Einzelnummer 10 Pfennige
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Tadter
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bie (uguſt 2.— Reichsmart und 20 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Auffäße und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 215
Montag, den 6. Auguſt 1934.
196. Jahrgang
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Die letzten Stunden vor der Beiſetzung.
mahrt nach Neudeck. — Trauergokkesdienſte in den Kirchen. — Auf dem Wege zur letten Ruheſtäfte.
Der Skrom der Wallfahrer.
DNB. Neudeck, 5. Auguſt.
die im Verwaltungshauſe von Neudeck ausgelegte
Beſucher=
ſiß uben ſich zahlreiche Perſönlichkeiten eingetragen, die geſtern
urn ute zum Abſchied an der Bahre des Feldmarſchalls weilten.
N= den Gutsnachbarn und den vielen alten Freunden des
Ver=
ſtex en finden ſich in der Liſte auch Eintragungen von Beſuchern
air len Volkskreiſen, die von weither nach Neudeck kamen, und
de ebenfalls Gelegenheit gegeben wurde, vom Toten Abſchied
zu. men. Einige alte Damen aus Hamburg, Kiel und München
ha; die weite Reiſe nicht geſcheut, um den Verſtorbenen noch
ein) zu ſehen. Auch die Oberprima des Adolf=Hitler=
Gymna=
ſirt in Recklinghauſen iſt zum Sterbehaus Lewallfahrtet. Von
eteren Perſönlichkeiten haben ſich neben den bereits gemel=
Beſuchern noch in die Kondolenzliſte von Neudeck
eingetra=
leichsführer der SS. Himmler, Senatspräſident Dr.
Rauſch=
anzig, Senatsvizepräſident SS.=Oberführer Greiſer=Danzig,
e ilmajor Heitz, Stellvertreter des Wehrkreiskommandos I,
Kw zberg, Generalmajor Wodrig, Feſtungskommandant Marien=
Generalforſtmeiſter von Keudell, Oberlandesforſtmeiſter
Hes dorff, „Staatsrat Fürſt Alexander zu Dohna=Schlobitten,
G— Dohna=Finkenſtein, SA.=Obergruppenführer Litzmann, SS.=
G—enführer Erbprinz zu Waldeck, SS.=Gruppenführer Heidrich.
utſche Geſandte in Warſchau v. Moltke, Herr von
Berg=
nen, Hofprediger D. Döring, der evangeliſche Biſchof von
iberg Keſſe.
Der Weg des Trauerkondukkes.
* aile
der
bäh mit Fackeln Spalier bilden, ſo daß der Trauerkondukt ſich
du ein einziges Fackelſpalier bewegen wird. Ueberall ſind ſchon
Gden mit ſchwarzen Schleifen gezogen. Die Straßen ſind ein
Fi-’s Meer ſchwarz verhängter Fahnen. Der Weg wird
teil=
wri mit Eichenlaub, Tannengrün und Blumen beſtreut werden.
9]rauerkondukt ſoll morgens am Feldherrnhügel bei Frögenau
a zwei Kilometer vor Hohenſtein — eintreffen. Von dem
( aus hat Generalfeldmarſchall von Hindenburg vor zwanzig
J47 die Schlacht von Tannenberg geleitet. Ueber Tannenberg
FüMNühlen, wo der Kampf am heißeſten getobt hat, geht es
2 veiter nach Hohenſtein und die Anhöhe hinauf zum Tannen=
— nkmal. Gegen 5 Uhr wird der Sarg dort eintreffen. Die
2 kenden Reiterſchwadronen werden links und rechts von dem
mt 2 ngsturm, in dem ſich eine Jugendherberge befindet,
Auf=
ig nehmen. Unter Vorantritt der Fahnenkompagnie wird
O der Sarg in den Feldherrnturm gebracht werden. Erſt kurz
E eginn der Trauerfeier wird der Sarg auf den Katafalk vor
22 roßen Kreuz geſetzt werden, unter dem zwanzig unbekannte
Sten aus der Tannenbergſchlacht ruhen.
2Trauerfeier für den verewigten Reichspräſidenten General=
rſchall von Hindenburg wird in Neudeck abends um 9 Uhr
den. Daran ſchließt ſich die Ueberführung des Sarges nach
Ta nberg. Der Sarg wird auf eine Lafette gehoben und von
der iter Führung des Generals von Niebelſchuetz aus Allenſtein
ſte en Ehrenbataillon zwei Kilometer weit begleitet werden.
Dc dird der Sarg auf die Lafette eines Motorgeſchützes gehoben
un on einer Motorbatterie, die von zwei Schwadronen eines
Sregiments begleitet wird, bis kurz vor Hohenſtein gebracht
vei. Am Morgen wird der Sarg dann wieder von einem
Sataillon übernommen und in gleicher Weiſe wie von
Neu=
der s zum Tannenberg=Denkmal gebracht.
uf dem ganzen Wege von Neudeck über Deutſch=Eylau,
Om de und Hohenſtein werden SA., SS., HJ. und andere Ver=
Das Grab auf dem Schlachtfeld.
in ſchöneres Grab für den Retter Oſtpreußens aus ruſſiſcher
Dr läßt ſich denken, als eine letzte Ruheſtätte auf dem großen
D—: Schlachtfeld, das ihn vor 20 Jahren in heißem, ſiegreich
de ten Kampf gegen die Uebermacht der in deutſches Gebiet
rochenen Armee des Zaren ſah. Blutgetränkt iſt der Boden,
DStzt die ſterblichen Reſte des Feldmarſchalls aufnimmt. Zur
9elen Erde iſt er geworden durch das Herzblut der tapferen
Frauen, die ſich mutig und entſchloſſen den ruſſiſchen
Heer=
het entgegenwarfen. Tauſende dieſer heldenhaften
Verteidi=
derd Befreier deutſchen Bodens haben auf dem Schlachtfelde
D— annenberg die Stätte des ewigen Friedens gefunden.
Ein=
dSber wechſeln mit Reihengräbern ab. Ueberall ruhen die
— unſeres Volkes, die in den erſten Auguſttagen des Jahres
I2 Segeiſtert zu den Waffen griffen, um ihre Heimat zu ver=
ISn, und wenige Wochen ſpäter in dem Abwehrkampf fielen,
d— eltgeſchichtliche Bedeutung erhielt. Siegesgewiß ſtürmten ſie
Hindenburgs Führung gegen die Stellungen der Ruſſen vor.
4Nähmbar waren ſie in ihrem Drang, den Gegner aus ſeinen
— ngen zu werfen. Unter ihrem Anſturm brachen die ruſſi=
EKorps zuſammen. Doch nicht alle konnten die frohe Kunde
v=” ymen, daß Opfer und Mühe nicht vergeblich waren. In ihre
Dn tritt jetzt ihr Heerführer ein, um bei ihnen zu bleiben bis
a inde der Welt, Der Marſchall bei ſeinen Helden. War er bei
2 enberg auch ihr Oberbefehlshaber, ſo war er ihnen doch
92 zeitig auch ein treuſorgender Kamerad, und dieſer Kamerad
ke! nun nach 20jähriger Wanderung, die ihn durch manchen
Schtenſturm hindurchführte, die ihm mehr Leid als Freude
e, dorthin zurück, wo ſeine Waffengefährten vom Auguſt 1914
ſe en. Der feldgraue Führer wird nun bei ſeinen feldgrauen
Kofern ausruhen. Schlicht und erhaben dieſes Bild: Hinden=
D: Grab auf dem Schlachtfeld von Tannenberg, Hindenburgs
2 ſtätte inmitten der Gefallenen.
Trauergokkesdienſt in der Kirche zu Freyſtadt
und im Berliner Dom.
In der Kirche zu Freyſtadt, wo Reichspräſident von
Hinden=
burg von Neudeck aus regelmäßig dem Gottesdienſt
beizuwoh=
nen pflegte, hielt Hofprediger D. Döring aus Berlin am
Sonn=
tag vormittag eine Trauerfeier ab. Die Kirche, ein Backſteinbau
von ſchlichter und doch wuchtiger Schönheit, iſt vor
Jahrhun=
derten aus einem alten Ordensſchloß entſtanden. Neben der
Kanzel hängt an der grauen Wand die Ehrentafel mit den
Namen der Gefallenen aus den Kriegen von 1813, 1870 und
1914/18. Daneben ſieht man verſchiedene Familienwappen,
obenan die derer von Beneckendorff und von Hindenburg.
Dem Gottesdienſt wohnte der Sohn des Feldmarſchalls
Oberſt von Hindenburg mit ſeiner Cattin bei.
Die Trauerfeier im Berliner Dom.
Um ihn ſcharte ſich wie eine große Familie das
Gutsper=
ſonal von Neudeck. Hofprediger Döring ſprach ergreifende
Worte von der Treue, die zuerſt und zuletzt im Himmel und
auf Erden ſtehe. Er mahnte die Männer und Frauen der
oſt=
preußiſchen Erde, niemals zu vergeſſen, was der Eroberer
Oſt=
preußens ihnen als Vermächtnis hinterließ: Tiefſtes
Verant=
wortungsgefühl in jeder Lebenslage, tätige Vaterlandsliebe und
ſchlichte Frömmigkeit. Mit Hindenburg, ſo ſchloß Hofprediger
Döring ſeine Predigt, geht ein Geſchlecht zu Grabe, das drei
Generationen ſah. Denkt daran, was Ihr im Gedenken an
die=
ſen Mann Euren Kindern zu geben habt
Leiſe intonierte die Orgel das Lied vom Guten Kameraden.
Dann ſang die Gemeinde das alte Trutzlied „Ein feſte Burg
iſt unſer Gott”
Zum Schluß ſprach Hofprediger Döring ein Gebet, das in
die Bitte um Gottes Kraft und Segen für den Mann, der als
Führer von Volk und Reich Hindenburgs Erbe fortan
verwal=
tet, und in das gemeinſame Vaterunſer der Gemeinde
aus=
lang.
In allen Berliner Kirchen hatte ſich am Sonntag eine
gläu=
bige Gemeinde zuſammengefunden, um noch einmal im Geiſte
Abſchied zu nehmen von dem verewigten Reichspräſidenten.
Be=
ſonders ſtark war der Andrang zum Berliner Dom, wo ſchon
eine Stunde vor Beginn des Gottesdienſtes der mächtige Raum
ſo überfüllt war, daß ſchließlich Polizei zur Abſperrung
heran=
gezogen werden mußte. Da nicht alle Kirchenbeſucher im Schiff
Platz fanden, verharrte ein großer Teil vor den Portalen, um
von dort aus dem Gottesdienſt zu folgen. Unter den
Anweſen=
den ſah man u. a. Staatsſekretär Dr. Meißner, den nächſten
Mitarbeiter des Reichspräſidenten, Reichswehrminiſter
General=
oberſt von Blomberg und weitere hohe Offiziere des Heeres und
der Marine. Vertreter des Luftfahrtminiſteriums und anderer
Miniſterien, der Landespolizei, der Stadt und der politiſchen
Organiſation.
Reichsbiſchof Ludwig Müller, der den Gottesdienſt abhielt,
legte ſeiner Predigt das Apoſtelwort zugrunde: „Wie ein groß”
Ding iſt es doch um einen Freund und klogen Haushalter. So
ſucht man nicht mehr an den Haushaltern, als daß ſie treu
er=
funden werden”. In tiefſter Dankbarkeit und mit ſtolzer Freude,
ſo führte er aus, gedenke heute die deutſche Evangeliſche Kirche
ihres großen Sohnes. Die hehre Geſtalt des greiſen
Reichs=
präſidenten ſei für alle ein Symbol für das, was Deutſchland
war, iſt, und was es in Zukunft ſein ſoll. Ihm nachzueifern,
jeder auf ſeinem Poſten, alles für Volk und Vaterland, nichts
für ſich ſelbſt zu ſchaffen, das ſei die Mahnung des
Ver=
blichenen.
Anordnung des Gauleikers
betreffs Trauerfeierlichkeiten anläßlich der Beiſetzung des
ver=
ſtorbenen Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall von Hindenburg:
1. Die in der Preſſe bereits angedeutete Trauerfeier des
Deut=
ſchen Reichstags am Montag, dem 6. Auguſt, 12 Uhr, wird von
allen Sendern übertragen und am gleichen Tage um 20 Uhr
noch=
mals wiederholt.
Die Kreispropagandaleiter beſtimmen ſofort unter
Heran=
ziehung der Kreisfunkwarte, auf welchen öffentlichen Plätzen die
Rede dem Publikum vermittelt werden kann.
2. Betrifft: Dienstag, den 7. Auguſt.
Die Trauerfeier der Reichsregierung am Tannenbergdenkmal
wird um 11 Uhr ſowie abends punkt 20 Uhr durch alle Sender
übertragen. Für dieſe Trauerfeier iſt in der gleichen Weiſe, wie
unter 1. angegeben, Gemeinſchaftsempfang durchzuführen, ſo daß
die Anlagen für Montag und Dienstag in Tätigkeit treten müſſen.
Für alle Gliederungen der NSDAP. findet gemeinſame
Ueber=
tragung der Trauerfeier am Tannenbergdenkmal punkt 20 Uhr
auf öffentlichen Plätzen ſtatt. Dieſe Trauerfeiern der NSDAP.
ſind kreisweiſe oder ortsgruppenweiſe durchzuführen. Die
Ent=
ſcheidung hierüber haben die Kreisleiter.
Da für SA. und SS. Trauerparaden angeordnet ſind, haben
die Kreisleiter ſofort mit den für ihren Kreis zuſtändigen Führern
von SA. und SS. zu vereinbaren, daß am 7. Auguſt, 20 Uhr,
min=
deſtens bei jeder Kundgebung eine Ehrenabteilung der
betreffen=
den Formationen Aufſtellung nehmen muß. (gez.): Sprenger,
Ueberfliegen des Tannenberg=Nakionaldenkmals
am 7. Auguſt verboken.
Das Reichsluftfahrtminiſterium gibt folgende Verordnung
bekannt:
Um eine Störung der Beiſetzungsfeierlichkeiten zu
ver=
meiden, wird für Dienstag, den 7. Auguſt 1934 der Luftraum
über dem Tannenberg=Nationaldenkmal einſchließlich eines
Um=
kreiſes von 10 Kilometer um das Denkmal als Luftſperrgebiet
erklärt. Das Ueberfliegen dieſes Luftraumes iſt daher verboten.
Zuwiderhandlungen ſind nach § 31 des Luftverkehrsgeſetzes
ſtrafbar.
*
„Aipreliile.
Franzöſiſche Pekroleumſorgen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 5. Auguſt.
Mitte Juli iſt die „Pipe=line”, welche das Petroleum von
Moſſul nach dem ſyriſchen Hafen von Tripolis führt, fertiggeſtellt
worden. Das iſt für Frankreich ein großes Ereignis. Trotzdem
wurde es mit Stillſchweigen übergangen. Die europäiſchen
Ge=
ſchehniſſe nahmen das öffentliche Intereſſe zu ſehr in Anſpruch und
— man ſchweigt ſich in Frankreich abſichtlich gern über alles aus,
was in Syrien oder an der ſyriſchen Grenze geſchieht
Die Petroleumfrage iſt eine der ſchwierigſten der franzöſiſchen
Außenpolitik. Frankreich iſt in ſeiner Petroleumverſorgung bis
auf einen kleinen Bruchteil ſeines Bedarfs auf das Ausland
an=
gewieſen. Was Petroleum in Krieg und Frieden bedeutet, braucht
heute wohl nicht mehr erklärt zu werden. Es iſt verſtändlich, daß
Frankreich, das dieſen Rohſtoff vermißt, alles daranſetzt, ſich in
dieſem Punkte vom Auslande unabhängig zu machen. Dieſe
Be=
ſtrebungen gehen nach verſchiedenen Richtungen. Man verwendet
beachtliche Summen, um techniſch das Problem der Erſetzung des
Erdöls zu löſen, und die franzöſiſchen Kolonien werden
unermüd=
lich nach Petroleumvorkommen durchſucht. Endlich — und das iſt
im Augenblick das Wichtigſte, man ſucht Erdölquellen für ſich zu
ſichern. Und in dieſem Punkte iſt das bedeutendſte Ergebnis, das
bisher erreicht wurde, der Anteil Frankreichs am
Moſſulpetro=
leum. Zehn Jahre hindurch wurde dafür — wie man offen
zu=
gibt — gegen die angloſächſiſchen Geſellſchaften gekämpft. Aufder
Konferenz von San Remo hat Frankreich 23,75 vom Hundert des
Moſſulpetroleums erhalten. Und der franzöſiſche Staat hat ſofort
300 Millionen Franken für die Inbetriebſetzung der Produktion
verwendet. Für den Bau einer unabhängigen Pipe=line” von
Moſſul nach Tripolis wurden dann bei zwei franzöſiſchen Banken
Aktien im Werte von 600 Millionen Fr. aufgelegt. Endlich
wur=
den in Frankreich die Raffinerien gebaut. Die Milliarde iſt ſchon
reichlich überſchritten, und jetzt ſoll endlich, wie es heißt, das erſte
Schiff mit der wertvollen Flüſſigkeit in Frankreich ankommen.
Die Petroleumfrage iſt für Frankreich damit aber noch nicht
gelöſt. Die Sicherheit der Produktion im Moſſulgebiet iſt ſchon
im Frieden von mehreren ſchwer zu berechnenden politiſchen
Fak=
toren abhängig. Im Kriegsfall wird die Situation erſt richtig
ſchwierig. Das iſt einer der Gründe der franzöſiſch=italieniſchen
Flottenrivalität im Mittelmeer, der franzöſiſchen Annäherung an
die Türkei und endlich der Schwierigkeiten, die der
Selbſtändig=
machung Syriens im Wege ſtehen.
Für den Augenblick hofft man hier, den beiden angelſächſiſchen
Petroleumgeſellſchaften gegenüber etwas mehr Handlungsfreiheit
zu bekommen. Bisher waren die Verſuche dafür nicht erfolgreich.
Das Erdöl war einer der Gründe der franzöſiſch=ruſſiſchen
An=
näherung, aber Rußland verbraucht bereits ſieben Achtel ſeiner
eigenen Produktion, und bald wird es alles für ſich nötig haben.
Eine ähnliche Entwicklung geht in Polen vor ſich, trotzdem auch
dort etwa 800 Millionen franzöſiſches Kapital inveſtiert iſt. Ebenſo
wurden in Rumänien 300 und in Kolumbien 60 Millionen Fr.
inveſtiert. Doch der Import aus dieſen Ländern reicht nur für
einen Teil des franzöſiſchen Bedarfs. Das Moſſulproblem wird
alſo in der Zukunft für Frankreich eine ſtets wachſende Bedeutung
haben, und man will daraus alle finanziellen und politiſchen
Konſequenzen ziehen.
Seite 2 — Nr. 215
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 6. Auguſt 1934
Abſchluß der Reichskagung des NSeB.
„Mainquelle und Mainmündung ſymbolhaft für das
LPD. Frankfurt a. M., 5. Auguſt.
Nach ſtark beſuchtem Gottesdienſt füllte ſich um 11 Uhr die
Frankfurter Feſthalle bis auf den letzten Platz zur Schlußfeier
der Reichstagung des NS. Lehrerbundes. Nachdem ſtill und
feier=
lich die umflorten Fahnen eingezogen und die ernſten Klänge der
Coriolan=Ouvertüre von Beethoven verklungen waren, eröffnete
der Gauamtsleiter des NSLB. Heſſen=Naſſau, Miniſterialrat
Ringshauſen, die Schlußtagung mit Worten der Begrüßung für
den Stabsleiter der PO., Dr. Ley, und den Reichsſtatthalter
Gauleiter Sprenger.
Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger, führte
u. a. aus: Ueber allem Widerſtreit ſtehe heute die deutſche
Leh=
rerſchaft geſchloſſen in der vom NSLB. geführten Erzieherfront.
Dieſe Geſchloſſenheit trete vor aller Welt in Erſcheinung durch
die treue Gefolgſchaft des deutſchen Volkes dem Erkämpfer der
deutſchen Einheit, dem Führer Deutſchlands, Adolf Hitler,
gegen=
über. Im Rhein=Main=Gebiet, ſo fuhr Reichsſtatthalter
Gaulei=
ter Sprenger fort, haben wir eine uns aufgetragene ſchwere
Auf=
gabe durchzuführen. Beim Reinemachen in der Staatsverwaltung
habe ich beſonderes Gewicht darauf gelegt den Erzieherſtand von
Elementen zu reinigen, die nicht fähig ſind, aus einem deutſchen
Kind einen deutſchen Menſchen zu machen. Ich freue mich auch,
daß es uns möglich war, das erſte Schulungslager für Erzieher
in Deutſchland einzurichten. Dieſes Erziehungslager in Mainz
wird für alle Zukunft das Lager für unſere Gegend bleiben. Die
Wiege des NS. Lehrerbundes ſteht in Bayreuth, im Quellgebiet
des Mains, und hier in Frankfurt, vor der Mündung des Mains,
iſt der Anſtoß ausgegangen, die Geſamtheit der deutſchen
Beam=
tenſchaft zuſammenzuführen. Mit Genugtuung und Befriedigung
darf ich feſtſtellen, daß zwiſchen dem Leiter des NSLB., Pg.
Schemm, und mir als dem Führer der geſamten
Beamtenbewe=
gung eine enge Zuſammenarbeit ſtattgefunden hat. Mainquelle
und Mainmündung ſind ſomit ſymbolhaft für das Werden der
deutſchen Erzieherfront. Möge dieſe bedeutungsvollſte aller
Leh=
rertagungen Zeugnis ablegen von dem Wollen, die deutſche
Ju=
gend nach dem Willen Adolf Hitlers zu erziehen.
Hierauf führte Reichsamtsleiter Schemm nach
Ver=
leſung eines Telegramms des Führers an die Reichstagung des
NSLB. u. a. aus: Der Nationalſozialismus ſei eine
Erziehungs=
macht, das Fundament deutſcher Weltanſchauung und deutſcher
Raſſe. Die Begriffe Bildung und Wiſſen müßten von Grund auf
reformiert werden. Man habe früher die beiden Begriffe
Bil=
dung und Erziehung oft verwechſelt. Dem ſei klarſtellend
ent=
gegengehalten, daß Erziehung das große weite Land ſei und
Bil=
dung in dem alten Sinne nur eine kleine Provinz. Der
vor=
nehmſte und größte Erziehungsfaktor aber ſei der Staat. Damit
ſei geſagt, daß der Typ des politiſchen Menſchen entſtehen müſſe.
Früher wäre ſo etwas unmöglich geweſen, da mit jedem Lehrer
eine andere Partei durch die Tür hereingekommen ſei. In der
nationalſozialiſtiſchen Schule müſſe Politik getrieben werden, weil
es ja nur eine Politik gebe, die heiße Deutſchland
und das Leben. — Der Staat müſſe eine Perſonifikation der
Pflichten für den Einzelnen ſein. Aber nicht das Wiſſen vom
Staat ſei das Entſcheidende, ſondern der Wille zum Staat. Vom
Lehrplan müſſe das verlangt werden, was zum Leben und
kämpfe=
riſchen Wollen notwendig ſei und bisher vergeſſen worden ſei, wie=
Raſſenforſchung und Biologie. Notwendig ſei, den Niederſchlag
zu bedenken, den die Raſſe in der Sitte finde. Sittlichkeit ſei
der Gehorſam gegenüber dem Geſetz des Blutes. Der Tempel des
Gefühls und nicht der Käfig des Verſtandes ſei die Heimat für
Volk und Gott. Es ſei erfreulich, wenn die Kirchen nun mit der
nationalſozialiſtiſchen Bewegung gingen, aber ſie müßten die Tore
weit aufmachen für Raſſe und Volk. Die chriſtlichen Religionen
hätten nicht ſo feſt in unſerem Volke Wurzel faſſen können, wenn
nicht in unſeren Vorfahren ſo tief die Gottesſehnſucht gelebt hätte.
