Darmstädter Tagblatt 1934


12. September 1934

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Hnzelmummer 10 Pfennige

Armſtät
Taff
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 252 Mittwoch, den 12. September 1934. 196. Jahrgang

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jeuregelung der Außenwirtſchaft.
Einſuhrwaren unker Ueberwachung. Uebereinſtimmung zwiſchen Einfuhr und Zahlungsmöglichkeik.
Bevorzugung der Rohſtoffbedürfniſſe unſerer deviſenſchaffenden Erporkwirtſchaft.
Abgekürzkes deviſen=Ankragsverfahren.

3

SerW

Grundzüge der Neuregelung.
DNB. Berlin, 11. September.
künftigen Regelung der deutſchen Außenwirtſchaft machte
tretung des mit der Führung der Geſchäfte des Reichs=
aftsminiſteriums
beauftragten Reichsbankpräſidenten Dr.
Miniſterialdirektor Sarnow vor Vertretern der deutſchen
folgende Ausführungen:
ſeiner Leipziger Rede vom 26. Auguſt ds. Js. hat der
Führung der Geſchäfte des Reichswirtſchaftsminiſteriums
*agte Reichsbankpräſident Dr. Schacht die Notwendigkeit
Neuregelung der deutſchen Außenwirtſchaft dargetan und
undzüge einer ſolchen Neuregelung entwickelt. Er hat
itig angekündigt, daß die zuſtändigen Stellen damit be=
t
ſeien, die Methoden auszuarbeiten, um unſere Einfuhr
Hereinſtimmung mit unſeren Zahlungsmöglichkeiten zu
r. Dieſe Arbeiten ſind nunmehr abgeſchloſſen.
e Neuregelung, die ein einheitliches Ganzes darſtellt, iſt
enden fünf Verordnungen und Erlaſſen niedergelegt:
In der bereits veröffentlichten Verordnung über
Varenverkehr vom 4. September 1934;
In der bereits veröffentlichten Verordnung über
rrichtung von Ueberwachungsſtellen vom
ptember 1934;
In einer Verordnung zur Aenderung der Verord=
üüber
die Deviſenbewirtſchaftung, die alsbald
ritlicht wird;
In einem Runderlaß der Reichsſtelle für die Deviſen=
chaftung
an die Ueberwachungsſtellen, der noch
pen Ueberwachungsſtellen zugeht und demnächſt veröffent=
erden
wird;
In einem Erlaß des Reichsminiſters der Finan=
T demnächſt im Reichszollblatt veröffentlicht werden wird.
tßerdem ſind in dem bereits veröffentlichten Runderlaß
eichsſtelle für Deviſenbewirtſchaftung vom 1. September
S. die maßgebenden Geſichtspunkte über
naustauſch= und Verrechnungsgeſchäfte
Felegt.
e Neuregelung ſieht folgendes vor:
den bereits beſtehenden 11 Ueberwachungsſtellen treten 10
eberwachungsſtellen hinzu. Ferner werden vier Reichsſtellen
ndwirtſchaftliche Erzeugniſſe unter Beib haltung ihrer
gen Aufgaben als Ueberwachungsſtellen beſtimmt, ſo daß
hl der Ueberwachungsſtellen ſich nunmehr auf 25 beläuft.
* März d. J. beſchrittene Weg, einen immer größeren Kreis
Enfuhrwaren in die Ueberwachung einzubeziehen, hat mit
Regelung ſeinen Abſchluß gefunden, indem nunmehr alle
Ewaren zu überwachten Waren werden.
f Grund der Verordnung zur Aenderung der Veuordnung
e Deviſenbewirtſchaftung werden
Ueberwachungsſtellen mit Wirkung vom 24. September
ab, ſoweit die Bezahlung der Einfuhr von Waren aus
Ausland in Frage ſteht, an Stelle der Deviſenſtellen
Organe der Deviſenbewirtſchaftung.
terſtehen in dieſer Hinſicht der Reichsſtelle für Deviſenbe=
aftung
. Die Ueberwachungsſtellen erteilen vom 24. Septem=
J. ab für Einfuhrgeſchäfte Deviſenbeſcheinigungen, die den
en bei der Abfertigung der Einfuhrwaren vorzulegen ſind
Verbindung mit einer von der Zollſtelle auszuſtellenden
rigung zur Leiſtung von Zahlungen für die Einfuhr berech=
Nur wer im Beſitz einer ſolchen Deviſenbeſcheinigung iſt,
amit rechnen, daß er die Möglichkeit zur Bezahlung der
erhält.
e bisher von den Deviſenſtellen für die Bezahlung der Ein=
Eteilten Deviſengenehmigungen und das nur als Ueber=
eglung
gedacht geweſene bisherige Repartierungsverfahren
weg. Die Einfuhr von Waren, für die eine Deviſenbeſcheini=
icht
erteilt iſt, iſt nicht verboten; jedoch kann der Einführer
den gegenwärtigen Verhältniſſen keinesfalls damit rechnen,
die Möglichkeit zur Bezahlung in abſehbarer Zeit erhält.
verhindern, daß Zahlungen unter Verſtoß gegen die
beſtimmungen erfolgen, ſind die Zollſtellen angewieſen,
Een ohne Deviſenbeſcheinigungen der zuſtändigen Ueber=
gsſtelle
zu melden.
r nach Möglichkeit die geſamte Einfuhr durch die Ueber=
gsſtellen
zu erfaſſen, wird die Freigrenze von RM.
eit die Bezahlung der Wareneinfuhr in Frage kommt, auf
0 herabgeſetzt. Auf der anderen Seite iſt für ge=
Einfuhren von minderer Bedeutung eine
erregelung getroffen worden. Soweit in dieſen
eine Zahlung über die Freigrenze von RM. 10 hinaus ge=
averden
muß, bleiben die Deviſenſtellen auch weiterhin für
Leilung von Genehmigungen zuſtändig.
ben Deviſenbeſcheinigungen, die zur ſofortigen Bezahlung
geführten Waren berechtigen, werden auch
iſenbeſcheinigungen, bei denen die Bezahlung der ein=
Ɨhrten Waren erſt ſpäter erfolgt, in Form von verbind=
lichen
Zuſagen erteilt werden.
welchem Umfange Deviſenbeſcheinigungen von den Ueber=
gsſtellen
ausgegeben werden können, wird laufend von dem
wirtſchaftsminiſterium und dem Reichsminiſterium für Er=
rg
und Landwirtſchaft von jedem für ſeinen Geſchäfts=
im Einvernehmen mit dem Reichsbankdirektorium feſt=
werden
.

Deviſenbeſcheinigungen ſind auch dann erforderlich, wenn die
Einfuhr in Reichsmark über Zahlungs= und Verrechnungsabkom=
men
bezahlt wird. Es iſt Vorſorge getroffen, daß bei der Ausſtel=
lung
von Deviſenbeſcheinigungen den vertraglichen Bindungen,
die Deutſchland gegenüber dem Ausland eingegangen iſt, Rechnung
getragen wird.
Anträge auf Erteilung von Deviſenbeſcheinigungen ſind an
die für die einzuführende Ware zuſtändige Ueberwachungsſtelle
zu richten. Benötigt eine Firma zur Herſtellung einer Ware meh=
rere
Einfuhrwaren, die unter die Zuſtändigkeit verſchiedener
Ueberwachungsſtellen fallen, ſo kann der Antrag an die für die
herzuſtellende Fertigware zuſtändige Ueberwachungsſtelle gerichtet
werden. Die näheren Einzelheiten ergeben ſich aus dem eingangs
erwähnten Runderlaß an die Ueberwachungsſtellen. Bei Waren,
die handelsüblich durch den Einfuhrhandel eingeführt wer=
den
, werden die Deviſenbeſcheinigungen, ſoweit die Einfuhr nicht
zentral erfolgt, grundſätzlich nur an den Einfuhrhandel abge=
geben
. Darüber hinaus iſt auch bei anderen Waren vorgeſehen,
daß die Deviſenbeſcheinigung auf einen Einfuhrhändler ausge=
ſtellt
werden kann.
Bei der Erteilung der Deviſenbeſcheinigungen für Rohſtoffe
und Halbfabrikate wird oberſter Grundſatz ſein, daß die Verſor=
gung
des Exportes mit den erforderlichen Rohſtoffen und Halb=
fabrikaten
unter allen Umſtänden ſichergeſtellt wird. Zu dieſem
Zweck werden Anträge, bei denen die einzuführende Ware in ver=
arbeitetem
Zuſtande wieder ausgeführt wird, vor allen anderen
Anträgen berückſichtigt.
Alle dieſe Maßnahmen ſollen dazu beitragen, daß das größt=
mögliche
Maß an Sicherheit für die Bezahlung der Einfuhr ge=
ſchaffen
wird.
Außerdem bezweckt die Neuregelung, die kaufmänniſche Ini=
tiative
auf dem Gebiet der Kompenſationsgeſchäfte in größe=
rem
Umfang zur Entfaltung zu bringen.
Um die Durchführung derartiger Geſchäfte durch eine beſchleunigte
Erteilung der erforderlichen Genehmigungen zu fördern, iſt durch
Runderlaß der Reichsſtelle für Deviſenbewirtſchaftung Nr. 104/34
vom 1. September d. J. ein vereinfachtes Genehmi=
gungsverfahren
in Kraft geſetzt worden. Mit der
Erteilung der Genehmigung werden vom 24. September d. J. ab
die Ueberwachungsſtellen beauftragt werden.
An
R
Londoner Auerkennang des Nürnberger Parkeitags.
DNB. London, 11. September.
Die Londoner Preſſe widmet dem Abſchluß des Reichspar=
teitages
dieſelbe Aufmerkſamkeit, mit der ſie alle Ereigniſſe
dieſer denkwürdigen Woche in Nürnberg, die Kundgebungen
ebenſo wie die Reden, beobachtet und darüber berichtet hat. Die
Leiſtungen der Reichswehr haben offenbar große Bewunderung
ausgelöſt. Anerkennende Worte findet in den heutigen Berich=
ten
auch die Größe der organiſatoriſchen Leiſtung, Hundert=
tauſende
von Gäſten an Ort und Stelle zu führen, ſie umer=
zubringen
und zu verpflegen und dann ohne Störung wieder
heimzubefördern.
Der Sonderkorreſpondent der Times in Nürnberg ſagt,
der Parteitag müſſe als eindrucksvoller und vollkommener per=
ſönlicher
Triumph Hitlers gewertet werden. Die Löſung der
Transportfrage ſei ein Triumph deutſcher Organiſations=
befähigung
. Soweit bekannt, ſeien alle Maßnahmen ohne die
geringſte Störung durchgeführt worden.
Der Bericht der Daily Mail iſt überſchrieben: Hitlers
Raſſe von Spartanern‟. Der Sonderberichterſtatter in Nürn=
berg
ſagt, Hitler habe jetzt große Teile der fünf Armeen (!!)
beſichtigt, in denen das deutſche Volk von der Kindheit an
bis zu den reifen Mannesjahren eine ſoldatiſche Ausbildung
erhalten ſolle, nämlich Jungvolk und Hitler=Jugend, SA.
und SS. Arbeitsdienſt, Politiſche Organiſation und Reichs=
heer
und Reichsmarine. Alle dieſe Knaben und Männer
lernten, zu marſchieren und Befehlen zu gehorchen wie
Soldaten. Alle hätten Strapazen auszuhalten und Zeit und
Bequemlichkeit für den Dienſt zu opfern. Mit dieſem neuen Geiſt
habe Hitler die Knaben und Männer Deutſchlands erfüllt. Der
Korreſpondent ſchließt, er verlaſſe Nürnberg in der feſten Ueber=
zeugung
, daß Hitler das deutſche Volk zu einer ſpartaniſchen
Raſſe von Soldaten mache. Das heutige Deutſchland ſei nicht
zu verſtehen, wenn man ſich nicht ſtändig vor Augen halte, daß
für Millionen von Deutſchen Adolf Hitler ein Meſſias ſei,
der ſie aus der Schmach der erlittenen Niederlage erlöſen und
zu künftigen Ruhm führen werde. Er gewinne die deutſche
Seele mit einem einzigen Blick, und ſein Blick ſei magnetiſch.
Paris zum Abſchluß des Parkeitages.
EP. Paris, 11. September.
Die franzöſiſche Preſſe widmet dem Abſchluß des Nürn=
berger
Parteitages lange Berichte, in denen beſonders der aus=
gezeichnete
Eindruck hervorgehoben wird, den die Reichswehr
gemacht hat. Die meiſten Blätter drücken in den Ueberſchriften
ihre Gedanken über die geſtrige Kundgebung in Nürnberg aus. Der
Matin ſchreibt, der geſtrige Schlußtag des Kongreſſes habe in
eindrucksvoller Weiſe die Bedeutung der Armee im national=
Der Excelſior ſchreibt
ſoz’aliſtiſchen Regime aufgezeigt.
ähnlich, die Reichswehr habe am geſtrigen Tage die Macht ihrer
Organiſation ge eigt, während der nationaliſtiſche Jour auf
die kriegeriſche Apotheoſe des geſtrigen Tages hinweiſt. Die
Blätter berichten in allen Einzelheiten über das von der Reichs=
wehr
vorgeführte Manöver, das ſie als vollkommen gelungen
bezeichnen.

* Verkikaler Aufoau des Luftſchuges.
Von
Major a. D. Otto Lehmann.
Jede neue Waffe ruft ſofort die Abwehr auf den Plan.
Die Anfänge deſſen, was wir heute ſchlechthin Luftſchutz
nennen, finden wir in der zweiten Hälfte des Krieges, als die
Luftwaffe ſich mehr und mehr vom Erkundungsmittel zur
Angriffswaffe aus der Luft entwickelte. Die Entwicklung
zum Bedrohungsmittel und in logiſcher Fortſetzung zur An=
griffswaffe
im großen politiſchen und militäriſchen Rahmen
hat in den letzten fünfzehn bis ſechzehn Jahren ungeheure
Fortſchritte gemacht. Das Kennzeichen dieſer Entwicklung iſt
die ſelbſtändige Luft=Armee nach franzöſiſchem Muſter und als
tragendes techniſches Element das ſchwere Bomben=Angriffs=
Flugzeug mit im Mittel etwa 25 Tonnen Fluggewicht mit ein
Drittel Bombenlaſt.
Ueberall und auf allen Gebieten militäriſcher Entwicklung
wehrt man einen Angreifer mindeſtens mit gleicher Waffe ab.
Alſo liegt der wirkſamſte und beſte Luftſchutz in der Luft,
wo Waffe gegen Waffe, Flugzeug gegen Flugzeug kämpfen.
Erdabwehr durch Geſchütze ſtellt zuſätzliche Waffenwirkung in
der Abwehr dar. Vorſorge=Maßnahmen für Erdanlagen der
Induſtrie und Wirtſchaft, ſowie der Bevölkerung zum örtlichen
Schutze dieſer ſind wohl Luftſchutz=Maßnahmen, aber ſolche
ganz paſſiver Natur, die den Angreifer in keinem Falle an der
Ausführung ſeines Vorhabens ſtören. Ueber die Auswirkungen
des Luftangriffs auf Erdanlagen, über die Erfolgsmöglichkeiten
beim Angreifer und beim Angegriffenen gehen die Meinungen
bei der Vereinigung der hochluftgerüſteten Mächte der Welt
bekanntlich ſehr weit auseinander. Alle bisherigen Luftflotten=
Manöver und Luftſchutzübungen weder in Paris, noch in
London noch in Tokio oder Rom haben darüber auch nur
einigermaßen Klarheit gebracht. Nur eines iſt klar und unzwei=
deutig
bewieſen: mit ausſchließlicher Pafſivität wird der Ange=
griffene
erſchlagen, mit Aktivität, die in der Luft liegt, ſcheint
der Angegriffene in der Ueberlegenheit zu ſein, wenn auch mit
Nachteilen und Verluſten.
Der Luftſchutzgedanke im paſſiven, alſo deutſchen Sinne,
wie ihn die hochluftgerüſteten Mächte ſeit einiger Zeit auf=
nehmen
und durchführen, ſtellt an ſich eine unnatürliche Ent=
wicklung
dar. Beide Entwicklungen, die paſſive und die aktide,
gingen vertikal, von oben nach unten und von unten nach oben,
vor ſich.
Wir Deutſchen, denen man jede Luftwaffe verbot, ( nt=
wickelten
den Luftſchutz von unten her, denn wir organiſierten
den Schutz der Erdanlagen und der Bevölkerung nach dem
Regierungsantritt Hitlers im Deutſchen Luftſchutzbund, und
gehen, von unten, von der Paſſivität, nach oben zur Aktivität,
das heißt, wir ſtreben die vom deutſchen Luftfahrt=Miniſter,
General Göring, dringendſt geforderte Verteidigungsluftflotte an.
Die anderen, ſeit dem Kriege hochluftgerüſteten Mächte
hatten ihre Luftwaffen und bauten ſie nach und nach zu ge=
waltigen
Luft=Armeen aus. Für ſie lag von Anfang an der
Luftſchutz in der Luft. Solange die Entente ein ungetrübter
Freundſchaftsbund zur Niederhaltung des zur Luft entwaff=
neten
Deutſchland war, war der Luftſchutz bei dieſen Mächten
eine ziemlich unbedeutende Angelegenheit. Seit die Freund=
ſchaft
ſich offen und unſichtbar lockerte, und naturgegebene
Rivalitäten z. B. zwiſchen Frankreich und England ſich offen=
barten
, dachte jeder an Luftſchutz. Die Ausführung ihrer
Luftſchutz=Gedanken liegt in erſter Linie in der Luft, alſo in
Rüſtungsmaßnahmen, im Kampf der Zahl gegen die Zahl
angriffs= und verteidigungsfähiger Flugzeuge, vertikal nach
unten nahm man auch die Schutzmaßnahmen für alle Erd=
anlagen
und für die Bevölkerung auf.
Vertikaler Aufbau findet alſo überall ſtatt von oben nach
unten und von unten nach oben, dazwiſchen ſteht der Luft=
krieg
in fünf Jahren, wie ihn z. B. das engliſche Auge ſehr
nüchtern und ſehr ſachlich in einer ſehr leſenswerten Studie
ſchaut.
In der France Militaire, dem führenden militäriſchen
Fachblatt, finden wir in bezug auf Luftſchutzfragen folgen=
des
, was in vielerlei Hinſicht für uns beachtlich iſt:
Ich möchte noch beifügen, daß der Gedanke, unſere Flug=
zeuge
in unterirdiſchen, ſeitwärts in den Hang hineingebauten
Schutzräumen vor feindlichem Bombardement zu ſichern, in die
Tat umgeſetzt werden muß. Man muß auch an die Material=
Reſerven, an die Munition und an das Perſonal denken.
Ferner muß man darauf gefaßt ſein, daß der Feind unſere
Flugzeugfabriken in erſter Linie aufs Korn nehmen und zer=
ſtören
wird. Dieſe Fabriken bilden gut ſichtbare und wohlbe=
kannte
Ziele, ſie ſind ſehr verwundbar. Die im Kriegsfalle vor=
geſehene
Waffenfabrikation ſollte daher auf eine große Zahl
kleiner Anlagen verteilt werden. Jede Fabrik ſollte ihren
eigenen Kraftantrieb haben, weil der Feind die elektriſchen Zen=
tralen
ebenfalls bombardieren wird. Es müſſen auch Rohſtoff=
vorräte
bereitgelegt werden: Aluminium, Stahl, Bronze, Lein=
wand
, ausländiſche Holzſorten und dergleichen. Dabei müſſen
wir auf eine Verzwanzigfachung unſerer Friedenserzeugung
rechnen.
Aus dieſer franzöſiſchen Aeußerung iſt zu entnehmen: der
natürliche Luftſchutz liegt in der Luft, das Flugzeug allein
iſt wirkſamer Träger des Abwehrkampfes. Dieſer Luftſchutz wird
getragen und geſpeiſt von der Induſtrie, der die Rohſtoffe nicht
ausgehen dürfen. Gelingt es, die gegneriſche Luftfahrzeug= und
Motoren=Induſtrie lahmzulegen oder gar zu zerſtören, ſo brauchen
ſich die Beſtände einer noch ſo komfortablen Luft=Armee von
ſelbſt ziemlich ſchnell auf, und der Luftkrieg iſt entſchieden. Mi=
niſter
Göring hat alſo vollkommen recht, wenn er den deutſchen
Luftſchutzgedanken nunmehr vertikal von unten nach oben aus=
bauen
will, um die Verteidigung des Landes in die Luft zu
legen.

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Seite 2 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 12. September 1934

Zudefele Zujämienfuhrung der pättei=
Aileverungen.
Aus der Schlußanſprache des Führers in Nürnberg geben wir
folgende für die weitere Entwicklung bedeutſamen Feſtſtellungen
über die Begriffe Nationalſozialiſten und Pateigenoſſen wieder:
Falſch iſt das Gerede derjenigen, die glauben, das Volk wolle
nicht begreifen, weshalb denn nach der Einigung, ſprich Gleich=
ſchaltung
, aller die Nationalſozialiſtiſche Partei noch immer auf=
recht
erhalten würde. (Heiterkeit.)
Ich kann dieſen wohlmeinenden und beſorgten Volksfürſpre=
chern
, die ſie wahrſcheinlich wenig befriedigende Antwort geben,
daß, ſolange ein nationalſozialiſtiſcher Staat beſteht, die Natio=
nalſozialiſtiſche
Partei ſein wird, und daß, ſolange die National=
ſozialiſtiſche
Partei da iſt, nichts anderes vorhanden ſein kann.
(Spontaner, minutenlanger, begeiſterter Beifall, der immer wie=
der
anſchwillt.) Denn auch für die Zukunft gelten die Geſetze, aus
denen wir aus der Vergangenheit entſtanden und erwachſen ſind.
Und dabei iſt folgende grundſätzliche Erkenntnis notwendig:
Es wird nur ſtets ein Teil des Volkes aus wirklichen aktiven
Kämpfern beſtehen. Sie aber ſind in Deutſchland die Träger des
nationalſozialiſtiſchen Kampfes geweſen. Sie waren die Kämpfer
der nationalſozialiſtiſchen Revolution, und ſie ſind die Erhalter
des nationalſozialiſtiſchen Staates. (Jubelnde Zuſtimmung.) Von
ihnen wird mehr gefordert als von den Millionen der übrigen
Volksgenoſſen. Für ſie genügt nicht die bloße Ablegung des Be=
kenntniſſes
: Ich glaube, ſondern der Schwur: Ich
kämpfe! (Die Maſſen erheben ſich und bringen dem Führer
eine überwältigende Huldigung.)
Die Partei wird für alle Zukunft die politiſche Führungs=
ausleſe
des deutſchen Volkes ſein.
Sie wird einen Stab politiſcher Apoſtel und Streiter ausbil=
den
, die dann als gehorſame und pflichtgetreue Offiziere der Be=
wegung
ihren Dienſt tun. Sie wird jene große Schule ſein, die
Millionen unſres Volkes an ſich zieht, ausbildet und wieder entläßt.
In ihr wird ſich eine Tradition der Kunſt der Volksführung ent=
wickeln
, die verhindern ſoll, daß jemals wieder fremde Geiſter
Gehirn und Herz der deutſchen Menſchen verwirren. (Beifall.)
Sie wird in ihrer Lehre unveränderlich, in ihrer Organiſa=
tion
ſtahlhart, in ihrer Taktik ſchmiegſam und anpaſſungsfähig, in
ihrem Geſamtbild aber wie ein Orden ſein. (Erneuter Beifall.)
Sie iſt für alle Zukunft das Senfkorn der nationalſozialiſtiſchen
Idee. Die Lehrmeiſterin der nationalſozialiſtiſchen Organiſations=
kunſt
. Die Schule der nationalſozialiſtiſchen Propaganda.
Das Ziel aber muß ſein: Alle anſtändigen Deutſchen werden
Nationalſozialiſten! Nur die beſten Nationalſozialiſten ſind
Parteigenoſſen.
(Die Halle dröhnt minutenlang von den begeiſterten Heilrufen
auf den Führer.)
Wenn dieſe Gedanken beſonders von bürgerlichen Elementen
nicht begriffen werden und die Frage geſtellt wird, ob ſich denn
das Volk die Führung einer ſolchen Minderheit wohl auf die
Dauer denn gefallen laſſe, dann muß dieſe neugierige Beſorgnis
wie folgt beantwortet werden:
Erſtens ſind die Völker noch nie erfolgreich von ihrer Mehr=
heit
, ſondern ſtets von einer Minderheit geführt worden. (Laute
Zuſtimmung.) Zweitens iſt dieſe Minderheit nicht etwas der
Mehrheit fremd gegenüberſtehendes anderes, ſondern das Beſte
aus dem deutſchen Volke überhaupt.
So wie die Nation die Wahrnehmung aller einzelnen Lebens=
aufgaben
einer Minderheit überträgt, ohne jemals deshalb eifer=
ſüchtig
zu ſein, ſo wird ſie auch die Wahrnehmung der wichtigſten
Geſchäfte, die ſie zu vergeben hat, bedenkenlos einer Minderheit
dann übertragen, wenn dieſe dafür am meiſten befähigt iſt und
ſich nicht ihre eigene beſte Ausleſe für dieſe Aufgabe ſtellt. (Beifall.)
Nach einem Hinweis auf den Parteitag, der zeige, wie ſich
das deutſche Volk mit der Minderheit der Partei einig fühle,
fuhr der Führer fort:
Es iſt vor allem unſere Pflicht, die Zunahme der Partei=
genoſſen
nur auf jene zu beſchränken, die Gewähr bieten, daß ſie
tatſächlich zu jener Minorität gehören, die kraft ihres Wertes
bisher ſtets Geſchichte gemacht hat. (Begeiſterte Zuſtimmung.)
Wenn früher der natürliche Kampf, die geſtellten Anforderun=
gen
und die geforderten Opfer von ſelbſt eine geſunde Ausleſe
vollzogen und vermieden, daß die Spreu zum Weizen kam, dann
müſſen wir nunmehr durch gewiſſenhafte Methoden härteſter Prü=
fungen
für die Zukunft von uns aus dieſelbe Vorſorge treffen.
Denn einſt war es gefährlich, Nationalſozialiſt zu werden,
und wir erhielten deshalb die beſten Kämpfer. Heute iſt es nütz=

lich, ſich uns gleichzuſchalten (Heiterkeit), und wir müſſen daher
vorſichtig ſein vor dem Zulauf jener, die unter dem Symbol des
Kampfes und unſerer Opfer billige Geſchäfte machen wollen. ( Er=
neuter
Beifall.) Einſt haben unſere Gegner dafür geſorgt, daß
durch Verbots= und Verfolgungswellen von Zeit zu Zeit die Be=
wegung
wieder ausgekämmt wurde von dem leichten Zeug, das
ſich bei ihr einzufinden begann. Heute müßt ihr ſelbſt Muſterung
halten und abſtoßen, was ſich als ſchlecht erwieſen hat und deshalb
innerlich nicht zu uns gehört. (Jubelnde Zuſtimmung.)
Die große Tugend der Opferwilligkeit, der Treue und des
Gehorſams, in denen wir früher durch die Verfolgungen unſerer
Gegner von Zeit zu Zeit geprüft worden ſind, müſſen wir nunmehr
der eigenen Prüfung unterſtellen. Wer aber dieſe Probe nicht be=
ſteht
, muß uns verlaſſen. (Beifall.)
Es iſt dabei überhaupt nicht notwendig, daß die National=
ſozialiſtiſche
Partei ihre Verſtärkung nur aus jenen Jahr=
gängen
der Nation holt, die früher hätten zu uns kommen
können und, ganz gleich aus welcherlei Gründen, nicht ge=
kommen
ſind. Wenden wir den Blick von dieſer vergangenen
Welt doch hinein in die deutſche Zukunft.
Es iſt unſer Wunſch und Wille, daß dieſer Staat und dieſes Reich
beſtehen ſollen in den kommenden Jahrtauſenden. Dafür aber
wird nicht das entſcheidend ſein, was wir aus einer politiſch
wenig erfreulichen Vergangenheit hervorholen, ſondern was
wir aus der Zukunft dem Reich gewinnen. (Begeiſterte Zuſtim=
mungskundgebung
.) Und wir können glücklich ſein, zu wiſſen, daß
dieſe Zukunft ohnehin reſtlos uns gehört. (Ein Or=
kan
des Beifalles erfüllt die Halle.) Eine junge Generation wächſt
heran, der die Infektion unſerer parteipolitiſchen Vergiftung, das
Verkommene unſeres parlamentariſch=demokratiſchen Syſtems als
Selbſterlebnis fehlen und damit fremd und von vornherein un=
verſtändlich
ſind.
Wenn die älteren Jahrgänge noch wankend werden können,
die Jugend iſt uns verſchrieben und verfallen mit Leib und Seele.
(Heilrufe auf den Führer hindern ihn minutenlang am Weiter=
ſprechen
.) Sie lebt in dieſem ſtolzen Deutſchland des Hakenkreuzes
und wird es niemals mehr aus ihren Herzen reißen laſſen. Sie
liebr die Eindeutigkeit und Entſchloſſenheit unſerer Führung und
würde nicht verſtehen, wenn plötzlich eine mumifizierte Vergan=
genheit
mit Anſprüchen kommen wollte, die ſchon in der Sprache
einer Zeit entſtammen, die heute nicht mehr geredet und verſtan=
den
wird. (Beifall.)
Die Jugend wächſt nicht auf in der Meinung einer Wichtig=
keit
der Stände, Klaſſen, Berufe uſw., ſondern im Glauben an
eine einige, deutſche Nation. (Der Beifallsorkan wiederholt ſich.)
In ihren Herzen iſt nicht mehr der Platz für die Vorurteile, den
Eigendünkel und die Ueberheblichkeit einzellnen Volksſchichten
vergangener Generationen. Denn ſie lebt miteinander, marſchiert
zuſammen, ſingt gemeinſam die Lieder der Bewegung und des
Vaterlandes und glaubt an ein Deutſchland, das ihnen allen ge=
hört
. (Jubelnde Heilrufe brauſen durch die Halle.)
Aus ihren Reihen werden wir den beſten Nachwuchs finden
für die Nationalſozialiſtiſche Partei.
Sie ſehen wir von Kindheit an wachſen und ſich entwickeln. Prü=
fend
können wir das Weſen und die Art der einzelnen verfolgen
und endlich auswählen, was uns am würdigſten erſcheint, in die
Reihen der alten Kämpfer nachzurücken. (Begeiſterte Zuſtim=
mung
.) Die Verpflichtung derjenigen aber, die verantwortlich
ſind, für die Partei und ihre Zukunft zu ſorgen, iſt eine gerade
heute ſchwere.
Die erſte Aufgabe, die uns die Gegenwart ſtellt, liegt in der
notwendigen immer ſchärferen Zuſammenführung der einzelnen
Gliederungen der Partei.
Sie haben zu begreifen, daß ſie nur verſchiedene Funktionen
ausüben, allein alle als Nationalſozialiſten und Parteigenoſſen.
(Lauter Beifall.)
Im Schlußteil ſeiner Rede behandelte der Führer dann die
organiſatoriſchen und geiſtigen Vorausſetzungen, die dieſe Zu=
ſammenführung
ſchaffen werden.
Der Führer wieder in Berlin.
DNB. Berlin, 11. September.
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler verließ Dienstag
am frühen Morgen mit Reichsminiſter Dr. Goebbels, dem Reichs=
preſſechef
der NSDAP., Dr. Dietrich, und ſeinen Adjutanten
Gruppenführer Brückner, Gruppenführer Schaub und Reichswehr=
major
Hoßbach im Flugzeug Nürnberg. Die Ankunft auf dem
Flugplatz Tempelhof erfolgte Dienstag früh gegen 8 Uhr.

Ein Streifzug durch das Geſamtprogramm.

