Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 204
Donnerstag, den 26. Juli 1934.
196. Jahrgang
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W
hebung gegen die Dollfuß=Regierung. — Das Bundesheer auf Seiten des Volkes. — Dollfuß und Fey
kanzleramk gefangen genommen. — Dollfuß ſeinen ſchweren Verlehungen erlegen.
Bundes=
Ein Volk ſeht ſich zur Wehr.
Was dem öſterreichiſchen Bundeskanzler Dr. Dollfuß
tauſend=
hprophezeit worden iſt, er jedoch nicht wahrhaben wollte, iſt
nmehr eingetreten: der Zorn des öſterreichiſchen
olkes hat den Grad der Siedehitze
überſchrit=
n. Das Volk hat ſich gegen ihn erhoben und hat ſich in ſeiner
rzweiflung gegen die Quälereien und Leiden zur Wehr
ge=
kzt, denen es ſeit Jahr und Tag durch das Dollfußſyſtem
sgeſetzt war. Oeſterreich wäre vor ſchweren Erſchütterungen
wahrt geblieben, hätte man in Wien verſtanden, die Zeichen
Zeit zu deuten und zu erklären. Statt deſſen glaubten
Machthaber, die Schraube ihrer
Unterdrückungs=
litik nur noch kräftiger anziehen zu müſſen. Sie haben
nicht geſcheut, dem Freiheitsdrange der Bevölkerung
Kampf=
ttel entgegenzuſtellen, wie ſie in den finſterſten Zeiten
ver=
ngener Jahrhunderte gebraucht wurden. Aber nichts hat
ge=
tzt. Terror der Heimwehrleute, Ausſchreitungen,
Maſſenver=
ftungen, Drangſalierungen aller Art haben das öſterreichiſche
Uk nicht von ſeiner Bahn abweichen laſſen. Es hat den
mpf, der ihm aufgezwungen wurde, mutig aufgenommen und
der ſiegreichen Beendigung nicht gezweifelt. Was ſich jetzt
Oeſterreich abſpielt, iſt einzig und allein die
chuld eines Syſtems, das von Anbeginn an
im öſterreichiſchen Volke abgelehnt wurde.
Die Vorgänge in Oeſterreich.
DNB. Wien, 25. Juli.
Die Wiener Ravag hat am Mittwoch gegen 1 Uhr mittags
tzlich das Schallplattenkonzert unterbrochen, nachdem kurz
her Stimmengewirr und Unruhe zu vernehmen waren. Dann
olgte durch Radio die kurze Mitteilung die
Bundes=
gierung habe demiſſioniert. Dr. Rintelen
über=
hme die Geſchäfte des Bundeskanzlers.
Seitdem wurde von der Ravag nichts weiter geſendet. Die
rer vernahmen jedoch laute Geräuſche, die wie ein Krachen
ngen; das ſchien darauf hinzudeuten, als ob ſich im
Sende=
im etwas Ungewöhnliches ereigne. Man vermutet, daß eine
valttätige Störung des Sendebetriebs eingetreten ſei. Wie
r ſpäter hörten, wurde im Laufe des Nachmittags der Wiener
oßſender Biſamberg beſetzt und mit Dynamit in die Luft
prengt. Radio Wien ſendet z. Zt. über den kleineren bisher
lgelegten Sender.
Bei der amtlichen Nachrichtenſtelle wird erklärt, daß von
er Demiſſion des Bundeskanzlers nichts bekannt ſei. Es
eine ſich bei der Verlautbarung durch die Ravag um eine
yſtifikation zu handeln. Andere amtliche Stellen, ſo beſonders
3 Bundeskanzleramt, aber auch die Ravag, waren bisher
tele=
oniſch trotz aller Bemühungen nicht zu erreichen. Von anderer
ite wird berichtet, daß ſich die Navag in Händen von
Heim=
hrleuten befinde.
Skurm auf das Bundeskanzleramk.
Eine Zuſammenſtellung der aus Oeſterreich gekommenen
ſtlichen und privaten Meldungen ergibt folgendes Bild der
ge:
Kurz nach 13 Uhr fuhr vor dem Gebäude der Navag, der
erreichiſchen Sendegefellſchaft in Wien, ein Trupp
Bewaff=
ter in Bundesuniform vor, der das Gebäude beſetzte. Einer
Teilnehmer an dieſer Unternehmung gab eine
Nundfunk=
dung des Inhalts durch, daß die Bundesregierung
ollfuß zurückgetreten ſei. Unmittelbar danach
wur=
die Sendung unterbrochen. Etwa zur gleichen Zeit
ſetzte eine mit Bundesheer ſtark untermiſchte
olksmenge das Bundeskanzleramt, ſchloß die
ue und ſicherte das Gebäude durch Aufſtellen von
aſchinengewehren. Im Gebäude ſelbſt befanden ſich
Zeit, nach ſicheren Meldungen, Bundeskanzler Dr.
Doll=
ſ, Bundesminiſter Fey, der Staatsſekretär für das
Sicher=
itsweſen Hofrat Karwinſky, die von den Aufſtän=
1 ſchen gefangen genommen wurden. Um das Gebäude
Navag entſpann ſich ein heftiger Kampf, der nach
drei=
ndiger Dauer mit der Kapitulation und der
Ge=
ugennahme der Aufſtändiſchen endete.
Das Bundeskanzleramt ſelbſt, ebenſo der Bundeskanzler und
beiden genannten Miniſter befinden ſich nach wie vor in
Händen der Aufſtändiſchen. Ueber das Schickſal der übrigen
gierungsmitglieder iſt bis zur Stunde noch nichts zu erfahren.
den Vororten von Wien, ebenſo wie in den verſchiedenen
ovinzen des Bundesgebietes ſollen ſich ſtarke
Anſamm=
ugen regierungsfeindlicher Maſſen
zuſammen=
hen. Ueber
die Hinkergründe des Aufſtandes
lautet bis jetzt, daß in der Bevölkerung eine unerhörte
Er=
ſung darüber entſtanden ſei, daß die vor die Standgerichte
rrachten Nationalſozialiſten in geradezu mittelalterlicher Weiſe
oltert wurden, um aus ihnen Geſtändniſſe oder Selbſtbeſchul=
digungen herauszupreſſen. Die Erregung im
Bundes=
heer und deſſen Beteiligung am Aufſtand ſoll in
letzter Linie ausgelöſt worden ſein durch die am Montag in
Nieder=Oeſterreich ſtattgefundene Erſchießung eines
Offiziers=
anwärters durch einen Schutzkorps=Angehörigen.
Dollfuß †.
Der militäriſche Leiter der Wiener Heit wehren, Major Baar,
teilt mit, daß die umliegenden Häuſer des
Bundes=
kanzleramtes von Heimwehrleuten beſetzt und
in Verteidigungszuſtand gebracht worden, ſind.
Im Hofe des Bundeskanzleramtes ſind etwa 150 vom Volk
verhaftete Beamte verſammelt. Sie befinden ſich in ſtrengem
Gewahrſam.
Wie ſoeben bekannt wird, wird im Bundeskanzleramt neben
dem ſchwer verletzten Dr. Dollfuß, dem
Sicherheits=
miniſter Fey, Staatsſekretär Karwinsky auch eine ganze
Anzahl höherer Heimwehrfunktionäre
feſtge=
halten, die bei dem Volk im Rufe beſonderer Brutalität
ſtan=
den. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß der bisherige Miniſter
Fey um einen Prieſter gebeten hat, der Dr. Dollfuß die
Sterbe=
ſakramente geben ſoll.
Der Berliner Rundfunkſender gibt amtlich bekannt, daß der
öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Dollfuß ſeinen Verletzungen
erlegen iſt.
Dr. Rinkelen verhandelk über die Nenbildung
der Regierung.
Der in der erſten Sendung des Radio Wien von 13 Uhr als
neuer Bundeskanzler genannte öſterreichiſche Geſandte in Rom
Dr. Rintelen iſt bereits in Wien eingetroffen. Er hat ſich
ſofort in das Heeresminiſterium begeben, wo er mit dem
bisheri=
gen Unterrichtsminiſter Schuſchnigg, Vertretern des Bundesheeres
ſowie mit Abgeſandten des Volkes über die Neubildung
der öſterreichiſchen Regierung verhandelt. Es ſteht
noch nicht feſt, ob Dr. Dollfuß nur für ſeine Perſon oder für das
geſamte Kabinett den Rücktritt erklärt hat.
Mobiliſierung der Heimwehr.
DNB. London, 25. Juli.
Wie Reuter aus Wien meldet, hat die Führung der
Heim=
wehr die Mobiliſierung der Heimwehr angeordnet.
Sperrung der Grenze nach Oeſterreich.
DNB. Berlin, 25. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die deutſche Regierung hat bei Bekanntwerden der
Un=
ruhen in Oeſterreich die deutſche Grenze nach dorthin geſperrt,
um zu verhindern, daß Reichsdeutſche oder in Deutſchland
wei=
lende öſterreichiſche Flüchtlinge die Grenze überſchreiten, um
während der Unruhen dorthin zurückzukehren.
Ein Aufruf des öſterreichiſchen Juſkizminiſters.
Um 17.30 Uhr ſendet Ravag Wien einen Aufruf des
Juſtizminiſters Berger=Waldenegg, aus dem
her=
vorzugehen ſcheint, daß er der einzige noch in Freiheit
befindliche Miniſter des ehemaligen Kabinetts
Dollfuß iſt. Eine zentrale Regierungsgewalt ſcheint in
Oeſterreich zurzeit nicht mehr zu exiſtieren. Bisher iſt noch kein
Anzeichen erkennbar, daß irgendeine Teil des Bundesheeres
den von der Volksmenge ergriffenen Miniſtern zu Hilfe eilz.
Der Aufruf des Juſtizminiſters Berger=Waldenegg nimmt
be=
merkenswerterweiſe nur auf die Beſetzung des Ravag=Gebäudes
Bezug, unterſchlägt jedoch die Tatſache der Beſetzung des
Bun=
deskanzleramtes durch das Volk und unterſchlägt ebenſo die
Verhaftung der bisherigen öſterreichiſchen Regierung.
Der Kampf um die Ravag.
Die Kämpfe ſcheinen ſich bis jetzt nur vor der Ravag
abzu=
ſpielen. Von der Straße wird in das Gebäude mit
Maſchinen=
gewehren geſchoſſen. Aus dem Gebäude werden Handgranaten
geworfen. Vor dem Gebäude der Ravag iſt ununterbrochenes
Rattern der Maſchinengewehre zu hören. Von dem Gebäude des
Finanzminiſteriums, das der Ravag gegenüberliegt, wird mit
Maſchinengewehren und Gewehren auf die Ravag geſchoſſen.
Zwi=
ſchendurch hört man das dumpfe Aufſchlagen der
Hand=
granaten. Später wurden die Sendungen der Ravag
wieder aufgenommen und folgende amtliche Mitteilung
ausgegeben:
„Die Ravag hat die Sendungen wieder aufgenommen. Die
vor Abbruch der Sendung ausgegebene Meldung über den
Rück=
tritt der Regierung und die Uebernahme der Geſchäfte des
Bun=
deskanzlers durch Dr. Rintelen iſt unrichtig. Eine kleine Gruppe
von Terroriſten hat ſich der Ravag bemächtigt und dieſe unwahre
Meldung ausgegeben. In ganz Oeſterreich iſt ausnahmslos Ruhe
und Ordnung.”
Der Kampf um die Ravag iſt nach einer Dauer von drei
Stunden beendet worden. Ein Polizeibeamter iſt tot, mehrere
wurden verletzt. Ebenſo ſind unter dem Perſonal der Ravag=
An=
geſtellten Verletzte zu verzeichnen. Einige junge Leute ſind
blut=
überſtrömt aus dem Gebäude der Ravag herausgebracht und in
Autos verladen worden.
Die Haltung der um das Regierungsviertel
zuſammengeball=
ten Volksmaſſen wird immer drohender gegen die Heimwehr; man
befürchtet bei anbrechender Dunkelheit ſchwere Zuſammenſtöße.
Der Leiter der ſtaaklichen Polizei in Innsbruck
erſchoſſen.
DNB. Innsbruck, 25. Juli.
Der Leiter der ſtaatlichen Polizei in Innsbruck,
Polizei=
ſtabshauptmann Hickl, der gegen verhaftete Nationalſozialiſten
mittelalterliche Foltern in Anwendung brachte, wurde heute
kurz vor 3 Uhr von einer erbitterten Volksmenge aus dem
Statt=
haltereigebäude gezerrt und erſchoſſen. Aus privaten Quellen
kommen aus anderen Städten ähnliche Meldungen, die darauf
ſchließen laſſen, daß die Volksbewegung gegen Dollfuß ſich auf
das ganze Land Oeſterreich ausdehnt.
Landesleiker Pirro beankragk richkerliche Enkſcheidung
über die Zuläſſigkeit des Vorgehens
gegen die „Deutſche Fronk”.
DNB. Saarbrücken, 25. Juli.
Die Verſiegelung der Bürohäuſer der „Deutſchen Front” und
die Beſchlagnahme des dortigen Aktenmaterials haben den
Lan=
desleiter Pirro veranlaßt, durch ſeinen Rechtsberater beim
zu=
ſtändigen Amtsgericht um eine richterliche Entſcheidung über die
Zuläſſigkeit eines derartigen Vorgehens der hieſigen
Polizei=
behörde nachzuſuchen. Die „Deutſche Front” kann den
ungeheu=
ren Verdacht der Beteiligung an einem Mordverſuch nicht
un=
widerſprochen und unwiderlegt auf ſich ruhen laſſen, und ſie
ver=
langt deswegen ſofortige Aufhebung der vorgenommenen
Be=
ſchlagnahmung.
In gleicher Weiſe haben ſich die Leitung des DNB. und der
Saarkorreſpondenz beſchwerdeführend an das Amtsgericht mit der
Forderung gewandt, auch ihre beſchlagnahmten Akten
unverzüg=
lich freizugeben.
Seite 2 — Nr. 204
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die ſozialpolikiſche Rückgliederung
der Jüur.
Von
Profeſſor Dr. Bruno Rauecker.
Das Saarſtatut beſtimmt in § 4 und 24, daß die im
Saar=
gebiet bis zum 11. November 1918 gültigen
Sozialverſicherungs=
geſetze auch nach der Abtrennung in Kraft bleiben ſollten. Die
Reichsregierung hat dieſe Beſtimmungen ſo ausgelegt, daß nicht
nur die Anſprüche der Verſicherten unangetaſtet bleiben, ſondern
daß ſie auch gegen die früheren deutſchen Verſicherungsträger
weiterbeſtehen ſollten. Dieſer Auffaſſung iſt die
Regierungs=
kommiſſion des Saargebietes indeſſen nicht beigetreten. Nach
ihrer Meinung ſollten die einſchlägigen Paragraphen nur die
Rechte der Verſicherten ſchützen. Im übrigen aber ſollte es dem
Saargebiet unbenommen ſein, eigene Verſicherungsträger zu
errichten. Geſtützt auf dieſe Auslegung hat der franzöſiſche Staat
dann als Beſitzer der Saargruben mit Verfügung vom 30.
Januar 1920 eine beſondere Verſicherungsanſtalt für den
Berg=
bau ins Leben gerufen. Die Organiſation der übrigen
ſaarlän=
diſchen Verſicherungsträger und Verſicherungsbehörden erfolgte
durch die Regierungskommiſſion in Anlehnung an das deutſche
Vorbild während der Jahre 1921/22.
Sehr bald erwies es ſich jedoch, daß das Saargebiet aus
eigener Kraft nicht in der Lage war, die bisherigen Leiſtungen
der Sozialverſicherung aufrecht zu erhalten. Die
Regierungs=
kommiſſion weigerte ſich ebenſo wie der Völkerbund, den
not=
leidend gewordenen Verſicherungszweigen Hilfe zu leiſten. Hätte
das Deutſche Reich ſich nicht bereit erklärt, die ſaarländiſchen
Verſicherungsträger zu unterſtützen, die Verſicherungsanſtalten
des Saargebietes wären ſehr bald zuſammengebrochen. Erſt die
Heidelberger Abrede vom 13. Oktober 1927 hat dem unhaltbaren
Zuſtand ein Ende gemacht, Trotz ihrer überaus ſchwierigen
Finanzlage haben die deutſchen Verſicherungsträger ſeitdem
jähr=
lich rund einhundertfünfzig Millionen Franken für die
Sozial=
verſicherung des Saargebiets zur Verfügung geſtellt.
Gegen=
wärtig betragen die Jahresaufwendungen der deutſchen
Ver=
ſicherungsanſtalten für die Saar rund neunzehneinhalb Millionen
Mark. Das ſind rund zwei Drittel der geſamten Aufwendung
der ſaarländiſchen Sozialverſicherung überhaupt und mehr als
das Geſamtaufkommen an Steuern im Saargebiet beträgt. Bis
zur Volksabſtimmung werden die Leiſtungen der deutſchen
Verſicherungsträger die Summe von einer Milliarde Franken
oder rund einhundertſechzig Millionen Reichsmark erreichen.
Außerdem beſtreitet das Deutſche Reich 75 Prozent der
ſaar=
ländiſchen Kriegsbeſchädigten= und Kriegshinterbliebenenrente.
Bei einer Fortdauer des Status quo kämen dieſe
Zuſchuß=
leiſtungen naturgemäß in Wegfall, was den Zuſammenbruch der
ſaarländiſchen Sozialverſicherung nach ſich ziehen würde.
Andererſeits müſſen bei der Rückgliederung der Saar die
Ab=
weichungen ausgeglichen werden, die durch die Nichteinführung
der reichsgeſetzlichen Beſtimmungen über Berufskrankheiten,
durch die Nichtanerkennung der Wegeunfälle als
Berufskrank=
heiten ſowie durch die geringere Entſchädigung hochgelohnter
Arbeiter in der ſaarländiſchen Unfallverſicherung entſtanden ſind.
Erhebliche Unterſchiede weiſt auch die Knappſchaftsverſicherung
auf. Im Saargebiet gilt noch das preußiſche Knappſchaftsgeſetz,
das teilweiſe niedrigere Renten vorſieht als das
Reichsknapp=
ſchaftsgeſetz.
Ebenſo iſt die Arbeitsloſenverſicherung im Saargebiet
bis=
her nicht eingeführt worden. Die Betreuung der Arbeitsloſen
durch die Organe der Erwerbsloſenfürſorge erfolgt zu zwei
Sechſteln zu Laſten der Gemeinden, zu vier Sechſteln zu Laſten
der Regierungskommiſſion, die ihre Zuſchüſſe jedoch nicht
ein=
heitlich, ſondern nach dem Umlagehundertſatz der Steuer verteilt.
Hieraus ergibt ſich, daß der Einführung der
Arbeitsloſenverſiche=
rung eine Neuordnung der Steuergeſetzgebung vorausgehen muß.
Völlig im Rückſtand befindet ſich auch das ſaarländiſche
Ar=
beitsrecht. Das Saargebiet hat ſchon das Betriebsrätegeſetz
nicht eingeführt, geſchweige denn das Geſetz zur Ordnung der
nationalen Arbeit vom 20. Januar d. J. Auch das
Schlich=
tungsweſen iſt im Saargebiet nicht eingeführt. Es beſteht zwar
ein Schlichtungsausſchuß, der jedoch keinerlei Befugniſſe zur
Verbindlicherklärung von Schiedsſprüchen beſitzt.
Beſonderer Nachdruck wird bei der Rückgliederung gelegt
werden müſſen auf die Arbeitsbeſchaffung. Die Lage des
ſaar=
ländiſchen Arbeitsmarktes hat ſich ſeit dem Kriege kataſtrophal
verſchlechtert. Rund 142 000 beſchäftigten Arbeitern und
Angeſtell=
ten ſtehen rund 40000 Arbeitsloſe gegenüber. Beſonders groß
iſt die Zahl der Arbeitsloſen im Bergbau. Während im Jahre
1924 noch 75 000 Bergknappen beſchäftigt waren, beläuft ſich ihre
Zahl gegenwärtig auf nur noch 45 000.
Während im letzten Jahre in faſt allen Induſtrieſtaaten eine
gewiſſe Belebung der Wirtſchaft eingeſetzt hat, kann von einer
Beſſerung der Konjunktur im Saargebiet noch keine Rede ſein.
Die Arbeitsloſigkeit in Deutſchland hat von März 1933 bis Mai
Die neuere Literatur=, Kunſt= und Muſikgeſchichte beſchäftigt
ſich immer wieder mit dem „Problem der Generationen” und
Wilhelm Pinder einer der bedeutendſten Vorkämpfer dieſer
zukunftsvollen Theorie, ſagt: „Künſtler ſind normalerweiſe
zeit=
lich unverſetzbar. Das heißt: die Zeit ihrer Geburt bedingt
die Entfaltung ihres Weſens, iſt ſogar mitbedingend für dieſes
ſelbſt . . . Ihre Probleme werden mit ihnen geboren; ſie ſind
ſchickſalbeſtimmt.” Aus dieſen Gedanken heraus gruppiert er die
Generationen, ſie ſind ihm Stilwert. Und das Werk der im
folgenden behandelten fünf Dichter, die alle im Jahre 1871
geboren wurden, beſtätigt in gewiſſem Sinne das „Geſetz der
Generationen”.
Emanuel von Bodmann.
Er iſt einer der Stillſten im Lande, aber auch einer der
innerlichſten Lyriker, deſſen Lieder, Erzählungen und Dramen
über ſeine alemanniſche Heimat hinaus nur eine kleine, treue
Gemeinde beſitzen. Der Bodenſeelandſchaft blieb er treu, wo
ſeine Ahnen ſeit mehr als ſechs Jahrhunderten anſäſſig ſind.
Seine Mutter kam aus einem alten Baſeler Patriziergeſchlecht
und brachte als romaniſchen Einſchlag die heitere und
fabu=
lierende Sinnenfreude mit. Sein Beſtes gibt Bodmann in
ſeiner zarten, manchmal von tiefer Nachdenklichkeit oder von
lächelnder Heiterkeit überglänzten Lyrik, die ſich in einigen
Stücken der vollendeten Einfachheit des Volksliedes nähert. In
ſeinen kleinen Erzählungen ſchildert der Dichter das Leben
und Treiben des alemanniſchen Volkes in dem Winkel zwiſchen
Baſel, Bodenſee und Elſaß; es iſt epiſche Kleinkunſt im beſten
Sinne des Wortes, die mit Wilhelm Schäfers anſchaulicher
Schilderungsgabe und Reinachers Idyllik auf einer Ebene liegr.
Mit weniger Glück verſuchte ſich E. v. Bodmann als
Bühnen=
dichter. Die Stücke „Die heimliche Krone‟, „Der Fremdling”
„Der Ring mit dem Karfunkelſtein” und vor allem ſein
„Donatello” weiſen herrliche Ideen in ſprachſchöner Form auf,
aber ſie ſtammen von einem Dichter, dem die erregende
Akti=
vität dramatiſcher Geſtaltung fehlt. Was von Emanuel von
Bod=
mann bleiben wird, iſt eine kleine Garbe ſeiner in ſich
ver=
ſunkenen Lieder, ein zierlicher Strauß ſeiner lebendigen
Er=
zählungen. Und das iſt nicht wenig!
Hugo von Hofmannsthal.
Dieſer Dichter ſtammte aus einer alten Wiener Familie,
er Vater war Bankier, ſeine dem Leben zugewandte Mutter
nannte man damals — um 1891 — ſcherzweiſe „Frau, Rat”
veil ihr Sohn, noch Gymnaſiaſt, unter dem Namen Loris
be=
reits berühmt zu werden begann. Hermann Bahr war ſein
Vom Tage.
In Linz wurde auf den Führer des oberöſterreichiſchen
Hei=
matſchutzes, den bekannten Legitimiſtenführer Graf Coreth, ein
Revolveranſchlag ausgeführt. Graf Coreth ſoll bei dem Attentat
mit dem Leben davongekommen ſein.
Die ſpaniſche Regierung hat am 24. Juli die am 18. Februar
1933 unterzeichnete Zuſatzvereinbarung zum deutſch=ſpaniſchen
Handelsabkommen (Reichsgeſetzblatt II, Seite 103 ff.) gekündigt.
Die Zuſatzvereinbarung nebſt dem dazu gehörigen
Zeichnungs=
protokoll und Notenwechſel treten hiernach am 24. Auguſt 1934
außer Kraft.
Der engliſche König hielt am Mitwoch im Buckingham=Palaſt
einen Kronrat ab, bei dem u. a. Baldwin und der
Unterſtaats=
ſekretär des Aeußern, Lord Stanhope, anweſend waren.
An=
ſchließend empfing der König den britiſchen Botſchafter in
Ber=
lin, Sir Phipps, in Audienz.
Der amerikaniſche Kriegsminiſter George Dern, der ſoeben
eine Inſpektionsreiſe im Gebiete des Panamakanals beendet hat,
erklärte, daß für eine angemeſſene Verteidigung des Kanals mehr
Flugzeuge und mehr Flugzeugabwehrgeſchütze notwendig ſeien.
ds. Js. um rd. 55 Proz. abgenommen, im Saargebiet dagegen im
gleichen Zeitraum nur um rund 7 Prozent.
Frankreich, das ſich verpflichtet hatte, die
Ueberſchußproduk=
tion des Saargebiets bei ſeiner Abtrennung von Deutſchland
reſtlos aufzunehmen, hat ſein Verſprechen nicht gehalten. Wäre
nicht zwiſchen dem Deutſchen Reich und dem Saargebiet im
Februar 1928 ein Zollabkommen geſchloſſen worden, das dem
Saargebiet die zollfreie Einfuhr ſeiner Induſtrieerzeugniſſe nach
Deutſchland gewährleiſtet, ſo läge die Saarwirtſchaft vollends
darnieder.
Reichsminiſter Dr. Goebbels hat auf der Zweibrücker
Saar=
kundgebung vom 7. Mai den Saarländern das Verſprechen
ge=
geben, daß wie im Reiche ſo auch im Saargebiet die
Arbeits=
loſigkeit nach der Rückgliederung reſtlos verſchwinden würde:
„Wir haben vier Millionen im Reich wieder in Arbeit gebracht
und ſollten es nicht fertig bringen, 40000 Arbeitsloſen von der
Saar wieder Arbeit zu geben
Eine der wichtigſten Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen wird
die Erteilung von Aufträgen aus dem Reich an das Saargebiet
ſein. Während mit dem Anwachſen der franzöſiſchen
Wirtſchafts=
kriſe die Ausfuhr des Saargebiets nach Frankreich mehr und
mehr ſinkt, iſt der deutſch=ſaarländiſche Warenhandel ſeit Anfang
1933 wieder dauernd geſtiegen. Gegenüber einer wertmäßigen
Einfuhr von erſt rund 89 Millionen im Jahre 1932, betrug
die Einfuhr des Saargebiets nach dem Reichszollgebiet 1933
be=
reits rund 116 Millionen Mark. Im erſten Vierteljahr 1934
iſt die Ausfuhr dann weiterhin geſtiegen, und zwar
mengen=
mäßig um 43 Prozent, wertmäßig um 31,2 Prozent. Während
Frankreich Saarfirmen von Subventionen ausſchließt, die
Kohlenerzeugung zugunſten der franzöſiſchen Produktion droſſel:,
während franzöſiſche Kreditgeber ihr Geld rückſichtslos
zurück=
ziehen und damit Tauſende von kleinen Schuldnern in ſchwere
materielle und ſeeliſche Verwirrung bringen, bereitet das
Deutſche Reich die Erſchließung neuer Gruben im Warndtgebiet,
die Inſtandſetzung der alten Gruben, die Anlage eines Saar=
Rhein=Kanales, die Ferngasverſorgung der Rheinpfalz durch die
Saar, die Abnahme von elektriſchem Strom uſw. heute ſchon vor.
Die Arbeitsgemeinſchaft der drei türingiſchen Induſtrie= und
Handelskammern hat trotz der ſchwierigen Lage der eignen
In=
duſtrie zu vermehrter Auftragvergebung an die Saarwirtſchaft
öffentlich aufgerufen. Für den Fall, daß Frankreich nach der
Rückgliederung ſeine Grenzen gegen die Saarkohle völlig ſperren
ſollte, iſt der Abſatz der überſchüſſigen Kohle nach Deutſchland
ſichergeſtellt.
Schließlich wird es noch gelten, nach der Rückkehr des
Saargebietes zum Reich all das nachzuholen, was in der
Woh=
nungs= und Siedlungspolitik ſeit 1919 verſäumt worden iſt.
Für Gebäudeinſtandſetzung, vorſtädtiſche Kleinſiedlung,
Altſtadt=
ſanierung, den Bau von Kleinwohnungen, den Eigenheimbau
iſt ſeitens der Regierungskommiſſion ſo gut wie nichts geſchehen.
Während der preußiſche Bergfiskus zur Errichtung
berg=
männiſcher Eigenheime bis Ende 1918 6,2 Prämien geſchenkt und
9 Millionen unverzinslicher Darlehen zu den günſtigſten
Be=
dingungen zur Verfügung geſtellt hat — womit rund 8000 eigene
Bergmannshäuſer errichtet werden konnten —, ſind, ſeitdem die
Gruben in franzöſiſchen Beſitz übergegangen ſind. Zuſchüſſe
überhaupt nicht mehr gegeben worden. Wenn heute rund 36
Prozent der Bergleute im eigenen Hauſe wohnen, ſo iſt dies
das ausſchließliche Verdienſt der preußiſchen
Bergwerksver=
waltung.
Wenn auch die Abſtimmung erfolgen wird nach dem
unwäg=
baren Geſetz von Blut und Boden, wenn demgemäß die
wirt=
ſchaftlichen und ſozialen Motive beim Abſtimmungskampf nur
eine untergeordnete Rolle ſpielen, ſo wird doch die Genugtuung
und Freude des Saarvolkes über ſeine Rückkehr zum
Mutter=
land geſteigert werden durch das Bewußtſein, zurückkehren zu
können in das ſozial fortſchrittlichſte Land der Welt!