Es ſei aber undenkbar, daß jemand an ſein himmliſches Vaterland
ſdenkt, wenn er ſein irdiſches verleugnet. Wer ſein Volk
ver=
geſſe, dem ſei die Tür zur Ewigkeit verſchloſſen, denn er habe
keine Liebe in ſeinem Leben gezeigt, und Gott ſei die Liebe. —
Von dem nationalſozialiſtiſchen Lehrer müſſe er drei
Eigenſchaf=
den verlangen: Güte, Klugheit und Heiterkeit. — Die große
SSehnſucht bleibe: Deutſchland. Wenn alle Menſchen in
Deutſchland Deutſchland wollen, dann ſei eigentlich das
Deutſch=
land ſchon geſchaffen. — Der NSLB. lehne es ab, ſich mit den
wirtſchaftlichen Fragen der Lehrerſchaft zu befaſſen. Die Fragen
würden gelöſt, wenn die geiſtigen Fragen gelöſt ſeien. „Wir
gehen von dieſer Tagung mit dem Entſchluß heim: Mag kommen,
was wolle, den Teufel holen wir aus der Hölle um Deutſchlands
willen!“
Staabsleiter der PO., Dr. Ley, von der
Verſamm=
lung ſtürmiſch begrüßt, überbrachte die Grüße des Führers, ſeines
Stellvertreters Rudolf Heß ſowie der ganzen Reichsleitung und
führte dann weiter aus: Wir müſſen dem Schickſal immer wieder
danken, daß es uns jenen gottbegnadeten Mann geſchickt hat, der
in ſeiner einfachen, klaren Sprache den Weg in die Herzen unſerer
deutſchen Volksgenoſſen gefunden, das deutſche Volk aus Schande
und Elend geriſſen und dieſem wundervollen Volk jenen Glauben
gegeben hat, der dieſes Volk über alles halten wird und
vor=
wärts trägt. Adolf Hitler iſt der erſte Erzieher ſeines Volkes.
Er lebt uns alles vor, was wir tun ſollen. Er hat gerade in den
letzten Wochen dem Volke gezeigt: Je größer die Not, um ſo
größer der Führer.
Mit einer Trauerkundgebung für den
verewig=
ten Reichspräſidenten von Hindenburg und dem
Lied vom guten Kameraden fand die Tagung ihr Ende.
holzweber: „Ich ſterbe für die Zukunft des deutſchen Volkes! Heil Hikler!”
Planekta: „Es lebe Deutſchland! Es lebe Hikler!”
Die Nummer 31 der Wochenſchrift „Der Stürmer” wurde
wegen der darin enthaltenen Beleidigung eines fremden
Staats=
oberhauptes polizeilich beſchlagnahmt und eingezogen. Die
Wochen=
ſchrif: „Der Stürmer” wurde auf die Dauer von 14 Tagen
poli=
zeilich verboten.
Die holländiſche Regierung hat eine Kontingentierung der
Einfuhr von Kohle, Koks und Steinkohlenbriketts angeordnet, die
rückwirkende Kraft vom 15. Juli beſitzt und bis zum 1. Juni 1935
befriſtet iſt. Die Kontingente ſind auf 60 Prozent der zwiſchen
dem 15. Juli und 31. Dezember 1933 eingeführten Menge
feſt=
geſetzt worden. Die Einfuhr aus Deutſchland wird von dieſer
Kontingentierung nicht betroffen, da ſie vertraglich geregelt iſt
und nicht vor 1935 geändert werden kann.
Am Samstag nachmittag wurden drei italieniſche
Staats=
angehörige von belgiſchen Kommuniſten in Brüſſel überfallen und
ſchwer verletzt.
In Saaz (Tſchechoſlowakei) ſind zahlreiche Mitglieder der
Sudetendeutſchen Heimatfront unter der Beſchuldigung von
An=
ſchlägen gegen den Staat ſowie des militäriſchen Verrats
verhaf=
tet worden. Unter ihnen befinden ſich ein Student, ein früherer
Kriegsflieger, zwei Chauffeure und eine Deutſche aus Siebenbürgen.
Auf Veranlaſſung der deutſchen Geſandtſchaft fand geſtern
vormittag anläßlich des Todes des Reichspräſidenten von
Hinden=
burg auf dem deutſchen Soldatenfriedhof in Sofia ein
Trauer=
gottesdienſt ſtatt, deſſen Verlauf ein ergreifendes Bild der
Ver=
ehrung und Liebe ergab, mit der nicht nur das deutſche, ſondern
auch das bulgariſche Volk des greiſen Feldmarſchalls gedenkt.
Vom Moskauer Flugplatz ſtarteten geſtern früh ein ruſſiſches
Fluggeſchwader nach Rom und ein Geſchwader nach Paris. Das
erſte Geſchwader ſteht unter der Leitung des ehemaligen Chefs der
Akademie des ruſſiſchen Generalſtabes und jetzigen Chefs der
Ge=
ſellſchaft Oſſoaviachim Eideman. Die nach Paris geſtartete
Staf=
fel wird von dem Chef der ſowjetruſſiſchen Zivilluftſtreitkräfte
Unſchlicht, dem früheren Stellvertreter des Chefs der OGPll. und
ſpäterem erſten Stellvertreter des Kriegskommiſſars Woroſchilow,
geführt.
DNB. London, 5. Auguſt.
Der Sonderberichterſtatter der „Daily Mail”. Ward Price,
hatte Gelegenheit, der Vollſtreckung des Todesurteils an den wegen
Ermordung des Bundeskanzlers Dollfuß und wegen Hochverrats
zum Tode verurteilten Aufſtändiſchen Planetta und Holzweber
bei=
zuwohnen. Er drahtete ſeinem Blatt hierüber aus Wien!
So ſchrecklich auch die Erſchießung des Bundeskanzlers und der
bamit verbundene Hochverrat war, kann doch keiner, der Ehre hat
und der Verhandlung beiwohnte, beſtreiten, daß Planetta, der den
Bundeskanzler erſchoß, und Holzweber, der die ganze Aktion gegen
das Bundeskanzleramt leitete, beides ſehr tapfere Männer
waren, vor denen jedermann Achtung haben muß. Ich habe dem
ganzen Ablauf des Verfahrens gegen ſie von Anfang bis zu dem
bitteren Ende beigewohnt und ſah keinen von beiden auch nur den
geringſten Augenblick durch ein Wort, durch einen Ton, eine
Be=
wegung, oder durch einen ſonſtigen Ausdruck auch nur das
ge=
ringſte Zeichen von Furcht oder Zurückweichen verraten, obwohl
ſie von Anfang an wußten, welcher Würgetod ſie in dem
düſteren kleinen Hof hinter den vergitterten
Fenſtern des mit Menſchen vollgeſtopften Saales erwartet, in
dem die Verhandlung vor ſich ging. Die letzten Worte, die
ſie in der Oeffentlichkeit mit ſcharfer militäriſcher Stimme und in
ſtrammſter militäriſcher Haltung ſprachen, werden mir für meine
Lebzeit unvergeſſen bleiben.
„Ich glaube kaum,” ſagte Otto Planetta zum Gerichtshof,
„ob ich die Sonne von Morgen noch werde aufgeben ſehen. Aber
ich bin kein feiger Mörder, und nichks lag mir
feiner, als den Bundeskanzler zu köten.
Die unmotivierten Bewegungen, die er mit ſeinen Armen machte,
die unruhigen Schatten, die dadurch hervorgerufen wurden und
mich ſtreiften, die ungeheure Aufregung, in der ich mich befand,
hat vielleicht die Schüſſe hervorgerufen. In meiner Abſicht lagen
ſie nicht, und es ging auch dem ſchärfſten Befehl zuwider, den wir
erhalten hatten. Ich bedauere den tödlichen Ausgang und bitte
hier in aller Oeffentlichkeit, der Witwe des Kanzlers mein
ſchmerzliches Bedauern zu übermitteln.” Planetta ſprach in lautem
Ton und überragte wohl alle, die ihn hörten.
Dann ſprang Holzweber auf, lebhaft, wie während der ganzen
Verhandlung. „Sie müſſen ſich kurz faſſen”, mahnte ihn der
Zivil=
richter, der ein ſpitzes und unſympathiſches Geſicht hatte.
Unan=
genehm berührt durch dieſen Vorſtoß gegen einen
Totge=
weihten ſah ich in dieſem Augenblick nach dem Gerichtstiſch.
Da ſaß der ältere geiſtreiche General in der Mitte, rechts und
links von ihm zwei Oberſte, und ich mußte feſtſtellen, daß dieſe
alten harten Kriegsſoldaten im Gegenſatz zu dem Zivilrichter mit
unverhohlener menſchlicher Sympathie auf dieſen elektriſch
ge=
ladenen ehemaligen Soldaten blickten, der im Sinne ſeiner Idee
die Regierung eines ganzen Landes zu verhaften verſucht hatte.
Dieſe Offiziere waren im Begriff, den Mann zum Tode zu
ver=
urteilen, aber ſie erkannten in ihm den Typ eines prachtvollen
Stabsfeldwebels — ſchneidig, kühn, aufrecht und korrekt in jedem
Zoll ſeiner Haltung.
Denn zweifellos hat er ſeine Rolle als Führer der Stürmer des
Bundeskanzleramtes nur der klaren Form ſeiner Gedanken zu
ver=
danken, der alle anderen folgten, die ſeine Ideale teilten.
Holz=
weber ſprach viel beſſer als die drei Verteidiger, die für die
Ange=
klagten vergebens plädiert hatten.
„Getreu dem Grundprinzip des Führers aller Deutſchen habe
ich die Aufgabe der Beſetzung des Bundeskanzleramtes nur unter
der Bedingung und Vorausſetzung übernommen, daß ſie nicht mit
Blut befleckt ſein dürfte. Ich mußte auch annehmen, daß das
Ge=
ſamtminiſterium verſammelt war, und vor allem, daß Dr. Rintelen
zur Stelle ſei. Denn wir gingen von der Vorausſetzung aus, daß
Dr. Rintelen uns als neuer Kanzler mit ſeiner Autorität decken
würde. Als ich feſtgeſtellt hatte, daß der neue Kanzler nicht
an=
weſend war, beſprach ich mit dem Miniſter Fey ganz
freundſchaft=
lich die Bedingungen, auf denen wir die Aktion ohne
Blutver=
gießen abblaſen könnten. Ich ſagte ihm, daß ein großes
Mißver=
ſtändnis vorliegen müßte, und daß ich nun nicht mehr wüßte, was
ich ohne Gefährdung einerſeits meiner Leute, andererſeits der
ver=
hafteten Miniſter zu tun hätte. Miniſter Fey gab uns ſein
Ehren=
wort als Offizier, daß uns nichts paſſieren würde. Wenn er dieſes
Wort bricht, wird es ſich an ihm rächen. Für alles, was ſich ſpäter
ereignet, übernehme ich für meinen Teil die volle Verantwortung.
Und ich wiederhole noch einmal, daß nicht nur die mir gegebenen
Befehle, ſondern auch die von mir ſelbſt ausgehenden Befehle in
der ſchärfſten Form dahin gingen, daß nicht ein einziger in dem
von uns beſetzten Bundeskanzleramt verletzt werden dürfte.” —
Franz Holzweber fuhr dann mit erhöhter Stimme fort: „Alles,
was ich getan habe, tat ich für mein weites Vaterland. Ich bin
ganz und gar darauf gefaßt, die Konſequenzen meiner
Handlungs=
weiſe auf mich zu nehmen.”
Für eine Viertelſtunde nur zogen ſich dann die vier Richter
hinter einen Vorhang zurück, um das Urteil zu beraten. Als ſie
zurückgekommen waren, haſpelte der Zivilrichter mit einer
nach=
läſſigen, gleichgültigen Stimme eine Wiederholung der Anklage
herunter und murmelte, ohne auch nur die Stimme um ein
gerin=
ges zu erheben, das Todesurteil.
Nach dem Bericht von Price, dem wir hier wörtlich folgen,
ſollte Holzweber zuerſt ſterben und — entgegen anderen
Meldun=
gen — ein Gnadengeſuch ausgeſchloſſen ſein.. Bei der Verkündung
des Urteils, berichtet Price, ſah ich auf die beiden dem Tode
Ge=
weihten. Keine Wimper zuckte in ihrem Geſicht, der gemeißelte
Ausdruck, den ſie während der ganzen Verhandlung zur Schau
tru=
gen, veränderte ſich nicht um das geringſte. An Planetta war
über=
haupt keine Veränderung zu bemerken. An Holzweber konnte man
vielleicht eine Verſtärkung ſeines ſelbſtbewußten und treuen, faſt
trotzigen Ausdrucks bemerken, der er die ganze Verhandlung
hin=
durch zur Schau getragen hatte.
Der Würgekod im „Galgenhof”.
Drei Stunden ſpäter fand die Vollſtreckung des Urteils ſtatt,
die um 7.30 Uhr nachmittags angeſetzt war. Sie fand in einem
dunklen, engen dreieckigen Hof zwiſchen dem Gefängnis und
dem Gerichtsgebäude ſtatt. Dieſer kleine Hof heißt nicht nur im
Volksmunde, ſondern auch in der Gerichtsſprache der „
Galgen=
hof‟. Durch ganz beſondere Umſtände, berichtet Price an ſein
Blatt, war es mir möglich, zur gegebenen Zeit dieſen Hof
völ=
lig zu überſehen und ſo Augenzeuge der Hinrichtung der beiden
Verurteilten zu werden. Der Hof iſt umgeben von den ſieben
bis acht Meter, hohen Wänden des Gerichtsgefängniſſes. Dieſe
Wände ſind nur von kleinen Löchern unterbrochen, in die die
Ventilatoren für die Zellen eingearbeitet ſind. Ein traurigeres
Bild als dieſer kaum 30 Meter lange, dreieckige Hof iſt kaum
denkbar. Als ich meinen Beobachtungsſtand einnahm, war
eine Seite des kleinen Dreiecks bereits von Soldaten mit a
gepflanztem Bajonett eingenommen; die Richter des
Krie=
gerichtes erſchienen gleich darauf und ſtellten ſich im rechl
Winkel zu den Soldaten auf. In dem ſo gebildeten recht
Winkel erhob ſich das Blutgerüſt. Es intereſſierte mich natz
lich, den Galgen kennen zu lernen, der nach öſterreichiſcher 9.
thode mehr einem langſamen Würgegerät, der in Spanien ;
lichen Garotte, als einem Hängegalgen, wie er bei uns übr
iſt und ſchnell zum Tode führt, glich. Neben dieſem merkwür
gen Poſtament warteten drei Henker, die ſchwarze Anzüge
ſchwarzen Pelzkappen und ſchwarzen Seidenhandſchuhen trug
Dem Urteil entſprechend mußte Holzweber als erſter ſ.
ben. Er wurde in Begleitung eines evangeliſchen Geiſtlich
auf den düſteren Hof geführt. Feſten Schrittes beſtieg er 6.
Gerüſt und ſagte mit weithin ſchallender Stimme:
„Ich hätte gedacht, daß die militäriſchen Richter uns
wenigſtens die ehrliche Kugel des Soldaten gegönnt
hät=
ten. Die Schande des Hängens fällt nicht auf uns,
ſon=
dern auf ſie zurück. Ich ſterbe für die Zukunft des
deut=
ſchen Volkes. Heil Hitler!”
Dieſer Ruf hallte wie durch ein Wunder von den Maue
des Gefängniſſes wider und in der Aufregung bemerkte ich
nach einigen Sekunden, daß er eine vielſeitige Antwort du
die Ventilationslöcher der Zellen gefunden hatte. Beſonde
eine helle, durchdringende Frauenſtimme, die zweifellos
gebildeten Perſon angehörte, wiederholte den Ruf. Wahrſche
lich durch dieſe Antworten angeregt, wiederholte auch Holzwel
dieſen Nazigruß noch mehrere Male, und es war
grauenhafteſte Erlebnis, ihn von den toten Mug
des Gefängniſſes, an denen man kein menſchliches Weſenſ.
widerhallen zu hören. Kein Zweifel, dieſer Mann ſtarb wie
Held. Durch die Ungeſchicklichkeit der Bedienung des Galge
vielleicht auch durch das unmenſchliche Würgeſyſtem des Galge
ſelbſt, dauerte es nach meiner Uhr 12 Minuten, bis er totn
In dieſer Ewigkeit zwiſchen Leben und Tod bekannte er
zu ſeiner Idee, bis die Merkmale der Würgung ſeine Stim
langſam erſtickten.
Dieſe Verzögerung mußte Otto Planetta in einer Tür
Henkerhofs angeſichts ſeines mit dem Tode ringenden Kamera;
abwarten. Er ſtand neben dem von ihm gewünſchten, in der kau,
liſchen Bevölkerung Wiens ſehr bekannten und geliebten Prie
Als Holzweber endlich nach einer entſetzlich langen Zeit von
Galgen gelöſt war, beſtieg Planetta das Gerüſt. Er ſtieß die s
ker, die ſich ſeiner bemächtigen wollten, beiſeite, und ſagte
lauter Stimme:
„Ich gehe im Gnadenſchutz meines Glaubens zu Gott.
Es lebe Deutſchland, es lebe Hitler!"
Als alles zu Ende war, ſuchte ich den Prieſter auf. Es
ein Leuchten von ihm aus, nicht ſo, als ob er eben einem
gerichteten den Troſt der Kirche geſpendet hätte." Ich fühlte,
die Kraft des Glaubens ſtärker iſt als der Tod.
Die beiden Leichen wurden in der Nacht auf dem
Zen=
friedhof in Wien verbrannt, die Aſche den beiden jungen Fre
der Toten zur Verfügung geſtellt.
Die Einäſcherung Holzwebers.
Am Samstag fand die Einäſcherung der Leiche des
gerichteten Holzweber ſtatt. Das Krematorium war von e
ſtarken Polizeiabteilung mit Maſchinengewehren umſtellt.
die engſten Angehörigen wurden zur Einäſcherung zugelaſſen.
Gattin Holzwebers wollte auf den Sarg ein Lautenband wer
das noch aus der Zeit der deutſchnationalen (großdeutſc
Kämpfe vor dem Kriege ſtammte. Sie wurde von der Po
jedoch daran gehindert. Auch wurde der evangeliſche Pfa
verwarnt, da er in der Trauerrede bemerkte, daß Holzweber
ſein deutſches Ideal geſtorben ſei. Von den Behörden waren
die Trauerkarten zenſiert worden. Sie durften nur die Be
kung tragen: „Franz Holzweber, der plötzlich verſchied”.
*
Vor einigen Wochen weilte Exkönig Alfons von S0
in Wien. Er befand ſich auf der Durchreiſe nach dem M
hatte aber hier eine ſehr lange Unterredung mit dem vi
benen Bundeskanzler Dr. Dollfuß. Damals erregte die 1
haltung allgemeines Aufſehen, zumal ſie unter vier Augen
ſtatten ging und niemand wußte, was zwiſchen den b
Männern geſprochen worden iſt. Einige ausländiſche S
tionsblätter ſtellten die Behauptung auf, daß König A.
die Abſicht habe, den Legitimiſten ins Handwerk zu pfu.
um ſich ſelbſt den öſterreichiſchen Thron zu ſichern. Jetzt
bekannt, daß Exkönig Alfons auf ſüdſlawiſchem Boden
Wieder ſoll er allerlei Verhandlungen und Beſprechunge!
führt haben, die ſich um die Königsfrage drehen. Es wir
doch verſichert, daß Alfons nicht die Abſicht habe, die 9
der Kaiſerin Zita zu durchkreuzen, ſondern den ſüdſlaw=
König Alexander für die Ziele der öſterreichiſchen Legitin
zu gewinnen und um zu erreichen, daß Jugoſlawvien
Schwierigkeiten macht, falls der Erzherzog Otto überra)
in Wien auftauchen und vielleicht mit Hilfe der neuen 2I
rung zum Herrſcher Oeſterreichs ausgerufen werden ſollte
Der neue Bundeskanzler Schuſchnigg hat zwar nie !!
rede geſtellt, daß er Monarchiſt iſt. Ob er aber im gegen!!
gen Augenblick irgendwelche Neigung zeigt, auf die Ab
der Habsburger einzugehen, erſcheint noch recht fraglich.
auch die „Chicagoer Tribune” will erfahren haben, da
öſterreichiſchen Legitimiſten eine fieberhafte Aktivität al
Tag legen, und daß ſie den Zeitpunkt für gekommen h
um die Monarchie wieder aufzurichten. In Steenockerzeel
belgiſchen Aſyl der Exkaiſerin Zita und des Erzherzo9s
von Habsburg, ſoll Hochbetrieb herrſchen. Unausgeſeßl
Vertrauensleute aus Oeſterreich hier eintreffen. Außerdel
ſich eine offizielle Abordnung ſchon ſeit einer Woche in
ockerzeel aufhalten und hier mit dem Erzherzog Otto ub
Rückkehr nach Wien verhandeln. Aehnlich aktiv ſollen au
ungariſchen Legitimiſten ſein.
Es braucht wohl nicht erſt beſonders darauf hingewle
werden, daß alle Nachrichten über die Vorgänge im Habs!
Lager, vor allem auch die Behauptungen der „Chie0g?
bune”, die Kleine Entente von neuem nervös machen 4
Als der Bundeskanzler Schuſchnigg ſein Amt übernähi
es die tſchechiſche Preſſe, die einen ſehr ſcharfen Ton 4
und von neuem unterſtrich, daß man eine Rückkehr de"
burger nicht dulden würde. Die Unruhe im ſüdoſteurope
Raum wird alſo ſo raſch nicht weichen. Es iſt eher Da4
rechnen, daß die Umtriebe der öſterreichiſchen Legitimllt
neuen Spannungen führen werden.
In Alm in Salzburg wurden anläßlich einer Hausſuchlt.
Stielhandgranaten gefunden und im Zuſammenhang dam
nationalſozialiſtiſche Parteigänger verhaftet. Es wurde.*
beim Standgericht erſtattet.
ntag, 6. Auguſt 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 215 — Seite 3
us der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1934
Der große Trauerkag.
etzt iſt, wenn die Batterien der Küſtenplätze und der Kriegs= getränkeſteuern u. a. folgendes:
ihre Saluts donnern, wird die ganze Welt einen Moment
tem anhalten. Seit langer, langer Zeit hat der Tod eines
: Mannes nicht ſo allgemeine, ganz ungeteilte und ehrliche
ihme überall in der Welt ausgelöſt, wie das Hinſcheiden des
alfeldmarſchalls. Daß ſein Volk um ihn trauert wie nur
en Feinde einmütig neigen, iſt Troſt und Freude in dieſen
en Tagen, da es das Schickſal ſo hart mit dem Vaterlande
Tan muß lange zurückgreifen in der deutſchen Geſchichte, um
gzu n Trauerereignis zu ſtoßen, das die Millionen derart
er=
ſch rte und bewegte. Vielleicht iſt es nur der Tod des alten
es, der hier einen Vergleich zuläßt. Es war der 9 März
und Hindenburg ſtand damals gerade als Major und erſter
alſtabsoffizier beim Stab des 3. Armeekorps, das damals
Sitz in Berlin hatte. Auch die Nachricht vom Tode des
Kaiſers, der eine kindliche Verehrung beim ganzen Volke
Welt und löſte überall die ſchmerzlichſte Teilnahme aus.
r Wilhelm I. war der Patriarch unter allen Fürſten
Euro=
yy ität, von der man ſich heute nur ſchwer noch eine Vorſtel= wendigen Folgerungen zu ziehen.
kr machen kann. Am 16. März wird der alte Kaiſer unter
erkundgebung im Reichstag ſagte Bismarck damals: „So
hoch=
ſtet iſt noch kein Monarch geweſen, daß alle Völker der Erde,
Ausnahme, ihm beim Hintritt ihre Sympathie, ihre
Teil=
e, ihre Trauer am Sarge zu erkennen gegeben haben.”
toten Kaiſer zu beklagen.
des Altkanzlers Bismarck am 30. Juli 1898. Deutſchland
amals ein glückliches Land, in dem es keine Arbeitsloſigkeit
ein Volkselend gab. Der Glanz des großen Sieges auf den
iſiſchen Schlachtfeldern ſtrahlte noch friſch und lebendig; alles
bed ſich in ungeahntem Aufſchwung. Deutſchlands Macht und
Suß ſchienen faſt mit jedem Tag zu wachſen.
ntgemacht wurde, die allertiefſte Trauer aus. Alles Lachen
en, furchtbaren Schickſals, eines Schickſals, das Bismarck
kommen ſehen, als er — ſterbend ſchon — immer wieder die Tagespreſſe ging, folgendes:
e: „Deutſchland, ach Deutſchland
in dieſe Trauertage des deutſchen Volkes reiht ſich jetzt der
ees Generalfeldmarſchalls mit erſchütternder Wucht. Wer
n und es miterlebt hat, mit welcher Bangnis das deutſche
die wenigen Krankheitstage verfolgt hat, der weiß, was der
Zorbene dieſem Volk bedeutet hat.
