Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtatte:.
Nummer 195
Dienstag, den 17. Juli 1934.
196. Jahrgang
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Beginn des Getteidewirtſchaftsjahres.
Die neue Gekreidewiriſchaftsordnung in Kraft geſekl. — Schuß des Landwirks und der Verbraucher
vor ungerechten Preiſen für landwirtſchafkliche Erzeugniſſe.
Ablieferung von inländiſchem Roggen und inländiſchem Weizen
für die Zeit nach dem 31. Oktober erfolgt durch die Zuſammen=
Geordneke Gekreidewietſchaft.
Schwerin
Der Nationalſozialismus hat es ſich zur Aufgabe gemacht,
em Bauern das zu geben, worauf er einen Anſpruch hat,
leichzeitig aber auch den Verbraucher vor ungerechten Preiſen
für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe zu ſchützen. Ein gigantiſches
Verk iſt damit in Angriff genommen worden, das die
Regie=
ung Adolf Hitler mit friſcher Kraft angepackt hat. Vieles iſt
ereits geſchaffen worden. Mancher Nutzen konnte für beide
eile geſtiftet und damit ebenſoviel Unzufriedenheit ausgeräumt
herden. Aber das geſteckte Ziel erreichen heißt doch auch für
je Beteiligten völlig umlernen und ſich auf nationalſozialiſtiſche
jedankengänge einſtellen, alſo vor allem den eigenen Betrieb,
leichgültig, ob es ſich um einen Bauernhof, um ein
Handels=
nternehmen oder eine Verteilungsſtelle an die Verbraucher
andelt, immer als ein Glied der Volksgemeinſchaft zu
be=
rachten, das nicht dazu da iſt, ausſchließlich an das eigene Ich
denken. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß die Hilfe für die
andwirtſchaft und alle damit zuſammenhängenden Fragen
icht ſo gelöſt werden ſoll, daß der einzelne nur gibt, ohne
da=
ir zu erhalten, wenn er berechtigten Anſpruch erheben darf.
ſon einer derartigen Einſtellung iſt der Nationalſozialismus
immelweit entfernt. Er will aber mit dem, was ſich in der
ergangenheit als ſchädlich und unbrauchbar herausgeſtellt hat,
ifräumen, er will einen echten Intereſſenausgleich anſtreben
nd was im gegenwärtigen Augenblick beſonders für die
Ge=
eidewirtſchaft gilt, an die Stelle der Planloſigkeit mit ihren
chäden für die Preisgeſtaltung eine wohl abgewogene
Ord=
ung ſetzen, die zu einem organiſchen Aufbau führen wird.
Mit dem heutigen Tage hat nun das neue
Getreidewirt=
irtſchafsjahr begonnen, ſoweit es ſich damit um den
oggenhandel handelt. 1½ Monate ſpäter wird auch für den
Wei=
n das neue Wirtſchaftsjahr beginnen. Es wird ſich auf den Hafer
id die Gerſte ebenfalls erſtrecken. Nach langen Erwägungen und
ſarktbeobachtungen ſorgfältigen Ueberlegungen und
eingehen=
n Studien iſt jetzt die neue Getreidewirtſchaftsordnung in Kraft
ſetzt worden, die dem Bauern einen gerechten Preis gibt,
e durch die Schaffung einer entſprechenden Organiſation ein
urcheinander am Markt verhindert und die auch
n Verbraucher vor ungerechten Preiſen für
ehl und Brot ſchützt. Wir möchten in dieſem
Zuſammen=
ng darauf aufmerkſam machen, daß unter keinen Umſtänden
all=
meine Brotpreiserhöhungen zu erwarten ſind. Für die
Auflocke=
ng ſind ausreichende Beſtände vorhanden, die noch durch die
Er=
hung der Vermahlungsquote eine Vermehrung erfahren. Es
aber die Möglichkit gegeben, daß hier oder dort, wo die
Preis=
anne für den Bäcker zu kurz iſt, eine gewiſſe Erhöhung in Frage
mmen kann, aber wohlgemerkt nicht kommen muß, weil ſonſt
ſch unterſucht werden muß, ob nicht die anderen beteiligten Kreiſe
m ihrem Gewinn zunächſt etwas nachlaſſen können.
So beſitzt die neue Getreidewirtſchaftsordnung eine nicht zu
iterſchätzende ſoziale Seite, die, ſoweit ſie die Landwirtſchaft in
itleidenſchaft ziehen ſollte, durch entſprechende Zugeſtändniſſe
r zum Ausgleich verhilft.
ſuſammenſchluß der deukſchen Gekreidewirtſchaft.
Der erſte Abſchnitt der heute veröffentlichten Verordnung
be=
indelt den Zuſammenſchluß der deutſchen
Ge=
rtidewirtſchaft und beſtimmt, daß zur Regelung der
erſorgung ſowie des Abſatzes und der
Verwer=
ing von Getreide von Erzeugniſſen hieraus
nd von Brot ſowie der Preiſe und
Preisſpan=
in für Erzeugniſſe aus Getreide und für Brot
gende Betriebe zu Getreidewirtſchaftsverbänden
zuſammen=
ſchloſſen werden:
Die Betriebe, die inländiſches Getreide erzeugen,
die Getreide bearbeiten oder Erzeugniſſe hieraus herſtellen,
die Getreide oder Erzeugniſſe hieraus verteilen,
die Brot herſtellenden Betriebe.
Die 19 Getreidewirtſchaftsverbände, deren Gebiete mit denen
gleichnamigen Landesbauernſchaften übereinſtimmen, werden
tereinander zur Hauptvereinigung der deutſchen
Getreide=
rtſchaft zuſammengeſchloſſen. Die wirtſchaftliche Vereinigung
Roggen= und Weizenmühlen wird der Hauptvereinigung
an=
ſchloſſen. Die auf Grund der Verordnung erfolgten
Zuſam=
nſchlüſſe ſtehen unter der Aufſicht des
Reichsernährungs=
niſters.
Der zweite Abſchnitt hat die
Uebergangsregelung der Ablieferung und der
Verwendung von inländiſchem Roggen
und inländiſchem Weizen
n Gegenſtand. Bis zur Regelung des Abſatzes durch die
Zu=
imenſchlüſſe werden beſondere Beſtimmungen erlaſſen, wonach
er Erzeuger, deſſen landwirtſchaftlich genutzte Fläche im
Ge=
idejahr 1934/35 fünf Hektar überſteigt, verpflichtet iſt, für
decke der menſchlichen Ernährung oder für techniſche Zwecke
in=
idiſchen Roggen vom 16. Juli bis 31. Oktober 1934 in einer
enge abzuliefern, die 30 v. H. der Menge entſpricht, die der
zeuger aus der Roggenernte 1933 bis zum 15. Juli 1934
ab=
iefert hat, ferner inländiſchen Weizen vom 16. Auguſt bis 31.
kober 1934 in einer Menge abzuliefern, die 29 v. H. der Menge
Eſpricht, die der Erzeuger aus der Weizenernte 1933 bis zum
Auguſt 1934 abgeliefert hat. Wenn ein Erzeuger im
Rah=
n der für ihn feſtgeſetzten Liefermenge oder ein Erwerber von
landiſchem Roggen oder inländiſchem Weizen für ſolches
Ge=
ide keinen Abſatz findet, ſo hat er dies dem für ihn zuſtändigen
kreidewirtſchaftsverband zu melden, der die Aufgabe hat, für
* Ware eine Abſatzmöglichkeit nachzuweiſen. Die Regelung der
feſte Preiſe
Klärung
ſchlüſſe. Der Reichsernährungsminiſter verteilt die von ihm
feſt=
geſtellte Geſamtmenge auf die Getreidewirtſchaftsverbände. Für
den Verkauf von inländiſchem Roggen, Weizen, Füttergerſte und
Hafer durch den Erzeuger werden
feſtgeſetzt. Der Erzeuger hat den Preis zu
beanſpru=
chen, der auf den Monat feſtgeſetzt iſt, in deſſen
Verlauf die Lieferung zu erfolgen hat. Vom
Er=
zeuger dürfen ohne beſondere Erlaubnis nur Mühlen kaufen, die
eine Geſamtleiſtungsfähigkeit von 10 Tonnen Roggen und Weizen
und darunter haben oder für die von der Wirtſchaftlichen
Vereini=
gung der Roggen= und Weizenmühlen für Roggen und Weizen
zuſammen ein Grundkontingent von nicht mehr als 1500 Tonnen
feſtgeſetzt iſt. Mühlen mit mehr als 10 Tonnen
Geſamtleiſtungs=
fähigkeit und einem Grundkontingent von 1500 bis einſchl. 3000
Tonnen dürfen vom Erzeuger nur kaufen, wenn es ihnen vom
zu=
ſtändigen Landesbauernführer erlaubt worden iſt; iſt das
Grund=
kontingent auf mehr als 3000 Tonnen feſtgeſetzt, ſo kann der
Lan=
desbauernführer mit Zuſtimmung des Reichsbauernführers
erlau=
ben, vom Erzeuger zu kaufen, wenn dieſe Mühlen nachweiſen, daß
ſie bisher Roggen und Weizen überwiegend vom Erzeuger gekauft
haben und die Erteilung der Erlaubnis den Belangen der
Er=
zeuger dient. Jede Mühle iſt verpflichtet, ein ihr von
der Reichsſtelle zugehendes Angebot über den
Verkauf von inländiſchem Roggen oder Weizen
an die Mühle anzunehmen, wenn die Reichsſtelle
es verlangt.
Für inländiſche Futtergerſte und inländiſchen Hafer werden
die Preisſpannen geregelt. Verteilungshändler und
Verteilungs=
genoſſenſchaften, die inländiſche Füttergerſte und Hafer von einem
anderen als einem Erzeuger kaufen, müſſen den Feſtpreis
zuzüg=
lich eines Ausgleichsbetrages zahlen.
Jede im deutſchen Zollgebiet liegende Mühle
darf von der Weizenmenge, die ſie vermahlt, vom 16. Auguſt bis
30. September 1934, in den einzelnen Monaten von Oktober 1934
bis Juli 1935 und vom 1. bis 15. Auguſt 1935 höchſtens 20
v. H. Auslandsweizen vermahlen. Aus Roggen darf
nur ſolches durchgemahlenes Mehl hergeſtellt werden, das eine
Aſche von mindeſtens 0,967 v. H. hat.
Die Verordnung tritt am 16. Juli in Kraft,
mit Ausnahme der Beſtimmungen über den Zuſammenſchluß der
deutſchen Getreidewirtſchaft, deren Zeitpunkt des Inkrafttretens
der Reichsernährungsminiſter beſtimmt.
Günftiger Berlauf
der deutſch=franzöſiſchen Wirkſchaftsverhandlungen.
DNB. Berlin, 16. Juli
Die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen, die ſeit
drei Wochen in Berlin ſtattfinden, nehmen einen günſtigen
Ver=
lauf. Es iſt Ende der vorigen Woche eine grundſätzliche Einigung
über die allgemeinen Linien eines Abkommens zuſtandegekommen,
das unter Berückſichtigung der Intereſſen beider Länder eine für
beide Teile tragbare Löſung der weſentlichen Fragen geſtattet, die
den Gegenſtand der Verhandlungen bilden. Dazu gehört
insbe=
ſondere auch die Frage des Zinſendienſtes der Davis= und Young=
Anleihe.
Ein ernſter engliſch=kürkiſcher
Zwiſchenfall.
Ein Toker, ein Schwerverletker.
DNB. Athen, 16. Juli.
Nach Meldungen aus Samos wurde ein mit drei Offizieren
beſetztes Boot des vor Samos ankernden engliſchen Kreuzers
„Devonſhire”, das zu einem Badeausflug auf die nahegelegene
Küſte Kleinaſiens zuſegelte, von der türkiſchen Küſtenwache
be=
ſchoſſen. Dabei wurde der eine der Offiziere getötet, während
ein anderer ſchwer verwundet wurde. Der Kommandant der
„Devonſhire” hat über den Vorfall ſofort einen Funkbericht nach
London an das Marineminiſterium geſandt.
Verkagung der Vorbeſprechungen
zur Flokkenkonferenz.
EP. London, 16. Juli.
Eine Meldung aus Tokio, daß die Vorbeſprechungen über die
Flottenkonferenz für 1933, die in den letzten Tagen in London
zwiſchen Großbritannien und den Vereinigten Staaten
ſtattfan=
den, bis zum Oktober vertagt worden ſeien, wird vom
diploma=
tiſchen Korreſpondenten des „Daily Telegraph” beſtätigt.
Maß=
gebend für dieſe Vertagung ſei einmal die verſpätete Ankunft des
japaniſchen Delegierten; ein weiterer Grund ſei der bevorſtehende
Beſuch des franzöſiſchen Außenminiſters Barthou in Rom, der
vielleicht den Boden für eine franzöſiſch=italieniſche
Flottenver=
ſtändigung vorbereiten könne, und ſchließlich ſei die Vertagung
mitveranlaßt worden durch die geringen Fortſchritte, die die
Vor=
beſprechungen bisher gemacht hätten.
„Noch ſtehen wir alle unter dem gewaltigen Eindruck der
Ausführungen unſeres Führers. Er hat Rechenſchaft abgelegt
vor dem deutſchen Volk, das Sie hier vertreten. Sie haben
noch einmal erleben können die furchtbaren und ſchweren
Stun=
den, in denen der Führer uns allen und dem deutſchen Volke
wiederum Retter geworden iſt.‟ Die Worte des preußiſchen
Miniſterpräſidenten geben den gewaltigen Eindruck wieder, den
die Rede des Führers vom Freitag abend nicht nur auf den
Deutſchen Reichstag, ſondern auf das ganze deutſche Volk
ge=
macht hat. Es war eine Generalabrechnung, die mit
rückhalts=
loſer Offenheit die Vorgänge des 30. Juni und ihre
Vor=
geſchichte vor der ganzen Welt darlegte.
Es iſt Klarheit geſchaffen worden nicht nur über die
Vor=
gänge ſelbſt, ſondern Klarheit auch über ihre geſchichtliche
Be=
deutung, die Folgen, die ſich aus ihnen ergeben. Feſtſteht, daß
der frühere Stabschef Röhm den Sturz der Reichsregierung
bis in alle Einzelheiten nicht nur durchdacht, ſondern auch
vor=
bereitet hatte. Nachdem andere Pläne wieder fallen gelaſſen
worden waren, ſollte eine direkte Aktion in Berlin ſchlagartig
mit dem Ueberfall auf die Regierungsgebäude und der
Ver=
haftung des Führers einſetzen, und man wollte dann die ganze
weitere Aktion als im Auftrag des Führers ſtattfindend
ab=
rollen laſſen. „Die Verſchwörer rechneten damit”, ſo führte der
Kanzler aus, „daß in meinem Namen an die SA. gegebene
Be=
fehle im geſamten Reich die SA. nicht nur ſofort auf den Plan
rufen würden, ſondern, daß damit auch eine Zerſplitterung
aller derjenigen eingeſetzten ſonſtigen Kräfte des Staates
auto=
matiſch eintreten würde. Sowohl Stabschef Röhm, als auch
Gruppenführer Ernſt, Obergruppenführer Heines, Hayn und
eine Reihe anderer haben vor Zeugen erklärt, daß zunächſt eine
mehrtägige blutige Auseinanderſetzung mit den Kräften und
Ueberreſten der Vergangenheit und den Widerſachern der
Gegen=
wart ſtattfinden ſollte.” An dieſer Verſchwörung hat auch
General v. Schleicher maßgebend und führend teilgenommen.
Die ungeheure Gefahr, die damit für das Deutſche Reich
herauf=
zog, kann nicht beſſer charakteriſiert werden, wie in der
Reichs=
tagsrede des Kanzlers. Adolf Hitler hat durch perſönlichen
Einſatz dieſe Gefahr beſchworen. Er hat die Aufrührer
ver=
nichtet, bevor ſie noch ihre Pläne ausführen konnten. Was
dieſer Verrat durch einen alten Mitkämpfer für den Führer
bedeuten mußte, iſt ohne weiteres verſtändlich. „Ich habe dieſes
Mal den ſchwerſten Zuſammenbruch erlitten von Treu und
Glau=
ben, die ich in einen Mann ſetzte, vor den ich mich einſt ſelbſt
bis zum letzten geſtellt, ja für den ich mich geradezu
auf=
geopfert hatte.” Und es wirkt erſchütternd, wenn der Kanzler an
anderer Stelle davon ſpricht, daß er Anfang Juni noch einmal
einen letzten Verſuch gemacht hat, den Stabschef Röhm wieder
auf die gerade Bahn zu bringen, und daß er ihn damals zum
letzten Mal beſchworen hat, „von ſich aus dieſem Wahnſinn
ent=
gegenzutreten und ſeine Autorität mitanzuwenden, um eine
Entwick=
lung zu verhindern, die nur ſo oder ſo in einer Kataſtrophe
enden könnte. Der Stabschef Röhm hat die Warnungen nicht hören
wollen, er hat aus dieſer Unterredung nur den Schluß gezogen,
daß er für ſeine Pläne mit der Perſon des Reichskanzlers nicht
rechnen dürfe, und er hat auch vor der letzten Konſequenz nicht
zurückgeſchreckt. Er wollte die Revolution „weitertreiben”. Für
ihn war die Staatsumwälzung des Jahres 1933 nicht nur ein
Mittel zum Zweck, nicht nur die notwendige Vorausſetzung für
einen Neuaufbau des Deutſchen Reiches, für ſeine
Abenteurer=
natur war die deutſche Revolution zum Selbſtzweck geworden. Alle
großen Staatsumwälzungen, das lehrt die Geſchichte, tragen in
ſich die große Gefahr, daß zu einem gewiſſen Zeitpunkt, und zwar
nach der Erreichung des durch die Revolution eigentlich
angeſtreb=
ten Zieles, eine gewiſſe Eigengeſetzlichkeit die Dinge weitertreibt,
als das urſprünglich beabſichtigt, und daß in dieſer neuen
radi=
kalen Welle die Errungenſchaften der geglückten Revolution mit
ertrinken, daß es aber zum mindeſten unerhörter Opfer an Gut
und Blut bedarf, ſie zu retten. Das deutſche Volk, ja die ganze
Welt, wird es dem ſiegreichen Führer der nationalſozialiſtiſchen
Revolution danken, daß er den ſchwelenden Brand ausgetreten,
bevor ihn der Sturmwind einer zweiten Revolution zu heller
Flamme entfachen konnte.
Niemand hat die ernſten Forderungen, welche unſere ſchwierige
Lage der Regierung des Deutſchen Reiches ſtellt, beſſer verſtandem
als der Führer ſelbſt, der ſchon vor einem Jahr die Revolution
für beendet erklärte und ſeine ganze Aufgabe in der Durchführung
eines politiſchen und wirtſchaftlichen Wiederaufbaues ſieht. Auch
die Reichstagsrede vom vergangenen Freitag iſt ein
unmißver=
ſtändliches Bekenntnis zur organiſchen Entwicklung unſeres
poli=
tiſchen und ſtaatlichen Lebens. In dieſem Bekenntnis gerade in
dieſem Augenblick liegt ihre beſondere Bedeutung und Größe.
„Ich hoffts, daß es nicht mehr nötig ſein würde, dieſen Staat
noch einmal mit der Waffe in der Hand verteidigen, zu müſſen,
indem das Schickſal uns dieſe Prüfung nun dennoch auferlegte,
wollen wir uns aber alle geloben, um ſo fanatiſcher feſtzuhalten
das, was mit ſo viel Blut unſerer beſten Männer erſt erkämpft
und heute wieder durch Blut deutſcher Volksgenoſſen gehalten
werden mußte. So wie ich vor anderthalb Jahren unſeren
da=
maligen Gegnern die Verſöhnung angeboten habe, ſo möchte ich
auch all denen, die mitſchuldig waren an dieſer
Wahnſinnshand=
lung, von jetzt ab ebenfalls das Vergeſſen anſagen. Mögen ſie
alle in ſich gehen und in Erinnerung an dieſe traurige Not
un=
ſerer neuen deutſchen Geſchichte ſich mit aller Kraft der
Wieder=
gutmachung widmen. Mögen ſie jetzt ſicherer als früher die große
Aufgabe erkennen, die uns das Schickſal ſtellt, und die nicht gelöſt
wird durch Bürgerkrieg und Chaos. Mögen ſie ſich alle
verant=
wortlich fühlen für das koſtbarſte Gut, das es für das deutſche
Volk geben kann: die innere Ordnung und den inneren und
äußeren Frieden, ſo wie ich bereit bin, vor der Geſchichte die
Ver=
antwortung zu übernehmen für die 24 Stunden der bitterſten
Ent=
ſchüſſe meines Lebens, in denen mich das Schickſal wieder gelehrt
hat, in banger Sorge mit jedem Gedanken das Teuerſte zu
um=
krallen, was uns auf dieſer Welt gegeben iſt: das deutſche Volk
und Deutſche Reich!”
A.
Seite 2 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Juli 1934
Kommuniſtiſche Geheimverſammlung
bei Wien aufgelöſt.
DNB. Wien, 16. Juli.
Am Sonntag fand in Kaltenleutgeben bei Wien, wie es
heißt, in einem Wald, eine geheime kommuniſtiſche Verſammlung
ſtatt, an der etwa 1000 Perſonen teilnahmen. Gendarmerie
wurde gerufen, um die Verſammlung zu zerſtreuen. Die
Kom=
muniſten ſetzten ſich jedoch zur Wehr, und es kam zu einem
erbitterten Kampf. Die Gendarmen mußten ſchließlich von ihrer
Schußwaffe Gebrauch machen. Nach den bisher vorliegenden
Meldungen blieben drei Kommuniſten tot auf dem Platze liegen.
Die Kommuniſtenverſammlung fand anläßlich des 7.
Jahres=
tages des Juſtizpalaſtbrandes ſtatt. Dadurch wird auch die
An=
nahme, daß der ſchwere Sabotageakt, der das Wiener
Straßen=
bahnnetz faſt eine Stunde ſtromlos machte und in zahlreichen
Wiener Gemeindebezirken das Licht erlöſchen ließ, von
Kom=
muniſten herrührt, unterſtrichen.
Aus dem amtlichen Bericht, ber über die blutigen
Ereig=
niſſe von Kaltenleutgeben veröffentlicht wurde, kann entnommen
werden, daß die gemeldete Kundgebung einen bedeutenden
Umfang hatte. Bemerkenswert iſt daß die Marxiſten den
an=
greifenden Beamten offenbar aktiven Widerſtand
entgegen=
ſetzten, denn von 800 Demonſtranten konnte nur einer verhaftet
werden. — Folgender amtlicher Bericht wurde
aus=
gegeben:
Aus einem umfangreichen Propagandamaterial, das den
Sicherheitsbehörden in den letzten Tagen in die Hände fiel, iſt
zu entnehmen, daß kommuniſtiſche Elemente und radikale
An=
gehörige der Sozialdemokratiſchen Partei für den 15. Juli, dem
Jahrestag der Revolte vom Jahre 1927, Demonſtrationen
planten. Verſchiedene Verſuche zur Durchführung ſolcher
Demon=
ſtrationen, in geſchloſſenen Ortſchaften wurden durch die Exeeutive
verhindert. Aus dieſem Grunde unternahmen mehrere hundert
Kommuniſten und ehemalige Angehörige der aufgelöſten
republi=
kaniſchen Schutzbundes den Verſuch, in der Umgebung Wiens,
in der Nähe von Kaltenleutgeben auf einer Waldwieſe eine
Verſammlung abzuhalten, auf der aufreizende Reden gehalten
wurden. Als zunächſt eine aus zwei Mann beſtehende
Orts=
patrouille einſchritt, wurde ein Schutzmann tätlich angegriffen
und durch einen Hieb auf den Kopf erheblich verletzt. Eine zur
Unterſtützung herbeigeeilte Gendarmeriepatrouille kam den
An=
gegriffenen zu Hilfe. Die etwa 1000 Mann zählenden
Demon=
ſtranten, die mit Holzknüppeln, zum Teil auch mit Revolvern
bewaffnet waren, gingen gegen die Sicherheitsorgane vor und
verſuchten, dieſe einzukreiſen. Die Patrouille, die ſchließlich
durch weitere Verſtärkung auf 8 Mann angewachſen war, gab
5 Schüſſe ab, durch welche zwei Demonſtranten tödlich und
ein dritter ſchwer verletzt wurden. Der eine der Toten iſt ein
Kraftwagenmechaniker, der andere Tote der Angeſtellte eines
Arbeiterkonſumvereins. Eine alsbald eingetroffene weitere
Gen=
darmerieverſtärkung nahm die Verfolgung der Demonſtranten,
die ſich in die Wälder zurückgezogen hatten, auf und zerſtreute
ſie. Einer der Führer der Demonſtranten befindet ſich in Haft.
Die Aufforderung der öſterreichiſchen Regierung
zur Ablieferung von Sprengſtoff bisher ergebnislos.
Der Erlaß der öſterreichiſchen Regierung
vom 13. Juli, in dem die Todesſtrafe für den Beſitz von
Spreng=
ſtoff angedroht und gleichzeitig Strafloſigkeit für die
Ab=
lieferung von Sprengmitteln bis zum 18. Juli,
12 Uhr nachts, gewährt wird, iſt bisher nach Berichten aus
der Provinz ohne Erfolg geblieben. Entgegen allen
Erwartungen der amtlichen Stellen hat eine Ablieferung von
Sprengmitteln im großen Umfange nirgends ſtattgefunden.
Ins=
beſondere wird berichtet, daß in Wien in den erſten drei
Tagen der Laufzeit des Erlaſſes der Regierung
überhaupt keine Sprengmittel abgeliefert
wor=
den ſind. Dagegen hat ſich die Stimmung durch die zahlreichen
Vorfälle der letzten zwei Tage wieder allgemein verſchärft.
In weiten Bevölkerungskreiſen herrſcht größte
Beunruhi=
gung, welche Auswirkungen ein etwaiges Todesurteil haben
werde, falls die Regierung nach dem Verlauf der Gnadenfriſt
von ihrer Ankündigung Gebrauch machen ſollte. Man befürchtet
allgemein, daß ein Todesurteil außerordentlich ernſte Folgen
ausköfen wird.
Es iſt übrigens bezeichnend für die Methoden, mit der die
Wiener Preſſe Politik macht, daß ſie die ſchweren
Zuſammen=
ſtöße mit Marxiſten am Sonntag in ganz kleiner Aufmachung
und verſteckt im Innern des Blattes veröffentlicht. Hingegen
werden völlig bedeutungsloſe Zwiſchenfälle mit
National=
ſozialiſten groß auf der erſten Seite veröffentlicht.
Vom Tage.
In Frankfurt fand am Montag eine Tagung der Kreis= und
Gauamtsleiter des Gaues Heſſen=Naſſau ſtatt, um durch den
Gau=
leiter die Arbeitsrichtlinien im Sinne der Berliner
Gauleiter=
tagung entgegenzunehmen.
Die öſterreichiſchen Sicherheitsbehörden haben am Sonntag
4000 Exemplare der jetzt in Brünn erſcheinenden Arbeiterzeitung,
die in Oeſterreich verboten iſt, beſchlagnahmt.
Landeshauptmann Dr. Ender hat der Vorarlberger
Landes=
regierung von Wien aus mitgeteilt, daß er als Abgeordneter des
Landes Vorarlberg und damit als Präſident des Vorarlberger
Landtages zurücktrete. Ebenſo legte er ſeine Stellung als
Landes=
hauptmann nieder. Der Vorarlberger Landtag wird Dienstag
zur Neuwahl eines Landeshauptmanns und Landtagspräſidenten
ſowie eines Landrates zuſammentreten.
Ueber die Entſendung von Militärattachés ſind zwiſchen der
ruſſiſchen und der engliſchen Regierung Vereinbarungen getroffen
worden. Danach wird England zum erſtenmal ſeit der
bolſche=
wiſtiſchen Revolution im November 1917 wieder einen Militär=
Attaché nach Moskau entſenden.
Hineien des Kaftägrs.
Es würde ſich für das Ausland empfehlen, die Rede des
Führers im Reichstag doch noch einmal genau zu leſen. Denn ſie
enthält mancherlei, was gerade für das Ausland von nicht
uner=
heblichem Intereſſe iſt. Wenn auch die fremden
Zeitungsberichter=
ſtatter in Berlin ſo ziemlich in Bauſch und Bogen die Behauptung
aufgeſtellt haben, daß der Kanzler ausſchließlich zur Innenpolitik
geſprochen habe, ſo kann ihnen doch unmöglich der Paſſus
ent=
gangen ſein, der ſich mit den revolutionären Erſcheinungen des
Auslandes beſchäftigt. Adolf Hitler ſagte: „Land auf, Land ab
laufen die Flammen des Aufruhrs über die Völker,
Straßen=
tumulte und Barrikadenkämpfe, Maſſenterror und individualiſtiſche
Zerſetzungspropaganda beunruhigen alle Länder der Welt.” Hat
nicht der Kanzler mit dieſer Formulierung auf Erſcheinungen
hin=
gewieſen, unter denen Deutſchland jahrlang gelitten hat, die durch
die ſiegreiche nationalſozialiſtiſche Revolution überwunden
wur=
den, aber nun erſt grell im geſamten Ausland hervortreten?
Wo=
hin wir den Blick auch wenden, überall reckt der
Bolſchewismus ſein Haupt empor.
Amerika ſteht im Zeichen eines Streiks, deſſen ſozialen
Gründe hier nicht unterſucht werden ſollen. Aber einwandfrei
ſteht feſt, daß die Unzufriedenheit unter der Arbeiterſchaft in den
Vereinigten Staaten ſchon ſeit langem von den Agenten Moskaus
genutzt wird, um für die Weltrevolution zu werben. Wer von
Zeit zu Zeit ein deutſches Kino beſucht und die Wochenſchau
ab=
rollen ſieht, erhält immer wieder die Aufnahmen aus dem
ameri=
kaniſchen Bürgerkrieg vorgeſetzt. Aufgereizte Menſchenmaſſen
ſtür=
men gegen die Polizei, die niedergeſchlagen wird. Militär muß
Drahtverhaue ziehen und mit Waffengewalt vorgehen.
In Spanien iſt es nicht anders. Augenblicklich herrſcht
zwar Ruhe, die aber nur vorübergehend iſt, denn unter der
Ober=
fläche wird weiter gerüſtet. Wieder werden Bomben angefertigt,
um bei der nächſten Gelegenheit zur Erploſion gebracht zu
werden.
In London können ſich auch die Kommuniſten austoben,
weil man dort die bolſchewiſtiſche Gefahr für gering erachtet, wie
man das bisher ja auch in den Vereinigten Staaten getan hat.
Und in Oeſterreich ſind es ebenfalls die Marxiſten, die
als Vorhut des Bolſchewismus unausgeſetzt öffentliche Anlagen
in die Luft ſprengen. Daß Herr Dollfuß die bolſchewiſtiſche Gefahr
nicht erkennen will, iſt lediglich ſeinem bis zur Siedehitze
geſtie=
genen Haß gegen den Nationalſozialismus zuzuſchreiben, dem er
wohl nun nicht mehr gut die Schuld an den Attentaten zuſchieben
kann, nachdem die vereinigten Kommuniſten und
Sozialdemokra=
ten ihm zur Erinnerung an den Brand des Juſtizpalaſtes gezeigt
haben, daß Dynamit und Sprengbomben bei ihm im Lande
ar=
beiten. Aber gerade dieſe Marxiſten hat Herr Dollfuß aus den
Gefängniſſen entlaſſen, ſo daß ſie alsbald wieder ihre Tätigkeit
aufnehmen konnten, während man die Heimwehr aufputſcht und
beſonders viehiſche Kreaturen auf Perſonen losläßt, deren einziges
Verbrechen darin beſteht, daß ſie ſich zum Nationalſozialismus
be=
kennen. Herr Dollfuß darf ſich nicht wundern, wenn die Flammen
des Aufruhrs in Oſterreich eines Tages beſonders hochſchlagen.
Denn er trägt an den dortigen unglücklichen Zuſtänden die
Haupt=
ſchuld. Er iſt auch ſchuldig, daß in Oeſterreich die Vorreiter des
Zolſchewismus ihr Unweſen treiben können.
So bietet ſich auf breiter Front ein Bild des Grauens, auch
in Frankreich, das noch immer nicht merken will, wie das
rote Geſpenſt durch die franzöſiſchen Provinzen zieht und täglich
an Anhang gewinnt, desſelben Frankreich, das nun ſeine
poli=
tiſche Liebe zum Kreml mit den gefährlichen Umtrieben der
Mos=
kauer Agenten in ſeinem eigenen Lande bezahlen muß.
