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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 266
Mittwoch, den 26. September 1934. 196. Jahrgang
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Barthous öſterreichiſche Pläne.
Gatankie durch den Völkerbund? — Italien macht Schwierigkeiten. — Anüberbrückbare Gegenſähe
zwiſchen Italien und den Ländern der Kleinen Enkenke.
Politik der Zuſammenarbeit mit Italien, und einer Politik, bei
der es ſich auf Deutſchland ſtütze. Die ungariſche Haltung werde
Erfolgloſe Beſprechungen.
durch die Reviſionspolitik beſtimmt; deren Verwirklichung aber
liege in unabſehbarer Ferne, und damit ſei eine unlösbare
Das Pariſer Echo
Schwierigkeit in jedem Verſuch einer Löſung der Donaufrage
enthalten.
der Genfer öſterreichiſchen Beſprechungen.
Paliee
ellen
EP. Paris, 25. September.
Die franzöſiſchen Blätter berichten aus Genf über den
mühevollen Gang der Beſprechungen zur Gewährleiſtung der
öſterreichiſchen Unabhängigkeit. Sie müſſen eingeſtehen, daß
praktiſche Ergebniſſe bisher nicht erzielt worden
ſind, und daß man in Genf vorläufig vom guten Willen und
von der Hoffnung lebe.
Pertinax klagt im „Echo de Paris” bitter über die Lage
im Donauraum. Wenn am 28. Juli die italieniſchen Soldaten
die öſterreichiſche Grenze überſchritten hätten, dann wären auch
die jugoſlawiſchen Truppen marſchiert. Solange ſolche
Zu=
ſtände herrſchten, müſſe man ſich in Mitteleuropa auf die
ſchlimmſten Ueberraſchungen gefaßt machen. Das Hauptziel
der römiſchen Verhandlungen Barthous ſei
daher, zwiſchen der Kleinen Entente und Italien
eine Einigung herbeizuführen. Bereits in Genf
werde Barthou dieſes Werk beginnen, aber man müſſe
ein=
geſtehen, daß die Vorzeichen dafür wenig günſtig ſeien.
Der römiſche Berichterſtatter des „Jour” ſieht den
bevor=
ſtehenden italieniſch=franzöſiſchen Verhandlungen in Rom gerade
im Zuſammenhang mit der von Frankreich gewünſchten
An=
näherung Italiens an die Kleine Entente mit Skepſis entgegen.
Angeſichts des Wiederauflebens der jugoſlawiſch=italieniſchen
Meinungsverſchiedenheiten müſſe man fragen, wo Barthou
einſetzen wolle, um eine Annäherung Italiens
an die Kleine Entente herbeizuführen.
Pertinax ſchreibt weiter, im franzöſiſchen Miniſterrat ſei
ein Garantievorſchlag angenommen worden, der
ziem=
lich beſcheiden ſei. Man verlange von keiner Regierung
mehr direkte oder formelle Garantien, um die engliſche
Regie=
rung nicht abzuſchrecken. Die Nachbarſtaaten Oeſterreichs
wür=
den ſich lediglich verpflichten, ſich in die inneren
Angelegen=
heiten dieſes Landes nicht einzumiſchen. Im übrigen ſolle dem
Völkerbund die Gewährleiſtung der Unabhängigkeit Oeſterreichs
mit den ihm zur Verfügung ſtehenden Mitteln übertragen
werden.
Die Schwierigkeiten kommen, wie die franzöſiſchen Blätter
heute einmütig feſtſtellen, von italieniſcher Seite. Italien wolle
von einer Uebertragung des Schutzes Oeſterreichs auf den
Völkerbund nichts wiſſen und ziehe direkte Abkommen unter den
intereſſierten Staaten vor.
England desinkereſſierk.
EP. London, 25. September.
Ueber den neuen von Barthou in Genf vorgelegten
öſterreichiſchen Pakt=Plan berichtet der „Daily Telegraph”
daß dieſer ſehr viel beſcheidener ſei, als das
italieniſche Projekt. Der franzöſiſche Plan ſehe
ledig=
lich vor, daß die an Oeſterreich angrenzenden Staaten die
Ver=
pflichtung übernehmen, ſich nicht in Oeſterreichs innere
An=
gelegenheiten einzumiſchen. Sollte eine der beteiligten Mächte
dieſe Verpflichtung verletzen, ſo würde der Völkerbundsrat
ein=
greifen. Frankreich, ſo ſchreibt der diplomatiſche
Mit=
arbeiter des genannten Blattes, ſei entſchloſſen,
Oeſter=
reichs Unabhängigkeit nicht in der Form eines
italieniſchen Protektorats, ſondern durch die
Garan=
tie ſämtlicher Nachbarſtaaten ſicherzuſtellen. Das Blatt
drückt jedoch gleichzeitig Zweifel aus, ob die in dieſer Richtung
gehenden Beſtrebungen zu einem Erfolg führen werden.
Italien einerſeits wünſche eine ſolche Löſung nicht, andererſeits
mache die täglich wachſende italieniſch=ſüdſlawiſche Spannung
die Verwirklichung unmöglich. Es ſei daher nicht
ausge=
ſchloſſen, daß die ganzen Verhandlungen
letzten Endes zu nichts führen würden.
Was Englands Haltung gegenüber dieſen Paktbeſtrebungen
anbetreffe, ſo wird allgemein betont, daß die engliſche
Abordnung in Genf gegenüber den zuerſt von
Aloiſi vorgebrachten Plänen eine ablehnende
Haltung eingenommen habe und auch ihr
Des=
intereſſement an dem Projekt Barthous
er=
klärte, Lordſiegelbewahrer Eden habe in der geſtrigen
Unter=
redung zwiſchen dem Italiener Aloiſi und Barthou, an der er
teilgenommen habe, lediglich die Rolle eines Beobachters geſpielt.
„Times” über die Ausſichken der Genſer
Beſprechungen.
Der Genfer Korreſpondent der „Times” ſagt in einem
Be=
richt, bisher ſcheine in der Frage einer Garantie der
Unabhängig=
keit Oeſterreichs kein weſentlicher Fortſchritt gemacht
worden zu ſein, und es ſei damit auch in unmittelbarer Zukunft
nicht zu rechnen. Das Höchſte, was man erhoffen könne, ſei, daß
die Verhandlungen die günſtigſten Vorbedingungen für die
Aus=
bprache ſchaffen würden, die bei Barthous Beſuch in Rom
ſtatt=
uinden werde. Bei dieſer Sachlage ſei die Initiative eines
gegen=
ſeitigen Einvernehmens von Baron Aloiſi an Barthou
über=
degangen, da Frankreich das größte Intereſſe an einer Löſung
habe. Es werde jede Anſtrengung unternommen, um eine
Wie=
derholung von Ereigniſſen zu verhindern, die kürzlich den
Frie=
den Europas bedroht und eine bleibende Wirkung auf die
Be=
dehungen zwiſchen einer Anzahl Staaten ausgeübt hätten. Die
Zaltung Ungarns ſchaffe neue Schwierigkeiten.
Angarn werde hin= und hergezogen zwiſchen einer
Frankreichs ſchwindende Hoffnungen.
In den franzöſiſchen Kreiſen macht man ſich bereits mit
der Erfolgloſigkeit der Verhandlungen hinſichtlich des Abſchluſſes
eines Abkommens zum Schutze der öſterreichiſchen
Unabhängig=
keit vertraut. Die Vermittlungsaktion des Außenminiſters
Barthou zwiſchen Italien und den Ländern der Kleinen Entente
ſtößt nach Anſicht dieſer Kreiſe auch inſofern auf
Schwierig=
keiten, als der italieniſche Vertreter Aloiſi aus Rom genau
umſchriebene Order erhalten hat und ſeine Regierung nunmehr
um neue Anweiſungen bitten muß. Unter dieſen Umſtänden
werden, wie der „Temps” aus Genf meldet, die
Verhand=
lungen, falls ſie nicht noch in Genf zu einem Ergebnis
ge=
bracht werden können, bei den bevorſtehenden Beſprechungen
Barthous in Rom wieder aufgenommen werden. Die
ver=
trauensvolle Zuſammenarbeit zwiſchen Italien und Frankreich,
ſo ſchreibt der Leitartikler dieſes offiziöſen Blattes, könne eine
für alle Teile annehmbare Löſung erreichen. Es gebe jedoch
verſchiedene Formeln, die in Erwägung gezogen werden könnten,
ſo z. B. die Möglichkeit einer Kollektiv=Garantie im Rahmen
des Völkerbundes.
Königsbeſuch in Sofia.
Zuſammenarbeik zwiſchen Bulgarien u. Jugoſlawien
EP. Sofia, 25. September.
Das Programm für den Empfang des jugoſlawiſchen
Königs=
paares am Donnerstag in Sofia wurde nunmehr bekanntgegeben.
Der königliche Zug trifft am Donnerstag, 16 Uhr, in Sofia ein.
Auf dem Bahnhof werden die jugoſlawiſchen Gäſte vom
bulgari=
ſchen Königspaar, den Mitgliedern der Regierung, der
Generali=
tät, zahlreichen Würdenträgern und den Spitzen der Behörden
empfangen werden. Unter der Eskorte der königlichen Garde
wer=
den ſich ſodann die Gäſte in den Palaſt begeben, vor dem eine
Truppenſchau ſtattfindet. Unter den öffentlichen Veranſtaltungen
des Königsbeſuchs iſt insbeſondere der große Empfang im
könig=
lichen Palaſt zu erwähnen, zu dem bereits mehrere hundert
Ein=
ladungen ergangen ſind
Miniſterpräſident Georgieff betonte in einer Erklärung über
die Bedeutung des Königsbeſuchs in Sofia die Bedeutung einer
noch engeren Zuſammenarbeit zwiſchen den beiden Staaten
Bul=
garien und Jugoſlawien im Intereſſe des allgemeinen Friedens.
Dieſe Zuſammenarbeit bedeutet keine Gefahr und keinen Grund
zur Beunruhigung für andere Staaten. Die Anweſenheit des
Königs Alexander in Sofia werde zur Löſung der ſchwebenden
wichtigen Fragen benützt werden.
Schwierigkeiten bei den franzöſiſch=iſchechiſchen
Handelsverkragsverhandlungen.
EP. Paris, 25. September.
Die franzöſiſch=tſchechoſlowakiſchen
Handelsvertragsverhand=
lungen, die dieſer Tage in Paris begonnen haben, ſind auf
erhebliche Schwierigkeiten geſtoßen. Die tſchechoſlowakiſche
Re=
gierung hat nunmehr offiziell wiſſen laſſen, daß die
fran=
zöſiſchen Vorſchläge vollkommen ungenügend
ſeien. Dieſe Vorſchläge wurden auf der Grundlage des
gegen=
wärtigen Austauſch=Volumens zwiſchen den beiden Ländern
gemacht. Die tſchechoſlowakiſche Regierung wünſcht
jedoch eine Erweiterung der Ausfuhrmöglichkeiten nach
Frank=
reich zum Ausgleich ihrer Handelsbilanz mit Frankreich und
droht mit einem Clearing oder einer
Vermin=
derung der franzöſiſchen Einfuhr, insbeſondere
der von Baumwolle und Kammgarn ſowie Parfümartikeln und
Likören. D. h. alſo, daß die Tſchechoſlowakei mit
Kontingen=
tierungen droht, die etwa 30 Prozent der franzöſiſchen Ausfuhr
nach der Tſchechoſlowakei ausmachen würden. Man hofft jedoch,
daß durch eine Intervention des franzöſiſchen Handelsminiſters
Lamoureux bei dem tſchechoſlowakiſchen Außenminiſter Beneſch
in Genf die Verhandlungen wieder in Fluß gebracht werden
können.
Vor einem Gnadenakt des polniſchen
Staaks=
präſidenken für die Breſter Gefangenen.
DNB. Warſchau, 25. September.
Wie in Warſchauer politiſchen Kreiſen verlautet, beabſichtigt
der Staatspräſident, bereits in nächſter Zeit einen Gnadenakt für
die ſogenannten Breſter Gefangenen zu unterzeichnen. Es
han=
delt ſich dabei um die zu langen Freiheitsſtrafen verurteilten
früheren parlamentariſchen Führer der Bauernparteien und der
Sozialiſtiſchen Partei, denen vor einigen Jahren in Breſt=Litowſk
ein aufſehenerregender Prozeß politiſcher Art gemacht wurde
unter der Anklage, daß ſie einen Staatsſtreich gegen Pilſudſki
vorbereitet hätten. Wie es heißt, werden nicht nur die
Verur=
teilten begnadigt, ſondern auch diejenigen, die vor ihrer
Verhaf=
tung ins Ausland geflüchtet ſind. Zu denen gehören u. a. der
ehemalige Miniſterpräſident Witos.
Wünſche und Gegenſähe in Genſ.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
H. Genf, Ende September.
Die vergangene Woche der Völkerbundstagung ſtand, wie
zu erwarten war, noch ganz im Zeichen des Eintritts
Sowjet=
rußlands. Dabei wurde allerdings vollſtändig klar, daß es
der franzöſiſchen Regie trotz aller Bemühungen nicht gelungen
iſt, dieſen Einzug in den Völkerbund zu einem zweifelsfreien
Erfolg für den franzöſiſchen Block und für Rußland ſelbſt zu
geſtalten. Es iſt dem Eingreifen einiger aufrecht gebliebener
Völkerbundsſtaaten gelungen, wenigſtens zu erreichen, daß
Ruß=
land dem ordentlichen Aufnahmeverfahren unterworfen wurde.
So hatte der ſchweizeriſche Bundesrat Motta die Möglichkeit,
ſeine große und mutige Rede zu halten, durch die
Sowjet=
rußland vor ſeinem Eintritt noch einmal in ein ſcharfes
auf=
klärend wirkendes Scheinwerferlicht geſetzt wurde. An der
Tai=
ſache des ruſſiſchen Eintritts war allerdings nichts mehr zu
ändern. Aber die Einzugsfeierlichkeit ſelbſt war, zweifellos auch
als Folge der unter der Oberfläche ungewöhnlich ſtarken und
fühlbaren Oppoſition, dann ſo enttäuſchend wie möglich für die
Sowjetruſſen. Vielleicht lag es auch an dieſen Erfahrungen,
daß die Vertreter Moskaus bisher ſich im Völkerbund
außer=
ordentlich zurückgehalten haben. Das entſpricht an ſich gar nicht
ihren Methoden, wie man ſie z. B. von der Abrüſtungskonferenz
her kennt. Es iſt eben doch gelungen, Sowjetrußland gleich
beim Eintritt mit einer ſtarken moraliſchen Hypothek zu
be=
laſten, die mindeſtens in der erſten Zeit nicht wirkungslos ſein
dürfte. Faſt ausnahmslos konnte man in ausländiſchen
Kreiſen, ſelbſt bei Delegationen, die dem Eintritt
Sowjetruß=
lands und dem ſtändigen Ratsſitz dieſes Landes zugeſtimmt
haben, ein ſtarkes Unbehagen über die Mitgliedſchaft der
Mos=
kowiter feſtſtellen. Nur ſo war es auch möglich, daß
Bundes=
rat Motta bei ſeiner großen Rede vor der politiſchen
Kommiſ=
ſion auch unter den Delegierten ſelbſt ſtarken und
demon=
ſtrativen Beifall fand. Viele dieſer Delegationen haben ſpäter
ohne Zweifel gegen ihr innerſtes Gefühl abgeſtimmt. Man
hat auch bisher durchaus nicht den Eindruck, daß
Sowjetruß=
lands Anweſenheit die franzöſiſche Poſition geſtärkt hat.
Vor=
läufig iſt der Preſtigeverluſt, den Barthou und mit ihm
Frank=
reich erlitten hat, nicht zu beſtreiten. Aber die franzöſiſchen
Hoffnungen gehen eben zweifellos dahin, daß dieſes „
Ueber=
gangsſtadium” überwunden werden kann, und daß ſich dann
ſpäter die ruſſiſche Anweſenheit in Genf politiſch auswerten
läßt, vor allem dann, wenn Beſchlüſſe gegen Deutſchland gefaßt
werden ſollen. Zweifellos rechnet man auch ſchon mit
ſowjer=
ruſſiſcher Unterſtützung in den Saarfragen, die ja Ende dieſes
und Anfang nächſten Jahres endgültig entſchieden werden
müſſen. Aber wenn die Herren am Quai d’Orſay auch noch
Hoffnungen auf die ruſſiſche Hilfe in Genf ſetzen, ſo läßt ſich
doch nicht verkennen, daß man in Völkerbundskreiſen umſo
ent=
täuſchter iſt. Das Gefühl iſt nicht aus der Welt zu ſchaffen,
daß der Völkerbund durch die kompromittierende Mitgliedſchaft,
die ſich mit den Grundideen des Völkerbundspaktes nicht
ver=
einigen läßt, belaſtet und moraliſch geſchwächt worden iſt. Ganz
deutlich iſt bei dieſer Gelegenheit auch der Trennungsgraben
zwiſchen den mehr konſervativen oder auch nur bürgerlich
ge=
richteten Regierungen und jenen internationalen Kreiſen in
Genf zu erkennen, die vorwiegend unter dem jüdiſchen oder
freimaureriſchen Einfluß ſtehen. Gerade dieſe letztgenannten
Elemente geben ſich die äußerſte Mühe, Sowjetrußland in Genf
einzuführen und es gewiſſermaßen hoffähig zu machen.
Mit dem Eintreffen Sowjetrußlands in Genf war
natür=
lich für die Oſtpaktverhandlungen ein gewiſſer Auftrieb gegeben.
Zwiſchen Barthou und Litwinow und zwiſchen Beneſch und
Litwinow iſt gerade in den letzten Tagen über dieſe Frage
viel geſprochen worden. Sie hat aber bei den Genfer
Kuliſſen=
verhandlungen bisher nicht die Bedeutung erlangt, die man
ihr urſprünglich zugemeſſen hatte. Der polniſche Widerſtand
gegen die Oſtpaktpläne und die Abſage Deutſchlands haben zu
deutlich gezeigt, daß es ſich hier weitgehend um Konſtruktionen
im luftleeren, Raum handelt, denen jedenfalls entſcheidende
Vorausſetzungen noch fehlen. Trotzdem bemüht ſich die
fran=
zöſiſche Politik auch hier, wenigſtens ſchrittweiſe vorwärts zu
kommen. Dabei wird der Gedanke einer Abänderung des
urſprünglichen Paktprojektes, zumindeſten in einigen nicht
unweſentlichen Punkten, zweifellos ernſthaft erhoben. Vor allem
hofft man, damit Polen eine Brücke zu bauen.
Sehr viel umfangreicher noch ſind die Geſpräche über die
öſterreichiſchen Garantiefrage und über die Donauprobleme
ge=
weſen. Hier hat auf der einen Seite die kleine Entente unter
ſich verhandelt — wobei ein jugoſlawiſch=tſchechiſcher Gegenſatz
ſichtbar wurde — und auf der anderen Seite wurde von
italieniſcher Seite unter Mitwirkung Frankreichs eine ſehr
ſtarke Initiative entfaltet. Es kam zu zahlloſen Beſprechungen
zwiſchen den Vertretern der anweſenden Großmächte, den
Oeſterreichern ſelbſt, auch den Ungarn und vor allem Beneſch,
wobei die verſchiedenſten Anregungen, die größtenteils von
Italien, z. T. aber auch von dem tſchechiſchen Außenminiſter
ſtammten, durchgeſprochen wurden. Gleichzeitig hat ſich dann,
ſehr zum Kummer der Franzoſen, der jugoſlawiſch=italieniſche
Gegenſatz wieder außerordentlich zugeſpitzt, wodurch ein Erfolg
dieſer Beſprechungen von vornherein in Frage geſtellt wurde.
Tatſächlich iſt es denn auch zu keinerlei poſitiven Ergebniſſen
gekommen. Es blieb auch kein Geheimnis, daß ſowohl
England=
als auch Ungarn automatiſch wirkende „Sanktionen” — alſo
irgendein Syſtem, in dem eine gegenſeitige militäriſche Hilfe in
beſtimmten Fällen automatiſch wirkſam werden würde — von
vornherein abgelehnt haben. So ſcheint nun nichts übrig zu
bleiben, als auf die für den Monat Oktober und Anfang
November in Ausſicht genommenen Miniſterreiſen zu hoffen,
bei denen Barthous Beſuch in Rom im Mittelpunkt ſtehen wird.
Auch die franzöſiſch=italieniſchen Annäherungsverſuche, die
weniger in Genf, als zwiſchen den Hauptſtädten geſpielt zu
haben ſcheinen, ſind von einem abſchließenden Ergebnis
offen=
bar noch recht weit entfernt.
Für Deutſchland bleibt das Saarproblem immer noch bei
weitem die wichtigſte der in Genf zu erörternden Fragen.
Bis=
her iſt es noch zu keinen richtigen Debatten oder Beſchlüſſen
gekommen. Die franzöſiſche Saardenkſchrift iſt ein viel zu harter
Brocken, als daß eine Stellungnahme der Mächte im
Völker=
bundsrat ſo leicht möglich ſein könnte. Auf jeden Fall ſcheint
Seite 2 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. September 1934
man die Abſicht zu haben, erſt mit Deutſchland zu ſprechen,
ehe man ſich hier irgendwie feſtlegt. Trotzdem darf aus dem
bisherigen Schweigen in Genf nicht geſchloſſen werden, daß
die hiſtoriſche Bedeutung der Saarfrage hier verkannt wird.
Der Minderheitenvorſtoß der Polen hat in der
der=
gangenen Woche inſofern eine Klärung erfahren, als Polen
angeſichts des vor allem von den Großmachten geleiſteten
Wider=
ſtandes ſeinen Antrag auf Verallgemeinerung des
Minder=
heitenſchutzes zurückgezogen hat. Gleichzeitig aber hat es ſeinen
Entſchluß aufrecht erhalten, an der Erörterung Polen
betref=
fender Minderheitenfragen vor dem Völkerbundsrat unter dieſen
Umſtänden nicht mehr teilzunehmen, trotz des auch hier
er=
hebenen Einſpruchs zahlreicher Mächte. Dieſe letztere Frage
kann aber noch nicht als endgültig geklärt angeſehen werden.
Vom deutſchen Standpunkt aus wird man bei allen dieſen
Problemen natürlich auch immer an die etwaigen Rückwirkungen
auf andere europäiſche Staaten als Polen denken müſſen.
Im ganzen macht es den Eindruck, als ob der Höhepunkt
der Genfer Tagung ſchon überſchritten ſei. Der franzöſiſchen
Politik iſt zwar der Eintritt Sowjetrußlands, wenn auch unter
Rückſchlägen, ſchließlich gelungen. Aber die Entwicklung der
anderen großen Fragen, die der diesjährigen
Völkerbunds=
tagung eine beſondere Bedeutung geben ſollten, iſt bisher
zweifellos hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die
An=
weſenheit zahlreicher Außenminiſter oder bevollmächtigter
Dele=
gierter hat es zwar möglich gemacht, über vieles zu ſprechen
und manches einzuleiten, auf der anderen Seite aber hat
gerade die Vielheit der Verhandlungsteilnehmer die
Inne=
haltung einer einheitlichen Linie erſchwert. Den
Intereſſen=
gruppen ſtand in vielen Fällen auch eine Gegengruppe
gegen=
über, deren Störungsfeuer ſich oft genug geltend machte.
Der Goldblock beſchließk.
Nach dem Auffliegen der Weltwirtſchaftskonferenz hat ſich
ein Teil der Länder, die an der Goldparität ihrer Währung
feſthielten, zum ſogenannten Goldblock zuſammengeſchloſſen, der
als Mittelpunkt zur gemeinſamen Abwehr gegen die
Ueber=
ſchwemmung aus den abgewerteten Staaten gedacht war. Dieſer
Goldblock hat jetzt auch in Genf getagt. An ſeinen Beratungen
haben ſich Belgien, Frankreich, Luxemburg, Holland und die
Schweiz beteiligt. Herausgekommen iſt dabei vorderhand nur
eine Entſchließung, die in vielen Worten um
die Dinge herumredet, nach der poſitiven Seite das
Vekenntnis zur Aufrechterhaltung der
Gold=
parität als einer weſentlichen Vorausſetzung des
wirtſchaft=
lichen und finanzkellen Wiederaufbaues der Welt und die
Notwendigkeit einer Erweiterung des
inter=
nationalen Austauſches. Die ängſtliche Verſicherung,
daß ſich ihre Initiative gegen kein anderes Land richtet,
wider=
ſpricht dem Programm, daß man möglichſt raſch zu konkreten
Refultaten gelangen will. Dazu hat die Goldkonferenz eine
Kommiſſion von Vertretern der Staatsregierungen eingeſetzt mit
dem Auftrag, die Hauptprobleme der wirtſchaftlichen und
finanziellen Beziehungen unter den 6 Staaten zu unterſuchen.
Mit Kommiſſionen allein iſt, das haben die
Er=
fahrungen der letzten Jahre, das haben vor allem die
Be=
ratungen der Weltwirtſchaftskonferenz ſelbſt gezeigt, kaumnoch
nützliche Arbeit zu leiſt en. Man könnte vielleicht aus
der etwas gewundenen Formulierung herausleſen, daß die
6 Länder den Verſuch machen wollen, aus dem
Goldblock einen Wirtſchaftsblock zu geſtalten,
in dem ſie ſich gegenſeitig begünſtigen und unterſtützen. Aber
auch das wäre doch ein ziemlich hoffnungsloſes Beginnen, denn
die wirtſchaftliche Produktion iſt bei ihnen allen ziemlich
gleich=
artig gelagert. Es fehlt alſo die erſte
Voraus=
ſetzung eines ſolchen Blocks, die gegenſeitige
Austauſchmöglichkeit, die nur vorhanden wäre, wenn
dem induſtriellen Ueberfluß entſprechend große Bedarfsgebiete
gegenüüberſtehen würden. Vor allem wird aber ein ſolcher
Ver=
ſuch zu Waſſer, ſobald er nicht aus rein wirtſchaftlichen
Er=
wägungen beeinflußt, ſondern in ſeiner Richtung politiſch
be=
dingt iſt.
Die Mächte des Goldblocks hätten eine ganz andere
Ellen=
bogenfreiheit, wenn ſie ſich daran erinnert hätten, daß auch
Deutſchland immer noch am Goldſtandard feſthält und nach den
bindenden Erklärungen des Reichsbankpräſidenten auch weiter
feſthalten wird. Ein Hand=in=Hand=Arbeiten mit Deutſchland
würde vielleicht, trotz der Deviſenfeſſeln, die uns angelegt ſind,
poſitive Möglichkeiten ergeben, deren Vorteile allen Staaten
zugute kommen würden. Aber die Politik verbietet, daß
Deutſch=
land herangezogen wird, und ſolange bleiben auch die
Be=
mühungen des Goldblocks trotz des guten Willens einzeluer
Länder vorläufig nur papierne Beſchlüſſe,
Schickſal.
Von Dr. Guſtav Barthel.
Gewaltige Kräfte ſittlicher und heldiſcher Art ſind in unſerem
Volk wieder wirkſam geworden, ſind wieder in das Bewußtſein, des
ſich als Einheit und ſchickſalsbeſtimmte Gemeinſchaft ſich fühlenden
deutſchen Volkes getreten. Wir fühlen ein Schickſal walten, eine
Kraft, die über den einzelnen ſteht, eine Idee, die ein Volk in
Bann ſchlägt, aufrüttelt bis ins Tiefſte, einen Willen, der im
Heldiſchen ſeine Größe ſieht und in der Einſatzbereitſchaft bis zum
Tode die Erfüllung. Hier klingen in unſerem Blute, Erbteil einer
unendlichen Reihe von Generationen, alte Anſchauungen, alter
Glaube wieder an, erhält eine neue Form, erweckt aber den
ur=
alten und ewigen jungen Mythos der deutſchen Beſtimmung zu
neuem Leben, zu innerer Wahrheit, zu einer ſchickſalhaften
Ver=
pflichtung. Schickſal! Schickſal und Heldentum. Dieſe Begriffe ſind
nicht willkürlich, noch bedeuten ſie die Wiederbelebung einer längſt
vergangenen Epoche, die uns heute nichts mehr zu ſagen hat. Man
hat geſagt, daß ein Volk in einer beſtimmten Stufe ſeiner
Ent=
wicklung gleichſam in ſeiner reiſigen Jugend, einmal ein
herri=
ſches Zeitalter erlebt. Einmal und nicht wieder. Wir wiſſen heute,
daß die Geſchichte nicht die Entwicklung von etwas
Unbedeuten=
dem zu Großem iſt. „Das erſte raſſiſch=völkiſche Erwachen durch
Helden, Götter und Dichter iſt bereits ein Höhepunkt für immer”
Man hat verſucht im Germanentum die lähmende Angſt vor dem
Schickſal und deſſen Erfüllung hervorzuheben. Es gab auch unter
den Germanen Männer, die in ihrer Bruſt „feiger Gedanken,
Jängſtliches Bangen” verſpürten und ſich vor dem gewaltigen
Schick=
ſal fürchteten. Aber trifft dies das Germanentum? Hätte es je die
Kraft entfalten können, das Heldenideal ſeiner großen Dichtung
aufzuſtellen, wenn nicht die Menſchen die Kraft gehabt hätten,
ſich auf die Höhe des Heldentums zu erheben und es durchzukoſten
in Glück und Leid bis zum Untergang?
Es gibt wohl kein größeres und gewaltigeres Heldengedicht
als das Nibelungenlied, in dem das mit aller Deutlichkeit
klar wird. Und zwar nicht nur in der Geſtalt des ſtrahlenden
Hel=
den Siegfried, der arglos, tapfer, edel und licht ſtirbt von
hinter=
liſtiger Hand meuchlings ermordet, wie Baldur, der ſtrahlende
Frühlingsgott, fällt durch die Liſt Lokis. Hagen, der grimmige,
düſtere Blutbefleckte, verkörpert nicht minder ſchickſalhaftes
Hel=
dentum. Denn ſeine ganze Handlungsweiſe, die auch ihm Größe
verleiht, muß aus der Vaſallentreue verſtanden werden, der Treue
zu ſeinem Herrn. Hier tritt zugleich die unabwendbare Tragik
hinzu. Als Siegfried, der Held, in Worms einreitet, um König
Gunther zu grüßen, da fühlt dieſer finſtere, treulos=treue Mann
ſofort die Kraft des Führers, das ſieghafte Element, das Sieg=
Vom Tage.
Auf dem ehemals roteſten Platz Berlins, dem heutigen Horſt=
Weſſel=Platz. enthüllte Oberpräſident Gauleiter Kube geſtern
vor=
mittag in Gegenwart zahlreicher führender Perſönlichkeiten aus
Reich, Staat, Stadt und Partei das Denkmal für die im Kampfe
gegen Rotmord gefallenen Polizeihauptleute Anlauf und Lenck.
Der Düſſeldorfer Sa hlieferungsprozeß gegen Kommerzienrat
Max Falk, der die Düſſeldorfer Gerichte ſieben Jahre beſchäftigt
hat, wird jetzt vor dem Volksgericht in Berlin fortgeſetzt. Die
Große Düſſeldorfer Strafkammer hat den Prozeß an das
Volks=
gericht abgegeben mit der Begründung, daß hinreichender
Ver=
dacht beſteht, Falk habe ſich nicht nur der angenommenen
Straf=
taten ſchuldig gemacht, ſondern auch gemeinſchaftlich mit anderen
der Beihilfe zur landesverräteriſchen Untreue, einer Straftat, die
in die Zuſtändigkeit des Volksgerichts falle.
Die Aufnahme diplomatiſcher Beziehungen zwiſchen Ungarn
und S etrußland ſteht unmittelbar bevor. Die Sowjetunion
rung hat bereits um das Agrement für den Geſandten Beſſadian
nachgeſucht, der Ende Oktoher in Budapeſt eintreffen ſoll. Zum
ungariſchen Geſandten in Moskau iſt wahrſcheinlich der
gegen=
wärtige Geſandte in Ankara, Jungerth, auserſehen.
Das vorläufige deutſch=engliſche Abkommen zur Stabiliſierung
des Status auo im Handelsverkehr zwiſchen den beiden Ländern
bis zum Abſchluß eines endgültigen Vertrags wird von der
eng=
liſchen Preſſe mit Befriedigung aufgenommen.
Das engliſche Kabinett iſt geſtern zum erſten Male ſeit der
Vertagung des Unterhauſes im Juli zuſammengetreten. Im
Vor=
dergrund der geſtrigen Beratungen ſtand der Bericht des
Außen=
miniſters Sir John Simon über die außenpolitiſche Lage. Dabei
dürfte den deutſch=engliſchen Wirtſchaftsverhandlungen beſondere
Wichtigkeit beigemeſſen worden ſein. Daneben beſchäftigte ſich das
Kabinett auch mit innenpolitiſchen Fragen.
Die in Cardiff geführten Einigungsverhandlungen im
Wali=
ſer Bergbau ſind heute endgültig geſcheitert, ſo daß ein Ausſtand
nunmehr unvermeidlich erſcheint. Die Verhandlungen ſcheiterten
an der Weigerung der Arbeitnehmer, die von den Arbeitgebern
vorgeſchlagene Schiedskommiſſion anzuerkennen.
Die Madrider Preſſe verzeichnet das Gerücht, Trotzki habe
unerlaubt die ſpaniſche Grenze überſchritten und halte ſich
heim=
lich in Madrid auf. Die Madrider Polizei hat bereits
Nachfor=
ſchungen angeſtellt.
In Guatemala wurden fünf weitere Beteiligte an der
radi=
kaliſtiſchen Verſchwörung, die am 11. September aufgedeckt wurde,
erſchoſſen. Sämtliche hingerichteten Verſchwörer ſind
Militärper=
ſonen geweſen. Wie erinnerlich, waren Anſchläge auf hohe
Re=
gierungsbeamte, darunter den Präſidenten Ubico, geplant.
Die braſilianiſche Regierung beabſichtigt, ein
Erneuerungs=
programm für die Kriegsmarine ohne Deviſenopfer durchzuführen.
Die Finanzierung des Programms ſoll durch Ausfuhr von Waren
erfolgen, die bisher keinen beſtimmten Auslandsmarkt hatten.
der japaniſche Skaakstak billigk die Polikik Hirokas.
DNB. Tokio, 25. September.
Der japaniſche Staatsrat hat am Dienstag die Politik des
Außenminiſters Hirota in der Frage der chineſiſchen Oſtbahn
gebilligt. In politiſchen Kreiſen und in der Preſſe glaubt man
zu wiſſen, daß der Kauf der chineſiſchen Oſtbahn Mitte Oktober
endgültig abgeſchloſſen werden wird. Außenminiſter Hirota
hatte am Dienstag eine längere Beſprechung mit dem
ſowjet=
ruſſiſchen Botſchafter Jurenew über Einzelfragen der
zuſtande=
gekommenen Vereinbarung. Zu den endgültigen
Abſchluß=
verhandlungen werden der mandſchuriſche Vizeminifter Ohaſchi
und Direktor Hoſchino aus Hſingking nach Tokio berufen. Die
Sowjetunion wird bei den Verhandlungen durch den
Bot=
ſchafter Jurenew und den Vertreter der Oſtbahnverwaltung
Konzurowſki vertreten ſein.
Die japaniſche Oeffentlichkeit feiert die Löſung der Frage
der chineſiſchen Oſtbahn als großen Erfolg Hirotas. Die
japaniſche Preſſe ſtellt feſt, daß die Verhandlungen nach
dem 3. Auguſt dieſes Jahres in Hſingking unter
Betei=
ligung der japaniſchen Botſchafter aus Paris
und Waſhington und in Anweſenheit des
fran=
zöſiſchen und des amerikaniſchen Botſchafters
in Tokio fortgeſetzt worden ſeien.
