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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 209
Dienstag, den 31. Juli 1934.
196. Jahrgang
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Die neue öſterreichiſche Regierung.
ur Chriſtlich=Soziale und Heimwehrleuke im neuen Kabinett. — Sicherheitsweſen von Fey auf Starhemberg
übergegangen. — Fey wird Innenminiſter und bleibt Generalſtaatskommiſſar. — Beibehallung
des Sicherheitskomikees unker der Führung Skarhembergs und Feys.
Schuſchniggs Kabinekk.
Der neue Bundeskanzler Schuſchnisg ſteht vor ungeheuer
ſwierigen Aufgaben. Er hat ein mehr als trauriges Erbe
vernommen. Er ſoll die Ordnung in Oeſterreich wieder
her=
len, er ſoll verhindern, daß Oeſterreichs Unabhängigkeit, in
gendeiner Weiſe gefährdet wird, daß nun endlich das
öſterrei=
iſche Volk den Frieden und die Ruhe findet, nach der es ſich
hnt. Unter glücklichen Umſtänden und Verhältniſſen, die einen
usblick in eine beſſere Zukunft geſtatteten, iſt dieſe Regierung
icht gebildet worden. Wieder iſt es die ausländiſche Preſſe, die
itereſſante Details aus der Stunde der Geburt der Wiener
Re=
erung mitzuteilen weiß. Es iſt ſchon recht merkwürdig, daß
Lien plötzlich wieder in ein Heerlager
verwan=
elt werden mußte und daß ſich die Straßenpaſſanten
gegen=
itig das Gerücht von einem beabſichtigten
Heim=
ehrputſch zutrugen. Wieder ſind es die Ausländer, die
die=
m Gerücht nachgingen und dabei auf den Fürſten Starhemberg
eßen, der offenbar die Abſicht gehabt hat, in ſeinem Sinne
rei=
en Tiſch zu ſchaffen und die Regierungsgewalt eindeutig an ſich
reißen. Der Pariſer „Intranſigeant” weiß ebenſo wie eine
roße amerikaniſche Nachrichtenagentur mitzuteilen, daß die
eimwehr dem Bundespräſidenten Miklas ein
ltimatum geſtellt und die Uebertragung der
legierungsgewalt an Starhemberg gefordert
ittee Offenbar war aber Herr Schuſchnigg etwas
Inſeller und mit ihm die Sicherheitsbehörden,
daß Herr Starhemberg davon Abſtand
genom=
en hat, ſeinem Ultimatum einen
entſprechen=
en Nachdruck zu verleihen. Wiener amtliche Stellen,
e ſich über die Regierungsbildung geäußert haben, wählten in
eſem Zuſammenhang die Formulierung, daß Fürſt Starhemberg
e Uebernahme der Bundeskanzlerſchaft aus zwingenden
Grün=
in abgelehnt habe. Ueber die zwingenden Gründe kann ſich an=
ſichts der ausländiſchen Informationen jeder ſeine eigenen und
inz gewiß nicht falſchen Gedankengänge machen.
Sieht man ſich die Namen der Liſte des neuen Wiener
Ka=
inetts genauer an, dann ergibt ſich, daß bei ihrer
Zuſammen=
tzung
das Beſtreben vorherrſchke, möglichſt den Einfluß
der Chriflich=Sozialen und der Heimwehr
gegeneinander auszubalancieren.
ei den Gegenſätzlichkeiten, die zwiſchen den Chriſtlich=Sozialen
nd der Heimwehr vorhanden ſind, iſt das auch nicht weiter
ver=
underlich. „Paris midi” hat auch ganz ſchmucklos zum
Aus=
ruck gebracht, daß die im Kabinett vorhandenen Elemente nicht
ueinander paſſen, und daß ſich die Hauptperſönlichkeiten bereits
etzt auf das allerſchärfſte bekämpfen. Schon bei den
Vorverhand=
ungen ſoll es, wie der „Intranſigeant” erfahren haben, will,
wegen der Zuſammenſetzung zu ſcharfen Zuſammenſtößen zwiſchen
den Vertretern der Heimwehr und den Chriſtlich=Sozialen
ge=
kommen ſein. Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, daß dieſe
Informationen nicht den Tatſachen entſprechen. Eher deutet doch
nancherlei darauf hin, daß das Kabinett Schuſchnigg nur etwas
Vorläufiges darſtellt, wobei noch völlig offen iſt, was endgültig
in ſeine Stelle treten ſoll. Man muß das amtliche Communiaué
iber die Regierungsbildung ſchon ſehr genau leſen, weil erſt an
twas verſteckter Stelle, und zwar dort, wo es ſich um die
Perſön=
ichkeiten der Staatsſekretäre handelt,
20s Proviſoriſche der Kabinekkszuſammenſehung
dum Ausdruck kommt. Hier iſt von Uebergangszeiten die Rede
und von der befriſteten Amtsdauer für
verſchie=
dene Staatsſekretäre. Hieraus ergibt ſich, daß
tat=
lächlich noch alles im Fluß iſt, und daß erſt die praktiſche
Zuſammenarbeit der neuen Miniſter die Entſcheidung über das
Schickſal der Regierung bringen wird.
Herr Schuſchnigg iſt um das Amt, das ihm übertragen wurde,
lanz gewiß nicht zu beneiden. In Kärnten wird noch
mmer auf das erbitterſte gekämpft. Die Zahl der
Coten wächſt ſtündlich. Zudem entwickelt ſich die Heimwehr
mmer mehr zu zügelloſen Horden, für die die Parole
aus=
jegeben worden iſt, die Nationalſozialiſten zu
dezi=
nieren und nur noch mit Kopf= und Bauchſchüſſen
u arbeiten. Schuſchnigg, ſelbſt Führer der oſtmärkiſchen
Sturmſcharen, die etwa 40 000 Mann zählen und eine Elitetruppe
darſtellen ſollen, iſt ein ſcharfer Konkurrent der Heimwehr,
Zwiſchen der Heimwehr und dem Bundesheer
be=
teht aber auch nicht gerade das allerbeſte Ver=
Yältnis. Die ausländiſche Preſſe zögert nicht, dieſe Tatſache
hervorzuheben, weil ſie ſehr gut weiß, daß man mit dem
Ge=
ſchimpfe gegen Deutſchland auf die Dauer doch
nicht die wirklichen Verhältniſſe in Oeſterreich
berſchleiern kann
Wirft man einen Blick in die Bevölkerung hinein, dann hat
ſich im Grunde genommen nichts geändert. Dem Block der
Natio=
nalſozialiſten ſtehen die Sozialiſten und Kommuniſten gegenüber.
Die Chriſtlich=Sozialen lehnen beide ab. Sie ſtehen aber wiederum
unter dem Druck der Heimwehr, während dem neuen
Bundes=
kanzler obendrein noch nachgeſagt wird, daß er Legitimiſt
iſt und daß er ſich mit Leib und Seele der Monarchie
verſchwo=
ren habe. Das iſt ſchon für
Leſterreichs Nachbarn
Anlaß genug, nun ebenfalls einen drohenden Ton anzuſchlagen,
falls Schuſchnigg mit dem Gedanken einer Reſtauration der
Habs=
burger ſpielen ſollte. Aber der neue Bundeskanzler hat im
Augen=
blick ganz andere Sorgen. Schließlich iſt es auch für ihn kein
Vergnügen, an der italieniſchen Grenze mehrere
kriegsſtarke Diviſionen zu ſehen, die einmarſchieren
wollen, falls die ſogenannte „Unabhängigkeit” Oeſterreichs verletzt
werden würde. Von jugoſlawiſcher Seite wiederum liegen
Aeuße=
rungen vor, die auf die Folgen hinweiſen, die jede Intervention
in Oeſterreich nach ſich ziehen müßte. So blieben noch die
Tſche=
chen, die äußerſt beſorgt ſind und die genau ſo wie die Engländer
von irgendwelcher Aktion gegen Oeſterreich nichts wiſſen wollen.
Herr Schuſchnigg hat alſo, wenn er auch das Miniſterium
des Aeußern nicht mit verwaltet, alle Hände voll zu tun, um die
Nachbarn zu beſchwichtigen. Zudem möchten wir ihn daran
er=
innern, daß der Kanzler durch die Betrauung v. Papens mit der
Wiener Sondermiſſion ſehr eindeutig und eindrucksvoll ſeinem
Willen Ausdruck verliehen hat, ein gutes Verhältwis zwiſchen
dem Deutſchen Reich und Oeſterreich herzuſtellen, und daß es jetzt
an Herrn Schuſchnigg iſt, in die dargebotene Hand einzuſchlagen.
Ein Bundeskanzler, der den feſten Willen hat, Oeſterreich von
allen fremden Elementen, die ſich hier austoben, zu befreien und
die ausländiſchen Intereſſen auf ein geſundes und normales Maß
zurückzuführen, wird die Gelegenheit, die der Führer ihm bietet,
nicht vorübergehen laſſen, dem europäiſchen Frieden einen großen
Dienſt zu erweiſen.
Das ungebildeke Kabinekt.
Wien, 30. Jul;
Amtlich wird gemeldet: Bundespräſident Miklas hat heute
morgen, 2 Uhr, den bisherigen Bundesminiſter für Unterricht,
Dr. Kurt Schuſchnigg, zum Bundeskanzler ernannt und die von
dem deſignierten Bundeskanzler vorgelegte Liſte der Mitglieder
der neuen Regierung genehmigt.
Der Bundeskanzler Dr. Kurt Schuſchnigg führt
gleichzeitig das Bundesminiſterium für
Lan=
des verteidigung, Unterricht und Juſtiz. Für die
Führung der Geſchäfte des Landesverteidigungsminiſteriums
wird ihm der bisherige Staatsſekretär für Landesverteidigung,
Generalmajor Zehner, beigegeben, für die Angelegenheiten des
Unterrichtsminiſteriums: Sektions=Chef Dr. Hans Pernberg,
für die Angelegenheiten der Juſtizverwaltung der bisherige
Staatsſekretär Karl Karwinſky. Vizekanzler Fürſt
Starhem=
berg übernimmt gleichzeitig die Führung der
Angelegenheiten des geſamten
Sicherheits=
weſens. Hierfür wird ihm ein Staatsſekretär beigegeben
werden, deſſen Berufung unmittelbar bevorſteht. Zum
Bundes=
miniſter für Auswärtige Angelegenheiten wurde
der bisherige Juſtizminiſter Edwin von Berger=
Walden=
egg ernannt. Bundesminiſter Major Emil Fey
über=
nimmt zu ſeiner bisherigen Funktion als
General=Staatskommiſſar auch noch die
An=
gelegenheiten der Inneren Verwaltung.
Finanz=
miniſter bleibt Dr. Bureſch, Handelsminiſter:
Stockinger, Miniſter für Soziale Verwaltung:
Neuſtädter=Stürmer, der außerdem die Angelegenheiten
der berufsſtändiſchen Ordnung neu übernimmt. Es ſoll ihm
für die Arbeiterſchutzfragen ein eigener Staatsſekretär
bei=
gegeben werden, der den Kreiſen der Arbeiterſchaft entnommen
werden ſoll. Die Beſetzung des Miniſteriums für Land= und
Forſtwirtſchaft iſt noch offen. — Das Miniſter=Komitee
für außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen
wird beibehalten. Seinen Vorſitz übernimmt
der Vizekanzler Fürſt Starhemberg; als ſe in
Stellvertreter wird Miniſter Fey fungieren.
Für eine kurze Uebergangsfriſt wird zunächſt noch
Staats=
ſekretär Karwinſky die geſamten Angelegenheiten des
Sicher=
heitsweſens weiterführen, ebenſo auch der bisherige
Staais=
ſekretär für Auswärtiges, der früherer Berliner Geſandte
Tauſchitz, die Angelegenheiten des Außenamts, und der
bis=
herige Juſtizminiſter Berger=Waldenegg die Angelegenheiten des
Juſtizminiſteriums.
Die Miniſterliſte
umfaßt folgende Perſönlichkeiten:
Bundeskanzler Dr. Kurt Schuſchnigg, der gleichzeitig
die Bundesminiſterien für Landesverteidigung, für Unterricht
und für Juſtiz führt.
Vizekanzler Ernſt Rüdiger Starhemberg, der
gleich=
zeitig mit der Führung der Angelegenheiten des geſamten
Sicherheitsweſens betraut wird.
Bundesminiſter Egon Berger=Waldenegg, der mit
der Führung der auswärtigen Angelegenheiten betraut wird.
Bundesminiſter Major a. D. Emil Fey übernimmt zu
ſeiner bisherigen Funktion als Generalſtaatskommiſſär die
An=
gelegenheiten der inneren Verwaltung.
Bundesminiſter für Finanzen iſt Dr. Karl Bureſch.
Bundesminiſter für Handel und Verkehr Fritz Stockinger.
Bundesminiſter für ſoziale Verwaltung Odo Neuſtädter=
Stürmer, dem überdies die Angelegenheiten der
berufs=
ſtändiſchen Neuordnung zugewieſen werden.
Die Beſetzung des Bundesminiſteriums für Land= und
Forſt=
wirtſchaft bleibt vorbehalten.
Kommunale Enkſchuldung.
Seit dem grundlegenden Wandel der Regierungsform in
Deutſchland hat man verhältnismäßig wenig von den Finanzen
der Gemeinden und Gemeindeverbände gehört, die früher
Gegenſtand ſtändiger und erregter Auseinanderſetzungen waren.
Dies erklärt ſich zunächſt ganz einfach dadurch, daß alle Kräfte
aufmerkſam und angeſpannt auf die große Arbeitsſchlacht und
auf die rein politiſche Geſetzgebungsarbeit im Reich gerichtet
waren. Denn das wichtigſte Erfordernis der Aufbauarbeit war
es ja, daß der große Rahmen abgeſteckt wurde, innerhalb deſſen
ſie geleiſtet werden kann. Auch im Bereich der Kommunen und
Kommunalverbände ſind die politiſchen Aufgaben vordringlich
geweſen; ſie ſind mit dem Wort „Gleichſchaltung” am kürzeſten
gekennzeichnet.
Es konnte nicht ausbleiben, daß auch das Problem der
Gemeindefinanzen wieder mehr in den Vordergrund rückte,
nachdem die neue politiſche Grundlage eindeutig feſtſtand.
Heute ſtehen wir da und ein Erlaß des preußiſchen
Innen=
miniſteriums ſowie des preußiſchen Finanzminiſteriums lenken
die Aufmerkſamkeit auf beſtimmte ganz allgemeine Dinge, die es
hierbei zu beachten gilt. In dieſem Erlaß, der über Preußen
hinaus für das geſamte Reichsgebiet von grundſätzlicher
Be=
deutung iſt, wird darauf hingewieſen, daß die Gemeinden und
Gemeindeverbände ſich ſparſam einzurichten haben, daß ſie —
kurz geſagt — unter keinen Umſtänden in die Ausgabenpolitik
der vergangenen anderthalb Jahrzehnte verfallen dürften.
Die nicht nur perſonelle, ſondern auch ſachliche Neuordnung
des Deutſchen Reiches hat es mit ſich gebracht, daß alle Stellen,
auch die ſcheinbar entlegenſten, mit hineingezogen worden ſind
in die großen Pläne und Arbeiten zur Bekämpfung der
Arbeits=
loſigkeit. Jeder mußte und muß ſein Teil dazu beitragen,
mit=
hin auch die Gemeinden. Sie haben im Hinblick auf dieſe
vor=
dringliche Aufgabe erhebliche neue Belaſtungen auf ſich
ge=
nommen, die zum großen Teil erſt in der Zukunft abgedeckt
werden können. Es iſt der große Unterſchied der hier
auf=
gewendeten Mitteln von denen der früheren Zeit, daß ſie nicht
irgendwelchen repräſentativen Zwecken dienen ſollen, ſondern
wirklich nötige und brauchbare Werte ſchaffen. Nicht immer
wird es ganz leicht ſein, die genaue Grenze zwiſchen dieſen
beiden Begriffen in der Praxis zu finden, aber als allgemeiner
Grundſatz iſt dieſer Unterſchied ganz offenſichtlich. Aber auch
werterhältende und werteſchaffende Werke müſſen zunächſt
finanziert werden. Vorbelaſtungen aber tragen den Zwang zur
Abtragung in ſich.
Der erwähnte Erlaß richtet nun an die Gemeinden und
Ge=
meindeverbände die ernſte Mahnung, bei der künftigen
Ausgaben=
politik vor allem darauf bedacht zu ſein, daß die Abtragung der
Verpflichtungen zuerſt erfolgt. Die jetzt übernommenen Laſten
ſollen, ſobald neue Einnahmequellen fließen oder die alten
wieder ergiebiger werden, auf dem raſcheſten Weg abgedeckt
werden. Als praktiſcher Weg wird die verſtärkte Bildung von
Tilgungsfonds genannt. Erſt wenn das geſchehen iſt, ſollen die
Härten ausgeglichen werden, die durch die Kriſenjahre auf der
Ausgabenſeite durch Kürzungen aller Art entſtanden ſind. Es
iſt menſchlich begreiflich, wenn zunächſt der Wunſch auftaucht,
bei ſtärker fließenden Einnahmen an eine Linderung
vor=
handener Nöte, an eine Milderung von Härten heranzugehen.
Aber damit würde die Notwendigkeit einer Abdeckung der
über=
nommenen zuſätzlichen Verpflichtungen nur hinausgeſchoben.
Da eine klare und unbedingt ſaubere Finanzpolitik jedoch ein
unabweisliches Erfordernis iſt, ergeht dieſer Mahnruf zu
pein=
lichſter Sparſamkeit. Nicht noch einmal dürfen und werden die
Leiter deutſcher Kommunen vor ähnliche Schwierigkeiten geſtellt
werden, wie ſie ſich aus dem Zuſammenbruch der Mehrzahl der
Gemeindefinanzen infolge des ſchreienden Mißverhältniſſes
zwiſchen Einnahmen und Ausgaben ergeben haben.
Sie ſind aufgebracht worden unter Anſpannung aller Kräfte
und nur mit dem Ziel, die Arbeitsloſigkeit zu vermindern.
Jene Auslandsgelder aber, die in den Jahren 1924/29 in die
deutſchen Gemeinden gepumpt worden ſind, ſuchten einfach eine
möglichſt profitreiche Anlage. Sie entſtämmten einem
Ueber=
reichtum an Kapital, das nirgends größere Gewinne einheimſen
konnte als in dem kapitalentblößten und darum hohe Zinſen
zahlenden Deutſchland. Im Unterſchied zu dieſen Geldern
be=
ſteht heute bei den unter Mühen aufgebrachten Inlandsmitteln
nicht nur eine ſachliche, ſondern auch moraliſche Notwendigk2:t,
ſie möglichſt raſch wieder in den Kreislauf der Wirtſchaft
hin=
einzupumpen, d. h. alſo die Tilgung zu beſchleunigen. Rein
techniſch geſehen iſt das Problem auch inſofern weitaus
ein=
facher, als hier die Transferſchwierigkeiten und die damit
zu=
ſammenhängenden handelspolitiſchen und deviſentechniſchen
Probleme entfallen. In den vergangenen Jahren ſind die
Kommunen durch das ſich geradezu aufdrängende
Auslands=
kapital zu einer allzu leichtherzigen Ausgaben=Politik, die ſich
im Bau von prunkvollen Stadien und dergleichen äußert:
wenn nicht gerade genötigt, ſo doch verlockt worden. Heute iſt
für die Sicherung des Wiederaufbaus von Wirtſchaft und Staat
preußiſche Sparſamkeit erforderlich, ſie wird in dem genannien
Erlaß als Ziel und Aufgabe der Gemeindeverwaltungen
auf=
gezeigt, über deren Erfüllung die Aufſichtsbehörden zu wachen
und die Leiter der Gemeinden in ihren halbjährlichen Berichten
über die Entwicklung des Haushaltplanes Aufſchluß zu geben
haben.
Seite 2 — Nr. 209
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Juli
Immer noch Kämpfe in Kärnken.
DNB. Belgrad, 30. Juli.
Die ſüdſlawiſchen Blätter berichten aus Warasdin in
Kro=
atien, daß dort ein großes Lager für die öſterreichiſchen
Aufſtän=
diſchen, die die ſüdſlawiſche Grenze überſchritten haben, errichtet
wird. Man rechnet damit, daß 800 bis 1000 Mann untergebracht
werden ſollen. Bisher ſind, wie bereits gemeldet, etwa 500
Flücht=
linge eingetroffen. Sie wohnen vorläufig in einer Schule.
Gerüchte aus den Grenzgebieten beſtätigen, daß in Kärnten
tatſächlich noch gekämpft werde. Man halte aber die Lage der
Aufſtändiſchen nicht für ſehr ausſichtsreich da es ihnen an
Lebens=
mitteln mangele und die ſüdſlawiſche Regierung die Grenze
her=
metiſch abgeſperrt habe.
Ein uneinnehmbare Felſenſtellung der Aufſtändiſchen
an der füdſlawiſchen Grenze.
DNB. Wien, 30. Juli.
Ein ſehr intereſſanter Bericht traf am Montag aus Kärnten
ein. Während im allgemeinen die Ruhe im ganzen Bundesgebiet
wiederhergeſtellt iſt, haben ſich 300 Aufſtändiſche unter Führung
des gräflich Thurnſchen Förſters Joſeph Wölz auf dem Rabenſtein
an einer ſteilen Felskuppe an der ſüdſlawiſchen Grenze feſtgeſetzt.
Sie weigern ſich, ſich zu ergeben, und haben die faſt
uneinnehm=
bare Felsſtellung ſchwer verſchanzt. Von ſüdſlawiſcher Seite aber,
wo der Zugang leichter iſt, werden ſie von den Bewohnern mit
Nahrung verſorgt. Die Heeresgruppen haben Parlamentäre zu
Wölz geſchickt, mit der Aufforderung, er möge ſich ergeben. Wölz
wies dieſes Anſuchen ab und erklärte, daß er beſtimmt wiſſe, die
Sache der Aufſtändiſchen ſtände knapp vor dem Siege.
Augenblick=
lich laufen Verhandlungen zwiſchen der öſterreichiſchen und der
ſüdſlawiſchen Regierung, um die Einſetzung von Artillerie auf
öſterreichiſcher Seite zu ermöglichen. Es beſteht nämlich die
Ge=
fahr, daß abirrende Geſchoſſe auf ſüdſlawiſchem Boden
nieder=
gehen. Bis jetzt ſcheint die Genehmigung von der ſüdſlawiſchen
Regierung noch nicht erteilt worden zu ſein. Der
Sicherheits=
direktor von Kärnten, Oberſt Barger, hat ſich mit ſeinem Stabe
und dem Stabe der ganzen Kärntner Heeresgruppe zum Kampfplatz
begeben. Die Möglichkeit einer Gefangennahme beſteht überhaupt
nicht, da eine Umzingelung der Aufſtändiſchen nicht durchgeführt
werden kann. Man will die Aufſtändiſchen nur auf ſüdſlawiſches
Gebiet drängen.
Weiter wird aus Kärnten gemeldet, daß die Verluſte der
Aufſtändiſchen bedeutend ſein ſollen. Ziffernmäßig laſſen ſie ſich
ſchwer feſtſtellen, da ſie ihre Toten und Verwundeten mitnahmen.
Die Zahl der Gefangenen ſoll nicht ſehr groß ſein, da ſich ein großer
Teil der Aufſtändiſchen in die Berge flüchtete, um von dort auf
geheimen Wegen und unerkannt wieder in ihre Heimatgemeinden
zurückzukehren. Ein anderer Teil der Aufſtändiſchen hat, wie
ge=
meldet, auf der Flucht ſüdſlawiſches Gebiet erreicht.
Eine Erklärung der ſüdſlawiſchen Geſandtſchaft
in Berlin.
DNB. Berlin, 30. Juli.
Die ſüdſlawiſche Geſandtſchaft in Berlin teilt mit: Gegenüber
den Ereigniſſen in Oeſterreich iſt der Standpunkt der
ſüdſla=
wiſchen Behörden vollſtändig korrekt. Es wird eine ſtrenge
Kon=
trolle an der Grenze vorgenommen, und von irgend welchen
Zwi=
ſchenfällen oder Provokationen kann keine Rede ſein. Bisher
ſind 700 öſterreichiſche Flüchtlinge auf der Linie
Maribor—Dravograd (Marburg—Grauburg) mit 200 Gewehren,
einem Maſchinengewehr und einigen Revolvern
feſtgenom=
men, ſofort entwaffnet und interniert worden. Es
handelt ſich durchweg um Leute jüngeren Alters.
Die Bewegungen an der Grenze werden mit offenen Augen
beobachtet, und es wird allen Stellen, zur Pflicht gemacht, die
Ruhe zu bewahren. Es wurde alles Notwendige veranlaßt, um
die Sicherheit der Grenze zu gewährleiſten und die korrekten
Be=
ziehungen zu Oeſterreich aufrechtzuerhalten. Obwohl der
Stand=
punkt eingenommen wird, daß die Vorgänge in Oeſterreich ſtreng
innenpolitiſchen Charakters ſind, und während alles getan wird,
um die guten nachbarlichen Beziehungen, zu Oeſterreich nicht zu
verletzen, iſt die ſüdſlawiſche Regierung der Anſicht, daß im Falle
beſonderer Verwicklungen einzig und allein der Völkerbund
zu=
ſtändig iſt, um über die öſterreichiſche Frage als internationales
Problem zu entſcheiden. Jede andere einſeitige Maßnahme bzw.
eine Intervention wäre eine Verletzung der Friedensverträge und
könnte weitere Folgen hervorrufen. Etwaige Unterſtellungen bzw.
Entſtellungen hinſichtlich des Verhaltens Südſlawiens Oeſterreich
gegenüber würden auf das entſchiedenſte zurückgewieſen.
Von
Rupert Rupp.
Wenige nur werden die ungeheure Größe der Treue der
Saar=
deutſchen ihrem Volkstum gegenüber begreifen. Denn in ihrem
Land wurde nicht nur der Kampf zwiſchen Gold und Ehre
ausge=
tragen, hier verteidigten die deutſchen Bewohner nicht nur das
an=
geſtammte Land gegen den Anſturm des Weſtens, ſondern hier
ſpielte ſich gleichzeitig ein Kampf zwiſchen zwei
Geiſtes=
welten ab, wie er gigantiſcher vielleicht noch nie ausgefochten
wurde. Die deutſche Sprache, die deutſche Muſik, deutſche Dichtung
und deutſches Theater, deutſche Architektur, deutſche Malerei und
deutſches Volkstum hatten ihren Lebenswert zu beweiſen in dem
Ringen der vergangenen fünfzehn Jahre, ſie hatten die Probe zu
beſtehen auf ihre Echtheit und ihre Verankerung in den Herzen der
deutſchen Menſchen an der Saar, ſie mußten zum Wettkampf
aufmarſchieren gegen die weſtliche Verſuchung
einer liberalen Idee, die mit fremdem Geld und durch
fremde Macht immer neu geſtärkt wurde. Und wenn die Macht,
die in den Händen der volksfremden Verwalter des Saargebiets
lag, das Singen deutſcher Volkslieder oder die Aufführung
deut=
ſcher Dramen verbot, wenn mit Mitteln des Geldes deutſche
Kin=
der gezwungen wurden, franzöſiſche Schulen zu beſuchen, oder wenn
es unterbunden wurde, die Spitzenleiſtungen der deutſchen
Film=
kunſt darzubieten oder dieſe ſogar in den Zeitungen zu beſprechen (!),
ſo geſchah dies alles aus keinem andern Grunde als dem, an Stelle
des ausſichtsloſen Wettbewerbs zwiſchen weſtlicher Dekadenz und
echt deutſcher Kultur den Machtſpruch der oberſten Behörden zu
ſetzen.
Auf keinem Gebiet aber erwies ſich die innere Wahrheit des
deutſchen Geiſtes ſo ſehr wie in dem unerwartet plötzlichen
Auf=
brechen eines blutvollen und erdverbundenen Schrifttums an der
Saar, insbeſondere da hier an keine Tradition angeknüpft werden
konnte und den jungen aufwärtsſtrebenden Menſchen nicht einmal
die Förderung zuteil werden konnte, die ihnen an einer andern
Stelle im deutſchen Reich zugekommen wäre.
*
Es iſt klar, daß von einer eigenſchöpferiſchen Dichtung an der
Saar wie von einer bewußten Kulturarbeit ſolange nicht
ge=
ſprochen werden konnte, als durch die Verheerung und Zerſtörung
der vielen Kriege und durch die bunte Miſchung der Menſchen
durch die allzuſchnelle Induſtrialiſierung des Saarbeckens der Be=
Vom Tage.
Miniſterpräſident Göring hat den Gauleiter Schwede zum
Oberpräſidenten der Provinz Pommern zu Stettin ernannt.
Am Dienstag, den 31. Juli, um 22.20 Uhr, ſpricht im
Reichs=
ſender München der Oberbürgermeiſter der Stadt Nürnberg.
Lie=
bel, über die Vorbereitungen Nürnbergs zum Reichsparteitag 1934.
Die Dramatiſche Geſellſchaft der Univerſität Oxford hat mit
Rückſicht auf die politiſche Lage in Oeſterreich eine geplante Reiſe
nach Salzburg, wo ſie im Rahmen der Feſtſpiele Shakeſpeares
Drama Richard III. aufzuführen beabſichtigte, abgeſagt.
Der Streik der Hafenarbeiter in San Franzisko und den
üb=
rigen Hafenſtädten am Stillen Ozean wird Dienstag früh beendet
werden. 12000 Mann werden die Arbeit wieder aufnehmen. Die
Vereinbarung über die Arbeitswiederaufnahme ſieht vor, daß
kei=
nerlei Maßregelungen vorgenommen werden dürfen, und daß die
Frage der Zulaſſung von Gewerkſchaften dem zu erwartenden
Schiedsſpruch überlaſſen bleibt.
Der japaniſche Kriegsminiſter Hajaſchi, der ſoeben von
Uebungen der japanifchen Luftflotte nach Tokio zurückgekehrt iſt,
erklärte, die Luftübungen hätten bewieſen, daß Japan jedem
aus=
ländiſchen Luftangriff ausgeſetzt ſei. Man müſſe dem engliſchen
Beiſpiel folgen und wieder aufrüſten. Die japaniſche Luftflotte
müſſe mindeſtens ſo ſtark ſein, wie die Luftflotte Sowjetrußlands
oder der Vereinigten Staaten.
Helbſtmord eines Wiener Polizeirevierinſpekkors.
Vor dem Polizeigebäude fuhr am Sonntag abend ein
Ret=
tungswagen vor. Plötzlich erſchienen auch Alarmabteilungen der
Polizei mit ſchußbereitem Gewehr und ſperrten das Gebäude ab.
Augenzeugen erzählen, daß vom vierten Stock des Gebäudes ein
Mann herabſtürzte und ſchwer verletzt liegen blieb.
Der geheimnisvolle Vorfall im Wiener Polizeigebäude
be=
ginnt ſich aufzuklären. Der Sicherheitswacheninſpektor Doppler,
der ſich am Sonntag abend aus einem Fenſter des
Polizeigebäu=
des in die Tiefe geſtürzt hat und ſchwer verletzt iſt, war der
Kom=
mandant der Sicherheitswachenabteilung, die im
Bundeskanzler=
amt am Mittwoch voriger Woche Dienſt machte, als die Putſchiſten
eindrangen und ſie überwältigten. Doppler wurde am Sonntag,
um ſeine Rolle bei dieſen Vorgängen aufzuklären, zur
Staats=
polizei gebracht und verhört. Während dieſes Verhörs riß er ſich
los und ſtürzte in die Tiefe.
Polizei-Pizepräſidenk Skubl Generalinſpekkeur
der Bundespolizei.
Der Polizei=Vizepräſident von Wien, Skubl, iſt zum
Generalinſpekteur der geſamten Bundespolizei Oeſterreichs
er=
nannt worden, unbeſchadet ſeiner Stellung als Vize=
Polizei=
präſident. Dem Generalinſpekteur obliegt die Ueberprüfung der
geſamten Bundespolizei und die Abſtellung etwaiger Mängel
in perſoneller oder ſonſtiger Beziehung.
Wie hierzu verlautet, handelt es ſich bei dieſer Maßnahme
darum, dem durch die jüngſten Ereigniſſe kompromittierten
Polizeipräſidenten Seydl allmählich ſeine Funktionen zu entziehen.
Vereidigung des Kabinetts Schuſchnigg.
EP. Wien, 30. Juli.
Kurz nach Miternacht erſchien, wie eine amtliche Mitteilung
beſagt, der neuernannte Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg mit den
Mitgliedern des Kabinetts beim Bundespräſidenten.
Bundesprä=
ſident Miklas verwies in einer Anſprache auf die dem Kabinett
geſtellten Aufgaben, wobei er auch der bisherigen Leiſtungen Dr.
Schuſchniggs gedachte und dem Vizekanzler Starhemberg für die
Führung der Geſchäfte ſeit dem Tode von Dr. Dollfuß dankte.
Darauf legten Dr. Schuſchnigg und die neuernannten
Mini=
ſter und Staatsſekretäre den Eid auf die Verfaſſung ab. Nach
der Vereidigung dankte Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg dem
Bun=
despräſidenten für das durch die Berufung bekundete Vertrauen
und gelobte die Weiterführung der Regierungsgeſchäfte im Sinne
des verſtorbenen Bundeskanzlers Dr. Dollfuß.
DNB. Paris, 30. Juli.
