ihm
und ſeiner Familie ungeſchmälert erhalten
bleiben wird, ſolange er für würdig des
Namens eines deutſchen Bauern befunden
wird, dann hat er ſchon ein ſehr konkretes
Wiſſen um das, was für ihn
National=
ſozialismus bedeutet.
Er weiß, daß ſeiner nicht mit
Schlag=
worten und Wahlparolen gedacht worden
iſt, ſondern daß für ihn gehandelt wurde.
Er weiß aber auch, daß er nicht für ſich
allein und ſeinen Stand da iſt, ſondern für
das deutſche Volk und das deutſche Volk
für ihn.
So dankt alſo der deutſche Bauer in
dieſem Jahre 1934 auf dem Bückeberg
nicht nur für die Ernte eines arbeitsreichen
dann die Schnitter mit erhobenen Senſen an die Garbe heran
und rufen dreimal: „Wode, hol deinem Noſſe nu Voder! Nu
Diſtel un Dorn, tom annern Johr beter Korn!”
Die Sitte des Erntekranzes dürfte darauf
zurück=
gehen, daß man auf dem Feld einen Buſch Korn ungeſchnitten
ließ — als Anteil für Wotans Frau Gode (Frau Holle). Der
Buſch wurde mit Bändern und Blumen geſchmückt und am Cage
des Erntedankfeſtes unter großem Jubel ins Dorf gebracht. Als
„Noggenmuhme” ſchützte Frau Gode das Korn vor allem
möglichen Schaden, alſo erwies man ſich durch den „
Ver=
godendee!” den Anteil der Frau Gode, dankbar.
Ueber=
haupt war in der Vorſtellung der Alten das Kornfeld von allen
möglichen Weſen bewohnt, die dem Menſchen durchaus nicht
immer günſtig geſinnt waren. Vor dem Noggenwolf” zum
Beiſpiel mußte der Schnitter ſich ſchützen, indem er ſich ein paar
Aehren in den Gürtel ſteckte. Hier und da iſt dies heute noch
üblich, wobei man freilich weniger an den Noggenwolf denkt als
an die Verletzungen, die ſich die Schnitter beim Mähen zuziehen
könnten.
Dieſen Feſten wieder einen Sinn gegeben zu haben, ſie zu
wirklichen Volksfeſten gemacht zu haben, iſt auch ein Verdienſt
des Nationalſozialismus, der am Erntedanktag Bauern aus
allen Gegenden des Neiches zu dem gewaltigſten Erntefeſt
auf=
bietet, das die Welt je geſehen hat.
Nr. 39 / zo. Beptember 1934
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Des Jahres letzte Früchte ſind geerntet. Ein Volk
dankt ſeinem Gott, der ſeine Felder und Gärten
ge=
ſegnet hat; ein Volk dankt ſeinen Bauern, die nach
harter Arbeit als getreue Sachwalter deutſchen Bodens
am 1. Oktober vor des deutſchen Volkes Führer
tre=
ten. Sum zeiten Male ſeit der nationalſozialiſtiſchen
Erhebung verſammeln ſich auf dem hiſtoriſchen Boden
des Bückeberges, der Armins Freiheitskampf gegen
die Vömer und des Frankenkaiſers Karl dlutigen
Streit mit den Sachſen ſah, Vertreter aller derer, die,
von Oſtpreußen bis zum Rhein, von der Nordſeeküſte
bis zu den Alpen, den Ehrennamen „Bauern” führen
dürfen, zum Ehrentag des deutſchen Bauern.
des Bauern Dank
„Ein adelig Volk ſind ſie, dieſe Bauern, adelig an Blut und
Hinn. Denn Adel iſt Naſſe, einen anderen gibt es nicht. Adel
hne Neinraſſigkeit iſt Croſſentand und Ordensgeglitzer, alte reine
Naſſe aber iſt immer Adel, ob der Mann goldſtrotzende Uniform
in hat oder den Beiderwandkittel, ob ſeine Hand den
Degen=
zriff hält oder den Swickenſtiel. Mannhafter Sinn zeichnet den
janzen Schlag aus.”
Viele Jahre liegen zwiſchen dieſem Ausſpruch von Hermann
köns und dem Wort des Führers Adolf Hitler:
„Das Dritte Neich wird ein Bauernreich ſein oder es wird
dergehen wie die Reiche der Hohenſtaufen und Hohenzollern.”
Viele Jahre der Not, der Surückſetzung, der Verachtung und
Ausbeutung!
Als ſich vor einem Jahre die deutſche Bauernſchaft zum
er=
ten Mäle auf dem Bückeberg verſammelte, war die
bauern=
eindliche Epoche des liberaliſtiſchen, kapitaliſtiſchen
Er=
verbsweſens in der Landwirtſchaft bereits vorbei. Acht Monate
rſt ſtand die nationaſſozialiſtiſche Regierung, aber ſchon waren
degenwart und Sukunft des deutſchen Bauerntums geſichert,
baren Eigentum am tragenden Boden von den Fußangeln
römi=
chen Nechtes und Arbeit im Dienſt des Volkes und Volkstums
ſon der Diktatur des Marktes und der Börſe befreit. Seinem
führer huldigte auf dem Bückeberg ein deutſches Bauerntum,
ſas von dem Führer und ſeinem Mitarbeiter, dem
Bauernfüh=
er und Reichswirtſchaftsminiſter Darré, zu den Wurzeln ſeiner
Traft, zu den Wurzeln deutſchen Volkstums überhaupt
zurück=
ſeleitet worden war. Möglich, daß damals dieſem oder jenem der
Sinn des Erbhofgeſetzes noch nicht ganz aufgegangen war
gefühlt hat damals jeder, der auf dem Bückeberg dabei war, daß
as Wort von „Blut und Boden” keine altertümelnd
illiterierende Phraſe war, ſondern die Ueberſchrift zu einem
neuen, weſentlichen Kapitel der
Ge=
ſchichte deutſchen Bauerntums und
damit deutſcher Nation.
Inzwiſchen ſind zwölf Monate
ver=
gangen. Das Erbhofgeſetz und das
Geſetz über die Bildung des
Reichs=
nährſtandes haben ihre Seuerprobe
beſtanden, und Bauerntum und Volk
wiſſen heute, was ſie dieſen Geſetzen
ſchulden. Wenn in dieſer Seit, in der
Jahres, ſondern auch dafülr, daß die Führung des neuen Neiches
ihn in der letzten Minute mit rettender Hand feſtgehalten und
über ihn das ehrende Wort geſprochen und wahr gemacht hat:
„Freiheit des Bauern heißt Leben und
Su=
kunft der Nation!”
Erntefeſt im deutſchen Brauchtum
Bei keinem deutſchen Feſt kommen die alten, überlieferten
Bräuche ſo zur Geltung wie beim Erntedankfeſt. In graue,
vorgeſchichtliche Seiten zurück weiſen die
Erntebräuche, wenn ſich die Feiernden
heute auch meiſt nicht mehr ſo ganz bewußt
ſind, warum ſie eigentlich einen Erntekranz
winden oder um den „Vergodendeel”
tanzen. Die Mähmaſchine hat dem alten
Brauchtum ſtarken Abbruch getan, und
vielerorts beſchränkt ſich das Erntefeſt
auf einen Gottesdienſt am Vormittag und
ein ſolennes Feſt am Abend in dem
Dorf=
krug.
Der Nationalſozialismus hat ſich nun
des alten Brauchtums angenommen, es
vor dem Vergeſſenwerden geſchützt, und
wird es mit dem von ihm geprägten Stil
zu einer lebendigen Einheit verbinden.
„Aus dieſer Verſchmelzung des
Herkom=
mens mit dem Neuen”, ſchrieb im vorigen
Jahre der Neichsbeauftragte für
bäuer=
liches Herkommen, wird einmal eine
bodenverwurzelte,
eigenge=
wachſene Kultur ſich entfalten und
aufblühen.”
Dort, wo Erntebrauchtümer ſich am
urſprünglichſten bewahrt haben, iſt der
vorchriſtliche, heidniſche Charakter der
Feſte und Sitten nach am deutlichſten
ſpür=
bar. So zum Beiſpiel im
Mecklenburgi=
ſchen, wo die letzte Garbe auf dem Feld
als Futter für Wotans heiliges
Noß ſtehen bleibt. Am Erntefeſt treten
Unſere Bilder.
Vorſtehend: Nach dem letzten Schnitt. Mit
geſchmückten Senſen kehren die Schnitter
heim.
Rechts: Die letzte Garbe. Schnitterinnen
aus Hildesheim auf dem Bückeberg.
Unten links: Nun danket alle Sott . . . Ein
Bauernpaar auf dem Wege zum
Dank=
gottesdienſt.
Daneben: Saure Wochen, frohe Feſte!
Mecklenburger auf dem Erntefeſt.
Su den größten Wundern der Natur in der
Alpenwelt gehören die Gletſcher,
gewal=
tige, von drei= und viertauſend Meter hohen
Felsrieſen hinabwandernde Eismaſſen, die ſeit
Jahrtauſenden in die Cäler herunterzüngeln
und in kaum wahrnehmbarer Weiſe Jahr für
Jahr immer weiter vordringen, wenn es ſich
hierbei auch nur um wenige Sentimeter handelt.
War es zur Seit der Poſtkutſche eine
unge=
heuer mühſame Arbeit, zu jenen Höhen
vorzu=
dringen, die einen prächtigen und genußreichen
Anblick der rieſenhaften Eismeere
ermög=
lichen, ſo haben heute wahre Meiſterwerke der
Bergbahntechnik Mittel und Wege geſchaffen,
die ſchönſten und am ſchwerſten zugängigen
Punkte des Hochgebirges auf eine ebenſo
ſichere wie bequeme Weiſe zu erreichen.
Ueber=
all, wohin es den Fremden auch ziehen mag, die
Schönheiten der Alpen zu bewundern, laufen
die glitzernden Schienenſtränge, um auch jene in
den Genuß all dieſer wundervollen Eindrücke zu
verſetzen, die den Anſtrengungen hochalpiner
Klettertouren nicht gewachſen ſind.
Eine der ſowohl landſchaftlich als auch
tech=
niſch intereſſanteſten Bahnlinien verbindet das
weltberühmte Engadin mit dem Kanton
Wal=
lis. Den erſten Abſchnitt befährt die
Ber=
nina=Bahn. Aus dem an der italieniſchen
Grenze gelegenen Puſchlavtal kommend,
paſ=
ſiert man den Fuß der Bernina=Gipfel, erblickt
den Piz Palü mit ſeinem gewaltigen Gletſcher,
kommt zum Morteratſchgletſcher und zur
Roſeg=Gruppe bei Pontreſina. Fährt man
noch 12 Minuten weiter, ſo erreicht man St.
Moritz, wo man den „Glacier=Expreß”
nach Sermatt beſteigen kann. Dieſer
Schnell=
zug rechtfertigt ſeine Bezeichnung dadurch, daß
er während ſeiner 270 Kilometer langen Fahrt
an zehn Gletſchern und noch dazu an
den größten Europas, dicht vorübergleitet.
Am Vormittag einen Abſchiedsblick von St.
Moritz aus auf die Bernina=Gipfel zu werfen,
drei Kantone mit herrlichſter Gletſcherwelt zu
durchfahren und noch am ſelben Abend in
Ser=
matt am Suße des Matterhorns zu ſtehen, das
iſt in der Cat ein verlockendes Siel für den
Beſucher der Schweizer Alpenwelt, der ihre
Glanzpunkte geſehen haben willl!
Der Sug verläßt am frühen Vormittag
das Quellgebiet des Inn, ſchraubt ſich dann
die teilweiſe ſogar im Berg geführten Kehren
der Albula=Strecke hinan, um in Veichenau
ſeine Nichtung nach Weſten zu nehmen. Ueber
den 1800 Meter hohen Paß gelangt man aus
dem Inntal heraus ins Cal des jungen Rheins.
Ein Zug der Berninabahn passiert den Lago Bianco
mit dem Cambrenagletscher und dem Piz Cambrena
unweit der Station Bernina-Hospiz. Foto: Steiner
Seitlich der Waſſerſcheide der Nordſee und des
Schwarzen Meeres geht die Fahrt nun
rhein=
aufwärts, immer vom brauſenden Geſang des
jungen Fluſſes begleitet, an Olanz vorbei nach
Diſentis. Ein eindrucksvoller Kloſterbau der
Benediktinermönche, einſt weltberühmt wie St.
Hallen, zeugt von der alten Geiſteskultur dieſer
mattengrünen, ruhig ausgeglichenen Gegend.