Generalſtkreik in San
EP. San Francisco, 16. Juli.
Entſprechend den Beſchlüſſen der Gewerkſchaften hat der Gene
ralſtreik von San Francisco am Montag morgen in vollem Um
fang ſeinen Beginn genommen. Die Behörden haben noch in letzter
Stunde ganz außerordentliche Vorkehrungen getroffen, um die
Ordnung aufrechtzuerhalten und wenigſtens die Brotverſorgung
ſicherzuſtellen. Soweit ſich nach den aus den frühen Morgenſtunder
vorliegenden Meldungen erſehen läßt, iſt es zu ernſten Zwiſchen
fällen noch nicht gekommen.
An dem Generalſtreik, der am Montag morgen mit volle
Wucht eingeſetzt hat, ſind etwa 150 000 Arbeiter, davon 65000 j=
San Franzisko ſelbſt, und 50 000 in Oakland und Alameda au
der gegenüberliegenden Seite der Bucht beteiligt. Da di
1 300 000 Seelen zählende Einwohnerſchaft von San Franzisk
eine Aushungerung der Stadt durch die Streikenden ſowie blutig
Unruhen befürchtet, hat eine allgemeine Abwanderung eingeſetz
Einige tauſend Menſchen haben bereits die Stadt verlaſſen. Un
ter den Zurückgebliebenen herrſcht eine wahre Panikſtimmung
Der Bürgermeiſter von San Franzisko hat an den Gouverneu
des Staates ein Telegramm gerichtet, in dem er um die ſchleu
nige Entſendung weiterer Truppen bittet. Wie verlautet, ſo
der Bürgermeiſter auch an den Präſidenten Rooſevelt, der ſich a
Bord des Kreuzers „Houſton” auf einer Ferien=Kreuzfahrt be
findet, drahtlos einen Hilferuf gerichtet haben, in dem er de
Präſidenten erſucht, ſofort nach San Franzisko zu kommen un
ſeinen perſönlichen Einfluß zur Beilegung des Aufſtandes einzu
ſetzen. Man rechnet damit, daß der Kriegszuſtand übe
die Stadt verhängt werden wird. Zur Verſtärkung de
2000 Mann ſtarken Nationalgarde, die bereits zur Aufrechterha
tung der Ordnung im Hafenviertel aufgeboten worden ſind,
wu=
den weitere 5000 Mann Nationalgarde und Spezial=Polizei b
reitgeſtellt. Bewaffnete Patrouillen durchziehen die Straße
Der Bürgermeiſter kündigte an, daß er die rückſichtsloſeſten Maſ
nahmen zur Unterdrückung des von radikalen Elementen ang
ſtifteten Aufſtandes anwenden werde.
Um Ausſchreitungen gleich im Keime zu erſticken, ſind weiter
ſtarke Kontingente der Nationalgarde nach San Franzisko zu
ſammengezogen worden. Ein Infanterieregiment in Los Angele
erhielt den Befehl, ſofort nach dem Streikgebiet aufzubreche
Eine Abteilung Feldartillerie aus Las Linas mit 7,5=Zentimete
Geſchützen iſt unterwegs nach San Franzisko, ferner mehre=
Tanks mit Maſchinengewehren. Bis zum Montag abend dürf
die Stärke der in San Franzisko ſtehenden Nationalgarde etn
6000 Mann betragen. Im Laufe des Montag iſt es bereits
ziemlich ſchweren Ausſchreitungen gekommen. Eine Menge vo
etwa 1500 Menſchen ſtürmte und plünderte die Lebensmittelläde
in verſchiedenen Teilen der Stadt. Etwa 50 Perſonen drange
in das angebliche kommuniſtiſche Hauptquartier in Haytward ei
ſchleppten das Mobiliar hinaus und verbrannten es.
Kommuniſtiſch=ſozialiſtiſche Einheitsfronk
in Frankreich.
EP. Paris, 16. Juli.
Der Nationalrat der Sozialiſtiſchen Partei (Richtung L8
Blum) hat mit 3471 gegen rund 450 Stimmen den Grundſatz d
Einheitsfront mit den Kommuniſten „zur Bekämpfung des Fa
cismus und gegen den Krieg” beſchloſſen. Es wurden verſchiede
Anträge angenommen, von denen der eine an die Zweite Inte
nationale gerichtet iſt, die darin aufgefordert wird, in internat:
nalem Rahmen die gleiche gemeinſame Front mit der Dritt
Internationale herzuſtellen, wie dies nun in Frankreich in nat
nalem Rahmen geſchehen ſei. In einem anderen Antrag werd
die Bedingungen aufgeführt, unter denen die Sozialiſten mit d
Kommuniſten zuſammenarbeiten wollen, Léon Blum erklärte, d
die Aenderung der Haltung der Kommuniſten gegenüber den E
zialiſten außenpolitiſch begründet ſei: Frankreich ſei heu
die Hauptfigur auf dem Schachbrett der komm
niſtiſchen Außenpolitik geworden. — In der zum Schl
angenommenen Entſchließung ſchlägt die Sozialiſtiſche Partei d
Kommuniſten die Organiſation großer Kundgebungen anläßl
des bevorſtehenden 20. Jahrestages des Ausbruchs des We
krieges vor.
*
Der für alle jungen Leute vom 18. Lebensjahr an in Itali
obligatoriſche militäriſche Vorunterricht wird jetzt erweitert. 2
Zahl der jährlichen Ausbildungskurſe, die die Jugendlichen r
ihrem Einrücken zum Militärdienſt im 21 Lebensjahr beſuch
müſſen, wird von bisher zwei auf drei erhöht. Wer alle dieſe d
Kurſe mit Erfolg mitgemacht hat, erhält dann bei ſeinem E‟
rücken zum eigentlichen Militärdienſt ſofort die Gefreitenabzeiche
Ein Beſuch bei Ricarda Huch.
Zum 70. Geburtstag der Dichterin am 18. Juli.
Von Freiin Gabriele von König=Warthauſen.
Der verſchwenderiſche
Früh=
ling von 1934 hatte ſeine
Gaben auch in reichſter Fülle
über das Neckarland
ausge=
goſſen. Mit wachſender
Ent=
fernung vom lebhaften
Trei=
ben der Stadt Heidelberg
umfängt den Wanderer bald
die Ruhe einer Landſchaft,
die in ihrer heiteren
Voll=
kommenheit wohl geſchaffen
ſcheint, frohe Menſchen zu
beherbergen. Doch den Ort,
der rechts der Schlierbacher
Landſtraße zwiſchen
Heidel=
berg und Neckargemünd
ge=
legen iſt, wählt ſich niemand
freiwillig zum Aufenthalt,
denn hier hat die
Univerſi=
tät Heidelberg ihre
ortho=
pädiſche Klinik errichtet.
Katholiſche Schweſtern,
Nie=
derbronner, deren
Mutter=
haus im Elſaß liegt, pflegen hier mit unerſchöpflicher
Herzens=
güte und Geduld.
Wenn ich dieſer Anſtalt zu Beginn gedenke, ſo erfülle ich
damit nur den Wunſch jener außergewöhnlichen Patientin, die
von Mitte Februar bis Anfang Juni an dieſes Haus gefeſſeir
war. Dankbar denke ich an jenen herrlichen Maitag zurück, an
dem es mir vergönnt war, Ricarda Huch, die hochverehrte
Dichterin, dort aufzuſuchen und den unauslöſchlichen Eindruck
ihrer überragenden Perſönlichkeit zu erleben. In ihrer großen
Beſcheidenheit war ſie der Anſicht, daß ſich nicht viel von ihr
erzählen ließe, daß dieſe Klinik es aber wert ſei, genannt zu
werden. Sie rühmt die wundervollen Schweſtern, die ihr das
anfangs qualvolle Daſein ſo ſehr erleichterten, beſonders
„Schweſter Avertine, ſchon älter, mit merkwürdig durchſichtigen
blauen Augen, die mir während des Maſſierens Märchen
er=
zählt, Schweſter Criſpa noch jung, mit ſtrahlenden, braunen
Augen, beide immer aufgelegt zu herzlichem Lachen. „Anfangs”
fährt Ricarda Huch fort, „war mir ſo zu Mute, als ſei ich in
der Hölle und ſähe durch einen Spalt des Himmels die weiß
gekleideten Schweſtern wie Engel ſchweben. Jetzt begreife ich
nicht recht mehr, warum ich anfangs ſo maßlos unglücklich war;
ich glaube, weil ich mich als Krüppel fühlte, während ich jetzt
ſchon merke, daß ich täglich wieder mehr meines Beines mächtig
werde. Vielleicht werde ich noch einmal mit Heimweh an dies
Haus des Leidens zurückdenken, wo ich ſo viel Freundlichkeit
und Hilfsbereitſchaft erfahren habe."
Wie alle wirklich bedeutenden Menſchen iſt Ricarda Huch
beſcheiden, faſt ſchlicht in der Art ihres Auftretens; ſie hat es
nicht nötig, etwas ſcheinen zu wollen, denn ſie iſt. Das
völlig Ungekünſtelte ihres Weſens unterſtützt von einem gerne
aufblitzenden Humor, hilft jedem bald über die anfängliche
Be=
fangenheit hinweg. Bei aller Natürlichkeit aber iſt ihr doch
etwas durchaus Ariſtokratiſches und Diſtanzierendes zu eigen,
eine innere Haltung, die ſich auch ihren Zügen eingeprägt har.
Aus ihrem Antlitz ſtrahlt edle Harmonie, eine vielleicht erſt
mühſam durch Leiden errungene. Der Mund iſt ſehr wechſelnd
im Ausdruck, viel weicher und gütiger als die meiſten
Por=
träts ihn wiedergeben. Ihre großen blauen Augen beobachten
ſtändig, gewohnt, jedes äußere Bild einem formenden Geiſt
zuzuführen. Es wird geſagt, daß ſie Aehnlichkeit mit der Duſe
habe. Sie lehnt das nicht ab, ſondern erwähnt weiter, daß ihr
das zwei Verehrer eingetragen habe, die ſie um dieſer
Aehnlich=
keit willen verehrten.
„Umbriſch”, nennt Frau Huch die Landſchaft, die ſich vor
ihrer Terraſſe ausbreitet. Der Blick auf eine ſanft gewellte
An=
höhe, auf das junge Laub des nahen Waldes und das lichte
Grün der Wieſe läßt es den Beſucher ganz vergeſſen, was ihn
hierher geführt hat. Ende Februar erlitt Frau Huch einen
Oberſchenkelbruch, als ſie bei Glatteis in der Dunkelheit eilig
die Straßenbahn erreichen wollte. „Aber ich werde beſtimmi
wieder gehen lernen”, ſagt ſie, und daran zweifelt niemand,
denn ihre Vitalität, um die ſie manches junge Mädchen beneiden
könnte, wird ihr beſtimmt dazu verhelfen. Im Anfang aber
ſtimmt dieſer Unfall ſehr melancholiſch. Einige Wochen lang
konnte ſie nichts ſchreiben, allmählich erlangte ſie wieder mehr
Bewegungsfreiheit und mit ihr Lebensmut. Das
Unterbrechen=
müſſen einer faſt vollendeten Arbeit war ihr ſehr ſchmerzlich,
denn dieſe ſollte zu einem beſtimmten Termin erſcheinen.
Zwei Jahre hat ſie dieſer muhſamen Arbeit über die
Ge=
ſchichte des deutſchen Mittelalters gewidmet, die vorausſichtlich
den Titel „Heiliges Römiſches Reich deutſcher Nation” tragen
ſoll. Ich frage, welchem von ihren Werken ſie ſich heute am
meiſten verbunden fühlt. Ich vergeſſe ſie alle möglichſt ſchnell
und leſe ſie womöglich nicht wieder. Ich geſtehe aber, daß, wenn
ich durch Umſtände gezwungen werde, etwas zu leſen, ich es
meiſtens recht ſympathiſch finde. Vielleicht ſind mir teilweiſe
meine Gedichte lieb — überhaupt bin ich am glücklichſten, wenn
ich ein Gedicht mache — das, was das Publikum am wenigſten
intereſſiert.”
Wir ſprechen von der Vertonung ihrer Gedichte. Nur ei
ſtellte ſie zufrieden, und zwar diejenige der wundervollen Ve=
„Eine Melodie ſingt mein Herz”. Alle anderen Verſuche lel
die Dichterin völlig ab. Das habe ſie einmal in eine ung
genehme Situation gebracht, als ein bekannter modern
Komponiſt ſie zur Aufführung einlud und es ihr unmögl
war, die erwartete Anerkennung zu heucheln. Ueberhaupt ka
ſie moderne Muſik „nicht ausſtehen” „Schon Wagner mag
nicht, aber ich kann ihn immerhin ertragen, während mir
eigentlich moderne Muſik ſo zuwider iſt, daß ich in eine
Konzert oder in einer Oper ſchwer leide, wenn ich nicht hinat
gehe.‟ Dagegen liebt ſie die alten Opern.
Seit 1932 lebt Ricarda Huch in Heidelberg, das ſie n
ungern mit Berlin vertauſchte. Wir plaudern noch ein wer
von anderen Landſchaften, Städten und Menſchen des deutſch
Vaterlandes.
Vom nahen Wald herüber ertönt die Stimme des Kuckue
„Wie alt müßte ich werden, wenn ich all” die vielen Rufe
ſammenzählen wurde”, meint Ricarda Huch lächelnd. Schon
ſie ganz aufs Abſchiednehmen von dieſem Ort des Leidens, 1
Ausruhens und des Geneſens eingeſtellt. „Ich war ſehr gli
lich hier”, ſtellt ſie rückblickend feſt.
Wenn nun zu ihrem 70. Geburtstage am 18. Juli 1
Dank und die Wünſche weiter Kreiſe ihr zuſtrömen, wenn der
Stimmen vielleicht Freude, vielleicht auch viel bewegte Unrt
in ihr Leben bringen, iſt es mein ſtiller Wunſch, daß ſie jer
ruhige, in den Wänden des Krankenhauſes empfundene Gl
in die neugewonnene Freiheit mit hinübernehmen möge!
— Marburger Feſtſpiele um eine Woche verlängert. Die F
ſpielleitung teilt folgendes mit: Die Nachfrage nach Aufführung
der Marburger Feſtſpiele über den 15. Juli hinaus iſt ſo ſta
daß die Feſtſpielleitung ſich entſchloſſen hat, die Aufführungen
eine Woche zu verlängern. Den Abſchluß der diesjährigen Spi
zeit wird am Sonntag, den 22. Juli, ab 17 Uhr, ein luſtiges Vol
feſt bilden, auf dem mehrere volkstümliche Hans=Sachs=Schwät
mit umrahmenden Tänzen aufgeführt werden ſollen.
Wechſelgeſetz vom 21. Juni 1933, nebſt dem Scheckgeſetz vom
Auguſt 1933 ſamt den Einführungsgeſetzen, den weſentlich
Beſtimmungen und Auszügen aus den Genfer Abkommen ”
Vereinheitlichung des Wechſel= und Scheckrechts und ander
Beſtimmungen (Hitler=Geſetze III), Textausgabe mit kurd
Anmerkungen. Herausgegeben von Rudolf Beyer, Amtsl
richtsdirektor (Nr. 7255/56). Geheftet 70 Pfg.
Das Reklamheft, das wir hier anzeigen, empfiehlt ſich du
die Vollſtändigkeit des Inhalts und den guten Druck ſowie e
L.
unentbehrliches Sachregiſter.
Dienstag, 17. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichren
Nr. 195 — Seite 3
Die Reorganiſation der SA.
Ueberpriffung der Beförderungen. — Ausmerzung ungeeigneter Elemenke.
Weitgehendſte Berückſichtigung der alfen Kämpfer.
Fine Unkerredung mit General Daluege.
DNB. Magdeburg, 16. Juli.
Der anläßlich der Austragung der
Reichspolizeimeiſter=
chaften in Magdeburg weilende Befehlshaber der preußiſchen
folizei und Führer der geſamten Reichspolizei, General Daluege,
ewährte einem Redaktionsmitglied des „Mitteldeutſchen” eine
interredung, in der er auch über die Reorganiſation der SA.
grach. Er erklärte u. a., daß es ſich nicht, wie
fälſchlicher=
zeiſe angenommen wurde, um eine Umorganiſation,
ondern um eine Reorganiſation der Gruppen
ehandelt habe. Im Vordergrunde der Aufgaben habe
je Ueberprüfung der Finanzen und die
Per=
onenfrage geſtanden. Es ſei eine genaue Ueberprüfung
er Geldverwaltung auf Einnahmen, Ausgaben und Schulden,
uf ſachliche oder unſachliche Manipulationen angeſtellt worden.
ſeber eine einwandfreie künftige Finanzgebarung wurden bei
jeſer Gelegenheit eingehende Vorſchläge unterbreitet.
Ins=
eſondere iſt dafür geſorgt worden, daß belaſtete SA. in ihren Verfehlungen finanzieller
irt feſtgenagelt wurden. Ferner wurde mit peinlichſter
jorgfalt die Lebensführung beſtimmter SA. kontrolliert und nach Maßgabe der
ontrollergebniſſe gejätet bzw. Maßregelung
orgeſchlagen. Beſonderer Wert wurde auf eine
Ueber=
rüfung der Beförderungen gelegt, um nach
national=
zialiſtiſchem Geiſt, nationalſozialiſtiſcher Zuverläſſigkeit und
ach dem Lebenswandel ungeeignete Elemente
aus=
umerzen und dadurch den alten Kämpfern in
er SA. den Weg freizumachen. Auch in dieſer
Hin=
cht ſind den zuſtändigen SA.=Stellen Vorſchläge zugegangen.
General Daluege betonte, daß ſeine Maßnahmen der
eorganiſation lediglich Grundlagen habe geben ſollen.
ie Geſtaltung im einzelnen (Neubeſetzung der
ührerſtellen) ſei allein interne Angelegenheit
er neuen SA.=Führung. So ſei der jetzige Führer der
ruppe Mitte, Oberſt Mülverſtedt, von ihm kommiſſariſch ein=
=ſetzt. Schon heute könne er mitteilen, daß auf Vorſchlag des
hefs des Stabes, Lutze, Pg. Kob (Sachſen) vom Führer mit
er Leitung der Gruppe Mitte beauftragt ſei. General Daluege
wähnte, daß er bei der Durchführung ſeines Auftrages
ehe=
alige Polizeioffiziere verwendet habe um den neutralen
harakter ſeiner Aktion zu unterſtreichen. Zu den
Unter=
ſchungen ſeien aus demſelben Grunde alte Kämpfer aus der
A. zugezogen geweſen.
Ueber ſeine Arbeit als Befehlshaber der preußiſchen
Landes=
llizei und Führer der Reichspolizei erklärte Daluege
insbe=
ndere im Hinblick auf die Reichsreform u. a., die
reichs=
eformeriſchen Maßnahmen im Polizeiweſen
ngen reibungslos durch das ausgezeichnete Hand=in=
Hand=
beiten der beteiligten Länderſtellen vor ſich. Er halte vor
lem eine einheitliche zentrale Führung und
ein=
eitliche Abſtimmung der verſchiedenen
be=
mtenrechtlichenwie reinpolizeirechtlichen
Be=
immungen aufeinander für notwendig. Das er=
jebenswerteſte Ziel ſei eine klar abgegrenzte
Stel=
ung der Polizei ohne Ueberſchneidungen mit
enanderen Kompetenzen. Das hohe Ziel der
Poli=
ireform ſei erreicht, wenn jeder Beamte
Partei=
enoſſe ſei, wie es der nationalſozialiſtiſche Staat als
Selbſt=
rſtändlichkeit erheiſche.
ie Erſekzung vonjugendlichen Arbeikern
durch älkere Erwerbsloſe.
DNB. Berlin, 16. Juli.
Der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
rbeitsloſenverſicherung, Dr. Syrup, der Führer der Deutſchen
rbeitsfront, Dr. Ley, der Führer der Wirtſchaft, Graf
in der Goltz, und der Reichsjugendführer, Baldur von Schirach,
ben Folgendes bekannt:
„Bei der Freimachung von Arbeitsplätzen für ältere
Arbeits=
ſe ſind in einer Reihe von Fällen auch junge Facharbeiter,
ſein
e eben ihre Lehre beendet hatten, ja ſogar Jugendliche, deren
ehrverhältnis noch nicht abgeſchloſſen war, aufgefordert worden,
den Arbeitsplatz zu verlaſſen und in den Arbeitsdienſt oder in
die Landhilfe einzutreten. Es wird nochmals darauf
hinge=
wieſen, daß die Auswechſelung Jugendlicher gegen ältere und
kinderreiche Erwerbsloſe keinesfalls unter Benachteiligung der
Wirtſchaft und unter Gefährdung des notwendigen
Facharbeiter=
nachwuchſes vorgenommen werden darf.
Er herrſcht heute ſchon in einer Reihe von Berufen Mangel
an qualifizierten Facharbeitern und an Nachwuchs hierfür. Es
liegt daher im Intereſſe der deutſchen
Volkswirt=
ſchaft und des organifchen Aufbaues der
werk=
tätigen Bevölkerung, daß die berufliche
Aus=
bildung der Jugend in keiner Weiſe geſtört
wird. Der vorzeitigen Beendigung des Lehrverhältniſſes ſtehen
ſchon die geſetzlichen Beſtimmungen der Gewerbeordnung
ent=
gegen. Beſonders bei qualifizierten Berufen iſt die Ausbildung
zum Facharbeiter keineswegs mit der Lehre abgeſchloſſen. Zum
brauchbaren Facharbeiter reift der Jugendliche erft in den erſten
Gehilfenjahren heran. Seine vorzeitige Auswechſelung würde
daher ſein berufliches Fortkommen behindern. Selbſtverſtändlich
iſt die Teilnahme am Arbeitsdienſt auch für ihn vaterländiſche
Pflicht, nur muß verſucht werden, ſie auf einen ſpäteren
Zeit=
punkt zu verlegen.
Im übrigen weiſen wir nochmals darauf hin, daß die
Ent=
ſcheidung für die Freimachung von Arbeitsplätzen, die bisher
von Jugendlichen eingenommen wurden, in der Verantwortung
des Führers des Betriebes liegt, der bei allen dieſen
Maß=
nahmen ausſchließlich vom Vertrauensrat beraten wird.”
Willkürmaßnahmen des
Memel=
direktoriums.
Memel, 16. Juli.
Die im Litauiſchen Staatsanzeiger vom 12. d. M.
veröffent=
lichte, ſofort in Kraft geſetzte Abänderung des litauiſchen
Staats=
ſchutzgeſetzes vom 8. Februar 1934 gibt dem litauiſchen
Kriegskom=
mandanten im Memel unbeſchränkte Vollmachten zur willkürlichen
und radikalen Unterdrückung jeder öffentlichen Betätigung des
nichtgroßlitauiſch eingeſtellten memelländiſchen Bevölkerungsteils.
Jetzt hat der Kriegskommandant, gegen deſſen Maßnahmen
keine Rechtsmittel, ſondern nur ohne weitere Angaben Beſchwerde,
alſo gegen ihn ſelbſt, gegeben iſt, durch die willkürliche Schließung
beliebiger geſelliger, politiſcher, wirtſchaftlicher, kultureller oder
wohltätiger Organiſationen deutſchen oder ſonſt ihm nicht
geneh=
men Charakters mit überwältigender Mehrheit der
nichtgroß=
litauiſch eingeſtellten Bevölkerungspolitik völlig entrechtet. Allein
die Mitgliederzahl der Neumann= oder der Saß=Partei, die immer
für autonome Rechte eingetreten ſind, beträgt rund 15 000
Wahl=
berechtigte, etwa ein Viertel aller Wahlberechtigten. Es iſt mit
Sicherheit vorauszuſehen, daß die Litauer nunmehr ſyſtematiſch die
Neuwahl zum Landtag und zu anderen Körperſchaften unter
Aus=
ſchluß des größten Teils der für die Autonomie eintretenden
memelländiſchen Wahlberechtigten vorbereiten wird, und zwar mit
dem Ziel, daß der ſo zuſtandegekommene Landtag auf die
Auto=
nomie überhaupt verzichtet.
Das neue Direktorium des Memelgebiets nimmt fortlaufend
Willkürmaßnahmen, insbeſondere Entlaſſungen autonomietreuer
Beamten vor, obwohl es mit dem Mißtrauensvotum des
verfaſ=
ſungsmäßigen Landtags rechnen muß und daher nur Repräſentant
der litauiſchen Minderheit iſt. Seit dem 11. Juli ſind neben
meh=
reren Magiſtratsbeamten 83 Juſtizbeamte teils ſofort, teils mit
Wirkung vom 1. Auguſt oder 1. Oktober entlaſſen worden, ſo daß
nur noch etwa 18 memelländiſche Juſtizbeamte übrig bleiben. Die
Entlaſſung von 35 Forſtbeamten und 20 Amtsvorſtehern ſteht
un=
mittelbar bevor. Für genannten Geſchäftsbereich der
Autonomie=
verwaltung iſt der ausſchließliche Gebrauch der litauiſchen Sprache
anbefohlen worden. Der Kriegskommandant hat, geſtützt auf die
Aenderung des Paragrgphen 10 I des Staatsſchutzgeſetzes die
Neumann=, Saß= und vor allem auch die Memelländiſche
Land=
wirtſchaftspartei für geſchloſſen erklärt. Das bedeutet praktiſch,
daß alle Angehörigen dieſer Parteien, alſo die überwiegende
Mehr=
heit aller nicht großlitauiſch eingeſtellten Wahlberechtigten ihres
aktiven und paſſiven Wahlrechts braubt wird und auch nicht
Mit=
glieder von öffentlich=rechtlichen Körperſchaften ſein können.
Der Wechſel im japaniſchen Kabinekl.
Von
Dr. Zritz Heſſe.
Das Kabinett Saito iſt nach zweijähriger Amtsdauer
zurück=
getreten. An ſeine Stelle iſt auf Vorſchlag des Prinzen Saionji
ein Kabinett unter der Führung des Admirals Okada getreten,
eines Mannes, der bisher politiſch überhaupt nicht
hervor=
getreten iſt, der ſich aber der Sympathien der Marine und der
Armee in beſonders hohem Maße erfreut. In dieſer Feſtſtellung
liegt auch die Erklärung für den Rücktritt des bisherigen
Kabinetts beſchloſſen. Man hat nicht ohne Abſicht einen politiſch
nicht vorbelaſteten Mann zum Chef des Kabinetts gemacht und
hat nicht ohne Grund einen Mann an dieſen Poſten geſtellt, der
mit den beiden großen Parteien Japans, dem Seiyukai und
Minſeito, nichts zu tun hatte: das Parteienſyſtem hat ſich auch
in Japan verbraucht. Die Skandale haben die Stellung des
früheren Kabinetts ſo ſehr unterhöhlt, und die Parteien ſo in
Mißkredit gebracht, daß es eben mit der bisherigen Methode
nicht mehr weiterging. Auch die großen unbeſtreitbaren
außen=
politiſchen Erfolge, die das frühere Kabinett für ſich buchen
könnte, haben das nicht verhindern können.
Von dem neuen Kabinett iſt vor allem ein Wechſel der
Innenpolitik zu erwarten. Wenn die frühere Regierung noch in
der Lage war, ſich auf die Parteien zu ſtützen, ſo wird das die
neue Regierung nicht mehr, oder doch nur vorübergehend tun
können. Die Notwendigkeit, die belaſteten Politiker der Parteien
auszuſcheiden und ein Gleichgewicht zu halten, das praktiſch die
Parteien ausſchaltet, führt zwangsläufig eine Lage herbei, die
zu einem Regieren ohne die Parteien, ja vielleicht ſogar gegen
die Parteien führen muß. Die Tatſache, daß die neue
Regie=
rung mit der Parlamentsauflöſung drohen mußte, um ſich im
Parlament durchzuſetzen, zeigt bereits, wohin der Weg führi:
zu einer Entwicklung, die man als Vorſtadium eines japaniſchen
Fascismus oder Nationalſozialismus bezeichnen kann, wobei
allerdings bedacht werden muß, daß es ſich hier um ein
japa=
niſches Eigengewächs mit ſehr ſtarken nationaliſtiſchen und
ſozialiſtiſchen Elementen handelt, das keinesfalls mit den
euro=
päiſchen Bewegungen gleichgeſetzt werden kann.
Die Urſache für dieſe Entwicklung iſt in der innen= und
außenpolitiſchen Lage Japans zu ſuchen. Wie früher in
Deutſch=
land, ſo gibt es auch in Japan eine Bauern= und eine
Arbeiter=
frage, die gelöſt werden müſſen, und die ſich einerſeits aus der
Induſtrialiſierung des Landes und andererſeits aus der
Ueber=
völkerung erklären. Dieſe Erſcheinungen haben ſtarke Spannungen
erzeugt, die nach einer Löſung drängen, da der bisherige
libera=
liſtiſche Ausweg einer ſehr ſcharfen Exportausweitung nicht
ausgereicht hat, um die Mißſtände zu beſeitigen. Allein die
Armee hat bislang in Japan mit ihrer mandſchuriſchen Politik,
die großzügig geopolitiſch begründet iſt, gezeigt, daß ſie neue
Wege zu beſchreiten in der Lage iſt, und die vielleicht einmal in
einigen Jahren der wirtſchaftlichen Kriſis des Landes ein
Ende machen wird.
Gerade dieſe Politik aber auch hat es mit ſich gebracht, daß
die Notwendigkeit einer ſtarken Führung nach außen und einer
ſtraffen einheitlichen Politik im Innern des Landes lebendig
den führenden Perſönlichkeiten der japaniſchen Politik
vor=
ſchwebt. So erfoigreich die mandſchuriſche Politik Japans
bis=
her geweſen iſt, ſo groß ſind ſelbſtverſtändlich auch die Opfer
geweſen, die ſie von der Bevölkerung verlangt hat und ſo groß
ſind auch die Gefahren geweſen, die ſie für die japaniſche
Außenpolitik mit ſich brachte. Zwar iſt bisher von den Gefahren
eines oſtaſiatiſchen Konfliktes nur geredet worden, und gewiß
iſt nicht zu beſtreiten, daß alle Propheten kriegeriſcher
Verwick=
lungen in Oſtaſien bislang unrecht gehabt haben. Aber der
Grund hierfür iſt deutlich. Japan war bisher ſo ſtark, daß
keine Macht wagen konnte, es anzugreifen. Die Mächte aber,
die man als mögliche Gegner Japans anſehen konnte, haben
inzwiſchen ihre Rüſtungen verſtärkt, und ſtreben das offen an.
Man kann es ſomit nicht ganz von der Hand weiſen, wenn
verſchiedene Leute der Anſicht ſind, daß noch keine Konſolidierung
der japaniſchen Poſition ſeit dem Beginn der mandſchuriſchen
Politik eingetreten iſt. Und es wird daher jeder verſtehen, wenn
Japan das Beſtreben zeigt, durch eine Vergrößerung ſeiner
Rüſtungen ſich die unangreifbare Stellung zu ſchaffen, die es
zur Fortſetzung ſeiner bisherigen Politik braucht.
Das heißt aber nichts anderes, als daß Japan vor allem
ſeine Flotte auf einen Stand bringen muß, der der jetzigen
Machtſtellung Jabans entſpricht. In Europa iſt man allzuſehr
geneigt, zu vergeſſen, daß die Ergebniſſe der
Flottenabrüſtungs=
konferenzen ſehr ſtark auf Koſten Japans gegangen ſind. Wenn
vor etwa 10 Jahren England und Amerika ſich einig darüber
waren, daß ein Flottenſtandard von 5:5:3 — alſo auf fünf
engliſche oder amerikaniſche Einheiten drei japaniſche — zur
Aufrechterhaltung des status auo in Oſtaſien notwendig ſei,
ſo muß man wiſſen, daß Japan nur aus Gründen politiſcher
Klugheit damals dieſe Entſcheidung angenommen hat. Das hieß
Beierliche Eröffnung der Heidelberger
heicsienſpier 1934.