Zu den aus engliſcher Quelle ſtammenden Gerüchten, daß man
in gewiſſen öſterreichiſchen Kreiſen ernſtlich an die
Wiederherſtel=
lung der Monarchie denke, meldet jetzt das „Echo de Paris”, die
franzöſiſche Regierung habe ſich mit der Kleinen Entente vor
einigen Wochen dahin verſtändigt, daß die Wiedereinſetzung der
Habsburger ausgeſchloſſen ſei. Die Wiedereinſetzung würde die
Beziehungen zu den Tſchechen, Südſlawen und Rumänen gefährden,
die nicht zögern würden, mobilzumachen, wenn die Löſung der
Frage der Wiedereinſetzung der Habsburger Geſtalt annehmen
ſollte.
ſtand eines organiſch gewachſenen Volkstums immer wieder
zer=
ſtört wurde.
Seit der Zeit Eliſabeths von Naſſau=Saarbrücken, die in der
für das Saargebiet verhältnismäßig ruhigen Zeit des 15.
Jahr=
hunderts den deutſchen Proſaroman mitbegründete und die deshalb
in die deutſche Literaturgeſchichte eingegangen iſt, kann in der
Ge=
ſchichte des Schrifttums an der Saar kein halbwegs bedeutender
Name gefunden werden. Die Gründe hierfür können nur darin
lie=
gen, daß in den Jahrhunderten, die ſeitdem vergangen ſind, immer
neue Lebensſtörungen in das Land an der Saar hineingetragen
wurden, die es verhinderten, daß die Menſchen mit dem Boden
und der Landſchaft verwachſen konnten. Der Dreißigjährige Krieg
hat an der Saar ein Trümmerfeld geſchaffen. Die Raubzüge
Ludwigs XIV., die Jakobinerjahre zu Ende des 18. Jahrhunderts
zerſtörten ſtets wieder, was in den kurzen Friedensjahren
aufge=
baut wurde. Das politiſche Geſchehen hatte eine ſeeliſche Knechtung
zur Folge. Die Franzöſiſierungsbeſtrebungen jener Jahrhunderte, die
alle Kräfte zum Abwehrkampf anforderten, verhinderten ein
volks=
haftes Wachstum des kulturellen Lebens ebenſoſehr wie die innere
deutſche Zerriſſenheit, die ſich in den Grenzlanden bedeutend ſtärker
auswirkte als in der Mitte des Reichs.
Und als die Saardeutſchen nach der franzöſiſchen Eroberung
im Jahre 1815 zu Deutſchland zurückkehrten und in eine friedvollere
Zukunft ſchauen konnten, trat ein Neues hinzu, das ebenſo ſtark
wie die vergangenen Ereigniſſe eingriff in das Eigenleben des
Saarvolks: die Induſtrialiſierung des Saarbeckens mit all ihren
Folgen und Umſchichtungen, mit dem gewaltigen Zuzug anderer
Menſchen aus anderen deutſchen Landen, mit der neuen Loslöſung
jedes Einzelnen von Beruf und Boden und Haus und Hof. Das
Alte mengte ſich mit dem Neuen, die eingeſeſſenen Menſchen
miſch=
ten ſich mit den zugezogenen, und es währte lange, bis die
Ver=
ſchiedenſtämmigen aneinandergeſchweißt wurden zu einem
Gan=
zen. Denn wenn auch faſt ausſchließlich Deutſche in das Saartal
einwanderten, die, von Mundartverſchiedenheiten abgeſehen, die
gleiche Sprache wie die Menſchen ihrer neuen Heimat hatten, und
die ſich auch bluthaft eins miteinander fühlten, ſo blieb dennoch
das Weſentliche unerfüllt: das Heimgefühl von Menſch zu Menſch
und von Menſch zur Landſchaft. Kultur kann nur aus der
Ganz=
heit, unter der wir das Einsſein des Einzelnen mit Volk und
Landſchaft verſtehen, entſpringen.
Erſt durch das gemeinſame Erlebnis des Weltkriegs und durch
die Jahre des Leids, die durch das Diktat von Verſailles
herauf=
beſchworen wurden, konnten ſich alle ſchaffenden Menſchen an der
Saar zu einer Abwehreinheit zuſammenſchließen, um hier zum
erſtenmal fruchtbar zu werden im Bewußtſein, ihren Teil zur
künſt=
leriſchen Geſtaltung des großdeutſchen Schickſals beizutragen. Es
war das gleiche Erlebnis, durch das das geſamte Rheinland und
geſeh.
DNB. Berlin, 30. Juli.
In einem Vortrag vor Vertretern der Preſſe ſprach Dr.
Her=
mann über das Thema „Der Sozialismus im Reichsnährſtand
geſetz. — Die Bodenfrage als Schlüſſel zum Verſtändnis des S
zialproblems‟ Dr. Herrmann führte u. a. aus:
Gleichzeitig mit der ſich vollziehenden Bauernbeſreiung
en=
ſtand das moderne Bodenproblem. Das 19. Jahrhundert ſtellt
den Bauern mitten in die ſich raſch entwickelnde hochkapitaliſtiſch
Entwicklung. Die römiſch=rechtliche Geſtaltung ſeines
Eigentum=
rechtes geſtattete dem Bauern, ſeinen Grund und Boden
oder teilweiſe zu veräußern oder aber ganz oder teilweiſe frei
vererben. Die nationalſozialiſtiſche Agrar= und Bauerngeſe,
gebung hat im Sinn des deutſchen Sozialismus nicht den We
der Verſtaatlichung des Grund und Bodens beſchritten, ſonder
hat für das Eigentum des Erbhofbauern an Grund und
Bode=
ein völlig neues, d. h. vom römiſch=rechtlichen abſtrakten Eigen
tumsbegriff des BGB. völlig abweichendes Eigentumsrecht ent
wickelt. Es wäre falſch, vom alten Eigentumsbegriff des BGB
ausgehend, von einer Beſchränkung des Eigentumes des Erbhof
bauern zu ſprechen.
Drei grundlegende revolutionäre Beſtimmungen bilden
die Eckpfeiler des Reichserbhofgeſekzes.
1. Der Erbhof iſt nicht mehr veräußerlich. Mit dieſer geſetz
lichen Beſtimmung hat der Boden den Charakter einer
Handels=
ware wieder abgeſtreift. Die Frage, wie wir die Geſamtheit un
ſerer Volksgenoſſen auf eigenem Grund und Boden ernähren
kön=
nen, iſt heute mehr denn je Kern der ſozialen Frage überhaupt.
Die Vorausſetzung für die Löſung dieſer Aufgabe, iſt die Löſung
der Bodenfrage.
2. Der Erbhof iſt nicht mehr frei vererblich. Das Geſetz ſchließt
ſowohl eine Teilung wie eine Belaſtung des Erbhofes zu dieſem
Zwecke aus.
3. Der Erbhof iſt nicht mehr belaſtbar. In Verbindung mit
dem jetzt beſtehenden Vollſtreckungsſchutz glauben einerſeits viele
Bauern, ſie brauchten in Zukunft nicht für ihre Schulden
einzu=
ſtehen. Der Bauer muß fähig ſein, ſeinen Hof ordnungsgemäß
zu bewirtſchaften. Dazu gehört auch die Bezahlung der Schulden,
ſoweit dies bei ordnungsmäßiger Wirtſchaft möglich iſt.
Andern=
falls kann ihm die Verwaltung und Nutznießung des Erbhofes
auf eine gewiſſe Zeit oder auf die Dauer entzogen werden.
Auf=
der anderen Seite iſt die Auffaſſung, daß nach Fortfall der
Mög=
lichkeit einer hypothekariſchen Sicherheit eines Darlehens der
Erb=
hof keine Sicherheit mehr bietet, unhaltbar. Das REG. ſieht eine
zuſätzliche Kreditſicherung durchaus vor. Dieſe liegt teilweiſe in
der Diſziplinargewalt des Reichsnährſtandes gegenüber dem
Erb=
hofbauern und teils in der Eigenſchaft des Reichsnährſtandes
als Körperſchaft des öffentlichen Rechts.
In Zukunft werden für den Agrarkredik
folgende Grundſäke Gelkung haben:
Es entſpricht der nationalſozialiſtiſchen Auffaſſung, 1. daß das
Leihkapital nur dort einen Anſpruch auf Zinſen habe, wo dieſe
aus den Erträgen gezahlt werden können. Ein zu einem
beſtmm=
ten Zeitpunkt durch Kündigung fällig zu machender oder Aig
werdender langfriſtiger Kredit darf in Zukunft zunächſt imBe
reich der Erbhofwirtſchaft nicht mehr Verwendung finden; 2.
Kre=
dite, die nicht produktiv in landwirtſchaftlichen Betrieben
feſt=
gelegt werden, ſind in Zukunft nicht mehr denkbar. Der künftige
Erbhofkredit ſoll grundſätzlich aus den Erträgniſſen eines Jahres
abdeckbarer Perſonalkredit ſein. Die Verſorgung der
Landwirt=
ſchaft und vor allem der Erbhöfe mit Krediten kann in Zukunft
nicht mehr dem Bauern und Landwirt überlaſſen werden. Um
einerſeits den Bauern künftig vor wirtſchaftlich nicht
gerechtfer=
tigter Verſchuldung zu ſchützen und andererſeits auch zum Schutz
der Kreditgeber und Sparer durch eine Kreditkontrolle, die die
produktive Verwendung des Kredites ſichert, müſſe der
Reichs=
nährſtand Organe ſchaffen, die zwiſchen Bauern und Kreditgeber
die erwähnte doppelte Funktion ausüben. Solche Organe würden
eine Erleichterung des Kreditzuſtromes inſofern bedeuten, als ſie
in der Lage wären, die ſubſidiäre öffentliche Haftung des
Reichs=
nährſtandes zu realiſieren. Weiterhin würden dieſe Organe dem
Reichsnährſtand die Handhabe für die Durchführung einer
Kre=
ditſteuerung geben, die darauf abzielen würde, eine möglichſt
rationelle Ausnützung des geſamten bäuerlichen Grund und
Bo=
dens allmählich durchzuführen.
beſonders die Pfalz nach den Beſatzjahren und der Separatiſten
zeit zum Bewußtſein der unerſetzbaren Werte des Volkstums und
damit zu einer wirklich neuen Schöpfungsfülle gelangt iſt.
Und wenn wir nun den Beginn einer gleichen Entwicklung im
Saargebiet erleben, das ja eigentlich in Landſchaft, Volkstum und
verwandtem hiſtoriſchen Schickſal die Ergänzung zur Pfalz
dar=
ſtellt, ſo erkennen wir hier mit einer beiſpielloſen Klarheit, daß
immer nur ein geſchloſſenes und entwicklungsfähiges Volkstum eine
lebendige Kultur zu erwecken imſtande iſt. Dieſes deutſche
Volks=
tum iſt das heiligſte Gut, um das der Grenzlanddeutſche ringen
kann. In der Geſtaltung des Volkstums kann der ſchaffende Menſch
ſeine Stärke zeigen. Doch er ſoll auch die Gefahr erkennen, die ihm
droht, wenn er dabei nur im Provinziellen und Mundartlichen
ver=
haftet bleibt. Leider wurde dies in der jungen Kulturlandſchaft
des Saargebiets wenig beachtet. Doch während Friedrich Schon,
deſſen Name faſt als einziger in der jüngſten Vergangenheit
jen=
ſeits der Heimatgrenze bekannt wurde, dieſer Gefahr nicht
enl=
gehen konnte, während Lisbeth Dill ſich den Verſuchungen des
weſt=
lichen dekadenten Geiſtes nicht entziehen konnte, machte Fried‟
rich Binz in ſeinem Roman „Friedrich” den erſten Verſuch, in
das große und allgemeingültige Reich ſinnvollen Schöpfertums
vor=
zuſtoßen. Es iſt bezeichnend, daß dies Werk erſt nach dem Erlebnis
des Weltkriegs entſtehen konnte, in einer Zeit, in der die
Sehn=
ſucht nach dem großen Führer laut wurde. Und weſſ.
Arthur Friedrich Binz durch ſeinen frühen Tod dieſen richtung.
weiſenden Roman auch nicht mehr vollenden konnte, ſo wurde durg
ſeine Tat doch der Boden gelockert, in dem eine kraftvolle Schop”
fung und ein lebendiges Schrifttum keimen und wachſen kann.
Die deutſche Jugend hat inzwiſchen den Sieg der deutſchen
Be=
freiung durchgefochten. Die neue Zeit, die heute auf allen Gebieten.
des kulturellen Lebens zum Ausdruck kommt und unter deren Fahue
ſich ein junges Geſchlecht geſammelt hat, verſucht auch im jungen
Schrifttum des Saargebiets gleichnishaft die Enge der Verſailer
Grenzen zu durchſtoßen, um in einer gleichen Abwehrfron:
gegen die kleinlichen Intereſſen des Weſtens ön
ſtehen wie das geſamte Saarvolk in politiſchem Sinn. Die Hill”
wendung zuden Kräften der Landſchaft und von de=
Landſchaft zu der großen Blutsbrüderſchaft aller Deutſchen ließ eile
Gemeinſamkeit der Schaffenden an der Saar entſtehen, die 44
allen Gebieten der Dichtung fruchtbar zu werden verſpricht. O
kurzen Abſtänden erſchienen mehrere Romane und kleinere 4"
beiten, die vom Atem der Saarlandſchaft durchweht ſind und e
Loslöſung ihrer Geſtalter aus engem Raum in überzeitliche
De=
zirke ankünden. Am deutlichſten und ſichtbarſten wird jedoch. O
junge Reife des deutſchen Schrifttums an der Saar in
Dienstag, 31. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 209 — Seite 3
jeuchleriſche Beweisführung. — Die deutſche Zivilluftflokte als Vorwand für die engliſche Rüſtungspolitik.
Baldwin im Ankerhaus.
EP. London, 30. Juli.
Zu dem Luftaufrüſtungs=Programm der engliſchen
Regie=
ung gab der ſtellvertretende Miniſterpräſident Baldwin am
Nontag im engliſchen Unterhaus neue Erklärungen ab, in denen
r zunächſt auf die allgemeine Unſicherheit in Europa hinwies.
in gewiſſen Teilen Europas herrſche heute ein Geiſt, der falls
r nicht „gebeugt oder ausgetrieben” werden könne, eines Tages
je Abrüſtung unmöglich machen werde. Man könne noch nicht
agen, ob der Abſchluß jenes oſteuropäiſchen Paktes, den die
iegierung und auch das Unterhaus grundſätzlich als
empfehlens=
oert anerkannt hätten, zuſtandekomme.
Baldwin wandte ſich dann gegen die Kritiker, die das
Zegierungsprogramm teils als übertrieben, teils als
unzuläng=
ich, und alle zuſammen als inopportun bezeichneten. Die
eng=
iſche Landesverteidigung ſei gegenwärtig ſo ſchwach, daß ſie
ur einen kleinen Beitrag zur kollektiven Sicherheit bilde. Man
nüſſe ſie daher bis zu einer gewiſſen Ausdehnung verſtärken.
In der ganzen Welt habe ſich in den letzten Jahren die Tendenz
ſeltend gemacht, die Luftrüſtungen zu vermehren. Das neue
Programm der Regierung ſehe die Vermehrung der Flugzeuge
von 844 auf 1304 vor, vorausgeſetzt, daß es in fünf Jahren
vollſtändig durchgeführt werde. —
Bei dieſer Gelegenheit äußerte ſich der ſtellvertretende
Miniſterpräſident über die Möglichkeit deutſcher Luftaufrüſtungen.
Es beſteht kein Zweifel, daß in Deutſchland gegenwärtig das
frößte Intereſſe für das Flugweſen herrſche. Dies ſei bekannt
uus Reden, die in Deutſchland gehalten worden ſeien, aus dem,
vas man leſe, und aus dem Geheimnis, das um die Erſtellung
on Flugplätzen gebreitet werde. Es könne kein Zweifel
dar=
iber beſtehen, daß Deutſchland in dem Augenblick, in dem es
ich frei fühle, aufzurüſten beabſichtige, dem Flugweſen die größte
lufmerkſamkeit zu ſchenken. Es ſei auch klar und ſei im
Unter=
ſaus ſchon wiederholt erklärt worden, daß „falls Deutſchland
as Recht habe oder ſich das Recht nehme, aufzurüſten, es aus
einer wehrloſen Poſition in der Luft jedes Argument auf
einer Seite haben würde, um den Verſuch zu ſeiner eigenen
5icherheit zu machen.”
Das engliſche Luftrüſtungs=Programm ſei ein weſentlicher
öchritt zur Verwirklichung der Parität. Es läge kein Anzeichen
afür vor, daß die Nationen, die an den Rüſtungsbeſprechungen
eilnähmen oder verſuchten, einen neuen Pakt abzuſchließen,
elbſt in irgendeiner Weiſe von der Aufrüſtung Abſtand nehmen.
die engliſche Regierung ſei der Anſicht, daß England nicht
änger darauf verzichten könne, dieſem Beiſpiel zu folgen. Zu
rgendeiner Panik beſtehe aber kein Anlaß.
So=
zeit man ſehen könne, beſtehe keine Gefahr eines
friedensbruchs.
Baldwin wiederholte dann die von der Regierung bereits
rüher angeführten Argumente, daß ſie ihre Pflicht gegenüber
em engliſchen Volk erfüllen müſſe, und daß die Durchführung
es Programms je nach Bedarf beſchleunigt oder, verlangſamt
verden könne. Was den Schutz der Zivilbevölkerung gegen
Luft=
ngriffe angehe, ſo habe die Regierung ihre Pläne ſoweit
ver=
virklicht, als es ſich habe tun laſſen, ohne Aufregung in die
Oeffentlichkeit hineinzutragen. Der nächſte Schritt werde ſein,
nit den Lokalbehörden, öffentlichen Körperſchaften und all
den=
nigen Stellen Fühlung zu nehmen, die im Notfall einen Teil
* Verantwortung zu tragen haben würden. Demnächſt würden
er Bevölkerung die notwendigen Weifungen bekanntgegeben
ſerden. Das größte Verbrechen gegenüber dem engliſchen Volk
ſürde ſein, daß man ſich fürchte, ihm die Wahrheit zu ſagen.
r ſei davon überzeugt, daß er heute vom Unterhaus nur die
ſilligung deſſen verlange, was nicht nur unbedingt notwendig,
undern auch das Mindeſte ſei, was er vom Haus verlangen
inne.
Simon zur öfterreichiſchen Frage:
Kein Anlaß zu einer Akkion.
Außenminiſter Sir John Simon gab zu Beginn der
Unter=
eusſitzung eine Erklärung über die Ereigniſſe in Oeſterreich und
ie Haltung der engliſchen Regierung zu dieſen Vorgängen ab.
junächſt beantwortete der Außenminiſter eine Anfrage des
libe=
alen Abgeordneten Mander. Im ſei nichts davon
be=
annt, daß die Einberufung einer
Sonder=
itzung des Völkerbundsrats zur Prüfung der
age in Oeſterreich beabſichtigt ſei. Der
Abgeord=
ete Mander richtete darauf an Sir John Simon die Frage, ob
er ſich darüber klar ſei, wie wichtig es wäre, daß nötigenfalls dieſe
Angelegenheit vom Völkerbund behandelt werde, und nicht ein
oder zwei einzelnen Staaten überlaſſen bleibe.
Auf dieſe und einige andere von Konſervativen und
Sozia=
liſten geſtellte Fragen, die ſich auf eine angebliche deutſche
Einmiſchung in die mit der Ermordung des Bundeskanzlers
abſchließenden Ereigniſſe in Oeſterreich bezogen,
entgeg=
nete der Außenminiſter, nach den ihm zugegangenen neueſten
Be=
richten ſcheine die Aufſtandsbewegung in Oeſterreich, abgeſehen von
Kämpfen in einigen Grenzgebieten, beendigt zu ſein.
Im vergangenen Februar und erſt ganz kürzlich habe er von
der öſterreichiſchen Regierung eine Materialſammlung erhalten, in
der auf einen beträchtlichen deutſchen Einfluß in der Propaganda
gegen die öſterreichiſche Regierung und eine Anzahl auf
öſterreichi=
ſchem Boden begangener Anſchläge hingewieſen worden ſei. Das
gleiche Material ſei auch der italieniſchen und der franzöſiſchen
Re=
gierung mitgeteilt worden. Bei der Empfangsbeſtätigung habe er
dem öſterreichiſchen Geſandten mitgeteilt, daß die engliſche
Regie=
rung zwar nicht die Abſicht habe, ſich in die inneren
Angelegenhei=
ten eines anderen Landes einzumiſchen, daß ſie aber das Recht
Oeſterreichs anerkenne, jede Einmiſchung in ſeine inneren
Angele=
genheiten von irgendeiner anderen Seite her abzulehnen.
Sir John Simon verlas dann den Wortlaut der Erklärung,
die er am 13. Februar im Unterhaus abgegeben hat, und fügte
hinzu, der Standpunkt der engliſchen Regierung hinſichtlich der
Ent=
haltung von jeder Einmiſchung in die inneren Angelegenheiten
eines anderen Landes habe ſich nicht geändert.
Auf die Frage eines Mitgliedes des Parlaments, welche
Schritte die britiſche Regierung unternehme und zu unternehmen
beabſichtige, um die Unabhängigkeit Oeſterreichs zu wahren,
er=
klärte Simon: Die Regierung verfolgt weiterhin ſorgfältig die
Lage. Es iſt aber von ſeiten der Regierung keine Aktion
erfor=
derlich oder in Erwägung.
Die ikalieniſch=engliſchen Blokkenbeſprechungen.
EP. London, 30. Juli.
Der italieniſche Flottenſachverſtändige Kapitän Biscia hatte
im Foreign Office heute die erſte Zuſammenkunft mit den
eng=
liſchen Sachverſtändigen, um ſich über den Verlauf der von
Eng=
land mit den Vereinigten Staaten und Frankreich geführten
Be=
ſprechungen zur Vorbereitung der nächſtjährigen Flottenkonferenz
zu informieren. Auf italieniſcher Seite nahm an der
Unterhal=
tung noch der Flotten=Attaché der italieniſchen Botſchaft teil,
wäh=
rend auf engliſcher Seite neben drei höheren Offizieren der
Ad=
miralität ein Beamter des Foreign Office zugegen war. — Im
Verlauf der Beſprechungen wird auch die Frage der italieniſchen
35 000=Tonnen=Kreuzer im Zuſammenhang mit dem Wunſche
Englands, die Kreuzer=Höchſt=Tonnage auf 25 000 Tonnen
feſtzu=
ſetzen, zur Erörterung kommen. — Kapitän Biscia hofft, ein
ge=
meinſames engliſch=italieniſches Memorandum zuſtandezubringen,
das diejenigen Punkte, in denen ein Einvernehmen zwiſchen den
beiden Regierungen beſteht, enthalten und als Grundlage für die
im Oktober beginnenden eigentlichen Vorbeſprechungen in der
Flottenfrage dienen ſoll.
Poliliſche Handelsgeſchäfte zwiſchen Frankreich
und Ikalien?
EP. Paris, 30. Juli.
An gut unterrichteter franzöſiſcher Stelle wird die Nachricht
dementiert, daß im Anſchluß an das engliſch=italieniſche
Abkom=
men über die Grenzregelung im nordafrikaniſchen Gebiet ein
Vertrag zwiſchen Paris und Rom über die Grenzziehung von
Tripolis unterzeichnet worden ſei. Die jüngſten Beſprechungen
des franzöſiſchen Außenminiſters mit dem italieniſchen Botſchafter
galten nicht dieſer Frage, ſondern dem öſterreichiſchen Problem.
Immerhin erklärt man es im Quai dOrſay für ſehr
wünſchens=
wert, wenn vor dem Beſuch Barthous in Rom, der nach wie vor
für den Monat Oktober vorgeſehen iſt, dieſe und andere Fragen
zwiſchen Italien und Frankreich einer Löſung entgegengebracht
werden könnten.
Die neue öſterreichiſche Regierung wird in Paris nicht
über=
all als ideale Löſung betrachtet. Die Blätter machen keinen Hehl
daraus, daß Gegenſätze innerhalb der Regierung beſtehen.
Natür=
lich drücken alle Blätter den Wunſch aus, daß die neue Regierung
den inneren und äußeren Schwierigkeiten gewachſen ſein möge.
Niedriger hängen!
Die italieniſche Preſſe ſetzt ihre Angriffe gegen Deutſchland
fort. Sie hat aber jetzt alle Grenzen der gewohnten Polemik
überſchritten. Einige Proben ihrer Tonart ſeien hier
wieder=
gegeben. So ſchreibt „Meſſagero” von Deutſchland: „Siehe da,
wie das wilde Tier zu ſeiner wirklichen Natur zurückkehrt! Cs
denkt inſtinktiv an neue Bluttaten, an Verfolgungen und Rache.”
Das gleiche Blatt bezeichnet die deutſchen Blätterſtimmen zu
der italieniſchen Polemik als „Früchte einer allgemein erkannten
moraliſchen Widerwärtigkeit”. Nicht anders ſieht es z. B. beim
„Popolo d’Italia” aus, der von den Deutſchen behauptet, daß
„in ihren trüben Seelen die wilden Inſtinkte und jener
Blut=
durſt wieder erwachten, den die römiſche Kultur in zwei
Jahr=
tauſenden des Chriſtentums in ihren Nomadenſeelen abgedämpft
hatte‟. Das Blatt ſchließt ſeine ſchamloſen Beſchimpfungen mit
der Bemerkung: „Die Nationalſozialiſten ſind Mörder und
Päderaſten, nur das und nichts anderes.‟ Dieſe Ausleſe
italieniſcher Preſſeäußerungen ſpricht für ſich ſelbſt. Wir
ver=
zichten darcuf, in dieſes Tal journaliſtiſchen Tiefſtandes
hinab=
zuſteigen und überlaſſen dieſe Verwilderung der italieniſchen
Preſſe dem Urteil des deutſchen Volkes.
Zuſammenkrikk
des Wiener Milikärgerichtshofes.
Die Berhandlung gegen die Dollfuß=Mörder.
DNB. Wien, 30. Juli.
Die Standgerichtsverhandlungen gegen die Aufſtändifchen
vom 25. Juli haben bereits am Montag nachmittag vor dem
Militärgerichtshof begonnen. Den Vorſitz führt der
Infanterie=
inſpektor von Wien Generalmajor Oberweger. Der
General=
ſtaatsanwalt Dr. Truppy vertritt die Anklage. Die
Verhand=
lungen haben mit dem Verhör der beiden als Mörder von
Dr. Dollfuß angeſehenen früheren Wehrmänner Planettg
und Holzweber begonnen.
Eine Kompagnie Infanterie bewacht das Landesgericht, in
dem die Verhandlung ſtattfindet. Nach der Aburteilung der
beiden unmittelbaren Mörder ſoll unverzüglich die Verhandlung
gegen die Aufſtändiſchen beginnen, die die Ravag am Mittwoch
nachmittag beſetzten. Aus dem bisherigen Verhör der
Auf=
ſtändiſchen konnte noch nicht ermittelt werden, von welcher Seite
der Auftrag zum Beginn des Aufſtandes erteilt worden iſt. Die
Aufſtändiſchen erklärten in der Unterſuchung, darüber nichts zu
wiſſen. Die Herkunft der Uniformen der Aufſtändiſchen iſt
jedoch zum großen Teil bereits aufgeklärt worden. Teils wurden
die Uniformen vom Althändler gekauft, teils gehörten ſie den
Aufſtändiſchen aus ihrer früheren aktiven Dienſtzeit, teils ſollen
ſie für den Aufſtand von einem Schneider angefertigt worden
ſein. In unterrichteten Kreiſen erwartet man, daß von den
144 verhafteten Aufſtändiſchen nur gegen die ein Todesurteil
gefällt werden wird, die unmittelbar als die Mörder des
Bundeskanzlers Dr. Dollfuß oder als die Haupträdelsführer
anzuſehen ſind. Es beſteht der Eindruck, daß die Regierung die
Abſicht hat, ſoweit wie möglich Enlaſtungsmomente gelten zu
laſſen.
Dr. Rinkelen polizeilich vernommen.
Der Geſandte Dr. Rintelen iſt am Montag zum erſten
Male im Krankenhaus polizeilich vernommen worden. Der
Zu=
ſtand Dr. Rintelens ſoll ſich im Laufe der letzten Nacht ſo weit
gebeſſert haben, daß ſeine Vernehmung möglich war.
Man hofft, durch die Ausſagen Dr. Rintelens, die
ſteno=
graphiſch aufgezeichnet werden, weitgehend die Zuſammenhänge
des Aufſtandes zu klären. Dr. Rintelen befindet ſich weiter
unter ſtrengſter Bewachung.
Mißlungener Enkführungsverſuch Dr. Rinkelens.
Am Montag waren in ganz Wien Gerüchte von einem
Ver=
ſuch Dr. Rintelen aus dem Krankenhaus zu entführen,
ver=
breitet. Tatſächlich hat ſich in der Nacht zum Montag folgender
Vorfall abgeſpielt: Vor dem Allgemeinen Krankenhaus, in dem
Dr. Rintelen liegt, fuhr ein Krankenkraftwagen vor, der mit
Männern beſetzt war, die die Uniform von Wachleuten trugen.
Die Leute gaben vor, beauftragt zu ſein, Dr. Rintelen in das
landesgerichtliche Inquiſitenſpital zu überführen. Den
dienſt=
habenden Aerzten kam die Sache verdächtig vor. Außerdem war
der Geſundheitszuſtand Dr. Rintelens derart, daß eine
Ueber=
führung nicht ratſam ſchien. Darauf wurden die Leute wieder
weggeſchickt. Eine ſpätere Anfrage ergab, daß ein Auftrag zur
Ueberführung Dr. Rintelens ins Landesgericht nicht erteilt
wor=
den war. Es liegt alſo zweifellos ein mißlungener
Entführungs=
verſuch vor.
Sammlung „Stimmeder Weſtmark”, in deren Vorwort kein
veringerer als Hanns Johſt Handſchlag und Treugruß mit der
Dichtergemeinſchaft der Weſtmark wechſelt, und die durch die
gleich=
eitige Aufnahme der jungen pfälziſchen Dichter die kulturelle
Ein=
geit der Weſtmark, des Landes zwiſchen Saar und Rhein, beweiſt.
Wie die Sammlung „Stimme der Weſtmark” lehnen auch die
übrigen vielverſprechenden Neuerſcheinungen bewußt jede
Ein=
chließung in einen beſchränkten Kreis ab und ſuchen vielfach als
folger der bewährten dichteriſchen Führer Stefan George und
Rudolf G. Binding den Rhein als das Symbol des Reichs und der
ſeutſchen Mitte. Der Rhein, an deſſen Ufern ſich die heiterſte
ſeutſche Landſchaft hinbreitet, iſt ihnen gleichzeitig zum organiſchen
begenpol der ſchweren und düſteren Induſtrielandſchaft der Saar
ſeworden und erlöſt ſie aus der Bedrängnis der grauen Himmel
ind der ſymbolhaften Nacht der Rauchſchwaden und Staubwolken.
licht mehr naturaliſtiſch wird dieſe Landſchaft geſchaut und
ge=
kaltet, nicht mehr die Technik allein herrſcht über die Menſchen,
ondern in der Einheitsſchau des volkspolitiſchen
Kaumes, die den Menſchen mit der Landſchaft und dem
Reichs=
janzen verbindet, erfüllt ſich die Sehnſucht nach echter und tiefer
Erfaſſung eines neuen Lebensgefühls.
So wie in dieſer Gegenwart alle deutſchen Menſchen am
ge=
valtigen Bau des ewigen Reiches arbeiten, ſtehen auch die
Saar=
eutſchen in ſteter Bereitſchaft, ihren Teil zu dieſem großen Werk
ſeizutragen, wenn die Tore geöffnet werden, die den Weg zur
Ingeteiltheit der deutſchen Weſtmark und zur Ganzheit des Reichs
ſeute noch verſperren. Die Aufgaben, die dann das Deutſchtum hier
u erfüllen hat, ſind vor allem für die Dichtung als der Schöpferin
ind Wahrerin der Sprache bedeutungsvoll und fruchtbringend.
Dann mag ſich vielleicht auch unſere Hoffnung und Forderung
er=
üllen, daß einmal in dramatiſcher Geſtalt dem Saarvolk ein
Denk=
nal geſetzt wird, das von dem heldiſchen Kampf ſeiner Menſchen
ündet als Beiſpiel deutſcher Ehre und
unerſchüt=
erlicher Treue.
Aenderung der Berfaſſung
der Techniſchen Hochſchule Darmſtadk.
Nach einer Bekanntmachung des Staatsminiſteriums erhält
5 2 der Verfaſſung der T. H. Darmſtadt folgende Faſſung:
„Der Rektor wird auf Vorſchlag des Staatsminiſters von dem
Reichsſtatthalter in Heſſen ernannt und verpflichtet. Der Rektor
beſtimmt ſeinen Stellvertreter aus dem Kreiſe der Profeſſoren.”
Freiherr Ernſt von Wolzogen †.
Am Montag früh ſtarb in München der bekannte
Schrift=
ſteller Ernſt Freiherr von Wolzogen im 79. Lebensjahr.
Wolzogen war ſeit einiger Zeit in dem kleinen Ort
Pupp=
ling bei Wolfratshauſen im Iſartal anſäſſig, ſtarb jedoch in
der Münchener Poliklinik. Seine Feuerbeſtattung findet am
Mittwoch vormittag im Münchener Oſtfriedhof ſtatt.