Die Blätter heben ferner hervor, daß die chineſiſche Oſtbahn
urſprünglich mit franzöſiſchem Kapital erbaut worden ſei, und
daß Frankreich die Zuſtimmung zum Verkauf
ge=
geben habe, weil es eine weitere Bindung der
Sowjetunion im Oſten nicht wünſche. An
zu=
ſtändiger Stelle glaubt man, daß Mandſchukuos Selbſtändigkeit
nun geſichert ſei, nachdem der bolſchewiſtiſche Unruheherd
be=
ſeitigt ſei. Auch der Weg für die Anerkennung
Mandſchukuos ſei jetzt frei. Erſt jetzt könne
Man=
dſchukuo ſich unbehindert entwickeln, was auch die intereſſierten
Staaten erkannt hätten. Chinas Proteſt ſei von
Sowjetruß=
land nicht berückſichtigt worden. Man hoffe im übrigen, daß
nunmehr auch eine weitere Beſſerung der Beziehungen Japans
zu China eintreten werde.
Bäuelnenwrans Mit ermtebäntiag.
Anſprache des Sührers in der Kaiſerpfalz zu Goslt
DNB. Hannover, 25. September
Zum Erntedankfeſt am 30. September wird die alte nied
ſächſiſche Harzſtadt Goslar zum erſten Male im neuen Reich
Hauptſtadt des deutſchen Reichsnährſtandes in Erſcheinung tret
Im Gegenſatz zum vorigen Jahr, in dem zum Erntedanktag
Bauernempfang in Berlin ſtattfand, wird der Führer und Reie
kanzler am 30. September die Bauernabordnungen aller deutſc
Gaue in der alten Kaiſerpfalz zu Goslar empfangen. Nach ſei
Landung auf dem Flugplatz Goslar wird der Führer durch
Stadt zur Kaiſerpfalz fahren, wo ihn der Reichsbauernfüh
Reichsminiſter Darré mit den Bauernabordnungen aus dem g.
zen Reich in dem würdig ausgeſtatteten Feſtſaal erwartet.
Zu den Bauernabordnungen gehören die
Landesbauernfüh=
die jeweils alteingeſeſſenen Erbhofbauern, die älteſten Par
genoſſen unter den Bauern und die älteſten Parteigenoſſen un
den Landarbeitern aus allen Landesbauernſchaften. Dieſe w
der Führer als die Vertreter des geſamten deutſchen Bauerntu
grüßen, und zu ihnen wird er ſprechen. Weiter wird er in ihr
Kreiſe verweilen, ſich mit ihnen unterhalten und ſich von ih
Arbeit und ihren Nöten erzählen laſſen.
Goslar ſteht ſo eine große Stunde bevor. Eine neue Gla
zeit dieſer alten Stadt im Herzen Deutſchlands beginnt, und
innerungen an die großen Zeiten des Mittelalters werden w.
da noch des Reiches Macht ſich wie heute auf das Blut und
Boden und die Arbeit des deutſchen Menſchen gründete.
Feſtſaal der Kaiſerpfalz wird ſich in eine Ehrenhalle der deutſci
Bauernſchaften verwandeln, und das Bauernland Niederſachi
wird dieſen neuen Reichshort wie ein Heiligtum aller Deutſei
getreu verwahren. Goslar, die Stadt des Reichsnährſtandes,
ſo viele Kunſtſchätze birgt, wird am 30. September ein der
deutung des Tages würdiges Feſtgewand tragen und zeigen,
es würdig iſt, den Ehrentitel Reichsbauern=Hauptſtadt zu trag
Erleichterungen bei der Bergnügungsſkeuer
am deutſchen Ernkedankkag.
Der Reichsminiſter der Finanzen hat die Länderregierunn
gebeten, die Gemeinden (Gemeindeverbände) anzuweiſen, A
anſtaltungen, die am 30. September 1934 aus Anlaß des Eri
danktages und zu Ehren der deutſchen Bauernſchaft unternomtn
werden, von der Vergnügungsſteuer freizuſtellen, ſoweit ſie ſich n
Rahmen des von den zuſtändigen Stellen bekanntgegebenen P. halten.
Verleihung der Ehrenkreuze koſtenfrei.
DNB. Berlin, 25. September
Um Irrtümern entgegenzutreten, weiſt das Reichsminiſteri
des Innern darauf hin, daß die Verleihung des Ehrenkreus
des Weltkrieges für den Antragſteller mit keinerlei Koſten
t=
bunden iſt. Sowohl die Antragsvordrucke wie die Ehrenkre
und Beſitzzeugniſſe werden unentgeltlich ausgehändigt. A)
etwaige mit der Verleihung zuſammenhängende Verhandlung
Urkunden und Beſcheinigungen ſind gebühren= und ſtempelf
Neue Maßnahmen
der öfterreichifchen Regierung
gegen Skaaksfeinde.
Eine Reihe von Maßnahmen gegen Staatsfeinde hat
geſtrige Miniſterrat beſchloſſen. So wurde bei Verurteilun
wegen Hochverrats die Anrufung des Bundesgerichts e
gehoben. — An Stelle der Verordnung über die Anhalty
ſtaatsgefährlicher Perſonen in Anhaltelagern, die am 1. Okto
abläuft, wurde ein Bundesgeſetz erlaſſen, das die Möglich,
der Anhaltung ſolcher Perſonen für eine befriſtete oder un
ſtimmte Zeit bietet. — Ausgebürgerte verlieren ihre Anſpri
gegen die Sozialverſicherung.
e
109 Kärnkner Lehrer gemaßregelk.
Das „Kärntner Tagblatt” veröffentlicht eine Liſte der
Lie=
perſonen, die wegen politiſcher Verfehlungen einſtweilen, d.).
bis zur endgültigen Entſcheidung der zuſtändigen Stellen, dn
Dienſt enthoben wurden. Mit den früher aus dem
Sch=
dienſt Entlaſſenen oder einſtweilen Dienſtenthobenen ſind
inn=
halb des letzten Jahres insgeſamt 109 Lehrkräfte, meiſt jüng e
Leute, der öffentlichen allgemeinen Volks= und Hauptſchun
in Kärnten wegen politiſcher Vergehen dauernd oder
vorül=
gehend vom Schuldienſt entfernt worden. Unter den
gemſ=
regelten Perſonen befinden ſich vier Lehrerinnen.
fried als etwas Angeborenes, Selbſtverſtändliches angehört, die
Kraft der Gefolgſchaftsbildung, das wahrhafte Königtum, das
ſei=
nem Dienſtherrn, ſeinem König — trägt er auch die Krone —
fehlt. Da ſtellt ſich Hagen mit ſeinem ganzen Sein vor den Thron
der Burgunden, bereit, zu fallen, unbeirrt, ohne Furcht, zum
Letz=
ten bereit, ſeinem Herrn das zu retten, was ihm verſagt iſt. Der
König, Held, Sieger, der Führer Siegfried muß ſterben. Und
Hagen rühmt ſich des Mordes an ihm, dem Einzigen, der den
Bur=
gunden Gefahr bringen konnte, mit eigener Hand vollbracht zu
haben. Dieſer Mord iſt ein Verbrechen. Nach Hagens Auffaſſung
war er unabänderlich. Er geſchah mit Gunthers Einwilligung.
Das Verbrechen aber iſt nicht wegzuleugnen. Sie müſſen beide,
König und Gefolgsmann, dafür einſtehen, können nicht ausweichen.
Die Tat war notwendig. Aber die Rache ebenfalls, die Rache
Kriemhilds. Eine Frau ſteht hier in der Dichtung ebenſo
helden=
haft, ebenſo ſchuldverſtrickt, ebenſo ſchickſal=verhaftet und
ſchickſal=
erfüllend wie die Männer. Sie ſtehen für ihre Taten ein und nun
entwickelt ſich das Schickſal mit erſchütternder Folgerichtigkeit. Der
Untergang wird zum heldiſchen Untergang. Sie vollſtrecken durch
ſich ſelbſt das über ſie hereinbrechende Schickſal.
Auch die Frau, die ehemals milde und ſcheue, ſorgende und
bangende Geliebte und Gattin, wird zur Rächerin, unbeugſam
und faſt dämoniſch, durch Blutſchuld ihre eigene Vernichtung
be=
dingend.
Wir ſehen, wie hier die ſittliche Verpflichtung ſich zur
Selbſt=
aufopferung geſellt: der Held ſteht für die Erfüllung der ſittlichen
Aufgabe mit ſeinem Leben ein. Nicht die Aktivität, nicht die Tat
als ſolche macht das „Heldentum”, aus, ſondern ſeine ſittliche
Be=
gründung in der Seele des Helden, der danach handelt. Daraus
wird uns die germaniſche Schickſalsauffaſſung ohne weiteres klar.
Was hier im Menſchengeſchlecht ſich als treibende Kraft erweiſt,
hat bei den Göttern dieſelbe Wurzel. Der Weltenbau, wie ihn der
Germane ſah, war ein einheitliches Bild. Und wenn wir in der
Götterwelt menſchliche Züge, menſchliches Verhalten, menſchliches
Denken erkennen, nur mächtiger und gewaltiger, ſo weil ſich hier
im größeren Rahmen dasſelbe abſpielt, Kampf, Sieg,
Schuldver=
ſtrickung, Einſtehen und wieder Kampf bis zum Untergang.
Rag=
narök heißt das Weltende, Götterſchickſal — „Götterdämmerung”.
Wie der Held erſt die Krone ſeines Heldentums im Untergang
erhält, wie er ſeinen Willen ſtählt im Wiſſen um ſein Geſchick und
wie er es durch ſich vollzieht, ſo müſſen auch die Götter ihr
Schick=
ſal vollenden. Sie wollen es ergründen. Odin fragt im Gedicht
„Balders Träume” in ſteter Wiederkehr: „Schweig nicht, Wölwa.
Ich will dich fragen, bis ich alles weiß.” Und am Schluß ſagt die
Seherin: „Reit nun heimwärts, des Ruhmes ſei froh! So komme
künftig keiner mir nach. bis Loki den Leib löſt aus Banden und
der Rater Schickſal zerſchmetternd naht!“
Ueber Menſchen und Göttern, über der ganzen Welt ſchu ſt
das Verhängnis. Menſchen und Götter, auch ſie müſſen ſterl i.
Und ſie wiſſen darum, daß ſie das Schickſal erfüllen müſſen, un
t=
rinnbar, Odin, der unruhvolle Wanderer, der Wiſſende, der n
Auge darum gab, die tiefen Zuſammenhänge des Weltenſchick s
zu durchſchauen, weiß am tiefſten um den Untergang. Baldur ſt
tot. Frey iſt tot. Die Rieſen haben ſein Schwert in Beſitz. Sit
hat es und wartet auf die Zeit des Losſchlagens. Thors Hamn
war geraubt durch die Liſt des tückiſchen Loki. Dieſer wartet If
die Stunde des letzten Kampfes, aber er ſteht gegen die Götter Ir
der treuloſe Götterfreund. Die Midgardſchlange erhebt ſich s
dem Waſſer, die Welt zu vernichten. Der Wurm Niddhög nagt n
der Wurzel des Weltenbaums. Die Eſche Yggdraſil erbebt. . s
iſt das ſchlimmſte. Wie der Baum im Gehöft oder Dorf das
Siſ=
bild des bäuerlichen Lebens, ſo iſt auch der Weltenbaum zu 1
i=
ſtehen. Heimddalls Horn liegt unter ſeinen Wurzeln verborsi,
unter ſeinen Aeſten entſpringt der Dorfbrunnen, der Quell, r
Wurdbrunnen, an dem Odin ſitzt, wie es in der Edda lautet, n
das Schickſal zu erkennen. Wurd iſt eine germaniſche Bezeichn g
für Schickſal. Bringt man doch mit den Weltbäumen auch die Aſ
nen in Beziehung, die Schickſalsfrauen. In „der Seherin Gedi
iſt von ihnen die Rede. Dieſes Liederbuch umfaßt das Geſchick r
Götter bis in die ferne Zukunft, ſingt von Weltſchöpfung, Balt’s
Tod, Götterſchickſal und neuer Zukunft. Da heißt es (in der 2= Genzmers):
„Die Aſen eilten zum Idafeld, die Heiligtümer hoch erbaut
ſie ſetzten Herde, hämmerten Erz; ſie ſchlugen Zangen, ſchrn
Gerät.
Sie pflogen heiter im Hof des Brettſpiels — nichts aus Goe
den Göttern fehlte — bis drei gewaltige Weiber kamen, Töd r
der Rieſen aus Thurſenheim.
Urd hieß man eine, die andere Werdandi — man ſchnitts
ein Scheit — Skuld die dritte; ſie ſetzten Satzung, der
Menſch=
ſöhne Leben lenkten ſie, das Los der Krieger.”
Gleichgültig, ob Schickſal nun hier als metaphyſiſche Vorſ
lung oder als perſonifiziertes Weſen gedacht iſt, es iſt unmög.
ihm zu entweichen. „Das Wort der Urd überwindet keiner
ſchieds ihm Schweres auch”, ſingt das Fjölswinnlied. Baldur,
Strahlende und Frühlingsgleiche, hat dieſe Ahnungen
Träume. Die Edda erzählt davon. Er muß dem Schickſal verfal
Auch Odin kann es nicht verhindern. Denn er unterliegt dem g
chen Schickſal. Das „Schickſal der Götter” naht. Ragnarök ſteht
Ende von allem. Alſo rüſten die Götter und rufen zum Kam
und fallen kämpfend, wie die Burgunden und Hunnen im letz
Kampfe in König Etzels Burg fallen. Die Welt wird wie
Chaos, ungeſtaltete Maſſe. Die Schuld fordert Rache. Als
Götter noch auf dem Idafelde lebten, waren ſie unſchuldig. Ne
Mittwoch, 26. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
refte
Sawel gegen melnationne Smtpongel.
Nei
Knor erhälk einen Korb.
Anwerbung von Saarpoliziſten in der Schweiz
unerwünſchk.
DNB. Bern, 25. September.
Das Politiſche Departement gibt Dienstag früh zur Frage
der Saarpolizei folgende amtliche Mitteilung heraus:
Der Bundesrat prüfte in ſeiner Sitzung vom 24. September
die Frage, ob den Schweizer Bürgern erlaubt werden könne,
ſich für die Polizei und die Schutzmannſchaft des Saargebiets
anwerben zu laſſen. Er ſtellte feſt, daß die beſtehenden
Vor=
ſchriften keine Beſtimmungen enthalten, die einen ſolchen
Ein=
tritt verbieten. Nichtsdeſtoweniger iſt er nach gründlicher
Prü=
fung dieſer Frage zur Ueberzeugung gelangt, daß allgemeine
politiſche Ueberlegung und insbeſondere die ſtrikte
Einhal=
tung der ſchweizeriſchen Neutralität es als
wenig erwünſcht erſcheinen laſſen, wenn Schweizer
Bürger in der Zeit des Abſtimmungsverfahrens der
Poli=
zei und Schutzmannſchaft des Saargebiets
an=
gehören. Das Politiſche Departement iſt deshalb beauftragt
worden, dem Völkerbundsſekretariat mitzuteilen, der
Bundes=
rat würde wünſchen, daß die Regierungskommiſſion des
Saar=
gebietes von ſich aus darauf verzichte, in der Schweiz geeigneie
Kräfte zur Verſtärkung der ſaarländiſchen Polizei oder
Schutz=
mannſchaft zu ſuchen.
* Die Schweizer Regierung ſieht ſich — gewiß nicht ohne Grund—
veranlaßt, amtlich mitzuteilen, daß ſie es für unerwünſcht hält,
wenn Bürger ihres Landes während der Zeit des
Abſtimmungs=
verfahrens der Polizei oder Schutzmannſchaft des Saargebietes
angehören.
Herr Knox hat ſich alſo in Bern einen nicht einmal mit
ſehr viel Blumen geſchmückten Korb geholt, auf den er
eigent=
lich gefaßt ſein mußte. Nach der ganzen Art, wie er ſeine
Forderung nach Verſtärkung der Saar=Polizei begründet hat,
konnte nirgends ein Zweifel beſtehen, daß dieſe Poliziſten als
Büttel auf die deutſche Bevölkerung losgelaſſen werden ſollen,
als die Vertreter eines Syſtems, nicht der Gerechtigkeit und der
Unparteilichkeit, ſondern eines Syſtems des Terrors, das mit
allen Mitteln die Bevölkerung an der Vertretung ihres Rechtes
auf deutſche Art und Sitte verhindern will. Es zeigt ſich ja
bei jeder Gelegenheit, daß im Saarland vollkommene Ruhe und
Ordnung herrſcht, daß die Unruhe nur von draußen
herein=
getragen wird. Wenn die Regierungskommiſſion im Saargebiet
ihre Aufgabe lediglich darin ſehen würde, das Land zu
ver=
walten, dann würde nicht der geringſte Anlaß vorliegen, die
Polizei zu verſtärken, dann würden freilich aber auch
Ver=
brecher und Emigranten nicht in die Polizei eingeſtellt, nur um
dadurch künſtlich Exploſionsherde zu ſchaffen.
Die Ablehnung der Schweiz iſt ſachlich
voll=
kommen begründet und wir hoffen, daß andere
Länder, an die ſich das Völkerbundsſekretariat auf
fran=
zöſiſchen Einfluß hin jetzt vielleicht wenden ſollte oder bereils
gewandt hat, in derſelben Weiſe ablehnen, daß
ihre Bürger dazu mißbraucht werden, für
an=
dere die Kaſtanien aus dem Feuer zu holen.
Knor verzichtek auf die Anwerbung ſchweizeriſcher
Poliziſten.
DNB. Genf, 25. September.
Der ſchweizeriſche Bundesrat hat, wie gemeldet, in der Frage
der Anwerbung ſchweizeriſcher Bürger für die Saarpolizei ein
Schreiben an das Völkerbundsſekretariat gerichtet mit der Bitte,
es der Saarregierung zu übermitteln. In dieſem Schreiben bringt
der Bundesrat zum Ausdruck, daß die ſchweizeriſche Regierung es
begrüßen würde, wenn die Saarregierung auf Anwerbung von
Poliziſten innerhalb der Schweiz verzichten wollte.
Der Präſident der Regierungskommiſſion des Saargebietes,
Knox, hat daraufhin ſofort geantwortet, daß er unter dieſen
Um=
ſtänden von der Anwerbung von Poliziſten in der Schweiz
ab=
ſehen werde.
In ihren Antworten an das Völkerbundsſekretariat haben ſich
Belgien, Italien und Litauen grundſätzlich bereit erklärt, ihren
Staatsangehörigen den Eintritt in die internationale
Saarpoli=
zei zu geſtatten bzw. zu erleichtern.
Die Poliziſten des Herrn Knox.
dsk. Saarbrücken, 25. September.
Ueber die von der Regierungskommiſſion neu eingeſtellten
100 Polizeibeamten werden neue Einzelheiten bekannt. Ein
ſol=
cher Poliziſt aus Gersweiler hat ſeinen Nachbarn bereits mit
Erſchießen bedroht. Ein Mann wurde eingeſtellt, der ſich ſchon
längere Zeit in einer Irrenanſtalt aufgehalten hat. Als ganz
beſonderer Befähigungsnachweis ſcheint bei der Einſtellung
ge=
golten haben, wenn jemand ſich als kommuniſtiſcher Kämpfer
in Saalſchlachten bewährt hat, wenn er früher bei der
Fremden=
legion war oder wenn einer wegen Waffenvergehens
Gefängnis=
ſtrafe erhalten hat. Alſo alles in allem eine wirklich
wunder=
bare Sammlung von Ordnungshütern.
Die vierzig Zeugen.
Es gibt zwei Arten Zeugen: Zu der einen gehören
diejeni=
gen, die ehrlich beſtrebt ſind, der Wahrheit zum Siege zu
verhel=
fen, zur anderen ſogenannte Allesbeſſerwiſſer, denen man ſchon
auf weite Entfernung anſieht, daß ſie ihr Zeugnis nur gegen bar
verkaufen. Zur zweiten Gruppe gehören auch die vierzig „
Saar=
länder”, die ein Ausſchuß des „Welthilfskomitees für die Opfer
des Hitler=Facismus” im Saargebiet vernommen hat. Schon
aus dem Namen der Firma ergibt ſich, daß der kleinen
Kommiſ=
ſion, die aus einem Engländer, einem Schweden, einem Ungar
und einem Amerikaner beſteht, ganz feſte Weiſungen mit auf den
Weg gegeben wurden, auf jeden Fall neues „Material” über den
ſogenannten Hitler=Terror herbeizuſchaffen. Der internationale
Hetzfeldzug iſt inzwiſchen etwas langweilig geworden, weil man
immer wieder dieſelben Lügen ausgräbt, die doch kein Menſch
mehr glaubt. Jetzt braucht man etwas Neuartiges und vor allem
Aktuelles. Infolgedeſſen hat man die Kommiſſion in das
Saar=
gebiet geſchickt, wo ſie feſtgeſtellt hat, daß an der Saar ganz
un=
glaubliche Zuſtände herrſchen. Wie lange ſie gebraucht hat, um
ihre Forſchungen und Erhebungen durchzuführen, hat ſie nicht
verraten, dafür hat ſie aber zugegeben, daß ſie ganze vierzig
Zeu=
gen vernommen habe. Das, was vierzig Perſonen, die man ſich
vorher ausgeſucht hat und die unzweifelhaft aus dem Lager der
Kommuniſten und Separatiſten ſtammen zu Papier gegeben
haben, iſt nun maßgebend für die Kommiſſion, die offenbar im
Tempo eines Schnellzuges durch das Saargebiet geraſt iſt, und
die im Handumdrehen genau weiß, was an der Saar los iſt. Mit
den vierzig Zeugen kann das ſogenannte Welthilfskomitee
wirk=
lich keinen Staat machen. Beſſer wäre es geweſen, wenn die
Herren Marley, Thomſon, Brantin und Karolyi ſich entweder
gar nicht in die ſaarländiſchen Verhältniſſe eingemiſcht, oder aber
in wochenlanger Kleinarbeit nach und nach den größten
Prozent=
ſatz aller Abſtimmungsberechtigten gefragt hätten. Denn dann
wäre ſie zu ganz anderen Feſtſtellungen gekommen, dann hätten
auch ſie zugeben müſſen, daß von irgendeinem Terror der
Deut=
ſchen Front keine Rede iſt, daß vielmehr die Saarländer ohne
Unterſchied treu zum Reich halten und am Abſtimmungstag auch
für die Rückgliederung an das Reich ihre Stimme abgeben
werden.
Die Genfer Arbeiten.
Afghaniſtan beankragk Aufnahme in den Völkerbund
EP. Genf, 25. September.
Die Völkerbundsverſammlung nahm am Dienstag nachmittag
von dem Antrag Afghaniſtans Kenntnis, in den Völkerbund
auf=
genommen zu werden, und beſchloß, dieſen Antrag dem Politiſchen
Ausſchuß zu überweiſen.
In der Sitzung des Völkerbundsrats gab es eine Debatte
über den ſchweizeriſchen Antrag, zur Frage der
Kriegsſchädenregelung einen Berichterſtatter zu
ernen=
nen und im übrigen ein Gutachten des Internationalen
Gerichts=
hofs zu dieſem Problem einzuholen. Der ſchweizeriſche Vertreter,
Bundesrat Motta, hatte vorher darauf hingewieſen, daß es ſich
bei den von ſchweizeriſchen Bürgern erlittenen Kriegsſchäden um
einen Betrag von 150 Millionen Goldfranken handele, und daß
die Frage der Kriegsſchädenregelung zu den Grundlagen der
Internationalen Staatsgemeinſchaft gehöre.
Dieſer ſchweizeriſche Antrag rief zunächſt den engliſchen
Ver=
treter Lord Eden ſowie den franzöſiſchen Außenminiſter
Barthou auf den Plan, die ſich beide in ablehnendem
Sinne ausſprachen. Lord Eden führte u. a. aus, daß
Geldentſchädigungsfragen überhaupt nicht vor den
Völkerbunds=
rat gehörten, der ſich hauptſächlich mit politiſchen Fragen
beſchäf=
tigen müſſe. Die ſchweizeriſche Denkſchrift biete keinen
genügen=
den Beweis dafür, daß Regeln des internationalen Rechtes
ver=
letzt worden ſeien. Der franzöſiſche Außenminiſter Barthou er=
Nr. 266 — Seite 3
klärte u. a. ebenfalls, daß kein internationales Recht in dieſer
Frage verletzt worden ſei. Wenn Motta verlange, daß in der
Kriegsſchädenfrage ein internationales Recht geſchaffen werde,
ſo müſſe er erklären, daß es nicht zu den Aufgaben des
Völker=
bundes als Hüter des Friedens gehöre, für einen künftigen Krieg
eine neue Lage zu ſchaffen.
Nachdem noch der italieniſche Vertreter Baron Aloiſi die
Rechtsgültigkeit des ſchweizeriſchen Antrages beſtritten und der
ſpaniſche Vertreter Madariaga ſich für den ſchweizeriſchen Antrag
eingeſetzt hatte, wurde zum Schluß der Sitzung der argentiniſche
Delegierte Cantilo als Berichterſtatter für die Kriegsſchädenfrage
ernannt.
Eine Rundfunkrede Doumergues.
Er fordert mehr Aukorikäk.
EP. Paris, 25. September.
Miniſterpräſident Doumergue hielt am Montag abend über
alle franzöſiſchen Sender eine Rundfunkrede, die ein einziges
Plä=
doyer zugunſten der Stärkung der Autorität des Staates und der
effektiven Macht des Miniſterpräſidenten war. Mit der
be=
ſchränkten Macht, ſo erklärte Doumergue, über die er verfüge,
könne er zu keinem Ergebnis kommen, wenn das Volk ihm nicht
helfe und diſzipliniert hinter ihm ſtehe. Er erklärte, daß die
Re=
gierung in Frankreich heute kaum Autorität habe. Der
Regie=
rungschef ſei nur eine Fiktion. Die Regierungen ſeien
infolge=
deſſen zu einem kurzen Leben verurteilt, denn ſie hätten keine
homogenen Mehrheiten hinter ſich. Auch gebe es zu viele
Par=
teien. Wegen eines Ja oder wegen eines Nein könne eine
Re=
gierung geſtürzt werden. Er wandte ſich gegen die Auffaſſung,
daß in einem demokratiſchen und freien Regime die Regierung
keine Autorität haben dürfe.
Auch in Frankreich müſſe ein Regierungschef die Vollmachtem
haben, die einem „Premierminiſter” zukommen.
Als ſofortige dringende Reform forderte der
Miniſter=
präſident die Möglichkeit für die Regierung, die
Kammer ſofort aufzulöſen, falls ſich zwiſchen der
Re=
gierung und der Kammermehrheit Meinungsverſchiedenheiten
er=
geben ſollten. Auch dürfe nur noch die Regierung die
Staatsausgaben vorſchlagen und nicht mehr wie
bisher das Parlament. Der Miniſterpräſident übte fernen
ſcharfe Kritik an der Haltung gewiſſer
Beamten=
verbände, die das Staatswohl nicht als das höchſte Ziel ihres
täglichen Einſatzes betrachten. — Zum Schluß richtete Doumergue
einen Appell an den Scharfblick und den Patriotismus des
fran=
zöſiſchen Volkes. Vom franzöſiſchen Volk allein hänge das
Ge=
lingen der Reform ab. Er habe volles Vertrauen in das
fran=
zöſiſche Volk.
Der Miniſterpräſident kündigte für die nächſte Woche eine
neue Rundfunkrede an.
Das Echo der Rundfunkrede Doumergues.
Die geſtrige Rundfunkrede des Miniſterpräſidenten Doumergue
hat wegen der für franzöſiſche Verhältniſſe kühnen
Reformvor=
ſchläge und der ſcharfen Kritik an gewiſſen gegenwärtigen
Zuſtän=
den im ganzen Land großes Aufſehen hervorgerufen. Die
ge=
ſamten bürgerlichen Elemente, die Kreiſe, die der Rechten und
der Mitte naheſtehen, billigen vollauf die Erklärungen des
Miniſterpräſidenten, während die radikalſozialiſtiſchen Kreiſe
ge=
teilter Meinung ſind. Die Sozialiſten und Kommuniſien üben
na=
türlich ſcharfe Kritik an Doumergue, den ſie Fasciſt und Diktator
nennen. Die Linke antwortet in ihren Blättern heute dem
Miniſterpräſidenten mit einem neuen Appell
zur Einheitsfront. Die linksradikalen Kreiſe kritiſieren
im „Oeuvre” vor allem die ſcharfen Angriffe von Doumergue
gegen die extremiſtiſche Linke und die Beamten=Syndikate. — Im
rechtsgerichteten „Jour” ſchreibt Léon Bailby: „Ich kann mir
vor=
ſtellen, daß, wenn man auch in Frankreich ſo gewaltige
Veran=
ſtaltungen wie in Deutſchland abhalten würde, Hunderttauſende
geſtern den Arm emporgeboben und ihre Billigung bezeugt hätten.
Zweinene Einheiken für die franzöſiſche Kriegsmarine
EP. Paris, 25. September.
Die franzöſiſche Kriegsmarine iſt innerhalb 24 Stunden
um zwei neue Einheiten bereichert worden. In Nantes wurde
das U=Boot „Iris” vom Stapel gelaſſen. Es handelt ſich um
ein Boot von 825 Tonnen Waſſerverdrängung, deſſen
Höchſt=
geſchwindigkeit über Waſſer 14 Knoten beträgt. Das U=Boot iſt
mit einem 75=Millimeter=Geſchütz, einem Maſchinengewehr gegen
Flugzeuge und neun Torpedorohren beſtückt. In Port de Bouc
iſt das für das Kolonialreich beſtimmte Kanonenboot „
Iber=
ville” (2200 Tonnen) vom Stapel gelaufen. Seine
Höchſt=
geſchwindigkeit beträgt 18 Knoten. Die Beſtückung ſetzt ſich aus
drei 138 Millimeter=Kanonen, vier Flugzeugabwehr=Geſchützen
und ſechs Maſchinengewehren zuſammen. Das Kanonenboot
kann ein Waſſerflugzeug beherbergen.
Falſchheit, Eidbruch und Habſucht brachte ſie in Schuld. Durch
Schuld erfüllt ſich das Schickſal.
Am ſchönſten hat der Bonner Germaniſt Hans Naumann dieſe
Notwendigkeit des germaniſchen Lebensgefühls dargelegt. „So
nimmt der Stolze das Geſchick, das er nicht ändern kann, in ſeinen
Willen auf. Er macht den Willen des Schickſals zu ſeinem eignen
und überwindet es ſo. Jeder hat ſein Schickſal, wie er ſeinen
Schatten hat” (Germaniſcher Schickſalsglaube). Der Tod iſt ſchwer.
Dulce et decorum est, pro patria mori, hat kein Germane
geſun=
gen. Aber Einſtehen für einen Willen, der aus Art und Blut
her=
aus als Schickſal empfunden wird, mit dem Einſatz des Lebens,
das iſt germaniſch.
Und blicken wir in die Geſchichte. Iſt dieſer Geiſt verloren
gegangen? Zeigt ihn nicht das hohenſtaufiſche Rittertum, kannte
es nicht das friderizianiſche Preußen, war es nicht der gleiche
un=
vergleichliche Wille der Jugend Deutſchlands vor Ypern?
Schick=
ſal, das iſt keine myſtiſche Macht, kein Fatalismus und keine
de=
mütige Unterwerfung. Schickſal iſt Wiſſen um das Ende,
Furcht=
loſigkeit vor dem Kommenden, Einſatzbereitſchaft voll innerer
Größe. Im Hamdirlied reiten die Söhne der Gudrun in den
rächenden Kampf. Sie wiſſen: „Tod iſt uns beſtimmt, wir ſterben
in der Ferne‟. Aber ſie reiten dennoch!
Mainzer Skadtkheater.
Millöckers „Bettelſtudent” in neuer Inſzenierung.
Nun iſt als letzte der im Stadttheater vertretenen
Kunſtgat=
tungen auch die Operette geſtartet unter dem glückbringenden
Stern von Millöckers unſterblicher melodien= und vointenreicher
Schöpfung, die ihre ewige Jugend wiederum erfolgreich
nachzu=
weiſen vermochte. Schon äußerlich trat das durch ein annähernd
ausverkauftes Haus in Erſcheinung, obwohl die Erſtaufführung
außer Anrecht vor ſich ging. Und der Kontakt zwiſchen Bühne
und Zuſchauerraum war gleich bei den erſten Takten
hervor=
geſtellt und riß bis zum letzten Tone nicht ab. Camillo
Hechin=
ger, der uns ſchon im vergangenen Winter ſo manche ſchöne
Inſzenierung geſchenkt hatte, führte uns nun dieſe klaſſiſche
Ope=
rette in ihrer alten Schönheit vor, erfreulich gereinigt von all
den ſonſt bereits auch faſt klaſſiſch gewordenen Mätzchen und
Witz=
chen. Fritz Schulze=Markert dirigierte mit ebenfalls
ge=
wohntem Schwung, und Ernſt Preuſſer hatte wieder eine
Reihe ganz ausgezeichneter Bühnenbilder dazu geſchaffen. Die
Tanzbilder, einſtudiert und geführt von Hans Helken, zeigten
die ſaubere Erziehungsarbeit, die der ſympathiſche Ballettmeiſter
leiſtet.
Unter den Soliſten konnten wir vor allem den neuen
Ope=
kettentenor Gerhard Zimmermann begrüßen und kennen
ler=
nen. Schon nach dieſer erſten Leiſtung darf man ihn als eine
Vertvolle Neuerwerbung für unſer Kunſtinſtitut bezeichnen, eine
männlich kraftvolle, gut ſitzende und ſchön klingende Stimme und
ſparſames, doch charakteriſtiſches Spiel heben ihn erheblich über
den Durchſchnitt ſeiner Kollegen von der Operette hinaus. Mit
der Ausſprache muß er ſich den akuſtiſchen Vorausſetzungen des
Hauſes noch anpaſſen lernen. Nicht minder erfreulich iſt die neue
Operettenſoubrette Paula Hopf, die ſich durch tadelloſes Singen
und munteres Spiel ſchnell die Herzen der Mainzer gewonnen
hat. Den ſächſiſchen Kerkermeiſter mimte Karl Banzhaf ſehr
drollig, ohne allzu dick aufzutragen. Dazu kommen unſere Alten,
aber da die Operete lange hier nicht gegeben wurde, ſind auch ſie
in den Rollen ſo gut wie neu. Anni Peters war, wie zu
er=
warten, eine prachtvolle alte Gräfin. Loty Kaundinya ihre
adelsſtolze Tochter, Friedrich Kempf ein luſtiger Student,
Auguſt Stier und Ellen Häcker=Walther ſtellten das
muſikgräfliche Paar, Margrit Ziegler iſt ein zum Anbeißen
netter Kornett, und nicht zum wenigſten muß die Prachtfigur des
Oberſten genannt werden, die Camillo Hechinger hinſtellte.
Auch die vielen kleinen und kleinſten Rollen ſind gut beſetzt und
tragen zum ſchmiſſigen Ablauf der Handlung das Ihre bei. Das
Ganze ein Volltreffer, der ſicher noch oft das Haus füllen wird.
Dr. B.
* Heinz Lorenz: „Das Muſikankendorf”.
Uraufführung im Mannheimer Nationaltheater.
Die Bewunderung für die Mackenbacher, die tüchtigen und
regſamen Bauern eines ſtillen, beſchaulichen Dorfes im Weſtrich
der Pfalz, in deren Blut ſeit Generationen eine kräftige Miſchung
von Muſik und Wanderluſt rumort, hat Heinz Lorenz die Feder
für ſeine Niederſchrift des dreiaktigen Luſtſpiels „Das
Muſi=
kantendorf” geführt. Was ſchon des Dichters Erſtlingsſtück,
„Das Huhn auf der Grenze” auszeichnete, nämlich die mit Inſtinkt
und Begabung für das Volksſtück getroffene Lebendigkeit der
Dialogführung und die ungekünſtelte, echte Darſtellung von
Volks=
typen — dieſe Weſenheiten treten in dem neuen Werk noch
ſicht=
barer in Erſcheinung, zugleich vielfältiger, gelöſter und launiger.