Entdecker und wies zuerſt auf die überreifen Verſe der formal
fertigen Begabung hin. In den erſtaunlichen Fragmenten „Der
Tor und der Tod” und „Der Tod des Tizian” gab der kaum
Achtzehnjährige das Bekenntnis ſeiner Zeit, die ſich in den
beſten Köpfen bereits wieder von einem kraſſen Naturalismus
abwandte. Der junge Neuromantiker war durch die ſtrenge
Zucht des Stefan=George=Kreiſes gegangen, konnte ſich aber
dann deſſen unbedingter Abgeſchloſſenheit nicht fügen. Er ging
ſeinen eigenen Weg und wurde bald auch als Erzähler und
Reiſeſchilderer und nicht zuletzt als Ueberſetzer geſchätzt. Eine
beſondere Begabung zeigte er für den künſtleriſchen Eſſay, deſſen
Form er in ſeinen Dichterbildniſſen meiſterhaft beherrſchte,
Weiteren Kreiſen bekannt wurde er als Textdichter von Richard
Strauß; aber auch hier, wie z. B. im Text zum „
Roſen=
kavalier” bleibt Hofmannsthal der ſtille feine Lyriker; man
denke an die Hofmarſchallin, die beim Vorrücken des Zeigers
an ihrer Lebensuhr elegiſch in den „Terzinen über die
Ver=
gänglichkeit” nachzuſinnen ſcheint. Viel geſpiegelt werden ſeine
Nachdichtungen „Das Große Welttheater” und das
mittel=
alterliche Spiel „Jedermann” Unerreicht iſt er als Sammler
deutſchen und fremden Geiſtesgutes: „Deutſche Erzähler”
„Deutſche Epigramme‟ „Das deutſche Leſebuch”, ferner viele
Uebertragungen aus dem antiken und orientaliſchen Schrifttum
ſowie aus neueren Literaturen.
Vor fünf Jahren erlag er durch die Aufregung über den
Tod ſeines älteſten Sohnes einem Herzſchlag. Er ſtarb an dem
rätſeldunklen, Leben, dem er ſo oft und tief nachgeſonnen,
aber: „Dies iſt ein Ding, das keiner vollausſinnt
Börries von Münchhauſen.
Ein kämpferiſches Herz pocht hinter den Strophen dieſes
ritterlichen Sängers, ſelbſt in den verhaltenen Verſen ſeines
Liederbuches. Die Freude am Leben und das Staunen vor
deſſen Geſetzlichkeit und Erhabenheit wird ihm zur vieltönigen
Melodie. Meiſt liegt männliche Herbe über dieſen Liedern, ſo,
wenn er von der Thüringer Heimat ſingt und von dem
Edel=
ſitz ſeiner Ahnen, von Jagen und Reiten, von frohen Feſten
und ſchönen Frauen. Das Gewinnende dieſer Lyrik liegt nicht
zuletzt in der urwüchſigen Ehrlichkeit eines Aufrechten, der auch
als Verfaſſer der „Briefe aus Windiſchleuba” und der „
Ge=
ſchichten aus der Geſchichte” (ſeiner Familiengeſchichte) weithin
bekannt geworden iſt. Beſonderes Verdienſt erwarb er ſich um
die Wiedererweckung der deutſchen Ballade. Als er vor mehr
als dreißig Jahren ſeine erſten Balladen ſchrieb, ſchien dieſe
echtdeutſche Dichtungsart von den Literaturfreunden vergeſſen.
Er hat ſie als Erbe des Grafen von Strachwitz und des alten
Theodor Fontane rechtzeitig erkannt und um viele wertvolle
Stücke bereichert; er kann ſich mit Recht „Gärtner des
ver=
geſſenen Gartens” (der Ballade) nennen. Ober er nun Stoffe
DNB. München, 25. Juli
Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. gibt durch die NSK. folgen
Verfügung des Führers bekannt:
„Im Hinblick auf die großen Verdienſte der SS., beſonde
im Zuſammenhang mit den Ereigniſſen des 30. Juni 1934, erbe
ich dieſelbe zu einer ſelbſtändigen Organiſation im Rahmen d.
NSDAP. Der Reichsführer=SS. unterſteht daher gleich dem Eh.
des Stabes dem Oberſten SA.=Führer direkt. Der Chef des Stah
und der Reichsführer=SS, bekleiden beide den parteimäßig
Rang eines Reichsleiters.
München, den 20. Juli 1934.
gez.: Adolf Hitler.”
Obergruppenführer v. Jagow
verabſchiedek ſich von ſeinen Mikarbeikern.
LPD. Frankfurt a. M., 25. Juli.
Obergruppenführer v. Jagow wurde mit der Führung d
SA=Gruppe Berlin=Brandenburg durch den Führer beauftra
Die Mitarbeiter ſeines Stabes der Obergruppe V, Frankfu
und alle ihm unterſtellten SA=Führer und SA=Männer d
ehemaligen Obergruppe ſind ſtolz auf dieſe Auszeichnung. z
gleich aber tief betrübt, den vorbildlichen Kameraden und bo
trefflichen Menſchen als Führer zu verlieren.
In Ausführung des Befehls des Führers wurde am Dien
tag mittag, 12 Uhr, die Auflöſung des Stabes der Obergruppe
vollzogen. Mit herzlichen kameradſchaftlichen Worten verabſchiede
ſich Obergruppenführer v. Jagow von ſeinen in Reih und Gli
angetretenen Mitarbeitern des Stabes. Seine Ausführunge
waren herzlicher Dank für die Mitarbeit jedes einzelnen unde
Bekenntnis der Treue für den Führer.
Mit einem Händedruck verabſchiedete ſich der beliebte Führ
von jedem einzelnen. Seine engeren Mitarbeiter überreicht
ihm eine kleine Erinnerungsgabe.
Abſchiedsbefehl des Obergruppenführers v. Jagot
Im Zuge der vom Führer gewünſchten Vereinfachung iſt n
dem heutigen Tage die Auflöſung des Stabes der Obergruppe
vollzogen.
Ich ſelbſt übernehme morgen in der Reichshauptſtadt die Fi
rung der SA.=Gruppe Berlin=Brandenburg.
Bewegten Herzens verabſchiede ich mich von den Führe
und Männern meines bisherigen Stabes, der Gruppe Südw
und der Gruppe Kurpfalz. Jedem einzelnen von Euch allen !
zum letzten SA.=Mann drücke ich im Geiſte die Hand. Wir a
ſind in Treue zum Führer und zur Idee zuſammengeſtanden, v
dem heißen Willen beſeelt, nur unſerem Volke zu dienen.
ſind wir auch in Ehren über die ſchwerſten Tage der SA. h
übergekommen.
Mit Stolz fühle ich mich berechtigt, feſtzuſtellen: Nicht
einziger SA.=Führer oder SA.=Mann im Bereiche der Ob
gruppe V war mit den Verrätern im Komplott.
In beſonderer Dankbarkeit für dieſe Tatſache ſpreche ich
unter mir bisher die beiden Gruppen führenden Männer me
Dank und meine Anerkennung aus: Gruppenführer Ludin?
Brigadeführer Wagenbauer. Beide ſtehen untadelig da, gench
wie die beiden Gruppenführer ſelber. Gruppenführer Lul /
führt die Gruppe Südweſt weiter, Brigadeführer Wagenbauer
im Zuge der vom Führer befohlenen Vereinfachung die Brige
55 übernommen.
Den neuen Führer der Gruppe Kurpfalz, Gruppenfüh
Luyken, kenne ich als einen der älteſten und beſten SA.=Füh
und begrüße ſeine Einſetzung als Führer der Gruppe Kurpf
von Herzen.
Mich ruft der Führer zu ſchwerſter neuer Arbeit.
Ich vergeſſe Euch nicht und denke, Ihr werdet mich auch ni.
vergeſſen. Uns umſchlingt weiter das feſte Band der von iht
Schlacken gereinigten SA. — So rufe ich Euch zu:
In Weſt und Süd, in Nord und Oſt ſoll es geben nur e
SA., und die iſt treu, treu inden Tod, dem Führeru
ſeiner Idee!
Heil Hitler!
(gez.): v. Jagow Obergruppenführer
der Mythe oder der Vorzeit, dem ſagendunklen Mittelalter ol
remden Kulturen entlehnt, immer hält er wertvolle
Vergang=
heit feſt, die uns nie verloren gehen darf, ſo viel uns auch
oberflächlich geſehen — von ihr trennen mag, und um die a
unſere Jugend wiſſen muß, wenn ſie einmal führen will. 2
Lebenswerk des Börries Freiherrn von Münchhauſen hat
zut Teil mitgeholfen an der Erneuerung unſerer deutſd
ukunft.
Friedrich Kayßler.
„Künſtler ſein, heißt den Mut haben, ſich ſelbſt zu
ennen — und Demut genug, um zu wiſſen, daß ein Haar v.
Leben gebleicht, oder eine Träne, ein Kinderlachen, eine Blu
der ein Baum Dinge ſind, vor denen die tiefſte Kunſt in 1
öchatten geht und ſchweigt.” Wer den Schauſpieler Kahß
inmal in einer ſeiner beſten Rollen geſehen hat, ahnt den Dich
n dem Darſteller und den Denker. Eine Grenze läßt ſich h
vohl kaum ziehen, da dieſe beiden künſtleriſchen Ausdrue
nöglichkeiten ſich unterſtützen und ergänzen. In ſeinem Dra
Simplicius” legte der Verfaſſer eigene Weſenszüge, in d.
derben Luſtſpiel „Jan der Wunderbare” will er die vom All
imlärmten Menſchen hinführen in die heiteren Bezirke eines
eienden Lachens. Natur= und (im Sinne Schillers) Gedank
hrik ſind Kayßlers eigenſtes Gebiet. Seine inneren Geſie
ind oft ſtärker als die äußeren Eindrücke, ſeine Gedanken
in wenig ſchwer für die lyriſche Form, ſein Wort nicht imt
ark genug, ſein von leuchtenden Symbolen umglänztes Wol
ebendig zu geſtalten. Seine dichteriſche Stärke ſcheint
piſchem Gebiet zu liegen, wie die „Sagen aus Minheim”
veiſen. Aber ſowohl ſeine erzählenden Schriften als a
die beſten ſeiner Balladen wachſen aus lyriſcher Anſchauu
icht zu überſehen ſind Kayßlers „Schauſpielernotizen”
enen er ſeine künſtleriſchen Ideen niederlegte. Hier wie übei
ngt er um das Ziel ſeines großen ſchleſiſchen
Landsman=
ingelus Sileſius, der kategoriſch von einem jeden forder
Menſch, werde weſentlich!” Kayßler deutet in ſeiner zwiefad
Tätigkeit als Darſteller und als Dichter immer wieder 1
jelgeſtaltige und doch geradlinige Weſen des künſtleriſch tätit
Nenſchen beiſpielhaft.
Wilhelm von Scholz.
Auch dieſes Dichters Wirken hat ſeinen Urſprung
hriſchen. Und zwar iſt es das ſogenannte Zwiſchenreich,
eſſen myſtiſches Helldunkel ſein Blick beſonders geſchärft
mmer wieder lockt es ihn, die Auswirkungen eines geſteiger
eelenlebens, die Verſtrickungen einer Leidenſchaft oder eil
unklen Tuns und vor allem die Beziehungen zum Ueberni!
ſchen zu deuten, und nicht nur in ſeinen Gedichten („201
rung” „Haus bei Nacht”, „Zwiegeſpräch im Raum” „Pa
Dunkel”, „Das ſpätere Leben”), ſondern auch in ſeinen el
Donnerstag, 26. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 204 — Seite 3
Bolens Anoort an Barihon.
Innäherung an die baltiſchen Skaaken. — Polen und Efland ziehen die bisherige Meihode der
zwei=
ſeitigen Pakkte Barthous Oſtpakt vor.
Völlige Uebereinſkimmung
zwiſchen Polen und Eſtland.
DNB. Warſchau, 25. Juli.
Vie die halbamtliche Iskra=Agentur aus Reval meldei.
zen die bisherigen Verhandlungen des Außenminiſters Beck
den Staatsmännern Eſtlands eine völlige
Ueber=
nſtimmung der politiſchen Ziele ergeben. Sie
be=
igen erneut den Willen zur engſten
Zuſammen=
beit der beiden Regierungen. Das Zuſammengehen Polens
v Eſtlands auf internationalem Boden wird fortgeſetzt,
zu=
l ſich beide Regierungen dahin einigten, daß dieſe Methode
Intereſſen der beiden Völker am meiſten entſpricht und
krete Ergebniſſe zur Feſtigung des Friedens zeitigt. Aus den
terredungen Becks mit den führenden Staatsmännern
Eſt=
ids hat ſich weiter ergeben, daß weder die eſtniſche
egierung, noch das Volk bereit ſind, die
bis=
rige Methode der zweiſeitigen Regelung der
diſchenſtaatlichen Beziehungen zu verlaſſen.
i der Frage der Pakte wartet Eſtland in Ruhe die Ergebniſſe
r ſchwebenden zwiſchenſtaatlichen Verhandlungen ab, die zu
ner Klärung der Fragen führen ſollen. Eile ſcheint nicht
ge=
ten, und die leichtfertige Unterzeichnung der Pakte erachtet
m als unzuläſſig; deshalb nimmt Eſtland zuſammen mit
olen zu den neuen Paktvorſchlägen eine
ab=
artende Haltung ein.
„Der regierungsfreundliche „Kurjer Poranny” veröffentlicht
dieſem Zuſammenhang bemerkenswerte Unterredungen ſeines
h Reval entſandten Sonderberichterſtatters mit dem
eſtlän=
chen Außenminiſters Seljamaa und dem General Laidoner.
ßenminiſter Seljamaa erklärte, Eſtland wolle und werde mit
len zuſammen vorgehen. Eine Annäherung der
bal=
ſchen Staaten an Polen erachte er als dringende
Noi=
fndigkeit. General Laidoner wiederum erklärte: Polen und
land müſſen auf allen Gebieten aufs engſte zuſammenarbei=
. Dieſe Zuſammenarbeit iſt notwendig, weil unſere
geo=
itiſche Lage übereinſtimmt. Uns trennen nicht die geringſten
eeitfragen, die die Zuſammenarbeit trüben könnten. Zum
pakt gab der General folgende Verſicherung ab: Ich zweifle
der Möglichkeit und Durchführbarkeit der Pakte.
Der gekleiſſerke Rik.
amaliſche Ausſöhnung im franzöſiſchen Kabinekt.
EP. Paris, 25. Juli.
Der geſtrige Tag nahm mit einer Sitzung des Radikalen
Voll=
sausſchuſſes ſein Ende. Nach der Sitzung, an der auch die
ikalen Miniſter teilnahmen, wurde folgende Mitteilung
aus=
eben: „Der Vollzugsausſchuß und das Büro der Radikalen
rlamentsgruppe haben von dem Tadel Kenntnis genommen,
Miniſterpräſident Doumergue Tardieu ausgeſprochen hat und
igte die von den radikalen Miniſtern nach Schluß des
Kabi=
tsrates abgegebene Erklärung.”
Heute morgen atmete der übergroße Teil Frankreichs
erleich=
auf, daß eine Regierungskriſe vermieden worden iſt. Der
cktritt des Kabinetts hing buchſtäblich nur an einem Faden.
Die Sitzung des Kabinettsrats verlief teilweiſe ſehr ſtürmiſch.
hr als einmal drohte der Miniſterpräſident mit ſeinem
Rück=
it. Doumergue wollte im Kabinettsrat keinerlei Diskuſſion
aſſen. Der von ihm ausgeſprochene Schiedsſpruch ſollte
ent=
der angenommen oder abgelehnt werden. Im letzteren Falle
llte er ſofort nach Tournefeuille zurückkehren, um nicht ſo
iell wieder nach Paris zu kommen. Kolonialminiſter Laval
tete die Situation, indem er eine kleine Unterbrechung der
zung vorſchlug, in der die radikalen Miniſter unter ſich beraten
nten. Die Radikalen forderten nämlich einige Abänderungen
dem Text des Miniſterpräſidenten, insbeſondere eine Verſchär=
fung des gegen Tardieu ausgeſprochenen Tadels Doumergue ging
darauf ein, ſo daß eine Einigung zuſtande kam. Der
Kabinetts=
rat endete dann mit einer großen Verbrüderungsſzene.
Dou=
mergue umarmte zunächſt Herriot und dann Tardieu, und die
beiden letzteren Miniſter umarmen ſich dann ebenfalls lange.
Doumergue kündigte ſodann an, daß er erſt am 10., ſtatt am 6.
Auguſt nach Paris zurückkehren werde, da ihm die Miniſter durch
dieſe Affäre vier Tage Erholung „geſtohlen” hätten.
Zwieſpälige Aufnahme in der franzöſiſchen Preſſe.
Die Pariſer Preſſe iſt in ihren Betrachtungen über die
Bei=
legung des Konflikts zwiſchen Tardieu und den Radikalen
ge=
ſpalten. Die offizielle Preſſe und die meiſten
Rechtszeitungen ſind mit der Entſcheidung des
Miniſter=
präſidenten zufrieden und glauben, daß nun alles
wieder in Ordnung ſei, und daß der
Waffenſtill=
ſtand fortdaure wie bisher. Die Linksblätter
ſeigen ſich jedoch weniger optimiſtiſch und fordern die
Oeffentlichkeit auf, erſt einmal den Radikalen=Kongreß im
Okto=
ber abzuwarten. Während die Linkspreſſe den Tadel des
Miniſter=
präſidenten Doumergue an die Adreſſe von Tardieu mit großer
Befriedigung unterſtreicht, vermeiden die Rechtsblätter es, darauf
näher einzugehen, oder loben Tardieu für das Opfer, das er
ſeiner Eigenliebe gebracht habe.
Der „Figaro” fordert die Regierung auf, nun energiſcher als
bisher zu handeln. Der wahre Wert der Regierung ſei geſtern in
die Erſcheinung getreten. Mit einem Mahnwort an den
Juſtiz=
miniſter, daß endlich die Juſtiz gegenüber der reinen Politik ſich
Geltung verſchaffe, ſchließt dieſes rechtsgerichtete Blatt ſeine
Winke. — Der nationaliſtiſche „Ordre” fürchtet, daß bei ihrem
Wiederzuſammentritt die Kammer „unregierbarer denn je” ſein
werde. Die Verabſchiedung der Wahlreform noch vor den
Kam=
merferien wäre daher am Platze geweſen. Der nationaliſtiſche
„Jour” iſt der Anſicht, daß ohne den außergewöhnlich ſtarken
Wil=
len Doumergues das Land beinahe in die finſterſten Februar=
Tage zurückgefallen wäre.
Dagegen iſt der radikale „Quotidien” der Anſicht, daß der
Waffenſtillſtand endgültig gebrochen ſei. Die Regierung
Doumer=
gue ſei tot, überlebe aber ihren Tod. Im übrigen ſetzt ſich das
Blatt für eine autoritäre Regierung ein. — Das „Oeuvre” meint,
„daß es nicht mehr ſo weitergehen könne‟. Die Frage der Haltung
der Radikalen gegenüber der Regierung werde bereits
aufgewor=
fen. — Die linksradikale „République” erklärt ſich mit der
Ent=
ſcheidung nicht zufrieden. Die Radikalen könnten die
Verleum=
dungen, die Tardieu gegen ſie ausgeſprochen habe, nicht vergeſſen.
— Der ſozialiſtiſche „Populaire” endlich ſagt, daß die Nationale
Union zu Tode getroffen ſei. Die Myſtik des Waffenſtillſtandes
beſtehe nicht mehr.
Gründung des Heimſtätkenamkes Heſſen=Naſſau.
Der Beauftragte für das Siedlungsweſen im Stabe des
Stellvertreters des Führers, Dr.=Ing. Ludowici, welcher
zu=
gleich Stellvertreter des Reichsſiedlungskommiſſars Gottfried
Feder iſt, hat nunmehr das Heimſtättenamt für den Gau Heſſen=
Naſſau gegründet.
Das Heimſtättenamt hat folgende Aufgaben: 1. Die
Zu=
ſammenfaſſung aller nichtbäuerlichen Siedlungsbeſtrebungen, ihre
Förderung und Unterſtützung, 2. die Ueberprüfung und
Begut=
achtung aller Siedlungsvorhaben und Beratung aller
unter=
nehmenden Behörden. Verbände, Firmen und Einzelperſonen,
3 Siedler=Auswahl, Siedler=Vorſchulung, Siedler=Beratung uno
Siedler=Betreuung, 4. Schulung und Betreuung aller Leiter und
Referenten von Siedlungsverbänden, =Vereinen und =
Genoſſen=
ſchaften uſw., 5. Aufklärung und Werbung für den
Siedlungs=
gedanken, Vorbereitung von Geſetzesvorſchlägen, Ausſchreibung
von Siedlungswettbewerben uſw.
Die Leitung des Heimſtättenamtes Heſſen=Naſſau ha:
Staatsminiſter Jung, Darmſtadt, übernommen, der zu ſeinem
Stellvertreter Stadtrat Niemeyer, Frankfurt a. M., berufen hat.
Die Geſchäftsführung wurde Dr. Darjes, Frankfurt a. M.,
übertragen. Zum Leiter des Arbeitsſtabes wurde
Regierungs=
baumeiſter Hufnagel, Offenbach, beſtellt. Die Büros befinden
ſich in Frankfurt a. M., Bürgerſtraße 69/77, im Hauſe der
Deutſchen Arbeitsfront.
Wirkſchaftsbelebung in den nordiſchen
Lundern.
Von unſerem Berichterſtatter.
W. G.p. Oslo, im Juli.
Die nordiſchen Länder haben ſich in der Weltkriſe als der
kriſenfeſteſte Bezirk der Weltwirtſchaft erwieſen. Der Rückſchlag
in den Jahren 1930/31 war hier bei weitem nicht ſo ſtark, wie
in der Weltwirtſchaft im allgemeinen. Einem leichten Abſinken
folgte ſchon 1932 ein, wenn auch erſt allmählicher, neuer
Auf=
ſtieg. Das Jahr 1933 war ein Jahr des Aufſchwunges, und 1934
hat bisher die Aufwärtsbewegung angehalten, ſo daß vielfach
davon geſprochen wird, die nordiſchen Länder könnten ſich ſchon
Ende dieſes Jahres einer Hochkonjunktur erfreuen. Ein ſo
gene=
relles und optimiſtiſches Urteil iſt allerdings etwas weitgehend,
denn zu verſchiedenartige Tendenzen wirken ſich immer noch aus.
Dem Aufſchwung in einigen Zweigen ſteht z. B. ein
ausgeſpro=
chener Mangel an Unternehmerinitiative in anderen, wie auch
eine geringe Kaufkraft eines Teiles der Bevölkerung gegenüber.
Aber zumindeſt für Schweden, Finnland und Norwegen kann die
Lage insgeſamt optimiſtiſch beurteilt werden. Dänemark iſt
da=
gegen ein Sonderfall. Zwar iſt die wirtſchaftliche Lage
Däne=
marks auch heute noch günſtig, aber die Exportſorgen der
däni=
ſchen Landwirtſchaft überſchatten die günſtigen Anzeichen etwas.
Da es zu weit führen würde, auf das däniſche Problem
geſon=
dert einzugehen, ſeien nachſtehend nur die drei anderen nordiſchen
Länder behandelt, die ſich in ihrer Wirtſchaftsſtruktur weitgehend
gleichen.
Wie günſtig ſich die induſtrielle Produktion entwickelt hat,
mögen einige Indexziffern zeigen. Am günſtigſten iſt die
Ent=
wicklung in Schweden. Der induſtrielle Produktionsindes
(1929 — 100) ſtieg von 79 im Jahre 1932 auf 82 im Jahre 1933.
Der eigentliche Aufſchwung ſetzte im April 1933 ein. Von 76 im
April 1933 iſt der Index auf 97 im März 1934 geſtiegen, das iſt
eine Entwicklung, wie ſie kaum ein zweites Land aufzuweiſen
hat. Für die Verbrauchsgüterinduſtrien ergibt ſich von März
1933 bis März 1934 ſogar eine Steigerung von 92 auf 112, ſo
daß alſo in dieſem allerdings durch das Oſtergeſchäft
begünſtig=
ten Monat die Produktion 12 Prozent über dem Niveau von
1929 lag. Seit November 1933 liegt die Produktion der
Ver=
brauchsgüterinduſtrien über dem Niveau von 1929. Der finniſche
Produktionsindex der für den heimiſchen Markt arbeitenden
In=
duſtriezweige (1926 — 100) ſtieg von 89 im Jahre 1932 auf 103
im Jahre 1933 und 107 im März 1934. Für die Exportzweige
ſind die betreffenden Ziffern: 105, 119 und 129. Insgeſamt hat
die finniſche Induſtrie das Produktionsvolumen von 1929
er=
reicht. Nicht ganz ſo günſtig iſt die Entwicklung der
norwegi=
ſchen Induſtrie, aber immerhin ergab ſich von März 1933 bis
März 1934 die Steigerung des Indexes (erſtes Halbjahr 1933
— 100) von 96,1 auf 107.
Dieſe Aufſchwungtendenzen gehen einmal aus von der
Ex=
portinduſtrie. Für wichtige Exportgüter ergaben ſich glänzende
Abſatzmöglichkeiten, in einigen Waren wurden neue
Höchſtexport=
ziffern ereicht. Beſonders günſtig war der Abſatz von Holz,
Holzſchliff, Zelluloſe und Papier, alſo von Erzeugniſſen, die für
alle drei Länder von großer Bedeutung ſind. Dieſe günſtigen
Abſatzmöglichkeiten ergaben ſich u. a. aus dem ſtarken Bedarf
Englands und aus dem Rückgang des ruſſiſchen Exportes.
Schwe=
den konnte in letzter Zeit ferner in erhöhtem Maße elektriſche
Maſchinen und Eiſenerze, Finnland Käſe und Eier und
Nor=
wegen Fiſche exportieren. Wie günſtig ſich insgeſamt der
Ex=
port geſtaltet hat, mögen die nachfolgenden Ziffern zeigen (in
Millionen der Landeswährungen):
Während der Welthandel insgeſamt auf das Niveau von
1905 zuſammengeſchrumpft iſt, liegt alſo der Außenhandel der
nordiſchen Länder weit über dem des allgemein ſehr günſtigen
Jahres 1913. Beſonders bemerkenswert iſt die ſtarke Steigerung
der Außenhandelsumſätze Schwedens und Finnlands vom erſten
Vierteljahr 1933 auf das erſte Vierteljahr 1934. Dieſe günſtige
Geſtaltung des Exportgeſchäftes hat eine Belebung auch der
anderen Zweige der Wirtſchaft nach ſich gezogen.
Die Aufſchwungstendenzen gehen ferner aus von der für
den heimiſchen Markt arbeitenden Verbrauchsgüterinduſtrie. In
Schweden hat ſich dieſe ſogar günſtiger entwickelt als die
Er=
port= bzw. die Produktionsgüterinduſtrie; in Finnland und
Nor=
wegen liegen die Verhältniſſe umgekehrt. Dieſe günſtige
Eni=
wicklung der vorwiegend für den heimiſchen Markt arbeitenden
Zweige iſt vor allem darauf zurückzuführen, daß die Währungs=
ſcksſtarken Erzählungen „Antwerpener Sage‟ „Das Gerücht”)
o ſelbſt in ſeinen Bühnenwerken („Der Wettlauf mit dem
atten” oder „Doppelkopf”); ſeine Erlebniſſe und Erkenntniſſe
ſen unter dem gleichen Geſetz, z. B. ſeine Schrift „Der Zu=
” eine Vorform des Schickſals, in welcher er „die
An=
hungskraft des Bezüglichen” in tiefdurchdachten Sätzen
dar=
lt. Vielgeleſen ſind ſeine großen hiſtoriſchen Romane
erpetua”. „Der Weg nach Ilok” u. a.). Hier gibt der Dichter
terſchnitte durch die Vergangenheit, wie er ſie ſieht, breit
d wahrhaft, und immer verinnerlicht. Dies gilt auch von
gen Dramen und nicht zuletzt von ſeinen Reiſebüchern, die
9ts mehr und nichts weniger lehren als „Sinnvolles Reiſen”.
ſolz wurde einmal von einem Freunde „der inwendige Dichter”
lannt. Treffender kann man ſein Schaffen wirklich nicht
be=
hnen, ein Schaffen, das heute ſchon hineinragt in die
Be=
ſe des Zeitloſen.
Wer dem Schaffen dieſer fünf, ſo verſchiedenen Dichter
hſpürt, wird erfahren, daß mit den Generationen
Grund=
nmungen geboren werden, die ſich in Einheitsproblemen
zern. Aber zu bedenken iſt: dieſe Einheitsprobleme beſagen
Einheit der Aufgabe, nicht Einheit der Löſungen.
H. St.
ſe Armee der unbeweglichen Soldaken.
Eine ungewöhnliche Jubiläums=Schau.
Potsdam, Ende Juli.
Rieſenarmeen feindlicher Krieger liegen zur Zeit in
Pots=
n! Die Zahl der Soldaten, die augenblicklich die Reſidenzſtadt
lagern”, iſt kaum zu überſehen. Nur zwei Geburtsfehler haben
dieſe Armeen und ihre Führer; erſtens ſind ſie etwas klein
aten, denn jeder von ihnen iſt nur etwa 5 Zentimeter groß,
) zweitens können ſie ſich nicht richtig bewegen. Das liegt nun
9t etwa daran, daß ſie die Gicht haben, ſondern erklärt ſich
aus=
ießlich aus der Tatſache, daß ſie alle aus dem gleichen Material
oren wurden: Zinn!
Aber trotzdem ſind dieſe Zinnſoldaten hochintereſſant, und
Beſtrebungen ihrer Väter, die Zinnfigur zu pädagogiſchen
ſecken in der Schule zu verwenden, durchaus zu unterſtützen.
Am alten Markt in Potsdam hat im Palaſt Barbarini der
hn Jahre alte deutſche Zinnſammlerbund —
h der Muſe der Geſchichte „Lio” genannt — eine Ausſtellung
ffnet, die in ihrer wahrheitsgetreuen Nachbildung und
künſt=
iſchen Feinempfindung vorbildlich für ähnliche Schauſtellungen
n ſollte.
In beleuchteten Käſten lebt ein großer Teil der Weltgeſchichte
eder ſeit ein paar Wochen auf. Man ſieht, wie König Fried=
9 Wilhelm I. die Parade ſeiner Rieſengarde abnimmt, wie das
Schlachtbild von Hohenfriedberg ausſah, gewinnt Eindrücke von
der Belagerung von Paris und kann einen Blick in ein Dorf
hin=
ter der Front des Weltkrieges werfen.
Der Bund „Lio” iſt eine durchaus ernſt zu nehmende
Organi=
ſation. Beinahe 20 Ortsgruppen ſind über Deutſchland verteilt,
die etwa 800 Mitglieder umfaſſen. Unter ihnen gibt es
Spezial=
ſachverſtändige für Hafenſtädte, für römiſche Feldzüge, den
Dreißig=
jährigen Krieg uſw. Zinnfiguren ſammeln iſt für ſie eine
Wiſ=
ſenſchaft, die ſtudiert ſein will, und es genügt nicht, daß man
weiß, welche Kleidung ein deutſcher Offizier in der Schlacht bei
Leuthen getragen hat, welche Kopfbedeckungen in Deutſchland
zur Zeit Friedrich Wilhelms I. üblich waren. Das Studium der
Zinnfiguren ſcheint nicht leicht zu ſein. Oder ſtellen Sie es ſich
ſehr einfach vor, Rauchwolken aus Engelshaar nachzubilden oder
aus Holz, Watte und Pappe ganze Stadtpanoramen entſtehen zu
laſſen? Es iſt ſicherlich nicht ſo leicht, wie aus isländiſchem
Moos Bäume herzuſtellen und aus grüngefärbten Sägeſpänen
ſaftige Wieſen, auf denen Bleikühe weiden, hervorzuzaubern.