Ernſt Freiherr von Wolzogen, ein gebürtiger Breslauer,
hätte am 23. April 1935 ſeinen 80. Geburtstag feiern können.
Schon in ſeiner Jugend erfüllte ihn größte Liebe zum Theater.
Er ſtudierte Literaturwiſſenſchaften und wandte ſich zunächſt der
Schriftſtellerei zu. Um 1900 machte er dann den gewagten
Verſuch, das franzöſiſche, aus der Pariſer Boheme
heraus=
gewachſene Kabarett nach Deutſchland zu verpflanzen. Das von
ihm gegründete „Ueberbrettl” hatte zunächſt einen großen
Er=
folg, zu dem ſeine Frau Elſe Laura, geborene Seemann, viel
beitrug. Wolzogens Idee wurde aber von geſchäftstüchtigen
Leuten ins unkünſtleriſche gezogen und verkümmerte bald. Als
Schriftſteller, deſſen völkiſche Einſtellung und ſatiriſche,
wohl=
gemeinte Kritik am ſatten und mit ſich zufriedenem Bürgertum
in früherer Zeit wenig Anerkennung fand, hat ſich Ernſt
von Wolzogen bleibenden Wert geſichert.
Ernſt von Wolzogen hat bekanntlich auch einige Jahre in
Darmſtadt gewohnt und hinterläßt hier einen großen
Freundes=
kreis. Sein Sohn war am Landestheater als Schauſpieler und
Regiſſeur tätig. Am damaligen Großherzöglichen Hoftheater
wurde ſein Drama Karl V. mit großem Erfolg aufgeführt.
Den Weltkrieg hat der 60jährige noch als Landſturmmann
im Schützengraben mitgemacht. Damals wurden ſeine Bücher
viel geleſen; ſein Buch „Landſturm im Feuer” erreichte 100
Auſ=
lagen. Der Zuſammenbruch 1918 zerrüttete den Schriftſteller
Wolzogen im Innerſten. 1921 begegnete Wolzogen gemeinſam
mit Dietrich Eckart Adolf Hitler und ſchloß ſich dieſem an.
1923 erſchienen ſeine „Lebenserinnerungen” und andere Bücher,
die Anerkennung fanden. Ernſt von Wolzogen hat viele Jahre
bittere Not leiden müſſen, bis auch ihm durch den
National=
ſozialismus Unterſtützung zuteil wurde.
Der „Siegfried” in Bayreukh.
In dem Beſtreben der ſzeniſchen Verbeſſerungen der Ring=
Abende war der zweite Aufzug des „Siegfried”, der am
Frei=
tag gegeben wurde, einer teilweiſen Erneuerung unterzogen
worden, die dem Bühnenbild in ſeiner Geſamtheit wie in ſeiner
Einzelgeſtältung ſehr zuſtatten kam. Vor allem gefiel die Löſung
der techniſchen Probleme, die die Drachenkampfſzene im
all=
gemeinen zu ſtellen pflegt. Die Beſetzung mit Lorenz als
Sieg=
fried, Zimmermann als Mime, Bockelmann als Wanderer,
Leider als Brünhilde, Heidersbach als Waldvogel und Onégin
als Erda kam den in Bayreuth zu ſtellenden großen
An=
ſprüchen entgegen.
Robert Hernried: Johannes Brahms. (Reclams Univerſal=
Bibliothek.)
Als Nachzügler zu den Veröffentlichungen des Brahms=
Erinne=
rungsjahrs 1933 erſcheint dieſe Biographie des bekannten
Muſik=
ſchriftſtellers, Komponiſten und Profeſſors an der Staatlichen
Akademie für Kirchen= und Schulmuſik Robert Hernried.
Ueber=
raſchenderweiſe bietet dieſe Lebensbeſchreibung viel Neues. Denn
ſie ſtützt ſich nicht nur auf unveröffentlichtes und nur dem
Ver=
faſſer zugängliches Forſchungsmaterial, ſondern iſt auch in
Auf=
bau und Geſtaltung anders gehalten als alle früher erſchienenen
Lebensbeſchreibungen des Meiſters.
Mohammed Eſſad Bey: Flüſſiges Gold. Ein Kampf um die Macht.
(4,50 RM., Eſthofen=Verlag.)
Kein einziges unter den unzähligen Elementen, Materien und
Kräften, die unſer Leben beſtimmen, vermag in gleicher Weiſe
die majeſtätiſche Phantaſtik der Neuzeit widerzuſpiegeln, wie
ge=
rade das Oel. Die unſichtbare Geſchichte der Gegenwart, jene
Ge=
ſchichte, die ſich weit unter der Oberfläche des offiziellen Lebens
abſpielt, wird mit Oel geſchrieben. Ein dichtes Netz aus
Bohr=
türmen, Oelkonzernen, Rohrleitungen und Raffinerien umſpannt
den ganzen Erdball. Hinter dieſem Netz aber verbergen ſich die
abenteuerlichen Geſtalten der Neuzeit, die großen Beherrſcher
jener Flüſſigkeit, die immer mehr zum Lebenselexier unſerer Welt
wird. Liebe und Haß, Krieg und Frieden — Oel regiert ſie, Oel,
der große Schlüſſel zum Rätſel der Zeit. Dieſes Buch wächſt über
den engeren Begriff der Wirtſchaft hinaus. Dieſes Buch iſt die
Biographie einer Weltmacht, die in wenigen Jahrzehnten von
einer mißachteten widerwärtigen Flüſſigkeit zu der wichtigſten
Materie unſerer Epoche, ja faſt zum Wahrzeichen unſerer Zeit
wurde.
Kinder=, Volks= und Reigentänze für die weibliche Jugend in
Schule und Verein, von Bernhard Weiſe. (2,20 RM. Wilh.
Limpert=Verlag.)
Schon der Titel ſagt, daß hier auf dem Gebiete des Tanzes
für Vereine und Schulen eine Zuſammenſtellung nach dem
Uebungsbedürfnis entſtanden iſt. Die vorausgehende Beſchreibung
der gebräuchlichſten Schritt= und Hüpfarten fördert das
Verſtänd=
nis — auch des Laien — und die feine melodiöſe Muſik die den
einzelnen Tänzen unmittelbar beigegeben iſt, kann mit voller
Befriedigung aufgenommen werden. Eine beſondere
Aufmerk=
ſamkeit iſt den Kindertänzen gewidmet worden; hier ſind — wie
auch bei den Reigentänzen — in der Hauptſache liebe, frohe und
ſinnige Kinderlieder und Gedichte benützt worden.
Seite 4 — Nr. 209
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
*
Zei deurfc Kanzohiche Ausheei.
Zur gleichen Zeit, da die internationale Preſſe wie auf ein
Signal hin Deutſchland als europäiſchen Friedensſtörer zu
brand=
marken ſucht, iſt es zwiſchen dem Deutſchen Reich und ſeinem
franzöſiſchen Nachbarn zu einer wirtſchaftlichen Vereinbarung
ge=
kommen, die von dem einzigen Gedanken beherrſcht wird, dem
europäiſchen Frieden auch von der wirtſchaftlichen Seite her zu
dienen und zu verhindern, daß zwei ſo bedeutende Staaten wie
Deutſchland und Frankreich in einen vertragsloſen Zuſtand
hineingeraten und ſich mit den Mitteln des Wirtſchaftskampfes
gegenübertreten. Die politiſche Bedeutung des neuen
deutſch=
franzöſiſchen Wirtſchaftsvertrages kann nicht hoch genug
veran=
ſchlagt werden, eben weil dieſe Vereinbarungen den Beweis
da=
für liefern, daß ſich die deutſche Politik keineswegs in den Bahnen
bewegt, die ſich aus der deutſchfeindlichen Preſſekampagne ergeben.
Sinn und Zweck der Abmachungen iſt es, den deutſch=
fran=
zöſiſchen Warenaustauſch zu pflegen und den veränderten
Ver=
hältniſſen anzupaſſen. Von 1927 bis jetzt, alſo mehr als fünf
Jahre, hat der deutſch=franzöſiſche Handelsvertrag gehalten, ſtellte
ſich jedoch ſchließlich als reviſionsbedürftig heraus, weil die
all=
gemeinen wirtſchaftlichen Schwierigkeiten, insbeſondere aber die
franzöſiſche Kontingentpolitik und die Deviſenſchwierigkeiten,
einen Neuaufbau erforderten. Dabei hat, was zu unterſtreichen
iſt, Frankreich durchaus anerkannt, daß die deutſche Handelsbilanz
mit einem Aktivſaldo abſchließen muß, wenn Deutſchland ſeinen
Schuldverpflichtungen nachkommen ſoll. Selbſtverſtändlich muß
ſich dieſer Vertrag nun erſt einſpielen. Daß er aber in
verhält=
nismäßig kurzer Zeit unterzeichnungsreif gebracht werden konnte,
iſt doch ein Beweis dafür, wie ſehr man auch auf franzöſiſcher
Seite beſtrebt war, den gegenſeitigen Güteraustauſch auf eine
ſichere Baſis zu ſtellen. Schwierigkeiten werden ſich ganz gewiß
noch ergeben, aber das iſt überall der Fall. Nachdem man ſich in
den Grundgedanken einig geworden iſt und die zu beſchreitenden
Wege abgeſteckt hat, wird es nun ein leichtes ſein, den
Waren=
austauſch ſo zu geſtalten, daß für beide Teile daraus Vorteile
entſtehen, zumal das Prinzip der Gegenſeitigkeit zu ſeinem Rechte
gekommen iſt. Wir begrüßen es, daß der Handelsvertrag zuſtande
gekommen iſt, obwohl ſich im Anſchluß an die Kündigung
Hinder=
niſſe ergaben, die zunächſt nicht umgangen werden konnten. Aber
auch diesmal hat ſich wieder ergeben, daß bei einem guten Willen
auf allen Seiten die friedlichen und freundſchaftlichen
Beziehun=
gen nicht durch feindliche abgelöſt zu werden brauchen.
* Franzöſiſche Kolonialpolikik.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 30. Juli.
Seit über einem halben Jahr herrſcht in Frankreich über
die kolonialpolitiſchen Probleme ein Schweigen, das auffallend
wäre, wenn die überſtürzenden Ereigniſſe der Innen= und
Außenpolitik das Intereſſe der Oeffentlichkeit nicht ganz in
An=
ſpruch nehmen würden. Die kolonialpolitiſchen Fragen ſind
aber nicht ſolcher Natur, daß man ſie unbeſchadet
hinaus=
ſchieben kann, um ſo weniger, da die Entſcheidungen, die in
Paris gefällt werden, die Lebensintereſſen der Kolonien
viel=
fach auf das engſte berühren. Die Regierung des Burgfriedens
hat ihre Programmpunkte mit einer ziemlichen Klarheit
um=
riſſen. Ueber die Kolonialpolitik ſchwieg ſie aber. Und es
er=
leidet keinen Zweifel, daß kolonialpolitiſche
Betrach=
tungen in den außenpolitiſchen Ueberlegungen
Barthous kaum eine Rolle geſpielt haben dürften.
Sonſt hätte man alte Grundſätze der franzöſiſchen
Kolonial=
politik nicht ſo ohne weiteres geopfert — es ſei hier nur an
die Freundſchaft mit Japan erinnert, die durch die Annäherung
an die Sowjets gewiß nicht gefördert wurde. Aber die
Außenpolitik Barthous iſt ja durch und durch
kontinental. Man kann nicht ſagen, daß die kolonialen
Kreiſe dies nicht gefühlt hätten. Und wenn jetzt von offiziöſen
Stellen wieder einmal einiges über die bevorſtehende koloniale
Konferenz verlautet, die nach britiſchem Muſter etwas pompös
„oonférence impériale” genannt wird, ſo ſoll das unter anderem
auch zur Beruhigung mancher latenten Unzufriedenheiten dienen.
Das alles beſagt aber nicht, daß man die Bedeutung der
bevorſtehenden kolonialen Konferenz unterſchätzen ſoll. Sie wird
ſogar auf die geſamte franzöſiſche Politik nicht ohne Wirkung
bleiben. Die Vorarbeiten, die bereits unternommen wurden
ſollen ſehr bedeutend ſein und ſie ſind in einem ſehr realiſtiſcher
Geiſt gehalten. Was übrigens für ihren Urheber, den Kolonia
miniſter Laval, ſehr charakteriſtiſch iſt. Laval, ein ſehr er
fahrener Politiker, hat ja ſelbſt erklärt, daß die Konferenz vor
zwei Gefahren bedroht iſt, von der allgemeinen Intereſſenloſig
keit und von übertriebenen Illuſionen, die ſie erwecken könnte
Die Konferenz ſoll vor allem die wirtſchaftlichen Beziehunger
des Mutterlandes zu den Kolonien regeln ebenſo wie zu der
anderen überſeeiſchen Beſitzungen und Intereſſenſphären Frank.
reichs. Denn bekanntlich iſt der franzöſiſche Kolonialbeſitz
aa=
nicht nach einheitlichem Muſter organiſiert, was auch darin zun
Ausdruck kommt, daß er nur zum Teil dem eigentlichen
Kolonioſ=
miniſterium unterſtellt iſt. Man möchte vor allem das Problen
unterſuchen, worin die koloniale Wirtſchaft das innenfranzöſiſche
ergänzen kann und umgekehrt, ohne daß läſtige
Konkurrenz=
kämpfe entſtehen würden. Man arbeitet alſo offen auf
Autarkie hin auf ein Wirtſchaftsſyſtem, inner=
halb deſſen Frankreich mit ſeinemüberſeeiſcher
Beſitz ſich ſelbſt genügen würde. Das Programm i,
zu eng und nur auf Teilerfolge abgeſtimmt. Denn ebenſo wie
erwieſen iſt, daß Frankreich wirtſchaftlich ſich nicht auf ſich ſelbnt
zurückziehen kann, iſt es bekannt, daß das Wirtſchaftsleben der
wichtigſten Kolonien gar nicht ausſchließlich, ja auch nicht ſtets
überwiegend um das Mutterland gravitiert. Und was die
Konferenz anſcheinend nicht bringen kann, das iſt
ein politiſches Programm im Rahmen der ſon=
ſtigen Außenpolitik. Und ohne dieſes iſt es unmöglich
den „Imperiumgedanken”, der ſo viel erwähnt wird, tatſächlich
in die Realität umzuſetzen.
Der franzöſiſche Innenminiſter Sarraut hielt bei der
Ein=
weihung eines Staudames in der Gegend von Toulouſe eine Rede.
in der er ſich innenpolitiſch dafür einſetzte, daß die öffentliche
Ord=
nung gegen alle Parteien, die Gewalt anwenden, gewahrt werden
müſſe.
Statt Karten
Hanna Goldschmidt
Karl Strauß
Verlobte
Aachen
Darmstadt
von Görschenstr. 6
Rheinstr. 1
Zu Hause: Sonntag, den 5. August
Statt beſonderer Anzeige.
Todes. NAnzeige
Es hat dem lieben Gott in ſeiner weiſen
Vorſehung gefallen, unſere liebe,
ehr=
würdige Mitſchweſter, ſeine treue Dienerin
Am 1. Auguſt begehen die Eheleute Julius
Kahl und Frau, geb. Pläßer, das Feſt der
Silbernen Hochzeit!
Glück auf zur Goldenen!
Schweſier
M. Adalbero
Nach einem arbeitsreichen Leben
ver=
ſchied, gottergeben nach langer
Krank=
heit meine liebe Frau, unſere
herzens=
gute Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
heute morgen 10.45 Uhr im Alter von
56 Jahren in die ewige Heimat abzurufen.
Sie ſtarb nach längerer, ſchwerer
Krank=
heit, wohlverſehen mit den hl.
Sterbe=
ſakramenten, im 31. Jahre ihres hl. Profeß.
Die ganze Zeit ihres Kloſterlebens wirkte
ſie überaus ſegensreich in Darmſtadt. Ihre
Seele wird dem hl. Opfer der Prieſter und
dem Gebefe der Gläubigen empfohlen.
Im Namen des irauernden Convenies:
Schweſter M. Theocla, Oberin
und Mitſchweſtern.
geb. Dingeldein
im 72. Lebensjahr.
Darmſtadt, den 30. Juli 1934.
Die trauernden Hinterbliebenen:
K. Kleinſchnitz
E. Kleinſchnitz und Familie
R. Kleinſchnitz und Familie.
Die Beerdigung findet ſtatt Mittwoch,
den 1. Auguſt, nachmittags 3.30 Uhr, vom
Hauſe der Barmherzigen Schweſtern aus,
auf dem Friedhofe an der Nieder=
Ram=
ſtädterſtraße; der Seelengottesdienſt
Mitt=
woch früh 6.30 Uhr in der Kapelle des
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Darmſtadt, Gießen, den 29. Juli 1934.
Saalhauſtraße 63½
Die Beerdigung findet Mittwoch, den
1. Auguſt 1934, 15 Uhr, auf dem alten
(8082
Friedhof ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Am27.Juliiſtunſereliebe, gute, treuforgende Mutter
Frread Kaubesg
ſtaatl. geprüft.
Dentiſt
Schulſtraße 1.
Am Sonntag, den 29. Juli, entſchlief nach
langem, ſchweren, mit großer Geduld
er=
tragenen Leiden mein lieber Mann, unſer
guter Vater, Schwiegervater, Großvater
und Schwager
Heinrich Schmidt
im 70. Lebensjahre,
Im Namen d. trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marg. Schmidt
geb. Oßwald
Witwe des Stadtbaurats
nach kurzem Leiden unerwartet fanft entſchlafen.
Maria Rudolph
Otto Rudolph
Reg.=Bmſtr. a. d.
Darmſtadt, Bingen, 31. Juli 1934.
die Einäſcherung hat auf Wunſch der Entſchlafenen in
der Stille ſtattgefunden. — Von Beileidsbeſuchen bitten
wir abzuſehen.
Achtung!
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Zwei Anproben.
Aenderungen,
Wenden billigſt.
Ang. G. 171 Gſch.
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Telefon 1784. (a
und Kinder,
Darmſtadt, den 30. Juli 1934.
Arheilgerſtr. 43.
Dr. med. Jung
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den
1. Auguſt, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt.
Seelenamt Mittwoch, morgens ½7 Uhr,
in St. Eliſabeth.
vom 30. 7. his 15. 8. Verreist.
Vertreter: Herr Dr. med. Schlmmel
Pet.-Gemeinderstr. 7
Herr Dr. med. Schreiner.
8083) Bismarckstr. 39
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme,
für die Kranzſpenden bei dem Heimgang
unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Helene Veith, geb. Hanſtein
Zurück!
Zahnarzt
Dr. Dingeldein
Adolf-Hitler-Platz 7.
ſagen wir allen auf dieſem Wege unſeren
innigſten Dank, beſonders Herrn Pfarrer Irle
für die troſtreichen Worte am Grabe.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Von der Reiſe zurück!
Ludwig Veith.
Darmſtadt, den 29. Juli 1934.
Ludwig Heldmann
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Darmſtadt Mühlſtr. 62. Tel. 448
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Griesheim: Central-Drogerle
Philipp Engel X. Pfungstadk:
Gustav Hess, Eberstädterstr. 32
Dienstag, 31. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 209 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 31. Juli 1934
Saiſon=Schlußverkauf!
Großer Schlußverkauf rufen alle die Plakate und
Anzeigen in bunten Buchſtaben durcheinander, kündigen alle die
schilder über den Schaufenſtern mit den verlockenden
Aus=
agen an.
Saiſon=Schlußverkauf! Das iſt faſt ſo ſpannend wie der 5. Akt
m Theater oder das letzte Kapitel eines Kriminalromans! Wie
nancher Einkauf wurde im Hinblick auf dieſes Ereignis
ver=
hoben, wie mancher Wunſch vertröſtet bis zu dieſem Zeitpunkt.
Und nun iſt er da, — und wers nicht wußte, der merkte es
hon am Sonntag abend. Da herrſchte in den Geſchäftsſtraßen
chon eine Fülle, daß die berühmte Stecknadel mal wieder
Schwie=
igkeiten gehabt hätte, zur Erde zu fallen. Da drängten ſich die
darmſtädter und vor allem die Darmſtädterinnen vor den
Aus=
agen, reckten die Hälſe, prüften kritiſch und wogen ab, und
er=
vähten dann wohl ſchließlich mit Raubvogelblick das Stück, das
norgen erſtanden werden ſollte.
Und geſtern morgen ſetzte dann das Gefecht ein. Meine Damen. —
s war wirklich ein Gefecht, und Sie haben ſich tapfer
geſchla=
ſen! Es war gar nicht ſo einfach, bei dem Andrang gerade zu
em Tiſch zu gelangen, wohin man ſteuerte, und nicht einfach
nit einer Menſchenwelle in einer ganz anderen Abteilung zu
tranden.
Die ganz gewitzten waren ſchon morgens ganz früh
erſchie=
nen, gegen Mittag flaute dann der Strom etwas ab, um in den
Nachmittagsſtunden um ſo ſtärker wieder einzuſetzen. Da
muß=
ten ſich die Verkäufer und Verkäuferinnen verteilen und
verdop=
peln, und überall und nirgends zugleich ſein. Kein Wunder, wie
ſie dabei noch immer die gute Laune und gleichmäßige
Höflich=
keit bewahrt haben.
Daß Sie zufrieden mit Ihren Einkäufen waren, meine Damen,
hat man an Ihren Geſichtern geſehen, als Sie gegen Abend, mit
Paketen jeder Größe und Form bepackt, in die Straßenbahn
ſtie=
gen. Und der Herr Gemahl wird wohl auch geſchmunzelt haben,
daß Sie ſo vorteilhaft eingekauft haben, und wird darum ein
luge zudrücken, wenn ſich ſo allerhand in Ihren Paketen findet,
vas Sie „eigentlich” gar nicht zu kaufen beabſichtigt hatten. Aber
ſelt, es war ſo ſchwer, zu widerſtehen!
Nun, — der erſte Tag der Schlacht iſt geſchlagen! Was ſollen
rſt der Mittwoch und die folgenden Tage bringen, wenn die
derſchiedenen Portemonnaies wieder mit neuer Munition
ver=
ehen ſind?
Der Reichsſtatthalter in Heſſen:
Perſonalmeldungen.
Ernannt wurden am 21. Juli 1934 der Miniſterial=
Kanzlei=
ſſiſtent bei der Abteilung Id (Finanzen) Joſeph Schneider zu
darmſtadt zum Miniſterial=Kanzleiſekretär; der
Miniſterial=
kanzleiſekretär bei der Abteilung Id (Finanzen) Heinrich
Tauſch zu Darmſtadt zum Miniſterial=Kanzleioberſekretär, beide
nit Wirkung vom 1. Juli 1934.
Umgewandelt wurde am 21. Juli 1934 die nach 8 4 des
Reichs=
eſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom
April 1933 erfolgte Entlaſſung der Lehrerin Dr. Cornelie
5onnenberger an der Berufsſchule zu Sprendlingen, Kreis
Iffenbach, in eine Ruheſtandsverſetzung nach 8 3 des gleichen
Ge=
etzes.
Heſſiſches Staaksminiſterium:
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Uebertragen wurde am 18 Juli 1934 dem Lehrer Friedrich
Ifannebecker zu Königſtädten, Kreis Groß=Gerau, eine
ſehrerſtelle an der Volksſchule zu Mainz, mit Wirkung vom Tage
es Dienſtantritts an.
Saar=Treue=Kundgebung am 26. Auguſt 1934,
Ober=Ehrenbreitſtein.
Die Organiſationsleitung der Saar=Treue=Kundgebung hat
hre Arbeiten in Koblenz aufgenommen.
Anſchrift: Organiſationsleitung der Saar=Treue=
Kund=
ebung, Koblenz, Städtiſches Hochhaus, VI. St.
Telephon: 2980/81.
Beſuchszeit: Täglich 16—18 Uhr, Samstags 11—12 Uhr.
Es wird gebeten, die angegebenen Beſuchszeiten einzuhalten.
Alle die Saar=Treue=Kundgebung betreffenden Anordnungen
ind Benachrichtigungen erläßt fortan die Organiſationsleitung.
Organiſationsleitung der Saar=Treue=Kundgebung.
Aufruf an die Bevölkerung von Darmſtadt und
Angebung zur Teilnahme an der Saarkundgebung
in Koblenz=Ehrenbreitſtein am 26. Auguſt 1934.
Dieſe letzte Tagung des Bundes der
Saarver=
eine vor der Abſtimmung erhält durch die Anweſenheit des
Führers Reichskanzler Adolf Hitler, der Vertreter der
Reichsregierung und des diplomatiſchen Korps eine beſondere
Weihe.
Außer den Mitgliedern der Saarvereine wird beſtimmt
da=
mit gerechnet, daß jeder Volksgenoſſe von Darmſtadt und
Um=
gebung es für ſeine Ehrenpflicht hält, im letzten Abſchnitt des
Kampfes um die deutſche Saar ſich an dieſer impoſanten
Kundgebung zu beteiligen, zumal der Fahrpreis nach Koblenz hin
und zurück 2.60 Mk. beträgt.
Kurzer Ausſchnitt aus der Feſttagung: Ab 8 Uhr vorm.
Raſen= Fußball=, Turn=, Rad= und Pferdeſport, hieran
anſchlie=
ßend Empfang der Saartreuefahrer aus allen Gauen
Deutſch=
lands. 10 Uhr: Der große Brückenſchlag auf dem Rhein. Von
11 bis 14 Uhr: Eintopfgericht=Verpflegung für alle
Teil=
nehmer auf dem Ober=Ehrenbreitſtein. Nachmittags 15 Uhr:
Große Saarkundgebung „Staatsakt der Reichsregierung”
mit Anſprache des Reichskanzlers und Führers Adolf Hitler.
Anſchließend an die Kundgebung Empfang der Endläufer der
Saar=Treue=Staffel aus allen Gauen Deutſchlands und Aufflug
von 45 000 Brieftauben. Abends 9 Uhr: Rheinhöhen=
Beleuchtung.
Wir bitten die Bevölkerung, ſich hieran rege zu beteiligen.
Den Endtermin für die Meldung zur Teilnahme an dem
Son=
derzug haben wir auf den 10. Auguſt verlegt. Mit der
Anmel=
dung iſt der Betrag von 2. 60 Mk. zu entrichten. —
An=
meldungen nehmen entgegen: Verkehrsbüro am Schloß,
Palais=Drogerie P. Pohl, Eliſabethenſtr. 36, von 8—12 und 2—
Uhr; Georg Jungmann, Holzhof=Allee 56, von 9—12 und 2—
Uhr; Konrad Burgard, Pankratiusſtr. 12, von 9—12 und 3—5
Uhr; Peter Feld, Pankratiusſtr. 1/II. von 9—12 und 3—5 Uhr;
Bäckerei Adolf Kaiſer, Inſelſtr. 30, während der Geſchäftszeit;
Zigarrenhaus Heß, Hochſtr. 2, während der Geſchäftszeit;
Wein=
reſtaurant zum Schwaneneck, Rühl, Schwanenſtr. 79 und Georg
Jungmann, bei der Fa. Merck, Botenzentrale.
Bund Saarverein, Ortsgruppe Darmſtadt.
Jungmann — Pohl.
— Deutſcher Reichskriegerbund „Kyffhäuſer”, Landesverband
Kurpfalz. Am Mittwoch, dem 1. Auguſt 1934, um 20 Uhr,
findet in der Stadtkirche ein Gedächtnisgottesdienſt zur
Erinne=
rung an die Mobilmachung vor 20 Jahren ſtatt. Die Vereine
erſcheinen ſo zahlreich wie möglich mit Fahnen. Antreten 19.45
Uhr (Sammelplatz auf Befehl der Vereine). Die Leitung hat der
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine.
— Sonderzug nach Berlin zu den Funktagungen. Die
angemel=
deten Teilnehmer werden darauf hingewieſen, daß die Beſtellbogen,
die Beträge für die Eiſenbahnfahrt, Zugplakette, die nach dem
Programm beſtellten Teilnehmerkarten und Quartierkoſten ſofort,
doch bis ſpäteſtens 1. Auguſt, auf der Kreisrundfunk=
Beratungs=
ſtelle einzuliefern ſind.
Zum 1. Auguſt
Die Nakion ſtehk auf!
„Die Mobilmachung des Heeres und der Marine
iſt ſoeben verkündet.
Dieſe drei Tage, den 31. Juli, den 1. und 2. Auguſt 1914,
wird niemand vergeſſen können, der ſie miterlebt hat. Es ſprang
damals eine Flamme hoch in Deutſchland, die überhaupt nur ein
einziges Gegenſtück in der deutſchen Geſchichte der Neuzeit hat:
den Aufſtand, der preußiſchen Nation in den Befreiungskriegen
1813. 1813/1914 .. . Als die 300 000 Menſchen vor dem Schloß,
bis, ief in den Luſtgarten und die Linden hinein, Kopf an Kopf
ſtanden in einer ſengenden Nachmittagsſonne, als die Hurrarufe
wie ein Donner emporſtiegen, als die Menſchen, Männer und
Frauen, lachten und weinten, als ſich wildfremde Leute
umarm=
ten und ſäntliche Zivilunterſchiede, die im alten Deutſchland ſo
viel galten, abfielen wie wertloſer Zunder. Da hat ſich
Deutſch=
land zum erſten Male bewußt als Nation gefühlt. Mag dieſe
Flamme dann nachher auch bisweilen ins Flackern und Schwelen
vor 20 Jahren.
Vater hinaus mit der Millionenarmee namenloſer Feldgrauer,
da ein Sohn, der zweite, der dritte, da Vater und Söhne. In
der Nebenwohnung, oben und unten im Hauſe gab es Tag um
Tag Abſchiednehmen. Nichts als das. Menſchen, die ſich ſonſt nie
etwas zu ſagen hatten, kamen plötzlich ins Geſpräch; der Nachbar,
mit dem man um ein Nichts — wie ſich nun zeigte — verzankt
war, erſchien in Feldgrau nun ganz anders, an deſſen Geſchick
man ſofort tätigen Anteil nahm.
Tag um Tag marſchierten Tauſende und Tauſende zu den
Bahnhöfen, Frauen und Kinder zu beiden Seiten mit, da gab es
Blumen, Zigaretten und Tücherſchwenken, und dann die letzten
bitteren Minuten auf dem Bahnhof, wenn der Regimentsmarſch
aufbrauſte und der lange Zug ſich langſam in Bewegung ſetzte.
Wenn die Mütter und Kinder dann langſam nach Hauſe
zu=
rückkehrten, empfanden ſie es wohl zum erſtenmal, daß ſich etwas
Ungeheuerliches ereignete. Väter, Söhne waren fort, ſie kamen am
Abend und am Morgen nicht mehr, die Männer waren fort.
Ein=
ſam war das Frühſtück und das Abendeſſen geworden; andere
hatten die Arbeitsplätze eingenommen. In den Geſchäften be=
Oben links: Demonſtrationszug Kriegsfreiwilliger durch die Wiihelmſtraße in Berlin. — Rechts: Die Menſchenmenge vor dem
Ber=
liner Schloß am Mobilmachungstage. — Unten links: Der letzte Händedruck. — Mitte: Das Schickſalsdokument. — Rechts: Der
Mobil=
machungsbefehl wird plakatiert.
gekommen ſein . . . Erloſchen iſt ſie nie! Denn was damals der
Krieg angefacht hat war nicht ſo ſehr die Kriegsflamme ſondern
die Flamme der Volksgemeinſchaft, die heute wieder klar und
rein zum deutſchen Himmel emporſteigt.
Wer damals der Schule ſchon entwachſen, geſund und
marſch=
fähig war, der hatte auch gedient oder diente gerade. Wer gedient
hatte, war in dieſen glühenden Stunden und Tagen nur von dem
einzigen Gedanken beherrſcht: wann komme ich dran, wo habe ich
einzurücken, wann beginnt der Marſch. Die Marſchbereitſchaft
war ungeheuer. Von einem Tage zum anderen war Deutſchland
gar nicht wiederzuerkennen.
In Millionen deutſcher Familien galt es urplötzlich
Abſchied=
nehmen, Abſchied, wie man ihn ſeit langem in Deutſchland nicht
mehr kannte. Abſchied ins Ungewiſſe, Abſchied in den Krieg, in
den Tod. Dieſer Abſchied war nirgends leicht. Das Leben in jeder
Familie wurde durch einen unerbittlichen, ſchickſalhaften Eingriff
völlig anders geſtaltet. Der Alltag nahm völlig andere Formen
an. In den Wohnungen wurde es ſtill und ſtiller. Da zog der
dienten andere Leute, meiſt ſchon Frauen und ältere Männer;
andere Briefträger erſchienen und brachten die erſten
Feldpoſt=
karten.
So rollte die Mobilmachung ab. Tag für Tag. Was ſich,
einigermaßen tauglich fühlte verſuchte, wenigſtens als
Freiwilli=
ger mitzukommen. Die Hörſäle in den Univerſitäten halbierten
ſich. Oftmals mußte ſchon abgebremſt werden, um Betriebe,
Aemter. Behörden leiſtungsfähig zu erhalten.
Tag für Tag wurden unzählige Extraausgaben ausgerufen;
Lüttich war genommen, in Lothringen tobten bereits heftige
Kämpfe, England erklärte den Krieg. Die Ruſſen marſchierten
in Oſtpreußen ein. Langſam begann man ſich in den neuen
Kriegsalltag einzuleben.
Bald begannen auch die alten Erſatzbriefträger ſich ein
eigen=
artiges ſchüchternes Klingeln anzugewöhnen. Sie wußten ja um
ſoviel Sorge. Nun — ein wortloſer Blick und ein leiſes Kniſtern.