Keiner hätte dieſes weltabgeſchiedene und doch durch ſeine in
Grüppchen muſizierend umherziehende „Schnurranten” in aller
Welt bekannte Mackenbach überzeugender, natürlicher, anziehender
geſtalten können als Heinz Lorenz, dem eben als Pfälzer die
Eigentümlichkeiten ſeines Stammes von der Wiege auf innig
ver=
traur ſind. In der ganzen Haliung zumal durch die Art, wie
dra=
ſtiſche Wendungen, handgreifliche Vergleiche und originelle
Aus=
rufungen in den mundartlichen Dialog einfließen, iſt das Stück
ein Muſter, ein Beiſpiel wirklich gewachſenen, nicht befohlenen
Lebens. Der Erfolg der erſten Mannheimer Uraufführung in der
neuen Spielzeit konnte daher nicht ausbleiben.
Die Idee des volksſtückhaften Luſtſpiels iſt recht einfach.
Andres Krüger ſeines Zeichens Wirt „Zur Trompete” der Vater
eines ſeit 14 Jahren in die Fremde hinausgezogenen
Macken=
hachers, iſt im Begriff, ſein verſchuldetes Anweſen an Ortsfremde
zu veräußern. Darob iſt das ganze Dorf entſetzt. Der alte
Ober=
lehrer Himmel, der den jungen Mackenbachern die erſten
Flöten=
töne beibringt und der ſchon viele Muſikanten hat fortziehen und
wieder heimkehren ſehen, weiß jedoch einen Ausweg. Er hat den
inzwiſchen zu Ruhm und Reichtum gelangten Wirtsſohn
telegra=
phiſch herbeigeholt. Der Vater, verärgert und verbittert über das
ſo lange Schnurrantentum ſeines Sohnes, kann es nicht
verwin=
den, ihn aufzunehmen, noch den Vertrag rückgängig zu machen. Es
muß ſich begeben, daß Martha, im Dienſte Krügers ſtehend, das
Herz von Heiner entflammt. Nach einem ländlichen Schwank mit
Zecherei, Muſik und Krach ſucht das Paar das Muſikantenwäldchen
auf, von jeher das ſchönſte Stelldichein, das ſich heiratskuſtige
Mackenbacher geben können. Und am nächſten Tag iſt der
Ver=
trag zerriſſen, alle Ausſöhnung herbeigeführt, Heiner aber für
immer für Haus und Hof gewonnen. Auf heimiſcher Scholle
wie=
der ſeßhaft geworden, wird er das Erbe mit Fleiß, Geſchick und
Talent verwalten, ſo wie es bei allen Mackenbachern bislang
Brauch geweſen iſt, wenn ſie ihrem vagabundierenden
Muſikanten=
tum einige Jahre gefrönt hatten.
Der ſauberen, werkgetreuen Aufführung unter Hanns Carl
Müllers Spielleitung hätte man vielleicht etwas mehr Schwung
gewünſcht, ohne daß dabei das Gemütvolle beeinträchtigt worden
wäre. Eine Fülle von guten Chargen ſiegte über manche kleine
Schleppungen, ſo die prachtvolle Geſtaltung der Katrin von
Her=
mine Ziegler, ſo Joſeph Offenbach als urwüchſiger Mackenbacher
Botengänger. Das Paar Martha und Heiner waren mit Vera
Spohr und Erwin Linder ideal vertreten. Und Hans Finohr
ſpielte den Vater Krüger ſo bodenſtändig, als hätte er Zeit ſeines
Lebens in Mackenbach geweilt. Langer, herzlicher Beifall lohnte
alle Mitwirkenden und den anweſenden Dichter Heinz Lorenz.
Dr. Konrad Ott.
„Die Straße”. Herausgegeben von dem Generalinſpektor für das
deutſche Straßenweſen Hauptſchriftleiter: Friedrich Heiß=
Jahrgang 1. Heft 1 (Auguſt 1934), Berlin, Volk und Reich,
Verlag.
Eine der großzügigſten Planungen des neuen Reiches iſt das
Netz der Reichsautobahnen, ein volks=, verkehrs= wirtſchafts= und
arbeitsmarktpolitiſches Projekt von gewaltigen Ausmaßen, deſſen
Planung dem Willen des Führers ſelbſt zuzuſchreiben iſt.
Gleich=
zeitig mit der Planung und Durchführung des Baues der
Reichs=
autobahnen iſt die Betreung des geſamten deutſchen
Straßen=
weſens einer einzigen Stelle, dem Generalinſpektor für das
deutſche Straßenweſen, übertragen worden. Schon iſt ein großer
Teil der geplanten Autobahnſtrecken im Bau, und ſchon nähern
ſich einzelne Teile der Vollendung. Und trotzdem iſt es noch
lange nicht in vollem Umfange in das Bewußtſein des deutſchen
Volkes gedrungen, daß hier, von einer einzigen Stelle durchdacht,
geplant, durchgeführt und von einer Generation vollendet, ein
Werk entſteht, wie das in Jahrhunderten nur einmal der Fall
iſt. Selbſt an dem uns heute ſo ſelbſtverſtändlich erſcheinenden
Schienennetz der Reichsbahn haben zunächſt ohne einheitlichen
Plan mehrere Generationen gebaut. Um dieſes Bewußtſein zu
Oi de e e echen ue e e e
deutſche Straßenweſen eine eigene Zeitſchrift ins Leben gerufen,
die im Volk und Reich=Verlag Berlin erſcheint. Der Inhalt
des erſten vorliegenden Heftes gibt das Programm der Zeitſchrift.
Seite 4 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Mittwoch, 26. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 266
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 26. September 1934.
ler
Inster
ſchel
it vol
Der Erntedanktag, als Ehrentag des deutſchen Bauern wird
von der geſamten Bevölkerung auf dem Lande gefeiert. Die
Darm=
ſtädter Ortsgruppen ſammeln ſich an den unten bezeichneten Plätzen,
um von dort aus ihren Marſch zu der ihnen zugeteilten
Landorts=
gruppe zu beginnen. Es iſt erwünſcht, daß ſich auch die der Partei
nicht angehörenden Volksgenoſſen an dieſen Märſchen beteiligen.
Den Volksgenoſſen ſteht es frei, ſich einer beliebigen Ortsgruppe
anzuſchließen.
Ortsgruppe Rheintor: Sammelpunkt Steubenplatz: Marſchziel:
Griesheim. Antreten 14 Uhr, Abmarſch 14.20 Uhr, Ankunft
15.45 Uhr.
Ortsgruppe Maintor: Sammelpunkt: Johannisplatz;
Marſch=
ziel Gräfenhauſen, Antreten 13.50 Uhr, Abmarſch 14.10 Uhr,
Ankunft 15.45 Uhr.
Ortsgruppe Schloßgarten: Sammelpunkt Dietrich=Eckart=Platz,
Marſchziel: Meſſel. Antreten 13.10 Uhr, Abmarſch 13.30 Uhr,
Ankunft 15.45 Uhr.
Ortsgruppe Gutenberg: Sammelpunkt Riegerplatz, Marſchziel:
Roßdorf, Antreten 13.45 Uhr. Abmarſch 14.05 Uhr, Ankunft
15.45 Uhr.
Ortsgruppe Steinberg: Sammelpunkt Ecke Nieder=Ramſtädter
und Jahnſtraße; Marſchziel: Ober=Ramſtadt. Antreten
13.10 Uhr. Abmarſch 13.30 Uhr, Ankunft 15.45 Uhr.
Ortsgruppe Gervinus: Sammelpunkt Tierbrunnen; Marſchziel
Traiſa. Antreten 14 Uhr, Abmarſch 14.20. Ankunft 15.45 Uhr.
Ortsgruppe Mitte: Sammelpunkt Marienplatz Marſchziel:
Eſchollbrücken. Eich. Antreten 13.10 Uhr, Abmarſch 13.30
Uhr, Ankunft 15.45 Uhr.
Ortsgruppe Beſſungen, Abteilung 1: Sammelpunkt Beſſunger
Turnhalle, Marſchziel Malchen, Antreten 13.45 Uhr. Abmarſch
14.05 Uhr, Ankunft 15.45 Uhr.
Ortsgruppe Beſſungen. Abteilung 2: Sammelpunkt Beſſunger
Turnhalle, Marſchziel Nieder=Ramſtadt, Antreten 14.00 Uhr,
Abmarſch 14.20 Uhr, Ankunft 15.45 Uhr.
Zelle Waldkolonie: Sammelpunkt Funkerkaſerne, Marſchziel
Weiterſtadt, Antreten 13.45 Uhr. Abmarſch 14.05 Uhr,
An=
kunft 15.45 Uhr.
Die Ortsgruppen und Volksgenoſſen aus der Stadt treffen
um 15.45 Uhr am Beſtimmungsort ein und werden bei ihrer
An=
kunft von der dortigen Ortsgruppe empfangen und zum Feſtplatz
geleitet, wo die Uebertragung der Führerrede ſtattfindet. Nach
Schluß der Kundgebung ſoll jeder Volksgenoſſe den reſtlichen Tag
zwanglos verleben und da, wo es ihm am beſten gefällt, an den in
allen Orten des Kreiſes ſtattfindenden Volksfeſten mit Tanz,
teil=
nehmen.
Heil Hitler!
gez. Wamboldt, Kreisleiter.
F. d. R.: Reuter.
Der heſſiſche Skaatsminiſter.
Ernannt wurden am 6. September 1934 durch Urkunde des
Herrn Staatsminiſters: der Juſtizinſpektor beim Amtsgericht
Gernsheim Hermann Chriſt zum Juſtizinſpektor beim
Amts=
gericht Bensheim, der Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Lorſch
Karl Diehl zum Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Bensheim,
der Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Zwingenberg Friedrich Ad.
Eugen Fey zum Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Darmſtadt,
der Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Pfeddersheim Otto Grenz
zum Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Worms, der Juſtizinſpektor
beim Amtsgericht Zwingenberg Johann Adam Adolf Orth zum
Juſtizinſpektor beim Amtsgericht Bensheim, der Juſtizinſpektor
beim Amtsgericht Lorſch Konr. Sauerwein zum
Juſtizinſpek=
tor beim Amtsgericht Bensheim, der Juſtizinſpektor beim
Amts=
gericht Pfeddersheim Daniel Niſchwitz zum Juſtizſekretär beim
Amtsgericht Worms, der Juſtizſekretär beim Amtsgericht
Gerns=
heim Heinrich Peter Auguſt Wendeberg zum Juſtizſekretär
beim Amtsgericht Worms, der Juſtizſekretär beim Amtsgericht
Lorſch Adam Forell zum Juſtizſekretär beim Amtsgericht
Bensheim, der Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitz in
Zwingen=
berg Andreas Dann zum Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitz in
Bensheim, der Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitz Gernsheim
Alexander Stang zum Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitz in
Worms, der Kanzleiaſſiſtent beim Amtsgericht Zwingenberg Hch.
Merz zum Kanzleiaſſiſtenten beim Amtsgericht Bensheim, der
Kanzleiaſſiſtent beim Amtsgericht Pfeddersheim Ldw. Schwahn
zum Kanzleiaſſiſtenten beim Amtsgericht Worms, der Kanzliſt
beim Amtsgericht Lorſch Philipp Jakob Huba zum Kanzliſten
beim Amtsgericht Worms, der Kanzliſt beim Amtsgericht
Pfed=
dersheim Franz Keller zum Kanzliſten beim Amtsgericht
Worms, der Juſtizoberwachtmeiſter beim Amtsgericht Gernsheim
Peter Kraft zum Juſtizoberwachtmeiſter beim Amtsgericht
Groß=Gerau — ſämtlich mit Wirkung vom 1. Oktober 1934:
am 7. September durch Urkunde des Herrn Staatsminiſters:
der Juſtizſekretär beim Amtsgericht Worms Joſef Veit zum
Juſtizſekretär beim Landgericht Mainz, mit Wirkung vom 16.
September 1934;
am 8. September durch Urkunde des Herrn Staatsminiſters:
der Juſtizſekretär beim Amtsanwalt zu Alzey Heinrich Eduard
Roſenthal zum Juſtizſekretär beim Amtsgericht Alzey, der
Gefängnisoberwachtmeiſter beim Amtsgerichtsgefängnis Lorſch
Michael Bierbaum zum Gefängnisoberwachtmeiſter beim
Amtsgerichtsgefängnis Bensheim — beide mit Wirkung vom 1.
Oktober 1934;
am 17. September 1934: der Schulamtsanwärter Heinrich
Ruckelshaußen aus Wallerſtädten (Kreis Groß=Gerau) zum
Lehrer an der Volksſchule zu Mainz mit Wirkung vom 1. Auguſt
1934 an.
— Hausfrauenbund. Es wird nochmals auf die heute abend
ſtattfindende Löns=Gedenkſtunde im Heylshof, Weyprechtſtraße 6.
hingewieſen. Gäſte können eingeführt werden.
Evangeliſche Männervereinigung der Petrusgemeinde. Um
einen Ein= und Ueberblick über das, was die chriſtliche Kirche im
Laufe der Jahrhunderte, insbeſondere ſeit der Reformation, dem
deutſchen Volke und ſeiner Kultur gegeben hat — Werte von
größ=
tem Ausmaß — zu bekommen, wird unſeren Mitgliedern und
ihren Angehörigen ſowie ſämtlichen Gemeindegliedern ein Vortrag
geboten, den Herr Dekan i. R. Bernbeck in der nächſten
Monatsverſammlung, Montag, 1. Oktober, abends 8.15 Uhr, im
Gemeindehaus. Eichwieſenſtraße 8, halten wird, umrahmt von
muſikaliſchen Darbietungen unſeres Poſaunenchors.
Briefumſchläge mit Brieföffnereinlage. Von der
Papier=
induſtrie werden Briefumſchläge hergeſtellt mit einem kleinen
Ausſchnitt, in dem die abgeflachte Spitze einer Einlage ſichtbar
iſt. Durch das Herausziehen der Einlage wird der Briefumſchlag
aufgeriſſen und der Brief geöffnet. Die Reichspoſt läßt derartige
Briefumſchläge nur zur Beförderung als gewöhnliche
Brief=
ſendungen zu. Der Ausſchnitt muß ſich am unteren Längsrand
der Umſchläge befinden, die Spitze der Brieföffnereinlage darf
nicht über die untere Längskante des Umſchlags hinausragen.
Die Umſchläge müſſen aus hinreichend widerſtandsfähigem Papier
beſtehen, damit Beſchädigungen an dem Ausſchnitt möglichſt nicht
vorkommen. Die Deutſche Reichspoſt hat die Umſchläge wider=
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt.
Großes Haus.
Mittwoch,26. September Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Hauptmiete B 2
Pr. 0.50—4.50 Mk
Ein Volksfeind. Samstag.
22. September Anfang 19.30, Ende 23 Uhr. Deutſche Bühne 61
50—4.50 Mk.
Egmont.
mit „Kabale und Liebe‟
Frag mich was!
430. Veranſtalkung des Vereins für Orisgeſchichke und Heimakkunde „Alk=Darmſtadk”
Eine Veranſtaltung eigener Art hatte „Alt=Darmſtadt”
dies=
mal aufgezogen. Einen Abend „Frag mich was” könnte man dieſen
Ausſpracheabend nennen, der — nach des Vorſitzers einführenden
Worten — in die enge Verwandtſchaft der dörflichen „Spielabende‟
gehört.
So wie dort neben Sang und Klang Neuigkeiten,
Wiſſens=
wertes, Gemütvolles von Mund zu Mund weitergetragen wurde
— jedem gebend, von jedem anderſeits nehmend — ſo ſollte hier auf
Fragen Antwort gegeben werden. Das, was dem einen noch ein
Rätſel war, ſollte die Gemeinſchaft löſen. Jeder konnte fragen, was
er gern wiſſen wollte, jeder dazu ſagen, was er wußte. Und den
Rahmen gab auch hier die Tonkunſt.
Herr Dr. Engel ſpielte einleitend und abſchließend auf der
Flöte je eine Sonate von Philipp Emanuel Bach und von Joh.
Joachim Quantz — von Frl. Weiß am Klavier einfühlend
be=
gleitet. Herr Dr. Engel — der ſeine Flöte durchaus beherrſcht und
mit ſehr ſchönem Ton ſpielt — gab in dankenswerter Weiſe vor
dem Spiel eine kurze Einführung in Leben und Wirken der
Ton=
ſetzer.
Nach dem Einleitungsſpiel öffnete ſich der Fragekaſten. In
bunter Fülle erklangen die Fragen, und gleich fand ſich auch eine
Antwort bereit. Erſtaunlich, mit welcher Sachkenntnis und mit
welch ſicherem Gedächtnis die Antworten aus dem Kreis der Alt=
Darmſtädter — unter anderm durch die Herren Anton, Stieſi,
Röder, Enders, Ritſert und den Vorſitzenden beantwortet werden
konnten! — Freilich, alle Fragen ſind nicht zu beantworten
Sogleich die erſte nach dem roten Kreuz an der Roßdörfer
Landſtraße: Gemarkungskreuze hat es viele gegeben. So lag ein
Deutungsverſuch in dieſer Richtung nahe. Aber dem widerſtrebt die
Grenzführung zu allen Zeiten. Mehr Wahrſcheinlichkeit hat die
Anſicht, daß es ein Grabkreuz durchziehender Truppen vom Anfang
vorigen Jahrhunderts ſei. Die Sage möchte es zum Sühnekreuz
ſtempeln, und die rote Farbe ſoll dabei unverwiſchbar an dem
urſprünglich weißen Kreuz erſchienen ſein.
Gelöſt wurde das Rätſel des Roßdörfer Kreuzes nicht. Der
Vorſitzer wies aber ſinnvoll nach, warum ein ſolches Kreuz auch dann
noch ſeine Bedeutung hat, wenn es ein Rätſel aufgibt, iſt es doch
auch dann ein Denkſtein mitſchwingender Vergangenheit und
er=
innert daran, daß wir nicht beziehungslos in der Gegenwart leben,
ſondern daß unſere Geſchichte zurückreicht in altes und älteſtes
Geſchehen auf unſerm Grund und Boden.
Die zweite Frage wollte etwas über die Waſſerleitung vom
Herrgottsberg wiſſen. Gründliche Auskunft gibt bekannt, daß deren
zwei beſtehen. Die eine ſpeiſt öffentliche Brunnen, die zweite führt
ihr Waſſer in die allgemeine Stadtleitung.
Die Frage nach dem Löwenleib an zwei Darmſtädter Häuſern
(Ecke Grafenſtraße das eine, in der Obergaſſe das andere) wird
beantwortet mit der ziemlich gewiſſen Vermutung, daß hier
Maurerzeichen des Baumeiſters Fuchs vorliegen, der den Beinamen
„Staanlöb” (Steinlöwe) hatte. Die geſprengte Kette auf dem
Zeichen des Hauſes Grafenſtraße deutet wohl auf die Familie Frey,
die als Betreuerin der Ludwigshöhe älteren Darmſtädtern noch
bekannt iſt.
Die Herkunft des noch in Darmſtadt ſchwirrenden Namens
„Cameſaſka” liegt geſchichtlich feſt. Cameſaſka war Kapitän des
erſten Heſſiſchen Infanterieregiments und ſpäter Miniſter
Lud=
wigs III.
Daß der Hundsturm ein 1331 erbauter, befeſtigter Wachturm
und der Hinkelſtein ein im Namen verzerrter Hünenſtein, ſchüttelt
ein echter Alt=Darmſtädter nur ſo aus dem Aermel. Er weiß auch
Beſcheid, daß es nur ein „Kuhſchwanzeck” gibt in der Heinheimer
Straße. Die Beſſunger haben auf ein ſolches kein Anrecht. Sie
hatten nur eine „Kuhfurt”. Auch die Geſchichte des
Herrngarten=
berges iſt feſtgelegt. Sie kann nachgeleſen werden in einem
Büch=
lein von Dr. Eſſelborn.
Nicht ſo leicht iſt die Frage nach dem erſten Kaffeetrinken und
dem erſten Tabakrauchen in Darmſtadt zu beantworten. Aber wozu
hat man einen ſo beſchlagenen Vorſitzer? Der weiß genau, daß
im Jahre 1692 der Landgraf Ernſt Ludwig den Lakai Adam nach
Stuttgart ſchickte, um (in vier Wochen) Kaffee kochen zu lernen.
Und das Laſter des Rauchens — des Tabaktrinkens — iſt durch
Kolumbus über Spanien nach Deutſchland gekommen. Es hat ſich
nur langſam ausgebreitet, niedergehalten durch fürſtliche
Verord=
nungen und Steuern. — Ob der Schloßbrand des Jahres 1715 auf
heimliche Kaffeekocherei zurückzuführen ſei, bleibe dem Dichter der
„Komödiantenhexe” überlaſſen.
Die älteſte noch beſtehende Brauerei iſt gleichfalls bekannt. Es
iſt die 1727 gegründete Brauerei „Schul”. — Auch die erſte
Ein=
äſcherung in Darmſtadt ſteht für den 10. Oktober 1914 feſt.
Die Gewißheit wird aber äußerſt ſchwankend, wenn nach der
„Weißen Dame” im Schloß gefragt wird. Sehr launiſch und
er=
götzlich waren die Ausführungen von Herrn Enders zu dieſer Frage
Sein geſchichtsſchwangerer Geiſt hat ſelbſt in einer beſonderen Nacht
„einen Schimmer” von ihr wahrgenommen — wenn dieſer
Schim=
mer in dieſer beſonderen Nacht von ihr ausging. Vorgeſtellt hat
ſie ſich auch ihm nicht, und ſo muß man weiter auf ſie raten, ob
ſie die als Sagengeſtalt verſchleppte Gräfin Orlamünde ſei oder
eine Ahnenfrau des heſſiſchen Fürſtenhauſes, die einen Schatz für
Heſſens Notzeit bewacht.
Dieſer Schatz iſt ebenfalls ſehr umſtritten. Der Schatz von
Alt=Darmſtadt” iſt aber Gewißheit. Aus ihm tauchten dann noch
Bilder der Künſtlerfamilie Felſing (insbeſondere von „
Turnfel=
ſing”) auf. Sie wurden eingehend erläutert und mit Leben
um=
woben durch Herrn Oberſchulrat Ritſert.
Der Schatz der Alt=Darmſtädter wollte ſich noch weiter
offen=
baren, aber die vorgeſchrittene Zeit verſchloß ihn gewaltſam. Er
wird ſich öffnen zu anderer Zeit.
Nun aber am Ende dieſes Berichts gibt der Berichter die Frage
eines Alt=Darmſtädters zur Beantwortung allen Leſern auf:
Was heißt und woher kommt der Ausdruck . . . „de Adde gebeezt‟?
Leicht iſt die Antwort nicht. Dem Babbee ſei Dus” war ja leicht
geklärt als die ewig verlegte Schnupftabaksdoſe des Vaters. Aber
„de Adde gebeezt. . .‟? — Wer gibt Antwort?
Tek.
Die Erntedankfeſtleitung auf dem Bückeberg teilt mit: Es
ent=
ſpricht dem Geiſte des Erntedankfeſtes, daß kein Teil der deutſchen
Ernte auf irgendeine Weiſe verſchwendet wird oder verloren geht.
Es wird daher als ſelbſtverſtändlich vorausgeſetzt, daß die
Feſt=
wagen beim Erntedankfeſt, die für Umzüge in Städten und
Dör=
fern Verwendung finden und auch die Schaufenſter mit
ausge=
droſchenen Garben geſchmückt werden. Es dürfte ſich dabei
empfehlen, handgedroſchenes Stroh in gut gebundenen Puppen zu
verwenden. Das Bild der Erntewagen und der Schmuck der
Schaufen=
ſter wird dadurch keineswegs beeinträchtigt. Lediglich bei Erntewagen
die in ländlichen Orten verbleiben, können unbedenklich
unausgedro=
ſchene Garben Verwendung finden, da hier die Getreidepuppen in
die landwirtſchaftlichen Betriebe, die ſie lieferten, zurückwandern
und das Getreide für die menſchliche Ernährung alſo nicht verloren
geht.
Wenn man in Betracht zieht, daß es ſich für das ganze Deutſche
Reich um viele Hunderte von Zentnern Brotgetreide handelt, die
beim Entedankfeſt in Geſtalt von ungedroſchenen Garben in die
Städte wandern und danach für Ernährungszwecke verloren gehen
würden, dürfte dieſe Maßnahme allgemein verſtändlich ſein.
Aus=
nahmen können bei den Wagen, die in den Städten Verwendung
finden lediglich für Erntekronen und Erntekränze gemacht werden.
Viele Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen wollen den Führer,
wo er auch immer ſich zeigt, mit Blumen ehren. Es muß jedoch
nachdrücklich darauf hingewieſen werden, daß es ſtrengſtens
unter=
ſagt iſt, in den fahrenden Wagen des Führers Blumenſträuße zu
werfen, da der Fahrer behindert und Verletzungen verurſacht
wer=
den können. Alſo keine Blumen in den Wagen des Führers
werfen!
Beſchneiden von Hecken und Buſchwerk. Aus der
Bevölke=
rung mehren ſich die Klagen, daß von den Vorgärten Zweige
von Hecken und Buſchwerk auf öffentliche Fahr= und Fußwege
hinausragen und ſomit verkehrshindernd ſind. Mit Rückſicht auf
den Straßenverkehr werden die Beſitzer von Vorgärten gebeten,
die überhängenden Zweige zurückzuſchneiden bzw. zurückzubinden.
Das Zurückſchneiden iſt nach Artikel 8 des Naturſchutzgeſetzes vom
14. Oktober 1931 zum Schutze der Vögel und der Vogelbruten in
der Zeit vom 1. 3. bis 1. 8, eines jeden Jahres verboten.
Ein beſonderes Vorſpiel für die Sendungen vom Bückeberg.
Die Reichsſendeleitung teilt mit: Der Reichsſendeleiter hat für
die Uebertragungen vom deutſchen Erntedanktag auf dem
Bücke=
berg angeordnet, daß hier, ähnlich wie bei der Uebertragung des
Reichsparteitages, vor jeder großen Sendung ſtatt des
Pauſen=
zeichens ein muſikaliſches Vorſpiel über die Sender gegeben wird.
Volkslied und Volkstanz Stimmen und Geräuſche der Arbeit auf
dem Lande und der Großſtadt, pulſende Motoren werden in dieſem
Vorſpiel zuſammenklingen.
Heiner: No, Schorſch, mer ſieht dich jo gor net mehr!
Wo hoſte dann die ganz Zeit geſtocke?
Schorſch: Ja, liewer Heiner, do ſieht mer, daß de abſolut net
waaſt, wos ewe geſpielt werd! Hoſte noch nix vum
„Luftſchutz geheert?
Heiner: Luftſchutz!? Wos iß dann des widder vor e
Einrich=
dung?
Schorſch: No ja, ich ſag’s jo! Hot der Menſch Fraa unn drei
Kinner unn e eige Heisje, unn waas noch nix vum
„Luftſchutz”!
Heiner: Was hawe mei Fraa unn Kinner unn mei Heisje mit
dem Luftſchutz zu duhn?
Schorſch: Du ſcheinſt e korz Gedächtnis zu hawe? Denkſt de noch
an die Fliegerbomb in de Soderſtroß 19172.
Heiner: Ich glaab, Schorſch, die draamts!
Me wolle doch kaan Krieg!
Schorſch: Selbſtvaſtendlich! Mir wolle kaan Krieg! Mir hawe
abgeriſt! Awwer die annern! Die baue Flugzeige un
Bombegeſchwader uff Deiwel komm raus. Unn mir?
Mir hawe noch kaa Kampfflugzeug odder e
Bombe=
geſchwader!
Heiner: Deß iß jo alles ganz ſchee, was de do ſeggſt, awer
ſchließlich miſſe die annern uns doch erſt de Krieg
er=
klärn.
Schorſch: Krieg erklärn! Daß ich net lach, Heiner! Nemm mers
net ver iwwel. Glaab mers, wenns dene hochgeriſtete
Staate eifellt, unſer friedliewend Volk aazugreife,
dann brauchſt net erſt uff die Kriegserklärung zu
worte! Dann ſinn ſe ewe do, unn ſchmeiße ihr
Spreng=
bombe, Gasbombe unn Brandbombe uff unſer Kepp.
Heiner: No, dann nitzts aach nix mehr! Geh mer ewek mit
dem Luftſchutz! Wenn mer ſelbſt kaa Flugzeig hawwe,
kenne mer uns ja doch net wehrn.
Schorſch: Des maanſt du! Awwer baß uff. So wie du denkſt,
hab ich vorher aach erſt gedacht, awwer ſeit ich den
Luftſchutzkurs mitgemacht hab, bin ich vum Luftſchutz
iwwerzeigt.
Heiner: Do bin ich jetzt doch emol neigierig!
Schorſch: In dem Kurs, den ich mitgemacht hab hab ich
ge=
lernt, wie mer ſich im Ernſtfall verhalde muß, um
dene Gefahrn aus de Luft erfolgreich begejene zu
kenne. Liwer Heiner, wann dir ſo e Brandbomb in
dei Speicher fellt, wo de all dei „Adenke” uffgeſtaabelt
hoſt, dann wunner dich net, wann der emol dei Heisje
iwwerm Kobb abbrennt. — Wie de des Uheil awwer
abweern kannſt, des lernſte in dem Kurs vum
Reichs=
luftſchutzbund.
Heiner: Unn die Spreng= unn Gasbombe?
Schorſch: Aaach dodriwwer werſte uffgeklärt. Du lernſt wie
mer ſich gud unn billig en gas= unn ſplidderſichere
Schutzraum in ſein Keller eirichde kann, in dem de
dann im Ernſtfall dei Fraa unn Kinner unnerbringe
kannſt. Im Reichsluftſchutzbund werſte iwwer alles
uff=
geklärt unn in allem ausgebild, was de Luftſchutz
be=
drifft.
Heiner: Reichsluftſchutzbund? Was iß dann des widder vor en
Verein?
Schorſch: Verein! De Reichsluftſchutzbund iß kaan Verein, ſonnern
e Ogelegenheit vun jedem deitſche Volksgenoſſe. Do
mußte aach Mitglied werrn!
Heiner: Heer mer uff! Des koßt doch aach widder Geld. Ich
bin ſchunn iwwerall debei, unn jetzt aach noch in de
Luftſchutzbund.
Schorſch: Für e ganz Mack im Johr kannſte doch Mitglied
werrn! So viel mußte doch für de Reichsluftſchutzbund
unn ſei Uffgawe iwwrig hawwe.
Heiner: E Mack iß net viel, ſo viel kann me jo immer noch
uffbringe. Wo kann me ſich dann do amelde?
Schorſch: Do machſte nunner uff die Geſchäftsſtell vum
Reichs=
luftſchutzbund in die Rheiſtroß 75 unn meldſt dich an.
Heiner: Ich glaab, Schorſch, du hoſt recht, ich werr aach noch
Mitglied vum Reichsluftſchutzbund unn mach aach ſo en
Kurs mit. Die Sach mit dene Spreng=, Gas= unn
Brandbombe geht mer doch im Kobb erum. Wann mer
ſchließlich noch kaan Bombenflieger hawwe, ſo waas
mer wenigſtens, wie mer ſich verhalde muß.
Schorſch: So iß recht. Meld dich an, unn du hilfſt aach unſerm
Fihrer Adolf Hitler in ſeim ſchwere Exiſtenzkampf für
unſer Volk.
Heiner: Alſo, wann mer uns widderſeje, hab ich aach ſo e
Ab=
zeiche an wie du vum Reichsluftſchutzbund. Heil Hitler!
Schorſch: Luftſchutz iſt Selbſtſchutz! Heil Hitler!
Dr. S.
Seite 6 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. September 193.
Bennnt and Der
Von Oberforſtrat Maul=Darmſtadt,
stpa. Der Bedarf Deutſchlands an Treibſtoffen betrug im
Vorjahre ca. 1900 000 Tonnen. Hiervon wurden 1 500 000
Ton=
nen für Vergaſer=Motoren, 400 000 Tonnen für Oel=(Dieſel)=
Motoren verbraucht.
Eingeführt wurden rund 1 000 000 Tonnen Benzin, alſo zirka
zwei Drittel des Bedarfs, 340 000 Tonnen Oel, alſo zirka vier
Fünftel des Bedarfs.
Infolge fortſchreitender Motoriſierung der Wirtſchaft, ſtarker
Vermehrung der Kraftwagen, die durch eine Reihe von
Maßnah=
men der Regierung im Intereſſe der Bekämpfung der
Arbeits=
loſigkeit und der Hebung der Wirtſchaft ergriffen wurden, iſt die
Einfuhr im erſten Halbjahr weiter geſtiegen.
Um nun unſer Verkehrsweſen und unſere Wirtſchaft auch hier
von der Einfuhr und vom Ausland unabhängig zu machen und
um Deviſen einzuſparen, muß einmal die heimiſche Produktion an
Treibſtoffen gehoben werden und zum anderen müſſen wir nach
Erſatzſtoffen Ausſchau halten.
Der größte Benzinproduzent war ſeither die Kokerei=Induſtrie
mit 255 000 Tonnen. Die Produktion iſt hier von der
Verwer=
tung des Kokſes abhängig und beſchränkt. Die Gewinnung von
ſynthetiſchem Benzin durch das Hydrierverfahren hat erſtmals im
letzten Jahre 100 000 Tonnen ergeben; ſie iſt ſtark ausbaufähig,
erfordert jedoch große Inveſtitionen. Die Erbohrung weiterer
Erdölquellen wird durch das Reinhardt=Programm, die
Arbeits=
beſchaffung der Reichsregierung, gefördert. Für die Gewinnung
von Oel aus Kohle iſt ein brauchbares Verfahren gefunden, das
Erfolg verſpricht. Es müſſen aber alle Wege gegangen werden,
es müſſen alſo auch Erſatzſtoffe noch eingeſchaltet werden, wo es
irgendwie möglich iſt, wenn wir in abſehbarer Zeit zum Ziele
kommen wollen. Der Anteil an Kartoffelſpiritus kann beim
Treibſtoff für Vergaſermotoren zweifellos noch etwas erhöht
wer=
den. Er iſt jedoch begrenzt. In größerem Umfange wird jedoch
Holz und Holzkohle als Erſatz dienen können.
Vor allem muß ſich der Angriff gegen die Großverbraucher,
gegen Laſtkraftwagen, Omnibus, Triebwagen und ortsfeſte
Mo=
toren wenden. Solche Aggregate werden neuerdings mit Dieſel=
Motoren betrieben und, ſoweit ſie Benzin=Motoren hatten, auf
Dieſel=Oel=Motoren umgebaut. Das iſt privatwirtſchaftlich, wenn
das nötige Kapital zur Verfügung ſteht, eine außerordentliche
Erſparnis. Volkswirtſchaftlich geſehen, und das iſt
ausſchlag=
gebend, ſieht die Sache anders aus. 100 Kilogramm Benzin
koſten im Freihafen Hamburg genau ſo viel wie 100 Kilogramm
Oel. Und da wir Oel in noch viel größerem Umfange einführen,
Kreisfachbearbeiter für Forſtwirtſchaft.
ſchwindet die Erſparnis volkswirtſchaftlich ſtark zuſammen,
trotz=
dem nur zirka zwei Drittel ſoviel Oel für die gleiche
Kraftlei=
ſtung verbraucht wird wie Benzin. Die Differenz zwiſchen der
volkswirtſchaftlichen und privatwirtſchaftlichen Erſparnis beruht
auf der Inlandsſteuer, die auf Benzin, Benzol uſw liegt. Holz
und Holzkohle ſind aber in der Form von Brennholz im Inland
in ſo großen Mengen vorhanden, daß ſie nicht reſtlos vom
Ver=
brauch aufgenommen werden.