Das Danzig=Abzeichen.
die Reichsbetriebsgemeinſchaft Druck in der Deutſchen
Ar=
ront, die alle Angehörigen des weitverzweigten graphiſchen
ltet in den Tagen vom 9. bis 13. Auguſt d. J. eine große
gebung in Danzig unter dem Titel:
„Graphiſche Arbeiter im deutſchen Danzig”
(2. Tag der graphiſchen Jugend),
iſchen Gewerbes in Danzig erwartet werden. Es iſt dies
zu dieſer Veranſtaltung hat die
sbetriebsgemeinſchaft Druck ein
9.-13. 8. 34
chen geſchaffen, das auch deshalb
ders intereſſant iſt, weil zum
Male ein Feſtabzeichen in einer
enauflage durch das deutſche
zbinderhandwerk
herge=
wurde. Das Abzeichen iſt aus
Zelluloid geſtanzt und mit
r= und Schwarzdruck verſehen.
ebt ſich äußerſt vorteilhaft aus
Einerlei der ſonſt üblichen
Feſt=
chen heraus.
Dieſes Abzeichen gilt nicht nur als
bzeichen für die Danzig=
Veranſtal=
ſondern ſoll von allen
Angehöri=
es graphiſchen Gewerbes als ſicht=
Zeichen des Gemeinſchaftsgeiſtes
ihrer Opferwilligkeit getragen
en. Es wird durch die Amtswalter und Jugendlichen der
Gewerbes zum Preiſe von 50 Pfg. pro Stück verkauft. Der
Cs aus dieſem Verkauf ſoll dazu dienen, den Arbeitsloſen,
Sarbeitern und den Jugendlichen, die infolge geringen
Ein=
eln zu beſtreiten, Zuſchüſſe zu gewähren. Mit dem Verkauf
lſo die ſoziale Abſicht verbunden, denienigen, die in Sorge
und oft der Freuden entbehren müſſen, für die Tage von
ſig ein ſorgenfreies, großes und freudiges Erlebnis zu
ver=
fen.
ſtehenden Kreiſe an dem Kauf dieſes Abzeichens und damit
graphiſchen Gewerbes reſtlos beteiligen.
Das Danzig=Abzeichen iſt das äußere Zeichen des
Gemein=
tsgeiſtes und der Opferfreudigkeit im graphiſchen Gewerbe.
— Zum ehrenden Gedenken an den dahingeſchiedenen
General=
narſchall und Reichspräſidenten von Hindenburg, unſeren
Beiſetzung, in der Zeit von 11—12 Uhr die Opferſchale auf dem
kmal der Heſſiſchen Dragoner entzündet.
— Vorübergehende Einſchränkung des Poſtſchalterdienſtes am
eiten aus Anlaß des Heimganges des Herrn Reichspräſidenten
eralfeldmarſchall von Hindenburg fällt am Dienstag, 7. Aug.,
onſt um 10.45 Uhr beginnende zweite Ortsbriefzuſtellung aus.
dem gleichen Anlaß werden am Montag, 6. Aug., und Diens=
2tſchalter geſchloſſen. Ueber die zu eiligen Auflieferungen von
dungen dieſer Art getroffenen Maßnahmen geben
Hinweis=
der an den Eingangstüren Auskunft.
zufällig umgekehrt liegen ſehen. Schnell nehmen ſie es und
brin=
es wieder in die normale Lage. Der Aberglaube behauptet
näm=
k. Natürlich hat dieſe Anſicht nicht die geringſte Bedeutung,
roch ſei hier auf den Urſprung dieſer ſeltſamen Anſchauung
ſewieſen, Früher, faſt bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts,
e jede Stadt in Frankreich einen Henker. Die Bäcker hatten
als noch nicht die Gewohnheit, ihren Kunden das Brot ins
S zu bringen, vielmehr holte es ſich ein jeder morgens von
in ab. Da nun der Henker, wie jedermann, für ſich und ſeine
tilie Brot brauchte, ſo kaufte natürlich auch er beim Bäcker. Er
n. die Bäcker backten vielmehr das Brot für den Henker im
aus und legten es umgekehrt auf ein Geſtell, fern von den
an=
e als „unehrlich” geltende Hand die für die Kundſchaft
be=
imten Brote anzurühren brauchte. Das umgekehrte Brot war
das Brot des Scharfrichters, und niemand hätte es nehmen
gen, ſelbſt die ärmſten Leute wieſen es zurück. Wie die meiſten
rgläubiſchen Bräuche ſtammt alſo auch dieſer noch aus dem
dt” noch heute ſeine Rolle ſpielt.
Ein Verkehrsunfall ereignete ſich am Samstag vormittag Ecke
Ulaswieſen= und Frankfurter Straße. Ein Perſonenauto aus tages, Berlin, Heft 11 S. 547). Bei Zugrundelegung des dann
ammen. Es entſtand ſchwerer Materialſchaden, der Autofahrer
itt Verletzungen durch Glasſplitter an den Augen und im
ſicht.
Das Ende der Gemeindegetränkeſteuern.
Vom Reichseinheitsverband des Deutſchen Gaſtſtättengewerbes
wird uns geſchrieben:
In ſeiner großen Programmrede über den Steuerreformplan
des Nationalſozialismus am 26. Juni 1934 in München erklärte
Lenn, was ſterblich an Hindenburg, in der Familiengruft Herr Staatsſekretär Reinhardt zur Frage der Gemeinde=
1. „Steuern, deren Beſeitigung in ihrer Auswirkung
zwangs=
läufig zum Ausgleich des Ausfalls führen würden, ſind, mit
Ausnahme der Gemeindegetränkeſteuer, nach
dem gegenwärtigen Stand der Dinge nicht mehr vorhanden.”
einen ſeiner Großen, iſt ſelbſtverſtändlich; daß ſich auch die 2. „Der Reichsminiſter der Finanzen hat am 20. Juni 1934 an
die Landesregierungen ein Schreiben gerichtet, wonach die
Beteiligung eines Bezirksfürſorgeverbandes an der
Wohl=
fahrtshilfe nicht mehr von der Erhebung der
Gemeinde=
getränkeſteuer abhängig gemacht wird. Damit iſt die
Ent=
ſcheidung über die Weitererhebung der
Gemeindegetränke=
ſteuer ausſchließlich in das Ermeſſen der Gemeinden geſtellt.
Es iſt zu wünſchen, daß diejenigen Gemeinden, die eine
Gemeindegetränkeſteuer noch erheben, nun ſo bald wie möglich
einen Abbau und ſchließlich eine Beſeitigung der
Gemeinde=
getränkeſteuer beſchließen.”
Mit dieſen grundlegenden Erklärungen beweiſt die
national=
jede Ausnahme genoß, machte blitzſchnell die Runde um die ſozialiſtiſche Regievung, daß ſie auch auf dem wichtigen Gebiet der
Sonderbeſteuerung des Gaſtſtättengewerbes, insbeſondere der
Ge=
tränkebeſteuerung, die ſchweren Fehler der früheren Regierungen
vo er genoß in ſeinem letzten Jahrzehnt eine Verehrung und erkannt hat und entſchloſſen iſt, aus dieſer Erkenntnis die not=
Das deutſche Gaſtſtättengewerbe iſt wie kein zweiter
Wirt=
ar ſeuerer Anteilnahme des ganzen Volkes beigeſetzt. Bei der ſchaftszweig durch die nach dem Geſichtspunkt des ſchwächſten
Widerſtandes orientiert geweſene Steuerpolitik der früheren
Re=
gierungen über jedes vernünftige Maß hinaus mit Sonderſteuern
belaſtet worden. Es hat die Fehler der früheren Regierungen
ungleich ſchärfer büßen müſſen als alle anderen Wirtſchaftszweige.
Vie man weiß, hatte Deutſchland bereits drei Monate ſpäter. Alle Anſtrengungen des Gaſtſtättengewerbes, neben der ſchon an
ſich übermäßigen Belaſtung durch allgemeine Steuern noch die
in nationaler Trauertag größten Ausmaßes war auch der „Sonderſteuern des Gaſtſtättengewerbes aufzubringen und die
Be=
triebe trotzdem in Gang zu halten, haben ſich als zwecklos erwieſen.
Eine Erholung des Gaſtſtättengewerbes iſt nicht möglich, ſolange
nicht mit der Sonderſteuerpolitik der früheren Regierungen
gegen=
über dem Gaſtſtättengewerbe grundlegend gebrochen wird.
Die verheerendſte und unhaltbarſte aller Sonderſteuerarten
des Gaſtſtättengewerbes iſt die Gemeindegetränkeſteuer die in
ſa löſte der Tod Bismarcks, der überall durch Extraausgaben, jeder Beziehung, ſowohl fiskaliſch als auch wirtſchaftlich, ein
Fehl=
ſchlag war und die heute ſelbſt von den Gemeindeverwaltungen
mmte, es ging einen Moment wie der Schatten eines kom= nicht mehr verteidigt werden kann. Auch der Deutſche
Gemeinde=
tag erklärte in einer Kundgebung, welche vor einiger Zeit durch
„Die Gemeindegetränkeſteuer iſt unzweifelhaft das
Aſchen=
brödel unter den Gemeindeſteuern. Auch die Gemeinden ſelbſt
haben an ihr keine reine Freude; ſie würden auf die
Einnah=
men aus der Gemeindegetränkeſteuer, die im abgelaufenen
Rech=
nungsjahr ungefähr 25 Millionen RM. betragen haben,
ver=
zichten
Trotz aller Beſſerung der Wirtſchaftslage in anderen
Wirt=
ſchaftszweigen liegt das Gaſtſtättengewerbe leider immer noch ſo
darnieder, daß es auf Maßnahmen, die ſeine Lage erleichtern,
nicht mehr warten kann, ſondern daß Maßnahmen wie die
Auf=
hebung der Gemeindegetränkeſteuer umgehend getroffen werden
müſſen. Es kommt jetzt hauptſächlich darauf an, dem durch die
zrbes und der papierverarbeitenden Induſtrie umfaßt, ver= falſche Wirtſchafts= und Steuerpolitik der früheren Regierungen
bis ins Innerſte erſchütterten Gaſtſtättengewerbe das Durchhalten
zu ermöglichen, bis ſich die Auswirkungen der allgemeinen
Wirt=
ſchaftsbelebung auch für das Gaſtſtättengewerbe ſtärker bemerkbar
machen. Eine der Maßnahmen, welche dem Gaſtſtättengewerbe
das Durchhalten ſowohl wirtſchaftlich als auch rein
ſtimmungs=
r aus dem ganzen Reichsgebiet etwa 20 000 Angehörige des mäßig erleichtern ſoll, iſt die ſofortige Aufhebung der
Gemeinde=
getränkeſteuer. Die Aufhebung hat deshalb nicht mehr Zeit bis
rößte Kundgebung, die Danzigs Mauern je geſehen haben. zum Frühjahr nächſten Jahres. Wenn die Beſeitigung der
Ge=
meindegetränkeſteuer eine ſichtbare Wirkung haben ſoll, dann muß
ſie ſchnellſtens erfolgen.
Die Gründe, welche die ſofortige Beſeitigung der
Gemeinde=
getränkeſteuer zwingend verlangen, ſind mannigfach:
Vor allem hat ſich die Gemeindegetränkeſteuer als
konſumver=
nichtend und wirtſchaftszerſtörend erwieſen. Sie trägt neben der
Wirtſchaftskriſe den größten Teil der Schuld an dem gänzlichen
Darniederliegen des Gaſtſtättengewerbes. Die theoretiſch
mög=
liche Fortwälzung der Gemeindegetränkeſteuer auf den
Konſumen=
ten iſt in der Praxis faſt durchweg unmöglich geweſen. In der
Praxis ſind die Getränkeſteuern auf den Schultern des
Gaſtſtätten=
gewerbes liegen geblieben und haben ſich zu einer ſchweren
Son=
derbelaſtung des Gaſtſtättengewerbes ausgewachſen
Die Vorbelaſtung des Getränkeverzehrs in Gaſtſtätten hat zu
einer ſtarken Verſchiebung des Getränkeverzehrs zu Ungunſten der
Gaſtſtätten geführt. Die Gäſte ſind aus den Gaſtſtätten
vertrie=
ben und, ſoweit ſie ohne Beſuch der Gaſtſtätte überhaupt noch
ver=
zehrwillig waren, auf den ſteuerfreien Heimverzehr, verwieſen
worden. Die Folge für das Gaſtſtättengewerhe war ein über die
übrige Wirtſchaftsſchrumpfung hinausgehender Umſatzrückgang, der
sbetriebsgemeinſchaft Druck in allen Betrieben des graphi= ſich nicht nur im Getränkekonſum, ſondern im Konſum aller
ande=
ren Lieferungen des Gaſtſtättengewerbes auswirkte.
Die Gemeindegetränkeſteuer beſitzt ferner den Charakter einer
doppelten Umſatzſteuer. Während die geſamte übrige Wirtſchaft
Taens nicht in der Lage ſind, die Teilnahme aus eigenen nur 2 Prozent Umſatzſteuer zahlt, iſt der Getränkeverzehr in
Gaſt=
ſtätten durch die Gemeindegetränkeſteuer außer mit der 2
prozen=
tigen Umſatzſteuer noch mit einer 10prozentigen Umſatzſteuer in
Geſtalt der Getränkeſteuer belegt. Dieſe ſechsfache
Umſatzbeſteue=
rung des Getränkeverzehrs in Gaſtſtätten gegenüber der
Umſatz=
beſteuerung der geſamten übrigen Wirtſchaft war um ſo uner=
Es muß erwartet werden, daß ſich alle Angehörigen des gra= träglicher, als obendrein dieſe beſondere Form Umſatzſteuer von
hen Gewerbes, Betriebsführer und Gefolgſchaften, und alle der Rückvergütung durch Steuergutſcheine ausgeſchloſſen war
Die Gemeindegetränkeſteuer iſt aber auch unſozial. Den
wohl=
dem ſozialen Werk für die minderbemittelten Volksgenoſſen habenden Mann, der in ſeinen Privaträumen Feſtlichkeiten
ab=
hält und Getränke genießt läßt ſie ſteuerfrei. Den Arbeitsloſen,
der ſeinen Kindern eine Taſſe Kaffee kauft, belaſtet ſie mit 10
Prozent des Kaufpreiſes.
Die Gemeindegetränkeſteuer findet weiter auch heute noch
erheblichen Widerſtand beim Publikum und gibt täglich
Veran=
laſſung zu unerquicklichen Auseinanderſetzungen zwiſchen dem
Gaſt=
rer im Weltkrieg, wird am Dienstag, 7 Auguſt, am Tage wirt bzw. dem Bedienungsperſonal und den Gäſten. Sie ſtellt
diejenige Verbrauchsſteuerart dar, die in der Bevölkerung die
meiſten Feinde hat.
Die Gemeindegetränkeſteuer iſt auch geeignet, auf den
aus=
ad 7. Aug. Wegen der Rundfunkverbreitung der Trauerfeier= ländiſchen Fremdenverkehr nach Deutſchland nachteilig
einzuwir=
ken, den wir wegen der großen Bedeutung des
Ausländerreiſe=
verkehrs für die Aktivierung der deutſchen Zahlungsbilanz bei der
gegenwärtig angeſpannten Deviſenlage notwendiger brauchen als
je. Es erſcheint als ein gewiſſer Widerſinn, daß auf der einen
7. Aug, während der Uebertragungen die Brief=, Geld= und Seite zwecks Verbeſſerung unſerer Zahlungsbilanz große
Anſtren=
gungen gemacht werden, um den Ausländerreiſeverkehr nach
Deutſchland zu lenken, daß aber auf der anderen Seite noch
Ein=
richtungen aufrecht erhalten werden, welche — nach den ſchon mit
Umgedrehtes Brot. Viele Leute erſchrecken bei Tiſch, wenn ſie das dem deutſchen Publikum gemachten Erfahrungen — die
ausländi=
ſchen Gäſte, die derartige Getränkeſteuern nicht kennen, verärgern
müſſen. Wenn auch die Ausgaben für die Getränkeſteuern im
das umgekehrte Brot bringe irgendeinem der Tiſchgäſte Un= Rahmen der Ausgaben eines ausländiſchen Reiſenden nicht eine
überragende Rolle ſpielen, darf doch nach den Erfahrungen der
Praxis die pſychologiſche Wirkung derartiger, Kleinigkeiten” auf
die Bereitwilligkeit des Ausländers, das Reiſeland weiter zu
empfehlen, keineswegs unterſchätzt werden.
Die Gen eindegetränkeſteuer ſchädigt ſchließlich nicht nur das
Gaſtſtättengewerbe, ſondern alle von ihm abhängigen
Wirtſchafts=
zweige, weil die auf das Konto Gemeindegetränkeſteuer zu
rech=
nenden Umſatzrückgänge erheblich dazu beigetragen haben, die
hatte nicht das Recht, zu wählen, wie es die anderen Kunden Zahlungsfähigkeit zahlreicher Gaſtſtättenbetriebe zu untergraben.
Steuertechniſch iſt die Gemeindegetränkeſteuer — auch nach
dem Eingeſtändnis, vieler Gemeindeverwaltungen — überhaupt
en, damit er es ſofort erkennen und nehmen konnte, ohne daß undurchführbar. Ihr Ertrag ſtände, wenn die Kontrolle gerecht
durchgeführt würde, in keinem vernünftigen Verhältnis zum
Auf=
wand. Eine Gegenüberſtellung von Geſamt=Voranſchlag und
Ge=
ſamt=Ertrag der Getränkeſteuern beweiſt, daß die Einführung der
Getränkeſteuern auch fiskaliſch ein Fehlſchlag war.
Das veranſchlagte Geſamtaufkommen aus den
Gemeinde=
ſten Mittelalter, und es iſt merkwürdig, daß das „umgedrehte getränkeſteuern ſollte betragen bei Zugrundelegung eines Satzes
von 5 Prozent des Kleinhandelspreiſes 75 Millionen RM.
jähr=
lich (val. „Der Städtetag”, Mitteilungen des Deutſchen
Städte=
ſtfalen ſtieß dort mit einem Straßenbahnwagen der Linie 5, tatſächlich zur Erhebung kommenden Satzes von 10 Prozent hätte
alſo das Aufkommen betragen müſſen: 150 Mill. RM. jährlich.
Das tatſächliche Aufkommen aus der Getränkeſteuer betrug
aber trotz Anwendung des Satzes von 10 Prozent im erſten Jahr
nur 27 Millionen RM. Dieſes Aufkommen iſt in den folgenden
Jahren noch weiter zurückgegangen. In den letzten
Rechnungs=
jahren betrug es noch knapp 25 Millionen RM. jährlich.
Dieſem kaſſenmäßigen Eingang von knapp 25 Millionen RM.
ſtehen aber Koſten gegenüber, wie ſie in ſolcher Höhe bei keiner
anderen Steuerart auftreten.
Als Erhebungskoſten der Gemeindegetränkeſteuer werden
viel=
fach Ziffern genannt, die das tatſächliche Bild verwiſchen. Es
wird meiſt verſchwiegen, daß in Wirklichkeit die Erhebungskoſten
der Gemeindegetränkeſteuer ungeheuer hoch wären, daß man aber
die Koſten dadurch künſtlich niedrig hält, daß man auf eine
voll=
ſtändige Erfaſſung des Steuerſolls ſyſtematiſch verzichtet, weil die
aufzuwendende Arbeit ſich niemals lohnen und das Aufkommen
zum großen Teil verzehren würde. Für die kleinen und kleinſten
Betriebe und für eine große Zahl mittlerer Betriebe bedeutet
eine genaue Erfaſſung eine Unmöglichkeit. Eine abſolut exakte
Erfaſſung wäre — auch nach dem Gutachten namhafter
Finanz=
politiker — nur möglich, wenn hinter jedem Gaſt ein
Steuerein=
heber ſtehen und die Getränkeſteuer einkaſſieren würde.
Weſentlich höher noch als die Erhebungskoſten des Fiskus
ſind die Erhebungskoſten der Wirtſchaft. Die
Gemeindeverwal=
tungen machen es ſich inſofern leicht, als ſie den Gaſtwirt zum
Steuereinheber machen, der die Gemeindegetränkeſteuer für die
Stadtverwaltungen einzutreiben und die Verwaltungskoſten aus
ſeiner Taſche zu zahlen hat. Man muß berückſichtigen, daß das
Aufkommen der Gemeindegetränkeſteuer von 25 Millionen RM.
ſich zuſammenſetzt aus kleinſten Pfennigbeträgen, welche tagtäglich
in Millionen von Fällen erhoben werden muſſen.
Die ſchlimmſte Seite der Gemeindegetränkeſteuer aber iſt wohl
der Umſtand, daß die Gemeindegetränkeſteuer die Steuermoral in
einer Weiſe untergräbt, daß ein Staat, der Steuermoral von
ſeinen Bürgern verlangt, dieſe unmoraliſche Steuer auf keinen
Fall beibehalten kann. Da eine exakte Erhebung nicht möglich
iſt, wird ſyſtematiſch auf eine volle Erfaſſung verzichtet. Mit der
Mangelhaftigkeit der Kontrolleinrichtungen wächſt der Anreiz zu
Steuerhinterziehungen. Der ehrliche Gewerbetreibende wird ſchwer
benachteiligt. „Die Gemeindegetränkeſteuer ſtellte ſich” — nach
dem Gutachten eines namhaften Finanzpolitikers — „eine
un=
lösbare Aufgabe, mußte darum verſagen, und dieſes Verſagen
mußte zu untragbaren Ungerechtigkeiten und demoraliſierenden
Wirkungen führen”.
Die ſofortige Aufhebung der Getränkeſteuer läßt mit
Sicher=
heit eine Steigerung des Getränkekonſums in den Gaſtſtätten und
eine Steigerung des Getränkekonſums überhaupt erwarten. Wenn
die Vorbelaſtung des Getränkekonſums durch die
Gemeindegetränke=
ſteuer — und dadurch der Stein des Anſtoßes bei vielen Gäſten —
beſeitigt wird, wird die Verſchiebung des Getränkekonſums aus
der Gaſtſtätte in das Heim wenigſtens zu einem Teil wieder
rück=
gängig gemacht werden. Damit wird zugleich verbunden ſein eine
Steigerung des Getränkekonſums überhaupt, weil
erfahrungsge=
mäß in der Gaſtſtätte die Neigung zum Getränkekonſum größer iſt
als im Heim.