Da war wieder einer, der auszog und nicht heimkehrte. Ein
Tod=
getreuer, ein Held.
23,5 Millionen Sparer — ein Verkrauensbeweis
für die deutſchen Sparkaſſen.
Das deutſche Volk iſt ein Volk der Sparer. Mindeſtens
jeder dritte Deutſche nennt ein Sparbuch ſein eigen. Es
kann keinen ſchöneren und erhebenderen Beweis, für das
Ver=
trauen geben, deſſen ſich die deutſchen Sparkaſſen erfreuen, als die
Tatſache, daß heute mehr als 23,5 Millionen
Spar=
bücher, von den deutſchen Sparkaſſen verwaltet werden; 12
Milliarden RM. Spareinlagen haben die treuen
Sparer im Laufe weniger Jahre zuſammengetragen. Mit uner=
Das Amachsen
der Sparbücherzahl:
müdlicher Sorgfalt verwalten und mehren die deutſchen
Spar=
kaſſen dieſe ihnen übergebenen Milliarden. Was die Sparer ihnen
anvertauen, führen ſie in Millionen von einzelnen Krediten vor
allem dem Mittelſtand in Stadt und Land als
Hypothekar=
oder Betriebskredit zu. Von Jahr zu Jahr iſt die Zahl der
Sparer gewachſen, haben ſich immer neue Volksgenoſſen zu den
Sparkaſſen bekannt. Vor zehn Jahren waren es erſt 1,7.
Mil=
lionen Sparer, die Groſchen und Mark zu ihrer Sparkaſſe trugen.
Jahr für Jahr folgten neue Volksgenoſſen. Unſer Bild zeigt,
wie die Zahl der Sparer lawinenartige anſchwoll. Eine
Volks=
bewegung im beſten Sinne haben wir hier vor uns. An keiner
anderen Stelle der Wirtſchaft iſt etwas Aehnliches auch nur
an=
nähernd erreicht worden.
Billige Moſelfahrt!
Der Verwaltungsſonderzug am Sonntag, den 5. Auguſt,
fährt von Mainz rheinabwärts über Koblenz die Moſel aufwärts
bis Trier. Iſt ſchon die Fahrt an Rhein und Moſel entlang ein
Genuß bieten ſchon die Rhein= und Moſellandſchaft viel Schönes,
ſo wird der Sonderzugteilnehmer von Trier, der 2000jährigen
Stadt, der Wiege höchſter abendländiſcher Kultur, der Stadt des
Weins, der Gärten und alten Giebeln, der Stadt der ehrwürdigen
Gotteshäuſer hochbefriedigt ſein. Das Erlebnis Triers, ſeines
Domes, ſeiner Kirchen, ſeines Amphitheaters ſeiner Baſilika und
ſeiner Porta Nigra, dieſes einzigartigen Denkmals römiſcher
Kul=
tur im Norden, ſollte ſich jeder Deutſche verſchaffen. Näheres über
die Fahrt iſt aus den Aushängen auf den Bahnhöfen und bei den
Mitteleuropäiſchen Reiſebüros zu erſehen.
Herumliegendes Ballobſt ſchadet im nächſten Jahre!
Fallobſt ſollte von einem gewiſſenhaften Beſitzer immer gleich
aufgeſammelt und verwertet werden, indem man es verkocht und
verfüttert. Denn das Umherliegenlaſſen des Fallobſtes fügt dem
Obſtbaum in jedem Jahre großen Schaden zu. Der größte Teil
des abgefallenen Obſtes iſt mit Maden behaftet, die ja auch
mei=
ſtens die Schuld am Fallen tragen. Dieſe Maden kriechen aus
dem zerfreſſenen Obſt und überwintern in den Baumritzen. Im
nächſten Jahre ſetzt dann die ausgekrochene Raupe 50 bis 60 Eier
an den Früchten ab, aus denen die Obſtmaden ſchlüpfen und ihr
Zerſtörungswerk erneut beginnen. Es iſt alſo von größter
Wich=
tigkeit, das gefallene Obſt aufzuſammeln. Am ſchlimmſten haben
unter den Obſtmaden Aepfel, Birnen. Zwetſchen und Pflaumen
zu leiden. Und gerade dieſe ſind als Fallobſt oft zu gering
ge=
achtet, daß man ſie nicht verwertet, obgleich ſie vorzügliche
Mar=
meladen und Gelee abgeben.
Kirchliche Feiern. Auf Anordnung des Reichs= und
Landes=
biſchofs ſoll die 20. Wiederkehr des Tages des
Kriegs=
beginns in den evangeliſchen Kirchen gefeiert werden. Zu
die=
ſem Zweck finden am Vorabend dieſes Tages, Mittwoch, den
1 Auguſt abends 8 Uhr, Gottesdienſte mit Predigten in der
Stadt=, Martins=, Johannes=, Beſſunger und Pauluskirche, und
Donnerstag, den 2. Auguſt, abends 8 Uhr, ein ſolcher in der
Stiftskirche ſtatt. Donnerstag, den 2. Auguſt, werden ſämtliche
evangeliſche Kirchen mit den Fahnen des alten und des neuen
Reiches beflaggt, und mittags von 12 bis 12.15 Uhr die Glocken
zum Gedächtnis der im Weltkrieg Gefallenen geläutet.
Seite 6 — Nr. 209
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Juli 1934
Aus der NSDAP.
Kreisleikung Darmſtadt.
Das Märchen von den überhöhten Lebenshaltungskoſten
Kaſſenverwaltung.
Die Meldungen Mitgliederſtand und
Mitgliederſtandsände=
rungen müſſen bis Dienstag, den 31. Juli, 16 Uhr, bei der
Kreis=
leitung eingereicht ſein. (Beides in zweifacher Ausfertigung.)
Die Monatsbilanzen der Ortsgruppen für Juli müſſen bis
zum 2. Auguſt im Beſitze der Kreisleitung ſein. (Zweifache
Ausfer=
tigung.)
Film.
Monatsbericht Juli bis 2. Auguſt erbeten, gegebenenfalls
Fehl=
anzeige. Mitzumelden ſind auch Veranſtaltungen der
Untergliede=
rungen wie Frauenſchaft, NSV. uſw.
In Ortsgruppen ohne Filmwart meldet der Propagandawart.
Die Ernennung der noch außenſtehenden Filmwarte iſt zu
be=
ſchleunigen.
Kreisſchulungsleiter.
Ortsgruppenſchulungsabende finden ſtatt: 1. Auguſt in
Gries=
heim: 2. Auguſt in Eberſtadt; 3. Auguſt in Pfungſtadt; 6. Auguſt
in Weiterſtadt; 7. Auguſt in Ober=Ramſtadt. Beginn 20.30 Uhr.
Lokal iſt dem Kreisſchulungsleiter vorher bekanntzugeben. Es
ſpricht Kreisſchulungsleiter Pg. Borchert über das Thema: „Rechte
und Pflichten des Staatsbürgers”,
Ortsgruppe Schloßgarten.
Teilnahme der Frauen am Reichsparteitag.
Laut Mitteilung des Kreisorganiſationsamtes können nur
Parteigenoſſinnen am Reichsparteitag in Nürnberg teilnehmen.
Sämtliche Frauenſchaftsmitglieder, die ſich bei der Ortsgruppe
ge=
meldet und bereits den Betrag von 1,50 RM. bezahlt haben, wollen
daher dieſen Betrag am Dienstag, den 31. Juli d. J., in der Zeit
von 18—20 Uhr auf der Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe,
Emils=
ſtraße 10, wieder in Empfang nehmen.
Kreisbetriebszellen=Abteilung Darmſtadt, Rheinſtraße 21.
Einzelmitglieder der DAF.!
Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Beitragserhebung für
Monat Juli durch die Umorganiſation und den Neuaufbau der
Verwaltung der DAF. bis jetzt noch nicht ſtattfinden konnte. In
den nächſten Tagen gelangt ein Fragebogen an Sie zwecks
Ausfül=
lung der nötigen Unterlagen für die Verwaltung der Deutſchen
Arbeitsfront. Von der Rückgabe dieſes Fragebogens hängt die
weitere Beitragszahlung Ihrerſeits ab. Es kann alſo nur dann
Beitrag in Zukunft in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Betrieb
er=
hoben werden, wenn die notwendigen Unterlagen für Ihre
Einzel=
mitgliedſchaft bei der Deutſchen Arbeitsfront bei der
Verwaltungs=
ſtelle der DAF. vorliegen. Es erübrigt ſich deshalb auch z. Zt eine
Nachfrage auf den Geſchäftszimmern der NSBO.= bzw. DAF.=
Ortsgruppen vorzunehmen.
Alles weitere erfahren Sie durch die Beitragserheber und
durch die Betriebswalter.
Kreisbetriebzellen=Abteilung Darmſtadt.
Kreisbetriebsgemeinſchaft 8 „Druck”, Darmſtadt.
Danzigfahrt.
Die Abfahrtzeiten und Fahrpreis unſeres Sonderzuges Gra 7
nach Danzig ſind folgende:
Darmſtadt 15.28 Uhr, 21,80 RM.
Frankfurt a. M. 16.07 Uhr, 19,80 RM.
Der Zug fährt am Donnerstag, den 9. Auguſt 1934. Die
Teil=
nehmerkarten werden in den nächſten Tagen gegen Zahlung von je
12 RM. an die Teilnehmer ausgehändigt. Jeder Fahrtteilnehmer
löſt ſich gegen Vorzeigen der Teilnehmerkarte ſeine Fahrkarte ſelbſt.
Wie bereits früher erwähnt, erhalten dieſelben auch von den
Zu=
reiſeſtationen, ſoweit ſie nicht über 100 Kilometer von den in
Frage kommenden Einſteigſtationen wegliegen, die Ermäßigung
von 75 Prozent.
Heil Hitler!
Der Kreisbetriebsgemeinſchaftswalter: A. Peter.
BNSDJ., OLG.=Bezirk Darmſtadt, Gaugruppe Jungjuriſten.
Ich weiſe auf folgende Anordnung des Reichsjuriſtenführers
Dr. Frank eindringlich hin:
Gerichtsreferendare. Regierungsreferendare und junge
Wirtſchaftsrechtler können ab 1. Auguſt 1934 in den BNSDJ.
und in die Deutſche Rechtsfront nur aufgenommen werden,
wenn ſie ſpäteſtens ein halbes Jahr nach dem Beſtehen ihres
erſten Examens (Referendar=Examen. Diplom=Volkswirt=
Examen), junge Rechtspfleger können nur aufgenommen
wer=
den, wenn ſie ſpäteſtens ein halbes Jahr nach Zulaſſung zur
Rechtspflegerlaufbahn ein Aufnahmegeſuch abgeben.
Berlin, den 13. Juli 1934.
Der Reichsführer des BNSDJ.
gez. Dr. Hans Frank.
Reichsjuſtizkommiſſar, bayer. Staatsminiſter.
F. d. Richtigkeit: Der Reichsgeſchäftsführer: gez. Dr. Heuber.
Denzer, Gaugruppenleiter.
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟.
Die für den 5. Auguſt durch uns vorbereitete Rheinfahrt nach
St. Goar muß zu unſerem Bedauern wegen mangelnder
Schiffs=
geſtellung der Köln=Düſſeldorfer Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft
aus=
fallen. Für den gleichen Tag iſt aber ein Sommerfeſt in Caub
am Rhein vorgeſehen, und bitten wir alle Intereſſenten der
Dampferfahrt, ſoweit ſie ſich bei uns Rheinſtraße 21, angemeldet
hatten, die jetzt an der Fahrt nach Caub teilnehmen wollen, um
ſofortige Mitteilung und zwar bis ſpäteſtens Mittwoch, den
1. Auguſt, mittags 12 Uhr.
Bis Mittwoch, vormittags 12 Uhr, werden noch Meldungen
für die Fahrt ins Glatzer Bergland angenommen.
Reichskagung des NS=Lehretbundes.
Vom 3. bis 5. Auguſt findet in Frankfurt a. M. die erſte
Reichstagung des NS. Lehrerbundes ſtatt, zu der 30 000 Lehrer
und Erzieher aus allen Gauen des Reiches erwartet werden.
Dieſe gewaltige Kundgebung des NSLB. wird die geſamte
Er=
zieherſchaft in geſchloſſener Front zeigen und einen neuerlichen
Beweis erbringen, mit unerſchütterlicher Treue im Sinne
natio=
nalſozialiſtiſcher Erziehung unſere Jugend zu führen. Der
Ver=
lauf der Tagung iſt folgender: Am Freitag, dem 3. Auguſt wird
um 16 Uhr durch den Reichsführer des NSSB. Miniſter Schemm,
die Lehrmittel= und Buch=Ausſtellung im Bachſaal eröffnet. Am
Abend findet die Begrüßung der Tagungsteilnehmer in der
Feſt=
halle ſtatt. Im Mittelpunkt dieſer Veranſtaltung ſteht eine
Saarkundgebung unter Beteiligung der Saarlehrerſchaft. Der
Samstag, 4. Auguſt, ſieht am Vormittag in der Feſthalle eine
Reihe von Vorträgen vor, die von führenden Perſönlichkeiten der
NSDAW. gehalten werden. Die Zuſammenkunft der
Reichsfach=
ſchaftsleiter mit Vertretern der einzelnen Fachſchaften iſt für den
Nachmittag vorgeſehen. Höhepunkt und Abſchluß des
Reichstref=
fens bildet die große Kundgebung am Sonntag von 10 bis 12
Uhr im Stadion. Der Feſtzug marſchiert um 9.30 Uhr vom
Innern der Stadt ab. Außer Gauleiter Reichsſtatthalter
Spren=
ger und Reichsführer Miniſter Schemm werden Reichsminiſter
Ruſt und Reichsjugendführer Baldur von Schirach ſprechen. Die
Organiſationsleitung der Reichstagung des NSLB. hat einen
ausgezeichneten bebilderten. Feſtführer herausgegeben, in dem
Gauleiter Sprenger, Bürgermeiſter Linder und Miniſterialrat
Ringshauſen Grußworte der Tagung entbieten.
Kirchliche Nachrichten.
7 Vielfach trifft man in Deutſchland auf die von
Sachkennt=
nis unbeſchwerte Meinung, daß durch die nationalſozialiſtiſche
Marktregelung für die wichtigſten bäuerlichen Erzeugniſſe eine
nicht unerhebliche Teuerung hervorgerufen worden iſt. Wie
ein=
fach dieſe Auffaſſung iſt, geht aus einem Vergleich der deutſchen
Lebenshaltungskoſten mit denen der wichtigſten europäiſchen
Län=
der hervor.
Nach den Feſtſtellungen des deutſchen Inſtituts für
Konjunk=
turforſchung betrugen die Richtzahlen der Lebenshaltungskoſten,
wenn man das Jahr 1928 gleich 100 ſetzt, um die Jahreswende
1933/34 in Deutſchland 79,6, Belgien 88, England 85,3, Frankreich
101,3. Italien 86,2, Holland 84,5, Norwegen 83,8, Schweiz 81,4.
Das Gerede von der Teuerung — das geht ſchon aus dieſen
Angaben hervor — iſt alſo vollkommen unzutreffend. Theoretiſch
wäre es ja möglich, daß höhere Lebensmittelpreiſe durch Senkung
der anderen Lebenshaltungskoſten einen Ausgleich finden.
Tat=
ſächlich verhält es ſich aber ſo, daß die Richtzahl für Ernährung
auch heute noch die niedrigſte unter allen Richtzahlen iſt, die für
die Lebenshaltung maßgebend ſind. Wenn man 1913 gleich 100
ſetzt, ſo ſtellen ſich im Mai dieſes Jahres die Koſten für die
ge=
ſamte Lebenshaltung auf 120,3, für Wohnungen auf 121,3, für
Heizung und Beleuchtung auf 133,2, für Bekleidung auf 115,
für ſonſtige Bedürfniſſe auf 157,6 und für Ernährung auf nur
113,3! Die leichte Erhöhung der Ernährungskoſten iſt daher
lediglich als eine wirklich ſehr beſcheidene Angleichung an den
allgemein geſtiegenen Preisſtand zu betrachten.
Man muß außerdem beachten, daß die Richtzahl der
Lebens=
haltungskoſten vom Januar 1933 bis Mai 1934 von 117.4 auf
120,3 geſtiegen iſt und ſeit November 1933 ſich nicht verändert
hat. Jeder unbefangene Beurteiler wird daher zugeben müſſen,
daß die von der nationalſozialiſtiſchen Agrarpolitik
vorgenom=
mene Erhöhung der Preiſe für die bäuerlichen Erzeugniſſe den
Verbraucher — trotz ihres erheblichen Ausmaßes —, wenn
über=
haupt, ſo doch in höchſt geringem Umfange in ſeiner Kaufkraft
beanſprucht hat. Das war nur dank der zweckvollen
Marktrege=
lung, die in erſter Linie den überhöhten Preis= und
Handels=
ſpannen zu Leibe ging, und durch die Tatſache möglich, daß z. B.
bei der Durchführung des Fettplanes weiteſtgehende
Ausgleichs=
möglichkeiten für minderbemittelte Volkskreiſe geſchaffen wurden.
Schließlich hat die nationalſozialiſtiſche Regierung nach der
er=
zielten Preisaufbeſſerung für die landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe
die Preiſe für die wichtigſten Lebensmittel, wie Butter, Milch,
Brot, Kartoffeln, Fleiſch uſw. ſeit Monaten auf der gleichen Höhe
gehalten.
Ferner muß ſich jeder vernünftige und gutwillige
Volks=
genoſſe ſagen, daß die Marktregelung und die Feſtpreiſe auf ſeine
Lebenshaltung nur eine günſtige Wirkung ausgeübt haben. Die
ewigen Schwankungen, wie ſie früher infolge der Spekulation auf
den Märkten bei den wichtigſten Lebensmitteln zu bemerken
waren, ſind verſchwunden. Dadurch ſind aber auch die geſamten
Löhne und Gehälter wertbeſtändig geworden. Man muß nämlich
wiſſen, daß in den niedrigſten Einkommensſtufen noch bis zu 42
Prozent des Geſamteinkommens für Nahrungs= und Genußmittel
aufgewendet werden. Alſo hat die Stabiliſierung der Preiſe auf
den Lebensmittelmärkten — rund gerechnet — die Hälfte der
Löhne und Gehälter wertbeſtändig gemacht. Der Arbeiter und
Angeſtellte iſt von der Unſicherheit befreit, und auch die Induſtrie
und alle anderen Gewerbe weitgehend in der Lage, feſt zu
kal=
kulieren.
Schließlich darf bei der Betrachtung der Auswirkungen der
Marktregelung der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe nicht vergeſſen
werden, daß die Erhöhung der landwirtſchaftlichen Einnahmen
der Arbeitsbeſchaffung und der Kaufkraft der gewerblichen
Ar=
beiterſchaft in den Städten dient. Denn 32 Prozent der deutſchen
Gewerbebetriebe und 27 Prozent aller gewerblichen und
indu=
ſtriellen Arbeiter leben unmittelbar von der Landwirtſchaft, ine
dem ſie entweder landwirtſchaftliche Rohſtoffe verarbeiten oder
mit der Herſtellung landwirtſchaftlicher Maſchinen und Geräte
beſchäftigt ſind. Ueberdies tritt die Landwirtſchaft noch als
Käu=
fer für die verſchiedenſten Gebrauchsgegenſtände, wie Kleider,
Schuhe, Möbel, Küchengeräte uſw. auf.
Der ungeheure Rückgang der landwirtſchaftlichen Kaufkraft —
waren doch die Verkaufserlöſe der Landwirtſchaft von 10,2
Mil=
liarden Reichsmark 1928/29 auf 6,5 Milliarden RM. 1932/33
zu=
rückgegangen — hat eben entſcheidend zur Verſchlechterung der
Wirtſchaftslage in Deutſchland und zur Vermehrung der
Arbeits=
loſigkeit beigetragen. Es muß daher als ein gewaltiger
Fort=
ſchritt auf dem Weg zur Geſundung der geſamten deutſchen
Volks=
wirtſchaft betrachtet werden, wenn die landwirtſchaftlichen
Ein=
nahmen 1933/34 um rund 750 Millionen RM. geſtiegen ſind und
die auf der Landwirtſchaft ruhenden Laſten um 240 Millionen
RM. geſenkt werden konnten. Die Erhöhung der
landwirtſchaſt=
lichen Kaufkraft hat Hunderttauſenden von deutſchen Arbeitern
ihren Arbeitsplatz geſichert oder neue Arbeit verſchafft. Das iſt im
weſentlichen die Auswirkung der nationalſozialiſtiſchen
Marl=
regelung, die nicht nur dem Bauern, ſondern ebenſo ſehr den
Arbeiter und dem geſamten deutſchen Volke als ein wahrhaft
G. W.
ſozialiſtiſches Werk dient.
C.K. und Ehrenkreuz.
Orden oder Ehrenzeichen?
Das Ehrenkreuz für Frontſoldaten.
Es iſt im Unterſchied zum E.K. als Orden
ein Ehrenzeichen.
Warum heißt es in
amtlichen
Erhebun=
gen oder Urkunden
ſtets „Orden und
Ehrenzeichen”?
Wel=
cher Unterſchied
be=
ſteht zwiſchen den
Orden und den
Ehrenzeichen? Dieſe
Fragen ſcheinen um
ſo wichtiger, als
ge=
rade jetzt durch den
Reichspräſidenten das
Ehrenkreuz für
Kriegsteilnehmer und
deren Hinterbliebene
geſtiftet worden iſt.
Und beſonders auch,
nachdem die
Reichs=
regierung vor einiger
Zeit Beſtimmungen
darüber hatte
erge=
hen laſſen, welche
Auszeichnungen
ge=
tragen werden
dür=
fen und welche nicht.
Es hatte ſich
näm=
lich gezeigt, daß
oft=
mals Leute, die die
Front während der
Kriegsjahre von 1914
bis 1919 (1919 wegen
der Baltikumkämpfe)
nur eben noch aus
der Entfernung zu
ſehen bekommen
hat=
ten, deſto ſtolzer mit
einer Reihe von
Er=
innerungs=Medaillen
Epangeliſche Gemeinden.
Gottesdienſtliche Feiern
zur 20. Wiederkehr des Tages des Kriegsbeginnes.
Mittwoch, den 1. Auguſt, abends 8 Uhr.
Stadtkirche: Pfarrer Lautenſchläger. — Martinskirche: Pfarrer
Köhler. — Johanneskirche: Pfarrer Weinberger. — Beſſunger
Kirche (Petrusgemeinde): Pfarrer Irle. — Pauluskirche: Pfarrer
Müller.
Donnerstag, den 2. Auguſt, abends 8 Uhr.
Stiftskirche: Pfarrer Lenz.
prunkten, deren leuchtende Bänder und ſtrahlende Sterne in gar
keinem Verhältnis zu dem inneren, wahren Wert dieſer Abzeichen
ſtanden. Dem iſt durch die genaue Beſtimmung der Orden und
Ehrenzeichen, welche getragen werden dürfen, geſteuert worden.
Orden und Ehrenzeichen ſind demgemäß alle die in der
Verord=
nung der Reichsregierung beſtimmten Auszeichnungen. Alle
übrigen aber ſind Erinnerungsmedaillen und Erinnerungszeichen.
Die Grenze zwiſchen Orden und Ehrenzeichen iſt fließend. So
rechnet zum Beiſpiel, das Eiſerne Kreuz unzweifelhaft zu den
Orden. Gleichwohl aber iſt eines der wichtigſten Merkmale für
die Inhaber dieſes Ordens, nämlich die Bezeichnung als „Ritter”,
des Eiſernen Kreuzes, in keiner der bisherigen drei
Stiftungs=
urkunden 1813, 1870 und 1914 vorgeſehen. Es wird nicht
be=
ſtimmt, ob die Träger als Ritter oder Inhaber zu bezeichnen
ſind. Dementſprechend iſt auch die Behauptung grundlos, die
berechtigten Träger des Eiſernen Kreuzes bezeichneten ſich
fälſch=
lich als Ritter des E.K. II oder E.K. I und II. Denn darüber
gibt es, wie geſagt, keinerlei Beſtimmung. Ein Blick in die
Todesanzeigen für unſere gefallenen Helden wird aber jeden
be=
lehren können, daß ſich die Bezeichnung als „Ritter” im Volke
durchgeſetzt hatte.
Der uralte Zuſammenhang von weltlichen Orden und
Ritter=
ſchaft kommt darin bis auf den heutigen Tag zum Ausdruck. Es
wird niemand einfallen, etwa das Großkreuz zum Eiſernen Kreuz,
das während des Krieges außer dem Kaiſer und dem Prinzen
Leopold von Bayern nur noch Hindenburg, Mackenſen und
Luden=
dorff trugen, nicht als einen Orden anzuſehen, geſchweige denn
gar das Blücherkreuz, den goldenen Stern mit dem E.K., das der
Generalfeldmarſchall nach der Frühjahrsoffenſive 1918, gleich
Blücher am 25. Juli 1815, als einziger verliehen bekam. Von
daher beſtimmt ſich auch am klarſten, die Geltung der unteren
Klaſſen des Eiſernen Kreuzes als unzweifelhafte Orden.
Das neu geſtiftete Kreuz iſt ausdrücklich nicht als
Erinne=
rungskreuz, ſondern als Ehrenkreuz und ſomit als Ehrenzeichen
beſtimmt worden und grenzt damit ganz klar das Eiſerne Kreuz
ebenfalls ab. Aber anders als das Eiſerne Kreuz, das ein
aus=
geſprochener Kriegsorden für Kriegsverdienſt iſt und inſofern in
ſeiner Verleihung beſchränkt blieb, konnte dieſes Ehrenkreuz nach
der Art anderer Ehrenzeichen und auch Orden beſondere
Unter=
ſcheidungen erhalten. Für die Frontſoldaten wird es mit
Schwer=
tern verliehen, für alle übrigen Berechtigten ohne die Schwerter.
Das Ehrenkreuz für die hinterbliebenen Witwen oder Eltern
unterſcheidet ſich außerdem in der Farbe des Metalls und im Bande.
Die Reihe der Orden und Ehrenzeichen, welche gemäß der
erwähnten Verordnung der Reichsregierung getragen werden
dür=
fen, iſt um dieſes Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer und
Hinter=
bliebene vermehrt worden. Zugleich aber gibt es mittelbar eine
genauere Beſtimmung über das Eiſerne Kreuz.
Anordnung des Reichsverkehrsminiſters über den
Zuſammenſchluß des gewerblichen Krafkverkehrs.
DNB. Der Reichsverkehrsminiſter hat folgende Anordnung
erlaſſen: Nachdem ich durch Verfügung vom 30. April 1934 auf
Grund des Geſetzes zur Vorbereitung des organiſchen Aufbaues
der deutſchen Wirtſchaft vom 27. Februar 1934 (Reichsgeſetzbl. I
S. 185) zur Wahrnehmung der wirtſchaftlichen Belange von
Unternehmern und Unternehmungen im gewerblichen
Kraftver=
kehr den
Reichsverband des Kraftfahrgewerbes
als alleinige Vertretung des Kraftfahrgewerbes errichtet habe,
ordne ich auf Grund des 8 1 Ziffer 5 des genannten Geſetzes
und der mir nach 8 5 Abſ. 2 letzter Halbſatz dieſes Geſetzes
über=
tragenen Befugniſſe an:
1. Alle natürlichen und juriſtiſchen Perſonen, die das
Kraft=
fahrgewerbe betreiben, ſoweit es nicht lediglich ein unerhebliches
Maß des Geſamtbetriebes umfaßt, und die dem Reichsverband
des Kraftfahrgewerbes noch nicht beigetreten ſind, haben ſich
bis zum 31. Juli d. J.
zum Zwecke ihrer Eingliederung in den Reichsverband des
Krſt=
fahrgewerbes anzumelden, und zwar:
a) die Unternehmer und Unternehmungen des Perſonenkraſt
wagenverkehrs (Kraftdroſchken, Mietwagen) bei der Fachſchaft
b) die Unternehmer und Unternehmungen des
Kraftomnibus=
verkehrs bei der Fachſchaft Kraftomnibusverkehr des
Reichsver=
bandes des Kraftfahrgewerbes, und zwar die Unternehmer und
Unternehmungen des kommunalen und gemiſchtwirtſchaftlichen
Kraftomnibusverkehrs bei dem Reichsfachſchaftsführer: Dir. H.
Benninghoff, Dortmund, Moltkeſtr. 21, die Unternehmer und
Unternehmungen des privaten Kraftomnibusgewerbes bei dem
ſtellvertretenden Reichsfachſchaftsführer: Bürgermeiſter a. D.
Marquardt, Solingen, Weyerſtr. 41;
c) die Unternehmer und Unternehmungen des
Güternahver=
kehrs bei der Fachſchaft Güternahverkehr des Reichsverbandes des
Kraftfahrgewerbes, Reichsfachſchaftsführer: Karl Kniebaum,
Ber=
lin NW. 7. Unter den Linden 41;
d) die Unternehmer und Unternehmungen des
Güterfern=
verkehrs bei der Fachſchaft Güterfernverkehr des Reichsverbandes
des Kraftfahrgewerbes, Reichsfachſchaftsführer: Dir. Dipl.=Ing.
P. Herrmann, bis auf weiteres Berlin SW. 68, Wilhelmſtr. 34/38;
2. Zweifel über die Zugehörigkeit zu dem Reichsverband des
Kraftfahrgewerbes ſelbſt oder zu ſeinen verſchiedenen Fachſchaften
ſind unmittelbar dem Reichsverband des Kraftfahrgewerbes in
München, Weſtenriederſtr. 21/II. mitzuteilen. Dieſer trifft die
Entſcheidung. Sie geht dem Anfragenden über die nach der
Ent=
ſcheidung zuſtändige Fachſchaft zu.
3. Wer ſich bis zum 31. Juli d. J. bei den erwähnten Stellen
nicht angemeldet hat, wird auf Grund des 8 1 Ziffer 5 des
Ge=
ſetzes vom 27. Februar 1934 zwangsweiſe angeſchloſſen werden.
Auf die Strafbeſtimmung des 8 3 des Geſetzes vom 27. Februar
1934, wonach vorſätzliche oder fahrläſſige Zuwiderhandlungen
gegen die getroffenen Anordnungen mit Geldſtrafe oder
Gefäng=
nis bis zu einem Jahre beſtraft werden, wird hingewieſen.
4. Neben dem Reichsverband des Kraftfahrgewerbes wird
kein anderer Verband mehr als Vertretung des
Kraftfahrgewer=
bes anerkannt.
Sondergericht.
Der 29jährige Ldg. Bayer aus Darmſtadt hatte
un=
längſt behauptet, die am 30. Juni erſchoſſenen SA.=Meuterer ſeien
beſeitigt worden, weil ſie um den Reichstagsbrand Beſcheid
wuß=
ten. Die Quelle für dieſe Anſchuldigung wollte B. nicht
an=
geben. Er erhielt 1 Jahr Gefängnis. — Wegen Beleidigung des
Führers wurde der 29jährige Bernhard Groß aus Urberach,
ein früherer Marxiſt, zu 10 Monaten verurteilt. — Der 27jährige
Ennoch Frankfurter in Heuſenſtamm führte den Ruin
ſeines Geſchäfts auf den Judenboykott zurück und hatte abfällige
Aeußerungen über die Regierung gemacht. Wie das Gericht
feſt=
ſtellte; iſt der Geſchäftsrückgang lediglich eine Folge der ſchlud
rigen Geſchäftsführung des Angeklagten, der zu 7 Monaten
Ge=
fängnis verurteilt wurde. — Drei Monate Gefängnis erhielt der
30jährige Hch. Weitzel aus Groß=Zimmern, der in
an=
getrunkenem Zuſtand durch Aeußerungen das Anſehen der
Regie=
rung herabgeſetzt hatte. — Zwei Angeklagte aus Roßdorf und
Nieder=Roden wurden freigeſprochen.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werde
nſcht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlſchkelt.
G. K. in R. Die in Heſſen auf Grund des Art. 93 des Einf.=
Geſ. zum BGB. eingeführten Räumungsfriſten gelten kraft
Orts=
ſtatuts nur für Städte. Die Wohnung wird, da in der Regel die
Kündigung auf den Schluß eines Kalendermonats
er=
folgt, zu Ende Juli geräumt ſein müſſen.
H. L. 55. 1. Wir ſuchen uns zu erkundigen. 2. Für die nicht
feſtverzinslichen Werte iſt der Steuerabzug immer und heute noch
beibehalten worden. 3. Landesverband Heſſen und Ortsgruppe
des Sparerbundes Darmſtadt vertritt der geſchäftsführende
Vor=
ſitzende, Juſtizrat Lindt, Friedrichſtraße 21, II.: Sprechſtunden:
werktags nachmittags 2—5 Uhr. 4. Wir empfehlen, in einem
Spezialgeſchäft der Nährmittelbranche nachzufragen.
R. OP. Das wiſſen wir nicht.
Dienstag, 31. Juli 1934
Aus Heſſen.
Snrum Zeſtpreiſe:
Von Karlheinz Friedrich, Berlin.
Durch das Reichsnährſtandgeſetz und die von ihm ausgehende
ſeſetzgebung zur Marktordnung wird von dem Reichsernährungs=
„iniſter Darre in ſteigendem Umfange das Syſtem der feſten
freiſe an Stelle der früheren ſchwankenden Preisbildung des
„eien Verkehrs eingeführt. So haben wir Feſtpreiſe für Getreide
nd eine umfaſſende ſtaatliche Markt= und Preisregelung für
(ilch= und Molkereierzeugniſſe. Fette, Eier, Schlachtvieh und eine
eihe einzelner weniger wichtiger landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe.