Der Imbert=Holzgas=Generator, der jahrelang erprobt und
durchkonſtruiert worden iſt, verbraucht bei 5=Tonnen=Laſtwagen
bei 100 Kilometer 100—150 Kilogramm Holz, die zurzeit rund
2,50—3,75 RM. koſten. Jeder Benzin=Motor kann nachträglich
mit einer Generatoranlage verſehen werden. Die Einbaukoſten
von 2000—2800 RM. ſind in ganz kurzer Zeit eingeſpart. Die
Wagen ſind vollſtändig betriebsſicher, ſie erfordern lediglich etwas
mehr Wartung. Die Erſparnis gegenüber Benzin beträgt zirka
30 Prozent. Der geringe Leiſtungsabfall gegenüber Benzin von
10—15 Prozent kann durch Erhöhung der Kompreſſion leicht
aus=
geglichen werden. In Darmſtadt und ſeiner weiteren Umgebung
laufen bereits 40 Wagen mit Holzgasgeneratoren zur vollen
Zu=
friedenheit ihrer Beſitzer. Um die Einführung zu erleichtern, hat
ſich der heſſiſche Staatsminiſter entſchloſſen, für den Einbau
kurz=
friſtige Darlehen bis zur Höhe von 800.— RM., das iſt die erſte
Zahlungsrate, in begrenztem Umfange zu gewähren. Die
weite=
ren Raten können ohne weiteres aus Erſparniſſen für Treibſtoff
beſtritten werden. Die Heſſiſche Staatsforſtverwaltung hat
außer=
dem eine Tankſtelle in Darmſtadt im ſtaatlichen Holzhof,
Holzhof=
allee, errichtet. Dort wird eigens für den Generator
zerkleiner=
tes trockenes Buchenholz zum Preiſe von 1.20 RM. pro Zentner
abgegeben. Die Errichtung weiterer Tankſtellen im Land nach
Bedarf iſt geplant. Im übrigen können alle Holzabfälle, alſo
3. B. auch von Sägewerken uſw., die lufttrocken ſind,
Verwen=
dung finden. Die Errichtung der Tankſtellen durch die
Staats=
forſtverwaltung iſt als eine vorübergehende Maßnahme
anzu=
ſehen. bis ſich der private Handel hierauf eingeſtellt hat.
Der Holzgas=Generator hat, ſchon ſtärkere Verbreitung in
Frankreich gefunden. Die franzöſiſche Regierung hat beſonders
aus wehrpolitiſchen Gründen die Einführung von Holzgas= und
Holzkohlen=Generatoren begünſtigt und gefördert. Ebenſo haben
ſich neuerdings Schweden, Litauen und Italien mit der
Propa=
ganda hierfür befaßt und die Einführung von Holzgas=
Generato=
ren durch verſchiedene laßnahmen gefördert.
Auch auf dieſem Gebiet müſſen und werden wir die Freiheit
und Unabhängigkeit erringen. Helft alle mit!
Landestreffen der DAF., Gau Heſſen.
Das große Landestreffen der DAF., Gau Heſſen, das am
6. und 7. Oktober 1934 in Wiesbaden ſtattfinden wird, ſieht in
der Ausgeſtaltung ſeiner Veranſtaltungen eine überaus große
Vielſeitigkeit vor. Der Aufmarſch der 250 000 wird in einem
feſtlichen Rahmen vor ſich gehen. Schon am Samstag, dem
6. Oktober 1934, iſt eine Reihe großer Kundgebungen und
Ver=
anſtaltungen vorgeſehen. Nachmittags um 4 Uhr findet ein
Amtswalterappell im Paulinenſchlößchen ſtatt, wo zu den Kreis=
und Ortsgruppenwaltern und deren Stäben der
Organiſations=
leiter der DAF.. Pg. Selzner, Gauleiter und Reichsſtatthalter
Pg. Sprenger, und der Landesobmann der NSBO. und
Bezirks=
walter der DAF., Pg. Willi Becker, ſprechen werden. Am Abend
um 6.30 Uhr werden bei gemütlichem Beiſammenſein ſich die
Amtswalter im Paulnenſchlößchen zuſammenfinden. Die NSBO.=
Kapelle Wiesbaden umrahmt dieſe Stunden mit flotten Weiſen.
Im Kurhaus führen um 8.30 Uhr abends Arbeiter ein choriſches
Spiel „Weckruf der Arbeit” auf. Ein gewaltiges Feuerwerk wird
gegen 10 Uhr abgebrannt werden. Im Paulinenſchlößchen
ge=
langt ein rheiniſcher Abend zur Ausführung, wo erſtklaſſige
Frankfurter Künſtler mitwirken werden. Unter den Eichen ſteigt
ein großes Volksfeſt mit vielen Ueberraſchungen. Das ſei aus
der Fülle des Samstags=Programms herausgegriffen, das nur
einen Auftakt zum Sonntag darſtellt. Kein Arbeitskamerad der
DAF. verſäume, nach Wiesbaden zu kommen, um all das zu
er=
leben. Darum lautet die Parole aller Schaffenden unſeres
Gaues: Am 6. und 7. Oktober auf zum Landestreffen!
Der Kreisleiter.
Motor=SS.
Die Dienſträume des SS.=Motorſturms 12/26 Darmſtadt
be=
finden ſich ſeit 20. September 1934 Feldbergſtraße 36. part.
Dienſt=
ſtunden: Montag bis Freitag von 19—21, Samstags von 17—19
Uhr.
Der SS.=Motorſturm 12/29 Darmſtadt benötigt zur
Vervoll=
ſtändigung und Ausſtattung ſeiner Dienſträume entſprechende
Möbelſtücke (Tiſche. Stühle, Schränke). Der Sturm bittet daher
um — möglichſt koſtenloſe — Ueberlaſſung ſolcher Gegenſtände.
Mitteilungen und Angebote an das Sturmbüro, Feldbergſtr. 36,
part., erbeten.
Gegen Mißbrauch der Bezeichnung Reichsleiter und Reichsführer.
NSK. Der Stabsleiter des Stellvertreters gibt bekannt: Aus
gegebener Veranlaſſung wird erneut darauf hingewieſen, daß laut
Anordnung des Stellvertreters des Führers und des
Reichsmini=
ſters des Innern lediglich die Reichsleiter der
Nationalſozialiſti=
ſchen Deutſchen Arbeiterpartei die Bezeichnung Reichsleiter oder
Reichsführer tragen. Die Leiter irgendwelcher anderer Dienſtſtellen
oder Verbände dürfen die Bezeichnung Reichsführer oder
Reichs=
leiter keinesfalls führen.
München, 21. September 1934.
gez. Bormann.
Aus den Darmſtädter Lichtſpiel=Theakern.
Palaſt: Solche Frauen ſind gefährlich.
Eine Komödie — wie das Programm ankündigt — kann
man dieſen Film wohl nur in ſeiner erſten Hälfte nennen,
wäh=
rend ſich im zweiten Teil eine ganz ernſthafte
Kriminalangelegen=
heit entwickelt, die für den ſchönen Romanſchriftſteller ſogar
bei=
nahe ſehr übel abliefe. Zu Anfang hat er allerdings nur den
von 9 Millionen Frauen vergötterten berühmten Mann zu
ſpie=
len und verhält ſich als ſolcher reichlich paſſiv, eine Eigenſchaft,
die er während des ganzen Verlaufs der Handlung in einem
ganz unwahrſcheinlichen Maß an den Tag legt. Die wirklich
handelnden Perſonen ſind in dieſem Film die Frauen: eine
ener=
giſche alte Tante vom Zuſchnitt der Sandrock, wenn auch in jeder
Beziehung eine Nummer kleiner, — ein Backfiſch, der ſeine
Schwärmerei für den berühmten Mann bis zu der ganz ſinnloſen
Tat des Selbſtmordes treibt. — und die Sekretärin dieſes
Man=
nes, eine außerordentlich ſympathiſche Figur, in ihrer ruhigen
Beſtimmtheit und ſanften Energie die ideale Mitarbeiterin und
Frau für den haltloſen Schriftſteller. Alle dieſe Frauen, und
auch die übrigen Perſonen des Films bis hinunter zu den
klei=
nen Nebenrollen, haben wirkliche Geſichter und bleiben nicht ſo
puppenhaft, wie das ſonſt meiſt in amerikaniſchen Produkten der
Fall iſt. Der Film iſt auch durch die ſaubere Arbeit der Regie
und den gut durchgearbeiteten Dialog erfreulich.
— Steuermahnung. Die im Monat September fällig
geweſe=
nen Steuern, und zwar Einkommenſteuer, Körperſchaftsſteuer,
Umſatzſteuer und Landesſteuern 3. Rate (Grund=, Sondergebäude=
und Gewerbeſteuer) werden hiermit gemahnt. (Vgl. geſtrige
Anzeige
— Die Finanzkaſſe Darmſtadt=Stadt bleibt wegen
Umſtellungs=
arbeiten vom 27. bis 29, d. M. für den Publikumsverkehr
ge=
ſchloſſen.
Bereins- und lokale Veranſtaliungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ortsfremde junge
Mäd=
chen, Freundinnenheim. Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag,
abends 8.15—10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten
Mittwoch im Monat: Gymnaſtik, Leitung: Frl. Irmgard Pätzold.
Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen und
Zu=
ſchneiden. Donnerstag, den 27. 9. 34: Vorleſen.
An alle Vereine u. Trägerkulkureller Beranſtalkungen
Da es ſich herausgeſtellt hat, daß bei den Vereinen und bei
Abhaltung kultureller Veranſtaltungen ein ſtarkes Bedürfnis
vor=
handen iſt, den Reingewinn oder einen Teil des Gewinns
zu=
gunſten des Winterhilfswerks des deutſchen Volkes 1934/35 zur
Verfügung zu ſtellen, ſind an die Kreisamtsleitung des Amtes
für Volkswohlfahrt ſeit Wochen Anträge geſtellt worden, die zum
Ziele haben, ihre Veranſtaltungen dem Rahmen des
Winter=
hilfswerkes anvaſſen zu dürfen. Es ſcheint deshalb angebracht,
nochmals alle Vereine und Veranſtalter darauf hinzuweiſen, daß
es ſich empfiehlt, ſo früh wie möglich — möglichſt ſchon jetzt —
die Termine der Veranſtaltungen mit der Kreisamtsleitung des
Amtes für Volkswohlfahrt zu vereinbaren.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt Darmſtadt,
Wilhelminenſtraße 34.
Tteue!
Bezeichnend, wie fremd und dem Charakter des deutſchen
Volkes zuwiderlaufend das durch den Nationalſozialismus
über=
wundene politiſche Denken insbeſondere der letzten 14 Jahre nach
dem großen Kriege war, iſt die Auffaſſung des Begriffs „Treue‟
Treue kann niemals abhängig ſein von Ueberlegungen.
Er=
wägungen oder Bedenken, ſondern ſie iſt etwas Unwandelbares,
von keinen Bedingungen abhängig im Leben des einzelnen
Men=
ſchen, wie daraus auch eines ganzen Volkes. Treue zum Volke
ließ Deutſchland wieder auferſtehen, Treue zum Volke wird es
für alle Zeiten ſtark und kräftig fortbeſtehen laſſen, wenn ſie
un=
wandelbar und bedingungslos iſt.
Die Fliegerei kennt ihrem inneren Weſen nach nur eine
ſelbſtloſe und hingebungsvolle Treue an eine große ſtolze Idee,
deren Krönung das Vaterland und der Dienſt an ihm ſind.
Des=
halb bedeutet eine Unterſtützung der Fliegerei neben ihren
ande=
ren Aufgaben in erſter Linie die Möglichkeit, gerade dieſe Werte,
die für den Beſtand eines Volkes von ausſchlaggebender
Bedeu=
tung ſind, in die Tat umzuſetzen.
Unwandelbare und ſelbſtloſe Treue trugen das Opfer der
Flieger des großen Krieges. Und dieſes Opfer iſt Vermächtnis
und Mahnung zugleich.
Wenn du, deutſcher Volksgenoſſe, bereit biſt, deinen
Anſpruch auf die Treue deines Volkes dir gegenüber
durch deine ſelbſtloſe Treue ihm gegenüber zu
vergel=
ten, wirſt du ſo ſein, wie der Führer es von dir
ver=
langt. Deshalb kannſt du auch nicht anders handeln,
als die Fliegerei deines Volkes zu unterſtützen. Werde
Mitglied im Deutſchen Luftſport=Verband!
Nicht jeder Autofahrer, der an der Schweizer Grenze
auf=
taucht, iſt über alle Formalitäten im Bild, die ihm den
Grenz=
übertritt erleichtern. Er wird zudem dies und jenes zu fragen
haben, das nicht ins Auskunftgebiet des Zollperſonals gehört.
Weder der Zöllner noch der Grenzwächter haben die Pflicht, jedem
Paſſierenden Zoll= und Verkehrsvorſchriften zu erläutern.
Reiſe=
routen zu empfehlen, ſowie Auskünfte über Hotels, Garagen und
andere autotouriſtiſche Angelegenheiten zu geben.
Nicht verwunderlich, wenn der Touring=Club der Schweiz
er=
kannte, daß an der Landesgrenze eine Hilfsbereitſchaft zu erfüllen
ſei, und dieſen Gedanken 1929 in Tat umſetzte, indem er jedes
Jahr in der Sommerſaiſon (Mai bis Oktober) an den wichtigſten
Einfallsſtraßen der Schweiz Chalets direkt an die Grenze poſtierte,
ſo in
Genf=Perly (Straße Annecy—Aix=les=Bains—Grenoble);
Genf=Grand Saconnex (Straße Dijon-Paris);
Baſel=Otterbach (Straße nach Freiburg im Breisgau);
Baſel=Lysbüchel (Straße nach Mülhauſen);
Kreuzlingen=Seeſtraße (Straße nach Konſtanz).
Die uniformierten Agenten des T. C. S. ſprechen mehrere
Sprachen und erteilen Auskünfte an alle Auto= und Motorrad=,
ſowie Radfahrer und Touriſten. Zudem kontrollieren ſie die
Fahr=
ausweiſe und begleiten die Motorfahrzeuglenker zum Zollamt.
Auch den Geldwechſel beſorgen ſie auf Wunſch, verkaufen
Auto=
karten und =Führer und verteilen Propagandaſchriften, die für
jeden Reiſenden praktiſchen Wert haben.
Auch der Automobil=Club der Schweiz errichtete in
Kreuz=
lingen und in Chiaſſo einen Grenzſervice, der Auskünfte über
Ver=
kehrs= und Zollvorſchriften, über Reiſerouten, Hotels, Garagen uſw.
erteilt und auch über Straßenabſperrungen und
Verkehrserſchwe=
rungen Beſcheid weiß.
Sowohl der A. C. S. wie der T C. S. unterhalten außerdem
in verſchiedenen Grenzorten ihre Touriſtikbüros bzw.
Geſchäfts=
ſtellen, die das ganze Jahr über ihren Mitgliedern und den
ein=
reiſenden Autotouriſten mit Rat und Tat zur Seite ſtehen, ihnen
Itineraires Straßeninformationskarten und Proſpekte zur
Ver=
fügung ſtellen. Solche Büros ſind zu finden in Baſel,
Schaffhau=
ſen, Kreuzlingen, Locarno, Genf und La Chaux=de=Fonds (je ein
Büro von jedem Verband) und ferner in Romanshorn, Buchs,
Schuls, Poſchiavo uſw um nur die bedeutendſten Büros zu
nennen, die der A. C. S. in dieſen Orten in der Nähe der
Landes=
grenze eingerichtet hat.
Das ſind die Stellen, an die ſich jeder Autotouriſt, der die
Schweiz beſichtigen will, wenden darf — ja wenden muß, um ein
paar genußreiche Tage in konzentrierter Form, aber ohne
Behin=
derung durch Formalitäten zu erleben.
Aw. Die Große Strafkammer hatte am Dienstag geg
zwei Frankfurter Angeklagte zu verhandeln. Zuerſt gegen 1
42jährigen Heinrich G. wegen falſcher Anſchuldigung, dann ges
den 41jährigen Albert G. wegen Erpreſſung. G. hatte in ein
Mietprozeß einen Offenbacher guten Bekannten vertreten, und
der Prozeß zuungunſten dieſes Bekannten ausging, machte er
eilig daran, den amtierenden Richter in einer Eingabe an
Reichsſtatthalter Sprenger zu verleumden, indem er ihn
Rechtsbeugung uſw. beſchuldigte. In erſter Inſtanz hatte
Angeklagte im Auguſt d. J. wegen wiſſentlich falſcher Anſchul
gung eine Gefängnisſtrafe von acht Monaten bekommen.
hatte gegen dieſes Urteil Berufung eingelegt und behaupt
heute erſtmalig, dieſes Schreiben an den Reichsſtatthalter h
ſein Bekannter ohne ſeinen Willen ausgeſchickt. Das Ger
ſchenkt ſeinen Angaben keinerlei Glauben, iſt vielmehr der A
faſſung, daß der Angeklagte ſehr heftig und ſehr von ſeinem ei
nen Standpunkt aus bei der Sache war, und erhöht die Str
unter Verwerfung ſeiner Berufung auf neun Monate Gefängi
Der zweite Angeklagte, der oftmals vorbeſtrafte Albert
war als Werber für „Das neue Deutſchland herumgereiſt. Ge
gentlich einer Werbung im Offenbacher Krankenhaus hatte er
Schweſtern erklärt, ſie müßten die Zeitſchrift abonnieren, ſo
würden ſie entlaſſen. Im Frankfurter Krankenhaus ſei
etlichen Schweſtern ſchon ſo gegangen. Aus Furcht nahmen
meiſten natürlich das Blatt und G. ſteckte die Proviſion
Wegen Erpreſſung erhielt G. in erſter Inſtanz ein Jahr
ſechs Monate Gefängnis, wobei erſchwerend wirkte, daß er d
Dinge in ſeiner SA.=Uniform betrieben hatte. Das Berufun
gericht iſt zwar wegen des Strafmaßes mit der Erſtinſtanz ei
Meinung, rechnet aber dem Angeklagten, da er heute geſtän
iſt und bereut, die Unterſuchungshaft mit einem Monat an.
Aw. Die fünfte Schwurgerichtsperiode 1934 begann am
M=
tag unter teilweiſem Ausſchluß der Oeffentlichkeit mit einer
A=
handlung gegen die 23jährige Anna Margarethe F. a s
Groß=Umſtadt wegen Kindestötung. Im März
ſes Jahres wurde in der Pfuhlgrube des Dienſtherrn des
Mi=
chens die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden, und s
Mädchen gab dann auch nach anfänglichem Leugnen zu, daß e
das Kind im Januar zur Welt gebracht und in den Abort
worfen hatte. Sie behauptet heute die Geburt ſei für ſie ſ
früh und vollkommen unerwartet gekommen, ſie ſei ſo aufgerſt
geweſen, daß ihr alles gleich geweſen ſei. Das Mädchen hee
ein feſtes Verhältnis, und der Mann war bereit, ſie zu heira=i,
und wollte auch das Kind gerne. Heute ſagt er auf die Frage 5
Richters, daß er dieſe Sache dem Mädchen nicht vergeſſen kör;
und daß er ſie wohl nicht heiraten wird. Das Mädchen erlt
unter Zubilligung mildernder Umſtände eine Gefängni. von zwei Jahren und ſechs Monaten.
Unterſuchungshaft wird mit ſechs Monaten angerechnet.
Urteil wird beiderſeitig angenommen und rechtskräftig.
Brleſkaſten.
Iedu Anfrage iſi die lehzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen
wurde-
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
L. S. 1. Carbidkalk wirke in friſchem Zuſtand ſchädlich; 7.
verwendet ihn nur mit Kompoſt vermiſcht, nachdem man ihn
dem Kompoſthaufen langſam hat ablöſchen laſſen. —
Kalken der Bäume iſt unratſam, doch iſt ein Düngen des Bod s
mit Carbidkalk unter den Obſtbäumen möglich, wenn ſich nſt
andere Kulturen unter den Bäumen befinden.
U. G. in B. Am 26. Juli 1930 erließ der Reichspräſit
eine Verordnung zur Behebung finanzieller, wirtſchaftlicher
ſozialer Notſtände; ſie regelten den Ausgleich der Aufwendun
im ordentlichen Reichshaushalt, die ſich infolge der ſchleck
Wirtſchaftslage ergaben. Der Reichsarbeitsminiſter war erm
tigt, den Reichszuſchuß für die Familienwochenhilfe (wozu
das Stillgeld gehört) abzugelten. Eine ſolche Abgeltung dih
Zahlung eines Reichszuſchuſſes an die Krankenkaſſen hat dn
auch für das Rechnungsjahr 1930 ſtattgefunden. Nach § 2504 m
Reichsverſicherung erhalten die Krankenkaſſen zu den Aufwend
ſ=
gen für Wochenhilfe einen Reichszuſchuß von 50 Mark für je n
Entbindungsfall. Der Reichspräſident verordnete aber am 30 6.
1932, daß § 205d auch im Rechnungsjahr 1932 nicht zur Anv
dung gelange. Dieſe Regelung hatte auch für das Rechnur
jahr 1933 laut Geſetzen vom 30. März und 28. Juni 1933 zu
ten. Durch Reichsgeſetz vom 5. Juli 1934 iſt der Aufbau der
zialverſicherung in die Wege geleitet. — Nach den Reichsgru
ſätzen über Verausſetzung, Art und Maß der öffentlichn
Fürſorge vom 1. Auguſt 1931 gehört zum notwendigen
bensbedarf eines Hilfsbedürftigen u. a. Hilfe für Schwangere
Wöchnerinnen; was im Einzelfalle im Rahmen des notwendi n
Lebensbedarfes an Hilfe zu gewähren iſt, hat ſich nach der
ſonderheit des Falles zu richten, namentlich nach Art und Daſr
der Not, nach der Perſon des Hilfsbedürftigen und den örtlien
Verhältniſſen. Hiernach dürften die Fragen erſchöpfend
beit=
wortet ſein.
H., hier. Auf Anfrage vom 8. ds. empfehlen wir, ſich wen
aller Fragen an die Induſtrie= und Handelskammer hier u
wenden.
H., hier. Da es ſich ſowohl um Abtretung wie Pfändung s
Mietzinſes handelt, iſt nach §§ 372 ff. BGB. von Ihnen zu
fahren. Sie hinterlegen einfach beim hieſigen Amtsgericht
jeweils fällig werdenden Beträge und können getroſt auf
Recht der Rücknahme der Hinterlegungsſtelle (Amtsgericht) ges
i=
über verzichten. Durch dieſen Verzicht werden Sie infolge ir
Hinterlegung von Ihrer Verbindlichkeit in gleicher Weiſe befut,
wie wenn Sie zur Zeit der Hinterlegung an den Gläubiger
ſ=
leiſtet hätten. Wir erachten mit dieſer Aufklärung die geſtel n
Fragen für erledigt.
F. H. 34. Fordern Sie den Vermieter ſchriftlich auf, die
ſ=
forderlichen Herſtellungen binnen zwei Wochen vorzunehn ſt.
Kommt er dieſem Begehren innerhalb dieſer Zeit nicht nach ſo
ſind Sie befugt, die Herſtellungen vornehmen zu laſſen und n
ausmachenden Betrag am Mietzins in Abzug zu bringen.
„Erbtante”, Rückſprache unter Vorlage der bezüglichen
Schuk=
ſtücke erforderlich an einem Werktag, vormittags 8 Uhr, bei ſr
Schriftleitung.
„E. A.‟ Der Mieter kann verlangen, daß die ihm vermie ſe
Wohnung während der Mietzeit in einem zu dem vertragsm
i=
gen Gebrauche geeigneten Zuſtande erhalten werde. Dar s
folgt, daß Störungen in dieſem Gebrauche an Sonn= und ge
ß=
lichen Feiertagen fernzuhalten ſind. Würde eine bezügliche
e=
ſchwerde zunächſt beim Vermieter nicht zum Ziele führen d
keine Abhilfe ſchaffen, ſo würde es ſich empfehlen, beim Ar 5 beim Amtsgericht Anzeige wegen ruheſtörenden Lä /s
zu erheben. Wir möchten empfehlen, dieſen Weg zu beſchre m
und eine zivilrechtliche Klage vorerſt zu unterlaſſen.
H. Aus der Briefkaſtenantwort Nr. 500 Odenwald, in Nr. /7
vom 28. Auguſt, iſt zu entnehmen, daß das Reichsgeſetz iſr
Schußwaffen vom 12. April 1928 und die Ausführungsver ) dazu am 13 Juli 1928 erlaſſen wurde. Ob eine Ausna ſe
vom Verbot im Fragefalle vorliegt, könnte nur geprüft wer ſi,
wenn Sie nähere Angaben machen würden.
M. W. Wegen der Beantwortung ſei auf den Schlu /tz
des Briefkaſtens in Nr. 237 vom 28 Auguſt verwieſen. Von 1
Eheſtandshilfe ſind nach § 5 Z. 3 Abſchnitt V des Reichsgeſ ’s
vom 1. Juni befreit: Perſonen, die über 55 Jahre alt ſind, ſe
Vorſchriften des Artikels I des zweiten Geſetzes zur Aender /E
des Einkommenſteuergeſetzes vom 23. Juli 1928, die hinſich
der veranlagten Einkommenſteuer eine Ermäßigung um
Prozent, höchſtens jedoch um 36 Reichsmark jährlich ausſprae
wenn das Einkommen den Betrag von 15 000 Mark überſt g,
gelten ab 1. Juli 1933 nur für Steuerpflichtige, dern
Familienermäßigungen nach dem Einkomm
ſteuergeſetz gewährt werden. Nur der Zuſchlag
Einkommenſteuer für die Einkommen von mehr als 8000 Rei
mark, der Zuſchlag zur Einkommenſteuer der Ledigen und
Zuſchläge der Aufſichtsratsmitglieder, die auch für das F
nungsjahr 1933 erhoben werden, und die in einer Erhöhung
Einkommenſteuer um 10 Prozent beſtanden, werden vom 1. J
1933 ab nicht mehr erhoben. Die Eheſtandsbeihilfe der 2
anlagten wird für die im Kalenderjahr 1933 endenden
Ste=
tbſchnitte nur in Höhe von 50 Prozent erhoben und beträgt
den Reineinkünften bemeſſen: 2 v. H bei 750 bis ausſchlief
1300 Reichsmark. 3 v. H. bei 1300 bis ausſchließlich 3100 Rei
mark, 4 v. H. bei 3100 bis ausſchließlich 5500 Reichsmark, 5 v..
bei 5500 Reichsmark und darüber.
Mittwoch, 26. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 266 — Seite 7
var ermd
(wozu al
Aus Heſſen.
Als Bezirksbeaufkragte
für die Regelung des Karkoffelabſaßes
wurden in Heſſen beſtellt: Bauer Georg Benz 14. in
Arheil=
gen für die Kreisbauernſchaft Starkenburg=Nord,
Landesproduk=
tenhändler Karl Michel in Beerfelden für die Kreisbauernſchaft
Starkenburg=Eüd, Bezirksbauernführer Köhler in
Heimers=
heim für die Kreisbauernſchaft Rheinheſſen,
Landwirtſchaftsdirek=
tor Becker in Friedberg für die Kreisbauernſchaft Oberheſſen=
Weſt und Diplomlandwirt Walther vom Landwirtſchaftsamt
Alsfeld für die Kreisbauernſchaft Oberheſſen=Oſt.
Eb.
Dg. Arheilgen, 25. Sept. Fröhlicher Abend. Einen
vol=
len Erfolg konnte die Arheilger Laienſpielſchar, die dem
Reichs=
bund Volkstum und Heimat angegliedert iſt, mit ihrem
Froh=
lichen Abend für ſich verbuchen. Das vorzügliche Programm wurde
durch den Inſtrumentalkreis der Spielſchar eingeleitet, der die
Ouvertüre zur Oper „Die Entführung aus dem Serail” von W.
A. Mozart darbot. Es folgte die Aufführung der „
Spitzbuben=
komödie” von M. Cordes, bearbeiter nach einem Märchen von
Anderſen und muſikaliſch untermalt. Nach kurzer Pauſe ſpielte
der Inſtrumentalkreis das Menuett aus der S=Dur=Sinfonie von
Mozart. Als zweites Stück folgte „Meiſter Andrea”, ein Luſtſpiel
von Emanuel Geibel. Beide Aufführungen gaben den Spielern
Gelegenheit, in ihrer Darſtellung dem Humor die Zügel ſchießen
zu laſſen und fanden in dieſer ausgezeichneten Wiedergabe den
ungeteilten Beifall der zahlreichen Zuſchauer. Auch die
Bühnen=
bilder waren von der Schar ſelbſt entworfen. —
Sechzigjäh=
rige. Nach vorausgegangener Totenehrung fanden ſich die
Sech=
zigjährigen zu einem gemütlichen Beiſammenſein im Gaſthaus
„Zur Sonne” ein, das einen harmoniſchen Verlauf nahm. Von
den 37 Alterskameradinnen ſind noch 26 am Leben, von den 57
Kameraden noch 36. — Auch die Vierzigjährigen begingen
ihren Geburtstag in einer gemeinſamen Feier im Gaſthaus „Zum
weißen Schwanen”. Nach einer Anſprache des Kameraden
Liegen=
bühl wechſelten Muſikvorträge, gemeinſame Lieder mit heiteren
Darbietungen. Mit einer Polonäſe wurde das anſchließende
Tänz=
chen eingeleitet.
Ek. Pfungſtadt, 25. Sept. Erfolgreiche Prüfung. Für
den Fliegerhorſt Pfungſtadt hat ſich das Mitglied Theo
Scherer der A=Prüfung für Segelflieger unterzogen und dieſe mit
Erfolg beſtanden.
G. Ober=Ramſtadt, 24. Sept. Kinderlandverſchickung
im Herbſt. Heute kamen von hier wiederum 16 Kinder zu
mehr=
wöchigem Kuraufenthalt nach auswärts, und zwar in den Kreis
Hanau. Damit kamen nun insgeſamt 76 hieſige
erholungsbedürf=
tige Kinder in den Genuß dieſer ſegensreichen Einrichtung. —
Feldſchutz. Zur Erhöhung des Feldſchutzes wurden auch in
die=
ſem Jahre wieder 17 Ehrenfeldſchützen für die Gemeinde Ober=
Ramſtadt beſtellt.
f. Roßdorf, 25. Sept. Hohes Alter. Altveteran Heinrich
Zimmer 3. Peter=Gemeinder=Straße 50, feiert am 28. d. Mts.
bei geiſtiger Friſche und zufriedenſtellender Geſundheit ſeinen 86.
Geburtstag.
* Gundernhauſen, 25. Sept. Hohes Alter. Am Mittwoch,
26. d. M., feiert in körperlicher und geiſtiger Friſche Frau
Jo=
hanette Chriſt geb. Mahr ihren 80. Geburtstag.
Ef. Meſſel, 25. September. Abſchluß der
Feuerſchutz=
woche. Am Sonntag fand die Feuerſchutzwoche ihre Beendigung.
Bereits um 7.30 Uhr vormittags fand ein Weckruf ſtatt, woran
ſich auch die hieſige SA. beteiligte. Nach der Kirche fand under
gleichzeitiger Beteiligung der SA. am Kriegerdenkmal eine
Ge=
fallenenehrung ſtatt, bei der Brandmeiſter Johann Adam Hickler
der toten Helden gedachte. Um 1.15 Uhr trat die Feuerwehr mit
Spielmannszug und Geräten unter Vorantritt des SA.=Sturmes
zu einem Werbeumzug an. Auf dem Sportplatz fand zunächſt
Geräte= und Fußexerzieren der Wehr ſtatt. Nach Abſchluß der
Uebungen wurde dem Brandmeiſter gemeldet, daß feindliche
Flieger das Schulhaus in der Bahnhofsſtraße mit Bomben
be=
jegten, und daß das Schulhaus in Flammen ſtehe. Wenige
Minu=
ten ſpäter bewies die Wehr mit Hilfe der aus Darmſtadt
an=
weſenden Kolonne des Roten Kreuzes durch blitzſchnelles Handeln
ihre Schlagfertigkeit. Der Ortsgruppenleiter, Bürgermeiſter
Fröh=
ner, Oberbrandmeiſter Heinrich Seibel und Brandmeiſter Johann
Adam Hickler nahmen ſodann den Vorbeimarſch der
Feuerwehr=
leute ab. Nach Einbringen der Geräte marſchierte die Wehr nach
der Gaſtwirtſchaft Laumann 2., woſelbſt Oberſt a. D. Schröder
vom Roten Kreuz einen äußerſt intereſſanten Vortrag hielt.
k. Dieburg, 24. September. Geburtstagsfeier der
Fünſtzigjährigen. Geſtern feierten die im Jahre 1884
Geboxenen gemeinſam ihren fünfzigſten Geburtstag. Am Sonntag
morgen fand in der Wallfahrtskapelle ein Hochamt ſtatt für die
gefallenen und geſtorbenen Alterskameraden. Alterskamerad
Weißbäcker. Pfarrer in Klein=Auheim, hielt hierbei die
Feſt=
predigt. Um 9.15 Uhr war Feſtgottesdienſt in der evangeliſchen
Kirche. Nachmittags trafen ſich die Jubilare an der Realſchule, wo
eine Gruppenaufnahme als bleibende Erinnerung an dieſen Tag
hergeſtellt wurde. Die Hauptfeier fand abends ſtatt. Ein
reich=
haltiges Mahl, Theaterſtücke. Geſangs= und humoriſtiſche
Vor=
träge ließen keine Langeweile aufkommen.
r. Babenhauſen, 25. Sept. Beiſetzung. Die ganze Wehr,
Abordnungen der auswärtigen Feuerwehren, eine Vertretung des
hieſigen Eiſenbahnvereins mit Fahne, die NS=Hago und viele
Freunde und Bekannten gaben dem bei der Eiſenbahn
verunglück=
ten Zugführer L. Mohr die letzte Ehre. Nach der ergreifenden
Grabrede des Pfarrverwalters Büchler widmete
Oberbrand=
meiſter Heinlein dem toten Kameraden in ſchlichten Worten
einen ehrenvollen Nachruf. Mit Verehrung und Hochſchätzung
ſprachen unter Niederlegung von Kränzen die Vertreter der
Deut=
ſchen Arbeitsfront, der Weißbinder=Vereinigung Dieburg und der
Altersgenoſſen von dem toten Arbeitskameraden.
Cg. Reinheim, 24. Sept. Verbandstagung der Evg.
Frauenhilfe. Geſtern nachmittag fand die Zuſammenkunft
der Vertreterinnen der einzelnen Ortseinheiten ſtatt. Mit einem
gemeinſamen Gottesdienſt, bei welchem die Chorſchule zwei
Lie=
der ſang, wurde die Feier eröffnet. Dekan Reichert von
Leng=
feld hielt die Feſtpredigt, Pfarrer Dr. Meiſinger=Reinheim
den Gottesdienſt. Anſchließend trank man gemeinſam Kaffee im
Saalbau „Zur Spitze”, woſelbſt Frau Pfr. Hein und Pfr. Dr.
Meiſinger die Begrüßung vornahmen. Gedichtvorträge
Lieder=
vörträge und eine Anſprache von Frau Rektor Matthes von
Babenhauſen fanden reichen Widerhall. Die Verbandsleiterin,
Frl. Wahrendorff, nahm dann noch das Wort zu einer
län=
geren Anſprache. Pfarrer Sehrt=Ueberau dankte in
humor=
voller Weiſe für die leiblichen Genüſſe.