Die Steigerung des Getränkekonſums in Gaſtſtätten wird
zu=
gleich zu einer Erhöhung der Umſätze auch der übrigen
Lieferun=
gen des Gaſtſtättengewerbes, insbeſondere an Speiſen, führen.
Jede Umſatzſteigerung des bis heute noch völlig
danieder=
liegenden Gaſtſtättengewerbes wird dazu beitragen, dem
Gaſt=
ſtättengewerbe die Einſtellung weiterer Arbeitskräfte zu
ermög=
lichen. Wenn z B. wieder Privatfeſtlichkeiten, die heute faſt
durchweg in Privathäuſern ſtattfinden, wie früher in die
Gaſt=
ſtätten verlegt werden, ſo werden ſich allein daraus erhebliche
Arbeitsmöglichkeiten für Kräfte ergeben, welche im Hauſe
nie=
mals beſchäftigt werden.
Eine Umſatzſteigerung in den Gaſtſtätten würde zu einer
Stärkung der außerordentlich geſchwächten inneren
Widerſtands=
kraft der Gaſtſtättenbetriebe führen. Jede Steigerung der inneren
Widerſtandskraft der Gaſtſtättenbetriebe aber würde die großen
Gefahren vermindern, welche ſich aus der derzeitigen Lage des
Gaſtſtättengewerbes für alle diejenigen Wirtſchaftszweige ergeben,
die vom Gaſtſtättengewerbe abhängig ſind. Die Untergrabung
der finanziellen Widerſtandskraft der Gaſtſtättenbetriebe bedeutet
für die deutſche Volkswirtſchaft eine ernſte Gefahr, weil infolge
der Stellung des Gaſtſtättengewerbes als Schlüſſelgewerbe
außer=
gewöhnlich viele Wirtſchaftszweige als Lieferanten des
Gaſtſtät=
tengewerbes in Frage kommen, und dadurch von der Lage des
Gaſtſtättengewerbes mit abhängig ſind. Insbeſondere darf die
außerordentlich große Rückwirkung der Lage des
Gaſtſtättengewer=
bes auf die Lage der Landwirtſchaft nicht unberückſichtigt bleiben.
Die Aufhebung der Getränkeſteuer iſt alſo indirekt auch ein
agrarpolitiſches Erfordernis.
Haushaltsmäßige Bedenken können gegenüber den
verheeren=
den Auswirkungen der Gemeindegetränkeſteuer nicht ins Gewicht
fallen, umſomehr, als tatſächlich ein ſinanzieller Ausfall bei
Auf=
hebung der Gemeindegetränkeſteuer nicht entſtehen wird, weil bei
der dann eintretenden Erholung des Gaſtſtättengewerbes andere
Steuerquellen beſſer fließen werden. Derartige Bedenken gegen
eine ſofortige Aufhebung der Gemeindegetränkeſteuer ſind auch
deshalb nicht berechtigt, weil noch in erheblichem Umfange
Ge=
tränkeſteuer=Rückſtände vorhanden ſind, mit deren Eingang im
laufenden Rechnungsjahr wenigſtens zum Teil gerechnet werden
kann, wenn infolge ſofortiger Aufhebung der
Gemeindegetränke=
ſteuern laufende Getränkeſteuern in den kommenden Monaten nicht
mehr zu entrichten ſind.
Es liegt deshalb im allgemeinen Intereſſe,
daß die Aufhebung der Gemeindegetränkeſteuern
nicht bis in den Winter verzögert wird, ſondern
daß der Aufforderung des Herrn
Staatsſekre=
tärs Reinhardt an die Gemeinden, die
Getränke=
ſteuer zu be ſeitigen, im ganzen Reich ſofort
Folge geleiſtet wird.
Aus der NSDAP.
Aufruf!
Als Leiter der Reichsfachſchaft für Badebetriebe. Gruppe
Kaltwaſſerbäder, die in der Reichsarbeitsgemeinſchaft der Berufe
im ſozialen und ärztlichen Dienſte und als ſolche in der
Geſund=
heitsfront aufgeſtellt iſt, unterſtehen mir die Belange des
geſam=
ten deutſchen Kaltwaſſerbadeweſens. Dasſelbe umfaßt ſämtliche
privaten Strandbäder, Schwimmbäder und Hallenbäder.
Außer=
dem gehören zu meiner Gruppe ſämtliche Pächter von privaten
oder ſtädtiſchen Badeanlagen Deutſchlands.
Ich fordere hiermit die oben angeführten Beſitzer oder
Päch=
ter von Strand=, Schwimm= und Hallenbädern Deutſchlands auf,
ſich bei mir zum Eintritt in die Reichsfachſchaft anzumelden. Mit
der Mitgliedſchaft zur Reichsfachſchaft iſt die Zugehörigkeit zur
Deutſchen Arbeitsfront verknüpft. Sämtliche Intereſſen und
Wahrnehmungen ihrer Berufsbelange finden die oben
angeführ=
ten Berufszweige nur in der mir unterſtellten Reichsfachſchaft.
Die genaue Anſchrift lautet: Otto Mackh, Kommiſſariſcher Leiter
der Reichsfachſchaft für Badebetriebe, Gruppe, Kaltwaſſerbäder,
Frankfurt a. M.=Eſchersheim, Strandbad Mackh.
Heil Hitler!
gez. Otto Mackh
Kommiſſ. Gruppenleiter der Reichsfachſchaft für Badebetriebe,
Gruppe Kaltwaſſerbäder.
Kyffhäuſerbund, Bezirksverband Darmſtadt.
An der vom Chef des Stabes der SA. Lutze, angeordneten
Trauerparade anläßlich der Beiſetzung des Reichspräſidenten am
Dienstag, 7. Aug., zwiſchen 11—12 Uhr, nehmen in gleicher Weiſe
auch die Kriegervereine teil. Alle Anordnungen der NSDAP.
eder der SA. gelten auch für die Kriegervereine. Die
Krieger=
vereine ſammeln ſich um 10.30 Uhr vor dem Muſeum.
— Umbau des Rundfunkſenders Breslau. Mit den Arbeiten
für die Leiſtungserhöhung des Neichsſenders Breslau auf 100
Kilowatt wird vorausſichtlich am 10. Auguſt begonnen werden.
Für die Zeit der etwa ſechs Wochen dauernden Umbauarbeiten
nuß der Sender außer Betrieb geſetzt werden. Als Erſatz wird
an ſeiner Stelle ein Hilfsſender mit einer Trägerwellenleiſtung
von 17 Kilowatt in Betrieb genommen werden.
Seite 4 — Nr. 215
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 6. Auguſt 1934
Aus Heſſen.
Aus der heſſiſchen Schwedenzeit (1634)
In die Zeit vor 300 Jahren, als die Schlacht von Nördlingen
(September 1634) noch nicht geſchlagen war, führt uns eine kleine
und gewiß noch ungedruckte Urkunde aus Offenthal. Dieſer Ort
und das außerdem genannte Sprendlingen gehörten früher
aller=
dings — was ergänzend angeführt ſei — zur Grafſchaft Iſenburg.
Der Bericht lautet in der Ausdrucksweiſe der damaligen Zeit:
„Ein Verzeichnus von der Gemeinde Offenthal wegen des
Rheingrafen ſeiner Rüdter (Reiter), welche (ſich) dieſe Oſternzeit
über in anno 1634 zu Sprendlingen befinden, und tun hiermit
bezieht, was wir denſelbigen haben zugeführt und gegeben zu
haben zu ihrer Unterhaltung, als erſtlich ſechs Wagen mit Heu,
und koſt (et) ein jeder Wagen wohl 3 Gulden.
Ferner ſind dieſelbigen Rüdter faſt allein gekommen geritten
vor unſer Tür und haben geklagt, ſie haben kein Heu, und haben
bei uns angehalten mit beweglichen Worten, daß wir ihnen
ſol=
wetlich Bund Heu geben, als wir ihnen unterſchiedlich wohl
ge=
geben, daß es zuſammen ſein ſechzig Bund, und wird ein Bund
gerechnet vor zwei Schilling, tut zuſammen 5 Gulden.
Item, den 17. April, ſein fünf Rüdter gekommen vor unſere
Pfordten und haben die Dorfhüter hinweggejagt und haben in
dem Dorf herumſpuliert und haben ein Leintuch genommen und
ordtlich läbzott (Lebſucht?) und eiger (Eier), und was ſie haben
können bekommen, und ſein wider nach Langen in ihr Quartir
geridten in das Metzgers das folgen(de) Haus. Gott ſei mit uns
zu aller Zeit! Offenthal, den 21. April in anno 1634. Philipps
Schmit.”
Der Unterzeichner des Berichts, der Erſatz für die Lebens=
und Futtermittel, die die Schweden weggenommen, von der
gräf=
lichen Verwaltung anfordert, war nicht der Schultheiß von
Offen=
thal, ſondern nur der Verwalter des Schultheißenamtes, da der
Schultheiß Heinrich Joſt ſeit Ende 1633 weggefallen war.
In einer zweiten Meldung vom 25. Oktober des gleichen
Jah=
res heißt es:
„Seindt Offenthaler und Götzenhainer Untertanen, wegen des
zu Offenthal von den Karppfiſchen Reutern mitgenommenen und
behaltenen Vorſpanns dergeſtalt verglichen, daß die Götzenhainer
ihnen die den Reuttern bewilligten und angebotenen 12
Reichs=
taler, liefern, und dann die anderen zwein Freigelaſſene zu
Götzenhain die anderen 12 Reichstaler, ſo ihnen von den Reuttern
abgefordert worden, ſchießen ſollen, daß alſo 24 Reichstaler ihnen
an abgenommenen Vorſpann zu gut kämen.
Joh. Georg Joſt.
Dg. Arheilgen, 5. Aug. Sportvereinigung 04. Der
Verein hatte ſeine Mitglieder geſtern abend zu einer
außerordent=
lichen Generalverſammlung in das Gaſthaus „Zur Sonne” (
Mit=
glied Peter Hahn) eingeladen. Nach Begrüßungsworten des
Vereinsführers Beigeordneten Zeidler gedachte dieſer in
er=
hebenden Worten des dahingeſchiedenen großen Mannes des
Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall von Hindenburg, zu deſſen
Ehren ſich die Anweſenden von ihren Plätzen erhoben. —
Hier=
auf trat man in die Tagesordnung ein, die zunächſt nachdem das
Protokoll der letzten Generalverſammlung ohne Widerſpruch
ge=
nehmigt wurde, das 30jährige Jubiläumsfeſt zum Gegenſtand
hatte. Ein von dem Feſtausſchuß ausgearbeiteter Bericht gab
nochmals einen kurzen Rückblick auf die verſchiedenen
Veranſtal=
tungen. Es konnte mit Befriedigung feſtgeſtellt werden, daß
dieſes Feſt in jeder Beziehung ein voller Erfolg für den Verein
war. Ein ſchöner Ueberſchuß trug zur Stärkung der
Vereins=
finanzen erheblich bei. Allen Mitwirkenden wurde nochmals
herzlichſter Dank ausgeſprochen und dem geſamten Feſtausſchuß
Entlaſtung erteilt. Anſchließend ſtellte der Vereinsführer die
Mitglieder des Vorſtandes vor deren Beſtätigung, die noch
nach=
zuholen war, einſtimmig erfolgte. Seitens des Vorſtandes lag
ein Antrag vor, der dahin lautete, aus Anlaß des 25jährigen
Beſtehens der Abteilung Schwerathletik im Jahre 1935 das
Kreisfeſt zu übernehmen, falls dieſes von der Behörde übertragen
wird. Die Verſammlung erklärte ſich damit einverſtanden. Bei
Punkt Verſchiedenes war man ſich darin einig, daß das für den
19.=Auguſt ds. Js. vorgeſehene Bezirksſchwimmfeſt infolge der an
dieſem Tage ſtattfindenden Volksabſtimmung ganz fallen gelaſſen
wird. Weiterhin wurde bekannt gegeben, daß am 26. Auguſt die
Vereinsmeiſterſchaften ſtattfinden und daß am Samstag, den 1.
September, das vorgeſehene Mannſchaftsſchießen zwiſchen dem
Krieger= und Militärverein Arheilgen und der Schießabteilung
der Sportvereinigung zum Austrag kommt. Am Abend findet
dann im „Haus der Arbeit”, ein Kameradſchaftsabend beider
Vereine ſtatt, deſſen Ausgeſtaltung die Sportvereinigung
über=
nimmt. Nach Behandlung weiterer interner Angelegenheiten
ſchloß der Vereinsführer mit einem dreifachen Sieg=Heil auf
Führer, Volk und Vaterland die Verſammlung.
Ar. Eberſtadt, 5. Aug. Der Turnverein 1876 berief
am Samstag abend ſeine Mitglieder zu einer außerordentlichen
Verſammlung in ſeine geräumige Turnhalle, deren erſter Teil
unſerem verſtorbenen Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchall
von Hindenburg gewidmet war. Von der großen Bühne grüßte
als Rückenkuliſſe ein herrliches Stückchen deutſchen Landes, im
Vordergrunde ſtand ſchlicht und ernſt das Porträt des
Dahin=
geſchiedenen, von den Farben des alten und neuen Reiches
flan=
kier, von Blumen umgeben. Nach dem ergreifend verklungenen
Largo” von Händel ſchilderte, der Führer des Vereins. Herr
Bildhauer Hch. Dieter, unſeren verſtorbenen Reichspräſidenten
als Führer ſeiner Soloaten mit echt ſoldatiſchem Pflichtgefühl und
Treue, als Vater des Vaterlandes mit ſeltener Liebe und
Hin=
gebung, als Führer des Volkes mit gewaltiger Verantwortung
und als Wegbereiter des Dritten Reiches. Es erfüllt uns
Dank=
barkeit gegenüber der Größe und den Charaktereigenſchaften
die=
ſes Mannes. Gedämpft erklingt das Lied vom guten Kameraden,
und alle geloben, wie er dem Vaterlande die Treue zu halten,
getreu ſeines Ausſpruchs: Die Treue iſt das Mark der Ehre.
Da=
mit ſchloß der erſte Teil der Verſammlung, und übergehend zum
zweiten rief der Vereinsführer unter Hinweis des Gedenkens im
erſten Teil alle zur Mahnung, mitzuarbeiten unter vollem
Ein=
ſatz an dem großen Ziele, das wir als Turner erſtreben, an der
Einheit des Reiches. Im weiteren Verlauf wurden turneriſche
Angelegenheiten beſprochen, mit einem Rückblick der verfloſſenen
Periode, und Aufgaben der Zukunft. Die Verſammlung ſchloß
mit einem dreifachen Gut=Heil auf Führer und Vaterland.
El. Eberſtadt, 5 Aug. Am Rathaus wurden wieder zwei
Namen von Felddieben angeprangert.
El. Dieburg, 5. Auguſt. Im nahen Münſter wurde unter
Be=
teiligung der Kinderſchule ein vierjähriges Kind zu Grabe
getra=
gen. Das Kind hatte unreife Trauben gegeſſen, nach deſſen Genuß
es geſtorben iſt. Die Trauben ſollen mit einem
Schädlingsbekämp=
fungsmittel geſpritzt geweſen ſein.
El. Reinheim, 5. Aug. Am Bahnübergang rannte ein
Mo=
torradfahrer aus Lichtenberg, der noch kurz vor dem Schließen
der Bahnſchranken den Uebergang paſſieren wollte, mit dem Kopf
gegen den Schlagbaum. Im letzten Moment konnte der
Bahn=
wärter den geſtürzten Fahrer und ſeine Maſchine vor dem
heran=
nahenden Zuge in Sicherheit bringen.
Em. Heppenheim a. d. B., 5. Auguſt. Verkehrsunfall.
Ein etwa 12jähriger Junge, der mit ſeinem Rad aus der
Gräff=
ſtraße kommend, in die Ludwigſtraße einbiegen wollte, ſtieß geſtern
mit einem dort fahrenden Perſonenauto zuſammen und wurde über
das Auto hinweg auf die Straße geſchleudert. Mit erheblichen
Ver=
letzungen wurde er in das Krankenhaus gebracht. Sein Rad iſt
ſchwer beſchädigt. — Hohes Alter. Herr Mathias Alter in
der Großen Gartenſtraße feierte am 5. Auguſt ſeinen 82.
Geburts=
tag, den er in geiſtiger und körperlicher Friſche begehen konnte.
ZurVerlegung der Kirchweih Nachdem durch die
Volks=
trauer für den dahingeſchiedenen Herrn Reichspräſidenten das
Kirchweihfeſt am 5. und 6. Auguſt ausfallen mußte und die bereits
anweſenden Schauſteller den Graben wieder räumten, iſt es
frag=
lich, wann und ob überhaupt die Kirchweih in dieſem Jahr
ſtatt=
finden wird. Der Stadtrat wird ſich in ſeiner nächſten Sitzung mit
dieſer Angelegenheit befaſſen.
EI. Biſchofsheim, 5 Aug. Auf der Straße nach Darmſtadt
wurde ein junger Radfahrer durch einen Laſtkraftwagen an den
Straßenrand gedrückt, wodurch er ſchwere Verletzungen an beiden
Füßen erlitt. Der Laſtkraftwagenführer fuhr davon, ohne ſich
um den Verletzten zu kümmern.
El. Langen, 5. Aug. Daß ein Unglück ſelten allein kommt,
konnte man wieder auf der Straße nach Egelsbach erleben.
Wäh=
rend ein ausländiſcher Kraftwagen ein Perſonenauto überholen
wollte, ſtießen beide Wagen zuſammen und ein dritter Wagen
fuhr auf. Nur eine Perſon wurde durch Glasſplitter verletzt, im
übrigen entſtand ſchwerer Sachſchaden.
Wallfahrt zu Deutſchlands Kriegsgräberſtätten.
Wie aus den Anfragen beim Volksbund
Deutſche Kriegsgräberfürſorge e. V., Berlin,
her=
vorgeht, werden zahlreiche Deutſche ihre
Frei=
zeit dazu benutzen, um die ehemalige Weſtfront
zu beſuchen, von Belgien bis hinab in die
Vo=
geſen, und alte Kriegserinnerungen
aufzu=
friſchen. Aber auch nach Polen, Italien und
in die Balkanländer werden Fahrten
unternom=
men. Nicht zum letzten gelten dieſe Reiſen aber
auch dem Beſuch deutſcher Kriegsgräberſtätten
und der Andacht am Grabe gefallener
Angehö=
riger. Eltern wollen die letzte Ruheſtätte ihres
gefallenen Heldenſohnes beſuchen, Brüder und
Geſchwiſter wollen Kraft und Glauben auf
ſolchen Fahrten ſammeln, alte Feldſoldaten
wollen ihren gefallenen Kameraden den Beweis
treuen Gedenkens erbringen, Schüler und
Jugend=
verbände werden die alten Kriegsſchauplätze
beſuchen und in die Heimat das große Erlebnis
von dem Opfermut ihrer Väter heimtragen.
Ueberall, wo ſie deutſche Kriegsgräberſtätten
beſuchen, werden ſie ſich überzeugen können, daß
das Reich im Verein mit dem Volksbund
Deutſche Kriegsgräberfürſorge auf das eifrigſte
bemüht iſt, dieſen Stätten ein würdiges,
deut=
ſchem Empfinden entſprechendes Ausſehen zu
geben. Gewiß iſt dieſe Arbeit noch lange nicht
zu Ende geführt, aber an den bereits
aus=
geſtalteten Kriegsgräberſtätten wird, jeder
er=
kennen können, nach welchen Grundſätzen
Deutſch=
land ſoldatiſch=ſchlicht und würdig die Ruhe= Hochkreuz zwiſchen Kameradengräbern auf der deutſchen Kriegsgräberſtätte
Vo=
ſtätten ſeiner Helden geſtaltet. Und wenn dann bruck, jetzt Labroque, in den Vogeſen. Ausgebaut vom Volksbund Deutſche
an dieſen Gräberſtätten der Gruß der
erſtande=
nen Heimat dargebracht wird, ſo verbindet er
ſich mit dem Dank an das Reich und den
Volks=
bund Deutſche Kriegsgräberfürſorge, die dieſe
hohe vaterländiſche Pflicht zu ihrer Aufgabe gemacht haben.
Als Beiſpiel eines ſolchen Heldenfriedhofes zeigen wir ein Bild
der deutſchen Kriegsgräberſtätte Vorbruck in den Vogeſen, die
vom Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge ausgebaut worden
Kriegsgräberfürſorge e. V. — Nach einem Linoleumſchnitt von
Profeſſor Walter Klemm, Weimar
iſt. Ein ragendes Hochkreuz ſteht zwiſchen den mit Lavendelſe
pflanzten Kameradengräbern, um die ſich das Heer der Einzel,
kreuze ſchart. Weithin kündet es in die Lande von deutſchem
Heldenmut und der Größe des deutſchen Opfers.
Skraßenbericht
für die Woche vom 5.—11. Auguſt 1934.
(Mitgeteilt vom Deutſchen Automobil=Club, Gau 15 „Weſtmark”,
Bezirk Starkenburg und Rheinheſſen.)
Fernverkehrsſtraßen in Starkenburg und Rheinbeſſen:
Keine Sperren gemeldet.
Hauptſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Wegſcheide—Waldmichelbach (zwiſchen Wahlen und Affolterbach)
vom 7. 5. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Fürth—
Rim=
bach oder Beerfelden.
Groß=Bieberau — Brensbach (vom Abzweig nach Werſau bis
Brensbach) vom 12. 7. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
Werſau.
Lampertheim—Mannheim vom 2. Auguſt bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Bürſtadt—Worms oder Lorſch—Viernheim.
Sonſtige Straßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Mörfelden-Langen vom 16. 10 1933 bis auf weiteres geſperri.
Umleitung: Gräfenhauſen—Wixhauſen oder Neu=Iſenburg.
Darmſtadt—Gräfenhauſen vom 13. 11. 1933 bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Arheilgen—Wixhauſen oder Weiterſtadt—
Schneppenhauſen.
Pfungſtadt — Eſchollbrücken und Pfungſtadt — Griesheim bis zur
Kreuzung mit der Straße Darmſtadt—Eſchollbrücken vom 11. 1.
bis auf weiteres geſperrr. Umleitung: Eſchollbrücken—Hahn.
Darmſtadt—Eſchollbrücken vom 28 11. 33 bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Eberſtadt—Pfungſtadt.
Dieburg—Groß=Zimmern vom 26. 3. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Groß=Zimmern — Kleinertsbrücke—Dieburg.
Mühlheim a. M.—Lämmerſpiel-Hauſen vom 9. 5. bis auf
weite=
res geſperrt. Umleitung: Offenbach-Bieber oder Groß=
Stein=
heim—Tannenmühle.
Ortsdurchfahrt Egelsbach, im Zuge nach der Wolfsgartenſtraße,
vom 11. 6. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Langen.
Urberach—Ober=Roden vom 20. 6 bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Eppertshauſen oder Offenthal—Dietzenbach.
Babenhauſen—Dudenhofen vom 25. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Seligenſtadt.
Heuſenſtamm—Obertshauſen—D=Straße 13 vom 18. 6. bis auf
weiteres geſperrt, Umleitung: Rombrücken—Tannenmühle oder
Bieber.
Eberſtadt—Nieder=Ramſtadt vom Felſenkeller bis Kühler Grund
vom 19 7. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Darmſtadt.
Hofheim—Wehrzollhaus (Worms), Km. 3,8—6,0, vom 23. 7. bis
auf weiteres geſperrt. Umleitung: Bobſtadt-Bürſtadt.
