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Nummer 203
Mittwoch, den 25. Juli 1934.
DO.= Bank und Darmſtädter und Natlonalbank.
196. Jahrgang
Das öſterreichiſche Chaos.
alloſe Zuſtände. — Maſſenverhafkungen in Wien und in anderen Teilen des Bundesgebiekes. — Dollfuß
mik ſeiner Weisheik zu Ende. — Neuer Heß= und Verleumdungsfeldzug gegen
Deutſchland ſoll das Verſagen des Regimes decken.
Maſſenverhaftungen von Marriſten in Wien.
Dollfuß Schiffbruch.
In den Montagehallen der Wiener Karoſſeriefabrik
Arm=
uſter halten ſich gegenwärtig rund 1000 Perſonen auf, die die
erreichiſche Regierung am Montag hat zuſammentreiben laſſen.
e hat durch ihre Sicherheitsorgane zahlloſe Hausſuchungen und
rhaftungen vorgenommen, weil ſie fürchtet, daß die Marxiſten
i der Verkündung des erſten Todesurteils revoltieren würden.
iter Anklage ſteht, obwohl die Wiener Regierung dauernd
be=
uptet, daß die Sprengſtoffanſchläge durch Nationalſozialiſten
sgeführt würden, ein Sozialdemokrat mit ſeinen
lpießgeſellen. Sie haben ſelbſt geſtanden,
wert=
iIle Anlagen in die Luft geſprengt zu haben.
n Plus iſt es für die Wiener Regierung gerade nicht, daß ſie
aſſenverhaftungen vornehmen muß, um zu verhindern, daß die
gotiſchen Verhältniſſe noch mehr an Umfang
gewin=
n. Sie hat aber nicht nur in Wien Sozialdemokraten und
mmuniſten feſtnehmen laſſen. Sie hat die gleiche Anordnung
ch für alleanderen Bundesgebiete erteilt. Bei dieſer
Gelegen=
it zeigt ſich übrigens, wie vorteilhaft es für das Syſtem
Doll=
z iſt, für die Arbeitsbeſchaffung nichts zu tun. Hätte ſich die
iener Regierung der Arbeitsloſigkeit entgegengeworfen, dann
tte ſie jetzt keine Räumlichkeiten beſeſſen, um die Verhafteten
zuſperren, da die Gefängniſſe und ſonſtigen
rreſtlokale ſchon mit feſtgenommenen
National=
zialiſten überfüllt ſind.
Im gleichen Augenblick hat Dollfuß an die Wiener Preſſe
de Anweifung erkeill, Deufſchland mit Anklagen
Mer Mf u Werſchifent.
ich eine Reihe ausländiſcher Zeitungen hat ſich bereit erklärt,
Feldzug gegen das Deutſche Reich zu unterſtützen und die
Be=
uptung in die Welt zu ſetzen, daß in Oeſterreich die Ruhe nicht
eder einkehren könne, weil von außen her unentwegt dafür
ge=
gt werde, daß der Sprengſtoff der Attentäter nicht weniger
rde.
Dieſe Anklage iſt reichlich lächerlich, zumal das vorgebrachte
aterial alles andere denn beweisfähig iſt. Wir haben
wieder=
lt der Anſicht Ausdruck gegeben, daß Deutſchland es gar
cht nötig hat, den Kampf der öſterreichiſchen
evölkerung gegen das verhaßte Dollfußſyſtem
lateriell zu unterſtützen, da die Dinge in Oeſterreich
agſam heranreifen, und die Dollfuß=Regierung ſelbſt alles tut,
iden Aſt abzuſägen, auf dem ſie ſitzt. Es gibt außerdem ſehr
)arfe Reichsgeſetze, mit denen jeder Bekanntſchaft
icht, der es wagen ſollte, die öſterreichiſchen Nationalſozialiſten
irgendeiner Form zu unterſtützen. Zudem iſt die Ausreiſe
ch Oeſterreich faktiſch geſperrt. Auch wird die Grenze ſehr
ge=
u überwacht. Aber derartige Verſicherungen werden einfach
den Wind geſchlagen. Dafür kommt man zu den Märchen
un den deutſchen Sprengſtofftransporten über
en Bodenſee. Die Anklage gegen Deutſchland iſt
ehr als fadenſcheinig. Sie iſt gewiſſenlos und leichtfertig
auf=
baut. Aber
warum dieſer Skurmlauf gegen Deukſchland?
Herr Dollfuß weiß weder ein noch aus. Er ſieht ſich von
einden ohne Zahl umringt. Landauf, landab krachen nicht mehr
e harmloſen Papierböller, ſondern die Sprengpatronen der
So=
aldemokraten. Die Sicherheitsmannſchaften der Polizei und
endarmerie kommen aus den Kleidern nicht mehr heraus. Sie
erden von der Regierung hin und her gehetzt und ſind zum
ößten Teil gar nicht mehr geneigt, ſich als Sklavenhalter zu
tätigen. Auch das Bundesheer ſteht durchaus nicht ganz auf
rr Seite der Regierung, während Herr Dollfuß, obwohl er dem
amen nach alle Machtmittel in ſeiner Hand vereinigt hat, nun
ieder mit einer gewiſſen Gegnerſchaft ſeiner ſogenannten
enge=
in Mitarbeiter zu rechnen hat. Mühſam ſchleppt er ſein Syſtem
in einer Woche in die andere. Irgendwelche poſitive Arbeit kann
ine Regierung nicht vorweiſen. Wirtſchaftlich und finanziell
ht es im Lande immer mehr zurück. Das Volk verelendet. Die
tädter verkommen. Doch Dollfuß glaubt, mit zäher
Verbiſſen=
it ſeine Regierung verteidigen zu müſſen.
Weil ihm alles mißlingt, weil in Oeſterreich der Kampf aller
gen alle ausgebrochen iſt, weil kein Menſch mehr die
öſterreichi=
ſen Eiſenbahnen zu benutzen wagt, weil das Volk wie ein Mann
ſchloſſen gegen ihn ſteht, macht er Deutſchland für ſeinen
poli=
ſchen Schiffbruch verantwortlich. Er läßt das Deutſche Reich
irleumden und die Behauptung verbreiten, daß von Deutſchland
1s die Ruhe Oeſterreichs geſtört werde. Wir werden nicht
über=
iſcht ſein, wenn eines Tages wieder davon geſprochen wird, daß
eutſchland auch die Unabhängigkeit Oeſterreichs beſeitigen wolle.
1.. . Ein günſtiger Auftakt für das
Zuſammen=
reffen mit Muſſolini iſt die Verſchärfung der
aotiſchen Zuſtände in Oeſterreich gerade nicht.
ber Herr Dollfuß will daraus gerade Nutzen ziehen. Er gibt ſich
ffenbar der Hoffnung hin, Muſſolini gegen Deutſchland
auf=
liegeln zu können, wie er bereits den Verſuch gemacht hat,
Bar=
hou für die Bildung einer antideutſchen Front zu
ewinnen.
DNB. Wien, 24. Juli.
In alen Bezirken Wiens ſind am Montag
Maſſenverhaf=
tungen von Sozialdemokraten und Kommuniſten erfolgt. Die
Feſtgenonmenen wurden, da das Polizeigefängnis überfüllt iſt,
in den lerſtehenden Montagehallen der Karoſſeriefabrik
Arm=
bruſter im 9. Bezirk untergebracht. Man ſpricht von etwa 600
bis 1000 Verhaftungen. Die Fabrik wird ſcharf bewacht, Starke
Schutzkorpsabteilungen wurden in das Gebäude gelegt. Ueber
die Gründe der Verhaftungen ſind verſchiedene Anſichten im
Umlauf. Man hört, daß die Polizei einem großen marxiſtiſchen
Komplott zum Sturz der Regierung auf die Spur gekommen
ſei. Eine Beſtätigung dieſer Lesart war nicht zu erreichen. Die
Behörden behaupten, daß es ſich um eine Nazia handele, die
keinen beſtimmten Anlaß habe. Man erfährt auch, daß die
Marxiſten in den letzten Tagen eine rege unterirdiſche Tätigkeit
entfalteten und Leute für die illegalen Schutzbundformationen
angeworben haben. Auch aus der Provinz laufen private
Mel=
dungen über zahlreiche Verhaftungen unter den Marxiſten ein.
Zwei Todesurkeile in Wien.
In dem Prozeß gegen die beiden wegen Sprengung der
Donauuferbahn und Mordverſuchs an einem Wachtbeamten vor
dem Wiener Standgericht angeklagten Sozialdemokraten Gerl
und Anzböck erkannte das Gericht gegen beide Beſchuldigten auf
Todesſtrafe.
In der Verhandlung gab der Hauptangeklagte Gerl an, daß
er einen Terrorakt gegen die Regierung beabſichtigt habe, weil
die Regierung das Volk verſklave und die Arbeiterſchaft
unter=
drücke. „Ich kann ſchon jetzt ſagen”, fuhr der Angeklagte ſchreiend
fort, „in Zukunft wird es ſtatt ſieben Selbſtmördern täglich
ſieben Attentäter gegen die Regierung geben.”
Der Schuhbündler Anzbörck wird begnadigk.
Von den beiden durch das Standgericht wegen
Sprengſtoff=
vergehens zum Tod verurteilten Schutzbündlern iſt das
Gnaden=
geſuch für Joſef Gerl abgelehnt worden. Gerl wurde um 20 Uhr
10 Minuten hingerichtet. Dagegen wurde dem Gnadengeſuch für
Anzbörck ſtattgegeben und die Strafe in lebenslänglichen ſchweren
Kerker umgewandelt.
Skandgerichtsurkeile in Salzburg.
Das Standgericht in Salzburg verurteilte die Angeklagten
Rudolf Käfer und Leopold Bach zu 12 und 8 Jahren ſchweren
Kerkers. Beide hatten einen Bombenanſchlag auf das Herz=Jeſu=
Kloſter in Kieferung unternommen, wobei vierhundert
Fenſter=
ſcheiben, zum Teil mit wertvollen Glasmalereien, zertrümmert
wurden.
Ein Schöffenſenat in Salzburg verurteilte den 23jährigen
Johann Stöger zu 6 Jahren ſchweren Kerkers, weil er in
Hof=
gaſtein drei Bombenanſchläge, und zwar gegen das Kurhaus,
gegen das Hotel Mariahilf und im Gemeindepark ausgeführt
hatte. Die Anſchläge ſind noch vor der verſchärften Verordnung
erfolgt.
Der gleiche Schöffenſenat verurteilte zwei 19jährige Burſchen
zu 5)z und 6 Jahren ſchweren Kerkers, weil ſie
Sprengſtoffmate=
rial transportiert hatten.
Wiederherſkellung der diplomakiſchen
Beziehungen
zwiſchen Bulgarien und Sowjetrußland.
DNB. Moskau, 24. Juli.
Die Telegraphen=Agentur der Sowjetunion veröffentlicht
den Briefwechſel zwiſchen dem bulgariſchen Außenminiſter
Bata=
low und Litwinow. Darin teilt Batalow das Ergebnis der
Verhandlungen zwiſchen Sowjetrußland und Bulgarien mit
ſo=
wie den Beſchluß Bulgariens, normale diplomatiſche
Beziehun=
gen mit Sowjetrußland durch den gegenſeitigen Austauſch der
Geſandten wiederherzuſtellen. Litwinow weiſt in ſeiner Antwort
darauf hin, daß die Sowjetregierung um ſo lieber dieſen
Vor=
ſchlag annehme, als er ihren eigenen Wünſchen
entgegen=
komme und den Intereſſen beider Länder entſpreche.
Sieben Todesurkeile in Moskau.
Wie erſt jetzt amtlich mitgeteilt wird, fand kürzlich vor dem
Oberſten Gericht der Sowjetunion ein Spionage=Prozeß gegen
eine Gruppe von 23 Ingenieuren und Technikern ſtatt. Es
han=
delt ſich um Ingenieure der Verwaltung der Eiſenbahn
Mos=
kau—Kaſan und um Ingenieure und Techniker des Lokomotiv=
Reparaturwerkes in Murom. Den Angeklagten wurde Spionage
zugunſten einer fremden Macht und Anſchläge auf
Eiſenbahn=
züge und wichtige Eiſenbahnknotenpunkte vorgeworfen. Ferner
wurden Mobilmachungspläne der Eiſenbahnſtrecke nach dem
Fernen Oſten ausgekundſchaftet und einer fremden Macht
über=
mittelt. Angeſichts der ſchweren Vergehen — es gilt als
er=
wieſen, daß die Gruppe mehrere Eiſenbahnkataſtrophen
ver=
urſacht hat, z. B. bei der Station Tſcherna an der Linie
Mos=
kau-Kaſan und bei der Station Panki — und der Tatſache,
daß Hochverrat vorliegt, wurden ſieben Mann, die die Leitung
der Gruppe hatten, zum Tode durch Erſchießen verurteilt. Die
anderen wurden zu 10 Jahren Konzentrationslager verurteilt.
Franzöſiſcher Starrkrampf.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. Juli.
Mit dem 6. Februar, dem Blutſonntag, iſt die franzöſiſche
Bevölkerung in eine Erregung geraten, die durch eine routinierte
Kammer= und Preſſekamarilla unter gut gemeinten
Rundfunk=
reden des Miniſterpräſidenten der Rückwärtsregierung
Doumer=
que nicht beſchwichtigt werden konnte. Nach außen hin bietet
Frankreich das alte Bild der Unentwegtheit, aber die
Ueber=
nervoſität der franzöſiſchen Außenpolitik läßt ſich nur darauf
zurückführen, daß einiges im Innern verrottet iſt, Und ſeit
Jahrzehnten zum erſten Mal wird die Politikerkaſte beherrſcht
von der Wahlfurcht. Im Oktober wollen die Radikalſozialiſten
in Nantes ihren Parteitag abhalten. Unmittelbar vorher finden
die Bezirkswahlen ſtatt, die ein Barometer für die
Volksſtim=
mung ſind. Nun hat Tardieu nicht ungeſchickt gerade den
Frak=
tionsführer der Radikalſozialiſten, den ehemaligen
Miniſter=
präſidenten Chautemps, öffentlich bezichtigt, ſeit Jahren um die
Machenſchaften Staviſkys gewußt zu haben. Dieſer Angriff ſoll
dadurch abgebogen werden, daß bis nach den Bezirkswahlen
die ganze Angelegenheit vertagt wird. Aber der Franzoſe
außer=
halb dieſer Kammerkreiſe fragt ſich, ob nicht eine ſolche
Hinaus=
ſchiebung der Aufklärung ſchlimmer iſt als ein ſcharfer
Ver=
ſchnitt, ob nicht Doumergue und Barthou die Geſamtlage noch
verſchlimmern, wenn ſie aus taktiſchen Gründen ebenſo wie die
Radikalſozialiſten darauf verzichten, die Zeugen anzuhören, die
Tardieu als Beweiskorona dafür genannt hat, daß der Führer
der Radikalſozialiſten um die Schwindeleien wußte und nichts
tat, um ſie unmöglich zu machen. Für die nächſten Ereigniſſe
in Frankreich kommt es weſentlich darauf an, was der ehemalige
Frontkämpfer, der unter dem Steuer= und Wirtſchaftsdruck
ſeufzende Kleinbürger, der Beſitzer von landwirtſchaftlichen
Zwergbetrieben denkt. In der franzöſiſchen Preſſe findet deren
Stimmung keinen Widerhall, aber die Wahlen werden zeigen,
daß das auf die Wogen von Doumergue gegoſſene Oel
nich=
zulangt. Ein äußeres Zeichen, eins der wenigen für das
Miß=
trauen gegenüber dem jetzigen Kurs iſt der Sparerſtreik. Mit
unglaublicher Geduld und einer gewiſſen Kurzſichtigkeit hat, wie
er einſt vor dem Kriege 23 Goldmilliarden Franken an das
Ausland verlor, ſeit 1926 der franzöſiſche Sparer eine der
inne=
ren Anleihen nach der anderen gezeichnet und vielfach
über=
zeichnet, die den Zweck hatten, die gewaltigen Fehlbeträge
in=
folge einer falſchen Steuer= und der Aufrüſtungspolitik zu
decken. Am 12. Juli hat der franzöſiſche Finanzminiſter eine
neue Anleihe zu 4 Prozent herausgebracht, und zwar zu
außer=
ordentlich günſtigen Bedingungen. Aber die Anleihe iſt bis jetzt
noch nicht gedeckt, obgleich man erwartete, ſie würde innerhalb
5—6 Tagen überzeichnet ſein. Dieſer Streik der kleinen Sparer
iſt nicht nur für die franzöſiſchen Regierungskreiſe eine
über=
raſchende und unangenehme Situation. Denn bei dem
ſangui=
niſchen Temperament des franzöſiſchen Staatsbürgers iſt ein
ſolcher Peſſimismus gegenüber den Künſten der eigenen
Regie=
rung eine ganz außerordentliche Seltenheit.
Der Schwarzſeher ſind Legionen geworden. Die
Reklame=
preſſe der Rüſtungsfabrikanten und die Regierungspolitiker
ver=
ſichern zwar. Frankreich werde ſehr bald das größtmöglichſte
Maß von Sicherheit erhalten, Barthou ſei ein außenpolitiſches
Genie; man hat ihm reichlich Vorſchußlorbeeren gewunden, aber
bei Licht beſehen hat das Oſtpaktſyſtem doch einen Skeptizismus
ausgelöſt, der einigermaßen Verwirrung ſtiftet. Jeder Franzoſe
weiß, daß Bündniſſe allein den Krieg nicht fernhalten. Soweit
der Franzoſe über die franzöſiſche Grenze hinausſchaut und
ein ruhiger Staatsbürger iſt, empfindet er gegenüber einer
marxiſtiſchen oder bolſchewiſtiſchen Kumpanei jene radikale
Ab=
neigung, die nach der Jakobinerherrſchaft, in der Juniſchlach
von 1848, in den furchtbaren Kämpfen gegen die Kommune
1871 ſich in etwas barbariſchen Formen entlud. Das Bündnis
mit dem Zarismus beruhte auf ganz anderen Vorausſetzungen
als die künſtliche Konſtruktion des Herrn Barthou mit den
Moskowitern. Die proletariſche Einheitsfront verkündet heute,
der franzöſiſche Soldat müſſe Rußland helfen. Vor dem Kriege
war es anders. Damals ſollte der Ruſſe dem Franzoſen helfen.
In der Barthou=Preſſe wird aber die inſtinktive Abneigung
der franzöſiſchen Maſſen überſehen, nicht direkt für Frankreich
als Soldaten zu kämpfen, und auch der franzöſiſche Marxismus
iſt inſofern national=egoiſtiſch geweſen, als er zwar flammende
Reſolutionen freigiebig faßte, wenn international=marxiſtiſche
Belange in Betracht kamen, aber materiell nichts opferte, weil
ſelbſt der überzeugte franzöſiſche Marxiſt nicht gerne einen Sou
für Auslandsmarxiſten opfert. Der Durchſchnittsfranzoſe mag
eine direkte deutſch=franzöſiſche Verſtändigung zunächſt für
un=
möglich halten, aber was ihm auch ſeine Preſſe vorſetzt, — er
iſt doch in dieſer Annahme nicht mehr ſo ſicher, ſeitdem das
deutſch=polniſche Friedensabkommen geſchloſſen wurde und Polen
ſich ſehr kalt den Barthou=Anregungen gegenüber verhält. Und
ein zweites kommt hinzu: Allgemein und jahrelang war der
Franzoſe des Glaubens, mit England werde es nach einigen
Frrungen doch wieder zu dem intimen Verhältnis kommen wie
in der Vorkriegszeit. Daß aber England keinen direkten Vertrag
mit Frankreich abſchloß, während Deutſchland auch zu einem
ſolchen zweiſeitigen Abkommen mit Frankreich ſich bereit erklärte,
daß ferner England und Italien durch den Oſtpakt keinerlei
Verpflichtungen übernehmen wollen, hat ſtutzig gemacht. Vielleicht
war hier der entſcheidende Punkt für den ganzen Barthou=Plan.
Soll der franzöſiſche Soldat allein marſchieren, Frankreich noch
einmal die ſchwerſten Opfer bringen? Bleibt nicht, wenn
Ita=
lien und England, Deutſchland und Polen kühl ſind, das ganze
Bündnisſyſtem ein Bruchſtück — —für das der franzöſiſche
Spa=
rer neue Auslandsanleihen zeichnen ſoll?. Schon jetzt hält
Rumä=
nien die Hand auf. Erwarten franzöſiſche Finanzkreiſe einen
neuen Run der kleinen Verbündeten der Barthou=Politik. Man
iſt reichlich nervös, man fühlt ſich im Schwebezuſtand, kalkuliert:
irgendwie habe die Barthou=Rechnung doch ſich nicht durchgeſetzt.
Zwar liegt Ferienruhe über Frankreich, aber alle
Betriebſam=
keit der Barthou=Faktoren vermag doch nicht die Zwickmühle
zu beſeitigen, in die innen= und außenpolitiſch Frankreich
geraten iſt.
Seite 2 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 25. Juli 1934
Ein Aufruf des Führers. — Oeffenkliche Sammlungen
nur in ganz beſonderen Ausnahmefällen.
DNB. Berlin, 24. Juli.
Reichskanzler Adolf Hitler hat an die Nationalſozialiſtiſche
Deutſche Arbeiterpartei folgenden Aufruf gerichtet:
In hingebungsvoller Arbeit hat eine große Anzahl von
Mit=
gliedern der Partei, der SA., der SS., der NS.=Frauenſchaft, der
HJ. in den letzten Monaten ſich dem Einſammeln von Spenden
zu=
gewandt, um Not zu lindern oder ſonſt zur Erfüllung wichtiger
Aufgaben der deutſchen Volksgemeinſchaft beizutragen. Ihnen allen
danke ich ebenſo wie den Volksgenoſſen, die in= und außerhalb der
Partei die Spenden gegeben haben. Nunmehr hat die
Reichsregie=
rung ein Geſetz erlaſſen, durch das alle Sammlungen von
Geld=
oder Sachſpenden, auf Straßen oder Plätzen, von Haus zu Haus,
in Gaſt= oder Vergnügungsſtätten oder in anderen öffentlichen
Orten bis zum 31. Oktober 1934 verboten werden. Bis zu dieſem
Tage ſollen gleichſam Sammelferien ſein. Sie ſollen den
Samm=
lern ſelbſt und allen Volksgenoſſen zugutekommen, die in der letzten
Zeit faſt über ihre Kräfte hinaus Opfer gebracht haben. Nur in
ganz beſonderen Ausnahmefällen, die lediglich der Stellvertreter
des Führers im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter der
Finan=
zen beſtimmen kann, werden in der Zeit bis zum 31. Oktober
Sammlungen genehmigt werden. In Ausſicht genommen ſind als
ſolche Ausnahmen die Geſtattung eines Sammeltages für das
Hilfswerk „Mutter und Kind”, ſowie für einige Hausſammlungen
charitativen Charakters. Am 1. November ſoll es dann mit friſchen
Kräften an das Hilfswerk für den Winter 1934/35 gehen. Ich
empfehle der Partei und allen Gliederungen die ſtrenge
Durch=
führung des erlaſſenen Geſetzes und verbiete jeden Verſuch, ſeine
Beſtimmungen auf irgendeinem Wege zu umgehen.
gez.: Adolf Hitler.
Eine Bekannkmachung Rudolf Heß”
Der Stellvertreter des Führers hat folgendes
bekannt=
gegeben:
„Ich habe am 18. April dieſes Jahres bekanntgegeben, daß
jedem Partei= und Volksgenoſſen, den die ehrliche Sorge um
Bewegung und Volk dazu treibt, der Weg zum Führer oder zu
mir als ſeinem verantwortlichen Vertreter, offen ſteht, ohne daß
er deshalb zur Rechenſchaft gezogen werden kann.
Ich bin nach wie vor feſt entſchloſſen, im Intereſſe der
Sauberkeit und Reinheit der Bewegung energiſch auch gegen
verdiente Führer der NSDAP., die durch Verfehlungen das
An=
ſehen der Bewegung ſchädigen, mit den ſchärfſten Maßnahmen
vorzugehen und aus jeder berechtigten Beſchwerde, die mir durch
mein Gewiſſen als Nationalſozialiſt und durch mein
Verant=
wortungsgefühl dem Führer gegenüber vorgeſchriebenen
Folge=
rungen zu ziehen. Ich kann aber nicht zulaſſen, daß meine
Anordnung vom 18. 4. von gewiſſenloſen berufsmäßigen
Denun=
zianten mißbraucht wird, um verdiente und makelloſe Führer,
die ſeit Jahren treu ihre Pflicht erfüllt haben, bewußt oder
leichtfertig in den Schmutz zu ziehen und damit auch das
An=
ſehen der Bewegung in weiten Kreiſen des Volkes
herabzu=
ſetzen.
Daß dies von Feinden der Bewegung und des Volkes, die
ſich teilweiſe in die Partei einzuſchleichen verſtanden haben,
immer wieder verſucht wird, geht aus einer großen Anzahl von
Beſchwerden hervor, die von meinen Beauftragten an Ort und
Stelle unterſucht worden ſind.
Wer in berechtigter Sorge um die Bewegung unter
Nen=
nung ſeines Namens mein Eingreifen gegen Schädlinge und
Verſager unter den Führern der NSDAP. erbittet, darf ſtets
meines Schutzes gewärtig ſein, auch dann, wenn ſeine Angaben
ſich als nicht ganz richtig erweiſen, die Unterſuchung aber ergibt,
daß ihm der gute Glaube zugebilligt werden kann.
Andererſeits aber bin ich entſchloſſen, mich ſchützend vor
jeden treuen und ſauberen Führer der NSDAP. zu ſtellen, der
als Vertreter der Bewegung zu Unrecht verleumdet wird, und
künftig böswillige und leichtfertige Verleumder und
Ehrab=
ſchneider ſowie nach Möglichkeit auch alle feigen, anonymen
Denunzianten durch das öffentliche oder Parteigericht zur
Rechen=
ſchaft ziehen zu laſſen.
Von allen Führern der NSDAP. aber erwarte ich, daß ſie
ihr Verhalten ſo einrichten, daß jeder Partei= und
Volks=
genoſſe vertrauend zu ihnen aufſchauen und ſich willig ihrer
Führung unterordnen kann.
*Lebt Merkl?
Nachdem Reuter die erſte Nachricht von dem Tode der drei
deutſchen Bergſteiger Merkl. Wieland und Welzenbach verbreitet
hatte, beſtätigt ſich jetzt lediglich die Meldung von dem Tode
Wielands und Welzenbachs. Nach den bei der
Reichsbahndirek=
tion München und bei der Berliner Zentrale der deutſchen
Himalaja=Expedition eingegangenen Mitteilungen muß die
Expe=
dition wohl als endgültig geſcheitert angeſehen werden. Von dem
Tode Merkls, deſſen Schickſal immer noch völlig ungewiß iſt, wiſſen
dieſe Nachrichten nichts. Die Leichen Wielands und Welzenbachs
wurden inzwiſchen gefunden, ebenſo die Leichen von weiteren
ſieben Trägern. Der Leiter der Expedition Willy Merkl aber
ſoll ſich, wie es heißt, mit einem treuen Träger in dem
Schnee=
ſturm am 12. Juli in eine Eishöhle des Nanga Parbat in der
Nähe des Lagers II der Expedition gerettet haben. Seither
hätten aber die beiden, die ohne jeden Schlafſack ſind, alle die
Tage und Nächte auf dem blanken Eiſe kampieren müſſen. Vom
Tage des furchtbaren Sturms bis zum 18. Juli ſind darum auch
von Lager II tagtäglich Rettungsaktionen unternommen worden,
jedoch bis zu dem letztgenannten Tage leider ohne jeden Erfolg.
Die engliſchen Meldungen aus Simla und Kalkutta wollen den
Tod Merkls beſtimmt wiſſen. Große Hoffnungen macht man ſich
allerdings auch in den Berliner und Münchener Kreiſen der
Expedition nicht mehr. Selbſt wenn Merkl wie durch ein Wunder
gerettet wäre, hätte er ſicherlich aber derartigen Schaden an
ſeiner Geſundheit genommen, daß an eine Weiterführung der
Expedition keinesfalls mehr zu denken wäre. So hätte ein
tragi=
ſches Geſchick auch dieſen Verſuch eines Anſturms auf einen der
höchſten Berge der Welt beendet. Der Aberglaube der Mönche
in Lhaſſa, der erſt überwunden werden mußte, als es galt, die
Träger zu gewinnen und vorwärts zu treiben, wird nun von
neuem und verſtärkt aufleben. Riefen doch die Mönche den Zorn
und die Rache der Götter auf die Männer der deutſchen Expedition
herab. In zähem Kampfe hatte die Expedition ſich etappenweiſe
vorgearbeitet. Nach und nach waren insgeſamt acht Lager
errich=
tet worden. Dann kam der erſte Rückſchlag, als in 5000 Meter
Höhe der Münchener Reichsbahnrat Drexel den Strapazen erlag
und an einer akuten Lungenentzündung verſtarb. Aber Merkl ließ
nicht locker. Weiter ging es, dem heißerſehnten Ziel entgegen.
Am 7. Juli hatte man den 7500 Meter hohen ſogenannten
„Silberſattel” erreicht. Schon in den nächſten Tagen ſchafften
die beiden Bergſteiger Schneider und Aſchenbrenner, Mitglieder
der Expedition, eine Wand, die nur etwa 200 Meter unter dem
Gipfel des Nanga Parbat lag. Ein eiſiger Sturm aber zwang
ſie wieder zur Umkehr, und nur unter den größten Anſtrengungen
kamen ſie wieder in das ſchützende Lager zurück. Tagelang hielt
dann der Schneeſturm an. Nicht eine Handbreit konnte man
durch den weißen Dunſt ſehen. In dieſem anhaltenden Eisſturm
Vom Tage.
Für die „Saarbrücker Zeitung” und die „Saarbrücker
Landes=
zeitung” iſt geſtern das dreitägige Verbot abgelaufen, während
die übrigen Zeitungen, da ſie keine Sonntagsausgaben haben, erſt
am Mittwoch wieder erſcheinen dürfen. Die Blätter bringen an
der Spitze die ſämtlichen Zeitungen als Auflagenachricht
zugegan=
gene amtliche Kundgebung, in der die Regierungskommiſſion
ihrerſeits eine Darſtellung der Vorfälle bei der Hausſuchung im
Gebäude der Landesleitung der Deutſchen Front gibt, gehen
je=
doch im übrigen nicht näher darauf ein.
Nach halbamtlichen öſterreichiſchen Darſtellungen ſind auf
Grund des Regierungsaufrufs zur Ablieferung von Sprengſtoffen
106 Kilo Ammonit und Dynamit, 202 Pakete dieſer Sprengſtoffe,
1150 Sprengkapſeln, 2300 Glühzünder, 621 Meter Zündſchnur,
ferner Sprengröhren und anderes Sprengmaterial den Behörden
abgeliefert worden.
Von amtlicher öſterreichiſcher Seite wird mitgeteilt, daß in
Villach (Kärnten) in einem Hauſe 22 Gewehre gefunden worden
ſeien. Gegen den Hausbeſitzer wurde die Standrechtsanzeige
er=
ſtattet.