Generalmuſikdirektor Friderich hat uns mit ſeinem Geſami=
programm
für die nächſtwinterlichen Sinfoniekonzerte eine be=
ſondere
Freude zugedacht: Deutſche Muſik! Ein weiter
Bogen ſpannt ſich von Johann Chriſtian Bach bis zur Jetzt=
zeit
! Wenn man auch nicht auf dem Standpunkt ſteht, in deut=
ſchen
Konzerten nur Werke unſerer Meiſter zu bringen, ſo recht=
fertigt
die gegenwärtige Lage Deutſchlands mehr als je, einmal
von fremder Kunſt abzuſehen, ſchon aus wirtſchaftlichen Grün=
den
. Die überaus reiche Auswahl, die uns Deutſchen gegeben
iſt, läßt auch die Befürchtung vor einſeitigen Vortragsfolgen
ſchwinden.

Johann Chriſtian Bach, der neben ſeinem Bruder Friede=
mann
zu den begabteſten Söhnen des großen Johann Sebaſtians
zählt, hat eine große Anzahl ſinfoniſcher Werke hinterlaſſen,
von denen namentlich ſeine drei Sinfonien in B=, Es= und
D=Dur, in der Ausgabe von Fritz Stein, dem dermaligen Leiter
der ſtaatlichen Muſikhochſchule in Berlin, ſich in letzter Zeit einen
ſtändigen Platz auf den Konzertprogrammen erobert haben. Im
zweiten Konzert kommt die in D=Dur zur hieſigen Erſtauffüh=
rung
. Am gleichen Abend ſpielt Guſtav Havemann das Violin=
konzert
von Beethoven und am Schluß erklingt Mozarts heiter
fröhliche B=Dur=Sinfonie Nr. 41 meines Wiſſens hier zum erſten
Male. Um bei den Klaſſikern zu bleiben: Im ſiebenten Konzert
kommt die Eroica von L. v. Beethoven und das gewaltige Kla=
bierkonzert
D=Moll von Brahms zur Aufführung. Den unge=
mein
ſchwierigen Klavierpart ſpielt unſere Landsmännin Elſe
C. Kraus, die heute zu den gefeiertſten Pianiſtinnen Deutſch=
lands
zählt. Anton Bruckner, der große Sinfoniker, iſt mit
weien ſeiner Sinfonien vertreten. Recht ſo! Denn eine Auſ=
führung
dieſer Meiſterwerke iſt ſtets ein Feſt für die Ausführen=
den
, wie den willig folgenden Hörer. Im erſten Konzert hören
wir die ſiebente in E=Dur, die von den Brucknerſchen Sinfonien
wohl die größte Aufführungsziffer aufweiſen kann und als Erſt=
aufführung
die ſelten zur Aufführung kommende dritte Sinfonie
in D=Dur von Franz Schubert. In Darmſtadt lange nicht ge=
ſdielt
wurde die ſechſte von Bruckner, die Generalmuſikdirektor
Friderich auf die Vortragsfolge des fünften Konzerts geſetzt
hat. An dieſem Abend haben wir auch Gelegenheit, einen der
beſten Violoncellokünſtler, Enrico Mainardi, mit dem herrlichen
Konzert von Haydn zu hören. Dieſem voraus geht die Ouver=
türe
zu Manfred von Robert Schumann. Beſonderem Inter=

eſſe dürfte dem Programm des 3. Konzerts entgegengebracht
werden. Generalmuſikdirektor Friderich iſt es gelungen, die Ur=
aufführung
einer neuen Sinfonie unſeres einheimiſchen Meiſters
Wilhelm Peterſen in Darmſtadt zu ermöglichen. Die tiefen Ein=
drücke
, die die wundervolle Meſſe und ſeine vor einigen Jahren
hier aufgeführte zweite Sinfonie hier wie auswärts hinterlaſſen
haben, berechtigen zu den hoch geſtellten Erwartungen, die man
auf die neue, dritte Sinfonie, ſetzt. In Anbetracht des großen
Ausmaßes dieſer Sinfonie geht dem Werk nur ein kürzeres
Stück, die ebenfalls für Darmſtadt neue Ouvertüre zu Schillers
Turandot von Carl Rohrich, voraus.
Ein etwas buntes, in der Stimmung aber doch einigermaßen
geſchloſſenes Programm iſt für das letzte Konzert der Spielzeit
vorgeſehen. Max Regers klangprächtige Romantiſche Suite‟,
eines der ſchönſten Orcheſterwerke des leider zu frühe verſtor=
benen
großen Meiſters, eine kecke, liebenswürdige Heitere
Serenade von Joſeph Haas, einem unſerer erfolgreichſten zeit=
genöſſiſchen
Tondichter, und die, gerade in letzter Zeit viel ge=
ſpielte
Romantiſche Ouvertüre von Ludwig Thuille bilden
die Orcheſtergaben dieſes Abends, der ein beſonderes Gepräge
erhält durch die Mitwirkung eines bedeutenden Geſangsſoliſten,
der dem Geſamtprogramm ſich gut einfügende Geſänge und
Lieder beiſteuert.
Soweit die Konzerte mit gemiſchten Programmen. Drei
Komponiſten=Abende vermitteln uns Tonſchöpfungen dreier Mei=
ſter
der Jetztzeit. Als eine etwas verſpätete Huldigung für
Richard Strauß, dem größten lebenden Tondichter, iſt das achte
Konzert gedacht. Drei Werke aus verſchiedenen Schaffensperioden
bilden die Vortragsfolge dieſes Abends. Otto Drumm, unſer
erſter Konzertmeiſter, hat ſich in dankenswerter Weiſe bereit er=
klärt
, das ſelten gehörte Violinkonzert zum Vortrag zu bringen.
Dem Orcheſter und ſeinem Führer ſind durch die beiden
Orcheſterwerke, den grandioſen ſinfoniſchen Dichtungen: Alſo
ſprach Zarathuſtra und Tod und Verklärung beſonders große,
aber auch dankbare Aufgaben geſtellt.
Der außerordentliche Erfolg, den Hans Pfitzner, der jüngſte
Goethepreisträger der Stadt Frankfurt, im letzten Winter als
Dirigent, wie als Komponiſt hier hatte, veranlaßte General=
muſikdirektor
Friderich, den berühmten Meiſter für die kommende
Spielzeit einzuladen, einen Abend mit nur eigenen Werken zu
leiten. Dieſer Hans=Pfitzner=Abend findet am 3. Dezember als
viertes Sinfoniekonzert ſtatt und bringt unter des Komponiſten
Leitung neben den drei Paleſtrina=Vorſpielen, zwei Stücke aus
der letzten Oper Pfitzners, Das Herz und das gewaltige
Klavierkonzert. Interpretin dieſes ungewöhnlich ſchwierigen
Konzerts iſt eine von dem Komponiſten ſelbſt empfohlene junge
Pianiſtin, Maria Koerfer, die trotz ihrer großen Jugend zu den
erſten Virtuoſinnen Deutſchlands zählt und die das Konzert ſchon
oft mit außerordentlichem Erfolg ſpielte.

DNB. Tilſit, 11. September.
Das widerrechtlich eingeſetzte litauiſche Direktorium des
Memelgebiets hat eine Polizeiverordnung erlaſſen, die eine neue
Unterdrückung der deutſchen Sprache und gleichzeitig eine ſchwer=
Belaſtung der memelländiſchen Geſchäftswelt darſtellt. Nach dieſe=
Polizeiverordnung müſſen alle öffentlich ausgeſtellten Aushänge=
ſchilder
, Firmenſchilder und Bekanntmachungen ſowohl in der
Stadt Memel als auch in den Landkreiſen an erſter Stelle einer
einwandfreien Text in der litauiſchen Staatsſprache, tragen
Dieſem Text iſt mindeſtens die Hälfte des für die Bekannt,
machung beſtimmten Raumes, ſowie entſprechende Buchſtaben ein,
zuräumen. Die Verordnung muß bis zum 15. Oktober d *
durchgeführt ſein. Das bedeutet, daß bis zu dieſem Zeitpunk
ſämtliche deutſch=memelländiſchen Geſchäftsleute und ſonſtige
Unternehmungen ihre Schilder erneuern ſollen, und daß es rei=
deutſchſprachige
Schilder und Bekanntmachungen in Zukunft nich
mehr geben ſoll. Zuwiderhandlungen werden mit hohen Geld
und Haftſtrafen bedroht, ſofern, wie es in der Verordnung heißt
nicht nach den Beſtimmungen anderer Geſetze ſchwerere Strafe
verwirkt ſind.
Durch die Verordnung iſt erneut die Beſtimmung des Memel=
ſtatuts
, wonach die deutſche und die litauiſche Sprache gleichberech
tigt ſind, ſich alſo jeder Memelländer nach ſeinem eigenen Er
meſſen der ihm zuſagenden Staatsſprache bedienen kann, gröblichſt
verletzt worden. Darüber hinaus ſtellt die Erneuerung der Schil
der ganz abgeſehen von der wirtſchaftlichen Belaſtung die
memelländiſche Geſchäftswelt vor eine kaum zu löſende Aufgabe
da die übergroße Mehrzahl der Memelländer bekanntlich di
litauiſche Sprache nicht beherrſcht, und die wenigen litauiſch ſpre
chenden Geſchäftsleute auch nur das ſogenannte memelländiſch
Litauiſch ſprechen, das ſich von der in Litauen gebräuchlicher
Staatsſprache weſentlich unterſcheidet.

Eine Anzahl wichtiger Schriftſtücke, die ſich angeblich mit de
Möglichkeiten eines künftigen Krieges beſchäft
gen ſollen, ſind einem engliſchen Beamten des Genfer Internatic
nalen Arbeitsamtes bei der Durchreiſe in London geſtohlen wor
den. Die Papiere ſind Eigentum des Internationalen Arbeits
amtes und ſollen von großer Wichtigkeit ſein. Wie die Blätte
melden, hat der Diebſtahl in engliſchen und Genfer Kreiſen ſeh
großes Aufſehen hervorgerufen. Auf Veranlaſſung des Foreig
Officie hat Scotland Yard alle verfügbaren Beamten aufgebotet
um die geſtohlenen Papiere wieder herbeizuſchaffen.

Vom Tage.
Wie amtlich mitgeteilt wird, findet die Einführung des Reich=
biſchofs
Ludwig Müller am Sonntag, den 23. September, mittag
12 Uhr, im Berliner Dom ſtatt. Dem feierlichen Gottesdienſt i
Dom geht ein Feſtakt der Nationalſynode im Preußenhaus u
10 Uhr vormittags voraus. Am Nachmittag verſammeln ſich d
freien kirchlichen Verbände unter Führung des Zentralausſchuſſ
für innere Miſſion zu einer Gemeinſchaftsfeier im Herrenhaus.
Im Amtsblatt wird das Datum für die franzöſiſchen Kant
nalwahlen veröffentlicht. Der erſte Wahlgang findet am 7. Okt
ber, der zweite am 14. Oktober ſtatt. In Algerien ſind die Wa
len am 14. bzw. am 21. Oktober.
Nach einer Meldung aus Hajipun ſind in der nord=oſtindiſche
Provinz Bihar, ſchwere Unruhen ausgebrochen. In Shereix,
die Menge die Häuſer und Läden plünderte, ſind verſchiedene Pe
ſonen bei Zuſammenſtößen mit der Polizei getötet worden. 5
Unruhen dauern noch an. Die Behörden haben ſich gezwungen
ſehen, zur Wiederherſtellung der Ordnung Truppen heranzuzieh.
Die Lage im amerikaniſchen Textilſtreik iſt am Dienstag w
der etwas geſpannter, vor allem im Hinblick auf zahlreiche ne
Unruhen. In Neuengland ereigneten ſich verſchiedene Zuſamme
ſtöße zwiſchen Streikenden, Polizei und Arbeitswilligen, wol
zahlxsiche Perſonen verletzt wurden. Auf Gerüchte von bevorſtehe
den Unruhen wurde in Rhode Island, Connecticut und Main 1
Nationalgarde mobiliſiert. In Lanceſter (Pennſylvanien) ſtürn
eine etwa tauſendköpfige Menge eine Seidenfabrik. Zahlrei
Arbeitsdienſtwillige wurden durch Steinwürfe verletzt.
Das Staatsdepartement erklärte zur Beneſch=Rede in Genf, d
Amerika zwar zu allen humanitären und ähnlichen Fragen, n
mals aber zu politiſchen mit dem Völkerbund zuſammenarbeit
werde.
Zwiſchen Rooſevelt und Präſident iſt eine Einigung
zielt worden, die NJRA. vollkommen neuzuordnen, auf
gleichen Grundlage wie die Bundesregierung, nämlich in Exe
tive, Rechtſprechung und Legislative.
In Ottawa wurde ein Anſchlag auf Miniſterpräſident Ben
aufgedeckt. Mehrere Perſonen hatten geplant, den Präſidenten!
ſeiner Rückkehr aus Genf zu entführen und erſt gegen hohes
geld freizugeben. Die Beteiligten wurden verhaftet.

Der dritte der Komponiſten=Abende iſt dem in Berlin w.
kenden Tondichter Paul Graener vorbehalten. Seine Kom)
ſitionen hatten grade in den letzten Jahren nachhaltigen Erfo
So ſeine Orcheſterwerke: Die Flöte von Sansſouci, Sinfor
breve‟ Divertimento u. a. Weiteſten Kreiſen wurde der Na
Paul Graener bekannt durch ſeine Oper Friedemann Bac
die einer der größten Opernerfolge der letzten Jahre war. Un
Leitung Paul Graeners ſpielt das Landestheater=Orcheſter
Sinfonia breve, das reizende Divertimento für kleines Orche
und die bravouröſen Variationen über ein ruſſiſches Volksli
Außerdem kommen noch Orcheſterlieder über Goetheſche 2
tungen durch einen einheimiſchen Soliſten zum Vortrag. M
Streifzug iſt beendet, vor uns liegt ein reichhaltiges, int
eſſantes Programm deutſcher Tondichter, das uns Ge
ralmuſikdirektor Friderich überreicht; an dem Darmſtät
Publikum liegt es nun, ſeine Anerkennung zum Ausdruck
bringen, indem es ſeinem Rufe, eines der konzertfreudig)
Deutſchlands zu ſein, treu bleibt und die Konzerte beſucht.
Friedrich Brückmann

Philoſophie und Medizin.

In einem bei Raſcher u. Cie. A.=G., Verlag, Zürich, Lei=
und Stuttgart, erſchienenen Buch Philoſophiſche Grundprobl
der Medizin (172 Seiten) will der Verfaſſer, Dr. Th. Bovet,
Züricher Nervenarzt, nicht eine neue Theorie aufſtellen, ſond
er will durch möglichſt vielſeitiges Eingehen auf das philoſophe
Schrifttum dieſe ſchwierigen Probleme dem ärztlichen Dei
näherbringen. Im Mittelpunkt ſteht auch für Bovet das ur
Leib=Seele=Problem, wie es im lebenden Organismus zum
druck kommt. Da der Arzt den lebenden Menſchen behandelt, iſt
Medizin nicht nur angewandte Biologie. Das Weſen des Lel
iſt ſeeliſch. Die Naturwiſſenſchaft erfaßt es immer nur angenal
Die Medizin iſt zugleich eine Kunſt im tiefſten Sinne des Wor
nämlich ein Verſtehen und teilweiſes Nachbilden ſeeliſcher
ſammenhänge. Der kranke Menſch muß daher nicht nur körpe=
behandelt
, ſondern auch ſeeliſch verſtanden werden. Ein Kor
ſymptom kann zweierlei Urſachen haben. Es kann Wirkung
anderen körperlichen Zuſtandes ſein oder aber eines entſprecher
ſeeliſchen. Die Frage iſt, welcher Zuſammenhang im Einze
mehr Handhabe für eine ärztliche Behandlung bietet. Dem
prechend wird man einen Knochenbruch einer mechaniſchen
handlung unterziehen, während bei einer ſchweren Depreſſion.
ſeeliſche Behandlung (Pſychotherapie) zu ihrem Recht komm!
Zum Schluß ſagt der Verfaſſer dieſes leſenswerten Buches:
Zweck dieſer Arbeit war, die Wege reinlich zu ſcheiden, auf de
wir dem Menſchen und ſeiner Welt näherkommen, den na.
wiſſenſchaftlichen vom pſychologiſchen und dieſen vom geiſtesw!!
ſchaftlichen. Die beiden erſten bilden das engere Gebiet der 2,
Dr. 9
zin, aber auch den dritten muß der Arzt kennen.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 12. September 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 252 Seite 3

Deutſchland gegen

Oſtpakt.

* Deukſchland will nichk Kriegsſchauplak
der andern werden.
Die von der deutſchen Regierung am Montag in Paris, Lon=
on
und Moskau überreichten Bemerkungen laſſen keinen Zweifel
arüber, daß der Oſtpakt in der Form, wie er uns vorgelegt
ſurde, für uns unannehmbar iſt. Das bedeutet nach dem, was
isher über den Pakt, ſeine Vorgeſchichte und ſeinen vermutlichen
nhalt bekannt wurde, keine Ueberraſchung, beinahe eine Selbſt=
erſtändlichkeit
, iſt wahrſcheinlich ſogar von der Gegenſeite er=
ſartet
worden.
Die ganze Rolle, die uns bei dem jetzigen Plan des Oſtpaktes
igemutet wurde, war von Anfang an die eines läſtigen Stati=
en
, der nicht gut überſehen werden konnte, den man aber doch
ihlen laſſen möchte, wie wenig Wert auf ihn gelegt wird.
ſeshalb ſind ja auch ſchon die Verhandlungen über den Oſtpakt
on der erſten Vorbereitung an um uns herumgegangen. Wir
aben davon erſt ſpäter erfahren und mußten uns damit begnü
en, daß uns ohne irgendwelchen Kommentar ein Expoſé auf den
iſch gelegt wurde, das nicht etwa den Entwurf des Oſtpaktes
nthielt, ſondern nur Richtlinien darüber, wie ein ſolcher Pakt
ufgezogen werden könnte. Aber ſchon dieſe Richtlinien ſind ſo
ehalten, daß ſie für uns außerhalb jeder Erörterung ſtehen
tüſſen, denn die notwendige Vorausſetzung jeder Teilnahme an
gendwelchen Verträgen iſt die Anerkennung der Gleichberech=
gung
.
Die Anerkennung der deutſchen Gleichberechtigung iſt uns
ber verweigert oder zum mindeſten in Zweifel gezogen worden
is iſt alſo eine eigenartige Zumutung, wenn wir jetzt auf Um=
ſegen
wieder in den Völkerbund hineingeholt werden ſollen,
hne daß die Gründe beſeitigt werden, die im vergangenen Jahre
nſeren Austritt veranlaßten. Die Anerkennung der deutſchen
fleichberechtigung iſt die erſte Vorbedingung dafür, daß wir uns
uf Verhandlungen überhaupt einlaſſen können, nicht nur aus
joraliſchen, ſondern auch aus politiſchen Gründen. Denn welche
ſtellung würde Deutſchland in einem ſolchen Pakt einnehmen,
dem auch der kleinſte Kontrahent in der Lage iſt, über ſeine
ſerteidigung ſelbſtändig zu beſtimmen, während nur Deutſchland
aran gehindert iſt, wobei doch gerade Deutſchland durch ſeine
age mitten in Europa und durch ſeine offenen Grenzen beſondere
sorſicht in der Uebernahme irgendwelcher Verpflichtungen ob=
halten
laſſen muß.
Nach der jetzigen Konſtruktion des Oſtpaktes würde eine
riegeriſche Auseinanderſetzung etwa zwiſchen Polen und Litauen
m das alte Streitobjekt Wilna ſchon genügen, um den Fran=
oſen
das Recht eines Einmarſches durch Deutſchland zu geben,
ſeutſchland würde alſo mit ſeiner Unterſchrift unter einem ſol=
ſen
Pakt geradezu ſein Einverſtändnis ausſprechen, in einem
üinftigen Krieg zum Kriegsſchauplatz der anderen zu werden,
nd das kann uns im Ernſt niemand zumuten.
Die deutſche Regierung hat aber nicht nur ihre Einwände
egen den Paktentwurf zu Protokoll, ſondern poſitive Anregungen
egeben, wie ein ſolcher Vertrag ihrer Auffaſſung nach ausſehen
jüßte, wenn er tatſächlich nicht ein machtpolitiſches Inſtrument
n der Hand einiger hochgerüſteter Staaten ſein ſoll, alſo wirklich
in Verſuch zur Verhinderung des Krieges iſt. Darin unter=
heidet
ſich gerade die Einſtellung der deutſchen und der franzöſi=
hen
Politik. Die Franzoſen legen alles darauf an, in weiteſtem
Naße den Krieg zu organiſieren, und ſtellen den Krieg als eine
inabänderliche Größe in ihre Rechnung ein, während Deutſchlands
zemühungen darauf hinzielen, den Frieden zu ſichern und alle
Nöglichkeiten auszuſchalten, die zu einem Krieg führen könnten.
Ins will eigentlich ſcheinen, daß dies der natürlichere und aus=
ichtsreichere
Weg zur Sicherung der europäiſchen Zuſammen=
rbeit iſt.
*
der Mrandige Hausſis fur Sowenraptanu
geſicherk.
DNB. Genf, 11. September.
Kurz vor 20 Uhr war die geheime Ratsſitzung beendet, die
twa eine Stunde gedauert hatte. Es iſt gelungen, während
dieſer Tagung eine Einigung im Rat über die Erteilung eines
tändigen Ratsſitzes für Sowjetrußland zu erzielen. Alle Rats=
nächte
, mit Ausnahme Argentiniens und Portugals, werden
dem ſtändigen Ratsſitz Sowjetrußlands zuſtimmen. Aber auch
die beiden genannten Staaten werden ſich nur der Stimme ent=

halten und damit die Einigkeit nicht gefährden. Obgleich der
Völkerbundsrat alſo gewiſſermaßen ſchon den zweiten Schritt,
nämlich die Erteilung eines Ratsſitzes an das erſt aufzuneh=
mende
Rußland, erledigt hat, hat er ſich über die Form der
Einladung noch nicht einigen können. Hier zeigten ſich auch im
Völkerbundsrat, ſchon beträchtliche Meinungsverſchiedenheiten
Ueber die Art der Einladung und Aufnahme ſoll nun zwiſchen
den Abordnungen weiter verhandelt werden, während der Rat
ſelbſt dieſe Frage vorläufig nicht mehr behandelt. Gerüchtweiſe
verlautet, daß 34 Staaten, alſo eine Zahl, die noch nicht völlig
für eine Zweidrittelmehrheit genügen dürfte, bereit ſind, ihre
Unterſchrift unter die Einladung zu ſetzen, doch herrſchen hier
offenbar noch Unklarheiten. Es wird alſo weiter verhandelt, um
noch einige Staaten zur Teilnahme zu bewegen. Wie man hört,
haben verſchiedene Abordnungen ihre Unterſchrift noch von dem
Text der Einladungsform ſelbſt abhängig gemacht.
4
*
Nur wer die Sehnſucht kennt
Ganz ſo einfach geht es doch nicht mit dem Einzug der
Sowjetruſſen in den Völkerbundspalaſt. Litwinows Freunde
haben Tag und Nacht zu tun, um die Widerſtände aus dem
Weg zu raumen. Zu einem Nein=Sagen wie die Schweiz haben
freilich die wenigſten Staaten Luſt, aber es ſind ſo viele da
die nicht Jaſagen möchten, die gegen den Eintritt der Ruſſen
in den Völkerbund nichts einwenden wollen, aber ein unmittel=
bares
Eintreten für die Herren aus Moskau ablehnen. Das
hat ſich ja ſchon bei den Beratungen im Rat gezeigt, wo man
wohl die Hauptſchwierigkeiten überwunden hat dadurch, daß
durch Stimmenthaltung oder dadurch, daß die widerſtrebenden
Staaten der Sitzung fernbleiben, die Einſtimmigkeit hergeſtellt
wird. Eine an ſich nicht ſehr erhebende Löſung. Herr Litwinow
ſelbſt ſitzt bereits ſeit einigen Tagen in der Umgebung von
Genf man ſpricht von Evian und wartet ſehnſüchtig auf
die offizielle Einladung, um dann möglichſt raſch im Triumph
in den Glaspalaſt einzuziehen.
Aber auch mit der Einladung iſt das ſo eine Sache. Das
früher benutzte Rezept iſt von verſchiedenen Mächten abgelehnt
worden, weil ſie ſich dagegen wehren, den Ruſſen irgendwelche
Vorſchußlorbeeren zu erteilen, oder ihnen gar von vornherein
zu beſcheinigen, daß ſie ihre Verpflichtungen aus der Mitglied=
ſchaft
im Völkerbund erfüllen würden. Selbſt England will da
nicht mittun und ſogar das amtliche Organ der öſterreichiſchen
Regierung, die Reichspoſt wendet ſich in einem Artikel Pakt
mit dem Beelzebub gegen die Aufnahme Moskaus in den
Bund, weil ſie eine unmittelbare Gefahr für Europa bedeute.
Herr Beneſch hat den ganzen Dienstag verhandelt, und
man brütet ſchon ſeit zwei Tagen an der Formel, die allen Be=
denken
Rechnung trägt. Eine von der Vollverſammlung zu be=
ſchließende
Einladung macht nämlich Einſtimmigkeit erforderlich,
kommt alſo nicht in Frage. Wenn daher der Rat nicht ein
übriges tut, werden die Franzoſen und ihre Freunde die Ini=
tiative
ergreifen und von ſich aus eine Einladung an die Ruſſen
ergehen laſſen müſſen. Das wird den Ruſſen zur Not auch ge=
nügen
, wäre allerdings einigermaßen peinlich für Herrn Lit=
winow
, nachdem er zunächſt eine Einladung des geſamten Völ=
kerbundes
erwartet hatte. Aber trotz dieſer Schwierigkeiten des
Zeremoniells iſt der Einzug der Ruſſen wohl noch im Laufe
dieſer Woche ſicher, über die Form wird man ſich ſchließlich
einigen.
Japaniſche Krikik.
In einem Kommentar zu der vorgeſchlagenen Zulaſſung
Sowjetrußlands zum Völkerbund ſchreibt die Zeitung Yomiuri
Schimbun, u. a., die internationale Liga werde dadurch eine Liga
der europäiſchen Staaten. Der Völkerbund, der in=
direkt
Japan und Deutſchland zum Austritt ge=
zwungen
, habe den Weg für den Eintritt der Sphinx
Sowjetrußland geebnet. Das Blatt bezweifelt, daß dieſe Maß=
nahme
zur Feſtigkeit des Völkerbundes beitragen werde, deſſen
Stellung bereits ſtark geſchwächt ſei. Sowjetrußland könnte in
den Völkerbund eine Bombe legen, die unter Umſtänden explodie=
ren
könne.
In hieſigen amtlichen Kreiſen nimmt man an, daß der Ein=
tritt
der Sowjetunion in den Völkerbund den japaniſchen Ein=
fluß
im Oſten und den deutſchen Einfluß im Weſten nicht ſchwä=
chen
werde entgegen den Erwartungen, die in gewiſſen auslän=
diſchen
Kreiſen gehegt würden. Auch die Möglichkeit für
die Sowjetunion, innerhalb des Völkerbundes
zugunſten ihrer fernöſtlichen Pläne zu wirken,
ſei zu bezweifeln.

Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. Dienstag, 11. September 1934.
Egmonk
Ein Trauerſpiel von Goethe,
Mit einem ſchönen, vollen Akkord ſetzte das Schauſpiel mit
Goethes Egmont geſtern ein.
Der heutigen Zeit fehlt ein bedeutender Dramatiker. Künſt
ſeriſche Geſtaltungskraft kann durch guten Willen und Geſin=
nung
nicht erſetzt werden. Das Heſſiſche Landestheater unter
ſeiner neuen Leitung tut daher recht daran, mit den großen
llaſſiſchen Werken der Dichtkunſt und der Muſik in die Herzen
der Volksgenoſſen ſich ſpielen und durch künſtleriſche Qualität
die Teilnahme gewinnen zu wollen. Künſtleriſche Lei=
ſtung
iſt die einzige Reklame, die auf die Dauer Erfolg
verſpricht.
Goethes Egmont ſteht in vorderſter Reihe unter den
Werken, für die das deutſche Theater ſeine Tore weit öffnen
und zu denen das Volk in Scharen ſtrömen ſollte.
Die menſchlich ritterliche Größe war es, die
Goethe, wie er ſelbſt bekennt, an Egmonts Charakter anzog.
Entgegen den geſchichtlichen Vorgängen, gab er ſeinem Egmon
ſolche Eigenſchaften, die dem Jüngling beſſer zukommen als
dem Mann von Jahren: Als ich ihn nun ſo in meinen Ge
danken verjüngt und von allen Bedingungen losgebunden
hatte, gab ich ihm die ungemeſſene Lebensluſt, das grenzenloſe
Zutrauen zu ſich ſelbſt, die Gabe alle Menſchen an ſich zu
ziehen und ſo die Gunſt des Volkes, die ſtille Neigung einer
Fürſtin, die ausgeſprochene Liebe eines Naturmädchens, die
Leilnahme eines Staatsklugen zu gewinnen, ja ſelbſt den Sohn
leines größten Widerſachers für ſich einzunehmen.
Der leuchtende, innere und äußere Glanz, der auf der Ge=
ſtalt
Egmonts liegt, das zarte Band der Liebe, das ihn mit Klär=
chen
verbindet, und die warmblütige Anmut, die von dieſem fri=
ſchen
Kind des Volkes ausgeht, vereinigen ſich, um das Egmont=
Drama zu einem herrlichen Eröffnungs=Spiel für ein
deutſches Theater zu berufen.
Generalintendant Franz Everth war bei ſeiner Neuinſze=
nierung
beſtrebt, den heldiſchen Gedanken des Schauſpiels in den
Vordergrund zu rücken. Vor ſechs Jahren ſchufen Karl Ebert
Und W. Reining eine Neuinſzenierung des Egmont. Wir waren
Lamals genötigt, gegen die Art der Inſzenierung Stellung zu
Nehmen, da ſie in der Sucht, Neues unter allen Umſtänden an die
Sielle der Tradition zu ſetzen, namentlich in der Bühnengeſtal=
lung
dem Grundcharakter der Dichtung nicht Rechnung trug.
Akualiſierung war damals das Loſungswort der Theaterleitung.
In Gegenſatz hierzu will Generalintendant Everth mit Recht
De Klaſſiker nicht aktualiſieren, ſondern lebendig machen. Er

kommt hiermit auf den an dieſer Stelle ſtets vertretenen Grund=
ſatz
zurück, daß jeder Dichtung bei der Aufführung das ihr eigene
Weſen zu erhalten iſt, daß jedes Kunſtwerk aus dem ihm eigenen
Stile geſpielt werden muß.
Die geſtrige Aufführung, zu der Max Fritzſche die Büh=
nenbilder
ſchuf, gab der Dichtung die Fülle des Lebens. Aus
dem Armbruſt=Schützenfeſt ſprach die Luſt des flämiſchen Volks=
lebens
. In Klärchens letztmals ſo dürftige Wohnung iſt wieder
die heimelige Freundlichkeit des Kleinbürgertums eingezogen.
Durch die Straßen Brüſſels geiſterte die Furcht vor der ſpaniſchen
Gewaltherrſchaft. Der Palaſt der Regentin hatte Farbe und
Würde.
In dieſem Rahmen ergab ſich ein harmoniſches Zuſammen=
ſpiel
meiſt neuer Kräfte.
Als Egmont führte Jochen Poelzig ſich ein. Er ſpielte
im Alten Theater in Leipzig noch Ferdinand, Siegfried und Poſa,
als eine junge, ſchlanke Sentimentale über die hieſige Bühne
ging: ſeine Schweſter Ruth. Beides Kinder des Berliner Archi=
tekten
Hans Poelzig, der mit dem Ausbau des Schumann= Thea=
ters
ſchon ſeine Beziehungen zur dramatiſchen Kunſt betätigt hat
Ueber Düſſeldorf und Köln iſt Jochen Poelzig nach Darmſtadt
gekommen: als Oberſpielleiter, als erſter Held und im Sport be=
kannt
als Reiter und Fußballer,
Poelzigs Egmont iſt nicht der überragende Grandſeigneur,
zu dem Albert Baſſermann den Grafen aufwachſen läßt. Er iſt
der leichtblütige, liebenswürdige Edelmann, der die Gunſt des
Volkes im Fluge gewinnt und der dem Liebchen ein herzlicher
Liebhaber iſt. So ſahen wir Poelzig im vorigen Sommer durck
die Maſſe des Volkes über den Frankfurter Römerberg reiten,
ſo gab er auch geſtern den Egmont, und konnte einen ſtarken Er=
folg
ſeiner Darſtellung buchen.
Vom Alten Theater in Leipzig kommt Ruth Trumpp,
Egmonts Geliebte. Eine ſchlanke Geſtalt, dunkles Haar, in der
Stimme ein warmer Klang, ſichere und deutliche Beherrſchung
der Sprache, ein gepflegtes Spiel. Als Klärchen war ſie am
ſtärkſten, als ſie in der Not nach Egmonts Verhaftung die Bürger
vergeblich zu ſeiner Befreiung aufrief.
Hedda Lembach, die als erſte Heldin von dem Bayeriſchen
Staatstheater für einen Teil der Spielzeit zu uns kommt, zeigte
als Regentin ein friſches, natürliches Spiel, litt aber offenbar
unter einer gewiſſen Aufregung und war bei ihrer raſchen Sprech
weiſe manchmal ſchwer verſtändlich.
Karl Ziſtig iſt uns vom Mannheimer Nationaltheater be=
kannt
. Sein Alba vermied jene ſchwarze Starrheit, die man
oft in dieſer Rolle findet; er war eindrucksvoll und hatte Würde
In kleineren Rollen ſah man unter den neuen Kräften in
Hannes Stelzer einen friſchen Brackenburg, in Anton Gaugl
als Vanſen den geriſſenen Aufwiegler mit konfisziertem Intri=
ganten
=Geſicht, in Ulrich Verden als Soeſt die behagliche
Tüchtigkeit des tüchtigen Handwerkers.
Aus der bewährten Reihe unſerer ſeitherigen Künſtler traten

* Pariſer Fäden um Muſſolini.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. September.
Man betont wie gewöhnlich daß in Genf die per=
ſönlichen
Beſprechungen zwiſchen den Vertretern der einzelnen
Mächte wichtiger ſeien als die offiziellen Verhandlungen. Eine
beſondere Bedeutung möchte man der franzöſiſch=italieniſchen
Ausſprache zuſchreiben. Ja man ging in dieſem Punkte ſo weit,
daß die franzöſiſche Preſſe ſich recht ſcharf gegen übertriebene
Gerüchte wandte, die vom Abſchluß eines franzöſiſch=italieniſchen
Bündniſſes wiſſen wollten.
Es iſt charakteriſtiſch, daß die Nachrichten über eine
bereits reſtlos vollzogene franzöſiſch= italie=
niſche
Einigung aus England kamen. Für Eng=
land
wäre eine Einigung zwiſchen Paris und
Nom in der Flottenfrage von großer Wichtig=
keit
, weil damit eines der ſchwierigſten Probleme
der Seeabrüſtung gelöſt wäre. Wie man hier betont,
würde derjenige Teil der öffentlichen Meinung in England,
der gegen eine enge Zuſammenarbeit mit Frankreich iſt, ein
franzöſiſch=italieniſches Bündnis darum gerne
ſehen, weil dadurch der Vertrag von Locarno hin=
fällig
würde und England ſich von einer läſtigen europäiſchen
Bindung zurückziehen könnte. In dieſem Punkte waren die
Phantaſien vielleicht allzu regſam . . .
Nichtsdeſtoweniger wird hier die italieniſche Frage ſehr
ernſtlich erörtert. Sie iſt aber bei weitem nicht ſo einfach, wie
man glauben könnte, und der Optimismus der offiziöſen Kreiſe
wird von den Kennern der Lage nicht geteilt. Es iſt wahr
daß die Verhandlunggen zwiſchen Paris und
Rom ſehrweit gediehen ſind wir haben ſchon früher
an dieſer Stelle von kolonialen Tauſchgeſchäften ge=
ſprochen
. Es iſt auch wahr, daß die finanzielle Unter=
ſtützung
durch Frankreich für Italien von prin=
zipieller
Wichtigkeit iſt. Dieſe finanziellen Unter=
ſtützungen
haben in der letzten Zeit überhaupt eine ſehr
große Rolle in der franzöſiſchen Außenpolitik
geſpielt und politiſche Ergebniſſe wurden durch
ſie auch erreicht, die aber die hieſigen Finanzkreiſe
manchmal zum Kopfſchütteln veranlaſſen.
Eine der Triebfedern der franzöſiſch=italieniſchen Annähe=
rung
iſt auf franzöſiſcher Seite auch die drohende Lage in
Nordafrika, die lokalen Uebergriffe der mohammedaniſchen
Bevölkerung laſſen auf einen Seelenzuſtand ſchließen, der nichts
Gutes vorausſagt.
Aber eine reſtloſe franzöſiſch=italieniſche
Verſtändigung müßte die Aufgabe der geſamten
Konzeption der italieniſchen Außenpolitik
wie ſie von Muſſolini gedacht wurde, nach ſich
ziehen. Es kommt nicht darauf an, an wem die italieniſche
Preſſe im Augenblick ihr Temperament ausläßt, ſagte mir ein
franzöſiſcher Politiker, und dieſe Worte verraten viel von der
gefühlspolitiſchen Seite der italieniſch= fran=
zöſiſchen
Annäherung.
Die große Frage iſt, ob Italien auf ſeine bis=
herige
Politik im Donaubecken und am Balkan
verzichten will. Trotz einiger Mißerfolge wie zuletzt in
Albanien würde man ſich in Rom dazu nur ſehr ſchwer ent=
ſchließen
. Ein Ausgleich mit der Kleinen Entente
falls er ſich nicht auf einige Einzelheiten beſchränken würde
käme einer außenpolitiſchen Kapitulation
gleich. Ebendarum denken hier die nüchternen Beurteiler der
Lage, daß es ſich zwiſchen Paris und Rom um eine auf gewiſſe
Fragen feſt umgrenzte Verſtändigung, nicht aber um ein Bünd=
nis
im wahren Sinne des Wortes handeln kann.
Zwiſchenfall in Splikk.
In Splitt (Spalato) kam es am Montag zu einem ſchweren
Zwiſchenfall wegen eines Vortrages des bekannten italieniſchen
Marſchalls Balbo. Balbo hatte mit einer Jacht eine Reiſe längs
der dalmatiniſchen Küſte unternommen und dabei die Städte
Kotor (Cattaro), Dubronnik (Raguſa) und Splitt beſucht. In
der letztgenannten Stadt hielt er im italieniſchen Klub vor etwa
150 italieniſchen Optanten eine Rede. Nach Beendigung ſeiner
Ausführungen kam es im Klub, deſſen Fenſter offen gelaſſen wor=
den
waren, zu ſtürmiſchen Kundgebungen. Die verſammelten
Italiener riefen: Es lebe Italien, es lebe das italieniſche Dal=
matien
, es lebe das italieniſche Splitt! Sodann ſangen ſie die
fasciſtiſche Hymne. Vor dem Klub hatte ſich unterdeſſen eine
große Menſchenmenge angeſammelt, die ſtürmiſche Kundgebungen
veranſtaltete und gewaltſam in den Klub eindringen wollte. Ein
ſtarkes Polizeiaufgebot verhinderte jedoch dieſe Abſicht.

Emil Lohkamp als Oranien, Hans Baumeiſter, Käthe
Gothe und L. Linkmann hervor.
Beethovens feſtliche Muſik begleitete unter Karl Fride=
richs
ausgezeichneter Stabführung die Dichtung.
Das ſtark beſuchte Haus rief zum Schluſſe die Darſteller und
mit ihnen den verdienſtvollen Spielleiter, Intendanten Everth,
mit dankbarem, lebhaftem Beifall wiederholt an die Rampe. Z.

*
Kpiemder Anetodten.
Von Walter Meckauer.
Blüchers Antwort an den Großkämmerer.
12. September: Der Feldmarſchall Leberecht v. Blücher
ſtarb vor 115 Jahren zu Krieblowitz.
Der Herzog Charles Maurice von Talleyrand war zu ſeiner
Zeit ein gar mächtiger Mann. Er ſtand im Schutze des großen
Napoleon und ſtieg unter ihm zu dem Amte eines Groß=
kämmerers
empor, was ihn freilich nicht hinderte, ſpäter, nach=
dem
ſein Herr und Meiſter von dem Gipfel ſeiner Herrlichkeit
geſtürzt war, unter ſeinen Nachfolgern, den zurückgekehrten
Bourbonen, Dienſte zu nehmen und deren Miniſterpräſident zu
werden. Aber Vater Blücher wußte nichts von der verzwickten
Diplomatie eines Talleyrand, er war geradezu, und ſeine
Manier, Entſcheidungen zu treffen, nichts weniger als höfiſch.
Man erzählt, daß nach der überraſchenden Wendung, die
die Schlacht bei Belle Alliance durch das Eingreifen der preu=
ßiſchen
Regimenter genommen hatte Talleyrand von Schrecken
überfallen wurde, als er hörte, die Preußen näherten ſich Paris.
Er ſandte dem Marſchall Vorwärts eine Abordnung entgegen
die ihn bitten ſollte, die Stadt und ihre Kunſtdenkmäler zu
ſchonen, aber ſie kehrte unverrichteter Sache zurück mit den Wor=
ten
: Solange noch dieſe Schmach in Paris exiſtiert, gibt es kein
Pardon.
Welche Schmach gemeint ſei? ließ der vorſichtige Talley=
rand
den greiſen Feldmarſchall fragen.
Dieſe verdonnerte Pont de Jena! gab der Preuße zur
Antwort.
Die Franzoſen hatten nämlich zur Erinnerung ihres einſti=
gen
Triumphes bei Jena und Auerſtedt eine Brücke über die
Seine bauen laſſen und Pont de Jena genannt.
Blücher zog in Paris ein, wenig mehr als drei Wochen nach
dem vernichtenden Sieg über den Korſen. Er forderte die Schlei=
fung
der anſtößigen Brücke.
Talleyrand bat: Herr Feldmarſchall, verzichten Sie auſ
Ihren Befehl.
Nein, ſagte Blücher, der Ponnte wird in die Luft gepufft.
Wenn ſich aber Eure Exzellenz vorher druff ſtellen wollen, ſo
würde mir das nicht weiter ſtören.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 12. September 1934

Oh

Am 11. Sept., früh 2 Uhr, entſchlief ſanft
im St. Marienhoſpital Darmſtadt, un=
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unſere liebe Mutter, Schwieger=
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geb. Boll
im 81. Lebensjahr, wohlverſehen mit den
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Die Beerdigung findet am Donnerstag,
13. September, nachmitt. 2.30 Uhr, auf
dem alt, Friedhof, N.=Ramſtädterſtr. ſtatt.
Das Seelenamt findet Freitag, 14. Sept.,
vormittags 8.15 Uhr in St. Ludwig ſtatt

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Am Sonntag Nacht entſchlief ſanft unſer guter, hoffnungsvoller
Sohn und Bruder
Ernſt Ludwig
im Alter von 25 Jahren nach kurzer, ſchwerer Krankheit.
In tiefem Leid:
Leonhard Ludwig, Bäckermeiſter
mit Familie.
Darmſtadt (Mollerſtr. 25), den 11. September 1934.
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1934 hinſichtl. der Firma: Hans Mörs, Darmſtadt
Abteilung B: Am 23. Auguſt 1934 hinſichtlic
der Firma: Induſtrie, Geſellſchaft für Werkswoh
nungen mit beſchränkter Haftung in Darmſtadt
Die Vertretungsbefugnis der Liquidatoren iſt be
endet. Die Firma iſt erloſchen. Am 23. Augu
1934 hinſichtlich der Firma: Stoltenkamp. Wein
brennerei und Likörfabrik, Geſellſchaft mit be
ſchränkter Haftung in Darmſtadt: Die Vertretungs
befugnis der Liquidatorin iſt beendet. Die Firm
iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 6. September 1934. (949
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[ ][  ][ ]

Mittwoch, 12. September 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 252 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 12. September 1934.
Aufruf!
Die NS.=Volkswohlfahrt wirbt in dieſen Tagen um die Mit=
gliedſchaft
aller Volksgenoſſen.
Die NS.=Volkswohlfahrt iſt die vom Führer geſchaffene Für=
ſorge
=Organiſation und iſt dem Amt für Volkswohlfahrt bei der
oberſten Leitung der PO. unterſtellt.
Wie bei dem großen Winterhilfswerk, ſo iſt auch für alle wei=
tere
Fürſorge und Betreuung unſerer unverſchuldet in Not gera=
tenen
Volksgenoſſen die Hilfe des geſamten Volkes notwendig, und
nur mit Hilfe aller Volksgenoſſen können wir die großen Ziele
unſerer Idee verwirklichen.
Der Führer ſagt: Wer ſein Volk liebt, beweiſt es einzig und
allein durch die Opfer, die er für dieſes zu bringen bereit iſt.
Wir appellieren deshalb an Alle!
Wir appellieren vor allen Dingen an Menſchen mit gutem Her=
zen
und helfender Hand, wir appellieren an Menſchen von anſtän=
diger
Geſinnung.
Erweiſt Euch alle als Nationalſozialiſten, die gewillt ſind, dem
großen Führer durch die Tat zu folgen. Verſchließt Euch nicht dem
Rufe der NS.=Volkswohlfahrt:
Werdet Sozialiſten der Tat, treten ein in die NSV.
Heil Hitler!
gez.) Haug, Gauamtsleiter des Amtes für Volkswohlfahrt.
Heſſen=Naſſau.

Von der Familiengemeinſchaft
durch die NSB. zur deukſchen Volksgemeinſchaft.
Durch die beſonders gearteten Verhältniſſe, in die Eltern zu
ihrem Kinde durch die Natur geſtellt ſind, haben ſie zuſammen die
Möglichkeit, einer höheren Gemeinſchaft, als ſie ſonſt das Leben
bietet. Mit dieſem innigen Verhältnis gewährt die Natur die Ge=
legenheit
, eine Gemeinſchaft zu finden, die über alle Zufälle der
Zeit und des Lebens ſteht. Natürlich muß dieſes Erbteil, das den
Menſchen in ihrer Familie zufällt, erworben werden, damit es Be=
ſitz
und Lebenskraft werden kann. Es ſtehen alſo alle Menſchen

ihrer wahren Natur nach in einer brüderlichen Gemeinſchaft. Alle
die tiefen Quellen des deutſchen Gemüts, die durch Eigennutz und
Selbſtſucht faſt verſchüttet waren, will insbeſondere die NS. Volks=
wohlfahrt
wieder zum Fließen bringen. Aus der richtig verſtan=
idenen
und erlebten deutſchen Familiengemeinſchaft heraus will ſie
alle Deutſchen hinführen in die große ſtarke deutſche Volksgemein=
ſchaft
.
So muß ſie ſchon in der Familie beginnen, mitzuhelfen bei
Jugendertüchtigung, bei Geſundheitsfürſorge und Bekämpfung von
Erbkrankheiten. Unmerklich faſt will ſie dabei wirken. Dieſer in
der NSV. verkörperte Wille wurzelt in allem deutſchen Glaubens=
gut
von der Einheit alles Lebens und den magiſchen Kräften der
Natur. Das Werk der NSV. ſoll ein Beiſpiel der hinreißenden
Kraft unſeres Führers werden! Alle deutſchen Volksgenoſſen müſ=
ſen
an einer ſo großen und ſo ſchönen Aufgabe mitwirken, wenn an=
ders
ſie ſich nicht ſelbſt von der deutſchen Volksgemeinſchaft aus=
ſchließen
wollen. Alſo kein Volksgenoſſe darf ſich von der leben=
digen
Wirklichkeit abwenden, ſondern jeder muß eine bejahende
Haltung dazu einnehmen, dann wird er das Bewußtſein haben, zur
Löſung der großen deutſchen Gegenwartsfragen mit beigetragen
zu haben.
Er wird Mitglied der NS. Volkswohlfahrt!

Geſchäftsverlegung! Die ſeit dem April 1925 unter der
Firma A. L. Ott u. Co. (Alleininhaber Robert Lehmann) be=
riebene
und in Darmſtadt beſtens bekannte und geſchätzte Kon=
ditorei
mit Café hat ihre ſämtlichen Räume von der Hügelſtraße
in die Luiſenſtraße Ecke Eliſabethenſtraße, verlegt. Umfangreiche
Vor= und Umbauarbeiten waren notwendig, um einen des Hauſes
Ott=Lehmann und ſeiner Tradition würdigen Rahmen zu ſchaffen.
ſelbſtverſtändlich hat der Inhaber der Firma Ott nur Darm=
ſtädter
Handwerker und Gewerbetreibende zur Durchführung
erangezogen. So waren beſchäftigt: Baudekorationsgeſchäft Hein=
ich
Dieter, Schreinermeiſter Hans Schäfer, Inſtallationsgeſchäft
dch. Becker Nachf. (Inh. Adam Jakob), die Firma Tapeten=
Die Bauleitung lag
Stützer, elektrotechniſches Inſtitut R. Gedeck.
in den Händen eines jungen Darmſtädter Architekten, des Herrn
Dipl.=Ingenieurs Ernſt Haenlein, der in den Genannten treff=
iche
Mitarbeiter gefunden hatte. Und in der verhältnismäßig
kurzen Zeit, die zur Verfügung ſtand, hat man ein wahres
Schmuckkaſtlein geſchaffen. Vor allem iſt das Problem der Raum=
nufteilung
, Raumgeſtaltung glänzend gelöſt. Man betritt zu=
lächſt
die eigentlichen Konditorei= und Verkaufsräume. Eine
kleine Treppe führt zum Caféraum empor, der durch ſeine erhöhte
Lage etwas vom Verkaufsraum Abgehobenes. Selbſtändiges dar=
ſtellt
. Hier iſt alles auf einen hellen, heiteren Ton abgeſtimmt.
die Farbgebung iſt klar und freundlich. Duftige Gardinen ver=
ſtärken
dieſen Eindruck des Hellen und Leichten. Durch die Fen=
ter
blickt das Auge auf die grünen Raſenflächen des Palais=
Hartens und ſeiner hohen alten Bäume. Ein ſchöner Anblick
mitten im Herzen der Stadt, deren Treiben nur gedämpft ins
Ihr klingt. An dieſen Hauptraum ſchließt ſich ein kleinerer Raum
an, in dem die gleiche zarte und beſchwingte Atmoſphäre vor=
herrſcht
, und der in der Tönung der Farben ganz beſonders reiz=
voll
und intim wirkt. Die gute alte Tradition des Hauſes Ott=
Lehmann iſt gewahrt. Es wird ſich neben den alten Freunden,
die ihre Anhänglichkeit ſchon durch ihren zahlreichen Beſuch bei
der Eröffnung bekundeten, bald eine ſtattliche Zahl neuer er=
verben
.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte, Kriegshinterblie=
bene
, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt ſtatt am 15. Septem=
der
bereits Freitag, den 14. September vormittags von
8 bis 12 Uhr, durch die Stadtkaſſe. Gleichzeitig werden die Fett=
karten
für die Monate September und Oktober ausgegeben.

Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Großes Haus. Mittwoch,
12. September Anfang 19.30, Ende nach 22 Uhr.
Werbevorſtellung für die Deutſche Bühne
Das Land des Lächelns. Donnerstag,
13. September Anfang 19.30, Ende gegen 22.30 Uhr. C 2.
Preiſe 0.504.50 Mk.
Egmont. Samstag,
15. September Anfang 19.30, Ende 22.30 Uhr. E 1.
Preiſe 0.504.50 Mk.
Egmont.

Ein Konzert
nach 120 Jahren.

429. Veranſtaltung des Vereins für Ortsgeſchichte und Heimalkunde Alk=Darmſtadt.

Dichkeriſche Geſtalkung eines Erlebniſſes
Der Abend war eine würdige Gedächtnisfeier für einen im
Alt=Darmſtadt=Kreis Unvergeſſenen, deſſen Todestag ſich zum
erſten Male jährte. Herr Lehrer Eidmann eröffnete die Ver=
anſtaltung
mit dem hergebrachten Alt=Darmſtadt=Gruß, der mehr
iſt als eine Grußformel. Er iſt ein Bekenntnis zu deutſcher Art,
zu den letzten und tiefſten Wurzeln unſeres Seins: zu Heimat,
Volk und Vaterland. Nur der iſt wahrhaft treu, der hinunter=
ſteigt
zu den Quellen der Heimat, um aus ihnen Kraft zum Werk
zu ſchöpfen. Philipp Weber war ein ſolcher Heimatſucher.
Seinem unermüdlichen Eifer und ſeinem arbeitsfrohen Forſcher=
drang
, die ihn bis zur letzten Stunde nicht verließen, haben ſich
Quellen erſchloſſen, die ihn reich machten und alle, denen er von
dieſem Schatz überſchwenglich mitteilte. Er war Alt=Darmſtadt
nicht nur Führer und Mitſtreiter, er war Bruder und Freund, er
war das Vorbild eines ſtarken, echten deutſchen Mannes. Sein
Leben und Wirken ruhen wie ein Segen auf der Arbeit Alt=
Darmſtadts, ſeine Heimatliebe aber iſt ein Vermächtnis an alle,
denen es ernſt iſt mit der Arbeit für Heimat, Volk und Vater=
land
. Ein Quartett von Telemann, geſpielt von den Herren
Frey, Tuchocki, Wilk und Niebergall, leitete über
zum zweiten Teil des Abends.
Herr Franz Harres, Mitbegründer und Ehrenvorſitzen=
der
von Alt=Darmſtadt, hielt den Vortrag des Abends. Es war
kein Vortrag im üblichen Sinne, ſondern die dichteriſche Geſtal=
tung
eines Erlebniſſes des weiland Großherzöglichen Geheimen
Rats und Hofkapellmeiſters Abt Vogler. Zwei ſeiner Schüler,
Carl Maria von Weber und Peter Winter, der zur Aufführung
ſeiner Oper Das unterbrochene Opferfeſt in Darmſtadt weilte,
hatten ſich in der Abweſenheit ihres verehrten Meiſters über
deſſen Weinkeller hergemacht und weidlich gezecht. Abt Vogler
überraſchte die beiden mitten im fröhlichen Pokulieren und ver=
kündete
ſogleich die fürchterliche Strafe: die beiden Böſewichte
müſſen ein Konzert im leeren und dunklen Darmſtädter Opern=
haus
geben. Dieſes Konzert aber fand nun nach mehr als
120 Jahren vor einer ſehr zahlreichen Zuhörergemeinde im
hellerleuchteten Fürſtenſaal noch einmal ſtatt. Es begann mit
drei Canzonetten, die Winter im italieniſchen Stil auf einfache
Schäfergedichte geſchrieben hat. Sie behandeln, wie die ganze
Schäferdichtung überhaupt, Amor, Doris und die Nachtigall. Frl.
Betty Aßmuth ſang die Liedchen mit ihrer wohlgebildeten
timme voll Anmut und Klang. Carl Maria von Weber beſtritt
mit ſeiner Sonate Nr. 6 für Violine und Klavier den nächſten
Punkt der Vortragsfolge. Die Herren Frey und Nieber=
gall
brachten das feſtlich=heitere Werk mit Schwung zu Gehör.
Dann ſang Herr Landzettel mit großer Stimme und drama=

tiſcher Geſtaltung die Rachearie des Oberfeldherrn Mefferu aus
Winters ſchon genanntem Unterbrochenen Opferfeſt. Abt Vog=
ler
ſelbſt war mit einer Arie aus ſeiner Oper Samori vertreten,
bei der Frl. Aßmuth ſich als ganz hervorragende Koloratur=
ſängerin
zeigte. Ein Trio von C. M. v. Weber, das die Herren
Wilk (Flöte), Tuchocki (Cello) und Niebergall (Klavier)
ſpielten, iſt in Anlehnung an Goethes Gedicht Schäfers Klage=
lied
geſchrieben. Durch den Vortrag des Gedichtes (Herr Har=
res
) gut vorbereitet, waren die Zuhörer beſonders empfänglich
geſtimmt für das ſtille, getragene Stück. Den Schluß bildete das
Lied von der Zufriedenheit aus Webers 1800 komponierten
Oper Das ſtumme Waldmädchen (ſpäter Silvana‟). Herr
Landzettel ſang dieſes melodiöſe Lied mit einer Innigkeit,
die Worte und Weiſe zu ſchönſter Wirkung brachte.
Herr Niebergall der Sängern und Muſikern ein ein=
fühlender
Begleiter am Klavier war, hatte die muſikaliſche Lei=
tung
des Konzertes. Die ausgewählten Stücke, die zum teil längſt
vergeſſen waren, haben bei dieſer Neuaufführung bewieſen, daß
ſie noch lebenskräftig und einer dankbaren Aufnahme ſicher ſind.
Herr Harres, der Forſcher und Dichter, hatte den Abend ins=
geſamt
geſtaltet. Seit Jahren ſchon kämpft Herr Harres gegen
jene Konzertprogramme, bei denen oft ohne jede innere Beziehung
die Nummern aufeinander folgen. Er ſucht vielmehr dem Zu=
hörer
ein Ganzes zu geben, das ohne Abſchweifungen und falſche
Zutaten eine Künſtlerperſönlichkeit oder eine ganze Zeit eindrucks=
voll
vermittelt. Mit unaufdringlichen, aber wiſſenwerten Wor=
ten
gab Herr Harres zwiſchen den einzelnen Stücken kurze Hin=
weiſe
, die als Einſtimmung ſehr willkommen waren. Voriges
Jahr hat Herr Harres den Komponiſten Graupner in einem Vor=
trag
ebenſo behandelt. Dieſe Art der Vortragsfolge ſcheint uns
beſonders beachtenswert in einer Zeit, da alle Volksgenoſſen wie=
der
teilhaben ſollen an den unſterblichen Werken deutſcher Ton=
kunſt
. Der Rundfunk ſollte ſie ſich zu eigen machen und
damit auch einfachen Menſchen das Verſtändnis größerer Werke
erleichtern.
Alle Darbietungen wurden mit freudigem Beifall aufgenom=
men
, dem der 1. Vorſitzende den herzlichſten Dank für die Mit=
wirkenden
folgen ließ. Vortrag und Konzert ſind es wert, wei=
teſten
Kreiſen von Muſikkennern und Muſikfreunden in einer
Wiederholung geboten zu werden.
Stz.
*

Die 428. Veranſtaltung des Vereins war eine Pilzſtreife
durch den Darmſtädter Wald unter der Führung eines der beſten
Pilzkenner und Pilzforſcher Deutſchlands, des Herrn Kallen=
bach
, am 1. September.
Unſere nächſte Veranſtaltung iſt ein Ausſpracheabend mit
muſikaliſcher Umrahmung am 20. September.

Schüler=Preisaufgabe anläßlich des Ernkedankfeſtes.
Der Leiter des heſſiſchen Bildungsweſens, Miniſterialrat
Ringshauſen, verweiſt auf ein Schreiben des Reichsminiſters für
Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung, in dem es heißt: Um
die Schickſalsverbundenheit des deutſchen Volkes mit ſeinem
Bauerntum zu zeigen und um auf die ſtaats= und volkspolitiſche
Bedeutung der Ernährungsfreiheit durch wachſende Selbſtverſor=
gung
hinzuweiſen, veranſtalte ich aus Anlaß des diesjährigen
Erntedanktages nach den Sommerferien ein Schülerpreisausſchrei=
ben
über folgende Themen: Stadt und Land Hand in Hand,
Eigenes Brot auf deutſcher Scholle, Unſer täglich Brot.
Als Preiſe hat der Herr Reichsiiniſter für Volksaufklärung
und Propaganda einen Betrag von 2000 RM. zur Verfügung ge=
ſtellt
. Schüler und Schülerinnen vom 12. Lebensjahr ab können
ſich an dem Preisausſchreiben beteiligen. Die Themen ſind als
Hausarbeit zu behandeln.

London ....!"
Für die deutſche Fliegerei der Nachkriegszeit bedeutet London
neben Verſailles und Paris eine weitere Etappe des Verſuchs einer
endgültigen Vernichtung, und auch hier wieder iſt für das Miß=
lingen
dieſes Verſuches nicht das Materielle ausſchlaggebend ge=
weſen
, als vielmehr die innere Kraft der Männer, die die Fliegerei
trugen und tragen.
Immer und immer wieder wirſt Du, deutſcher Volksgenoſſe,
darauf hingewieſen, daß für die Stärke einer Fliegerei nicht aus=
ſchlaggebend
iſt die Anzahl der Flugzeuge und die Stärke ihrer
Motoren, ſondern einzig und allein der Geiſt der Männer, die dieſe
Flugzeuge führen Und umgekehrt, gemeſſen an der inneren Kraft
des deutſchen Volkes, müßte ſeine Fliegerei heute in der Welt eine
Spitzenſtellung einnehmen. Vergiß niemals, daß die größte Pionier=
arbeit
für den Menſchheitstraum des Fliegens von aufrechten deut=
ſchen
Männern geleiſtet wurde, daß deutſcher Geiſt es war, der der
Fliegerei zur Entwicklung verhalf.
Wenn Deutſchland auf ſo unendlich vielen Gebieten Großes
ſchenkte, dann iſt ſein, Anſpruch auf eine gleichberechtigte
Stellung unter den Nationen der Welt umſo unabdingbarer.
Wenn ein Diktat des Haſſes die Fliegerei Deines Volkes in
Feſſeln legte, dann darfſt Du nicht gleichgültig ſein und den
Kampf um ihre Befreiung anderen überlaſſen, deshalb. hilf
auch Du dadurch, daß Du Mitglied im Deutſchen Luftſport=
Verband wirſt!
Anmeldung bei der Fliegerortsgruppe Darmſtadt, Darm=
ſtadt
, Gutenbergſtraße 26, Fernruf 4321.