In Anweſenheit des Reichsſtatthalters und Gauleiters Wagner
ſurden am Sonntag vormittag im Hof des Heidelberger Schloſſes
Reichsfeſtſpiele 1934 feierlich eröffnet. Der Leiter der
Landes=
ille für Volksaufklärung und Propaganda, Pg. Moraller,
eröff=
ke die Kundgebung unter demm inweis, daß hier in ganz
gro=
m Rahmen gezeigt werden ſoh”” was der Nationalſozialismus
if kulturellem Gebiet will. Nief der Egmont=Ouvertüre ſprach
* Präſident der Reichstheaterkammer, Miniſterialrat Otto
Lau=
nger. Er ſtellte an die Spitzcoſſeiner Ausführungen die Worte
5 Führers, die dieſer auf depelletzten Parteitag geſprochen hat:
derade in einer Zeit wirtſchäftlicher Nöte und Sorgen iſt es
ichtig, allen Menſchen klar zu machen, daß es auch noch höhere
ſerte gibt.‟ Die Reichsfeſtſpieſe ſollen einen ſichtbaren Ausdruck
S künſtleriſchen, ſchauſpieleriſchen Schaffens des deutſchen Volkes
alle Deutſchen und über die Grenzen Deutſchlands hinaus ſein.
le bilden die Fortſetzung der im letzten Jahre ſo tatkräftig
be=
lebenen Pflege des deutſchen Theaters. Im neuen Aufbau wurde
* Grundſtock für ein neues deutſches Theater geſchaffen und un=
* Einſatz großer finanzieller Mittel an vielen kleinen Bühnen
wirtſchaftlichen Schwierigkeiten behoben, ſo daß wir heute
Eſtellen können, daß im kommenden Winter überall in den
deut=
en Städten mit traditioneller Theaterkultur deutſche
Schau=
leler tätig ſein werden. Wir unterſtützen dabei nicht die
Höchſt=
iſtung einzelner, ſondern wir wollen aus der Fülle der reichen
Shabung das deutſche Genie ſich entwickeln laſſen. Der Sinn der
eichsfeſtſpiele iſt: Dem großen Genie ſchauſpieleriſcher Geſtaltung
*legenheit zum Zuſammenwirken mit den noch jungen
ringen=
n Berufsgenoſſen zu bieten und dieſe weiterzuführen. Wir
wol=
n alles für den Führer und ihm ganz gehören im Kampf um die
eltgeſtaltung des deutſchen Volkes, in ſeinem Ringen um die
dre, Freiheit und Gleichberechtigung. Im Namen der badiſchen
kaatsrgierung und des ganzen badiſchen Volkes ſprach
Staats=
iniſter Dr. Schmitthenner den herzlichen Dank dafür aus, daß
nte Stadt des badiſchen Landes für die Reichsfeſtſpiele
auser=
ten wurde. Sein Dank galt beſonders auch all denen, die der
ollendung dieſes Werkes ihre Kraft zur Verfügung geſtellt haben.
te Reichsfeſtſpiele ſeien nicht nur eine loſe Fortſetzung der
frühe=
n Feſtſpiele, ſondern in ihrer Geſtaltung und in ihrem Ziele
was ganz Neues. Die Reichsfeſtſpiele ſeien eine Angelegenheit
S ganzen deutſchen Volkes, denn das Reich ſei im Dritten Reich
cts andres als das Volk. Der Ausdruck der neuen Volkskultur,
* neuen Volkskunſt, der hier zur Geſtaltung komme, müſſe
zu=
iaſtrahlen auf das ganze deutſche Volk und auch auf die fremden
Gäſte den Eindruck von dem Ringen des neugeborenen Volkes
machen. Staatsminiſter Profeſſor Dr. Schmitthenner ſprach den
Wunſch aus, daß über den Reichsfeſtſpielen ein glücklicher Stern
walten möge. Hölderlins Ode an Heidelberg leitete über zur
An=
ſprache des Heidelberger Oberbürgermeiſters Dr. Neinhaus, in
deren Mittelpunkt er ſtellte: Landſchaft, Geſchichte und
Stammes=
art der Bewohner fügen ſich am Ort der Reichsfeſtſpiele zu einer
Einheit zuſammen. Zu dem zuſammen, was innerhälb und
außer=
halb der Grenzen des deutſchen Volkes als deutſch empfunden
wird. Als die mahnenden Weiſen der Meiſterſinger=Ouvertüre
verklungen waren, gab Pg. Moraller ein Telegramm an den
Füh=
rer und an den Schirmherrn der Reichsfeſtſpiele, Reichsminiſter Dr.
Goebbels, bekannt, und erklärte mit einem Sieg=Heil auf unſere
Kunſt, unſer deutſchs Volk und unſerern Führer Adolf Hitler die
Reichsfeſtſpiele für eröffnet.
Reichsminiſter Dr. Goebbels traf am Sonntag abend gegen
8 Uhr, von Warnemünde über Hannover—Frankfurt a. M.
kommend, mit dem Flugzeug auf dem Mannheimer Flughafen
ein, wo er von dem Leiter der Landesſtelle für Volksaufklärung
und Propaganda, Pg. Franz Moraller, ſowie dem
Oberbürger=
meiſter der Stadt Heidelberg, Pg. Dr. Neinhaus, Kreisleiter
Dr. Dinkel=Heidelberg, Kreisleiter Dr. Roth=Mannheim u. a. m.
begrüßt wurde. Dr. Goebbels und ſeine Begleitung begaben
ſich dann anſchließend im Kraftwagen nach Heidelberg. Der
Miniſter wurde bei ſeiner Ankunft in Heidelberg begeiſtert
empfangen. Die Maſſen ſtauten ſich zeitweiſe ſo, daß der Wagen
förmlich in die Menge eingekeilt war. Auf dem Wege zum
Schloßhof und dort ſelbſt wiederholten ſich die Kundgebungen.
Der großartige Empfang des Miniſters beweiſt ſeine große
Beliebtheit auch beim badiſchen Volke und beſonders in
Heidel=
berg, wo Dr. Goebbels bekanntlich nach dem Kriege ſtudierte
und während der Kampfzeit zweimal in Maſſenverſammlungen
ſprach.
In Anweſenheit des Schirmherrn, Reichsminiſter Dr.
Goeb=
bels, wurden am Sonntag abend die Reichsfeſtſpiele 1934 mit
dem „Urgötz” eröffnet. Heinrich George, der ſich mit Albert
Florath in die Spielleitung teilte, ſtellte eine hervorragende
Rahmenaufführung in die heimatliche Kuliſſe des Hofes des
Heidelberger Schloſſes. Seiner meiſterhaften Darſtellung des
Götz von Berlichingen ſtanden ebenbürtig die Leiſtungen der
zahlreichen übrigen Kräfte zur Seite. Die wochenlangen
Vor=
arbeiten, die beſonders auch den Maſſenſzenen galten, und die
in allen Teilen wohlgelungene Aufführung wurden durch
herz=
lichen Beifall anerkannt. Der Aufführung des „Götz von
Ber=
lichingen” wohnten außer Dr. Goebbels auch der
Reichsſtatt=
halter Wagner mit der geſamten badiſchen Regierung und ferner
der Reichsjugendführer Baldur von Schirach bei.
„Wallenſkein” auf dem Römerberg.
Zwei Abende von verſchiedener Eigenart!
Am erſten Abend ein Zeitgemälde: Das „Lager”
und „Die Piccolomini” zu einer breiten, gewaltigen
Grundlage vereinigt. Zu dieſem Zweck werden zunächſt die ſieben
erſten Auftritte des „Lagers” geſpielt, ſodann die „Piccolomini”
mit Ausnahme des Schlußaufzugs eingeſchoben, und der Abend
mit dem ſtürmiſchen Aufbruch des Heeres geſchloſſen. Wohl
verſchiebt ſich hierdurch der dramatiſche Aufbau der Trilogie,
aber die Aenderung kommt der Wirkung des gewaltigen und
lebendigen Bildes zu gut, entſprechend der Eigenart einer
Frei=
licht=Aufführung.
Von flutendem Leben iſt dieſes Zeitgemälde erfüllt.
Glänzend iſt die Parade, die Wallenſtein, wie aus Stein
ge=
meißelt, den Marſchallſtab in der Hand, vom Balkon des Römers
abnimmt: in immer neuen maleriſchen Bildern ziehen die
Ban=
ner des Kriegsvolkes mit Fahnen und Geſchützen an dem
Für=
ſten vorüber, von alten Marſchweiſen begleitet. Packend iſt der
Schwur der Soldaten für den Feldherrn, lebendig das Bankett
vor den erleuchteten Sälen des Römers, mitreißend der
Auf=
bruch der Soldaten ins Feld.
Der zweite Abend „Wallenſteins Tod” kommt dem
Weſen einer Freilicht=Aufführung weniger entgegen. Er iſt
dramatiſch nicht auf die Entfaltung großer Maſſen, ſondern
auf die innere Entwicklung des Helden abgeſtellt, und letztere
kommt in der Geſchloſſenheit des Raumes ſuggeſtiver zur
Gel=
tung als in der al Fresko=Zeichnung unter freiem Himmel.
Im Rahmen dieſer Möglichkeiten ſchuf die Inſzenierung durch
Generalintendant Hans Meißner auch mit dem letzten Teil
der Trilogie eine feſſelnde Aufführung. Geſpenſtiſch wirkt der
nächtliche Abzug der kaiſertreuen Truppen. Unheimlich geiſtern
die Fackeln in der Mordnacht durch das erregte Schloß zu Eger.
Robert Taube ſetzt eine ſtarke Perſönlichkeit für
Wallen=
ſtein ein. Er iſt weniger ein von den Sternen beſtimmter
Myſtiker, als ein durchaus menſchlicher Kämpfer, packend im
Kampfe mit ſich und der Umwelt.
Joachim Gottſchalk gibt „Max Piccolomini” das Feuer
der Jugend und den hohen Schwung Schillerſcher Dichtung.
Otto Graf, Franz Schneider, Hermann Schomberg
treten hervor. Ellen Daub erfüllt die Geſtalt der Gräfin
Terzky mit geſpannter Lebensfülle und vornehmer
Ueberlegen=
heit.
Die Geſamtaufführung iſt eine bedeutende künſtleriſche
Lei=
ſtung, für die dem Generalintendanten Hans Meißner und
ſeinen Mitarbeitern Ludwig Sievert, B. Hartl, R. Meger, Dinſe
und Lankers voll warmer Anerkennung zu danken iſt.
Seite 4 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
aber nicht, daß Japan die Zuteilung dieſer Flottenſtärke als
für ſeine Bedürfniſſe ausreichend anſah. Da ſich inzwiſchen
die geſamten Machtverhältniſſe verſchoben haben, darf man woh!
annehmen, daß es zu einem der Hauptziele der Politik Okadas
gehören wird, die Anerkennung der japaniſchen
Gleichberech=
tigung zur See zu erhalten.
Wenn franzöſiſche und engliſche Blätter ſich ſchon jetzt aus
Tokio berichten laſſen, daß der Kabinettswechſel in Japan im
Hinblick auf die bevorſtehende Flottenkonferenz 1935 erfolgt
ſei, ſo hat eine derartige Vermutung einiges für ſich.
Aller=
dings muß man demgegenüber auch feſtſtellen, daß die japaniſche
Regierung bisher ihren Standpunkt in der Flottenfrage nicht
bekannt gegeben hat aus Gründen, die man verſtehen wird; kein
Kartenſpieler legt die Karten auf den Tiſch, noch bevor das
eigentliche Spiel begonnen hat. An den Vorverhandlungen zur
Flottenkonferenz ſind die Japaner bisher auch nicht beteiligt
geweſen. Trotzdem darf man erwarten, daß die Frage der
japaniſchen Haltung auf der kommenden Flottenkonferenz von
den Notwendigkeiten der politiſchen Lage, wie ſie nun einmal
in Oſtaſien gegeben iſt, beſtimmt wird. Die Flottenfrage iſt für
das Inſelreich Japan eine Lebensfrage. Ohne eine Flotte, die
allen möglichen Gegnern ebenbürtig iſt, kann Japan ſeine
Großmachtſtellung nur ſchwer behaupten. Es iſt daher nur zu
begreiflich, wenn als Vorbereitung auf einen ſolchen
entſcheiden=
den Zug der japaniſchen Außenpolitik, die bewunderungswürdig
inſtinktſichere japaniſche Politik auch im Innern eine
Kon=
zentration der nationalen und ſozialen Kräfte herbeiführt.
Daß das die Aufgabe des Kabinetts des Admirals Okada
iſt, wird man jedenfalls annehmen können; und von dieſem
Standort werden dann auch die Taten des neuen Kabinetts zu
bewverten ſein.
Der Aufbau der mandſchuriſchen
Dienstag, 17. Juli 1934
Seurmächt.
* Zwiſchen der Regierung in Tokio und dem mandſchuriſchen
Kaiſer Puji iſt die Vereinbarung getroffen worden, das
mandſchu=
riſche Heer zu moderniſieren. Die Neuorganiſation iſt bereits in
Angriff genommen. Kaiſer Puji ſtehen etwa 120 bis 150 000
Mann, im weſentlichen Infanterie, zur Verfügung. Dieſe ſind
je=
doch ſehr ſchlecht bewaffnet und noch ſchlechter gekleidet. Kaiſer
Puji hat im weſentlichen die Truppen übernommen, die
Tſchang=
tſolin und ſeine Nachfolger hinterließen. Das Syſtem der
Söld=
neranwerbung durch die einzelnen Offiziere herrſchte bisher vor,
d. h. der Abteilungsführer erhielt von der mandſchuriſchen
Regie=
rung das Geld für die Bezahlung der Truppen. Er ſetzte dann
von ſich aus die Höhe des Soldes feſt, was natürlich die
merkwür=
digſten Erſcheinungen heraufbeſchwor. Vielfach haben die
Trup=
penführer gar nicht daran gedacht, ihre Verpflichtung den
ein=
zelnen Soldaten gegenüber hundertprozentig zu erfüllen, ſo daß
ein ſtändiges Kommen und Gehen der Soldaten feſtzuſtellen iſt.
Auch die Fahnenflucht iſt außerordentlich groß. Zudem bilden ſich
immer wieder Räuberbanden, die ſich aus aktiven Soldaten
rekru=
tieren und die ſich meiſt nur in den Beſitz der Löhnungen ſetzen
wollen, die ihnen von ihren Vorgeſetzten vorenthalten werden.
Von japaniſcher Seite iſt die Zerſetzung des mandſchuriſchen
Heeres ſehr aufmerkſam beobachtet worden. Nur einige
Truppen=
teile in unmittelbarer Nähe des Kaiſers Puji ſind intakt und
brauchbar. Japan hatte ſchon vor einiger Zeit dem mandſchu=
riſchen Kaiſer mehrere Militärattachés zugeteilt, deren Aufgabe
darin beſtand, die Reorganiſation der Wehrmacht vorzubereiten.
Jetzt iſt die Kommiſſion der Inſpekteure verſtärkt
worden. Das geſamte mandſchuriſche Reich wird in fünf Kreiſe
eingeteilt und eine zentrale Militärakademie gegründet. Alle
un=
verläßlichen Elemente ſollen aus dem Offizierkorps ausſcheiden.
Es ſoll gleichzeitig eine gut funktionierende Militärverwaltung
gebildet werden, ſo daß jeder Soldat regelmäßig ſeine Löhnung,
Bekleidung und Verpflegung erhält. Auf dieſe Weiſe dürfte es
Truppe heranzubilden, auf die ſich ſowohl Kaiſer Puji als auch
die Japaner verlaſſen können.
3
Barkhous Begleikmuſik
zum geplanken Oſtpakt.
In den letzten 24 Stunden hat ſich die Zahl der
Preſſeäuße=
rungen vermehrt, die leiſe Zweifel in die Möglichkeit der
Ver=
wirklichung des franzöſiſch=ruſſiſchen Oſtlocarnoprojektes ſetzen und
die auch anfangen, Licht und Schatten zu verteilen, wobei der
Oſt=
pakt gerade nicht ſehr günſtig abſchneidet. Aber weſentlich
inter=
eſſiert uns vor allem — und das iſt bezeichnend für den Charakter
des Vertrags — die Begleitmuſik des franzöſiſchen Außenminiſters
Barthou. Er hat am vergangenen Sonntag eine
Rede gehalten, die auf eine Torart abgeſtellt iſt, die wirklich
nicht geeignet iſt, einen Erfolg des franzöſiſch=ruſſiſchen
Zuſammen=
ſpiels ſicherzuſtellen.
Erinnerungen an 1914, Erinnerungen an die dreijährige
Dienſtzeit in einem Augenblick, wo der franzöſiſche Generalſtab
erneut die militäriſche Ausbildungsdauer erheblich vergrößern
will. Dunkle Redewendungen, dazu Gerüchte, daß er ſich äußerſt
abfällig über die von Polen erbetene Bedenkzeit ausgeſprochen
und ſogar mit einer Nichterneuerung des franzöſiſch=polniſchen
Bündnisvertrages gedroht haben ſoll. Weiter die Mitteilung,
daß in nächſter Zeit ein ſowjetruſſiſches Kampfgeſchwader unter der
Führung des Generalſtabschefs der ſowjetruſſiſchen Luftflotte Paris
einen Beſuch abſtatten wird, ſind doch Momente, die gerade in
die=
ſem Augenblick unmittelbar nach der Ueberreichung der
Paktvor=
ſchläge beſonders ſchwer in die Wagſchale fallen.
Erinnern wir uns zudem an den Friedensappell des
ſtell=
vertretenden Führers Rudolf Heß an alle Frontkämpfer, dann
müßten wir mit Blindheit geſchlagen ſein, mit tauben Ohren
herumlaufen und jeden politiſchen Gefühls entbehren, um nicht
zu erkennen, daß
dieſer Oſtfriedenspakt mit Frieden
nicht das geringſte zu kun hak.
Er paßt in den franzöſiſchen Streifen „erſt Sicherheit, dann
Abrüſtung” hinein, wobei aber wieder jeder Hinweis auf
die Abrüſtung fehlt. Barthou hat in ſeiner letzten
Sonntagsrede ausdrücklich darauf hingewieſen, daß er in
Lon=
don über die Abrüſtung überhaupt nicht verhandelt hat. Damit
hat er den engliſchen und italieniſchen
Er=
klärungen jede Bedeutung genommen, die ſich
auf die Abrüſtung bezogen, wenn auch hierbei die
Wunſchform gewählt worden iſt. Barthou iſt ſogar noch
weiter=
gegangen. Er hat den Ladenhüter von der Probezeit wieder
hervorgeholt, der uns ſchon in den Entwürfen zur
Abrüſtungs=
konvention begegnet iſt. Denn auch jetzt will er erſt einmal ab=
warten, ob ſich nicht die Regionalpakte bewähren werden, d. h.
dieſe Bewährungsfriſt wird dazu benutzt werden, um von
vorn=
herein jede Unterhaltung über die Abrüſtung unmöglich zu
machen. Die Zuſammentrommelung des Abrüſtungsbüros in
Genf will abſolut nichts beſagen, denn der Wille Frankreichs
kein Seitengewehr zu opfern, hat ſich nicht geändert.
Die Ausſichten für das Oſtlocarno — ein
übrigens völlig verfehlter Ausdruck — werden immer
düſterer. Von einer engliſchen Zeitung iſt nun ſchon
ange=
deutet worden, daß ſich Polen vielleicht aus der ganzen
Kombi=
nation heraushalten wird, um die gleiche Stellung wie
Eng=
land und Italien einzunehmen. Vielleicht ſollte damit der War
ſchauer Regierung ein Wink gegeben werden, ſich in dieſen
Sinne kurzfriſtig zu äußern, damit Herr Barthou möglichſt raſd
vom Fleck kommt. Aber warum ſoll Polen herausbleiben, das
doch eine unmittelbare Grenze mit Rußland hat? Logiſche
wäre es doch, dem Staate, der durch eine Reihe von Nachbar
ländern vom Sowjetreiche getrennt iſt, dieſe Rolle zuzumuter
vorausgeſetzt, daß er überhaupt geneigt iſt, das von Bartho=
und Litwinow eingeleitete Spiel mitzumachen. Zu erwähnen i
ſchließlich noch, daß jetzt auch japaniſche Aeußerungen vorlieger
die, wie nicht anders zu erwarten war, durchaus nicht Herr
Barthou unterſtützen. Denn gerade Japan weiß ganz genau
was es bedeutet, wenn die Sowjetunion an Europas Grenze
den Rücken frei hat, und wenn ſie weiß, daß die franzöſiſche
Diviſionen bereitſtehen, um die ruſſiſche Rückendeckung zu ſicher:
Franzöſiſche Blockadebrecher
Franzöſiſches Miniakurkriegsſchiff ſtellt die
Flokker=
der übrigen Welt vor ein neues Problem.
Während Herr Barthou in London die Feuer ſeiner Bered
ſamkeit auflodern ließ, um die Engländer von der abſolute
Friedfertigkeit Frankreichs zu überzeugen, wußte der „Dai
Herald” die intereſſante Begleitmuſik zu dieſer Reiſe des
fra=
zöſiſchen Außenminiſters zu ſpielen und mitzuteilen, de
Frankreich ein völligneues Kriegsſchiff in ſeir
Flotte eingereiht habe. Wer weiß, wie argwöhniſch d
Engländer alles beobachten, was ſich auf dem Gebiet der Se
rüſtung abſpielt und wie unangenehm ſie ſtets berührt ſin
wenn irgendwo etwas Neues geſchaffen wird, das ihre letzt 1
Errungenſchaften in den Schatten ſtellt und überholt erſchein
läßt, der kann ermeſſen wie dieſe Meldung des „Daily Heral
in den politiſchen Kreiſen des Landes gewirkt haben muß. D
genannte Blatt will erfahren haben, daß das neue franzöſiſe
Miniatur=Kriegsſchiff die erſtaunliche Stundengeſchwindigkeit v.
55 Seemeilen erreiche. Das neue Schiff führe die Bezeichnung „Pfg
ſinder B 10‟ Es ſei etwa 12 Meter lang, beſitze zwei Torpet
rohre und werde von einem 2000=PS=Motor getrieben. Es ſo
hauptſächlich zur Brechung von Blockaden oder zum Angriff a.
Truppentransportſchiffe verwendet werden. Seine Geſchwind
keit und geringe Größe würde es gegen Bombenangriffe u.
Artilleriefeuer ſichern, und der geringe Tiefgang würde ihm
möglichen über Minenfelder hinwegzugleiten. Da die Koſt
ſür dieſes „Super=Weſtentaſchenſchiff” verhältnismäßig geri
ſeien, könne man erwarten, daß die franzöſiſche Flotte bald m
einer Maſſenherſtellung dieſes Typs beginnen werde.
Auch dieſe Aufrüſtungsmaßnahme der Franzoſen iſt
char=
teriſtiſch für den Friedenswillen Frankreichs.
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Pioniere. — 15.30: Wetter. — 15.35: Wirtſchaftsbericht.
15.50: Zeit Wirtſchaftsmeldungen.
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die Frau: Die Aufgabe der Mutter bei der Erziehung des Ju
15.40: Paul Eipper erzählt von Tierkindern.
16.00: Köln: Die fröhlichen Fünf u. a. — 17.15: Jugendſportſt
Spiel und Kampf. — 17.35: H. Richter: Der Lotſe vom Pel
Fjord. — 17.45: Prof. Dr. Moſer: Neueſte Forſchungen
die Tierwelt der Tiefſee. — 17.55: Händel: Nachtigallen
18.20: Zeitfunk. — 18.35: Politiſche Zeitungsſchau.
Das Gedicht. — Anſchl.: Wetter.
19.00: Jungarbeiter, angepackt! Ein Singen und Künden von
und Kraft. — 19.30: Ricarda Huch zum 70. Geburtstag.
und Geſchichten. — 20.00: Kernſpruch. — Anſchl.: Kurz
20.10: Köln: Orcheſterkonzert. Ltg.: Kühn. — 20.50: Das
Münchhauſen. Hörſpiel. — 22.00: Wetter, Nachr., Spor
22.30: Vom Intern. Ofſiziers=Jagdrennen in Berli=Karls
22.45: Seewetterbericht, — 23.00: Hamburg: Spätmuſik.
Dienstag, 17. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 195 — Seite
Aus der Landeshauptſtadt
Dariſtadt, den 17. Juli 1934
Regelung des Berkehrs in Darmſtadt
ant Sounkag, 22. Juli, woegen der
Dauerprüifungs=
fahrt über 2000 Kilonteker durch Deulſchland.
1 Am 21./22. Juli findet über eine Geſamtſtrecke von 2000
Rilometer eine Dauerprüfungsfahrt durch Deutſchland ſtatt, zu
der 1780 Kraftwagen und Krafträder gemeldet ſind. Der
Reichs=
niniſter des Innern hat angeordnet, daß dieſe Fahrt wegen ihrer
iberragenden ſportlichen, nationtalen und wirtſchaftlichen
Bedeu=
ung mit allen Mitteln zu unterſtützen und zu fördern iſt.
Ins=
geſondere muß die Fahrtſtrecke ſo geſichert werden, daß der geſamte
Verkehr während der Durchfahrtszeiten der Fahrer umgeleitet
vird und jede Gefährdung ſowohl der Fahrtteilnehmer wie auch
der Bevölkerung und von Tieren ausgeſchloſſen iſt.
Die Fahrt geht am Sonntag, den 22. Juli, von
Frank=
urt über Darmſtadt nach Heidelberg, und zwar durch Darmſtadt
m Zuge der Frankfurterſtraße, Blumenthalſtraße, Kaſinoſtraße,
Neckarſtraße und Heidelbergerſtraße. Die Fahrbahnen dieſer
Stra=
ſen werden in der Zeit von 1,30 Uhr nachts bis zur Beendigung
der Fahrt, die auf 19 Uhr abends veranſchlagt iſt, für jeden
an=
deren Verkehr völlig geſperrt. Auch darf an den Kurven der
ge=
rannten Straßen, z. B. an der Einmündung der
Frankfurter=
traße in die Blumenthalſtraße und an der Einmündung von
Kaſino= und Neckarſtraße in die Rheinſtraße niemand auf den
Bürgerſteigen ſtehen.
Der Querverkehr über die genannte Fahrtſtrecke iſt nur an
echs von der Polizei beſtimmten und mit Polizeikommandos
be=
etzten Stellen zugelaſſen und wird dort jeweils nur dann
ge=
tattet, wenn keine Kraftwagen oder Krafträder herannahen. Die
vichtigſte dieſer ſechs „Schleuſen” iſt im Zuge der Rheinſtraße über
Kaſino= und Neckarſtraße, und zwar dort ſowohl für Fahrzeuge
vie für die Wagen der Straßenbahn. Für die Fußgänger wird im
Zuge des nördlichen Bürgerſteiges der Rheinſtraße über die
Ein=
nündung der Kaſinoſtraße von dem SA.=Pionierſturm ein
Holz=
teg gebaut, ſo daß die Fußgänger hier ununterbrochen paſſieren
önnen, während die Fahrzeuge bei dichter Folge von
Teilneh=
nern der Dauerprüfungsfahrt u. U. mit einer längeren Stockung
des Querverkehrs rechnen müſſen, Weitere Schleuſen, und zwar
ür Fahrzeuge und Fußgänger, befinden ſich an der Kreuzung der
Beſſungerſtraße und der Riedeſelſtraße mit der Heidelbergerſtraße
und an der Kreuzung der Lagerhausſtraße mit der
Blumenthal=
traße, Außerdem ſind zwei Schleuſen nur für Fußgänger am
Ein=
jang zum Gaswerk über die Frankfurterſtraße und am
Nordbahn=
ſof eingerichtet. An allen anderen Stellen der Fahrtſtrecke iſt jedes
leberqueren ſtreng verboten. Deshalb ſind auf der geſamten
Strecke überall Poſten der Polizei und der SA. verteilt.
Da erfahrungsgemäß raſch fahrende Kuaftfahrzeuge durch
Hunde uſw. gefährdet werden können, wenn die Tiere vor die
Vagen ſpringen oder hineinlaufen, iſt für dieſen Tag für die
Straßen, durch welche die Dauerprüfungsfahrt geht und in allen
Straßen, welche in dieſelben einmünden oder ſie kreuzen, bis zur
ſächſten rückwärtigen Querſtraße verboten, Hunde, Katzen und
an=
dere Haustiere frei umherlaufen zu laſſen.
Die Bevölkerung wird ſowohl in ihrem eigenen Intereſſe wie
ruch im Intereſſe des ungehemmten Verlaufs der Fahrt dringend
rſucht, alle die genannten von der Polizei angeordneten
Sicher=
ſeitsmaßnahmen auf das ſtrengſte zu befolgen.
Gng
nt
Ne9
Nur noch fünf deutſche Butterſorten!
Die Oberſchleſien=Kinder kommten heiml.
Es ſind 5 Wochen her, daß die NS.=Volkswohlfahrt ihren
erſten Kindertransport nach Oberſchleſien verſchickt hat. Aus
Brie=
ſen, die das Amt für Volkswohlfahrt von dankbaren Eltern und
pflichtbewußten Kindern erhalten hat, iſt zu entnehmen, daß es
für die Kinder allerlei Ueberraſchungen und viel Intereſſantes
zu erleben gab. Und da nunmehr morgen 13,13 Uhr der Zug, der
ie zurückbringen ſoll, hier auf dem Bahnhof eintreffen wird, ſind
vir auf den Empfang ordentlich geſpannt, Freunde unſerer
Be=
vegung und unſerer Jugend ſollten es ſich nicht entgehen laſſen
und an dem Empfang der Kinder auf dem Hauptbahnhof
teil=
jehmen.
Während man auf dem Amt für Volkswohlfahrt
chon mitten in den Vorbereitungen für die Ankunft der
Ober=
chleſien=Kinder vertieft iſt, (da gibt es einen ganzen Transport
von Begleitern nach Oberſchleſien zu ſchicken, die die Kinder dort
abholen ſollen, da müſſen alle Eltern benachrichtigt und über
hun=
dert Briefe hinausgeſchickt werden und anderes mehr), gehen
im=
mer wieder Transporte von Kindern fort, So ſuhren geſtern
norgen
40 Kinder auf Landpflegeſtellen nach Wetzlar
und faſt um die gleiche Zeit ſcharten ſich 60 Buben vor den Toren
der Kreisamtsleitung der NS.=Volkswohlfahrt um, von ihren
Angehörigen herzlich verabſchiedet, in Begleitung der Sportlehrer
im Omnibus
für 4 Wochen ins Jugendheim auf dem Rimdidim
zu fahren. Und man kann annehmen, daß ſie nicht minder von
der Sonne gebräunt zurückkehren werden, wie der letzte
Trans=
port, der an dem Tage, als die NS.=Volkswohlfahrt 600 Kinder
nach Oberheſſen verſchickt hat, vom Rimdidim kommend auf dem
Mercksplatz eintraf.
Das iſt unermüdliche Arbeit an der Geſundung unſeres
Vol=
kes, und es ſollte wahrlich keiner dabei fehlen und mithelfen und
als Mitglied der NS.=Volkswohlfahrt dienen. Noch vieles iſt
zu tun!
(Freiwillige Spenden auf das Konto der Städt. Sparkaſſe,
Dormſtadt.)
Der bisherige Sortenwirrwarr auf dem Buttermarkt machte
es der Hausfrau unmöglich, eine wirklich ihrem Wunſch
entſpre=
chende Butterſorte zu erhalten. Unzählige Marken und
Bezeich=
nungen waren meiſt unter der Steigerung von „feinſte”, „
aller=
feinſte” bis „erſtklaſſige” angeboten worden und ebenſo
verſchie=
den waren die dafü zu zahlenden Preiſe.
Pie deutſche Markenbutkkg
Früher
heilte
Berwirriang des Berdrauzehers Lurtt
Markenzeichen
und
plkichr
Darpackung
wirgen für Büte
Heute kennen wir nur noch 5 deutſche Butterſorten, die nach
ihrer Gütte ſtreng unterteilt ſind:
„Deutſche Markenbutter”
„Deutſche Feine Molkereibutter”,
„Deutſche Molkereibutter”
Deutſche Landbutter” und
„Deutſche Kochbutter”.
Eine weit umfaſſende zuverläſſige Kontrolle der dafür
ver=
antwortlichen Stellen und Behörden ſorgt dafür, daß unter der
angebotenen Bezeichnung auch wirklich nur das Erzeugnis zum
Verkauf gelangt, das den geſetzlichen Anforderungen in ſeinen
Wertmalen entſpricht.
Die „Deutſche Markenbutter” ſtellt dabei die Spitzenqualität
dar und wird unter der Ueberwachung und Aufſicht der
Kontroll=
ſtellen nur von ganz wenigen, beſonders dafür zugelaſſenen,
erſt=
klaſſigen Betrieben hergeſtellt und in den Verkehr gebracht.
Eiſt ebenfalls hochwvertiges Erzeugnis iſt die „Deutſche Feine
Molkereibutter”, die ohne weiteres mit allen Auslandsſorten noch
in Wettbewerb treten kann.
„Deutſche Molkereibutter”, muß ebenfalls ganz beſonderen
Wertmalen der Güte entſprechen.