Innerhalb des Bundes tobt ein heftiger Kampf: Zinn= contra
Bleiſoldaten. Die Zinnfiguren werden jedoch ſiegreich aus dieſer
Schlacht hervorgehen, denn Bleiſoldaten koſten pro Stück über
eine Mark; Zinnfiguren ungefähr den 20. Teil.
Die Genauigkeit der Potsdamer Zinnfigurenſammler iſt
meiſterhaft. Ihre Bauten wirken oft wie Gemälde. Sie ſind
Filigranarbeit vollendeter Künſtler dieſes Gebiets, denn nicht nur
die Soldaten, Könige und Feldherren werden naturgetreu
nach=
gebildet, ſondern auch die architektoniſche Umgebung iſt in
hiſto=
riſcher Treue rekonſtruiert worden. Schlöſſer ſind aus Pappmaché
entſtanden, während weißes Mehl auf den Dächern die
vorge=
ſchriebene Winterſtimmung ſchafft. Wird dieſes Mehl gelb
be=
leuchtet, kann man es als Sand in einer afrikaniſchen Steppe
gebrauchen.
Die Herſtellung jedes einzelnen Soldaten gibt den Sammlern
ausreichende Beſchäftigung für ihre freien Stunden. Dort wird
einem Römer der Kopf abgeriſſen, weil man ihn für einen
fride=
rizianiſchen Krieger braucht. Aus den Beinen eines Griechen,
den Armen eines Germanen, der Figur eines Franzoſen und dem
Kopf eines deutſchen Oberleutnants entſteht ein engliſcher
Marinekapitän. Die Mitglieder dieſes Bundes zielen
ſelbſtver=
ſtändlich nicht — wie wir es in unſerer Kindheit getan haben —
mit Erbſen oder Schrotkörnern nach den Zinnſoldaten, um ein
Bein oder einen Fuß „abzuſchießen”, ſondern nehmen dieſe
Ver=
tauſchungen” auf dem Wege der Operation vor. Sie nähen die
Wunden ihrer Krieger mit dem Lötkolben zu und kleiden jeden
Soldaten von Zeit zu Zeit neu ein. Beſonders die frontalen
Figuren werden gut behandelt und entſprechend ausſtaffiert, ſie
gehören zu den Seltenheiten dieſer Ausſtellung, denn meiſt gibt
es nur Soldaten im Profil”, verrät ein Bundesmitglied.
Ein Oberleutnant a. D., der ein beſonders leidenſchaftlicher
Sammler iſt, arbeitet ſogar mit plaſtiſchen Bleifiguren. Außer=
dem beachtet er die Geſetze der Perſpektive genau. Er ſtellt daher
ſeine nach hinten immer kleiner werdenden Soldaten auf ein
ab=
fallendes Gelände. Der Beſchauer glaubt, ein weites
Schlacht=
feld vor ſich zu ſehen.
Bis Mitte September liegen die Armeen noch in Potsdam.
Dann treten ſie ihren Winterſchlaf in Pappſchachteln an. R. H.
Reinhold Conrad Muſchler: „Die Unbekannte‟. (Werner Plaut
Verlag.)
Jenes Bildnis der „Inconnue de 1a Seine”, der Unbekannten,
die man in Paris fand, im Fluſſe zu Tode gekommen, jenes
Bild=
nis, das im Gipsabguß die Züge der Geſtorbenen getreu
nach=
formt; immer wieder ergreift es uns mit dem tiefen Schauer vor
ſo viel Schönheit, die aus unbekannter Welt durch unbekanntes
Schickſal ins Unbekannte ging, ergreift uns mit der Süße und
Stille, der Wehmut und dem glücklichen Miſſen, — mit dem
Un=
ſagbaren ihres Lächelns, in dem das Geheimnis des Lebens und
das Geheimnis des Todes iſt, eines im andern, und eines
viel=
leicht dem andern gleich. Nun liegt eine Novelle vor uns, die,
wie ſo manche vom keuſchen Geheimnis des Bildes bewegt, für
ſich und neben ihm Beſtand hat: Reinhold Conrad Muſchler hat ſie
geſchrieben, dieſer feine, allem Effekt abholde Dichter, der mit
Recht eine treue Gemeinde hat, die jedes neuen Werkes von ihm
teilnahmsvoll wartet. Dieſe Novelle wird ſie nicht enttäuſchen.
Sie erzählt von Lieben und Sterben eines Mädchens, zeigt uns
die Welt, aus der ſie kommt; ſie, ein Menſch, der ganz allein iſt,
zeigt uns, wie Liebe ihre Welt wird, Verluſt ihr Schickſal,
offen=
bart uns ihren Tod als notwendige Erfüllung.
Des Deutſchen Dichters Rudolf Huch Broſchüre „Israel und Wir”.
(Nationaler Verlag Joſeph Garibaldi Huch, Berlin=
Wilmers=
dorf.)
Rudolf Huch (ein Bruder von Ricarda Huch) hat ſeine
Ge=
danken über die Judenfrage, die heute nicht nur Deutſchland,
ſon=
dern die Welt bewegt, wiedergegeben. Von Rudolf Huch ſagt man,
er bringe ſtets neue Gedanken; dies kann man von der
vorliegen=
den Schrift in ganz beſonderem Maße behaupten. Es liegt vor
uns eine der intereſſanteſten Schriften auf dieſem Gebiete. Rudolf
Huch ſucht in ſeiner Schrift zu ergründen. Er urteilt gerecht nach
beiden Seiten hin.
„Fahrten ins Reich: Oſtpreußen —
revier.” Von Rudolf Kircher.
Hamburg=Bremen — Ruhr=
(Societäts=Verlag.)
Rudolf Kircher greift auf ſeinen Fahrten zunächſt drei
deutſche Lebenszentren heraus, die gerade in der Verſchiedenheit
ihrer Aufgaben und Nöte am beſten erkennen laſſen, wohin wir
ſteuern, wie die praktiſche Arbeit beſchaffen iſt, die im Lande von
neuen Menſchen mit neuen Impulſen geleiſtet wird. Drei
Not=
ſtandsgebiete, die jedes in ſeiner Art und aus anderen hiſtoriſchen
und ſozialen Gründen für irgendeines der großen Probleme und
Aufgaben typiſch ſind, vor deren Bewältigung wir ſtehen.
Fahr=
ten ins Reich — damit iſt der ordnende Geſichtspunkt
bezeich=
net, der den mühſamen und mit ſtärkſter Energie vorgenommenen
Neuaufbau leiten muß, wenn dieſer Neuaufbau ganz
Deutſch=
land zugute kommen ſoll.
Seite 4 — Nr. 204
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
entwertung einen erhöhten Schutz für die heimiſche Induſtrie
bedeutet, daß — begünſtigt durch dieſen erhöhten Schutz — alte
Fabriken ausgebaut und neue errichtet werden konnten. Drittens
wurde der Aufſchwung begünſtigt durch die überaus flüſſig:
Lage des Geld= und Kapitalmarktes. Wohl noch nie war in
den nordiſchen Ländern Geld und Kapital ſo billig wie jetzt. Die
ſchwediſchen Banken können z. B. für Einlagen kaum noch
Zin=
ſen bezahlen. Die großen Anleihen wurden in 1 bis 2 Prozent
niedriger verzinsliche konventiert, die Privatbanken unterhalten
erhebliche Guthaben bei den Notenbanken, bei dieſen ſammeln
ſich ebenfalls beträchtliche Goldbeſtände an.
Dieſe Belebung der Wirtſchaft hat ſeit dem Sommer 1933
auch zu einer Erhöhung des Importes geführt, wie die oben
angegebenen Ziffern erkennen laſſen. Zwar iſt aus
währungs=
wirtſchaftlichen Gründen das Exportgeſchäft nach den nordiſchen
Ländern noch immer etwas ſchwierig, aber erhöhte
Abſatzmög=
lichkeiten haben ſich in der letzten Zeit ergeben und werden
weiterhin gegeben ſein. Die Ausnutzung dieſer erhöhten
Ab=
ſatzmöglichkeiten iſt eine der wichtigſten Aufgaben der deutſchen
Exportwirtſchaft.
*
Gold und Wolle.
Die Goldanhäufung der Großmächte — abgeſehe., von
Deutſch=
land natürlich — hat in der letzten Zeit einen weiteren Fortſchritt
gemacht. Bei den Engländern iſt ein Anwachſen um 60 000 Pfund
auf 191 580 000 Pfund zu verzeichnen, bei den Franzoſen um
85 000 Fr. auf 72 738 Millionen Fr., bei den Amerikanern um
34,4 Millionen Dollars auf 5 101 460 000 Dollars und bei den
Holländern um 2,8 Millionen Gulden auf 816,7 Millionen Gulden.
Das Gold ſcheint alſo als Baſis für den Warenaustauſch mehr
und mehr an Bedeutung zu verlieren. Es wird dort in gewaltigen
Mengen gehortet, wo es ohnehin ſchon im Ueberfluß vorhanden
iſt, während andere Nationen die denkbar größten Schwierigkeiten
durchzumachen haben. Aber auch die Goldbeſitzer haben keine reine
Freude mehr an ihren Schätzen. Das kommt daher, weil ſie ihr
Gold ängſtlich zuſammenhalten und zu mehren verſuchen, anſtatt
es in den Warenaustauſch hineinzuſtecken. Ein treffendes Beiſpiel
dafür iſt die franzöſiſche Wollkriſe. Am Montag haben
nun tatſächlich in Tourcoing und Roubaix 15000
Arbei=
ter ihre Stellung verloren, weil die Wollkämmereien nicht mehr
in der Lage ſind, weiterhin auf Vorrat zu arbeiten. Bisher
haben ſie in der Hauptſache den deutſchen Markt
beliefert. Nachdem Deutſchland gezwungen worden iſt, mit
ſei=
nen Deviſen äußerſt ſparſam umzugehen, können wir natürlich der
franzöſiſchen Wollinduſtrie nicht mehr im gleichen Umfange wie
bisher Wollwaren abzunehmen. Ein Ausgleich, der die
Brotlos=
machung dieſer 15 000 Arbeiter verhindert hätte, wäre zu finden
geweſen, wenn die Franzoſen bereit geweſen wären, ſoviel deutſche
Waren abzunehmen, wie wir von ihnen bisher bezogen haben.
Aber das iſt es, was eben nicht zu erreichen war. Die
Handelsver=
tragsverhandlungen mit Frankreich ſchleppen ſich hin, ohne daß
ein Ende abzuſehen wäre.
Jede Woche, die bei dieſen Beſprechungen verloren geht, wirft
den deutſch=franzöſiſchen Warenaustauſch weiter zurück. Wir haben
natürlich auch für die innerwirtſchaftlichen Schwierigkeiten
Frank=
reichs volles Verſtändnis. Die Franzoſen ſtehen unter einem
ſtar=
ken Druck der Produktion ihrer Kolonien, ohne daß die Kolonien
in der Lage wären, genügend franzöſiſche Erzeugniſſe abzunehmen.
Aber das iſt letzten Endes die Schuld der franzöſiſchen
Wirtſchafts=
politik. Frankreich hat ſeine Kolonien ausgebeutet, ohne dafür zu
ſorgen, daß die dortige Bevölkerung in die Lage verſetzt wird, als
Donnerstag, 26. Juli 1934
Konſument aufzutreten. Hinzukommt, daß die japaniſche Konku
renz die Franzoſen aus ihrem eigenen Kolonialgebiet verdräne
Aber trotzdem läßt ſich nun einmal die Tatſache nicht wegieugne
daß erhebliche Induſtriezweige Frankreichs vom Abſatz in
Deutſ=
land leben. Da eine Hand die andere wäſcht und auch im Waxe
verkehr das Prinzip der Gegenſeitigkeit gilt, müſſen wir darg
drängen, daß uns Frankreich ebenſoviel abnimmt, wie wir
franzöſiſchen Gütern verbrauchen. Es geht nicht, von uns Opfen
verlangen, ohne ſelbſt zu opfern. Solange Frankreich der Anſi
iſt, daß es dieſen Grundſatz nicht zu beachten braucht, muß es ſi
damit abfinden, daß wir unſere Einfuhr aus Frankreich dem deu
ſchen Export anpaſſen und dabei auf unſere Deviſenlage Rückſie
nehmen.
Ein ikalieniſch=kürliſcher Zwiſchenfall.
DNB. Athen, 25. Juli.
Nach griechiſchen Meldungen aus Rhodus iſt es zu eine
italieniſch=türkiſchen Zwiſchenfall gekommen, der den kürzliche
engliſch=türkiſchen Zwiſchenfall ſehr ähnelt. Ein italieniſche
Fiſcherboot aus Kaſtellos, das don Rhodus abgetrieben wo
und in der zur Türkei gehörenden Makri=Bay Schutz ſucht
wurde von der türkiſchen Küſtenwache beſchoſſen, wobei ei
italieniſcher Matroſe getötet wurde.
*
Das rumäniſche Handelsminiſterium hat beſchloſſen, die Aus
fuhr aller Bodenerzeugniſſe, mit Ausnahme des Weizens, freizu
geben. Die Aufhebung des vor einiger Zeit infolge ſchlechte
Ernteausſichten erlaſſenen Ausfuhrverbotes erfolgte, nachdem ſie
auch die Ernteausſichten gebeſſert haben, zur Eröffnung neue
Möglichkeiten der Deviſenbeſchaffung durch die Nationalbank.
Lesa
Statt Karten
Unſere Edith=Irene hat heute
ein geſundes Schweſterchen
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Karl Wolff
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Adjutant des Reichsführer=Gé
und Frieda Wolff
geb. von Römheld
München, den 25. Juli 1934
Rotes Kreuz, Münchenburgerſtraße.
(7933
Am 24. Juli abends entſchlief im
77. Lebensjahr Janft meine liebe
Frau, unſere gute Mutter
Frau
Gefllte oorn
geb. Weißenhorn.
In tiefer Crauer:
Rechnungsrat i. R.
Philipp Volk
Adelheid Volk
Philipp Volk.
Darmſtadt, den 25. Juli 1934.
die Einäſcherung findet in aller Stille
am Freitag nachmittag auf dem Wald=
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Donnerstag, 26. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 204 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 26. Juli 1934
die Schulungsaufgaben im NS. Deukſchen
Fronkkämpferbund (Stahlhelm).
Fkp. Der NS. Deutſche Frontkämpfer=Bund (Stahlhelm)
ver=
mmelte dieſer Tage die Inſpekteure und Landesreferenten für
„s Schulungs= und Vortragsweſen in Berlin, um die kommende
chulungsarbeit zu beſprechen. Der Bundeskanzler, Kam. Bock,
grüßte die erſchienenen Teilnehmer an der 1. Schulungstagung,
e von dem Reichsleiter für das Schulungs= und Vortragsweſen
n Bunde, Kam. Weber, geleitet wurde.
Die kommende Zeit wird neben den anderen Aufgaben, die
m Bunde vom Führer zugeteilt ſind, in der Hauptſache von der
eiteren Durchdringung der Bundesmitglieder mit dem
Ideen=
it des Nationalſozialismus beſtimmt ſein.
Die Schulungsrichtlinien ſind von der Reichsleitung der
SDAP., Reichsſchulungsleiter Pg. Gohdes, genehmigt
wor=
en. Nach dieſen Richtlinien, die allen Dienſtſtellen des Bundes
is einſchließlich Ortsgruppen zugeſtellt ſind, wird die
Schulungs=
rbeit des NS. Deutſchen Frontkämpfer=Bundes (Stahlhelm) in
agſter Zuſammenarbeit mit dem Schulungsamt der NSDAP.
rfolgen.
Die Aufgabengebiete für das Schulungs= und
Vor=
ragsweſen ſind:
1. Die Schulung der alten Frontkämpfer zu politiſchen
Solda=
ten des Dritten Reiches.
Die Pflege der Frontkämpfertradition und Kameradſchaft.
3. Die Durchdringung der deutſchen Volksgenoſſen mit dem
Geiſte heroiſcher Weltanſchauung im Sinne des
National=
ſozialismus.
Gerade der Frontſoldat hat den Geiſt ſelbſtloſer
Gemein=
chaftsgeſinnung in der Schützengrabenkameradſchaft erlebt, und
ſarum iſt ihm die Weltanſchauung des Nationalſozialismus aus
jeſem Erlebnis heraus beſonders verſtändlich. Durch das
Schu=
ungs= und Vortragsweſen ſollen die Mitglieder des NS.
Deut=
hen Frontkämpfer=Bundes (Stahlhelm) befähigt und angeregt
ſerden, noch abſeits ſtehende Volksgenoſſen für die
Weltanſchau=
ng des Nationalſozialismus zu gewinnen.
Die Gauſchulungsleiter der NSDAP. ſind vom
Reichs=
hulungsleiter, Pg. Gohdes, angewieſen, die Schulungsarbeit des
S. Deutſchen Frontkämpfer=Bundes (Stahlhelm) zu unterſtutzen.
Im zweiten Teil der Arbeitstagung ſprachen Pg. Dr.
Zug=
zwert und Pg. Rudolph vom Reichsſchulungsamt der NSDAP.
s Beauftragte des Reichsſchulungsleiters Pg. Gohdes.
irzen Zeit der nationalſozialiſtiſchen Regierung ein geiſtiger
mſchichtungsprozeß im deutſchen Volke vollzogen habe, deſſen
usmaß und Tragweite wir noch nicht richtig zu ermeſſen
ver=
ögen.
Das Frontgeſchlecht, das 1918 nach Hauſe zurückkehrte, fühlte
ſeinen beſten Trägern, daß der damals beſtehende Staat nicht
in Staat war. Es hatte an der Front einen anderen Staat
ſchaut, der auf dem Gemeinſchaftsgeiſt des Fronterlebniſſes
be=
ihte. Um dieſen neuen Staat, das Dritte Reich, zu ſchaffen,
ußte uns nach vielen Irrwegen und Enttäuſchungen durch das
ſeimarer Syſtem das Schickſal den Frontſoldaten Adolf Hitler
henken, der das dumpfe Sehnen des Volkes in die klare
Forde=
ing des Nationalſozialismus formte. Der Führer hat dem Wort
olksgemeinſchaft Inhalt gegeben, hat es vom Schlagwort zur
orderung erhoben. Wir müſſen die Gemeinſchaft erleben, um ſie
erkennen. Gerade für uns erwächſt die Verpflichtung,
Volks=
mmeinſchaft nicht nur als Sehnſucht im deutſchen Volke
ſchlum=
ern zu laſſen, ſondern ſie mit heiligem Fanatismus zur großen,
olksumfaſſenden Tat zu erwecken.
Die erſte Zeit nationalſozialiſtiſcher Regierung war der
eſtigung des Staates gewidmet: jetzt müſſen die geiſtigen Kräfte
weckt werden. Der Geiſt des Führers muß in dem Herzen jedes
inzelnen lebendig werden. Auf dem Torbogen zum Dritten
eich ſteht geſchrieben: „Ich diene!” In dieſen Tagen hat uns
er Führer ein Charakterbild der Treue vorgelebt. Wir werden
eſem heroiſchen Beiſpiel folgen und in unerſchütterlicher Treue
im Führer ſtehen.
Pg. Rudolph überbrachte als Beauftragter des
Reichs=
julungsamtes der NSDAP. die Grüße des
Reichsſchulungslei=
rs. Pg. Gohdes. An der Unterſtützung ſeitens des
Reichs=
zulungsamtes würde es nicht fehlen. Die dauernde
Verbin=
ung des Bundes zum Reichsſchulungsamt ſei durch den Leiter
er Schulungs= und Vortragsabteilung. Kam. Weber,
vorhan=
en, der ſowohl Verbindungsführer beim Reichsüberwachungsamt
er NSDAP. das vom Pg. Alfred Roſenberg geleitet
ird, als auch beim Reichsſchulungsleiter, Pg. Gohdes, iſt.
Heſſiſches Skaaksminiſterium:
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurden: Am 19. Juli 1934 der Techniſche Gehilfe
n dem Landesmuſeum zu Darmſtadt Wilhelm Fornoff zum
leſtaurator an dem Heſſiſchen Landesmuſeum; der Amtsgehilfe
n der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt Hermann
Weide=
iann zum Oberaſſiſtenten bei der Hauptbücherei der Techniſchen
ſochſchule in Darmſtadt, beide mit Wirkung vom 1. Juli 1934 an.
Die Bekämpfung von Bienenſeuchen.
Schon ſeit Jahren iſt es der Wunſch führender Imkerkreiſe,
aß den anſteckenden Krankheiten, die ſich unter den
Bienenvöl=
ern immer mehr ausbreiten, durch ein Sondergeſetz wirkſam
ent=
egengearbeitet werden ſolle. Dieſer Forderung iſt jetzt in Heſſen
mit Genehmigung des Herrn Reichsminiſters des Innern und des
derrn Reichsſtatthalters ſtattgegeben worden, nachdem andere
eutſchen Länder bereits früher Bekämpfungsmaßnahmen erlaſſen
ſatten. Das heſſiſche Geſetz vom 12. Juni 1934 iſt veröffentlicht im
Regierungsblatt Nr. 16; es erſtreckt ſich nicht auf alle anſteckenden
Krankheiten der Bienen, ſondern nur auf die zur Zeit meiſt
ver=
breiteten und wirtſchaftlich ſchädlichſten Bienenſeuchen, die
Faulbrut (ein maſſenhaftes Abſterben der Brut in den
Wa=
ben) und die Noſemaſeuche (eine ruhrartige Erkrankung der
Flugbienen). Um eine Durchführung der Vorſchriften zu
gewähr=
teiſten, ſind dieſe beiden Bienenſeuchen den
anzeigepflich=
tigen Tierſeuchen im Sinne des Reichsviehſeuchengeſetzes
ein=
gegliedert, d. h. der Beſitzer von Bienenvölkern oder ſein
Beauf=
tragter iſt verpflichtet, der Ortspolizeibehörde und dem
be=
amteten Tierarzt ſofort, ſpäteſtens innerhalb 24 Stunden, Anzeige
zu erſtatten, ſobald ſich in ſeinem Bienenbeſtande
Krankheits=
erſcheinungen zeigen, die den Ausbruch einer Seuche befürchten
laſſen.
Auf der anderen Seite wird eine Entſchädigung
ge=
währt, wenn die Abtötung eines verſeuchten Volkes oder von
Teilen eines ſolchen ſich als erforderlich erweiſen ſollte, und wenn
die Vorſchriften des Geſetzes von dem Beſitzer befolgt worden ſind.
Dem mit der Bekämpfung der Tierſeuchen beauftragten beamteten
Tierarzt wird in den einzelnen Amtsbezirken ein beſonders
aus=
gebildeter und erfahrener
Bienenſeuchenſachverſtändi=
ger beigegeben, damit eine fachmänniſche Behandlung
ſicherge=
ſtellt iſt.
Das Geſetz trat mit der Verkündung in Kraft.
Hohes Alter. Herr Schuhmachermeiſter Georg Schroth,
Niederſtraße 22, begeht am 26. Juli in körperlicher und geiſtiger
Friſche ſeinen 78. Geburtstag.
Frauenverein der evang. Lukasgemeinde. Die Zuſammenkunft
am Donnerstag abend fällt aus.
Beſuch im Kinder=Ferienland.
Nachdem 14 Tage verfloſſen waren, ſeit dem der
große Ferienzug mit 600 Darmſtädter Kindern nach
Oberheſſen fuhr, entſchloß ſich die Kreisamtsleitung
des Amtes für Volkswohlfahrt in Darmſtadt, die
Kinder in ihren Pflegeſtellen zu beſuchen. Bei der
großen Anzahl der durch die NSV. verſchickten Kinder
konnte natürlich nur eine Stichprobe in Frage
kom=
men. Immerhin wurden rund 50 Stellen beſucht, von
deren Verfaſſung der nachfolgende Bericht in großen
Zügen ein anſchauliches Bild gibt.
Surrend arbeitet der Motor des kleinen Wagens, der uns
in den ſonnigen Juli=Morgen hinausträgt. Eine in ſommerlicher
Fruchtbarkeit wahrhaft ſtrotzende Landſchaft breitet ſich nach allen
Seiten weithin aus und eine feſtliche Zuverſicht beflügelt unſere
Ferienkinder in Nieder=Beſſingen.
Erwartungen, denn wir fahren ja ins Land der erfüllten
Hoff=
nungen und Wünſche — ins Ferienland unſerer Kinder aus Stadt
und Kreis Darmſtadt. —
Dieſes Kinder=Ferienland iſt ein weites und großes Gebiet,
in das unſere Jungen und Mädels untergetaucht ſind, wie die
Spatzen im Kornfeld. Die Amtswalter der NSV. haben ſie hier
und dort hinverſteckt, überall ein ſauberes und molliges Neſt für
ſie geſucht, wo ſie unter die Fittiche einer fremden Mutter geſchlüpft
ſind und ſich mäſten laſſen wie der Kuckuck im Finkenneſt. Halt, da
ſtimmt der Vergleich ſchon nicht mehr ganz, denn im Gegenſatz zu
den Pflegemüttern des Kuckucks, die ſich über den Hunger ihres
Pfleglings keine Sorgen zu machen brauchen, beklagen ſich die
Pflegeeltern unſerer blaſſen Stadtkinder gar ſehr darüber, daß
die Kinder nicht recht eſſen wollen. Na, liebe Pflegemama, hab
mal Geduld, der Magen muß ſich erſt an all das Gute langſam
gewöhnen!
Die erſte Pflegeſtelle, die wir betreten, iſt vei einem
Klein=
bauern, in Biſchofsheim vor Hanau. Dort treffen wir den Bauern
gerade vorm Haus an, als er vom Felde kommt. Sein Darmſtädter
Pflegekind, ein Burſche von elf Jahren, ſitzt ſelbſtſicher auf dem
Bauernfuhrwerk. zwiſchen allerlei Gerät, hält gravitätiſch Zügel
und Peitſche in den Händen, und es iſt nicht leicht, ihn als Junge
aus der Groß=Stadt zu erkennen. Ein paar Straßen weiter finden
wir ein blaſſes Mädchen aus Wixhauſen, das von einem alten
Mütterchen in rührender Weiſe betreut wird. Dem Frauchen ſtehen
die Tränen in den Augen als es berichtet, wie gut es ſeinem
Pflegling geht. — Die Kinder fühlen ſich allenthalben
offenſicht=
lich wohl.
Mit der Dorfjugend wird durch die Felder geſtreift, auf den
Bauernhöfen geſpielt und in Ställen und Scheunen geſtrolcht. Die
Glückliche Stadtkinder auf dem Lande.
Mädels ſind im allgemeinen begehrter, aber die Buben gewöhnen
ſich anſcheinend ſchneller ein. Da gibt es im Stall zu arbeiten, dem
Bauern beim Anſchirren der Pferde zu helfen, die Ackergeräte
müſſen herbeigeſchafft werden, auf dem Felde kann man helfen
die Garben binden und anderes mehr. Der Bauer hat ja alle
Hände voll zu tun, denn die Ernte iſt in vollem Gange.
In goldener Reife wogen üppige Kornfelder oder ſtehen in
langen und unabſehbaren Reihen die „Puppen” der
zuſammenge=
ſtellten Garbenbünde auf den ſonnenbeglänzten Feldern als wir
durch das landſchaftlich reizvolle Oberheſſen fahren. In den
Ort=
ſchaften treffen wir viele Ferienkinder auf der Straße an. In
Langsdorf iſt der Kurt aus der Fuhrmannsſtraße in Darmſtadt
gerade dabei, auf dem eben angeſpannten Braunen hinaus ins
Feld zu reiten. Unſer Beſuch gibt ihm zugleich Anlaß, anſchaulich
zu demonſtrieren, wie wohl er ſich dort befindet, und „Bello”, der
treue Hofwächter, muß als Beweis der engen Freundſchaft, die das
lebhafte Stadtkind bereits mit ihm geſchloſſen hat, eine artiſtiſche
Glanznummer vollführen, und hinter Kurt die Kruppe des
Pfer=
des beſteigen. Auf eine ſcherzhafte Aufforderung unſeres
Kreis=
amtsleiters Pg. Hanſel, nunmehr mit uns den Wagen zu
be=
ſteigen und nach Darmſtadt zurückzukehren, erhalten wir nur die
lakoniſche Antwort „„Haut ab!” Wir möchten nur wiſſen, wie das
in drei Wochen zugehen wird, wenn ernſtlich ans Abſchiednehmen
gedacht werden muß? Freudeſtrahlend ſtehen Bauer und Bäuerin
dabei, die der Junge Onkel und Tante betitelt, und man ſieht
ihnen ſo recht den Stolz und die Freude an, auch ihr Teil dazu
beigetragen zu haben, daß einem ſchmächtigen Stadtkind frohe
ſorgenloſe Ferientage beſchieden werden.
In Nieder=Beſſingen gibts einen kleinen Menſchenauflauf, als
wir eine Gruppe Mädels fragen, ob Darmſtädter Kinder im Orte
ſeien. „Do ſinſe jo” ſchallt es gleich im Kreiſe und in der Mitte,
Arm in Arm mit den neuen Freundinnen aus Nieder=Beſſingen,
ſtehen umſchlungen unſere Darmſtädter Stadtkinder. Und als es
heißt: „Jetzt wird photographiert”, da kommen noch der Adolf und
der Ernſt, und der Ernſt holt ſchnell auch noch ſeinen großen Hund
Das Ernachen Pohl aus der Langgaſſe hätte dann am liebſten auch
noch den Hund und die Katze geholt, und es wird am Ende höchſte
Zeit, daß wir uns davonmachen, ſonſt dürften wir noch allerlei
lebendes und totes Inventar aus der Gemeinde Nieder=Beſſingen
photographieren.