Bei Diſentis tritt die Bahn in ihr
eigent=
liches Paßgebiet ein; die Landſchaft nimmt
zu=
ſehends größeres Format an. Die erſten
Rhein=
fälle erſcheinen, kleine Dörfer mit typiſchen
Süden vordringen. Auch die Schöllenen wird
ſichtbar. Und unſerem Sug gegenüber, der nun
in unbeſchreiblich kühnen Kehren dem Sommer=
und Winterkurort Andermatt
entgegen=
kreiſt, erhebt ſich noch fern die Furka, das
wei=
ter weſtliche Siel der Neiſe. Cief unter uns
und Andermatt ſauſen die Gotthardzüge durch
den ausgehobenen Granit. Durch die „
greu=
liche, tüüfliſche Schöllenen” fährt die
Schölle=
nen=Bahn von Göſchenen her.
Allmählich geht es die Furka hinauf, immer
an der Neuß entlang. Leicht ſteigt der Sug von
Ausblick aus dem Arpenwald oberhalb Zermatt auf das Matterhorn von der Gornergrat-Bahn aus gesehen.
Foto: Perren-Barberini, Zermatt
Kirchen und beſonnten Kornfeldern werden
zu=
rückgelaſſen; man ſieht den Badus oder Six
„Nadun, den Quellberg des Vheins.
Unſer Sug, aus den 1800 Metern des
En=
gadins zi den 600 Metern von Neichenau
nie=
dergeklettert und von dort wiederum in die
Bezirke der Waldgrenze gekommen, ſtrebt auf
2048 Meter hinauf; er erreicht ſie auf der
Paßhöhe beim Oberalpſee in
ſchweig=
ſamer, ernſter Landſchaft. Der See endet, und
ald liegt unter uns ein fremdes Cal wie in
bläulichem Atem. Die Ciefe naht und iſt
plötz=
lich um uns. Ein unvergeßlicher Anblick. Faſt
500 Meter unter dem fahrenden Sug breitet
ſich wie ein grüner Plan das Urſerental mit
Hoſpental und Nealp aus. Wir ſehen die
ge=
waltigen Kerbe des Gotthardeinſchnittes vom
Norden her die Bergwände ſpalten und nach
den 1440 Metern Andermatts in weniger als
einer Stunde zur Rhein=Rhöne=Waſſerſcheide
der Furka auf 2164 Meter Meereshöhe. Nechts
windet ſich die alte Furkaſtraße, und über ihr
aufgetürmt und unter ihr im Cal vergleitend
ſtrömt der 600 Meter hohe Fall des Nhöne=
Gletſchers ſein magiſches Licht aus. Durch
ein hohes Cor entläßt der Gletſcher den ſchon
mächtigen Schuß der neugeborenen Rhöne.
Belvédére grüßt vom Gletſcherrand nach der
Ciefe. Unmittelbar neben der Bahn liegt die
Eispracht der bläulich leuchtenden Spalten des
Gletſchermundes, und noch lange ſpiegelt ſich
der wunderbare Eisſturz in den hellen
Wagen=
fenſtern. Felſen, weiße Narziſſen und
dunkel=
grüne Cannen, die ihren Schatten auf das zarte
Gras werfen, geben auf der Weiterfahrt einen
wundervollen Akkord. In dieſer prächtigen
Stundenlang kann man so im Fenster liegen und di
ewwig wechselnden Wunder der Natur bestaunen, wen.
man eine Fahrt zu den größten Gletschern Europal
unter nimmt.
Foto: Jeck, Bas
Landſchaft liegt Gletſch am Ausgang zweie
Päſſe.
Von jetzt ab iſt die Rhöne unſer ſprudeln
der Begleiter durch ein hochalpines Cal volle
Gegenſätze. Die Oberwalliſerdörfer folgen ſicl,
ſonnenbraun in langer Kette; am ſtolzeſten ſieh
das große Münſter ſeitwärts der Rhöne aus
verheißungsvoll lockt Fieſch als
Ausgangs=
punkt zum Eggishorn, zum großen Aletſch=
Gletſcher und zu den anderen von den Ber.
ner Hochgipfeln gegen das Wallis
niederfließen=
den Eisſtrömen.
Am natürlichen Ende der Calfahrt, bei der
grauen Cürmen von Brig, iſt der
Knoten=
punkt des Wallis erreicht. Das Cal iſt brei
und außergewöhnlich hell. Swar ſind wir
wie=
der unter 700 Meter Meereshöhe. Brig iſ
der Schlüſſel des ſchönen Simplon=Paſſe:
und beſitzt den Eingang des längſten
Eiſenbahn=
tunnels der Erde.
Vaſch iſt Brig verlaſſen, und ſchon zeig
ſich Viſp, genau in das ſpitzgeſtellte Dreieck;
eines aufgeriſſenen Seitentales geſtellt — der
hinein lenkt der Sug gegen Süden, Sermat;
entgegen. Die zahnradbeſchützte Steilrampe nach
Stalden erklimmt er leicht. Stalden iſt der letztis
Punkt, den Wagen erreichen, dann iſt mar?
einzig und allein auf Maultiere angewieſen und
auf den elektriſchen Sug, der, eng an den Berg
geſchmiegt, ſich an der Sahnradſtange
hinauf=
windet. Die Bahn fährt vor Calſtufe zu Cal=, von Gletſcher zu Gletſcher bergan. Idyl= Plätzchen wie St. Niklas, Nanda, Ceſch;
gehen vorbei, zwiſchen mächtigen
Moräne=
gletſchern gelegen, die die wildſchäumender
Waſſer aufnehmen und mit fortreißen. In
Abſchluß des Cales hebt ſich dann fleckenlos
das ſchneeweiße Haupt des Breithorns weit ir
den Naum. Und nun erſcheint das Matter.
horn als eine kaum zu faſſende, unerhörte
unirdiſche ſchöne und gewaltige Naturſchöpfung
— als König der Alpen! Immer näher rückt
die faſt dramatiſch wirkende, ſteile Silhouett:
des Matterhorns, und nun rollt der Sug ir
den Bahnhof von Hermatt. 1620 Meter
über dem Meeresſpiegel gelegen, iſt dieſe
ſchmucke Dorf ein Glanzpunkt des Berglandes
Die Fahrt des „Glacier=Expreß” über die
Däſſe, von Gletſcher zu Gletſcher iſt beendet —
und doch noch nicht ganz beendet. Weiter geht
noch ein Schienenſtrang unmittelbar in die
Welt=
des ewigen Eiſes, des ewigen Schweigens hinauf
Nie dürfte ein Couriſt, der Sermatt und das
Matterhorn geſehen, die leichteſte und ſicherlich,
berühmteſte aller Bergfahrten unterlaſſen haben.
mühelos mit der höchſten in freier Landſchaft
entwickelten Bergbahn Europas erſteigbar, ragt
der Gornergrat, 3136 Meter über Meer.
in den Bereich ungezählter Eisſtröme, Sirne.
Grate und Silberſpitzen hinein. Der
Gorner-
grat iſt viel mehr als ein Menſch zu ſagen
ver-
mag: er reicht die Krone des alpinen
Erleb-
niſſes, er iſt das Schönſte dieſer Gletſcher=
Märchenfahrt, die jedem unvergeßlich bleibt.
Otto Behrens.
Der Toledaniſche Polch
Von Adolf Obée.
Ein junger, aus Madrid
herübergekomme=
ner Deutſcher, froh, daß die beiden unſchönen
Cage in Aranjuez vorüber waren — denn nur
der kalte, den Caſo unfreundlich kräuſelnde
Wind hatte einiges Leben in den
gleichmäßi=
gen Regenſchleier gebracht — fuhr mit dem
Frühzug nach Coledo weiter, was ſchnell getan
war. Hwar hatte er auch dort weder etwas
verloren noch zu ſuchen, aber da der Himmel
wieder blau und die Luft warm geworden war,
nahm ſich alles gleich viel beſſer aus. In
leid=
lich guter Stimmung ſchlenderte er, ſeiner
Ge=
wohnheit nach Gaſſen und Winkel bevorzugend,
umher, ließ ſich in einer kleinen Schenke ein
landesübliches Mahl reichen und wollte nicht
ſcheiden, ohne ein Andenken erhandelt zu haben,
wie es der Oertlichkeit angemeſſen war. In
einem großen Laden fand er auch Klingen aller
Art ausgelegt, die ihn aber, obſchon ſie ſich
nicht gerade unſpaniſch darſtellten, doch auf
wunderſame Weiſe an Solingen erinnerten, ſo
daß er vorzog, weiterzuſuchen. Schließlich
ent=
deckte er auch in einer Gaſſe ein winziges
Fen=
ſterchen, hinter dem einige Meſſer und Klingen
mit und ohne Heft zu ſehen waren, während in
dem Werkſtättchen dahinter wirklich
gehäm=
mert wurde; auch war das Fauchen eines
Blaſebalges deutlich zu vernehmen.
Im halbdunklen Gewölbe fragte ihn eine
gelbhäutige dicke Alte nach ſeinem Begehr,
aber da er von der Landesſprache beinahe
nichts verſtand, das wenige ausgenommen, was
er ſich aus anderen Sprachen erklären konnte,
ſo wußte er das Verlangte nicht anders als
durch eine Geſte zu bezeichnen: er hielt die
Handflächen eine gute Spanne weit
voneinan=
der entfernt: ein ganz kurzer Dolch ſollte es
ſein, aber erſt, als er, ungeduldig geworden, zu
einer weiteren Cheatergeſte ausholte, indem er,
finſteren Geſichts, die erhobene Fauſt mit Wucht
auf die linke Bruſt fallen ließ, verſtand ihn die
Alte und brachte einen Kaſten herbei, darin ein
Dutzend ſchön geſchmiedeter und verzierter
kurzer Waffen lag; auch ſchien der Verfertiger
etwas auf ſich zu halten, da ſein Zeichen, ein
gekröntes Schlänglein, auf allen Klingen
ein=
geſchlagen war. Das gewählte Stück in
ſilber=
verzierter Juchtenſcheide verſenkte der Käufer
in die innere Bruſttaſche und ſchied angeregt
und erheitert vom mimiſchen Handelsgeſchäft.
Gegen Abend, als er, ohne zu wiſſen, in
wel=
cher Stadtgegend er ſich befand, gemächlich den
Weg zum Bahnhof ſuchen wollte, ging in einem
engen Sträßchen ein Mädchen an ihm vorbei,
das wohl nicht das ſchüchternſte, aber vielleicht
das hübſcheſte dieſes verwinkelten Viertels ſein
mochte, denn es fehlte ihr das, was den
Nor=
diſchen an den Frauengeſichtern hier leicht
be=
fremdete, die harte Kantigkeit der Süge, ſo daß,
jung und ſchön gewachſen wie ſie war, wirklich
einiger Liebreiz von ihr auszuſtrahlen ſchien.
Im dichten Vorbeiſtreichen ſchoß ſie überdies
einen nahen Seuerblick ab, der den unbodachten
Fremden ſogleich veranlaßte, auf ſie zuzutreten
und in mangelhafter Ausſprache einige
landes=
übliche Höflichkeits= und Bewunderungsfloskeln
hervorzubringen, die ſie lachend und ſich in den
Hüften wiegend anhörte und mit einigen
Wen=
dungen erwiderte, von denen der ariner,
ſchon des Dialektes wegen, keine Silbe begriff,
und ſo führten ſie, ſich zwar nicht verſtändigend,
aber doch verſtehend, während zweier Minuten
eine wunderſame Unterhaltung, 5i2 zu einem
hörhſt unerwarteten Ende kam: die Colodanerin
ſtieß einen hellen Schrei aus und war im
Augenblick verſchwunden, ob in den nächſten.
Hauseingang oder wohin ſonſt, ſah der
betrof=
fene Sremde nicht, da er ſich natürlich
um=
drehen mußte, denn nur in ſeinem Nücken
konnte die Urſache ihres Schrecks zu ſuchen ſein.
Er hatte etwa erwartet, einer entrüſteten
Mutter oder ſonſtigen Hüterin anſichtig zu
werden, war aber durchaus nicht auf den
jun=
gen Menſchen gefaßt, der mit der Wut und
der Behendigkeit einer Cigerkatze auf ihn
zu=
ſprang, in der Sauſt eine blanke Klinge, die er
ihm, ohne einen Augenblick zu zögern, und ehe
noch die kleinſte Abwehrbewegung möglich war,
mit aller Wucht in die Bruſt ſtieß. Im
glei=
chen Augenblick ſprang auch ſchon der
Angrei=
fer beſtürzt zurück, denn die kurze Klinge, ſich
plötzlich zum Bogen wölbend, war mit ſcharfem
Knacken dicht unterhalb des Heftes
abgebro=
chen und ſchoß nun mit deutlich vernehmbarem
Sirren weithin durch die Luft.