— Reinheim, 25. Sept. Ein Kreisverbandstreffen
der evangel. Frauenhilfe des Kreiſes Dieburg fand hier
ſtatt. Im Feſtgottesdienſt predigte vor über 450 Frauen Dekan
Reichert=Lengfeld. Die Chorſchule unter Leitung von Frl. M. Hein
verſchönte die Feier durch zwei Lieder. Nach der Kaffeepauſe
er=
öffnete ein gemeinſam geſungener Choral den Hauptteil der
Nach=
verſammlung. Frau Matthes=Babenhauſen, die Vorſitzende
des Kreisverbandes, begrüßte die Erſchienenen und ſprach von der
hohen Würde und Aufgabe der evangeliſchen Frau. Der
Orts=
pfarrer Dr. Meiſinger grüßte im Namen der ev. Gemeinde
Reinheim und der örtlichen Frauenhilfe. Frl. Wahrendorf,
die Geſchäftsführerin des heſſiſchen Verbandes der ev. Frauenhilfe,
führte in ihrem Vortrage aus, wie ſich die Glieder der
Frauen=
hilfe aus chriſtlicher Verantwortung heraus bewußt in den
Zu=
ſämmenhang unſeres Volkes hineinzuſtellen und eine hohe
Miſ=
ſionsaufgabe in der Gegenwart hätten. Zwiſchen den Anſprachen
ſang der Chor der Frauenhilfe Babenhauſen einige Lieder. Sehr
dankbar wurden auch die von einigen Frauen vorgetragenen
Ge=
dichte und Lieder zur Laute aufgenommen. Das Schlußwort
ſprach Pfarrer Sehrt=Ueberau. Ein gemeinſam geſungener
Choral beſchloß die Tagung.
Ct. Heubach. 24. September. Samstag und Sonntag waren
zirka 40 Türner und Turnerinnen der Jahngemeinſchaft Worms
als Gäſte bei dem Deutſchen Turnverein Heubach. Am Samstag
abend fanden Vorführungen der Turnerinnen und Turner von
Worms und Heubach mit Freiübungen, Tanz und an Geräten ſtatt.
Eine Fülle humoriſtiſcher Einlagen ſorgte für treffliche
Unter=
haltung. In Worten herzlicher Begrüßung gedachte Vorſtandsmit=
Aed, Lehrer Stenner, der Wormſer Gäſte, Turnwart Born=
Worms erwiderte mit herzlichem Dank. Am Sonntag vormittag
ſand ein Treffen der beiden Vereine auf der Heubacher Turn=
und Spielanlage ſtatt. Hier wurde ein ſehr hoch ſtehendes Geräte=
(Urnen von ſeiten Worms gezeigt. Im Anſchluß hieran wurde
ein Handballſpiel ausgetragen.
Jagd im Okiober in Heſſen.
(Mitgeteilt vom Heſſ. Jagdklub, Darmſtadt.)
Für den Hochwildjäger iſt die Feſtzeit des Jahres gekommen.
Bereits Mitte September begann die Brunft des Edelwildes, die
abhängig iſt von Klima und Höbenlage. Der König unſerer
Wälder, der Traum und die Sehnſucht ſo manches Weidgenoſſen,
iſt jetzt das Ziel des jägerlichen Eifers. Der Brunfthirſch, der
während der Feiſtzeit heimlich und unſichtbar war, zieht nunmehr
mit dem Windfang am Boden der Fährte des Kahlwildes nach.
Wenn die erſten kalten Nächte eintreten und abends und morgens
die Herbſtnebel in den Tälern liegen, ertönt in gutbeſetzten
Rot=
wildrevieren das „Orgeln” der Recken zu des gerechten
Weid=
manns Freude. „Himmliſche Muſik” für des Hochwildjägers Ohr!
Starke Hirſche ſchreien nicht viel, und meiſt nur während der
Dunkelheit. Zeitig verſchwindet der Kapitale in ſtiller, ſchützender
Dickung. Die Brunftzeit dauert mit Anſteigen und Abſchwellen bis
gegen Mitte Oktober. Um dieſe Zeit tritt erſt das Damwild in
die Brunft.
Am 1. Oktober beginnt die Jagd auf weibliches Rebwild
ſo=
wohl als auch auf männliche und weibliche Rehkitze. Nur ſchwache
Kitze, die vorausſichtlich der Nor des Winters nicht ſtandzuhalten
vermögen, ſollten zum Abſchuß kommen — ſoweit Genehmigung
er=
teilt iſt. Auch iſt es weit ratſamer, nur ſchwache Geißen
abzu=
ſchießen, als ſolche, die für Geltgeißen gehalten werden, aber in
Wirklichkeit keine ſind.
Faſanen (Hähne und Hennen) dürfen nach einer dieſer Tage
erlaſſenen Verordnung des Herrn Staatsminiſters bereits am
1. Oktober geſchoſſen werden, während der erſte Schußtag ſeither
der 16. Oktober war. Die Inhaber von Feldrevieren werden dieſe
Ueberleitungsvorſchrift der Regierung mit großer Freude
be=
grüßen.
Die Haſenjagd geht am 16. Oktober auf. Die Jagd auf
Feld=
hühner iſt noch im Gange. Das Frettieren beginnt, Schnepfen
wer=
den buſchiert, ſowie auf dem Anſtand und beim Treiben geſchoſſen
Enten ziehen; kurzum: des Jägers Laufbahn iſt jetzt voll Luſt
nud alle Tage neu!
Auerhennen, Birkwild, Trutwild, Haſelwild und Muffelwild
haben das ganze Jahr über Schonzeit. Das Haarraubwild
vol=
lendet ſeinen herbſtlichen Haarwechſel. Der Herbſtzug der
Raub=
vögel und der Winterkrähen gewinnt an Ausdehnung. Futter= und
allenfalls auch Fangplätze ſind anzulegen und auszubauen, erſtere
auch regelmäßig zu beſchicken. Salzlecken müſſen revidiert und
er=
neuert werden.
AF. König i. Odw., 24. September. Feuerſchutzwoche.
Am Freitag früh zwiſchen 5 und 6 Uhr wurde ein Probealärm
für die Freiwillige Feuerwehr durchgeführt. Auch die
Sanitäts=
kolonne war hierbei beteiligt. Am Samstag fand ein Fackelzug
der Freiwilligen Feuerwehr, der Pflichtfeuerwehr und
Sanitäts=
kolonne durch die Ortsſtraßen ſtatt. Anſchließend begab man ſich
in das Vereinslokal „Gaſthaus zum Roß” zu einem Werbeabend,
an dem alle Zugteilnehmer teilnahmen. Hier zeigte ein
Beauf=
tragter der Ortsgruppenamtsleitung der NSV. in einem
Licht=
bildervortrag Beiſpiele der Brandentſtehung und =Verhütung. Der
Feuerwehrkommandant Stockert ſprach daraufhin noch einmal kurz
über die Brandbekämpfung. Am Sonntag vormittag war der
Weck=
ruf der Auftakt für weitere Veranſtaltungen. Wegen des ſtark
einſetzenden Regens beſchränkte man ſich nur auf den Kirchgang
der Freiwilligen Feuerwehr. Nachmittags fand ein Werbemarſch
durch die Ortsſtraßen ſtatt, der dann in einer Hauptübung der
Freiwilligen, Pflichtfeuerwehr und Sanitätskolonne endete.
Al. Höchſt i. Odw., 25. Sept. Die Feuerſchutzwoche hat
mit dem vorgeſtrigen Tage ihren Abſchluß gefunden. Wecken
leitete die Veranſtaltung ein. Dann trat die Freiwillige
Feuer=
wehr zum gemeinſamen Kirchgang an. Nach dem Gottesdienſte
fand eine Gefallenenehrung am Denkmal ſtatt. Nachmittags folgte
ein Gerätemarſch der Wehr durch die Ortsſtraßen. Auf dem
Marktplatz zeigte die Wehr eine kurze Schulübung, die eine gute
Aufwärtsentwicklung erkennen ließ. Nach der Flaggenhiſſung
ſprach im Namen der Gemeinde Beigeordneter Helmuth
Hoffer=
bert. Er betonte insbeſondere, daß Dienſt in der Feuerwehr
Dienſt am Volke ſei und forderte alle jungen Männer auf, in
dieſe gemeinſame Organiſation einzutreten. Pg. Forſtmeiſter
Schwalb erläuterte in einer längeren Rede den Zweck der
Feuerſchutzwoche. Oberbrandmeiſter Mark gab ſodann die
Grundgedanken der nachfolgenden Feuerwehr=Luftſchutzübung am
neuen Schulhaus bekannt, die darin beſtand, daß feindliche
Flie=
ger Bomben auf dieſes Gebäude geworfen hatten, wodurch
Schul=
kinder verletzt und Dachbrand entſtanden iſt. Die Freiwillige
Sa=
nitätskolonne trat vereint mit der Wehr in Tätigkeit, zeigte die
Bergung der verletzten Kinder und die Bekämpfung des Brandes.
Der Vorſitzende des hieſigen Luftſchutzbundes Pg. W. Eckert
zeigte die verheerenden Wirkungen der Fliegerbomben, ſowie
deren tatkräftige Bekämpfung. Abſchließend richtet Pg. Heil die
Mahnung an die zahlreichen Zuſchauer, im Ernſtfalle entſprechend
zu verfahren. Den Abſchluß bildete ein Vorbeimarſch der Wehr
an dem Kreisfeuerwehrinſpektor Müller=Erbach, der in kurzen
Worten auf die Bedeutung der Feuerwehren im heutigen Staat
hinwies und den Kameraden Johs. Weigel und Ph. Gräber
im Auftrage der Heſſiſchen Regierung die Ehrenabzeichen für 40. 25jährige aktive Tätigkeit bei der hieſigen Wehr mit
aner=
kennenden Worten überreichte.
Michelſtadt, 25. Sept. Zur Hundertjahrfeier der
Oberrealſchule. Im Herbſt 1934 blickt die Oberrealſchule
Michelſtadt auf eine hundertjährige Geſchichte als Oberrealſchule
und Realſchule zurück. Das gibt uns Veranlaſſung, einen Blick
in die Vergangenheit der Jubilarin zu werfen. Es läßt ſich bei
allen Wandlungen der Anſtalt immer deutlich erkennen, wie ein
langgehegtes Bedürfnis des ganzen hinteren Odenwaldes
Befrie=
digung findet. Das urſprünglich beſtehende Progymnaſium ließ
die Kinder der abgelegenen Ortſchaften noch einige Zeit unter
der Obhut der Mutter gedeihen, während ſie ſonſt ſchon früh in
entfernte Erziehungsanſtalten hätten gehen müſſen. Die 1834
entſtandene Realſchule trug den Bedürfniſſen des Odenwälder
Handels und Handwerks nach einer Bildung Rechnung, die ſich
den Fortſchritten in Wiſſenſchaft, Technik und Gewerbe angepaßt
hatte. Die umfaſſende landſchaftliche Bedeutung der Schule
erkennt man am beſten, wenn man weiß, daß in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts die Schule mit einer Zeichenſchule für
Handwerker, einem Mädcheninſtitut und einer Ackerbauſchule
ver=
einigt war, deren Gründung von ihr ſelbſt in die Wege geleitet
worden war. Aus dieſer Eigenheit heraus mag es auch zu
ver=
ſtehen ſein, daß die Michelſtädter Schule mit nur zwei anderen
höheren Schulen (Berlin und Altona) in der Lage war, die
Son=
derausſtellung phyſikaliſcher Handarbeiten in Berlin 1913 mit
ſelbſtangefertigten Erzeugniſſen handwerklichen Könnens (
Hand=
fertigkeitsunterricht) zu beſchicken. Im Jahre 1868 erhielt die
nunmehr ſechsklaſſige Schule das Recht zur Erteilung des „
Ein=
jährigen=Zeugniſſes” Finanzielle Schwierigkeiten verbindern
einen frühzeitigen Ausbau der Schule zur Vollanſtalt, der bereits
im Jahre 1907 als ein dringendes Bedürfnis des hinteren
Oden=
waldes erkannt worden war. Erſt der Nachkriegszeit blieb dieſer
Schritt vorbehalten: Im Jahre 1924 entließ die Schule zum
erſten Male Schüler mit dem Reifezeugnis.
Ci. Erbach, 25. September. Schulungsabend. Der
geſtern abend für die Mitglieder der NSDAP und deren
ſämt=
liche Untergliederungen angeſetzte Schulungsabend war äußerſt
ſtark beſucht. Der Schulungsleiter Pg. Fleckenſtein ſprach
einlei=
tend kurz über den Wert der Schulungslehrgänge und erteilte
dann dem Ortsgruppenleiter der NSDAP., Pg. Wilhelm Heim,
das Wort zur Einführung in das Geſetz der nationalen Arbeit.
In einem Ueberblick über das weite Eebiet machte er die
Teil=
nehmer mit den wichtigſten Beſtimmungen bekannt. Weiteren
Schulungsabenden bleibt eingehendere Behandlung einzelner
Ge=
biete des Geſetzes vorbehalten. Der Schulungsleiter Pg.
Flecken=
ſtein ſprach anſchließend über die Geſchichtsauffaſſung im Dritten
Reiche. Als dritter Redner ſprach der Propagandawart Pg. Diehl
über die innerpolitiſchen Geſchehniſſe der letzten Wochen. Reicher
Beifall dankte den Sprechern für ihre lehrreichen
Ausführun=
gen. Ein von dem Schulungsleiter ausgebrachtes Sieg=Heil auf
den Führer und der gemeinſame Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes
ſchloſſen den arbeitsreichen Schulungsabend ab.
e. Bad=Wimpfen, 24. Sept. Schulungsabend. Kürzlich
verſammelten ſich die Mitglieder der NSDAP. im Oſtſchen Saale
zu einem Schulungsabend. Nach der Bearüßung durch den
Orts=
gruppenleiter Haſenmeier hielt der Pg. Realſchuldirektor Dr.
Henß einen Vortrag über den Kampf und die Weltanſchauung
der Bewegung, in dem er zunächſt über das Lehen unſeres
Füh=
rers und Reichskanzlers Adolf Hitler uned ſeine Bewegung ſprach.
In ſeinen weiteren Ausführungen leate er in überzeugender Weiſe
die Gründe der werdenden nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung
dar. Seine Ausführungen wurden am Schluß mit reichem Beifall
belohnt.
Hunderk=Jahr Feier
der Rheiniſchen Rakurſorſchenden Geſelſchaft.
LPD. Mainz, 24. September. Am Sonntag fand im
Akademie=
ſaal des kurfürſtlichen Schloſſes die Feier des hundertjährigen
Beſtehens der „Rheiniſchen Naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz”
und des Mainzer Naturhiſtoriſchen Muſeums unter großer
Be=
teiligung ſtatt.
Nach der Begrüßung der Feſtgäſte, die beſonders auch den
er=
ſchienenen Ehrengäſten wie den Vertreter des Reichsſtatthalters,
Regierungsrat Reiner, den Vertreter der Staatsregierung,
Miniſterialrat Ringshauſen, den Vertreter des Biſchofs und
den zahlreichen Abgeſandten der verſchiedenen wiſſenſchaftlichen
und befreundeten Organiſationen galt, ergriff
Landgerichtsdirek=
tor i. R. Dr. Jungk das Wort zu ſeiner Feſtanſprache. Er ging
von der geiſtigen Situation jener Zeit aus, in der die Rheiniſche
Naturforſchende Geſellſchaft entſtand und ſkizzierte dann kurz deren
Geſchichte. Zuſammenfaſſend konnte er feſtſtellen, daß die
Geſell=
ſchaft in den rückliegenden 100 Jahren ihre ſelbſtgeſtellten
Auf=
gaben gut erfüllt habe.
Ganz beſonders beifällig wurde die Rede von Profeſſor Dr.
Schmidtgen über Aufgaben und Leitgedanken der Arbeit des
Naturhiſtoriſchen Muſeums aufgenommen. Er konnte feſtſtellen, daß
in Mainz von allem Anfang an wiſſenſchaftlicher Geiſt den
Mu=
ſeumaufbau beherrſcht habe. Die Hauptarbeit des Muſeums gelte
in Forſchung und Darſtellung dem Gebiet des Mainzer Beckens
und ſomit der intenſiven Arbeit an der Erforſchung der Heimat.
Das Muſeum ſetzte ſich das Ziel, auf alle Fragen, die der
Er=
kenntnis der Heimat dienen, die beſtmögliche Antwort geben zu
können. Die Ergebniſſe der Arbeit ſollten auch hinausgetragen
werden in das Volk, Führungen an den Fundſtellen, Vorträge
unter denen, die dieſen Boden beſitzen und bearbeiten, ſollten hier
den Heimatgedanken pflegen und vertiefen. Forſchung und Leben
müßten in ſtändiger Wechſelbeziehung bleiben.
Hierauf nahm Dr. Jungk die Ehrungen aus Anlaß der
Feier vor. Zu Ehrenmitgliedern hat die Geſellſchaft ernannt: Dr.
Spen Hedin. Prof. Dr. Othenio Abel, Wien, Miniſterialrat
Rings=
hauſen. Darmſtadt. Kommerzienrat Dr. Otto Jungk. Mainz. Dr.
Otto Dyckerhoff, Mainz=Amöneburg. Direktor Fritz Reins. Mainz.
Joh. Strub 3. und Emil Förſter, Nierſtein, Prof. Dr. Otto
Schmidtgen, Mainz. Weiterhin wurde mitgeteilt, daß Präſident
Dr. Jungk zum Ehrenmitglied ernannt wurde und der Vorſtand
der mathematiſch=naturwiſſenſchaftlichen Abteilung der Techniſchen
Hochſchule in Darmſtadt, Dr. Wagner, gab die Ernennung von
Prof. Dr. Schmidtgen zum Dr.=Ing. e. h. der Techniſchen
Hoch=
ſchule bekannt. Der Ehrung der beſonders verdienten Mitglieder
der Geſellſchaft folgte die Bearüßung durch die Vertreter der
Behörden und gelehrten Geſellſchaften.
Ce. Seeheim, 24. Sept. Obſtbau. Die hieſige
Obſtverwer=
tungsgenoſſenſchaft hatte zu praktiſchen Vorführungen über den
Schnitt der Pfirſichbäume durch den Landesinſpektor eingeladen.
Nachdem Herr Behne zunächſt die Waren des Obſtmarktes einer
ſtrengen Prüfung unterzogen hatte, zeigte er an verſchiedenen
Bäumen die neueſten Erfahrungen des ſog, ſtrengen Schnittes,
deſſen Aufgabe es iſt, recht viel Jungtriebe zu bilden, die das Obſt
in erforderlicher Güte und Menge liefern ſollen. Der Vortragende
wies immer wieder darauf hin, daß das deutſche Obſt mindeſtens
dieſelbe Güte wie das des Auslandes aufzuweiſen vermag, wenn
der Erzeuger ſich die neueſten Erfahrungen zu eigen macht. Die
Belehrungen waren ſo überzeugend, daß die Teilnehmer ſie
dank=
bar aufnahmn.
Gernsheim, 25. Sept. Luftſchutzübung. In der Reihe
der Veranſtaltungen während der Feuerſchutzwoche hatte
zweifel=
los die große Luftſchutzübung das Intereſſe der ganzen Gem—inde
geweckt und gezeigt, wie wichtig der zivile Luftſchutz in
Deutſch=
land iſt. Dies war auch der Inhalt der Anſprache des
Luftſchutz=
führers in Gernsheim, Pg. Schulze. Der Uebung lag folgender
Gedanke zugrunde: Feindliche Flieger waren plötzlich über
Gerns=
heim erſchienen und belegten verſchiedene Häuſer mit
Brandbom=
ben. Nach dem Fliegeralarm beſetzten die Wehren ſowie die
For=
mationen die einzelnen Poſten und griffen tatkräftig ein.
Nach=
dem das Entwarnungszeichen ertönt war, rückten die einzelnen
Verbände und die Freiw. Feuerwehr zu ihren Quartieren zurück.
Bürgermeiſter Schnauber forderte alle Gernsheimer auf, in den
ſehr wichtigen Luftſchutzbund einzutreten. Mit einem dreifachen
Sieg=Heil auf den Führer und dem Horſt=Weſſel=Lied war dieſe
eindrucksvolle Uebung beendet.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 26. Septemper
5.30: Wetternachr. für das Gordon=Bennett=Ballonrennen 1934.
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr. — 6.00: Berlin:
Gym=
naſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Danzig: Kapelle der 36.
SS.=Standarte Danzig. Ltg.: Muſikinſpizient Eichhorn,
In einer Pauſe geg. 7.00: Nachr. — 8.00: Sperrzeit. — 8.45:
Leibesübung für die Frau. — 9.00: Funkſtille. — 9.40:
Kinder=
gymnaſtik. — 10,00: Nachr. — 10.10: Hamburg: Deutſche
Sprache und Dichtung: Vor 20 Jahren fiel Hermann Löns. —
10.50: Fröhl. Kindexgarten. — 11.15: Seewetterbericht. —
11.30: Wetternachr, für das Gordon=Bemett=Ballonremen 1934
11.40: Funkſtille. — 11.55: Wetter.
12.00: Breslau: Funkorcheſter. Ltg.: E. Joſ. Topitz; — 12.55:
Zeitzeichen. — 13.00: Trinklieder auf Schallpl.; anſchl.: Wetter.
13.45: Nachr. — 14.00: Sperrzeit. — 14.45: Glückwünſche und
Programmhinweiſe. — 15.02: Wetter, Börſe — 15.15:
Kinder=
liederſingen. — 15.40: Liebeslieder auf Schallplatten.
16.00: München: Bunter Nachmittag. — Dazw. 16.50:
Wetter=
nachrichten für das Gordon=Bennett=Ballonrennen 1934. —
17.30: 30 Min. im Dreiviertel=Takt auf Schallpl. mit Barnabas
von Geczy. — 18.00: Frhr. H. von Engerndorf: Meine
Ein=
drücke in Amerika. — 18.r5: Kl. Vogelkonzert (Schallplatten).
18.30: Ein Gluttag in die Haidmark zieht. Geſchichten,
Balla=
den und Lieder von Hermann Löns.
19.30: Italieniſcher Unterricht für Anfänger. — 20.00:
Kern=
ſpruch; Kurznachr — 20.10: Stuttgart: Unſere Saar. Den Weg
frei zur Verſtändigung. — 20.30: Muſikaliſche Kurzweil. H.
Jä=
ger u. W. Stech an zwei Flügeln. — 21.00: Wenn ich ſchon
Opus höre. Der Intendant ſpricht. — 22.00: Wetter=, Tages=
und Sportnachr. — 22.30: Prof. Funke: Kann Amerika
Deutſch=
land verſtehen? — 22.45: Seewetterbericht. — 23.00:
Wetter=
nachrichten für das Gordon=Bennett=Ballonrennen 1934.
23.10: Konzertwalzer auf Schallplatten. — 23.30: Europäiſches
Konzert aus Dänemark. (Aufn.)
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Mittwoch, 26. September
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. — 5.50 und 6.15:
Gym=
naſtik — 6.40: Zeit, Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55:
Muſikzug der Standarte 63. Ltg.: Muſikzugführer Brech. —
8.10; Waſſerſtand, Wetter. — 8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. —
10.00: Nachr. — 10.10: Schulfunk: Jungens im Sturm.
Hör=
folge — 10.50: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
11.00: Werbekonzert. — 11.30: Meldungen. — 11.45:
Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Funkorcheſter. Ltg.: Steffen. 13.00: Zeit,
Saar=
dienſt, Nachr. — 13.10: Nachr. — 13.20: Stuttgart:
Schall=
platten: Die vier Jahreszeiten. — 13.50; Zeit, Nachr. — 14.00:
Stuttgart: Schallplatten: Virtuoſe Volksmuſik. — 14.30:
Wirt=
ſchaftsbericht. — 14.45: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. — 14.55:
Wetter. — 15.10: 3 mal 15 Minuten aus dem Sendebezirk.
16.00: Königsberg: Orcheſter des Kbg. Opernhauſes. Ltg.: Käſtner.
17.30: Feldmarſchall Graf Yorck von Wartenburg zum 175.
Ge=
burtstag. Lebensbild von General a. D. Dr. Bethcke. —
17 45: Stunde der Jugend: Hier lagern wir am Heckendorn,
Hörſpiel. — 18.20: Aus Bismarcks Briefen an ſeine Frau. —
18.35: Neue deutſche Dichtung: Johannes Lmke. — 18.45: Meldg.
18.50: Unte haltungskonzert. Ltg.: Walter Caſpak. — 19.45: Das
Leben ſpricht. Soziales Funkbild. — 20.00; Zeit, Nachr.
20.10: Stuttgart: Unſere Saar. Den Weg frei zur Verſtändigung!
20.35: Hamburg: Reichsſendung: Stunde der jungen Nation: Der
Dreißigjährige Krieg. — 21.00: Tanzmuſik mit heiteren Einlagen.
22.20: Zeit, Nachr. — 22.35: Stuttgart: Du mußt wiſſer
22.45: Nachr., Wetter, Sport. — 23.00: Volksmuſik, — 24,003
Stuttgart: Nachtmuſik.
Seite 8 — Nr. 266
Mittwoch, 26. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Reichsſporkfeft des BoM.
Rieſenbrand in Deukſchlands größter Lederfabrik
das am Sonntag im ganzen Reich veranſtaltet wurde: BDM=Jugend beim Tauziehen
auf einem Berliner Sportplatz.
Die Brandruinen der Färberei der Lederwerke von Neuſtadt=Clewe (Mecklenburg).
Reich und Ausland.
Lehker Tag des Frankfurker Volksfeſtes.
Frankfurt a. M. Der letzte Tag des
Frankfurter Volksfeſtes brachte eine große
Mo=
denſchau auf dem Römerberg. Die
Veranſtal=
tungen am Main waren geſtern den Frankfurter
Kindern gewidmet. Auf dem Rummelplatz auf
der Maininſel herrſchte wieder reges Leben und
Treiben. Dampferfahrten fanden ſtatt, Tombolas
wurden veranſtaltet, Karuſſells und Buden
fan=
den ein zahlreiches und vor allem dankbares
Pu=
blikum. Am Abend bildete den Beſchluß ein
großes Feuerwerk, das kaum weniger prächtig
war als das des Samstags. Das Große Volksfeſt
„1000 Jahre Mainſchiffahrt” iſt vorbei!
„Graf Zeppelin” wieder in der Heimat.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” kehrte geſtern früh von ſeiner achten
Südamerikafahrt nach Friedrichshafen zurück und
landete nach einer Rundfahrt über der Stadt und
dem Bodenſee um 6 Uhr auf dem Werftgelände
glatt. Das Luftſchiff führte an Bord 17
Paſſa=
giere, 137 Kilogr. Poſt und 25 Kilogr. Fracht
mit. Am Donnerstag ſtartete das Luftſchiff zu
einer Schweizer Fahrt für die Gewinner von
Freifahrkarten. Die nächſte Südamerikafahrt wird
das Luftſchiff am Samstag, 29. September,
an=
treten.
Nr. 534 läuft vom Stapel.
London. Der rieſige Neubau der Cunard=
Line wird am Mittwoch vom Stapel laufen.
Schon heute beſchäftigt ſich die engliſche
Oeffent=
lichkeit, faſt ausſchließlich mit dieſem Ereignis.
Seit Wochen ſchon iſt ein großes Rätſelraten in
der Preſſe darüber, welchen Namen der Neubau
erhalten wird. Entgegen früheren Gewohnheiten,
hat die Reederei darüber nicht das Geringſte
ver=
lauten laſſen, und das Geheimnis wird erſt
ge=
lüftet werden, wenn die Flaſche mit Schaumwein
am Vorderſteven des Rieſenſchiffes zerſchellt. Bis
jetzt iſt der Neubau nur unter ſeiner
Werkbezeich=
nung Nr. 534 bekannt. Große
Zukunftshoff=
nungen knüpfen ſich in England an dieſes Schiff,
deſſen Bau, wie erinnerlich, geraume Zeit
einge=
ſtellt war und erſt mit Hilfe der Regierung wieder
in Gang gekommen iſt. Man hofft, die Erfolge,
die von deutſchen Schiffen im nordatlantiſchen
Amerikaverkehr und von Italien im Verkehr von
den Mittelmeerhäfen nach Amerika erzielt worden
ſind, mit Nr. 534 mühelos überbieten zu können.
Zum 175. Geburlskag
Yorck von Warkenburgs.
Hier fanden 271 Bergleuke den Tod.
Angehörige und Kameraden der 271 Bergleute, die in der Gresford=Grube bei Wrexham in England
durch eine Schlagwetter=Kataſtrophe aus dem Leben geriſſen wurden, warten vor der Unglücksgrube
auf neue Nachricht.
Vom Skark zum Gordon=Bennetk=Wektflug 1934,
Der Ballon „Polonia”
in Finnland auf dem Waſſer niedergegangen.
Helſingfors. Der Freiballon „Polonia”,
der mit Oberſtleutnant Wawſzak und Kapitän
Januſz als Führer am Gordon=Benett=Flug
teil=
nahm, ging am Montag, um 18 Uhr, beim Dorfe
Lohilahti, im Saima=Seengebiet, in Finnland auf
dem Waſſer nieder. Die beiden Inſaſſen
konn=
ten ſich ſchwimmend auf eine Inſel retten. Vor
der Landnug trieb der Ballon, wie die beiden
Luftſchiffer vermuten, über Sowjetrußland, und
zwar wahrſcheinlich über Leningrad. Da die Bal=
lonhülle riß, mußten ſich die Inſaſſen zum
Nieder=
gehen entſchließen.
Fünf weitere Landungen
im Gordon=Bennett=Flugwettbewerb.
Warſchau. Fünf Teilnehmer des Gordon=
Bennett=Fluges ſind mit ihren Ballons auf
ſow=
jetruſſiſchem Gebiet niedergegangen. Von dreien
von dieſen ſtehen die näheren Angaben noch aus.
Der amerikaniſche Ballon „Buffalo Courier”, iſt
bei Gdow, unweit Leningrads, gelandet. Bisher
hat die längſte Flugſtrecke der polniſche Ballon
„Polona” zurückgelegt. Sie beträgt faſt 1200
Kilometer.
Feldmarſchall Graf Yorck von Wartenburg,
der am 26. September 1759 geboren wurde. Die
von ihm im Jahre 1812 geſchloſſene berühmte
Konvention von Tauroggen, in der er ſich
ent=
gegen dem Befehl des Königs Friedrich
Wil=
helm III. zur Neutralität gegenüber den ruſſiſchen
Truppen verpflichtete, leitete die Löſung Preußens
von Napoleon und damit die Erhebung ein. An
den in den Freiheitskriegen erfochtenen Siegen
hatten er u d die unter ſeinem Befehl fechtenden
Truppen entſcheidenden Anteil.
Der erſte Sowjetdampfer in einem Donauhafen.
Als Folge der Anerkennung Sowjetrußlands
durch Rumänien wird dieſer Tage die
Schiffs=
flagge der Räterepublik in den rumäniſchen
Do=
nauhäfen wehen. Das Schiff „Kim” mit
ruſſi=
ſcher Mannſchaft und unter Sowjetflagge wird
dieſer Tage in dem Hafen der Donaumündung
Sulina mit einer Ladung von 5000 Tonnen
Schrott eintreffen. Die Sendung kommt aus New
York und iſt für die rumäniſchen Eiſenwerke in
Reſchitza beſtimmt. Eine ähnliche Sendung
Eiſen=
ſchrott aus Amerika war übrigens bereits vor
einigen Wochen von einem italieniſchen Schiff nach
Rumänien gebracht worden. Bei der Löſchung der
Ladung ſtellten die rumäniſchen Hafenarbeiter feſt,
daß das amerikaniſche Alteiſen aus gebrauchten
Ford=Wagen beſtand, deren verſchiedene
Beſtand=
teile für rumäniſche Verhältniſſe noch in
brauch=
barem Zuſtande waren. Das Ergebnis dieſer
Feſt=
ſtellung war, daß beim Abwägen der Ladung ein
Fehlgewicht von ſechs Waggons feſtgeſtellt wurde.
Zurchtbares Btandunglück
bei einer Filmvorführung in Hilverſum
Amſterdam. Bei der Vorführung eines
katholiſchen Miſſionsfilms in einer Kindervor
ſtellung geriet am Montag abend in Hilverſum
der Film plötzlich in Brand. Das Feuer ver
breitete ſich ſehr ſchnell. Von den 180 anweſenderi
Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren wurden
etwa 40 verletzt, darunter 13 ſchwer. Auch der die
Vorſtellung leitende Pater erlitt bedenkliche Ver z
letzungen. Die Filmvorſtellung fand in dem Ge
bäude der Katholiſchen Arbeitervereinigung St
Clemens=Parochie ſtatt, das für eine Filmvorſtel.
lung äußerſt ungeeignet war. Das Haus war
größtenteils aus Holz gebaut und beſaß nebei
einer Doppeltür nur zwei kleine Seitenausgänge
Unglücklicherweiſe hatte man den Vorführungs
apparat vor der Haupttür aufgeſtellt, ſo daß da=
Feuer hier den Ausgang verſperrte. Da die bei
den Seitenausgänge verſchloſſen waren, entſtan)
unter den Kindern eine furchtbare Panik. De
Umſtand, daß das Feuer ſich mit raſender Schnel
ligkeit ausbreitete, erhöhte noch das Entſetzen
Einige Kinder ſchlugen die Fenſter ein und ſuch
ten ſo das Freie, wobei ſie ernſthafte Schnittwun
den erlitten. Glücklicherweiſe eilten ſofort Be
wohner der umliegenden Häuſer auf die Hilfe
rufe herbei. Es gelang ihnen, mit Hilfe vor
Balken die Türen der Notausgänge zu zertrüm
mern und auf dieſe Weiſe den Kindern den Aus
weg ins Freie zu bahnen. Viele Kinder bracher
vor dem Gebäude zuſammen und mußten i
Krankenhäuſer gebracht werden. Das Gebäud
brannte trotz eifriger Löſcharbeit der Feuerweh
bis auf die Grundmauern nieder. Die Polize
hat eine ſtrenge Unterſuchung eingeleitet.
Dario Nicodemi, der Verfaſſer des „Scampolo”
Rom. Der italieniſche Bühnenſchriftſteller un
Theaterdirektor Dario Nicodemi iſt am Monta
vormittag in Rom geſtorben. Er war im Jahr
1874 in Livorno geboren. Viele Jahre hindure
leitete er neben ſeiner ſchriftſtelleriſchen Tätigkei
Schauſpielertruppen, die in allen Ländern erfolg
reiche Vorſtellungen gaben. In Deutſchland iſt e
durch ſein Luſtſpiel „Scampolo” bekannt ge
worden.
Die Einweihung des Schlageter=
Denkmals in Karlsruhe,
zu dem am Sonntag in Warſchau 17 Ballons von acht Nationen aufſtiegen: Die Ballons während
der Füllung.
Die Polizei hat nun alle Hände voll zu tun. Der
Preis für gebrauchte Automobilbeſtandteile in den
rumäniſchen Hafenſtädten iſt aber ſehr tief
ge=
ſunken.
Geburt einer italieniſchen Prinzeſſin.
Rom. Im Königspalaſt von Neapel hat die
italienſiche Kronprinzeſſin Montag nacht um 23.15
Uhr einer Prinzeſſin das Leben geſchenkt, die den
Namen Maria Pia erhalten wird. Mutter und
Kind befinden ſich bei beſter Geſundheit. Der
ita=
lieniſche Regierungschef wurde durch den
Kron=
prinzen zuerſt von dem freudigen Ereignis in
Kenntnis geſetzt und hat dem italieniſchen
Königs=
haus ſeine Glückwünſche ausgeſprochen. In ganz
Italien wird die Nachricht mit großem Jubel
auf=
genommen, beſonders in Neapel, wo die
Bevölke=
rung größten Anteil an dem Familienleben des
Kronprinzen nimmt. Die Königin von Italien
und die Königin=Mutter von Belgien weilen im unſterblichen Freiheitshelden feierlich vollzoge
Königspalaſt von Neapel.
die am 22. September in Anweſenheit der geſat
ten badiſchen Regierung und der Geſchwiſter d.
wurde.