„Deutſche Landbutter” iſt als jetzige Sorte ein neuer Begriff,
der mit der früheren Bauernbutter wenig mehr gemeinſam hat.
Um in dieſer 4. Klaſſe eingereiht werden zu können, muß auch
dieſe Butter ganz beſtimmten Anforderungen entſprechen.
Andere Butter, die hauptſächlich für Koch= und Backzwecke
die=
nen ſoll, iſt die 5. und letzte Sorte: „Deutſche Kochbutter”
Die Hausfrau muß verlangen, daß die Butter ihr nur noch
unter dieſen Umſtänden und Bezeichnungen angeboten wird. Als
wertvolles Hilfsmittel dient ihr dabei die einfache und klare
Beſchriftung und Kennzeichnung der neuen Butterpackungen.
So=
weit die Butter direkt aus dem Faß verkauft wird, muß auch
die=
ſes in der gleichen klaren Weiſe mit einem Schild verſehen ſein.
Die für jede Sorte typiſche Farbe muß ſich in Zukunft allen
einprägen. Darum achtet von nun ab auf das dopvelfarbig
ge=
kennzeichnete Edelerzeugnis, die „Deutſche Markenbutter”, mit der
toten Schrift und dem blauen oval umrahmten Adler als
Schußz=
zeichen, die blau beſchriftete „Deutſche Feine Molkereibutter”, die
grüne „Deutſche Molkereibutter” und die in Schwarzdruck
er=
ſcheinende „Deutſche Landbutter” und „Deutſche Kochbutter”
Für ausländiſche Butter iſt eine Unterteilung in den Sorten
nicht ſtatthaft. Sie muß lediglich mit der Bezeichnung des
Her=
kunftlandes in derſelben einfachen und klaren Weiſe wie das
deutſche Erzeugnis zum Verkauf gelangen.
Landesbibliolhel.
— Eliſabethenſtift. Der Männerchor „Frohſinn=
Har=
monie bereitete unter der Leitung Herrn Simmermachers
jun=
den Kranken, Alten und Schweſtern des Stifts eine genußreiche
Stunde am Sonntag nachmittag. Wanderlieder, Soldatenlieder,
Vaterlandslieder wurden in vollendeter Weiſe vorgetragen. Dem
Vorſitzenden. Herrn Eck, wurde herzlich gedankt.
Neuerwerbungen der Landesbibliother (Auswahl), vom 16.
Juli an auf 14 Tage zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt:
1. Franz Altheim Epochen der römiſchen Geſchichte,
Frankfurt 1934. Sg 748 Bb. 0 2. Th. Bovet: Einführung in
die philoſophiſchen Grundprobleme der Medizin. Zürich 1934.
34/177, 3. Cumberland Clark: Shakeſpeare and national
charak=
ter. London 1934. 34 /369 4. Ernſt Adolf Dreyer: Deutſche
Kultur im Neuen Reich. Berlin 1934 34/353 5. Paul Fechter
Moeller van dem Bruck. Ein politiſches Schickſal, Berlin 1934.
34/348, 6. Theodor Friedrich; Formenwandel von
Frauen=
weſen und Frauenbildung. Leipzig 1934 34/157 7. René Fülöp=
Miller Führer Schwärmer und Rebellen. München 1934,
34/205 8. Jokannes Geffcken: Griechiſche Literaturgeſchichte,
Heidelberg 1934. Sg 276 Bd . 9. Haus Henning Freiherr
Grote; Konſtantin Hierl. Berlin 1934. 34/06 10. Hermann
Günter: Der Urſprung der Germanen. Heidelberg 1934.
34/164. 11. Fritz Gyſi; Richard Strauß. Potsdam 1934. 34 A 45.
12. Heinz Haffter Unterſuchungen zur altlateiniſchen
Dichter=
ſprache Berlin 1934 94/311, 13. Walter Heinrich: Die
ſo=
ziale Frage Jena 1934. 34/386. 14. Rudolf Henle: Lehrbuch
des Bürgerlichen Rechts. Roſtock 1934. 34/373. 15. Fritz Heſſe
u. a." Allgemeinnarkoſe und örtliche Betäubung. Leipzig 1934,
34/414. 16. Ernſt Rudolf Huber: Die Geſtalt des deutſchen
Sozialismus. Hamburg 1934, 33/2075. 17. Ernſt Gerhard Jacob!
Deutſche Kolonialkunde 1884—1031 Dresden 1934. 34/202.
18. Bruno H. Jahn; Sinn und Sittlichkeit des
Nationalſozia=
lismus. Verſuch einer vernunftgemäßen Begründung. Stuttgart=
R. Kuickerbocker; Kommt Krieg
Berlin 1934, 34/207. 19.
in Europa? Berlin 1934, 34/390. 20. Konrad Lehmann: Die
Rettung Berlins im Jahre 1813, Berlin 1934, 34/165. 21. Albert
Leitzmann: Wilhelm von Humboldts Briefe an Johann
Gott=
fried Schweighäuſer. Jena 1934 94/81. 22. Paul Meißner
Die geiſtesgeſchichtlichen Grundlagen des engliſchen
Literatur=
barocks. München 1934. 34/61, 23. Erwing Metzge‟ J. G.
Hamanns Stellung in der Philoſophie des 18. Jahrhunderts
Halle 1934 34/125 24. Heinrich Meisner: Schleiermachers
Lehrjahre, Berlin=Leipzig 1934. 34/112. 25. Ludwig Niemann
Soziologie des naturaliſtiſchen Romans. Berlin 1934. 94/277.
26. F. W. von Oertzen: Im Namen der Geſchichte. Hamburg
1934 34/398, 27. Wilhelm Pinder: Reden aus der Zeit,
Leip=
zig 1934, 34 180, 28. Jesco von Puttkammer: Wahr bleibt
wahr, deutſch die Saar! Berlin 1934 34/210. 20. Martin
Re=
deker Humanität, Volkstum, Chriſtentum in der Erziehung=
Berlin 1934 34/240. 30. Leovold Reichwein; Bayreuth,
Wer=
den und Weſen der Bayreuther Bühnenfeſtſpiele, Bielefeld 1934,
34/430 31. Hans Reiner: Das Phänomen des Glaubens.
Halle 1934, 34/124 32. A. Clemens Schoener; Germanen..
Tübingen 1934. 34/150 33. Walther Schoenichen:
Natur=
ſchutz im Dritten Reich Berlin=Lichterfelde 1934. Sg 211,
Bd. 12. 34. Claudius Freiherr von Schwerin; Grundzüge der
deutſchen Rechtsgeſchichte, München=Leipzig 1934. 34/597 35.
Rein=
hold Seeber: Zur Ethik der Bergpredigt. Leipzig 1934
34/276. 36 Herbert Seehofer: Mit dem Führer unterwegs!
München 1934 34/420 37. Die württembergiſchen
Regimen=
ter im Weltkrieg 1914—18. Stuttgart 1933. Sa 178, Bd 49.
58. Johann Georg Surengel: Der Staatsgedanke in der
deut=
ſchen Dichtung • Berlin 1933. 34/120. 39. Carl von Tyſzka;
Ernährung und Lebenshaltung des deutſchen Volkes, Berlin 1934.
34/185. 40. Sofie von Uhde: Deutſche unterm Kreuz des Südens.
Berlin 1934 34/364,
Vormerkungen werden im Leſeſaal entgegengenommen.
Verleihbar ab 30. Juli 1934,
Straßenſperre. Wegen Umbauarbeiten wird die
Eliſa=
bethenſtraße (Einbahnſtraße) und der Ludwigsplatz zwiſchen Peter=
Gemeinder=Straße und der Schulſtraße vom 17. bis 31. Juli 1034
für Kraftfahrzeuge über 5,5 Tonnen geſperrt.
Aufruf au die Erwerbsloſen!
Volksgenoſſen! Jedem von euch wird noch in Erinnerung
ſein= welch rieſige Arbeit zur Linderung der Not die NS.
Volks=
wohlfahrt mit ihrem Winterhilfswerk auf ſich genommen hat.
Hunderte von freiwilligen Helfern haben in ſelbſtloſer Hingabe
ihre ganze Kraft daran geſetzt, daß die ſchrecklichſten Sorgen von
euch ferngehalten wurden. Eine ganze Welt hat einen heroiſchen
Kampf gegen Hunger und Kälte geführt!
Da wollen wir den Bauern nicht vergeſſen, jetzt, wo er mitten
in der Ernte ſteht, ihn der ſo tatkräftig mit dazu beigetragen
hat, daß eure Not gelindert wurde. Jeder von euch hat die
lan=
gen Kartoffelzüge mit Tauſenden von Zentnern geſpendeter
Feld=
früchte geſehen. Jeder von euch hat ſich gefreut, wenn er mit
dieſen Gaben auch ſeinen Lieben daheim einen gedeckten Tiſch
bereiten konnte. „Jeder von euch weiß, daß Hunderte von
Zeut=
nern Getreide von den Bauern im Kreiſe Darmſtadt geſtiftet
wurden, neben all den Dingen, die unſere Volksgenoſſen in Stndt
und Land durch Spenden aller Art zur Milderung der Not
bei=
getragen haben,
Da gilt es auch von euch, zu tun, was in eueren Kräften
ſteht. Der Bauer, braucht euch! Er hat geopfert nicht um des
Verdienſtes willen, aber wir wollen ihm zeigen, daß er auch nicht
umſonſt geopfert hat.
Darum geht der Ruf an euch;
Helft dem Bauern bei der Ernte!
Wir wiſſen daß ein großer Teil von euch dieſem Rufe Folge
leiſten wird, aber wir wollen auch nicht, daß nur der immer
willige und hilfsbereite Arbeitsloſe ſeine Pflicht tut, ſondern daß
alle, die dazu körperlich in der Lage ſind und die Winterhilfe
im vergangenen Winter in Anſpruch genommen haben, und alle,
die ſie vielleicht im nächſten Winter wieder in Anſpruch nehmen
wollen, nunmehr auch ihre Opferbereitſchaft beweiſen
Geht zu eueren Ortsgruppen der NS. Volkswohlfahrt und
meldet dort euere Hilfsbereitſchaft an und zeigt damit, daß es
euch mit der Volksgemeinſchaft ehrlich iſt! Volksgenoſſen, die ihre
Hilfe grundlos verſagen, können beim kommenden
Winterhilfs=
werk keine Berückſichtigung finden. Die Ortsgruppen der NS.
Volkswohlfahrt werden deshalb, darüber wachen, daß unſerem
Aufruf Folge geleiſtet wird.
Bei dieſer Gelegenheit ſei auch darauf hingewieſen, daß
nicht im Sinne unſeres Hilfswerks liegt, daß mit den Händen im
Schoß dem Winter entgegengeſehen wird, ſondern daß ſchon jetzt
alles verſucht wird, um der Not des Winters entgegentreten zu
können. Hierzu bieten die Holzleſetage beſte Gelegenheit, und
auch die Kinder ſind zu dieſer leichten Arbeit anzuhalten.
Ins=
beſondere können auch Kinder Kinderreicher durch Aehren= und
Kartoffelleſen zur Beſeitigung der größten Not beitragen.
Kin=
dern machen ſolche Arbeiten bei der rechten Anweiſung oft
Freude und wenig Mühe, und ſie ſind obendrein zu ſinnvollerer
Tätigkeit angewieſen, als dies bei zweckloſer Verſpieltheit der
Fall ſein könnte.
Getreu dem nationalſozialiſtiſchen Grundſatz, daß der, der
Ar=
beit und Brot hat, ſeinem notleidenden Bruder helfen ſoll, ſo
viel er kann, getreu dieſem Grundſatz wollen wir für Hilfe
be=
ſorgt ſein, aber wir ſehen es auch den ſpendenden Volksgenoſſen
gegenüber als unſere Pflicht an, daß in erſter Linie nur
denjeni=
gen geholfen wird, die ſelber mitgeholfen haben, die Not zu
lindern!
Kreisamtsleitung des Amtes für Vollswohlfahrt Darmſtadt.
Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Uebertragen wurde
dem Pfarrer Ludwig Authes zu Wiesbaden die Pfarrſtelle
an der Luthergemeinde zu Gießen, Dekanat Gießen. In den
Ruheſtand verſetzt wurden auf ihr Nachſuchen und unter
Anerkennung ihrer langjährigen treuen Dienſte die Pfarrer Otto
Repp zu Nieder=Flörsheim, 1). Johannes Fritſch zu
Nup=
pertsburg und Ernſt Freundlieb zu Vilbel,
8 matßs de
N
1
auch das Würzen des Kaſfees. Derwenden Sie einmal Mühlen Franck Spezial,
die neuartige feine Raffeewürze in Grießform. — Sie werden überraſcht ſein, welche
Derfeinerung Ihres Raffeegetränkes Sie damit erreichen. — Durch die Beigabe von
Mühlen Franck Spezial als Vaffeezuſatz wird ſelbſt feinſter Bohnenkaffee
noch beſſer, noch gromatiſcher und noch ſchöner in der Karbe,
Man nehme auch Mühlen Franck Spezial, wenn der Kaffee länger reſchen ſoll.
Sie können dann mit einer kleineren Menge einer guten Sorte Vaſſee ebenſoviel
Taſſen kräftigen und goldbraunen Kaffee herſtellen wie mit der bisher verwendeten
größeren Menge. — Billiger Bohnenkaffee, Rornkaffee und Malzkaffee brauchen
einen Zuſatz von Mühlen Franck Spezial beſonders,
Seite 6 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Juli 1934
BuRauS!
Die Eislecker am Schillerplat.
„Ich lecke,
wir lecken,
du leckſt,
ihr leckt,
er, ſie, es leckt, ſie lecken.
Eine ganze Gegenwartskonjugation von Leckern iſt das am
Schillerplatz. Ganze Generationen ſtehen dort und lecken::
Groß=
väter und Väter, Großmütter und Mütter, Kinder, Enkel, Bräute
und Brauteriche, die Emma und der Karl, das Fräulein und der
junge Herr, der Mann mit der Glatze und der Mann mit dem
Spitzbart, alles wie’s kommt und immer: einmal für fünf einmal
für zehn. Gemiſchtes, Erdbeer, Himbeer, Vanille, Schokolade —
„als in die Waffeldutt enei”.
Schwungvoll und modern kommen die Eiswagen daher,
Motor=
betrieb, töff=töff, elegante Kurve und dann ſtehen ſie und warten
der Dinge, d. h. der großen und kleinen Lecker, die da kommen
ſollen. Das iſt ſo etwa, wie wenn man ein Stück angefeuchteten
Zucker auf einen Teller legt, um die Mücken anzulocken. Der Zucker
wird ſchwarz vor lauter Mücken, ſie krabbeln übereinander, nippen
mit dem Rüſſel
Unſinn, ſo iſt das am Schillerplatz natürlich nicht. Gott
be=
wahre, da krabbelt niemand übereinander, da ſind alle ſchön brav,
und zur Hauptzeit, ſo zwiſchen 19 und 22 Uhr, da ſtehen die
Er=
friſchungsbedürftigen Schlange wie zu Zeiten des Krieges nach
Schmalz und Butter. Und einen Rüſſel hat natürlich auch niemand,
verſteht ſich. Die Friedel und die Gretel haben ſogar recht hübſche
Schnutchen
Wie? Ja, ſei nur ruhig. Mariechen, du auch. Jedenfalls ſchmeckt
dir’s gut, wie ich ſehe. Hoppla, wieder ein Zungenſpitzchen voll.
Gibt acht, daß nichts herunterfällt, es wäre ſchad um jedes
Lecker=
chen. Halt, genug, jetzt kommt doch der Fritz dran! Einmal du, einmal
der Fritz, damit keines zu kurz kommt. Wo ihr zwei doch nur einen
Fünfer in echter Herzenskumpanei gemeinſam anlegen konntet.
Und Sie, feiner junger Herr, tun Sie nur nicht ſo zimperlich.
Wo alles leckt, können Sie ruhig auch lecken. Gott, ich weiß ja,
Sie tun’s ja doch ſo gern, wenn Sie jetzt auch ein Geſicht dabei
machen, als wäre das heute nur mal ganz ausnahmsweiſe und —
na ja — mal grad ſo zum Spaß.
Oh je, noch drei Minuten bis 22! Schnell noch die letzte
Por=
tion, ehe das wache Auge des Geſetzes kommt. Und jetzt hebt das
Glockenſpiel aus: „So nimm denn meine Hände.‟ Der Herr
Eis=
mann läßt den Motor anſpringen. Töff=töff, Vorſicht, brrr — ab.
„Georg, jetz is mer’s ſchee kiehl im Mage”, ſagt’s Bawettche,
und langſam „zerläuft” die Menge der Lecker und Leckerinnen.
* Provinzialausſchuß.
p. 1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Kreis Erbach gegen
den Bezirksfürſorgeverband Kreis Dieburg wegen Erſatzes von
Kleinrentnerunterſtützung für Friedrich Nicklas in Reichelsheim.
Nicklas bezog in Fränkiſch=Crumbach
Kleinrentnerunter=
ſtützung; er verzog am 4. Juli 1933 nach Reichelsheim i. O. und
erhielt 30 Mark monatliche Unterſtützung in letzterem Orte.
Die=
burg beſtreitet eine Hilfsbedürftigkeit, und es ſind die
Vermögens=
verhältniſſe des Buchhalters Nicklas zu klären, der als Zeuge
vernommen wird.
Das Urteil weiſt die Klage ab, ſoweit die Klageſumme nicht
anerkannt iſt.
2. Antrag des Kreisamts Erbach auf Unterſagung des
Ge=
werbebetriebs des Joſef Salomon 2. zu Beerfelden als
Güter=
makler.
Salomon betrieb früher Viehhandel und iſt nun Gütermakler,
Im Jahre 1926 iſt er von dem Schwurgericht Darmſtadt zu zwei
Jahren Zuchthaus wegen Anſtiftung zum Meineid verurteilt,
ſpäterhin bedingt entlaſſen worden. Die aus 1926 datierende
Strafe betraf eine Verfehlung, die aus einem Viehhandelsgeſchäft
hervorgegangen war. Salomon hat vom Provinzialausſchuß auch
ſpäter die Legitimationskarte zugeſprochen erhalten. Sein
Ver=
treter betont, eine Unzuverläſſigkeit im Gewerbebetrieb als
Güter=
makler ſei in keiner Weiſe nach außen hin durch Tatſachen zutage
getreten. Der Vertreter des Kreisamts führt aus, gerade für
den Gütermakler müſſe ein beſonderes Maß von Zuverläſſigkeit
verlangt werden.
Dem Antrag des Kreisamts wird
ſtattgege=
ben und dem Salomon die Ausübung des
Ge=
werbebetriebs als Gütermakler unterſagt.
3. Klage des Reichseinheitsverbandes des Deutſchen
Gaſt=
ſtättengewerbes E V. gegen die Entſcheidung des Kreisamts
Groß=Gerau vom 17. Mai 1934 wegen Erteilung der Erlaubnis
zum Betriebe einer Weinwirtſchaft ohne Branntweinausſchank an
Joh. Jak. Kaufmann zu Kelſterbach, Kochſtraße 14.
Das Kreisamt hat dem Geſuch ſtattgegeben und die
Bedürf=
nisfrage bejaht, die auch der Gemeinderat befürwortet hatte.
Der Reichseinheitsverband als Vertreter des Gaues Heſſen hat
hiergegen Klage erhoben und ausgeführt, daß Kelſterbach bei
5400 Einwohnern 27 Wirtſchaften zähle. Der Geſuchſteller
ver=
weiſt beſonders auf Kelſterbach als Ausflugsort am unteren
Lauf des Mains; ſein Vertreter betont, die Klage ſei von einer
unzuſtändigen Stelle erhoben, ſachlich aber unbegründet. Die
Bedürfnisfrage ſei einwandfrei bejaht worden. In Kelſterbach
beſtehe tatſächlich keine Weinwirtſchaft, die für den
Fremden=
verkehr eine Notwendigkeit ſei. Kaufmann könne den früheren
Gärtnerberuf zudem nicht mehr ausüben.
Das Urteil weiſt die Klage als unzuläſſig ab.
4. Beſchwerde des Wilhelm Engel 1. zu Griesheim gegen den
Beſcheid des Kreisamts Darmſtadt vom 17. Mai 1934 wegen
Nichterteilung der Erlaubnis zum Handel mit Milch.
Das Kreisamt hat das Geſuch abgelehnt, weil die nötige
Sachkunde fehle und die Mindeſtmenge Milch nicht erreicht werde.
Die Sache wird zwecks weiterer Ermittelungen ausgeſetzt.
Dienſtnachrichten des Kreisamts Darmſtadt. Dem
Fleiſch=
beſchauer Heinrich Kaufmann zu Eberſtadt wurde
vertre=
tungsweiſe die Fleiſchbeſchau und Trichinenſchau für die
Gemein=
den Nieder=Ramſtadt. Traiſa und Waſchenbach und dem
Fleiſch=
beſchauer Philipp Günrher zu Roßdorf, Steingaſſe 15
vertre=
tungsweiſe die Fleiſchbeſchau und Trichinenſchau in der Gemeinde
Ober=Ramſtadt übertragen.
Feuer Am 16. Juli brach gegen 17.45 Uhr in der
Metall=
gießerei Liebau im Sensfelderweg Nr. 3 Feuer aus. Es
ver=
brannten etwa 12 Quadratmeter Bretterwand. Die Urſache des
Brandes iſt noch nicht bekannt. Die polizeilichen Ermittlungen
ſind eingeleitet.
Skinnen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion keinerlei
Ven=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzet in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurlckgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Hunde bitten euch!
Liebe Bürgermeiſter, Polizeipräſidenten. Amtsvorſteher
und Gemeindevorſteher! Nicht wir ſind ſchuld an der Kriſis der
Zeit und an der Wirtſchaftsnot; nicht wir ſind in der Lage, euch
irgendwie behilflich zu ſein, dies zu ändern. Wenn wir es
könn=
ten, wie würden es genau mit derſelben Aufopferung tun wie
wir unſerer Herrſchaft dienen. Stets haben wir unſere Pflicht
getan, nur Dankbarkeit habt ihr von uns geſehen, nie haben wir
proteſtiert, geſcholten und uns mißmutig gezeigt. Stets haben
wir uns untergeordnet, wir haben mit unſerer Herrſchaft ohne
jedes Murren gedarbt; wir haben alles auf uns genommen, wir
waren in Treue feſt. Warum wollt ihr uns zum Tode
verurtei=
len? Laßt uns das Leben! Zu ſchwach, um mit irgendwelchen
Mitteln gegen euch anzukämpfen, bitten wir euch: Gebt unſerer
Herrſchaft die Möglichkeit, die für ſie hohen Steuern in Raten
zu zahlen, ſtundet ihnen dieſe Steuer auf Verlangen, ſetzt ſie
viel=
leicht herab. Wir verſprechen euch, daß unſere Herrſchaft zahlen
wird, wenn ihr dieſer die Möglichkeit dazu gebt. Was habt ihr
von unſerer Tötung? Nichts! Nur Verbitterung unſerer
Herr=
ſchaft könnt ihr damit erzielen und ganz Unſchuldige umbringen
Hunde bitten euch! Helft ehe es zu ſpät iſt. Wir lieben euch wie
alle andern Menſchen. Wir vertrauen euch, denn ihr ſeid unſere
Gebieter, vielleicht unſere Götter! Zeigt, daß ihr ſo gerecht ſein
könnt, wie wir dies von euch ſtets angenommen haben.
Die deutſche Hundefürſorge
„Tag des deutſchen Volkstums”
In ganz Heſſen wird am 16. September 1934 das Zeſt der deutſchen Schule gefeiert werden.
Die geſamte Bevölkerung wird zum Bekennknis für deutſches Volkskum in aller Welk aufgeruſen.
Nachdem bereits im Jahre 1933 in Berlin und zahlreichen
anderen Städten des deutſchen Vaterlandes der „Tag des
deutſchen Volkstums” unter ſtärkſter Anteilnahme der
ge=
ſamten Bevölkerung aller Kreiſe begangen wurde, ruft in
die=
ſem Jahre auch der Landesverband Heſſen des VDA. die
Be=
wohner Heſſens auf, ſich am Tage des deutſchen Volkstums (Feſt
der deutſchen Schule) in Maſſen zu beteiligen.
Reichsinnenmini=
ſter Dr. Frick begrüßte es bereits im März dieſes Jahres auf
das lebhafteſte, daß dieſe Veranſtaltungen in dieſem Jahre in
allen Städten des deutſchen Vaterlandes abgehalten werden
ſollen. Er ſieht darin mit Recht „das lebendige Bekenntnis der
reichsdeutſchen Jugend zu gemeinſamer Arbeit am Volkstum und
zum deutſchen Volks= und Kulturgedanken”. „Die Unterſtützung”,
ſo ſchrieb Dr. Frick, „des „Feſtes der deutſchen Schule” durch alle
amtlichen Stellen, die geſamte Oeffentlichkeit und Organiſationen
und Verbände der nationalen Bewegung halte ich für
ſelbſt=
verſtändlich.” Auch die heſſiſche Regierung unterſtützt die
Ab=
haltung des Tages des deutſchen Volkstums mit ihrer ganzen
Autorität. Herr Miniſterialrat Ringshauſen, der Leiter
des heſſiſchen Schulweſens, wird in dieſen Tagen durch einen
be=
ſonderen Erlaß die nötigen Anordnungen für die Schulen des
geſamten Landes geben.
Die Volksverbundenheit der 60 Millionen im Reich mit den
40 Millionen Stammesbrüdern, die draußen im Auslande leben,
ſoll am 16. September ihren ſichtbaren Ausdruck finden. Der
Weltkrieg hat den Deutſchen in dieſer Beziehung erſt die Augen
geöffnet, damals, als unſere Soldaten weit weg von der Heimat
im Oſten plötzlich auf deutſche Männer und Frauen, auf deutſche
Sitten und Gebräuche, auf deutſche Mutterſprache, deutſche
Lie=
der und deutſches Volkstum im weiteſten Sinne des Wortes
über=
haupt ſtießen, damals, als die Deutſchen in Nord= und
Süd=
amerika unter der Kriegslüge um ihres deutſchen Volkstums
willen zu leiden hatten. Der Gewaltfrieden von Verſailles hat
weitere Millionen deutſcher Brüder und Schweſtern vom
deut=
ſchen Vaterlande getrennt. Im Zeichen der nationalen Regierung
nun iſt es doppelte Pflicht, derjenigen Volksgenoſſen in treuer
Verbundenheit zu gedenken, die jenſeits unſerer Reichsgrenzen
noch heute im Kampf um die Erhaltung ihrer deutſchen Sprache,
Sitte und Art ſtehen. Grundpfeiler des deutſchen Volkstums in
der Welt iſt und bleibt aber die deutſche Schule. Sie hat
durch Jahrzehnte und Jahrhunderte bei den Kindern dieſer
Aus=
landsdeutſchen die deutſche Mutterſprache und damit ihre deutſche
Kultur und das Zugehörigkeitsgefühl zum deutſchen Volkstum
erhalten. Hart iſt oft ihr Kampf in fremder Umwelt um ihren
Beſtand, groß ſind die Opfer, die die Auslandsdeutſchen für ihre
Erhaltung bringen müſſen, kümmerlich und erbärmlich iſt oft die
Bezahlung, die die Lehrer an den deutſchen Auslandsſchulen finden.
Und doch tun ſie alle ihre Pflicht, freudig und ſtill unentwegt und
nimmer ermüdend, im ſtolzen Bewußtſein, auf bedrängtem Vorpoſten
für ihr Volkstum zu ſtehen und überzeugt von der überragenden Be,
deutung ihres Aushaltens. Pflicht eines jeden Binnendeutſchen
iſt es deshalb, dieſen Kämpfern für deutſches Weſen in ihrem
harten Ringen die helfende Bruderhand zu reichen, ſie zu ſtärken
in dem Glauben an die Größe und Unbeſiegbarkeit deutſchen
Volkstums ſie teilnehmen zu laſſen an dem Wiedererwachen des
deutſchen Volkes. Dieſe Aufgabe hat das Feſt der deutſchen
Schule, hat der Tag des deutſchen Volkstums. Die wolksbewußte
Bevölkerung — und wer wollte in dieſen Kernfragen unſeres
Volkslebens bei Seite ſtehen? — wird heute ſchon aufgefordert
ſich geſchloſſen an den Kundgebungen des Tages des deutſcher
Volkstums zu beteiligen. Sie hilft dadurch an ihrem Teile mit
die deutſchen Schulen im Auslande zu erhalten, hilft mit, das
Deutſchtum im Ausland zu ſtärken und die innere
Verbundenhei=
unſeres Hundertmillionenvolkes zu feſtigen und zu ſichern.
Auch in Darmſtadt wird der „Tag des deutſchen Volks
tums” am 16. September begangen werden. Ein vorbereitende=
Ausſchuß unter Profeſſor Luſt hat bereits ſeine Tätigkeit auf
genommen. Es wird geplant, das Feſt der deutſchen Schule unte=
Heranziehung der geſamten Schülerſchaft Darmſtadts zu feiern
Die Hitler=Jugend, die große Organiſation der Jugend des Drit
ten Reiches, wird es ſich nicht nehmen laſſen, ihr Bekenntnis zu
Blutsverbundenheit aller Deutſchen an dieſem Tag abzulegen
Es wird daher von vornherein bei der Organiſation größter Wer
darauf gelegt, daß die HJ. für geſchloſſene Beteiligung und Mit
wirkung gewonnen wird. — Neben den verſchiedenſten Veran
ſtaltungen am 15. und Vormittag des 16. September (Standkon
zerte uſw.) findet am frühen Nachmittag ein großer Feſtzug nac
dem Hochſchulſtadion ſtatt. Dort wird dann das „Feſt der deut
ſchen Schule gefeiert. Maſſenchöre der Darmſtädter Schulen, tur
neriſche Darbietungen der männlichen und weiblichen Jugend
Sprechchöre, Volkstänze und vor allem ein großes Feſtſpiel „Vol
will zu Volk” bilden das Programm. deſſen Höhepunkte Anſpra
chen führender Männer der Regierung und nationalen Organ;
ſationen ſein werden. Nähere Mitteilungen erfolgen an gleiche
Stelle. —
Es wird heute ſchon erwartet, daß Darmſtadts Bevölkerung
die gerade in Fragen der Volkstumsarbeit ſtets ein beſondere
Verſtändnis bewieſen hat, auch den Veranſtaltungen dieſes Tage
größte Anteilnahme entgegenbringen wird.
Dr. Götz
Gartenbau=Genoſſenſchaft E. V. Der Tag der Roſen wurde
auch von der kleinen Gemeinde feſtlich begangen, deren
Lebens=
zweck es iſt, ihren Mitgliedern die Liebe zur Natur und zu Grund
und Boden zu vollem Bewußtſein zu bringen und damit auch eine
gewiſſe Verbundenheit dieſer Gleichſtrebenden unter ſich zu
ſchaf=
fen. Schon ſeit Tagen wurden die Vorbereitungen hierzu unter
der rührigen Leitung ihres Begründers und verſtändnisvollen
Führers, des Herrn Dr. Ernſt Pgetzold, getroffen und am
Sams=
tag abend zeigten ſich die wohlgepflegten Gärten denn auch in
feenhafter Schöne. Ueberall die Wege umſäumt mit farbigen
Lämpchen., in jedem Gärtchen Lampions und die von Roſen
um=
rahmten Eingänge in gleicher Weiſe geziert; in und vor den
Hütten aber ſaßen fröhliche Menſchen beiſammen in heiterem
Ge=
plauder, ſtolz auf das, was ſie geſchaffen. Es war ein Genuß, in
lauer Sommernacht das große Gelände zu beiden Seiten des
Roſenhöherwegs zu durchſtreifen und das farbenprächtige Bild in
ſich aufzunehmen. Es iſt geplant, dieſe Veranſtaltung in den
kom=
menden Jahren zu wiederholen; hoffentlich bleibt das Grundſtück
noch recht lange ſeiner heutigen Beſtimmung erhalten. Denn es
wäre ein Jammer, wenn die Gärten, die mit ſo viel Hingabe zu
ihrer jetzigen Blüte gebracht worden ſind, der Bauſpekulation zum
Opfer fielen, zumal es in Darmſtadts Umgebung noch viel
Bau=
gelände gibt, das ausgenutzt werden kann, ohne Hunderten von
Menſchen ihre Mühe und Arbeit zu zerſtören und ſie ihrer
lieb=
gewordenen Erholungsſtätte zu berauben.