Der Ueberfallene, noch nicht wiſſend, ob und
wie ſchwer er etwa verwundet ſei, und was er
von dem offenbar vor Eiferſucht Collen noch
zu=
gewärtigen habe, beſann ſich, daß auch er eine
Waffe trage, wurde auch zugleich vom
Jc zorn befallen, dem er gelegentlich ſchon aus
geringeren Urſachen unterlag, zog die vor
kur=
zem erhandelte Klinge, deren Scheide mit den
Silberverzierungen am Caſchenfutter hängen
blieb, hervor und ſtürzte ſich nun ſeinerſeits au)
den Angreifer, ihm die Linke hart um den Hals
krallend und den funkelneuen Stahl mit der
Nechten dicht vor die Augen haltend.
Die Wirkung war unbegreiflich: der
Eifer=
ſüchtige erbleichte, ſoweit das ſeine Hautfarbe
zuließ, ließ zitternd den umkrampften Griff
ſei=
ner abgebrochenen Waffe fallen und ſtammelte
halb Unverſtändliches, das ſich aber doch faſt
wie ein Stoßgebet ausnahm.
Dies ſeltſame Verhalten brachte den
Jäh=
zornigen alsbald wieder zur Beſinnung; eilig
ſuchte er die Klinge zu verbergen; ein Häuflein
Menſchen, deren glücklicherweiſe nicht viele in
der Nähe geweſen waren, umringte ſie bereits,
und er ſah wohl, daß es, bei der Unmöglichkeit
jeder Verſtändigung, übel für ihn ſtehe. Daher
klang ihm, nach den erſten halb deutſch, halb
ſpaniſch hervorgeſtoßenen Worten, eine derbe
und rauhe Stimme, die auf deutſch rief: „Was
gibt’s denn da?” wie eine wahre vox angelica
ns Ohr. Der Nufer, ein von den übrigen
wenig verſchiedener Mann in mittleren Jahren,
war doch ein hier ſeit langenn lebender
Lands=
mann, der nach kurzer Aufklärung mit dem
Eiferſüchtigen und den Umſtehenden eine
hef=
tige, vokal= und geſtenreiche Unterhandlung be=
Friedensvertrag
ef R R R0
Es iſt nichts mehr geworden mit dem Bock,
und morgen iſt die Jagd zu Ende. Aber ich bin
nicht unglücklich und lächle ein wenig
ſchaden=
froh. Eigentlich ſteht jeder Jäger mit halbem
Herzen auf Seiten der Ciere und iſt froh, wenn
die Schonzeit beginnt und Srieden geblaſen
wird. Auch wenn der Bock der Klügere war.
Es wird dunkel; der Himmel iſt voll
Abend=
dunſt, den hier und da ein ſchwacher Stern
durchflimmert, rötlichweiß oder blau gegen
Weſten zu. Ueber den Hof geht die Magd mit
Milchkannen, vom Stall kommt Licht, und das
Kälbchen blökt. Ich ſtapfe ins Haus, hänge die
Büchſe auf, räume Glas und Patronen
ſorg=
fältig weg und trete wieder vor die Cür. Es
liegt etwas Sanftes, Friedfertiges im Dämmern
dieſes Abends, und im Schein der Hofſteine, im
blaſſen Licht der Scheunenfenſter und im
flüch=
tigen Flackern einer Stallaterne. Die Cauben
girren noch leiſe vom Boden, der Kater ſchleicht
zum Katzenloch, krümmt den Buckel, wie er
mich ſieht, und ſtreicht mir ſchnurrend an den
Waden entlang. Ueber der Hauswieſe liegt ein
weißer Streif, juſt ſo krumm wie der kleine
Bach, der ſich hindurchſchlingt.
Ich ſtapfe zum Garten hinauf: der Hund
will mich begleiten und winſelt leiſe, er meint,
irgendwo müſſe eine Maus auf ihn warten.
Aber ich will meinen Abendfrieden, möchte
ſehen, wie der Mond in den See fällt, und
ſtapfe zu einem geheimen Hochſitz unterm
Apfel=
baum am Hang, von dem aus ich die blaſſe
Weite des Waſſers und die lautloſe
Wande=
rung von Wald und Hügel betrachten kann.
Schaut man lange hinüber, ſieht man viel
ge=
bückte Geſtalten und Geſichter, deren dunkler
Blick Antwort gibt.
Und dann — hilf Himmel, iſt’s wahr —
ſteht drüben, wo die Wieſe an den Bruchwald
grenzt — ſteht drüben der Bock, den ich
ver=
geblich ſuchte, und äugt vorſichtig zum Hof
herüber. Das iſt mir noch nie geſchehen: mitten
ins Dorf"! t er ſich verzogen, während ich oben
am Dachsberg entlang pirſchte und Knick um
Knick und Klee um Klee ablugte. Aber in mir
brennt’s nur für einen winzigen Augenblick von
Sorn oder Verſuchung. Dann muß ich lachen,
und es gefällt mir, den gewitzten Burſchen zu
beobachten. Habe ich nicht vorhin, auf dem
Heimweg, Srieden angeſagt? Wort iſt Wort!
Am Ende hat er davon erfahren und will mich
auf die Probe ſtellen? So bleibe ich mauſeſtill;
nicht einmal der kleine, naſſe Schrumpfapfel
mit der aufgequollenen Backe, der mir ſchier
vor der Naſe hängt, kann mich in Unruhe
brin=
gen. Bewegungslos ſtarren wir einander an,
Bock und Jäger, als erprobten wir einander
auf die neue Freundſchaft.
Und weil man dabei doch etwas Höfliches
ſagen möchte, fragen wir einander lautlos nach
Ergehen und Herkommen. Du biſt es doch,
horche ich, der mich neulich, aus dem Lager
auffahrend, ſchier überrannte — ich hatte nur
Hühnerſchrot in der Flinte —, oder ſind wir
beide uns nicht begegnet, als ich, mit
wohl=
geſicherter Büchſe, durch den Stacheldraht ſtieg
und nic: vor noch rückwärts konnte?
Sicher=
lich haben wir uns auch ſchon anderweit
ge=
ſehen — jetzt weiß ich, we! Ach, was war das
für eine ſchöne Stunde des Friedens, jenes
Sriedens, der von heute ab unſere Welt von
neuem erfüllen ſoll. Im letzten Winter geſchah
es; ſieben Cage lang hatte es geregnet, und der
Damm oberhalb des großen Brooks brach
durch. Und alles, was ſich gerade im Moor und
auf den niedrigen Dammwegen befand, ſah mit
Erſtaunen, daß die Waſſer aus allen
Corf=
löchern ſtiegen, nein, daß die Gräben urplötzlich
überquollen, und über alle Zege ſchwoll es wie
Flut über den Sommerdeich.
Aber die Klugen kannten den Wald und
wußten von der Sandhöhe unter den Lärchen.
Und wir liefen von allen Seiten darauf zu und
luden uns bei den Kaninchen zu Gaſt: Fuchs,
Neh und viele Haſen. Da ſaßen wir
geſchwi=
ſterlich beieinander, begafften das Waſſer,
machten einige Bücklinge, wo wir einander
trafen, gingen uns aus Höflichkeit drei Schritte
aus dem Weg, hatten aber keinen Haß, keinen
Jagdeifer und nichts als ein Gefühl
gemein=
ſamer Crauer über das Waſſer, in dem gewiß
noch viele Freunde um ihr Leben kämpften.
Der Suchs hob eine Pfote, als wüßte er einen
Spruch, die Flut zu beſchwören (oder er ſtellte
Köpfe vorſtreckten, um zu ſehen, ob auf dieſer
Inſel, auf der man fortan miteinander leben
mußte, wohl Aeſung wüchſe.
Wir waren damals zuſammen, Nachbar?
Ich glaube wohl und ich finde es ſchön, daß wir
uns heute daran erinnern; Friede iſt eingekehrt,
auf viele Monate der Schonzeit werden wir in
Freundſchaft aneinander vorbeigehen und
dür=
fen uns anſchauen wie auf jener ſeli en Inſel
in=
mitten d. Slut, ohne Furcht und jagenden Eifer.
Der Bock ſteht am Buſchrand und äugt zu
meinem Hof hinüber. Mitunter äſt er ein
ſich ſchon auf Siſchfang um); der Menſch machte
einen Bogen um den Haſen, um ihm die
Nach=
barſchaft nicht ſchwer zu machen, und als die
Kaninchen wie Würmer vorm Waſſer aus
ihren Löchern krochen, ſah ſich kaum jemand
um. Aber die ſchönſten Gäſte waren doch die
Rehe, die mit großen dunklen Augen
aufmerk=
ſam den Menſchen betrachteten — ſo nah und
ſtill wie man ſie niemals ſieht —, die einander
tröſteten, die Hälſe rieben und die ſchönen
wenig, aber es wird ihm zu dunkel und
un=
heimlich, er blickt unverwandt zu mir herüber.
Dann fällt, das Mondlicht in den See, der
Nebelſtreif ſchimmert ſilbern und verſchmilzt
alles zu weißem Glanz. Das Swielicht iſt
ver=
ſiegt, und die Stätte, wo ich eben noch den
Schatten ſah, ſcheint auf einmal leer. Vom
Ulenloch ſchwirrt eine aufgeſchreckte
Fleder=
maus, zuckt hin und her, und ein Mann
be=
ginnt drüben im Dorf mit tiefer Stimme ein Lied.
Die Wiege des deutſchen Volksliedes
VON UNSTERBLICHEN LIEDERN UND VERGESSENEN DICHTERN
Schwabenland iſt die Wiege des deutſchen
Volksliedes. Da gehen ſo kleine humorvolle
Abzähl= und Frageliedchen durch die heiteren
Reihen der ſpielenden Kinder wie
„Fünf Engelein haben geſungen,
Fünf Engelein kamen geſprungen:
Das erſt bläſt’s Seuerle an,
Das zweit ſtellt’s Pfändle dran,
Das dritt ſchütt’s Breile drein,
Das viert rührt brav Butter drein,
Das fünft ſagt: s angericht,
Oß, mei Büble, und brenn dich nicht!”
Kein Menſch weiß, woher ſie geflogen
kamen, und ebenſowenig kennt man die
Ur=
heberſchaft von Liedern: „Mädle, ruck, ruck,
ruck”, „Muß i denn”, „Mei Schatz is a
Nei=
ter”, „Noſeſtock Holderblüt”. „Ach ſchönſter
Schatz erlaub es mir” „Jetzt gang i ans
Brün=
nele‟. Dieſe Volkslieder dringen überall hin,
wo deutſche Luft geatmet wird, und draußen
im Ausland treiben ſie den Landsleuten vor
Heimweh das Salzwaſſer in die Augen.
Es waren nicht nur Würtiemberger, die
draußen im Feld immer wieder zum Croſt und
als Seichen ihrer ſchickſalshaften
Verbunden=
heit „Ich hatt” einen Kameraden” angeſtimmt
haben. Heute noch klingt jedes deutſche Herz
von dieſem Lied. Andere Gedichte Uhlands wie
„Der Wirtin Cöchterlein”. „Das iſt der Cag
des Herrn”, „Droben ſtehet die Kapelle”, „Ich
bin vom Berg der Hirtenknab”. „Die linden
Lüfte ſind erwacht” ſingen ſich unverwüſtlich
durch die Heimat und durch die Welt. Su den
meiſt geſungen Volksliedern zählen Juſtinus
Kerners „Wohlauf noch getrunken”, „Preiſend
mit viel ſchönen Neden”, „In einem kühlen
Grunde” und Hauffs „Steh ich in finſterer
Mitternacht”, „Morgenrot, Morgenrot”.
Her=
weghs „Die bange Nacht iſt nun herum”
Mörikes „Früh wann die Hähne kräh’n” und
„Ach, wenn’s nur der König auch wüßt”, ſind
bei allen deutſchen Geſangsfreunden bekannt.
Und die ſchönſten der im Volke heimiſchen
Lieder, ſind ſie nicht durch die Hand des
Man=
nes gegangen, der einer der erſten Baumeiſter
am Bau des deutſchen Geſangvereinsweſens
war, durch die liebe, lautere Hand des
Schwa=
ben Silcher? Württemberg iſt reich an großen
Dichtern und Denkern, aber Muſiker ſind ihm
auffallend wenig verliehen worden. Aber
die=
ſer Landsmann war begnadet, in Cönen zu
ſagen, was das ſchwäbiſche Gemüt und die
ſchwäbiſche Landſchaft iſt und bedeutet, und mit
ſeiner urfriſchen Natürlichkeit, ſeiner klaren
Wahrhaftigkeit, ſeiner rührenden Schlichtheit
und ſeinem gemütvollen Humor hat er ſich in
die Herzen aller Deutſchen eingeſungen. Alles
Böſe weicht, wenn Silchers lichte und herzenss
warme Conſchöpfung wie „Ach du klarblauer
Himmel” „Morgen muß ich fort von hier”,
„Jetzt gang i ans Brünnele‟, „O Cannenbaum”
„Aennchen von Charau”, „Weh, daß wir
ſchei=
den müſſen” erklingen, und die männlichen
Her=
zen ſchlagen ſtärker, wenn „Su Mantua in
Banden”, „Su Straßburg auf der Schanz”
an=
geſuimmt werden.