Mittwoch, 26. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 266 — Seite 9
indervorck
euer ver
nweſende
wurder
ſigung St.
ilmvorſtelz
Haus war
rführungss
o daß das
entſtand
nik. Der
er Schnel4
und
ſuch=
hnittwun4
bre
uerw
ſteller und
e hindurch
ern erfolg=
Eines der konſervativſten Dinge iſt
bekannt=
ſch die Uhr, ganz gleichgültig, ob es ſich um eine
laſchenuhr oder eine rieſige Turmuhr handelt.
die elektriſchen Uhren zum Beiſpiel, obwohl ſie
ngemein praktiſch ſind und phantaſtiſch pünktlich
ehen, haben ſich bis heute nicht recht
einge=
ührt, und nicht anders iſt es mit der 24=
Stun=
enuhr. Sie iſt zwar heute geſetzlich, aber wir
rgen noch immer ſechs Uhr abends und nicht
chtzehn Uhr.
Und nun kommt aus der Tſchechoſlowakei die
kachricht, daß ſich dort ein Mann unterfangen
at, unſer ganzes ſchönes Uhrenprinzip als falſch
u erklären und uns etwas ganz anderes dafür
nzubieten. Die Sache ſcheint ſogar ſehr ernſt
u ſein, und daß ſie ſogar Wiſſenſchaftlern
ſchtung abgerungen hat, beweiſt ein recht
freund=
ches Gutachten der deutſchen techniſchen
Hoch=
hule in Prag.
Der Erfinder der neuen Uhr, Direktor
Tür=
ter aus Karlsbad, behauptet, daß unſere
ſämt=
chen Uhren falſch gehen. Falſch nicht ſo ſehr,
ſeil ſie eine ungenaue Zeit anzeigten, ſondern
ſeil die Zeiger von rechts nach links vorrücken,
att von links nach rechts (links oben, rechts
nten), wie es nach aſtronomiſchen Grundſätzen
ichtig ſein würde.
Der Erfinder nennt ſeine neue Uhr eine
tig eines Leltenzeituhr. Sie iſt ſo konſtruiert, daß man
uf ihr mühelos ſtets für jeden Punkt der Erde
Hilverſum ie genaue Zeit ableſen kann. Es iſt alſo mit
ſilfe der Türmerſchen Uhr möglich, von Prag
ach Honolulu zu reiſen, ohne daß man, wie bei
en normalen Uhren, von Breitegrad zu
Breite=
rad die Zeiger vorſchieben oder zurückſtellen
der die ruß. Die Uhr geht überall, an jedem Ort
rich=
iche Verz ig und pünktlich und läßt keinerlei Irrtümer
Dem Gez ber die genaue Ortszeit zu.
Dieſe wunderbare Eigenſchaft, überall
unfehl=
ar zu ſein, verdankt die Uhr eben angeblich dem
ſauptprinzip, daß nämlich ihre Zeiger genau
aß neben mgekehrt laufen wie bei allen bisherigen
fausgänge) (hren. Wenn alſo der Zeiger oben bei 12 oder
4 angelangt iſt, dann ſteht die nächſtfolgende
ötunde nicht rechts, ſondern links daneben.
ſa die bei! Unſere bisherigen Uhren, behauptet der
Er=
inder, ſind genau ſo veraltet wie das
ptolemä=
ſche Weltſyſtem ſeit den Entdeckungen des
Ko=
ſernikus. Während man ſich aber an das letz=
Entſetzen) ere ſeit mehr als 300 Jahren immerhin gewöhnt
ſat und es als ſelbſtverſtändlich anſieht, daß die
Erde eine Kugel iſt, die ſich innerhalb des
Son=
fort Be= jenſyſtems um ihre eigene Achſe von Weſt nach
Oſt dreht, plagen wir uns noch mit dem
Ana=
jronismus unſerer alten Uhren, deren
Zeiger=
zertrum= rinzip noch aus der Zeit vor Kopernikus
den Auss errührt.
Man wird nun abwarten müſſen, wie ſich die
gten i0 Liſſenſchaft der übrigen Welt zu dieſer eigen=
Gehäude rtigen Entdeckung äußert. Es iſt immerhin
„Yerwunderlich, daß wir in den letzten 400 Jah=
„Nen von ſeiten der Aſtronomie noch niemals auf
nſere veralteten Uhren aufmerkſam gemacht
ſurden, daß ſich im Gegenteil dieſelbe
Wiſſen=
haft unabläſſig und mit großem Nutzen der=
Iben veralteten Uhren bedient.
Wenn ſich das neue Uhrzeigerprinzip aber
ſahn brechen ſollte, bekäme die Uhreninduſtrie
Momes Ulerorts eine gewaltige Ankurbelung. Denn ſo
im Jahlk Inſervativ ſind wir nun doch nicht, daß wir mit
iner anerkannt veralteten und falſch gehenden
Tätigleil hr in der Taſche unſer Leben weiterführen.
Wir würden fortan aber zu noch weiterem
land iſt er mdenken gezwungen ſein. Wenn unſere Uhr
kannt 9 isher nachging, dann würde das bei der neuen
hr richtungsmäßig vorgehen heißen. „Erna,
ell’ mal die Uhr eine Stunde vor!” würde
be=
euten, daß Erna nach unſerer bisherigen
Vor=
ellung die Uhr nachſtellt. Nicht anders würde
5 mit den vielen Bewegungsvorſchriften „im
dinne des Uhrzeigers” ſein. Eigentlich ſind alſo
nſere Uhren ſeit 400 Jahren immer
nachgegan=
en. Und trotzdem iſt die Zeit nicht ſtehen
eblieben".
der ſeltlame Freund.
Von Geno Ohliſchlaeger.
(afp.) Die Uhr ſchlug gerade neun, als
Wer=
er die Hardenbergſtraße überqueren wollte. Im
etzten Augenblick ging aber ſchon das Rot der
derkehrsampel in Gelb über, und er blieb ſtehen.
Von der anderen Straßenſeite kam noch ein
derr gerannt. Er erreichte den Bürgerſteig eben
och, bevor die Autos bei Grün losraſten. Der
derr trat auf Werner zu, zog ſeinen Hut und
be=
rußte ihn ſtürmiſch, wie einen alten Bekannten.
„Na, bin ich pünktlich?” ſagte er dann,
ob=
leich Werner ihm kopfſchüttelnd bedeutete, daß
* ihn gar nicht kenne, und er ſich in der
Per=
in irren müſſe.
„Es iſt ja ſchwer, in Berlin auf die Minute
unktlich zu ſein; aber ich wollte Sie doch nicht
Jarten laſſen, mein lieber Pohlmann”, fuhr er
Rheirrt fort. „Ich habe mich wirklich rieſig
ge=
keut, als Sie anriefen, und nun wollen wir
ihen netten Abend in Berlin verbringen. Wie
ange iſt das her, daß wir uns nicht mehr
ge=
ehen haben?"
Schon hatte er ſeinen Arm in den Werners
Eeſchoben, und da dieſer kein Aufſehen erregen
Dollte, ließ er ſich von ihm führen.
„ch bin wirklich nicht Pohlmann; ich muß
inen Doppelgänger haben!” brachte. Werner
Dllich, aber energiſch hervor. Doch das kümmerte
den anderen gar nicht.
„War doch eine ſchöne Zeit, die Schule in
Neu=
ſhd:”” ſagte er lachend. „Da fällt mir ein, als
Schulkameraden könnten wir uns eigentlich
wei=
ter duzen! Na, einverſtanden?‟
deßt wurde es Werner ein bißchen unheimlich
Ltſute. Sollte er nicht ganz richtig im Kopf
Wußten Sie das ſchon?
Von vielen Seiten wird das zahlreiche
Auf=
treten von Eichhörnchen gemeldet. So ſehr
uns der Anblick des gewandten Tierchens
er=
freut, ſo iſt doch das ſtarke Anwachſen der
Eich=
hörnchen vom Uebel. Eichhörnchen ſind ſchlimme
Räuber von Eiern und Jungvögeln. Ferner
richten ſie erheblichen Schaden an unſerem
Kern=
obſt an. Sie haben es dabei nicht auf das
Fruchtfleiſch der Aepfel und Birnen abgeſehen,
ſondern auf die Kerne.
Wer aufmerkſam frühmorgens an einer
Wieſe vorbeigeht, dem fallen die Blätter des
Frauenmantels auf, einer Pflanze, die
faſt auf jeder Wieſe zu finden iſt. Die
ausge=
breiteten Blätter zeigen am Grunde eine große
Waſſerperle. Viele denken, es ſei Tau. Dem iſt
nicht ſo. Faſt alle Pflanzen geben das Waſſe
in Dampfform durch Spaltöffnungen auf der
Blattunterſeite ab. Der Frauenmantel iſt eine
Ausnahme. Am Blattrande finden ſich kleine
Zähnchen, aus denen das Waſſer tropfbar flüſſig
hervortritt und ſich als großer Tropfen am
Grunde des Blattes ſammelt. An einem
ſchwü=
len Morgen kann man an jedem Zähnchen eine
kleine Waſſerperle beobachten.
Ein ſchöner und häufiger Baum unſerer
Flora iſt die ſogenannte Akazie. Dieſen
Na=
men hat ſie fälſchlich, denn die echte Akazie
wächſt in Afrika auf Steppen und in
waſſer=
armen Gebieten. Unſer Baum heißt mit dem
richtigen Namen Robinie (Robinia pseudoacacia)
und ſtammt aus Nordamerika.
Der für den Menſchen wichtigſte Fiſch iſt der
Hering. Friſch gefangen heißt er „grüner
Hering”. Wird der grüne Hering gebacken und
in Eſſig eingelegt, ſo wird er zum „Brathering”.
der leicht eingeſalzene und geräucherte grüne
Hering wird „Bückling” genannt. In Fäſſern
ſtark eingeſalzen, heißt er „Salzhering”. Räu=
chert man dieſe, ſo werden ſie als „geräucherte
Heringe” oder als „Rauchheringe” bezeichnet.
„Matjesheringe” ſind die noch nicht völlig
ent=
wickelten Heringe. Ausgewachſene, mit Rogen
und Milch verſehene Heringe ſind „Vollheringe‟
Eine Raſſe unſerer Haustaube iſt die
Brieftaube, die zum Ueberbringen von
Nachrichten verwendet wird. Die Depeſchen
wer=
den entweder in leichte Hülſen getan und unter
eine Schwanzfeder gebunden, oder es werden
Gummikapſeln mit Gummiringen am Bein der
Taube befeſtigt. Die Schrift wird
photogra=
piſch auf ſehr leichte Häutchen übertragen und
iſt nur mit dem Mikroſkop zu leſen. 1870/71
wurden etwa 300 Tauben mit Luftballons aus
dem belagerten Paris in die Provinz geſchickt,
70 davon kehrten zurück. Durch das oben
be=
ſchriebene Verfahren gelang es, etwa 115 000
verſchiedene Depeſchen durch dieſe 70 Tauben
nach Paris zu befördern.
Mraucerlhottäer iit Srlertt
Frauen in ſchmachvollen Banden. — Die Feſtſtellungen
einer Unterſuchungs=Kommiſſion. — Caufende
von geflüchteten Rufüinnen in Schanghai.
Von Hilde Enders.
Die Unterſuchungen über den Mädchenhandel
im Orient ſind jetzt zu einem gewiſſen Abſchluß
gelangt. Damit rundet ſich ein gewaltiges Bild
weiblicher Not und weiblichen Elends in aller
Welt. Zu den düſteren Farben dieſes Gemäldes
und den grellen, die bereits durch die früheren
Unterſuchungen des Mädchenhandels in anderen
Weltteilen, vorgenommen worden waren,
kom=
men nun noch die bald gedämpften und die bald
wie im Feuerſchein blitzenden des Orients.
Be=
reits ſeit 1924 hat die beratende Kommiſſion für
den Schutz von Kindern und Jugendlichen, die
ihren Sitz in Genf hat, ein Komitee eingeſetzt,
das ſeine Arbeiten über die Lage in Europa,
be=
ſonders im Mittelmeergebiet und in Nord= und
Südamerika bis zum Jahre 1926 zum Abſchluß
bringen konnte. Danach kam der Orient an die
Reihe. Eine zweite Kommiſſion hat ihre
Unter=
ſuchungen in den Jahren 1929 bis 1932
abgeſchloſ=
ſen, und die Mitglieder, ein nordamerikaniſcher
Juriſt und zwei nordeuropäiſche Teilnehmer, eine
Aerztin und ein Staatsmann, haben ihren
Be=
richt nun der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht.
Von Land zu Land, durch den fernen und
durch den nahen Orient, ſind ſie gereiſt, immer
unterſtützt durch einen offiziellen Vertreter des
jeweils beſuchten Staates.
Der Mädchenhandel iſt ein Verbrechen, weil er
Menſchen wie Ware aus einem Land in ein
anderes verkauft. In Aſien ſind eine große
An=
zahl Händler mit dieſem Handel von einem Land
ins andere beſchäftigt. Es ſind im ganzen gegen
17 000 Frauen, die unter öffentlicher Kontrolle
ſtehen und welche auf dieſe Weiſe verhandelt
wor=
den ſind. Darunter ſogar Kinder zwiſchen 12
WDeinleſe am Rhein.
ſein? Da war Vorſicht geboten. Solche Leute darf
man nicht reizen; alſo auf alles eingehen und
den Lauf der Dinge ruhig abwarten!
„Uebrigens ein guter Gedanke von dir, daß
wir in die „Sphinx” gehen wollen”, fuhr er fort,
ohne Werners Einverſtändnis zum Du
abzuwar=
ten. „Das iſt ein hübſches Künſtlerlokal.”
„Das freut mich”, warf Werner ſchüchtern ein.
„Meine Frau hat geſagt, ſie geht auch gern
mal wieder hin; wir waren nämlich lange nicht
mehr da”, erklärte der Schulfreund. „Sie
er=
wartet uns an der Ecke.”
Eine Frau hatte er auch? Und die erwartete
ſie ſogar? Jetzt wurde die Angelegenheit immer
merkwürdiger. Aber richtig: an der Ecke ſtand
eine Dame, die offenbar auf ſie wartete.
„Das iſt er, mein Schulkamerad Paul
Pohl=
mann!” ſtellte er Werner vor. „Gar nicht
ver=
ändert hat ſich der Junge. Immer noch ein bißchen
ſtill, aber innerlich ein ganz luſtiger Kerl, was
Paul?
„Sehr erfreut, Ihre Bekanntſchaft zu machen,
gnädige Frau!”, ſagte Werner, angenehm
über=
raſcht von ihrer Anmut. Wenn er Zweifel an
der Geiſtesverfaſſung des Mannes hegte, ſeine
Frau machte jedenfalls einen durchaus
vernünf=
tigen Eindruck. Er beſchloß, weiter auf die Rolle
des „Paul Pohlmann, Schulkamerad aus
Neu=
ſtadt” einzugehen, da ihn die Aufklärung der
rät=
ſelhaften Geſchichte brennend intereſſierte, und
nur durch Mitmachen konnte er ja hinter das
Geheimnis kommen.
So gingen ſie alſo in die „Sphinx”. Sein
„Freund” — er hatte inzwiſchen aus der Anrede
ſeiner Frau wenigſtens herausbekommen, daß er
Paul hieß — hatte erklärt, daß Werner
ſelbſt=
verſtändlich ſein Gaſt ſei, und er tat alles, um
ihn mit Aufmerkſamkeiten zu verwöhnen.
Obwohl Werner um acht ſchon zu Hauſe
ge=
geſſen hatte, mußte er noch verſchiedene
Speziali=
täten koſten.
In der angenehmen Stimmung dieſer Stunde
nahm Werner daher die kleinen Verlegenheiten
in Kauf, die manchmal in der Unterhaltung
ent=
ſtanden, wenn die Rede auf gemeinſame frühere
Erlebniſſe und Bekannte kam. Es gelang ihm,
immer die paſſenden Antworten zu finden, um
um dieſe Klippen herumzukommen.
Als aber ſeine Frau ſie einen Augenblick
allein ließ, konnte er ſeine Neugier nicht länger
bezähmen.
„Seien Sie mir nicht böſe”, ſagte er, „aber ich
muß wirklich einen Doppelgänger ...
„Doppelgänger, Unſinn!” unterbrach Paul den
Werner. „Sie haben keinen Doppelgänger!” (Er
hatte „Sie geſagt”, fiel Werner ſofort auf.)
„Laſſen Sie mich Ihnen ganz ſchnell alles
er=
klären, ehe meine Frau wiederkommt; ich bin
Ihnen ja ſo dankbar, daß Sie die Rolle des
Pohl=
mann ſpielen! Alſo, denken Sie: Heute
nachmit=
tag ruft mich eine junge Dame an, mit der ich
früher mal zuſammen in einem Büro war; es
geht ihr nicht gut, und ob ich ihr nicht in meinem
jetzigen Wirkungskreis zu einer Anſtellung
ver=
helfen kann. Sie muß mir viel erzählen. Ich
ſchlage vor, daß wir uns abends in der „Sphinx”
treffen. In dem Augenblick kommt meine Frau,
die ich nicht ſo früh zu Hauſe erwartet hatte,
ins Zimmer, hört etwas von der Verabredung
und überſchüttet mich mit Eiferſuchtsausdrücken
ſtärkſter Art. Ich hänge ſchnell ein und erkläre,
daß ein Schulfreund angeläutet habe, der heute
auf der Durchreiſe hier ſei. Sie glaubt es
natür=
lich nicht. Dabei ſchwöre ich Ihnen, daß die
Ver=
abredung wirklich ganz harmlos war; ich habe
meine Frau nie hintergangen, aber ſie iſt ſo
maßlos eiferſüchtig, daß jedes weibliche Weſen
und 15 Jahren. Faſt immer ſind ſie Fremde in
dem Ort, wo ſie dem Laſter dienen müſſen. Dann
ſind dort im Orient die Tauſende von jungen
Mädchen auf ihre Lage hin überwacht worden,
die als Kellnerinnen, Tänzerinnen, Sängerinnen
oder unter den beſonderen Verhältniſſen
Ja=
pans als Geiſha, oder wie in China als „
Ge=
kaufte” oder „Angeſtellte” unter dem Deckmantel
der Adoption das ſchwere Los einer Art
moder=
ner Sklavin tragen.
Gerade unter den jungen Chineſinnen iſt eine
ſehr große Anzahl, die völlig aus der Familie
herausgeriſſen, weit weggeführt und für immer
in unauflösliche Bande geknüpft worden ſind.
Dann ſind Japanerinnen, namentlich aus
For=
moſa, aber auch Koreanerinnen, nach Schanghai
verſchachert worden, alſo auch ſie regelrecht
„ſchanghait”, wie es in der Seemannsſprache
heißt. Dann ſind Ruſſinnen in China aus dem
aſiatiſchen Rußland, ferner, in allerdings
ge=
ringerer Anzahl, Mädchen aus Annam, Siam
und Indien, von den malaiiſchen und
philip=
piniſchen Inſeln, ferner aber auch Perſerinnen,
Syrierinnen und Frauen aus dem Irak, die
dieſes Los des Verhandeltwerdens in fremde
Länder getroffen hat.
Beſonders fruchtbar, ja geradezu als
uner=
träglich geſchildert, ſcheint das Schickſal der nach
China geflüchteten Ruſſinnen, die dort zu
Tau=
ſenden, und aber Tauſenden ohne jede Ausſicht
verzweifeln. Dort in China drängen ſie ſich
be=
ſonders in Schanghai zuſammen, wo ſie als
Kell=
nerinnen und ſehr zahlreich auch als Tänzerinnen
auftreten. Ja, nach einem Bericht des bekannten
Nanſenſchen Flüchtlingsamtes bilden ſie dort
ge=
radezu eine der beſonderen Attraktionen.
Wie aber der erſchütternden Sklaverei dieſer
vielen vielen Tauſende von Frauen abhelfen?
Gewiß ſuchen beſondere Hilfskomitees hier zu
helfen. Vor allem aber muß der umfaſſenden
Liebestätigkeit gedacht werden, die gerade auf
dieſem Gebiet ſeitens der Miſſionen geleiſtet
wird. Gerade auch im Zuſammenhang mit
die=
ſem internationalen Mädchenhandel im Orient
gewinnen die Einrichtungen der Liebestätigkeit
unſerer Miſſion, die Heime, Aſyle, Speiſeſtätten,
Speiſehäuſer, ſelbſt Krankenhäuſer und Schulen,
Seuchenlazarette für Leprakranke und eine lange
Reihe von weiteren Einrichtungen und
Stif=
tungen, erhöhte Bedeutung. Unter dieſem
Ge=
ſichtspunkt geſehen, iſt die Tätigkeit der Miſſion
in ihrer täglichen und umfangreichen Wirkung
von unſchätzbarem Segen.
Die Staaten bemühen ſich, durch die
Hand=
habung der Einwanderungsbeſtimmungen eine
verſchärfte Kontrolle gegen dieſes Unweſen des
orientaliſchen Mädchenhandels einzurichten.
Ge=
rade in China, und neuerdings in Perſien, ſind
ſehr wirkſame Behörden eingeſetzt worden, die
den Mädchenhandel nach allen Seiten hin
ener=
giſch bekämpfen. Aber nur aus der engen
Zu=
ſammenarbeit aller dieſer irgendwie in Frage
kommenden Stellen, auch privater
Vereini=
gungen, kann letzten Endes tiefgreifende Abhilfe
geſchaffen und die Schmach des Mädchenhandels
auch im Orient zurückgedrängt und endlich gar
ganz unterbunden werden.
ihr gefährlich erſcheint. Und da wußte ich mir
keinen anderen Ausweg, als dieſen Paul
Pohl=
mann zu ſuchen. Ich ahnte gleich, daß ſie mir
nachfahren würde, und ſie hat uns auch ſtändig
von der anderen Straßenſeite aus beobachtet, als
ich Sie anſprach!"
„Jetzt begreife ich alles”, lachte Werner. „Und
ich glaube auch gern, daß Sie einer ſo hübſchen
Frau treu ſind.”
„Wie ſoll ich Ihnen danken, daß Sie mir
ge=
holfen haben? Hier haben Sie meine Karte mit
meiner Büronummer . . .‟ Da iſt doch nichts
zu danken! Im Gegenteil, Sie haben mir doch
einen reizenden Abend gemacht. Kann ich Ihnen
pielleicht ſonſt noch einen Gefallen tun?”
„Wenn ich Sie nach allem noch um etwas
bit=
ten dürfte?‟
„Aber ſelbſtverſtändlich. Schnell. Ihre
Gat=
tin kommt!“
„Dann begrüßen Sie nachher mal die junge
Dame da drüben in dem grünen Kleid. Das iſt
nämlich die Bewußte. Eva Brand heißt ſie.
Sie iſt vorhin gekommen, verſteht natürlich gar
nichts, und wirft mir von Zeit zu Zeit fragende
Blicke zu! Tun Sie, als ob Sie ein Bekannter
von ihr wären und beſtellen Sie ihr bitte, ſie
möchte mich morgen im Büro anrufen — aber ja
im Büro, nicht zu Hauſe!”
Eva Brand rief erſt nach einigen Tagen an.
„Ich danke Ihnen für Ihre Hilfsbereitſchaft”,
ſagte ſie. „Aber Sie brauchen ſich nicht mehr
für mich zu bemühen!“
„Nanu, ſo ſchnell eine Stellung gefunden?”
fragte er.
„Ja,” ſchaltete ſich Werner ein, ihr den Hörer
abnehmend, „bei mir, bei Pohlmann!
Ver=
ſtehen Sie lieber „Schulfreund”? Und ſogar eine
Lebensſtellung! Wir heiraten nämlich!”
Seite 10 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Hch, trelte r wer Sbratert.
Von Käthe von Nagy,
Käthe von Nagy ſpielt in ihrem neuen
Film „Der junge Baron Neuhaus” die
Hauptrolle in zwei Sprachen — in der
deutſchen und in der franzöſiſchen Faſſung.
Sie erzählt uns hier von den
Schwierig=
keiten, für zwei Länder dieſelbe Figur zu
verkörpern.
In den guten alten Zeiten des ſtummen
Films, da brauchte man ſich um die
Internatio=
nalität dieſer neuen Kunſtgattung keine Sorgen
zu machen. Damals war der Film wirklich
völ=
kerverbindend. Der gleiche geheimnisvolle
Strei=
fen machte den Chineſen, den Marokkaner, den
Deutſchen lachen und weinen. Ein guter Film
lief rund um die ganze große Erde und wurde
ein ebenſo rundes Weltgeſchäft.
Beim Tonfilm hörte das radikal auf. Schon
den Turmbau zu Babel haben die Menſchen
nicht fertigbekommen, weil ſie in verſchiedenen
Sprachen redeten. Jedes Volk iſt maßlos ſtolz
auf ſeine Sprache und hält ſie für die beſte der
Welr. Was man ihm nicht verdenken kann. Ich
bin Ungarin und glaube, natürlich auch, daß
keine Sprache der Welt meine Mutterſprache
übertrifft. Das hat mich aber nicht gehindert,
ſchon als Kind mit Begeiſterung fremde
Spra=
chen zu lernen. Während Deutſchland mir meine
zweite Heimat, die deutſche Sprache meine
zweite Mutterſprache geworden iſt, wurde ich
auch mit Franzöſiſch und Engliſch immer
ver=
trauter, und es machte mir keine
Schwierigkei=
ten, einen Film auch in einer dieſer Sprachen
zu drehen.
Warum eine fremdſprachige Verſion? werden
viele fragen.
Darauf läßt ſich manches erwidern. Die
Syn=
chroniſation eines fremden Films ſteht auch
heute noch in den Anfängen. Meiſt iſt
man ſehr enttäuſcht, wenn man zu einer typiſch
franzöſiſchen oder engliſchen Mundſtellung
deut=
ſche Worte hört und umgekehrt. Der Dialog im
Tonfilm iſt ja nicht nur Mittel zum Zweck,
ſon=
dern ganz weſentlich ein eigenes Kunſtmittel.
Das alles geht beim Synchroniſieren verloren.
Andererſeits, wenn wir einen
fremdſprachi=
gen Film ſehen — nur mit einkopierten
deut=
ſchen Titeln, ſo bleibt zwar die Originalität
er=
halten, aber die meiſten Menſchen verſtehen zu
wenig vom Dialog. So iſt die franzöſiſche
Ver=
ſion, wie z. B. die Ufa ſie von ihren größeren
Filmwerken in Babelsberg herſtellen läßt,
im=
mer noch die beſte Methode, um einen zweiten
großen Kulturkreis mit dem deutſchen Film
be=
kannt zu machen. Natürlich bedeutet eine
fremd=
ſprachige Verſion eine bedeutende Verbilligung
des Films. Die Dekorationen z. B. können für
beide Verſionen benutzt werden, ebenſo ein
großer Teil der Komparſerie, der
Außenaufnah=
men uſw. Die tragenden Rollen werden mit
be=
kannten franzöſiſchen Schauſpielern beſetzt. Ein
ſogenannter Dialogführer tritt dem deutſchen
Regiſſeur beratend zur Seite und überwacht die
ſprachlichen Notwendigkeiten.
Rein techniſch geht man ſo vor, daß zunächſt
die deutſche Verſion einer Szene geprobt und
gedreht wird, dann folgt jeweils die franzöſiſche.
Das bedeutet einen großen Zeitgewinn, wobei
man ſich aber nicht vorſtellen darf, die
franzö=
ſiſche Auffaſſung ſei eine ſklaviſche Imitation
der deutſchen. Nein, ſchon im Drehbuch ſind
manche Stellen und Wendungen ganz anders,
und die Auffaſſung der Rollen, die Art, wie
manche Szene geſpielt wird, iſt grundverſchieden
von der deutſchen Verſion. Man muß ſich immer
vorſtellen, es ſoll ja keine einfache Ueberſetzung
werden, ſondern ein Filmwerk, bei dem der
Zu=
ſchauer in beiden Ländern abſolut den Eindruck
der Originalität haben muß.
Für mich iſt das Spielen in zwei Verſionen
in mehrfacher Hinſicht eine anſtrengende
Lei=
ſtung. Der Film frißt ja an ſich ſchon mehr an
Phot. Ufa
Käthe von Nagy
(17)
in „Der junge Baron Neuhaus”
den Nerven als jede andere künſtleriſche
Betäti=
gung. Meine Kollegen, die nur in der deutſchen
oder nur in der franzöſiſchen Verſion mitſpielen,
können wenigſtens die Pauſen für ihre Erholung
ausnutzen. Sie ruhen ſich aus, gehen in ihre
Garderobe, ſitzen in der Kantine oder im Freien,
während ich dauernd „im Dienſt” bin. Dieſe
phyſiſche Mehrleiſtung iſt aber noch erträglich,
dagegen verlangt die jeweilige Umſtellung auf
einen anderen Sprach= und damit auch einen
an=
deren Anſchauungskreis ein hohes Maß geiſtiger
Konzentration.
Das Sprechen allein tut es nicht. Ich muß
mich völlig auf franzöſiſche Lebensart umſtellen,
manchmal auch meine Kleider wechſeln, mein
ganzes Mienen= und Bewegungsſpiel von Grund
auf ändern, und das iſt beſtimmt auch für eine
Schauſpielerin nicht leicht.
Der franzöſiſche Zuſchauer wird ja trotz allem
noch hören und ſehen, daß eine Ausländerin
dieſe Frauenrolle verkörpert. Aber das tut der
Popularität unſerer Verſionen keinen Abbruch
Die ſchauſpieleriſche Leiſtung iſt er gerne bereit
anzuerkennen, und in den letzten Jahren haben
Brigitte Helm und ich mit unſeren Filmen im
franzöſiſchen Sprachgebiet uns viele Freunde
er=
worben.
Es geht dem Franzoſen nicht anders als dem
Deutſchen, der ja auch gerne ab und zu ſeine
ſchöne Sprache aus dem Munde eines
Auslän=
ders hört, wenn nur noch ein leiſer Akzent, ein
faſt unbeſtimmbares Etwas den Fremden
ver=
rät. Ich denke beiſpielsweiſe an Louis Graveure
oder Jan Kiepura oder auch an mich ſelbſt im
deutſchen Tonfilm. Entſcheidend iſt ja im
Grunde immer, ob man dem Publikum durch
das Techniſche, die Apparaturen, den
Atelier=
chaos, hindurch nahe kommt, ob das Herz und
das Gefühl den Mechanismus der Kamera
über=
winden kann.
Kentafltereiins dott eiftfr.
Von H. Grabow.
Schon der Kaufmann des frühen
Alter=
tums mußte auf irgendeine Weiſe Kunden
heranlocken, und die Methoden, deren man ſich
früher bediente, ſind in der Tat nicht nur
intereſſant, ſondern ſie ſtellen einen
Kultur=
ſpiegel dar.
Eine der älteſten Auktionen, von der wir
authentiſche Kunde beſitzen, wurde von dem
reichen Bürger Menächmus in Rom
veranſtal=
tet. Das Publikum ſtellte ſich aber nur
ſpär=
lich ein, weil ihm derartige „
Gelegenheits=
käufe” noch unbekannt waren. Da entſandte
Menächmus einen Herold durch die Straßen
Roms, der immer wieder rief: „Geht nur ja
alle hin! Denn zuletzt wird die ſchöne junge
blonde Gattin des Menächmus verſteigert!“
Dieſe Reklame war wirkungsvoll und erzielte
vollen Erfolg. Der römiſche Schriftſteller
Meſſenius ſchildert in ſeinem Werk „
Zwillings=
brüder” dieſe für damalige Zeiten
ungewöhn=
liche Verkaufsmethode mit dem gebührenden
Humor.
Die erſte Geſchäftskarte, die die ſtaunende
Menſchheit ſah, war von dem Schreiber
Die=
pold Laube in Hagenau hergeſtellt, der zu Ende
des 15. Jahrhunderts auf den guten Gedanken
verfiel, ſeine wunderbare Handſchrift zu
Re=
klamezwecken auszunützen. Er ſchrieb auf ſchöne
Kärtchen die Ladeninhaber des genannten
Städtchens auf und führte bei jedem einzelnen
an, was dieſer ſeiner Kundſchaft zu bieten
habe. Jeder in den Hagenauer Wirtshäuſern
anweſende Gaſt erhielt eine ſolche Karte, die
ſich nicht nur für die einzelnen Geſchäfte,
ſondern auch für den Herſteller beſtens
ren=
tierte. Uebrigens ſah ſelbſt das mächtige
Handelsgeſchlecht der Fugger ein, daß kein
Ge=
ſchäft ohne Reklame beſtehen könne. Daher
gaben die Fugger bereits im 16. Jahrhundert
eine regelrechte Geſchäfts=Hauszeitſchrift
her=
aus, die bekannte Fugger=Zeitung, die damals
eine Weltſenſation bedeutet hat.
Solange aber die meiſten Leute nicht leſen
und ſchreiben konnten, war die geſprochene
Reklame beliebter als die geſchriebene. Die
mittelalterlichen Gaſtwirte und verwandten
Be=
triebe benötigten, um der Konkurrenz zu
be=
gegnen und um recht ſtark auf ihr Haus
auf=
merkſam zu machen, einer zugkräftigen und
augenfälligen Reklame. Dieſe bildete damals
in der Hauptſache das bunte und eigenartige
Gaſthausſchild. Die Bezeichnungen „Zum
gol=
denen Schwan”, „Zum Affenwagen”, „Zum
Bären” uſw. ſtammen aus dieſer
Reklameſehn=
ſucht her.
Auch der Witz war zu allen Zeiten ein
guter Reklameförderer. Wer lachen muß, kauft
lieber als der, der ſich ärgert. Vor etwa
acht=
zig Jahren verfiel ein Pariſer Hutgeſchäft auf
einen damals originellen Gedanken, der
ſeit=
her allerdings tauſendfach nachgeahmt wurde.
Es ſtellte in ſeinem Schaufenſter einen
ein=
fachen, durchaus nicht koſtbaren Damenhut, der
die Rieſenpreisaufſchrift „1000 Franks” trug,
aus. Darunter ſtand in winzigen Lettern:
„Wer bar bezahlt, erhält einen Nachlaß von
998 Franks.” Madame Bertin, die Schneiderin
Maria Antoinettes, wußte, daß es gut ſei, ſich
rar zu machen. Kamen bürgerliche Frauen
in ihren Laden, um etwas zu beſtellen, ſo
wurde ſchnell ein Schild angebracht, auf dem
geſchrieben ſtand: „Madame iſt leider
ab=
weſend. Sie weilt bei der Königin von
Frank=
reich, um Kleider anzuprobieren.” Es gab
noch ein zweites Schild, das folgendes
be=
ſagte: „Madame bleibt heute unſichtbar, ſie
komponiert Modelle.”
Die Schauſpieler und Schauſpielerinnen
hatten zu allen Zeiten ein ſtarkes
Reklame=
bedürfnis. Auf welche ſonderbare
Reklame=
ideen dieſes ſonderbare Völkchen aber verfiel,
um ſich beſtändig in der Erinnerung des
Publikums zu halten, geht aus einer
Verord=
nung Kaiſer Joſefs I. hervor, der in den
neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts für
Wien verfügte, daß Schauſpieler, die ſich
fälſch=
lich für tot ausgeben, in Hinkunft beſtraſt
werden ſollen.
Uebrigens vermochte ſelbſt Benjamin
Frank=
lin nicht ohne Reklame auszukommen. Als er
den Bewohnern der Neuen Welt immer wieder
vergeblich klar zu machen ſuchte, daß Gips ein
ausgezeichnetes Düngemittel ſei, ſtieß er auf
tiefſtes Mißtrauen. Da kaufte er ſich ein an
einer Verkehrsſtraße gelegenes Grundſtück und
ſchrieb mit Rieſenlettern an: here is gegipt.