Unſere Aufforderung an Kinder, mit uns nach Hauſe zu den
Eltern zu fahren, wird durchwegs mehr oder weniger entrüſtet
zurückgewieſen, und es iſt uns immer wieder ein Beweis dafür,
daß die Pflegeſtellen im allgemeinen von den Amtswaltern der
NSV., nachdem ſie von eifrigen Hitler=Jungen geworben waren,
richtig ausgewählt wurden. In vielen Fällen haben es ſich manche
Pflegeeltern geradezu zum Vorſatz gemacht, aus den Kindern
innerlich und äußerlich einen neuen Menſchen zu machen. Manche
Kinder ſind bis auf die Haut neu eingekleidet und wieder bei
an=
deren gibt es ernſte erzieheriſche Arbeit zu verrichten. Es iſt
be=
wundernswert zu ſehen, wie ein Bauer ſeinem Pflegling, der noch
mit Wehmut an Altſtadtgaſſen und Hinterhausſtreiche denkt, mit
Geduld und Verſtändnis und im Bewußtſein einer hohen
Verant=
wortung dem Jungen Sinn und Anreiz ſür den Ernſt des
länd=
lichen Lebens beizubringen verſucht. Wohltuen iſt ein weiter
Be=
griff, den man nicht nur auf die leibliche Maſt angewandt wiſſen
möchte, ſondern den man in ſeiner geſamten Auswirkung auf den
Ein neues Erlebnis für die Stadtkinder.
inneren und äußeren Menſchen ausdehnen ſoll, ſoweit die Kräfte
und Fähigkeiten des einzelnen es ermöglichen.
Ueberhaupt iſt das eine herzerquickende Angelegenheit, die ſich
da zwiſchen Stadt und Land einzufädeln beginnt. Die
Landbevöl=
kerung wird nach dem wochenlangen Beſuch eines Stadtkindes
manche veraltete Anſchauung über Menſchen aus der Stadt
auf=
geben müſſen und wird ſich klar darüber werden, daß es in ihrer
Hand liegt, irrige Anſichten und Lebensformen des Stadtkindes
durch beſſere zu erſetzen. Das zurückkehrende Stadtkind wird in
ſeiner Begeiſterung einen friſchen Hauch vom Lande her mit in
die Stadtwohnung tragen, der zur Scholle mahnt und zur
Ver=
bundenheit mit der lebendigen Kreatur und gottnahen Natur.
In einem Falle, wo der Kontakt nicht recht zuſtande kommen
will, und das ſtille gedrückte Mädchen aus Gräfenhauſen nicht
glücklich zu werden ſcheint, greift die Kreisamtsleitung der NSV.
raſch zu, und von Gießen aus wird für das Mädchen eine neue
Pflegeſtelle beſorgt. Das Kind atmet auf, fühlt ſich wohl und hat
ſchon nach wenigen Tagen kein Heimweh mehr.
Es iſt ſchon ſpät am Abend, als wir, von Gießen kommend,
noch raſch einige Beſuche in Langgöns und Holzheim machen. Die
letzten Erntewagen fahren in die Hofreiten ein. Darmſtädter
Buben und Mädels liegen zwiſchen den hochgeſtapelten
Aehren=
garben und blicken zufrieden in den verlöſchenden Abendhimmel
hinauf oder ſehen verächtlich auf unſer niederes Motorgefährt
herab. Sie klettern gewandt von den hohen Wagen, helfen das
Pferd abſchirren und die Geräte aufräumen und beneiden uns
keinen Augenblick um unſere 100=Kilometer=Geſchwindigkeit.
Als vor Butzbach die erſten Scheinwerfer entgegenkommender
Wagen aufblitzen, iſt das Tagewerk vollbracht. Hunderte von
glück=
lichen Kindern ruhen wieder von einem ſchönen Ferientage aus,
ſchlüpfen zufrieden und müde in ihr Schlafkämmerlein und
träu=
men einem neuen, glänzenden Morgen, vollgepfropft mit
Erleb=
niſſen, entgegen.
Die weittragende Bedeutung dieſer Arbeit der NS
Volks=
wohlfahrt kann nicht hoch genug eingeſchätzt werden. Möchte jeder
ſeine Hände zur Mitarbeit reichen und nach beſten Kräften das
eine tun, um das große Hilfswerk an unſerem Volke zu fördern.
Die Mitgliedſchaft in der NSV. oder eine Spende für das
Hilfs=
werk „Mutter und Kind” geben hierzu die beſte Gelegenheit!
R. M.
(Konto Nr. 5990 des Amtes für Volkswohlfahrt bei der Städt.
Sparkaſſe Darmſtadt.)
Saarkreuekundgebung
auf dem Ober=Ehrenbreitſkein.
Dieſe große Kundgebung findet am Sonntag, den 26. Auguſt
1934, in Koblenz auf dem Oberehrenbreitſtein ſtatt. Sie wird als
Saartreuekundgebung offizieller Staatsakt der Deutſchen
Reichs=
regierung ſein. Vorausſichtlich wird das geſamte diplomatiſche
Korps, die maßgebende ausländiſche Preſſe die Deutſche
Reichs=
regierung und die Reichsleitung der NSDAP. daran teilnehmen.
Jedem deutſchen Volksgenoſſen und jeder deutſchen
Volksge=
noſſin iſt Gelegenheit geboten, für 2,60 RM. von Darmſtadt nach
Koblenz und zurück, an dieſer überaus machtvollen Kundgebung
teilzunehmen.
Ein Sonderzug fährt am 26. Auguſt cr., früh morgens nach
Koblenz und rechtzeitig abends zurück, ſo daß ein Uebernachten
in Koblenz nicht ſtattfindet.
Wir bitten alle Darmſtädter Volksgenoſſen und =
Ge=
noſſinnen, ſich hieran zu beteiligen. Bekunden Sie durch
Ihre Teilnahme Ihre innere Verbundenheit mit dem
deutſchen Saarvolk.
Anmeldungen hierzu bitten wir bei den nachſtehenden
Vor=
ſtandsmitgliedern des hieſigen Saarvereins bis zum 30. Juli cr.
einſchließlich vorzunehmen. Mit, der Anmeldung iſt der
Be=
trag von 2,60 RM. für die Hin= und Rückfahrt zu entrichten.
Kommt der Sonderzug nicht zuſtande, ſo wird der gezahlte Betrag
zurückvergütet. Der Sonderzug verkehrt nur dann, wenn eine
Teil=
nehmerzahl von 900 bis 1000 Perſonen geſichert iſt.
Die Abfahrt wird rechtzeitig in den Tageszeitungen
be=
kanntgegeben.
Anmeldungen nehmen entgegen: Georg Jungmann,
Holzhof=
allee 56, täglich von 9—12 und 3—5 Uhr. Palais=Drogerie (Paul
Pohl), Eliſabethenſtraße 36, täglich von 8—12 und 2—7 Uhr,
Konrad Burgard, Pankratiusſtr. 12, täglich von 9—12 und 3—5
Uhr, Peter Feld, Pankratiusſtr. 1/II, täglich von 9—12 und 3—5
Uhr, Adolf Kaiſer, Inſelſtr. 30, den ganzen Tag bis 7 Uhr,
Ver=
kehrsbüro am Schloß.
—Die Bekämpfung der Obſtbaumſchädlinge. Die
Bürger=
meiſterei Darmſtadt weiſt auf die von dem Kreisamt Darmſtadt
über Schädlingsbekämpfung im Obſtbau erlaſſene
Polizeiverord=
nung vom 6. Februar 1934 hin, die in den ſtädtiſchen
Aushänge=
kaſten zu jedermanns Einſicht veröffentlicht iſt.
uRMTMA
Creme: 15 Pf.-RM 1.00 7 Ol. 40 Pf.-RM I.20
Das gibt gesunde
Haut und schöne
natürliche Bräunung.
V 227
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 204
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 26. Juli 1934
Studentenſchaft und Arbeitsdienſt.
Aroeiler der Mielt and Suuf
im gemeinſamen Dienſt für Deutſchland.
** Geſtern abend fand in der Otto=Berndt=Halle eine
außer=
ordentlich ſtark beſuchte gemeinſame Kundgebung der
Studenten=
ſchaft und des Freiwilligen Arbeitsdienſtes ſtatt, an der auch die
Dozentenſchaft der Techniſchen Hochſchule und die Führer des
Deutſchen Arbeitsdienſtes teilnahmen. Drei Fahnenabordnungen
des Arbeitsdienſtes und die Fahnenabordnungen der ſtudentiſchen
Korporationen — die Chargierten in Wichs — nahmen nach
feier=
lichem Einzug unter den Klängen des Badenweiler Marſches auf
und vor der Bühne Aufſtellung.
Der Führer der Studentenſchaft cand. Hackert begrüßte
insbeſondere den Inſpekteur des Erziehungs= und Bildungsweſens
im Deutſchen Arbeitsdienſt, Dr. Decker, die Vertreter des Herrn
Keichsſtatthalters und des Herrn Staatsminiſters, den Prorektor
Prof. Thum, den Gauarbeitsführer Fatz, die Vertreter der Stadt,
der SA., SS. und für die NSBO. Kreisbetriebszellenleiter
Zachow.
Der ſtellvertretende Führer der Studentenſchaft cand. Schof
führte u. a. aus: Die deutſche Jugend marſchiert im Arbeitsdienſt.
luch die Studenten haben ſich begeiſtert angeſchloſſen. Die
heu=
tige Veranſtaitung ſei aufgefaßt als ein Treffen gleichgeſinnter
Menſchen im Geiſte Adolf Hitlers. Gerade die Techniker wollen
mitarbeiten an den praktiſchen Problemen. Im Arbeitsdienſt
werden den Menſchen beſtimmte Richtungen gegeben: Das
Auf=
geben des eigenen Ich, das Einſetzen des einen für den anderen.
Jeder Student muß ſich klar ſein, was der Arbeitsdienſt will. Alle
müſſen gewiſſe Vorausſetzungen erfüllen. Die ſeitherigen Anſätze
müſſen weiter ausgebaut werden. Unendlich Wertvolles wurde
bereits im Kameradſchaftsdienſt geleiſtet. Die gemeinſame Arbeit
will weiter der Student mit den Arbeitern erfüllen. —
An=
ſchließend ſprach der
Inſpekteur des Erziehungs= und Bildungsweſens im Deutſchen
Arbeitsdienſt Dr. Decker.
Er erinnerte eindringlich an das gewaltige Erleben der
Kriegs=
zeit. Die Nationalſozialiſten, die darum rangen, daß das
gewal=
tige Erbe des deutſchen Volkes nicht vertan werde und nicht
untergehe, haben um dieſes Erbe gerungen, weil ſich im Weltkrieg
das Volk wieder zuſammenfand, und weil Kreuze uns mahnen.
Erhaltung des deutſchen Volkes will der Führer Adolf Hitler.
Hätte der Nationalſozialismus nichts weiter getan, als den
Lebenswillen des Volkes wieder zu wecken, dann hätte er ſich
ſchon in das goldene Buch der Geſchichte eingetragen. Die im
nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſt ſtehen, wollen das Wort des
Führers wieder wahr machen: Sie wollen ſich wieder kennen und
lieben lernen, die Arbeiter der Stirn und der Fauſt. Der
Arbeits=
dienſt hat dem ganzen Volk eine Fülle lebendiger Kräfte vermittelt.
Der deutſche Menſch kann im Arbeitsdienſt in der
Gemein=
ſchaft offenbaren, ob es ihm ernſt iſt um das Wort „Gemeinnutz
geht vor Eigennutz”, Idealismus und Dienſt werden hier zur
Kameradſchaft. Bei dem Bau des neuen Deutſchland haben wir
alle die Verpflichtung, nach der Zeit der Diskuſſionen und
Theo=
rien zu der eigentlichen Arbeit für Deutſchland zu kommen. Jede
Organiſation hat ihren Aufgabenkreis, alle ſind aber für
Deutſch=
land dienende Glieder der nationalſozialiſtiſchen Bewegung. Der
Deutſche Arbeitsdienſt bringt die Menſchen wieder unter das
Geſetz der Arbeit. Es war für viele Menſchen ſchwer zu ſagen:
Deutſchland muß leben, auch wenn wir arbeiten müſſen. Denn
die Arbeit war zur Feſſel. zur Laſt geworden. Es war eine
Ar=
beit zu leiſten, die nur mit dem Glauben an den Sieg der ewig
im Blute des Volkes liegenden Werte durchgeführt werden
konnte. Erſt vor drei Jahren wurde ein unechter Gedanke am
Freiwilligen Arbeitsdienſt abgelehnt, denn vor drei Jahren
wohnte dem Gedanken noch nicht der nationalſozialiſtiſche Geiſt
inne. Das Volk hatte den Glauben an die Zukunft verloren.
Man muß aber den Mut haben, hineinzuſehen in eine ferne
Zu=
kunft, in der die Sonne wieder über Deutſchland ſcheint. Als
die neue Weltanſchauung aus dem Irrwahn vergangener Jahre
herausführte, konnte der Gedanke des Arbeitsdienſtes in neuem
Lichte erſcheinen, konnte dieſer Gedanke ſinnvoll werden, weil er
der Ausdruck eines nationalpolitiſchen Willens eines großen
Vol=
kes wurde.
Es iſt gelungen, die Vorſtellung über die Begriffe Arbeit
und Dienſt grundlegend zu wandeln. Es konnte dies nur
gelin=
gen, weil der Arbeitsdienſt als Ausdruck der
nationalſozialiſti=
ſchen Weltanſchauung und nationalpolitiſchen Willens aufgefaßt
wurde. In den Vordergrund wurde bewußt der Gedanke des
Führertums und der Gedanke der Gefolgſchaft ohne Ausnahme
für Mutterſöhnchen oder Drückeberger geſtellt. Der Arbeitsdienſt
wurde keiner Einzelſchicht von Menſchen nutzbar gemacht. Der
Arbeitsdienſt iſt dazu da. Menſchen, die von außen kommen zu
verbeſſern, Menſchen, die mit geiſtigem Rüſtzeug. mit
Wiſſen=
ſchaft in den Arbeitsdienſt kamen, hatten das große Erlebnis
des Verſtehens des anderen, des Arbeitskameraden der Fauſt. —
Was der junge geiſtige Menſch, der von der Hochſchule kam,
er=
lebte auch umgekehrt der andere junge deutſche Arbeiter. Dr.
Goebbels prägte das tiefe Wort: „Sozialismus iſt Haltung!
Sozialismus iſt eine Verpflichtung der Treue gegen die
Men=
ſchen, die mit ihm in gleichem Schickſal ſtehen. Dieſe Haltung
konnten wir alle nur lernen aus dem Erlebnis des Kampfes.
Im Arbeitsdienſt wird der Kampf fortgeſetzt auf der Ebene der
Arbeit. Dieſes Erlebnis der Arbeit tönnen wir einer
Genera=
tion mitgeben, die ohne Unterſchied das Geſetz der Arbeit auf
ſich nehmen ſoll. Die Arbeit um unſeres Volkes willen in der
Gemeinſchaftsſchule um die Grundgeſetze des neuen Lebens iſt
etwas anderes, als die Arbeit, die jeder für ſich ſo und ſo viel
Stunden täglich leiſtet. Der Dienſt, der mit der Arbeit
verbun=
den iſt, die Gemeinſchaft, die dieſe Arbeit zum Erziehungsfaktor
für den Einzelnen macht, ſind es, die die ſtudentiſche Jugend
und die aus der Großſtadt kommende Arbeiterſchaft verbindet,
ſind es auch, die das Erlebnis vermitteln können. Es wird
aller=
höchſte Zeit, ſich wieder an die Quellen deutſcher Kultur
zurück=
zufinden. Dieſe deutſche Kultur iſt dort, wo der deutſche Menſch
ſchöpferiſch wirken kann, wo ein unbekannter Arbeitsmann ein
Lied dichten, ein Sprechchor ſchreiten kann, weil ihm das Herz
übervoll iſt. Es macht ein Volk glücklich und ſtark, wenn hinter
der Technik der ſchöpferiſche Menſch ſteht. Den großen Impuls,
der zu Taten wecken kann, brauchen wir. An den Zuſammenklang
des deutſchen Volkes, das um ſein Schickſal kämpft, glaubt der
Führer. Dieſer Glaube muß auch allen deutſchen Menſchen
inne=
wohnen.
Jeder einzelne muß verſtehen lernen: „Du biſt nichts, dein
Volk iſt alles!‟ Der Einſatz der Studentenſchaft im Arbeitsdienſt
geſchieht in dem Gedanken: Pflicht, Dienſt, Treue, Tat. Wir
wer=
den den großen Kampf nur gewinnen, wenn wir beſcheiden
blei=
ben. „Mehr ſein als ſcheinen”, ſagt treffend der Reichskommiſſar
für den Arbeitsdienſt Hierl. Nur im nationalſozialiſtiſchen Geiſt
wird das Reich beſtehen. Und im Arbeitsdienſt ſoll ein Geſchlecht
erwachſen, das durch Arbeit und ſein Werk den Namen Adolf
Hitlers unſterblich macht. Wenn ein Volk gegen eine ganze Welt
das Lebensrecht ſeiner Kinder verteidigt, dann kommt es auf ein
Jahr Berufsverluſt nicht an. Wir haben nur zu fragen, ob
Deutſch=
land in den kommenden Jahren die Probleme der Arbeitsloſigkeit,
des ſtändiſchen Aufbaues meiſtert, daß vor dem
nationalſozialiſti=
ſchen Deutſchland die Welt nicht vorbeigehen kann. Ein Volk wird
von der Arbeit und Leiſtung geſund, die Gemeinnutz einer ganzen
lückenloſen Generation iſt. Im Arbeitsdienſt herrſcht Einfachheit,
Härte, Schlichtheit, wie ſie der Führer vorlebt. Nicht das ſchöne
Wort, das Wort des Führers gilt allein. Der Arbeitsdienſt iſt
keine militäriſche Organiſation. Im Mittelpunkt ſteht die Arbeit,
aber er iſt Kämpfer der Idee des Führers. Wir wollen die
For=
mung des Menſchen, wie ſie Adolf Hitler will, daß jeder Herr über
ſich ſei. Nicht allein das Verjagen der Semiten und Orientalen
genügte, auch die Nachwirkungen ihres geiſtigen Treibens müſſen
beſeitigt werden. Die Jugend muß geſund ſein an Körper und
Seele. Der idealiſtiſche Wille muß ſich mit Härte paaren, die wir
brauchen für Deutſchlands Erneuerung. Und hier iſt der
Studen=
tenſchaft die größte und ſtolzeſte Aufgabe geſtellt: Sie ſoll Vorbild
der Schlichtheit im Arbeitsdienſt ſein.
Am 29. Juni hat der Führer den Arbeitsdienſt beſichtigt. Alle
haben aus übervollem Herzen des Führers Gruß erwidert, haben
dem Führer die Treue geſchworen. An dieſem Tage konnte der
Ar=
beitsdienſt dem Führer in ſeinen bitterſten Stunden etwas
mit=
geben. Durch Hingabe. Treue und Vorbild muß der Arbeitsdienſt
ſtändig die Kraft haben, das durchzuführen, was Adolf Hitler will.
Die Treue wird nie und von keinem gebrochen werden, wenn
alle unter dem Geſetz der Gemeinſchaft dienende und beſcheidene
Deutſche bleiben. Das iſt der Glaube an den Deutſchen
Arbeits=
dienſt und an das Wirken der akademiſchen Jugend im
Arbeits=
dienſt. Die Gemeinſchaft des Volkes wird das unzerſtörbare
Fun=
dament ſein, auf dem Adolf Hitler ſteht. Dieſes Fundament, das
den Maxismus und die Reaktion erſchlägt, iſt geſchaffen aus dem
ganzen deutſchen Volke, das den Namen Adolf Hitler trägt.
Der Führer der Studentenſchaft dankte dem Referenten für
ſeine Ausführungen. Er erneuerte das Treuegelöbnis der
Studen=
ten zum Führer und betonte den Willen zu gemeinſamer, treuer
Zuſammenarbeit im Arbeitsdienſt. Das Horſt=Weſſel=Lied beſchloß
die Veranſtaltung.
Aus der NSDAF.
Der Gaupreſſeamtsleiter.
Punkt 4 des Rundſchreibens Nr. 34/34 wird vollinhaltlich
zurückgezogen. Neuregelung im Sinne des Führungsrechtes der
Partei erfolgt demnächſt.
Der Gaupropagandaleiter.
Der Generalmitgliederappell findet im Monat Auguſt nicht,
wie üblich am erſten Montag, ſondern dieſen Monat erſt am
zweiten Montag, dem 13. Auguſt, ſtatt.
Kreisausbildung.
Am Donnerstag, dem 26 Juli 1934, abends 20,15 Uhr. treten
ſämtliche Pol. Leiter der Ortsgruppen Steinberg. Beſſungen,
Rheintor, Maintor, Schloßgarten, Gutenberg, Gervinus und
Mitte vor der Feſthalle an. Anzug: Dienſtanzug. Vollzähliges
Erſcheinen iſt Pflicht.
Kreisfunkwart.
Die Sonderzüge nach Berlin zu den großen Funktagungen
und Beſuch der Funkausſtellung haben folgende Abgangszeiten:
1. Zug: Abfahrt Frankfurt a. M. am 17. Auguſt gegen 9 Uhr
vorm.; Rückfahrt von Berlin am 20. Auguſt, abends
3. Klaſſe=Wagen), Fahrpreis: Darmſtadt-Berlin und
zurück zuſammen etwa 11,60 RM.
2. Zug: Abfahrt von Frankfurt a. M. oder Wiesbaden am 20.
Auguſt. Rückfahrt von Berlin am 26. Auguſt, abends
D=Zug=Wagen). Fahrpreis Frankfurt—Berlin und zurück
14 RM.
Außerdem muß jeder Fahrtteilnehmer eine Sonderzugplakette
löſen.
Es iſt nicht angängig, daß Fahrtteilnehmer des 1. Zuges zur
Rückfahrt den 2. Zug benützen.
Kreisfunkwart.
Am Donnerstag, dem 26. Juli, um 8.15 Uhr, iſt in der
Kreis=
rundfunkberatungsſtelle Funkwart=Sitzung mit Schulungskurſus.
Sämtliche Ortsgruppen= und Betriebsfunkwarte müſſen erſcheinen.
NS. Volkswohlfahrt.
Wir bitten alle Gartenbeſitzer und Mitglieder der NSV., uns
zum Einkochen für den kommenden Winter Obſt zur Verfügung
ſtellen zu wollen. Gefl. Anerbieten ſind an unſere Geſchäftsſtelle,
Heinrichſtraße 101. erwünſcht.
NS. Kulturgemeinde, Kampfbund für Deutſche Kultur.
Der Zuſammenſchluß des Kampfbundes für Deutſche Kultur
mit der Deutſchen Bühne zur NS. Kulturgemeinde iſt mit
Wir=
kung vom 1. September 1934 vollzogen. Auf Anordnung der
Reichsleitung haben ſämtliche Landesleitungen und Ortsgruppen
des KfDK. bis 31. Auguſt abzurechnen. Die Mitglieder des
KfDK. haben daher umgehend die rückſtändigen fälligen
Monats=
beiträge abzuführen an Buchhandlung Köhler, Inh. Carius,
Schulſtraße 10. Vom 10. Auguſt ab werden die bis dahin nicht
eingezahlten Beträge einkaſſiert.
Kreisleitung Bensheim.
NS. Lehrerbund.
Alle Mitglieder des NSLB. werden hiermit noch einmal
dringend aufgefordert, ſich an der Reichstagung des NSLB. in
Frankfurt a. M. zu beteiligen. Teilnehmerkarten für ſolche,
die ſich bis jetzt noch nicht gemeldet haben, ſind in Frankfurt noch
erhältlich.
Sämtliche Uebungsleiter des NSLB. in der
Reichsſchwimm=
woche haben umgehend die Punktwertungsſtelle für den Kampf
um die Ehrengabe des NSVB. an die G ſchäftsſtelle (Horſt=
Weſſel=Straße 47) in Bensheim einzuſenden.
Betr.: Reichsparteitag 1934.
Sämtliche Amts= und Abteilungsleiter der Kreisleitung die
am Reichsparteitag 1934 teilnehmen, melden ſich ſofort auf der
Kreisgeſchäftsſtelle.
NS. Kriegsopferverſorgung Darmſtadt.
Wir geben hiermit den Kameraden und Kameradenfrauen
des Stützpunktes II bekannt, daß die Geſchäftsſtelle, Ahaſtraße 22,
Hths., part,, ſich befindet. Sprechſtunden ſind jeweils
Donners=
tags nachmittags zwiſchen 18 und 20 Uhr.
Die Mitglieder werden gebeten, ihre evtl.
Verſorgungsange=
legenheiten dort vorzubringen.
NSKOV.. Ortsgruppe Darmſtadt.
Am Samstag, dem 28. 7. 34, nachmittags 15 Uhr, findet eine
Sitzung der Stützpunktleiter in der Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe,
Eliſabethenſtraße 34, ſtatt. Dieſe Sitzung iſt nur für die
Stütz=
punktleiter und nicht für Blockwarte. Erſcheinen ſämtlicher
Stütz=
unktleiter iſt Pflicht.
Probieren Sie
Dr. Oetkors
Bauernfteiß
— Erfolgreiche 2000=Km.=Fahrer der K.W.A. 50 Staffel 1.
Bei dieſer unerhört ſchwierigen Fahrt errangen die beiden N. S.=
K.K.=Männer Geo Wieſt und Karl Groh vom Zug 3 auf einer
ſerienmäßigen BMW.=Limouſine die goldene Plakette. Sie kamen.
trotzdem ſie keine größeren Tanks eingebaut hatten und daher
öfters tanken mußten, 1 Stunde 20 Minuten vor ihrer Sollzeit
in Baden=Baden an.
Aus Heſſen.
Bergſträßer Feſtſpiele in Heppenheim.
Wieder war am Samstag abend eine große Zuſchauermene
die ſich beſonders aus Fremden zuſammenſetzte, von der eindrin
lichen Wucht des Freilicht=Heimatſpiels „Um Stadt und Volk”en
Hans Holzamer, reſtlos hingeriſſen. Niemand konnte ſich de
packenden Inhalt dieſes echten Heimatſtückes entziehen, niema
verließ den im Scheinwerferlicht magiſch leuchtenden Heppe
heimer Marktplatz ohne ein tiefes Erlebnis von deutſcher 9
und deutſchem Schickſal mitzunehmen. Jeder, aber auch jeder, g
erkannte die hohe künſtleriſche Stufe der Aufführung und bewu
derte die ſichere Regie und die Ueberzeugungskraft des Stück=
(Letzte Aufführungen, Sonntag, den 29. Juli, nachm. 4 Uhr u.
abends 8 Uhr.)
Dg. Arheilgen, 24. Juli. Generalverſammlung de
Gemeinnützigen Bauvereins. Stellvertretender Vo
ſitzender Jörges übernahm die Leitung der Verſammlung ur
erſtattete nach kurzen Begrüßungsworten den Geſchäftsbericht fi
das Jahr 1933/34. Die Tätigkeit des Vereins beſchränkte ſich i.
Berichtsjahre auf die Erledigung der laufenden Geſchäfte d.
Bautätigkeit wurde nicht mehr aufgenommen. Neben fünf g
meinſamen Sitzungen des Aufſichtsrates und Vorſtandes fand ein
zweimalige Prüfung der Kaſſe und der Bücher ſtatt, die jeweils
Ordnung befunden wurden. Geſchäftsführer Gemeinderechne
Traſer trug die Jahresrechnung und Bilanz vor. Geſchäftsberich
Rechnungsablage und Bilanz wurden unbeanſtander genehmie
und dem Geſamtvorſtand Entlaſtung erteilt. Als wichtigſte
Punkt ſtand die Liquidation des Vereins zur
Tage=
ordnung. Verſammlungsleiter Jörges legte in kurzen Ausfül
rungen die Gründe der Auflöſung dar und ſtellte zwei Anträge
die einſtimmig angenommen wurden. Die Anträge beſagen, da
die Auszahlung der Anteilſcheine vorläufig auf zwei Jahre ge
ſperrt werden und alsdann nach Maßgabe der vorhandenen Mitte
vorgenommen werden ſoll. Der eventuell zu erzielend
Ueberſchuß ſoll dann prozentual an diejenigen Häuſer abgeſchrie
ben werden, die mit einem Bauindex von mehr als 130 Prozen
errichtet wurden. Der Beſchluß der Auflöſung erfolgt,
einſtimmig. Als Liquidatoren wurden die Herren Hatzenber,
ger (Direktor der Sparkaſſe) und Geſchäftsführer Traſer beſtimmt.
Die ſtatutengemäß notwendige zweite Verſammlung ſoll in Kürze
ſtattfinden, bei der mindeſtens die Hälfte der Mitglieder
an=
weſend ſein muß. Mit Dankesworten an die Gründer, beſonders
den früheren Aufſichtsratsvorſitzenden Herrn Spengler, und alle
die ſich für die Probleme des Vereins auch in ſchweren Zeiter
eingeſetzt haben, wurde die Verſammlung geſchloſſen. — Sieg
reiche Turnerſchwimmer. Bei dem Gauſtromſchwimmer
der D. T. in Gernsheim. zu dem auch der hieſige Turnverein
zahlreiche Schwimmer entſandt hatte, konnten die hieſigen
Schwimmer recht anſehnliche Erfolge erzielen. Es waren in der
Klaſſen; Oberſtufe (7500 Meter); Philipp Repp Vierter. Mittel
ſtufe (5000 Meter); Reinhard Weitzel Dritter, Unterſtufe (300
Meter); Heinrich Werkmann Zweiter, Karl Stahlhöfer Sechſter
Fritz Roß Siebter, außerdem wurde in dieſer Klaſſe der 1.
Mann=
ſchaftsſieg errungen; Turnerjugend (2000 Meter): Kurt Krau=
Dritter.
Ae. Gräfenhauſen. 25, Juli. Hohes Alter. Am Freitag
den 27. Juli, feiert Herr Leopold Steiger von hier ſeinen 89.
Geburtstag. Der Jubilar iſt das älteſte Mitglied des Krieger=
und Militärvereins, und der letzte Altveteran von 1870/71. Er
geht noch täglich zu ſeinem Dämmerſchoppen. — Am 26. Juli
be=
geht Herr Johannes Kunz 3. aus Schneppenhauſen in ſelten
kör=
perlicher und geiſtiger Friſche ſeinen 74. Geburtstag. —
Bedau=
ernswerter Unglücksfall. Am Montagmorgen fiel der
4jährige Sohn des Heinrich Kurz, Mörfelderlandſtraße, in einen
Topf heißen Waſſers. Die Verletzungen waren derart ſchwer, daß
das Kind an ſeinen Verletzungen geſtorben iſt.