Der feſte Preis, der hierbei feſtgeſetzt bzw. feſtzuſetzen iſt, ſoll
n gerechter Preis ſein, d. h. er ſoll dem Erzeuger geben, was ihm
kommt, und er ſoll andererſeits auch dem Verbraucher keine
un=
illigen Opfer zumuten. Der Preis der Nahrungsmittel wird auf
eſe Weiſe dem früheren täglichen Streit der Intereſſenten
ent=
ickt. Ebenſo wie früher der durch die gewerkſchaftliche „
Vertre=
ing” der Arbeiter erhobene Ruf nach dem billigen Brot, und ſei
z auch auf Koſten der Lebensfähigkeit des Bauernſtandes, der
arxiſtiſchen Klaſſenkampfideologie entſprach, ſo entſpricht heute
je ſtaatliche Sorge für die Belieferung des ganzen Volkes mit
igenem Brot zu gerechtem Preiſe der organiſchen Volksauffaſſung
es Nationalſozialismus. Wer den Klaſſenkampf beſeitigen will,
er mußte das tägliche Brot aus dieſem Kampf herausſtellen.
Das Syſtem der feſten Preiſe für landwirtſchaftliche
Erzeug=
iſſe entſpricht durchaus den Lebensbedürfniſſen des geſunden
Zauernhofes. Der Bauer muß eine feſte wirtſchaftliche Baſis
aben, von der aus er mit ausreichender Sicherheit ſeinen
Wirt=
chaftsplan durchführen kann. Es gab früher viele Auswege, wenn
nie Preisentwickelung nicht dem Voranſchlag des Bauern
ent=
prach. Insbeſondere war ein ſolcher Ausweg der Kredit. Es
ver=
teht ſich von ſelbſt, daß in einem gewiſſen Umfange und zu ganz
beſtimmten Zwecken ein Kreditbedarf immer beſtehen und
gerecht=
fertigt ſein wird. Aber niemand wird leugnen, daß dem Kredit,
der nur dazu dienen ſoll, ein durch ungünſtige Preisentwicklung
ntſtandenes Loch im Haushalt zu ſtopfen, die Vermeidung dieſes
Tredits durch die Ausſchaltung der Möglichkeit ſolch ungünſtiger
Freisentwicklung bei weitem vorzuziehen iſt. Haben wir es doch
n den vergangenen Jahren zu Tauſenden und aber Tauſenden von
fällen erlebt, wie der Preiszuſammenbruch den Bauern dazu
wang. Kredite zu hohen Zinſen aufzunehmen, um damit die
Wirt=
haft inſtand zu halten und vor allen Dingen die beſtehenden hohen
Jinslaſten abzugleichen. So ſind Tauſende guter deutſcher Bauern
in jenen verhängnisvollen Fehlzirkel hineingeraten, an deſſen
inde die Zwangsverſteigerung ſtand, während gleichzeitig viele
Nillionen Mark Reichsgelder zur Stützung der Getreidepreiſe
ſerwendet wurden und letztlich nur einer kleinen Clique von
Ge=
reidejuden zufloſſen.
Der Erbhofbauer, der von den Gefahren einer übertriebenen
Preditaufnahme geſchützt werden ſoll, muß mehr als jeder andere
uuf lange Zeit hinaus feſt disponieren können. Er muß ſicher ſein.
aß ihm der Ertrag ſeiner Scholle nicht durch gewiſſenloſe
Börſen=
pekulation entzogen wird. Die Feſtpreisregelung gibt dem Bauern
ind Landwirt dieſe Möglichkeit. Sie geſtattet daher in weiteſtem
Naße eine Bewirtſchaftung mit dem eigenen Kapital. Dies iſt
ugleich die geſündeſte und billigſte Form des Wirtſchaftens.
Es iſt ſicher wir ſtehen erſt am Anfang, und da kann dieſer
ſewaltige Bau der Neuordnung des Agrarmarktes noch nicht in
illen ſeinen einzelnen Steinen feſtgefügt und richtig ſtehen, und
ſier und da gibt es noch manches zu verbeſſern, doch das iſt eine
Frage der praktiſchen Erfahrung und Entwicklung. Das
Funda=
nent ſteht und auf ihm wird weitergebaut. Den Zweiflern und
ſenen, die ſich nach einem langen Leben unter anderen
Wirt=
chaftsgeſetzen noch nicht an die neuen Gedanken gewöhnt haben,
ei nur einmal die Frage vorgelegt, was ohne die
Feſtpreisrege=
jung ſich wohl für Preisverhältniſſe nach den beiden vorjährigen
Rekordernten auf dem deutſchen Markt ergeben hätten. Das früher
immer und immer wieder angewandte Mittel der Zollpolitik wäre
edenfalls bei der mehr als ausreichenden Deckung des deutſchen
ſedarfes durch die eigene Produktion von vornherein ausſichtslos
eweſen.
Doch der Feſtpreis iſt nicht nur von Bedeutung für den
Rauern, ſondern mindeſtens ebenſo ſehr von Bedeutung für den
tädtiſchen Verbraucher. Durchgreifende Rationaliſierung des
Veges vom Erzeuger zum Verbraucher und ſcharfe Ueberwachung
ind Regelung der Preisſpannen ermöglicht es, auch dem
Ver=
raucher einen gerechten Preis zu ſichern, ohne dem Verarbeiter
ind dem Zwiſchenhandel unbillige Opfer aufzuerlegen. Auch für
en Arbeiter iſt in Zukunft die Gefahr der Spekulation mit ſeinen
Tahrungsmitteln gebannt. Im Zuge einer neuen
Geſamtwirt=
chaftsordnung ergeben ſich hieraus weitreichende Möglichkeiten
ür eine abſchließende grundſätzliche Löſung der Lohnfrage, welche
edem neuen Klaſſenkampfideologen von vornherein die Baſis
ent=
jiehen wird.
E. Wixhauſen, 30. Juli. Bunter Abend der NS. „Kraft durch Freude‟. Nach Vortrag
des Hohenfriedberger Marſches erfolgte die Begrüßung. Der
Red=
ier ſchilderte den Zweck und die Ziele der NS. Gemeinſchaft. Die
ehr reichhaltige Vortragsfolge, Lieder, geſungen von Herrn Fr.
Scherkamp vom Stadttheater Münſter (Bariton), Herrn Gg. Kopp,
Landestheater Darmſtadt (Tenor), ernteten reichen Beifall,
ebenſo die Violinvorträge, von Herrn Fritz Vogt geſpielt. Herr
Kapellmeiſter Kaſſel begleitete in feiner Weiſe am Klavier,
Fr. Erika Seibert tanzte mehrere Tänze in vollendeter
Ausfüh=
rung, ebenſo ein Tänzerpaar einen Tango und Walzer. Herr Willy
Droſt als Anſager verſtand es in humorvoller Weiſe, die zahlreich
Erſchienenen in Stimmung zu halten. Die beiden hieſigen
Geſang=
vereine ſangen je ein Lied zur Eröffnung und Schluß dieſer
ſchönen Veranſtaltung. Reicher Beifall lohnte ihre Mühen.
J. Griesheim, 30. Juli. „Goldne Aehre, du mußt
fallen! Vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend erklingen
jetzt Sicheln, Senſen und Mähmaſchinen. Der auch Landwirtſchaft
treibende Gaſtwirt Heinrich Baſel („Zum goldenen Pflug”)
in der Oberndorferſtraße, überbrachte von ſeinem von ihm ſelbſt
gebauten und gemähten Kornacker an der Darmſtädter Chauſſee
einen Kornhalm mit vier Aehren, die alle voll und ausgereift
ſind. Die kleinſte Aehre hat eine Länge von 8 Zentimetern,
während die größte 12 Zentimeter mißt. Dieſes, ſo ſelten
vor=
kommende Naturwunder hat er in ſeiner Gaſtwirtſchaft
ausge=
ſtellt. — Bekämpfung des Kornkäfers und der Kornmotte.
Neuer=
dings ſoll der Kornkäfer und die Kornmotte unter den
Getreide=
beſtänden auftreten. Es wird deshalb auf das im Aushängekaſten
der Bürgermeiſterei ausgehängte Merkblatt des Deutſchen
Pflan=
zenſchutzdienſtes verwieſen. Bei Feſtſtellung der Schädlinge iſt der
Bürgermeiſterei ungeſäumt Mitteilung zu machen. —
Abände=
kung der Waſſerbezugsordnung. Der Gemeinderat
hat in ſeiner Sitzung am 26. Juli eine Aenderung der
Waſſer=
bezugsordnung durch Neufaſſung des § 4 beſchloſſen. Der Entwurf
der Neufaſſung liegt in der Zeit vom 31. Juli bis einſchließlich
6. Auguſt d. Is. auf der Bürgermeiſterei, Zimmer 5 (
Waſſer=
leitungsbureau) während der üblichen Dienſtſtunden offen.
Wäh=
rend der Offenlegungsfriſt können Einwendungen gegen den
Ent=
wurf ſchriftlich oder durch Erklärung zu Protokoll daſelbſt
vor=
gebracht werden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 30 Juli. Saarurlaubswerk. Das
Amt für Volkswohlfahrt läßt in Kürze Liſten zirkulieren zur
Zeichnung von Freipflegeſtellen für die auf die Dauer von zehn
Tagen zur Erholung unterzubringenden Saardeutſchen. Der
Er=
holungsaufenthalt fällt in die Zeit von Ende Oktober bis Mitte
November I. J. Die Einwohnerſchaft von Nieder=Ramſtadt und
Waſchenbach hat ſich bisher in keiner Weiſe zurückgeſtellt und wird
auch hier ihre Opferfreudigkeit durch Zeichnung zahlreicher
Frei=
pflegeſtellen unter Beweis ſtellen. — Rekordernte. Der
Be=
richt in der Sonntagsnummer unter obiger Spitzmarke hat vielfach
zu falſchen Schlüſſen geführt. Selbſtverſtändlich kann dieſes
aus=
nahmsweiſe gute Ernteergebnis eines einzelnen Grundſtücks, das
zudem mit Kunſtdünger direkt geſättigt war, nicht als
Allgemein=
zuſtand gedeutet werden. Immerhin iſt der Ernteertrag in Roggen
als ein durchweg guter zu bezeichnen.
Le. Groß=Umſtadt, 30. Juli. Straßenbau. Die
verlän=
gerte Schillerſtraße in der Richtung der Dieburger Straße und
die verlängerte Karlſtraße, welche ſich ſeither, beſonders bei
Re=
genwetter, in einem ſehr üblen Zuſtande befanden, werden zur
Freude der Anwohner zurzeit geſtückt und zu gut fahrbaren
Straßen ausgebaut. Die Wagenfahrt iſt bis auf weiteres geſperrt.
Weiter iſt der vielbegangene und befahrene Waldweg nach dem
Rödelshäuschen wegen Chauſſierungsarbeiten geſperrt.
Umlei=
tung durch die Kaiſernhecke.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 209 — Seite 7
Naturſchutz als nationale Aufgabe.
Von Dr. Pfaff=Würzburg.
NSK. Daß der nationale Sozialismus tief in die
Anſchauun=
gen eingreift und alle Gebiete menſchlichen Wiſſens, Könnens und
Fühlens erfaßt, geht aus allen Lebensäußerungen des neuen
Volkes hervor. So muß es auch in ſeinem Weſen liegen, daß er
auf dem Gebiete des Naturſchutzes neue Wege geht.
Während die Syſtemzeit den Heimatgedanken als
ausſchließ=
liches Gebiet der Ideologen und Spezialiſten betrachtete, haben
die Männer des neuen Deutſchlands erkannt, daß die
Verbunden=
heit mit Volkstum und Heimat einen kaum zu überſchätzenden
Wert beſitzt. Deshalb arbeitet der Staat von heute bewußt
dar=
auf hin, die Entfremdung von der Scholle mit allen zu
Gebote ſtehenden Mitteln zu unterbinden und jeden, der von
ihr getrennt wurde, wieder ſeßhaft zu machen.
Mit dem großartigen Siedlungswerk, mit dem
Grund=
gedanken des Arbeitsdienſtes, dem neuen Bauernrecht
und der Wiedererweckung deutſchen Brauchtums
geht der Naturſchutzgedanke, zum gleichen Ziel. Wenn
ſeine Bedeutung auch zunächſt nicht auf praktiſchem Gebiete liegt,
ſo iſt ſeine Auswirkung nicht viel geringer einzuſchätzen als die
irgendeiner realen Bodenpolitik. Denn letzten Endes wird ja die
Sinnesart des Menſchen nicht allein vom Beſitztum, ſondern auch
von ideellen Werten geſteuert
An dieſer Stelle muß beſonders der Name Görings
er=
wähnt werden, des Mannes, der in richtiger Erkenntnis der
Be=
deutung des Naturſchutzgedankens mit allen Mitteln danach ſtrebt,
dem Volke die Gebundenheit an Heimat und Scholle
zurückzu=
geben. Im neuen Deutſchland ſind bereits große Schritte nach
vorwärts getan worden: ſo wurde die Schorfheide bisher
die ausſchließliche Zone der Sonntagsjäger aus dem Berufsſtand
der hohen Diplomatie und des Hofadels, zum deutſchen
Natur=
ſchutzgebiet erklärt.
Die dort noch lebenden letzten Naturdenkmäler eines
ver=
gangenen Deutſchlands ſollen bewahrt werden, um dem Volke ein
Mahnmal ſeiner geſchichtlichen Vergangenheit
in Gegenwart und Zukunft zu ſein. Die großen Waldgebiete, in
denen noch vor wenigen Jahren rückſichtsloſe Treibiagden den
Wildbeſtand ſyſtematiſch zugrunde richteten, ſollen künftig eine
Zufluchtsſtätte der urigſten aller deutſchen Rindsarten, der
Wiſente, ſein und auch dem ſtark zurückgegangenen Rotwild
eine Freiſtätte bieten.
Dieſer Tat ſtellt ſich als weitere Vornahme die Errichtung
des Vogelſchutzgebietes am Draußenſee bei Elbing
an die Seite. Das ganze Süd= und Südoſtufer mit einem
Ge=
lände von rund 900 Hektar wurde für den Naturſchutzgedanken
freigegeben. So darf man überzeugt ſein, daß in nicht allzu
fer=
ner Zeit dieſer See, der ſchon bisher zahlloſem Waſſergeflügel
eine letzte Zufluchtsſtätte bot, ein deutſcher Tookern
wer=
den wird. Alle die Wildentenarten, Bekaſſinen, Strandläufer,
Rohrdommeln und Weihen können ungeſtört in dieſer Einſamkeit
ihre Bauten aufziehen und dazu beitragen, daß die ſtark
zurück=
gegangene deutſche Vogelwelt ſich aus dieſem Gebiet wieder
auf=
friſcht.
Der ausgeſprochene erhöhte Schutz für
Hünengrä=
ber und Druidenſteine wie auch für die alten germaniſchen
Thingplätze iſt ebenfalls dem Gedanken entſprungen, das
deutſche Volk zu den Urquellen ſeines Volksbewußtſeins aus
mar=
xiſtiſcher Irrlehre zurückzuführen.
Görings Verdienſt iſt es auch, daß nunmehr ein
nordiſch=
deutſcher Wildpark in dem großen unermeßlichen Waldgebiet der
vorpommerſchen Halbinſel Darß entſtehen ſoll. Nach einer
Rückſprache mit dem berühmten Vogelkenner und Schriftſteller
Bengt Berg hat ſich der preußiſche Miniſterpräſident dazu
ent=
ſchloſſen. Der Darßer Wald bietet bekanntlich hierfür die
beſten Vorbedingungen: er iſt ein Miſchwald von Buchen=,
Nadel=
hölzern und anderen Laubbäumen verſchiedenſter Art, der große
Blößen, abgelöſt von Heidegebieten, Seen und Erlenbrüchen in
ſich vereinigt. Hoffen wir, daß auch dieſe Vornahme ſich in dem
idealen Sinn, aus dem heraus ſie entſtanden iſt, auswirken möge.
Wir wiſſen, daß nicht ein falſcher Kosmopolitismus und
all=
gemeine Menſchheitsvermiſchung das deutſche Volk ewig machen
kann, ſondern nur das Bewußtſein ſeiner
geſchicht=
lichen Vergangenheit und die Verbundenheit
mit ſeinem Boden und den Blutswerten der
Raſſe. Von dieſem Standpunkte aus haben gerade wir
Natio=
nalſozialiſten alle Urſache, den Naturſchutzgedanken im Sinne
Görings nicht nur zu begrüßen, ſondern auch zu fördern, wo es
irgendwie in unſeren Kräften ſteht.
Das iſt aber nur denkbar, wenn weite Volkskreiſe über die
bisher unerkannten Werte aufgeklärt werden, wenn nicht nur der,
dem künftig zur Pflicht gemacht wird, eine Jagdprüfung
abzulegen, Beſcheid weiß über Leben und Weben der Natur,
ſon=
dern auch die nachwachſende Generation. In dieſem
Sinne iſt es eine unabweisbare Pflicht der Schule und
der Jugendbewegung, dem neuen Heimatgedanken.
ein beſonderes Augenmerk zuzuwenden und dem heranwachſenden
jungen Deutſchland auf dieſe Weiſe ſchon in der Schule einen
Begriff von der Heiligkeit und der ewigen Kraft
anzuer=
ziehen, die einzig nur der heimatlichen Scholle entſpringt.
Skraßenbericht
für die Woche vom 29. Juli bis 4. Auguſt 1934.
(Mitgeteilt vom Deutſchen Automobil=Club, Gau 15 „Weſtmark”,
Bezirk Starkenburg und Rheinheſſen.)
Fernverkehrsſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Keine Sperren gemeldet.
Hauptſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Wegſcheide—Waldmichelbach (zwiſchen Wahlen und Affolterbach)
vom 7. 5. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Fürth—
Rim=
bach oder Beerfelden.
Groß=Bieberau — Brensbach (vom Abzweig nach Werſau bis
Brensbach) vom 12. 7. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
Werſau.
Sonſtige Straßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Mörfelden-Langen vom 16. 10. 1933 bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Gräfenhauſen—Wixhauſen oder Neu=Iſenburg.
Darmſtadt—Gräfenhauſen vom 13. 11. 1933 bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Arheilgen—Wixhauſen oder Weiterſtadt—
Schneppenhauſen.
Pfungſtadt — Eſchollbrücken und Pfungſtadt — Griesheim bis zur
Kreuzung mit der Straße Darmſtadt—Eſchollbrücken vom 11. 1.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Eſchollbrücken—Hahn.
Darmſtadt—Eſchollbrücken vom 28. 11. 33 bis auf weiteres
ge=
ſperrt Umleitung: Eberſtadt—Pfungſtadt
Wallerſtädten—Geinsheim, Km. 18,42—23,156, vom 19. März bis
auf weiteres geſperrt. Umleitung: Groß=Gerau—Wolfskehlen—
Leeheim.
Dieburg—Groß=Zimmern vom 26. 3. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Groß=Zimmern — Kleinertsbrücke—Dieburg.
Mühlheim a. M.—Lämmerſpiel—Hauſen vom 9. 5. bis auf
weite=
res geſperrt. Umleitung: Offenbach-Bieber oder Groß=
Stein=
heim—Tannenmühle.
Ortsdurchfahrt Egelsbach, im Zuge nach der Wolfsgartenſtraße,
vom 11. 6. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Langen.
Urberach—OberRoden vom 20. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Eppertshauſen oder Offenthal—Dietzenbach.
Babenhauſen—Dudenhofen vom 25. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Seligenſtadt.
Heuſenſtamm—Obertshauſen—D=Straße 13 vom 18. 6. bis auf
weiteres geſperrt, Umleitung: Rombrücken—Tannenmühle oder
Bieber.
Eberſtadt—Nieder=Ramſtadt vom Felſenkeller bis Kühler Grund
vom 19. 7. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Darmſtadt.
Hofheim—Wehrzollhaus (Worms), Km. 3,8—6,0, vom 23. 7. bis
auf weiteres geſperrt. Umleitung: Bobſtadt-Bürſtadt.
Et. Reichelsheim, 30. Juli. In letzter Zeit iſt unſer herrliches
Odenwalddorf der Mittelpunkt vieler Ferienfahrer und
Ausflügler. War am Mittwoch die Heag mit zirka 60
Per=
ſonen hier, ſo waren es vorgeſtern ebenſoviele von Frankenthal.
Alles, was hierher kommt, bewundert die mit Kugel=Akazien
be=
pflanzte Adolf=Hitler= und Bahnhofſtraße. Die Akazien ſind
ge=
ſtiftet von dem Weltruf genießenden Baumſchulenbeſitzer Werner.
Aber auch die an der Hauptſtraße wohnenden Bürger tragen
durch den friſchen Verputz ihrer Häuſer dazu bei, das Geſamtbild
des Ortes zu verſchönern. Sämtliche Weißbinder ſind voll
be=
ſchäftigt. Endlich hat auch durch die Aſphaltierung der Adolf=
Hitler= und Darmſtädter Straße die Staubplage aufgehört, ſo daß
es jetzt doppelt Freude macht, die Häuſer mit friſchem Anſtrich zu
verſehen. Die Penſionen und Gaſthäuſer bieten auch alles auf,
dem verwöhnteſten Geſchmack gerecht zu werden. Kein Fremder,
der ſich hier einige Stunden Ausſpannung gönnt, hat es verſäumt,
das von ſeinem Pächter Dingeldein mit allem der Neuzeit
ent=
ſprechenden Komfort eingerichtete Schwimmbad und den herrlich
gelegenen Reichenberg zu beſichtigen. Eine
Hauptſehenswürdig=
keit iſt auch die aus dem Mittelalter ſtammende Brücke in der
Beerfurther Straße. Wenn jeder Deutſche ſich an die herrlichen
Fleckchen in ſeinem eigenen Vaterlande erinnern würde, dann
könnte eine manche Auslandsreiſe geſpart werden, und dem
Auf=
bau unſeres Staates wäre mehr gedient. — Nächſten Mittwoch
findet hier der gern beſuchte Ferkelmarkt ſtatt.
Ay. König i. O. (Stahlbad), 30. Juli. Ein geſtern abend
in Lothammers Kurgarten durch den Geſangverein Liederkranz
veranſtalteter Lieder=Abend hatte vollen Erfolg. Es
wirk=
ten die ebenfalls unter der Leitung des Chormeiſters Herbert
ſtehenden beiden Geſangvereine Höchſt i. O. und Mümling=
Grum=
bach, ſowie die Kurkapelle mit. Mit einem Geſamtchor „Hymne
an die Kunſt” von Mangold wurden die Darbietungen
einge=
leitet. Es folgten Muſikſtücke und Lieder der jeweiligen
Ver=
eine, die herzlichen Beifall ernteten. Beſonders hervorzuheben
iſt der Chor „Volk” von Heinrichs, der die Zuhörerſchaft feſſelte
und als eine geſanglich auf hoher Stufe ſtehende Leiſtung
anzu=
ſprechen iſt. Die große Zuhörerſchaft war durchaus befriedigt über
die Leiſtungen, während auch den Kurgäſten die Pflege des
deut=
ſchen Liedes eine angenehme Abwechſelung bot. — Der hieſige
Kirchengeſangverein unternahm per Auto einen Ausflug nach
Wimpfen. Etwa 60 Teilnehmer hatten ſich angeſchloſſen und
konnten einen der ſchönſten Ausflüge des Vereins miterleben.
Auf der Hinfahrt wurde in Zwingenberg am Neckar Raſt
ge=
macht, um dann nach zweiſtündiger Fahrt das Ziel zu erreichen.
In Wimpfen hatte ſich bereits ein Fremdenführer zum Empfang
eingefunden, um den Mitgliedern die Sehenswürdigkeiten des
Städtchens zu zeigen. Beſondere Aufmerkſamkeit fanden die
Er=
läuterungen über die Kuranlagen, am allermeiſten das neuerbaute
Kurmittelhaus. Der Kirchengeſangverein hatte ſich ein recht
inter=
eſſantes Ausflugsziel gewählt, ſo daß nicht allein nur ein
Aus=
flug, ſondern mehr als ein ſolcher in Erinnerung bleibt.
„Nakionale Thingfkätken im Bau.
Eine inkereſſanke Ausſtellung in Heidelberg.
500 Ankräge auf Erbauung von Thingſtäkten.
Im Auftrag des Präſidenten der Reichstheaterkammer,
Miniſterialrat Otto Laubinger, zeigt der Reichsbund der deutſchen
Freilichtſpiele und Volksſchauſpiele in der Zeit vom 28. Juli bis
15. Auguſt in den Hallen des Heidelberger Rathauſes zum erſten
Male eine intereſſante Ausſtellung unter dem Titel „
National=
ſozialiſtiſche Thingſtätten im Bau. An etwa 35 Modellen,
zahl=
reichen Planſkizzen und Bildern wird hier gezeigt, wie ſich die
architektoniſche Form für die Thingplätze aus den Bedingtheiten,
die Kundgebungen, Maſſenveranſtaltungen und feſtliche Spiele
ſtellen, entwickeln und wie die neuartigen Aufgaben die
Schöpfer=
kraft des deutſchen Architekten anregten und ein
nationalſozia=
liſtiſcher Bauſtil im Werden iſt. Außer den örtlichen Architekten,
die gleichfalls mit der Erbauung von Thingplätzen beauftragt
wur=
den, hat ſich in Berlin bereits ein Architektenkreis gebildet, dem
hauptſächlich die Geſtaltung dieſer Thingplätze obliegt
Bei der feierlichen Eröffnung der Ausſtellung hob Präſident
Laubinger hervor, daß der Gedanke der Schaffung von
Thing=
plätzen in kurzer Zeit zu einer großen Bewegung wurde. Er
be=
tonte aber zugleich mit Nachdruck, daß er mit allen Mitteln ein
planloſes und unbedachtes Vorgehen im Bauen verhindern und
das Tempo ſogar verlangſamen werde, damit die gewonnenen
Er=
fahrungen ausgenutzt würden. Nach dem erſten Bauprogramm
ſoll=
ten zunächſt 66 Thingplätze erbaut werden, welche Zahl aber nicht
eingehalten wird. Zwei Thingplätze in Halle und Heringsdorf ſind
bereits fertiggeſtellt, 15 weitere werden z. Zt. durch den
Arbeits=
dienſt gebaut, drei infolge beſonderer Vereinbarungen durch
Für=
ſorgearbeiter. In Vorbereitung ſind neun Thingplätze zur
Er=
bauung durch den Arbeitsdienſt und drei durch Fürſorgearbeiter.
Von den begonnenen 18 dürften in dieſem Jahre noch zwei bis
drei fertiggeſtellt werden. Berückſichtigt man, daß insgeſamt 500
Anträge auf Erbauung von Thingſtätten geſtellt wurden, ſo kann
man ermeſſen, mit welcher Sorgfalt und Zurückhaltung zu Werk
gegangen wird. Präſident Laubinger ſprach noch ſein Bedauern
aus, daß die unvorhergeſehenen natürlichen Schwierigkeiten die
Fertigſtellung der Thingſtätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg
und damit die Uraufführung von Euringers „Deutſcher Paſſion
1933” an dieſer Stelle verhindert habe. Die Uraufführung der
Deutſchen Paſſion” werde aber im Laufe des Auguſt auf der
Thingſtätte Halle erfolgen. Zum Schluß dankte Präſident
Laubin=
ger dem Arbeitsdienſt, für den der Bau der Thingſtätte ein
Ehren=
dienſt ſei. Oberbürgermeiſter Dr. Neinhaus nahm dann mit
Dankes=
worten die Ausſtellung namens der Stadtverwaltung in deren
Obhut. Ein dreifaches Sieg=Heil auf Führer und Vaterland
be=
endete den Eröffnungsakt.
El. Bensheim, 30. Juli. Südweſtdeutſche
Trachten=
ſchau in Bensheim. Als Auftakt zum Bergſträßer
Winzer=
feſt, das alljährlich am dritten Sonntag im September in
Bens=
heim ſtattfindet, tagte vorgeſtern der Kur= und Verkehrsverein.
Im Mittelpunkt dieſes echt deutſchen Volksfeſtes ſteht das
ſüd=
weſtdeutſche Trachtentreffen mit großem Feſtzug unter dem
Pro=
tektorat des Miniſterialrats Pg. Ringshauſen. Die Zahl der
er=
ſcheinenden Trachten kann vorerſt nur annähernd feſtgeſtellt
wer=
den. Etwa 700 Meldungen liegen bis jetzt vor vom Bodenſee,
aus dem Schwarzwald, aus Württemberg, aus der Pfalz, aus
Oberheſſen und der Schwalm, aus dem badiſchen und heſſiſchen
Odenwald, aus dem Schlitzer Land; auch bayeriſche
Gebirgstrach=
ten werden vertreten ſein. Dieſe reichhaltige Trachtenſchau gibt
dem diesjährigen Winzerfeſt eine ganz beſondere Note.
Bb. Bensheim, 30. Juli. Aus Anlaß des erſten
Sport=
feſtesder Hitler=Jugend trafen am Samstag und
Sonn=
tag zahlreiche Hilterjungen hier ein, um an dem Feſt teilzunehmen.
Sie fanden allſeits freundliche Aufnahme. Am Sonntag wurde
ein großer Umzug veranſtaltet, und erregten die ſportlichen
Dar=
bietungen großes Intereſſe. — Die weſtliche Vorſtadt Port Arthur
feierte am Sonntag und Montag ihr traditionelles großes
Som=
merfeſt. Der Beſuch war gewaltig.
Em. Heppenheim a. d. B., 30. Juli. Die erſten reifen
Trauben in hieſiger Gemarkung wurden im Diſtrikt Steinkopf
des Wingerts des Hotelbeſitzers K. M. Seibert feſtgeſtellt. Die
älteſten Leute können ſich nicht entſinnen, daß es im Juli hier
ſchon reife Trauben gab. — Kinderverſchickung. 17 Kinder
aus Heppenheim, Viernheim und Hirſchhorn kamen auf 4 Wochen
nach Selzen in Rheinheſſen zur Erholung. — Als Zeichen
gu=
ter Kameradſchaft helfen zur Zeit die Parteigenoſſen dem
alten Kämpfer Karl Eberhard beim Bau eines Häuschens auf
der Anhöhe über der Vorſtadt. Da die Backſteine nicht
hinauf=
gefahren werden können, treten Samstag nachmittags die
Partei=
genoſſen zum Transport der Steine an, wobei Akademiker und
Handarbeiter, voran der Bürgermeiſter, mit dem gleichen Eifer
tätig ſind. — Im Geflügelzuchtverein hielt Zuchtkollege
Referendar E. Fiſcher an Hand von Zeichnungen und Bildern
einen ſehr intereſſanten Vortrag über die tieferen Urſachen, aus
denen heraus der Raſſenbegriff aufgebaut iſt, indem er die
Grund=
tatſachen der Vererbungsprobleme und weiterhin der Zellenlehre
eingehend erörterte. Der Vorſitzende machte darauf aufmerkſam,
daß die Jungtiere der diesjährigen Geflügelſchauen ſämtlich
mit dem vom Reichsverband der Geflügelwirtſchaft
herausge=
gebenen A. R.=Ring verſehen ſein müſſen, und gab bekannt, daß in
Kürze ein Familienausflug nach bekannten Zuchtſtationen
ver=
anſtaltet wird.
— Gernsheim, 39. Juli. Waſſerſtand des Rheins
am 29. Juli: +0,20 Meter. am 30. Juli: +004 Meter.
Seite 8 — Nr. 209
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Juli 1934
Von der 250=Jahrfeier des Bades Freienwalde.
Die Trauerfeierlichkeiken in Wien.
Der „Große Kurfürſt” wird bei ſeinem Einzug in Freienwalde von den Brunnennixen begrüßt,
ein Bild von der Feier, mit der die Stadt Freienwalde an der Oder jetzt ihr 250jähriges Beſtehen
als Stahl= und Moorbad beging.
Im Trauerzuge folgte dem Sarge die Witwe, geführt von dem Vizekanzler Fürſt Starhemberg (in
Uniform) und dem vertrauteſten Freunde des Toten, Handelsminiſter Stockinger. Ganz rechts die
Mutter des Bundeskanzlers (mit Kopftuch).
Reich und Ausland.
Ein Rieſenprozeß in München.
München. Vor der großen Strafkammer des
Landgerichts München I begann am Montag ein
Rieſenprozeß gegen eine 23köpfige Einbrecher=
und Hehlerbande, die von Mitte vorigen Jahres
bis in den Februar d. I. hinein durch zahlreiche,
in raſcher Aufeinanderfolge ausgeführte Einbrüche
in die Geſchäftsräume vieler Münchener Firmen
große Unruhe in den heimgeſuchten Stadtteilen
hervorgerufen hat. Mit Rückſicht auf die große
Zahl der Angeklagten und der geladenen Zeugen
wurde die Verhandlung in den
Schwurgerichts=
ſaal verlegt. — Die eigentliche
Einbrechergeſell=
ſchaft beſtand aus ſieben Perſonen, die nicht
we=
niger als 23 Einbrüche ausgeführt haben. In der
erſten Zeit wurden namentlich Kleider= und
Man=
telgeſchäfte heimgeſucht. Außerdem wurden auch
Fleiſcherwarengeſchäfte ausgeplündert. Einigemal
blieb es nur beim Verſuch, da die Einbrecher von
vorübergehenden Paſſanten verſcheucht wurden.