Auch im Auguſt war die Enkwicklung des
NXI
Ardenlseifagesberängeneinengaanig
Nach den Beobachtungen der Stellenvermittlung der Deutſchen
Angeſtelltenſchaft iſt auch für den Monat Auguſt eine gunſtige Ent=
wicklung
des Arbeitseinſatzes der Angeſtellten feſtzuſtellen. Die
Vermittlungsziffern konnten gegenüber dem Vormonat eine weitere
Steigerung erfahren. Das Ergebnis ſpricht grundſätzlich für eine
ſich durchſetzende echte Konjunktur, denn der Monat Auguſt bringt
im allgemeinen für Angeſtellte keine ſaiſonbedingten Einſtellungen.
Da die Verordnung des Herrn Präſidenten der Reichsanſtalt für
Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung über den Aus=
tauſch
von jungen gegen ältere Angeſtellte vom 28. Auguſt auf das
Vermittlungsergebnis noch ohne Einfluß war, beſtanden nach wie
vor hauptſächlich für jüngere Angeſtellte günſtige Vermittlungs=
möglichkeiten
. Dabei wurden wie immer Kenniniſſe und Be=
rufserfahrungen
gefordert, die in den Altersgruppen meiſt noch gar
nicht vorhanden ſein können. Nur für Angehörige techniſcher Berufe
Spezialiſten beſtimmter Gebiete, die kaum noch ſtellenlos ſind
wurden Altersgrenzen nicht vorgeſchrieben.
Das Geſamtergebnis der Vermittlungsarbeit verteilt ſich in
regioaler Hinſicht auf das Reichsgebiet ziemlich gleichmäßig.
Benachteiligt allerdings ſind nach wie vor die auf Außenhandel
eingeſtellten Wirtſchaftsgebiete, im weſentlichen: Hoch= und Tief=
bau
, Energiewirtſchaft, metallverarbeitende und chemiſche Induſtrie.
Bei den Kaufmannsgehilfen wurden vorwiegend ge=
ſucht
: Spezialkräfte für das Banken= und Verſicherungsgewerbe,
Korreſpondenten, Buchhalter, Drogiſten=Fachkräfte und Verkäufer
mit Dekorations= und Lackſchrift=Kenntniſſen (letztere insbeſondere
für Nahrungs= und Genußmittel, Eiſen= und Manufakturwaren=
Einzelhandel). Der Mangel an wirklich guten Kurzſchriftlern und
Maſchinenſchreibern hält an. Behördenangeſtellte konnten
wiederum hauptſächlich nur in der freien Wirtſchaft und bei Orga=
niſationen
untergebracht werden, ſofern entſprechende Kenntniſſe
und Erfahrungen nachgewieſen werden konnten. Gemeindeverwal=
tungen
allerdings verlangten auch wieder jüngere, mit dem Kaſſen=
weſen
vertraute Verwaltungsgehilfen. Für die Techniker er=
gaben
ſich gute Beſchäftigungsmöglichkeiten im Hoch= und Tiefbau,
Maſchinen= und Werkzeugbau und in deren verwandten Gewerbe=
zweigen
. Stellenloſe jüngere Hoch= und Tiefbautechniker ſind kaum
mehr vorhanden. Die Anforderungen von Werkmeiſtern im
Schachtbau haben weiter angehalten, ſo daß ſich auch hier ſchon ein
Mangel an guten Kräften bemerkbar macht. In der Metallinduſtrie
iſt für die Werkmeiſter gleichfalls eine Beſſerung eingetreten. Von
den ſeemänniſchen Angeſtellten wurden hauptſächlich
Funkoffiziere und Ingenieuraſpiranten angefordert, während
Schiffsoffiziere zur Zeit wenig benötigt werden. Bei den Land=
und Forſtangeſtellten wurden nach wie vor jüngere Guts=
angeſtellte
geſucht. An Molkereiangeſtellten beſteht bereits erheb=
licher
Mangel, ſo daß einige Bezirke die faſt reſtloſe Unterbringung,
auch der älteren und verheirateten Angeſtellten melden konnten.
Gut geſtaltete ſich bei den weiblichen kaufmänniſchen
Angeſtellten die Vermittlung von Stenotypiſtinnen, Konto=
riſtinnen
und Verkäuferinnen. Die Nachfrage nach Buchhalterinnen
war geringer, jedoch konnten für dieſe Stellungen jetzt bereits mehr
ältere weibliche Angeſtellte untergebracht werden. Teilweiſe fehlen
küchtige Lebensmittel=Verkäuferinnen. Die Zahl der Stellenange=
bote
für junge weibliche Kräfte mit ungenügender Entlohnung hat
zugenommen. Tüchtige, branchenkundige Verkäuferinnen konnten
auch bei höherem Lebensalter untergebracht werden. Für die An=
geſtellten
in der Haus= Garten= und Landwirtſchaft
iſt eine erfreuliche Belebung in der Vermittlungstätigkeit feſtzu=
ſtellen
. Ländliche Haushaltspflegerinnen und ländliche Wirtſchaf=
terinnen
ſtehen in genügender Anzahl nicht mehr zur Verfügung.
Ein fühlbarer Mangel an ſolchen Kräften iſt insbeſondere in Oſt=
preußen
aufgetreten, aber auch im übrigen Reich überſteigen die
Anforderungen die Zahl der vorhandenen Bewerberinnen.

Hausfrauenbund. Es wird noch einmal auf das heute, um
2.30 Uhr ſtattfindende Sommabſchiedsfeſt des Hausfrauen=
bundes
, im Heylshof, Weyprechtſtraße 6, hingewieſen. Eine ſchr
fein zuſammengeſtellte Vortragsfolge verſpricht unſeren Mitglie=
dern
genußreiche, frohe Stunden. Bei ſchlechtem Wetter findet das
Feſt in ſämtlichen unteren Räumen des Heylshofes ſtatt.
Eine Million auf Los Nr. 276 122. Das Große Los gezogen.
Als erſter Gewinn wurde am Dienstag, dem letzten Tage der
großen Ziehung der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie, das
Große Los gezogen. Eine Million Reichsmark gewannen die
glücklichen Inhaber der Nr. 276 122. Der Gewinn fiel in beiden
Abteilungen nach Bayern, wo das Los in der einen Abtei=
lung
in Vierteln, in der anderen in Achteln geſpielt wurde. Auf
die Gewinner entfallen nach Abzug der Steuern je 200000 bzw.
100 000 RM.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 12. September 1934

Aus der NSDAP.
Kinder fahren in die Ferien.
Heute, um 9 Uhr, treffen ſich 200 Kinder auf dem Hofe der
Kreisamtsleitung der NS. Volkswohlfahrt in der Wilhelminen=
ſtraße
34. Von dort werden ſie unter Begleitung des Muſikzuges
des Freiwilligen Arbeitsdienſtes zum Bahnhof gebracht.
150 Kinder bekommen im Rummelbräu vor ihrer Abreiſe noch
ein reichhaltiges Eſſen, bei dem der Muſikzug des Freiwilligen Ar=
beitsdienſtes
mit fröhlichen Weiſen aufſpielen wird. Außerdem
treffen ſich um 13.33 Uhr 50 Kinder zur Abfahrt in den Kreis Bie=
denkopf
auf dem Hauptbahnhof. Die Bevölkerung Darmſtadts
wünſcht ihnen eine recht gute Erholung!

Der Kreisleiter.
NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Darmſtadt.
Die Sprechſtunden der NS.=Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Schloß=
garten
, werden wie folgt feſtgeſetzt: Montag bis einſchließlich
Freitag, täglich vormittags von 912 Uhr, nachmittags von 35
Uhr, Samstag, vormittags von 912 Uhr. Eingang zu der Ge=
ſchäftsſtelle
nur von der Schwanenſtraße aus.
NS.=Volkswohlfahrt Lebensmittel=Opferring Ortsgruppe
Maintor.
Am Mittwoch, 12., und Donnerstag, 13. September, findet bei
den Mitgliedern des NSV.=Lebensmittelopferringes der Orts=
gruppe
Maintor die übliche Sammlung der Spenden für den
Monat September 1934 ſtatt.
Die Mitglieder werden gebeten, ihre Spenden an den genann=
ten
Tagen bereit zu halten.
*
Blumenſchan im Orangerie=Garten.
In der Zeit vom 15. bis 17. September 1934 veranſtaltet die
Gärtnerei=Vereinigung Feronia‟ Darmſtadt, im Orangerie=
Garten eine große Blumenſchau. Der Reinerlös fließt reſtlos
dem Amt für Volkswohlfahrt Darmſtadt zu. Die Mitglieder der
NS. Volkswohlfahrt werden daher gebeten, möglichſt vollzählig
dieſe Ausſtellung zu beſuchen. Eintrittskarten ſind bei ſämtlichen
Block= und Zellenwaltern bei den Ortsgruppenamtsleitern ſowie
der Kreisamtsleitung. Wilhelminenſtraße 34, von heute ab er=
hältlich
,
Reichsfachſchaft Deutſcher Werbefachleuke.
Pflichtverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt.
Die Darmſtädter Ortsgruppe der Reichsfachſchaft Deut=
ſcher
Werbefachleute hielt am Montag abend im Reichs=
hof
eine Pflichtverſammlung ab. Der Ortsgruppenführer, Herr
Friedrich Senft, eröffnete den Abend mit kurzen Worten der
Begrüßung. Er erinnerte daran, daß die Ortsgruppe nunmehr auf
ein einjähriges Beſtehen zurückblicken kann und erteilte dann das
Wort dem Redner des Abends, Jungbannführer Hans Eberhard
Siebert, der über das Thema Die neue Jugend ſprach.
Der Kontakt mit der Jugend, ſo führte er aus, ſei auch für den
Werber wichtig, und darum wolle er aus eigenem Erleben von der
neuen Jugend erzählen, zu der ſich der Führer auf dem Reichs=
parteitag
erneut bekannt hat. Schon vor der nationalen Revo=
lution
war die Jugend in Bünden zuſammengeſchloſſen, doch fehlte
allen dieſen Gruppen der zuſammenſchließende Gedanke: Die Hin=
gabe
an Volk und Nation. Darum verloren dieſe Bünde ihre Da=
ſeinsberechtigung
in dem Augenblick, da an die Stelle der vielen
ſich bekämpfenden Richtungen eine einheitliche Weltanſchauung
trat. Heute iſt eine einheitliche Führung der Jugend gewährleiſtet,
und zwar ſoll nach dem Willen des Führers Jugend durch Jugend
geführt werden. Wenn ſich heute noch mancherlei Konflikte zwi=
ſchen
der alten und jungen Generation ergeben, ſo liegt das daran,
daß die Jugend heute ſo ganz anders in die Zukunft hineinmar=
ſchiert
, überhaupt eine ganz andere Lebensführung hat Sie hat
etwas von dem Schwung, der in der heutigen Zeit liegt, mitbe=
kommen
und ſie betrachtet den heutigen Staat als ihre Sache. In
der Hitlerjugend wächſt ſie in einem Geiſt der Zucht und Kamerad=
ſchaft
, der Treue und Opferbereitſchaft heran. Die Jugend fühlt,
wie heute um ſie geworben wird; ſie hat da aber auch ein feines
Gefühl für Echtes und Unechtes. Auch in der Werbung muß man
ſich klar ſein, daß alles was ſpäter einmal ſein wird, aus dieſer
Jugend herauskommen wird, und daß man mit dieſer Jugend rech=
nen
muß.
Ortsgruppenführer Senft dankte dem Redner für ſeine Aus=
ührungen
, die gezeigt hätten, wie richtig es ſei, das Werden und
Wollen der neuen Jugend zu verſtehn. Anſchließend folgten noch
geſchäftliche Mitteilungen.
Aus den Darmſtädker Lichtſpiel=Theakern.
Helia.
Wovon Mädchen träumen.
Ja, wovon träumen Mädchen wohl? Wer das wüßte! Der
Drehbuchdichter und der Regiſſeur des Hollywooder Foxfilms ſtellt
ſich die Sache ſo vor, wie er ſie eben für ſeinen Film brauchen
konnte, d. h. es iſt eigentlich kein Traum eines jungen Mädchens,
ſondern der Film beginnt da, wo der Traum der kleinen Schön=
heitskönigin
ausgetraumt iſt. Man hat ſie die irgendwo in
einem ſüdamerikaniſchen Staate Schönheitskönigin wurde, mit
großem Verſprechen für einen Film verpflichtet und dann wie
das wohl zuweilen kommen mag einfach vergeſſen. Mittellos,
verzweifelt führt das Schickſal ſie mit 3 männlichen Leidens=
genoſſen
zuſammen, mit 3 liebenswürdigen Gaunern, die eigent=
lich
keine ſind, ſympathiſchen Kerlen, die das Herz auf dem rech=
ten
Fleck haben, denen es aber auf eine kleine Gaunerei nicht an=
kommt
. Sie wiſſen, daß in Hollywood Dollars zu verdienen ſind.
Sie nehmen ſich als echte Kavaliere der kleinen Schönheitsköni=
gin
an und lancieren ſie ſo geſchickt als Tochter eines engliſchen
Lords, daß ihnen ſchließlich kein Betrug zu beweiſen iſt. Sie ver=
wirklichen
damit den Traum des jungen Mädchens in doppelter
Beziehung. Sie wird wirklich auf Grund ihrer erſten Rolle, in
die ſie ſich ſchmuggeln ließ, zum Filmſtar, und ſie gewinnt damit
auch und das iſt ihr eigentlicher Sehnſuchtstraum Herz und
Hand des berühmten Filmſtars, den John Boles elegant und
routiniert ſpielt.
Dieſe Filmhandlung, ſehr nett und liebenswürdig in ihrer
Art, auch nicht der Originalität entbehrend, wird ebenſo nett und
mit liebenswürdigem Humor dargeſtellt. Sie läßt gleichzeitig
einen Blick hinter die Kuliſſen von Hollywood werfen, was ja
ebenfalls für die Mehrzahl der Filmbeſucher von ſtarkem Inter=
eſſe
iſt. Der Film reiht ſich würdig den in den letzten Wochen
allgemein in den Darmſtädter Lichtſpieltheatern ſehr gut gewor=
AK
denen Programmen ein.

Aus Heſſen.

Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnenheim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends von
8.15 bis 10 Uhr: Zuſammenkunft; jeden erſten und dritten Mitt=
woch
im Monat: Gymnaſtik, Leitung Frl. Irmgard Pätzold. Jeden
zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchnei=
den
. Donnerstag, den 12. September: Singen.

Deufſcher, denk an deine Pflicht,
Vergiß die Brüder draußen nicht!
Das volksbewußte Darmſtadt beſucht am 16. 9. das
Feſt der deutſchen Schule
anf dem Hochſchul=Skadion!

Dg. Arheilgen, 11. Sept. Geſangverein Eintracht.
Der Verein hatte am Sonntag zu einer Autofahrt eingeladen.
Die Fahrt führte die nahezu 100 Teilnehmer über Dieburg, Groß=
Umſtadt, Höchſt, Neuſtadt, Obernburg und Klingenberg. Dann
gings den Main entlang nach Heubach, wo kurze Frühſtücksraſt Veranſtaltung wird auch die innigen Zuſammenhänge heraus=
gehalten
wurde. Während ein Teil der Fahrtteilnehmer mit
dem Auto nach dem Endziel Miltenberg weiterfuhr, ſtatteten an=
dere
dem Kloſter Engelsberg einen Beſuch ab und begaben ſich
dann zu Fuß nach Miltenberg. Nachdem ſich alle zuſammengefun=
den
hatten, wandte ſich der Vereinsführer in einer Anſprache an
die Teilnehmer. Nach dem gemeinſamen Mittageſſen brachte der
Verein auf dem Marktplatz des Städtchens einige Chöre zu Ge=
hör
, die den ungeteilten Beifall der dankbaren Zuhörer fanden.
Von einem Führer begleitet, wurde das ſchöne Mainſtädtchen ein=
gehend
beſichtigt. Im Standlokal ſchloß ſich ein gemütliches Zu=
ſammenſein
an, und erſt in den Abendſtunden wurde die Rück=
fahrt
, die über Aſchaffenburg führte, angetreten. Fünfzig=
jährige
. Alter Tradition entſprechend, haben ſich auch in die=
ſem
Jahre die Fünfzigjährigen zuſammengefunden, um eine ge=
meinſame
Geburtstagsfeier zu begehen. Als Auftakt fand am
onntag morgen ein gemeinſamer Beſuch des Gottesdienſtes ſtatt,
in dem Herr Pfarraſſiſtent. Göbel am Schluſſe ſeiner Predigt
der Fünfzigjährigen beſonders gedachte. Am Ehrenmal auf dem
Friedhofe ſchloß ſich dann eine ſchlichte Totenehrung an. Alters=
kamerad
Bernhard Schneider widmete in ſeiner Anſprache den
im Kriege gefallenen und den geſtorbenen Kameraden und Kame=
radinnen
herzliche Worte treuen Gedenkens und legte einen
Kranz nieder. Die eigentliche Geburtstagsfeier findet am kom=
menden
Samstag abend im Gaſthaus Zur Sonne ſtatt.
Kirchliches. Am Sonntag wurde der evangeliſch=kirchliche
Jugendſonntag begangen. Am Vormittagsgottesdienſt der dem
Tage gewidmet war, nahm die Jugend regen Anteil. Am Abend
fand in der Kirche aus Anlaß der Eröffnung des Konfirmanden=
unterrichts
ein Gottesdienſt ſtatt, zu dem ſich auch die Eltern und
Angehörigen der diesjährigen Konfirmanden eingefunden hatten.
In ſeiner Predigt ermahnte Herr Pfarrer Grein die Konfir=
manden
, den Unterricht fleißig zu beſuchen und ſich für die daran
anſchließende Konfirmation vorzubereiten. Evangeliſcher
Frauenverein. Am Sonntag fand in Roßdorf das Kreis=
verbandsfeſt
evangeliſcher Frauenvereine ſtatt. Der hieſige
Frauenverein beteiligte ſich an dieſem Feſt mit rund 100 Frauen.
Turnverein. Mit zahlreichen Mitgliedern nahm der hie=
ſige
Turnverein 1876 am Sonntag an der Kreiswanderung des
Turnkreiſes 18 der D.T. teil. Der Abmarſch erfolgte vormittags
um 7 Uhr. Die Wanderung führte nach dem Frankenſtein, wo
am dortigen Ehrenmal eine Gedächtnisfeier für, die gefallenen
Turnbrüder durch Anſprachen und Kranzniederlegungen ſtattfand.
Turneriſche und ſportliche Vorführungen ſowie Turnſpiele hielten
die Teilnehmer noch einige Stunden zuſammen. Dann gings
hinunter nach Nieder=Beerbach, wo der dortige Turnverein ſein
40jähriges Beſtehen feierte. Der Rückmarſch führte durch das
ſchöne Mühltal, und von Eberſtadt wurde die Heimfahrt an=
getreten
.
Ar. Eberſtadt, 11. Sept. Der Geſangverein Froh=
ſinn
veranſtaltete am letzten Samstag im Saale des Berg=
ſträßer
Hofes für ſeine Mitglieder und deren Angehörige einen
gemütlichen Abend. Der Führer des Vereins, Herr L. Brück=
ner
begrüßte die Erſchienenen in ſeiner ihm eigenen humoriſtiſch=
poetiſchen
Art und gab damit dem Abend einen ſtimmungsvollen
Auftakt. Im Verlaufe des Abends wechſelten nun gemiſchte Chöre,
Darbietungen des Vereinsquartetts, gewürzt, mit humorvollen
Vorträgen eines Anſagers ſowie Tanz. Im Mittelpunkt der Ver=
anſtaltung
ſtand jedoch die Auszeichnung einiger Mitglieder mit
der Ehrennadel des Heſſ. Sämgerbundes für 25jährige aktive =
tigkeit
. Es ſind dies die Sänger Peter Hechler, Peter Friedrich,
Ludwig Kraft, Chriſtian Hofmann und Jakob Hammel. Am
Montag abend durchfuhr eine Autokolonne, beſtehend aus in= und
ausländiſchen Teilnehmern vom Internationalen Straßenbaukon=
greß
in München, unſeren Ort. Aus dieſem Anlaß wurde die SA.
zur Verſtärkung der Verkehrspoſten innerhalb der Durchfahrts=
ſtraßen
herangezogen. Mit dem Motorrad verunglückt iſt ein
hieſiger Chauffeur, der in der Nacht, von Pfungſtadt kam.
4k. Nieder=Ramſtadt, 11. Sept. Feuerſchutzwoche Die
Einwohnerſchaft wurde dieſer Tage durch öffentliche Bekannt=
machung
aufgefordert, die Hausböden. Keller und dergleichen
Räume zu entrümpeln. Es ſoll damit erreicht werden, daß die
Brandgefahr auf ein Minimum herabgedrückt wird. Der unter der
Leitung der NSV. ſtehende Ausſchuß wird durch Beauftragte im
Laufe der kommenden Woche Nachprüfungen darüber anſtellen laſ=
ſen
, inwieweit der Aufforderung nachgekommen wurde. Entbehr=
liche
Gegenſtände wie alte Betten, Kinderwagen, Kinderſpielzeug,
alte Wäſcheſtücke und dergleichen nimmt die NS.=Volkswohlfahrt
gerne an. Sie kann damit wiederum manchem Volksgenoſſen aus
der Not helfen. Feldſchutz. Zur beſſeren Wahrnehmung des
Feldſchutzes wurde nach einer erlaſſenen Bekanntmachung der Bür=
germeiſterei
das Betreten der Feldgemarkung ſowie der Flur= und
Feldwege für die Zeit von vor 7 Uhr vormittags und nach 7 Uhr
nachmittags für alle Unbefugten verboten.
G.
Ober=Ramſtadt, 11. Sept. Hohes Alter. In ſeltener
körpe=
cher
Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche vollenden am 13. d.
M. H
r Seilermeiſter Ludwig Scholderer, Darmſtädterſtraße 7.
und Herr Franz Mink 2., Ehrenkommandant der Freiw. Feuer=
wehr
, ihr 79. Lebensjahr.
Dg. Hergershauſen, 11. Sept. Freiwillige Feuer=
wehr
. Nachdem unſere Gemeinde all die Jahre hindurch mit
einer Pflichtfeuerwehr auskommen mußte, wurde mit Jahres=
beginn
auch hier eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen,
di
ſich heute ſchon in einer Stärke von nahezu 60 Mann betätigt.
Am Sonntag nachmittag waven die Wehrleute alarmiert worden.
Nach eingehender Inſtruktion wurden einige Exerzier= und Ge=
räteübungen
durchgeführt, denen ſich eine Waſſerübung anſchloß.
ür die Kürze der Zeit, in der ſich die Freiwillige Feuerwehr als
ſolche betätigt, nahmen die einzelnen Uebungen einen recht flotten
Verlauf.
Le. Groß=Umſtadt. 11. Sept. Die Grummeternte iſt im
allgemeinen dahier beendet und unberegnet nach Hauſe gekom=
men
; durch die Trockenheit iſt der Ertrag gegen voriges Jahr ge=
ring
. Vorgeſtern fand unter ſtarker Beteiligung der NS.= Ge=
meinſchaft
Kraft durch Freude und vieler hieſiger
E
nwohner die Beſichtigung der bedeutſamen ſteinzeitlichen Aus=
grabungen
am Ziegelwald unter ſachgemäßer Führung der Ent=
decker
und Leiter der Ausgrabungen, der Herren Studienrat Dr.
Völzing und deſſen Sohn cand. phil. Otto Völzing, ſtatt.
Vorher hatte eine Beſichtigung der zahlreichen Funde an ſteiner=
nen
Werkzeugen im Pfälzer Schloß, wo dieſelben in dem mäch=
tigen
Muſeumsſaal untergebracht ſind, ſtattgefunden. Den inter=
eſſanten
Ausführungen, der Führer wurde reges Intereſſe ent=
gegengebracht
. Am Samstag, den 15. September, wird der
iſtoriſche Verein für Heſſen die gleiche Beſichtigung unter gleicher
Führung vornehmen; anſchließend findet eine Beſichtigung der digkeit eines Luftſchutzes überzeugen. Anſchließend folgten dann
hieſigen Stadt mit ihren vielen hiſtoriſchen Sehenswürdigkeiten
ſtatt. Der hieſige Schützenverein hielt am letzten Sonntag
das Preisſchießen des Odenwälder Schützenbundes bei zahlreicher
meinen gute Schießreſultate erzielt. Der 1. Preis kam nach Büt=
telborn
.
Groß=Umſtadt. 11. Sept. Vereinigung ehemali=
ger
Jäger im Odenwald. Das am 16. d. M., ab 1 Uhr, in September, vormittags von 910 Uhr, ſtatt. Bei Nichterſcheinen
der Schützenhalle bei Groß=Umſtadt ſtattfindende Treffen aller ehe=
maligen
Jäger, ohne Rückſicht auf frühere Bataillonszugehörigkeit bauernführer und landw. Fachberater Pg. Jakob Herbert wurde
und Dienſtzeit, verſpricht aller Vorausſicht nach in den bisher ge= nun durch den Landesbauernführer in ſeinem Amt beſtätigt.
hegten Erwartungen nicht zu enttäuſchen; ein Uebungsſchießen auf
den herrlich gelegenen Schießſtänden des Schützenvereins Groß= 9. September 0.30 Meter, am 10. September 0 24 Meter.
Umſtadt wird hiermit verbunden ſein. Jäger= und Kameradſchafts=
geiſt
beherrſcht dieſen Sonntagnachmittag: der Austauſch und das
Wachrufen von Friedens= und Kriegserinnerungen und = Erleb=
niſſen
werden die nie alternden, immergrünen Jägerherzen höher
ſchlagen laſſen. Horrido!
Cg. Reinheim, 11. Sept. Kirchweihe. Am Sonntag und
guten Zuzug auswärtiger Gäſte zu verzeichnen hatte, ſind doch die
Gäſte nicht einmal ſondern immer wieder da, ein Zeichen, daß gezogen.
es ihnen bei Reinheimer Geſelligkeit behagt. Außer einem Karuſ=
ſell
, einer Schießbude, waren noch eine Schiffsſchaukel und andere
Verkaufsſtände auf dem Marktplatze aufgeſtellt, die der Jugend
ganz ſo ſtark wie im Vorjahre, was aber darauf zurückzuführen. Der Angefahrene iſt ſchon auf dem Transport in das Kranken=
muſik
ſtattfand, deren lockende Weiſen die Tanzluſtigen anregten.
Auch das am Sonntag abend niedergehende Gewitter mit lang
anhaltendem Regen hat manhen auswärtigen Beſucher noch ab=
gehalten
.

Hunderk=Jahr=Feier der Offenbacher höheren Schulen
LPD. Offenbach, 11. September.
Durch Rundfunk und Preſſe wurde bereits vor einiger Zeit
auf die bevorſtehende Hundertjahrfeier der Offenbacher Real=
und Oberrealſchule hingewieſen. Alle Anzeichen laſſen auf einen
beſonders eindrucksvollen Verlauf dieſer Tage ſchließen. Denn die
ſtellen, die zwiſchen dem Wachstum und Gedeihen der Anſtalten
und dem Handel und Wandel Offenbachs beſtehen, iſt doch der
Zeitabſchnitt, auf den die Jubilarinſtitute zurückblicken, ein für
die Entwicklung Offenbachs höchſt bedeutungsvoller. So iſt das
Wachstum des Höheren Schulweſens geradezu ein Maßſtab für
die kulturelle und wirtſchaftliche Entwicklung der Lederſtadt. Es
ſei daher in Kürze das Aufblühen des Höheren Schulweſens in
Offenbach aufgezeigt.
Am 21. April 1834 wurde in dem im Jahre 183233 neu=
erbauten
großen Schulhaus in der Schulſtraße eine Realſchule er=
öffnet
, nachdem ſchon vorher neben verſchiedenen Privatſchulen
ein Progymnaſium beſtanden hatte. Als bei ſtändig vermehrten
Klaſſen die Räume nicht mehr ausreichten, wurde die Anſtalt
in dem ehemaligen, aber nun völlig umgebauten Lateiniſchen
Schulhauſe in der Herrnſtraße untergebracht, bis ſie am 23. April
1873 ihren Einzug in das große Realſchulgebäude hinter dem
Stadthaus halten konnte. Hier erfolgte der Ausbau zu einer
Vollanſtalt (Realſchule 1. Ordnung, Realgymnaſium, Gymnaſium,
Oberrealſchule). Da zwei Vollanſtalten auf die Dauer nicht unter
einem Dach bleiben konnte, wurde im Jahre 1903 das Gymnaſium
von der Oberrealſchule getrennt. Im Jahre 1911 erfolgte endlich
die nochmalige Trennung der Anſtalt in zwei Oberrealſchulen.
Zu der Schule am Stadthaus trat die Schule am Friedrichsplatz
hinzu.
Es iſt zu erwarten, daß an der großen Jubelfeier am 21. und
22. September nicht nur viele Offenbacher, ſondern auch zahl=
reiche
auswärtige Gäſte, ehemalige Schüler, Schülerinnen und
Lehrer der Anſtalten teilnehmen werden. Die verſchiedenen Feſt=
ausſchüſſe
ſind eifrig am Werk, eine der Bedeutung des Ereigniſſes
würdige Feier vorzubereiten.
König, 11. Sept. Aus dem Betrieb G. L. Roden=
hauſer
. Am Montag, 3. September, konnte der Gründer der
Fa. G. L. Rodenhauſer, Herr Georg Ludwig Rodenhauſer,
ſeinen 80. Geburtstag feiern. Es wurden ihm zahlreiche Eh= oas
rungen und Glückwünſche zuteil. Seine Arbeiterſchaft überreichte
ihm zum Zeichen der Dankbarkeit und Verehrung ein Bild aus FMerck
der Hand unſeres Heimatkünſtlers Georg Vetter. Aus Anlaß des
Geburtstages unternahm am Donnerstag, 7. Sept., die Firma mit
ihrer geſamten Arbeiterſchaft und den Frauen der Arbeiter einen ſ.m, de
Ausflug. Mit Omnibus ging die Fahrt über Hirſchhorn, Neckar= ) mit
ſteinach nach Heidelberg, von dort nach einem Imbiß nach Wein= ſte
heim, weiter quer durch den Odenwald über Fürth ins Marbach= kr eröf
tal. Im Kurhaus Marbach verbrachten die Betriebsangehörigen Zuten,
bei Lied und Tanz den Abend. Ein Arbeiter ehrte nochmal den
Meiſter und ſprach ihm den Dank der Gefolgſchaft aus. Es war
ein Tag echter Betriebsgemeinſchaft,
pp. dt.
Bb. Auerbach. 11. Sept. Unfall. Eine Radfahrerin und ein k.9
Motorradfahrer beide vom Stiftungsfeſt der Heppenheimer Sani=
tätskolonne
, erlitt erhebliche Kopfverletzungen, die ſeine Verbrin=
Dunkelheit in der Heidelbergerſtraße zuſammen. Der Motorrad=
fahrer
Dingeldein, ſelbſt ein Mitglied einer Freiwilligen Sani=
tätskolonne
erlitt erhebliche Kopfverletzungen, die ſeine Verbrin=
gung
in das Bensheimer Hoſpital notwendig machten.
1. Fürth i. Odw., 11. Sept. Die weithin bekannte und gern
beſuchte Fürther Kirchweihe findet am 30. September und 1. Okto=
ber
ſtatt.
Mörlenbach, 11. Sept. Der älteſte Bürger unſerer Ge=
meinde
der Veteran Konrad Schütz, vollendete dieſer Tage ſein
88. Lebensjahr.
Em. Heppenheim a. d. B. 11. Sept. Zehn Jahre Frei=
willige
Sanitätskolonne Heppenheim. Die Frei=
willige
Sanitätskolonne beging ihr 10. Stiftungsfeſt. Ein Feſt=
kommers
im Halben Mond leitete am Samstag abend das F=
ein
. Der Führer der Kolonne, Herr Kaiſer, warf in der Be= Ain
grüßungs= und Dankanſprache einen Rückblick auf die Geſchichte
der Kolonne. Kreisdirektor Nanz ſprach im Namen des Kreisver=
eins
vom Roten Kreuz und des Alice=Frauenvereins herzliche
Glückwunſchworte. Beigeordneter Dr. Vogel übermittelte im Auf=
trag
der Stadt eine Geldſpende. Ortsgruppenführer Koch brachte
die Glückwünſche der NSDAP. dar. Der Obmann der NS.= Kriegs=
opferverſorgung
, Falter, erinnerte an die beſondere Verbunden=
heit
der Kriegsopfer mit dem Roten Kreuz. Brandmeiſter Apfel
überreichte dem Führer der Kolonne namens der Freiw. Feuer=
wehr
zum Andenken an die Arbeitsgemeinſchaft eine Plakette. In=
ſpekteur
Dr. Simmet=Birkenau drückte die Glückwünſche der ver=
ſchiedenen
Kolonnen des Kreiſes aus und übergab ein Geſchenk
der Kolonne Birkenau. Kolonnenführer Kaiſer dankte für die
zahlreichen Glückwünſche. Am Feſtſonntag fand vormittags nach
einer Totenehrung am Kriegerdenkmal, in der insbeſondere auch
des verſtorbenen Generalfeldmarſchalls und Reichspräſidenten von
Hindenburg als Schirmherin des Roten Kreuzes in Trauer ge=
dacht
wurde, eine intereſſante und vorzüglich gelungene Schau=
übung
auf dem Graben ſtatt. Am Nachmittag bewegte
ſich ein ſtattlicher Feſtzug durch die geſchmückten Straßen der Stadt
zum Saalbau Kärchner, wo, verbunden mit einem Gartenkonzert,
die Ehrung verdienter aktiver Mitglieder der Kolonne vollzogen
wurde.
Ek. Bürſtadt, 10. Sept. Luftſchutzübung. Am Sonntag
abend fand auf dem Turnplatz nach einer großzügigen Wer=
bung
in den letzten Monaten eine Luftſchutzübung ſtatt, die als
die bisher größte in Südheſſen zu bezeichnen iſt. Die geſamte
Bevölkerung nahm an dieſer praktiſchen Vorführung regen Anteil,
die von der hieſigen Ortsgruppe gemeinſam mit der Lehrtruppe
Mannheim vorgeführt wurde. Der Leiter der hieſigen Orts=
gruppe
machte zunächſt die zahlreich Erſchienenen auf Sinn und
Zweck der heutigen Vorführung aufmerkſam, wonach Herr Bür=
germeiſter
Kraft die Notwendigkeit eines gut organiſierten
Luftſchutzes hervorhob. Er erblickte in dem guten Beſuch mit
Recht einen Beweis dafür, daß ſich der Gedanke des Luftſchutzes
bereits auch hier durchgekämpft hat und auch ſicher in Zukunft
volle Unterſtützung finden dürfte. Der Luftſchutz, führte man wei=
ter
aus, ſei nicht Selbſtzweck, ſondern Mittel zum Zweck. Nachdem
der Verſailler Vertrag paſſiven Luftſchutz zugeſtanden habe, ſei es
Aufgabe, den Abwehrwillen im Volke zu ſtärken und zum Selbſt=
ſchutz
aufzurufen. Die Aufgabe des Luftſchutzes liege aber noch
tiefer: Luftſchutz ſei praktiſcher Nationalſozialismus. Der Grund=
ſatz
, daß der Einzelne nichts, die Volksgemeinſchaft aber alles hat,
erfahre hier volle Verwirklichung. Anſchließend folgte eine prak=
tiſche
Vorführung. Es waren eigens zu dieſem Zwecke zwei Häu=
ſer
auf dem Platze errichtet worden, von denen das eine unter
dem Luftſchutz, das andere außer der Luftſchutzgemeinſchaft ſtand.
In beide Häuſer wurden ſodann Brandſätze gelegt. Die Bevölke=
rung
konnte den Unterſchied feſtſtellen und ſich von der Notwen=
noch
verſchiedene Filmvorführungen, die das Programm vervoll=
ſtändigten
.
Bm. Hofheim (Ried), 7. Sept. Feldbereinigung. In
Beteiligung auswärtiger Schüitzenbrüder ab; es wurden im allge= der Zeit vom 5. bis 18. September liegt auf dem Rathaus das
Verzeichnis der Arbeiten des zweiten Abſchnitts der Feldberei=
nigung
zur Einſicht der Beteiligten offen. Tagfahrt zur Ent=
gegennahme
von Einwendungen, findet am Mittwoch, den 19.
ſind Einwendungen ausgeſchloſſen.
Beſtätigung. Orts=
Gernsheim, 10. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
Be. Groß=Gerau, 11. Sept. Unfall. Ein aus Erfelden
ſtammender Landwirt wurde hier in der Mainzerſtraße von einem
Fernlaſtzug erfaßt und zu Boden geſchleudert: ſeine Verletzungen
ſind ſchwererer Natur. Geſtern und heute feierte man hier das
Kirchweihfeſt. Den Beſuch aller Veranſtaltungen kann man
als gut bezeichnen. Wie alljährlich ſo wird auch in dieſem
am geſtrigen Tage fand hier die Kirchweihe ſtatt, die wieder einen Jahre das Heſſiſche Künſtlertheater hier einige Gaſtſpiele geben.
Die Veranſtaltungen werden durch die NS=Kulturgemeinde auf=
Be. Dornheim, 11 Sept. Unglücksfall. Ein aus Groß=
Gerau ſtammender Motorradfahrer fuhr auf der Straße von
Dornheim nach Wolfskehlen einen hieſigen Einwohner an. Beide
beſte Kurzweil boten. Der Beſuch der einzelnen Säle war nicht Perſonen mußten ſofort in das Krankenhaus gebracht werden.
iſt, daß in ſechs Sälen am erſten Tage und 4 am 2. Tage Tanz= haus geſtorben. Der Motorradfahrer iſt trotz ſchwerer Verletzun=
gen
außer Lebensgefahr.
Be, Kelſterbach. 11. Sept. Verkehrsunfall. Ein hie=
ſiger
älterer Radfahrer wurde am Eiſenbahnübergang von einem
Laſtwagen angefahren. Er trug ſchwere Verletzungen davon.