J. Griesheim, 25. Juli. Kreisſportfeſt der
Deut=
ſchen Turnerſchaft am 28. und 29. Juli. Der Tag rüct
immer näher, an dem die Griesheimer Turn= und Sportgemeinde
ein ſportliches Ereignis erleben wird. Wie ſchon gemeldetyiſt
die Turnerſchaft Griesheim mit der Durchführung des Volkstih
feſtes des Kreiſes Darmſtadt der DT. beauftragt worden. M
derartigen Ehrenaufträge hat die Turnerſchaft Griesheim bisher
immer zur vollſten Zufriedenheit der oberſten Leitung wie auch
der beteiligten Turner erledigt. Dank der vorzüglichen,
muſter=
gültigen Sportplatzanlage am „Felſenkeller” wird ſich auch dieſes
Feſt, geſtützt auf die erfahrene und tatkräftige Mithilfe
erprob=
teſter Fachleute, in bekannter Güte abwickeln. Aus ganz
Starken=
burg kommen die Wettkämpfer zum friedlichen, ehrlichen Ringen
um die Siegespalme zuſammen. Die Spitzenkönner, die weniger
Bekannten und ſchließlich die gänzlich Unbekannten treffen hier,
in Leiſtungsklaſſen geteilt, zuſammen. Die alten Meiſter müſſen
ihre Titel wieder gegen neu aufſtrebende jüngere Kräfte
verteidi=
gen, und mancher alte „Kämpe” wird von neuen Könnern
über=
holt. Der ſportliche Ehrgeiz findet im Sieg ſeine Krönung und
Anerkennung. Die Leiſtungsklaſſen ſind in Ober=, Mittel= und
Unterſtufe eingeteilt. Die einzelnen Stufen werden auch bei den
Einzel= und Mehrkämpfen durchgeführt. Das Spannendſte, auch
das ſportlich Wertvollſte ſind jedoch die Mannſchaftskämpfe und
Staffeln. Wer könnte ſich an einer 4X100 Meter=Staffel mit
fliegendem Start nicht begeiſtern? Wen könnte nicht eine ſog,
„Creſzendo” oder Schwedenſtaffel (400, 300 200, 100 Meter) in
atemloſe Spannung verſetzen? Wie wir hören, ſoll auch zur
Er=
höhung des örtlichen Intereſſes auch eine 10X½=Rundenſtaffel
gelaufen werden, an der der Sportklub „Viktoria”, Freiwilliger
Arbeitsdienſt und die Turnerſchaft Griesheim beteiligt ſind. Da
eine derartige Mannſchaftsſtaffel hier noch nicht ausgetragen
wurde, iſt die Frage nach dem Sieger vollkommen offen. —
Ehrenbrief, der Deutſchen Stenographenſchaft,
Am Samstag, 21. Juli, wurde anläßlich eines Familienabends
der Ortsgruppe Griesheim der Deutſchen Stenographenſchaft
Herrn Lehrer i. R. Jakob Chriſtian Heß hier der Ehrenbrief
nebſt dem goldenen Abzeichen überreicht. Herr Heß hat ſich in
jahrelangem Schaffen um die Ausbreitung der deutſchen Kurzz
ſchrift verdient gemacht.
Ar. Eberſtadt, 25. Juli. Vom Stromſchwimmen in
Gernsheim iſt nachzutragen: Turner Ludw. Kern von der
Turn=
geſellſchaft errang in der Klaſſe 3000 Meter für Jugendturner den
6. Preis und Turner W. Müller in der Altersklaſſe den 5. Preis,
— Auf dem Poſtamt Eberſtadt liegt auf die Dauer von 4 Wochen
der Plan für die Herſtellung einer unterirdiſchen Fernſprechlinie
durch Ober=, Mühltal=, Heidelberger=, Schloß= und Frankenſteiner4
ſtraße auf.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 25. Juli. Feſtnahme. Ein
hieſiges=
in Darmſtadt beſchäftigtes Mädchen, wird ſchon ſeit Wochen von
einem Radfahrer auf dem Wege von Darmſtadt nach hier in
un=
ſittlicher Weiſe beläſtigt. Alle bisherigen Bemühungen, des Täters
habhaft zu werden, blieben ohne Erfolg, da derſelbe, offenbar
durch die polizeilichen Nachſtellungen gewarnt, ſich einige Wochen
im Hintergrunde hielt. Am geſtrigen Abend unternahm er jedoch
wieder einen erneuten Verſuch, der ihm zum Verhängnis werden
ſollte. Das betreffende Mädchen erkannte ihren Nachſteller ſofort
und rief einige in der Nähe weilende junge Leute um Hilfe
an=
worauf der Unhold mit ſeinem Fahrrad die Flucht ergriff. Ein
mittlerweile hinzugekommener Polizeibeamter konnte mit ſeinem
Motorrad den Täter einholen und dingfeſt machen. Es handelt ſich
um einen in Ober=Ramſtadt beſchäftigten, verheirateten Mann aus
Darmſtadt. Die Möglichkeit liegt nahe, daß der Verhaftete noch
mehr Frauen auf dieſe Art beläſtigte. Anzeige erſtatte man ſofort
der Kriminalpolizei Darmſtadt.
k. Dieburg, 24. Juli. Wallfahrt nach Marienthal.
Unter Leitung des Herrn Pfarrers Winter=Eppertshaufen
fand am Sonntag eine Wallfahrt des Dekanates Dieburg nach
dem ſchön gelegenen Marienthal im Rheingau ſtatt. Ein
Son=
derzug brachte die Pilger vormittags nach dort, allwo der Hochw.
Herr Biſchof von Limburg das Hochamt zelebrierte. Nachmittags
fand nach der Andacht ein Gang zum Hildegardiskloſter bei
Eibingen ſtatt. Von Rüdesheim aus wurde dann die Rückfahrt
angetreten. — Bauernverſammlung. In der
Ludwigs=
halle” waren am Sonntag abend auf Einladung der Milchgenoſs
ſenſchaft die intereſſierten Kreiſe zu einer Ausſprache über
ſchwe=
bende Fragen des Bauernſtandes zuſammengekommen. Bezirks”
leiter Michel=Habitzheim erläuterte zunächſt die
Grundein=
ſtellung des Nationalſozialismus zum Bauernſtand. Zum
1. Auguſt werden neue Anordnungen für den Fleiſch= und
Ge=
treidemarkt in Kraft treten. Die hieſige Milchgenoſſenſchaft
enl=
wickle ſich zur vollen Zufriedenheit der Mitglieder und werde
demnächſt noch weiter ausgebaut. Die Diskuſſion behandelte
Fra=
gen der Umſchuldung des Pfandſchutzes und des geſamten
Zu=
ſammenſchluſſes der beiden landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften.
Donnerstag, 26. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 204 — Seite 7
Das Unwetker im Oppenheimer Weinbaugebiet.
529. hilfk!
Ah. Nierſtein a. Rh., 24. Juli. Das Unwetter vom Sonntag
at dem Weinbau in Nierſtein. Schwabsburg und Udenheim vor
llem tiefe Wunden geſchlagen. Die ſo verheißungsvoll ſtehenden
Veinberge ſind empfindlich heimgeſucht worden. Die
Aufräu=
nungsarbeiten haben überall ſofort eingeſetzt, aber es wird doch
inige Zeit vergehen, bis alles wieder in Ordnung und bis die
schäden wieder ganz ausgeheilt ſind. Der Bürgermeiſter der
Ge=
neinde Nierſtein gibt bekannt, daß ſich der Freiwillige
Ar=
eitsdienſt bereit erklärt hat, denjenigen Beſitzern von
Weinber=
en, welche nicht in der Lage ſind, aus eigenen Mitteln
Unwetter=
häden, die beſonders ſchwerer Art ſind, auszuräumen,
Arbeits=
räfte zur Verfügung zu ſtellen. Meldungen über Lage des
Wein=
erges, ſowie Art und Umfang des Schadens ſollen ſofort bei der
Zürgermeiſterei eingereicht werden. Es werden in erſter Linie
rittelloſe Winzer berückſichtigt und alsdann, ſoweit Kräfte
och zur Verfügung ſtehen, auch andere Betriebe.
Trachkenfeſt in Schliß.
IRD. Gießen, 24. Juli. Das diesjährige Trachtenfeſt in
Schlitz hatte über 12 000 Beſucher aufzuweiſen. Am Samstag
lachmittag fand der prachtvolle Trachtenzug ſtatt, der überall mit
ebhaftem Beifall begrüßt wurde. Als Vertreter der Heſſiſchen
Staatsregierung hatten ſich Miniſterialrat Löwer,
Landesbauern=
ührer Wagner und Staatspreſſechef Dr. Mahr eingefunden. In
einer Feſtanſprache führte Landesbauernführer Dr. Wagner u. a.
aus: Tauſende ſeien heute nach Schlitz zum Trachtenfeſt
gekom=
men und hätten damit ihr Bekenntnis zu Volkstum und Heimat
abgelegt. Das bodenſtändige Brauchtum allein könne uns der
Scholle wieder näher bringen. Die verfloſſene liberaliſtiſche
Epoche habe dieſe Verwurzelung in der Heimat und im Volkstum
zerſtört. Die nationalſozialiſtiſche Regierung habe es ſich zur
Aufgabe gemacht, das deutſche Volk wieder zurück zur Scholle und
zu ſeinen alten Bräuchen zu führen. Zuerſt habe die deutſche
Jugend den Weg der Geſundung, der nur über den Bauern gehen
könne, wiedergefunden. In der heſſiſchen Heimat habe man ſtets
an den Bräuchen des Volkstums feſtgehalten. Aufgabe aller ſei
s heute, die bäuerliche Kultur weiterzuführen. Eine Aufgabe
der Zukunft ſei z. B. die Schaffung einer natürlichen
Bauernklei=
jung in heimatlichen Muſtern aus heimatlichen Stoffen. Wie
nüßten zu einer konſtanten Entwicklung des deutſchen Bauerntums
ommen. Was in den vergangenen 14 Jahren geſündigt worden
ei, könne nicht von heute auf morgen wieder gutgemacht werden.
Trotzdem ſei heute ſchon der Bauer wieder auf ſeiner Scholle
ge=
chützt. Mit einem Sieg=Heil auf den Führer ſchloß Dr. Wagner
eine Anſprache. Am Abend traf dann Reichsſtatthalter Sprenger
nit ſeinem Stabe, von der Schlitzer Bevölkerung herzlich
be=
zrüßt, zum Trachtenfeſt ein. Die Beleuchtung der Burg und der
Stadtkirche und ein großes Feuerwerk beſchloſſen das Feſt.
Le. Groß=Umſtadt, 25. Juli. Felddiebſtähle. Die
hie=
ige Bürgermeiſterei hat als Warnung folgende Bekanntmachung
in den Aushangtafeln anſchlagen laſſen: In letzter Zeit ſind
Dieb=
tähle an Frühkartoffeln verſchiedentlich gemeldet worden. In
Anbetracht ſolcher ruchloſen Schädigung nicht nur des betr.
Be=
itzers, ſondern auch der Allgemeinheit, werden auf Beſchuß des
Gemeinderats die Felddiebſtähle folgendermaßen bekanntgemacht:
„Außer der Bekanntgabe an der Prangertafel der Aushangkaſten
verden die Feldfrevler von Polizeibeamten mit einem
entſpre=
henden Schild verſehen, durch die Straßen der Stadt geführt.” —
Das Aehrenleſen iſt nur auf völlig abgeernteten Getreideäckern
jeſtattet, und zwar nur an Werktagen vormittags von 7 bis 11
Ihr und nachmittags von 1 bis 7 Uhr. Gemarkungsſperre iſt
an=
ſeordnet von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens.
Er. Mümling=Grumbach, 25. Juli. Die drittälteſte
Einwoh=
nerin unſeres Dorfes, Frau Anna Katharina Klein. Witwe
von Peter Klein, Schreinermeiſter, feiert am Freitag, den 27.
d. M., ihren 81. Geburtstag. Leider kann ſie ſeit ungefähr einem
Jahr wegen eines rheumatiſchen Leidens das Haus nicht mehr
errlaſſen.
m. Beerfelden, 25. Juli, Regen — Segen. Das empfanden
wir in der Oberzent in dieſen Tagen ſo recht zu unſerer Freude.
Ihne Uebermaß ſpendete der Himmel ſein köſtliches Naß, erfriſchte
ind nährte: die Wieſen und Bäume haben ihr Gelb und Grau
ver=
oren und zeigen wieder eine friſche grüne Farbe, alle
Gartenge=
vächſe ſtrotzen vor Fülle und Kraft. Bei den Kartoffeln ſcheint die
Näſſe ſchon das Wachstum der ſeither kleinen Knollen angeregt zu
haben. Dem Getreide ſchadet das Naß kaum etwas, ſein Einbringen
vird durch das vorhergeſagte weitere Sonnenwetter geſichert ſein.
Die Brunnen fließen ſchon lebhafter, die Waſſerleitungen haben
ieuen dauernden Vorrat. An der erfriſchten Natur hat auch die
Tierwelt teil, und wir Menſchen — haben wieder geruhſamere
Nächte.
t. Gernsheim, 25. Juli. Strafe muß ſein. In der letzten
Zeit haben hier zahlreiche Felddiebe ihr Unweſen getrieben. Die
Bürgermeiſterei hat jetzt zu einer abſchreckenden Maßnahme
ge=
griffen: Jeder Dieb. der ertappt wird, kommt an die Prangertafel
vor dem Stadthaus, damit jeder Einwohner dieſe Sorte von
Menſchen, die ihre eigenen Mitmenſchen beſtehlen, kennen lernt.
Es ſteht ſchon der „erſte auf der Tafel. Werden weitere folgen,
oder ſind ſie durch dieſes wirkſame Mittel abgeſchreckt. —
Vor=
licht beim Anſchwimmen an Rheinſchiffe. Ein
hie=
ſiger Junge wollte an ein vorbeifahrendes Schiff anſchwimmen.
Als er ſich an dem Schiff feſthielt und ſich hinaufzog, verletzte er
ſich an der Bruſt. Sanitäter verbanden ihn, und er mußte ſich in
ärztliche Hilfe begeben.
Bm. Hofheim (Ried), 25. Juli. Ernteergebniſſe. Die
Getreideernte iſt hier größtenteils beendet und ſind die
Ergeb=
niſſe durchſchnittlich beſſer ausgefallen, als anfangs erwartet
wurde. — Da nun auch etwas Regen fiel, werden auch die
Spät=
kartoffeln eine zufriedenſtellende Ernte liefer. — Die
Gurken=
ernte kommt nun erſt richtig in Schwung und ſind noch
beträcht=
liche Ablieferungen zu erwarten. Die Preiſe ſind bereits
geſun=
ken, obwohl von vielen Gurkenpflanzern, die zur Ausſaat neuen
Samen benutzten, erſtklaſſige Ware geliefert wird. — Aus dem
Gemeinderat. Einem Antrag der Hitlerjugend um
Gewäh=
rung eines zinsfreien Darlehens konnte wegen Bargeldknappheit
nicht entſprochen werden, jedoch will die Gemeinde für ein
Dar=
lehen von anderer Stelle oder für irgendeine größere Beſchaffung
die Bürgſchaft übernehmen. — Straßenbau. Die
Erneue=
rungsarbeiten an der Provinzialſtraße von hier nach Worms ſind
nun im Gange. An den beiden im Betrieb befindlichen
Dampf=
walzen wird auch eine Anzahl hieſiger Wohlfahrtserwerbsloſer
beſchäftigt. — Segelflieger. Der Segelfliegerſturm Worms
ſchulte am Sonntag wieder auf dem hieſigen Gelände mit dem
Segelflugzeug „Fauß”. In der Umgebung lagerten den ganzen
Lag über zahlreiche Zuſchauer.
— Hirſchhorn, 25. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
23. Juli: 1,50 Meter, am 24. Juli: 1,53 Meter.
LPD. Offenbach, 24. Juli. Kommunalpolitiſche
Tagung in Offenbach. Die Kreisabteilung Offenbach im
Deutſchen Gemeindetag hielt im Kreisort Offenbach eine Tagung
ab, die ihr beſonderes Gepräge durch die Anweſenheit des
Ge=
ſchäftsführers, der Landesdienſtſtellen Heſſen=Heſſen=Naſſau, Pg.
Göb=Frankfurt, erhielt. Dr. Göb ſprach über das Thema: „Der
Stand der kommunalen Geſetzgebung” und zeigte in eindrucksvoller
Darſtellung die Aufgaben der Gemeindetagsarbeit auf.
Beſonde=
res Intereſſe zeigte die Zuhörerſchäft für die Frage der
Neuglie=
derung des Rhein=Main=Gebietes, im Zuge der bevorſtehenden
Neuordnung des Reiches durch die Einrichtung von Reichsgauen.
Die Einrichtung der Landesdienſtſtelle Heſſen==Heſſen=Naſſau iſt
als ein Vorläufer der zu erwartenden Neugliederung zu bewerten.
Der Vorſitzende der Kreisabteilung, Bürgermeiſter Dr. Knöpp,
Neu=Iſenburg, bat den Redner, den Führern der neugegründeten
Landesdienſtſtelle die Verſicherung zu überbringen, daß die
Kreis=
abteilung Offenbach auch im Rahmen der geplanten Neuordnung
in treuer Kameradſchaft zur Mitarbeit bereit ſei. — Ein Vortrag
von Dipl.=Ing. Umlauf=Frankfurt über die Verwendung von
Waſſermeſſern in den Gemeinden und den damit verbundenen
techniſchen und wirtſchaftlichen Vorteilen ſchloß ſich an. — Zum
Schluſſe gab der Vorſitzende der Kreisabteilung einen Ueberblick
über die gegenwärtige Finanz= und Schuldenlage der deutſchen
Gemeinden und verglich damit die beſondere Notlage, die im
Kreiſe Offenbach noch immer herrſcht. Es wird zielbewußter und
verantwortungsvoller Arbeit bedürfen, um aus eigener Arbeit
die Gemeinden in der engeren Heimat wieder voll leiſtungsfähig
zu machen.
„Unterkriegen laſſen wir uns nicht!“
Schickſal einer Darmſtädter Auswandererfamilie in Braſilien.
Im Januar 1907 iſt eine Familie
Voll=
rath, die in Nieder=Ramſtadt wohnte und deren
Söhne das Darmſtädter Gymnaſium
beſuchten, nach Braſilien
ausge=
wandert. Vei: Vollrath, der jetzt im 45.
Lebensjahr ſteht, hat kürzlich mit einem früheren
Darmſtädter Schulfreund den Briefwechſel
wieder=
aafgenommen. Es iſt intereſſant, aus dem
Brief Veit Vollraths, den uns der
Schulfreund dankenswerterweiſe zur Verfügung
ſtellte, einiges über das wechſelvolle Schickſal und
den ſchweren Exiſtenzkampf dieſes wackeren
Aus=
landsdeutſchen zu erfahren. Vollrath, der in
Canoinhas im Bezirk Santa Catharina eine
Confeitaria und Hotel unterhält, ſchreibt u. a.:
Ich bin nun alſo 27 Jahre in Braſilien, aber Du kannſt
mir glauben, daß ich lieber heute als morgen
wie=
der in die Heimat zurückkehrte. Ich habe mich
hier unter fremdem Volk noch nie wohlgefühlt.
Heute mehr denn je möchte ich wieder drüben ſein, wo man
doch weiß, wozu man arbeitet, was man hier nicht weiß. Wohl
habe ich es im Lauf der Jahre, ſeit ich verheiratet bin, zu
Eigentum gebracht. Ich habe hier in der Mitte des Orts einen
Raum von 40 mal 50 Meter, in den ich ſo nach und nach 30000
bis 35 000 Milreis gebuttert habe, das ſind nach heutigem
deut=
ſchen Geld etwa 6000 Mark. Aber hier gibt mir niemand den
dritten Teil, ganz davon zu ſchweigen, daß es jetzt überhaupt
unverkäuflich iſt, weil hier niemand Geld hat. Wenn ich
wenig=
ſtens obige Summe bekäme, würde das nicht einmal zur
Ueber=
fahrt reichen, und arm wie eine Kirchenmaus käme ich in der
Heimat an. Das iſt alſo alles nichts, wie Du ſiehſt. Da heißt
es nun aushalten und arbeiten und nicht
ver=
zweifeln, was ja auch nicht geſchieht, ſonſt wär man ja
auch kein Deutſcher und Nationalſozialiſt!
Ich bin ſeit 15 Jahren verheiratet und habe 5 Kinder
zwiſchen 14 und 5 Jahren. Mein Bruder Trautheim wohnt
in Hauſa bei Joinville, wo er auch ein Haus hat. Er hat eine
Käſerei geleitet, arbeitet jetzt aber wieder als Koloniſt. Er iſt
auch verheiratet und hat 2 Mädel. Teuherz hat ein Geſchäft
in Joinville, verheiratet, drei Kinder, Volker hat hier eine
Tiſchlerei, verheiratet, zwei Mädchen. Meine Schweſter Vela
iſt in Sao Paulo als Hausdame bei reichen Braſilianern.
Wir haben in den erſten Jahren hier als Koloniſten
noch gemeinſchaftlich in Hauſa gearbeitet und dabei, weil man
noch unerfahren iſt, unſer ganzes Geld zugeſetzt. So geht es
den Einwanderern immer, ſolange noch etwas zum Zuſetzen
da iſt. Als unſer Vater im Jahre 1913 geſtorben war, ſuchte
ſich dann jeder ſelbſtändig zu machen, was uns ja auch nach
und nach mehr oder weniger gelang. Ich z. B. habe als
Bäcker gearbeitet, in einer Ziegelei, als
Zim=
mermann und im Sägewerk — und überall
etwas dazugelernt. Vor kurzem noch als
Maurer drei Monate lang. In Canoinhas wohne ich
jetzt 12 Jahre. Als ich hierher kam, hatte ich nichts an
Eigen=
tum als Frau und zwei Kinder. Ich begann als „Mädchen für
alles” bei einem Kaufmann, der mit Mate Holz,
Ziegel=
ſteinen, Sand und allem möglichen handelt. Nachdem ich da
1½ Jahr war und gerade ſoviel verdiente, wie ich zum Leben
brauchte, bekam ich Gelegenheit, ein Haus zu mieten. Hier
ſetzte ich den Betrieb meines Vorgängers fort, der eine
Fein=
bäckerei mit Kneipe betrieb. Da ich ſeiner Zeit in Hauſa
auch davon etwas gelernt hatte, ging das Geſchäft einige Jahre
ganz gut, ſo daß ich mir ein eigenes Haus, allerdings
aus Brettern mit maſſiver Front, die ich aber erſt im
ver=
gangenen Jahr machen ließ, bauen konnte. Seit ungefähr fünf
Jahren iſt aber das Geſchäft ſo ſchlecht gegangen, daß ich
heute ſozuſagen von der Hand in den Mund lebe. Bäckerei geht
nicht mehr, Hotel auch nicht, weg kann ich nicht, weil heute nur
mit großem Verluſt verkäuflich! Was alſo tun? Vielleicht
bietet ſich einmal Gelegenheit, wo anders etwas zu übernehmen.
Es wäre ja nicht das erſtemal, daß ich von vorne
anfangen muß. Aber trotz allem: Unterkriegen laſſen wir
uns nicht!
Canoinhas hat etwa 3000 Einwohner. Die Hälfte
da=
von ſind Deutſche. Bis 1928 waren die Verhältniſſe ſo, daß
man hier ganz gut leben konnte. Der Mate, unſer
Haupt=
ausfuhrprodukt, bringt aber heute nur noch den zehnten Teil
von damals ein. Alles liegt heute ſchwer darnieder und es iſt
auch keine Ausſicht auf Beſſerung. Das Leben ſpielt ſich
ziemlich eintönig ab. Ein Tag, ein Monat, ein Jahr,
10 Jahre — alles geht troſtlos und einförmig
dahin. Nun iſt man ja den Stumpfſinn ſchon gewöhnt; kein
Theater, keine Muſik, nichts gibt es hier. Das deutſche Element
lebt hier leider ganz zuſammenhanglos. Von den nächſt
größeren Städten, Curityba oder Joinville, ſind wir etwa
370 Kilometer entfernt, bis dahin fährt der Zug einen ganzen
Tag. Canoinhas liegt auf dem Hochland von Santa Catharina,
etwa 760 Meter hoch. Am 21. Juni beginnt hier der
Winter. Die Nachtfröſte bringen 6—7 Grad Kälte, ſelten
mehr. Am Tag herrſcht aber dann große Hitze. An Obſt
ge=
deihen hier: Trauben, Aepfel, Birnen und Pfirſiche; aber all
dies nicht in der Güte wie bei Euch. Das meiſte Obſt iſt um
Weihnachten reif. In der übrigen Zeit gibt es nur Bananen,
die aus dem Tiefland heraufkommen, wo ſie das ganze Jahr
über reifen.
Wenn man heute die Zeitungen lieſt, die berichten, wie es
mit unſerem deutſchen Volk in ſo erfreulicher Weiſe
auf=
wärts geht nach all den Jahren der Schmach und Schande,
wenn man hört, was alles zum Wohl auch des Geringſten
getan wird — da packt einen die Sehnſucht nach der Heimat
übermächtig. Stellt man dem gegenüber, wie man hier dran iſt,
ſo kommt man zu einem traurigen Reſultat. Hier iſt jeder
in allem auf ſich allein geſtellt, ſoziale
Er=
rungenſchaften fehlen vollſtändig.
Nun, lieber Freund, grüß Du mir alle, die ſich meiner noch
erinnern. Für Zuſendung von Zeitungen und illuſtrierten
Zeit=
ſchriften aus der Heimat wäre ich allen freundlichen Spendern
herzlich dankbar. Wirkönnen uns ja hier nichts mehr
kaufen, da 1 Mark — 5 Milreis iſt. Könnteſt Du mir
nicht für meinen Jungen ein Lehrbuch der Stenographie
be=
ſorgen? Hier bekommt man ja nichts. Broſchüren über die
Bewegung, der ich ſeit 1928 angehöre, ſind ja drüben ſo billig!
Ihr könntet einem auslandsdeutſchen Volksgenoſſen, der alles
Geiſtige entbehren muß, damit eine ſehr große Freude machen
und trügt ſo zur Erhaltung unſeres Deutſchtums im Ausland
mit bei. Für meine Familie wäre es ein guter
Anſchauungs=
unterricht. Ja wenn man einen Radioapparat
hätte! Der koſtet hier aber 2000—3000 Milreis,
Daran iſt natürlich nicht zu denken.
Damit will ich heute ſchließen. Ich hoffe, Du ſchreibſt mir
ab und zu mal. Offen geſtanden, kann ich mich noch Deines
Namens erinnern, aber Dein Ausſehen uſw. iſt mir entfallen.
Wir Vollraths ſind ja wohl unſrer langen Haare wegen
noch vielen Darmſtädtern im Gedächtnis.
geschichten aus adler Welt
Adelaide, die Farbenkaſterin.
(—) Rom. Die Wiſſenſchaftler Italiens beſchäftigten ſich ſeit
einiger Zeit mit dem kleinen Fräulein Adelaide Baltazzi, einem
kaum ſechzehnjährigen Taſt=Phänomen, das in höchſt wunderbarer
Weiſe alle Farben mit den — — Fingern „ſieht”, d. h. „
aus=
taſtet”. Man ſtellte unzählige Verſuche mit dem Mädchen an und
immer wieder gelang es der Kleinen, die verſchiedenſten Farben
aller Abſchattungen (ſogar mehrere Tönungen der einzelnen
Farbengruppen) richtig zu erkennen. Ob Holz, Papier, oder Wolle,
blieb ſich ganz gleich; das Kind erriet zuletzt von 30 Fällen in 28
die richtige Farbe. Die Experimente wurden immer wiederholt,
die Augen der Adelaide unter gewiſſenhafter Kontrolle ſogar
drei=
fach verbunden und trotzdem „erkannte” ſie alle Farbtöne ſelbſt im
ſtockdunklen Zimmer. Nur in einem einzigen Falle verſagte das
ſonderbare und einzigartige Farbenfingerſpitzengefühl: bei weißen
Gegenſtänden wurden die „ſehenden” Finger plötzlich „
farben=
blind” und die Taſtende beteuerte, nichts Beſtimmtes zu erfühlen.
Die Aerzte in Rom haben das Taſträtſel bisher nicht
ergrün=
den können und wieſen zunächſt auf die vor einigen Jahren
Auf=
ſehen erregenden Ausführungen des griechiſchen Augenarztes Dr.
Tanagra hin, der ebenfalls einen Patienten ähnlicher Art
behan=
delte und die Meinung vertrat, daß die ſonderbare Gabe lediglich
auf die Wärmegrad=Unterſchiede der einzelnen Farben
zurückzu=
führen ſei. Nach Dr. Tanagra ſtrahlen alle Farbtöne nämlich
Wärme aus, und Menſchen mit einem ganz fabelhaft entwickelten
Taſtſinn können dieſe Ausſtrahlungen nach Tanagras Hypotheſe
„ohne weiteres” voneinander unterſcheiden. Trotz dieſer
Feſtſtel=
lung dürfte Fräulein Baltazzi die zweite Farbentaſterin der
gan=
zen Welt ſein. Grund genug, um „berühmt” zu werden. Wenn man
noch hinzunimmt, daß Adelaide nach Zeitungsmeldungen ein
auf=
fallend hübſches Mädchen ſein ſoll, dann darf man ſchon annehmen,
daß es ihr nicht allzu ſchwer fallen wird, den richtigen Bräutigam
„auszutaſten”. Jedenfalls wird ſie doch, auch mit verbundenen
Augen, taſtend ſehen und ſehend taſten können, ob eine Seele —
ſchwarz iſt. Sollte beſagte Seele jedoch weiß ſein, iſt alles in
ſchön=
ſter Ordnung, auch wenn in ſolchen Fällen das Taſtphänomen
verſagt ..
Odyſſee eines ehemaligen Kriegsgefangenen.
(bi) Mailand. In dieſen Tagen iſt der ehemalige
öſter=
reichiſche Kriegsfreiwillige Johann Wiſin, der 19 Jahre lang
ſei=
ner Heimat fern war, nach Görz, ſeiner alten Vaterſtadt,
zurück=
gekehrt. Er hatte ſie verlaſſen, als ſie, im Jahre 1914, mit Blumen
und den Fahnen der Verbündeten geſchmückt war. Und als er
heimkehrte, nach 19 langen Jahren, war Görz eine italieniſche
Stadt geworden.