Bb. Bensheim, 4. Aug. Bensheim wird eine
Luft=
ſchutzſchuleerhalten. In beſonderen Abendkurſen erhalten
alle Volksgenoſſen, die männlichen ſowohl wie auch die weiblichen,
und das Jungvolk Aufklärung über drohende Luftgefahren und
gegen dieſelben anzuwendenden Schutzmöglichkeiten. Die
Ausbil=
dung erfolgt theoretiſch wie auch praktiſch. Anmeldungen zu den
Kurſen werden ſchon jetzt angenommen. — Trauerfeier und
Gedenktag. Der Tag des 20jährigen Gedenkens an den
Kriegsausbruch fand in einer evangeliſchen Kirchenfeier am
Abend des 2. Auguſt beſondere Bedeutung. Mit dieſer Feier
wurde eine Trauerſtunde zu Ehren des verſchiedenen Herrn
Reichspräſidenten verbunden. Herr Pfarrer Dr. Wagner hielt
die Gedächtnispredigt über das Thema: „Sei getreu bis in den
Tod, ſo will ich dir die Krone des Lebens geben”. An der Feier
nahmen eine zahlreiche Einwohnerſchaft ſowie die evangeliſchen
Mitglieder des Arbeitsdienſtlagers, der BDM. u. a. m. teil.
Ein=
geleitet und beendet wurde die Feierſtunde durch den gemeinſamen
Geſang des Kirchenliedes „Befiehl Du Deine Wege‟ — Reife
Feigen. Im Garten des Herrn Philipp Sattler 2.
Göring=
ſtraße bringt ein voll tragender Feigenbaum ſeine Früchte jetzt
zur Reife. Eine zweite Reifeperiode tritt an demſelben Baum
im Herbſt nochmals ein, ja ſogar die Früchte der nächſtjährigen
erſten Reife ſind ſchon zu 2—3 Zentimeter im Durchmeſſer
meſſen=
den Fruchtkugeln ausgewachſen.
Weſpen überfallen Menſch und Pferd.
Herzſchlag des Wagenlenkers durch Ueberanſtrengung.
El. Alzey, 5. Auguſt. Auf ganz eigenartige Weiſe wurde der
Tod des Landwirtes und Mineralwaſſerfabrikanten Gg. Huber 4.
in Alzey verurſacht. Huber war in der Nähe des Stadions mit dem
Zackern eines Kleeackers beſchäftigt, als die Pferde in ein
Weſpen=
neſt traten. Die Weſpen überfielen die Pferde und dieſe durch
die Stiche gepeinigt, raſten in wildem Galopp fort. Obwohl
eben=
falls von den wütenden Weſpen geſtochen, ließ Huber die Zügel
der Pferde nicht los, und es gelang ihm auch ſchließlich am
Wahl=
heimer Weg, die Tiere zum Stehen zu bringen. Der auf dem Acker
mitarbeitende Knecht des Huber trug ebenfalls ſtarke Weſpenſtiche
davon. Er eilte unbeirrt ſeinem Arbeitgeber zu Hilfe. Als der
Knecht gerade bei Huber eintraf, brach dieſer zuſammen. Huber
hatte infolge der Aufregung und Ueberanſtrengung einen Herzſchlag
erlitten. Der Tod trat alsbald im Kreiskrankenhaus ein.
El. Rüſſelsheim, 5. Aug. Das ſeit Jahrzehnten auf dem hoher
Schornſtein des früheren Rüſſelsheimer Elektrizitätswerke,
niſtende Storchenpaar blieb in dieſem Jahr erſtmals ohne Jun
gen. Vermutlich aus Nahrungsmangel ſind die Störche auch be
reits nach dem Süden abgereiſt.
Aus Oberheſſen.
TPD. Gießen, 4. Auguſt. Von einem Motorradle
umgefahren. Vorgeſtern wurde der 77 Jahre alte Landwit
Wehr aus Lichtermöhrendorf (Weſterwald) beim Ueberſchreite
der Straße von einem Motorrad umgefahren und ſo heftig z
Boden geſchleudert, daß er einen ſchweren Schädelbruch und eine
Beinbruch erlitt. Der Verunglückte wurde in die Chirurgiſck
Klinik in Gießen eingeliefert, wo er in ernſtem Zuſtand da
niederliegt.
Das abgeänderke Rundfunkprogramm des Reichs
ſenders Frankfurk a. M.
6.40 Uhr:
Programm für Montag, 6. Anguſt.
Choral. Zeitangabe. Frühmeldungen. Wet=
3.10 Uhr: Waſſerſtandsmeldungen. Wetterbericht.
bericht.
8.15—10.00: Funkſtille. — 10.00: Nachrichten. — 10.10-120
Funkſtille. — 12.00: Von Berlin: Trauerfeier im Reichstag.
A=
ſchließend: Funkſtille. Nachrichten, dann Funkſtille bis 1600.
16.00: Von Bayreuth: „Walküre” von Richard Wagner. — 214
Von Stuttgart: „Dem unbekannten Soldaten” — 22.00: Stut
gart; Konzert Kapelle Limpert. — 22.20: Zeitangabe, Nachrichte
22.40 Uebertragung nach Stuttgart: Rede des Kultusminiſtet
Schemm. — 23.00: Stuttgart: Kammermuſik.
Das veränderte Tagesprogramm
des Reichsſenders Berlin.
Die Reichsſendeleitung gibt das nachſtehende veränder
Tagesprogramm des Reichsſenders Berlin für heute Montag u
morgen Dienstag bekannt:
Montag, den 6. Auguſt.
Morgenruf.
6.15 Wetternachrichten, anſchließend nachdenkliche Minute.
6.20—8.00 Aus Hannover: Muſik am Morgen. (Niederſächſiſck
Kammerorcheſter, Leitung Otto v. Soſen, mit geändert
Programm.)
7.00. In der Pauſe Nachrichten.
8.20—10.00 Sendepauſe.
10.00 Wetter= und Tagesnachrichten.
10.10. Lebensmittelpreiſe der Zentralmarkthalle.
10.25 Sendepauſe.
12.00 Reichsſendung vom Reichsſender Berlin; Trauerfeier
der Krolloper (Dauer vorausſichtlich 1½ Stunden).
ſchließend bis 14.00 Uhr Sendepauſe (mit gedämpft
Pauſenzeichen).
14.00 Wetter= und Tagesnachrichten, Waſſerſtände.
14.15 Muſik auf Schallplatten.
15.00—16.30 Sendepauſe.
16.30 Reichsſendung aus dem Feſtſpielhaus Bayreuth: Der 9
des Nibelungen, 1. Aufzug der „Walküre‟.
17.35. Aus München: Beethoven.
18.30 Reichsſendung: 2. Aufzug der „Walküre”.
20.00 Wiederholung der Trauerfeier.
21.00 Reichsſendung: 3. Aufzug der „Walküre”.
22.20 Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
22.50 Nachtmuſik: Das Brunier=Quartett, Alex. Ecklebe (Org
24.00 Reichsſendung vom Reichsſender Königsberg: Trauerpar
und Ueberführung des verſtorbenen Reichspräſidenten
Neudeck zum Tannenberg=Denkmal.
Dienstag, den 8. Auguſt.
6.00 Morgenruf.
6.15 Wetternachrichten.
6.20 Morgenmuſik des Berliner Fanfarenbläſerchors, Diril
Martin Nieddeldorp.
7.00. In der Pauſe Nachrichten.
8.00—10.00 Sendepauſe mit gedämpften Pauſenzeichen.
10.00 Wetter= und Tagesnachrichten.
10.10—10,55 Sendepauſe mit gedämpftem Pauſenzeichen.
11.00 Reichsſendung vom Reichsſender Königsberg: Trauer!
der Reichsregierung am Tannenbergdenkmal.
Die Uebertragung des „Siegfried” aus Bayreuth wird
den 8. Auguſt verſchoben. — Nähere Programmang”
folgen ſchnellſtens.
Weiterbericht.
Während die Störungstätigkeit ſich vornehmlich im *
Deutſchlands noch ſtärker auswitkt und dort heftige und verbre
Regenfälle verurſacht, erfährt die Wetterlage Weſtdeutſchl”
bereits eine Umgeſtaltung. Kräftiger Druckanſtieg von Südwe
her hat zur Bildung eines Zwiſchenhochs über Frankreich gelt
deſſen Einfluß unſeren Witterungscharakter vorerſt wieder fre.
licher und wärmer geſtalten wird. Da die Störungstätigkeit
den Britiſchen Inſeln immer noch anhält, iſt eine Schönwetter
längerer Dauer nicht geſichert.
Ausſichten für Montag, den 6. Auguſt: Vielfach aufheiterne.
weiſe auch leicht wolkig, wärmer, vorwiegend trocken.
Ausſichten für Dienstag, den 7. Auguſt: Freundliches Weile*
ſtärkerer Erwärmung, jedoch aufkommende gewittrige.
rungen.
Entgebloin fahrt neuen Hnufenterorv.
joße deukſche Erfolge beim Klauſenpaß=Rennen in der Schweiz. — Hans Stuck ehrenvoller Zweiter.
NSU. und OKW. bei den Mokorrädern in Fronk.
uden Großen Bergpreis der Schweiz.
s am Sonntag zum zehnten Male ausgetragene Rennen
au5n weltberühmten Klauſenpaß um den Großen Bergpreis
der weiz brachte deutſchen Fahrern und deutſchen Erzeugniſſen
wis ſchöne Erfolge. Rudolf Caracciola gelang es auf
auß ercedes=Benz, ſeinen vor zwei Jahren aufgeſtellten
Kla i=Rekord von 15:50 Min. (81,450 Stdklm.) um eine halbe
Nä. auf 15:22.2 Min. (83,930 Stdklm.) zu verbeſſern. Unter
ders en Rekordzeit blieb auch noch der Zweite der Rennwagen=
'Hans Stuck auf Auto=Union mit 15:24.4 Minuten
(6R Stdklm.).
Ian hatte beim Klauſenpaß=Rennen beſtimmt mit einem
ders n Sieg in der großen Rennwagenklaſſe gerechnet.
Aller=
dir gab man dem Auto=Union=Fahrer Hans Stuck, der ſeine
eiten als Bergfahrer beim Keſſelberg= und Felsbergrennen
bbe igend unter Beweis geſtellt hatte, die etwas beſſeren
Aus=
ſich ! Nun, Caracciola hat mit ſeinem neuen Mercedes=Benz
bery n, daß er nichts von dem alten Können eingebüßt hat und
auc: „Flachen” wie auf der Bergſtrecke mit alter Meiſterſchaft
Seit ſeinem Unfall iſt dieſer Sieg ſein erſter großer Er=
Hans Stuck war nur wenige Sekunden langſamer. Wie
da=
eim erſten Eifelrennen, ſo mußte er ſich auch diesmal mit
ſeiten Platz begnügen.
Wenig günſtiges Wetter.
e äußeren Vorbedingungen waren wenig verheißungsvoll.
ftige Regen der Nacht hielt noch am Sonntag an, und erſt
4r dem Start klärte ſich das Wetter allmählich auf. Die
aadfahrer, die die Serie der Rennen einleiteten, hatten das
ſes ie Strecke in einem dichten Nebel durchfahren zu müſſen.
Erfi ls die Rennwagen auf die Reiſe gingen, hatte ſich der
Ne verzogen. Unter dieſen erſchwerten Umſtänden ſind die
Lex) gen der Teilnehmer, von denen nur wenige bekannte
Fah=
e Chiron, Zehender und Zanelli, dem Start ferngeblieben
umſo höher einzuſchätzen. Beſonders anzuerkennen ſind die
ſchneidigen Fahrten der Motorradfahrer,
n Start in Linthal die ſcharfen Kurven der 21,500
Kilo=
langen Bergſtrecke trotz des Nebels mit einer
imponieren=
dercherheit zum 1937 Meter hoch gelegenen Ziel am
Klauſen=
peS naufbrauſten und dabei ohne Schwierigkeiten die 1273
M— betragende Höhendifferenz bewältigten. So fuhr Wal=
Winkler auf ſeiner 250er DKW. in ſeiner Klaſſe einen
ſch—: Sieg vor ſeinem Bruder und Markengenoſſen. Hans
Wir heraus. Roſemeyer belegte gleichfalls auf DKW. in der
Hcterklaſſe hinter dem Sieger, Hänni=Schweiz, einen guten
zu—7 Platz. In der 750er Klaſſe kam Toni Bauhofer durch
ein leichten Sturz um ſeine bis dahin guten Ausſichten. NSU.
be ſtete hier durch den Wiener Runtſch und Rüttchen=
E—Inz die vorderen Plätze. — Bei den Seitenwagen fuhr der
Lel ger F. Müller (Motoſacoche) in der 350er Klaſſe ſogar
ei3 neuen Klaſſenrekord heraus.
„In den Rennen der Sportwagen
m. die deutſchen Farben zu ſchwach vertreten, um erfolgreich
O roßen Konkurrenz entgegentreten zu können. Um ſo wir=
T voller griffen die Deutſchen in der
Rennwagen=Klaſſe
*! Ereigniſſe ein. Günther Burggaller mußte zwar mit ſeinem
W., in der kleinſten Klaſſe dem in Rekordzeit ſiegenden Eng=
(E Hamilton (MG.=Magnette) den erſten Preis überlaſſen,
—nd Simons in der 1,5 Liter=Klaſſe mit ſeinem Bugatti
url r den Urnerboden, durchſchneidenden Geraden liegen blieb.
ſehr überlegenen Sieg fuhr der Münchener Steinweg
— tti) in der 2=Liter=Klaſſe heraus.
lit der größten Spannung erwarteten jedoch die Zuſchauer,
y trotz des ſchlechten Wetters ſehr zahlreich eingefunden
hat=
en Zweikampf der deutſchen Meiſterfahrer Hans Stuck und
Rf Caracciola. Diesmal ſchoß Cavacciola den Vogel ab. Er
wrholte ſeinen Sieg aus dem Jahre 1932 und ſchlug den da=
Nauf einem Alfa Romeo aufgeſtellten Klauſenrekord mit dem
1D /chnelleren neuen Merceds=Benz=Rennwagen um faſt 30
Sekun=
d2 Hans Stuck mußte ſeine Siegesſerie unterbrechen, blieb aber
1— ir wenige Sekunden ehrenvoll geſchlagen.
Deutſche Fahrer und deutſche Werkmannsarbeit
hel am Sonntag beim Großen Berg=Preis der Schweiz am
K enpaß prächtige Triumphe gefeiert. Wiederum ſtehen
deut=
ſEh amen im Goldenen Buch des Klauſenpaß=Rennens, ein
Er=
cruf den wir mit Recht ſtolz ſein können.
Die Ergebniſſe:
olo=Motorräder bis 175 ccm: 1. M. Bourquin=
— iz (Allegro) 25:54,4 Min. (49,8 Stdklm.); bis 250 ccm:
1— ilfried Winkler=Chemnitz (DKW.) 18:54 (68,3 Stdklm.),
—ns Winkler=München (DKW.) 19:37,4, 3. J. Illichmann=
W) (Budge) 19:44,8; bis 350 ccm: 1. R. Lachy=Schweiz (Moto=
Ne) 18:18,6 (70,430), 2. A. Geiß=Zſchopau (DKW.) 18:32,8,
ichtl=Wien (Norton) 19:00,4, 4. H. Hubmann=Wien (Velo=
19:16,8: bis 500 ccm: 1. E. Hämi=Schweiz (Motoſacoche)
8 (75,630 Stdklm.), 2. B. Roſemeyer=Lingen (DKW.)
2. 3. G. Cordey=Schweiz (Norton) 17:12,4, 4. A. Binz=
2 2iz (Norton) 17:38,2; bis 750 ccm: 1. A. Bizzozero=Schweiz
glas) 17:45,6 (72,670), 2. R. Runtſch=Wien (NSU.) 17:59,
* ittchen=Erkelenz (NSU.) 18:02,6, 4. Bodmer=Ebingen (Nor=
L 18:09, 5. Sönius=Köln (NSU.) 18:16.
Motorräder mit Beiwagen bis 350 ccm: 1. F.
Mül=
ler=Leipzig (Motoſacoche) 22:09,4 Min. (58,280 Stdklm., neuer
Klaſſenrekord); bis 600 ccm: 1. H. Stärkle=Schweiz (NSU.)
19:19 (66,7), 2. Aubert=Schweiz (Norton) 20:05,6, 3. J. Walla=
Wien (Sarolea) 20:11,/4, 4 H. Schumann=Nürnberg (NSU.)
20:12,8; bis 1000 ccm: 1. R. Amort=Avignon (Bernadet=Jap)
19: 13 (67,1 Stdklm.), 2. A. Kirſch=Fribourg (Univerſal) 19:34,2,
3. J. Möritz=München (Viktoria) 19242,4, 4. Toni Babl=Miesbach
(Douglas) 20:26, 5. E. Stärkle=Baſel (BMW.) 20:31,6, 6. K.
Stoll=Stolberg (Harley=Davidſon), 7. P. Weyres=Aachen (Harley=
Davidſon).
Sportwagen bis 1100 ccm: 1. L. Beccaria=Genua (Fiat)
21:12,6 Min. (60,9 Stdklm.), 2. W. Euſtrow=Wien (MG.) 21:21,4,
3. G. Mainardi=Genua (Fiat) 23:04,6; bis 1500 ccm: 1. Graf
E. Lurani=Mailand (Maſerati) 18:05,5 (71,3 Stdklm.,
Klaſſen=
rekord), 2. v. Kozmian=Polen (Bugatti) 22:17; bis 2000 ccm:
1. P. Rey=Schweiz (Bugatti) 18:40,2 (69,1), 2. L. della Chieſa=
Turin (Alfa Romeo) 19:07,6, 3. T. Thorpe=London (Frazer
Naſh) 20:21,4; bis 3000 ccm: 1. R. Baleſtrero=Genua (Alfa
Ro=
meo) 17:07,7 (75,2 Stdklm.), 2. P. Duſio=Turin (Alfa Romeo)
17:17,3, 3. H. Stuber=Bern (Alfa Romeo) 17:28,6, 4. L.
Hart=
mann=Budapeſt (Bugatti) 17:50; über 3000 ccm: 1. G. Stazza=
Como (Lancia) 18:44 (86,850), F. Malugani=Vareſo (Ford)
19: 46,8.
Rennwagen bis 1100 ccm: 1. H. C. Hamilton=England
(MG. Magnette) 17:53,6 (72,150 Stdklm., Klaſſenrekord), 2. E.
Burggaller=Berlin (Auſtin) 18:36,6, 3. A. Cormack=Schottland
(Alfa Romeo) 18:50,2; bis 1500 ccm: 1. B. Soyka=Brünn (
Bu=
gatti) 17:54,2 (72.,01), 2. Malaguti=Bologna (Maſerati) 18:47,
3. E. Elliſon=England (Bugatti) 21:34,2, 4. Graf Caſtelbarco=
Italien (Maſerati) 23:05,4; bis 2000 ccm: 1. R. Steinweg=
Mün=
chen (Bugatti) 17:02,6 (75,6), 2. G. Palmieri=Genua (Bugatti)
19:21; über 2000 ccm: 1. R. Caracciola=Berlin (Mercedes=Benz)
15:22,4 Min. (83,930 Stdklm., neuer abſoluter Streckenrekord —
Tagesbeſtzeit), 2. Hans Stuck=Berlin (Auto=Union) 15:25,4 Min.
(83,580 Stdklm.), 3. Whitney Straight=USA. (Maſerati) 16:20,6
Min., 4. H. Rueſch=Zürich (Maſerati) 16:55,8 Min., 5. L.
Pe=
nati=Turin (Alfa Romeo) 17:46,6 Min.
5. Inkernakionale Polizei=Skernfahrk.
1300 Teilnehmer mit 1000 Krafträdern und
300 Wagen am Ziel in Nürnberg.
Die 5. Internationale Polizei=Sternfahrt, deren Ziel
Nürn=
berg war, ging unter den widrigſten Witterungsverhältniſſen vor
ſich. Drei Tage und drei Nächte lang ſtrömte der Regen und machte
den Teilnehmern das Fahren wirklich nicht leicht. Ein jeder der
1300 Teilnehmer, die mit 1000 Rädern und 300 Wagen am
Don=
nerstag geſtartet waren und am Samstag oder Sonntag am Ziel
anlangten, hat an fahrtechniſchem Können eine Sonderleiſtung
aufgeſtellt, die höchſter Bewunderung wert iſt. Ganz hervorragend
ſchnitt die kurpfälziſche SA. unter ihrem Gruppenſtaffelführer Roos
ab, die mit 226 Mann auf 69 Fahrzeugen über 300 Kilometer
ge=
ſchloſſen zurücklegte.
Nächſt der SA.=Gruppenſtaffel Kurpfalz haben die Poliziſten
von Dresden die höchſte Teilnehmerzahl mit 110 Mann
aufge=
bracht. München rückte mit 85 Fahrtteilnehmern an. Berlin und
Leipzig ſandten je 65 Leute nach Nürnberg. Karlsruhe kam mit 54,
Hamburg, Magdeburg, Kaiſerslautern, Schwerin und Augsburg
folgten mit je 35 Teilnehmern. Chemnitz, Plauen und Zwickau
brachten zuſammen über 40 Fahrer ans Ziel. Darmſtadt und
Frank=
furt a. M. folgten mit je 30 Teilnehmern. Schneidig fuhren 25
Erfurter ins Ziel. Mit über 20 Fahrern kamen Stuttgart, Eſſen
und Braunſchweig, mit 16 Heilbronn nach Nürnberg. Königsberg
traf mit 11 Fahrzeugen und Danzig mit 8 am Ziel ein.
Wie immer bei ſchweren motorſportlichen Prüfungen, ſo war
auch diesmal Frau Ilſe Thouret=Hamburg beim Wettbewerb um
das Goldene Sternfahrtabzeichen beteiligt. Zwei weitere
Konkur=
rentinnen, Bertl Kreitmayer aus Karlsruhe und Charlotte
Löwe=
ner aus Berlin trafen auf Solomaſchinen am Sonntag
wohlbe=
halten in Nürnberg ein. Der einzige Ausländer, der die
Stern=
fahrt mitmachte, war der Italiener Cervaſini aus Mailand.
Am Sonntag morgen klärte ſich der Himmel auf. Im
herr=
lichen Feſtſaal des Rathauſes zu Nürnberg empfing
Oberbürger=
meiſter Liebel die offiziellen Vertreter der Behörden, Polizei,
Gruppendienſtſtellen und Sportvereine. Er entbot den aus allen
Richtungen Deutſchlands zuſammengeſtrömten Poliziſten und
Motorſportlern dankbaren und freudigen Willkommensgruß in der
alten Stadt Nürnberg.
Nach dem Begrüßungsakt im Nürnberger Rathaus fand im
Goldenen Saale des Kulturvereins die offizielle Vertreter=
Ver=
ſammlung ſtatt. Es wurde beſchloſſen, als Ziel der nächſtjährigen
Polizei=Sternfahrt München feſtzulegen und dieſen Vorſchlag dem
Reichsminiſterium des Inneren zu unterbreiten, das nach erfolgter
Auflöſung des Reichsausſchuſſes für Polizeiſport nunmehr ein
Re=
ferat für Polizeiſport angegliedert hat, das der Führung von
Major Roſenfeld unterſteht. Zum Schluß ſprach Reg.=Rat Greiner
ſeine dankbare Anerkennung allen Stellen und
Sternfahrtteil=
nehmern aus für die tatkräftige Unterſtützung der Sternfahrt 1934.
Süddeulſche Mannſchafts=Meiſterſchaft im Ringen.
Im Vorkampf um die ſüddeutſche Meiſterſchaft im Mannſchafts=
Ringen trafen ſich in Schifferſtadt der dortige VfK. und Siegfried
Ludwigshafen. Der Kampf endete unentſchieden mit 8:8 Punkten,
ſo daß die Entſcheidung erſt im Rückkampf fällt, der am 18. Auguſt
in Ludwigshafen ausgetragen wird.
Zür eilige Leſer!
Rund um den Sport des Sonnkags.