purde

[ ][  ][ ]

littwoch, 12. September 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 252 Seite 7.

Vom Sport des Sonntags.

Deutſchland ſchlug Polen 5:2.
Eine Szene vor dem polniſchen Tor; Siffling ſchoß.

Die Leichtathletik=Europameiſterſchaften in Turin.
Zielbild des 100=Meter=Laufes. Der Sieg, der zunächſt dem Deutſchen Borchmeyer (ganz links)
zuerkannt war, wurde ſpäter nach holländiſchem Proteſt, auf Grund der Zielphotographie, dem
Holländer Berger (ganz rechts) zugeſprochen.

Soort, Splel und Jucnen

Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 12. September

Fußball.

SV. 1910 Weiterſtadt Merck Darmſtadt 5:1 (4:0).
Das letzte Freundſchaftsſpiel vor den Verbandsſpielen endete
einem wohlverdienten 5:1=Sieg über den körperlich überlegenen
Merck. Es bildete die letzte Probe für die einheimiſche Mann=
t
, und ſie konnte im großen und ganzen gefallen, beſonders die
termannſchaft. Bei den Gäſten gefiel die Kombination im
rm, dagegen iſt die Verteidigung ſchwach. Das Spiel begann
h mit einem gefährlichen Durchbruch, und im Anſchluß an eine
ike konnte der Mittelſtürmer ſchon in der 1. Minute den Tor=
n
eröffnen. Die 1. Halbzeit, abgeſehen von den letzten zehn
uten, in der die Gäſte etwas drängten und zeitweiſe gefähr=
wurden
, gehörte den Einheimiſchen. In kurzen Abſtänden fie=
nacheinander
noch 3 weitere Tore, ſo daß das Halbzeitergebnis
für Weiterſtadt hieß. Nachdem Weiterſtadt, das gleich in den
n Minuten einen Spieler, der mit einem gegneriſchen Vertei=
r
zuſammengeprallt war, verloren hatte, mußte gegen Schluß
Halbzeit ein Gäſteſpieler den Platz verlaſſen. Nach der
ſe war Weiterſtadt wieder leicht überlegen. Bei einem gefähr=
Durchbruch erzielten die Gäſte ihr verdientes Ehrentor, dem
Einheimiſchen noch eins entgegenſetzen konnten. Ecke 4:3. Kurz
Schluß mußte der Schiedsrichter das Spiel wegen des immer
er einſetzenden Regens abpfeifen. Schiedsrichter gut
Union WixhauſenSV. 19 Münſter 0:0.
Beide Mannſchaften lieferten ſich einen ſehr ſchnellen und
en Kampf der trotz des torloſen Ausganges gefallen konnte.
ſcheint, daß beide Mannſchaften für die Verbandsſpiele gut
ſtet ſind. Wixhauſen lag zuerſt im Angriff, doch verſiebte
Sturm drei gut herausgeſpielte Torgelegenheiten und hätte
das Spiel entſcheiden können, denn ſpäter erwies ſich die
nſterer Verteidigung als unüberwindlich, zumal dann der
eſturm immer beſſer in Schwung kam und auch der Wixhäu=
Verteidigung gehörig einheizte. Im weiteren Spielverlauf
das Spiel gut verteilt und das Reſultat entſprach den dann
gten Leiſtungen. Münſter iſt in allen Punkten gut beſetzt,
end bei Wixhauſen in der Läuferreihe noch Schwächen vor=

en ſind. Auch der Sturm arbeitete heute nicht ſo eifrig wie
den letzten Spielen. Schiedsrichter Döring=46 Darmſtadt
te viele Fehler und beide Parteien waren nicht zufrieden
hm. Reſ. 6:4. Darmſtadt 98 1. Jad.Wixhauſen 1. Jgd.
Darmſtadt 98 SchülerWixhauſen Schüler 1:4.

Jahn 1875 Darmſtadt.

Ils Abſchluß des diesjährigen Uebungsbetriebes im Volks=
n
auf dem Platz finden am Samstag, dem 22. September,
Sonntag, dem 23. September die Vereinsmeiſter=
en
im Mehrkampf ſtatt. Es geht der Ruf an alle,
n dieſen Abſchlußkämpfen zu beteiligen, ſei es bei der Ju=
den
Frauen oder Aktiven oder in der Altersklaſſe. Für
Alter und Geſchlecht ſind Mehrkämpfe feſtgelegt, die in
Zuſammenſetzung einem jeden Mitglied Gelegenheit geben,
laran zu beteiligen. Für die Jüngſten, die Turnerinnen,
ferner für die Altersklaſſen wurde ein Drei=Kampf ausge=
ben
, die Turner der Unterſtufe beſtreiten einen Vier=Kampf,
die Oberſtufe hat einen Fünf=Kampf zu beſtehen. Für die
e Klaſſe iſt ferner ein Wanderpreis ausgeſchrieben. Die
tagung der Kämpfe für die Jugend iſt am Samstag, dem
bept., ab 4 Uhr, die Uebungen der anderen Gruppen, am
tag, dem 23. Sept., ab 9 Uhr vormittags. Meldungen auf
Sportplatz. Die Ausſchreibungen ſind auf dem Platz und
urnhaus angeſchlagen.

Handball im Odenwald.

Freundſchaftsſpiele am 8. und 9. September 1934.
lirch=Brombach-Reichelsheim 19:3 (9:2).
ZöllſteinMomart 5:17 (4:10.
Groß=ZimmernMerck Darmſtadt 10:10 (5:7) (Sa.).
Groß=ZimmernOber=Roden 10:4.
In Kirch=Brombach ſah man ein ziemlich einſeitiges Spiel.
Schnelligkeit und Schußkraft der Kirch=Brombacher waren
Gäſte nicht gewachſen. Trotzdem kämpfte Reichelsheim mit
n 10 Mann doch ſehr tapfer, aber ohne großen Erfolg. Beide
nſchaften müſſen noch viel ruhiger werden,
In Böllſtein wurde ein ruhiges und anſtändiges Spiel ge=
Gegen das Zuſammenſpiel und die Schußkraft der Momar=
konnte
der Gaſtgeber allerdings nicht aufkommen.
Aus Groß=Zimmern iſt bereits berichtet.
Ein nachahmenswerter Beſchluß.
Der bayeriſche Fußball=Gauführer Flierl hat eine Anordnung
ſſen, die wirklich nachahmenswert iſt. Danach iſt den Trainern
ſonſtigen Mannſchaftsbegleitern der Aufenthalt an den
tenlinien des Spielfeldes bei Wettſpielen verboten. Ebenſo iſt
wahlloſe Aufenthalt neben oder hinter den Toren unterſagt.
ſer dem Sportlehrer oder Trainer und dem Spielausſchuß=
ſitzenden
des Vereins iſt der Aufenthalt neben oder hinter den
en für andere Perſonen verboten.

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5. Alirhein=Kanu=Regakta am kommenden Sonnkag.
Kanuklub. Jung=Deutſchland und TSG. 46 am Start.
Es iſt ſchon zu einer Tradition geworden, daß die Darm=
ſtädter
Paddler die Sommerzeit mit einer ſportlichen Veranſtal=
tung
, der Altrhein=Kurzſtrecken=Regatta, beenden, und dieſe Sitte
findet ſowohl bei den aktiven Teilnehmern als auch bei den Inter=
eſſenten
und Zuſchauern immer mehr Anklang.
Man kann ſchon faſt ſagen, daß ſich auf dieſe Veranſtaltung
das Hauptintereſſe des ganzen Jahres konzentriert. Im Winter
arbeiten auf den Liebhaber=Werften der Darmſtädter Paddler die
raffinierteſten Konſtrukteure, um die ſchnittigſten Boote heraus=
zubringen
, monatelang wird ſpeziell auf die Altrhein=Regatta
trainiert, um die Krone des Sieges zu erkämpfen. Und das iſt
gut ſ
Dieſe Begeiſterung wird auch den Fernſtehenden mit der Zeit
überzeugen, daß hier doch ernſte ſportliche Arbeit verrichtet wird,
die von jedem Einzelnen größten Idealismus verlangt. Man
denke ſich nur, daß die Darmſtädter Paddler neben dem SA.=
Dienſt wöchentlich noch zwei= bis dreimal mit dem Rad an den
Altrhein fahren müſſen, um überhaupt ihrem Training nachkom=
men
zu können.
Während in den früheren Jahren die Regatten aus Mangel
an Bootsmaterial in Wanderbooten ausgetragen wurden, werden
jetzt die Wettkämpfe nur noch in Spezialrennbooten gefahren. Im
eleganten Stil durchfahren die Paddler die Rennſtrecke oftmals
Kopf an Kopf vom Start bis zum Ziel und bieten hierdurch dem
Auge des Zuſchauers einen wahrhaft ſportlichen Genuß.
Die diesjährige Altrhein=Regatta wird turnusgemäß von der
Paddelabteilung der Darmſtädter Turn= un
d. Sport=
gemeinde
1846 veranſtaltet. Vormittags um 10 Uhr begin=
nen
die erſten Wettkämpfe, die nachmittags um 3 Uhr fortgeſetzt
werden.
Zahlreiche Wanderpreiſe ſind zu verteidigen, die zum Teil be=
reits
ſchon ſeit mehreren Jahren laufen und vorausſichtlich noch
mehrere Jahre bis zum endgültigen Beſitz erkämpft werden
müſſen.
Das Hauptintereſſe wird ſich dieſes Jahr auf die erſtmalig
mitwirkenden Zehner=Kanadier richten, die zweimal in
der Herren= und in der Jugendklaſſe ſtarten. Alle drei Darm=
ſtädter
Kanurſport treibenden Vereine haben zu dieſer Boots=
klaſſe
gemeldet.
Das bekannt gaſtliche Bootshaus der Darmſtädter Turn= und
Sportgemeinde 1846 wird wieder wie in früheren Jahren, ſeine
Räume für Kaffee= und Kuchenverkauf zur Verfügung ſtellen, ſo
daß auch für die Gemütlichkeit geſorgt iſt. Abends um 7.30 Uhr
findet im Deutſchen Haus in Erfelden die Preisverteilung mit
Tanz ſtatt. Der Tag wird beſtimmt für alle Intereſſenten des
Kanuſports zu einem Erlebnis werden. Auf die Wettkämpfe
ſelbſt kommen wir an dieſer Stelle nochmals zurück.
s ſei aber jetzt ſchon auf die Ausſtellung der
Preiſe im Schaufenſter des
Sporthauſes Adel=
mann
verwieſen, die dort zahlreiche Vorübergehende anlockt.

5.45: Hamburg: Wetter 5.50: Nachr. 8.00: Berlin; Gym=
naſtik
. 6.15: Tagesſpruch. 6.20: Danzig: Muſikzug der SA=
Reſerve 1. Ltg.: Bruno Bukolt.
In einer Pauſe gegen 7.00:
Nachr. 8.00: Sperrzeit. 8.45: Leibesülbung für die Frau.
9.00; Funkſtille, 9.40: Kindergymnaſtik. 10.00: Nachr.
10.10: Reichsſendung: Stuttgart: Der junge Schiller, 10.50:
Fröhlicher Kindergarten.
11.15: Seewetterbericht. 11.30:
Funkſtille. 11,55: Wetter.
12.00: Leipzig: Leipziger Sinfonteorcheſter, Ltg.: Hilmar Weber.
12.55: Zeitzeichen.
13.00; Melodien aus: Cavalleria ruſticana
von Maſcagni auf Schallplatten; auſchl.: Wetter
13.45:
Nachr.
14.00: Sperrzeit. 14.45: Glückwünſche und Pro=
grammhinweiſ

15.00; Wetter, Börſe.
15.15: Kinder=
liederſingen
. 15.40: Phantaſien auf der Wurlitzer Orgel auf
Schallplatten.
18.00: Danzig: Orcheſter des Danziger Staatstheaters. Lta.: Ernſt
Kallipke,
In der Pauſe 17.00: Zeitfunk. 18.00: Aus dem
Leben unſerer Vorfahren Prof, Unverzagt: Ueber neueſte Gra=
18.20: Die Moldau.
bungen auf altgermaniſchem Boden.
(Smetana) (Schallpl.).
18.40: Die Arbeit der Reichstheater
in der Spielzeit 1934=35. Ein Geſpräch,
18.55: Meiſterwerke für Harmonium und Streichquartett. 19.25:
Italieniſcher Sprachunterricht für Anfänger. 20.00: Reichsſen=
dung
: Fraukfurt: Kurznachr 20.10: Reichsſendung; Frauk=
furt
; Unſere Saar den Weg frei zur Verſtändigung.
20.30:
Deutſcher Kalender: September. Monatsbild vom Königswuſter=
häuſer
Landboten 21.35: Stunde der kungen Natſon: Die
Bauern wollten Freie ſein. (Aufn.). 22.00: Wetter= Tages=
und Sportnachr.
22.30: Obering. Nairz: Viertelſtunde Funk=
technik
. 22.45: Seewetterbericht. 23,00: Leipzig: Tangmuſik
des Emde=Orcheſters,

Gewinnauszug
5. Klaſſe 43. Preußiſch=Süddeutſche Staato=Lotterſe.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten

Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe
gefallen, und zwar ſe einer auf die Loſe gleſcher
in den beiden Abteilungen I und II

Gewinne
Nummer

Polizeimeiſter im Radfahren wurde bei den mit
Start und Ziel in Sondershauſen zum fünften Male ausgetrage=
nen
Titelkämpfen Oberwachtmeiſter Goßmann=Kaſſel. Er durch=
fuhr
die 150 Kilometer lange Strecke in 5:54,39 Stunden.
Geſtorben iſt nach langem Krankenlager Werner Frers,
der frühere Vorſitzende des Süddeutſchen Hockey=Verbandes.

Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Mittwoch, 12. September
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. 5.50 und 6.15: Gym=
6.40: Zeit, Meldungen. 6,50: Wetter. 6,55;
naſtik.
g. der SS.=Standarte 35. Ltg.: MZF.
Raleli: Mlaliehaus 8.10: Waſſerſtand, Wetter, 8.1b: Stuttgart;
K. Malchow.
Gymnaſtik. 10.00: Nachr.
10: Stuttgart: Reichs=
10.50: Praktiſche
ſendung: Schulfunk: Der junge Schiller.
Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert.
11.30: Meldungen.
11.45: Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Roſe. Meer und Sonne, (Schallpl.) 13.00;
Zeit, Saardienſt, Nachr 13.10: Nachr. 13.20: Paul Lincke.
Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker, Lta: W. Wilde. Dazw.
14.45:
14.30: Wirtſchaftsbericht.
13.50: Zeit. Nachr.
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
14,55: Wetter. 15.10: Drei=
mal
15 Minuten aus dem Sendebezirk.
16.00: Karlsruhe: Philharm. Orcheſter. 17.30: Stunde d. Ju=
gend
: Junge Gefolgſchaft! Choriſches Spiel der Hitlerjugend.
18.30: Intereſſantes von unſerer Reichsbahn. Zwiegeſpräch.
18.45: Meldungen.
18.50: Unterhaltungslonzert. Ltg.: Caſpar. 19.45: Tagesſptegel.
20.00; Frankfurt; Für alle deutſchen Sender: Nachrichten.
20.10: Reichsſendung Frankfurt: Unſere Saar. Den Weg frei zur
Verſtändigung.
20,35: Berlim: Reichsſendung; Stunde der
ungen Nation. 21.00; Breslau; Huttens letzte Tage. Eine
22.20:
heldiſche Kantate.

21.50: Elſäſſiſche Volkslieder.
Zeit, Nachr.
22.35: Stuttg.: Du mußt wiſſen.
22.45:
Nachr., Wetter, Sport. 23.00: Werke von P. Tſchaikowſky.
24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.

29. Biebungstag
10. September 1934
In der heutigen Blebung wurden Gewinne über 150 M. gezogen
4 Gewinne zu 10000 m. 204144 227173
Gewinne zu 5000 M. 224942
6 Gewinne zu 3000 M. 241321 248772 989315
20 Gewinne zu 2000 M. 29726 82367 239911 254566 266240 825592
262307 363811 962873 974648
22 Gewinne zu
000 w. 20696 24478 94057 164171 179625 196294
193623 203054
4760 254907 993675
102 Gewinne zu 500 .
1992 11988 18900 21273 32300 9431c
98497 B8281 654B8 68
6 79939 B2216 91807
1 12748
1548
16692 121448 123040 169316 188883 160912 179486 180450 180682
184073 192281 201457 216214 2208
16 2213
0 236971
260446 208247
72699 282321 801812
774 218384
304422 3
235*
3206
325643
966 186 969747 873027
78718 381
3 3
8 96/48
156
*
378 0
(nne zu 800 M.
8926
2796 30c
2526
19244 13247 14110 14524
726 200639
208
31211
34.
87263 34050 41328 41
148 48069
417a8
0948
9 72230 7344
62031 63320 68179
711
8 99408 80570
90489 95968 97368 105089 108048 110041
794
15663 118900
117677
188
11934
g3
21961 123107
29
212
8648
1620
189871 140886 141124
143072 147486 147881
148394 1320
54460
54
156248
5887
166706 169.
7495
176048 177412
3531
177718 179137.
194660 186884
8848
1829
9118 190408
19088
3 1811
198118 199948 203
3126 200064
208172 210816
213168 218906 220681 2213
37
1 22160
225946 232225 236489 23
330
238450
240263 240378
2237,
2419
246334
3316
2o
976 266876 260 164
121
GN
263097 264911 2
3 27144
67 273202 274024
7 276
28046 26 1892 284987 2056
287818 269781 291
298001 802006 8038:
304 182 306486
0 310920
3 314639
122.
3101
318084 818876 320072
Rfe
21737 321830
8 231068 33170
3283
834204 936223 33747
330812 340362 945628
4775
3004 74 250680
362876 98 1498 362631
36281 988363 87804
3 976896 379014 882337
88256 1 382938 362964 384270 384480 B866 12 987720 399033 900000
990248 992402 394477 394576 306962 806796 B08716 809462
20 Tagesprämſen.
Auf ſebe gezogene Nummer ſind zwei Prämſen zu ſe 1000 NM
gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleſcher Nummer in den
beiden Abteilungen I und II:

40017 46052 73173
942359 943164

130932 226227 257640 201642 219430

Im Gewinnrade verblieben: 20 Tagesprämien zu 1000 M.
ferner 2 Gewinne zu 1000/70, 2 zu 500), 4 zu 3000, 4 zu
2000, 20 zu 1000, 42 zu 500, 160 zu 300 Mark.

Weiterbericht.

Die Hochdruckzone vom Kanal bis Finnland beſtimmt weiter=
hin
den Witterungscharakter. Infolge der noch über dem Feſt=
land
befindlichen verſchiedenartigen Luftmaſſen iſt vereinzelt mit
gewittrigen Regenſchauern zu rechnen.
Ausſichten für Mittwoch und Donnerstag: Dunſtig, teils bewölkt
mit Aufheiterung, tagsüber warm, trocken, nur ſtellenweiſe
Gewitterſchauer.

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Schuhe,
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[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 12. September 1939

Die Reichswehr beim Reichsparkeitag.

Vom Reichsparkeitag.

Kriegsbeſchädigte
Ein Bild, das während des Vorbeimarſches der SA(
Platz aufgenommen wurde

Gefechtsmäßige Uebungen, die von Reichswehrtruppen im gemiſchten Verbande auf der Zeppe
wieſe vorgeführt wurden.

dige
tch
glichet
Baln

Reich und Ausland. /Das Geheimnis der Morro Caſtle

Zum 50. Geburtstage
Dr. Hermann Ullmanns.
Dr. Hermann Ullmann, der Herausgeber der
Deutſchen Arbeit und Mitarbeiter Dr. Stei=
nachers
in der Bundesleitung des V. D. A., be=
endet
am 12. September ſein 50. Lebensjahr. Sein
äußerer Lebensgang ebenſo wie ſein Wirken ſteht
ganz im Zeichen volksdeutſcher Geſtaltung. Als
politiſcher Publiziſt hat es Dr. Ullmann ſtets als
ſeine Aufgabe angeſehen, die Mannigfaltigkeit
und ſcheinbare Verworrenheit des Geſchehens un=
ter
dem Geſichtspunkt der geſamtdeutſchen Lebens=
einheit
zu ordnen. Er hat ſeit vielen Jahren und
in der Nachkriegszeit mit wachſendem Erfolg da=
für
gekämpft, daß alle politiſchen Ereigniſſe und
Entwicklungen in geſamtdeutſcher Verantwortung
geſehen werden müſſen. Es iſt mit ein Haupt=
verdienſt
Dr. Ullmanns, daß das Auslanddeutſch=
tum
aus ſeiner Abſeitsſtellung als Sonderfrage
herausgelöſt wurde und als lebenswichtiger Teil
des Geſamtdeutſchtums in die Entwicklung einge=
gliedert
wurde. Eine klar das Weſentliche ord=
nende
und geſamtdeutſch geſtaltete Geſchichtsdar=
ſtellung
der jüngſten Lebensſpanne unſeres Volkes
iſt ſein Buch Durchbruch der Nation.
Die Sonderſtellung, die Dr. Ullmann in der
deutſchen Publiziſtik einnimmt, iſt aus ſeiner Her=
kunft
aus dem Nationalitätenſtaat Oeſterreich zu
erklären, in welchem die für das Reich erſt in der
Nachkriegszeit ſichtbar gewordene volkstumpoli=
tiſche
Frageſtellung von vornherein gegeben war.
Geboren in Teplitz=Schönau, auf ſudetendeutſchem
Kampf= und Grenzboden, ſtudierte er 1902 und
1906 in Prag, Wien, Heidelberg und Berlin. Nach
einer Lehrtätigkeit in Oeſterreich ging er nach
Dresden und trat dort 1908 in den Kunſtwart=
kreis
ein. Seit 1910 wirkte er im V. D. A. mit.
Der V. D. A., und vor allem der Kreis ſeiner
näheren Mitarbeiter und Freunde, gedenkt in auf=
richtiger
und dankbarer Verbundenheit des Man=
nes
und ſeiner Arbeit.
Das Luftſchiff Graf Zeppelin
wieder in der Heimat.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff Graf
Zeppelin iſt Dienstag vormittag, unter Führung
von Kapitän Lehmann, von ſeiner 7. diesjährigen
Südamerikafahrt nach Friedrichshafen zurückge=
kehrt
und iſt um 10.42 Uhr auf dem Werſtgelände
glatt gelandet. Das Luftſchiff führte 23 Fahrgäſte,
150 Kilogramm Poſt und 47 Kilogramm Fracht
mit ſich. Für die diesjährigen Freifahrtsgewin=
ner
ſtartet das Luftſchiff am 27. September, vor=
mittags
10 Uhr, zu einer Sonderfahrt.
Erſter Spatenſtich zur Reichsautobahn
KaſſelGöttingen.
Göttingen. Am Dienstag morgen um
7 Uhr wurde bei Grone der erſte Spatenſtich zur
Reichsautobahn Göttingen-Kaſſel getan. Dazu
waren Vertreter der Göttinger Behörden und der
Oberbauleitung Kaſſel erſchienen. Auch die Beleg=
ſchaft
in Stärke von 60 Mann, die in kurzer Zeit
auf 800 Mann gebracht werden ſoll, war angetre=
ten
. Der Leiter der Göttinger Zweigſtelle der
Reichsautobahnverwaltung, Regierungsrat Süſſer,
übergab Direktor Liebetrau, von der Oberbaulei=
tung
Kaſſel, einen Spaten. In einer Anſprache
wies Direktor Liebetrau auf die Bedeutung des
Autobahnbaues hin. Die Strecke von Göttingen
nach Kaſſel wird von 50 auf 30 Kilometer ver=
ringert
. Direktor Liebtrau tat dann den erſten
Spatenſtich. Den Abſchluß der kurzen Feierlichkeit
bildete ein Frühſtück, bei dem ſich Arbeiterſchaft
und Unternehmerſchaft vereinigten.
Lahuſens Rittergut wird verſteigert.
Bremen. In dem am Montag vor dem Amts=
gericht
in Leſum angeſetzten Termin zur Zwangs=
verſteigerung
des dem früheren Generaldirektor
G. Karl Lahuſen gehörenden Gutes Hohehorſt mit
dem Herrenhaus wurde auf das einzige von der
Bremer Landesbank abgegebene Gebot von 500 000
Reichsmark noch kein Zuſchlag erteilt. Die Grund=
fläche
des Gutes umfaßt über 250 Hektar. Das
prunkvolle Herrenhaus wurde vor einigen Jahren
mit einem Koſtenaufwand von rund 3 Millionen
Reichsmark errichtet. Der Einheitswert für das
Herrenhaus mit Park und allen übrigen
Grundſtücken, einſchließlich Inventar, wurde auf
867 500 Reichsmark feſtgeſetzt.