Die Geſchichte des Kriegsfreiwilligen Johann Wiſin iſt eine
Odyſſee: Im Jahre 1916 wurde ſein Regiment an der ruſſiſchen
Front faſt gänzlich aufgerieben. Er ſelbſt geriet in
Kriegsgefan=
genſchaft und galt in der Heimat als vermißt. Zunächſt in einem
Gefangenenlager in Kiew untergebracht, wurde er ſpäter einer
Holzfällerabteilung zugewieſen, mit der er über 2 Jahre in den
ſtaatlichen Domänen des öſtlichen Rußlands Dienſt tat. Daraufhin
ſchickte man ihn nach Sibirien, in die Nähe von Jekaterinburg. Hier
glückte ihm ein Fluchtperſuch. Nach langem Umherirren fand er
Aufnahme und Arbeit bei einer reichen Gutsbeſitzerin, die er
ſpäter heiratete. Doch das Glück war nur von kurzer Dauer. Denn
inzwiſchen kam die ruſſiſche Revolution und Wiſin wurde mit
ſeiner Frau von Heim und Hof vertrieben. Kurze Zeit danach
glückte es ihm, als Angeſtellter bei der ſibiriſchen Eiſenbahn
unter=
zukommen. Da er ſich dann den Weißgardiſten anſchloß, mußte er
aber auch dieſe Stellung wieder verlaſſen und fliehen.
Zwei Kinder hatte ihm inzwiſchen ſeine Frau geſchenkt:
bet=
telnd und hungernd, in ſteter Sorge, von den Rotgardiſten entdeckt
zu werden, zog er mit ſeiner Familie kreuz und quer durch
Ruß=
land, bis er im Jahre 1933 in Odeſſa eintraf. Dort wurden ihm
dann vom italieniſchen Konſul die weiteren Wege geebnet
Im Juni 1934, nach faſt 20jähriger Abweſenheit, iſt Johann
Wiſin nun nach Görz zurückgekehrt, woſelbſt er nun das kleine
Bauernanweſen ſeines Vaters verwalten wird.
Auch ein Preisſingen!
Einen geradezu erſchlagenden Beweis für die „Höhe engliſcher
Feſtkultur” erbrachte der „Geſellſchaftsperein” von Guildford in
Suſſex. Dieſer Klub, der ungefähr dem entſpricht, was man
wäh=
rend der kleinbürgerlichen Epoche in Deutſchland die örtliche
„Reſſource” nannte, veranſtaltete kürzlich ein gut beſuchtes
Som=
merfeſt, deſſen Höhepunkt ein Wettſingen junger Damen mit einem
— lebenden Schwein im Arm war. Diejenige Dame ſollte den
erſten Preis davontragen, deren Lied geſanglich und textlich am
deutlichſten trotz des zu erwartenden Gequiekes der armen Schweine
zu vernehmen war. Siebzehn junge Damen der Geſellſchaft mit
ebenſoviel eigens zu dieſem Zweck gemieteten Rüſſeltieren nahmen
an dem Wettbewerb teil. Es muß ſchlimmer geweſen ſein als ein
Höllenkonzert, denn die Ferkel ſchrien, als ob ſie ſich ſchon unter
dem Schlächtermeſſer befänden. Um ſo gewaltigere ſtimmliche
An=
ſtrengungen mußten die jungen Damen machen, um mit ihren
„Volksliedern” (!) durchdringen zu können.
Den erſten Preis erhielt die neunzehnjährige Tochter des
Guildforder Bankſekretärs. Ihr Schweinchen war, als ſeine
Trä=
gerin zu ſingen begann, vor Schreck ſo erſtarrt, daß es
muckmäus=
chenſtill in den Armen ſeiner Sängerin lag und keinen Ton von
ſich gab. Muß dieſe junge Dame im heiratsfähigen Alter über
ein Stimmaterial verfügen —
Vom Kuhjungen zum Profeſſor.
(th) Boſton. Die Königliche Geſellſchaft in Kanada, eine
wiſſenſchaftliche Organiſation, hat einen Profeſſor Francis Llöyd
zum Präſidenten gewählt. Damit tritt ein Mann an die
Oeffent=
lichkeit, der, wie man jetzt erſt erfährt, in einer erſtaunlichen
Karriere ſeinen Weg vom Kuhjungen zum Wiſſenſchaftler fand.
Irgend wann — es iſt ſchon lange her — wurde er in
Man=
cheſter geboren, kam mit den auswandernden Eltern nach
Phila=
delphia, wohnte draußen, hütete die Kühe, kam ſpäter zu einem
Uhrmacher in die Lehre, wurde Juwelier Student der Theologie,
Biologe — und eines Tages eben jener Profeſſor Lloyd, der heute
eine anerkannte Autorität iſt. Noch heute kann er Uhren
ausein=
andernehmen und zuſammenſetzen, und noch jetzt kennt er alle
Arten Kühe genau. Er wanderte durch die Dſchungeln Javas und,
die Kaktuswüſten Mexikos, er holte ſich das Fieber in Sumatra
und ertrank beinahe bei Alaska. Mit einer Expedition war er
dort — erlitt Schiffbruch und trieb 24 Stunden im Eiswaſſer,
ehe ſie ihn auffiſchten.
Bis er eines Tages ſich berufen fühlte, wieder „in die Schule‟,
zu gehen. Man erkannte ſeine Intelligenz, machte ihn zum
Ehren=
doktor, um ihm den Weg zu ebnen — und ſo iſt er denn heute
Profeſſor.
Seite 8 — Nr. 204
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 26. Juli 1934
Deutſche Schüler werden nach engliſcher Tradikion begrüßl.
Ein Bild von der Ankunft 20 deutſcher Austauſchſchüler in Newcaſtle:
Der Oberbürgermeiſter der Stadt läßt es ſich nicht nehmen, die jugendlichen Gäſte mit dem durch die
Tradition vorgeſchriebenen feierlichen Zeremoniell zu begrüßen.
Unwekker=Kakaftrophe über Bacharach.
Ueber Bacharach am Rhein und den Winzerdörfern Manubach, Oberdiebach und Rheindiebach
ent=
lud ſich ein Wolkenbruch, der von heftigen Hagelſchlägen begleitet war. Kleine Bäche wurden zu
reißenden Strömen, die Erdmaſſen und Geröll zu Tale trugen. In Bacharach lagen Schlamm und
Steine 2 Meter hoch. Die Weinernte iſt völlig vernichtet. — Die Aufnahme zeigt das Bett eines
kleinen Baches nach der Kataſtrophe. Das urſprüngliche Bett (links oben) iſt durch die Schuttmaſſen
völlig angefüllt, ſo daß das Waſſer ſich einen neuen Lauf über verſchüttete Gärten ſuchen mußte.
Deutſche Tragödie am Kimalaia.
Übermenſchliche Krafkanſtrengungen zur Rekkung der Spihengruppe der deutſchen
Himalaya-Erpedikion. — Ein hohes Lied der Kameradſchaft.
Reich und Ausland.
Neue Schiffahrisſtockungen auf der Elbe
Lenzen a. d. Elbe. Der ungewöhnlich niedrige
Waſſerſtand der Elbe hat bei Unbeſandten eine
neue Sandbank aus dem Strom auftauchen laſſen,
die den Schiffahrtsverkehr faſt völlig lahmlegt.
Auf einer Strecke von 10 Kilometer warten faſt
200 Fahrzeuge auf die Durchfahrt. Oft ziehen vier
Dampfer oder Motorkähne ein einziges Fahrzeug,
um es wieder flott zu machen. Ein bei
Unbeſand=
ten auf Grund gegangener Kahn aus Hamburg
mit Schwefelkies iſt vollſtändig verloren. Er iſt
mehrmals gebrochen.
Vier Todesopfer des Sonnkagsſturmes
an Bodenſee.
Lindau. Wie ſich jetzt herausſtellt, hat der
furchtbare Gewitterſturm vom letzten Sonntag in
der Nähe von Lindau noch ein zweites Todesopfer
gefordert. Es handelt ſich um den Paddler Oskar
Meule aus St. Gallen. Dieſer hatte zuſammen
mit einem Kameraden in einem Faltboot eine
Fahrt nach Lindau unternommen. Bei der
Rück=
kehr gerieten ſie in den Sturm, der das Boot zum
Kentern brachte. Der zweite Inſaſſe konnte das
öſterreichiſche Ufer erreichen. Meule hielt ſich
an=
fangs am Boot feſt, ging aber dann infolge
Ueber=
müdung unter und ertrank.
Zwei weitere Todesopfer forderte der Sturm
am Unterſee. Von Konſtanz aus hatte ſich der
Maler Hans Manz mit einem Freunde im
Pad=
delboot auf den See begeben, um nach der Inſel
Reichenau zu rudern. Unterwegs wurden ſie vom
Sturm überraſcht, der das leichte Boot umriß.
Während ſich der Begleiter retten konnte, iſt
Manz ertrunken. Bei Eſchenz ertvank der
Schrei=
ner Jakob Müller. Er war neben einer Gondel,
in der ſich ein Knabe befand, hergeſchwommen.
Durch den Sturm wurde das kleine Schiff raſch
abgetrieben und der im Boot ſitzende Knabe
ver=
mochte Müller nicht an Bord zu nehmen. Das
Kind wurde gerettet.
Zwei Mörder zum Tode verurteilt.
Landsberg. Das hieſige Schwurgericht
ver=
urteilte nach zweitägiger Verhandlung den
Ste=
phan Kern und den Wilhelm Beucher, beide aus
Woldenberg (Neumark), wegen Mordes und
Rau=
bes zum Tode, ſowie die Frau des Kern wegen
Anſtiftung zum Morde zu 13 Jahren Zuchthaus.
Auf Anſtiftung der Frau Kern hatten im März
vorigen Jahres deren Mann und Beucher den
erſten Mann der Frau Kern Speik in einen Wald
bei Woldenberg gelockt, dort gefeſſelt und derartig
geknebelt, daß er erſtickte. Dann gingen ſie in ſeine
Wohnung und raubten ſein Geld.
Dreiſter Raubüberfall in Berlin=Charlottenburg.
Berlin. Die 46jährige Ehefrau des
Tabak=
warengroßhändlers Steinbrecher in der
Augsbur=
gerſtvaße 24 in Berlin=Charlottenburg wurde am
Dienstag abend das Opfer eines dreiſten
Raub=
überfalles. Frau Steinbrecher wurde von einem
angeblichen Kunden, der vorgab, Tabakwaren
ab=
holen zu wollen, überfallen und durch mehrere
wuchtige Schläge auf den Kopf ſchwer verletzt. Der
Täter raubte ſodann die auf dem Packtiſch des
Verbaufsraumes ſtehende Geldkaſſette, in der ſich
400 RM. befanden, und konnte unerkannt
ent=
kommen.
Wettrennen mit dem Tod.
Paris. Einem furchtbaren, Unglück
entran=
nen mit knapper Not 40 Touriſten, die ſich bei
Ebbe von der Inſel, Noir Moutier (Weſtküſte
Frankreichs, Departement Vendée) nach dem
Feſt=
land im Autobus zurückbegeben wollten. Ein
Mo=
torſchaden brachte den Autobus zum Stehen;
wäh=
rend das Waſſer in bedrohliche Nähe rückte. Die
Reiſenden flohen nunmehr zu Fuß nach den
ziem=
lich weit entfernt gelegenen überhöhten
Schutz=
ſtellen, verfolgt von dem anſteigenden Meer. Zum
Glück beobachteten Fiſcher vom Ufer aus die
ge=
fährliche Lage der Touriſten und kamen ihnen in
Booten zu Hilfe. Es war höchſte Zeit, denn
ver=
ſchiedene Perſonen ſtanden bereits bis zu den
Hüften im Waſſer.
Spielkarken
im Dienſte der Verkehrswerbung.
Auf dieſen Gedanken iſt die Stadt Altenburg in
Thüringen, die Geburtsſtätte des Skatſpiels,
ge=
kommen. Künftig wird jedem Kartenſpiel, das
die Altenburger Spielkartenfabrik verläßt, ein
Kartenblatt beigefügt, das zum Beſuch der Skat=
Stadt auffordert.
Die Hiobsbotſchaft.
Der Tod Willi Merkls beſtäkigt.
Berlin. Die in ſchwerer Bergnot kämpfende
deutſche Himalaja=Expedition hat nunmehr die
traurige Beſtätigung gegeben, daß auch ihr Führer
Willi Merkl nicht mehr am Leben iſt.
Dem Drahtloſen Dienſt gingen zwei durch
Boten von dem Berg des Unglücks zur
Kabel=
ſtation in Aſtor gebrachte Telegramme zu. Sie ſind
ein hohes Lied der Kameradſchaft. Sie ſchildern
die geradezu übermenſchlichen Kraftanſtrengungen
die zur Rettung der Spitzengruppe der deutſchen
Himalaja=Expedition, zur Rettung von Merkl,
Wieland und Welzenbach unternommen wurden.
Das erſte Kabel, das am 17. Juli am Nanga
Parbat aufgegeben wurde, lautet folgendermaßen
„Der Träger Angtſering, der die Spitzengruppe
Merkl. Wieland und Welzenbach begleitete, ſchlug
ſich am 14. Juli nach Lager 4 am Nanga Parbat
zu 6200 Meter Höhe herab durch. Er berichtete:
Am 9. Juli ſind die drei deutſchen Bergſteiger mit
ſieben Trägern bei andauerndem Schneeſturm von
Lager 8 am Silberſattel, alſo aus 7600 Meter
Höhe, in das Gratlager 7 in 7500 Meter Höhe
ab=
geſtiegen, alſo einen Tag ſpäter als Schneider und
Aſchenbrenner, die vorher oben weilten. In dieſem
Lager 7 ſtarben Wieland und Welzenbach.
Vier Tage ſpäter, alſo am 13. Juli, wurde
Merkl von den eingeborenen Trägern Angtſering
und Gaylay in die Nähe des ehemaligen Lagers 6
auf 7000 Meter gebracht, wo er ſeitdem in einer
Schneehöhle liegt. Am folgenden Tage, am
14. Juli, ſchlug ſich dann der Träger Angtſering
mit übermenſchlicher Anſtrengung nach Lager 4 in
6200 Meter Höhe durch. Dort kam er mit
erfrore=
nen Händen und Füßen an.
Inzwiſchen wurden von dieſem Lager 4 aus
verzweifelte Rettungsverſuche
unternommen. Am 12. Juli ſpurten in,
meter=
höhem Neuſchnee Schneider, Müllritter und fünf
eingebörene Träger fünf Stunden lang den Weg
nach Lager 5. Sie fanden fünf Meter vor einem
Feld den erfrorenen Träger Pinzonubu.
Gleich=
zeitig ſehen ſie am Rakiot=Peak zwei weitere tote
Träger am Seil. Es ſind insgeſamt fünf
Darjee=
ling=Leute tot. Ein wieder einſetzender Schneeſturm
verhindert den Bergungsverſuch und erzwingt die
Rückkehr nach Lager 4. Schon am nächſten Tage,
am 13. Juli, bringt Müllritter ſieben kranke
Trä=
ger herab ins Hauptlager in 3600 Meter Höhe.
Weitere Bergungsverſuche von Lager 4 aus in der
Richtung zur Höhe des Berges werde immer
wie=
derholt, aber ſtets
vom Schneeſturm zurückgeſchlagen.
Auch am 14. Juli werden wiederum alle Verſuche
zur Rettung im Schnee erſtickt. Am 15. Juli iſt
das Hauptlager in 3600 Meter Höhe ohne jede
Nachricht aus den Hochlagern. Auch die Sicht vom
Hauptlager iſt ſtändig durch Wolken verdeckt. Am
16. Juli verſuchen Schneider, Aſchenbrenner und
der letzte geſunde Kuli erneut das Lager 5 zu
er=
reichen. Sie müſſen des Wetters wegen die Arbeit
abbrechen und umkehren. In der nächſten Nacht
brechen dann Rechtholt und Müllritter, die den
allererſten Teil der Rettungsexpedition beſtritten
hatten, mit elf durchweg kranken Trägern vom
Hauptlager nach Lager 4 auf, um weitere
Ret=
tungsaktionen einzuleiten. Die
Proviantbeförde=
rung geſtaltet ſich immer ſchwieriger, weil alle
Träger krank oder erſchöpft ſind. Das Lager 4 in
6200 Meter Höhe iſt ohne Feuerung. Die
Lebens=
mittel ſind knapp. Die Kräfte der Sahibs ſind
durch die ungeheuren Anſtrengungen nahezu
er=
ſchöpft. Dennoch beobachtet man vom Hauptlager
aus, daß am 17. Juli erneut Schneider und
Aſchen=
brenner nach Lager 5 ſpurten. Mittags iſt das
Wetter wiederum ganz ſchlecht.
Das erſte Kabel ſchließt mit dem Satz: Die
Kameraden ſetzen alles daran, Willi Merkl und
ſeinen treuen Gefährten Gaylay zu tretten, bleiben
aber in ſchwerſter Sorge, da Merkl ſeit acht
Tagen ohne Nahrung.
Beim Nachrichtendienſt des Deutſchen
Rund=
funks traf am Mittwoch mittag ein zweites ganz
kurzes Kabel ein. Danach iſt Willi Merkl am
16. Juli im Lager 6 geſtorben. Alle übermenſch.
lichen Verſuche zur Rettung des Gefährten
blie=
ben vergeblich.
Die Verbindung mit Admiral Burd
unkerbrochen.
New York. Wie aus Little America, den
Hauptquartier der Byrd=Expedition im Südpolar,
gebiet gemeldet wird, iſt man dort wegen der
Schickſals des Leiters der Expedition, des Ad
mirals Richard Byrd, in großer Sorge. Byrd be
findet ſich ſeit vier Monaten in einer 200 Kilo
meter vom Hauptlager entfernten einſamen Schnee
hütte, wo er Wetter=Beobachtungen durchführer
will. Seit einiger Zeit iſt jede Verbindung mi
dem Admiral unterbrochen, nachdem zunächſt ſei
Hauptrundfunkſender und ſpäterhin auch der Er
ſatzſender unbrauchbar geworden ſind. Eine fünf
köpfige Expedition, die ſich mit einem Schnee
traktor auf den Weg gemacht hatte, um Admira
Byrd abzulöſen, war gezwungen, nach 57 Kilo
meter umzukehren, weil die Schneekennzeichen durc
Schneeſtürme unkenntlich geworden waren. Trot
ungünſtiger Eisverhältniſſe wird eine neue
Expe=
dition ausgerüſtet, um den Admiral aus der Eis
wüſte zu erretten.
700 Todesopfer der Hihe in den USA.
New York. Die Hitzewelle im Mittleren
Weſten und Südweſten der Vereinigten Staaten
iſt zu einem nationalen Schickſalsſchlag geworden.
Nach den letzten Berichten ſind ihr bereits 700
Perſonen zum Opfer gefallen, und ſtündlich
wer=
den 15 neue Todesopfer gemeldet. Große
Vieh=
beſtände ſind umgekommen und zahlreiche
Wald=
brände haben bedeutenden Sachſchaden angerichtet.
Nach offiziellen Angaben ſind 400 000 Familien
infolge der verheerenden Dürre hinſichtlich ihrer
Lebensmittelverſorgung auf die Hilfe der
Regie=
rung angewieſen. Am Dienstag erreichte in
ver=
ſchiedenen Staaten, ſo in Lowa, Illinois,
Minne=
ſota, die Temperatur einen neuen Rekordſtand von
42 bis 44 Grad im Schatten. Im Lauf der
Re=
gierungsaktion ſind Hunderte von Brunnen neu
gebohrt worden.
Bankräuber mit Maſchinengewehr.
New York. In Oxford (Kanſas) überfielen
vier mit einem Maſchinengewehr bewaffnete
Räu=
ber eine Bank. Sie raubten die Kaſſe aus und
ſchleppten fünf Bankkunden und Angeſtellte als
Geiſeln mit. Nach lebhaftem Kugelwechſel mit den
Verfolgern gelang den Verbrechern die Flucht im
Kraftwagen. Bei dem Feuergefecht wurde ein
Fußgänger und einer der Verbrecher verwundet.
Die Höhe der geraubten Geldſumme iſt noch nicht
bekannt.
Der Dilinger=Rummel gehl weiket.
Chicago. Begleitet von ſechs Automobilen
mit Preſſevertretern und mehreren Hundert Autos
mit Neugierigen wurde die Leiche des erſchoſſenen
Banditen John Dillinger von ſeiner. Familie aus
Chicago abgeholt, um bei Indianapolis begraben
zu werden. Die Polizei trifft umfaſſende
Vorberei=
tungen für die Beerdigung des Banditen. Bereits
jetzt beſorgten ſich geſchäftstüchtige Leute Erde v
der zukünftigen Grabſtätte Dillingers und 4p
kauften ſie als Andenken.
Die Chicagoer ſtädtiſche Polizei drang mit Ge
walt in die Wohnung der Frau ein, die Dillinger
an die Polizei verraten hatte, und nahm dort eine
Durchſuchung vor. Dabei wurde das rote Kleid
gefunden, das bei Dillingers Erſchießung als
Signal gedient hatten. Der Bundespolizei waren
dieſe Einzelheiten bereits längſt bekannt. Sie war
beſtrebt, die beiden Frauen, die bei Dillingers
Er=
ſchießung behilflich geweſen waren, zu ſchützen, und
hat ſich daher der Oeffentlichkeit gegenüber
bezüg=
lich der Einzelheiten nicht geäußert. Die
Stadt=
polizei behauptet, Dillinger habe ſich ſeine eigene
Falle geſtellt, indem er ſich mit einer Frau
anzu=
freunden ſuchte, deren Geliebter ein früherer
Sträfling ſei. Dieſe Frau habe ſich mehr ſür den
Prcis intereſſiert de rauf Dillingers Kopf
ausge=
ſetzt war, als für dieſen ſelber. Sie ſetzte ſich mit
der Bundespolizei in Verbindung, um Dillinger
vor dem Lichtſpieltheater, das er faſt täglich
be=
ſuchte, feſtnehmen zu laſſen. Zuſammen mit einer
Freundin begleitete ſie Dillinger am entſcheiden
den Sonntag in das Kino, wo die Feſtnahme
Dil=
lingers auch gelungen wäre, wenn nicht ein
Stadt=
poliziſt die Bundesagenten für Gangſters
gehal=
ten hätte. Seine Frage an die Dillinger
umſtellen=
den Beamten ließ dieſen Verdacht ſchöpfen, ſo daß
die Bundesagenten den nach ſeinem Revolver
greifenden Banditen durch deſſen Erſchießung
zu=
vorkommen mußten.
Gewitterſturm über London.
London. Das von lang andauernder
Trocken=
heit ausgedörrte London erlebte Dienstag
nach=
mittag einen Gewitterſturm von ungewöhnlicher
Stärke, der großen Schaden anrichtete.
Stunden=
lang zuckten Blitze und rollten heftige
Donner=
ſchläge. Starke Regenfälle verwandelten die
Stra=
ßen und Plätze in Flüſſe und Seen, und heftige
Hagelſchauer praſſelten gegen die Fenſterſcheiben.
Zahlreiche Blitzſchläge trafen in Gebäude. Im
Park Wimbledon ſetzte ein Blitzſchlag eine kleine
Kapelle in Brand, doch konnte die Feuerwehr den
Brand raſch löſchen. Die Themſebrücke im
weſt=
lichen Stadtteil Hammerſmith wurde ebenfalls
vom Blitzſchlag getroffen, und mehrere elektriſche
Kabel unterhalb der Brücken gerieten in Brand.
Am ſchwerſten wurden die ſüdlichen Stadtteile
Londons von dem Unwetter heimgeſucht. Bei Acton
mußte die Untergrundbahn den Verkehr einſtellen,
und auch der Eiſenbahn= und Straßenbahnverkehr
erlitt erhebliche Störungen. In einem Teil des
Hyde=Parks in der Nähe des Albert=Tores ſtand
das Waſſer 30 Zentimeter hoch. Bei Willesden
lockerte ſich das Holzpflaſter der Straße derartig,
daß ein Autobus von der Fahrbahn geriet und in
eine Fenſterſcheibe fuhr.
Es regnet Fiſche.
Budapeſt. Anläßlich eines über die
Ge=
meinde Torpat niedergegangenen orkanartigen
Gewitters wurde ein außergewöhnliches
Natur=
phänomen beobachtet. Nachdem der Regen
aufge=
hört hatte, bedeckten Tauſende und aber Tauſende
kleiner Fiſche die Felder und Wege. Eine Anzahl
dieſer Fiſche wurden dem naturwiſſenſchaftlichen
Inſtitut zur Unterſuchung eingeſandt. Man glaubt,
daß die benachbarten fiſchreichen Teiche von einer
Windhoſe erfaßt, und daß durch den
Gewitter=
ſturm die Fiſcher über die Felder verſtreut wurden.
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Seite 10 — Nr. 204
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 26. Juli 1934
Sttoe4
AdbTr atbtt
Deutſche Kampfſpiele in Nürnberg.
Zwei Einzel= und zwei Staffel=Meiſterſchaften vergeben. — Hertha Schieche, Ruth Halbsguth. Magdeburg 96
und Schwimmverein Noſſen verkeidigen ihre Tikel.
Hochbekrieb in allen Sporkarken.
Die erſten Enkſcheidungen im Schwimmen.
Am Mittwoch herrſchte wieder in Nürnberg Hochbetrieb. In
der Stadionsſchwimmbahn tummelten ſich die Schwimmer hier
fielen die erſten Entſcheidungen. In der Kampfbahn wickelte ſich
am Nachmittag ein großes Programm ab. in deſſen Mittelpunkt
die Spiele ſtanden. Am Vormittag nahm das Hockeyturnier
ſei=
nen Anfang, im Tiergartenſaal kämpften 90 Fechter um die
Einzelmeiſterſchaft im Degenfechten, und im Luitpoldſaal rollten
unabläſſig weiter die Kugeln der Kegler. Dazu kam am
Mitt=
woch noch als erſte Prüfung zum Modernen Fünfkampf das
Ge=
ländereiten, ein bei einem allgemeinen Sportfeſt neuartige
Prüfung, die viel Intereſſe fand.
Hermannia Frankfurt entthront.
In den Abendſtunden des Dienstags wurde noch das Degen=
Mannſchaftsfechten abgewickelt. Der Kampf geſtaltete ſich zu
einem erbitterten Duell zwiſchen dem Verteidiger Hermannia
Frankfurt und der Reichswehr=Mannſchaft, die
gleich=
mäßig die übrigen Mannſchaften — Frankfurt 1860, Fecht=SV.
Hamburg, Tbd. Stuttgart und Freiburger Turnerſchaft —
ſchlu=
gen. Im entſcheidenden Kampf erlitten dann die Frankfurter
gegen die Offiziere ihre erſte Niederlage, ſo daß die Reichswehr=
Mannſchaft den Meiſtertitel errang.
Entſcheidungen der Schwimmer.
Am Vormittag fielen in der Schwimmbahn vier
Entſcheidun=
gen. Intereſſanterweiſe konnten ſich in allen vier entſcheidenden
Wettbewerben wieder die Meiſter des Vorjahres durchſetzen. Die
4X100=Meter=Kraulſtaffel der Vereine ohne Winterbad gewann
wieder der SV. Noſſen in 4:49,5 Minuten vor Poſeidon Worms
und Möwe Allenſtein. Im Turmſpringen der Damen ſetzte ſich
die Titelhalterin Hertha Schieche=Spandau mit 31,30 Punkten
er=
neut ſiegreich durch. Die 4X200=Meter=Kraulſtaffel holte ſich
wieder die inzwiſchen weſentlich verſtärkte Mannſchaft von
Magde=
burg 96 mit Schlüter, Schwartz. Schulze und Deiters in 10:03,2
Minuten vor Hellas Magdeburg II und Gleiwitz 1900, die im
toten Rennen einkamen. Einen deutſchen Rekord ſchwamm im
400=Meter=Damen=Kraulſchwimmen die Charlottenburger „Nixe‟
Ruth Halbsgutn in 6:02,8 Minuten. Die Berlinerin war auch
Verteidigerin des Meiſtertitels. Klar geſchlagen kamen Hilde
Salbert und L. Hanicke auf den nächſten Plätzen ein. Eine
3X50=Meter=Bruſtſtaffel für Schwimmer über 32 Jahre gewann
Hellas Magdeburg durch den Schlußmann Ete Rademacher in
1:56,9 knapp vor Bayern 07 Nurnberg. In der Damen=
Lagen=
ſtaffel verteidigten die Charlottenburger „Nixen” ebenfalls
er=
folgreich ihren Meiſtertitel. Die Berlinerinnen erreichten eine
Zeit von 5’44 Minuten. Zweiter wurde der SV. 98 Düſſeldorf
mit 6:00 Minuten vor der zweiten Mannſchaft der „Nixen‟. Das
Kunſtſpringen wurde eine Beute des Berliners Mahraun, und das
100=Meter=Kraulſchwimmen der Herren gewann der Gleiwitzer
Wille in der neuen Freiwaſſer=Beſtzeit von 1:01,3 Minuten vor
dem Titelverteidiger Fiſcher=Bremen, Heiko Schwartz und
Leiſe=
witz. Im Turmſpringen der Aelteren ſiegte Möckel=Augsburg in
der Klaſſe 4 (über 32 Jahre), Altmeiſter Luber=Berlin in der
Klaſſe B (über 40 Jahre) und Heumader=Nürnberg in der Kl. C
(über 45 Jahre).
Hockey=Ueberraſchungen.
Am Mittwoch morgen fanden zwei Hockeyſpiele ſtatt. Im
erſten Treffen ſiegte die Mannſchaft von Weſtdeutſchland
knapp mit 5:4 über Süddeutſchland, obmohl der Süden noch lange
in der zweiten Halbzeit 4:1 führte. Die zweite Ueberraſchung
brachte der Kampf zwiſchen Norddeutſchland und
Bran=
denburg, da hier die Berliner mit 3:2 (3:1) geſchlagen wurden.
Das Turnier, bei dem jede Nachwuchs=Mannſchaft gegen jede
ſpielte, wird am Donnerstag fortgeſetzt.
Bei den Fechtern.
Beginn der Degen=Einzelkämpfe.
Bei den Fechtern geht es Schlag auf Schlag. Tag für Tag
finden ſich die Bewerber zu früher Morgenſtunde im
Tiergarten=
ſaal ein, um ſich zu den Wettkämpfen zu ſtellen. Am Mittwoch
wird der Tag mit den Einzelkämpfen im Degenfechten ausgefüllt.
In zwölf Gruppen zu je ſechs Teilnehmern kämpften die
Teil=
nehmer in der Vorrunde, deren Durchführung nur vier Stunden
benötigte. Für die Zwiſchenrunde wurden dann ſechs Gruppen.
mit je ſechs Teilnehmern zuſammengeſtellt; die drei Erſten jeder
Gruppe gelangen in die Vorſchlußrunde, und aus dieſer
qualifi=
zieren ſich die neun Beſten für den Endkampf, der ſich bis in die
ſpäten Abendſtunden hinziehen dürfte.
Die Entſcheidungen im Fauſtball.
Die neuen Meiſter: Mtv. Braunſchweig und Eimsbüttel=Hamburg.