In Salzburg wurden als Vergeltungsmaßnahmen für eine
Beſchädigung des Poſtamtes durch einen Anſchlag vier angeblich
nationalſozialiſtiſche Angeſtellte ihres Dienſtes enthoben. Die
Poſt= und Telegraphendirektion teilt mit, daß im Falle weiterer
Anſchläge neue „Abwehrmaßnahmen” getroffen würden.
Gädrener Apeigels oo. Gebüttstag.
Lpd. Frankfurt a. M., 24. Juli.
Das Gaupreſſeamt teilt mit: Wie zu erwarten war, brachte
der heutige Tag dem Gauleiter und Reichsſtatthalter eine Fülle
von Aufmerkſamkeiten und Glückwünſchen. Neben dem herzlichen
Glückwunſchtelegramm des Führers und eines gleichen vom
Stell=
vertreter des Führers, Pg. Heß, erfreute den Gauleiter der frühe
Beſuch eines Spielmannszuges der HJ.
Die Mitarbeiterſchaft des Gauleiters hatte ſich in dem
ge=
ſchmückten großen Saal des Adolf=Hitler=Hauſes vollzählig
zu=
ſammengefunden, um durch den ſtellvertretenden Gauleiter,
Re=
gierungsrat Reiner, ihre Glückwünſche gemeinſam ausſprechen zu
laſſen. Der Gauleiter dankte und ſchloß mit einem Appell zu
un=
ermüdlicher Weiterarbeit für den Führer.
In der Wohnung Sprengers brachten die Vertreter der
heſſi=
ſchen Regierung und des rhein=mainiſchen Lebens ihre
Glück=
wünſche dar. Bemerkenswert war, daß außer einer beträchtlichen
Anzahl der erſten Frankfurter Nationalſozialiſten unerwartet auch
Glückwünſche ehemaliger politiſcher Gegner eingingen. Das erſte
Glückwunſchtelegramm war von der Frankfurter SA.=Brigade 49.
Nach dem nur kurz unterbrochenen Vormittagsdienſt im
Adolf=Hitler=Haus begab ſich Sprenger am Nachmittag im 2000=
Km.=Siegerwagen ſeines Fahrers nach Darmſtadt in das
Reichs=
ſtatthalterhaus, um dort ſeinen laufenden Regierungsarbeiten
nachzugehen. Nachdem ſich Sprenger auch an dieſem Tage ſein
täg=
liches Schwimmbad nicht entgehen ließ und zu dieſem Zwecke das
Neu=Iſenburger Waldſtadion aufgeſucht hatte, war er am Abend
zuſammen mit Frau Sprenger Gaſt des Frankfurter
Schauſpiel=
hauſes.
An alle Führer und Gefolgſchaften der
Bekriebs=
gemeinſchaften!
Die Deutſche Arbeitsfront teilt mit:
Führer und Gefolgſchaften der Betriebsgemeinſchaften
fordere ich hiermit auf, bei Durchführung des Aufbaues der
DAF. tatkräftig Hilfe zu leiſten. Allen Blockwaltern iſt bei
Feſt=
ſtellung und Eintragungen bereitwilligſt Auskunft zu geben. Es
werden in Kürze Formulare (Fragebogen) herausgeſchickt, deren
Ausfüllung äußerſt wichtig iſt. Dieſe Fragebogen ſind
Unter=
lage für die genaueſte Erfaſſung des Mitgliederbeſtandes. Ich
erwarte, daß alle mithelfen, ganz gleich wo ſie ſtehen, das
Auf=
bauwerk des Führers ſchnell zur Vollendung zu bringen.
gez. Becker M. d. R.
Bezirksleiter der DAF., Bezirk Heſſen.
Verlegung der Adjukankur des Chefs des Stabes
der SA.
Die Adjutantur des Chefs des Stabes der SA wird mit
Wirkung von Montag, den 23. Juli 1934, verlegt nach Berlin,
Wilhelmſtraße 106. Fernruf Flora 7281. In München befindet
ſich lediglich eine Abwicklungsſtelle der Adjutantur. Alle übrigen
Dienſtſtellen der oberſten SA=Führung haben nach wie vor ihren
Dienſtſitz in München, Barrenſtraße 11.
An die Adjutantur des Chefs des Stabes ſind
ausſchließ=
lich den Chef des Stabes perſönlich angehende Schriftſtücke zu
ſenden. Der geſamte übrige Schriftverkehr iſt nach wie vor an
die oberſte SA=Führung, München, zu leiten.
in der deutſchen Himalgia=Expedikion
Am hög
kamen
Peter Aſchenbrenner aus Kufſtein und Erwin Schneider aus Hall.
Sie bildeten beim Angriff auf den Nanga Parbat, der 8120 Meter
hoch iſt, den Spitzentrupp und kamen unter den Hauptgipfel bis
zu einer Höhe von 7900 Meter. Die Unmöglichkeit, von hier aus
den Aufſtieg fortzuſetzen, zwang ſie zur Umkehr.
haben dann Merkl, Wieland und Welzenbach offenbar auf dem
„Silbergrat” den Weg verloren. Lange Tage ſind ſie auf dem
Eiſe des Gletſchers herumgeirrt, und zu allem Unglück haben ſie
ſich dann im Dunkel der Nacht wohl noch voneinander entfernt.
Merkl gelang es dann, mit einem Träger eine Höhle oder
viel=
leicht auch eine Gletſcherſpalte zu erreichen, in der er mit ſeinem
treuen Begleiter den erſten Schutz vor dem Unwetter fand. Ob
es aber glücken wird, wenn Merkl noch am Leben ſein ſollte, ihn
bei der ſchlechten Wetterlage aufzufinden oder im ſchlimmſten Fall
ſeine Leiche zu bergen, ſteht noch vollkommen aus. Dieſe drei
Opfer der Expedition, Merkl, Wieland und Welzenbach, zählten
zu den beſten und erfahrenſten deutſchen Bergſteigern. Von Kind
auf haben ſie ſich in ihrer bayeriſchen Heimat mit dem Weſen der
Bergwelt vertraut gemacht. Merkl ſchaffte ſchon mit 12 Jahren
„ſeine erſte Wand” von immerhin 1500 Meter Höhe. Mit 15
Jahren erſtieg er die berühmte und bekannt ſchwierige
Kampen=
wand. Bei einer Hochtour im Mont=Blanc=Gebiet mußte er
ein=
mal, von einem Schneeſturm überraſcht, nicht weniger als 60 Stun=
Dorſchemen in Sauternaen.
Akkenkak auf den Polizeikommiſſar Machls.
DNB. Saarbrücken, 24. Juli.
Am Mittwoch morgen hat ein gewiſſer Johann Baun
gärtner aus Saarbrücken auf den Polizeikommiſſar Mach
einige Schüſſe abgegeben, die fehlgingen. Machts machte
ſeine=
ſeits kehrt und gab mehrere Schüſſe auf Baumgärtner ab. D.
ſer brach zuſammen und mußte ins Krankenhaus eingelief
werden.
Die marxiſtiſche Preſſe macht durch Extrablätter den Verſue
dieſen Anſchlag der Deutſchen Front in die Schuhe zu ſchiebe
Demgegenüber iſt feſtzuſtellen, daß Baumgärtner nicht der Deu
ſchen Front angehörte, er war auch nicht früher etwa
Mitgli=
der NSDAP. oder der SA. oder SS., war vielmehr von de
NSDAP. im April 1933 wegen politiſcher Unzuverläſſigkeit al
gelehnt worden. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß die Deutſch
Front ein derartiges Vorgehen aufs ſchärfſte verurteilt, da
vollkommen im Widerſpruch zu ihren Richtlinien ſteht.
Ueberall nervöſe Hausſuchungen.
Der Verletzte Baumgärtner iſt bisher noch nicht vernel
mungsfähig, ſo daß man über die Gründe die ihn zu ſein
Tat trieben, auch keinerlei Vermutungen ausſprechen kann.
geſtellt werden kann aber ſchon jetzt, daß Baumgärtner im Ze
punkt der Begehung der Tat keinerlei Beziehungen mehr
Deutſchen Front hatte. Er hat auch nicht der früheren NSDA9
oder gar der früheren SS. angehört. Sein Aufnahme
geſuch in dieſe Organiſation war vielmehr bereits i
April v. J. abgelehnt worden, weil Baumgärtne
als politiſch unzuverläſſig galt.
Der Landesleitung der Deutſchen Front hat er a.
Montag einen Einſchreibebrief geſchickt, der ſcho
ſeiner ganzen Form nach auf den verworrenen Geiſteszuſta,
des Verfaſſers deutliche Rückſchlüſſe ziehen läßt. Dieſer Bri
hat folgenden Wortlaur:
„Ich melde mich hiermit von der „Deutſchen Front” a
Gründe: Turch ihre allzugroße Nachſicht gegenüber
Vaterlandsverrätern und Emigranten und durch das dauern
Predigen von Diſziplin, das als Mitglied der „Deutſche
Front” eine erſte Stelle einnimmt.
Hochachtungsvoll!
Hans Baumgärtner!“
Die Landesleitung der „Deutſchen Front” hat dieſe
Schreiben ſofort der Staatsanwaltſchaft über
geben, um auch ihrerſeits alles in ihren Kräften Stehen
zur Aufklärung der Beweggründe der Tat zu tun. Di
Deutſche Front” lehnt es ſelbſtverſtändlich al
ſich dieſe Gewalttat eines geiſtig verwirrte
Menſchen an die Rockſchöße hängen zu laſſen. D
Landesleitung wird, wie wir hören, in einer offiziellen E
klärung in ſchärfſter Form gegen derartige Unterſtellungen Fro
machen. Daß man trotzdem die „Deutſche Front” in Zuſamme
hang mit dieſem Vorfall zu bringen ſucht, ſcheint aus ein
Hausſuchung hervorzugehen, die heute in den Mittag
ſtunden im Gebäude der „Deutſchen Front” vorg
nommen wurde. Ein ſtarkes Polizeiaufgebot, darunter etwa
berittene Landjäger, riegelte diesmal die Waterlooſtraße
und beſetzte ſogar die Vorgärten der Häuſer. Die mit der
Akti=
betrauten Beamten gaben als ihren Auftrag an, ſie hätten d
Räume zu prufen und zu verſiegeln.
Auch auf der Redaktion und in der Wohnun
des Chefredakteurs des „Saarbrücker Aben)
blattes” wurde eine Hausſuchung vorgenon
men. Hier wegen „intellektueller Urheberſchaft oder
Mittär=
ſchaft” Wie groß die Nervoſität und Ratloſigkeit der Ret
rungsſtellen iſt, geht aber auch daraus hervor, daß die Krimin
polizei ſich nicht geſcheut hat, eine Hausſuchung ſogar in d
Räumen der Saarbrucker Zweigſtelle des Deutſchen Nachrichte
büros vorzunehmen, eines Büros, das gar keine andere Täti
keit ausübt, als die Verſorgung der Preſſe mit Nachrichten au
dem In= und Auslande.
Während der Aktion wurden die Zugangsſtraße
und die Straße ſelbſt durch ein ſtarkes Polize
und Landjägeraufgebot abgeſperrt. Dieſes und
heuerliche Vorgehen kennzeichnet wohl am beſten die Wahl= u
Zielloſigkeit der polizeilichen Maßnahmen.
Der ehemalige Unterſtaatsſekretär im italieniſchen Mit
ſterium des Innern und Regierungskommiſſar beim italieniſch
Olympia=Komitee Leandro Arpinati iſt aus der Fasciſtiſch
Partei ausgeſchloſſen worden. Wie zur Begründung angegeb
wurde, ſoll Arpinati „bei verſchiedenen Anläſſen eine Einſtellu
gezeigt haben, die mit den Richtlinien nicht im Einklang ſtel
die jeder in den Reihen der Fasciſtiſchen Partei Kämpfende
befolgen habe‟
den in gebückter Haltung ausharren. Welzenbach hatte ſch
1925 bei ſeiner Durchſteigung der Nordwand des Dent dHere
von ſich reden gemacht. Wieland ſchließlich gehörte zu der erſt
Merklſchen Himalaja=Expedition im Jahre 1932 und beſtieg ?
mals den 7400 Meter hohen Johnſon=Peak. Wieland hat au
als Erſter das Mont=Blanc=Maſſiv mit Schneeſchuhen mitten
Winter überquert und damit ſich die Achtung aller Bergſteis
für alle Zeiten gewonnen.
* Der Königshof von Aſſur
wieder=
erſkanden!
Der Palaſt des Königs Sanherib in dem Berliner Muſeum
Eine uralte Kulturwelt wird der Oeffentlichkeit übergeb
werden. — Die „aſſyriſche Palaſtkammer” — Goldbeſchlage
Decke. — Das rieſige Weihwaſſerbecken aus dem Tempel zu Aſſ
rekonſtruiert.
In der Vorderaſiatiſchen Abteilung der Staatlichen Muſe
zu Berlin iſt ein gewaltiges Kulturwerk zum Abſchluß gebra
worden. Der Königshof von Aſſur iſt aus dem Schutt u
jahrtauſenden alten Gerümpel zu neuer, ſtrahlender Herrli
keit wiedererſtanden, ſo daß die alte Welt des aſſyriſch
Königs Sanherib zu neuem Leben erwacht zu ſein ſcheint.
iſt gelungen, eine „aſſyriſche Paluſtkammer” aus den bei 1
Ausgrabungen gefundenen Bruchſtücken zuſammenzuſtellen, u
zwar ein Gemach des Königs Sanherib und einen Teil 1
Haupttempels zu Aſſur. Auch aus der Hauptſtadt Ninive ſi
zahlreiche bedeutſame Kulturdenkmäler gefunden und zuſamme
geſtellt worden, die hier Aufſtellung gefunden haben. Kör
Sanherib hatte gerade die Hauptſtadt Ninive durch Bauten b.!
Tempeln und Paläſten verſchönert. Zu den herrlichſten C
hauden gehörte der rieſige „Sudnalaſt”, der am Tigris u
Khoſr lag, und von dem ſchon vor längerer Zeit 70 Zimn
aufgedeckt wurden.
Die Ausgrabungen waren beſonders ſchwierig, denn
Trümmer der untergegangenen Kulturwelt waren in Jal
tauſende altem hartgewordenen Lehm oder Wüſtenſand begrab
Profeſſor Andrae der Direktor der Vorderaſiatiſchen Abl
lung der Berliner Staatlichen Muſeen, hat mehrere Jahrzeh!
an den Ausgrabungsſtätten ſeine fachmänniſche Tätigkeit e
faltet, denn es galt nicht, die Trümmer vergangener Welt a1
findig zu machen und zu bewahren, ſondern er wollte A.
dieſen Bruchſtücken die Zeugniſſe vergangener Kulturen ml
lichſt ſo neubilden, daß man von ihnen einen lebendigen Ei
druck erhält. Darum mußten bereits an Ort und Stelle
Funde auf ihre Zuſammenhänge und Bedeutung unterſu
Mittwoch, 25. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 203 — Seite 3
Luffmanöver
in Frankreich und England.
EP. Lyon, 24. Juli.
Die größten und umfaſſendſten Luftmanöver, die jemals in
frankreich ſtattgefunden haben, werden ſich in der Gegend von
von vom 24. bis 27. Juli abſpielen. Das Manövergebiet zieht
ch das ganze Rhönetal hinunter bis Grenoble und Gap. Bei
jeſen Manövern werden alle Zweige der aktiven und paſſiven
uftverteidigung in einem Maße, wie man es bisher noch nichr
efehen hat, in Tätigkeit treten. Die Manöver ſtehen unter der
erſönlichen Leitung des Generalinſpekteurs für die
Luftvertei=
igung, General Duchene, der gleichzeitig Mitglied des Oberſten
riegsrats iſt. Die neu errichteten Horch= und
Beobachtungs=
oſten werden auf ihre Wirkſamkeit hin geprüft werden. Dieſe
ſeobachtungspoſten werden ihre Meldungen an die Zentrale in
hon weitergeben, die die verſchiedenen Körperſchaften der
uftverteidigung alarmiert. Während noch die Sirenen in den
nmittelbar bedrohten Städten und Dörfern ertönen, werden
uch bereits die Jagdflugſtaffeln aufſteigen, um den „Feind”
m Ueberfliegen der Städte zu hindern. Gleichzeitig werden
ie zahlreichen Flugzeugabwehr=Batterien in Stellung gehen.
tachts werden natürlich die öffentlichen Lichter gelöſcht, und die
ivilbevölkerung wird aufgefordert, die Hausbeleuchtungen zu
iſchen oder zu verdecken. Zu gewiſſen Nachtzeiten werden auch
uf den Bahnhöfen die Anweiſungen befolgt werden. Nach und
ach werden die übrigen Verteidigungsmittel, vor allem zum
zchutz der Bevölkerung, in Tätigkeit treten. Die Feuerwehr
uird alarmiert werden und Gasſchutzübungen abhalten. Das
kote Kreuz wird in Tätigkeit treten. Der Ordnungsdienſt wird
ſerſtärkt werden, um bei einer Panik der Zivilbevölkerung im
Kriegsfall einzuſchreiten. Die Kommuniſten haben beſchloſſen,
dieſe Uebungen zu ſabotieren, ſo daß der Ordnungsdienſt u. u.
zoch Arbeit haben wird. Das ſind übrigens die einzigen
Nanöver, zu denen die Zivilbevölkerung in hohem Maße
heran=
ezogen wird. Die für Ende Auguſt in der Pariſer Gegend
orgeſehenen Manöver werden nur Flugzeuge und den
militä=
iſchen Signalapparat in Tätigkeit ſehen.
Der Luftkrieg zwiſchen „Nordland” und „Südland”, mit
nderen Worten, die großen Luftmanöver über London, haben
m Montag abend begonnen. In den Abendſtunden und
wäh=
nd der Nacht haben ſieben Ueberfälle ſtattgefunden, bei denen
10 Bombenflugzeuge von der Süd= und Südoſt=Küſte
her=
mmend, die Hauptſtadt angriffen und verſuchten, die ihnen
igewieſenen Ziele — Regierungsgebäude, Docks Militärdepots,
lugplätze und große Fabriken — mit durch Raketen markierten
omben zu belegen. Obwohl 90 Jagdflugzeuge zahlreiche
Flug=
zwehrbatterien und 150 Scheinwerfer zur Verteidigung der
auptſtadt eingeſetzt waren, gelang es nach einem offiziellen
ericht den Angreifern, ſieben ihrer Ziele zu erreichen und
urch Bombenabwürfe zu zerſtören.
Die angreifenden Flugzeuge hatten es ganz beſonders auf
is Luftfahrtminiſterium abgeſehen, das zweimal von ſtarken
eſchwadern mit Bomben belegt wurde, ſo daß im Ernſtfalle
ohl nicht viel von ihm übrig geblieben ſein dürfte. Unter
n erreichten Zielen befand ſich auch das Parlamentsgebäude,
dem gerade zu der Zeit, in der es theoretiſch bombardiert
urde, die Abſtimmung über die Luftrüſtungspolitik der
Re=
erung ſtattfand.
Die Luftangriffe waren nach den am Dienstag bekannt
ge=
ordenen Feſtſtellungen des Luftfahrtminiſteriums recht
erfolg=
ich. Den aus Jagdflugzeugen, Luftſchutzbatterien,
Schein=
erfer=Abteilungen und Spezialtruppen beſtehenden
Vertei=
gungskräften gelang es nur in den wenigſten Fällen, den
s Südland, d. h. von der Süd= und Südoſtküſte Englands
rannahenden Bombenflugzeugen den Weg zu verſperren. Im
inſtfalle wären das Luftfahrtminiſterium, die Weſtindiendocks,
S Gebäude der Chemical Induſtries und einige militäriſche
epots durch die Bombenabwürfe dem Erdboden gleichgemacht
orden. Merkwürdigerweiſe ſtellte ſich bei dieſen erſten
Manö=
rn heraus, daß die Bombengeſchwader in den frühen
Abend=
inden, als es noch vollſtändig hell war, den Jagdflugzeugen
ichter aus dem Wege zu gehen vermochten als während der
acht. So war es beiſpielsweiſe den nordländiſchen
Abwehr=
äften nicht möglich, in den frühen Abendſtunden drei
Ge=
ſwader mit 36 Bombern daran zu hindern, das
Luftfahrt=
iniſterium aus 2000 Meter Höhe erfolgreich mit Bomben zu
legen.
In der Zeit von 9 Uhr abends bis Mitternacht ereigneten
h insgeſamt 39 Luftüberfälle auf London, von denen 29
folgreich verliefen. Im dritten Kampfabſchnitt, der von
Mitter=
icht bis in die frühen Morgenſtunden dauerte, griffen die
omber haupiſächlich die nordländiſchen Flugplätze an, und
dar nach den Mitteilungen des Luftfahrtminiſteriums ebenfalls
it gutem Erfolg.
erden. Im Zuſammenhang mit den ausgegrabenen Räumen
nnte man ſich dann ein Bild von den Originalſälen machen.
o entſtand durch liebevolle langjährige Arbeit ein gewaltiger
aal aus dem Palaſt des Königs Sanherib in dem Muſeum.
ie Wände beſtehen aus rieſigen Reliefplatten aus Alabaſter,
e die untere Hälfte bedecken. Die obere Hälfte iſt purpurrot,
ſie die Originalſäle im Palaſt gefunden wurden, und die
cken ſind von ſchwarzen und weißen Bändern geziert. Die
ecke des Saales iſt mit Gold geſchmückt. Das Haupttor des
önigsſaales wird von zwei gewaltigen ſphinxartigen Weſen
ewacht, deren Körper ſich aus vogelartigen Leibern,
Löwen=
auen und bärtigen Aſſyrerköpfen zuſammenſetzen. Es handelt
h um Gipsabgüſſe von Originalen des Londoner Muſeums,
der ſie ſind hervorragend gelungen und vermitteln einen ſtarken
indruck und ein lebendiges Bild von dem Ausſehen der
önigsſäle.
Auch der Vorraum zu dem großen Königsſaal gibt ſchon
nen Einblick in das Weſen der aſſyriſchen Kultur. Hier
be=
nden ſich an den Wänden Reliefs, auf denen die Palaſtwache
s Königs Sanherib dargeſtellt iſt. Man kann ſich aus dieſen
ildwerken eine lebhafte Vorſtellung von dem Leben am
önigspalaſt machen, wenn man die lanzenbewaffneten Soldaten
eht. In der Mitte des Vorſaales ſteht ein rieſiges
Waſſer=
eihbecken, das der Kunſt der Ausgraber das ſchönſte Zeugnis
isſtellt. Es iſt aus tauſenden kleinen Bruchſtücken ſo
vorzüg=
h zuſammengeſetzt worden, daß der bildhaueriſche Schmuck
en Fiſch=Menſchen, die in Reliefarbeit ausgeführt ſind und
in den religiöſen Vorſtellungen der Aſſyrer Zeugnis ablegen,
irzüglich zur Geltung kommt. Zahlreiche andere Denkmäler
üher vorderaſiatiſcher Kultur ſind außerdem hier vereinigt
orden, ſo daß die verſunkene Zeit in unſere Gegenwart
hin=
nragt. Eine ganze Tempelſtadt Babylons iſt im Modell zu
hen. Zahlreiche Gebrauchsgegenſtände der Bewohner des alten
ſſyriens, wie Waffen, Urnen, Haushaltgeräte, die bei den Aus=
=abungen gefunden wurden, ſind in Vitrinen untergebracht
orden und vervollſtändigen das eindrucksvolle Bild dieſer neu
ſtandenen Welt. Sie ſind zum Teil älter als die
Kultur=
enkmäler aus der Zeit des Königs Sanherib, der von 705—681
Chr. Geburt regierte. Einige Jahrzehnte nach ſeinem Tode
ing die Selbſtändigkeit Aſſyriens unter.
Bayreuther Feſtſpiele.
„Die Meiſterſinger von Nürnberg”.
In der im Bühnenbild und der geſamten ſzeniſchen Faſſung
us dem Vorjahr unantaſtbar gebliebenen feſtlichen
Meiſter=
ngeraufführung ließ ſich am Montag ein internationales
Lublikum zu begeiſterten Kundgebungen hinreißen. General=
Proviſoriſche Kriſenlöſung in Paris
Weikere Entſcheidungen vor Ende Okkober nicht zu erwarken. — Doumergue warkei Beſchlüſſe des radikalen
Kongreſſes in
Es bleibk alles beim alken.
EP. Paris, 24. Juli.
Das Kabinett Doumergue wird vorläufig keine Aenderung
in ſeiner Zuſammenſetzung erfahren. Das iſt das Ergebnis
des Kabinettsrats, der heute abend unter dem Vorſitz des
Miniſterpräſidenten Doumerg e ſtattgefunden hat.
Staats=
miniſter Tardieu ſowie Herriot und die anderen radikalen
Mini=
ſter bleiben in der Regierung. Die Anſicht des
Miniſterpräſiden=
ten und weiteſter Kreiſe, daß man dem Lande im Augenblick
eine Kabinettskriſe erſparen müſſe iſt alſo durchgedrungen.
Allerdings hat die jetzige Entſcheidung nur
provi=
ſoriſchen Charakter. Praktiſchhat das Kabinett
nur noch die Aufgabe, die laufenden Geſchäfte
zu führen.
Miniſterpräſident Doumergue hat heute abend nach Schluß
des Kabineitsrats erklärt, daß er die Beſchlüſſe des radikalen
Kongreſſes, der Ende Oktober in Angers ſtattfinden wird,
ab=
warten werde, um dann weitere Entſcheidungen zu treffen.
Daraus iſt zu ſchließen, daß der Streit zwiſchen
Tar=
dieu undden radikalen Miniſtern nur der
äuße=
ren Form halber verdeckt worden iſt. In Wirklichkeit
dürften beide Parteien auf ihren Standpunkten verharrt haben.
Daß unter dieſen Umſtänden die
Aktionsfrei=
heit der Regierung gehemmt iſt, ſteht außer Zweifel.
Die parlamentariſchen Ferien und die Doumergue vor Schluß
der Kammer=Seſſion gegebenen Vollmachten laſſen allerdings
dem Miniſterpräſidenten eine gewiſſe Handlungsfreiheit, um
wenigſtens die Aufgaben, die er ſich ſtellte und über die er das
Parlament unterrichtet hat, durchzuführen.
Waffenſtillſtand der Uneinigkeik.
A Paris, 24. Juli.
Was durch Monate krampfhaft verhüllt wurde, wird jetzt
offenbar: nämlich die tiefe Uneinigkeit zwiſchen den
Parteien, welche die Regierung der nationalen Einigung — des
Burgfriedens — bilden. Was die Fama über die perſönlichen
Gegenſätze innerhalb des Kabinetts Doumergue erzählt, iſt
über=
aus charakteriſtiſch — ſo vor allem die latente Unzufriedenheit
mit dem Juſtizminiſter Chéron, die für die innenpolitiſche
Situation eine ebenſo große Gefahr darſtellt, wie der Gegenſatz
zwiſchen Tardieu und den Radikalen.
Die Parteien haben ſich nur unter dem Druck der öffentlichen
Meinung bereit gefunden, ihren Streitigkeiten ein Sordino
auf=
zuſetzen. Dieſe Situation wurde und wird aber von der
franzöſi=
ſchen Rechten mißverſtanden. Sie glaubt, daß die
außerparla=
mentariſchen politiſchen Organiſationen und der „Mann auf der
Straße” ſich für die Rechtsparteien und ihre Politik begeiſtern.
In Wirklichkeit ſind dieſe Kreiſe den ganzen Parlamentarismus.
mit ſeinem ewigen Hader ſatt und wiſſen ganz gut, daß die
Fehler der Vergangenheit dem ganzen Syſtem und nicht nur
ein=
zelnen Parteien anhaften. Die franzöſiſche Rechte würde alſo
eine bittere Enttäuſchung erleben, wenn ſie die
parlamentsfeind=
liche Stimmung der Maſſen einfach zu ihren Gunſten auslegen
würde. Die Probleme und die Spannungen liegen tiefer; ſie
würden auch demgemäß bei etwaigen Neuwahlen nicht zum
Aus=
druck kommen.
In gemäßigten Kammerkreiſen weiſt man darauf hin, daß
ſchon aus finanziellen und wirtſchaftlichen Gründen — man denke
nur an die neue Anleihe — jede Kriſe unbedingt zu vermeiden
iſt. Die Vorbedingung der Zuſammenarbeit zwiſchen Rechts und
Links bleibt aber der Verzicht der Rechtsparteien auf jede
poli=
tiſche Ausſchlachtung des Staviſky=Skandals. Das wurde bei der
Bildung der Regierung Doumergue verſprochen, aber nicht
ge=
halten. Tardieus Vorſtoß gegen Chautemps iſt nur ein Beiſpiel
dafür, Es iſt mehr als fraglich, ob die Rechte auch in Zukunft ein
ſolches Verſprechen halten wird. Um ſo mehr, da ein politiſcher
Burgfrieden auch im beſten Falle nur einen Waffenſtillſtand
be=
deutet. Die Regierung Doumerque hat bei all ihren
beachtens=
werten Teilerfolgen — die übrigens oft überſchätzt werden
die Löſung der prinzipiellen Fragen nur hinausgezögert. Selbſt
die Optimiſten ſind überzeugt davon, daß bei dem Zuſammentritt
der Kammer die Wogen des innenpolitiſchen Kampfes von neuem
ſehr hoch gehen werden.
Anger ab.
*
Verſkeckke Verpflichtungen?
Lord Ponſonby hat im engliſchen Oberhaus während der
De=
batte über die Verſtärkung der britiſchen Luftarmee die Frage
nach verſtärkten Verpflichtungen geſtellt, die nach
ſeiner Anſicht von der britiſchen Regierung
einge=
gangen ſein müſſen, da ſie aus heiterem Himmel heraus die
Luftarmee um 75 Prozent verſtärken will. Ponſonby hat damit
ein Thema berührt, das die internationale Oeffentlichkeit in ganz
beſonders hohem Maße während des Beſuches des Generals
Wey=
gand in London beſchäftigte. Damals kamen aus engliſchen und
franzöſiſchen Quellen die merkwürdigſten Informationen und.
Be=
trachtungen, ſo daß ſich jeder unvoreingenommene Zeitungsleſer
in die Wochen und Monate vor Ausbruch des
Weltkrieges zurückverſetzt fühlen mußte.
Wir können es verſtehen, wenn Lord Ponſonby jetzt im
Oberhaus noch einmal das gleiche Thema anzuſchneiden ſuchte.
Eine klare Antwort hat er von der engliſchen Regierung nicht
erhalten. Lediglich iſt daran erinnert worden, daß ſchon vor
einiger Zeit im Unterhaus zum Ausdruck gebracht wurde, daß
England aufrüſten werde, falls aus der
Ab=
rüſtungskonvention nichts werden ſollte.
Eng=
land hat ſich damit alſo zu dem franzöſiſchen
Grundſatz — erſt Sicherheit, dann Abrüſtung —
bekannt. Wir ſind auch heute noch der Anſicht, daß dieſe
Theſe zu bekämpfen iſt, weil die Sicherheit am
wirkungsvollſten nur durch die Abrüſtung
ga=
rantiert werden kann. Aber wenn die Regierungen von
dieſen beiden Wegen den einen vermauern, dann bleibt
ſchließ=
lich für die Völker nichts anderes übrig, als den anderen zu
beſchreiten.