In der letzten Zeit hatte ſich die Bande auf die
Beraubung von Uhren= und
Schmuckſachengeſchäf=
ten verlegt. In einem Geſchäft wurden Uhren
und Schmuckſachen im Wert von 3500 RM.
er=
beutet. Bei dieſem ſchweren Einbruch wurden die
Verbrecher feſtgenommen. Für den Wert der bei
dieſem Einbruch erbeuteten Schmuckgegenſtände
erhielten die Täter von ihren Hehlern ganze
130.— RM. Man rechnet mit einer
Verhand=
lungsdauer von drei Tagen.
Brand auf einem Motor=Ausflugsboot.
Berlin. Auf der oberen Havel, unweit
Henningsdorf, brach am Sonntag auf dem
Geſell=
ſchafts=Motorboot „Günther”, das ſich mit zwanzig
Paſſagieren auf der Rückfahrt nach Berlin befand,
ein Feuer aus. Das Boot ſtand bald in hellen
Flammen, konnte jedoch noch rechtzeitig an Land
gebracht werden, ſo daß ſämtliche Paſſagiere
ge=
rettet wurden. Die Urſache des Feuers dürfte
ver=
mutlich auf einen Vergaſerbrand zurückzuführen
ſein. Der Schaden beläuft ſich auf etwa 15 000
Reichsmark.
Wildſchweinplage im Speſſart.
Lohrhaupten. Die Wildſchweine, die in
den dichten Wäldern des Speſſarts, der heute noch
zum Teil Urwaldcharakter trägt, ſicheren
Unter=
ſchlupf finden, ſind in letzter Zeit wieder in ganz
außerordentlich ſtarken Rudeln aufgetreten.
Ob=
wohl die Jäger mit aller Energie den
Schwarz=
kitteln zu Leibe gehen, richten ſie doch dauernd
an den Kartoffeläckern großen Schaden an.
Freiherr von Dungern abgeftürzk!
Der bekannte deutſche Sportflieger
Freiherr Wolf von Dungern,
Referent in der Sportflugabteilung des
Reichs=
luftfahrtminiſteriums, iſt unweit Augsburgs bei
einem Fluge, den er zur Vorbereitung auf den
Europa=Rundflug unternahm, abgeſtürzt und kurz
darauf ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Der
Verunglückte, der an zahlreichen Veranſtaltungen
und Wettbewerben der letzten Jahre
teilgenom=
men hat, galt als einer der beſten und
ausſichts=
reichſten deutſchen Sportflieger.
Die Berliner Ausſtellung „Sommerblumen am Funkkurm” eröffnel.
Ein Bild aus der größten Blumenſchau, die die Reichshauptſtadt je geſehen hat.
Die Ausſtellung, die fünf Wochen lang ihre Pforten geöffnet halten wird, wird ihren Beſuchern
wahre Wunder an Blütenpracht zeigen.
Die Donaubrücke bei Skraubing
abgebrannk.
Regensburg. Wie die „Bayeriſche
Oſt=
wacht” aus Straubing meldet, iſt am Sonntag die
alte hölzerne Donaubrücke, die ſogenannte
Schiffs=
brücke, die bei Hornsdorf über das Altwaſſer der
Donau führt, in Brand geraten. Als die
Strau=
binger Feuerwehr nach kurzer Zeit am
Brand=
platz erſchien, ſtand bereits die Hälfte der Brücke
in hellen Flammen. An der rieſigen, durch den
langen trockenen Sommer ausgedörrten
Balken=
überdachung fanden die Flammen reiche
Nah=
rung. Der herrſchende Wind fachte das Feuer
noch mehr an. Eine Stunde nach dem Ausbruch
des Brandes ſtürzte ein Teil der Brücke auf der
Hornsdorfer Seite ins Waſſer, bald darauf folgte
der mittlere Teil der Brücke. Durch die
Zerſtö=
rung der Brücke iſt der geſamte Straßenverkehr
über Straubing in den Bayeriſchen Wald, der ſich
über dieſe Brücke abwickelte, ins Stocken geraten.
Durch das Straßen= und Flußbauamt Deggendorf
wurden ſofort Maßnahmen zur Errichtung einer
Notbrücke getroffen. Die Brandurſache iſt noch
nicht geklärt.
Weniger als drei Stunden Flugzeit von London
nach Berlin.
Berlin. Die Deutſche Lufthanſa teilt mit,
daß ihr auf der Strecke London—Amſterdam—
Berlin eingeſetztes Junkers „Ju. 52‟=Flugzeug am
letzten Sonntag für die Reiſe von London nach
Berlin eine reine Flugzeit von 2 Stunden 57
Mi=
nuten benötigte. Es iſt das erſtemal, daß auf
die=
ſer, 1000 Kilometer langen Strecke die Flugzeit
unter 3 Stunden blieb. An Bord der Maſchine,
die vom Flugkapitän Gutſchmit, einem der
15 Luftmillionäre der Deutſchen Lufthanſa,
ge=
flogen wurde, befanden ſich neben der
dreiköpfi=
gen Beſatzung 17 Fluggäſte.
Das Unglück an der Höfats.
Kempten. Am Sonntag iſt es der
Ber=
gungsexpeditihn unter Leitung des Bergführers
Sepp Müller gelungen, unter unſäglichen
An=
ſtrengungen die Leichen der beiden an der Höfats
abgeſtürzten Bergſteiger, Baurat Bauer und
Pro=
feſſor Wallner, zu bergen. Die Expedition
ar=
beitete von morgens 4 Uhr bis nachts 10 Uhr.
Die Leichen wurden durch das Oytal zunächſt nach
Oberſtdorf gebracht.
Zum 50. Todeskag des Dichkers
Heinrich Laube.
Folgenſchweres Verſagen eines
Generakors.
London. Durch das Verſagen eines
Gene=
rators von 90 000 PS in dem in dem Londoner
Vorort Batterſea gelegenen größten
Elektrizitäts=
werk der Welt wurde am Sonntag mittag in
13 Grafſchaften Süd= und Südoſt=Englands, im
Gebiete von 12 000 Quadratmeilen, mit 13½
Millionen Einwohnern, plötzlich mehrere Stunden
lang die Stromverſorgung unterbrochen. Der
ge=
ſamte Verkehr in dem Gebiet öſtlich der Linie
Kings Lynn — Peterborough — Little Hampton
geriet in Unordnung, da alle elektriſchen Züge und
Straßenbahnen ſtillgelegt wurden und die
Ver=
kehrsſignale in den Straßen verſagten. Viele
tauſend Familien, die elektriſche Kocher benutzen,
mußten auf das Sonntags=Mittagsmahl
verzich=
ten. Zahlreiche Krankenhäuſer waren ohne Licht
und konnten weder ihre elektriſchen Apparate noch
die Aufzüge benutzen. In den Kirchen wo gerade
die Sonntagsgottesdienſte ſtattfanden, verſeuten
die durch elektriſche Kraft betriebenen Orgn,
Alle elektriſchen Uhren blieben ſtehen. Die
u=
ſache der Störung des Eelektrizitätswerks konnte
noch nicht aufgeklärt werden. Ein Leiter des
Werkes erklärte, es handle ſich um einen Vorfall,
der höchſtens einmal in 1000 Jahren vorkomme,
Acht Perſonen im reißenden Teſſin
etfrunken.
Am 1. Auguſt jährt ſich der Tag zum 50. Male,
an dem Heinrich Laube, der deutſche Dichter und
Theaterdirektor, geſtorben iſt. Als einer der
Führer des „Jungen Deutſchland” wurde er heftig
verfolgt. Doch konnte er 1848 an der
National=
verſammlung teilnehmen. Im darauffolgenden
Jahre wurde er künſtleriſcher Direktor des
Wie=
ner Burgtheaters, das ſeiner Leitung unendlich
viel zu verdanken hat. Von ſeinen eigenen
Dra=
men waren „Struenſee” und „Die Karlsſchüler”
außerordentlich erfolgreich.
Aufruf des polniſchen Staatspräſidenten
für das Ueberſchwemmungshilfswerk.
Warſchau. In einer Rede, die auf alle
polniſchen Sender übertragen wurde, forderte
Staatspräſident Prof. Moſcicki am Sonntag die
Bevölkerung des ganzen Landes zur Teilnahme
am Hilfswerk für die Hochwaſſergeſchädigten auf.
Nicht eine Familie aus den aufs ſchwerſte
heim=
geſuchten Ortſchaften dürfe ohne Hilfe bleiben.
Den durch das Unwetter Heimgeſuchten müſſe die
Möglichkeit zu produktiver Arbeit wiedergegeben
werden ,damit das Land ſich möglichſt bald wieder
erhole.
Mailand. Ein ſchweres Unglück ereignete
ſich am Sonntag auf dem Teſſin, in der Nähe von
Ponte Ticino, bei Galliate. Eines der
Außen=
bordmotorboote, die den ſtarken Ausflüglerverkehr
am Sonntag zu bewältigen haben, hatte an Stelle
der 10 zugelaſſenen Fahrgäſte über 20 an Bord
genommen. Bei Bewegungen der Bootsinſaſſen
floß Waſſer über den infolge der Belaſtung
un=
mittelbar über der Waſſerfläche liegenden
Boots=
rand. Als in der Aufregung einige Inſaſſen im
Boot aufſprangen, ſchlug das Boot um und ſämt
liche Perſonen fielen in den reißenden Fluß. Zehl
Perſonen konnten lebend ans Ufer gebracht wer
den. Nur zwei hatten die Kraft, ſich ſelbſt zu
retten. Acht Perſonen wurden von den Fluten
mitgeriſſen und ertranken. Man weiß nicht, ob
noch weitere Opfer zu beklagen ſind. Bisher
wur=
den fünf Leichen geborgen.
Das Poſtflugzeug der „Europa” auf dem Wege
nach England.
Paris. Das Poſtflugzeug der „Europa” das
ſich in der Nacht vom Samstag zum Sonntag
ver=
flogen hatte und am Badeſtrand von Le Croiſic,
an der Loiremündung, gelandet war, iſt nach
Er=
ledigung aller Formalitäten in den Abendſtunden
des Sonntags wieder aufgeſtiegen und in
Rich=
tung England weitergeflogen.
Marie Dreßler F.
Marie Dreßler,
die hervorragende amerikaniſche
Filmſchauſpiele=
rin, die dank ihrer unübertrefflichen Mimik zu
den beſten Schauſpielerinnen der Welt gerechnel
wurde, iſt jetzt im Alter von 64 Jahren einem
Krebsleiden erlegen.
Dienstag, 31. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 209 — Seite 9
Aus dem deutſchen Oſten.
Heilsberg, die Perle des Ermelandes, mit der prachkvollen Biſchofsburg, dem ſehenswerkeſten
mikkelalterlichen Schloßbau Oſtpreußens.
An der Alle, an der Einmündung der Simſer, liegt die
oſt=
eußiſche Kreisſtadt Heilsberg wie Dornröschens Schloß,
ein=
bettet zwiſchen Bergen. Selbſt dem Herrgott ging ſeine
Schön=
it zu Herzen, als er einmal die Stadt wegen einer Freveltat
rſchütten wollte, denn er gebot den vorrückenden Bergen Halt,
daß ſie noch heute ſo gleichſam im Anmarſch daſtehen.
Heils=
ra iſt das Patenkind von Düſſeldorf, ſomit beſteht ein
Zu=
mmenhang zwiſchen der ſchönſten Stadt Oſtpreußens und der
önſten Stadt Deutſchlands. Heilsberg liegt im Herzen des
ichtbaren Ermelandes, in dem es nur wenig Großgrundbeſitz
bt, das vorwiegend Bauernland iſt, aber die ermeländiſchen
zuern ſind „Herrnpauerſch”, ſie ſind geſund, brav und fleißig,
ingen etwas vor ſich und können ſich drum auch „Herres”,
nnen; ſie geben reich und gern, und wenn von ihnen behauptet
ird, daß ſie dickköpfig ſeien, ſo gereicht ihnen das zur Ehre,
nn ſie glauben nicht jeden Quatſch, laſſen ſich keinen blauen
unſt vormachen, ſondern gebrauchen ihren eigenen Verſtand;
ſben ſie aber etwas als richtig erkannt, dann kann man ſich
if ſie verlaſſen, dann ſind ſie furchtlos und treu und noch
ute ſind ſie ſtolz darauf, daß viele aus ihren Reihen zur
eibwache des Deutſchen Kaiſers gehört haben!
Mit vollſtem Recht wird Heilsberg des Juwel unter den
tädten Oſtpreußens genannt: ſchon gleich der erſte Blick von
em hochgelegenen Heilsberger Bahnhof auf die im tiefen
Tal=
runde ſich hinſchmiegende vieltürmige Stadt und die dahinter
ufſteigenden, zum Teil mit jungem, friſchen Waldesgrün
be=
eckten ſanften Höhen iſt überraſchend ſchön.
Reich und wechſelvoll iſt die Geſchichte der alten
Biſchofs=
adt Heilsberg, der Hauptſtadt des ehemaligen Fürſtbistums
rmeland, aber der Rahmen dieſes Aufſatzes iſt zu klein
ge=
eckt, um näher auf ſie einzugehen; und ſo ſei hier in der
auptſache nur das ſtolze Biſchofsſchloß betrachtet, in dem ſich
e Geſchichte der Stadt verkörpert.
Während die Stadt Heilsberg ſich auf dem linken Ufer der
Ue hinzieht, liegt das mächtige Deutſchordensſchloß des Biſchofs
(m Ermeland auf dem rechten Alleufer, und zwar in dem
zinkel, der von der Alle und von dem in die Alle einmünden=
1n Nebenfluß Simſer gebildet wird. Im Jahre 1240 —
ahrſcheinlich auf den Reſten einer alten heidniſchen
Preußen=
furg — iſt die Burg Heilsberg vom Deutſchen Orden gegründet
lorden; vom Jahre 1306 bis zum Jahre 1772 war dieſe
Ordens=
urg Heilsberg die Reſidenz der Biſchöfe von Ermeland. Da
e ermeländiſchen Biſchöfe zugleich geiſtliche und weltliche
andesfürſten waren, ſo iſt es nur natürlich, daß dieſe
Landes=
irſten für den Ausbau und für die Befeſtigung des Schloſſes
id der Stadt Heilsberg das größte Intereſſe hatten. Der
gentliche Erbauer des heutigen Schloſſes Heilsberg, das in der
olgezeit mehrfach erweitert wurde, iſt der im Jahre 1326
ver=
orbene Biſchof Eberhard. Der Marktflecken Heilsberg hat im
ahre 1308 Stadtrechte erhalten.
Auf dem Kreuzberge, ſüdweſtlich der Stadt, auf deſſen
öchſtem Punkte heute ein eiſernes Kreuz als Zeichen des
hriſtentums ſteht, ſoll ehedem eine mächtige Eiche geſtanden
aben, unter der die heidniſchen Preußen ihren Göttern opferten:
s ſymboliſches Zeichen dafür, daß die Deutſchordensgründung
eilsberg ein Hort der chriſtlichen Zwingherrſchaft ſein ſollte,
ehielt die Stadt den Namen Heilsberg. Die bekehrten Preußen
lieben überall im Beſitze ihres Eigentums, ſie mußten aber
den Deutſchen Orden gewiſſe Abgaben zahlen und
Dienſt=
ſtungen übernehmen; auf Anordnung des Papſtes mußte der
ottesdienſt in der altpreußiſchen Sprache abgehalten werden.
Die Bekehrung und Unterwerfung der heidniſchen Preußen
ar keineswegs ein Siegeszug, vielmehr erhielt der Deutſche
rden mehrmals Schickſalsſchläge, durch die ſeine Herrſchaft
: der Oſtſee und im Pruzzenlande dem Untergange geweiht
ſien. Während dieſer Kämpfe der ſich erhebenden Preußen
ng auch die Burg Heilsberg für einen Zeitraum von 12 Jahren
1: die Preußen verloren. Es muß aber feſtgeſtellt werden, daß
e preußiſche Urbevölkerung ſich durch den Deutſchen Orden
tmals gereizt fühlte, ſo z. B., wenn durch die Hand des
iſchofs die heilige Eiche bei Heiligenbeil gefällt wurde und
e Opferflamme der heidniſchen Altäre erſtickt werden ſollte,
id wenn ein Ordensvogt auf einem Feſt in ſeinem Schloſſe
nfzig edle Preußen verbrennen ließ, weil dieſe vorher einen
kordverſuch gegen ihn unternommen hatten. Inſonderheit
ranlaßten aber die Einfälle der Litauer den väterlich für ſein
and ſorgenden Biſchof Eberhard alle Ordensburgen und
Ordens=
idte noch ſtärker auszubauen und zu befeſtigen.
Die Zeit der Regierung des Hochmeiſters Winrich von Knip=
2de 1351 bis 1381 wird als „Preußens goldenes Zeitalter”
ezeichnet; in dieſer Zeit fällt auch der Ausbau des Heilsberger
chloſſes unter den Biſchöfen Johann I. von Meißen, Johann II.
Ind Heinrich III. Alle hölzernen Teile werden durch eiſenfeſte
iegel erſetzt, an die Stelle der Balken treten kühne
Wöl=
ungen, undurchdringliche Mauern umſchließen das Ganze, alle
eeile des Schloßgebäudes atmen ritterlichen Sinn, und noch
eute blicken unſere Augen mit Staunen und Bewunderung
ſuſ die Ueberreſte des impoſanten Schloßbaues jener Zeit. Die
Siſchöfe von Ermeland waren ſtets darauf bedacht, ihr
Reſidenz=
chloß und die Stadt Heilsberg immer noch ſtärker auszubauen:
o wurden die Mauern nochmals verſtärkt, neue Türme und
eue Gewölbe erbaut. Die Veranlaſſung hierzu war nunmehr
icht nur die Sorge um den äußeren Feind, es ſprach vielmehr
uch die Vorſorge für eventuelle Zwiſtigkeiten mit dem
Hoch=
teiſter des Deutſchen Ordens mit, denn das Verhältnis
wiſchen dieſem und dem Biſchof von Ermeland war infolge
er Einmiſchung der Deutſchordensregierung in biſchöfliche
ſerechtſame oftmals ſehr geſpannt und führte auch zu einer
Amählichen Hinneigung des ermeländiſchen Biſchofs zu den
solen.
Als nach der unglücklichen Schlacht bei Tannenberg, am
2. Juli 1410, das Ermeland ſehr ſchwer unter dem
verheeren=
en Raubzuge des Polenkönigs Jagiello leiden mußte und der
Emeländiſche Biſchof Heinrich IV. ſich den Polen ergab, faßle
er Hochmeiſter Heinrich von Plauen, der Erretter der
Marien=
urg, dieſe Handlungsweiſe des Biſchofs als Verrat auf; der
iſchof floh nach Braunsberg, der Hochmeiſter nahm Beſitz vom
ſchloß Heilsberg und zwang die Einwohner des Bistums, ihm
en Eid der Treue zu leiſten! Zwei Jahre lang reſidierte der
ochmeiſter im Schloß Heilsberg, auf dem nunmehr das
Ordens=
anner wehte. Nach des Hochmeiſters Heinrich von Plauen
Ab=
tzung kam unter ſeinem Nachfolger Michael Küchmeiſter von
ſternberg ein Ausgleich mit dem Biſchof zuſtande, und der
ſiſchof Heinrich II konnte wieder in ſein Ermeland und in
in Biſchofsſchloß Heilsberg zurückkehren.
In dem 13jährigen Kriege, den der preußiſche Städtebund
egen den Deutſchen Orden führte ſpielte der Biſchof Franz
uhſchmalz von Ermeland eine beſondere Rolle, denn er ging
n Auftrage des Hochmeiſters Ludwig von Ehrlichhauſen zum
eutſchen Kaiſer Friedrich III. Da des Kaiſers Entſcheidung
egen den Bund preußiſcher Edelleute, den Eidechſenbund,
aus=
el, ſo ſchloß dieſer ſich dem Städtebund im Kampf gegen den
Irden an. Der Polenkönig Kaſimir benutzte dieſen Streit und
rgriff Beſitz von Ermeland, das unter die polniſche
Ober=
bheit kam; unter den andauernden Kämpfen des Deutſchen
Irdens mit Polen hatte auch Heilsberg viel zu leiden.
Aus dieſer Zeit des Hochmeiſters Konrad von Ehrlichhauſen
ammt Ernſt Wicherts hiſtoriſcher Roman „Tilemann vom Wege‟.
Auch im 17. und 18. Jahrhundert hatte Heilsberg durch die
Schweden= und Polenkriege und durch die Ruſſen im
Sieben=
jährigen Kriege viel zu leiden.
Von allergrößter Bedeutung war das Jahr 1772: in dieſem
Jahre fiel infolge der erſten Teilung Polens das ganze
Erme=
land an das Königreich Preußen; gleichzeitig verlegte der Biſchof
von Ermeland ſeine Reſidenz von Heilsberg nach Frauenburg.
Aus der traurigen Napoleoniſchen Zeit leuchtet der Name
Heilsberg hell und rein hervor: Der Sieg vereinigter ruſſiſcher
und preußiſcher Truppen über die franzöſiſchen Korps Soult
und Murat in der Schlacht bei Heilsberg am 10. Juni 18071
Im Anſchluß an dieſen geſchichtlichen Rückblick machen wir
noch einen kurzen Gang durch die Stadt Heilsberg. Da erregt
zunächſt die dreiſchiffige katholiſche Pfarrkirche mit ihren zwei
Türmen, im ſtreng gotiſchen Stil des 14. Jahrhunderts erbaut,
unſer Intereſſe, die 1,84 Meter hohe, vergoldete Statue des
Erzengels Michael auf dem höheren Turme iſt ein
hervor=
ragendes Kunſtwerk; die viel kleinere evangeliſche Kirche iſt ein
Fachwerkbau mit Holzbekleidung. Das „Hohe Tor” aus zwei
nach außen runden Türmen, die durch einen Mittelbau
ver=
bunden ſind, beſtehend, iſt das wehrhafteſte Stadttor Oſtpreußens;
es iſt bereits in den Jahren 1301 bis 1326 erbaut worden und
dient jetzt als Gerichtsgefängnis. Ein zweites „Hohes Tor” iſt
wegen Baufälligkeit im Jahre 1868 abgebrochen worden.
Der faſt quadratiſche Marktplatz wird von drei Seiten von
Kolonnaden oder Laubenhäuſern umgeben; leider iſt das einſt
in der Mitte dieſes Platzes ſtehende ſchöne, im gotiſchen Stile
erbaute Rathaus mit einer Turmuhr im Jahre 1865 bei einer
großen Feuersbrunſt gänzlich vernichtet worden und konnte
nicht wieder aufgebaut werden. Von neuen Gebäuden ſind das
Landratsamt, das Poſtgebäude und die Schulen erwähnenswert,
desgleichen die klöſterlichen Anlagen.
Das alte biſchöfliche Schloß war ſeit der Wiederbeſitznahme
durch den Preußiſchen Staat im Jahre 1772 ganz unbewohnt,
da — wie bereits erwähnt — der Biſchof von Ermeland ſeinen
Wohnſitz nach Frauenburg verlegte, und verfiel immer mehr.
Seine Erhaltung und Wiederherſtellung verdankt der ſtolze
Heilsberger Biſchofs=Schloßbau dem evangeliſchen preußiſchen
König Friedrich Wilhelm IV., der außerdem ein katholiſches
Waiſenhaus in Verbindung mit einer Krankenanſtalt — das
St. Joſephsſtift — im Schloßbau einrichtete, deſſen obere Leitung
der König dem Biſchof von Ermeland unterſtellte.
Das Heilsberger Schloß mit ſeinen über drei Meter dicken
Mauern und Türmen macht einen ehrwürdigen, impoſanten
Eindruck; einſchließlich der Vorburg nimmt das Schloß einen
Raum ein, der faſt der halben Stadt gleichkam. In alter Zeit
war das Schloß vollkommen von Waſſer umgeben, da die Alle
und die Simſer durch einen breiten Graben verbunden waren.
Rings um die Burg ſieht man noch Ueberreſte ſtarker
Ring=
mauern und Fundamente ehemaliger Warttürme. Im Schloß
befinden ſich außer dem bereits erwähnten Waiſenhauſe noch
das Amtsgericht, das Steuer= und Kataſteramt, die Wohnung
für den Schloßpropſt, das von Friedrich dem Großen eingerichtete
Salzmagazin, die Geſchäftsräume des Grundbuchamtes und
Aktenaufbewahrungsräume, die Schloßkapelle, mehrere
Woh=
nungen, Empfangszimmer, der kleine Remter und der
Ritter=
ſaal oder große Remter, der 27 Meter lang, 9 Meter breit und
10 Meter hoch iſt und wie alle Innenräume prachtvolle Stern=
Die Döberiher Dorfkirche
In der Döberitzer Dorfkirche, die jedem Angehörigen des alten
Gardekorps bekannt iſt, wurden zum Gedenken an die früheren
ſtolzen Garderegimenter Ehrentafeln angebracht und am Sonntag
enthüllt.
gewölbe hat. Auch die wundervollen Deckenmalereien ſeien
er=
wähnt. Beſonders bemerkenswert iſt der faſt quadratiſche
Schloßhof mit zwei übereinander im gotiſchen Stil erbauten
Kreuzgängen.
Das alte Biſchofsſchloß Heilsberg mit ſeinem herrlichen,
ſtolzen Bau iſt, die ſchönſte und beſterhaltene
Deutſchordens=
anlage des ganzen Landes. Dieſes Biſchofsſchloß bildet die
Hauptzierde der ſchönen und auch landſchaftlich ſo beſonders
bevorzugi gelegenen Stadt Heilsberg, der Perle des Ermelandes;
als Denkmal ruhmvoller und kunſtſinniger Vergangenheit iſt
das Heilsberger Biſchofsſchloß, in dem der Domherr und
Aſtronom Nikolaus Kopernikus ſechs Jahre gewohnt hat,
Zeuge von der deutſchen Kulturarbeit des
Deutſchen Ordens im deutſchen Oſten.
Ei.
Aii
(—) Amſterdam. An die Zeiten der älteſten amerikaniſchen
„Filmkomik” erinnert eine Keite von Unfällen, die ſich in der
Stadt Gouda zugetragen haben: Das ſiebenjährige Söhnchen Fritz
des Arztes van den Nagel in Gouda ſaß mit einem gewichtigen
Indianerſchmöker auf einer Fenſterbank der im Erdgeſchoß
liegen=
den elterlichen Wohnung und las. Da fuhr ein großes Laſtauto
vor dem Fenſter vorbei, und das Unglück wollte es, daß juſt vor
Fritzchens Fenſter mit lautem Knall ein Reifen des Wagens
platzte. In jähem Schreck darüber fiel der Knirps mit dem
Ober=
körper durch die Scheiben des geſchloſſenen Fenſters und riß ſich
dabei die Pulsader der rechten Hand auf. Laut ſchreiend und
blu=
tend eilte das Kind in die Küche zur Mutter, die bei ſeinem
An=
blick einen Keſſel mit heißem Waſſer fallen ließ, den ſie gerade
vom Herd zum Tiſch transportieren wollte. Sein kochender Inhalt
ergoß ſich über den armen Hund Tyras, der nichtsahnend unter
dem Tiſche lag und ſchlief. Mit Schmerzensgeheul ſprang das Tier
aus der Küche, durch den Flur und aus der Hintertür, vor der, ſo
wollte es das launiſche Schickſal nun einmal, auf einer Leiter der
älteſte Sohn des Hauſes ſtand, um ein Rebenſpalier höher zu
bin=
den. Der Hund warf die Leiter um, der junge Mann ſtürzte aus
drei Meter Höhe durch das Glasdach eines Gemüſetreibhauſes und
fiel mit aller Wucht auf den Rücken einer Magd, die dort Gemüſe
für den Mittagstiſch holen wollte. Er, der älteſte Sohn, kam mit
dem bloßen Schrecken davon, das übrige Ergebnis der Unfallkette
jedoch lautet: Fritzchens Arm= und Halsverletzungen und eine
durchſchnittene Pulsader, die Mutter Nervenchock, Tyras ſo ſchwer
verbrüht, daß er erſchoſſen werden mußte und die Magd zwei
Rip=
penbrüche —
* Die Frau von Pirano haf ausgeleuchtek.
(0) Rom. Die berühmte Frau von Pirano, nahe bei
Vene=
dig, war Wochen hindurch das Tagesgeſpräch von Italien. Man
hatte, wie erinnerlich, bei dieſer Frau während des Schlafes
Leucht=
erſcheinungen in der Nähe des Herzens und am Kopfe feſtgeſtellt.
Aerzte hatten das Phänomen beobachtet und begutachtet.
Schließ=
lich waren die Meldungen über das Wunder ſo aufſehenerregend
geworden, daß ſich ſelbſt der große Erfinder Marconi für den Fall
intereſſierte. Er ſchickte alſo ein Krankenauto nach Pirano und
ließ die Frau abholen — in die Univerſitätsklinik von Rom.
Das war vor 75 Tagen. Seitdem hat man die Kranke Nacht
für Nacht beobachtet — und keine einzige Leuchterſcheinung
feſt=
geſtellt. Die Frau iſt jetzt ſchlicht und brav, mit dem Zug nach
Hauſe gefahren, gar kein Wunder mehr, gar kein Phänomen.
Aber wie erklärt man es ſich, daß Dutzende von Aerzten und
Hunderte anderer Menſchen in Pirano das Licht ſahen?
Maſſen=
ſuggeſtion — ſagen die Aerzte von Rom. Ein phyſiologiſches
Phä=
nomen, das mit dem Ortswechſel verſchwand, meinen die Leute in
Pirano. Deshalb wird die leuchtende Frau, auch wenn ſie nach
wiſſenſchaftlicher Feſtſtellung ausgeleuchtet hat, weiter beobachtet
werden. Denn ſo leicht laſſen ſich die Leute von Pirano ihr
Wun=
der nun doch nicht entreißen.
Roſelle holk auf.
(7) Paris. „Beſſer ſpät, als nie”, meinte Frau Roſelle
Ron=
deau, eine nicht mehr ganz junge Dame, anläßlich einer
Geburts=
tagsfeier, die ihr ihre Kinder veranſtaltet hatten. Das ſchöne
Familienfeſt fand im Hauſe des jüngſten Sohnes von Frau
Ro=
ſelle ſtatt: des ſechsundſiebzig Jahre alten Pierre Rondeau
Kin=
der und Kindeskinder waren verſammelt und feierten die Mutter,
Großmutter und Urgroßmutter, die in aller geiſtiger und körper=
licher Friſche ihren 106. Geburtstag beging. Es wurde viel
er=
zählt, und ſo zwiſchendurch erklärte die Jubilarin denn auch, ſie
habe es ſatt, als — Analphabetin durch dieſe ſchöne Welt zu
luſt=
wandeln.
Geſagt, getan: Die Hundertſechsjährige klemmte ſich mit
eiſer=
ner Energie dahinter und lernte in erſtaunlich kurzer Zeit die
Kunſt des Schreibens und Leſens. Franzöſiſchen
Zeitungsmeldun=
gen zufolge ſoll ſie die „geſamte” franzöſiſche Literatur
durchge=
arbeitet haben und mit beſonderer Vorliebe junge, zeitgenöſſiſche
Autoren leſen. Dürfte das auch eine kleine Uebertreibung ſein, ſo
muß man ſchon ſagen, daß die Leiſtung an und für ſich alle
Hoch=
achtung verdient. . .
Der Verlobungsring des Herrn Affor.
(th) New York. Die Amerikaner haben wieder einmal ein
ſehr dankbares Geſprächsthema, das auch nach allen Seiten hin
weidlich diskutiert wird: den Verlobungsring des jungen Herrn
Aſtor, des Erben der bekannten Milliardär=Dynaſtie. Beſagten
Ring hatte John Jacob Aſtor ſeiner Braut, Fräulein Ellen
Gil=
lepſie, anläßlich ihrer Verlobung geſchenkt. Er iſt mit Brillanten
im Werte von mindeſtens 250 000 Dollar geſchmückt. Eine
Koſtbar=
keit alſo, für deren Gegenwert man viele Hunderte amerikaniſcher
Arbeitsloſen=Familien länger als ein Jahr hätte ernähren
kön=
nen. Dieſen wertvollen Ring hat Fräulein Gillepſie nunmehr dem
Geber wieder zurückgeſchickt, weil die Verlobung in die Brüche
gegangen iſt. Wie Herr Aſtor jun. der Preſſe mitteilte: wegen
des unverträglichen Charakters der Eltern ſeiner Braut.
Nach Auflöſung der Verlobung forderte Miſter Aſtor durch
ſeinen Rechtsanwalt die Geſchenke und auch den wertvollen Ring
zurück, erhielt aber ſtatt deſſen die Gegenforderung der alten
Gillepſies, zuerſt in aller Form und Oeffentlichkeit wegen ſeiner
unberechtigten Vorwürfe gegen ſie Abbitte zu tun.
Und da ſchließlich 250 000 Dollar ſelbſt für einen
Milliardär=
ſprößling keinen Pappenſtiel darſtellen, iſt der junge Aſtor zu
Kreuze gekrochen, hat hübſch brav um Entſchuldigung gebeten und
alle Vorwürfe zurückgezogen. Und dafür kann er nun den teuren
Ring ſeiner neuen Braut ſchenken, mit der er ſich inzwiſchen
ver=
lobt hat —
Operakion eines 1200-Jährigen.