Schließlich kamen ſolche aufrüttelnden und
mahnenden Crompetenſtöße wie
Schneckenbur=
gers „Es brauſt ein Nuf wie Donnerhall”, mit
denen zur Einheit des Reiches geblaſen wurde,
nicht auch aus dieſem ſüdlichen Winkel des
deutſchen Vaterlandes, aus Schwaben?
W. Heimer.
Hermann=Aöns=Anekdoten
Der Jäger.
Hermann Löns war zu Gaſt bei einem
Gutsbeſitzer, der in der Heide eine große Jagd
beſaß. Wochenlang hatten beide einem
kapi=
talen Bock nachgeſpürt. Endlich, im
Bach=
angelbuſche verſteckt, bekamen ſie ihn vor die
Flinte. Lange beobachtete Löns das prächtige
Cier, das ahnungslos äſte. Dann zog er den
Kolben an die Wange, aber es fiel kein Schuß.
„Schießen Sie doch, Löns!” raunte ſein
Beglei=
ter. Aber der ſetzte mit einem Nuck das
Ge=
wehr ab und ſagte: „Nein, es geht nicht, der
Bock iſt zu ſchön!”
„Sieh mal an.. ."
Wie gut der ſcharfäugige Jäger Löns ſich
in der Natur auskannte, beweiſt ein kleines
Erlebnis, von dem der Hamburger Chomas
Hübbe erzählt. Mit ihm ging Löns bei einem
Beſuch in Hamburg in den Botaniſchen
Gar=
ten. Da war er ganz in ſeinem Element! „Ich
mußte ſtaunen, über ſeine Kenntniſſe”, erzählt
Hübbe. „Gelegentlich blieb er ſtehen, äugte
fünfzig Meter weiter nach irgendeinem
afrika=
niſchen oder indiſchen Gewächslein und ſagte:
„Sieh mal an, das habt ihr auch?‟ Dabei nannte
er einen unmöglichen Namen, deutſch und
latei=
niſch. Und wenn wir dann hinkamen, ſtand der
kauderwelſche Name wirklich auf dem
Porzel=
lanſchild.”
Wilderer.
Auf einem Bahnhof in der Heide traf Löns
eines Abends mit einer Gruppe Jäger
zuſam=
men, Sonntagsjägern reinſten Waſſers,
ge=
ſchniegelt und gebügelt, wenn auch von den
Jagdſtrapazen des Cages in der Eleganz ſchon
etwas mitgenommen.
Löns unterhielt ſich auf dem Bahnſteig mit
dem Ortsgendarmen, dem er, mit den Augen
auf die Jäger deutend, geheimnisvoll zuflüſterte:
„Das ſind lauter Wilderer!” Erſtaunt
ant=
wortete der Gendarm, das müſſe ein Irrtum
ſein; dieſe Leute ſeien ihm alle bekannt und
hätten einen gültigen Jagdſchein. „Ja,” ſagte
Löns, „das weiß ich auch. Ich wollte auch nur
agen: das ſind jagdberechtigte
Wil=
derer!“
gann, dann aber, wohl unterrichtet, wie man
dergleichen Streitigkeiten hierzulande am beſten
ausgleiche, die beiden Kampfhähne kurzerhand
vor ſich herſchob bis zur wenige Schritte
ent=
fernten Cür einer kleinen Schenke; drei oder
vier Caballeros folgten unaufgefordert.
Drinnen, wo die dolmetſchenden Sätze ſchnell
hin= und herflogen, ergab ſich zunächſt, was
ohnehin klar geweſen war, daß der wütende
Eiferſüchtige der Bräutigam oder Geliebte der
kecken Schönen war, dann aber, daß es ſich um
den jungen Meſſerſchmied handelte, deſſen dicke
Mutter dem Fremden den toledaniſchen Dolch
verkauft hatte. Nicht wenig verblüfft über das
Alißlingen ſeines blindwütigen Stoßes, der die
kaum erworbene Klinge in der Bruſttaſche des
Angegriffenen getroffen hatte, war er völlig
außer Faſſung geraten, als der Gegner ihm im
gleichen Augenblick die eben abgebrochene und
weit davongeflogene Klinge, ganz ebenſo von
ſeiner eigenen Hand verziert und graviert,
überdies mit ſeinem eingeſchlagenen
Hand=
werkszeichen darauf, dem gekrönten
Schläng=
ſein, vor die Augen gehalten hatte.
Abergläu=
big wie ein Spanier, glaubte er, mit dem Ceufel
ſelbſt angebunden zu haben, und hatte nicht
peniger erwartet, als auf der Stelle expediert
u werden.
Jetzt aber vergaß er plötzlich den Anlaß zum
Streit und erging ſich begeiſtert in maßloſem
Kühmen ſeiner Erzeugniſſe, hoch beteuernd, daß
ur ein von ihm geſchmiedeter Stahl eine von
im gefertigte Klinge habe zum Serſpringen
bingen können. Ja, er änderte unter dem Ein=
fluß des geſchickten Landsmannes, der ſeine
Leute kannte, ſeine Meinung ſo völlig, daß er
jetzt als Schmeichelei empfand, was ihn vor
kurzem zum tollwütigen Angriff gereizt hatte;
binnen weniger Minuten wußte er den
eigent=
lichen Streitgegenſtand, die geſchmeidige Schöne,
herbeizuſchaffen, und da der verſöhnte und ſehr
erleichterte Gegner freigiebig den Wirt machte,
ſo füllte ſich, man wußte nicht, woher, die
nie=
dere Schenkſtube, bis niemand mehr hineinging
und man einer Gruppe Draußenſtehender die
Becher hinausreichen mußte.
Die Nacht verbrachte der Fremde beim
hilf=
reichen Landsmann, und als er am nächſten
Morgen mit etwas ſchwerem Kopf des Weges,
den er gekommen war, zurückfuhr, zog er die
erhandelte Waffe hervor und betrachtete den
feinen Einſtich im Leder der Juchtenſcheide, der
das Andenken erſt zur tüchtigen Erinnerung
machte.
Dabei lachte er, der maßloſen
Ruhmredig=
keit des Waffenſchmieds gedenkend, zum
Er=
ſtaunen der Mitreiſenden laut auf, denn in der
Cat war dieſe Klinge mit dem gekrönten
Schlänglein ſo trefflich beſchaffen, daß ſie ihren
Cräger geſchützt, behütet, und bewahrt hatte,
noch bevor ſie gezogen war.
Dchmache mir einen Beſuch
Meine Schreibmaſchine ging kaputt und
beraubte mich meiner Beſchäftigung. Es war
ein grämlicher Nachmittag von ſeltſamer Ein=
ſamkeit. Sogar das Celephon ſchwieg
beharr=
lich. Ich bekam richtige Budenangſt und konnte
doch nicht fortgehen, weil ich den „Maſchinen”=
Doktor erwartete.
Dennoch zog ich mich ſorgfältig an, als
müſſe ſich etwas Belebendes ereignen, und als
ich fertig war, hatte ich einen Einfall: kam kein
anderer zu mir, ſo beſuche ich mich ſelbſt. Ich
klingelte an der Eingangstür — es hallte
ſon=
derbar durch die ſtille Wohnung. Ich öffnete
und ſchloß hinter mir wieder die Cür. Als
Fremde trat ich in mein vertrautes Simmer.
Sofort bemerkte ich, daß ein Stück Borte von
der Slügeldecke abgeriſſen war. Unordentlich,
dachte ich. Auch hing ein Bild ſchief. Ich ging
näher heran. Von wem war doch gleich die
Nadierung? Ich wußte es nicht. Ich hatte
tat=
ſächlich ein Bild an meiner Wand hängen,
deſ=
ſen Künſtlernamen mir entfallen war!
Hierauf nahm ich auf dem Sofa Platz und
bot mir eine Sigarette an. Der Streichholz=
Behälter war leer. Ich räuſperte mich und bat
um eine Caſſee Cee. Das Cablett war niedlich
vorbereitet; nichts dagegen zu ſagen, nur die
Sorte kleiner Kuchen mochte ich nicht. Ich
fragte mich zum erſtenmal, was ich gern
knabbre, und kam nach längerem Nachdenken
auf Mürbeteig. Soviel Nückſicht nehme ich im
allgemeinen nicht auf meinen Geſchmack. Beim
Ceetrinken las ich nicht wie ſonſt, ſondern
muſterte gelaſſen die Einrichtung. Manches
gefiel mir, anderes könnte man beſſer zur Gel=
tung bringen. Sch ſah mit neuen Augen. Wo
ich ſonſt im Stockfinſtern mit nachtwändleriſcher
Sicherheit zugriff, ſah ich Ungewohntes,
In=
tereſſantes und Störendes. Wo kam
beiſpiels=
weiſe dieſe Emaille=Doſe her? Hatte die
im=
mer ſchon dageſtanden — und wozu benutzte
man ſie? Keine Ahnung! Und wie ſal, der
Schreibtiſch aus! Da müßte ich mal
dazwiſchen=
fahren. Mir fiel gar nicht, ein, daß es mein
eigener war.
Sch zog die Brauen hoch und fühlte mich
kritiſch eingeſtellt. Was gab es doch alles zu
tadeln, zu beſſern, wenn man ſo von draußen
hereinkam. Es war eine ganz andere
Der=
ſpektive als die von innen heraus. Emil
Sou=
veſtre hat vor mehr als fünfzig Jahren eine
Reiſe rund um ſein Simmer beſchrieben, aber
es waren lauter ihm wohl vertraute
Gegen=
ſtände; ich hingegen, ich machte allerhand
Ent=
deckungen. Und ich wurde nachdenklich. Sahen
wohl meine andern Beſuche, die richtigen, auch
mit ſo liebloſer Schärfe die Schramme auf dem
Ciſch und die zweierlei Farbe am Sofakiſſen?
Und wenn ſie nichts darüber ſagten, war das
Herzensgüte oder nur aufgeſchoben?
Seufzend erhob ich mich vom Sofa, dankte
mir für das anregende Viertelſtüindchen und
verſprach bald wiederzukommen. Grade, als ich
zum Korridor ging, läutete es draußen: der
Mann für die Schreibmaſchine kam, und
gleich=
zeitig ſchrillte das Celephon — der Beſuch bei
mir ſelbſt war beendet..
s kimmt die Zeit, un es vergeht die Zeit
K. Aus Däg wärrn Johrn, aus Johrn wärd Ewigkeid,
Geſchlächt wext aus Geſchlächt, ſo lang die Wäld beſteht.
Was war — däß war; was is — vergeht,
Aus Klaa wärd Groß, aus Jung wärd Alt,
Do hilft kaa Spärrn, do hilft aach kaa Gewald,
Däß geht ſein Gang, un brauch ſei Zeit,
Aus Same wext die Frucht, aus Kinner do wärrn Leit,
Un ſo wärd aus me Städtche mol e Stadt,
Un ſchließlich aus me Bläddche aach e Blatt.
Genaa ſo war’s bei unſerm Juwilar,
Der heit zurick guckt uff 250 Jahr.
G värdel Dauſend, rund, wann mer’s bedenkt,
un ſchun en Grund, wann mer dem Dag heit ſchenkt
Begegnung aut den Zahrmarkt
Am Rande der Stadt, wo die Rückſeiten der hohen
Miets=
häufer mit blickloſen Geſichtern Bauplätze kleine Gärten und
Schutthalden überragen, war ein großes Zeltlager entſtanden.
Um einen Wanderzirkus herum hatte man Buden aufgebaut
und wacklige Häuschen, wo es Nützliches, aber auch viel
Un=
nützes zu kaufen gab: Geſchirr und Süßigkeiten, Magenbrot
und ſauerſüße, mißfarbene Bonbons bunte Tücher türkiſchen
Honig, Kleiderſtoffe, die man von rieſigen Ballen abſchnitt und
allerlei Tand, der lockend ſein mochte.