Schwierige Feſtſtellungen der Gründe und Urſachen der furchtbaren Brand=
kakaſtrophe
. Schreckliche Skunden an Bord des brennenden Schiffes.
iſt. Das Schiff bietet einen grauenhaften Anblick.
Ununterbrochen ſteigen Rauchwolken empor. Ver=
Einzelheiken
ſchiedene Aufbauten ſind vom Feuer zerſtört,
einige Rettungsboote hängen noch in den Kranen,
über den Schiffsbrand.
aber auch ſie ſind vom Feuer angegriffen worden.
In New York tagt bereits eine Kommiſſion. Dieſe Boote konnten von den von einer Panik er=
die
es ſich zur Aufgabe gemacht hat, das Geheim= faßten Fahrgäſten nicht mehr erreicht werden.
nis des Brandes der Morro Caſtle zu lüften.
In der Nacht der Kataſtrophe müſſen ſich an
Es ſcheint aber, als ob es außerordentlich ſchwie= Bord die ſchrecklichſten Auftritte abgeſpielt haben.
rig iſt, die Gründe und Urſachen der Kataſtrophe Vor allem fehlte wegen des plötzlichen Todes des
feſtzuſtellen. Von der Schiffsgeſellſchaft iſt den Schiffskommandanten eine einheitliche Führung
Offizieren und Mannſchaften, ſoweit ſie gerettet der Rettungsarbeiten. Der 1. Offizier hat zwar
wurden, Schweigepflicht auferlegt worden, aber verſucht, einigermaßen Ordnung zu ſchaffen, das
wahrſcheinlich nur, damit ſie ihre erſten Ausſagen iſt ihm aber nicht gelungen, weil man nach zwei

Ein Funkbild von der Morro Caſtle‟.

vor der Kommiſſion machen können. Die geſamte
amerikaniſche Preſſe verlangt ſtürmiſch, daß alle
Einzelheiten des Unglücks geklärt werden. Je
mehr man ſich mit dem Brand beſchäftigt, deſto
unerklärlicher wird es, warum die Mannſchaften
und Paſſagiere nicht rechtzeitig geweckt und in die
Rettungsboote gebracht worden ſind. Eine der
Geretteten hat erklärt, daß ſie kurz nach drei Uhr
morgens beißenden Qualm im Schiff entdeckt
habe, daß ihr aber erklärt worden ſei, ſie möge ſich
ruhig verhalten. Pflicht der Schiffsleitung wäre
es alſo geweſen, ſofort Alarm zu ſchlagen und die
Fahrgäſte darauf vorzubereiten, daß ſie unter Um=
ſtänden
die Rettungsboote beſteigen müßten.
Selbſt wenn eine derartige Vorſichtsmaßnahme
nachher überflüſſig geweſen wäre, hätte man nie=
mals
der Schiffsleitung deswegen einen Vorwurf
machen können. Es ſcheint aber, als ob man zu=
nächſt
verſucht hat, den Brand zu löſchen. Jedoch
hat das Feuer ſehr raſch an Umfang gewonnen,
ſo daß es nicht mehr möglich wurde, alle Fahr=
gäſte
an Deck zu bringen. Viele von ihnen ſind
in den Kajüten oder auf den Treppen ums Le=
ben
gekommen. Eine Kommiſſion, die an Bord
des Schiffes gegangen iſt, hat in verſchiedenen
Kajüten verkohlte Leichen gefunden. Sie hat
aber die Morro Caſtle ſehr bald wieder ver=
laſſen
müſſen, weil das Feuer im Innern des
Schiffsleibes mit unverminderter Heftigkeit wei=
ter
wütete und die herbeigeeilten Löſchboote ihre
Tätigkeit mit verdoppelter Stärke wieder auf=
nehmen
mußten. Das Schiff liegt am Strand von
Asbury Park. Durch die gewaltigen Waſſer=
mengen
, die in den Schiffsraum gepumpt worden
ſind, hat es ſich bereits auf die Seite gelegt, ſo
daß unter Umſtänden ein Kentnern zu befürchten

als Zeugen die Anſicht ausſprachen, daß
Brand im Rauchſalon mit Hilfe benzingeträn
Gegenſtände angelegt worden ſei, glaubt der 7
zeichef von Havanna an einen kommuniſtiſ
Anſchlag. Ein Neffe des am Vorabend
Brandes plötzlich verſtorbenen Kapitäns wies
den bis dahin ausgezeichneten Geſundheitszuſt
ſeines Onkels hin und regte eine Unterſuch
darüber an, ob nicht Sabotage von ſeiten e
verärgerten Beſatzungsmitgliedes vorliege.
Von den hundert Mitgliedern des Geſane
eins Concordia, die an der Vergnügungs
an Bord der Morro Caſtle teilgenommen
ten, ſind bisher 23 Tote geborgen worder
Fünf Mitglieder werden noch vermißt.
Die Leiche des Kapitäns der Morro Caſtl
aufgefunden.
New York. Der Befehlshaber der Fe
wehr von Asbury Park teilt mit, daß in
Räumen des Kapitäns des Dampfers M
Caſtle eine verkohlte Leiche gefunden worder
Man nimmt an, daß es ſich um den ſchon vor
Kataſtrophe geſtorbenen Kapitän Robert 9
mott handelt. Die Leiche lag auf einem
deſſen Metallgeſtell infolge der Hitze geſchm=
war
. Man fand bei ihr einen Schlüſſelbund
ein Metallſchild mit den Worten Kapitän,
Die Feuerwehrleute, die an Bord des Dam=
gegangen
ſind, haben das Sonnen= und Pron
dendeck und die zwei darunter liegenden
ſorgfältig abgeſucht und erklären, keine Spur
Leichen gefunden zu haben. Die Kabinen
vom Feuer völlig zerſtört worden. Im
raum des Schiffes ſei noch ein heftiger B
im Gange.
Amerikaniſcher Frachtdampfer in Brand.
Brandſtiftung?
Panama. Der Dampfer Santa Rita
Grace Line, der von Kalifornien nach Be
(Panama) unterwegs iſt, hat durch Funkſpruc
meldet, daß ſein Behälter Nr. 3 in Brand
Das Schiff hat u. a. Nitrate an Bord. Die
ziere des Schiffes ſind der Anſicht, daß das
auf ihrem Schiff das Werk einer internatior
radikalen Organiſation ſei. Die Santa Rite
noch etwa 300 Kilometer von Balboa entfer
Eine Fähre in Arkanſas geſunken.
New York. In Texarkana (Arkanſas
eine Fähre untergegangen. An Bord befan
eine Geſellſchaft, die zur Tauffeier unter
war. Die Fahrgäſte waren größtenteils 9
Elf tote Neger ſind bereits geborgen worder

Fronten kämpfen mußte. Die Fahrgäſte mußten
in die Rettungsboote gebracht werden, außerdem
mußte man verſuchen, die von den Flammen ein=
geſchloſſenen
Paſſagiere in Sicherheit zu bringen.
Bei dem Einbooten iſt es zu verſchiedenen Zwi=
ſchenfällen
gekommen, die die Panik nur noch ſtei=
gerten
. Eine Frau geriet in das Tauwerk und
wurde erdroſſelt, ſo daß ſich viele Fahrgäſte wei=
gerten
, die Boote zu beſteigen. Einige Boote
ſcheinen abgeſtürzt zu ſein, außerdem ſind viele
Paſſagiere über Bord geſprungen. Die Sachver=
ſtändigenkommiſſion
hat jedenfalls an einer Stelle
zahlloſe Schuhe gefunden, die offenbar von den
Fahrgäſten, bevor ſie ins Waſſer ſprangen, aus=
gezogen
worden ſind. Dann ſind wieder einige
der Unglücklichen im Waſſer in herumſchwimmen=
des
Tauwerk geraten, ſo daß ſie erneut in Le=
bensgefahr
gerieten. Einem mutigen Matroſen
iſt es zu danken, daß drei Frauen, die ſich in das
Tauwerk verwickelt hatten, befreit wurden, ſo daß
ſie einem Rettungsboot entgegenſchwimmen konn=
ten
. Bis jetzt ſind ungefähr 200 Perſonen von
der Schiffsgeſellſchaft als tot bezeichnet worden.
Es ſieht aber ſo aus, als ob die Verluſtliſte noch
länger wird. Inzwiſchen bemüht ſich die Unter=
ſuchungskommiſſion
in New York, feſtzuſtellen, ob
tatſächlich ein Blitzſchlag in den Oeltank die Ka=
taſtrophe
hervorgerufen hat oder ob das Feuer
durch Unachtſamkeit ausgebrochen iſt.
Die amlliche Unkerſuchung der Arſache
des Brandes auf der Morro Caftle‟.
New York. Während die erſten drei Offi=
ziere
der Morro Caſtle bei ihrer Vernehmung

Mit dem Balkon in die Tiefe geſtürzt,
Kattowitz. In der Hauptſtraße in Beſ
ereignete ſich am Montag abend ein ſchwere=
glück
. An einem Hauſe löſte ſich im zweiten
werk plötzlich ein Balkon von der Mauer, au M.
ſich acht Perſonen befanden, und ſtürzte mit
ganzen Laſt auf den darunter befindlichen B.
auf dem ſich gleichfalls vier Perſonen aufhi K9
Dieſer Balkon hielt dem Anprall nicht ſtan ſo)
löſte ſich aus der Verankerung. Die Trümme
beiden Balkons und die zwölf Menſchen ſti emiſe
auf die Straße. Zwei Perſonen waren ſofor pt, ſch
ſieben weitere erlitten ſchwere Verletzungen Eei
der Schwerverletzten liegen im Sterben. Diibe ſia
rigen drei Verunglückten kamen mit leid ſenMe
Verletzungen davon. Die ſofort eingeleitet ln
terſuchung hat ergeben, daß die Eiſenträge tu
denen die Balkone ruhten, vollſtändig ve ke
waren. Der Hausbeſitzer wurde verhaftet,
Ausbreitung der cholergähnlichen Erkranku

in Mamaia.
Bukareſt. Die Urſache der cholergähr ſen ſt
Erkrankungen in Mamaia iſt noch nicht aufg ſri, do
Während, das Geſundheitsminiſterium unt ſas)
Kriegsminiſterium erklärten, die Unterſuchu ſime
Bukareſter Biologiſchen Inſtitut habe ergebe /ab
EDNN
es ſich nicht um Cholera handele, werden vo
Flugzeugabwehrregiment von Mamaia neu E‟.
krankungen gemeldet. Es ſind nunmehr ein ſrl
und ein Leutnant an den gleichen cholergähr el he
Erſcheinungen erkrankt. Von den kranken So ſel )ch
iſt i iſchen ein weiterer geſtorben.
Die däniſchen Manöver
wegen Kinderlähmungs=Epidemie abgeſg
Kopenhagen. Wegen der Ausbriene
der Kinderlähmungsepidemie in Jütland Pie
Südfünen ſind die däniſchen Herbſtmanöve
denen 15 000 Mann teilnehmen ſollten, ab *
worden.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 12. September 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mutlt

Ich nehme an, daß Sie gerade ſo wie ich der
einung ſind, daß Erpreſſungen etwas ganz
ſcheuliches und Beſtrafenswertes darſtellen.
otzdem will ich Ihnen heute von einem Er=
ſſungsverſuch
erzählen, der aber nach den
ragraphen des BGB. ganz beſtimmt ſtraffrei
r. Uebrigens fiel der Täter auch gar nicht
ter die Zuſtändigkeit beſagter Paragraphen,
in es war der Herzog von Balmoral in Eng=
id
. Der trug ſich kürzlich mit der Abſicht, zu
fraten, und zwar o Grauen eine Bürger=
he
. Natürlich kriegte er bei Hofe, als er wegen
obligaten Heiratserlaubnis vorſtellig wurde,
ompt eine Abfuhr. Das hätte er ſich ſchon
rher an den 10 Fingern abzählen können. Er
hm die Sache auch jetzt nicht tragiſch, ſondern
ig hin und begann in ſeinen alten Familien=
froniken
zu ſtöbern. Eine an ſich etwas merk=
irdige
Beſchäftigung für einen Heiratskandi=
ten
, aber wie ſich in der Folge zeigte
ſchſt zweckmäßig. Denn bald darauf ging dem
tiglichen Hof die Meldung zu, daß der Herzog
n Balmoral dem König einen Beſuch abzu=
tten
gedenke, und zwar ſchlicht im Nacht=
md
. Darob begreifliches Erſtaunen bei den
erhöchſten Herrſchaften. Nachforſchungen erga=
n
aber, daß tatſächlich dem jeweiligen Herzog
n Balmoral das Recht zuſteht, den jeweiligen
gliſchen König in dieſem ſonderbaren Aufzug
beſuchen. Das Warum und Wieſo erzählt die
ronik: König Karl II. verirrte ſich einmal bei
Jagd, und da die Nacht hereinbrach, klopfte
bei der Waldhütte eines Balmoralſchen Ahn=
rrn
an. Der überraſchte Beſitzer, der zudem
n König nicht erkannte, erſchien im tiefſten
igligé und gewährte dem Fremden, für die
icht Obdach. Dafür erhielt er dann außer dem
delstitel noch das allewigliche Recht für ſich
d ſeine Nachkommen, jederzeit im Schlaf=
wand
vor ſeinem König erſcheinen zu dürfen.
is zum heutigen Tag war es aber noch nie
nem Balmoral eingefallen, von dieſem Pri=
eg
Gebrauch zu machen, und auch der jetzige
rzog kam gar nicht erſt ſoweit. Denn ehe er
ch ſeine Drohung ausführen konnte, empfing
Königin ſeine Auserwählte, und kurz darauf
s eine Hochzeit..
Trotzdem nun dieſe Hochzeit zweifellos für
Herzog und ſeine Braut das wichtigſte an
ganzen Sache war uns intereſſiert augen=
icklich
mehr die Tatſache, daß es in dieſem
tſchrittlichen und lebenstüchtigen heutigen
gland noch ſolche ſeltſamen Privilegien und
berlieferungen gibt. Wenn wir nämlich noch
bißchen weiter in den engliſchen Chroniken
rumſtöbern wozu natürlich die Geſchichte
sHerzogs von Balmoral allgemein den An=
ß
gab , dann finden wir noch eine Reihe
cher Vorrechte, die uns ſehr komiſch anmuten.
a iſt zum Beiſpiel das Oberhaupt des Hauſes
Lalſingham. Dem ſtehi das Recht zu, die ab=
tragenen
Anzüge ſeines königlichen Herrn zu
kkommen. Alljährlich erſcheint er denn auch am
eujahrstag und erhält ein Taſchentuch des
önigs, das hier gewiſſermaßen ſymboliſchen
ſert hat. Dafür geht er dann alsbald hin und
iftet zum Dank für die ihm zuteilgewordene
hre 300 Pfund für wohltätige Zwecke. Ein
tres Schnupftuch, wie man ſieht.
Billiger kommt der Herzog von Atholl davon:
r braucht überhaupt den Zins für ſein Gut
ir durch die Blume zu bezahlen, d. h., er er=
ſeint
alljährlich und überreicht dem König eine
eiße Roſe, jeder einzelnen Hofdame aber vier

tiefmütterchen. Damit iſt dann die Sache ab=
etan
. Nun, er hat wenigſtens noch mit
bendigen Hofdamen zu tun, Lord Murray aber
lit einem regelrechten Geſpenſt! Der Lord er=

hielt von dem Schottenkönig Jakob IV. ſein Be=
ſitztum
unter der Bedingung, allmonatlich im
Keller ſeines Schloſſes ein Glas beſten Weines
und friſche Früchte feilzubieten‟. Dieſe Stär=
kung
ſoll dem wandernden Geiſt der Großmutter
des Königs zugute kommen fragt ſich nur,
wer ſie tatſächlich verzehrt?
Ganz ſchmerzlos kommt Lord Potman weg:
er hat lediglich die Verpflichtung, die Heizkörper
im königlichen Schloß von Zeit zu Zeit zu über=
prüfen
. Ein anderer, Lord Mowbray, hat da=
für
Sorge zu tragen, daß die Wäſche der Aller=
höchſten
Herrſchaften ohne Fehl und Tadel, will
heißen ohne Falten, in die Schränke kommt.

Nicht ganz ſo delikat iſt die Miſſion, die Lord
Hutton ausübt ehrenamtlich, verſteht ſich: er
muß die verſchwiegenſten Oertlichkeiten der
königlichen Reſidenz in Ordnung halten. Wie er
dieſes Amt ausübt, bleibt ein Geheimnis, eben=
ſo
wie Lord Hotham, der immerhin kein gelern=
ter
Bäcker ſein dürfte, es fertig bringt, die Bis=
kuits
eigenhändig zu backen, die er alljährlich
ſeinem königlichen Herrn zu liefern hat.
Wenn wir uns all dieſe ſeltſamen Privi=
legien
und Traditionen ſo anſchauen und neh=
men
dazu noch andere Kurioſitäten wie die
ſtrengen Garderobe=Vorſchriften für die Damen
bei Hofempfängen, die Perücken der Herren
Richter und die mittelalterliche Karoſſe, in der
King und Queen zur Parlamentseröffnung fah=
ren
, dann haben wir eine ganz andere Seite
des Engländers von heute vor uns, den wir ge=
wohnt
ſind uns nur in Verbindung mit den
Worten Sport und buſineß vorzuſtellen. Viel=
leicht
liegt gerade in der engen Verbundenheit
mit der Tradition die beſondere Stärke dieſes
Volkes, das ſo wirklichkeits= und gegenwarts=
beſeſſen
ſcheint und doch Hand in Hand mit den
verſtaubteſten Bräuchen und Gewohnheiten lebt,
ſie nicht einmal abſonderlich oder lächerlich fin=
det
und gewillt iſt, jeden Moment tatkräftigſten
Gebrauch davon zu machen wie das Beiſpiel
des Herzogs von Balmoral zeigt. Till.

Die leafseder Kerrargeicftcre

Von W. Hahn.

(afp) Hat der ziviliſierte Menſch ſchon immer
ein Hemd auf dem Leib getragen, oder iſt die
ſogenannte Leibwäſche eine Errungenſchaft der
neueren Zeit? Nun, der Gebrauch des Hemdes
reicht ziemlich weit zurück. Mindeſtens ſeit dem
11. Jahrhundert dient das Hemd als Beklei=
dungsſtück
, vor allem im Orient, jedoch war der
Gebrauch kein allgemeiner. Die Hemden wurden
auch nicht, übrigens genau wie die anderen
Wäſcheſtücke, in weißer Farbe getragen. Wom
zwölften bis fünfzehnten Jahrhundert war das
Hemd ein Bekleidungsſtück für den Tag, da. man
während der Nachtruhe ablegte, ohne es durch ein
anderes zu erſetzen. Erſt vom ſechzehnten Jahrhun=
dert
an wurde das Hemd auch während der
Nachtruhe anbehalten. In dieſer Zeit wurde ein
ſehr großer Wert auf gute und prächtige Wäſche
gelegt.
Das Taſchentuch hat ebenfalls eine alte Ge=
ſchichte
. Wollten wir im Schweißtuche des Alter=
tums
, von dem ſchon die Bibel erzählt, ſeinen
Vorgänger erblicken, ſo dürfte uns die Entwick=
lung
des Taſchentuches im Laufe der Zeiten als
keine geringere erſcheinen als diejenige des Ge=
wandes
, des Schuhes und des Strumpfes. Zwi=
ſchen
dem verſchwindend kleinen Spitzentuch der
eleganten Frau, deſſen Points nicht ſelten einen
beträchtlichen Wert repräſentieren, und das von
jedem Gedanken praktiſcher Verwendung abzu=
ſehen
hat, und jenem Schweißtuche Veronikas in
der Legende liegen Jahrtauſende. Das Zeitalter
der Kloſterarbeit war ohne Zweifel dasjenige,
das begonnen hat, die koſtbare Stickerei und
Spitzenarbeit auch für das Taſchentuch in Auf=
nahme
zu bringen, und die Modeepoche unter
Ludwig XIV. und XV. war ſeine höchſte
Blütezeit.
Uebrigens waren die Schneider bis zum ſech=
zehnten
Jahrhundert nicht auf den Einfall ge=
kommen
, Taſchen in den Kleidungsſtücken anzu=
bringen
. Solange dieſe fehlten, wurden die
Taſchentücher am linken Arm nach Art der prie=
ſterlichen
Manipel, die urſprünglich als Taſchen=
tuch
dienten, befeſtigt. Wie bereits erwähnt, ver=
wandten
die herrſchenden Schichten Taſchentücher
von ſehr erheblichem Wert. Die Königin von
Spanien iſt im Beſitze eines Taſchentuches der
La Balliere, das dreißigtauſend Francs gekoſtet
hat Vornehme engliſche Damen haben Spitzen=
tücher
aus der Zeit der Königin Anna, die eben=
falls
ein Vermögen repräſentieren. Den weniger
begüterten Schichten blieb der Gebrauch des
Taſchentuches lange Zeit noch ein Geheimnis,
aber ſie wußten ſich auf andere Art und Weiſe

zu helfen. Die franzöſiſche Redensart: du temps
duen se mouchait sur la manche (deutſch: Zu
Olims Zeiten) gibt darüber Aufſchluß.
Wenig bekannt iſt es auch, daß die Bettlaken
früher in Frankreich ungeheure Dimenſionen
hatten. In alten Paläſten und Schlöſſern findet
man noch heute Betten, die 8½ Fuß lang und
7½ Fuß breit ſind, ja ſogar ſolche von 11 Fuß
Länge und 10 Fuß Breite. Die Bettwäſche wurde
gewöhnlich parfümiert. Mangels eines Salons
ſpielte ſich das Leben einer franzöſiſchen Hausfrau
vielfach im Schlafzimmer ab. Die Erneuerung
der Leibwäſche der Königin von Frankreich fand
alle drei Jahre ſtatt. Im Jahre 1758 wurde der
Sparſamkeit wegen beſchloſſen, die Wäſche der
Königin nur alle fünf Jahre zu erneuern. Als
Ludwig XV. ſeine ältere Tochter mit dem Sohne
Philipps V. vermählte, koſtete die Wäſcheaus=
ſtattung
100 000 Taler.

Ddie Repfel ſind reif.

ritet.
Ar

udbe
gelilt.
*

Bobbh.
Die Geſchichte eines Lagerhundes
Eines Morgens war er da.
Er war weder angemeldet worden, noch hat=
en
eir ihn erwartet: wie das Glück kam er
ber Nacht.
Die Abteilung war gerade zur Flaggen=
arade
angetreten, von der Turmuhr der Stadt=
irche
ſchlug es ſechsmal.
Zur ſelben Stunde trottete ein ſchwarz=weißes
dündchen auf den Lagerhof, ohne von dem
ſoſten im geringſten Notiz zu nehmen, der rat=
os
daſtand.
Der Neuling erſchien beſtimmt nicht appell=
ihig‟
. Das Fell war über und über beſchmutzt
om Staub der Straße. Auch die Haltung war
eineswegs einwandfrei. Schwer wie Blei hing
as Köpfchen zur Erde nieder, und die Augen
lickten ſo trüb und müde umher, als hätten ſie
achtelang gewacht. Bewundernswert war aber
te Ruhe und Sicherheit, mit der er auf den Feld=
leiſter
vom Dienſt zuhielt, gerade, als habe
ſchon hundertmal dieſen Weg gemacht.
In dieſem Augenblick hallte das Kommando
Stillgeſtanden! über den Hof. Ein kurzes Klap=
ſen
der eiſenbeſchlagenen Hacken, dann ſtanden
dir wie verſteinert. Weder rechts noch links
furfte der Blick ſchweifen, nur geradeaus auf
en ſilberglänzenden Lampenmaſt mitten auf
em Hof.
Noch hatte der Feldmeiſter den Ankommen=
den
nicht bemerkt, der jetzt vor der Front er=
chien
, einen Augenblick verharrte, um zu über=
legen
und dann kurz entſchloſſen ſich an den
Rommandierenden heranpirſchte, um ſich ſchweif=
wedelnd
vorzuſtellen.
Jetzt ſah er ihn.
Wem gehört der Hund?
Schweigen.
Wem der Hund gehört, frage ich!

Tiefſte Stille.
Iſt ja ſeltſam! Na ja!
Niemand wagte den armſeligen Vertreter
der Terrier=Sippe anzuſchielen, wir hörten nur
ſein leiſes, bittendes Winſeln, als wollte er um
Hilfe und Unterſtützung flehen.
Doch nun folgten die weiteren Befehle, und
ſo machte der neue, vierbeinige Kamerad denn
die Flaggenparade mit.
Kaum aber war das Kommando Wegtre=
ten
! gegeben, als auch ſchon hundert Hände
nach ihm griffen, daß er glauben mußte, es
ginge ihm an ſein kleines Leben. Er legte ſich
deshalb ſchnell bittend auf den Rücken und
blickte ängſtlich umher.
Doch niemand dachte daran, ihm ein Leid zu
tun. Im Gegenteil! Ein jeder wollte ihn hät=
ſcheln
und ſtreicheln, und man gab ihm die ſelt=
ſamſten
Koſenamen.
Bobby! ſagte da jemand, armer Bobby!
Da ſchaute das Tierchen auf, als habe es
verſtanden, denn es ließ wieder ein leiſes Win=
ſeln
hören.
Bobby! riefen nun alle geſamt, ein Drän=
gen
und Lärmen entſtand, bis der Feldmeiſter
dazwiſchentrat und Ruhe ſtiftete
Von nun an gehörte Bobby zu uns. Er
hatte eine Heimat geſucht und gefunden. Er
war unſer Kamerad, und wir behandelten ihn
danach. Sein zunächſt ängſtliches Weſen änderte
ſich raſch: er wurde munter und flink. Ebenſo
verſchwanden auch die durchſcheinenden Rippen:
er ſah bald gut aus und brauchte ſich ſeiner
nicht zu ſchämen. Daß er ſtets appellfähig
war, dafür ſorgten mehr als genug Hände.
Und Bobby war dankbar.
Frühmorgens um fünf Uhr ſtand er mit uns
auf, machte, wie wir, den Frühſport und lief
gewiſſenhaft ſeine Runden auf dem Hof.
Und wenn er auch keine Kniebeuge oder
Atemübungen durchführen konnte, ſo tat er es
eben auf ſeine Art und Weiſe.

Nach dem Morgenkaffee und der Flaggen=
parade
trat er abwechſelnd mit dieſer, dann mit
jener Kolonne an und zog mit hinaus auf die
Bauſtelle. Oft lief er auch mit den Radfahrern
viele Kilometer weit.
An Ort und Stelle angekommen, betätigte
er ſich durch Mäuſefangen oder er ſchob eine
ruhige Kugel, indem er ſich ins Gras legte und
ſchlief.
Er war ganz und gar mit uns verwachſen.
Ob ein Ziviliſt des Weges kam oder die Stadt=
jugend
, die ihn bald kannte, nach ihm rief und
ihn auf alle mögliche Weiſe wegzulocken ver=
ſuchte
, ſtets blieb er an unſerer Seite, lief nur
voraus, wenn ein Kamerad uns begegnete, der
ebenfalls Knobelbecher trug, den er dann leb=
haft
begrüßte.
Frühſtück erhielt Bobby von uns. Oft genug
hat der eine oder andere ſeine Wurſt für ihn
geopfert.
Kaum im Lager, rief es auch ſchon von allen
Seiten: Bobby! Bobby! Oder: Habt ihr
Bobby nicht geſehen?"
Der aber lag jetzt irgendwo und hielt ſein
Mittagsſchläfchen, denn er brauchte ja keine
Stiefel zu putzen. Erſt beim Pfiff zum Eſſen
fand er ſich wieder ein.
Was er tat, wenn wir Bettruhe hatten,
kann ich nicht ſagen. Er war dann nie zu fin=
den
. Doch behauptete einer der Küchenbullen,
daß er um dieſe Zeit gern die Vorratskammer
aufſuchte, und der Oberkoch auch bereits einige
Würſte vermiſſe.
Ich möchte Bobby nicht ſolch ein Zeugnis
ausſtellen, denn iſt habe es nicht geſehen.
Helle Freude machte er uns, wenn wir Nach=
mittags
hinausmarſchierten zu Spiel und Sport.
Bobby nahm dann des öfteren den Vorbei=
narſch
ab oder ſtellte ſich gewichtig zum Kom=
mandierenden
, als wolle er kritiſieren.
Nach dem Abendbrot war er nicht mehr zu

Nr. 252 Seite 9
Die Mode des Wäſcheſtärkens iſt noch keine
vier Jahrhunderte alt; ſie ſoll nach der Mitte
des ſechzehnten Jahrhunderts am Hofe der jung=
fräulichen
Königin Eliſabeth von England auf=
gekommen
ſein. Die Erfinderin war eine Hol=
länderin
, die Frau eines Hofkutſchers namens
Guilhem. Die kunſtvoll geſteiften Kragen der
Königin wurden bald bekannt, und die vornehme
Welt floß über vor Begeiſterung für die von der
Königin bevorzugte Tracht. Der Geſchmack an=
dieſer
Kunſt des Wäſcheſteifens artete ſchließlich
zu einer Manie aus. Zeitgenoſſen berichten, daß
damals die Salons der Damen die vollſtändige
Ausrüſtung einer Waſch= und Putzanſtalt mit in
ſich begriffen haben und es für höchſt faiſhonable
gehalten wurde, in Gegenwart der Herren zu
ſteifen, zu blauen, zu plätten, zu kräuſeln und zu
pliſſieren. Später etablierten ſich dann in Lon=
don
beſondere Profeſſorinnen der hohen Stärke=
kunſt
. Unter ihnen nahm eine Flamländerin
namens Dinghen van der Plaſſe eine beſondere
Stellung ein. Nach einiger Zeit wurde der Stärke
ein Blauzuſatz gegeben, aber bald von der Köni=
gin
verboten, da ſie eine Beeinträchtigung ihrer
Schönheit befürchtete. Sie verbot das Tragen von
gebläuter Wäſche. Die Mode erwies ſich jedoch
als ſtärker.

Eine Denkſportaufgabe
aus der Praxis.
Eine unſerer geſchätzten Leſerinnen wendet
ſich in ihrer Not, nachdem ſie ſich ihr Köpfchen
heiß gerechnet hatte, um Aufklärung an uns und
ſtellt folgende
Aufgabe:
Zwei Bauernmädels fahren mit je 30 Hühnern
auf den Markt, trennen ſich am Bahnhof und
ſuchen ſich ihren Verkaufsplatz. Die erſte findet
einen guten Stand und erlöſt für je zwei Hühner
5 Mark, die zweite hat weniger Glück und muß
drei Hühner für 5 Mark abgeben. Die Glücklichere
löſt alſo für ihre dreißig Hühner 75 Mark, die
Zweite nur 50 Mark. Am Bahnhof treffen ſie ſich
wieder und ſtellen feſt, daß ſie zuſammen 125 Mark
gelöſt haben. Im Lauf des Geſpräches kommen ſie
auf eine andere Rechenart: Wenn du für zwei
Hühner 5 Mark und ich für drei Hühner 5 Mark
gelöſt habe, dann haben wir zuſammen für fünf
Hühner 10 Mark bekommen. Dann müßten wir
doch für unſere 60 Hühner, alſo 5 mal 12 Hüh=
ner
auch 12 mal 10 Mark oder 120 Mark gelöſt
haben. Tatſächlich haben wir aber 5 Mark mehr
bekommen! Wo, liebes Tagblatt, liegt nun der
Fehler?
Wir fragen dich nun, lieber Leſer welche
Rechnung iſt richtig, wo liegt der Fehler? Die
Löſung laſſen wir nachſtehend folgen, damit du
aber ſelbſt erſt deinen Kopf zerbrichſt, ſtellen wir
die Erklärung auf den Kopf.
gnu uegeyzue javuc s uga geislrejun 4og
pizia gvg uellzapvu gun uogyig /ToajeftiuG
ueg 1B1e1 gu uvu uuvr al jmmju guvg ane 1419
ueeu usg gun 161/4pplg ogvblnn aog fiu ageu
svaje gu uvu uuedßß ulel geteßutteß ure sajze
zuvloch tag onv gnu uogana ueuuaueßuv jan
ueroßinig aog uga jeia ne bunugegs uefieae toc
18g vg gun uegaom 19elobgv aeugng 08 snags
togel uaa rogv guu gifpphzvx. uegaga jnvniea
gan uetobinig aog uga jaugng 98 g jvu &r
gun jan ueanet aog uga geugng F8 3 jvu 8I
ueapa uuvg uzapa uogaaa jnvarea undugng
tun4 uga zaana9 zule jvuligae uuearß rure)
zquobjol jgoa eilang bunapylnn enpplute eig
ueapyyie bifavuogeiwlaza ug: uuvj uvucß bunu
Beuß uetizce 1ag u: 16e11 nvg uogunlaß 1aol0l
ugje1 tapu ng ueg ZeleF togei Tefge9 12C.

Auflöſung der Denkſportaufgabe.
Kann Herr Poggenpuhl ſeine Wette gewinnen?
Da der entfernteſte Stein nur 200 Schritt
weit liegt, erſcheint die Aufgabe allerdings als
Kleinigkeit. Rechnet man aber gründlich nach, ſo
bedingt dieſe leichte Aufgabe einen Marſch von
nicht weniger als 23 980 Schritten, etwa 15
Kilometern, wobei ſich der Einſammler noch
hundertmal zu bücken hätte alſo recht aus=
ſichtslos
.