Deutſches
GurkeneBohneneTomsten
— Evangeliſcher Bund Darmſtadt. Der ſeitherige erſte
Vor=
ſitzende des Zweigvereins vom Evang. Bund, Herr Pfarrer
Ber=
ger, wurde zum 1. Vorſitzenden des Hauptvereins Naſſau=Heſſen
gewählt. An ſeine Stelle wurde in der letzten Vorſtandsſitzung
Herr Pfarrer Irle zum 1. Vorſitzenden des Zweigvereins und als
deſſen Stellvertreter (2. Vorſitzender) Herr Syndikus
Bauer=
beide einſtimmig — gewählt.
CArbeitsloſe Rundfunkteilnehmer, denen die
Rundfunkge=
bühren erlaſſen ſind, müſſen Verlängerung des Gebührenerlaſſes
vor Beginn des Monats, für den der Gebührenerlaß erlangt
wird, bei dem Poſtamt beantragen. Der Antrag muß in der Zeit
vom 20. bis 25. des vorhergehenden Monats geſtellt werden. Sollte
ein Arbeitsloſer durch Krankheit an der perſönlichen Vorlage
ſeines Erneuerungsantrages beim Poſtamt verhindert ſein, ſo
kann ausnahmsweiſe der Erneuerungsantrag auch von
Familien=
angehörigen und, wenn ſolche nicht vorhanden ſind, auf
ſchrift=
lichem Wege vorgelegt werden. Die Arbeitsloſen müſſen, um
ſich vor Schaden zu bewahren, dieſe Termine unbedingt genau
einhalten.
Vereins= und lokale Beranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Reichsbund ehem. Militärmuſiker,
Ortsver=
ein Darmſtadt. Die nächſte gemeinſame Probe mit der
Standartenkapelle M/50 findet am Dienstag, den 7. Auguſt, abds.
8 Uhr, im „Motorhaus” (Ecke Rhein= und Neckarſtraße) ſtatt.
Bis dahin ruht der Vereinsbetrieb.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Beſſunger Lichtſpiele: „Pantoffelhelden”.
Aus der NSDAP.
Urlaubsfahrken mit „Kraft durch Freude‟
Vom 28. Juli bis 5. Auguſt in den Schwarzwald.
Abfahrt Samstag nachmittag über Karlsruhe, Lörrach na
Todtnau. Todtnau, am Fuße des Feldberges, iſt Ausgang
punkt für wundervolle Ausfluge nach St. Blaſien, Titiſee uſ
Rückfahrt am Sonntag, 5. Auguſt, mit einem mehrſtündige
Aufenthalt in Freiburg i. Brsg., wo die Urlaubsfahrt m
einem gemeinſamen Mittageſſen ihren Abſchluß findet. Koſte
30.— RM.
Vom 4. bis 12. Auguſt: Glatzer Bergland.
Abfahrt Samstag, 4. Auguſt, abends. ab Frankfurt, üb
Halle, Dresden, Hirſchberg ins Glatzer Berglan
Den Urlaubern werden in dem dortigen Bezirk reiche Möglie
keiten der Erholung in dem ſchönen Hochwald geboten, währet
Ausflüge und Beſichtigungen Gelegenheit bieten, die Badeor /Ferau
und die dortige Heiminduſtrie kennen zu lernen. Rückfahrt Son Kismin
tag, 12. Auguſt über Breslau, mit einer Führung durch 2 hau u
alte ſchleſiſche Hauptſtadt mit ihren alten Bauten. Koſteſteer
37,50 RM.
Die Betriebswalter „K. d. F.” wollen ſofort obi vor
Urlauberzüge bekanntgeben und eifrigſt dafür werben. Die M
dungen ſind uns pünktlichſt durchzugeben, zuerſt fernmündl
unter 2395/96, ſodann ſchriftlich zu den angegebenen Termine
für Schwarzwald: bis Freitag, den 20. Juli, na
mittags 4 Uhr; für Glatzer Bergland: bis Freitag, d
27. Juli, nachmittags 4 Uhr. Es wird wiederholt feſtgeſtellt, d
nur Berufstätige und Werktätige zugelaſſen ſind, die ohne unſe
Hilfe nicht in der Lage ſind, eine Urlaubsreiſe zu machen.
Betriebswarte „K. d. F.” müſſen bei der Auswahl der Bewerb
nach obigen Grundſätzen handeln, Schwerkriegsbeſch
digte und Arbeitsinvaliden ſind beſonders zu melde
da für ſie Wagen 2. Klaſſe bereitſtehen.
Heil Hitler!
NSG. „Kraft durch Freude,
Rheinſtraße 21, Telephon 2395/
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Darmſtadt, Rheinſtraße 21, Telephon 2395/96.
Als zweite Sonderveranſtaltung der NS. Gemeinſchaft „Kr.
durch Freude” folgen im Orpheum zu Darmſtadt. beginnend n
dem 21. Juli 1934, einige Aufführungen der Operette „Der lie
Auguſtin” von Leo Fall”, wozu Karten zum Preiſe von 50 P
an der Geſchäftsſtelle zu haben ſind. Da für die vorangegange
Aufführung ſtarkes Intereſſe vorhanden war, dürften es we
Kreiſe der Volksgenoſſen begrüßen, daß hiermit eine Möglichk
gegeben iſt, im Vorverkauf Karten zu entnehmen. Vorbeſtelli
gen auf Grund der ausgegebenen Werbezettel wolle man ebe
falls der Geſchäftsſtelle der NS. Gemeinſchaft „Kraft du
Freude” zuleiten.
*
Wie wir erfahren haben, beabſichtigt der Kreisfunkwart
den Orts= und Betriebsfunkwarten des Kreiſes am Sonntag,
12. Auguſt, vorm., das Sendehaus und den Sender des Reie
ſenders Frankfurt a. M. zu beſichtigen. Rundfunkhörer, die
für die Fahrt intereſſieren, und an den Führungen teilnehn
wollen, erhalten Auskunft auf der Kreisrundfunkberatungsſte
Darmſtadt, Luiſenſtr. 34.
Brieſkaſten.
Iader Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen wrde
nicht Leantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
„Handwerksrolle.” Nach dem Reichsgeſetze vom 29 Novem
1933 umfaßt das deutſche Handwerk alle in die Handwerksr=
(8 1040 der GewO.) eingetragenen Betriebe. Wer ſelbſtän
ein Handwerk betreibt, iſt in die Rolle einzutragen. Dieſe (
tragung verpflichtet zu Beiträgen an die Handwerkskamn
Nach 8 100 GewO kann aus den in die Rolle eingetrage
Handwerkern eine Zwangsinnung gebildet werden, die zur W
rung der gemeinſamen gewerblichen Intereſſen der Handwer
gleicher oder verwandter Art dient. Natürlich ſind auch für
Innung Beiträge zu entrichten (8 100 8). Nach 8 104 n
wer ſelbſtändig ein Handwerk ausübt, der Handwerkskammer,
deren Bezirk er ſeine gewerbliche Niederlaſſung hat, unverzüg
den Beginn und die Beendigung ſeines Betriebs anzuzeis
Wer dieſe Anzeigen nicht unverzüglich erſtattet, verfällt in Ge
ſtrafe bis zu 150 Mark und im Unvermögensfalle in Haftſt:
bis zu 4 Wochen (8 148, 3. 8a).
Wetterberichl.
Der hohe Druck, der ſich vom Kanal bis nach Deutſchl
erſtreckt, hält weiterhin an und wird infolge der nächtlichen
kühlung noch anſteigen, ſo daß das vorwiegend heitere We
vorerſt fortbeſteht. Da aber gegen die Britiſchen Inſeln ein k
tiges Tief vorrückt, wird ſpäterhin umfangreiche Bewölkung
ziehen. Dabei werden auch lokal bedingte Gewitter mit Niel
ſchlägen zu erwarten ſein.
Ausſichten für Dienstag: Heiter, zeitweiſe auch wolkig, tagsu
recht warm, im allgemeinen trocken.
Ausſichten für Mittwoch: Stärker bewölkt, aber auch auf.
ternd, ſchwül, vereinzelt Neigung zu Gewitterſtörungen.
Renstag, 17. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatk 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 195 — Seite 7
Vom 1. Kreisfeſt des Turnkreiſes 18 Darmſtadt in Arheilgen.
links: Die Turnerinnen im Feſtzug. — Altersturner Kunz
und Sportamtes Verwaltungsdirektor Löwer, Turnwart M
Koſtt
Aus Heſſen.
21. Provinzial=Beuerwehrkag
in Rüſſelsheim.
Be. Am Samstag, Sonntag und Montag fand in Rüſſelsheim
21. Provinzial=Feuerwehrtag, der erſte im neuen Reiche, ſtatt.
der Flaggenſchmuck und Grun gaben der Opelſtadt ein feſt=
Gepräge. Eingeleitet wurde der Provinzial=Feuerwehrtag
eine Delegiertentagung am Samstag mittag im Hotel
elsheimer Hof. Außer den erſchienenen Vertretern der
Feuer=
aus dem geſamten Provinzbereich konnte
Kreisfeuerwehr=
ktor Bräuning=Bensheim, der die Tagung eröffnete, die
en Provinzialdirektor, Dr. Jann=Darmſtadt, Regierungsrat
ler=Groß=Gerau. Regierungsrat Dr. Fuchs=Bensheim ſowie
Vertreter der Stadt Rüſſelsheim. Bürgermeiſter Dr. Müller,
Ehrengäſte herzlich willkommen heißen. In ſeinen weiteren
ührungen gab er ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß trotz
kheit ſich der Provinzialfeuerwehrführer Ludwig Knaub=
Bir=
eingefunden hatte. Er betonte weiter den Wert der Tagung
wünſchte, daß recht Erſprießliches herauskommen möge für
zeitere Entwicklung der Feuerwehren, Regierungsrat Koehler=
=Gerau überbrachte die Grüße als Vertreter des Heſſiſchen
tsminiſteriums 1b Innere Verwaltung, des Kreisamtes
Groß=
u und der Heſſiſchen Brandverſicherungskammer. Weiter
e er aus, daß gerade in der Feuerwehr der Satz, der das
heu=
deutſche Leben beſtimme, „Gemeinnutz geht vor Eigennutz”,
von jeher beſtimmend war. Er wünſchte der Tagung von
urch ihn vertretenen Stellen einen guten Verlauf. Ebenfalls
ermeiſter Dr. Müller, als Vertreter der Opelſtadt, begrüßte
Unweſenden recht herzlich. Auch Oberbrandmeiſter
Treber=
lsheim richtete im Namen der Freiwilligen Feuerwehr
Rüſ=
im herzliche Willkommensgrüße an die Anweſenden. Auch
Oberheſſiſche Provinzial=Feuerwehrverband überbrachte herz=
Grüße durch Craubach=Gießen. Man gedachte weiter der im
n Jahre verſtorbenen Kameraden. Sodann ſchritt man zur
igung der Tagesordnung. Der Geſchäftsbericht, der ſchon in
„Heſſ. Feuerwehrzeitung” veröffentlicht war, wurde geneh=
Hieraus iſt zu entnehmen, daß die Wehren in der vergan=
Zeit tüchtig gearbeitet haben und auch im Dritten Reiche
mächtigen Aufſchwung genommen haben. Beſonders auf die
Aufgaben, den Luftſchutz, iſt hier hingewieſen. Auch das
ältnis zwiſchen SA. und der Feuerwehr iſt ein recht erfreu=
Kreisfeuerwehrinſpektor Bräuning ſprach zum Schluß über
richtigen Feuerwehrmann, wie er ſein muß. Der
Kreisfeuer=
inſpektor gab ſodann, den Kaſſenbericht, und wurde dem
ger nach Prüfung dr Bücher und Belege Entlaſtung erteilt.
Beitragsſätze werden auf dem bisherigen Stande
weiterge=
n. Tätigkeitsbericht der Kreiſe Groß=Gerau, Dieburg,
nſtadt, Bensheim., Erbach und Offenbach wurden ſodann
er=
t. Ueberall war Fortſchritt und treue Kameradſchaft zu
ver=
gen. Der nächſte Tagungsort für den 22. Provinzial=
Feuer=
tag wurde noch nicht beſtimmt, eine Entſcheidung wird ſpäter
ſt werden. Gemeldet haben ſich die Orte Diezenbach, Lorſch,
ſtadt und Babenhauſen. Eine rege Ausſprache der
Delegier=
folgte dieſem. Ein Vortrag des Branddirektors
Brandel=
nbach über den Luftſchutz ſchloß die Delegiertentagung. Dies
vohl der Höhepunkt der Tagung, wurde doch den
Anweſen=
durch intereſſante Verſuche am Landplatz vor Augen geführt,
es möglich iſt, eine Luftſchutzſtelle zu errichten. Auch wurden
diedene Brandſätze zur Veranſchaulichung abgebrannt und
cht, dieſe durch neuzeitige Löſchverfahren zu löſchen, beſonders
das neue Schaumlöſchverfahren. Ein Kommers, durch einen
lzug eingeleitet, beſchloß den erſten Tag der arbeitsreichen
ing.
Der Vormittag des zweiten Tages war ausgefüllt mit dem
len der auswärtigen Wehrleute und Beſichtigung Rüſſels=
8 und der Opelwerke. Um 10.30 Uhr begann wieder die
Ar=
eingeleitet durch eine Schulübung der Opelfeuerwehr, die ja
Lönnen bei dem Kelſterbacher Rieſenbrand deutlich unter
Be=
geſtellt hatte. Eine weitere Uebung der Freiwilligen
Feuer=
in Verbindung mit der Opelwehr und dem Roten Kreuz
dann am Main ſtatt und zum Schluß eine großangelegte
An=
zühung auf das Hotel Adler bildete den Abſchluß der Uebun=
Hier zeigte ſich die volle Schlagkraft der Wehren und des
n Kreuzes. Den Uebungen wurden von ſeiten der
Bevölke=
reges Intereſſe entgegengebracht. Ein Feſtzug leitete dann
Feſtmittag ein; kurze Begrüßungsanſprachen und zwangloſes
mmmenſein ſchloß den zweiten Feuerwehrtag.
28. Arheilgen, 16. Juli. Verkehrsunfall mit
töd=
em Ausgang. Unſere älteſte Ortseinwohnerin, die im
ebensjahre ſtehende Frau Henriette Möhler,
Kettenwieſen=
e, ſiel heute nachmittag einem Verkehrsunfall zum Opfer.
alte Frau wolle die Frankfurterſtraße überqueren und
über=
einen in einiger Entfernung kommenden Motorradfahrer,
Fahrer bemerkte die Frau und gab Signal, worauf dieſe
t ſtehen blieb, um das Motorrad vorüherfahren zu laſſen.
* Näherkommen des Fahrers machte die Frau jedoch in ihrer
egung noch einige Schritte, ſo daß ſie von dem Motorrad
ſt und zu Boden geſchleudert wurde. Dabei trug die
Un=
liche neben einem Bein= und Armbruch anſcheinend noch
re Kopfverletzungen davon, ſo daß ſie bewußtlos liegen blieb.
Freiwillige Sanitätskolonne verbrachte die Schwerverletzte
Anordnung des ſofort herbeigeeilten Arztes Herrn Dr.
Rit=
nach ihrer Wohnung, wo ſie kurze Zeit darauf verſtarh, ohne
Bewußtſein wiedererlangt zu haben. Der Motorradfahrer
te nach Feſtſtellung ſeiner Perſonalien ſeine Reiſe fort=
(Jahn 75) beim Handſtand auf einem Holm. — Kreisführer K. Roth bei der Siegerehrung; dahinter der Leiter des Staatlichen
Turn=
üller von den 46ern, Zwölfkampfſieger Hch. Fiedler (TSG. 46) und Siebenkampfſiegerin Dina Wannemacher (Jahn 75).
Das 1. Kreiskurnfeſt in Arheilgen.
Bad Kreuznach am „Tag der deutſchen Roſe‟.
Der Ausklang.
Rheiniſche Roſenſchau. — Das neue Roſarium.
Dg. Arheilgen, 16. Juli. Das 1. Kreisturnfeſt des Turn=
Ab. Bad Kreuznach, 15. Juli.
kreiſes 18 Darmſtadt, das am Samstag und Sonntag im feſtlich
Das große Ereignis am „Tag der Deutſchen Roſe” war in
geſchmückten und gaſtlichen Arheilgen ſtattfand, fand am Montag
ſeinen Abſchluß mit einem allgemeinen Volksfeſt. Am Vormittag Bad Kreuznach die große Rheiniſche Roſenſchau, die von der
Kur=
fand auf dem Feſtplatz ein Frühſchoppen mit Konzertdarbietungen verwaltung Bad Kreuznach und dem Verein Deutſcher
Roſen=
der Feſtkapelle ſtatt, zu dem ſich die Feſtbummler in ſtattlicher freunde in der Deutſchen Geſellſchaft für Gartenkultur veranſtal=
Zahl eingefunden hatten und in recht angeregter Stimmung tet wurde. Im großen, rotgetönten Kurhausſaale recht würdig
einige gemütliche Stunden verlebten. Am Nachmittag formierte untergebracht, wobei das Grün der Waldtannen die prachtvolle
ſich der Feſtverein im Garten der Turnhalle zu einem Umzuge Untermalung dieſer einzigartigen gärtneriſch, künſtleriſchen Schau
durch die Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz „Im Elſee”, wo die
Kinder mit Volkstänzen ſowie allerlei Spielen und Beluſtigungen, von mehreren tauſend Roſen aller Farben, Schattierungen,
Spiel=
viel Unterhaltendes boten und zu ihrer größten Freude mit arten und Duftnuancen abgab, war dieſe Ausſtellung eine Schmuck=
Brezeln beſchenkt wurden. Der Abend wiederum ſah zahlreiche Roſenſchau, die ſich würdig der im Jahre 1932 hier ſtattgefundenen
Beſucher auf dem Feſtplatz verſammelt, vor deren Augen ſich ein „Deutſchen Roſenſchau” an die Seite ſtellen konnte. Tauſende und
umfangreiches Programm recht abwechſlungsreicher Darbietungen aber Tauſende Beſucher aus dem ganzen Rheinland, beſonders aus
abwickelte. Während die Turnerinnen mit einigen reizenden den Großſtädten Köln, Düſſeldorf, Aachen, Koblenz, Trier, von der
Tänzen aufwarteten und dafür reichen Beifall ernteten, traten
die Turner mit flotten turneriſchen Vorführungen auf den Plan. Saar, aus Heſſen, vom Main (Frankfurt), aus Süddeutſchland
Dazwiſchen wurde eifrig das Tanzbein geſchwungen, ſo daß auch und aus dem ganzen Reich waren entzückt von dieſer Schau, deren
die Jugend zu ihrem Rechte kam. Konzertdarbietungen der Feſt= künſtleriſche Geſtaltung in den Händen des berühmten Architekten
kapelle bereicherten das Programm, nach deſſen Abſchluß ein recht Kolbrand (München) und des Gartenbaudirektors Wagler
anſprechendes Feuerwerk abgebrannt wurde, das das Entzücken (Matnz) lag. Am Samstag nachmittag erfolgte mit Anſprachen
der Beſucher hervorrief. Am Schluſſe des Feuerwerks leuchtete der Präſidenten Hans Eckert=Würzburg (Verein
Deut=
das Wappen der Turnerſchaft ein 4 Meter hohes „D. T.” auf, ſcher Roſenfreunde e, V.) und Pg. Johannes Boettner=
das Kreisturnfeſt, das in allen ſeinen Teilen einen würdigen
ſei noch die vorzügliche Lautſprecheranlage der Firma zeir=
Darmſtadt, die allen Anweſenden auf dem großen Gelände ſowie
in den Zelten alle Anſprachen und Anſagen klar verſtändlich
machte.
Kriegerdenkmalweihe in Lamperkheim.
Lampertheim, 16. Juli. Unter überaus großer Teilnahme der
Bevölkerung fand am Sonntag die Einweihung des Denkmals
für die Gefallenen des Weltkrieges ſtatt. Am Vormittag erfolgte
nach dem gemeinſamen Kirchgang unter Führung des Krieger=
und Soldatenvereins „Haſſia” eine Kranzniederlegung am
Krie=
gerdenkmal für 1870/71, wobei ein Altveteran die Anſprache hielt,
Auf dem Denkmalsplatz am Friedhof marſchierten am Nachmittag
die Kriegervereine, die Formationen der NSDAP. und die
Lam=
pertheimer Geſangvereine auf. Ein von der SA.=Kapelle
geſpiel=
ter Choral leitete die ſchlichte Feier ein; die vereinigten
Geſang=
vereine brachten einen Maſſenchor zu Gehör. Nachdem
Ortsgrup=
penleiter Grünewald von der NSDAP. die Begrüßungsworte
ge=
ſprochen und auf die Bedeutung des Tages hingewieſen hatte,
hielt der Reichsobmann der NSBO. Selzner=Berlin, die
An=
ſprache; er rief den Heldenkampf 1914/1918 ins Gedächtnis zurück
und würdigte die hohen Eigenſchaften des Frontſoldaten. Für die
junge Generation gelte aber der gleiche Grundſatz treuer
Pflicht=
erfüllung; jene Männer kämpften für die Erhaltung desVaterlandes,
wir aber ſtehen im Kampf der aufbauenden Arbeit. Als der Redner
das Zeichen zur Enthüllung des Denkmals gegeben hatte, ſetzte
Glockengeläute ein und Böllerſchüſſe wurden gelöſt, Bürgermeiſter
Köhler übernahm ſodann die Denkmalsanlage in den Schutz der
Gemeinde. Schließlich erfolgten die Kranzniederlegungen durch
Vertreter der Gemeinde, der Partei, der Deutſchen Turnerſchaft,
der Hitlerjugend und der Vereine. Das Denkmal ſtellt einen
gro=
ßen Sarkophag mit aufgelegtem Kreuz dar, hinter dem zwei
über=
lebensgroße Soldaten im Stahlhelm. Gewehr bei Fuß ſtehen,
zwi=
ſchen ihnen befindet ſich, in Stein gehauen, über dem
Denkmals=
ſpruch das Hoheitszeichen der NSDAP. Zuſammen mit der
ge=
pflegten Grünanlage macht das Denkmal einen ſehr guten
Ein=
druck; es iſt ernſt und würdevoll.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 16. Juli. Krieger= und
Vete=
ranenverein. Pflichtverſammlung. Im Rahmen
ſeiner Begrüßungsanſprache gab der Führer ſeiner Freude
dar=
über Ausdruck, daß die Beteiligung an den beiden Feſtlichkeiten
in Darmſtadt und Wirhauſen wider alles Erwarten gut geweſen
ſei. Nach Bekanntgabe einiger wichtiger Befehle der
Bezirks=
leitung erteilte er dem ſtellvertretenden Bezirksführer, Kamerad
Hahn=Darmſtadt, das Wort, der in längeren Ausführungen
über die Umgeſtaltung der Krieger= und Veteranen=Vereine und
deren Ueberleitung in die SA.=Reſerve 2 referierte. Einſtimmig
wurden die hierzu erforderlichen Beſchlüſſe, unter anderem auch
hinſichtlich der Beitragserhöhung, die durch die Umſtellung
be=
dingt iſt, gefaßt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 16. Juli. Ein arbeitsloſer verheirateter
Mann aus Darmſtadt verlor, auf der Straßenſtrecke Nieder=
Ramſtadt nach Trautheim zu einen blauen Lüſterrock, in welchem
ſich ſeine Brieftaſche mit 38 Mark Inhalt, der
Arbeitsloſenaus=
weis und verſchiedene andere Papiere, ſowie etwas Wurſt und
Brot befanden. Von dem Finder ſollte man erwarten, daß er ſo
ehrlich iſt, einem arbeitsloſen Manne, der eine Familie zu
ernäh=
ren hat, ſein Eigentum wieder zurückzugeben, zumal ja der
Eigen=
tümer aus den Ausweispapieren einwandfrei hervorgeht.
Be. Groß=Gerau. 16. Juli. Am Samstag trug man hier den
plötzlich verſtorbenen Verwaltungsinſpektor Wilhelm Mahr unter
zahlreicher Beteiligung zu Grabe. Die politiſche Leitung der
Ortsgruppe Groß=Gerau gab dem Verblichenen mit ihren Fahnen
das letzte Geleit. Für das Kreisamt widmete Regierungsrat Dr.
Schmahl dem Verſtorbenen einen herzlichen Nachruf. Die Partei,
die Beamtenſchaft, die Stenographen von Groß=Gerau, Darmſtadt
und Biſchofsheim legten Kränze an dem Grabe nieder.
Frankfurt a. M. (Deutſche Geſellſchaft für Gartenkultur) die
Er=
öffnung der Roſenſchau. In beiden Anſprachen wurde die doppelte
Aufgabe des „Tages der Deutſchen Roſe” gewürdigt und die
Ge=
ſchichte der Roſe, die wie keine andere Blume ſo eng mit dem
Leben des Menſchen verbunden iſt, näher gebracht. Es wurde
her=
vorgehoben die enge Verknüpfung der Roſe mit deutſchem
völki=
ſchem Brauchtum und Sitten und betont, daß es für die
Roſen=
freunde ein beglückender Gedanke ſei, die lebende Roſe in den
Dienſt des Hilfswerkes unſeres Führers, „Mutter und Kind”
ge=
ſtellt zu ſehen. Bürgermeiſter Dr. Wetzler entbot den Gruß der
Roſenſtadt Kreuznoch und begrüßte unter den Ehrengäſten
insbe=
ſondere Frl. Paul als Vertreterin der Reichsleitung der NS.=
Frauenſchaft. Der Abend brachte eine Feſtveranſtaltung im
Kur=
park „Die Roſe im deutſchen Lied und Märchen”, die eine ſchöne
Huldigung der deutſchen Dichter und Komponiſten, der deutſchen
Sänger und Tänzer an die Königin der Blumen darſtellte. Ein
Roſenball im Kurhaus ſchloß ſich an. Am Sonntag fand im
Kur=
park ein echtes volkstümliches Garten= und Weinfeſt mit einer
originellen Weinquelle und Tanz im Freien ſtatt. Unter mittag
er=
folgte die Eröffnung des im Oranienhofpark neu angelegten
Zier=
gartens mit Roſenanlagen durch den Stadtbürgermeiſter Dr.
Wetz=
ler. Dieſer Park war bis vor wenigen Jahren ein Schandfleck der
Franzoſenbeſatzung. Hier ſtand ein prächtiger Bau von Schinkel,
das Hotel Oranienhof, in dem ſich während des Krieges das Große
Hauptquartier befand. In der Beſatzungszeit benutzten die
Fran=
zoſen das Hotelgebäude für ihre Zwecke und hinterließen es in
einem traurigen Zuſtand, ſo daß es abgebrochen werden mußte.
Der Schandfleck iſt beſeitigt und ein einzigartiges Roſarium
be=
findet ſich nun hier.
As. Erbach, 16. Juli. Oeffentliche Pferderennen.
Der Odenwälder Reiterverein hat ſoeben erfahren,
daß ſeitens der Rennſtallbeſitzer beabſichtigt iſt, einen Sonderzug
von 7—10 Wagen mit Rennpferden von dem Rennplatz Bad
Kreuznach nach Erbach i. Odw. gehen zu laſſen. Daraus geht
wieder klar hervor, daß die Erbacher Pferderennen am letzten
Wieſenmarktstage diesmal einen beſonderen Anklang bei den
Rennſtallbeſitzern gefunden haben. — Filmvorführung.
Die NS. Filmſtelle veranſtaltete am Samstagabend, im Hotel
Schützenhof eine Lichtbildvorführung, zu der die Mitglieder der
NSDAP. und alle Untergliederungen geladen waren. Der
Be=
ſuch dieſer Veranſtaltung ließ leider zu wünſchen übrig. Neben
dem Film „Hitlerjugend in den Bergen” und „Eine Jagd in
Oberammergau” gelangte als weiterer Film „Die Feier des 1.
Mai in der Reichshauptſtadt” zur Vorführung.
Fa, Alsbach a. d. B., 16. Juli. In hieſiger Gemarkung hat
nun die Ernte der Getreidefrüchte mit dem Bergen von
Roggen und Gerſte voll eingeſetzt. Bei der günſtigen Witterung
ſchreiten die Erntearbeiten gut voran. Was die Qualität betrifft,
ſo kann der Bauer mit der Frucht zufrieden ſein, mengenmäßig
bleibt ſie gegenüber derjenigen des Vorjahres etwas zurück. —
Der V. D. A. veranſtaltete im Hofe des Alsbacher Schloſſes eine
Kundgebung, in deren Mittelpunkt die Saar ſtand. Bei
ſchönem Wetter nahm die Veranſtaltung unter großer
Beteili=
gung der Bevölkerung einen wohlgelungenen Verlauf. Um auch
der Jugend die Bedeutung der Saarfrage nahezubringen, hatte
man ein originelles und draſtiſches Kaſperlſpiel inſzeniert.
Be, Büttelborn, 16. Juli. 25 Jahre Dienſt an der
All=
gemeinheit. Der hieſige Schmiedemeiſter Ruppel, der zugleich
auch Fleiſchbeſchauer iſt, kann dieſes Jahr ſein 25jähriges
Jubi=
läum als Fleiſchbeſchauer feiern. Auf der in Groß=Gerau
ſtattge=
fundenen Kreistagung der Fleiſchbeſchauer wurde Ruppel wegen
ſeiner treuen Dienſte an der Allgemeinheit durch den Verband
der Fleiſchbeſchauer und auch durch das Kreisamt Groß=Gerau
ausgezeichnet.
Cp. Wolfskehlen, 16. Juli. Hohes Alter, Während
mor=
gen, Dienstag, Witwe Katharina Schaffner ihren 76. Geburtstag
begehen kann, feiert am Mittwoch Witwe Maria Martin, ihren
78. Geburtstag. — Seitens des Landwirtſchaftsamtes Groß=Gerau
fand am Sonntag ein Gemarkungsrundgang ſtatt. Die
Führung lag in den Händen von Landwirtſchaftsrat Dr. Roth,
Groß=Gerau.
Seite 8 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Juli 1934
Der Wagen der „Minneburg” vor dem Brandenburger Tor — ein Bild aus dem gewaltigen
Feſt=
zug, der anläßlich des „Tages der Roſe” in der Reichshauptſtadt veranſtaltet wurde.
Münchener Kinder lernen ſpielend Verkehrsregeln.
Ein Bild aus dem Unterricht in den Verkehrsregeln, der in den Münchener Volksſchulen eingeführt
iſt. Im Turnſaal iſt eine kleine Stadt aufgebaut, durch deren „Straßen” die Kinder mit „
Straßen=
bahn” und „Auto” fahren, während der Lehrer eine Verkehrsampel bedient. Da ſie hierbei die
Rollen von Fahrern übernehmen, prägen ſich ihnen die Verkehrsregeln ſehr viel nachhaltiger ein, als
dies bei nur theoretiſchem Unterricht möglich wäre.
Reich und Ausland.
Pläne für „23. 129‟.
* Wie wir aus Rio de Janeiro erfahren, hat
Präſident Vargas jetzt ſeine Zuſtimmung zu eineni
großen Expeditionsflug des neuen
deutſchen Luftſchiffes „LZ. 129‟, das
zur Zeit in Friedrichshafen noch auf der Werft
liegt, gegeben. Der Zeppelin ſoll weite, bislang
noch unerforſchte Gebiete von Braſilien
überflie=
gen. Die geſamte Flugſtrecke beträgt etwa 26 000
Kilometer, wovon rund 14 000 Kilometer auf den
Hin= und Rückflug nach Braſilien entfallen.
Auch Dr. Eckener hat ſich zu dieſem Plan
be=
reits geäußert. Wie er mitteilt, handelt es ſich
hierbei um ein älteres Projekt, und die
Verwirk=
lichung ſei nach Fertigſtellung des neuen
Luft=
ſchiffes ohne weiteres denkbar. Die
Friedrichs=
hafener Werft ha tvon der braſilianiſchen
Regie=
rung als unerläßliche Vorausſetzung für dieſen
Flug die Errichtung einer Luftſchiffhalle
in Riode Janeiro verlangt, deren Bau auch
zugeſagt und ſogar bereits in Angriff
ge=
nommen worden iſt. Doch werden noch
unge=
fähr 14 Monate ins Land gehen, bis die Halle
fertig iſt, und eher kommt alſo der Flug des „LZ.
129” nicht in Frage. Die Feſtſetzung der
Marſch=
route wie aller Einzelheiten der Erpedition
blei=
ben der braſilianiſchen Regierung vorbehalten.
In etwa einem halben Jahr werden übrigens
die Daimler=Dieſel=Motoren in das neue
Luft=
ſchiff eingebaut werden. Es ſind vier Motoren zu
je 1250 Pferdeſtärken, die mit Oel befeuert
wer=
den. Der Bau des neuen Luftrieſen wird nach der
Anſicht Dr. Eckeners noch vor Ablauf des
kommen=
den Winters beendet ſein.