Gegen Abend wird der Beſuch immer lebhafter. Aus allen
Teilen der Stadt kommen Menſchen, meiſt zu zweit oder in
größeren Gruppen. Sie gehen durch die Zeltgaſſen, der Lärm
der Ausrufer, die vielfältigen Töne von Ocheſtrion und
Zirkus=
kapelle im Ohr, ſelbſt lärmend und ſchwatzend, lachend und
die Buden umdrängend, in denen man gegen geringen Einſatz
ein großes knarrendes, klapperndes Glücksrad drehen darf, um
dann, falls man gewinnt, eine hohe Vaſe, in der grelfarbige
Chenillekätzchen oder einen Plüſchhund mit nach Hauſe nehmen.
Auch jenes Zelt, in dem das jahrhundertalte Krokodil mit
ſeinen erſtaunlich vielen Jungen, die anſcheinend immer ſo
klein bleiben, wie das Plakat ſie darſtellt — auch das Plakat
iſt uralt und uns allen längſt bekannt — auch dies Zelt iſt
umdrängt, ja mehr noch, iſt gefüllt, und auch all die anderen
kleinen Stätten billigen Vergnügens, käuflicher Geheimniſſe
ſind gut beſucht.
Dieſen Ueberblick hatte ich mir nach kurzem Aufenthalt
verſchafft. Es mochte gegen 7 Uhr am Abend ſein, ich war
nach ſehr ſtillen, einſamen Tagen aus meinem Zimmer
ent=
wichen, und wartete nun noch auf das Aufflammen der
ver=
ſchiedenartigen Lampen, deren Licht in mannigfachen
Ab=
ſtufungen leuchtend, dieſem Platz etwas noch Unwirklicheres
ja geradezu Märchenhaftes geben mußte. So ſtand ich denn mit
graubeſtaubten Schuhen und bepudertem Anzug in einer der
Hauptſtraßen des Jahrmarkts, ſpürte ein wenig von der
Kühle, die der entfernte Wald nun doch zu uns her atmete,
ſah das ſmaragdene Grün des Himmels, in das erſt hier und
dort, dann wie verabredet, die Bogenlampen mißgünſtig
leuch=
teten und die ziſchenden Karbidflammen weißgelb ſtrahlten.
Dazu der Lärm der Menge, die Rufe der Budenbeſitzer, das
flache Knallen der Gewehre auf dem Schießſtand und das
Brüllen der Tiere aus dem Zirkus, deren Fütterungsſtunde
gekommen war. Und die Gerüche von Menſch, Tier und billigem
Fett über offenem Feuer. Schön iſt das luſtig und ewig!
Aber es kommt vor, daß der dickſte Straßenlärm, daß das
Stimmengewirr eines gefüllten Theaters für die Dauer eines
Atemzuges verſtummt: daß man glaubt, die Gebärde einer
Hand, das Fallen einer Haarſträhne werde gehört, und dabei
weiß man nicht, hören alle andern dieſe Stille auch, oder nur
man ſelbſt, oder redet man ſich das alles nur ein.
Wie hineingezaubert in eine ſolche jähe Stille ſtand
plötz=
lich auf der anderen Seite der Zeltſtraße ein junges Mädchen.
Es war ſchlank und blond, ſehr ſchlicht gekleidet und hielt in
der einen Hand eine kleine blaue Mütze. Es ſah zu mir
herüber mit einem Blick, der nicht nur meine Augen, der
un=
mittelbar mein Herz zu meinen ſchien. Das ſchlug auch gleich
ſeltſam aufgeregt und raſch. Da kam auch ſchon das Lärmen,
erſt in Stößen, dann breit und alles überſpülend zurück.
E klaa Verweile, in der Hatz un Jagd,
Un ſich emol ſein Werdegang bedracht.
Net bloß hiſtoriſch, däß is net mei Fach,
Uff dem Gebied, do bin ich zimmlich ſchwach,
Ich will drum niemand mit meim Wiſſe plage,
Nur was ich uffm Härz hab, will ich ſage.
Un däß weer däß:
Wann e Geſchäft beſteht,
Johrhunnerdlang dorch aa Famillie geht,
Un in de Wäld en Name ſich gemacht,
Dann hott däß ſei Bedeidung, wie geſagt.
Do wärds aam erſt ganz iwwerrenzich klor,
Däß ſtolze Wort, ſo ewich groß un wohr:
Beſitz verpflicht!“ — Drum haaßt’s die Kräfte nitze:
Was du erärbt, erwärb’s, um 8 zu beſitze!
Sowas fellt aam net afach in de Schoß:
Geht’s awwer uffwärts mit de Johrn un wärd erſt groß,
Do haaßt’s, vun Ahne= bis zu Enkelsdage
Verandwordung, un Laſt un Sorje drage! —
In dem Sinn brauch kaa Wort mer zu verliern,
Un kann, zu dem was worrn is, graddeliern;
Däß Werk wärd weider bliehe un gedeie,
Un ſich verjinge ſtets, vergreeßern un rneie,
Un mit ſeim Name, den es hott un hatt.
Dient’s aach dem Ruf vun unſere Vadderſtadt.
Drum ſag ich ſtolz un freehlich un mit Gunſt.
Nooch aldem liewem Brauch:
Gott grieß die Kunſt!
Doch noch was hab ich, was mich ſtolz beglickt,
Un was beſunners mir am Härze liggt. —
s is unſer „Bläddche”, wie derr’s eich beguckt
s wärd aach in’s Wittichs bald zwaahunnert
Johr gedruckt!
Däßwäje därf beſunners mer’s erwehne
Heit bei dem Juwiläum, bei dem ſcheene.
Schun weil ’s in alle dene lange Jahr
Gewiſſermaße unſer Härzbladd war,
Un ’s is es aach gebliwwe, ohne Frag,
Vun anno Duwack, bis zum heidche Dag.
Woro däß leiht, is ſchwer zu deffeniern,
s is grad, wie bei de Lieb, däß muß mer ſpiern,
Däß liggt ſo im Geblied, do gibt’s kaan Ton,
Un ärbt ſich fort vun Schenneratzion zu Schenneratzion!
So war’s ſchun domols, un ſo is es heit,
Ganz aanerlaa, ob ſchwer, ob froh die Zeit,
Ob dunkel warn die Dage, odder heider,
Des „Bläddche” war uns dreilicher Begleider
Un wux an’s Härz uns, weil zu alle Stunne
Mer ſälbſt ſich, un ſei Heimat drinn gefunne.
Un s wux aach ſällwer iwwer ſich enaus,
uUn is „dehaam” in jed’ un jedem Haus,
So nahm’s aach zu, ob der geſunden Leidung
An Johrn, an Leſer, Umfang un Bedeidung.
Un ſteeßt ſich jemand dra, am heidche Dag,
Weil ich noch immer „unſer Bläddche” ſag,
So is demjeniche welche net gewiß,
Daß gleichſam däß en Ehrentiddel is! —
Wie kald un fremd, un ohne jed: Bedeidung
Lauts dohärngäje, wann mer ſeegt: „Die Zeidung.”
Däß is ſo unperſeenlich, allgemei,
Un kann aach jede anner Zeidung ſei.
Doch „unſer Bläddche”, ja do liggt was drinn,
Un hott im Sproochgebrauch en herzlich=diefe Sinn;
Daß klingt ſo haamelich un voll Draulichkeid,
Nor wer däß fiehlt, waaß aach, was ineem leiht.
No un ſo is ſeit alders es bekannt,
Als „Bläddche” in de Stadt, wie uffm Land,
So hott ſich’s aach, im Wexel der Gewalte
Sein gude Ruf als Heimatblatt erhalte,
Bei Hoch un Niedrich, un bei Arm un Reich
Die Zuneigung blieb all die Johrn ſich gleich,
Weil’s nie for „Klaſſe” do war, odder „Stend”,
Kaa „Borſchua”, un „Brohleede” hott gekennt,
Naa, weil’s in alde, wie in junge Dage
Nor däß was deitſch war, uffm Schild gedrage!
un weil nie, was uns drennt im Zeitgewiehl,
Naa, was uns einicht, Richdung gab un Ziel,
Un weil es ſo, im heimatlich Gewand,
Den Sinn geweckt for’s große Vaderland! —
So mög’s aach kimfdich weider ſich endfalte,
Un helfe, unſer Zukunft zu geſtalte:
Im Rechte frei, im Glaawe trei un wahr! —
Alles for Deitſchland!— Heit un immerdar!
Bienche Bimmbernell.
AE9
Wir trafen uns am Rande der Jahrmarktſtadt kurz darauf
wieder, ſagten uns guten Abend, indem wir uns die Hand
gaben. Dann wandten wir uns wieder dem Getriebe zu, denn
nach Haufe wollten wir noch nicht. Das Mädchen hieß Elsbeth,
was zu ihrer ſchmalen hochbeinigen Erſcheinung gut paſſen
mochte. Es hatte luſtige Augen, wenn es auch behauptete an
dieſem Abend einen Kummer zu haben und traurig zu ſein.
Wir gingen nun von Bude zu Bude, kauften etwas, warfen
mit harten Bällen nach Gegenſtänden aus Porzellan, biſſen,
indem wir uns vorbeugten, in die ſpritzenden Würſte zwiſchen
den aufgeſpalteten Brötchen. Dazu lachten wir und waren
plötz=
lich vertraut. Ich nahm Elsbeths Arm, einen leichten
Mädchen=
arm und dirigierte ſie behutſam von Stand zu Stand. Es
war ſchon ganz dunkel geworden. Ueber den Bogenlampen war
der Himmel wie ein ſchwarzes Tuch. Da ſtanden wir vor einem
Zeltchen, zu dem drei Stufen hinaufführten. Eine farbige
Tafel verkündete, daß hier der Blick in die Zukunft getan
werden könne. Erſt wollten wir nicht, dann traten wir doch
ein. An einem wackligen, vergoldeten Tiſchchen ſaß ein älterer
Mann, deſſen Hände mit einem Bogen weißen Papiers
ſpiel=
ten und raſchelten. Es war halb dunkel, roch ſtaubig und
arm=
ſelig und wenn auch nur ein paar dünne Strohſtühle
herum=
ſtanden, ſo mußte man doch an fadenſcheinig gewordenen
Sammet, an verblichenen Plüſch denken. Der Mann ſah zu
uns auf, hieß uns niederſitzen und nahm Elsbeths Hände in
die ſeinen. Er richtete das Licht einer kleinen Lampe auf die
kaum gewölbten Handteller der Kleinen, ſah lange in das
Bild ihrer Linien, neigte ſich vor, um beſſer zu ſehen, ſtrich
ſich einmal über ſein dünnes graues Haar und ſagte dann:
„Hier iſt viel Unglück und Trauer, im Geweſenen und auch
im Zukünftigen. Hier iſt ein großer Schmerz, der noch jung iſt
und friſch, hier beinahe ein Tod, und hier . .‟ Da nahm
Elsbeth ihm ganz ſtill und langfam die beiden Hände fort und
ich ſah wie ſie die Hände wie zwei kleine Schalen an ihr
Ge=
ſicht hob und tonlos zu weinen begann. Der Mann lächelte
ſanft. Er winkte mir ab, als ich mich zu dem Mädchen neigen
wollte und ergriff meine Hände. Ich hörte kaum, was er mir
ſagte. Es ſchien mir nur, als ſpreche=er von lauter längſt
be=
kannten Dingen, ſchönen und häßlichen, während Elsbeth neben
mir weinte, leiſer und leiſer, und das kleine ſtändige Wehen
die flüchtig aufgeſchlagenen Wände der Bude bewegte und die
Vorhänge behutſam blähte. Als der Mann mit mir fertig
war, er verhieß mir ſchließlich etwas Freundliches, ſchob er
das Tiſchchen beiſeite und indem er meine Linke noch hielt,
legte er ſeine lange graue Hand auf Elsbeths Haar. Und zu
mir gewandt, ſagte er faſt tonlos: „ſie hat ein werdendes
Glückszeichen in der Hand. Seien Sie gut zu ihr und ſtören
Sie nichts”. Ich legte die kleine Münze, die ausgemacht war,
auf das goldene Tiſchchen, ſagte Dank und gute Nacht.
Seltſam genug, aber Elsbeth weinte nicht mehr. Sie hatte
meinen Arm genommen und als wir draußen auf der Straße
ſtanden, ſagte ſie kaum hörbar: Nun wird alles gut. Sie
atmete tief und ſchloß die Augen. Ich küßte ihren weichen
Mädchenmund.
Die Jahrmarktsſtadt leerte ſich. Es mochte auf 11 Uhr
gehen. Als wir am großen Bierzelt vorbeikamen trat gerade
eine vielköpfige Menge ſingend den Heimweg an. Und ohne
recht zu wiſſen, wie es geſchah, waren wir beide mitten unter
den fremden Menſchen und gingen ſingend und glücklich mit
Erich Pfeiffer=Belli.
ihnen zurück zur Stadt.