Auch Deutſchland ſteht nunmehr vor der Notwendigkeit, ſeine
Sicherheit mit geeigneten Mitteln zu garantieren, nachdem es
nicht gelungen iſt, ſie auf dem Umwege über eine brauchbare
Ab=
rüſtung hinreichend zu untermauern. Wir müſſen um unſere
Sicherheit um ſo mehr beſorgt ſein, als wir noch immer nicht
wiſſen, welche Verabredungen nun eigentlich zwiſchen England
und Frankreich getroffen worden ſind. Lord Ponſonby hat darauf
aufmerkſam gemacht, daß es Verpflichtungen gäbe, die durchaus
nicht in irgendwelchen Dokumenten ihren Niederſchlag finden
müßten. Wir haben keine Veranlaſſung, deswegen beſonders
beunruhigt zu ſein. Aber vorläufig fehlt jeder ſchlüſſige Beweis
dafür, daß die engliſch=franzöſiſchen Militärbeſuche nichts mit
derartigen Verpflichtungen, auf die Lord Ponſonby anſpielte, zu
tun haben. Das ohnehin überall ſtark angewachſene Mißtrauen
hat ſich in der letzten Zeit nur vertieft. Wenn wir hinzunehmen,
daß ſich die Engländer für den Pakt einſetzen, der im
Effekt gegen Deutſchland gerichtet iſt, ohne daß
Frankreich bindende Verpflichtungen für eine
Abrüſtung eingegangen iſt, dann iſt es nur zu
natürlich, wenn dieſes Mißtrauen noch um
einige Grade verſchärft wird.
Wie man in dieſer geſpannten internationalen Atmoſphäre
vorwärts kommen und ſchließlich doch noch zu irgendwelchen
Ab=
rüſtungsvereinbarungen, von denen die britiſche Regierung nach
wie vor träumt, gelangen will, vermag niemand zu erraten, am
allerwenigſten wohl die engliſchen Miniſter, die in ihren Reden
immer wieder der Abrüſtung einen breiten Raum gewähren,
obwohl ſie ſehr genau wiſſen, daß man jenſeits des Kanals
ab=
rüſtungsfeindlich iſt, und daß dieſe Abrüſtungsfeindlichkeit
Frank=
reichs ſchließlich auch die Engländer gezwungen hat, auf den
Stand der ſtärkſten Kontinentalmacht aufzurüſten.
Die italieniſche Regierung hat die Einladung der engliſchen
Regierung zur Eröffnung von Vorbeſprechungen für die
nächſt=
jährige Flottenkonferenz angenommen.
Der franzöſiſche Außenminiſter Barthou hat am Dienstag den
franzöſiſchen Geſandten in Warſchau, Laroche, empfangen, der
ihm über die polniſche Haltung gegenüber dem Nordoſtpakt=
Ent=
wurf Bericht erſtattete.
Außenminiſter Barthou empfing ferner den ſowjetruſſiſchen
Geſchäftsträger in Paris Roſenberg und den Unterſtaatsſekretär
Radulescu vom rumäniſchen Außenminiſterium.
In Kaſchgar ſind 18 chineſiſche Kommuniſten öffentlich
hin=
gerichtet worden. Sie hatten verſucht, einen Aufſtand in
Chi=
neſiſch=Turkeſtan zu inſzenieren.
intendant Tietjen hatte ſeine meiſterhafte Regieleiſtung, die von
Aufzug zu Aufzug einem Höhepunkt zuſtrebt und die
Schluß=
zeile zu einer wunderbaren Krönung des Hochgeſangs auf die
deutſche Kunſt abſtellt, durch eine Reihe neuer Einfälle
aus=
gebaut und zu einem gewaltigen Ganzen zuſammengeſchweißt.
Auf der Grundlage einer ſolchen Kunſt erhoben ſich die
muſika=
liſchen und geſanglichen Leiſtungen. Als wahrhafte
Meiſter=
ſinger wirkten auf der Bühne Bockelmann (Sachs), Lorenz
(Stolzing) Maria Müller (Evchen) und Ruth Berglund (
Mag=
dalena), hinzu trat in Martin Kremer ein beweglicher und
ge=
ſanglich hochſtehender David, und Herbert Janßen als Pogner.
Joſef von Manowarda ſtellte einen eindrucksvollen Kothner auf
die Bretter in Spiel und Geſang ſeinen Mitſpielern
gleich=
kommend. Chor und Orcheſter waren Bayreuths würdig.
Gene=
ralmuſikdirektor Elmendorff darf ein überragendes Verdienſt
am Erfolg dieſes Abends zugeſchrieben werden.
Erwin Barth v. Wehrenalp: Deutſchland greift über den
Aequa=
tor. Ein Volksbuch von Deutſchlands Kolonien einſt und jetzt.
RM. 2,85. (Etthofen=Verlag.)
Deutſchland hat in jahrzehntelangem Wirken unter großen
Opfern in ſeinen Kolonien gewaltige Taten vollbracht, und zwar
ſowohl auf kulturellem wie auch auf wirtſchaftlichem Gebiet. Es
hat beſtimmend mitgeholfen, den Grundſtein zur Entwicklung des
„dunkelſten Afrikas” zu legen. Es hat mit ſeinem „Griff über
den Aequator” den unziviliſierten Völkern größten Nutzen
ge=
bracht und iſt dadurch ſelber zur Weltmacht geworden. Dann kam
das Diktat von Verſailles, — es nahm unter der Vorſpiegelung,
Deutſchland ſei unfähig zu koloniſieren, ihm ſeine Kolonien. Es
iſt eine ſchändliche Lüge! Jeder Deutſche weiß es, und im
Aus=
lande weiß man es ebenſo. Das Ewige Werk der deutſchen
Ko=
loniſation kann nicht durch einen Vertrag ausgelöſcht werden,
der auf morſchen Pfeilern ruht. Unvergeſſen ſind die
unſterb=
lichen Namen der Deutſchen, die ihr Wirken und Leben an das
Aufblühen der deutſchen Kolonien gaben: „Lüderitz, Nachtigal,
Peters und die vielen anderen. In 3 großen Kapiteln: „
Deutſch=
land koloniſiert” — „Weltkrieg” — „Unter Mandatsherrſchaft”
— zeichnet Barth von Wehrenalp ein grandioſes Bild von der
Entwicklung der deutſchen Kolonien.
Volk in Gefahr! Der Geburtenrückgang und ſeine Folgen für
Deutſchlands Zukunft. 32 ganzſeitige Tafeln mit Text. Von
Otto Helmut. Mit einer Vorrede von Dr. Gütt, Min.=
Rat im Reichsminiſterium des Innern. RM. 1,00. (J. F.
Lehmann.)
Auf 1000 Einwohner trafen in Deutſchland 1875 40 lebend
Geborene, 1930 nur noch 18. Aus dieſen beiden Ziffern ſpricht
die ganze Tragik der deutſchen Zukunft, wenn wir uns nicht noch
rechtzeitig auf unſere völkiſchen Pflichten beſinnen. Das
vorlie=
gende Büchlein, dem Miniſterialrat Dr. Gütt vom
Reichsmini=
ſterium des Innern ein warmes Vorwort mit auf den Weg gibt,
ſoll jedem Volksgenoſſen in eindringlicher Weiſe klarmachen, wo=
hin es führt, wenn wir weiter am Ein= und Zweikinderſyſtem
feſthalten. In überaus einprägſamen Bildern ſind Geburten=
und Sterbeziffer dargeſtellt, der trügeriſche Geburtenüberſchuß,
der Altersaufbau und die Vergreiſung unſres Volkes, die Laſten,
die die Kinderarmut dem Volk auferlegt,, der Rückgang der
Voll=
wertigen, die Zunahme der Minderwertigen die Fruchtbarkeit
der verſchiedenen Religionsgemeinſchaften, Raſſen und Völker,
das bedrohliche Wachstum von Deutſchlands Nachbarn, die
Fol=
gen der Verſtädterung und die Urſachen des Geburtenrückgangs=
Das Samariterbüchlein. Ein ſchneller Ratgeber bei Hilfeleiſtung
in Unglücksfällen. Von Dr. A. Baur, Generaloberarzt d. L.
a. D. Neubearbeitet von Oberbahnarzt Dr. med. O.
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Leben und Geſundheit eines Verunglückten hängen oftmals
von der erſten Hilfe ab, die ihm bis zum Eintreffen des Arztes
geleiſtet wird. Ein wichtiger Ratgeber dazu iſt dieſes
Samariter=
büchlein. Es zeichnet ſich durch klare Sprache, anſchauliche
ärzt=
liche Unterweiſung und große Ueberſichtlichkeit aus.
Dein Weg deutſche Jugend. Der Kompf ums Lebensideal für alle
jungen Männer, für alle jungen Mädchen. Jahre des Reifens=
— Der Wille zur Ehe. Von Georg Ehrhart. (Walter
Hädecke.)
Bereits mit 14½ Jahren als jüngſter deutſcher
Kriegsfrei=
williger an der Front, arbeitete ſich der Verfaſſer, der nur eine
Landvolksſchule beſuchte, aus kleinſten Verhältniſſen, zu einer
Ueberſchau des Lebens empor, deren Weite und Vielſeitigkeit
immer wieder überraſcht. Mitten in den Alltag hinein ſtellt uns
dieſes Buch. Feſſelnde Kapitel über die brennenden Fragen der
Reifezeit laſſen uns das Werden der jungen Menſchen blutvoll
miterleben.
Wilhelm Sebaſtian Schmerl: Johann Keplers letzte Fahrt.
Er=
zählung. (C. Bertelsmann Verlag.)
Fürwahr. Ihrer Kaiſerlichen Majeſtär Hofmathematikus und
Aſtronom Johannes Kepler hat’s nicht ſo ganz leicht gehabt mit
dem Sterben. Niemandem konnte er’s ſo ganz recht machen: den
kaiſerlichen Herrn drücken die geſchuldeten Goldgulden, dem
Leib=
medikus iſt er nicht aufgeklärt genug; dem Pater iſt er ein
heim=
licher Ketzer, den lutheriſch n Pfarrherrn bringt er in
Gewiſſens=
not, — was mag denn nun Gott zu dieſem Sterben geſagt haben?
Aber darauf zu antworten, fühlt ſich wieder der Erzähler, dieſer
meiſterlichen Geſchichte nicht zuſtändig. Und das iſt recht ſo.
— Georg Schmückle: Die rote Maske. Geſchichten und Anekdoten.
(4,50 RM. Strecker u. Schröder.)
Dieſe Geſchichten des bekannten Dichters glänzen und funkeln
von Geiſt, Witz und ſprühender Laune. Ihre graziöſe Anmut,
ihre zierliche, feingeſchliffene Form iſt unvergleichlich.
Meiſter=
haft ſind hier merkwürdige und ſeltſame Begebenheiten, „
Novel=
len” im eigentlichſten Sinne, aus Vergangenheit und Gegenwart
geſtaltet und zum Kunſtwerk geformt. Man lieſt ſie oft in
atem=
loſer Spannung, die geſchickt bis zur geiſtvollen Pointe oder zur
überraſchenden Löſung geſteigert wird.
Seite 4 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 25. Juli 1934
Erwin Kohnle
Friedel Rohnle, geb. dürr
Vermählte
Darmstadt
heinrich=Fuhrstr. 1
Kirchl. Trauung heute nachm. z Uhr, St. Ludwigskirche
Nachruf.
Im jugendlichen Alter von 14 Jahren
tpurde unſer Mitarbeiter
Tngenälſcher
am 22. d. Mts, das Opfer eines
Un=
glücksfalles. Er trat Anfang April ds.
Js, als Schloſſerlehrling in die Fabrik
ein und zeigte für ſeinen zukünftigen
Beruf großes Intereſſe.
Wir werden dem ſo plötzlich
Dahinge=
ſchiedenen, der durch Fleiß und
Pflicht=
treue ein nützliches Mitglied der
Gefolg=
ſchaft zu werden verſprach, ein ehrendes
Andenken bewahren.
(7885
Darmſtadt, den 23. Juli 1934.
Betriebsführung und Gefolgſchaft
der Firma E. Merck.
Todes=Anzeige
(Statt Karten).
Geſiern verſchied plötzlich nach kurzem, ſchwerem
mit großer Geduld ertragenen Leiden mein lieber
Mann, unſer herzensguter Vater, Großvater und
Schwiegervater
Sulev Tcnelvel
im Alter von 63 Jahren, wohlvorbereitet auf den
zu gehenden Weg.
In tiefer Trauer:
Frau Chriſtine Schneider, geb. Collin
und Kinder.
Gräfenhauſen, den 24. Juli 1934.
Die Beerdigung findet heute Mittwoch, den 25. Juli 1934,
nachmittags 2 Uhr, vom Trauerhauſe aus ſtatt.
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13.00: Zeit, Saardienſt, Nachr. — 13.10: Nachr. aus dem
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bezirk. — 13.20: Schallplatten: Orcheſtermuſik. — 13.50: Zeit,
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3 mal 15 Minuten aus dem Sendebezirk. — 15.30: Wetter. —
15.35: Wirtſchaftsbericht. — 15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
16.00; Badenweiler: Kurorcheſter Badenweiler. Ltg.: Muſildir.
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ſendung: Kunterbunt aus den Deutſchen Kampfſpielen. — 18.30:
Junge deutſche Dichtung: Rudolf Kipp. — 18.45: Meldungen. —
18.50: Griff ins Heute.
19.00: Trier: Ehemaliges Städt. Orcheſter. Ltg.: R. Bachmam.
20.00: Frankfurt: Zeit. Nachr. — 20.10: Frankfurt a. M.:
Reichsſendung: Unſere Saar — den Weg frei zur Verſtändigung.
20.35: Berlin: Reichsſendung: Stunde der jugen Nation:
Appell durch den Reichsjugendführer und Obergebietsführer Dr.
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22.45: Nachr., Wetter, Sport. — 23.00: Gießen: Stadttheater=
Orcheſter Gießen. Ltg.: Cujé. — 24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
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Zeit. Werke von Joh. Brockt. — 11.55: Wetter.
12.00: Breslau: Schleſ. Gau=Sinfonieorcheſter. Ltg.: Mundry.
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14.00: Sperrzeit. — 14.45: Glückwünſche und Programmhinweiſe.
15.00: Wetter, Börſe. — 15.15: Fürs Kind: Wir haben
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17.00: W. Weber: Von der Verbreitung der deutſchen Sprache
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Anna. — 18.00: Reichsſendung: München: Kunterbunt aus den
Deutſchen Kampfſpielen. — 18.30: Kartenleſen für die
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jugend. — 18.50: Das Gedicht. — Anſchl.: Wetter.
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Hier Fernamt Breslau. — 20.00: Kernſpruch. — Anſchl.:
Kurznachrichten. — 20.10: Reichsſendung: Frankfurt: Unſere
Saar — den Weg frei zur Verſtändigung. — 20.30: SS.=Konzert.
Das Muſikkorps der Leibſtandarte Adolf Hitler. Ltg.:
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und Hypothen
zur allgemeine
Entſchuldg. gi
die Nationa
Finanz= und
Kredit=Akt.=Ge
Auskunft ertei
die Landesdire
tion Darmſtad
Rheinſtraße 4:
Telefon 3607.
Steuergutſcheine
werd. geg. Barauszahl. angekauft
Bankgeſchäft L. Krämer,
Ecke Luiſen=u. Schuchardſtr. (4731
DMen
die Volksseife und Creme
mit Hautnahrung
auf die auch Sie schon
lange gewartet haben
Preis 15 Pig, grades Stück 2S Pig, Einheits-Juhe 2S Pig
Man ist überrascht, für den geringen
Preis, den man bezahlt, eine
sohoch-
wertige Seife und Creme zu erhalten.
Märkische Seifen-Industrie, Witten
[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, 25. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 203 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 25. Juli 1934.
Gauleiker Sprenger 50 Jahre alk.
Gauleiter und Reichsſtatthalter Jakob Sprenger hat
ſtern, am 24. Juli, ſein 50. Lebensjahr vollendet.
prenger wurde am 24. Juli 1884 in Oberhauſen (Bezirksamt
ergzabern in der Rheinpfalz) geboren, beſuchte bis 1901 das
Pro=
mmnaſium in Bergzabern und diente anſchließend mit 17 Jahren
s Einjährig=Freiwilliger im 18. Bayeriſchen Infanterie=
Regi=
ent. Den Weltkrieg machte Sprenger als Leutnant d. L. mit. Er
hielt das E.K. 2, die bayeriſche goldene Tapferkeitsmedaille, den
ilitärverdienſtorden mit Schwertern ſowie das
Verwundetenab=
ſchen in Schwarz. 1902 kam Sprenger als Beamter in den Dienſt
r Reichspoſt und wurde ſchließlich Oberpoſtinſpektor in Frankfurt
M. Mitglied der NSDAP. iſt Reichsſtatthalter und Gauleiter
prenger ſeit 1922. Seit Anfang 1927 iſt er Gauleiter. Am 6. Mai
33 wurde Gauleiter Sprenger in Darmſtadt von der heſſiſchen
evölkerung nach ſeiner Ernennung zum Reichsſtatthalter des
indes freudig begrüßt.
Der Reichsſtatkhalker in Heſſen.
Perſonalmeldungen.
Wieder aufgehoben wurden: Am 7. Mai 1934 die am 11.
No=
mber 1933 gemäß 8 4 des BBG. ausgeſprochene
Dienſtentlaſ=
ig des Polizeiwachtmeiſters Albert Brehm in Darmſtadt;
am 28. Juni 1933 gemäß 8 4 des BBG. ausgeſprochene
Dienſt=
laſſung des Polizeihauptwachtmeiſters Auguſt Bock. Gießen;
am 6. Januar 1934 gemäß 8 4 des BBG. ausgeſprochene
enſtentlaſſung des Polizeihauptwachtmeiſters Alois Thum in
mpertheim; am 23. Mai 1934 die nach 8 4 des BBG. unterm
Oktober 1933 ausgeſprochene Dienſtentlaſſung des
Polizei=
uptwachtmeiſters Willi Truber.
stpa. Ausfallende Sprechſtunden. Die Sprechſtunden des Herrn
aatsminiſters fallen am Samstag, dem 28. Juli 1934, aus.
Heſſiſches Skaatsminiſkerium:
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurden: der Polizeihauptwachtmeiſter a. Pr. Kon=
Stephan in Viernheim zum Polizeihauptwachtmeiſter;
Gendarmeriehauptwachtmeiſter a. Pr. Wilhelm Straube
Schotten zum Gendarmeriehauptwachtmeiſter; der
Gendar=
riehauptwachtmeiſter a. Pr. Johannes Müller in Nierſtein
n Gendarmeriehauptwachtmeiſter, ſämtliche unter Berufung
das Beamtenverhältnis mit Wirkung vom 1. Juli 1934: der
lizeihauptwachtmeiſter Heinrich Ludwig in Gießen mit
Wir=
ig vom 1. Auguſt 1934 zum Polizeiverwaltungsaſſiſtenten.
Uebertragen wurde am 13. Juli 1934 dem Lehrer Ernſt
üller zu Ober=Ingelheim. Kreis Bingen, eine Lehrerſtelle
der Volksſchule zu Groß=Gerau; dem Lehrer Matthias
Rei=
rt zu Groß=Gerau eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
ngen; der Lehrerin Chriſtine Menninger zu Bingen eine
hrerſtelle an der Volksſchule zu Ober=Ingelheim, Kreis
Bin=
n, ſämtlich mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
In den Ruheſtand verſetzt wurden: Am 17. Juli 1934 der
udienrat an dem Adam=Karrillon=Gymnaſium zu Mainz Franz
pang auf Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate
ſeiſteten treuen Dienſte mit Wirkung vom 1. Auguſt 1934 an
Polizeihauptwachtmeiſter Ludwig Knöß in Darmſtadt auf
und des Artikels 14 des Polizeibeamtengeſetzes vom 31. März
8 mit Wirkung vom 1. Oktober 1934; der
Polizeihauptwacht=
iſter Franz Dewald in Viernheim auf ſeinen Antrag; der
iminalſekretär Heinrich Degen in Offenbach a. M. auf ſein
chſuchen, beide mit Wirkung vom 1. November 1934.
Warnung! Das Staatspreſſeamt teilt mit: Der „
Hauptdirek=
der Modern School of Languages” und „Nya Privata
Sprak=
oanſtalten” in Helſingfors (Finnland), ein Reichsangehöriger
mens Weichert, fordert durch Anzeigen in deutſchen Zeitungen
rſonen mit Sprachkenntniſſen und Kapital auf zur Beteiligung
dieſem Unternehmen, deſſen Geſchäftsmoral jedoch keine gute
urteilung erfährt, ſo daß der Firma mit Vorſicht zu begegnen iſt.
„Hiklers deutſche Sendung”.
Vorkrag Prof. Dr. Grimms.
Im dicht beſetzten großen Saal des Städtiſchen Saalbaues
fand geſtern abend eine Kundgebung ſtatt bei der Profeſſor Dr.
Grimm, der als Verteidiger, in den Ruhrprozeſſen und als
Kämpfer gegen den Separatismus weithin bekannte
Rechtsan=
walt, über „Hitlersdeutſche Sendung” ſprach. Der Saal
war ringsum mit Hakenkreuzfahnen geſchmückt, auf der Bühne
hatte die Kapelle, die den Abend wirkungsvoll einleitete und
be=
ſchloß, Platz genommen, und im Halbkreis die Fahnenabordnungen
mit den Sturmfahnen Aufſtellung genommen.
Prof. Dr. Grimms Ausführungen gingen vom hiſtoriſchen
Standpunkt an das Thema heran, und zwar war es ein großer
Ueberblick über die jahrhundertealten Beziehungen zwiſchen
Deutſchland und Frankreich, durch den der Redner die Leiſtung
Hitlers und den tiefſten Sinn ſeiner Sendung ſichtbar machte:
die Herſtellung der deutſchen Einheit und die Beendigung des
deutſchen Partikularismus. Der deutſche Partikularismus, aus
dem immer wieder das deutſche Chaos folgte, hat in der Geſchichte
die verſchiedenſten Erſcheinungsformen gehabt: Partikularismus
der Länder, der Parteien, der Konfeſſionen. Immer aber war
es Frankreichs Beſtreben, ſich die deutſchen Streitigkeiten
Un=
einigkeiten und Zerſplitterungen zunutze zu machen und ſo die
deutſche Einheit zu verhindern. — Nach dem Zuſammenbruch vom
Jahre 1918 ſetzte wieder die Diskuſſion über Einheitsſtaat oder
Bundesſtaat ein, dazu kam dann der Partikularismus der
Par=
teien, der zu einer Staats= und Reichskriſe führte, und der
Dualis=
mus Preußen—Reich, in deſſen Verlauf Preußen das Reich vor
dem Staatsgerichtshof verklagte. All dieſen Dingen wurde durch
den großen Sieg Hitlers mit einem Schlage wie einem Spuk ein
Ende bereitet. Das Statthaltergeſetz ſchon brachte mit einemmal
die große Aenderung, aber es iſt nur ein Anfang, und das Ziel
iſt die neue Reichsverfaſſung als Krönung des deutſchen
Ein=
heitswerkes. Der Gegenſatz von Föderalismus und Unitarismus
iſt ſchon heute hiſtoriſch; aber was Hitler mit der Beſeitigung
dieſes Gegenſatzes geſchaffen hat, wird man nur im Rahmen der
Geſchichte ganz verſtehen, und zwar am beſten vom
Stand=
punkte der franzöſiſchen Außenpolitik, die ſich ſeit Richelieu
im=
mer gleich geblieben iſt in dem Ziel, die deutſchen „Freiheiten”
zu fördern, um die deutſche Einheit, die Bildung des „deutſchen
Blocks” zu verhindern.
Wie dies Ziel durch die Jahrhunderte von der franzöſiſchen
Außenpolitik, die darin immer konſervativ blieb, verfolgt wurde,
brachte der Vortragende meiſterhaft und unter Anführung eines
großen Tatſachenmaterials zur Darſtellung. Insbeſondere zeigte
er, wie auch der Weltkrieg ganz unter dieſem Geſichtspunkte. —
Zerſtörung des Bismarckſchen Werks durch Frankreich — zu
ver=
ſtehen iſt und wie auch die Separatiſtenbewegung im Rheinland,
von der Profeſſor Grimm aus eigenſter Erfahrung zu berichten
wußte, zu dieſem Zwecke planmäßig hervorgerufen wurde. Es
iſt Frankreich nicht gelungen, noch einmal von deutſcher
Uneinig=
keit zu profitieren. An dem Tag, an dem die Franzoſen das
Rheinland räumen mußten, ging ein jahrhundertealter Kampf
zu Ende und eine neue Epoche begann. Bismarcks Werk blieb
erhalten und Adolf Hitlers Sendung begann: die Ueberwindung
des Partikularismus in jeglicher Form die Herſtellung der
Volksgemeinſchaft, die Gründung der deutſchen Einheit, der Bau
des Reichs, um das ein Jahrtauſend gekämpft hat. — Lebhafter
Beifall dankte dem Referenten für ſeine Ausführungen. *
— Das 29. Stiftungsfeſt des Akademiſchen Papier=
Ingenieur=
vereins E. V., verbunden mit einer Feſtverſammlung, fand im
Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule ſtatt. Im Rahmen dieſer
Verſammlung berichtete der Vorſtand des Inſtituts für
Papier=
fabrikation, Herr Prof. Dr.=Ing. Brecht, über eine großzügige
wiſſenſchaftliche Forſchungsarbeit: Die Rohrreibungsverluſte, in
Stoffleitungen. Es wurde an Hand umfangreichen
Kurvenmate=
rials anſchaulich klargeſtellt, wie verſchieden ſich reines Waſſer
einerſeits und Faſerſtoffſuspenſionen verſchiedener Schwierigkeit
und Konzentration andererſeits in bezug auf Reibung in den
Rohrleitungen verhalten. Daran anſchließend ſprach Herr Dipl=
Ing. Amelang über die papiertechniſche Eignung verſchiedener
Halbſtoffe. Bei dieſem Vortrag fielen beſonders gut gelungene
Mikroaufnahmen auf mit Hilfe welcher es ſehr leicht wurde, die,
wiederum in überſichtlicher graphiſcher Darſtellung
zuſammenge=
ſtellten Ergebniſſe technologiſch zu erklären. Den Abſchluß des
Stiftungsfeſtes bildete ein Feſtabend im Gaſthaus zur goldenen
Krone, der den üblichen feucht=fröhlichen Verlauf nahm.
— Abendſingen des Männergeſangvereins Concordia auf dem
Riegerplatz. Der Männergeſangverein Concordia, der ſchon
wieder=
holt die Anwohner vom Riegerplatz durch ſein öffentliches Singen
erfreut hat, ſingt am kommenden Montag, den 30. Juli, abends
20,30 Uhr, nach folgendem Programm: 1. Germanias erſter Sieg
von Zerlett: 2. sHerz von Silcher; 3. Roſenſtock holderblüht von
Silcher; 4. Die drei Röſelein von Silcher; 5. Untreue von Silcher;
6. Jägers Abſchied von Mendelsſohn=Bartholdy; 7. Singer und
Organiſt von Mendelsſohn; 8. Deutſchen Liedes Sendung von
Sim=
mermacher.
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim. Sandſtr. 24. Jeden Donnerstag, abends 8.30—10 Uhr:
Zu=
ſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gymnaſtik, Leitung: Frl. Irmgard Pätzold. Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
Donners=
tag, den 26. 7. 34: Geſundheitslehre.
Vermehrte Spätleerung der Briefkaſten. Vom 23. Juli ab
werden außer den ſeitherigen Spätleerungskaſten noch folgende
Briefkaſten nach den regelmäßigen Leerungen werktäglich zu den
auf den Leerungstafeln der Briefkaſten angegebenen
Leerungs=
zeiten nochmals geleert: Waldſtraße, Ecke Landgraf=Philipp=
An=
lage; Herrngartenſtraße=Orangerieſtraße; Hobrechtſtr. 31;
Heiden=
reichſtraße=Roßdörfer Straße: Schulſtraße=Karlſtraße: Mühlſtraße=
Landgraf=Georgſtraße: „Mandfred=von=Richthofen=Platz; „Alfred=
Meſſel=Weg=Weberweg; Schlageter=Straße=Kranichſteiner Straße;
Schlageter=Straße=Pankratiusſtr.; Kahlertſtraße=Frankfurterſtr.,
Steubenplatz (Alter Bahnhof). Die Leerungstafeln der übrigen
Briefkaſten erhalten einen auf den nächſten Briefkaſten mit
Spät=
leerung hinweiſenden Vermerk.
* Milchviehauktion in Darmſtadt. Auf der dritten
Milchvieh=
auktion, die die Nutzviehbeſchaffungsgenoſſenſchaft Frankfurt auf
dem Pferdemarktplatz in der Holzhofallee abhielt, waren 14 Kühe
und 10 Rinder aufgetrieben. Der Leiter der Auktion wies in ſeiner
Begrüßungsanſprache auf die Bedeutung der genoſſenſchaftlichen
Viehverwertung hin und bat die Landwirte und Viehzüchter auch
weiterhin um rege Unterſtützung ihrer Ziele. Die Gebote ſetzten im
Vergleich zur letzten Auktion von Anfang an gut ein. Aufgetrieben
waren Tiere des ſchwarz=weißen Tieflandſchlages und der
Simmen=
thaler Fleckviehraſſe. Im Durchſchnitt kamen Kühe auf 275 bis 420
RM. und Rinder auf 270 bis 330 RM. Das Verkaufsgeſchäft war
ſehr rege.
Aus der NSDAF.
Sturmführer Ziegler zum Reichsführer der Deutſchen
Fachſchul=
ſchaft ernannt.
NSK. Der Führer der Reichsſchaft der Studierenden, Pg.
Andreas Feickert, hat am 23. Juli den bisherigen
ſtellvertre=
tenden Reichsführer der Deutſchen Fachſchulſchaft, Hermann
Ziegler, zum Führer dieſer Selbſtverwaltungsorganiſation der
Fachſchüler ernannt.
Ziegler, der ſelbſt Fachſchüler war, ſteht ſeit längerer Zeit
in der Fachſchularbeit des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Stu=
dentenbundes und konnte dort die Erfahrungen ſammeln, die für
den Aufbau der Deutſchen Fachſchulſchaft notwendig ſind.
Generalmitgliederappelle.
Da der Rednerurlaub bis zum 10. Auguſt verlängert iſt,
wer=
den die Generalmitgliederappelle, nicht am 6., ſondern am 13.
Auguſt abgehalten. Der Termin für die Redneranforderungen
läuft nach wie vor am 24., mittags 12 Uhr, ab.
NSG. „Kraft durch Freude‟. Rheinſtraße 21.
Zu dem am Samstag, 28. Juli, fahrenden Urlauberzug in
den Schwarzwald können noch einige Teilnehmer gemeldet
wer=
den. Intereſſenten wollen ſich ſofort, auch fernmündlich unter
2395/96, mit uns in Verbindung ſetzen. Die Fahrtkoſten in Höhe
von 30 RM. ſind ſofort bei der Geſchäftsſtelle der NSG. „Kraft
durch Freude” einzuzahlen. Letzter Meldetermin Mittwoch, 25.
Juli, vormittags 10 Uhr.
Ehrung Schwerkriegsbeſchädigter
und im Kampf ums Drikke Reich Schwerbeſchädigker.