(Hier iſt gegipſt.) Als die Leute die gute
Ernte, die dieſem Stückchen Land entſproß,
ſahen, war ſein neuerfundenes Düngemittel
beſtens eingeführt.
Aus aller Welt.
Damenwahl bei den Pueblos.
Die Pueblo=Jungfrauen erwählen ſich einen
Gatten nach eigenem Ermeſſen. Wenn ihnen
ein junger Mann ihres Stammes als Ehegatte
begehrenswert erſcheint, ſo ſtellen ſie ihm eine
Schale mit ſelbſtgemahlenem Mais v.r den
Eingang der Hütte. Nimmt der ſo Erwählte die
Gabe an, ſo ſieht ſich das junge Paar als
ver=
lobt an. Nach Eingehen der Ehe zieht der
Ehe=
mann in die Hütte ſeiner Frau. Fühlt ſich die
Frau in der Ehe enttäuſcht, ſo ſtellt ſie dem
Ehegatten das Schuhwerk vor die Tür und —
die Ehe iſt getrennt. Der ſo Herausgeworfene
kann wohl, ſofern ihm Unrecht geſchehen iſt,
Entſchädigung beim Aelteſtenrat beanſpruchen,
die der Ehe entſproſſenen Kinder aber
verblei=
ben in jedem Falle der Frau.
Der blumige Wein.
Die Anſichten über den blumigen Wein ſind
bei den Chineſen anders als bei uns, das heißt,
die Chineſen verſtehen unter einem blumigen
Wein nicht das, was wir uns darunter
vor=
ſtellen. Verſendet ein Chineſe eine Einladung
zum „Blumigen Wein”, ſo weiß der
Eingela=
dene, daß ihn ein Gaſtmahl mit Mädchen
er=
wartet. Er bringt ſich dann ſelbſt ein Mädchen
mit oder beſtellt es ſich an Ort und Stelle.
Die nachgezogenen Augenbrauen,
die wir vielfach bei den modernen Frauen „
be=
wundern”, ſind keineswegs eine Erfindung
un=
ſerer vorgeſchrittenen Kultur, Bei den
Chalu=
pis, einem Indianerſtamm des Gran Chaco, iſt
die Sitte des Augenbrauen=Auszupfens und
Nachmalens der Augenbrauen mit ſchwarzer
Farbe weit verbreitet. Sie wird vor allem von
den Mädchen dieſes Stammes ſowie von den
Jungens ausgeübt.
Die Amazonen auf Kihnu.
Die Inſel Kihnu liegt nicht, wie man
ver=
muten möchte, in der fernen Südſee, ſondern in
unſerer guten Oſtſee, in deren eſtländiſchem
Teile. Sie iſt eine langgeſtreckte Inſel, die mit
zahlreichen Gehöften beſät iſt. Die Frauen von
Kihnu ſind kühne Jägerinnen und ſtehen in der
Sicherheit der Handhabung der Waffen den
Männern in nichts nach. Die Jagd gilt den
zahl=
loſen Seehunden, die im Winter die Inſel
be=
ſuchen und deren Fell ein wertvolles Handelsobjekt
der Bewohner der Inſel ſind. Der naturgemäß
in den Wohnräumen der Einheimiſchen
herr=
ſchende durchdringende Trangeruch iſt ſelbſt
minderfein veranlagten Naſen eine Qual.
der Weiberſtamm.
Wie bei vielen Stämmen Melaneſiens, Afrikas
und Aſiens iſt auch bei zahlreichen
Stäm=
men Auſtraliens ſtreng verboten, ſich die Frauen
aus dem eigenen Stamm zur Ehegattin zu er=
Mittwoch, 26. September 193
wählen. Die Dieyerie Auſtraliens haben
ihre beſtimmten „Weiberſtämme”, die ihner
Ehefrauen liefern. Mit dem Tode wird beſty
wer in engere Beziehungen zu einer Frau
eigenen Stammes tritt.
Töchter mehr gefragt als Söhne.
Die Geburt einer Tochter wird bei den
wohnern des Bismarck=Archipels mit weit
Freude begrüßt als diejenige eines Sol
Töchter ſind beliebter, da ſie ſpäter als 9
ſtark begehrt ſind.
Der rauchende Säugling.
Auf den Inſeln der auſtraliſchen Südſe
es keine Seltenheit, daß Säuglinge rau
Allerdings gibt es zahlreiche Säuglinge in
reits vorgerücktem Kindesalter, da hier die
der oft viele Jahre lang von der Mutter ge
werden.
Die erſte Frau auf der Eiſenba
Der Zeitgenoſſe, der gleichgültig die Ef.
bahn beſteigt, kann ſich keine Vorſtellung ma
welch ungeheures Erlebnis dieſes Verkehrsm !
für die Menſchen vor hundert Jahren bedeu
Als im Jahre 1830 die erſte Strecke Liverſ.
—Mancheſter eröffnet wurde, befand ſich 1
den Ehrengäſten der damals gefeierte Schau
ler Kemble mit ſeiner Tochter. Das jr
hübſche Mädchen, das auf der Bühne alle
zen eroberte, hatte das Glück, eine Probef
auf der Lokomotive mitzumachen — an
Seite Stephenſons, des Schöpfers der Bi.
Ihre Schilderung dieſer Fahrt gehört zu n
ſchönſten Dokumenten, aus der Jugendzeit is
Stahlroſſes:
„Die kleine, muntere Maſchine, die uns je
Schienen entlang ziehen ſollte, beſteht aus ein
Keſſel, einem Ofen, einer Bank und hinter ir
Bank einem Faſſe mit genug Waſſer, um i n
Durſt während eines Rennens von fünf n
Meilen zu ſtillen — das ganze iſt nicht grir
als eine gewöhnliche Feuerſpritze.
Du kannſt dir gar nicht denken, wie ſon
bar es war, auf ihr zu reiſen, ohne irgendw
ſichtbare Urſache der Fortbewegung, als
Zaubermaſchine vor uns mit ihrem wein
wehenden, weißen Atem und unwande r
rhythmiſchen Schritten zwiſchen dieſen Fe
mauern. Du haſt keinen Begriff davon,
das Durchſchneiden der Luft für ein Geyl
war. Und dabei iſt die Bewegung ſo ſanft je
möglich. Ich hätte leſen oder ſchreiben könn.
Der Wind war ſtark, er drückte mir unw
ſtehlich, die Augen zu. Als ich ſie geſchlin
hatte, war das Gefühl des Fliegens ganz
beriſch und ſonderbar — aber trotzdem hatt h
das Gefühl vollkommener Sicherheit und
die geringſte Furcht.”
Wie ſchade, daß ſich dieſe Begeiſterung in
halb von hundert Jahren in Gleichgültig
verwandelte.
Was die hausfrauen häufig
falſch machen.
(afp) — Es gibt zahlreiche hauswirtſchaftliche
Verrichtungen, die ſeit Jahrzehnten unverändert
gehandhabt werden, obwohl die moderne
Wiſſen=
ſchaft vielfach neuere, oftmals ſogar gegenteilige
Methoden erfordert.
Zu dieſen Unterlaſſungsſünden gehört in
erſter Linie das Kochen der Kartoffeln ohne
Schale. Abgeſehen davon, daß dies eine arge
Verſchwendung bedeutet, da man eine rohe
Kar=
toffel niemals ſo dünn ſchälen kann wie eine
gekochte, werden auf dieſe Weiſe auch wertvolle
Stoffe vernichtet. Nur in wenigen Fällen, wo
eine Speiſe oder ein Gericht aus ohne Schale
gekochten Kartoffeln beſtehen muß, ſollte man
von dieſem heute durchwegs Platz greifenden
Grundſatze abgehen.
In die gleiche Sündenkategorie, die infolge
der dauernden Aufklärung heute ſelten
vor=
kommt, gehört das Fortgießen des
Gemüſe=
waſſers. Daß man auf dieſe Weiſe den
wert=
vollſten Beſtandteil der Gemüſe, nämlich die
Vitamine, vernichtet, iſt hinlänglich bekannt.
Läßt ſich das Gemüſewaſſer nicht reſtlos
verwen=
den, ſo ſoll man es als Soßen= oder
Suppen=
einlage benutzen.
Viele Hausfrauen wäſſern Fleiſch und Gemüſe
vor der Zubereitung ſtundenlang. Sie wiſſen
jedenfalls nicht, daß ſie auf dieſe Weiſe ſeine
wertvollſten Salze und Aufbauſtoffe auslaugen,
ja auch den Wohlgeſchmack — denn das Aroma
liegt in der Regel nicht tief unter der
Ober=
fläche — vernichten. Das „Sündenregiſter” der
Hausfrauen, das in mangelnder Aufklärung oder
ungenügendem Mitſchreiten mit der Zeit liegen
mag, erſtreckt ſich auf das Staubwiſchen. Wie
oft ſieht man, daß dieſe wichtige Verrichtung nur
mit einem Tuch oder gar mit einem Federwedel
vor ſich geht. Nach dem alten phyſikaliſchen
Ge=
ſetz, daß nichts auf Erden umzukommen vermag,
wird der Staub auf dieſe Weiſe nur hinſichtlich
ſeines „Lagerplatzes” umgeſchichtet; er verbleibt
jedoch trotzdem im Raume. Will man ſicher ſein,
daß man den Staub nicht nur aufwirbelt und
an eine andere Stelle treibt, ſondern tatſächlich
aufnimmt und reſtlos entfernt, ſo bedient man
ſich eines angefeuchteten Lederlappens. Bei
po=
lierten Möbeln kann man ohne trockenes
Staub=
tuch nicht auskommen. Dieſes wird jedoch nicht
zum geöffneten Fenſter hinausgeſchüttelt,
ſon=
dern man ſchüttelt es unter dem Ausguß aus,
läßt ſogleich Waſſer nachfließen und kann dann
überzeugt ſein, ſeinen Mitmenſchen keinen
Scha=
den zugefügt zu haben.
Eine ebenfalls längſt überholte, aber noch
nicht völlig ausgeſtorbene Anſicht beſteht darin,
daß es „vorteilhaft” ſei, ein geheiztes Zimmer
möglichſt ſelten zu lüften. Die Hausfrauen
glau=
ben, auf dieſe Weiſe die Wärme länger und aus=
giebiger zu erhalten. Das pure Gegenteil iſt
Fall, denn die mit friſchem Sauerſtoff verſe ſe
Zimmerluft iſt ausbreitungsfähiger, ſo daſ ie
die Wärme beſſer aufzunehmen und im Hſe
zu verteilen vermag. Ungelüftete Zimmer
e=
nötigen weitaus mehr Heizmaterial als ſce,
die man vor dem Einheizen tüchtig lüftet d
mit friſcher Luft verſieht.
Die herbitliche Obſtſchale.
Von H. Grabow.
Die herbſtliche Obſtſchale ſoll nicht nur m
Gaumen, ſondern auch dem Auge Freude b
i=
ten. Geſchmack, Formenſinn und Phantaſie femn
bei ihrer Anordnung Triumphe, und es iſt in
Zufall, daß berühmte Maler ſo oft gefüllte
Ot=
ſchalen als künſtleriſches Motiv verwenden.
Schwere Früchte, das ſind Aepfel, Bi n
und Orangen, werden nach unten gelegt, fe
Aepfel werden blank gerieben, und man rbt
ſorgfältig aus, welche Seite farbenpräch er
und anſehnlicher ausſieht. Dieſe kehrt man m
Beſchauer zu. Ueber dieſe Früchte legt m
halbſchweres Obſt wie Bananen, Mandarm
und ähnliches Weintrauben, Nüſſe, Feigen,
teln ſollen obenauf liegen, während man Pf4
men maleriſch verſtreut. Sie fallen dann yſſt
von ſelber tiefer herab und füllen die Zwiſ
räume aus.
Die modernen Obſtſchalen ſind mannigfeſr
Art. Kriſtall iſt ſtets koſtbar und kommt
mals aus der Mode. Sehr beliebt ſind Kera
k=
ſchalen, die man entweder tellerförmig wit
oder in auf drei Füßen ſtehender Schalenim
benützt. Nüſſe z. B. wirken auf einer
KurE=
oder Silberſchale ſehr vorteilhaft, wäh
Glasſchalen in Körbchenform bei Aufnahme m
Pflaumen oder Birnen gewaltigen Reiz beſi ſ.
Auch flache Körbchen, die man mit Moos i*
ſind hübſch. Sie verleihen der Darbietung e n
ländlichen Charakter. Anſpruchsvoller ſind
flachen, aus bunten Baſtringen verferti
Obſtkörbe, die man unter die modernen kr
gewerblichen Gegenſtände einreiht. Sehr a
wirken rieſige tellerartige Porzellangefäße,
denen man die einzelnen Früchte, zwiſchen X
terſchmuck hervorlugend, flach verteilt.
gibt es keine ſchichtweiſe Anordnung. Man 1N
auf eine ſolche Schale des bunten Eindr
wegen, auf den es in der Hauptſache ankon
andere zierende Gegenſtände verteilen, etwe
Goldpapier gewickelte Schokoladendukaten,
buntes Marzipanherz oder eine Kokosnuß,
gut füllt und originell wirkt. Auch eine Pap:
ſchote nimmt ſich künſtleriſch aus. — Ebenſo
die fernöſtlichen Länder einen Teekult betrei
ſcheint ſich bei uns erfreulicherweiſe ein
der Obſtdarbietung entwickeln zu wollen.
Nr. 266 — Seite 11
Mittwoch, 26. September 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
So lautet die Parole, die das „Darmſtädter Tagblatt” in den letzten Tagen ausgegeben hat.
Wir wiederholen hier nochmals, daß jeder, der uns einen neuen Abonnenten zuführt,
Ferienſpar=
marken im Werte von RM. r.— oder in bar erhält. Durch fleißiges Sammeln der
Ferienſpar=
marken erleichtern wir Ihnen die Finanzierung Ihrer kommenden Ferienreiſe.
Warum iſi die Werbung für das „Darmſtädter Tagblatt” leicht?
Das „Darmſtädter Tagblatt” kann jeder mit gutem Gewiſſen empfehlen. Seine Vielſeitigkeit
als großes Heimatblatt iſt bekannt. In allen Kreiſen wird es gerne geleſen, überall wird es
ver=
langt, denn
in der Politik: eine ſlotte Berichterſiattung, Stimmen der Weltpreſſe, gediegene Leitartikel,
im Nachrichtenteil: einen beliebten lokalen Teil, die aktuellen Nachrichten aus Stadt, Land und aus
der Provinz,
aus der Wirtſchaft: die amtlichen Kurſe, Börſennachrichten, Bankausweiſe und Wirtſchaftsumſchau,
im Feuilleton: das ganze kulturelle Leben unſerer Stadt und des Gaues ſpiegelt ſich in unſerer
Zeitung, Theater, Muſik, Ausſtellungen, aus vergangenen Tagen — über alle wichtigen
künſileriſchen und wiſſenſchaftlichen Ereigniſſe werden die Leſer des „Darmſtädter
Tag=
blatt” ſchnell und zuverläſſig unterrichtet,
in den Beilagen: das „Darmſtädter Tagblatt” bringt gern geleſene Beilagen für Haus und
Familie, für Heimat und Reiſe, für das Reich der Frau,
im Roman: gute, gediegene Unterhaltung bietet der Roman des „Darmſtädter Tagblatt”
hervorragende Schriftſieller — auch der Heimat — kommen hier zu Wort,
im Sport: überall begehrt iſt unſere gutgeleitete Sport=Zeitung, die am Montag früh ausführlichen
Sport aus aller Welt bringt,
im Anzeigenteil: iſi das „Darmſtädter Tagblatt” überaus reichhaltig und vielſeitig.
Wie werbe ich?
Die Werbung für das „Darmſtädter Tagblatt” iſt nicht ſchwer. Ein Blatt von dieſer
Reich=
haltigkeit empfiehlt ſich gut. Sofern Sie einen Intereſſenten nicht ſofort verpflichten können, das
„Darmſtädter Tagblatt” zu beſiellen, ſo ſind wir jederzeit bereit, Sie in dieſer Werbung zu
unterſtützen. Wir übermitteln Ihnen gerne einige neueſie Zeitungen nebſi Proſpekten, die Ihre
Werbung erleichtern. Auch wollen wir, ſofern Sie uns die Adreſſen von Intereſſenten übermitteln,
die Werbeexemplare direkt zuſenden und nach erfolgter Beſiellung und Zahlung des Bezugspreiſes
Ihnen die Prämie aushändigen. Es iſi nicht ſchwer, für das „Darmſtädter Tagblatt” zu
werben, denn es iſt eine Zeitung die man mit gutem Gewiſſen empfehlen kann.
Seite 12 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. September 1934
Soart, Spiel und Jucnen
Fußballſpiele am Ernkedanktag.
Ftüherer Beginn im Gau Südweſt.
Im Einvernehmen mit dem Sportbeauftragten ſind die Spiele
der Gauliga im Gau Südweſt für den 30. September aus
Anlaß des Erntedankfeſtes ſämtlich auf 14.15 Uhr vorverlegt
wor=
den. Den Platzvereinen wird zur Pflicht gemacht, Vorſorge zu
treffen, daß die Rede des Führers vom Bückeberg um 16 Uhr auf
den Sportplätzen übertragen wird.
Die Spiele der Bezirksklaſſe der Gruppen Frankfurt
und Offenbach werden vormittags ausgetragen. Alle übrigen
Spiele (Kreisklaſſe) im Kreiſe Groß=Frankfurt fallen aus.
Sp. Cl. 1928 Ober=Ramſtadt — SC. Hota.
Morgen, Donnerstag, 17 Uhr, trifft ſich der SC. Hota in
Ober=Ramſtadt mit dem Sp. Cl. 1928 zu einem
Freundſchafts=
ſpiel. Treffpunkt der Mannſchaft 16 Uhr dort im „Heſſiſchen
Hof”. — Voranzeige. Donnerstag, 16 Uhr, Rückſpiel in
Stock=
ſtadt gegen T. u. Sportgemeinde.
SV. 1922 Roßdorf — Germania Babenhauſen 5:2 (4:1).
Beide Mannſchaften lieferten ſich ein jederzeit ſpannendes
und intereſſantes Spiel. Ueber den Ausgang dieſes Spieles war
man inſofern ſehr geſpannt, da einerſeits die Gäſtemannſchaft bei
einem ganz beachtlichen Können auch noch als ſtabile Mannſchaft
über große Härte verfügt, zudem auch die Einheimiſchen
erſatz=
geſchwächt antreten mußten.
Das Spiel begann mit einem äußerſt ſchnellen Tempo, und
man ſah von den Gäſten gleich eine ſehr harte Spielweiſe, um
den Gegner zu überrumpeln. Babenhauſen hat jedoch hiermit kein
Glück, vielmehr können die Einheimiſchen bald leicht überlegen
ſpielen, ſie erzielen auch innerhalb 10 Minuten 3 Tore.
Baben=
hauſen iſt keinesfalls entmutigt und kann bei großem Eifer durch
Elfmeter bald ein Tor aufholen, jedoch ſtellt Roßdorf kurz vor
Halbzeit das Reſultat ebenfalls durch Elfmeter auf 4:1. Nach der
Pauſe bleibt das Spiel ſehr ſpannend. Die beiderſeitigen
Hinter=
mannſchaften arbeiten jetzt ſehr aufmerkſam. Obwohl das Spiel
ſich ſeinem Ende nähert und damit die Siegesausſichten der
Ger=
manen immer geringer werden können es einige Gäſteſpieler
nicht unterlaſſen, Roßdörfer Spieler durch ſehr hartes Spiel und
unfaires Rempeln zu ſchikanieren, was vom Schiedsrichter meiſt
nicht unterbunden wird. Hierbei kommen die Gäſteſtürmer bei
einem raſchen Vorſtoß durch den Mittelſtürmer zum 2. Tor, dem
R. durch Strafſtoß Nr. 5 entgegenſetzen kann. Durch das bereits
erwähnte harte Spiel der Gäſte mußte in letzter Minute je ein
Spieler das Feld verlaſſen. Die Gäſte durchweg ſtabil, verfügen
über eine gute ſchnelle Spielweiſe, nur ſollten ſich einige Spieler
zweckloſe Mätzchen abgewöhnen. Die Einheimiſchen ſpielten im
großen und ganzen befriedigend und der Erſatz fügte ſich gut ein.
Mit dem Schiedsrichter, einem Herrn aus Eberſtadt, war man
nicht immer zufrieden.
Olympia Hahn — SV. 29 Erzhauſen 1:1 (1:1).
Beide Mannſchaften lieferten einen harten Kampf, aber
ein=
wandfrei und ſchön. Hahn war von Anfang etwas überlegen,
denn E. war mit dem unebenen Platz noch nicht vertraut. Bis
kurz vor Halbzeit konnte Hahn mit 1:0 führen, dann wurde von
E. ein Eckball, von rechts wunderbar geſchoſſen, vom
Mittel=
ſtürmer zum Ausgleich eingeköpft. In der zweiten Hälfte ging es
dann um den Siegestreffer, welcher aber nicht glückte. Beide
Mannſchaften waren mit Schußpech reichlich geſegnet, und ſo
ver=
lief die zweite Hälfte torlos.
Der Schiri leitete gut.
Die 2. Mannſchaft konnte kampflos gewinnen, da Hahn nicht
antrat. — Die Schüler ſpielten gegen die gleiche von FC. Union
Wixhauſen 3:2.
Sportverein Darmſtadt 1898.
Reſultate der unteren Mannſchaften: 3. Mannſchaft—1.
Sport=
verein. Jugenheim 9:1. 4. Mannſchaft—3. Arheilgen 04 4:1.
5. Mannſchaft-Junioren Arheilgen 04 7:0. Handball=Jugend—
1. Jugend Merck 13:2.
Gau=Meiſterſchaft im Mannſchafts=Ringen.
Hanau — Darmſtadt 12:6. — Dieburg — Neu=Iſenburg 9:9.
Die TGde. Dieburg rang auf eigener Matte dem KSV. 98
Neu=Iſenburg ein Unentſchieden ab. Dieburg ſtellte die Sieger im
Feder= Leicht= und Halbſchwergewicht in Wick, Ohl und Bobag,
Neu=Iſenburg im Welter=, Mittel= und Schwergewicht in Feyl,
K. Ceſanne und Fließbach. Unentſchieden trennten ſich die
Ban=
tamgewichtler Bügel=Dieburg und Schachner=Neu=Iſenburg. —
Groß=Zimmern — Weiſenau 16:3. Im vierten Kampf der Runde
beſiegte, wie bereits am Sonntag gemeldet, der ASV. 1888 Mainz
den SV. Viktoria 1912 Eckenheim in einem techniſch prachtvollen
Kampf überlegen mit 15:3 Punkten.
Jahn 1875 Darmſtadt.
Eine beſondere Ueberraſchung ſteht den Teilnehmern an der
Uebungsſtunde für das Männerturnen am Mittwoch bevor,
iſt doch an dieſem Abend das frühere Vereinsmitglied Leonhard
Thierolf (Vereinsturnlehrer in Bergedorf=Hamburg) anweſend.
Turnbruder Thierolf wird in einem Teil des Uebungsabends uns
mit einer Reihe von neuen humorvollen Turnſpielen vertraut
machen und verſuchen, einen Ausſchnitt aus dem Uebungsbetrieb,
wie er an der Waſſerkante gepflegt wird, zu geben. Die
Uebungs=
ſtunde beginnt pünktlich um 8.30 Uhr in der Turnhalle der
Lie=
bigs=Oberrealſchule. Gäſte willkommen.
Turngemeinde Beſſungen 1865.
Am Freitag, dem 28. d. M., werden Filme der Deutſchen
Turnerſchaft im Vereinshauſe (Heidelberger Straße) zur
Vor=
führung kommen. Nachmittags um 4 Uhr wird den Schülern
und Schülerinnen 1. „Freizeit der Turnerjugend in Annweiler”.
2. „Abenteuer des Baron von Münchhauſen” im Lichtbild gezeigt
werden. Abends um 8.30 Uhr werden für die Erwachſenen drei
Filmporführungen geboten, und zwar: 1. „Ein Lehrfilm über
das Bodenturnen”, 2. Deutſchlands Jugend (Bilder aus dem
turneriſchen Leben)” 3. Treu unſerem Volke” (Stuttgarter
Turn=
feſt 1933). Um der Werbetätigkeit für die deutſchen
Leibesübun=
gen zum Segen zu verhelfen, wird um rege Anteilnahme gebeten.
Die Vorführungen beginnen pünktlich um die angegebene Zeit.
Reichsbahn-TSD. Darmſtadk.
Morgen, Donnerstag, 20 Uhr. findet im ehemaligen
Fürſten=
zimmer des Hauptbahnhofs Darmſtadt eine wichtige Beſprechung
mit allen Abteilungsleitern und deren Vertreter des Vereins
ſtatt. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht.
Handball.
TSG. 46. Handballabteilung.
Nach dem heutigen Training auf der Woogswieſe findet
Spielerausſchußſitzung in der Turnhalle ſtatt. Wir bitten um
zähliges Erſcheinen der Amtswalter.
eine
voll=
Kegelſport.
Die Werbewoche des Kegeſportverbandes Darmſtadt
erreichte am Sonntag auf den Bahnen des Kegeſporthauſes,
Saalbauſtraße, ihren Höhepunkt und Abſchluß. Auf dieſe Veran=
ſtaltung, welche in Darmſtadts Mauern erſtmalig in dieſem
Um=
fang vom Stapel lief, kann der Verband mit freudigem Stolz
zurückblicken. Nahezu 20 000 Kugeln rollten in dieſer Werbewoche
die Bahnen des Kegeſporthauſes entlang, ein Zeichen dafür,
welch ein großes Intereſſe man in Keglerkreiſen dieſer
Veran=
ſtaltung entgegenbrachte. Der Kegeſportverband kann demzufolge
über den ſportlichen Erfolg, der alle Erwartungen bei weitem
übertraf, außerordentlich zufrieden ſein.
Nachfolgend die erzielten Reſultate:
Fünfer=Mannſchaftskampf A=Mannſchaft 2622 Holz, B=
Mann=
ſchaft 2619 Holz. Prämienbahn (4 Wurf in die Vollen),
Nicht=
verbandsmitglieder: Schmidt 30 Holz. Weber 29 Holz, Kohlmann
29 Holz. Heß 28 Holz, Göbel 28 Holz, Müller 28 Holz, Lutz 28
Holz. Wettengel 27 Holz. Kling 27 Holz, Otto Müller 27 Holz,
Prämienbahn (4 Wurf in die Vollen) Verbandsmitglieder:
Becher 32 Holz. Berg 31 Holz, Feldmann 30 Holz, Mohr 30 Holz,
Mees 30 Holz. Thümmel 30 Holz. Wagner 30 Holz, Belz 29 Holz,
Rößler 28 Holz, Rieger 28 Holz. Werbebahn (4 Wurf in die
Vollen), Nichtverbandsmitglieder: Otto Müller 29 Holz.
Kohl=
mann 29 Holz, Wettengel 28 Holz, Ganzert 28 Holz, Lutz 28 Holz,
Röht 27 Holz, Bert 27 Holz Vogel 27 Holz. Debus 27 Holz, Stahl
26 Holz. Werbebahn (4 Wurf in die Vollen),
Verbandsmitglie=
der: Scheerer 30 Holz. Thümmel 29 Holz. Wagner 29 Holz, Hahn
29 Holz. Birk 29 Holz, Kling 28 Holz, Nungeſſer 28 Holz,
Feld=
mann 28 Holz, Horn 28 Holz, Ackermann 28 Holz. Prämienbahn,
Frauen (4 Wurf in die Vollen). Verbandsmitglieder: Frau
Wil=
bert 29 Holz, Fräulein Bäumer 27 Holz, Frau Reichert 26 Holz.
Werbebahn: Frau Reichert 26 Holz, Frau Wilbert 26 Holz, Frau
Eigenbrodt 25 Holz. Frau Thummel 25 Holz, Frau Welzbacher
25 Holz. Klubkämpfe: Fünfer=Mannſchaften (Nichtverbandsklubs);
Sonntagskegler Beſſungen (1 Mannſchaft) 1280 Holz,
Sonntags=
kegler Beſſungen (2. Mannſchaft) 1201 Holz. Dienstagskegler
„Linde” (1. Mannſchaft) 1155 Holz. Dienstagskegler „Linde‟,
(2. Mannſchaft) 1095 Holz.
Allen Beteiligten, die mithalfen, die Veranſtaltung zu
die=
ſem großen Erfolg im Intereſſe des ſo idealen Kegelſports zu
führen, ſei auf dieſem Wege herzlichſt gedankt und hofft der
Ver=
band, die noch abſeits ſtehenden Kegler und Keglerinnen recht
bald in ſeinem Heim als Mitglieder begrüßen zu dürfen.
Zu einem eindrucksvollen Siege kam Paul Rüttchen auf NSU.
im Motorrad=Rennen von Mähriſch=Oſtrau, wo er mit 140 Km.=
Std. die abſolut ſchnellſte Zeit des Tages und neuen Strecken=
Rekord erzielte.
2
Sporkkameraden von der Reichsweh
Der Major ſpielt gegen den Schützen. — Trennungswände ſi
gefallen. — Tennis als Soldatenſport.
Die Wehrmacht treibt Sport. Das iſt bekannt. Früher war d
Turnen des Heeres mehr Dienſt als ſportliche Betätigung, w
ſchon daraus hervorgeht, daß vielfach am Querbaum geübt wur
dem unglücklichſten Gerät der Welt, an dem ſich nur wen
Uebungen durchfuhren laſſen.
Heute iſt das anders geworden. Wir wiſſen, daß die Reic
wehr überall dabei iſt. wo Sport getrieben wird, und daß ſie ni
nur ausgezeichnet reitet, ſchießt uſw., was eben zu ihrem
Be=
gehört, ſondern daß ſie auch ſonſt faſt alle Sports treibt, die
gibt, ſo Fußball und auch — —Tennis!
Die Heeresmeiſterſchaften im Tennis wurden ſoeben ab
wickelt. Die Ergebniſſe ſind bekannt. Aber etwas anderes iſt da
erwähnenswert. Man konnte nämlich leſen:
„Oberleutnant Pachaly ſchlug den Fahrer Braun ziem!
ſicher.” — „Generalmajor von Reichenau mußte Oberleutnant :
Winning einen knappen Sieg überlaſſen.” — „Eine gute Leiſtu
zeigte der Schütze Schmidt über Major Peterſen und der Ob
kanonier Schwabacher, der Kapitänleutnant Friedrichs und Ob
leutnant zur See Freersdorf der Reihe nach beſiegte.”
Es fällt hierbei nicht auf, daß Generale Majore, Hauptler
Leutnants, einfache Fahrer, Kanoniere und Schützen unter gleig
Bedingungen gegeneinander antreten und ihre Kräfte meſſ
Dieſes Verhältnis zwiſchen Offizierskorps und Mannſchaft
Sport iſt ſchön. Die früheren Trennungswände ſind gefallen.
Sport gibt es jetzt nur noch Sportkameraden. Wenn der Schi
Müller beſſer Tennis ſpielt als der Herr Major, dann ſoll er a
Gelegenheit haben, dies zu zeigen.
Aber dies iſt ja die andere Tatſache, die beſonders angene
auffällt: daß nämlich der Schütze und der Oberkanonier und
Fahrer tatſächlich in ihrem Beruf Gelegenheit haben. Tennis
ſpielen. Früher wurden dem Soldaten die leichtathletiſchen
Ueb=
gen, das Turnen, das Sporttreiben und Spielen vorgeſchrieb
Da gab es keine Aenderungen oder Ausnahmen. Wenn früher
Kanonier zu ſeinem Hauptmann gekommen wäre und gebe
hätte, Tennis ſpielen zu dürfen, würde dieſer beſtimmt dem Fe
webel Vorwürfe gemacht haben, daß er ſeine Leute nicht genüg
über die Rechte und Pflichten eines Soldaten aufklärte.
Heute ſpielt der Fahrer und der Kanonier Tennis, wenn
Veranlagung dazu haben. Es iſt zu begrüßen, daß ihnen hie
Gelegenheit gegeben wird, daß die Offiziere ſich mit ihren
Un=
gebenen meſſen und ihnen nach errungenem Siege die Hand reic
als gute Sportskameraden, die gemeinſam an einer Aufgabe arl
ten, nämlich jedem Deutſchen, ſoweit dies möglich iſt, Gelegenl
zu geben, in dem Sport etwas zu leiſten, für den er gerade
eignet iſt.
Viktor Grant.
Schießſpork.
Vereinsmeiſterſchaften der Sch.=Geſ. Weidmannsheil Darmſte=
Am Sonntag trug auf den Schießſtänden am Karlshof
Sch.=Geſ. Weidmannsheil unter Leitung des Vereinsleiters i
Vereinsmeiſterſchaft aus.
Die Vereinsmeiſterſchaft wurde mit 30 Schuß. je 10 liege;
10 kniend und 10 ſtehend ausgetragen. 25 Schützen waren di
angetreten, welche auch ſehr gute Reſultate erzielten. Hans
K=
pel errang mit 305 Ringen die Vereinsmeiſterſchaft und erk
die Schützenkette von der Schützengeſellſchaft Wildſchütz. 2. Ad
Ne 304 Einge, 3. H. Hochmuth 301 Ringe. Die Wanderplake
des Vereins wurde mit 15 Schuß ausgeſchoſſen, je 5 liege
kniend und ſtehend. Die Plakette erhielt H. Hochmuth mit
Ringen. Das Hauptſchießen war der Ermittlung des Schütz
königs vorbehalten, welcher diesmal auf Plattl ausgeſcho
wurde. Den beſten Plattlſchuß erreichte Heinrich Hartmann,
damit die Königskette für das Jahr 1934 erhält
Die Alten Herren, alle ſchon in hohem Alter, ſchoſſen
15 Schuß je 5 liegend kniend und ſtehend um einen Pokal.
waren drei gleiche Ringzahlen mit 116 vorhanden, und mu
nach der ſtehenden Serie gewertet werden. Zwei Ehrenſchei
ſchoſſen Henkelmann und Wetzſtein jun. Mit einem dreifat
Sieg=Heil auf unſeren Führer und Kanzler wurde das Schie
beendet. — Am Freitag, den 5. Oktober, beginnt das Weihnack
ſchießen, worauf alle Schützen aufmerkſam gemacht werden.
Die SA.=Fernfahrer erlebten am Dienstag in M
chen ihren wohlverdienten erſten und einzigen Ruhetag. Am M
woch wird in der frühen Morgenſtunde die Rückfahrt nach Ber
angetreten, die 8. Etapp= führt über 181 Kilometer von Müne
nach Nürnberg. Der Dienstag wurde ausgiebig zur Rube und
Ueberholung der Maſchinen und Uniformen benutzt. Ein Be
des Oktoberfeſtes am Nachmittag ſchuf eine willkommene
wechſelung.
Wetkerbericht.
Rege Störungstätigkeit im Norden wird durch ein Hoch,
ſich ſehr ſchnell von Südoſten her nach Deutſchland verlagert
unterbrochen. Bei klarem Himmel werden in der Nacht die T.
peraturen ſtark fallen, ſo daß ſich das Hochdruckgebiet noch krä
gen und einſtweilen zu ſchönem, vorwiegend trockenem Herbſtu
ter führen wird. Nach lokal auftretenden Frühnebeln werden
Temperaturen tagsüber bei neiſt heiterem Himmel wieder ſtär
anſteigen.
Ausſichten für Mittwoch: Nach leicht kühler Nacht anfangs ſtell
weiſe Nebel, tagsüber vorwiegend heiter und warm, troc
Ausſichten für Donnerstag: Fortdauer des ſchönen Herbſtwett
A
*
WE
ROHAN VON HAAS RABL
beugte ſich vor und ſtarrte zu Marie hinüber. Er ſah nicht v.