Küchenzettel vom 1. bis 7. Oktober 1934.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Tomatenſuppe, Kartoffelpuffer und
Apfelbrei.
Dienstag: Grünkernſuppe, Spinatauflauf
mit Eiern und Kartoffeln.
Mittwoch: Sellerieſuppe, Reis mit
geſchnitzel=
ter Leber.
Donnerstag: Haferſuppe, Schmorbraten,
Blumenkohl und Kartoffeln.
Freitag: Kartoffelſuppe, gefüllten Schellfiſch,
Kaperntunke und Kartoffeln.*)
Samstag: Gemüſeſuppe, Apfelkuchen.
Sonntag: Iriſh=Stew (Eintopfgericht).
*) Gefüllter Schellfiſch. Der
vorbe=
reitete Fiſch wird mit Salz eingerieben, mit
Zitronenſaft beträufelt, von der Hauptgräte
be=
freit und mit einer Farce gefüllt, die man aus
gewiegten, gedünſteten Pilzen, eingeweichten
Semmeln, einem Ei, etwas Peterſilie und Salz
bereitet hat. Dann näht man ihn zu. belegt ihn
mit Butterflöckchen, beſtreut mit Semmelmehl
und Käſe, und brät ihn ½ Stunde in der Pfanne
im Bratofen.
Alte Korke auf Saftflaſchen zu verwenden.
Sind eine größere Anzahl davon vorhanden,
ſo ſollte man ſie in kochendem Waſſer 44 Stunde
ziehen laſſen, nochmals kochend überbrühen, dann
kalt ſpülen und nach dem Verkorken der Flaſchen
mit dünnem Gipsüberzug verſehen, um ſie
luft=
dicht zu machen. Dazu rühre man Gips mit
Waſſer ſtets nur in kleiner Menge zu dünnem
Brei an, tauche die Flaſchen hinein, drehe jede
einzelne bis der Ueberzug glatt verläuft und
verhüte beim Verwahren derſelben jedes
An=
ſtoßen der noch weichen Gipshütchen. Da die
Miſchung raſch erhärtet, mache man ſie immer
II.
wieder friſch an.
Aufgabe 791.
H. E. Lohk, in Darmſtadt.
(Urdruck)
b
Be4+) S:d2 3. Se3+ iſt das Hauptſpiel, wo Schwarz dem
eigenen König die Tür zuſchlägt und ſich erſtaunlicherweiſe zeigt,
daß e3 auch für den Springer a3 geräumt iſt. Böhmiſche Schule
mit reinen Mattbildern.
790. A. N. Lebebeff. 1. Ib3—d5! Der Wegzug des I.
er=
möglicht nach 1.. . Ta4 und Ta5 2. Bb4AF. 1... Ta3 (Ta6,
k1D) 2. Bza3 (Dza8, Dik1) + Ein einfacher Zweizüger. Nicht
1. Le43 wegen Ta5!
Löſerliſte: Leo Schott in Pfaffen=
Beer=
furth. Hermann Schmidt in Darmſtadt.
Wil=
helm Eiſele in Sandbach i. Odw. (789).
Ober=
leutnant a. D. L. Ehrhardt in Darmſtadt (789,
790).
Streichholzrätſel.
Der verwandelte Helm.
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Kb8 De4 S47 Ba6, a7, b8, b7, a5, 43;
Ka5. Beß, 94, 46.
Wir freuen uns, wieder mit einem gefälligen Beitrag aus
hieſigem Schachkreiſe aufwarten zu können.
Aufgabe 792.
J. W. Ulehla, in Wien.
(„Die Schwalbe‟”, März 1933.)
Weiß; Ke3 Df4 Tb7 Lc3 Le4 Sb1 Sf7 Bc2
Bf2 (9 Steine);
Schwarz: Ke4 De6 Ta8 Sel Be5 (5 Steine).
Matt in zwei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 789 und 790.
789. F. Scheel. Weiß muß durch Linienräumung dem
rück=
ſtändigen Bauern es zum Angriff verhelfen, denn die feine
Ver=
führung 1. Kg8. 2.Lg1 3. Be444 ſcheitert an 1. Se4!
Aber wohin mit dem Läufer? 1. Te12 und Tg52 ſcheitert am
Durchbruch des K über 441 Allein ausreichend iſt: 1. Te3—d21
droht 2. le3. 0 3. Bettr. 1. „Bg5 2. Df5 4 Mid4 3. Besckte
ergibt ein prächtiges Chamäleonmatt. (d. h. Matt unter
Farb=
wechſel des Mattfeldes). 1... .Jo4 2. 8ag! (droht 3. 8b4 und
Durch Umlegen von 3 Hölzchen und
Verſchie=
bung des e wird der Helm zum Vogel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 3 8.
Kreuzworträtſel.
Eiot- WacE
Langes Ziel.
Guten Tag, ich wollte die letzte Rate für der
Kinderwagen bezahlen!”
„Das iſt ja ſchön, wie geht’s denn d4
Kleinen?”
„O danke, ganz gut — — et heiratet näch)
Woche!!"
Berechtigter Wunſch. „Tut mir leid, meit
Dame,” ſagte der Aufſeher im Kino, „aber Ih
Katze dürfen Sie nicht: mit hineinnehmer
„Aber das iſt ja unerhört,” fauchte dieſe etz
rüſtet. „Puſſie will durchaus Micky Maus ſehef
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei Rheinſtr. 23. — Verantwortl., für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt. Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verbotz
[ ← ][ ][ → ] Das Koſtüm gehört zu jenen
Kleidungs=
ſtücken, die in keiner Ausſtattung fehlen
dürf=
ten, weil das Jackenkleid jede Frau, ob jung
oder alt, ob ſchlank oder unterſetzt; vorzüglich
kleidet.
Natürlich muß man — um das richtige
Ko=
ſtüm für eine beſtimmte Figur zu finden"
genau zu differenzieren verſtehen und muß vor
allen Dingen ein ſicheres modiſches Urteil
be=
ſitzen.
Die verſchiedenen Modewerkſtätten ſind
da=
von überzeugt, daß eine ſieghafte Koſtümmode
bevorſtehe, ſo daß gute Entwürfe heuer nicht
ſel=
ten ſein werden. Man bringt, was gewiß
er=
wähnenswert iſt, Jackenkleider für alle
Ta=
geszeiten und bietet uns vom einfachen
Sportkoſtüm bis zum eleganten nachmittäglichen
Modell reichſte Auswahl.
Die Unterſchiede ſind natürlich in erſter Linie
im Schnitt, aber auch in dem zur
Verwen=
dung gelangenden Stoff ſowie in der Art der
Fellgarnierungen, und ſelbſtverſtändlich auch in
der Farbe zu ſuchen, weil man für
Strapaz=
zwecke ausnahmslos „gedeckte‟ Neutral=
Schattie=
rungen wählen wird, auf denen weder Staub
noch Feuchtigkeit Spuren zurücklaſſen.
Der Wunſch, ein derartiges Stück jahrelang
tragen zu können, kommt auch im Schnitt zum
Ausdruck, indem bei ſportlichen Stücken jede
Anlehnung an die charakteriſtiſchen Motive der
Tagesmode vermieden und eine ganz einfache
Note betont wird.
Ein durchaus „zeitlos” wirkendes Koſtüm
führen wir als zweite Skizze vor Augen; es
müßte aus einem in=ſich=gemuſterten Stoff
her=
geſtellt ſein, könnte breit=gegürtet und mit
auf=
gelegten Taſchen verſehen werden und durch
einen ſchönen Schalkragen aus Fuchs= oder
Ottern=Fell bereichert ſein. Die Geh=Falte in
der Rockmitte iſt bei Stücken, die für Ausflüge,
Wochenendfahrten uſf. in Frage kommen, außer=
ordentlich wichtig. Man wird aber unter allen
Umſtänden darauf bedacht ſein, die ſportliche
Note eines ſolchen Jackenkleides nicht allzuſehr
zu unterſtreichen, um es auch in der Stadt
tra=
gen zu können, alſo ein „Allwetter=Stück” zu
be=
ſitzen, das wichtiger iſt, als manche andere
An=
ſchaffung . . !
Da Gegenſätze in der Mode immer feſſelnd
ſind, wollen wir nun in unſerem modiſchen
Ge=
dankengange einen großen Sprung machen und
uns dem „Koſtüm für den Nachmittag”
zu=
wenden, jener Modelltype alſo, die heuer das
nachmittägliche Kleid vielfach zu erſetzen haben
wird. Anſtatt Rock und Jacke bringt man in die=
ſem Falle ein Jäckchen mit einem ganzen
Kleide in Verbindung, womit die Neuheit des
Jahres; das Koſtüm=Komplet gegeben iſt!
Solche Entwürfe wären am beſten in Samt
aus=
zuführen, weil dieſes Material ſtrapazfähig und
wirkungsvoll iſt und ſich als Nachmittagsmode
hervorragend bewährt.
Oft ſtaunt man, mit welch’ einfachen Mitteln
hier ſchöne Wirkungen erreicht werden; wenn
wir unſer erſtes Modell betrachten, werden wir
wieder einmal gewahr werden, daß oft das
Allerſchlichteſte am vornehmſten und
intereſſan=
teſten ſei. In unſerem Falle handelt es ſich um
ein enganliegendes, in der Mitte geknöpftes
Samtjäckchen, das — durch eine ſtarke Schweifung
— eine markante „Schöſſel=Partie”, entſtehen
läßt. Der Rock (oder beſſer geſagt: das Kleid)
iſt nichts anderes als ein eng=anliegender „
Kit=
tel” (deren es heuer ſehr viele gibt, da man der
Abwechſlung wegen unterſtrichene Einfachheit zu
ſchätzen weiß). Die Rockpartie iſt am unteren
Rande mit einer Glocke beſetzt, die dem Ganzen
die Weichheit der Bewegung geben will.
Weil aber Entwürfe dieſer Art
begreiflicher=
weiſe ganz ſchlanken, jugendlich=elaſtiſchen
Ge=
ſtalten vorbehalten ſind, wollen wir uns nun
mit einem Modell befaſſen, das als
allgemein=
gültig” betrachtet werden darf und für jede
Trä=
gerin in Frage kommt.
Dies wäre gewiß bei der neuartigen, beim
Hals und am unteren Rande mit Pelz beſetzten
„Ruſſenjacke” der Fall. Der Rock iſt ganz ſchlank
und ſchmal und nach neueſter Mode ſeitlich
ge=
ſchlitzt (vorletztes Bild).
Flauſchiges Material, in ſchöner Modefarbe
(Dunkel=Pflaumenblau, Efeugrün oder
Malz=
braun) wird man für derartige Jackenkleider
ſicherlich gerne verarbeiten.
Wenn wir nun noch von den intereſſanteſten
und meiſt=beachteten Schöpfungen der neuen
Mode ſprechen wollen, müſſen wir uns mit den
„loſen Jacken” befaſſen, die die bisher
ge=
läufig geweſenen Konturen vollkommen
ver=
ändern und zeigen, daß unſere bisherige
mo=
diſche Einſtellung wahrhaftig „
reviſionsbedürf=
tig” ſei.
Das letzte Bild unſerer Gruppe macht mit
einem Koſtüm vertraut, deſſen loſe Jacke in der
Art des Schnittes und der Fell=Anbringung
die=
ſer überaus intereſſanten Linienführung gerne
Willy Ungar.
Freunde findet.
Für alle „Beteiligten” war es klar, daß man
mit einer Umwälzung in der Hutmode zu
rech=
nen hatte. In dieſem Zuſammenhange lag
na=
türlich die Gefahr einer Feſtlegung in
beſtimm=
ter Richtung, das heißt mit anderen Worten:
die Gefahr einer „modiſchen Einſeitigkeit und
Monotonie” nahe.
Nun, da man die großen modiſchen
Verände=
rungen, die ſich während der letzten Wochen
voll=
zogen haben, in allen Einzelheiten kennen zu
lernen beginnt, iſt man ganz entzückt, wie
viel=
ſeitig ſich die neue Linie einführe und wie wenig
ſie ſich von beſtimmten „Modevorſchriften”
ab=
hängig mache.
Man kann heuer tragen, was einem zuſagt
und wahrt ſich in Form, Machart, Material und
Farbe vollſte Entſchlußfreiheit.
Es ſind heuer ausgeſprochene Gegenſätze zu
verzeichnen, da es ſowohl kleine, kappenartige
Hüte, als auch hohe „Turm=Formen” und
neu=
modiſche, in die Höhe und Breite ſtrebende
„Tſcherkeſſen=Modelle” gibt, die — wie ſchon der
Name es ſagt — der ruſſiſchen Nationaltracht
nachempfunden ſind.