Hochwaſſer am Bodenſee.
Bregenz (Vorarlberg). Die ſtarken
Nieder=
ſchläge in den letzten Tagen haben ein Anſteigen
des Bodenſees um 15 Zentimeter zur Folge
ge=
habt. Die Flüſſe und Bäche führen überall
Hoch=
waſſer. Mehrere Flüſſe ſind aus den Ufern
getre=
ten. Feuerwehr und Militär arbeiten, um weitere
Waſſerdurchbrüche zu vermeiden. Zur Verhütung
weiterer Schäden ſind Feuerwehr und Militär
ausgerückt. Der Sachſchaden dürfte bedeutend ſein.
In Luſtenau ſteht das Waſſer fußhoch in den
Straßen und dringt in die tiefergelegenen Häuſer
ein. Viele Felder ſtehen unter Waſſer. Am
Sonn=
tag abend gingen auf der Arlbergſtraße infolge
der Regengüſſe an mehreren Stellen Muren
nie=
der, die die Straße über den Arlbergpaß
ſtellen=
weiſe verſchütteten und den Verkehr unterbrachen.
An der Freimachung der Straße wird zur Zeit
ge=
arbeitet.
Spen Hedin wohlbehalten.
London. Der ſchwediſche Forſcher Spen Hedin,
der nach hier verbreiteten Gerüchten von
chine=
ſiſchen Banditen gefangen genommen worden ſein
ſoll, teilte in einem vom Samstag datierten
Tele=
gramm aus Urumtſchi in Oſt=Turkeſtan mit, daß
er wohlbehalten ſei und im Kraftwagen nach
China zurückkehren werde.
Der Einſturz des Oppelner
Rakhaus=
kurmes.
Oppeln. Das 60 Meter hohe Wahrzeichen
der Stadt Oppeln, der Rathausturm, iſt
einge=
ſtürzt. Der Turm iſt völlig in Trümmer gegangen.
Das Mauerwerk bedeckt weithin die Ring=Straße
Ein amtlicher Bericht beſagt: „Bei den ſeit
Wochen betriebenen Erneuerungsarbeiten an der
Weſtſeite des Rathauſes, wobei auch einige
Stel=
len des Turmes freielegt wurden, zeigten ſich
zu=
nächſt nur zwei alte, zur Ruhe gekommene Riſſe,
die zu Befürchtungen keinen Anlaß gaben und
ſtändig beobachtet wurden. Erſt am Freitag gegen
mittag, in der Nacht zum Sonntag und am
Sonn=
tag nachmittag bildeten ſich plötzlich neue Riſſe im
Mauerwerk in etwa 6 bis 8 Meter Höhe über dem
Erdboden. Trotz ſofort eingeleiteter umfangreicher
Abſtützungsmaßnahmen ſtürzte der Turm am
Sonntag gegen 21 Uhr in ſich zuſammen. Die dort
beſchäftigten Handwerker konnten im letzten
Augenblick auf Warnung ihre Arbeitsſtätten
recht=
zeitig verlaſſen, ſo daß niemand zu Schaden kam.
Ueber die Urſache und Schuldfrage wird eine
Un=
terſuchungskommiſſion zu befinden haben, die am
Montag ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Zur
Zeit kann von einem Verſchulden nicht geſprochen
werden.
Filchner nach Zenkralaſien abgereiſt.
Berlin. Zur ſelben Zeit, wo Soen Hedin
ſeine Forſchertätigkeit in Zentralaſien zum
Ab=
ſchluß bringt, verläßt Wilhelm Filchner Europa,
um ſeine Arbeiten in Zentralaſien fortzuſetzen.
Vor ſieben Jahren hatte die anglo=indiſche
Regie=
rung aus Lhaſa die Mitteilung von Filchners
Tod erhalten. 1½ Jahre ſpäter traf der
Totge=
ſagte in Indien ein, nachdem er von Moskau
kom=
mend Sinkiang oſtwärts bis nach Kanſu und von
dort aus Tibet in Südweſt= und Weſtrichtung
durchquert hatte. Auf dieſer ſeiner letzten geo=
phy=
ſikaliſchen Expedition war es Filchner gelungen,
die lückenreichen erdmagnetiſchen Karten dieſer
Gebiete zu verbeſſern und zu vervollſtändigen. Die
von ihm in Kanſu und Sinkiang ausgeführten
Meſſungen ſind von weſentlicher Bedeutung für
die Verbeſſerung und Ergänzung unſerer noch ſehr
unſicheren Kenntnis von der Größe und
Vertei=
lung der Säkularvariation im weſtlichen China.
Durch ſeine in Tibet ausgeführten Meſſungen iſt
bewieſen, daß Tibet verhältnismäßig
ſtörungs=
frei iſt. Daraus läßt ſich ſchließen, daß das
mag=
netitreiche und ſchwere Urgebirge in Tibet in
großer Tiefer unter der Erdoberfläche liegt, daß
es alſo vorläufig praktiſcher Auswertung entzogen
iſt. Dieſe Feſtſtellung iſt auch für die
Weltwirt=
ſchaft von Intereſſe.
Die neue geo=phyſikaliſche Expedition Filchners
ſteht im engſten Zuſammenhang mit der erſten.
Sie hat den Zweck, die lineare Verteilung ſeiner
Meſſungen zu einer flächenhaften zu erweitern.
Hierzu iſt die magnetiſche Vermeſſung eines Nord=
Süd verlaufenden Querſchnittes durch die
zentral=
aſiatiſche Hochebene erforderlich. Im Notfalle iſt
eine Oſt=Weſt verlaufende Meßkette in der Nähe
des Nordabſturzes des tibetaniſchen Hochplateaus
vorgeſehen.
Da ſich Filchner auf ſeiner letzten unter den
ärmlichſten Verhältniſſen durchgeführten
Expedi=
tion ſchweren körperlichen Schaden zugezogen hat,
begrüßt er es, daß er diesmal etwas beſſer
aus=
gerüſtet iſt und über etwas größere, wenn auch
immer noch recht beſcheidene Mittel verfügt.
Filch=
ner wird es ſicher gelingen, auch diesmal die
an=
ſtrengenden wiſſenſchaftlichen Arbeiten
programm=
gemäß durchzuführen. Der Forſcher hofft auch
dies=
mal auf das Wohlwollen und die Unterſtützung
der anglo=indiſchen und chineſiſchen Regierung, die
ihm auf ſeiner letzten Expedition ſo
außerordent=
lich wertvolle Dienſte hatten angedeihen laſſen.
Filchners erſtes Zwiſchenziel iſt Britiſch=Indien,
wo er erdmagnetiſche Anſchlußmeſſungen
durchzu=
führen gedenkt.
Ein vollbeſehter Kraftomnibus
verunglückk.
Friedrichsſtadt. Ein Kraftomnibus aus
Marne, der mit 34 Ausflüglern beſetzt war, geriet
in Friedrichsſtadt durch Platzen eines
Vorderrei=
fens ins Schleudern. Der Wagen überſchlug ſich
und ſtürzte mit den Rädern nach oben in den mit
Waſſer gefüllten tiefen Chauſſeegraben. Die
Ber=
gungsarbeiten geſtalteten ſich außerordentlich
ſchwierig, da die Verunglückten durch die Fenſter
des umgeſtürzten Wagens herausgeholt werden
mußten. Bis zum Eintreffen von Aerzten und
Sa=
nitätern leiſtete eine Straßenbaukolonne die erſte
Hilfe. Es wurden ſechs Schwerverletzte und zehn
Leichtverletzte geborgen. Die übrigen Fahrgäſte
kamen mit dem Schrecken davon. Von den
Schwer=
verletzten iſt eine Frau bereits auf dem
Trans=
port ins Krankenhaus geſtorben. Es handelt ſich
um die 28jährige Erna Hanſen aus Elmshorn.
Das ſiameſiſche Königspaar in Oberammergau.
Oberammergau. Der König und die
Königin von Siam trafen mit Gefolge am
Sonn=
tag nachmittag in Oberammergau ein und
wohn=
ten dem zweiten Teil des Paſſionsſpieles bei. Die
öffentlichen Gebäude zeigten neben den
National=
flaggen Deutſchlands die ſiameſiſchen Farben, und
auch die Logenſitze des Königspaares waren mit
der ſiameſiſchen Flagge geſchmückt. Der König
äußerte ſich ſehr anerkennend über das Spiel und
ſprach dem erſten Bürgermeiſter für das
Gaſtge=
ſchenk der Gemeinde Oberammergau, eine
holzge=
ſchnitzte Madonna ds Bildhauers Wittmann,
ſei=
nen beſonderen Dank aus.
Der Beſuch des Spiels war am Sonntag
wie=
der außerordentlich ſtark. Das Paſſionsſpiel wurde
bisher von rund 120 000 Menſchen beſucht,
dar=
unter von Tauſenden von Au.ländern, die zum
Teil ausdrücklich ihre Freude darüber äußerten,
daß ſie ſich nicht durch die Lügenberichte der
aus=
ländiſchen Hetzpreſſe von dem Beſuch des
Paſſions=
ſpieles abhalten ließen.
Exploſion eines Munitionsdepots bei Bukareſt.
Wien. Die Blätter berichten aus Bukareſt,
daß ſich in der rumäniſchen Hauptſtadt geſtern
morgen" in einem Munitionsdepot eine heftige
Exploſion ereignet habe, durch die auch in
Buka=
reſt ſelbſt viele Fenſterſcheiben zertrümmert
wur=
den. Nach amtlichen Feſtſtellungen ſoll es ſich um
ein Munitionsdepot gehandelt habe in dem
Pulver gelagert war, das für militäriſche Zwecke
nicht mehr geeignet war.
Eine neue Wendung in der Londoner
Mördſache.
London. Die Affäre der „Leiche im Koffer
die ſeit vier Wochen die Oeffentlichkeit in Ater
hält, hat eine neue ſenſationelle Wendung
nommen. Wie erinnerlich, wurde am 17. Juni i
Gepäckaufbewahrungsraum des Bahnhofs Brig.
ton ein Koffer entdeckt, der den Rumpf ein
weiblichen Leiche enthielt. Einige Tage ſpäte
fand man in dem Gepäckraum eines Londone
Bahnhofs einen Koffer mit den zu dieſem Rum
gehörigen Beinen. Bisher war es der London
Geheimpolizei trotz fieberhafter Anſtrengung nie
gelungen, das Geheimnis um dieſe Leiche aufz
klären. Am Sonntag wurde in einem Gaſthaus
Brighton von Detektiven eine Durchſuchung vo
genommen, bei der ein dritter Koffer aufgefu
den wurde, in dem ſich nicht nur die Arme u
der Kopf der vor vier Wochen entdeckten Leie
befanden, ſondern auch noch eine zweite Fraue
leiche, ſowie das Mordwerkzeug, ein blutbefleckt
Hammer. Die Polizei beſchlagnahmte auch mehre
Pakete mit blutbefleckter Frauen= und Bettwäſd
Die zweite Leiche wurde als die der Tänzer
Violet Kaye identifiziert. Die Polizei hofft, d
Mörder, einen früheren Mieter des Gaſthauſ
in Kürze feſtnehmen zu können.
Kakaſtrophale Dürre auch in China.
Nanking. Die Hitzewelle, von der ſeit d.
Wochen faſt ganz China heimgeſucht wird, erreid
am Samstag ihren Höhepunkt, als hier 43 Gre
Celſius im Schatten gemeſſen wurden.
den letzten Wochen iſt die Temperatur nicht un
38 Grad geſunken. Die Reisfelder werden von 1
glühenden Sonne verſengt, und da die Herk
ernte als verloren gilt, ſteigen die Preiſe ti
lich. Der Taſchilama, der „lebende Buddha”. v
weilt ſtändig im Gebet, um Regen herbeizufleh
In den Provinzen Kiangſu, Tſchekiang, Hur
Honan, Anhui und Schanſi iſt die Ernte völlig
Vernichtung preisgeben, wenn nicht bald ar
giebiger Regen einſetzt.
Der Trick der „Ozeanflieger”,
Warſchau. Die große Popularität der b
den polniſchen Ozeanflieger, der Brüder Adan
witſch, haben zwei Schwindler zu einem gelungen
Streich benutzt. Sie begaben ſich zuerſt nach Cz
ſtochau und dann nach Lodz und gaben ſich
beiden Orten als die berühmten Flieegr aus,
den Wunſch hätten, einige Tage in ungeſtört
Inkognito zu verbringen. Ihre Bitte, keine fei
lichen Empfänge zu ihren Ehren zu veranſtalt
hatte jedoch die gegenteilige Wirkung. Sie wur.
mit Aufmerkſamkeiten von allen Seiten üb
ſchüttet und ſchließlich wurde ihnen noch
namhafter Betrag für den Ankauf eines Fl
zeuges ausgehändigt. Als der Schwindel entd
wurde, hatten ſich die beiden „Flieger”
ber=
aus dem Staub gemacht.
Schwerer Autounfall im Elſaß.
Ein Toter, zahlreiche Verletzte.
Paris. Bei einem mit 30 Perſonen beſet
Autoomnibus aus Schlettſtadt verſagten bei.
Heimkehr von einem Ausflug die Bremſen.
raſender Fahrt rollte der Wagen die abſchüſ
Straße hinunter. Die meiſten Fahrgäſte verſuck
ſich durch Abſpringen zu retten. Dabei wurden
Perſonen ſchwer verletzt. Eine Frau iſt ihren 2
letzungen im Krankenhaus erlegen. Dem Was
führer gelang es ſchließlich, den Wagen in ei
flachen Straßengraben zu ſteuern, wobei der?
gen umſtürzte. Alle Inſaſſen, die nicht abgeſpr
gen waren, blieben unverletzt.
30 Tote bei einem Tempelbrand in Indie=
Kalkutta. Nach einer Meldung des
tesman” ſind bei einem Tempelbrand in der N
von Tinevelly in der indobritiſchen Präſidentſe
Madras 30 Perſonen ums Leben gekommen
40 ſchwer verletzt worden. Bei der Verbrenn
von Opfergaben geriet das Dach in Brand.
Feuer griff mit großer Schnelligkeit um ſich.
den 100 Gläubigen, die ſich in dem Tempel
fanden, konnten ſich nur wenige retten, zu
das Gebäude nur einen einzigen Ausgang he
Zum Reichskreffen der Kammerjäg
in Hameln.
Die Kammerjäger aus allen Teilen des deut
Vaterlandes haben ſich jetzt zu einem Reichstr
in der Rattenfängerſtadt Hameln vereinigt.
hierin liegende Anknüpfung an die alte Ra
fängerſage gab einem der Berliner Teilne.
den Anlaß, zu der Fahrt das Gewand eines
rühmten „Vorgängers” anzulegen.
Dienstag, 17. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 195 — Seite 9
Der Mann, der die Welt veraiſtet.
e geheimen Wege des Rauſchgiftſyndikals. — Räkſelhafte Brandſtiftung. — Als Chemiker auf dem Wege
zur Rauſchgiftfahrik.
Auf jeden Fall will ich es wagen ..
Gegen Morgen habe ich einen ſchrecklichen Traum.
Ein Verbrechen an der Menſchheit.
Der Prinz ſteht plötzlich an meinem Bett. Aber was iſt das
Von E. T A. Hay. (Nachdruck verboten!)
Inhalt der bisher erſchienenen Teile:
Der internationale Rauſchgifthandel iſt über die ganze
Welt verbreitet. Der Unbekannte, der an der Spitze
dieſes Rauſchgiftſyndikates ſteht, führt den Spitznamen
„Prinz”. Ueberall hat er ſeine Opfer. Die Polizei und
Kontrollſtationen aller Welt ſuchen ihn und ſind im
Kampf gegen ihn In Macpherſons Hotel in London,
in das der Verfaſſer zufällig gerät, gehen merkwürdige
Dinge vor. Die Menſchen dort ſcheinen alle zu ſchlafen.
Eine Zigarettenverkäuferin fällt in unerklärlichen
Traumzuſtand, der ſich in der vierten Nachmittagsſtunde
plötzlich ändert. Von dieſer Stunde an erwacht auch das
ganze Hotel, deſſen Gäſte und Perſonal unter den
Aus=
wirkungen des furchtbaren, auf raffinierte Weiſe
einge=
ſchmuggelten Rauſchgiftes ſtehen. Mr. White, einer der
Gäſte, erzählt von dem Höllenleben der
Rauſchgift=
ſüchtigen. E. T. A. Hay beſchließt mit Mary, der
Ziga=
rettenverkäuferin, Chemiker des Rauſchgiftſyndikats zu
werden, um dem „Prinzen” auf die Spur zu kommen.
Das Sundikat muß vernichket werden ...
Ich muß zugeben, daß ich im Grunde genommen genau ſo
zweifelt war wie ſie.
Sie hatte mit jedem Wort die Wahrheit geſagt.
Und wenn ſie heute tauſendmal die Abſicht hatte, nicht zu
en ... am nächſten Tage würde ſie doch beſtimmt gehen.
Das Gift würde ſie zwingen ... das furchtbare Gift.
Wo gab es einen Ausweg?
Wir beide ſaßen und ſtarrten vor uns hin.
Und dann kam mir ganz plötzlich ein Gedanke
4 Ich ſprang auf und lief umher. Himmel, welche Perſpektiven
ffneten ſoh mir da.
„Warum rennen Sie denn dauernd hin und her?” ſagte Mary
erlich.
„Ich habe eine Idee!”
„Wahrſcheinlich wie Sie mich vom Kokain heilen und meine
jahrt nach Marſeille unmöglich machen können!?” ſagte ſie ein
tig ſpöttiſch. „Im übrigen muß ich Ihnen ſagen, daß es für
ſehr gefährlich iſt, dieſes Geſpräch belauſcht zu haben. Wenn
Leute vom Syndikat dieſes wüßten, ſo würden Sie bald von
Burſchen „erledigt” ſein ...!"
„Werden Sie mich verraten?” fragte ich.
Sie bekam einen roten Kopf.
„Schämen Sie ſich! Wofür halten Sie mich eigentlich? Im
ſenteil, ich bin Ihnen dankbar, daß Sie ſo viel Intereſſe für
h zeigen und mich nicht wegen meiner Leidenſchaft für den
hnee” verachten ...!"
„Lieben Sie die Leute vom Syndikat? Zum Beiſpiel dieſen
m ...?
„Sie ſind verrückt! Ich haſſe dieſe Leute wie die Sünde. Ich
e ſie, wie man jemanden haſſen muß, der einem das Leben
ziftet und einem die Hölle auf Erden geſchaffen hat. — John!
Er war einige Zeit in mich verliebt, aber das iſt längſt
n Harlow iſt einer der Leute vom Syndikat. Ein großer
ſo=
über. Er iſt es ſogar geweſen, der mir dieſes ſchreckliche
ain angewöhnt hat .. . nein, ich haſſe auch ihn wie die Sünde!”
„Würden Sie ein Opfer bringen, um die Welt von dieſem
ccklichen Prinzen zu befreien? Um das Syndikat zu vernich=
2 Um der Polizei die Möglichkeit zu geben, ihre neuen
riken, die ſie nicht entdecken kann, zu finden . . .?
Sie lachte ein wenig bitter:
„Ja, nichts würde ich lieber tun wie das. Ich würde mich
ie ſelbſt opfern, wenn ich dieſe Schurken vernichten könnte, aber
haben die Rechnung ohne .. . das Kokain gemacht. Ich ſpreche
ſo, weil ich noch das Gift im Körper habe. Ich kann jetzt
end Entſchlüſſe faſſen, aber morgen werde ich keinen ausführen.
egen werde ich gleichgültig, apathiſch und ohne Intereſſe für
die Dinge des Lebens ſein ... bis ich wieder unter dem
Ein=
des Giftes ſtehe . . . Ich werde alſo nie die Kraft haben, der
izei etwas zu verraten" ich werde nie die Kraft haben, aus
ſer Geheimfabrik zu fliehen ... und ich bin ſicher, man wird
gut bewachen ... dort .. .!"
Ich nickte mit dem Kopf.
Das, was ſie ſagte, konnte ich begreifen. Sie ſelbſt würde
t viel handeln können. Aber mein Plan war auch anders.
„Genießen Sie das Vertrauen der Leute vom Syndikat?”
„Sie wiſſen, daß ich einſt mit Harlow befreundet war",
ſie trauen mir!“
„Das iſt genug. Ich werde mit nach Marſeille fahren und
werden den Leuten erzählen, daß ich ein Bekannter von Ihnen
der ebenfalls ganz unter dem Einfluß des Kokains ſtände.
werden ſagen, ich ſei auch Chemiker und hätte meine Stelle
loren eben weil ich .. . Kokainiſt ſei. Ich wette tauſend zu
S, daß ſie mich ebenfalls als Chemiker in der Fabrik mit
nen zuſammen anſtellen werden. Sie brauchen Chemiker, das
dieſer John ja ſelbſt geſagt. Alſo werden ſie ſich ſicher freuen,
nn ſie noch einen Chemiker für ſich gewinnen können. Einen
emiker, der Kokainiſt iſt und den ſie in der Hand zu haben
üben. Ich ſtehe nicht unter dem Einfluß des Giftes und ich
de die Kraft haben, der geheimnisvollen Fabrik zu entfliehen
der Polizei die betreffenden Mitteilungen machen zu können,
ſie ſich befindet. Gerade das iſt ſo wichtig, für die Polizei,
fer das Geheimnis der Fabriken zu kommen. Sie kann ſie
ilich nirgends finden. . . Dieſer Prinz iſt auf ein Verſteck gekom=
, das niemand finden kann ... Wir werden es finden. Wir
den dem Rauſchgiftſyndikat einen Schlag zufügen, an den es
ken ſoll.”
Ich war ganz begeiſtert von meinem Plan
Meine Begeiſterung ſteckte Mary an.
Sie ſtand auf und drückte mir die Hand.
„Wirklich, Ihre Idee iſt gut; ich bin mit allem einverſtanden.
werde ganz auf Ihrer Seite ſtehen. Hoffentlich glückt alles.
fahre morgen früh 8 Uhr 27 vom Waterloo=Bahnhof. Seien
am Bahnhof, ich erwarte Sie dort ..
Mary ging zur Tür.
1 „In Marleille wohne ich immere im Hotel „Trois Etoiles”.
ſehr nachdenklich aus.
In Marſeille wohne ich immer im Hotel „Trois Etoiles”,
Dann ſchlug die Tür hinter ihr zu.
Warum ſie mir in dieſem Augenblick das Hotel nannte, habe
erſt viel ſpäter begriffen.
Es brennk..."
Ich ſchlafe erſt ſehr ſpät ein. In welch einen Kampf will ich
da ſtürzen? Will mit dem größten und gefährlichſten
Ver=
herſyndikat der Welt anbinden?
Nun, mehr als das Leben kann man dabei nicht verlieren.
Ich verkenne die Gefahr keinen Augenblick. Ich weiß, daß ich
oren bin, wenn man meinen Betrug entdeckt.
Meine Kenntniſſe in der Chemie ſind mehr als mangelhaft,
Bei der erſten Prüfung falle ich durch.
Aber das iſt mir ja egal. Die Hauptſache, daß man mich zu
r dieſer geheimnisvollen Fabriken bringt.
Vielleicht werde ich da gar keine Gelegenheit zur Flucht haben
man wird mich ſehr ſchnell „erledigen”. Ich bin feſt davon
rzeugt, daß irgendwelche Skrupel dieſes Syndikat nicht kennt.
für ein Menſch? Ein Rieſe! Ein Gigant! Er hat einen
ſchreck=
lichen Tierkopf und Hände mit Teufelskrallen .. . Ich liege
un=
beweglich und der Schrecken lähmt mir alle meine Glieder.
„Ich will um Hilfe rufen, aber ich kann es nicht. Alles iſt an
mir gelähmt. Glieder, Stimme ..
Dieſes ſchreckliche Ungeheuer, halb Menſch, halb Tier, legt
nun ſeine furchtbaren Hände mir um den Hals ... drückt".
preßt .. . Ich bekomme keine Luft mehr . . . keine Luft.."
„Hilfe ... Hilfe.!"
Jetzt habe ich wirklich um Hilfe geſchrien.
Mit einer faſt übermenſchlichen Kraft reiße ich mich aus den
Klauen dieſes Kerles und richte mich auf.
„Ich reiße die Augen auf und ... träume ich noch?
Eine neue Nebelwand umbrandet mich. Ich kann immer noch
keine Luft bekommen ... huſte . . . huſte .. .
Schreie.
Dann bin ich mit einem Satz aus dem Bett,
Es brennt ...!
Wirklich. mein Zimmer iſt voller Rauch und Qualm. Ich
ſtürze zur Tür ... die Tür iſt verſchloſſen und der Schlüſſel fort!
„Ich ſtürze zum Fenſter und reiße das Fenſter auf.
Luft! Luft!
Ich kann wieder atmen.
„Hilfe! Hilfe!”
Ich höre Lärm an der Tür. Man ſchlägt die Tür ein. Man
kommt mit Feuerlöſchapparaten. In wenigen Minuten hat man
das Feuer gelöſcht.
Hal Mary mich verraten
Man will von mir wiſſen, wie der Brand entſtanden ſein kann.
Fortgeworfene brennende Zigarette? Teppichbrand? Blödſinn!
Ich habe geſchlafen und nicht geraucht ..
Der Hotelmanager will ein Protokoll aufſetzen.
„Brandſtiftung durch das Syndikat!” ſage ich zu ihm.
Da wird er blaß im Geſicht.
„Sie ſcherzen?. Wer iſt das Syndikat?”
Aber er iſt mehr wie nervös.
Er verzichtet auf Protokoll und weitere Antworten von mir,
Mein Blick fällt auf die Uhr. Es iſt 8 Uhr.
In 27 Minuten fährt mein Zug. Mary erwartet mich.
Ich packe in fieberhafter Eile, und 10 Minuten nach 8 Uhr
raſe ich ſchon im Auto dem Bahnhof zu.
Der Brand? Ich bezweifele nicht, daß mir irgendwie das
Syndikat auf der Spur iſt. Wie das möglich iſt begreife ich nicht.
Hat man Verdacht gegen mich geſchöpft? Aber dann iſt alles aus,
dann iſt mein Plan ins Waſſer gefallen.
Ein ſchrecklicher Gedanke kommt mir.
Hat Mary mich verraten ... iſt ſie umgefallen . . . ?
Wollte man mit dem Brand nur verhindern, daß ich den Zug
erreichte? Oder ging es um mein Leben?
Vielleicht aber hat das Syndikat an, dem Brande auch gar
nicht Schuld?
Man darf nicht zu ſchwarz ſehen. An einen Verrat durch
Mary glaube ich nicht. Sie iſt ein anſtändiger Kerl.
Aber auf dem Bahnhof ſuche ich vergebens nach Mary.
Ich laufe durch die Warteſäle, ſuche die Perrons ab. Mary
iſt nirgends zu finden.
Auch im Zuge iſt ſie nicht.
Was nun?
Soll ich in London zurückbleiben? Soll ich ſie in London
ſuchen? Vielleicht ſteckt ſie noch in Macpherſons Hotel?
Ehe ich einen Entſchluß faſſen kann fährt der Zug ab. Mit mir.
Alfo nach Marſeille.
Oder ſoll ich auf der nächſten Station ausſteigen und nach
London zurückfahren?
Es iſt eine innere Stimme in mir, die mich nach Marſeille ruft.
In Marſeille ſucht man Chemiker für die geheimnisvollen
Fabriken des Prinzen.
Alſo fahre ich nach Marſeille.
Ich kenne dort ein Hotel „Trois etoiles”. Mary nannte es mir.
Vielleicht hatte ſie ihre Gründe, es mir zu nennen.
Nein, nicht zurück nach London!
Ich will meinen Krieg gegen den ſchrecklichen Prinzen führen!
Auf dieſer Reiſe nach Marſeille ſtoße ich immer wieder auf
einen breitſchultrigen Mann mit ungewöhnlich friſchen
Geſichts=
zügen. Er trägt einen ſteifen Hut und einen braunen Ulſter.
Manchmal kommt es mir vor, als beobachte er mich heimlich.
Verfolgt er mich? Steht er im Dienſte des Syndikats? Hat mich
Mary doch verraten?
Blödſinn! Ich ſehe Geſpenſter ...!
Dürfen nicht mehr Leute nach Marſeille fahren wie ich.
Unangenehm iſt es mir nur ſpäter in Marſeille, daß der Herr
die Taxe hinter mir nimmt, als ich meinem Chauffeur die Adreſſe
nenne: Hotel „Trois etoiles”.
Aber das iſt natürlich Zufall, daß er hinter mir ſteht!
Spoct, Soiel und Jucnen.
Heute 18‟ Uhr: Schwimmen, Waſſerball
Univerſikäl Berlin - Darmſtadt.
Im Anſchluß an die deutſchen Studentenmeiſterſchaften in
Frankfurt trägt heute abend 18.30 Uhr die ausgezeichnete
Mann=
ſchaft der Univerſität Berlin im Großen Woog einen Schwimm=
und Waſſerballkampf gegen die hieſige Stadtmannſchaft aus. Die
Berliner Studenten, die in Frankfurt außerordentlich erfolgreich
abgeſchnitten haben und in ihren Reihen ſo bekannte Leute wie
den polniſchen Meiſter Karlizek haben, der gerade in Frankfurt
mit neuen Meiſterehren geſchmückt wurde, werden der Darmſtädter
Stadtmannſchaft in drei Staffeln und einem
Waſſerball=
ſpiel gegenüberſtehen. Bei dem großen Können der Berliner
Univerſität, die ſich außer auf Karlizek noch auf eine ganze Reihe
bekannter Schwimmer und Waſſerballſpieler ſtützt, kann man mit
ſpannenden Kämpfen rechnen, die Darmſtadts Schwimmer vor eine
ſehr ſchwere Aufgabe ſtellen werden. Im Rahmen der Wettkämpfe
wird außerdem noch ein Schauſpringen der beſten
Darm=
ſtädter Springer ſtattfinden, wobei der neue Gaumeiſter Schütz
(Jung=Deutſchland) Proben ſeines Könnens ablegen wird.
Bei niedrigen Eintrittspreiſen wird man heute abend
Ge=
legenheit haben ausgezeichnete ſchwimmſportliche Leiſtungen am
Woog zu ſehen ſo daß ein Beſuch der Veranſtaltung jedem
Sport=
freund nur empfohlen werden kann.
Hochſchulkampf im Tennis:
Techn. Hochſchule Darmſtadt — Univerſikät Frankfurk.
Heute. Dienstag, den 17. 7. 34, trägt die TH. Darmſtadt gegen
Univerſität Frankfurt einen Tenniskampf aus. Die Kämpfe
ſchei=
nen intereſſant und vielverſprechend zu werden, wie es aus den
Namen der nachfolgend aufgezeichneten Spieler zu erſehen iſt. Im
vorigen Jahre ging dieſer Wettkampf unentſchieden 4:4 aus. In
dieſem Jahre beſteht die berechtigte Ausſicht, daß TH. Darmſtadt
den Sieg davontragen wird.
Die Spiele finden auf den Plätzen des TEC. am Böllenfalltor
ſtatt. Spielbeginn 16.30 Uhr.
Für Darmſtadt ſpielen: Endriß, Sigwart, Ohl, Bäcker,
Buſch. Füngling. Erſatz; Hüngsberg.
Für Frankfurtſpielen: Henke, Dr. Müller, Schmidt=Knatz,
Merget, K. Müller, Dyckerhoff.
3. Skaffelabend im Hochſchulſtadion
am kommenden Donnerstag, 19 Uhr.
Unſere Darmſtädter Leichtathleten laden wieder zu einem
Staffelabend ein, der als dritter einen gewiſſen Abſchluß bringt
und noch einmal den Gedanken des Mannſchaftskampfes in der
Leichtathletik ſtark in den Vordergrund ſtellt.
Am kommenden Donnerstag werden wir im Hochſchulſtadion
um 19 Uhr noch einmal ſpannende Kämpfe erleben, an denen ſich
beteiligen:; der ASC. SV. 98, TSG. 46. Jahn 75, Polizei, Merck
und vielleicht Reichsbahn bzw. der eine oder andere Vorortverein.
Das Programm ſieht diesmal — nachdem die Damen
und die Alten Herren anläßlich des 2. Staffelabends bereits
10Xmal 100 Meter gelaufen haben — folgende Wettkämpfe vor:
Aktive: 10X100 Meter=Staffel — Viertelſtunde=Paarlauf.
Jugend (1916/1919); 4X400 Meter=Staffel — 10X½ Runden=
Staffel.