Die Nationalſozialiſtiſche Kriegsopferverſorgung hat angeregt,
den Schwerkriegsbeſchädigten und den im Kampf ums Dritte Reich
Schwerbeſchädigten als Ehrung und Dank für die Opfer, die ſie für
die Nation gebracht haben, am 1. Auguſt 1934 dem Tag des
Sol=
daten”, das Buch des Führers „Mein Kampf” zu überreichen. Die
Beſtellungen auf dieſes Buch ſind beim Buchhandel des Ortes
auf=
zugeben. Der Rhein=Mainiſche Induſtrie= und Handelstag bittet
die Firmen ſeines Bezirks, der Anregung der Nationalſozialiſtiſchen
Kriegsopferverſorgung zu folgen. Auf Wunſch wird durch
Vermitt=
lung der Rhein=Mainiſchen Induſtrie= und Handelskammern ein
beſonderes Blatt mit Widmung (nach Art eines Exlibris) zur
Ver=
fügung geſtellt, das auf das Titelblatt des Buches aufgeklebt und
dann von den einzelnen Firmen mit Firmenſtempel und Unterſchrift
verſehen werden kann. Derartige Blätter werden vermittelt durch
die Hauptgeſchäftsſtelle der Induſtrie= und Handelskammer für das
Rhein=Mainiſche Wirtſchaftsgebiet, Frankfurt a M. Börſe, deren
Bezirksſtellen in Hanau, Fulda, Limburg, Wetzlar, Wiesbaden und
durch die heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern Bingen.
Darm=
ſtadt, Friedberg, Gießen, Offenbach a. M., Mainz und Worms.
Mofor-SA. bei der 2000-Kilomeker Fahrk.
Von der Staffel I/M 50 in Darmſtadt nahmen an dieſer
ſchwierigſten Dauerprüfungsfahrt 1934 vier MSA.=Männer auf
ihren eigenen, zum Teil ſchon mehrere Jahre alten Maſchinen
teil. Von dieſen gelang es, dem Rottenführer Faldermann
(Sturm 2/M 50) und dem MSA.=Mann Delp (Sturm 3/M 50)
in der vorgeſchriebenen Zeit das Ziel in Baden=Baden zu
er=
reichen. Faldermann erhielt die goldene Plakette, während Delp
infolge eines Sturzes in Heidelberg kurz vor dem Ziele ſeine
Sollzeit nur um 2 Min überſchritt und mit der ſilbernen Plakette
ausgezeichnet wurde. Die beiden anderen Teilnehmer (Arras
6/M. 50 und Hammer 3/M. 50) hatten durch tadelloſes Fahren
ihre Sollzeiten ebenfalls weit unterboten, ſie mußten jedoch,
nach=
dem ſie den größten Teil der Strecke bereits hinter ſich hatten,
infolge geringfügiger Defekte das Rennen aufgeben. Den Siegern
wurde von ihren Kameraden bei ihrem Eintreffen in der Heimat
ein überaus herzlicher Empfang bereitet.
— Preisträger bei der 2000=Kilometer=Fahrt. Der
Kraft=
wagenführer des Gauleiters und Reichsſtatthalters in Heſſen,
SS.=Sturmführer Schumm gehört zu den erfolgreichen
Teil=
nehmern der 2000=Kilometer=Fahrt durch Deutſchland. Auf einem
Mercedes=Benz der Wertungsgruppe II gewann er mit dem
Poli=
zeihauptwachtmeiſter Kohlberger=Darmſtadt als
Begleit=
fahrer die Goldene Plakette des Rennens. Kohlberger iſt der
Fahrer des heſſiſchen Staatsminiſters Jung.
Aus den Darmſtädker Lichtſpiel=Theakern.
Union=Theater: „Cynara”.
Ein engliſcher Film, nach einem gleichnamigen Bühnenwerk
von H. M. Hawood und R. Gore Brown gedreht, von Curt
Weſſe und R. W. Noack deutſch bearbeitet. Ein Film, der in
der Londoner Lebewelt ſpielt und in flotter Darſtellung die
Tra=
gödie eines Londoner Rechtsanwaltes entrollt. Jim Warlock.
der Held der Tragödie, iſt 7 Jahre glücklich verheiratet und wird
für 4 Wochen Strohwitwer gegen ſeinen Willen. Dieſe 4 Wochen
genügen, um ſeine Tugend zu Fall zu bringen. Da er ſeine Frau
jedoch nach wie vor liebt, bricht er vor deren Rückkehr die
Be=
ziehungen zu der Freundin ab, was dieſe jedoch zum Selbſtmord
treibt. Da er nunmehr als Zeuge vor Gericht erſcheinen muß,
er=
fährt die Eattin die Affäre.
Vor Gericht, das für das erſt verführte, dann ſeinem Schickſal
überlaſſene junge Mädchen Gerechtigkeit fordert und vor allem
die Frage beantwortet haben will, ob Jim der erſte Mann in
Doris Leben geweſen ſei, verweigert er die Ausſage. Der
Vor=
ſitzende dringt in ihn — vergebens. Das Gericht kommt daher zu
dem Beſchluß, daß James Warlock — wenn nicht ſtrafrechtlich, ſo
doch moraliſch — die Schuld an dem Selbſtmord des jungen
Mäd=
chens treffe. Entehrt und in ſeinen Kreiſen gemieden, beſchließt
er, England zu verlaſſen, um in den Kolonien ein neues Leben
zu beginnen. Abſeits der öffentlichen Meinung und fern von
ſei=
nem zerſtörten Heim will er unter einem milderen Himmel
Ver=
geſſen ſuchen. — Seine Frau iſt ihm die Zeit der ſchweren
Prü=
fung hindurch treu zur Seite geſtanden — ihren eigenen Schmerz
zurückdrängend, ſo ſchwer es ihr auch fiel.
Im Augenblick der Abreiſe geſteht Jim ſeiner Frau die
Wahr=
heit über ſeine Beziehungen zu der Verſtorbenen. Als Klementine
hört, daß ihr Mann nicht der Verführer und auch nicht der erſte
Mann in Doris Leben geweſen ſei, ſchwindet ihr Groll.
Bereit, alles zu vergeben, und voll Vertrauen in eine hellere
Zu=
kunft, reicht Klementine Jim im letzten Augenblick die Hand zur
Verſöhnung, während das abfahrende Schiff ſie einem neuen
Leben, einem neuen Glück zuführt.
Soweit die Fabel. Die Durchführung iſt, wie geſagt, flott und
abgeſehen von Mängeln in der Verdeutſchung der Sprache ſehr
gut. Schauſpieleriſch treten beſonders hervor, Ronald Colman,
Kay Francis und Henry Stephenſon.
Das Beiprogramm iſt diesmal auf einen heiteren Ton
abge=
ſtimmt und rundet das Ganze zu einer angenehmen Unterhaltung.
2000 Kilometer durch Deufschland 193.
mehr als
1IsallerSieger
mit Shell-
Erzeugnissen
TRIUMPH DER OÜALITAT
2000 km in 2 Tagen bei noch nie verlangtem Höchstdurchschnitt mit
Fahr-
zeugen allerMarken und Klassen beweisen wie bei allen großenbisherigen
Veranstaltungen wiederum die altbewährte Güte und Zuverlässigkeit von
K RAFTSTOFFEN
SHFLLMATooFTR
Die reibungslose Versorgung von vielen Hunderten von Fahrern mit SHELL-Erzeugnissen
ge-
währleistete die an Größe und Bequemlichkeit unübertroffene deutsche SHELL-Organisgtion,
Seite 6 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 25. Juli 1934
Aus Heſſen.
Gemeindetag des Kreiſes Dieburg.
Bz. Reinheim, 24. Juli. In Reinheim fand im Saalbau „Zur
Spitze” eine Verſammlung der Kreisabteilung Dieburg im Heſſ.
Gemeindetag ſtatt. Der Vorſitzende der Kreisabteilung,
Bürger=
meiſter Dr. Goebel, eröffnete die Tagung, zu der außer den
Ver=
tretern des Kreisamtes 58 Bürgermeiſter, der Geſchäftsführer der
Landesdienſtſtelle Heſſen=Heſſen=Naſſau, Dr. Göb=Frankfurt a. M.,
und die einzelnen Referenten erſchienen waren. Als erſter
Vor=
tragender ſprach Herr von Touſſaint über die Bedeutung des
paſ=
ſiven Luftſchutzes. Anſchließend führte Dr. Göb über den Stand
der kommunalen Geſetzgebung u. a. folgendes aus: Die
Neuge=
ſtaltung der kommunalen Geſetzgebung erfolgt organiſch. Zunächſt
wurden durch die kommende Reichs= und Verwaltungsreform die
einzelnen Gebietsgrenzen feſtgelegt, darauf folge eine neue
Auf=
gabenverteilung und erſt dann die Durchführung der
Finanz=
reform. Ueber Zweck und Ziele des Deutſchen Arbeitsdienſtes
ſprach Feldmeiſter Rampacher=Reinheim. Dipl.=Ing. Umlauf=
Frankfurt a. M. ſprach alsdann über die Vorteile des Erfaſſens
von Waſſer durch Waſſermeſſer. Er wies darauf hin, daß durch
den Einbau von Waſſermeſſern den Gemeinden eine beſſere
Ren=
tabilität ihrer Waſſerwerke geſichert ſei. Der Vorſitzende empfahl
den anweſenden Bürgermeiſtern, mit ihren Gemeinderäten die
Angelegenheit zu behandeln, und zur Erhöhung der
Wirtſchaft=
lichkeit der Waſſerwerke evtl. den Einbau von Waſſermeſſern zu
veranlaſſen. — Anſchließend erſtattete Dr. Goebel Bericht über die
letzte Arbeitstagung des Heſſ. Gemeindetages in Mainz und gab
am Ende ſeiner Ausführungen den Inhalt einer Reihe von
Rund=
ſchreiben des Deutſchen Gemeindetages mit Erläuterungen
be=
kannt. Zuletzt ergriff noch der Bezirksbauernführer Michel das
Wort über den Stand des landwirtſchaftlichen Siedlungsweſens.
Er appellierte an die Bürgermeiſter, mit den landwirtſchaftlichen
Ortsfachberatern zuſammenzuarbeiten.
Von der Geſchäfts= zur Bedarfsdeckungswirtſchaft.
Ar. Eberſtadt, 24. April. Beim Baden im Rhein
er=
trunken iſt der bei der Firma Merck beſchäftigte 14jährige
Schloſſerlehrling Wilhelm Fiſcher von hier. Er wurde von den
Fluten erfaßt und konnte trotz aller Verſuche nicht mehr gerettet
werden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 23. Juli. Kirchweihe. Die hieſige
Kirchweihe findet am 5. und 6. Auguſt d. J. ſtatt. — N. S. V.
Gegenwärtig werden die Mitgliedsabzeichen der NS.=
Volkswohl=
fahrt ausgegeben. Berechtigt zum Tragen dieſes parteiamtlich
ge=
ſchützten Abzeichens ſind nur die Mitglieder der N.S.V., die im
Beſitze eines ordnungsgemäß ausgeſtellten Mitgliedsausweiſes
ſind. Die Abzeichen werden auch nur an die Mitglieder verkauft.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 24. Juli. Ehrung des Teilnehmers
an der 2000 Klm.=Dauerprüfungsfahrt. In den geſtrigen
Abendſtunden kehrte der ſiegreiche Teilnehmer an der 2000 Klm.=
Dauerprüfungsfahrt, Herr Wendelin Faldermann von hier,
mit der goldenen Medaille ausgezeichnet, zurück. Der Motor=SA.=
Sturm, dem er angehört, bereitete ihm einen warmen Empfang.
Am Ortseingang von Eberſtadt kommend, wurde Faldermann
durch den Führer des Sturms in herzlichſten Worten begrüßt und
ihm zum Zeichen der Ehrung ein großer Lorbeerkranz umgehängt.
Unter Vorantritt einer Muſikkapelle wurde alsdann der ſiegreiche
Motorradfahrer zum Vereinslokal geleitet, woſelbſt er von einer
Abordnung ſeiner Mitarbeiter aus dem Betrieb der Odenwälder
Hartſteininduſtrie, in ebenſo herzlicher Weiſe begrüßt wurde.
Faldermann dankte für den Empfang. Die ſich recht zahlreich
ein=
gefundenen Zuſchauer ſtimmten begeiſtert in das auf Führer und
Reich ausgebrachte „Sieg=Heil” ein.
f. Roßdorf, 24. Juli. Feldbereinigung. Mit der
Orts=
vermeſſung wurde durch das Feldbereinigungsamt begonnen. Die
Grundeigentümer wurden erſucht die vorhandenen
Parzellen=
grenzſteine ihrer Hofreiten aufzuräumen und ſich von der
vollſtän=
digen Abmarkung ihrer Hofreitengrenzen zu überzeugen.
r Babenhauſen, 24. Juli. Vereiteltes
Sittlichkeits=
verbrechen. Zwei junge Mädchen aus Radheim, die, von
Babenhauſen kommend, mit dem Rade heimwärts fuhren, wurden
am Exerzierplatz kurz vor dem Walde von einem jugendlichen
Radfahrer überfallen. Dieſer, ein etwa 17jähriger Burſche aus
dem nahen Schaafheim, namens Fritz Krautwurſt, verſuchte, das
eine junge Mädchen im Straßengraben zu vergewaltigen.
Wäh=
rend das andere Mädchen flüchtete und Hilfe aus den der
Land=
ſtraße zunächſt gelegenen Häuſern herbeiholte, wurde der Unhold
in ſeinem Vorhaben durch einen des Weges kommenden
Motor=
radfahrer geſtört, ließ von ſeinem Opfer, das er ſchon am Halſe
würgte, ab und ergriff die Flucht nach dem nahen Walde. Den
zur Hilfe geeilten Leuten gelang es, in kurzer Zeit den Burſchen
feſtzunehmen. Sie übergaben ihn der inzwiſchen eingetroffenen
Gendarmerie aus Babenhauſen.
Le. Groß=Umſtadt. 24. Juli. Der Reſerveſturm 7/174 beging
auf dem Rothſchen Felſenkeller einen Kameradſchaftsabend
ver=
bunden, mit der Abſchiedsfeier ſeines nach Gießen verſetzten
Sturmführers. Studienrat Adolf Fiſcher. Der jetzige Sturmführer,
Wagnermeiſter Bernhard Schütz, begrüßte die Kameraden. Der
erſte Sturmführer von Reſerve 1/174, Bürgermeiſter Magſaam.
ehrte den Scheidenden mit herzlichen Worten und dankte ihm für
ſeine aufopfernde Betätigung als Sturmführer. Als vor ſieben
Jahren der Sturm als erſter in Heſſen mit 99 Mann gegründet
wurde, war es in erſter Linie Herr Fiſcher, der ſich hierbei
hervor=
ragend beteiligte und ſeine ganze Kraft auch in beredten Worten
dafür einſetzte, ſo daß der Sturm heute 240 Mann zählt. Bei
Er=
nennung zum Bürgermeiſter der Stadt Groß=Umſtadt habe er den
Sturm an Herrn Fiſcher abgegeben, in dem Bewußtſein, daß er
in gute und zielſichere Hand komme; er wünſchte Herrn Fiſcher
und Familie alles Gute in der neuen Heimat. Maurermeiſter
Hans Walter fand noch Dankesworte an Herrn Fiſcher für die
gemeinſame Betätigung in der Wohlfahrtspflege, für die er ſich
immer ebenfalls voll und ganz eingeſetzt habe. Für all die
ehren=
den Worte dankte Herr Fiſcher in längeren Ausführungen und
gab zu eikennen, daß ihm und ſeiner Familie der Abſchied von
dem lieben Groß=Umſtadt recht ſchwer falle.
D. Aus dem ſüdlichen Ried. Die Gurkenernte iſt wie
alljähr=
lich, mitten in der Getreideernte, nunmehr voll im Gang. Endloſe
Wagenketten reihen ſich auf allen Eiſenbahnſtationen von
Hof=
heim über Biblis, Gr.=Rohrheim, Gernsheim,
Biebesheim, Stockſtadt, Goddelau und nicht zuletzt
in dem ſtark zum Gurkenfeld, entwickelten Wolfskehlen zu
Schnelltransport=Güterzügen zuſammen, die Hunderte von
Zent=
nern nach allen Gegenden Deutſchlands befördern. Oft ſind es die
Obſt= und Gemüſebau=Genoſſenſchaften, die als Abnehmer für die
Produzenten in Frage kommen. Vorherrſchend ſind auf den
be=
kannten Marktplätzen der Gurkenanlagen im Ried aber nach wie
vor noch die Händler und Einkäufer größerer Einlegereien in
Mittel= und Norddeutſchland, die in dieſem Jahr beſonders lebhaft
hinter der ſtark gefragten Ware her ſind. Die rieſigen Gurkenhallen
in Biblis, die ſchon gar manches Jahr der Ueberproduktion
er=
lebten, reichen heuer bei weitem aus, die anrollenden Fuhrwerke
abzufertigen. Hunderte von Ausleſerinnen ſind über die Saiſon
im Ried beſchäftigt, die rieſigen Quantitäten nach verſchiedenen
Qnalitäten zu ſortieren. H. Kölſch Nachf in Biblis,
die größte und am modernſten eingerichtete Gurkeneinlegerei
Deutſchlands, ſteht zur Zeit zwar noch nicht im Hochbetrieb, jedoch
ſind auch hier bereits ſehr viele Arbeiter und Arbeiterinnen aus
der ganzen Umgegend eingeſtellt worden, die in den Wochen der
Saiſon einen guten Verdienſt haben. Sehr viele Landwirte haben
mit ihren alljährlichen Abnehmern einen ſogenannten Akkord
ab=
geſchloſſen, der ſie verpflichtet, den Ertrag ihrer Anpflanzungen zu
feſtgelegten Preiſen an dieſen Abnehmer allein abzuliefern. Der
Preis bewegt ſich für beſte, ausgeleſene Qualität zwiſchen 6—8
RM. Für ſogenannte Krüppelgurken, das iſt der Ausſchuß der
ein=
zelnen Anfuhren, werden pro Zentner 3 RM. gezahlt, Beſonders
ſtark entwickelt ſind die Gurkenanlagen in Biebesheim. Dieſes
neu „entdeckte‟ Gebiet hat den Landwirten in Biebesheim eine ſehr
ſchöne Ertragsmöglichkeit eröffnet, die um ſo wertvoller iſt, als die
Gurkenernte mit ihrem recht anſprechenden Erlös die erſte
Ein=
nahme des neuen Erntejahres bietet. Am Bahnhof in
Biebes=
heim wurde in den letzten Wochen eine große Sortierhalle erbaut,
die zahlloſe Zentner Gurken aufnehmen kann. Die Ablieferung
wickelt ſich auch hier, wie in faſt allen Ortſchaften des Rieds am
Bahngelände ab, ſo daß nach der direkten Anfuhr des Bauern vom
Acker per Bahn ſchnellſte Weiterbeförderung erfolgt, denn dieſe
Ware muß ſchnellſtens verkonſumiert werden.
Das Hauptunglück der deutſchen Landwirtſchaft in der
libe=
raliſtiſch=marxiſtiſchen Epoche war die fehlende Ausrichtung auf
den Bedauf. Es wurde individualiſtiſch vom Standpunkt des
ein=
zelnen Bauernwirtes einfach drauflos erzeugt, ohne daß man ſich
genügend über den wirklichen Bedarf unterrichtet und an eine
reibungsloſe Sicherung des Abſatzes gedacht hätte. So war auch
die Landwirtſchaft von wechſelnden Konjunkturen abhängig.
Da=
zu kam noch eine Fehlleitung der geſamten landwirtſchaftlichen
Erzeugung. Es wurde zuviel Getreide produziert und die
Verede=
lungswirtſchaft zugunſten der Einfuhr, vor allen Dingen
auslän=
diſcher Fette und Oele, vernachläſſigt. Dieſes Mißverhältnis
zwi=
ſchen Getreidewirtſchaft und Veredelungswirtſchaft ſchmälerte auf
der einen Seite die Eigenfuttergrundlage des deutſchen Bauern,
da eine zweckmäßige Verwertung der Getreideüberſchüſſe nicht
möglich war und für den Anbau von öl= und eiweißhaltigen
Futtermitteln in ausreichendem Umfange — infolge der billigen
ausländiſchen Einfuhr — kein genügender Anreiz beſtand, und
brachte es auf der anderen Seite fertig, daß einzelne Zweige der
Viehzucht in ſpekulativer Weiſe durch die Verwertung der
aus=
ländiſchen Futtermittel ſich ungeſund aufblähten und
ſpeziali=
ſierten.
Erſt mit der Einführung des Fettplanes iſt ein organiſcher
Ausgleich möglich geworden, die ausländiſche Einfuhr von Fetten
und Oelen und die Margarineherſtellung in größtem Umfange
eingeſchränkt und Spielraum für die deutſche Fett= und
Futter=
mittelerzeugung geſchaffen worden. Durch vorſichtige Umſtellung
der bäuerlichen Erzeugung, durch den Preisausgleich zwiſchen
Ge=
treide= und Veredelungserzeugniſſen ſind die ungeſunden
Miß=
verhältniſſe nach und nach beſeitigt worden. Dabei ſoll aber eine
ſpekulative Spezialiſierung in der bäuerlichen
Veredelungswirt=
ſchaft — etwa durch übermäßige Mehrerzeugung von Schweinen
im Hinblick auf die Verwendung von Neutralſchmalz in der
Mar=
garine —, durchaus vermieden werden. Die Produktion der
bäuer=
lichen Veredelungswirtſchaft und des ganzen bäuerlichen. Hofes
ſoll bodenſtändig ſein, unter Berückſichtigung ſeines Standortes
und der Marktbedürfniſſe der Bevölkerung in vielſeitiger Weiſe
für den eigenen Bedarf und für den Marktabſatz erfolgen. So
wird durch die Verwirklichung des Prinzips der
Bedarfsdeckungs=
wirtſchaft die Exiſtenz des bäuerlichen Betriebes in doppelter
Hinſicht gewährleiſtet und die Volksgemeinſchaft zwiſchen Stadt
und Land verwirklicht.
Der Ausgleich zwiſchen den einzelnen Produktionszweigen der
deutſchen Landwirtſchaft hat aber auch außenwirtſchaftlich bedeut=
Deutſche Schafzuchk.
Gernsheim, 24. Juli. Waſſerſtand des Rheins
am 23. Juli: —0,06 Meter, am 24. Juli: —0,03 Meter.
Es ſind jetzt gegen 125 Jahre, ſeit die deutſche Schafzucht ihren
Weltruf begründete. Der ihn gegründet hat, iſt Albrecht Thaer
ge=
weſen. Auf ſeiner Muſterwirtſchaft Möglin am Weſtrande des
Oderbruchs hat er die berühmte Stammzucht entſtehen laſſen, die
durch ihr herrliches Vlies bald ebenſo berühmt wurde wie die
Fleiſchſchafe des großen engliſchen Viehzüchters Backwell.
Die große Zeit der deutſchen Schafzucht war angebrochen. Bald
ſchon 1815 auf dem Berliner Wollmarkt, wurde die Wolle dieſer
Schafe mit höchſtem Lob bedacht, und zwei Jahre ſpäter konnte
Thaer an ſeine Frau voll Stolz berichten: „Unter allen
Woll=
händlern und allen Wollproduzenten iſt es ganz entſchieden
an=
genommen, daß meiner Wolle keine in ganz Europa nahekommt,
viel weniger ihr an die Seite zu ſetzen ſei.”
Es war, als hätte Thaer aus ſeiner Celleſchen Heimat nahe
der Lüneburger Heide etwas von jenen alten Schafzüchtern
er=
lauſcht und mit ſeinem hohen Wiſſen und Können als
Tier=
züchter zur vollen Ausbildung gebracht. Dieſes züchteriſche
Kön=
nen handhabte er aber auch mit ſolcher Sicherheit, daß er, wie
ſame Rückwirkungen gezeitigt. Durch die Marktregelung iſt auch
die Regulierung unſerer geſamten Agrareinfuhr aus dem
Aus=
lande auf allen Gebieten erfolgt. Unſere Bedürfniſſe können wir
jederzeit überſehen und ſie in gewiſſem Ausmaße, das uns aber
in kritiſchen Zeiten nicht gefährlich werden kann, im Auslande
decken.
Mengenmäßig haben wir unſere Bezüge aus dem Auslande
vielfach eingeſchränkt, dafür ſind wir aber in der Lage, beſſere
Preiſe zu bieten. So wirkt die deutſche Marktregelung mit ihrem
organiſchen Bedarfsdeckungsprinzip auch belebend auf die
bäuer=
liche Wirtſchaft verſchiedener ausländiſcher Staaten, deren
Indu=
ſtrien ebenfalls die Folgen der durch lohnenden Export erhöhten
landwirtſchaftlichen Kaufkraft zu ſpüren bekommen. Nicht
um=
ſonſt betrachten landwirtſchaftliche Kreiſe des Auslandes, z. B.
Polens, die neue deutſche Agrarpolitik, wie ſie durch das
Reichs=
nährſtandsgeſetz eingeleitet worden iſt, als ein Inſtrument zuv
Ueberwindung der internationalen Agrarkriſe und als ein Mittel
zur Befeſtigung und Beſſerung der politiſchen Beziehungen
Deutſchlands zu verſchiedenen Staaten. Es liegt auf der Hand, daß
die deutſche Agrarpolitik bei der Deckung unſeres zuſätzlichen
Be=
darfs vor allem die europäiſchen Bauernwirtſchaften berückſichtigt
und auf dieſe Weiſe die europäiſche Zuſammenarbeit feſtigt. Der
deutſchen Induſtrie erſchließt ſie damit neue Wege zur Ausfuhr.
Alle dieſe ſegensreichen innen= und außenwirtſchaftlichen
Rückwirkungen der deutſchen Bedarfsdeckungswirtſchaft ſind ohne
das Reichsnährſtandgeſetz undenkbar. Erſt durch dieſe
grund=
legende geſetzliche Maßnahme iſt die Vielzahl der intereſſierten
Verbände beſeitigt und die Inangriffnahme der planvollen
Markt=
regelung zur Sicherung der bäuerlichen Wirtſchaft möglich
gewor=
den. Die Sicherung des Bauern durch Preiserhöhungen und
Feſt=
preiſe trägt aber in jeder Weiſe der Lage des Verbrauchers und
ſeiner Kaufkraft Rechnung, da ſie, wenn irgend möglich den
Ver=
braucherpreis feſthält und die ſpekulativen und überhöhten
Han=
dels= und Verarbeitungsſpannen ausräumt. Wo es anging. hat
man auch die Preiſe ſogar ermäßigt, wie z. B. den Sommerpreis
für Butter. Einzelne Preiserhöhungen haben ſich in beſcheidenen
Grenzen gehalten und die geſamten Lebenshaltungskoſten der
ſtäd=
tiſchen Bevölkerung ſind durch die neue Agrarpolitik nicht erhöht
worden. Der Nationalſozialismus dient auch hier in gerechter
Weiſe allen Kreiſen des deutſchen Volkes, indem er den Grundſatz
der ſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft — „Gemeinnutz geht vor
Eigennutz”, — verwirklicht!
G. W.
Schweres Unwekker über Rheinheſſen.
Mann über Bord und ertrunken.
Mainz. 24. Juli. Schwer hat ein Wolkenbruch mit
Hagel=
ſchauern am frühen Sonntag abend in Nierſtein gewütet. Die
Waſſermaſſen wälzten ſich durch die Weinberge, riſſen große
Men=
gen der Weinbergserde zu Tal, drangen am Marktplatz nicht nur
in die Keller, ſondern zum Teil auch in Gehöfte, wo das Waſſer
in den Stuben und Ställen bis zu 40 Zentimeter hoch ſtand, ſo
daß das Kleinvieh in Sicherheit gebracht werden mußte. — Die
Geleiſe der Reichsbahn und die Landſtraße zwiſchen
Nierſtein und Nackenheim waren ſo hoch mit Schlamm und Geröll
bedeckt, daß der Verkehr vorübergehend unterbrochen werden
mußte, bis die Fahrbahnen von Feuerwehr, SA. und Freiwilligem
Arbeitsdienſt eiligſt wieder geräumt waren. — In Lörzwei,
ler brachten die vom Berg ſtrömenden Fluten, eine Hauswand
zum Einſturz; das Mobiliar wurde weggeſchwemmt. Bewohner
und Vieh konnten von der Feuerwehr gerettet werden. — Bei
dem ſtarken Sturm fiel in Bacharach der 30jährige Karl Bauer
aus Groß=Gerau, der mit anderen Werksangehörigen von Opel
auf einem Rheinausflug war, von Bord des Motorſchiffes „Deutſch.
land” und ertrank.
Aus Oberheſſen.
LBD. Gießen, 24. Juli. Heſſiſches Sondergericht
Gießen. Das Heſſiſche Sondergericht hielt geſtern hier ein
Sitzung ab. Ein Angeklagter namens Wehrum aus Echzell (Kreil
Büdingen), der unwahre Behauptungen über den Führer un
den Vizekanzler von Papen aufgeſtellt hatte, wurde zu einem Jah=
Gefängnis verurteilt. Ein Angeklagter namens Albert Habich
aus Gießen, ein eifriges Mitglied der ſog. „Ernſten Bibelfor
ſcher”, hatte gleichfalls verleumderiſche und beleidigende Erzäh
lungen über die Regierung verbreitet. Das Gericht verurteilt
ihn zu acht Monaten Gefängnis. Ein Angeklagter namens Kar
Hochſtein aus Büdingen, der allerlei ſtaatsgefährdende Reden in
Zuſammenhang mit der kommenden Saarabſtimmung verbreite
hatte, erhielt 1½ Jahre Gefängnis. Ein Angeklagter namen
Kurt Glaab. aus Metz, der dummes Geſchwätz über den Führe
an Zigeuner verbreitet hatte, erhielt zehn Monate Gefängnis
Wegen ſchwerer Beleidigung der SA. und der Reichsregierung
wurden die Angeklagten Adolf Schmidt und Richard Stolarky zu
je zehm Monaten Gefängnis verurteilt.
LPD. Biedenkopf. 24. Juli. Mutter und Sohn von
Blitz ſchwer verletzt. Als am Samstag nachmittag Mutte
und Sohn der Familie Elnolf auf dem Felde beſchäftigt waren
wurden ſie von dem heftigen Gewitter überraſcht, das über Bie
denkopf und Umgegend am Samstag niederging. Ein Blitzſchla
traf die Mutter, die zum Teil gelähmt wurde. Dem Sohn ſchlu
der Blitz in den Kopf und durchlief den Körper, um am Fuß wie
der herauszukommen. In ſchwer verletztem Zuſtand wurde de
junge Mann der Marburger Klinik zugeführt.
1 die K
en
Die Wolle muß runter.
Die Schafſchur in den deutſchen Zuchtgebieten hat überall eingeſetzt.
uns Fontane berichtet hat, einen ſehr erfahrenen Wollhändler
bat: „Zeigen Sie mir nur irgend ein Vlies, wie Sie es zu haben
wünſchen, und ich werde Ihnen in der dritten oder vierten
Gene=
ration einen Stamm herſtellen, der nur ſolche Vlieſe liefert.”
Gewiß, lange konnte ſich die damals angebahnte große
Ent=
wicklung der Schafzucht bei uns in Deutſchland ſo nicht fortſetzen.
Denn es war ja zugleich das Zeitalter des modernen
Schnellver=
kehrs, das die Wirtſchaftsbeziehungen völlig umgeſtalten ſollte.