Außerdem begegnet man kleinen Hütchen mit
beiderſeits aufgerolltem Rande, die deutlich
zei=
gen, daß das Biedermeier ihr Vorbild geweſen iſt.
Schließlich ſind auch mancherlei Motive des
beginnenden Zwanzigſten Jahrhunderts zu
be=
merken, ſo zum Beiſpiel wirkungsvolle
Federn=
garnierungen, die in Form ſteifer Kiele oder
weicher Straußfedernbahnen zur Geltung
kommen.
Sogar eine Mode, die Jahrzehnte hindurch
in Vergeſſenheit geraten war, taucht wieder auf,
eine Mode, die unſere Mütter und Großmütter
in Begeiſterung verſetzte und nun den
Enkelkin=
dern wieder gefällt: der vornehme Kronen=
Reiher, der ſich — in reizvoller Anbringung
— dem neuen Modeſtil vorzüglich einfügt.
Kleine, kokette Garnierungen, wie Schleier
und breite Bindebänder, die den Hut am
Hin=
terkopfe feſthalten ſollen, ſind Neuheiten, die
man nicht überſehen darf, weil ſie für das
Ver=
ſtändnis der neuen Mode, die weiche, frauliche,
ſpieleriſche Wirkungen liebt, wichtig ſind.
Als richtunggebendes Material des
herbſt=
lichen Hutes kann — ſoweit die Strapazmode in
Frage kommt — Filz angeführt werden,
wäh=
rend der elegante Nachmittagshut faſt
ausnahmslos aus Samt hergeſtellt wird.
Abgeſehen davon findet für den
phantaſie=
vollen, zum Geſellſchaftskleide beſtimmten Hut
auch Taft und ſehr oft Moiré Verwendung,
deſſen ausdrucksvolle Zeichnung allgemein
ge=
fällt.
Wenn wir früher Federn und Band=
Gar=
nierungen erwähnten, müßten wir auch noch von
eigenartigem Poſamenten=Aufputz ſprechen,
der in Form von Schnüren, Treſſen und Quaſten
zur Geltung kommt.
Schließlich gibt es aber auch auf herbſtlichen
Hüten mancherlei Blumen=Garnierungen, die
— ſofern ſich nicht der vornehme ſchwarz=weiße
Effekt durchſetzt — dunkle, herbſtliche Töne
be=
rückſichtigen. (So zum Beiſpiel ſieht man auf
braunen Hüten ſtiliſierte roſtfarbene Blüten, auf
dunkelgrünen Hüten geſchmackvoll=angebrachte
Herbſtblätter in ihren natürlichen Farben.)
Wir wollen einige der intereſſanteſten Typen
heräusgreifen und im Bilde feſthalten:
Ganz im Hintergrunde (links oben)
bemer=
ken wir die neue Art des Turbans, den
ſoge=
nannten „Wulſt=Hut”; er verbindet einen in
eine Spitze auslaufenden, kleidſamen Kopf mit
einem ſchlauchartigen, oft zopfähnlichen Rande.
Für dieſen Zweck kommen matte Materialien,
die mit gleichfarbigen Zellophanfäden
durch=
zogen ſind und dadurch einen merkwürdigen
Schimmer erhalten, in Verwendung.
Rechts von dem eben beſprochenen Hut
be=
merken wir eine einſeitige Samtform mit
hoch=
ſtrebender, aus einem Knoten entſtehenden
Schlupfe.
Auch der aus Seide hergeſtellte „Nonnen=
Hut” mit dem rückwärts geſteckten Schleier iſt
ſehr kleidſam und wird gewiß Beifall ernten.
Ein aufgebogenes, auf einen
zweifingerbrei=
ten Samtrand aufgearbeitetes Hütchen führen
wir als letzte Skizze der oberſten Reihe vor
Augen und machen gleichzeitig mit der neuen
Verwendungsart des Reihers vertraut.
Das erſte Modell der mittleren Reihe ſtellt
einen typiſchen „Ruſſen=Hut” dar, der aus Filz,
Samt oder auch — wie in dieſem Falle — aus
Fell hergeſtellt und mit zwei Herbſtblumen
garniert ſein könnte. (Zu einem weinroten
Stoff=
kleide würde beiſpielsweiſe braunes Fohlenfell
mit weinroten Blüten geſchmackvoll wirken.)
Den „Jägerhut” der Biedermeierzeit, der mit
einem breiten, rückwärts zu einer Maſche
gekno=
teten Samtband gehalten wird, veranſchaulichen
wir im nächſten Bilde.
Ein anderes Modell, das auf die gleiche Zeit
zurückzuführen und nicht weniger reizvoll iſt,
ſtellt das nächſte Bild dar. Wir bemerken hier
den hohen, nach oben hin ſchmäler werdenden,
zylinderähnlichen, meiſt nur mit einem
Bänd=
chen garnierten „Kutſcher=Hut”.
Als abendliche Kopfbedeckung ſcheint ſich
der maleriſche, breitrandige Hut endgültig
durch=
geſetzt zu haben, was ſehr begreiflich iſt, da ein
Modell wie die mit Schnüren verſehene
Samt=
form, deren Band durch eine Straußfedernrüſche
betont wird, ſicherlich in ihrer Schönheit kaum
zu übertreffen iſt. (Unterſte Reihe links.)
Der rückwärts und ſeitlich aufgebogene, vorne
aber ins Geſicht gerückte Hut läßt eine neue
Linie entſtehen; derartige Modelle werden
ent=
weder in Schwarz oder aber in einer der
rich=
tunggebenden Modefarben (Weinrot, Dunkel=
Pflaumenblau oder Blattgrün) zu ſehen und oft
mit einer mit kleinen Quaſten abgeſchloſſenen
Altgold=Schnur garniert ſein.
Wir erleben alſo heuer eine Hutmode von
höchſtem Formenreichtum, eine Hutmode der
ſchönſten Phantaſie, eine Hutmode, die man
gerne willkommen heißt.
Willy Ungar.
Alten Samt wie neu zu berwenden
Nachdem man den aufgedämpften Samt zu
neuem Gebrauch zugeſchnitten hat, lege man ihn
auf eine möglichſt harte Unterlage und bügle
ihn nach Ueberſtreichen mit leicht angefeuchteter
Bürſte, nach dem Strich recht feſt aufdrückend,
mit heißem Eiſen ohne jedes Abſetzen desſelben,
langſam durch. Der entſtehende „Spiegel” gibt
dem Samt ein völlig neues Ausſehen, nur muß
er etwas vorſichtig behandelt und verarbeitet
werden, um nicht wieder aufzurauhen. L.
Seite 38 — Nr. 270
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 30. September 1934
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Sonntag, 30. September 1934
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 270 — Seite 39
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Copyright 1934 by Auguſt Scherl G. m. b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
„Und bezahlt wird gut, ſagt Runge”, fuhr Herr Keller fort.
Dieſen Trumpf hatte er ſich bis zuletzt aufgehoben. „Wenn Runge
ſelbſt ſagt: gut, dann heißt das, man kann ſechs= bis ſiebenhundert
verlangen und bekommt fünf totſicher.”
„Oh —
„Aber Ihr Mann?” fragte Herr Keller und lächelte wieder.
„Mein Mann —?” wiederholte Grete. Und jetzt klang es
ganz anders.
„Alſo, Frau Poſt”, ſchloß Keller die Audienz, „ich wollte Ihnen
das mal erzählt haben. Was Sie daraus machen, iſt Ihre Sache;
ich habe Runge nichts von Ihnen geſagt, weil es für alle, für ihn,
für Sie, für mich, peinlich wäre, wenn er ſich von Ihnen einen
Korb holen würde. Er iſt nicht auf Sie gekommen, weil er Sie
nicht kennt. Aber Direktor Hertling kennt Sie noch, oder er wird
ſich an Sie erinnern, gegebenenfalls. Alſo überlegen Sie ſich die
Sache, und laſſen Sie mich wiſſen, ob Sie Intereſſe haben! Aber
überlegen Sie nicht zu lange! Vielleicht hat Runde morgen ſchon
jemand gefunden, und dann gucken Sie hinterher, nicht wahr?”
Als Grete Herrn Kellers Zimmerchen verließ, ging ſie
zu=
nächſt ſchnurſtracks auf das Telephon zu und verlangte Erwins
Bank. Aber als die Zentrale ſich meldete, ließ ſie, ohne geſprochen
zu haben, den Hörer wieder auf die Gabel fallen. Es hatte keinen
Zweck, Erwin jetzt zu ſtören; er bekam bloß Unannehmlichkeiten,
wenn ſie ſo oft anrief. Sie blieb eine Weile nachdenklich neben
dem Apparat ſtehen. Es hatte überhaupt keinen Zweck. Erwin
jetzt etwas von der Sache zu ſagen. Entweder er ſagte wirklich
nein — dann war ohnehin alles aus. Oder er ſagte ja — wenn
ſie aber hernach die Stellung nicht bekam, und das war ja
ſchließ=
lich auch möglich, dann war ſie vor Erwin bis auf die Knochen
blamiert.
Nein, es war beſſer, ſich im ſtillen um die Sache zu kümmern.
Bekad ſie die Stellung nicht, dann war es eben ſo wie vorher,
und bekam ſie ſie, hatte ſie einen Vertrag in der Hand, in dem
die ſchöne runde Ziffer 500 zu leſen ſtand, ſo wollte ſie einmal
ſehen, ob Erwin auch dann noch nein ſagte! Fünfhundert Mark
— und vollkommen ſelbſtändige Arbeit, noch dazu in einer
Ab=
teilung, die man ſelbſt aufbaute, in einer Stellung alſo, die
un=
geheuer entwicklungsfähig war — den Geſchäftsmenſchen, dachte
Grete, möchte ich ſehen, der dieſe Chance ausläßt, nur weil jemand
aus privaten Gründen dagegen iſt. Würde Erwin etwas
weg=
genommen? Im Gegenteil. Nichts als die ewigen Geldſorgen
würde er loswerden. Und da ſollte er nein ſagen können? Grete
beſchloß, am nächſten Morgen Herrn Runge anzurufen und ihn
um eine Unterredung zu bitten. Dann würde man ja ſehen, dann
würde ſich ja alles entwickeln.
Wenn man Pech hat, dachte Erwin Poſt und biß die Zähne
zuſammen, dann hat man gleich gründlich Pech, das gehört ſich
anſcheinend ſo. Nun hatte er erſt vor ein paar Tagen mit Herrn
Schauer dieſe unangenehme Begegnung gehabt, wegen Gretes
Telephongeſpräch — und nun mußte ihm das paſſieren! Es war
gar nicht auszudenken, es war einfach fürchterlich. Sein Bleiſtift
ſauſte die langen Ziffernkolonnen immer wieder hinauf und
hin=
unter, aber es kam kein anderes Reſultat heraus. Immer wieder
griffen ſeine geübten Finger zu und blätterten die dicken Bündel
mit Scheinen durch, ließen klirrend die Silbermünzen aus einer
Hand in die andere fallen, aber auch hier kam er zu einem
ande=
ren Ergebnis. Es fehlten vierhundert Mark, davon biß keine
Maus einen Faden ab.
Er win hob den Kopf und fluchte leiſe. Richard Hausmann,
der ihm gegenüber an dem Doppelſchreibtiſch ſaß, ſah ihn an.
„Was iſt denn los?” flüſterte er und warf dann einen
vorſich=
tigen Blick über die Schulter, ob Herr Schauer auch nicht in der
Gegen ſei. „Was haſt du denn, Erwin?”
„Manko —” ſeufzte Poſt.
„Ei wei — viel?‟
„Mir langt’s — vierhundert.”
„Alles durchgezählt?”
„O weh —!” ſagte Hausmann unwillkürlich.
Erwin nickte nur. Dumme Frage! dachte er erbittert.
„Haſt du alle Zahlbretter, Erwin? Kann nicht irgendwo noch
eins rumſtehen mit den vierhundert?”
„Nee, ſind alle da.”
„Laß mich mal nachrechnen!” ſchlug Hausmann vor. Stumm
gab ihm Poſt die Papiere hinüber. Dann fiel Hausmann noch
etwas ein: „Wie iſt denn das mit den Schecks, Erwin?”
„Hab’ ich doch auch kontrolliert — ich bin doch nicht von
geſtern.”