ſprechen. Ganz heimlich ſchlich er ſich auf die
Wachſtube, legte ſich dort unbemerkt unter die
Pritſche und ſchlief den Schlaf des Gerechten,
bis er gegen Mitternacht aufſtand und dem
Wachhabenden verſtändlich machte, daß er gern
hinauswolle. Er blieb dann meiſtens eine halbe
Stunde beim Poſten, um mit ihm zu wachen.
Vorübergehende Ziviliſten fuhr er wütend an.
So riß er gar einem Eiſenbahner, der vom
Dienſt zurückkehrte, die Hoſen entzwei. Bobby
tat es gewiß im Intereſſe der Sache.
So war er denn der Liebling der ganzen
Mannſchaft geworden, und niemand hätte in
dem munteren, gepflegten Hunde das arme
Weſen wiedererkannt, das damals ſo müde und
matt auf den Hof ſchlich: verängſtigt und ver=
jagt
von Menſchen, die kein Herz haben für eine
kleine Hundeſeele.
Es war in jenen Tagen, als wir zum Marſch
nach Bremen rüſteten. Wir hatten viel zu tun,
zu putzen und zu flicken. Bobby lief aufgeregt
hin und her: er wußte, daß etwas Beſonderes
bevorſtand.
Sperrt Bobby ein! Sonſt läuft er mit
kam da der Befehl, den wir am liebſten über=
hört
hätten. Doch ich will geſtehen, daß ein jeder
im ſtillen hoffte, er würde ſich irgendwie frei=
machen
und uns ſolgen.
Aber Bobby kam nicht wir haben ihn ſehr
vermißt.
Und als wir nach acht Tagen wieder ins
Lager einrückten, war die erſte Frage: Wo iſt
Bobby?
Da ſahen uns jene, die zurückgeblie=
ben
waren, lange und ernſt an und ſagten
nichts. Bobby! ſchrien da alle, und wir ſuch=
tei
ihn in allen Ecken. Doch vergebens.
Unſer kleiner vierbeiniger Kamerad war
nicht mehr da, und niemand wußte, wo er ge=
blieben
. Er hatte ſich weder abgemeldet, noch
hatten wir ſo etwas erwartet wie das Glück
ging er über Nacht,

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 12. September 1934

1ero Urta Wreuerih!
Zwei Frauentypen und wie ſie ſich anziehen müſſen.

Unerſchöpflich iſt die Natur in der Fülle
und Kraft ihrer Erfindung. So wenig wie ein
Grashalm dem andern, eine Fliege der andern
in allen Einzelheiten gleicht, ſo wenig iſt ein
Menſch dem andern ähnlich. Zahllos ſind die
Unterſcheidungsmerkmale, die aber über die
rein äußerlichen Kennzeichen hinaus beim
Menſchen und beim hochentwickelten Tier auch
noch Unterſchiede des Weſens und des Charak=
ters
. ſind. Der Zuſammenhang zwiſchen Kör=
perbau
und Charakter iſt von der neuen For=
ſchung
unterſucht und dargelegt worden. Auch
der unwiſſenſchaftlich unterſcheidende Menſch
kann ſchon im Alltag feſtſtellen, daß trotz aller
feiner und feinſter Unterſchiede gewiſſe große
Linien, gewiſſe Menſchentypen, in ihrer Zahl
beſchränkt, ſich abzeichnen. Wenn man alſo
Frauen in herbe und niedliche einteilt, ſo ſoll
das heißen, daß aus den unzähligen Spiel=
arten
fraulicher Eigenart jene und dieſe Note
mit beſonderer Augenfälligkeit hervortritt. Es
iſt keineswegs ſo, daß der Typ einer Frau erſt
dann in Erſcheinung tritt, wenn ſie erwachſen
oder ausgereift iſt ſchon im Kinde und im
heranwachſenden Mädchen zeichnen ſich ſchärfer
und ſchärfer die Weſenslinien ab. Für die
äußere Erſcheinung einer Frau iſt es weſent=
lich
, daß ihre unbewußte Art ihr zum Be=
wußtſein
gebracht wird, denn nur ſo vermag
ſie zur Geſtaltung ihrer Erſcheinung und Um=
gebung
die Auswahl zu treffen, die Unter=
grund
einer ſtark wirkenden Perſönlichkeit be=
deutet
. Wenn ſie ihren Typ kennt, kann ſie ſich
als Wichtigſtes gut kleiden.
Oberſter Leitſatz für Frauen, die durch
ihren Geſichtsſchnitt, durch ihre Geſtalt und da=
mit
zuſammenhängend ihre charakterlichen Ver=
anlagungen
zu den herben zu zählen ſind,
große Linien wahren! D. h., ſolche Frauen
dürfen ſich in ihrem Aeußeren durch Kleinig=
keiten
nicht verzetteln. Wenn ſie glattes Haar
haben, ſo wäre es falſch, es wellen zu laſſen.
Ein großliniges und ſtraff geſchnittenes Ge=
ſicht
kann unter einer Friſur mit glattem
Haar, Scheitel und Nackenknoten unerhörte
Wirkungen erzielen. Der Schnitt der Kleidung
muß ohne Umwege verlaufen, die Anbringung
von Falten, Garnituren, Aufſchlägen uſw. iſt
nicht zu empfehlen. Solche Frauen müſſen ſich
vor allzu grellen und farbigen Stoffen und
Stoffzuſammenſtellungen hüten. Auch Kleinig=
keiten
, wie dem Ausſehen der Handtaſche, der
Verzierung der Schuhe, dem Handſchuh uſw. iſt
Beachtung zu ſchenken. Es ſoll an einer ſolchen
Erſcheinung kein beunruhigendes Ornament,
nichts Flatterndes und Bewegtes ſein. Das heißt
aber nun keineswegs, daß herbe Frauen auf
jedes ſchmückende Beiwerk verzichten ſollen. Ganz
im Gegenteil! Nur muß die Auswahl des
Schmucks nach denſelben Grundſätzen erfolgen,
wie die der Kleidung. Ein Ring mit einem
großen Stein vermag ſehr wohl die Linie der
Hand zu heben, ein breiter Armreif, der in ſei=
ner
Ornamentik ſchwer, beileibe aber nicht
plump und gewichtig erſcheinen ſoll, ein paſſen=
des
Schmuckſtück zu ſein. Der Halsſchmuck, mit
dem Armſchmuck übereinſtimmend, mag aus
einer großgegliederten Kette beſtehen, wie ſie
es ja in zahlreichen Ausführungen in Gold, Sil=
ber
, mit und ohne Stein nach modernen Ent=
würfen
gibt. Manchmal vermag auch eine in
Material und Ausführung mit Armreif, Hals=
kette
und Ohrring übereinſtimmende Nadel auf
dem ſonſt ſchmuckloſen Kleid, eine ganz über=
raſchend
vornehme Wirkung zu erzielen. Die
kosmetiſche Zurichtung des Geſichts einer her=
ben
Frau ſoll ganz zurückhaltend ſein. Es wäre

zum Beiſpiel das Falſcheſte, was man tun
könnte, den zu den Linien der Naſe, des Kinns
und der Augen paſſenden Mund durch kos=
metiſche
Mittel zu verkleinern.
Ganz anders dagegen die Frau, die in ihrem
Temperament, in ihrem Bewegungsrhythmus
und in ihrem Ausſehen Anzeichen der Niedlich=
keit
verrät. Für ſie ſind alle jene kleinen Dinge
der Mode geſchaffen, die eine Erſcheinung be=
weglich
, fröhlich, luſtig und das, was man im all=
täglichen
Sprachgebrauch nett nennt, machen.
Sie darf auch ohne Gefahr einmal zu gewag=
teren
Farbenzuſammenſtellungen in ihrer Klei=
dung
greifen. Sie braucht mit der Verwendung
der Garnituren nicht ſo ſparſam umzugehen. Für
ſie ſind alle jene Stoffe geſchaffen, die frühlings=
und ſommerhaft wirken. Nur muß ſie ſich vor der
ſogenannten Aufmachung hüten. Sie ſoll nicht
den Ehrgeiz haben, durch billige Mittel aus=
ſehen
zu wollen, wie eine Dollarmillionärstoch=
ter
in einem amerikaniſchen Kitſchfilm. Niedlich
ſoll nicht ſeelenlos ſein und bunt nicht papa=
geienhaft
! Eine ſolche Frau kann es ſich leiſten,
in der Wahl ihrer Schmuckſtücke das ganze luſtige
Gefunkel, den ganzen reizenden, ſpieleriſchen
Glanz edler Metalle für ſich nutzbar zu machen.
Sie trägt vielleicht das aus vielen Reifen be=
ſtehende
klirrende Silberarmband, ſie trägt den
ſchmalen Ring mit dem bunten Halbedelſtein, ſie
trägt die feingegliederte Goldkette, ſie darf auch
am Hut eine Verzierung anbringen, die ſich als
den Schal zuſammenhaltenden Clip, als Gürtel=
ſchnalle
wiederholt. Ihrem Geſicht wird es nichts
ſchaden, wenn ſie zu klein Geratenes durch vor=
ſichtige
Nachhilfe verbeſſert.
Die Frau von heute hat jedenfalls im Ge=
genſatz
zu früher nicht den Wunſch, ihr äußerlich
erkennbares Weſen durch Hilfsmittelchen zu ver=
ſchleiern
, ſie will es im Gegenteil unterſtreichen,
denn nur die Frau, deren Eigenart und deren
Erſcheinung übereinſtimmen, iſt wirklich ſchön.

Herbes Geſicht große Linien.
Frauen mit großangelegten Geſichtszügen müſſen
dem in Kleidung und Erſcheinung Rechnung
tragen.

Geldverlieren
als Beruf.
Schauplatz: eine Straße in Berlin N. O.
Ein Kanalloch, mit dem ſich für gewöhnlich
nur die ſtädtiſchen Arbeiter zu Reinigungs=
zwecken
beſchäftigen, erregt in hohem Maße
die Aufmerkſamkeit zweier Herren. Der eine
von ihnen beugt ſich tief über den Deckel des
Loches: Ja, hier muß es hereingefallen ſein.
Der andere greift inzwiſchen mit der Hand in
ſeine Jackentaſche und holt eine Handvoll
loſes Geld hervor. Nachdem er das Geld
durchgezählt hat, ſtellt er feſt: Es muß ein
Markſtück geweſen ſein. Inzwiſchen hat ſich
den beiden Herren eine vorbeikommende Haus=
frau
zugeſellt. Aus der einen ſind bald drei
geworden. Der Briefträger legt auf ſeiner
Runde eine kleine Pauſe ein, um feſtzuſtellen,
was hier los iſt. Kinder, Boten und Paſſan=
ten
vervollſtändigen die kleine Verſammlung.
Das Suchen der beiden Herren iſt immer noch
ergebnislos geblieben. Einige Zuſchauer geben
gute Ratſchläge. Hier wird ein Langfinger
geſucht, vielleicht ſchafft der’s. Hat keener ine
Taſchenlampe bei? fragt einer und erhält
von einem Spaßvogel die Antwort: Laß doch
dein eigenes Licht leuchten. Wo irgend was
los iſt, da hat der Berliner immer Zeit. Jede
Gelegenheit iſt ihm willkommen, ſeinen Humor
zu betätigen. Der unglückliche Verlierer ſeufzt:
Die ſcheene Mark, fünf Mollen wären das
jeweſen! Worauf er von einer Hausfrau zu
hören bekommt: Ach ſehn Se mal an: aus=
jerechnet
Mollen, een Brot und een Pfund
Marjarine hätten Sie ſich dafür koofen kön=
nen
! Der junge Mann klimpert immer noch
mit dem loſen Geld. Da ruft einer aus der
Menge: Wie könn: Se aber auch mit det
ſcheene Jeld ſo leichtſinnig umjehn. Lejen Se ſich
man een Portmanneh zu. In dieſem Augen=
blick
bringt einer der Verſammelten einen
Pappkarton zum Vorſchein, klappt den Deckel
auf und eine Kollektion von Geldbörſen in
allen Größen bietet ſich dar. Junger Mann
läßt er ſich vernehmen, für Ihre Mark hätten
Sie ſich längſt ein Portemonnaie zulegen
können und dabei noch fuffzig Pfennige ge=
ſpart
, denn dies erſtklaſſige Portemonnaie

koſtet nur fuffzig deutſche Reichspfennige
prima Rindleder, mit doppeltem Verſchluß und
noch ner Taſche für große Scheine. Der Ver=
lierer
kann ſich den Argumenten des Verkäu=
fers
nicht verſchließen, als erſter erſteht er ein
prima Rindleder=Portemonnaie. Andere ſchlie=
ßen
ſich an, im Nu hat der fliegende Händler
ein halbes Dutzend Börſen umgeſetzt. So
manche Hausfrau wird durch das warnende
Beiſpiel der in das Loch gekullerten Mark
bewogen, ſich eine Geldtaſche zuzulegen.
Langſam zerſtreut ſich die Menge. Die
beiden Männer aber, die als erſte am Kanal=
loch
ſtanden, gehen eine Ecke weiter bis zum
nächſten Loch, wo ſich innerhalb weniger Minu=
ten
eine neue Verſammlung gebildet hat, der
ſie ihre Portemonnaies andrehen können.

Wußten Sie das ſchon?
Das Geweih unſeres Rothirſches wird nach
Enden gezählt. Die Stange mit den meiſten En=
den
wird mit 2 multipliziert. Hat ein Hirſch auf
einer Seite 6 Enden, auf der anderen 7, ſo iſt
dieſer Hirſch ein ungerader 14=Ender. Hat der
Hirſch auf beiden Seiten 7 Enden, ſo nennt man
ihn einen geraden 14=Ender. Ein ſtarkes Geweih
wiegt 58 Kilogramm, ausnahmsweiſe 1012
Kilogramm. Das ſtärkſte Geweih aus früherer
Zeit, das in Moritzburg aufbewahrt iſt, wiegt
18,8 Kilogr. Die höchſte Endenzahl beträgt 66.
Eine ganze Reihe von Geweihen hat mehr als
40 Enden. Hirſche ohne Geweih heißen Platt=
köpfe
oder Mönche.
Einer unſerer ſchlimmſten Waldverwüſter iſt
die Nonne. Die größte, geſchichtlich feſtgehaltene
Nonnenverwüſtung war 18451867 im weſtlichen
Teile Rußlands und in Oſtpreußen. Die verwüſtete
Fläche war größer als das Königreich Preußen.
Es mußten 134 Mill. Feſtmeter älteres Fichtenholz
in beiden Ländern eingeſchlagen werden. Die
Natur ſetzt dieſer Verwüſtung häufig ein Ziel
durch Seuchen, von der die Raupen befallen wer=
den
. Die bekannteſte iſt die Wipfelkrankheit. Der
Name rührt daher, daß die befallenen Raupen
ſich in den oberen Zweigen zuſammendrängen
und dort abſterben. Das Auftreten dieſer Krank=
heit
iſt ein ſicheres Zeichen, daß der Nonnenfraß
ſein Ende erreicht hat.

Kino unter Freiem himmel.

In Madrid kann ein Kinobeſuch ſelbſt bei
größter Hitze zu einem Hochgenuß werden. Einige
Madrider Kinobeſitzer haben ihren Vorfüh=
rungsraum
für die heiße Jahreszeit auf die
flachen Dächer ihrer Paläſte verlegt, ſo daß man
nicht nur von angenehmen leichten Winden um=
fächelt
wird, ſondern noch die Annehmlichkeit
hat, bei langweiligen Kinoſtücken ſtatt auf die
Leinwand auf den Sternenhimmel zu ſchauen.
Aber es gibt noch anderswo in Madrid Freiluft=
kinos
, und hier hat man beſonders billige Plätze
hinter der Leinwand geſchaffen; es iſt hier zwar
linker Hand, rechter Hand, alles vertauſcht und
bei ſtummen Filmen die Schrift verkehrt rum,
aber die Madrider unterhalten ſich auch hierbei
ausgezeichnet.
Der Regenmacher der Dinka
iſt bei den einzelnen Gemeinden dieſes großen
Nilvolkes die wichtigſte Perſon. Sein Wunſch
iſt allen Befehl, denn er iſt der klügſte der
Volksgenoſſen. Sein an Altersſchwäche erfolgen=

der Tod aber würde Unglück über die gan
Gemeinde bringen, und ſo ſchützt man ihn nig
wenn er in Gefahr kommt. Wird der Rege
macher von den Beſchwerden des Alters geplae
ſo fordert er ſeine Stammesgenoſſen auf, für j
ein Grab zu graben. Er legt ſich m dieſes, ve
weigert Speiſe und Trank und läßt ſich ne
einiger Zeit gelaſſen mit Erde bedecken, un=
der
er den Erſtickungstod erleidet. Aehnli
Sitten ſind bei vielen Völkern des Südens j
lich. Der Erſte der Sippe darf kein hohes Al
erreichen und wird, wenn dieſe Gefahr beſte
kurzerhand im geeigneten Augenblick getötet.
R
Die Kokosnuß 1whutzt lich gege
Meereswaſler.
Die Kokusnuß beſitzt eine Umhüllung, die
inneren Kern vor den ſchädlichen Einflüſſen
Seewaſſers ſchützt. Die Kokusnüſſe werden v=
fach
, wenn ſie vom Baume gefallen ſind, von
Meeresſtrömung mitgeriſſen und können vi
Wochen lang von den Meerswogen umſpült w
den, ohne daß ſie, wenn ſie wieder an Land
worfen werden, an Keimkraft eingebüßt hätt

mit Rat und Cat.
Leichte Kleider in der Wäſche.
Weiße Baumwollſtoffe werden bei der
Wäſche oft grau, und zwar immer, wenn ſie in
hartem Waſſer gewaſchen ſind. Man tut des=
halb
gut, wenn man dem Waſchwaſſer und
auch dem Spülwaſſer etwas Borax zuſetzt, das
man in kochendem Waſſer aufgelöſt hat. Wenn
die Baumwollſtoffe nach der Wäſche gelb wer=
den
, ſo iſt das ein Zeichen, daß Seife darin
geblieben iſt. Man muß deshalb ſehr kräftig
ſpülen und das Spülwaſſer oft erneuern.
Voilekleider verlieren bei der Wäſche viel von
ihrem Anſehen, wenn man es nicht ein wenig
ſtärkt, doch darf man keine richtige Stärke neh=
men
, ſondern löſt nur ein wenig Gummi
arabicum in heißem Waſſer auf und ſetzt die=
ſes
dem letzten Spülwaſſer zu. Das Kleid
wird dadurch wie neu.
Kleine Winke für die Küche.
Ein vorzügliches Mittel, Silber blank zu
halten, ohne es ſehr oft putzen zu müſſen, be=
ſteht
darin, eine kleine Handvoll Borax in
einem Gefäß mit heißem Waſſer aufzulöſen,
dem man etwas Seife zuſetzt. Man legt das
Silber in die heiße Löſung und läßt es darin
liegen, bis das Waſſer kalt iſt. Hierauf reinigt
man das Silber mit kaltem, reinem Waſſer
und reibt es mit einem weichen Tuch trocken.
Meſſer dürfen natürlich nur ſo in die Löſung
hineingeſtellt werden, daß die Griffe unter
Waſſer ſind. Wenn man Syrup abwiegt
oder mißt, ſoll man das Gefäß, in das man
ihn tut, mit kochendem Waſſer ausſpülen. Dann
gleitet der Syrup raſch wieder heraus und
bleibt nicht hängen. Wenn Meſſer roſtig
werden, reibt man ſie mit Petroleum ab und
putzt ſie dann mit heißer Steinkohlenaſche.
Flecke aus Alfenidſachen oder anderen Silber=
legierungen
entfernt man, indem man die
Gegenſtände mit warmem Eſſig abwäſcht.
Gegen Schmutz und Flecke.
Schmutzig gewordene Photographien reibt
man mit Watte ab, die man in Vaſeline ge=
taucht
hat. Wenn auf Samt Fettflecke ge=
kommen
ſind, ſo erfüllt man einen Leinen=
beutelchen
mit heißem Sand und reibt die
Flecke vorſichtig damit, bis ſie verſchwunden
ind. Der ziemlich teure Schwanenflaum,
der als Kleiderbeſatz ſo gern benutzt wird,
ſieht unanſehnlich aus, wenn er nicht ganz
ſauber iſt. Und doch kann man ihn ohne große
Mühe reinigen. Man trennt ihn vorſichtig vom
Kleide ab und legt ihn in lauwarmes Seifen=
waſſer
. Hierin muß er einige Stunden liegen.
Man bewegt ihn dann vorſichtig in dem
Waſſer, bis er wieder ſauber wirkt. Hierauf iſt
er mehrmals mit ſauberem Waſſer zu ſpülen.
Das letzte Waſſer wird ganz vorſichtig aus=
gedrückt
, worauf man den Schwanenflaum
zum Trocknen hängt. Wenn er etwas mehr ais
halbtrocken iſt, ſchüttelt man ihn, ſo daß er
flaumig wie vorher wird. Er wird durch dieſe
Behandlung wie neu.
Keine Reſte wegwerfen!
Altbackenes Brot ſammelt man in einem
trockenen Steintopf. Dann legt man es in
einen abkühlenden Bratofen zum Trocknen und
reibt es alsdann. Man kann das geriebene
Brot wie Semmelmehl verwenden. Ueber=
reſte
von Seife tut man in eine Flaſche und
gießt heißes Waſſer darauf. Mann bekommt
auf dieſe Weiſe eine Seifenlöſung, die für
alle Zwecke gut zu verwenden iſt. Uebrig=
gebliebenes
Fett ſchneidet man in kleine Wür=
fel
und brät es aus. Es wird dann zum Bra=
ten
verwendet. Uebrig gebliebene gekochte
Kartoffeln reibt man und formt unter Zutat
von 1 Ei und etwas Salz Kartoffelbällchen,
die man in ſchwimmendem Fett ausbackt. Man
kann auch geriebenen Käſe hinzutun.

Markſteine der Modengeſchichte.
Von Hanna Grabow.
Das erſte Volk, das keine rockartigen Ge=
wänder
, ſondern regelrechte Hoſen trug, waren
die Parther. Ihr Eintritt in die Weltgeſchichte
ſührte den mit ihnen in Berührung kommen=
den
Völkern dieſe grundlegende Veränderung
der Bekleidung vor Augen. Sie machten jedoch
von dieſem Vorbild keinen Gebrauch. Das

rockartige lang herabfallende Gewand der 9
tike wurde dadurch nicht berührt.
Die Meder können den Verdienſt in
ſpruch nehmen, ihr Gewand zum erſten M
in Falten gelegt zu haben. Dieſe Idee wu
ſpäter von den Griechen aufgegriffen, die e
der ſchönſten Trachten aller Zeiten aus
geſtalteten.
Eine der grundloſeſten Veränderungen,
die Geſchichte der Mode aufzuweiſen hat,
folgte um die Jahrtauſendwende des Mit
alters. Damals kam man vom bis dahin
zerſchnittenen Gewand ab. Man begann
Stoffe zu zerſchneiden und zuſammenzunäl:
Aus dem Gewand, das nur Umhang gewe
entwickelte ſich das Kleid. Einer ſich ſtets
ändernden Mode des Schnittes war dadr
der Weg geebnet.
Um das Jahr 1620 fällt die Geburt
Stiefels. Bis dahin hatte man nur Sch
bzw. ſandalenförmige Fußbekleidung gekau
Die erſten Stiefel wieſen naturfarbige Tön=
auf
. Es dauerte geraume Zeit, bis auch
Schwärzen des Leders ſelbſtverſtändlich wu
Im Jahre 1770 lieferte Amerika das e
Modeerzeugnis an Europa, den Zylinder,
man anfänglich ſeines heimatlichen Urſpru
wegen Quäkerhut nannte. Der Zylit
wurde bald allgemein. Noch zu Regierun
beginn der Königin Viktoria trugen ihn
Londoner Poliziſten als Kopfbedeckung.

ait
und
m 3
lidet
mark
gen
Fha.
Re

Die Ausnutzung des Fallobite
in der Küche.
Von Luiſe Linke.
Unter dem herbſtlichen Obſtſegen findet
mentlich das Fallobſt bei den Hausfre
beſonderes Intereſſe, das in der Hauptſache
der außerordentlichen Preiswürdigkeit di
Wirtſchaftsobſtes baſiert, und zum anderen
legenheit zur Bereitung von köſtlichen Ge
bietet, unter denen namentlich das Apf
Gelee an erſter Stelle ſteht. Zur Herſtell
dieſer Gelees verwende man nur grünes,
unreifes Obſt, da bekanntlich mit dem fortſch
tenden Reifeprozeß eine Abnahme des Pek
(Gelierſtoff) eintritt, das unter der Schale
nen Sitz hat, weshalb auch das Obſt: Aepfel
Birnen, ungeſchält zum Kochen aufgeſetzt
den darf. Ebenſo iſt die Zuckermenge von
ſchlaggebender Bedeutung, die im richtigen
hältnis zur jeweiligen Obſtart ſtehen muß. ?
rechnet auf je 2 Pfd. Saft 34 Pfd. Zucker.
Bereitung ſelbſt iſt ſehr einfach. Die von Wu
und fauligen Stellen befreiten Aepfel wer
zuvor gewaſchen, mit dem Kernhaus gevier
und mit Waſſer bedeckt, zum Kochen aufge
Weich, werden ſie ohne umzurühren, auf
ausgeſpanntes Tuch zum Ablaufen des Se
geſchüttet, der dann abgewogen, mit dem nöt
Zucker, in ſauberem, fettfreiem und breit
chigem Topf (der das ſchnellere Verdam
ermöglicht) bis zur Perlprobe gekocht. Bl
ein auf Porzellanteller gegebener Safttro
kuglig ſtehen, dann iſt das Gelee abfüllreif.
was ausgekühlt, in ſaubere Gläſer gefüllt,
den dieſe mit Pergament= oder Cellophanpa
verbunden und etikettiert.
Auch aus Birnen läßt ſich ein wohlſch=
kendes
Gelee bereiten, doch erreicht dieſes
dieſelbe Konſiſtenz, ſondern bleibt wie H
geſchmeidig. Die Herſtellung iſt die gleiche
bei Apfelgelee, nur rechnet man auf je 1 4
Saft ½ Pfd. Zucker.
Bei Marmeladen aus Fallobſt wird
Obſt durch ein Sieb geſtrichen und dann mi
erforderlichen Zuckerbeigabe (341 Pfd.)
2 Pfd. Mus) dick eingekocht. Wie ja auch,
der Gefahr des Einbrennens vorzubeugen,
Marmelade ſtändig gerührt werden muß.
wähnt ſei ferner noch, daß man auch ſozuſ K. M
zwei Fliegen mit einer Klappe ſchlagen
Saft und Marmelade zugleich herſte!
kann, indem man das jeweils weichgekochte
zum Ablaufen auf ein Tuch gegeben, den 9
ſtand durch ein Sieb ſtreicht und zu Marme *
einkocht, während der Saft mit Zucker oder
Zuckerkranke) nur mit Sukrinetten geſüßt,
alkoholfreier Natur=Obſtſaft im Waſſerbad
Steriliſierapparat erhitzt wird
Alle die aus Fallobſt hergeſtellten Konſe:
müſſen einen trockenen Aufbewahrungsraum
halten, der im Winter vor Froſt geſchützt bl
um nicht unliebſame Ueberraſchungen zu
leben.

[ ][  ][ ]

*

der
aus

ahin
unn

Langfriſtige Gewerbekredite durch die Naſſauiſche Landesbank.
die Bank für Deutſche Induſtrie=Obligationen hat mit der Naſ=
tuiſchen
Landesbank, Wiesbaden, vertragliche Vereinbarungen
etroffen, auf Grund deren die Naſſauiſche Landesbank innerhalb
hres örtlichen Tätigkeitsbereiches an der Ausleihung der lang=
riſtigen
Gewerbekredite der Induſtriebank, ſoweit es um Klein=
redite
bis zu 15 000 RM. ſich handelt, treuhänderiſch mitwirken
uird. Bekanntlich ſtellt die Induſtriebank kleinen und mittleren
Zetrieben der Induſtrie, des Handwerks und des Handels lang=
iſtige
, über fünf Jahre laufende Darlehen bis zu Einzelbeträ
n von 500 RM. hinab zur Verfügung. Die Darlehen, die au
pothekariſcher Grundlage gewährt werden, dienen zur Ablöſung
erhöhter kurzfriſtiger Verbindlichkeiten, zur Finanzierung lang=
tiger
Inveſtitionen ſowie zur Verſtärkung der Betriebsmittel.
Vorbereitungen zur Wiederaufrichtung des Phosphoritberg=
ſes
an der Lahn. Dem RWM. liegen die Vorſchläge zur Wie=
aufrichtung
der Phosphoriterzeugung an der Lahn vor. Die
osphorite ſollen als Zuſchlagmaterial für Thomas= Eiſenher=
llung
zum teilweiſen Erſatz vom Auslandsbezuge an Phospha=
dienen
. Die Neuproduktion ſoll auf anderer Grundlage als
von früheren Jahren erfolgen. Der Erfolg des neu aufleben=
Produktionszweiges wird von der Initiative und von den
ldmitteln abhängen, die bei den kleinen Geſellſchaften, die für
Produktion in Frage kommen, vorliegen. Vorläufig muß zur
rteilung der Zukunftsausſichten der genaue Plan, der die
ligung des Rohſtoffkommiſſars Dr. Puppe hat, abgewartet
rden. Die Förderung der Lahnphosphorite wurde 1928 in=
e
der ſcharfen Konkurrenz der ausländiſchen, qualitativ beſſe=
Phosphate eingeſtellt.
Zum franzöſiſchen Einfuhrkontingent für wollene Wirk= und

Auch geſtern überwogen an der Berliner Börſe wieder die
zursbeſſerungen, wenn ſich auch das Geſchäft weiter in engem
jahmen hielt. Anſcheinend möchte das Publikum und die Kuliſſe
rſt das Erſcheinen des neuen Schacht=Planes abwarten, der bei
zörſenbeginn noch nicht bekannt war. Die weiter erfreuliche
intwicklung am Arbeitsmarkt ſowie die beſſeren Ernteſchätzungen
aben der Tendenz jedoch einen guten Rückhalt. Eine Reihe von
spezialbewegungen konnten das Bild etwas beleben. Montan=
verte
waren überwiegend gebeſſert, wobei auf die Streikgefahr
m belgiſchen Bergbau verwieſen wird. Für Braunkohlenwerte,
ie teilweiſe bis 1 Prozent höher bezahlt wurden, hielt die Nach=
rage
an. Kaliwerte lagen umſatzlos. Farben lagen wieder un=
erändert
, Chemiſche Heyden konnten ſich 1½ Prozent erholen.
Im Markt der Elektrizitätswerte überwogen die Abſchwächungen,
ie aber nur Bruchteile von Prozenten ausmachten. Stärker ge=
rückt
waren Deſſauer Gas (minus 2½) auf eine größere Beſtens=
erkaufsorder
. Auch Autowerte litten unter Realiſationen.
zMW. verloren 2 Prozent. Dagegen zeigte ſich für Maſchinen=
zerte
weitere Nachfrage. Im Verlaufe beſchränkte ſich das Ge=
häft
nur auf Einzelgebiete, die ſtärker anzogen. Engelhardt
zrauerei gewannen 3½, Junghans konnten ihren Gewinn auf
Prozent erhöhen, Orenſtein ſtiegen um 2½, Siemens gewannen
½ und Reichsbankanteile 2 Prozent. Chade=Anteile Lit. B ver=
iren
3. RM., Kaliaktien waren zu den Kaſſakurſen angeboten,
alzdetfurth verloren faſt 4, Weſteregeln 2 Prozent. Am Ren=
enmarkt
war die Stimmung eher etwas freundlicher, Länder=
nleihen
gewannen ¼½ Prozent, von den Altbeſitzanleihen
iegen die Mecklenburger um 1½ und die Lübecker um ½ Prozent,
jährend Hamburger Altbeſitz /8 Prozent verloren. Provinz=
nleihen
waren behauptet.
*
Die Frankfurter Börſe verlief wieder ſehr ſtill und war
ehauptet. Die Kuliſſentätigkeit war gering, da die Schachtſche
lede erſt im Verlauf der Börſe bekannt wurde. Ein Ueberblid
ig zu Beginn noch nicht vor. Die Grundſtimmung blieb wider=
andsfähig
und freundlich, zumal die weitere Arbeitsloſenver=
iinderung
auf die anhaltende Aufwärtsbewegung der Wirtſchaft
erweiſt. Einige Spezialbewegungen ſtanden im Vordergrund.
hemiewerte waren relativ gut gehalten, beſonders Farbenindu=
rie
unverändert, dagegen Deutſche Erdöl und Scheideanſtalt je
Prozent, Rütgerswerke ¼ Prozent leichter, Metallgeſellſchaft
ber ½ Prozent freundlicher. Elektrowerte lagen ſehr ſtill, ſie
eigten Kursveränderungen nach oben und unten nur um Bruch=
eile
eines Prozentes. Widerſtandsfähig waren Lahmeyer, Geſ=
kürel
und Schuckert. Auch Montanpapiere hatten das gleiche
Zild. Buderus ¼ Prozent, Mansfeld ½ Prozent niedriger, Klöck=
er
und Stahlverein eine Kleinigkeit freundlicher. Kaliwerte
lieben nach dem vorgeſtrigen Rückgang gut gehalten. Am Zelle
offmarkt lagen Waldhof wieder ½ Prozent höher. Bauwerte
haren gut behauptet, Holzmann ½ Prozent feſter. Am Kunſt=
eidemarkt
konnten ſich Aku um ½ Prozent erhöhen, während
Zemberg eher wieder ſchwächer lagen. Schiffahrtsaktien bröckel=
en
um ¼ Prozent ab. Im Verlaufe hielt das kleine Geſchäft an
llen Marktgebieten an, und die Kurſe zeigten nur minimale
zeränderungen. Am Rentenmarkt zogen Altbeſitz und ſpäte
ſchuldbücher im Verlaufe nochmals um je ¼ Prozent an. Pfand=
riefe
lagen zwar ſtill, es beſtand aber eher Kaufneigung. Stadt=
tleihen
wieſen bei kleinem Umſatz uneinheitliche Kursbildung
f. Von Induſtrieaktien waren eine Reihe von Papieren ge=
richen
Geld, ſo u. a. Schöfferhof, Roeder Darmſtadt, Motoren
darmſtadt, Klein, Schanzlin und Württ. Hohenzollern.
Die Abendbörſe verlief ohne Anregung und wies nur denk=
ar
kleinſte Umſätze auf. Die Kundſchaftsbeteiligung iſt noch nicht
ieder größer geworden, auch die Kuliſſe verhielt ſich weiterhin
eſerviert. Die Grundſtimmung war keine unfreundliche infolge
er herrſchenden Geſchäftsſtille blieben, die erhöhten Berliner
öchlußkurſe aber vielfach nicht voll behauptet. Auch der Renten=
narkt
lag geſchäftslos bei freundlicher Haltung. Altbeſitz blieben
llerdings nur knapp gehalten.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

ickwaren. Die Induſtrie= und Handelskammer Chemnitz macht
auf aufmerkſam, daß ihr mit Wirkung vom 1. Oktober ds. Js.