Damit traten rieſige Gebiete in Ueberſee, auf denen ungeheure
Schafherden heranwuchſen, in wirkſamen Wettbewerb auch auf
unſeren Märkten an. Die Entwicklung drängte immer mehr zur
Intenſivierung der Landwirtſchaft, und die Schafzucht, zu welcher
weite Flächen notwendig ſind, iſt demgemäß nicht mehr als ein
Zweig intenſivſter Landwirtſchaft anzuſehen.
Aber wo ſich der Schäfereibetrieb durch beſondere Verhältniſſe
des Bodens und des Wirtſchaftsbetriebes eingegliedert hat, dort
hat er nach Jahren und Jahrzehnten des Rückganges nun wieder
Zeiten des Aufſtiegs vor ſich. Ganz beſonders aber ſind die
wei=
ten Flächen der Lüneburger Heide auch heute noch die Heimat
einer aufblühenden Schafzucht. Dort ſieht man jetzt, wie Tag für Tag
Tauſende von Schafen zur Wollſchur getrieben werden. Geduldig,
ja ſogar mit Wohlbehagen laſſen ſie die Schur über ſich ergehen,
wird ihnen doch die dicke Wolldecke bei der brutenden Sonnenhitze
über der Heide ſehr beſchwerlich.
Dieſe Sommerſchur iſt in der Regel bis Ende Juni beendet.
Bei beſonders geeigneten „zweiſchurigen Herden” wird dann in
der Regel eine zweite Schur in den Herbſt= und Wintermonaten
vom September bis Dezember vorgenommen. Man kann die
Schur vornehmen, indem man die Schafe „ſchwarz” ſchert, und die
ſo gewonnene. Schmutzwolle erſt nachträglich weiß wäſcht, oder
die Schafe werden zuvor einer gründlichen Rückenwäſche
unter=
zogen, die auf verſchiedene Weiſe ausgeführt werden kann.
Ci. Erbach, 24. Juli. Tödlicher Unglücksfall. Geſtern
gegen abend ereignete ſich am Stadtausgang nach dem
benachbar=
ten Lauerbach zu ein ſchwerer Unglücksfall. Das vom Wieſenmarkt
heimkehrende 9jährige Söhnchen des Maurermeiſters
Lauten=
ſchläger aus Günterfürſt wurde von einem ebenfalls vom Markte
zurückkehrenden Motorradfahrer angefahren und beim Sturze ſo
ſchwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die zuſtändige
Unterſuchungskommiſſion eilte ſofort zur Unglücksſtätte, um die
Schuldfrage zu klären.
Forfgeſehte Bauern-Enkeignung.
Auf den deutſchen Dörfern ſind die Kämpfe unvergeſſen, di
gegen die Ausdehnung der Erbſchaftsſteuer, wie ſie für Kapital
vermögen als erträglich errechnet worden war, auf die ländliche
Höfe geführt werden mußte. Sie begannen in der Bülow=Zeit ſcho
unter dem Kaiſerreich, und wir alle wiſſen, was uns dann der dol
trinäre Sinn der Weimarer Volksbeglücker beſchert hat und dat
über hinaus beſcheren wollte. Die unzertrennliche Begleitmuſik z
dieſen Vorgängen war das Geheul der Linkspreſſe, die den Bauer
als Steuerdrückeberger hinſtellte und ſich nicht davon überzeuge
ließ, daß der Anerbe bei Uebernahme des Hofes und der Verpflick
tung, die Geſchwiſter auszuzahlen, einen Dienſt übernahm, abe
keinen Anfall an wegſteuerungsfähigem, überflüſſigem Vermöget
An die damaligen Vorgänge werden wir lebhaft erinner
wenn wir beobachten, wie in Elſaß=Lothringen jetzt die baueri
feindliche Preſſe wieder einmal genau dieſelben Töne anſchläg
weil die dortigen Bauern die franzöſiſche Erbſchaftsſteuer als un
tragbar bekämpfen. Mit welchem Rechte das geſchieht, das he
kürzlich in einer Verſammlung des landwirtſchaftlichen Kreisve
eins für den Landkreis Straßburg ein angeſehener Bauer, Riche.
aus Alteckendorf, mit genauen Zahlen nachgewieſen. Er hat
au=
geführt, daß bei den jetzigen, angeblich ſo leicht tragbaren Sätze
der Staat es fertig bringt, in nicht hundert Jahren den volle
Wert eines Bauernhofes einmal wegzuſteuern. Jedes Mal, wen
der Bauer nach einem harten Arbeitsleben den Hof ſeinem Nad
folger übergibt, hat er als Ergebnis ſeiner Mühe zu verzeichnet
daß dieſer Hof um ein Drittel ſeines Wertes verkürzt, bzw. m
einer unſichtbaren Hypothek, die dann wieder ein ganzes Bauert
leben lang abgearbeitet werden muß, zugunſten des Staates b
laſtet iſt. Mit Recht wird darauf hingewieſen, daß man keinem au
deren Stande, insbeſondere nicht den Beſitzern von mobilem Kap
tal, ein derartiges Anſinnen zuzumuten wagen würde.
Die Bauern in Elſaß=Lothringen müſſen dabei ſehr vorſichti
ſein, wenn ſie ſich gegen ſolche Mißſtände zur Wehr ſetzen, den
ſonſt entgehen ſie in der franzöſiſchen Preſſe nicht dem Vorwur
daß ſie über den Rhein zu den alten Volksgenoſſen ſchielen un
vom „Hitlerismus” ergriffen worden ſeien. Dennoch iſt die Miſ
ſtimmung ſo groß geworden, daß ſelbſt die Landwirtſchaftskamme
des Unter=Elſaß, die zumeiſt aus ſehr nach ihrer Regierungsfromn
heit geſiebten Mitgliedern beſteht, einen entſprechenden Prote)
beſchluß gefaßt und der Regierung übermittelt hat; und wenn d.
geplagten Bauern hier und anderwärts in die Lage kämen. au
eigener Entſcheidung darüber abzuſtimmen, ob ſie die liberaliſtiſch
Enteignungspolitik oder das deutſche Reichserbhobgeſetz vorzöge!
dann würde der Ausgang einer ſolchen Abſtimmung gerade i
einigen Ländern, deren Preſſe ſich bemüht, kein gutes Haar an de
deutſchen Neuordnung zu laſſen, recht überraſchend ausfallen,
W.8.
Mittwoch, 25. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 203 — Seite 7.
SürarSadeTd lTibte
Bilder von den Kampfſpielen in Nürnberg.
Fahnen im Feſtzuge, mit dem die Kampfſpiele eingeleitet wurden.
Ein lebendiges Hakenkreuz, das im Stadion von Turnerinnen gebildet wurde.
Hochbetrieb.
röffnung der 4. Deutſchen Kampfſpiele
20 000 Zuſchauer beim Aufkakk in Nürnberg.
Die vierten Deutſchen Kampfſpiele wurden am Dienstag vor
000 Zuſchauern im Nürnberger Stadion, das 1928 mit der
ympiſchen Goldmedaille ausgezeichnet wurde, eröffnet. Unter
Klängen einer Reichswehrkapelle marſchierten 8000
Teilneh=
r. Fahnenabordnungen, Vertreter der Nürnberger Turn= und
ortvereine und endlich Ehrenabordnungen der bayeriſchen
Lan=
wolizei und des 2. Bataillons des Infanterie=Regiments 21 in
Kampfbahn, an der Spitze die Traditionsfahne der
national=
ialiſtiſchen Bewegung in Franken, der die trauerumflorten
hnen der Turnvereine der uns entriſſenen Gebiete folgten.
rch den Hauptbogen unter der Tribüne zog der Feſtzug, zu dem
h die mit Vorführungen an den Kampfſpielen beteiligte
rrineſportſchule in Mürwick, eine Sportabordnung der badiſchen
adespolizei und die Deutſche Hochſchule für Leibesübungen,
fer=
die Kampfrichter und die Vertreter der Türn= und
Sportver=
ide gehörten, in das gewaltige Rund, während die Aktiven
ihren ſchmucken blauen Feſtanzügen oder aber in ihrer
ſport=
en Tracht an den Eingängen neben der Tribüne zum Aufmarſch
hienen. Das erſte Gedenken war den Gefallenen des
Weltkrie=
der nationalen Erhebung und den toten Sportkameraden
ge=
dmet. Der Oberbürgermeiſter der Stadt Nürnberg. Liebel,
den Willkommensgruß. Der Reichsſportführer wies in ſeiner
ſprache auf den tiefen Sinn der erſten deutſchen Kampfſvie
neuen Deutſchland hin, der am beſten mit dem alten Worte
gedrückt werde: „Dem Vaterland gilts, wenn wir zu ſpielen
inen”. Mit einem Heil auf Volk. Vaterland und Führer, in
die 20 000 Beſucher begeiſtert einſtimmten, und dem
Deutſch=
d= und dem Horſt=Weſſel=Lied fand die Feier ihr Ende.
Haupk=Wekkkampftag der Kampfſpiele
In Nürnberg herrſcht, ein lebhafter Betrieb. Im Stadion
den Handball=, Fauſtball= und Schlagballſpiele ſtatt, im
Pul=
eſee wurden die Vorſchlußrundenteilnehmer im Waſſerball
er=
ttelt, in der Luitpoldhall; wickelten Boxer und Kegler ihre
ten Kämpfe ab, und im Tiergartenſaal, wurden die
Wett=
verbe im Fechten fortgeſetzt. Auf der Straße wurde am
Vor=
ttag die Meiſterſchaft im Vierer=Vereins=Mannſchaftsfahren
edigt. Die Kämpfe im Fechten und Boxen ſowie Kegeln zogen
bis in die ſpäten Abendſtunden hin.
Die Radfahrer machten am früheſten Morgen den
Be=
in. Auf der 100 Kilometer langen Strecke Nürnberg—
Bam=
ig-Nürnberg ging es um den Meiſtertitel im Vierer=
Vereins=
annſchaftsfahren. Nach einem ſpannenden Verlauf ſiegte die
annſchaft des Titelverteidigers, Wanderer Chemnitz, in
neuen Rekordzeit von 2:26:23,4 vor dem RV. 1892
Schwein=
t. der mit 2:26:25 ebenfalls noch unter der alten Höchſtleiſtung
eb. Der Verein Dresdener Rennfahrer, RC. Staubwolke Köln
2 Teutonia Breslau, belegten die nächſten Plätze.
Im Pulverſee wurden die Vorſchlußrundenteilnehmer im
iſſerball ermittelt, die ſich am Mittwoch in der
Stadion=
zwimmbahn in den vier Kämpfen, dieſer Runde
gegenüber=
gen. Die Ergebniſſe der zweiten Vor= bzw. Zwiſchenrunde
ren: Hellas Magdeburg — Spandau 04 10:2 (3:1), SSF
Bar=
n — TV. 46 Nürnberg 3:2 (2:0). Weißenſee 96 — München 99
(2:1), Poſ. Magdeburg — Hamburger Tſchft. 10:2 (4:0),
jgdeburg 96 — Tgde Mühlhauſen 8:3 (4:1), Duisburg 98 —
emer Schwimmverband 2:1 (1:0). Waſſerfreunde Hannover —
yern 07 Nürnberg 7:3 (6:1), SV. Augsburg — 1. FC.
Nürn=
g 2:1 (1:1) n. V. Die ſiegenden Mannſchaften ſtehen in der
rſchlußrunde.
In der Luitpoldhalle wurden die Vorrunden der Boxer
n Fliegen= bis Weltergewicht abgewickelt. Hierbei kamen
fol=
de Boxer in die Zwiſchenrunden Fliegengewicht:
Staſch=
ſſel, Rappſilber=Frankfurt, Brofazi=Hannover, Weinhold=Ber=
Bantamgewicht; „Kremer=Köln, Liwowſki=Magdeburg,
lke=Hannover, Miener=Breslau: Federgewicht: O. Käſt=
=Erfurt, Arenz=Berlin, Schöneberger=Frankfurt, Aring=
Osna=
ick, Leichtgewicht: Schmedes=Dortmund, Häuſſer=Böckin=
„ Frey=München; Weltergewicht: Campe=Berlin,
Murach=
ſalke, Leitner=Stuttgart, Mellin=Hamburg.
Ebenfalls in der Luitpoldhalle nahmen die Kegler ihre
ttkämpfe in Angriff. Hier fielen die erſten Entſcheidungen bei
Alten Herren und den Frauen. Bei den Alten Herren wur=
Kampfſpielſieger Dietrich=Braunſchweig auf der Aſphaltbahn
572 Holz und Lorbeer=Spandau auf Bohle mit 762 Holz.
Sie=
in der Frauen wurde Fr. Büchbäumer=Hannover auf Bohle mit
Holz. jeweils bei 100 Wurf.
Im Tiergartenſaal wurde am Abend das Damen=
Flo=
ttfechten entſchieden. Die Titelverteidigerin Fr.
Oelkers=
fenbach ſchied durch Krankheit aus Meiſterin und
ampfſpielſiegerin wurde ihre Vereinskameradin Frl.
dwig Haß mit 7 Siegen und 14 erhaltenen Treffern vor
1. Oslob=Leipzig und Frl. von Wachter=München.
Der Verlauf der Florett=Meiſterſchaftskämpfe
r Herren war ein recht überraſchender, der Endkampf
dra=
tiſch. Mit gleicher Siegzahl ſtanden nach Schluß, der Kämpfe
r kleine Frankfurter Eiſenecker und der Offenbacher Heim
der Spitze. Es kam zu einem Stichkampf, den der Frankfurter
in Nürnberg.
mit 5:3 gegen den Titelverteidiger für ſich entſchied. Das
End=
ergebnis: 1 deutſcher Meiſter und Kampfſpielſieger: Julius
Eiſenecker (Hermannia Frankfurt), 7 Siege, 19 erhaltene
Treffer; 2. Auguſt Heim (TV. Offenbach), 7 Siege, 16 Treffer
durch Stichkampf entſchieden: 3. Eugen Geiwitz (TV. Ulm), 6
Siege, 24 Treffer; 4. Stefan Roſenbauer (Hermannia Frankfurt),
5 S. 20 T.; 5. Otto Adam (Wiesbaden), 3 S. 34 T.: 6.
Jewa=
rowſki (Hermannia Frankfurt), 3 S., 35 T.; 7. Siegfried
Bert=
hold (TV. Chemnitz), 2 S. 33 T.; 8. Karl Kolbinger (MTV.
München), 2 S., 37 T.; 9. Doblinger, 1 S., 37 T.
Im Stadion wurden am Nachmittag die Sommerſpiele
in Angriff genommen. Im Fauſtball beſtreiten bei den
Män=
nern Lichtluftbad Frankfurt und MTV. Braunſchweig und bei den
Frauen Eimsbüttel und Tbd. Unterbarmen am Mittwoch die
Endſpiele. Im Schlagball kommen im Endſpiel Gut=Heil
Arbergen und München 1860 zuſammen.
Im Handball gab es eine große Senſation durch die hohe
Niederlage der Badener, die von Sachſen mit 11:3 (6:0)
geſchla=
gen wurden.
Die erſten Sporkereigniſſe.
Der ſportliche Teil der erſten Hauptveranſtaltung wurde
ein=
geleitet mit den Vorführungen der Marineſchule Flensburg=
Mür=
wick. Die prächtigen „blauen Jungens” ernteten für ihre ſchweren
Sprünge am hohen Tiſch lebhaften Beifall. Die Badiſche
Landes=
polizei zeigte bei ebenfalls großem Beifall der Zuſchauer
Boden=
gymnaſtik und Turnen am lebenden Reck. In beiden
Vorführun=
gen wurden Spitzenleiſtungen erreicht. Die exakte Vorführung
riß die Zuſchauer zu Beifallsſtürmen hin. Dann begann der
Haupt=
teil des Nachmittags, das Endſpiel um den Kampfſviel=Handball=
Pokal zwiſchen den Gaumannſchaften von Sachſen und Mitte das
die Sachſen knapp und glücklich mit 7,6 gewannen, nachdem
Mitte bei der Pauſe noch 5:2 geführt hatte.
Nach Schluß des Spieles überreichte Reichsſportführer von
Tſchammer und Oſten perſönlich der ſiegenden ſächſiſchen
Mannſchaft den Pokal.
Die Deutſchland=Riege turnt.
In der Pauſe des Handballſpieles zeigte die Deutſchlandriege
der Deutſchen Turnerſchaft ihr großes Können. Die Zuſchauer
kamen durch die glänzenden Leiſtungen nicht aus der Begeiſterung
heraus. Die ſchwierige Reckübung des Weltmeiſters Ernſt Winter=
Frankfurt fand lebhafteſten Beifall.
Baden iſt Dritter im Handball.
Die Nordmark=Gauelf 12:10 (6:7) beſiegt.
In Anweſenheit des Reichsſportführers von Tſchammer
und Oſten, der auch am Dienstag wieder von Platz zu Platz
eilte um immer inmitten ſeiner Sportjugend zu weilen, des
DFB.=Bundesführers Linnemann und ſämtlicher Führer des
deutſchen Handballſportes fand am Dienstag morgen in der
Kampfbahn des Nürnberger Stadions das Handball=
Entſcheidungs=
ſpiel um den dritten Platz im Kampfſpielwetthewerb ſtatt. Die
am Vortage unterlegenen Gaumannſchaften von Baden und
Nord=
mark beſtritten den Kampf.
Endrunden=Teilnehmer im Boxen.
Die Boxkämpfe im Luitpoldſaal waren auch am Dienstag
morgen wieder von Beginn an ſehr gut beſucht. Im Laufe des
Vormittags wurden die Endrundenteilnehmer vom Fliegen= bis
Schwergewicht ermittelt. Im Fliegengewicht qualifizierte
ſich im erſten Kampf des Tages der Frankfurter Rappſilber
durch einen Punktſieg über den Kaſſeler Staaſch nach Punkten. Der
Frankfurter war in dieſem Kampfe außerordentlich ſicher, ſein
Sieg war deutlich und verdient. Im Endkampf hat es Rappſilber
mit dem Hannoveraner Brofazi zu tun, der ſich in einer ganz
großen Form befand und den guten Berliner Weinhold, der
aller=
dings wenig von ſeinem bekannten Können zeigte, ſicher nach
Punkten bezwang.
Die Teilnehmer der Endkämpfe.
Fliegengewicht: Rappſilber (Frankf.) — Brofazi (Hannover).
Bantamgewicht: Cremer (Köln) — Miner (Breslau).
Federgewicht: Schöneberger (Frankf.) — Käſtner (Erfurt)
Leichtgewicht:: Schmedes (Dortmund) — Frey (München).
Weltergewicht: Campe (Berlin) — Lüdtke (Berlin).
Mittelgewicht: Schmittinger (Würzb.) — Bernlöhr (Stuttg.).
Halbſchwergewicht: Maier (Singen) — Pürſch (Berlin).
Schwergewicht: Fiſcher (Nürnberg) — Eckſtein (Lübeck).
Die Endkämpfe werden am Mittwoch abend (20 Uhr)
abge=
wickelt. Die Unterlegenen der Zwiſchenrunden kämpfen am
Mitt=
woch vormittag um den dritten Platz.
Die Kämpfe im Schwimmen.
Die Schwimmer und Schwimmerinnen begannen ihr
Kampf=
ſpiel=Programm am Dienstag vormittag 9.30 Uhr im Schwimm=
Stadion. Es waren faſt alle Gemeldeten zur Stelle, die
einzel=
nen Konkurrenzen konnten aber trotzdem ſehr ſchnell abgewickelt
werden, da das Schwimm=Stadion mit ſeinen zwölf. Bahnen
ziemlich ſtarke Felder ermöglichte. Im allgemeinen iſt zu ſagen,
daß ſich die Spitzenkönner und =könnerinnen ohne große Mühe
durchſetzen konnten. Die geſchwommenen Zeiten waren dabei
nicht gerade überragend.
Mit dem erſten Vorlauf zum 200=Meter=Damen=
Bruſtſchwim=
men begann es. Frl. Genenger=Neptun Krefeld ſchlug die
Char=
lottenburger Nixe Frl. Engelmann ſicher in 3:14,8 Min.
Zur Meiſterſchaft im 100=Meter=Rückenſchwimmen der Herren
waren ebenfalls zwei Vorläufe nötig. Den erſten holte ſich Simon=
Gladbach in 1:14,5 Min. vor Schumann=Poſeidon Leipzig (1:18)
und Kümmerle=Inf.=Regt. 13.
Eine kleine Ueberraſchung gab es im zweiten Vorlauf zum
200=Meter=Crawlſchwimmen der Herren. Der Karlsruher, Faß
ſchlug hier in 2:272 Min, ſo gute Leute wie Schrader=
Magde=
burg (2:279) und Heibel=Bremen
Zum Schluß wurden die beiden Vorläufe im 400=Meter=
Crawlſchwimmen der Herren ausgetragen. Im erſten feierte der
Elberfelder Peter in 5:24 Min, einen ſchönen Sieg vor Kienzle=
Stuttgart (5:27) und Withauer=Frankfurt. Das zweite
Vorren=
nen ſah Deiters in 5:21,2 Min, vor dem bis zur Hälfte der
Strecke führenden Stettiner Nüske (5:25.4) ſiegreich. Dritter
wurde Schrader=Magdeburg vor Freeſe=Bremen und Henrich=
Frankfurt, der damit als beſter Fünfter in die Entſcheidung
kommt. Die Ergebniſſe:
200=Meter=Damen=Bruſt: 1. Vorlauf: Genenger=Neptun
Kre=
feld 3:14,8, 2. Engelmann=Nixe Charlottenburg 3:16,4, 3. Matthes=
Nixe 3:18,2. 2. Vorlauf: 1. G. Blattmann=Weißenſee 3:13,2, 2.
Hölzner=Plauen 3:13,9, 3. K. Dreyer=Düſſeldorf 3:16,2. Herren,
100 Meter Rücken: 1. Vorlauf: 1. Simon=Gladbach 1:14,5. 2
Schumann=Leipzig 1:18 3. Kümmerle=Inf=Regt. 13 1:19,4.
2. Vorlauf: 1. Schwarz=Magdeburg 1:13,4, 2. Küppers=Bremen
1:14,4. 3. Schulz=Nürnberg 1:17.
200 Meter Crawl: 1. Vorlauf: 1. Lenkitſch=Aachen 2:26.1,
2. Wille=Gleiwitz 2:26,2, 3. Leiſewitz=Hannover 2:26,4 4 Gaucke=
Stettin 2:29,8, 2. Vorlauf: 1. Faß=Karlsruhe 2:272 2. Schrader=
Magdeburg 2:279, 3. Heibel=Kremen 2:28,3. 4. Richter=Gleiwitz
2.30, 1. 3. Vorlauf: 1. Deiters=Magdeburg 2:30,4. 2. Glanz=Hellas
Magdeburg 2:31,2, 3. Fiſcher=Bremen 2:32,6. 4. Breuhahn=
Magde=
burg und Seiler=Inf=Regt. 13 im toten Rennen 9:34,9.
400 Meter Crawl: 1. Vorlauf: 1. Peter=Elberfeld 5:24 2.
Kienzle=Stuttgart 5:27, 3. Witthauer=Frankfurt 5:28, 4.
Bau=
diſch=Leipzig 5:37,4, 2. Vorlauf: 1. Deiters=Magdeburg 5:21,2,
2. Nüske=Stettin 5:25,4, 3 Schrader=Magdeburg 5:28,5, 4. Freeſe=
Bremen 5:37,5, 5. Henrich=Frankfurt 5:39,6.
Kunſtſpringen (Stand nach den Pflichtſprüngen): 1.
Ma=
rauhn=Berlin 88,41 Punkte, 2. Eſſer=Iſerlohn 86,13 P. 3.
Greu=
ſing=Spandau 80,62 P. 4. Viebahn=Berlin 80,10 P. 5. Leikert=
Teplitz 7763 P., 6. Zander=Berlin 71,62 P., 7. Lorenz=Inf.=
Regt. 8 71,06 P.
Die Sportpreſſe bei der Stadt Nürnberg.
Der Nürnberger Oberbürgermeiſter Willi Liebel hatte für
Dienstag mittag die anläßlich der Deutſchen Kampfſpiele in
Nürn=
bera in großer Zahl anweſenden Vertreter der deutſchen
Sport=
preſſe zu einem Empfang geladen, zu dem auch Reichsſportführer
von Tſchammer und Oſten und ſeine engſten Mitarbeiter
erſchienen.
Polizeiſporkverein.
Am 12. Auguſt 1934 veranſtaltet der Polizeiſportverein ein
internes Sportfeſt, bei dem das Hauptprogramm durch reiterliche
Vorführungen beſtritten wird. U. a kommen Jagdſpringen,
Grup=
penſpringen, Dreſſurprüfungen zum Austrag. Auch der Humor wird
durch einige Vorführungen zur Geltung kommen. Als
Hauptnum=
mer der ganzen Veranſtaltung iſt das „Roſenwunder” anzuſprechen.
Dieſes wurde von den Polizeireitern bei verſchiedenen größeren
Turnieren, ſo in Aachen. Wiesbaden, Köln, Frankfurt uſw.
vor=
geführt und erhielt ob ſeiner Schönheit und Schwierigkeit größten
Beifall. Am 12. Auguſt wird auch den Darmſtädter Intereſſenten
Gelegenheit gegeben ſein, dieſe ſelten ſchöne Reitervorführung
be=
wundern zu können.
Handball.
TSG. 46 Darmſtadt.
Ab heute findet das Handballtraining ab 6 Uhr
auf unſerem Sportplatze auf der Woogswieſe ſtatt. Wir bitten
unſere aktiven Spieler, hiervon Kenntnis zu nehmen, und
erwar=
ten, daß alle hierzu erſcheinen werden. Wir bitten, daß alle
Spie=
ler die noch vereinseigenen Dreſſe zu dem am Mittwoch auf der
Woogswieſe ſtattfindenden Training mitbringen, da wir melden
müſſen, wieviel Exemplare ſich noch in unſeren Händen befinden.
Zwei Preiſe auf der Rhön.
Am dritten Wettbewerbstag des 15. Rhön=Segelflug=
Wettbe=
werbs wurden bereits die Bedingungen zu den zwei bedeutendſten
Preiſen erfüllt. Der Mannheimer Pilot Ludwig Hofmann
er=
flog in den Morgenſtunden als Erſter den Milſeburg=Preis. Die
ſchweren Bedingungen für den mit 4000 RM. ausgeſtatteten
Fern=Ziel=Flug, der einen Hin= und Rückflug nach dem
Oechzen=
berg und Landung auf der Waſſerkuppe vorſchreibt, erfüllte Wolf
Hirth=Hornberg auf „Moazagotl‟. Er legte die 70 Kilometer
lange Geſamtſtrecke in dreieinhalbſtündigem Flug zurück.
Wetterbericht.
Ausſichten für Mittwoch: Wechſelnd wolkig mit Aufheiterung,
ſchwül, ſtellenweiſe Gewitterſtörungen oder gewittrige
Nieder=
ſchläge.
Ausſichten für Donnerstag: Weiterhin etwas wechſelhaftes
Wet=
ter mit vereinzelten Niederſchlägen.
Seite 8 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 25. Juli 1934
Der diesjährige Rhön=Segelflug=Wekkbewerb hat begonnen.
Spen Hedin in Inneraſien.
Blick vom Startplatz auf der Waſſerkuppe,
wo am Sonntag der 15. Rhön=Segelflug=Wettbewerb eröffnet wurde.
Ein Bild von der jetzigen Expedition des großen ſchwediſchen Forſchers,
der es ſich zum Ziel geſetzt hat, die alte Karawanenſtraße zwiſchen China und Europa wieder
auf=
zufinden. Bekanntlich wurde Spen Hedin während dieſer Expedition mit ſeinen Begleitern von
Räuberbanden überfallen und gefangen genommen, nach einiger Zeit jedoch wieder freigelaſſen,
Die Aufnahme zeigt den Forſcher (rechts im langen Pelz), wie er den Startverſuch eines
Laſt=
wagens überwacht, der in dem loſen Flugſand eingeſunken iſt und nun mit Hilfe von Stoffbahnen
wieder flottgemacht werden ſoll.
(Copyright Nordiſk=Rotogravyr=Stockholm=A. P.)
Reich und Ausland.
Schwere Unwetkerſchäden
im Taunus= und Mikkelrhein=Gebiet.
Frankfurt a. M. Ueber die ſchwere
Un=
wetterkataſtrophe, die ſich am Sonntag nachmittag
über dem Taunus= und Mittelrheingebiet
ent=
lud, laufen jetzt weitere Einzelheiten ein. Danach
hat das Unwetter beſonders ſchlimm in der Gegend
Schlangenbad=Wambach=Bärſtadt=Fiſchbach gehauſt.
Kniehoch gingen die Fluten durch die Straßen.
Teilweiſe mußte das Vieh aus den Ställen
ge=
bracht werden. In Bärſtadt drangen die
Waſſer=
maſſen in Scheunen ein und vernichteten die
Heu=
vorräte. Viele Hühner kamen um. Großer Schaden
iſt in Kartoffeläckern und Kornfeldern angerichtet
worden. Bei Schlangenbad führten die Fluten
Sträucher, Bäume, Brückenteile, Holz uſw. mit
ſich. In Ramſchied hat das Waſſer ganze Aecker zu
Tal geſchwemmt; Grund und Steine liegen hoch
im Wieſengrund unterhalb des Dorfes. Die
Ge=
fahr war ſo groß, daß die Glocken Alarm läuteten.
In Bärſtadt iſt der Arbeitsdienſt mit den
Auf=
räumungsarbeiten beſchäftigt. Scheunen müſſen
aufgeräumt und vom Schlamm befreit werden.
Wege und Wieſen liegen unter Schutt begraben.
Brücken müſſen wieder inſtand geſetzt werden, Holz
muß geſammelt werden, Aecker müſſen gereinigt
und die geriſſenen Gräben ausgefüllt werden.
Schwer iſt auch Idſtein von dem Unwetter
betrof=
fen worden. Die Feldwege der dortigen
Gemar=
kung befinden ſich in einem furchtbaren Zuſtand.
Von den Hängen des Heftricher Berges ſpülte das
Waſſer tiefe Gräben und ſchwemmte fruchtbaren
Boden fort, der dann die Keller und Lagerplätze
ſowie Höfe mehrerer Straßenzüge tief
ver=
ſchlammte. Schwer hat ein Teil der Heftricher
Straße gelitten; die Straßendecke iſt vollſtändig
fortgeſpült, ebenſo die Decke des Gehſteiges. Auf
dem Friedhof ſind zwei Gräber eingeſunken. Auch
hier iſt der Arbeitsdienſt im Verein mit der
Feuerwehr mit den Aufräumungsarbeiten
beſchä=
tigt. In dem Dorfe Weiſel im weſtlichen Taunus
ſchlug der Blitz in eine Scheune und zündete. Die
Scheune mit den darin untergebrachten
Erntevor=
räten brannte völlig nieder. Ein angrenzendes
Wohnhaus wurde ebenfalls vernichtet. In eine
Bretterbude, in die ſich vier Perſonen vor dem
Unwetter geflüchtet hatten, ſchlug ebenfalls der
Blitz ein, riß eine Wand heraus und ſchleuderte die
Schutzſuchenden zu Boden. Glücklicherweiſe trugen
ſie keinerlei Verletzungen davon".