(1) Rom. Bei Sommo Lombardo in der Lombardei ſteht eine
uralte rieſige Zypreſſe von einer ſonſt in Italien unbekannten
Art. Zweifellos der älteſte Baum ganz Italiens, unter deſſen
Schatten ſchon Napoleon bewundernd geſtanden hat, und der nach
wiſſenſchaftlichen Theorien vor zwölfhundert Jahren zum
Gedächt=
nis irgendeines hervorragenden Mannes gepflanzt wurde. Dieſer
Rieſenbaum befand ſich ſeit einiger Zeit in einem kläglichen
Zu=
ſtande: nicht nur, weil er vor einigen Jahren vom Blitz ſchwer
ge=
troffen worden war, ſondern auch, weil ſeine Bewunderer ſich nach
italieniſcher Sitte in ſeinem Stamme dadurch verewigt hatten, daß
ſie überall, bis zum Wipfel hinauf, — Nägel ins Holz trieben.
Denn der Italiener „ſchneidet es nicht gern in alle Rinden ein”,
— er nagelt dafür. Und da das Leben des Baumes dadurch
be=
droht erſchien, wurde ſeine Operation beſchloſſen. Der Mailänder
Botaniker Prof. Cormio erſchien mit dem Bürgermeiſter von
Sommo Lombardo und der Feuerwehr des Ortes, die dann
den Baum erſteigen und ſämtliche Nägel entfernen mußte. Nicht
weniger als vierzehn Kilo Eiſen kamen dabei zuſammen. Die
Nagelmäler des Baumes wurden desinfiziert und dann mit Teer
und Zement verſchmiert. Dadurch hofft man das Leben des
Bau=
mes noch lange Zeit zu erhalten.
Seite 10 — Nr. 209
Sodo Sater Taa Saentent
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der SV. 98 Darmſtadk in Nürnberg erfolgreich!
Die Mittel= und Langſtreckler des SV. 98 Darmſtadt nahmen
an den Deutſchen Kampfſpielmeiſterſchaften in Nürnberg teil. Im
Endlauf um die Deutſche Meiſterſchaft über 5000 Meter konnte
Heiner Haag gleich Anſchluß an die Spitzenläufer finden und
nach prachtvollen Poſitionskämpfen auch bis in die vorletzte Runde
beibehalten, ſo daß er im Schlußkampf als Vierter in der guten
Zeit von 15:30,2 Minuten hinter Syring=Wittenberg. Göhrt=
Ber=
lin, Schüller=Köln und vor dem Vorjahresmeiſter Gebhard=
Chem=
nitz einlief. Im Einzellauf über 1500 Meter konnte Blind wegen
einer Beinverletzung leider nicht antreten, zumal er ſich für die
Staffel ſchonen mußte. Creter wurde in ſeinem Vorlauf gegen
gute Läufer zwar Fünfter kam damit jedoch — da infolge der
zahlenmäßig ſtarken Beteiligung nur die drei Erſten jedes
Vor=
laufes die „Glücklichen” waren — nicht in den Endkampf.
Viel Beifall fand die 4 mal 1500=Meter=Staffel mit ihren 19
teilnehmenden Mannſchaften (davon zwei des SV. 98 Darmſtadt)
und den ſtändigen Kämpfen um Platz und Sieg. Die A=
Mann=
ſchaft des SV. 98 in der Aufſtellung Held=Haag=Creter=Blind
ſchob ſich im Verlauf des Rennens immer mehr nach vorne, bis
ſchließlich Blind den 3. Platz in der Schlußrunde hielt. Und
wäh=
rend die Stuttgarter Kickers ſicher vor dem Hamburger
Athletik=
klub durchs Ziel liefen entbrannte zwiſchen Blind, Abraham
(Polizei Berlin) und dem Schlußläufer der Kickers=B=Mannſchaft
ein prächtiger Kampf um die bronzene Kampfſpielmedaille der
im Ziel den Poliziſten knapp vor dem Kickersmann und Blind
ſah. Mit 17:01,5 Minuten konnte die Darmſtädter 4=Mannſchaft
immerhin einen ſehr guten fünften Platz belegen und damit eine
ganze Reihe ſehr guter deutſcher Vereinsmannſchaften hinter ſich
laſſen.
Ein weiterer Darmſtädter Leichtathlet. Wilhelm Schneider=
Polizei, war in der Entſcheidung im Kugelſtoßen und konnte, ohne
allerdings auf ſeine bisherige beſte Jahresleiſtung zu kommen,
mit 14,17 Meter den 6. Platz erringen.
Wir freuen uns, daß die wenigen Darmſtädter Leichtathleten
unſere Vaterſtadt in Nürnberg im Kampf mit der deutſchen
Kampfſpiel=Elite würdig vertreten haben!
Turngemeinde Beſſungen 1865.
Bei den volkstümlichen Wettkämpfen konnten nachſtehende
Turner und Turnerinnen als Sieger aus Griesheim
zurück=
kehren: Turnerinnen Unterſtufe: Bina Schanz, Mehrkampf 4.,
56 Pkte. Auguſte Schwebel, Mehrkampf 8 52 Pkte. Lucie
Knör=
zer, Mehrkampf 13., 45 Pkte. Einzelkampf: Bina Schanz,
Weit=
ſprung 3 4,25 Meter Bina Schanz, 100 Meter 2., 14,1 Sek.
Mannſchaft: 4X100 Meter 2. mit 60,4 Sek. Turner Oberſtufe:
3X1000 Meter 3. Mittelſtufe: P. Lotter, Mehrkampf 10.
Hollet=
ſcheck. Mehrkampf 15. Beckmann 1. 4., 3000 Meter. Unterſtufe:
Emil Kehmptzow Mehrkampf 33. Altersklaſſe 3: Gg. Hofmann,
Mehrkampf 1., 60 Pkte. Jugend 1: Hch. Maul. Mehrkampf 1.,
59 Pkte. Jugend 2: Hch. Kindinger, Kugelſtoßen 1., 12,63 Meter.
Hch. Kinder, Mehrkampf 3., 55 Pkte. K. Walter, 1000 Meter 1.
Bei den in Prag ausgetragenen Tſchechoſlowakiſchen
Schwimm=Meiſterſchaften gewann zum erſtenmal ein
deutſcher Verein die Klubmeiſterſchaft der Damen, und zwar
Hel=
las Tetſchen mit 94 Punkten vor dem vorjährigen Sieger Slavia
Prag mit 90 Punkten. Der Deutſche Hallen=Springmeiſter Hans
Leikert=Teplitz kam zu einem Doppelerfolg im Turm= und
Kunſtſpringen, und ſeine Klubkameradin Liſa Würfel holte ſich
die 200 Meter=Bruſt=Meiſterſchaft in 3:29.
Die alljährliche Holland=Becher=Regatta wird auch in dieſem
Jahre wieder mit deutſcher Beteiligung vor ſich gehen. Bis jetzt
hat für die am 14. und 15. September ſtattfindenden Rennen der
Bremer Skuller Horn gemeldet.
Schießſporkvereinigung Darmſtadk.
Gau Weſtmark des Reichsverbandes Deutſcher Kleinkaliber=
Schützenverbände.
Am Sonntag, den 29. Juli 1934, fand auf den Schießſtänden
am Böllenfalltor unſer diesjähriges Kreisprüfungsſchießen,
ver=
bunden mit Medaillen= und Preisſchießen, ſtatt.
Es wurden geſchoſſen:
1. Ehrennadel des Reichsverbandes: 1. Bender. Nd.=Ramſtadt,
154 Ringe, goldene Nadel; 2. Fiſcher, Dſt., 142 Ringe, ſilberne
Nadel: 3. Schneider, Arheilgen, 134 R., ſilb. N.; 4. Jung=
Diefen=
bach, Dſt.. 130 R., ſilb. N.; 5. Ruch, Dſt., 129 R., ſilb. N.; 6. Frey
5., Wixhauſen. 128 R., ſilb. N.: 7. Stier, Dſt. 126 R., ſilb. N.;
8. Weber, Sportverein 98, 125 R., ſilb. N.; 9. Aberle. Dſt., 124 R.,
ſilb. N.; 10. Brömme, Dſt. (Jungſchütze), 115 R., ſilb. N. 11.
Zitz=
mann. Dſt., 118 R., bronzene Nadel; 12. Hch. Frey, Wixhauſen,
112 R., bronz. N.; 13. Zimmer, Dſt., 112 R., bronz. N.; 14.
Vol=
leth. Dſt., 110 R.. bronz. N.; 15. Dürr, Dſt., 110 R., bronz. N.;
16. Dammler. Dſt., 108 R., bronz. N.: 17. Schnabel, Dſt., 108 R.,
bronz. N.; 18. Weber, Dſt., 106 R., Bronz. N.; 19. Nawratil, Dſt.,
105 R., bronz. N.
2. Medaillenſchießen: 1. Schneider 53 R.; 2. Bender 53 R.;
3. Stier 53 R.; 4. Ruch 52 R.; 5. Aberle 48 R.; 6. Benz 48 R.;
Fiſcher 47 R; 8. Nawratil 46 R.; 9. Volleth 46 R.; 10. Jung=
Diefenbach 45 R.
3. Preisſchießen: 1. Zitzmann 56 R.; 2. Bender 54 R.; 3. Jung=
Diefenbach 53 R.; 4. Stier 53 R.; 5. Spamer 53 R.; 6. Fiſcher
53 R.; 7. Aberle 52 R.; 8. Dammler 51 R.; 9. Schneider 51 R.;
10. Volleth 50 R.
Nur noch 2:1 im Davispokal.
Amerika gewinnt das Doppel in Wimbledon.
Wie erwartet, gewann das amerikaniſche Paar Lott/Stoefen
am Montag beim Schlußkampf um den diesjährigen Davispokal
das Doppelſpiel gegen die engliſche Kombination Hughes/Lee.
Die Yankees mußten allerdings ganz aus ſich herausgehen, um
ihre Gegner in vier äußerſt umkämpften Sätzen 7:5. 6:0, 4:6, 9:7
zu ſchlagen und damit den erſten Punkt für ihre Farben zu
er=
kämpfen.
Das Treffen England — Amerika ſteht damit nur noch 2:1
für die Engländer, doch dürfte der Titelverteidiger aus den
bei=
den noch ausſtehenden Einzelſpielen wenigſtens noch einen, für
den Sieg ausſchlagebenden Punkt heimbringen.
Bei den Prager Leichtathletik=Wettkämpfen am Sonntag
ſtellte die für Frauen=Weltſpiele in London b=ſtimmte
Mann=
ſchaft der Olympiſchen Staffel (100 Meter. 100 Meter,
200 Meter 800 Meter) mit 3:14,4 einen neuen Weltrekord auf.
Der tſchechiſche Rekord in der 4 mal 100 MeterFrauenſtaffel wurde
von Slavia Prag auf 50,1 verbeſſert und in der 3 mal 1000 Meter=
Staffel der Herren gab es durch Sparta Prag mit 8:07,5 einen
neuen Landesrekord.
Auf dem Rotſee bei Luzern, dem Schauplatz der Europa=
Mei=
ſterſchaſten, wurden am Sonntag bei beſten Waſſer= und
Wetter=
verhältniſſen die neuen Schweizer Rudermeiſter ermittelt. Der
FC. Zürich gewann fünf Prüfungen und ſchnitt am erfolgreichſten
ab. Nachſtehend die Meiſter: Einer: Rufli=FC. Zürich 7:26,8:
Zweier o. St.: FC. Zürich; Zweier m. St.: Seeclub Zürich
8:19,/4; Doppelzweier: Basler RC. 7:112; Vierer o. St.:
FC. Zürich 6:51,4; Vierer m. St.: FC. Zürich 7:06; Achter:
FC. Zürich 6:10,6.
Für die 6. Internationale Alpenfahrt, die am
7. Auguſt in Nizza geſtartet wird und am 12. Auguſt in München
endigt, wurden von 10 Nationen 158 Automobile gemeldet.
Deutſchland iſt mit 60 Fahrzeugen am ſtärkſten vertreten, dicht
ge=
folgt von England mit 43 Maſchinen.
Von den Deutſchen
Kampfſpielen
iII Aurnoerg.
Siegerin
im Hochſprung
wurde mit 1,58 Meter Fräulein
Grieme=Bremen. Die
Auf=
nahme iſt beſonders intereſſant,
weil ſie im Geſichtsausdruck der
jungen Sportlerin die
ungeheu=
ere Energie und Konzentration
zeigt, mit der dieſe Leiſtung
vollbracht wurde. In dieſem
Augenblick hat die Springerin
ein Geſicht, das mit ihrem
ge=
wöhnlichen Ausſehen (im
Aus=
ſchnitt) kaum noch
Aehnlich=
keit hat.
Der Rhön=Segelflug.
Der Start konnte in den Morgenſtunden des 9.
Wett=
bewerbstags ſchon wieder aufgenommen werden, doch führte
ein ſtarkes Nachlaſſen der Windſtärke zu einem verhältnismäßig
ſchwachen Wettbewerbsbetrieb. Immerhin nutzten die Wetthe,
werbsteilnehmer eine vorübergehend günſtige Thermikentwicklung
zu Streckenflügen aus, unter denen Ludwig Hofmann=Mannheim
mit einem 135 Klm.=Flug zur Feſtſpielſtadt Bayreuth die größte
Entfernung zurücklegte. Der für heute ausgeſetzte Tages=
Zielflug=
preis, der eine Umfliegung des Kreuzberges mit Rückkehr zur
Waſſerkuppe und Landung dortſelbſt erforderte, wurde von
kei=
nem Flugzeug erreicht. So mußte der Berliner Vergens auf dem
Kreuzberg ſelbſt oder eine Reihe weiterer Maſchinen in der
Um=
gebung landen. Die Sportleitung begrüßt den heutigen ruhigen
Flugbetrieb, da damit endlich eine Möglichkeit gegeben iſt
notwendigen Errechnungen und Prüfungen der bisherigen
Starts durchzuführen. Den geſtern ausgeſetzten Tagespreis für
die Umfliegung des Heidenſteins gewann Perntaler. Großen
Jubel löſte die Ankunft des aus der Tſchechoſlowakei heute wieder
eingetroffenen Rekordpiloten Heini Dittmar aus.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Deutſchlandſender: Dienstag, 31. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachrichten. — 6.00: Berlin:
Gymnaſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Leipzig: Frühkonzert.
In einer Pauſe gegen 7.00: Nachrichten. — 8.00: Sperrzet,
8.45: Leibesübung für die Frau. — 9.00: Sperrzeit. — 10.00:
Nachrichten. — 10.10: Funkſtille — 10.50: Fröhlicher
Kinder=
garten. — 11.15: Seewetterbericht. — 11.30: Lieder von Wilh.
Wendlandt. — Klavierſtücke von Wappenſchmitt. — 11.55: Wetter.
12.00: Frankfurt: Muſikzug 2. SS=Standarte. — 12.55:
Zeit=
zeichen — 13.00: Muſik und Liebe (Schallplatten). — Anſchl.;
Wetter. — 13.45: Nachrichten. — 14.00: Sperrzeit. — 14 45:
Glückwünſche und Programmhinweiſe. — 15.00: Wetter, Börſe,
15.15: Frauenballaden. — 15.40: Der Tod des Indianers „
All=
mächtige Stimme‟. Aus den Erinnerungen des Häuptlings
Büffelkind Langſpeer.
16.00: Königsberg: Orcheſter des Kbg. Opernhauſes. Ltg.: Brückner,
17.10: Jugendſportſtunde: Die deutſche Jugend bei den
Kampf=
ſpielen. — 17.25: Breslau: Ein Dieſelmotor wird mit Heu ge
füttert (Aufn.). — 17.45: Muſik unſerer Zeit. — 18.20:
Zeit=
funk. — 18.35: Politiſche Zeitungsſchau. — 18.55: Das Gedicht,
Anſchl.: Wetter.
19.00: Das Landesorcheſter Gau Berlin. Ltg.: Melichar. — 20.00;
Kernſpruch. — Anſchl.: Kurznachrichten. — 20.15: Reichsſendung:
Stunde der Nation: Frankfurt: Die dunkeln und die heitren Loſe.
20.45: Unterhaltungskonzert (Fortſ.) — In der Pauſe: Der
Deutſchlandſender erinnert .
— 22.00: Wetter= Tages= u.
Sportnachrichten. — 22.30: P. G. Römer: Aufgaben d. Bundes
der Auslandsdeutſchen innerhalb der deutſchen Volksgemeinſchaft,
22.45: Seewetterbericht. — 23.00: Leipzig: Heitere Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Frankfurt: Dienstag, 31. Juli
5.45: Choral, Zeit, Wetter. — 5.50 u. 6.15: Gymnaſtik. —
6.40; Zeit, Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55:
Donaueſchin=
gen: Muſikkorps Ausbildungs=Bataillon des Infanterie=Rgts. 14.
Ltg.: Muſikmeiſter Huſadel. — 8.10: Waſſerſtand, Wetter. —
8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.25: Nur Freiburg:
Werbe=
konzert. — 9.45: Nur Freiburg: Eigene Sendung. — 10.00;
Nachr. — 10.45: Prakliſche Ratſchläge für Küch= u. Haus.
11.00; Werbekonzert. — 11.40: Meldungen. — 11.50:
So=
zialdienſt.
12.00: Muſikzug 2/2. SS=Standarte Frankurt a. M. Ltg.:
Mu=
ſikzugführer Kretzſchmar. — 13.00: Zeir, Saardienſt, Nachr,
13.10: Nachr. — 13.20: Stuttgart: Bunter Schwarm auf Schl
platten. — Dazw. 13.50: Zeit, Nachr. — 14.30: Nur Fm
burg: Nachr. — 14.40: Stunde der Frau: 1. Kinder, denen da
Vater fehlt! Geſpräch. — 2. An der Wiege. Hörfolge. — 15.30
Wetter. — 15.35: Wirtſchaftsbericht. — 15.50: Zeit, Wirtz
ſchaftsmeldungen.
16.00: Bad Wildungen: Kurorcheſter. Ltg.: Otto Albert. —
17.30: Prof. Geiſendörfer: Ludwig Sütterlin geſt. Dem
Frei=
burger Sprachforſcher zum Gedächtnis. — 17.45: Kl.
Unter=
haltung. — 18.00: Dr. Kühn: Die neuen deutſchen
Handels=
verträge — eine neue Grundlage für den künftigen Export. —
18.15: Aus Wirtſchaft und Arbeit. Kurzberichte. — 18.25:
Italieniſch. — 18.45: Meldungen. — 18.50: Griff ins Heute.
19.00: Breslau: Wir ſpielen zu Tanz und Unkerhaltung.
20,00: Zeit, Nachr. — 20.15: Franffurt: Reichsſendung: Stunde
der Nalion: Die dunklen und die helkren Loſe. — 20.45:
Wies=
baden: Städt. Kurorcheſter. Ltg.: Dr. Thierfelder. — 22.00:
Kleine Unterhaltung.
20: Zeit. Nachrichten. — 22.35:
Stuttgart: Du mußt wiſſen — 22.45: Nachr., Wetter Sport,
23.00: Stuttgart: Schwediſche Muſik der Zeit. — 24.00: Nacht
muſik.
Weiterberichl.
Ueber dem Feſtland iſt der Luftdruck gefallen und vereinzelt
haben ſich flache Hochdruckkerne gebildet. Da an der Vorderſeit
eines kräftigen Tiefdruckgebiets zwiſchen Island und Irland die
Winde um Süd drehen, gelangt warme Luft nach Deutſchland, die
auch noch bei der ſtarken Aufheiterung zu recht hohen
Tempera=
turwerten führen wird. Bei dem Zuſammentreffen dieſer Luſt
maſſen mit den noch vorhandenen kälteren wird es ſtellenweiſe zur
Bildung lokaler Gewitterſtörungen kommen.
Ausſichten für Dienstag: Teils heiter, teils wolkig, recht
warm, vereinzelt Neigung zu Gewitterſtörungen.
Ausſichten für Mittwoch: Nachts friſch, tagsüber heiter, aber
auch gewitterdrohende Bewölkung, heiß, ſtellenweiſe aufkommende
Gewitter.
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Nummer 209
Diens tag, Zuli
DarmſtadterCagblatt,
GroßeAußenhandelskundgebung in Solingen
Im Mittelpunkt der Solinger Stahlwarenwoche ſtand eine
roße Außenhandelskundgebung. Die Veranſtaltung wurde
eröff=
et mit einer Anſprache des Präſidenten der Solinger
Handels=
ammer, Erich Hartkopf, Führer der Hauptgruppe 3 (Eiſen, Metall
nd Blechwaren). Deutſchland ſei ſich ſeiner ernſten
Außenhan=
elslage durchaus bewußt. Bei den bisher abgeſchloſſenen
Gegen=
ritigkeitsverträgen ſei die Eiſen= und Metallwareninduſtrie nur
zenig berückſichtigt worden. Man müſſe darauf hinarbeiten, daß
uch die Fertigwareninduſtrie an dieſen Geſchäften beteiligt
derde. Die Vorausſetzung hierzu werde dann gegeben ſein, wenn
ie Organiſation der Wirtſchaft durchgeführt und damit dem
ztaat die Möglichkeit gegeben ſei, den Abſchluß derartiger
Gegen=
eitigkeitsgeſchäfte auf die Selbſtverwaltung der Wirtſchaft zu
bertragen. Deshalb ſei der Aufbau dieſer Organiſation im
lugenblick für die Solinger Induſtrie die wichtigſte Aufgabe.
zleichzeitig mit der Wirtſchaftsgruppe werde auch die
Hauptab=
eilung „Außenhandel” aufgebaut. Auch auf dem Gebiete der
Fxportförderung durch Zuſatzausfuhrverfahren ſei eine
arbeits=
ähige Wirtſchaftsorganiſation dringend notwendig. Die
Ord=
jung der Induſtrie in eigener Selbſtverwaltung werde auch eine
ſegelung der ſeit langem auf eine Löſung drängenden Fragen
chaffen, wie z. B. die Beſeitigung des zwiſchen Exporthandel und
exportierender Induſtrie in der Nachriegszeit immer ſtärker
auf=
tretenden Gegenſatzes. Sonach werde die ſo brennend wichtige
Qualitätsfrage zu löſen ſein. Eine Löſung der großen Aufgaben
könne nur dann gefunden werden, wenn man wieder zu einfachen
und vernünftigen Methoden des Warenaustauſches zurückfinde.
Auch das Ausland werde dies langſam einſehen müſſen. Die
Auf=
jaben ſehe man heute darin, 1. die Ausweitung der
Handels=
jeziehungen mit allen Mitteln zu fördern, 2. eine ſtraffe
Diſzipli=
rierung aller am Außenhandel Beteiligten durchzuführen und 3.
vieder ſaubere und vernünftige Grundſätze im Außenhandel zur
Heltung zu bringen — Anſchließend ſprach der Führer des
Rhei=
iſch=weſtfäliſchen Vereins für Ausfuhr und Großhandel, Ernſt
Zrunsberg. Induſtrie und Handel müſſen ſich wieder auf ihre
volkswirtſchaftlichen Hauptaufgaben beſinnen. Vor allen Dingen
nüſſe eine Verſtändigung zwiſchen Handel und Exportfabrikanten
iber die Geſtaltung der Auslandspreiſe herbeigeführt werden.
Nan rechne damit, daß auch der Exporthandel bald die
Möglich=
eit zur Bildung von Zwangsorganiſationen bekomme, damit ein
erantwortlicher und verhandlungsfähiger Partner für die
In=
uſtrie geſchaffen werde. Der freie Wettbewerb dürfe nicht auf
Zoſten der Preiſe erfolgen.
Dem größten Intereſſe begegneten die abſchließenden
Aus=
ührungen des Reichsſportführers des Deutſchen Handels,
Präſi=
ſent Dr. Lüer=Frankfurt a. M., der zunächſt auf die Gründe des
eutſchen Ausfuhrrückganges namentlich bei Stahlwaren,
ein=
ſing. Nichts wäre jedoch ſchlimmer, als die Flinte ins Korn zu
verfen und alles von der Beſſerung des Binnenmarktes zu
er=
offen, denn nach wie vor gehörten Stahl und Stahlerzeugniſſe zu
en größten Poſten der deutſchen Ausfuhr. Qualität und
Preis=
pürdigkeit ſeien die beiden Helfer im Abſatzkampf. Die deutſche
Zualitätsproduktion ſehe ſich zwar einer gefährlichen Lage
gegen=
iber Es brauche aber kein Wort darüber verloren zu werden,
aß der deutſche Außenhandel mit allen Mitteln gehalten werden
nüſſe, denn jeder wirtſchaftliche Erfolg im Außenhandel ſtelle
ſeute gleichzeitig einen wichtigen politiſchen Erfolg dar. Der
Ruf der Qualitätserzeugniſſe der deutſchen Veredelungsinduſtrie
nüſſe mit dem Gebot der Preiswürdigkeit unbedingt in Einklang
gebracht werden. Wenn es gelinge, den Inlandsmarkt
weit=
ſehend auf den Verbrauch hochwertiger Erzeugniſſe umzuſtellen,
ann werde die daraus ſich ergebende Verbilligung der
Produk=
ſon einen beſſeren Wettbewerb im Ausland ermöglichen.
Vom Holzmarkk.
Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter berichtet uns: Der
Rück=
ang an den ausländiſchen Holzmärkten ſetzt ſich ſowohl
abſatz=
ls auch preismäßig fort. Die Angebote am Weltmarkt nehmen
u. Die Tſchechoſlowakei leidet unter Abſatznöten für die noch
orhandene Schnittholzerzeugung und hat beſchloſſen, den
Ein=
hlag auch im künftigen Winter wieder auf 60 v. H. des
Ein=
hlagſolls zu beſchränken. Rußland ſucht Beziehungen zu Spanien
nd Portugal anzuknüpfen, um ſeinen Holzexport im diesjährigen
jahmen aufrecht erhalten zu können und neue Abſatzgebiete, die
ie Produktion abnehmen helfen, zu erſchließen.
Ein beträchtlich günſtigeres Bild bietet der deutſche
Holz=
narkt. Denn er leidet weder unter der Schwierigkeit, ſeine
läger abzuſetzen, noch angemeſſene Preiſe für das Schnittholz zu
rzielen. Freilich wird an ihm die Frage der Ergänzung ſeiner
Beſtände eine wichtige Rolle ſpielen, weil die ausländiſchen
leberſchußgebiete erſt und nur dann für die Deckung des
außer=
irdentlich regen Bedarfes in Frage kommen, wenn die
Verhand=
ungen um den deviſenfreien Güteraustauſch zum Erfolg führen.
In Polen und auch in der Teſchoſlowakei mehren ſich die
Aeuße=
ungen der Wirtſchaftspreſſe und Wünſche der Fachkreiſe, die
nach=
rücklich für die Ausnutzung der Holzausfuhrmöglichkeiten nach
deutſchland eintreten. Eine Holznot wird im übrigen in
Deutſch=
and nicht eintreten, denn nach inoffiziellen Mitteilungen
beab=
ichtigt man, den Holzhieb der kommenden Abtriebszeit auf 150
Prozent zu ſteigern, während der des vorigen Winters ſich auf
etwa 115 Prozent belief. Wenn die Sägeinduſtrie weiß, daß ſie
ausreichend mit Rohſtoff beliefert werden kann, wird ſie ſich nicht
31 Preisausſchreitungen in den Holzverſteigerungen, hinreißen
laſſen. Der Verlauf des Laubholzgeſchäftes iſt befriedigend. Nur
Eichenſchnittholz iſt weniger begehrt.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Zu den Kündigungen in der Benzin=Konvention. Zu den
Kündigungen einer Reihe mittelgroßer Betriebsſtoff=Firmen in
der Betriebsſtoff=Konvention, die zum 31. Dezember ds. Js.
aus=
geſprochen wurden, wird von beteiligter Seite mitgeteilt, daß
dieſe Kündigungen nicht ſo ſehr auf Quotenwünſche, als auf
Er=
leichterungen des Verkaufes abzielen. Es ſei anzunehmen, daß
kechtzeitig Verhandlungen ſtattfinden, die wahrſcheinlich eine
Fortſetzung des Kartellverhältniſſes ermöglichen. Nach den
Hatzungen der Konvention ändere ſich jedoch an dem bisherigen
Zuſtande nichts, die kündigenden Firmen ſeien bis zum 31.
De=
zember ds. Js. an die geltenden Vertragsbeſtimmungen
gebun=
den, ſo daß kein Grund zur Beunruhigung auf dem Markte
beſtehe.
Amerikaniſche Außenhandelsbilanz. Die vom
Handelsmini=
terium veröffentlichte Außenhandelsbilanz für das erſte Halbjahr
1934 weiſt eine Ausfuhr von 1036 262 000 (im Vorjahre
369 329 000) Dollar und eine Einfuhr von 863 330 000 (592 092 000)
Dollar auf. Der Ausfuhrüberſchuß beträgt demnach 172 932 000
Dollar gegenüber 77 237 000 Dollar im Vorjahr. Die
Goldein=
fuhr ſtellte ſich in dieſen 6 Monaten auf 852 387 000 (im
Vor=
jahre 183 514 000) Dollar, während die Goldausfuhr nur 13 213 000
(im Vorjahre 93 704 000) Dollar betrug.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 30. Juli. Aufgetrieben waren
550 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf b) 49—53, c) 49—53,
0) 49—53 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft: b) 144, c) 315,
1) 77 Stück. Marktverlauf: ausverkauft.
Frankfurter Viehmarkt vom 30. Juli. Auftrieb: Rinder
ins=
geſamt 1209 (gegen 1300 am letzten Montagsmarkt), davon 415
Ochſen, 102 Bullen, 312 Kühe und 380 Färſen; Kälber 576 (595),
Hammel 33 (16), Schafe 9 (16), Schweine 3865 (3745). Notiert
wurden pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1) 33—34,
b) 31—32, c) 28—30, d) 22—27; Bullen a) 30, b) 28—29, c) 18
bis 24, d) 12—17: Färſen a) 34, b) 32—33, c) 28—31. d) 23—27:
Kälber a) 40—42, b) 35—39, c) 29—34, d) 20—28; Lämmer und
Hammel b2) 32—34; Schafe nicht notiert; Schweine a1) 51—52,
42) 48—50, b) 49—52 c) 47—51, d) 45—50, e) und f) —, g1) 43
bis 45, g2) 40—42. Marktverlauf: Rinder mittelmäßig,
ausver=
kauft; Kälber ſchleppend; Hammel, Schafe und Schweine lebhaft,
geräumt.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Erwartungen, daß das Publikum zu Beginn der Woche
wieder in ſtärkerem Maße am Geſchäft ſich beteiligen würde,
wur=
den geſtern an der Berliner Börſe enttäuſcht. Die Tendenz
war anfangs unter dem Eindruck des deutſch=franzöſiſchen
Wirt=
ſchaftsabkommens und der günſtigen Mitteilungen, über die
Finanzlage des Reiches ſowie der Steuereinnahme=Schätzungen
von Staatsſekretär Reinhardt gut behauptet, doch bröckelten die
Kurſe im Verlaufe infolge des ſtillen Geſchäftes überwiegend ab.
Die Kuliſſe verhielt ſich ebenfalls abwartend. Am
Montanaktien=
markt entwickelten ſich lediglich in Mannesmann, die einen
An=
fangsgewinn von ½ Prozent nicht behaupten konnten, größere
Umſätze. Maxhütte waren auf unbeſtätigte Verlautbarungen
über ein Rückkaufsangebot für die freien Aktionäre wieder 2½
Prozent feſter. Mansfeld eröffneten mit 74½ nach 76½, wobei
der Dividendenabſchlag von 2,7 Prozent zu berückſichtigen iſt.
Braunkohlenwerte waren bis auf Ilſe (minus 2½) und Rheiniſche
Braun (minus 4) ½ Prozent höher. Ausgeſprochen matt lagen
Kaliaktien, die bei kleinen Umſätzen 2 bis 5 Prozent einbüßten.
Farben ſetzten ½ Prozent niedriger ein. Oberkoks verloren ½
Prozent. Linoleumaktien fielen durch feſte Haltung auf, auch
Chade waren wieder 1—2 RM. höher, Rheiniſche Elektriſche
ge=
wannen 3 Prozent, während Elektriſche Schleſien 2 Prozent
ver=
loren. Gas= ſowie Kabel= und Drahtaktien lagen freundlicher,
dagegen waren Autowerte gedrückt. BMW. minus 2½ Prozent
Auch Maſchinenaktien gaben bis 1 Prozent nach. Stöhr=
Kamm=
garn konnte ſich geſtern um 1½ Prozent erholen. Für Bierwerte
beſtand Intereſſe, da ſich die Hitzewelle auf den Bierabſatz günſtig
ausgewirkt habe. Dortmunder Union gewannen 2. Schultheiß ½
Prozent. Auch Eiſenbahnverkehrsmittel und Hotelbetrieb waren
bis 2 Prozent höher. Im Verlaufe wurden Montanwerte faſt
durchweg unter den letzten Notierungen gehandelt. Rheiniſche
Braun konnten ſich um 1½ Prozent erholen. Salzdetfurth
ge=
wannen 1½ Prozent zurück. Chemiſche Heyden erhöhten ihren
Verluſt auf 3 Prozent. Dagegen waren Farben ¼ Prozent
er=
holt. Siemens waren 2½ Prozent gedrückt.