Das Sonntagsprogramm am 5. Auguſt war wenig
umfang=
reich. Die Trauer um den verſtorbenen Reichspräſidenten von
Hindenburg hatte zur Abſage zahlreicher Veranſtaltungen
ge=
führt. Eine der wichtigſten Veranſtaltungen des Sonntags ging
im Ausland vor ſich, erfreulicherweiſe gab es hier ſchöne deutſche
Erfolge. Beim Internationalen Klauſenrennen
in der Schweiz fielen die beiden erſten Plätze in der ſchweren
Rennwagenklaſſe an deutſche Fahrer. Rudolf Caracciola
ver=
mochte den vor zwei Jahren beim gleichen Rennen aufgeſtellten
Rekord zu verbeſſern, und hinter ihm blieb Hans Stuck ebenfalls
unter der alten Rekordzeit. Caracciola fuhr auf ſeinem Mercedes=
Benz mit 15:22,4 Minuten (83,930 Stdkm.) einen abſoluten
Streckenrekord, Hans Stuck auf Auto=Union erzielte mit 15:25,4
Min. (83,580 Stdkm.) die zweitbeſte Leiſtung des Tages. Auch er
überbot damit den alten Rekord Caracciolas, der auf 15:30 Min.
(81,450 Stdkm.) ſtand. Die Veranſtaltung brachte auch in den
übrigen Klaſſen der Wagen und bei den Motorrädern einige
ſchöne deutſche Erfolge.
Von den deutſchen Veranſtaltungen des Sonntags ſind in
er=
ſter Linie die internationalen deutſchen Tennis=
Meiſterſchaften zu erwähnen. Hier gab es
bedauerlicher=
weiſe in den Einzelſpielen der Herren zahlreiche Niederlagen der
deutſchen Nachwuchsſpieler, die ihre Probe gegen die Vertreter
des Auslandes nicht beſtanden. Der Sonntag brachte auch den
Beginn der Damenſpiele im Einzel, hier gab es durchweg Siege
der Favoriten.
Mit dem Straßenrennen „Rund um Berlin” wurden die
zwölf Meiſterſchaftsläufe der deutſchen Berufs=Straßenfahrer
ab=
geſchloſſen. Sieger dieſer über 230 Kilometer führenden
Fern=
fahrt wurde der Berliner Kurt Stöpel, der damit auch auf
Grund ſeiner vorangegangenen Erfolge in den übrigen Rennen
den Titel eines deutſchen Straßenmeiſters errang.
Der Sonntag brachte auch einige Fußballſpiele. Im
Hochſchwarzwald hat bekanntlich die Sommerpauſe keine Geltung,
und ſo verpflichtete ſich der FV. Villingen 08 die
Gaumeiſter=
mannſchaften von Wüttemberg und Baden zu Werbeſpielen. Die
Villinger ſpielten, am Samstag gegen den württembergiſchen
Meiſter Union Böckingen und verloren 2:4 (1:1), nachdem ſie
zweimal die vorgelegte Führung der Schwaben ausgeglichen
hat=
ten. Im Hauptſpiel am Sonntag traf dann Böckingen auf den
badiſchen Meiſter Waldhof. „Nach einem ſpannenden Kampf
ſieg=
ten die Mannheimer mit 2:1 (0:0). Auch in Schramberg wurde
Fußball geſpielt, dort verlor die einheimiſche SVgg. mit 1:7
(0:1) gegen den Freiburger Fußball=Club.
Beine Erfolge des SP. 98 Darmſtadt
bei den 7. Nakionalen Oranienkampfſpielen.
Der SV. 98 Darmſtadt iſt alljährlich faſt im ſchönen Diez an
der Lahn. Auch in dieſem Jahre waren 14 Lilienträger am Start
bei den 7. Nationalen Oranien=Kampfſpielen. Eine nicht zu
über=
treffende Gaſtfreundſchaft der Mitglieder des V.f.B. Diez ſorgte
für eine tadelloſe Kampfſtimmung, ſo daß bei ſchönem
Leichtath=
letikwetter, jedoch auf einer nicht gerade guten Laufbahn, unſere
Vaterſtadt erfolgreich vertreten wurde. Drei 1., ſieben 2., drei 3.
und einige weitere Plätze fielen an die Lilienträger.
Ueber 800 Meter gab es einen feinen Kampf zwiſchen Lang=
Heilbronn und Blind=SV. 98, den der Heilbronner in 2:00,8 Min.
vor Blind (2:02,2) gewann. Im Hochſprung (ſchlechte
Sprung=
anlage) wurde Nordhaus mit 1,55 Meter im Stichkampf Zweiter.
Im 100=Meterlauf Klaſſe I kam Körfer in 11,7 Sek. hinter Zinke
(Polizei Frankfurt und Schmidt (Poſt Frankfurt) als Dritter ein.
Ueber 200 Meter kämpfte ſich Kreuder in den Endlauf durch und
belegte in 23,8 Sek. den 3. Platz hinter Amſtutz=Polizei (23,2) und
Jakob=Wetzlar (23,7). 1500 Meter holte ſich Creter in 4:25 Min.
vor ſeinem Klubkameraden Leis (4: 30). Im 3000=Meterlauf
liefen Habich (9:40,8 Min.) und Leis als 2. bzw. 3. durch das
Ziel. Die 5000 Meter ließ ſich Heiner Haag in 16:00,8 Min. nicht
nehmen. Ueber 1000 Meter der Klaſſe II wurde Held in 2:50
Min. knapp von Baumſtieger=Gießen (2:49,2) geſchlagen.
Viel Spannung brachten die drei Staffelkämpfe. Im Endlauf
über 4X100 Meter wurden die Lilienträger in 46,6 Sek. mit
Leichtlein-Körfer-Kreuder—Glieſche hinter Poſt Frankfurt (46
Sek.) Zweiter vor Naſſovia=Naſſau. In der Olympiſchen Staffel
erwies ſich Kopp, SV. Wiesbaden (der Zweite der deutſchen 400=
Meter=Hürdenmeiſterſchaft), als tadelloſer 800=Meter=Mann
(1:59 Min.), ſo daß Blind als Zweiter übergab und die
Lilien=
träger (Körfer—Glieſche-Leichtlein) trotz feinen Endkampfes in
3:44 Min. hinter den Kurſtädtern (3:40) und vor Frankfurt,
Gie=
ßen und Bonn „nur” auf den 2. Platz kamen. Dafür holten ſich
unſere Darmſtädter Vertreter in 8:16,8 Min. mit Haag—Creter—
Blind zum zweiten Male den Sieg über 3X1000 Meter und
da=
mit den ſchönen Wanderpreis der Staatlichen Mineralquellen
Fa=
chingen, vor SpVgg. 1900 Gießen, Poſt Frankfurt, SV. 98 B=Mſch.
(Held-Habich-Leis). Die C=Mannſchaft (Krauth—Marquard—
Schulze) wurde noch Sechſter.
Darmſtädter Turn= und Sporkgemeinde 1846.
Volksturnabteilung.
Die Monatsverſammlung der Volksturnabteilung, die für
heute abend angeſetzt war, fällt aus und findet am Freitag, den
10. Auguſt, abends 9 Uhr, in der Woogsturnhalle ſtatt.
Turngemeinde Beſſungen 1865.
In Anbetracht der Beiſetzung des Herrn Reichspräſidenten am
Dienstag, den 7. Auguſt, fallen, alle Uebungsſtunden an dieſem
Tage aus.
Seite 6 — Nr. 215
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Das Abkommen zwiſchen Sport und H.J.
Das zwiſchen dem Reichsſportführer und dem
Reichsjugend=
führer getroffene Abkommen, das der Reichsſportführer in ſeiner
Nürnberger Rede kurz ſkizzierte, hat folgenden Wortlaut:
1. An der Durchführung der Leibesübungen als eines
weſent=
lichen Teiles der Geſamterziehung der HJ. wird der
Reichsſport=
führer maßgeblich gehört und beteiligt.
2. Um die vom Reichskanzler und Führer gewünſchte und dem
Reichsſportführer verantwortlich übertragene Vereinheitlichung
der deutſchen Leibesübungen nach erzieheriſchen und
organiſato=
riſchen Geſichtspunkten zu gewährleiſten, beſtellt der
Reichsſport=
führer im Einvernehmen mit dem Reichsjugendführer einen
Ver=
trauensmann der zur Abteilung 1 der Reichsjugendführung tritt,
um die Verbindung zwiſchen Reichsſportführer und HJ. aufrecht
zu erhalten.
In der Erkenntnis, daß es nur eine deutſche Jugend gibt,
und daß ihre Geſamterziehung nur in der HJ. erreicht werden
kann, vertritt der Reichsſportführer den Standpunkt, daß die
Jugendlichen des Reichsbundes für Leibesübungen Mitglieder der
HJ. ſein müſſen. Neuaufnahmen von Jugendlichen zwiſchen 10
und 16 Jahren in die Vereine des Reichsbundes, für
Leibes=
übungen ſind von der Mitgliedſchaft in der HJ. abhängig.
3. Für die Eingliederung der Turn= und Sportjugend in die
HJ. iſt der Wohnort bzw. Standort der jeweiligen HJ.=Einheit
maßgebend. Beſondere Wünſche bezüglich der Eingliederung
wer=
den berückſichtigt, doch dürfen keine neuen HJ.=Kameradſchaften
uſw. gegründet werden, die ausſchließlich aus Jugendlichen der
Turn= und Sportvereine beſtehen.
4. Der Ausbildungsdienſt der HJ. umfaßt zurzeit im Monat:
Vier Heimabende für weltanſchauliche Schulung, vier Abende
bzw. Nachmittage für die Grundſchulung in den Leibesübungen
und zwei Samstag=Sonntage für Fahrten, Kleinkaliberſchießen
und Geländeſport.
Nach der Einführung der Staatsjugendtage ſtehen dieſe
aus=
ſchließlich der HJ. für die Grundſchulung in den Leibesübungen,
Kleinkaliberſchießen, Fahrten und Geländeſport zur Verfügung.
5. Die Grundſchulung in den Leibesübungen wird in engſter
Zuſammenarbeit mit dem Reichsſportführer durchgeführt, wobei
die Organiſationen des Reichsbundes für Leibesübungen
Turn=
hallen. Uebungsplätze, Sportgeräte und Sportlehrer, ſowie
Uebungsleiter zur Verfügung ſtellen.
6 Befreiungen von dem HJ.=Ausbildungdienſt werden
grund=
ſätzlich nicht gewährt. Beſonders leiſtungsfähige und veranlagte
Mitglieder der HJ. werden auf Anforderung des
Reichsſport=
führers vom Ausbildungsdienſt teilweiſe befreit, ſofern der
Reichsſportführer die Teilnahme an Lehrgängen und
Wett=
kämpfen für erforderlich hält. Mitglieder der HJ., die als
Olympiakämpfer in Frage kommen, werden von jedem HJ.=Dienſt
befreit.
7. Die Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen treiben
mit ihren Jugendlichen unter 18 Jahren keinen Geländeſport und
keine politiſche Schulung. Die Dietarbeit wird davon nicht
be=
rührt. Der Reichsſportführer geſtattet ſeinen Mitgliedern unter
18 Jahren außer dem HJ.=Dienſtanzug keinerlei Gleichtracht.
Hierunter fällt die bei Uebungen und bei turneriſchen und
ſportlichen Veranſtaltungen der Vereine übliche Turn= und
Sport=
kleidung nicht.
8. Die in die HJ. eingegliederte Jugend der Vereine des
Reichsbundes für Leibesübungen bleibt weiterhin Mitglied der
zugehörigen Turn= und Sportvereine.
9. Die in die HJ. eingegliederte Turn= und Sportjugend
zahlt den vollen HJ.=Mitgliedsbeitrag. Die HJ. zahlt für die
Benutzung von Uebungsſtätten und Geräten einen auf Grund
örtlicher Verhandlungen zu vereinbarenden Betrag an die
Ver=
eine des Reichsbundes für Leibesübungen,
10. Die HJ. verzichtet grundſätzlich auf Reihenſpiele und
Meiſterſchaftswettkämpfe, wie ſie heute von den Organiſationen
des Reichsbundes für Leibesübungen durchgeführt werden.
Aus=
nahmen bedürfen der beſonderen Vereinbarung mit dem
Reichs=
ſportführer.
11. Bei Veranſtaltungen des Reichsbundes für
Leibesübun=
gen ſtarten alle Teilnehmer nur für die Vereine des
Reichs=
bundes, ſolange nicht beſondere Ausnahmen mit dem
Reichsſport=
führer vereinbart werden.
12 Zu weiterer Unterſtützung der Vereinheitlichung der
Leibesübungen im ganzen deutſchen Volk und im Hinblick auf die
außenpolitiſchen Aufgaben des deutſchen Sports hält der
Reichs=
jugendführer die Mitgliedſchaft der HJ. bei den Vereinen des
Reichsbundes für Leibesübungen für erwünſcht.
Inkernakionale Deutſche
Tennis=
meiſterſchaften in Hamburg.
Der Herren=Nachwuchs verſagt wieder.
Favorikenſiege im Damen=Einzel.
Die Internationalen Deutſchen Tennis=Meiſterſchaften 1934
in Hamburg hatten ſich auch am Sonntag nicht der beſonderen
Gunſt des Wettergottes zu erfreuen. Es blieb zwar den ganzen
Tag über trocken, dafür wehte in ziemlich ſtarker Wind, der nicht
ohne Einfluß auf die Flugrichtung der Bälle blieb. Der Beſuch
war trotz der widrigen Witterungsverhältniſſe wiederum ſehr gut.
Im Herren=Einzel
Für die Darmſtädter Mannſchaft iſt dieſer Sieg um ſo
er=
freulicher, da ſie im Vorjahr auf eigenem Platz nur ein 6:6
erzwingen konnte. Weiterhin ſtellte dieſer Kampf eine
Feuer=
probe für die am 26. Auguſt ſtattfindende Schlußrunde der
Meden=Meiſterſchaft dar, bei der der T.E.C. auf ſeinen alten
Nivalen, den TC. 1914 Frankfurt, trifft.
Ergebniſſe (Darmſtadt zuerſt genannt); Landmann=Buß
8:6, 3:6, 2:6, Claß=Kirchgäſſer 5:7, 3:6. Sigwart=Eklöf 7:5, 6:1.
Endriß=Fütterer 6:3, 8:6. Werner=Kaiſer 3:6, 6:8. Sennewald=
Barth 6:2, 5:7, 8:6. Frl. Seriba=Frl. Schröder 6:1, 6:1. Frl.
Ringer=Frl. Brunner 6:2 6:4, Landmann=Claß—Buß=Kirchgäſſer
1:6, 11:9, 4:6. Endriß=Sigwart—Fütterer=Eklöf 6:3, 7:5.
Wer=
ner=Sennewald-Kaiſer=Barth 6:4 6:8 6:2. Frl. Seriba=
Wer=
uer—Frl. Brunner=Buß 2:6, 3:6. Frl. Ringer=Claß—Frl.
Schrö=
der=Füttererer 6:4, 6:2.
Ausſcheidungen zum Davis=Pokal.
kam man auch bei dieſer internationalen Veranſtaltung um die
betrübliche Feſtſtellung wieder nicht herum, daß unſer Nachwuchs
nicht einmal nur wenig geſteigerten Anforderungen gerecht
wer=
den kann. Mit einem Wort: unſere Nachwuchsſpieler haben ganz
kläglich verſagt. Schon nach der zweiten Runde liegt in der
obe=
ren Hälfte die ganze Verantwortung bei Gottfried v. Cramm und
dem alten Hamburger Dr. Deſſart, den man beſtimmt nicht mehr
zur Nachwuchsklaſſe rechnen kann. In der unteren Hälfte iſt es
nicht viel beſſer. Hier ſind noch Henkel, der den guten Tſchechen
Palada ausſchaltete und Gottſchewsky, der allerdings ohne Spiel
in die zweite Runde kam, übriggeblieben. Alle anderen, als da
ſind: Jänecke, Pachaly, Hartz, Schwenker, W. Menzel, Kuhlmann,
Henke, Lorenz, Tübben, Lund uſw., mußten ſang= und klanglos
die Segel ſtreichen. Beſonders beſchämend war die Niederlage,
die der Berliner Werner Menzel durch den jungen Engländer
Tinkler einſtecken mußte. Der Deutſche konnte ſeinem Gegner nie
gefährlich werden und unterlag in drei Sätzen glatt mit 3:6 3:6
3:6. Auch von dem bekannten Eishockey=Crack Guſtav Jänecke hätte
man ſich in ſeinem Kampf gegen den Engländer Tuckey bedeutend
mehr verſprochen. Tuckey brauchte ſich nicht ſehr anzuſtrengen, um
6:2 6:1 6:2 ſiegreich bleiben zu können.
Erfreulich kam dagegen der Sieg von Henkel 2. über
Pa=
lada mit 6:4, 7:5, 6:2. Zufrieden konnte man auch mit dem
Noſtocker Frenz und dem Kieler Lund ſein, Frenz ließ dem
Amerikaner Burwell erſt nach vier Sätzen mit 2:6, 7:5, 2:6,
5:7 den Sieg. Lund leiſtete dem Auſtralier Hopman ſehr harten
Widerſtand. Hopman gewann in vier Sätzen 6:2, 6:0, 5:7, 6:3,
wobei Lund im dritten Satz bei 5:2 für ſeinen Gegner noch
aufholte. Hopman hatte in dieſem Satz 3 Matchbälle, die Lund
abwehren konnte.
Gottfried von Cramm mußte gegen den Jugoſlawen
Pun=
zek einen Satz abgegben, gewann aber trotzdem ſicher und
un=
gefährdet 6:4, 5:7, 6:1, 6:2. Einen dreieinhalbſtündigen Kampf
lieferten ſich der Engländer Hare und der Ungar Pethö. Hare
ſicherte ſich ſchließlich mit 4:6, 6:3, 3:6, 11:9, 6:1 den Eintritt
in die nächſte Nunde.
Die Damen
begannen ihre Kämpfe am Sonntag mit den Begenungen im
Einzel. Es gab auf der ganzen Linie Favoritenſiege. Die erſte
Nunde iſt reſtlos durchgeführt und von der zweiten ebenfalls
ſchon ein gutes Stück erledigt. Cilly Auſſem, die Kampfſpiel=
Siegerin, hatte Frl. Hein zur Gegnerin, die ſich mit 2:6, 1:6
glatt geſchlagen bekennen mußte.
Tennis- und Eisklub Darmſtadt ſchlägt Tenniskluß
Mannheim 8:5!
An geſtrigen Sonntag wurde die Mannſchaft des Tennis=
und Eisklub Darmſtadt vor eine ſchwere Aufgabe geſtellt: Auf
den Plätzen des Gegners hatte ſie gegen den Tennisklub
Mann=
heim anzutreten, und mit 8:5 Punkten, 18:12 Sätzen und
164:141 Spielen mußten ſich die Vertreter der badiſchen
Ten=
nis=Metropole geſchlagen bekennen. Für Darmſtadt ſpielte
fol=
gende Mannſchaft: Dr. Landmann, Claß, Sigwart, Endriß,
Werner, Sennewald und die Damen Frl. Seriba und Frl.
Ninger.
Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtand das erſte Einzel
zwi=
ſchen den beiden deutſchen Davispokalſpielern Dr. Landmann
und Dr. Buß. In einem mit äußerſter Härte durchgeführten
Kampf, der die zahlreich erſchienenen Zuſchauer bis zum letzten
Ball in Atem hielt, gewann Dr. Buß knapp gegen den
Darm=
ſtädter Spitzenſpieler. Auch den zweiten Punkt buchten die
Mannheimer für ſich, da der unter Form ſpielende Claß gegen
Kirchgäſſer eine unnötige Niederlage einſtecken mußte. Sigwart
und Endriß ſtellten das Ergebnis durch Zweiſatzſiege über
Ek=
löf bzw. Füttererer auf 2:2. Werner verlor trotz hoher Führung
im zweiten Satz gegen Kaiſer, während Sennewald aus faſt
verlorener Poſition ſein Spiel gegen Dr. Barth mit zäher
Energie noch retten kounte. Bei den Damen zeigte ſich eine
ſtarke lieberlegenheit der Darmſtädter. Sowohl Frl. Seriba als
auch Frl. Ringer geſannen ihre Spiele in zwei glatten Sätzen.
Im Herrendoppel ſiegte die Mannheimer Kombination Buß=
Kirchgäſſer gegen Dr. Landmann=Claß nach einem harten
Drei=
fatzkampf. Das zweite Darmſtädter Doppel, Sigwart=Endriß,
trug gegen Fütterer=Eklöf einen ſicheren Sieg davon.
Senne=
wald=Werner brauchten drei Sätze, um ſich gegen Kgiſer=Barih
durchzuſetzen, doch war ihr Sieg niemals gefährdet. Im
Ge=
miſchten Doppel teilte man ſich in die Punkte,
Ungarn — Norwegen 1:0.
In Budapeſt nahm am Freitag das zum Ausſcheidungsturnier
des Davispokal=Wettbewerbs 1935 zählende Spiel zwiſchen Ungarn
und Norwegen ſeinen Anfang. Das erſte Einzelſpiel dauerte
nahe=
zu drei Stunden. Nach erbittertem Ringen ſiegte der Ungar Straub
über ſeinen Gegner Smith 5:7, 5:7, 6:1, 6:4, 6:2. Das zweite Spiel
zwiſchen Gabrovits (Ungarn) und Haanes mußte beim Stande
6:2, 6:4, 9:11 für den Ungarn wegen der eintretenden Dunkelheit
abgebrochen werden. Die Begegnung ſteht alſo am erſten Tage 1:0
für die Ungarn.
Darmfkadter Radfporkelub 1919.
Wie Krüger bei den Jungen ..
im Entſcheidungslauf der Jugend ſiegt, ſo gewinnt Seip bei den
„Alten” den vierten und vorletzten Lauf zur Clubmeiſterſchaft.
Nur Reifenbreite trennt in beiden Läufen Sieger und Beſiegten.
Der Tabellenerſte Becker hat anſcheinend die Warnung, früher
anzutreten, nicht beachtet und verliert wertvolle Punkte. Immer
noch führend, hat er jedoch nichts mehr zu verſchenken, und im
5. und 6. Lauf werden ihm in Seip, Gerhardt und Wittig
ernſt=
hafte Konkurrenten um den Titel erwachſen.
Volk und Lichtenfels erhalten für die 92=Klm.=Strecke, welche
diesmal über Langen, Offenbach, Babenhauſen, Groß=Umſtadt und
Roßdorf zum Ziel am Löwentor führt, eine Vorgabe von zehn
Minuten, die ſie aber bis Babenhauſen eingebüßt haben. Volk
gelingt es noch bis Spachbrücken, „anzuhängen”. Der Endſpurt
brachte die eingangs erwähnte knappe Entſcheidung.
Reſultat: Seip 2:51,56 Std., Gerhardt, Reifenbreite
zu=
rück, Decker, eine halbe Radlänge zurück; Volk 2:52,14 Std.,
Lich=
tenfels 2:59,06 Std. — Tabellenſtand: Decker 19 P., Seip 17
P., Gerhardt 16 P., Wittig 13 P., Lichtenfels 5 P., Volk 4 P.,
Bretzel 2 Punkte.
Jugend (60 Klm.): Krüger 2:01 Std., Lang, Reifenbreite
zu=
rück. — Tabellenſtand: Krüger 16 Punkte (Jugendmeiſter),
Lang 10 P., Eckerl 8 P., Kornmeſſer 3 P., Rentrop 3 Punkte.
Kurk Sköpel Meiſter der Berufsfahrer.
Straßenrennen „Rund um Berlin”. Wierz=Düſſeldorf ſiegt vor dem
Frankfurter Löber bei den Amateuren.