Frauen: 15X½ Runden=Staffel.
Schüler (1920 ff.): 15X½ Runden=Staffel
Abſchlußſtaffel, 20X½ Runden=Staffel, offen für Aktive, in
der auch Alte Herren und Jugendliche von den einzelnen
Ver=
einen ſtartberechtigt ſind, ſo daß jeder Verein mindeſtens eine
Mannſchaft über 20X½ Runden ſtellen kann.
Meldegebühren werden in Anbetracht der
Teilnahme=
pflicht nicht erhoben. Die Veranſtaltung beginnt vünktlich um
19 Uhr. Die Reihenfolge: Schülerſtaffel — 4X400 Meter=Jugend
— Viertelſtunde=Paarlauf — Frauenſtaffel — 10X100 Meter=
Ak=
tive — 10X½ Runde=Jugend — Abſchlußſtaffel!
Die Vereine beſtätigen umgehend nochmals, mit wieviel
Mann=
ſchaften ſie in den einzelnen Klaſſen teilnehmen, dem
Kreisſport=
wart Heinz Lindner=Darmſtadt, Mollerſtraße 21.
T5G. 46, Raſenſpork-Abkeilung.
Für Samstag abend 9 Uhr iſt eine
Spielerver=
ſammlung der geſamten Aktiven von Hand= und
Fußball=
abteilung anberaumt. Die Kameraden werden gebeten, ſich den
Abend freizuhalten. Die Amtswalter der geſamten Abteilung
werden gebeten, eine Stunde früher anweſend zu ſein. Die
Spie=
lerverſammlung und Amtswalterbeſprechung findet, im grünen
Zimmer des Turnhauſes am Woogsplatz ſtatt. Es ergehen keine
beſonderen Einladungen.
Deutſche Polizeimeifkerſchaften.
Bei hochſommerlicher Hitze wurden im Magdeburger
Polizei=
ſtadion vor 4—5000 Zuſchauern die Entſcheidungen der Polizei=
Leichtahtletik=Meiſterſchaften ausgetragen. Ein eigenartiges
Er=
gebnis zeitigte das 100=Meter=Rennen, das Lammers=Oldenburg,
Paaſche=Lübeck und Fritſche=Dresden in 11,0 Sekunden in totem
Rennen beendeten. Lediglich der Verteilung der Preiſe wegen
mußten die drei noch einmal laufen. Hier ſiegte dann Lammers
in 11,0 Sekunden vor Fritſche und Paaſche. Paaſche entſchädigte
ſich durch einen Sieg im 400=Meter=Lauf in 49,9 Sek.
Schaum=
burg ſicherte ſich die 1500 Meter in 4:02,1 Min. Doppelſieger
wurde Bonnett=Berlin (Hochſprung und Stabhochſprung).
Bie=
bach=Halle war im Weitſprung mit 7,285 Meter nicht zu ſchlagen.
Steingroß=Oppeln im Speerwerfen, mit 61,21 Meter. Wölke=
Berlin holte ſich das Kugelſtoßen mit dem
inter=
national hochklaſſigen Wurf von 15, 52 Meter
vor Schneider=Darmſtadt (14,90 Meter). Der Berliner
Fritſche war im Diskuswurf mit 44,82 Meter Beſter, und
Jankowſki gewann das Keulenwerfen mit 68,92 Meter.
100 Meter: 1. Lammers=Oldenburg, Fritſche=Dresden und Paaſche=
Lübeck, 11,0 Sek (totes Rennen).
400 Meter: 1 Paaſche=Lübeck, 49,9 Sek.; 2. Imhoff=Berlin, 50,77
3. Tripſch=Stuttgart, 50,8.
1509 Meter: 1. Schaumburg=Mülheim, 4:02,1 Min.; 2. Rödelein=
Stuttgart, 4:08,2; 3. Schuffelhauer=Berlin, 4:12.
5000 Meter: 1. Pfarr=Berlin, 15:43,1 Min.; 2. Korb=Zwickau,
16:19: 3. Brauch=Berlin 16:25.
110 Meter Hürden: 1. Scheele=Altona, 16:1 Sek.; 2. Meiſter=
Dresden, 16,6; 3. Friedrich=Berlin, 16,6.
Hochſprung: 1. Bonnett=Berlin, 1,79 Meter; 2. Wittmann=
Würz=
burg, 1,78; 3. Meyer=Hamburg, 1 73.
Weitſprung: 1. Biebach=Halle, 7,285 Meter; 2. Wittmann=
Würz=
burg. 6,625; 3. Fritſche=Dresden, 6,615.
Stabhochſprung: 1. Bonnett=Berlin, 3,50 Meter; 2. Coll=Ulm,
3,50; 3. Born=Düſſeldorf. 3,50 (durch Stechen entſchieden).
Speerwerfen: 1. Stein=Groß=Oppeln, 61,21. Meter; 2. Gerdes=
Hamburg, 58,77; 3. Bonnett=Berlin, 56.56.
Diskuswerfen: 1. Fritſch=Berlin, 44,82 Meter; 2. Meyer=
Iſer=
lohn, 42,34; 3. Hänchen=Berlin, 42,20.
Kugelſtoßen: 1. Wölke=Berlin 15,52 Meter; 2. Schneider=
Darmſtadt 14,90; 3. Schröder=Magdeburg, 14,48.
Kugelſtoßen beidarmig: 1. Schneider, 27,31 Meter!
2. Wölke, 26,75; 3. Blaſchke=Königsber,g 25,76
Keulenwerfen: 1. Jankowſki=Königsberg, 6892 Meter; 2.
Kal=
tenegger=München, 68,06; 3. Springer=Königsberg,
Fünfkampf: 1. Bramfeld=Hamburg, 27 Punkte: 2. Beiſe=Stettin,
32 Punkte; 3. Klüsſpieß=München, 34 Punkte.
Luigi Fagioli (Mercedes=Benz) wurde Zweiter
im „Großen Preis von Deutſchland”.
*
Taelſtoder Tre Taodrt
*
Nummer 12
Hochſchulbeilage des Darmſtadter Cagblatts
Dienstag, 17. Ju
Catfung
der Rhein=Mainiſchen
Studenrenſchaftsführer.
Eigenbericht des „Darmſtädter Tagblatts”.)
Am Sonntag, dem 9. Juli, fanden ſich auf dem Gleiberg die
Führer der Studentenſchaften Darmſtadt, Gießen, Frankfurt,
Mar=
burg und Friedberg zuſammen zu einer kurzen, aber
bedeutungs=
vollen Arbeitstagung. Auch die Studentenſchaftsführer der
Fach=
ſchulen, Heſſens, Naſſaus und Kurheſſens waren anweſend, ſo daß
erſtmalig eine gemeinſame Tätigkeit der rhein=mainiſchen
Studen=
tenſchaften zutage trat. Im Gegenſatz zu der ſeinerzeit auf dem
Gleiberg abgehaltenen Tagung, die anfangs Mai zur Gründung
einer loſen Arbeitsgemeinſchaft führte, wurde diesmal ſchon
poſitive Vorarbeit für die Bildung des
Studentenſchafts=
kreiſes Rhein=Main geleiſtet.
Der Reichsinſpekteur der Deutſchen Studentenſchaft,
Hochſchul=
gruppenführer v. Graeve=Gießen, iſt vom Reichsführer der
D. St. mit Vollmachten ausgeſtattet worden, die Vorarbeiten zur
Bildung des neuen Kreiſes der Studentenſchaft durchzuführen. Er
ergriff daher das Wort zu einer Darſtellung der Entwicklung in
der Deutſchen Studentenſchaft und leitete aus dieſer Entwicklung
den Werdegang des Kreiſes Rhein=Main und ſeine Aufgaben ab.
Der neue Kreis unterſcheidet ſich von allen bisherigen
organiſa=
toriſchen Aufteilungen dadurch, daß erſtmalig die Grenzen eines
Kreiſes nicht willkürlich, den hiſtoriſchen Grenzen folgend, gezogen
worden ſind, ſondern einen Raum umreißen, der wirtſchaftlich
und kulturell eine Einheit darſtellt. Bisher konnten nur
Oſt=
preußen und Schleſien eine ähnliche Stellung für ſich in Anſpruch
nehmen, doch ſind die Grenzziehungen bei dieſen Kreiſen durch
die Verhältniſſe einfach vorgeſchrieben geweſen. Das Rhein=Main=
Gebiet dagegen, das auf verhältnismäßig kleiner Fläche eine Reihe
bedeutender Hochſchulen dicht beieinander ſieht, fordert zur
ge=
meinſchaftlichen Arbeit, zum organiſchen Zuſammenſchluß von
unten her, geradezu auf, und ſo iſt auch der neue ſtudentenſchaftliche
Kreis aus dem Willen gemeinſchaftlicher Arbeit in einem
einheit=
lichen G=biet gewachſen. Bislang teilten die Kreiſe Weſtmark und
Südweſtdeutſchland dieſes Gebiet noch in zwei Teile. Durch dieſe
Grenzziehung wurde der Studentenſchaft eine reſtlos wirkſame
Zuſammenarbeit mit anderen Organiſationen unmöglich gemacht,
die ihre Aufgliederung bereits den Bedürfniſſen des Rhein=Main=
Gebietes angepaßt haben. Der unbedingten Notwendigkeit der
Zuſammenarbeit mit anderen Organiſationen wegen ſtellte der
Zuſammenſchluß der Studentenſchaften beider Heſſen zu einem
geieinſamen Kreis einen langgehegten Wunſch des
Reichsſtatthal=
ters und Gauleiters Sprenger dar, der damit auch die geiſtige
Eixheit des Rhein=Main=Gebiets vorgetrieben ſehen wollte. Wenn
die Studentenſchaft mit der Unterſtützung des Gauleiters und in
Zuſammenarbeit mit der Gauleitung, dieſen Kreis erſt ſchaffen
konnte, dann bedeutet das nicht ein Abgehen von dem Wege
ſtudentiſcher Selbſtverwaltung. Das Vertrauen gerade in die
Perſon des Reichsſtatthalters und Gauleiters Sprenger, der ſich
immer wieder als Freund der Jugend gezeigt hat und
beſon=
ders der Studentenſchaft ſchon wiederholte Beweiſe teilnehmender
Freundſchaft gab, dieſes Wiſſen, daß die Studentenſchaft ſich auf
Gauleiter Sprenger ſtützen und auf ſeine Hilfe verlaſſen kann,
wie bei keinem zweiten es der Fall iſt, das bildete die Grundlage
der Vorarbeit und wird auch zukünftig die Grundlage des neuen
Kreiſes Rhein=Main der Deutſchen Studentenſchaft ſichern.
Die Deutſche Studentenſchaft, ſo ſchloß Edler v. Graeve, ſchaut
auf den Kreis Rhein=Main, in der Erwartung, daß aus der
neugewordenen Form auch neue Gedanken erſtehen, die der
ſtuden=
tiſchen Arbeit im ganzen Reiche eine ſtarke Anregung geben.
Darum in kameradſchaftlichem Geiſt ans Werk!
Heltgtoſer
Erneuerungs=
wille in der Studentenſchaft
Von Joachim Benecke.
D.St. In letzter Zeit greift beſonders in der Studentenſchaft
eine Bewegung um ſich, die im ganzen deutſchen Volk immer
ſpürbarer wird und die Revolutionierung des Religiöſen zum
Ziel hat. Die Deutſche Studentenſchaft hat, im gleichen Maße
wie die NSDAP., Raum für alle Bekenntniſſe, die dem
germani=
ſchen Sittenempfinden nicht zuwider laufen. Sie vertritt ſelber
kein Bekenntnis, ſondern ſieht es als ihre Pflicht an, den
poli=
tiſchen Raum zu beſtimmen, in dem das geiſtige Leben ſich voll
entfalten kann und religiöſe Entſcheidungen ureigenſter Bereich
des Einzelnen bleiben.
Trotzdem iſt es aus verſchiedenen Gründen wichtig, auf die
Strömungen hinzuweiſen, die gegenwärtig beſonders von
Stu=
denten vorwärts getragen werden. In Schulungslagern und im
Kameradſchaftshaus, darüber hinaus aber genau ſo in der
über=
ſtändiſchen Gemeinſchaft der SA., taucht immer wieder das
reli=
giöſe Thema als Gegenſtand von Rede und Gegenrede auf, und
keine Frage iſt ſo heiß umſtritten wie dieſe. Einerſeits wird von
chriſtlicher Seite beſonders der Miſſionsgedanke propagiert, und
der „Chriſtliche Student” ſchreibt in dieſem Zuſammenhang erſt
dieſer Tage:
„Wir wollen nach wie vor an unſerer vornehmſten
Auf=
gabe feſthalten: den Miſſionsgedanken wachzuhalten imn der
akademiſchen Junggeneration. In einer Zeit der
natio=
nalen Erhebung, die gerade die Jugend in
ein=
zigartiger Weiſe erfaßt hat, iſt der
Miſſions=
gedanke beſonders gefährdet. Wir ſind dafür
ver=
antwortlich, wenn die heutige ſtudentiſche Generation nichts
von dem Leben erfährt, das durch die Botſchaft von Chriſtus
in der weiten Welt entfacht iſt. Uns will es ſcheinen, als ob
in der gegenwärtigen Notzeit der Kirche eine Miſſion unter
den Heiden überhaupt unmöglich ſei; aber der Herr der Kirche
and Miſſion wird die Notzeit zu einer Segenszeit werden laſſen;
er wird, wenn es auch jetzt noch anders ſcheinen will, gänzlich
neue Möglichkeiten für die Miſſionsarbeit ſchaffen.”
Schon der Ton, in dem dieſe Worte aus einer offiziellen
Be=
kanntmachung des „Srudentenbundes für Miſſion”, geſchrieben
ſind, zeugt von der Unſicherheit und Unklarheit, mit der man
hier der religiöſen Gärung gegenüberſteht.
Das Verſagen beider Kirchen gegenüber der notvollen
deut=
ſchen Gegenwart in den Jahren des Kampfes und ihre auch heute
nicht immer von trüber Politik freien Maßnahmen ſtehen in
kraſſeſtem Widerſpruch zu dem Bedürfnis der deutſchen
Jugend nach weltanſchaulich =religiöſer
Ausrich=
tung, die heute für die Bezirke des Völkiſchen, überhaupt
Dies=
ſeitigen durch den Nationalſozialismus Ziel und Erfüllung findet.
So wird dann auch in den Ausſprachen immer wieder die Abkehr
von Kirche und Dogma verfochten, ja, darüber hinaus oftmals
— und die Zahl dieſer Fälle iſt weit größer, als man in der
Oeffentlichkeit ahnt — eine gänzliche Ablehnung des
Chriſten=
tums überhaupt vollzogen, Roſenbergs „Mythos des 20.
Jahr=
hunderts” iſt das Buch, das dieſer Jugend vor allem die Richtung
weiſt.
Bereits im vergangenen Jahre hat bekanntlich in Kiel ein
Vortrag des Theologen und Polemikers Wilhelm Stapel aus
Gründen der öffentlichen Ruhe und Ordnung verboten werden
müſſen, wobei die Aktionen der nicht chriſtlichen Gruppen in der
Studentenſchaft nehen politiſchen Gründen ausſchlaggebend waren.
Konnte Roſenbergs Werk als maßgebender Wegweiſer dieſer
Entwicklung bezeichnet werden, ſo muß doch eine Organiſation,
die bei oberflächlicher Betrachtungsweiſe hier in einem Atemzug
genannt werden könnte, ſehr ſkeptiſch aufgenommen werden. Das
iſt die „Deutſche Glaubensbewegung”. Allenthalben wird es
be=
ſonders von denen, die ehrlich um die religiöſen Fragen ringen,
als äußerſt bedenklich bezeichnet, wenn heute eine Schar von
Wiſſenſchaftlern der älteren Generation eine Bewegung
organi=
ſieren will, die entſcheidende Vorausſetzungen einer religiöſen
Be=
wegung der Zukunft völlig entbehrt.
Vom Katheder kommt uns nicht das Heil,
und der gewiß gut gemeinte Verſuch dieſer Gruppe wird einmal
als Vorläuferbemühung einer im weſentlichen bürgerlichen
Ge=
bildetenſchicht um religiöſe Klärungen daſtehen. Denn was man
hier nicht zu wiſſen ſcheint, iſt die fundamentale Erkenntnis, daß
auch die religiöſe Zukunft des deutſchen Volkes beſtimmt wird
vom politiſchen Menſchen, der heute in der SA. oder HJ.
oder gewiſſer noch im Jungvolk aufwächſt. So dürfte man es als
Tragik dieſer Organiſation anſehen können, daß eine unpolitiſche
Natur wie Univerſitätsprofeſſor Hauer, der völlig abſeits vom
echten politiſchen Kampf ſein Leben als guter deutſcher
Wiſſen=
ſchaftler führte, Führer der DG. geworden iſt, und daß politiſch
ſo zweifelhafte Geſtalten wie Hermann Wirth hier immer noch
als maßgebend gelten.
Wer heute ſchon, wie es die „D.G.” tut, formuliert und
or=
ganiſiert, iſt blind für die wirklichen Quellen innerer Erneuerung.
Er vergeht ſich am langſam erwachſenden, neuen Lebensmythos,
der nicht dort verkörpert wird, wo man im Hörſaal oder auf
„Tagungen” von ihm ſchwatzt, ſondern dort ſeine erſten
Geſtal=
tungen erfährt, wo man ihn ſchweigend ein Leben lang zu leben
verſucht, wie unſere Generation es tun ſoll.
Staatsführung
und Sraatspropaganda.
Im Rahmen der nationalpolitiſchen Vortragsreihe der
Frank=
furter Studentenſchaft ſprach Gaupropagandaleiter und Leiter
der Landesſtelle Heſſen=Naſſau des Reichsminiſteriums für
Volks=
aufklärung und Propaganda, Müller=Scheld, über „
Slaats=
führung und Staatspropaganda‟ Es gebe zwei Möglichkeiten,
ſo führte er aus, eine politiſche Macht zu erobern und zu
erhal=
ten. Die eine ſei die, die in der Geſchichte faſt immer angewandt
worden ſei, nämlich die der brutalen Gewalt. Aber was mit dem
Schwert erkämpft worden ſei, das ſei, wie die Geſchichte zeige, auch
immer wieder durch das Schwert umgekommen. Hitler habe, um
zur Macht zu gelangen, einen anderen Weg, den der friedlichen
Propaganda, eimgeſchlagen. Er habe immer und immer wieder
ſeine Idee dem Volke klar gemacht, bis es ebenfalls von dieſer
Idee durchdrungen worden ſei. Und gerade deswegen ſei der
Na=
tionalſozialismus nicht mit dem Schwert, ſondern mit dem Herzen
aufgebaut. Daher könne auch niemals von außen her die
Be=
wegung gefährdet werden. Man könne den Nationalſozialismus
nicht ſtudieren und verſtandesmäßig erfaſſen, ſondern nur einzig
und allein erleben. Müller=Scheld legte ſodgnn den Studenten
nochmals den Entwicklungsgang Hitlers klar, ſo wie er den
Auf=
bruch der Nation 1914 miterlebte, wie er geſehen habe, daß das
Volk geſund war, die Führung aber nervös geworden ſei. 1918
ſei er, getrieben von der Beſtimmung des Schickſals, dazu
gekon=
men, das deutſche Volk wieder aufzubauen. Nach einem
mißglück=
ten Verſuch, dem ſogenannten Kapp=Putſch, ſei er der
Ueberzeu=
gung geworden, daß nur auf legalem Wege die Macht zu erobern
ſei. Er wollte gefühlsmäßig die Seele des Volkes noch mehr
ent=
fachen. Er wäre ſich ſo bewußt geweſen, daß eine große Anzahl
ſeiner Zuhörer nicht gekommen ſei, um ihn zu hören, ſondern um
ihn zu vernichten. Er habe aber mit vollſter Intenſität dieſe
Leute, die anfänglich gegen ihn waren, überzeugt und zu
wert=
vollen Menſchen des Nationalſozialismus gemacht. Wir hätten
die Macht mit legalen Mitteln der Propaganda erobert, und wir
könnten ſie ebenfalls nur mit den Mitteln der Provaganda
er=
halten. Wenn heute gerade bei den gebildeten Schichten der
größte Widerſtand gegen den Nationalſozialismus herrſche, ſo
ſei das daraus zu erklären, daß dieſe Klaſſe nicht den Geiſt der
Bewegung verſtanden habe. Es ſei eine Kluft zwiſchen den
Ge=
bildeten und dem Volk, und dieſe Kluft habe nur der Intellekt
geſchaffen. Es ſei gerade der Wert der Uniform. der Zweck der
SA. und SS., daß die Leute nicht zu Soldaten würden, ſondern
zu Kameraden. Die Gebildeten und Studenten müßten aus ihrer
Erkluſivität herausgeben und ſich nicht als 110prozentige
Natio=
nalſozialiſten fühlen, die ſich einbildeten, heute die herufenſten
Kritiker des Dritten Reiches zu ſein. Der Student ſolle zu den
Arbeitern hinkommen, und zwar mit ſeiner Seele, damit ein
Friede wieder in Deutſchland geſchaffen werden könne.
Bücherbeſprechungen.
Glaube und Volk in der Entſcheidung.
Heraus=
gegeben von Johann Duken und Gerhard Pfahler, Verlag
Dieſter=
weg, Frankfurt a. M. Preis 60 Pfg. 3. Jahra. Nr. 1. — Das
vorliegende Heft, wie überhaupt die Zeitſchrift, wendet ſich an
die, in denen vom Inhalt ihrer religiöſen Erziehung viel
ver=
loren ging, viel fragwürdig wurde, die aber zugleich ſpüren: der
unerbittliche Ernſt der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung
for=
dert uns in einer Tiefe, in der wir vor die letzte Entſcheidung
geſtellt ſind, vor Gott. Alles Fragen in dieſer Zeitſchrift wird
darum ausgehen von der Forderung des Nationaſozialismus als
einem diskuſſionsloſen Gebot, das wir nicht zu erklären, ſondern
ernſt zu nehmen und unter das wir uns zu ſtellen haben, nicht
aber von den Forderungen eines Dogmas oder einer kirchlichen
Front. Und ſo dient die Zeitſchrift dem ehrlichen Verlangen, im
Aufbruch unſerer Tage Neues zu ſchaffen, den Gegner ernſt zu
nehmen, ſich mit ihm auseinunderzuſetzen mit dem Mut zur
Zu=
kunft und immer eingedenk unſerer großen deutſchen Aufgaben.
Der Sinn
der Rulturgeſchichte.
Die zeitgenöſſiſche Geſchichtsſchreibung bewegt ſich zwiſch
den Polen der objektiven Geſchichtsbetrachtung und des Myth=
Der berühmte Lehrſatz Leopold von Rankes, Aufgabe der (
ſchichte ſei es, zu ſagen, wie es geweſen iſt, findet heute ſein
Antipoden in der Theſe, nicht die geſchichtliche Realität ſei d
weſentliche, ſondern der Mythos, den die Geſchichte um Geſcheh
und Perſonen bilde, aus dem volkserziehende Kräfte der V
gangenheit in die Gegenwart ſtrömten. Je nach dem Ausgane
punkt wird in der einen oder anderen Betrachtungsweiſe der Si
der Geſchichte geſehen. Um von dem Sinn der Kulturgeſchic
ſprechen zu können, iſt es notwendig, zunächſt von der Betra
tungsweiſe zu ſprechen, damit nicht am einen oder am ander
oder gar an beiden vorbeigeredet wird.
Fern davon, in einer Objektivierung der Geſchichtswiſſe
ſchaft ihren Sinn zu ſehen, muß der in der Geſchichte Forſchen
bemuht ſein, Realität und Mythos zu unterſcheiden. Gerade w
Geſchichte nicht um ihrer ſelbſt willen getrieben werden, da
gerade weil ſie ſich einem großen Rahmen einordnen ſoll, müſſ
ihre verſchiedenen Einſatzmöglichkeiten erkannt und herausge
beitet werden. Und dieſe Einſatzmöglichkeiten liegen ebenſo
Mythos, wie in der hiſtoriſchen Realität. Um aus der Vergang
heit für die Gegenwart und Zukunft zu lernen — und hiet
liegt ein Hauptzweck der Geſchichte —, kann die hiſtoriſche Reg
tät nicht klar genug dargeſtellt werden. Für die Politik, zur (
winnung eines Maßſtabes für das politiſche Handeln, iſt
Mythos ungeeignet, denn im Mythos treffen ſich Realität u heſ
Wunſchbild. Für die Geſinnung jedoch, zur Gewinnung eit
Maßſtabes für das politiſche Fühlen, reicht die hiſtoriſche Reali
nicht aus, weil erſt im Mythos das Ideal zur Realität ſtößt u
ſo einen zielbeſeſſenen Glauben ſchafft. Ob Geſchichte alſo po
tiſches Wiſſen vermitteln ſoll oder ob ſie vergangenheitsverbt hoe ſt
denen Glauben an beſtimmte Kräfte ſchaffen und ſtärken ſoll, Mus b
von hängt es ab, welche Art der Geſchichtsbetrachtung jewe M all
angewendet werden muß. Mythos und pragmatiſche Geſchich Mlpr
auffaſſung dürfen einander ſich nicht ausſchließen, ſondern müſ
jede an ihrem Platz zu vollem Einſatz gelangen. Nur
dar=
erwächſt ein umfaſſender Sinn der Geſchichte. Die Kirche ke,
dieſen Sinn der Geſchichte ſchon längſt und ſie hat die Einſatzm
lichkeiten des Mythos und des Wiſſens um die hiſtoriſche Reali
in ihrer Zweckmäßigkeit und Verſchiedenheit frühzeitig erſe
Der Mythos, in der Kirche der Heiligenlegende, iſt für jel
verſtändlich, umfaßt die Geſamtheit aller Glieder der Kirche.
Die Kirchengeſchichte als ſolche, die Darſtellung der kirchlic
Entwicklung wie ſie war, iſt einer verantwortlichen Führerſchi
dem Klerus, vorbehalten. Keinesfalls darf in dieſer Tatſe
eine Unehrlichkeit geſehen werden, wie das häufig der Fall u
Der Mythos der Heiligenlegende gab der Gegenwart aus
Vergangenheit Vorbild und Halt. Das Wiſſen um die hiſtorf
Realität und die daraus reſultierenden Erkenntniſſe konnte 4
nur der führende Teil der Kirche in eine Beziehung zu ſei t
Arbeit ſetzen, der geiſtigen Gefolgſchaft hätte es allein nutzle
Ballaſt bedeutet. In gleicher Weiſe müſſen wir heute beſt: Einſt
ſein, die Geſchichte in ein zweckvolles Verhältnis zu unſerem Iin
ſamten Volk zu bringen. Es erübrigt ſich, zu ſagen, daß n9
jeder Hiſtoriker zu ſein braucht oder ſein kann. Für die Geſa Nich
heit unſeres Volkes genügt die Geſchichte ihrem Sinn vollſtän, ſ.
wenn ſie ihm heiliger Mythos iſt, aus dem es immer wieder K1
ſchöpfen kann. So geſehen hat die Geſchichte den Sinn, Geſinn=
und Volkscharakter zu bilden. Ihr in dieſem weiten Rahmen
Volkserziehung eine andere Aufgabe ſtellen, heißt ihre Ein
möglichkeit, verkennen und in den primitivſten Fehler des 9
klärungswahns verfallen. Für diejenigen aber, die dem 2
gegenüber die Verantwortlichkeit der Führung tragen, muß
Geſchichte mehr ſein als nur Mythos, denn aus der hiſtoriſe
Realität müſſen ſie politiſche Erkenntniſſe ziehen.
Der Sinn der Kulturgeſchichte beſtimmt ſich demnach in ſeit
vollen Umfang ſowohl nach der Möglichkeit, einem Volke
dem Mythos ſeines kulturellen Werdens, das Bewußtſein
tureller Kraft zu geben, als auch dem Beſtreben, den verantw.
lichen Hütern der Kultur das Wiſſen von den Kräften zu gel
aus denen dieſe Kultur entſtand und die ihren Beſtand gewi
leiſten. Wenn wir als Deutſche naturgemäß nach dem Sinn
deutſchen Kulturgeſchichte fragen, dann ſoll im Rahmen di
Arbeit der Mythos zurückgeſtellt werden und allein die Real
Gegenſtand der Behandlung ſein. Denn ein Mythos wird
ſtets aus Tiefen der Volksſeele heraus bilden, die der wiſſenſch
lichen Auseinanderſetzung entzogen bleiben müſſen. Mythos b!e
Sache des Glaubens. Um ſo mehr ſpüren wir aber die Verpft
tung, aus dem tatſächlichen Werdegang unſerer Kultur zu lert
Artfremdes von eigenem zu unterſcheiden. Und darum iſt es
wendig, den Weg zu verfolgen, den unſere Kultur ging, und
Kräfte zu erkennen, die ihrem Werden Förderung und Belaſt
bedeuteten. So lernen wir aus der Vergangenheit, Ureigen
in Gegenwart und Zukunft neu zu geſtalten.
K.4.,1
Wettkampfder Wiſſenſcha=
Am 1. Mai erlebten wir die Preisverteilung für den
allen Teilen des Reichs durchgeführten Berufswettkam
der Jungarbeiterſchaft in der Hitler=Jugend. Handwerklie
Können wurde auf die Probe geſtellt und das nationalſozi
ſtiſche Leiſtungsprinzip wurde zum feſten Begriff für die ga
handarbeitende Jugend. Daneben iſt aber der Nachwu
der wiſſenſchaftlichen Berufe nicht untätig gebliel
In den ſtudentiſchen Fachſchaften iſt ſeit dem erſten Seme
nach der Revolution viel gearbeitet worden. Steht doch an
Hochſchule die Jugend mehr noch als anderswo vor der 2
gabe, ihren Beruf im nationalſozialiſtiſchen Sinn erſt ganz
zu geſtalten und das intellektuelle und materia
ſtiſche Akademikertum innerlich ganz zu üb
winden. Die Deutſche Studentenſchaft hat durch ihr Amt
Wiſſenſchaft Reichsfachgruppen für die Hauptgebiete
Wiſſens geſchaffen, um die örtlichen Fachſchaften einheit
führen zu können. Dadurch ſetzte ein lebhafter Wettbewerb
In Wiſſenſchaftslagern der örtlichen Fachſchaften
in Reichsfachgruppenlagern iſt der Wettkampf der Wiſſenfd
am lebendigſten ausgeprägt. Aus dem Wettkampf der Wiſt
ſchaft entſpringt die Leiſtung, aus der Leiſtung der Die
Wiſſen und Dienſt ſind dadurch in ein Verhäleuis
bracht, das den Hochſchulen als Führerſchulen Geltung gibt.
Verantwortlich: Karl Auguſt Weber; Darmſtadt
[ ← ][ ][ → ] Der deutſche Außenhandel.
Kaum veränderke Außenhandelsumſätze im Juni. — Einfuhrverminderung um 2 Millionen Reichsmark.
Geringe Ausfuhrerhöhung.
Zum weitaus größten Teil entfällt dieſe Verminderung auf den
Rückgang der Preiſe, die im Durchſchnitt um rund 10 Prozent
Tbengänder iin seichender Beonenngr unter Vorjahrsniveau lagen. Die mengenmäßige Verminderung
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Außenhandelsumſätze haben ſich in Ein= und Ausfuhr
Juni kaum verändert. Die Einfuhr war mit 377
. RM. um etwa 2 Mill. RM. geringer als im Vormonat.
genmäßig hat ſie etwas ſtärker abgenommen (min. 3 Proz.),
er Durchſchnittswert geſtiegen iſt. Im Gegenſatz zu der
Ge=
entwicklung ergeben ſich bei der Einfuhr der einzelnen
Wa=
ruppen und Warenarten zum Teil beträchtliche Veränderun=
Während die Rohſtoffeinfuhr um rund 14 Mill. RM.
ge=
en iſt, hat die Einfuhr von Lebensmitteln um 8 Mill. RM.
u die Einfuhr von Fertigwaren um 3 Mill. RM. zugenommen.