Mangels größerer Anregungen eröffnete die
Frankfur=
ter Wochenanfangsbörſe in ſehr ſtiller Haltung. Sowohl
Kund=
ſchaft als auch Kuliſſe üben weiterhin Zurückhaltung, und
teil=
weiſe erfolgten von dieſen Seiten noch Glattſtellungen zum
Ul=
timo, die bei der herrſchenden Geſchäftsſtille und
Unternehmungs=
unluſt überwiegend zur Abſchwächung führten. Indeſſen erreichten
die Rückgänge kein größeres Ausmaß, da der Abſchluß der
deutſch=
franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen und die gebeſſerte
Finanz=
lage des Reiches etwas Widerſtandskraft verliehen. Auch
gün=
ſtige Wirtſchaftsnachrichten, insbeſondere die gute Beſchäftigung
in der weſtdeutſchen eiſenverarbeitenden Induſtrie, trugen hierzu
bei. Der Montanmarkt lag daher auch verhältnismäßig gehalten,
Klöckner und Mannesmann gewannen bis 58 Prozent, nur
Rhein=
ſtahl (— 1½ Prozent), Phönix (— ½ Prozent), Harpener (— 1½
Prozent) und Rhein. Braunkohlen (— 4½ Prozent) lagen
ſchwä=
cher. Chemiewerte, darunter auch Farbeninduſtrie, verloren bis
½ Prozent, Rütgerswerke 13 Prozent. Auch am Elektromarkt
gingen die Kurſe zumeiſt bis zu ¼ Prozent, Siemens in
Anpaſ=
ſung an Berlin um 3 Prozent zurück. Feſt waren hingegen
neuer=
lich Chade Lit. 4—C mit ca. plus 3 RM. Schiffahrts= und
Trans=
portwerte blieben gut behauptet, während Zellſtoffwerte,
Reichs=
bankanteile, Zement Heidelberg, Südd. Zucker und
Kunſtſeiden=
papiere bis zu 1 Prozent leichter einſetzten. Am Rentenmarkt
war die Unternehmungsluſt bei, weichenden Kurſen gleichfalls
minimal. Altbeſitzanleihe, ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen,
Reichsmark=Anleihen und Stahlverein=Obligationen eröffneten
bis ½ Prozent ſchwächer. Im Freiverkehr Gulden=Ruſſen 1,45
nach zuletzt 1,30 Prozent. In der zweiten Börſenſtunde hielt der
kleine Geſchäftsumfang an, da die Zurückhaltung fortbeſtand. Das
Kursniveau hielt ſich auf dem Anfangsſtand ziemlich behauptet,
Auch im Abendbörſenverkehr war die Unternehmungsluſt ſehr
klein, zumal die Zurückhaltung aller am Börſengeſchäft
inter=
eſſierten Kreiſe weitgehendſt anhält. Die Stimmung war
aus=
geſprochen luſtlos. Unter dem Einfluß der herrſchenden
Geſchäfts=
ſtille blieben die Berliner Schlußkurſe überwiegend nur knapp
behauptet, die Rückgänge bewegten ſich zwiſchen 4—½ Prozent.
Feſter lagen Conti Gummi mit plus 1 Prozent. Im Verlaufe
blieb das Geſchäft an allen Märkten minimal, und
Kursverände=
rungen von Bedeutung traten nicht ein.
Vom deutſchen Weinmarkk.
Das freihändige Weingeſchäft bewegte ſich in den letzten 14
Tagen in allen deutſchen Weinbaugebieten verhältnismäßig ſtetig.
Für den laufenden Bedarf wurden und werden noch überall
klei=
nere Umſätze getätigt, ſo daß man ſelbſt in jenen
Weinbaugebie=
ten, wo bisher die Einlagerungen noch recht groß waren (Saar,
Moſel) mit einer normalen Räumung der Keller bis zu Beginn
der neuen Ernte rechnen darf. In den ſüddeutſchen
Weinbau=
gebieten war das Geſchäft vor allem in den 33er Weinen, die ſich
allenthalben zu brauchbaren geſunden Konſum= und
Qualitäts=
ſachen entwickeln, gut, wenn auch nicht mehr ſo lebhaft wie vor
etwa zwei Monaten. An Moſel und Saar haben inländiſche
Schaumweinkellereien in letzter Zeit noch größere Mengen 33er
Weißweine erworben. In beſſeren und beſten Sachen herrſcht auf
der ganzen Linie mehr oder minder Ruhe. Im allgemeinen kann
geſagt werden, daß ſich die derzeitigen, etwas erhöhten Preiſe ſo
ziemlich halten dürften, und zwar trotz der relativ günſtigen
Aus=
ſichten für den kommenden Herbſt. Auch in den ſüddeutſchen
Weinbaugebieten wie in der Pfalz, in Württemberg, Baden
wer=
den jetzt die kleinen Reſtbeſtände in erſter Hand zu durchweg
be=
haupteten Preiſen langſam aufgekauft, ſo daß bis Herbſtbeginn
auch dieſe Gebiete nahezu geräumt ſein werden. Bemerkenswert
iſt, daß ſich die meiſten Weinhandelsbetriebe bei ihren derzeitigen
Einkäufen auf das notwendigſte beſchränken. Weine alter
Jahr=
gänge trifft man immer ſeltener in den Erzeugerkellern an.
Preiſe für Frühkarkoffeln.
Die im Rahmen der Abſatzregelung von Frühkartoffeln
feſt=
geſetzten Preiſe, die nicht unterſchritten werden dürfen, lauten für
die Zeit vom 30. Juli 1934 bis auf weiteres:
a) für geſchloſſene Anbaugebiete bei Abgabe durch die
Bezirks=
vertriebsſtelle an die Verteiler; Kurheſſen —. Bayern rechts
des Rheins, 4,30, Pfalz 4,20, Baden 4,20, Heſſen=Naſſau 4,20,
Württemberg 4,20 RM.;
b) für nicht geſchloſſene Gebiete bei Abgabe des Erzeugers an
den zugelaſſenen Verteiler; Kurheſſen 4,20, Bayern rechts des
Rheins 3,94, Pfalz 3,84, Baden 3,84, Heſſen=Naſſau 3,84,
Württemberg 3,84 RM.
Die vorſtehend genannten Preiſe gelten in Reichsmark für 50
Kilogramm ausſchließlich Sack. Sie dürfen nicht unterſchritten
werden.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 30. Juli. Das Geſchäft
in Neugetreide war allgemein, klein, das Angebot in Roggen
nimmt ſtärker zu. Alter Weizen und Hafer wird nur noch knapp
yfferiert, iſt aber auch wenig gefragt, für letzteren ging der Preis
weiter zurück. Neue Futtergerſte hatte nur wenig Geſchäft. Altes
Weizenmehl war lebhafter gefragt, wogegen altes Roggenmehl
kaum mehr angeboten wird. Das Neumehlgeſchäft iſt weiter
ſpär=
lich. Von ſchweren Futtermitteln waren beſonders Soyaſchrot
gefragt, ohne daß entſprechendes Angebot vorlag. Von
Mühlen=
abfällen gingen Kleie etwas zurück. Es notierten in RM.:
Wei=
zen 207,00—209,00, Roggen R 11 157,00, R. 13 161,00, R. 15.
165,00; Futtergerſte G. 9 159 00, G. 11 162,00, G. 12 164,00:
Hafer (alt) 180,00—182,50: Weizenmehl W. 10 28,90 plus 0,50
Frachtausgleich, W. 7 28,60 plus 0,50; Roggenmehl Type 997
(75prozentige Ausmahlung) R. 9 23,00 plus 0,50, R. 13 23,35
plus 0,50, R. 15 23,75 plus 0,50; Weizenmehl 4b 17,00—17,25,
Weizennachmehl 16,50—16,75. Weizenfuttermehl 12,75.
Weizen=
kleie fein 11,25, grob 11,75, Roggenfuttermehl 13,25, Roggenkleie
12,25, Soyaſchrot 15,80, Palmkuchen 15,70, Erdnußkuchen 17,20,
Treber 17.,00—17,10, Heu (alt) 11,00, Weizen= und Roggenſtroh
drahtgepreßt oder gebündelt (alt) 2,80—2 90. Kartoffeln:
runde gelbfleiſchige hieſiger Gegend 4.50 RM., ab 31. Juli 1934
4,20 RM. pro 50 Kilogramm ohne Sack ab Station. Tendenz:
ſtetig.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V. Andreas Bauer; für Feuilleton Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe für den Schlußdienſt: Andreas
Baurr; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: J.V.: Dr. C. 6. Quetſch;
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
9. A. W. 34. 22377, Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 30. Juli 1934
Oeviſenmarkt
vom 30. Juli 1934
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl:
Miic
62.50
65.50
26.25
30.25
24.50
129.50
67.75
120.—
18.—
102.25
132.50
124.—
eche
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr,
Maſch.=Bau=Untn.
115.375
9n.75
149.—
62.—
108.75
107.—
75.75
65.25
117.—
77.125
91.625
69.—
46.—
Orenſtein & Koppel
Polhphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein, Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind. .
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Mie
15.625
39.375
161.25
22.25
42.—
117.50
64.75
12.—
128.25
29.875
96.50
84.50
118.50
Aeghpten
Argentinje
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
Währung
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
12=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Gelds
13.025
0.848
58.84
0.184
3.047
2.551
56.46
21.72
12.645
69.53
5.564
16.50
2.497
169.73
57.22/
Mie
13,055
0.648
58.96
0.186
3.053
2.557
56.58
81.68
12.675
69.67
5.596
15.54
2.503
70.057
57.34
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowk.
Türkei
ungarn
Uruguah
Ver, Staaten
Mie
100 Lire
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schillingl“
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Golopeſo
1 Dollar
Geld
21.58
0.751
5.664
79.17
63.56
48.95
11.48
5.21
91.68
34.32
10.44
1.39
0.999
2.512
„Brie f
21.62
0.753
5.676
79.33
63.68
49.05
11.50
65.35
81.84
34.38
10.46
1.395
1.001
2.518
Surmſtävter uns Karioharbane Sariſtaut, Fitlüte der Aresoher Sunz
Frankfurter Kursbericht vom 30. Juli 1934.
Keuuue
„Gr. II p. 1934 103.6
1935 103½1,
1938 10210
1937 99.5
1938 97.8
„Gruppe1 ... 101,4
696 Dtſch. Reichsanl.
„ b. 27 92.25
69
5½ %Intern., b.30 90.,6
6SBaden .: b.27 91
69Bahern ..v.27 93
6%Heſſen ....b. 29/ 91.5
6% Preuß. St. v. 28 /107
6% Sachſen ..v.27/ 92
6%Thüringen v. 27 88.5
6% Dt. Reichsbahn
Schätze . . . . . . . . 1100.9
5% Dt. Reichspoſt
Schätze . . . . . . . . 1100.1
Dtſch. Anl. Ausl.
* UI, Ablöſung • / 932,
„ „ (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .... 9.2
6%Baden=Baden . 88
69Berlin ...v.24/ 80
69Darmſtadt . ..
6%Dresden.. b.26/ 75
62Frankfurt a. M.
Schätze b.29
„ v.26 81.5
6‟
88Mainz. ....7 78
69Mannheim v. 27 81
6%München b.29 8
6%Wiesbadenv,28 80.5
6%Heſſ. Landesbk. 89.5
6% Golboblig. 85.25
8 Heſ. Landes
hyp.=Bk.=Liguid.
4SSſ „ „
Komm. Obl. . ..
60 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſ. Gldobl. R.11
„ Rus
68Kaſ. Landeskrd.
Goldpfbr. ...
6%Naſſ. Landesbk.
5½% n Ligu.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. II
„ „Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
69Berl. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bk.,
5½2%0 n Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
RFrkf. Pfbr.=Bi.
2%0 n Lig.=Pfr.
6%Mein. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.Bk.
5½% „Lig.=Pfbr.
KSRhein,Hhp.=Bk.
5½%0 n Lig.=Pfr.
„ Goldoblig.
6% Südd. Boden=
Cred.=Bank.
½% u Lig.=Pfbr.
6%Württ. Hyp.=B.
89
92
89
82
90
88.5
88,75
95
112
18
89
89
89.75
83
89
91.5
89
90.25
G
91.4
89.5
90.25
86.5
Be
V
Mu
3Dt. Linol.Werke
830Mainkrw. v.26
6%Mitteld. Stahl
62 SalzmanncCo.
69 Ver. Stahlwerke
6% Voigtc Häffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
L. Inveſt.
5 % Bulg. Tab. v.02
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½30
42Fürk. Admin..
„ 1.Bagdad
„ Zollanl..
4½%üngarn 1918
4½% „ 1914
Goldr.
„ 1910
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
42Stockholm
Aßtien.
Accumulat.= Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F.P.... .
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. ...
Eement Heidelberg /1
Kariſtadt!!
95.25
907I.
92
81
76),
120
10.5
28.25
4.4
82
7.7
51.5
53.5
100
171
57.5
241,
107
91
59½,
G
142.5
n7.5
1082
125.5
Vie
ChemWerke Abert
Chade (A=C)
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
Erböl
Dt. Gold= u. Silbe
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum
Dortm. Nitterbräu
Dyckerhof ſc Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleiche
Fahr. Gebrüder.
J.G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof..
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ.felektr. Untern. 109
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau.
Henninger, Kempf
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!1
Holzmann, Phil. / 641,
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſel.
78.5
223
58
46.5
116.25
115.5
208
80
100
82
97.75
113.5
254.5
40.5
52.5
106.75
1149
68.75
61.5
26‟
207
97
42.5
107
39.25
77.5
103
169.5
128,75
Junghans —
Kali Chemie.
Kali Aſchersleben
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ....
Knorr C. H..... .
Konſerven Braun,
Lahmeher & Co. .
Laurahütte .. .."
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch..
Mainkr.=W
Mainz Akt. 2
Mannesm.=R
Mansfeld. Ber
Metallgeſ.
Miag, Mühlenba.
Moenus
MotorenDarmſt
Neckarwert Eßl
Oberbedar
Park=u. Bürgerbrä
Phönix Bergbau,
Rh. Braunkohlen..
„ Elektr. Stamm
Stahlwerke
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ....
Salzdetſurth Kali".
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.:
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
„ Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Thür, Liefer=Geſ.
7.
118.25
m.
167.25
39.5
119
227
74.75
69
4.5
831,
69.5
65
70
97.5
48.25
241
100.75
90.25
97‟
39/,
200
180
29.25
91
94
92.
M
Ver, Stahlwerle ..
Ver, Ultramarin ..
Voigt & Haeffner.
Weſtdte. Kaufho)
Weſteregeln Ka
Zelſtoff Walthef.
Allg. Dt. Ereditanf;.
Badiſche Bank. . ..
Bk. f. Brauinduſtr
Baher, Hhp. u. 20
Berl. Handelsgeſ.
Hypothelbt.
Comm. u. Pribatbi.
Dt. Ban u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban).
Fran lf. Bank.
Syp.=Bank
Mein. Hyp.=Bank.
Pfälz. Hhp.=Ban1.
Neichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Gr. Bk.
Württb. Notenbar
A.=G. ſ. Verlehrswv.
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag ...
Nordd. Lloyd. ..
Südd. Eiſenb.,Geſ.
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung :..
„ Verein. Verſ./4
Frankona Rückzu. Ml”
Mannh. Verſich. ..
Otavi Minen".
18
hantung Hondels
132/,
22.25
117.5
46,25
48
114.5
101,5
68.75
90.75
118
57.25
62.25
94.5
65.25
80
78.25
72.5
152
103.75
59
1100
65
715.55
111
26
209.5
R
11:
ScF-Tee 50 gr 80 65 55
Zitronon saftig. . . .. Stück 6 u. 5
Allgäuer Weichkäse
halbfetter Schmelzkäse
20% Fett, Steilige Schachtel ..."
Tafelreis fein glasiert .. .... Pfd. 20
Feiner Milchreis . . . . . . . Pfd. 22
Magnet-Puddingpulver Pak. 6
Eierfrisch geleuchtet, 10 St. 98 88 8O
Fetter Spsck geräuch., ¼ Pfd. 26
Eier-Bandnudeln..... . Pfd. 38
n Pergamin-
Eler-Mudeln beutel .......Pfd. 48
Erfrischungswaffelnup. 19
Waffelmischung ... ¼ Pfd. 26
Geleefrüchte. . .... . . . ¼ Pfd. 20
Eisbonbons eingevick., ¼ Pfd. 21
Gemischte Bonbons Apt. 15
Vivil-Pfefferminz .. . . . . . Rolle 5
Holländer Fett-
Sdamer Käse Hase.....
25
Allgäuer
Schwelzer Käse Volltettkäge 25
Plockwurst schnittfest. . . . . . . 33
Cervelatwurst Holsteiner ... 35
Marke „Kayrel
Oelsardinen große Dose 2Z
ScF-OelsardinengroßeDose 34
Schöne schnittfeste
Tomaten..
Suppenwüirfel
für 3 Teller
Deutsche Fettheringe
..3 Stück
neue große
Stück nur
Seite 12 — Nr. 209
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Juli 1934
Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe
(Nachdruck verboten)
Harald ſtand in vorgebeugter Haltung vor ihr.
„Iſt das alles?” fragte er ſpöttiſch.
„Nein. Joe hat ſich heute bei Mrs. Winſtons Villa
ver=
dächtig gemacht. Er iſt verfolgt worden, glücklicherweiſe aber
nicht erkannt, ſoviel ich weiß . .
Harald ſah Joe fragend an.
„Möglich, brummte Ribbers verlegen, „aber meine Fährte
haben ſie verloren, darauf ſchwöre ich. Waren ſie dir dicht auf
den Ferſen, Ellen?”
„Ja.”
„Bis hierher?”
„Ich fürchte.”
„Dann Harald ..."
Dieſer flüſterte ihm ſchnell ein paar Worte zu und
ver=
ſchwand. Er war ſchon angezogen, hinunter und auf einem
Motorrad davon, während Ellen noch Joe erzählte, wie ſie eben
erſt zu ihrer Neuigkeit durch die Frau eines hohen
Polizeibeam=
ten gekommen ſei, die ſie manikürt hatte.
Für Harald folgten aufregende Stunden. Er war wie ein
gehetztes Wild. Mehr als einmal fühlte er ſich erkannt und
wußte kaum, wie knapp er entronnen war. Hie und da glaubte
er bei Bekannten einen Schlupfwinkel zu finden, aber alles
ent=
täuſchte ihn. Er begegnete unwilligen Mienen, wenn nicht
offe=
ner Ablehnung. Jeder wußte, wie eng das Netz um ihn war,
und wollte nicht in des Teufels Küche kommen. Anderſeits
be=
unruhigte Harald die Erhöhung der Belohnung auf. 1000 Dollar.
Das war eine große Verſuchung, und er wurde noch mißtrauiſcher
und vorſichtiger als bisher. Schließlich mußte er in einen
Ver=
brecherkeller unterſchlüpfen, der der Polizei bekannt war und wo
er ſich eigentlich am wenigſten aufhalten durfte.
Aber dies eine Mal blieb ihm ſein Glück noch treu. Er
konnte ſeinen Zufluchtsort nach einer halben Stunde
unbeobach=
tet verlaſſen. Jetzt trug er einen abgeſchabten dunklen Anzug,
deſſen Kragen er hochgeſchlagen hatte, und der ihm überall zu eng
und zu kurz war. Die ausgefranſten Hoſen reichten nicht zu dem
ſchäbigen Schuhwerk hinunter. In ein ſchwarzes Tuch gewickelt
trug er eine Geige, und unter dem Rand des zerknitterten Hutes
fiel ihm eine wirre dunkle Locke in die Stirn. Mit blaſſem,
ver=
härmtem Geſicht und einem ſcheuen, demütigen Audruck in den
dunklen Augen ſah er wie ein armer Teufel vom Balkan oder
aus Ungarn aus, der ſich nach Amerika verirrt hat und als
Straßenmuſikant ſein kümmerliches Brot ſucht.
In einem Eingang zur Untergrundbahn folgte ihm plötzlich
Joe. Harald atmete auf. Ellen hatte ſich alſo doch geirrt mit
ihrer Angſt vor Entdeckung. Die beiden Männer fuhren ein
Stück zuſammen im Subway und konnten ein paar Worte
wech=
ſeln. Harald hatte eine Idee, zu deren Ausführung er Joe
brauchte. Er wollte alles auf eine Karte ſetzen. Joe hörte mit
großen Augen zu. Er grinſte. Dann wurde er plötzlich ernſt.
„Mag ſein, daß es das einzige iſt, das dir übrigbleibt. Aber,
alter Junge, wenn das mißglückt, dann gibt es morgen abend
keinen Harald Borch mehr.”
„Trifft man die ſchwarze Anita noch bei dem alten
Klump=
fuß?‟
„Ja.”
„Iſt ſie ſicher?”
„Vorſicht!” riet Joe bedenklich. „Laß ſie lieber aus dem
Spiel.”
„Mal ſehen. Du weißt alſo Beſcheid.”
„All right.”
Sie trennten ſich.
Etwas ſpäter am Abend ging Harald zu dem hinkenden
Hopkins, der ein übelberüchtigtes Lokal hatte, in dem
hauptſäch=
lich böſes Geſindel verkehrte. Es waren immer Polizeiſpitzel
unter den Gäſten und gewöhnlich auch mindeſtens ein
verkleide=
ter Detektiv. Aber Harald ſetzte ſich heute über alles hinweg:
jetzt mußte es biegen oder brechen.
Er ſuchte die ſchwarze Anita. Schon beim Eintreten ſpähte
er durch den dunſtigen Tabaksqualm. Richtig, da hinten ſaß ſie.
Eben ging ein Mann von ihr weg. An ihrem Tiſch ſaß nur noch
ein alter, zerlumpter Kerl.
Anita war eine frühere Tänzerin. Die Spanierin war ſehr
ſchön geweſen und hatte große Triumphe gefeiert, bis der
Meſſer=
chnitt eines eiferſüchtigen Liebhabers ſie quer über das Geſicht
mit einer furchtbaren Narbe verunſtaltet hatte. Jetzt war ſie
völlig heruntergekommen. Harald war nicht ganz unſchuldig an
dieſer Eiferſucht geweſen, und er wußte nie, ob Anita ihn
ſeit=
dem haßte oder im ſtillen noch liebte.
Er trat zu ihr. Sie hob ihr verwüſtetes Geſicht mit den
von Trunk und allen Laſtern getrübten Augen. Sie ſchien ihn
nicht zu erkennen. Er ſetzte ſich neben ſie.
„Biſt du blind geworden, Anita?” fragte er ungeduldig und
enttäuſcht. Dachte er nicht an ſeine Verkleidung, oder ſetzte er
voraus, daß ſie ihn trotzdem erkennen müſſe? „Ich bin Harald”
flüſſterte er.
Sie trat ihm auf den Fuß. Zu ſpät, der Name war ihm
ſchon entſchlüpft. Ein ſcharfes Flüſtern war hörbar geweſen.
„Du biſt ſelbſt blind”, ſagte ſie und winkte mit den Augen
nach dem alten Kerl, der am Tiſch ſaß. Jetzt mußte Harald
Be=
ſcheid wiſſen.
Der verkleidete Detektiv verzog keine Miene in ſeinem
ſtumpfſinnig vor ſich hinſtarrenden Geſicht, aber er katte alles
gehört und geſehen und war wie elektriſiert. Das konnte — nein
das mußte Harald Borch ſein, wenn dieſer ärmliche Geiger auch
noch ſo unbedeutend ausſah und es noch ſo viele gab, die dieſen
Vornamen trugen. Verdammt, daß er allein im Lokal war. Hier
war nur mit großem Aufgebot vorzugehen, es war eine
gefähr=
liche Geſellſchaft. Anita mochte ihn ja kennen, aber Harald ſchien
ihren Wink nicht richtig verſtanden zu haben. Ob er verſuchte.
auf die Straße zu kommen und Hilfe zu holen? Aber Borch war
wohl doch mißtrauiſch geworden, und wenn er jetzt aufſtünde
würde der Burſche ſicher Verdacht ſchöpfen.
Harald hatte einen Stuhl genommen und hielt ihn, ſcheinbar
ſpielend, quer neben ſich, ſo daß er den Weg verſperrte. Der
Be=
amte wußte: da kam er nie vorbei. Beſſer alſo bleiben und
beobachten, in der Hoffnung, nicht beachtet zu werden. Was
tuſchelten die beiden?
„Ich brauche dich,” hatte er ganz deutlich von ihm verſtanden.
und dann: „Um fünf!” Jetzt ſchien der Hochſtapler gehen zu
wol=
len. Ja, er ſtand auf.
„Ich komme alſo . . . Du wohnſt noch immer . . .?"
„Ja”, nickte Anita.
Der Geheimpoliziſt wußte genau Anitas Hausnummer in der
96. Straße. Er folgte Harald nicht, ſondern blieb wohlweislich
ſitzen. Er wußte, daß er nichts anderes erreicht haben würde, als
ſich zu verraten. Jetzt war es das Wichtigſte, unerkannt zu
bleiben.
Anita blickte finſter vor ſich hin. Nun konnte ſie ſich rächen.
wenn ſie wollte; ſie hatte den einſtigen Freund in der Hand.
Tauſend Dollar! Seit heute abend war es bekanntgemacht,
Sie ſträubte ſich noch gegen den Gedanken. Dann aber ſah ſie
zu dem Alten in der Ecke hinüber und fing einen lauernden Blick
auf. Bah — Harald hatte ſich ja ſelbſt verraten in ſeiner
Auf=
regung. Sie konnte ihm ſchließlich nicht mehr ſchaden, nur ſich
ſelbſt nutzen. Tauſend Dollar!
Harald fand noch nicht ſo bald Ruhe. Er war in einer kleinen
Garage mit Joe zuſammengetroffen und probierte ein Automobil.
Es war eine kleine ſchwarzlackierte Karoſſerie mit ſtarker
Ma=
ſchine. Augenſcheinlich wollte er ſich zunächſt den Weg zu Ania
ins Gedächtnis zurückrufen; denn er fuhr die 96. Straße
hin=
unter und beſah ſcharf das Haus, in dem die Spanierin wohnte,
Warum er dann den verſchiedenſten Straßenzügen folgte, war
ſchwerer zu erſehen. Hing es mit ſeinem weiteren Plan
zuſam=
nen oder wollte er vielleicht auf alle Fälle einen Weg zur Flucht
auskundſchaften? Am Ende aber hatte er auch nur Luſt, nach
dem eingeſchloſſenen Leben der letzten Tage ein wenig Luft zu
ſchöpfen. Es ſchien faſt ſo; denn als er auf einem Umweg zur
124. Straße kam, entſchloß er ſich, am Haarlem River entlang zu
fahren. Es war Mondſchein. Die Docks und Packhäuſer lagen
dunkel da, und ſchwarz hoben ſich die Schiffe von dem
ſilberglän=
zenden Waſſer ab. Harald fuhr langſam und betrachtete ſinnend
das maleriſche Bild. Dann bog er wieder ab und ſputete ſich in
die einſame Garage zurück, wo er den Reſt der Nacht verbrachte.
A
Nur nocb 2 Tage
Ein Film, der zum Erlebnis
wird
GRER
EEUER
Hauptdarsteller:
Elsa Krüger, Hans Beck-Gaden
Fritz Rasp, Rudolf Klein-Rogge
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20
Seeheim
Aut
Omagnk
Morgen Mittwoch
Geſelschaftsabend au Tanz
Rückfahrt Autobus.
(8122
Pfirsichbowle im Ausschank
NEULTIN
macht alte Klelder neu! Reinigt und
entglänzt! — in Drogerien 15 ₰.
V 2180
A
Ab heute in Erstaufführung
Ein verteufelt fröhliches Lustspiel,
voll erfrischender
Natürlichkeit
Wir parken uo
Ein llustiger Film vom kommenden
Zeitalter des Volkswagens.
Zwei/ Stunden aus vollem Herzen
(V8109
lachen.
Jugendliche zugelassen.
Beginn: 5.45. 600 und 5.20
Elektro-Hotoren-
Reparaturen, Neu- und
Umwickelungen für
In-
dustrie, Gewerbe und
Haushalt nur bei
Paul Kauf
Hügelstr. 29, Telef. über 3939.
Vorzügl. eßreife
Birnen
1a Tomaken
um Tagespreis
Schnittblum.
aller Art.
Gärt=
nerei Barban
Dieburgerſtr. 105
Mit der Reichsbahn nach Trier
an der Moſel.
Am Sonntag, den 5. Auguſt ds. Js., verkehrt ein
Son=
derzug mit 60% Fahrpreisermäßigung und Sitzplätzen
in bequemen Durchgangswagen 3. Klafſe von Mainz
nach Trier an der Moſel und zurück. Mainz Hptbhf.
ab 6.10 Uhr, Trier an 9.41 Uhr, Trier ab 18.05 Uhr
und Mainz Hptbhf. an 21.17 Uhr. Mit Anſchluß
bei Hin= und Rückfahrt von und nach Bahnhöfen
der Strecke Darmſtadt—Mainz. Hin= und Rückfahrt
erfolgt über Koblenz. Fährpreis ab Darmſtadt
Hptbhf. für Hin= und Rückfahrt 7.70 RM. Näheres
iſt aus den Aushängen auf den Bahnhöfen zu
er=
ſehen oder durch die Fahrkartenausgaben und
Reiſe=
büros zu erfragen.
Mainz, den 28. Juli 1934.
Reichsbahndirektion Mainz.
8115)
Abhandengekommene Sparkaſſenbücher.
Die vermißten Sparkaſſenbücher
Nr. 1 299 II lautend auf Dorothea Braatz
Nr. 7 248 Aufw. lautend auf Luiſe Gräb
Nr. 29 088 Aufw. lautend auf Heinrich Dietrich XX.
Nr. 120 412 Aufw. lautend auf Emilie Weller
werden nach § 23 der Satzung für kraftlos erklärt,
wenn ſie nicht innerhalb von 3 Monaten bei uns
vorgelegt werden.
Darmſtadt, den 28. Juli 1934.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt
Kräckmann.
st 8116)
Beitiedern-Reinigung
Eutmotten U. Polstermöhe
Bettfedern. Daunen
Barchente, Drelle
Polstermöhel, Matratze
Neuanfertigung, Reparaturel
ROTI
Magdalenenstr. 11 • Tel. 1084
Mur noch 2 Tage
Ein Pferdefilm von seltener
Schönheit:
DerKönig der
wildenPferde
Im Beiprogramm:
Der preisgekrönte Film:
TUNGELIEBE
Jugendliche zugelassen.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20
Verein
der Freunde
in der Nok.
Ord.
Hauptver=
ſammlg.
Diens=
tag, 7. Auguſt,
nachmitt. 4 Uhr,
i. Gemeindehaus
Kiesſtraße 17.
Tagesordnung:
Jahresbericht.
2.
Rechnungs=
ablage. 3.
Er=
gänzungswahl z.
Ausſchuß. (c
Der Vorſitzende:
Kleberger.
Fiſchhaus Fertig
Markt 4, Tel. 641, Ludwigſtr. 18
Neue deutſche Salzheringe
Stück 10.5
Neues Filder Sauerkraut
mit Weingeſchmack, Pfd. 285
Neue Gurken Stück 8, 12, 15.5
a Süßbücklinge ½ Pfd. 303
Neue Rleſenlachsheringe
Stück 25 %
Geräucherte Schellfiſche
½ Pfd. 30.3
Alle Salate auf Els gekühlt
8.5
Sozius!
Eine achttägige
Motorrad=Fahrt
gegen
Benzin=
ainteil geſucht,
Anfang Auguſt
Ang. G. 153 Gſch.
Woog, 30. Juli.
Waſſerhöhe an
Pegel 3.50 Mtr.
Luftwärme 20
Celſius,
Waſſer=
wärme vormitt.
7 Uhr 20‟ Celſ.
Woogspolizei=
Wache.
Pflaumen
10 Pfd. nur 0.60
Mirabellen
(rote)
10 Pfd. nur 1.—
Gefäße ſind
mit=
zubringen.
Kl. Kaplaneigaſſe 5
Eßbirnen
Pfund 13. J,
Aepfel Pfd. 8 9
Frankf.=Str. 105
(Martinsmühle)
(TV6575
Nervöser
Ta9
Appetitmangel, Sodbrennen,
Magen-
drücken, Verdauungsstörungen,
Bläh-
ungen und verdorbener Magen werden
durch Reichels Magentropfen
wieder in Ordnung gebracht. Flasche
von RM-.85 an. Bestimmt zu haben bei:
Drogerie Fischer Rheinstr.
Drogerie Schwinn, Rheinstr
(Fortſetzung folgt.)
Frankfurt a. Main
Restaurant Seeber-Falstaff
neben Kaffee Rumpelmayer, gegenüber dem Schauspielhaus
ab 1. August 1934
geöffnet
Mittag- und Abendessen von 1.—, 1.25, 1.50
mit Dessert — Reichhaltige Tageskarte
Siechen-Bier
Henninger-Bier
I. f. Reif, Nürnberg
Frankfurt a. Main
Bestgepflegte Weine
Zum Besuch ladet freundlichst ein
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Pfund 6 Pfg.,
Reineclauden
Pfund 10 Pfg.,
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Gute Eßbirnen Pf.0.10—0.15
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Marken-Chrom-Fahrräder
sind altbekannt und bestbewährt.
Gebrauchte Fahrräder
teils nur wenig gefahren, billigst.
Waldschmitt
Hölgesstraße 1—5. (8017b
Wer
ſchenkt einer
ar=
men arbeitsloſen
Familie alte
Kar=
toffeln, werden
abgeholt. Ang
unt. G. 174 Gſch.
Der blaue
Feſt=
anzug genau n.
Vorſchrift v. G.
Vetter. Nieder=
Ramſtädterſtr. 3.
Rep. u. Büg. bill.
(a)