Mit dem 12. großen deutſchen Straßenrennen, der über 230
Kilometer führenden Fernfahrt „Rund um Berlin”, fiel am
Sonntag zugleich die Entſcheidung über die deutſche Berufsfahrer=
Meiſterſchaft, die nach einer Pauſe von 9 Jahren zum erſten Male
wieder vergeben wurde. Der Berliner Kurt Stöpel gewann dieſe
letzte große Prüfung und errang ſich damit den Titel, nachdem er
ſich ſchon in den voraufgegangenen vier Meiſterſchaftsläufen
zu=
ſammen mit Hodey und Buſe an der Spitze der Geſamtwertung
geſetzt hatte. In 6:40,32 gewann er das 230,5 Kilometer lange
Rennen überlegen, nachdem ſein einziger Begleiter, der
Schwein=
furter Geyer, wenige Sekunden vor dem Ziel geſtürzt war und ſo
wichtige Sekunden eingebüßt hatte.
Bei den Amateuren ſpielten die Mitglieder der National=
Mannſchaft die erſte Rolle. Der Düſſeldorfer Wierz, der erſt vor
wenigen Wochen den Straßenpreis von Hannover gewonnen hatte,
feierte in 6:55,08 einen ſicheren Spurtſieg über den Frankfurter
Löber und Huth=Berlin, die bis zum Ziel zuſammenblieben.
Das Rennen der Berufsfahrer, das bei durchweg ſtarkem Regen
vor ſich ging, nahm einen äußerſt intereſſanten Verlauf.
Ergebniſſe:
Rund um Berlin, 230,7 Kilometer: Amateure: Gruppe A:
1. Karl Wierz=Düſſeldorf 6:55,08; 2. W. Löber=Frankfurt; 3. W.
Huth=Berlin (dichtauf); 4. W. Oberbeck=Hagen 6:57,02; 5. H.
Haus=
wald=Chemnitz 6:57,25; 6. H. Weiß=Berlin 7:03,03; 7. R. Wendel=
Schweinfurt; 8. H. Berſching; 9. E. Schneider=Berlin, dichtauf;
10. S. Krückl=München 7:05,39. — Gruppe B: 1. Fürchtenicht=
Ber=
lin 7:19,43. Gruppe C: 1. K. Malo 7:14,06. — Berufsfahrer: 1.
Kurt Stöpel=Berlin 6:40,32; 2. L. Geyer=Schweinfurt 6:41,17; 3.
Huſchke=Berlin 6:45,37; 4. E. BautzDortmund; 5. W. Kutſchbach;
6. Nagd=Berlin; 7. Alfred Ebeling=Aachen; 8. Otto Grindel=
Leip=
zig: 9. K. NitſchkeMagdeburg; 10. A. Hodey=Eſſen (dichtauf),
Montag, 6. Auguſt 1934
In Brunn (Vogtland) begannen die Wettkämpfe der Deutſchor
Turnerſchaft im Schwimmen. Die Beteiligung übertraf die der vor
angegangenen 12 Schwimmfeſte, von rund 600 Schwimmern und
Schwimmerinnen waren 1000 Meldungen abgegeben worden
der Beurteilung der Leiſtungen iſt neben dem ſchlechten regneriſch=
Wetter auch die ſchwere Bahn, die noch dazu 50 Zentimeter
lang war, zu berückſichtigen.
Ergebniſſe.
200 Meter Crawl: 1. Heinlich=Reichenbach 2:33,2; 2. Diſſer
Hamburg 1816. 200 Meter Rücken: 1. Gerhardt=Darmſtadt 2:48
2. Möbnis=Leipzig. 100 Meter Bruſt: 1. Vorwerk=Eintracht Leiv”,
1:21,8. 3 mal 100 Meter=Lagen: 1. Eintracht Leipzig 3:58,4
Hamburger Turnerſchaft 1816. — Turnerinnen: 100 Meter Bruſl
1. Brömmel=ATV. Leipzig 1:34,4; 2. Fritſch=Hamburg 1816
totem Rennen mit Oppermann=Hamburg 62. 200 Meter Crowl
1. Romſtadt=Hamburg 62 3:17,2; 2. Theurig=Hamburg 62. 3 mo
100 Meter=Lagen: 1. Hamburger Turngemeinde 1862 4:45.3:
Hamburger Turnerſchaft 1816. — Turner: Gemiſchtturneriſch=
Zwölfkampf: 1. Ruhland=Ingolſtadt 212 Punkte. Volksturneriſch=
Sechskampf: 1. Hermsdorf=TV. Lunzenau 110 Punkte. Kunſtſprin
gen: 1. Koller=TV. Bockenheim 111,58 Punkte. Turmſpringen=
Stork=Allianz Frankfurt a. M. 86,84 Punkte. Schwimmeriſche
Zwölfkampf: 1. Colombier=Iſerlohn 138,80 Punkte. 400 Met=
Kraul: 1. Doeſcher=TS. 16 Hamburg 6:03,1. 100 Meter Kraul:
Heimlich=Reichenbach 1:05,8. 100 Meter Rücken: 1. Gerhard Tsg
Jung=Darmſtadt 1:19,8. 3 mal 100 Meter Bruſt: 1. TG. Müh.
hauſen 4:20,3. 3 mal 100 Meter Rücken: 1. TS. 16 Hamburg 4:23
6 mal 100 Meter Lagenſtaffel für Kreiſe: 1. Kreis Leipzig 8:12
Lagen=Dreikampf: 1. Hermann=PSV. Köln 46,64 Punkte 20
Meter Bruſt: 1. Forwerck Eintracht=Leipzig 3:02,3. 50 Mete
Tauchen: 1. Spitz=SC. Köln 39,9. Turnerinnen: Gemiſchttur=
Mehrkampf: 1. Woska=TG. Bremen 145 Punkte. Kunſtſpriugen
1. Kapp Allianz Frankfurt a. M. 82,06 Punkte. Volksturn.
Vie=
kampf: 1. Romſtedt=TBD. Hamburg 80 Punkte. Schwimmeriſche
Neunkampf: 1. Henkel=TV. Marburg 156,8 Punkte. 40 Meie
Streckentauchen: 1. Grebe=TV. Solingen 42 Sek. 400 Meter Krue
1. Griesbach TBD.=Hamburg 7:13,7. 200 Meter Bruſt: 1. Bre
mel=ATV. Leipzig 3:24,2. 100 Meter Kraul: 1. Griesbach=239
Hamburg 1:20,7. 3 mal 100 Meter Bruſt: 1. ATV. 45 Leipzi
5:05,7. 3 mal 100 Meter Rücken: 1. ABD. Hamburg 50
Turmſpringen: 1. Kapp=Allianz Frankfurt a. M. 22,12 Punkt
Lagendreikampf: 1. Fritſch=TS. 16 Hamburg 40 Punkte.
Deulſche Vereinsmeiſterſchaft der Schwimmer
in Frankfurk.
Am „Großen Verbandskampf” des DSV. beteiligten ſich
Frankfurt insgeſamt 15 Mannſchaften, die teilweiſe ſehr ho
Punktzahlen erreichten. So erkämpfte der 1. Frankfurter Schwimt
klub, der 1933 mit 1141 Punkten drittbeſter deutſcher Verein we
in dieſem Jahre ſogar 1182,7 Punkte und ſichert ſich damit ein
ſehr guten Platz in der deutſchen Rangliſte. Bei den Dam
vollbrachte Sparta Frankfurt in der Klaſſe 2 mit 728 Punkt
eine beachtliche Leiſtung. Ergebniſſe: Herren Klaſſe
1. Frankfurter SC., 1182,7 Punkte. Herren Klaſſe 2: 1. Mön
Offenbach, 660,8 P.; 2. Sparta Frankfurt, 577,5 Punkte. Her=
Klaſſe 3: 1. Niederrad, 352,8 Punkte; 2. 1. Frankfurter SC.
Mannſchaft), 321,9 P.; 3. Sparta Frankfurt (2. Mannſcha
293 P.; 4. Mönus Offenbach (2. Mannſchaft), 242,3 P.; 5. Ni
239,3 P.; 6. Höchſt, 231,3 P.; 7. Union Frankfurt, 201,/4 Punk
damen Klaſſe 2: 1. Sparta Frankfurt, 728,1 Punkte. Don
Klaſſe 3: 1. Frankfurter SC., 419,8 Punkte; 2. Sparta (2. A
ſchaft), 204,4 Punkte.
Schwdimm=Klubkampf Hellas=Magdeburg 96.
Auf Veranlaſſung des Verbands=Schwimmwarts des 9S
trugen die beiden feſten deutſchen Schwimmvereine Hellas u
Magdeburg 96 einen Klubkampf nach den Verbands=Beſtimmung
aus. Beide Mannſchaften befanden ſich in Hochform und üb
trafen ihre Kampfſpiel=Leiſtungen von Nürnberg erheblich. He
las ſiegte mit der glänzenden Punktzahl von 1261,6 gegen Mag
burg 96 mit 1245,2 Punkten. Der „Hellene” Schrader nahm d.
deutſchen Meiſter Deiters in der 10 mal 100 Meter=Crawlſta)
glatt drei Sekunden ab. Bei den 96ern war Schwarz in
Rückenlage der beſte Mann, der in den Staffeln über 100 Me
1:14 und 1:12 ſchwamm, während der Crawlſchwimmer He
Schwartz über 100 Meter in 1:02,4 bzw. 1:02 und über 200 Me
2:24,6 erzielte.
Gaumeiſter ſpielen im Schwarzwald.
Da der Hochſchwarzwald von der alljährlichen Fußballſie
nicht berührt wird, führte der FC. Villingen 08 am Wock
ende zwei Fußballpropagandaſpiele durch, an denen die Gaume
von Württemberg und Baden. Union Böckingen und
Waldhof, beteiligt waren. Es gab an beiden Tagen recht in
eſſante Spiele.
Union Böckingen — FC. Villingen 4:2 (1:1).
Vor etwa 500 Zuſchauern traf der veranſtaltende FC. 4
gen am Samstag auf den württembergiſchen Gaumeiſter U
Böckingen. Die Gäſte gingen in der erſten Halbzeit durch Mi
ſtürmer Walter in Führung, die der Halbrechte Haas ause
Nach der Pauſe brachten die komplett antretenden Schwaben .
Schadt erneut ein Führungstor zuwege, aber wieder glich
lingen aus. In den letzten 20 Minuten ſetzte ſich dann das be
Können Böckingens durch und durch Walter fielen noch
Treffer.
SV. Waldhof — Union Böckingen 2:1 (0:0),
Der Sonntag führte dann die beiden Gaumeiſter von 2
temberg und Baden vor 1000 Zuſchauern zuſammen. Die M
heimer waren anfangs leicht überlegen, durch geſchickte Ver
gung hielten die Schwaben aber bis Halbzeit das Ergebnis II
Nach dem Wechſel ſchoß Siffling für die Badener den Führ!
treffer und durch den Rechtsaußen ſtand es bald darauf 2.0 Chance Böckingens machte Rihm ſicher zunichte, den
E=
treffer mußte er aber doch kurz vor Schluß paſſieren laſſen,
dem Böckingen noch einen Elfmeter verſchoſſen hatte.
Sppg. Schramberg — Freiburger FC. 1:7 (0:1).
Der Freiburger Fußball=Club war in Schramberg au
und landete auf Grund beſſerer Spielweiſe einen verdienten.
Die Einheimiſchen leiſteten bis zur Halbzeit noch ſtarken 2
ſtand, nach der Pauſe ſetzte ſich aber das beſſere Können Oke!"
durch.
Deutſche Hochſchul= Zußballmeiſterſch
Münſters Sieg wird nicht anerkannk!
Nach einer weſtdeutſchen Meldung ſoll beim Endſpiel 4.
Hochſchul=Fußballmeiſterſchaft zwiſchen den Univerſitäten 2
und Münſter, das die Weſtfalen überraſchend mit 5:4 9e..
in der ſiegreichen Mannſchaft ein Spieler von Preußen. A”
Hülsmann, mitgewirkt haben. Der Beauftragte des Reichle
führers für Weſtfalen iſt zurzeit mit der Unterſuchung des O
beſchäftigt.
Arletzte Tag des 135. Rhön=Segelflug=Wettbewerbes
dau und Pennthaler 95 Kilometer bis in die Nähe von Kulm=
Glanzvoller Abſchluß.
bach. Der Berliner Philipp auf „Klettermaxe” verbeſſerte ſeine
einem großen Flugtage, deſſen Geſamtſtreckenſumme
der bisherigen Wettbewerbstage übertrifft, fand der
n=Segelflugwettbewerb einen glänzenden Abſchluß.
Wie=
ten große Zuſchauermaſſen Zeuge eines unentwegten
wet; erbsbetriebes mit herrlichen Flugbildern. In Anweſen=
Führers des Deutſchen Luftſportverbandes,
Commo=
dore erzer, ſetzte der Flugbetrieb, an zwei Startplätzen um
1ein. In Ketten= und Alleinflügen ging die Mehrzahl der
zettſerbsteilnehmer, die nach den beiden Vortagen wieder
ſ=g am Start erſcheinen konnten, nach ſchönem
Höhen=
ſofort zu Ueberlandflügen über, die in der bis jetzt
Cünden Endſumme eine Geſamtſtrecke von 2200
Kilo=
zeitigten. Insgeſamt wurden 34 Streckenflüge
ausge=
ührz grunter 22 Flüge bis zu 50 Kilometer. Die
Nachwuchs=
ſo waren hieran ſtark beteiligt. Aber auch eine Reihe der
unu egelflieger wartete mit Glanzleiſtungen auf, ſo der
züwiberger Siegfried Holzbauer=Stuttgart, der mit dem
nyy le” 52 Kilometer bis nach Sohl zurücklegte und damit
Bedingung zum Leiſtungsabzeichen erflog und mit 18
der jüngſte Träger dieſes Abzeichens wird. Der
Bre=
mer rius flog auf der „Günther Grönhoff” 70 Kilometer
und dete wie auch Fiſcher=Darmſtadt, der 75 Kilometer mit
feinz) „Windſpiel” zurücklegte, in der Nähe von Koburg.
Bau Stuttgart auf „Fledermaus” flog 61 Kilometer bis
Wal=
ehinine dei Eiieiner Poce unn des „staune Janu
Ma ius gewinnt den Münchener Induſtrie=Preis.
Rennplatz München=Riem der ſeit dem
Wiederauf=
lebe es Rennvereins München=Riem ſchon intereſſante
Wie=
derc au=Rennen erlebte, ſteht im Zeichen der Großen Woche
des tunen Bandes von Deutſchland, die drei Renntage
ver=
zeicky. Am Sonntag fand der erſte Tag dieſer großen Riemer=
Geſamtſtreckenſumme erneut durch einen 125=Km.=Flug. Hahn=
Gelſenkirchen legte erſtmalig mit einem Fluge von 118
Kilo=
metern bis Langenbach einen größeren Ueberlandflug zurück.
Unter den Streckenfliegern mit größerer Entfernung befinden
ſich auch wieder Utech=Darmſtadt mit 147 Km. bis Bahreuth
und Wiegmeher=Darmſtadt, der auf dem Flugplatze Hof i. B.
landete und damit 140 Km. zurücklegte. Die überragendſte
Lei=
ſtung vollbrachte der Mannheimer Pilot Ludwig Hoffmann, der
einen dritten Flug über die deutſche Reichsgrenze und einen
zweiten Flug nach der Tſchechoſlowakei ausführte. Hoffmann
landete in der Nähe von Marienbad und bewältigte eine Strecke
von 190 Kilometern. Große Beachtung fand der erſte Start des
ſchwanzloſen Segeflugzeuges der Gebrüder Horten=Bonn, deren
Neukonſtruktion vorzügliche Flugeigenſchaften bewies. Die heute
ausgeführten Starts werden die Zahl hundert erreichen.
Sämt=
liche Maſchinen flogen anläßlich des Ablebens des Herrn
Reichspräſidenten von Hindenburg mit ſchwarzem Trauerflor an
den Tragflächen.
Punkt 18,30 Uhr verkündete die Sirene des Fliegerlagers
Waſſerkuppe den Schluß des Jubiläums=Wettbewerbs und der
größten Segelflugveranſtaltung der Welt.
Mit Rückſicht auf die heutigen Leiſtungen, die das
Geſamt=
ergebnis der einzelnen Piloten noch zum Teil weſentlich
ver=
ſchieben, findet die Preisverteilung erſt Montag vormittag ſtatt.
Ren ſche ſtatt, der in ſportlicher Hinſicht ein großer Erfolg
wur ſah man doch auf den beſten Pferden auch die beſten
Reich m Sattel. Der Beſuch allerdings fiel wegen des wenig
einl iden Wetters nicht ſo überwältigend aus, war aber
im=
gut. Vor Beginn der Rennen gab es zum Gedächtnis
ſtorbenen Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls
indenburg unter feierlichem Glockengeläute ein
Trauer=
filery n für den teuren Dahingeſchiedenen.
Hauptereignis des erſten Renntages dieſer „Riemer
oc um das Braune Band Deutſchlands” dem Münchener
Ind ie=Preis, einem Rennen über 1800 Meter, das mit 7000
Na usgeſetzt war, wurden ſechs Pſerde geſattelt. Marſilius
ſetzteh ſofort an die Spitze vor Leidensweg, Miſſouri, Ti,
Herin) Sch½ roneur und Ehrenpreis. Gegenüber rückte Ti zu den
üh’den auf Marſilius blieb jedoch bis ins Ziel vor Lei=
Sy und Ti in Front und gewann ſicher. Ehrenpreis mußte
dem fünften Platz begnügen.
Die Ergebniſſe:
3 der Aſturia=Zigaretten. Ausgleich 4.. 2500 Mk 1400
ter: 1. A. Oexlers Tarquinia (Narr), 2. Aigan, 3.
Feuer=
k. Toto: 61, Pl. 16, 15 18. Lg. 2—2. Ferner: Paramour,
eda, Aletſch, Piano, Sonnenfürſt, What a Weil.
S3 der Vereinsbank. Jagdrennen. 5000 Mk. 3400 Meter.
1A. v. Negeleins Caſtor (Müſchen), 2. Laus, 3. Georgia.
o: 17, Pl. 18, 32. Lg. 4—3. Ferner: Haudegen, Verräter.
Wchener Induſtriepreis. Ausgleich 1. 7000 Mk. 1800 Mtr.
G. Kucklicks Marſilius (Viſek), 2. Leidensweg, 3. Ti.
o: 51. Pl. 25. 27. Lg. 1½—1. Ferner: Ehrenpreis,
Miſ=
ri, Schwadroneur.
43 der Preſſe. Trabfahren.
A3 der Löwenbrauerei. 3100 Mk. 1200 Meter. 1. Graf H.
tims Mon Plaiſir (Ludwig), 2. Hanſeat, 3. Voltaire 2.
v: 19. Pl. 11, 13. Lg. ½—3. Ferner: Bekas, Griſcha.
s vom Rheiniſchen Hof. Ausgleich 4. Jagdrennen. 2000
3200 Meter. 1. H. Buchmüllers Reichsmark (Anderle),
Amandus 2., 3. Para. Toto: 28. Pl. 16, 17. Lg. 3—1.
iner: Cheſtnout.
Ts der Münchener Brauereien. Zweijährige. 3000 Mark.
0 Meter. 1. Stall Halmas Lampe (Narr), 2. Themis,
Rätherl 4. Toto: 18. Pl. 12, 12. Lg. H.—2. Ferner:
Wid=
r. Strawa, Sphakia.
Is vom Rottal. Amateurfahren.
Sis ppelwette: Marſilius — Mon Plaiſir 172:10.
ursi
ne:
Tr!
de
de-
EE
ur34
S
Um das Braune Band deutſchlands.
s Hauptereignis der internationalen Veranſtaltung in
Alhen iſt der mit 20 000 RM. ausgeſtattete Große Preis
5 „Braune Band‟ Deutſchlands am 12. Auguſt, in dem
r letzten Reugelderklärung noch elf Pferde ſtehen geblieben
ſa Geſichert erſcheint die Expedition des italieniſchen Stalles
mit der Dreijährigen Tofanella nach München, auch für
ngarn Satan wurde ein weiterer Einſatz gezahlt. Von
in Pferden können, noch Grandſeigneur, Agalire, Calva,
nd Airolo u. a. laufen, geſtrichen wurden 14 Pferde, dar=
Hraf Almaviva, Horchauf, Ehrenpreis, Volumnius und der
den eingegangene Gregorovius.
Rennen zu Karlshorſt.
S
is von Sadowa, Klaſſe B, 1000 RM., 2000 Meter: 1. Frl.
Pallasdies Erdwall (Rohrbeck) 2. Rheinfels 3. Greifer.
1: 22: Pl.: 12, 13. 1—4 Lg. Ferner: Grasblüte.
en=Jagdrennen, Verkaufsrennen, 2400 RM., 3200 Meter:
Temos Schumi Mariza (Florian), 2. Optant, 3. Honeska.
9: 105; Pl.: 31, 21, 21. 2—34 Lg. Ferner: Heinfried,
ale, Spata, Frag Papa, Ala, Verführerin, Mary.
imer=Preis, Dreijährige Hürdenrennen, 2400 RM., 2600
er: 1. v. Livnius: Reiſetaſche (Hauſer), 2. Rio, 3. Cor=
Toto: 19; Pl.: 13, 13. 16. 4—5 Lg. Ferner: Mattoni,
ersberg, Amalgam.
zenſtein=Jagdrennen, Ausgleich 3, 2400 RM., 3400 Meter:
ſ. Borchers Gräfentonna (Nolte), 2. Fiametta, 3. Jvanhoe.
D: 86; Pl.: 22, 23, 26. 3—2½ Lg. Ferner: Edelſtein,
Do=
ikaner, Alma, Manuſkript, Monſun, Brabant.
ten=Jagdrennen, Ehrenpreis und 3000 RM., 4000 Meter:
Heſtüt Haus Brunſchwigs Kokette (Hauſer), 2. Brioche,
uditta Toto: 39; Pl.: 15, 30 8—6 Lg. Ferner: Creolin.
ßer Karlshorſter Steher=Ausgleich, Flachrennen, Ausgl. 2,
enpreis und 4500 RM., 3200 Meter: 1. Stall Herzings
itris (Vinzenz), 2. Novalis, 3 Herzog. Toto: 70; Pl.: 28,
24. 1½—1 Lg. Ferner: Silberſtreif, Gardejäger,
Glas=
er, Ruſalka, Wiſa Fonſpertuis, Strachan.
is von Stargordt, Jagdrennen, Ehrenpreis und 3000 RM.,
0 Meter: 1. H. Hopes Dreiläufer (Broda jr.), 2. Nobel,
Graf Nici. Toto: 47: Pl.: 21, 15. K.—3 Lg. Ferner:
rorius, Helgoländer.
rvertin=Flachrennen, Zweijährige Verkaufsrennen, 2200
N., 1200 Meter: 1. P. Mülhens Mein Fürſt (O. Schmidt),
Ra, 3. Angebinde. Toto: 32; Pl.: 15, 16, 21. K—2 Lg.
ner: Lewall, Feuerland, Tennis, Benedictiner, Serotina.
oppelwette: Reiſetaſche — Tantris 208:10.
Hoppegarkener Herbſtrennen.
Der Union=Klub veröffentlicht die Ausſchreibungen für den
reſtlichen, elf Renntage umfaſſenden Teil, ſeines
Jahrespro=
gramms. Für die neu ausgeſchriebenen elf Renntage in
Hoppe=
garten werden 247 650 RM. an Preiſen ausgeſetzt, wodurch ſich
der Geſamtbetrag aller Preiſe für das Jahr 1934 in Hoppegarten
auf 803 446 RM. erhöht. Da eine Ausſchreibung von Rennen.
der Klaſſe B für Hoppegarten nicht in Frage kommt, nach dem
Abſchluß der erſten Jahreshälfte der bisherige Preisdurchſchnitt
jedoch nicht aufrecht erhalten werden konnte, ließen ſich
gering=
fügige Preisabſtriche nicht vermeiden.