Hausmann grinſte roh. „Na, bei vierhundert Manko —?‟
ſagte er und begann, leiſe murmelnd, zu rechnen. Poſt ſah ihm
zu. Das hatte keinen Zweck, er wußte es, vielleicht verwirrte es
Hausmann ſogar und war daher ſchädlich. Aber er bekam ſeine
Gedanken nicht zuſammen, konnte ſich nicht zu anderer Arbeit
bringen. Vierhundert Manko, dachte er, vierhundert Manko —
ob Richard den Fehler wohl ſchon hat? Nein, er hatte ihn immer
noch nicht. Immer noch glitt ſein Blei die Ziffern entlang, ohne
irgendwo anzuhalten, ohne irgendwo eine Verbeſſerung
einzu=
fügen. Und endlich ſah er ratlos auf. „Kann nichts finden”,
ſagte er leiſe. „Das ſtimmt hier.”
Erwins kleines Bartbürſtchen zuckte, als wolle der Inhaber
gleich anfangen zu weinen. „Das werden ja ganz nette Abzüge‟,
ſagte er und ſeufzte tief auf. „Vierhundert — bei drei Gehalt —
danke ſchön!“
„Eine Möglichkeit gibt’s ja noch”, wollte Hausmann ihn
tröſten.
„Was denn? Welche denn?”
„Vieleicht haſt du jemand zuviel ausgezahlt —
„So ſiehſt du aus”, höhnte Erwin böſe. „Und der wird
mor=
gen hier antreten und ſagen: „Lieber Herr Poſt, hier haben Sie
Ihre vierhundert, herzlichen Dank, ich brauch’ ſie nicht, ich hab'
genug.” So ſiehſt du aus, Menſch — wenn ich einem zuviel
ge=
geben hab', dann iſt’s weg, auf Nimmerwiederſehen.”
„Man kann doch nicht wiſſen —” Hausmann zuckte die Achſeln.
Sie ſchwiegen eine Weile und ſahen vor ſich hin. Dann ſagte
Erwin: „Na, dann hilft das nichts, dann muß ich ja wohl Schauer
Beſcheid ſagen gehen
„Du armes Kaninchen!” ſagte Hausmann voll Mitgefühl und
ſah zu, wie Poſt verkniffenen Geſichts ſich erhob und auf Schauers
Tiſch zuſteuerte. Dann wandte er ſich raſch um und vertiefte ſich
emſig in ſeine Arbeit.
Schauer ſah nicht auf, als Erwin neben ihm ſtand. Er hatte
ihn zwar beſtimmt bemerkt, aber er tat gern ſo, als ſei er
un=
geheuer tief in Transaktionen verwickelt, die für den Beſtand der
Bank von lebenswichtigem Intereſſe wären. Erſt als Erwin ſich
hörbar räuſperte und einmal halblaut „Herr Schauer —” ſagte,
blickte er auf.
„Was iſt denn, Herr Poſt?”
Erwin mußte zweimal anſetzen, ehe ihm ſeine Stimme
ge=
horchte. „Manko, Herr Schauer.”
Herrn Schauers Geſicht veränderte ſich nicht. Er ſah ſeinen
Kaſſierer leer an. „Viel?”
„Vierhundert —
Jetzt wurde Herrn Schauers Blick merklich wärmer. „Oh —
wirklich? Gleich vierhundert? Tüchtig, tüchtig, Herr Poſt! Das
tut mir aber leid, Herr Poſt — da iſt ja die ganze Sommerreiſe
futſch — ſo ein Pech, Herr Poſt! Nicht, Herr Wienrich?‟
Herr Wienrich, der den Platz Schauer gegenüber beſetzt hielt,
ſchob ſeine Brille auf die Naſenſpitze und blickte über die Gläſer
hinweg bald auf Poſt, bald auf Schauer. „Ja, ja‟, krächzte er,
„ein großes, großes Pech —!‟ Er huſtete ſchleimig und raſſelnd,
um das Lachen, das ihn in der Kehle kitzelte, zu verbergen. Sieh
mal an, dachte er, da iſt aber einer mal reingefallen!
„Haben Sie denn alles nachgezählt, alles nachgerechnet, Herr
Poſt?” fing Schauer wieder an. „Es iſt ſo ſchade, ich weiß gar
nicht recht, was ich Ihnen für einen Rat geben ſoll — aber ich
habe nie in meinem Leben ein Kaſſenmanko gehabt. Was macht
man denn da, Herr Wienrich?‟
Wienrich zuckte die Achſeln und huſtete wieder. „Das iſt zu
unſerer Zeit nicht vorgekommen, Herr Schauer”, ächzte er.
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Sonntag, den 30, Septbr. 1934
Hptm. D 2. Vorſt. 19.30—22.15
In neuer Einſtubierung und
Ausſtattung
Der Bettelſtudent
Komiſche Operette v. Millöcker
Muſikal, Leitung: Herburger
Spielleitung: Kuhn
Bühnenbild: Büttner
Hauptrollen: Brozewſki, von
Georgi, Facobs, Aldenhoff,
Kuhn, Sattler, Vogt.
Preiſe: 0.70—5.,50
Tanzunderrichts
Am Montag, den 1. Oktober,
abends 8.15 Uhr, beginnt ein
Anfänger-Kursus.
Tanzschule Bäulkel
Wilhelmſtraße 35. Nuf z15r.
„Auf den Frankenſtein”
Montag, Mittwoch, Donnerstag, Samstag,
Abfahrt 14 Uhr. Sonntag vorm. Abfahrt
8.30 Uhr. . .. . . . . . . . Fahrpreis Mk. 1.00
Dienstag, den 2. Oktober, Abfahrt 13 Uhr.
Aſchaffenburg mit Schloß Schönbuſch Mk. 2.10
Mittwoch, den 3. Oktober, Abfahrt 13 Uhr.
Kloſter Eberbach . . . . . . . . . . . . Mk. 3.00
Lonnerstag, 4. Oktober, Abfahrt 13 Uhr
Lindenfels i. Odw.. . . . . . . . . . . Mk. 2,10
Freitag, den 5. Oktober, Abfahrt 13 Uhr,
Wiesbaden mit Auffahrt zum Neroberg. 2.30 Mk.
Samstag, den 6. und Sonntag, 7. Oktober,
„1½ Tage Schwabenland”, Abfahrt
1z Uhr. Heilbronn — Ludwigsburg.
Stuttgart—Maulbronn—Bruchſal. . . . 9.50 Mk.
Voranmeldung nur im
Reiſebüro des Verkehrsvereins
MEK Adolfecitler=Platz 4. ſos4s
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1o283) Inhaber: Karl Altzweig.
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Anläßlich des Erntedankfestes großes Volksfest
bei Konzert und Tanz. — Leitung Willy Schlupp.
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Eintritt krei!
Anfang 8 Uhr.
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Vorzügliche preiswerte Küche. / Matur-Wein im Ausschank u.
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Orangeriehaus
Heute Sonntag Bessunger Nachkerb!
Im Anschluß an die Führerrede KONZERT und TANZ nach
Leitung: Matthigs Weber.
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rheinischer Art.
Eintritt Frei!
Zum Erntedankfeſt zeigen wir in unſeren
Schaufenſtern die enge Verbundenheit
des Konditorenhandwerkes mit der
deutſchen Landwirtſchaft.
Ronditorei u. Cafe A. 2. Ott & Co.
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Luiſenſtraße, Ecke Eliſabethenſtraße
am Palaisgarten.
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fenſter. — Ernſt
Slitzſch, Markt 3,
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Siemens=Studien=Geselsehaft für psychologische R
Wissenschaften e.V., Arb.-Gemeinsch. Darmstadt
Dienstag, den 2. Oktober 1934, abends 8.15 Uhr, im
Fürstensaal, Grafenstraße 18/20
spricht der bekannte Erfolgs-Praktiker
Algust Biek
Präsicent der Siemens-Studien-Gesellschaft für psvehologische
Wissenschatten e. V. (Wissenschaftliche Leitung: Dr Adolk
Zeddies, Univ.-Prot. Dr. J. M. Verweven, Prok. Dr. R. Müller-
Freienkels, Dr. H. Reis, Prok. Dr. G. Fischer).
C uouss
Einmaliger Vortrag über das Thema:
Auellen des Erfolgs
Der Redner hat durch seine glänzende Laufbahn, die ihn
aus eigner Kraft ohne Protektion und Beziehungen
vom einfachen Lehrling zum Direktor
bedeutender Industrie-Unternehmungen emporfährte, den
Beweis kür die Bichtigkeit und Wirksamkeid der
Erkolgs-
gesetze erbracht. Der Redner wird die Zuhörer in die Lehren
der praktischen Erfolgswissenschaft einführen und sie mit
dem Werden seines Aufstiegs, das auch
das Fundament Ihres Lebens-Erfolgs M
werden muß, vertraut machen. • Aus dem Inhalt: Wie kann
der Mensch aus eigner Krakt erkolgreich werden? Wo liegt die
große Chance kar Begabte und Aukmärtsstrebende?. Wie eind
rascherer Aufstieg u. höhereLeistungssteigerung bei geringerem
Kräkteverbrauch möglich? Cibd es einen Urkratt- Rhrthmus
des Brkolge? Wie steigert man seine Leistungsfähigkeit?
Wen-
dung zum Bessern durch sieghaftes Wollen u. positiges Können.
Eintrittspreiser 90 u. 60 3. Erwerbslose 30 9. Vorverkaut bei:
Verkehrsbüro am Weißen Turm, Hugo de Waal, Rheinstr. 14.
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Heidelbergerſtraße 14.
Montag, den 1.Okt., 18.30 Uhr Zum Nachmittagskaffee
im Kurhaus zu Heubach (Sdw.) . . . Rm. 1.50
Dienstag, den 2. Okt., 13.30 Uhr: Durch den Meſſeler!
Park nach Dreieichenhain—Langen. „Rm. 1.1011
19 Uhr: Zum Hirſchſchreien in den Meſſeler
.. . . Rm. 1.—
Park ...."
Mittwoch, den 3. Okt., 13.30 Uhr: Die beliebte
Nach=
mittagsfahrt zur Kuralpe (Felſenmeer) Nm. 1.10/
Donnerstag, den 4. Okt., 13 Uhr: Zum Waſſerſchloß
. . Rm. 3.—
Meſpelbrumn (Speſſart).
Freitag, den 5. Okt, 13.30 Uhrt Reinheim—Groß=
Bieberau-Vierſtöck—Ober=Moſſau—Hüttenthale=
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Marbach—Erbach—Höchſt.
Samstag, den 6. Okt., 13.30 Uhr: Nach Lindenfels
i. Odw. (durch Gerſprenz= u. Modautal) Rm. 2.15
19 Uhr: Zum Hirſchſchreien in den Meſſeler
.. . . Rm. 1.—
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Von Samstag, den 6. bkt.—Sonntag, den 7. Okt. 34:
Die vielerwünſchte Wochenend=Fahrt an
Rhein und Moſel. Abfahrt 13 Uhr.
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Sonntag, den 7. Okt., 8.30 Uhr: Frankfurt—Bad
Nau=
heim—Butzbach—Lich—Gungen—Nidda—
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berg—Büdingen—Gelnhauſen—Hanau Rm. 6.—
Auskunft und Proſpekte im Heaghaus, Darmſtadt,
Luiſenſtr. 12—16, Telefon 3390, Bimmer 6.
Zeweilige Abfahrt am Heaghaus; Voranmeldnng
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unbedingt erforderlich.
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Neuer Inhaber: Karl Bader pausen. — Pausen!.
werden abgeläutet, jeden Sonntag Thüringer Klöde
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mit Gans oder Schweinebraten.
Inh.; Karl Bader.
Montag, 1. Oktober, 20.15 Uhr,
Oeffentlicher Gemeindeabend,
Vortrag:
„Naturwſſen an der Zeitenwende‟
Gottfried Huſemann.
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Unkoſtenbeitrag erbeten.
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volksstumlicher Tanz ab 8 Uhr
Eintritt frei. Tanz frei
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Mittwoch, den 3. 10. Abfahrt 12.30 Uhr.
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ſchloß Meſpelbrunn . . . . . . . . . . RM. 3,00
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Freitag, den 5. 10. Abfahrt 13 Uhr. Bad
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Samstag, den 6. 10. Abfahrt 13 Uhr.
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bergertal — Lindenfels— Modautal . . RM. 2.00
Sonntag, den 7. 10. Zur Kirchweihe nach Lichtenberg.
Abfahrt 8,00, 10.,00, 12.00, 14.00, 16.00, 19.30 Uhr.
Montag, den 8. 10. Abfahrt 13.15 Uhr. Zur
Kirch=
weihe nach Lichtenberg.
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Voranmeldungen unbedingt erforderlich.
Erstaufführung
Der Schrechen
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mit Ralph Arthur Roberts,
Oskar Sima, Paul Bekers,
Frits Servos
und Hugo Biseher Köppe.
Der Aufmarsch der Komiker.
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