Verwaltung des franzöſiſchen Einfuhrkontingents für wollene
rk= und Strickwaren der Poſition 443 des franzöſiſchen Zoll=
ifes
(ausgenommen Stoffe, Strümpfe und Handſchuhe) über=
agen
worden iſt. Diejenigen deutſchen Firmen, die an der Aus
ihr der vorgenannten Waren nach Frankreich und dem Saar=
ſebiet
beteiligt ſind, werden aufgefordert, ſich unverzüglich bei der
kontingentsverteilungsſtelle der Induſtrie= und Handelskammer
hemnitz zu melden.
Neue amerikaniſche Schatzanweiſungen zur Einlöſung der dem=
lächſt
fälligen. Um die in der Zeit vom 15. September bis 15.
Iktober fällig werdenden kurzfriſtigen amerikaniſchen Schatzan=
beiſungen
in Höhe von 525 Millionen Dollar, und die 1200 Mil=
onen
Dollar 4. Freiheits=(Liberty)=Bonds einzulöſen, hat Schatz=
ekretär
Morgenthau angekündigt, daß er zur Einlöſung der er=
ren
1½prozentige kurzfriſtige Schatzanweiſungen und zur Ein=
dung
der Liberty=Bonds, 2½prozentige vierjährige und 3 ¾pro=
entige
12jährige Schatzanweiſungen ausgeben werde.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Nach Ausverkauf der Tranche per 15. Juni 1935 iſt von der
Reichsbank eine neue Serie unverzinslicher Reichsſchatzanweiſun=
ſen
mit Fälligkeit per 16. Juli 1925 zum unveränderten Satz von
Prozent zur Verfügung geſtellt worden.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat im Einvernehmen mit dem
Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft angeordnet,
eaß bis auf weiteres an den Großmärkten Veränderungen der
Mehlpreisnotierungen zu unterbleiben haben.
Auf Anordnung des Oberbürgermeiſters, Staatsrat Dr.
üiſt Rrebs, wurde die Stelle des Frankfurter Marktdirektors mit dem
Alsherigen Verwaltungsinſpektor Steinmetz beſetzt.
Nach den Ermittlungen der Metallgeſellſchaft A.=G. ſtieg im
duli die Bleihüttenerzeugung der Welt auf 114 206 metr. Tonnen
lachdem ſie im Juni 107 751 metr. Tonnen betragen hatte. Hier=
Don entfielen auf Amerika 57 993 (51 148), auf Aſien 7676 (7732),
in Afrika ſchätzungsweiſe 3000 (2537), auf Auſtralien 16 703
1 780) und auf Europa 28 834 (28 554). Die deutſche Bleierzeu
Eung belief ſich auf 10 288 (10 774) metr. Tonnen.

Verkauf aufgewerkeker Spargukhaben.
Die deutſchen Sparkaſſen haben in den Jahren 1924/25 ihre
Spareinlagen aus früheren Jahren zu einem verhältnismäßig
hohen Prozentſatz aufgewertet. Dieſer Satz, der für die einzelnen
Landesteile verſchieden feſtgeſetzt iſt und der in Preußen zwiſchen
17 und 29 Prozent des durch Umrechnung feſtgeſtellten Goldmark=
betrages
der eingelegten Guthaben liegt, entſpricht in voller Höhe
dem bei den Sparkaſſen vorhandenen Aufwertungsvermögen. Die
Sparkaſſen haben ſämtliche Beträge, die ihnen ihrerſeits aus der
Aufwertung der Hypotheken=, Darlehens= und Wertpapierbeſtände
zuſtehen, den Altſparern gutgeſchrieben. Millionen deutſcher Spa=
rer
haben durch die Sparkaſſenaufwertung einen beachtlichen Teil
ihres mühſam erſparten Vermögens über die Inflation hinweg
gerettet. Die Auszahlung dieſer Aufwertungsſpareinlagen mußte
naturgemäß noch Beſchränkungen unterliegen, denn die Spar=
kaſſen
waren an der Kündigung ihrer Aufwertungshypotheken
und Darlehen ebenfalls behindert, ſo daß die vorhandenen Mittel
nur eine nach und nach erfolgte Auszahlung geſtatten. Die Ter=
mine
für die Auszahlung der Aufwertungsſpareinlagen ſind durch
einen vor kurzem ergangenen Erlaß nunmehr feſtgelegt, ſo daß in
etwa 2 Jahren die reſtlofe Auszahlung der Sparguthaben durch=
geführt
ſein wird. Die augenblicklich noch beſtehenden Auszah=
lungsbeſchränkungen
machen ſich findige Geſchäftsleute zunutze, in=
dem
ſie an die Inhaber von Aufwertungsſparguthaben herantre=
ten
und ihnen die Abtretung ihrer Einlagen mit dem Verſprechen
einer ſofortigen Auszählung der Barbeträge empfehlen. Bei
einer genauen Durchrechnung ihres Angebots ergibt ſich dann in
den meiſten Fällen, daß ſie einen ſehr hohen Abzug in Rechnung
ſtellen, der in keinem Verhältnis zu dem Ausfall an Zinſen ſteht.
In einem Falle wurde z. B. ein Ankaufspreis von nur 70 Prozent
des nom. Spargutsbeſtandes angeboten. Da die endgültige Aus=
zahlung
der Aufwertungsguthaben in abſehbarer Zeit erfolgen
wird, werden die Aufwertungsſparer durch die geringere Bewer=
tung
ihrer Forderungen bei einer derartigen Abtretung erheblich
geſchädigt. Es empfiehlt ſich daher für die Aufwertungsſpargläu
biger, bevor ſie ſolchem Angebot nähertreten, zunächſt mit ihrer
Sparkaſſe in Verbindung zu treten und ſich wegen einer ander=
weitigen
Verwertung ihrer Forderungen beraten zu laſſen.
Sparkaſſen= und Giroverband für Heſſen=Naſſau.
Der mit Wirkung vom 20. Mai 1933 errichtete Sparkaſſen=
und Giroverband, für Heſſen=Naſſau, dem der Sparkaſſen= und
Giroverband für Heſſen=Naſſau mit den Unterverbänden Girover=
band
Kurheſſen und Giroverband Naſſau angehören, legt ſeinen
erſten Bericht vor. Es ſind ihm im Regierungsbezirk Kaſſel 45
Sparkaſſen, im Regierungsbezirk Wiesbaden 18 Sparkaſſen ange=
gliedert
. Sehr ausführlich wird über die Verbandsarbeit durch
Förderung der Arbeitsbeſchaffung, der Garantieverbände und
Fortbildung des Sparkaſſenperſonals berichtet. Die Spareinlagen=
bewegung
brachte großen Neuzugang, die ſchweren Rückſchläge der
Jahre 1931/32 wurden in einem Jahr nahezu ausgeglichen. Die
Sparkaſſen in Heſſen=Naſſau verwalteten 1933 auf 863 389 Spar=
konten
431,36 Mill. RM. Spareinlagen und auf 93 947 Konto=
korrentkonten
64,735 Mill. RM. Kontokorrenteinlagen. Insge=
ſamt
betrugen Ende 1933 bekanntlich die Spareinlagen 10,8 Mil=
liarden
RM. durch 22 Mill. Sparer bei den deutſchen öffentlichen
Sparkaſſen. Die Liquidität hat ſich verbeſſert. Die Akzeptbank=
verſchuldung
der Heſſen=Naſſauiſchen Sparkaſſen betrug nur noch
3,62 (24,075) Mill. RM. bei insgeſamt 11 (29) Sparkaſſen. Das
neue Kreditgeſchäft war noch beſchränkt. Man leiſtete aber ſtär=
kere
Hilfsmaßnahmen, beſonders für mittlere und kleine Kredite.
Im Kreditgeſchäft führte man freiwillige Zinsſenkung durch. Ein=
gehend
werden im Berichte Angaben über Entſcheidungen im lau=
fenden
Geſchäftsjahr 1934, u. a. über Lockerungen und Beſchrän=
kungen
im Kreditgeſchäft der Sparkaſſen, über die Aufwertung
der Sparguthaben, gemacht. In der Gewinn= und Verluſtrech=
nung
werden Einnahmen aus Beiträgen mit 50 000 RM., aus
Zinſen 1326 RM. und ſonſtige mit 11 471 RM. angegeben. gegen=
über
45 833 R
Verwaltungskoſten. Nach 3017 RM. Abſchrei=
bungen
und 10 000 RM. Rückſtellungen verbleiben 3947 RM.
Ueberſchuß. Die Bilanz zeigt (alles in Mill. RM.) Verbands=
kapital
3,58, Rücklagen 0,61 Kreditoren 1,57. Auf der anderen
Seite noch einzuzahlendes Verbandskapital 1,57, Guthaben 0.063,
Beteiligungen 3,58, davon am Deutſchen Sparkaſſen= und Giro=
verband
1,94, an der Landeskreditkaſſe in Kaſſel 1,64.

Die Schweiz hält an der Goldwährung feſt.
Auf dem ſchweizeriſchen Bankiertag in Montreux ſprach der
Chef der eidgenöſſiſchen Finanzdepartements, Bundesrat Mayr,
über die Aufrechterhaltung der Goldwährung. Er führte u. a.
aus: Der Präſident der Bankiertagung hat im vergangenen Jahr
auf dem Kongreß der internationalen Handelskammer in Wien
eine Erklärung zugunſten der Aufrechterhaltung des Goldſtan=
dardes
und der Wiederherſtellung der internationalen Goldwäh=
rung
abgegeben. Es iſt keine Frage daß an der Zerſtörung des
Vertrauens in der Welt das Verlaſſen der Währungsgrundlage
durch einige mächtige Staaten eine große Schuld trägt. Es iſt
ein Schauſpiel, wie jetzt die Manipulierung der Währung zur
Waffe eines engherzigen Nationalismus im Wirtſchaftskampf
dienen muß. In dieſem Kampf wagen die Vereinigten Staaten
und Großbritannien ihre Währung noch immer nicht zu ſtabili=
ſieren
in der Beſorgnis gegenſeitiger wirtſchaftlicher Unterbie=
tung
. Die Schweiz wird an ihrer heutigen Währung feſthalten.
In einem Lande wie dem unſeren, das durch die Erſparnis des
Volkes zum Wohlſtand gelangt iſt und in dem auf jeden Bewoh=
ner
ein Sparheft trifft, deren Geſamtſumme allein 6 Milliarden
Schweizer Franken ausmacht, würde das Abgehen von der Wäh=
rungsgrundlage
durch die Schädigung der Sparer einen wichtigen
Faktor unſerer wirtſchaftlichen Tätigkeit gefährden. Wir glau=
ben
aber auch, daß die auf der feſteſtmöglichen Grundlage auf=
gebaute
Währung, die Goldwährung, ein Kern des Vertrauens
von internationaler Wirkung ſein werde. Auch möchte ich der
Hoffnung Raum geben, daß das ſegensreiche Beſtreben unter den
Ländern des ſogenannten Goldblocks, eine wirtſchaftliche Annähe=
rung
herbeizuführen, ſich als gangbar erweiſen werde. Wir dür=
fen
den Mut nicht verlieren und müſſen die Hoffnung aufrecht er=
halten
, daß wir durch die Rückkehr zur Vernunft und Vertrauen
die gegenwärtigen Zuſtände zu überwinden vermögen.

Produkkenmärkke.

Berliner Getreidegroßmarkt vom 11. September. Mangels
irgendwelcher Anregungen ſetzte das Geſchäft im Berliner Ge=
treideverkehr
recht ſchleppend ein und konnte ſich auch im Verlaufe
kaum beleben, zumal der Mehlabſatz nicht dazu angetan war, die
Unternehmungsluſt zu heben. Weizen blieb weiter reichlich offe=
riert
, während das Roggenangebot laufend unterzubringen iſt,
wobei auch die Mühlen verſchiedentlich Aufgelder bewilligen. Für
Hafer hat ſich die Lage nicht geändert, das Angebot iſt knapp,
andererſeits geſtaltete ſich die Nachfrage gleichfalls nicht mehr ſo
rege. Am Gerſtenmarkte finden mittlere Braugerſten ſowie In=
duſtriegerſten
einiges Intereſſe. Das Geſchäft hierin iſt aber nicht
ſonderlich groß. Futtergerſten ſind kaum am Markte. Mehle und
Ausfuhrſcheine unverändert.

Viehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 10. September. Aufgetrieben
waren 623 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf b) 5153,
c) 4853, d) 5053 Pfg. pro Pfund, Spitzentiere über Notiz.
Marktverlauf: ſchleppend, geräumt. Es wurden verkauft in der
Klaſſe b) 126. c) 396 und d) 53 Stück.
Mannheimer Viehmarkt vom 11. September. Auftrieb: 104
Ochſen, 123 Bullen, 160 Kühe, 294 Färſen, 656 Kälber, 41 Schafe,
2501 Schweine, 2 Ziegen, 21 Arbeits= und 40 Schlachtpferde.
Preiſe: Ochſen a) 3335, b) 3032, c) 2729; Bullen a) 3234,
b) 2931. c) 2628: Kühe a) 2831, b) 2427, c) 1923, d)
1418; Färſen a) 3436, b) 3133, c) 2730; Kälber a) 4
bis 48, b) 4245, c) 3741, d) 3336: Schafe nicht notiert;
Schweine a) 53, b) 5253, c) 5153, d)
52; Ziegen nicht
notiert; Arbeitspferde pro Stück 4501100 RM. und Schlacht=
pferde
pro Stück 30120 RM. Marktverlauf: Großvieh äußerſt
lebhaft, geräumt; Kälber lebhaft, geräumt; Schweine mittel, klei=
ner
Ueberſtand; Arbeits= und Schlachtpferde ruhig.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: J. V.; Kark
Böhmann; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann:
für Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VIIT. 34. 22415. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Berliner Kursbericht
vom 11. September 1934

Deviſenmarkt
vom 11. September 1934

Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Mift
74.
77.
M
29.
27.125
133.75
140.50
17.75
111.50
131.
126.50
116.125

We ee
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f. elektr. Untern
Vereinigte Glanzſt
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und 1
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Mee
147.
60.50
112.75
154.
105.
73.
80.125
128.125
78.75
101.875
71.50
54.50

Weeu
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke .

Vee
14.125
42.625
159.
28.375
40.375
126.25
71.75
13.50
129.25
35.50
98.
101.
128.75

Aeghpten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemart
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Island

Währung
1äghpt.
Pap. Peſo
90 Belga
1 Milre
100 Leva
canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2.Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Ml
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

Geld
12.815
0.6(
58.545
0.184
.941
ſiG
68.68
5.485
(s.
56.27

Brief.
12.845
0.66
58.665
K
3.0
2.5
5.6
82.18
68.
5.4
54
503
*
56.391

Italien
Japa
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweder
Schweiz
Spanie
Tſchechoſlwa 1.
Türkei
Ungarn
Uruguay
Ver. Staaten

Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudo
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch. Kr.
1 türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar

GeldBrief

21.63
0.744
5.714
62.4.
11.
64.
81.*
34.:
10.44
99
0.998
2.490

21.67
0.74/
5.7
30.
C1.83
4.3
10.46
1.C95
1.001
2. 494

* uns Karlonalbanr Surmtadt, Dihate dr Ste
Frankfurter Kursbericht vom 11. September 1934.

Ke
Gr. IIp. 1934
1935
1936
. 1
19:
Gruppe1 ...."
4½ Dtſch. Reichsanl.
v. 2
%Intern., b.30
9Baden ..." v
6%Bahern ..v.2
69Heſſen... . v.
%Preuß. St. v. 24
6% Sachſen .. b.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze. . . . .. . .
5% Dt. Reichspoſt
Schätze. . . . . . . . .

Dtſch. Anl. Ausl.
*½s Ablöſung
(Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
...
69Baden=Baden
6%Berlin . . . v.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden.. v.*
6% Frankfurt a. M
geh SMäte P9
v. 26
6%Mainz. . . . . . .
%Mannheim
6%München v. 2
6%Wiesbaden v. 28

6%beſſ. Landesbl. 90
6% Golboblig,1 85.25

103.6
104
02.25
99
971,
1017,
95
2
94.25
93
107.5
93
91.5
100.8
100
96.5

9.05
79.5
86).
76.75

72
81

82.75
87.75

Wee
hyp.=Bk.=Liquid.
4¾4%
Lomm. Obl. ...
6¾ Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr.
Heſſ. Gldobl. R.11
R. 12
6%Kaſſ. Landeskrd
Goldpfbr. . . . ..
6%Naſſ. Landesbk
5½% Lig.=Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
+Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz!
83Zerl Hyp=Bk.
Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk..
5½% Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
6%Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pf
6%Mein
8.
6% Pfälz. Hhp.=
5½‟
Lig.=Pfl
6%Rhein. Hyp.=B
Lig.=Pfr
3 Golboblig.
Südd. Boden
red.=Bank ....
6½% Lig.=Pfbr.
5%Württ. Hhyp.=B.

89.75
91

93
89

82.5
83
31
90.25
90.75

onn5
115.5
18.25
90
11.5
10.7
10.75
90.=
91=
V.
91.
91.25
88.75
93.25
94.2!
92.75

Mae
%Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
Mitteld. Stahl
6% Salzmann ECo
% Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffner
J. G. Farben Vonds
5%Bosn. L. E. B.
L. Inveſt
5%Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
40 Oſt. Goldrente
Lvereinh. Rumän
4½20
.
4%
O3
4%Türk. Admin..
Bagdad
4%

4
Zollanl
e
züngarn 1913
1914
4½%
4%
Goldr
1910
4%
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon
2 Stockholm
Aktien.
Accumulat.- Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. ........."
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr
Bemberg, J.P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. . . .
Cement Heidelberg
Karlſtadt

89.75
95.5
90
917,
8.,
77.75
122

12
Aa

6.7
53.75
53.5
100

6
21.25
12
104.5
65
71
147
87
08.25
127.5

Ke R
Chem. Werke Albert
Chade (A=C). .....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. . . .!
Erdöl .......
Dt. Gold=u. Silber
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum .. ."
Dortm. Ritterbrä
Dyckerhoff E Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft)
Eſchwe. Bergwerk
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder
F. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kayſer ...
Grün & Bilfinger
Hafenmühle, Frkft
Hanauer Hofbräuh
Hanfwerke Füſſei
HarpenerBergbau
Henninger, Kemp
HilbertArmaturfrb
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ...."
Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſel.

213.5
130
65½=
48.5
121
116.25
218.5
58
82.5
100
93
102.75
115.5
48.5
60
113.5
146.5
52

61
92.5

47
104.75
110
44
111.5
80.25
131.5

Junghans .......!
Kali Chemie ....
Aſchersleben.
Klein, Schanzlin".
Klöcknerwerke ..."
Knorr C. H... ..."
Konſerven Braun
Lahmeher & Co. ..
Laurahütte ... .."
Lech. Augsburg. . .
Löwenbr. Münch..
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz Akt.=Br. . . .
kannesm.= Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
Noenus ........"
Motoren Darmſtad
Neckarwer: Eßling.
Oberbedarſ .. . . .."
Park=u. Bürgerbräuf
Phönix Bergbau".
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamml
Stahlwerke ..
Riebeck Montan..
Roeder, Gebr. ...
Rütgerswerle ..
Salzbetſurth Ka 1
Salzw. Heilbronn ./;
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer.=Geſ..

.
128
78.
194
45
124.5
19.75
90.75
235
69.5
71.
77.5
881,
79.5
96.5

47
20k 5
103.5
89
421I.
A4
36.75
102
150

103

Nnterfranken .. . ."
Ver. Stahlwerke ..
Ver, Ultramarin ..
Voigt & Haeffner
Weſtdte. Kaufho
Zeſteregeln Kali".
Zellſtoff Waldhof.
Alg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank. ..
Bk. f. Brauinduſtr.
Bayer. Hyp. u. W
Berl. Handelsgeſ..
Hypothekbk.
Comm. u. Privatbk.
Dt. Ban1 u. Disc..
Dt. Eff. u. Weichſ
Dresdner Bank..
Frankf. Bank.. . . .
Hyp.=Bank
Mein. Hyp.=Ban1.
Pfälz. Hyp.=Ban 1.
Reichsbank=Ant. . .
hein. Hyp.=Bank.
udd. Bod.=Cr. B
Württb. Notenbanl
A.-G. 1. Verlehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw)
%Dt. Reichsb. Vz
Hapag .........
Nordd, Lloyd..."
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung
Verein. Ver
Frankona Rück=u.M
Mannh. Verſich. . . 40
Otavi Minen ...
Schantung Handels

Nee
44.5
134.5
28
127.5
48,
4.75
120
14.25
75
91
77.75
80
154,
105
100

118
112.75
2
6
28.75

1206
218
327
14.5
53

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 252

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 12. September 1934

HRUNG
SEPTEMBER

38)

Nachdruck verboten.

Du zwingſt mich ja, ſo mit dir zu ſprechen, fuhr ſie noch
kälter fort. Streng dich mal an! Was haſt du mir außer
deiner Brüderlichkeit noch zu bieten?
Willſt du Geld?
Wieviel kannſt du mir geben?
Er zog ſein Geld aus der Taſche: es waren noch faſt
ſiebenhundertfünfzig Mark. Er hielt ihr die Hand voll Geld
hin: Im Augenblick verfüge ich nicht über mehr.
Genügt mir, ſagte ſie, die Banknoten nehmend.
Er nahm ſie bei den Schultern und zwang ſie, ihm ins
Geſicht zu ſehen. Ihr Blick war ſo jämmerlich, daß es ihn er=
griff
, ihr Blick war arm und verlogen. Ich kann dich nicht ſo
laufen laſſen, Iſabelle. Was haſt du vor? Wie willſt du leben?
Laß mich doch dein Freund ſein, der dir beiſteht!
Ich hab’ ſchon einen anderen Freund, erwiderte ſie verbiſſen.
Willſt du zu Hanke zurück?
Jſabelle lächelte: Nein, zu Hanke kann ich nicht zurück. Ich
kann mich überhaupt nicht mehr in der Trübenſtraße ſehen laſſen.
Wer iſt dein anderer Freund?
Was geht’s dich an? Ich frage dich auch nicht nach deiner
Freundin aus. Jſabelle hielt das Geld, das er ihr gegeben hatte,
noch in der Hand und fing an, es abzuzählen. Nach einiger Zeit
ſagte ſie mit leiſer, aber etwas ſchriller Stimme: Nun zu deiner
Sache! Du mußt mir die Sache noch einmal erklären.
Er hob den Kopf. Die Muskeln ſeiner Arme waren plötzlich

wieder geſpannt, ſein ganzer Körper dehnte ſich. Jſabelle
ſchwand aus ſeinen Gedanken. Er hört einen Zug rollen ..

ver=

22 Uhr Bahnhof Friedrichſtraße. Gleich einer ungeheueren
Viſion aus Stahl und Dampf rauſchte, brauſte, ſtampfte die Loko=
motive
an Altim vorüber, der hinter einer Säule verdeckt ſtand.
Schon klappten die Türen auf. Gepäckträger ſtürzten vor. So=
gleich
fiel ſein ſuchender Blick mit unfaßbarer Sicherheit auf eine
Frau, die, bis zum Hals in einen Nerz gehüllt, aus einem Abteil
erſter Klaſſe ſtieg. Er konnte das verſchleierte Geſicht nicht erken=
nen
, ſpürte aber in allen Nerven, daß es Madame de Tronje war.
Er folgte ihr, ſich im Gedränge der Reiſenden verbergend, die
Bahnhofstreppe hinunter. Energie ballte ſich in ihm zuſammen,
es klopfte in ſeinen Pulſen, es klopfte in ſeinen Fingerſpitzen. Auf
dieſen Augenblick hatte er gewartet; wie ein Tier in einer Höhle
hatte er gelebt, um auf dieſen Augenblick zu warten. Von An=
fang
an, ſchon auf dem Lido, hatte er geahnt, daß dieſe Frau in
ſeinem Schickſal noch einmal auftauchen würde. Wie ein Geſpenſt
glitt ſie vor ihm dahin.
Ein Taxi fuhr vor. Aus einiger Entfernung beobachtete er,
daß ein großer Schrankkoffer und zwei Lederkoffer in den Wagen
geladen wurden. Nun ſtieg Madame de Tronje ein.
Er ſchwang ſich in ein zweites Taxi, das in der Nähe des
Bahnhofs gewartet hatte. Jſabelle ſaß geduckt im Fond. Dem
Wagen nach! rief er dem Chauffeur zu.
Es verlief alles ſo, wie Altim es ausgerechnet hatte. Seine
Rechnung war ganz vorzüglich, ſelbſt Gralla hätte die Sache nicht

beſſer machen können . . . Madame de Tronje glitt durch die
Halle und verhandelte mit dem Empfangschef. Die beiden Leder=
koffer
hatte ein Page an ſich genommen. Während die Frau das
Anmeldeformular ausſchrieb, übergab der Empfangschef dem
Pagen den Zimmerſchlüſſel. Er lief zum Fahrſtuhl.
Altim ſtand ſchon im Fahrſtuhl und ſah, daß Iſabelle plötzlick
ihren Arm in den Arm der Tronje ſchob. Die Tronje fuhr herun
und erblickte das Mädchen. Sie beſchrieb eine unendlich erſtaunte
Gebärde, bevor ſie Jſabelle mit einem ſehr flüchtigen Kuß begrüßte
Vertraulich plaudernd gingen Mutter und Tochter in der Halle
ſpazieren. Die Tronje bemerkte gar nicht, daß der Fahrſtuh
abfuhr.
Eine beklemmende Schwäche benahm Altim einige Sekunde
lang den Atem. Es rieſelte kalt über ſeine Haut. Genau di
gleiche Schwäche hatte ihn befallen, als er mit Gralla in das
Zimmer 215 des Excelſiorhotels auf dem Lido eingedrungen war
Erſt als der Fahrſtuhl hielt, riß er ſich zuſammen.
Dem Pagen folgend, ging er an den weißen Türen des Kor
ridors vorüber und blieb ſtehen, als der Page eine der Türe=
aufſchloß
und das Zimmer betrat. Der Page drehte das Licht a=
und ſetzte die beiden Lederkoffer ab. Nun wurde auch der groß
Schrankkoffer von einem Hausdiener herangerollt. Stellen Si
den Koffer dort in die Ecke hin. So iſt’s gut ſagte Altim un
ſuchte nach Trinkgeld. Er legte ſeinen Hut und den Trenchcoat a
und warf ſich in einen Seſſel. Ja, er griff nach einer Zigarett
und bat den Pagen um ein Streichholz.
Der Page gab ihm Feuer und fragte unſicher: Sie gehörer
zu der Dame, mein Herr?
Ja, gewiß!
Der Page entfernte ſich.
Nun mußte Altim einige Minuten warten ſolange, bi
Jſabelle ſich von der Tronje verabſchiedete. Er hatte die Ziga
rette gelöſcht und das Fenſter geöffnet, um den Rauch abziehe
zu laſſen, und ſah ſich aufmerkſam das große, hell erleuchtete Zim
mer an. Früher hatte die Tronje in der Trübenſtraße gehauſ
nun bewohnte ſie die erſtrangigen Räume der großen Hotel=
Wie lange noch? Einmal mußte ſie doch in die Trübenſtraß
zurück.
Vor dem Fenſter hing ein rieſiger blauſamtener Vorhang, de
in ſchwerem Faltenwurf bis zum Boden fiel. Er ſchlüpfte hinte
den Vorhang; wenn er den Saum ein wenig lüftete, konnte
deutlich beobachten, was im Zimmer geſchah. Es geſchah zunäch
daß die Tür aufging, daß mit einem langſamen müden Schrit
Madame de Tronje eintrat und den Nerz von ihren Schulter
ſinken ließ. Altim hielt den Atem an, als er in das welke Geſich
der Frau blickte, die den Körper eines jungen Mädchens hatte.

(Fortſetzung folgt.)

Letzter Tag!

Bls auf welleres!

Nur wenlge Tage!

TARMILA MARTON
und OSKAR MARION

Ein Herz

für ein

Ein bezaubernder Musikfilm.

Beginn: 5.45, 6.00 u. 8.20 Uhr.

PAT PATTERSON
und IOHN BOLES

Weven

Mädchen

Kräumen..,

Eine entzück. Satire im Tonflm

Beginn: 5.45, 6.00 u. 8.20 Uhr.

EMIL. LOHKAMP
vom Hessisch. Landestheater
Darmstadt in

Hans

Aufe

Westmar

Einer von Vielen!

Nach dem Buch Horst Wessel,
von H. H. Ewers.

Beginn: 5.45, 6.00 u. 8.20 Uhr.

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Sonntag, den 16. September 1934,
nachm. / 3 Uhr, im Hochſchulſtadion

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Darbietungen / Sprechchöre

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Sitzplätze 80 Pfg, Siehplätze 30 Pfg.
Arbeitsloſe, Studenten, Schüler 20. Pfg.

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Druckerei Künzel, Beſſungerſtraße 59
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