Einen Schwall blonder Haare, unter dem ein Stückchen Naſ
ſpitze hervorſah. Die Decke war hochgezogen bis an die Ohr
„Schläft tatſächlich” brummte er. „Der blonde Engel ſchl
Der blaue Engel kommt nach Hauſe, und der blonde En
ſchläft.‟ Er warf Rock und Weſte auf den Boden und bemü
ſich, auf der Bettkante ſitzend, einmal vorn, einmal hinten ül
kippend, die Schnürſenkel aufzuknoten.
„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingeſtellt”, ſumt
er durch die Zähne. Die Schuhe ſchlugen zu Boden. Er
ſich um. Marie, durch den Krach erſchreckt, hatte mit den Aug
lidern gezuckt, Seydell ſah es. „Jetzt iſt der blonde Engel wae
freute er ſich und ging wankend, in Strümpfen und lautlos
die andere Bettſeite, ſetzte ſich auf das Fußende
Maries Bett.
Copyright 1934 by Auguſt
11)
Erwin ſteigt nachdenklich aus der Untergrundbahn quert
die Seeſtraße. Nun iſt er ſchon bald zu Hauſe. In zwei Minuten
fährt der Autobus fünfzehn los, dann noch fünf, dann iſt er
da. Er bleibt auf der Plattform ſtehen, es lohnt gar nicht, ſich
zu ſetzen. Hör' mal, mein Guter, denkt er, nun machſt du keinen
Krach nun biſt du vernünftig, nun warteſt du ab, wie ſie iſt,
was ſie ſagt — einmal Oper iſt keinmal Oper, ſei anſtändig!
Das iſt ein feſter Beſchluß. Mit dem ſteigt er endlich aus dem
Bus und geht die Treppe zu ſeiner Wohnung hinauf.
Alles iſt dunkel. Erwin geht feſten Schrittes ins
Schlafzim=
mer. Er wird ſich ruhig ins Bett legen, Grete wird ſchon
kom=
men. Er macht die Tür auf
„Mach keinen ſolchen Krach, bitte!” ſagt Grete. Sie liegt
ſchon im Bett, ſie hat ſchon das Licht ausgemacht.
„Oh — du biſt ſchon hier?” ſagt Erwin erſtaunt. „Guten
Abend, Kind! Ich war ſo lange bei Marie —
„— Abend” knurrt Grete aus ihrem Kiſſen. Die Stimme
klingt wirklich ganz verſchlafen.
Erwin knipſt das Licht wieder aus, zieht ſich ganz raſch,
ganz leiſe im Dunklen aus und legt ſich in ſein Bett. „So müde
wieder?” fragte er. „Sehr müde —” ſagt’s vom Bett nebenan.
Aber ſchärfer, als man es einer ſo müden kleinen Frau
eigent=
lich zutrauen könnte.
Erwin iſt nicht dumm. Erwin kapiert. So iſt das alſo, jetzt
iſt ſie beleidigt! denkt er und weiß nicht, ſoll er lachen oder
ſich ärgern. „Entſchuldige, daß es ſo ſpät wurde!” ſagte er
zu=
letzt ſehr freundlich, wirklich freundlich.
„Mmmm — ſchlaf ſchön —
Scherl G. m. b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Auch recht, denkt Erwin, und nun beſchließt er ſich zu
ärgern. Er legt ſich mit Nachdruck und Wucht auf die Seite, die
Gretes Bett abgewandt iſt. „Schlaf gut —!” knurrt er. Dann
liegt er mit offenen Augen, lange, ſehr lange. Ihm iſt nicht
wohl bei der Sache gar nicht wohl. Aber er weiß nicht recht,
was er tun ſoll. Einmal, es muß ſchon viel Zeit vergangen
ſein, taſtet er leiſe hinüber zum anderen Bett. Aber Gretes
Schulter rührt ſich nicht. Sie ſchläft wohl ſehr feſt. Wenn man
immer alles ſagen könnte, was man denkt, denkt Erwin — aber
das kann man wohl nicht —
Dann ſchläft er doch ein.
Um dieſe ſpäte Nachtſtunde krachte in der Fredericiaſtraße,
in Marie Brittings Wohnung, die Tür ins Schloß. Nelli, von
der Reiſe müde, ſchlief feſt und hörte den Lärm nicht. Aber
Marie hörte ihn — ſie hatte ihn erwartet. Sie lag im Bert,
alle Muskeln angeſpannt und verkrampft, und horchte auf den
ſchweren und doch unſicheren Schritt, der den Korridor
eni=
langtappte. Jemand ſtieß an einen Stuhl, eine heiſere Stimme
fluchte laut und rückſichtslos. Endlich ging die
Schlafzimmer=
tür auf. „Schläfſt du?” fragte der Mann. Marie antwortete
nicht. Sie bemühte ſich, langſam und gleichmäßig zu atmen;
ſie hielt die Augen, obgleich ſie durch die Lider kein Licht ſpürte,
krampfhaft geſchloſſen.
„Schläft —” knurrte der Betrunkene. „Schläft einfach —
eine Frechheit iſt das eigentlich — jawohl”, ſeine Stimme ſchwoll
an. „Eine Frechheit iſt das, ſage ich! Eine anſtändige Frau ſchläft
nicht, wenn ihr Mann nach Hauſe kommt.” Seydell war an
ſeinem Bett angelangt und knipſte die Nachttiſchlampe an. Er
Eine Weile ſaß er da ſtumm und ſah ſie an. Sie regte
nicht, ſpielte immer noch die Schlafende. Endlich wurde es
zu langweilig. „Tu nicht ſo!” ſagte er und zog ihr die D
vom Kinn fort. „Tu nicht ſo — du biſt ja wach!"
Maria machte die Augen auf. „Leider”, ſagte ſie.
„Wieſo: leider”?‟ Sein Geſicht rötete ſich. „Ich frage d
Wieſo kommſt du dazu, leider zu ſagen? Iſt das eine Manie
„Iſt das eine Manier, was du treibſt?”
Seydell ſchüttelte den Kopf. „Nein”, ſagte er ernſth
„Aber ich bin entſchuldigt.”
„So —?"
„Ich bin entſchuldigt”, wiederholte er mit der Hartnäc
keit des Betrunkenen. „Ich bin ein armer, geplagter Menſch
armer Künſtler, auf dem herumgetrampelt wird. Alle! Alle! N
bloß der Herr Generaldirektor — auch meine eigene Frau tre
pelt auf mir herum! Und das kann man nicht aushalten, we
man ſich nicht betrinkt. Darum betrinke ich mich eben, ſiehſt
mein blonder Engel. Du biſt ſchuld. Bloß du!” Marie e
wortete nicht, ſie wäre wohl auch nicht zu Wort gekomm
Seydell war ein wenig näher gerückt; er hockte weit vorgebe
da und ſah ſie nicht mehr an, redte alles in den Boden hine
„Weißt du — weißt du, warum ich blonder Engel' zu dir ſa
Das habe ich heute gehört. Das hat jemand von dir geſagt.
war ein dummer kleiner hyſteriſcher Backfiſch, der hat das
dir geſagt. Und ich ſage es auch. Ich meine es nur anders
aber es paßt zu meiner Meinung! Blonder Engel —!”
„Du ſollteſt dich hinlegen und ſchlafen”, ſagte Marie."
.irſt ſonſt morgen wieder Aerger haben."
(Fortſetzung folgt.)
An M
nach Rel
on Münc
ube und 4
Ein Beiltl
mene A
Die Beſchäftigung der Induſtrie im Auguſt.
Briteie ergohang ves Aroentsoctamens
Die Induſtrie hat die Sommerflaute überwunden. Im Auguſt
wurden nicht nur weitere Arbeitskräfte eingeſtellt, auch das
Ar=
beitsvolumen hat ſich wieder erhöht. So iſt nach der
Induſtrie=
berichterſtattung des Statiſtiſchen Reichsamtes die Zahl der
be=
ſchäftigten Arbeiter, von 60,2 Prozent im Juli auf 60,8 Prozent
der Arbeiterplatzkapazität im Auguſt geſtiegen. Die Zahl der
ge=
leiſteten Stunden ſtieg von 54,3 Proz. auf 55,0 Proz. der
Arbeiter=
ſtundenkapazität erhöht. Die durchſchnittliche tägliche Arbeitszeit
iſt im ganzen unverändert geblieben. Die Belebung der
indu=
ſtriellen Tätigkeit hat ſich in den Produktions= und
Verbrauchs=
güterinduſtrien in gleichem Maße durchgeſetzt. In den
Verbrauchs=
güterinduſtrien machten ſich bereits die Vorbereitungen für das
Herbſt= und Weihnachtsgeſchäft bemerkbar.
Innerhalb der Inveſtitionsgüterinduſtrien ohne ausgeprägte
Saiſonbewegung hat ſich die Beſchäftigung in der
Großeiſenindu=
ſtrie, in den Eiſengießereien, im Maſchinenbau, im Waggonbau
und in Teilen der Elektroinduſtrie erhöht. Auch im
Dampfkeſſel=
bau und in den N.E.=Metallhütten und =Walzwerken wurden
Ar=
beiter neu eingeſtellt; die Zahl der geleiſteten Stunden hat ſich
dagegen leicht vermindert. Im Baugewerbe iſt die Zahl der
beſchäftigten Arbeiter weiter geſtiegen und hat ſich gegenüber
Auguſt 1933 faſt verdoppelt. In einzelnen Bauſtoffinduſtrien, wie
in der Pflaſterſtein= und Schotterinduſtrie, in der Gipsinduſtrie,
in der Herſtellung von Ziegeln, von Dachpappe und von
Beton=
waren iſt die Beſchäftigung jedoch zurückgegangen.
Bei den Induſtriezweigen, deren Abſatz durch die
Bautätig=
keit beeinflußt wird, wie die Sanitätsſteingutinduſtrie, die
Herſtel=
lung von feuerfeſten Erzeugniſſen und von Iſolierſteinen iſt die
Zahl der beſchäftigten Arbeiter und der geleiſteten Stunden
ge=
ſtiegen. In den Sägewerken hat ſich die Beſchäftigung der Saiſon
entſprechend leicht vermindert. In einer Reihe von
Induſtrie=
zweigen die vielſeitig mit der Wirtſchaft verflochten ſind, iſt die
Beſchäftigung leicht zurückgegangen, ſo in der Ledererzeugung, in
der Herſtellung von Treibriemen und techniſchen Lederartikeln,
in der Feinmechanik und Optik, in der Papiererzeugung, in
Tei=
len des Buchdruckgewerbes und in Teilen der
papierverarbeiten=
den Induſtrie. In der Tapeteninduſtrie, in den Buchbindereien,
in der Papierveredelung, in den Steindruckereien, in der Schloß=
und Beſchlaginduſtrie und in der Herſtellung von Schrauben hat
die Zahl der beſchäftigten Arbeiter und der geleiſteten Stunden
dagegen zugenommen.
In der Textilinduſtrie hat ſich die durch die
Faſerſtoffverord=
nung vorgeſchriebene Arbeitsſtreckung bemerkbar gemacht.
Wäh=
rend die Zahl der Beſchäftigten im ganzen ſich behauptet hat, iſt
die Geſamtzahl der geleiſteten Stunden ſtark zurückgegangen, ſo
beſonders in der Baumwollinduſtrie und in der Wollinduſtrie.
Auch in einzelnen Zweigen der Wirkwareninduſtrie und in der
Herſtellung von Möbelſtoffen iſt die Arbeit geſtreckt worden. In
der Seideninduſtrie, in der Herſtellung von Kunſtſeide, von
Gar=
dinen und in der Leineninduſtrie iſt dagegen die Zahl der
beſchäf=
tigten Arbeiter und der geleiſteten Arbeiterſtunden geſtiegen.
Innerhalb der Bekleidungsinduſtrie iſt die Beſchäftigung vor
allem in der Schuhinduſtrie und in der Hutinduſtrie ſtark
geſtie=
gen. Aber auch in der Herren= und Damenbekleidungsinduſtrie
hat ſich die Zahl der beſchäftigten Arbeiter und der geleiſteten
Stunden erhöht. Die Induſtriezweige, die Hausrat und
Gegen=
ſtände für den Wohnbedarf herſtellen, wurden durch die
Vorbe=
reitungen für das Herbſt= und Weihnachtsgeſchäft bereits
ange=
regt. So iſt die Zahl der beſchäftigten Arbeiter und der geleiſteten
Stunden in der Möbelinduſtrie, in der Herſtellung von
Geſchirr=
ſteingut, von Zierporzellan, Weißhohlglas, von feinen
Schneid=
waren, elektriſchen Heiz= und Kochapparaten, Eiſenmöbeln,
Be=
leuchtungskörpern, Funkgeräten, Blech= und Lackierwaren und von
Haushaltungsmaſchinen geſtiegen. Auch in der
Geſchirrporzellan=
induſtrie, in der Herſtellung von Edelmetall= und Schmuckwaren
hat das Arbeitspolumen zugenommen. — Innerhalb der
Nah=
rungs= und Genußmittelinduſtrie iſt die Beſchäftigung in der
Zigaretteninduſtrie, in den Zuckerraffinerien und in den
Braue=
reien zurückgegangen. In den übrigen Zweigen hat ſie ſich jedoch
erhöht, beſonders ſtark in den Fiſchräuchereien, in der
Süßwaren=
induſtrie und in der Herſtellung von Obſt= und Gemüſelonſerven.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Ueberwachungsſtelle für Holz. Am 24 Sept. 1934 wurde die
unter Leitung des Reichsbeauftragten, Miniſterialrat Dr.
Stroh=
meyer, ſtehende Ueberwachungsſtelle für Holz eröffnet. Ihre
Ge=
ſchäftsräume befinden ſich in der Köthener Straße 44 in Berlin.
Die Reichsſtelle gibt bekannt, daß Anträge auf Deviſenzuteilung
aller Art in ſchriftlicher Form eingereicht werden müſſen, und
zwar unter Verwendung der bei den Induſtrie= und
Handelskam=
mern erhältlichen Antragsformulare. Es wird in dieſen bemerkt,
daß ausgeſprochene Holzeinfuhrhäuſer die unter Ziffer 2 geſtellte
Frage nach dem Verbrauche des einzuführenden Holzes nicht zu
beantworten brauchen.
Wandlungen im internationalen Zellſtoffſyndikat. Die bei
der letzten Sitzung des Vertrauensrats des Internationalen
Sul=
fit=Zellſtoffkartells in Kopenhagen aufgetretenen Spannungen
zwiſchen der finniſchen und der ſchwediſchen Zellſtoffinduſtrie haben
lt. „F. Z.” zu gewiſſen Aenderungen der Vereinbarungen geführt.
Die international wichtigſte unter ihnen ſei die Aufhebung der
Preisbindungen, während die Vereinbarungen über die
Produk=
tionsbeſchränkung, die den Kern des Kartellvertrags darſtellen,
unverändert fortbeſtehen. Daneben ſeien die beſonderen
Bindun=
gen des deutſchen Außenhandels aufgehoben worden. Da die
deut=
ſchen Deviſenſchwierigkeiten die Zuſagen der außerdeutſchen
Kar=
tellpartner über die Beſchränkung ihres Wettbewerbes am
deut=
ſchen Markt illuſoriſch werden ließen, habe man auch die
Beſchrän=
kung des deutſchen Abſatzes am Weltmarkt als hinfällig betrachtet,
Somit ſtehen, einer Erweiterung der deutſ en Ausfuhr keine
Syndikatsbindungen mehr im Wege.
Viehmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 25. Sept. Auftrieb: Rinder
insgeſamt 522, davon Ochſen 50, Bullen 25, Kühe 251, Färſen 196,
Kälber 345, Schweine 839. Schafe 3. Es notierten pro Zentner
Lebendgewicht in RM.: Ochſen b) 30—34, c) 25—29, d) 22—25;
Bullen b) 30—33, c) 27—29; Kühe a) 32—34, b) 28—31, c) 20—
27, d) 12—20; Färſen a) 35—37, b) 32—34, c) 27—31, d) 22—26;
Kälber a) 46—50, b) 40—45, c) 31—39, d) 22—30; Schafe nicht
notiert: Schweine a 53, b) 51—53, c) 50—53, d) 48—52.
Markt=
verlauf: Rinder mäßig belebt, Kälber ruhig, Schweine lebhaft.
Alles ausverkauft.
Mannheimer Viehmarkt vom 25. September. Auftrieb: 230
Ochſen. 100 Bullen, 346 Kühe, 319 Färſen. 664 Kälber, 67 Schafe,
2532 Schweine, 75 Arbeitspferde und 65 Schlachtpferde. Preis pro
50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen Klaſſe a) 33—35. b) 30—32, C) 27
bis 29; Bullen Kl. a) 31—34, b) 28—30, c) 25—27: Kühe Kl.
a) 27—30, b) 23—26, c) 18—21, 13—17: Färſen Kl. a) 34—36,
b) 30—33, c) 27—29; Kälber Kl. a) 46—48, b) 42—45, c) 37—
41, d) 30—36; Schweine Kl a) und b) 53, c) 51—53, d) 49—53.
Arbeitspferde 450—1100, Schlachtpferde 25—120 RM. pro Stück.
Schafe nicht notiert. Marktverlauf: Großvieh lebhaft, geringe
Ware abflauend; Kälber lebhaft, Schweine lebhaft;
Veran wortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve= für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; ſür den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. b. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann
für „ Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort; Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VIIT 34. 22415. Druck und Verlag: L. C. Wiitich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
Gur uuverlangte Manuſkripte wird Garantie der Nückſendung nicht übernommen
Sbrechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Das im Hinblick auf den bevorſtehenden Quartalsultimo im
verſtärkten Umfange vorhandene Liquiditätsbedürfnis führte auch
geſtern an der Berliner Börſe zu weiteren Abgaben des
Publikums. Wenn dadurch bedingt das Kursniveau auch im
all=
gemeinen rückgängige Tendenz aufzuweiſen hatte, ſo muß doch
feſtgeſtellt werden, daß ſich die Einbußen in verhältnismäßig engen
Grenzen bewegten. Das iſt zum Teil darauf zurückzuführen, daß
immer noch ein gewiſſer Anlagebedarf vorhanden iſt, der gerade
geſtern wieder durch verſchiedene wirtſchaftlich günſtige
Nachrich=
ten Anregungen erhielt. So findet allgemein die erneut
geſtei=
gerte deutſche Ausfuhr in Roheiſen und Walzwerkerzeugniſſen
Beachtung, was insbeſondere bei Montanen eine gewiſſe
Wider=
ſtandsfähigkeit erkennen läßt. Nur Schleſiſche Zink waren auf
Gewinnmitnahmen um 1½ Prozenr gedrückt, während
beiſpiels=
weiſe Laucahütte, Hoeſch und Buderus ſogar höher zur Notiz
kamen. Die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung beim
Carls=
werk, der Filten u. Guilleaume, rief bei letzterem Papier eine
Steigerung von 88 Proz hervor, befruchtete darüber hinaus auch
einen Teil der übrigen Werte dieſes Marktes. Allerdings waren
andererſeits die zuvor kräftiger geſteigerten Papiere, wie
bei=
ſpielsweiſe Elektro Schleſien und Rhein. Elektrizitätswerke auf
Realiſationen um 1½ bzw. 1½ Prozent ſchwächer. Aus gleichem
Grunde gaben auch Metallgeſellſchaft um 2½ Prozent nach. Sonſt
ſind noch mit ſtärkeren Einbußen Hotelbetriebsgeſellſchaft (minus
2 Prozent) zu erwähnen, wobei auf die Preſſenotiz über
gemin=
derte Erträgniſſe aus Mietseinnahmen ſowie die zu erwartende
Dividendenloſigkeit verwieſen wird. Im Verlauf trat lediglich bei
Reichsbankanteilen eine Erholung um ¼ Prozent ein. Die
übri=
gen Werte gaben aber im Kurſe weiter nach. Hotelbetrieb
ver=
loren erneut 1 Prozent, Niederlauſitzer Kohle ſogar 2½ Prozent.
Auch Montane waren ſpäter im Zug der Allgemeintendenz
durch=
weg ſchwächer. Klöckner verloren gegen den Anfang 1½ Proz.,
Harpener 1 Proz. Am Rentenmarkt ſcheint die
Aufwärtsbewe=
gung zum Stillſtand gekommen zu ſein.
*
Die Frankfurter Börſe war außerordentlich ſtill und
ſo=
wohl am Aktien= wie am Rentenmarkt meiſt etwas ſchwächer.
Bei der Enge der Märkte genügten ſchon kleinſte Abgaben, um
das Kursniveau ſtärker nach unten zu beeinfluſſen, zumal die
Aufnahmeneigung aus Liquiditätsrückſichten im Hinblick auf den
bevorſtehenden Ultimo minimal war. Indeſſen waren es nur
wenige Werte, die ſtärker unter Druck ſtanden, während das Gros
der Aktienpapiere relativ widerſtandsfähig blieb. Von gewiſſer
Anregung dürften hierbei die Zwiſchenlöſung in den deutſch=
eng=
liſchen Wirtſchaftsverhandlungen und die weitere Steigerung der
Ausfuhr von Roheiſen und Walzwerkserzeugniſſen geweſen ſein.
Beſonders ſchwach lagen Reichsbankanteile, die von 146 auf 1429
Prozent zurückfielen, wobei man Abgaben des Auslandes
ver=
mutete. Das Rentengeſchäft war minimal und die Kurſe
bröckel=
ten ebenfalls meiſt leicht ab. Es verloren Reichsaltbeſitz ¼
Pro=
zent, ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen ½ Prozent, Reichsmark=
Obligationen etwa ½—½ Prozent: Zinsvergütungsſcheine und 4., Kommunal=Umſchuldung blieben etwa behauptet. Von
fremden Werten gingen Mexikaner weiter bis ½ Proz,, 5prozent.
äußere Gold 78 Prozent zurück: Zproz. Salonik=Monaſtir und
Ru=
mänen aber bis ¼ Prozent gebeſſert. Im Verlaufe hielt die
Ge=
ſchäftsſtille in vollem Umfange an und die Abſchwächungen am
Aktienmarkte ſetzten ſich meiſt um nochmals ½—½ Prozent fort.
Am Rentenmarkt bröckelten Altbeſitz, ſpäte Schuldbücher und im
Verlaufe auch Zinsvergütung und Kommunal=Umſchuldung ab,
letztere um ½ Proz. Goldpfandbriefe waren überwiegend gefragt
und von ¼—½ Prozent feſter, auch einzelne
Liquidationspfand=
briefe und Kommunal=Obligationen ſowie Stadtanleihen zogen
bis ½ Prozent an, außer Gproz. Mainz, die gut 1 Proz.
einbüß=
ten. Staatsrenten lagen ſtill.
Das Merkmal der Abendbörſe war wieder nur ſehr
klei=
nes Geſchäft, da die Zurückhaltung von Kundſchaft und Kuliſſe
fortbeſtand. Trotzdem war die Stimmung eher etwas freundlicher
und auf Baſis der ermäßigten Mittagskurſe zeigte ſich
verſchie=
dentlich etwas Kaufintereſſe, ſo daß die Schlußkurſe zwar nicht
ganz einheitlich, aber meiſt um Bruchteile eines Prozents höher
lagen. Am Rentenmarkt entwickelte ſich gleichfalls nur wenig
Geſchäft, Kommunal=Umſchuldung und ſpäte Schuldbücher waren
jedoch etwas beachtet, ferner konnten ſich einige mexikaniſche
An=
leihen wieder leicht erhöhen.
Der Ausweis der Reichsbank
für die dritte Sepkember=Woche.
Auch in der dritten Septemberwoche waren die Rückflüſſe zur
Reichsbank verhältnismäßig gering, ſie betrugen nur 49,9 Mill.
RM. Damit ſind im Septembe: von der Ultimobeanſpruchung
nur 42 v.H. wieder abgedeckt worden. Es hängt dies in erſter
Linie mit dem ſtarken Steigen der Giroverbindlichkeiten um 89
Millionen auf 811,9 Mill. RM. zuſammen. Den Hauptanteil
die=
ſer Steigerung dürften Einzahlungen in die Konverſionskaſſe
haben. Aber auch die Giroeinzahlungen der öffentlichen Hand
ſind bekanntlich in der dritten Monatswoche ſtets ziemlich
erheb=
lich. Im einzelnen ermäßigte ſich der Beſtand an
Reichsſchatz=
wechſeln um 9,4 auf 5,3, an Wechſeln und Schecks um 35,7 auf
3378,5 Mill. RM., an Lombardforderungen um 3,4 auf 95,1 und
an deckungsfähigen Wertpapieren um 1,6 auf 429,8 Mill. RM.
Die ſtetige Steigerung des Beſtandes an deckungsfähigen
Wert=
papieren iſt damit in dieſer Woche zum erſten Male unterbrochen.
Der Umlauf an Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen
er=
mäßigte ſich um 98 Mill. RM. Der Notenumlauf ging zurück um
93,5 auf 3568,8 Mill. RM. und der Rentenbankſchein=Umlauf um
4,5 auf 298,1 Mill. RM. Der Umlauf an Scheidemünzen nahm
um 40,9 auf 1385 Mill. RM. ab. Unter Berückſichtigung von 7,8
Mill. RM. neu ausgeprägter und 8,9 Mill. RM. wieder
einge=
zogener Scheidemünzen ſtieg der Reichsbankbeſtand an
Scheide=
münzen auf 283,1 Mill. RM. Die Beſtände an Gold und
deckungs=
fähigen Deviſen haben ſich um 0.1 Mill. RM. auf 78,9 Mill. RM.
erhöht. Hiervon entfallen 3,9 Mill. RM. auf deckungsfähige
De=
viſen. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf war nicht unerheblich
rückgängig, er ermäßigte ſich von 5562 Mill. RM. in der
Vor=
woche auf 5419 Mill. RM. Zur gleichen Zeit des Vorjahres
be=
trug er 5269 Mill. RM.
Weiter günſtige Enkwicklung der
Reichsſteuer=
einnahmen im Auguſt.
Die günſtige Entwicklung der Einnahmen an Steuern, Zöllen
und Abgaben hat auch im Monat Auguſt im Reich weiter
ange=
halten. Die Einnahmen betrugen (in Millionen RM.) nach dem
Ausweis des Reichsfinanzminiſteriums bei den Beſitz= und
Ver=
kehrsſteuern 394,3 gegen 315,6 im Auguſt 1933 und bei den Zöllen
und Verbrauchsſteuern 249,2 gegen 217,6, insgeſamt alſo 643,5
gegen 533,2. Das Mehraufkommen im Auguſt gegenüber dem
gleichen Monat des Vorjahres beläuft ſich ſomit auf 110,3. In
dem Zeitraum vom 1. April bis 31. Auguſt 1934 betrug das
Auf=
kommen bei den Beſitz= und Verkehrsſteuern 1907,5 gegen 1608,4
im entſprechenden Vorjahrszeitraum, während bei den Zöllen und
Verbrauchsſteuern 1305,9 ((1121,9) vereinnahmt wurden, ſo daß
insgeſamt 3213,4 (2730,3) aufgekommen ſind. Das geſamte
Auf=
kommensmehr in der Zeit vom 1. April bis 31. Auguſt 34
gegen=
über dem gleichen Zeitraum des Vorjahres betrug 483,1 Mill.
RM. Nach Abſetzung verſchiedener Einnahmen, die im Vorjahre
nicht zu verzeichnen waren, verbleibt ein Mehr von 362,8 Mill.
RM. Von dieſem verbleibenden Mehr entfallen rd. 150 Millionen
RM. auf die Anteile der Länder an den Reichsſteuern. Jeder
danach verbleibende Reſt an Aufkommensmehr iſt, ſo lange die
Vorbelaſtungen aus den verſchiedenen
Arbeitsbeſchaffungspro=
grammen und dergleichen beſtehen, reſtlos erforderlich zum
Aus=
gleich der Vorbelaſtungen. Dieſe Vorbelaſtungen zu Zwecken der
Arbeitsbeſchaffung ſind erfolgt im Glauben, daß ſich die
Steuer=
quellen entſprechend ergiebiger geſtalten werden. Die
Entwick=
lung zeigt, daß ſich der Glaube erfüllt und daß ſomit die
volks=
wirtſchaftlichen Betrachtungen, die die Reichsregierung bei der
Beſchließung der verſchiedenen Maßnahmen im Kampfe um die
Verminderung der Arbeitsloſigkeit angeſtellt hatte, richtig ſind.
Ganz beſonders gut entwickelt ſind nach wie vor diejenigen
Steu=
ern, in denen ſich der Aufſchwung der Wirtſchaft ſpiegelt: Die
Lohnſteuer, die veranlagte Einkommenſteuer, die
Körperſchafts=
ſteuer, die Umſatzſteuer die Wechſelſteuer und die
Beförderungs=
ſteuer. Daß auch die Zuckerſteuer, die Bierſteuer und die
Tabak=
ſteuer ſich von Monat zu Monat günſtiger entwickelt, iſt ein
Be=
weis dafür, daß auch der Verbrauch ſich von Monat zu Monat
mehr belebt.
Berliner Kursbericht
vom 25. September 1934
Oeviſenmarkt
vom 25. September 1934
Verl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Diseonto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Me
72.25
74.25
25.50
28.625
27.375
133,75
131.—
15.
108.50
130.50
124.50
113.625
Mie ee
F. 0. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f. elektr. Untern.
Vereinigte Glanzſt.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
gorzw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Miect
141.125
61.75
109.25
151.—
103.75
75.75
81.—
127.—
79.50
99.125
94.25
55.—
Wee
Polyphonwerke
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kalt 11
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Verein. Stahlwerke
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fe
17.—
42.—
156.—
30.—
40.75
126.50
68.75
14.—
128.—
100.50
105.—
128.—
Aeghpten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
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England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
D
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t eanad. Doll.
100 Kronen
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9.Sta.
100 eſtl. Kr.
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100 Franken
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100 Gulden 1
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Geld Brief
12,855
0.853
56.545
0.198
3.047
2.56
54.99
g1,77
12.c5
6o.,88
5.435
16.50
2.485
169,73
55.741
12.685
0.657
3158.665
31 0.301
8.053
2.573
55.11
81.93
12.345
3a.88
5.445
16.54
2.471
170.01
55.08
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
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Schweiz
Spanien
Tſchechoſlwa 1.
Türkei
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100 Kronen e
100 Schillinglt
100 Escudos 1
100 Kronen e
100 Franes
100 Peſetas
1o0 Tſch. Kr
türk. 8
100 Pengö
1 Goldpeſo
Dollar.
GeldBrief
21.48 12
0.7351
5.714
79.32
61.91
48.95
11.18
63.52
81.67
34.19
10.,32
1.98ol
0.999
2.479
21.59
0.737
5.726
80,08
62,03
49.05
1.20
63.64
g1.83
34.25
10.44
1.992
1.001
2.363
Sarmſtadter und Karionalbanr Burmſtast, Finldite bei Brescher Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 25. September 1934.
Kee
„Gr. IIp. 1934 1103.7
„ 1935 105
„ „ 1930 102.25
„. 1937 993
1938 98,2
„Gruppe1 .... 101.75
426 Dtſch. Reichsanl.
„ v.27 95
5½%Intern. , b.30 93.1
62Baden „. b.27 93.5
69Bayern .v.27/ 95½,
6Sbeſſen... .v.29 94
69 Preuß. St. v. 28 107.5
6%Sachſen „.v.27/ 94.5
6%Thüringen v. 27 93
3 % Dt. Reichsbahn
Schätze. ....... 100.85
190 Dt. Reichspoſt
Schätze., ,..,:/100,2
Dtſch. Anl. Ausl.
*2, Ablöſung • / 95.5
„ (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
9:l.
69Baden=Baden.
79.5
6%Berlin ...b.24
6%Darmſtadt ..
83.5
68Dresden. . b.26 771,
8GFranffurt a. M.
Schätze v.29
v 26 82.75
88Mainz.
84.25
69Mannhein
88
62München
6%Wiesbad
6%Heſf. Landesbl. 91.25
6% Goldoblig 87.25
Pe
hyp=Bk.= Liquid.
470 %o
Komm. Obl. ...
6%Preuß, Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
60 Landeskomm.,
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R.11
R.12
62 Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr.
62Naſſ. Landesbk.
5½% „ Lig.=Cbl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
„Ausl. Ser.
4Ausl. Ser. 1I
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
20 n Lig.=Bfbr,
NFrkf. Hyp.=Bk.
1½%o n Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
8SFrif. Pfbr.=Bk.
420 „ Lig.=Pfr
83Mein. Hyp. B!
½220 „ Lig.=Pfr
62Pfälz. Hhp.=Bl
225 „ Lig.=Pfbr.
8Rhein,Hyp.=Bi.
½2% Lia=Pfr.
Goldoblig
22 Südd, Boden=
Fred.=Bank ..
Dig=Pfbr.
SWärt.Hhp. B.
90.5
91.5
93
89
92
91
91.75
101.5
119.25
18.25
91
92.5
92
81
87.25
R
92.5
91.5
91.75
93,75
93.5
92"
91.5
89.75
94
93.25
Mau
6 Dt. Linol. Werke
63Mainkrw. v.26
6BMitteld. Stahl
6%SalzmanncCo.
6%Ver Stahlwerke
62Voigt & Häffner
F. G. Farben Vonds 11
5%Bosn. L. E. B.
9.Inveſt.
52Bulg. Tab. v.02
4½% Oſt. Schäßze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
43
42Türk. Admin.
47 1.Bagdad
Zollanl.
4½ %üngarn 1913
1914
4½%0
Goldr.
42
1910
4½Budp.Stadtanl.
47Liſſabon
42gStocholm
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77e
30
86
RRr6
78.75
118
13
11.25
32.25
7.5
4.55
8
Na
7.25
*2
55.75
58
105
27.5
109‟
102
68.5
66
47.5
85.75
1181
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Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſel
Je
86.25
221.5
130.75
62
49.75
129
113
218
55.5
86
160
90
99
118.5
280‟
50.5
60
112
141.25
56
75.5
61.25
110
91.5
R
103.75
111
43.5
84
115.75
80J,
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79
198
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123
20.25
238
67
74.4
77.25
89.25
78
95
118
47.5
239
103
90.5
96
43
220
1882
33.5
94
145
101.5
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10.75
200.
48.75
51.75
114.5
36.5
117
65
75.5
74,5
38‟
77.75
78.75
76
143.75
1105
60
1100
78
1110
25.25
282).
65.5
202
216.5
110
39.5
Otavi Minen
14
Schantung Hant
Seite 14 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. September 1934
Landestheater
GROSSES HAUS
Mittwoch, den 26. Septbr. 1934
Hauptm. B 2, Vorſt. 20 b. 22.30
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Spielleitung: Poelzig
Bühnenbild: Lergen
Hauptrollen: Everth, Gothe,
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Bei Meidung der Beitreibung und
Koſten=
berechnung ſind bis zum 8. Oktober 1934 an die
unterzeichnete Kaſſe zu zahlen:
3. Ziel Gemeinde=, Kreis= und
Provinzial=
ſteuern 1934.
3. Ziel Filial= und Warenhausſteuer 1934.
3. Ziel Straßenreinigungs=, Müllabfuhr= und
Kanalbenutzungsgebühren 1934.
Darmſtadt, den 26. September 1934.
Stadtkaſſe.
ſt. 10077
misch im Trancezustand.
(10102
Durch Vornahme von Bauarbeiten am
Hochdruck=
ſtrang I unſerer Waſſerverſorgungsleitung iſt eine
Zwiſchenſpülung notwendig geworden die in der
Zeit von Donnerstag, den 27. September bis
Sonntag, den 30. September 1934 ſtattfindet
Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß das Leitungswaſſer
im geſamten Stadtgebiet während dieſer Zeit eine
leichte Trübung erfährt, worauf wir unſere
ver=
ehrlichen Abnehmer aufmerkſam machen.
Eine Unterbrechung der Waſſerlieferung findet
nicht ſtatt.
Darmſtadt, den 26. September 1934. (st10095
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
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