Die Nachmittags=Wettkämpfe in der Hauptkampfbahn wurden
mit den Entſcheidungen im Fauſtball der Männer und Frauen
eingeleitet. Im Treffen der Männer zwiſchen Lichtluftbad
Frank=
furt und dem Männerturnverein Braunſchweig gab es einen
er=
bitterten Kampf, der erſt in der Verlängerung mit 42:38
zugun=
ſten der jungen und eifrigen Braunſchweiger entſchieden wurde.
Nach dem Seitenwechſel drehte Braunſchweig mächtig auf und die
Mainſtädter hatten tatſächlich Mühe, das 31:31=Unentſchieden
bis zum Ende der regulären Spielzeit zu halten. In der
an=
ſchließenden Verlängerung über zweimal 5 Minuten ſchafften die
Braunſchweiger mit 42:38 (15:21, 31:31) den Sieg und neuen
Meiſtertitel.
Im Schlußſpiel der Frauen ſtanden ſich der Turnverband
Eims=
büttel und der Turnerbund Unterbarmen gegenüber. Bei ziemlich
gleichwertigen Leitungen ergab ſich bis zum Wechſel ein 12:12=
Stand. Zum Schluß behielten die Norddeutſchen mit 24:17 (12:12)
die Oberhand.
Aus dem Boxring.
Verlegung der Kämpfe um den dritten Platz.
Die Unterlegenen der Vorſchlußrunden im Boxen ſollten am
Mittwoch nachmittag zum Entſcheidungskampf um die dritten
Plätze ſämtlicher Gewichtsklaſſen antreten. Da eine Reihe von
Teilnehmern in den Zwiſchenrunden Verletzungen erlitten haben,
können ſie nicht mehr antreten. Die Kämpfe der Gewichtsklaſſen,
in denen noch beide Kämpfer teilnehmen, werden zuſammen mit
den Meiſterſchafts=Endkämpfen am Mittwoch abend abgewickelt.
Bei den Keglern.
Weitere Entſcheidungen.
Im Laufe des Mittwoch vormittag gab es wieder einige
Ent=
ſcheidungen bei den Keglern, und zwar in den Mannſchafts=
Kämpfen. In der Bundesmeiſterſchaft auf Aſphalt
ſiegte bei den Männern der Kegelſportklub Fortung
Frank=
furt a. M. mit 1697 Holz vor dem KSC. Bernburg mit 1672
Holz und dem KSC. Stecher Meißen mit 1660 Holz. In der
Dreier=Klubmeiſterſchaft für Frauen auf
Aſphalt=
bahn ſicherte ſich der Klub Deutſche Frauen Chemnitz mit 1481
Holz die Kampfſpiel=Meiſterſchaft „Treu dem Sport” Pirna mit
1458 Holz und Rotweiß Erfurt mit 1455 Holz belegten die Plätze.
Im gleichen Wettbewerb auf der Bohlenbahn ſiegten die
Frauen vom Club Helios Hamburg mit 2182 Holz vor „Deutſche
Frauen” Hannover mit 2099 Holz. Den Abſchluß der
Vormittags=
entſcheidungen brachte der Kampf der Alte Herren=
Städte=
mannſchaften auf der Bohlenbahn. Hier blieben die
Vertre=
ter Bremens mit 3174 Holz vor Berlin mit 3704 Holz und Kiel
mit 3546 Holz ſiegreich.
Der moderne Fünfkampf beginnt.
Gewaltleiſtungen beim Gelände=Reiten.
Zum erſten Male wird bei den Deutſchen Kampfſpielen einer
breiteren Oeffentlichkeit ein Wettbewerb im modernen
Fünf=
kampf geboten. Die 38 Teilnehmer hatten am erſten Tage das
Geländereiten zu beſtreiten. Die Prüfungen waren
außerordent=
lich ſchwer. Es gab 15 ſchwere Hinderniſſe, darunter einen 3,50
Meter breiten Graben und einen Tiefſprung von 2,50 Meter zu
überwinden. Bezeichnend für die Schwierigkeit der Prüfung iſt
die Tatſache, daß nicht einer der Bewerber die vorgeſchriebene
Sollzeit von 11:07 Minuten erreichte. Am beſten hielt ſich noch
Oberleutnant Einwächter vom AR. 6. der 11:33,2 Minuten
benötigte. Alle übrigen Bewerber kamen nicht unter die
Zwölf=
minuten=Grenze. Eine Glanzleiſtung vollbrachte Wachtmeiſter
Hil=
debrandt=Spandau. Bald nach Beginn riß ihm ein Bügel, er
warf auch den zweiten weg und ritt ſo über die ganze Strecke,
ſtürzte am Tiefſprung und kam doch noch in 15 Minuten am Ziele
an. Wachtmeiſter Rhinow=Spandau tat einen gefährlicheren Sturz
und mußte mit einem Schlüſſelbeinbruch ins Krankenhaus
ge=
ſchafft werden. Die Pferde wurden von einigen Reiter=
Regimen=
tern geſtellt und unter die Teilnehmer verloſt, die ſie aber erſt
eine Viertelſtunde vor ihrem Start probieren durften. Die
Be=
dingungen waren ſomit für alle Teilnehmer ziemlich gleich.
Die Errechnung der Punktzahlen iſt noch nicht beendet, die
Zeiten der Beſten folgen nachſtehend 1. Oblt. Einwächter=AR. 6
11:33,2; 2. Lt. Wicker=Württemb. Lapo Stuttgart 12:18,8; 3. Oblt.
Radtke=JR. 2 und Obw. Remer=Berlin=Spandau je 12:25,1;
5. Wachtm. Bramfeldt=Hamburg 12:37: 6. Fähnrich Scheibe=AR. 5
12:41: 7. Lt. Mierſch=Berlin 12:50; 8. Oblt. Birck=RR. 16 12:52;
9. Hptwm. Schröder=Spandau 13:00,8; 10. Lt. Ruhſert,FAl.
13:10,1; 11. Utwm Rögelein=Stuttgart 13:36,2: 12. Oblt.
Mal=
ter=Nürnberg 13:40 9; 13. Pol.=Anw. Boger=Stuttgart 13:50;
14. Oblt. Jandrick=IR. 10 13:52,1.
Die Siegerin im Damen=Florekfechken.
Fräulein Hedwig Haß aus Offenbach
errang den Titel mit 7 Siegen bei 14 erhaltenen Treffern.
Der Norden gewinnk den Rugby=Pokal.
Süddeukſchland 19:11 (13:3) geſchlagen.
Nach Abſchluß der Handballſpiele und dem Beginn des Hockey=
Turniers trat mit dem Endſpiel um den Rugby=Pokal ein weiteres
Kampfſpiel in Erſcheinung. In Anweſenheit von 15 000
Zuſchau=
ern, unter denen ſich auch Reichsſportführer von Tſchammer und
Oſten und andere Prominente befanden, ſtanden ſich am
Mittwoch=
nachmittag die Rugbymannſchaften von Norddeutſchland und
Süd=
deutſchland zum Endkampf um den Rugby=Kampfſpiel=Pokal
gegen=
über. Die beiden Mannſchaften traten in den angekündigten
Auf=
ſtellungen an. Als Schiedsrichter ſprang der Hannoveraner Görſch
für den verhinderten Berliner Oscar Leipprand ein.
Die Norddeutſchen verloren nach einer halben Stunde
Spielzeit ihren Schlußmann Tasler=Hannover, der eine ſchwere
Armverletzung erlitt und ausſcheiden mußte. Aber auch mit 14
Mann lieferten die Norddeutſchen noch das beſſere Spiel. Sie
zeigten gute Zuſammenarbeit, ſicheres Fangvermögen und gutes
und ſicheres Arbeiten in der Gaſſe und im Gedränge.
Der Süden hatte im Gedränge ein kleines Plus. Obwohl
aber die meiſten Bälle nach hinten geſpielt wurden, kam der
An=
griff nicht in Fluß. Die Halbs waren zu langſam und die
Drei=
viertel gaben ihre Bälle durchweg im Stehen weiter. Auch in der
Abwehr war die Dreiviertelreihe nicht immer glücklich. Am beſten
hielt ſich noch der Schlußmann Kohlweiler=Heidelberg, der
ver=
ſchiedentlich gefährliche Angriffe der Norddeutſchen abſtoppte.
Die Darmſtädker Turn= und Sporkgemeinde 1846
in Nürnberg.
Aus den am Mittwoch ſtattgefundenen Wettkämpfen gingen
als Sieger hervor: Heinrich Fiedler (12=Kampf). Peter Voltz
und Adolf Jünglina (9=Kampf), Luiſe Niebel (7=Kampf),
Elſe Hartmann (4=Kampf).
Oberleuknank v. Skubbendorf beſter Reiker.
Das herrliche Stadion in Verden erlebte am Schlußtag des
Reitturniers noch einmal großen Sport. Von den drei
Dreſſur=
prüfungen trug die bedeutendſte der Klaſſe M um den Graf=von=
Schmettau=Preis Rittmeiſter Gerhard auf Germane eine weitere
goldene Schleife ein. Die Aufgaben einer Military=Dreſſurprüfung
waren im Spichern=Preis zu erfüllen, wo ebenfalls ein Reiter der
Kavallerie=Schule Hannover, Hauptmann von Noſtitz=Wallwitz auf
Balmung und Eilbote, die beiden erſten Plätze belegte. Das Troſt=
Jagdſpringen (Klaſſe M) ſah Fillis (Oblt. Sahla) vor Irmentraut
unter Rittmeiſter v. Salviati in Front, der ſich dafür auf Herero
im Springen der Klaſſe L entſchädigte und Fillis um eine
Se=
kunde ſchlug Baronin von Bleyleben endlich gewann auf
Parme=
ſſan die Dreſſurprüfung um den Preis von Jena und Auerſtädt.
Für die beſte reiterliche Geſamtleiſtung war eine neue
Limou=
ſine ausgeſetzt, die Oblt. v. Stubbendorf, der bekannte Dreſſur=
Reiter, mit 1440 Punkten gewann.
Das Kreisſporkfeſt der Turner in Griesbein.
Die Beteiligung eine ganz hervorragende.
Zum Schauplatz der diesjährigen Kämpfe um die Beſtleiſtung
der Volksturner des 18. Kreiſes Darmſtadt der Deutſchen Turne
ſchaft hat man wiederum die hervorragende Sportplatzanlage d
Griesheimer Turnerſchaft auserwählt und hierfür die Tage d
28. und 29. Juli beſtimmt. Schon im Voraus ſei geſagt, daß wie
den Vorjahren recht intereſſante und ſpannende Kämpfe auf d.
Gebieten des Laufs, Wurfs und Sprungs zu erwarten ſind.
Meldeliſten zeigen, daß die einzelnen Konkurrenzen weit beſſ
beſetzt ſind als im Vorjahre, ſich zu den Verteidigern des Tite
„Beſter” ein anſehnlicher Nachwuchs geſellt hat, der manchem A1
meiſter den Rang ſtreitig zu machen verſucht.
Die Gliederung der Kämpfe
iſt für die Turner in Ober=, Mittel= und Unterſtufe erfolgt, d
einen Sieben=. Fünf= bzw. Vierkampf durchführen. Die Alter.
und Jugendturner ſind in je zwei Stufen geteilt. Bei den Turn
rinnen iſt eine Dreigliederung in Ober= Mittel= und Unterſtu
vorgeſehen. In allen Stufen werden ſelbſtverſtändlich auch Einze
kämpfe durchgeführt, ſowie Staffeln ausgetragen.
Die Durchführung der Kämpfe
erfolgt derart, daß am Samstag, den 28. Juli, ab nachmittag
5 Uhr, die Mehrkämpfe der Turner, Turnerinnen und Jugen
turner zur Durchführung gelangen und der Haupttag, Sonnta
der 29. Juli, für die Einzelkämpfe ſowie Mehrkämpfe der
Alter=
turner beſetzt iſt.
Gewöhnlich hoch iſt die Beteiligung im Mehrkampf der
Obe=
ſtufe, in der 35 Teilnehmer gemeldet ſind. Mit 170 Bewerbern
der Mittel= und Unterſtufe iſt die Beſetzung deren Mehrkämpfe gl
beſonders gut anzuſprechen. Die Teilnehmerzahlen der Turnern
nen halten den Vergleich zu den Vorjahren aus, während bei der
Altersturnern und der Jugend eine Mehrbeteiligung gegen da
Vorjahr regiſtriert wird. Ueber 300 Wettkämpfer und Wettkämpfe
rinnen, die guten Sport zu bieten vermögen, füllen bereits ar
Samstagnachmittag das Rund der Griesheimer Kampfbahn un
wird ſchon der erſte Wettkampftag zum vollen Erfolg werden.
Noch iſt die Teilnehmerliſte für die Einzelkämpfe nicht abge
ſchloſſen und wird es erſt morgen möglich ſein, auf deren Beſetzun
näher einzugehen.
15. Rhön-Segelflug=Welkbewerb.
Bereits der dritte Wettbewerbstag des 15. Rhön=Segelflug
Wettbewerbes auf der Waſſerkuppe geſtaltete ſich zu einem Groß
flugtag. Nach einer Meiſterleiſtung Wolf Hirths waren es vor
nehmlich die Nachwuchspiloten, die glänzende Strecken= und Ziel
flugleiſtungen vollbrachten. Bei günſtigem Flugwetter beganner
bereits morgens um 9 Uhr die erſten Starts. Der junge Mann
heimer Pilot Hofmann auf „Rhönadler”, erflog ſich bald nad
Startbeginn den Nehring=Gedächtnispreis durch
Ueberfliegun=
der Milſeburg und Rückkehr zur Waſſerkuppe. Zwei weitere jung
Piloten, Philipp aus Berlin auf Rhönadler, und auf der gleichen
Type der jüngſte Wettbewerbsteilnehmer, der 19jährige Breme=
Bartaune, gelang eine Stunde ſpäter derſelbe Flug. Bis iu die
Nachmittagsſtunden hinein wurde unausgeſetzt geſtartet und neben
einer Reihe längerer Streckenflüge führte erneut der Mannheimer
Hofmann einen 105=Km.=Flug bis in die Nähe von Kulmback
durch. Anwärter auf den Günther=Groenhoff=Gedächtnispreis wurde
Philipp=Berlin auf „Klettermaxe” durch einen Flug nach dem 155
Km. entfernten Schleiz.
Als Vertreter des Ungariſchen Aeroclubs weilte
Oberſtleut=
nant Bernard heute auf der Waſſerkuppe.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Donnerstag, 26. Jun
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. — 5.50 und 6.15:
Gym=
naſtik. — 6.40: Zeit, Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55:
Bad Salzſchlirf: Karkapelle Bad Saßſchlirf. Ltg.: Weißleder.
8.15: Waſſerſtand, Wetter. — 8.20: Stuttgart: Gymnaſtik. —
10.00: Nachr. — 10.15: Nur Kaſſel: Werbekonzert. — 10.30:
Nur Kaſſel: Eigene Sendung. — 10.45: Praktiſche Ratſchläge
für Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert. — 11.40:
Meldungen. — 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Schallplatten: Claude=Debuſſy=Stunde. — 13.00: Zeit,
Saardienſt, Nachr. — 13.10: Nachr. aus dem Sendebezirk.
13.20: Stuttgart: Das Philharmon. Orcheſter. Ltg.: Becker. —
Dazw. 13.50: Zeit, Nachr. — 14.30: Nur Kaſſel: Nachr.
14.40: Kinderſtunde: Märchen. — Kinderlieder. — 15.30:
Wetter — 15.35: Wirtſchaftsbericht. — 15.50: Kunſtbericht
der Woche.
16.00: Glotterbad: Nachmittagskonzert. Ausf: Kapelle Körner.
17.30: Die ſechs Bücher zum Zeitgeſchehen (Juni). Zwiegeſpräch=
17.45: Aus Zeit und Leben. — 18.00: Nürnberg:
Reichsſen=
dung: Kunterbunt aus den Deutſchen Kampfſpielen. — 18.30:
Stuttgart: Spaniſch. — 18.45: Meldungen. — 18.50: Das
Leben ſpricht! (Soziales Funkbild.)
19 00: Bunte Stunde. Grüße aus Kahlau. — Dazw. 19.30:
Saar=Umſchau. — 20.00: Zeit, Nachr., Mitteilungen aus dem
kulturellen Leben. — 20.15: Leipzig: Reichsſendung: Stunde
der Nation: Intermezo. Ein heiteres Hörſpiel. — 21.00: Bad
Nauheim: Konzert. Eie Fauſt=Sinfonie (nach Goethe) in drei
Charakterbildern. — 22.20: Zeit, Nachr. — 22.30: Nachr,
Wetter= Sport. — 22.40: Nürnberg: Tagesecho der deutſchen
Kampfſpiele. — 23.00: Stuttgart: Badiſche Komponiſten. Ltg.;
Ferd. Droſt. — 24.00: Aus Mozart=Opern.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Donner=tag, 26. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr. — 6.00: Berlin:
Gym=
naſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20; Berlin: Kapelle Eduard
Praſch. — In einer Pauſe (gegen 7.00): Nachr. — 8.007
Sperrzeit. — 8.45: Leibesübung für die Frau. — 9.00:
Funk=
ſtille. — 9.40: Prof. Scheunert: Ernährungslehre: Mineral=
und Ergänzungsſtoffe. — 10.00: Nachr. — 10.10: Funkſtille. —
11.15: Seewetterbericht. — 11.30: Toti dal Monte und Lauri
Volpi ſingen (Schallpl.). — 11.55: Wetter.
12.00: Viel Harmoniſches mit den Philharmonikern, (Schallpl.). —
12.55: Zeitzeichen. — 13.00: Dies und das — für jeden was.
(Schallpl.). — Anſchl.: Wetter. — 13.45: Nachr. — 14.00:
Sperrzeit. — 14.45: Glückwünſche und Programmhinweiſe.
15.00: Wetter, Börſe. — 15.15: Träumereien an der Wurlitzer
Orgel. (Schallpl.). — 15.35: Wolf Juſtin Hartmann: Der
Schlangenring
16.00: Köln: Die fröhlichen Fünf. — 17.00: Bücherſtunde: Rufe
in das Reich. Geſpräche über die neue Sammlung
nationalſoziali=
ſtiſcher Dichtungen. — 17.20: Franzöſiſche Kammermuſik des
18. Jahrhunderts. — 18.00: Reichsſendung: München:
Kunter=
bunt aus den Deutſchen Kampfſpielen. — 18.30: Stunde der
Scholle: Dr. Tröſcher; Bücher für den Bauern. — 18.55: Das
Gedicht. — Anſchl.: Wetter.
19.00: Volkstümliches Unterhaltungskonzert. Ltg.; Klingner. —
20.00: Kernſpruch. — Anſchl.: Kurznachr. — 20.15:
Reichs=
ſendung: Leipzig: Stunde der Nation: Intermezo. Ein heiteres
Hörſpiel. — 21.00: Robert Gaden ſpielt zum Tanz. — 22.00:
Wetter= Tages= und Sportnachr. — Anſchl.; Nachr. aus dem
kulturellen Leben. — 22.45: Seewetterbericht. — 23.00: Robert
Gaden ſpielt zum Tanz.
Weiterberichl.
Ausſichten für Donnerstag: Wechſelnd wolkig mit Aufheiterung.
Temperaturen wenig verändert, noch vereinzelt gewittrige
Niederſchläge.
Ausſichten für Freitag: Freundliches, aber noch nicht ganz
beſtän=
diges Wetter.
Die Beſchäftigung der Induſtrie im Jani.
Foriſehung der Neueinſtellung von Arbeikern in der Induſtrie. — Günſtige Enkwicklung der Produkliaus=
und der Inveſtikionsgüter=Induſtrie.
Zeitſtenangen des Halnfälſchen
Reichsamkes.
Die Neueinſtellung von Arbeitern in der Induſtrie hat ſich
m Juni fortgeſetzt. Nach der Induſtrieberichterſtattung des
Sta=
iſtiſchen Reichsamtes iſt die Zahl der beſchäftigten Arbeiter von
38,7 Prozent im Mai auf 59,6 Prozent der Arbeiterplatzkapazität
m Juni geſtiegen. Die Geſamtzahl der geleiſteten Stunden hat
ich dagegen leicht vermindert; ſie beträgt 54,9 Prozent der
Ar=
beiterſtundenkapazität, gegen 55,4 Prozent im Vormonat. In
dieſem Rückgang macht ſich die alljährlich zu beobachtende
Sommer=
flaute bemerkbar. Im Juni fallen nämlich Arbeitsſtunden infolge
tariflicher Betriebsferien aus. Vielfach iſt auch die Arbeitszeit
verkürzt worden; ſie beträgt 7,43 Stunden im Juni gegen 7,64
Stunden im Mai.
Die Produktionsgüterinduſtrien haben ſich der Saiſon
ent=
ſprechend, günſtiger entwickelt als die Verbrauchsgüterinduſtrien.
So ſt in den Produktionsgüterinduſtrien die Zahl der
beſchäftig=
ten Arbeiter ſtärker geſtiegen als in den
Verbrauchsgüterindu=
ſtrien; das Arbeitsvolumen, d. h. die Geſamtzahl der geleiſteten
Stunden, iſt in den Verbrauchsgüterinduſtrien im ganzen
unver=
indert geblieben, in den Verbrauchsgüterinduſtrien jedoch um ein
Prozent der Kapazität zurückgegangen. An der ſtärkeren Belebung
der Produktionsgüterinduſtrien iſt in erheblichem Umfange die
Bauwirtſchaft beteiligt. Im Baugewerbe und in faſt allen
Bau=
toffinduſtrien hat ſich die Zahl der beſchäftigten Arbeiter weiter.
venn auch ſchwächer als im Vormonat, erhöht. Die geringere
Zunahme iſt ſaiſonbedingt und war auch in früheren Jahren zu
zeobachten. In der Pflaſterſtein= und Schotterinduſtrie, in der
Zementinduſtrie, in der Herſtellung von Mauerziegeln und von
Steinzeug hat ſich die durchſchnittliche Arbeitszeit vermindert. In
der Gipsinduſtrie, in der Herſtellung von Betonwaren und von
Iſolierſteinen iſt ſogar die Zahl der beſchäftigten Arbeiter und
der geleiſteten Arbeiterſtunden während der Berichtszeit
zu=
jückgegangen. Im Fahrzeugbau hat ſich der ſaiſonmäßige Auftrieb
m ganzen fortgeſetzt. In der Kraftwagen= und in der
Kraftrad=
nduſtrie ſowie im Karoſſerie= und Wagenbau iſt die Zahl der
jeſchäftigten Arbeiter und der geleiſteten Stunden geſtiegen; in
der Fahrradinduſtrie iſt die Beſchäftigung bereits zurückgeangen.
die günſtigere Entwicklung in den Produktionsgüterinduſtrien iſt
richt allein aus Saiſongründen zu erklären; das ergibt ſich
dar=
uus, daß auch die Inveſtitionsgüterinduſtrien ohne ausgeprägte
Saiſonbewegung an dem Aufſtieg ſtark beteiligt ſind. In der
Hroßeiſeninduſtrie, in den Eiſengießereien, im Maſchinen= und
Dampfkeſſelbau, im Waggon= und Schiffbau, in den N.E.=
Metall=
fütten und =walzwerken und in Teilen der Elektroinduſtrie ſind
Arbeiter neu eingeſtellt worden. Auch die Geſamtzahl der
gelei=
teten Stunden iſt in einer Reihe dieſer Induſtriezweige geſtiegen,
urückgeangen iſt ſie jedoch in der Großeiſeninduſtrie, im
Dampf=
ſeſſelbau, im Waggonbau, in den N.E.=Metallwalzwerken und in
der Kabelinduſtrie.
Innerhalb der Gruppe von Induſtriezweigen, die durch ihren
Abſatz vielſeitig mit der Wirtſchaft verflochten ſind, haben die
dererzeugung, die Papiererzeugung, die Steindruckereien und
eile der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie Arbeiter neu
einge=
tellt; die Geſamtzahl der geleiſteten Stunden iſt hier indes
ge=
unken. In einzelnen Zweigen der papierverarbeitenden
Indu=
trie und in den Buch= und Zeitungsdruckereien iſt die Zahl der
ſeſchäftigten Arbeiter und der geleiſteten Arbeiterſtunden zum
keil beträchtlich zurückgegangen. In dieſen Induſtriezweigen
ſatte ſich das Arbeitspolumen auch im Vorjahr vermindert. In
er Textilinduſtrie hat ſich die Geſamtzahl der geleiſteten
Stun=
en ſtärker erhöht als die der Arbeiter. Dies iſt zum Teil darauf
urückzuführen, daß die Gefolgſchaften ihre Ferien vielfach im Mai
matten. In den Baumwollſpinnereien und =webereien, in den
Vigogneſpinnereien, in den Wollwebereien, in den
Leinenſpinne=
reien und in den Teppich= und Möbelſtoffwebereien iſt die Zahl
der beſchäftigten Arbeiter und der geleiſteten Stunden geſtiegen.
Auch in den Seidenwebereien, in den Leinenwebereien und in der
Strumpfinduſtrie wurden Arbeiter neu eingeſtellt; die Zahl der
geleiſteten Stunden hat ſich hier dagegen vermindert. In der
Be=
kleidungsinduſtrie iſt die Beſchäftigung aus Saiſongründen
zu=
rückgegangen. Nur in den Korſettfabriken, in der
Hausſchuhindu=
trie und in Teilen der Hutinduſtrie wurden bei gleichzeitiger
Verkürzung der Arbeitszeit noch Arbeiter eingeſtellt. Innerhalb
der Induſtriezweige, die Hausrat und Gegenſtände für den
Wohn=
bedarf herſtellen, iſt die Beſchäftigung in der Möbelinduſtrie, in
der Herſtellung von Stühlen, von Aluminiumwaren, von
Möbel=
beſchlägen und von Weißhohlglas geſtiegen. In der Geſchirr= und
Zierporzellaninduſtrie, in der Geſchirrſteingutinduſtrie ſowie in
der Herſtellung von verſilberten Tafelgeräten ſind Arbeiter
ent=
laſſen worden. In den Nahrungs= und Genußmittelinduſtrien hat
ſich die Zahl der beſchäftigten Arbeiter erhöht. Die Geſamtzahl
der geleiſteten Stunden iſt jedoch zurückgegangen, ſo in der
Müh=
leninduſtrie, in den Oelmühlen, in der Süßwareninduſtrie, in der
Stärkeinduſtrie in den Mälzereien, in den Brauereien und in der
Zigaretteninduſtrie. In der Herſtellung von Teigwaren, von
Fleiſchwaren, von Obſt= und Gemüſekonſerven, in der
Zigarren=
induſtrie haben Arbeiterzahl und Arbeitsvolumen zugenommen.
Ergebniſſe der Induſtrieberichterſtattung.
Induſtriezweige
Geſamte. Induſtrie
Produktionsgüiterinduſtrie
Verbrauchsgüterinduſtrie
Großeiſeninduſtrie
N.E. Metallhütt. u. Walzw.
Maſchinenbau
Baugewerbe
Fahrzeugbau
Textilinduſtrie
N.E. Metallwareninduſtr.
Holzverab. Induſtrie
Nahrungsmittelinduſtrie
Genußmittelinduſtrie.
Zahl
der
beſchäf=
tigten.
Arbeiter in
% der Ar=
Zahl d.
ge=
leiſtet
Ar=
beiterſtun
beiterſtun=
den in 7o
d.
Arbeiter=
ſtunden=
Durchſchn.
tägliche
Arbeitszeit
der
Arbeiter
in
Biehmärkke.
Schweinemarkt in Gießen. Auf dem geſtrigen Schweinemarkt
in Gießen ſtanden 138 Ferkel zum Verkauf. Nach gutem
Han=
delsgeſchäft verblieb geringer Ueberſtand. Es koſteten bis zu ſechs
Wochen alte Tiere 10—13, 6—8 Wochen alte 13—17 und 8—13
Wochen alte 17—22 Mark.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Ab 25. Juli gelten folgende Preiſe für Metallhalbzeug (in
RM. je 100 Kilo, für Abſchlüſſe auf 100 Kilo): Kupfer: Bleche
72.25 (73.00), Rohre 88,25 (89,00), Drähte und Stangen 65,25
(66,00), Schalen 162 (164).
Aus Diedenhofen wird gemeldet, daß einer der in den letzten
Monaten gelöſchten Hochöfen jetzt wieder angeblaſen werden wird.
Der Londoner Goldpreis betrug am 25. Juli für eine Unze
Feingold 137 Schill 11½ Pence gleich 87,4311 RM., für 1 Gramm
Feingold demnach 53,2255 Pence gleich 2,81 097 RM.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Das Entlaſtungsbedürfnis der Kuliſſe fiel geſtern nach den
vorangegangenen Kursſteigerungen an der Berliner Börſe
ſtärker ins Gewicht,, da der Ordereingang aus Publikumskreiſen
weſentlich nachgelaſſen hatte. Die Rückgänge waren aber mehr
te niſch bedingt und ſtellten eine natürliche Reaktion auf die
letzte Aufwärtsbewegung dar. Die vorliegenden günſtigen
Nach=
richten aus der Wirtſchaft, die zum Teil ſchon vorgeſtern gegen
Börſenſchluß bekannt wurden, vermochten ſich daher nicht
auszu=
wirken. Größeres Intereſſe beanſpruchte der Markt der
Monte=
catini=Aktien, nachdem ſich die Gerüchte über eine für die
Aktio=
näre des Unternehmens günſtige Kapitalerhöhung beſtätigen. Die
Aktien erſchienen mit Plus=Plus=Zeichen und wurden mit etwa 65
nach einer letzten Notierung von 54½ am 19. Juli berechnet. Von
Montanwerien waren Maxhütte wieder 2 Prozent höher. Auch
für Rheinſtahl beſtand Intereſſe, während die übrigen
Montan=
werte etwas ſchwächer lagen. Braunkohlen= und Kaliwerte waren
unregelmäßig. Farben ſetzten unverändert ein. Für Chemiſche
Heyden plus 1½ beſtand wieder Intereſſe, während Goldſchmidt
und Oberkoks etwa 1½ Prozent ſchwächer lagen. Auch Conti
Gummi (minus 2 Proz) litten unter Gewinnmitnahmen. Am
Elektroaktienmarkt waren Siemens 1¾ und Licht u. Kraft 1½
Prozent höher. Die übrigen verloren bis 1 Proz., und
Elektrizi=
tätswerk Schleſien 2 Proz. Kabelaktien waren im Hinblick auf
die ſtarke Auftragsvermehrung in der Kabelinduſtrie weiter feſt.
Im Verlauf bröckelten die Kurſe weiter ab. Auch am
Renten=
markt bröckelten die Kurſe ab. Umtauſchobligationen waren ¼
bis ½, Bewag ſogar 1 Prozent niedriger. Pfandbriefe und
Kom=
munalobligationen waren ½—½ Prozent gedrückt.