In dem am Mittelrhein beſonders ſchwer
be=
troffenen Bacharach ſind mehr als hundert
Per=
ſonen damit beſchäftigt, die Straßen von dem
an=
geſchwemmten Schutt zu befreien. Auf dem
Bacha=
racher Friedhof ſieht es troſtlos aus. Mehrere
Grabeinfaſſungen wurden fortgeſchwemmt. Die
Weinberglage „Altes Kloſter” bei Bacharach iſt
völlig vernichtet. In den Orten Wienzbach,
Me=
denſcheid und Neuhart war am Montag die
ge=
ſamte Bevölkerung damit beſchäftigt, die
Dorf=
ſtraßen wieder paſſierbar zu machen. Auch in
die=
ſen Orten ſind die Hoffnungen auf eine gute
Wein=
ernte reſtlos vernichtet. Außer Kartoffeln, Rüben
und Gemüſe ſind auch die noch nicht geernteten
Halmfrüchte völlig vernichtet.
Norwegiſche Flieger in Berlin.
Auf einem Länderflug, der von Oslo über Berlin, Köln, Paris nach London und von dort nach Oslo
zurück führen ſoll, trafen auf dem Berliner Flughafen Tempelhof drei norwegiſche Sportflugzeuge
mit ſechs Fliegeroffizieren ein. Der Vier=Länder=Flug wird zum Gedenken an den erſten Flug des
norwegiſchen Majors Tryggve über die Nordſee am 20. Juli 1914 unternommen. Die Norweger
ſind in Deutſchland auf Einladung des Reichsluftfahrtminiſters Göring Gäſte des Reiches.
Von einer Kuh in Stücke geriſſen.
Simmern. In der Nähe des Hunsrückdorfes
Merſchbach ereignete ſich ein ſchrecklicher
Unglücks=
fall, der das Leben eines achtjährigen Knaben
for=
derte. Der Junge hütete in der Nähe des Ortes
die Kühe ſeines Vaters. Plötzlich wurde eines der
Tiere wird und griff den Knaben an. Die Kuh
nahm den Jungen auf die Hörner und drückte ihn
gegen einen Holzzaun. Dabei wurde dem Jungen
ein Arm und ein Bein buchſtäblich abgeriſſen.
Außerdem erlitt er ſchwere innere Verletzungen.
Man fand ihn nach einiger Zeit tot auf.
Vom Freund erſchlagen.
Roſenheim. Der 23jährige Johann
Tiefen=
bacher aus Roſenheim (Oberbayern) hatte mit
einem Freund eine Tour auf den Brünnſtein
ge=
macht, von der er nicht mehr zurückgekehrt war.
Jetzt wurde Tiefenbacher in der ſogenannten
Tannerhütte am Brünnſtein erſchlagen
aufgefun=
den. Der Freund, der als Täter in Frage kommt,
iſt flüchtig.
Dampfer „Monke Roſa” aufgelaufen.
Keine Gefahr für Schiff und Paſſagiere.
Hamburg. Der Dampfer „Monte Roſa” von
der Hamburg=Südamerikaniſchen
Dampfſchiffahrts=
geſellſchaft, der ſich zur Zeit auf einer
Vergnü=
gungsreiſe nach dem Nordkap befindet, iſt geſtern
bei der Ausfahrt aus Thorshavn (Farör=Inſeln)
infolge dichten Nebels auf einem Riff
feſtgekom=
men. Wie die Reederei mitteilt, beſteht keine
un=
mittelbare Gefahr für Schiff und Paſſagiere. Alle
Schotten halten dicht. An Bord befinden ſich etwa
1200 Fahrgäſte, zum größten Teil Deutſche. Die
Beſatzung beſteht aus 280 Köpfen. Im Augenblick
des Feſtkommens bewegte ſich die „Monte Roſa”
nur mit ganz langſamer Kraft.
Hamburg. Die Verſuche des Motorſchiffes
„Monte Roſa”, mit eigener Maſchinenkraft wieder
freizukommen, haben am Dienstag gegen 7 Uhr
zum Erfolg geführt. Der Regierungsdampfer
„Arcus” leiſtete bei den Bemühungen des Schiffes
weitgehende Unterſtützung. Die „Monte Roſa‟
bleibt zunächſt bei der Unfallſtelle in der Nähe
von Thorshavn liegen, um durch Taucher feſtſtellen
zu laſſen, ob und welche Beſchädigungen des
Schif=
fes bei dem Auflaufen eingetreten ſind. Sollte die
Annahme der Schiffsleitung, daß Beſchädigungen
des Schiffsbodens nicht vorhanden ſind, durch die
Unterſuchungen beſtätigt werden, ſo wird die
„Monte Roſa” die Fahrt fortſetzen. Nach dem
auf=
geſtellten Reiſeprogramm wäre das Schiff noch bis
zum 4. Auguſt unterwegs.
Emigrant bei einem Einbruch niedergeſchoſſen.
Saarbrücken. In der Nacht zum Montag
drang der in Köln geborene Norbert Wilden bei
dem Wirt Gollo in der Bergſtraße in die
Woh=
nung ein. Als ihn der Wohnungsinhaber
über=
raſchte, gab Wilden auf den völlig Waffenloſen
ohne weiteres mehrere Schüſſe ab und verletzte ihn
am linken Oberarm und am Unterleib ſehr ſchwer,
Der Sohn Gollos kam ſeinem Vater zu Hilfe
und ſtreckte den Einbrecher durch mehrere Schüſſe
nieder. Beide Verletzten mußten ins Krankenhaus
gebracht werden. — Wilden gehört zu jener
zahl=
reichen Rotte von Emigranten, die ſich im
Saar=
gebiet ohne polizeiliche Genehmigung aufhalten
und das ihnen gewährte Aſylrecht in einer Weiſe
mißbrauchen, daß ſie faſt zu einer Landplage
ge=
worden ſind.
Die norwegiſchen Blieger in Köln.
Berlin. Die drei norwegiſchen
Sportflug=
zeuge, die am Sonntag nachmittag von Oslo
kom=
mend hier eingetroffen waren, ſind am Dienstag
vormittag vom Tempelhofer Flughafen nach Köln
geſtartet. Dieſer Flug iſt die dritte Strecke eines
Länderfluges Oslo-Kopenhagen-Berlin=Köln—
Paris-London und Oslo, der zum Gedenken an
den erſten Flug des Norwegers Major Tryggve
über die Nordſee am 30. Juli 1914 unternommen
wird.
Köln. Am Dienstag mittag, kurz nach 12 Uhr,
trafen, von Berlin kommend, die drei norwegiſchen
Sportflugzeuge mit den ſechs Fliegern auf dem
Kölner Flughafen ein. Die Norweger, die auf
ihrem Länderflug von Oslo über Kogenhagen nach
Berlin kamen und geſtern mittag Köln als
vor=
geſehenen Landeplatz anflogen, ſind nach einer
kleinen Stärkung bereits um 13.30 Uhr zum
Weiterflug nach Paris aufgeſtiegen.
Die Hochwaſſergefahr in Polen.
Warſchau. Während Polen noch mit den
Nachwirkungen der erſten Waſſerkataſtrophe zu
kämpfen hat, kündigt ſich bereits ein neues Unheil
an. Die Flüſſe im Karpathengebiet, die kaum
wie=
der in ihre Ufer zurückgetreten waren, haben
in=
folge neuer Wolkenbrüche in der vergangenen
Nacht ihr Bett wieder verlaſſen. Es ſtehen bereits
ſieben Dörfer in dieſer Gegend unter Waſſer. Die
Bevölkerung war zur Räumung ihrer
Behauſun=
gen gezwungen.
An der Mündung des San in die Weichſel bei
Sandomir iſt die Lage ganz beſonders bedenklich.
Dort hat das Hochwaſſer die Eindeichung zerſtört,
ſo daß ſich ein Rieſenſee gebildet hat; ſeine Länge
beträgt 50, ſeine Breite 7 Kilometer, ſtellenweiſe
ſteht das Waſſer 5 Meter hoch über dem Grund.
15 000 Hektar Ackerland ſind damit unbrauchbar
gemacht, 52 Dörfer und 1500 Einzelhäuſer ſtehen
unter Waſſer. Bis jetzt ſind 4200 Perſonen in
Sicherheit gebracht, der Reſt hat Zuflucht auf den
Hausdächern geſucht und harrt ſehnlichſt der
Ret=
tung. Militär= und Zivilperſonen ſind zur
Hilfe=
leiſtung aufgeboten. Allein der Verluſt an
vernich=
teter Ernte wird mit vier Millionen Zloty
ver=
anſchlagt.
Die Hochwaſſerwelle nähert ſich Danzig.
Danzig. Die Hochwaſſerwelle nähert ſich dem
Unterlauf der Weichſel. Am Dienstag vormittag
wurde folgender Stand über normal gemeſſen:
bei Thorn 3,67 Meter, bei Graudenz 3,63 Meter,
bei Kurzebrack 3,40 Meter, bei Dirſchau 2,57
Me=
ter, und an der Mündung der Stromweichſel bei
Schiewenhorſt (Freiſtaat Danzig) 2,72 Meter.
Zwi=
ſchen Thorn und Dirſchau ſind die Ufer bereits
ſtellenweiſe überſchwemmt. Eine Gefahr für die
Deiche und damit für die tiefliegenden
Niede=
rungsgebiete beſteht vorläufig nicht. Der
Höhe=
punkt der Flutwelle wird die Danziger Grenze
allerdings erſt am Mittwoch erreichen.
Das ſiameſiſche Königspaar im Do. X.
Gelegentlich der Reiſe des ſiameſiſchen
Königs=
paares durch Deutſchland beſuchte dies mit ſeiner
Gefolgſchaft am 18. 7. auch die Dornier=Werke in
Friedrichshafen. Mit größter Aufmerkſamkeit
ver=
folgte es die Ausführungen von Herrn Dr.
Dor=
nier, welcher perſönlich die Führung übernommen
hatte und bei der die Möglichkeit geboten war,
einen Dornier=Wal, wie er im Südatlantikdienſt
der Deutſchen Lufthanſa eingeſetzt iſt, zu
beſich=
tigen. Den Abſchluß des Beſuches in
Friedrichs=
hafen bildete ein Flug mit dem Flugſchiff Do. X,
bei welchem der König und die Königin und die
ſie bgleitenden Prinzen das größte Intereſſe für
das Flugſchiff ſelbſt und die Errungenſchaften der
deutſchen Technik an den Tag legten.
Amerikas „Skaatsfeind Nr. 1‟
erſchoſſen.
Die Suche nach den Komplizen Dillingers.
Die Polizei bemüht ſich, auch der übrigen
Mit=
glieder der Dillinger=Bande habhaft zu werden.
Noch vor kurzem hatte Dillinger mit einigen Mite
gliedern ſeiner Bande einen Richter aufgeſucht
und ihn gebeten, ihm doch Material für einige
Kriminalromane zur Verfügung zu ſtellen. Bei
dieſer Gelegenheit kundſchaftete Dillinger die
Räumlichkeiten der Wohnung des Richters aus,
aus denen kurz nach dem Beſuch Waffen und
Munition entwendet wurden.
*
Die Leiter der von Dillinger beraubten
Ban=
ken haben ſich nach Chicago begeben, um dort für
den Fall ihre Anſprüche anzumelden, daß von der
Bundespolizei noch Gelder Dillingers gefunden
werden.
Hikewelle auf dem Balkan.
Belgrad. Die Balkanhalbinſel, auf der
bis=
her zum großen Teil kühles und regneriſches
Wet=
ter geherrſcht hat, wurde plötzlich von einer
außer=
ordentlich ſtarken Hitzewelle erfaßt. Das
Thermo=
meter ſtieg in Südſerbien auf 46 Grad im
Schat=
ten und 60 Grad in der Sonne. In Belgrad
wur=
den 37 Grad im Schatten gemeſſen. Der
Miniſter=
rat beſchloß, die Dienſtzeit bei den Behörden auf
die Vormittagsſtunden zu beſchränken.
Die Hitze hatte zahlreiche Unglücksfälle zur
Folge. In Bosnien ſtarben drei Menſchen am
Hitz=
ſchlag. In Slowenien ertranken vor den Augen
ihrer Mutter zwei Schüler.
John Dillinger,
der gefürchtetſte Verbrecher der Vereinigten
Staa=
ten, der wegen zahlloſer Banküberfälle und Morde
taten ſeit Monaten von Hunderten von Krimte
nalbeamten geſucht wurde, iſt jetzt, wie bereits
gemeldet, in Chicago beim Verlaſſen des
Thea=
ters von Poliziſten erkannt und erſchoſſen worden.
Mittwoch, 25. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 203 — Seite 9
Leuchter nehmen ſich in jedem Zimmer gut
aus. Aus Keramik oder altem Eiſenguß ſind
ſie gegenwärtig die große Mode. Ein Leuchter
ohne Kerzen aber wirkt in jedem Falle
unvoll=
ſtändig. Wählt man hingegen eine zur Tapete
paſſende Kerzenfarbe, ſo wirkt der Leuchter
als traulicher und zierender Zimmerſchmuck.
Eine Vaſe ohne Blumen bietet einen
traurigen Anblick. Im Winter, wo es nicht
immer möglich iſt, friſche Blumen zu beſitzen,
behilft man ſich mit Blättern, Farnen oder
Immergrün, die man in feuchtes Moos ſetzt.
Auch Efeublätter können zu dieſem Zwecke
ver=
wendet werden. Ungefüllte Vaſen ſchließt man
lieber fort.
Dieſer Tage wurde ich an eine kleine Epiſode
einnert, die mir mal — das wie und wo tut
r nichts zur Sache — zu Ohren gekommen iſt.
Trifft da eine Reiſegeſellſchaft oben in
ſchweden, wo die Wälder am dichteſten ſind, einen
lten Förſter, eisgrau, mit etlichen ſiebzig
Jah=
en auf dem Rücken, aber munter und vergnügt
je ein Schneekönig. Auf Befragen erzählt der
lte, daß er nun ſchon fünfzig Jahre in der
Ein=
imkeit dieſes Waldes, einzig in der Geſellſchaft
er Baumrieſen, zugebracht hat. „Aber
langwei=
en Sie ſich denn nicht zu Tode hier ſo
mutter=
elenallein?” fragte eine junge Dame aus der
jeſellſchaft, die es zweifellos ſehr gut mit dem
llten meinte. „Wie käme ich denn dazu?” gab
er ganz ruhig zur Antwort, „die Freude läßt
nir ja keine Zeit dazu!"
Wann mir dieſe Epiſode eingefallen iſt? Na,
„ls kürzlich im Schwimmbad in einem kleinen
Odenwaldneſt eine Dame an mir vorüberprome=
„ierte und gerade zu ihrem Begleiter die
ver=
tichtende Bemerkung tat: „Furchtbar
ſtumpf=
innige Geſellſchaft hier!“ — Schade, hab ich
ge=
acht, auch wieder eine von der unglücklichen
Nenſchenſorte, die nie allein ſein können und
mmer Geſellſchaft und „Betrieb” brauchen.
Denken Sie nun nur nicht, daß ich einem
Ein=
edlerleben das Wort reden will. Ich habe gar
ein Talent zum Eremiten und verlange auch
icht von Ihnen, daß Sie ſich nun für die
näch=
en fünfzig Jahre in die ſchwediſchen Wälder
zu=
ückziehen. Aber ſchließlich muß man doch
wenig=
ens die Fähigkeit beſitzen, ſich auch mal eine
eit lang mit ſich ſelbſt zu unterhalten — was
urchaus nicht in Selbſtgeſprächen vor ſich zu
ehen braucht. — „So, mein Lieber”, muß man
ch von Zeit zu Zeit mal diktieren, „jetzt werden
ſir uns mal wieder von Innen begucken und die
höne Welt um uns herum nicht vergeſſen.”
Be=
mders für uns Stadtmenſchen iſt das
außer=
rdentlich heilſam.
Wenn Sie allerdings durch Ihre Arbeit und
hre äußeren Lebensgewohnheiten das ganze
ahr hindurch wenig unter Menſchen kommen,
ann ſchlage ich Ihnen unbedingt vor, jetzt in
hren Urlaubs= und Ferientagen auf
Entdek=
ungsreiſen innerhalb der Gattung „homo sapiens”
u gehen. Die Hauptſache iſt, daß Sie mit Ihrer
freizeit wirklich was anzufangen wiſſen, — das
ſt nämlich noch eine Kunſt für ſich, die längſt
icht jeder verſteht.
(Wenn Sie in Ihrem Beruf hauptſächlich Ihren
opf anſtrengen, ſo gönnen Sie ihm in Ihrer
reizeit Ruhe und brauchen vielleicht mal Ihre
ände. Vom Sport wollen wir ja gar nicht
eden. — ich hoffe, daß Sie von ſeinem Wert
berzeugt ſind. Aber zum Beiſpiel könnten Sie
in bißchen gärtnern, — iſt geſund und macht
unendlich viel Freude. Sie ſollen mal ſehen,
ſieviel Grillen Sie dabei los werden. Auch ein
aar Zentimeter an Umfang, wenn Sie das
itereſſiert. — Na, das iſt nur ſo ein Vorſchlag.
Und wem Sie ſich in Ihrem Beruf körperlich
nſtrengen, dann könnten Sie ſich doch auch dazu
n Gegengewicht ſchaffen in irgendeiner
geiſti=
en Arbeit. Was war denn zum Beiſpiel Ihr
ieblingsfach in der Schule? Sicher haben Sie,
evade ſo wie ich, ein Fach gehabt, für das Sie
nmer ganz von ſelbſt lernten, — obs nun bei
ihnen die Erdkunde oder Botanik, die Geſchichte
nſeres Volkes, ſeiner Dichtung und Muſik oder
einer Erfindungen oder was weiß ich ſonſt war.
Vie wäre es denn, wenn Sie ſich da jetzt noch
inmal ſo richtig hineinvertieften und daraus
as Steckenpferd für Ihre Freizeit machten?
Uebrigens Steckenpferd, — das iſt eine feine
hache! Ich finde immer die Leute, die wirklich
eine Liebhaberei für Ihre Mußeſtunden haben,
ußerordentlich genießbar. Ich habe übrigens
uch meine eigene, — aber ich werde mich hüten,
e Ihnen zu verraten! Schaffen Sie ſich ſelbſt
ine, damit Sie in Ihrer Freizeit nicht auf
ſtumpfſinnige” Geſellſchaft angewieſen ſind und
ein ſo unglückliches Geſicht zu machen brauchen,
Kino
hinter der Front.
Von Kurt Witte.
Schwarz kam am Vormittag über den Hof —
in bißchen o—ig, den Drilch über ſeinen
ichmiedsmuskeln, etwas rußig im Geſicht; ich
Illte am Abend mit ihm ins Kino gehen „Nach
lübigny —?” meinte ich ein bißchen gedehnt.
Nan mußte das zu Fuß machen, es war eine
anze Ecke, und das tut keiner von Berittenen
ern. Aber Schwarz wollte gern, ich ſah es an
inen runden Haſelnußaugen, die aus dem
taßen Geſichr herſahen —. faſt alle Schmiede
aben dieſes beinahe erſchöpfte blaße Ausſehen.
ſch hätte Schwarz auch den Gefallen getan, wenn
S noch viel weiter nach Aubigny geweſen wäre.
ich ſagte alſo ja.
Er kam dann am Abend, ſaubergemacht, Koppel
mgeſchnallt, und die hübſch gekniffte
Schirm=
tütze über den runden Augen. Wir gingen über
ie Koppeln, auf denen die jungen Hengſte mit
ankiſchem Gewieher gegeneinander ausſchlugen,
ur Straße hinunter, die ſich zwiſchen bergigen
dängen hinzog, und durch das erſte Dorf, wo im
ſämmernden Abend ein paar von den Jungen
nit den Franzöſinnen vor den Häuſern ſtanden.
Auch der alte Heine, der Familienvater, der von
llen der ſchlimmſte war, drückte ſich da herum.
Schwarz mußte ihm unbedingt etwas
Schmäh=
lches zurufen, er konnte das in den Tod nicht
eiden. Die Straße führte durch das langgeſtreckte
wie die Dame im Schwimmbad. Ich bin
über=
zeugt, der alte Schwede da oben in ſeinen
Wäl=
dern, der ſich in fünfzig Jahren Einſamkeit noch
nicht gelangweilt hatte, der hatte auch irgend ſo
eine Liebhaberei, und wenns bloß die war, daß
er ſeine Bäume und Waldtiere mit freundlichen
Augen, empfänglich für ihre Eigentümlichkeiten
und Schönheit, anſchaute.
Ich ſtimme jedenfalls für den alten Schweden,
Hoffentlich ſind Sie nun in Ihrer
Sommer=
friſche nicht derſelben Anſicht wie meine
Schwimmbad=Bekanntſchaft!
Till.
die Wohnung,
dein Charakterbild.
Von H. Grabow.
Für die Behaglichkeit eines Raumes iſt die
Patina des Bewohntſeins eine unerläßliche
Vorbedingung. Man merkt es einem Zimmer
an, ob es wirklich benützt wird und kann beim
Betreten geradezu fühlen, ob ſeine Bewohner
regelmäßig Gebrauch davon machen. Die
Salons früherer Jahre machten ja nur aus
dem Grunde einen ſo kahlen und ſteifen
Ein=
druck, weil man ihnen ſogleich anmerkte, daß
ſie nur ſelten, nämlich bei beſonderen
Gelegen=
heiten, betreten wurden.
Wenn man ſich alſo nur in einem
tatſäch=
lich bewohnten Raum behaglich fühlt, ſo muß
darauf geachtet werden, daß er die vielen
kleinen Merkmale des Bewohntſeins aufweiſt.
Der heute durchwegs beherzigte Wahlſpruch,
mit der Anzahl der Einrichtungsgegenſtände
möglichſt ſparſam zu ſein, hat wie eine jede
Regel auch Ausnahmen. Es gibt ein paar
Gegenſtände in der Wohnung, wo ein
Zu=
wenig die Behaglichkeit ſtört, weil es die
Unbenütztheit des betreffenden Gegenſtandes
deutlich vor Augen führt.
Aerausstehfe
Ein Schlafwagenbillett kaufen, ein
Hotelzim=
mer für vier Wochen an maleriſcher Küſte
be=
ſtellen und dann eine ſchöne Zeit erleben, — das
kann jeder, der Geld hat.
Aber nichts von alledem beſtellen, in ſeinen
vier Wänden, in ſeiner Stadt bleiben, und
den=
noch ein glücklicher Menſch ſein, — das können
nicht alle.
Mein Freund Peter, der Muſiker, kann es.
Wenn ſeine Ferien beginnen, ſpielt mein Freund
Peter zum Beiſpiel „verreiſt”. Vielleicht hätte
ich es nie erfahren, da er gern allein iſt; aber
eines Morgens traf ich ihn auf dem großen
Platz, nahe ſeiner Wohnung.
„Guten Morgen, Peter”, rief ich erfreut.
„Grüß dich Gott, mein Lieber”, gibt er
zu=
rück „welch ein Zufall, daß wir uns gerade in
dieſer berauſchenden Stadt treffen müſſen ..."
Er „ſpielte verreiſt” ſpielte ſo unbeirrt
wei=
ter, daß ich, ihn raſch begreifend, von einem
plötzlichen Abenteuerdrang erfaßt, ſofort „
mit=
machte‟. Wir „ſchlenderten” alſo Arm in Arm
durch dieſe fremden Straßen, beſchauten
Schil=
der, komiſche Namen, Kirchtürme, Gemüſekarren,
kauften auch einige Kleinigkeiten, die man an
„fremden Plätzen” unbedingt kaufen muß,
dar=
unter natürlich „Reiſeandenken”; wir gingen in
ein kleines Café, fragten das Serviermädchen,
wie oft die Poſt hier ausgetragen würde, ob ſie
Cremeſchnitten hätte und ernteten einen
erſchreck=
ten Blick (da ſie uns ja ſeit Jahren des Abends
damit bediente), Fuhren dann zu den
verſchiede=
nen Sehenswürdigkeiten der Stadt, ſtiegen auf
den Ausſichtsturm, wir hielten entzückt den Atem
an vor der Gewalt der Rieſenſpielzeugſchachtel,
die tief unten vor uns ausgebreitet lag und
ſuchten mit Feuereifer an Hand von Plänen und
Richtkarten die Wahrzeichen und markanteſten
Plätze dieſer großartigen Stadt.
Die Lieth bei Fallingboſtel — ein ſtimmungsvolles Bild aus ſchöner Landſchaft, deren verträumte
Romantik ſeit langem ein Ziel der Maler und der Naturfreunde iſt.
Aus der Lüneburger heide.
Dorf und wieder hinaus, begleitet von den
wal=
digen Berglehnen, die ſich ſenkten und dann
wie=
der ſteil anſtiegen.
Dann kamen wir nach Aubigny hinein, es
war eine kleine Stadt — war es überhaupt eine
Stadt? Ein Rekrutendepot lag da, und im Soal
einer Brauerei war ein Soldatenheim. Der
Feld=
webel vom Depot hatte mich eines Tages auf der
Straße angehalten, er kannte mich aus meiner
Heimat, und lud mich zum Sonntag ein. Es gab
Kaninchenbraten. Dafür lud ich ihn und ſeinen
Schreiber fürs nächſtemal zu uns auf die Ferme,
und es gab Pferdebraten, von einem prima
jun=
gen Tier, das auf der Weide die Feſſel gebrochen
hatte. (Auch Fehlandt fand ſich dazu ein.
Lang=
beinig kam er über den Hof, aus jeder Taſche
ſah ein Flaſchenhals, Schnaps natürlich. Aber
damit ließen uns die Infanteriſten nachher im
Stich — wir haben es auch ſo geſchafft!) Im
Soldatenheim hatte ich an einem Abend einen
Geiger das „Loin du bal” ſpielen hören,
pizzi=
cato und mit dem Dämpfer — an den rohen
Holztiſchen im Brauereiſaal unter Soldaten,
lauter Männern, das „Fern vom Ball”! Ich werde
es niemals vergeſſen — der Saal war wie eine
Verſammlung von Schlafenden, von denen nur
die Körper zugegen waren! Das war Aubigny!
Vor dem Kino, am hölzernen Kaſſenverſchlag,
drängten ſie ſchon. Schwarz ſagte: „Geh’ man
rein, ich mach’ das hier” und gab dem an der
Tür einen Wink, das genügte bei Schwarz
im=
mer, auch wenn ihn gar keiner kannte. Das Kino
war eine Art verkleinerter Scheune, mit rohen
Holzverſtrebungen, „verzahnten Drägers”, wie
Reuters Zimmerling Schulz das nennt. Unter
der Decke war eine Art Balkon gezimmert, da
ſaßen die Offiziere, kein Menſch weiß warum, es
muß eine fürchterliche Luft da oben geweſen ſein.
Denn es wurde natürlich geraucht. Und wie
ge=
raucht. Und was geraucht!
Es gab was Indiſches, vielleicht „Das indiſche
Grabmal”, eine damals hochberühmte Sache (mit
Mia May! Oder war das ſpäter?) Jedenfalls
was Indiſches; ſie hatten Kopftücher, „Turbane‟
umgewickelt und gingen in weißen „Gewändern”
unter den Palmen umher. Wenn die Inder mit
den Inderinnen auf der Leinwand in ſtummen
aber dauerhaften Küſſen zuſammenſchmolzen,
ging unten das Schnalzen los, das
Pfropfenknal=
len und Hochziſchen und Platzen von
Feuerwerks=
raketen. Das konnten ſich die jungen Kerls vom
Rekrutendepot nicht verkneifen. Ueberhaupt was
gab es nicht für Talente in ſolchen
Varietékün=
ſten in der Armee, Komikern, Zauberkünſtlern
und Imitatoren (Damen= und Tierſtimmen!).
Schwarz freilich mißbilligte das, er konnte ſowas
nun mal nicht leiden. „Kerle die”, murrte er.
Aber auch ohne das machte Indien, Filmindien,
keinen rechten Eindruck auf uns, man ſah da
ge=
rade ſo hin und vergaß keinen Augenblick, wo
man war und daß, wenn es aus war, draußen
wieder die Front rumorte. — Dann war es aus
und alles zerſtreute ſich durch die dunklen
Straßen.
Schwarz und ich marſchierten durch die
Som=
mernacht, die Straße lief weißlich zwiſchen den
dunklen bergigen Lehnen vor uns her. „Schwarz”,
ſagte ich plötzlich, haſt du eigentlich eine
Braut?”
„Ich —? Eine Braut?” ſagte Schwarz er=
Jede leere Obſtſchale, jedes ungefüllte
Zuckerdöschen, das man umherſtehen läßt,
wirkt ungemütlich. Auch Serviettenſtänder ohne
Inhalt haben auf dem Büfett nichts zu ſuchen.
Ein unbenütztes Tintenfaß, dem man anmerkt.
daß es noch niemals ſeinem eigentlichen
Zwecke diente, ſieht ebenfalls unſchön aus.
Hingegen zeugen ein oder mehrere ſaubere und
friſch geſpitzte Bleiſtifte von Ordnungsſinn und
Akurateſſe.
Trotz unſerer modernen Sachlichkeit gibt es
nämlich immer noch Dinge, deren Fehlen
einen peinlichen Eindruck hervorruft. Wenn
ſie nicht vorhanden ſind, mangelt es an der
letzten ureigenſten Gemütlichkeit.
Zu ſeih keroft.
Wieder zu ebener Erde, ließen wir uns von
x=beliebigen Paſſanten, — höflich fragend —,
be=
raten, wo man in dieſer Stadt „gut zu eſſen
be=
käme” und nach drei ſehr ausführlichen
Auskünf=
ten gingen wir, ohne uns vorher zu verſtändigen,
ſtillſchweigend in unſere altgewohnte Wirtſchaft,
ſpielten baß erſtaunt, als der Ober uns, —
un=
aufgefordert wie im Märchen, — das gewünſchte
„Helle” vorſetzte und mit diskreter
Vertraulich=
keit zum Sahnengoulaſch riet.
Unſere Unternehmungsluſt, unſere
Entdecker=
gelüſte ſtiegen, und der Abend fand uns in
Gegenden, die wir noch nie in unſerer lieben,
großen, allzugroßen Stadt genoſſen hatten.
Ehr=
lich erſtaunt und begeiſtert, ja, ernſthaft
intereſ=
ſiert, pilgerten wir durch enge, muffige Gaſſen,
über maleriſche Kanalbrücken, an Treidelwegen
entlang, über winklige Marktflecken fort. Die
Menſchen waren uns neu, beachtenswert in
Ge=
bärde und Kleidung. Außerordentlich gut
unter=
haltend zogen wir umher, bis natürlich
Müdig=
keit uns den Heimweg antreten ließ.
Wie ſehr der angeregte Geiſt ſeine eigenen
und neuen Wege zu gehen liebt, zeigt, daß ich,
zu Hauſe angelangt, ſofort nach dem Schlüſſel
zum Dachgarten griff, ein Platz, den ich niemals
bisher für mich beanſprucht hatte.
Ich ſtellte alſo zwei Liegeſtühle bequem, ſorgte
für ein kleines, nettes Abendeſſen, und fand
mei=
nen Freund Peter in tiefem Geſpräch mit den
erſten matten Sternen, die am fahlgrünen
Abend=
himmel zärtlich glitzerten.
„Solche Himmel gibt es doch eben nur auf
Reiſen ... .", kam es verträumt aus Peters
Dek=
ken und Kiſſen, die ich vorſorglich über uns
ge=
breitet hatte.