Rückgang der Rohſtoffeinfuhr iſt durch die Saiſontendenz
zu erklären, ſondern ganz überwiegend noch als eine
Aus=
ung der während der letzten Monate erlaſſenen
Einkaufsver=
zu betrachten. Vermindert war die Einfuhr in der
Haupt=
bei den von dieſen Einkaufsverboten erfaßten Waren, näm=
Wolle, Baumwolle, Häute und Kupfer bei denen Rückgänge
10 bis 40 Prozent eingetreten ſind. Auf anderen
Rohſtoff=
ten, ſo bei Mineralölen und insbeſondere Holz, war die
Euhr demgegenüber höher als im Vormonat. Die Steigerung
Lebensmitteleinfuhr iſt zum Teil jahreszeitlich bedingt. Die
hung der Fertigwareneinfuhr findet dagegen in der
Saiſon=
nz keine Begründung. Soweit ſich jetzt ſchon feſtſtellen läßt,
im Juni die Einfuhr aus den Ueberſeeländern überwiegend
nommen. Insbeſondere trifft dies zu für die Warenbezuge
den Vereinigten Staaten von Amerika, Auſtralien und Bri=
Indien. Die Einfuhr aus europäiſchen Ländern weiſt
über=
gend kleinere Erhöhungen auf. Eine ſtärkere — ſaiſonmäßige
ihme iſt in der Einfuhr aus Italien feſtzuſtellen.
Erwähnens=
ſind daneben Steigerungen der Einfuhr aus Ungarn, der
eiz, den Niederlanden, Griechenland und Finnland.
Die Ausfuhr war mit 339 Mill. RM. etwas höher als im
Aionat. Dieſes Ergebnis iſt inſofern bemerkenswert, als die
uhr in faſt allen Vorjahren von Mai, zu Juni mehr oder
mger ſtark zurückgegangen iſt. Im Juni des vergangenen
Zes betrug der Rückgang beiſpielsweiſe faſt 9 Prozent. Hier=
Aſt allerdings zu berückſichtigen, daß die Ausfuhr in den Mo=
April und Mai d. J. verhältnismäßig niedrig war.
Gegen=
dem gleichen Vorjahrsmonat bleibt das Juniergebnis
wert=
g um etwa 12. Prozent, mengenmäßig um 6 Prozent zurück.
durchſchnitt der Monate April und Mai d. Js. betrug
dem=
über der Abſtand von den Vorjahrsergebniſſen 18 bzw. 12
ent. Geſtiegen iſt im Juni die Ausfuhr von Fertigwaren,
Preiſe weiterhin leicht abwärts gerichtet waren, ſowie von
ismitteln. Die Ausfuhr von Rohſtoffen war etwas niedri=
Is im Mai. Auch in der Entwicklung der Ausfuhr nach den
efinen Ländern ſind, ſoweit ſich jetzt ſchon überſehen läßt, im
n nur geringe Veränderungen eingetreten. Bemerkenswert
diglich ein ſtärkerer Rückgang der Ausfuhr nach Frankreich
Rußland. Dieſen Rückgängen ſtehen Ausfuhrſteigerungen
den Niederlanden, Dänemark, der Schweiz und Britiſch=
In=
gegenüber.
die Handelsbilanz ſchließt im Juni mit einem
Einfuhrüber=
von 38 Mill. RM. gegenüber 42 Mill. RM. im Mai ab. Im
des vergangenen Jahres war ſie mit 28 Mill. RM. aktiv.
inzelnen ſind im Außenhandel des Monats Juni folgende
derungen hervorzuheben: Die Steigerung der Lebensmittel=
Zunahmen wurden zum Teil durch verminderte Bezüge von
üchten (min. 3,9 Mill. RM.), Butter (min. 1,6 Mill RM.),
Eiern (min. 1,4 Mill. RM.) ausgeglichen. An der
Vermin=
g der Rohſtoffeinfuhr ſind, wie oben bereits erwähnt, vor=
nd Wolle (min. 10,9 Mill. RM.), Baumwolle (min. 10,5),
r (min. 3,2), ſowie Häute und Felle (min. 1. Mill. RM.)
igt. Abgenommen hat, ferner auch die Einfuhr von
Oel=
en und Oelſaaten (min 2,1 Mill. RM). Geſtiegen iſt
dem=
düber die Einfuhr von Holz (plus 8,1 Mill. RM.). Rohtabak
3,4), Thomasphosphatmehl (plus 2,9) und Mineralölen
7 Mill. RM.). Die Steigerung der Fertigwareneinfuhr
tsgeſamt 3 Mill. RM. verteilt ſich auf eine Reihe von
Wa=
uppen. Der Rückgang der Rohſtoffausfuhr ergibt ſich aus
Verminderung der Steinkohlenlieferungen (min. 1,7 Mill.
In der Fertigwarenausfuhr ſtehen einzelnen Zunahmen
emiſchen Erzeugniſſen (pl. 3,6 Mill. RM.) und Eiſenerzeug=
(pl. 2,9 Mill. RM.) Rückgänge bei Kleidung und Wäſche
2,5 Mill. RM.) und Werkzeugmaſchinen (min. 1,9 Mill.
gegenüber.
das Ergebnis des Außenhandels im Monat Juni zeigt einen
hrüberſchuß genau ſo wie das erſte Halbjahr 1934 mit einem
ſchuß der Einfuhr über die Ausfuhr abgeſchloſſen hat. Die
z ſteht aber ausgeſprochen im Zeichen der
Deviſenſchwierig=
die auch jetzt wieder dazu geführt haben, das Kontingent
en Monat Auguſt auf 5 Prozent herabzuſetzen. Auf der
hrſeite iſt eine Verminderung des Rohſtoffsimports
feſtzu=
was eben ſeine Urſache in den Anweiſungen hat, gewiſſe
hren zu droſſeln. Außerdem ſind ſeit geraumer Zeit immer
jer werdende Deviſenbeträge für den Import bereitgeſtellt
n. Eine rückläufige Bewegung iſt infolgedeſſen bei der
wwolle, beim Kupfer, bei der Wolle und bei Häuten und
zu verzeichnen. Es handelt ſich hierbei um Rohſtoffe, deren
für das Ausland von erheblicher Bedeutung iſt. Leider iſt
5 angeſichts der geringen Neigung des Auslandes, deutſche
n in verſtärktem Umfange aufzunehmen, nicht möglich, wie=
Is Großaufkäufer ausländiſcher Exportartikel aufzutreten.
ſunibilanz des Außenhandels ebenſo wie der Abſchluß des
Halbjahres 1934 wird unzweifelhaft im Ausland
Gegen=
einr eingehenden Erörterung werden. Wir möchten aber
jetzt dem Ausland empfehlen, ſich nicht wieder in die
aus=
enen Gleiſe einer voreingenommenen abfälligen Kritik zu
en, ſondern die Licht= und Schattenſeiten dieſer Bilanz zu
uchen, wobei wohl ſchon jetzt feſtgeſtellt werden kann, daß
chatten gleich ſtark auf Deutſchland wie auf dem Ausland
Denn auch für Deutſchland iſt es keine Annehmlichkeit,
Einfuhr droſſeln zu müſſen, wie umgekehrt, für das Aus=
iede Abſatzverminderung in Deutſchland mit einem Ausfall
erſtärkter Arbeitsloſigkeit verbunden iſt.
Im erſten Halbjahr 1934
ſen; die Einfuhr 2302 Mill., die Ausfuhr 2086 Mill. RM.
S ergibt ſich ſomit handelsbilanzmäßig ein Ueberſchuß der
teinfuhr über die Warenausfuhr von 216 Mill. RM.
Gegen=
dem erſten Halbjahr 1933 in die Einfuhr dem Wert nach um
ozent geſtiegen. Da die Einfuhrpreiſe im Geſamtdurchſchnitt
rückgängig waren, ergibt ſich mengenmäßig noch eine etwas
e Einfuhrzunahme. Die Steigerung des Einfuhrwertes
It ausſchließlich auf Rohſtoffe und Fertigwaren; die
Ein=
don Lebensmitteln war um etwa ein Zehntel geringer als
drjahr. Im letzteren Fall iſt der Rückgang jedoch
ausſchließ=
reismäßig bedingt. Mengenmäßig war die
Lebensmittel=
r kaum verändert. Bei Fertigwaren war die mengenmäßige
zme größer und bei Rohſtoffen etwas geringer, als die
ntwicklung erkennen läßt. Während nämlich die
Fertig=
preiſe noch geſunken ſind, lagen die Rohſtoffpreiſe im
Durch=
über dem Vorjahrsſtand. Die Ausfuhr war dem Werte
im rund 12 Prozent geringer als im erſten Halbjahr 1933.
betrug nur etwas mehr als 2 Prozent. Beteiligt waren an dem
Wertrückgang der Ausfuhr alle Hauptgruppen. Der Menge nach
hat lediglich die Fertigwarenausfuhr abgenommen; die Rohſtoffe
konnten ſich auf dem Stand des Vorjahrs halten. Die Ausfuhr
von Lebensmitteln war ſogar um faſt ein Fünftel höher als im
erſten Halbjahr 1933.
Heriiner und Framrfäriereffellenootſe.
Die Berliner Börſe war geſtern ausgeglichen. Es lagen
weder nennenswerte Kauf=, noch Verkaufsaufträge vom
Publi=
kum vor, ſo daß die Anfangsnotierungen nur wenig verändert
waren. Unter dem Eindruck des ſtillen Geſchäftes bröckelten die
Kurſe nach Feſtſetzung der erſten Notierungen um Prozent=
Bruch=
teile ab. Selbſt die internationale Stickſtoffeinigung zwiſchen
Chile und den europäiſchen Produzenten blieb am Markt der
Farbenaktien kursmäßig ohne Einfluß. Montanwerte waren trotz
der weiteren Belegſchaftsvermehrung im Ruhrbergbau eher etwas
ſchwächer. Die Kapazität der im Juni abſchließenden
Montan=
unternehmen habe ſich zwar weſentlich erhöht, doch hält man es
nicht für ſehr wahrſcheinlich, daß eine Wiederaufnahme der
Divi=
dendenzahlung bereits in Frage komme. Die im Verlauf bekannt
werdenden Außenhandelsziffern boten keine Anregungen. Auch
Meldungen über einen günſtigen Verlauf der deutſch=
franzöſi=
ſchen Wirtſchaftsverhandlungen vermochten infolge des ſtillen
Geſchäfts ſich nicht auszuwirken. Von Montanwerten waren
lediglich Maxhütte minus 2½ und Stolberger Zink plus 19
Pro=
zent ſtärker verändert. Auch am Rentenmarkt waren keine
weſent=
lichen Veränderungen zu bemerken. Im Verlauf traten keine
weſentlichen Veränderungen ein. Etwas Intereſſe beſtand für
Goldſchmidt, die ½ Prozent gewannen; Daimler gaben ihren
An=
fangsgewinn wieder her. Engelhard=Brauerei büßten 2½ Proz.
ein. Auch Schultheiß waren angeboten: Waſſerwerke Gelſenkirchen
verloren 2 Prozent. Aſchaffenburger Zellſtoff wurden im Verlauf
2 Proz höher bezahlt. Renten waren faſt gehalten;
Umtauſch=
obligationen bröckelten bis auf ¼ Prozent ab.
Die Frankfurter Börſe lag zum Wochenanfang ſehr
ruhig, was etwas überraſchte, da man ſchon allein auf Grund der
Einigung zwiſchen den europäiſchen und chileniſchen
Stickſtoffpro=
duzenten mit einem etwas größeren Geſchäft zumindeſt am
Far=
benmarkt gerechnet hatte. Vielmehr herrſchte eine ausgeprägte
Geſchäftsſtille, weil der Auftragseingang des Publikums wieder
nur minimal war. Nur ganz vereinzelt waren kleine
Kaufauf=
träge vorhanden, während in den meiſten Fällen zum erſten Kurs
ſogar Verkaufsaufträge hergelegt wurden. Immerhin war das
Kursniveau nicht weſentlich niedriger und eine ziemliche
Wider=
ſtandskraft feſtzuſtellen. Montanwerte waren ſehr ſtill bei kleinſten
Veränderungen nach beiden Seiten. Schiffahrts= und
Transport=
werte gaben durchweg ¼ Prozent nach. Zellſtoffpapiere
unein=
heitlich. Renten eröffneten bei großer Geſchäftsſtille nur knapp
behauptet. Im Verlaufe blieb die Börſe ſehr ſtill bei kaum
ver=
änderten Kurſen. Licht u. Kraft büßten 1 Prozent ein; auch
Hapag und Daimler gaben bis ½ Prozent nach, während
Aſchaf=
fenburger Zellſtoff nochmals ½ Proz., ferner Dt. Linoleum ½
und Bemberg ½ Prozent gewannen: Farben unverändert 149½
bis 149½. Der Rentenmarkt zeigte Goldpfandbriefe meiſt von ¼
bis ½ Prozent feſter, Kommunal=Obligationen behauptet,
Liqui=
dationspfandbriefe uneinheitlich. Stadtanleihen lagen ruhig,
teilweiſe bis ½ Prozent ſchwächer. Staatsanleihen und fremde
Werte lagen ſtill. Tagesgeld unv. 3 Prozent.
Der Mangel an Aufträgen ließ die Abendbörſe in
aus=
geſprochener Geſchäftsſtille verkehren, da auch die Kuliſſe
Zurück=
haltung bekundete. Die neueſte Entwicklung des Außenhandels
im Monat Juni blieb, obwohl ſie eine weitere Verminderung der
Paſſivität aufweiſt, infolge der Geſchäftsloſigkeit ohne ſichtbaren
Einfluß, gab aber der Börſe eine Stütze. Renten lagen gleichfalls
nahezu geſchäftslos bei gehaltenen Kurſen.
Neue Röhr=Werke AG., Ober=Ramſtadt. Wie wir erfahren,
ſteht nunmehr die Neuordnung der finanziellen Verhältniſſe der
Geſellſchaft bevor. Einer noch im Laufe des Monats Juli
ſtatt=
findenden Generalverſammlung wird die Herabſetzung des AK.
von einer Million RM. auf 300 000 RM. und die gleichzeitige
Wiedererhöhung auf 1 Million RM. zur Beſchlußfaſſung
unter=
breitet werden. Fernerhin hat die Geſellſchaft im Zuſammenhang
mit einer Kapitaltransaktion die Zuführung weiterer Mittel
durch Kreditgewährung geſichert, um ſo durch die erweiterte
Ka=
pitalbaſis in die Lage verſetzt zu ſein, die vorhandenen und neu
hinzukommenden Aufträge raſcher zur Erledigung zu bringen, als
dies bisher möglich war.
Eb. Die Langener Volksbank GmbH. erzielte im
abgelau=
fenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn von 2948,10 RM. Die
Bilanz ſchließt in Einnahmen und Ausgaben mit 281 127,42 RM.
ab. Die Spareinlagen erreichten eine Höhe von 124 725,90 RM.
Die Genoſſenſchaft zählt 123 Mitglieder mit einer
Geſamthaft=
ſumme von 125 000 RM.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 16. Juli. Weizen, inl.,
76—77 Kilo, frei Mannheim 21,20; desgl. Feſtpreis franko
Voll=
bahnſtation des Erzeugers per Juli Bez. 9 20,10 (
Mühlenein=
kaufspreis 20,50), Bez. 10 20,30 (20 70), Bez. 11 20,60 (21,00)
Roggen franko Vollbahnſtation des Erzeugers Feſtpreis per Juli
(Mühleneinkaufspreis) Bez. 8: 1770, Bez. 9: 18,00:
Winter=
gerſte neue 18,20, Mais im Sack 19,50—19,75, Erdnußkuchen pr.
17—17,20; Soyaſchrot 16: Rapskuchen 14,50; Palmkuchen 15,70;
Kokoskuchen 17 70: Malzkeime 14—15; Leinkuchen 17,60;
Bier=
treber mit Sack 15.,50—16,00; Rohmelaſſe 9,00; Wieſenheu loſes
10—11,00, Luzernekleeheu 11—11,60; Preßſtroh Roggen=Weizen
2.60—3,00, desgl. Hafer=Gerſte 2,60—2,80; gebünd. Stroh Roggen=
Weizen 2,20—2 60, desgl. Hafer=Gerſte 2,20—2,40; Weizenmehl
Spezial Null Type 563 Feſtpreisgebiet 11: 29,25 10: 29,15,
9: 29,05 8: —, 7: 28,85; Roggenmehl Type 610 Preisgebiet 9:
25,75, 8: 25,25. Weizenkleie feine mit Sack 11,25, desgl. grobe
11,75; Roggenkleie 12,00, Weizenfuttermehl 12—12,50.
Roggen=
futtermehl 12,75, Weizennachmehl 15,75—16, desgl. 4b 16,75. —
Tendenz: ſtetig
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 16. Juli. Zu Beginn
der neuen Woche herrſchte im Getreideverkehr faſt völlige
Ge=
ſchäftsſtille, da ſich das Hauptaugenmerk naturgemäß auf die
Ver=
ordnung zur Ordnung der Getreidewirtſchaft richtete.
Piehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 16. Juli. Aufgetrieben waren
559 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. b) auf 44—48,
c) 43—49, d) 42—48 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft in
der Klaſſe b) 83, c) 390, d) 65 Stück. Marktverlauf: Lebhaft,
geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 16. Juli. Auftrieb: Rinder
ins=
geſamt 1390 (gegen 1335 am letzten Montagsmarkt), davon 362
Ochſen, 129 Bullen, 380 Kühe, 519 Färſen; Kälber 632 (633),
Hammel 39 (54), Schafe 12 (11) Schweine 4251 (3439). Notiert
wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 33—34,
b) 31—32, c) 27—30, d) 23—26; Büllen a) 29—30, b) 27—28,
c) 24—26, d) 20—23: Kühe 29—30, b) 25—28, c) 18—24, d) 11—
17: Färſen a) 33—34, b) 31—32, c) 27—30, d) 22—26; Kälber
a) 42—45, b) 35—41, c) 28—34, d) 18—27; Hammel b) 2. 32—34,
c) 27—31, d) 22—26: Schafe geſtrichen; Schweine a) 1. 50—51,
2. 46—48, b) 44—47, c) 42—47., d) 38—45, e) 33—40 f) —,
g) 1. 37—40, 2. 33—36. Im Preisvergleich zum letzten
Montags=
markt blieben Rinder und Hammel ſowie gute Kälber
unverän=
dert, geringe Kälber büßten 5. RM. ein, während Schweine eine
Reichsmark anzogen. Marktverlauf: „Rinder ruhig, geringer
Ueberſtand; Kälber Hammel und Schweine etwas lebhafter,
ge=
räumt. Schweine lebhafter, nahezu ausverkauft.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V. Andreas Bauer; für Feuilleton Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. 6. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Reite; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. V1. 34. 22377. Druck und Vexlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23,
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion= Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Berliner Kursbericht
vom 16. Juli 1934
Deviſenmarkt
vom 16. Juli 1934
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Norbb. Llotzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Vaf
62.—
64.5
28.75
30.—
23.125
130.75
69.—
19.25
99.855
133,875
129.,875
We
Glektr. Lieſerung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.felektr.Untern.
Harpener Bergbau
doeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerke
Koksw. Chem.Fabr.
Mannesm, Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nie
90.625
149.625
59.625
108.375
105.25
74.75
60.5
124.75
65.
46.125
Weeen
Polyphonwerke.
Rütgerswerke.
Salzbetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Mkalt 1
Agsb. Nnrb.Maſch.
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vaf
15.375
39.—
164.—
22.5
39.875
124.5
64.—
12.—
126.5
28.—
95.—
79.—
Aegypten
Argentinie!
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
Währung
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.,
100 Kronen
100 Gulden
12.Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 i8l. Kr.
Gelde
13.02 1
0.608
58.58 s
0.184
3.047
2.537
56.44
81.72
12.,84
69.53
5.584
18.50
2.497
189.78
57.121
Brief
13.05
0.Si2
58.70
0.1ge
3.053
2.543
s6.58
81.88
12.,87
69.,67
5.5os
16.54
2.503
170.07
57.31
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowi.
Türkei.
ungarn
Nruguay
Ber. Staaten
Surmſtävter and Karionalonne Suriſtast, Filiate der drescker Sunr
Frankfurter Kursbericht vom 16. Juli 1934.
Keenene
„Gr. IIp. 1934 I.
„. . 1985
„: 1938
„ 1937
1938
„Gruppel ....
68 Dtſch. Reichsanl.
v.25
6%
5½%Intern., v.30
62Baden ... v.27
6SBayern „.b.27
6%Heſſen ... b.29
68 Preuß. St. v. 28
6%Sachſen „b. 27
6%Thüringen v.27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ......../1
5% Dt. Reichspoſt
Schätze .....
Dtſch. Anl. Ausl.
*½ Ablöſung
.. Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden
6%Berlin ...b.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden.. v. 26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
„ b.28
62Mainz. ...
62Mannheim v.27
63oMünchen v.29
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbl.
6% „ Goldoblig
105.7
1037),
1021,
99.5
97.8
101,4
93.75
94
91.5
92.55
81.75
107
92
80.25
5½% Heſſ.
Landes-
hyp.=Bk.=Liguid.
431%.
Komm. Obl. ..
62 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
620 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
88
„ R12
62Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. ..
6%Naſſ. Landesbk.
5½%Liqu.=Obl.
89
92.25
89"
A
81
80
89
90
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
100.9
FAusl. Ser. 1/ 95I,
„ „Ser.I/112.5
100.25 Ot. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz) / 18.25
94), 16%Berl. Hyp.=Bk. / 88.5
5½% n Lig.=Pfbr.
6%Frrf. Hyp.=Bk. 89.5
5½%0 Lig.=Pfbr. 89
„ Goldoblig. / 842=
8%Frrf. Pfbr.=Bk. 89.5
„ Lig=Pfr. 917
83Mein. bhp. Bk. 89.25
76.25 5½%0 „ Lig.=Pfr. 90),
6% Pfälz. Hyp.=Bk. / 92
5½% „ Lig.Pfbr. 91
6ORhein,Hyp.=Bk. 91.5
821
78.55 5½% „ Lig.=Pfr. 90.5
„ Golboblig. 88.75
82
85.25 6% Südd. Boden=
Cred.=Bank
91.75
„ Lig.=Pfhr.
89.5
2Würt.,Hyp.=B. 93
9.2
31s
85
788Daimler=Benz.
8% Ot. Linol.,Werke
82Mainkrw. v.26
82Mitteld. Stahl
6%SalzmanncCo.
6%Ver.Stahlwerke
6%Voigte Häffner
F. G. Farben Bonds/1
5 %Bosn. L. E.B.
9.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v.09
4½2. Oſt. Schätze
43 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4%Türk. Abmin.. .
4½ „ 1.Bagdad
„ Bollanl..
4%
4½%üngarn 1913
1914
4½%
Goldr.
42
1910
47
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon
42Stockholm
Aktien.
Accumulat. Fabrik /177
Alg. Kunſtzide Unie
A.E. G.
AndregeNoris Zahn 105
Aſchaffbg. Brauerei 93.5
Zelſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F.P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.
Eement Heidelberg /108.5
Karlſtadti
96
30
Ka Mi
Chem.Werke Albert
771.
Chabe A=c) ....
Contin. Gummiw. /134.5
Contin.=Linoleum:
Daimler=Benz....! 48
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70.5
89.75
116
58
68
74.5
64.5
79.5
72.5
*=
154.5
08
1c0
27
30
13.8
49
Beitz 11 — Nr. 195
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Juli 1934
Dt
UBET
2)
Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe
(Nachdruck verboten)
Durch eine aufgehende Tür ſah Harald den Borddetektiv
vorbeigehen, der mit ſchnellem Blick die Geſellſchaft überflog.
Auch der Kapitän hatte ihn bemerkt und rief ſeinem 2. Offizier,
der in der Nähe ſtand, zu: „Schicken Sie mir doch nachher
Herrn Fürſt, lieber Lorentzen, ich habe mit ihm zu reden.”
Harald war unruhig geworden. Er wartete noch einen
Augenblick, dann ging er nach ſeiner Kabine. Im Gange
lun=
gerte ein Steward herum, der verſchwand, als Harald die Tür
hinter ſich geſchloſſen hatte.
16. Kapitel.
Harald Borchs Verhaftung.
Harald ſetzte ſich an ſeinen Schreibtiſch und fing einen
Brief an. Vor ihm ſtand die Photographie einer ſehr vornehm
ausſehenden älteren Dame, deren Zuge den ſeinigen auffallend
ähnelten, und die wohl ſeine Mutter ſein konnte.
Er ſchrieb auf Franzöſiſch:
Liebe Claire!
Vor allem viele Grüße von Ingrid Winſton, die denke
Dir .. . nun doch mit demſelben Schiff fährt. Sie
Weiter kam er nicht. In dem ſpiegelnden Glas der
Photo=
graphie ſah er, wie ſich hinter ihm leiſe die Tür öffnete und
Reinhold Fürſt eintrat.
Die Abſicht des Borddetektivs, ſich unbemerkt von Haralds
Aufenthalt bei den Amerikanern zu überzeugen und dann
heimlich ſeine Kabine zu durchſuchen, war durch die aufgehende
Tür durchkreuzt worden. Da er an Harald Borchs Identität
nicht zweifelte, hatte er den Steward im Gange poſtiert und
gewartet, ob Harald wohl mißtrauiſch werden und kommen
würde. Auf die Meldung ſeines Spähers hin hatte er ſich kurz
zum Handeln entſchloſſen, ſowohl um dem Hochſtapler keine
Zeit zu laſſen, wichtige Beweisſtücke zu vernichten, als auch,
damit ihm der eingebildete Kriminalkommiſſar nicht zuvorkäme,
der ihm ſo unkollegial die Sache mit den Dollarnoten
ver=
ſchwiegen hatte.
Fürſt war ſich bewußt, in dem flüchtigen Verbrecher einen
der gefährlichſten Menſchen vor ſich zu haben. Er ging energiſch
vor. Mit zwei Schritten ſtand er hinter Harald, und ehe dieſer
ſich umwenden konnte, hatte er ſich mit beiden Armen über
ihn geworfen, ſeine Hände gepackt und ihm Handſchellen
an=
gelegt. Das ging ſo ſchnell, daß Harald noch den Federhalter
in den gefeſſelten Händen hielt.
„Nun, Harald Borch”, ſagte Fürſt triumphierend, „wie
fühlen Sie ſich? Es freut mich ſehr, unter dieſen Umſtänden
Ihre Bekanntſchaft zu machen.”
Harald legte vorſichtig den Federhalter weg. Er ſaß da
wie erſchlagen.
„Seien Sie vernünftig” fuhr der Detektiv fort, „und machen
Sie keinen Lärm. Wir wollen jedes Aufſehen vermeiden, und
Ihre endgültige Feſtnahme wird deswegen erſt bei der Landung
erfolgen. Entfliehen können Sie hier ja nicht, und es wird
Ihnen wohl ſelbſt das Angenehmſte ſein, ſich unter dem
Vor=
wand von Krankheit in Ihre Kabine zurückzuziehen.”
Harald ſaß ſtumm da und ſtarrte auf ſeinen angefangenen
Brief.
„Für heute”, erklärte ihm Fürſt weiter, „handelt es ſich
nur um Ihr Gepäck, in dem ſich allerhand intereſſante Dinge
befinden werden, die beſſere Auskunft über Sie geben als Ihr
falſcher Paß. Sobald Ihre Sachen draußen ſind, werde ich
Ihnen die Handſchellen wieder abnehmen.”
Harald hatte die Hände in den Schoß ſinken laſſen.
„Die Mühe können Sie ſich ſparen”, antwortete er ruhig,
machte eine kurze, drehende Bewegung mit den Armen, wandte
ſich um und hielt die leiſe klirrenden Handſchellen dem
ver=
blüfften Detektiv zwiſchen Daumen und Zeigenfinger hin. Er
war als Artiſt nicht umſonſt wegen ſeiner unbegreiflichen
Ent=
feſſelungskunſtſtücke unter Waſſer berühmt geweſen.
Reinhold Fürſt ſtarrte mit hochrotem Kopf die blitzenden
Dinger an. Ihm ging eine dunkle Ahnung auf, daß er es hier
mit einem Gegner zu tun hatte, der ihm überlegen war.
„Möchten Sie Ihr Eigentum nicht wieder an ſich nehmen?”
fragte Harald liebenswürdig. „Ich habe wirklich keine
Verwen=
dung dafür.”
Der Detektiv riß die Handſchellen an ſich. Harald ſteckte die
Hände in die Taſchen.
„Halt”, rief Fürſt, der alles von ihm erwartete, und zog
ſeinen Browning. „Bei der geringſten verdächtigen Bewegung
ſchieße ich.”
Harald grub die Hände tief in die Taſchen und blieb ſitzen.
„Die Hitze vor Ihren Keſſeln ſcheint Ihnen nicht gut zu
be=
kommen, Herr Ingenieur”, ſetzte er hinzu.
„Laſſen Sie die Redensarten, Sie wiſſen ganz genau, wer
ich bin.”
Ihrem Auftreten nach möchte ich Sie allerdings für einen
Detektiv halten, wenn auch nur im Nebenberuf, oder ach
ſo . . . !" Harald lachte herzlich, als ſei ihm etwas Köſtliches
eingefallen. „Deswegen waren Sie ſo verlegen, als ich Sie bat,
mir die Maſchinenanlage zu zeigen! Natürlich . . . Sie ſind
Detektiv, wenn auch gerade kein Sherlock Holmes. Ja,
entſchul=
digen Sie, ich kenne die Herren nur aus Kriminalromanen
und da ſind ſie immer ſehr geſchickt und taktvoll. Uebrigens
wenn Sie ſchon Geheimpoliziſt ſind, wollen Sie ſich nicht leg
timieren?“
Reinhold Fürſt ſchäumte vor Wut, aber dieſem Wunſo
mußte er entſprechen.
„Danke”, ſagte Harald höflich und beſah lächelnd die Leg
timation. „Sehr intereſſant.” Er gab ſie zurück.
„Sie werden bald ein anderes Geſicht machen, Harald Bord
wenn Sie merken, daß wir uns nicht ſo leicht ins Bockshor
jagen laſſen wie Romandetektive.”
„Wie heißt der Herr, für den Sie mich halten? Harald
Harald Borch? Hübſcher Name, Leider habe ich nie von ihm g
hört. Schade, er muß eine ſehr intereſſante Perſönlichkeit ſein
da Sie ſich ſo viel Mühe geben, ihn kennenzulernen.”
„Schwatzen Sie nicht. Sie wiſſen ſehr gut, daß Sie erkann
ſind, und daß Ihnen nichts mehr hilft, ſobald wir Ihre Sache
unterſuchen. Und wenn Sie im übrigen noch ſo vorſichtig
weſen ſind, wir haben die Nummern der Scheine, um die E
den Berliner geprellt haben, und die Sie bei ſich tragen; den
Sie haben an Bord ſchon welche ausgegeben.”
Verdammt, dachte Harald, wenn ſie mich dabei beobacht
haben, bin ich verloren. Aber ſein Geſicht blieb ſo gleichgült
wie vorher.
„Sie haben die Wahl”, ſagte der Detektiv ſtreng, „entwed
Sie ſind vernünftig, laſſen mich Ihr Gepäck konfiszieren un
Ihre Kabine unterſuchen, oder ich verhafte Sie vom Fleck weg
„Weder das eine noch das andere”, erklärte Harald ruh
aber ſehr beſtimmt. So kann man mit einem angeſehenen ſchwe
zeriſchen Bürger glücklicherweiſe nicht umſpringen.”
„Schweizeriſcher Bürger! Die Schweiz wird ſich bedanken.
„Bitte!” Harald hob warnend die Hand. „Bedenken S
daß Sie mich nachher für jede Beleidigung um Entſchuldiguf
bitten müſſen.”
Der Detektiv lachte ſpöttiſch.
„Ihre Rolle wird bald ausgeſpielt ſein, Borch. Zunäd
leeren Sie Ihre Taſchen . . . ſchnell. Ich will kein Aufſeh
machen, aber wenn Sie mich zwingen, hole ich Hilfe.”
„Die Abſicht habe ich auch”, fiel Harald, ſich erhebend, ei
„Ich will mit der albernen Sache jetzt zu Ende kommen.”
ging nach der Tür.
„Halt!‟ Der Detektiv hielt ihm den Browning vor.
„Dann rufen Sie den Steward”, ſagte Harald mit gekrär Michte
tem Achſelzucken. „Aber ohne aus der Kabine zu gehen, bitte zuzenüb
„Sie brauchen ſich nicht einzubilden, daß ich Sie ein ſinſetzen
Augenblick aus den Augen laſſen werde.”
Harald hatte ſich zum Schreiben geſetzt. Er nahm eine XMSeit
ſuchskarte und zeigte ſie Reinhold Fürſt.
„Sehen Sie”, ſagte er, „Dr. Bruno Lerſe. Jetzt ſchreibe
darunter: . . bittet den Herrn Kapitän dringend, ſich zu ih Nicht
in die Kabine zu bemühen.”
„Sofort perſönlich dem Herrn Kapitän zu übergeben”, t1
er dem herbeigerufenen Steward auf.
(Fortſetzung folgt.)
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