Turnierreiter Freiherr von Langen †.
Ueberraſchend kommt aus Potsdam die Nachricht, daß in der
Nacht zum Freitag der bekannte deutſche Turnierreiter Karl
Friedrich Freiherr von Langen, Rittmeiſter a. D.
und Majoratsherr auf Parow, an den Folgen ſeines ſchweren
Sturzes, der er bei der Military in der vergangenen Woche in
Döberitz erlitten hatte, verſtorben iſt. Freiherr von Langen ſtand
im 49. Lebensjahr. Er gehörte bis zum Kriege dem 1. Garde=
Ulanenregiment an. mit dem er auch ins Feld gezogen war.
Bald aber mußte er vorzeitig in die Heimat wegen eines ſchweren
Ischiasleidens zurückkehren. Viele Jahre iſt der Freiherr wegen
dieſer tückiſchen Krankheit im Rollſtuhl gefahren, und er ſelbſt
zweifelte wohl manchesmal daran, ob er jemals wieder in den
Sattel würde ſteigen können. Aber dann überwand er mit eiſerner
Energie alle Schwierigkeiten, und gerade in den Jahren, als über
Deutſchland noch der ſportliche Boykott verhängt war, brachte er
den deutſchen Turnierſport draußen im Ausland wieder zu
An=
ſehen. In Italien und Schweden holte er den deutſchen Farben
die erſten Siege. Sein ſchönſter Sieg aber war zweifellos die
Dreſ=
ſurprüfung gelegentlich der Olympia in Amſterdam im Jahre
1928, als er mit „Draufgänger” die Goldene Medaille holte und
damit auch den Sieg der deutſchen Mannſchaft ſicherſtellte.
Drei=
mal blieb er im deutſchen Spring=Derby Sieger, zweimal auf
„Hanko” und einm.l auf „Falkner”. In letzter Zeit erlebten wir
den Freiherrn ſeltener im Sattel. Er widmete ſich faſt
ausſchließ=
lich der Bewirtſchaftung ſeines Gutes in Parow, war aber als
Chef der mecklenburgiſchen und pommerſchen SA.=Reiter noch
aktiv tätig. Als man ihn jetzt zu den Vorbereitungen für die
Olympia 1936 rief, verſagte er ſich nicht, und aus dieſer Arbeit
wurde er jetzt durch den unglückſeligen Sturz in Döberitz mitten
herausgeriſſen. Mit Freiherrn von Langen verliert der deutſche
Turnierſport einen ſeiner tüchtigſten und hervorragendſten Reiter.
19 Ballone nehmen keil am Gordon-Benekt=
Fliegen 1934.
Polen, der Gewinner des letzten Gordon=Bennett=Wettfliegens
der Freiballone, veranſtaltet den diesjährigen Wettbewerb, der am
23. September in Warſchau ſeinen Anfang nimmt und zu
dem bei Nennungsſchluß die Meldungen von 18 Ballonen vorliegen.
Im ganzen nehmen ſieben Nationen teil. Polen, Frankreich,
Deutſchland, die Schweiz und die Vereinigten Staaten ſind
durch je drei Ballons vertreten. England wird mit zwei und
Ita=
lien mit einem Ballon erſcheinen. Deutſchland hat ſeine Auswahl
für die Beſatzungen bereits getroffen, und zwar fliegen auf Ballon
„Deutſchland” die beiden Düſſeldorfer Götze jun. und Vogel als
Führer und Unterführer, der Ballon „Wilhelm von Opel” wurde
mit Dr. Zimmer=Hamburg und Deku=Darmſtadt bemannt, während
für den Ballon „Stadt Eſſen II” die beiden Eſſener Dr. Kaulen
und Pröbſting namhaft gemacht wurden.
Polizeireikkurnier in Darmſtadt.
Auf dem Reitturnier der Heſſiſchen Landespolizei am 26.
Auguſt 1934 wird eine Schulquadrille gezeigt, die ihre Wirkung
auf die Zuſchauer wohl nicht verfehlen wird. Die Hohe Schule
bildet faſt bei allen Reitturnieren den Mittelpunkt, da ſie das
Pferd und den Reiter in höchſter Vollendung vorſtellt und am
meiſten der Kritik der Beſucher ausſetzt. Denn gerade hierbei
können beide das beſte Zeugnis ihres Könnens ablegen. Die
be=
ſondere Fähigkeit, mit dem Pferd zu fühlen, es zu verſtehen und
danach die Arbeit einzurichten, kommt bei dem Dreſſurreiten am
beſten zur Geltung. Hier muß ein Pferd auf das feinſte
durch=
gearbeitet und ſehr gehorſam ſein, wenn es ſeine harte Prüfung
beſtehen ſoll. Auf allen Turnierplätzen des In= und Auslandes
ſind Deutſchlands Dreſſurreiter gern geſehene Gäſte, die auf ihrem
auserleſenen Pferdematerial echte deutſche Reitkunſt zeigen. Auch
unſere Heſſiſche Landespolizei verfügt über einzelne gute
Dreſſur=
pferde, von denen der Schimmelwallach „Quäker” und der ſchöne
oſtpreußiſche Fuchs „Vogel” jedem Darmſtädter Pferdefreund
be=
kannt ſein dürften. Die Schulquadrille in dem Programm des
Polizei=Reitturniers, ſoll beweiſen, daß auch bei unſerer
Heſſi=
ſchen Landespolizei dem Dreſſurreiten ein großer Wert
bei=
gemeſſen wird. Man muß jedoch berückſichtigen, daß hier nicht
von ausgeſprochenen Dreſſurpferden die Rede ſein kann, ſondern
daß Dienſtpferde neben ihrem täglichen Polizeidienſt dreſſurmäßig
ausgebildet werden.
Das Springen bringt außer einem Jagdſpringen der Klaſſe I
ein Gruppenſpringen. Hierbei kommt es vor allem auf ſchönes,
gleichmäßiges Springen der Pferde und auf das
Zuſammen=
bleiben der jeweiligen Paare an. Ueber das humoriſtiſche
Reiter=
ſpiel ſollen hier keine Einzelheiten folgen, um nicht die Wirkung
vorher zu verraten.
Mit den reiterlichen Veranſtaltungen folgen im Wechſel des
Programms Maſſenvorführungen der Heſſiſchen
Landespolizei=
ſchule, die ebenfalls beſondere Beachtung verdienen. Es ſollen
damit einerſeits die langen, unvermeidbaren Pauſen bei dem
Umbau der Hinderniſſe verkürzt und andererſeits den Gäſten die
Leiſtungen auf dieſem Sportzweig vorgeführt werden. Die
Maſſen=
freiübungen, ſowie die Hindernis= und Staffelläufe werden von
100 Angehörigen der Heſſiſchen Landespolizeiſchule ausgeführt.
Auch hier ſoll ein humoriſtiſcher Staffellauf für die luſtige Seite
des Programms folgen. Unſere beliebte Polizeikapelle wird
außer=
dem mit ihren Märſchen die Darbietungen verſchönen helfen,
womit jedem Beſucher ein recht abwechſelungsreicher Nachmittag
geboten wird. Es darf daher kein Darmſtädter Sportfreund bei
dem Reitturnier der Heſſiſchen Landespolizei am 26. d. M. auf
den gepflegten Sportanlagen des Polizeiſportvereins fehlen. Gb.
Deutſche bei London-Melbourne.
Das größte und zugleich längſte Flugzeug=Rennen der Welt
wird am 20. Oktober in London geſtartet. Auf der 22 000 Klm.
langen Strecke London—Melbourne wollen die Piloten gegen die
Hinderniſſe der Natur ankämpfen und zeigen, daß die Technik
heute imſtande iſt, auch ſolche Schwierigkeiten zu überbrücken. Der
auſtraliſche Millionär Ralph Robertſon iſt der geiſtige Urheber
dieſes Langſtrecken=Rennens und hat neben einem wertvollen
Goldpokal noch 15 000 Pfund an Geldpreiſen zur Verfügung
ge=
ſtellt. Neben der Jertiefung der Beziehungen der beiden
Kon=
tinente Europa und Auſtralien ſoll mit dieſem Wettbewerb
zu=
gleich der Beweis für die Möglichkeit eines regelmäßigen
Luft=
verkehrs zwiſchen Auſtralien und England erbracht werden.
Bis zum Nennungsſchluß wurden insgeſamt 64
Ma=
ſchinen gemeldet, die zum größten Teil von den erfahrenſten
Langſtrecken=Piloten geflogen werden. Auch zwei deutſche
Mel=
dungen ſind eingegangen, und zwar vertreten Wolf Hirth und
Thea Raſche unſere Intereſſen. Nachdem Kingsford Smith
vor längerer Zeit auf der Strecke einen Rekord aufſtellte, wird
dieſe Beſtleiſtung diesmal noch bedeutend unterboten werden.
Unter den Teilnehmern findet man die weltbekannten Namen des
Iren Fitzmaurice, der an Bord der „Bremen” mit Hauptmann
Köhl und Frhrn. von Hünefeld den erſten geglückten Oſt—Weſt=
Ozeanflug mitmachte, ferner des Weltfliegers Willy Poſt, des
engliſchen Flieger=Ehepaares Molliſon und des bekannten
fran=
zöſiſchen Kunſtfliegers Detroyat.
Nach der Ausſchreibung iſt die Teilnahme jedem Einzelflieger
und jedem Verband offen. Da die Motorenſtärke und
Flugzeug=
type nicht vorgeſchrieben iſt, ſind auch die Maſchinen der
Teil=
nehmer gänzlich verſchieden, und ein Teil wird ſogar auf eigens
für dieſen Wettbewerb gebauten Spezial=Maſchinen ſtarten.
Frankfurker Regatta.
Die Rennen des zweiten Tages der Frankfurter Regatta
wurden bei weſentlich beſſerem Wetter als am Samstag und bei
leichtem Gegenwind ausgefahren. Der Beſuch war gleichfalls
beſſer, leider gab es aber zahlreiche Abmeldungen, ſo daß einige
Rennen in Alleingängen entſchieden wurden. Im Erſten Vierer
gewann der Mainzer RV. nach hartem Kampfe gegen die
Limburger Rudergeſellſchaft. Im Erſten Vierer ohne
Steuer=
mann lag nur eine Meldung vor, hier ging noch der Bremer
RV., der am erſten Tage den Zweiten Vierer „ohne” gewonnen
hatte, an den Start. Die Norddeutſchen fuhren ein feines
Ren=
nen und verwieſen die Frankfurter Germania auf den zweiten
Platz. Im Junior=Einer holte ſich der Berliner Füth nach
ſei=
nem guten Abſchneiden vom Samstag einen weiteren Sieg. Im
Einer lag der Frankfurter Paul bald nach Beginn hinter dem
Mainzer Hoffmann. Paul gab dann mehrfach auf, ruderte
wie=
der weiter und ſtreckte kurz vor dem Ziel endgültig die Waffen.
Im Erſten Achter gab es eine Wiederholung des
Samstags=
rennens zwiſchen Mainzer RV. und Frankfurter RV., das
diesmal die Mainzer gewannen. Bis 1500 Meter führte
Frank=
furt, dann holte Mainz auf und gewann mit einer Länge. Der
Bremer RV. holte ſich im Zweiten Achter einen zweiten Sieg.
Die Ergebniſſe.
Leichtgewichts=Jungmann=Vierer: 1. Mannheimer RC. 9:04
im Alleingang; Germania Frankfurt zurückgezogen. Beſchränkter
Vierer: 1. Offenbacher Ruder= und Schwimm=Verein, 7:49,4;
2. Frankfurter RC., 8:03,3; 3. Miltenberger RC., 8:32. Erſter
Vierer: 1. Mainzer RV., nicht gezeitet; 2. Limburger RG., 2:4
Min. Jungmann=Einer: 1. Füth (Vikt. Berlin), 8:37,8; 2. Bartſch
(Undine Saarbrücken), 9:26. Junior=Vierer: Der Preis wird
Germania Frankfurt zugeſprochen, Allianz Berlin und Bayern
Würzburg nicht am Start. Zweiter Vierer: 1. Saar Saarbrücken,
7:49,2; Offenbacher RV. aufgegeben. Dritter Vierer: 1. Mainz=
Kaſteler RG., 7:42,6; 2. Frankfurter RV., 7:58,4; 3.
Renn=
gemeinſchaft Gießen, 8:00,3. Erſter Vierer ohne: 1. Bremer RV.,
7:29,4; 2. Germania Frankfurt, 7:36. Jungmann=Achter: 1.
Of=
fenbacher RuSV., 6:42; 2. RG. Frankfurt=Fechenheim, 6:50,6.
Ermunterungs=Vierer: 1. Renngemeinſchaft Gießen, 7:35,1 2. RG.
Speyer, 7:39,7; 3. Frankfurter RV. 1865, 7:45,5. Einer: 1.
Hoff=
mann (Mainzer RV.), 8:42,6; Paul aufgegeben. Zweiter Achter:
Bremer RV., 6:39,8; 2. Frankfurter RG. Germania, 6:45,5;
Limburger RC. aufgegeben. Erſter Achter: 1. Mainzer RV.,
6:28,6; 2. Frankfurter RV., 6:33,4. Schluß=Achter: 1.
Mannhei=
mer RC., 6:55,8; 2. Frankfurter Undine, 7:00,2; 3. Frankfurter
RC., 7:02.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V., Andreas Bauer; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; ſür den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C.6. Quetſch; für den Sport: J.V.: Dr. C. 6. Quetſch;
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. V1l. 34. 22394, Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
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Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 6. Auguſt 1934
AAHUT0
SEPTENBER
3)
Nachdruck verboten.
Erregt flüſterte Latimer: „Ich muß Sie dringend ſprechen.
Ich ſitze feſt.”
„Ein wahres Glück, daß ich keine Zündhölzer bei mir hatte,
zuweilen hängt das Leben nur von einem Zündholz ab”, ſagte
Gralla und ließ den Blick voll Anerkennung über den ſchwarzen
Himmel gleiten. „Eine ſchöne Nacht, Milliarden Sterne”, ſagte er.
„Wir wollen einen Sidecar trinken”, ſchlug die duftende
Chinchillafrau vor, die für die Sterne kein Verſtändnis hatte.
Eine Sekunde lang ſchien Latimer unter den Milliarden
Ster=
nen nach dem Kometen zu ſuchen, von dem ſein Vater geſprochen
hatte. Scine ſchreckliche Erregung und ſeine nervöſen
Empfindun=
gen hatten ſich gelegt. Er wußte, daß Gralla ihm helfen würde.
Er würde morgen früh weiterreiſen können. Er würde
über=
morgen vor ſeinem Vater ſtehen. „Du darfſt nicht ſterben”, dachte
er inbrünſtig und ſeufzte.
Gralla nahm ſeinen Arm: „Kommen Sie Heinz! Wir wohnen
auf dem Lido. Begleiten Sie uns.”
Nein, es war nicht daran zu zweifeln, daß er wirklich Gralla
begegnet war, dieſer Mann war kein Phantom, dieſes Erlebnis
war kein Traum. Am Kai der Piazetta waren ſie in ein
Motor=
boot geſtiegen, nun ſaß er neben Madame de Tronje, und Gralla
ſaß am Steuerrad. Sie fegten über das Waſſer den Lagunen zu,
ſchon hörte man den Donner des Meeres, vielleicht aber rührte
dieſer Donner von den Sternen her „Iſt es nicht romantiſch?‟
hauchte Madame de Tronje. Er ſah plötzlich ihren Mund, gierig,
geküßt zu werden; er ſpürte, daß ſie mit der Spitze ihres Schuhes
ſeinen Fuß berührte . . . Gralla lachte in den Wind. Sein
ſilbri=
ges Haar flatterte ein wenig, um ſeinen Hals hatte er einen
weißen Schal aus ſchwerer Seide geſchlungen, der flatterte
eben=
falls. Erthatte ein kleines gepflegtes ſilbriges Bärtchen auf der
Oberlippe, ſein Blick war flink und ſcharf, um ſeinen Mund lag
immer ein ruhiges, abgeklärtes Lächeln. Und dieſe Narbe, die
ſich ſchräg über ſeine Stirn zog . . . . Woher rührt dieſe Narbe,
Gralla? Haſt du ſie im Krieg erworben, rührt ſie von einem
Duell her — in eine Meſſerſtecherei warſt du wohl kaum
ver=
wickelt? . . . Die Hand von Madame de Tronje ſtrich auf einmal
über Latimers Knie hin, ſie ſah ihn unverwandt an, ihr Blick
glühte dunkel, aber hartnäckig fuhr er fort, Gralla zu betrachten,
das zärtliche Getue der duftenden Frau überging er einfach .
In Grallas Geſicht lag etwas, was ſich nicht erforſchen ließ, ein
geheimer Zug. Er war nicht nur der vornehme Herr von bald
ſechzig Jahren; dieſer Zug deutete an, daß er noch ein anderer
war, jemand von Format und Bedeutung, aber es war nicht zu
er kannte ihn nur oberflächlich, hatte ihn in Raguſa kennen
ge=
lernt. Vielleicht war er ein Spieler, vielleicht ein Bankier,
viel=
leicht ein Arzt; er hatte viel erlebt und wußte um vieles; er kam
aus großen Automobilen geſtiegen und liebte es, zu
philoſophie=
ren, er trieb auch Sport . . . Unvermittelt flüſterte Madame de
Tronje: „Sie ſind ſchlecht gelaunt, mein Freund.”
Eine ſchmale, grell beleuchtete Linie zeichnete ſich über das
Waſſer hin. Aus Meer und Nacht ſtieg eine ſtrahlende Inſel:
Der Lido.
Sie betraten das Hotel, kamen durch eine rieſige und völlig
leere Halle, gingen in die Bar, Madame de Tronje beſtand
dar=
auf, einen Sidecar zu trinken. Die rollende Muſik, das
Durch=
einander tanzender Menſchen, das ſchillernde Licht verwirrten und
beunruhigten Latimer, den es drängte, ſich auszuſprechen. Es war
gar nicht abzuſehen, wie lange es noch dauern würde, bis
Ma=
dame de Tronje Abſchied nahm; ihr Gelächter und ihr Geſchwätz
bereiteten ihm eine wahre Qual. Es war kein Vergnügen, ſie
anzuſehen. Sie hatte zwar den Körper eines jungen Mädchens,
aber das Geſicht einer alten Frau; vielleicht lag es nur an der
ſchlechten Beleuchtung. Ihre Fingernägel waren blutrot poliert.
„Wollen Sie mit mir tanzen?” fragte ſie herausfordernd. Nein,
er wollte nicht tanzen, er entſchuldigte ſich. Auf dem Tiſch ſtanden
einige Schalen mit Oliven, Haſelnußkernen, Kaffeebohnen,
Pom=
mes ſhips; aus Nervoſität oder aus Hunger fing er an, dieſe
Kleinigkeiten zu ſich zu nehmen. Er war wahrſcheinlich hungrig.
Gralla, der es erriet, beſtellte Sandwiches. Nun konnte Latimer
wenigſtens etwas Vernünftiges eſſen; er blickte kaum auf, nur
zuweilen ſchaute er auf Madame de Tronje. Wie kommſt du zu
dieſer Frau, Gralla? Was ſuchſt du bei ihr? Sie hat nur
Er=
fahrung.
Als er die Menſchen anſah, die in der Bar tanzten oder an
dem langen Bartiſch hockten, verſtärkte ſich ſein Ekel. Unter
ſol=
chen Menſchen hatte er gelebt, ſolche Menſchen waren ſeine
Freunde. Nullen, dachte er, Nullen im Frack, Nullen in koſtharen
Roben, gut gewachſene und ſorgfältig friſierte Nullen, nicht die
geringſte Ziffer iſt darunter . . . Wenn man ſie alle
zuſammen=
addiert, kommt doch nur eine einzige, allerdings ungeheure Nulk
heraus .. .. Gralla lächelte in ſeiner leiſen Art, er ſtrich ſein
ſilbriges Bärtchen. „Tolles Geſindel”, ſagte er mit einer
eigen=
tümlichen Schärfe, auf die Menſchen deutend, die von der wilden
Muſik durcheinander gewirbelt wurden.
Er bezeichnete ein beſtimmtes Geſicht, das Geſicht, mehr die
Maske eines ſteinalten Mannes. „Sehen Sie ſich einmal dieſen
Mann an, Heinz. Merken Sie ſich dieſes Geſicht!”
Dieſer kleine, gekrümmte, ſteinalte Mann ſah wie eine Mumie
aus, die in einen Frack geſteckt worden war. Er hatte gelblicheg
Haar und eine zerknitterte Papierhaut, trübe hervorquellende
Augen, dürre Hände, die knöchern aus den Manſchetten hingen
gar keine Zähne im Mund. Ein Männchen von faſt neunzi
Jahren, das Whisky trank und an dem Trubel teilnahm.
„Warum ſoll ich mir dieſes Geſicht merken?”
Gralla warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr.
Endlich, endlich brach Madame de Tronje auf, Gralla und
Latimer geleiteten ſie an den Fahrſtuhl. Auf Latimer wirkte es
ge. dezu erlöſend, wie der Fahrſtuhl in die Höhe ſtieg, als würde
er die Frau für immer forttragen. Er hatte ſie gehaßt. Er ſab
ſie jetzt vor dem Spiegel, wie ſie mit Vaſeline die Schminke von
den Wangen wiſchte. Sie wurde ganz fahl und alt.
Sie gingen in die Halle. In dem rieſigen, bizarr geſtalteten
Raum war niemand anweſend, die vielen Seſſel und Tiſchchen und
Tiſchlampen waren in den Schlaf der lebloſen Dinge geſunken
die vergoldeten Säulen trugen einen himbeerfarbenen Plafond
Latimer dünkte es, dieſe Halle ſei ſo groß wie der Markusplatz
Die Muſik von der Bar her kam leiſe angefloſſen, und der Schlag
des Meeres war hörbar. Hier ſaßen ſie, wie verloren in der
Leere des Raumes.
„Sie brauchen alſo Geld, mein Lieber”, ſagte Gralla, im
Be=
griff, ſich eine neue Khedive anzuzünden. Er ſchwenkte das
Zünd=
holz, bis es erloſch.
Es entging Latimer nicht, daß ſich das Weſen Grallas in ſeh
merkwürdiger Weiſe verändert hatte, in ſeiner ganzen Haltung
lag etwas Geſpanntes. „Ich brauche Geld”, erwiderte er
vor=
geneigt. „Muß ich Ihnen ſonſt noch etwas ſagen? Sie haben ales
ſchon erraten.”
„Wieviel brauchen Sie, Heinz?”
„Ich brauche ſoviel, daß ich eine Fahrkarte nach Berlin löſer
kann, mehr brauche ich nicht.”
Den Kopf an den weißen Spitzenbezug des Seſſels gelehnt
lachte Gralla leiſe vor ſich hin; er ſchien ganz in Ruhe und Heiter
keit verſunken. Sein flinker geſcheiter Blick richtete ſich auf de
jungen Mann, der ihn in großer Erwartung anſah: „Dumnn
Heinz, bodenlos dumm! Ich kann Ihnen das Geld nicht geber
Ich habe ſelbſt nichts, ſitze ſelbſt feſt. Was iſt zu tun?”
Latimer biß ſich auf die Lippen, um nicht aufzuſtöhnen vo
Enttäuſchung. Er machte einen ſchlimmen Sturz durch und klan
merte die Hände um die Lehnen ſeines Seſſels.
„Kläglich”, ſagte Gralla. Noch einmal lachte er leiſe vor ſi
hin. „Kläglich, was?‟
(Fortſetzung folgt.)
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