„Tja” — gab ich mit dem Bruſtton der
Ueber=
zeugung zurück, — „und dieſe wunderbare,
ſal=
zig=herbe Seeluft — wie das ſchmeckt!” Tiefe
Atemzüge beiderſeits.
„Machen wir noch eine kleine Runde ums
Haus?”
Verneinendes Grunzen eines Sattzufriedenen
als Antwort.
Und nach einigen Minuten noch ein paar
ver=
ſchwommene, lallende Anordnungen, „u.. . und
wenn das Zimmermädchen, — übrigens — meine
Poſt aus der Halle heraufbringt, . . . . dann . . ."
„Dann?‟
„Dann, — — — ſagſt du ganz einfach,
ich wäre, — verſchollen wäre ich, — ja?‟
Warm verpackt, unendlich ruhig und zu ſich
gefunden, verſanken zwei Hochſtapler der
Phan=
taſie in leiſes Dahindämmern, in wohliges
Ver=
träumtſein, in den dreimal tiefen Schlaf der
„Verreiſten” die alle Sorgen viele hundert
Kilo=
meter Bahnſtrecke weit hinter ſich gelaſſen und
allen Kleinkram des Alltags am Gepäckſchalter
aufgegeben haben, wiſſend, daß ſie mit dem erſten
Sonnenſtrahl am andern Morgen in eine neue,
wunderbar fremde Welt hinein aufwachen
wür=
den. neue Luft atmen, neue Menſchen, neue
Ge=
rüche, neue Dinge erleben werden, weit fort vom
Altgewohnten, Ermüdenden. Verantwortlichen.
Und als am 6 Uhr früh die wohlſortierten
Brötchen „klingelten” (zwo mit Mohn, zwo mit
Kümmel), waren wir dankbar für die
zuvor=
kommende Bedienung einer gütigen Vorſehung,
biſſen herzhaft in die Spezialität dieſer Stadt
hinein und bedauerten die armen Schlucker, die
in der farbloſen, öden, unintereſſanten
Groß=
ſtadt zurückbleiben mußten ...!
Soviel war mir gewiß, daß man nicht höher,
tiefer oder weiter kommen kann als zu ſich ſelbſt,
— und da waren wir angelangt. Auch meditierte
ich nicht ohne Berechtigung, daß das beſtellte
Schlafwagenbillett nicht immer der ſicherſte Weg
zu ſich ſelbſt ſei, ſondern eher eine Flucht davor
bedeuten könne.
Alois Sichart.
ſtaunt. Ich glaube im Dunklen das
ſchalksmäßig=
traurige Mundwinkelzucken in ſeinem blaßen
Geſicht zu ſehen. „Warum willſt du das wiſſen?”
fragte er erſt nach einer Weile.
„Ach, ich meine bloß —” ſagte ich ſo hin.
Schwarz antwortete: „Ich wills dir ſagen. Ich
habe eine gehabt. Wenn du mir verſprichſt, daß
du keinem was ſagſt —‟. Wir gaben uns im
Dunkeln die Hände. Ich war noch ſchrecklich jung,
Schwarz immerhin einige zwanzig. „Ja”, ſagte
er, „ſie hat mir abgeſchrieben, ſie hätte ſichs über”
legt und es wäre für uns beide das Beſte.
Ver=
ſtehſt du das?"
„Gott, die Frauen —”, ſagte ich weiſe. Schwarz
gab das zu. „Aber”, ſagte er, „jetzt ſchreiben ſie
mir von zu Hauſe daß ſie einen anderen hat, den
ſie heiraten will, einen Eieraufkäufer. Und paß
auf, wenn wir zurückkommen, haben die alle
Eieraufkäufer geheiratet, ſitzen aufm Geldſack,
und machen ein Maul, daß wir wieder da ſind.
— Ich fahr' nicht auf Urlaub, ich will gar nicht
hin —
Ich fand die Nacht bedrückend dunkel.
„Schwarz”, ſagte ich, nachdem wir eine Weile
gegangen waren, warum willſt du eigentlich
immer ins Kino?‟
Sehr langſam kam es aus ihm heraus: „Ich
weiß ſelber nicht. Aber wenn man ſo ſieht, mit
was die da ſich abgeben und was ſie ſich für
Klimbim von Indien und was weiß ich
ausden=
ken, da tuts einem eigentlich gar nicht mehr
leid —
Wir kamen ins Dorf, das uns warm
ent=
gegenſchlug. Das verworrene Geräuſch der Front
ſtand vor uns wie ein Saum an der Nacht.
Seite 10 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Altfer kagrli, Sror.
Erntezeit. Keine ſchönere Zeit des Jahres,
als wenn der Bauer vor den hohen,
ſchwanken=
den, goldenen Wänden des Korns ſteht und ſieht,
wie Weizen, Roggen, Hafer reif geworden ſind
und körnerſchwer die ſchlanken Halme wiegen.
Dann iſt ſein Jahreswerk wieder einmal getan,
ſeine Arbeit hat Segen gefunden. Das tägliche
Brot iſt geſichert.
In den Halmen kniſtert die Sommerglut.
Manchmal meint man ein feines Rieſeln zu
hören, wenn aus überreifen Aehren ſchon die
goldenen Früchte hervorbrechen und zu Boden
fallen. Hohe Zeit iſts, daß die Schnitter kommen.
Die Mähmaſchine ſetzt gleich hinter dem erſten,
vom ſauſenden Senſenhieb freigemachten Schlag
mit ihrer mächtigen Schere an. Ein
Flügel=
ungetüm, ſo greift der Binder mit ſeinen Armen
her über jeden Schnitt, und gleich fallen die
fer=
tigen Garben auf der anderen Seite herab. Nur
wo das Korn liegt, da muß noch die Senſe allein
die Arbeit tun. In langer Reihe gehen die
Schnitter geſtaffelt gegen die Halmwand vor,
Unter ihrer ruhigen, ſicheren, unermüdlichen
Kraft geht es Schritt für Schritt hinein in das
Korn. Die Senſe rauſcht und ſingt bei jedem Hieb
in des Mähers Fauſt. Dann kommen die
Schnit=
terinnen mit ihren Harken, Halme drängen ſich
zu Garben, und mit ſtarkem Schwung über Knie
und Hüfte iſt das raſch gedrehte Bündel um die
fertige Garbe geſchlungen. Garbe um Garbe,
alles voll köſtlicher Frucht. Unſer täglich Brot.
Dann kommen die Hocker oder Aufſetzer und
bauen die Mandeln und Hocken zuſammen, bis
ſie wie ein einziges rieſiges Feldlager die Fluren
füllen.
Vom frühen Morgen bis in die Nacht geht
die Arbeit auf den Feldern. Nur in der
glühen=
den Mittagshitze ruhen die Schnitter, nachdem
ſie das herausgetragene Mittagsmahl genoſſen
haben. Unabläſſig kommen und gehen Träger mit
Getränken. Hier wird wohl gar ſelbſtgebrautes
Bier in hölzernen Kannen herumgereicht. Das
Beſte und Kräftigſte, was die Landfrau in ihrer
Vorratskammer barg, wird für dieſe
Freuden=
tage mit ihrem ſauren Schweiß herbeigebracht.
Wenn die erſte Garbe gebunden iſt, ſpüren
die Knechte und Arbeiter ſchon in der Schwere
der Laſt, ob das Korn im Gewicht auch „lohnen”
wird. Hängt doch von der Schwere des Korns der
Ertrag der Ernte ab. Je ſchwerer die Fron, deſto
reicher der Lohn. Die Sonne glutet über ſchwer
arbeitenden Menſchen. Sie tagwerken im Schweiß
ihres Angeſichts für ihr und unſer aller täglich
Brot.
Schmiede und Stellmacher bekommen hart zu
tun. Denn die gewaltige Beanſpruchung von
Ma=
ſchinen, Geräten und Wagen macht überall
Er=
ſatzherſtellung notwendig. Reifen ſpringen von
Der Segen der Ernte.
Schnitterinnen bündeln das gemähte Korn.
den Felgen — da iſt eine Speiche gebrochen —
und doch kann keiner den Wagen auch nur einen
Tag miſſen. Die Ernte muß herein, ſolange das
Wetter ſich hält.
So voll freudiger Sorge iſt der Bauer nur
in der Erntezeit, hier ſieht er, was die treue
Ar=
beit in ſaurem Schweiß an ſeinem Boden ihm
einträgt. Dank und Bitte ſitzen tief in ſeinem
Herzen und inbrünſtiger hört man nie das
Ge=
bet in den Dorfkirchen wie zur Erntezeit. Hier
iſt die erſte und letzte Frage des Lebens für
jeden, für das ganze Volk geſtellt. Denn davon
geht alles aus: Unſer täglich Brot!
Etwas vom Eingerhut.
Ein kulturgeſchichtliches
Rapitel für die Frau.
Von Auguſt Kruhm.
Der Fingerhut iſt trotz aller Nähmaſchinen
auch heute noch für die Frau bei allen
Nadel=
arbeiten ein unentbehrliches Werkzeug, von
deſſen Urſprung hier berichtet werden ſoll, denn
gar wenige Frauen werden ſich, wenn ſie das
kleine, unſcheinbare Fingerhütchen zur Hand
nehmen, ſeither Gedanken über ſeine Geſchichte
gemacht haben, die uralt und — intereſſant iſt.
Der Fingerhut, von dem ein alter Spruch
meldet:
„Auch hab ich nadeln, bürſten und kem,
Fingerhuet, taſchen und neſtel viel”,
war ſchon Ende des 12. Jahrhunderts im
Ge=
brauch, denn aus jener Zeit ſtammt ein
Finger=
hutlied von Walter von der Vogelweide, das
Victor von Scheffel ins Hochdeutſche übertragen
hat. Die Heldin dieſ. Liedes iſt eine
Burg=
frau in der Dauphinee, die den Dichter in
ſchwe=
rer Krankheit gepflegt hat. Als der Frühling
ins Land kommt, kehrt er zwar in die Heimat
zurück, vergeſſen aber kann er nicht „die ſchönſte
der Frauen, die je in des Königs von
Frank=
reich Land ein Troubadour durfte ſchauen . Als
er um die Mittagszeit in einem elſäſſiſchen Tale,
auf ſchattenkühler Erde liegend, am Saume
einer Schlucht eine Fingerhutblume erblickt,
ſchreibt er entzückt:
„Als ich die Purpurglöckl in
ſah am hohen Stengel ſchwanken,
Eine große Verträumnis mir geſchah
und Wirrwarr aller Gedanken,
Und all mein Sinnen ward ſeligen Muts
und alle Sorgen geringer:
Ich dacht’ eines anderen Fingerhuts,
der ſchmückte den ſchönſten Finger.”
Doch ſchon vor dem Minneſänger Walter von
der Vogelweide wird der Fingerhut in den
Schriften der berühmten Aebtiſſin Hildegard von
Bingen erwähnt, und zwar in einer
Zuſammen=
ſtellung von 900 Worten, für welche die
Bezeich=
nung in einer wohl von der Aebtiſſin
angeſtreb=
ten und erfundenen Weltſprache, einer früheren
Vorgängerin des Eſperanto, angegeben iſt, als
„Ziriskranz‟. Dieſes dürfte die erſte
nachweis=
liche Erzählung des „Vingerhuth” ſein, für den
ſie allmählich eine eigene Zunft der „
Finger=
huter” einſetzte, beſonders in Nürnberg (vom
Jahre 1534 ab), das uns heute noch als
ehr=
würdiger Hauptſitz mittelalterlicher
Handwerks=
kunſt in ſeinem berühmten Germaniſchen
Mu=
ſeum Kunde von der Beſchaffenheit früherer
Fingerhüte gibt. Der älteſte Vertreter dieſes
Handwerkes iſt uns in einem Bilde erhalten,
das aus einem Porträtbuch der ſeit 1380 in
Nürnberg beſtehenden Mendelſchen Stiftung
ſtammt. Hier wird aus dem Jahre 1382 ein
Handwerker abgebildet, „der hieß Vingerling
und was ein Vingerhuter”. Gar kunſtvolle
Fin=
gerhüte wurden damals angefertigt, reich mit
Wappen, Adlern, Lilien und Inſchriften
ver=
ziert. meiſt aus den edelſten Metallen. So iſt
uns ein Fingerhut in Geſtalt eines Weinbechers
erhalten, der auf dem Deckel einen Ritter
dar=
ſtellt, in der Rechten eine große Schere und in
der Linken eine Nadel als Lanze haltend, eine
koſtbare Arbeit in Silber, welche die Gebrüder
Gewandſchneider an das Nürnberger
Schneider=
handwerk ſchenkten. Die Zuft der „Fingerhuter”
war beſonders im 16. Jahrhundert ein weit
ver=
breitetes Gewerbe, während ſie vorher zu der
Zunft der Rotſchmiede gehört hatten und in Joſt
Ammans berühmter „Beſchreibung aller Stände
auf Erden”, zu deſſen Bilder Hans Sachs die
Verſe verfaßt hat, iſt auch ein „Fingerhuter”
dargeſtellt. Die Herſtellung der Fingerhüte
ge=
ſchah handwerksmäßig, zumeiſt in Nürnberg,
ſpäterhin aber auch in Köln und Holland,
wo=
ſelbſt der alte Ohm Krüger der jungen Königin
Wilhelmina von Holland einen äußerſt
koſt=
baren und kunſtvoll gearbeiteten Fingerhut als
Hochzeitsgabe verehrte. Eine maſchinelle
Her=
ſtellung der Fingerhüte ſoll erſt 1696 durch einen
gewiſſen Johann Lotting eingeführt worden
ſein, was 1711 in „Uffenbachs Reiſen” näher
beſchrieben wird.
Als Erfinder des Fingerhutes wird gerne
der Amſterdamer Goldſchmied Nicals von
Ben=
ſchoten bezeichnet, da er am 19. Oktober 1684
einer Frau Reuſſelar einen Fingerhut mit der
Bemerkung überſandte, daß er ihn eigens
er=
funden hätte. Aber die Erfindung dieſes
hol=
ländiſchen Meiſters kann ſich nur auf irgendeine
Einzelheit erſtreckt haben, denn der Fingerhut
war ſchon in vorgeſchichtlicher Zeit bekannt, meiſt
aus Bronze, Elfenbein oder Knochen gearbeitet,
aber auch ſchon in der heute noch üblichen Form,
wie zuhlreiche Ausgrabungen im Laufe der
Jahrhunderte bewieſen haben.
Kosmetiſcher
Briefkaſten.
Frage:
Wie beſeitige ich läſtige Haare radikal, oder
wie mache ich ſie farblos?
Antwort:
Mit Haarentfernungsmitteln iſt meiſt nur
ein vorübergehender Erfolg zu erzielen, da ſie
die Haarwurzeln nicht zerſtören. Das iſt nur
durch Einführung elektriſchen Stromes mittels
einer Nadel möglich. Dieſe Behandlung muß
jedoch dem Fachmann vorbehalten bleiben. Es
iſt ziemlich langwierig, da man nicht mehr als
20 Haare bei einer Sitzung entfernen ſoll.
Einen ſicheren Erfolg verſpricht aber auch dieſer
Angriff auf die Haarwurzel nicht beim erſten
Mal. Es iſt oft nötig, ihn ein=, zwei= oder
dreimal zu wiederholen, ehe die Wurzel ganz
zerſtört iſt. Sollten Sie läſtige Geſichtshaare
auf dieſem Wege entfernen laſſen wollen, ſo
raten wir Ihnen, einen gewiſſenhaften
Spezi=
aliſten aufzuſuchen, aber auch den Preis
vor=
her zu vereinbaren.
Das Bleichen der Geſichtshaare iſt weitaus
einfacher und führt auch bei andauerndem
regelmäßigen Gebrauch des nachſtehend
be=
ſchriebenen Mittels zur Zerſtörung des
Haar=
wuchſes: Miſchen Sie einen Löffel
Waſſerſtoff=
ſuperoxyd mit 10 Tropfen Salmiakgeiſt.
Schüt=
t.n Sie dieſe Miſchung in ein kleines
Fläſch=
chen bis ſie ſich ganz zerſetzt hat und
be=
tupfen Sie mehrmals am Tage damit die
läſtigen Haare. In kurzer Zeit werden dieſe
trocknen, bleichen und brechen. Die Miſchung
muß täglich friſch hergeſtellt werden.
Frage:
Können Sie mir einen Rat geben, oder ein
Mittel nennen, womit ich meine Oberſchenkel
ſchlanker mache?
Antwort:
Fettanſatz am Oberſchenkel läßt auf zu
ge=
ringe Durchblutung ſchließen. Wahrſcheinlich
üben Sie einen ſitzenden Beruf aus. Das
ſicherſte Mittel zur Kräftigung der Muskeln
iſt aktive Betätigung, insbeſondere Kniebeugen
in den verſchiedenſten „Poſitionen”. Nehmen
Sie an einem Gymnaſtikkurſus teil und tragen
Sie gleich bei der Anmeldung der Leiterin
Ihr Anliegen vor. Daneben wirkt auch Maſſage
ſtark zerſetzend. Als drittes empfehlen wir
Umſchläge mit naſſen Tüchern. Geben Sie in
eine mit Waſſer gefüllte Schüſſel (
Zimmer=
temperatur) einen Guß Eſſig und tränken Sie
darin 2 Tücher. Dieſe wickeln Sie um die
Beine und nehmen ein Wolltuch darüber um
das Bett vor Feuchtigkeit zu ſchützen.
Frage:
Meine Geſichtshaut iſt ſehr trocken und
ſpröde. Ich habe ſchon verſucht, mit
ver=
ſchiedenen Cremes ſie zu nähren, aber der
Erfolg iſt gering. Was ſoll ich tun?
Antwort:
Es gibt verſchiedene Hautnährereme, die
ſicherlich bei regelmäßigem Gebrauch Ihnen
Beſſerung bringen. Aeußerſt nährend wirkt
auch reines Mandelöl, das man nach
gründ=
licher Reinigung der Haut leicht angewärmt
vor dem Schlafengehen aufträgt. Das
Ein=
dringen des Oels kann durch leichte
Klopf=
maſſage unterſtützt werden.
Mittwoch, 25. Juli 1934
Wir fordern Ihren Kopf
Die Gleichung .
—6 —
läßt ſich auch ſo ausdrücken: . 4—10 — 9-
Wir addieren zu beiden
Seiten : .. . . . . 4—10+F —9-1
und bilden das Quadrat: (2—
Wenn man die Wurzel
zieht: . ........ /(4—2,
ergibt ſich:
Zu beiden Seiten „addiert, ergibt: 2
Hiermit wäre der Beweis geglückt, daß 2 —
Wo liegt der Fehler?
humor.
Letzte Rettung.
Nachts. Sie flüſtert ängſtlich:
„Fred, ein Einbrecher.”
Er: „Pſt! Ganz ſtill. Vielleicht bringt
das Fenſter auf. Es iſt das, das wir nicht meh
öffnen können, ſeit der Maler da war.”
Das moderniſierte Märchen.
Rotkäppchen: „Großmutter, was habt i
für große Zähne?‟
Der Wolf: „Ich mache Reklame für ein
Zahnpaſta, mein Kind.”
Was ein Häkchen werden will . . .
„Weißt du nicht, was mit kleinen Junge
geſchieht, wenn ſie beim Murmelſpielen ſo häf
liche Worte gebrauchen?”
„Doch, Mama. Sie werden groß und ſpiele
Golf.”
Es iſt heiß!
Da fehlt der Hausfrau ein Eisſchrank, ja
manchmal ſogar ein entſprechender
Aufbewah=
rungsraum für leicht verderbliche Lebensmittel.
Was tun? Guter Rat iſt da — nicht teuer, es
gibt allerlei einfache Helfer in dieſer Not. Da
ſind gleich die neuen, möglichſt unglaſierten
Ton=
gefäße, wie wir ſie z. B. längſt als
Butter=
kühler kennen. Butter bleibt aber auch friſch,
wenn ſie, umhüllt von Pergamentpapier. in
einem randvoll mit Waſſer gefüllten
Suppen=
teller liegt, und ein neuer Blumentopf darüber
geſtülpt wird. Speiſen beſonders Milch,
kühlt man ausreichend in Tongefäßen, die man
in ein ebenſolches mit Waſſer ſetzt oder mit
naſſem Tuch umwickelt. Eine Salzbeigabe ans
Waſſer und Zugluft fördern die Verdunſtung
und damit die Kühlung. — Grünen Salat
packt man in naſſes Papier, ebenfalls noch in
einen offenen, irdenen Topf, Spargel,
Karotten, Schoten, Bohnen uſw.
wer=
den in ein feuchtes Tuch eingeſchlagen,
Ra=
dieschen und Rettiche öfters auf einem
Sieb kalt überbrauſt. Niemals darf Gemüſe
zwecks Friſchhaltung direkt ins Waſſer gelegt
werden, ſonſt iſt „Saft und Kraft” dahin.
Ein=
zelne Meerrettichſtangen und
Sup=
penwurzeln bettet man in feuchten Sand,
Peterſilienlaub bleibt länger friſch,
wenn die Schnittfläche der Wurzel mit ins
Waſ=
ſer kommt. Die empfindlichen Eier
hal=
ten ſich gut in einem ſalzgefüllten Steintopf.
Das Salz zieht die Luftfeuchtigkeit an und kühlt
dadurch die Eier. Auch auf kühlem, öfters naß
gewiſchtem Steinboden des Vorratsraumes oder
auf einer Unterlage von mehrfach gefaltetem,
naſſem Rupfen bei ſteter Zugluft bleiben viele
unſerer leichtverderblichen Lebensmittel länger
tadellos gut. — Und wenn die beſorgte
Haus=
frau ſich ratlos in der Wohnung umſieht nach
einer kühlen Ecke für dieſe, dann fällt ihr
ſuchen=
der Blick vielleicht auf ihren guten Freund vom
Winter — den Braunkohlen=Brikettofen!
Gaſtlich öffnet er ſeine Türchen und bietet auf
dem Roſte der ſauberen Feuerſtelle einen
geradezu idealen, vor Fliegen und anderem
ſchädlichen „Geſindel” abſolut ſicheren
Aufbe=
wahrungsraum, den andauernder Luftwechſel
kühlend durchſtreift. Beſonders für Rauch= und
Wurſtwaren gibt es kein beſſeres Plätzchen!
Reis richtig kochen.
Wie oft klagen beſonders jüngere Hausfrauen,
daß der Reis, zuhauſe zubereitet, niemals ſo
ſchön körnig und loſe wird, wie z. B. in
erſt=
klaſſigen Gaſthäuſern — und doch iſt nichts
ein=
facher als dies — wenn man
1. die richtige Sorte Reis kauft,
2. denſelben richtig kocht.
Im allgemeinen heißt es ja „der teuerſte Reis
iſt der billigſte”, Beim glaſierten Reis iſt dies
meiſt der Fall. Warum aber glaſierten kaufen,
wenn der unglaſierte bei richtiger Behandlung
mindeſtens ebenſogut iſt, aber viel billiger,
zur=
zeit zu 20 bis 22 Pfg. das Pfund zu haben iſt.
Der unglaſierte Reis eignet ſich am beſten als
Gemüſereis, Suppenreis uſw., kurz, für alle
jene Speiſen, bei denen der Reis nicht breiig,
ſondern loſe fallend und körnig auf den Tiſch
kommen ſoll. Das Kochverfahren iſt folgendes:
Der Reis wird gewaſchen (bei ausreichender Zeit
iſt es empfehlenswert ihn einzuweichen), in
einem Topf mit kaltem Waſſer gut bedeckt, aufs
Feuer geſtellt und zum Kochen gebracht. Hat er
einmal aufgekocht, ſo gießt man das Waſſer ab,
übergießt ihn abermals mit kaltem Waſſer, läßt
ihn nochmals aufkochen und nach Abgießen auch
dieſes Waſſers ſtellt man ihn abermals (alſo
zum drittenmale) mit ſoviel kaltem Waſſer au
daß der Reis darin aufquellen und garkoche
kann. Beim dritten Waſſer (oder Milch) wir
auch Salz oder Zucker darangegeben, je nach der
Zweck, welchem der Reis dienen ſoll. Das gan
Verfahren dauert kaum 20 Minuten. Das vorhe
abgegoſſene Waſſer kann am nächſten Tage zu
Suppe verwendet werden. Zu dem ſo gekochte
Reis — eine ſchöne Tomatenſoße, bei der Zucke
und Milch nicht zu vergeſſen ſind, dazu ein Stü
Butterbrot — welch köſtliches und nahrhaft=
Abendeſſen für Kinder, übrigens auch für (, evtl. mit etwas Aufſchnitt.
Praktiſche Ratſchläge.
Goldrahmen von Bildern und Spiegeln dar
man, um ſie von Fliegenſchmutz und andere
Unſauberkeit zu befreien, niemals mit ſcharfe
Mitteln behandeln. Eine alterprobte, einfach
Methode iſt folgende:
Sie ſchneiden eine Zwiebel in zwei Hälfter
dann tauchen Sie eine der Schnittflächen i
Spiritus ein, und nun reiben Sie mit de
Zwiebel über die goldenen Rahmen. Der C
folg dieſes Verfahrens iſt ein vollkommener.
Grasflecken entfernt man indem man di
Stellen mit 90prozent gem Alkohol abreibt.
Mäuſe ertragen den Geruch von wilden
Pfefferminz und von Lindenblüten nicht. Lege
Sie alſo in leerſtehende Kammern und Boden
räume, um ſich gegen dies Ungeziefer zu ſchützer
kleine Bündchen dieſer beiden Naturprodukte i
alle Ecken des Raumes.
Bei jedem Fleck, den eine Dame mit Benzi
ausreibt, hat ſie Angſt vor den eventuell ent
ſtehenden Rändern. Ein klein wenig Salz, den
Benzin zugefügt, verhindert, daß ſich Kränz
bilden. Natürlich bleibt gutes Verreiben trotz
dem eine Notwendigkeit.
An Ihren Tennisſchuhen haftet die weiß
Farbe viel beſſer, wenn Sie den weißen Steit
nicht mit Waſſer, ſondern mit Milch anfeuchter
und auftragen.
Das Gelbe Einmachbuch. Von Elly Peter
ſen. Verlag Knorr u. Hirth G.m.b.H
München.
„Das Gelbe Einmachbuch” wurde ge
ſchrieben, um die Hausfrauen und die erwerbs
tätigen Frauen zum Einkochen zu ermuntern
Darauf verſteht ſich Frau Peterſen vorzüglich
Sie macht einem Luſt dazu! Sie zeigt, wi
man dabei Zeit und Geld ſpart. Sie gib
Hilfsmittel an Hand, die nicht viel koſten ode
ſich in jedem Haushalt vorfinden. Dann fol
gen 300 bewährte Rezepte für alle Arten vol
Gelees und Marmeladen, für das Einweckei
von Früchten und die Bereitung von Frucht
ſäften, jür Gemüſe Pilze, Kräuter, Gurkei
und andere ſchöne Dinge. Die moderne Dic
iſt dabei nicht vergeſſen und auch Rohköſtle
kommen voll und ganz auf ihre Rechnung
C. O. Peterſen ſpendete 50 anſchauliche Zeich
nungen und Buchſchmuck.
Mütterſchulung von Luiſe Lampert
Leiterin der Mütterſchule Stuttgart.
R. Boigkländers Verlag in Leipzig.
In der Erkenntnis der Aufgabe der Frau
ihrer Verantwortung für den Volksaufbau
hat das Deutſche Frauenwerk zur
Mütter=
ſchulung aufgerufen. Für alle, die ſich dieſer
Aufgabe widmen wollen, ſchrieb die Leiterik
der Stuttgarter Mütterſchule — der erſtel
ausgebauten Mütterſchule Deutſchlands — dieſes
Handbuch. Aus der Erfahrung langjähriger
Arbeit heraus entſtanden, gibt es Ratſchläge
über Aufbau und Methode der Mütterſchulung
in der Stadt und auf dem Land, über
Unter=
richtsſtoffe und organiſatoriſche Fragen. Eine
Lehrplanuberſicht und
Themenzuſammenſtel=
lungen für die Kurſe ſind beigefügt.
Nummer 203
Mittwoch, 25. Juli
attt
Zuſammenſchluß in der Margarineinduſtrie.
Regelung der Erzeugung, des Abſahes
und der Preisgeſiattang.
Dem Grundgedanken des Reichsnährſtandsgeſetzes entſprechend,
wird nunmehr auch die Margarine= und Kunſtſpeiſefettinduſtrie
zu einer wirtſchaftlichen Vereinigung zuſammengeſchloſſen, die die
Aufgabe hat, die Erzeugung, den Abſatz und die Preiſe von
Mar=
garine, Kunſtſpeiſefett, Pflanzenfett, gehärteten Speiſeölen und
gehärtetem Tran ſo zu regeln, daß die Verſorgung der
Bevölke=
rung mit den genannten Erzeugniſſen zu volkswirtſchaftlichen
Preiſen im Rahmen des Fettplanes der Reichsregierung geſichert
wird. Der Zuſammenſchluß wird, wie aus der amtlichen
Verlaut=
barung hervorgeht, etwa 100 Betriebe umfaſſen. Nicht
angeſchloſ=
ſen ſind dagegen die Oelmühlen, ſoweit ſie andere als die
ange=
führten Fette herſtellen, insbeſondere flüſſiges Speiſeöl und
an=
deres flüſſige Oel. Im Hinblick auf die überragende Bedeutung
der Fettwirtſchaft für die geſamte Bevölkerung iſt es
ſelbſtver=
ſtändlich, daß die wirtſchaftliche Vereinigung der Aufſicht des
Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft unterſteht.
Aus dieſem Grunde iſt die dem Reichsminiſter für Ernährung
und Landwirtſchaft durch die Verordnung gegebene
Aufſichtsbefug=
nis ſehr weitgehend. Da der Handel der wirtſchaftlichen
Ver=
einigung nicht angeſchloſſen iſt, mußte dem
Reichsernährungs=
miniſter vorbehalten bleiben. Handelsſpannen für den Abſatz
ſolcher Erzeugniſſe feſtzuſetzen, für die auf Grund der neuen
Ver=
ordnung von der Vereinigung für deren Mitglieder verbindliche
Preiſe feſtgeſetzt werden.
Trotz der im Rahmen der Aufſichtsbefugniſſe dem Staat
ver=
bliebenen Eingriffsmöglichkeiten liegt die neue Verordnung ohne
Frage in der bei der landwirtſchaftlichen Marktregelung
allge=
mein verfolgten Linie, die Ordnung der Märkte möglichſt durch
Selbſtverwaltungskörperſchaften durchführen zu laſſen und
ſtaat=
liche Zwangsbewirtſchaftung zu vermeiden. Dementſprechend wird
der wirtſchaftlichen Vereinigung der Margarineinduſtrie eine
große Reihe von Aufgaben übertragen, die bisher vom Reich
ge=
regelt wurden.
Zu dieſen Aufgaben der Wirtſchaftlichen Vereinigung gehört
die Feſtſetzung des Geſamtumfanges der Margarineerzeugung,
ſerner die Aufſtellung von Richtlinien für die Aufteilung der
Geſamtkontingente auf die einzelnen Mitgliedsbetriebe.