An der geſtrigen Frankfurter Börſe fehlten
Publikums=
aufträge faſt vollkommen, ſo daß das Geſchäft allgemein ſchleppend
war. Daher blieben einige günſtige Nachrichten aus der
Wirt=
ſchaft ohne nennenswerte Wirkung auf die Kursgeſtaltung. Dieſe
war vielmehr infolge einiger Glattſtellungen ſowohl der Banken
als auch der Kuliſſe zum Ultimo hin etwas ſchwächer. Die
Rück=
gänge erreichten aber kein größeres Ausmaß, da andererſeits noch
einiges Intereſſe für Spezialwerte der Geſamtbörſe eine gewiſſe
Widerſtandskraft verlieh. Die in den letzten Tagen ſtärker
for=
cierten Montanpapiere lagen größtenteils niedriger und vor
allem ſehr ruhig. Phönix verloren 1 Proz., Buderus, Harpener,
Mannesmann, Mansfeld und Stahlverein bis 86 Proz.
Klöckner=
werke und Rheinſtahl konnten dagegen bis zu ½ Proz. anziehen.
Am Elektromarkt lagen Siemens 18 Proz. feſter, auch Licht u.
Kraft zogen weiter an (plus ½ Proz.); dagegen gingen Schuckert
um 1½ Proz., Bekula um 1 Proz. und Geſfürel um ½ Prozent
zurück. Farbeninduſtrie hielten ſich bei kleinem Umſatz mit 149½
Prozent gut behauptet. Rütgerswerke konnten ſich auf den
gün=
ſtigen Geſchäftsgang hin um 38 Prozent erhöhen. Schiffahrts=
und Transportwerte lagen bei minimalen Abweichungen
unein=
heitlich. Im Verlaufe ſtagnierte das Geſchäft nahezu vollkommen
und die Kurſe bröckelten überwiegend weiter leicht ab. So gaben
u. a. Klöcknerwerke ½ Proz., Phönix 78 Proz., Geſfürel ½ Proz.,
Mannesmann ½, Daimler /, Junghans 1 und Aku ½ Proz. nach.
Farbeniinduſtrie konnten ſich mit 149½ Proz. behaupten. — Am
Rentenmarkt traten ſpäter keine Veränderungen von Bedeutung
ein Auch Pfandbriefe wieſen bei ſehr kleinen Umſätzen keine
größeren Abweichungen auf; meiſt lagen die Kurſe behauptet.
Die Abendbörſe hatte auf allen Marktgebieten nur
mini=
male Umſatztätigkeit zu verzeichnen, da Aufträge der Kundſchaft
fehlten. Bei freundlicher Grundſtimmung wieſen die Kurſe gegen
den Berliner Schluß nur unbedeutende Veränderungen auf. Hier
und da erfolgten noch Realiſationen, ſo in einigen
Montanwer=
ten. Die Mitteilung von einem Gewinnabſchluß beim
Stahlver=
ein blieb infolge der Geſchäftsſtille ſelbſt für Stahlverein, ohne
Wirkung. Am Rentenmarkt lagen die Kurſe bei ebenfalls
gerin=
gem Geſchäft gehalten.
Berliner Kursbericht
vom 25. Juli 1934
Der Ausweis der Reichsbank für die Britte Juliwoche
In der dritten Juliwoche iſt nun eine beſſere Entlaſtung der
Reichsbank als in der Vorwoche zu bemerken. Die geſamte
Kapi=
talanlage der Reichsbank hat ſich in der Berichtswoche um 188
Millionen RM. verringert. Von der Ultimobeanſpruchung am
30. Juni von 586 Millionen RM. ſind ſomit rund 72 v.H.
abge=
deckt, während im Vorjahr allerdings eine vollſtändige Abdeckung
erfolgt war. Im einzelnen haben die Beſtände an
Handelswech=
ſeln und =ſchecks um 179 auf 3126 Millionen, an
Reichsſchatzwech=
ſeln um 15 auf 4 Millionen und an Lombardforderungen um 1,5
auf 59 Millionen RM. abgenommen; dagegen die Beſtände an
deckungsfähigen Wertpapieren um 7,8 auf 385,6 Mill. RM.
zuge=
nommen. Dieſe Zunahme hängt wiederum mit der Konverſion
und der Hereinnahme von Neubeſitz zuſammen. Der Notenumlauf
hat ſich um 130 Millionen vermindert, und zwar der Umlauf der
Reichsbanknoten um 124 auf 3472 und der an Rentenbankſcheinen
um 6 auf 325 Mill. RM. Der Umlauf an Scheidemünzen nahm
um 56 auf 1369 Mill. RM. ab. Die Beſtände der Reichsbank an
Rentenbankſcheinen haben ſich auf 84, die an Scheidemünzen unter
Berückſichtigung von 8,9 Millionen neu ausgeprägten und 10,8
Millionen wieder eingezogenen auf 294 Millionen RM. erhöht.
Die fremden Gelder zeigen mit 620 Mill. RM. eine Zunahme um
15 Millionen. Dabei haben die öffentlichen abgenommen, die
privaten dagegen zugenommen. Die Zunahme wurde dadurch
be=
einflußt, daß die Zinszahlungen für Dawes= und Younganleihe
auf Sonderkonto erfolgen. Die Beſtände an Gold und
deckungs=
fähigen Deviſen haben ſich geringfügig um 0,1 auf 77,9 Millionen
erhöht. Im einzelnen haben die Goldbeſtände um 2,5 auf 74,7
Millionen RM. zugenommen, deckungsfähige Deviſen dagegen
um 2,4 auf 3,2 Mill. RM. abgenommen. Hierzu iſt zu bemerken,
daß ein Poſten Ruſſengold hereingenommen wurde, für das bis
auf den Saldo Pfunde und Dollar anzuſchaffen waren. Die
Dek=
kung der Noten betrug am 23. Juli unv. 2,2 v. H. Der geſamte
Zahlungsmittelumlauf betrug 5333 gegen 5523 in der Vorwoche
und 5191 Mill. RM. zur gleichen Zeit des Vorjahres.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 25. Juli. Am
Getreide=
großmarkt waren die Umſätze allgemein klein. Alter Weizen war
etwas knapper angeboten, während neuer Roggen und
Futter=
gerſte in größeren Mengen zur Anlieferung kommen. Am
Hafer=
markt war das Angebot nicht mehr ſo drängend und der Preis
für alten Hafer vlieb ziemlich behauptet. Das Mehlgeſchäft liegt
weiter ruhig, 60prozentiges Roggenmehl iſt weiter geſucht,
wo=
gegen neues Roggenmehl bisher kaum gefragt iſt. Am
Futtermit=
telmarkt lag Weizenkleie etwas ruhiger, für ölhaltige hielt die
Nachfrage bei knappem Angebot an. Daneben waren
Kartoffel=
flocken geſucht. Es notierten (Getreide je Tonne, alles übrige
je 100 Kilo in RM.): Weizen 207—209, Roggen R. 9: 157, R. 13:
161, R. 15: 165: Futtergerſte G. 9: 159, G. 11: 162, G. 12: 164;
Hafer alter Ernte 180—185, Weizenmehl Feſtpreisgebiet W. 10:
28,90, plus 50 Pfg. Frachtausgleich, do. Feſtpreisgebiet W. 7:
28,60 plus 0,50; Roggenmehl Type 997 Feſtpreisgebiet R. 9:
23,00 plus 0,50, R. 13: 23,35 plus 0,50, R. 15: 23,75 plus 0,50;
Weizenmehl 4 b 17—17,25; Weizennachmehl 16,50—16,75:
Weizen=
futtermehl 12,75. Weizenkleie fein 11,40, do. grob 11,75,
Rog=
genfuttermehl 11,75, Roggenkleie 12,50, Soyaſchrot 15,80
Palm=
kuchen 15,70, Erdnußkuchen 17.20 — alle drei Notierungen ſind
Fabrikpreiſe ab ſüddeutſcher Fabrikſtation; Treber 17,00—17,25,
Heu 11,00, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt oder gebündelt
2,80—2,90 Tendenz ſtetig.
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 25. Juli. Das
Ge=
ſchäft vermochte ſich auch heute nicht zu beleben, da das Angebot
von ſeiten der Landwirtſchaft namentlich in Brotgetreide neuer
Ernte von Tag zu Tag ſich etwas verſtärkt und andererſeits die
Nachfrage unverändert klein geblieben iſt. Von Weizen und
Roggen neuer Ernte fand lediglich Roggen in Waggonladungen
teilweiſe Unterkunft.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V.. Andreas Bauer; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; ſür den Handel: Dr. C. 6. Quetſch; für den Sport: J.V.: Dr. C. 6. Quetſch;
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VI. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr,
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Deviſenmarkt
Horontb Geſeaſcafe vom 25. Juli 1934
Deutſche Bank u. / 63.— „Me Me
Elektr. Lieferung Nec
98.— Orenſtein & Koppell
Polyphonwerke. Ve
16.25 Disconto=Geſ. J. G. Farben 149.375 Rütgerswerke 40.— Dresdner Ban 65.50 Gelſ. Berowerke 62.50 Salzdetfurth Ka 163.— Hapag 26.50 Geſ.felektr. untern. 111.75 Weſtdte. Kaufhof 21.875 Nordd. Llohzd 30.25 Harpener Bergbau 107.75 Verein. Stahlwerke 41.75 A. E. G. 25.50 Hoeſch Eiſen und / 76.75 Weſteregeln Alkali 119.— Bahr. Motorenw. 134.— Köln=Neueſſen Agsb.=Nnrb. Maſch. 65.-— C. P. Bemberg 65. Phil. Holzmann. 66.50 Baſalt=Linz 12.— Vereinigte Glanzſt. 126.50 Kali Aſchersleben 122.— Berl. Karlsr. Ind. 128.75 Bergmann Eleltr. Klöcknerwerke 77.375 Hohenlohe=Werke 29.875 Berl. Maſch.=Bau 102.— Korsw. Chem. Fabr. 93.25 Lindes Eismaſch. 97.50 Conti=Gummi 135.— Mannesm. Röhr. 68.625 VogelTelegr. Draht 84.75 Deutſche Cont. Gasl126.50 Maſch.=Bau=Untn. 47.75 Wanderer=Werke. 121.25
Aegypten
Argentinie
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
Währung
1äghpt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2.Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld
13.04
0. Sao
59,89
0.184
3.047
2.541
58.54
8i.72
12.66
69.53
5.594
16.50
2.497
169.73
57.29
Brief
13.07
0.632
56.81
0.19e
3.053
2.553
56.66
81.88
12.69
69.67
5.606
16.54
2.503/1
170.0711
57.41
Italien
Fapan
Jugoflawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowi!.
Türkei
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Währung /
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
11 türk. 4
100 Pengs
1 Goldpeſo
1 Dollar.
GeldBrief
21.58 21.62
0.7511 0.753
5.6641 5. 676
78.67 78.23
63.64 63.76
48.95 49.05
11.49 11.51
65.29 65.43
81. 66 81.82
34.32 34.28
10.44 10.46
1.991 1.995
—
0.999
2.512
.001
2.518
Durmſtäuter und Mariokarbant Burmſtadt, Billane Mr drescher Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 25. Juli 1934.
D
„Gr. Ip. 1934
1935
1938
1937
„
1938
„
„Gruppei ....
696 Dtſch. Reichsanl.
„ v.27
6%
5½%Intern. , v.30
63gBaden ... v.27
6%Bahern . .b.27
6%Geſſen ....v.29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ........!.
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ........!.
Dtſch. Anl. Ausl.
*Iſ. Ablöſung .
(Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin ...v.24
68Darmſtadt ..
6%Dresden.. v.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
.26
6%.
62Mainz.. ....
68Mannheim v.27
62München v. 29
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbk. 89.75
6% Goldoblig. 85.5
103.65
1031,
1021.
99.5
97.8
101.4
927.
90.5
91.1
93"
91.75
107
94
36.75
100.9
100,1
941,
9.3
3=
76
81.55
79.5
81
87.25
82.25
5½% Geſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid.
4¾4%
Komm. Obl. . .
60 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G.Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſ.Gldobl. R.11
5%0 „ „ R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. . ....
6SNaſſ. Landesbk.
½% „ Liqu.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. I
„ „Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
Lig.=Pfbr.
6% Frif. Hyp.=Bk.
½a % „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
GFrfi. Pfbr.=Bl.
5½% „ Lig=Pfr.
6½Mein. Hyp.Bk.
20 „ Lig.=Pfr.
% Pfälz. Hyp.=Bk.
2%0 Lig.=Pfbr.
SSRhein,Hyp.=Bi.
5½%0 „ Lig.=Pfr.
„ Goldoblig.
Südd, Boden=
Ered=Bank.
5½% n Lig.=Pfbr.
6%Bürtt. Hhp..B.
89.75
90.5
82.5
A.
89.5
901,
96.5
112.5
89.5
90
84
89.5
81.75
89
90.5
92
91.5
90.75
90 75
87.5
Meu
69Dt. Linol. Werke
68Mainkrw. v.26
6%Mitteld. Stahl
68 SalzmanncCo.
69Ver. Stahlwerke
62 VoigtéHäffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 08
4½%0 Oſt. Schätze
420 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½3%
42
4%Türk. Admin.. .
4% „ 1.Bagdad
Zollanl.
42
4½%üngarn 1913
1914
Goldr.
47
1910
4½Budp.Stadtanl.
4%Liſſabon
42, Stockholm
Aktien.
Accumulat. Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A.C.G. ......
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauere
Zelſtoff
Bad. Maſchinenfbr,
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht 1
Buderus Eiſen..!
Eement Heidelberg /1
Karſtadt
Miecke
95.5
90.25
9210
80
77.5
76.75
118,
V
27.25
4.5
6t
25‟
107.25
91.5
60.75
66.5
145.25
78.25
108
125.5
F.6. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade (A=G).....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ......""1
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum ...
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhof ſ c Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft!1
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleiche:
Fahr. Gebrüder.
F.G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter!
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof.
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ.f.elektr. untern
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinger
Hafenmühle, Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau.
Henninger, Kempfl!
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!
Holzmann, Phil.
Jlſe Bergb. Stammſ=
„ Genüſſel1
2o8
135
46‟
118
117
208
59
81.75
100
84
98.75
115
238.5
53
106.75
1497,
9.
62.75
111.
26I.
211.
42.8
108.25
111.75
35
81
105
169.5
129
Mie
Kali Chemie
Kali Aſchersleben
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke
Knorr C. H..
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co.
Laurahütte
Lech, Augsburg:
Löwenbr. Münch.
Mainkr. W
Mainz Akt. V
Mannesm.=Röhr
Mansfeld, Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
Moenus..
MotorenDarmſtadt
Neckarwer: Eßling.
Oberbeda.
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau.
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Riebect Montan. .=
Roeder, Gebr.
Rütgerswverke..
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.!=
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr
Schuckert, Eleftr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halskel
„ Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer.=Geſ..
49.5
251
100
79.5
40.25
200
182.5
29.2*
91,
94
189.75
93.25
Miie ne
Ver, Stahlwerle..
Ver, Ultramarin .
Voigt & Haeffner.
Weſtdte, Kaufho f
Weſteregeln Ka
Zelſtoff Walthr
Aklg. Dt. Creditan
Badiſche Bank.. .
Bk. f. Brauinduſtr.
Bayer, Hyp. u. W.
Berl. Handelsge)
oypothebl.
Comm. u. Privatbl.
Dt.Ban u. Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban
Franff. Bant..
Syp.=Bant
Mein. Hhp.=Bank.
Pfälz. Hhp.=Banz
Neichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Bau
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenbank
42
126
221,
47.5
48
114.6
105
70.5
91
11
Has
63‟
74.5
65.5
79.5
76
72.5
1541
104.5
61
100
A.=G.ſ. Vertehrstu. 67.25
Alg. Lokalb. Kraftw/4 18
72 Dt. Neichsb. 3z0/111.5
Hapag.
26
Nordd, Llohzd,
Südd. Eiſenb.=Gie
56
Allianzr u. Stuttg.
Verſicherung
Verein. Verſ
Frankona Rück=u. M
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
14
Schantung Handelsl
2o5
225
113
40.5
Seite 12 — Nr. 204
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Ke
HBEK
34)
Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe
(Nachdruck verboten)
„Himmel, was Sie für ein entſetztes Geſicht machen. Nein,
die Bekanntſchaft iſt ſehr einſeitig. Sie hat nur .‟ Er brach ab.
Ingrid, die Dr. Lerſes auffällige Bewunderung mißverſtand,
hatte ihrem Schwager einen Wink gegeben, der Harald nicht
ent=
gangen war. Was konnte das bedeuten?
„Meine Schwägerin intereſſiert ſich nun einmal für ihn,” ſagte
George Hardy neckend und blies einen Rauchring in die Luft.
„Das tue ich auch”, gab Ingrid zu. „Ich habe ſo viel von dem
berühmten Hochſtapler gehört, daß ich wirklich neugierig wäre, ihn
einmal kennenzulernen oder wenigſtens zu ſehen.”
„Wirklich?‟ Dr. Lerſe war ſichtlich erregt.
„Ja,” fuhr ſie fort, vielleicht, um ihn etwas zu reizen. „Ja,
wirklich. Er muß ein mutiger, kluger und äußerſt begabter Menſch
ſein. Er hat in ſeiner Art geradezu etwas Geniales, wenn auch
nur die Hälfte von dem wahr iſt, was man über ihn hört und
lieſt. Ueberdies muß er blendend ausſehen, kurz, er intereſſiert mich.”
Harald ſchwieg. Sein Blut jagte durch die Adern. War das
möglich?
„Nun, nun, man muß nicht alles wörtlich nehmen,” meinte
der Polizeigewaltige. „Uebrigens, wenn Sie auch auf dem „
Kon=
dor” waren, erzählen Sie mir doch mal —
Aber Dr. Lerſe wußte auch nicht mehr, als Mr. Hardy ſchon
von ſeiner Schwägerin gehört hatte, und weniger, als ihm von
Amts wegen bekannt war.
George Hadry ſah nach der Uhr.
„Meine Badeſtunde ſchlägt,” ſagte er. „Auf Wiederſehen beim
Tee im Atlantic.”
Er ging. Mr. Hardy konnte zu keiner Jahreszeit einen Tag
an der See verbringen, ohne zweimal zu baden.
Die Zurückbleibenden ſchwiegen. Harald war blaß. Es war
in den letzten Minuten zu viel auf ihn eingeſtürmt.
Mrs. Winſton betrachtete ihn nachdenklich.
„Was haben Sie?” fragte ſie nach einer Weile.
„Sie intereſſieren ſich wirklich für Harald Borch?” antwortete
er mit einer anderen Frage.
„Ich habe Ihnen ja geſagt, warum” erwiderte ſie leichthin.
„Aber ſo, daß Ihr Schwager ſich täglich Ihretwegen über ihn
berichten läßt! Freuen Sie ſich etwa, daß er wieder
entkom=
men iſt?”
„Möglich .. warum nicht?”
„Ingrid .." möchten Sie ihn wirklich kennenlernen?”
Ihre einzige Antwort war ein leiſes Lachen. Aber es klang
etwas nervös.
„Könnten Sie denn menſchlichen Anteil an ihm nehmen? Als
Frau, meine ich, am Mann. Könnten Sie das denn?‟ Sein Atem
ging haſtig.
Jetzt tat er ihr leid. Sie beugte ſich zu ihm hinüber und nahm
ſeine Hand.
„Aber Bruno, wie kannſt du ſo etwas denken? Ein Hochſtapler
iſt ein Hochſtapler und kann als Menſch für mich vie in Frage
kommen."
Er ſah ſie ſtarr an. Und wenn ich es wäre? lag es ihm auf
der Zunge, aber ſie fuhr ruhig und nüchtern fort:
„Wer iſt denn Harald Borch? Ein flüchtiger Verbrecher. Sage
ſelbſt, wie ſollte das möglich ſein? Er iſt doch kein Gentleman.”
Es traf Harald wie ein Peitſchenſchlag. Er biß die Zähne
zuſammen.
„Bruno?”
Er nickte ſtumm.
„Und nun will ich dir ſagen, wie das mit der Anſpielung
meines Schwagers zuſammenhängt. Ich bin einmal von Harald
Borch beſtohlen worden.”
„Unmöglich!” Er fuhr auf und ſah ſie entſetzt an.
„Doch,” antwortete ſie ruhig. „Es iſt noch gar nicht lange
her . . . in Territet.”
„In Territet! Was ... ich meine, war es etwas Wertvolles?”
„Ja, beſonders für mich, weil es ein Andenken an meine
Mutter war. Eine dreifache Perlenkette mit einem ſchönen, alten
Smaragdſchloß in Brillanten . . . Was haſt du . . .?"
Harald begriff nichts. Er hatte den Schmuck ſofort erkannt.
Aber der hatte doch einer ganz anderen gehört . .. der alten Ziege,
wie er ſie für ſich zu nennen pflegte.
„Ich denke nur an Raub . .. murmelte er, „an deinen
Schrecken, an die Gefahr.”
„Der Schreck kam erſt ſpäter. Ich war gar nicht da ſondern
auf einer vierzehntägigen Tour über die Furka ins Berner
Ober=
land. Ich hatte meinen ganzen Schmuck bis zu meiner Rückkehr
ins Treſor des Hotels gegeben, aber meiner Kuſine, der Gräfin
Laroche, erlaubt, ihn zu tragen. Sie hatte die Perlenkette am
Abend bei der Reunion umgehabt, und nachher war es ſo ſpät
ge=
worden, daß wohl niemand mehr da war, um den Schmuck ins
Treſor zu nehmen. Vielleicht war ſie auch zu müde und hat es
auf den nächſten Tag verſchoben . . genug, am Morgen war der
Schmuck verſchwunden und mit ihm der franzöſiſche Journaliſt,
unter deſſen Maske Harald Borch drei Tage im Hotel gewohnt
hatte, wie nachher herauskam. Ich ſpreche meiner Kuſine wegen
ſonſt nie davon aber, Bruno, was haſt du nur? Mir iſt ja
nichts geſchehen, es iſt alles ſchon halb vergeſſen . . ."
Sie war ganz gerührt über ſein Entſetzen. Wie mußte er ſie
lieben, wenn ihn das ſo erregte! Sie ſtand auf und ſtrich ihm
leiſe übers Haar.
Donnerstag, 26. Juli 1934
„Siehſt du, das iſt mein ganzer Zuſammenhang mit den
König der Hochſtabler.
König! dachte Harald. Ein trauriges Königtum. Er ſtand au
„Geh ein paar Schritte durch den Garten,” riet ſie ihm, „wäh
rend ich mich zum Gehen fertigmache. Wir müſſen zum Tee in
Atlantic.”
Sie huſchte davon. Harald ging nachdenklich den Kieswe
entlang, der um das Haus herumführte. Er wußte, nun war e
aus — endgültig.
Nur den Schmuck mußte er ihr noch wiedergeben — mußte
Und dazu war es vor allem nötig, nach New York zurückzukehrer
wo er den kleinen ſchwarzen Koffer verſteckt hatte.
Während er grübelnd vor der Haustür ſtand, kam ein Tele
graphenbote durch die Garteneinfahrt herangeradelt, ſprang vo
ihm ab und überreichte ihm ein Telegramm.
„Für Mr. Hardy,” ſagte er.
„Gut.” Harald nahm es ihm ab und gab dem Boten e
Trinkgeld, dem bisher bald dieſer, bald jener ſeine Telegramm
abgenommen hatte, und der alſo arglos und vergnügt davonfuhr
Es war ein gewöhnliches Telegramm, denn George Hard
wollte in jeder Hinſicht ſein Inkognito bewahren.
Harald öffnete und las. Seine Augen blitzten auf, er war wi
elektriſiert. Tief aufatmend, ſteckte er die Depeſche ein und blickt
ſich kampfbereit um. Er war wieder der alte.
22. Kapitel.
Der liebenswürdige Polizeichef.
Das Telegramm lautete:
Anfrage, ob dort Dr. Lerſe, der dringnd ver
dächtig, mit Harald Borch identiſch zu ſein. Genaue
Meldung folgt.
Gringham.
Das wird der Sekretär ſein, dachte Harald, ſah nach der Uh=
und überlegte. Es war zu ſpät, vor einer Viertelſtunde war de=
Expreß nach New York abgefahren. Vor den ſpäten Abendſtunder
ging kein anderer Zug, der ihm wirklich nützen konnte. Bis da
hin war ſicher die genauere Meldung da. Was tun? Ein Flug
zeug! Aber ob eins ſtartbereit war? Beſtellen? Nein, das war
zu auffallend. Motorboot? Wohin? Lächerlich, es würde
ſofor=
bemerkt und eingeholt werden. Die Gedanken brauſten in ſeinem
Kopf. Die Lage war kritiſch — es ging ums Ganze. Eine wilde
Freude packte ihn wie ein Rauſch. Und er würde dennoch ſiegen!
Er fühlte ſich als König, der frei ſchaltete und waltete, auch über
das Schickſal, und es war doch kein armſeliges Königtum! Er war
wie ein Tänzer auf einem blitzenden Seil über ſchwarzen Ab.
gründen.
Mrs. Winſton trat aus dem Haus. Es war jetzt nichts an.
deres zu tun, als ſie ins „Atlantic” zu begleiten, wo er ſelbſ
heute morgen abgeſtiegen war. Vielleicht war es ſein letzter Weg
mit ihr! Er gab ſich Mühe, war angeregt, ſprudelnd von
Einfäl=
len, galant wie nie. Im „Atlantic” überließ er Ingrid einen
Augenblick ihrem Schwager und fuhr mit dem Expreßlift auf ſein
Zimmer, wo er ſich ſchnell reiſefertig machte. Schließlich, über.
legte er, bleibt mir nur übrig, das ſchnellſte Auto zu nehmen, das
ich hier finden kann, und irgendwohin zu fahren — irgendwohin
Aber das verwünſchte Telephon, mit dem der hier bekannte Wagen
überall ſignaliſiert werden konnte! Ach was ... war man einmal
weg, dann fanden ſich ſchon Wege .. . Immerhin . .
(Fortſetzung folgt.)
Nur noch 2 Tage
Die Liebestragödie eines bek.
Londoner Anwalts schildert
das spannende Filmwerk:
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Dirigent: René Carl Frieß, Frankfurt-M.
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Fiſchfilet Pfd. 70, 60, 50.5
Pfund 13 Pf
Falläpfel. Ia Schellfiſche Pfd. 705
Frankf. Str. 105, Ia Kabliau Pfd. 60, 50.5
Martinsmühle. IaSeelachs . . Pfd. 45.3
Die Fachſchaft der Darmſtädter Fiſchhändler
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. . . Der Atem stockt.
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nichtsahnend in Lebensgefahr .
„ . eine Lawvine hängt über dem
Luzushotel . .."
„.. wer wird die Gefahr beseitigen?
Wer setst sein Leben auf’s Spiel?
Niemand!!! „ . . nur
GUSTAV DIESSL.
als der verfemte, uneheliche
Bergführer Jakob Burkart
in
Bie waiße
Maiestät
mit
Hertha Thlele, Gust. Diessl
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Himalaya-Expedit.)
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Backfiſche . . . Pfd. 289
Konſum=Kabliau Pf. 35.5
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IaSüßbücklinge ½Pf.30.5
Nene Salzgurken
Fleiſch= und Heringsſalat
Einträge in das Handelsregiſter Abteilung A:
Am 9. Juli 1934 hinſichtlich der Firma: W. & P.
Damenmoden Wende & Philippi, Darmſtadt:
Die offene Handelsgeſellſchaft iſt aufgelöſt. Geſchäft
ſamt Firma iſt auf die ſeitherige Geſellſchafterin
Eliſabeth Wende, geborene Walter in Darmſtadt
übergegangen. — Am 13. Juli 1934 hinſichtlich der
Firma: Johannes Krummeck, Darmſtadt: Die
Firma iſt erloſchen. — Am 20. Juli 1934
hinſicht=
lich der Firmen: 1) Eugen Holbein Graphiſche
Vertretungen, Darmſtadt: Die Firma iſt
ge=
ändert in „Eugen Holbein”. — 2) Eugen
Hol=
bein jr. Graph. Fachgeſchäft, Darmſtadt: Die
Firma iſt geändert in „Eugen Holbein junior”.
Abteilung B: Am 13. Juli 1934 hinſichtlich der
Firma: Heſſiſche Lufthanſa Geſellſchaft mit
beſchränkter Haftung, Darmſtadt: Die Firma
(7915
iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 23. Juli 1934.
Amtsgericht Darmſtadt.
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Mahnung.
Bei Meidung der Beitreibung und Koſtenberechnung
ſind bis zum 8. Auguſt 1934 an die unterzeichnete
Kaſſe zu zahlen:
2. ZielGemeinde=,Kreis= u. Provinzialſteuern 1934,
2. . . Filialſteuer und Warenhausſteuer 1934,
2. Straßenreinigungs= Müllabfuhr= und
Kanalbenutzungsgebühren 1934.
(st 7923
Darmſtadt, den 26. Juli 1934.
Stadtkaſſe.
Einmann=
Zelt
auf 3 Wochen zu
leihen geſucht.
Ang. G. 51 Gſch.
Woog, 25. Juli.
Waſſerhöhe am
Pegel 3,56 Mtr.,
Luftwärme 192
Celſius,
Waſſer=
wärme vormitt.
7 Uhr 220 Celſ.
Woogspolizei=
Wache.
Perſteigerung
von 5 ausrangierten heſſiſchen Hengſten
(4 gute Geſchirrpferde und einen
zum Schlachten) findet ſiatt am
Montag, den 30. Juli 1934
10 Uhr vormittags, auf dem
Pferdemarkiplatz in Darmſtadt
Holzhofallee 32 (Beſicht. ab ½10 Uhr)
Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau
Hauptabteilung II
Frankfurt (M.), Bockenbeimerlandſir. 25
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9.700
7.800
6.500 „ „
Besichtigung: Freitag 10-12 Uhr. Monteur Kiel-
Arbeitsvergebung.
Die eiſernen Geſtelle für die Magazine des
Staatsarchivs im ehem. Reſidenzſchloß zu
Darm=
ſtadt werden hiermit auf Grund der Reichsvers
dingungsordnung öffentlich ausgeſchrieben.
Bedin=
gungen und Unterlagen können auf unſerem Amb,
Paradeplatz 3, Zimmer 12, während der
Dienſl=
ſtunden von 7—15 Uhr eingeſehen und Leiſtungss
verzeichniſſe, ſolange Vorrat reicht, nur an Bieter
aV7925
unentgeltlich abgegeben werden.
Darmſtadt, den 26. Juli 1934.
Heſſiſches Hochbauamt Darmſtadt
Schloßbaubüro.