Beſon=
ders wichtig iſt, daß die Wirtſchaftliche Vereinigung auch den
Ab=
ſatz der Erzeugniſſe der Mitgliedsbetriebe im Rahmen der von
der Reichsregierung für die Verſorgung der Bevölkerung
getrof=
ſenen Maßnahmen zu regeln hat. Die Erfüllung dieſer Aufgabe
wird weiter dadurch erleichtert werden, daß ein Ausgleichsſtock
errichtet werden kann, um einen Ausgleich zwiſchen den
verſchie=
oen hohen Verteilungspoſten herbeizuführen. Die Feſtſetzung der
beſamtkontingente und die Richtlinien, über deren Aufteilung
bedürfen zu ihrer Wirkſamkeit der Genehmigung des
Reichsmini=
ters für Ernährung und Landwirtſchaft. Dem Ziel des
Fett=
olanes, die deutſche Fetterzeugung möglichſt zu ſteigern, um die
Umabhängigkeit Deutſchlands in der Fettverſorgung zu verſtärken,
entſpricht es, daß von der Wirtſchaftlichen Vereinigung die
Bil=
dung eines Ausgleichsſtockes angeordnet werden kann, um die
Sicherung des notwendigen Verhältniſſes zwiſchen den
Butter=
reiſen und den Preiſen für Margarine, Kunſtſpeiſefette u. dgl.
urch Bereitſtellung von Mitteln zu fördern. Die Verordnung
ritt am 1. Auguſt 1934 in Kraft. Im Zuge der hier
mitgeteil=
en Neuregelung der Margarinewirtſchaft werden Aenderungen
m Fettplan eintreten, die vor allem dem ſozialen Bedürfnis
roch mehr als bisher Rechnung tragen werden. Der Zeitpunkt
es Inkrafttretens dieſer Aenderungen und die Einzelheiten
hier=
u werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Wirkſame Maßnahmen gegen die Anwerbung deutſcher
Fach=
räfte durch ausgewanderte Firmen. Der Reichsarbeitsminiſter
ind der Präſident der Reichsanſtalt haben kürzlich angeordnet,
naß den Induſtrie= und Handelskammern, ſowie den
Handwerks=
ind Gewerbekammern Gelegenheit gegeben werden ſoll, in den
fragen der Auswanderung und Vermittelung von Fachkräften
nach dem Ausland vor Ausſtellung der Päſſe in allen Fällen
gut=
ichtlich Stellung zu nehmen. Dadurch, iſt eine wirkſame
Maß=
jahme getroffen, um auch die unerwünſchte Auswanderung von
Handwerksgeſellen ins Ausland zu verhindern. Nichtariſche
Fir=
nen, die nach der Gleichſchaltung ihren Wohnſitz ins Ausland
verlegten, verſuchen in letzter Zeit, deutſche Facharbeiter und vor
illem Fachhandwerker, nachzuholen. Der eindeutige Zweck dieſer
Verſuche iſt mit Hilfe dieſer Fachkräfte im Auslande ein dem
deutſchen möglichſt gleichwertiges Handwerk oder eine
entſpre=
hende Induſtrie aufzuziehen, um dann, wenn die ausländiſchen
Arbeitskräfte genügend gelernt haben, die deutſchen wieder
u entlaſſen. Es kann natürlich nicht zugelaſſen werden, daß aus
verartigen unlauteren Gründen der deutſchen Wirtſchaft Schaden
ugefügt wird.
Erſatz der Baumwolle durch Kunſtſeide. Nach einer Meldung
der „Agenzia economica e finanziaria” nimmt man in
intereſſier=
en italieniſchen Kreiſen an, daß der italieniſche
Kunſtſeidenkon=
ſern Snia Viscoſa in Turin mit ſeiner ſeit etwa drei Monaten
ruf den Markt gebrachten Viscoſe=Stapelfaſer „Snia Fiocco” den
Baumwollverbrauch ſoweit erſetzen wird, daß die italieniſche
Ein=
juhr an Baumwolle wertmäßig um mindeſtens eine halbe
Mil=
liarde Lire zurückgeht. Es handelt ſich bei dem Erzeugnis um
eine Viscoſe=Stapelfaſer, die nach dem Verfahren der Viscoſe=
Kunſtſeide geſponnen wird. Man ging bei der Erzeugung von
dem Beſtreben aus, den Webereien ein Produkt zu ſchaffen, das
derſelben Bearbeitung wie Baumwolle und Wolle unterworfen
werden kann. Beſonders gute Ergebniſſe ſoll man mit
Miſch=
geweben aus Fiocco und Wolle erzielt haben.
Viehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 24. Juli. Auftrieb: Ninder 578,
Lavon 40 Ochſen, 24 Bullen, 516 Kühe oder Färſen; Kälber 415,
Schweine 761. Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht in
RM.: Ochſen a) 1. 27—30, c) 23—26, Bullen c) 23—26; Kühe
1) 23—30, b) 16—22, c) 10—15: Färſen a) 28—32, b) 23—27;
Kälber b) 30—41, c) 24—29, d) 18—23: Schweine b) 47—50,
) 44—50, d) 42—49. Marktverlauf: Rinder mäßig belebt,
lang=
am geräumt; Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine ruhig,
leiner Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 24. Juli. Auftrieb: 198 Ochſen,
133 Bullen, 441 Kühe, 355 Färſen, 864 Kälber, 41 Schafe, 2343
Schweine, 45 Arbeits= und Schlachtpferde. Preiſe pro 50 Kilo
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 28—31, a) 2. 20—23, b) 23
bis 27: Bullen 26—20, 22—25. 20—22; Kühe 25—27, 19—24,
13—17, 8—12: Färſen 30—32, 25—29, 2—24: Kälber 40—44,
32—38, 25—31, 20—24; Schafe geſtrichen; Schweine a) 1. 49—
11. a) 2. 47—51, b) 47—51, 46—50, 45—48: Arbeitspferde pro
Stück 450—1100, Schlachtpferde 25—115 RM. — Marktverlauf:
Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber ruhig, Schweine mittel;
Arbeits= und Schlachtpferde ruhig.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V. Andreas Bauer; für Feuilleton Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport: J.V.: Dr. C. 6.Quetſch;
für „Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette: für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. V1. 34, 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Beinner and Zrantfarier effellensorfe.
Auch geſtern lagen aus Kreiſen der Depoſitenkaſſenkundſchaft
und der Provinz an der Berliner Börſe wieder größere
Kauf=
aufträge vor, ſo daß die Befeſtigung auf den meiſten Gebieten
weitere Fortſchritte machte. Die Umſätze waren teilweiſe recht
erheblich, und in Montanwerten wurden zu den erſten Kurſen
vielfach 50—100 Mille umgeſetzt. In Mannesmann gingen zum
erſten Kurs allein 180 000 RM. um. Die Aufmerkſamkeit, die
das Publikum in der letzten Zeit dem Effektenmarkt zuwendet,
iſt eine Folge der fortlaufend günſtigen Berichte, insbeſondere
der zuverſichtlichen Nachrichten aus der Montaninduſtrie.
Mon=
tanwerte lagen geſtern wieder in Front, Klöckner und
Stolber=
ger Zink waren etwa 2 und Maxhütte 3 Prozent höher. Von
Braunkohlenwerten hatten Rheiniſche Braun mit einer
Steige=
rung von 4 Punkten die Führung. Auch Kaliwerte waren im
Hinblick auf den ſteigenden Kaliabſatz etwa 1 Prozent befeſtigt.
Rütgers konnten ½ Prozent gewinnen, im erſten Halbjahr 1934
habe ſich eine Umſatzſteigerung von 16 Prozent ergeben. Farben
lagen unverändert. Infolge Realiſationen der Kuliſſe wurden
die Anfangskurſe im Verlaufe leicht unterſchritten, doch kam in
der zweiten Börſenſtunde wieder eine feſtere Welle zum
Durch=
bruch. Maxhütte erhöhten ihren Gewinn auf 4 Proz. Laura
wurden mit 20½ nach 193 Prozent umgeſetzt. Die Kaſſakurſe der
Kaliwerte waren etwas ſchwächer. Bekula lagen weiter feſt,
während, Schuckert abbröckelten. Von Maſchinenaktien gaben
Schwartzkopff 2 Punkte nach; auch Orenſtein litten unter
Glatt=
ſtellungen. Renten waren überwiegend ſchwächer, Pfandbriefe
und Kommunalobligationen verloren ½—½ Prozent.
Mittel=
boden waren ½ Prozent niedriger.
*
An der Frankfurter Börſe hielt auch geſtern die
freund=
liche Stimmung an, obgleich beſondere Anregungen fehlten und
auch der Ordereingang der Kundſchaft wieder etwas kleiner
ge=
worden iſt. Lediglich in einigen Spezialpapieren erfolgten
wei=
tere Käufe auch ſeitens der Kuliſſe, ſo daß das Kursniveau bei
nicht ganz einheitlichem Ausſehen doch meiſt höher lag. Nach den
erſten Kurſen bröckelten die Kurſe allerdings vielfach etwas ab.
Mehr Intereſſe konzentrierte ſich wieder auf den Montanmarkt,
an dem beſonders Klöcknerwerke geſucht waren und 1½ Prozent
anzogen. Auch Buderus, mit plus 1 Prozent lagen über dem
Durchſchnittsniveau von etwa 4—½ Proz. Die
Stahlvereins=
werte, alſo Gelſenkirchen und Phönix, gaben dagegen bis zu ſ8
Prozent nach, Stahlverein ſelbſt blieben behauptet. Kaliaktien
konnten ſich um 1—½ Prozent befeſtigen; ferner lagen Ilſe Genuß
158 Prozent höher. Chemiſche. Werte tendierten uneinheitlich,
Farbeninduſtrie bei ſehr kleinen Umſätzen 2 Prozent und
Metall=
geſellſchaft 1½ Prozent niedriger, dagegen Deutſche Erdöl 1 und
Goldſchmidt etwa ½ Prozent höher. Am Elektromarkt lagen
Be=
kula feſt und 2 Prozent über geſtern, auch Licht u. Kraft,
Schuk=
kert und Siemens zogen bis ½ Proz. an, AEG. und Geſfürel
er=
öffneten unverändert. Elektr. Lieferungen ½ Prozent leichter.
Chadeaktien Lit 4—C notierten 210 RM. nach zuletzt 204,5 RM.
Durch feſte Haltung fielen Holzmann auf, die um 2½ auf 68½
Prozent anzogen. Zellſtoffpapiere und Kunſtſeideaktien bröckelten
etwas ab. In der zweiten Börſenſtunde traten nur unweſentliche
Veränderungen ein, wo kleine Rückgänge erfolgten, gingen ſie auf
Koſten der Geſchäftsſtille, die ſich ſtark ausbreitete.
Die Abendbörſe nahm mangels beſonderer Anregungen
einen ruhigen Verlauf. Die Grundhaltung war weiterhin
freund=
lich und einzelne Spezialpapiere wieſen auch etwas größere
Um=
ſätze auf. Intereſſe fanden u. a. Farbeninduſtrie und Phönix bei
leicht anziehenden Kurſen. Auf den übrigen Marktgebieten
er=
gaben ſich gegen den Berliner Schluß nur unweſentliche
Ver=
änderungen; die meiſten Montangebiete bröckelten aber leicht ab.
Der Verlauf blieb allgemein ſehr ſtill, Phönix Bergbau
unter=
lagen einigen Schwankungen. Der Rentenmarkt ſtagnierte nahezu
vollkommen, die Kurſe wieſen kaum eine Aenderung auf.
Produkkenmärkke.
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 24. Juli. Situation
kaum verändert. Geſchäft allgemein weiter ruhig. Von der
Land=
wirtſchaft war Brotgetreide ſtärker offeriert, namentlich Kahn=
Roggen neuer Ernte, und auch neuer Weizen wurde vermehrt
an=
geboten. Nachfrage hierfür kaum gebeſſert.
Nachkrägliche Aufwerkung
von enlwerkek abgehobenen Spargukhaben.
Die Aufwertungsgeſetzgebung ſchreibt vor, daß in der
Infla=
tion abgehobene Sparguthaben nicht aufgewertet werden. Es iſt
aber wenig bekannt, daß zur Vermeidung von Härten unter
ge=
wiſſen Bedingungen eine ſolche Aufwertung trotzdem möglich iſt.
Die „Deutſche Steuerzeitung” teilt mit, daß der letzte Zeitpunkt
für die Beantragung einer Aufwertung eines Sparguthabens,
das an einer preußiſchen Sparkaſſe in der Inflationszeit
abge=
hoben wurde, unwiderruflich am 30. September 1934 iſt.
Aus=
ſichten für eine Berückſichtigung haben in erſter Linie, aber nicht
ausſchließlich, Anträge von Perſonen, die in ſchwierigen
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſen leben und die nachweiſen können, daß
ihre Spargeldabhebung zu einem Zeitpunkt ſtattfand, an welchem
der zurückgezahlte Betrag in gar keinem Verhältnis zu dem
ein=
gezahlten Betrag geſtanden hatte. Es kommen demnach vor allem
Abhebungen aus der Zeit von Ende 1922 bis November 1923 in
Frage, unter Umſtänden aber auch von dieſer Zeit getätigte
Ab=
hebungen. Der Antrag, des früheren Sparers oder ſeines Erben
iann ſchriftlich oder mündlich zu Protokoll der Sparkaſſe geſtellt
werden. Zur Auffindung des alten Kontos ſind Unterlagen
bei=
zubringen, das Sparkaſſenbuch oder ſonſtige zweckdienliche
An=
gaben, wie Datum und Höhe der Anlage uſw. Es empfiehlt ſich,
ſchon im Antrag ſich zu jeder weiteren Auskunftserteilung bereit
zu erklären. Die Höhe der Aufwertung richtet ſich nach den
Mit=
teln der Sparkaſſe, mit denen ſie den ſogenannten Härtefonds
verſorgen kann, und nach der Zahl der Anträge. Der
Aufwer=
tungsſatz dauf aber nicht über den für die einzelnen Provinzen,
Preußens zugelaſſenen geſetzlichen Aufwertungsſatz hinausgehen.
Reichs=Erfinder=Meſſe in Leipzig.
Der wirtſchaftlichen Förderung der deutſchen Erfinder dient
die jetzt als ſtändige Einrichtung der Leipziger Meſſe
durchge=
führte „Reichs=Erfinder=Meſſe”, auf der Erfindungen und noch
nicht induſtriell ausgewertete Neuheiten zur Ausſtellung
gelan=
gen. Die Erfahrungen früherer Erfinderausſtellungen haben zu
einer gründlichen Neuordnung geführt. Der Reichs=Erfinder=
Meſſe ſteht die geſamte Halle 4 auf der Techniſchen Meſſe zur
Verfügung. Innerhalb dieſer erfolgt eine völlig neuartige
An=
ordnung der Ausſtellungsplätze, die jeden Ausſteller, auch die
kleinſte im Modell gezeigte Erfindung, richtig zur Geltung bringt.
Der Zweck. Erfinder und Erfindungskäufer aus dem In= und
Auslande zuſammenzuführen, wird hier in beſtmöglicher Weiſe
erreicht. Dem ſozialen Verhältnis der Erfinder iſt dadurch
Rech=
nung getragen, daß Minderbemittelte während der Meſſe nicht
ſelbſt in Leipzig anweſend ſein müſſen; für ſie iſt eine ſorgfältige
Intereſſenvertretung eingerichtet, die von einer Fachorganiſation
durchgeführt wird. Erfinder wenden ſich wegen der „Reichs=
Er=
finder=Meſſe, die in dieſem Herbſt wieder zugleich mit der Meſſe
am 26.—30. Auguſt durchgeführt wird, unmittelbar an das
Leip=
ziger Meſſeamt.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Reichsverband Deutſcher Makler hat einen
Einheits=
auftragsſchein für Hypotheken= und Baugeldbeſchaffung
heraus=
gegeben, der in Zukunft von allen Maklern verwendet werden
ſoll. Außerdem wird als Anlage ein Formular herausgegeben,
auf dem ſämtliche Prüfungsunterlagen für fertige Bauten ſowie
für Bauvorhaben angegeben ſind.
Der Reichsgruppenführer des Schuh=Einzelhandels, Alb.
Neu=
mann (Berlin), hat zu ſeiner Unterſtützung einen Beirat gebildet,
dem als Mitglieder angehören: E. Berner=Eßlingen, W. David=
Berlin, M. Pfitzner=Erfurt, K. Hartlmaier=München, F. Kraus=
Düſſeldorf, H. Ludwig=Breslau und H. Schimmer=Erfurt. Mit
der Stellvertretung des Reichsgruppenführers wurde H.
Schim=
mer beauftragt. Als Hauptgeſchäftsführer der Reichsfachgruppe
Schuhe iſt O. Thun=Berlin berufen worden.
Der als Obligationär= und Genußrechtvertreter ſowie als
Vertreter des Sparerbundes bekannte Rechtsanwalt und Notar
W. Tormann=Berlin W. 15, Kaiſerallee 22, bittet mitzuteilen,
daß er mit dem Rechtsanwalt Thormann, der auf Grund eines
Ehrengerichtsverfahrens durch die Anwaltskammer Frankfurt am
Main aus der Rechtsanwaltſchaft ausgeſchloſſen iſt, nicht identiſch
iſt und ihm völlig fernſteht.
Ab 24. Juli 1934 gelten folgende Preiſe für Metallhalbzeug
(in RM.
00 Kilo, für Abſchlüſſe auf 100 Kilo): Kupfer:
Bleche 73,00 (73,25), Rohre 89,00 (89,25), Drähte und Stangen
66,00 (66,25).
Berliner Kursbericht
vom 24. Juli 1934
Oeviſenmarkt
vom 24. Juli 1934
Berl. Handels=Geſ.)
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenn
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gasl:
Mc
63.—
65.50
26.25
30.375
26.125
135.50
67.875
125.50
104.—
139.—
126.75
Kee
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelf. Bergwerke
Geſ.f.elektr. untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
1175
99.50
149.375
63.75
112.—
109.25
77.875
68.50
122.50
78.25
95.50
69.875
48.75
Orenſtein & Koppel
Polyphonwerke
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vf
15.25
40.25
165.——
22.—
42.625
121.50
67.195
12.375
131.375
98.75
84.75
122.25
Aeghpten
Argentinie
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig.
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Island
Währung
1 ägypt. 2
Pap. Peſo
100 Belga
Milreis
100 Leva
1eanab. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
00 isl. Kr.
Geld
13.045
0.620
58.59
0.1841
3.041
2.547
s6.55
81.72
12.665
69.53
5.594
16.50
2.497
169.73
57.31
Brief
12,075
0.624
59.71
0.198
3.053
2.553
56.67
8i.88
12.,89s
89.67
5.Soc
16.54
2.503
170.07
57.43
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowk.
Türkei.
ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling!”
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr
1 türk. 2
00 Pengö
1 Goldpeſo
Dollar
Geld‟
21.58 9
0.751
5.664
79.,42
63.66
48.70 4
11.,49
65.31
81.84
34.32
10.44
1.991
—
0.993
2.512
Brie!
21. 62
0.753
5.676
79.58
63.78
48.80
11.51
65.45
21.80
34.38
10.46
1.995
0.995
2.518
Surinſtädter and Karionaldant Surmftadt, Silhat der Bresoher Sunz
Frankfurter Kursbericht vom 24. Juli 1934.
Kee
„Gr. IIp. 1934
„ „ „ 1935
„ „ „ 1936
„. 1937
„ 1938
„Gruppel ....
6% Dtſch. Reichsanl.
„ b.27
6%
5½%Intern., v.30
69Baden ... v.27
6%Bahern . .v.27
6%Heſſen ....v.29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v.27
6%Thüringen v.27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze .......
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ........
Dtſch. Anl. Ausl.
*P, Ablöſung.
„. (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden
69Berlin ...v.24
6%Darmſtadt . . . .
6%Dresden.. v.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v.29
„ v. 26
20.
6½Mainz.. .. .. .
6%Mannheim v. 27
69München v. 29
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbk. 89.75
8%o „ Goldoblig. 89.5
103.65
1037,
1021,
99.5
97.8
101.4
92,
90.4
91.5
93.5
91.75
16
92
90.5
100-1,
100.25
941,
9.2
81.5
80.25
75.75
n8‟1,
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78.25
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5½% beſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid.
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Komm. Obl. ..
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Bk. Girozentr. f.
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6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. .....
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Dt. Komm.
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mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. I
„ „Ser.II
Ot. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
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5!
g n Lig.=Pfbr.
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5½%0 „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
6%Frkf. Pfbr.,Bl.
5½%0 n Lig=Pfr.
6%Mein. Hhp.=Bk.
5½9
Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% n Lig.=Pfbr.
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89‟.
92.25
89
82.25
Ad
89.75
89.75
96.5
112.5
18
89.5
89.5
89.75
84
89.5
917,
89
90.25
92
92
91
80
88
.
3
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62 Dt. Linol.Werke
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1914
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119.15
9.5
36
25
4.5
4.85
1i
5.
50
54
163
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138.1
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119.5
118.5
2o9
80
100
84.5
997
114
40.5
53
106.5
149.5
41‟
76I
63.5
111.5
81.5
26.5
216‟
77.5
(
108.75
111.5
34.5
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65
70
97
50
248.25
94.5
79.5
40.25
200
182.5
29.5
92.5
93
148.75
188
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Südd. Eiſenb.=Ge)
Me
42.5
21.75
123.5
48
48
114.5
105’½=
71
90.5
118
57.75
62.5
74.5
65.5
79.25
77.25
154.5
105
Fa00
67.25
117.75
111:
26.5
30,
56
Allianz= u. Stutto.
Verſicherung ../205
„ Verein. Verſ. /222,5
Frankona Rückzu. M/118
Mannh. Verſich. ./ 43
Otav
gHandelsl 60
Seite 12 — Nr. 203
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
W
NBER
33)
Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe
(Nachdruck verboten)
Es kam dach anders. Mrs. Winſton fuhr am nächſten Tage.
Sie rief ihrem Verſprechen gemäß im Hotel Planta an, und Jſa
verſtändigte Harald, der ſeine Ungeduld, Ingrid zu folgen, nicht
länger als 24 Stunden zügeln konnte. Und das war ganz gut für
ihn; denn ſonſt hätte er ſie vielleicht nie wieder geſehen.
21. Kapitel.
Kennen Sie Harald Borch?
Nach dem grauen Winterwetter in New York empfand Mrs.
Winſton das ſonnenüberflutete grüne Palm Beach wie ein
Para=
dies. In ſommerliches Weiß gekleidet, lag ſie im Garten ihrer
Villa in einer Hängematte, die zwiſchen zwei ſchlanken Palmen
hing, und ſaß Miß Florence und Miß Georgetta nach, die
behut=
ſam über den ſauber gehaltenen Weg zu ihrem gewohnten
Vor=
mittagsſpäziergang zum Strand hinuntertrippelten, von dem das
blaue Meer durch die Stämme heraufleuchtete. Miß Georgetta
und Miß Florence waren Zwillinge und Tanten des verſtorbenen
Mr. Winſton. Sie lebten das ganze Jahr in der Villa in Palm
Beach und hingen mit ſchwärmeriſcher Liebe an Ingrid, die ſich
ihren zärtlichen Bitten, ſie nach der langen Reiſe zu beſuchen, nicht
länger hatte verſchließen können.
Als die beiden Damen nicht mehr zu ſehen waren, verſchlang
Mrs. Winſton die Hände im Nacken, lauſchte auf das leiſe
Brau=
ſen der Brandung und ſchaute zu dem blauen Himmel auf, der
durch die dunkeln Blätterkronen ſtrahlte. Sie dachte an Bruno
Lerſe. Bruno — wie gut der Name zu ihm paßte! Sie ſchloß die
Lider, um ſich ſein Bild vorzuſtellen, und ſah ſeine tiefen, dunkeln
Augen vor ſich. Wann er wohl kommen würde?
Ein Geräuſch. Sie ſchlug die Blicke auf. Er ſtand vor ihr.
In ihrer freudigen Ueberraſchung ſprang ſie auf. Die
Hänge=
matte ſchwankte, er wollte ihr helfen, aber ſchon hatten ihre Füße
den Boden berührt, und ſie ſtanden ſich dicht gegenüber. Er
flü=
ſterte ihr heiße Worte zu. Seine einſchmeichelnde Stimme und
die Laute ihrer Mutterſprache klangen ſo ſüß. Ehe ſie es wußte,
lag ſie in ſeinen Armen. Er küßte ſie, und dann ſtrömte die
zit=
ternde Glut ſeiner Liebesbeteuerungen über ſie hin. Sie ließ es
geſchehen, ſah berauſcht von ſeinen Zärtlichkeiten zu ſeinem,
lei=
denſchaftlichen Geſicht auf und erwiderte ſeine Küſſe.
Dann entzog ſie ſich ihm.
„Bruno,” flüſterte ſie, „wir müſſen vernünftig ſein.”
Bruno? Er mußte ſich erſt beſinnen. Richtig, er hieß ja Bruno.
Sie ſtrich ſich über die verwirrten Locken, die golden in der Sonne
leuchteten. Wie ſie da vor ihm ſtand, mit roten Wangen und
glän=
zenden Augen, war ſie ſo ſchön, daß er ſie noch einmal an ſich
ziehen mußte.
Dann führte ſie ihn durch den Garten zum Strand hinunter,
und die Zeit verging im Fluge.
Beim Lunch verliebten ſich Miß Florence und Miß Georgetta
ihren Zwillingsgewohnheiten getreu a tempo in Harald, der
glän=
zender Laune war und all ſeine Liebenswürdigkeit entfaltete. Die
beiden alten Damen ſahen mit leuchtenden Blicken der
Bewun=
derung bald ihn, bald ſich gegenſeitig an und nickten dann wieder
Ingrid zu.
Als Mrs. Winſton und Harald auf der Terraſſe beim Mokka
ſaßen, kam Ingrids Schwager nach Hauſe, Mr. George Hardy, ein
Stiefbruder ihres verſtorbenen Mannes. Er war einer der
unter=
ſetzten ſtämmigen Amerikaner, nicht mehr jung, mit glattraſiertem,
friſchem, intelligentem Geſicht, weißen, borſtigen Haaren und
einem gutmütigen Blick in den blauen Augen. Er kam Harald
mit natürlicher Herzlichkeit entgegen.
Mrs. Winſton wunderte ſich im ſtillen, daß ſie ſich über das
Kommen ihres Schwagers freute. Merkwürdig, ſeit Bruno Lerſe
ſie in den Armen gehalten hatte, fühlte ſie erſt, wie fremd er ihr
war. Sie hatte ein Gefühl, als gehöre er zu einer anderen Raſſe
und ſei einer von den Menſchen, die man nie ganz erkennen, nie
ganz kennenlernen könne.
Mittwoch, 25. Juli 1934
„Neues von Harald Borch,” ſagte Mr. Hardy plötzlich,
wäh=
rend er ſich eine Zigarette anſteckte.
Harald ſah auf; er war geſpannt. Ingrid wurde lebhaft,
„So .. .?” fragte ſie. „Was denn?” Ihr fiel etwas ein. „Daf
wir darüber noch gar nicht geſprochen haben!” rief ſie Harald zu
„Ich habe es in New York gehört, daß es Harald Borch war,
de=
auf dem „Kondor” verhaftet iſt. An Bord ſollte die Sache woh
ſoviel wie möglich vertuſcht werden. Wir haben doch die Ueber
fahrt zuſammen gemacht,” wandte ſie ſich an ihren Schwager. „Alf.
was . . . was? Schnell.”
„Nur, daß du dich irrſt mit dem, was du eben geſagt haſt,
E=
hat ſich herausgeſtellt, daß der Verhaftete wirklich Herr Renne
heißt, vollſtändig unſchuldig iſt und ganz unmöglich Harald Bore
ſein kann.”
„Merkwürdig,” meinte Harald, „das habe ich noch gar nich
geleſen. Hat es heute in der Zeitung geſtanden?”
„Mein Schwager hat beſſere Quellen,” belehrte ihn Mr=
Winſton. „Sie haben einen großen Mann vor ſich. George iſt ſei
einem halben Jahr der oberſte Polizeigewaltige von ganz Ney
York.”
„Wie intereſſant,” beeilte ſich Harald zu verſichern. Sein
Gedanken fingen an zu arbeiten und ſeine Sinne ſchärften ſich
„Gewiß eine aufreibende Tätigkeit,” ſetzte er hinzu.
„Jedenfalls nicht ſo intereſſant, wie ſich die Außenſtehender
denken, die jeden Polizeichef beſtändig auf der Jagd nach geheim
nisvollen Verbrechern ſehen. Ich bekomme faſt nie einen Ver
brecher zu Geſicht. Um ſolche Einzelheiten kann ich mich nur i
den ſeltenſten Fällen kümmern. Ich habe ja nicht nur die Krimi
nalpolizei unter mir, ſondern auch alle anderen Abteilungen."
„Ein ſehr verantwortungsvoller Poſten,” meinte Harald
„Aber jetzt ſind Sie zur Erholung hier . . . um ſich auszuruhen?
„Und zwar vollſtändig,” beſtätigte George Hardy behaglich
„Ich halte mir für die paar Tage alles Dienſtliche fern, habe
mi=
jede Anfrage, Meldung oder Mitteilung energiſch verbeten, nich
einmal meinen perſönlichen Sekretär mitgenommen und mich voll
ſtändig iſoliert.”
„Das einzig Richtige,” ſtimmte Harald mit Ueberzeugung bei
„Ueber Harald Borch laſſe ich mich allerdings von meinen
Sekretär telegraphiſch auf dem Laufenden halten, der allein weiß
wo ich bin,” fuhr Mr. Hardy ſchmunzelnd fort. „Aber nur meiner
Schwägerin zuliebe. Borch iſt ja ein alter Freund von ihr.”
Es gab Dr. Lerſe einen Ruck.
„Nicht möglich! Wieſo? Kennen Sie Harald Borch?” fragt
er Ingrid mit höchſtem Erſtaunen.
George Harry ſchlug ſich vor Vergnügen aufs Knie. Er ſchüt
telte ſich vor Lachen.
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Es liegt Veranlaſſung dazu vor, erneut auf die
Beſtimmungen auf Seite 4 der Steuerkarte ſür 1934
über die Ablieferungspflicht der Arbeitgeber
hinſicht=
lich der einbehaltenen Bürgerſteuerbeträge 1934
hinzuweiſen.
Ganz beſonders machen wir darauf aufmerkſam,
daß bei Unterlaſſung der Ablieferung der
einbe=
haltenen Bürgerſteuerbeträge innerhalb der auf
Seite 4 der Steuerkarte 1934 angegebenen
Abliefe=
rungszeiträume der Arbeitgeber verpflichtet iſt,
dies der Stadtkaſſe mitzuteilen.
Wenn der Arbeitgeber innerhalb der
Ablieferungs=
zeiträume weder die Bürgerſteuer abführt, noch die
Anzeige an die Stadtkaſſe erſtattet, ſo wird er wegen
Steuerzuwiderhandlung nach den Vorſchriſten der
Reichsabgabenordnung beſtraft.
Wir fordern alle Arbeitgeber, die den obigen
ge=
ſetzlichen Beſtimmungen bisher nicht nachkamen,
auf, dies unverzüglich nachzuholen und auch für die
Folge vorſchriftsmäßig zu verfahren, andernfalls
von der gegebenen Strafbefugnis Gebrauch
ge=
macht wird.
(st. 7898
Darmſtadt, den 20. Juli 1934.
Bürgermeiſterei.
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